Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport [1 ed.] 9783428503490, 9783428103492

Mit der Kommerzialisierung des Sports ist die sporttypische Vielfalt an Verhaltenskoordinationen ins Blickfeld des Karte

128 11 51MB

German Pages 547 Year 2001

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport [1 ed.]
 9783428503490, 9783428103492

Citation preview

!SOLDE HANNAMANN

Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport

Beiträge zum Sportrecht Herausgegeben von Kristian Kühl, Peter J. Tettinger und Klaus Vieweg

Band8

Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport Von Isolde Hannamann

Duncker & Humblot · Berlin

Gedruckt mit Unterstützung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Köln

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hannamann, Isolde: Kartellverbot und Verhaltenskoordinationen im Sport I von Isolde Hannamann. - Berlin : Duncker und Humblot, 2001 (Beiträge zum Sportrecht ; Bd. 8) Zug!.: Erlangen, Nürnberg, Univ., Diss., 2000 ISBN 3-428-10349-1

n2 Alle Rechte vorbehalten

© 2001 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Werner Hildebrand, Berlin Printed in Germany ISSN 1435-7925 ISBN 3-428-10349-1 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Für Jürgen und Marlene

Vorwort Vorab möchte ich allen herzlich danken, die einen wichtigen Beitrag für diese Arbeit geleistet haben. Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Doktorvater, Herrn Prof. Dr. Klaus Vieweg, dem eigentlichen Initiator dieser Arbeit, der mein Interesse für das Sportrecht geweckt, mich mit seinem unermüdlichen Engagement bestens unterstützt und nicht zuletzt die Aufnahme dieser Dissertation in die Schriftenreihe "Beiträge zum Sportrecht" veranlaßt hat. Besonders danken möchte ich auch Herrn Prof. Dr. Winfried Veelken für die zügige Erstellung des Zweitgutachtens und die förderlichen Anregungen. Großer Dank gebührt den Mitarbeitern des Instituts für Recht und Technik der Universität Erlangen-Nümberg, allen voran Franziska Jung, Christian Paul und Mathis Rudy, die mir tatkräftige technische Unterstützung zukommen ließen, ohne die die Arbeit erst mit erheblicher Verzögerung hätte erscheinen können. Mein inniger Dank gilt Marlene, die es immer wieder problemlos geschafft hat, mich auf andere Gedanken zu bringen, sowie Jürgen, seiner und meiner Mutter, deren stetigem liebevollen Einsatz ich es zu verdanken habe, daß diese Arbeit gleichwohl zu Ende geführt werden konnte. Besonders danke ich dem Bundesinstitut für Sportwissenschaft in Köln, das diese Veröffentlichung durch einen großzügigen Druckkostenzuschuß gefördert hat, sowie den Mitherausgebern der Schriftenreihe "Beiträge zum Sportrecht", Herrn Prof. Dr. Dr. Kristian Kühl und Herrn Prof. Dr. Peter J. Tettinger. Die Arbeit berücksichtigt Literatur und Rechtsprechung bis Ende August 2000. Die zitierten Sportverbandsregelwerke habe ich am 22. September 2000 beim Deutschen Sportbund in Frankfurt auf den dort verfügbaren aktuellen Stand gebracht.

lsolde Hannamann

Inhaltsübersicht Einleitung .................................................................................................................... 37 Erster Teil:

Rechtstatsächliche und rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens................... ............................................................................. 53

Zweiter Teil:

Rechtstatsächliche und rechtliche Grundlagen der Sportvermarktung 104

Dritter Teil:

Verhaltenskoordinationen im Sport- Überblick und Vereinbarkeit mit den Förderpflichten ...................................................................... 250

Vierter Teil:

Vereinbarkeit der Verhaltenskoordinationen im Sport mit dem Kartellverhot ............................................................................................ 299

Fünfter Teil:

Alternative Lösungsmodelle für die sportpolitischen Anliegen Ausblick ................................................ ............................................. 508

Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 517 Sachwortverzeichnis.................................................................................................... 541

Inhaltsverzeichnis Einleitung

37

A. Problemstellung...................................................................................................... 37 B. Ziel, Methodik, Material und Gang der Untersuchung ........................................... 44

C. Eingrenzung des Themas........... ............................................................................. 47 D. Arbeitsbegriffe .. ... .. .. .. .. ....... ... .. .. .. .. .. .. .... .. .. .. ..... .. .. .... .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. ... .. ... .. .. .. .. .... 50 Erster Teil

Rechtstatsächliche und rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

53

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens ..................................... 53 I. Organisationsstruktur und Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen .......... 53 I. Monopolstruktur und historischer Hintergrund .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. ... ... .. .. .. .. .. . 54

a) Monopolstruktur: Ein-Platz-Prinzip und Verbandspyramide .................. 54 aa) Das Ein-Platz-Prinzip......................................................................... 54 bb) Die Verbandspyramide ....................................................................... 59 b) Historischer Hintergrund der Monopolstruktur im Sport......................... 60 2. Die Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen......................................... 63 3. Zusammenfassung zu I................................................................................. 65 II. Aktuelle Daten des Sportverbandswesens .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. ... ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. . 66 III. Die Regelwerke nationaler und internationaler Sportverbände .. ........ .... .... ....... 67 IV. Die Wettkampforganisation im Sportverbandswesen........................................ 70 B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens.................................................. 74 I. Der Rechtsstatus der nationalen und internationalen Sportverbände................. 74

II. Die Rechtsnatur der Beziehungen zwischen den am Sport Beteiligten .. .... .. ..... 78

I2

Inhaltsverzeichnis

III. Die rechtliche Bindungswirkung der Regelwerke und Entscheidungen internationaler und nationaler Sportverbände........................................................... 8I I. Persönliche Bindungswirkung............................................ ... .. ... .. ... .. .. ... .. .... 82 2. Sachliche Bindungswirkung: Inhaltliche Wirksamkeit................................. 83 IV. Die Förderpflichten im Sport............................................................................. 87 I. Grundsätzliches ............................................... ............................................. 87 a) Dogmatische Herleitung ...... .... .. .... .. .. .... ....... .. .. .. .... ........ .. ... ... .. .. ... ... .... ... 88 b) Konkretisierung und Inhalte.................................................................... 89 c) Wirkungen................ ............................................................................... 90 2. Geltung zwischen den Mitgliedern............................................................... 9I 3. Erstreckung der Förderpflichten auf alle an einer Sportveranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie unmittelbar Beteiligten................... 93 4. Inhalt und Intensität der Förderpflichten im Sport........................................ 97 Zweiter Teil

Rechtstatsächliche und rechtliche Grundlagen der Sportvermarktung

104

A. Tenninologischer Hintergrund der Professionalisierung und Kornmerzialisierung des Sports ............................................................................................................... 105 B. Historische Entwicklung der Sportvermarktung ..................................................... 108 I. Der Amateurismus des I8. und des 19. Jahrhunderts ........................................ 108

II. Abkehr vom Amateurstatut in der Olympischen Charta und Vermarktung der Olympischen Spiele ........................................................................................... 110 C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung .............. 114 I. Eintrittsgelder .................................................................................................... 114

II. Werbung, Sponsoring und spezielle Ausrüsterverträge bzw. -pools im Sport ... 115 1. Werbung im Sport - Sportökonomischer Hintergrund .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 116

2. Sportsponsoring - Sportökonomischer Hintergrund..................................... 122 3. Werbe- und Sponsoringbestimmungen nationaler und internationaler Verbände ............................................................................................................ 125 4. Wirtschaftliche Relevanz von Werbung und Sponsoring im Sport............... 133

Inhaltsverzeichnis

13

III. Verwertung des Sports über elektronische Medien, insbesondere Fernsehverwertung ......................................................................................................... 135 1. Sportökonomischer Hintergrund .................................................................. 136

2. Rundfunkbestimmungen internationaler und nationaler Sportverbände ....... 143 IV. Merchandising ................................................................................................... 147 V. Gesamtmarketingkonzepte ................................................................................ 148 VI. Homologation, sonstige Güte- und Eignungsprüfungen sowie Garantiezahlungen ................................................................................................................ 150 VII. Transferzahlungen beim Spielerwechsel ........................................................... 152 VIII. Ausblick: Tendenz zur "Produktion" ................................................................. 153 IX. Zusammenfassung zu C ..................................................................................... 154 D. Vermarktungsbefugnisse im Sport- Zuordnung der für die Sportvermarktung relevanten Rechtspositionen ("Sportrechte") .......................................................... 154 I. Übersicht über die für die Vermarktung relevanten Rechtspositionen ("Sportrechte") .............................................................................................................. 156 II. Originäre Inhaberschaft der Sportrechte ............................................................ 156 1. Eigentum an Sportgerät, Sportkleidung und Sportstätte. ......... ........... ........ .. 156

2. Persönlichkeitsrechte des Athleten ............................................................... 157 3. Vereins- bzw. Verbandsrechte ...................................................................... 166 4. Veranstalterrechte ......................................................................................... 166 a) Gesamtproduktionscharakter von Sportveranstaltungen .......................... 167 b) Übersicht über die originären Veranstalterrechte, Abgrenzung von den Befugnissen anderer Beteiligter und rechtliche Erfassung ...................... 168 c) Veranstalterstellung, relevante Veranstalterbeiträge und Mitveranstalter. 171 aa) Der vermarktungsrechtliche Veranstalterbegriff.. .. ... .... .. .. ... .. .... ........ . 172 (1) Der urheberrechtsähnliche Veranstalterbegriff der herkömmlichen Rechtsprechung und herrschenden Lehre .......................... ............ 172 (2) Der Veranstalterbegriff im BGH-Beschluß über die Europapokalheimspiele ...................................................................................... 173 (3) Der Veranstalter als Berechtigter aus den gesetzlichen Abwehrpositionen ...................................................................................... 174

14

Inhaltsverzeichnis (4) Subsumtion der Sportsachverhalte unter die möglichen Abwehrpositionen ...................................................................................... 175 (a) Femsehrechte ............................................................................ 175 (b) Eintrittskarten .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... ... ..... .... .. .. ... .. .. ... ... ... ..... .. .. ... . 179

(c) Werbung und Sponsoring ......................................................... 180 (d) Zwischenergebnis ..................................................................... 181 (5) Stellungnahme ............................................................................... 181 bb) Vermarktungsrnitberechtigungen und erforderliche Veranstaltungsbeiträge ............................................................................................... 182 (1) Streitstand ...................................................................................... 183

(2) Stellungnahme ............................................................................... 186 cc) Insbesondere Vermarktungs(rnit)berechtigung der rahmengebenden Sportverbände ..................................................................................... 189 (1) Praxisentscheidungen, Meinungsstand und Argumente ................. 189

(2) Stellungnahme............................................................................... 194 dd) Athleten und gegnerische Clubs als Mitveranstalter?.... .... .. ............... 197 ee) Zwischenergebnis ............................................................................... 200 d) Rechtliche Qualifikation der durch Vermarktungsmitberechtigung entstehenden Vermarktungsgemeinschaft .................................................... 202 aa) Vermarktungsverbund im Rahmen der vereins-und verbandsrechtlichen Bindungen ................................................................................ 203 bb) Veranstaltungsvermarktungsgesellschaft des Bürgerlichen Rechts .... 205 cc) Gesamtbandsgemeinschaft analog der Miturhebergemeinschaft nach § 8 UrhG ............................................................................................. 208 dd) Bruchteilsgemeinschaft analog§§ 741 ff. BGB ................................. 209 ee) Zwischenergebnis ............................................................................... 211 e) Ergebnis zu Il.......................................................................................... 212 111. Abgeleitete Rechteinhaberschaft Rechteübertragung und Einräumung von Nutzungsbefugnissen ......................................................................................... 213 1. Eigentum ...................................................................................................... 213

Inhaltsverzeichnis

15

2. Persönlichkeitsrechte .................................................................................... 213 3. Veranstalterrechte ......................................................................................... 218 4. Ergebnis zu 111 .............................................................................................. 221 IV. Ergebnis zu D .................................................................................................... 221 E. Wirtschaftliche Strukturen im Sport ....................................................................... 223

I. Wirtschaftliche Organisationsformen im Sport .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .... .. .. .. .. .. .. 224 II. Wirtschaftlicher Wettbewerb im Sport: Wirtschaftliche Besonderheiten, Märkte und wirtschaftliche Wettbewerbsverhältnisse im Sport..................................... 227 1. Wirtschaftliche Besonderheiten des Sports .................................................. 228

2. Märkte und wirtschaftliche Wettbewerbsverhältnisse im Sport.................... 232 a) Die Märkte im Sport ................................................................................ 233 aa) Bisherige produktbezogene Sportmarktbestimmungen ...................... 233 bb) Eigene Eingrenzung der Sportmärkte .. ... .. ... .. .. .. ... .. .. .. .. ... ... .. .. .. ... ... ... . 236 (1) Vereinfachter typisierter Überblick über die Sportprodukte und ihren marktwirtschaftliehen Austausch als Ausgangspunkt.. ......... 236 (2) Märkte für die Sportverbands- bzw. Sportwettkampforganisation und die wettkampfmäßige Sportausübung: Grenzziehung zwischen wirtschaftlichem und rein sportinternem Tun ................................ 238 (3) Typisierende Annäherung an die relevanten Märkte im Sport ....... 243 (4) Konkrete Märkte im Sport- Beispiele .......................................... 244 b) Die wirtschaftlichen Wettbewerbsverhältnisse und die Wettbewerbsparameter im Sport .................................................................................. 246 III. Zusammenfassung zu E ..................................................................................... 247 F. Rückwirkungen- Einfluß der Wirtschaft und der Medien auf den Sport ............... 248 Dritter Teil

Verhaltenskoordinationen im SportÜberblick und Vereinbarkeil mit den Förderpflichten

250

A. Überblick über die Verhaltenskoordinationen im Sport ......................................... 250 I. Herkömmliche Verhaltenskoordinationen im Sport .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .... .. .. 250 1. Verhaltenskoordinationen nach sachlich-inhaltlichen Funktionsbereichen .. 251

16

Inhaltsverzeichnis 2. Verhaltenskoordinationen in den einzelnen Beziehungsebenen ................... 252 a) lOK -Internationaler Sportfachverband ................................................. 252 b) Internationaler Sportfachverband- Internationaler Sportfachverband .... 253 c) Nationaler Sportfachverband- NOK I lOK ............................................ 253 d) Nationaler Sportfachverband- Internationaler Sportfachverband ........... 253 e) Nationaler Sportbund- NOK I lOK ........................................................ 254 f) Nationaler Sportfachverband- Nationaler Sportbund ............................. 254

g) Nationaler Sportfachverband- Nationaler Sportfachverband (eine Nation, zwei Sportarten) .............................................................................. 254 h) Nationaler Sportfachverband- Nationaler Sportfachverband (zwei Nationen, eine Sportart) ............................................................................... 254 i) Nationaler Sportfachverband- Landessportfachverband ........................ 255 j) Landessportfachverband- Landessportfachverband (zwei Länder, eine

Sportart) ................................................................................................... 255 k) Landessportfachverband- Landessportfachverband (ein Land, zwei Sportarten) ............................................................................................... 255 1) Landessportfachverband- Sportverein.................................................... 255 m) Landessportbund-Sportverein ............................................................... 256 n) Sportverein- Sportverein ........................................................................ 256 o) Sportverein- Sportler.............................................................................. 256 p) Sportler- Sportler ................................................................................... 256 q) Sportler- Landes-/ nationaler I internationaler Sportfachverband I DSB I NOK /lOK .............................................................................................. 257 II. Verhaltenskoordinationen im kommerzialisierten und professionalisierten Sport 257 I. Zentrale, gemeinschaftliche und abgestimmte Vermarktung........................ 257

a) Zentrale, gemeinschaftliche und abgestimmte Vermarktung in den Profiligen ......................................................................................................... 258 b) Zentrale und gemeinschaftliche Vermarktung von sonstigen Sportveranstaltungen ................................................................................................ 261

Inhaltsverzeichnis

17

c) Sonderfall der Vermarktung von Werbeflächen arn Athleten und am Sportgerät- Vermarktungsbezogene Zulassungsbeschränkungen für Sportler........................ .. ...................................... .......................... .......... 262 d) Vermarktungsbezogene Bedingungen für die Vergabe von Veranstaltungsausrichtungsrechten ... .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. ... ... . .. . . ... .. .. .. . ... . ... .. .. .. . .. .. . .. . .. . .. .. .. .... . 263 e) Sonstige Abstimmung der Fernsehrechtevermarktung ............................ 263 2. Abstimmungen über Sportausrüstungen, insbesondere Ausrüsterpools .. ..... 264 3. Örtliche und zeitliche Veranstaltungskoordination .... ........................ ...... ..... 265 4. Standortrestriktionen in Ligen .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. 266

5. Abstimmungen auf den Spielermärkten.............. .. ........................................ 266 6. Zulassungsbeschränkungen und Sanktionen für Sportler ...................... ....... 267 7. Homologation, sonstige Qualitäts- und Eignungsprüfung sowie Garantiezahlungen .. ..... .. . ... . .. ... . ... . .. ... . ... .... .. ... . .. ... .. .. .. .. . .. .. .. . .. .. .. ... .. .. .. . .. .. . .. . . .. .. ... . .. .. 268 B. Vereinbarkeit der Verhaltenskoordinationen mit den Förderpflichten ................... 268

I. Vereinbarkeit der herkömmlichen Verhaltenskoordinationen im Sport mit den Förderpflichten .. .. .. .. .. .. .. .. ... . .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .... . ... .. .. .. .. . ... . . . .. . .. .. .... .. 268

I. Ein-Platz-Prinzip und Konkurrenzverbot ........ .. ...................................... ..... 269 a) Verbot der Mitgliedschaft in einem Konkurrenzzusarnmenschluß .......... 271 b) Verbot der Teilnalune an Konkurrenzveranstaltungen ................. .. ......... 272 c) Verbot der Organisation von Konkurrenzwettbewerben ......................... 274 d) Zwischenergebnis zu I. ........................................................................... 275 2. Zulassungsbeschränkungen und Sanktionen gegenüber Sportlern und Clubs . 276 3. Bedingungen für die Vergabe der Ausrichtungsrechte an einer Veranstaltung 277 4. Spezielle Verhaltenskoordinationen im Ligasport .. .. .................................... 277 a) Unproblematische Beschränkungen und Vereinheitlichungen im Ligasport. 278 b) Problematische Beschränkungen und Vereinheitlichungen im Ligasport 279 aa) Terminschutzvereinbarungen ............ ........... ..................................... . 280 bb) Standortrestriktionen ... .. .. .. . ... .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. ... ... .. .. .. .. .. . ... . .. .. .. .. .. .... . 280 cc) Regulierungen von Sportlerzulassungen, insbesondere Transferregelungen ............... .. .............. .. .. ... ........ .. .... .. ........................... .. ...... . 281 2 Mannamann

18

Inhaltsverzeichnis dd) Ausländerreglementierungen .............................................................. 284 5. Zusammenfassung zu A ................................................................................ 285 II. Vereinbarkeil der Verhaltenskoordinationen im kommerzialisierten und professionalisierten Sport mit den Förderpflichten ................................................. 285 I. Zentrale, gemeinschaftliche und abgestimmte Vermarktung ........................ 286

a) Zentrale, gemeinschaftliche und abgestimmte Vermarktung in den Profiligen ......................................................................................................... 286 b) Zentrale und gemeinschaftliche Vermarktung von sonstigen Sportveranstaltungen ... .. .. .. .. .. .. ... .... ... .... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ..... .. .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. ... .. . 289 c) Sonderfall der Vermarktung von Werbeflächen am Athleten und am Sportgerät- Vermarktungsbezogene Zulassungsbeschränkungen für Sportler .................................................................................................... 290 d) Vermarktungsbezogene Bedingungen für die Vergabe von Veranstaltungsausrichtungsrechten ................................................................................. 291 e) Sonstige Abstimmung der Fernsehrechtevermarktung ............................ 292 2. Abstimmungen über Sportausrüstungen, insbesondere Ausrüsterpools ....... 292 3. örtliche und zeitliche Veranstaltungskoordinationen ................................... 294 4. Standortrestriktionen in Ligen ...................................................................... 294 5. Abstimmungen auf den Spielermärkten........................................................ 294 6. Zulassungsbeschränkungen und Sanktionen gegen Sportler ........................ 295 7. Homologation, sonstige Qualitäts- und Eignungsprüfungen sowie Garantiezahlungen ..................................................................................................... 296 III. Zusarnrnenfassung zu B ..................................................................................... 296 Vierter Teil Vereinbarkeil der Verhaltenskoordinationen im Sport mit dem KarleUverbot

299

A. Grundsätzliche Kartelltatbestandsmäßigkeit der Verhaltenskoordinationen im kommerzialisierten Sport........................................................................................ 300

I. Unternehmen, Untemehmensvereinigung, wirtschaftliche Betätigung und wirtschaftlicher Wettbewerb .................................................................................... 300 II. Verhaltenskoordination, Beschluß, Wettbewerbsbeeinträchtigung ................... 305

Inhaltsverzeichnis

19

1. Verhaltenskoordination: Vereinbarung, Beschluß, abgestimmtes Verhalten 305 2. Zweck oder Wirkung .................................................................................... 306 3. Wettbewerbsbeeinträchtigung ...................................................................... 307 a) Aktueller oder potentieller wirtschaftlicher Wettbewerb im Sport .......... 307 b) Vermarktungsbefugnisse .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. . .. . .. .. .. . .. .. . .. .. .. . .. .. .. .. 308 c) Abgrenzung des relevanten Marktes ........................................................ 310 aa) Allgemeines........................................................................................ 310 bb) Markt für die Organisation sportlicher Wettbewerbe? ........................ 311 cc) Märkte für Eintrittskarten ... .. .. .. .. .. ... .. . .. . .. . .. .. .. .... .. .. .. .. . .. .. . .. . .. . .. . .. . ..... . 312 dd) Märkte für Fernsehrechte ................................................................ .... 313 ( 1) Praxisentscheidungen .. . .. .. .. .. . .. .. . .. .. . . .. .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. .. . .. . . .. . .. . .. .. ... . . 313 (2) Literatur ......................................................................................... 314 (3) Stellungnahme ............................................................................. .. 316 ee) Werbung und Sponsoring ................................................................... 321 ff) Sportausrüstung .. .. .. . .. .. ... . ... . ... . .. .. ... .. .. . .. . .. .. .. .. . .. .. ... .. . .. .. .. . .. . .. . . .. . .. .... .. 323 d) Wettbewerbsbeeinträchtigung ............................. .................................... 323 III. Spürbarkeit ........................................................................................................ 324 IV. Zwischenstaatlichkeitsklausel ........................................................................... 328 V. Grundsätzliche Kartelltatbestandsmäßigkeit aktueller Verhaltenskoordinationen im kommerzialisierten Sport ............................................................................. 330

1. Ein-Platz-Prinzip und Wettbewerbsverbote .................................................. 330 2. örtliche und zeitliche Fixierung und Koordinierung von Sportveranstaltungen . 331 3. Standortrestriktionen in Ligen ...................................................................... 331 4. Zentralvermarktung der Fernsehrechte an den Profiligen ........................ ..... 331 5. Zentralvermarktung der Fernsehrechte an sonstigen Sportveranstaltungen .. 334 6. Sonstige Abstimmung der Fernsehrechtevermarktung ................................. 335 7. Zentrales, gemeinschaftliches und abgestimmtes Sponsoring ...................... 336 8. Ausrüstungsverträge und -pools ................................ ................................... 338

20

Inhaltsverzeichnis 9. Homologationen, Qualitäts- und Eignungsprüfungen sowie Garantiezahlungen ........................................................................................................... 340 10. Abstimmungen auf Spielermärkten .............................................................. 340 a) Markt im Sinne des Kartellrechts .. .. .. .. ... .. .. .. .. .. ..... .. ... .. .. .. .. ... .. ... .. .. ... ..... . 341 b) Zwischenstaatlichkeitsklausel. ................................................................. 344 11. Sonstige Zulassungsbeschränkungen und Sanktionen für Sportler. .............. 345 12. Bedingungen für die Vergabe der Ausrichtungsrechte an Sportveranstaltungen 345

VI. Zusammenfassung zu A.................................................................................... 346 B. Ausnahmen und Einschränkungen ......................................................................... 347 I. Ausnahmen und Einschränkungen des europäischen Kartellverbots ................. 348 l. Generelle Bereichsausnahme vom Gemeinschaftsrecht für den Sport .......... 348 2. Tatbestandsrestriktion des Art. 81 I EG ........................................................ 349 a) Single-Entity-Theorie .............................................................................. 350 aa) Die Single-Entity-Theorie in der US-amerikanischen Sportrechtsprechung und Sportrechtsliteratur ..................................................... 351 bb) Stellungnahme .................................................................................... 354 cc) Schlußfolgerungen für das europäische Kartellrechtangesichts der Unterschiede in den Sport- und Rechtssystemen ................................ 356 b) Sonderregeln für konzerninterne Wettbewerbsbeschränkungen: Konzentrationsprivileg......................................................................................... 358 aa) Sportstruktur und Unterordnung unter die Verbandsgewalt ............... 360 bb) Notwendig einheitliche Entscheidungen über Rahmenbedingungen und Vermarktung eines Sportwettkampfes......................................... 362 cc) Sonstige Entscheidungen.................................................................... 364 dd) Zusammenfassung .............................................................................. 366 c) "Rule of Reason" ..................................................................................... 367 d) Wertende Betrachtung: Wettbewerbseröffnungsgedanke bzw. Markterschließungsdoktrin und Immanenz bzw. "ancillary restraints"............. 368 aa) Wertende Betrachtung in der bisherigen Rechtspraxis .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. .. . 368 bb) Übertragung auf den Sport.................................................................. 371

Inhaltsverzeichnis

21

(l) "Sportimmanenz": Notwendigkeit für Bestand und Funktions-

fähigkeit der Sportverbände und -vereine sowie der Sportwettbewerbe ......................................................................................... 371 (a) Übertragbarkeit des Immanenzgedankens auf den Sport .......... 372 (b) Prüfungsmaßstab und -kriterien: Verhältnismäßigkeit und legi-

time Ziele im Sport ................................................................... 373 (2) Notwendigkeit für den wirtschaftlichen Wettbewerb im und um den Sport ...................................................................................... 377 cc) Anwendung der gefundenen Grundsätze aufkonkrete Verhaltenskoordinationen im kommerzialisierten Sport ...................................... 378 (1) Ein-Platz-Prinzip und Konkurrenzverbote ..................................... 378 (a) Wettbewerbsbeschränkender Hintergrund ................................ 379 (b) Das Ein-Platz-Prinzip und seine Legitimität. ............................ 380 (c) Verbot der Mitgliedschaft im Konkurrenzzusammenschluß..... 381 (d) Verbot der Teilnahme an fremden Veranstaltungen ................. 382 (e) Verbot der Organisation von Konkurrenzwettbewerben .......... 383 (f) Verbot gegenüber Externen, an eigenen Sportwettbewerben

teilzunehmen ............................................................................ 385 (g) Genehrnigungspflichten ............................................................ 387 (h) Anerkennung der sportlichen Leistungen auf Konkurrenzveranstaltungen .............................................................................. 388 (i) Zwischenergebnis ..................................................................... 388 (2) Wettbewerbsverbote in verbandsexternen Ligen ........................... 389 (3) Örtliche und zeitliche Koordinierung von Sportveranstaltungen .... 390 (4) Standortrestriktionen in Ligen ....................................................... 391 (5) Zentralvermarktung der Fernsehrechte an den Profiligen .............. 393 (a) Schutz des Stadionbesuchs, der Stadioneinnahmen und der Stadionatmosphäre durch Koordinierung und Verknappung von Fernsehübertragungen........................................................ 394 (b) Horizontaler und vertikaler Solidarausgleich ........................... 397 (c) Ermöglichung der Fernsehrechtevermarktung für schwache Clubs ............................................................................ ............. 401

22

Inhaltsverzeichnis (d) Alleinige Effektivität der Paketvennarktung, insbesondere einheitliche Präsentation der Gesamtveranstaltung in einer Sportsendung..................................................................................... 402 (e) Verfall des reellen Marktwerts ................................................. 406 (f) Sport- und medienpolitisch wünschenswerte Gestaltung der

Femsehausstrahlungen.............................................................. 407 (g) Vergleiche mit zulässigen Syndikaten ...................................... 408 (h) Zwischenergebnis ..................................................................... 408 (6) Zentralvermarktung der Fernsehrechte an sonstigen Sportveranstaltungen....................................................................................... 408 (7) Gebietsschützende Abstimmung der Femsehrechtevennarktung ..... 410 (8) Zentrales, gemeinschaftliches und abgestimmtes Sponsoring ....... 411 (9) Ausrüstungsabstimmungen, -verträge und -pools .......................... 414 (10) Standards für Sportgerät und -ausrüstung, Qualitäts- und Eignungsprüfungen .. .. .. .. ... .. .. ... ... .. ... .. .... .. ... .. .. .. .. .. .. .. .. .... .. ... ... .. .. .. .. .. .. 417 (ll) Abstimmungen auf den Spielermärkten.... ....... ...... ... .. .. .. ... .. ...... .. .. 420 (a) Regulierungen zum Spielerschutz ............................................ 420 (b) Transferfristen .. ....... .. .................. ...... .. ....... ....... ...... ................. 421

(c) Transferentschädigungen .......................................................... 422 (d) Ausländerreglementierungen, insbesondere -kontingentierungen.. 425 (e) Gehaltsobergrenzen und Salary-Cap-Modell ............................ 426 (f) Sonstige Abstimmungen auf den Spielermärkten ..................... 427

(g) Ergebnis .................................................................................... 427 (12) Sonstige Zulassungsbeschränkungen und Sanktionen für Sportler und Clubs ....................................................................................... 428 (13) Bedingungen für die Vergabe der Ausrichtungsrechte an Sportveranstaltungen .............................................................................. 431 3. Freistellungsfähigkeit nach Art. 81 III EG ................................................... 432 a) Allgemeines ............................................................................................. 432 b) Freistellungsfähigkeit aktueller Verhaltenskoordinationen im Sport ....... 433

Inhaltsverzeichnis

23

aa) Ein-Platz-Prinzip und Konkurrenzverbote .......................................... 434 bb) Standortrestriktionen in Ligen ............................................................ 435 cc) Zentralvermarktung der Fernsehrechte ............................................... 435 (1) Grundsatz....................................................................................... 436 (2) Ausnahmen .................................................................................... 439 (a) Arbeitsgemeinschaften für die Fernsehvermarktung ................ 439 (b) Einheitliche Präsentation der Gesamtveranstaltung in einer Sportsendung ............................................................................ 440 dd) Gebietsschützende Abstimmungen der Fernsehrechtevermarktung ..... 442 ee) Zentrales, gemeinschaftliches und abgestimmtes Sponsoring ............ 442 ff) Ausrüsterverträge und -pools .............................................................. 443 gg) Standards für Sportgerät und -ausrüstung, Qualitäts- und Eignungsprüfungen ................................... ........................................................ 444 hh) Abstimmungen auf den Spielermärkten .............................................. 445 4. Einschränkungen durch die Vereinigungsfreiheit... ...................................... 446 5. Übertragung der Rechtsprechung zum Verhältnis zwischen Art. 48 EG-Vertrag (jetzt Art. 39 EG) und dem Sport auf die Anwendung des Art. 81 EG .. 447 6. Weitere Berücksichtigung von Förderpflichten im Sport? ........................... 448 7. Zusammenfassung zu I. ................................... ............................................. 450 II. Ausnahmen und Einschränkungen des deutschen Kartellverbots ...................... 455 I. § 31 GWB in der am 1.1.1999 in Kraft getretenen Fassung ......................... 456

a) Anwendung und praktische Wirksamkeit im Hinblick auf das europäische Recht ....................................................................................................... 458 b) Vereinbarkeit mit der Rundfunkfreiheit, Art. 5 I S. 2, 2. Alt. GG ........... 459 c) Sachliche Reichweite............................................................................... 465 d) Anwendung auf aktuelle Beispiele von Verhaltenskoordinationen im kommerzialisierten Sport......................................................................... 466 aa) Zentralvermarktung der Fernsehrechte an Ligen ................................ 466 bb) Zentralvermarktung der Fernsehrechte an sonstigen Sportveranstaltungen ................................................................................................. 468

24

Inhaltsverzeichnis 2. Sonstige Tatbestandsausnahmen und -einschränkungen............................... 469 a) Arbeitsgemeinschaftsgedanke ................................................................. 469 b) Single-Entity-Theorie .............................................................................. 473 c) Konzernvorbehalt-Der Ansatz von Heermann ...................................... 474 d) Sonstige gesellschafts-und veranstalterrechtliche Ausweichmöglichkeiten .. 479 e) Immanenz oder anerkennenswertes Interesse .......................................... 481 aa) Abkehr von der tatbestandseinschränkenden Immanenztheorie hin zur wertenden Tatbestandsinterpretation durch die Bedside-TestkartenRechtsprechung des BGH? ................................................................. 482 bb) Allgemeine Vorgaben der Immanenztheorie ...................................... 485 cc) Übertragbarkeit der Immanenztheorie auf Verhaltenskoordinationen im Sport .............................................................................................. 487 dd) Anwendung der Immanenztheorie auf Verhaltenskoordinationen im Sport ................................................................................................... 489 (1) Maßgebliche Kriterien ................................................................... 489 (2) Anwendung der Immanenztheorie auf konkrete Verhaltenskoordinationen im Sport .. .. .. .. .. .. .. .. ... .. .. .. ... ... .. .. ... .. ... .. ... .. ... ... .. . .. .. .. .. .. .. .. . 492 ee) Anerkennenswertes Interesse .............................................................. 492 f) Zulässige Kartelle nach§§ 3 bis 6 GWB ................................................. 493

aa) Spezialisierungskartelle nach § 3 GWB ............................................. 493 bb) Mittelständische Rationalisierungskartelle, § 4 I GWB ...................... 494 cc) Mittelständische Einkaufskooperationen, § 4 II GWB ....................... 496 dd) Rationalisierungskartelle, § 5 GWB ................................................... 497 ee) Strukturkrisenkartelle, § 6 GWB ........................................................ 500 g) Freistellung, § 7 GWB n.F ....................................................................... 501 h) Güterahwägung ....................................................................................... 502 i) Ministererlaubnis, § 8 GWB .................................................................... 504 j) Verdrängung des Kartellverbots in§ 1 GWB durch die Förderpflichten im Sport .................................................................................................. 504

k) Freistellung nach Art. 81 III EG .............................................................. 505

Inhaltsverzeichnis

25

3. Zusammenfassung zu li ................................................................................ 505 Fünfter Teil

Alternative Lösungsmodelle für die sportpolitischen Anliegen - Ausblick

508

A. Alternative horizontale Ausgleichsmodelle ............................................................ 509 I. Aufteilung des Vermarktungserlöses zwischen Spielgegnern ........................... 509 li. Generelle Abgabe auf alle oder bestimmte Vermarktungserlöse an einen Umverteilungsfonds ................................................................... ............... .............. 512

III. Gehaltsbezogene Modelle .................................. ................................................ 513 B. Alternative vertikale Ausgleichsmodelle ................................................................ 514

I. Auflagen zur Unterhaltung von Amateur- und Nachwuchsabteilungen ............ 514 li. Fonds .......................................

0000 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

514

III. Private Investoren .............................................................................................. 514 C. Ausblick ...................................................................................... Literaturverzeichnis

00 . . . . . . . . . . . 00 00 .

. . . . . . . . . . . . . 00 . . . . . . . . . . . . 00 00 . . . . 00 00 . . . . . . . . . . . .

00 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

. . . . . . . 00 . . . . . . . . . . 0 0 . . . .

.. ..

515 517

Sachwortverzeichnis .................. ...... .............................. ...... ........................ ... ..... ...... 541

Abkürzungsverzeichnis a.A.

andere Ansicht

a.a.O.

am angegebenen Ort

ABI.

Amtsblatt

Abs. AcP

Absatz Archiv für civilistische Praxis

ADAC

Allgemeiner Deutscher Automobilclub

a.E.

amEnde

a.F.

alte Fassung

AfP AG AGBG

Aktiengesellschaft; Amtsgericht

Archiv für Presserecht Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen

AlBA AktG Alt. Anh.

Aktiengesetz Alternative

An!.

Anlage

Anm.

Anmerkung

AO

Abgabenordnung

ARD Art.

Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland Artikel; Article

ATP Aufl.

Association of Tennis Professionals Auflage

Az.

Aktenzeichen

BAG BayObLG

Bundesarbeitsgericht Bayerisches Oberstes Landesgericht

BB

Der Betriebs-Berater

BBC/B.B.C.

British Broadcasting Corporation

BBI.

Bundesblatt

Bd.

Band

BDR Begr.

Bund Deutscher Radfahrer Begründung; Begründer

International Amateur Boxing Association

Anhang

28

Abkürzungsverzeichnis

Beschl.

Beschluß

BGB

Bürgerliches Gesetzbuch

BGH

Bundesgerichtshof

BGHSt

Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen

BGHZ BKartA

Bundeskartellamt

BR-Drucks.

Bundesrat-Drucksache

BSC

Berliner Sportclub

BSkyB BT-Drucks.

British Sky Broadcasting

BVDG

Bundesverband der Deutschen Gewichtheber

Bundestag-Drucksache

BVerfG

Bundesverfassungsgericht

BVerfGE

Amtliche Entscheidungssammlung des Bundesverfassungsgerichts

bzw.

beziehungsweise cirka

ca.

CAStrAS

Cour Arbitraire du Sport I Tribunal Arbitraire du Sport

CBS

Columbia Broadcasting System

cert.

certification

Cir.

Circuit

CLT

Compagnie Luxembourgoise de Telediffusion

CMLR

Common Market Law Review

DABV

Deutscher Amateur-Box-Verband

DB

Der Betrieb

DBB

Deutscher Basketball Bund

DBSV

Deutscher Bob- und Schlittensportverband

DBU

Deutsche Billard-Union

DBV

Deutscher Badminton-Verband

DBW

Die Betriebswirtschaft

DEB

Deutscher Eishockey-Bund

DEG DEL

Düsseldorfer Eishockey Gemeinschaft Deutsche Eishockey Liga

ders.

derselbe

DFB

Deutscher Fußball-Bund

DFechterB

Deutscher Fechter-Bund

DGV

Deutscher Golf Verband

d.h.

das heißt

DHB

Deutscher Handball-Bund

Abkürzungsverzeichnis DHockeyB

Deutscher Hockey-Bund

dies.

dieselbe(n)

Diss.

Dissertation

DIV

Deutscher lnline-Skate Verband

DJB DKB

Deutscher Judo-Bund Deutscher Kegler Bund

DKV

Deutscher Karate Verband

DLV

Deutscher Leichtathletik-Verband

DM

Deutsche Mark

DMSB

Deutscher Motor Sport Bund

Doc. DÖV

Document Deutsche Öffentliche Verwaltung

DRB

Deutscher Ringer-Bund

DRL

Deutscher Reichsbund für Leibesübungen

Drucks.

Drucksache

DRugbyV

Deutscher Rugby-Verband

DRV

Deutsche Reiterliche Vereinigung

DSB

Deutscher Sportbund

DSBV

Deutscher Skibob-Verband

DSchützenB

Deutscher Schützenbund

DSchwimrnV

Deutscher Schwimm-Verband

DSF

Deutsches Sportfernsehen

DSkiV

Deutscher Skiverband

DSRV

Deutscher Squash Rackets Verband

DTB

Deutscher Tennisbund

DTTB

Deutscher Tischtennis-Bund

DTU DTurnerB

Deutsche Triathlon Union Deutscher Turner-Bund

DTV

Deutscher Tanzsportverband

DVtMF

Deutscher Verband für Modemen Fünfkampf

DVV

Deutscher Volleyball-Verband

DZWiR

Deutsche Zeitschrift für Wirtschaftsrecht

ebd. EBU/E.B.U.

ebenda European Broadcasting Union

ECLR

European Competition Law Review

EEC

European Economic Comrnunity

EG

Europäische Gemeinschaft(en)

EGBGB

Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch

29

30

EGV Einl. EM EMRK endg. Entsch. etc. EU EuG EuGH EuGRZ EuGVÜ EUV EuZW e.V. evtl. EWG EWGV EWiR EWR f.

F., F.2d, F.3d FAZ FC FCN FEI ff. FIA FIBA FIBT FIFA FIG FIH FINA

Abkürzungsverzeichnis Vertrag zur Grtlndung der Europäischen Gemeinschaft (ursprünglich: Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft) Einleitung Europameisterschaft Europäische Konvention zum Schutz der Menschenrechte und Grundfreiheiten endgültig Entscheidung et cetera Europäische Union Europäisches Gericht Erster Instanz Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften Europäische Grundrechte-Zeitschrift Übereinkommen der Europäischen Gemeinschaft über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen Vertrag über die Gründung der Europäischen Union Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht eingetragener Verein eventuell Europäische Wirtschaftsgemeinschaft Vertrag zur Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht Europäischer Wirtschaftsraum folgende Seite; für Federal (Entscheidungssammlung der Bundesberufungsgerichte in den USA) Frankfurter Allgemeine Zeitung Fußballclub Fußballclub Nürnberg FM~ration de l'Equitation Internationale fortfolgende Seiten FM~ration Internationale de !'Automobile Federation Internationale de Basketball Association Fed~ration Internationale de Bobsleigh et de Tobogganing Fed~ration Internationale de Football Association F~d~ration Internationale de Gymnastique F~d~ration Internationale de Hockey Fed~ration Internationale de Natation Association

Abkürzungsverzeichnis FIS FISA FIT FIVB

31

Internationale de Ski F~d~ration Internationale des Soci~t~s d 'Aviron Fed~ration

Fed~ration

Internationale de Trampoline

F~d~ration

Internationale de Volleyball

Fn. FN fortgef.

fortgefilhrt

FR

Frankfurter Rundschau

F.Supp.

Federal Supplement (Entscheidung der erstinstanzliehen Bundesgerichte der USA)

FuR GD GenG

Film und Recht Generaldirektion Gesetz betreffend die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften

GFK

Gesellschaft für Konsumforschung

GG GmbH GRUR

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland Gesellschaft mit beschränkter Haftung Zeitschrift für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, Inlandsteil

GRUR Int.

Zeitschrift für Gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht, Internationaler Teil

GWB

Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen Handelsblatt Handelsgesetzbuch Herausgeber

HB HGB Hrsg. HSV IAAF ICAD i.d.F. V. i.Erg.

Fußnote Fed~ration

Nationale (de l'Equitation)

Hamburger Sportverein International Amateur Athletic Federation International Council of Amateur-Dancers in der Fassung vom

IFV IFWH

im Ergebnis Internationaler Faustball-Verband International Federation ofWomen's Hockey

IHF IIHF lnc.

International Handball Federation International Ieehockey Federation Incorporated

insb. lOK

insbesondere International Olympic Committee Internationales Olympisches Komitee

IPRG IRBF i.S.d.

Gesetz zur Neuregelung des Internationalen Privatrechts International Rugby Federation im Sinne des/r

IOC

32 ISSF

Abkürzungsverzeichnis International Shooting Sport Federation

ISU

International Skating Union

i.S.v.

im Sinne von

ITIF

International Tabletennis Federation

i.V.m.

in Verbindung mit International Wrestling Federation

IWF IYRU

Union Internationale de Course de Yacht

JbFfSt

Jahrbuch der Fachanwälte für Steuerrecht

JR

Juristische Rundschau

JuS

Juristische Schulung

JZ Kap.

Juristen-Zeitung Kapitel

KG

Kammergericht

KgaA

Kommanditgesellschaft auf Aktien

KNVB

Koninklijke Nederlandse Voetbal Bond

k.o. KPD

knockedout Kommunistische Partei Deutschlands

LAC

Leichtathletik Club

LAG

Landesarbeitsgericht

KUG

Kunsturhebergesetz

l.c.

locus citatis

LG lit.

Landgericht literaris

LM

Nachschlagewerk des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen, herausgegeben von Lindenmaier und Möhring

LPO

Leistungsprüfungsordung

LSpSt. m. abw. Meinung

Lizenzspielerstatut mit abweichender Meinung

m. Anm.

mit Anmerkung

max.

maximal

Mio.

Million

Mrd.

Milliarde

MT MüKo

Mindener Tageblatt Münchener Kommentar

m.w.N.

mit weiteren Nachweisen

m.z.N.

mit zahlreichen Nachweisen

m. zust. Anm.

mit zustimmender Anmerkung

NBA NBC

National Basketball Association National Broadcast Corporation

Abkürzungsverzeichnis n.F.

neue Fassung

NFL

National Football League

NHL

National Hockey League

NJW

Neue Juristische Woche

NJWE-WettbR NJW-RR

NJW-Entscheidungssammlung zum Wettbewerbsrecht NJW-Rechtsprechungs-Report Zi viirecht

NN

Nürnberger Nachrichten

NOK

Nationales Olympisches Komitee

Nr. NSRL

Nummer Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen

OECD

Olympische Charta Organisation for Economic Co-Operation and Development

o.g.

oben genannt, oben genannte, oben genannter

o.c.

oHG

offene Handelsgesellschaft

OLG

Oberlandesgericht

OMK

Oberste Motorradsport-Kommission

OR

Obligationenrecht

PGA

Professional Golfer's Association

PR

Public Relations

Prof.

Professor

RegE

Regierungsentwurf

RFU

Rugby Football Union

RGBI. RGZ

Reichsgesetzblatt Amtliche Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen

RIW

Recht der Internationalen Wirtschaft

RKB RMinBI.

Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität

Rn.

Randnummer(n)

Rs.

Rechtssache

RTDE

Revue Trimestrielle du Droit Europeen

Reichsministerialblatt

RTL

Radio Telediffusion Luxembourg

s.

s.

siehe Seite(n)

SAT 1

Satelliten Fernsehen GmbH

sec.

Section

sFr.

Schweizer Franken

Slg.

Sammlung sogenannte(r)

sog. 3 Kannamann

33

34

Abkürzungsverzeichnis

SPD

Sozialdemokratische Partei Deutschlands

SpuRt

Zeitschrift für Sport und Recht

std. Rspr.

ständige Rechtsprechung

sz

Süddeutsche Zeitung

TAS TOP

Tribunal Arbitraire du Sport The Olympic Program

TSV

Turn- und Sportverein

TV

Television

u.

u.a.

und unter anderem, unter anderen

UCI UEFA

Union de Cyclisme International Union des Associations Europeennes de Football

Ufa

Ufa Film- und Fernseh-GmbH; Ufa Marketing

UFITA

Archiv für Urheber-. Film-, Funk- und Theaterrecht

UIPM

Union Internationale de Penthatlon Moderne

UIT

Union Internationale de Tir

UrhG

Urheberrechtsgesetz

Urt.

Urteil

U.S.!US

United States

USA u.U.

United States of America unter Umständen

UWG

v.

Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb von, vom; versus

VereinsG

Vereinsgesetz

Verf.

Verfasser(in)

VerfNW

Verfassung des Landes Nordrhein-Westfalen

VG VGH

Vereinbarung Verwaltungsgerichtshof

vgl.

vergleiche

V.I.P.

Very Important Person

Vol.

Volume

Vorbem.

Vorbemerkung

WB WM

Wirtschaftsbericht Weltmeisterschaft

WRP

Wettbewerb in Recht und Praxis

WuW

Wirtschaft und Wettbewerb

WuW/E

Wirtschaft und Wettbewerb, Entscheidungssammlung

z.B.

zum Beispiel

ZDF

Zweites Deutsches Fernsehen

Abkürzungsverzeichnis

ZGB

Zivilgesetzbuch

ZHR Ziff.

Zeitschrift für Handelsrecht

ZIP

ZK ZPO ZUM ZZPint.

Ziffer Zeitschrift für Wirtschaftsrecht, bis 1982: Zeitschrift für Wirtschaftsrecht und Insolvenzpraxis Zentralkomitee Zi vilprozeßordnung Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht Zeitschrift für Zivilprozeß, Internationaler Teil

35

Einleitung A. Problemstellung Sportvereine und -verbände auf nationaler und internationaler Ebene sahen sich lange Zeit in einem rechtsfreien außerstaatlichen Raum 1. Dieses "Impermeabilitätsdogma"2 ist auch heute noch verbreitet. Als der Europäische Gerichtshof im Bosman-Urteil vom 15.12.1995 die Transferzahlungen und die Ausländerreglementierung im europäischen Profifußball als Verstoß gegen den Freizügigkeitsartikel des Art. 48 EG-Vertrages (jetzt Art. 39 EG) qualifizierte3, fiel es den Fußballfunktionären auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene schwer, die Entscheidung zu akzeptieren4 . Als Antwort schlossen zunächst die deutschen Profifußballclubs unter der Regie des DFB und kurze Zeit später die Viertelfinalisten der Champions League5 unter der Regie der UEFA jeweils einen "Pakt der Ehre", wonach das bisherige Reglement in vollem Umfang bis zum Ende der laufenden Saison gelten sollte6 . Zudem wandten sich deutsche Funktionäre an die Bonner Politprominenz. Sie sollte dafür sorgen, daß Profi-Fußballspieler im EG-Vertrag als Arbeitnehmer sui generis ausge1 Vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 52 f.; S. 128. Vielzitiertes Beispiel ist § 1 Nr. 12 und 9 der früheren Internationalen Wettkampfordnung der FIBT: "Juristische Haarspaltereien, öffentliche Kritik oder nachträgliche unangebrachte Äußerungen über eine getroffene Entscheidung oder Maßnahme sind unsportlich, unangebracht und haben zu unterbleiben. (...) Ein ziviles oder strafrechtliches Einschreiten ist ( ...) aus sportlichen Gründen untersagt." Im gleichen Sinne verpflichtet Art. 58 FIFA-Statut (l.c. : Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998) die nationalen Fußballverbände dazu, durch satzungsmäßige Klauseln oder andere Rechtsinstrumente ihren "Angehörigen" den Zugang zu den staatlichen Gerichten zu verwehren undjede Mißachtung des Verbots zu bestrafen. 2 Fleischer, WuW 1996, 473. 3 EuGH, ZIP 1996,42 (47 ff.). 4 DFB-Präsident Egidius Braun sprach von politischer Anmaßung (l.c.: FAZ v. 30.1.1996, S. 28), FIFA-Generalsekretär Josef Blatter von einem nicht hinnehmbaren "direkte(n) Eingriff einer politischen Organisation in ein Spiel" (l.c.: SZ v. 6.3.1996, S. 31). 5 In der Champions League wird um den Pokal der europäischen Landesmeister im Fußball gespielt. 6 Die auf einem "Krisengipfel" am 7.1.1996 von den Präsidenten der 18 Bundesligaclubs und der 18 Zweitligaclubs des deutschen Fußballs unterzeichnete Erklärung über die "freiwillige Selbstbeschränkung" ist abgedruckt in: FAZ v. 8.1.1996, S. 20. Zum ,,Pakt der Ehre" in der Champions League hatten sich Anfang Februar 1996 bereits 8 der 24 Viertelfinalisten der Champions League verpflichtet. Vgl. SZ v. 9.2.1996, S. 31.

38

Einleitung

wiesen werden, auf die Art. 48 EG-Vertrag Uetzt Art. 39 EG) nicht anwendbar sei. Jedenfalls in Deutschland hatten die Funktionäre in anderer Hinsicht Erfolg: Nachdem der Bundesgerichtshof Ende 1997 die Entscheidung des Bundeskartellamtes aus dem Jahr 1994 bestätigt hatte, die dem DFB die Zentralvermarktung der Fernsehrechte an Europapokalheimspielen deutscher Fußballvereine wegen Verstoßes gegen das Kartellverbot in § 1 GWB a.F. untersagte, gelang es engagierter Lobbyarbeit der deutschen Sportfunktionäre, eine Sportausnahme in die anhängige GWB-Novelle zu plazieren8 (§ 31 GWB in der am 1.1.1999 in Kraft getretenen Fassung), spöttisch "Iex DFB" genannt9. Die sportpolitischen Ambitionen im Wahlkampfsog hatten hierbei trotz erheblichen Expertenwiderspruchs 10 die europäische Dimension der Sportkartelle und die praktische Nutzlosigkeit einer solchen Ausnahme angesichts des Art. 85 I EGVertrag Uetzt Art. 81 I EG) aus dem parlamentarischen Blickfeld verdrängt. Der Sport ist zwar im deutschen Recht und auch im Recht anderer europäischer Staaten schon seit Jahrzehnten Gegenstand rechtlicher Auseinandersetzungen. Vorwiegend 11 bezogen sich diese aber auf das Vereins- und das Schuldrecht, beispielsweise auf Fragen der Vereinsmitgliedschaft 12 und der Haftung 13 • Im letzten Jahrzehnt ist die Anzahl staatlicher Entscheidungen im Sportbereich aber sprunghaft angestiegen. Denn im Zuge der Professionalisierung und Kommerzialisierung des Sports haben sich viele Sportbeteiligte, einschließlich der Sportverbände, von ihrer rein ideellen und gemeinnützigen BGH, NJW 1998, 756 ff. =BGHZ 137, 297 ff.- Europapokalheimspiele. Vgl. FAZ V. 12.1.1998, s. 28; V. 3.2.1998, s. 15; V. 9.2.1998, s. 17; V. 10.2.1998, s. 15. 9 Vgl. SZ V. 7.5.1998, S. 39; V. 22.5.1998, S. 56. 10 Henning Klodt vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (lfW), FAZ v. 21.4.1998, S. 18; Jörn Kruse, FAZ v. 7.4.1998, S. 39; Otto Graf Lambsdorff, FAZ v. 8.5.1998, S. 17; C. Christian von Weizsäcker, FAZ v. 18.2.1998, S. 17; Stephen Ross, FAZ v. 3.1.1998, S. 19; Johannes Wertenbruch, FAZ v. 5.2.1998, S. 39. Vgl. auch BKartA, Auswertung der Expertenanhörung im Wirtschaftsausschuß des Bundestags v. 30.3.1998, Az. EG 1 - 1/95, v. 7.4.1998 (liegt der Verf. vor); SZ v. 4./5.4.1998, S. 48; FAZ v. 21.4.1998, S. 18. 11 Nur vereinzelt kam es zu wirtschafts- und insbesondere kartellrechtlichen Entscheidungen im berufsmäßig ausgeübten Sport. So hat das Bundeskartellamt bereits 1961 das GWB auf Berufsboxer angewandt (BKartA, WuW!E BKartA 357 = BB 1961, 657- Berufsboxer). 12 Vgl. z.B. BGHZ 28, 131 ff.; 63, 282 ff. = NJW 1975, 771 ff. = GRUR 1976, 43 ff. Zum Vereinsnamen BGH, NJW 1969, 316 ff. = GRUR 1969, 242m. Anm. Heydt- UniversitätsSportclub Marburg; OLG Frankfurt/Main, WRP 1985, 500 ff.; BGHZ 99, 119 ff. = NJW 1987, 1811 ff. - Jägermeister Braunschweig; LG Frankfurt, ZIP 1989, 599 ff.- London. 13 Vgl. zur Haftung bei Körperverletzungen im Rahmen der Sportausübung z.B. BGHZ 63, 140; BGH, NJW 1976, 957; BGHZ 58, 40. Zur Haftung bei Verletzung der Verkehrssicherheitspflicht für eine Sportanlage z.B. BGH, NJW 1973, 1379; OLG München, NJW 1974, 189. Eine Übersicht über die Rechtsprechung zur zivilrechtliehen Haftung im Sport gibt Schelfen, NJW 1990, 2658 ff. 7

8

A. Problemstellung

39

Rolle verabschiedet, so daß jedenfalls der Spitzensport mittlerweile nicht mehr nur eine Domäne des für den Sport in Deutschland und in anderen europäischen Staaten klassischen 14 Vereins- bzw. Verbandsrechts, sondern auch des Wirtschaftsrechts geworden ist. Die Monopolstruktur und die Vielfalt an Koordination, Kooperation und Verflechtung im Sport legen die Anwendung des Kartellrechts nahe. In den USA - deren Sportsystem und -Struktur freilich nur erheblich eingeschränkt mit den unsrigen verglichen werden können 15 - ist der Sport schon seit den 20-er Jahren Gegenstand des Antitrust-Rechts 16 . Und auch in Europa häufen sich nunmehr die kartellrechtlichen Entscheidungen zum Sport. Gleichwohl bleibt der Wettkampfsport-trotz der Tendenz zur Bildung von Kapitalgesellschaften in den vermarktungsattraktivsten Profiligen -eingebunden in die traditionelle Struktur aus Idealvereinen und -verbänden, so daß das Vereins- bzw. Verbandsrecht weiterhin Geltung beansprucht. An der Schnittstelle der beiden Rechtsgebiete tritt jedenfalls vordergründig ein Konflikt zwischen der Solidarität im Sport und dem Kartellverbot zu Tage. Auf der einen Seite stehen als rechtliche Entsprechung dieser Solidarität im Verein, im Verband und im Sport generell die vereins- bzw. verbandsrechtlichen Förderpflichten, den Treuepflichten in Gesellschaften vergleichbar. Sie gebieten im Interesse des Vereins- bzw. Verbandszwecks und der wettkampfmäßigen Sportausübung wechselseitige Förderung, Rücksichtnahme und Kooperation. Auf der anderen Seite untersagt das Kartellverbot als zentrales Institut der marktwirtschaftliehen Wettbewerbspolitik wettbewerbsbeschränkende Absprachen, um die Freiheit des Wettbewerbs zu schützen und die Märkte offenzuhalten. Verhaltenskoordinationen im Sport, die abseits von Kommerzialisierung und Professionalisierung lediglich Ausdruck und Entsprechung der wechselseitigen Förderpflichten wären, können nunmehr den Charakter wett14 Zur Vereins- und Verbandsstruktur des (west-)europäischen Sports: Europäische Kommission, Das europäische Sportrnodell, Diskussionspapier der GD X, passim. Zur Bedeutung des Vereinsrechts im europäischen organisierten Sport: Weisbrod, Europäisches Vereinsrecht - Eine rechtsvergleichende Studie, 1994, passim. Freilich ist die Vereins- und Verbandsstruktur im europäischen Sport aus der Tradition der deutschen Turnbewegung heraus in Deutschland und in Österreich besonders ausgeprägt. 15 Zu den Unterschieden im einzelnen unten Vierter Teil, B.l.2.a)cc). 16 Federal Baseball Club of Baltimore, Inc. v. National League of Professional Baseball Clubs, 259 U.S. 200 (1922) - "baseball exemption"; bestätigt in Flood v. Kuhn, 407 U.S. 258, 282 - 83, 285 (1972); Los Angeles Memorial Coliseum Commission v. National Football League, 726, F.2d 1381 (9th Cir.) cert. denied, 469 U.S. 990 (1984); North American Soccer League v. National Football League, 670 F.2d 1249 (2nd Cir.), cert. denied, 459 U.S. 1074 (1982). Aus jüngster Zeit: Sullivan v. National Football League, 34 F.3d 1091, 1099 (Ist Cir. 1994), cert. denied, 115 S.Ct. 1252 (1995); McNeil v. National Football League, 790 F. Supp. 871, 878- 880 (D. Minn. 1992). Ausführlich zur OS-amerikanischen Entwicklung und aktuellen Rechtslage Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 66 ff.

40

Einleitung

bewerbsbeschränkender Absprachen annehmen. Denn durch die Sportvermarktung haben die herkömmlichen Verhaltenskoordinationen im Sport eine wirtschaftliche Prägung erfahren, neue wirtschaftliche Formen der Verhaltenskoordinationen sind hinzugetreten. Zudem herrscht bei der Sportvermarktung, z.B. bei der Fernsehvermarktung und beim Sponsoring, ein reger wirtschaftlicher Wettbewerb. In der Sportpraxis übliche Vermarktungskoordinationen wie die Zentralvermarktung der Rechte an einer Sportliga oder der Rechte an einer Sportveranstaltung treten in Konflikt mit dem Kartell verbot. Dementsprechend hat das Bundeskartellamt17 1994 die vom Deutschen Fußball-Bund betriebene Zentralvermarktung der Fernsehübertragungsrechte an den Europapokalheimspielen deutscher Vereine für unwirksam erklärt und ist hierin Ende 1997 vom Bundesgerichtshof18 bestätigt worden. Wiederholt hat die Europäische Kommission die zentrale Vermarktung der Fernseh- und Werberechte an der Champions League durch die UEFA als wettbewerbswidrig angemahnt19. Hierzu hatte in der Schweiz bereits 1994 der Appellationshof Bern20 entschieden, daß es sich um eine nach Art. 2 I, 6 I Schweizerisches Kartellgesetz verbotene Wettbewerbsbeschränkung handle. Anfang 1997 hat das DEL-Schiedsgericht21 die sog. Franchise-Verträge zwischen der DELGmbH und den Eishockey-Clubs wegen unzulässiger Karteliierung bei der Zentralvermarktung für unwirksam erklärt. Das Landgericht Frankfurt/Main qualifizierte Mitte 1997 in einer einstweiligen Verfügung22 die Zentralvermarktung der Film- und Fernsehrechte an Rennveranstaltungen des Internationalen Rennsportverbands FIA als Verstoß gegen das Kartellverbot in Art. 85 I EG-Vertrag (jetzt Art. 81 I EG), revidierte diese Ansicht allerdings im Hauptsacheverfahren23. Derzeit betreibt die Europäische Kommission ein Kartellverfahren gegen die Zentralvermarktung der Rennsportveranstaltungen durch den Internationalen Rennsportverband FIA bzw. den für sie agierenden Untemeh-

17

BKartA, WuW/E BKartA 2682- Europapokalheimspiele. BGH, NJW 1998, 756 ff. - Europapokalheimspiele; vgl. auch die bestätigende Entscheidungen des KG, ZIP 1996, 801 =WuW/E OLG 5565 (5573). 19 FAZ v. 6.2.1996, S. 27; v. 28.9.1996, S. 25. Anfang 1999 stellte die UEFA einen entsprechenden Freistellungsantrag (Verfahren IV/34.319 v. 19.5.1992); EU-Büro für den deutschen Sport, Monatsbericht April 1999). 20 Appellationshof Bern- Richteramt III, Entscheidung v. 22.9.1994, SpuRt 1995, 30 ff. 21 DEL-Schiedsgericht, SpuRt 1997, 165 ff. 22 LG Frankfurt/Main, SpuRt 1997, 129 (130 f.)- European Truck Racing Cup; aus formellen Gründen aufgehoben von OLG Frankfurt/Main, Entscheidung v. 13.1.1998, 11 U 33/97, soweit ersichtlich nicht veröffentlicht, FAZ v. 14.1.1998, S. 28. 23 LG Frankfurt/Main, SpuRt 1998, 195 (196) - European Truck Racing Cup; bestätigt von OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 ff., das allerdingschon die spezifische Betroffenheit und damit die Aktivlegitimation des Klägers ablehnte. 18

A. Problemstellung

41

mer Ecclestone24. Zudem leitete die EU-Kommission im Frühjahr 1998 mit einem Auskunftsschreiben an den Deutschen Fußball-Bund sowie an alle Fußballvereine der Ersten und der Zweiten Fußballbundesliga ein Kartellverfahren wegen der Zentralvermarktung der Fernsehrechte an den deutschen Fußballbundesligen ein25 . Trotz der zahlreichen Verfahren herrscht nach wie vor Rechtsunsicherheit Welche Schwierigkeiten die Praxis hat, zeigen die folgenden Beispiele aus der deutschen Leichtathletik und dem deutschen Profieishockey: Unter dem Eindruck des Kartellverfahrens wegen der Europapokalheimspiele im Fußball verzichtete der Deutsche Leichtathletikverband auf die Zentralvermarktung aller Sportveranstaltungen, an denen die Vereine vor Ort das finanzielle Risiko trugen. Daraufhin klagten viele Vereine, daß sie bei der Individualvermarktung zu wenig Einnahmen erzielten und ihre Veranstaltungsetats nicht decken könnten 26 . Im deutschen Profieishockey wurde der Sportbetrieb durch die Rechtsunsicherheit regelrecht blockiert27 : Im Frühjahr 1994 waren die beiden Bundesligen im deutschen Eishockey aufgelöst worden, weil nicht mehr genügend Clubs die erforderliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachweisen konnten. Um die Werbe- und Rundfunkübertragungsrechte durch Zentralisierung besser vermarkten zu können28 , war 1994 ein Liga-Konzept mit wirtschaftsrechtlichem Charakter gewählt worden: Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) gründete als Alleingesellschafter die Deutsche Eishockey Liga GmbH (DEL-GmbH). Diese schloß sog. Franchiseverträge mit den inzwischen zum Teil in GmbHs oder KGs umgewandelten Proficlubs als Franchisenehmer ab, der unter anderem die Übertragung der Fernseh- und Vermarktungsrechte der Clubs auf die DELGmbH vorsah. Die Vermarktung der Liga und der Spiele sollte vorwiegend zentral durch die DEL-GmbH erfolgen. Bald kam es zu Kontroversen über die kartellrechtliche Wirksamkeit der Regelungen. Das angerufene DEBFAZ V. 20.3.1998, s. 40. SZ v. 1.4.1998, S. 64. Im August 1998 stellte der DFB einen entsprechenden Freistellungsantrag, Verfahren Nr. IV/37.214 (EU-Büro des Deutschen Sports, Monatsbericht Januar 1999, s. 4). 26 Auskunft des DLV-Vizepräsidenten Clemens Prokop arn 12.5.1997 in Berlin. 27 Zum Ganzen ausführlich Schäfer, Sportkapitalgesellschaften, passim. Siehe auch Vieweg in Hannamann I Vieweg, Soziale und wirtschaftliche Machtpositionen im Sport, S. 52 f. Vergleichbare praktische Probleme sind im deutschen Schwimmsport aufgetreten. Dort verweigerten einzelne Athleten die Wettbewerbsteilnahrne, weil sie nicht mit der Kleidung des Verbandsausrüsters, sondern mit der ihres eigenen Ausrüsters schwimmen wollten. Vgl. FAZ v. 13.12.1996, S. 34, und FAZ v. 19.11.1996, S. 40. 28 Nach Angaben des Präsidenten der Düsseldorfer DEG lose! Klüh hätten die DELErfinder den Clubs 100 Mio. DM aus Vermarktungsgeschäften versprochen, DER SPIEGEL, Heft 4211996, S. 204. 24

25

42

Einleitung

Schiedsgericht entschied, daß die Vermarktungsrechte den Clubs zustünden und die Bestimmungen über eine Zentralvermarktung gegen das Kartellverbot des § 1 GWB verstießen 29. Der von der DEL-GmbH bereits abgeschlossene Vertrag über Fernsehrechte war Makkulatur geworden. Binnen einer Woche hatten die Clubs gemeinsam, aber unter Ausschluß des DEB, die ihnen vom DEB-Schiedsgericht zugewiesenen Fernsehrechte zu einem wesentlich höheren Preis an einen anderen Sender verkauft30. Das Verhältnis zwischen den Proficlubs und dem DEB spitzte sich in der Folgezeit so weit zu, daß Nationalspiele abgesagt werden mußten, weil die Clubs die Spieler nicht freistellten 31 . Es schien als wollten die Clubs der DEL den DEB als Monopol verband des deutschen Eishockeys ablösen. Die Querelen ließen schließlich den internationalen Eishockeyverband IIHF (International Iee Hockey Federation) einschreiten32. Inzwischen sind längst nicht alle Streitigkeiten beigelegt, die DEL ist aber wieder als Erste Bundesliga in die Verbandsstruktur integriert, die Vermarktung erfolgt durch eine Arbeitsgemeinschaft der Ligaclubs33 . Der Abschied von der herkömmlichen vereinsrechtlichen Organisationsstruktur im Eishockey hat die Probleme verschärft, statt sie - wie beabsichtigt im Sinne der ökonomischen Realitäten auch wirtschaftsrechtlich zu lösen. Die Ursachen hierfür sind so widersprüchlich wie die -jedenfalls vordergründigkonfligierenden Rechtsinstitute der vereinsrechtlichen Förderpflicht und des Kartellverbots: Einerseits war verkannt worden, daß zum Wirtschaftsrecht nicht nur Gesellschafts- und Franchiserecht, sondern auch das Kartellrecht gehört. Andererseits war die Notwendigkeit, im und mit dem Verband zu kooperieren, und nichts anderes besagt die vereinsrechtliche Förderpflicht, mit ·Einführung neuer, wirtschaftsrechtlicher Konstruktionen nicht obsolet geworden. So ist im deutschen Eishockey der mit Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports indizierte Konflikt zwischen der Solidarität respektive den Förderpflichten im Sport und dem Kartellverbot mit besonderer Deutlichkeit zu Tage getreten. Es war zwar versucht worden, den Widerstreit zwischen Vereins- und 29 DEL-Schiedsgericht, Schiedsspruch v. 7.2.1997, SpuRt 1997, 165 (168 f.); vgl. FAZ v. 19.9.1996, s. 34. 30 Vgl. FAZ V. 11.10.1996, s. 39. 31 Vgl. FAZ V. 4.11.1996, s. 36; V. 7.11.1996, s. 40; V. 8.11.1996, S. 37; V. 20.11.1996, S. 39 und v. 10.12.1996, S. 29. 32 NN V. 24.1.1997, s. 27; FAZ V. 6.2.1997, s. 37; NN V. 10.2.1997, s. 36; NN V. 25.3.1997, s. 24; NN V. 26.3.1996, s. 29. 33 Neue Probleme sind dadurch entstanden, daß die Auf- und Abstiegsregelung zwischen DEL (Erste Bundesliga) und DEB (Zweite Bundesliga) Anfang 2000 vom DEBSchiedsgericht mit der Begründung aufgehoben wurden, daß der Abstieg einer GmbH in die Zweite Bundesliga des DEB dessen Gemeinnützigkeit schade (FAZ v. 20.4.2000, S. 33). Die Diskussion über eine strukturelle Neugliederung des deutschen Eishockey ist damit wieder neu belebt.

A. Problemstellung

43

Wirtschaftsrecht durch eine klare wirtschaftsrechtliche Ausrichtung der Liga zu verhindern. Dies ist offensichtlich mißlungen, was angesichts der rechtlichen Komplexität und Unerschlossenheit der Materie nicht verwundert. In Deutschland hat sich nunmehr- wie eingangs bereits angesprochen - auch der Gesetzgeber mit Kartellen bei der Sportvermarktung befaßt und auf Betreiben des Deutschen Fußball-Bundes34 in die 6. GWB-Novelle eine eingeschränkte Sportausnahme vom Kartellverbot aufgenommen. § 31 GWB in der am 1.1.1999 in Kraft getretenen Fassung nimmt die .,zentrale Vermarktung von Rechten an der Fernsehübertragung satzungsgemäß durchgeführter sportlicher Wettbewerbe durch Sportverbände, die in Erfüllung ihrer gesellschaftspolitischen Verantwortung auch der Förderung des Jugend- und Amateursports verpflichtet sind und dieser Verpflichtung durch eine angemessene Teilhabe an den Einnahmen aus der zentralen Vermarktung dieser Fernsehrechte Rechnung tragen", vom Kartellverbot aus. Soweit die Bereichsausnahme reicht, ist der jedenfalls vordergründig bestehende Konflikt zwischen Kartellverbot und Solidarität, respektive Förderpflichten im Sport im deutschen Recht einseitig zu Lasten des Kartellrechts und damit zu Lasten der wirtschaftlichen Ordnungsprinzipien aufgelöst. Ein Endpunkt der rechtlichen Problematik und der korrelierenden praktischen Auseinandersetzungen ist hierdurch aber nicht erreicht. Denn erstens erstreckt sich die Bereichsausnahme lediglich auf die zentrale Fernsehrechtevermarktung durch Sportverbände. Der Konflikt bleibt also für die restlichen, zum Teil in ihrem wirtschaftlichen Umfang nicht weniger interessanten Bereiche der Sportvermarktung, z.B. für das Sponsoring und für Ausrüstungsverträge, unverändert bestehen. Zweitens hat die Sportausnahme vom deutschen GWB keine Verbindlichkeit für das vorrangige, auch von den deutschen Kartellbehörden anzuwendende europäische Kartellverbot nach Art. 81 EG (Art. 85 EGVertrag). Es stellt sich vielmehr hierzu in Widerspruch, so daß seine praktische Wirksamkeit für Sachverhalte von europäischer Dimension in Frage steht. Drittens ist nach Einschätzung von Fachleuten35 damit zu rechnen, daß die Sportausnahme der nächsten GWB-Novelle zum Opfer fallen wird. Denn sie war Mitte 1998 entgegen aller Expertenempfehlungen36, entgegen den Zwekken der Novelle, die herkömmlichen Bereichsausnahmen abzuschaffen und das Vgl. FAZ v. 12.1.1998, s. 28; V. 3.2.1998, s. 15; V. 9.2.1998, s. 17; V. 10.2.1998, s. 15. So z.B. Otto Grafvon Lambsdorff, SZ v. 8.5.1998, S. 56. 36 Henning Klodt vom Kie1er Institut für Weltwirtschaft (lfW), FAZ v. 21.4.1998, S. 18; Jörn Kruse, FAZ v. 7.4.1998, S. 39; Otto Graf Lambsdorff, FAZ v. 8.5.1998, S. 17; C. Christian von Weizsäcker, FAZ v. 18.2.1998, S. 17; Stephen Ross, FAZ v. 3.1.1998, S. 19; Johannes Wertenbruch, FAZ v. 5.2.1998, S. 39. Vgl. auch BKartA, Auswertung der Expertenanhörung im Wirtschaftsausschuß des Bundestags v. 30.3.1998, Az. EG I - 1/95, v. 7.4.1998 (liegt der Verf. vor); SZ v. 4./5.4.1998, S. 48; FAZ v. 21.4.1998, S. 18. 34

35

44

Einleitung

deutsche dem europäischen Kartellrecht anzupassen37 , sowie entgegen dem vorrangig anwendbar bleibenden europäischen Kartellverbot und der europäischen Tendenz38 nur vor dem Hintergrund der unmittelbar bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft und der Bundestagswahlen konsensfähig 39. Langfristig ist also durchaus mit einem neuerlichen Ausbruch des Konflikts auch in einem national beschränkten Wirkungsbereich der Fernsehrechtevermarktung zu rechnen.

B. Ziel, Methodik, Material und Gang der Untersuchung Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, das aufgezeigte jedenfalls vordergründig bestehende Spannungsfeld zwischen Solidarität, respektive Förderpflichten und Kartellverbot im Sport zunächst analytisch aufzuarbeiten, hierbei herauszufinden, ob und inwiefern der vordergründig bestehende Konflikt sich auch als echter rechtlicher Konflikt bestätigt, und dann mit dem juristischen Instrumentarium unter Berücksichtigung der geänderten Rechtslage mittels einer umfangreichen Überprüfung der Verhaltenskoordinationen im Sport auf ihre Vereinbarkeit mit den Förderpflichten und mit dem Kartellverbot aufzulösen. Hierbei soll nicht nur auf die vermarktungsattraktivsten Profiligen und Sportveranstaltungen abgestellt werden, sondern, den Realitäten im Sport entsprechend, das Augenmerk auch auf die vielen weniger vermarktungsattraktiven Sportarten und -Veranstaltungen gerichtet werden. Zudem soll nicht nur die von§ 31 GWB erfaßte Fernsehrechtevermarktung untersucht werden. Vielmehr sollen praktikable Lösungen auch für die übrigen Formen der Sportverwertung wie das Sponsoring und die Ausrüstungsverträge gefunden werden. Damit sind sehr unterschiedliche Sachverhalte erfaßt, so daß eine ausführliche rechtstatsächliche Untersuchung erforderlich ist. Zum anderen ist damit auch für die Konfliktlösung ein differenzierender Ansatz indiziert, der den Unterschieden in den Vermarktungsgegenständen und im Vermarktungsgrad gerecht werden muß. Der Lösungsweg soll einerseits das Kartellverbot als wirtschaftliches Ord37 Ygl. Bundesministerium für Wirtschaft, Begründung zum Referentenentwurf eines Gesetzes zur Reform des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen, Az.: I B 5- 22 12 00, Stand 29.7.1997, 1.2., S. 1 f. 38 Zu den Kartellverfahren gegen konzertierte Sportvermarktungen schon oben. Im übrigen verdient Beachtung, daß sich andere europäische Fußballverbände im Zuge dieser Entwicklungen bereits von der Zentralvermarktung der Fernsehrechte verabschiedet haben (so vermarkten die spanischen Clubs seit der Saison 1996/97 ihre Fernsehrechte selbst (FAZ v. 27.12.1996, S. 19; v. 24.8.1996, S. 27; Salamanca, Media Perspektiven 1997,73 (74)) oder jedenfalls aufweichen (so werden die italienischen Clubs ab 1999 die Pay-TV und Pay-PerYiew-Rechte an den jeweiligen Heimspielen selbst vermarkten, wobei die Gastvereine zu je 18 % an den Einnahmen beteiligt werden, La Gazzetta Dello Sport v. 9.4.1998). 39 FAZ V. 5.5.1998, s. 40; sz V. 25./26.4.1998, s. 46.

B. Ziel, Methodik, Material und Gang der Untersuchung

45

nungsprinzip und andererseits den vereinsrechtlichen Fördergedanken als Ausdruck der Solidarität im Sport berücksichtigen. So dürfen weder die Bedeutung des Kartellverbots als unerläßliche Voraussetzung funktionierenden wirtschaftlichen Wettbewerbs noch die grundsätzliche Bedeutung der Solidarität, des Miteinanders in der rechtlichen Organisationsform des Vereins sowie im Sport überhaupt vernachlässigt werden. Berücksichtigung müssen hierbei dementsprechend neben ökonomischen Wertungen auch sportspezifische Besonderheiten und die soziale Bedeutung des Sports finden, die auch in der Rechtsprechung des BGH40 und des EuGH41 anerkannt ist sowie in der ,,Erklärung zum Sport" im Anhang zur Schlußakte des Vertrags von Amsterdam42 Erwähnung findet43 • Eine Sportkultur, in der das menschliche Miteinander, der Breitensport und die Nachwuchsförderung mit dem Spitzen- und Profisport harmonieren, stellt ein stabilisierendes Element der Gesellschaft dar44 . 40 BGH, SpuRt 1999, 236 (238) m. zust. Anm. v. Arens - Transferzahlungen im Fußballamateurbereich, wonach "die Massensportart Fußball angesichts ihrer beträchtlichen Popularität und sozialen Bedeutung in der heutigen Zeit ( ... ) als wichtiges Gemeinschaftsgut angesehen werden" könne und "die Aufrechterhaltung ihrer Funktionsfähigkeit, insbesondere durch Förderung und Sicherung einer guten Jugendarbeit und Jugendausbildung, ( ...)auch im Interesse der Allgemeinheit sinnvoll" sei. 41 EuGH, ZIP 1996,42 (50)- Bosman. 42 Erklärung Nr. 29 zum Amsterdamer Vertrag, ABI. 1997 Nr. C 3401136, und SRDrucks. 784/97. 43 Vgl. auch EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. 6, Rn. 12, wonach sich die Wettbewerbskommissionbei der Anwendung der Wettbewerbsregeln auf den Sport um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Beachtung des Wettbewerbsprinzips und den Anforderungen einer Sportpolitik bemüht, die auf ihre typischen soziokulturellen Ziele abstellt. 44 Der 8. Sportbericht der Bundesregierung (1995) erörtert unter dem Thema "Gesellschaftspolitische Bedeutung des Sports" folgende Bereiche: Beitrag zur Gesundheit, Beitrag zur Demokratie, Beitrag zur Identifikation, Beitrag zur Integration, Beitrag zur Einübung sozialen Verhaltens, Beitrag zur Anerkennung des Leistungsprinzips, Beitrag zur Lebenshilfe. Auch die Europäische Kommission (Vorläufige Leitlinien, S. 2; van Miert, Sport et concurrence, S. 1) erkennt an, daß der Sport wichtige gesellschaftliche, integrative und kulturelle Funktionen erfülle und hierbei insbesondere eine, erzieherische, gesundheitsfördernde, soziale, kulturelle und spielerisch-unterhaltende Rolle spiele (vgl. auch BGH, SpuRt 1999, 236 (238) m. zust. Anm. v. Arens - Transferzahlungen im Fußballamateurbereich; Generalanwalt Lenz, Schlußantrag im Bosman-Yerfahren, EuGRZ 1995, 459 (496); Steiner, SpuRt 1994, 2; Kar/ Schmidt, Voraussetzung und Formen der Sportförderung, S. 18 f.)). Dementsprechend qualifizieren Tettinger (Rechtsprobleme der Subventionierung des Sports, S. 37), Stern (Grundrechte der Sportler, S. 142) und Burmeister (DÖV 1978, S. 4) die Sportförderung als öffentliche Aufgabe. Den zahlreichen - sozialen, kulturellen, gesundheitlichen und ethischen - Funktionen des Sports entsprechend haben die neuen Bundesländer die Sportförderung als Staatsziel in ihre Verfassungen aufgenommen. Art. 35 der Brandenburgischen Verfassung beispielsweise lautet: "Sport ist ein förderungswürdiger Teil des Lebens. Die Sportförderung des Landes, der Gemeinden und Gemeindeverbände ist auf ein ausgewogenes und bedarfsgerechtes Verhältnis von Breitensport und Spitzensport gerichtet. Sie soll die besonderen Bedürfnisse von Schülern, Studenten, Senioren und Menschen mit Behinderungen berücksichtigen." In den alten Ländern ist der Sport bislang lediglich in die Verfassung von Nordrhein-

46

Einleitung

Methodisch werden neben dem zentralen Arbeitsfeld der Rechtswissenschaften auch Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaften, insbesondere aus den Disziplinen der Betriebs- und Volkswirtschaft sowie der Sportökonomie einbezogen. Die Untersuchung ist wie folgt aufgebaut: In einem Ersten Teil werden als Basisinformation die rechtstatsächlichen und rechtlichen Grundlagen des Sportverbandswesens aufgezeigt. Hierbei werden unter anderem die Organisationsstruktur und die Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen, die Wettkampforganisation im Sport, die Rechtsnatur der Beziehungen zwischen den am Sport Beteiligten sowie die Förderpflichten im Sport, ihre Herleitung, Geltung, Inhalte und Wirkungen vorgestellt und teilweise entwickelt. Anschließend behandelt der Zweite Teil die rechtstatsächlichen und rechtlichen Grundlagen der Sportvermarktung. Nach einer kurzen Einführung zur Terminologie und zur historischen Entwicklung werden hierbei die wesentlichen Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung -Eintrittsgelder, Werbung und Sponsoring, mediale Verwertung, Merchandising, Gesamtmarketing, Gebühren für Güte- und Eignungsprüfungen, Transferzahlungen - in ihrer ökonomischen und verbandsorganisatorischen Dimension vorgestellt. Hieran schließt sich eine umfassende rechtliche Analyse der Vermarktungsbefugnisse an. Es ist bislang noch nicht hinreichend geklärt, wem im Sport welche Vermarktungsrechte zustehen. Angesichts der Vielzahl der Beteiligten, ihrer unterschiedlichen Funktionen und der Vielfalt von Vermarktungsgegenständen wird die Rechtezuordnung einigen Raum in Anspruch nehmen. Abschließend werden die wirtschaftlichen Strukturen unter den Sportbeteiligten einschließlich der wirtschaftlichen Besonderheiten des Sports vorgestellt und die Sportmärkte ermittelt. Wie die Vermarktungsbefugnisse werfen auch die Sportmärkte angesichts der vielfältigen Wirklichkeitsgestaltung zahlreiche Probleme auf. Im Dritten Teil werden anknüpfend an die Feststellungen zum Sportverbandswesen und zur Sportvermarktung - die herkömmlichen und die hinzugetretenen wirtschaftlichen Verhaltenskoordinationen im Sport aufgezeigt und auf ihre Vereinbarkeit mit den Westfalen eingezogen (Art. 18 I VerfNW seit 1992). Vgl. auch §52 II Nr. 2 AO, wonach Sport als ein fUr Gemeinnützigkeit förderungswürdiger Zweck gilt. Zahlreiche (sport-)soziologische Abhandlungen haben sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt und die gesellschaftsstabilisierende Funktion (bzw. Wirkung) des Sports bzw. die soziale Bedeutung des Sportvereinslebens bestätigt: Lenk, Materialien zur Soziologie des Sportvereins, S. 91 ff., 116 ff. u. 129 ff.; Bette, Zum Verhältnis von Spitzensport und Wirtschaft in modernen Industriegesellschaften, S. 74; Heinemann, Einführung in die Soziologie des Sports, S. 123 ff., insb. S. 126. Kritisch gegenüber einer Überbetonung integrativer Funktionen der Sportvereine, sie als solche aber durchaus anerkennend: von Krockow, Sport, Gesellschaft, Politik, S. 84 ff.; Schlagenhauf, Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland, Teil I, S. 111 ff.; kritisch auch Becker, Aufruf zur Vertreibung aus dem Paradies sportspezifischer Sozialisationsspekulationen, S. 7 ff. Zu den sozialen Aspekten im Sport siehe auch: Württembergischer Fußballverband e. V. (Hrsg.), Resozialisierung im Sport, Stuttgart 1985, passim.

C. Eingrenzung des Themas

47

Förderpflichten und damit der rechtlichen Entsprechung der Solidarität im Sport untersucht. Im Vierten Teil soll schließlich auf der Basis dieser Vorarbeiten die Vereinbarkeit der Verhaltenskoordinationen im Sport mit den Kartellverboten in § 1 GWB und Art. 81 I EG analysiert werden. Hierbei ist zum einen zu klären, inwieweit die Verhaltenskoordinationen wirklich vom Kartellverbot erfaßt werden oder doch, dem gängigen kartellrechtlichen Instrumentarium entsprechend, nicht vom Verbot betroffen sind. Diese Prüfung wird einen Großteil der Arbeit ausmachen. Neben den klassischen Ausnahmen im europäischen und deutschen Kartellverbot ist hierbei auch die "Sportausnahme" nach § 31 GWB in der am 1.1.1999 in Kraft getretenen Fassung zu prüfen. Zum anderen soll geklärt werden, inwiefern es sich bei den letztlich vom Kartellverbot erfaßten Absprachen wirklich um solche handelt, die den Förderpflichten entsprechen oder gar von ihnen verlangt werden. In einem Fünften Teil werden die Rückwirkungen der gefundenen Ergebnisse auf die Realitäten im Sport und insbesondere alternative Lösungsmodelle für die sportpolitischen Anliegen wie die finanzielle Umverteilung besprochen. Die Arbeit wird mit einem Ausblick abgeschlossen. Das zugrundeliegende Material bilden Fachliteratur sowohl aus den Rechts-, Wirtschafts- und Sportwissenschaften als auch aus der Rechts-, Wirtschaftsund Sportpraxis; gerichtliche und verwaltungsbehördliche Entscheidungen; Artikel und Veröffentlichungen in der Tagespresse, in Wochenzeitungen, Wochen- und Fachzeitschriften sowie nicht zuletzt Sportvereins- und Sportverbandsregelwerke sowie einschlägige Vertragstexte aus der Sportvereins- und Sportverbandspraxis.

C. Eingrenzung des Themas Mangels Relevanz für das zu behandelnde Problem klammert die Arbeit den fremdorganisierten Breitensport weitgehend - hier fehlt es regelmäßig an einer erheblichen Kommerzialisierung und Professionalisierung - sowie die privatorganisierte Sportausübung einschließlich der Sportausübung in privatwirtschaftliehen Sportunternehmen (z.B. Fitneß- und Squash-Center) und die Sportausübung in Schulen und Hochschulen - hier fehlt es an der vereinsrechtlichen Problematik- aus. Im Zusammenhang mit dem rechtlichen Konflikt zwischen Kartellverbot und den vorwiegend vereinsrechtlichen Förderpflichten im Sport stellt sich die Frage, ob die Rechtsform des Vereins vor dem Hintergrund der Kommerzialisierung und Professionalisierung noch der Realität im Sport entspricht. Die Rechtsformenproblematik weist in zweierlei Hinsicht lmplikationen für den juristischen Konflikt zwischen Kartell- und Vereinsrecht auf:

48

Einleitung

In rechtlicher Hinsicht am deutlichsten ist zunächst die Einwirkung, die von einer Unzulässigkeif der Rechtsformenwahl ausginge. Für die Vereine der Fußballbundesliga beispielsweise entspricht es heute ganz herrschende Meinung45 , daß die Vereinsform zwar früher im Hinblick auf das Nebenzweckprivileg46 zulässigerweise gewählt worden war, ihnen heute aber angesichts der wirtschaftlichen Entwicklungen im Profifußball die Rechtsfähigkeit als Idealverein entzogen werden müßte47 oder jedenfalls könnte48 . Die rechtliche Konsequenz einer unzulässigen Formenwahl ist also nach § 43 II BGB zunächst die ermessensgebundene49 Befugnis der zuständigen Behörde, dem Verein die Rechtsfähigkeit zu entziehen. Wohl aus sportpolitischen Gründen50 sind die zuständigen Behörden aber bislang nicht eingeschritten und scheinen auch künftig keine Anstalten in diese Richtung zu unternehmen. Ist dem Verein die Rechtsfähigkeit entzogen, so besteht er als nicht konzessionierter wirtschaftlicher Verein fort, wenn die Satzung oder ein Beschluß der Mitgliederversammlung dies bestimmen51 . Andernfalls kommt es in der Regel zur Liquidation52. Stellt der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb ein Handelsgewerbe dar, so wird der nichtrechtsfähige Verein wie eine offene Handelsgesellschaft behandelt53 . Es würde dann zwar die Haftungsbeschränkung auf das Vereinsvermögen entfallen. Die vereinsrechtliche Förderpflicht und damit das hier zu erörternde Problem - sei es in Gestalt einer nachwirkenden vereinsrechtlichen Förderpflicht, sei es in Gestalt der gesellschaftsrechtlichen Treuepflicht - würde gleichwohl fortbestehen. Schon hieraus ergibt sich, daß diese 45

Anderer Ansicht noch Füllgraf, DB 1981, 2267. Zum Nebenzweckprivileg statt aller Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 132 ff. m.w.N. 47 Fuhrmann, SpuRt 1995, 12 (13); Hecke/mann, AcP 179 (1979), S. 1 (51); Raupach, SpuRt 1995, 241 (243); Büch, Die Fußballbundesliga in ökonomischer Sicht, S. I; Segna, ZIP 1997, 1901 (1904); MüKo- Reuter, §§ 21, 22, Rn. 36a; Malatos, Berufsfußball, S. 67. 48 Kebekus, Alternativen zur Rechtsform des ldealvereins, S. 29 ff. lehnt aus Billigkeitserwägungen eine Verpflichtung der Behörden zum Einschreiten aus dem Gesichtspunkt der Ermessensreduzierung auf Null ab und bezweifelt die Verhältnismäßigkeit eines Entzugs der Rechtsflihigkeit der Fußballvereine aus der Ersten Bundesliga (S. 174 f.). 49 So die jedenfalls noch herrschende Meinung: VG Harnburg, NJW 1996, 3363; Palandt -Heinrichs, § 44, Rn. 2 m.w.N.; anderer Ansicht MüKo- Reuter, §§ 43, 44, Rn. 4; Karsten Schmidt, Gesellschaftsrecht, S. 241 ff. 50 Raupach, SpuRt 1995, 241 (243); Karsten Schmidt, JbFfSt 1993/1994, S. 364; Segna, ZIP 1997, 1901 (1904). 51 Vgl. BGHZ 96, 253 (257) für den Verein im Konkurs. Zum vorherigen Streitstand darüber, ob es für das Fortbestehen als wirtschaftlicher Verein einer Neugründung bedarf: Knauth, Rechtsformverfehlung bei eingetragenen Vereinen, S. 111 ff. m.z.N. 52 Palandt-Heinrichs, BGB, § 42, Rn. 2. Vgl. auch Fuhrmann, SpuRt 1995, 12 (13). 53 BGHZ 22, 240 (244), Palandt - Heinrichs, BOB, § 54, Rn. 5. Dies ist in der Literatur nicht unbestritten. Zum Streitstand: Knauth, Rechtsformverfehlung bei eingetragenen Vereinen, S. 127 ff. 46

C. Eingrenzung des Themas

49

Einwirkung den hier zu erörternden Konflikt nicht verhindert. Zudem ist die Situation des Profifußballs zwar vergleichbar mit der Situation anderer Profiligen wie der Eishockey-, Basketball- oder Handball-Liga. Doch ist sie gleichwohl nicht die Regel im deutschen Sport. Die meisten Sportvereine werden dem Nebenzweckprivileg heute nach wie vor gerecht54. Eine generelle oder überwiegende rechtliche Unzulässigkeit der Wahl der Vereinsrechtsform im Sport wegen Nichteinhaltung des Nebenzweckprivilegs ist nicht ersichtlich. In tatsächlicher Hinsicht würde sich der Konflikt zwischen Kartellverbot und jedenfalls vereinsrechtlicher Förderpflicht auch durch eine zweite Einwirkung verschieben, wenn nicht sogar erübrigen: Schon seit Jahren wird in der juristischen55 und volkswirtschaftlichen56 Literatur wiederholt ein Abschied der Organisationsstruktur des Sports von der Vereinsform gefordert. Zum Teil ist er auch schon vollzogen57 . Gleichwohl stellt sich die aufgeworfene Frage des Verhältnisses zwischen Kartellverbot und vereinsrechtlicher Förderpflicht auf der Grundlage des derzeitigen Zustands ganz unabhängig von der künftigen Entwicklung der Rechtstatsachen. Zudem ist aus I in der aktuellen Sportrealität nicht ersichtlich, daß in naher Zukunft die Rechtsform des Idealvereins im Sport verschwinden wird. Für die Organisationen des Breiten- und Amateursports ist dies weder veranlaßt noch in irgendeiner Form angekündigt. Für den Profisport hat es zwar schon einige Rechtsformenwechsel bzw. Ausgliederungen in Aktiengesellschaften oder GmbHs gegeben58 . Gleichwohl kann hier schon angesichts der Probleme im Eishockey - noch nicht von einer Nachahmung im großen Stile ausgegangen werden. Schließlich werden auch die einflußreichen Dachverbände im Sport an ihrer Vereinsrechtsform festhalten. Selbst wenn sich aber die Sportstruktur von ihrer vereins- und verbandsrechtlichen Prägung verabschieden sollte, bleiben eine gewisse Solidarität, Koordination und Kooperation sportfunktionsnotwendig und der Konflikt mit dem Kartellverhot bestehen. Die Implikationen der Rechtsformenproblematik auf das hiesige Thema sind daher begrenzt und lassen es ohne weiteres zu, deren ausführliche Behandlung, die ohnehin anderweitig bereits vorgenommen wurde59, aus der vorliegenden 54 Vgl. unten Erster Teil, A.l.2. und ll. 55 Hecke/mann, AcP 179, S. 1 ff. ; Knauth, Rechtsformverfehlung bei eingetragenen Vereinen, passim; Kebekus, Alternativen zur Rechtsform des ldealvereins, passim. 56 Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 86 und 89 f. 57 So treten die meisten Clubs der deutschen Handball-Bundesliga als GmbH oder GmbH & Co.KG und die meisten Clubs der Deutschen Eishockey Liga als GmbH auf. Zur Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports siehe im übrigen unten Zweiter Teil. 58 Siehe vorhergehende Fußnote. 59 Vgl. Knauth, Rechtsformverfehlung bei eingetragenen Vereinen mit wirtschaftlichem Geschäftsbetrieb- dargestellt am Beispiel der Bundesliga-Fußballvereine, Diss. Köln 1976; Kebekus, Alternativen zur Rechtsform des Idealvereins im bundesdeutschen Lizenzfußball?, 4 Hannamann

50

Einleitung

Untersuchung auszuklammern. Freilich erfordert das Thema dieser Arbeit gleichwohl an verschiedenen Stellen ein Eingehen auf die Rechtsform des Vereins, ohne die sich das hiesige Problem nicht in dieser Form stellen würde. Ausgeklammert werden wegen der Beschränkung der kartellrechtlichen Behandlung auf das Kartellverbot auch die im Sport nicht minder zahlreichen vertikalen Wettbewerbsbeschränkungen 60 , soweit sie keine horizontalen Elemente enthalten.

D. Arbeitsbegriffe Vorab sollen noch einige Arbeitsbegriffe definiert werden, um Mißverständnissen vorzubeugen und Ungenauigkeiten zu vermeiden. Die Unterscheidung zwischen Berufssport(ler) und Amateursport(ler) ist mittlerweile durch die Abkehr der Olympischen Charta vom Amateurstatut und die zahlreichen Formen der Kommerzialisierung im Sport61 nicht mehr leicht zu ziehen62. Für diese Arbeit werden unter Berufs- bzw. Profisportlern nur solche Sportler verstanden, die den Sport berufsmäßig betreiben, sich also durch den Sport eine - jedenfalls auch - der allgemeinen Lebensführung dienende Einnahmequelle verschaffen. Amateursportler sind nach dem hiesigen Verständnis Sportler, die den Sport nicht berufsmäßig ausüben, selbst wenn sie durch den Sport gelegentliche Einnahmen wie Verbandsförderungen, Siegerprämien und finanzielle oder sachliche Zuwendungen als Gegenleistung für Sponsoring oder Werbung in geringem Umfang verzeichnen. Die Übergänge sind freilich fließend, weshalb für die rechtlichen Konsequenzen im Wirtschaftsrecht63 auch mehr an den jeweiligen kommerziellen Charakter als an die Berufsmäßigkeit der Sportausübung anzuknüpfen sein wird.

Diss. Frankfurt/Main 1991; Heckelmann, Der Idealverein als Unternehmer?- Ein Beitrag zur Abgrenzung des wirtschaftlichen vom Idealverein dargestellt am Beispiel der Fußballbundesliga, AcP 179 (1979), 1 ff.; Fuhrmann, Idealverein oder Kapitalgesellschaft im bezahlten Fußball?, SpuRt 1995, 12 ff.; Hoffmann, Sportgesellschaften -Patentrezept fUr alle Ligen? Zur Neuorganisation der Deutschen Eishockey-Liga, SpuRt 1994, 24 ff.; Hopt, Aktiengesellschaft im Profifußball?, in: Württembergischer Fußball- Verbande. V. (Hrsg.), Wirtschaftliche Aspekte zu Problemen des Berufsfußballs, Stuttgart 1991. S. 101 ff. 60 Siehe hierzu Hannamann I Vieweg, Soziale und wirtschaftliche Machtpositionen im Sport, in: Württembergischer Fußballverband e. V. (Hrsg.): Sport, Kommerz und Wettbewerb, S. 49 (57 ff.; 69 ff.; 75 f.); Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 274 ff. 61 Siehe hierzu unten Zweiter Teil, A. und C. 62 Zu dieser Begriffsproblematik siehe auch unten Zweiter Teil, A. m.w.N. 63 Anderes muß freilich im Verfassungsrecht gelten. Siehe hierzu unten Zweiter Teil, A.

D. Arbeitsbegriffe

51

Für den Begriff der Sportveranstaltung und damit zusammenhängender Termini wird auf die Definitionen bei Parlasca64 zurückgegriffen. Die "Sportveranstaltung" ist hiernach "ein inhaltlich und wirtschaftlich planmäßig vorbereitetes und durchgeführtes sportliches Ereignis, das zeitlich zusammenhängend und begrenzt ist und an dem mehrere Sportler bzw. Gruppen von Sportlern (Mannschaften) teilnehmen". "In den Mannschaftssportarten entspricht einer Sportveranstaltung also ein ,Spiel' (z.B. Basketball-Spiel), oder ein ,Turnier' (z.B. Volleyball-Turnier). In Individualsportarten herrscht ( ... ) größere Begriffsvielfalt (... )beispielsweise(... ) Golfturnier, Skirennen, Maratonlauf, Boxkampf'. In "Mannschaftssportarten" resultiert "die sportliche Gesamtleistung [eines Wettkampfgegners] aus dem Zusammenwirken von mehr als zwei Sportlern", in "Individualsportarten" wird sie "von einer Person allein erbracht". Auch in Individualsportarten gibt es Mannschaftswettbewerbe. "Die Sportveranstaltungen innerhalb einer Sportart" und eines geographischen Rahmens sind oft "über ein Wertungssystem so miteinander verbunden, daß nach Abschluß aller Veranstaltungen der Gesamtsieger und nachfolgend Plazierte entweder rechnerisch durch Zusammenfassung der Teilergebnisse (z.B. Deutscher Fußballmeister) oder im Rahmen einer Endrunden-Veranstaltung (z.B. ATP-Finale im Tennis) ermittelt werden" können. "Wertungsmäßig verbundene Sportereignisse konstituieren eine sog. Sportveranstaltungsserie (z.B. Fußball-Bundesliga). (... ) Wettkampfmodus" ist "das Verfahren, nach dem Sieger und Plazierte einer Sportveranstaltung oder einer Sportveranstaltungsserie ermittelt werden (z.B. k.o.-System)." Für den Ligabegriffkann auf die überzeugende Untersuchungsdefinition von Parlasca65 zurückgegriffen werden: Es handelt sich um "eine Wettkampfklasse, zu der sich mehr als zwei Mannschaften zusammengeschlossen haben, um nach einem festgelegten Austragungsmodus, der auf einem Punktwertungssystem aufbaut, für einen festgelegten Zeitraum (Saison) die relativ beste Mannschaft zu ermitteln." Wird von einem deutschen Verein ohne nähere rechtliche Eingrenzung gesprochen, so handelt es sich stets um einen eingetragenen Verein, also um einen Idealverein i.S.d. §§ 21 ff. BGB. Der Begriff Club bezeichnet hier untechnisch eine Sportvereinigung, die - gleich in welcher Rechtsform (z.B. Idealverein, GmbH, AG) - an einer Liga teilnimmt. Verbände im hiesigen Sinne sind selbständige Organisationen mit körperschaftlicher Struktur, deren Zweck in der gemeinsamen Interessenverfolgung liegt66 . Erfaßt werden nicht nur Zusammen64 Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 5 f. m.w.N.

65 Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 14. 66 Zum Verbandsbegriff im Sportrecht Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher

und internationaler Verbände, S. 22 ff.

52

Einleitung

schlüsse rechtsfähiger und/oder nichtrechtsfähiger Vereine (sog. Vereinsverbände), sondern auch (Groß-)Vereine, die unmittelbar Einzelpersonen als Mitglieder haben67 . Schließlich spielt auch die Rechtsfähigkeit keine Rolle68 . Zwischen internationalen und nationalen Verbänden wird unterschieden, je nach dem, ob sie bei einer Gesamtbetrachtung von Gründung, Sitz, Trägerschaft, Zweck und Tätigkeit vorwiegend durch nationale oder durch internationale Bezüge gekennzeichnet sind69 . Als mittelbare Mitglieder eines Verbands werden - dem vereinsrechtlichen Sprachgebrauch entsprechend - Personen oder Personenvereinigungen bezeichnet, die keine unmittelbaren Mitglieder des Verbands sind, sondern einem, dem Verband angehörigen Verband oder Verein als Mitglieder angeschlossen sind70 . Die mittelbare ist rechtlich keine echte Mitgliedschaft71 . Die Termini Förderpflicht und Treuepflicht werden grundsätzlich synonym verwendet, auch wenn der Terminus Förderpflicht den aktiven Charakter dieser Pflicht aus den Rechtsverhältnissen im Verein und in der Gesellschaft in den Vordergrund rückt72 . Einem häufigen juristischen Sprachgebrauch entsprechend73 soll aber zur besseren Unterscheidbarkeit und Vereinfachung der Begriff der Treuepflicht primär für die Rechtsverhältnisse in der Gesellschaft und der Begriff der Förderpflicht primär für die Rechtsverhältnisse im Verein benutzt werden. Mit dem Begriff der vereinsrechtlichen Förderpflicht soll auch die verbandsrechtliche Förderpflicht, also die entsprechende Förderpflicht im Verband erfaßt sein. Denn Verbände sind letztlich auch in der Rechtsform des Vereins organisiert.

67 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 23 m.w.N. 68 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 23 f. 69 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 24. 70 Vgl. jeweils m.w.N. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 77, und Baecker, Grenzen der Vereinsautonomie, S. 121. 71 Siehe hierzu im einzelnen unten Erster Teil, B.II. 72 Vgl. Anderson, Die verbandsrechtliche Stellung des Gewerkschaftsmitglieds, S. 24. 73 MüKo - Reuter, § 38, Rn. 25; Reichert I van Look, Vereins- und Verbandsrecht, 6. Auf!., Rn. 608 ff. (anders die Neuauflage Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, 7. Auf!., Rn. 608 ff.); Lutter, AcP 180 (1980), S. 84 (102 f.); Dütz, Verbandsbezogene Verhaltenspflichten, S. 101 ff.; Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 246; Anderson, Die verbandsrechtliche Stellung des Gewerkschaftsmitglieds, S. 25; Imping, Die arbeitsrechtliche Stellung des Fußballspielers, S. 157.

Erster Teil

Rechtstatsächliche und rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens Nur vor dem Hintergrund der rechtstatsächlichen und rechtlichen Grundlagen des Sportverbandswesens erschließt sich das zu lösende Problem in seiner ganzen Tragweite, können Lösungsansätze gefunden und auf ihre Sachangemessenheit, Zweckmäßigkeit und Praktikabilität hin überprüft werden.

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens Zu den rechtstatsächlichen Grundlagen des Sportverbandswesens gehören die Organisationsstruktur und die Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen (I.), zur Veranschauung aktuelle Daten aus dem Sportverbandswesen (II.), die Regelwerke nationaler und internationaler Sportvereine und -verbände (III.) sowie die Wettkampforganisation im Sport (IV.).

I. Organisationsstruktur und Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen

Die fremdorganisierte Sportausübung in Deutschland und in den meisten anderen west- bzw. unionseuropäischen Staaten findet ganz überwiegend im Rahmen von Vereinen und Verbänden statt 1• Die Organisationsstruktur des deutschen Sports ist daher weitgehend mit der Organisationsstruktur des deutschen Sportvereins- und Sportverbandswesens identisch. Da Sportvereine Mitglieder von Sportverbänden sind, wird hier begrifflich vereinfacht nur vom Sportverbandswesen gesprochen. Das Sportverbandswesen ist organisationstechnisch durch eine, für das Kartellrecht generell interessante, Monopolstruktur gekennzeichnet, für die der historische Hintergrund eine Erklärung zu liefern vermag (hierzu 1.). An der Mo1 Weber I Schnieder I Kortlüke I Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, S. 73; Weisbrod, Europäisches Vereinsrecht, passim. Demgegenüber kennt die US-amerikanische Organisationsstruktur des Sports- abgesehen von den Dachverbänden-keine Vereine. Zentral sind dort die Schulen und Hochschulen.

54

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

nopolstruktur orientiert sich auch die Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen, die an dieser Stelle nur in knapper Form dargestellt werden soll (hierzu 2.).

1. Monopolstruktur und historischer Hintergrund

a) Monopolstruktur: Ein-Platz-Prinzip und Verbandspyramide Die monopolistische Organisationsstruktur im Sportverbandswesen ist gekennzeichnet durch die Verbandspyramide (bb.), die ihrerseits auf das EinPlatz-Prinzip, auch Ein-Verbands-Prinzip genannt, (aa.) zurückzuführen ist. Beides sind die zentralen Merkmale der Organisationsstruktur im Sport.

aa) Das Ein-Platz-Prinzip Das Ein-Platz-Prinzip2 besagt, daß auf jeder Ebene geographischer und fachlicher Art die sportlichen Interessen nur von einem Verband zentral wahrgenommen werden. Die fachliche Komponente dieses Prinzips bedeutet, daß für jede Sportart nur ein Verband ausschließlich zuständig ist, während die geographische Komponente die Existenz jeweils nur eines Fachverbands für ein abgegrenztes Territorium beinhaltet3 . Dementsprechend gibt es regional (z.B. auf Kreis- oder Landesebene), national, kontinental (z.B. auf europäischer Ebene) und international jeweils nur einen4 Verband5, der die Interessen einer bestimmten Sportart6 zentral wahrnimmt. Die Verbände der geographisch nachgeordneten bzw. fachlich spezielleren Ebene sind jeweils in dem übergeordneten Verband zusammengeschlossen7 .

2 Siehe hierzu Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2759; Reichert I van Look, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 855 ff. ; Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 61 ff.; ders., JuS 1983, 826; Gießelmann-Goetze, Das Ein-PlatzPrinzip, S. 15 ff. 3 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 71 f. 4 Eine Besonderheit stellt das Berufsboxen dar, für das sich international mehrere Sportverbände zuständig betrachten. 5 In den sozialistischen Staaten bestand und besteht die Besonderheit, daß die national zuständigen Sportorganisationen weitgehend in den Staat integriert waren bzw. sind (vgl. Schroeder, Symbolik der Olympischen Bewegung, S. 80 f.). 6 Von der grundsätzlichen Korrespondenz je eines nationalen mit je einem internationalen Sportverband gibt es wenige Ausnahmen. Vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 57, Fn. 45. 7 Konsequenz ist, daß regelmäßig auch nur die Vereine, Verbände oder Einzelpersonen auf der unmittelbar nachgeordneten Ebene unmittelbare Mitglieder eines Verbands sind. Hiervon

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

55

Sportartübergreifend existiert in Deutschland jeweils auf der Stadt- bzw. Kreisebene, auf der Landesebene und auf der Bundesebene nur ein einziger die Interessen aller Sportarten vertretender Verband, nämlich der jeweilige Stadtoder Kreissportbund, der jeweilige Landessportbund und der Deutsche SportBund (DSB). Auf allen geographischen Ebenen fungiert der Sportbund als Zusammenschluß aller Fachverbände seiner Ebene.

Das Ein-Platz-Prinzip gilt auch für die Organisationsstruktur der Olympischen Spiele der Neuzeit8 : Das für die Spiele kraft eigener Kompetenz und Aufgabenverleihung in letzter Instanz ausschließlich zuständige Internationale Olympische Komitee (IOK)9 wird von Nationalen Olympischen Komitees in jeder olympischen Nation unterstützt 10 . Die NOKs sind zwar keine Mitglieder des 10Ks 11 . Sie erhalten ihre Anerkennung als NOK aber gemäß Regel 4 Abs. 1 Olympische Charta 12 ausschließlich durch das lOK und nur unter den Voraussetzungen, die in den Ausführungsbestimmungen zu den Regeln 31 und 32 Olympische Charta aufgestellten Mindestanforderungen zu erfüllen, sich dem von dem IOK aufgestellten olympischen Verbandsrecht zu unterwerfen

gibt es wenige Ausnahmen, z.B. Art. 1 (4) Constitution ISU u. Rule 104 (I) General Regulations ISU (Stand 1996); Art. I 4.l.b) Satzungen FIBT (Stand 2000), II. und B.II. 8 Zur ,. Olympischen Bewegung" gehören neben dem führenden (siehe hierzu die nachfolgende Fußnote) lOKnoch der Olympische Kongreß als Forum aller Glieder der olympischen Bewegung, der seit 1970 wieder regelmäßig tagt, aber nur noch beratende und empfehlende Funktionen hat (Regel 7 Abs. I Olympische Charta (Stand 2000); siehe hierzu Müller, Von Paris bis Baden-Baden. Die Olympischen Kongresse 1894- 1981), die IOC-Commissionfor the Olympic Movement als ständiges Gremium zur Abstimmung zwischen den internationalen Sportfachverbänden, den NOKs und dem IOK sowie - seit 1984 - die Sportschiedsgerichte CAS/fAS. Vgl. zur Organisation der Olympischen Bewegung: Träger I Vedder, Rechtsqualität der IOC-Zulassungsregel, passim. 9 Regel I Abs. I Olympische Charta (Stand 2000) beschreibt diesen Führungsanspruch: "Le CIO est l'autorite supreme du Mouvement olympique.". Der Geltungsanspruch der Olympischen Charta und der führenden Rolle des IOK wird durch Regel 1 Abs. 2 beschrieben: "Toute personne ou Organisation appartenant a UD titre quelconque au Mouvement olympique est soumise aux dispositions de Ia Charte olympique et doit se conformer aux decisions du CIO." 10 Regel 31 Olympische Charta (Stand 2000). 11 Vgl. Regel 20 Olympische Charta (Stand 2000); Träger I Vedder, Rechtsqualität der IOC-Zulassungsregel, S. 18; Will, Rechtsgrundlagen der Bindung nationaler Verbände an internationale Sportverbandsregeln, S . 33. Siehe zur besonderen Mitgliederstruktur des IOK ausführlich Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 59 f. m.w.N. 12 Stand 2000. Allgemein zu den (Sport-)Regelwerken nationaler und internationaler Sportverbände in rechtstatsächlicher Hinsicht unten III. und in rechtlicher Hinsicht unten B.III.

56

I. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

und es anzuerkennen 13 . Mitglieder der NOKs sind unter anderen 14 die nationalen Spitzenfachverbände des Sports. Festgeschrieben und durchgesetzt wird das Ein-Platz-Prinzip in den (Sport-)Regelwerken internationaler und nationaler Sportverbände 15 . In Deutschland erfolgt dies einerseits - sportartübergreifend - in § 5 III DSBSatzung i.V.m § 5 Nr. 1 DSB-Aufnahmerichtlinien sowie in den entsprechenden Satzungsbestimmungen der Landes- und Kreis- bzw. Stadtsportbünde, wonach jede Sportart auf jeder geographischen Ebene nur durch einen Spitzenverband vertreten sein kann. In den einzelnen Sportarten übernehmen die Satzungen der Spitzenverbände diese Funktion 16 . Auf olympischer Ebene sorgt das lOKfür die Aufrechterhaltung des Ein-Platz-Prinzips 17 • Außerhalb der Olympischen Bewegung ist das Ein-Verbands-Prinzip aufinternationaler Ebene in den Satzungen der internationalen Fachsportverbände verankert 18 . Die internationalen Verbände sichern ihre Alleinstellung teilweise zusätzlich dadurch ab, daß sie ihren Mitgliedern verbieten, sich anderen - konkurrierenden - internationa13 Vgl. Ausführungsbestimmung 2 zu den Regeln 31 u. 32 und den in Fußnote 17 des Esten Teils zitierten Text der Regel l Abs. 2 Olympische Charta (Stand 2000). 14 Weitere Mitglieder der NOKs sind die nationalen Mitglieder des lOKs, d.h. natürliche Personen, und fakultativ weitere persönliche Mitglieder, Regel 32 Abs. 1.1 Olympische Charta (Stand 2000). 15 Allgemein zu (Sport-)Regelwerken internationaler und nationaler Sportverbände in rechtstatsächlicher Hinsicht unten A.III. und in rechtlicher Hinsicht unten B.III. 16 Z.B. § 4 (I) Satzung DBV (Stand 2000); § 3 (l) Satz 2 Satzung DTurnerB (Stand 2000); § S Nr. 2.1 Satzung DRY (Stand 2000); § 6 (2) Satzung DVV (2000). 17 Nach Regel 51 Olympische Charta kann eine Sportart nur olympisch werden, wenn ein Verband diese Sportart allein und ausschließlich international repräsentiert. Dementsprechend werden nach Regel 45 Olympische Charta und der zugehörigen Ausführungsbestimmung Sportler nur aus solchen Sportarten zu den Olympischen Spielen zugelassen. Nach Regel 32 Abs. 1.2. Satz 3 Olympische Charta darf ein NOK für jede olympische Sportart nur einen einzigen nationalen Verband anerkennen, der seinerseits Mitglied des vom lOK anerkannten, einzigen internationalen Verbands für die betreffende Sportart sein muß. Das führt beispielsweise dazu, daß die von der FIFA aus Traditionsgründen anerkannten Mannschaften Englands, Wales, Schottlands und Nordirlands zu Olympischen Spielen nicht zugelassen sind, sondern dem einzigen britischen NOK auch nur eine britische Fußballnationalmannschaft angehört. Regel 49 Abs. 2 Olympische Charta fordert ausdrücklich, daß der Athlet von demjenigen nationalen Sportfachverband vorgeschlagen sein muß, der seinen Sport vertritt. Im Ergebnis sind damit die NOKs, die nationalen und die internationalen Sportfachverbände sowie die Sportler selbst - nolens volens - an der Aufrechterhaltung der Monopolstruktur beteiligt. Vgl. hierzu Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 59 f.; Tröger I Vedder, Rechtsqualität der IOC-Zulassungsregel, S. 18 ff. 18 Z.B. Art. 1 Abs. 3 Statuten FIFA; Art. I (2), 2 (2) Satzungen IHF; Art. 17.1 Constitution ITTF; Art. C.S.l, C.S.3. Constitution FINA; Rules 3 (6) u. 4 (1) Constitution IAAF; Art. 1.4.l.a) Satzungen FIBT (Stand 2000); Art. XVII Articles of Association AIBoxA; außer FIBT alle l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998. Siehe auch die umfassenden Nachweise bei Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 61 f., Fn. 84.

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

57

Jen Sportverbänden anzuschließen 19, oder daß sie die Mitgliedschaft in einem solchen Verband von ihrer Zustimmung abhängig machen20• Darüber hinaus stellen sie häufig ein Verbot oder Zustimmungserfordernis für die Teilnahme an Sportveranstaltungen außerhalb des Verbandsrahmens auf21 • Auf kontinentaler, nationaler oder regionaler Ebene wird das Ein-Platz-Prinzip entweder durch satzungsmäßige Vorgaben der internationalen Sportfachverbände22 oder in eigenen Bestimmungen der kontinentalen, nationalen oder regionalen Sportverbände vorgeschrieben23 und durch ähnliche Einschränkungen gegenüber den Mitgliedern durchgesetzt24. Ähnliche Einschränkungen finden sich auch in selbständigen Profiligen25 . Zwecke des Ein-Platz-Prinzips sind die Einheitlichkeit des internationalen, kontinentalen, nationalen und regionalen Sportbetriebs26, insbesondere die Aufstellung, Anwendung und Durchsetzung der die Sportart prägenden Regelungen27, die Vereinfachung der Organisation internationaler, kontinentaler, nationaler und regionaler Sportveranstaltungen und die Vermeidung konkurrenzbe19 Z.B. Art. 002 (2.) Statutes FEI; Art. 15.3 Constitution IWF; beide l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998. 20 Z.B. § 3 Statutes and Regulations IIHF (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998). 21 Z.B. Art. 50-53 FIFA Statuten (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998). Letzterer macht sogar Beziehungen zu nicht verbandsangeschlossenen Vereinigungen genehmigungspflichtig. 22 Z.B. Art. 18.2 Satzung UIT (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998). 23 Z.B. Art. I (2) Statuten UEFA (http\\:www.uefa.com/uefa/Regulations/index.html v. 20.9.00); §§ 8 (2), 13 Satzung DFB (Stand 2000). 24 Vgl. eine im März 1998 von englischen Rugbyclubs der EU-Kommission vorgebrachte Beschwerde gegen den Internationalen Rugbyverband (IRFB) und die englische Rugby Football Union (RFU), in der sich die Vereine dagegen wenden, daß sie selbst ohne Verbandsgenehmigung keine grenzüberschreitende Spiele und Turniere veranstalten dUrfen und bei einer Verbandsgenehmigung die Vermarktung der Fernsehexklusivrechte dem Verband überlassen müßten, l.c.: EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. 15, Rn. 24. 25 Z.B. dürfen nach B.27 Premier League Bestimmungen (Stand 1999) die Clubs der britischen Premier League Football nicht ohne Vorstandszustimmung an Veranstaltungen außerhalb der Premier League teilnehmen. Nach Bestimmung D.6.1. Premier League Bestimmungen (Stand 1999) sind Spiele außerhalb des örtlichen Wirkungskreises der Premier League England und Wales nur mit Vorstandszustimmung zulässig. Die Jetztgenannte Bestimmung wurde allerdings vom Restrictive Practices' Court für unwirksam erldärt, Entscheidung vom 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http://www.courtservice.gov.uk/pljmtint.htrn, Rn. 434 und 437. 26 Gießelmann-Goetze, Das Ein-Platz-Prinzip, S. 18, weist zutreffend darauf hin, daß nur auf diese Weise die im Wettkampfsport vorrangige Frage, wer z.B. Weltmeister sei, verläß. lieh beantwortet werden könne. Vor diesem Hintergrund wird die Situation im Profiboxen häufig bemängelt. 27 Vieweg in Hannamann I Vieweg, Soziale und wirtschaftliche Machtpositionen im Sport, s. 52.

58

I. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

dingter Kompetenzkonflikte28 . Aus juristischer Sicht hat der Bundesgerichtshof29 das Ein-Platz-Prinzip des DSB schon 1974 als prinzipiell sachgemäß anerkannt, da auf diese Weise die Erschwerung der verbandsinternen Willensbildung, die Unübersichtlichkeit und die Rivalität innerhalb des Mitgliederkreises vermieden und somit eine funktionsgerechte Aufgabenerfüllung der Dachverbände ermöglicht und erreicht werden könnten. Auch die Europäische Kommission30 hält das Ein-Verbands-Prinzip grundsätzlich für sachgemäß. "Mit Rücksicht darauf, daß es zu einer Benachteiligung und Diskriminierung von Spitzenverbänden gleicher Art führen kann", muß aber dem BGH31 zufolge jeweils geprüft werden, "ob der Zweck des Ein-Platz-Prinzips auch in anderer Ausgestaltung erreicht werden kann". Die praktische Wirksamkeit des Ein-Platz-Prinzips wird beispielweise im Zuständigkeitskonflikt zwischen dem etablierten internationalen Skiverband FIS und der neu gegründeten International Snowboard Federation ISF deutlich32. Auch das moderne lnline-Skaten hat zu einer Verbandskonkurrenz geführt33. Etwas ältere Beispiele liefern der Radsport und das Damenhockey. Der deutsche Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität (RKB) wurde in den 60-iger Jahren nicht vom DSB aufgenommen, weil dort bereits der Bund Deutscher Radfahrer (BOR) den Radsport vertrat34. Im Damenhockey konkurrierten jahrelang zwei internationale Verbände: die 1924 gegründete Federation Interna28 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 292. 29 BGHZ 63, 282 (292 ff.) = NJW 1975, 771 (774 ff.). 30 EU-Kommission, Der Einfluss der Tätigkeiten der Europäischen Union auf den Sport,

s. 86.

31 BGHZ 63, 282 (292 ff.) = NJW 1975, 771 (774 ff.). Nach Ansicht des BGH, ebd., hatte das Ein-Platz-Prinzip in der Satzung des DSB in einer Form Niederschlag gefunden, die zur steten Quelle der Diskriminierung und Benachteiligung gleichartiger Sportverbände werden könne. Der zufallig zuerst Gekommene habe sogar dann den Vorrang, wenn ihn der Außenstehende an Bedeutung überragt. Nur wenn dem Ein-Platz-Prinzip eine Gestalt verliehen werde, die diskriminierende Folgen ausschließt, sei es sachlich gerechtfertigt. Der BGH hielt es etwa für denkbar, eine Satzungsregelung zu treffen, wonach konkurrierende Verbände von gewisser Bedeutung die Mitgliedschaftsrechte im übergeordneten Verband für ihren Fachbereich nur durch eine gemeinschaftliche Dachorganisation einheitlich ausüben können. Zu diesem Verfahren: Gießelmann-Goetze, Das Ein-Platz-Prinzip, S. 22 ff. 32 Vgl. FAZ V. 21.1.1995, s. 25; sz V. 21.10.1998, s. 43. 33 In Deutschland fühlen sich sowohl die German Inline-Skating Association GISA als auch der Deutsche Inline-Skate-Verband DIV für diesen Sport verantwortlich; eine Fusion ist bislang vergeblich versucht worden (FAZ v. 16.9.1996, S. 34). 34 Nach langjährigem Rechtsstreit verpflichtete schließlich das OLG Frankfurt im Jahr 1975 den DSB, den RKB aufzunehmen, was dann 1977- als "Sportverband mit besonderer Aufgabenstellung" - auch geschah. Der letzte Antrag des RKB, von der Internationalen Radfahrer-Union UCI aufgenommen zu werden, war mit Hinweis auf die Mitgliedschaft des BDR abgelehnt worden. Vgl. Vieweg, Teilnahmerechte und-pflichtender Vereine und Verbände, S. 26 ff., m.w.N.

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

59

tionale de Hockey (FIH) und die 1927 gegründete International Federation of Women's Hockey (IFWH). Erst als sich die beiden Verbände 1983 zusammenschlossen, konnte Damenhockey olympisch werden 35 .

bb) Die Verbandspyramide Das Ein-Platz-Prinzip schafft eine Monopolstruktur. Es bildet die Grundlage für die Verbandspyramide, mit der der Verbund der in der Sportorganisation zusammengeschlossenen Personen und Personenvereinigungen veranschaulicht wird. Die Verbandspyramide kann grafisch wie nachfolgend dargestellt werden.

Abbildung 1: Die Verbandspyramide

35 Vieweg, Teilnahmerechte und-pflichtender Vereine und Verbände, S. 30 f. m.w.N.

60

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

b) Historischer Hintergrund der Monopolstruktur im Sport Die skizzierte vom Ein-Platz-Prinzip geprägte Struktur des Sports ist historisch gewachsen 36 .

Auf internationaler Ebene haben die Organisation der Olympischen Spiele der Neuzeit37 und das hierfür ausschließlich zuständige lOK einen wichtigen Beitrag geleistet, der sich über die dem lOK angeschlossenen NOKs 38 in allen Olympischen Nationen fortsetzt. Denn - wie soeben dargestellt - läßt es Sportarten nur zu den Olympischen Spielen zu, wenn sichergestellt ist, daß sie international jeweils von einem allein und ausschließlich zuständigen Verband repräsentiert werden. Geschichtliche Wurzeln der Monopolstruktur in Deutschland finden sich abgesehen vom durch lOK, NOKs und internationale Sportverbände ausgeübten Anpassungszwang-vor allem im Dritten Reich 39: Im /9. Jahrhundert waren die ersten Sportvereine40, die sich bald zu den ersten Sportverbänden41 zusammengeschlossen hatten, gegründet worden. Die Diskriminierung von Arbeitern und Juden einerseits42 und die Ablehnung der aus dem Ausland kommenden Sportarten durch das Sammelbecken der Deutschen Turnerschaft andererseits43 führten zu einer erheblichen Zunahme von Sportverbandsgründungen44, so daß am Ende der Weimarer Republik ca. 300 Sportverbände im

36 So auch zu Recht BGH NJW 1995, 583 (585)- Reitsport. 37 Die Olympischen Spiele der Neuzeit wurden- orientiert am antiken Vorbild -1894 von

Pierre Baron de Coubertin ins Leben gerufen und erstmals 1896 in Athen ausgetragen. Siehe hierzu Mevert, Olympische Spiele der Neuzeit, passim. 38 Wie oben bereits dargestellt, sind die NOKs allerdings keine Mitglieder des lOK. 39 Hierzu Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 244 ff. 40 Als erster Turnverein gilt die Hamburger Turnerschaft von 1816 (Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 8 m.w.N.). 41 Allen voran der Deutsche Schützenbund (1861) (vgl. Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.l.3.(2b), S. 151) und die Deutsche Turnerschaft (1868), deren frühere Gründung u.a. wegen ihrer Verbindung mit nationalpolitischen Ideen am Verbot der Vereinigung von politischen Vereinen gescheitert war (Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 9 m.w.N.). 42 Der Vorsitzende der Deutschen Turnerschaft Th. Georgii hatte den Vereinen in der Deutschen Turn-Zeitung 1878, S. 365 empfohlen, sozialdemokratische Mitglieder auszuschließen (vgl. Vieweg, Gleichschaltung und FUhrerprinzip, S. 249). Die Statuten des DRY versagten 1883-1918 jedem die Startberechtigung, der "als Arbeiter seinen Lebensunterhalt durch seiner Hände Arbeit verdient" (vgl. Sunderdiek, Das Disziplinarstrafrecht des Sports, S. 5). Siehe zu den zahlreichen antisemitischen Äußerungen und Maßnahmen Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. II f. 43 Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 10 f.; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 249. 44 Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 12 ff.

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

61

Reichsgebiet existierten45 . Sie unterschieden sich nicht nur nach Sportarten, sondern in gleicher Weise nach Konfessionen, Ideologien und Parteizugehörigkeit46. Erste Bestrebungen zur Überwindung situationsbedingter Blockaden und Kompetenzkonflikte47 leiteten bereits in der Weimarer Republik einen Monopolisierungsprozeß ein. Die Verbände erklärten auf Reichsebene ihr: Verbandsrecht in allen Untergliederungen für verbindlich und sahen im Gegenzug Fachund Gebietsschutzklauseln für diese vor48 . Zwei große Dachverbände wurden gegründet49. Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 erfuhr dieser Konzentrationsprozeß eine erhebliche Beschleunigung durch die Gleichschaltung des Sportverbandswesens und die Einführung des Führerprinzips in die Sportorganisation. Die staatliche Sportverwaltung wurde auf einen Reichssportkommissar (später: Reichssportführer) zentrierr0 • Politisch oder ideologisch unerwünschte Sportorganisationen wurden nach und nach aufgelösr5 1• Das verbliebene Sportverbandswesen wurde nach den ,,Leitsätzen zur Neuord45 Sunderdiek, Das Disziplinarstrafrecht des Sports, S. 5; Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 14. 46 Es gab Arbeitersportverbände, die der SPD oder der KPD nahestanden, parteipolitisch neutrale bürgerlich-national eingestellte Sportverbände wie die Deutsche Turnerschaft und den Deutschen Fußball-Bund sowie religiös geprägte Sportverbände wie die Deutsche Jugendkraft, das Eichenkreuz und die jüdischen Sportverbände (Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 249). 47 So stritten sich vier Verbände um die Regelhoheit im Fußball. Vgl. Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 13; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 250. 48 Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 32; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 250. 49 Es handelt sich um den Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen (DRA) und um die Zentralkommission für Sport und Körperpflege (ZK), die beide im Jahr 1930 gegründet wurden. Vgl. Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 15 ff.; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 250. 50 Vgl. Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 44 m.w.N.; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 250 f. m.w.N. 51 Die KPD-orientierte Kampfgemeinschaft Rote Sporteinheit wurde mit ihren Untergliederungen gestützt auf die Reichtstagsbrandverordnung (Verordnung zum Schutz von Volk und Staat vom 28.2.1933, RGBI. 1933 I, S. 83.) aufgelöst. Die ZK, Dachverband der SPDnahen Sportvereine und -verbände, entzog sich der drohenden Auflösung durch Selbstauflösung (Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 48 m.w.N.). Auch den christlichen Sportverbänden wurde durch Polizeiverordnung jegliche sportliche Aktivität untersagt (Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 47 m.w.N.; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 251). Die Sportler wurden zunächst durch Anordnungen der örtlichen oder regionalen Sportkommissare, dann durch Erlaß des Reichsinnenministers v. 21.6.1933 in andere Vereine und Verbände überführt (Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 47 f.; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 251 f.). Die jüdischen Vereine und Verbände wurden durch zahlreiche Maßnahmen diskriminiert und blieben bis zur Reichskristallnacht 1938 wohl nur wegen des von den USA angedrohten Boykotts der Olympischen Spiele 1936 in ihrer Existenz verschont (Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 47; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 252).

62

I. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

nung der Deutschen Leibesübungen"52 umstrukturiert. Dementsprechend wurden z.B. im Radsport die ca. 30 Verbände durch einen Verband mit Fachgebietsmonopol ersetzt53 . Für die Sportler und Vereine bestand Organisationszwang54. 1934 wurde der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen (DRL) gegründet55, dem alle Sportfachverbände als unmittelbare oder mittelbare Mitglieder angehörten, bevor sie mit der Einrichtung von Fachämtern zur Repräsentation der Sportarten praktisch funktionslos wurden56. 1938 wurde der DRL in Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) umbenannt und in die Organisation der NSDAP eingegliedert57 . Die räumliche Untergliederung wurde derjenigen der NSDAP angepaßt58 . Mitglieder waren alle ,,Deutschen Gemeinschaften, die zur Pflege der Leibesübungen oder zur Durchführung sportlicher Wettkämpfe gebildet werden", deren Mitglieder sowie Zusammenschlüsse von Vereinen (Verbände) 59 . Das vom Staat in Anspruch genommene Organisations- und Verwaltungsmonopol erstreckte sich auch auf den Berufssport. In rechtlicher Hinsicht brachte die Gleichschaltung des Sportverbandswesens eine rechtlich verbindliche Durchnormierung des Sports durch Schaffung eines im wesentlichen einheitlichen Satzungs- und Ordnungsrechts mit sich60. An den Monopolisierungsprozeß und die Vereinheitlichung des Satzungsund Ordnungsrechts im Dritten Reich knüpfte der Wiederaufbau des Sportverbandswesens nach 1945 an61 . Nach Ende des Zweiten Weltkrieges waren alle deutschen Turn- und Sportverbände aufgelöst worden62 . Gleichzeitig erlaubten die Siegermächte die Errichtung nichtmilitärischer Sportorganisationen lokalen 52 Deutsche Turn-Zeitung 1933, S. 410 f. 53 Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 253. 54 Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 53 f. Vgl. z.B. § 5 Abs. 1 Satz I u. 2 der Satzung des Deutschen Radfahrer Verbands v. 22.1.1934. 55 Bernett, Der Weg des Sports in die nationalsozialistische Diktatur, S. 15; Long, Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat, S. 61; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 254. 56 Vgl. Bernett, Der Weg des Sports in die nationalsozialistische Diktatur, S. 21 ff.; Long, Die Leitung und Aufsicht des Sports durch den Staat, S. 63; Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 254. 57 Führererlaß vom 21.12.1938 (RGBI. 1938 I, S. 1959). 58 Erlaß des Reichsorganisationsleiters der NSDAP R. Ley v. 3.6.1939 (Bernett, Der Weg des Sports in die nationalsozialistische Diktatur, S. 25 f.). 59 Nach§ 3 Abs. 1 NSRL-Satzung v. 24.11.1939 (RMinBI. 1940, S. 18 f.). 60 Vgl. Einheitssatzung für die dem DRL angeschlossenen Vereine (RMinBI. 1935, S. 100 ff.); Einheitssatzung für die dem NSRL angeschlossenen Gemeinschaften (RMinBI. 1940, S. 20 ff.). Vgl. Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 268, Fn. 117. 61 Vieweg, Gleichschaltung und Führerprinzip, S. 256 u. 261; ders., Einführung, JuS 1983, 825 (826, Fn. 5); Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 68. 62 Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 68.

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

63

Charakters63 . Im Zeitraum von 1946 bis 1949 schlossen sich dann die Vereine in der noch heute bestehenden Struktur64 auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene zusammen65 . Ab 1949 wurden wieder Spitzenfachverbände gegründet, die sich 1950 unter dem Dach des Deutschen Sportbundes zusammenfanden66 • Wiedergegründete beruflich oder konfessionell orientierte Sportverbände wie das Eichenkreuz und die Deutsche Jugendkraft schlossen sich dem DSB an67 •

2. Die Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen

Die Monopolstruktur in der Sportverbandspyramide wird auch von der Aufgabenverteilung im Sportverbandswesen widergespiegelt. Angelehnt an die empirische Analyse von Winkler I Karhausen I Meier68 soll hier nur ein kurzer Überblick gegeben werden69• Hierbei wird keine Vollständigkeit angestrebt, sondern auf die wichtigsten Aufgaben abgestellt. Die Sportvereine betreiben Sportförderung an der Basis: Sie bieten kontrollierte Sportausübung in ihrer/n SportartJen regelmäßig für unterschiedliche Leistungsstufen einschließlich sog. Jedermann-Programme an. Hinzu treten Weltkampfveranstaltungen unterschiedlichen Niveaus, z.B. Spielfeste und Volkswettbewerbe, Profispiele sowie bloße Geselligkeitsveranstaltungen. Die Landes- bzw. Regionalfachverbände organisieren und koordinieren den Sportbetrieb in ihrer Sportart auf Landes- und regionaler Ebene. Sie führen den Wettkampfbetrieb auf Landes- oder regionaler Ebene aus und betreiben Talentsuche und -förderung, insbesondere indem sie talentierte Leistungssportler aus den Vereinen in Leistungszentren überführen, Kader bilden und betreuen. Sie organisieren und betreiben Lehrgänge und betreuen die Jedermann-Programme der Vereine. Insgesamt stellen sie das organisatorische Bindeglied zwischen den Vereinen und den Spitzenverbänden dar, wobei sie im Vergleich zu letzteren vorwiegend breitensportorientiert sind.

63

Freyer, Handbuch des SporUnarketing, B.I.3.(2b), S. !53.

64 Hierzu bereits oben a). 65 Freyer, Handbuch des SporUnarketing; Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 69. 66 Freyer, Handbuch des SporUnarketing; Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 70.

Lohbeck, Das Recht der Sportverbände, S. 70 m.w.N. Winkler I Karhausen I Meier, Verbände im Sport- Eine empirische Analyse des Deutschen Sportbundes und ausgewählter Mitgliedsorganisationen, S. 70 ff. Vgl. auch Babin, Perspektiven des Sportsponsorings, S. 39, und Freyer, Handbuch des SporUnarketing, S. !53 ff. 69 Vgl. auch den Überblick über die Aufgabenverteilung im europäischen Sport bei Europäische Kommission, Das Europäische SporUnodell, S. 4 f. 67

68

64

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Die nationalen Spitzenfachverbände regeln die grundsätzlichen Angelegenheiten in ihrer Sportart, vertreten die deutsche Sportart in internationalen Verbänden, veranstalten nationale Meisterschaften und treffen die Auswahl für deutsche Vertretungen bei Länderwettkämpfen, Europa- und Weltmeisterschaften. Sie bilden Spitzenkader und übernehmen deren Ausbildung und Betreuung durch ehrenamtliche Fachwarte, hauptamtliche Bundestrainer und andere Betreuer insbesondere in den von ihnen zum Teil neben den Landesfachverbänden unterhaltenen Leistungszentren. 70 Die nationalen Spitzenfachverbände finanzieren zu einem wesentlichen Teil die sachlichen Mittel für den Trainings- und Wettkampfbetrieb der Leistungssportler sowie für die Einrichtung und Unterhaltung der Leistungszentren. Die Finanzierung erfolgt nur zu einem geringen Anteil aus Mitgliedsbeiträgen und besteht vorwiegend in der Weiterverteilung der durch staatliche Sportförderung gewährten und durch Sportvermarktung erwirtschafteten Mittel. Die nationalen Fachverbände normieren Spielregeln, übernehmen deren Kontrolle sowie die Regelung von Konflikten unter ihren Mitgliedern und entwickeln das Regelwerk fort. In rechtlichen und organisatorischen Fragen beraten und unterstützen sie die Vereine und Landes- bzw. Regionalverbände. Verglichen mit den Landes- bzw. Regionalverbänden sind sie vorwiegend leistungssportorientiert Im Bereich der überfachlichen Verbandsgliederungen (Sportbünde) übernehmen die Landessportbünde die Vertretung der Interessen der Sportvereine auf Landesebene, die Ausbildung und Finanzierung von Jugend- und Übungsleitern, Führungs- und Leitungskräften. Sie vergeben Aufwandsentschädigungen an und verteilen Zuschüsse unter diesen Kräften. Sie regeln den Versicherungsschutz der Vereine und vergeben auch hierfür Zuschüsse. Sie treten insoweit, bei der Verteilung anderer finanzieller Zuweisungen und auch darüber hinaus als Mittler zwischen den Sportvereinen und staatlichen Institutionen auf. Sie fördern den Sportstättenbau und unterstützen die Sportjugend. Der Deutsche Sportbund verfügt über eine bipolare Zielstruktur, die den Breiten- und den Leistungssport gleichermaßen erfaßt. Er koordiniert alle erforderlichen Maßnahmen zur Förderung des Sports auf nationaler Ebene, vertritt die gemeinschaftlichen Interessen der Mitgliederorganisationen gegenüber dem Staat und der Öffentlichkeit, vertritt den Sport in überverbandliehen Belangen und kümmert sich um alle überfachlichen Angelegenheiten im In- und

70 So hat der DFB nach § 3 lit. e) DFB-Satzung (Stand 2000) u.a. die Aufgabe, "in Wettbewerben der Lizenzligen des DFB (Bundesliga und 2. Bundesliga), der Damen-Bundesliga und der Amateurspielklassen der Mitgliedsverbände die Deutschen Fußballmeister, in überregionalen Pokalwettbewerben deren Sieger ermitteln zu lassen, die hierzu notwendigen Regelungen im Rahmen seiner Ordnungen aufzustellen, ferner Länderspiele und die zu ihrer Vorbereitung notwendigen Spiele und Lehrgänge durchzuführen".

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

65

Ausland, die den deutschen Sport betreffen. Schließlich befaßt er sich auch mit der Ausbildung von Übungs-, Jugend- und Organisationsleitern. In allgemeiner und vereinfachter Form kann die Aufgabenverteilung im deutschen Sportverbandswesen daher wie folgt zusammengejaßt werden: Jeder Verein bzw. Verband nimmt auf seiner Ebene folgende Aufgaben wahr:

Koordination der Interessen der Angeschlossenen; Vertretung der Interessen seiner Sportart auf seiner Ebene gegenüber gleichrangigen Sportorganisationen im In- und Ausland, gegenüber den nächsthöheren Ebenen in der Sportpyramide und gegenüber sportexternen Kreisen (Staat und Öffentlichkeit, Wirtschaft und Medien); Förderung des Sports auf seiner Ebene, insbesondere Organisation und Durchführung des Wettkampfbetriebs; Lehrgänge und Ausbildung. Die Finanzierung dieser Aufgabenwahrnehmung erfolgt mit verschiedenen Mitteln. Neben Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Vermarktungseinnahmen nehmen insbesondere die Mittel aus der staatlichen Sportförderung einen wesentlichen Teil 71 ein.

3. Zusammenfassung zu I.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, daß die Organisationsstruktur in deutschen und internationalen Sportverbänden monopolistisch ist. Hintergrund ist das weitgehend historisch bedingte Ein-Platz-Prinzip oder EinVerbands-Prinzip, wonach auf fachlicher und geographischer Ebene jeweils nur ein Verband zuständig ist. Abgesichert wird das Ein-Verbands-Prinzip durch die Sportregelwerke des lOK sowie der übrigen internationalen und nationalen Sportverbände und -vereine. Zwecke sind vor allem die Einheitlichkeit des Sportbetriebs, die Vereinfachung der Organisation von Sportveranstaltungen und die Vermeidung konkurrenzbedingter Kompetenzkonflikte, insgesamt also die Gewährleistung einer funktionsgerechten Aufgabenerfüllung der Sportverbände. Wegen seiner diskriminierenden Wirkung hält die höchstrichterliche Rechtsprechung das Ein-Verbands-Prinzip aber nur für gerechtfertigt, wenn seine Zwecke auf andere Weise nicht erreicht werden können. Folge des EinPlatz-Prinzips ist die Verbandspyramide. Auch die Aufgabenverteilung im 71 Mit jährlichen Unterstützungszahlungen von 7 Milliarden DM war der Staat 1997 auch im Vergleich zur Wirtschaft noch wesentlicher Förderer des Sports (FAZ v. 7.11.1997, s. 18). S Hannamann

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

66

Sportverbandswesen folgt dem Ein-Platz-Prinzip: Jeder Verein bzw. Verband übernimmt- vereinfacht dargestellt - auf seiner Ebene die Aufgaben der Koordination der Mitgliederinteressen; der Vertretung der Interessen seiner Sportart gegenüber gleichrangigen Sportorganisationen im In- und Ausland, gegenüber der nächsthöheren Ebene sowie gegenüber sportexternen Kreisen; der Förderung des Sports, insbesondere der Organisation und der Durchführung des Wettkampfbetriebs, sowie der Lehrgänge und der Ausbildung. Finanziert wird die Aufgabenwahrnehmung aus den Vereins- und Verbandsmitteln, die nur teilweise auf die Mitgliedsbeiträge zurückgehen, zu einem beträchtlichen Teil aber aus Vermarktungseinnahmen, Spenden und öffentlichen Fördergeldern gespeist werden.

II. Aktuelle Daten des Sportverbandswesens DemlOK mit Sitz in Lausanne (Schweiz) sind inzwischen 199 lOKs angeschlossen. Es gibt gemäß Regel 51 Olympische Charta 35 olympische Sportarten72.

Die internationalen Sportfachverbände sind zahlenmäßig schwer zu überschauen. Die - nach dem derzeitigen Stand der Olympischen Charta- 35 internationalen Sportfachverbände der olympischen Sportarten stellen hier jedenfalls nur einen Bruchteil dar. Hinzu treten weitere 31 vom lOKanerkannte internationale Sportfachverbände73 • In geographischer Hinsicht konzentriert sich die internationale Sportverbandswelt primär auf Europa, insbesondere auf die Schweiz, in der ein erheblicher Anteil der Verbände ihren Sitz haben 74 . Es gibt derzeit drei internationale Sportverbände mit Sitz in Deutschland75 • In Deutschland waren nach einer Bestandserhebung des Bundesinstituts für Sportwissenschaft 1996 ca. 27 Mio. und damit mehr als ein Drittel der Bevölkerung als Mitglieder in 85.938 Sportvereinen organisiert76 , die 16 Landes-

72 http://www .olympic .org./ioc/e/org/if/if/idsf_e.hunl., 12.9 .2000.

http://www.olympic.org./ioc/e/org/if/if/idsf_e.html., 12.9.2000. Sitzstaaten der olympischen internationalen Sportverbände - Staaten, in denen sich die (General-)Sekretariate befinden - sind (nach http://www .olympic.org./ioc/e/orglif/if/ idsf_e.hunl v.l2.9.2000): die Schweiz (15), Großbritannien (5), Italien (1), Deutschland (3), Belgien (1), Österreich (1), Monaco (2), Ungarn (2), Kanada (I), USA (2) und Südkorea (2). Die Zahlen in den Klammern geben die Anzahl der internationalen Sportverbände wieder, die im jeweiligen Staat ihren Sitz haben. 75 Dies sind: ISSF (Internationaler Schützenverband), FIL (Internationaler Ringerverband) und die FIBA (Internationaler Arnateur-Basketballverband). 76 FAZ v. 27.6.2000, S. 46. Vgl. auch die Zahlen bei Weber I Schnieder I Kortlüke I Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, S. 109 ff., wonach dem DSB im Jahr 1993 81.071 Sportvereine angehörten, im Jahr 1991 614 Landesfachverbände in den alten und 210 73

74

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

67

sportbünden und 55 Sportfachverbänden angehörten77 • Der DSB kann deshalb als die "größte Personenvereinigung der Bundesrepublik Deutschland"78 bezeichnet werden. Im Jahr 1990 wurde das Haushaltsvolumen der Sportvereine und -verbände in Höhe von 7 Mrd. DM zu 2/5 aus Leistungen der Mitglieder, zu 1,4 aus eigenwirtschaftlicher Tätigkeit, einschließlich Werbung, Fernsehrechteverkauf und Sponsoring, zu 117 aus Einnahmen aus Sportveranstaltungen, vor allem Eintrittsgeldern, und zu 1,4 aus direkten Zuschüssen der öffentlichen Hand und aus Spenden aufgebracht79 . Die größten Mitgliederzahlen bestehen beim Fußball (6,2 Mio.)80, beim Turnen (4,7 Mio.)81 , beim Tennis (2,1 Mio.) und bei den Schützen (1,6 Mio.)82.

111. Die Regelwerke nationaler und internationaler Sportverbände

In mehr oder weniger umfangreichen Regelwerken stecken die nationalen und internationalen Sportverbände einerseits den für ihren fachlich-räumlichen Organisations- und Verantwortungsbereich maßgeblichen organisatorischen Rahmen in einer Art Verbandsverfassungsrecht ab 83 und stellen andererseits Sportregeln auf. 84 Die Regelwerke werden als Satzung, Charta, Statut, statute, constitution, Grundgesetz, regulation, Ordnung, Reglement, By(e)-Law, Bestimmung und dergleichen bezeichnet. Begrifflich kann nach Vieweg 85 - ohne rechtliche Qualifizierung - von Verbandsnormen gesprochen werden, die als Landesfachverbände in den neuen Bundesländern gezählt wurden, und dem DSB "derzeit" (Erscheinungsjahr: 1995) 56 Bundesfachverbände mit gut 22,5 Mio. Mitglieder angeschlossen seien. Eine Bestandsaufnahme für das Jahr 1992 findet sich in Deutscher Basketball Bund e. V., Jahrbuch 1996/97, S. 347. 77 Deutscher Basketball Bund e.V., Jahrbuch 1996/97, S. 347; http://www.dsb.de. v. 2.9.2000. 78 P. Roth, Sportsponsoring, S. 404. 79 Weber I Schnieder I Kortlüke I Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, S. 107. 80 Verbandseigene Angaben nach FAZ v. 27.6.2000, S. 46. 81 Verbandseigene Angaben nach FAZ v. 27.6.2000, S. 46. 82 Deutscher Basketball Bunde. V., Jahrbuch 1996/97, S. 347. 83 Wie bei Satzungen und Nebenordnungen von Verbänden, Vereinen und sonstigen Personenvereinigungen generell sind die Funktionen solcher, die " Verfassung" im weiteren Sinne regelnden Bestimmungen neben Konfliktvermeidung und -Iösung die Unterstützung der Funktionsausübung und Aufgabenerfüllung der Vereinigung sowie die Gestaltung und Regelung der Innen- und Außenbeziehungen (vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 32). 84 Einen umfassenden Überblick gibt die rechtstatsächliche Analyse des Regelwerks zahlreicher internationaler Sportverbände in Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 49 ff. 85 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, s. 29 ff.

68

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

"generell-abstrakte Verhaltens- oder Beschaffenheitsfestsetzungen, die einseitig mögliche Interessen- und/oder Wertungskonflikte mit Anspruch auf Verbindlichkeit in dem Bereich regeln, den der Verband- gegebenenfalls neben anderen Normsetzern - für sich kompetentiell in Anspruch nimmt"86 . Adressaten der Normen sind nicht nur die Mitglieder des jeweiligen Verbands, sondern regelmäßig auch die den Mitgliedsverbänden unmittelbar oder mittelbar angeschlossenen Sportbeteiligten (Verbände, Vereine und Einzelpersonen, insbesondere Sportler, Trainer und Funktionäre) sowie - vor allem im Zuge der Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports - Externe aus dem erwerbswirtschaftlichen Sektor: Medien, Werbepartner, Sponsoren, Spielervermittler, etc. Die Sportregeln haben sich weitgehend aus der Eigenart des Sports im allgemeinen und der betreffenden Sportart im besonderen entwickelt87 . Sie weisen unterschiedliche komplementäre Funktionen 88 auf. Diese reichen von der Definition und Typisierung der Sportart zur Ermöglichung des Wettbewerbs über die Herstellung von Chancengleichheit durch Schaffung gleicher Start- und Wettkampfbedingungen und Regelung der Klassifikations- und Qualifikationsfragen bis zur Gewährleistung der körperlichen Integrität der Teilnehmer, Streitvermeidung und -entscheidung sowie Disziplinierung. Ohne derartige sportliche Regeln und ihre Durchsetzung wäre ein geordneter Sport- und Wettkampfbetrieb nicht möglich 89. Auf der Ebene der internationalen Verbände geht es vorwiegend darum, international einheitliche Sportregeln aufzustellen, Weltmeisterschaften und andere internationale Wettbewerbe zu organisieren sowie den internationalen Sportverkehr zu regeln. Bekanntestes Regelwerk dürfte die Olympische Charta sein, die mit ihren zahlreichen Ausführungsbestimmungen als Verfassung der gesamten Olympischen Bewegung angesehen werden kann und darüber hinaus erhebliche Bedeutung für die Gestaltung der Regelwerke der internationalen und nationalen Sportfachverbände einnimmt. Die Olympische Charta und ihre Ausführungsbestimmungen stellen Pflichten und Rechte auch für die internationalen Sportfachverbände, die NOKs, die Sportler, die Betreuer und andere Funktionäre auf. Über den im folgenden beschriebenen Mechanismus nimmt das lOK erheblichen Einfluß auch auf die Regelwerke der meisten internationalen Sportfachverbände. Nach Regel 45 Olympische Charta kann ein Athlet zu den Olympischen Spielen nur zugelassen werden, wenn er das Regelwerk seines 86

Vieweg, Norrnsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 31. BGH, NJW 1995, 853 (854)- Reitsport. 88 Vgl. BGH, NJW 1995, 853 (854) - Reitsport sowie Vieweg, Norrnsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 32, und ders., JuS 1983, 825 (826 f.). 89 BGH, NJW 1995, 853 (854) - Reitsport. 87

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

69

international zuständigen Fachverbands einhält. Über dieses Regelwerk behält sich daslOKeine Prüfung vor (Ausführungsbestimmung 1 zu Regel 45 Olympische Charta). Die von den internationalen Sportfachverbänden in Ausführung dieser Regelung erlassenen spezifischen Zulassungsregeln gelten nicht selten aus Gründen der Vereinfachung und Standardisierung - auch für die nichtolympischen Veranstaltungen dieses Verbands und ihm nachgeordneter Einheiten. Im praktischen Ergebnis haben damit die Olympische Charta und das lOKerheblichen Einfluß auf die Ausgestaltung des Sportregelwerks der internationalen Sportfachverbände über den olympischen Bereich hinaus. Dieses Phänomen ist typisch für das internationale und nationale Sportverbandswesen: Durch diverse Bindungskonstruktionen90 , die in Art und Wirkung denjenigen in der Olympischen Charta entsprechen, wird gleichsam von oben nach unten ein im wesentlichen einheitliches Verbandsrecht normiert91 . So schreiben die Spitzenverbände auf internationaler und nationaler Ebene in ihren Satzungen regelmäßig vor, daß die Verbandsregelungen für die angeschlossenen nachgeordneten Verbände, Vereine und deren Mitglieder Geltung beanspruchen92 und/oder, daß die angeschlossenen Landesverbände die Verbandsregelungen wörtlich, sinngemäß oder durch allgemeine Verweisung in die eigene Satzung aufnehmen und ihrerseits die Übernahme für ihre Mitglieder verbindlich vorschreiben müssen93 (sog. Doppelverankerung94). Man kann von satzungsmäßigen Befolgungs- und Normenharmonisierungspflichten sprechen95. Durch die Androhung von Strafen in verschiedenen Ausgestaltungen 96, insbesondere den Ausschluß aus dem Verband97 , wird die Einhaltung dieser Pflichten zu steuern versucht. Die Verbände und Vereine auf der jeweils nachgeordneten Ebene stellen in ihren Regelwerken in konstruktiv unterschiedlicher Form Bezüge zu den Normen der übergeordneten Verbände her, die sowohl de90 Siehe zwn ganzen Spektrwn der normativ-konstruktiven Möglichkeiten Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 68 ff. m.z.N. 91 Vgl. Vieweg, JuS 1983, 825 (826). 92 Z.B. § 4 Nr. 2 und Nr. 3 Satzung DHB (Stand 2000); Rule 2 Constitution IAAF (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Docwnents of International Sports Organisations, 1998). 93 Z.B. § 5 Abs. 2 Satzung DLV (Stand 2000); § 10 (1) lit. a) Satzung DBV (Stand 2000). Internationale Sportverbände verwenden diese Konstruktionsmöglichkeit nicht, Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 78 f. 94 Vieweg, Normsetzung und -anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 78 f. u. 337 ff.; Baecker, Grenzen der Vereinsautonomie, S. 122 ff. 95 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, s. 68 ff. 96 Hierzu unten IV.a.E. und Dritter Teil, A.II.4. 97 Z.B. Art. 9.2.2 Statuten FIS (Ausschluß) (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Rules 11 (a), 65 ff. Rules ITF (Ende der Mitgliedschaft; Bestrafung) (l.c.: Siekmann I Soek, ebd., 1998); § 10 Satzung DFB (Stand 2000).

70

I. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

ren Einhaltung auch durch die angeschlossenen unmittelbaren und mittelbaren Mitglieder als auch der Normenharmonisierung dienen98 .

IV. Die Wettkampforganisation im Sportverbandswesen Ein wesentlicher Teil der Verbandsregelwerke befaßt sich mit der Wettkampforganisation. Aus Sicht des Leistungssports handelt es sich um die zentralen Verbandsbestimmungen, da von ihnen die sportlichen Teilnahme- und Gewinnmöglichkeiten der einzelnen Leistungssportler abhängen. Im zunehmend kommerzialisierten und professionalisierten Sport99 kommt ihnen korrelierend auch eine bestimmende Funktion für die Vermarktungsmöglichkeiten, -gelegenheiten und -grenzen der Leistungssportler zu. Eine wesentliche Rolle für die Wettkampforganisation im Sport spielen die Regelwerke und Entscheidungen der internationalen Sportverbände. Denn zum einen ist die Veranstaltung von internationalen Wettkämpfen, insbesondere von Weltmeisterschaften ein wesentlicher Zweck internationaler Sportverbände100 . Zum anderen erstreckt sich der Regelungsanspruch internationaler Sportverbände oft auch auf Sportveranstaltungen der betreffenden Sportart, die sich auf die kontinentale, nationale, regionale oder lokale Ebene beschränken 101 . Dementsprechend finden sich in den Normen der internationalen Sportverbände zahlreiche Bestimmungen über die Ausrichtung von internationalen und nicht selten auch von nationalen Wettbewerben, über die Vergabe ihrer Ausrichtung, über die Zulassung der nationalen Verbände und deren (mittelbarer) Mitglieder sowie über die Modalitäten dieser Entscheidungen. Der Geltungsanspruch der Regelwerke internationaler Sportverbände erstreckt sich oft auch auf Sportveranstaltungen, die außerhalb der eigenen Verbandsorganisation stattfinden 102. Methodisch erfolgt die Einflußnahme durch die meist sanktionsbewehrte Nor98 Ausführlich hierzu Vieweg, Normselzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 71 f. m.z.N. 99 Siehe hierzu unten Zweiter Teil. 100 Vgl. z.B. Art. 3 Abs. 2 Constitution ISU (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Docurnents of International Sports Organisations, 1998). 101 Z.B. Punkt 3.6.10.1 Rules ITTF (Stand 1995); Chapter III.3.1.2. und 3. Sports Regulations FIVB (Stand 1996); Art. 9 Ausführungsbestimmungen zu den Statuten FIFA (Stand 1996) über die Genehmigungspflicht für Interclub- und Interligenspielen; Punkt 1.2.2.4 Internationales Reglement FIBT (Stand 1996) über Startbedingungen für kontinentale Meisterschaften; im Reglement Stand 2000 nicht mehr enthalten. 102 Z.B. Art. 28 IV u. 50 III Statuten FIFA und Art. 9 Ausführungsbestimmungen zu den Statuten FIFA (Stand 1996) über die Genehmigungspflicht für Interclub- und lnter1igenspielen; Punkt III.5. Turnierordnung DBV (Stand 2000): Genehmigung erforderlich, soweit die Veranstaltung zum Zeitpunkt offizieller DBV-Wettbewerbe stattfindet; § 31 (3) u. (4) Sportordnung DFechterB (Stand 1999).

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

71

mierung von Genehmigungs-, Melde- oder Anzeigepflichten sowie dem Verbot der Teilnahme an einer nichtgenehmigten Veranstaltung gegenüber allen unmittelbar oder mittelbar dem internationalen Sportverband Angeschlossenen 103. Als Genehmigungsvoraussetzungen für die Veranstaltung solcher Wettkämpfe werden beispielsweise die Einhaltung des internationalen Regelwerks, die Genehmigung des Veranstaltungsreglements durch den internationalen Sportverband und finanzielle Bedingungen aufgestellt 104. Über die oben unter 3. bereits dargestellten Mechanismen übernehmen die nationalen Sportverbände einen Teil der internationalen Normen und geben sie an ihre Mitglieder weiter. Sie stellen aber auch zum Teil abweichende Wettkampfbestimmungen für die Sportveranstaltungen auf nationaler Ebene auf. Im einzelnen kann man den wesentlichen Inhalt dieser Bestimmungen, nach denen sich die Wettkampforganisation auch in der Wirklichkeit richtet, wie folgt kurz zusammenfassen: Für internationale Wettbewerbe, insbesondere Weltmeisterschaften beanspruchen die internationalen Sportverbände meist das alleinige Recht zur Veranstaltung105. Oft richten sie diese Veranstaltung aber nicht selbst aus, sondern vergeben die Ausrichtung an andere Organisationen aus der Verbandspyramide, in der Regel an nationale Sportverbände, teilweise an Regionalverbände oder an Vereine, manchmal auch an sportexterne Unternehmen oder Kommunen. Die Vergabe der Ausrichtung solcher Veranstaltungen wird in den internationalen Sportverbandsregelwerken an Voraussetzungen rechtlicher (z.B . Einhaltung und/oder Übernahme von Verbandsregelungen), organisatorischer (z.B. Unterbringung der teilnehmenden Sportler, Gewährleistung der Einreise und des Zugangs zu den Sportstätten für Funktionäre), technischer (z.B. Beschaffenheit der Sportstätte und des Sportgerätes) und finanzieller (z.B. Kostentragung)106 Art geknüpft 107 . Auch die Zulassung der nationalen Sportverbände 103 Siehe die in der VorhergehendenFußnote genannten. 104 Hierzu gehören z.B. die Zahlung von speziellen Abgaben, insbesondere aus den Veranstaltungseinnahmen, z.B. aus dem Verkauf der Eintrittskarten und der Fernsehrechte. Zudem werden Abstimmungsgebote für die mediale Übertragung in Territorien außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereiches aufgestellt. Zu diesen medien- und vermarktungsbezogenen Regelungen unten Zweiter Teil, C.II.3. und 111.2. 105 Z.B. Art. 50 ff. Statuten FIFA (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998). Zu den ebenso beanspruchten Verwertungsrechten, insbesondere den Fernseh- und Werberechten siehe unten Zweiter Teil, C.II.3. und 111.2. 106 Z.B. Punkt 4.1 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); Art. 4 III und 9 111 Reglement UEFA-Pokal und Pokal der Pokalsieger, Art. 4 lli und 9 III UEFA LandesmeisterReglement. Insbesondere zur Aufteilung der Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten und Fernsehrechten als Bedingung für den Erhalt des Ausrichtungsrechts unten Zweiter Teil, C.Il.3. und III.2., Dritter Teil, A.II.l.d), Dritter Teil, B., I.3., II.l.d), Zweiter Teil, C.II.3. und III.2., Vierter Teil, A.V.l2.,B.I.2.d)cc)(l3).

72

l. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

und deren (mittelbaren) Mitglieder (Mannschaften, Einzelsportler, Vereine oder nachgeordnete Verbände) zu internationalen Sportveranstaltungen knüpfen die internationalen Sportverbände in ihren Regelwerken an Bedingungen rechtlicher, organisatorischer und finanzieller, vor allem aber sportlicher (Erreichen eines bestimmten Leistungsniveaus) Art 108 . So ist die Teilnahme nationaler Sportverbände z.B. durch die Vorgabe der Teilnehmerzahl und einer Kostentragung näher geregelt und insofern eingeschränkt. Für die Glieder der nationalen Sportverbände ist die Zulassung zweistufig: Der internationale Sportverband gibt die Voraussetzungen für eine allgemeine Teilnahmeberechtigung ("eligibility") vor 109 . Der nationale Sportverband nimmt-anhandder vorgegebenen Kriterien des internationalen Sportverbands meist ohne erwähnenswerten eigenen Beurteilungs- oder Ermessensspielraum - die konkrete Anmeldung zum Wettkampf vor. Die Wettkampfreglements der Sportverbände enthalten zudem zahlreiche Disziplinierungsvorschriften, wobei die Sanktionen anknüpfend an Verstöße gegen das Verbandsregelwerk, insbesondere die Sportregeln, unterschiedlicher Art sind. Im kommerzialisierten und professionalisierten Sport treffen die internationalen Sportverbände in ihren Wettkampfnormen nicht selten auch unmittelbare110 Regelungen gegenüber sportexternen Werbepartnern, Sponsoren und Medien111. So wird deren Tätigkeit zum Teil von Genehmigungen oder Lizenzen des internationalen Verbands abhängig gemacht 112• Die Gestaltung der konkreten Sportveranstaltungen kann nicht nur den vorgestellten divergierenden Regelungen der Verbände gemäß, sondern auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Sportarten und Wettkampfformen erheblich variieren, je nachdem, ob eine Einzel- oder Mannschaftssportart, ein Einzeloder Mannschaftswettbewerb, ein einmaliges Sportereignis mit einem Wettkampf, ein Turnier aus mehreren Begegnungen, eine Turnierserie, ein Ligawettbewerb oder eine andere Wettbewerbsserie betroffen ist. So kann die Sportveranstaltung aus nur einem Wettkampf zwischen zwei oder mehr Sport-

107 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 104 ff. m.z.N. und Beispielen aus der Normenwirklichkeit internationaler Sportverbände. 108 Zum Ganzen Vieweg, Teilnahmerechte und -pflichtender Vereine und Verbände, passim. 109 Kriterium ist neben quantitativen Grenzen und sportlichen Anforderungen stets auch die Einhaltung von bestimmten Vermarktungsgrenzen. Hierzu unten Zweiter Teil, C.II.3. und III.2., Dritter Teil, A.II.l.d). 110 Mittelbar sind diese Externen freilich von allen werbe-, sponsoring- und medienbezogenen Vorgaben gegenüber den Sportbeteiligten betroffen. 111 Hierzu im einzelnen unten Zweiter Teil, C.II.3. und 111.2. 112 Hierzu im einzelnen unten Zweiter Teil, C.II.3. und III.2.

A. Rechtstatsächliche Grundlagen des Sportverbandswesens

73

lern bzw. zwei Mannschaften aber auch aus einer Vielzahl von Wettkämpfen bestehen. Sie kann eingebunden sein in eine Serie, ein Turnier oder eine Liga. Auch in finanzieller und organisatorischer Hinsicht gibt es unterschiedliche Modelle. Theoretisch sind die Extreme denkbar, daß entweder der die Schirmherrschaft innehabende Verband (in der Regel der internationale Fachverband für den internationalen Wettbewerb, der nationale Fachverband für den nationalen Wettbewerb und der regionale Fachverband für den regionalen Wettbewerb) oder der Ausrichter vor Ort (z.B. ein nachgeordneter Verband, Verein, sonstiges Unternehmen oder eine Kommune) jeweils alleine sowohl die konkrete Organisation als auch die Finanzierung bewerkstelligen. Die Realität liegt zwischen beiden Extremen, wobei in der Regel der die Schirmherrschaft beanspruchende Verband meist lediglich die Rahmenorganisation schafft (Initiierung der Wettbewerbe, Aufstellung des Regelwerks, zeitliche Koordinierung, etc.), während die konkrete Organisation vor Ort (Bereitstellung, Wartung und Präparierung der Wettkampfstätte, Eintrittskartenverkauf und Bewerbung der Veranstaltung, Anstellung von Helfern, Sicherheitsvorkehrungen, Lebensmittel- und medizinische Versorgung, etc.) und jedenfalls der Großteil der Finanzierung dem Ausrichter vor Ort obliegen 113 . Ihm bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten der Refinanzierung: Startgeld von den Athleten, Vermarktung der Veranstaltung (Eintrittskarten-, Fernsehrechteverkauf, Merchandising, Sponsoring, etc.), soweit die eigenen Vermarktungsbefugnisse reichen, Mitgliedsbeiträge, falls es sich um einen Verein oder Verband handelt, öffentliche Fördergelder oder Verbandsausschüttungen aus Verbandseinnahmen, z.B. aus der Vermarktung. Zu Beeinträchtigungen unterschiedlichen Ausmaßes für die "freie" Wettkampfteilnahme können Verbandssanktionen gegenüber den unmittelbar oder mittelbar angeschlossenen Verbänden, Vereinen, Sportlern und gegen Externe führen 114. Solche Strafen knüpfen vor allem an Verstöße gegen das Verbandsregelwerk, insbesondere gegen die Sportregeln, an. Im einzelnen variieren die Sanktionen von Verband. zu Verband und damit von Sportart zu Sportart in ihrem Inhalt, den materiellen Voraussetzungen (Strafgründen) und dem Verfah-

113 So verhält es sich z.B. bei der Fußballbundesliga, deren Initiierung und weitgehende Rahmenorganisation durch den DFB erfolgt (§§ 3 lit. f) , 6 Nr. 2 lit. b) DFB-Satzung (Stand 2000); § 17 LSpSt (Stand 2000); §§ 28 I, 32 DFB-Spielordnung (Stand 2000)), während der Heimverein für die einwandfreie Abwicklung des Spiels verantwortlich ist und die Kosten zu tragen hat(§§ 20 und 48 Durchführungsbestimmungen für Bundesspiele (Stand 2000)). Fällt ein Spiel wegen höherer Gewalt aus, tragen die beiden Clubs die Auslagen zur Hälfte(§ 51 Durchführungsbestimmungen für Bundesspiele). 114 Ausführlich zu den unterschiedlichen Strafen der internationalen Verbände Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 82 ff. m.z.N.

74

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

ren 115 . Hier interessiert zunächst nur ihr Inhalt. Das Spektrum der wettkampfsrelevanten Sanktionen reicht insofern von Verweisen und Verwarnungen über spezielle spiel- oder wettkampfbezogene Sanktionen - wie den automatische Abstieg in die nächsttiefere Leistungsklasse, den Spielverlust, die Aberkennung erzielter Punkte oder die Belegung mit Minuspunkten, die Annullierung und Wiederholung von Spielen, Zeitstrafen, Matchstrafen oder das Auferlegen zusätzlicher Anforderungen - bis hin zu Disqualifikationen, Sperren und Suspendierungen der Verbandsmitgliedschaft Gegenüber den Veranstaltern von Sportveranstaltungen, insbesondere den nationalen Verbänden, die Veranstaltungen nicht wie vorgeschrieben organisieren, sehen die Regelwerke der übergeordneten Verbände Strafen wie Platzsperren oder Spielaufsicht und die Streichung der Wettkämpfe aus dem internationalen Wettkampfkalender vor. 116

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens Als rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens sollen im folgenden der Rechtsstatus der nationalen und internationalen Sportverbände (I.), die Rechtsbeziehungen zwischen den am Sport Beteiligten (II.) und die rechtliche Bindungswirkung der Regelwerke nationaler und internationaler Sportverbände (111.) aufgezeigt werden. Anschließend werden die Förderpflichten im Sport, rechtliche Entsprechung der Solidarität im Sport und deshalb für die vorliegende Problematik von besonderer Bedeutung, vorgestellt (IV.).

I. Der Rechtsstatus der nationalen und internationalen Sportverbände Nach gängiger Definition 117 handelt es sich bei internationalen Verbändenwie den internationalen Sportfachverbänden und dem lOK-um körperschaftliche Organisationen, in denen sich rechtsfähige oder nichtrechtsfähige Personenmehrheiten, in Einzelfällen auch natürliche Personen, aus mehreren Staaten zur Erreichung eines gemeinsamen Zwecks zusammengeschlossen haben, und die gegenüber ihren Trägem verselbständigt sind. Die internationalen Sportfachverbände besitzen ebensowenig wie das lOK völkerrechtliche Rechtspersönlichkeit, da eine solche bislang von keinem zwi115 Siehe hierzu Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 82 ff. m.z.N. 116 Bemerkenswert sind vereinzelt vorgesehene Sanktionen gegen Externe wie Sponsoren, sonstige Firmenvertreter und Medienangehörige. Hierzu unten Zweiter Teil, C.II.3. und III.2. 117 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 24; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 43. Hierzu schon oben Einleitung, IV.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

75

sehenstaatlichen Übereinkommen zugestanden ist. 118 Es handelt sich vielmehr um sog. non-governmental organizations (NG0s) 119 oder jedenfalls um ähnliche Organisationen 120 des sog. Dritten Sektors 121 • Trotz des weithin bestehenden Selbstverständnisses der internationalen Sportverbände als außer- bzw. überstaatliche und damit auch außerhalb staatlicher Rechtsordnungen agierende Organisationen ("lmpermeabilitätsdogma" 122) unterliegen sie der kollisionsrechtlichen Kompetenzkompetenz der Staaten 123• Denn es kann keine außerstaatlichen Gebilde ohne völkerrechtliche Rechtspersönlichkeit geben, die keiner Staatsgewalt unterworfen sind 124. Die jedenfalls in den westlichen Staaten mit der Verbandsautonomie den Verbänden gewährte Befugnis zur Regelung der eigenen Angelegenheiten und zur Durchsetzung der getroffenen Regelungen steht in Deutschland 125 schon wegen der Justizgewährungspflicht unter dem Vorbehalt staatlicher Konkretisierung, Kontrolle und Korrektur 126• Daß demzufolge Sportverbände staatlichem Recht unterworfen

118 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 28; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn .. 3164; Tröger I Vedder, Rechtsqualität der IOCZulassungsregel, S. 9. 119 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 27 f. m.z.N.; Tröger I Vedder, Rechtsqualität der IOC-Zulassungsregel, S. 9. 120 von Weiss, Zschr. f. Politik N.F. Bd. XXVII (1980), 390. 121 Hiermit ist nach soziologischer Terminologie der Sektor zwischen Marktwirtschaft und Staat gemeint. Er umfaßt Bürgerinitiativen, Gewerkschaften, Kirchen, karitative Organisationen, Forschungs- und Kultureinrichtungen und auch den Sport. Vgl. Brinkmann, Geleitwort, in: Zimmer (Hrsg.), Vereine heute - zwischen Tradition und Innovation; Raupach, SpuRt 1995, 241 (242 f.). 122 Vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 52 f.; 128; Fleischer, WuW 1996, 473. Vgl. auch Art. 59 I bis VII FIFA-Statut (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998), der die nationalen Fußballverbände dazu verpflichtet, durch satzungsmäßige Klauseln oder andere Rechtsinstrumente ihren "Angehörigen" den Zugang zu den staatlichen Gerichten zu verwehren und jede Mißachtung des Verbots zu bestrafen. 123 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 138 ff. m.w.N. Einen Überblick über die Entwicklung der Rechtsanschauungen diesbezüglich in Deutschland und in den benachbarten europäischen Staaten, die zum Teil -nicht ohne Probleme - die Bestimmungen nationaler und internationaler Sportverbände gesetzlich zum nationalen Recht transformiert haben, gibt auch Will, Rechtsgrundlagen der Bindung, S. 29 ff. passim. 124 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, s. 140. 125 Vgl. für das westliche Ausland Weisbrod, Europäisches Vereinsrecht, S. 53 ff. 126 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 159 ff. m.w.N. ; ebenso Buchberger, ÜberprüfbarkeiL sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, S. 118 ff. Anderer Ansicht MüKo - Reuter, BGB, vor§ 21 , Rn. 93.

76

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

sind, dürfte jedenfalls im deutschen Rechtskreis mittlerweile allgemeine Meinung sein 127 . Der Schutz des Grundrechts der Vereinigungsfreiheit und damit der Vereinsbzw. Verbandsautonomie umfaßt inhaltlich sowohl für Mitglieder als auch für die Vereinigung die Selbstbestimmung über die eigene Organisation, das Verfahren ihrer Willensbildung und die Führung ihrer Geschäfte sowie - unbeschadet der Frage der Rechtsfähigkeit - das Recht auf Entstehen und Bestehen128. Die rechtlichen Grundlagen der Verbandsautonomie divergieren im deutschen Recht danach, ob es sich um einen Verband unter überwiegend deutschem oder ausländischem Einfluß handelt und ob er seinen effektiven Verwaltungssitz im In- oder Ausland hat 129 . Für inländische Verbände mit überwiegend deutschem Mitgliedereinfluß ergibt sich die Verbandsautonomie verfassungsrechtlich aus Art. 9 Abs. 1 GG und einfachgesetzlich vor allem aus § 25 BGB 130. Für inländische Verbände mit überwiegend ausländischen Mitgliedern- hierzu gehören aufgrunddes Ein-Platz-Prinzips alle inländischen internationalen Sportverbände 131 folgt sie verfassungsrechtlich aus Art. 2 Abs. I GG und einfachgesetzlich aus § 25 BGB, § 1 Abs. I VereinsG und Art. 11 EMRK 132 . Ausländische Verbände stehen verfassungsrechtlich nur unter dem Schutz des Rechtsstaatsprinzips und der institutionellen Garantien der Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG und des Art. 103 Abs. 1 GG, ihre Mitglieder genießen den Schutz des Art. 2 Abs. 1 GG 133 . Einfachgesetzlich folgt die - auch kollektive- Verbandsautonomie aus Art. 6 EGBGB in Verbindung mit der anwendbaren staatlichen Rechtsordnung134 . 127 Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 3166; Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 24. Weiterhin umstritten ist die Reichweite staatlicher Kontrollbefugnis, vgl. MüKo- Reuter, BGB, vor§ 21 , Rn. 93. Einen Überblick über die Entwicklung der Rechtsanschauungen diesbezüglich gibt Will, Rechtsgrundlagen der Bindung, S. 29 ff. passim. 128 BVerfGE 80, 244 (252 f.); 84, 372 (378); BGH SpuRt 1999, 236 (238) m. zust. Anrn. v. Arens- Transferzahlungen im Fußballarnateurbereich; ausführlich Buchberger, Überprüfbarkeil sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, s. 36 ff. 129 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 150 ff. m.w.N. 130 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 151 ff. m.w.N. 131 Siehe oben A.III. 132 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 154 ff. m.w.N. 133 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 154 ff. m.w.N. 134 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 154 ff. m.w.N.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

77

Auch das Recht der Europäischen Gemeinschaften kennt die Vereins- bzw. Verbandsautonomie. Sie ist im Entwurf einer Verordnung des Rates über das Statut des Europäischen Vereins 135 vorausgesetzt und wird vom EuGH auf Art. 11 EMRK, der als Vereinigungsfreiheit den Zusammenschluß und die Tätigkeit zum Zwecke der Vereinigung schützt 136, sowie auf die gemeinsamen Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten 137 gestützt 138. Geschützt sind der Bestand und die funktionsgerechte Betätigung des Vereins 139 einschließlich der Normsetzungsbefugnis 140, die Bestimmung des Vereinigungszwecks, das Verfahren der internen Willensbildung und die Festlegung der Art und Weise, wie der Vereinigungszweck umgesetzt wird 141 . Soweit ersichtlich sind die Sportverbände jedenfalls in den nichtkommunistischen und regelmäßig auch in den postkommunistischen Staaten alle in der Rechtsform des Vereins oder einer rechtlich entsprechenden Organisationsform142 der maßgeblichen Rechtsordnung 143 organisiert 144• Das lOK beispiels135 Entwurf einer Verordnung des Rates über das Statut des Europäischen Vereins, KOM (91) 273 endg. - SYN 386 (5.3.1992) I ABI. 1992 Nr. C 99; Ergänzungsvorschläge COM (93) 252 endg.- COD 93386 und COD 93387 I ABI. 1993 Nr. C 236. 136 Vgl. Frowein I Peukert, Europäische Menschenrechtskonvention, Art. 11, Rn. 6 ff. 137 Vgl. Art. 9 GG; Art. 27 Belgisehe Verfassung; § 78 Dänische Verfassung; Art. 12 Griechische Verfassung; Art. 40 IV c Irische Verfassung; Art. 18 Italienische Verfassung; Art. 26 Luxemburgische Verfassung; Art. 8 Niederländische Verfassung; Art. 46 Portugiesische Verfassung; § I Nr. 5 Schwedische Verfassung und Art. 22 Spanische Verfassung (l.c. Tettinger, Die Dopingproblematik im Lichte der europäischen Grundrechtsdiskussion, s. 93 f.). 138 EuGH, NJW 1996, 505 (509) - Bosman. Vgl. auch Alber, Schlußantrag des Generalanwalts im Verfahren Lehtonen v. 22.6.1999, Rs. 176196, Rn. 67 ff., insbesondere, Rn. 69. 139 Vieweg, Das Bosman-Urteil, S. 120. 140 EuGH, NJW 1996, 505 (51 1)- Bosman; Krogmann, S. 196. 141 Gramlich, DÖV 1996, 801 (807). 142 Zur Rechtsform des Vereins in Europa: Weisbrod, Europäisches Vereinsrecht. 143 Welches die maßgebliche Rechtsordnung ist, richtet sich nach den Kollisionsregeln des anwendbaren Internationalen Privatrechts. Anwendbar ist in der Regel das Internationale Privatrecht des Staats, dessen Gericht angerufen ist (Iex fori). FUr den Rechtsstatus von juristischen Personen gibt es die Anknüpfung an das Recht des Gründungsstaats, so z.B. das schweizerische Gesellschaftsstatut nach Art. 154 I IPRG (nur subsidiär kommt gemäß Art. 154 II IPRG das Recht des Staats, in dem sich der effektive Verwaltungssitz befindet, zur Anwendung), und die Anknüpfung an das Recht des Staats, in dem sich der effektive Sitz der Hauptverwaltung der juristischen Person befindet, so die in Deutschland noch herrschende Sitztheorie (BGHZ 78, 318 (334); vgl zum Meinungsstand: Staudinger- Großfeld, Internationales Gesellschaftsrecht, Rn. 22-73 (40-46)), die der BGH mit Beschluß v. 30.3.2000 dem EuGH zur Überprüfung ihrer Vereinbarkeil mit Art. 39 EG vorgelegt hat (JP-Telegrarnrn, Mai 2000, S. 236). Gründungsstaaten der vom lOK anerkannten internationalen Sportverbände sind: Frankreich (12), Großbritannien (5), Schweden (2), Schweiz (2), Belgien (1), Dänemark (1), Deutschland (1), Italien (1), Niederlande (1), Polen (I) und Spanien (1). Die Zahlen in den Klarnrnern stehen fUr die Anzahl der dort gegründeten internationalen Sportverbände. Zu den Sitzstaaten siehe bereits oben A.lll.

78

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

weise ist ein nach schweizerischem Recht mit eigener Rechtspersönlichkeit ausgestatteter und eingetragener Verein i.S.d. Art. 68 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches mit Sitz in Lausanne 145 • Die Rechtsfähigkeit eines internationalen oder nationalen Verbands ist nach deutschem Recht jedenfalls dann problemlos, wenn er - wie beispielsweise das lOK - in seinem Sitzstaat Rechtsfähigkeit besitzt. Denn nach dem Prinzip der automatischen Anerkennung, der Anerkennung ipso iure, tritt an die Stelle eines besonderen inländischen Anerkennungsaktes die kollisionsrechtliche Verweisung auf das Heimatrecht 146•

II. Die Rechtsnatur der Beziehungen zwischen den am Sport Beteiligten147 Die Verbandspyramide hat bereits einen Überblick über die am Sport beteiligten Personen und Organisationen gegeben, soweit sie in das Verbandswesen integriert sind. Es sind dies die Sportler, die Trainer, die Funktionäre sowie die Sportvereine und -verbände auf unterschiedlichen geographischen und fachlichen Ebenen. Ihre Rechtsbeziehungen untereinander können nach deutschem Recht vereinsrechtlicher und/oder 148 individual- bzw. vertragsrechtlicher149 Natur sein 150. 144 Allerdings vermeiden die meisten internationalen Verbände in ihren Satzungen eine ausdrückliche oder bewußt konkludente Entscheidung für eine bestimmte Rechtsform slaatlichen Rechts. Sie sind vielmehr bestrebt, sich nicht förmlich an eine bestimmte staatliche Rechtsordnung zu binden. Hierzu ausführlich die eingehende rechtslatsächliche Analyse von Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 51 ff. Siehe zur Scheu der internationalen Verbände, sich an eine staatliche Rechtsordnung zu binden, auch Kurtze, Das Recht der internationalen Sportverbände, S. 85. 145 Regel 19 Abs. 1 und 2 Olympische Charta (Stand 2000). 146 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 159 m.z.N.; RGZ 92, 73 (76). 147 Terminologisch sind hiermit nur Personen und Organisationen gemeint, die unmittelbar mit der Sportausübung und/oder dem Verbandsleben befaßt sind: Sportler, Trainer, Funktionäre, Sportvereine, -verbände. Nicht erfaßt werden die zwar auch am Sport, aber- jedenfalls in dieser Funktion- nicht an der Sportausübung und/oder am Verbandsleben selbst beteiligten Personen wie Sportstättenbetreiber, Sportgeräteinhaber, Ausrüster, Sponsoren und andere, deren Sportbezug in der Regel nur oder ganz überwiegend kommerzieller Art ist. 148 Ein Nebeneinander beider Rechtsverhältnisse ist ohne weiteres möglich. Hierzu kommt es beispielsweise, wenn ein Verband mit seinem Mitglied einen Individualvertrag abschließt. 149 "Individualrechtlich" stellt begrifflich das Gegenstück zu ,,körperschaftsrechtlich" dar, worunter auch "vereinsrechtlich" einz1,1ordnen ist. Vertragsrecht ist in diesem Sinne ein Unterfall des Individualrechts. Beides ist hier nebeneinander aufgeführt, da jedenfalls von manchen gewisse individualrechtliche Beziehungen zwischen den am Sport Beteiligten als nichtvertragliche sog. ,,rechtsgeschäftliche Einzelakte" bezeichnet werden. Siehe hierzu sogleich im Text.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

79

Vereinsrechtliche Beziehungen im eigentlichen Sinn werden nur durch die unmittelbare Mitgliedschaft vermittelt. Unmittelbare Mitglieder des übergeordneten Vereins oder Verbands im vereinsrechtlichen Sinn sind aber in der Regel nur die in der Verbandspyramide direkt vor- bzw. nachgeordneten Rechtssubjekte151. Der Sportler ist Mitglied seines Vereins, der Verein Mitglied des regionalen Verbands, der regionale Verband ist Mitglied des nationalen Verbands, etc. Eine automatische Mitgliedschaft des Vereinsmitgliedes bzw. des Vereins im nicht unmittelbar übergeordneten Verband setzt voraus, daß die Satzungen des verbandsangehörigen Vereins und des Verbands sowie aller in der Verbandspyramide dazwischen stehenden Verbände dies übereinstimmend vorsehen (Doppel- bzw. Mehrfachverankerung) 152• Regelmäßig ist deshalb ein Vereinsmitglied nicht Mitglied des Landes-, Bundes-, Europa- oder Weltfachverbands bzw. des DSB, und auch ein lokaler oder regionaler Verein bzw. Verband ist selten neben seiner Mitgliedschaft im Landesfachverband auch unmittelbares Mitglied des Bundes-, Europa- oder Weltfachverbands bzw. des DSB 153 • Abgesehen von wenigen Ausnahmen besteht sonach innerhalb der Verbandspyramide zwischen den internationalen und nationalen Verbänden einerseits sowie den Vereinen und Sportlern andererseits keine echte Mitgliedschaft, sondern nur eine sog. mittelbare Mitgliedschaftsbeziehung 154, die die vereinsrechtlichen Konsequenzen einer unmittelbaren Mitgliedschaft grundsätzlich nicht nach sich zieht 155 .

150 Vereinzelt gibt es Sportler, die nicht als Vereinsmitglied ins Verbandswesen integriert sind. Die Rechtsbeziehungen zu den anderen Sportbeteiligten können dann von vornherein nur individual- bzw. vertragsrechtlicher Art sein. 151 Vgl. Röhricht, Absicherung von Zulassungssperren, S. 16. 152 BGHZ 28, 131 (134); 105, 306 (311 f.). 153 Nur ausnahmsweise besteht eine Einzelmitgliedschaft von Sportlern im nationalen Fachverband. Vgl. z.B. § 7 Satzung BOR (Stand 1997); § 5 Nr. 4 Satzung DRY (Stand 2000). Ausnahmen werden auch regelmäßig für die Vereine der Lizenzligen in Mannschaftssportarten gemacht: Z.B. sind die Vereine der Lizenzligen im Fußball gemäß § 7 Abs. 3 DFBSatzung (Stand 2000) dem DFB; die Vereine der Ersten und Zweiten Bundesliga im Eishokkey dem DEB (auf Antrag ordentliche Mitglieder nach§ 2 Nr. 2.1-2.4 Satzung DEB (Stand 2000)), und die Clubs der Deutschen Eishockey Liga DEL (auf Antrag außerordentliche Mitglieder nach § 2 Nr. 3 Satzung DEB (Stand 2000) ebenfalls dem DEB angeschlossen. Auf internationaler Ebene sieht z.B. die FIBT in Art. 1.4.l.b) Satzungen FIBT (Stand 2000) die Mitgliedschaft von Vereinen vor. Einzelmitglieder finden sich außer im lOK z.B. bei der IYRU (Art. 8 Regulations IYRU, l.c. : Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 58).

80

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Neben den vereinsrechtlichen Beziehungen kommen unmittelbare rechtliche Beziehungen im Sport durch individualrechtliche bzw. vertragliche Vereinbarungen zwischen den Verbänden oder Vereinen untereinander sowie zwischen dem Verband bzw. Verein einerseits und dem Verein bzw. Sportler andererseits zustande 156 . Die in der Praxis besonders wichtigen Vereinbarungen mit Sportlern werden vor allem in den folgenden vier Formen abgeschlossen 157, wobei sich im einzelnen eine sehr heterogene Praxis herausgebildet hat: (1) als persönlich ausgehandelter Vertrag 158 ;

(2) als Vertrag über die Teilnahme an einer konkreten Veranstaltung (konkreter Teilnahmevertrag), der durch Meldung und Zulassung zu einem bestimmten Wettkampf zustandekommt; (3) als Vereinbarung über die generelle Berechtigung zur Teilnahme an Wettkämpfen oder Ligasystemen innerhalb des Organisations- und Verantwortungsbereichs eines Sportverbands (generelle Teilnahmeberechtigung bzw. Lizenz), die auf Antrag und Lizenzerteilung 159 oder dergleichen beruht und meistens zeitlich befristet ist 160 ; (4) als sog. Athletenvereinbarung zwischen nationalem Spitzenverband und Spitzensportler, die dem äußeren Anschein nach persönlich ausgehandelt wirkt, de facto aber oft als einseitig vom Verband entworfener Mustervertrag vom Athleten zu unterzeichnen ist, will er in den Kader aufgenommen und zur Wettkampfteilnahme zugelassen werden.

154 Hierzu

noch ausführlich unten IV.2. u. 3. bei Erörterung der Förderpflichten im Sport. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 336 ff. Zur Möglichkeit der analogen Anwendung siehe unten IV.3. 156 So auch BGH, NJW 1995, 583 (584)- Reitsport. Ausführlich zu den möglichen individualrechtliehen Beziehungen zwischen Verband und Sportler auch schon: Hohl, Rechtliche Probleme der Nominierung, S. 66 ff. passim. 157 Vgl. BGH, NJW 1995, 583 (585 f.)- Reitsport, hierzu Vieweg, SpuRt 1995, 97 (99). Vgl. zu den individualrechtliehen Bindungsmöglichkeiten auch Schimke, Sportrecht, s. 101 ff. 158 Ein Beispiel hierfür sind die zwischen dem DTB und Boris Becker sowie Michael Stich vereinbarten Kooperationsverträge. 159 Zu den vor allem in den oberen Ligen praktizierten Lizenzierungsverfahren Schimke, s. 104 ff. 160 Je nach Verband wird etwa von ,,Pflichtenheft" (DSBV) oder vom "Athletenpaß" (DLV), in den Ligen oder im Motorsport von ,,Lizenz" gesprochen (z.B. § 5 DFBLizenzspielerstatut für die Bundesligaclubs, Stand 2000; DMSB-AutomobilsportLizenzbestimmungen 2000). 155

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

81

Bei der zweiten und der dritten Bindungsvariante handelt es sich nach verbreiteter Ansicht 161 um Unterwerfungen durch rechtsgeschäftliehen Einzelakt Das kann aber schon für den regelmäßigen Inhalt der Unterwerfung des Athleten unter das Regelwerk und den Sanktionskatalog des nationalen und internationalen Verbands angesichtsder durchaus greifbaren, jedenfalls konkludenten Willenserklärungen auf beiden Seiten nicht überzeugen 162. Es handelt sich also auch bei den beiden mittleren Konstruktionen um zweiseitige Verträge mit allen sich hieraus ergebenden Konsequenzen. Das muß erst recht gelten, soweit die Verträge - wie mittlerweile häufig - auch die Anerkennung zusätzlicher Athletenpflichten, insbesondere im sensiblen Bereich der Vermarktung vorsehen. Die Regelung von Vermarktungsfragen ist im übrigen einer der wesentlichen Zwecke der Athletenvereinbarungen 163 . Wird die bloß mittelbare, d.h. eigentlich nicht bestehende Mitgliedschaftsbeziehung durch eine individualrechtliche Vereinbarung der mitgliedschaftliehen angenähert, indem das Nichtmitglied der Verbandsgewalt unterworfen wird, ohne als Ausgleich die körperschaftlichen Rechte entsprechend einem Mitglied zu erhalten, so sind gleichwohl eine Reihe von Schutzvorschriften und Rechtsinstitute zugunsten des Mitglieds aus dem Mitgliedschaftsverhältnis auf das mittelbare Mitgliedschaftsverhältnis zu übertragen. Im einzelnen wird hierauf noch an anderer Stelle einzugehen sein 164. Die verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten der Rechtsbeziehungen zwischen den am Sport Beteiligten spielen auch eine wichtige Rolle für die Bindungswirkung der Sportregelwerke und Entscheidungen nationaler und internationaler Verbände.

111. Die rechtliche Bindungswirkung der Regelwerke und Entscheidungen internationaler und nationaler Sportverbände

Ausgangspunkt für die Frage nach der Bindungswirkung der Regelwerke und Entscheidungen internationaler und nationaler Verbände ist die Erkenntnis, daß es sich dem Rechtsstatus nach um "non-governmental Organisations" handelt, die der Kompetenz-Kompetenz der Staaten und deshalb den im jeweiligen Aktionsbereich Geltung beanspruchenden staatlichen Rechtsordnungen unterworfen sind 165 . So sind die Regelungen und Entscheidungen der Verbände auf na161

BGH, NJW 1995, 583 (586)- Reitsport. auch Edenfeld, Rechtsbeziehungen des Vereins zu Nichtmitgliedern, S. 132 f. 163 Hierzu unten Zweiter Teil, C.II.3., B.l.4. 164 Siehe unten lll. und IV.3. 165 Hierzu oben B.l. 162 So

6 Hannarnann

82

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

tionaler und internationaler Ebene zwar Ausdruck ihrer Verbandsautonomie 166, unterliegen aber dem Korrektur- und Kontrollvorbeh~lt staatlichen Rechts 167. Es kann unterschieden werden zwischen der persönlichen Bindungswirkung, die den von der unmittelbaren Geltung erfaßten Personenkreis bestimmt (1.), und der sachlichen Bindungswirkung, die die inhaltliche Wirksamkeit der aufgestellten Regeln bzw. der erlassenen Entscheidungen bei bejahter persönlicher Erfassung betrifft (2.).

1. Persönliche Bindungswirkung In persönlicher Hinsicht sind die Regelungen und Entscheidungen eines Verbands kraft Mitgliedschaft für die unmittelbaren Mitglieder verbindlich. Auf diese Weise sind daher gebunden die angeschlossenen Vereine und Verbände, ausnahmsweise - bei Bestehen einer urunittelbaren Mitgliedschaft - auch der Sportler 168 . Häufig sind Sportler und Vereine keine unmittelbaren Mitglieder der Sportverbände. In diesem Fall kommen zwei Bindungskonstruktionen in Betracht, eine satzungsrechtliche und eine individualrechtliche, d.h. vertragliche Konstruktion169. Die satzungsrechtliche Alternative ist kompliziert und umständlich, weshalb sie auch vom BGH im Urteil zum Reitsport 170 vernachlässigt worden ist. Sie fordert korrespondierende Satzungsinhalte vom Spitzenverband über alle Verbandsebenen bis "hinunter" zum Sportverband bzw. -verein, dessen Mitglied der zu bindende Verband, Verein bzw. Sportler ist (Doppel- oder Mehrfachverankerung)171. Die betreffenden Regelungen des Verbands müßten auf den Ebe166 Hierzu Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 154 ff. 167 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 159 ff. Dahingestellt kann an dieser Stelle die umstrittene Frage bleiben, welche Reichweite diesem Kontrollvorbehalt zukommt; vgl. MüKo- Reuter, BGB, vor§ 21, Rn. 93. Einen Überblick Uber die Entwicklung der Rechtsanschauungen diesbezUglieh gibt Will, Rechtsgrundlagen der Bindung, S. 29 ff. passim. 168 Hierbei ist umstritten, ob die Verbandsregelungen Vertrags- oder Normencharakter aufweisen. Der Streit kann nur im Sinne der vermittelnden Ansicht überzeugend aufgelöst werden. Für die hiesige Untersuchung besteht insofern allerdings kein Erkenntnisinteresse. Vgl. zum Streitstand: Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 282 ff. 169 Dazu Röhricht, Absicherung von Zulassungssperren, S. 12 ff. Vgl schon H. P. Westermann, Verbandsautonomie und staatliches Rechtsprechungsmonopol, S. 41 ff. 170 BGH, NJW 1995, 583 (585)- Reitsport. 171 BGHZ 28, 131 (134); 105, 306 (311 f.); Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 494; Schimke, Sportrecht, S. 100 f.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

83

nen der angeschlossenen Verbände und Vereine in die jeweiligen Regelwerke inkorporiert werden. An einer solchen durchgängigen Satzungsahsicherung fehlt es in der Regel. Da überdies die dynamische Verweisung einer Satzung auf den jeweils gültigen Inhalt übergeordneter Verbandssatzungen unzulässig ist172, müßten auch die Satzungen auf den nachgeordneten Ebenen bei jeder Änderung des in Bezug genommenen Regelwerks geändert werden. Zudem müssen wegen § 25 BGB alle für das Verbands- bzw. Vereinsleben wesentlichen Entscheidungen in die Satzung aufgenommen werden. Die satzungsrechtliche Bindung findet sich daher selten den rechtlichen Anforderungen entsprechend in der Praxis verwirklicht 173 . Die individualrechtliche bzw. vertragliche Bindungsalternative ist unkomplizierter, weshalb sie vom BGH 174 in den Vordergrund gestellt wurde 175 . Die denkbaren Gestaltungsmöglichkeiten sind oben 176 bereits vorgestellt worden (individuell ausgehandelter Vertrag, auf Meldung und Zulassung zu einem konkreten sportlichen Wettkampf beruhender Teilnahmevertrag, auf Antrag und Uzenzerteilung oder dergleichen basierende generelle Teilnahmeberechtigung zu Wettkämpfen oder Ligasystemen innerhalb des Organisations- und Verantwortungsbereichs des Sportverbands, Athletenvereinbarung).

2. Sachliche Bindungswirkung: Inhaltliche Wirksamkeit

Eng mit der dargestellten Problematik der persönlichen Bindungswirkung hängt die Frage nach der sachlichen Bindungswirkung zusammen, also der rechtlichen Wirksamkeit der konkreten Entscheidungs- bzw. Regelungsinhalte von Regelwerken und Einzelentscheidungen. Angesprochen ist hiermit auch die Problematik der gerichtlichen Nachprüfbarkeif von Vereins- bzw. Verbandsnormen und -entscheidungen 177 •

172 BGH NJW 1995, 583 (585) - Reitsport; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 348, 411 m.w.N. 173 Vgl. auch Schimke, Sportrecht, S. 100 f. 174 BGH NJW 1995, 583 (585)- Reitsport. Vgl. hierzu Vieweg, SpuRt 1995, 97 (98 f.). 175 Der BGH erkennt aber die prinzipielle Zweispurigkeil der Bindung nach dem satzungsrechtlichen und dem sogenannten "individualrecht1ichen" Modell an. Vgl. zum Verständnis des Reiterurteils Vieweg, Disziplinargewalt und Inhaltskontrolle - Zum "Reiterurteil" des Bundesgerichtshofes, SpuRt 1995, 97 ff. 176 Siehe oben II. 177 Siehe hierzu umfassend Buchberger, Die Überprüfbarkeil sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, passim, m.z.N.; siehe auch Röhricht, Sportgerichtsverfahren, passim; Gehr/ein, ZIP 1997, 1912 passim; Vieweg, JZ 1984, 171 passim.

84

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Während die frühere Rechtsprechung die Überprütbarkeit von Verbandsentscheidungen auf die Kontrolle beschränkte, ob wesentliche Verbandsentscheidungen eine ausreichende Grundlage in der Satzung hatten (vgl. § 25 BGB) 178 ,

ob das in der Satzung vorgesehene Verfahren und - im Bereich der Vereinsbzw. Verbandsstrafen-wesentliche rechtsstaatliche Verfahrensgrundsätze eingehalten179 wurden und inhaltlich keine grobe Unbilligkeit vorlag 180, werden die Entscheidungen von Verbänden mit sozialer und/oder wirtschaftlicher Macht - hierzu gehören die Sportverbände 181 - mittlerweile in größerem Umfang gerichtlich überprüft: Das staatliche Gericht untersucht grundsätzlich die Richtigkeit der Tatsachenfeststellung 182 und die Richtigkeit der Subsumtion unter die angewendeten gesetzlichen und satzungsmäßigen Normen 183 . Die Kontrollintensität ist aber in beiderlei Hinsicht noch nicht abschließend geklärt und wird immer noch lebhaft diskutiert 184 . Einschränkungen werden insofern befürwortet, als man den Verbänden - vor dem Hintergrund der Verbandsautonomie durchaus zu Recht - einen Spielraum sowohl bei der Auslegung ihrer eigenen Normen 185 als auch bei der Beweiswürdigung hinsichtlich der den spiel- bzw. wettkampfbezogenen Entscheidungen zugrundeliegenden Tatsachen186 einräumen möchte.

178 Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 310 ff.; Röhricht, Absicherung von Zulassungssperren, S. 15; Schimke, Sportrecht S. 108 f. 179 Ausführlich zur Geltung rechtsstaatlicher Verfahrensgrundsätze im Verbandsstrafverfahren Buchberger, Die Überprüfbarkeil sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, S. 68 ff. m.w.N. 180 BGHZ 21, 370 (373); 29, 352 (362); 47, 381 (384). 181 BGHZ 128, 93 (101) =SpuRt 1995, 43 (45) = NJW 1995, 583 (585)- Reitsport; Röhricht, Sportgerichtsverfahren, S. 32. 182 BGHZ 87, 337 (344) = NJW 1984, 918 (919) für den Bereich des vereinsrechtlichen Disziplinar-(Bestrafungs-)Verfahrens; dazu Vieweg, JZ 1984, 167 ff.; ders., Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Sportverbände, S. 235 f., der Beurteilungs- und Entscheidungsspielräume für konkrete Wettkampfwertungen belassen will. Ebenso Buchberger, Die Überprüfbarkeil sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, S. 163. Einschränkendjetzt auch Röhricht, Sportgerichtsverfahren, S. 31 ff. 183 BGHZ 102, 265 (276) = NJW 1988, 552 (555). Auch hier jetzt einschränkend Röhricht, Sportgerichtsverfahren, S. 32 ff. 184 Vgl. Röhricht, Sportgerichtsverfahren, S. 31 ff.; Gehrlein, ZIP 1997, 1912 passim. 185 Röhricht, Sportgerichtsverfahren, S. 32 ff.; Buchberger, Die Überprüfbarkeil sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, S. 165 ff. Anderer Ansicht Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände,

s. 242 f.

186 Vieweg, JZ 1984, 167 ff.; ders., Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Sportverbände, S. 235 f., der Beurteilungs- und Entscheidungsspielräume für konkrete Wettkampfwertungen belassen will. Ebenso Buchberger, Die Überprüfbarkeil sportverbandsrechtlicher Entscheidungen durch die ordentliche Gerichtsbarkeit, S. 163. Einschränkend jetzt auch Röhricht, Sportgerichtsverfahren, S. 31 ff.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

85

Bei sozial und/oder wirtschaftlich mächtigen Verbänden überprüfen die Gerichte zusätzlich sowohl die Verbandsentscheidungen als auch die Verbandsnormen in vollem Umfang auf ihre Vereinbarkeif mit dem materiellen Recht181 . Hierzu gehören selbstredend die materiell-rechtlichen Grenzen der Sittenwidrigkeit (§ 138 BGB) und der gesetzlichen Verbote (§ 134 BGB). Bei Erfüllung der gesetzlichen Tatbestände können Verbandsmaßnahmen zudem Schadensersatz- und Unterlassungsansprüche hervorrufen wie das Verhalten jeder anderen natürlichen oder juristischen Person. Besondere Bedeutung kommt dem Aufnahme- bzw. Teilhabeanspruch nach§ 826 evtl. i.V.m. § 20 VI GWB n.F. (§ 27 GWB a.F.) oder nur aus § 20 VI GWB n.F. (§ 27 GWB a.F.), 249 S. 1 BGB bzw. § 33 GWB n.F. (§ 35 I GWB a.F.) zu, wonach ein Monopolverband oder eine Vereinigung mit erheblicher wirtschaftlicher oder sozialer Machtstellung zur Aufnahme eines Bewerbers zu den üblichen nichtdiskriminierenden Bedingungen verpflichtet ist, wenn dieser zur Verfolgung oder Wahrung wesentlicher Interessen auf die Mitgliedschaft angewiesen ist 188 . Der Anspruch kann sich unter entsprechenden Voraussetzungen auch auf Zulassung zu einer Veranstaltung bzw. einem Sportwettbewerb zu den üblichen nichtdiskriminierenden Bedingungen richten 189 . Verbandsintern müssen zudem die vereinsrechtlichen Schranken wie der vereinsrechtliche Grundsatz der Gleichbehandlung190 und die vereinsrechtliche Förderpflicht 191 beachtet werden. Die gerichtliche Kontrolle von Sportverbandsnormen geht aber noch weiter. Sie werden zusätzlich- wie höchstrichterlicher Rechtsprechung 192 zufolge die Normen aller sozial und/oder wirtschaftlich mächtigen Verbände - einer Angemessenheitskontrolle nach § 242 BGB unterzogen. Die Bestimmungen dürfen nicht unbillig, müssen also durch sachliche Gründe gerechtfertigt sein. Unter dem Gesichtspunkt von Treu und Glauben müssen die Normen sozial und/oder wirtschaftlich mächtiger Verbände einen ausgewogenen Interessenausgleich aller am Rechtsverhältnis Beteiligten darstellen 193 . Das sind im Bereich der Sportverbände nicht nur die unmittelbaren Verbandsmitglieder, sondern auch mittelbare Mitglieder, insbesondere Athleten und Vereine, die sich dem Regel187

BGHZ 87, 337 (343). BGHZ 63,282 (285 f.) = NJW 1975,771 ff.; LG Frankfurt/Main, ZIP 1989, 599 (601). 189 Vieweg, Teilnahmerechte und -pflichten, S. 35; Pfister I Steiner, Sportrecht, S. 218; Hohl, Rechtliche Probleme der Nominierung, S. 188 ff. ; Edenfeld, Rechtsbeziehungen des Vereins zu Nichtmitgliedern, S. 132 f. 190 BGHZ 47, 381 (385 f.); ZIP 1997, 1591; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 543 ff. 191 Hierzu sogleich ausfUhrlieh unten IV. 192 BGHZ 105, 306 (316 ff.) = NJW 1989, 1724 ( 1726). 193 BGHZ 105, 306 (316 ff.) = NJW 1989, 1724 (1726). Hierzu Vieweg, Zur Bedeutung der Interessenabwägung, passim; ders., Zur Inhaltskontrolle von Verbandsnormen, passim. 188

86

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

werk individualrechtlich unterworfen haben 194. Denn auch die lndividualvereinbarungen, die den Sportler an Satzungsbestimmungen eines solchen Verbands binden, unterliegen der Inhaltskontrolle nach § 242 BGB 195 , wobei die fehlende Verbandszugehörigkeit und die dementsprechend fehlenden körperschaftlichen Befugnisse der mittelbaren Mitglieder zu beachten sind 196. Sportliche Regelwerke sind damit auch gegenüber Nichtmitgliedern Gegenstand der Inhaltskontrolle. Über die Vorschrift des § 242 BGB kommen als Maßstab der Inhaltskontrolle und Interessenahwägung die sich gegenüberstehenden Grundrechte (Vereinigungsfreiheit einschließlich Verbandsautonomie nach Art. 9 I GG, Berufsfreiheit des Berufssportlers nach Art. 12 I GG, allgemeine Handlungsfreiheit der Sportler im übrigen, etc.) in Drittwirkung bzw. als verfassungsrechtliche Wertentscheidungen zur Anwendung und verlangen einen verhältnismäßigen Ausgleich im Sinne der praktischen Konkordanz 197 . Die tangierten Grundrechte des zu Bindenden entfalten dabei eine um so stärkere Wirkung, je schwieriger er ohne erhebliche Beeinträchtigung seiner Interessen aus dem Verein bzw. Verband austreten kann und je mehr er zur Entfaltung seiner

128,93 (101 ff.) =SpuRt 1995,43 (46 f.) =NJW 1995, 583 (585)- Reitsport. Demgegenüber entsprach es vor der Reitsport-Entscheidung des BGH herrscheoder Literaturansicht, die in Individualvereinbarungen inkorporierten Verbandsregelungen dem AGBG zu unterwerfen, da die Interessen der Gebundenen nicht in dem Maße wie mitgliedschaftliche gleichliefen (Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 66 ff.; Röhricht, Absicherung von Zulassungssperren, S. 18 ff.; Edenfeld, Rechtsbeziehungen des Vereins zu Nichtmitgliedern, S. 205). Der BGH sah demgegenüber den Ioteressengleichlauf im Vordergrund, so daß die Wertungsmaßstäbe des AGBG allenfalls ergänzend heranzuziehen seien (BGH, NJW 1995, 583 (585) - Reitsport). Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 199 f., befürwortet eine Differenzierung danach, ob die gemeinsame Durchführung und Teilnahme an der Veranstaltung (dann wegen primär gleichlaufender Interessen Inhaltskontrolle nach § 242 BGB) oder die Vermarktung (dann wegen oft gegenläufiger Interessen Inhaltskontrolle nach dem AGBG) geregelt ist. Diese Ansicht kommt zwar den realen Interessen der Beteiligten am nächsten. Es ist aber nicht praktikabel, für ein einheitliches Vertragswerk unterschiedliche Kontrollinstrumentarien anzulegen. Sachgerechter ist es deshalb, im Hinblick auf den auch bei der Vermarktung bestehenden partiellen Interessengleichlauf einen einheitlichen Maßstab der Inhaltskontrolle nach § 242 BGB anzulegen, der freilich, wie auch die Kontrolle nach dem AGBG, eine den von der jeweiligen Regelung betroffenen Interessen gerecht werdende Flexibilität aufweist (vgl. auch Vieweg, SpuRt 1995, 97 ff.). 196 BGHZ 128, 93 (101 ff.) =SpuRt 1995, 43 (46 f.) =NJW 1995, 583 (585)- Reitsport. 197 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 235; ders., Zur Bedeutung der Interessenabwägung, S. 36 ff. ; ders. I Hannamann, Athleteninteresse, S. 48 f. ; Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2827; Schimke, Sportrecht, S. 112; vgl. auch Palandt- Heinrichs, BGB, § 25, Rn. 9; von Münch, GG, Vorbem., Rn. 31. Zur Interessenahwägung im Rahmen der Inhaltskontrolle von Verbands- bzw. Vereinsbestimmungen, die sich auf Vermarktungsbefugnisse erstrecken, ausführlich unten Zweiter Teil, D.II.2. und III.2. und 3. 194 BGHZ 195

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

87

Persönlichkeit oder zur Ausübung seines Berufs wesentlich auf die Mitgliedschaft bzw. individualrechtliche Beziehung angewiesen ist198. Im übrigen müssen die Verbands- bzw. Vereinsbestimmungen auch ausreichend klar und bestimmt sein 199. Unklarheiten gehen analog§ 5 AGBG zu Lasten Vereins bzw. Verbands; auch darf die Regelung analog § 3 AGBG nicht derart überraschend oder ungewöhnlich sein, daß der zu Bindende nicht mit ihr rechnen muß200.

IV. Die Förderptlichten im Sport Die für den Sport typische Solidarität findet in der vereins- bzw. verbandsrechtlichen Förderpflicht ihre rechtliche Entsprechung. Nach grundsätzlicher Vorstellung ihrer dogmatischen Herleitung, ihrer Inhalte und Wirkungen (hierzu 1.) sollen die Sonderprobleme ihrer Geltung auch zwischen den Vereinsbzw. Verbandsmitgliedern (hierzu 2.) sowie einer Erstreckung auf alle an einer Sportveranstaltung, einem -wettkampf oder einer -wettkampfserie Beteiligten (hierzu 3.) erörtert werden. Abschließend werden die konkreten Inhalte und die Intensität der Förderpflichten speziell im Sport bearbeitet (hierzu 4.). Eine ausführliche Überprüfung der Verhaltenskoordinationen im Sport auf ihre Vereinbarkeit mit den Förderpflichten bleibt dem Dritten Teil dieser Arbeit vorbehalten, da es hierfür der rechtstatsächlichen und rechtlichen Grundlagen der Sportvermarktung201 als prägendem Element der meisten im Rahmen der vorliegenden Arbeit interessierenden Verhaltenskoordinationen im Sport bedarf.

1. Grundsätzliches

Die vereinsrechtliche Förder- oder Treuepflicht ist ein allgemein anerkanntes ungeschriebenes Rechtsinstitut202. Sie verpflichtet - ähnlich der Treuepflicht in Gesellschaften- die Mitglieder dem Verein gegenüber, weder den Verein noch 198 Palandt- Heinrichs, BOB,§ 25, Rn. 9; von Münch, GO, Vorbem., Rn. 31. 199 OLG München, SpuRt 1994, 89 (91); Schimke, Sportrecht, S. 111. 200 Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 300 f.; Vieweg, Norrnsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 100; Röhricht, Absicherung von Zulassungssperren, S. 18 f.; Schimke, Sportrecht, S. 112. 201 Siehe hierzu Zweiter Teil. 202 Grundlegend zu den wechselseitigen Förderpflichten in Vereinen und Verbänden Lutter, AcP 180 (1980), 84 (102 ff.); Wiedemann, Gesellschaftsrecht, S. 95 f. u. 431 ff.; Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 608 ff.; Dütz, Verbandsbezogene Verhaltenspflichten,

s. 101 ff.

88

I. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

den Vereinszweck zu schädigen (negative bzw. passive Förderpflicht) 203 und den Vereinszweck zu fördern (positive bzw. aktive Förderpflicht) 204. Umgekehrt unterliegt auch der Verein den Mitgliedern gegenüber der Förderpflicht im Interesse des Vereinszwecks und der entsprechenden Mitgliederinteressen205. Er muß auf die mitgliedschaftliehen Belange der einzelnen Mitglieder Rücksicht nehmen und darf sie nicht in der Verfolgung des Vereinszwecks behindern. Der Förderpflicht im Verein entspricht die Förderpflicht im Verband.

a) Dogmatische Herleitung Dogmatisch wird die vereinsrechtliche Förderpflicht - mangels spezialgesetzlicher Ausprägung - von der herrschenden Ansicht206 auf § 242 BGB gestützt, wobei anerkannt wird, daß sie inhaltlich über den schlichten Grundsatz von Treu und Glauben für Rechtsgeschäfte hinausgeht207 . Demgegenüber sehen Lutte?08 und Reicherr2°9 den Rahmen des § 242 BOB hierdurch überspannt, da die Förderpflicht eine über den Grundsatz von Treu und Glauben weit hinaus203 BGH, DB 1977, 2226 (2227); Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 612 f.; Dütz, Verbandsbezogene Verhaltenspflichten, S. 101 ff.; Soergel- Hadding, BGB, § 38, Rn. 23. 204 Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 614; Dütz, Verbandsbezogene Verhaltenspflichten, S. lOS ff.; Erman- Westermann, BGB, § 38, Rn. 23. 205 Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 609. 206 BGHZ 110, 323 (330) = NJW 1990, 2877 (2879)- Schärenkreuzer; Reichen, Vereinsund Verbandsrecht, Rn. 608; Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 246 m.w.N.; Dütz, Verbandsbezogene Verhaltenspflichten, S. 101 ff. Fiir die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht: MüKo - Roth, BGB, § 242, Rn. 120; Karsten Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 20.IV.l.a). Ob man die Treue- bzw. Förderpflicht als Bestandteil des Mitgliedschaftsverhältnisses sieht (so BGHZ 110, 323 (327) -Schärenkreuzer; Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 472; 608 ff.; zum ähnlichen Problem des G1eichbehandlungsgrundsatzes als Bestandteil des Mitgliedschaftsrechts: Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 472; Stöber, Vereinsrecht, Rn. 69; 252; MüKo - Reuter, BGB, § 38, Rn. 19) oder nicht (so Habersack, Mitgliedschaft, S. 374), hilft in der vorliegenden Problematik nicht weiter. 207 BGHZ 110, 323 (330) = NJW 1990, 2877 (2879)- Schärenkreuzer; Reichen, Vereinsund Verbandsrecht, Rn. 608; Reichen I van Look, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 608; Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 246 m.w.N.; Soergel- Hadding, BGB, § 38, Rn. 23; Dütz, S. 101 ff. 'Für die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht: MüKo - Roth, BGB, § 242, Rn. 120. Ob man insofern nur von einem quantitativen oder auch von einem qualitativen Maius (so ausdrücklich Vieweg, ebd.; Reichert I van Look, ebd.; Reichen, ebd.) gegenüber der Pflicht aus § 242 BGB ausgehen muß, spielt letztlich fiir die Inhalte allenfalls dann eine Rolle, wenn man § 242 BGB nur als Regelung der Nebenpflichten versteht (so Reichen I van Look, ebd.). 208 Lutter, AcP 180 (1980), 84 (103). 209 Reichen I van Look, Vereins- und Verbandsrechts, 6. Auf!., Rn. 608. Anders wieder in der 7. Aufl.: Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 608.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

89

reichende, eigenständige Hauptleistungspflicht in jeder Mitgliedschaft darstelle. Sie sei daher als eigenständiges ungeschriebenes Rechtsinstitut anzusehen, das aus der Mitgliedschaft selbst folge. Ähnlich sieht Ulme?- 10 die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht als eine auf Richterrecht beruhende Generalklausel an, die hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Geltung Gewohnheitsrecht geworden sei. Doch ist eine positivrechtliche Ableitung der Annahme von richterrechtlichem Gewohnheitsrecht vorzuziehen, wenn sich ein positivrechtlicher Anknüpfungspunkt findet. Einen solchen stellt § 242 BGB aber dar. Selbst wenn man mit einem Teil der vereins- und gesellschaftsrechtlichen Literatur211 die Treuebzw. Förderpflicht als Hauptleistungspflicht qualifiziert, verbietet es sich nicht, sie positivrechtlich auf § 242 BGB gestützt zu sehen, soweit man die durch die besondere mitgliedschaftliehe Verbindung erhebliche Intensitätssteigerung212 gegenüber den allgemeinen Geboten des § 242 BGB im Auge behält. Es handelt sich folglich, den allgemeinen Geboten des § 242 BGB gegenüber um ein quantitatives und auch qualitatives Maius, nicht aber um ein Aliud. Im Ergebnis folgen aus den divergierenden dogmatischen Ansätzen aber keine Unterschiede für die hier vor allem interessierenden Inhalte der Förderpflicht.

b) Konkretisierung und Inhalte

Die vereins- bzw. verbandsrechtliche Förderpflicht bedarf im Einzelfall der Konkretisierung, im Streitfall durch den Richter. Im Interesse der Sachangemessenheit sind alle Umstände des Einzelfalls zu berücksichtigen213 . Eine wesentliche Rolle für den Inhalt und die Intensität der Förderpflichten spielen der Vereins- bzw. Verbandszweck, der Satzungsinhalt, die Art und Weise der Verfolgung des Vereins- bzw. Verbandszwecks, die Mitgliederzahl, der Grad der Geschlossenheit, das Maß der Verbandsmacht, der Grad des Angewiesenseins auf die Mitgliedschaft in dem betreffenden Verband und ähnliches, mithin sowohl die satzungsmäßige Ausgestaltung der mitgliedschaftliehen Rechte und Pflichten als auch die reale Durchführung des Mitgliedschaftsverhältnisses und seine Bedeutung für das einzelne Mitglied; insgesamt kommt es folglich auf die 210

Ulmer in Großkommentar HGB, § 105, Rn. 233. Reichen I van Look, Vereins- und Verbandsrechts, 6. Auf!., Rn. 608; Lutter, AcP 180 (1980), 84 (103); Ennecerus I Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, S. 739; Fischer in Großkommentar HGB, 3. Aufl, § 105, Rn. 3la. Ähnlich MüKo- Roth, BGB, § 242, Rn. 120, (für die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht) und Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 246, die von einer fundamentalen allgemeinen Verhaltenspflicht sprechen. 212 So ausdrücklich MüKo - Roth, BGB § 242, Rn. 120 für die gesellschaftsrechtliche Treuepflicht. 213 Reicher!, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 611. 211

90

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Realstruktur der Mitgliedschaft und des Vereins bzw. Verbands an214• Inhaltsbezogen wird oft übergreifend von wechselseitigen Förder-, Rücksichtnahmeund Informationspflichten215 gesprochen216• Wie für § 242 BGB und andere Generalklauseln typisch, stellt auch die vereinsrechtliche Förderpflicht ein Einfallstorfür grundrechtliche Wertungen dar. So müssen bei der Konkretisierung regelmäßig die hinter den wechselseitigen Förderpflichten stehende Vereinsbzw. Verbandsautonomie, die Vereinigungsfreiheit (auch in ihrem status negativus) und die allgemeine Handlungsfreiheit im Wege der praktischen Konkordanz zum Ausgleich gebracht werden. Insofern kann auch eine Parallele zu den Grundsätzen der Inhaltskontrolle von Sportverbandsbestimmungen gezogen werden, deren Maßstab in vergleichbarer Weise der angemessene Interessenausgleich darstellt.

c) Wirkungen

Die vereinsrechtliche Förderpflicht kann positive Leistungsansprüche begründen und bei (drohenden) Verstößen Abwehr- bzw. Schadensersatzansprüche auslösen 217 . Als Anspruchsgrundlagen kommen dabei in Betracht: positive Forderungsverletzung, positive Mitgliedschaftsverletzung218 , §§ 280, 281 bzw. §§ 325, 326 BGB 219 . Die wechselseitigen Förder-, Rücksichtnahme- und In214 Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 611; Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 246 f.; Müller-Erzbach, Mitgliedschaft, S. 314; Dütz, Verbandsbezogene Verhaltenspflichten, S. 101 ff.; vgl. Lutter, AcP 180 (1980), 84 (105 ff.) und für die GmbH: BGHZ 65, 15 (19). 215 Zu den konkreten Inhalten der wechselseitigen Förder-, Rücksichtnahme- und Informationspflichten im Sport bzw. im Sportverbandswesen siehe sogleich unten. 216 Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 84. Vgl. auch die Formulierung des BGH, SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele: ,,mitgliedschaftliche Förderund Rücksichtnahmepflicht". 217 MüKo- Reuter, BGB, § 38, Rn. 20; Erman- H.P. Westermann, BGB, § 38, Rn. 1 u. 9; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 543 ff. u. 619; Staudinger- Weick, BGB, § 35, Rn. 16; Soergel- Hadding, BGB, § 38, Rn. 19, 23 u. 24; Sauter I Schweyer I Waldner, Der eingetragene Verein, Rn. 348. 218 Vgl. zur .,positiven Mitgliedschaftsverletzung" BGHZ 110, 323 (330) = NJW 1990, 2877 (2879) - Schärenkreuzer. 219 Bei Vorliegen der übrigen Anspruchsvoraussetzungen können die folgenden Anspruchsgrundlagen hinzutreten: § 823 I BGB (Persönlichkeitsrecht, Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb, Mitgliedschaftsrecht, Vereinsrecht (Ob das Recht des Vereins auf Bestand und Achtung seiner Autonomie als sonstiges Recht i.S.d. § 823 I verstanden werden kann, wurde von BGHZ 52, 393 (397) = NJW 1970, 243 (244) und BGH, NJW 1970, 378 (381) bislang offengelassen)), § 826 BGB (Knebelung, Behinderung, evtl. auch Verleitung zum Vertragsbruch), § 1 UWG (Behinderung, Marktstörung, Verleitung zum Vertragsbruch), § 20 I i.V.m. § 33 GWB n.F. (§ 26 Il i.V.m. § 35 GWB a.F.) sowie § 823 Il BGB i.V.m. Art. 82 EG.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

91

formationspflichten können allerdings auch anspruchshemmend oder -vernichtend wirken220 . Zudem bildet die vereinsrechtliche Förderpflicht ein Auslegungskriterium für gesetzliche und satzungsmäßige Rechte und Pflichten zwischen Verband bzw. Verein und Mitglied221 . Verstößt die Regelung eines sozial und/oder wirtschaftlich mächtigen Verbands -und hierzu gehören die Sportverbände222 - gegen die wechselseitigen Förderpflichten der Beteiligten, so kann sie auch einer Angemessenheitskontrolle nach § 242 BGB 223 nicht standhalten und ist unwirksam.

2. Geltung zwischen den Mitgliedern

Umstritten ist, ob diese Pflichten auch unter den Vereins- bzw. Verbandsmitgliedern gelten. Dies wird von einem Teil der Literatur224 für sog. Satzungsverbände, also auch für Idealvereine und -verbände, im Gegensatz zu sog. Vertragsverbänden, also Personengesellschaften, abgelehnt. Auch frühere Entscheidungen des Bundesgerichtshofs lehnten eine Treue- bzw. Förderpflicht zwischen Aktionären225 und zwischen den Mitgliedern eines Sportvereins226 ab, weil es sich um körperschaftliche und nicht - wie für erforderlich erachtet - um personalistische Personenvereinigungen handle. Hintergrund ist bzw. war ein dualistischer Mitgliedschaftsbegriff27, der an den in Körperschaften weniger ausgeprägten personalen Bezug anknüpft. Diese Differenzierung überzeugt nicht. So vermag der argumentative Verweis auf die Unterscheidung im Steuerrecht228 eine eigenständige zivilrechtliehe Beurteilung nicht zu ersetzen. Das zitierte229 Mitbestimmungsurteil des Bundesverfassungsgerichts liefert für die Förderpflichten im Idealverein ebensowenig hilfreiche Aspekte. Die wechselseitigen Förderpflichten unter den Mitgliedern werden zwar in Vereinen und Verbänden - entsprechend dem lose220

Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 608 a.E. Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 608 a.E. 222 Siehe oben 8.111.2. m.w.N. 223 Hierzu oben 8.111.2. 224 MüKo - Reuter, BGB, § 38, Rn. I ff . u. 25 f.; Reemann, Verfassung des Vereins, S. 146. So wohl auch Saurer I Schweyer I Waldner, Der eingetragene Verein, Rn. 348 und Soergel - Hadding, BGB, § 38 passim, die nicht ausdrücklich Stellung beziehen, und Staudinger- Weick, BGB, § 35, Rn. 19, der noch vom "Prinzip von Treu und Glauben" spricht. 225 BGHZ 18, 350 (365). 226 BGHZ 110, 323 (334)- Schärenkreuzer. 227 Ausführlich MüKo- Reuter, BGB, § 38, Rn. 1 m.w.N. 228 MüKo- Reuter, BGB, § 38, Rn. 3. 229 MüKo - Reuter, BGB, § 38, Rn. 3. 221

92

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

ren Band zwischen den (austauschbaren) Mitgliedern - sicherlich weniger intensiv sein als in Personengesellschaften. Diese grundsätzlich zutreffende Feststellung begründet aber - ganz unabhängig von einem dualistischen oder monistischen Mitgliedschaftsbegriff- nicht, weshalb in Satzungsverbänden die Förderung des Vereins- bzw. Verbandszwecks nicht auch im Interesse der übrigen Mitglieder geboten sein und konsequenterweise auch in diesem Verhältnis verlangt werden kann. Im Einzelfall entscheidend kann dabei nur die Art und Intensität der mitgliedschaftliehen Beziehungen sein230, die konkrete Förderpflichten begründet oder nicht. Die Rechtsform kann nicht maßgeblich sein231 • Dementsprechend bejaht der BGH232 inzwischen auch eine Treuepflicht zwischen Aktionären und revidiert seine vorherige "Überbewertung der körperschaftlichen Struktur" der Aktiengesellschaft. Denn einerseits bestehe gleichwohl eine Schädigungsmöglichkeit, insbesondere eines Mehrheits- gegenüber einem Minderheitsaktionär, und andererseits könne die innere Struktur in allen Gesellschaftsformen unterschiedlich ausgestaltet werden und müsse insbesondere durch einen Rechtsformenwechsel nicht aufgegeben werden. Auch für das Vereins- und Verbandsrecht hat der BGH233 nunmehr in einem obiter dieturn die mitgliedschaftliehe Förder- und Rücksichtnahmepflicht zwischen den Mitgliedern von Sportverbänden und -vereinen angenommen. Dies entspricht der überwiegenden Literatur234. Zuzugeben ist freilich, daß die Förderpflichten zwischen den Mitgliedern aufgrund des loseren Bandes schwächer ausgeprägt sind als die Förderpflichten im Verhältnis zwischen Mitgliedern und Verein bzw. Verband235 . Für die Geltung der Förderpflichten zwischen den Mitgliedern aber auch zwischen ihnen und dem Verein bzw. Verband ist irrelevant, welche Rechtsform sie einnehmen, denn die Förderpflicht wird allein durch ihre Mitgliedsstellung im Verein bzw. Verband vermittelt. Es ist deshalb für die Förder230 MüKo - Roth, BGB, § 242, Rn. 123; Soergel - Teichmann, BGB, § 242, Rn. 34 m.w.N; Wiedemann, Gesellschaftsrecht, § 8 II 3; Karsten Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 20.IV.2.d); § 28 1.4.a); Hueck, Gesellschaftsrecht, S. 226 ff.; Kühler, Gesellschaftsrecht, § 15 II 3.c); Raiser, Recht der Kapitalgesellschaften,§ 12.V.l; Zöllner in Kölner Kommentar, AktG, § 243, Rn. 195. 231 Siehe die in der vorherigen Fußnote Zitierten. 232 BGHZ 103, 184 (194 f.). 233 BGH SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele: Zu den vereinsrechtlichen Regelungen gehöre "auch die mitgliedschaftliehe Förder- und Rücksichtnahmepflicht gegenüber den anderen Vereinsmitgliedern." 234 Lutter, AcP 180 (1980), 84 (102 ff.); Wiedemann, Gesellschaftsrecht, S. 95 f. u. 431 ff.; Reichert I van Look, Vereins- und Verbandsrecht, 6. Auf!., Rn. 610 u. 616 f. ; Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, 7. Auf!., Rn. 475, 610 u. 616; Emmerich I Sonnenschein, Konzernrecht, S. 522. 235 Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 609.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

93

pflichtge!tung unschädlich, daß Vereine in den Profiligen zunehmend die Rechtsform von Kapitalgesellschaften annehmen236 .

3. Erstreckung der Förderpflichten auf alle an einer Sportveranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie unmittelbar Beteiligten

Noch weniger geklärt ist die Frage, ob sich angesichts der Besonderheiten im Sport die Förder-, Rücksichtnahme- und Informationspflichten über den unmittelbaren Mitgliedschaftsrahmen der Sportvereine und -verbände hinaus auf alle an einer Sportveranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie unmittelbar Beteiligten erstrecken. Viewei 31 bejaht dies für die über die Verbandspyramide mit dem Sportverband verbundenen mittelbaren Mitglieder, die - wie oben238 dargestellt - rechtlich keine Mitglieder sind. Auch Reicherr39 nimmt die Erstreckung der vereins- bzw. verbandsrechtlichen Förderpflicht auf mittelbare Mitglieder oder sonstige Sportinterne an, die auf individualrechtlichem Wege einem Verbandsregelwerk unterworfen sind und im Zusammenhang mit der personalen Geltungserstreckung der Verbandsnormen an Wettbewerben unter der Aufsicht des Verbands teilnehmen. Ähnlich sehen Haas I Prokop2A{J, ohne explizit von Förder- oder Treuepflichten zu sprechen, ein besonderes, "Abwehr- und Schadensersatzansprüche bei treuwidrigem Handeln" auslösendes Sonderrechtsverhältnis zwischen dem Sportverband und dem nur individualrechtlich seinem Regelwerk unterworfenen Athleten, da "die Unterwerfungsvereinbarung (...) dem Athleten (... ) eine der Mitgliedschaft stark angenäherte Stellung" verschaffe. Als dogmatische Anknüpfungspunkte einer Förderpflicht aller an einer Sportveranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie unmittelbar Beteiligten kommen § 242 BGB und eine Rechtsanalogie zur vereins- und verbandsrechtlichen Förderpflicht in Betracht. Beide Begründungsansätze unterscheiden sich allerdings nicht wesentlich, da auch die vereins- bzw. verbandsrechtliche Förderpflicht, jedenfalls nach hiesigem Verständnis, aus § 242 BGB abzuleiten ist. Eine Rechtsanalogie zur vereinsrechtlichen Förderpflicht kann mit der -läßt man die nicht als bewußte gesetzliche Regelung des Problems einzustufende

s.

236 Beispiele hierzu unten Zweiter Teil, E.l. 237 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, 247 ff. 238 Siehe oben A.l.l .a)aa) und B.Il. 239 Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 609. 24{J Hcuu I Prokop, JR 1998, 45 (46).

94

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Generalklausel des § 242 BGB außer Betracht - ohne weiteres anzunehmenden planwidrigen Regelungslücke und mit der vergleichbaren Sach- und Interessenlage gerechtfertigt werden. Wie in der mitgliedschaftliehen Beziehung bestehen gleichlaufende Interessen, nämlich am Gelingen der Sportveranstaltung bzw. an der erfolgreichen und störungsfreien Durchführung des Sportwettbewerbs. Das Verhältnis zwischen Verband, Verein und Athlet ist damit im Rahmen der organisierten Sportausübung in gewisser Hinsicht - wie ein Mitgliedschaftsverhältnis - von einer gemeinsamen Zweckverfolgung geprägt241 . Die gleichgerichteten Interessen sind hierbei nicht lediglich durch sozialen Kontakt vermittelt und verfestigt, sondern finden - ähnlich den korporationsrechtliehen Bindungen bei der Mitgliedschaft - ihren Ausdruck in den unterschiedlichen individualrechtliehen Bindungsverträgen. Diese Bindungen an das Regelwerk der Verbände bzw. Veranstalter bezwecken gerade, den Verein oder Athleten "(zumindest zeitweise) in die vorhandene körperschaftlich geprägte Verbandsorganisation einzugliedern"242. Hiermit sollen die Verbandsleistungen gemäß dem eigenen Satzungsauftrag an die Sportler und Vereine weitergeleitet werden243. Es ist darin, soweit die individualrechtliehen Bindungen reichen, einer echten Mitgliedschaft sehr ähnlich. Dementsprechend wird für das vergleichbare Problem des vereinsrechtlichen Gleichbehandlungsgrundsatzes eine analoge Behandlung der mittelbaren Mitglieder zu den unmittelbaren angenommen244: Soweit mittelbare Mitglieder oder sonstige Sportinterne auf individualrechtlichem Wege einem Verbandsregelwerk unterworfen sind und im Zusammenhang mit der personalen Geltungserstreckung der Verbandsnormen an Wettbewerben unter der Aufsicht des Verbands teilnehmen, muß innerhalb des Geltungsbereichs der Vereinbarung - nicht zuletzt zwecks der sportlichen Fairneß -bei Auslegung und Anwendung der Verbandsregelungen der verbandsrechtliche Grundsatz der Gleichbehandlung auch für sie streiten. In diesem Rahmen muß dann auch eine wechselseitige Förderpflicht bejaht werden. Schon Lukes245 hat in seiner grundlegenden Abhandlung über die individualrechtliche Erstreckung von Verbandsregeln auf das Nichtmitglied festgehalten, daß eine solche nur erfolgen könne, "wenn durch oder im Zusammenhang mit dem Erstreckungsvertrag auch die Interessen des Nichtmitglieds gefördert werden". Die Förderpflichten bilden gleichsam die Kehrseite des Unterworfenseins unter das Regelwerk246 . Wenn der Bundesgerichtshof im Reiterurtei1 247 die Inhalts241 Haas I Prokop, JR 1998,45 (46); vgl. BGH, NJW 1995, 583 (585)- Reitsport; Reuter, DZWiR 1996, 1 (5). 242 Haas I Prokop, JR 1998, 45 (46). 243 Haas I Prokop, JR 1998,45 (46); vgl. Reuter, DZWiR 1996, 1 (5). 244 Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 544; Edenfeld, Rechtsbeziehungen des Vereins zu Nichtmitgliedern, S. 220; vgl. auch Grunsky, Die Befugnis der Sportverbände, S. 18 f. 245 Lukes, Erstreckung der Vereinsgewalt, S. 344. 246 Vgl. Reuter, Verbindlichkeit internationalen Sportrechts, S. 53 f., 58 f.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

95

kontrolle nach § 242 BGB auch auf das Verhältnis zwischen Verband und individualrechtlich an das Regelwerk gebundenem mittelbaren bzw. Nichtmitglied erstreckt, befürwortet auch er im Ergebnis eine solche - begrenzte - Gleichstellung der Nichtmitglieder mit den Mitgliedern. Daß mitgliedschaftsähnliche Förderpflichten im Sport auch für und gegen individualrechtlich an das Verbands- oder Veranstalterregelwerk gebundene Nichtmitglieder gelten, muß aber nicht mit einer Analogie zur vereins-, verbands- bzw. mitgliedschaftsrechtlichen Förderpflicht begründet, sondern kann auch direkt auf § 242 BGB gestützt werden. Wie zur Herleitung der vereinsund verbandsrechtlichen Förderpflicht bereits ausgeführt, ist diese positivrechtliche Anknüpfung einer - sei es durch Analogieschluß, sei es durch Richterrecht bewirkten - Rechtsfortbildung vorzuziehen. Die Begründung einer mitgliedschaftsähnlichen Förderpflicht aus § 242 BGB entspricht dabei im wesentlichen den zum Analogieschluß vorgetragenen Argumenten. Den Anknüpfungspunkt für die Anwendung des § 242 BGB bilden als rechtliche Sonderverbindung, soweit man eine solche mit der herkömmlichen Ansicht248 überhaupt noch fordert 249, oder als gesteigerter sozialer Kontakt mit Interessenkoordination oder -ausgleich250 die individualrechtliehen Vereinbarungen, mittels derer sich die an der organisierten Sportausübung, d.h. an einer Veranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie teilnehmenden Sportler und Vereine dem Verbands- bzw. Veranstalterregelwerk unterwerfen. Hiermit entsteht, wie soeben ausgeführt, eine mitgliedschaftsähnliche Verbindung, die durch die gleichlaufenden Interessen an einer erfolgreichen und ungestörten Durchführung der Veranstaltung bzw. des Wettkampfs geprägt ist und dementsprechend einen gewissen Zweckgemeinschaftscharakter aufweist. Im Interesse dieses gemeinschaftlichen Zwecks bestehen deshalb wechselseitige Förderpflichten zwischen dem Verband bzw. Veranstalter und dem durch individualrechtliche Vereinbarungen an sein Regelwerk gebundenen Sportbeteiligten.

BGH, NJW 1995, 583 (585)- Reitsport. Larenz, Schuldrecht I, § 10 I; Palandt - Heinrichs, BGB, § 242, Rn. 6; Soergel Teichmann, BGB, § 242, Rn. 30 ff. m.w.N. jedenfalls für die Pflichten zur gegenseitigen Hilfe und Rücksichtnahme; BGH, LM Nr. 66 zu§ 242/D; BGH, WM 1977, 569 (570) allerdings spezifisch für einen Auskunftsanspruch. Zuletzt hat der BGH das Erfordernis einer rechtlichen Sonderverbindung für § 242 BGB aber ausdrücklich offen gelassen: BGHZ 102, 95 (102). 249 Ausdrücklich gegen ein solches Erfordernis Staudinger- Jürgen Schmidt, BGB, § 242, Rn. 159 ff., insbes. 161 ff.; ihm folgend Medicus, Schuldrecht I, § 16 II.3, Rn. 130, sowie MüKo - Roth, BGB, § 242, Rn. 54, der lediglich solche Beziehungen fordert, "die sich durch einen im Vergleich zu dem allgemeinen Verhältnis unter den Mitgliedern der Gesellschaft irgendwie qualifizierten sozialen Kontakt auszeichnen"; offen gelassen: BGHZ 102,95 (102). 250 So Soergel- Teichmann, BGB, § 242, Rn. 34. 247 248

96

1.

Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Freilich sind der Inhalt und die Intensität dieser mitgliedschaftsähnlichen Förderpflichten - wie der Inhalt und die Intensität der mitgliedschaftliehen Förderptlichten selbst - variabel und abhängig von allen relevanten Umständen des Einzelfalls251 . Eine wesentliche Rolle spielen dabei der gemeinsame Zweck, also der Inhalt der gleichlaufenden Interessen, insbesondere die erfolgreiche störungsfreie Durchführung der Veranstaltung bzw. des Wettkampfs oder, aus anderer Sicht, der wettkampfmäßigen Sportausübung, und der Inhalt der Bindungsvereinbarungen, die Art des Wettkampfs bzw. der Veranstaltung, die Bedeutung des Wettkampfs bzw. der Veranstaltung für den Sportbeteiligten. Fraglich ist, ob die mitgliedschaftsähnlichen Förderpflichten - wie hier für die mitgliedschaftliehen Förderpflichten bejaht - auch zwischen den an einer Veranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie Teilnehmenden gilt. Die individualrechtliehen Bindungsvereinbarungen bestehen jeweils nur zwischen dem Verband bzw. Veranstalter und dem einzelnen teilnehmenden Athleten oder Verein. Die Problematik rückt deshalb thematisch in die Nähe von Verträgen mit Schutzwirkung zugunsten Dritter. Die Voraussetzungen einer Drittschutzwirkung zugunsten anderer Teilnehmer am vertragsgegenständlichen Wettkampf dürften grundsätzlich erfüllt sein252 : Die anderen Teilnehmer kommen bestimmungsgemäß mit der Leistung in Berührung kommen (Leistungsnähe). Die Leistung soll nach dem Vertragsinhalt auch den anderen Teilnehmern zugutekommen, sodaß eine Schutzpflicht des Verbands bzw. Veranstalters gegenüber den anderen Teilnehmern besteht. Dies ist auch bei Vertragsschluß erkennbar. Die Rechtsfigur des Vertrags mit Drittschutzwirkung dient aber dazu, einen eigenen vertraglichen Schadensersatzanspruch für den Dritten zu begründen. Sie eignet sich daher nicht als Basis für wechselseitige Förderpflichten zwischen den Sportbeteiligten. Doch zeigt der Vergleich mit den Voraussetzungen und Rechtsfolgen des Vertrags mit Schutzwirkung zugunsten Dritter, daß die durch Individualvereinbarungen anläßlich einer Sportveranstaltung oder eines Sportwettkampfs entstehenden Rechtsbeziehungen im Hinblick auf die besonderen Umstände und die spezifische Interessenlage durch die grundsätzliche Annahme von wechselseitigen Förderpflichten nicht überspannt werden. Es ist auch allgemein anerkannt, daß die erhöhten Pflichten des § 242 BGB auch in Verhältnissen gelten können, die durch eine gemeinsame dritte Bezugsperson vermittelt werden253 . Selbst wenn man zusätzlich fordert, "daß die Beteiligten entsprechend dem Vertragsbild ihre individuellen Interessen ko-

251

Vgl. Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 611. zu den Voraussetzungen des Vertrag mit Schutzwirkungen zugunsten Dritter nur Palandt- Heinrichs, BGB, § 328, Rn. 16 ff. 253 Soergel- Teichmann, BGB, § 242, Rn. 33 m.w.N. 252 Vgl.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

97

ordinieren oder ausgleichen"254, wirft dies keine Probleme auf, da die Teilnehmer an einer Sportveranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie ihre Interessen im hierfür bestands- und funktionserforderlichen Umfang koordinieren und ausgleichen müssen. Die Situation und Interessenlage der an der Veranstaltung, einem Wettkampf oder einer Wettkampfserie teilnehmenden Sportler oder Vereine entspricht folglich bezogen auf die gemeinsame Teilnahme an dieser Veranstaltung, diesem Wettkampf oder dieser Wettkampfserie, der Situation und Interessenlage von Mitgliedern einer Personenvereinigung. Sie verfolgen den gemeinsamen Zweck, an einer gelingenden Veranstaltung teilzunehmen, und erwarten, daß sich auch alle übrigen Teilnehmer an das Regelwerk halten255 . Es lassen sich deshalb aus § 242 BGB auch Förderpflichten zwischen den an einer Sportveranstaltung, einem Sportwettkampf oder einer Wettkampfserie teilnehmenden Sportbeteiligten ableiten. Auch für diese Förderpflichten spielt es keine Rolle, welcher Rechtsform sich die Sportbeteiligten bedienen.

4. Inhalt und Intensität der Förderpflichten im Sport

Für die konkreten Inhalte und die Intensität der wechselseitigen Förder-, Rücksichtnahme- und Informationspflichten im Sport kommt der durch das Ein-Platz-Prinzip verursachten Monopolstruktu?56 eine für den Verband pflichtensteigemde Bedeutung zu257 . Denn den angeschlossenen Unterverbänden bzw. -vereinen und deren Mitgliedern bieten sich in aller Regel 258 keine Ausweichmöglichkeiten. Die übliche Verbandskontrolle durch Austritt fällt weg. Das hierauf gründende faktische Machtgefälle259 setzt sich auf den nachgeordneten Ebenen für die Vereine und Sportler fort. Es gewinnt noch an Schärfe, wenn man sich - nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zunehmenden 254 So Soergel-

Teichmann, BGB, § 242, Rn. 34. BGH, NJW 1995, 583 (584)- Reitsport. 256 Zu beiden Phänomenen bereits oben A.l.l. 257 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Sportverbände, s. 247. 258 Vgl. aber die Loslösungsbestrebungen in den Profiligen des deutschen und europäischen Fußballs sowie des deutschen Eishockeys. Wegen der Monopolstruktur hat der Austritt aus dem übergeordneten Verband aber regelmäßig nicht gewünschte negative Folgen für das Verhältnis zum nächsthöheren Verband, so daß auf Druck dieses höheren Verbands, insb. des internationalen Sportfachverbands, ein Austritt unterbleibt. 259 Vgl. zur klassischen Sportverbandsmacht gegenüber den nachgeordneten Sportbeteiligten einerseits Vieweg in Hannamann I Vieweg, Soziale und wirtschaftliche Machtpositionen im Sport, S. 51 f., und andererseits zu neueren Machtverschiebungen Vieweg, ebd., s. 51 ff. 255

7 HIUIII8JIWIJI

98

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Professionalisierung und Kommerzialisierung des Sports 260 - die für den einzelnen erhebliche soziale und wirtschaftliche Bedeutung der wettkampfmäßigen Sportausübung vor Augen hält. Die wettkampfmäßige Sportausübung ist ihm aber nur durch Einordnung in dieses monopolistische Sportverbandssystem möglich. Die dem Individuum übergeordneten Vereine und Verbände sind insofern ihrem jeweils übergeordneten Verband gegenüber Sachwalter seiner Interessen. Deshalb muß die erhebliche, oft existentielle Bedeutung der Sportverbandsmaßnahmen und -entscheidungen für den einzelnen über die Prägung der Förderpflichten zwischen ihm und seinem Verein hinaus auch in die übergeordneten Ebenen hineinstrahlen 261 . Denn aus Sicht des einzelnen Sportlers wandelt sich die Sportverbandspyramide zum Trichter262, den er passieren muß, um seinen Sport wettkampfmäßig und gegebenenfalls auch professionell ausüben zu können263 . Vor dem Hintergrund dieser Realstruktur des Sportverbandswesens, der in entsprechender Weise die Grundlage für eine umfassende Inhaltskontrolle von Sportverbandsnormen nach § 242 BGB bildet264, sind die Förderpflichten der übergeordneten Verbände "besonders intensiv und weitgehend"265 und geben gerade den übergeordneten Verbänden relativ strikte Verhaltensvorgaben, die die Verbandsautonomie einschränken. Das gilt in ähnlicher Weise aber auf niedrigerem und damit letztlich weniger intensivem Niveau auch für die Sportvereine im Verhältnis zu ihren Mitgliedern. Dagegen fallen die Förderpflichten der Sportler oder untergeordneten Vereine bzw. Verbände gegenüber den übergeordneten Vereinen und Verbänden angesichts der skizzierten Interessen- und Machtkonstellation in aller Regel266 260 Vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 247, demzufolge Intensität und Inhalt der Förderpflichten auch vom Grad der Kommerzialisierung und Professionalisierung der Sportart bestimmt werden. 261 Vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, s. 250 f. 262 Vgl. Hoffet, Zeitschrift für Juristische Ausbildung und Praxis, 1997, 182 (186). 263 Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 247 spricht von "faktischer Zwangsmitgliedschaft". 264 Zur Inhaltskontrolle von Verbandsnormen bereits oben B.III. 265 Vieweg , Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, s. 247. 266 Trotz in jüngster Zeit verschiedentlich erkennbarer Tendenzen zum Kippen der bisherigen Machtverhältnisse (Vieweg in: Hannamann I Vieweg, Soziale und wirtschaftliche Machtpositionen im Sport, S. 50 ff.), insbesondere durch wirtschaftlich potente Sportvereine, die sich vom Verband abspalten und eigene Ligen gründen oder zumindest hiermit drohen (vgl. die deutsche Eishockey-Liga DEL (hierzu eingangs Einleitung, I.), die britische Premier League Football (Einzelheiten im Tatbestandsteil des Urteil vom Restrictive Practices' Court in England and Wales, v. 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http://www.courtservice.gov.uklpljmtint.htrn) und die Bestrebungen einer europäischen Fußball-Superliga außerhalb der UEFA (Amtsblatt der EG, C 70/5, Fall Nr. IV/37.400 - Gandalf-Projekt; SZ v. 5./6.1998, S. 49)), aber auch durch herausragende

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

99

wesentlich schwächer und schmäler aus. Das gilt insbesondere auch für die Förderpflichten zwischen den Mitgliedern oder den an einem Wettkampf Teilnehmenden, da bereits die Basis gleichlaufender Interessen sehr schmal ist. Im Hinblick auf den im Wettkampf bestehenden Wettbewerb zwischen den Teilnehmern können Förderptlichten nur in begrenztem, geringem Umfang bejaht und dürfen nicht überspannt werden. Spezifischer Zweck aller Sportverbände ist es, "die von ihnen kompetentiell vereinnahmte Sportart insbesondere durch Veranstaltung von Meisterschaften, Anwendung eines einheitlichen Regelwerks und Vertretung auf internationaler Ebene zu fördern" 267 . Inhalte der verbandsseitigen Förderpflichten sind im Hinblick auf diesen Zweck und die beschriebene Realstruktur der Sportverbände insbesondere die Unterhaltung und Fortschreibung eines Regelwerks, das eine funktionsfähige wettkampfmäßige Sportausübung - auf der Grundlage der Chancengleichheit, des Fairplay und der Sportlersicherheit - ermöglicht und garantiert268, sowie die konsequente nichtdiskriminierende Durchsetzung dieses Regelwerks. Inhalt dieser Pflichten ist es ferner, hierbei die Freiheit der wettkampfmäßigen Sportausübung des einzelnen Sportlers, Vereins, Clubs und Unterverbands nicht über das für die Funktionsfähigkeit und den Bestand des sportlichen Wettkampfes bzw. für die wettkampfmäßige Sportausübung Erforderliche hinaus einzuschränken. Deshalb sind die Betroffenen etwa rechtzeitig über sie tangierende Maßnahmen und Entscheidungen zu informieren 269. Für den Bestand und die Funktionsfähigkeit des sportlichen Wettkampfes bzw. der wettkampfmäßigen Sportausübung erforderlich und regelmäßig angemessen - wie auch in der Rechtsprechung des BGH270 zum Reitsport entschieden - und daher mit den wechselseitigen Förder-, Rücksichtnahme- und Sportlerpersönlichkeiten (vgl. nur die Position Boris Beckers im deutschen Tennis) kann jedenfalls im Regelfall noch nicht von einer Umkehrung der bisherigen Machtsituation ausgegangen werden (vgl. Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Sportverbände, S. 247). Lediglich im Bereich der für ihre Sportart in Deutschland besonders mächtigen Fußballclubs kann die Bewertung der Förderpflichten im Einzelfall anders, insbesondere die Pflichtenintensität auf seiten der Mitglieder größer ausfallen als sonst. 267 Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, s. 248. 268 Zur Frage, wie detailliert der Verband bzw. Verein hierbei die Leistungsbeziehungen zu den Mitgliedern regeln muß Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 247, der zu Recht einerseits eine detaillierte Regelung im Hinblick auf den Informationsanspruch und die mittel- bzw. langfristige Planung der Mitglieder verlangt, andererseits aber angesichts der erforderlichen Flexibilität der Regelung für die Einzelfallanwendung und der nötigen Anpassung an internationale Regelwerke überspannte Anforderungen an den Detaillierungsgrad zurückweist. 269 Ausführlich zu diesem individuellen Recht auf Information Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 248 m.w.N. 270 BGH, NJW 1995, 853 (854)- Reitsport.

100

l. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

Informationspflichten im Sport vereinbar sind ganz allgemein Beschränkungen und Vereinheitlichungen, die der ,,Festlegung der Spielregeln der speziellen Sportart im engeren Sinne" [einschließlich der Definition und Typisierung der Sportart] und "vor allem der Gewährleistung der körperlichen Integrität der Teilnehmer [einschließlich der Zuschauer], der Regelung der Klassifikationsund Qualifikationsfragen, der Herstellung gleicher Start- und Wettkampfbedingungen [Chancengleichheit], dem Ansehen der jeweiligen Sportart in der Öffentlichkeit und der Sicherstellung eines geregelten Sport- und Wettkampfbetriebs" sowie der Disziplinierung271 dienen272 . Auch die EU-Kommission erkennt diese Regelsetzungsbefugnis der Sportorganisationen und -Veranstalter ausdrücklich an273 . Des weiteren bedarf es der Gewährleistung eines ungestörten Spielablaufs bzw. einer störungsfreien Ligasaison, wozu etwa die Unterscheidbarkeit der gegnerischen Mannschaften, die Sicherstellung einer auch wirtschaftlich sicheren Existenz der Spiel- bzw. Ligateilnehmer über die gesamte Saison hinweg vor allem aus haftungsrechtlichen und Gläubigerschutzgründen gehören. Unerläßlich für funktionsfähige Sportwettbewerbe ist schließlich auch die konsequente nichtdiskriminierende Durchsetzung all der hierfür aufgestellten Regeln274• Im Ligasport zählen zu den sportfunktionsnotwendigen Maßnahmen als Voraussetzungen langfristigen Ligabestands und Ligafunktionierens auch die Förderung eines gewissen Gleichgewichts unter den Ligateilnehmern im Interesse ungewisser Spielausgänge275 sowie die Gewährleistung der Nach271 Vgl. aus der OS-Rechtsprechung: Molinas v. NBA, 190 F.Supp. 241 (S.D.N.Y. 1961): "necessary for the survival of the league"; Cooney v. American Horse Shows Association, 495 F.Supp. 424, 430 (S.D.N.Y. 1980). Näher zur Regelungspflicht der Sportverbände im Disziplinarbereich Vieweg, Normsetzung und-anwendungdeutscher und internationaler Verbände, S. 251 ff.; Reichen, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 1587 ff. 272 Vgl. auch Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 225. Siehe bereits oben A.III. 273 EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. 15, Rn. 23, und S. 31, Rn. 51, sowie EUKommission, Helsinki-Bericht zum Sport, S. 10 und S. 8, wonach mit Art. 85 EG-Vertrag (jetzt Art. 81 EG) problemlos vereinbar seien "sportspezifische Regeln der Sportverbände, ohne die die einzelnen Sportarten nicht existieren könnten, sowie Regeln, die für den organisatorischen Aufbau der einzelnen Sportarten und die Austragung von Wettkämpfen erforderlich sind". Ebenso, van Miert, Sport und Gemeinschaftsrecht, S. 1 f. Vgl. auch Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 241. 274 BGH, NJW 1995, 853 (854)- Reitsport. 275 EuGH, ZIP 1996, 42 (59)- Bosman; Generalanwalt Lenz, Schlußantrag im BosmanVerfahren, EuGRZ 1995, 459 (496); EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. 4, Rn. 6; EUKommission, Helsinki-Bericht zum Sport, S. 9; van Miert, Sport et concurrence, S. 2; Restrictive Practices' Court in England and Wales, Entscheidung v. 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http:// www.courtservice.gov.uk/pljmtint.htm, Rn. 212, 215 und 339; Büch I Schellhaaß, Ökonomische Aspekte der Transferentschädigung, S. 231 f.; Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 46 f., 119; A. Fikentscher, SpuRt 1995, 149; Krogmann, Grundrechte im Sport, S. 215; Trommer, Transferregelungen, S. 100.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

101

wuchsausbildung216 , die sowohl Inhalt der Förderpflichten zwischen Vereinen und dem Verband als auch zwischen den Vereinen untereinander sind. Der Argumentation, die Liga könne langfristig nicht attraktiv bleiben und insofern auch in ihrem Bestand in Frage gestellt sein, wenn die Gräben zwischen schwachen und starken Mannschaften zu groß und die Spielausgänge dementsprechend leicht kalkulierbar werden277 , wird zwar die sog. "Herberger-Hypothese" bzw. die Theorie des streitbaren Marktes entgegengehalten: ,,Der Ball ist rund .• ms Das Kammergericht argumentierte im Verfahren der Europapokalheimspiele gar, Einnahmedifferenzen seien in Sportligen genauso hinzunehmen wie auf jedem anderen Markt279 . Gleichwohl wird man mit dem EuGH280, dem Bundeskartellamt281 , der Europäischen Kommission 282 und der ganz herrschenden Literaturrneinung283 dieses Ziel einer gewissen Ausgewogenheit 276 EuGH, ZIP 1996, 42 (50)- Bosman; BGH, SpuRt 1999, 236 (238) m. zust. Anm. v. Arens - Transferzahlungen im Fußballamateurbereich; Büch I Schellhaaß, Ökonomische Aspekte der Transferentschädigung, S. 218 ff.; Fischer, Sport und Geschäft, S. 68; Krogmann, Transferregelungen, S. 216. 277 Der EuGH erkennt beispielsweise an "a(A)ngesichts der beträchtlichen sozialen Bedeutung, die der sportlichen Tätigkeit und insbesondere dem Fußball in der Gemeinschaft zukommt, ( ...) daß die Zwecke berechtigt sind, die darin bestehen, die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen den Vereinen unter Wahrung einer bestimmten Chancengleichheit und der Ungewißheit der Ergebnisse zu gewährleisten sowie die Einstellung und Ausbildung der jungen Spieler zu fördern." (ZIP 1996, 42 (50) - Bosman). Vgl. auch EUKommission, Vorläufige Leitlinien, S. 4, Rn. 6; EU-Kommission, Helsinki-Bericht zum Sport, S. 9. Volkswirtschaftlich steht hinter dieser Argumentation die sog. Theorie des natürlichen Monopols (Klodt, Die Weltwirtschaft 1998, 108 (109)). 278 Hierzu Klodt, Die Weltwirtschaft 1998, 108 ff., in einer wirtschaftlichen Analyse der Fußballbundesliga mit einigen Beispielen für die "Herberger-Hypothese" und dem Ergebnis, daß die Bundesliga einen streitbaren Markt bilde, auf dem neben den Einnahmen aus der Fernsehvermarktung zahlreiche andere Faktoren wie Standort, Image und Klima des Vereins, Qualität des Managements, Synergien in der Mannschaft, etc. eine wichtige Rolle spielen. So auch KG, WRP 1996, 547 (554). In diesem Sinne auch, obschon die Notwendigkeit eine Erlösausgleichs grundsätzlich anerkennend, Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 101. 279 KG, SpuRt 1996, 199 (203) - Europapokalheimspiele. 280 Der EuGH erkennt an "a(A)ngesichts der beträchtlichen sozialen Bedeutung, die der sportlichen Tätigkeit und insbesondere dem Fußball in der Gemeinschaft zukommt, (... ) daß die Zwecke berechtigt sind, die darin bestehen, die Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen den Vereinen unter Wahrung einer bestimmten Chancengleichheit und der Ungewißheit der Ergebnisse zu gewährleisten sowie die Einstellung und Ausbildung der jungen Spieler zu fördern." (ZIP 1996,42 (50)- Bosman). 281 BKartA, Hintergrundinformationen zur Diskussion um einen Ausnahmebereich "Sport" im Kartellrecht, Berlin 1998, l.c.: Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 101. 282 EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. 4, Rn. 6; EU-Kommission, Stellungnahme zur Öffentlichen Anhörung zur 6. Kartellnovelle am 30. März 1998, in: Wirtschaftsausschuß, 1998, S. 305 ff. (l.c.: Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 101). 283 Generalanwalt Lenz, Schlußantrag im Bosman-Verfahren, EuGRZ 1995, 459 (496); Büch I Schellhaaß, Ökonomische Aspekte der Transferentschädigung, S. 231 f. ; Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 101 ; Fleischer, WuW 1996, 473 (476); Springer, WRP

102

1. Teil: Grundlagen des Sportverbandswesens

durch Erlösumverteilung - trotz fehlender empirischer Nachweisbarkeit284 angesichts seiner grundsätzlichen Plausibilität nicht zuletzt im Hinblick auf die, wegen der Verbandsautonomie einzuräumende, Gestaltungsfreiheit der Sportverbände285 als für den Bestand und die Funktionsfähigkeit der Ligen erforderlich ansehen können. Hintergrund für die Verbandsautonomie sind im deutschen Recht Art. 9 I GG und Art. 11 EMRK286, im europäischen Recht tritt neben Art. 11 EMRK und die Verfassungsüberlieferungen der Mitgliedstaaten287 noch das Subsidiaritätsprinzip288 . Verbands- bzw. vereinsseitige Beschränkungen und Vereinheitlichungen müssen einerseits für diese Zwecke geeignet, erforderlich und angemessen sein, also einer Verhältnismäßigkeilsprüfung standhalten, insbesondere auch diskriminierungsfrei sein und gehandhabt werden. Ansonsten könnten sie nur vorgeschützt werden, um ganz andere Ziele zu verfolgen. Den Verbänden müssen aber andererseits wegen der Verbandsautonomie gewisse Gestaltungsspielräume belassen werden 289 . Im Einzelfall können dann zwar auch Beschränkungen zu Finanzierungszwecken gerechtfertigt sein, z.B. soweit sie dem Veranstalter eines Sportwettkampfes die Deckung des Veranstaltungsetats sichern. Sie dürfen aber nicht über einen aus Gründen der Funktionsnotwendigkeit gerechtfertigten Zweck hinausgehen. Mit Einhaltung dieser Beschränkungen erfüllen dann die übrigen Sportbeteiligten nur die wechselseitigen Förder- und Rücksichtnahmepflichten. Ein allgemeines Finanzierungsinteresse des Verbands beispielsweise kann hingegen keine Beschränkungen rechtfertigen. Die Förderpflichten der Sportler und Vereine dem übergeordneten Verein oder Verband gegenüber beinhalten z.B. das Verbot, dem Ansehen des Verbands und der von ihm geförderten Sportart zu schaden. Sie können auch eine Teilnahmepflicht für Wettkämpfe beinhalten, zu denen der Athlet oder Verein gemeldet ist, falls dem Verein oder Verband ansonsten ein finanzieller Schaden entstünde290, es sei denn, der Athlet oder Verein wäre hinreichend entschuldigt. Eine Pflicht, für den Verein oder Verband kommerziell zu werben, besteht im 1998, 477 (479); Krogmann, Grundrechte im Sport, S. 215; Trommer, Transferrege1ungen,

s. 100.

284 Klodt, Die Weltwirtschaft 1998, 108 ff. ; Seitel, WuW 1999, 694 (702). 285 Vgl. Fleischer, WuW 1996,473 (482 f.). 286 Zu der abweichenden rechtlichen Herleitung bei ausländischen Sportverbänden siehe oben 8.1. 287 Hierzu bereits oben 8.1. 288 Vgl. van Miert, Sport et concurrence, S. 1 f. 289 So auch Fleischer, WuW 1996,473 (482 f.). 290 Vieweg, Teilnahmerechte und -pflichten, S. 39 f.

B. Rechtliche Grundlagen des Sportverbandswesens

103

Hinblick auf die ideelle Zwecksetzung grundsätzlich nicht, es sei denn, die Werbung wäre für Bestand, Erhalt oder Funktionsfähigkeit des Verbands, Vereins oder Wettkampfs notwendig. Eine ausführliche Behandlung der Vereinbarkeit von Verhaltenskoordinationen im Sport mit den wechselseitigen Förder-, Rücksichtnahme- und Informationspflichten erfolgt im Dritten Teil dieser Arbeit nach vorheriger Klärung der für diese Beurteilung weithin erforderlichen rechtstatsächlichen und rechtlichen Grundlagen der Sportvermarktung als prägendes Element der meisten im Rahmen der vorliegenden Arbeit interessierenden Verhaltenskoordinationen im Sport.

Zweiter Teil

Rechtstatsächliche und rechtliche Grundlagen der Sportvermarktung Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat der Sport in ökonomischer Hinsicht eine Entwicklung erfahren, die - bildlich gesprochen - einer 180-Grad-Wendung gleicht. Stand zu Beginn des Jahrhunderts der ideelle Amateurgedanke auch im Leistungssport eindeutig im Vordergrund und wurden hiervon nur in den traditionell als Berufssport anerkannten Fällen 1 Ausnahmen gemacht, so läßt sich heute im Leistungssport die Unterscheidung zwischen Amateur und Berufssportler - obwohl eine nicht unerhebliche Anzahl von Sportverbänden an ihr festhält2 - kaum noch treffen. Denn die meisten Leistungssportler erzielen Einnahmen aus der Sportausübung. 3 Sport ist dementsprechend zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Zum Bruttosozialprodukt in Deutschland steuerte er 1990 1,4% bei4. Das entspricht in etwa dem Anteil der heimischen Landwirtschaft. Rund 600.000 Menschen in Deutschland sichern ihr Einkommen über den Sport, etwa 2 % der Erwerbstätigen sind im Sportsektor beschäftigt5. Das entspricht der Beschäftigtenzahl in der Chemieindustrie oder in den Banken. 2,5% des Welthandels und 1 % des Bruttoinlandproduktes der Europäischen Gemeinschaft wurden in 1991/92 über den Sportsektor realisiert6 , 1998 waren es bereits 3% des Welthandels7.

1 Z.B.

Berufsboxen. z.B. § 3 Nr. 1 Satzung DTV (Stand 2000); § 1 Satzung DABV (Stand 2000); § 36 (1) Allgemeine Wettkampfbestirrunungen DRuderV (Stand 2000); § 36 Sportordnung DFechterB (Stand 2000). 3 Ausdruck dieser Entwicklung ist auch, daß neben die Vereine und Verbände als traditionelle "Sportanbieter" nunmehr zahlreiche kommerzielle Anbieter wie Fitness-Center, private Tennis- und Squash-Hallen getreten sind, die von der hiesigen Untersuchung aber nicht erfaßt werden. 4 Weber I Schnieder I Kortlüke I Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, S. 52. 5 Weber I Schnieder I Kortlüke I Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, S. 53 f. 6 EU-Kommission, Die Europäische Gemeinschaft und der Sport, Stichwort Europa, 2/1992, s. 4. 7 EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. l. 2 Vgl.

A. Terminologischer Hintergrund

105

Die Entwicklung des Sports zum Wirtschaftsfaktor und damit zum Objekt des Wirtschaftsrechts sowie die Ausformungen und die Bedeutung des Sports als Wirtschaftsfaktor - auch mit dem Begriffspaar Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports umschrieben - sollen in diesem Kapitel aufgezeigt werden. Die Darstellung erfolgt vorwiegend in rechtstatsächlicher und ökonomischer Hinsicht, wird aber an manchen Stellen die rechtliche Bewertung einbeziehen. Zunächst soll der terminologische Hintergrund der Professionalisierung und Kommerzialisierung des Sports nach hiesigem Verständnis skizziert werden (A.). Sodann soll der historische Hintergrund der Entwicklung aufgezeigt werden (B.), nämlich - gleichsam als Ausgangssituation - der Amateurismus des 18. und des 19. Jahrhunderts (I.) und hieran anschließend die wegweisende Entwicklung bei den Olympischen Spielen, welche nach Abkehr vom Amateurstatut konsequent vermarktet wurden (II.). Im Anschluß daran werden die wesentlichen Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung- Eintrittsgelder (I.), Werbung (II.), Sponsoring (II.), mediale Verwertung (III.), Merchandising (IV.), Gesamtmarketingkonzepte (V.), Verbandsgebühren für Homologation, Qualitäts- und Eignungsprüfungen (VI.) sowie Transferzahlungen beim Spielerwechsel (VII.) - dargestellt (C.), bevor die Befugnisse zur Sportvermarktung in einem Überblick über die für die Sportverwertung relevanten Rechte und Rechtsgüter ("Sportrechte") erarbeitet werden (D.). Darauf aufbauend werden die wirtschaftlichen Strukturen unter den Sportbeteiligten beleuchtet (E.), indem nicht nur die wirtschaftlichen Organisationsformen im Sport vorgestellt (I.), sondern auch die wirtschaftlichen Wettbewerbsverhältnisse einschließlich der Bestimmung und Analyse der Märkte im Sport herausgearbeitet werden sollen (II.). Anschließend werden zur Verdeutlichung der Relevanz der wirtschaftlichen Entwicklung im Sport die Rückwirkungen, also der Einfluß von Wirtschaft und Medien auf den Sport dargestellt (F.).

A. Terminologischer Hintergrund der Professionalisierung und Kommerzialisierung des Sports Eine ökonomisch vertretbare Definition muß all diejenigen Sportler als Profisportler begreifen, die ihre Sportart beruflich betreiben, d.h. aus der sportlichen Aktivität direkt und/oder indirekt ein Gesamteinkommen beziehen, das jedenfalls auch- der Deckung der Lebensgrundlage dient8. Direkte Einnahmen 8 Siehe schon oben Einleitung. Vgl. Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 8 f., und Marticke, Ausländerklauseln und Spielertransfer aus europarechtlicher Sicht, S. 55 f., am Beispiel der noch vor wenigen Jahren unter dem Regime der alten Amateurklausel, Regel 26 Olympische Charta, vorläufig von der Fördergesellschaft der Deutschen Sporthilfe GmbH verwalteten Einnahmen aus der Verwertung sportlicher Leistungen.

106

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

der Sportler können als Gehaltszahlungen9, Start10- und Preisgelder 11 erzielt werden, die jeweils nicht nur in Form von finanziellen, sondern auch in Gestalt von Sach 12- oder Dienstleistungen13 gewährt werden. Indirekte Einnahmen der Sportausübung resultieren aus Werbe- und Sponsoringverträgen 14, journalistischen Tätigkeiten 15 oder Showauftritten16 . Die Sicherung des Existenzminimums mag für den Begriff des Berufssportlers aus ökonomischer Sicht ein Kriterium sein 17 , in juristischer Hinsicht kann sie für den Berufsbegriff schon im Hinblick auf den Schutzumfang der Berufsfreiheit nach Art. 12 I GG keine Rolle spielen 18 . Dementsprechend können heute aus dem rechtlichen Blickwinkel - entgegen der gängigen Terminologie internationaler und nationaler Sport-

9 Die Fußballspieler der Ersten und der Zweiten Fußballbundesliga sind beispielsweise Arbeitnehmer ihres Clubs (BAG, NJW 1980, 470) und erhalten von diesem ihr Gehalt. 10 Start- oder Antrittsgelder in diesem Sinne bezeichnen die Gegenleistung fiir die Teilnahme eines Sportlers an einem Wettbewerb. Sie sind nicht zu verwechseln mit den häufig genauso bezeichneten Start- oder Antrittsgeldern, die der Sportler zahlen muß, um an einem Wettkampf teilzunehmen. Start- oder Antrittsgelder im hiesigen Sinne werden an vermarktungsattraktive Sportler gezahlt, um den gesamten Wettkampf aufzuwerten. Vgl. die Diskussion um - entgegen dem Verbot im Regelwerk des Weltverbands der Tennisspielerinnen (WTA) - angeblich gezahlte Preis- und Antrittsgelder im Damentennis: Der Spiegel, 1996, S. 184 ff.; FAZ v. 24.9.1996, S. 33, FAZ v. 28.9.1996, S. 25. 11 Bekanntermaßen werden im Tennis und im Golf bis zu siebeosteilige Beträge als Preisgelder, auch Siegprämien genannt, der großen Turniere ausgeschrieben. So erhielt im Tennis der Sieger der US-Open 1996 eine Prämie von 600.000 US-Dollar, der Zweite 300.000 USDollar und die im Halbfinale Ausgeschiedenen immerhin noch 150.000 US-Dollar (Focus, Heft 36/1996, S. 203). Andere Sportarten ziehen nach. Bei den LeichtathletikWeltmeisterschaften 1997 in Athen werden die Preisgelder in Höhe von 60.000 US-Dollar fiir den ersten, 30.000 US-Dollar fiir den zweiten und 20.000 US-Dollar fiir den dritten Rang allerdings nur gezahlt, wenn mindestens zwei unangemeldete Trainingskontrollen vor der Meisterschaft in den Trainingspaß eingetragen sind (FAZ v. 14.12.1996, S. 32). Auf diese Weise werden rechtliche und faktische Probleme der Dopingkontrollen bewältigt. 12 So bestand die Siegerprämie bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Stuttgart 1993 und in Göteborg 1995 in einer Luxuslimousine. 13 Beispiele hierfiir sind Chauffeurdienste, physiotherapeutische Unterstützung, Bezahlung von Balljungen im Tennis. 14 Hierzu unten C.II. 15 Das Phänomen ist aus vielen Sportarten bekannt. Franz Beckenbauer und Kari-Heinz Rummenigge haben als Fußballkommentatoren im Fernsehen gearbeitet. Rudi Cerne hat Eiskunstlauf-Veranstaltungen, Eberhard Ginger Kunstturnwettbewerbe kommentiert. Die Liste ließe sich mühelos fortsetzen. 16 Solche finden beispielweise im Kunstturnen, in der Sportakrobatik und im Rock'n Roll häufig statt. 17 Vgl. Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 8. 18 Vgl. allgemein Pieroth I Schlink, Grundrechte, Rn. 907. Auch die Freizügigkeit nach Art. 48 EG-Vertrag (jetzt Art. 39 EG) wird vom EuGH nicht davon abhängig gemacht, ob das Existenzminimum verdient wird (EuGH, Slg. 1982, 1035 (1050, Rn. 16) - Levin I Staatsecretaris van Justite).

A. Terminologischer Hintergrund

107

verbände 19 und auch abweichend von volkswirtschaftlichen Einordnungen20 all diejenigen Sportler, die den Sport nicht ohne materielle Vorteile ausüben und damit keine ,,reinen" Amateure sind, als Profisportler bezeichnet werden21 . Hintergrund ist die Professionalisierung des Sports. Dieser Terminus umschreibt, daß die Sportler zunehmend bemerkenswerte Einkommen erzielen und den Sport verstärkt als (Haupt-)Beruf ausüben22, daß ehrenamtliche Funktionsträger wie Schiedsrichter und Trainer durch hauptamtliche ersetzt werden23 und neue Berufe wie Spielervermittler, Teammanager, Sponsoring Consultant entstehen24• 25 . Hiermit überschneidet sich zum Teil der Begriff der Kommerzialisierung, der im übrigen einen zum Professionalisierungsprozeß parallel verlaufenden Prozeß bezeichnet26. Kommerzialisierung bedeutet, daß der Austausch von Gütern und Diensten zunehmend über Märkte erfolgt und marktliehen Koordinationsmechanismen gehorcht27 • Sichtbare Zeichen der Kommerzialisierung im Sport sind beispielweise der ökonomisch bedingte Wechsel von Organisatoren und Veranstaltern der Sportwettkämpfe sowie Änderungen der

19 Siehe

oben. Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 8 f. (m.w.N. zu abweichende ökonomischen Ansichten) differenziert nach dem Kriterium, ob die Existenzgrundlage durch die Einnahmen gesichert wird, zwischen Berufssportlern, Amateuren und all denjenigen Sportlern, "die regelmäßig oder unregelmäßig geldwerte Leistungen oder finanzielle Zuwendungen erhalten" und sich daher auf einem Kontinuum zwischen diesen Polen einordnen lassen. 21 Pfister, SpuRt 1995, 201 (204); Pfister I Steiner, Sportrecht, "Berufssportler". Ähnlich Summerer, Internationales Sportrecht, S. 8 ff. m.w.N.; Sutter, Rechtsfragen des organisierten Sports, S. 39 m.w.N.; Eilers, Amateur und Profi im Fußball, S. 17, H. P. Westermann, Der Sportler als .,Arbeitnehmer besonderer Art", S. 37; Greffenius I Borcherdt, Vertragliche Praxis der Werbung durch Spitzensportler, S. 1; fUr die USA: Sloane, The Athlete and the Law, S. 1 f.; Na/ziger, International Sports Law, S. 140 m.w.N. Sie alle halten eine exakte Trennung zwischen Amateur und Profi fUr illusorisch und Uberholt. Vgl. auch P. Roth, Sportsponsoring, S. 26, demzufolge nach subjektiver Einschiitzung der Bevölkerung heute nur noch zwischen Freizeit- und Berufssport unterschieden werden könne. 22 Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 26 spricht insofern von Primiirprofessionalisierung. Zum Profisport auch Coakley, Entwicklungsvoraussetzungen des Profi-Sports, S . 170 ff., und Fischer, Erwerbschance im professionalisierten Sport, S. 196 ff. 23 Vgl. hierzu Wink/er, Verberuflichung ehrenamtlicher Tätigkeit im Sport, S. 237 ff. 24 Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 26 f. spricht insofern von Umfeld- oder Sekundärprofessionalisierung. 25 Vgl. zum Professionalisierungsbegriff im Sport auch Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 9, Fn. 28; Babin, Perspektiven des Sportsponsorings, S. 15 ff; Fischer, Sport und Geschiift, s. 1 ff. 26 So auch Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 31. Ähnlich aus eher soziologischer Sicht Heinemann, Probleme einer Ökonomie des Sports, S. 49 27 Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 9, Fn. 29; Babin, Perspektiven des Sportsponsorings, S. II ; Heinemann, Probleme einer Ökonomie des Sports, S. 43. 20

108

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Sportregeln zur Steigerung der kommerziellen Attraktivität einzelner Sportarten28. Die Begriffe der Kommerzialisierung und Professionalisierung fließen - wie angesprochen - teilweise ineinander. Die hiesige Darstellung wird sich deshalb terminologisch nicht auf sie kaprizieren. Ziel der Darstellung ist es, die Entwicklung des Sports hin zum Wirtschaftsfaktor und die hierfür maßgeblichen Kommerzialisierungs- und Professionalisierungsprozesse sowie die Erscheinungsformen des kommerzialisierten und professionalisierten Sports aufzuzeigen.

B. Historische Entwicklung der Sportvermarktung Erste Formen der Sportvermarktung in ihrer heutigen Erscheinung neben den schon immer üblichen Eintrittsgeldern traten Mitte der 60er-Jahre auf, als die Mineralölhersteller Shell, Esso und BP rund 10 Mio. DM investierten, um im Automobilsport auf den Rennwagen mit ihren Emblemen werben zu können29 . Von da an nahmen Formen der Werbung im Sport zu. Die entscheidende Wende gegenüber dem Amateurismus des letzten Jahrhunderts (hierzu I.) kam mit der Abkehr vom Amateurstatut in der Olmpisehen Charta und der Olympiavermarktung (hierzu li.).

I. Der Amateurismus des 18. und des 19. Jahrhunderts Der Sport mit seinen noch heute gültigen Prinzipien der Leistung, der Konkurrenz und des Rekords entwickelte sich in England ab der Mitte des 18. Jahrhunderts 30 aus der Wettleidenschaft englischer Adliger, die nicht nur um die Schnelligkeit ihrer Pferde, sondern auch um diejenige ihrer zur Pferdebetreuung angestellten "footmen" wetteten 31 . Englische Adlige und reiche Bürger übernahmen diese neue Form der körperlichen Bewegung mit Spiel- und Wettkampfcharakter. Sport entwickelte sich zum klassenbewußten Zeitvertreib, 28 Zum Ganzen im einzelnen unten F. 29 Babin, Perspektiven des Sportsponsorings, S. 26 m.w.N. 30 von Krockow, Sport, Gesellschaft, Politik, S. 15 ff. m.z.N. Ausführlich zur Entwicklung des Sports in Europa auch Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 35 ff. u. 59 ff. 31 von Krockow, Sport, Gesellschaft, Politik, S. 18. Die geistigen Wurzeln des modernen Sports sind folglich im Liberalismus und Rationalismus des Aufklärungsdenkens zu finden (von Krockow, Sport, Gesellschaft, Politik, S. 15 ff.).

B. Historische Entwicklung der Sportvermarktung

109

zur elitären Attitüde32. Die Anfänge der Unterscheidung zwischen dem Amateursport als "Gentleman"-Sport der Oberschicht und dem professionalisierten Sporttreiben um Geldpreise der Unterschicht gehen hierauf zurück33 . So entstand der Amateurgedanke auch als Mittel der sozialen Ab- bzw. Ausgrenzung34. Wurzeln in der Antike hat der Amateurgedanke nicht35 . In Deutschland verband sich die Sportbewegung mit der die Vereins- und Verbandsstruktur36 prägenden Turnbewegung. So verstand sich der Sport, obwohl an seinem Ursprung Geld als Wetteinsatz und zur Bezahlung der Wettkämpfer eine wichtige Rolle spielte, lange Zeit als Gegenwelt zu Beruf, Markt und Gelderwerb 37 . Prägende Merkmale waren Solidarität, Uneigennutz, Ehrenamt, Vergemeinschaftung. Eigennutz, Beruf und Vergesellschaftung oder gar Vermarktung waren verpönt. Idealismus, Mitgliederfinanzierung und öffentliche Subventionierung ermöglichten das Funktionieren der Sportorganisation in Vereinen und Verbänden. Amateurideale und restriktive Werbeleitlinien der Verbände beschränkten die wirtschaftliche Verwertbarkeit des Sports38 . Berufssport war eine Ausnahme, die der besonderen Anerkennung bedurfte39 . Pierre Baron de Coubertin, Vater der Olympischen Spiele der Neuzeit, stellte denn auch neben die olympischen Ideen der Völkerverständigung und des erzieherischen Zwecks ganz dem Zeitgeist entsprechend die englische Idee des sporttreibenden Gentleman, für den es sich nicht schickte, Geld zu nehmen. So wurden im Jahr 1896 zu den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit nur Amateure40 zugelassen, 1956 fand die Amateurregel Eingang in die Olympische Charta41 .

32 P. Roth, Sportsponsoring, S. 26 f.; J...engkeek, Vereine als Ort der Vergemeinschaftung, S. 25; Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 51. 33 Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 51. 34 So auch Träger I Vedder, Rechtsqualität der IOC-Zulassungsregel, S. 2. 35 Die antiken Olympioniken erhielten während der Vorbereitungszeit materielle Zuwendungen von den sie entsendenden Städten. Für die erfolgreiche Teilnahme an den Spielen wurden sie mit Häusern, Äckern, Sklaven, Vieh, Geldbeträgen und Leibrenten belohnt (Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 34). 36 Hierzu im einzelnen oben Erster Teil, A.l.l.b). 37 Vgl. von Krockow, Sport, Gesellschaft, Politik, S. 18 u. 95; Heinemann, Probleme einer Ökonomie des Sports, S. 26. 38 Zum Ganzen: Heinemann, Einführung in die Ökonomie des Sports, 8.1., S. 245. 39 Siehe oben Erster Teil, A.l.l.b).

110

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Der Amateurgedanke fand sich ebenso in den Spitzenverbänden des Sports auf allen Ebenen. Dies mag seinen Grund einerseits im bereits oben A.l.3. beschriebenen Mechanismus der Regel 45 der Olympischen Charta haben. In Ausführung dieser Regel stellen die internationalen Sportverbände Zulassungsregeln für die Olympischen Spiele auf, die sie oft auch für nicht-olympische Wettbewerbe gelten lassen. Andererseits kommt auch hier das spezifische Sportideal aus der Gründungszeit der Sportfachverbände zum Tragen.

II. Abkehr vom Amateurstatut in der Olympischen Charta und Vermarktung der Olympischen Spiele

Abgesehen von den verschiedenen nationalen Vermarktungsentwicklungenz.B. kann in Deutschland die Einführung der professionellen Fußballbundesliga im Jahr 1963 als Beginn des kommerzialisierten und professionalisierten Sports angesehen werden - ist die entscheidende Wende in den Wertevorstellungen des internationalen Sportverbandswesens spätestens im Jahr 1981 vollzogen worden. Unter dem neuen lOK-Präsidenten Juan Antonio Samaranch wurde im Laufe des 11. Olympischen Kongresses der Terminus "Amateur" in der bisherigen Amateurregel der Olympischen Charta durch den Begriff ,,Zulassung" ersetzt. Historische Auslöser für diesen Wandel waren neben den geänderten ökonomischen und gesellschaftlichen Realitäten das finanzielle Risiko für den jeweiligen Austragungsort der Olympischen Spiele42 sowie deren politische Instrumentalisierung in der Vergangenheit43 . Mit Beginn der Präsidentschaft von

40 Als Amateur galt ,jemand, der nie an Wettkämpfen teilgenommen hat, die allen offen standen, der nie für Geld oder einen Geldpreis gleich welcher Herkunft, besonders wenn es sich um Eintrittsgelder handelte, an einem Wettkampf teilgenommen hat, der nie gegen Profisporder angetreten ist und der nie in seinem Leben Sportlehrer oder bezahlter Trainer war" (Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 165). 41 Willkommene Konsequenz war freilich auch, die Gefahr einer Abhängigkeit von der Privatwirtschaft zu bannen (hierzu auch Heinemann, Einführung in die Ökonomie des Sports, S. 246 ff.). Die Beispiele der wegen Verstoßes gegen die Amateurregel bestraften Sportler sind zahlreich: Dem Baseball-Spieler lim Thorpe beispielsweise wurde die 1912 bei den Olympischen Spielen errungene Goldmedaille aberkannt, nachdem er entgeltlich an einem Baseballspiel teilgenommen hatte. Ebenso erging es dem Eiskunstlaufpaar Kilius!Bäumler, das vor den Olympischen Spielen einen Profivertrag abgeschlossen hatte. Der Österreichische Skiläufer Karl Schranz wurde nach einer Kaffee-Reklame nicht für Olympia zugelassen. Vgl. Heinemann, Einführung in die Ökonomie des Sports, S. 245, Fn. 249. 42 Fehlplanungen bescherten der Stadt Montreal mit den Olympischen Spielen 1976 ein finanzielles Desaster. Los Angeles war 1984 nur unter der Bedingung Austragungsort geworden, daß die Spiele kommerziell geöffnet werden (Handelsblatt v. 11.7.1996, S. 12).

B. Historische Entwicklung der Sportvermarktung

111

Samarach im lOK 1981 wird das Ziel einer politischen Unabhängigkeit durch konsequente Kommerzialisierung der Spiele zu erreichen versucht. Bisherige Haupteinnahmequelle deslOKwaren die Erlöse aus dem Verkauf der Fernsehübertragungsrechte gewesen. Die ersten TV-Liveübertragungen von Olympischen Spielen wurden 1956 aus Melbourne gesendet. Seit 1960 verlangt das lOK eine finanzielle Gegenleistung. Der wachsenden finanziellen Abhängigkeit vom Verkauf der Fernsehrechte - 1980 machten die Erlöse aus dem TV-Rechteverkauf noch 95% der Gesamteinnahmen des lOK aus44 - wurde nun auch mit Zulassung einer Kommerzialisierung der Spiele entgegengewirkt. Als Grundlage für die kommerzielle Verwertung der Olympischen Symbole wurde am 26.09.1981 der Vertrag von Nairobi hinsichtlich des Schutzes der Olympischen Symbole geschlossen45 . In der Olympischen Charta sind die Rechte an den Olympischen Spielen einschließlich der olympischen Symbole allein dem IOC zugewiesen und zahlreiche sichernde (Ausführungs-)Bestimmungen getroffen46 . 1982 wurde die Vermarktungsgesellschaft ISL (International Sports and Leisure) gegründet, die sich seither mit der Vermarktung der fünf Ringe beschäftigt47 . Drei Jahre später wurde das SponsorenProgramm TOP (The Olympic Program) als weltumspannendes Vermarktungsnetz ins Leben gerufen. Die Vermarktung der Olympischen Spiele ist dementsprechend heute im wesentlichen auf zwei Säulen gestützt: Erste Säule ist die Vermarktung der Femsehrechte, zweite Säule das Olympiasponsoring. Beide Bereiche verzeichnen eine erhebliche Umsatzsteigerung. Die Kosten für die Rechte an der Femsehübertragung48 der Olympischen Sommerspiele im Sendebereich der USA sind von 7,5 Mio. US-Dollar in München 1972 auf 401 Mio. US-Dollar für die Spiele 1992 in Barcelona49 und 465 43 Die erstmalige politische Instrurnentalisierung der Olympischen Spiele durch die Nationalsozialisten in Berlin wurde in den 70er Jahren fortgesetzt, in denen der Olympia-Boykott als Kampfmittel des Kalten Krieges entdeckt wurde: Die Spiele in Montreal 1976 wurden von zahlreichen afrikanischen Staaten, China und Taiwan boykottiert. Wegen des sowjetischen Einmarsches nach Afghanistan rief Jimmy Carter die westlichen Staaten mit großem Erfolg zum Boykott der Spiele 1980 in Moskau auf. 44 Handelsblatt v. 11.7 .1996, S. 12. 45 Hierzu im einzelnen Straschnow, Olympic Review No. 170 (1981), S. 703; ders., La propriete industrielle 1982, 284 ff., und Baeumer, GRUR lnt. 1983, 466 ff. 46 Regeln 11 ff. mit den zugehörigen Ausführungsbestimmungen Olympische Charta (Stand 2000). 47 Handelsblatt v. 11.7.1996, S. 12. 48 Quelle für die folgenden Angaben zu den TV-Rechtekosten für die Olympischen Spiele: Krumpholz, Sport und Sponsoring, S. 5 f. Siehe auch FAZ v. 29.7.1993, S. 20. 49 FAZ v. 29.7.1993, S. 20.

112

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Mio. US-Dollar für die Spiele 1996 in Atlanta50 explodiert. Der größte Sprung findet sich zwischen den Kosten für die Übertragung der Spiele in Moskau 1980 (87 Mio. US-Dollar) und den Kosten für die Übertragung der Spiele in Los Angeles 1984 (225 Mio. US-Dollar) 51 . Für die TV-Übertragung der Jahrtausendspiele in Sydney 2000 muß der US-amerikanische Sender NBC 725 Mio. US-Dollar zahlen; NBC hat zugleich im Paket schon die Rechte für die Sommerspiele der Jahre 2004 zu 793 Mio. US-Dollar und 2008 zu 894 Mio. US-Dollar erworben, obwohl die Austragungsorte noch nicht feststanden52 . Die Olympischen Winterspiele sind etwas preisgünstiger, doch müssen der Sender CBS für die Winterspiele in Nagano 1998 immerhin 375 Mio. US-Dollar und der Sender NBC fürSalt Lake City 2002 545 Mio. US-Dollar zahlen53 . Günstiger sind auch die Kosten für die Fernsehrechte im europäischen Sendebereich. Hier hat die Europäische Rundfunkunion EBU für Atlanta 1996 240 Mio. USDollar gezahlt54. Für Sydney 2000 werden es 350 Mio. US-Dollar sein55 . Parallel zu den Einnahmen aus dem Fernsehrechteverkauf sind auch die Erlöse aus Sponsorenzahlungen explosionsartig angestiegen: Während für die Olympischen Spiele 1976 in Montreal 620 Sponsoren umgerechnet nur 7 Mio. DM beisteuerten56, zahlten die 30 Sponsoren für die Olympischen Spiele in Barcelona 1992 umgerechnet ca. 825 Mio. DM57 . Für die weltweite Nutzung des Olympialogos im Zeitraum von 1993- 1996 leisteten die 10 Hauptsponsoren insgesamt 300 Mio. US-Dollar58 . Insgesamt beliefen sich die Sponsoreneinnahmen der Spiele von Atlanta auf ca. 600 Mio. US-Dollar59 . Um den befürchteten "Werbungs-Overki11"60 zu vermeiden, werden in Sydney weniger Sponsoren jeweils höhere Beträge zahlen, um exklusiver werben zu können61 .

°FAZ

5

V.

11.2.1995, s. 26.

51 Krumpholz, Sport und Sponsoring, S.

52 FAZv.l3.7.1996,S. 28. 53 Krumpholz, Sport und

s.

5 f.

Sponsoring, S. 5 f.

54 FAZ V. 11.2.1995, 26. 55 Krumpholz, Sport und Sponsoring,

S. 5 f. FAZ V. 29.7.1992, s. 28. 57 FAZ V. 27.l.l993, S. 23. 58 FAZ V. 8.4.1997, s. 30. 59 FAZ V. 6.11.1996, s. 21. 60 Vieweg, lnnehabung und Durchsetzung sponsoringrelevanter Rechte, S. 48, Anrn. 2, der auf den neuen Werbeslogan: ,.We arenot Sponsors of the Olympic Games." hinweist. Vgl. auch zur öffentlichen Kritik an der allgegenwärtigen Werbung in Atlanta 1996: Handelsblatt V. 31.7.1996. 61 Insgesamt nur knapp 20 Sponsoren sollen Einnahmen in Höhe von 600 Mio. US-Dollar einbringen, FAZ v. 6.11.1996, S. 21. 56

B. Historische Entwicklung der Sportvermarktung

113

Für die aktuelle Verteilung der lOK-Einnahmen auf die verschiedenen Quellen kann exemplarisch der Zeitraum 1993 - 1996 herangezogen werden62 : Hier machten die Erlöse aus dem TV-Rechteverkauf 48% und damit fast die Hälfte der Gesamteinnahmen des lOK in Höhe von 3 Mrd. US-Dollar aus. Ein Drittel der Einnahmen rührt aus dem Sponsorengeschäft Neben diese beiden tragenden Säulen der Vermarktung treten der Ticketverkauf, der immerhin noch einen Anteil von 10 % an den Gesamteinnahmen hat, sowie die Lizenzvergabe und der Münzverkauf mit einem Anteil von jeweils 4 % am Gesamterlös. An den Einnahmen des Zeitraums 1993- 1996 partizipierten die Organisatoren der Spiele in Atlanta und Liliehammer insgesamt zu 76 %, die Nationalen Olympischen Komitees und die internationalen Spitzenverbände erhielten insgesamt 18 %, die restlichen 6% der Erlöse verblieben beim IOK63 . Mag man auch angesichts dieser Zahlen spöttisch von "Komrnerziaden"64 sprechen, so hat die Olympiavermarktung gleichwohl zum einen die finanziellen Bedenken der Austragungsorte weitgehend65 zerstreuen können: Dem Ausrichter der Olympischen Spiele 2004, der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht feststand, konnte das lOK schon im Jahr 1996 einen Zuschuß von 1 Mrd. USDollar garantieren66. Zum anderen dürfte die politische Unabhängigkeit der Olympischen Spiele weitgehend erreicht sein. Fraglich wird aber, ob diese Unabhängigkeit nicht durch eine Abhängigkeit von wirtschaftlichen Kräften erkauft und an die Stelle der früheren politischen Instrumentalisierung der Olympischen Spiele nicht eine Politisierung mit umgekehrtem Vorzeichen getreten ist67 . Die Streichung des Amateurbegriffs aus der Olympischen Charta und die Kommerzialisierung der Olympischen Spiele waren entscheidende Auslöser für vergleichbare Entwicklungen anderer Sportwettbewerbe und für die Kommerzialisierung des Sports generell. Der Amateurstatus ist aus fast allen Sportarten eliminiert oder so umdefiniert worden, daß Einnahmen aus der wirtschaftlichen Verwertung der Sportausübung nicht mehr ausgeschlossen sind. 62 Handelsblatt v.

11.7.1996, S. 12. Handelsblattv.1l.7.1996, S.12. 64 Freyer, Handbuch des Sportmarketing, Vorwort, S. V. 65 Gleichwohl sollen sich die Olympischen Sommerspiele 1996 für die Stadt Atlanta als Verlust erwiesen haben, vgl. FAZ v. 13.7.1996, S. 12. 66 Handelsblatt v. ll. 7.1996, S. 12. 67 Vgl. Boore-Schmidt, Der Status des Internationalen Olympischen Komitees im Völkerrecht, S. II ff. m.w.N.; Nafziger, International Sports Law, S. 71 ff.; Vieweg, Normsetzung und -anwendung deutscher und internationaler Verbände, S. 40; Jenningl·, Das OlympiaKartell, passim; Der Spiegel, 1996, Heft 22, S. 175 ff. 63

8 Hannamann

114

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung Mit dem Fall der olympischen Amateurregel hat sich die Sportvermarktung in bemerkenswerter Geschwindigkeit weiterentwickelt. Zahlreiche wirtschaftliche Verwertungsformen des Sports, haben sich ökonomischen Bedürfnissen und Interessen folgend68 herausgebildet. Als wesentliche Erscheinungsformen haben sich neben den klassischen Eintrittsgeldem der Stadionzuschauer (I.) und der herkömmlichen Werbung das Sportsponsoring (zu beidem II.), die mediale, insbesondere die Fernsehverwertung des Sports (III.) und das Merchandising (IV.) bewährt. Neuerdings treten- quasi als Zusammenfassung der vorgenannten Vermarktungsformen - übergreifende Gesamtmarketingkonzepte in den Vordergrund (V.). Wegen der zunehmenden Bedeutung dürfen auch die von Sportverbänden erhobenen "Gebühren" und Entgelte für Homologationen, Güte- und sonstige Eignungsprüfungen sowie Garantiesummen (VI.) sowie die Transferzahlungen beim Wechsel eines Spielers in eine andere Mannschaft (VII.) nicht fehlen. Abschließend wird kurz auf die neuere Tendenz hin zur Sportproduktion eingegangen (VIII.). 69

I. Eintrittsgelder

Das von den Zuschauern vor Ort verlangte Eintrittsgeld ist die klassischste wirtschaftliche Sportverwertungsform. Eintrittsgelder wurden beispielsweise vom Publikum einer Fußballveranstaltung schon lange vor der Gründung der Ersten Fußballbundesliga gefordere0 . Sie spielen auch heute noch eine große wirtschaftliche Rolle. So machen sie einen wesentlichen Teil der Einnahmen der Fußballbundesligavereine aus 71 .

68 Zu Recht weist Kulka, AfP 1989, 476 (478), insofern daraufhin, daß die Ausgestaltung der Verwertung entgegen dem häufigen Sprachgebrauch nicht durch vorgegebene Verwertungsrechte bestimmter Konturen festgelegt ist, sondern von den Vertragspartnern- freilich in den Grenzen des Zulässigen - ihren spezifischen Bedürfnissen entsprechend zugeschnitten wird. Dementsprechend "konturlos", wenngleich rechtlich nicht unbedeutend (hierzu vor allem unten C.l.) ist auch der Begriff der Verwertungsrechte. 69 Sonderformen der wirtschaftlichen Sportverwertung wie entgeltliche Show-Auftritte im Fernsehen oder sportjournalistische Tätigkeiten werden ausgeklammert, da sie regelmäßig weder von vereins- noch von kartellrechtlichem Interesse sind. 7 Knauth, Rechtsformverfehlung des Idealvereins, S. 16. 71 In der Saison 1994/95 bestanden beispielsweise 35% der Einnahmen des FC Bayern München (Handelsblatt v. 16.10.1995, S. 16) und weit über 50% der Einnahmen des TSV 1860 München (Handelsblatt v. 11.12.1995, S. 14) aus Zuschauergeldern.

°

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

115

Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern werden beispielsweise in der Fußballbundesliga wie folgt verteilt: Bei Freundschaftsspielen vereinbaren der Heim- und Gastverein frei einen Verteilungsschlüssel; die Nettoeinnahmen aus Pflichtspielen der Bundesligameisterschaft bleiben beim Heimverein und die Nettoeinnahmen aus Pflichtspielen um den DFB-Pokal gehen (wegen des fehlenden Rückspiels) je zur Hälfte an den Gast- und an den Heimverein; von den Bruttoeinnahmen aus den Pflichtspielen geht jeweils eine Spielabgabe in Höhe von 4% an den DFB und in Höhe von 2% an den Regionalverband72 .

II. Werbung, Sponsoring und spezielle Ausrüsterverträge bzw. -pools im Sport Spätestens mit dem Fall der olympischen Amateurregel ist Werbung und seit einigen Jahren auch das in der Sache umfassendere sog. Sponsoring zu einem gängigen Erscheinungsbild im Sport geworden. Die restriktiven Bestimmungen in den Regelwerken zahlreicher Verbände wurden nach und nach- aus spartethischen und steuerrechtliehen Gründen zunächst sehr zögerlich - geändert. Auch der anfängliche Widerstand der Fernsehanstalten, die nicht zum kostenlosen oder gar zahlenden Werbetransporteur mißbraucht werden wollten73 , war nach einigen Gerichtsurteilen 74 und Zuschauerprotesten gebrochen75• Gleichwohl gibt es noch viele, teilweise zwischen den Verbänden nicht nur sportartbedingt erheblich divergierende Werbe- und Sponsoringbeschränkungen. 72 § 62 Durchführungsbestimmungen für die Bundespiele des DFB (Stand 2000). Vgl. auch Müller, Rechtsfragen der Finanzierung im ,.bezahlten Sport", S. 12 f., und Parlasca, Kartelle im Profisport, wonach in der US National Football League 40 % und in der US Major League Baseball 15% der Einnahmen aus Spielen an die Gastmannschaft gehen (S. 116 m.w.N.). 73 Aus Protest wurden z.B. die Weltmeisterschaften im Eishockey und Eiskunstlauf 1967 sowie die Motorsportrennen auf dem Nürburgring 1968 nicht im Fernsehen übertragen. Vgl. Hackforth, Sport im Fernsehen, S. 301 , und Thiel, Werbung mit dem Sport 1966 - 1988, S. 15. Rundfunkrechtlich stellt sich folgende Problematik: Einerseits ist - trotz des Gebots der Trennung von Werbung und Programm- nicht vermeidbare Werbung zulässig. Andererseits muß- wegen des Gebots der Trennung von Werbung und Programm- die finanzielle Unterstützung eines Programmes durch einen Sponsor (Gesponserter ist hier der Fernsehsender) am Anfang und am Ende des unterstützten Programmes durch Hinweis auf den Sponsor ohne überflüssige werbende Zusätze kenntlich gemacht werden. Siehe hierzu: Greffenius I Fikentscher, Werbeformen bei Sportübertragungen im Fernsehen und ihre wettbewerbsrechtliche Zulässigkeit, ZUM 1992, 526 passim und LG, Frankfurt/Main, BB, 1970, 463 f. Auf die rundfunkrechtliche Problematik soll hier nicht näher eingegangen werden, da sie für die Untersuchung keine Rolle spielt. 74 Z.B. LG Frankfurt/Main, BB, 1970, 463 f. 75 Vgl zur verbliebenen Skepsis: Thiel, Werbung mit dem Sport 1966 - 1988, S. 15 ff. Faktisch hat sicherlich die Konkurrenz durch die privaten Sender die Akzeptanz der Werbung seitens der öffentlich-rechtlichen Sender beschleunigt.

116

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Wegen der zahlreichen noch aufzuzeigenden Überschneidungen werden die Sportverwertungsformen Werbung und Sponsoring in der Darstellung weitgehend zusammengefaßt. Dies ermöglicht insbesondere, die regelmäßig für beide Bereiche geltenden Werbe- und Sponsoringbestimmungen in den Regelwerken der nationalen und internationalen Sportverbände (hierzu 3.) und die wirtschaftliche Relevanz der beiden teilweise ineinander fließenden Vermarktungsformen anhand von Zahlen und Daten (hierzu 4.) ohne sachwidrige Aufspaltung darzustellen. Zunächst sollen aber die Werbung im Sport (hierzu 1.) und das Sportsponsoring (hierzu 2.) wegen ihrer grundsätzlichen Eigenständigkeiten getrennt mit dem jeweiligen sportökonomischen Hintergrund vorgestellt werden.

1. Werbung im Sport- Sportökonomischer Hintergrund76

Werbung ist nach wirtschaftswissenschaftlicher Definition "die versuchte Meinungsbeeinflussung durch besondere Kommunikationsmittel im Hinblick auf jeden beliebigen Gegenstand'm. Beworben werden im Sport Waren oder Dienstleistungen jeder Art, solange nicht Beschränkungen der Verbände entgegenstehen und auch tatsächlich befolgt werden. Zu den Werbeträgern im Sport gehören78 die Sportbekleidung, insbesondere Trikots und Startnummern, Freizeitbekleidungder Sportler, Kleidung der Trainer, der Schiedsrichter, der Presse, der Servicepersonen, etc.; die Sportgeräte; das Spielfeld, seine Abgrenzungen und das Umfeld (Banden und Reiter, Organisationsmittel wie Messungstafeln, Start- und Zieltransparente, etc.); Anzeigetafeln; Lautsprecherdurchsagen sowie Titel, Prädikate, Embleme, Vereins- oder Clubnamen und Druckerzeugnisse (Plakate, Informationsmaterial, Programmhefte, Eintrittskarten, Vereinsoder Verbandsschriften). Von besonderer Bedeutung sind das Bild, der Name und sonstige Aspekte der Persönlichkeit der Sportler. Nach dem primären Zusammenhang kann man die folgenden vier Erscheinungsformen der Werbung im Sport unterscheiden79 , wobei sich häufig Überschneidungen ergeben: Werbung mit Sportlern (sog. Testimonialwerbung); Werbung bei Sportveranstaltungen; 76 Siehe allgemein Kühl, Rechtstatsächliche Konstruktionen der Werbung durch Verbände und Vereine, passim. 77 Gabler Wirtschafts-Lexikon, "Werbung". Zur Abgrenzung vom Sponsoringbegriff siehe unten b). 78 Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt, weshalb die Aufzählung auch keine Vollständigkeit anstrebt.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

117

Werbung mit der Sportausrüstung; Werbung mit Titeln, Prädikaten, Namen und dergleichen. Die Testimonialwerbung betreiben vor allem Individualsportler, aber auch populäre Leistungsträger im Mannschaftssport80, teilweise auch Mannschaften bzw. Vereine, die als Zeugen ("Testimonial") für die Qualität und den Erfolg des beworbenen Produktes stehen. Beim beworbenen Produkt kann es sich um Sportbekleidung, -gerät oder sonstiges Sportzubehör, jedoch ebenso um jedes andere mit Sport in keinem näheren Zusammenhang stehende Produkt handeln. Die Testimonial-Werbeverträge sind sehr unterschiedlich ausgestaltet. Sie umfassen in der Regel neben dem Recht, mit dem Namen und/oder dem Bild des Sportlers, der Mannschaft bzw. des Vereins für das Produkt zu werben (Überlassung der vermögensrechtlichen Nutzung von Persönlichkeitsgütern), auch weitere kommunikative Maßnahmen im Sinne eines personenbezogenen Tätigseins des Sportlers, der Mannschaft bzw. des Vereins im Dienste des Unternehmens, z.B. Autogrammstunden, Verlosungen und ähnliche publizitätsfördernde Maßnahmen. Häufig verpflichtet sich der Sportler zusätzlich zum Tragen von beworbener Kleidung, Accessoires und Sportausrüstung anläßlich von Sportwettbewerben oder anderen öffentlichen Auftritten. Insofern zeigen sich deutliche Parallelen zu Ausrüsterverträgen 81 . Als Gegenleistung erhält der Sportler, die Mannschaft bzw. der Verein neben finanzieller Förderung oft weitere materielle Unterstützung in Form von Sach- oder Dienstleistungen. Die Testimonialwerbung wird wegen des beachtlichen Image-Transfers als recht erfolgreiche Sportwerbemethode eingeschätzt82 . Das kann in der dynamischen Welt des Sports aber auch ins Gegenteil umschlagen. Markantes Beispiel ist der negative Imagetransfer beim Doping. Die erzielbaren Einnahmen hängen vom Marktwert des Sportlers ab. Dieser entspricht in der Regel dem sportlichen Erfolg, wird zunehmend auch von anderen Popularitätskriterien83 beeinflußt. Hier zeigt sich die Entwicklung des Sports zum Show-Business.

79

Nach Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.Ill.4.(3), S. 328.

80 Z.B. der deutsche Basketballspieler Christoph Schrempf. 81 Hierzu sogleich.

82 Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4.(3a), S. 329; P. Roth, Sportsponsoring, S. 91 m.w.N. Zu den Kriterien für die Feststellung der Wirksamkeit der Werbung im Sport und den damit verbundenen Schwierigkeiten: Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4.(4), S. 337 ff. m.w.N.; Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 40 ff. m.z.N.; Kern I Salcher, Empirische Marktuntersuchung zum Sportsponsoring, S. 195 ff.; Hanrieder, Die Planungssystematik des Sportsponsorings, S. 181 ff.; Pfister, Die Mediaplanung im Sportsponsoring, S. 208 ff.; Salcher, Die Erfolgskontrolle des Sportsponsoring, S. 249 ff. 83 "Eddy the Eagle", der halsbrecherische britische Skispringer ohne nennenswerten sportlichen Erfolg, und die jamaikanische Bobmannschaft Jagen bei jeder Wettkampfteilnahme hoch in der Publikumsgunst

118

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Die Werbung bei Sportveranstaltungen 84 kann auf allen eingangs bereits genannten im Sport denkbaren Werbeträgem stattfinden. Stellt man nur auf die Sportausrüstung, d.h. die Sportgeräte und die Sportbekleidung ab, so tritt zum einen die Herstellerwerbung bzw. -angabe85 hervor, deren Umfang und Konditionen nicht selten in sog. Ausrüsterverträgen geregelt ist. Hierin verpflichtet sich der Sportler, die Mannschaft bzw. der Verein oder der Verband zur in der Regel ausschließlichen Benutzung der Ausrüstung eines bestimmten Herstellers und erhält im Gegenzug unentgeltlich eine großzügige Ausrüstung sowie gegebenenfalls zusätzliche Geldbezüge, Siegprämien und weitere Sach- bzw. Dienstleistungen. Besonders restriktiv sind verbandsseitig abgeschlossene Exklusivverträge mit nur einem Hersteller86 . Konkurrenzprobleme zwischen verschiedenen Ausrüstern in Vereins- und Verbandsmannschaften werden vermieden, indem Ausrüsterpools als Zusammenfassung verschiedener - vom Verein oder Verband anerkannter - Ausrüster eingerichtet werden, unter denen die Sportler bzw. die Ligavereine wählen können und müssen87 . So ist die Gründung des Pools durch den Nationalverband regelmäßig mit der Auflage an die Mitglieder der Nationalmannschaft verbunden, nur Ausrüstung aus dem Pool zu benutzen. Gleiches gilt für LigaAusrüstungspools, die von den Verbänden eingerichtet und mit der Auflage an die Ligavereine verbunden werden, nur Ausrüstung aus dem Pool zu benutzen. Die dem Pool angehörenden Unternehmen müssen den Verbänden für ihre Poolmitgliedschaft (Aufnahme und Verbleib) meist eine stattliche Summe zahlen88 . Manche Pools89 sind mengenmäßig kontingentiert, d.h. sie nehmen

84 Werbung bei Sportveranstaltungen in mehr oder minder intensiver Form ist regelmäßig Bestandteil des Veranstaltungssponsorings, hierzu unten 2. 85 Die Herstellerangabe kann aus markenrechtlichen Gründen regelmäßig nicht verboten werden. Sie enthält immer in mehr oder minder ausgeprägtem Maße auch Werbung fiir das Produkt. 86 So eine Exklusivausrüstungsvereinbarung gab es zwischen dem Schweizerischen Volleyballverband und einem Hersteller von Volleybällen (Tercier, AJPIPJA 1998, 24 (25)). 87 So gibt es z.B. den deutschen Ski- und den deutschen Tennispool in lndividualsportarten, aber auch Ausrüstungspools fUr Mannschaftssportarten wie den Ballhersteller-Pool fiir die deutsche Basketball-Liga. Zum Skipool: Rubach, Deutscher Skiverband: Was der SkiPool seinen Partnern zu bieten hat, S. 421 ff.; zum Pool im Reitsport: Heske, Pferdesport, S. 137. Zum Professional Golf Pool: van der Schalk, Sponsoringmanagement in Vereinen, S. 41. Vgl. allgemein Greffenius, Die vertragsrechtliehen Grundlagen des Sportsponsorings, s. 264. 88 Im schweizerischen Eishockeyschläger-Pool waren dies 10.000,- sFr. Anschließend mußte das neue Mitglied noch drei Jahre warten, bis es die Liga erstmalig mit Schlägern ausstatten durfte (Tercier, AJPIPJA 1998, 24 (25)). Einer der vier von Swiss Tennis anerkannten offiziellen Hersteller von Tennisbällen hat sich bei der schweizerischen Wettbewerbsbehörde beschwert, weil der fiir den Poolverbleib zu zahlende Betrag mißbräuchlich sei (Tercier, ebd.).

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

119

nur eine bestimmte Anzahl von Herstellern auf. Nicht selten kommt demensprechend über die Dauer von mehreren Jahren kein neuer Konkurrent in den Pool, auch wenn seine Produkte den Produkten der Poolmitglieder qualitativ gleichwertig, wenn nicht gar überlegen sind. Zum anderen trifft man im Bereich der Ausrüstung auf die Werbung anderer Unternehmen. Insofern ist mittlerweile besonders in den Ligasystemen der Mannschaftssportarten die Trikotwerbung sehr verbreitet. Besonderer Beliebtheit erfreut sich inzwischen die Werbung mit Titeln, Namen, Emblemen, Prädikaten und dergleichen. So tragen zahlreiche Wettkampftitel den Namen oder die Marke eines Wirtschaftsunternehmens, z.B. "Compac Grand Siam Turnier" im Tennis, "Arena Meeting" im Schwimmen oder "Veltins-Bundesliga" im Basketball. Vereinsnamen wie "Bayer Leverkusen" oder ,,LAC Quelle Fürth" sind keine Seltenheit mehr. Häufig trifft man auf die Werbung mit dem Prädikat: "Offizieller Ausrüster", "Offizieller Förderer", "Offizieller Lieferant" oder "Offizieller Hauptsponsor" einer Meisterschaft oder eines Teams (sog. Supporter-Werbung). Konzeptionell ist insbesondere die Werbung mit Titeln und Namen oft Bestandteil eines umfassenden Sponsoringengagements oder Gesarntmarketingkonzepts90. Motive der Sportler, Vereine und Verbände, Werbeverträge abzuschließen91 , finden sich neben dem üblichen materiellen Anreiz vor allem in der zunehmenden Abhängigkeit des Spitzen-, aber auch des Nachwuchssports von teurer technischer Ausstattung92 und der Notwendigkeit eines zeitintensiven Trainings, das ein reguläres Berufsleben nicht mehr zuläßt. Zudem können Veranstaltungskosten vor allem in Individualsportarten heute häufig nicht mehr nur durch Zuschauereinnahmen gedeckt werden93 , was zuweilen in den hohen Start- und Siegprämien für die Sportler begründet ist 94 . Motive aufseitender Werbepartner95 resultieren zum einen aus der gestiegenen Bedeutung des Sports in der Freizeitgesellschaft96 . Die Attraktivität des 89 Z.B. der dänische Pool für Tennisballhersteller, vgl. EU-Kommission, Der Einfluß der Europäischen Gemeinschaften auf den Sport, S. 83. 90 Zum Sportsponsoring sogleich 2.; zum Gesamtmarketingkonzept unten V. 91 Vgl. für Werbung und Sponsoring Herrmanns I Drees, Sportsponsoring-Märkte, S. 90; Herrmanns, Formen der Vermarktung, S. 168. 92 In vielen Sportarten halten Mediziner die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit für erreicht. Leistungssteigerungen und damit auch die Entscheidung über Sieg oder Niederlage werden künftig vermehrt vom Material abhängen. Vgl. Der Spiegel 1996, Heft 36, s. 182 ff. 93 Vgl. nur P. Roth, Sportsponsoring, S. 15 und 28 f. 94 P. Roth, Sportsponsoring, S. 77. 95 Siehe hierzu auch Babin, Perspektiven des Sportsponsoring, S. 24 ff.; Herrmanns, Formen der Vermarktung, S. 167 f.; Hermanns I Drees, Sportsponsoring-Märkte, S. 90.

120

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Sports und der Bekanntheitsgrad vieler Spitzenathleten drängen sich zur Instrumentalisierung für das Marketing geradezu auf. Zum anderen hat die psychologische Produktdifferenzierung in der Marketingstrategie angesichts der heute üblichen qualitativen Hochwertigkeit der meisten Produkte vor allem dort erheblich an Bedeutung gewonnen, wo geringer Preiswettbewerb herrscht97 . Auch konnten mit der Sportwerbung Branchen wie die Tabakindustrie staatliche Werbeverbote "umgehen". Nicht zuletzt sind die Kosten der Sportwerbung niedriger als die Kosten der klassischen Werbeträger98 . Eine Rolle spielt auch die Tatsache, daß die Zielgruppe im nicht-kommerziellen Umfeld angesprochen werden kann, und hier, will sie auf die Sportinformation nicht verzichten, die Werbung in Kauf nehmen muß. Zudem sind die Akzeptanzwerte beim Publikum gestiegen99 . Die Effizienz 100 aller Formen der Werbung im Sport erfährt durch den Multiplikatoreffektder Medienübertragung, insbesondere durch das Fernsehen, eine erhebliche Steigerung 101 . Dementsprechend schnellen die Werbeeinnahmen in die Höhe, wenn die TV-Übertragung einer beworbenen Veranstaltung feststeht oder mit regelmäßigen TV-Interviews des beworbenen Sportlers gerechnet 96

Vgl. nur P. Roth, Sportsponsoring, S. 35 ff. Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 35, m.w.N.; Klooz, Sportsponsoring, S. 17; P. Roth, Sportsponsoring, S. 51 f., 58 ff., 445; Hauser, Der Sponsoring-Vertrag im schweizerischen Recht, S. 33 f. 98 Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4 (4), S. 338; Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 35, m.w.N.; Klooz, Sportsponsoring, S. 21; Hauser, Der Sponsoring-Vertrag im schweizerischen Recht, S. 48. 99 Kern I Salcher, Empirische Marktuntersuchung zum Sportsponsoring, S. 188 ff.; Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 43, m.w.N.; P. Roth, Sportsponsoring, S. 445 f., der insofern aber auch vor einer Überstrapazierung des sportinteressierten Zuschauers im Stadion und am Bildschirm warnt. 100 Zu den Methoden für die Feststellung der Wirksamkeit der Werbung im Sport und den damit verbundenen Schwierigkeiten: Drees, Sportsponsoring, S. 174 ff.; Hackforth, Zwischen Bandenwerbung und Bandenwirkung, passim; Hennanns IDrees, Wirkungsaspekte bei der Nutzung offizieller Prädikate im Sportsponsoring, passim; Merbold, Sponsoring aus der Sicht eines lnvestitionsgüterherstellers, S. 127 ff.; Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4.(4), S. 337 ff. m.w.N.; P. Roth, Sportsponsoring, S. 91 m.w.N.; Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 40 ff. m.z.N.; Kern I Salcher, Empirische Marktuntersuchung zum Sportsponsoring, S. 195 ff.; Hanrieder, Die Planungssystematik des Sportsponsorings, S. 181 ff.; Pfister, Die Mediaplanung im Sportsponsoring, S. 208 ff.; Salcher, Die Erfolgskontrolle des Sportsponsoring, S. 249 ff. Freyer, ebd., zitiert aus einer Studie zur Wirkung von Bandenwerbung im Fußball, für die Zuschauer im Stadion und vor dem Fernsehgerät nach einem Fußballspiel befragt wurden: 20 % der Befragten konnten sich an keinen beworbenen Namen erinnern. Von 70 beworbenen Marken oder Firmen wurden nur 29 genannt. Doch fielen 164 Namen, die überhaupt nicht vertreten waren. Von den richtigen Nennungen entfielen 70% auf nur 5 Namen. Schon der am fünfthäufigsten genannte tatsächlich beworbene Name wurde genauso oft genannt wie falsche Namen. Allgemein zur Wirkungsweise und Wirksamkeit des Sportsponsoring Babin, Perspektiven des Sportsponsoring, S. 34 ff. 101 Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4.(6), S. 344. 97

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

121

werden kann. Die Einnahmen sind dabei umso höher, je größer die Reichweite der Übertragung ist.

Vertragspartner auf der Seite des Sports sind bei der Testimonialwerbung der Sportler oder der Verein, der selbst bzw. dessen Mannschaft "als Zeuge steht". Bei der Werbung mit Titeln, Namen, Emblemen, Prädikaten oder dergleichen schließen die Namens-, Prädikats- oder Emblemträger bzw. der Veranstalter102 - häufig ist dies ein Verein oder ein Verband, oft aber auch ein Wirtschaftsunternehmen, z.B. eine Verwertungsgesellschaft - der betroffenen Veranstaltung oder der für das betroffene Team Verantwortliche den Vertrag ab. Im übrigen, d.h. insbesondere im Bereich der Veranstaltungswerbung und der Werbung mit (Ausrüsterverträge) bzw. auf der Sportausrüstung (z.B. Trikotwerbung), treten auf seiten des Sports Athleten, Vereine, Verbände 103 und Veranstalter als Vertragspartner auf. Entsprechend dem eigenen Anspruch, weitgehend zur Verwertung der eigenen Sportart im geographischen Verantwortungsbereich befugt zu sein 104, schließen häufig internationale und/oder nationale Sportverbände Werbeverträge ab. Sie behalten sich meist schon in ihrem Regelwerk oder in individualrechtliehen Vereinbarungen 105 die Hauptwerbemöglichkeiten an Veranstaltungen vor, auch wenn der Ausrichter 106 der Veranstaltung ein anderer ist 107 . Weiterhin beanspruchen vor allem die nationalen Sportverbände häufig die Hauptwerbemöglichkeiten "ihrer" Nationalmannschaft. Die Verteilung der Einnahmen aus den Werbeverträgen, die mehrere Sportbeteiligte betreffen, erfolgt nach ganz unterschiedlichen Schlüsseln, einzelfallabhängig, und ist teilweise in Verbands- oder Vereinsregelwerken, teilweise 102 Zum Veranstalterbegriff unten D.II.4.c). 103 So schließt z.B. das NOK für Deutschland in fest geübter Praxis Ausrüstungs- bzw.

Einkleidungsverträge für die deutsche Olympiamannschaft ab, die für alle Olympioniken verbindlich sind, vgl. Gre.ffenius, Die vertragsrechtliehen Grundlagen des Sportsponsorings, S. 268. Für die Basketball-Bundesliga schloß der DBB Verträge mit neun Ballherstellern, deren ausschließliche Verwendung er in der Ausschreibung für die Saison 1996/97 den Bundesligavereinen vorschrieb. 104 Dieser Anspruch und entsprechende faktische Situationen widersprechen nicht selten den rechtlichen Vermarktungsbefugnissen. Hierzu im einzelnen unten D. Zu Konflikten, die hieraus erwachsen, sowie zu möglicher Vermeidung bzw. Lösung: Vieweg I Hannamann, Athleteninteresse, passim. 105 Zu Werbebestimmungen in den Sportregelwerken ausführlich unten 3. 106 Vgl. zum Begriff des Ausrichters unten D.II.4. 107 Für Verwertungsrechte z.B. Art. 34.1 Satzung FlG (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents oflnternational Sports Organisations, 1998); für Fernsehrechte z.B. Art. 34.1 Satzung FIG (ebd.); Rule 105 (1) General Regulations ISU (Stand 1996); Ru1e 2.1.6.3 Rules IITF; Art. 226.4 Gemeinsame Bestimmungen für alle Skiwettkämpfe FIS (Stand 1996). Vgl. auch Gre.ffenius, Die vertragsrechtliehen Grundlagen des Sportsponsorings, S. 270.

122

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

in lndividualvereinbarungen 108 und teilweise gar nicht geregelt. Die Erlöse aus der Trikotwerbung im Bundesligafußball bleiben beispielsweise bei den jeweiligen Vereinen 109, die in Einzelfällen auch die angestellten Spieler prozentual beteiligen 110. Beispielsweise gehen die Einnahmen aus der Dauerbandenwerbung im Bundesligafußball, wenn die Deutsche Städte-Reklame GmbH DSR als Zwischenhändler eingeschaltet ist, zu 25 - 35 % an diese; der Rest wird unter den auf der anderen Seite beteiligten Personen -je nach Vereinbarung zwischen dem Stadioneigentümer (oft eine Kommune) oder -pächter (der Verein, ein Unternehmen oder die Kommune) und dem Verein- aufgeteilt oder geht nur an den Stadioneigentümer oder -pächter 111 . Im Bereich der Einnahmen eines Verbands aus der Werbung mit dem Nationalteam ergeben sich durch die neue Regelungspraxis in sog. Athletenvereinbarungen 112 nunmehr Verteilungsschlüssel, die auch die Athleten einbeziehen 113 .

2. Sportsponsoring - Sportökonomischer Hintergrund

Der moderne Sport ist ohne Sponsoring nicht mehr denkbar. Für die Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports handelt es sich um das zentrale Phänomen. In Abgrenzung vom klassischen Unternehmenskommunikationsmittel der Werbung wird damit eine - im Ideal - langfristige, konzeptionelle und systematische Zusammenarbeit von Sport und Wirtschaft bezeichnet, die über ein108 Z.B. Punkt 3.4. DSB-Muster-Athletenvereinbarung, abgedruckt in: SpuRt 1996, 189 ff.; dazu Haas I Prokop, SpuRt 1996, 109 ff. u. 187 ff.; Niese, Die MusterAthletenvereinbarung des Deutschen Sportbundes, passim; Prokop, Die Athletenvereinbarung am Beispiel des DLV, passim; kritisch Vieweg I Hannamann, Athleteninteresse, passim, und aus Athletensicht A. Fikentscher I Schmitt I Sonn, SpuRt 1999, 89 ff. 109 Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 29 f. 110 Müller, Rechtsfragen der Finanzierung im "bezahlten Sport", S. 17 m.w.N. 111 Müller, Rechtsfragen der Finanzierung im "bezahlten Sport", S. 28 ff. m.w.N. Vgl. beispielsweise zur Verteilung der Einnahmen aus der Bandenwerbung im konununalen Stadion des I. FC NUrnberg unter der Stadtreklame GmbH (25 %) und der Stadt NUrnberg (75 %) sowie zu den Konflikten durch die Beanspruchung eines großen Anteils fUr den künftigen Generalsponsor des Clubs: SZ v. 7.5.1998, S. 51. 112 Hierzu Haas I Prokop, SpuRt 1996, 109 ff. u. 187 ff., und die dort abgedruckte Mustervereinbarung des DLV, S. 189 ff.; Niese, Die Muster-Athletenvereinbarung des Deutschen Sportbundes, passim; Prokop, Die Athletenvereinbarung am Beispiel des DLV, passim; kritisch Vieweg I Hannamann, Athleteninteresse, passim, und aus Athletensicht A. Fikentscher I Schmitt I Sonn, SpuRt 1999, 89 ff. Vgl. Hamburger Abendblatt v. 17.4.1997, S. 29, zur Situation bei den deutschen Skifahrern, Leichtathleten und Schwinunern. 113 Vgl. zum langen Zögern der Verbände Greffenius, Die vertragsrechtliehen Grundlagen des Sportsponsorings, S. 275.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

123

zeine Werbemaßnahmen hinausgeht. Eine eindeutige Grenzziehung ist nicht möglich, da zum Sponsoring auch Werbemaßnahmen gehören114. Dementsprechend gelten die Ausführungen zur Werbung (oben 1.) weithin auch für das Sponsoring. Das Sponsoring muß auch von einem anderen verwandten Kommunikationsmittel, den Public-Relations-Maßnahmen, abgegrenzt werden, wobei sich hier ähnliche Überschneidungen ergeben 115 . PR-Maßnahmen versuchen in der Regel, das Image eines Unternehmens, einer sonstigen Organisation oder Person in der Öffentlichkeit als Ganzes zu fördern und zu pflegen 116• Abzugrenzen ist das Sponsoring weiterhin von der unentgeltlichen Förderungsform des Mäzenatentums. Während der traditionelle Mäzen uneigennützig fördert, verfolgt der Sponsor mit der Förderung Unternehmerische Markt- und/oder Kommunikationsziele. Der Rundfunkstaatsvertrag vom 31.08.1991 117 i.d.F. v. 22.3.2000 118 definiert das Sponsoring aus spezifisch rundfunkrechtlicher Sicht in § 2 Abs. 2, Nr. 7 als jeden "Beitrag einer natürlichen oder juristischen Person oder einer Personenvereinigung, die an Rundfunktätigkeiten oder an der Produktion audiovisueller Werke nicht beteiligt ist, zur direkten oder indirekten Finanzierung einer Sendung, um den Namen, die Marke, das Erscheinungsbild der Person oder Personenvereinigung, ihre Tätigkeit oder ihre Leistung zu fördern." Im Schrifttum wird Sponsoring überwiegend als Bereitstellung von Geld- und Sachmitteln sowie Dienstleistungen durch Unternehmen für Personen und Organisationen im sportlichen, kulturellen, sozialen oder ökologischen Bereich zur Erreichung unternehmerischer Markt- und Kommunikationsziele bezeichnet 119. Der Sache nach geht es also darum, daß der Gesponserte von seinem Vertragspartner dem Sponsor - eine Zuwendung in Form von Finanz-, Sach- und/oder Dienstleistungen erhält und ihm im Gegenzug die kommunikative - vor allem me-

114 Vgl. Hauser, Der Sponsoring-Vertrag im schweizerischen Recht, S. 15; Weber I Schnieder I Kortlüke I Horak, Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports, S. 206; Drees, Sportsponsoring, S. 26 f.; Hermanns, Sponsoring - Zukunftsorientiertes Instrument der Marktkomrnunikation, S. 7 f. 115 P. Roth, Sportsponsoring, S. 50 und 57 mit Beispielen; Hauser, Der SponsoringVertrag im schweizerischen Recht, S. 16 und 25; Drees, Sportsponsoring, S. 27; Hermanns, Sponsoring- Zukunftsorientiertes Instrument der Marktkomrnunikation, S. 7 f. 116 P. Roth, Sportsponsoring, S. 45. 117 In Kraft getreten arn 1.8.1994, abgedruckt z.B. in Hartstein I Ring I Kreile I Dörr I Stettner, Rundfunkstaatsvertrag, Kommentar, 2. Auf!., München 1995. 118 BayGVBI. 2000, Nr.7, S. 115 (117). 119 Bruhn I Mehlinger, Rechtliche Gestaltung des Sponsoring, Bd. I, S. 5. Ähnlich Vieweg, SpuRt 1994, 6 (6 f.); Hauser, Der Sponsoring-Vertrag im schweizerischen Recht, S. 5 und 16; Drees, Sportsponsoring, S. 18.

124

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

dienwirksame- Nutzung von Rechten für Werbungs-, PR- und Verkaufsförderungsaktionen gestattet 120 . Hinsichtlich der Arten121 kann man nach der Anzahl der Sponsoren Exklusivund Co-Sponsoring (gleich- oder ungleichberechtigt; mit oder ohne Branchenexklusivität), nach der Art der Sponsorenleistung Finanz-, Sach- und Dienstleistungssponsoring, nach dem Gesponserten Personen-, Projekt- bzw. Ereignisund institutionelles Sponsoring sowie nach der Zeitdauer das Dauer- 122 (oft personen-, mannschafts-oder verbandsbezogen) und das Ereignissponsoring unterscheiden. Differenziert werden kann auch nach dem Zusammenhang der Aktivitäten des Gesponserten mit dem vom Sponsor angestrebten Werbeeffekt zwischen dem Produktsponsoring und dem lmagesponsoring. Motive der Sportler, Vereine, Verbände und Veranstalter 123, Sponsoringverträge abzuschließen, sind mit denen für die Werbung (oben a)) prinzipiell identisch, gehen aber in der Bedeutung darüber hinaus, da das Sponsoring konzeptionell umfassender ist und die Einnahmen hieraus regelmäßig höher sind als aus einzelnen Werbemaßnahmen. Viele Spitzensportler sind auf das Sponsoring zum Bestreiten ihres Lebensunterhalts angewiesen, wollen sie den Sport nicht zu Gunsten der regulären Berufsausübung aufgeben. Aber auch Verbände und Ausrichter von Veranstaltungen - personell nicht immer identisch - sind zunehmend auf Einnahmen angewiesen. Vor allem in Einzelsportarten, in denen populäre Sportler zum Teil recht hohe Start- und Siegprämien fordern, können Veranstaltungen in der Regel nicht mehr ohne Sponsoren finanziert werden, wohingegen die Finanzierung der Veranstaltungen in Mannschaftssportarten (Turniere, Ligen, Einzelspiele) regelmäßig zu einem hohem Anteil durch Zuschauereinnahmen gesichert ist 124. Auch die Motive der Sponsoren 125 stimmen prinzipiell mit denen der Werbepartner überein, gehen aber angesichts der gesteigerten marketingstrategischen 120 Vieweg ; Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 53; Hermanns I Püttmann, Grundlagen, Wirkungen und Management des Sponsorings, DBW 1992, S. 185 ff.; Hauser, Der Sponsoring-Vertrag im schweizerischen Recht, S. 5 und 16; Babin, Perspektiven des Sportsponsorings, S. 18. 121 Zum Ganzen: Hauser, Der Sponsoring-Vertrag im schweizerischen Recht, S. 78 ff.; Vieweg, SpuRt 1994, 6 (7 f.). 122 Verträge über Trikotwerbung oder Titelsponsoring laufen regelmäßig über mehrere Jahre, weil dies für die positive Werbewirkung vermittels des sog. Recall-Effekts erforderlich ist. In der Saison 1991192 betrug die Durchschnittslaufzeit der Trikotwerbeverträge in der Fußballbundesliga vier Jahre (Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 35). 123 Zum Veranstalterbegriff unten D.II.4.c). 124 P. Roth, Sportsponsoring, S. 77. 125 Vgl. allgemein Hermanns, Sponsoring - Zukunftsorientiertes Instrument der Marktkommunikation, S. 8 ff.; Bruhn, Planung des Sponsoring, S. 16 f.; Hermanns I Drees, Sportsponsoring-Märkte, S. 90.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

125

Möglichkeiten des Sportsponsorings als das umfassendere Kommunikationsinstrument darüber hinaus. So bietet das Sportsponsoring z.B durch Instrumente wie die Einrichtung von sog. VIP-Loungen, Ehrenplätzen und ähnlichen Einrichtungen den nicht zu unterschätzenden Vorteil, Kontakte im Bereich der Wirtschaft, Politik und des Journalismus in informeller Atmosphäre zu knüpfen und zu ptlegen 126, sog. Hospitality. Hinzu kommen Produktdemonstrationsund Verkaufsmöglichkeiten sowie die Zusatzbereiche des Caterings und der Fahrdienste. Hinsichtlich der Vertragspartner kann auf die Ausführungen zur Werbung oben 1. und die angesprochenen Probleme verwiesen werden.

3. Werbe- und Sponsoringbestimmungen nationaler und internationaler Verbände

Verbandsnormen auf internationaler und nationaler Ebene enthalten regelmäßig Bestimmungen, die die Werbung und das Sponsoring vorgeben und/oder einschränken. Wie eingangs bereits erwähnt, sind die Werbe- und Sponsoringbestimmungen der Sportverbände sehr unterschiedlich, wobei die Divergenzen häufig nicht sportartspezifisch begründet werden können. Mittlerweile 127 wird die Werbung - soweit ersichtlich - von keinem deutschen oder internationalen Sportverband mehr kategorisch und ausnahmslos abgelehnt, obgleich es doch noch eine nicht unerhebliche Zahl von Sportverbänden gibt, die nach wie vor an der Amateurregel festhält 128 . Die folgenden Regelungen kehren im Regelwerk deutscher und internationaler Sportverbände häufig wieder. Es sei nochmals auf den oben 129 bereits dargestellten Mechanismus hingewiesen, nach dem die nationalen Sportverbände einen Teil der internationalen Normen übernehmen und an ihre Mitglieder weitergeben.

126 Parlasca,

Kartelle im Profisport, S. 38, m.w.N.; P. Roth, Sportsponsoring, S. 77. Noch 1974 hieß es auf der Pressekonferenz der Deutschen Sporthilfe in Frankfurt zur Trikotwerbung: ,,Die Position der Deutschen Sporthilfe zur Werbung am Mann ist kompromißlos. WerbungamMann ist unmoralisch und sportethisch verwerflich, lebende Reklamesäulen schaden dem Ansehen des Sports und seiner gesellschaftspolitischen Position, sie verführen zu Bestechung, zur Korruption - und zwar schon gestern, heute und nicht erst in einem Jahr." (l.c.: Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4. (3c), S. 333). Ausführlich zur Entwicklung der Werbeakzeptanz im deutschen Sportverbandswesen: Wink/er I Karhausen I Meier, Verbände im Sport, S. 198 ff. 128 Vgl. z.B. § 3 Nr. 1 Satzung DTV (Stand 2000); § 1 Satzung DABV (Stand 2000); § 36 (l) Allgemeine Wettkampfbestimmungen DRuderV (Stand 2000); § 36 Sportordnung DFechterB (Stand 2000). 129 Siehe oben Erster Teil, A.III. 127

126

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Manche Sportverbände schreiben bereits in der Satzung fest, daß sie für die

Vertretung ihrer Sportart auch gegenüber der Wirtschaft zuständig seien 130. Die nationalen bzw. internationalen Sportverbände beanspruchen im Zusammenhang mit dem Anspruch auf das alleinige Recht zur Veranstaltung nationaler bzw. internationaler Wettbewerbe 131 regelmäßig132 die Verwertungs- 133 samt der Werberechte 134 hieran. Nur manche Verbände betrachten diese als originäre Angelegenheit des Veranstaltungsausrichters 135 . Äußerst selten finden sich zwischenzeitlich auch Regelwerke, die die Werbung weitgehend freistellen136. 130 Z.B. Art. 4 (3) Satzung IHF; Art. 48 S. 1 Statuten FIFA; beide l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998. 131 Z.B. Art. 11 Olympische Charta (Stand 2000); Art. 2 lit c) Statuts UCI (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Punkt 2.1 S. I Pflichtenheft für offizielle !HF-Wettbewerbe (Stand 1995): grds. Veranstaltung der IHF und nicht des Organisators. Vgl. auch Art. 50 ff. Statuten FIFA (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998), wonach für die Veranstaltung internationaler Wettbewerbe u. ä. eine Genehmigung durch die FIFA erforderlich ist. 132 Demgegenüber sehr zurückhaltend§ 4 Nr. I S. I letzter Spiegelstrich Satzung DSchützenB (Stand 1997): Zuständig für die mit der öffentlichen Präsentation des Sportschießens zusammenhängenden Grundsatzfragen der Werbung, des Sponsoring und des Merchandising sowie der Medien, insbesondere der Fersehrechte. § 26 Wettspielordung DTB (Stand 2000) räumt als Inhaber und jederzeit widerruflich alle Werberechte an Bundesligabegegnungen den Bundesligavereinen ein. 133 Z.B. Art. 8a Spielordnung DEB (Stand 2000); § 2 lit. m) Satzung DHB (Stand 2000); Art. 11 Olympische Charta (Stand 2000); Punkt 2.5 S. 2 Reglement IHF (Stand 1995); Art. 4 (2) u. 4 (3) IHF Satzung (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Art. 34.1 Satzung FIG (l.c.: Siekmann I Soek, ebd.); Art. 4 lit g) Constitution ISU (l.c.: Siekmann I Soek, ebd.). 134 Siehe z.B. die in der vorhergehenden Fußnote zitierten und § lO Nr. 5 lit. a) Satzung DJB für Bundesveranstaltungen (Stand 1996), inzwischen: Vertragliche Rahmenbedingungen zur Ausrichtung einer offiziellen DJB-Veranstaltung, Abs. 5 (Stand 2000). Auch die abgestufte Werberechtezuweisung in den Punkten 1.1.1 bis 1.1.7 u. 1.2 Werbeordnung des DTV (Stand 2000) bezüglich der vom nationalen und von den Landesverbänden vergebenen Turniere, die den Veranstalter zwar berücksichtigt, geht in diese Richtung, wie sich aus Punkt 1.3.1 im Umkehrschluß erschließt; Nr. 203 Internationales Sportgesetz FIA (Stand 1995); Punkt 1.4 Reglement für Werbung IHF (Stand 1995). 135 Z.B. Nr. 2.2.1.7. Merkblatt zur Durchführung eines Bundesligakampftages- Bundesliga-Ordnung DKV (Stand 2000), der nur für die Play-Off-Runde eine Ausnahme macht; Punkt 1.3.1 Werbeordnung DTV (Stand 2000) nur für die nicht vom nationalen oder von den Landesverbänden vergebenen Turniere; Punkte 4.1, 4.2, 4.3.1, 4.3.3 Werbe-Ordnung, Anlage 8 zur Bundesliga-Spielordnung des DVV (Stand 2000), wonach die Werberechte an Sportgerät und -anJage nur für eine beschränkte Anzahl von Veranstaltungen beim Verband liegen. Nach § 26 Wettspielordung DTB (Stand 2000) räumt der DTB als Inhaber und jederzeit widerruflich alle Werberechte an Bundesligabegegnungen den Bundesligavereinen ein. 136 So beispielsweise§ I (2) lit. b) DBV-Spielordnung (Stand 2000), wonach die Werbung an der Spielkleidung bei nicht IBF-Wettbewerben abgesehen von den üblichen Einschränkungen für politische oder sittenwidrige Werbung frei ist. Vgl. auch Werberichtlinien des DHB (Stand 2000).

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

127

Die Vergabe der Ausrichtung von Veranstaltungen an nationale oder sonstige nachgeordnete Sportverbände und -vereine wird unter anderem von der Akzeptanz dieser Vermarktungsnormen 137 und von der Kostentragung 138 abhängig gemacht. Zugelassene(s) Werbung oder Sponsoring des Wettkampfveranstalters wird oft unter einen Genehmigungsvorbehalt zugunsten des internationalen bzw. nationalen Verbands gestellt 139 und als den Vermarktungsverträgen des übergeordneten Verbands nachrangig bezeichnet 140 . Teilweise werden bestimmte Flächen oder die Werbemöglichkeit überhaupt vom internationalen oder nationalen Verband mit gegenüber den Sportlern und Mannschaften beanspruchter Verbindlichkeit ausdrücklich für Vertragspartner des reglementierenden Verbands selbst141 oder des Veranstalters 142 reserviert. Wie sich schon aus 137 Z.B. Art. 34.2. S. 3 f. Satzung FIG (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Punkt C.3.5 Ausschreibung des DBB für die Saison 1996/97 betreffend die "Final-Four" im DBB-Vereinspoka1, wonach der DBB das ausschließliche Recht zur Vermarktung der "Final-Four-Spiele" habe und der jeweilige Ausrichter eine werbefreie Halle zur Verfügung stellen müsse. 138 Z.B. Punkt 2.4.2 Zulassungsbestimmungen für Spieler IHF (Stand 1995); Punkt 3.4.5 Sports Regulations FIVB (Stand 1996); Punkt4.1 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); § 6 (3) Bundesligaordnung DBV (Stand 2000); Vertragliche Rahmenbedingungen zur Ausrichtung einer offiziellen DJB-Veranstaltung (Stand 2000). Demgegenüber findet sich eine jedenfalls bezüglich der Hallenkosten differenzierte Regelung in § 61 Wettspielordnung DTB (Stand 2000) für die Kosten der Bundesligaspiele. 139 Z.B. Nr. 202 Internationales Sportgesetz FIA (Stand 1995). Eine Meldepflicht sehen z.B. § 1 (4) Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Punkt 2.1 S. 2 Pflichtenheft für offizielle !HF-Wettbewerbe (Stand 1995): alle mit der Organisation zusammenhängenden Fragen;§§ 1 Abs. 2, 5 Abs. 2, 7 und 9 Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung DFB (Stand 2000); Regel 206 Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000); § I (4) Werberichtlinien DHB (Stand 2000). 140 Z.B. Punkte 1.13.2.b. und 1.13.3 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); Nr. 4.f) FIBA-Bestimmungen für die Werbung (Stand 1994); § 34.2 S. 3 Satzung FIG (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Regel 206 (3) Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000); § 1 (7) Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Ähnlich Punkt 1.1.5 u. 1.1 .6 Werbeordnung DTV (Stand 2000); Punkte 1.6. u. 1.7 Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995). 141 Z.B. Punkte 1.13.2.b. und 1.13.3 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); Punkt C.3.5 Ausschreibung des DBB für die Saison 1996/97 betreffend die ,,Finai-Four" im DBBVereinspokal, wonach der DBB das ausschließliche Recht zur Vermarktung der ,,Finai-FourSpiele" habe und der jeweilige Ausrichter eine werbefreie Halle zur Verfügung stellen müsse; Chapter 111.3.4.4 Sports Regulations FIVB (Stand 1996); Punkte a) 3.4 Abs. 1, 3, 5, 8 Reglement für Werbung !HF (Stand 1995), das eine detaillierte Aufteilung der Flächen zwischen !HF, den Mitgliedsverbänden und den Vereinen vorsieht, aber auch die Spieler für die Werbung an der Trainingskleidung und an Sporttaschen berücksichtigt (Punkt 3.4 Abs. 7 S. 2); besonders restriktiv: Punkte 20., 21., 23.3, 23.4 Organiser's Manual Chap. III FIVB (Stand 1996), wonach nur die Werbung offizieller Sponsoren auf der Sportanlage und den Eintrittskarten gestattet wird. 142 Z.B. Punkt 1.13.3 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); Nr. 209 u. 212 Internationales Sportgesetz FIA (Stand 1995); § 1 Nr. 2 und 4 Bundesliga-Vertrag zwischen dem DBB und den Bundesligavereinen für die Saison 1996/97, wonach sich die Vereine ver-

128

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

der weitläufigen Beanspruchung der Werberechte durch die Verbände ergibt, ist die Aufteilung der Einnahmen aus der werbe- oder sponsoringmäßigen Verwertung nicht selten Voraussetzung für den Erhalt des Austragungsrechts für einen Wettkampf143 . Bisweilen betreffen solche Abgaben aber auch Werbeeinnahmen bei nicht vom Verband vergebenen Turnieren 144. Kriterium für die Zulassung von Sportlern und Mannschaften bz;w. Vereinen zu internationalen und nationalen Wettkämpfen bzw. Ligen ist neben den sportlichen Anforderungen stets auch die Einhaltung der Vermarktungsvorschriften145 und Vermarktungsgrenzen 146, wobei das Amateurstatut heute zum großen Teil abgeschafft und durch die prinzipielle, jedoch mit mehr oder weniger erheblichen Einschränkungen versehene Zulassung von Einnahmen aus der Sportausübung ersetzt worden ist 147 . Regelmäßig werden die Sportler, Mannschaften bzw. Vereine dazu "verpflichtet" bzw. müssen sich für die Zulassung zu Wettkämpfen damit einverstanden erklären 148 , generell oder zu bestimmten

pflichten, die Rechte des Hauptsponsors des DBB und der Liga anzuerkennen; Nr. 1.4.1 Sport- und Turnierordnung DBU, wonach alle Werberechte einschließlich der Werbung am Mann zunächst beim Veranstalter liegen; ähnlich § 3 Nr. I Vorschrift des DRugbyV über die Beschaffenheit von Sportkleidung (Stand 2000), wonach die Werbung keinen vertraglichen Vereinbarungen mit den Veranstaltern entgegenstehen darf, wobei nicht ganz klar ist, ob hiermit der DRugbyV oder die Ausrichter gemeint sind. Auch die detaillierte Werbeordnung DTV (Stand 2000) bewirkt im Ergebnis eine solche Reservierung, vgl. Punkte 1.1.1 bis 1.1.6, 1.1.8, 2.2, 2.3; Punkt 3.4 Abs. 1, S. 1 u. Abs. 6 u. 7 Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995), das eine detaillierte Aufteilung der Flächen zwischen IHF, den Mitgliedsverbänden und den Vereinen vorsieht, aber auch die Spieler für die Werbung an der Trainingskleidung und an Sporttaschen berücksichtigt (Punkt 3.4 Abs. 7 S. 2). 143 Z.B. Punkt 1.1.7 Werbeordnung DTV (Stand 2000). 144 Punkt 1.3.2 Werbeordnung DTV (Stand 2000), für den Fall daß ein Turnier von einer Fernsehanstalt in einer mehr als 15 Minuten langen Sendung übertragen wird: max. 10.000,DManDTV. 145 Z.B. § 1 (7) Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Regel 207 Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000); Punkt 11.6.5 Turnordnung DTurnerB (Stand 1996); §§ 32, 36 Allgemeine Wettkampfbestimmungen DRuderV Punkt a. 3.2 S. 2 Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995); § 1 Nr. 2 und 4 Bundesliga-Vertrag zwischen dem DBB und den Bundesligavereinen für die Saison 1996/97, wonach sich die Vereine verpflichten, die Rechte des Hauptsponsors des DBB und der Liga anzuerkennen. 146 Z.B. Rule 102 General Regulations ISU (Stand 1996); Regel 207 Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000). 147 Z.B. Nr. 1.4.1 Sport- und Turnierordnung DBU; §§ 7 S. 2 u. 18.1.5 Satzung BVDG (Stand 1996); Punkt 4.4 Sportordnung DKB (Stand 2000). Demgegenüber am Amateurstatut weitgehend festhaltend die oben Genannten. Besonderheiten bestehen naturgemäß in den Sportarten, in denen zwischen Profi- und Amateursport unterschieden und eigene Verbände für den Amateursport bestehen: z.B. § 17 u. § 19 Wettkampfbestimmungen DABV, DABVVertragsamateurstatut (Stand 2000). 148 Mit Wettkampfteilnahme wird ein solches Einverständnis z.B. angenommen von Nr. 18 S. 2- 6 Austragungsbedingungen für ADAC-Mini Bike-Meisterschaft und ADAC-

C.

Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

129

Veranstaltungen, für die Werbe- und Sponsorenpartner des Verbands zu werben149, indem sie z.B. Embleme auf der Sportkleidung oder auf dem Sportgerät tragen oder die werbliche Auswertung ihrer Erfolge durch den Vertragspartner gestatten. Werbe- und Sponsoringverträge von Sportlern, Mannschaften, Vereinen und Verbänden stehen -soweit überhaupt zulässig - unabhängig von ihrer möglichen Veranstaltereigenschaft regelmäßig unter dem Genehmigungsvorbehalt einer übergeordneten Organisation in der Verbandspyramide 150 und werden als den Vennarktungsverträgen der übergeordneten Verbände nachrangig bezeichnet151. Das Verbandsregelwerk verpflichtet den werbewilligen Mitgliedsverband, Verein oder Sportler dann meist, schon in den Werbevertrag mit dem Unternehmen einen Vorbehalt zugunsten der übergeordneten Verbände aufzunehmen, insbesondere im Hinblick auf deren Genehmigungsentscheidungen und deren künftige Werbeverträge 152. Die Genehmigungspflicht für Werbeverträge wird teilweise gar auf Wettbewerbe außerhalb des Verbands erstreckt 153•

Mini Bike-Cup; Nr. 10 S. 2 Austragungsbedingungen für Internationale Deutsche MotoCross-Meisterschaft- Solo (jeweils Stand 1997). 149 Z.B. Punkte l.l3.2.b. und 1.13.3 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); Nr. 18 S. 2 - 6 Austragungsbedingungen für ADAC-Mini Bike-Meisterschaft und ADAC-Mini Bike-Cup (Stand 1997). Bemerkenswert ist Punkt (5) Anhang 3 zu § 27 Abs. 5 Spielordnung DHockeyB -Richtlinien für Werbung auf der Spielkleidung für den nationalen Spielverkehr (Stand 1995), wonach kein Spieler dazu gezwungen werden darf, Werbeträger zu sein; Punkt a) 3.4 Abs. 5 Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995): "Die äußeren Ärmelseiten sind exklusiv für die Werbung der IHF reserviert"; § 1 Nr. 2 und 4 Bundesliga-Vertrag zwischen dem DBB und den Bundesligavereinen für die Saison 1996/97, wonach sich die Vereine verpflichten, die Rechte des Hauptsponsors des DBB und der Liga anzuerkennen. Die Ausschreibung der Basketball-Bundesliga für die Saison 1996/97 enthält eine Bestimmung, wonach alle Bundesliga-Mannschaften und die Schiedsrichter, die an einem Wettbewerb des DBB teilnehmen, verpflichtet sind, das vorn DBB gestellte und mit dem Namen des DBBSponsors verbundene Logo auf dem Spielhemd und der Spielhose zu tragen. 150 Z.B. Nr. 4.e) FIBA-Bestirnrnungen für die Werbung (Stand 1994); Art. 8 Nr. 1 Spielordnung DEB (Stand 2000); § 7 S. I Satzung BVDG (Stand 1996); Punkt (I) Anhang 3 zu § 27 Abs. 5 Spielordnung DHockeyB - Richtlinien für Werbung auf der Spielkleidung für den nationalen Spielverkehr (Stand 1995); Punkt (l) Anhang 4 zu § 28 Abs. 6 und § 29 Abs. 4 Spielordnung DHB -Richtlinien für die Werbung im Bereich des Spielfeldes (Stand 1995); Punkt 2.4.4. Sportordnung DKB (Stand 2000); § 6 Nr. 2 Sportordnung DVfMF; §§ 1 (1) u. 5 (Meldepflicht) Vorschrift des DRugbyV über die Beschaffenheit von Sportkleidung (Stand 2000); nur für die Bundesliga: Punkt F.2.ll.l Wettspielordnung des DTTB (Stand 2000); Punkt 11.6.1.(1) Turnordnung DTurnerB (Stand 1996); Punkt 3.2 Sports Regulations FIVB (Stand 1996). 151 Z.B. § I (2) u. (7) Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Nr. 2.3 bis 2.7 VeranstaltungsPflichtenheft des DSkiV (Stand 1995); Punkte 1.1.8 lit. a) u. 2. Werbeordnung DTV (Stand 2000). 152 Z.B. Punkt 11.6.6 Turnordnung DTurnerB (Stand 1996); Punkt 15.1 Werbe-Ordnung, Anlage 8 zur Bundesliga-Spielordnung des DVV (Stand 2000); § 9 Allgemeinverbindliche 9 Hannamann

130

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Durchgängig ist sittenwidrige und politische Werbung ebenso untersagt wie die Werbung für Drogen (Nikotin 154, Alkohol- hier wird oft nur auf Spirituosen abgestellt, um die sponsoringinteressierte Bierindustrie nicht auszuschließen, Dopingmittel, etc.) 155 . Werbeflächen auf Sportbekleidung 156, Sportgerät 157 und Sportanlage (z.B. Spielfeldboden, Anzeigetafel, etc.) 158 werden nach Situierung, Anzahl und Größe beschränkt, soweit die Werbung an bestimmten Ausrüstungsgegenständen nicht ohnehin- aus Sicherheits- 159, spieltechnischen160 oder anderen nicht Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung DFB (Stand 2000); Regel 206 (3) Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000). 153 Z.B. § 5 Abs. 2 Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung DFB (Stand 2000); Regel 206 (2) und (3) Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000). 154 Die Ausnahme im Motorsport ist augenfällig. 155 Z.B. Nr. 4.d) FIBA-Bestimmungen für die Werbung (Stand 1994); § 1 (2) lit. b) DBVSpielordnung (Stand 2000); § 7 S. 2 Satzung BVDG (Stand 1996); § 1 (5) Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Punkt (4) Anhang 3 zu§ 27 Abs. 5 Spielordnung DHockeyB- Richtlinien für Werbung auf der Spielkleidung für den nationalen Spielverkehr (Stand 1995); Punkt 2.4.4. Sportordnung DKB (Stand 2000); Punkte 4.7 u. 4.8 (1) Sportordnung BDR (Stand 1996); § 2 Vorschrift des DRugbyV über die Beschaffenheit von Sportkleidung (Stand 2000); Punkte F.2.1 u. F.3.1 Wettspielordnung des DTTB (Stand 2000); Punkt 11 S. 4 bis 6 Turnordnung DTurnerB (Stand 1996); Punkt a) 2. Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995); Punkt 18.1 Ligastatut DGV (Stand 2000). 156 Z.B. Punkt l.l3.2.b. Punkt l.l3.2.b. und 1.13.3 Internationales Reglement FIBT (Stand 2000); Nr. 3 FIBA-Bestimmungen für die Werbung (Stand 1994); Art. 8 Nr. 3 Spielordnung DEB (Stand 2000); Punkte (2) u. (3) Anhang 3 zu § 27 Abs. 5 Spielordnung DHockeyB Richtlinien für Werbung auf der Spielkleidung für den nationalen Spielverkehr (Stand 1995); § 66 (2) Wettspielordung DTB (Stand 2000); § 4 Vorschrift des DRugbyV über die Beschaffenheit von Sportkleidung (Stand 2000); Nr. 4lit.a) Turnierordnung DSRV (Standl994); Regel 206 (6) Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000); Punkte F.2.2 bis 2.8 Wettspielordnung des DTTB (Stand 2000); Punkt a) 3. Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995); Punkte 3.2.4.7 bis 3.2.4.9 Regulations for International Competitions ITTF (Stand 1997); Punkt 3.3 Sports Regulations FIVB (Stand 1996); Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung DFB (Stand 2000); Punkt 18.2.1 Ligastatut DGV (Stand 2000). 157 Z.B. § 72 LPO Reiten DRY (Stand 2000); G3 bis GS Internationale Wettfahrtregeln Segeln (Stand 1997); Anhang G; Punkt 3 Wettspielordnung des DTTB (Stand 2000); Punkt 18.2.2 Ligastatut DGV (Stand 2000); § 6 Werberichtlinien DHB (Stand 2000). 158 Z.B. Nr. 1 FIBA-Bestimmungen für die Werbung (Stand 1994); § 7 Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Punkte (3), (4) u. (5) Anhang 4 zu§ 28 Abs. 6 und § 29 Abs. 4 Spielordnung DHockeyB -Richtlinien für die Werbung im Bereich des Spielfeldes (Stand 1995); Nr. 8 Turnierordnung DSRV (Stand1994); Punkt 1.1.2 Werbeordnung DTV (Stand 2000); Punkte 3.8, 3.9, 3.12 Wettspielordnung des DTTB (Stand 2000); Punkt b) Reglement für die Werbung IHF (Stand 1995); Punkte 3.2.4.1- 3.2.4.6 Regulations for International Competitions ITTF (Stand 1997). 159 Z.B. Nr. 211 Internationales Sportgesetz FIA (Stand 1995), wonach Fahrzeugscheiben grundsätzlich frei bleiben müssen.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

131

immer offensichtlichen Gründen- untersagt 161 ist. Zum Teil wird eine Höchstzahl von Sponsoren festgelegt 162 . Im Ligen- bzw. Mannschaftssport wird teilweise die Aufnahme eines Sponsornamens in den Vereinsnamen verboten 163 . Für nationale, insbesondere aber für internationale Meisterschaften ist die Werbung meist besonders begrenzt: In den Mannschaftssportarten ist zuweilen außer flächenbegrenzten Herstellerhinweisen keine Werbung auf der Sportbekleidung zulässig 164. Auch in den Individualsportarten gibt es insofern zahlreiche Einschränkungen 165 . Das lOK läßt bei Olympischen Spielen in den Sportanlagen keine Werbung zu 166, auch hier sind Herstellerlogos wieder ausgenommen. Bei den Mannschaftssportarten fällt auf, daß in der Regel Werbung während der Spiele nur den Vereinen oder Verbänden gestattet ist 167 . Unmittelbare Verträge mit den einzelnen Spielern oder gar Zahlungen an sie sind verboten. Eine finanzielle Beteiligung der Athleten an den Einnahmen ist hier im VerbandsTegelwerk nicht vorgesehen, was aber darin seinen Grund haben mag, daß die Spieler meist als Arbeitnehmer von ihren Vereinen entlohnt werden, und die 160 Z.B. Punkt A.6.4 Wettspielordnung des DTIB (Stand 2000), wonach Materialien nicht so glänzend-reflektierend sein dürfen, daß sie die Spieler stören; § 4 Werberichtlinien DHB (Stand 2000), wonach die Werbung auf der Kleidung grundsätzlich nicht limitiert ist, die Sichtbarkeit von Brust- und Rückennummern aber nicht beeinträchtigt sein dürfe. 161 So dürfen bei Handballspielen von den Ausrüstungsgegenständen nur Anzeigetafel und Spielberichtsbogen beworben werden (§ 6 Werberichtlinien DHB (Stand 2000)); Punkt 2.4 Werbeordnung DTV (Stand 2000) verbietet Werbung, wenn der Bundesadler getragen wird. Regel 1 (7) Tennisregeln ITF (Stand 2000) verbietet Werbung auf dem Netz und Zubehör. 162 Z.B. Rule 102 Abs. 6. lit. a) General Regulations ISU (Stand 1996); § I Abs. 4, S. 2 Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung DFB (Stand 2000); sehr großzügig: § 4 (2) Werberichtlinien DHB (Stand 2000): 8 Werbepartner pro Mannschaft. 163 Z.B. § 15 (2) Satzung DFB (Stand 2000); § 15 (1) Spielordnung der Deutschen Eishockey Liga Betriebs GmbH (Stand 1997); aber auch im Turnen: Punkt 11.1 S. 2 u. 3 Turnordnung DTurnerB (Stand 1996). 164 Z.B. Chapter III.3.4.3 Sports Regulations FIVB (Stand 1996); Regulations IIHF Championship, Advertising on Uniformsand Equipment (Stand 1994). 165 Z.B. Punkt 2.4 Werbeordnung DTV (Stand 2000), wonach Werbung auf der Turnierkleidung nicht zulässig ist, wenn der Bundesadler getragen wird; § 66 (2) Wettspielordung DTB (Stand 2000); Regel 206 Allgemeine Bestimmungen DEU (Stand 2000). 166 Regel 61 Olympische Charta (Stand 2000). 167 Z.B. Punkt I.IO. Werberichtlinien DHB (Stand 1996); Punkt 15.3 Werbe-Ordnung, Anlage 8 zur Bundesliga-Spielordnung des DVV (Stand 2000). Vgl. auch§ I Nr. 2 Vorschrift des DRugbyV über die Beschaffenheit von Sportkleidung (Stand 2000), wonach Werbeeinnahmen "nur für satzungsgemäße Aufgaben der Vereine oder Verbände und ihrer Mannschaften verwendet werden" dürfen und dementsprechend offensichtlich nur die Vereine oder Verbände als zum Abschluß von Werbeverträgen befugt angesehen werden.

132

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Werbe- oder Sponsoringeinnahmen in die Gehaltskalkulation mit einfließen. Zwischenzeitlich finden sich aber auch Regel werke, die sich aus einer mögliche Auseinnandersetzung über die Werberechte zwischen Verein und Mannschaftsathlet heraushalten und nur vom "Werbeträger" sprechen 168 . Im Individualsport wird dagegen, wenn schon Werbung bzw. Sponsoring gestattet ist, regelmäßig auch die Eigenvermarktung des Sportlers erlaubt. Doch auch hier gibt es Ausnahmen, in denen dem Einzelsportler der Abschluß eines Werbe- oder Sponsoringvertrags bzw. jedenfalls die Werbung für eigene Rechnung bei Sportveranstaltungen verboten ist 169. Zuweilen treffen die internationalen und nationalen Sportverbände in ihren Wettkampfnormen auch unmittelbar 170 Regelungen gegenüber Werbepartnern und Sponsoren 171 . So wird deren Tätigkeit etwa von Genehmigungen oder Lizenzen des internationalen Verbands abhängig gemacht 172. Die Werbe- bzw. Sponsoringbestimmungen sind durchwegs strafbewehrt 173 • Wenn es einen Ausrüstungspool oder einen bzw. mehrere offizielle Verbandsausrüster gibt, so werden die Sportler, Mannschaften bzw. Vereine regelmäßig dazu verpflichtet, nur Ausrüstung der beteiligten Unternehmen bzw. Hersteller zu benutzen 174, wobei aber ausnahmsweise für manche Rennen ein

168 Werberichtlinien DHB (Stand 2000). 169 Eine Ausnahme bildet z.B. § 6 Nr. 2 S. 3 Sportordnung DVfMF, wonach der Abschluß von Werbeverträgen für Nichtkadermitglieder Angelegenheit des jeweiligen Landesverbands sei. Sehr restriktiv läßt § 36 Allgemeine Wettkampfbestimmungen DRuderV (Stand 2000) Werbung durch Athleten nur in einem als Verdienstausfall durch den Sportaufwand "gerechtfertigten" Umfang zu. Im Turnen geht Punkt 11.6.6 Turnordnung DTurnerB (Stand 1996) offensichtlich davon aus, daß nur die Vereine, nicht aber die Sportler selbst Werbeverträge abschließen. 170 Mittelbar sind diese Externen freilich von allen werbe-, sponsoring- und medienbezogenen Vorgaben gegenüber den Sportbeteiligten betroffen. 171 Z.B. Art. 103 u. Art. 106 Deutsches Motorrad-Sportgesetz der Obersten Motorradsport-Kommission (OMK) (Stand 1997). 172 Z.B. Art. 44 DMSB-Automobilsport-Lizenzbestimmungen 2000; Art. 103 Deutsches Motorrad-Sportgesetz der Obersten Motorradsport-Kommission (OMK) (Stand 1997). 173 Z.B. Nr. 5. FIBA-Bestimmungen für die Werbung (Stand 1994); Art. 8 Nr. 5 Spielordnung DEB (Stand 2000); § 66 (3) Wettspielordnung DTB (Stand 2000); § 31 Satzung BVDG (Stand 1996); § 10 Werberichtlinien DHB (Stand 2000); Punkt 4.1 Werbeordnung DTV (Stand 2000); Punkt 8.1 Werbe-Ordnung, Anlage 8 zur Bundesliga-Spielordnung des DVV (Stand 2000); Punkt 3.5 Sports Regulations FIVB (Stand 1996); § 8 Allgemeinverbindliche Vorschriften über die Beschaffenheit und Ausgestaltung der Spielkleidung DFB (Stand 2000). 174 Z.B. Punkt 4.3.1. S. 3 Athletenvereinbarung-DSchwimmV (Stand 1996); vgl. Punkt 3.3 S. 1 u. 2 Triathlon Kadervertrag der DTU für 1997; Punkt 3.4 Athletenvereinbarung DFechterB ; Ausschreibung des DBB für die Basketball-Bundesliga Saison 1996/97,

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

133

separater Start mit eigener Ausrüstung zugelassen wird 175 . Teilweise werden den Sportlern auf der "offiziellen" Ausrüstung begrenzte Flächen zur Eigenvermarktung eingeräumt 176. Die Poolmitglieder bzw. offiziellen Ausrüster müssen in der Regel beträchtliche Gebühren für die Aufnahme zahlen 177 . In manchen Sportarten, insbesondere im Motorsport, treten Profi- bzw. Spitzensportler vorwiegend in Verbindung mit einem bestimmten Ausrüster bzw. Hersteller auf. Der Sportverband fordert von diesem regelmäßig eine Lizenz, um die angehörigen Sportler zu den Wettkämpfen nominieren zu können, und erhebt für die Lizenzerteilung eine Gebühr 178 .

Regelungen zur Verteilung der Werbe- und Sponsoringeinnahmen auch an die Athleten finden sich in den oben bereits angesprochenen Athletenvereinbarungen179.

4. Wirtschaftliche Relevanz von Werbung und Sponsoring im Sport

Nach wirtschaftswissenschaftlichen Schätzungen 180 ist die Höhe der wirtschaftlichen Ausgaben für Sportwerbung und -Sponsoring in der Bundesrepublik Deutschland von 50 Mio. DM im Jahr 1983 auf 1,3 Mrd. DM im Jahr 1990, 1,7 Mrd. DM im Jahr 1994 181 , 2 Mrd. DM im Jahr 1996 182, 4 Mrd. DM im Jahr 1998 bis auf 4,4 Mrd. DM im Jahr 1999 gestiegen 183 . Als Orientierungsbeispiel für den Investitionsumfang eines Unternehmens kann das Unternehmen General Motors dienen, das 1996 40 Mio. DM in den deutschen Sportsponsoringmarkt investiert hat, wobei das Engagement im wonach für die Bundesligaspiele nur Lederspielbälle der neun namentlich aufgezählten Marken zugelassen sind. Ygl. auch für die Schweiz Tercier, AJP/PJA 1998, 24 (32). 175 Z.B. Punkt 4.3.1. S. 6 Athletenvereinbarung-DSchwimrnY (Stand 1996). 176 Z.B. Punkt 4.3.1. S. 5 Athletenvereinbarung-DSchwimrnV (Stand 1996); Punkt 3.3 S. 4 Triathlon Kadervertrag der DTU für 1997, mit den in S. 5 bis 10 u. 11 gemachten Einschränkungen. 177 Im schweizerischen Eishockeyschläger-Pool waren dies 10.000,- sFr. Anschließend mußte das neue Mitglied noch drei Jahre warten, bis es die Liga erstmalig mit Schlägern ausstatten durfte (Tercier, AJPIPJA 1998, 24 (25). Ygl. auch Tercier, ebd., S. 32. 178 Z.B. Art. 103 u. Art. 106 Deutsches Motorrad-Sportgesetz der Obersten Motorradsport-Kommission (OMK) (Stand 1997). 179 Siehe oben I. 18 Kappler, Ressourcenstruktur der Sportorganisationen, S. 128; Freyer, Handbuch des Sportmarketing, B.III.4.(5), S. 342. 181 FR V. 6.8.1996, s. 28. 182 FR V. 6.8.1996, s. 28. 183 FAZ V. 19.4.2000, s. 29.

°

134

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Motorsport noch nicht eingerechnet ist 184. Neben den Automobilherstellern zählen auch die Bierbrauereien zu den engagiertesten Sportsponsoren 185. Das Automobilunternehmen Opel zahlt jährlich ca. 20 Mio. an den FC Bayern München, wohingegen es den Betrag von 350.000 DM an den Deutschen Hokkey-Bund nunmehr einstellte 186 Aus Testimonialwerbung und Imagesponsoring hat beispielsweise der Tennisspieler Andre Agassi 1996 von seinen 15,2 Mio. US-Dollar Gesamteinnahmen 13 Mio. eingenommen 187 • Der Golfspieler Arnold Palmer hat hieraus 15 Mio. erzielt, obwohl er nur 100.000 US-Dollar aus den Turnieren selbst verdiente188. Franziska van Almsiek soll 1996 Werbeverträge über 14 Mio. DM abgeschlossen haben 189. Der Sponsoring-Etat von Michael Schumacher wurde für 1995 noch auf 30 Mio. DM geschätzt 190, im Jahr 2000 erwartet er Einnahmen aus Fahrergeld, Sponsorenverträgen und Merchandising in Höhe von 62,9 Mio. Euro erwartet 191 . Der Anteil der Sportler, die wegen eigener Einkünfte auf die Sporthilfe verzichten, liegt derzeit bei 8 %192. Aus dem Bereich Veranstaltungs-, Turnier-, Ligen- und Mannschaftswerbung oder -sponsoring können folgende Zahlen einen Eindruck vermitteln:

Während die Fußballvereine der Ersten Bundesliga in der Saison 1996/97 jeweils zwischen 1,6 und 6,0 Mio. DM, insgesamt ca. 51 Mio. DM durch Sponsorenzahlungen einnahmen 193, betragen derzeit bereits die Einkünfte aus der Trikotwerbung ca. 130 Mio. DM pro Saison, wovon der FC Bayern München allein 20 Mio. DM verbuchen kann 194. Spitzenreiter in Europa ist der Club Manchester United, dem von Vodafone ab dem Jahr 2000 für vier Jahre pro Saison umgerechnet 90 Mio. DM für die Trikotwerbung gezahlt werden 195. Bei einer dpa-Umfrage im Jahr 1996 wurden als werbewirksame und förderungswürdige Sportarten vor allem Fußball, Formel 1, Boxen und Tennis ge-

184 FR V. 6.8.1996, s. 28. 185 1995 sollen Warsteiner 20, Krambacher 15, Veltins 10, Beck's 9 und Diebels 4,5 Mio. DM für Sportsponsoring ausgegeben haben (Blick durch die Wirtschaft v. 31.3.1995). 186 FAZ V. 1.3.2000, s. 47. 187 FAZ V. 3.12.1996, s. 38. 188 FAZ v. 3.12.1996, S. 38. 189 FAZ V. 20.12.1996, s. 34. 190 Blick durch die Wirtschaft v. 31.3.1995. 191 Die Welt, 11.9.2000, S. 24. 192 FAZ V. 20.12.1996, s. 34. 193 HB V. 14.8.1996. 194 FAZ V. 6.4.2000, s. 46. 195 FAZ V. 6.4.2000, s. 46.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

135

nannt196 . Die Kluft der Werbe- und Sponsoringattraktivität und damit auch der Einnahmemöglichkeiten zwischen den verschiedenen Sportarten dürfte im Bereich der Testimonialwerbung und des Imagesponsorings noch nicht so groß sein wie bei Veranstaltungs-, Turnier-, Ligen- und Mannschaftswerbung oder -Sponsoring. Denn im Bereich der Testimonialwerbung und des Imagesponsorings steht die Popularität des einzelnen Sportlers im Vordergrund, die von zahlreichen anderen Faktoren mitgeprägt wird. Im übrigen divergieren die Erlösmöglichkeiten der Sportarten aber je nach Werbe- und Sponsoringattraktivität, die regelmäßig mit der Fernsehattraktivität korrespondiert, erheblich. Sportarten wie Turnen und Rudern können nur vergleichsweise geringe Beträge aus Werbung und Sponsoring erzielen.

111. Verwertung des Sports über elektronische Medien, insbesondere Fernsehverwertung Die Berichterstattung der elektronischen Medien 197 über Ereignisse und Personen aus der Sportwelt 198 ist längst nicht mehr reine Information und Unterhaltung. Aus Sicht des Sports 199 handelt es sich wegen der lukrativen Vermarktungsmöglichkeit der Rundfunkübertragungsrechte, insbesondere der Fernsehübertragungsrechte und mittlerweile auch der Multimediarechte um eine wichtige Einnahmequelle. Der praktischen Bedeutung entsprechend soll nachfolgend die Fernsehrechteverwertung im Vordergrund stehen. Nach Darstellung des sportökonomischen Hintergrunds ( 1.) sollen die Verbandsbestimmungen nationaler und internationaler Sportverbände auf diesem Sektor vorgestellt werden (2.).

196 FR v. 6.8.1996, S. 28; Der Spiegel, Heft 711996, S. 196 ff. Siehe auch die von Hartmut Zastrow vom Institut Sport und Markt 1997 vorgestellte Studie "Trendsport - Sporttrend 1996", J.c.: NN v. 23.5.1997, wonach Eishockey, Handball und Tennis an Beliebtheit abnehmen, Fußball und vor allem Basketball demgegenüber in der Popularität steigen. Vgl. zur Imagebewertung von Sportarten Hanrieder, Die Planungssystematik des Sportsponsoring, S. 158 f.; Kern I Salcher, Empirische Marktuntersuchung zum Sportsponsoring, S. 200 ff.; Dreyer, Werbung im und mit Sport, S. 116 ff. 197 Die Printmedien können insofern vernachlässigt werden, da sie aus der Perspektive des Sports in der Regel nur mittelbar- über Werbung in Printmedien - Vermarktungsbedeutung erlangen. Die Fälle in denen Sportbeteiligte eigene Texte, Aussagen oder Bilder an Printmedien verkaufen, werden hier vernachlässigt. 198 Zur TV-Produktion von Sportprogrammen Hattig, Fernseh-Sport, passim. 199 Aber auch aus Sicht der Medien, die hohe Erlöse aus Werbespots in Zeitnähe zu Sportübertragungen erzielen können. So verlangte Sat I 1996 für einen 30-Sekunden-Spot während der Sendezeit des Fußballbundesliga-Magazins "Ran" 140.000 DM (HB v. 5.9.1996).

136

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

1. Sportökonomischer Hintergrund

Die Entwicklung der medialen Sportvermarktung verlief parallel zur technischen und gesellschaftlichen Entwicklung des Fernsehens sowie zur kommerziellen und gesellschaftlichen Entwicklung des Sports200. In fernsehtechnischer Hinsicht kann man mittlerweile drei Übertragungswege unterscheiden: die terrestrischen, die satelliten- und die kabelgebundenen. Die gestiegene Anzahl der technischen Übertragungsmöglichkeiten entspricht einer gestiegenen Anzahl von Fernsehsendern seit der Mitte der 80er Jahre. Auch die nach der Finanzierung unterschiedenen Sendeformen sind mehrzählig: Neben das traditionelle gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Fernsehen ist mit den ersten Privatsendern das werbefinanzierte Fernsehen getreten. Als Gegenstück zu diesem sog. free TV ist bald das sog. pay TV hinzu gekommen, das von den Empfängern finanziert wird201 . Hierbei wird nach dem Umfang des Empfangs respektive der Bezahlung zwischen pay-per-channel und pay-per-view unterschieden. Eine zentrale Bedeutung für diesen zahlenmäßigen Anstieg der Übertragungsund Sendeformen und für die weitere Entwicklung im Dreieck zwischen Fernsehen, Sport und Werbung bzw. Sponsoring nahm der gesellschaftliche Wandel hin zur Freizeitgesellschaft ein, in der sowohl das Fernsehen als auch der Sport202 wegen ihres hohen Freizeitwerts erhebliche Popularität gewonnen haben. Dementsprechend ist auch die Reichweite der privaten Fernsehsender ab dem Ende der 80er Jahre schnell gestiegen, wofür nicht zuletzt die Sportübertragungen eine wesentliche Rolle spielten203 . Die Konkurrenz um die Fernsehübertragung von Sportveranstaltungen hatte begonnen. Diese Kommerzialisierbarkeit und entsprechende Kommerzialisierung von Sportübertragungen hat einen Markt für Fernsehübertragungen von Sportveranstaltungen204 entstehen lassen, dessen Dynamik unvermindert anhält.

200 Vgl. P. Roth, Sportsponsoring, S. 35 ff. Zur Relevanz der Freizeitentwicklung für die Sportvermarktung vgl. Dreyer, Werbung im und mit Sport, S. 16 ff. 201 Ausführlich zur Entwicklung und den Erscheinungsformen des Pay-TV Diesbach, PayTV oder Free-TV, S. 19 ff. 202 Vgl. z.B. Babin, Perspektiven des Sportsponsoring, S. 7 f. m.w.N. Daß die Tendenz ungebrochen anhält, zeigt die jüngste Ufa-Studie, wonach z.B. das Fußballinteresse in der deutschen Gesamtbevölkerung über 14 Jahren seit 1994 von 61 %auf 74% und das generelle Sportinteresse von 73 % auf 84% gestiegen sind (FAZ v. 5.5.1998, S. 40). 203 Die Fernsehsender RTLplus und Satl konnten ihre Marktpositionen vor allem wegen der Tennis- und Fußballübertragungen ausbauen und festigen (Krumpholz, Sport und Sponsoring, S. 1). 204 Zu den kartellrechtlichen Grenzen dieses Marktes siehe unten E.II.2.a)bb)(2).

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

137

Mittlerweile wird von Fernsehrechten oder -lizenzen205 gesprochen. Es bleibt im wesentlichen den Vertragspartnern überlassen, die medialen Verwertungsrechte in zeitlicher, räumlicher und gegenständlicher Hinsicht entsprechend ihren Bedürfnissen auszugestalten. Die - solchermaßen ökonomischen Gesetzmäßigkeiten folgend - entstandenen Fernsehrechte oder -Iizenzen kann man nach dem Grad der Exklusivität unterteilen in Erst-, Zweit-, Dritt- bis x(Nach-)Verwertungsrechte und nachrichtliche Berichterstattung. Entsprechend der Zeitnähe zur reellen Veranstaltung kann zwischen zeitgleicher (Live-) und zeitversetzter Übertragung unterschieden werden. Nach ihrem Umfang divergieren zusammengefaßte Übertragungen und Übertragungen in voller Länge. Demnach umfassen Erstverwertungsrechte zeitgleiche oder zeitversetzte Übertragungen in voller Länge oder in Zusammenfassung. Zweitverwertungsrechte erfassen die Ausstrahlung - abgekürzt oder in voller Länge - nach Beendigung der Erstverwertung, usw. Die nachrichtliche Berichterstattung meint die Berichterstattung im Rahmen eines Nachrichtenblocks oder innerhalb einer reinen N achrichtensendung. Die Preise auf dem Sportfernsehrechtemarkt sind insbesondere für die fernsehattraktiven Sportarten Fußball, Tennis, Boxen und Formel 1 derart gestie-

gen, daß sie vom gebührenfinanzierten Fernsehen teilweise nicht mehr bezahlt werden können und auch Privatsender Refinanzierungsprobleme bekommen206 . Einige Zahlen mögen einen Eindruck von den Fernsehrechtepreisen vermitteln207. Das Entgelt für die Übertragung von Spielen der Ersten Fußballbundesliga in Deutschland lag 1965/66, der ersten übertragenen Spielzeit, noch bei 65.000 DM208 . Seit 1988 werden hierbei die öffentlich-rechtlichen sukzessive von den privaten Fernsehsendern verdrängt. 209 In der Spielzeit 1996/97 zahlte allein das free-TV 140 Mio. DM; hinzu kamen 75 Mio. DM für die pay-TV-Rechte an

205 Synonym werden die Termini Ausstrahlungsrechte und Übertragungsrechte verwendet (Vgl. zur Begriffsbestimmung Schricker, UrhG, vor §§ 28 ff., Rn. 20 ff.). Mit diesen Begriffen sind noch keine rechtlichen Implikationen verbunden. 206 FAZ v. 18.5.2000, S. 21, wonach selbst die Übertragung der Fußballbundesliga für SAT 1 nach wie vor ein Verlustgeschäft ist. Hierzu bereits Der Spiegel, Heft 21/1996, S. 185 f.; FAZ v. 28.10.1996, S. 33 und FAZ v. 29.10.1996, S. 32. Neben den Verkauf der Werbezeiten (im Jahr 1995 zu ca. 120.000 DM für 30 Sekunden (FAZ v. 18.2.1995)) treten zur Lösung der Refinanzierungsprobleme das Programmsponsoring - gesponsert wird dann die Übertragung durch den Fernsehsender- und das Merchandising: Sat1 beispielsweise verkauft ,,ran"-Uhren, -Brettspiele, -Videograrnme und rund 50 weitere ,,ran"-Devotionalien (Der Spiegel, 21/1996, S. 185 f.). 207 Siehe zu den Preisen für die Fernsehrechte an den Olympischen Spielen bereits oben

B.II.

208 Werben & Verkaufen, Heft 24/1996, 100 (101). 209 Weitere Einzelheiten zur Fernsehrechtevermarktung in der Fußballbundesliga bei Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 31.

138

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

jeweils zwei Liveübertragungen pro Spieltag210. Für die Spielzeiten der Jahre 1997 bis 2000 müssen jeweils 40 Mio. DM mehr bezahlt werden211 . Für die Spielzeiten 2000 bis 2004 zahlt die Kirch-Gruppe dem DFB für Fernsehrechte samt Auslands- und Internetrechten ca. 750 Mio. DM 212 . Hinzu treten pay-perview-Einnahmen in Höhe von geschätzten 50 Mio. DM213 . Damit ist die Britische Premier League Football (720 Mio. DM) eingeholt, während die spanischen und die italienischen Profifußballclubs aus ihrer Individualvermarktung jährlich insgesamt ca. 1 Mrd. DM einnehmen 214. Verträge in Millionenhöhe sind auch für die deutschen Ligen im Eishockey, Handball und Basketball abgeschlossen worden. Die Beträge liegen aber noch deutlich unter denen im Fußball. Beispielsweise soll die Kirch-Gruppe für die pay-TV-Rechte an den Spielen der Deutschen Eishockey Liga in der Spielzeit 1997/98 24 Mio. DM gezahlt haben; im Vorjahr hatten ARD und ZDF hierfür nur 3,7 Mio. DM geleistet215 . Auch außerhalb der Ligen ist Fußball Spitzenreiter. Im Bereich der internationalen Veranstaltungen wird er nur von den Olympischen Spielen216 geschlagen. So kosteten die Rechte an den Weltmeisterschaften von 1990 bis 1998 340 Mio. DM217 . Für die Weltmeisterschaften von 2002 bis 2006 werden 2,8 Mrd. sFr bezahlt218 • Auch im Tennis sind die Kosten hoch: Die Fernsehrechte an den Übertragungen von Davis-Cup-Spielen mit deutscher Beteiligung betragen im Paket bis zum Jahr 2000 125 Mio. DM219. Demgegenüber haben ARD, ZDF und DSF mit 33 Fachverbänden der weniger fernsehattraktiven Sportarten wie Radfahren, Rudern, Eisschnellauf und Gewichtheben 1996 einen Vertrag über 12,5 Mio. DM für die Übertragungen bis zum Jahr 2000 geschlossen220 . Aus einigen Sportarten werden die Fernsehsender noch kostenlos mit Bildern beliefert221 . Zu manchen Sportübertragungen

210 FAZ V. 16.8.1996, s. 25. 211 FAZ V. 16.8.1996, S. 25. 212 FAZ V. 2.5.2000, s. 43. 213 FAZ V. 2.5.2000, s. 43. 214 FAZ v. 2.5.2000, S. 43. 215 sid-Meldung in: MT v. 12.10.1996, S. 78. 216 Hierzu oben B.II. 217 FAZ V. 3.12.1996, S. 26. 218 FAZ V. 29.3.2000, S.29. 219 Der Tagesspiegel v. 6.2.1996. 220 FAZ V. 5.3.1996, s. 33. 221 So z.B. noch 1996 fiir das Snowboard (Der Spiegel, Heft 7/l996, S. 194 (197)).

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

139

sind Fernsehsender angesichts der aufwendigen Produktion nur unter der Bedingung bereit, daß sich der Sport an den Produktionskosten beteiligt222. Insgesamt wurden für den Erwerb von Fernsehrechten in Europa 1998 ca. 3,3 Mrd. US-Dollar ausgegeben223 • An den Fernsehrechteveräußerungen sind als Vertragsparteien von seifen des Sports als ,.Lizenzgeber" regelmäßig die nationalen oder internationalen Sportverbände beteiligt224. So wurden die Fernsehverträge über die Fußballbundesliga vom DFB 225 , die Verträge über die Basketball-Bundesliga vom DBB, die Verträge über den Davis-Cup vom DTB und das Paket über 33 weniger telegene Sportarten von den entsprechenden 33 nationalen Spitzensportverbänden abgeschlossen. Die UEFA vermarktet die Champions League zentral226 . Für einige Saisons hatte der DFB auch die Europapokalheimspiele (UEFA-Cup und Europapokal der Pokalsieger) deutscher Vereine zentral vermarktet227 . Zwischenzeitlich werden für die Rechtevermarktung zunehmend Rechteagenturen oder ähnliche kommerzielle Unternehmen eingeschaltet228 . Die Erlöse aus diesen Zentralvermarktungen werden nach festen Schlüsseln zwischen dem Verband und den angeschlossenen Unterverbänden und Vereinen aufgeteilt: Die Erlöse aus der Fernsehvermarktung der Fußballbundesliga gehen bis zur Saison 1999/2000 zu 65 %je zu gleichen Teilen an die Clubs der Ersten und zu 35% je zu gleichen Teilen an die Clubs der zweiten Liga229 . Für die Bundesligarechte ab der Saison 2000/2001 ist auf Druck der wirtschaftlich potentesten Clubs, die sich für eine Eigenvermarktung ausgesprochen hatten230, 222 Dies hat das DSF von den Basketballclubs für eine Fortsetzung der Übertragungen der Bundesligabegegnungen gefordert (Der Spiegel, Heft 711996, S. 194 (197)). Im Tischtennis haben die Bundesligavereine 1997 600.000 DM an das DSF für die Übertragung von 12 Topspielen gezahlt (NN v. 13.10.1997, S. 25). 223 FAZ V. 29.3.2000, s. 29. 224 Einen Überblick über die Lizenzgeber und -nehmer der Fernsehrechte an den attraktivsten Sportveranstaltungen gibt Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 124. 225 Nach § 3 Nr. 3 LSpSt (Stand 2000) besitzt der DFB das Recht, über Fernseh- und Rundfunkübertragungen von Bundesspielen und internationalen Wettbewerbsspielen mit Lizenzligamannschaften Verträge zu schließen. Nach § 3 Nr. 5 LSpSt stehen ihm die Einnahmen daraus zu. Die Verhandlungen für die Lizenzligen werden nach § 3 Nr. 7 LSpSt (Stand 2000) vom Ligaausschuß geführt. 226 Vgl. Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 32 f. Zum Weiterverkauf vom australischen Medienunternehmer Murdoch (tm3) an die Sender RTL und Premiere World: FAZ v. 7.6.2000, s. 46. 227 Hierzu sogleich. 228 Näher hierzu unten V. 229 Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 33. 230 Vgl. FAZ V. 18.10.1999, s. 41.

140

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

im November 1999 ein neuer, das Leistungsprinzip stärker berücksichtigender Verteilungsschlüssel beschlossen worden231 : Die Fernseheinnahmen werden im Verhältnis 76:24 zwischen Erster und Zweiter Bundesliga aufgeteilt. In der Ersten Bundesliga wird die Hälfte hiervon als Grundversorgung gleichmäßig verteilt. Vom Rest werden 75% nach den Erfolgen der drei zurückliegenden Spielezeiten und 25 % nach aktuellem Tabellenstand am jeweiligen Spieltag vergeben. Von den Fernsehgeldern des DFB aus dem Europapakai 1995/96232 in Höhe von 48,5 Mio. DM ging nach Abzug der 10%-igen DEFA-Abgabe an jeden Club, der sich für den Pokalsieger- oder DEFA-Cup qualifiziert hatte, ein Bonus von 1 Mio. DM; jedes Heimspiel wurde mit 1 Mio. DM honoriert; insgesamt 30% der Einnahmen nach Abzug der DEFA-Abgabe wurden im Verhältnis 80:20 zwischen den nichtteilnehmenden Erst- und ZweitLigaclubs verteilt: 14,5 Mio. DM gingen an die Erstliga-Vereine, die sich nicht für die europäischen Wettbewerbe qualifiziert hatten, wobei sich die Höhe der jeweiligen Zuwendung nach der Plazierung in der Abschlußtabelle des Vorjahres richtete; an die Zweite Bundesliga ging ein Festbetrag von 3 Mio. DM, der paritätisch verteilt wurde233 . Die Champions League-Einnahmen werden nach einem komplizierten Verteilungsschlüssel ausgeschüttet, der sich aus einem Startgeld für alle Teilnehmer, leistungsabhängigen Ausschüttungen sowie Abgaben an die Mitgliedsverbände zusammensetzt234 . Die Erlöse aus dem Vertrag zwischen dem DBB und dem ZDF - gestaffelt zwischen 3,5 und 5 Mio. DM jährlich gehen zu einem Drittel an den DBB, der Rest wird unter den Vereinen aufgeteilt235. Die Einnahmen aus der Zentralvermarktung der Fernsehrechte an der britischen Premier League Football werden zu 50% gleichmäßig unter den Mitgliedsclubs aufgeteilt, 25 % werden an die Clubs anteilig nach den Endpositionen in der Tabelle ausgeschüttet und 25 % gehen an die Clubs, deren Spiele im Fernsehen übertragen worden sind, je zur Hälfte an den Heim- und an den Gastclub236 . In den US-Profiligen, deren Fernsehzentralvermarktung durch den Sports Broadcasting Act aus dem Jahr 1961 vom Antitrust-Recht ausgenommen ist237 , werden beispielsweise in der Major League Baseball (MLB) die Einnahmen 231 SZ V. 12.11.1999, S. 41. 232 Zur vorherigen Regelung Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 33 f. 233 FAZ V. 2.5.1995, s. 37. 234 Einzelheiten siehe unten V., und Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 31 f. 235 HB V. 5.9.1996. 236 Restrictive Practices' Court in England and Wales, Entscheidung v. 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http:// www .courtservice.gov.uk/pljmtint.htrn, Rn. 237. 237 Hierzu ausführlich Wise I Meyer, International Sports Law, Vol. 3, 2.9.3, S. 1743 ff.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

141

aus der nationalen Vermarktung unter allen Mitgliedsclubs gleichmäßig verteilt, während die Erlöse aus der lokalen Vermarktung bei den Clubs verbleiben238. Auch in der National Football League (NFL) werden die nationalen Fernsehgelder gleichmäßig ausgeschüttet239 .

Nur vereinzelt, wie z.B. in der Deutschen Eishockey Liga240, werden die Fernsehrechte von den Clubs verwertet. Im spanischen241 und im mexikanischen242 Profifußball ist dies inzwischen Standard. Die italienischen Clubs vermarkten künftig die pay-TV- und die pay-per-view-Rechte individuell 243 . In Deutschland hat sich auch der Deutsche Leichtathletik-Verband nach Protesten von Veranstaltern244 darauf beschränkt, Fernsehübertragungsrechte nur für jene Veranstaltungen zu veräußern, für die er auch das wirtschaftliche Risiko trägt245 . Auch die FIS vermarktete die Rechte an internationalen Skirennen bislang nicht selbst. Vielmehr übernahmen dies in Deutschland der Deutsche Ski-Verband, in der Schweiz der schweizerische Skiverband und in Österreich die Veranstaltungsorte. In der UEFA war es bis Ende der 80er Jahre üblich, daß der jeweilige Heimclub die Fernsehrechte an einer UEFA-Begegnung verkaufte. Für den UEFA-Cup und den Europapakai der Pokalsieger ist dies in den meisten europäischen Ländern nach wie vor Praxis246 , während- wie oben angesprochen- die Rechte an der Champions League von der UEFA zentral vermarktet werden. Die zwischenzeitliche Zentralvermarktung der Europapakaiheimspiele deutscher Clubs durch den DFB war wegen Verstoßes gegen § 1 GWB für unwirksam erklärt worden. Trotz des neuen § 31 GWB, der die Sportfernsehrechtevermarktung durch Sportverbände unter bestimmten Umständen

238 Wise I Meyer, International Sports Law, Vol. I, 2.3, S. 13. 239 Wise I Meyer, International Sports Law, Vol. 1, 2.3, S. 13. 240 Wie oben in der Einleitung, I. bereits dargestellt haben die DEL-Clubs die Fernsehrechte in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen zentral verkauft. Dies ist jetzt auch Inhalt der Kooperationsvereinbarung zwischen dem DEB und den DEL-Clubs vorn 9.5.1997, gültig bis zum Jahr 2000 (NN v. 21.5.1997). 241 FAZ v. 27.12.1996, S. 19; FAZ v. 24.8.1996, S. 27. Zur Umstellung von der zentralen zur individuellen Rechtevermarktung in Spanien Salamanca, Media Perspektiven 1997, 73 ff. 242 OECD, Cornpetition lssues Related to Sports, Cornmittee on Cornpetition Law and Policy: Mini-Roundtable on cornpetition issues related to sports, note by the Mexican Delegation, DAFFE/CLP/WD(96)34, S. 3 ff. 243 Gazetto dello Sport v. 9.4.1998. 244 FAZ V. 7.10.1996, s. 38. 245 FAZ V. 7.2.1997, s. 33. 246 Auswertung des Rundschreibens Nr. 51 der UEFA betreffend die Verwertung der Fernsehübertragungsrechte in den UEFA-Mitgliedsverbänden: Dezentrale Vermarktung in mindestens 75 % der Mitgliedstaaten, nach BKartA-Papier, Vermarktung von Fernsehrechten an Ligaspielen in Europa, v. 21.4.1998.

142

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

vom Kartellverbot ausnimmt, vermarkten nunmehr die Clubs für die Saison 1998/99 ihre Heimspiele selbst247 . Umverteilungsmechanismen gibt es auch bei Individualvermarktung von Fernsehrechten. So haben sich die deutschen Fußballclubs für die Europapokalspiele verpflichtet, 30 % der Einnahmen in einen Pool zu zahlen, der zwischen den nicht am UEFA-Pokal teilnehmenden Vereinen der Bundesligen aufgeteilt werden soll 248 . Die italienischen Clubs verteilen die Erlöse aus den dezentral vermarkteten pay-TV- und die pay-per-view-Rechten im Verhältnis 82% zu 18% zwischen den Heim- und den Gastmannschaften249 .

Auf der Gegenseite stehen als "Lizenznehmer" die einzelnen Fernsehsender, auf gesamteuropäischer Ebene nicht selten im Zusammenschluß der European Broadcast Union (EBU), die mittlerweile sehr zahlreichen Sportrechteagenturen250, die Medienkonzerne und einzelne Filmunternehmen. Die Agenturen und Konzerne schließen dann ihrerseits ,,Lizenz"-Verträge mit den Fernsehsendern ab, wofür sie nicht selten die erworbenen Rechte in Mehrverwertungsrechte aufspalten. Zunehmend sind aber auch die Sportverbände oder -clubs selbst an Fernsehsendern beteiligt251 . Der regelmäßige Vertragsinhalt schreibt als wesentliche Pflichten auf seiten des ,,Lizenzgebers" fest, dem ,,Lizenznehmer" ungehinderten Zugang zum VeranstaltungsoTt zu verschaffen und ihm sowohl eine störungsfreie Produktion der Aufzeichnung als auch die Ausstrahlung im, in der Regel vertragsfixierten, Ausstrahlungsgebiet zu gestatten. Im Gegenzug verpflichtet sich der ,,Lizenznehmer", den vertraglich fixierten Betrag (,,Lizenzgebühr") zu bezahlen. Besonderer Regelung bedürfen die Laufzeit des Vertrags und die Exklusivität bzw. Qualität der vertragsgegenständlichen Übertragungsrechte: Erst-, Zweit- oder sonstige Nachverwertungsrechte, zeitgleiche oder zeitversetzte Übertragung, gekürzt oder in voller Länge. Auch über die jeweilige Sendeform - free- oder pay-TV - wird häufig eine Regelung getroffen. Für eine Veranstaltung oder SZ v. 22.5.1998, S. 56, und v. 12.11.1999, S. 41. 248 SZ v. 22.5.1998, S. 56, und v. 12.11.1999, S. 41, Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 103. 249 Gazetto dello Sport v. 9.4.1998. 250 Einen Überblick über derzeit besonders aktive Sportrechteagenturen gibt Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 123. 251 Über einen eigenen Sportkanal verfügen beispielsweise Werder Bremen (SZ v. 22.6.1999, S. 19), Real Madrid und FC Barcelona (SZ v. 4.10.1999, S. 43). Auch die deutsche Fußballbundesliga hegt Pläne für die Einrichtung eines eigenen Fernsehsenders (SZ v. 4.11.1999, S. 42). Der Spanische Fußballverband will vom Jahr 2000 an mit einem eigenen digitalen Kanal ins Fernsehen gehen (SZ v. 4.10.1999, S. 43). Der Königlich Niederländische Fußballbund KNVB war an dem TV-Sender Sport 7 beteiligt, der die Fußballübertragungsrechte erhielt, mittlerweile aber aufgelöst ist (hierzu unten Dritter Teil, A.Il.1.a)). 247

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

143

Veranstaltungsserie wie dem Ligasystem der deutschen Fußballbundesliga kann sich aus verschiedenen Verträgen mit mehreren Partnern ein komplexes System der Übertragungsrechte ergeben252 . Eingang in die Verträge finden zweckmäßiger Weise zusätzliche Auflagen. So verlangt der ,,Lizenzgeber" nicht selten Mindestsendezeiten, um seinen Werbe- und Sponsorpartnern TV-Präsenz zu verschaffen. Neuerdings gibt es auch Maximalsendezeiten, um ein attraktivitätssenkendes Überangebot zu verhindern253 . Der ,,Lizenznehmer" läßt sichregelmäßig den Zugriff auf beste Kamerapositionen, Kommentatorenplätze und Interviewräume versichern. Die Tendenz auf dem Sportfernsehmarkt ist in jeder Hinsicht steigend. Neue Techniken in den Sendeformen des Fernsehens wie pay-per-view und nearvideo-demand, mit denen der Zuschauer sein Programm selbst gestalten kann, einerseits und im Multimedia andererseits schließen angesichts des noch gestiegenen Interesses der Konsumenten an Sportübertragungen254 aus, daß die Entwicklung bereits einen Endpunkt erreicht hat. Einen Sonderfall im Bereich der Rundfunkberichterstattung über Sportveranstaltungen stellt die Hörfunkberichterstattung dar. Diesen Sektor hat die Kommerzialisierungswelle erst vor kurzem erfaßt255 . Angesichts der geringen aktuellen Bedeutung und mangels neuer Aspekte für die vorliegende Arbeit gegenüber den Fernsehübertragungen soll dieser Bereich ausgeklammert werden.

2. Rundfunkbestimmungen internationaler und nationaler Sportverbände

Im Regelwerk der internationalen und nationalen Sportverbände finden sich zahlreiche Rundfunkbestimmungen. Manche Spitzensportverbände erklären sich bereits in der Satzung für zuständig, die Rechte zur Medienwiedergabe von Veranstaltungen in ihrer Sportart wahrzunehmen256 . 252 Zum System der Übertragung von Begegnungen der deutschen Fußballbundesliga: FAZ v. 18.6.1996, S. 25; FAZ v. 24.8.1996, S. 27 und Focus, Heft 6/1996, S. 154. 253 So dürfen vom Tennis nach der Publikumsübersättigung der letzten Jahre nur noch 700 Stunden im Jahr gesendet werden, FAZ v. 15.10.1996, S. 39. 254 FAZ V. 4.5.1998, s. 29. 255 Im November 1996 vergab die Expo 2000 GmbH als Veranstalter der ATP-TennisWeltmeisterschaft in Hannover Radiorechte für Liveberichterstattungen an einen niedersächsischen Privatsender für 4 Jahre zu 1,5 Mio. DM, FAZ v. 20.11.1996, S. 40. Im Moment wehren sich die öffentlich-rechtlichen Sender (noch?) gegen ein Entgelt für die Hörfunkberichterstattung, die ihr genauso wenig verwehrt werden könne wie die journalistische Berichterstattung in der Presse, FAZ v. 20.11.1996, S. 40 und FAZ v. 5.12.1996, S. 33. 256 Z.B. § 2 Abs. 2, 3. Spiegelstrich Satzung DBB (Stand 1997); Ähnlich: § 4 (7) DJB; Punkt 1.1.1; Art. 4 (3) Satzung IHF (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Art. 49 S. 1 Statuten FIFA (Stand 1996): ,,Eigentümer".

144

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Oft im Zusammenhang mit dem alleinigen Recht zur Veranstaltung internationaler und nationaler Wettbewerbe einschließlich der Ligen257 beanspruchen internationale und nationale Sportverbände258 die Verwertungsrechte259 oder jedenfalls die Fernsehrechte an den Wettkämpfen 260 oder die Zuständigkeit für Vertragsverhandlungen und -abschlüsse auf diesem Gebiet261 . 262 Betrachten die 257 Z.B. § 2 lit. m) Satzung DHB (Stand 2000); § 3 lit. b) Satzung DVV (Stand 2000); Art. 34.1 Satzung FIG (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Art. 4 lit g) Constitution ISU (l.c.: Siekmann I Soek, ebd.). Vgl. auch z.B. Art. 50 ff. Statuten FIFA (l.c.: Siekmann I Soek, ebd.), wonach jeder internationale Fußballwettbewerb von der FIFA genelunigt werden muß. 258 Demgegenüber z.B. sehr zurückhaltend § 4 Nr. I S. I, letzter Spiegelstrich Satzung DSchützenB (Stand 1997). 259 Z.B. § 3 Nr. 3 DFB-LSpSt (Stand 2000); Art. 8a Spielordnung DEB (Stand 2000); Art. 34.1 S. I Satzung FIG (l.c. : Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Art. 4 g) Constitution ISU (l.c.: Siekmann I Soek, ebd.); Art. 49 Statuten FIFA (Stand 1996); Punkt 2.5 Zulassungsbestimmungen für Spieler IHF (Stand 1995). 260 Z.B. § 3 Nr. 3 DFB-LSpSt (Stand 2000); §§ 24 (I) lit. b), 25 Wettspielordnung DTB (Stand 2000); § 9 LPO DRY (Stand 1996). Punkt 2.1 Veranstaltungs-Pflichtenheft des DSkiV (Stand 1995); § 4a Satzung DTTB (Stand 2000); § 3 Nr. 2 Lizenzspielerstatut des DTTB (Stand 2000); Vertragliche Rahmenbedingungen zur Ausrichtung einer offiziellen DJBVeranstaltung, Abs. 5 (Stand 2000). Differenzierend Regel 213 Nr. 2 Allgerneine Bestimmungen DEU (Stand 2000), wonach Verhandlungen mit Fernsehsendern anstatt von der DEU vorn Landesverband geführt werden können, wenn es sich um kurzfristige (aktuelle) Anlässe von ausschließlich lokaler oder regionaler Bedeutung handelt und der Zuständigkeitsbereich des DEU niCht berührt wird; Rule 105 (I) General Regulations ISU (außer für Übertragungen im Land der Ausrichtung: bei ausrichtendem Verband; im übrigen bei allen anderen als sog. ISU-Events: ausrichtender nationaler Verband nach Rule 105 (5)); Art. 226.4 Gemeinsame Bestimmungen für alle Skiwettkämpfe FIS (Stand 1996): für WM und Olympische Spiele. 261 Z.B. Punkt 1.1.1 Fernsehordnung des DTV (Stand 2000): DTV für die von ihm vergebenen Turniere, doch: Landesverbände für von ihnen vergebene Turniere (Punkt 1.2.1), Verein für Training, Wettkampfvorbereitung und Schautänze (Punkt 2.1.1); Punkt 3.3 Bundesliga-Ordnung DTTB (Stand 2000); Punkt 2. Medienordnung DVV (Stand 2000); Punkt B.l.6 Ausschreibung des DBB für die Saison 1996/97. 262 So heißt es beispielsweise in § 3 Nr. 3 DFB-Lizenzspielerstatut (LSpSt, Stand 2000): "Das Recht, über Fernseh- und Rundfunkübertragungen von Bundesspielen und internationalen Wettbewerbsspielen mit Lizenzligamannschaften Verträge zu schließen, besitzt der DFB. Entsprechendes gilt auch für die Rechte bezüglich aller anderen Bild- und Tonträger, künftiger technischer Einrichtungen jeder Art und in jeder Programm- und Verwertungsform sowie möglicher Vertragspartner." § 3 Nr. 5 LSpSt bestimmt: ,,Die Einnahmen stehen dem DFB zu." § 3 Nr. 6 LSpSt: "Von den übrigen Einnahmen zahlt der DFB den Vereinen und Tochtergesellschaften für die Teilnahme am Spielbetrieb der Bundesspiele einen einheitlichen Sockelbetrag und einen Betrag, der leistungsbezogen ist. Über die Höhe der Beträge und die Verteilung sonstiger Einnahmen mit ausschließlicher Beteiligung von Lizenzligamannschaften entscheidet der Liga-Ausschuß im vorhinein, mit dem auch ein eventueller Anteil des DFB zu vereinbaren ist. Ansonsten entscheidet der DFB-Vorstand. Die vorgenannten Regelungen gelten auch für die Rechte bezüglich aller anderen Bild- und Tonträger sowie möglicher Vertragspartner."

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

145

internationalen und nationalen Spitzensportverbände auch andere, z.B. nachgeordnete Sportverbände oder die Veranstalter vor Ort als Inhaber der Fernsehrechte oder als befugt zur Fernsehrechteverwertung, so räumen sie sich für die entsprechenden Verträge einen Genehmigungsvorbehalt ein263 . Die Vergabe der Ausrichtung solcher Veranstaltungen an nachgeordnete Sportverbände oder -vereine264 und die Teilnahme an solchen Veranstaltungen265 wird in den Sportverbandsregelwerken unter anderem an die Akzeptanz dieser Rechtezuordnung geknüpft und mit entsprechenden Verpflichtungen verbunden. Regelmäßig wird auch die im einzelnen oben bereits dargestellte266 Verteilung der Einnahmen aus dem Fernsehrechteverkauf normiert267 . Zum Teil treffen die

§ 3 Nr. 7 LSpSt legt fest: "Die Verhandlungen führt der Liga-Ausschuß, sofern der Wettbewerb ausschließlich Lizenzliga-Vereinen vorbehalten ist, im übrigen der DFB-Vorstand, bei Spielen der Endrunde um den DFB- Vereinspokal unter Mitwirkung von Vertretern des Liga-Ausschusses." Und§ 54 DFB-Durchführungsbestimmungen für die Bundesspiele (Stand 2000) lautet: "Ausschließlich der DFB ist berechtigt, im Auftrag und für Rechnung der Vereine Verhandlungen über die Übertragung von Spielen durch Fernsehen und Rundfunk zu führen, Verträge abzuschließen und die Vergütung hierfür zu verteilen. Gleiches gilt für die Bandenwerbungsrechte, soweit Meisterschaftsspiele der Lizenzligen, Spiele im Supercup und/oder Ligapokal sowie im DFB-Pokal zeitgleich oder versetzt in voller Länge im FreeTV übertragen werden. Im übrigen gilt§ 3 DFB-Lizenzspielerstatut." Art. 47 DEFA-Statuten (Stand 2000) bestimmt: " 1. Die UEFA und ihre Mitgliedsverbände besitzen das exklusive Recht, audiovisuelle und hörfunktechnische Ausstrahlungen oder Wiedergaben von Veranstaltungen zu bewilligen, die in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereich fallen, sowie jede andere Nutzung und Verbreitung durch Bild- und Tonträger, sei es direkt oder zeitversetzt, ganz oder in Ausschnitten. 2. The Executive Cornrnittee shall issue the regulations governing the implementation of these rights." 263 Z.B. Rule 105.5 lit. b) General Regulations ISU (Stand 1996); Art. 227 Gemeinsame Bestimmungen für alle Skiwettkämpfe FIS (Stand 1996). 264 Z.B. Punkt 2.3 bis 2.7 Veranstaltungs-Pflichtenheft des DSkiV (Stand 1995); Punkt 3.3 Bundesliga-Ordnung DTTB (Stand 2000), Art. 34.2 S. 3 f. Satzung FIG (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998). 265 Z.B. § 24 (1) lit. b) Wettspielordnung DTB (Stand 2000); Punkt 3.3 S. 1 BundesligaOrdnung DTTB (Stand 2000), wonach als Voraussetzung für die Aufnahme in die Bundesliga jeder Verein die Zuständigkeit des DTTB anerkennen muß, bei allen nationalen und internationalen Wettbewerben und dem damit zusammenhängenden Verkauf/Erwerb von Übertragungsrechten gegenüber den Fernsehanstalten den Tischtennissport und die Bundesligavereine zu vertreten. 266 Siehe oben 1. 267 Z.B. Punkt 1.3.3 Fernsehordnung DTV (Stand 2000): hälftig zwischen Turnierausrichterund DTV; Punkt 3.3 S. 2 Bundesliga-Ordnung DTTB (Stand 2000); Punkt 4. Medienordnung DVV (Stand 2000). Vgl. auch§ 3 Nr. 5 Lizenzspielerstatut des DTTB (Stand 2000), wonach die Einnahmen aus der Fernsehrechteverwertung von Wettkämpfen mit Beteiligung von Lizenzmannschaften den Vereinen der Lizenzligen zustehen; Art. 34.1 S. 2 Satzung FIG (l.c.: Siekmann I Soek, Basic Documents of International Sports Organisations, 1998); Rule 10 Kannamann

146

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Sportverbände in ihren Wettkampfnormen auch unmittelbar Regelungen gegenüber den Medien; so wird deren Tätigkeit etwa von Genehmigungen oder Lizenzen des Verbands abhängig gemacht268 . Der Geltungsanspruch der Regelwerke internationaler und nationaler Sportverbände erstreckt sich oft auch auf Sportveranstaltungen, die unterhalb der

internationalen bzw. nationalen Ebene oder außerhalb der eigenen Verbandsorganisation stattfinden. Methodisch erfolgt die Einflußnahme durch die meist

sanktionsbewehrte Normierung von Genehmigungs- 269, Melde- oder Anzeigepflichten gegenüber allen unmittelbar oder mittelbar dem Sportverband Angeschlossenen270. Als Genehmigungsvoraussetzung für die Veranstaltung solcher Wettkämpfe wird unter anderem auch die Zahlung von speziellen Abgaben insbesondere aus den Veranstaltungseinnahmen einschließlich der medialen Verwertungserlöse271 aufgestellt. Zudem werden Abstimmungsgebote für die mediale Übertragung in Territorien außerhalb des eigenen Zuständigkeitsbereiches normiert272. Wie die Werbe- und Sponsoringbestimmungen sind auch die meisten Runclfunkbestimmungen strajbewehrt273 . Über die Mechanismen, die oben274 bereits dargestellt worden sind, übernehmen die nachgeordneten Sportverbände einen Teil dieser Normen und geben sie an ihre Mitglieder weiter. 106 General Regulations ISD (Stand 1996); Punkt 2.5 S. 5 Zulassungsbestimmungen für Spieler IHF (Stand 1995). 268 Z.B. Punkt 4. Medienreglement IHF (Stand 1995): Akkreditierungsgebühr. 269 Z.B. Rule 105 General Regulations ISD (Stand 1996); Punkt 3.6.10.2. Regulations for International Competitions ITTF (Stand 1995). 270 So bestimmt Art. 6 Ausführungsbestimmungen zu den DEFA Statuten (Stand September 1993), daß an bestimmten Wochentagen zu bestimmten Tageszeiten eine Ausstrahlung von Fußballspielen in das Gebiet eines anderen Mitgliedsverbands dessen Zustimmung voraussetzt (System der "time-slots"). Zu bestimmten Zeiten (Samstag von 13- 18 h, Sonntag von 9- 11:30 und von 13- 17 h) ist sie nach Art. 8 (1) dieser Ausführungsbestimmungen (Stand 1996) gänzlich untersagt. Zuvor hatte Art. 14 Abs. 2 (seit 1997 Art. 44) der DEFAStatuten in der alten Fassung geregelt, daß eine Ausstrahlung von Radio- und Fernsehübertragungen in ein anderes Land grundsätzlich von dem Einverständnis des Verbands des Empfängerlandes abhängig sei. Die DEFA hat den damaligen Art. 14 ihrer Statuten mit dem Antrag auf Erteilung eines Negativattestes, hilfsweise einer Freistellung nach Art. 85 111 EGVertrag (jetzt Art. 81 111 EG), bei der Europäischen Kommission angemeldet. Das Prüfverfahren (IV/34.319) ist noch nicht abgeschlossen. 271 Vgl. Punkte 1 u. 4 Medienordnung DVV (Stand 2000). 272 Z.B. Rule lOS General Regulations ISD (Stand 1996); Punkt 3.6.10.2. Regulations for International Competitions ITTF (Stand 1995); Art. 47 DEFA-Statuten (Stand 2000). 273 Z.B. Punkt 4.1.1 Fernsehordnung DTV (Stand 2000); Punkt 8.1 Werbe-Ordnung, Anlage 8 zur Bundesliga-Spielordnung des DVV (Stand 2000); Punkt 9. Medienordnung DVV (Stand 1995).

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

147

IV. Merchandising Eine wichtige Einnahmequelle im Sport stellen die sog. "Merchandising"-Lizenzen dar, die sich insbesondere in den Etats der Profiligen, allen voran im Fußball, zu einer festen Größe entwickelt haben275 . Der Sache nach geht es darum, daß ein "Lizenzgeber" aus der SportweltEinzelsportler, Verein, Club, Liga oder Verband - einem ,,Lizenznehmer" die selbständige Verwertung von Name, Titel, Logo oder anderen charakteristischen Darstellungsformen des ,,Lizenzgebers" zum Vertrieb von Sport- und Fanartikeln gestattet und im Gegenzug hierfür eine ,,Lizenzgebühr" erhält. Auf seitender .,Lizenznehmer" finden sich die Hersteller der Sport- und sonstigen Fanartikel und Marketingagenturen. In den Vertrieb sind Einzelhandelsketten, Sportfachhändler, aber auch fliegende Händler eingeschaltet. Rechtlich handelt es sich um eine Rechteeinräumung, deren Gegenstand regelmäßig ein Gemisch aus urheberrechtliehen Nutzungsrechten, Rechten aus Marken, Persönlichkeitsrechten einschließlich dem Recht am eigenen Bild und dem Namensrecht sowie aus wettbewerbsrechtlichen Schutzpositionen (Goodwill, Imagetransfer), vor allem aus§ I UWG, ist276. Die Palette der betroffenen Sport- bzw. Fanartikel reicht von Sportgeräten über Sportkleidung bis hin zu Alltagsgegenständen unterschiedlichster Art. Sie sind in der Regel mit den Emblemen, Namen, Logos der Clubs oder Sportler bedruckt. Neben den sportbeteiligten ,,Lizenzgebern" und den verkaufenden ,,Lizenznehmern" sind materielle Nutznießer des Merchandisinggeschäfts in Gestalt von Synergieeffekten auch die Sponsoren der ,,Lizenzgeber", deren Schriftzüge sich z.B. auf den an Fans verkauften Trikots befinden. Ihren Ausgang nahm die Entwicklung des Merchandisinggeschäfts mit dem Sport in den USA. Auch in Deutschland verkaufen sich Produkte mit Aufdrukken von den US-Profiligen NBA, NFL und NHL. Mit der Umstellung auf feststehende Trikotrückennummern und Namensbetlockungen in den deutschen Profiligen sind die Umsätze im deutschen Sportmerchandisinggeschäft rasch gewachsen. Der hiermit erzielte Umsatz in der Ersten Fußballbundesliga ist von 6,2 Mio. DM im Jahr 1990 und 54 Mio. DM im Jahr 1995277 auf ca. 100 Mio. DM im Jahr 1999 gestiegen278 • Allein der FC Bayern München hatte am Um274

Siehe oben Erster Teil, A.III. Wie oben bereits erwähnt, dient das Merchandising inzwischen auch zur Refinanzierung der Fernsehübertragungskosten bei den Fernsehsendern: Sat 1 beispielsweise verkauft ,,ran"-Uhren, -Brettspiele, -Videogramrne und rund 50 weitere ,,ran"-Devotionalien (Der Spiegel, 21/1996, S. 185 f.). 276 Fromme I NordeiTUJnn- Hertin, Urheberrecht, vor§ 31, Rn. 61. 277 Der Spiegel, 2111996, S. 184. 278 FAZv.l4.8.1999, S.ll. 275

148

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

satzaus 1995 einen Anteil von 30 Mio. DM 279• Die Merchandisingausgaben für die Fußballeuropameisterschaft 2000 betrugen ungefähr 350 Mio. US-Dollar280. Verbandsreglementierungen finden sich für diese Sportvermarktungsform soweit ersichtlich - nicht.

Um einer zeichenbezogenen Verwässerung der Fußballbundesliga zu begegnen, wurde 1996 ein Bundesligalogo entworfen, das ab der Saison 1996/97 den rechten Trikotärmel jedes Ligaspielers sowie die Werbebanden, Stadionanzeigetafeln, Eintrittskarten, Programmhefte, Mannschaftsbusse und die Briefköpfe der Bundesligavereine ziert281 . Dieses Logo wird zusammen mit einer eigens komponierten Ligahymne, die beim Einlaufen der Mannschaften in die Arenen ertönt, von der neugegründeten Bundesliga Marketing GmbH vermarktet282.

V. Gesamtmarketingkonzepte

Die dargestellten Bestrebungen zur einheitlichen Vermarktung der Fußballbundesliga entsprechen einer allgemein spürbaren Tendenz in der jüngeren Sportvermarktung. Gleichsam in Zusammenfassung der klassischen Verwertungsformen Eintrittsgelder, Werbung, Sponsoring, Rundfunkvermarktung und Merchandising werden Gesamtmarketingkonzepte verfolgt283 • Da die Vielfalt der kommerziellen Verbindungen mit einer Sportveranstaltung, einer Sportveranstaltungsserie oder einem Sportler bzw. Club den Wertjeder einzelnen Assoziation verwässert, vermag die mit einem Gesamtmarketingkonzept erreichte zeitliche, sachliche und visuelle Vereinheitlichung, Integration oder Koordination der Kommunikationsmittel die Einnahmemöglichkeiten zu steigern. Nicht nur die Verwässerung, sondern auch Konflikte durch konkurrierende Werbepartner, Sponsoren und Fernsehanstalten werden vermieden. Neben dem Konzept der Olympiavermarktung284 liefert die Vermarktung der UEFA-Wettbewerbe ein gutes Beispiel für dieses Phänomen: Sie wird von einer Agentur betrieben, die mit einem Netzwerk aus der UEFA, den 16 teilnehmenden Clubs, zahlreichen Fernsehstationen und Sponsoren für ein einheitliches Marketing sorgt, und hat allein in der Saison 1994/95 Einnahmen in Höhe von 279

Der Spiegel, 21/1996, S. 184. V. 29.3.2000, s. 29. 281 FAZ V. 28.5.1996, s. 27. 282 FAZ V. 28.5.1996, s. 27. 283 Klooz, Sportsponsoring, S. 21, spricht von "integriertem Sportmarketing", P. Roth, Sportsponsoring, S. 15, von "integrierter Kommunikatioospolitik". 284 Hierzu oben Zweiter Teil, B.II.

°FAZ

28

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

149

250 Mio. DM erbracht285 . Die Einnahmen aus der Champions-LeagueVermarktung werden derzeit wie folgt verteilr86 : 68,5% gehen an die 24 teilnehmenden Clubs, 7,5% an die nationalen Fußballverbände, 9% an die in der Qualifikation ausgeschiedenen Clubs, 5,5 % dienen der Deckung allgemeiner Budget- und Verwaltungskosten und 10% sind für fußballbezogene finanzielle Maßnahmen wie die Förderung des Jugendfußballs, der Spielerausbildung und des Trainings bestimmt. Auch internationale Fußballmeisterschaften folgen einem solchen Marketingkonzept Die FIFA vergab die Vermarktungsrechte an der Weltmeisterschaft 1994 für vier Jahre an eine Marketing-Agentur287 • Mit dem integrierten Marketing der Europameisterschaften 1996 nahm die UEFA fast 140 Mio. DM ein, von denen knapp 110 Mio. DM unter den 16 teilnehmenden Nationalverbänden, gestaffelt nach Plazierung, und die restlichen 30 Mio. DM gleichmäßig an die übrigen DEFA-Mitgliedsverbände verteilt wurden288 . Bei der Europameisterschaft in Belgien und den Niederlanden 2000 wurden ca. 150 Mio. DM an die 16 teilnehmenden Nationalverbände, 17 Mio. DM an den Europameister, jeweils zwischen 5,8 und 6,5 Mio. DM an Mannschaften, die in der Vorrunde scheiterten und generell rund 350.000 DM an jeden teilnehmenden Nationalverband ausgeschüttet289 . Die FIA verlieh Mitte 2000 für 360 Mio. US-Dollar die kommerziellen Rechte an der Formell für 100 Jahre an das Unternehmen SLEC, ein Zusammenschluß mehrerer Unternehmen, die je zur Hälfte der Ehegattin des Formel-l-Managers Bernie Ecclestone, Slavia Ecclestone, und dem Münchner Medienunternehmen EM.TV gehören290 . Die IAAF vergab die gesamten Vermarktungsrechte an IAAFWettbewerben für 10 Jahre an die internationale Sportrechteagentur ISL291 . Auch die IIHF veräußerte 1996 die Rechte an der kompletten Vermarktung von internationalen Eishockeywettbewerben bis zum Jahr 2003 an eine schweizerische Werbeagentur292. In Deutschland liefert das finanzielle Engagement der Vermarktungsagentur Ufa in der Fußballbundesliga ein beeindruckendes Beispiel: Mittlerweile betreibt sie die Komplettvermarktung von Hertha BSC, HSV 293 , 1. FC Nürnberg 285

Focus, 4.9.1995, S. 177 f.; vgl. auch Klooz, Sportsponsoring, S. 26 ff. Art. 18 (9) UEFA Regulations (Stand 1999) (l.c. : Amtsblatt der EG 1999, C 99/23, Anmeldung UEFA, Central Marketing of the commercial rights to the UEFA Champions League, Case No. IV/37.398- UEFA). 287 Focus, 4.9.1995, S. 178. 288 FAZ V. 14.11.1996, s. 38. 289 FAZ V. 21.6.2000, s. 47. 290 FAZ v. 12.7.2000, S. 46; v. 23.3.2000, S. 36 und v. 10.3.2000, S. 15. 291 FAZ V. 14.1.2000, s. 39. 292 FAZ V. 9.10.1996, s. 36. 293 SZ V. 14.5.1998, S. 30. 286

150

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

und Borussia Dortmund294. Borussia Dortmund erhält beispielsweise für diese Zusammenarbeit von 1998 bis 2008 50 Millionen DM. Nur die Zusammenarbeit mit dem OS-amerikanischen Vermarktungsunternehmen Octagon konnte Mitte 2000 die Eintracht Frankfurt Fußball AG aus ihrer finanziellen Misere und damit vor dem Abstieg retten295 . In Frankreich arbeiten der Fußballclub Paris-St-Germain und Canal plus in dieser Weise zusammen.

VI. Homologation, sonstige Güte· und Eignungsprüfungen sowie Garantiezahlungen Auf den ersten Blick scheint das folgende Phänomen mit der wirtschaftlichen Verwertung des Sports wenig zu tun zu haben: Sportverbände, vor allem auf internationaler Ebene, erheben "Gebühren" dafür, daß sie die Güte von Sportgeräten und -ausrüstung oder die Eignung von Trainern, Lehrern, Managern und Vermittlern prüfen bzw. prüfen lassen. Im ersten Fall spricht man von Homologation296. Schon die regelmäßige Bezeichnung als "Gebühren" legt nahe, daß mit diesen Einnahmen lediglich der Prüfungsaufwand gedeckt werden soll. Für die hiesige Qualifizierung als Sportvermarktung sind zwei Umstände entscheidend: Einerseits schreiben die prüfenden Sportverbände in ihren Normen sanktionsbewehrt vor, daß das Prüfungsobjekt bzw. -subjekt (Sportgerät, Trainer, Lehrer, Manager und Vermittler) ohne Prüfung für den Sportbetrieb nicht zugelassen ist297 . Über die oben 298 beschriebenen Normvereinheitlichungsmechanismen führt dies regelmäßig zu einem tatsächlichen Ausschluß vom Sportbetrieb. Andererseits nehmen die als Prüfungsgebühren verlangten Beträge zum Teil beträchtliche Ausmaße an. Unter diesen Umständen können Sportverbände Beträge einnehmen, die den Prüfungsaufwand weit übersteigen 299. In diesen Zusammenhang gehört auch die verbandsseitig auferlegte Pflicht für Spielervermittler, eine bestimmte, in der Regel hohe, Garantiesumme beim Verband

294 SZ V. 21.4.1999, S. 40; V. 22.4.1999, S. 41. 295 FAZ V. 29.5.2000, s. 44. 296 Vgl. die Definition in der Bekanntmachung "Homologation und Sponsoring bei Sportartikeln" der Schweizerischen Wettbewerbskommission v. 15.12.1997, Punkt B.2., RPW 1998, 154 (155). 297 Vgl. z.B. § 1 (4) DBV-Wettkamptbestimmungen (Stand 2000). 298 Siehe oben Erster Teil, A.III. 299 So die vom Schweizerischen Tennisverband Swiss Tennis fur die Homologation verlangte Abgabe von 5% der Detailhandelsumsätze (Jenny, SpuRt 1998, 173 (174)). Vgl. zu dieser ,,Finanzierungsmöglichkeit" auch Pöttinger, Grundlagen der Professionalisierung im Sport, S. 204 f., und die nachfolgend aufgeführten Beispiele.

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

151

zu hinterlegen, andernfalls sie nicht tätig sein dürfen und auch den Spielern sanktionsbewehrt eine Zusammenarbeit mit ihnen untersagt wird 300. So hat beispielsweise301 die FIFA Lizenzen an derzeit ca. 200 Spielervermittler weltweit vergeben, die ausschließlich das Recht zur Spielervermittlung

und -beratung in diesen Angelegenheiten haben 302. Voraussetzung ist die Zahlung einer sog. Garantiesumme von 200.000,- sFr303 , die vor allem mit der Abdeckung von Haftungsrisiken gerechtfertigt wird. Die EU-Kommission hat diese Verfahren Anfang 1998 und erneut Ende 1999 als wettbewerbswidrig angemahnt304.

Für das nach durchgeführter FlFA-Homologation erteilte FIFA-Gütesiegel ,,FIFA-approved" auf Fußbällen forderte die FIFA ab 1994 3 SFr je verkauftem Ball305 , für das Gütesiegel ,,FIFA-inspected" 2 SFr; nur diese Bälle waren für den offiziellen Spielbetrieb anerkannt306 . Von den ca. 40 Mio. jährlich verkauften Fußbällen werden rund 8 Mio. für den offiziellen Spielbetrieb eingesetzt307. Nach Einleitung eines Kartellverfahrens durch die Europäische Kommission reduzierte die FIFA die ,,Lizenzgebühren" auf 1,50 bzw. 0,75 SFr und ließ auch kostenlos nach denselben Kriterien homologierte Fußbälle mit dem Aufdruck "International Matchball Standards" ohne FIFA-Emblem zu 308 . Bei nationalen Wettbewerben müssen die Bälle nach den FIFA Spielregeln II nur bestimmte technische Anforderungen an Umfang, Gewicht, Druck und Material erfüllen; die nationalen Verbände können aber verlangen, daß ausschließlich Bälle verwendet werden, die eine der drei genannten Bezeichnungen tragen 309.

300 FIFA Regelung über Spielervermittler (Stand 1999). 301 Siehe im übrigen z.B. die Punkte 6., 7. u. 8. Technikregelment - Ballreglement HiP (Stand 1995), wonach Test- und Genehmigungsgebühren für das !HF-Gütezeichen erhoben werden, das für offizielle Wettbewerbe erforderlich ist. 302 FAZ V. 11.3.1996, s. 36. 303 FAZ v. 8.1.1998, S. 25. 304 FAZ V. 8.1.1998, s. 25; sz V. 22.10.1999, s. 44. 305 van Miert, Sport und Gemeinschaftsrecht, S. 18. 306 FAZ v. 6.3.1996, S. 29; ausführlich zum Sachverhalt: Schweizerische Wettbewerbskommission, Schlußbericht v. 10.12.1998 betreffend Homologation und Sponsoring von Fußbällen durch den Schweizerischen Fußball verband, RPW 1998, 567 ff. 307 FAZ V. 6.3.1996, s. 29. 308 van Mien, Sport und Gemeinschaftsrecht, S. 18 f.; Schweizerische Wettbewerbskommission, Schlußbericht v. 10.12.1998 betreffend Homologation und Sponsoring von Fußbällen durch den Schweizerischen Fußballverband, RPW 1998, 567 (568). 309 Schweizerische Wettbewerbskommission, Schlußbericht v. 10.12.1998 betreffend Homologation und Sponsoring von Fußbällen durch den Schweizerischen Fußballverband, RPW 1998, 567 (568 f.).

152

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

VII. Transferzahlungen beim Spielerwechsel Transferzahlungen des "anwerbenden" an den "abgebenden" Club beim Spielerwechsel waren in europäischen Profiligen jahrzehntelang von den Sportverbänden institutionalisierter Standard310 . Nach der Ende 1995 ergangenen Bosman-Entscheidung des EuGH sind sie dann unvereinbar mit Art. 48 EG-Vertrag (jetzt Art. 39 EG) über die Freizügigkeit, wenn ein EUAngehöriger oder ein Angehöriger eines EU-assoziierten Staats, für dessen Verhältnis zur EU Art. 48 EG-Vertrag (jetzt Art. 39 EG) Geltung beansprucht, mit abgelaufenem Vertrag betroffen ist311 . In Deutschland hat zudem das B undesarbeitsgericht 1996 im Kienass-Urteil 312 zum Profieishockey entschieden, daß Transferzahlungen nach abgelaufenem Vertrag gegen die Berufsfreiheit des Spielers verstießen. Transferzahlungen für Spieler mit abgelaufenem Vertrag sind seither im von der Bosman-Entscheidung betroffenen Umfang mit einigen Verzögerungen aus den unionseuropäischen Profisportligen verschwunden, nachdem es zunächst auf nationaler und europäischer Ebene zu teilweise ungeschriebenen Sondervereinbarungen gekommen war, die das alte System fortführen sollten313 . Gängige Praxis sind nach wie vor Transferzahlungen im nicht von der Bosman-Entscheidung erfaßten Raum 314, so insbesondere für den Wechsel eines Spielers während eines laufenden Vertrags 315 • Darüber hinaus existiert ein umfassendes Transfersystem für Wechsel in oder aus EUIEWR-Drittländer(n): Nach der ,,FIFA-Regelung 1997" werden nach wie vor Zahlungen geleistet für Transfers von einem EU/EWR-Drittland in einen Mitgliedstaat und umgekehrt, und zwar sowohl nach Vertragsende als auch während laufenden Vertrags, für internationale Transfers von Nicht-EUIEWR-Spielern während laufenden Ver-

310 Ausführlich zur Entwicklung und zu den Verbandsbestimmungen über Transferzahlungen im deutschen Profifußball Müller, Rechtsfragen der Finanzierung im "bezahlten Sport", S. 39 ff., und Trommer, Transferregelungen, S. 39 ff., auch zu den Regelungen beim internationalen Wechsel. Aus ökonomischer Perspektive Büch I Schellhaaß, Ökonomische Aspekte der Transferentschädigung, passim. 311 EuGH, ZIP 1996, 42 (47ff.) - Bosman. 312 BAG, SpuRt 1996, 94 ff. 313 Auf einem "Krisengipfel" verabschiedeten am 7.1.1996 die Clubpräsidenten der Ersten und der Zweiten Fußballbundesliga in Deutschland als ,,Pakt der Ehre" eine ,,freiwillige Selbstbeschränkung" (abgedruckt in FAZ v. 8.1.1996, S. 20) und auch die Viertelfinalisten in der Champions League vereinbarten die Aufrechterhaltung des bisherigen Reglements bis zum Ende der laufenden Saison (SZ v. 8.1.1996, S. 23). 314 Einen Überblick gibt Trommer, Transferregelungen, S. 83 ff. 315 Vgl. nur die Verhandlungen über die Transfersummen für die Fußballspieler Ronaldo zwischen FC Barcelona und Inter Mailand sowie Lizarazu zwischen Bayern München und Athletico Bilbao (FAZ v. 30.5.1997, S. 37; FAZ v. 21 7.1997, S. 21).

C. Wesentliche Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung

153

trags innerhalb des EWR und bis zum 1.4.1999316 sogar für internationale Transfers von Nicht-EUIEWR-Spielem nach Vertragsende innerhalb des EWR. Auch Transferzahlungen beim Wechsel aus dem Amateurlager in den Profisportsind nach wie vor üblich. Im Herbst 1999 hat der BGH317 die Transferentschädigungsregelung im Rahmenstatut des Niedersächsischen Fußballverbands, wonach für die Abwerbung eines Amateurfußballspielers 25.000,- DM Ausbildungs- und Förderungsentschädigung zu zahlen seien, wegen unzulässiger Beeinträchtigung der Berufsfreiheit als Verstoß gegen die guten Sitten und daher nach § 138 I BGB nichtig bewertet. Die geltenden Transferentschädigungsregelungen für Amateure beliefen sich unterdessen nur noch auf Summen zwischen 500,- und 10.000,- DM318 . Ein UEFA-Musterarbeitsvertrag für Nachwuchsspieler319, über dessen Umsetzung es noch Differenzen mit der FIFA gibt, sieht zwei Vertragszeiträume zu je 3 Jahren vor, nach deren Ablauf für Transfers von Spielern unter 21 Jahren eine Entschädigung zu leisten ist. Unabhängig vom Alter der Spieler ist für einen Transfer während laufenden Vertrags eine Entschädigung fällig. In zahlreichen Mitgliedstaaten haben sich nationale Transferregelungen gehalten320, weil die nationalen Fußballverbände zu ihrer Einrichtung von der FIFA verpflichtet werden und ihnen keine europarechtliche Relevanz beimessen. Die Europäische Kommission hat die FIFA bereits wegen durch das Transfersystem bewirkter Verstöße gegen Art. 85 I EG-Vertrag bzw. Art. 81 I EG ermahnt und darauf hingewiesen, daß eine Freistellung nach Absatz III wohl nicht in Betracht komme 321 .

VIII. Ausblick: Tendenz zur "Produktion" Dieneuesten kommerziellen Tendenzen im Sport gehen über die bloße Vermarktung hinaus und wenden sich der Produktion zu. Hierzu gehören nicht nur die Einflußnahme der Wirtschaft und der Medien auf die Gestaltung des Sports 316 FIFA-Rundschreiben

Nr. 616 v. 4.6.1997, Abs. 1. BGH, SpuRt 1999, 236 (238) m. zust. Anm. v. Arens - Transferzahlungen im Fußballamateurbereich. 318 DFB, Newsbox, Aktuelle Meldungen, Dietmar Fuchs, Hintergrundbericht zum BGHUrteil, v. 28.9.1999. 319 Vgl. van Miert, Sport und Gemeinschaftsrecht, S.7. 320 Nach dem Kienass-Urteil des BAG, SpuRt 1996, 94 ff., gibt es freilich in Deutschland keine nationalen Transfersysteme mehr. 321 Vgl. hierzu auch das beim EuGH anhängige Vorabentscheidungsverfahren C-264/98Tibor Balog I Royal Charleroi Sporting Club, beantragt vom Gericht Erster Instanz Charleroi. 317

154

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

zur Steigerung der wirtschaftlichen Attraktivität322 • Vielmehr sind Sportagenturen mittlerweile dazu übergegangen, erfolgversprechende Nachwuchssportler z.B. Tennisspieler schon in der Jugend zu verpflichten. Die Agentur organisiert und finanziert die Ausbildung und erhält als Gegenleistung eine Beteiligung an künftigen Einkünften des Talents aus der Sportausübung323 . Anfang 1999 versuchte eine Sportrechteagentur zusammen mit den größten europäischen Fußballclubs eine eigene europäische Fußballliga außerhalb der UEFA zu gründen324.

IX. Zusammenfassung zu C. Spätestens seit dem Fall der olympischen Amateurregel hat sich die Sportvermarktung in verschiedenen Erscheinungsformen etabliert, bleibt aber gleichwohl zahlreichen verbandsseitigen Einschränkungen unterlegen. Ob es um Eintrittsgelder, Werbung, Sponsoring, die mediale Verwertung, das Merchandising, Gesamtmarketingkonzepte, Güte- bzw. Eignungsgebühren oder Transfergelder handelt, drängt sich doch stets die Frage auf, ob dem faktischen Sportverwerter überhaupt die entsprechenden Vermarktungsbefugnisse zustehen. Insoweit bedürfen auch die mittlerweile zahlreichen vermarktungsbezogenen Verbandsbestimmungen einer kritischen Würdigung. Dem Problem der Vermarktungsbefugnisse, die für den Konflikt zwischen Kartellverbot und Förderpflichten im Sport eine wichtige Rolle spielen, widmet sich das folgende Kapitel.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport - Zuordnung der für die Sportvermarktung relevanten Rechtspositionen ("Sportrechte") Die Zuordnung der für die Sportvermarktung relevanten Rechte, Rechtsgüter und sonstigen Rechtspositionen, untechnisch oft als "Sportrechte" bezeichnet325, bildet eine grundlegende Komponente im Konflikt zwischen Kartellverbot und Förderpflichten im Sport. Denn Verhaltenskoordinationen im Sport stehen - wie die Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportvermarktung gezeigt haben326 - vor allem dann unter einem wirtschaftlichen Vorzeichen, 322 Hierzu unten F. 323 FAZ V. 6.8.1992, s. 13. 324 Vgl. ABI. 1999 Nr. C 70/5, Anmeldung einer Reihe von Vereinbarungen betreffend die europäische Fußballiga, Fall Nr. IV/37.400- Gandalf Projekt; SZ v. 5./6.1998, S. 49. 325 Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 53. 326 Hierzu oben C.

D. Vennarktungsbefugnisse im Sport

155

wenn es um die Vermarktung von Rechtspositionen geht. Inwiefern Vermarktungsmaßnahmen sich aber überhaupt als Verhaltenskoordinationen darstellen, kann erst beurteilt werden, wenn geklärt ist, wem die für die Vermarktung relevanten Rechtspositionen zustehen. Auch für die Anwendung des europäischen Kartellverbots bestimmen sich die Vermarktungsbefugnisse aber entsprechend Art. 295 EG (Art. 222 EGVertrag) nach nationalem Recht327 . Die folgenden Ausführungen berücksichtigen nur die deutsche Rechtslage. Die vorzufindende faktische Beanspruchung der Sportrechte entspricht nicht immer der Rechtslage. Häufig weisen sich vornehmlich internationale und nationale Sportverbände in ihren Regelwerken weite Vermarktungsbefugnisse zu328 . Für die rechtliche Zuordnung haben diese Bestimmungen in der Regel keine Bedeutung. Soweit die Verbandsbestimmung die Rechtslage korrekt wiedergibt, hat sie nur deklaratorischen Wert. Denn eine Festlegung des Veranstalterbegriffs durch Vertrag, Satzung oder sonstige Verbandsregelung, wie sie auch für den Herstellerbegriff des § 950 BGB diskutiert worden war, scheidet aus. Wie dort329 steht auch hier die Rechtssicherheit einer Disponibilität mit Zuordnungsfunktion entgegen330 . Konstitutiv kann die vertragliche Veranstalterbestimmung allenfalls wirken, wenn sie eine Rechteübertragung darstellt. Deren Wirksamkeit ist aber an enge, selten erfüllte Voraussetzungen geknüpft, worauf noch einzugehen sein wird331 • An anderer Stelle wurde bereits betont332, daß es nicht das in Konturen vorgegebene Sport(verwertungs)recht als Objekt wirtschaftlicher Transaktionen gibt. Vielmehr richtet sich der Gegenstand der Sportverwertung schlicht nach den in der Regel ökonomischen Bedürfnissen der Beteiligten. Das Recht kann dieser faktischen Entwicklung lediglich nachfolgen, indem es zur Abgrenzung der Vermarktungsbefugnisse die rechtlich von der jeweiligen Sportverwertung betroffenen Rechtspositionen herausarbeitet und die entsprechenden Konsequenzen zieht. Vor der Rechtezuordnung müssen daher zunächst die von der Sportvermarktung im Einzelfall betroffenen Rechte, Rechtsgüter und sonstigen Rechtspositionen (die "Sportrechte") ermittelt werden (hierzu I.). Sodann ist die origi327 EU-Kommission, Vorläufige Leitlinien, S. 27, Rn. 44; Springer, WRP 1998, 477 (485); Wachtmeister, Broadcasting of Sports Events and Competition Law, S. 26. Anderer Ansicht ohne Begründung Wertenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420). 328 Siehe oben C.II.3. u. III.2. 329 Palandt- Bassenge, BGB, § 950, Rn. 8. 330 So auch Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 226 f. 331 Siehe hierzu unten Erster Teil, B.III. 332 Siehe oben einleitend zu Zweiter Teil, B.l.

156

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

näre Zuordnung dieser Rechtspositionen durch die Rechtsordnung an bestimmte Träger unter Ausschluß anderer (hierzu li.) von ihrer derivativen Zuordnung infolge von Übertragung oder Nutzungsüberlassung (hierzu III.) zu unterscheiden. Kartellverbot und Förderpflichten im Sport sind mit den aufgeworfenen Rechtsfragen in verschiedener Hinsicht verquickt. Auf diese Zusammenhänge und wechselseitigen Abhängigkeiten wird an den relevanten Stellen hingewiesen.

I. Übersicht über die für die Vermarktung relevanten Rechtspositionen ("Sportrechte")

Die für die Vermarktung relevanten Rechte, Rechtsgüter und sonstigen Rechtspositionen sind einfach zu ermitteln, indem man vom Anknüpfungspunkt der Vermarktung bzw. Vermarktungsgegenstand ausgeht. Die diversen Anknüpfungspunkte der Sportvermarktung sind im vorhergehenden Kapitel über die wesentlichen Erscheinungsformen der wirtschaftlichen Sportverwertung bereits zum Ausdruck gekommen. Es sind dies hauptsächlich die Persönlichkeit der Sportler in ihren verschiedenen Ausprägungen, die Sportveranstaltung in unterschiedlicher verwertungsrelevanter Gestalt (z.B. der Veranstaltungszutritt, ihre mediale Übertragung, ihre Bewerbung), Vereins- und Verbands"Persönlichkeit" bzw. -Ansehen sowie diverse Vereins- und Verbandstätigkeiten. Als relevante Rechte, Rechtsgüter und sonstige Rechtspositionen, die eine Aussage über die korrelierenden Vermarktungsbefugnisse treffen können, kommen folglich in Betracht: das Eigentum (z.B. an der Sportstätte, am Sportgerät und an der Sportkleidung), das allgemeine Persönlichkeitsrecht (des Sportlers, des Vereins oder des Verbands), das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb (des Sportlers, des Vereins, des Verbands oder des Veranstalters), die Vereins- und die Verbandsautonomie in ihren vielseitigen Ausprägungen sowie verschiedene weitere Rechtspositionen des Veranstalters (z.B. das Hausrecht), die Vermarktungsbefugnisse vermitteln können.

II. Originäre Inhaberschaft der Sportrechte 1. Eigentum an Sportgerät, Sportkleidung und Sportstätte

Den Eigentümern des Sportgeräts, der Sportkleidung und der Sportstätte stehen gemäß § 903 BGB sämtliche Nutzungsbefugnisse - einschließlich der Vermietung zu Werbezwecken-sowie die Befugnis, andere von der Nutzung

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

157

auszuschließen und Eingriffe nach § 1004 BGB abzuwehren, originär zu. Aus dem Eigentum des Sportstätteninhabers folgt zusätzlich das Hausrecht gemäß §§ 859, 862, 903, 1004 BGB. Es beinhaltet die Befugnis, die Zulassung zu einer, auf der Sportanlage stattfindenden Veranstaltung sowie generell den Zugang zu Gelände und Bauwerken privatautonom zu regeln und diese Regelung gegebenenfalls durchzusetzen 333 .

2. Persönlichkeitsrechte des Athleten 334 Sportvermarktung - insbesondere das Sponsoring, aber auch die filmische Verwertung- knüpft häufig an die Persönlichkeit des Athleten an. Es werden vor allem unmittelbar mit der Person des Athleten verbundene Aspekte wie sein Bild, sein Name, seine sportlichen Leistungen und Erfolge, seine Stimme, seine Aussagen und/oder andere Ausdrucks- und Erscheinungsformen seiner Persönlichkeit verwendet. Diese Ausdrucks- und Erscheinungsformen der Persönlichkeit sind untrennbar mit ihrem Träger verbunden und - als Rechtsgüter - unveräußerlich335. Ihre wirtschaftliche Verwertung ist allerdings zumindest in Teilbereichen336 durch die Einräumung von Nutzungsrechten, z.B. durch GestaUung der Namensnennung in Verbindung mit einem Produkt des Sponsors, rechtlich zulässig 337• Die wirtschaftliche Verwertbarkeit setzt aber voraus, daß sich der Sportler gegen die nichtautorisierte Verwendung rechtlich zur Wehr setzen könnte, ihm also ein Abwehrrecht zur Seite steht. Die Übertragung der Nutzungsrechte ist dementsprechend rechtlich die Gestattung der Nutzung verbunden mit der Zusage, insoweit keine Abwehrrechte geltend zu machen 338 . Es handelt sich anders als bei den typischen Leistungsschutzrechten des Urheberrechts um eine rein schuldrechtliche Verwertung. Exklusivität setzt ferner die Zusage voraus, auf die Geltendmachung der Abwehrrechte keinem Dritten gegenüber zu verzichten. 333 Siehe nur Hausmann, BB 1994, 1091. 334 Grundlage der folgenden deskriptiven Ausführungen sind vor allem Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 77 f.; ders., Innehabung und Durchsetzung sponsoringrelevanter Rechte, S. 32 ff., und Vieweg I Hannamann, Athleteninteresse, S. 48 f. 335 Im einzelnen ist umstritten, für die Rechtsanwendung jedoch ohne Belang, ob die Ausprägungen des Persönlichkeitsrechts jeweils anhand des zu entscheidenden Falles herauszuarbeiten oder ob aus dem Rahmenrecht Einzeltatbestände abzuleiten sind, die als anerkannte Schutzgüter gelten dürfen. Siehe hierzu Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung,

s. 123 ff.

336 BGHZ 15, 249 (260). 337 Vgl. statt vieler Reichert, Sponsoring und nationales Sportverbandsrecht, S. 47 f. 338 Vgl. BGH, WuWfE BGH 2627 (2634)- Sportübertragungen; BGH, SpuRt 1998, 28 (29) - Europapokalheimspiele.

158

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Als Grundlage solcher Abwehrrechte kommen die folgenden geschützten Positionen in Betracht: Auf ein Leistungsschutzrecht nach §§ 2 oder 73 ff UrhG können sich Sportler mangels einer persönlichen geistigen Schöpfung im Sinne des Werkbegriffs, welche auch im Rahmen der §§ 73 ff. UrhG als Gegenstand der Aufführung erforderlich ist, nicht berufen339. Denn zum einen unterliegt die sportliche Darbietung selbst von Anfang an strengen Regeln, die keinen Raum für eine persönliche geistige Schöpfung lassen, und besteht im wesentlichen aus einer ständigen Wiederholung desselben sportlich-körperlichen Vorgangs. Zum anderen weist auch die Sportveranstaltung selbst keinen Werkscharakter auf340 . Auch eine Analogie scheidet entgegen einer in der Literatur vertretenen Ansicht341 mangels planwidriger Gesetzeslücke342 und vergleichbarer Sachlage aus. Demgegenüber kann im Einzelfall das Namensrecht mit seinem speziellen Schutz aus§ 12 BGB einschlägig sein. Die übrigen Aspekte der Persönlichkeit können nur durch das Allgemeine Persönlichkeitsrecht, abgeleitet aus Art. 1 I und 2 I GG343 , i.V.m. § 823 I BGB in gewissen Fallgestaltungen als sonstiges Recht deliktisch 344, i.V.m. § 1004

339 Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 85, 333; Rehbinder, Urheberrecht, Rn. 395; Schricker - Krüger, UrhG, § 73, Rn. 10; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S.89ff., 116; Hausmann, BB 1994,1089 (1090); W.-H. Roth, AfP 1989,515 (516); Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 79; Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 75 f.; Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182; Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 13 f.; Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 108. Eine Ausnahme wird für sportliche Darbietungen mit künstlerischem Charakter erwogen, z.B. die Eiskunstlaufkür oder Tanzdarbietungen (Fromme I Nordemann I Hertin, UrhG, § 73, Rn. 17; Waldhauser, ebd., S. 91), überwiegend aber abgelehnt, da die Vergleichbarkeit der sportlichen Leistungen im Vordergrund stUnde (Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 13 f.; Kübler, Massenmedien, S. 43; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 667; Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182). 340 Nachweise unten 4.b). 341 Ein Leistungsschutzrecht für die materielle Verwertung sportlicher Leistungen analog §§ 73 ff. UrhG befürwortet Dickmann, Zur Mitwirkung der Lizenzfußballspieler S. 67 ff. 342 Reichert, Sponsoring und nationales Sportverbandsrecht, S. 46; Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 14 f.; Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 108; Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 118 ff. 343 BVerfGE 34, 269 (281) = NJW 1973, 1221 (1223)- Soraya; BVerfGE 54, 148 (153); BGHZ 13, 334 (338)- Leserbrief. Siehe ferner von Hartlieb, Film-, Fernseh- und Videorecht, S. 99; und Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung, S. 124, Rn. 5.3. 344 Ständige Rechtsprechung seit BGHZ 13, 334 ff.- Leserbrief; BGHZ 26, 349 (335); 33, 20 (24, 28); von BVerfG, NJW 1973, 1221 (1223)- Soraya bestätigt. BVerfG, NJW 1980, 2070 erkennt das Rechtarn eigenen Bild, BVerfGE 34, 238 (246) das Rechtarn gesprochenen Wort als geschützte Ausprägungen des Persönlichkeitsrechts an.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

159

BGB analog quasinegatorisch 345 und i.V.m. § 812 I 1 2. Alt. BGB (Eingriffskondiktion) bereicherungsrechtlich geschützt werden. Hierbei findet das Recht am eigenen Bild eine spezielle Konkretisierung in §§ 22 ff. KUG: Gemäß § 23 II KUG müssen selbst Personen der Zeitgeschichte i.S .v. § 23 I Nr. 1 KUG -wie populäre Sportler346, aber auch weniger bekannte Athleten, wenn sie an einem Wettkampf teilnehmen, der die breite Öffentlichkeit interessiert347 - die Ausnutzung ihres Bildnisses zu Werbezwecken nicht hinnehmen 348 . Allerdings hat die Rechtsprechung349 ihre Abbildung dann trotz kommerziellen Zwecks einwilligungsfrei zugelassen, wenn ihre Verwertung zumindest auch und überwiegend Informationszwecken diente. Dementsprechend wird nach deutschem350 Recht teilweise bezweifelt, daß die Verwendung von Bildern bei Fernsehübertragungen von Sportveranstaltungen, die über die Kurzberichterstattung hinausgehen351 , einwilligungsfrei nach § 23 I Nr. 1 KUG möglich ist352. Denn die Sportübertragungen werden vom Fernsehveranstalter in beträchtlichem Umfang zu Werbezwecken mit erheblichen Erlöseinnahmen genutzt, was sich auch in den beträchtlichen Summen wiederspiegelt, die für die Übertragung an den Veranstalter bzw. Verband gezahlt werden 353 . Doch spricht 345 BGHZ 26, 349 (335); 33, 20 (24, 28). 346 Sieg/ried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 7 m. w. N. ; DELSchiedsgericht, SpuRt 1997, 165 (169). 347 Schricker- Gerstenberg I Götting, § 60 UrhG I § 23 KUG, Rn. 11 f. m.w.N.; W.-H. Roth, AfP 1989, 516; Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (184); Fritzweiler I Pfister I Summerer - Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 107, der eine Einwilligung des Sportlers dann fordert, wenn die wirtschaftlichen und unterhaltenden Aspekte der Fernsehausstrahlung das Informationsinteresse der Allgemeinheit überwiegen. Ähnlich Schwerdtner, Schutz der Persönlichkeitsrechte der Sportler, S. 114, der alle Berufssportler als Personen des öffentlichen Lebens ansieht. Demgegenüber spricht sich das DEL-Schiedsgericht, SpuRt 1997, 165 (169), ausdrücklich dagegen aus, alle Eishockeyspieler der DEL als Personen der Zeitgeschichte anzusehen. 348 BGH, NJW 1961, 558; NJW 1968, 1091 ; NJW 1979, 2203 (2204 ff.); Schimke, Sportrecht, S. 164 ff. 349 BGH, NJW 1979, 2203 (2204 ff.) - Fußballkalender; OLG Frankfurt/Main, NJW 1989, 402- Tennisspieler. 350 Demgegenüber kennt das US-amerikanische Recht ein kommerzielles ,,right of publicity" von Sportlern (vgl. Saltimore Orioles v. Major League Baseball Players Association, GRUR Int. 1988, 791 ff.). 351 Das in den Landesgesetzen bzw. dem Rundfunkstaatsvertrag vorgesehene Recht auf nachrichtenmäßige Kurzberichterstattung stellt eine verfassungsgemäße Einschränkung des aus dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht folgenden Rechts am eigenen Bild dar (BverfG, NJW 1998, 1627 (1632)). 352 Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2837; Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 77. Ähnlich auch DEL-Schiedsgericht, SpuRt 1997, 165 (169) hinsichtlich derjenigen Eishockeyspieler der DEL, die nicht als Personen der Zeitgeschichte angesehen werden könnten. 353 In diesem Sinne auch Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2837.

160

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

für die einwilligungsfreie Übertragbarkeit von Sportveranstaltungen der jedenfalls aus Sicht der Öffentlichkeit in aller Regel deutlich im Vordergrund stehende Informationszweck der Sendung. Deshalb muß mit der herrschenden Ansicht354 die einwilligungsfreie Übertragbarkeit von Sportveranstaltungen im Fernsehen nach § 23 I Nr. 1 KUG grundsätzlich bejaht werden. Anderes gilt freilich dann, wenn -etwa durch virtuelle Werbung, die das gesamte Stadion auf dem Bildschirm in einen Kaufladen verwandelt - der Werbe- bzw. kommerzielle Zweck auch aus Sicht des Publikums den Informationszweck überlagert355. Gegenüber dem öffentlichen Informationsbedürfnis stets vorrangig ist anerkanntermaßen das Interesse des Sportlers an der Nichtveröffentlichung entstellender Bildnisse356, rufschädigender oder -gefährdender Bildveröffentlichungen357, von Abbildungen aus seinem Privatbereich358 sowie allgemein von Darstellungen, die schwerwiegend in sein allgemeines Persönlichkeitsrecht eingreifen359. Abgesehen vom Recht am eigenen Bild und vom Namensrecht kann für den Sportler vor allem im Hinblick auf seine Einbeziehung in fremdes Sponsoring das Recht auf autonome Entscheidung über die Verwertung der eigenen Persönlichkeitsaspekte360 wichtig werden, das nach allerdings umstrittener361 An354 Von Westerholt, ZIP 1996, 264; Hausmann, BB 1994, 1089 (1090); Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 106; Schricker- Gerstenberg I Götting, § 60 UrhG I § 23 KUG, Rn. 21; Löffler I Ricker, Handbuch des Presserechts, 43. Kap., Rn. 18; einschränkend Schimke, Sportrecht, S. 172 ("in der Regel"). 355 Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (184). 356 BGH, GRUR 1968, 652 (653)- Ligaspieler. 357 BGH, GRUR 1979,425 (426)- Fußballspieler. 358 BGH, GRUR 1968, 652 (653) - Ligaspieler. 359 OLG Hamburg, ArchPR 1972, 150- Zerrissene Hose. 360 Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 27; Seemann, Prominenz als Eigentum, S. 124 f. m.w.N.; Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 77; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2838; Schricker - Krüger, UrhG, vor §§ 73 ff., Rn. 26, § 73, Rn. 11; Rehbinder, Urheberrecht, S. 297; Hubmann, Persönlichkeitsrecht, S. 244; Fritzweiler I Pfister I Summerer - Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 109 f. 361 So sehen etwa Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (184), nur bestimmte Fallgruppen des Persönlichkeitsausdrucks mit erkennbar abgrenzbarem Herrschaftsbereich vom allgemeinen Persönlichkeitsrecht geschützt. Freitag, Kommerzialisierung von Darbietung und Persönlichkeit des ausübenden Künstlers, S. 54 f. m.w.N., weist den Schutz der wirtschaftlichen Verwertbarkeit auch der Persönlichkeit nur Art. 14 GG zu. Ähnlich stellt Heinze, Rechtliche Stellung des Sportlers bei der Vermarktung, S. 59 f., auf das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb ab. Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 179 ff., begründet einen Leistungsschutz des Sportlers nach § I UWG. Zur mit der Problematik zusammenhängenden Frage der Rechtsnatur des allgemeinen Persönlichkeitsrechts (lediglich eine Mischform aus Persönlichkeits- und Vermögensrechten oder ein Immaterialgüterrecht): Seemann, Prominenz als Eigentum, S. 127 und S. 150 ff., mit einem Überblick zum aktuellen Streitstand; vgl. auch Götting, Persönlichkeitsrechte als Verrnögensrechte, S. 41 ff.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

161

sieht auch dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht zuzuordnen ist: Dieses Selbstbestimmungsrecht hinsichtlich der Darstellung und Benutzung der eigenen Person bildet eine besondere Ausprägung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts362. Vor allem kann eine Parallele zur Orchester-Entscheidung gezogen werden, in der der BGH363 betont, daß jedem ausübenden Künstler unabhängig vom Rang seiner Leistung und deren Einordnung in eine Gruppenleistung im Grundsatz das Recht zustehe, über Art und Umfang der Verwertung seiner Leistung selbst zu entscheiden. Dem BGH364 zufolge stelle sich das gleiche Problem bei anderen ihrer Natur nach vergänglichen Darbietungen, bei denen eine Nachfrage nach ihrer Wiederholung bestehe, wie beispielsweise bei Artisten und Sportlern. Das Recht auf autonome Entscheidung über die Verwertung der eigenen Persönlichkeitsaspekte und das Recht auf eigene wirtschaftliche Entfaltung finden für Profisportler darüber hinaus in der Berufsfreiheit gemäß Art. 12 I GG ihre spezielle Ausprägung, da die sich aus der Prominenz ergebenden Werbemöglichkeiten ebenso zur Berufsausübung gehören wie die Sportausübung selbst365 . Die Reichweite des allgemeinen Persönlichkeitsrechts verkennt demgegenüber, wer dem Athleten eine Berufung auf das Persönlichkeitsrecht schon deshalb verweigert, weil dieser zur (Eigen-) Vermarktung seiner Persönlichkeit prinzipiell bereit sei366. Daß das allgemeine Persönlichkeitsrecht gerade auch die Entscheidung über die Art und den Betreiber der Werbung am eigenen Körper umfaßt, wird hierbei übersehen. Zu Recht betont dementsprechend das BVerfG367 , daß das Recht am eigenen Bild nicht verbraucht werde, wenn Akteure in eine Inanspruchnahme durch bestimmte Veranstalter einwilligen. Steht dem Sportler damit grundsätzlich ein -die Vermarktungsfähigkeit indizierendes - Abwehrrecht zur Seite, so bleibt gleichwohl zu berücksichtigen, daß das Persönlichkeitsrecht lediglich ein Rahmenrecht ist: Es kann Schutz nur im Rahmen der Sozialgebundenheit der Persönlichkeit gewähren 368 . Demgemäß ist - soweit nicht bereits wie z.B. durch §§ 22 - 24 KUG gesetzlich geschehen - die Konkretisierung seines Schutzbereichs im jeweiligen Konfliktfall durch eine Güter- und Pjlichtenabwägung zwischen den schutzwürdigen Inter362 BVerfGE 35, 202 (220); BGH, NJW 1965, 685 (686)- Soraya; BGHZ 33, 20 (28)Orchester; Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung, S. 128 ff., insb., Rn. 5.16 ff. Vgl. auch BGH, GRUR 1981, 846 (847)- Rennsportgemeinschaft; OLG Hamburg, GRUR 1989, 666- Heinz Erhardt: nicht gestattete werbemäßige Nutzung der Stimme als Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts. 363 BGHZ 33, 20 (28) -Orchester. 364 BGHZ 33, 20 (28) -Orchester. 365 Bruhn I Mehlinger, Sponsoring, Bd. II, S. 12. 366 So ohne Begründung von Westerholt, ZIP 1996, 264. 367 BVerfG, SpuRt 1998, 116 (120)- Kurzberichterstattung. 368 Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung, S. 126, Rn. 5.8. m.z.N. II Hannamann

162

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

essen der betroffenen Persönlichkeit und den tangierten Rechten und Rechtsgütern Dritter erforderlich369. Rein wirtschaftliche Drittinteressen - wie die des Sponsors an der kommerziellen Nutzung von Persönlichkeitsaspekten zu Werbezwecken - können Eingriffe in das Persönlichkeitsrecht des Athleten nicht rechtfertigen370 . Vielmehr verstößt es gegen die Würde und das Recht auf freie Entfaltung der Person, wenn sie für fremde materielle Interessen ausgenutzt wird 371 . Denkbar ist allerdings, daß die durch Art. 5 I 2 GG geschützte Pressefreiheit und das öffentliche lnformationsinteresse 372 sowie das Vereins- bzw. Verbandsinteresse im Einzelfall das Interesse an der Eigenverwertung von Persönlichkeitsaspekten zurückdrängen373 . Hinsichtlich des öffentlichen Informationsinteresses kann insofern auf die Wertungen der §§ 22 ff. KUG verwiesen werden. Auch beim Verbandsinteresse darf es sich nicht um ein rein kommerzielles Interesse handeln. Doch vermag diesbezüglich selbst ein nur partiell kommerzielles Interesse Persönlichkeitsrechte meines Erachtens nicht zu überwiegen. Es muß sich um ein ideelles Vereins- oder Verbandsinteresse ohne kommerzielle Aspekte handeln. Denn bei der Abwägung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts mit der Pressefreiheit und dem Informationsinteresse der Allgemeinheit ist zu berücksichtigen, daß sich die Medien in der Regel marktwirtschaftlich finanzieren, sodaß bei jeder informierenden Publikation ein kommerzielles Interesse besteht. Demgegenüber verfügen die ideell orientierten Vereine und Verbände über die Mitgliedsbeiträge als ureigene Finanzierungsquelle. Genügen die Beiträge nicht mehr zur Aufgabenerfüllung, müssen sie 369 BGHZ 24, 72 (80); 45, 296 (307); Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung, S. 271 ff.; vgl. zur Entwicklung der Diskussion und zum derzeitigen Streitstand ebd., S. 127 rn.w.N. 370 BGH, NJW 1979, 2203 (2204)- Fußballkalender; Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung, S. 132, Rn. 5.20 u. 5.25; Netzte, Sponsoring und Sportverbände, S. 107; von Hartlieb, Film-, Fernseh- und Videorecht, S. 102. Siehe auch schon RGZ 74, 308 - Graf Zeppelin. 371 von Hartlieb, Film-, Fernseh- und Videorecht, S. 102. 372 Wenzel, Recht der Wort- und Bildberichterstattung, S. 133, Rn. 5.23 und S. 296 ff., Rn. 6.60. Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 58 f., weist zutreffend darauf hin, daß Eingriffe durch Fernsehsender nicht nur durch die Pressefreiheit und das öffentliche Informationsinteresse gerechtfertigt sein können, sondern regelmäßig auch im Interesse des Athleten an der Popularität der Veranstaltung und seiner Leistungen stehen. Gegenüber dem öffentlichen Informationsbedürfnis stets vorrangig ist aber das Interesse des Sportlers an der Nichtveröffentlichung entstellender Bildnisse (BGH, GRUR 1968, 652 (653) - Ligaspie1er), rufschädigender oder -gefährdender Bildveröffentlichungen (BGH, GRUR 1979, 425 (426)- Fußballspieler), von Abbildungen aus seinem Privatbereich (BGH, GRUR 1968, 652 (653)- Ligaspieler) sowie besonders schwerwiegender Eingriffe in sein allgemeines Persönlichkeitsrecht (OLG Harnburg, ArchPR 1972, 150- Zerrissene Hose). 373 Dem entspricht die Rechtslage in der Schweiz, wo die Persönlichkeitsrechte durch Art. 27 - 29 ZGB geschützt werden, eine rechtfertigende Einwilligung gern. Art. 44 I OR möglich ist und Eingriffe durch überwiegende andere Interessen gerechtfertigt sein können. Ygl. dazu auch Netzle, Sponsoring von Sportverbänden, S. 98 ff.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

163

erhöht werden. Das Aufgabenfinanzierungsargument für die Berücksichtigung kommerzieller Verbandsinteressen scheidet daher grundsätzlich aus. Aus dem Vereins- bzw. Verbandsinteresse kommt dementsprechend ein Zurücktreten der Persönlichkeitsinteressen beispielsweise zu Vereins- bzw. Verbandsrepräsentationszwecken, zur Mitgliederwerbung oder zum Schutz des Ansehens von Verein, Verband oder der vertretenen Sportart in Betracht. Als der Persönlichkeitsverwertung zugrundeliegendes Abwehrrecht kommt zudem der wettbewerbsrechtliche Leistungsschutz nach § 1 UWG in Betracht374. Das von der herrschenden Ansicht375 nach wie vor geforderte Wettbewerbsverhältnis zu demjenigen, der mit dem Sportler kommerzielle Vorteile erzielen will, ist gegeben376, weil zwischen Verwertee und Leistungserbringer schon im Hinblick auf die Möglichkeit der entgeltlichen Nutzungsgestattung ein Wettbewerbsverhältnis zu bejahen ist 377 • Für das nicht gestattete Sponsoring oder die nicht gestattete Werbung kommt die Fallgruppe der Rufausbeutung durch Anlehnung an fremde Leistung 378 in Betracht. Die erforderliche Sittenwidrigkeit ist insofern ohne weiteres zu bejahen. Demgegenüber ist für die Eintrittskarten- und Fernsehrechteverwertung sowie für die Fernsehübertragung die Fallgruppe der Ausbeutung durch unmittelbare Leistungsübernahme einschlägig. Die Voraussetzungen der Sittenwidrigkeit sind insofern umstritten. Die herrschende lauterkeitsrechtliche Ansicht379 berücksichtigt, daß außerhalb des spezialgesetzlichen Leistungsschutzes im Interesse eines lebendigen Wettbewerbs grundsätzlich Nachahmungsfreiheit be-

374 Vgl. BGHZ 33, 20 (28 f.) - Figaros Hochzeit: Es widerspreche dem Anstandsgefühl des verständigen Gewerbetreibenden, Leistungen Dritter, die erfahrungsgemäß nur gegen eine angemessene Vergütung gestellt werden, sich ohne Erlaubnis des Leistenden anzueignen und kostenlos zur Förderung des eigenen Gewinnstrebens auzunutzen; ausführlich Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 179 ff. Ausführlich zum Leistungsschutz des Sportveranstalters aus§ 1 UWG siehe unten D.II.4.c)aa)(3) und (4). 375 Baumbach I Hefermehl, UWG, Ein!., Rn. 215 m.z.N. Demgegenüber wird im Hinblick auf die hierauf verzichtenden modernen Wettbewerbsgesetze in anderen Ländern und den nicht pauschal durchgreifenden Zweck, die Popularklage zu verhindern, zunehmend für den Verzicht auf das Wettbewerbsverhältnis plädiert (Schricker, GRUR Int. 1996, 473 (478); Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 128 ff. m.w.N.). 376 Anderer Ansicht Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (183), weil durch die Fernsehberichterstattung die Erwerbschancen des Sportlers nicht berührt würden. Damit wird aber schlicht die Konsequenz der Ablehnung eines Schutzes aus § I UWG zu deren Argument gemacht. 377 Vgl. BGHZ 33, 20 (29) -Orchester; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 181 f. m.w.N. 378 Vgl. Baumbach I Hefermehl, UWG, § I, Rn. 541 ff. 379 Umfangreiche Nachweise bei Baumbach I Hefermehl, UWG, § 1, Rn. 439 ff., 442, und Fezer, WRP 1993, 63, Fn. 2 und 3.

164

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

stehen muß380, und verlangt daher für die Sittenwidrigkeit einer Leistungsübernahme das Hinzutreten besonderer, die Sittenwidrigkeit begründender Umstände. Hieran anknüpfend wird von einem Teil der sportrechtlichen Literatur381 für die Wettbewerbswidrigkeit der unerlaubten Übertragung von Sportveranstaltungen eine besonders verwerfliche Art und Weise der Leistungsübernahme gefordert. Gegenüber den Sportlern liegen solche Umstände freilich in aller Regel nicht vor. Ein anderer Ansatz 382 in der lauterkeitsrechtlichen Literatur befürwortet demgegenüber im nicht spezialgesetzlich geregelten Bereich einen umfassenden Leistungsschutz über§ 1 UWG, so wie in der Rechtsprechung des Reichsgerichts und des frühen Bundesgerichtshofs 383 zum Ausfüllen von inzwischen geschlossenen Lücken des § 1 UWG geschehen. Beide Ansichten vermögen nicht zu überzeugen. Das starre Fordern besonders verwerflicher Umstände für die Wettbewerbswidrigkeit einer Leistungsübernahme kann den Besonderheiten des Einzelfalls nicht gerecht werden und übersieht, daß der Gesetzgeber, soweit er von einer urheberrechtliehen Regelung abgesehen hat, nicht automatisch und immer auch die Schutzwürdigkeit des Arbeitsergebnisses als solches verneint384. Dies gilt auch im Bereich der Sportlerleistungen, die der Gesetzgeber nicht etwa wegen mangelnder Schutzwürdigkeit, sondern wegen des fehlenden Bezugs zum Urheberrecht aus dem Urhebergesetz ausgeklammert hat385 . Demgegenüber jedes mit Mühe und Kosten errungene Arbeitsergebnis einem Leistungsschutz durch § 1 UWG zu unterstellen, würde freilich die Grenze zwischen dem spezialgesetzlichen urheberrechtliehen Leistungsschutz und der im Interesse der Wettbewerbsfreiheit grundsätzlich zu fordernden Nachahmungsfreiheit verwischen. Flexiblere und dem Normzweck besser gerecht werdende Ansätze finden sich in der neueren Rechtsprechung und der jüngeren Literatur: Die neuere Rechtsprechung stellt in der Sache immer weniger auf die Erforderlichkeit besonders verwerflicher Umstände ab, lehnt insbe380 BGH, GRUR 1966, 503 ff. - Apfel-Madonna; BGHZ 5, 1 ff. -Hummel-Figuren I; BGH, GRUR 1987, 814 (816)- Zauberflöte. 381 Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (186 f.). 382 Siehe die Nachweise bei Schricker, UrhG, Ein!., Rn. 4, Einl., Rn. 40. 383 RGZ 73, 294 (297 f.- Schallplatten; 111, 254 (256)- Käthe-Kruse-Puppen; 120, 1 (2) - Siegfriedmöbel; BGHZ 33, 1 - Künstlerlizenz Schallplatten; 33, 20- Figaros Hochzeit; 33, 48 -Orchester; 39, 352 (356) - Vortragsabend. Diese Entscheidungen waren Vorreiter der gesetzlichen Regelung für die verwandten Schutzrechte des ausübenden Künstlers (§§ 73 ff. UrhG), des Veranstalters (§ 81 UrhG), des Sendeunternehmens (§ 87 UrhG) sowie des Tonträgerherstellers (§§ 85 ff. UrhG), Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 121. 384 So zu Recht Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 137 f. 385 In der Gesetzesbegründung zum Urheberrecht heißt es bezüglich Zirkus- und Varieteaufführungen: "Wenn auch ein Schutzbedürfnis für solche Darbietungen in gewissem Umfang nicht schlechthin zu verneinen sein dürfte, so fehlt es doch für eine gesetzliche Regelung zur Zeit an der notwendigen Klärung und Abgrenzung dieses Problems." (Begründung des Regierungsentwurfs, BT-Drucks. IV/270, S. 27 (90) = UFITA, Bd. 45 (1965), 240 (308)). Wie hier auch Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 123 f.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

165

sondere eine starre Fallgruppenbildung ab, sondern nimmt eine Abwägung und Wertung der Einzelfallumstände und-interessenanband eines beweglichen Systems komparativer Begriffe (Je-desto-Kriterien) vor386• Entscheidendes Kriterium ist dabei die wettbewerbliehe Eigenart einer Leistung, wofür bereits die Eröffnung besonderer Gewinnchancen genügen kann. Ähnlich fordert die jüngere Literatur387 zunehmend, die Wettbewerbswidrigkeit nicht mehr an die Art und Weise der Leistungsübernahme, sondern an die Schutzwürdigkeit unternehmerischer Leistung einerseits sowie an die sachliche Rechtfertigung der Inanspruchnahme fremder Leistung anzuknüpfen. Dem ist zuzustimmen, denn nur eine differenzierte Bewertung ist ausreichend flexibel, um sachgerechte Lösungen in der Grauzone zwischen dem Leistungsschutz des Urheberrechts und der von der Wettbewerbsfreiheit grundsätzlich zu fordernden Nachahmungsfreiheit zu finden. Im Hinblick auf den heute erforderlichen Finanz- und Arbeitseinsatz der Spitzensportler, die weitgehende Kommerzialisierung und Professionalisierung des Spitzensports, die für die Sportausübung nicht selten erforderlichen Einnahmen, um die hohen Kosten zu bestreiten, die zum Teil erheblich attraktivitätssteigernde Wirkung der Sportlerleistung für eine ganze Veranstaltung, die sich auch in den Startgeldern niederschlägt, und nicht zuletzt im Hinblick auf die Individualität der sportlichen Leistungen ist die Schutzwürdigkeit zu bejahen388 . Im Ergebnis kann festgehalten werden, daß sich die Vermarktbarkeil der sportlichen Leistung in den Abwehrpositionen des allgemeinen Persönlichkeitsrechts und des § 1 UWG wiederspiegelt Das allgemeine Persönlichkeitsrecht der Sportler tritt allerdings in gewissem Umfang hinter der Pressefreiheit, dem öffentlichen Informationsinteresse und auch dem Verbands- oder Sportveranstalterinteresse zurück, soweit es sich bei den letzteren nicht um rein oder überwiegend kommerzielle Interessen handelt. Die Grenzziehung im Einzelfall, soweit sie nicht bereits gesetzlich wie z.B. in §§ 22 - 24 KUG vorgenommen worden ist, bleibt einer umfassenden Interessenahwägung vorbehalten. Stets vorrangig ist das Sportlerinteresse am Unterbleiben von entstellenden, rufschädigenden oder -gefährdenden Persönlichkeitsdarstellungen sowie am Schutz seiner Privatsphäre. Schwierig kann die Grenzziehung vor allem dort werden, wo das Drittinteresse (Öffentlichkeit, Presse, Verband oder Sportveranstalter) ein partiell kommerzielles ist. Nach der Rechtsprechung kann das Informationsinteresse nur dann überwiegen, wenn das kommerzielle Interesse untergeordnet ist. Das Vereins- oder Verbandsinteresse kann meines Erachtens nur 386 Sack, ZHR 160 (1996), 491 (497 ff.); Schricker, UrhG, Einl., Rn. 43, jeweils m.w.N.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 135 f. 387 Fezer, WRP 1993, 63; Kur, GRUR 1990, I ff.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 136 ff., jeweils m.w.N. 388 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 182 f.

166

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

überwiegen, wenn es keine kommerziellen Aspekte aufweist. Soweit Pressefreiheit, öffentliches Informationsinteresse, ideelles Vereins- oder Verbandsinteresse im Einzelfall das Persönlichkeitsinteresse überwiegen, scheidet die Vermarktbarkeit für den Sportler mangels Abwehransprüchen aus. In diesen Fällen wird auch die für einen Leistungsschutz aus § 1 UWG erforderliche Sittenwidrigkeit mangels Schutzwürdigkeit abzulehnen sein. Im Bereich der verbleibenden Abwehrpositionen kann der Sportler seine Persönlichkeit vermarkten und verfügt insoweit über die originäre Vermarktungsbefugnis.

3. Vereins· bzw. Verbandsrechte Originär stehen den Vereinen und Verbänden z.B. das Namensrecht i.S.v. § 12 BGB, die weiteren Befugnisse aus dem PersönlichkeitsrechP89 sowie gegebenenfalls das Eigentum, z.B. an Werbeflächen und Organisationsmitteln, zu. Zudem umfaßt die Vereins- bzw. Verbandsautonomie 390 die Befugnis zur kommerziellen Verwertung der Vereins- bzw. Verbandstätigkeiten391 • Soweit eine wirtschaftliche Vereins- oder Verbandsbetätigung berufsmäßig ausgeübt wird, kommt auch der Schutz der Berufsfreiheit (Art. 12 I GG) zur Anwendung, der insbesondere die wirtschaftliche Verwertung der beruflich erbrachten Leistung umfaßt392• Insofern kommt es häufig zu Kompetenzkonflikten, da die rechtliche Abgrenzung der Befugnisbereiche von internationalem Verband, nationalem Verband, Verein und Athleten komplex 393 und die faktische Abgrenzung oft dem "Gesetz des Stärkeren" folgt.

4. Veranstalterrechte Zum wesentlichen Teil betrifft die Sportvermarktung Veranstaltungen, sei es ein einzelnes Freundschaftsspiel, eine Turnierserie, ein Ligawettbewerb, eine nationale oder internationale Meisterschaft. Die Vermarktungsbefugnisse an der Veranstaltung sollen hier - unabhängig von ihrer Rechtsnatur - untechnisch als "Veranstalterrechte" bezeichnet werden. Ihre Zuordnung ist mit besonderen 389 Vgl. zwn Persönlichkeitsrechtjuristischer Personen BGH, NJW 1975, 1882 (1883). 390 Zur rechtlichen Herleitung für in- und ausländische Vereine und Verbände nach deut-

schem und europäischem Recht siehe oben Erster Teil, B.l. 391 Vieweg , Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 78; Reichen /van Look, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2729a; Schimke, Sportrecht, S. 195. 392 BVerfG, SpuRt 1998, 116 (118)- Kurzberichterstattung. 393 Siehe hierzu schon oben 2. und unten III.2. u. 3. Vgl. Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2827 ff.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

167

Schwierigkeiten verbunden, da die Sportveranstalterstellung nicht spezifisch normiert ist. Die zentrale Ursache dieser Schwierigkeiten ist der Gesamtproduktionscharakter von Sportveranstaltungen (hierzu a)), aus dem sich die Probleme bei der Bestimmung der originären Veranstalterrechte, ihrer rechtlichen Erfassung und ihrer Abgrenzung von den Rechtspositionen anderer (hierzu b)) sowie bei der Ermittlung der für die Veranstalter- und eventuelle Mitveranstalterstellung relevanten Veranstaltungsbeiträge (hierzu c)) und nicht zuletzt bei der rechtlichen Qualifikation der durch Vermarktungsmitberechtigung entstehenden Vermarktungsgemeinschaft (hierzu d)) erklären.

a) Gesamtproduktionscharakter von Sportveranstaltungen 394 Für die Veranstalterrechte entscheidend und Kern vieler korrelierender Probleme ist die Tatsache, daß die kommerzielle Durchführung einer Sportveranstaltung eine Gesamtproduktion ist. So braucht man für eine vermarktungsattraktive Veranstaltung vor allem die Veranstaltungsidee (wettkampfmäßige Umsetzung der Sportart), die Veranstaltungsorganisation, die Bereitstellung einer Sportstätte, der Sportgeräte, der Organsationsmittel und des Organisationspersonals, nicht zuletzt die Anwesenheit und Leistungen von mindestens zwei Athleten bzw. Mannschaften und in der Regel auch eine gewisse Medienpräsenz395. Bei der Veranstaltungsorganisation 396 muß unterschieden werden zwischen der Rahmenorganisation des Sportwettbewerbs und der Organisation vor Ort. Der Rahmen wird regelmäßig von den nationalen und internationalen Sportverbänden vorgegeben. Sie haben die meisten Wettbewerbe initiiert, durch zahlreiche Maßnahmen einschließlich Regelsetzung und -durchsetzung ausgestaltet sowie unerläßliche Koordinierungsarbeit geleistet397 . Nicht selten verfügen sie über urheber- und markenrechtliche Befugnisse am Titel und am Logo für den Sportwettbewerb. Mit ihren Leistungen schaffen die Verbände einen erheblichen Anteil am Öffentlichkeitsinteresse und mithin am Marktwert der Veranstaltung. Der vorgegebene Rahmen wird von den Ausrichtern der Veranstaltung vorOrt-einem Verein, einem Verband, einem privaten Unternehmen oder ei394 Hierzu bereits Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 78 ff., u. ders., Innehabung und Durchsetzung sponsoringrelevanter Rechte, S. 34 f. 395 Vgl. Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 78 ff., u. ders., Innehabung und Durchsetzung sponsoringrelevanter Rechte, S. 34 f.; Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 10. 396 Hierzu bereits oben Erster Teil, A.IV. 397 Siehe zu diesen herkömmlichen Verhaltenskoordinationen im Aufgabenfeld der Sportverbände bereits oben Erster Teil, A.I.2.

168

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

ner Kommune - durch zahlreiche konkrete Organisationsmaßnahmen ausgefüllt. Hierzu gehören neben der schon genannten Bereitstellung und Herrichtung der Sportstätte die Bereitstellung notwendiger Sportmittel, der Kartenverkauf, die Werbung hierfür, die Information durch Plakate und Broschüren, die konkrete Organisation des Zu- und Abgangs der Zuschauer, nicht selten in Zusammenarbeit mit der Polizei und örtlichen Verkehrsuntemehmen398 , sowie die Gewinnung von Athleten und Mannschaften zur Teilnahme an der Veranstaltung, wofür sich vermarktungsattraktive Sportler und Mannschaften nicht selten erhebliche Prämien zahlen lassen. Die Veranstaltungsdurchführung setzt dementsprechend erhebliche Investitionen voraus, die in aller Regel durch die Veranstaltungsvermarktung in Form von Eintrittskarten, Fernsehrechten und des Sponsorings gedeckt werden sollen. Mittelbar ist jede Veranstaltung darüber hinaus angewiesen auf die Sportförderleistungen der nationalen Sportverbände und -vereine, die nicht nur als Hüter und Gestalter der Sportart sowie als Rahmengeber des Sportwettbewerbs auftreten, sondern den Nachwuchs-, den Amateur-, den Spitzen- und den Breitensport in ideeller, materieller und insbesondere finanzieller Hinsicht fördern. Die Sportverbände und -vereine schaffen auf diese Weise zu einem erheblichen Anteil das athletische Potential und das öffentliche Interesse für Sportveranstaltungen399.

b) Übersicht über die originären Veranstalterrechte, Abgrenzung von den Befugnissen anderer Beteiligter und rechtliche Erfassung

Aus diesen diversen Beiträgen zum Gesamtprodukt Sportveranstaltung können als sog. Veranstalterrechte Rechte an der kommerziellen Verwertung der Veranstaltung entstehen. Nicht immer einfach ist die Abgrenzung der originären Veranstalterrechte von anderen originären Rechten der Beteiligten, insbesondere denen eines personenverschiedenen Sportstätteneigentümers, -pächters bzw. -mieters und der Athleten, aber auch der beteiligten Sportvereine und -verbände400. Unproblematisch sind insofern diejenigen Veranstalterbefugnisse, für die ein Konflikt mit veranstalterverschiedenen Rechtsträgem ausgeschlossen ist. In der Regel sind das die Befugnisse zum Eintrittskartenverkauf, zur Vergabe von Film- und 398 Vgl. BGH, SpuRt 1998, 28 (29) - Europapokalheimspie1e. 399 Vgl. zu diesem .,Veranstaltungsinput" auch Parlasca, Kartelle im Profisport, S. 10.

400 Die Problematik wurde soeben oben 3. bereits angesprochen.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

169

Femsehrechten, zur Bestimmung des Veranstaltungstitels, zum Abschluß von Verträgen über das Veranstaltungssponsoring, insbesondere die Vergabe von Sponsorenzusätzen am Titel401 , zur Vermarktung von Werbeflächen, auch an Plakaten und Broschüren, und ähnliches. Abgrenzungsprobleme gegenüber den Befugnissen der Sportstätteneigentümer, -pächter oder -mieter, die dem Veranstalter die Nutzung überlassen, werden in der Regel durch zugrundeliegende Verträge hinreichend vermieden. Auch bei Fehlen einer ausdrücklichen Regelung ist davon auszugehen, daß die Miete oder die Pacht zum Zwecke der Veranstaltungsdurchführung Nutzungsrechte von freilich nur schuldrechtlichem Charakter zur Bewerbung der Sportstätte vermittelt, da diese üblicherweise zum vertragsgemäßen Gebrauch der Miet- bzw. Pachtsache gehören. Problematisch sind vorwiegend das Sponsoring und die Werbung mit und am Athleten sowie am Sportgerät, das Sponsoring und die Werbung von teilnehmenden Verbänden und Vereinen sowie entsprechende von Athleten, Verbänden und Vereinen beanspruchte Film- und Femsehrechte. Als öriginäre Veranstalterrechte können nur die Rechtspositionen gelten, die keinen Eingriff in andere Rechtspositionen darstellen bzw. keine Einwilligung anderer Rechtsträger voraussetzen402. Die zentrale Schwierigkeit der Veranstalterrechte liegt in ihrer rechtlichen Erfassung403 . Ein urheberrechtlicher Schutz, insbesondere aus § 81 UrhG, ist nach allgemeiner Ansicht404 zu Recht abzulehnen: Die sportartspezifischen (Spiel-)Regeln405 und Grundideen sind ebensowenig Schutzgegenstand406 wie die Organisation einer Sportveranstaltung oder der Modus einer Veranstaltungsserie (z.B. Weltcup). Auch die Sportausübung selbst ist- wie oben407 bereits ausgeführt- nicht urheberrechtsfähig. Eine analoge Heranziehung scheitert bereits an der fehlenden planwidrigen Gesetzeslücke, da der Gesetzgeber bewußt von einer urheberrechtliehen Regelung für Sportler und Sportveran401 Vgl. Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 218. 402 Zu den

abgeleiteten Veranstalterrechten unten III.

403 Hierzu bereits Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 78 ff., u. ders.,

Innehabung und Durchsetzung sponsoringrelevanter Rechte, S. 34 f. 404 BGH, ZIP 1990, 949 (953)- Sportübertragungen; OLG Frankfurt!Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup; W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (516); Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 79; Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 75 f.; Haberstumpf, Handbuch des Urheberrechts, Rn. 85, 333; Rehbinder, Urheberrecht, Rn. 395; Schack, Urheber- und Urhebervertragsrecht, Rn. 620, 667 f.; Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182. Ausführlich zur urheberrechtliehen Stellung des Sportveranstalters Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 84 ff. Vgl. auch für das schweizerische Recht Appellationshof Bern, Richteramt III, SpuRt 1995, 30 (36). 405 OLG Frankfurt/Main, ZUM 1995, 795. 406 Fromme I Nordemann - Fink, Urheberrecht, § 2, Rn. 26; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 86 ff. 407 Siehe oben 2.

170

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

stalter abgesehen hat408 . Hingegen können für die (Verwertungs-)Rechte an Titeln, Bezeichnungen, einem Logo und ähnlichem das Namensrecht gemäß § 12 BGB und in Teilbereichen auch der Markenschutz einschlägig sein409 : Beispielsweise stellt der Vertrag von Nairobi den internationalen Markenschutz für die Olympischen Ringe sicher410 . Rechtspositionen, die vor allem für den Eintrittskarten- und Fernsehrechteverkauf von Relevanz sein können, lassen sich als Abwehrpositionen aus dem Hausrecht411 , das, vermittelt durch Eigentum oder mietrechtlichen Besitz412 , dem Ausrichter vor Ort zusteht, und aus dem Lauterkeitsrecht413 , das an den Schutz des Arbeitsergebnisses vor Ausbeutung und damit an die finanziellen und organisatorischen Veranstaltungsleistungen anknüpft414 , ableiten. Hinzu tritt, soweit nicht bereits durch Spezialgesetze wie § 1 UWG verdrängt, das Recht am eingerichteten und ausgeübten

408 Begr. des Regierungsentwurfs zu § 83 UrhG, UFITA Bd. 45 (1965), 240 (308); Sieg/ried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 14. Ausführlich auch zur fehlenden Vergleichbarkeit der Schutzbedürftigkeit und zum Ausnahmecharakter des § 81 UrhG Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 88 ff. Demgegenüber hat der USamerikanische Gesetzgeber das Urhebergesetz im Jahre 1976 auf die "gleichzeitig auf Bildund/oder Tonträger aufgezeichnete Live-Sendung" (17 U.S.C. Sec. 101 (Copyright Act v. 30.7.1947)) erweitert, um den Veranstaltern einer Sportveranstaltung ein Urheberrecht an der Übertragung zu verleihen (vgl. Lentze, SpuRt 1998, 11 (12)). 409 Einen markenrechtlichen Schutz für "Fußballweltmeisterschaft" oder "WM" lehnte demgegenüber das HansOLG, SpuRt 1997, 172 ( 173) zu Recht ab. V gl. hierzu auch OLG Frankfurt, Magazin Dienst (MD) 1997, 509 ff- WM 94; zum Schutz von Vereinsemblemen Österreichischer OGH, GRUR Int. 1998, 170 - Britischer Fußballverband I; High Court of Justice, GRUR Int. 1998, 167- Britischer Fußballverband II. 410 Baeumer, GRUR Int 1983, 466 ff. Für "Verbandssignete" im schweizerischen Recht lehnt Netzte, Sponsoring von Sportverbänden, S. 89 f., einen Markenschutz mit der Begründung ab, das Signe sei zwar als Attribut der Person dem Schutz der Persönlichkeit unterworfen (Art. 28 ZGB), jedoch keine Marke, da es weder die Ware noch die wirtschaftliche Tätigkeit des Verbands kennzeichne. Abweichendes könne bei Verwendung des Signes zu Merchandisingzwecken gelten. 411 BGH, SpuRt 1998, 28 (29)- Sportübertragungen; OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup; Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 694 f.; Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 76; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 68 ff.; von Westerholt, ZIP 1996, 264 (266); Rodewald, BB 1995, 2103 (2104). 412 Im einzelnen zur nicht unproblematischen Herleitung des Hausrechts eines Veranstalters bei nur schuldrechtlichem Nutzungsrecht Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 68 ff. m.z.N. 413 BGH, SpuRt 1998, 28 (29)- Sportübertragungen; OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup; Mestmäcker, Veranstalterrechte als Femsehrechte, S. 693 f.; Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (517); von Westerholt, ZIP 1996, 264 (265); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 76 f.; Rodewald, BB 1995, 2103 (2104). 414 Ausführlich zum Schutz des Sportveranstalters aus § 1 UWG Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 123 ff.; Hausmann, BB 1994, 1089 (1091).

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

171

Gewerbebetrieb415 • Mit Waldhauser416 kann von zwei Hauptansatzpunkten des Veranstalterschutzes gesprochen werden: dem sachenrechtliehen des Hausrechts einerseits und dem Unternehmens- bzw. Investitionsschutz im Delikts-, Wettbewerbsrecht andererseits417 .

Die Rechtsnatur der Veranstaltervermarktungsrechte ist folglich nicht die eines absoluten Leistungsschutz- bzw. dinglichen Nutzungsrechtes. Es handelt sich um verschiedene Abwehrpositionen, die in der Regel durch die Gestattung von Eingriffen verwertet werden418 .

c) Veranstalterstellung, relevante Veranstalterbeiträge und Mitveranstalter

Für die Veranstaltungsvermarktung nicht nur im Sport heißt es üblicherweise, daß die originären Vermarktungsbefugnisse an der Veranstaltung dem Veranstalter im vermarktungsrechtlichen Sinne419 zustehen420 . Wer hierunter im Einzelfall zu verstehen ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Angesichts der dargestellten Herleitung der Vermarktungsbefugnisse aus einem Konglomerat von Abwehrpositionen, erscheint es zweifelhaft, ob überhaupt einheitliche 415 OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup; Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 34 f.; Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 78; W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (516 f.); von Westerholt, ZIP 1996, 264 (265); Rodewald, BB 1995, 2103 (2104); Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 115; vgl. BGH, SpuRt 1998,28 (29), und schon BGH, WuW/E BGH 2627 (2634) - Sportübertragungen, der jedoch auf die Gestaltung des Einzelfalls hinweist; zurückhaltend Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 694 f. Daß auch ein Idealverein sich auf das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb berufen kann, ist mittlerweile unproblematisch: OLG Karlsruhe, Die Justiz 1978, S. 136 f.; W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (516). 416 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 201. 417 Vgl. auch Wachtmeister, Broadcasting of Sports Events and Competition Law, S. 26. 418 BGH, SpuRt 1998, 28 (29) - Europapokalheimspiele; WuW/E BGH 2627 (2634) Sportübertragungen; Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 692 f.; Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (518); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 78; Rodewald, BB 1995, 2103 (2104). 419 Hiervon zu unterscheiden sind andere rechtliche Veranstalterbegriffe wie z.B. der polizeiliche Veranstalterbegriff, der die ordnungsrechtliche Verantwortlichkeit betrifft. Zu den verschiedenen Veranstalterbegriffen Waldhauser, S. 44 ff. 420 BGH, GRUR 1956, 515 (516) - Tanzkurse; BGHZ 27, 264 (265 f. ) - BoxProgramrnheft; BGHZ 39, 352 (354 ff.) - Vortragsabend; BGH, NJW 1970, 2060- Bubi Scholz; BKartA, SpuRt 1995, 118 ( 120 f.) = WuW/E BKartA 2682 (2690 ff.) - Europapokalheimspiele; KG, SpuRt 1996, 199 (200) = ZIP 1996, 801 (803 f.)- Europapokalheimspiele; Wertenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420); Ladeur, GRUR 1989, 885 f.; W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (516 ff.); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 79 ff.; von Westerholt, ZIP 1996, 264 (265 f.); Stockmann, ZIP 1996,411 (414); Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); Jänich, GRUR 1998,438 (439).

172

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Kriterien zur Bestimmung des Sportveranstalters gefunden werden können421 . In einem ersten Unterpunkt sollen die vertretenen Ansichten zur Veranstalterstellung dargestellt und kritisch gewürdigt werden (hierzu im folgenden aa)). Hieran anknüpfend wird erarbeitet, welche Beiträge die Veranstalterstellung vermitteln und inwiefern eine Mehrzahl von Veranstaltern mitberechtigt sein können (hierzu bb)).

aa) Der vermarktungsrechtliche Veranstalterbegriff Für die Definition des vermarktungsrechtlich relevanten Veranstalterbegriffs lassen sich im wesentlichen drei Ansätze unterscheiden. So liegt es eigentlich auf der Hand, an die die Veranstalterrechte vermittelnden gesetzlichen Abwehrpositionen anzuknüpfen. Dies wird inzwischen von der Literatur vermehrt propagiert (hierzu (3)). Demgegenüber ist der in Rechtsprechung und Literatur herkömmliche urheberrechtsähnliche Veranstalterbegriff von den gesetzlichen Abwehrpositionen des Haus- oder Lauterkeitsrechts weitgehend losgelöst (hierzu (1)). Neu formuliert werden die Anforderungen an den Veranstalter im jüngsten BGH-Beschluß über die Europapokalheimspiele (hierzu (2)).

( 1) Der urheberrechtsähnliche Veranstalterbegriff der herkömmlichen Rechtsprechung und herrschenden Lehre Ohne die dogmatische Herleitung des Begriffs näher zu spezifizieren, definieren herkömmliche Rechtsprechung und herrschende Literatur als Veranstalter im vermarktungsrechtlichen Sinne, in wessen Händen die organisatorische Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung sowie die Übernahme der Unternehmerischen Risiken liegen422. Mit anderen Worten: Veranstalter ist der in organisatorischer und finanzieller Hinsicht Verantwortliche. Manche frühere Entscheidung423 stellte zudem, allerdings nicht ausschließlich, auf die So zu Recht Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 67. BGH, GRUR 1956, 515 (516) - Tanzkurse; BGH, GRUR 1960, 253 (255) - Autoscooter; BKartA, WuWfE 2682 ff. - Europapokalheimspiele; KG, ZIP 1996, 801 (803) Europapokalheimspiele; Reichert, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2830; Stockmann, ZIP 1996,411 (414); Wertenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420); von Westerholt, ZIP 1996,264 (265); Vieweg, Sponsoring und internationale Sportverbände, S. 78 f. ; Schimke, Sportrecht, S. 173; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 229 mit ausführlicher Begründung. Ähnlich Hausmann, BB 1994, 1089 (1091), der für Bundesligaspiele den Heimverein als Veranstalter sieht, weil ihm das Hausrecht und wegen der wirtschaftlichen Investition und Risikotragung der Abwehranspruch aus § I UWG zustünden. 423 BGH, GRUR 1971, 46 f.- Bubi Scholz. 421

422

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

173

Initiierung der Veranstaltung424 ab, die man meines Erachtens aber schlicht dem Organisationsbereich zuordnen kann. Dieses herkömmliche vermarktungsrechtliche Veranstalterverständnis stimmt tatbestandsmäßig mit den Wertungen des Urheberrechts überein425 . Deshalb wird auch vom "urheberrechtlichen"426 , überzeugender urheberrechtsähnlichen, Veranstalterbegriff gesprochen. Noch nicht abschließend geklärt ist innerhalb dieser Ansicht nach wie vor, ob es für die Begründung der Veranstalterstellung und der korrelierenden Vermarktungsbefugnisse unbedingt beider Komponenten - der organisatorischen und der finanziellen - bedarf, welche Komponente gegebenenfalls gewichtiger ist und inwiefern Vermarktungsmitberechtigungen in Betracht kommen. Hierauf wird nachfolgend noch eingegangen werden.

(2) Der Veranstalterbegriff im BGH-Beschluß über die Europapokalheimspiele421 Diejüngste Kartellrechtsprechung des BGH zu den UEFA-Pokalheimspielen hat nunmehr - unter ausdrücklicher Ablehnung einer Auseinandersetzung mit früheren Entscheidungen und dem herkömmlichen vermarktungsrechtlichen Veranstalterbegriff - entschieden, daß aus kartellrechtlicher Sicht zumindest originärer (Mit-)lnhaber der Vermarktungsrechte sei, wer .. wesentliche wirtschaftliche Leistungen für die Vermarktung" erbringt428 . Eine (Mit-)Berechtigung des übergeordneten Verbands - oder anderer die Veranstaltung mitfördernder Personen - ist dieser Rechtsprechung des BGH429 zufolge denkbar, wenn sie an der Schaffung der vermarktungsfähigen Leistungen in einer Weise beteiligt sind, die ihre Vermarktungsbeteiligung aus eigenem Recht begründet. So könnte es dem BGH430 zufolge in Betracht stehen, daß "die UEFA, indem sie die (... ) europäischen Wettbewerbe ins Leben gerufen, über Jahre durch zahlreiche Einzelmaßnahmen organisiert und geleitet und ihnen ein hohes Ansehen bei den Zuschauern verschafft hat, an der von den teilnehmenden Vereinen geschaffenen marktfähigen Leistung derart mitbeteiligt ist, daß( ... ) sie eine originäre Mitberechtigung an der Vermarktung der im Wettbewerb ausgetrage424 Vgl. zu ihrer Relevanz für die Veranstalteridentität auch Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 84. 425 Die tatbestandsseitige Vergleichbarkeit insbesondere zum Filmhersteller i.S.d. § 94 UrhG zeigt ausführlich Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 203 ff. auf. 426 Schimke, Sportrecht, S. 173. 427 BGH, SpuRt 1998, 28 (29) - Europapokalheimspiele. 428 BGH, SpuRt 1998, 28 (29) - Europapokalheimspiele. 429 BGH, SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele. 430 BGH, SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele.

174

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

nen Fußballspiele erlangt hat". Überträgt man diese Kriterien auf die Sportligen sowie auf andere Sportwettbewerbe und -serien und die Leistungen der zuständigen Verbände, also beispielsweise auf die deutschen Fußballbundesligen und den DFB, so stünde eine Mitveranstalterstellung des Sportverbands jeweils in Betracht, wenn er maßgeblich an der Entstehung des letztlich vermarktungsfähigen "Produkts" beteiligt ist. Auf die Fragen, wann diese Voraussetzungen erfüllt, welcher Art die Vermarktungsmitberechtigung sein und wie die Vermarktung gestaltet werden müßte, um nicht gegen das Kartellrecht zu verstoßen, mußte der BGH in der zitierten Entscheidung nicht eingehen. Diese Problematik wird sogleich näher beleuchtet werden. Die Entscheidung stellt sich nicht eindeutig in Widerspruch zur bisherigen kartellrechtlich relevanten Veranstalterdefinition, sie rückt lediglich die Produktschaffung mehr in den Mittelpunkt als bisher. Sie läßt -jedenfalls noch nicht, wie Springer431 und wohl ebenso das Landgericht Frankfurt/Main432 meinen, einen neuen Veranstalterbegriff erkennen433 . Denn wer wesentliche wirtschaftliche Leistungen für die Vermarktbarkeit und Vermarktung einer Veranstaltung erbringt, der dürfte auch nach den Kriterien der organisatorischen und finanziellen (Mit-)Verantwortlichkeit Veranstalter sein434, wobei das Verhältnis zwischen organisatorischen und finanziellen Beiträgen (hierzu sogleich) nach wie vor ungeklärt bliebe.

(3) Der Veranstalter als Berechtigter aus den gesetzlichen Abwehrpositionen

Mittlerweile finden sich zunehmend Literaturstimmen435, die die Veranstalterbestimmung enger mit den Tatbestandsvoraussetzungen der Abwehrpositionen verknüpfen wollen, aus denen die Veranstalterrechte abgeleitet werden. Weitgehend wird damit vor allem den Sportverbänden eine Mitveranstalterstellung abgesprochen: Das regelmäßig dem Ausrichter vor Ort zustehende Hausrecht könne nicht bei einem örtlich fernstehenden Verband liegen436. Das 431

Springer, WRP 1998, 477 (481). SpuRt 1998, 195 (196)- European Truck Racing Cup. 433 Wie hier Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 65; Deselaers, WuW 1998, 946 (951), Fn. 33); und OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 (201) - European Truck Racing Cup. 434 Anders wohl LG FrankfurtJMain, SpuRt 1998, 195 (196) - European Truck Racing Cup. 435 W.-H. Roth, AfP 1989, 515; Hausmann BB 1994, 1089 (1091); Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (187); Stopper, Ligasport und Karte1lrecht, S. 87. 436 Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 87. 432 LG Frankfurt/Main,

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

175

Gleiche müsse im Bereich der Fernsehrechte auch für § 1 UWG angenommen werden. Denn diese wegen der Anknüpfung an den Leistungs- und Investitionsschutz für den vermarktungsrechtlichen Veranstalterbegriff letztlich entscheidende Norm setze ein Wettbewerbsverhältnis voraus, das hinsichtlich der Fernsehrechtevermarktung nur zwischen dem die Eintrittskarten vor Ort verkaufenden Ausrichter und den Fernsehsendern bestehen könne437 . Außerdem sei im Bereich der Sportveranstaltungsvermarktung § 1 UWG nur in der Alternative der Ausbeutung fremder Leistung einschlägig438 . Nur wer in sittenwidriger Weise um die Früchte seiner Arbeit gebracht wurde bzw. gebracht zu werden droht (§ 1004 BGB), könne sich auf § 1 UWG berufen und - so diese Ansicht439 - Sportveranstalter sein. An dieser Sittenwidrigkeit fehle es bezogen auf die nur rahmengebenden, das Sportereignis nicht (mit-)ausrichtenden Sportverbände.

(4) Subsumtion der Sportsachverhalte unter die möglichen Abwehrpositionen Dem letztgenannten Ansatz kommt der Verdienst zu, die vermarktungsrechtliche Veranstalterposition wieder auf eine klare dogmatische Grundlage zu stellen. Nicht immer überzeugt allerdings die vorgenommene Subsumtion der Sportsachverhalte unter die Veranstalterabwehrpositionen. Aus diesem Grunde, aber auch um die herkömmliche Veranstalterdefinition abschließend beurteilen zu können (hierzu (5)), empfiehlt sich an dieser Stelle eine Prüfung der dem Veranstalter möglicherweise zustehenden Rechtspositionen.

(a) Fernsehrechte Greift man die Fernsehrechtevermarktung heraus, so ergibt sich zum einen eine Abwehrposition aus dem Hausrecht. Denn zur Aufnahmeproduktion muß in aller Regel die Sportstätte betreten werden. Zum anderen folgt eine - im einzelnen nicht unstreitige - Abwehrposition aus § 1 UWG: Wegen der sich jedenfalls überschneidenden Interessentenkreise für Stadiontickets und die Fernsehübertragung einerseits sowie für Veranstal437 HausmannBB 1994,1089(1091);Haas/Reimann,SpuRt 1999,182(187). 438 Vgl. Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); W.-H. Roth, AfP 1989, 515 (517); von We-

sterholt, ZIP 1996, 264 (265); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 76 f.; Rodewald, BB 1995, 2103 (2104). Siehe bereits oben b). 439 Hausmann BB 1994, 1089 (1091); Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (187).

176

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

tungs- bzw. Sendesponsoring im Zusammenhang mit dem Sportereignis440 andererseits ist das für § 1 UWG von der herrschenden Ansicht441 nach wie vor geforderte Wettbewerbsverhältnis zwischen dem Sportveranstalter und den übertragenden Fernsehsendern zu bejahen. Produziert und sendet das Fernsehunternehmen eine Veranstaltungsübertragung ohne Einwilligung des für die Eintrittskartenvermarktung bzw. für das Veranstaltungssponsoring befugten Veranstalters, so beutet es die Veranstalterleistung aus. Ob damit die für § 1 UWG erforderliche Sittenwidrigkeit vorliegt, ist umstritten. Mit der herrschenden Ansicht zur Wettbewerbswidrigkeit unmittelbarer Leistungsübernahme442, die im Hinblick auf die außerhalb des spezialgesetzlichen Leistungsschutzes im Wettbewerbsinteresse bestehende Nachahmungsfreiheit443 ein Hinzutreten besonderer Umstände verlangt und hierfür Fallgruppen gebildet hat, wird von der sportrechtlichen Literatur zum Teil444 für die Wettbewerbswidrigkeit der unerlaubten Übertragung von Sportveranstaltungen eine besonders verwerfliche Art und Weise der Leistungsübernahme, z.B. durch Mißachtung des Hausrechts (Fallgruppe der Leistungserschleichung) gefordert. lil der Regel wird hiernach die Sittenwidrigkeit zu bejahen sein, dies aber nur im Verhältnis zum Hausrechtsinhaber, so daß letztlich nur der Hausrechtsinhaber die für die Fernsehrechteverwertung maßgeblichen Abwehransprüche aus § 1 UWG hätte. Viele Stimmen445 aus der Sportrechtsliteratur sehen demgegenüber die unerlaubte Ausstrahlung des Sportereignisses schon deshalb als unlauter an, weil der Fernsehsender den Veranstalter dadurch um die legitimen Früchte seines mit Mühe und Kosten errungenen Arbeitsergebnisses bringe. Im Ergebnis muß hiernach der Fernsehrechteinhaber nicht mit dem Hausrechtsinhaber identisch sein. Dieser Meinung entspricht im Ansatz eine Ansicht446 in der lauterkeitsrechtlichen Literatur, die im spezialgesetzlich nicht erfaßten Bereich einen umfassenden Leistungsschutz über § 1 UWG befürwortet, so wie in 440 Auf dieses vielfach übersehene vom Hausrecht gänzlich unabhängige Wettbewerbsverhältnis weist zu Recht Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 129 f., hin. 441 Baumbach I Hefermehl, UWG, Einl., Rn. 215 m.z.N. Demgegenüber wird im Hinblick auf die hierauf verzichtenden modernen Wettbewerbsgesetze in anderen Ländern und den nicht pauschal durchgreifenden Zweck, die Popularklage zu verhindern, zunehmend für den Verzicht auf das Wettbewerbsverhältnis plädiert (Schricker, GRUR Iot. 1996, 473 (478); Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 128 ff. m.w.N.). 442 Umfangreiche Nachweise bei Baumbach I Hefermehl, UWG, § 1, Rn. 439 ff., 442, und Fezer, WRP 1993,63, Fn. 2 und 3. 443 BGH, GRUR 1966, 503 ff. - Apfel-Madonna; BGHZ 5, 1 ff. - Hummel-Figuren I; BGH, GRUR 1987,814 (816) -Zauberflöte. 444 Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (186 f.). 445 Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); von Westerholt, ZIP 1991, 264 (265); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 77; ders., SpuRt 1999, 188 (190); Sieg/ried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 32. 446 Siehe die Nachweise bei Schricker, UrhG, Einl., Rn. 4, 40.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

177

der Rechtsprechung des Reichsgerichts oder des frühen Bundesgerichtshofs447 zum Ausfüllen von inzwischen geschlossenen Lücken des § 1 UWG geschehen. Beide Ansichten vermögen - wie oben zum Leistungsschutzrecht des Sportlers bereits ausgeführt- nicht zu überzeugen. Flexiblere und dem Normzweck eher entsprechende Ansätze finden sich in der neueren Rechtsprechung448 und der jüngeren Literatur449 , wonach die Wettbewerbswidrigkeit nicht mehr an die Art und Weise der Leistungsübernahme, sondern an die Schutzwürdigkeit unternehmerischer Leistung einerseits sowie an die sachliche Rechtfertigung der Inanspruchnahme fremder Leistung andererseits anzuknüpfen sei. Dem ist zuzustimmen, denn nur eine differenzierte Bewertung ist ausreichend flexibel, um sachgerechte Lösungen in der Grauzone zwischen dem Leistungsschutz des Urheberrechts und der von der Wettbewerbsfreiheit grundsätzlich zu fordernden Nachahmungsfreiheit zu finden. Die Leistungen des Sportveranstalters sind im Hinblick auf das im kommerzialisierten Sport gestiegene organisatorische und finanzielle Anforderungsprofil, sei es bei der Anwerbung guter und attraktiver Sportler, bei einer den modernen Sicherheitsstandards und den aktuellen Unterhaltungserwartungen entsprechenden konkreten Stadionorganisation, sei es bei der zur Refinanzierung in der Regel erforderlichen Gewinnung von Werbepartnern, Sponsoren und Fernsehrechtekäufern, ohne weiteres dazu geeignet, die Schutzwürdigkeit des Arbeitsergebnisses "Sportveranstaltung" zu begründen450 . Im Vordergrund steht hierbei der Investitionsschutzgedanke, der für sich allein freilich einen Leistungsschutz aus § 1 UWG nicht begründet. Zu Recht wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen451 , daß der Markt das Arbeitsergebnis selbst als schutzwürdig ansieht, indem für die Vermarktung von Fernseh- oder Sponsoringrechten erhebliche Summen gezahlt werden und üblicherweise von ,,Lizenzen" gesprochen wird.

447 RGZ 73, 294 (297 f.- Schallplatten; lll, 254 (256)- Käthe-Kruse-Puppen; 120, 1 (2) - Siegfriedmöbel; BGHZ 33, 1 - Künstlerlizenz Schallplatten; 33, 20- Figaros Hochzeit; 33, 48 -Orchester; 39, 352 (356) - Vortragsabend. Diese Entscheidungen waren Vorreiter der gesetzlichen Regelung für die verwandten Schutzrechte des ausübenden Künstlers (§§ 73 ff. UrhG), des Veranstalters (§ 81 UrhG), des Sendeunternehmens (§ 87 UrhG) sowie des Tonträgerherstellers (§§ 85 ff. UrhG), Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 134, Fn. 348. 448 Sack, ZHR 160 (1996), 491 (497 ff.); Schricker, UrhG, Ein!., Rn. 43, jeweils m.w.N.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 135 f. 449 Fezer, WRP 1993, 63; Kur, GRUR 1990, 1 ff.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 136 ff., jeweils m.w.N. 450 So auch Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 136 ff. mit ausführlicher Begründung. 451 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 136 ff. 12 Hannamann

178

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Der Schutzumfang erstreckt sich entsprechend der Rechtsprechung zur Modeindustrie452 auch auf die Nachverwertung453 . Um einen Widerspruch zu sondergesetzlichen Wertungen und zur Prärogative des Gesetzgebers zur Schaffung neuer Ausschließlichkeitsrechte zu vermeiden, muß der Leistungsschutz aus § 1 UWG aber zeitlich begrenzt werden454. Anknüpfend an den für den Investitionsschutz angemessenen Amortisationsgedanken sind diese Fristen aufgrundder kurzlebigen Attraktivität einer Sportveranstaltung für die Exklusivberechtigten eng zu bemessen455 . Gegenüber der Abwehrposition aus § 1 UWG vermögen das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb nach § 823 I BGB 456 (Eingriff in die wesenseigenen wirtschaftlichen Auswertungsmöglichkeiten des Sportveranstalters457) und § 826 BGB in der Fallgruppe der sittenwidrigen Ausbeutung keine weiterreichenden Befugnisse zu vermitteln, da sie, wenn sie nicht schon als subsidiär verdrängt sind, so jedenfalls in den Voraussetzungen für die

452 BGH, GRUR 1992, 448 (449 f.) - Pullovermuster. 453 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 140 ff. m.w.N. Andere Ansicht OLG München, ZUM-RD 1997, 290- Videoaufzeichnungen von Boxveranstaltungen. Hiergegen zu Recht Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 150 f. 454 Vgl. BGH, GRUR 1979, 119- Modeschmuck; 1986, 895- Notenstichbilder m. Anm. Schulze, FuR 1984, 619 ff.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 150 ff. m.w.N. 455 Zu weiteren Einzelheiten siehe Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, s. 152 f. 456 Nach OLG Karlsruhe, Die Justiz 1978, 136 f. ist das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb auch für ein vom Idealverein betriebenes Unternehmen zu bejahen, "sofern einem mit der Absicht der Gewinnerzielung geführten Betrieb gleicher Art dieses Recht zustünde". Nach dem BVerfG (NJW 1998, 1627 (1628) - Kurzberichterstattung; BVerfGE 65, 190 (210)) kann sich ein Verein sogar auf Art. 12 I GG berufen, wenn die Führung eines Geschäftsbetriebs zu seinen satzungsmäßigen Zwecken gehört. Dies muß ebenso für Art. 14 I GG und das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb im Rahmen des § 823 I BGB gelten. Auch eine Parallele zu den Wertungen beim Unternehmensbegriff des GWB oder beim Wettbewerbsteilnehmer im UWG- denen freilich ein ganz anderer Schutzzweck zugrundeliegt-legt es nahe, für die Feststellung des Vorliegens eines "Gewerbe"betriebs nicht auf die Gesamtaktivitäten des Vereins und deren Gesamtqualifikation, sondern auf die einzelnen Aktionsbereiche abstellen. Für Vereine und Verbände im Profisport muß demzufolge jedenfalls im Sektor ihrer ökonomischen Tätigkeiten ein Gewerbebetrieb bejaht werden. Aus der technischen und organisatorischen Gestaltung ergibt sich auch eine für die Vergleichbarkeit mit dem Eigentum ausreichend verdinglichte Basis, die aufgrundder körperschaftlichen Organisation des Vereins auch nicht von der jeweiligen personellen Vereinsgestalt abhängt. Demgegenüber in anderem Zusammenhang BGHZ 52, 393 (397): ,,Der Verband hat keinen Gewerbebetrieb." 457 Hierzu Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 155 f. m.w.N.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

179

Rechts- bzw. Sittenwidrigkeit mit den Wertungen des § 1 UWG übereinstimmen müssen458 . Der Leistungsschutz für die Fernsehrechte an Sportveranstaltungen gestaltet sich ungleich einfacher, wenn, was teilweise schon praktiziert und vielfach geplant wird459 , Veranstalter und Filmproduzent identisch sind. Es kommen dann die Schutzrechte des Filmproduzenten nach § 94 UrhG, der allerdings die Finanzierung der Produktion und Übernahme des Auswertungsrisikos voraussetzt460 und mangels körperlicher Fixierung nicht auf Liveveranstaltungen anwendbar ist461 , und des Sendeunternehmens nach § 87 UrhG zur Anwendung.

(b) Eintrittskarten Die faktische und rechtliche Möglichkeit zum Eintrittskartenverkauf erwächst grundsätzlich aus dem Hausrecht. Möglicherweise kann aber ein Mitveranstalter, der nicht über das Hausrecht verfügt, die alleinige Ticketverwertung durch den Hausrechtsinhaber aus § 1 UWG verhindern, wenn er durch wesentliche den Investitionsschutz rechtfertigende Leistungen am Arbeitsergebnis entsprechend mitzubeteiligen wäre. Das Wettbewerbsverhältnis, so man es überhaupt noch fordert, wäre als potentielles zwischen den beiden destinierten Veranstaltern als Ticketverkäufer gegeben. Darüber hinaus käme es nach den vorstehenden Ausführungen für die Fernsehrechtevermarktung, die gleichermaßen für den Ticketverkauf gelten, nur noch darauf an, ob die Leistungsbeiträge des Verbands von solcher Art und von solchem Gewicht462 sind, daß sie eine schutzwürdige Berechtigung an der Veranstaltung nach § 1 UWG begründen. Liegen die Voraussetzungen hierfür vor, so hat der (Mit-) Veranstalter aus § 1 UWG im Umfang seiner (Mit-)Berechtigung einen Anspruch auf Unterlassung der Ticketvermarktung durch den Hausrechtsinhaber und einen Anspruch auf Duldung der eigenen Ticketvermarktung. Ist die Berechtigung aus § 1 458

Zu weiteren Einzelheiten siehe Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters,

s. 156 f.

459 Über einen eigenen Sportkanal verfügen beispielsweise Werder Bremen (SZ v. 22.6.1999, S. 19), Real Madrid und FC Barcelona (SZ v. 4.10.1999, S. 43). Auch die deutsche Fußballbundesliga hegt Pläne für die Einrichtung eines eigenen Fernsehsenders (SZ v. 4.11.1999, S. 42). Der Spanische Fußballverband will vom Jahr 2000 an mit einem eigenen digitalen Kanal ins Fernsehen gehen (SZ v. 4.10.1999, S. 43). 460 Schricker- Katzenberger, UrhG, vor §§ 88 ff., Rn. 35; Fromme I Nordemann I Hertin, UrhG, § 94, Rn. 5. 461 Schricker - Katzenberger, UrhG, vor § 94, Rn. 7; Fromme I Nordemann I Hertin, UrhG, § 94, Rn. 3. 462 Zu den Anforderungen an die eine Vermarktungsmitberechtigung konstituierenden Leistungen unten bb).

180

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

UWG mangels der auf die Schutzwürdigkeit gründenden Sittenwidrigkeit abzulehnen, so wird man auch aus dem dann nicht verdrängten Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb nach § 823 I BGB sowie aus § 826 BGB keine Ansprüche ableiten können. Denn auch im Bereich des Ticketverkaufs müssen die Wertungen des Lauterkeilsrechts mit denen des Deliktsrechts übereinstimmen.

(c) Werbung und Sponsoring Die Befugnisse zum Abschluß von Werbe- und Sponsoringverträgen gründen primär auf den dinglichen Befugnissen, wie dem Eigentum an der Sportstätte oder den Sportmitteln einschließlich der Sportkleidung, bzw. auf den durch Miet- oder Pachtvertrag vermittelten Nutzungsrechten, auf Marken- oder Urheberrechten, z.B. am Veranstaltungstitel oder einem Veranstaltungslogo und- hinsichtlich der Werbung am und der gezielten Werbung mit dem Athleten - auf dem allgemeinen Persönlichkeitsrecht Umfassendes Gesamtmarketing für Veranstaltungen müßte dementsprechend dogmatisch aufgespalten werden in die für die einzelnen Vermarktungspositionen maßgeblichen Rechtsnormen. Abwehrrechte gegen nicht gestattete Werbung oder nicht gestattetes Sponsoring können sich aber zudem - wie oben463 für den Sportler dargestellt aus § 1 UWG ergeben, da es sich um eine sittenwidrige Ausbeutung fremden Rufs durch Anlehnung an fremde Leistung handelt. Soweit nicht als subsidiär verdrängt, kann auch das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb nach § 823 I BGB anwendbar sein, da die Befugnis zum Abschluß von Sponsoringverträgen grundsätzlich zu den wesenseigenen wirtschaftlichen Auswertungsmöglichkeiten des Sportveranstalters gehört464• Die Abwehrbefugnisse aus § 1 UWG und § 823 I BGB können aber nur durchdringen, wenn der Veranstalter auch über die entsprechenden dinglichen oder schuldrechtlichen Nutzungsbefugnisse am Sponsoringgegenstand verfügt. Fehlt es an einer solchen Berechtigung, so vermag sie auch nicht durch das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb in Widerspruch zur Rechtsgüterzuordnung begründet zu werden. Es wäre dann nicht die Leistung des Veranstalters, an die sich der unberechtigt Werbende in erster Linie anlehnen würde.

463 464

Siehe oben 2. Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 155, Fn. 441.

D. Vennarktungsbefugnisse im Sport

181

(d) Zwischenergebnis Festzuhalten bleibt, daß die verschiedenen Veranstalterrechte an unterschiedliche Rechtspositionen anknüpfen und dementsprechend unterschiedliche Anforderungen an den Inhaber stellen können: Die Fernsehrechte stehen demjenigen zu, der den nach § 1 UWG schutzwürdigen Investitionsaufwand für die Veranstaltung betrieben hat. Das Hausrecht vermag lediglich den Zutritt zur Produktion zu verwehren. Auch das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb kann betroffen sein. Der Ticketverkauf ist faktisch und rechtlich zunächst dem Hausrechtsinhaber möglich. Daneben tritt aber wieder ein möglicher Investitionsschutz aus § 1 UWG, der einer nicht mit dem Hausrechtsinhaber identischen Person zustehen kann und dem Hausrechtsinhaber gegenüber Abwehr- und Duldungsansprüche verleiht. Wiederum kann auch das Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb zum Tragen kommen. Werbe- und Sponsoringrechte folgen primär den dinglichen bzw. personenrechtlich absoluten oder schuldrechtlichen Befugnissen an den betroffenen Gegenständen und Gütern. Abwehrpositionen können aber auch insofern aus § 1 UWG wegen Rufausbeutung durch Anlehnen an fremde Leistungen oder aus dem Recht am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb nach § 823 I BGB folgen.

(5) Stellungnahme

Insgesamt kommt damit dem Hausrecht nicht die zentrale Funktion für die Vermittlung von Verwertungsbefugnissen des Sportveranstalters zu, wie oft angenommen465 • Es handelt sich lediglich um ein "geeignetes präventives Schutzinstrumentarium"466• Demgegenüber gründen sich die Sportveranstalterrechte im wesentlichen auf die Unternehmensschutzrechte des § 1 UWG und des eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetriebs nach § 823 I BGB, deren zentrales Anliegen der Investitionsschutz ist467 . 465 So auch Stopper, SpuRt 1999, 188 (190); Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 695 f., der ebenfalls darauf hinweist, daß das Hausrecht der Art und der Verteilung des Unternehmerischen Risikos von Sportveranstaltungen nicht gerecht werden könne. 466 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 134. Dementsprechend vermittelt auch das britische Hausrecht nach Ansicht des Restrictive Practices' Court in England and Wales kein Vermarktungs-, sondern nur ein Zutrittsvetorecht, weshalb es das Gericht auch ablehnte, die Heimclubs als alleinvermarktungsbefugt anzusehen (Restrictive Practices' Court in England and Wales, Urt. v. 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http://www.courtservice.gov.uk/pljmtint.htm, Rn. 219- Zentrale Fernsehvermarktung der Premier League Football). 467 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 201.

182

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Die Veranstalterdefinition der herkömmlichen Ansicht in Rechtsprechung und Literatur und die Formulierung des BGH im EuropapokalheimspieleBeschluß scheinen deshalb nur auf den ersten Blick mit den gesetzlichen Grundlagen der Veranstalterposition unvereinbar. Läßt man das nach den obigen Feststellungen in seiner Tragweite letztlich ohnehin schwache Hausrecht, das letztlich nur als präventives Schutzinstrument fungiert, außer acht, so stehen die verbleibenden Befugnisse zur Fernsehrechte- und Ticketverwertung sowie zum Sponsoring und zur Werbung nach § 1 UWG und eventuell nach § 823 I BGB demjenigen zu, der, sei es als Betriebsinhaber, sei es als schutzwürdiger Verantwortlicher für das Arbeitsergebnis Veranstaltung, die wesentlichen finanziellen und organisatorischen Leistungen für die Veranstaltung erbracht hat. Im Hinblick auf die Abgrenzung der Veranstalterrechte von den originären Befugnissen andererer Sportbeteiligter können diese Befugnisse freilich nicht in Widerspruch zur übrigen Rechtsgüterzuordnung stehen, so daß beispielsweise für die Werbung und das Sponsoring die primäre Vermarktungsbefugnis beim Inhaber der dinglichen, personenrechtlichen oder schuldrechtlichen Nutzungsbefugnisse liegt. In diesem Bereich ist genau abzugrenzen, an welchen Gegenständen die Werbung und das Sponsoring durch den Veranstalter nicht in Konflikt mit anderen Rechtsträgern tritt und als wesenseigene Verwertungsform seines Arbeitsergebnisses angesehen werden kann. Möchte der Veranstalter eine bestimmte Verwertung auch an ihm nicht zuzuordnende Gegenstände knüpfen, so bedarf es hierzu einer derivativen Rechteableitung468 .

bb) Vermarktungsmitberechtigungen und erforderliche Veranstaltungsbeiträge Offen ist bislang insbesondere geblieben, welcher Art und welchen Gewichts die organisatorischen und finanziellen Leistungen des Veranstalters, insbesondere im Hinblick auf eventuelle Veranstaltergemeinschaften sein müssen. In Rechtsprechung469 und Literatur470 ist man sich weitgehend einig, daß es Vermarktungsmitberechtigungen geben kann471 • Hierauf hat sich der BGH472 in

468

Hierzu unten JJI.3. Frankfurt!Main, SpuRt 1998, 195 f.- European Truck Racing Cup; OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup; offen gelassen von BGH, NJW 1998, 756 (758 f.)- Europapokalheimspiele. 470 Reichert I van Look, Vereins- und Verbandsrecht, Rn. 2730a; von Westerholt, ZIP 1996, 264 (265); Schimke, Sportrecht, S. 175; Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 30ff.; Heermann, SpuRt 1999, 11 (13); Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 696; Archner, Kartellrechtliche Zulässigkeit, S. 22. 471 Diese Ansicht wurde im Verfahren der Europapokalheimspiele auch vom DFB und wohl auch von dessen Privatgutachter Mestrnäcker vertreten (vgl. Mestmäcker, Vergabe von 469 LG

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

183

der jüngsten Kartellrechtsprechung zu den Europapokalheimspielen (hierzu sogleich ausführlich) zwar noch nicht festgelegt; die Existenz von Vermarktungsmitberechtigungen im Einzelfall ist aber lediglich die logische Konsequenz aus der von ihm nun betonten auf Produktschaffungsbeiträgen beruhenden Vermarktungsberechtigung473. Insofern kann auch auf die Parallele im Urheberrecht verwiesen werden. Dort statuiert § 8 UrhG die Miturheberschaft, wenn mehrere ein Werk gemeinsam geschaffen haben, ohne daß sich ihre Anteile gesondert verwerten lassen. Folge ist dann eine Gesamtbandsgemeinschaft nach Maßgabe der § 8 II bis IV UrhG, so daß insbesondere das Verwertungsrecht den Miturhebern zur gesamten Hand zusteht. Demnach wäre eine Mitvermarktungsberechtigung bei der Verwertung von Sportveranstaltungen dem Rechtssystem durchaus vertraut. Eine Vermarktungsgemeinschaft ist jedenfalls dann anzunehmen, wenn sowohl die organisatorischen Leistungen als auch das unternehmerische Risiko zwischen dem Verband und dem Ausrichter vor Ort aufgeteilt sind474 . Dies ist beispielsweise für die DFB-Pokalendspiele der Fall: Der DFB kümmert sich hierbei um die Bereitstellung des neutralen Veranstaltungsortes und um die Organisation vor Ort einschließlich des Ticketverkaufs; die Einnahmen hieraus werden unter den Finalisten und dem DFB aufgeteilt475.

Welcher Art, welchen Umfangs und welchen Gewichts die vermarktungs(mit)berechtigenden Veranstaltungsbeiträge im übrigen sein müssen und in welchem Verhältnis insbesondere die finanziellen (Investitionsleistung, Verlust- und Gewinnübernahme) und die organisatorischen Beiträge (lnitiierung, Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung, Beschaffung der notwendigen Sach- und Personalmittel, insbesondere Abschluß der Verträge hierüber) zueinanderstehen, ist umstritten.

( 1) Streitstand Im Verfahren über die Europapokalheimspiele vertraten der DFB und sein Privatgutachter Mestmäcker die Ansicht, daß organisatorische Beiträge zur Begründung der (Mit-) Veranstaltereigenschaft genügen könnten; dementsprechend stünden die Veranstalterrechte dem DFB und sämtlichen Ligavereinen zur gesamten Hand zu, da es sich hinsichtlich der Ligaveranstaltungen einschließlich der europäischen Wettbewerbe um eine Gesellschaft des bürgerliFernsehrechten, S. 66 f.; KG, ZIP 1996, 801 (804)- Europapoka1heimspie1e; Stockmann, ZIP 1996,411 (416)). 472 BGH, SpuRt 1998, 28 (30)- Europapoka1heimspiele. 473 Hierzu sogleich ausführlich. 474 So auch Wertenbruch, ZIP 1996, 1417 (1421). 475 Wertenbruch, ZIP 1996, 1417 (1421).

184

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

eben Rechts handle476. Ähnlich sah Haas 477 in den Profiligen das organisatorische Risiko auf seiten des Verbands und das Unternehmerische Risiko auf seiten der Vereine so eng miteinander verknüpft, daß man beide als eine Veranstaltereinheit betrachten müsse. Auch Siegfriecf78, Heermann 479 und Archner480 erkennen Verband und vor Ort ausrichtenden Verein als Veranstaltungsrechtsgemeinschaft an. Demgegenüber maßen das BKartA und das KG im Verfahren über die Europapokalheimspiele481 sowie die zustimmende überwiegende Literatur482 der finanziellen Risikotragung und organisatorischen Leistung der Ausrichter vor Ort (Heimvereine) ein die bloße Rahmenorganisation durch den Verband verdrängendes Gewicht bei, so daß als Veranstalter der Heimspiele deutscher Fußballvereine im Buropapokal die Heimvereine anzusehen seien. Das BKartA 483 sieht wie auch ein großer Teil der Literatur484 die Übernahme eines wirtschaftlichen Risikos ausdrücklich als unverzichtbares Wesensmerkmal der Veranstalterstellung an. Einige ältere deutsche Gerichtsentscheidungen legen das Schwergewicht ebenfalls auf das "wirtschaftliche"485 bzw. "geschäftliche"486 oder "unternehmerische"487 Risiko. Diese Ansicht vertreten auch das

476 KG, ZIP 1996, 801 (804)- Europapokalheimspiele; Stockmann, ZIP 1996, 411 (416); Mestmäcker, Vergabe von Fernsehrechten, S. 60 ff.; nun auch Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 696 ff. 477 Haas, Television and Competition, S. 10. Mittlerweile hat er diese Ansicht revidiert. Der lediglich rahmenschaffende, das Sportereignis nicht selbst (mit-)austragende Sportverband könne nicht (Mit-)Veranstalter sein, da er die Voraussetzungen für die maßgebliche Berechtigung aus§ 1 UWG nicht erfülle (Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (187)). 478 Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 30 ff. 479 Heermann, SpuRt 1999, II (13). 480 Archner, Kartellrechtliche Zu1ässigkeit, S. 57 ff. 481 BKartA, SpuRt 1995, 118 (120 f.) :: WuW/E BKartA 2682 (2690 ff.); KG, SpuRt 1996, 199 (200) =ZIP 1996, 801 (803 f.)- Europapokalheimspie1e. 482 Fleischer, WuW 1996, 473 (482); Wenenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 87; Schmittmann I Lehmann, AfP 1996, 255 (257); Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 51 f. 483 Stockmann, ZIP 1996,411 (415). 484 Fleischer, WuW 1996, 473 (482); Wenenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420); Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); A. Fikentscher, SpuRt 1995, 129 (130); Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 30 ff. u. 74 ff.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 211; Schmittmann I Lehmann, AfP 1996, 255 (257); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 46; Fritzweiler I Pfister I Summerer- Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 111 ; Möschel I Weihs, Die zentrale Vermarktung von Sportübertragungsrechten und das Kartellrecht, S. 27. 485 BGHZ 27, 265 f.- Box-Programmheft: Risiko des wirtschaftlichen Erfolges. 486 BGH, NJW 1970, 2060- Bubi Scholz: Träger des wirtschaftlichen Risikos durch Abschluß der Verträge. 487 BGHZ 39, 352 (354 ff.)- Vortragsabend: Geschäftliches Risiko und wesentliche organisatorische Maßnahmen.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

185

LG Frankfurt am Main 488 in der - mittlerweile vom OLG aus formalen Grün-

den aufgehobenen489 und in der Hauptsacheentscheidung auch inhaltlich revidierten490- Eilentscheidung gegen den Internationalen Automobilsportverband, die Europäische Kommission 491 und in anderen europäischen Mitgliedstaaten beispielsweise das höchste niederländische Zivilgericht, der Hoge Raad Amsterdam492.

Diejüngste Kartellrechtsprechung des BGH zu den UEFA-Pokalheimspielen hat nunmehr - unter ausdrücklicher Ablehnung einer Auseinandersetzung mit früheren Entscheidungen und dem herkömmlichen Veranstalterbegriff - entschieden, daß aus kartellrechtlicher Sicht zumindest originärer (Mit-)lnhaber der Vermarktungsrechte sei, wer "wesentliche wirtschaftliche Leistungen für die Vermarktung" erbringt493 . Eine Mitberechtigung des übergeordneten Verbands - oder anderer die Veranstaltung mitfördernder Personen - ist dieser Rechtsprechung des BGH494 zufolge denkbar, wenn sie an der Schaffung der vermarktungsfähigen Leistungen in einer Weise beteiligt sind, die ihre Vermarktungsbeteiligung aus eigenem Recht begründet. So könnte es dem BGH495 zufolge in Betracht stehen, daß "die UEFA, indem sie die ( ... ) europäischen Wettbewerbe ins Leben gerufen, über Jahre durch zahlreiche Einzelmaßnahmen organisiert und geleitet und ihnen ein hohes Ansehen bei den Zuschauern verschafft hat, an der von den teilnehmenden Vereinen geschaffenen marktfähigen Leistung derart mitbeteiligt ist, daß ( ...) sie eine originäre Mitberechtigung an der Vermarktung der im Wettbewerb ausgetragenen Fußballspiele erlangt hat". Überträgt man diese Kriterien auf die Sportligen und Leistungen der zuständigen Verbände, z.B. auf die deutschen Fußballbundesligen und den DFB, sowie auf andere Sportwettbewerbe und -serien, so stünde eine MitveranstalterstelJung des Sportverbands jeweils in Betracht, wenn er maßgeblich an der Entstehung des letztlich vermarktungsfähigen ,,Produkts" beteiligt ist. Auf die Fragen, wann diese Voraussetzungen erfüllt sind, welcher Art die Vermarktungsmitberechtigung sein und wie die Vermarktung gestaltet werden müßte, um nicht gegen das Kartellrecht zu verstoßen, mußte der BGH in der zitierten Entscheidung nicht eingehen. 488 LG Fran.kfurt/Main, SpuRt 1997, 129 (130)- European Truck Racing Cup. Dieser Entscheidung zustimmend Hohmann, WRP 1997, 1011 ff. 489 OLG Frankfurt/Main, Urt. v. 13.1.1998, 11 U 33/97, soweit ersichtlich nicht veröffentlicht, FAZ v. 14.1.1998, S. 28. 490 OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 ff.- European Truck Racing Cup. 491 van Miert, Sport und Gemeinschaftsrecht, S. 15. 492 Hoge Raad Amsterdam, Urteil v. 8.11.1996 - Feyenoord v. KNVB, S. 3, wonach die Fernsehrechte an Fußballspielen grundsätzlich den Heimmannschaften gehörten. 493 BGH, SpuRt 1998, 28 (29) - Europapokalheimspie1e. 494 BGH, SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele. 495 BGH, SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele.

186

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Jedenfalls sei die Beteiligung an der Schaffung einer marktfähigen Veranstaltung bzw. der Ermöglichung ihrer Vermarktung unerläßliche Voraussetzung für die Vermarktungs(mit-)berechtigung. Allein die Erleichterung oder Verbesserung der Vermarktung kann die Berechtigung nicht begründen496 .

(2) Stellungnahme

Zuzustimmen ist dem BGH darin, daß allein die Erleichterung oder Verbesserung als reine Hilfsfunktionen der Vermarktung keine Vermarktungsmitberechtigung begründen können. Bedeutung hat diese Eingrenzung für die Veranstalterrelevanz von organisatorischen Beiträgen. Eine solche setzt voraus, daß der organisatorische Beitrag unerläßliche Voraussetzung für die Marktgängigkeit des Produktes ist. Doch darf hieraus nicht der Umkehrschluß gezogen werden, auch jede conditio sine qua non begründe schon eine Veranstalterstellung. "Conditiones sine qua non" für eine vermarktbare Sportveranstaltung gibt es in unüberschaubarer Anzahl. Nicht jeder Verursacher einer solchen Bedingung kann vermarktungsmitberechtigt sein. Es darf sich deshalb nicht nur um zwar notwendige, aber nur vorgelagerte Hilfsfunktionen oder um lediglich äußere Vorkehrungen für die Veranstaltung497 handeln. Wie auch in anderen Rechtsgebieten bedarf es daher einer Eingrenzung auf die wesentlichen Beiträge zur Vermarktung bzw. VermarktbarkeiL Die die Veranstaltereigenschaft begründenden Beiträge müssen für die Schaffung des vermarktbaren Produktes einiges Gewicht haben. Ähnlich den Voraussetzungen des Coproduzenten eines Films i.S.d. § 81 UrhG kann- für den Einzelfall der Ausfüllung fähig und bedürftig - von der ,,Relevanz", der "Wesentlichkeit" oder der ,,Erheblichkeit" der Beiträge gesprochen werden498 . Hierbei dürfen vor allem im Hinblick auf die Relevanz der verbandsseifigen sportorganisatorischen Leistungen die Besonderheiten des Wettkampfsports in seiner üblichen verbandsgeprägten Struktur nicht außer acht gelassen werden. Wie beispielsweise die Forschung und Entwicldung, die Schaffung von Industriestandards für neue Produktgruppen oder die Markierung von Rahmenbedingungen durch den Gesetzgeber unabdingbare Voraussetzungen für die 496 BGH,

SpuRt 1998, 28 (30) - Europapokalheimspiele. Vgl. Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (187), die hierzu allerdings auch die typischen sportorganisatorischen Verbandsleistungen zählen. 498 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 211 f. mit Verweis auf Fromme I Nordemann I Hertin, UrhG, § 81, Rn. 2 a.E. ("Übernahme relevanter Veranstalterfunktionen"); von Hartlieb, Film-, Fernseh- und Videorecht, 59. Kap., Rn. 3 ("entscheidende(r) Mitwirkung oder wenigstens Mitbestimmung an den wesentlichen Tätigkeiten") und das Kammergericht (WRP 1996, 547 (551)), das substantielle Leistungen fordert. 497

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

187

Marktgängigkeil vieler Produkte darstellen, so bedarf es auch für alle Sportveranstaltungsmärkte der Rahmenschaffung durch die Sportverbände. Gleichwohl erscheint es dort wie hier nicht gerechtfertigt, den Rahmengebern automatisch die Stellung von natürlichen Marktteilnehmern zukommen zu lassen499 . Wegen der Vielzahl von Sportarten und der vielfältigen Ausgestaltung der jeweiligen Sportereignisse ist die Sachverhaltsgestaltung für Sportveranstaltungen sehr unterschiedlich. Eine pauschale Aussage über die erforderlichen Beiträge für eine originäre (Mit-)Veranstalterstellung kann daher nicht getroffen werden500 • Der Vielgestaltigkeit der betroffenen Sachverhalte kann allein eine differenzierte Betrachtungsweise gerecht werden, die alle maßgeblichen Umstände des Einzelfalls berücksichtigt sowie die verschiedenen organisatorischen und finanziellen Beiträge würdigt und gewichtet501 . Zu berücksichtigen sind dabei sportartspezifische Umstände, insbesondere Unterschiede in der organisatorischen Struktur502 sowie Unterschiede in der Veranstaltungsart. So können für Ligen, in denen stets zwei Clubs auf dem Heimplatz des einen gegeneinander spielen, andere Kriterien gelten als für Veranstaltungsserien, an denen wie z.B. in der Formell mehrere Teams oder Einzelsportler in ständig wechselnden, von in der Regel dritter Seite betriebeneneo Sportstätten gegeneinander antreten503 , oder für einmalige Sportereignisse wie Marathonläufe oder Tennisturniere, an denen eine Vielzahl von Sportlern teilnehmen504. Denn die jeweiligen Veranstaltungsbeiträge von Sportverband bzw. -verein, Sportstätteninhaber oder -betreiber und den Veranstaltungsteilnehmern können sehr unterschiedlich ausfallen. Das Schwergewicht wird regelmäßig auf der finanziellen bzw. Unternehmerischen Verantwortung liegen. Denn die Veranstaltungsvermarktung ist nichts anderes als die finanzielle Ausbeutung der Veranstaltung, die dem Wertschöpfungsprinzip entsprechend grundsätzlich demjenigen zumindest die Deckung des Veranstaltungsetats erlauben sollte, der für diesen Etat aufkommt und das Verlustrisiko trägt. Insbesondere die ausschließliche Übernahme des finanziellen Risikos durch eine Partei muß wie im vergleichbaren Urheberrecht ein beträchtliches Indiz für deren Veranstalterstellung und damit Vermarktungsbe499 In diesem Punkt ist die Argumentation von Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 695 ff., die im übrigen mit der hiesigen in vielen Punkten übereinstimmt, nicht gänzlich überzeugend. 500 So auch Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 211. 501 Vgl. zu diesem Vorgehen auch BGH, SpuRt 1998, 28 (30)- Europapokalheimspiele; Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 86 ff. und Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 210 f. 502 Wachtmeister, Broadcasting of Sports Events and Competition Law, S. 26. 503 Liegl I Schmitz, WRP 1998, 244 (246 ff.). 504 Wachtmeister, Broadcasting of Sports Events and Competition Law, S. 26.

188

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

fugnis sein505 . Denn wer die Kosten eines Produktes trägt, der muß auch dessen Früchte ernten dürfen. Dieser Investitionsschutzgedanke steht letztlich auch hinter den Unternehmerischen Veranstalterschutzrechten506 • Finanziell alleinverantwortlichen Veranstaltungsausrichtern vor Ort sind deshalb regelmäßig, wenn nicht alle Vermarktungsrechte, so jedenfalls der größere Anteil an den Vermarktungsrechten zuzuordnen. Inwieweit der organisatorische Beitrag eine Vermarktungsmitberechtigung auslöst, kann nur im Einzelfall unter Berücksichtigung aller relevanten Umstände beantwortet werden. Auch der Kostendeckungsfaktor kann hier wieder eine Rolle spielen, soweit Organisationskosten überhaupt anfallen bzw. vom Organisator getragen werden. Das Kostenargument läuft demgegenüber leer, wenn die Organisationskosten vom finanziell Verantwortlichen oder von dritter z.B. staatlicher Stelle getragen werden. Aber nicht nur wegen der Organisationskosten muß eine Vermarktungsmitberechtigung des (Mit-)Organisators jedenfalls dann schlicht aus dem Gedanken der eigenen Wertschöpfung bejaht werden, wenn es sich um einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung des vermarktungsfähigen Gutes handelt. Bei Vorliegen einer entsprechend starken organisatorischen Leistung kann daher meines Erachtens entgegen der dargestellten verbreiteten Ansicht auch auf die finanzielle Verantwortlichkeit verzichtet werden507 . Für die vergleichbare Problematik bei der Bestimmung des Filmherstellers i.S.d. § 94 UrhG und ähnlicher Leistungsschutzberechtigter wird ebenso überwiegend508 auf die Übernahme eines finanziellen Risikos verzichtet. Dies für die Sportveranstalterrechte nur deshalb anders zu sehen, weil hier der Schutz finanzieller Investiton mangels eines absoluten Leistungsschutzes weniger sicher sei509, überzeugt nicht. Denn auch im Sonderrechtsschutz hat der alleinige finanzielle Investor keine Vorteile aus dem absoluten Leistungsschutz, wenn er nicht als Berechtigter qualifiziert wird. Es bedarf deshalb einer differenzierten Betrachtung, die im Einzelfall eine (Mit-)Veranstalterstellung auch ohne finanzielle Verantwortung möglich sein läßt. Festzuhalten bleibt, daß (Mit-)Veranstalter im Sport ist, wer einen wesentlichen organisatorischen und/oder finanziellen Beitrag zur Veranstaltung oder deren Vermarktung leistet, der sich nicht auf eine bloße Hilfstunktion be505 So auch Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 211 f., demzufolge "auch für die Sportveranstaltereigenschaft ( ... ) das Unternehmerische Risiko ( ... ) im Vordergrund stehen" müsse. 506 Siehe oben (3) und (4) und Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 201. 507 Ebenso Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrecht, S. 696 ff. 508 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 203 ff. 509

Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 211.

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

189

schränkt. Pauschale Aussagen sind angesichts der Vielgestaltigkeit von Sportveranstaltungen nicht möglich. Es sind daher im Einzelfall die jeweiligen Beiträge auf die Erheblichkeit ihrer Art und ihres Umfangs hin zu überprüfen und in Verhältnis zu setzen. Dabei kann die Art der Sportveranstaltung, die Art des eigentlichen Wettkampfes, die Anzahl der Beteiligten, die Art und der Umfang der Beteiligungen und vieles mehr eine Rolle spielen. Im Hinblick auf den, auch für die rechtliche Herleitung der Veranstalterbefugnisse im Vordergrund stehenden Investitionsschutzgedanken ist die alleinige finanzielle Verantwortlichkeit freilich regelmäßig ein gewichtiges Indiz für eine Veranstalterstellung.

cc) Insbesondere Vermarktungs(mit)berechtigung der rahmengebenden Sportverbände Zu den organisatorischen Beiträgen, die möglicherweise eine (Mit-)Veranstalterstellung begründen, zählt der BGH in der Entscheidung über die Europapokalheimspiele510 die sportorganisatorischen Verbandsleistungen in Form von Initiierung des Wettbewerbs, seine Organisation über Jahre hinweg sowie die dementsprechende Schaffung einer Tradition, des öffentlichen Ansehens und Interesses. Im folgenden sollen zunächst die ergangenen Praxisentscheidungen und vertretenen Literaturmeinungen zur Vermarktungsmitberechtigung von Sportverbänden dargestellt (hierzu (1)) und sodann Stellung bezogen werden (hierzu (2)).

( 1) Praxisentscheidungen, Meinungsstand und Argumente

Die wenigen bisherigen Praxisentscheidungen über die Problematik, nämlich die Entscheidungen des Bundeskartellamts511 und des Kammergerichts512 im Verfahren über die Europapokalheimspiele, die Eilentscheidung des Landgerichts Frankfurt am Main zum European Truck Racing Cup513 , die Entscheidung des höchsten niederländischen Zivilgerichts, Hoge Raad Amsterdam 514, und des britischen Office of Fair Trading im Verfahren um die zentrale Fern-

510 BGH, NJW 1998, 756 (758 f.)- Europapokalheirnspiele. 511

BKartA, WuW!E BKartA 2682 (2690 ff.)- Europapokalheirnspiele. KG, SpuRt 1996, 199 (200)- Europapokalheirnspiele. 513 LG Frankfurt!Main, SpuRt 1997, 129 (130)- European Truck Racing Cup. 514 Hoge Raad Arnsterdarn, Urteil v. 8.11.1996- Feyenoord v. KNVB, S. 3. 512

190

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

sehvermarktung der Premier League Football515 hatten eine Mitveranstalterstellung des jeweiligen Verbands mangels untemehmerischer Risikotragung abgelehnt. Auch die Tendenz der Europäischen Kommission516 und der vorherrschenden Literatur517 weist in diese Richtung. Inzwischen sind allerdings auch gegenläufige Urteile ergangen. So hat das Landgericht Frankfurt am Main518 in der Hauptsacheentscheidung zum European Truck Racing Cup der FIA eine Mitveranstalterstellung eingeräumt, da ihre verbandsorganisatorische Leistungen für die Veranstaltung und deren Marktgängigkeit wesentlich seien. In der Berufungsinstanz ließ das OLG Frankfurt am Main519 diese Frage offen. Der britische Restrictive Practices' Court hat im Verfahren der zentralen Femsehvermarktung der Premier League Football die alleinige Rechteinhaberschaft der Heimclubs, allerdings vor allem mit dem Hinweis einer Mitveranstalterstellung der Gastclubs, abgelehnt520. Auch in der Literatur finden sich nunmehr Stimmen, die eine Mitveranstalterstellung der rahmengebenden Verbände bejahen521.

515 Office of Fair Trading, zitiert in Restrictive Practices ' Court in England and Wales, Urt. v. 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http://www.courtservice.gov.uklpljmtint.htrn, Rn. 217 und 219. 516 Van Miert, Sport und Gemeinschaftsrecht, S. 15. 517 Fleischer, WuW 1996, 473 (482); Wenenbruch, ZIP 1996, 1417 (1420); Hausmann, BB 1994, 1089 (1091); A. Fikentscher, SpuRt 1995, 129 (130); Siegfried, Fernsehberichterstattung von Sportveranstaltungen, S. 30 ff. u. 74 ff.; Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 211 f.; Schmittmann I Lehmann, AfP 1996, 255 (257); Stockmann, ZIP 1996, 411 (415); Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 85; Heermann, SpuRt 1999, 11 (13); Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 93 f.; Fritzweiler I Pfister I Summerer - Summerer, Praxishandbuch Sportrecht, 4. Teil, Rn. 51. 518 LG Frankfurt!Main, SpuRt 1998, 195 f. - European Truck Racing Cup. 519 OLG Frankfurt!Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup. 520 Restrictive Practices' Court in England and Wales, Urt. v. 28.7.1999, The Football Association Premier League Ltd. v. British Sky Broadcasting Ltd., http://www.courtservice. gov.uklpljmtint.htrn, Rn. 219 f.- Zentrale Fernsehvermarktung der Premier League Football: "( ... ) we regard it as somewhat facile to speak of "individual selling" in a way which assumes that each club, or the home club in each match, is entitled to sell the television rights to the matches in which it participates. We know of no principle which, in the absence of a special rule, gives a club such a right. It is true, of course, that the home club, as the owner or controller of the ground at which a match is tobe played, can prevent a broadcaster having access to that ground for the purpose of making a broadcast or recording of the match. But this is a mere power of veto. lt does not enable the home club to sell the television rights to a match without the concurrence of the visiting club. Moreover such concurrence may be difficult or expensive to obtain (...).In practice, therefore, "individual selling" can only be achieved by a series of trilateral deals between home and visiting clubs and particular broadcasters. ( ... ) Whether such a regirne could be devised without the acceptance of obligations which arnount to restrictions under the 1976 Act seems to us tobe much more doubtful." 521 Jänich, GRUR 1998, 438 (441) für den DFB hinsichtlich der Fußballbundesligen wegen des großen organisatorischen Aufwands und der gerade aus der Einordnung der Spiele in die DFB-Ligen folgenden Attraktivität; Ahrens I Jänich, Vergabe von Fernsehübertragungs-

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

191

Für und gegen die Mitveranstalterstellung der rahmengebenden Verbände werden die folgenden Argumente angeführt522.

Zum ersten wird gegen die Vermarktungsmitberechtigung des rahmengebenden Verbands eingewandt, daß die rechtlichen Positionen der Veranstalterrechte vor allem an die konkreten Veranstaltungsaktivitäten vor Ort anknüpften. Diese Ansicht vertritt Stopper523 , der zwar zunächst zu dem- streitbarenErgebnis kommt, daß für die untersuchten UEFA-Pokalheimspiele deutscher Fußballvereine UEFA, DFB und die deutschen Heimvereine wesentliche Veranstalterbeiträge leisteten, dann aber gleichwohl allein die Heimvereine als Inhaber der Veranstalterrechte sieht. Ähnlicher Ansicht scheint auch die EUKommission524 zu sein, die - allerdings nur bezüglich der Fernsehrechte - als originären Rechteinhaber gewöhnlich denjenigen ansieht, der den Fernsehsendern den Zugang zum Veranstaltungsort verwehren kann, also das Hausrecht besitzt, letztlich aber das Recht des betroffenen Mitgliedstaats für maßgeblich hält. Ferner schließen Haas I Reimann525 eine Mitveranstalterstellung der rahmenschaffenden Verbände aus, weil sie weder über das Hausrecht verfügten noch - wie für den wettbewerbliehen Leistungsschutz aus § 1 UWG ihrer Ansicht nach erforderlich- in sittenwidriger Weise um die Früchte ihrer Leistung gebracht wurden. Denn die erforderliche spezifische Sittenwidrigkeit setze besondere Umstände, wie beispielsweise das Eindringen in einen fremden Machtbereich, der das Arbeitsergebnis umschließt, oder ein Erschleichen des Arbeitsergebnisses durch Vertrauensbruch voraus. An dieser Sittenwidrigkeit fehle es zwischen Fernsehsender und Verband.

rechten fUr Basketballspiele durch den Deutschen Basketballbund (DBB), S. 17 ff.; Liegl I Schmitz, WRP 1998, 244 (246 f.) demgegenOber ablehnend fUr den DFB hinsichtlich der Fußballbundesligen und bejahend fUr die FIA hinsichtlich der unter ihrer Betreuung stattfindenden Rennen, da ihr nicht wie dem DFB professionell geftihrte Vereine gegentibersttinden, die die Spiele selbst organisieren und durchfUhren; Bothor, Anm. zu LG Frankfurt/Main, SpuRt 1998, 195 (196 f.)- European Truck Racing Cup; Mestmäcker, Veranstalterrechte als Fernsehrechte, S. 695 ff.; Archner, Kartellrechtliche Zulässigkeit, S. 22, 54, 57 ff., 63 ff., der vor allem dem Spezifikum bei Sportveranstaltungen Rechnung tragen will, daß der Mitwirkungsbeitrag am Zustandekommen und der Durchführung des Ereignisses seitens der Sportverbände nicht mit einer Gewinnerzielungsabsicht erfolgt. Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 217 fordert stets auch finanzielle Verantwortung beim Veranstalter und sieht die Veranstalterstellung des Verbands daher als die Ausnahme. 522 Daß beide Ansichten vertretbar seien, befindet OLG Frankfurt/Main, SpuRt 1999, 200 (201)- European Truck Racing Cup- fUr die FIA bei Automobilrennen. 523 Stopper, Ligasport und Kartellrecht, S. 83 ff., insb. S. 93 f. 524 EU-Kommission, ABI. 1993 Nr. L 179/23 (27) - EBU!Eurovisions-System; EUKommission, Der Einfluss der Tätigkeiten der Europäischen Union auf den Sport, 1995, s. 73. 525 Haas I Reimann, SpuRt 1999, 182 (187).

192

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Nach den obigen Ausführungen zu den Rechtspositionen des Veranstalters knüpfen die zentralen Unternehmerischen Veranstalterrechte nicht spezifisch an die Veranstalteraktivitäten vor Ort an, sondern generell an wesentliche organisatorische und finanzielle Leistungen für die Veranstaltung. Diese Leistungen sind nicht an den Veranstaltungsort selbst gebunden und können durchaus auch von einem der Veranstaltungsstätte örtlich fernstehenden Verband ausgehen. Zum zweiten wird auf die Vergleichbarkeit der Situation mit der eines Franchise- oder Lizenzgebers dem Franchise- oder Lizenznehmer gegenüber verwiesen526. Jener erhält für die Überlassung der Lizenz oder der Franchise ein Entgelt und eventuell eine fixe Umsatzbeteiligung am Erlös aus der Franchisebzw. Lizenzverwertung. Eine Vermarktungsmitberechtigung hat er aber nicht. Übertragen auf die Situation im Sport, hätte dies zur Konsequenz, daß der Verband lediglich eine Art Entgelt für die Überlassung der Veranstaltungsausrichtung und eine Beteiligung am Vermarktungserlös verlangen könnte, ihm aber keine originäre Vermarktungsmitberechtigung zustünde527 • Technisch könnte beides bei der Erhebung der Mitgliedsbeiträge, die unter anderem in einem z.B. prozentualen Anteil an den Vermarktungseinnahmen der Ausrichter vor Ort bestehen könnte, bei der Veranstaltungs- bzw. Ligalizenzvergabe sowie durch separate Kostenrechnungen erfolgen. Verwiesen wird insofern auch darauf, daß die Verbände ihren Mitgliedern mittlerweile angefallene Kosten wie die Schiedsrichterkosten in den Fußballbundesligen in Rechnung stellen528 . Gegen den Vergleich mit Franchise- oder Lizenzgebern spricht aber die Besonderheit der Situation im zwar mittlerweile kommerzialisierten, doch nach wie vor gemeinnützig organisierten Sport, die einen undifferenzierten Vergleich mit vertraglich umfassend geregelten Franchise- oder Lizenzvergaben verbietet. Der Vergleich hinkt schon deshalb, weil die Sportverbände mit ihren Veranstaltungsbeiträgen grundsätzlich keine Gewinnerzielungsabsicht verfolgen529. Andererseits verfügen im Sport nicht selten bereits die wettkampfausrichtenden Vereine und Clubs selbst über ausreichendes Know-how für die W ettkampfveranstaltung530 . Zum dritten wird gegen die ongmare Vermarktungsmitberechtigung der Verbände vorgebracht, daß ihre Grundlage, also die organisatorischen Verbandsleistungen, schlicht die Erfüllung des von den Vereinen und Unterver526 Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 218. 527 Nach Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 218, könne der Sportverband die Nutzung seiner Einrichtungen durch den Sportveranstalter von einer wirtschaftlichen Beteiligung abhängig machen. 528 Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 88. 529 Vgl. Archner, Kartellrechtliche Zulässigkeit, S. 54. 530 Vgl. DEL-Schiedsgericht, SpuRt 1997, 165 (167 f.).

D. Vermarktungsbefugnisse im Sport

193

bänden an die Sportverbände verliehenen satzungsgernäßen Auftrags und damit des sie letztlich rechtfertigenden Verbandszweck sei531 . Hieran eine originäre Vermarktungsmitberechtigung zu knüpfen, widerspreche der gesetzlich vorgesehenen Beitragserhebung als Finanzierungsquelle für die im Dienste des Verbandszwecks stehende Aufgabenwahrnehrnung. Denn die Vereine und Unterverbände zahlen Beiträge für die verbandsorganisatorischen Leistungen. Teilweise bekommen sie die Kosten direkt in Rechnung gestellt532 . Wie soeben erwogen, könnte eine angemessene Teilhabe des Verbands an den Vermarktungseinnahmen der Ligaclubs oder der sonstigen Veranstaltungsausrichter vor Ort deshalb dadurch erfolgen, daß ein gewisser Prozentsatz der Vermarktungseinnahmen an den Verband abzuführen wäre. Dies entspreche auch der Praxis für die Einnahmen aus dem Eintrittskartenverkauf in der Bundesliga: Nach § 26 DFB-Durchführungsbestirnrnungen zu den Bundesligen ist der DFB hieran mit 4% zu beteiligen. Mitgliedsbeiträge kann der Verband freilich nur von den unmittelbaren Mitgliedern verlangen. Soweit die Veranstaltungsausrichter vor Ort keine unmittelbaren Mitglieder sind, könnte der Verband aber eine entsprechende Ausrichtungsgebühr erheben. Gegen diese Erwägung spricht aber einerseits die Existenz zahlreicher Spartverbandsfinanzierungsquellen außerhalb der Beiträge: Genannt seien nur Spenden, staatliche Förderrnittel und Sponsorengelder. Andererseits müßte sich das Beitrags- oder Mitgliedsfinanzierungsargument dann auch gegen die Vermarktungsberechtigung der Vereine richten. Denn mit der Durchführung von Sportveranstaltungen erfüllen auch sie regelmäßig nur ihren satzungsgernäßen Zweck. Zum vierten wird gegen die Vermarktungsmitberechtigung des Verbands angeführt, daß ihre rechtlichen Folgen der tatsächlichen Situation, vor allem der gemeinnützigen Stellung der Verbände, widersprächen, wenn man die Verrnarktungsgerneinschaft als Bruchteilsgemeinschaft i.S.d. §§ 741 BGB qualifizieren- hierzu im einzelnen nachfolgend- und damit den Verband zwingend zur anteiligen Kostentragung verpflichtet (§ 748 BGB) sehen würde. Diese zwingende Rechtsfolge der Mitveranstalterstellung zeige, so wird argurnentiert533, daß die (Mit-)Übernahrne Unternehmerischen Risikos unerläßliche Voraussetzung bereits für die Begründung der Veranstalterstellung sein müsse.

531 BKartA, WuW!E BKartA 2682 (2692); Waldhauser, Fernsehrechte des Sportveranstalters, S. 232 f.; Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 88, die alle darauf hinweisen, daß die Vereine die Verbände zu den sportorganisatorischen Leistungen beauftragt hätten und dafür auch Abgaben entrichteten. 532 Parlasca, Wirkungen von Sportkartellen, S. 88, mit dem Hinweis der Rechnungsteilung für die Kosten der Schiedsrichter in der Fußballbundesliga. 533 Heermann, SpuRt 1999, II (13). 13 Hannamann

194

2. Teil: Grundlagen der Sportvermarktung

Unterstellt, auf die Mitveranstaltergemeinschaft kämen §§ 741 ff. BGB zur Anwendung534, ist dieser Argumentation das Folgende entgegenzuhalten: Zum ersten kann nicht aus der Rechtsfolge durch Anwendung einer gesetzlichen Auffangregelung auf die Tatbestandsvoraussetzungen geschlossen werden. Zum zweiten haben es die Vermarktungsmitberechtigten in der Hand, durch individuelle Ausgestaltung ihrer Beziehung die Verlust- bzw. Kostenteilung intern abweichend von § 748 BGB zu regeln. Bei bestehendem Mitgliedschaftsverhältnis kommen konkret ausgestaltete, die Bruchteilsgemeinschaft verdrängende, verbandsrechtliche Bezi