Institutionelle Sklaverei in Tempel Und Palast in Sudmesopotamien Wahrend Der Altbabylonischen Zeit 3963271663, 9783963271663

In the present work, slavery in southern Mesopotamia during the Old Babylonian period (ca. 2000-1595 BC) is examined in

239 84 6MB

German Pages 450 [464] Year 2022

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Institutionelle Sklaverei in Tempel Und Palast in Sudmesopotamien Wahrend Der Altbabylonischen Zeit
 3963271663, 9783963271663

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand
1. Einleitung
2. Zur altbabylonischen Zeit und ihren Quellen
3. Gegenstand
3.1. Sklaverei im Alten Orient – Stand der Forschung und Begriffsbestimmung
3.1.1. Die Anwendung des Begriffs „Sklave“
3.1.2. Zu den akkadischen Begriffen wardum/amtum und ihren sumerischen Äquivalenten
3.2. „Tempel“, „Palast“ und die Trennung zwischen „privat“ und „offiziell“
II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten Mesopotamiens
1. Ur
1.1. Einleitung
1.2. Das relevante Textmaterial
1.3. Die a-ru-a-Texte und der Nanna-Ningal-Tempel
1.3.1. Gestiftete Personen
1.3.2. Die Stifter
1.3.3. Empfänger der gestifteten Personen
1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel
1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel
1.6. Fazit
2. Larsa
2.1. Einleitung
2.2. Das relevante Textmaterial
2.3. Das bīt asīrī
2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I
2.3.2. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn II
2.3.3. Auslösung gefangener Personen aus Larsa
2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels?
2.4.1. Balmunamḫe und Sillī-Šamaš
2.4.2. Balmunamḫe = awīlum
2.4.3. Die Rolle des Balmunamḫe/awīlum
2.4.4. Sklaven im Archiv des Balmunamḫe/awīlum
2.4.5. Balmunamḫe: Fazit
2.5. Das Ebabbar
2.5.1. Die Texte aus Raum 3 beim Hof 1 des Ebabbar
2.5.2. Die Texte aus Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar
2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš
2.5.4. Sklaven im Ebabbar von Larsa: Fazit
2.6. Sklavenstiftungen an Gottheiten
2.7. Der Palast des Nūr-Adad
2.8. Versorgungslisten
2.8.1. Gruppe A: Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters
2.8.2. Gruppe B: Handwerkerlisten
2.9. Diverse administrative Texte
2.9.1. HEO 18 169 – Sklavenrationen für 1 Jahr
2.9.2. OECT 15 69 – Zuweisung zweier unfreier Köchinnen
2.9.3. CUSAS 15 111 – Sklavinnen für die dusu-Verpflichtung
2.10. Fazit
3. Uruk
3.1. Einleitung
3.2. Das relevante Textmaterial
3.3. „Gefangener“ oder „Sklave“?
3.4. Eigenschaften und Herkunft der Gefangenen und Sklaven
3.4.1. Angeborener/familiärer Status
3.4.2. Geographische Herkunft
3.4.3. Berufliche Qualifikation
3.5. Das Verwaltungskonzept des bīt asīrī
3.5.1. Ankunft im bīt asīrī
3.5.3. Umverteilung innerhalb von Uruk
3.5.4. Verstorbene Gefangene
3.5.5. Freistellung
3.6. Gefangene und Sklaven innerhalb der Verwaltungsstrukturen von Uruk
3.6.1. Empfangende Institutionen
3.6.2. Empfangende Arbeitsgruppen und Personen mit/ohneBerufsbezeichnung
3.7. Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī
3.8. Ein flüchtiger Palastsklave
3.9. Fazit
4. Kisurra
4.1. Einleitung
4.2. Sklaven im c-Haushalt
4.2.1. Sklaven in den administrativen Texten
4.2.2. Sklaven in der Korrespondenz des Šamaš-rē’ûm
4.3. Fazit
5. Isin
5.1. Einleitung
5.2. Sklavinnen im Enlil-bāni-Palast
5.2.1. Sklavinnen in den Urkunden der Personalbuchhaltung des Enlil-bāni-Palastes
5.2.2. Sklavinnen in den Urkunden des „Mehl-Archivs“
5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“
5.4. Fazit
6. Nippur
6.1. Einleitung
6.2. Das Archiv des „central redistributive household“
6.2.1. Öl- und Getreiderationen für Sklavinnen
6.2.2. a-ru-a-Weihgaben
6.3. Sklavinnen und Sklaven im Ninurta-Tempel
6.3.1. Die Versorgung von Sklavinnen durch die sattukku-Opfergaben im Ešumeša
6.3.2. Das religiöse Fest gu4 -si-su zu Ehren Ninurtas
6.4. Brot für die géme-uš-bar „Sklavinnen-Weberinnen“
6.5. Fazit
7. Dūr-Abiešuḫ
7.1. Einleitung
7.2. Das relevante Textmaterial
7.2.1. Die Sklavenkaufurkunden
7.2.2. Darlehen für Sklavenkauf oder Handelsreisen
7.3. Preise und Herkunft der Sklaven
7.3.1. Hausgeborene Sklaven
7.3.2. Sklaven aus Šubartum und māt birītim
7.3.3. Sklaven aus Elam (Susa)
7.3.4. Sklaven aus Gutium
7.3.5. Sklaven unbekannter Herkunft (ka-kal-aki u r u ša s u k k a lki/ka-kál-a und u r u- l ú- i-laki)
7.4. Institutioneller oder privater Kontext?
7.5. Fazit
8. Maškan-šapir
8.1. Einleitung
8.2. Versorgung von Kriegsgefangenen durch den gu-za-lá
8.3. Fazit
9. Babylon
9.1. Einleitung
9.2. Sklaven und Sklavinnen im Haus des Marduk-nāsir
9.3. Sklaven für das Mahlen im Marduk-Tempel
9.4. Fazit
10. Tell Egraineh
10.1. Einleitung
10.2. Die Versorgung von Sklavinnen und Sklaven im Uraš-Tempel
11. Damrum und die Mananâ-Texte
11.1. Einleitung
11.2. Kriegsgefangene aus Ešnunna
11.3. Fazit
12. Sippar
12.1. Einleitung
12.2. Der TIM-VII-Haushalt
12.2.1. Der Erwerb von Sklaven
12.2.2. Rationen für die „Sklaven des Hauses“
12.2.3. Sklavinnen der nadītum-Priesterin im TIM-VII-Haushalt
12.3. Sklaven im gagûm-Kloster
12.4. „Sklaven des Hauses“ (außerhalb des TIM-VII-Haushalts)
12.4.1. Listen mit „Sklaven des Hauses“ für Felder in der Umgebung von Sippar
12.4.2. Die Dokumentation von Arbeitstagen und Produktionsleistung in der Textilverarbeitung
12.5. Sklaven im Tempel der Annunītum (Eulmaš)
12.5.1. Monatliche Rationen
12.5.2. Das Archiv des Ur-Utu, des obersten Klagepriesters der Annunītum
12.6. Sklaven für den Tempel des Šamaš (Ebabbar)
12.6.1. Der Ankauf von Sklaven
12.6.2. Der Verkauf von Sklaven
12.7. Sklaven im Palast
12.7.1. Sklavenakquise für den Palast
12.7.2. Einsatz von Sklaven im Palast
12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption
12.9. Fazit
13. Šaduppûm
13.1. Einleitung
13.2. Das Hauptverwaltungsgebäude „Serai“
13.2.1. Räume 27 und 31: Sklaven in administrativen Texten
13.2.2. Raum 5: Das Archiv des Nanna-mansum
13.2.3. Raum 17: Sklaven für die Feldarbeit
13.3. Fazit
14. Nērebtum
14.1. Einleitung
14.2. Der Kitītum-Tempel
14.2.1. Der šangû-Tempelverwalter Abizum
14.2.2. Der Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin
14.3. Einige Sklavenkaufurkunden aus institutionellem Kontext
14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und Nērebtum
14.5. Fazit
15. Tutub
15.1. Einleitung
15.2. Texte aus dem Sîn-Tempel
15.2.1. Die Sklaven und Sklavinnen der en-Priesterin
15.2.2. Sklaventexte anderer Personen aus dem Sîn-Tempel
15.3. Fazit
16. Ešnunna
16.1. Einleitung
16.2. Der Austausch von Kriegsgefangenen
16.3. Sklaven und Sklavinnen in den administrativen Texten des Palastes und des Šu-Sîn-Tempels
16.4. Fazit
III. Teil: Auswertung und
Zusammenfassung
1. Institutionen zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft
2. Die Sklaverei in politischen Institutionen
2.1. Der Erwerb von Sklaven
2.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven
2.3. Die Versorgung der Sklaven
2.4. Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven
2.5. Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen
3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen
3.1. Der Erwerb von Sklaven
3.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche
3.3. Die Versorgung der Sklaven
3.4. Chronologische Verteilung der Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen
4. Fazit und Ausblick
IV. Teil: Anhang
1. Abkürzungsverzeichnis
2. Bibliographie
3. Abbildungsverzeichnis
4. Index
Leere Seite

Citation preview

dubsar 23 Möllenbeck • Institutionelle Sklaverei

in Tempel und Palast

Institutionelle Sklaverei in Tempel und Palast in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (2000–1500 v. Chr.) Christin Möllenbeck

www.zaphon.de

dubsar 23 Zaphon

dubsar-23-Möllenbeck-Cover.indd 1

18.10.2021 12:17:18

Institutionelle Sklaverei in Tempel und Palast in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (2000–1500 v. Chr.) Christin Möllenbeck

dubsar Altorientalistische Publikationen Publications on the Ancient Near East Band 23 Herausgegeben von Kristin Kleber und Kai A. Metzler

Institutionelle Sklaverei in Tempel und Palast in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (2000–1500 v. Chr.) Christin Möllenbeck

Zaphon Münster 2021

Cover illustration: YOS 5, 68.

Institutionelle Sklaverei in Tempel und Palast in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (2000–1500 v. Chr.) Christin Möllenbeck dubsar 23

D6

© 2021 Zaphon, Enkingweg 36, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. Printed in Germany. Printed on acid-free paper.

ISBN 978-3-96327-166-3 (Buch) ISBN 978-3-96327-167-0 (E-Book) ISSN 2627-7174

Vorwort Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Altorientalistik und Vorderasiatische Altertumskunde an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als Teil des Projekts „Im Dienste der Götter und des Königs – Politische, ökonomische und soziale Interaktion im Bereich kultisch-religiöser Institutionen in Mesopotamien im ausgehenden 3. und frühen 2. Jt. v. Chr.“ unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Neumann am Exzellenzcluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“, Münster. Ohne die Unterstützung zahlreicher Personen hätte meine Arbeit in dieser Form nicht realisiert werden können. Für die vielfältige Unterstützung möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bedanken. Mein besonderer Dank gilt zunächst meinem Doktorvater Prof. Dr. Hans Neumann für die Betreuung meiner Arbeit, die vielen Hinweise und Ratschläge und die tolle Zusammenarbeit. Für konstruktive Anregungen danke ich ebenso PD Dr. Betina Faist, die meine Doktorarbeit als Zweitgutachterin betreut hat. Bei Prof. Dr. Florian Janoscha Kreppner möchte ich mich ganz herzlich für die Teilnahme an der Prüfungskommission bedanken. Prof. Dr. Rüdiger Schmitt gilt mein Dank für seine Mentoring-Sitzungen im Rahmen der Graduiertenschule. Meinen Freunden und Kollegen Dr. des. Sarah Schlüter, Olga Neufeld, Dr. des. Zsombor Földi, Nina Overesch, Carina Beckmann und Kristoph Koch danke ich für konstruktive fachliche und formale Hinweise. Für die Durchführung der Publikation gilt mein Dank Dr. Kai A. Metzler und Prof. Dr. Kristin Kleber, die die Drucklegung engagiert begleitet haben. Mein ganz besonderer Dank gilt meiner ganzen Familie sowie Daniel Ortega Macke für die liebevolle Unterstützung. Münster, 2021

Vorwort ................................................................................................................ V Inhaltsverzeichnis ............................................................................................. VII I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand 1. Einleitung ........................................................................................................ 3 2. Zur altbabylonischen Zeit und ihren Quellen .................................................. 7 3. Gegenstand .................................................................................................... 13 3.1. Sklaverei im Alten Orient – Stand der Forschung und Begriffsbestimmung .............................................................................. 13 3.1.1. Die Anwendung des Begriffs „Sklave“ ...................................... 18 3.1.2. Zu den akkadischen Begriffen wardum/amtum und ihren sumerischen Äquivalenten .......................................................... 24 3.2. „Tempel“, „Palast“ und die Trennung zwischen „privat“ und „offiziell“ ........................................................................................ 28 II. Teil – Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten Mesopotamiens 1. Ur ................................................................................................................... 33 1.1. Einleitung .............................................................................................. 33 1.2. Das relevante Textmaterial .................................................................... 33 1.3. Die a-ru-a-Texte und der Nanna-Ningal-Tempel ................................ 36 1.3.1. Gestiftete Personen ..................................................................... 43 1.3.2. Die Stifter ................................................................................... 43 1.3.3. Empfänger der gestifteten Personen ........................................... 43 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel ........................................ 46 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel......................... 48 1.6. Fazit ....................................................................................................... 52 2. Larsa .............................................................................................................. 55 2.1. Einleitung .............................................................................................. 55 2.2. Das relevante Textmaterial .................................................................... 55 2.3. Das bīt asīrī ........................................................................................... 58 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I ...................................................... 58 2.3.1.1. Die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī ................... 62 2.3.1.2. Die Verantwortlichen für die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī................................................ 64 2.3.2. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn II ..................................................... 73 2.3.3. Auslösung gefangener Personen aus Larsa ................................. 77 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? ................................ 79 2.4.1. Balmunamḫe und Ṣillī-Šamaš ..................................................... 80 2.4.2. Balmunamḫe = awīlum ............................................................... 82 2.4.3. Die Rolle des Balmunamḫe/awīlum ........................................... 86 2.4.4. Sklaven in den Archiven des Balmunamḫe/awīlum ................... 87

VIII

Inhaltsverzeichnis

2.4.4.1. Die Bürgschaftsurkunden .............................................. 87 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden..................................... 88 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden..................................... 97 2.4.4.1.3. Ein Sonderfall ............................................. 111 2.4.4.2. Die Personenkaufurkunden ......................................... 113 2.4.4.2.1. Selbstverkauf ............................................... 114 2.4.4.2.2. Verkauf durch Familie ................................ 117 2.4.4.2.3. Verkauf durch Dritte ................................... 119 2.4.4.3. „Larsa ‘Ritual’ Tablet“ ................................................ 120 2.4.4.4. Die administrativen Texte ........................................... 123 2.4.5. Balmunamḫe: Fazit ................................................................... 124 2.5. Das Ebabbar ........................................................................................ 126 2.5.1. Die Texte aus Raum 3 beim Hof 1 des Ebabbar ....................... 129 2.5.2. Die Texte aus Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar ..................... 131 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš................... 134 2.5.4. Sklaven im Ebabbar von Larsa: Fazit ....................................... 136 2.6. Sklavenstiftungen an Gottheiten.......................................................... 136 2.7. Der Palast des Nūr-Adad ..................................................................... 139 2.8. Versorgungslisten ................................................................................ 140 2.8.1. Gruppe A: Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters ......... 141 2.8.2. Gruppe B: Handwerkerlisten .................................................... 144 2.9. Diverse administrative Texte............................................................... 145 2.9.1. HEO 18 169 – Sklavenrationen für 1 Jahr ................................ 146 2.9.2. OECT 15 69 – Zuweisung zweier unfreier Köchinnen ............ 147 2.9.3. CUSAS 15 111 – Sklavinnen für die dusu-Verpflichtung ...... 149 2.10.Fazit ..................................................................................................... 150 3. Uruk ............................................................................................................. 153 3.1. Einleitung ............................................................................................ 153 3.2. Das relevante Textmaterial .................................................................. 153 3.3. „Gefangener“ oder „Sklave“?.............................................................. 155 3.4. Eigenschaften und Herkunft der Gefangene und Sklaven ................... 156 3.4.1. Angeborener/familiärer Status .................................................. 156 3.4.2. Geographische Herkunft ........................................................... 158 3.4.2.1. lú /munu s ON ............................................................ 158 3.4.2.2. ON ............................................................................... 158 3.4.2.3. ša šallat ON................................................................. 159 3.4.2.4. ša ištu/ša ina ON turrum/šūrûm/wabālum.................... 159 3.4.3. Berufliche Qualifikation ............................................................ 161 3.5. Das Verwaltungskonzept des bīt asīrī ................................................. 163 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī .................................................................. 164

Inhaltsverzeichnis

IX

3.5.2. Erstmalige Zuweisung .............................................................. 165 3.5.3. Umverteilung innerhalb von Uruk ............................................ 166 3.5.4. Verstorbene Gefangene ............................................................ 167 3.5.5. Freistellung ............................................................................... 168 3.6. Gefangene und Sklaven innerhalb der Verwaltungsstrukturen von Uruk ............................................................................................. 169 3.6.1. Empfangende Institutionen ....................................................... 170 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen ................................... 170 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung .................................................................. 177 3.6.2. Empfangende Arbeitsgruppen und Personen mit/ohne Berufsbezeichnung ................................................................... 181 3.6.2.1. Arbeitsgruppen ............................................................ 181 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung ................................ 184 3.6.2.3. Personen ohne Berufsbezeichnung .............................. 187 3.7. Die Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī ...... 190 3.8. Ein flüchtiger Palastsklave .................................................................. 193 3.9. Fazit ..................................................................................................... 194 4. Kisurra ......................................................................................................... 197 4.1. Einleitung ............................................................................................ 197 4.2. Sklaven im c-Haushalt ........................................................................ 197 4.2.1. Sklaven in den administrativen Texten ..................................... 198 4.2.2. Sklaven in der Korrespondenz des Šamaš-rē’ûm ..................... 199 4.3. Fazit ..................................................................................................... 202 5. Isin ............................................................................................................... 203 5.1. Einleitung ............................................................................................ 203 5.2. Sklavinnen im Enlil-bāni-Palast .......................................................... 203 5.2.1. Sklavinnen in den Urkunden der Personalbuchhaltung des Enlil-bāni-Palastes .................................................................... 204 5.2.2. Sklavinnen in den Urkunden des „Mehl-Archivs“ ................... 207 5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“ ........................................................... 208 5.4. Fazit ..................................................................................................... 210 6. Nippur.......................................................................................................... 213 6.1. Einleitung ............................................................................................ 213 6.2. Das Archiv des „central redistributive household“ ............................. 214 6.2.1. Öl- und Getreiderationen für Sklavinnen.................................. 214 6.2.2. a-ru -a-Weihgaben .................................................................... 218 6.3. Sklavinnen und Sklaven im Ninurta-Tempel ...................................... 219 6.3.1. Die Versorgung von Sklavinnen durch die sattukku-Opfergaben im Ešumeša ............................................ 221 6.3.2. Das religiöse Fest gu 4 -si-su zu Ehren Ninurtas...................... 222 6.4. Brot für die géme-uš-b ar „Sklavinnen-Weberinnen“ ........................ 224

X

Inhaltsverzeichnis

6.5. Fazit..................................................................................................... 226 7. Dūr-Abiešuḫ ................................................................................................ 227 7.1. Einleitung ............................................................................................ 227 7.2. Das relevante Textmaterial.................................................................. 228 7.2.1. Die Sklavenkaufurkunden ........................................................ 228 7.2.2. Darlehen für Sklavenkauf oder Handelsreisen ......................... 231 7.3. Preise und Herkunft der Sklaven ......................................................... 233 7.3.1. Hausgeborene Sklaven.............................................................. 234 7.3.2. Sklaven aus Šubartum und māt birītim .................................... 234 7.3.3. Sklaven aus Elam (Susa) .......................................................... 235 7.3.4. Sklaven aus Gutium .................................................................. 235 7.3.5. Sklaven unbekannter Herkunft (ka-kal-aki u r u ša s u k k a lki/ ka-kál-a und u r u - l ú - i-laki) ....................................................... 235 7.4. Institutioneller oder privater Kontext? ................................................ 236 7.5. Fazit ..................................................................................................... 241 8. Maškan-šapir ............................................................................................... 243 8.1. Einleitung ............................................................................................ 243 8.2. Versorgung von Kriegsgefangenen durch den gu-za-lá.................... 243 8.3. Fazit..................................................................................................... 245 9. Babylon ....................................................................................................... 247 9.1. Einleitung ............................................................................................ 247 9.2. Sklaven und Sklavinnen im Haus des Marduk-nāṣir........................... 248 9.3. Sklaven für das Mahlen im Marduk-Tempel ...................................... 251 9.4. Fazit..................................................................................................... 253 10. Tell Egraineh ............................................................................................... 255 10.1.Einleitung ............................................................................................ 255 10.2.Die Versorgung von Sklavinnen und Sklaven im Uraš-Tempel.......... 256 11. Damrum und die Mananâ-Texte .................................................................. 259 11.1. Einleitung ............................................................................................ 259 11.2. Kriegsgefangene aus Ešnunna ............................................................. 260 11.3. Fazit..................................................................................................... 262 12. Sippar........................................................................................................... 263 12.1. Einleitung ............................................................................................ 263 12.2. Der TIM-VII-Haushalt ........................................................................ 265 12.2.1. Der Erwerb von Sklaven ........................................................ 267 12.2.1.1. Sklavenkauf für den Palast..................................... 267 12.2.1.2. Erlös aus dem Sklavenverkauf ............................... 268 12.2.1.3. Silber für den Erwerb von Sklaven ........................ 269 12.2.2. Rationen für die „Sklaven des Hauses“ ................................. 270 12.2.3. Sklavinnen der nadītum-Priesterin im TIM-VII-Haushalt ..... 272 12.3. Sklaven im gagûm-Kloster .................................................................. 274 12.4. „Sklaven des Hauses“ (außerhalb des TIM-VII-Haushalts) ................ 276

Inhaltsverzeichnis

XI

12.4.1. Listen mit „Sklaven des Hauses“ für Felder in der Umgebung von Sippar ........................................................... 276 12.4.2. Die Dokumentation von Arbeitstagen und Produktionsleistung in der Textilverarbeitung ....................... 278 12.5. Sklaven im Tempel der Annunītum (Eulmaš) ..................................... 280 12.5.1. Monatliche Rationen .............................................................. 281 12.5.2. Das Archiv des Ur-Utu, des obersten Klagepriesters der Annunītum ....................................................................... 283 12.5.2.1. Zuteilungen für Sklavinnen und Sklaven ............... 284 12.5.2.2. ugu la asīrī in Sippar ............................................. 286 12.6. Sklaven für den Tempel des Šamaš (Ebabbar) .................................... 289 12.6.1. Der Ankauf von Sklaven ........................................................ 289 12.6.2. Der Verkauf von Sklaven....................................................... 291 12.7. Sklaven im Palast ................................................................................ 293 12.7.1. Sklavenakquise für den Palast................................................ 293 12.7.2. Einsatz von Sklaven im Palast ............................................... 297 12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption ..................................................................................... 300 12.9. Fazit ..................................................................................................... 306 13. Šaduppûm .................................................................................................... 307 13.1. Einleitung ............................................................................................ 307 13.2. Das Hauptverwaltungsgebäude „Serai“ .............................................. 307 13.2.1. Räume 27 und 31: Sklaven in administrativen Texten .......... 309 13.2.2. Raum 5: Das Archiv des Nanna-mansum .............................. 312 13.2.3. Raum 17: Sklaven für die Feldarbeit ..................................... 314 13.3. Fazit ..................................................................................................... 315 14. Nērebtum ..................................................................................................... 317 14.1. Einleitung ............................................................................................ 317 14.2. Der Kitītum-Tempel ............................................................................ 317 14.2.1. Der šangû-Tempelverwalter Abizum ...................................... 319 14.2.2. Der Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin .............. 321 14.3. Einige Sklavenkaufurkunden aus institutionellem Kontext .................. 324 14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und Nerēbtum .................... 327 14.5. Fazit ..................................................................................................... 332 15. Tutub ........................................................................................................... 333 15.1. Einleitung ............................................................................................ 333 15.2. Texte aus dem Sîn-Tempel.................................................................. 333 15.2.1. Die Sklaven und Sklavinnen der en-Priesterin ...................... 334 15.2.1.1. Die Sklavenliste der en-Priesterin ......................... 334 15.2.1.2. Die Personenkaufurkunden der en-Priesterin ........ 335 15.2.1.3. Die Bürgschaftsurkunde der en-Priesterin ............. 337 15.2.2. Sklaventexte anderer Personen aus dem Sîn-Tempel ............ 338

XII

Inhaltsverzeichnis

15.2.2.1. Sklaven des Šalāmum-tāb ...................................... 338 15.2.2.2. Sklaven des Issur-Sîn und seines Sohnes Mannum-kī-ilīja......................................... 339 15.2.2.3. Sklaven des Nūr-Kabta .......................................... 341 15.2.2.4. Sklaven des Muḫaddûm ......................................... 341 15.3. Fazit ..................................................................................................... 342 16. Ešnunna ....................................................................................................... 343 16.1. Einleitung ............................................................................................ 343 16.2. Der Austausch von Kriegsgefangenen ................................................ 343 16.3. Sklaven und Sklavinnen in den administrativen Texten des Palastes und des Šu-Sîn-Tempels ........................................................ 345 16.4. Fazit ..................................................................................................... 349 III. Teil – Auswertung und Zusammenfassung 1. Institutionen zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft ....................... 353 2. Die Sklaverei in politischen Institutionen .................................................. .357 2.1. Der Erwerb von Sklaven ..................................................................... 357 2.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven ................................. 365 2.3. Die Versorgung der Sklaven ............................................................... 371 2.4. Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven........................ 372 2.5. Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen ...................................................................... 374 3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen ....................................... 377 3.1. Der Erwerb von Sklaven ..................................................................... 377 3.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche ..................................................... 381 3.3. Die Versorgung der Sklaven ............................................................... 385 3.4. Chronologische Verteilung der Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen .......................................................... 385 4. Fazit und Ausblick....................................................................................... 387 IV. Teil – Anhang 1. 2. 3. 4.

Abkürzungsverzeichnis ............................................................................... 395 Bibliographie ............................................................................................... 401 Abbildungsverzeichnis ................................................................................ 439 Index ............................................................................................................ 441

I. Teil Raum – Zeit – Gegenstand

1. Einleitung „There is nothing notably peculiar about the institution of slavery. It has existed from before the dawn of human history right down to the twentieth century, in the most primitive of human societies and in the most civilized. There is no region on earth that has not at some time harboured the institution. Probably there is no group of people whose ancestors were not a time slaves or slaveholders.“1 Sklaverei ist ein gesellschaftliches Phänomen, das für fast jede Periode der Menschheitsgeschichte nachgewiesen werden kann. In der vorliegenden Arbeit wird die Sklaverei in Südmesopotamien während der altbabylonischen Zeit (ca. 2000–1595 v. Chr.) im institutionellen Bereich von Tempel und Palast untersucht. Die Abhandlung ist Teil des Projekts „Im Dienste der Götter und des Königs – Politische, ökonomische und soziale Interaktion im Bereich kultisch-religiöser Institutionen in Mesopotamien im ausgehenden 3. und frühen 2. Jt. v. Chr.“ unter der Leitung von Prof. Dr. Hans Neumann am Exzellenzcluster „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.2 Thematisch ordnet sich dieses Vorhaben in die Forschungen zu den Grundlagen altorientalischer Gesellschaftsentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Sozialstruktur und Ideologiegeschichte ein. Im Fokus steht dabei das Beziehungsgeflecht der kultisch-religiösen und politischen Institutionen Mesopotamiens, das vor allem hinsichtlich des Verwaltungspersonals und der Arbeitskräfte im Bereich der Dienstleistung und Produktion untersucht wird. Die Arbeitskraft der kultisch-religiösen und politischen Institutionen Mesopotamiens setzte sich zusammen aus Haushaltspersonal, freien Bürgern, die auf die eine oder andere Weise Verpflichtungen erfüllen mussten,3 und Sklaven. Letztere Gruppe wird in der vorliegenden Arbeit in drei Teilen untersucht, wobei beachtet werden muss, „dass zu keiner Zeit im Alten Mesopotamien die Sklaven die Hauptklasse der Produzenten bildeten“ und „dass der Einsatz von Sklaven in erster Linie in privaten Hauswirtschaften, in geringerem Maße im Bereich der institutionellen Haushalte (Palast, Tempel) erfolgte, auch wenn man im Einzelnen natürlich strukturelle Unterschiede im Erscheinungsbild sowohl des privaten als auch des staatlichen Wirtschaftssektors im Verlauf der historischen Entwicklung sowie in regionaler Hinsicht berücksichtigen muss“.4 Die Sklaverei war im Alten Orient zwar eine vollkommen legitime und anerkannte Praxis, aber es existierte keine 1

Patterson 1982, VII. www.uni-muenster.de/Altoriental/forschung/ao/ReligionundPolitik.html (03.01.2018). 3 Zum Dienst dem Staat gegenüber siehe Stol 2004, 732–746 (mit weiterführender Literatur). Zur Palast- und Tempelwirtschaft siehe Kapitel 3.2. „Tempel“, „Palast“ und die Trennung zwischen „privat“ und „offiziell“. 4 Neumann 2018, 109. 2

4

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Sklavengesellschaft, in der per definitionem die Sklaverei eine markante strukturelle Tiefendimension besitzt.5 Die vorliegende Arbeit widmet sich der in der bisherigen Forschung nur selten – und niemals in die Tiefe gehend6 – behandelten Frage nach der wirtschaftlichen Bedeutung von Sklaven in den kultisch-religiösen und politischen Institutionen während der altbabylonischen Zeit. Es wird untersucht, in welchen ökonomischen Bereichen sie eingesetzt werden konnten und welche Funktionen sie dort übernommen haben. I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand Zunächst werden in Teil I der zu untersuchende geographische Raum, die altbabylonische Periode mit ihren wichtigsten politischen Entwicklungen sowie das zur Auswertung herangezogene Textmaterial vorgestellt. Daran schließen sich Bemerkungen zur Forschungsgeschichte der Sklaverei in der Antike, vor allem aber hinsichtlich des Alten Orients, an. Schließlich wird der Gegenstand der Untersuchung – die Sklaverei in Tempel und Palast – definiert. Hierbei werden nicht nur der Begriff „Sklave“, sondern auch die beiden Institutionen Tempel und Palast diskutiert sowie das Zusammenspiel von Palast-, Tempel- und Privatwirtschaft. II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten Mesopotamiens Im anschließenden Teil II wird das Textmaterial, das für die Erforschung der institutionellen Sklaverei herangezogen werden konnte, präsentiert und diskutiert. Um die Frage der ökonomischen Bedeutung der Sklavenarbeit in Tempel und Palast beantworten zu können, wird das Textmaterial im Wesentlichen unter den folgenden Aspekten studiert: Der Erwerb von Sklaven Die Ermittlung der Bezugsquellen der Sklaverei ist ein elementarer Bestandteil der Untersuchung. Hierbei wird zwischen dem Erwerb durch Ankauf, Kriegsgefangenschaft, Weihung und Anmietung unterschieden. Im Zuge des Erwerbs durch eine der genannten Möglichkeiten wird auch die Herkunft der Sklaven untersucht, die häufig beim Aufnahmezeitpunkt in eine Institution in den Texten notiert worden ist.

5

Patterson 1982, X. Dies gilt vor allem hinsichtlich wirtschaftlicher Abhängigkeit der Gesellschaft von Sklaven und deren Anteil an der Gesamtbevölkerung: Es können zwei Arten von Sklavengesellschaften unterschieden werden. Jene mit ausgeprägter wirtschaftlicher Ausbeutung der Sklavenarbeit und mind. 15 % Sklavenanteil (variabler Richtwert) in der Bevölkerung und jene, die diese Grenze unterschreiten und deren Sklavenarbeit keine Basis für die Wirtschaft darstellt, vgl. dazu vor allem Heinen 1982. 6 Siehe dazu im Kapitel 3.1. Sklaverei im Alten Orient – Stand der Forschung und Begriffsbestimmung.

1. Einleitung

5

Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven Von besonderem Interesse sind außerdem die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven und damit ihr Beitrag zur Funktion institutioneller Haushalte.7 Hierbei handelt es sich um Landwirtschaft, Handwerk und den kultischen Bereich. Die Versorgung der Sklaven Die Versorgungslisten der politischen und kultisch-religiösen Institutionen stellen häufig den einzigen Nachweis für die Existenz von Sklaven dar. Sie werden vor allem hinsichtlich der Qualifikation und der Einsatzbereiche der Sklaven ausgewertet. Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven Ein Sklave konnte sich durch die Zahlung eines Lösegeldes, Flucht, Freistellung oder Tod der Gewalt einer politischen oder kultisch-religiösen Institution entziehen. Jede dieser Möglichkeiten bietet Besonderheiten, die im Einzelnen diskutiert werden. III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung Die Ergebnisse werden in Teil III vergleichend untersucht, sodass Gemeinsamkeiten, Unterschiede und interne Verflechtungen aufgezeigt werden können. Durch die Synthese der hier aufgeführten Aspekte wird die wirtschaftliche und soziale Rolle der Sklaven im Bereich der Tempel- und Palastwirtschaft dargestellt. Dies umfasst nicht nur die Arbeitsbereiche, in denen Sklaven eingesetzt worden sind, sondern auch konkrete handwerkliche und sogar kultische Handlungen. Darüber hinaus können Unterscheidungen zwischen männlichen und weiblichen Sklaven sowie versklavten Kindern herausgestellt werden. Somit schlägt die vorliegende Arbeit eine Brücke zwischen Altorientalistik, Sklavenforschung und auch Ökonomiegeschichte.

7

Für den Begriff „Haushalt“ (sum. é , akk. bītum) wird im Folgenden die Definition des Oriental Institute Seminars zu „Slaves and Households in the Ancient Near East“ (2010) übernommen: „Households, as domestic units, temple and state institutions, or legal and symbolic entities, are the sites through which a historian can most meaningfully understand the experiences, roles, labors, and realties of the enslaved. The household encompasses the heterogeneous community in which slavery and non-slavery coexisted“, Culbertson 2011a, 2.

2. Zur altbabylonischen Zeit und ihren Quellen „Altbabylonisch“ bezeichnet den Zeitraum zwischen dem Ende der Ur-III-Zeit und dem Einfall des Hethiterkönigs Muršili I (ca. 2000–1500 v. Chr.). Diese Periode kann durch historische Gegebenheiten weiter unterteilt werden (beispielsweise „Isin-Larsa-Zeit“ oder „früh- und spätaltbabylonisch“).8 Darüber hinaus definiert „altbabylonisch“ die zeitgleiche Sprachstufe des Akkadischen. Die altbabylonische Periode eignet sich für die Untersuchung sozialer und wirtschaftlicher Aspekte, da tausende Urkunden, Listen, Briefe, Rechtstexte usw. aus dieser Zeit überliefert sind. Zum ersten Mal in der mesopotamischen Geschichte sind Palast-, Tempel- und Privatwirtschaft in der textlichen Überlieferung gleichermaßen vertreten, sodass fast sämtliche Aspekte des wirtschaftlichen und sozialen Lebens dokumentiert wurden. Dieses Textmaterial kann infolgedessen auch hinsichtlich der ökonomischen Rolle der Sklaven in Tempel und Palast ausgewertet werden. Die Mehrheit der Texte ist im altbabylonischen Dialekt des Akkadischen verfasst, welches das im 3. Jt. v. Chr. vorherrschende Sumerische als gesprochenen Sprache sukzessive ablöste.9 Als Ursache für die Ablösung des Sumerischen kann sowohl die Zunahme als auch die Machtübernahme der semitischsprachigen Bevölkerungsgruppe der Amurriter angeführt werden.10 Das Sumerische wird aber weiterhin – vor allem im Süden Mesopotamiens – als Schriftsprache gebraucht. Dies gilt insbesondere für literarische und religiöse Texte, aber auch in den Alltagstexten existieren weiterhin sumerische Phrasen bis hin zu vollständigen Texten. Letzteres gilt vor allem für Städte in Südbabylonien, wie Isin und Nippur. Als primäre Quelle für die Untersuchung zur Sklaverei in kultisch-religiösen und politischen Institutionen der altbabylonischen Zeit dient das keilinschriftliche Material aus den Städten Nord-, Mittel- und Südbabyloniens (unter Einschluss des Diyala-Gebiets). Die geographische Abgrenzung von benachbarten Regionen in Syrien und Obermesopotamien soll auf der einen Seite eine homogene kulturelle Darstellung ermöglichen und auf der anderen Seite das immense Textkorpus der altbabylonischen Zeit sinnvoll eingrenzen, das bisher ungefähr 33000 Texte umfasst, die in ca. 1300 Publikationen zugänglich sind.11 Die Auslassung der syrischen und obermesopotamischen Regionen bedeutet nicht, dass sie als „Peripherie“ betrachtet werden, und es ist zu hoffen, dass zukünftige Arbeiten, die an die hier behandelte Thematik anknüpfen, sich auf eben diese Gebiete konzentrieren werden.

8

Zur Geschichte, Wirtschaft und Gesellschaft während der altbabylonischen Zeit siehe die umfassenden Beiträge Charpin 2004, Stol 2004 und Edzard 2004. 9 Zum „Sprachtod des Sumerischen“ siehe Sallaberger 2004. 10 Zu Amurritern in der altbabylonischen Periode siehe vor allem De Boer 2014. 11 Schätzung nach D. Charpin, www.archibab.fr/archibab.pdf (30.01.2019).

8

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Im Zuge der Textsichtung wurden zunächst sämtliche Texte erfasst, die einen Bezug zur Sklaverei aufweisen. Dabei handelt es sich nicht nur um Dokumente aus eindeutig kultisch-religiösen und politischen Institutionen, sondern auch um solche Texte, die augenscheinlich dem privaten Sektor angehörten. Palast- und Tempelbeamte konnten Notizen und Urkunden über Tätigkeiten, die sie in offizieller Funktion ausübten, in ihren Wohnhäusern zusammen mit ihrer privatwirtschaftlichen Dokumentation aufbewahren.12 Häufig kann erst durch die Kontextualisierung eines (vor allem administrativen) Textes der Sinn bzw. seine Bedeutung für die vorliegende Fragstellung erschlossen werden. Die ältesten Texte, die zur Untersuchung der Sklaverei herangezogen werden, datieren in die Zeit Išbi-Erras von Isin zu Beginn der frühaltbabylonischen Zeit.13 Diese Periode setzt mit dem Zerfall des zentralisierten Territorialstaates der 3. Dynastie von Ur (2004 v. Chr.)14 ein und resultiert in Machtkämpfen zwischen kleineren Stadtstaaten. Besonders die Konflikte der beiden Städte Isin und Larsa sind prägend für diesen Zeitabschnitt, sodass er auch unter dem Namen IsinLarsa-Periode in der Fachliteratur Eingang fand. Diese neuen und unruhigen politischen Gegebenheiten zogen gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen nach sich, von denen das Hervortreten des privatwirtschaftlichen Sektors besonders hervor zu heben ist. Erst nach 200 Jahren wurde Mesopotamien fast zu Gänze wieder von einer Dynastie regiert. König Ḫammurapi von Babylon (1792–1750 v. Chr.)15 konnte durch seine Expansionspolitik seinen Machtbereich über Süd-, Mittel- und Nordbabylonien, Ešnunna und schließlich auch Mari ausweiten. Er gehörte der 1. Dynastie von Babylon an, die der vormals eher unbedeutenden Stadt zu ihrem Ruhm verhalf. Zuvor musste Ḫammurapi aber ernstzunehmende Gegner besiegen, denn Babylon war nicht der einzige Staat in dieser Zeit, der sich gegen andere Rivalen erfolgreich durchsetzen konnte: Im Norden bildete sich ein Machtzentrum um die Stadt Assur, im Süden hatte sich die Stadt Larsa schließlich gegen den Erzrivalen Isin durchgesetzt, am mittleren Euphrat etablierte sich Mari, und im Diyalagebiet gewann Ešnunna mehr und mehr an Bedeutung. Durch diplomatisches Geschick und militärische Auseinandersetzungen konnte sich Ḫammurapi aber gegen alle Konkurrenten durchsetzen, sodass am Ende seiner Regierungszeit ein neuer Territorialstaat entstanden war. Doch bereits Ḫammurapis Nachfolger Samsuiluna (1749–1712 v. Chr.) musste Verluste dieses Machtbereichs hinnehmen. Aus eben dieser Zeit datieren die jüngsten Texte, die in dieser Arbeit diskutiert werden. Es handelt sich hierbei 12

Zu den Möglichkeiten und Grenzen der altbabylonischen Archive für den Historiker siehe Charpin 2014b. 13 Siehe dazu im Kapitel zu Isin 5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“. 14 Diese Arbeit richtet sich nach der mittleren Chronologie. 15 Für ein Porträt der Gesellschaft Mesopotamiens zu der Zeit von Ḫammurapi siehe Klengel 1991, Charpin 2003 und Van de Mieroop 2004.

2. Zur altbabylonischen Zeit

9

um die spätaltbabylonische Zeit, womit der Zeitabschnitt der letzten Könige der 1. Dynastie von Babylon gemeint ist. Schon Samsuiluna konnte das Königreich nicht zusammenhalten und verlor die Kontrolle über Süd- und Mittelbabylonien. Auch seine Nachfolger konnten diesen Zerfallsprozess nicht abwenden. Insgesamt war die spätaltbabylonische Periode eine unruhige Zeit, die durch Krisen und Konflikte geprägt war und den anhaltenden Niedergang der 1. Dynastie von Babylon zur Folge hatte. Schließlich setzte der Einfall des Hethiterkönigs Muršili I (1595 v. Chr.) dem babylonischen Königreich ein Ende.16 Aufgrund der lokalen sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Entwicklungen in Nord-, Mittel- und Südbabylonien in dem hier bearbeiteten Zeitraum von vier Jahrhunderten bietet es sich an, das Textkorpus eines jeden Fundortes zunächst einzeln zu betrachten. Eine solche mikrohistorische Herangehensweise erlaubt es, den Untersuchungsgegenstand in seinem jeweiligen Kontext und unter Vermeidung von Generalisierungen zu betrachten.17 Die Bearbeitung der in dieser Arbeit untersuchten Orte erfolgt gemäß ihrer geographischen Lage, beginnend im Süden mit Ur.18 Aufgrund der unterschiedlichen Quellenlage konnte aber nicht jede Ortschaft in Babylonien hinsichtlich institutioneller Sklaverei in Tempel und Palast ausgewertet werden. In einigen Fällen stammt das Textmaterial größtenteils oder ausnahmslos aus dem (eindeutig) privatwirtschaftlichen Sektor, sodass die aus diesen Städten stammenden Sklavenbelege hier nicht berücksichtigt werden. Aus der Stadt Marad (Tell Wannat es-Sadum)19 stammt nur eine kleine Gruppe altbabylonischer Texte, die die privatwirtschaftlichen Tätigkeiten der Familie des Ilum-bani dokumentieren.20 Auch aus der Stadt Kutalla in der Nähe von Larsa sind vor allem Texte aus dem privatwirtschaftlichen Sektor überliefert.21 Die Texte aus Dilbat (Tell Deylam), wo bis auf einen kurzen Besuch von H. Rassam im Jahr 187922 keine wissenschaftlichen Grabungen stattgefunden haben, sind nur durch Raubgrabungen und über den Kunsthandel in verschiedene

16 Zum Ende der altbabylonischen Zeit mit Blick auf die Rolle der Hethiter vgl. Klengel 1979. 17 „I also believe that slavery must be studied on the micro-historical level as a relationship between master/mistress and slave, a relationship far more complex, mitigated and mutually dependent than a mere legal proprietary context can explain. There is no point denying that power played a role in that relationship, arid that owner and slave were not equal partners, but a great deal more than mere coercion was required in order to extract labour from slaves or facilitate their daily interactions within the household“, Toledano 2002, 58. 18 Zu den Texten aus Šubat-Enlil/Šeḫnā siehe bei Möllenbeck in Vorbereitung. 19 Zu den Ausgrabungen siehe Hannun 1997–1998 und Al-Hussayny 2010. 20 Für einen Überblick der derzeit publizierten Texte aus Marad siehe de Boer 2013a (mit Literatur). 21 Siehe dazu Charpin 1980. 22 Rassam 1897, 265 und 347.

10

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Museen und Sammlungen gelangt. Sie werden in dieser Arbeit nicht behandelt, da alle Belege im privatwirtschaftlichen Bereich23 zu verorten sind.24 Es gibt zwar Arbeiter- und Rationenlisten, in denen die Nennung von Sklavinnen und Sklaven zu erwarten gewesen wäre, aber niemals erfolgt ist.25 Aus der nur 15 km östlich von Babylon befindlichen Zwillingsstadt Kiš26 wurden Sklaven und Sklavinnen vor allem in Kauf- und Mieturkunden27 notiert, die aus dem privatwirtschaftlichen Bereich stammen.28 Es ist zu bedauern, dass für eine so traditionsreiche Stadt wie Kiš aufgrund mangelnder Textfunde keine Auswertung bezüglich der Palast- und Tempelsklaverei ausgeführt werden konnte. Aus der Stadt Supur-Šubula, die zwischen Kiš und Kutha zu verorten ist,29 sind nur wenige Texte aus der altbabylonischen Zeit bekannt.30 Sie bilden das Archiv des Soldaten Ubarrum und haben mehrheitlich Feldpacht zum Thema. Die Stadt Lagaba wurde bisher nicht lokalisiert und ausgegraben, und das Textmaterial, das wahrscheinlich aus dieser Stadt stammt, wurde durch Raubgrabungen dem Kunsthandel und Museen zugänglich gemacht.31 Es wird vermutet, dass sich Lagaba in Nordbabylonien entlang eines Kanals zwischen Kutha und Babylon befunden haben muss.32 Die bisher publizierten Texte sind für die vorliegende Fragestellung aber ebenfalls nicht relevant. In einigen Briefen werden Angelegenheiten hinsichtlich Sklaverei im privatwirtschaftlichen Kontext ange-

23

Zu den Textpublikationen und den wichtigsten Studien siehe Charpin 2004, 431–432. So z. B. einige Kaufurkunden (TCL 1 156; YOS 13 199; 246; 248; 253; 279; 316; 382; 408; 409; VS 7 50; 53; VS 16 207) oder Briefe (VS 7 188; 202). 25 So z. B. VS 7 118; 10; 128; TEBA 64; YOS 13 128. 26 Zur Grabungsgeschichte siehe zusammenfassend bei Goddeeris 2002, 251–252. 27 Für Kaufurkunden siehe z. B. RA 54 (1960) Nr. 37–40; OECT 13 377; YOS 13 89; 248. Für Mieturkunden siehe z. B. AJSL 33 (1916) 207; OECT 13 84; YOS 13 381. 28 Eventuell gibt es zwei administrative Texte aus Kiš, in denen Rationen für Sklavinnen aus einem königlichen Speicher entnommen worden sind (YOS 13 43 und 142). Auch wenn die Herkunft dieser beiden aus dem Kunsthandel stammenden Texte nicht gesichert ist und sie hinsichtlich der Sklaverei in Tempel und Palast keinen nennenswerten Beitrag leisten können, sollen sie hier kurz beschrieben und die relevanten Stellen zitiert werden. YOS 13 43: Vs.(7)2(b a r i g a ) a-na diri k u r u m6 g é m e meš é (Datum: 24. Tag des Monats XII, Samsuditana 13) und YOS 13 142: Vs.(9)2(b a r i g a ) a-na d i r i k u r u m6 ⌈sag⌉g é m e - ti (Datum: 28. Tag des Monats XI, Samsuditana 13). Für die Zuweisung zu Kiš siehe Pientka 1998, 341 und 347. 29 Landsberger 1956, 121 und Groneberg 1980, 214. 30 Für eine Zusammenstellung der Texte aus Supur-Šubula siehe Pientka 1998, II 396–400 (mit Literatur) und Charpin 2004, 450. 31 Für einen Überblick des Textkorpus aus Lagaba siehe Charpin 2004, 432 und Mayer 2005, 330–334. 32 Tammuz 1996. 24

2. Zur altbabylonischen Zeit

11

sprochen,33 und nur ein administrativer Text notiert Rationen für Sklavinnen.34 Vielleicht kann durch die anstehende Publikation der Texte aus Lagaba aus der James B. Nies-Sammlung in Yale von O. Tammuz und A. Jaquet35 das Textkorpus neu evaluiert und kontextualisiert werden. Die bisher publizierten altbabylonischen Texte aus der Stadt Adab (Bismaya) können für die vorliegende Fragestellung keinen Beitrag leisten.36 Es handelt sich vor allem um Briefe, die von F. R. Kraus37 und M. Stol38 bearbeitet worden sind. Einige Urkunden und Verwaltungsdokumente wurden von T. J. Meek publiziert, die gleichermaßen für eine Untersuchung zu Sklaverei im kultisch-religiösen oder politischen Kontext ausscheiden.39 Das altbabylonische Textmaterial aus der Stadt Zaralulu (Tall ad-dibā’ī),40 das derzeit zugänglich ist, kann hinsichtlich der Sklaverei im institutionellen Bereich nicht ausgewertet werden.41 Von den etwa 700 Texten und Fragmenten sind nur wenige bisher publiziert.42 Darüber hinaus gibt es einen Text aus Sippar, der einen Sklaven aus Zaralulu erwähnt: 1 saggéme den .zu -na-da uru za-ri-lu-luki èš-n un na ki43. In Tell Muhammad am unteren Diyala-Fluß wurden eine Reihe von altbabylonischen Tontafeln entdeckt,44 die aber gleichfalls nicht publiziert worden sind.45 Aus der Stadt Umma (Djokha) wurden kürzlich beschriftetet Tonbullen aus dem Šara-Tempel publiziert, die während der irakischen Ausgrabungen in den Jahren 1992–2002 geborgen wurden.46 Sie datieren in die frühaltbabylonische Zeit (Sumuel von Larsa, 1894–1866 v. Chr.) und dokumentieren Vorgänge der 33 So z. B. in TLB 4 2 (Prozess um eine Sklavin), TLB 4 6 (Vermietung einer Sklavin), TLB 4 41 (Gefangennahme eines flüchtigen Sklaven), YOS 15 40 und 47 (Sendung von Sklavinnen). 34 IB 210: Vs.(3)3 ( b á n ) sagg é m e - émeš „30 l: Sklavinnen des Hauses“, siehe auch Mayer 2005, 330–334. 35 Tammuz / Jacquet in Vorbereitung. Für eine inhaltliche Kurzbeschreibung der Texte siehe http://www.archibab.fr (12.03.2019). 36 Für das Textmaterial siehe Kraus 1947, 100–101, Charpin 2004, 427 und Lauinger 2012. 37 Kraus 1972, Nr. 1–57. 38 Stol 1986, Nr. 135–150. 39 Meek 1916/1917, 203–204. 40 Zur Beschreibung der Stadt und zu ihrer Geschichte siehe Saporetti 2002, 108–114 und van Koppen 2018. 41 Unter diesen Texten befinden sich zwei Sklavenkaufurkunden, die aber im privatwirtschaftlichen Bereich zu verorten sind: IM 52858 und IM 67272, siehe Al-Hashimi 1964. 42 Für einen Überblick der Texte siehe zusammenfassend bei de Boer 2014, 427–429. 43 Archibab 1 5; siehe auch van Koppen 2004, 24. 44 Siehe zusammenfassend zu den Ausgrabungen und der Beschreibung der altbabylonischen Schichten bei Gasche / Armstrong / Cole / Gurzadyan 1998, 83–87. 45 Al-Ubaid 1983. Kurze Beschreibung und Diskussion dieser Texte bei Gasche / Armstrong / Cole / Gurzadyan 1998, 83–87 und Sassmannshausen 1999, 413–417. 46 Al-Mutawilli / Ismael / Sallaberger 2019.

12

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Tempelverwaltung. Unter diesen Texten befinden sich außerdem einige wenige über Zuteilungen von Gerste an gefangene Personen (lú al-dab 5 -ba) und Sklaven,47 welche zwar keine wesentlichen Aussagen zur vorliegenden Fragestellung liefern können, aber der Vollständigkeit halber hier kurz erwähnt werden sollten.

47

UmCT 2 35; 36; 39; 40; 46; 47; 55; 60; 64; 101.

3. Gegenstand Bereits der Titel der vorliegenden Arbeit beinhaltet mehrere Begriffe, die vor ihrer Anwendung in einer Untersuchung zum Alten Orient zunächst eine Definition erfordern: „Sklaverei“, „Tempel“ und „Palast“. Der Begriff „Sklaverei“ wird nachfolgend unter Berücksichtigung altorientalistischer Forschungsgeschichte diskutiert. Eine Definition von „Tempel und Palast“ erfordert im Alten Orient auch eine Diskussion über die Trennung von „privat und offiziell“, die im darauffolgenden Abschnitt aufgegriffen wird.

3.1. Sklaverei im Alten Orient – Stand der Forschung und Begriffsbestimmung „Der Rückblick auf die Wissenschaftsgeschichte löst die aktuellen Forschungsprobleme nicht, vermag jedoch die Chancen wie Risiken des universalhistorischen Vergleichs deutlich zu machen.“48 Mit diesem Zitat schließt W. Nippel seinen Beitrag zur Forschungsgeschichte über die Anfänge der neuzeitlichen Diskussion der antiken Sklaverei, die im Zuge des Abolitionismus im 18. Jh. ihre Anfänge nahm. Auch in der marxistischen Geschichtskonzeption der Formationstheorie rückte die Sklaverei im Alten Orient in den Fokus der Wissenschaft:49 Im Zuge der geschichtstheoretischen Diskussion um das Problem der Abfolge vorkapitalistischer Gesellschaften und deren formationstheoretische Einordnung wurden auch die altorientalischen Gesellschaften hinsichtlich ihrer möglichen Rolle als „Sklavereigesellschaft“ betrachtet.50 Es war dann aber vor allem die Sklaverei der griechisch-römischen Antike, die die Aufmerksamkeit der Wissenschaft auf sich zog. Als Beispiel soll hier das Mainzer Langzeitprojekt „Forschungen zur antiken Sklaverei“ an der Akademie der Wissenschaften und Literatur herangezogen werden.51 Das im Jahre 1950 von Tübinger Althistoriker Joseph Vogt ins Leben gerufene Projekt, dessen Finanzierung nach 62 Jahren schließlich endete, wurde ursprünglich gegründet, um sich mit den marxistischen Theorie von der antiken Sklavenhaltergesellschaft auseinanderzusetzen. Es verstand sich im Laufe der Zeit aber immer mehr als „Teil 48

Nippel 2005, 348. Zur marxistischen Sicht auf die Sklavenhaltergesellschaft als Entwicklungsstufe siehe zusammenfassend bei Gelb 1979, bes. 288–290. 50 „Die Auffassungen reichten hier – ohne an dieser Stelle detailliert und differenziert darauf eingehen zu können – von der Annahme einer auch die Gesellschaften des Alten Orients einschließenden Sklavenhalterordnung als erste Klassengesellschaft über die Vorstellung vom eigenständigen Charakter der altorientalischen Klassengesellschaft bis hin zu Erwägungen, alle vorkapitalistischen Klassengesellschaften zu einer einheitlichen sozialökonomischen Formation zusammenzufassen“ s. Neumann im Druck (mit Verweis auf Eifler 1972, 577–596). Zu geschichts- und gesellschaftstheoretischen Fragestellungen der Altertumswissenschaften in der DDR siehe Neumann 1998, bes. 208–217. 51 http://www.adwmainz.de/index.php?id=997 (10.04.2019). 49

14

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

einer viel umfassenderen Wirtschafts-, Gesellschafts- und Mentalitätsgeschichte“,52 die sich jedoch fast ausnahmslos mit der griechisch-römischen Antike beschäftigte. Dies wird zum einen durch die Titel der Reihen „Forschungen zur antiken Sklaverei“ und deren Beihefte, sowie den „Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz – Geistes- und Sozialwissenschaftliche Klasse“ deutlich.53 Lediglich eine einzige Monographie widmet sich nicht der griechisch-römischen, sondern der ägyptischen Antike.54 In der umfangreichen „Bibliographie zur antiken Sklaverei“, die bis 2012 aktualisiert wurde, ist der Alte Orient zwar vertreten, aber vor allem durch russischsprachige Beiträge – was dem ursprünglichen Vorhaben des Projekts geschuldet ist.55 Die restlichen Einträge altorientalistischer Forschungen zur Sklaverei sind vor allem Lexikonbeiträge oder stammen vornehmlich aus den 70er und 80er Jahren. Wesentliche Beiträge wie z. B. die RlA-Artikel „Sklaverei“56 oder der Chicagoer Tagungsband zu „Slaves and Households“57 wurden nicht aufgenommen. Das Interesse an dem Forschungsgebiet der Sklaverei in der Antike innerhalb der Geschichtswissenschaften versiegte auch nicht nach Abschluss des Mainzer Projekts. Im Jahr 2017 wurde in Bonn das „Center for Dependency and Slavery Studies“ gegründet, das schließlich ab 2018 durch die Exzellenzinitiative gefördert wurde.58 Das Forschungszentrum hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die Sklaverei der Vormoderne, sondern jegliche Formen der asymmetrischen Abhängigkeit auf einem interdisziplinären und internationalen Niveau innerhalb von fünf Forschungsfeldern zu untersuchen.59 Die bislang involvierten Fakultäten,

52

http://www.adwmainz.de/index.php?id=312 (10.04.2019). Zu den jeweiligen Reihen siehe http://www.adwmainz.de/index.php?id=318&L=0 (10.04.2019). 54 Gundlach 1994. 55 „In den Jahren der Nachkriegszeit wurde diese auf den Sieg des Kommunismus angelegte Geschichtskonzeption als große Herausforderung empfunden. In dieser Situation rief der Tübinger Althistoriker Joseph Vogt als Mitglied der Mainzer Akademie 1950 das Arbeitsvorhaben Forschungen zur antiken Sklaverei ins Leben, um eine Antwort der freien Welt auf die kommunistische Lehre von der antiken Sklavenhalterordnung zu entwickeln. Zugleich war es ihm ein wichtiges Anliegen, die Diskussion über den Charakter der antiken Gesellschaft auf ein wissenschaftliches Niveau zu heben und nach Möglichkeit zu objektivieren“, http://www.adwmainz.de/index.php?id=1584&L=ftp%3A%2F%2Fadho st02%3Asnh2301%40ftp.whl0084.whservidor.com%2Fpublic_html%2Ftesting.php%3F (10.04.2019). Die anfängliche antikommunistische Motivation Joseph Vogts kann durch sein Wirken in der Nazi-Zeit erklärt werden, s. Losemann 2012, 1273. 56 Molina 2011, Radner 2011, Stol 2011, Wilhelm 2011 und Wunsch 2011. 57 Culbertson 2011. 58 https://www.dependency.uni-bonn.de/en (10.04.2019). 59 Bei den fünf Forschungsfeldern handelt es sich um (1) Grammars of Dependency, (2) Embodied Dependencies, (3) Institutions, Norms and Practices, (4) Labor and Spatiality und (5) Gender (and Intersectionality). 53

3. Gegenstand

15

Wissenschaftler und Publikationen lassen aber auch hier erkennen, dass die Altorientalistik nur eine geringe Bedeutung in der aktuellen Sklavenforschung einnimmt. Hoffnung gibt der im Januar 2019 abgehaltene Workshop „Violence, Punishment and Labour in Ancient Egypt and the Ancient Near East“,60 bei dem der Alte Orient allerdings nur durch eine Teilnehmerin vertreten wurde.61 Ähnlich verhält es sich mit der Reihe „Sklaverei – Knechtschaft – Zwangsarbeit. Untersuchungen zur Sozial-, Rechts- und Kulturgeschichte“,62 die im Zuge des Trierer Graduiertenkollegs „Sklaverei – Knechtschaft und Frondienst – Zwangsarbeit. Unfreie Arbeits- und Lebensformen von der Antike bis zum 20. Jahrhundert“63 erschienen ist und den Alten Orient nicht einbezogen hat. Auch auf internationaler Ebene wurden Forschungszentren und -vorhaben innerhalb der Geschichtswissenschaft gegründet, die sich mit Sklaverei im weitesten Sinne befassen.64 Einige von diesen widmen ihre Forschungen der antiken Sklaverei, aber nur die „Leiden Slavery Studies Association“ hat in einem Sonderband der Zeitschrift „Journal of Global Slavery“ vier Beiträge zum Alten Orient herausgebracht.65 Eine epochenübergreifende oder gar globalhistorische Herangehensweise an das Forschungsthema Sklaverei ist allerdings nur dann möglich, wenn die miteinander im Vergleich zu betrachtenden Kulturen ausreichend erschlossen werden. Bestrebungen, eine umfassende Geschichte der Sklaverei zu verfassen, resultierten in den letzten Jahren in Monographien wie „Sklaverei. Eine Menschheitsgeschichte von der Steinzeit bis heute“66 oder „Handbuch Geschichte der Sklaverei. Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis heute“,67 um nur zwei prominente Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum zu nennen. Sie versprechen: „Auf breiter empirischer Basis entsteht auf diese Weise eine Geschichte der

60 www.dependency.uni-bonn.de/en/events/violence-punishment-and-labour-in-ancientegypt-and-the-ancient-near-east (10.04.2019). 61 Giessler, J., Mark them or put them in fetters! On punitive functions of body marks in first millennium Babylonia, Vortrag gehalten am 15.01.2019 auf dem Workshop „Violence, Punishment and Labour in Ancient Egypt and the Near East“ am Bonner Center for Dependency and Slavery Studies. 62 Erschienen im Olms Verlag: http://www.olms.de/search/result.aspx?SeriesID=900 (11.04.2019). 63 http://gepris.dfg.de/gepris/projekt/273571 (11.04.2019). 64 Zu nennen sind hier „The Law in Slavery and Freedom” (University of Michigan), „Groupe International de Recherche sur l’Esclavage dans l’Antiquité” (Université FranceComté) und „Centre International de recherches sur les esclavages“ (l’École des Hautes Études en Sciences Sociales). 65 Journal of Global Slavery 3, Special Issue 1–2: Slavery from Babylon to Rome, mit Beiträgen von Dercksen 2018, Verderame 2018, Rositani 2018 und Turri 2018. 66 Zeuske 2018. 67 Zeuske 2013.

16

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Sklaverei, die ca. 10 000 v.u.Z. begann und bis in die heutige Zeit andauert.“68 Vor allem in der zuletzt genannten Abhandlung findet Sklaverei im Alten Orient zwar Beachtung, aber es wird schnell deutlich, dass dieser Zeit nur wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde und der Autor das Thema nicht durchdrungen hat,69 was sich unter anderem auch in der Bibliographie widerspiegelt, in der der Alte Orient überhaupt keine Rolle spielt. Nur an einer Stelle wird das Übersichtswerk „Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris“70 von B. Hrouda erwähnt. Die mangelnde Wahrnehmung der Altorientalistik innerhalb der Sklavereiforschung ist insofern unverständlich, als die ersten Abhandlungen zur Sklaverei im Alten Orient bereits in den 1940er-Jahren von B. J. Siegel71 und I. Mendelsohn72 verfasst worden sind. B. J. Siegel beschreibt Sklaverei während der Ur-III-Zeit vor allem anhand privatwirtschaftlicher Dokumente. I. Mendelsohn veröffentlichte die erste Monographie zur Sklaverei im gesamten Orient „from the middle of the third millennium B.C. to the beginning of the Christian era. Its aim is to investigate the sources from which slaves were recruited, their legal status, and the role of slave labor in the economic life of Babylonia, Assyria, Syria, and Palestine“.73 Auch wenn es bei diesem Werk angesichts der großen zeitlichen Spanne und des weit gefassten geographischen Raums bei allgemeinen Aussagen bleibt, ist es ein wichtiger Anknüpfungspunkt nachfolgender Forschungen. Das Phänomen der Sklaverei im Alten Orient rückte aber besonders durch die sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Untersuchungen der 1970er-Jahre in den Fokus der Wissenschaft. Die Mehrheit der relevanten Beiträge, die sich seitdem mit altorientalischer Sklaverei auseinandergesetzt haben, bezieht sich auf die eine oder andere Weise auf die in dieser Zeit entstandenen Abhandlungen von I. M. Diakonoff und I. J. Gelb.74 In der sogenannten Gelb-Diakonoff-Kontroverse diskutierten die beiden Wissenschaftler das Problem der wirtschaftlichen Stellung der Produzentenklasse.75 68

Zeuske 2013, Cover Rückseite. Das resultiert in Aussagen wie „Meist war in solchen Gesellschaften ohne ‚große‘ Wirtschaftssklaverei Sklaverei kein rechtlich definiertes Privatverhältnis zwischen Herrn und Sklaven. So gab es etwa im Alten Orient ‚nie einen florierenden Sklavenhandel‘. […] Ob das auch für Gefangenentransporte gilt, steht dahin“, Zeuske 2013, 188. 70 Hrouda 1997. 71 Siegel 1944 und 1945. 72 Mendelsohn 1949. 73 Mendelsohn 1949, v. 74 Diakonoff 1971, 1972, 1974 und 1987, Gelb 1972, 1976, 1979 und 1982. 75 Kleber 2011, 104 fasst die Essenz der Kontroverse zusammen: „The discussion cannot simply be dismissed as ideologically charged; central problems of the very definition of slavery lay at the core of the discussion. While many Western scholars applied a legal approach to their studies of slavery, focusing on salability and personal rights, Russian scholars used an economic definition. According to Diakonoff (1974: 63), the unalienable 69

3. Gegenstand

17

Neben periodenübergreifenden Darstellungen der Sklaverei76 konzentrierte sich die Forschung in den letzten Jahrzehnten auf Teilaspekte der Sklaverei, wie z. B. Freilassung,77 Sklavenmarkierungen78 oder Sklavinnen im Rahmen der Geschlechterforschung.79 Durch diese Grundlagenforschungen und die gleichzeitige Zunahme des publizierten Materials ist es nun möglich, die Sklaverei im Alten Orient unter wirtschafts- und sozialhistorischen Fragestellungen zu behandeln. Hierzu zählt zum Beispiel der Tagungsband „Slaves and Households in the Near East“,80 der die Ergebnisse des „Sixth Annual Oriental Seminar“ in Chicago im März 2010 präsentiert. Dieser Workshop brachte Experten nicht nur für die 3000 Jahre mesopotamischer Geschichte, sondern auch für die islamische Periode zusammen. Eine solche Herangehensweise ist äußerst wünschenswert und rückt den Alten Orient wieder in den Fokus der internationalen Sklavenforschung. Des Weiteren zu nennen ist die Monographie von A. Seri „The House of Prisoners“,81 die sich zu einem nicht geringen Teil mit den Kriegsgefangenen und Sklaven einer bestimmten Periode und Stadt (spätaltbabylonisches Uruk) akribisch auseinandersetzte. Zuletzt sind auch die Beiträge des Workshops „Le forme dell’assoggettamento: rapporti di dipendenza e diritti individuali nelle società antiche e moderne“ im „Journal of Global Slavery“ publiziert worden.82 Die Artikel im Reallexikon der Assyriologie zu „Sklave, Sklaverei“ bieten einen ersten Überblick der Sklaverei im Alten Orient vom 3. bis zum 1. Jt. v. Chr.83 Die Mehrheit der bisherigen Untersuchungen fokussiert die Sklaverei im privatwirtschaftlichen Bereich. Die wenigen Abhandlungen zur institutionellen

workers of his “type II,” which Gelb called “serfs,” were the institutional counterpart of private slaves. Their “somewhat more liberal life condition and the preservation by them of some indisputable features of being the subjects of personal rights, were, of course, due to the fact that there was no possibility for constant coercion of each of them on the large territories of state lands, in order to keep them in the condition of complete (i.e., also legal) slavery.” He points out that the major factors conditioning their membership to a socioeconomic class are extra-economic coercion of labor and deprivation of property in means of production“. 76 Mendelsohn 1932 und 1949, Klíma 1964, Westbrook 1995 und 1998 sowie Neumann 2001. 77 Szlechter 1952, Ebeling 1971, Wilcke 1977, Roth 1980, Veenhof 1982, Malul 1988, 40– 76, Neumann 1989, Charpin 1990, Marello 1994, Hallo 1995 und Weiler 2003. 78 Szlechter 1954, Dosch 1987, Hurowitz 1992, Reiner 2004 und Durand 2010. 79 Westbrook 1998, Lafont 1999 und Seri 2011. 80 Culbertson 2011. 81 Seri 2013. 82 Pargas 2018. 83 Molina 2011, Stol 2011, Radner 2011, Wunsch 2011 und Wilhelm 2011.

18

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Sklaverei befassen sich fast ausschließlich mit den Quellen des 1. Jt. v. Chr.84 Die juristische Stellung eines Sklaven im privatwirtschaftlichen Bereich konnte für das 3. bis 1. Jt. v. Chr. daher weitestgehend geklärt werden.85 Für Sklaverei im institutionellen Bereich während der altbabylonischen Zeit gab es bisher nur Untersuchungen zur Kriegsgefangenschaft und dem bīt asīrī im spätaltbabylonischen Uruk.86 Diese Vernachlässigung der Untersuchungen zur Sklaverei im institutionellen Bereich ist durch die vorhandene Quellenlage zu erklären: „Institutional slavery existed on a large but indeterminate scale, and has tended to be set aside as too difficult to see in useful detail in the available cuneiform sources.“87 Das Textmaterial, das zur entsprechenden Auswertung herangezogen werden muss, besteht größtenteils aus administrativen Texten, Notizen und Listen, die lakonisch verfasst wurden und inhaltlich für den rezenten Leser schwer zugänglich sind. Wie auch in einigen Kapiteln der vorliegenden Arbeit deutlich wird, müssen diese Textquellen in ihrem jeweiligen archäologischen (falls vorhanden) und inhaltlichen Kontext interpretiert und miteinander verglichen werden. 3.1.1. Die Anwendung des Begriffs „Sklave“ „The term ‘slave’ can be discussed, but not defined.“88 Diese Aussage I. J. Gelbs aus dem Jahr 1979 kann durch die Zunahme des zugänglichen Keilschriftmaterials und der Grundlagenforschung zur Sklaverei im Alten Orient mittlerweile relativiert werden. Dennoch bedarf die Verwendung des Begriffs „Sklave“ einer Stellungnahme, sowohl hinsichtlich der modernen als auch hinsichtlich der antiken Anwendung, denn erst eine exakte Definition des Sklavenbegriffs kann eine weitere historische Einordnung und Bewertung erlauben. I. Weiler schlussfolgert in seiner Diskussion zur terminologischen Problematik des Begriffs: „Der heutige gängige Sklaventerminus, der erst ab dem Mittelalter allmählich an die Stelle des antiken terminologischen Kunterbunts trat, überdeckt also

84

Z. B. Dandamayev 1984, 469–557 (II. Temple Slavery) und 558–584 (III. Royal Slaves) und Kleber 2011. 85 Mendelsohn 1949, Chirichigno 1993, Westbrook 1995 und 1998. Zu den einzelnen Perioden siehe zusammenfassend mit Literatur Molina 2011, Stol 2011, Radner 2011, Wunsch 2011 und Wilhelm 2011. 86 Seri 2013, bes. 7–15 für eine Zusammenfassung der bisherigen Forschungsgeschichte zum bīt asīrī und Rositani 2018. 87 Adams 2010, 2. 88 Gelb 1979, 283.

3. Gegenstand

19

eine Reihe von Begriffsnuancen und Unschärfen und stellt streng genommen in seiner Anwendung auf das griechisch-römische Altertum zunächst einen Anachronismus dar.“89 Wenngleich die „persönliche Unfreiheit infolge des Besitzrechts eines anderen Menschen an der Person des Abhängigen“90 von Wissenschaftlern unterschiedlichster Disziplinen in der Regel als „Sklaverei“ bezeichnet wird, müssen die Nuancen der jeweiligen Stadien der Unfreiheit unbedingt berücksichtigt werden. M. A. Korostovtsev definiert den altorientalischen Sklaven in seinem Beitrag in AoF 5 (1977)91 als eine sozioökonomische Erscheinung, die grundsätzlich durch drei „Basiskennzeichen“ definiert wird: „1. Ein Sklave ist Eigentum einer individuellen oder kollektiven Wirtschaft (Dorfgemeinde, Tempel, Staat); ein Sklave ist ein lebendiges Werkzeug in dieser Wirtschaft. Die Enteignung der Persönlichkeit äußert sich ökonomisch in der Aneignung aller Resultate seiner Arbeit durch den Herrn; 2. Ein Sklave hat kein Eigentum an Produktionsmitteln. […]; 3. Die Ausbeutung des Sklaven geschieht auf dem Wege des außerökonomischen Zwanges.“92 Alle weiteren Merkmale, die je nach Periode oder Raum voneinander abweichen konnten, bezeichnet er als „Überbau“, wie z. B. familienrechtliche Bestimmungen oder Tätigkeitsbereiche und berufliche Qualifikationen.93 Eine m. E. treffende Definition liefert B. Lasker: „In genauer Fassung bezeichnet der Ausdruck ein Eigentumsrecht, nämlich das Recht, über eine Person, und nicht allein über das Produkt ihrer Arbeit zu verfügen. Den Sklaven ist es häufig gestattet, Vermögen zu besitzen, eine Familie zu haben und sogar gewisse Grenzen ihrer Tätigkeit selbst zu bestimmen. Das Recht des Eigentümers über seinen Sklaven ist gewöhnlich durch allgemeines Gesetz beschränkt, und der Sklave hat manchmal das Recht auf Freilassung unter bestimmten Bedingungen.“94 Dieser Definition von Sklaverei, die sich in erster Linie auf das Eigentumsrecht stützt, wird sich in der vorliegenden Arbeit angeschlossen. Sie benennt alle relevanten juristischen und wirtschaftlichen Aspekte der Sklaverei während der altbabylonischen Zeit, die „sowohl als Objekte wie auch als Subjekte im Rahmen 89

Weiler 2003, 32. Lauffer 2001, 2812. 91 Dieser Band aus dem Jahr 1977 beinhaltet weitere 16 Beiträge, die sich interdisziplinär mit der Sklavenforschung beschäftigen. 92 Korostovtsev 1977, 5. 93 Korostovtsev 1977, 6–7. 94 Lasker 1956, 280. 90

20

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

der altmesopotamischen Rechts- und Sozialverhältnisse in Erscheinung treten können“.95 Die Definition der Sklaverei durch Eigentum wurde durch die Abhandlung von O. Patterson herausgefordert. Er versteht Sklaverei als „the permanent, violent domination of natally alienated and generally dishonored persons“.96 Sein Konzept des „social death“ wurde weitestgehend in der Sklavenforschung angewandt. Er begründet seinen Ansatz wie folgt: „My objection to these definitions is not that I do not consider slaves to be property objects. The problem, rather, is that to define slavery only as the treatment of human beings as property fails a definition, since it does not really specify any distinct category of persons. Proprietary claims and powers are made with respect to many persons who are clearly not slaves. Indeed, any person, beggar or king, can be the object of a property relation. Slaves are no different in this respect.“97 Für O. Patterson stellt der Eigentumsbegriff, durch den Sklaverei ehemals definiert worden ist, ein westliches Phänomen dar, dass dem römischen Recht entsprang und damit nicht auf alle Kulturen angewandt werden könne: „[…] most traditional societies had no such formal system of law and it is anachronistic, as well as legally ethnocentric, to claim that legal ownership was generally asserted in the old systems of slavery. Exclusive legal ownership is a distinctive principle originating in ancient Roman law and is not attested in many traditional systems of law.“ 98 Diese Ablehnung des Eigentumsbegriff als fundamentales Definitionskriterium von Sklaverei ist O. Pattersons sehr eigenem Verständnis von Eigentum geschuldet, was vor allem in dem Beitrag von D. M. Lewis deutlich wird.99 Er bezieht sich dort auf die Eigentumstheorie von A. M. Honoré,100 die er anschließend auf die Sklaverei in prä-römischen und außereuropäischen Kulturen (klassisches Athen und Babylonien im 1. Jt. v. Chr.) erfolgreich anwenden konnte: „Though stemming from a completely different legal lineage, Babylonian slave law admits the same basic cross-cultural incidents highlighted by Honoré that we can see at work in Athens. Though in their individual details these may

95

Neumann 2018, 109–110. Patterson 1982, 13. 97 Patterson 1982, 21. 98 Patterson 2012, 329. 99 Lewis 2017. 100 Honoré 1961. 96

3. Gegenstand

21

manifest in a distinctive fashion in either society the basic areas of similarity (or ‘incidents’) are concrete and clear.“ 101 O. Pattersons Definition bietet aber dennoch einen wertvollen Ansatz für die Sklavenforschung, da er Sklaverei vor allem hinsichtlich der sozialen Konsequenzen und damit aus der Sicht der Sklaven diskutierte. Dies ist jedoch gleichzeitig der Grund, warum seine Theorie kaum Anwendung bezüglich der Sklaverei im Alten Orient finden kann, was vor allem der Quellenlage geschuldet ist: Es ist unmöglich, die persönlichen Schicksale der Sklaven nachzuverfolgen und die tatsächlichen Lebensbedingungen zu untersuchen. Für den Alten Orient stellt eine juristische Definition durch Eigentum nach wie vor die beste Methode dar, Sklaven von anderen Gesellschaftsklassen abzugrenzen.102 Schließlich sind es vor allem die Ergebnisse des im Jahr 2010 im Oriental Institute Chicago abgehaltenen Workshops „Slaves and Households in the Near East“, die hinsichtlich der Definition von Sklaverei im Alten Orient herangezogen werden können. Neben der bereits genannten juristischen Definition diskutiert L. Culbertson außerdem das Konzept der Freiheit, das dem Konzept der Sklaverei häufig als damit unvereinbar gegenüber gestellt worden ist: „The concept of freedom […] is particularly anachronistic in light of the hierarchical conceptions mentioned in the previous point, which indicates that all people were enslaved to another rung. Moreover, regardless of whether legal terms label such statuses or whether the discursive systems contain designations, in practice there were numerous in-between places between slavery and non-slavery […].“103 Des Weiteren nimmt sie auf die soziale Komponente der Sklaverei Bezug: „Regardless of how slavery was indicated or represented in legal formulations, slavery was a recognizable social identity in all the contexts under discussion.“ „Rather, the relative diminution of entitlements means that the slave had to socially operate within confines and parameters that would not be posed on non-slavery.“104 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der Sklavenbegriff im Alten Orient optimalerweise durch das Eigentumsrecht definiert werden kann, wie es B. Lasker an oben erwähnter Stelle bereits getan hat. Der Sklave in den altorientalischen Kulturen Mesopotamiens lebte in einer spezifischen rechtlichen und wirtschaftlichen Abhängigkeit von einer anderen Person. Sowohl die von ihm er101

Lewis 2017, 43. Ein Versuch, die Sklaverei während der neuassyrischen Zeit im Hinblick auf O. Pattersons Definition zu untersuchen, findet sich in Baker 2017. 103 Culbertson 2011a, 10. 104 Culbertson 2011a, 10. 102

22

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

brachte Produktionsleistung als auch die ihm dazu zur Verfügung stehenden Produktionsmittel gehörten seinem Eigentümer. Von dieser Definition auszuschließen sind alle anderen Formen unfreier Arbeit, wie zum Beispiel Schuldknechtschaft, Pfand oder Schuldhaft, da sie nicht zwangsläufig in Versklavung enden mussten. Dies schließt aber nicht aus, dass auch Sklaven für solche Zwecke herangezogen worden sind. Im Gegensatz zur Beständigkeit in der Schrift hinsichtlich der beiden Zeichen urdu „Sklave“ und géme „Sklavin“, die in allen Teilen Mesopotamiens von Beginn der keilinschriftlichen Überlieferung an verwendet worden sind,105 hat sich das durch sie bezeichnete Konzept der „Sklaverei“ stetig den sich verändernden gesellschaftlichen Bedingungen angepasst. Daher ist die in dieser Arbeit gebrauchte Definition der Sklaverei vor allem an die gesellschaftlichen Verhältnisse der altbabylonischen Periode angepasst. Bevor nachfolgend die akkadischen Worte wardum „Sklave“ und amtum „Sklavin“ diskutiert werden, sollen noch einige wichtige Aspekte der Sklaverei im Alten Orient erwähnt werden: Ursache und Beendigung der Sklaverei, Sklavenmarkierungen und -namen sowie Besonderheiten im keilinschriftlichen Textmaterial. Bei den Ursachen, die zur Sklaverei führen konnten, handelte es sich um Kriegsgefangenschaft,106 Verschuldung/Verarmung, Strafe oder Geburt. Es können drei Kategorien unterschieden werden: 1) Einheimische, die durch Verschuldung/Verarmung, Hunger oder Strafe in die Sklaverei geraten sind, 2) Einheimische, die bereits in die Sklaverei geboren worden sind, sogenannter wilid bītim, und 3) Kriegsgefangene und (geraubte) Ausländer.107 Besonders die Ursachen betreffend ergibt sich eine quellenbedingte Schwierigkeit, da der Eintritt in die Sklaverei nicht zwangsläufig in den Dokumenten notiert worden ist. Daher wurde das Textmaterial auch auf indirekte Informationen ausgewertet, wie beispielsweise die Anfechtung des Sklavenstatus, Strafandrohungen oder Herkunftsbezeichnungen.

105

Im Laufe des 1. Jt. v. Chr. – und spätestens in der neubabylonischen Zeit – wurden die Begriffe amtu(m) und (w)ardu(m) fast vollkommen von qallu und qillatu abgelöst, siehe dazu Kleber 2011, 101. 106 Für eine allgemeine Definition von „Kriegsgefangenschaft“ im Alten Orient siehe Klengel 1980–1983. Zur Kriegsgefangenschaft in ihrer rechtshistorischen Entwicklung siehe Stuke 2017. 107 Ob und inwiefern Kriegsgefangene in der altbabylonischen Zeit den Status eines Sklaven annehmen konnten, wird im III. Teil diskutiert, siehe dort 2. Die Sklaverei in politischen Institutionen.

3. Gegenstand

23

Wie M.T. Larsen in seinem Beitrag zur altassyrischen Sklaverei treffend feststellte: „Neither the terminology nor the concrete social status involved was entirely stable, and we should see the concepts of slavery and freedom as delimiting a space where individuals could be located in somewhat fluctuating situations.“108 Es gab darüber hinaus Abhängigkeitsverhältnisse, die Überschneidungen mit Sklaverei aufwiesen, wie z. B. die Verfügungsgewalt des Familienoberhauptes über die Familienmitglieder oder die Bestellung eines Pfands.109 Die Beendigung des Sklavenstatus konnte in folgenden Fällen erfolgen: 1) Freilassung (häufig gebunden an Bedingungen, wie z. B. die Versorgung des Eigentümers im Alter oder anschließende Adoption),110 2) Freikauf (z. B. durch Zahlung von Lösegeld) und 3) Flucht. Sklaven konnten für ihre Umgebung als solche gekennzeichnet werden, indem sie einen speziellen Haarschnitt erhielten (abbuttum).111 Das Aussehen dieses Haarschnitts – in Form einer Locke?112 – konnte noch nicht geklärt werden. Nicht alle Sklaven mussten mit dem abbuttum-Haarschnitt markiert werden, denn es handelte sich wahrscheinlich um eine Strafe113 und/oder die lag im Ermessen des Eigentümers des jeweiligen Sklaven, z. B. wenn Fluchtgefahr bestand.114 Sklaven konnten auch durch ihre Namensgebung als solche gekennzeichnet werden.115 Eine Markierung durch ein Tattoo oder Brandzeichen – wie aus dem 1. Jt. v. Chr.

108

Larsen 2017. Siehe hierzu ausführlich Westbrook 1995, 1635–1638. 110 Siehe hierzu vor allem Stol 1998. 111 „A distinctive mark called the abbuttum might be placed on the slave. Its exact nature is disputed; it may have been a distinctive hairstyle or a brand or mark.[…] In contractual penalty clauses, marking with the abbuttum often precedes sale as a slave. It may have been an indication that the person would become a chattel slave, not subject to redemption“, Westbrook 2003, 382. Siehe auch Dosch 1987 (mit Literatur) und Reiner 2004. 112 Hurowitz 1992, 55–56. 113 Szlechter 1954. 114 Yaron 21988, 163 und nachfolgend V. Hurowitz: „Marking was done only when faced with a real danger of the servant fleeing or, in this case disappearing into the population of a strange city where he will not be recognized as a slave. If so, these laws teach us that the abbuttu served to prevent fleeing“, Hurowitz 1992, 60. 115 Harris 1972, 1977, Stol 1991, Rositani 1997, Kalla 2002, Vandorpe 2009–2010. Siehe außerdem für das 1. Jt. v. Chr. Hackl 2013. 109

24

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

belegt ist116 – konnte für die altbabylonische Periode bislang nicht nachgewiesen werden. Es muss außerdem auf ein bestimmtes Charakteristikum der Quellen zur Sklaverei im Alten Orient eingegangen werden. Die Momente, in denen Sklaven in schriftlichen Dokumenten Erwähnung fanden, wurden in der Regel nicht durch sie selbst bestimmt, sondern von denjenigen Individuen, die über sie verfügten. „Die Stimme der Sklaven“ ist nicht überliefert, mit Ausnahme von wenigen Prozessurkunden, in denen Sklaven ihren Status anzweifelten.117 Es ist daher nicht möglich, Themen wie „Rebellion“ oder die persönliche Erfahrung der Sklaven im Alten Orient zu untersuchen. Die häufigste Erwähnung findet der altorientalische Sklave als Objekt eines privaten Rechtsgeschäftes. Dazu zählen Kauf-, Prozess-, Miet-, Adoptions-, Schenkungs- und Erbteilungsurkunden. Weitere wichtige Textgattungen sind Briefe, in denen insbesondere der Handel veranschaulicht wird, und Gesetzessammlungen. Für die Sklaverei im institutionellen Bereich bilden die beiden zuletzt genannten Textgattungen nur einen kleinen Teil des relevanten Quellenmaterials, da hauptsächlich administrative Texte zur Auswertung herangezogen werden können. Eine Schwierigkeit dieser Textgattung liegt darin begründet, dass sie häufig erst durch eine Kontextualisierung an Aussagekraft gewinnt. Die Untersuchung solcher Texte wird außerdem erschwert, wenn sie aus Raubgrabungen stammen. 3.1.2. Zu den akkadischen Begriffen wardum/amtum und ihren sumerischen Äquivalenten „Rather, everyone who has a “lord”[…] is automatically the “slave” of that lord. No person is without his of her lord (human or divine), and, thus, as was already quoted by Herodotus and again by Marx, everybody is someone’s slave.”118 Diese Beschreibung I. M. Diakonoffs der hierarchischen Struktur der altorientalischen Gesellschaft soll der Ausgangspunkt der Diskussion der Begriffe wardum / amtum „Sklave/Sklavin“ sein. Die Kennzeichnung einer Person als Sklave konnte in der altbabylonischen Periode durch mehr als ein Wort bzw. 116

„[…], so kommt in nB Zeit die (Brand-)Markierung von Tempelsklaven mit Hilfe von Göttersymbolen* (B. § 2c. Siehe 496: „Stempel“) in Mode: „Stern“ (akkabtu), „Spaten“ (marru) und „Griffel“ (qantuppi). Gleichzeitig entwickelt sich die Technik des Tätowierens ganzer Schriftzüge, die teils fremd- oder mehrsprachig an Händen, seltener im Gesicht, angebracht wurden – etwa der Name eines Sklavenbesitzers oder due göttliche Widmung am geweihten Körper eines Tempeloblaten (nb sirku)“, Giessler / Pientka-Hinz 2012, 400. Siehe auch Dandamaev 1984, 229–234, Foxvog 1995, CAD Š/II s.v. šatāru 307 und Pearce 1996. 117 Siehe zu einigen Beispielen aus der Ur-III-Zeit bei Culbertson 2011b, 42–43. 118 Diakonoff 1987, 1–2.

3. Gegenstand

25

Zeichen ausgedrückt werden. Die Möglichkeiten werden im Folgenden kurz dargestellt.119 Am häufigsten erscheinen wardum/(sag)a r a d oder (sag) u r d u (d) „Sklave“ und amtum/(sag)géme „Sklavin“. Neben der syllabischen Schreibung können diese durch folgende Wortzeichen ausgedrückt werden:120 u r d u (d), ì r, a r a d (n í t a)121 ú r d u (d), i r 1 1, á r a d (n í t a + k u r) g é m e (m u n u s + k u r) Bei den hier dargestellten Zeichen handelt es sich um normalisierte Standardformen. Zwischen den beiden Lesungen ì r und u r d u (d) konnte bislang kein Bedeutungsunterschied festgestellt werden.122 Das offensichtliche Zeichenelement k u r „Berg; Fremdland“ in ú r d u (d ) und g é m e führte unweigerlich zu der Annahme, dass der Sklavenstand ursprünglich aus Kriegsgefangenen oder im Ausland Erworbenen bestand.123 Durch die von J. Krecher erwiesene Lesung u r d u (d)124 (statt zuvor á r a d) wird diese Annahme relativiert: Es scheint möglich, dass die Elemente /u r / und /d u (d)/ zu der Übersetzung „jemand von der Art, wie er einem Sklaven/Mann geboren wird“125 führen können. Parallel zu e m e d u (d) „jemand von der Art, wie er/sie von einer Frau geboren wird“126 würde es sich um einen hausgeborenen Sklaven handeln. Leider sind diese wortimmanenten Bedeutungen „nur in Vermutungen begründet“.127

119 wardum „Sklave, Diener“, syll. und Wz. (sag)ìr oder (sag)urdu(d), vgl. CAD A/II 243 s.v. ardu; AHw I 1464 s.v. (w)ardu(m) – amtum „Sklavin, Dienerin“, syll. und als Wz. (sag) géme, vgl. CAD A/II 80 s.v. amtu; AHw. I 45 s.v. amtu(m) – rēšum „Kopf, Sklave“, nur syll. oder als Determinativ vor géme, ìr, urdu(d), vgl. CAD R 280 s.v. rēšu; AHw. II 973 s.v. rēšu(m) – wilid biltim „Hausgeborener (Sklave)“, nur syll., vgl. CAD I 71 s.v. ildu; AHw I 1496 s.v. wildum, ildu. 120 Darstellung der Keilschriftzeichen von http://http://psd.museum.upenn.edu/nepsdframe.html (12.03.2012). 121 Das Zeichen n í t a ist u š sehr ähnlich, da beide aus einer gemeinsamen Urform hervorgehen, vgl. Labat 1948, Nr. 50 und Borger 22010, Nr. 18 und 381. Je jünger die Texte sind, desto deutlicher unterscheiden sich die beiden Zeichen voneinander. Sie sollten daher stets als zwei verschiedene Zeichen (mit unterschiedlichen Bedeutungen) verstanden werden (anders I. J. Gelb, der in seiner Ausführung über die Entwicklung der Zeichenform nur von Varianten eines Zeichens, nämlich von n i t a, spricht. Siehe dazu Gelb 1982, 96). 122 Gelb 1982, 84. 123 Gelb 1973 und 1982, 82. 124 Krecher 1987. 125 Krecher 1987, 13. 126 Krecher 1987, 11. 127 Krecher 1987, 13.

26

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Den akkadischen Begriffen wardum und amtum sowie ihren sumerischen Äquivalenten urdu und géme konnte das Determinativ s a g (wörtl. „Kopf“) vorangestellt werden.128 Aber auch sag/rēšum allein konnte den Sklavenstatus einer Person anzeigen. Wird sag als Determinativ vo r munu s „Frau“ oder níta „Mann“ verwendet, handelt es sich gleichfalls um Sklaven. Mit aštapīrum/ (sag) g é m e - (sag)ì r129 „Gesinde“ wird das Kollektiv ausgedrückt. Sklaven und Sklavinnen können auch als suhārum/suḫārtum bezeichnet werden. Bei diesem Begriff besteht aber das Problem, dass er auch freie Personen kennzeichnen konnte. Gibt es für eine als suḫārum/suḫārtum genannte Person keinen weiteren Hinweis für ihre Stellung als Sklave, wird sie in der vorliegenden Arbeit nicht berücksichtigt. J. G. Dercksen versuchte anhand der Hinzufügung oder Auslassung des Determinativs sag eine Unterscheidung zwischen „Sklave“ und „Diener“ zu finden: „OB scribes differentiate between the logograms for “servant” (ir3, geme2) and “slave” (sag-ir3, sag-geme2).“130 Auch wenn eine solche zeichenimmanente Unterscheidung äußerst wünschenswert ist und damit die Erforschung der altbabylonischen Sklaverei erleichtert werden würde, kann sie nicht bestätigt werden. Neben den gängigen Schreibungen sag u rdu/ saggéme können auch solche Personen als Sklaven oder Sklavinnen identifiziert werden, die nur als urdu oder géme bezeichnet worden sind.131 Entsprechend kann nachgewiesen werden, dass sich Diener selbst als sagurdu bezeichnen konnten.132 Es kann nun wieder auf die eingangs zitierte Aussage I. M. Diakonoffs Bezug genommen werden, in der er behauptet, dass jede Person im Alten Orient in einem Sklavenverhältnis zu seinem Herrn stand. Es kann jedoch festgestellt werden, dass sich nicht jede Person, die in den Texten als wardum „Sklave“ oder amtum „Sklavin“ bezeichnet wurde, in einem Sklavenverhältnis befand, wie es im vorangehenden Kapitel durch das Eigentumsrecht definiert worden ist. Es konnte sich dabei ebenso um einen Ausdruck handeln, der die Unterlegenheit einer voll rechtsfähigen Person in einer asymmetrischen Beziehung zu einer ihr überlegenen Person, Institution oder Gottheit beschreibt. Dies bedeutet, dass sich jede Person – 128

„Wörtlich „Kopf“, unpersönlich verwendet, wenn S. gezählt werden (vgl. deutsches „Stück“), eindeutig „S.“, wie in „Kopf für Kopf“, CL §§ 12f.; akk. rēšān kīma rēšī, AbB 5, 190 r. 6“, Stol 2011, 564. 129 aštapīrū „Sklaven, Diener“, syll. und Wz. sagg é m e - ì r, g é m e - sagì r, g é m e - ì r, vgl. CAD A/II 473 s.v. aštapiru; AHw I 85 s.v. aštapīrum. 130 Dercksen 2018, 42. 131 Z. B. in Ur: 1 g é m e PN (YOS 5 28 Vs. 1), PN u r d u (YOS 5 71 Vs. 1, 72 Vs. 1 und 77 Vs. 4), PN g é m e (YOS 5 73 Vs. 1 und 77 Vs. 1–2); in Larsa: PN g é m e (VS 13 102 Vs. 12), g é m e - u r d u ḫi-a (TCL 10 39 Vs. 21). 132 „Ein Diener nennt sich sogar s a g . ì r, also regelrecht ‚S.‘; AbB 2, 147: 2, 17; 14, 182: 9 (s a g . ì r kēnum ša bēlīja)“, Stol 2011, 565.

3. Gegenstand

27

vom einfachen Sklaven bis hin zum hohen Tempel- oder Palastbeamten – als wardum „Sklave“ oder als amtum „Sklavin“ bezeichnen konnte, einschließlich des Königs gegenüber den Göttern.133 Es war außerdem nicht zwingend notwendig, eine Person als wardum „Sklave“ oder amtum „Sklavin“ zu bezeichnen, sofern die Schreiber und diejenigen Personen, die den Text rezipierten, bereits über den Status dieser Sklaven informiert gewesen sind. Fehlen diese klaren und unmissverständlichen Begrifflichkeiten, besteht die Möglichkeit, eine Person aus dem Kontext des Textes (oder Archivs) heraus als Sklave zu identifizieren, wie beispielsweise in dem Mietvertrag UET 5 240.134 Dort heißt es: Vs.

u. Rd. Rs.

o. Rd.

1: Ika-li-i mu -ni 2: á-bi nì mu-1-kam 3: 4 gín kù-babbar 4: ki a-at-ta-a 5: I im-gur-é.a 6: in-ḫun un 7: šà á-bi nì mu-1-kam 8: 1 gín kù-babbar 9: šu -ba-ti-a 10: igi ga-mi-lum 11: I 30 -a-ša-re-ed 12: I lú- d!ba-wà 13: I im-li-ku 14: itugu 4 -si-sá u 4 -30 -kam 15: mu-5-kam-ma 16: ì-in-si-n[a]

Kali sein Name hat Imgur-Ea von Atta für ein Jahr für einen Lohn von vier Schekeln Silber gemietet.

Von dem Lohn für ein Jahr wurde ein Schekel Silber empfangen. Vor Gāmilum, Sîn-ašared Awīl-Bawa Imlikum 30. Ajaru (II) Rīm-Sîn 34

Der Mietling Kali wird zwar nicht als Sklave bezeichnet, eine Selbstvermietung (stets ausgedrückt durch k i ra-ma-ni-šu „durch sich selbst“135) ist aber auszuschließen, sodass er eindeutig in einem Abhängigkeitsverhältnis zu seinem Vermieter Atta stand. Ein Abhängigkeitsverhältnis aufgrund einer familiären Verbindung, also ein Vater-Sohn-Verhältnis von Vermieter und Mietling, würde durch die Angabe der Filiation zum Ausdruck kommen.136 Zusätzlich steht hinter dem Namen des Mietlings der Ausdruck mu-ni „sein Name“, der in den altbabylonischen Urkunden sehr häufig nach Sklavennamen notiert wurde. 133

Van Driel 1970, 174 und Culbertson 2011a, 9. Transliteration: http://pix.archibab.fr/4Dcgi/21423W7114.pdf (07.03.2019). Foto https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P415127.jpg (17.03.2020). 135 Lautner 1936, 3. 136 So aus Sippar: Goetze JCS 11 14, YOS 13 486, VS 8 46 (von seinem Vater) oder TLOB 30 (von seinem Bruder). 134

28

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

3.2. „Tempel“, „Palast“ und die Trennung zwischen „privat“ und „offiziell“ Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesetzt, die Sklaverei in Tempel und Palast zu untersuchen. Diese beiden Institutionen werden hier nicht nur hinsichtlich ihrer jeweiligen politischen und religiösen Funktion verstanden, sondern gleichfalls hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung. Beide Institutionen agieren wie große wirtschaftende Haushalte, die zu verschiedenen Zeiten in Abhängigkeit von den vorherrschenden politischen, wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten unterschiedliche Ausprägungen annehmen konnten. In der altbabylonischen Zeit war die Palastwirtschaft geprägt vom sogenannten Palastgeschäft. Dieser von F. R. Kaus137 gebildete Begriff beschreibt die Handlungen des Palastes als Auftraggeber wirtschaftlicher Unternehmungen, die an externe Kaufleute vergeben worden sind. Dieses vertraglich geregelte Geschäft umfasste landwirtschaftliche und handwerkliche Aktivitäten sowie Dienstleistungen. J. Renger fasst die Vorgehensweise zusammen: „Bei den Dienstleistungen, die mittels Palastgeschäft erbracht werden, steht der ‚Verschleiß‘, d.h. die Verteilung von landwirtschaftlichen Produkten und dem Ertrag des Fischfangs im Mittelpunkt der urkundlichen Überlieferung. Eine wichtige Rolle spielte auch die Speicherung und der Transport von Gerste. Ebenfalls als Palastgeschäft organisiert ist das Bereitstellen von Arbeitskräften für saisonale Arbeiten.“138 Neben dem theoretischen Beitrag von J. Renger139 haben vor allem M. Stol140 und D. Charpin141 das Palastgeschäft anhand einschlägiger Fallbeispiele untersucht. Zuletzt hat sich auch Zs. Földi142 mit einem Beitrag zum Palastgeschäft in Larsa mit dieser Thematik auseinandergesetzt.143 Auch wenn für die Tempelwirtschaft144 der altbabylonischen Zeit noch keine umfassenden Untersuchungen vorliegen, so können dennoch ähnliche Vorgehensweisen wie in Bezug auf die Palastwirtschaft nachgewiesen werden. Schon in dem Tagungsband „State and Temple in the Ancient Near East“145 widmeten sich einige Beiträge diesem Thema. Die wirtschaftliche Rolle verschiedener Tempel

137

Kraus 1979. Renger 1998. 139 Siehe auch Renger 2000. 140 Stol 1992, 1999 und 2004, bes. 919–944. 141 Charpin 1982. 142 Földi 2014. 143 Siehe auch den RlA-Artikel von J. Renger zur Palastwirtschaft (Renger 2003–2005). 144 Für einen Überblick siehe Stol 2004, 945–948 und Sallaberger 2012, s.v. § 6 „Der Tempel als wirtschaftlicher und sozialer Faktor“. 145 Lipiński 1979. 138

3. Gegenstand

29

während der altbabylonischen Zeit wurde dann vor allem in Einzelbeiträgen untersucht.146 Es stellt sich die Frage, wie die Beziehung zwischen den beiden so bedeutenden und einflussreichen Institutionen Tempel und Palast konkret ausgesehen hat. Auch zu diesem Thema enthält der oben zitierte Tagungsband „State and Temple Economy in the Ancient Near East“ wichtige Beiträge.147 Die altorientalischen Tempel sind als eigenständige Wirtschaftshaushalte zu betrachten, die jedoch vom Wohlwollen des Königs abhängig waren.148 So ist das Verhältnis zwischen Tempel und Palast zwar weitestgehend geklärt, aber es schließt sich unmittelbar die Frage nach der Trennung „privat“ und „staatlich/offiziell“ an. Diese Diskussion wurde vor allem während der 58. Rencontre Assyriologique Internationale im Jahr 2012 in Leiden diskutiert.149 Für das hier behandelte Thema seien vor allem die Beiträge von Neumann,150 Otto,151 Battini,152 und Muller153 genannt. Auch in der vorliegenden Arbeit wurden Texte herangezogen, die nicht eindeutig aus kultisch-religiösen oder politischen Institutionen stammen. Palast- und Tempelbeamte konnten ihre Notizen und Urkunden über Tätigkeiten, die sie in offizieller Funktion ausübten, in ihren Wohnhäusern zusammen mit ihrer privatwirtschaftlichen Dokumentation aufbewahren. S. J. Garfinkle macht auf diese Besonderheit aufmerksam: „Moreover, the people of the Ancient Near East often made no clear distinction between an official’s private and public roles. We must stress that any confusion in this regard is our own and probably did not exist among the ancient administrators […]. Observers of the Ancient Near East have been prone to cite this as evidence of the overwhelming public control of the economy. Instead, we must see this as evidence for an absence of the kind of tension between public and private roles that is characteristic of our own world.“154 Die Unterscheidung zwischen privaten und amtlichen Handlungen, die in Beamtenarchiven dokumentiert worden sind, kann in der Regel nicht unmittelbar aus einem einzelnen Text erschlossen werden, sodass erst der Kontext einer Textgruppe eine institutionelle Zuordnung ermöglicht. 146

Harris 1955, Butz 1973–1974 und 1978–1979, Charpin 1982, 49ff., Ellis 1986 und 1986a, van de Mieroop 1989 und 1992, bes. 77–105, Skaist 1990, Robertson 1992, Tanret / van Lerberghe 1993, Tanret 2011 und Charpin 2015a. 147 Lipiński 1979. 148 Kleber 2008 344. 149 De Boer / Dercksen 2017. 150 Neumann 2017a. 151 Otto 2017. 152 Battini 2017. 153 Muller 2017. 154 Garfinkle 2005, 387.

30

I. Teil: Raum – Zeit – Gegenstand

Eine weitere Herausforderung besteht in dem Vorhandensein solcher Einrichtungen, die weder dem Staat noch dem Tempel angehörten, aber auch nicht als ausschließlich privatwirtschaftlich zu betrachten sind. Es ist anzunehmen, dass die Tätigkeiten solcher Organisationen einen Einfluss auf die Wirtschaft und mitunter auch die Politik einer Stadt nehmen konnten und eng miteinander verbunden waren. Zu erkennen sind solche gemeinschaftlichen Organisationen durch folgende Hinweise: 

Verwaltung größerer Bauprojekte;



Metall- und Stoffproduktion;



Nutzung/Besitz großer Getreidespeicher;



Arbeiterlisten;



Vergabe von großen Kreditsummen;



diplomatische und kultische Verpflichtungen der Organisation (Ausgaben von Brot, Mehl und Getreide);



Verwicklung in diplomatische Angelegenheiten.

Die Berücksichtigung des jeweiligen Kontextes des untersuchten Textmaterials ist also unbedingt erforderlich, um die zugrunde liegenden sozialen und wirtschaftlichen Strukturen zu erkennen. Dementsprechend wird die Arbeit zunächst auf einer Reihe mikrohistorischer Studien aufbauen, die eine Auseinandersetzung mit dem Archivwesen und der Beziehung zwischen Institutionen und privaten Unternehmern nach sich ziehen.

II. Teil Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten Mesopotamiens

1. Ur 1.1. Einleitung Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit Texten aus Ur, die hinsichtlich der Sklaverei im institutionellen Bereich ausgewertet werden können. Hierbei liegt der Fokus auf den a-ru-a-Texten, in denen Männer, Frauen und Kinder als Weihgaben vom Nanna-Ningal-Tempel empfangen wurden. Im Folgenden wird aufgezeigt, dass anhand dieser Textgattung die Sklaverei im kultisch-religiösen Bereich veranschaulicht werden kann. Ferner werden administrative Texte hinzugezogen, die die Untersuchungsergebnisse bezüglich der a - r u - a-Texte ergänzen.

1.2. Das relevante Textmaterial Die Stadt Ur befand sich während der altbabylonischen Zeit unter der Herrschaft der Könige von Larsa und Babylon. Für diesen Zeitabschnitt sind Texte aus dem Nanna-Ningal-Tempelkomplex (Gipar/Ganunmaḫ) und privaten Wohnvierteln überliefert. Es ist kein altbabylonisches Archiv aus der Palastadministration in Ur gefunden worden. Nach dem Zusammenbruch der III. Dynastie von Ur war es zunächst das Königreich von Isin, das die Kontrolle über Ur übernahm, bis Gungunum von Larsa (1932–1906 v. Chr.), der Erzrivale von Isin, das Königreich eingenommen hatte. Die Könige von Larsa pflegten die Traditionen und Kulte in Ur, und besonders unter Warad-Sîn (1834–1823 v. Chr.) erlebte die Stadt einen neuen Höhepunkt. Doch bereits unter seinem Nachfolger Rīm-Sîn I (1822–1763 v. Chr.) begann der kontinuierliche Niedergang der Stadt und schließlich konnte Ḫammurapi von Babylon (1792–1750 v. Chr.) das Königreich Larsa besiegen und dessen Machtbereich übernehmen. Im Zuge der Unruhen während der Regierungszeit von Ḫammurapis Nachfolger Samsuiluna (1749–1712 v. Chr.) verlor dieser endgültig die Kontrolle über Ur. Nach dieser Zeit ist kein Schriftzeugnis mehr überliefert. Die detaillierten Grabungsberichte155 und Publikationen zahlreicher Tontafelfunde156 waren die Voraussetzung für wichtige Abhandlungen über Ur von K. Butz, D. Charpin., I. M. Diakonoff, M. van de Mieroop und P. Brusasco.157 Das Textmaterial stammt größtenteils aus den Ausgrabungen von C. L. Woolley,

155

Mallowan / Woolley 1976, Battini-Villard 1999 und Brusasco 1999–2000. Grice 1919, Gadd / Legrain 1928, Figulla / Martin 1953, Figulla 1953, Gadd 1960, 1963 und 1963a, Gadd / Kramer 1963 und 1966, Sollberger 1965, Ormsby 1972, Gurney 1974, Loding 1976 und 1989, Spada 2007, Black / Spada 2008. 157 Butz 1979, Charpin 1980 und 1986, Diakonoff 1990, Van de Mieroop 1989, 1992 und 1992a und Brusasco 1999–2000. 156

34

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

die in den Jahren 1922 bis 1934 in Ur durchgeführt worden sind,158 und wurde in der Reihe „Ur Excavation Texts“ (UET) publiziert. Es konnten 63 Texte, die auf die eine oder andere Weise auf Sklaven, Sklavinnen oder Sklavenkinder hinweisen, identifiziert werden (siehe Abb. 1). Sie datieren in die Zeit der 1. Dynastie von Larsa ab Gungunum 7 (1926 v. Chr.) bis zur 1. Dynastie von Babylon mit Ḫammurapi und Samsuiluna (1743 v. Chr.) und umfassen somit eine Zeitspanne von etwa 183 Jahren. Über die Hälfte dieser Texte datiert in die Regierungszeit der letzten beiden Könige der 1. Dynastie von Larsa, Warad-Sîn und Rīm-Sîn, unter deren Herrschaft die Stadt zunächst erstarkte, bevor sie von Ḫammurapi 1763 v. Chr. eingenommen wurde. 25

Anzahl der Texte

20 15 10 5 0

Abb. 1: Verteilung der Textquellen zur Sklaverei aus Ur (1. Dynastie von Larsa + 1. Dynastie von Babylon). Anzahl gesamt: 63, davon 13 undatiert.

Die Textquellen zur Sklaverei verteilen sich auf diverse Textgattungen (siehe Abb. 2): Die Erwähnungen in Briefen betreffen entlaufene Sklaven oder Sklaven als Kaufgegenstand, in Adoptions-, Erbteilungs- und Mitgifturkunden sind sie Teil des notierten Vermögens. Die Schenkungen von Sklaven erfolgen als Ersatz für die Versorgung der Eltern der Schenkenden. Ferner werden Sklaven gekauft, vermietet oder freigelassen. In den Darlehensurkunden (davon vermutlich eine Schülertafel) werden Sklavinnen als Pfand gegeben.

158

Mallowan / Woolley 1976. Siehe auch Battini-Villard 1999 und für eine Übersicht aller archäologischen Expeditionen Zettler / Hafford 2015.

1. Ur

35

80

Anzah l der Sklaven

70 60 50

Kinder

40

Frauen

30 Männer

20 10 0

Abb. 2: Verteilung der Quellen für Sklaven aus Ur nach Textgattung. Anzahl der Texte gesamt: 63 / Anzahl Sklaven in den Texten: 154.

Auch wenn sich unter diesen Texten durchaus interessante und diskussionswürdige Belege bezüglich der Sklaverei befinden, die teilweise schon von I. M. Diakonoff in seiner russischen Abhandlung „Ljudi goroda ura“159 beachtet wurden, werden im Folgenden nur die a-ru -a-Texte diskutiert, die zusammen mit weiteren administrativen Texten aus dem Nanna-Ningal-Tempelkomplex zum Verständnis der Sklaverei im kultisch-religiösen Bereich beitragen können. Innerhalb der Textgattungen aus Ur, in denen Sklaven genannt werden, nehmen die a-ru-a-Texte eine Sonderstellung ein. In allen anderen Textgattungen übersteigt die Anzahl der Sklaven normalerweise die der Sklavinnen und Sklavenkinder, aber in den a-ru-a-Texten überwiegt die Anzahl der Sklavenkinder mit insgesamt zehn Belegen gegenüber fünf für Sklaven und vier für Sklavinnen. Darüber hinaus sind diese zehn Belege im Vergleich zu den Belegen für Sklavenkinder aus Ur insgesamt (nur 14) signifikant hoch (siehe Abb. 3). Männer Frauen Kinder

Anzahl 112 28 14

Anteil in % 72,7 18,2 9,1

Abb. 3: Anzahl der Belege für Sklaven nach Geschlecht/Alter. Gesamt 154.

159

Diakonoff 1990.

36

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

1.3. Die a-ru-a-Texte und der Nanna-Ningal-Tempel Der Kult des Stadtgottes Nanna/Sîn und seiner Gemahlin Ningal wurde zu jeder Periode in Ur ausgeführt. Auch nach dem Zusammenbruch der III. Dynastie von Ur haben die Könige aus Isin, Larsa und Babylon, die nacheinander über die Stadt herrschten, diesen Kult am Leben erhalten.160 Es ist eine Vielzahl von Urkunden überliefert, die vor allem die wirtschaftliche Bedeutung dieses Tempelkomplexes verdeutlichen.161 Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Nachweise für Sklaverei im religiösen Bereich aus diesen Archiven stammt. Die Überreichung einer als a-ru-a bezeichneten Weihgabe an einen Tempel in Form von kostbaren Gegenständen, Tieren und Personen ist eine seit präsargonischer Zeit162 bekannte Tradition in Mesopotamien und wurde 1972 erstmals von I. J. Gelb im Zusammenhang mit der Publikation von zwei Ur-III-zeitlichen administrativen Texten aus Lagaš diskutiert.163 Er verstand das Prinzip der a-ru-aInstitution – bezogen auf die Stiftung von Menschen an den Tempel – wie folgt: Wohlhabende Bürger übergaben dem Tempel Personen aus ihrem Haushalt, die sie entbehren konnten, um sich dadurch um das Wohlwollen der jeweiligen Gottheit zu bemühen. Verarmte Personen hingegen übergaben dem Tempel Familienmitglieder, die nicht mehr versorgt werden konnten, also größtenteils Frauen und Kinder. I. J. Gelb betonte in diesem Zusammenhang, dass es sich um eine quidpro-quo-Vereinbarung handelte, bei der auf der einen Seite die Armen und Schwachen versorgt wurden – auch ein wichtiges Motiv in der mesopotamischen Königsideologie – und auf der anderen Seite der Tempel mit Personal versorgt wurde.164 Inwiefern seine Beobachtungen auf die altbabylonische Periode angewendet werden können, wird im weiteren Verlauf erörtert. Wie bereits eingangs erwähnt wurde, sind die a-ru-a-Texte aus Ur in der Assyriologie bisher nur wenig beachtet worden. M. van de Mieroop machte in seinem Artikel über „Gifts and Tithes to the Temples in Ur“ auf diese spezielle Art der Weihung von Menschen an den Tempel aufmerksam, sein Schwerpunkt galt 160

Siehe dazu Richter 1999, 361–386. Siehe dazu Butz, 1973–1974 und 1979 sowie van de Mieroop 1992, 77–105. 162 Westenholz 1999, 61253. 163 Gelb 1972a. 164 „The whole process of giving and receiving involves a quid pro quo arrangement. The giving away of individuals by members of upper, prosperous classes may be an expression of piety on the part of the donors ; but the giving away of women and children by members of lower, impoverished classes and the seeking of refuge in a temple on the part of individuals without means of support is an outcome of economic stress. The temple, by receiving these individuals, fulfils the duty of taking care of the weak and unwanted – as so often emphasized by the Mesopotamian kings speaking of providing help to the widows and orphans (Thureau-Dangin, SAKI, p. 53 xii 23, Urukagina, and Code of Hammurapi rev. xxiv 59 ff.) ; in return, the temple obtains cheap labor which assures its economic life“, Gelb 1972a, 11. 161

1. Ur

37

jedoch der Abgrenzung der a-ru-a-Gaben ‒ in Form von Menschen, Tieren und kostbaren Wertgegenständen – von den profanen Händlerabgaben an den Tempel.165 M. Maggio widmete sich in seiner Monographie166 sowie in einem später erschienenen Artikel167 den a-ru -a-Weihgaben in Form von kostbaren Gegenständen. Für die Personenweihung in Ur könnten folgenden Texte herangezogen werden: Kopie UET 5 564 YOS 5 28 YOS 5 67 YOS 5 68 YOS 5 71 YOS 5 72 YOS 5 73 YOS 5 74 YOS 5 77 YOS 5 78 YOS 5 92 YOS 5 161

Museumsnr. BM 131353 YBC 4798 YBC 4841 YBC 4844 YBC 4811 YBC 4815 YBC 4840 YBC 4812 YBC 4858 YBC 4858 YBC 4789 YBC 4985

Datum --- (vor Sumû-El 10?) Warad-Sîn 7 Warad-Sîn 4 Warad-Sîn 2 Warad-Sîn 7 Warad-Sîn 2 Warad-Sîn 4 Warad-Sîn 3 Warad-Sîn 4 Warad-Sîn 2 Warad-Sîn 3 Warad-Sîn 2

Mit Ausnahme von UET 5 564 stammen alle Urkunden, in denen eine Person dem Tempel in Form von a-ru-a geweiht wurde, aus Raubgrabungen und wurden 1919 von Ettalene M. Grice in YOS 5 publiziert. UET 5 564 ist der einzige Text, von dem gesichert ist, dass er im Ganunmaḫ, einer Verwaltungseinrichtung des Nanna-Ningal-Tempelkomplexes,168 aufbewahrt wurde.169 Zahlreiche Tafeln

165

Van de Mieroop 1989. Maggio 2012. 167 Maggio 2019. 168 „In the Ganunmaḫ, Woolley excavated a substantial number of texts that together with some royal inscriptions show how the function of this “Great Storage House” changed over time. In the period from Šu-ilišu* of Isin to Sîn-iddinam* of Larsa it collected and stored durable materials (copper, silver) and valuable objects the temples received as rents, taxes, and ex-voto’s […] as well as perishable food products (dairy, dates, oil, etc.) the temples needed for rations and offerings. Probably after Sîn-iddinam’s rebuilding of the Ganunmaḫ its concerns became restricted to silver and precious objects, while private entrepreneurs provided the day-to-day attention required for perishables“, van de Mieroop 2015, 631–632. Siehe jetzt auch den Beitrag von Schmitt 2019, in dem er die Inventare und Archive des Ganunmaḫ im 3. und 2. Jt. v. Chr. untersucht. 169 UET 5 564 (BM 131353) gehört zur Fundgruppe U 8811 „from under pavement of E-nun-mah“, Mallowan / Woolley 1976, 232. Die erneute Aufarbeitung der Funde aus 166

38

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

zeugen von der wichtigen wirtschaftlichen Bedeutung, die das Ganunmaḫ innerhalb der Stadt Ur innehatte.170 J. Renger datiert UET 5 564 aufgrund paläographischer und prosopographischer Indizien in die Regierungszeit des Sumû-El von Larsa.171 Der Text ist also weitaus älter als die anderen Texte, die allesamt in die ersten acht Regierungsjahre Warad-Sîns datieren. Dank dieses Textes können zwei Schlussfolgerungen gezogen werden: Erstens kann eine Kontinuität der Stiftung von Menschen zwischen Sumû-El und Warad-Sîn angenommen werden, und zweitens dürften auch die a-ru-a-Texte aus YOS 5 im Ganunmaḫ-Distrikt zu verorten sein. Darüber hinaus gibt es in UET 5 weitere a-ru -a-Texte, in denen Tiere und kostbare Gegenstände dem Tempel geweiht wurden und somit eindeutig dem Ganunmaḫ zugewiesen werden können.172 UET 5 564173 Der Text ist eine Aufzählung von Weihgaben in Form vom Silber, Kupfer und Sesam. In Kolumne 3 wird schließlich auch die Weihgabe eines Kindes notiert: Rs.iii(6)

genn a174 dumu den .zu-še-mi (7)a-ru-a i-ku-un-pi4-den.zu

„Kind, Sohn von Sîn-šemi – Weihgabe des Ikūn-pî-Sîn“ YOS 5 28175 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

1 géme ⌈um⌉-mi-tà-ba-⌈at⌉ mu-ni 1 genna176 a-ma-at-den.zu dumu-munus-a-ni a-ru-a d en .zu-⌈ri⌉-im-šeš.abki ì-dab 5

Eine Sklavin, ⌈Um⌉mī-tāb⌈at⌉ ihr Name (und) ein Kind, Amat-Sîn, ihre Tochter – Weihgabe des Sîn-⌈rī⌉m-Ur.

Übernommen von177 … .

diesem Bereich durch A. Schmitt konnte zeigen, dass die Tafel in TTB 5/R 5 gefunden wurde, siehe bei Schmitt 2019, Fig. 8. 170 Siehe hierzu Schmitt 2019. 171 „Der Text muss, wenn man En.an.na.túm.mu als identisch mit der gleichnamigen EnPriesterin ansieht, vor Sumuel 10 geschrieben worden sein. der sehr altertümliche Schriftduktus lässt dies ohne Schwierigkeit zu“, Archibab: http://pix.archibab.fr/4Dcgi/20562 W7114.pdf. 172 Siehe Hinweise bei van de Mieroop 1989. 173 Transliteration und Übersetzung bei Maggio 2012, 48–49. 174 C. Maggio liest d u m u Id u m u - de n . z u - še-mi (Maggio 2012, 48). 175 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 176 g e n n a = T U R - D I Š , šerrum „Kind“, s. Borger 22010, 305 Nr. 256 und CAD Š/II, 317 s.v. šerru. 177 Es wurde nicht eingetragen, wem die Sklavin und ihre Tochter zugewiesen werden.

1. Ur

8: 9: 10: 11:

39

itu gišapin -du 8 -a u 4 -18 -kam mu en- d⌈nann a⌉ ba-hun-g[á]

18. Araḫsamna (VII)

1 dumu-munus i179-[x-xx]-den.zu a-⌈ru ⌉-a d en .⌈zu⌉-mu-ba-⌈lí-it⌉ ì-dab 5 il-⌈lu⌉-l[u] dumu-munus genna a-ma-at-dza-ba 4 -ba 4 mu-ša-at-den.zu dumumunu s-a-n i a-ru-a ⌈ur- dnann a⌉ ì-dab 5 den .zu -a-bu-šu itu zíz-a mu kisal-maḫ dutu ba-dù

Eine Tochter des I[...]-Sîn – W⌈eih⌉gabe des ⌈Sîn⌉muba⌈llit⌉.

genna géme a-ma-aten.zu a-ru-a a -ḫi-é-a ì-dab 5 Ii-din-dda-mu itu du 6 -kù mu ⌈k a⌉-zal-luki ba-g ul

Kind, Sklavin, Amat-Sîn – Weihgabe des Ahī-Ea. Übernommen von IddinDamu. Tašrītu (XII) Warad-Sîn 2

I

Awīl-ilim, Sklave – Weihgabe des Šu-⌈Nin⌉šubur, anstelle des Apil-Sîn182

Warad-Sîn 7

YOS 5 67178 Vs.

1:

Rs.

2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

Übernommen von Il⌈lu⌉[lu]. Tochter, Kind, der AmatZababa (und) Mušat-Sîn, ihre Tochter – Weihgabe des ⌈UrNanna.⌉

Übernommen von Sîn-abūšu. Šabātu (XI) Warad-Sîn 4

YOS 5 68180 Vs.

1:

d

Rs.

2: 3: 4: 5:

YOS 5 71181 Vs.

178

1: 2: 3:

a-wi-il-d in gir úrdu a-ru-a šu-d⌈nin⌉-šubur ki-bé-gar-ra a-pil- den.zu

Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). A. Jaquet (www.archibab.fr, 17.03.2020) liest hier: TUR+⌈DIŠ(!)⌉. 180 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 181 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 182 Es ist nicht klar, um was für eine Art Ersatz es sich bei dieser Weihgabe handelte. Denkbar wäre, dass Apil-Sîn als Weihgabe übergeben werden sollte, aber – aus welchen Gründen auch immer – nun ersetzt worden ist (Vf. dankt C. Wunsch an dieser Stelle für Anregungen; Kommunikation per Email 26.07.2018). 179

40

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Rs.

4: 5:

gíd -gíd nam-ḫar-tí183 ⌈b u r⌉-sag ù d ⌈nann a⌉

6: 7: 8:

ì-dab 5 k ù - dnanna itu bár-zà-gar mu ús-sa 14 u rudu [alam] d en .lílki […]

9:

festgemacht. Empfangen für das ⌈Bur⌉saggum-Opfer und ⌈Nanna⌉. Übernommen von Ku-Nanna. Nisannu (I) Warad-Sîn 7184

YOS 5 72185 Vs.

u. Rd. Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

I

ia-ú-sí-lum186 [úr]du nam-ḫar-tí bur-sag dnanna ì-dab 5 ur- dnanna dumu-munus genna a-na-iš 8 -⌈tár⌉-at-kál ì-dab 5 i-din-d⌈d a⌉-mu a-ru-a na-⌈bi-den⌉.líl dumu den.zu-⌈a-bu-šu⌉ itu ⌈du 6 ⌉-k ù mu ka-zal-luki ba-gul

Yausi-ilum, [Skl]ave – für das Bursaggum-Opfer des Nanna. Übernommen von Ur-Nanna. Tochter, Kind, der Ana-Iš⌈tar⌉atkal. Übernommen von Iddin⌈Da⌉mu – Weihgabe des Na⌈bi-En⌉lil, Sohn von Sîn-⌈abūšu⌉ Tašrītu (VII) Warad-Sîn 2

YOS 5 73187 Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

I

a-lí-ba-aš-⌈ti⌉ géme a-⌈ru ⌉-a d en .líl-ma-lik Radierung ì-dab 5 il-⌈lu-lu⌉

Alī-baš⌈tī⌉, Sklavin – W⌈eih⌉gabe des Enlil-mālik.

Übernommen von Il⌈lulu⌉.

183 A. Jaquet (www.archibab.fr) liest hier NAM ÀR.⸢ÀR⸣(!) ⸢BUR⸣.SAG ù (d)⸢ŠEŠ.KI⸣. Die Lesung à r - à r „Müller“, liegt nahe, die Schreibung des zweiten à r ist aber nicht eindeutig. A. Jaquet geht hier offensichtlich von einer Verschreibung aus, die er aber auch in zwei weiteren Texten mit der gleichen Zeichenreihenfolge liest: YOS 5 72 und YOS 5 69. Es ist m. E. daher wahrscheinlicher, dass es sich nicht dreimal um den gleichen Schreibfehler handelte, und ich ziehe in allen Texten die sowohl inhaltlich als auch graphisch problemlose Variante nam-ḫar-tí vor. 184 Stol 1976, 12. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Beginn des fünften Jahresnamens des Königs Sîn-iqīšam gleich lautet. Da alle weiteren Texte der hier beschriebenen Gruppe in die Zeit Warad-Sîns datieren, ist eine solche Datierung wohl wahrscheinlicher (anders A. Jaquet, www.archibab.fr). 185 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 186 Vgl. Ojeil 85, 20: i g i ia-⸢ú⸣-sí-d i n g i r , Matini / Negri Scafa / Ticca / Viaggio 2014, 123–124. 187 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020).

1. Ur

Rs.

6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

41

dumu x-ur-x-x a-⌈ru ⌉-a iš 8 -tár-dingir genna den.zu-⌈ma⌉-x-x188 a-ru-a dnanna-igi-du ì-dab 5 pi-ir-ni-du-um itu ab-é mu kisal-maḫ d utu ba-dù

Sohn des … – W⌈eih⌉gabe des Ištar-ilum. Kind, Sîn-⌈ma⌉-…, –Weihgabe des Nanna-palil. Übernommen von Pirnidum. Tebētu (X) Warad-Sîn 4

I

ú rd u - dmar-tu a-ru-a e-la-lí dumu a-pil-a-ḫi ì-dab 5 den .zu -a-bu-šu itu zíz-a u 4 -6-kam mu alam-kù-si 2 2 é- dutu-šè i-ni-in-ku 4 -re

Warad-Amurrum – Weihgabe des Elali, Sohn von Apil-aḫī.

I

Alī-aḫ⌈ūa⌉, Sklavin-Weberin … . Übernommen von Illulu. Ḫadida-..., Sklave, für die (Pflanzen)träger.191 Übernommen von Nūr⌈Nin⌉šubur – Weihgabe des Imgur-⌈Sî⌉n, Sohn von Naram-Sîn. Tebētu (X) Warad-Sîn 4

YOS 5 74189 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

Übernommen von Sîn-abūšu. 6. Šabātu (XI) Warad-Sîn 3

YOS 5 77190 Vs.

Rs.

188

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10:

a-lí-a-ḫu-⌈ú-a⌉ géme uš-bar x192 ì-dab 5 il-lu-lu I ḫa-a-di-da-x-x úrdu193 nam ú -íl-šè ì-dab 5 n u-úr-d⌈n in ⌉-šubur a-ru-a im-gur-d⌈en⌉.zu dumu na-ra-am-den.zu itu ab-è mu kisal-maḫ dutu ba-dù

Mögliche Lesung des PN: den. z u - ⌈ ma⌉-gir14(!) ú r d u(!) (A. Jaquet, www.archibab.fr). Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 190 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 191 Die genau Funktion eines ú - í l ist nicht bekannt. Vgl. die Übersetzungen aus AHw III, 1405 s.v. uʾillum „ein Träger“, CAD U and W, 51 s.v. uʾillu „plant gatherer“ und Borger 2 2010, 342 „Reisigträger?“. 192 Möglicherweise GEME₂ ÚS.BAR.ŠÈ, siehe A. Jaquet, www.archibab.fr. 193 A. Jaquet schlägt die Lesung (I)HA.⸢A⸣(ki).⸢DAGAL(?) ÌR(?) GÌR(?)⸣.NITA₂ vor, siehe www.archibab.fr. 189

42

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

YOS 5 78194 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5:

genna géme diškur-⌈lama-sí⌉ a-ru-a gi-mi-⌈lum⌉ ašgab ì-dab 5 i-din-dda-mu itu du 6 -kù mu ka-zal-⌈luki ba⌉-gul

Kind, Sklavin, Iškur-⌈lamassī⌉ – Weihgabe des Gimi⌈llum⌉, Lederarbeiter. Übernommen von Iddin-Damu. Tašrītu (VII) Warad-Sîn 2

I

ì-lí-mu-[šá-al-l]í196 a-ru-a ur-⌈ dmar-tu ⌉ ì-dab 5 i-din-dda-mu itu gu 4 -si-su mu alan kù-si 2 2 é- dutu-r[a] i-ni-i[n]-⌈ku 4 -re⌉

Ilī-mu[šal]li – Weihgabe des Ur-⌈Amurrum⌉. Übernommen von Iddin-Damu. Ajaru (II) Warad-Sîn 3

genna du mu kal- dšubu-l[a] a-ru-a gìr má-nesag -g á198 ki ḫu-nu-ub-tum dam den.zu-ga-mi-il lú má-lá é-ab199 šá ì-dab5 dnin-giš-zi-daga-mi-il ⌈ itubár-zà⌉-gar mu ús-sa úrdu- den.zu lugal

Ein Kind, Sohn des DānŠūbul[a] – Weihgabe für die Prozession des Schiffes der Erstlingsfrüchte. Von Ḫunubtum, Frau des Sîngāmil, dem Schiffer des Eab, die von Ningišzida-gāmil übernommen wurde.

YOS 5 92195 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

YOS 5 161197 Vs.

Rs.

194

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:



Nisan⌉nu (I) Warad-Sîn 2

Transliteration bei www archibab.fr (17.03.2020). Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 196 Ergänzung nach Grice 1919, Index. A. Jaquet liest diesen Namen: Iì-lí-m[u-tab]-⌈lí⌉, s. www.archibab.fr (17.03.2020). 197 Transliteration bei www.archibab.fr (17.03.2020). 198 Siehe dazu NISABA 12 I.15, Z. 5‘ und Kommentar (mit Literatur). Dazu passend das Datum der Urkunde im Nisannu. Für weitere Belege siehe Charpin 1986, 134 und van de Mieroop 1989, 398. 199 Vgl. YOS 5 76, Z. 5: n a m é - a b - š è und George 1993, 54: é.AB „sanctuary of Enlil in Girsu“. Vielleicht gibt es solch einen Tempel auch in Ur? Vielleicht ist hier auch é - è š „Tempel, Schrein“ gemeint, s. dazu A. Jaquet (www.archibab.fr). 195

1. Ur

43

1.3.1. Gestiftete Personen Die a-ru-a-Texte beginnen mit der Nennung der Person, die dem Tempel geweiht wurde. UET 5 564 YOS 5 28

YOS 5 67

YOS 5 68 YOS 5 71 YOS 5 72

d u m u Sîn-šeme 1 g é m e PN m u - n i 1 g e n n a PN d u m u - m u n u s a-ni 1 d u m u - m u n u s P[N] 1 dumu-munus genna PN PN dumu-munus-a-ni 1 g e n n a g é m e PN PN u r d u PN u r d u d u m u - m u n u s g e n n a PN

YOS 5 73

PN g é m e dumu [PN] dumu P[N]

YOS 5 74 YOS 5 77

PN PN g é m e u š - b a r x P[N] u r d u g e n n a g é m e PN PN g e n n a d u m u PN

YOS 5 78 YOS 5 92 YOS 5 161

Fünf von ihnen wurden unmissverständlich als Sklavinnen (géme) bezeichnet. Zwei von ihnen sind zusätzlich mit dem Vermerk genna gekennzeichnet, also als „Kind“ ausgewiesen. In YOS 5 77 wird sogar deutlich, dass es sich um eine ušbar „Weberin“ handelte, eine für Sklavinnen typische Tätigkeit. In YOS 5 28 wurde eine Sklavin zusammen mit ihrer Tochter geweiht. Daneben gibt es eine Reihe von Kindern, die ohne Mutter oder Vater an den Tempel übergeben worden sind. Sie wurden häufig ohne Namen und nur mit entsprechender Filiation genannt. Schließlich wurden auch Sklaven (úrdu) geweiht. Zugleich gibt es Texte, in denen Personen nicht als Sklave bezeichnet, sondern nur namentlich identifiziert wurden. Die Tatsache, dass sie von einer anderen Person geweiht wurden, ist jedoch Hinweis genug, dass sie sich in einem Abhängigkeitsverhältnis zum Stifter befunden haben müssen. 1.3.2. Die Stifter Über das Motiv des Stifters geben die Texte keinerlei Auskunft: Befand er sich in einer wirtschaftlichen Notlage und konnte sich daher nicht mehr um seine Kinder oder seine Frau kümmern? Oder handelte es sich um prestigeträchtige Weihgaben als Zeichen der Pietät? Eine Kombination dieser beiden Möglichkeiten ist ebenfalls nicht auszuschließen. Mehr Informationen als den Namen, manchmal auch die Filiation oder Beruf des Stifters, geben die Texte nicht preis. 1.3.3. Empfänger der gestifteten Personen Ähnlich wie bei den Stiftern verhält es sich mit den Empfängern der als a-ru -a gestifteten Personen, da sie gleichermaßen nur namentlich erwähnt werden. Dennoch ist es möglich, mehr über ihre Funktion hinsichtlich der Verwaltung von geweihten Personen zu erfahren.

44

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

UET 5 564 YOS 5 28 YOS 5 67 YOS 5 68 YOS 5 71 YOS 5 72

./. ./. Illulu Sîn-abūšu Iddin-Damu Ku-Nanna Ur-Nanna Iddin-Damu

YOS 5 73 YOS 5 74 YOS 5 77 YOS 5 78 YOS 5 92 YOS 5 161

Illulu Pirnidum Sîn-abūšu Nūr-Ninšubur Iddin-Damu Iddin-Damu Ningišzida-gāmil

Die Empfänger von als a-ru-a bezeichneten Personen sind niemals als Empfänger von anderen als a-ru-a ausgewiesenen Gaben, wie Tieren oder kostbaren Gegenständen, belegt. Es ist davon auszugehen, dass sie für die Administration der geweihten Personen innerhalb des Tempels verantwortlich waren. Die Zuteilung einer a-ru-a-Gabe an diejenige Person, die unmittelbar Gebrauch von ihr machen konnte, ist auch in anderen Texten aus Ur belegt: So wurden beispielsweise Tiere direkt an den Schäfer oder den Kuhhirten übergeben und Musikinstrumente an einen Musiker.200 Durch die Heranziehung weiterer administrativer Texte des Nanna-NingalTempelkomplexes kann diese Annahme bestätigt werden. Bereits M. van de Mieroop identifizierte Illulu (Empfänger von Personen in YOS 5 67 u. 73) und Sîn-abūšu (Empfänger von Personen in YOS 5 67 u. 74) in der Funktion als Empfänger von Dattelrationen für die „Truppe der Korbträger“ (érin un-íl)201 im Jahr Warad-Sîn 1.202 Dieser Text deutet darauf hin, dass Illulu und Sîn-abūšu eine administrative Position hinsichtlich der Versorgung von Arbeitern innehatten, zu denen offensichtlich auch die als a-ru-a geweihten Personen zählten. Weiterhin sollen drei Texte, YOS 5 80, 81 und 102, herangezogen werden. YOS 5 80 und 81 notieren Fehlbestände an Gersten-Mehl der ugula géme-ušbar „Aufseher der Sklavinnen-Weberinnen“ und datieren in die Jahre Sîn-iqīšam 3 und Warad-Sîn 2. Aufgrund der kurzen Regierungszeit Sîn-iqīšams und seines Nachfolgers Sillī-Adad liegen die Texte nur sechs Jahre auseinander und entstanden ungefähr gleichzeitig mit den hier besprochenen a-ru-a-Texten. In YOS 5 80 Z. 9f. und in 81 Z. 2 steht Ningišzida-gāmil in einer Reihe von Personennamen, die als ugula géme-uš-bar „Aufseher der Sklavinnen-Weberinnen“ gekennzeichnet sind. Es stellt sich nun die Frage, ob Ningišzida-gāmil, „Aufseher der Sklavinnen-Weberinnen“ mit Ningišzida-gāmil, der in YOS 5 161 ein als a-ru-a geweihtes Kind empfängt, identisch gewesen ist. Zur Beantwortung dieser Frage soll YOS 5 102, eine Liste mit Wollerträgen, hinzugezogen werden. Dieser Text enthält kein Datum, kann aber durch prosopographische Übereinstimmungen in die Zeit Sîn-iqīšam bis Warad-Sîn datiert wer200

Van de Mieroop 1989, 398. Zu u n - í l siehe Sigrist 1979, 1980 und Steinkeller 2003, 44–45. 202 YOS 5 12, vgl. van de Mieroop 1989, 39819. 201

1. Ur

45

den: Sämtliche Aufseher der Weberinnen aus den oben genannten Texten YOS 5 80 und 81 sind auch in YOS 5 102 notiert und ebenfalls als solche ausgewiesen. In dieser Liste sind neben Ningišzida-gāmil außerdem zwei weitere Personenamen notiert, die ebenfalls als Empfänger von geweihten Personen belegt sind: Sînabūšu (Empfänger von Personen in YOS 5 67 u. 74) und Ku-Nanna (Empfänger von Personen YOS 5 71). Die Tatsache, dass Ningišzida-gāmil, Sîn-abūšu und Ku-Nanna in einer Auflistung der „Aufseher der Sklavinnen-Weberinnen“ notiert sind, die zeitgleich mit den a-ru-a-Texten entstanden ist, deutet erneut auf die Funktion dieser Personen im Bereich der Verwaltung von Tempelpersonal hin. Siegelabdrücke auf Quittungen, die ebenfalls in dieselbe Zeit wie der Empfang von geweihten Personen datieren, geben weitere Hinweise auf die Funktion der Empfänger Ku-Nanna (YOS 5 71) und Ur-Nanna (YOS 5 72)203. Ku-Nanna wird durch die Inschrift seines Siegels auf YOS 5 47 (Warad-Sîn 5), 51 (Warad-Sîn 2) und 52 (Warad-Sîn 2) – drei Quittungen über den Erhalt von Schafen – als „a-ru-a-Schreiber“ ausgewiesen: (1)

kù - dnanna (2)du b-sar a-ru -a (4)du mu PN (5)urdu-é-dnanna-k e 4

„Ku-Nanna, a-ru-a-Schreiber, Sohn des PN, Diener des Nanna-Tempels“. Zu dem Empfänger Ur-Nanna gehört möglicherweise folgendes Siegel: (1)

ur- dnan n a (2)gudu 4 -abzu dn ann a (3)du mu kù - dnin-gal (4)ša 1 3 -dub -b a nann a (5)u rdu u rdu - den.zu

d

„Ur-Nanna, gudapsûm-Priester des Nanna, Sohn des Ku-ningal, šandabakkum des Nanna, Diener des Warad-Sîn“, das ebenfalls auf den oben genannten Quittungen YOS 5 47, 51 und 52 abgerollt wurde und auch auf weiteren Quittungen gleichen Typs (YOS 5 46, 50 und 53, alle Warad-Sîn 2) erscheint.204 Der Empfänger Ur-Nanna könnte folglich der gudapsûm-Priester und šandabakkum sein, dessen Archiv D. Charpin in seiner Abhandlung „Le Clergé d’Ur“ diskutierte.205 Die Empfänger Pirnidum (YOS 5 73) und Illulu (YOS 5 67 u. 73) erhalten außerdem einen Sklaven und zwei Sklavinnen in YOS 5 42 aus dem Jahr WaradSîn 4:206 (1)I

a-na-dutu-ták-la-ku ú rdu (2)ì-dab 5 pi-ir-ni-du-um

„Ana-Šamaš-taklāku, Sklave, übernommen (von) Pirnidum.“

203

Für Ur-Nanna siehe auch YOS 5 69 im Kapitel 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel. 204 Es gibt noch ein anderes Siegel des Ur-Nanna auf einer Urkunde, die den Kauf eines Grundstücks vom Tempel dokumentiert (YOS 5 122, Warad-Sîn 9: (1) u r - dn a n n a g u d u 4 a b z u (2) š a 13- d u b - b a d n a n n a ( 3) d u m u k ù - n i n g a l). 205 Charpin 1986, 42–51. 206 Transliteration bei www.archibab.fr (21.03.2020).

46

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten (6)I

iš 8 -⌈tár⌉-tap-pa-[ti207 gé]me (7)du mu -munu s ia-lí-x-[x x ] ⌈ú rdu⌉ (8)I um-mi-[ta-ba-a]t géme (9)du mu -munu s g enn a d ma-mi-tum-re-⌈me-ni⌉ (10) ì-dab 5 il-lu-lu „Iš⌈tar⌉-tappā[tī, Skl]avin, Tochter des Jali-…, ⌈Sklave⌉, Ummī-[tāba]t, Sklavin, Tochter, Kind, der Mamitum-rē⌈mēnī⌉, übernommen (von) Illulu.“ Auch wenn die Sklaven und Sklavinnen hier zwar nicht als a-ru-a bezeichnet wurden, geht aus diesem Text deutlich hervor, dass Pirnidum und Illulu als Verantwortliche für Sklaven im Tempelkomplex agierten.208 Nach Einbeziehung der administrativen Urkunden kann also festgestellt werden, dass die Empfänger der als a-ru -a bezeichneten Personen auch für ihren zukünftigen Aufenthalt im Tempel verantwortlich gewesen sind.

1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel Schließlich wurden in einigen wenigen Urkunden Informationen über den Anlass der Weihung, oder vielleicht besser: das mögliche Motiv der Weihung notiert. In den drei relevanten Texten handelte es sich jedes Mal um einen kultisch-religiösen Anlass. In dem a-ru-a-Text YOS 5 71 wurde ein Sklave als Ersatz (ki-bé-gar-ra) für eine andere Person für das bur-sag des Nanna empfangen. Die bur-sagInstitution, bekannt ab der präsargonischen Zeit209 (im spätaltbabylonischen Uruk auch é-bu r-sag),210 sorgte für reguläre Opfergaben. Ein weiterer geweihter Sklave wird in YOS 5 72 für das bur-sag empfangen. An dieser Stelle sollen zwei administrative Text (YOS 5 41 und 69, beide aus dem Jahr Warad-Sîn 3) herangezogen werden, die zwar keine a-ru-a-Gabe notieren, aber inhaltlich eng mit den soeben vorgestellten Texten verbunden sind. YOS 5 41211 Vs.

207

1: 2: 3:

I

šu- dnin-mar ki kù -ta sa 1 0 nam bu r-sag

Šu-Ninmar, für Silber gekauft, für das Bursaggum-Opfer.

4:

ki-bé-gar-ra

Ersatz für Junghirtendienst des

J. Renger ergänzt -tap-pa-[at-tum] (siehe http://pix.archibab.fr/4Dcgi/18652L1717.pdf [08.03.2019]). Es wurde jedoch kein weiterer Beleg zur Schreibung dieses Namens gefunden. Zur Ergänzung -tap-pa-[ti] vgl. FM 4 4 [T.315], i 20‘: e š₄ - t á r -t[ap-pa-ti] und FM 4 15 [M.16000], 54: e š ₄ - t á r -tap-[pa-ti]. 208 Siehe auch YOS 5 41 im Kapitel 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel. Dort empfängt Pirnidum eine für Silber gekaufte Person. 209 Seri 2013, 160+53. 210 Seri 2013, 159–161. 211 Transliteration bei www.archibab.de (20.03.2020).

1. Ur

5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

nam-gáb-ra 212 ša gi-mil-ki nu -èš ì-dab 5 úrdu-⌈lugal⌉ genna du mu - d⌈mar-tu ⌉ kù -ta sa 1 0 ì-dab 5 pi-ir-ni-du-um itu še-kin-ku 5 mu alan kù-si 2 2 é- dutu-šè i-ni-in-ku 4 -re

47

Gimilki, nešakkum-Priester. Übernommen von Warad⌈šarrim⌉. Kind, Sohn des Mār⌈Amurrim⌉, für Silber gekauft. Übernommen von Pirnidum. Addaru (XII) Warad-Sîn 3

YOS 5 41 dokumentiert den Empfang zweier Männer, die mit Silber gekauft worden sind, von denen einer für das bu r-sag übernommen wurde. Die Tatsache, dass die beiden Personen für Silber gekauft worden sind, ist ein deutlicher Hinweis auf ihren Status als Sklaven. In gleicher Weise wurde in YOS 5 69 ein Mann mit dem Wert von 19 Schekeln Silber nach dem Gewichtsstein des Šamaš für das bu r-sag empfangen: YOS 5 69 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10:

I

ú rd u - den.zu mu-ni kù-ta 19 gín na 4 - du tu213 mu-túm d en .zu -e-ri-ba-am nam-ḫar-tí bur-sag dnanna ì-dab 5 ur- d⌈nanna ⌉ gan-gan-è mu alan kù-si 2 2 é- dutu-⌈ra⌉ in -nu -ku 4 -⌈re⌉ itu

Warad-Sîn sin Namen, sein Wert 19 Schekel Silber (nach) dem Gewichtsstein des Šamaš, geliefert von Sîn-erībam. Empfangen für das Bursaggum-Opfer des Nanna. Übernommen von Ur-⌈Nanna⌉. Kislīmu (IX) Warad-Sîn 3

Die gekauften Personen wurden von den aus den a-ru-a-Texten bekannten Empfängern Pirnidum und Ur-Nanna übernommen. Somit gibt es einen weiteren Hinweis auf ihre Funktion in der Verwaltung unfreier Arbeitskräfte. Auch in YOS 5 161 wird der Anlass für die Stiftung einer Person deutlich: Ein Kind wird für die „Prozession des Schiffes der Erstlingsfrüchte“ geweiht (siehe im Kapitel 1.3.3. Empfänger der gestifteten Personen). Es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass das Kind eine bestimmte Rolle bei der Prozession selbst spielte, daher ist es naheliegender zu vermuten, dass der Zeitpunkt ausschlaggebend für die Weihung war. Dies zeigen auch weitere a-ru-a-Texte aus Ur, in denen beispiels212 213

Zum g á b - r a = kaparru(m) siehe Selz 1993. Stol 1999, 576–577.

48

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

weise Tiere für die „Prozession des Schiffes der Erstlingsfrüchte“ geweiht wurden.214

1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel Schließlich lohnen sich einige Bemerkungen zu administrativen Texten aus Ur, die zwar keine a-ru-a-Weihgaben nennen, aber dennoch Aufschluss über die Verwaltung und den Einsatz von Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel geben können. In YOS 5 70 (Warad-Sîn 4) wurden zwei Kinder von Ilum-pîšu geliefert und von Bur-Sîn für die Göttin Ningal übernommen. YOS 5 70215 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

I

mu-ba-li-it-ṭum dumu-munus genna šaat-dnu-muš-da dumu-munus-a-ni ki-bé-gar-ra x [x] x Id nun-[nam-ni]r-⌈medu⌉216 dumu-munus genna am[a-a]t-dnin-šubu r [dumu-mun]us-a-ni ù 10 gín kù-babbar d nin-gal-šé mu -tú m dingir-inim-šu ì-dab 5 bur-den.zu [it]u šu -[nu mun ]-a ⌈mu kisal-maḫ d⌉u tu ba-dù

Muballitṭum, Tochter, Kind, der Šāt-Numušda, ihre Tochter. Ersatz … . Nun[namn]ir-⌈medu⌉, Tochter, Kind, der Am[a]t-Ninšubur, ihre [Toch]ter, und zehn Schekel Silber für Ningal.

Geliefert von Ilum-pîšu. Übernommen von Būr-Sîn. D[ûz]u (IV) Warad-Sîn 4

In YOS 5 76 (Sîn-iqīsam 5) wird die Aufgabe eines Sklaven eindeutig formuliert: YOS 5 76217 Vs.

214

1: 2: 3: 4:

I

i-din-èr-ra ì-dab 5 ur- dnanna nam-a-bal-šè I i-din-èr-ra

Iddin-Erra, übernommen von Ur-Nanna, für das Wasserschöpfen. Iddin-Erra, für das Eab,

Charpin 1986, 134 und van de Mieroop 1989, 398. Transliteration bei www.archibab.fr (20.03.2020). 216 Lesung nach A. Jaquet (www.archibab.fr). 217 Transliteration bei www.archibab.fr (20.03.2020). 215

1. Ur

5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

nam é-ab -šè218 ì-dab 5 a-pil-ku-bi dumu nu-ur-⌈den.zu⌉ Id en .zu -⌈it-ti⌉-x I a-wi-il-x-x ì-dab 5 a-lí-wa-⌈aq-ru-um⌉ gaba-ri-sag kišib x itu zíz-a u 4 -21 -k am mu ugnim nim ki giš tukul ba-an-sìg

49

übernommen von Apil-Kūbi, Sohn des Nūr-Sîn. Sîn-⌈itti⌉-…, Awīl-…, übernommen von Alī-w⌈aqrum⌉. Erste? Kopie, gesiegelt … . Šabātu (XI) Sîn-iqīšam 5

Dass es sich bei Iddin-Erra um eine unfreie Person handelte, ist nur durch den Kontext der bisher besprochenen Texte ersichtlich, da Ur-Nanna als Empfänger von geweihten Personen und als „Aufseher der Sklavinnen-Weberinnen“ belegt ist. Weiterhin werden Sklaven in administrativen Texten genannt, die nicht mit Sicherheit der Tempelverwaltung zugeordnet werden können. Einige Charakteristika dieser Texte deuten aber auf eine solche Zugehörigkeit hin, sodass sie nicht unerwähnt bleiben sollen.219 In YOS 5 40 wurden drei männliche Sklaven von der Gruppe der Ölkelterer abgezogen, um dann zu den Akrobaten und Wasserschöpfern umverteilt zu werden:220 YOS 5 40221 Vs.

218

1: Iu-bar-ru-um ú rd u! 2: Iì-lí-ip-di-ma ú rd u! 3: I⌈a⌉-ḫa-mar-ši ú rdu

Ubarrum, Sklave, Ilī-ipdama, Sklave, ⌈A⌉ḫam-arši, Sklave,

Vgl. YOS 5 161, Z. 6: lúm á - l á é - a b. Der Text UET 5 791 wird in diesem Kontext nicht berücksichtigt. Es handelt sich um eine undatierte Inventarliste, in der in Z. 12 und 13 jeweils eine Sklavin notiert ist: i(12) mí.d [ e n . z u ] - k u 4 - r e g é m e (13)[mí]ri-sa-tum g é m e. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um die Auflistung des Vermögens eines Privatmannes, wie schon J. Renger vermutete: „Es ist sehr unsicher, ob es sich hierbei um ein Tempel-Inventar handelt, da wir hier keine Sklavinnen erwarten würden. Möglicherweise liegt doch ein Inventar eines Privatmannes vor, der dann allerdings sehr vermögend gewesen sein muss“, http://pix.archibab.fr/4Dcgi/20988Z3261.pdf (08.03.2019). Seiner Begründung, dass durch die Nennung von Sklavinnen ein Tempelinventar auszuschließen sei, kann jedoch nicht gefolgt werden. Gleiches gilt für den Text NISABA 19 175, der eine Reihe von Sklaven, Vieh und Pfründen notiert. 220 Die Umverteilung von Sklaven innerhalb einer Institution, aber auch zwischen diesen wird vor allem anhand des Textmaterials aus Uruk veranschaulicht. Siehe dazu das Kapitel zu Uruk 3.5.3. Umverteilung innerhalb von Uruk. 221 Transliteration bei www.archibab.fr (20.03.2020). 219

50

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

u. Rd. Rs.

4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14:

3 guruš šá ì-šur-e-ne nì-šu ad-da-dingir [m]u?222 nam-ḫúb-ra ù lúa-bal meš ⌈ba⌉-a-šúm x [ x x] x ì-dab 5 ka- dutu ⌈itu⌉d u 6 -kù mu alan kù-si 2 2 é- dutu-šè i-ni-in -ku 4

drei Männer, von den Ölkelterern, wurden unter der Verantwortung von Adda-ilī … für die Akrobaten und Wasserschöpfer gegeben. … Übernommen von Pî-Šamaš. Tašrītu (VII) Warad-Sîn 3

Es liegt nahe zu vermuten, dass die drei genannten Sklaven eine Tätigkeit bei den Ölkelterern und Wasserschöpfern – ein passender Anknüpfungspunkt zu YOS 5 76 – ausführen mussten. Dieser Text beinhaltet zwei Punkte, die ihn mit dem Tempel und dessen kultisch-religiösen Funktionen verbindet: Sklaven werden im Monat VII (Tašrītu) von den Ölkelterern abgezogen. In einem weiteren administrativen Text aus demselben Monat wird eine bestimmte Menge Öl von Sklavinnen und Sklaven verstrichen: JCS 28 Nr. 8223 Vs.

222

1: 2: 3: 4: 5:

1 (bariga) 3 (bán) ì-giš géme-úrdu-da-me ba-ab -dul 4225 gá-nun-maḫ-ta ba-zi

90 l Sesamöl224 wurde von Sklavinnen und Sklaven verstrichen. Vom Ganunmaḫ abgebucht.

A. Jaquet liest hier das Zeichen [L]Ú(?) (www.archibab.fr). Loding 1976, mit Kopie, einem kurzen Kommentar und Transliteration der Z. 1–6. Eine Transliteration und Übersetzung findet sich auch in Sallaberger 1993, 190904. 224 Es ist nicht zwangsläufig nachgewiesen, dass es sich bei ì - g i š immer um Sesamöl handeln muss, aber es gibt mehr Argumente, „die für Sesam- und Sesamöl sprechen, nicht aber eindeutig dagegen“, Waetzoldt 1985, 87. Siehe auch Stol 2003–2005, 32–33: „Das gängige Wort für Öl, šamnu, sum. ì . ĝ i š, deutet Sesamöl an, aber in altassyr. und sonstigen Texten aus dem Westen kann Olivenöl gemeint sein; […]“. 225 Siehe Kommentar bei Loding 1976, 2355 (mit Literatur): Das Verb ist häufig in Zusammenhang mit einem handwerklichen Prozess bezeugt, bei dem Leder mit Öl oder Bitumen behandelt wird; außerdem R. D. Freedmann: „b a - a b - d u l4. Perhaps d u l4 is an orthographic variant of šeš4, which appears in the lists for Akkadian pašāšu(m). The translation “coating” or “smearing” was arrived at independently by Fish (MCS 5 [1955], 117 to #1, R.l.); V. E. Crawford (Terminology of the Leather Industry in Late Sumerian Times [unpublished dissertation, Yale University, 1948; renewed copyright, 1975], 43–44); and myself“, Freedmann 1978, 262 (Text Nr. 5, Z. 4: b a - a b - d u l 4). 223

1. Ur

Rs.

6: 7: 8: 9:

u 4 -ezen -má-nu -ru itu du 6 -kù d mu ús-sa en u tu máš-e ì-pà

51

Zeit des nuru-Schiff-Festes. Tašrītu (VII) Gungunum 7

Das Verstreichen von Öl im Monat VII kann in den kultisch-religiösen Kontext des Aussaat-Akiti verortet werden. Vor allem während der Ur-III-Zeit war es eines der bedeutendsten Feste in Ur, das auch noch während der altbabylonischen Zeit in abgewandelter Form ausgeführt wurde.226 Das Verstreichen von Öl während des Aussaat-Akiti bezieht sich auf eine kultisch-religiöse Reinigung des Tempelinventars, wie Ur-III-zeitliche Belege zeigen:227 UET 3 1175 Vs.(1)

2 (bán ) 5 s ì l a ì - g i š (2)giši g gišš u - k á r! (3)š à é d n a n n a - k a - k e 4 b a ab-AK „25 Liter Sesamöl wurde an Tür und Gerät des Nanna-Tempels verstrichen.“

UET 3 1145 Vs.(1)

0.0.2 ì - g i š (2)giši g gišš u - k á r a b z u - k e 4 b a - a b - A K (3)0.0.2 3 s ì l a ì - g i š (4)giši g gišš u - k á r š à é dN a n n a (sic!) b a - a b - A K „20 Liter Sesamöl wurde an Tür und Gerät des Abzu228 verstrichen. 23 Liter Sesamöl wurde an Tür und Gerät im Nanna-Tempel verstrichen.“ Nach Einbeziehung dieser Ur-III-zeitlichen Belege kann geschlussfolgert werden, dass es sich bei der Tätigkeit der Sklaven, die in JCS 28 Nr. 8 – und vielleicht auch YOS 5 40 – beschrieben worden ist, um das Verstreichen von Öl auf Tür und Gerät des Nanna-Tempels während des Aussaat-Akiti handelte. Diese Aufgabe wird sicherlich von wenigen ausgewählten Sklaven und Sklavinnen des Nanna-Tempels ausgeführt worden sein, und der Großteil von ihnen wird alltägliche Arbeit im Tempelhaushalt ausgeführt haben. Dass diese Aufgaben unter schlechten Arbeitsbedingungen ausgeführt werden mussten, zeigt ein Ur-III-zeitlicher Text aus Lagaš, in dem nicht zugeteilte Rationen für als a-ru-a bezeichnete Personen notiert wurden: Vier Personen waren verstorben (úš) und zwölf Personen waren geflüchtet (zàḫ).229

226

Zum „Akiti zur Aussaat im vii. Monat“ siehe Sallaberger 1993, 183–190. Texte zitiert nach Sallaberger 1993, 184. 228 „Beim Abzu Nannas wird es sich um ein vor der Zella gelegenes Kultgebäude mit Wasserbecken handeln“, Sallaberger 1993, 184. 229 AS 3, Nr. 166 (BM 14332). Zu diesem Text auch schon Gelb 1972, 12 und Snell 2001, 52. 227

52

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Zwei weitere Texte sollen der Vollständigkeit halber abschließend genannt werden, auch wenn sich ihre Aussagekraft bezüglich des Einsatzes unfreier Personen in Ur in Grenzen hält. In einer Jahresabrechnung aus dem Jahr Warad-Sîn 1 sind der Kaufpreis und Wert von je einem männlichen Sklaven notiert: YOS 5 15230 Vs. ii (12)ù 2 u 8 -udu ḫi-a (13)š à s a 1 0 sagú r d u (14)šá im-gur-de n . z u (15)d u m u k a - ša-de n . z u „und 2 Schafe und Ziegen aus dem Kaufpreis eines Sklaven des Imgur-Sîn, Sohn des Pî-ša-Sîn“ Rs. iii (29)1 sagú r d u k ù - bi 16 1/3 g í n k ù - b a b b a r (30)⌈u 8 ⌉. u d u ḫi-a- b i 49 (31) n a - g a d a im-gur-de n . z u (32)d u m u k a - ša-de n . z u „Ein Sklave, sein Silber ist 16 1/3 Schekel Silber, 49 Schafe und Ziegen: Hirte Imgur-Sîn, Sohn von Pî-ša-Sîn“ Der Eigentümer der Sklaven ist der Hirte Imgur-Sîn, für den keine prosopographische Verbindung zum Tempel oder Palast hergestellt werden kann. Eine solch umfangreiche Jahresabrechnung wird aber sicherlich im institutionellen Bereich zu verorten gewesen sein, sei es kultisch-religiös oder politisch.

1.6. Fazit Die Untersuchung der a-ru-a-Texte unter Heranziehung weiterer administrativer Urkunden aus dem altbabylonischen Ur ermöglicht einen Zugang zum Verständnis des Erwerbs und des Einsatzes unfreier Arbeitskräfte in einer der bedeutendsten kultisch-religiösen Institutionen in dieser Stadt: dem Nanna-NingalTempel. Die Informationen stammen vor allem aus den Texten seines Verwaltungsdistrikts Ganunmaḫ. Weiterhin wurde deutlich, dass die Tradition der Weihung von Menschen an den Tempel im frühen zweiten Jahrtausend v. Chr. fortgeführt wird, und zwar in ganz ähnlicher Weise, wie sie für das dritte Jahrtausend belegt ist. I. J. Gelbs Aussagen über die a-ru-a-Tradition der Ur-III-Zeit können für die altbabylonische Zeit für Ur bestätigt werden.231 Es sind überwiegend Frauen und Kinder, die dem Tempel geweiht wurden. G. Spada äußert sich wie folgt zu dieser Tradition in altbabylonischer Zeit:

230

Transliteration bei www.archibab.fr (20.03.2020). Die Motive der Stifter von Personen an eine Gottheit sind auch noch in der neubabylonischen Zeit nachzuweisen, auch wenn die Praxis dort nicht mit a - r u - a gekennzeichnet worden ist, siehe dazu Kleber 2011, 105+12.

231

1. Ur

53

„In riferimento a questi ultimi, è stata avanzata l’ipotesi che non si trattasse tanto di una too di divozione nei confronti della divinità, quanto piuttosto di un gesto dettato da interesse personale: in questo modo, infatti, ci si poteva sbarazzare in maniera legittima di una persona indesiderata, ad esempio una vedova o un orfano, ma questa ipotesi sembra confutata dal fatto che molte di quelle persone erano definite ‘schiavi’, dunque aventi un preciso valore economico e come tali rappresentati dei veri e propri doni.“232 Mit ihrem Verweis zum wirtschaftlichen Wert eines Sklaven liegt sie sicherlich richtig, dennoch waren die Unterbringung und Versorgung der Sklaven auch immer ein Kostenfaktor. Der Tempel setzte daher ihre Arbeitskraft in fast allen Bereichen seines Haushalts ein. Es konnte aufgezeigt werden, dass die Sklaven zu körperlich schweren Aufgaben wie Wasserschöpfen oder im „Haus der Weberinnen“ eingesetzt wurden, gleichzeitig aber auch kultische Aufgaben ausführen durften, wie das Verstreichen von Öl auf Tempelinventar anlässlich der rituellen Reinigung. Abschließend ist anzumerken, dass die aus dem dritten Jahrtausend bekannte Weihung von Personen und Objekten in Form von a-ru-a in der altbabylonischen Zeit bisher nur aus Ur und in viel geringerem Umfang auch aus Nippur233 bekannt ist. Es verwundert nicht, dass ausgerechnet in Ur, dem Zentrum des Königreichs der 3. Dynastie von Ur, diese Tradition noch fortgeführt wurde.

232 233

Spada 2007. Siehe dazu das Kapitel zu Nippur 6.2.2. a - r u - a-Weihgaben.

2. Larsa 2.1. Einleitung Die Stadt Larsa (Senkereh) war das Zentrum eines Königreiches, das nach dem Zusammenbruch der dritten Dynastie von Ur im ausgehenden dritten Jt. v. Chr. eine immer bedeutendere Rolle im Süden Mesopotamiens spielte – einschließlich der Gründung einer eigenen Dynastie. Unmittelbar nach dem Zusammenbruch der III. Dynastie von Ur konnte sich das Königreich von Larsa vor allem unter seinem König Gungunum (1932–1906 v. Chr.) etablieren und stand besonders mit seinem Erzrivalen Isin in ständigem Konflikt um Land, Ressourcen und Wasser. Unter König Rīm-Sîn I (1822–1763 v. Chr.) erreichte das Königreich von Larsa den Höhepunkt seiner Macht und Isin wurde endgültig besiegt. Schließlich konnte aber König Ḫammurapi von Babylon 1763 v. Chr. die Stadt einnehmen. Schon unter seinem Nachfolger Samsuiluna (1749–1712 v. Chr.) verlor das Königreich von Babylon nach anhaltenden Widerstandskämpfen jedoch endgültig die Kontrolle über Larsa. Sowohl die archäologische als auch die philologische Quellenlage deutet an, dass die Stadt in den darauffolgenden Jahrzehnten nicht – oder nur gering –besiedelt gewesen ist.234 Der Großteil der im Folgenden herangezogenen Texte stammt aus der Regierungszeit der Könige Warad-Sîn (1834–1823 v. Chr.)235 und Rīm-Sîn I (1822– 1763 v. Chr.). Daneben werden auch Texte aus der Zeit nach der Eroberung durch Ḫammurapi und aus der Regierungszeit Rīm-Sîns II besprochen.

2.2. Das relevante Textmaterial Das hier behandelte Textmaterial aus Larsa stammt überwiegend aus Raubgrabungen, die erst seit dem Beginn der archäologischen Kampagne 1933 durch A. Parrot ihr Ende fanden.236 Eine Vielzahl dieser Tafelfunde wurde zwischen den Jahren 1896 und 1923 von verschiedenen internationalen Sammlungen angekauft.237 Die nachfolgenden offiziellen Surveys und Ausgrabungen im nord- und nordöstlichen Teil der Stadt konnten aufzeigen, dass sich die Raubgrabungen aller

234

Gasche 1989, 129. Zur Flucht der Priesterschaft aus Larsa siehe Charpin 1992a und 2004, 343–345 (9.3.2.2. Les habitats de Larsa réfugiés à Babylone). 235 Für eine Regierungsdauer von zwölf Jahren für Warad-Sîn vgl. Charpin 2004, 68202. Siehe auch Abraham 2008. 236 Parrot 1968. Für eine Zusammenfassung der Grabungsgeschichte mit dem Schwerpunkt auf den altbabylonischen Textfunden der „dwelling quarters“ siehe Feuerherm 2004, II 1–35. Dem Autor sei gedankt für die Zurverfügungstellung seines Manuskripts. Die Publikation befindet sich in Vorbereitung. 237 Dyckhoff 2002, 123.

56

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Wahrscheinlichkeit nach auf die dort lokalisierten „dwelling quarters“ konzentrierten.238 Nach den archäologischen Ausgrabungen unter A. Parrot (1933239 und wieder 1967240) folgten ihm J. Margueron in den Jahren 1969 und 1970241 sowie J.-L. Huot von 1976 bis 1991.242 In Larsa befinden sich die häufigsten Erwähnungen von Sklaven in den administrativen Texten und in den Bürgschaftsurkunden, gefolgt von Kaufurkunden, Briefen und Personenmieturkunden. Vereinzelt sind sie auch in weiteren Textgattungen vertreten (siehe Abb. 4). Sklaventexte aus Larsa (199) Ersatzleistung Verzichtserklärung Pfandurkunde Freilassung Tausch Depositum Schenkung Mitgift Personenweihung Notiz über Verstorbene Gerichtsurkunden Adoption Erbteilungen Personenmiete Briefe Kaufurkunden Bürgschaftsurkunden Administrative Texte 0

10

20 30 40 Anzahl der Texte

50

60

Abb. 4: Verteilung der Sklaventexte aus Larsa nach Textgattungen.

238

Parrot 1946, 362–363. Parrot 1934. 240 Parrot 1968. 241 Margueron 1970 und 1971. 242 Huot / Bachelot / Braun / Calvet / Cleuziou / Forest / Seigne 1978, Huot 1983, 1985 und 1987. 239

2. Larsa

57

Die nachfolgende Auswertung wird sich vor allem auf solche Texte konzentrieren, die einer politischen oder kultisch-religiösen Institution zugewiesen werden können. Zunächst werden Texte aus dem bīt asīrī, dem „Gefangenenhaus“ in Larsa, ausgewertet und mit entsprechenden Funden aus Uruk verglichen. Diese Einrichtung, der die Verwaltung von Kriegsgefangenen und Sklaven oblag, ist der politischen Institution des Palastes zuzuordnen. Zwar konnten Gefangene und Sklaven von dort auch an religiöse Institutionen übergeben werden, aber der König hatte zu jeder Zeit die absolute Verfügungsgewalt über die vom bīt asīrī verwalteten Personen. Es folgt eine Abhandlung über die Sklaventexte aus dem Archiv des Balmunamḫe, der eine ausführliche und unbedingt notwendige Diskussion über seine soziale und wirtschaftliche Stellung vorausgeht. In diesen Texten wird besonders deutlich, dass sich der institutionelle mit dem privatwirtschaftlichen Bereich überschneiden konnte. Es wird aufgezeigt, dass Balmunamḫe der Verwalter einer Institution gewesen ist, die in erster Linie dem Palast unterstand, aber gleichzeitig mit mehreren Tempeln kooperierte. Es folgen Texte aus dem Bereich des Ebabbar, des Tempels des Stadtgottes Šamaš in Larsa, der nicht nur hinsichtlich seiner religiösen, sondern auch sozialen und ökonomischen Rolle für die Stadt von Bedeutung gewesen ist. Viele Könige der altbabylonischen Zeit rühmen sich mit Bauarbeiten am Ebabbar243 oder mit Geschenken, die sie dem Šamaš dort dargebracht haben.244 Zahlreiche Verwaltungsurkunden dokumentieren darüber hinaus die Opfer und Festivitäten zu Ehren des Gottes Šamaš im Ebabbar.245 Aus Rechtsurkunden geht schließlich die zentrale Rolle des Ebabbars im Rechtswesen hervor, indem er vor allem als Ort der Gerichtsbarkeit diente.246 Es folgen Texte aus dem Archiv des šà-tam „Verwalters“, das unmittelbar an den Palast des Nūr-Adad angrenzte und eine Zeitspanne von Gungunum bis Sîniqīšam umfasst. Inwiefern der Palast nach seiner Fertigstellung überhaupt genutzt wurde, ist nicht geklärt. Am Ende des Kapitels über Larsa werden administrative Texte diskutiert, die von einer größeren Institution ausgestellt worden sind, aber bedingt durch die Fundumstände und fehlende Informationen im Text selbst keinem bestimmten Archiv zugewiesen werden können.

243

So z. B. in den Jahresnamen und Inschriften von Sîn-iddinam, siehe dazu Richter 2004, 289. 244 So z. B. Nūr-Adad B und J, die von der Ausgestaltung des Ebabbar berichten, siehe Richter 2004, 288. 245 Für eine Übersicht über die den Kult im Ebabbar betreffenden Verwaltungsurkunden siehe bei Arnaud 2001, 24–27 und Richter 2004, 292–294. 246 Zu einigen Beispielen siehe die Zusammenstellung der Rechtsurkunden bei Richter 2004, 294–295.

58

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

2.3. Das bīt asīrī Über das bīt asīrī in Larsa informieren administrative Texte aus den Regierungszeiten der Könige Rīm-Sîn I und II. Das vor allem aus dem spätaltbabylonischen Uruk247 unter dem König Rīm-Anum bekannte „Gefangenenhaus“ diente der Verwaltung und Ausbeutung von Gefangenen und Sklaven, über die der König verfügen konnte. 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I Aus der Regierungszeit des Königs Rīm-Sîn I stammen administrative Texte, die den Tod von im bīt asīrī gefangenen Personen dokumentierten. Die Bezeichnung a-sí-rum/a-si-ru-um „Gefangener“, die in einigen Texten notiert wurde, und deren Herkunft aus Städten, die sich außerhalb des Königreichs von Larsa befanden, deuten darauf hin, dass es sich bei den verstorbenen Personen um Kriegsgefangene handelte. Für diese Annahme sprechen auch die Bemerkungen über ihren Transport nach Larsa. TCL 10 58248 Vs.

ú š den-zu-la-sí-im lú tin-tir ki en -nu i-na-ša-me-e-wu-súm nì-šu ugula dam-gàr gìri ì-lí-sukkal ù den.zu -ša-mu-úḫ

Verstorben: Sîn-lasim, Mann aus Babylon. Wache: Ina-šamê-wussum. Unter der Verantwortung des Aufsehers der Kaufleute. Ilī-sukkal und Sîn-šamuḫ sind Überbringer.249 kišib šà-tam-e-ne Siegel der Verwalter. (Datum: Monat X, 30. Tag, Rīm-Sîn I 22)

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

TCL 10 135250 Vs.

247

1: 2: 3: 4: 5: 6:

ú š dim-en-nam érin a-sí-rum lú né-re-eb-tumki ša i-na ì-si-inki ú-⌈te⌉-er-ru-ni-iš-šu kaskal den.zu-mu-ba-lí-[it]

Verstorben: Adad-ennam, von der Truppe der Gefangenen, Mann aus Nērebtum, den man aus Isin zu⌈rück⌉gebracht hat. Feldzug des Sîn-muballit.

Siehe dazu das Kapitel 3. Uruk. Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/13972M2260.pdf (10.03.2019) und Leemans 1961, 60–61. 249 Zur Funktion der g ì r i-Personen siehe im Kapitel zu Uruk 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī. 250 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/14148G2174.pdf (10.03.2019) und Leemans 1961, 57–58. 248

2. Larsa

59

Wache: Tizqārum … . 7: en -nu ti-iz-qá-rum I TA 251 AT 8: inim-ta šu-mu-um-li-ib-š[i] Auf das Wort des Šumum-libš[i], ugula kin-gi 4 -a252 Aufseher der Boten und Sînd 9: ù en.zu-ma-šúm manšum. Ibni-Sîn, Sîn-šamuḫ [und …]? 10: gìri ib-ni-den.zu Id 11: en-zu-ša-mu-úḫ sind Überbringer. Rest der Vorderseite abgebrochen Rs. 12’: [k išib šà-tam-e-]ne [Siegel der Verwal]ter. (Datum: Rīm-Sîn I 30) YBC 5305253 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6:

Rs.

251

7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

ú š ⌈i⌉a-ku-nu-um ⌈lú⌉ [ ] Verstorben: ⌈I⌉akūnum, ⌈Mann⌉ aus [ ], den Ilī-iddinam [ ] ša kaskal za-za-a x254 ša ì-lí-i-din-nam x [ ] von dem Feldzug des Zazāja zuú-te-er-ra-aš-šu rückbrachte. en -nu a-bu-wa-qar Wache: Abu-waqar, der dam-g [àr] Kaufm[ann]. Auf das Wort des Ina-Sîn-dum[qi], Sîn-manšum inim-ta i-na- den .zu dum-[qí] und Šumun-libši. Id en.zu-ma-an-šúm Sillī-[ ], Šu-Dingir-maḫ, ù šu-mu-um-li-ib-ši ⌈Ver⌉walter, Mannum, ] gìri si-lí-dx [ ⌈Ver⌉[walter] und SillīI šu-d ingir-maḫ ⌈šà⌉-tam Amurr[um] sind Überbringer. I ma-a-nu-um ⌈šà⌉-[tam] ù sí-lí-dmar.t[u] kišib šà-tam-e-n [e] Siegel der Verwalte[r]. (Datum: Monat VII, 26. Tag, Rīm-Sîn I 31)

Die Zeichenfolge ist auf der Kopie eindeutig zu erkennen, die Lesung bleibt jedoch unklar. 252 Das Ende der Zeile u g u l a k i n - g i 4 - a ist auf der Kopie nicht sichtbar und nur in http:// pix.archibab.fr/4Dcgi/14148G2174.pdf (10.03.2019) erwähnt. 253 Transliteration und Übersetzung bei Feuerherm 2004, II 112, angefertigt nach einer unpublizierten Kopie von T. Breckwoldt. 254 K. G. Feuerherm liest ša k a sk a l za-za-aki? und übersetzt „campaign against Zazai̯a“. Das Ortsdeterminativ k i wurde mit einem Fragezeichen versehen. Da mir kein weiterer Beleg für Zazāja als Ortsbezeichnung bekannt ist, jedoch einmal als Personenname bezeugt ist (HEO 12 8, Z. 11‘: i g i PN d u m u za-za-⌈a⌉), ziehe ich die Übersetzung „Feldzug des Zazāja“ vor. Für die Deutung als Personennamen spricht außerdem der Text YBC 4338, der die Versetzung eines Iakūnum dokumentiert, der von dem Babylon-Feldzug nach Larsa gebracht und dem Abu-waqar zugeteilt wurde. Zu YBC 4338 siehe ausführlich weiter unten im Kapitel 2.3.1.2. Die Verantwortlichen für die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī.

60

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

TCL 10 85255 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

Rs.

8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18:

úš puzur 4 - den .zu Verstorben: Puzur-Sîn, von der érin a-si-ru-um Truppe der Gefangenen, Mann ki lú ud.kib.nun aus Sippar. Feldzug des Warad-Sîn, Sohn kask al u rdu- den.zu von Ur-[gigir]. dumu ur- giš[gigir] Wache: Ilišam, Sohn von en -nu ì-lí-ša-am d u mu Ur-k[eš]. Unter der Verantworur-ke!-[eš]256 nì-šu ša-ma-al-lu-ú-um! tung von Šamallûm, Aufseher ! ugu la [d am-gàr] der [Kaufleute]. inim-ta ti-iz-qá-ru-um Auf das Wort des Tizqārum, ⌈ugula⌉-[nam]-⌈5 ⌉ ⌈Aufseher⌉ [der] ⌈5⌉, Abuwaqar a-bu-wa-qar ⌈x⌉ [ ] […] und Attā, Aufseher des ù a-at-ta-a ugula é ⌈x x ⌉ Hauses/Tempels […]. Ipqu-Nanāja, Sîn-nawer, gìri ip-qú-dna-n a-a Id en .zu -na-we-er Ilī-sukkal, Mannu-māḫiršunu, I ì-lí-sukkal Šu-Dingir-maḫ, Mannum, I ma-an-nu-ma-ḫi-ir-šu-nu Sîn-tajjār und Sillī-Amurrum I šu-d ingir-maḫ sind Überbringer. I ma-a-nu-um Id en .zu -⌈ta⌉-a-a-ar ù si-lí-dmar-tu kišib šà-tam-e-ne Siegel der Verwalter. (Datum: Monat X ki-8257, 4. Tag, Rīm-Sîn 31)

TCL 10 84 (Hülle)258 Vs.

1: 2: 3: 4:

255

ú š a-ḫi-ša-gi-iš lú u ruki na-ar-ku-⌈us⌉ki ša it-ti urdu- den .zu du mu ur- gišg igir ú-te-ru-ni-šu

Verstorben: Aḫī-šagiš, Mann aus der Stadt Nark⌈us⌉, den man durch Warad-Sîn, Sohn von Ur-gigir, zurückgebracht hat.

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/14028D4952.pdf (10.03.2019), Leemans 1961, 58–59 und Feuerherm 2004, II 204. Foto der Hülle: https://cdli.cla.edu/dl/ photo/P386900.jpg (28.02.2019). 256 Lesung nach Zs. Földi (22.04.2019). 257 Rīm-Sîn I hatte ein neues Datierungssystem für die politische Verwaltung eingeführt, das später wieder abgeschafft wurde. Das grundlegende Prinzip dieses königlichen Systems wird zwar noch nicht vollständig verstanden, aber es existieren vielversprechende Annäherungen, siehe zuletzt Goddeeris 2016, 336–340 (mit Literatur). 258 Kopie der Tafel in TCL 10 84, pl. LXXI; Kopie der Hülle bei Leemans 1961, 60. Transliteration bei Leemans 1961, 59–60. Foto der Hülle: https://cdli.cla.edu/dl/photo/P386 899.jpg (28.02.2019).

2. Larsa

5: 6: 7: 8: 9:

Rs.

10: 11: 12: 13:

61

en -nu ti-iz-qar-[rum Wache: Tizqā[rum, K]aufmann. d]am-gàr Unter der Verantwortung des nì-šu i-ku-un-ka-⌈dim⌉ Ikūn-pī-⌈Adad⌉. inim-ta šu-mu-um-li-ib-ši Auf das Wort des Šumun-libši, ugu la kin!-gi 4 -a Aufseher der Boten. Irībam-[S]în, (berittener) gìri i-ri-ba-am-[de]n .zu rá-g aba Bote,259 Ubār-⌈Zugal⌉, SînI u-bar-d⌈zu-gal⌉ muballit, ⌈Kaufmann …⌉, und Id en .zu -mu-ba-lí-it Sîn-rēmēni, Verwalter, sind ⌈dam-gàr x⌉ Überbringer. d ù en.zu-re-me-ni šà-tam kišib šà-tam-e-ne Siegel der Verwalter. (Datum: Monat XI, 27. Tag, Rīm-Sîn I 31)

In diesen Todesvermerken wurden alle wesentlichen Informationen notiert, die im Todesfall eines Gefangenen für die Verwaltung relevant gewesen sind. Über den Verbleib des Leichnams wurde keine Auskunft erteilt. Die Texte bilden keine Ausnahme für das altbabylonische Mesopotamien, denn auch aus der Palastadministration der Städte Mari,260 Tell Leilan,261 Tuttul262 und Uruk263 sind Todesvermerke dieser Art bekannt. Alle fünf Dokumente aus Larsa wurden gesiegelt, wodurch sie nicht nur eine administrative, sondern auch eine juristische Bedeutung erhielten. Leider wurden die Siegel von Ch.-F. Jean in TCL 10 nicht kopiert. Hinweise auf die Siegel gibt es lediglich in seinem Katalog („Empreintes“)264 und auf den Tafeln selbst, auf denen vor dem Datum „Siegel der Verwalter“ k išib šà-tam-e-n e steht. Lediglich für TCL 10 58 und YBC 5305 wurden die Siegel transliteriert: TCL 10 58 Siegel A265

259

ì-lí-x x du mu x x x u rdu x x x

Zum Beruf des r á - g a b a s. vor allem Stol 2012. Siehe zuletzt den Beitrag Charpin 2015, 133–148, bes. 135–138. 261 Siehe bei Möllenbeck in Vorbereitung zu bislang noch unpublizierten Todesvermerken von der Akropolis. 262 Charpin 2015, 13820. 263 Siehe im Kapitel zu Uruk 3.5.4. Verstorbene Gefangene. 264 Jean 1926, 1–6. 265 Siegel A: Leemans 1961, 61. 260

62

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

YBC 5305 Siegel A266 [si]-lí-[ ] [d u mu ] den .zu -nu-ú[r [urdu] d[ ] [d] en.[zu]-iš-me-a-ni Siegel B dumu d[im]-⌈na⌉-si-ir ] u rdu d[

]

Aufgrund des schlechten Erhaltungszustands der Siegel kann nicht mit Sicherheit bestimmt werden, ob die Siegelinhaber auch im Text genannt sind. Siegel A auf TCL 10 58 könnte dem Überbringer aus Z. 5 Ilī-sukkal gehört haben und Siegel A auf YBC 5305 entweder dem Überbringer Sillī-… aus Z. 9 oder Sillī-Amurrum aus Z. 12. Der einzige vollständig lesbare Name ist Sîn-išmeanni auf Siegel B von YBC 5305, aber er wird im Text nicht genannt. Auch die Todesvermerke aus Uruk,267 Tell Leilan,268 Tuttul269 und Mari270 wurden gesiegelt. 2.3.1.1. Die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī Die fünf Todesvermerke aus Larsa folgen einem einheitlichen Formular, das stellenweise erweitert oder verkürzt werden konnte. Zu Beginn wurde der Name des Verstorbenen und eine dazugehörige Personenbeschreibung notiert. Text TCL 10 58 TCL 10 135

Bezeichnung érin a-sí-rum

YBC 5305 TCL 10 85 TCL 10 84

Herkunft Babylon Nērebtum x

é r i n a-si-ru-um

Sippar Narkus271

der aus Isin zurückgebracht wurde den Ilī-iddinam [ ] von dem Feldzug des Zazāja herbrachte Feldzug des Warad-Sîn, Sohn von Ur-[gigir] der von Warad-Sîn, Sohn von Ur-gigir, zurückgebracht wurde

Bei Isin – der Stadt, aus der der verstorbene Gefangene in TCL 10 135 zurückgebracht wurde – handelte es sich beispielsweise um einen ständigen Rivalen Larsas, den Rīm-Sîn I erst in seinem 29. Regierungsjahr besiegen konnte.272 Die Urkunde datiert außerdem in das Jahr Rīm-Sîn I 30, sodass die Gefangenen, die „aus 266

Siegel A und B: Feuerherm 2004, II 113. NISABA 4 II.31 und 69. 268 Whiting 1990, 576–577. 269 Krebernik 2001, 62 (KTT 78). 270 Charpin 2015, 135–138. 271 Bisher der einzige mir bekannte Beleg dieser Stadt. 272 Zur Annexion Isins durch Larsa siehe Charpin 2004, 122–124. 267

2. Larsa

63

Isin zurückgebracht worden sind“, vermutlich nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen nach Larsa transportiert worden sind. Auch mit Babylon, der Herkunft des verstorbenen Gefangenen aus TCL 10 58, sind militärische Konflikte in Jahresnamen273 und Königsinschriften274 von Rīm-Sîn I belegt. In TCL 10 135 und 85 wurden die Verstorbenen den érin a-sí-ru m/a-si-ruum, der „Gefangenentruppe“, zugeordnet. Dank der Texte aus dem spätaltbabylonischen Uruk ist bekannt, dass durch die Einrichtung des bīt asīrī „Gefangenenhauses“ Sklaven und Kriegsgefangene verwaltet wurden, indem sie an Institutionen oder Individuen innerhalb und auch außerhalb der Stadt zugeteilt worden sind. Das Material aus Uruk informiert zusätzlich über die Einsatzorte der Gefangenen und Sklaven. Eine solche Beschreibung der Vorgänge des bīt asīrī sind aus der Stadt Larsa nicht belegt, sodass Rückschlüsse anhand des viel umfangreicheren Textmaterials aus Uruk gezogen werden müssen. Es sollte jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass sich die Vorgänge der bīt asīrī in beiden Städten in jeder Hinsicht deckten, aber das grundsätzliche Konzept wird im Wesentlichen identisch gewesen sein. Dies zeigt zum Beispiel der Todesvermerk eines Gefangenen aus Uruk, welcher in seinem Aufbau den oben aufgeführten Texten gleicht (NISABA 4 II.31).275 Die Texte aus Uruk zeigen außerdem, dass ein Gefangener des bīt asīrī nicht zwangsläufig mit lúa-si-ru-um bezeichnet werden musste,276 sodass auch für alle verstorbenen Personen ohne diese Benennung aus den oben aufgeführten Todesvermerken aus Larsa ein Gefangenenstatus angenommen werden kann. Drei Urkunden (TCL 10 85, 135 und YBC 5305) nennen im Zuge der Herkunftsbeschreibung außerdem einen Feldzug (kaskal), gefolgt von einem Personennamen. Bei diesem Feldzug handelte es sich um militärische Kampagnen und nicht – wie W.F. Leemans vermutete277 – um Handelsreisen. Diese Feststellung kann auch durch die bīt-asīrī-Texte aus Uruk bestätigt werden, in denen Gefan-

273

So zum Beispiel der Jahresname Rīm-Sîn I 14: m u u g n i m u n uki- g a ì - s i - i nki t i n . t i rki su-ti-umki ra-pi-qumki ù ÌR-n e - n e l u g a l u n uki- g a gišt u k u l b a - a n - sì g „Er schlug die Armee Uruk, Isin, Babylon, Sutium, Rapiqum und Irnene, König von Uruk mit Waffen“, www.archibab.fr/4DCGI/listestextes11.htm?WebUniqueID=27025068 (28.02.2019). 274 (15) u 4 u g n i m u n uki (16)ì - s i - i nki k á - d i n g i r - r aki (17)ra-pi5-qumki su-ti-umki-ma (18)gišt u k u l m u - s ì g - g a (19)m è - b a r ÌR- n e - n e l u g a l u n uki- g a m u - d a b 5 - b a … (35)n a m - r a - a k n ì G A a - n a - g á l - l a - b i (35)u d - u n u gki- š è (37)i m - m i - k u 4 - r a „Als ich die Armee von Uruk, Isin, Babylon, Rapiqum und Sutium mit Waffen schlug (und) Irnene, König von Uruk in diesem Kampf ergriff … die Beute, soviel wie vorhanden war, brachte ich nach Larsa“, RīmSîn I E4.2.14.10, siehe Frayne 1990, 285. 275 Zu diesem Todesvermerk siehe in dem Kapitel über Uruk 3.5.4. Verstorbene Gefangene. 276 Siehe im Kapitel zu Uruk 3.3. „Gefangener“ oder „Sklave“? 277 Leemans 1961, 64.

64

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

gene aus der Beute von eindeutig militärischen Kampagnen des Daganma-ilum erwähnt werden.278 2.3.1.2. Die Verantwortlichen für die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī In den Todesvermerken wird anschließend an die Beschreibung des Gefangenen diejenige Person genannt, unter deren Bewachung der Verstorbene stand (en -nu, „Wache“),279 gefolgt von weiteren Verantwortlichen der Administration (nì-šu „unter der Verantwortung“, in im-ta „auf das Wort/den Befehl“, gìri „Überbringer“). Die Nennung der Wächter und der Überbringer der Verstorbenen war ein wesentlicher Bestandteil des Formulars, wohingegen nì-šu und inim-ta abwechselnd oder auch gleichzeitig erscheinen konnten. Einige Personen werden mehrfach mit unterschiedlichen Funktionen genannt: Text

en-nu „Wache“

TCL 10 58

Ina-šamêwussum Tizqārum

TCL 10 135 YBC 5305

Abu-waqar

TCL 10 85

Ilītam (S. v. U-…)

278

nì-šu „unter der Veranwortung“ ugula damgàr

inim-ta „auf das Wort/den Befehl“

Šumun-libši (u g u l a k i n - g i 4 - a) Sîn-manšum Ina-Sîn-dumqi Sînma-ilī (d u b - s a r) Šumun-libši

Šamallûm (ugula damg à r)

Tizqārum ( u g u l a n a m - 5) Abu-waqar Attā (u g u l a é …)

gìri „Überbringer“ Ilī-sukkal Sîn-šamuḫ Ibni-Sîn Sîn-šamuḫ Sillī-… Šu-Dingir-maḫ (š à - t a m) Mannum (š à - t a m) Sillī-Amurrum Ipqu-Nanāja Sîn-nawer Ilī-sukkal Mannumāḫiršunu Šu-Dingir-maḫ Mannum Sîn-tajjār Sillī-Amurrum

Z. B. RA 71 Nr. 1: Vs.(1)Isa-mu-um (2)š à 39 lúa-si-ru-⌈ú⌉ (3)ša-al-la-at d⌈da-gan⌉-[mad i n g i r ] k a s k a l k i - 3 - k a m „Sāmum, aus 39 Gefangenen der Beute des ⌈Dagan⌉[ma-ilum], 3. Feldzug“. Zu Gefangenen aus der Beute des Daganma-ilum siehe ausführlich im Kapitel zu Uruk 3.4.2.4. ša ištu/ša ina ON turrum/šūrûm/wabālum. 279 e n - n u (akk. massartum) „has three semantically related meanings: (1) ‘watch, guard’; (2) ‘watch’ (a division of night and time; and (3) ‘imprisonment’ and, when designating a place, ‘prison’“, Civil 1993, 75.

2. Larsa Text

en-nu „Wache“

TCL 10 84

Tizqārum (d a m - g à r)

nì-šu „unter der Veranwortung“ Ikūn-pî-Adad

65 inim-ta „auf das Wort/den Befehl“ Šumun-libši (ugula king i 4 - a)

gìri „Überbringer“ Irībam-Sîn ( r á - g a b a) Ubār-Zugal Sîn-muballit (d a m - g à r l u g a l) Sîn-rēmēni (š à - t a m)

In diesem Zusammenhang soll ein weiterer Text herangezogen werden, der aus der Verwaltung von noch lebenden Gefangenen stammt: TCL 10 122280 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10:

280

I

ri-iš-dšu-[bu]-la en-nu [ den .z]u -ap in [I] ⌈ig⌉-mi-[lum] en-[nu] [ ]-ga-mil [I] a-ḫa-nir-ši en-[nu] d en .zu -na-we-er [I] ⌈a⌉-píl-ì-lí-⌈šu⌉ [I] [tap]-pi-gi4-ri-du tu ⌈en -nu ⌉ den .zu im-gur-ra-an-ni I p uzu r 4 -den.zu en-nu zi-kir-ì-lí-šu I e-⌈ri⌉-ib-⌈ den.zu⌉ en-nu d utu-zi-mu šu-bar dùg-ba-la-t[ù] 281 en -nu i-bi-dingir I a-ḫa-nir-ši

Rīš-Šu[bu]la – Wache: [Sî]n-eriš, ⌈Ig⌉mi[lum] – Wa[che]: …-gāmil, Aḫa-nirši – Wa[che]: Sîn-nawer, ⌈A⌉pil-ilī⌈šu⌉, [Tap]pi-giri-Šamaš – ⌈Wache⌉: Sîn-imguranni, Puzur-Sîn – Wache: Zikir-ilīšu, E⌈ri⌉b-⌈Sîn⌉ – Wache: Utu-zimu, Freigestellter282 Tāb-balātum – Wache: Ibbi-ilī, Aḫa-nirši,

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/14122F1583.pdf (10.03.2019) und Leemans 1961, 62–63. 281 Lesung nach Zs. Földi (22.04.2019). 282 Zu š u - b a r in diesem Kontext siehe Gelb 1973, 88–89: „The change of status involved in manumitting slaves or freeing the erín certainly did not involve the movement from the class of unfree to free. In fact, all the available information points to the conclusion that the manumitted or freed individuals remained in some state of dependency on their old master household.“ Hier sollte also nicht von einer Freilassung des Gefangenen ausgegangen werden, sondern eher mit einer Freistellung von einem Dienst, vgl. auch Neumann 21993, 65305. Siehe hierzu auch die Ausführungen im Kapitel zu Uruk 3.5.5. Freistellung.

66

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18: Rs.

19’: 20’: 21’: 22’: 23’:

I

ì-lí-i-din-nam Ilī-iddinam, a-ḫi-ša-gi4-iš Aḫī-šagiš, Id im-en-nam Adad-ennam – en -nu ti-iz-qá-rum Wache: Tizqārum, [I]d en.zu-la-sí-im Sîn-lasim, [I] ⌈Awīl⌉-ilī – Wache: Ina-⌈šam⌉ê⌈lú⌉-ding ir en -nu wussum, i-na-⌈ša-me⌉?-wu-súm [Lapi]štum, [la-pi]-iš-tum283 [ ] lum … (Rest der Vorderseite abgebrochen) šu -níg in 12 érin Insgesamt zwölf Gefangene, a-sí-rum 1 érin šu -b ar ein Freigestellter, 2 érin úš zwei Tote. nam-⌈5⌉ ti-iz-⌈qá⌉-rum (Aufseher)? der ⌈5⌉ Tizqārum lam x bi g u la …. I

Dieser Text hat viele prosopographische Verbindungen mit den zuvor genannten Todesvermerken von Gefangenen. Dies gilt zum einen für die Aufzählung der Wachen, von denen Ina-šamê-wussum, Tizqārum und Sîn-nawer auch in den Todesvermerken genannt wurden, und zum anderen gilt es auch für die Gefangenen, von denen für Aḫi-šagiš, Adad-ennam und Sîn-lasim jeweils einen Todesvermerk ausgestellt wurde. Für diese drei Gefangenen stimmen auch die Wächter in allen Texten überein: Tizqārum für Aḫī-šagiš und Adad-ennam und Ina-šamê-wussum für Sîn-lasim. Eine weitere namentliche Übereinstimmung ist der Gefangene Puzur-Sîn, der aber jeweils mit einem anderen Wächter genannt wird (TCL 10 122: Zikir-ilīšu; TCL 10 85: Ilītam). Entweder handelte es sich um zwei verschiedene Personen namens Puzur-Sîn oder es war derselbe Gefangene, der im Laufe der Zeit unterschiedlichen Wächtern zugeteilt worden ist. Am Ende der Tafel TCL 10 122 ist notiert, dass von den gelisteten Gefangenen zwei verstorben waren und einer freigestellt wurde. Da aber für die drei Gefangenen Aḫi-šagiš, Adad-ennam und Sîn-lasim jeweils einen Todesvermerk ausgestellt wurde, kann TCL 10 122 also nur vor Rīm-Sîn I 31 ausgestellt worden sein, da mindestens einer der in den Todesvermerken genannten Gefangenen noch am Leben gewesen sein muss. Tizqārum Der als „Kaufmann“ und „Aufseher der 5“ bezeichnete Tizqārum wird in den Todesvermerken der Gefangenenverwaltung als Wache (en -n u) und Befehlshaber (inim-ta) notiert. Nach TCL 10 122 bewachte er vier Gefangene gleichzeitig. Ein weiterer administrativer Text aus Larsa zeigt, dass diese vier Gefangenen nur ein 283

Lesung nach Zs. Földi (22.04.2019).

2. Larsa

67

kleiner Teil einer viel größeren Personengruppe waren, die von ihm befehligt worden ist: VS 13 103284 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16:

284

I

in-bi-[ ] ì-lí-i-qí-ša-am du mu ma-an-nu-um-⌈ki⌉-ma-⌈é⌉ ? -a I a-ḫu-ni nì den .zu ⌈a-ša⌉-re-ed Id utu -⌈ki-ma⌉-ì-lí-⌈ia⌉ nì ì-lí-ma-a-ḫi I a-wi-il-iš 8 -tár nì ⌈ni⌉-diniš 8 -tár I i-din-dna-na-⌈a⌉ d u mu a-na-den.zu-⌈e-mi-id⌉ Id en .zu -iš-me-a-⌈ni⌉ nì dingir lam-⌈ma⌉ I lu-⌈up⌉-[pu]-⌈uš⌉-d ing ir nì ì-lí-i-qí-ša-am I e-ti-mu-⌈ra⌉-bi nì dutuli-wi-ir I ì-lí-⌈um⌉-[ma]-⌈ti⌉ nì d en .zu -i-qí-ša-am I ì-lí-⌈su kkal⌉ nì ⌈e⌉-ri-ša-⌈am⌉ I u -[bar]-dim dumu i-ba-šar-rum285 I ar-ni-ú-ul-i!-dam dumu a-bi-i-⌈dí⌉-nam I dingir-šu-ib-ni-šu dumu nu-úr-ì-lí-šu I li-pí-it-iš8-tár zi ti-iz-qá-⌈rum⌉ I

Inbi-[ ], Ilī-iqīšam, S. v. Mannum⌈kī⌉ma-⌈E⌉a, Aḫūni, zugehörig dem Sîn⌈aša⌉rēd, Šamaš-⌈kīma⌉-ilī⌈ja⌉, zugehörig dem Ilīma-aḫī, Awīl-Ištar, zugehörig dem ⌈Ni⌉din-Ištar, Iddin-Nanāj⌈a⌉, S. v. Ana-Sînēmid, Sîn-išmean⌈ni⌉, zugehörig dem Ilam⌈ma⌉, L⌈u⌉[pu]⌈uš⌉-ilum, zugehörig dem Ilī-iqīšam, Etimmu-⌈ra⌉bi, zugehörig dem Šamaš-liwwir, Ilī-⌈um[ma]tī, zugehörig dem Sîn-iqīšam, Ilī-⌈sukkal⌉, zugehörig dem Eriša, U[bar]-Adad, S. v. Iba-šarrum, Arnī-ul-īdam, S. v. Abīid⌈di⌉nam, Ilšu-ibnīšu, S. v. Nūr-ilīšu, Lipit-Ištar – Personal286 des Tizqā⌈rum,⌉

Übersetzung bei Koschaker / Ungnad 1923, 203 (Nr. 1969). Lesung des PN nach Zs. Földi (22.04.2019). Dieser seltene Name findet sich auch in LB 952, Rs. 6’ (de Boer 2016), YBC 4470, Rs. 12 (Stol 1982, 169) und YOS 13 495, Rs. 16. 286 „ZI.MEŠ steht häufig neben ERIN2.MEŠ(sābū) (s. CAD S, s.v. sābu), das nach der UrIII-Zeit primär als Kollektivbezeichnung verwendet wird. In den Beispielen aus dem 1. Jt. v. Chr. handelt es sich um verschiedene Gruppen abhängiger Personen, von in Schuldsklaverei Geratenen bis hin zu deportierten Kriegsgefangenen“, Steinert 2012, 28775. 285

68

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

17: Rs.

18: 19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26: 27: 28: 29: 30: 31: 32: 33: 34:

⌈šu-nígin⌉ 16 érin ḫi.a u 4 -1[4-kam] I in-bi-[ ] I ì-lí-i-qí-ša-am du mu ma-[an-nu-um-ki-ma-é-a] I a-ḫu-ni nì den .zu a-š[a-re-ed] Id utu-ki-ma-ì-lí-ia nì ì-l[í-ma-a-ḫi] I a-wi--iš 8 -tár ⌈nì⌉ ni-di-in-iš 8 -t[ár] I i-din-dna-na-a dumu a-⌈na⌉-den.zu-e-mi-id Id en .zu -iš-me-a-ni nì ⌈dingir lam⌉-ma I ⌈lu⌉-up-pu-uš-dingir nì ì-l[í-i]-qí-ša-am I e-ti-⌈mu⌉-ra-bi nì d u [tu -l]i-wi-ir I ì-lí-um-ma-ti nì den.zui-qí-ša-am I ì-lí-sukkal nì ⌈e-ri⌉-ša-am I

a-pil-dim dumu i-bašar-rum I ar-ni-ú-ul-i-dam dumu a-bi-i-dí-nam I dingir-šu-ib-ni-⌈šu⌉ dumu nu-úr-ì-lí-šu I li-pí-it-iš8-tár zi ti-iz-qá-rum šu-nígin 15! érinḫi.a u 4 -15-kam

⌈insgesamt⌉ 16 Leute: 1[4.] Tag. Inbi-[ ], Ilī-iqīšam, S. v. Ma[nnumkīma-Ea], Aḫūni, zugehörig dem Sînaš[arēd], Šamaš-kīma-ilīja, zugehörig dem Il[īma-aḫī], Awīl-Ištar, ⌈zugehörig⌉ dem Nidin-Išt[ar], Iddin-Nanāja, S. v. A⌈na⌉-Sînēmid, Sîn-išmeanni, zugehörig dem ⌈Ilam⌉ma, ⌈Lu⌉puš-ilum, zugehörig dem Il[ī-i]qīšam, Etim⌈mu⌉-rabi, zugehörig dem Ša⌈maš-l⌉iwwir, Ilī-ummatī, zugehörig dem Sîniqīšam, Ilī-sukkal, zugehörig dem ⌈Eri⌉ša, Apil-Adad, S.v. Iba-šarrum, Arnī-ul-īdam, S. v. Abīiddinam, Ilšu-ibnī⌈šu⌉, S. v. Nūr-ilīšu, Lipit-Ištar – Personal des Tizqārum, insgesamt 15 Leute: 15. Tag.

In dieser Präsenzliste287 wurde die Anwesenheit von 15 Personen, die dem Tizqārum zugeteilt waren, für jeweils zwei Tage notiert. Für jede Person des Personals wurde entweder eine Filiation oder die Zugehörigkeit zu einer anderen Person genannt. Eine direkte Verbindung dieser Präsenzliste zum bīt asīrī kann nicht hergestellt werden, und es ist möglich, dass Tizqārum auch für die Verwaltung von Personen außerhalb dieser Institution verantwortlich gewesen ist.

287

Lautner 1936, 2313.

2. Larsa

69

Vielleicht handelte es sich hierbei auch um denselben Tizqārum, der in TCL 10 134 eine Person unter seiner Verfügungsgewalt vermietete: TCL 10 134288 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

Id

utu-a-a-tum ki ti-iz-qar-ru-um šu-dù-a I a-ḫi-i-a šu-ba-an-ti ka-kéš ½ gín kù -babbar ì-lá-e Id utu-a-a-tum ⌈ip⌉-pa-ra-ak-kum-ma 1 ma-na kù-babbar ša e-li-šu [I] a-ḫi-i-a [ì]-lá-e 7 Zeugen (Datum: Monat XI, 20. Tag)

Šamajjatum289 – gegenüber Tizqārum hat sich Ahīja für ihn verbürgt.

Den Lohn von ½ Schekel Silber wird er zahlen. ⌈Ver⌉lässt Šamajjatum den Arbeitsplatz (und kehrt nicht zurück), dann wird Aḫīja 1 Mine Silber zu seinen Lasten [be]zahlen.

Diese Urkunde verbindet den Rechtsakt der Bürgschaft mit dem der Miete, indem Aḫīja für Šamajjatum garantiert, den er gleichzeitig mietet. Warum eine Bürgschaftsklausel eingefügt werden musste, zeigt die Strafklausel in Z. 8–12: Für den Fall, dass Šamajjatum verschwindet,290 muss Aḫīja 1 Mine Silber, die „zu seinen Lasten“ ša elīšu vorhanden sind, zahlen. Sehr wahrscheinlich lastete die Schuld auf Šamajjatum, der sich gegenüber dem Tizqārum verschuldete und damit in dessen Verfügungsgewalt gelangte.291 Aḫīja garantierte, dass er diese Schulden übernehmen würde, falls Šamajjatum verschwindet. Die Vermietung einer Person durch eine an eine Institution angebundene Person ist besonders häufig für Balmunamḫe belegt (siehe Kapitel 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels?). Abu(m)-waqar Der in den Todesvermerken als Wächter und Befehlshaber auftretende Abu(m)waqar wurde von K. G. Feuerherm als Abu(m)-waqar, Sohn von Iddin-Erra, identifiziert, dessen Archivtexte er in seiner Dissertation untersuchte.292 Neben den 288

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/14146A4878.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 2. 289 Zur Lesung des Personennamens siehe Mayer 2003, 299. 290 Zu dieser Klausel siehe ausführlich im Kapitel Larsa 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden, s.v. E. 291 So mit Szlechter 1956, 191. 292 Feuerherm 2004.

70

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Privatdokumenten umfassen diese Archivtexte auch administrative Vorgänge, in denen er als Funktionär einer institutionellen Einrichtung auftrat.293 Bei dieser Institution handelte es sich sehr wahrscheinlich um das bītum, das nachfolgend im Kapitel über Balmunamḫe behandelt wird.294 Die Verantwortung des Abu(m)-waqar für Gefangene und Sklaven wird nicht nur in den Todesvermerken deutlich. Der Text YBC 4338 dokumentiert die Versetzung eines Gefangenen in seine Obhut: YBC 4338295 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

12:

293

[I]?

ia-ku-nu-um ⌈lú⌉ x [ ] a-si-ru-um ša i-na k askal tin .tir ki I ba-la-mu-um lúk[a ] ú-te-er-ra-aš-⌈šu⌉ a-na si-bi-it-tim id-[di-šu] iš-tu si-bi-it-tim ú-w[a-áš-šiir-šu] a-na a-bu-wa-qar dam-[g àr] a-na ma-sa-ar-tim id-[di-in-šu] en -nu a-bu-wa-q[ar] ⌈dam-gàr⌉ nì-šu i-ku-un-pi4-dim ugula da[m-gàr] inim-ta den.zu-ma-d ing ir du [b -sar]

Iakūnum, Mann aus [ ], Gefangener, den Balamum, Mann aus [ ], von der Babylon-Expedtion herbrachte. Er ga[b ihn] in Gefangenschaft.296 Aus der Gefangenschaft haben sie [ihn] be[freit]. Er hat [ihn] dem Abu-waqar, Kaufmann, zur Überwachung297 ge[geben].

Wache: Abu-waq[ar], ⌈Kaufmann⌉. Unter der Verantwortung von Ikūn-pī-Adad, Aufseher der Kau[fleute]. Auf den Befehl des Sînma-ilī, Sch[reiber] ⌈und⌉

„It does not appear that he he[sic] oversaw a ‘department’ of the institute with responsibility over specific commodities or arenas of activity, as the assortment is exceedingly varied: we find dealings in barley, flour, sesame, oil, anointing oil; wool, textiles; aromatics, pastes, bitumen; silver, gold, tin, copper, bronze, electrum; millstones and other sundries; rams, sheep, flocks, and even prisoners. It is possible, however, that the institute was organized into “departments” each of which had a responsibility to interact with one or more specific outside bodies; but to determine this would require a complex study in its own right, and would only be feasible once the greater extent of the bîtum’s activities has become known“, Feuerherm 2004, I Kapitel 8, 9. 294 Siehe das Kapitel 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 295 Transliteration und Übersetzung bei Feuerherm 2004, II 54–56. 296 CAD S 155 s.v. sibittu 1. prison, imprisonment; AHw 1097 s.v. sibittu(m) 1) „Haft, Gefangenschaft, Gefängnis“. Siehe auch bei Casini 1990, 129–130. 297 CAD M/II s.v. massartu 1. watch, guard (as individual man and as a detachment), garrison; AHw 620 s.v. massartu(m) „Bewachung, Wache“. Siehe auch bei Casini 1990, 131.

2. Larsa

Rs.

13: 14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21: 22:

71

⌈ù⌉ Šu-mu-um-li-i[b-ši] Šumum-li[bši] … . x[] [M]annum-māḫiršunu, Šu[g ìri PN ]298 I Dingirmaḫ, Mannum, Sîn[ m]a-an-nu-um-⌈ma⌉-ḫi-iršu-[nu] muballit, Sillī-Sîn, Sîn-tajjār [I] šu-d ingir-maḫ [sind Überbringer]. [I] ma-a-nu-um [I]d en.zu-mu-ba-lí-⌈it⌉ [I] si-lí-den.z[u] [I]d en.zu-ta-a-a-⌈ar⌉ [k išib ] šà-tam-e-n e [Siegel] der Verwalter. (Datum: Monat 18,299 8. Tag, Rīm-Sîn I 31)

Personen, die ina sibittum gehalten wurden, mussten ähnlich wie Personen im nepārum300 der Zwangsarbeit nachgehen. Dies zeigt unter anderem auch eine altbabylonische Briefschreibübung aus der Stadt Ur: UET 5 9301 (Von Awīl-Amurrum an Aḫum-kēnum) Vs.(14)

aš-ša-at-ka Rs.(15)⌈ù⌉ ma-ra-at-ka (16)it-te-pe-e (17)al-ka-am-ma (18)la(!)-ma aš-ša-at-ka (19)ù ma-ra-at-ka (20)i-na sí-bi-ti-im (21)i-na ḫi-ta-šu-li-im (22)i-mu-tu

„Er hat deine Ehefrau und deine Tochter (als Schuldhäftlinge) weggeführt. Komm her, bevor deine Ehefrau und deine Tochter in Gefangenschaft aufgrund ständigen Mahlens sterben!“ Mögliche Übersetzungen der Todesursache i-na ḫi-ta-šu-li-im sind „infolge langen Eingesperrtseins“302 und „from being kept in prison“.303 Es liegt hier aber der Gtn-Stamm von ḫašālum „zerstoßen, zerschlagen“ von Korn usw. vor,304 womit als mögliche Todesursache der Ehefrau und Tochter eindeutig die harten Mahlar298

Z. 15–21: K. G. Feuerherm in Z. 15 ohne g ì r i, Z. 16–21 ergänzt er zu Beginn [i g i ]. Ich denke, dass hier keine Zeugen aufgelistet wurden, sondern dass es sich ähnlich wie bei den Todesvermerken um die Überbringer (g ì r i) handelte. Dafür spricht außerdem, dass in keiner mir bekannten altbabylonischen Urkunde, die den Transport von Gefangenen oder Sklaven zum Inhalt hat, Zeugen aufgelistet wurden. Vielmehr wurden bei solchen Vorgängen die Überbringer (g ì r i) notiert. Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī. 299 Für diesen Monat siehe zu TCL 10 85 im Kapitel 2.3.1. Das bīt asīri unter Rīm-Sîn I. 300 Zum nepārum in der altbabylonischen Zeit siehe ausführlich bei Möllenbeck in Vorbereitung. Zum Vergleich zwischen sibittum und nepārum siehe Scouflaire 1989. 301 Transliteration und Übersetzung bei www.archibab.fr (10.03.2019) und Kraus 1967, 28–29. 302 Kraus 1967, 29. 303 Westbrook 1995, 1638. 304 AHw 333 s.v. ḫašālu(m), mit www.archibab.fr (10.03.2019).

72

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

beiten benannt wurden. Auch wenn es sich bei diesem Text um eine Briefschreibübung handelt und die beschriebenen Ereignisse fiktiv waren, so konnten sie doch realistische Möglichkeiten darstellen. Es darf also davon ausgegangen werden, dass Personen, die ina sibittim gehalten wurden, der schweren körperlichen Arbeit des Mahlens nachgehen mussten. Über den Gefangenen Iakūnum, der in diesem Text an Abu(m)-waqar übergeben wurde, ist vermutlich der Todesvermerk YBC 5305305 ausgestellt worden: In beiden Texten ist der Wächter Abu(m)-waqar, und die Befehlshaber sind Sînmailī, der Schreiber, und Šumum-libši. Šu-Dingir-maḫ und Mannum sind in beiden Fällen Überbringer. Das einzige Argument, das gegen eine Identität der beiden Gefangenen spricht, ist die Datierung. Der Todesvermerk YBC 5305 wurde im Jahr Rīm-Sîn I 31 im 7. Monat ausgestellt und damit augenscheinlich vor der Versetzungsurkunde des Gefangenen, die in dasselbe Jahr in den 18. Monat datiert. Die Urkunden folgen allerdings einem Kalendersystem, das noch immer nicht vollständig aufgeschlüsselt worden konnte.306 Daher soll dieses Argument erst einmal unberücksichtigt bleiben, zumal die Mehrheit der Argumente für eine Übereinstimmung des in YBC 4338 und 5305 genannten Gefangenen namens Iakūnum spricht. Ein weiterer Text aus der Institution des bītum, der Abu(m)-waqar mit der Verwaltung von Gefangenen und Sklaven in Verbindung bringt, ist YBC 4468: YBC 4468307 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

½ ma-na kù-[babbar] na 4 gi-n[a] ša a-na sagu rdu ḫi-⌈a⌉ ša-mi-im a-na Ia-bu-um--qar dam-g àr in-na-ad-nu mu-túm si-lí-da-ḫu-ú-a šeš Ia-bu-um-wa-qar ù wa-tar-dutu dumu-ni ⌈šà lá+kak⌉308 ša a-na mari-er-s[e-tim] a-na šu-ud-du-ni[m] in-na-ad-⌈nu⌉

Eine ½ Mine Sil[ber] (nach) dem Gewichtsstei[n], die für den Kauf von Sklaven dem Abum-waqar, Kaufmann, gegeben worden sind –

geliefert von Sillī-Aḫūa, Bruder des Abum-waqar und WatarŠamaš, seinem Sohn – aus dem Rückstand, der an Māri-ers[etim] zum Eintreib[en] gegeb⌈en⌉ wurde.

305

Zu YBC 5305 siehe weiter oben im Kapitel 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I. Zu diesem Kalendersystem siehe Anm. 257. 307 Transliteration und Übersetzung bei Feuerherm 2004, II 70–73, angefertigt nach einer unpublizierten Kopie von T. Breckwoldt. Zur Zuweisung des Textes zum bītum siehe ebd., I Kapitel 6, 51. 306

308

Zu lá +kak (akk. ribbatum) siehe CAD R 315, s.v. ribbatu.

2. Larsa

Rs.

13:

gìri i-din-dna-na-a šà-tam é- d[ ]

14:

kišib šà-tam-e-ne (Datum: Monat 32 ki-4,309

73

Iddin-Nanāja, der Verwalter des Tempels von … ist Überbringer. Siegel der Verwalter 1. Tag, Rīm-Sîn I 31)

Es wird deutlich, dass Abu(m)-waqar zusammen mit seinem Bruder Sillī-Aḫūa und dessen Sohn Watar-Šamaš in Vorgänge involviert gewesen ist, die wir heute als Palastgeschäft bezeichnen. Ihm wurden ½ Mine Silber für den Kauf von Sklaven übergeben, die Teil eines Rückstands gegenüber Mār-ersetim waren.310 2.3.2. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn II Eine weitere Gruppe von administrativen Texten, die aus der Verwaltung des bīt asīrī in Larsa stammen, datiert in das erste Regierungsjahr des Königs Rīm-Sîn II. Zwischen diesen Texten und den oben besprochenen bīt-asīrī-Texten liegt somit eine Zeitspanne von ca. 50 Jahren, in deren Verlauf Ḫammurapi von Babylon Rīm-Sîn I besiegen und den restlichen Süden Babyloniens erobern konnte. Danach folgte ihm sein Sohn Samsuiluna auf den Thron. In dessen 8. Regierungsjahr erhob sich ein König, der sich nach Rīm-Sîn I von Larsa benannte, im Süden zu einer Revolte unbekannten Ausmaßes gegen Babylon. Die Frage, ob dieser König namens Rīm-Sîn II mit Rīm-Sîn I verwandt gewesen ist, kann nicht beantwortet werden.311 Drei Texte aus dem Ashmolean Museum (Oxford), die 2005 von S. Dalley publiziert worden sind,312 zeigen, dass die Institution des bīt asīrī offensichtlich über Jahrzehnte und trotz erheblicher politischer Umbrüche nicht aufgegeben wurde. Sie gehören in ein Dossier von 25 Texten, die alle in die Zeit Rīm-Sîns II datieren.313 OECT 15 50 ist eine Anweisung, dass einer Person namens Apil-Amurrum Getreide zur Versorgung von zehn Wächtern des bīt asīrī gegeben werden soll: OECT 15 50314 Vs.

309

1: 2:

2(bariga) 3(bán) še ku ru m 6 10 érin en-nu

150 l Getreide – Versorgung von 10 Wächtern

Zum Datierungssystem Rīm-Sîns I siehe weiter oben zu TCL 10 85 mit Anm. 257. Zum Palastgeschäft siehe vor allem in dem Kapitel zu Sippar 12.2.1.1. Sklavenkauf für den Palast. 311 Zu Rīm-Sîn II siehe Charpin 2004, 337–342, Seri 2013, 29–36 und Vedeler 2015. 312 Dalley 2005. 313 D. Charpin hat diese Textgruppe in seiner Rezension zu OECT 15 besprochen, siehe bei Charpin 2007, 157–161. 314 Transliteration und Übersetzung bei Charpin 2007, 159; Foto unter https://cdli.cla.edu/ dl/photo/P347393.jpg (28.02.2019). 310

74

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

3: 4: 5: 6:

⌈é⌉ a-sí-ri des ⌈bīt⌉ asīrī – d ⌈a⌉-na a-pil- ⌈ mar⌉.tu ⌈g⌉ib dem Apil-⌈Amur⌉rum ⌈ša⌉ é a-sí-⌈ri⌉ ⌈vom⌉ Gefangenen⌈haus⌉. ⌈i⌉-di-in (Datum: Monat IX, 16. Tag, Rīm-Sîn II)

Rs.

Am selben Tag wurde ein Text ausgestellt, der beschreibt, wie Apil-Amurrum für die Verteilung des in OECT 15 50 erhaltenen Getreides in Form von Rationen verantwortlich war: OECT 15 29315 Vs.

u. Rd. 315

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

[I]

lu-uš-ta-ma[r] utu-ḫa-zi-ir I i-din-[iš8-tá]r316 Id en .zu -re-⌈me-ni⌉ I šum-ma-d ingir I an-pí-dnin.šubur I 30-i-tu-ra-am I é-a-ša-ta-ka-lim I ⌈li⌉-iš-⌈ta⌉-ši-im-dingir I at-⌈ḫi-i⌉-na-⌈da⌉ 10 ⌈érin ⌉ ⌈nam 10⌉ [at]-ḫi-i-na-da ḫa-pí-ru318 lú giškak Id

Luštamma[r], Šamaš-ḫāzir, Iddin-[Išta]r, Sîn-rēmēni, Šumma-ilum, Annum-pî-Ilabrat, Sîn-itūram, Ea-ša-takālim, ⌈L⌉iš⌈ta⌉šīm-ilī, Atḫi-nādā – Zehn ⌈érin-Leute⌉. (Aufseher) ⌈der 10⌉: [At]-ḫinada, ḫāpiru, „Mann der

Transliteration und Übersetzung bei Charpin 2007, 159; Foto unter https://cdli.cla.edu/ dl/photo/P347372.jpg (28.02.2019). 316 Die Ergänzung zu „Iddin-Ištar“ wird deutlich durch die Parallele in der Auflistung von Wachpersonal des bīt asīrī in dem Text OECT 15 83 (Z. 7: Ii-din-iš8-tár), der außerdem noch weitere prosopographische Parallelen zu OECT 15 29 aufweist (siehe weiter unten). 318 Der akkadische Begriff ḫāp/biru bleibt unübersetzt, da keine Generalisierung vorgenommen werden soll: „Obviously it would be erroneous to generalize about the state of being ḫabiru from any particular instance in which ḫabirū appear.[…] Just as their origins were various, so were the cirumstances ḫabirū found themselves in, and so were the roles they played—fugitives, migrant labor, bandits, domestic servants, soldiers of fortune, and regular troop, too“, von Dassow 2008, 109–110 (mit Literatur). Anders: „In conclusion, although a meaning “émigré,” “refugee,” or the like is clearly warranted in some archives, based on our two texts and the very high preponderance of texts in which the term (h)apiru occurs in a military context, the term apiru in some periods and in some locations assuredly denoted professional mercenaries. […] Over the course of so many centuries, professional mercenary armies were assuredly defeated many times. In some instances, the defeated mercenaries may have found new employment by working for the victor. However, other times, when deemed too dangerous to be allowed to remain intact, mercenary communities may have been forcibly broken up—the men and women shipped off to do agricultural,

2. Larsa

Rs. 14: en-nu é a-sí-ri 15: nì-šu a-pil-dmar-tu rá-gaba! 16: en-nu é a-sí-ri

75

Lanze“,317 Wächter des Gefangenenhauses – unter der Verantwortung des Apil-Amurrum, (berittener) Bote, Wächter des Gefangenenhauses. Ihre Getreideration beträgt 150 l für 15 Tage. V⌈om⌉ Monat IX, 16. bis 30. Tag.

17: še-bi 2(bariga) 3(bán) še kumrum 6 u 4 -15 -kam 18: iš-⌈tu⌉ itu gan-gan-è u 4 -16 -kam 19: a-di u 4 -30-kam Inspektion des Hauses. 20: ku ru m 7 ?319 é (Datum: Monat IX, 16. Tag, Rīm-Sîn II)

Aus diesem Text geht außerdem hervor, für wie lange die Rationen ausreichen sollten (15 Tage = 1 l Getreide pro Tag und Wache). Für die vorliegende Untersuchung ist die Anzahl der Wächter interessant. Wird Apil-Amurrum dazugerechnet, sind elf Wächter des bīt asīrī in diesem Text belegt. In denselben Monat datiert eine weitere Auflistung von Wächtern: OECT 15 83320 Vs.

1: 2:

I

at-[ḫi-na-da] lu-uš-ta-mar dumu ta-⌈ribu-um?⌉ I

At[ḫi-nādā], Luštamar, Sohn von Ta⌈rībum⌉,

construction or menial work, or were sold as slaves, or perhaps just forced to scatter and seek employment on an individual basis. This may explain some of the references to apiru in which we see individuals assuming low-status positions“, Cohen 2006, 67–68. Siehe auch Guichard 2011, 30–31 (mit Literatur). 317 Die Deutung des Begriffs sikkātu geht in zwei völlig verschiedenen Richtungen: Es könnte sich entweder um eine kultisch-religiöse Festveranstaltung (siehe dazu Kryszat 2004) oder um eine militärischen Unternehmung handeln (siehe dazu CAD S 251 s.v. sikkatu B). Eine militärische Interpretation von l ú gišk a k ergibt im Kontext des bīt asīrī mehr Sinn als eine kultisch-religiöse Deutung. In dem hier diskutierten Text wurde die Übersetzung „Mann der Lanze“ in Ermangelung einer wirklich treffenden Bezeichnung bzw. eines passenden militärischen Ranges gewählt, die sich an der Bearbeitung von D. Charpin orientiert, der franz. „lancier“ übersetzt, Charpin 2007, 159. Darüberhinaus ist mir keine weitere Attestation von l ú gišk a k bekannt. Vgl. hierzu ergänzend den Beitrag zu den verschiedenen Funktionen des rabi sikkatim in der altbabylonischen Zeit von Pientka-Hinz 2006 und das ausführliche Glossar zu k a k bei Schrakamp 2010, 101–110. 319 Lesung dieses unklaren Zeichens nach dem Vorschlag von Charpin 2007, 159. Zu Bedeutung von k u r u m 7 „Inspektion“ äußerten sich Maaijer / Jagersma 2003–2004, 353: „[…] the basic meaning of kuru7 - ak (gurum2 - ak) seems to be “to make an inventory (of), to take stock (of)”, that is to say, it expresses an action whereby an inventory is made of how many persons, animals, or goods of a particular nature are present at a certain place and time.“ 320 Transliteration und Übersetzung bei Charpin 2007, 160; Foto unter https://cdli.ula.edu/ dl/photo/P347426.jpg (28.02.2019).

76

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: Rs.

12: 13:

I

Ta-ri-ib-dingir dumu Tarib-ilī, Sohn von Aplum, ap-lum I ì-lí-i-qí-ša-am du mu Ilī-iqīšam, Sohn von Sîn-māgir, 30 -ma-gir Id u tu -ḫa-zi-ir du mu Šamaš-ḫazir, Sohn von sà-ni-qum Saniqum, I lu-uš-ta-ši-im-dingir Luštašīm-ilī, Sohn von dumu ma-nu-um Mannum, I i-din-iš8-tár dumu du tu Iddin-Ištar, Sohn von Šamašḫa-zi-ir ḫazir, I Šumma-ilum, Sohn von Apilšum-ma-dingir dumu Amurrum, a-pil-dmar-tu I Qīstum, Sohn von Nūrqí-iš-tum dumu nu-úrd mar-tu Amurrum, Id Šamaš-epiri, Sohn von Apilutu-e-pi-ri dumu a-pild im Adad – Insgesamt zehn Personen ... . šu -níg in 10 érin ⌈x?⌉-kisa-a 10 érin hi.a ša é a-s[í-r]i Zehn érin-Leute, die das i-na-as-sa-ru Ge[fangen]enhaus bewachen. (Datum: IX. Monat, 5.+x Tag, RS II 1)

Einige der Wächter aus diesem Text sind auch in OECT 15 29 notiert: Atḫi-nādā, Luštamar, Šamaš-ḫazir, Lu/ištašīm-ilī, Iddin-Ištar und Šumma-ilum. Aus beiden Texten ist folglich eine Mindestanzahl von 15 verschiedenen Wächtern belegt. Die bīt-asīrī-Texte aus der Regierungszeit Rīm-Sîns I haben gezeigt, dass eine Wache über mehrere Gefangene gleichzeitig verfügen konnte, sodass auch für das bīt asīrī unter Rīm-Sîn II eine nicht geringe Anzahl von Gefangenen im bīt asīrī angenommen werden kann. Zusammenfassend kann für die Institution des bīt asīrī in Larsa festgehalten werden, dass es mindestens von der Regierungszeit Rīm-Sîns I bis Rīm-Sîn II existierte. Es gibt außerdem Hinweise dafür, dass die administrativen Vorgänge, mit denen die Gefangenen und Sklaven dort verwaltet wurden, denen aus Uruk ähnelten, und es somit auch in Larsa eine zentralisierte Verwaltung von Gefangenen gegeben haben wird. Eine solche Einrichtung ist nur dann sinnvoll, wenn es auch eine entsprechende Anzahl von Gefangenen gab, für die sich der bürokratische Aufwand der Zentralisierung lohnte. Eine weitere Gemeinsamkeit mit Uruk ist die beständige Verfügungsgewalt des Königs über die Gefangenen und Sklaven. Diese Tatsache wird durch den Text TCL 10 62 verdeutlicht:

2. Larsa

77

TCL 10 62321 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14:

[I]d

en.zu-ga-mi-il Wegen Sîn-gāmil, Mann aus lú ⌈tin⌉.tir ⌈ki⌉ ⌈Ba⌉bylon, hat Inbi-ilīšu zu I in-bi-ì-lí-šu dem König gesprochen aš-šum-i-šu a-na šar-ri-im iq-bi-i-ma šar-ru-um a-na pu-⌈ḫa⌉-at und der König hat (ihn) ihm Id utu-na-sir úš zum Er⌈sa⌉tz für Šamaš-nāsir – id-di-iš-{diš}-šum verstorben – gegeben. I in-bi-ì-lí-šu Wird Inbi-ilīšu Šamaš-nāsir Id utu-na-sir von Babylon nicht füh⌈re⌉n, iš-tu tin.tir ki dann wird er Sîn-gāmil dem Paú-ul ir-de-⌈am⌉-ma last zu⌈rückgeben⌉. Id en .zu -ga-mi-il a-na é-gal ú-⌈ta-ar-ra-am⌉ 2 Zeugen (Datum: Monat ?, 8. Tag, Rīm-Sîn I 23)

Der Text beginnt mit der Nennung von Sîn-gāmil, Mann aus Babylon, der dem Inbi-ilīšu als Ersatz für den verstorbenen Šamaš-nāsir dienen sollte. Um diesen Ersatzmann zu erhalten, musste sich Inbi-ilīšu an den König wenden. Schließlich wird noch angemerkt, dass der Ersatzmann wieder an den Palast zurückgegeben werden musste. Auch wenn das bīt asīrī hier nicht explizit erwähnt wird, ist es hinsichtlich der Erkenntnisse aus Uruk und den oben besprochenen Texten durchaus möglich, dass es sich bei Sîn-gāmil auch um einen Gefangenen oder Sklaven des bīt asīrī handelte, aus dessen Bestand der König bei Bedarf Personen abziehen und zuweisen konnte. 2.3.3. Auslösung gefangener Personen aus Larsa Die bis hierhin behandelten Texte stammten aus der Verwaltung der von Larsa gefangengenommenen Personen aus rivalisierenden Königreichen. Es gab aber auch Personen aus der Bevölkerung Larsas, die im Laufe von kriegerischen Auseinandersetzungen von anderen Königreichen gefangengenommen wurden. Ihnen stand ein Leben in Sklaverei bevor, das durch Lösegeldzahlungen aus Larsa verhindert werden konnte. Aus Larsa selbst stammt ein Text, in dem die Auslösung von Angehörigen der eigenen Bevölkerung erwähnt wurde:

321

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/13980S7997.pdf (10.03.2019) und Leemans 1961, 65–66.

78

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

CUSAS 15 68322 Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

Rs.

15 ki-in-ku323 ša 1 gín-ta kù -b i 15 gín a-na 15 érin ḫi-a 324 lú su-tu-ú ip-tù-ru-ni-šu-nu-ti inim-ta ta-li-mu-um (Datum: Monat 10 -k am k i-2 ,

15 Säcke mit je einem Schekel, im Wert von 15 Schekel Silber, für die (Truppe von) 15 Personen, die Sutäer ausgelöst haben. Auf das Wort des Talīmum. 23. Tag, Rīm-Sîn I 32)

Dieser Text dokumentiert die Auslieferung von 15 Säcken zu je 1 Schekel Silber für die Sutäer, die 15 Personen – vermutlich Einwohner des Königreiches von Larsa – freigekauft haben. Dieses Silber sollte den Sutäern als Kompensation dienen. Über die Funktion des für die Transaktion verantwortlichen Talīmum können keine weiteren Aussagen getroffen werden. Bei der zahlenden Institution wird es sich um den Tempel oder den Palast gehandelt haben, denn eine solche Vorgehensweise wurde auch im Kodex Ḫammurapi vorgeschrieben: KH § 32325 Kol. xi (13)

[š]um-ma lu aga-ús (14)ù lu šu -ku 6 (15)ša i-na ḫar-ra-an (16)šar-ri-im tu-úr-ru (18)dam-gàr ip-tú-ra-aš-šu-ma (19)u ru -šu uš-ta-ak-ši-da-aš-šu (20) šum-ma i-na bi-ti-šu (21)ša pa-ta-ri-im (22)i-ba-aš-ši (23)šu-ma ra-ma-an-šu (24) i-pa-at-ta-ar (25)šum-ma i-na bi-ti-šu (26)ša pa-ta-ri-šu (27)la i-ba-aš-ši (28)i-na é d ingir u ru-šu (29)ip-pa-at-tár (30)šum-ma i-na é (31)dingir uru-šu (32)ša pata-ri-šu (33)la-i-ba-aš-ši (34)é-gal i-pa-at-ta-ar!(RI)-šu (35)a-šà-šu giškiri 6 -šu (36)ù é-sú (37)a-na ip-te4-ri-šu (38)ú-ul in-na-ad-di-in (17)

„Wenn ein rēdûm-Soldat oder bā’irum-Soldat während eines Feldzugs des Königs gefangen genommen wurde, ein Kaufmann ihn auslöste und ihm half, zu seiner Stadt zurückzukehren – wenn in seinem Haus (etwas) für die Auslösung vorhanden ist, dann wird er sich selbst befreien; wenn in seinem Haus nichts für seine Auslösung vorhanden ist, dann wird er durch den Tempel seiner Stadt ausgelöst. Wenn in dem Tempel seiner Stadt nichts für seine Auslösung vorhanden ist, dann wird ihn der Palast auslösen. Sein Feld, sein Garten und sein Haus werden nicht für seine Auslösung gegeben.“ Es ist außerdem anzumerken, dass die Höhe von 1 Schekel Silber pro ausgelöste Person sehr gering ist, vor allem im Vergleich zu anderen Lösegeldsummen, die aus der altbabylonischen Zeit überliefert sind.326 322

Transliteration bei www.archibab.fr (10.03.2019) und Charpin 2014, 58. Zu kinku „(Leder)sack“ siehe Charpin 2005, 15–16. 324 Zur Ergänzung siehe den Kommentar bei Charpin 2014, 59. 325 Transliteration und Übersetzung bei Charpin 2014, 49–50 und Roth 21997, 87. 326 Siehe dazu den Überblick bei Charpin 2014, 63–64. 323

2. Larsa

79

2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? In diesem Kapitel geht es um Balmunamḫe, Sohn von Sîn-nūr-mātim,327 der aufgrund seiner zahlreichen wirtschaftlichen Aktivitäten schon früh Gegenstand wissenschaftlicher Beiträge war.328 Seine Aktivitäten waren so vielfältig, dass seine Stellung innerhalb der Stadt je nach Blickwinkel verschieden beschrieben wurde. Durch die hohe Anzahl von Sklaven, über die er verfügte, wurde er zuerst als „Sklavenhändler“ bezeichnet.329 Es rückten auch andere seiner Geschäftstätigkeiten in den Fokus der Forschung, wie zum Beispiel der Ankauf von Land,330 sodass er als „Großgrundbesitzer“ betitelt wurde.331 Balmunamḫe war außerdem Gläubiger von Silber-, Sesam- und Gerstedarlehen, besaß Dattelgärten und Schafherden und verlieh Boote. Seine Rolle als „Kaufmann“ wurde insbesondere von W. F. Leemans diskutiert.332 Der Grund für die immer wiederkehrende Diskussion um eine mögliche Funktion als Kaufmann333 sind die Verbindungen, die er mit diesem Personenkreis teilte. Bedingt durch die offensichtlich bedeutende wirtschaftliche Stellung Balmunamḫes sind Kontakte zum kaufmännischen Gewerbe vorauszusetzen, was aber nicht zwangsläufig bedeutet, dass er selbst zu den Kaufleuten zählte. Eine funktionelle Verbindung Balmunamḫes zum institutionellen Bereich (häufig zum Palast) wurde stellenweise aufgegriffen,334 aber erst N. V. Kozyreva335 und ausführlicher C. Dyckhoff führten diesen Gedanken zu Ende: Sie versuchten aufzuzeigen, dass Balmunamḫe eine wichtige Rolle in der Verwaltung des Enki-Tempels von Larsa spielte.

327

Die in diesem Kapitel diskutierte Person Balmunamḫe (Warad-Sîn 5–Rīm-Sîn I 31) ist nicht zu verwechseln mit dessen Enkel gleichen Namens: Balmunamḫe, Sohn von IddinEa (Rīm-Sîn I 57–Samsuiluna 11). Für die Genealogie der Familie siehe Charpin 1987 und die Bemerkungen von Kalla 2002, 163 und 148. 328 Grant 1918, Leemans 1950, 64ff., Matouš 1956, 179–185. 329 Grant 1918. 330 Matouš 1956, Klengel 1973. 331 „It seems thus that Balmunamḫe was a large landowner involved in agricultural activities: cereal production and animal raising“, van de Mieroop 1987, 24. 332 Leemans 1950, 64ff. Balmunamḫe wird in den Texten nie als d a m - g à r bezeichnet, was aber kein Ausschlusskriterium darstellen muss: „Il ne faut pas s’étonner de la rareté des marchands (d a m - g à r) proprement dits: comme l’a fait remarquer R. Harris (Anc. Sip. p. 258), les tamkārû ne sont en effet souvent pas désignés par leur titre dans les contrats où ils apparaissent“, Charpin 1982, 46. 333 Pers 1997–1998, 144. 334 Klengel 1973, 204; Reiter 1982, 66. 335 Kozyreva 1988, 70 und 204; Dyckhoff 1999, 59–60.

80

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Die Feststellung von N. V. Kozyreva und C. Dyckhoff basiert vor allem auf der Zusammenführung des Privatarchivs des Balmunamḫe336 mit Teilen einer Textgruppe, die zuvor als „staatlich“ oder „Palastarchiv“ bezeichnet wurde.337 Eine solche Einteilung sollte nun nicht mehr ohne weiteres getroffen werden, vor allem dann nicht, wenn die betreffenden Texte aus Raubgrabungen stammen und keinerlei Aussagen über den Fundkontext getroffen werden können. D. Charpin konnte zeigen, dass vor allem administrative Texte in der Forschung übereilt einem offiziellen Archiv zugeordnet werden, obwohl große Privathaushalte mit denselben Schlüsselbegriffen arbeiten konnten wie der Palast.338 Die von N. V. Kozyreva und C. Dyckhoff als „staatlich“ bezeichnete Textgruppe wird aus diesem Grund nachfolgend als „Buchhaltungstexte“ bezeichnet. 2.4.1. Balmunamḫe und Sillī-Šamaš Ein ausschlaggebendes Argument für die Zusammenführung des Privatarchivs des Balmunamḫe mit den Buchhaltungstexten ist die Gleichsetzung Bamunamḫes mit dem Empfänger der Briefe eines Sillī-Šamaš (ana bēlīja … umma SillīŠamaš),339 der zusammen mit Gimillum und Sîn-māgir für die Verwaltung der Gerstenproduktion in einer Reihe von Ortschaften in der Region von Larsa zuständig war.340 N. V. Kozyreva und nachfolgend C. Dyckhoff konnten die entsprechende Identität aufgrund sich wiederholender Ortsnamen in Briefen und administrativen Texte beweisen. TCL 17 1 (AbB 14 55): Sillī-Šamaš schreibt seinem Herrn bezüglich Getreide der Siedlungen Širimtum, Pī-ilim und „deines dimtum“ (ša a n - z a - g à r kaa-at-tim);341 TCL 17 7 (AbB 14 61): Sillī-Šamaš schreibt seinem Herrn bezüglich Getreide der Siedlungen Iškun-Ea und „deinem dimtum“; YOS 2 94 (AbB 9 94): Sillī-Šamaš schreibt seinem Herrn bezüglich Getreide aus „deinem dimtum“; YOS 5 181: Jahresabrechnung: Sillī-Šamaš ist verantwortlich für Getreide aus den Siedlungen Sîn-nūr-mātim, Pī-ilim, Dīmat-Balmunamḫe und Širimtum.

336

Diese Textgruppe umfasst ca. 83 Rechtsurkunden (Kauf, Tausch, Miete, Garantie, Darlehen). Für eine Liste siehe Dyckhoff 1999, Anhang 5–9. 337 Koschaker 1942, Kraus 1966, Renger 2000. 338 Charpin 2015a, 212–215. 339 Eine Liste der Briefe findet sich bei Dyckhoff 1999, Anhang 11–12. 340 Dyckhoff 1998, 118–119. Siehe hierzu auch Breckwoldt 1995/1996. 341 Mit dimtum wird in altbabylonischer Zeit eine befestigte Siedlung mit Tenne auf dem Land bezeichnet, siehe CAD D 146–147 s.v. dimtu, van der Toorn 1996, 37 (mit Literatur), Koliński 2001

2. Larsa

81

In den Briefen berichtet Sillī-Šamaš als Verantwortlicher für Getreide aus Širimtum, Pī-ilim, Iškun-Ea und dem dimtum des Empfängers. In der Jahresabrechnung tritt Sillī-Šamaš ebenfalls als Verantwortlicher für Širimtum und Pīilim, aber auch für die beiden Siedlungen Dīmat-Balmunamḫe und Sîn-nūr-mātim auf. Durch K. R. Veenhof können weitere Texte, die für den vorliegenden Sachverhalt nützlich sind, hinzugefügt werden:342 AbB 10 177, 193; AfO 42/43 (1995/1996) S. 80f. [YBC 5585]; S. 87 [YBC 7194]; S. 82 [YBC 6231]; TCL 17 2; 3; 5; 6; 8; 9; YOS 2 110; 5 182; 15 67).343 Alle relevanten Texte sind folgend zusammengefasst (Abb. 5 und 6). Die Zusammenstellung zeigt, dass Dimat-Balmunamḫe und Sîn-nūr-mātim nur in den administrativen Texten genannt werden und offensichtlich in dem Briefwechsel zwischen Sillī-Šamaš und seinem Herrn durch dimtum kattum ersetzt wurden. Sîn-nūr-mātim kann als Adressat ausgeschlossen werden, da SillīŠamaš erst zu der Zeit von dessen Sohn Blamunamḫe für die Siedlungen verantwortlich war.344 Es bleibt also nur Balmunamḫe selbst, dessen dimtum in den Briefen mit a n - z a - g à r kattum bezeichnet wird, womit er gleichzeitig als der Empfänger der Briefe des Sillī-Šamaš identifiziert werden kann. Text

TCL 17 1 YOS 2 94 YOS 2 110 MAH 15928 MAH 16045 TCL 17 2 TCL 17 3 TCL 17 5 TCL 17 6 TCL 17 7 TCL 17 8 TCL 17 9 YOS 15 67

Siedlungen Širimtum

Pī-ilim

x

x

Iškun-Ea

dimtum kattum

DimatBalmunamḫe

(dimat/āl-) Sîn-nūrmātim

x x x

x x x

x x x x x

x

x x x345

Abb. 5: Übersicht der Briefe des Sillī-Šamaš an bēlum und zitierte Siedlungsnamen.

342

Veenhof 2005, XVIII–XX. Hier werden nur Texte aufgelistet, die für den vorliegenden Sachverhalt (bēlum = Balmunamḫe) von Bedeutung sind. K. R. Veenhof hat darüber hinaus noch weitere Briefe des Sillī-Šamaš identifiziert, siehe Veenhof 2005, XVIII–XX. 344 YOS 5 181 datiert Rīm-Sîn I 8. 345 Hier dimat awilīja. 343

82

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Text

YOS 5 181 YOS 5 182 YBC 5585 YBC 6231 YBC 7149

Siedlungen Širimtum

Pī-ilim

x

x

x

Iškun-Ea

dimtum kattum

DimatBalmunamḫe x x x

(dimat/āl-) Sîn-nūrmātim x x x x

Abb. 6: Übersicht administrativer Texte der Getreideverwaltung von Siedlungen unter der Verantwortung von Sillī-Šamaš und zitierte Siedlungsnamen.

2.4.2. Balmunamḫe = awīlum C. Dyckhoff konnte schließlich durch umfangreiche prosopographische Untersuchungen die Zusammengehörigkeit der Buchhaltungstexte und der privaten Texte Balmunamḫes nachweisen.346 Des Weiteren konnte er Balmunamḫe mit dem „Mann“ (awīlum), dem Vorsteher des „Hauses“ (bītum), und damit der gesamten Archiveinheit der „Buchhaltungstexte“ gleichsetzen.347 Neben den Texten, die C. Dyckhoff dieser Archiveinheit zuordnen konnte, hat K. G. Feuerherm in seiner Dissertation über Abum-waqar, einen Geschäftsmann aus Larsa, weitere dazugehörige Texte identifizieren können.348 Der verantwortliche awīlum/Balmunamḫe wird von C. Dyckhoff als „Verwalter des Enki-Tempels“ bezeichnet.349 Seine Argumentation soll im Folgenden noch einmal thematisiert werden:  Der von C. Dyckhoff durch seine prosopographischen Untersuchungen identifizierte „Zeugenkreis des Balmunamḫe“, der in dessen Rechtstiteln auftritt, wurde ebenfalls in Rechtstiteln anderer Personen oder Institutionen ausgemacht.350 Unter diesen Texten befindet sich YOS 8 170 (-/I/Rīm-Sîn I 3): Urdubšenna muss dem Gott Enki einen verloren gegangenen Sklaven ersetzen. Das Auftreten des Zeugenkreises des Balmunamḫe für Enki sieht C. Dyckhoff als Hinweis darauf, dass der zu ersetzende Sklave gleichzeitig sowohl Enki als auch Balmunamḫe gehörte.351

346

Dyckhoff 1999, 47–60. Dyckhoff 1999, 73–102. Er konnte auch ausschließen, dass es sich bei awīlum um den König selbst handelte. 348 Feuerherm 2004, Kapitel 6, 1–15. 349 Dyckhoff 199, 122. Zur Rolle Enkis in Larsa während der altbabylonischen Zeit siehe Richter 2004, 355–358. 350 Dyckhoff 1998, 120. 351 Dyckhoff 1998, 122. 347

2. Larsa

83

 In einem bislang unpublizierten Text über monatliche Gersteausgaben (YBC 4748)352 sind unter den Empfängern die Personennamen Ilīma-abī und Lisatum bezeugt, die er wiederum mit zwei Sklaven des Balmunamḫe gleichsetzt:353 o

Der Sklave Lisatum wird von Balmunamḫe an Ubār-Adad übergeben (YOS 8 16; -/XII/ Rīm-Sîn I 15).

o

Der Sklave Lisatum wird an ein Ehepaar übergeben (YOS 8 19; -/XI/ Rīm-Sîn I 31).

o

Der Sklave Ilīma-abī wird von Balmunamḫe an Ubār-Šamaš übergeben (YOS 8 49; -/XII/ Rīm-Sîn I 15).

o

In YOS 5 238 (-/XII/ Rīm-Sîn I 15) wird der Kaufpreis der beiden Sklaven notiert (26 1/6 Schekel Silber).354

 Jeder Monatsabschnitt des Textes ist zudem mit é de n - k i gekennzeichnet, und in der Kopfzeile steht g ú b a l a - m u - n a m - ḫ é.355  In SVJAD 49 (-/V/ Rīm-Sîn I 3) werden Getreideausgaben an verschiedene Individuen notiert. Sie stammen aus den Vorratshäusern des bītum und des Enki-Tempels (é - k i š i b - b a é und é - k i š i b - b a é - de n . k i). Diese beiden Institutionen scheinen auf der Verwaltungsebene miteinander verbunden gewesen zu sein.  Auf der Silberdarlehensurkunde Balmunamḫes an eine Person namens Abuwaqar, (YOS 5 147; -/XI/ Rīm-Sîn I 14) ist ein Siegel mit der Inschrift de n k i dd a m - g a l - n u n - n a abgerollt.356 Im Gegensatz zu C. Dyckhoff sehe ich hier kein Argument, das für Balmunamḫes Rolle als Verwalter des EnkiTempels spricht, denn da er in diesem Text als Gläubiger auftritt, wird es sich nicht um sein Siegel gehandelt haben, sondern vielmehr um das des Schuldners oder das eines Zeugen.  Balmunamḫes Bruder und Geschäftspartner Gimillum erhält Textilien für Gewänder des Enki von Larsa und des Enki von Eridu357 in SVJAD 61 (14/XI/ Rīm-Sîn I 31). 352

Transliteration in Auszügen bei Dyckhoff 1999, Anhang, 45ff.; Datum abgebrochen. Für diese Textzusammenhänge siehe ausführlich im Kapitel 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden. 354 Dyckhoff möchte diesen Text zu den „staatlichen“ Verwaltungstexten zählen, es könnte sich aber auch um eine Privatnotiz handeln, vgl. Dyckhoff 1999, 81. 355 Dyckhoff 1999, Anhang 48. 356 So van de Mieroop 1987, 22110. 357 Zu „Enki von Larsa“ und „Enki von Eridu“ siehe Richter 2004, 355–358 und Westenholz / Westenholz 2006, 10–11. 353

84

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

 Ein Siegel des Balmunamḫe trägt folgende Inschrift: (1)bal-mu-[nam]ḫ é (2)dub -sar (3)dumu den.zu-nu-úr-ma-[tim] (4)urdu den .k [i] (5)ù d[…] „Balmunamḫe, Schreiber, Sohn von Sîn-nūr-mātim, Diener des Enki und […]“.358 Dieses Siegel ist aber nicht – wie C. Dyckhoff vermutet – ein Hinweis auf eine verwaltende Position Balmunamḫes im Tempel, da die Formulierung „Diener des GN“ auf Siegeln in der Regel ein Ausdruck privater Pietät gewesen ist.359  C. Dyckhoff360 verweist außerdem auf Aktivitäten der Nachkommen des Balmunamḫe in Bezug auf die Verwaltung des Enki-Tempels361 und auf literarische Texte, die den König unter den Schutz Enkis stellen und sehr wahrscheinlich auch in den hier behandelten Archivkontext gehören. In den meißten Fällen sieht C. Dyckhoff zu Recht Hinweise auf eine Verbindung Balmunamḫes zum Enki-Tempel. Seine genaue Funktion im Tempelhaushalt kann dadurch aber nicht bestimmt werden. Dennoch ist es möglich, Balmunamḫe im kultisch-religiösen Kontext zu verorten. Hierfür können zunächst drei Ölzuteilungstexte herangezogen werden, in denen der awīlum Salböl erhält (YOS 5 171, 172 und 194).362 Weitere Empfänger von Öl sind u. a.:  YOS 5 194 (30/II/ Rīm-Sîn I 10): der Tempel von Inanna und Nanāja und das é - gišg u - z a des e n von Enki, der Tempel des deifizierten Königs von Larsa Sîn-iddinam;  YOS 5 172 (29/XII/ Rīm-Sîn I 6): der Tempel von Inanna und Nanāja und der Inanna-Tempel in Zabalam; zusätzlich wird eine größere Menge Öl ausgegeben „wenn der awīlum im Inanna-Tempel von Uruk verweilt“;363  YOS 5 171 (30/IV/ Rīm-Sîn I 6): der Tempel von Inanna und Nanāja, der Kupferlöwe des Ištar-Tempels, ein Wahrsager, das é - a b - b a - a, der Šamaš-Tempel, für den Türriegel des Tempels des deifizierten Sîniddinam, für Dumuzi und seine Libation.

358

Abrollung auf YOS 12 67, Lesung nach Charpin 1987. Siehe Charpin 1990a. 360 Dyckhoff 1998, 122–123. 361 Jetzt auch YBC 5847 (23/IX/Rīm-Sîn I 47): Schafe für die Begräbnis-Opfergabe der Tochter des Königs (Iddin-Ea, S. v. Balmunamḫe). Für die Nachkommen des Balmunamḫe siehe Charpin 1987, 1981, 533–534 (Archives G: Nabi-Damgalnunna) und Pers 1997– 1998, 144ff. 362 YOS 5 171, 2; 172, 2; 194, 2: 3 s ì l a ì - e r e n ( š e š 4) a-wi-lim. Für diese Texte siehe zuletzt bei Middeke-Colin 2014. 363 YOS 5 172, Z. 8f.: (8)i-nu-ú-ma a-wi-lim [i]-na é - di n a n n a (9)š à u n u gki ik-ka-lu-ú. 359

2. Larsa

85

Besonders durch den in YOS 5 172 genannten Aufenthalt des awīlum im InannaTempel in Uruk ist die Verortung des awīlum in einem kultisch-religiösen Kontext gesichert. Weitere Texte aus dem Archiv des awīlum zeigen eine Verbindung zur Tempeladministration:  Bab. 7 S. 46 (3/IX/ Rīm-Sîn I 5): Ölausgaben, die u. a. während des n e n e - g a r-Festes für Enki und Nin-egal verwendet wurden;  YBC 7268364 (16/IX/ Rīm-Sîn I 18): Ausgaben des Abum-waqar, u. a. Textilien als Geschenk für Dumuzi, Silber als Geschenk für die Köche und die Zubereitung von Broten für e n-Priester(innen), Silber als Geschenk für Köche am Fest den Enki;  SVJAD 52 (2/3/X/ Rīm-Sîn I 8): Silberausgaben, u. a. für den Mann der Inanna, für einen Ring der Liqtum, „als sie sich im Inanna-Tempel aufhielt“;  YBC 8011365 (-/XII/ Rīm-Sîn I 3): Der Ausgang von ⅓ Mine und 2 Schekel Gold wird notiert; davon werden 2 Schekel Gold für Ringe der e n-Priesterin des Šamaš verwendet;  YOS 5 237 (-/XI/ Rīm-Sîn I 15): Notiz über Silberausgaben für den ŠamašTempel und den Nin-egal-Tempel;  YBC 6839366 (30/VIII/ Rīm-Sîn I 6): Ausgabe von Öl, u. a. für das n e - n e g a r-Fest des Enki. Eines der bemerkenswertesten Dokumente aus dem Archiv des awīlum ist das sogenannte „Larsa ‘Ritual’ Tablet“ (BLMJ 3127, Rīm-Sîn I 2).367 Es handelt sich um einen Archivtext, der in über 630 Zeilen die Kultausgaben für den Zeitraum 15.–24. des IX. Monats notiert. Zwischen diesem Text und den oben beschriebenen Verwaltungstexten sind inhaltliche Parallelen festzustellen: Enki erhält Stoffe BMLJ 3127 ii 18: 1 t ú g . a - d u g u d ii 21: 1 g a d a - S A R - S A R

364

SVJAD 61 3: a-na t ú g de n - k i š à l a r s aki 4: ù t ú g de n - k i š à e r i d uki

Transliteration bei Feuerherm 2004, II 163ff. (K113). Transliteration bei Dyckhoff 1999, Anhang 59–60. 366 Hinweis bei Dyckhoff 1999, 123. 367 Westenholz / Westenholz 2006, 1–81. Siehe dazu weiter unten im Kapitel 2.4.4.3. Larsa ‘Ritual’ Tablet. 365

86

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

en des Enki erhält Öl368 BMLJ 3127 ii 10: [x] ⌈s ì l a ⌉ ì - g i š e n de n - k i

YOS 5 194 (ì - g i š ) 11: 1 s ì l a é gišg u - z a e n de n - k i

e n des Šamaš erhält Öl BMLJ 3127 iii 27: 1 s ì l a r á - g a b a e n du t u

YOS 5 171 (ì - g i š ) 18: ⅓ s ì l a a-na é du t u pa-ša-ši-im3

Das „Larsa ‘Ritual’ Tablet“ kann also auch zum Archiv des Balmunamḫe/awīlum gezählt werden und wird nachfolgend in einem eigenen Kapitel diskutiert.369 2.4.3. Die Rolle des Balmunamḫe/awīlum Wenn nun Balmunamḫe, der in den internen Verwaltungstexten als awīlum bezeichnet wurde, der Vorsteher des Enki-Tempels gewesen ist, dann müsste das bītum, dem der awīlum vorstand, mit diesem Tempel gleichzusetzen sein. Es fällt aber auf, dass in den oben diskutierten Archivtexten nicht nur Enki, sondern auch andere Götter (oder deren Tempel) als Empfänger von Öl, Stoffen usw. belegt sind. Daher sollte das bītum eher als eine Institution betrachtet werden, die mit verschiedenen Tempeln hinsichtlich ihrer Versorgung kooperierte.370 Wie ein Siegel des Balmunamḫe zeigt, war er dem König unterstellt. Es lautet: „Balmunamḫe, Sohn von Sîn-nūr-mātim, Diener des Warad-Sîn“.371 Eine besondere Verbindung zwischen Balmunamḫe und dem Enki-Tempel kann es trotzdem gegeben haben, denn seine persönliche Frömmigkeit in Bezug auf Enki kommt in einem weiteren Siegel zum Ausdruck: „Balmunamḫe, Schreiber, Sohn von Sînnūr-mātim, Diener des Enki und […]“.372 Auch die Verortung von Balmunamḫe als awīlum im kultisch-religiösen Kontext steht mit dieser Annahme im Einklang. Die Texte des Balmunamḫe gehören also zur Buchhaltung einer Institution, die mit der Verwaltung von Getreide (aus oben benannten Ortschaften), Personal (Sklaven), Silber, Öl usw. – vermutlich vom Palast – betraut wurde und eine spezielle Verbindung sowohl ideologischer als auch wirtschaftlicher Natur zum Enki-Tempel besaß. C. Dyckhoff spricht sich dafür aus, dass die Texte aus dem Archiv des Balmunamḫe in einem „zentralen Amtsgebäude“ gelagert wurden.373 Zu diesem Amtsarchiv soll auch die schriftliche Dokumentation von anderen Beamten und 368

Siehe auch in Bab. 7, S. 46, Z. 2f.: 4 s ì l a a-na n e - n e - g a r i-na n e - n e - g a r e n - k i. 369 Siehe das Kapitel 2.4.4.3. Larsa ‘Ritual’ Tablet. 370 Eine solche Institution ist auch im altbabylonischen Nippur bezeugt, siehe dazu im Kapitel 6.2. Das Archiv des „central redistributive household“. 371 Charpin 1986, 49. 372 Lesung nach Charpin 1987. 373 Dyckhoff 2002. d

2. Larsa

87

Kaufleuten (z. B. Šamaš-ḫazir, Abu-waqar usw.) gehören.374 Es ist jedoch viel wahrscheinlicher, dass sich die Texte auf verschiedene Wohnhäuser, die bei Ausgrabungen zwischen 1985 und 1989 teilweise freigelegt wurden, verteilten.375 Im Folgenden werden die Texte aus dem Archiv des Balmunamḫe bezüglich der Sklaverei unter der Prämisse untersucht, dass Balmunamḫe der Verwalter einer institutionellen Einheit war, mit deren Mitteln er aber auch in seinem privaten Interesse376 wirtschaften konnte.377 2.4.4. Sklaven im Archiv des Balmunamḫe/awīlum Von den 199 Sklaventexten aus Larsa können 52 dem Haushalt des Balmunamḫe zugeordnet werden (Abb. 7). 2.4.4.1. Die Bürgschaftsurkunden Von den 45 überlieferten Bürgschaftsurkunden aus Larsa, die einen Sklaven betreffen, stammt zwei Drittel (30) aus dem Haushalt des Balmunamḫe. Sie sollen im Folgenden näher betrachtet werden. M. van de Mieroop stellte eine Übersicht von 29 Bürgschaftsurkunden378 aus dem Archiv des Balmunamḫe zusammen und charakterisierte das Formular.379 Aus prosopographischen Gründen kann jetzt auch YOS 5 140 hinzugefügt werden.380 M. van de Mieroop betitelt die hier behandelten Urkunden als „pledges“, aber es handelt sich nicht um Pfandurkunden im eigentlichen Sinn: Als Pfand wird ein Gegenstand oder eine Person dem Gläubiger übergeben, um dessen Forderung gegenüber dem Schuldner zu sichern (k ù - t a - g u b - b a/mazzazānum).381 In den betreffenden Urkunden des Balmunamḫe liegt ein anderer Sachverhalt vor: Personen erhalten von Balmunamḫe einen oder mehrere seiner Sklaven für einen unbestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellt.382 Um diese Urkundengattung, in der die häufigsten Belege für Sklaven vorkommen, richtig zu deuten, wird sich der folgende Teil mit ihrem Formular beschäftigen.

374

Dyckhoff 1999, 121. Siehe dazu Charpin 2015a, bes. 201ff. 376 So auch schon Kozyreva 1988, 69. 377 Diese Vorgehensweise entspricht der des „Palastgeschäftes“, siehe dazu die Zusammenfassung und Literatur bei Stol 2004, 919–944. 378 Siehe auch Szlechter 1956 und Klengel 1973, 201–205. 379 Van de Mieroop 1987, 5–7. 380 Dyckhoff 1999, 31. 381 Vgl. Kienast 1978, 66–103. 382 Zum Bürgschaftsrecht siehe Petschow 1951, Koschaker 21966, Ries 1981, Malul 1988, 209–285, Westbrook 2003, 407–408 sowie Neumann 2005. 375

88

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten Sklaventexte aus Larsa (199) Ersatzleistung Verzichtserklärung Pfandurkunde Freilassung Tausch Depositum Schenkung Mitgift Personenweihung Notiz über Verstorbene Gerichtsurkunden Adoption Erbteilungen Personenmiete Briefe Kaufurkunden Bürgschaftsurkunden Administrative Texte 0

10

Balmunamhe

20 30 40 Anzahl der Texte

50

60

Larsa gesamt Abb. 7: Sklaventexte aus Larsa nach Textgattung mit Hervorhebung der Sklaventexte aus dem Haushalt des Balmunamḫe.

2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden Der Aufbau der Bürgschaftsurkunden folgt einem Grundschema: 1 sagúr d u PN1 m u - n i - (i m)

Einen Sklaven, PN1 sein Name,

(u r d u Balmunamḫe)

(Sklave des Balmunamḫe) –

k i Balmunamḫe (l u g a l - a - n i - i r)

gegenüber Balmunamḫe (seinem Herrn)

PN2 (ù PN3, …)

hat/haben sich PN2 (und PN3, …)

i-ḫu-zu/i-ḫu-ú-uz

383

Malul 1988, 219–231.

šu-dù /du 8 -a -ni šu ba-an-ti(-eš)

hat/haben (ihn) ergriffen.

für ihn verbürgt.383

2. Larsa

89

Oder:384 PN1

PN1,

u r d u ša Balmunamḫe

Sklave des Balmunamḫe,

ana PN2

ist/wird dem PN2

paqid

anvertraut.

Weitere strukturelle Elemente dieser Urkunden sind: Garantieklausel Zeugen Datum Die Personen, die den Sklaven erhalten, bürgen in der Regel mit Silber (Zahlbürgschaft),385 falls einer der folgenden Fälle A–J eintreten sollte, wobei A–D jeweils die Flucht des Sklaven beschreiben:386 (A) ( t u k u m b i PN/ u r d u) ú - g u b a - a n - d é „(wenn PN/der Sklave) flieht“ AfO 34 (1987) S. 25, 5–6; AJSL 34 (1917/1918) S. 201, 6; TCL 10 47, 6–7; YOS 5 253, 10–11; YOS 8 3, 7; 15, 7–8; 16, 5–7; 19, 9; 23, 9; 27, 8–10; 28, 10; 33, 8–9; 35, 9–10; 44, 12; 45, 7; 49, 7–9; 56, 10; 57, 7; 72, 7 (B) in-na-ab-bi-it(-ma) „flieht er/sie“ YOS 5 115, 7; 116, 7; YOS 8 13, 8; 22, 7; 25, 7; 26, 7; 39, 9; 41, 8 (C) ( t u k u m b i PN) b a - z á ḫ „(wenn PN) verschwindet“ YOS 8 3, 7; 11, 8; 15, 7–8; 16, 5–7; 19, 9; 27, 8–10; 28, 10; 29, 5–6; 44, 12; 45, 7; 49, 7–9; 56, 10; 57, 7; 72, 7 (D) ú-da-ap-pa-ar „er geht weg“ 387 (YOS 8 13, 9; 22, 8; 26, 8; 39, 10; 41, 9) 384

Nur in YOS 8 29. In zwei Urkunden wird nicht mit Silber, sondern mit Haus und Garten (YOS 8 35) oder einem Ersatzsklaven (YOS 8 29) gebürgt. 386 Für eine Übersicht siehe auch van de Mieroop 1987, 7. 387 „s’absenter sans donner de ses nouvelles“, Szlechter 1956, 189. 385

90

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Die Klauselbestandteile A–D benennen die Flucht der Person, für die gebürgt wird. Jede Bürgschaftsurkunde aus dem Archiv des Balmunamḫe enthält mindestens eine der vier genannten Klauselbestandteile. Folgende Kombinationen sind belegt: A+C

ú-gu dé + záḫ

B+D

nābutum + duppurum

A, B und C sind auch ohne einen weiteren Klauselbestandteil bezeugt. Es stellt sich die Frage, ob C z á ḫ „verschwinden“ und D duppurum „weggehen“ inhaltlich von A ú - g u b a - a n - d é „fliehen“ und B in-na-ab-bi-it(-ma) „fliehen“ voneinander zu unterscheiden sind. E. Szlechter hat in diesem Zusammenhang den juristischen Kontext von ú-gu dé/nābutum und záḫ mit dem akkadischen Äquivalent ḫalāqum „verschwinden“ in Gesetzestexten, Briefen und Verträgen verglichen:388 ú - g u d é/nābutum beschreibt dort die Flucht von Bürgern ins Ausland und z á ḫ/ḫalāqum die Flucht von Sklaven, die sich der Gewalt ihres Besitzers entziehen wollten, wozu es ausreichen konnte, sich aus seinem Machtbereich zu entfernen, indem der Sklave einen anderen Haushalt oder eine andere Stadt aufsuchte. Unabhängig vom Status der Person, für die gebürgt wurde, vermutet E. Szlechter, dass sowohl für den Fall der Flucht ins Ausland als auch für den Fall der Flucht aus dem Machtbereich des Bürgen eine Zahlung garantiert wurde. Er räumt jedoch ein, dass eine strikte Trennung von ú-gu dé/nābutum und záḫ/ḫalāqum nicht zu garantieren sei, da sie sowohl in Bilinguen als auch in Urkunden (YOS 8 11, Hü. Vs. 8 und Tf. Vs. 9) synonym verwendet werden konnten.389 ḫalāqum ist in den Klauselbestandteilen der Bürgschaftsurkunden des Balmunamḫe-Archivs nicht belegt. Stattdessen wurde duppurum notiert, das in Anbetracht der oben angeführten Kombinationsmöglichkeiten in diesem Kontext eine ähnliche, wenn nicht sogar synonyme Bedeutung hatte. Die Klauselbestandteile A–D beschreiben die Flucht aus der Gewalt und damit auch aus der Kontrolle des Bürgen – egal ob durch Flucht in einen benachbarten Haushalt oder ins Ausland. (E) (s a g u r d u) ip-pa-ra-ak-ku-ú-ma „(der Sklave) den Arbeitsplatz verlässt (und nicht zurückkehrt)“ (YOS 5 140, 11; YOS 8 13, 10, 22, 9; 25, 8; 26, 9; 39, 11; 41, 10?)

388 389

Szlechter 1956, 181–187. Szlechter 1956, 187. Nachfolgend auch Renger 1972, 175+30.

2. Larsa

91

Der Klauselbestandteil E kann in der Kombination mit nābutum und duppurum stehen. In der Fachliteratur und den Wörterbüchern finden sich fast ausnahmslos Übersetzungen wie „aufhören; Arbeit niederlegen“390 oder „to stop work“.391 J. G. Lautner konnte hingegen zeigen, dass hier „das Verlassen des Arbeitsortes oder besser das Nichtzurückkehren zu ihm zu verstehen sei; ein Einstellen der Arbeit am Aufenthaltsort – beim Bürgen, Pfandgläubiger, Mieter – ist jedenfalls nicht gemeint.“392 Zu Recht argumentiert er weiter, „dass der Pfandgläubiger und der Mieter einem solchen Verhalten [Niederlegen der Arbeit] aus eigenem hätten entsprechend begegnen können“ und bezogen auf die Bürgschaftsurkunden „hätte allein der Garant, der für den Schuldknecht bürgt, Interesse an der Beschäftigung; sein Vertragsgegner jedoch nur, wenn ihm der Arbeitserlös auszuliefern gewesen wäre, wovon jedoch in keiner dieser Urkunden die Rede ist“.393 naparkûm benennt also den Fall – ähnlich wie die Klauselbestandteile A–D – des Verschwindens der gebürgten Person. (F) é - g a lam kab/ka-ab-ta-am ù ra-bi-a-am i-ši-i-ma „er sucht den Palast, eine wichtige Person oder einen „Großen“ auf“ (YOS 8 15, 9–10; 26, 10–12; 39, 12–14) (G) é - g a l kab-tam ra-bi-a-am i-sà-ḫu-ur-ma „er wendet sich an den Palast, eine wichtige Person (oder) einen „Großen““ (YOS 8 19, 10–11) (H) é - g a l kab-ta-am/tam é/bi-it- m u n u s - ( e - n e ) i-ši-(ḫi)-i-ma „er sucht den Palast, eine wichtige Person (oder) das „Frauenhaus“ auf“ (YOS 8 44, 10–11; 45, 8–9; 56, 8–9; 57, 8–9; 72, 8–9) Ab Rīm-Sîn I 23 wurden die Klauselbstandteile, die die Flucht der Person, für die sich verbürgt wurde, (A–E) durch die Klauselbestandteile F–H ergänzt. Letztere benennen den Fall, dass die Person, für die sich verbürgt wurde, nicht den Palast,

390

AHw 734 s.v. naparkû(m), CAD N/1 279ff. notiert neben „to stop, to cease doing something“ auch „to leave”, allerdings nicht in Zusammenhang mit Garantieklauseln. 391 Van de Mieroop 1987, 7. 392 Lautner 1936, 7+23. 393 Lautner 1936, 7+23.

92

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

eine wichtige Person, einen „Großen“ oder das „Frauenhaus“394 aufsuchen wird. Diese offiziellen Institutionen und Ämter können den Personen, für die sich verbürgt wurde, offensichtlich eine Art Asyl gewähren.395 Die Tatsache, dass der Bürge dem Gläubiger dann eine Silbersumme zahlen musste, lässt darauf schließen, dass die Zuflucht gewährende Institution keinen Ersatz leisten musste. (I) na-ak-rum i-le-eq-qé-e-šu-ma „der Feind nimmt ihn“ (YOS 8 45, 11; 56, 11; 72, 11) (J) u r - m a ḫ i-da-ak-šu-ú-ma/i-ik-ka-al-šu/ì - gu 7 „ein Löwe tötet/frißt ihn“ (YOS 8 3, 8; 45, 10; 56, 12; 72 10) Die Bestandteile I und J sind erst ab Rīm-Sîn I 25 notiert. Sie beschreiben den Verlust der Person, für die sicher gebürgt wurde, aufgrund einer Gefangennahme durch den Feind oder den Tod durch einen Löwen, also durch höhere Gewalt. Die chronologische Verteilung der Klauselbestandteile (Abb. 8) zeigt, dass ihre Anzahl ab Rīm-Sîn I 23 von ein bis zwei auf bis zu fünf steigt.396 Jahr Warad-Sîn 5 Warad-Sîn 5 Warad-Sîn 7 Warad-Sîn 11 Warad-Sîn 11 Rīm-Sîn I 6 Rīm-Sîn I 14 Rīm-Sîn I 15 Rīm-Sîn I 15 Rīm-Sîn I 15 Rīm-Sîn I 16 Rīm-Sîn I 16 Rīm-Sîn I 16

394

Text AJSL 34 S. 201 YOS 5 253 AfO 34 S. 35 YOS 5 115 YOS 5 116 YOS 5 140 YOS 8 23 YOS 8 11 YOS 8 16 YOS 8 49 YOS 8 27 YOS 8 28 YOS 8 33

A x x x

B

C

D

E

F

G

H

I

J

x x x x x x x x x

x x x x x

Bei dem é - m u n u s „Frauenhaus“ handelte sich um eine Einrichtung, in der sich Frauen, Kinder und deren Diener eines Haushaltes aufhielten, bei dem es sich nicht zwangsläufig um den Palast handeln musste. Innerhalb des „Frauenhauses“ lebten nicht nur Dienerinnen, sondern auch Frauen mit bedeutender sozialer Position (Herrschergemahlin), sodass diese Einrichtung in bestimmten Städten eine wichtige wirtschaftliche Rolle spielen konnte (z. B. im frühdynastischen Girsu). Für das dritte Jt. v. Chr. siehe zusammenfassend bei Bartash 2014 (mit Literatur) und für das zweite Jt. v. Chr. siehe Ziegler 1999. 395 Szlechter 1956, 191–192. 396 So mit van de Mieroop 1987, 7.

2. Larsa Jahr Rīm-Sîn I 17 Rīm-Sîn I 19 Rīm-Sîn I 20

Text TCL 10 47 YOS 8 35 YOS 8 29

Rīm-Sîn I 23 Rīm-Sîn I 23 Rīm-Sîn I 23 Rīm-Sîn I 23 Rīm-Sîn I 24 Rīm-Sîn I 24 Rīm-Sîn 24 Rīm-Sîn I 25 Rīm-Sîn I 25 Rīm-Sîn I 25 Rīm-Sîn I 25 Rīm-Sîn I 26 Rīm-Sîn I 28 Rīm-Sîn I 31

YOS 8 13 YOS 8 15 YOS 8 25 YOS 8 41 YOS 8 26 YOS 8 22 YOS 8 39 YOS 8 44 YOS 8 45 YOS 8 56 YOS 8 72 YOS 8 57 YOS 8 3 YOS 8 19

A x x

B

C

93 D

E

x

x

F

G

H

I

J

x x x x

x x x

x x x

x x x

x x x x x x

x x x x x x x

x x x x x x

x x x x x x x

x x x x

x x

x x

Abb. 8: Chronologische Verteilung der Klauselbstandteile in den Bürgschaftsurkunden aus dem Archiv des Balmunamḫe.397

M. van de Mieroop erklärt den Anstieg der Klauselbestandteile damit, dass es gleichzeitig einen Anstieg von Sklavenpreisen gegeben habe.398 Ein Blick auf die Entwicklung der Sklavenpreise in Larsa zeigt jedoch, dass diese Vermutung so nicht bestätigt werden kann (siehe Abb. 9). Ab Rīm-Sîn I 23 (1800 v. Chr.) ist zunächst ein Rückgang der Kaufurkunden insgesamt mit einem gleichzeitigen Sinken des Preises zu vermerken. Meint M. van de Mieroop mit „rise in the price“ den Silberbetrag, mit dem der Bürge in den Bürgschaftsurkunden garantierte? Dieser steigt merklich ab Rīm-Sîn I 23 (siehe Abb. 10) von vormals 20 Schekel auf bis zu 60 Schekel. Der Anstieg der Garantiesumme steht in Einklang mit der Zunahme der Klauselbestandteile, erklärt diesen aber nicht. Fest steht, dass sich der Gläubiger noch stärker gegen einen möglichen Verlust der Person, die er dem Bürgen übergibt, absichern wollte. Ist es überhaupt möglich, eine Erklärung für die Einführung bestimmter Klauselbestandteile zu finden?

397

Die anderen Bürgschaftsurkunden aus Larsa, in denen sich für eine Person verbürgt wird und die sich nicht in dem Archiv des Balmunamḫe befinden, notieren die Klauselbestandteile A–D (AJSL 33 (1916) S. 220 [A 96]; VS 13 72; 73; 84; YOS 8 46; 146; YOS 12 555). 398 „The increase in number of articles may be related to the rise in the price of slaves in RS 23“, van de Mieroop 1987, 7.

94

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Jahr v. Chr.

Preis in Schekel

regulärer Sklavenkauf Selbstverkauf Verkauf von Familienangehörigen Abb. 9: Entwicklung der Sklavenpreise in Larsa .

2. Larsa

Jahr v. Chr.

Preis in Schekel

Abb. 10: Garantiesumme in den Bürgschaftsurkunden aus Larsa (größere Häufigkeit = größerer Punkt).

95

96

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Die Einführung der Klauselbestandteile F–H, die das Aufsuchen der Person, für die sich verbürgt wurde, einer wichtigen Person, eines „Großen“ oder des „Frauenhauses“ verhindern sollte, kann in Verbindung mit dem Erlass eines königlichen Ediktes stehen. Die Existenz eines solchen Ediktes während der Regierungszeit Rīm-Sîns I kann nur durch Erwähnungen in Rechtsurkunden (besonders Immobilien betreffend) nachgewiesen werden,399 sodass keine exakte Datierung möglich ist. Mit Sicherheit kann aber festgestellt werden, dass kurz vor oder spätestens in seinem 25. Regierungsjahr ein Edikt erlassen wurde.400 Es fällt damit genau in die Zeit, in der die Klauselbestandteile F–H belegt sind. Der Text des Ediktes ist zwar nicht erhalten, aber ein typischer Bestandteil vergleichbarer Edikte war unter anderem die Erlassung bestimmter Schulden.401 Es ist nicht unwahrscheinlich, dass einige Personen, die durch Balmunamḫe an einen Bürgen übergeben wurden, überhaupt erst durch Schulden in seine Gewalt geraten sind.402 Es wäre also durchaus möglich, dass die späteren Klauselbestandteile F–H verhindern sollten, dass sich verschuldete Personen an den Palast wenden konnten, um sich dort von den bestehenden Schulden befreien zu lassen und sich somit der Gewalt Balmunamḫes zu entziehen. Die Klauselbestandteile I und J sind erst ab Rīm-Sîn I 25 belegt und beschreiben dem Fall, in dem die Person, für die sich verbürgt wurde, von einem Löwen gefressen oder vom Feind gefangen genommen wird. Vor allem die Befürchtung hindichtlich feindlicher Truppen kann möglicherweise mit den zunehmenden militärischen Auseinandersetzungen Rīm-Sîns I in Verbindung stehen, von denen ab seinem 14. Regierungsjahr immer wieder in den Jahresnamen berichtet wird.403 Auch der merkliche Anstieg der Anzahl der Klauselbestandteile ab Rīm-Sîn I 23 ist vor dem Hintergrund der politischen Lage Larsas zu diesem Zeitpunkt einleuchtend. Im Vergleich zur vorherigen territorialen Expansion in der ersten Hälfte seiner Regierung (vor allem Rīm-Sîn I 14–22),404 scheint sich Rīm-Sîn I nun zurückzuziehen.405 Gleichzeitig berichtet Sîn-muballit von Babylon davon, dass er die Armee von Larsa besiegt406 und Isin eingenommen hatte.407 399

Bouzon 1995 und Moore 2018. Van de Mieroop 1993, 64. 401 Siehe zum Schuldenerlass aufgrund von Edikten vor allem Kraus 1984 und Charpin 2000. 402 Siehe dazu weiter unten im Kapitel 2.4.4.2. Die Personenkaufurkunden. 403 Van de Mieroop 1993. 404 Van de Mieroop 1993, 51–53. 405 Die Jahresnamen berichten nicht mehr von militärischen Errungenschaften, sondern vielmehr von Baumaßnahmen. 406 Sîn-muballit 14: m u u g n i m u d - u n uki gišt u k u l b a - s ì g „Jahr: Er schlug die Armee von Larsa“, YOS 14 165, 40 (www.archibab.fr [10.03.2019]). 407 Sîn-muballit 17: m u u r uki ì - s i - i n - n aki b a - a n - d i b „Jahr: Er eroberte die Stadt Isin“, Horsnell 1999, II 100. 400

2. Larsa

97

Zusammenfassend ist festzustellen, dass unabhängig davon, was sich im Vorfeld zwischen Balmunamḫe und den Bürgen abgespielt hat, nur für die Unversehrtheit der Personen, die übergeben worden sind, garantiert wurde und das Bürgschaftsformular somit als Mittel der Vertragssicherung zu betrachten ist. 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden Bei den Personen, die sich für einen Sklaven des Balmunamḫe verbürgen, handelte es sich entweder um Verwandte, Handwerker oder Individuen, die ohne Filiation und Beruf notiert wurden (siehe Abb. 11):

Anzahl der Urkunden

6 5 4 3 2 1 0 I

II

III

IV

V

Familie

VI VII VIII Monate Handwerk

IX

X

XI

XII

Unbekannt

Abb. 11: Anzahl der Bürgschaftsurkunden aus dem Archiv des Balmunamḫe pro Monat. I = YOS 8 27; 33

VII = YOS 8 29

II = YOS 8 57

VIII = YOS 8 44; 56

III = AJSL 34 S. 201; YOS 5 253; YOS 8 13; 41

IX = YOS 8 26

IV = AfO 34, S. 25

X = YOS 8 3; 15; 22; 45; 72

V = YOS 5 115; 116; YOS 8 23

XI = YOS 8 19; 25

VI = TCL 10 47; YOS 8 28; 35

XII = YOS 5 140; YOS 8 11; 16; 49

Die Sklaven, für die sich ein Verwandter verbürgte, sind sehr wahrscheinlich durch eine Verschuldung der jeweiligen Familie in die Gewalt des Balmunamḫe geraten. In den Urkunden, in denen die Eltern für den Sklaven bürgten, handelte es sich somit um Kinder oder junge Erwachsene.

98

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Eltern (Vater und/oder Mutter)

YOS 8 25; 35; 41; 44

Ehepaar (vermutlich Eltern)

YOS 8 13; 19; 23

Geschwister (Bruder und/oder Schwester)

YOS 8 11; 27

In einigen dieser Texte werden die Bürgen als Ehepaar bezeichnet, jedoch nicht als „Vater“ oder „Mutter“ des Sklaven, für den sie bürgten. Die beiden Texte YOS 8 23 und 35 liefern Hinweise, dass es sich bei diesen Ehepaaren aber sehr wohl um die Eltern des jeweiligen Sklaven handelte. In YOS 8 23408 verbürgten sich Puzur-Numušda und seine Ehefrau Tarībatum für einen Sklaven namens Sînmāgir. Fünf Jahre später wiederholten sie diese Bürgschaft, und in der dazugehörigen Urkunde YOS 8 35409 wurde notiert, dass es sich bei ihnen um den Vater und die Mutter des Sklaven Sîn-māgir handelte. Eine solche Konstellation ist auch für die übrigen Ehepartner, die als Bürgen auftreten, anzunehmen. In der Mehrheit der Bürgschaftsurkunden ist jedoch kein Verwandtschaftsverhältnis notiert, sondern nur der Personenname, der manchmal um den Beruf ergänzt wurde (gud u 4 dnin-é-gal,410 simug,411 lúázlag ,412 muḫ aldim413). Bei den Berufen handelte es sich häufig um Tätigkeiten im handwerklichen Sektor. Wie eingangs erwähnt, ist in diesen Bürgschaftsurkunden kein Mietzins vereinbart worden. Es sollte jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass Balmunamḫe seine Sklaven aus Großzügigkeit oder Mitgefühl an die Familien und andere Personen abgegeben hat. Seine Motivation war rein wirtschaftlicher Natur: Er wird den Bürgen nur solche Sklaven überlassen haben, die er für einen gewissen Zeitraum nicht in seinem eigenen Haushalt einsetzen konnte. Die Übergabe eines Sklaven, den Balmunamḫe nicht als Arbeitskraft einsetzen konnte, war trotz Auslassung eines Mietzinses zu seinem Vorteil, denn er musste ihn in den arbeitsarmen Monaten nicht versorgen. Natürlich profitierte auch der Bürge, denn er konnte den Mietzins, der für eine reguläre Personenmiete anfallen würde, einsparen. Die in den Bürgschaftsurkunden belegten Berufe der Bürgen hatten das ganze Jahr über Saison und je nach Auftragslage unterschiedlichen Bedarf an Arbeitskraft. Die Verteilung der Bürgschaftsurkunden (siehe Abb. 11) zeigt, dass Balmunamḫe offensichtlich in den Wintermonaten (X–XII) seine Sklaven entbehren konnte. Landwirtschaftlich betrachtet wurde in dieser Zeit des Jahres die wenigste

408

Siehe weiter unten für die Bearbeitung von YOS 8 23. Siehe weiter unten für die Bearbeitung von YOS 8 35. 410 YOS 8 15. 411 YOS 8 39; 56. 412 YOS 8 44; 45; 72. 413 YOS 8 57. 409

2. Larsa

99

Arbeitskraft benötigt, und damit war die Verpflegung einer zu hohen Anzahl der Sklaven unwirtschaftlich.414 Auch für den Bürgen war diese Vorgehensweise ein lohnendes Konzept, da sie in einigen Fällen mehr als einmal darauf zurückgriffen, wie zum Beispiel Puzur-Amurrum, der zuerst im Jahr Warad-Sîn 7 einen Sklaven durch eine Bürgschaft erhält und dann erneut in Warad-Sîn 11: AfO 34, S. 25 (YBC 5724)415 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

1 sagurdu urdu- dnanna Einen Sklaven, Warad-Nanna mu-ni sein Name – von Balmunamḫe ki bal-mu-nam-ḫ é hat Puzur-Amurrum ergriffen. I p uzu r 4 - dmar-tu Wenn er flieht, wird er [1/]3? i-ḫu-us-sú Mine Silber [dar]wägen. ! tukumbi (ŠU.TUR.LÁ.BI) ú-gu ba-an-dé [1]/3? ma-na kù -b abbar [ì]-lá-e 4 Zeugen (Datum: Monat IV, 21. Tag, Warad-Sîn 7)

YOS 5 116416 Vs.

414

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

1 sagu rd u Einen Sklaven, Sklave des Balmunamḫe – von u rdu bal-mu -n am-ḫ é Balmunamḫe, seinem Herrn, ki bal-mu-nam-ḫ é hat Puzur-Amurrum ergriffen. lugal-a-ni-ir I d p uzu r 4 - mar-tu i-ḫu-uz in-na-ab-bi-it-ma Flieht er, dann wird er ⅓ Mine ⅓ ma-n a kù-babbar Silber zahlen. ì-lá-e 3 Zeugen (Datum: Monat V, Warad-Sîn 11)

Mit van de Mieroop 1987, 11: „These numbers can be related to the agricultural calendar. The most labor intensive agricultural activities take place in fall with the plowing and sowing of the fields and the date harvest. The winter months do not require a large number of laborers, since most of the time is spent on irrigation“. Siehe auch Westbrook 1995, 1669. 415 Transliteration bei van de Mieroop 1987, 25. 416 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/18152A2232.pdf (10.03.2019).

100

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Dass es sich hier jeweils um denselben Puzur-Amurrum handelte, wird durch die Siegelabrollung auf beiden Tafeln deutlich.417 Ob es sich auch um denselben Sklaven handelte, kann nicht festgestellt werden, da in YOS 5 116 der Name nicht notiert worden ist. Eine weitere Person, die sich mehrfach für einen Sklaven verbürgt, ist Ḫāzirum. Innerhalb von zwei Jahren (Rīm-Sîn I 24 und 25) erhält er drei verschiedene Sklaven von Balmunamḫe als Pfand: YOS 8 26418 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15:

[Einen] Sklaven, Nabi-Šamaš [1] sagu rdu na-bi-du tu mu-ni-im sein Name, [Sk]lave des Balmunamḫe – gegenüber [ur]du bal-mu-nam-ḫ é Balmunamḫe, seinem Herrn, ki bal-mu-nam-ḫ é hat sich Ḫāzirum für ihn verlugal-a-ni-ir I ḫa-zi-ru-um bürgt. šu-dù-a-ni šu ba-an-ti in-na-ab-bi-it Flieht er, geht er weg, verlässt ú-da-ap-pa-ar er den Arbeitsplatz (und kehrt ip-pa-ra-ak-ku-ú-ma nicht zurück), oder sucht er den ⌈am⌉ ka-ab-tam é-gal Palast, eine wichtige Person ù ra-bi-a!-am oder einen „Großen“ auf, wird i-ši-i-ma ⌈Ḫā⌉[ziru]m x [Minen] ⌈Silber⌉ [I] 419 ⌈ḫa⌉-[zi-ru-u]m [dar]wägen. [x] ⌈gín ⌉ [kù ]-b abbar [in ]-n a-an -lá 7 Zeugen (Datum: Monat IX, Rīm-Sîn I 24)

YOS 8 39420 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6:

417

1 sagu rd u ì-lí-i-dí-nam mu-ni-[i]m u rdu bal-mu -n am-ḫ é ki bal-mu-nam-ḫ é lugala-ni-ir I ḫa-zi-rum ù dutu-ga-mil simug

Einen Sklaven, Ilī-iddinam sein Na[m]e, Sklave des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, seinem Herrn, haben sich Ḫāzirum und Šamašgāmil, der Schmied, für ihn ⌈ver⌉bürgt.

AfO 34, S. 25: (1)p u z u r 4 - dm a r - t u (2)d u m u i-din-de n . z u und YOS 5 116: (1)p u z u r 4 m a r - t u (2)d u m u i-din-d[ e n . z u ] „Puzur-Amurrum, Sohn des Iddin-Sîn“. 418 Transliteration bei Szlechter 1956, 16. 419 Lesung der Zeile nach Zs. Földi (22.04.2019). 420 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16540M1458.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 17. Siehe auch Grant 1919, 1. d

2. Larsa

Rs.

7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16:

101

⌈šu ⌉-dù-a-ni ⌈ba⌉-an-ti-eš ⌈in⌉-na-ab-bi-it ⌈Fl⌉ieht er, ⌈ge⌉ht er weg, ⌈ú⌉-da-ap-pa-ar ⌈ver⌉lässt er den Arbeitsplatz ⌈ip⌉-pa-ra-ku (und kehrt nicht zurück), sucht ⌈é⌉-galam kab-ta-am ⌈ù⌉ ra-bi-a-am er den Palast, eine wichtige Per⌈i⌉-ši-i-[ma] son oder einen „Großen“ auf, ⌈1 ⌉ ma-na kù-[babbar] werden sie ⌈1⌉ Mine ⌈ì⌉-lá-e-ne Si[lber] ⌈zah⌉len. 10 Zeugen (Datum: Monat X, Rīm-Sîn I 24)

YOS 8 44421 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

Rs.

421

14: 15: 16: 17: 18: 19: 20:

Id

utu-ra-bi mu -n i-im Šamaš-rabi sein Name, Sklave des Balmunamḫe – u rdu bal-mu -n am-ḫé gegenüber Balmunamḫe, seiki bal-mu-nam-ḫ é nem Herrn, haben sich lugal-a-ni-ir I ḫa-zi-ru-um lúázlag Ḫāzirum, der Walker, ŠuI d lú šu- mar-tu ázlag Amurrum, der Walker, I ḫu-na-ba-⌈tum⌉ damḪunāba⌈tum⌉, sei⌈ne⌉ Ehea-⌈n i⌉ frau ⌈und⌉ das Haus des Šu⌈ù⌉ é šu-dmar-tu Amurrum für ihn verbürgt. šu-dù-a-ni šu ba-anti-meš é-gal kab-ta-am é-munu s Sucht er den Palast, eine i-ši-i-ma wichtige Person (oder) das ba-záḫ ú-gu-ba-an-dé „Frauenhaus“ auf, verschwinna-ak-rum i-le-eq-qé-edet er, flieht er, nimmt ihn der šu-ú-ma Feind, tötet ihn ein Löwe, ur-maḫ i-da-ak-šu-ú-ma werden Ḫāzirum, der I ḫa-zi-ru-um lúázlag Walker, Šu-Amurrum, der I d lú šu- mar-tu ázlag Walker, Ḫunābatum, seine I ḫu-na-ba-tum dam-a-ni Ehefrau und das Haus des ù é šu-dmar-tu Šu-Amurrum 1 Mine Silber 1 ma-na kù-babbar darwägen. ì-lá-e-ne 10 Zeugen (Datum: Monat VIII, 15. Tag, Rīm-Sîn I 25)

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16550H8358.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 15–16. Siehe auch Grant 1919, 1.

102

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Wie vor allem aus YOS 8 39 und 44 hervorgeht, gehörte Ḫāzirum, der Walker, zu einer Gruppe von Bürgen, die im handwerklichen Sektor tätig waren und im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen Berufen das ganze Jahr über Saison hatten. Über die Sklaven, für die sich verbürgt wurde, erfahren wir nicht mehr als den Namen und manchmal das Verwandtschaftsverhältnis zum Bürgen. Es handelt sich immer um Männer oder Jungen.422 In einigen Fällen ist es jedoch möglich, das Schicksal eines Sklaven zumindest in Teilen nachzuverfolgen. Dies stellt eine Besonderheit dar, da für Sklaven in der Regel immer nur eine Momentaufnahme ihres Lebens dokumentiert und überliefert worden ist. Bei diesen Momenten handelte es sich häufig um den Eintritt in die Sklaverei oder um deren Beendigung.423 Dies ist der Fall bei Sîn-māgir, Sklave des Balmunamḫe,424 der zum ersten Mal im Jahr Rīm-Sîn I 14 in dem Archiv seines Besitzers erwähnt wird: YOS 5 141425 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

Id

en .zu -ma-gir mu-ni-im Sîn-māgir sein Name, Sohn des Puzur-Numušda und der dumu puzur 4 d nu.muš.da Tarībatum, hat Balmunamḫe von ù ta-ri-ba-tum Puzur-Numušda, seinem Vater, d ki puzur 4 - nu .muš.da und Tarībatum, seiner Mutter, ad -da-ni gekauft. ù ta-ri-ba-tum ama-a-ni I bal-mu-nam-ḫé Als seinen vollständigen Kaufin -ši-in -sa 1 0 preis hat er ihnen ⅓ Mine Sil⅓ ma-na kù-babbar ber dargewogen. sa 1 0 -til-la-ni-šè in-na-an-lá giš gan-na íb-ta-bal Er hat ihn über den Stößel stei20 Zeugen gen lassen. (Datum: Monat V, 6. Tag, Rīm-Sîn I 14)

In YOS 5 141 verkauften die Eltern des Sîn-māgir, Puzur-Numušda und Tarībatum, ihren Sohn an Balmunamḫe, vermutlich aufgrund einer Verschuldung. Noch im selben Monat – und nur einige Tage später – erhielten Puzur-Numušda

422

Eine Ausnahme ist der Text YOS 8 12, in dem ein Geschwisterpaar durch eine Bürgschaft übergeben wird. Siehe dazu ausführlich im Kapitel 2.4.4.1.3. Ein Sonderfall. 423 Für den Versuch eines sogenannten „life-course approach“ für Ur-III-zeitliche Sklaven siehe Culbertson 2011b. 424 Siehe van de Mieroop 1987, 10. 425 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/18501X5874.pdf (10.03.2019) und Kozyreva 1988, 80.

2. Larsa

103

und Tarībatum ihren Sohn durch eine Bürgschaft für einen unbestimmten Zeitraum zurück: YOS 8 23426 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

[Id]

en .zu -ma-gir mu-ni Sîn-māgir sein Name, [Sklave] des Balmunamḫe – [gegenüber] [urdu] bal-mu-nam-ḫ é Balmunamḫe, seinem [Her]rn, [ki] bal-mu-nam-ḫ é haben sich Puzur-Numušda [lu]gal-a-ni-ir [I] p uzu r 4 - dnu.muš.da [und] Tarībatum, seine Ehefrau, [ù] ta-ri-ba-a-tum dam-a-ni für ihn [ver]bürgt. [šu-dù]-a-ni šu ba-an-ti [Id] en.zu-ma-gir [Fli]eht Sîn-māgir, werden [ú-gu ba]-an-dé [Puzur]-Numušda [und I d [ puzur 4 ]- nu .muš.da Ta]rībatum, seine Ehefrau, [x [ù ta]-ri-ba-a-tum damSchekel] Silber [darwä]gen. a-ni [x gín] kù-babbar [ì-lá-e]-n e 9 Zeugen (Datum: V. Monat, 13.? Tag, Rīm-Sîn I 14)

Wie lange sich Sîn-māgir bei seinen Eltern aufhalten konnte, kann nicht festgestellt werden. Vermutlich wurde er von Balmunamḫe zurückgefordert, sobald dieser wieder Nutzen aus seiner Arbeitskraft ziehen konnte. Spätestens vor der Ausstellung des Textes TCL 10 47 (Rīm-Sîn I 17) wird Sîn-māgir zu ihm zurückgekehrt sein, denn dort wurde notiert, dass sich erneut jemand für ihn verbürgte. Dieses Mal handelte es sich bei dem Bürgen nicht um seine Eltern, sondern um eine Person namens Nūr-Kabta: TCL 10 47427 Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

426

1 sagu rd u den.zu-ma-gir mu-ni-im u rdu bal-mu -n am-ḫ é ki bal-mu-nam-ḫé lugal-a-ni-ir I nu-úr-dkab-ta šu-dù-a-ni šu ba-an-ti

Ein Sklave, Sîn-māgir sein Name, Sklave des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, seinem Herrn, hat sich Nūr-Kabta für ihn verbürgt.

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16510I4665.pdf (10.03.2019) und Kozyreva 1988, 80. 427 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/13951R2143.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 7.

104

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

6: 7: 8: 9: 10:

Id

en .zu -ma-gir Flieht Sîn-māgir, wird Nūrú-gu ba-an-dé Kabta ½ Mine Silber darwägen. I nu-úr-d kab-ta ½ ma-na kù-babbar ì-lá-e 7 Zeugen (Datum: Monat VI, 16. Tag, Rīm-Sîn I 17)

Zwei Jahre später kann Sîn-māgir dann erneut zu seinen Eltern zurückkehren, wie folgende Bürgschaftsurkunde schildert: YOS 8 35428 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

Rs.

12: 13: 14: 15:

1 sagu rd u den.zu-ma-gir Ein Sklave, Sîn-māgir [sein] mu-[ni] Name, Sklave des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, seiu rdu bal-mu -n am-ḫ é nem Herrn, haben sich Puzurki bal-mu-nam-ḫ é Numušda, sein Vater, und lugal-a-ni-ir I p uzu r 4 - dnu.muš.da Tarībatum, seine Mutter, für ihn ad -da-ni verbürgt. ù ta-ri-ba-a-tum ama-a-ni RASUR šu-dù-a-ni šu ba-anti-meš Id en .zu -ma-gir Flieht Sîn-māgir, wird ú-gu ba-an-dé Balmunamḫe Puzur-Numušda, I d p uzu r 4 - nu.muš.da seinen Vater, und Tarībatum, ad -da-ni seine Mutter, ihr Haus und ihren I ta-ri-ba-a-tum ama-a-ni Garten davontragen. giš é-ni ù kiri 6 -ni I bal-mu-nam-ḫé ba-an-tùm-mu 10 Zeugen (Datum: VI. Monat, Rīm-Sîn I 19)

Weitere drei Jahre vergingen, bis sich Sîn-māgir selbst an Balmunamḫe verkauft hat:

428

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16532Y2631.pdf (10.03.2019), Szlechter 1956, 22–23 und Kozyreva 1988, 80.

2. Larsa

105

YOS 8 40429 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

Id

en .zu -ma-gir ⌈mu-ni⌉ Den Sîn-māgir ⌈sein Name⌉, sich selbst gehörend, hat nì ní-te-na Balmunamḫe von ihm selbst ki ní-te-na I bal-mu-nam-ḫé gekauft. in-ši-sa 1 0 10 ⌈gín ⌉ kù-babbar Als seinen voll[ständigen] sa 1 0 [til-l]a-bi-šè Kaufpreis hat er ihm 10 ⌈Schein-na-[an]-lá kel⌉ Silber dargewogen. 10 Zeugen (Datum: Monat XI, 16. Tag, Rīm-Sîn I 22)

Diese Urkunde wirft Fragen auf, da Sîn-māgir bereits einige Jahre zuvor von seinen Eltern an Balmunamḫe verkauft worden ist (YOS 5 141, Rīm-Sîn I 14). Es bleiben nur zwei Möglichkeiten, wie der Selbstverkauf in YOS 8 40 zu erklären ist: Entweder wurde Sîn-māgir in der Zeit zwischen der letzten ihn betreffenden Bürgschaftsurkunde YOS 8 35 (Rīm-Sîn I 19) und diesem Selbstverkauf freigelassen oder freigekauft – vielleicht von seinen Eltern? – oder es handelte sich um eine völlig andere Person gleichen Namens. Das Schicksal des Šu-Amurrum und seiner Familie ist gleichfalls durch eine Reihe von Dokumenten aus dem Archiv des Balmunamḫe dokumentiert. Vermutlich aufgrund einer Verschuldung musste sich Šu-Amurrum an Balmunamḫe verkaufen: SVJAD 25 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

429

Einen Sklaven, Šu-Amurrum 1 sagu rdu šu-dmar-tu mu-bi-im sein Name, sein eigener Sklave, hat Balmunamḫe von ihm urdu ní-te-ni selbst gekauft. ki ní-te-ni I bal-mu-nam-ḫé in-ši-sa 1 0 13 gín kù -bab bar Als seinen vollständigen Kaufsa 1 0 til-la-ni-šè preis hat er ihm 13 Schekel Silin-na-an-lá ber dargewogen. 10 Zeugen (Datum: Monat XII, Rīm-Sîn I 15)

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16542I7171.pdf (10.03.2019) und Bouzon 2000, 188.

106

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Ganz ähnlich wie es im oben geschilderten Fall des Sîn-māgir passierte, bürgen noch im selben Monat Amurrum-šēmi und seine Ehefrau Šāt-Ištar für ŠuAmurrum:430 YOS 8 11431 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10:

1 sagu rdu šu-d[mar-tu Ein Sklave, Šu-[Amurrum sein mu-ni] Name], Sklave des Balmu[namḫe] – gegenüber u rdu bal-mu -[n am-ḫ é] Balm[unamḫe], [sein]em Herrn, ki bal-m[u-nam-ḫ é] haben sich Amur[rum-šēmi] lugal-a-ni-[ir] Id mar.[tu-še-mi] und Šāt-Ištar, [seine] Ehefrau, ù ša-at-eš 4 -tár damfür ihn v⌈er⌉bürgt. [a-n i] Verschwindet er, wird šu-dù-a šu-ba-anAmur⌈rum⌉-šemi ⅓ Mi[ne] Sil⌈ti⌉-[me]š ber ⌈darwä⌉gen. ba-záḫ ⅓ ma-[n a] kù-babbar Id mar.⌈tu⌉-še-mi ⌈ì-lá⌉-e 10 Zeugen (Datum Monat XII, 13. Tag, Rīm-Sîn I 15)

Aus dem Fall des Sîn-māgir ging hervor, dass es sich bei einem Ehepaar, das sich gegenüber Balmunamḫe für eine Person verbürgte, um die Eltern dieser Person handeln konnte. Da sich Šu-Amurrum in SVJAD 25 aber bereits selbst verkauft hatte, stand er wohl nicht mehr unter väterlicher Gewalt, sodass er ein Bruder des Amurrum-šēmi gewesen sein könnte.432 Doch mit dieser Urkunde ist die Geschichte der Familie des Šu-Amurrum noch nicht beendet. YOS 8 27 berichtet von einer Bürgschaft Amurrum-šēmis und seiner Ehefrau Šāt-Ištar, für Šamaš-rabi, einen weiteren Bruder: YOS 8 27433 Vs.

1: 2:

430

1 sagu rdu dutu-ra-bi mu-ni-im u rdu bal-mu -n am-ḫ é

Ein Sklave, Šamaš-rabi sein Name, Sklave des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, sei-

Kozyreva 1988, 80–81. Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16486R9983.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 7. 432 Für den Hinweis auf dieses Verwandtschaftsverhältniss danke ich Frau PD Dr. Betina Faist (08.11.2019). 433 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16518C2903.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 10. 431

2. Larsa

3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: Rs.

107

ki bal-mu-nam-ḫ é nem Herrn, haben sich Amurrum-šēmi, sein Bruder lugal-a-ni-ir Id mar-tu-še-mi šeš-a-ni und Šāt-Ištar, seine Ehefrau,434 ù ša-at-eš 4 -tár dam-a-ni für ihn verbürgt. šu-dù-a šu ba-an-ti-meš tukumbi Wenn Šamaš-rabi verschwinId utu-ra-bi det, flieht, dann werden sie ⅓ ba-záḫ ú-gu-ba-an-dé Mine Silber zahlen. ⅓ ma-na kù-babbar ì-lá-e-ne 9 Zeugen (Datum: Monat I, Rīm-Sîn I 16)

Amurrum-šēmi hat sich also zusammen mit seiner Ehefrau Šāt-Ištar für zwei Familienmitglieder, die sich in der Gewalt des Balmunamḫe befunden haben, verbürgt. H. Limet435 setzt ihn mit dem bekannten und wohlhabenden Amurrumšēmi, der in vielen Landkaufurkunden aus Larsa zwischen den Jahren Rīm-Sîn I 33 und Samsuiluna 7 bezeugt ist, gleich.436 Diese Annahme kann so nicht bestätigt werden, denn der Großgrundbesitzer Amurrum-šēmi ist bereits über eine Zeitspanne von 47 Jahren geschäftlich aktiv gewesen. Die Gleichsetzung mit Amurrum-šēmi, Ehemann der Šāt-Ištar, würde seine Aktivitäten auf eine unrealistische Dauer von 65 Jahren erweitern. Außerdem gäbe es keine Erklärung dafür, warum ein offensichtlich wohlhabender Großgrundbesitzer für seine verschuldeten Familienmitglieder bürgen musste, anstatt sie vollständig von Balmunamḫe auszulösen oder sie schon vorher vor der Versklavung zu bewahren. Einige Jahre später (Rīm-Sîn I 25) verbürgen sich andere Personen als Amurrum-šēmi und Šāt-Ištar für einen Sklaven des Balmunamḫe namens Šamašrabi (YOS 8 44). Es gibt keinerlei Hinweise darauf, dass sich Šamaš-rabi, Bruder von Amurrum-šēmi, zu diesem Zeitpunkt immer noch in der Gewalt des Balmunamḫe befand, oder ob in diesem Text ein völlig anderer Šamaš-rabi genannt wurde. Ein Ausschnitt aus dem Leben in der Gewalt des Balmunamḫe kann auch für zwei Sklaven namens Lisatum und Ilīma-abī betrachtet werden. Die Textzusammenhänge wurden in Kapitel 2.4.2. Balmunamḫe = awīlum bereits kurz vorgestellt und werden nun diskutiert.

434

Bei Šāt-Ištar kann es sich nur um die Frau von Amurrum-šēmi handeln, und nicht von dem Sklaven Šamaš-rabi, denn wenn sich das Possesivsuffix in d a m - a- n i auf den Sklaven beziehen würde, dann wäre Šāt-Ištar im Jahr Rīm-Sîn I 15 auch mit dem Sklaven ŠuAmurrum, für den sie zusammen mit Amurrum-šēmi bürgte, verheiratet gewesen (YOS 8 11). Dieses Szenario ist zwar nicht unmöglich, aber höchst unwahrscheinlich. 435 Limet 1989, 99. 436 Zu diesem Amurrum-šēmi siehe Charpin 1989, Limet 1989 und Pozzer 2000–2001.

108

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Den Anfang bildet eine Notiz über Silberausgaben für den Kauf von Lisatum und Ilīma-abī aus dem Jahr Rīm-Sîn I 15: YOS 5 238437 Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

⌈⅓ ma⌉-na 6 ⌈gín ⌉ igi-6- ⌈⅓ Mi⌉ne, 6 ⅙ ⌈Schekel⌉ Silber gál k ù-babbar – Kaufpreis von Lisatum und Ilīma-abī. sa 1 0 li-sa-tum ù ì-lí-ma-a-bi ⅓ ma-na 6 gín ig i-6 -gál ⅓ Min⌉e 6 ⅙ Schekel Silber kù-babbar wurde ausgegeben. ba-zi (Datum: Monat XII, 6. Tag, Rīm-Sîn I 15)

Es handelt sich hierbei sicherlich um die Privatnotiz einer Person, die gleichzeitig der Käufer der beiden Sklaven gewesen ist, sodass die Notierung seines eigenen Namens nicht notwendig war. Dass es sich bei diesem Käufer um Balmunamḫe handelte, kann durch die Urkunde, die den Kauf des Ilīma-abī im selben Monat des Jahres Rīm-Sîn I 15 dokumentiert, bestätigt werden: YOS 8 17438 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

I

ì-lí-ma-a-[bi] Balmunamḫe hat Ilīma-a[bī] ní-te-ni von ihm selbst gekauft. ki ní-te-ni I bal-mu-nam-ḫé in -ši-in -sa 1 0 sa 1 0 -til-la-bi-šè Als seinen vollständigen Kauf[10+]⌈3 ⌉439 gín ⌈kù preis ⌈hat er ihm x Mine Silber babbar⌉ dargewogen⌉. ⌈in -n a-an -lá⌉ 11 Zeugen (Datum: Monat XII, Rīm-Sîn I 15)

Die beiden Sklaven Ilīma-abi und Lisatum wurden noch im gleichen Monat440 mittels einer Bürgschaft an zwei Personen übergeben: 437

Transliteration bei Dyckhoff 1999, Anhang 94–95. Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16498S2553.pdf (10.03.2019) und Dyckhoff 1999, 107176. 439 ⌈3⌉ ist noch teilweise erkennbar. Die Ergänzung von [10] ist m. E. wahrscheinlich, da es sich zum einen damit ungefähr um die Hälfte der in YOS 5 238 notierten Summe, die für Lisatum und Ilīma-abi gezahlt wurde, handelt und zum anderen damit ein durchaus üblicher Sklavenpreis gezahlt wurde. 440 Vielleicht wurden die Sklaven noch am selben Tag an Ubār-Adad und Ubār-Šamaš übergeben, da die Texte YOS 8 16, 17 und 49 dieselben Zeugen aufweisen (Hinweis von Zs. Földi 22.04.2019). 438

2. Larsa

109

YOS 8 16441 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10:

[1 sagurdu] ⌈li⌉-sa-tum [Ein Sklave], ⌈Li⌉satum sein mu-ni-im Name, [Sklave des Balmu]namḫe, seinem ⌈Herrn⌉ [urdu bal-mu]-nam-ḫ é – [gegenüber Bal]munamḫe hat [ki bal]-mu-nam-ḫ é sich [Ubā]r-Adad für ihn ver⌈lugal⌉-a-n i-ir I ! d! ! bürgt. [ u-ba]r - im šu-dù-a-ni šu ba-an -ti [tu k]umbi [We]nn Lisatum verschwindet, I li-sa-tum flieht, wird Ubār-Adad ⅓ Mine ba-záḫ ú-gu-ba-an-dé Silber zahlen. I u-bar-dim ⅓ ma-na kù-babbar in-lá-e 11 Zeugen (Datum: Monat XII, Rīm-Sîn I 15)

YOS 8 49442 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

441

1 sa[gurdu] ⌈ì⌉-lí-ma-a-bi Ein Sk[lave], ⌈I⌉līma-abī [sein] m[u-ni-(im)] Na[me], ⌈Sklave⌉ des Balmunamḫe – ⌈gegenüber⌉ ⌈u rdu ⌉ bal-mu-nam-ḫé Balmunamḫe, sein⌈em⌉ Herrn, ⌈ki⌉ bal-mu-nam-ḫ é hat sich Ubār-[Šamaš für ihn lu gal-a-ni-⌈ir⌉ I u-bar-⌈d⌉[utu] ver]bürgt. [šu-dù]-⌈a šu ⌉ ba-an-⌈ti⌉ [tu]ku[m]bi [We]nn Ilīma-abī verschwindet, I ì-lí-ma-a-bi flie⌈ht⌉, wird Ubār-Šamaš ⅓ ba-záḫ ú-gu-ba-an-⌈dé⌉⌉ Mine Silber zahlen. I u-bar-d u tu ⅓ ma-na kù-babbar ì-lá-e 11 Zeugen443 (Datum: Monat XII, Rīm-Sîn I 15)

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16496V8860.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 9. 442 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16560L1129.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 9–10. 443 Die Zeugen sind dieselben wie in der Bürgschaftsurkunde für Lisatum in YOS 8 16 und 17.

110

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Offensichtlich hatte Balmunamḫe in diesem Monat keinen Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften, sodass er die beiden Sklaven durch eine Bürgschaft unmittelbar an andere Personen übergeben hat, damit er sie nicht selbst versorgen musste. Lisatum befand sich noch mehrere Jahre in der Gewalt des Balmunamḫe, wie eine Bürgschaftsurkunde zeigt, die in das Jahr Rīm-Sîn I 31 datiert: YOS 8 19444 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

Rs.

8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15:

1 sagu rdu li-sa-tum mu-ni-im ⌈u rdu ⌉ bal-mu-nam-ḫ é ki bal-mu-nam-ḫ e lugal-a-ni-ir Id en .zu -a-ša-re-ed ⌈ù⌉ dkab-ta-nu-ri dam-a-ni [šu-dù]-a ⌈šu ba⌉-[anti-eš] [I] li-sa-⌈tum⌉ ba-záḫ ú -gu ba-an -d é é-gal kab-tam ra-bi-a-⌈am⌉ i-sà-ḫu-ur-ma Id en .zu -a-ša-re-ed ù d kab-ta-nu-ri ⅓ ma-na kù-babbar ì-lá-ne 8 Zeugen (Datum: Monat 11, Rīm-Sîn I 31)

Ein Sklave, Lisatum sein Name, ⌈Sklave⌉ des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, seinem Herrn, haben sich Sîn-ašarēd ⌈und⌉ Kabta-nūri, seine Ehefrau, für ihn [ver]bü[rgt].

Flieht, verschwindet Lisatum, sucht er den Palast, eine wichtige Person oder einen „Großen“ auf, werden Sîn-ašarēd und Kabta-nūri ⅓ Mine Silber zahlen.

Vielleicht handelt es sich bei Sîn-ašarēd und seiner Ehefrau Kabta-nūri um die Eltern des Lisatum, die ihren Sohn für die Zeit, in der er nicht von Balmunamḫe in Anspruch genommen wurde, zurück zur Familie holten. Möglicherweise wurden Lisatum und Ilīma-abī auch in einem bislang unpublizierten Text über monatliche Gersteausgaben (YBC 4748)445 als Empfänger erwähnt.446 Die temporäre Rückgabe eines in Schuldsklaverei verkauften Sohnes ist durch die beiden Dokumente Bab. 7 45 und YOS 8 25 dokumentiert. Im Jahr Rīm-Sîn I 23, Monat XI, musste Sîn-tamkārī seinen Sohn Uqâ-ilī an Balmunamḫe verkaufen:

444

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16502A2601.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 14. 445 Transliteration in Auszügen bei Dyckhoff 1999, Anhang 45ff.; Datum abgebrochen. 446 Siehe dazu weiter oben Kapitel 2.4.2. Balmunamḫe = awīlum.

2. Larsa

111

Bab. 7 45 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

I

ú-qá-d i n g i r m u - n i - i m Uqâ-ilī sein Name, Sohn von Sîn-tamkārī, hat Balmunamḫe d u m u de n . z u ri dam-gàr von Sîn-tamkārī, seinem Vater, k i de n . z u - d a m - g à rri gekauft. ad-da-ni Als seinen vollständigen KaufI bal-mu-nam-ḫé preis wird er 10 Schekel Silber in-ši-sa10 bezahlen. 10 gín kù-babbar sa10-til-la-bi-šè ì-lá-e 9 Zeugen (Datum: Monat XI, 16. Tag, Rīm-Sîn I 23)

Am selben Tag447 wird der Sklave Uqâ-ilī laut einer Bürgschaftsurkunde wieder an seinen Vater gegeben: YOS 8 25448 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

I

ú-qá-dingir mu-ni-im Uqâ-ilī sein Name, Sklave des Balmunamḫe – gegenüber u rdu bal-mu -n am-ḫé Balmunamḫe, seinem Herrn, ki bal-mu-nam-ḫ é hat sich Sîn-tamkārī, sein Valugal-a-ni-ir Id en .zu -d am-gàr ri ter, für ihn verbürgt. ad -da-ni šu-dù-a-ni šu ba-an-ti in-na-ab-bi-it Flieht er, verlässt er den Arip-pa-ra-ak-ku-ú-ma beitsplatz (und kehrt nicht zuId en .zu -d am-gàrri rück), dann wird Sîn-tamkārī ⅓ ⅓ ma-na kù-babbar Mine Silber darwägen. ì-lá-e 9 Zeugen (Datum: Monat XI, Rīm-Sîn I 23)

2.4.4.1.3. Ein Sonderfall Aus dem Archiv des Balmunamḫe stammt eine Bürgschaftsurkunde, die von dem oben diskutierten Formular abweicht. Sie wird daher im Folgenden gesondert betrachtet.

447

Die Urkunde YOS 8 25 ist zwar mit keiner Tagesangabe versehen, aber es waren dieselben Zeugen wie in Bab. 7 45 anwesend (Hinweis von Zs. Földi 22.04.2019). 448 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16514U1063.pdf (10.03.2019) und Szlechter 1956, 11–12.

112

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Der betreffende Text kombiniert eine Bürgschaftsurkunde mit einer Kaufurkunde: YOS 8 12449 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16:

I

si-lí-dmar-tu Sillī-Amurrum und Iapḫatum, seine Schwester – gegenüber ù ia-ap-ḫa-tum nin-a-ni Warāja, dem Wirt, haben sich ki wa-ra-a-a lúku run -n a Id en .zu -re-me-ni kuš 7 Sîn-rēmēni, der HerdenverwalI d li-pí-it- mar-tu nagar ter,450 Lipit-Amurrum, der Zim[I] mermann, Ea-rabi, Ilam-eriš é-a-ra-bi [I] lam 452 dingir -apin [und] Sinniš⌈at⌉451 verbürgt. [ù] sí-in-ni-ša-⌈at⌉ … er wird keine Ansprüche 453 [ ] šu ba-an-ti-⌈eš⌉ er[heben]. [ ] ⌈x⌉ ú-la i-ba-[aq-qa-ar] [sagme]š an-nu-ú-[ti] Die[se Sklaven] hat ⌈I⌉ bal-mu-nam-ḫ [é] Balmunamḫ[e ge]kauft. [i]n-ši-sa 1 0 [ ] g ín kù -bab bar x Schekel Silber hat er als sei[s]a 1 0 -til-la-bi-šè nen/ihren vollständigen [in]-n a-an-[lá] [Ka]ufpreis [dar]gewoge[n]. 7 Zeugen (Datum: Monat IV, 25. Tag, Rīm-Sîn I 23)

Im ersten Teil der Urkunde bürgen vier Personen für ein Geschwisterpaar gegenüber Warāja, und der zweite Teil beurkundet den Kauf dieses Geschwisterpaares durch Balmunamḫe. Auch wenn beide Teile in sich verständlich sind, so ist der Grund für eine derartige Kombination nicht gleich ersichtlich. Obwohl Z. 8 nicht

449

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16488G6273.pdf (10.03.2019) und van de Mieroop 1987, 8. 450 k u š 7 = kizû; für die Übersetzung mit „Herdenverwalter“ siehe CAD K s.v. kizû, 478: „In OAkk, and OB Texts, the kizû seems to have had to do with sheep, donkeys and horses, as a minor administrative official“. M. van de Mieroop anders: „Sin-rīmēni the equerry“, van de Mieroop 1987, 8. 451 M. van de Mieroop übersetzt Z. 8: „as a …“ und kommentiert: „l. 8: [ ] zi-in-ni-ta/ ša[ ] seems to indicate the reason why they receive the slaves“, van de Mieroop 1987, 9. Es könnte sich hier aber auch um den Namen eines fünften Bürgen handeln (Hinweis von Zs. Földi, 22.04.2019). 452 Lesung des PN nach Zs. Földi (22.04.2019). 453 „A conceivable restoration of line 9 to [š u - d ù - a - n i ] š u - b a - a n - t i - e [ š ] is excluded because of the lack of space“, van de Mieroop 1987, 931.

2. Larsa

113

lesbar ist und der Klauselbestandteil in Z. 9 nicht dem Standard folgt,454 ist eine plausible Erklärung möglich: Ich gehe davon aus, dass sich das Geschwisterpaar zunächst in der Gewalt des Warāja befand und dieser die beiden durch eine Bürgschaftsurkunde an vier Personen, namentlich Sîn-rēmēni, der Herdenverwalter, Lipit-Amurrum, der Zimmermann, Ea-rabi und Ilam-eriš übergab. Noch während sich das Geschwisterpaar bei diesen Bürgen befand, musste oder wollte Warāja die beiden an Balmunamḫe verkaufen. Da Balmunamḫe vermutlich keinen sofortigen Nutzen aus der Arbeitskraft des Geschwisterpaares ziehen konnte, verblieben sie vorerst bei den ursprünglichen Bürgen. Nach Beendigung des Bürgschaftsverhältnisses musste das Geschwisterpaar an Balmunamḫe, ihren neuen Besitzer, übergeben werden. 2.4.4.2. Die Personenkaufurkunden Aus dem Archiv des Balmunamḫe stammen 13 Personenkaufurkunden, die den Ankauf von zwölf männlichen Sklaven dokumentieren. Sie können in drei Kategorien eingeteilt werden:  Selbstverkauf: 7x (SVJAD 25, YOS 5 132; 145; YOS 8 17; 31; 36; 40)  verkauft durch Familie: 4x (SVJAD 24; YOS 5 141; Bab. 7 45; YOS 8 8)  verkauft durch dritte Person: 2x (YOS 5 124; YOS 8 30) Die Mehrheit der Texte schildert einen Selbstverkauf oder den Verkauf einer Person durch die Familie, die mit hoher Wahrscheinlichkeit durch eine Verschuldung der sich selbst verkaufenden Personen oder der Familien der verkauften Person gegenüber Balmunamḫe verursacht wurden. Diese Annahme wird durch Darlehensurkunden, in denen Balmunamḫe als Gläubiger auftritt, gestützt:  YOS 5 128: 10 Gur Getreide an Tarībum455  YOS 5 147: 6 Schekel Silber an Abu-waqar456

454

„The purpose of this text is unclear because of the fragmentary state of preservation of the crucial lines 8–11“, van de Mieroop 1987, 9. 455 YOS 5 128: (1)10 š e gur (2)š u - l á m á š n u - t u k (3)k i b a l - m u - n a m - ḫ é (4)Ita-ri-bu-um (5) ù t a b - b a - n i meš (6)š u b a - a n - t i (7)i t u b á r - z à - g a r š e ì - á g - e „10 Gur Getreide, Darlehen ohne Zinsen, haben Tarībum und seine Partner von Balmunamḫe erhalten. Im Monat I wird er das Getreide abmessen.“ (5 Zeugen, Datum: Monat VIII, Warad-Sîn 9). 456 YOS 5 147: (1)6 g í n k ù - b a b b a r (2)š u - l á (3)k i b a l - m u - n a m - ḫ é (4)Ia-bu-wa-qar (5) d u m u ip-qú-ìr-ra (6)š u b a - a n - t i (7)i t u d u 6 - k ù (8)k i s i g 7 - l a m ì - d u - a (9)š e - g i š - ì ì - á g - e „6 Schekel Silber, Darlehen, hat Abu-waqar, Sohn von Ipqu-Erra, von Balmunamḫe erhalten. Im Monat VII wird er zum gängigen Kurs Sesam abmessen.“ (7 Zeugen, Datum: Monat XI, Rīm-Sîn I 14).

114

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

 YOS 8 24: x Schekel Silber an Iddin-Irra457  YOS 8 32: x Mine Silber an Šēp-Sîn und seine Mutter Šāt-Amurrum458 In Anbetracht der hohen Anzahl von Sklaven in der Gewalt des Balmunamḫe, die in den Personenkauf- und Bürgschaftsurkunden bezeugt ist, erscheint die Anzahl dieser Darlehensurkunden sehr bescheiden. Doch der erste Eindruck täuscht, denn bei Darlehensurkunden handelte es sich um temporäre Rechtsurkunden, die nach Rückzahlung der Schuld zerbrochen (oder durchgestrichen) wurden. Im Falle des Selbstverkaufs des Schuldners oder des Verkaufs eines seiner Familienmitglieder wird der Gläubiger mit den Darlehensurkunden in gleicher Weise gehandelt haben. 2.4.4.2.1. Selbstverkauf In sechs Urkunden wird ein Selbstverkauf geschildert, der nach folgendem Grundschema formuliert wurde: YOS 8 36459 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

[I]

li-il-ma-ad-dingir Lilmad-ilum [sein] Name, hat mu-[ni] Balmunamḫe von ihm selbst gekauft. ki ní-te-ni I bal-mu-nam-ḫé Als seinen Kaufpreis hat er ihm in -ši-in -sa 1 0 12 Schekel Silber dargewogen. 12 gín kù -bab bar sa 1 0 -til-la-bi-šè in-na-an-lá 10 Zeugen (Datum: Monat IV, 28. Tag, Rīm-Sîn I 22)

Der Selbstverkauf wurde ausgedrückt durch das Reflexivpronomen ní-te-n i „sich selbst“, das in der Urkunde an der Stelle steht, wo normalerweise der Ver457

YOS 8 24: (1)[x] g í n [ k ù - b a b b a r ] (2)š u - [ l á ] (3)k i b a l - m u - n a m - ḫ é (4)Ii-din-èr-[ra] š u b a - a n - t i (6)u 4um k ù - b a b b a r i-ri-šu-ú-šu (7)k ù - b i ù m á š - b i (8)ì - l á - e „[x] Schekel [Silber], Darl[ehen], hat Iddin-Er[ra] von Balmunamḫe erhalten. Am Tag, wenn er das Silber von ihm fordert, wird er dieses Silber und seine Zinsen darwägen.“ (5 Zeugen, Datum: Monat V, 27. Tag, Rīm-Sîn I 27). 458 YOS 8 32: (1)[x] m a - n a k ù - b a b b a r (2)k i b a l - m u - n a m - ḫ é (3)Iše-ep-de n . z u (4)ù ša-atd m a r - t u a m a - a - n i (5)š u b a - a n - t i - e š (6)u 4 k ù - b a b b a r b a l - m u - n a m - ḫ é (7)Iše-epd e n . z u (8)ù ša-at-dm a r - t u a m a - a - n i (9)i-ri-i-šu (10)k ù m á š - b i ì - l á - e „[x] Mine Silber haben Šēp-Sîn und seine Mutter Šāt-Amurrum von Balmunamḫe erhalten. Am Tag, wenn Balmunamḫe das Silber von Šēp-Sîn und seiner Mutter Šāt-Amurrum fordert, wird er das Silber (und) seine Zinsen darwägen.“ (11 Zeugen, Datum: Monat XII, 3. Tag, Rīm-Sîn I 16). 459 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16534I4924.pdf (10.03.2019). (5)

2. Larsa

115

käufer genannt wurde (nach ki). Das restliche Formular besteht aus den gleichen Bestandteilen wie bei den gängigen Personenkaufurkunden: Nennung des Käufers und des Kaufpreises, gefolgt von der Kaufpreiszahlung, Zeugen und Datum. Anschließend an diesen Selbstverkauf wurde eine Bürgschaftsurkunde ausgestellt, durch die Lilmad-ilum an Aḫī-šagiš und Ersīja (seine Eltern?) übergeben worden ist: PTS 244460 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

I

li-il-ma-ad-dingir Lilmad-ilum sein Name, Sklave mu-ni-im des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, seinem Herrn, u rdu bal-mu -n am-ḫ é haben sich Aḫī-šagiš und ki bal-mu-nam-ḫ é Ersīja, seine Ehefrau, für ihn lugal-a-ni-ir I a-ḫi-ša-gi-iš verbürgt. er-si-ia dam-a-n i šu-dù-a šu ba-an-ti-meš in-na-ab-bi-it Flieht er, verlässt er den Arip-pa-ra-ak-ku beitsplatz (und kehrt nicht zuú-da-ap-pa-ar-ma rück), geht er weg, werden sie 1 1 /3 ma-na kù-babbar /3 Mine Silber zahlen ì-lá-e-ne 10 Zeugen (Datum: Monat IV, 28. Tag, Rīm-Sîn I 22)

In YOS 8 31 verkauft sich ein Geschwisterpaar an Balmunamḫe: YOS 8 31461 Vs.

1: 2: 3: 4:

460

I

qù-ur-ru-du-um mu-ni-⌈im⌉ I nu-ú-a-tum mu-ni-im du mumeš a-pil-ku-bi š[u-ku 6 ] šeš ḫa-ba-na-tum š[u-ku 6 ]464

Qurrudum sein Na⌈me⌉, Nuatum sein Name,462 Söhne des Apil-Kūbi, Fi[scher], Bruder des Habanatum, Fi[scher], hat(wörtl. „haben“) Balmunam[ḫe] von ihnen selb[st]463 ge⌈k⌉auft.

Hinweis auf diese Urkunde und Transliteration von Zs. Földi (22.04.2019). Foto der Tafel: https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P459474.jpg (02.05.2019). 461 Transliteration bei www.archibab.fr (10.03.2019), Mendelsohn 1949, 14–15 und Bouzon 2000, 307. 462 Vielleicht Nūjjatum, siehe Mayer 2003, 301. 463 In Z. 5 würde man den Plural des Reflexivpronomens erwarten. 464 Lesung dieser Berufsbezeichnung und ihrer möglichen Variante š [ u - i ] nach Zs. Földi (22.04.2019).

116

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14:

ki ní-te-n[a(-ne-e)] bal-mu -n am- ḫ[é] in-⌈ši⌉-sa 1 0 -meš(!) a-na i-⌈ḫe⌉-el-ti-šu-nu Für ihre Sch⌈u⌉ld hat er ihm(!) als ihren(wörtl. „seinen“) voll⅓ ma-n a ⌈kù-babbar⌉ ständigen Kaufpreis von ⅓ ⌈sa 1 0 til-la⌉-[n]i-šè in -na-⌈an⌉-lá Mine Silber dargewogen. Derba-qí-ra-an i-ba-qá-rujenige, der Ansprüche gegen sie šu-nu-ti erhebt, wird 1 Mine ⌈Si⌉lber 1 ma-na ⌈kù⌉-babbar za[hlen]. in-na-[an-lá] 14 Zeugen (Datum: Monat X, Rīm-Sîn I 21) I

In dieser Urkunde wurde das oben dargestellte Standardformular durch die Nennung der Ursache des Selbstverkaufs erweitert. Die Brüder Qurrudum und Nuatum haben sich verschuldet, sodass der Kaufpreis für die Tilgung dieser Schulden verwendet wurde. Bei dem Gläubiger dieser Schuldsumme muss es sich nicht zwangsläufig um Balmunamḫe selbst gehandelt haben – auch wenn das durchaus plausibel erscheint. In solch einem Fall würde Balmunamḫe den Kaufpreis vermutlich direkt an den Gläubiger übergeben. Ein ähnlicher Fall ist in den zwei Urkunden YOS 5 132 und 145 dokumentiert: YOS 5 132465 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

I

iš4-tár-illat ti mu-ni-im a-na ḫu-bu-ul-li-šu ⅓ ma-n a kù-babbar I bal-mu-nam-ḫé ša 1 0 til-la-ni-šè in-na-an-lá giš gan-na íb-ta-bal

Ištar-tillati sein Name, für seine Schuld hat Balmunamḫe ihm ⅓ Mine Silber als seinen Kaufpreis dargewogen.

Er hat ihn über den Stößel steigen lassen.

8 Zeugen (Datum: Monat X, 25. Tag, Rīm-Sîn I 10) YOS 5 145466 Vs.

465

1: 2:

I

iš4-tár-illatti mu-ni-im ki ní-te-na-ni-šè

Ištar-tillati sein Name, hat für sich selbst von Balmunamḫe 15

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/18487G1562.pdf (10.03.2019) und van de Mieroop 1987, 6. 466 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/18507G6273.pdf (10.03.2019) und van de Mieroop 1987, 6.

2. Larsa

3: 4: 5: 6: 7:

15 ½ gín kù-babbar ki bal-mu-nam-ḫ é šu ba-an -ti sa 1 0 til-ta-ni-šè giš gan-na íb-ta-an-bal

117

½ Schekel Silber als seinen vollständigen Kaufpreis erhalten. Er hat ihn über den Stößel steigen lassen.

13 Zeugen (Datum: Monat XI, Rīm-Sîn I 10) YOS 5 132 wurde im Monat X, Rīm-Sîn I 10 ausgestellt und dokumentiert eine Zahlung Balmunamḫes von 20 Schekeln Silber für die Schuld des Ištar-tillati, der anschließend in sein Eigentum übergegangen ist. Letzteres wird deutlich durch die Bezeichnung der Schuldsumme als „sein vollständiger Kaufpreis“ und die Notierung der bukānum-Klausel, wodurch noch einmal ganz klar angezeigt wurde, dass Ištar-tillati in das Eigentum des Balmunamḫe übergegangen ist.467 Der Grund für die Ausstellung der zweiten Urkunde (YOS 5 145), in der sich Ištar-tillati nur einen Monat später erneut an Balmunamḫe verkauft, ist unerfindlich.468 In YOS 8 17 verkauft sich Ilīma-abī an Balmunamḫe. Dieser Text wurde oben im Kapitel 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden bereits ausführlich diskutiert, da Ilīma-abī auch noch in den Jahren nach seinem Selbstverkauf in den Bürgschaftsurkunden bezeugt ist. Im selben Kontext wurden dort auch die Vorgänge rund um die Selbstverkäufe von Sîn-māgir (YOS 8 40) und ŠuAmurrum (SVJAD 25), die später durch Bürgschaftsurkunden an ihre Eltern oder Geschwister übergeben worden sind, besprochen. 2.4.4.2.2. Verkauf durch Familie Bevor eine Person gezwungen wurde, sich selbst aufgrund von Verschuldung zu verkaufen, konnte sie auf ein anderes Familienmitglied zurückgreifen. Dabei handelte es sich in der Regel um eines der Kinder, wie in YOS 8 8 dokumentiert wurde: YOS 8 8469 Vs.

1: 2: 3: 4:

467

I

ḫa-zi-ru-um mu-ni-⌈im⌉ ki den.zu-mu-ša-lim ad -⌈da-a-n i⌉ ù ga-mi-il-tu[m ama]⌈a⌉-ni I bal-mu-nam-[ḫé]

Ḫāzirum sein Nam⌈e⌉, hat Balmunam[ḫe] von Sîn-mušallim, ⌈seinem Va⌉ter, und Gamiltu[m], seiner [Mutter], gekau[ft]. ⅓ Mine [Silber] hat er ihnen

Siehe dazu Edzard 1970. Vielleicht bekommt Ištar-tillatī Silber, das aus seinem Kaufpreis übriggeblieben ist, nachdem seine Schulden abgezogen sind (Hinweis von Zs. Földi, 22.04.2019). 469 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16480Z8688.pdf (10.03.2019) und van de Mieroop 1987, 6. 468

118

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

in-ši-[sa 1 0 ] ⅓ ma-na [kù-babbar] sa 1 0 til-la-bi-[šè] in-na-an-[lá] u 4 -kúr-šè den .zu mu-[ša-lim] ù ga-m[i-il-tum] nu -mu -un -gi 4 -[gi 4 dam/dè] mu lugal-la-bi i[n-pàdè-meš] 10 Zeugen (Datum: Monat I, Rīm-Sîn I 9)

[als] seinen vollständigen Kaufpreis dargewo[gen].

Dass zukünftig Sîn-mu[šallim] und Gam[iltum] keine Klage erhe[ben werden], haben sie beim König g[eschworen].

Ein identischer Fall ist bekannt durch die Urkunde YOS 5 141, in der Sîn-māgir von seinen beiden Eltern für ⅓ Mine Silber an Balmunamḫe verkauft wurde. Wie bereits oben im Kapitel 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden beschrieben wurde, kann festgestellt werden, dass Sîn-māgir im Anschluss an den Verkauf durch eine Bürgschaft auf unbestimmte Zeit an seine Eltern zurückgegeben wurde. Es mussten nicht zwangsläufig beide Elternteile als Verkäufer eines Kindes in den Urkunden genannt werden. In Bab. 7 45 wurde Uqâ-ilī nur von seinem Vater Sîn-tamkārī an Balmunamḫe verkauft (siehe dazu auch das Kapitel 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden). In einer anderen Urkunde ist es die Mutter, die ihr Kind verkaufte: SVJAD 24 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

I

sa-li-lum mu-ni-im Sālilum sein Name, Sohn von Sîn-nūrī, hat Balnunamḫe von dumu den.zu-nu-ri Sîn-nūrī, seiner Mutter, geki den.zu-nu-ri ama-ni I kauft. bal-mu-nam-ḫé in -ši-in -sa 1 0 11 gín kù -bab bar sa 1 0 11 Schekel Silber hat er ihr als til-la-bi-šè seinen vollständigen Kaufpreis in-na-an-lá dargewogen. u 4 -kúr-šè inim nu-umDass sie zukünftig keine Klage gá-gá-a erheben wird, hat sie beim Kömu lugal-bi in-pàd nig geschworen. 9 Zeugen (Datum: Monat VII, 23. Tag Rīm-Sîn I 15)

Da die Mutter allein als Verkäuferin auftritt, könnte geschlussfolgert werden, dass ihr Ehemann vielleicht schon verstorben war und sie Schwierigkeiten hatte, den Lebensunterhalt für sich und ihr Kind (oder ihre Kinder) aufzubringen. Als Konsequenz musste sie ihr Kind (oder eines ihrer Kinder) verkaufen.

2. Larsa

119

2.4.4.2.3. Verkauf durch Dritte Für zwei Personenkaufurkunden kann eine mögdliche Verwandtschaft zwischen Verkäufer und verkaufter Person nicht festgestellt werden: YOS 8 30470 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

[1 ( sagurdu) da-ḫu-ú]-a-tum [(Einen Sklaven,) Aḫūj]atum471 mu-n[i-im] [sein] Name, [Sklave des Sî]nd iqīšam, [von] Sîn-iqīšam, sei[urdu en.]zu-i-qí-ša-am [ki] den.zu-i-qí-ša-am nem [Herrn], hat Balmunamḫe [lugal]-a-ni-ir [ge]kauft. [I] bal-mu-nam-ḫé [in]-ši-sa 1 0 [x ma-n ]a kù -b abbar [X Min]e Silber, hat er ihm als [sa 1 0 -til]-la-bi-šè seinen [vollständigen Kaufpreis [in]-⌈n a⌉-an-lá dar]gewogen. 8 Zeugen (Datum: Monat I, 21. Tag, Rīm-Sîn I 6)

YOS 5 124472 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

470

⌈1 sag⌉[urdu/géme] [x]-a-um x ⌈m u⌉-[ni-im] ⌈ki⌉ im-gur-den.zu lú bàdki lugal-a-ni-ir [I] bal-mu-nam-ḫé in-ši-sa 1 0 ⅓ ma-na kù-babbar ⌈sa 1 0 ⌉ til-la-ni-šè in-na-an-lá u 4 -kú r-⌈šè⌉ u 4 nu-me-a-⌈ak⌉ I im-gur-den.zu

⌈Einen⌉ [Sklaven], … ⌈be⌉[nannt], ⌈von⌉ Imgur-Sîn, Mann aus Dūrum, seinem Herrn, hat Balmunamḫe gekauft.

⅓ Mine Silber hat er ihm als seinen vollständigen ⌈Kaufpreis⌉ dargewogen. Dass zukünft⌈ig⌉, wann imm⌈er⌉, Imgur-Sîn nicht Klage erheben wird, ⌈hat er⌉ bei

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/16524D1272.pdf (10.03.2019). Ergänzt nach der Bürgschaftsurkunde YOS 8 33, die noch am selben Tag und vor denselben Zeugen ausgestellt worden ist (Hinweis von Zs. Földi, 22.04.2019): (1)1 sagu r d u daḫu-⌈ú⌉-a-t[um m u - n i - ( i m ) ] (2)u r d u b a l - m u - n a m - ḫ é (3)k i b a l - m u - n a m - ḫ é (4)l u g a l a - n i - [ i r ] (5)Iri-iš-è[r-ra] (6)ù ma-ri-tu[m] (7)š u - d ù - a ⌈ š u - b a ⌉ - a n - t i (8)⌈Ida⌉-hu-ú-a-t[um] (9) [ú ] - g u ⌈ b a - a n ⌉ - d [ è ] (10)[x] ⌈ m a - n a ⌉ k ù - b a b [ b a r ] (11)[ì ] - l á - e - ⌈ n e ⌉ „Einen Sklaven, Aḫ⌈ū⌉jat[um sein Name], Sklave des Balmunamḫe – gegenüber Balmunamḫe, sei[nem] Herrn, haben sich Rīs-Er[ra] und Māritu[m] für ihn ⌈ver⌉bürgt. [Ver]sch⌈windet⌉ ⌈A⌉ḫūjat[um], werden sie x ⌈Mine⌉ Sil[ber dar]wäge⌈n⌉“. 472 Transliteration bei www.archibab.fr (10.03.2019) und Bouzon 2000, 17–18. 471

120

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Rs.

13: 14: 15: 16:

inim nu-gá-gá Warad-Sîn, König von Larsa, d [mu] urdu- en .zu lug al ⌈und⌉ Sîn-irīb⌈am, König⌉ von ud .unu gki Uruk, geschworen.473 d ⌈ù⌉ en.zu-i-ri-ba-⌈am⌉ ⌈lugal⌉ unugki ⌈in⌉-pàd 7 Zeugen (Datum: Monat IV, 25. Tag, Rīm-Sîn I 6)

Ob diese beiden Personenkäufe auch durch Verschuldung verursacht worden sind, kann nicht beurteilt werden. 2.4.4.3. „Larsa ‘Ritual’ Tablet“ Die zuletzt von J. G. und A. Westenholz474 bearbeitete „Larsa ‘Ritual’ Tablet“ dokumentiert die Kultausgaben zwischen dem 15. und 24. Šabātu (IX).475 Es handelt sich hierbei eher um einen Archivtext mit deskriptivem Charakter als um eine präskriptive Ritualanweisung. 500 von den insgesamt 630 Zeilen des Textes sind lesbar und verteilen sich auf neun Kolumnen. Jeder Tag unterscheidet sich von dem vorherigen und ist einer anderen Gottheit gewidmet, die alle über einen Tempel oder Schrein in Larsa verfügten. Der Text datiert in das zweite Regierungsjahr des Rīm-Sîn I476 und kann prosopographisch dem Archiv des Balmunamḫe zugeordnet werden.477 Es werden verschiedene Zeremonien geschildert, die am Tag oder in der Nacht stattfanden, wie zum Beispiel das sísku r-Ritual, „Tempelöffnung“ (pīt bītim), „Getreide-Opfergabe“ (nindabbûm), Klageritual (taššištum) usw.478 Ein fester Bestandteil eines jeden Tages sind Geschenke (nì-ba), unter denen sich auch Sklaven für männliche und Sklavinnen für weibliche Gottheiten befanden (Abb. 12):

473

Zum Eid bei den beiden Königen Warad-Sîn und Sîn-irībam siehe Charpin 2004, 118+507 und 110450. 474 Westenholz / Westenholz 2006, 3–81. 475 Die Tafel befindet sich im Bible Lands Museum, Jerusalem (BLMJ 3127) und stammt ursprünglich aus der Privatsammlung von Elie Borowski. 476 Westenholz / Westenholz 2006, 7. 477 Dyckhoff 1999, 97+335. 478 Zu den Zeremonien siehe Westenholz / Westenholz 2006, 19–26.

2. Larsa

Abb. 12: Geschenke für Gottheiten in der „Larsa Ritual Tablet“.

121

122

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Die in der Tabelle aufgeführten Gegenstände und Sklaven werden in dem Text nacheinander aufgelistet und anschließend als nì-ba GN „Geschenk des GN“ bezeichnet.479 J. G. und A. Westenholz zählen die unmittelbar vor den Geschenken gelisteten Ausgaben in Form von Wolle, Öl und Getreide an Tempelpersonal ebenfalls zum Geschenk an die jeweilige Gottheit.480 Die Ausgaben an das Tempelpersonal gehören aber nicht zum Geschenk im engeren Sinne und sollten von diesem getrennt betrachtet werden, da sie nicht für die Gottheit, sondern die jeweils genannte Berufsgruppe oder namentlich genannte Person bestimmt waren. Außerdem wird ihre Auflistung von der des Geschenks immer durch die Nennung eines Tieropfers (sískur) getrennt.481 J. G. und A. Westenholz zweifeln daran, dass es sich bei den Personen, die einer Gottheit geschenkt worden sind, um Sklaven handelte, da sagníta/ sagmunus und nicht sagurdu/ sagg éme notiert wurde: „[…] this fact does not necessitate that the persons actually are slaves since there seems to exist a direct correspondence between the slaves of Balmunamḫe and those of the Enki Temple“ und weiter: „It seems that OB texts distinguish between the terms for slaves arád/ìr and géme and the terms for male and female persons“.482 M. E. handelt es sich bei den verschenkten Personen mit Sicherheit um Sklaven und Sklavinnen und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch um die des Balmunamḫe. Die Bezeichnung einer Person mit munu s/mí oder níta bedeutet in erster Linie „Frau“ oder „Mann“, aber durch das vorangehende Determinativ sag wird der Sklavenstatus dieser Person deutlich.483 Eindeutig ist z. B. die Verwendung von sagmunus als Bezeichnung für Sklavinnen in NISABA 4 II.51, Rs. 4: 4 sag munus-urd umeš „vier Sklavinnen und Sklaven“,484 da hier das Zeichen als weiblicher Gegenpart zu urdu „Sklave“ verwendet wurde. Die Verbindung zu Balmunamḫe ist beinahe selbstevident, da C. Dyckhoff den Text diesem Archiv zuordnen konnte. Es liegt außerdem nahe, dass diejenige Institution, die diese Ausgaben aufbringen musste, auch Buch über diese Vorgänge führte und die schriftliche Dokumentation schließlich in deren Räumlichkeiten archiviert wurde. Wenn also die Institution, der Balmunamḫe vorstand, die Ausgaben leisten musste, dann handelte es sich zweifellos auch um Sklaven unter seiner Verfü479

In Kol. ix 43–46 handelt es sich um eine Statue des ehemaligen Larsakönigs Sîniddinam, die in einem Tempel aufgestellt gewesen ist. Siehe dazu ausführlich Westenholz / Westenholz 2006, 18–19. 480 „The outstanding feature of the day ritual is the distribution of níĝ-ba “gifts,” both to the deity and to its servants, both human and divine“, Westenholz / Westenholz 2006, 25. 481 Zum s í s k u r siehe Westenholz / Westenholz 2006, 22. 482 Westenholz / Westenholz 2006, 71. 483 Siehe dazu auch im I. Teil Kapitel 3.1.2. Zu den akkadischen Begriffen wardum/amtum und ihren sumerischen Äquivalenten. 484 NISABA 4 II.51 dokumentiert die Umverteilung von Gefangenen und Sklaven innerhalb Uruks. Siehe dazu ausführlich im Kapitel 3.5.3. Umverteilung innerhalb von Uruk.

2. Larsa

123

gungsgewalt. Dafür spricht auch ein weiterer Text aus dem Archiv des Balmunamḫe,485 in dem eine Person namens Urdubšenna einen verloren gegangenen Sklaven des Enki ersetzen musste: YOS 8 170486 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6:

1 sagu rdu ša d⌈en.ki⌉ ur-dub-šen-na ú-ḫa-al-liiq-ma pu-ḫa-am ša sagu rdu i-na iti sig 4 -a I u r-d ub -šen-na a-na den.ki i-ri-⌈a-ab⌉ 7 Zeugen (Datum: Monat I, Rīm-Sîn I 3)

Einen Sklaven des ⌈Enki⌉ hat Urdubšenna verloren.487 Den Ersatz des Sklaven wird Urdubšenna im Monat III gegenüber Enki leisten.

Über die Person des Urdubšenna können aus den Urkunden aus Larsa keine weiteren Schlüsse gezogen werden.488 Durch den Text wird lediglich deutlich, dass er die Verantwortung für einen Sklaven des Gottes Enki getragen hat. Der Name dieses Sklaven ist zum Ausstellungszeitpunkt der Urkunde nicht mehr relevant, da nur noch der adäquate Ersatz bedeutsam war. Gegen das Abhandenkommen eines Sklaven wird sich Enki – bzw. der Tempel oder ein Beamter, der in seinem Namen handelte – abgesichert haben. Solche Sicherungsklauseln wurden ausführlich im Kapitel 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden behandelt. 2.4.4.4. Die administrativen Texte Neben der oben besprochenen Notiz über Silberausgaben für den Kauf von zwei Sklaven (YOS 5 238)489 gehört auch TCL 10 39 zu den Verwaltungsurkunden des Archivs des Balmunamḫe. Dieser Text wird hier behandelt, da er unter anderem 485

C. Dyckhoff konnte zeigen, dass der Zeugenkreis des Balmunamḫe hier für Enki auftritt, Dyckhoff 1998, 120. Siehe dazu bereits im Kapitel 2.4.2. Balmunamḫe = awīlum. 486 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/17002J1297.pdf (10.03.2019) und zum Teil bei Kozyreva 1988, 193 (Nr. 62). 487 ḫalāqum (hier im D-Stamm ḫulluqum) bezeichnet die Flucht von Sklaven, die sich der Gewalt ihres Besitzers entziehen wollten. Dazu konnte es ausreichen, dass sich der Sklave aus seinem Machtbereich entfernte, indem er einen anderen Haushalt oder eine andere Stadt aufsuchte. Siehe dazu das Kapitel 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden. 488 Urdubšenna tritt in einigen Larsatexten ohne Berufsbezeichnung auf: YOS 8 18 (freundlicher Hinweis von Zs. Földi, 22.04.2019) und L.76.67 (=Syria 55, 232). In einem von J. Taylor publizierten Larsatext ist ein Urdubšenna als pašīšum-Priester der Gottheit Papnunuzkadri (g u d u 4 d p a p - n u n u z - k a d 5 - r i ) bezeichnet (Taylor 2012, 133–135 [20106-022, 17]), datiert jedoch in das 39. Regierungsjahr von Rīm-Sîn I. Da zwischen diesem Text und YOS 8 170 ca. 36 Jahre liegen, darf gezweifelt werden, dass es sich um denselben Urdubšenna handelte. 489 Siehe dazu im Kapitel 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden.

124

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

den Ausgang von Silber für den Kauf von vier Sklavinnen und Sklaven notiert. Im Gegensatz zu der Sklavenakquise durch eine Verschuldung gegenüber Balmunamḫe und seinem Haushalt, handelt es sich hierbei um eine geplante Investition: TCL 10 39490 Vs.(20)

1 gín lú dam li-pí-it-eš 4 -tár (21)ša 4 g éme-u rd uḫi-a ir-di-a-am

„1 Schekel Silber (für) den Mann der Ehefrau des Lipit-Ištar, der/die vier Sklavinnen und Sklaven herbrachte.“ Das Silber ist nicht der Kaufpreis der vier Sklavinnen und Sklaven, da er zum einen viel zu gering gewesen wäre und zum anderen weitere Einträge im Text den Kaufpreis (sa10) für andere Produkte wie Stoffe oder Nahrungsmittel explizit nennen. Das Silber ist also die Belohnung für die Lieferung der – möglicherweise geflüchteten – Sklavinnen und Sklaven nach Larsa. Die Zahlung einer solchen Belohnung ist auch aus altbabylonischen Texten aus Šubat-Enlil bekannt, in denen die Eskortierung von Sklaven mit jeweils einem Silberring im Wert von ½ bis 2 Schekel Silber vergütet wurde.491 2.4.5. Balmunamḫe: Fazit Das Archiv des Balmunamḫe ist von besonderem Interesse, da es zeigt, wie eng der institutionelle mit dem privatwirtschaftlichen Bereich während der altbabylonischen Zeit verwoben gewesen sein konnte. Die vielfältigen Aktivitäten, die in seinen Urkunden dokumentiert wurden, ließen im Laufe der Forschungsgeschichte viel Spielraum für Vermutungen. Erst durch die Zusammenführung der privaten Texte des Balmunamḫe mit den damals als „staatlich“ betitelten Archivtexten zu einer Archiveinheit durch N. V. Kozyreva und C. Dyckhoff konnte die Stellung des Balmunamḫe genauer definiert werden. Es handelte sich bei ihm um den awīlum der internen Verwaltungstexte und damit um den Vorsteher des bītum. Wie aufgezeigt werden konnte, war Balmunamḫe aber nicht der Verwalter des Enki-Tempels, sondern der Verwalter einer Institution, die dem Palast unterstand und mit mehreren Tempeln kooperierte. Mit dem Enki-Tempel hatte Balmunamḫe aber mindestens eine besondere ideologische und auch wirtschaftliche Verbindung. 490

Transliterationen bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/13935C5666.pdf (10.03.2019), Kozyreva 1988, 42–43 und 180–181, Dyckhoff 1999, II 39ff. Kollation der Z. 24 bei Arnaud 1976, 85. 491 Z. B. VL 5: Vs.(1)2 ḫ a r - r a k ù - b a b b a r 1 g í n - à m (2)a-na ia-wi-di m (3)1 ḫ a r - r a k ù b a b b a r ½ g í n (4)a-na di m - ma-lik u.Rd.(5)i-nu-ma 2 sagu r d u (6)⌈iš-tu⌉ ni-iḫ-⌈ruki⌉ (7)u-te-[erdi-ni]m „2 Silberringe zu je 1 Schekel für Jawi-Adad; 1 Silberring zu ½ Schekel für Adadmālik – als sie zwei Sklaven ⌈aus⌉ Niḫ⌈ru⌉ her[führ]ten.“ (Datum: Monat XII, 2. Tag, Eponym: Ḫabil-kēnu), siehe zu diesem Text ausführlich bei Möllenbeck in Vorbereitung.

2. Larsa

125

Unter diesen Voraussetzungen relativiert sich auch die immens hohe Sklavenanzahl, über die Balmunamḫe verfügen konnte. Aus den Bürgschafts- und Personenkaufurkunden geht eine Mindestanzahl von 41 Sklaven und Sklavinnen hervor. Diese Sklaven werden zum Teil der Institution, der Balmunamḫe vorstand, gedient haben. Eine klare Trennung der privaten und offiziellen Geschäfte des Balmunamḫe ist nicht möglich. An dieser Stelle soll auf eine Textgruppe aus Tutub verwiesen werden, die viele Ähnlichkeiten mit dem Archiv des Balmunamḫe aufweist.492 Es handelt sich um administrative Texte, die die Angelegenheiten der en-Priesterin des Sîn-Tempels dokumentieren. Ähnlich wie Balmunamḫe vergibt sie Darlehen, kauft Personen aufgrund von Verschuldung und verleiht diese dann mittels Bürgschaftsurkunden an die Familien. Diese Texte wurden im Laufe von archäologischen Ausgrabungen im Sîn-Tempel entdeckt.493 Über den Einsatz der Sklaven innerhalb der Institution des Balmunamḫe erfahren wir quellenbedingt nur sehr wenig. Der einzige Hinweis ist die „Larsa ‘Ritual’ Tablet“, in der Sklaven und Sklavinnen an verschiedene Gottheiten verschenkt wurden. Die Übergabe als Geschenk an eine Gottheit wird aber eher die Ausnahme als die Regel gewesen sein. Da Balmunamḫe die meisten Sklaven in den landwirtschaftlich arbeitsarmen Monaten entbehren konnte, wurden sie vermutlich häufig in eigenen landwirtschaftlichen Unternehmungen – sowohl privat als auch institutionell – eingesetzt. Die handwerklichen Berufsbezeichnungen einiger Bürgen deuten darauf hin, dass die Sklaven auch in diesem Bereich arbeiten konnten. Das Kapitel über die Sklaven im Haushalt des Balmunamḫe soll mit einem Brief des Königs Rīm-Sîn I an Balmunamḫe und drei weitere Personen beendet werden, der den Tod eines Sklaven zur Folge gehabt haben wird: BIN 7 10494 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

492

a-na ⌈lú⌉- dnin -[u rta] I bal-mu -na[m-ḫé] I ip-qú-èr-r[a] ù ma-an-nu-um-ki-mad [en.zu] qí-bí-ma [u]m-ma dri-im-den.zu be-[e]l-k[u]-nu-ma aš-šum sú-ḫa-ra-am a-na tinu-r[i-i]m

Zu ⌈Lu⌉-Nin[urta], Balmuna[mḫe], Ipqu-Er[ra] und Mannum-kīma-[Sîn] sprich: [Fol]gendermaßen Rīm-Sîn, [eu]er Herr:

Weil er den Jungen in den Backofen geworfen hat: Werft

Siehe dazu im Kapitel über Tutub 15.2.1. Die Sklaven und Sklavinnen der e n-Priesterin. 493 Siehe dazu im Kapitel über Tutub 15.2. Texte aus dem Sîn-Tempel. 494 Transliteration und Bearbeitung bei Lafont 2005, 113 und Stol 1981, 126–127.

126

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

8: 9: 10:

[i]d-du-ú [a]t-tu-nu [s]agu rd u a-na ú-tu-nim i-di-a

den Sklaven in den Brennofen!495

Die drei Personen, die neben Balmunamḫe als Adressaten genannt wurden, sind aus einem weiteren Brief von Rīm-Sîn I belegt.496 Der Brief enthält nur diese eine Anweisung, die der König in seiner Funktion als Richter mitteilte.497 Offensichtlich haben ihn Balmunamḫe und die anderen drei Adressaten um Rat gebeten, nachdem jemand einen Jungen in einen Backofen gestoßen hatte. Wer diese Tat ausführte und zu wem der Junge gehörte, wird nicht genannt, da diese Informationen für Absender und Adressaten bekannt gewesen sind. Rīm-Sîn I machte Gebrauch vom Talionsprinzip, sodass Balmunamḫe und die anderen Adressaten einen Sklaven in einen Brennofen werfen sollten. Ist es nun der zu tötende Sklave, der den Jungen in den Backofen geworfen hat? Oder hat eine andere Person einen Jungen des Balmunamḫe (oder der anderen Adressaten) in einen Backofen geworfen, der jetzt durch den Verlust eines seiner Sklaven bestraft werden sollte? Die Vorgeschichte bleibt bedauerlicherweise unbekannt.

2.5. Das Ebabbar Im Laufe der französischen Ausgrabungen zwischen 1974 und 1985 in Larsa wurden administrative Texte im Šamaš-Tempel (Ebabbar) entdeckt.498 Bislang kann nur auf die kurzen Katalogeinträge von D. Arnaud zurückgegriffen werden.499 Mindestens 19 von diesen Texten behandeln unter anderem auch Sklaven und Sklavinnen. Sie verteilen sich auf zwei Räume (3 und 15), die zusammen mit weiteren Räumen den Hof 1 des Ebabbar einkreisen (siehe Abb. 13, 14 und 15).

495

Es ist zu beachten, dass der Schreiber zwei verschiedene Begriffe für einen Ofen wählte: tinūrum „Backofen“, der zur Zubereitung von Brot verwendet wurde (CAD T, 420ff. s.v. tinūru), und utūnum, ein „Brennofen“, in dem Metalle und Glas verarbeitet wurden (CAD U, 346f., s.v. utūnu). Der Backofen wurde für das Verbrechen benutzt, das sich vielleicht als eine Affekthandlung während des Küchendienstes des Jungen zugetragen hatte. Die Tatsache, dass für die Bestrafung dann ein Brennofen genutzt werden sollte, hatte rein praktische Gründe, denn die Verbrennung eines Menschen in einem Backofen, der zur Zubereitung von Brot verwendet wurde, sollte sicherlich vermieden werden. Ein Brennofen hingegen, der höhere Temperaturen erzielen konnte, befand sich sicherlich außerhalb der Stadt. 496 YOS 15 21, 1–6. 497 Für die juristische Diskussion des Textes siehe Roth 2000 und Lafont 2005, 107–116. 498 Huot 2014. 499 Arnaud 1976a und 1983.

2. Larsa

127

In beiden Räumen wurden die Texte zusammen mit anderen administrativen Texten und Briefen unterhalb des zuletzt genutzten Bodens geborgen, was darauf hindeutet, dass sie als Füllmaterial verwendet worden sind.500

Abb. 13: Plan von Larsa. Aus: Huot 2014, 4.

500

Raum 3: „Ce mélange de matériaux et de tablettes incite à penser que l’ensemble a éte utilise comme matériau de construction, ce que confirme l’analyse épigraphique des textes“, Huot 2014, 56. Raum 15: „C’est ici le lieu de reprendre, en les aggravant, les remarques désabusées qu’inspirait l’état des tablettes cunéiformes lors de leur dégagement dans la pièce 3 en 1974[…] : ramassées et transportées sans soin, après une longue période d’abandon, précédée peut-être d’une destruction volontaire, elles ont servi de radier entre les carrelages 1 et 2“, Arnaud 1983, 230.

128

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Abb. 14: Plan des Ebabbar in Larsa. Aus: Huot 2014, 6.

Abb. 15: Plan des Ebabbar in Larsa. Aus: Huot 2014, 10.

2. Larsa

129

2.5.1. Die Texte aus Raum 3 beim Hof 1 des Ebabbar Die Tafeln aus dem 1974 untersuchten Raum 3501 datieren zwischen die späte Regierungszeit Rīm-Sîn I bis zu Samsuiluna. Das Textkorpus502 setzt sich zusammen aus Briefen des Šallūrum und administrativen Dokumenten, die hauptsächlich die Verwaltung von Getreide und Wolle des Ebabbar betrafen. Neben den Einkünften des Tempels wurden auch dessen Ausgaben notiert, worunter unter anderem die Versorgung von Tempelpersonal und Sklaven fiel. Acht Texte, die teilweise aus mehreren Fragmenten wieder zusammengesetzt werden konnten, notieren die Versorgung in Form von Getreiderationen (še-b a) für Personengruppen, die als géme-u rd uḫi-a „Sklavinnen und Sklaven“ bezeichnet wurden. Sie unterstanden den Aufsehern Aplum, Etel-pî-Šamaš, Gamāl-ilī, LipitIštar und Šamaš-tukultī und sind einer Gottheit – Ea oder Nergal(-Tempel) – oder dem Šamaš-Tempel zugeteilt worden. Die Höhe der Getreiderationen hat D. Arnaud nicht genannt, aber er vermutet, dass sie für mehrere Monate ausgereicht haben könnten.503 Text L.74.142 (+) ?L.74.182A (+) ?L.74.182B L.74.151 (+) ?L.74.216A (+) ?L.74.218C L.74.173 (+) ?L.74.203A (+) ?L.74.224A L.74.218A L.74.109 L.74.145 L.74.172 L.74.223A

Datierung Ḫammurapi 33 Ḫammurapi 35 Ḫammurapi 35 Ḫammurapi 37 Ḫammurapi (?) Ḫammurapi (?) Ḫammurapi (?) Ḫammurapi (?)

D. Arnaud beschreibt, dass die Personen (sowohl die Sklaven als auch die Aufseher) und das Formular der Texte größtenteils miteinander übereinstimmen. Einige Besonderheiten sind dennoch nennenswert: Auf der Tafel bestehend aus den Teilen L.74.173 (+) ?L.74.203A (+) ?L.74.224A wurde notiert, dass die Nahrungsrationen der Sklaven des Nergal und des Ea aus dem pursītu des jeweiligen Gottes entnommen wurde: „« Nourriture des esclaves du temple de Nergal, prise sur la pursītu de l’entretien de Nergal » et « nourriture des esclaves d’Ea, prise sur la pursītu de l’entretien d’Ea »“.504 Bei pursītu handelt es sich um eine Schale aus Ton, Holz, Metall oder Stein, die unter 501

Huot 2014, 56–57. Siehe den Katalog bei Arnaud 1976. 503 „Rassemblés en équipes de quelques têtes, sous l’autorité d’un chef, ces esclaves étaient, semble-t-il, rattachés soit à un dieu (ont cités Ea et Nergal) soit au temple de Šamaš. Les allocations couvrent chaque fois apparemment quelques mois“, Arnaud 1976, 65. 504 Arnaud 1976, 65. 502

130

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

anderem für Opfergaben und Libationen zu Einsatz kam.505 Im vorliegenden Kontext spielte sie für die Versorgung der Götter Nergal und Ea sowie ihrer Sklaven eine Rolle. Es stellt sich die Frage, wieso im Šamas-Tempel Buch über die Versorgung von Sklaven eines anderen Gottes geführt wurde. Vermutlich handelte es sich um die Verwaltung von kleinen Kapellen für Ea und Nergal, die sich im Šamaš-Tempel befunden haben könnten. Die Tafel L.74.172 notiert Ausgaben für die Tage vom 15. bis 30. des Monats Abu (V) und nennt die Stadt Medûm,506 die in den Verwaltungsbereich von Larsa fiel.507 D. Arnauds Kommentar ist so knapp, dass nicht deutlich wird, in welchem Kontext diese Stadt genannt wurde und welche Rolle sie für die Administration der Versorgungsrationen des Šamaš-Tempels spielte.508 Auch wenn diese administrativen Texte aufgrund mangelnder Publikation nicht vollständig ausgewertet werden können, so wird dennoch deutlich, dass es eine gleichbleibende Gruppe von Sklaven und Sklavinnen gab, die im Tempel unter einem Aufseher ihren Dienst verrichten mussten. Besonders interessant ist die Erwähnung der Versorgung von Sklaven des Ea und Nergal. Diese beiden Gottheiten verfügten offensichtlich über eine eigene Gruppe von Sklaven innerhalb des Šamaš-Tempels. Ein weiterer Text aus Raum 3 (L.74.55, Monat I, Ḫammurapi 36) erwähnt zwar auch die Versorgung von Sklaven, weicht aber inhaltlich von der oben beschriebenen Textgruppe ab. Er gehört zu einem Konglomerat von administrativen Texten unter der Verantwortung des Mannum-kīma-Šamaš und des Aḫūni, die 505

CAD P 542 s.v. pursītu “(a bowl)”. Medûm lag in der Nähe von Larsa, wie die Erbteilungsurkunde TCL 11 224, in der die Mitglieder einer bekannten Familie (Archiv des Iddin-Amurrum) das Vermögen aufteilten, zeigt; TCL 11 224 Vs. 11: [ ] 38 s a r k i sl aḫ u r uki me-du-ú; Vs. 41: [ ] s a r k i s l a ḫ u r uki me-du-[ú]; Vs. 64: 44 s a r k i s l a ḫ u r uki me-du-ú; Vs. 82: 44 [s a r k i ] s l aḫ u r u ki medu-ú; Rs. 8: 44 s a r k i s l a ḫ u r uki me-du-ú-um; Rs. 26: 44 s a r k i sl a ḫ u r uki me-du-um; Rs. 38: [ ] s a r k i s l a ḫ u r uki me-du-um. Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/ 14232J9724.pdf (10.03.2019) und auszugsweise in Kozyreva 2014, 55–56. 507 Dies wird vor allem deutlich durch einen Brief des Königs Ḫammurapi an Sîn-iddinam, seinen Staatsbediensteten vor Ort, in dem eine juristische Angelegenheit des „Bürgermeisters von Medûm“ (rabiān urumedêmki) geklärt werden sollte: LIH I 19: Vs.(1)a-na de n . z u - idin-nam (2)qí-bí-ma (3)um-ma ḫa-am-mu-ra-pí-ma (4)ra-bi-a-an urume-de-e-emki (5)aš-šum ḫibi-il-ti-šu (6)ú-lam-mi-da-an-ni (7)a-nu-um-ma ra-bi-a-an urume-de-e-emki šu-a-ti (8)a-na se-rika at-tar-dam (9)wa-ar-ka-as-sú pu-ru-ús (10)šu-pur be-el a-wa-ti-šu (11)li-it-ru-ni-ik-kum-ma Rs.(12) di-nam ki-ma si-im-da-tim (13)šu-ḫi-is-sú-nu-ti „Zu Sîn-iddinam sprich: Folgendermaßen Ḫammurapi: Der Bürgermeister von Medûm hat mich über den ihm (zugefügten) Schaden unterrichtet. Jetzt schicke ich diesen Bürgermeister von Medûm zu dir. Untersuche seine Angelegenheit. Schicke (eine Nachricht), sodass man seinen Prozessgegner zu dir bringt und lass sie einen Prozess nach dem Edikt ergreifen!“, Frankena 1966, 13. Für weitere Belege von Medûm siehe RGTC III 167 s.v. Medûm. 508 „Est citée la ville de Medû[…]“, Arnaud 1976, 66. 506

2. Larsa

131

zunächst die Lieferungen von Produkten an den Šamaš-Tempel in Form von Silber, Vieh, Sesam und Gewändern auflisten (mu-tú m a-na é d utu) und schließlich auch die Ausgaben benennen. Zu diesen Ausgaben zählen in L.74.55 zuallererst die Versorgung des Šamaš, Amurrum und diverser Personen, gefolgt von der Versorgung für die Esel einer Gottheit und Sklaven.509 2.5.2. Die Texte aus Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar Die administrativen Texte, die in Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar bei den französischen Ausgrabungen im Jahr 1978 gefunden worden sind, wurden ähnlich wie die Texte aus Raum 3 zuletzt als Füllmaterial verwendet. Sie datieren in den Zeitraum zwischen dem Ende der Regierung des Königs Rīm-Sîn I bis in die Anfänge der Regierung des Königs Samsuiluna.510 Mindestens zehn von diesen Dokumenten nennen Sklaven und Sklavinnen, die sich im Dienst des Šamaš-Tempels befunden haben. Acht Texte bilden eine inhaltlich zusammenhängende Gruppe:511 Text

Datierung

L.78.36

Samsuiluna 7

L.78.75

-

L.78.120

-

L.78.140

-

L.78.157

-

L.78.190

-

L.78.192

-

L.78.194

-

Diese Tafeln befanden sich in einem so fragmentarischen Zustand, dass D. Arnaud nur erkennen konnte, dass Sklaven, Männer und Frauen – einige namentlich genannt – aufgelistet wurden.512 Ob es sich auch um Versorgungslisten wie die Texte aus Raum 3 handelte, wird nicht deutlich. Ein weiterer Text aus Raum 15 (L.78.144)513 gehört zum Archiv des šà-tam-Verwalters des Šamaš509

Arnaud 1976, 66. Huot 2014, 85–86 und Arnaud 1983. 511 Arnaud 1983, 239. 512 Arnaud 1983, 239. 513 „Bilan réglé, dressé par les administrateurs. Au débit : les repas et les salaires des mercenaires. Mention de vêtements divers. Enregistrement d’ovin et d’esclaves perdus, propriété d’Inanna de Zabalam“, Arnaud 1983, 237. 510

132

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Tempels zwischen Rīm-Sîn I 31 bis Samsuiluna 7. Er listet unter anderem die Anzahl verloren gegangener Schafe und Sklaven von Inanna von Zabalam. In Text L.78.190 wird außerdem notiert, dass die Frauen (Sklavinnen?) in der Weberei tätig gewesen sind.514 Der Einsatz von Tempelsklavinnen in der Weberei ist auch aus anderen Städten Mesopotamiens während der altbabylonischen Periode belegt.515 Die Weberinnen des Šamaš-Tempels wurden darüber hinaus in einem administrativen Text genannt, der nicht im Laufe der regulären Grabungen des Ebabbar gefunden wurde, aber vermutlich seiner Verwaltung zugerechnet werden kann: OECT 15 49 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

310 l [Getreide?] nach dem 3(g u r ) 1( b á n ) [ š e ? ] giš 516 d bán ⌈u t u⌉ sūtu-Maß des Šamaš, für die mí d a-na u š - b a r é - u t u Weberinnen des Šamaš. Empfangen von Sîn-gimlanni š u - t i - a de n . z u gim-la-an-ni und Šamaš-mušallim. d ù u t u - mu-ša-lim Aus/in dem Haus des Sînš à ⌈ é ⌉ de n . z u gimlanni. ⌈ gim-la-an-ni⌉ Qīštī?-Amurrum, Aufseher des [gìri ?] qí?-iš?-ti-dmar-tu ugu la é Hauses, [Sî]n-ēriš und die [Ide]n.z[u? ]-uru 4 šatammu-Beamten, [ih]re Partmeš ù šà.tam tap-pé-šu-[nu] ner, sind [Überbringer?]. (Datum: Monat IX, 15 Tag, Rīm-Sîn II 1?)

In OECT 15 49 werden 310 l eines Produkts (Getreide?) an die Weberinnen des Šamaš von Sîn-gimlanni und Šamaš-mušallim empfangen. Über die Tätigkeiten, die Sklavinnen in den Webereien nachgehen mussten, sind kaum Informationen bekannt. Ein Text aus dem 24. Regierungsjahr von Rīm-Sîn I, der sehr wahrscheinlich aus Larsa stammt, kann dieser Unkenntnis entgegenwirken. YOS 5 222 führt Buch über die Arbeitszeit von Sklaven und Sklavinnen für die Herstellung eines bestimmten Kleidungsstücks aus Leinen. Zu Beginn des Textes werden die Ressourcen der Arbeitstage von den zur Verfügung stehenden Sklavinnen und Sklaven für ein Jahr notiert:

514

„L. 78.190 indique seul que la tâche principale des femmes au moins était le tissage“, Arnaud 1983, 239. 515 Siehe dazu das Kapitel über die Stadt Ur, bes. 1.6. Fazit. 516 Lesung nach Zs. Földi (22.04.2019).

2. Larsa

133

YOS 5 222517 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6:

6 ⌈urdu ⌉ sag-aš 7 géme sag-aš 13 géme-u rdu⌈ḫi⌉-a nì u 4 -1-kam ⌈ 3600⌉+600+8 šu-ši gémeu rd uḫi-a nì mu -1 -kam

Sechs einzelne Sklaven, sieben einzelne Sklavinnen – (insgesamt) 13 Sklavinnen und Sklaven für einen Tag: 4680 Sklavinnen und Sklaven für ein Jahr.

Die Anzahl der Sklavinnen und Sklaven (13) wird mit der Anzahl der Tage pro Jahr multipliziert. In Z. 5 wird dann die Anzahl der möglichen Arbeitstage der 13 Sklavinnen und Sklaven angegeben, die auch als Personentage bezeichnet werden können. Hierbei handelt es sich um den verfügbaren Bestand (sag -nì-GA), von dem anschließend Personentage, die zur Herstellung von Kleidungsstücken nötig waren, abgezogen wurden (šà-b i-ta, Z. 7): 8: 9: 10: 11:

2 gadašà.g a.dù ša qá-ab-lišu géme-b i 1 ša 1 gadašà.ga.dù géme-bi ½ 4 gadašà.ga.dù nu.bànda géme-bi ⅔ ša 1 gadašà.ga.dù géme-bi igi-6-gál

Zwei Leinenhemden518 für seine Brust – eine Sklavin, davon (je) ein Leinenhemd – ½ Sklavin. Vier Leinenhemden des Aufsehers – ⅔ Sklavin, davon (je) ein Leinenhemd – ⅙ Sklavin.

Zunächst wird die Anzahl der Leinenhemden eines bestimmten Typs genannt, gefolgt von der Anzahl der Sklavinnen, die für die Herstellung eingesetzt wurden. In der darauffolgenden Zeile wird dann noch einmal aufgeschlüsselt, wie hoch die Arbeitsleistung für ein Leinenhemd dieser Art gewesen ist. Der Text endet mit der Zusammenfassung der geleisteten Arbeitstage (Z. 23: 4374 g é m eḫi-a) und der entstandenen Differenz (Z. 26: lá-n i 30 6 gémeḫi-a). 517

Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/18598M2683.pdf (10.03.2019) und Z. 1–11 bei Kozyreva 1988, 187–188. 518 Für g a d a . š à . g a . d ù siehe vor allem B. Foster: „One may also consider the possibility that an undershirt might be worn beneath cloaks, mantles, or festival garments. […] The best candidate for this is the garment called š a g a d u ( š à - g a - d ù ), a Sumerian word meaning, appropriately, “worn at the heart/abdomen,” as opposed to the i b b a d u , “worn at the hips/loins/waist.”[…] Š a g a d u , borrowed into Akkadian as šakattu, may even have been a general term for any sort of garment worn over the abdomen. Later š a g a d u ’s could be made of hide or linen. The style and the word seem gradually to go out of general usage after the Old Babylonian period, but it was very much at home in the Amorite milieu. […] It seems reasonable, on the etymological basis alone, to move the š a g a d u away from the waist or loins, where most Assyriologists locate it, to become a short-sleeved undershirt of mid-body wrapping [ …]“, Foster 2010, 135–136.

134

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Über die Zugehörigkeit der Vorgänge in YOS 5 222 zum Ebabbar kann nicht geurteilt werden. Es kann aber mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die Verwaltungsdokumente der Weberei des Šamaš-Tempels in ganz ähnlicher Weise verfasst wurden und auch dort der Einsatz von Sklavinnen und Sklaven für die Herstellung von Kleidungsstücken stattgefunden hatte. 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš Aus Raubgrabungen stammt der Brief CHJ 107 von Mār-ersetim an den awīlum in Larsa, in dem von der Schenkung eines Sklaven an das Ebabbar die Rede ist. Durch den im Text genannten pašīšum-Priester namens Šēp-Sîn kann der Text in das Ende der Regierungszeit Ḫammurapis datiert werden.519 Die beschriebenen Umstände der Sklavenschenkung sind außergewöhnlich, da sich zum einen die Körperschaft der Priester bei der Ankunft des Sklaven versammeln sollte und zum anderen der Sklave in Zukunft im Tempel Opfergaben darbringen und Gebete für seinen Herrn, den Absender des Briefes, sprechen sollte. CHJ 107520 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

519

a-⌈na a-wi-lim⌉ ša dnin -tu ⌈ù dp a 5 -nìg in⌉-gar-ra ú-ba-al-la-tú-⌈šu⌉ qí-bí-ma um-⌈ma⌉ d u mu er-se-tim-⌈ma⌉ d nin-tu ù dp ap -n igin gar-ra a-na da-ri-tim li-ba-al-li-tú-ka I i-bi-dnin-šubur sagu rd u a-na dutu ad-di-nu-šu qa-du-[um ] ⌈x x x⌉ BA AT a-na a-na-pa-ni-den.zuta-di-ni i-na GA A ⌈x x x x⌉ ad-di-na-aš-šu-ma at-tar-da-aš-šu I še-ep-den.zu gudu 4 du tu pu-ur-šu-mi li-it!-ru!-ni-ik-kum-ma sanga dutu ù gudu 4 i-na ki-sà-li

Z⌈um⌉ Herrn, den Nintu ⌈und Pa-ni⌉gara am Leben erhalten, sprich: Folgenderm⌈aßen⌉ Mār-ersetim: Mögen Bēlet-ilī und Papnigingara dich für immer am Leben erhalten! Ich habe Ibbi-Ninšubur, den Sklaven, an Šamaš gegeben. Zusammen m[it] … habe ich ihn dem Ana-pani-Sîn-tadini in … gegeben und ich habe ihn hingeschickt. Šēp-Sîn, pašīšum-Priester von Šamaš, (von den) Ältesten, möge (ihn) dir bringen und versammle den šangûm-Priester und die pašīšum-Priester im Hof

Tyborowski 2003, 72. Dementgegen gibt es in dem Text VAT 3850 aus dem Jahr Samuiluna 7 ebenfalls einen pašišum-Priester Šēp-Sîn. Zur Edition von VAT 3850 siehe Földi 2019. 520 Transliteration und Übersetzung bei Boyer 1928, 25–27.

2. Larsa

Rs.

14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21: 22: 23:

[š]a dutu pu-uḫ-ḫi-ir-ma I i-bi-dnin-šubur sagu rd u ša a-na ⌈ dutu ⌉ ad-di-nu a-na še-ep-den.zu gud u 4 dutu pi-qí-is-sú-ma ku ru m 6 ša a-na dutu ⌈it-ta⌉-na-ab-ba-lam li-di-in-ma a-na é-b abbarri li-še-li-ma li-ik-ru-ba-am ⌈am⌉-ra-ma a-ša-ar ma-ar-sú la i-ša-ka-aš-šu šum-ma aḫ-ḫu-ti ta-ra-⌈a-am⌉ aš-šum-i-a a-na é du tu e-ru-ub d utu šu-ú ba-la-at-ka li-iq-[bi]

135

des Šamaš und Ibbi-Ninšubur, der Sklave, den ich an Šamaš gegeben haben, vertraue dem Šēp-Sîn, dem pašīšum-Priester von Šamaš an und das Speiseopfer, das er für Šamaš regelmäßig darbringt, möge er geben und an das Ebabbar bringen und möge er für mich beten. Lies! An einen schlechten Ort soll er ihn nicht setzen. Wenn du meine Brüderlichkeit magst, dann trete für mich in den Šamaš-Tempel ein! Möge Šamaš, er selbst, dir Leben zusprech[en].

Dieser Brief ist einer der wenigen Belege für kultisch-religiöse Aufgaben eines Sklaven im Tempel.521 Die Übergabe des Sklaven namens Ibbi-Ninšubur an Šamaš ist zudem mit einem ungewöhnlich hohen Aufwand verbunden. Der Absender des Briefes ist gleichzeitig der Besitzer des Sklaven, der wiederum über die dritte Person namens Ana-pani-Sîn-tadini an Šēp-Sîn, dem pašīšum-Priester übergeben werden sollte. Der Adressat des Briefes ist awīlum, über dessen genauere Funktion nichts bekannt ist.522 Er wird von Mār-ersetim darum gebeten, den šangûm-Priester und die pašīšum-Priester bei der Ankunft des Sklaven im Hof des Tempels zu versammeln. Die letzten Zeilen des Briefes beschreiben die kultisch-religiösen Aufgaben, denen der Sklave im Tempel nachgehen sollte (Speiseopfer für Šamaš und Gebete für seinen Besitzer Mār-ersetim). Der Brief wirft gleich mehrere Fragen auf: Warum sollten sich alle Priester und der awīlum versammeln, um einen Sklaven zu empfangen? Was für ein Verhältnis hatte der Sklave Ibbi-Ninšubur zu seinem Besitzer Mār-ersetim? Handelte es sich bei diesem Vorgang um eine Ausnahme? Die Versammlung der Priester könnte damit zu erklären sein, dass sie zum einen den Sklaven kennenlernen mussten, da dieser für seine zukünftigen kultisch-religiösen Aufgaben Zugang zu bestimmten, möglicherweise sonst eingeschränkt zugänglichen Bereichen des Tempels haben musste. Zum anderen könn521

Ein weiteres Beispiel aus Ur ist das Verstreichen von Öl auf Tempelinventar zum Anlass der rituellen Reinigung in JCS 28 Nr. 8. Siehe dazu im Kapitel Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel. 522 Für eine Gleichsetzung mit Balmunamḫe/awīlum, der zu Beginn des Kapitels diskutiert wurde, gibt es keine Hinweise.

136

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

ten ihn die Priester auch Einweisungen in seine kultischen Aufgaben gegeben haben. Für eine persönliche Beziehung des Sklaven zu seinem Besitzer Mār-ersetim spricht die Anweisung in Z. 20: a-ša-ar ma-ar-sú la i-ša-ka-aš-šu „An einen schlechten Ort soll er ihn nicht setzen.“ Es ist außerdem davon auszugehen, dass auch Mār-ersetim eine gewisse soziale Stellung in Larsa und vielleicht auch in Bezug zu dem Ebabbar innehatte, die den in dem Brief beschriebene Aufwand rechtfertigt. Da kein zweiter Beleg für eine solche Vorgehensweise bekannt ist, wird es sich bei dieser Art von Sklavenschenkung an den Tempel um eine Ausnahme gehandelt haben. 2.5.4. Sklaven im Ebabbar von Larsa: Fazit Die Informationen über Tempelsklaven im Šamaš-Tempel von Larsa sind begrenzt, da ein Teil der Texte nicht publiziert worden ist. Dennoch geben die kurzen inhaltlichen Beschreibungen D. Arnauds den Eindruck, dass der Tempel beständig über eine nicht geringe Anzahl von Sklaven verfügen konnte. Interessant sind vor allem die Auflistungen der Sklavinnen und Sklaven anderer im Ebabbar verehrter Gottheiten, wie Inanna von Zabalam, Ea und Nergal. Es deutet alles darauf hin, dass die dazugehörigen Kapellen über eigene Sklavinnen und Sklaven verfügten. Ein weiterer Einsatzbereich der Sklavinnen des Ebabbars war die Textilherstellung in der Weberei des Tempels. Bislang einzigartig sind die geschilderten kultisch-religiösen Aufgaben des in dem Brief CHJ 107 genannten Sklaven, der an das Ebabbar verschenkt wurde.

2.6. Sklavenstiftungen an Gottheiten Spenden und Weihgaben an einen Tempel wurden entweder vom König oder von Privatpersonen geleistet. Neben Gegenständen und Tieren konnten auch Personen523 geweiht werden. Von einer solchen Weihung an den Mondgott Nanna in Larsa berichtet der Text YOS 14 298: YOS 14 298524 Vs.

523

1: 2: 3: 4:

1 ma-na kù-babbar 1 gín kù-si 2 2 16 ma-na urudu ki-lá su-mu-ta-mar

1 Mine Silber, 1 Schekel Gold, 16 Minen Kupfer: Bildnis525 des Sūmû-tamar,

Die Personenweihung ist vor allem aus dem altbabylonischen Ur belegt, siehe dazu das Kapitel 1. Ur. 524 Transliteration und Übersetzung bei www.archibab.fr (10.03.2019) und Richter 2004, 392. 525 „Sofern er [=der Text] richtig gedeutet ist, handelt es sich um eine Art nachträglich ausgestellter Quittung, die Šallurtum fünf Monate nach der Anfertigung der Statu(ett)e erhielt.

2. Larsa

Rs.

5: 6: 7: 8: 9: 10:

137

1 sagu rdu ein Sklave – šùd-dè ša-lu-ur-tum Weihgabe der Šallūrtum. nam-ti su-mu-ta-mar Für das Leben des Sūmû-tamar iti bár-zà-gar hat sie es im Monat I an Nanna d šeš-ki-ra gegeben. in-na-an-šúm (Datum: Monat VI, 21. Tag, Sîn-erībam 1)

Bei den Weihgaben handelte es sich um Edelmetalle für eine Statuette und einen Sklaven. Die Statuette stellte eine Person namens Šūmû-tamar dar, für dessen Leben die Stifterin Šallurtum die Weihgaben an Nanna526 darbrachte. In welchem Verhältnis Šallurtum zu Šūmû-tamar stand, kann nicht festgestellt werden, aber es handelte sich vermutlich um eines ihrer Familienmitglieder. Das Ausstellungsdatum der Urkunde liegt ungefähr ein halbes Jahr nach der eigentlichen Stiftung, sodass es sich um eine im Nachhinein ausgestellte Bestätigung handelte. Über den Sklaven und dessen weiteren Verbleib kann aus dem Text selbst nichts in Erfahrung gebracht werden. Parallelen der Personenweihung – vor allem aus Ur527 – liefern Hinweise, dass der Tempel den Sklaven aus wirtschaftlichen Gründen als Arbeitskraft einsetzte. Durch die ungewöhnliche Sklavenschenkung an das Ebabbar, die aus dem oben besprochenen Brief CHJ 107528 bekannt ist, eröffnet sich jedoch die Möglichkeit, dass der Sklave „für das Leben des Sūmûtamar“ kultisch-religiöse Funktionen ausführen musste. Ein ähnlicher Sachverhalt liegt dem Text VS 13 102 zugrunde, in dem eine Personenstiftung vor Zeugen festgehalten wurde: VS 13 102529 Vs.

1: 2: 3: 4:

igi a-ak-ka-a I a-pil!-ì-lí-šu!530 I ib-na-tum Id en .zu -u ru 4 ⌈dumu ⌉ dingir-šu-ba-ni

Vor Akkâ, Apil-ilīšu, Ibnātum, Sîn-ēriš, ⌈Sohn⌉ von Ilšu-bani,

Diese war für das Leben des Sūmu-tamar bestimmt. Wie K. Reiter mitteilte, könnte es sich bei den in den Z. 1–3 genannten Metallmengen um solche handeln, die für Applikationen, Metallfolien oder Nieten verwendet wurden. […] Die Statue selbst bestand vermutlich aus einem Holz- oder Bitumenkern. – Zeile 4: Die Gleichung k i - l á = šikittu ist nur aus LL des 1. Jt. v. Chr. überliefert (Nabnītu); siehe CAD Š/2, 430 lexical section. Die Deutung k i - l á = šuqultum, „Gewicht“, ist ebenso denkbar“, Richter 2004, 3391348. 526 Für weitere Belege des Nanna/Sîn-Kultes in Larsa siehe bei Richter 2004, 335–339. 527 Siehe dazu das Kapitel 1. Ur. 528 Siehe dazu das Kapitel 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš. 529 Übersetzung bei Koschaker / Ungnad 1923, 129. 530 Lesung des PN nach Zs. Földi (22.04.2019).

138

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Rs.

5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14:

I

nì-ú- 531 Id en .⌈zu⌉-ma-gir x-ia I u-bar-d⌈utu⌉ I šeš-ki-zi-mu i-na ma-ḫa-ar ši-bi-i an-nu-ú-tim Id u t u - ⌈li⌉-wi-ir I ku-ne-e-tum géme a-na de n . ⌈ z u ⌉ - li-ta-làl nam-til-la-ni-šè in-⌈šúm⌉

Nigurum?, Sîn-māgir, …, Ubār-⌈Šamaš⌉, Nanna-zimu – vor diesen Zeugen hat Šamašliwwir die Sklavin Kunetum dem Sîn-lîtalal für sein Leben ⌈gegeben⌉.

In diesem Text wurde eine Sklavin für das Leben des Stifters Šamaš-liwwir vor Zeugen an eine Person namens Sîn-lîtalal gegeben. Da eine Weihung aber immer an eine Gottheit gerichtet gewesen sein musste, handelte es sich bei Sîn-lītalal sicherlich um den Angestellten eines Tempels, der stellvertretend für eine Gottheit die Weihgabe empfangen hat.532 Einen Hinweis, um welchen Tempel es sich hier gehandelt haben mag, liefert der Text VS 13 95, in dem Sîn-lîtalal zusammen mit Šamaš als Kreditgeber533 auftrat: VS 13 95534 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

25 1(bariga) 2(baneš) 7580 l Getreide haben Ḫuzālatum und Ḫāzirum, der gu r še ki dutu Gärtner, von Šamaš und Sînù den.zu-li-ta-làl lîtalal, erhalten. I ḫu-za-la-tum ù ḫa-zi-ru-um nu - giškiri 6 šu ba-an -ti itu sig 4 -a Im Monat III werden sie das še ì-ág-e Getreide darwägen. 6 Zeugen (Datum: Monat 10, Rīm-Sîn I 17)

Es deutet somit alles darauf hin, dass Sîn-lîtalal die Sklavin des Šamaš-liwwir als Vertreter der Šamaš-Tempels entgegengenommen hat.

531

Lesung des PN nach Zs. Földi (22.04.2019). Koschaker / Ungnad 1923, 45–46 und Leemans 1991, 314. 533 Zum Kreditwesen der Tempel in altbabylonischer Zeit siehe Charpin 2015b, 149–172. Nachweise für den Tempel als Kreditgeber geht zurück bis in die präsargonische Zeit, s. dazu Bauer 1975; für die Ur-III-Zeit s. Neumann 1992a, bes. 167–168, Neumann 2002 und Zettler 1992. 534 Übersetzung bei Koschaker / Ungnad 1923, 9. 532

2. Larsa

139

2.7. Der Palast des Nūr-Adad Der Palast des Nūr-Adad wurde von A. Parrot im Jahre 1933535 entdeckt und dann 1969 und 1970 ausgegraben.536 Alles deutet darauf hin, dass dieses Gebäude bereits kurz nach der Fertigstellung schon wieder verlassen wurde, und zwar aus freiem Willen.537 Es gibt eine Reihe von Texten, die zwar zu diesem Palast gehörten, allerdings außerhalb der Palastmauern gefunden wurden. Sie umfassen Vorgänge der šà-tam „Verwalter“ und datieren von Gungunum bis Sîn-iqīšam.538 Es stellt sich daher die Frage, inwiefern diese Texte mit dem Palast des Nūr-Adad in Verbindung stehen, wenn dieser nicht – oder kaum – genutzt worden ist. Meines Erachtens handelte es sich eher um ein offizielles Archiv, das schon vor dem Bau des Nūr-Adad-Palastes an diesem Ort gelagert (ab Gungunum) und auch noch bis in die Regierungszeit des Sîn-iqīšam fortgesetzt wurde. Von besonderer Bedeutung für die vorliegende Fragestellung sind zwei fragmentarisch erhaltene administrative Texte, die von D. Arnaud in BBVOT 3 publiziert worden sind.539 Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes ist in beiden Urkunden kein Datum erhalten. BBVOT 3 31 notiert Ausgaben eines Produkts, dessen Bezeichnung nicht mehr erhalten ist. Vermutlich handelte es sich um Getreide oder Mehl, das als Rationen an verschiedenen Sklaven ausgegeben wurde: Z. 7: Z. 12–13: Z. 14–15: Z. 17:

5 4 6 [

sìla kurum 6 u rd u ia?-[ ] sìla kurum 6 u rd uḫi-[a] n ì na-ra-am- di[m] sìla kurum 6 u rd uḫi-a ša iš-tu ì-si-in⌈ki⌉ ] kuru m 6 u rd u n ì d⌈nanše ?⌉[ ]

In diesem Text wurden unterschiedliche Mengen von Nahrungsrationen an Sklaven verteilt, die anhand ihrer Zugehörigkeit identifiziert werden können. Sie gehörten zu einer Person namens Narām-Sîn, über die keine weiteren Aussagen getroffen werden können. Zum anderen wurden Sklaven versorgt, die aus Isin stammten. Vermutlich handelte es sich hierbei um Kriegsgefangene. Der Text endet mit Z. 17: [ ] kurum 6 u rd u n ì d⌈x⌉[ ]. Diese Sklaven gehörten entweder einer Gottheit oder einer Person, deren Namen mit dem Namen einer Gottheit beginnt.

535

Parrot 1933, 177–178. Siehe zusammenfassend und mit Literatur bei Margueron 1982, 381–389. 537 „[…] absence totale d’objets tant dans les éboulis que dans le sol et surtout, chaque fois qu’il nous étaient donné d’atteindre ce dernier, l’absence de toute trace d’occupation. Ces deux faites paraissent surprenants. Si on ajoute que l’on n’a trouvé aucune trace manifeste d’incendie, on pouvait en déduire que pour une raison ou pour une autre le palais été simplement abandonné“, Margueron 1982, 384. 538 Arnaud 1980–1983, 496–497. 539 Arnaud 1994, 2–6, bes. Nr. 31 und 33. 536

140

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Der zweite Text BBVOT 3 33 notiert auf insgesamt sechs Kolumnen Getreiderationen für Sklavinnen, die in Gruppen jeweils einem Aufseher zugeteilt worden sind. Von zwei Kolumnen sind die Anfänge erhalten, die jeweils die Anzahl der im vorangehenden Abschnitt versorgten Sklavinnen notieren: ii 1’: iii 15’:

[

] 144 géme

273 géme

Dies ist eine beträchtliche Anzahl von Sklavinnen, die von der Palastinstitution verwaltete wurde. Zweimal wird außerdem erwähnt, dass die Sklavinnen keine Mutter hatten (ama nu-tuku, ii 9’ und iii 18’). Bei den Sklavinnen mit dieser Bezeichnung handelte es sich also um Waisen, wie ein Eintrag in der lexikalischen Serie ana ittīšu zeigt, der sich unter anderem mit der Adoption eines Jungen ohne Eltern befasst: ana ittīšu Tafel 7, iii540 (11)

nu-gig-ga-bi dumu-sila-àm (12)mi-ni-ri

(15)

ad-da-ni ù ama-a-ni nu-[zu]

„Diese qadištum nahm einen Jungen von der Straße auf […]. Es [kennt] seinen Vater und seine Mutter nicht.“541 Die Aufnahme von Waisen und Findelkindern im Tempel, die ihm dann als Arbeitskraft dienen sollten, ist nicht nur für die altbabylonische Zeit (vor allem aus dem Nanna-Ningal-Tempel in Ur542) bekannt, sondern ist als ein periodenübergreifendes Phänomen Mesopotamiens zu betrachten.543

2.8. Versorgungslisten Aus Larsa stammen eine Reihe von Versorgungslisten, die unter anderem Rationen für Sklavinnen und Sklaven notieren. Die Diskussion dieser Texte wird vor allem dadurch erschwert, dass sie alle durch Raubgrabungen entdeckt worden sind. Es gibt aber Indizien dafür, dass sie dem institutionellen Bereich der Stadt Larsa – vermutlich der Palastadministration544 – zuzuordnen sind. Eine Gruppe von 22 Rationslisten kann aufgrund ihres Inhalts und ihrer Form545 als zusammengehörig betrachtet werden und wird hier als „Dossier 1“ 540

Landsberger 1937, 100. Für die Übersetzung und einen Kommentar siehe Volk 2006, 53. 542 Siehe dazu das Kapitel zu Ur 1.3. Die a - r u - a-Texte und der Nanna-Ningal-Tempel. 543 Siehe für die neubabylonische Zeit Wunsch 2004 und für die Ur-III-Zeit Heimpel 2010. 544 Für eine Zuordnung in den institutionellen Bereich – besonders in den des Palastes – spricht die häufige Nennung der d u m u - m u n u s l u g a l „Tochter des Königs“ als Empfänger von Rationen (CUSAS 15 70, Z. 2; 75, Z. 2; 118, Z. 2; 165, Z. 2) 545 Fotos aller Texte bei https://cdli.ucla.edu (28.02.2019). 541

2. Larsa

141

bezeichnet.546 Sie wurden alle von A. Gadotti und M. Sigrist 2011 in CUSAS 15 publiziert.547 Nur einer dieser Texte enthält einen Jahresnahmen (CUSAS 15 155: Rīm-Sîn I 29), die restlichen sind nur durch die Nennung von Monat und Tag datiert. Innerhalb dieses Dossiers ist eine weitere Einteilung in drei Untergruppen möglich. 2.8.1. Gruppe A: Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters In der ersten Gruppe gibt es sieben Versorgungslisten, die unter anderem Rationen für die Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters notieren. Sie ähneln sich sehr stark in Form und Inhalt, sodass an dieser Stelle nur ein Textbeispiel angeführt wird: CUSAS 15 165548 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21:

546

2(bán) 4 na-ap-ta-[nu-um] 2(bán) [dumumu]nus-⌈lugal⌉ 1 s ì l a mu-ḫa-di-tum [x sìla] dumumeš-é [x sìla] še nì-àr-ra 1 [sìla] dzu-gal-še-me-a-at 1 sìla [ki]-sì-ga 2 sìla ku-ma-ad 1 sìla a-ḫa-sú-nu 1 sìla ta-ri-iš-ma-tum 1 sìla a-ma-a-a-tum 1 sìla iš8-tár-la-ma-sí 1 sìla iš8-tár-dam-qá-at ⌈2 ⌉ sìla den.zu-i-dí-nam 2 sìla sipa 2 sìla i-ri-ba-am 1 sìla a-pil-ì-lí-šu 4 sìla géme ga-gi [2+ sìla] géme-u rdu ḫazi-rum ù èr-ra-na-sir 5 sìla den.zu-ša-mu-úḫ

24 l: naptānum-Mahlzeit, 20 l: [Tocht]er des ⌈Königs⌉, 1 l: Muḫaddîtum, [x l]: Söhne des Hauses, [x l]: Getreideschrot,549 1 [l]: Šugallitum-šemeat, 1 l: [To]tenopfer, 2 l: Kumad, 1 l: Aḫāssunu, 1 l: Tarīš-mātum, 1 l: Amajātum, 1 l: Ištar-lamassī, 1 l: Ištar-damqat, ⌈2⌉ l: Sîn-iddinam, 2 l: Hirte(n), 2 l: Irībam, 1 l: Apil-ilīšu, 4 l: Sklavinnen des gagûmKlosters, [2+l]: Sklavinnen und Sklaven des Ḫāzirum und Erra-nāsir, 5 l: Sîn-šamuḫ,

Siehe zu diesen Texten und deren Einteilung Charpin 2015c, 180–181. Gadotti / Sigrist 2011. Siehe auch den Rezensionsartikel von Charpin 2015c, 177–182. 548 Foto der Tafel: https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P270782.jpg (29.02.2019). 549 n ì - à r - r a (akk. mundum) bezeichnet (Getreide)schrot, dass das Produkt des Vorgangs samādum „(zu Schrot) mahlen“ ist, siehe dazu Milano 1993–1997, 25. 547

142

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

22:

5 sìla sag-du a-šà éd utu (Datum: Monat V, 25. Tag)

5 l: Person? des Feldes des Šamaš-Tempels.

Der Text notiert die Empfänger von Rationen, die sich auf 1 l bis 24 l belaufen. Die Art der Ration wurde nicht notiert, aber es wird sich sehr wahrscheinlich um Getreide(produkte) im weitesten Sinne gehandelt haben, wie in Z. 5 durch „Getreideschrot“ angedeutet wurde. Die Rationen wurden einzelnen Personen zugeteilt, aber auch Personengruppen oder der naptānum-Mahlzeit.550 Im Folgenden sind die Zuteilungen (Angaben in sìla) der Texte der Gruppe A zusammengefasst: Empfänger naptānum du mu -munus lugal Muḫaddîtum du mumeš é nì-àr-ra Šugallītum-šemeat Totenopfer Kumad Aḫāssunu Tarīš-mātum Amajātum Ištar-lamassī Ištar-damqat Sîn-iddinam Hirte(n) Irībam Apil-ilīšu géme gagî ku ru m 6551 1 g éme gagî

550

165 24 20 1 x x 1 1 2 1 1 1 1 1 2 2 2 1 4

118 70 40 2 10 4½ 2 2 1 1 1 1 1 x 2 2 2 1

CUSAS 15 75 70 80 80 15 ½ x 16 3 x 8 x x 2 2 11 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 x x 2 2 2

1

2

64 80 16 8 x 2 1 1 1 1 1 1 2

2 2

Für die naptānum-Mahlzeit während der Regierungszeit von Rīm-Sîn siehe Charpin 2013 (mit Literatur). 551 Bei k u r u m 6 (akk. kurummatum) handelt es sich um eine Ration, die die Versorgung von Personen sicherstellen soll, die im Dienst des Tempels oder des Palastes tätig waren. Sehr häufig ist dieser Begriff im Kontext der sogenannten „Unterhaltsfelder“ (a - š à k u r u m 6) belegt, siehe dazu zusammenfassend und mit Literatur bei Stol 2004, 732–746 (8. Dienst), bes. 732–738 (8.2. Dienst und Entlohnung). Allgemein ist eine Ration außerdem „scharf von Lohn zu unterscheiden“, siehe Stol 2006–2008, 269.

2. Larsa

Empfänger géme-urdu Ḫāzirum / Erranāsir Sîn-šamuḫ sag-du a-šà é- dutu ku ru m 6 1 u rdu en-me-li552 é- dutu Mašda é-pi-li aširtum Gāmil ag rig

165

118

2+x

4

143

CUSAS 15 75 70

64

5 5 1 1 10 1/2 1 20553

Zwei weitere Texte der Gruppe A weichen von dem Schema der oben zusammengefassten Texte ab, nennen aber auch Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters als Empfänger von Rationen (Mehl – Angaben in sìla): Empfänger šà-gal anšeḫi-a é-gibil Luštammar (Ḫamsû(m)-Feldzug)554 šà-gu 4 ša Lagaš Iawiātum šà-gu 4 šà-gu 4 ša Ḫabiba géme gagî ku ru m 6 Kuzzuru u rdu gagî sip a Aḫāssunu šitim en-[me-]li556

137 44 10 5 2 2 2 2

CUSAS 15 142

6555 10 5 7 2557 (+ weitere Einträge)

Bei der Institution, die die Versorgungsrationen ausgegeben hat, muss es sich um eine zentral gesteuerte Einrichtung gehandelt haben, da ein breites Versorgungs552

e n - m e - l i = ensû oder šā’ilu „Traumdeuter; Wahrsager“, siehe Civil / Reiner 2014, 45 und 76. 553 Diese Ration wird präzisiert: 10 l z ì - g u und 10 l d a b in (Z. 14f.). Zu den Mehlsorten siehe Milano 1993–1997, 26. 554 Lesung „Ḫamsû(m)“ nach Zs. Földi (22.04.2019). 555 Mit dem Zusatz: ša u 4 - ⌈ 6?⌉ - k a m (Z. 2). 556 Lesung nach Zs. Földi (22.04.2019). 557 Mit dem Zusatz: [ša] u 4 - 2 - k a m (Z. 5).

144

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

spektrum abgedeckt wurde. Die Zuteilungen gingen nicht nur an einzelne Personen, die in dem Text namentlich genannt wurden, sondern auch an Tempel, Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters oder Palastangehörige wie die Tochter des Königs. Daneben wurden Rationen für das Totenopfer oder die naptānumMahlzeit ausgegeben und Futter für Tiere bereitgestellt. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Versorgung der Sklavinnen und Sklaven, die als géme und urdu gagî „Sklavinnen und Sklaven des gagûm-Klosters“ bezeichnet wurden. Das gagûm-Kloster ist vor allem aus dem altbabylonischen Sippar bekannt, das den dortigen nadītum-Priesterinnen als Unterkunft diente.558 Es ist außerdem in Kiš, Nippur, Nērebtum und Elam nachgewiesen.559 Durch die Versorgungslisten ist nun die Existenz eines gagûm-Klosters auch für Larsa bekannt. Die genannten Sklavinnen und Sklaven wurden vermutlich ähnlich wie in Sippar für Tätigkeiten in der Weberei oder zum Getreide mahlen eingesetzt.560 Die Beständigkeit, mit der die Sklavinnen und Sklaven des gagûm-Klosters in diesen Versorgungstexten genannt wurden, weist darauf hin, dass sie ein fester Bestandteil der Rationsempfänger waren. 2.8.2. Gruppe B: Handwerkerlisten Drei weitere Versorgungslisten sind als zusammengehörig und von Gruppe A getrennt zu betrachten, da sie vor allem Handwerker als Empfänger von Rationen nennen, die in Form von Bier und Mehl ausgeteilt wurden. Unter ihnen befindet sich der einzige Text aus Dossier 1, der mit einem Jahresnamen datiert wurde (CUSAS 15 155: Rīm-Sîn I 29). Als Empfänger von Bier- und Mehlrationen sind folgende Personen und Berufe notiert (Angaben in sìla): CUSAS 15 Empfänger Izzalum Nidnūša Ḫurāsātum šitimmeš šitim tur-ra šitim sag urdu-é

558

121 Bier 10 12 2

Mehl

155 Bier 10

Mehl

94 Bier

Mehl

5 (für ?) 4 (für 2) 2 (2)

Zum gagûm-Kloster in Sippar siehe Harris 1963 und 1975, 303–304, Janssen 1991, Richardson 2010, Barberon 2012, 62–64. 559 Harris 1963, 122. 560 Zu diesen Tätigkeiten im gagûm-Kloster in Sippar siehe Harris 1963, 142–148.

2. Larsa

145

CUSAS 15 Empfänger u m-mi-a nagar ( gišig/ gišgigir)

121 Bier

Mehl

2 (für 2)

Mehl

94 Bier

Mehl

4 (für 2) 8 (für 4)

25 (für 5) dumu é-dub-ba má-laḫ 4 / laḫ 6 šādidum561 urdu šu-bir 4 ù sip a urdu ša Sîneriš ana marsūtim géme

155 Bier 12 5

3

6 (für 3) 10 (für 5)

9 (für 2)

21 (für 3)

4 (für 4) 8 2

x

2 1

2 1

Im Gegensatz zur Gruppe A wurden die Sklaven und Sklavinnen hier mit einer Reihe von Personen aufgelistet, die vor allem handwerklichen und landwirtschaftlichen Tätigkeiten nachgegangen sind, sodass wohl auch die neben ihnen genannten Sklaven in diesem Bereich eingesetzt worden waren. Besonders eindeutig ist CUSAS 15 94, Z. 3: 2 sìla kurum 6 šitim sagu rdu é „2 l Essensration für den Baumeister, Sklave des Hauses“. Der Hirte in CUSAS 15 121 wird zusammen mit subaräischen Sklaven genannt, die ihm wohl als Unterstützung zur Seite gestellt wurden (Z. 14f.: 8 sìla dabin kurum 6 urdu šu-bir 4 ù sip a „8 l Mehl: Essensration für die/den subaräischen Sklaven und den Hirten“). Diese Versorgungstexte zeigen nicht nur auf, in welchen Bereichen Sklaven eingesetzt wurden, sondern liefern auch Hinweise dafür, dass sie sich im Laufe der Zeit innerhalb ihres Einsatzgebietes spezialisieren und sich in dem jeweiligen Handwerk verbessern konnten.

2.9. Diverse administrative Texte Es gibt eine Reihe von administrativen Texten aus Raubgrabungen, die der Stadt Larsa zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit zugeordnet werden können, für die aber 561

Lesung nach J.-M. Durand: „11) Le métier de šādidum « hâleur » fait sens après la mention de bateliers“, bei www.archibab.fr/4DCGI/listestextes3.htm?WebUniqueID=96 7543 (10.03.2019).

146

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

kein Archivkontext rekonstruiert werden kann, wie es für viele andere Texte aus Larsa gelungen ist. Die für die vorliegende Fragestellung relevanten administrativen Texte ohne Archivkontext sollen das Kapitel über Larsa abschließen. 2.9.1. HEO 18 169 – Sklavenrationen für 1 Jahr In HEO 18 169 wurden die Getreiderationen für elf Sklaven und drei Sklavinnen für jeweils einen Monat aufgelistet und schließlich für ein Jahr zusammengerechnet. HEO 18 169 Vs.

1: ⌈ 1 ( b a r i g a ) 3 ( b á n )⌉ ⌈š e ⌉ - b a 2: 1 ( b a r i g a ) 3(bán) 3: 1( b a r i g a ) 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

1( b a r i g a ) 1(bariga) 1( b a r i g a ) 1( b a r i g a ) 1( b a r i g a ) šà-bi ⌈x⌉[] 1( b a r i g a ) 1( b a r i g a ) 1( b a r i g a )

13: 11 u r d uḫi-a 14: še-b i 2(gur) 2 (b ariga) gur 14: 3 ( b á n ) 15: 3 ( b á n ) 16: 3 ( b á n ) Rs. 17: 3 g é m eḫi-a 18: š e - b i 1(bariga) 3(bán)

562 563

⌈ mi-il-ki⌉-li

90 l: ⌈Milkī⌉-ilī,562

a-ḫu-⌈šu⌉-nu

90 l: Aḫū⌈šu⌉nu,

a-na- d u t u ták-la-ku d e n - l í l - a-bi ki-ir-ba-nu-um a-ḫi-wa--ru-um d utu-illat ⌈de n . z u ⌉ - pi-la-⌈aḫ⌉ von …, é- a - ša[r-ru-u]m é? [ ] ⌈i-ši-im-ba-la nu giš kiri 6⌉563 elf Sklaven – ihr Getreide: 690 l.

30 l: Ana-Šamaštaklāku, 30 l: Enlil-abī, 30 l: Kirbānum, 30 l: Aḫī-waqrum, 30 l: Šamaš-tillatī, 30 l: ⌈Sîn⌉-pil⌈aḫ⌉

ši-ma-a-ḫa-ti a-ma-at-de n . z u d dam-ki-na-um-mi drei Sklavinnen – ihr Getreide: 90 l.

30 l: Šīma-aḫāti, 30 l: Amat-Sîn, 30 l: Damkina-ummī,

Lesung des PN nach Zs. Földi (22.04.2019). Lesung der Zeile nach Zs. Földi (22.04.2019).

30 l: Ea-ša[rru]m, 30 l: …, 30 l: ⌈Išīm-bala, Gärtner⌉,

2. Larsa

147

19: š u - n í g i n 14 g é m e Zusammen 14 Sklaven und ḫi-a Sklavinnen – urdu 20: š e - b i 2 ( g u r ) ihr Getreide: 810 l. 3(bariga) 3(bán) gur 21: n i n d a i t i - 1 - k a m Rationen für einen Monat – 22: š u - n i g i n [ 30?+]⌈2.2.0 zusammen [97]⌈20⌉l – gu r⌉ 23: n i n d a m u - 1 - k a m Rationen für ein Jahr. (Datum: Monat XII, Rīm-Sīn I 6) Der Text wurde im XII. Monat ausgestellt, sodass er als eine Jahresabrechnung betrachtet werden kann. Die Rationen umfassen – bis auf zwei Ausnahmen zu Beginn mit 90 l – immer 30 l. Die Höhe der Rationen von 30 l pro Monat entspricht dem üblichen Subsistenzminimum.564 Die Rationsgröße der Sklavinnen entspricht der der Sklaven, woraus geschlussfolgert werden kann, dass sie die gleiche Arbeit ausführen mussten. Die größeren Rationen der beiden erstgenannten Sklaven könnten durch arbeitsintensivere Tätigkeiten oder eine höhere Qualifikation des jeweils benötigten Handwerks begründet werden.565 2.9.2. OECT 15 69 – Zuweisung zweier unfreier Köchinnen Der Einsatzort einer Sklavin oder eines Sklaven innerhalb einer institutionellen Einrichtung stand, wenn möglich, in Abhängigkeit ihrer oder seiner beruflichen Fähigkeiten. Dies ist auch bei der Zuweisung von zwei Sklavinnen aus der Regierungszeit Rīm-Sîns II der Fall: OECT 15 69566 Vs.

1: 2: 3: 4:

564

Id

be-el-tum-ga-mi-la-at ša du t u - a n - d ù l š à u g u l a du t u - li-wi-ir lú gada Id nin-é-nim-mala-ma-sí

Bēltum-gāmilat, von Šamašsulūlī, zugehörig dem Aufseher Šamaš-liwwir, der Leinenweber,567 Ninenimma-lamassī,

Siehe bei Stol 2006–2008, 266–267. Vielleicht wurden die Sklaven auch zusammen mit ihren Kindern eingerechnet (Hinweis von Zs. Földi, 22.04.2019). 566 Foto: https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P347412.jpg (28.02.2019). „[…] le texte a été défini comme « Lentoid tablet, exercise or draft of contract clauses ». En fait, il enregistre le fait que 2 esclaves-cuisinières ont été reçues par le chef-cuisinier Ilî-ippalsam : toute tablette lenticulaire n’est pas scolaire, le format est parfois utilisé pour des textes administratifs“, Charpin 2007, 150. Auf der Rückseite 4 nur schwer lesbare Zeilen: (1)⌈x⌉ [ ] (2)ša u-bar-du t u x i-din-di š k u r ? (3)ša i-na qá-ti ⌈x x x⌉ (4)urusi-tar-⌈la?ki?⌉ (Lesung Z. 2 und 4 nach Zs. Földi, 22.04.2019). 567 Waetzoldt 1980–1983, 584. 565

148

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

5: 6: 7: 8: 9:

ša ḫa-ab-lum uruḫa-an-zí-pata-nuk i š à u g u l a a-ḫu-ki-nu-um n ì - š u é - a - síl-lí! 2 g é m e a-[n]a mí muḫaldim š u - t i - a ì-lí-ip-pa-al-sàam ugula muḫ aldim

von Ḫablum (aus) Ḫanzipatānu,568 zugehörig dem Aufseher Aḫu-kīnum. Unter der Verantwortung des Ea-sillī – zwei Sklavinnen f[ür] die Köchinnen – empfangen von Ilī-ippalsam, dem Aufseher der Köche. (Datum: Monat IX, 10. Tag, Rīm-Sîn II 1)569

Zwei Frauen, die am Ende des Textes als „Sklavinnen“ und „Köchinnen“ ausgewiesen werden, wurden an Ilī-ippalsam übergeben. Für die verwaltende Institution dieser Sklavinnen war neben der Nennung ihrer beruflichen Qualifikation außerdem die Nennung der für sie Verantwortlichen und deren Vorgesetzten offensichtlich von Bedeutung. Es wurden also nicht nur ihre Besitzer genannt (Šamaš-sulūlī und Hablum aus Ḫanzipatānu), sondern auch die Aufseher dieser Besitzer (Šamaš-liwwir, der Leinenweber und Aḫu-kīnum). Ein undatiertes Textfragment (OECT 15 72) steht hinsichtlich prosopographischer Gemeinsamkeiten in unmittelbarerer Verbindung zu der Zuweisung der beiden versklavten Köchinnen: OECT 15 72570 Vs. 1’: 2’: 3’:

4’: 5’:

568

Anfang abgebrochen ⌈x x⌉ [dnin]-⌈é-nim⌉-mala--sí ša ḫa-ab-lum [ ] uruḫa-an-zí-pa-ta-nuki [ ] x dur-ki-tum-um-mi ša a-bi-di-ra-aḫ uruki DAM BI [ ] gìri du mu - dig -g alla ša a-ḫi-ia-a ub?-lu-šu [ ] a-na ⌈muḫaldim⌉ ugu la ì-lí-ip-pa-al-sà-am išša-tar

[Nin]-⌈enim⌉ma-lamassī von Ḫablum, … (aus) Ḫanzipatānu. Urkītum-ummī von Abī-diraḫ (aus) der Stadt … – Überbringer ist Mār-Iggalla, den Aḫīja brachte?. … als ⌈Koch⌉ unter der Aufsicht des Ilī-ippalsam ist er eingeschrieben.

Für weitere Belege von Ḫanzipatānu siehe RGTC 3, s.v. Ḫanzipatānu 90–91. Jetzt auch zwei Texte über den Transfer von Personal (T.06, Z. 3 und T.07, Z.3) in: Mander / Pomponio 2001. Alle Belege stammen aus Larsa und/oder der näheren Umgebung. 569 Zur Datierung des Textes in die Regierungszeit Rīm-Sîns II siehe Charpin 2007, 154. 570 Auf der Rückseite der Tafel wurden in 90° gekippter Leserichtung folgende Zeilen notiert: (1)[ ] g é m e 1 (2)⌈2⌉ u r d u 3 (3)⌈1⌉ g é m e (4)⌈3⌉ u r d u ½ (5) 2 ⌈g é m e ⌉ 5 (6)11 ⌈ x ⌉ r i ⌈ a ⅓ b a⌉ . Ein Zusammenhang zum Inhalt des Textes kann nicht festgestellt werden. Lesung der Zeilen 3’–5’ nach Zs. Földi (22.04.2019).

2. Larsa

6‘: 7’: Rs.

8’: 9’:

[ ] dnin-é-nim-⌈ma-lama⌉-sí a-na x x [ ] a-na a-ḫu-ki-nu nì-šu é-a-si-lí [ ] x x la-ma ⌈ x x x ⌉ ša x ⌈x x⌉

149

Nin-eni⌈ma-lamas⌉sī für … … für Aḫu-kīnu, unter der Verantwortung des Ea-sillī … …

Prosopographische Übereinstimmungen zwischen OECT 15 69 und 72 gibt es für Ninenimma-lamassī, ihren Besitzer Ḫablum, den Empfänger Ilī-ippalsam, den Aufseher Aḫu-kīnum und den Verantwortlichen Ea-sillī. Aus OECT 15 72 geht außerdem hervor, dass es sich bei dem Empfänger der Sklavinnen der beiden Texte (Ilī-ippalsam) ebenfalls um einen Koch handelte. Die beiden genannten Sklavinnen Bēletum-gamilat und Ninenimma-lamassī hat er folglich erhalten, da sie über eine entsprechende berufliche Qualifikation verfügten. Des Weiteren werden in OECT 15 72 Urkītum-ummī und Mār-Iggala571 erwähnt, aber aufgrund des schlechten Erhaltungszustands kann nicht festgestellt werden, welche Rolle sie in dieser Transaktion gespielt haben. 2.9.3. CUSAS 15 111 – Sklavinnen für die dusu-Verpflichtung Die mesopotamische Bevölkerung war dem König gegenüber zu Diensten verpflichtet, die aus Ernte- oder Bauarbeiten bestehen konnten.572 Eine dieser Dienstformen hieß tupšikkum (sum. du su ).573 Personen der wohlhabenderen Bevölkerungsschichten konnten ihren Dienst von ihren Sklaven oder von Mietlingen verrichten lassen.574 Eine solche Vorgehensweise wird aus einem administrativen Text aus Larsa deutlich, der die Versorgungsrationen für die du su -Verpflichtung von fünf Sklavinnen notiert. Bei diesen Sklavinnen handelte es sich folglich um Ersatzarbeiterinnen, durch die die du su -Verpflichtung ihrer Eigentümer ausgeführt wurde:

571

„Il est remarquable que Urkîtum-ummî (l. 3: dur-ki-tum-um-mi) soit sous la responsabilité de Mâr-Iggalla (l. 4: GÌR DUMU.dIG.GAL.LA): il s’agit de gens originaires d’Uruk (le toponyme à la fin de la l. 3 ne m’est pas lisible)“, Charpin 200, 150. 572 Stol 2004, 747. 573 Neumann 2001a, 4646. Siehe auch Stol 1995. 574 Die Verrichtung der d u s u - Verpflichtung durch einen Mietling in Larsa z. B. in YOS 12 140: Vs.(1)Ili-pí-it-i š t a r m u - n i (2)k i šu-ì-lí-šu š e š - a - n i (3)a-na g i - d u b - d u s u é - g a llim (4)I pi-ir-ḫu-um (5)i n - ḫ u nun „Den Lipit-Ištar sein Name, hat Pirḫum von Šu-ilīšu, seinem Bruder, für die d u s u -Verpflichtung des Palastes gemietet.“ (Datum: Monat V, 25. Tag, Samsuiluna 5) oder in YOS 12 146: Vs.(1)Ie-ri-ša m u - n i (2)k i ra-ma-ni-šu (3)Ipi-ir-ḫu-um (4) n a m tup-ši-ik-ki (5)n a m u 4! - 3 0 - k a m (6)i n - ḫ u n - g á „Den Eriša sein Name, hat Pirḫum von ihm selbst für die d u s u -Verpflichtung für 30 Tage gemietet.“ (Datum: Monat VII, 3. Tag, Samsuiluna 5).

150

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

CUSAS 15 111575 Vs.

1: 2:

Rs.

3: 4: 5: 6:

1 (b án ) ku rum 6 5 géme du su itu bár-zag-gar u 4 -27 -kam 1 (b án ) u 4 -28 -k am 1(bán ) u 4 -29 -k am 3 (b án ) itu bár-zag-gar [ ]

10 l Ration: fünf Sklavinnen der du su -Verpflichtung, Monat I, 27. Tag, 10 l: 28. Tag, 10 l: 29. Tag – (insgesamt:) 30 l. Monat I [ ]

Diesem Text zufolge erhielten fünf Sklavinnen, die die du su -Verpflichtung ihrer Eigentümer ausführen mussten, 10 l Ration (vermutlich Getreide) pro Tag. Die Vergütung von 2 l pro Tag ist sehr gering, vor allem im Vergleich zu anderen Texten, die eine Zahlung von durchschnittlich 10 l Getreide für die du su -Verpflichtung nennen.576 Vermutlich erhielten die Sklavinnen zusätzlich noch weitere Rationen, die von einer anderen Stelle ausgeteilt wurden und für den Schreiber von CUSAS 15 111 nicht relevant gewesen sind. Außerdem erhielten Sklaven und Sklavinnen häufig kleinere Rationen als freie Personen.577

2.10. Fazit Das altbabylonische Textmaterial aus Larsa bietet Einblick in die Palast- und Tempelverwaltung von Sklaven. Für andere Städte dieser Zeit kann meist nur ein bestimmtes Phänomen institutioneller Sklaverei untersucht werden, wie zum Beispiel die Auslösung von Kriegsgefangenen in Šubat-Enlil/Šeḫnā578 oder die Personenweihung in Ur.579 Sowohl die regulären Ausgrabungen als auch die Raubgrabungen in Larsa lieferten Texte, die fast alle aus anderen mesopotamischen Städten der altbabylonischen Zeit bekannten Vorgänge der Sklavenverwaltung im institutionellen Bereich nachweisen können. Zu Beginn wurde die Institution des bīt asīrī in Larsa untersucht, die einen einmaligen Vergleich zu der bisher vor allem aus Uruk bekannten Einrichtung für Gefangene und Sklaven unter der Gewalt des Königs bietet. Hinzu kommen administrative Versorgungstexte, die direkt aus dem Palast des Nūr-Adad stammten. Anhand der Diskussion um das Archiv des Balmunamḫe/awīlum, der vor allem durch die Vergabe von Sklaven mittels Bürgschaften bekannt geworden ist, wurde besonders deutlich, wie eng der private mit dem institutionellen Sektor auf wirtschaftlicher Ebenen miteinander verbunden ist. 575

Foto unter https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P270734.jpg (10.03.2019). Stol 1995, 300. 577 Stol 2006–2008, 264–269. 578 Siehe dazu bei Möllenbeck in Vorbereitung. 579 Siehe dazu das Kapitel 1. Ur. 576

2. Larsa

151

Auch der Einsatz von Sklaven und Sklavinnen im kultisch-religiösen Bereich ist gut belegt. Eine Reihe von Texten, die aus der Verwaltung des Ebabbar stammen, konnte nicht nur mögliche kultisch-religiöse Aspekte der Personenweihung erkennbar machen, sondern auch von dem täglichen Einsatz von Sklaven in der Weberei berichten. Das Kapitel wurde mit einigen interessanten administrativen Texten beschlossen, die keinen eindeutigen Archivkontext haben, aber dennoch Nachweise für die institutionelle Sklaverei bieten. Aus ihnen ging vor allem hervor, dass sich Sklaven und Sklavinnen auch im handwerklichen Bereich weiterbilden und sogar spezialisieren konnten.

3. Uruk 3.1. Einleitung Während der altbabylonischen Periode wurde die Stadt Uruk mehrfach von den rivalisierenden Königreichen Isin, Larsa und schließlich von Babylon eingenommen und beherrscht. Es gab aber auch Perioden der Eigenständigkeit, in denen Uruk gegen die Herrschaft anderer Königtümer rebellierte. Einer dieser urukäischen Widerständler war Rīm-Anum, der sich – wenn auch nur kurz – gegen den babylonischen König Samsuiluna behaupten konnte. Aus seiner Regierungszeit stammen 409 Tafeln aus Uruk, die einen Zeitraum von ca. 2,5 Jahren (Rīm-Anum 0/II/[…]–2/IX?/10,580 = Samsuiluna 8–10) dokumentieren.581 Die grundlegende philologische Arbeit sowie eine erste gesellschaftlich und politisch relevante Einordnung der Texte wurde bereits von A. Seri in ihrer Monographie „The House of Prisoners. Slavery and State in Uruk during the Revolt against Samsu-iluna“ (SANER 2, Seri 2013) geleistet.582 Das vorliegende Kapitel wird auf diesen Ausführungen aufbauen und die Texte des spätaltbabylonischen Uruk hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Rekonstruktion eines institutionalisierten Sklavensystems im Verwaltungsbereich des Königs in Uruk auswerten. Die ersten Ausgrabungen in Uruk fanden in den Jahren 1849–1854 unter der Leitung von W. K. Loftus statt.583 Die nachfolgenden Jahre zeichneten sich durch Raubgrabungen aus, deren Beute sich heute auf verschiedene Museen und Sammlungen verteilt.584 Im Jahr 1912 begannen erneute Ausgrabungen, die von der DOG, der DFG und dem DAI finanziert worden sind. Zu den Grabungsleitern gehörten J. Jordan, A. Nöldeke, E. Heinrich, H. J. Lenzen, J. Schmidt, R. M. Boehmer und M. van Ess.585

3.2. Das relevante Textmaterial Bei den betreffenden Texten handelt es sich um administrative Dokumente, die entweder aus dem Sîn-kāšid-Palast oder dem bīt asīrī „Gefangenenhaus“ stam580

Seri 2013, 29–43 anders: Rīm-Anum 1/II/[…] – 3/IX?/10. Korrektur mit Charpin 2014, 124–130. 581 Der Großteil der Texte des bīt asīrī wurde von A. Rositani in NISABA 4 (Rositani 2003) mit Transliteration und Übersetzung publiziert. Kopien der Keilschrifttafeln wurden nicht hinzugefügt. A. Seri konnte die Tafeln für ihre Monographie über das bīt asīrī in SANER 2 (Seri 2013) kollationieren. Zuletzt hat auch M. Jursa einen Text aus der Sammlung des Birmingham Museum and Art Gallery publiziert, siehe dazu Jursa 2019 (dort auch Hinweise auf zwei weitere bīt-asīrī-Texte) und auch Rositani 2021. 582 Siehe dazu auch Rositani 2018 und 2020. 583 Barnett 1987. 584 Oelsner 1986, 138–140. 585 Siehe hierfür den Lexikonartikel von van Ess 2015.

154

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

men. Die Tafeln des Palastes wurden während der deutschen Ausgrabungen (1960–1961) geborgen,586 diejenigen des bīt asīrī stammen hingegen aus dem Kunsthandel und wurden durch interne Kriterien (Inhalt, Prosopographie, Datierung) identifiziert und miteinander in Zusammenhang gebracht. A. Seri liefert schlüssige Argumente dafür, dass sich auch die Texte des bīt asīrī ursprünglich im Bereich des Palastes befunden haben müssen.587 Die Texte geben Einblick in verwaltungstechnische Vorgänge des bīt asīrī. Dies betrifft zum Teil auch die Verwaltung von Kriegsgefangenen und Sklaven. A. Seri wertet die Texte vor allem bezüglich ihrer Aussagekraft für die Organisation der Stadt Uruk unter Rīm-Anum aus. Beeinträchtigt durch die Tatsache, dass die Texte aus nur einer Institution, dem bīt asīrī, stammen, gelingt ihr dies nur bedingt. Dennoch kommen die differenzierten Untersuchungen einzelner Institutionen und Ämter sowie der Versuch, Verbindungen zwischen diesen herzustellen, zu wesentlichen Ergebnissen.588 Eine besondere Leistung von A. Seri besteht darin, dass sie den in früheren Forschungen eingeführten Vergleich des bīt asīrī mit einem Arbeitslager oder einer Gefangenenunterbringung (ergastulum) ausschließen konnte.589 Es handelte es sich eher um eine administrative Einheit als um ein gefängnisähnliches Gebäude, in dem Zwangsarbeiter untergebracht wurden, wobei die Kriegsgefangenen und Sklaven durchaus einen gewissen Zeitraum590 im bīt asīrī verweilen konnten.591 Dies zeigen auch die Mengen an Mehllieferungen an das bīt asīrī, deren Umfang die Versorgung eines reinen Verwaltungsapparates überstiegen haben dürften.592

586

Zu den Ausgrabungen siehe Miglus 2003–2005, 245 mit Literatur und zu den Textfunden siehe Falkenstein 1963, Mauer 1987, Sanati-Müller 1988, 1989, 1990, 1991 (mit Rezension von Charpin / Durand 1993), 1992, 1993, 1994, 1995, 1996 und 2000. 587 Seri 2013, 20–26. 588 Vgl. Möllenbeck 2017. 589 Für eine Zusammenfassung der bisherigen Untersuchungen zu Kriegsgefangenen und dem bīt asīrī siehe bei Seri 2013, 7–15. 590 In einem Brief aus Sippar wurde zwar notiert, dass ein Sklave drei Jahre lang im bīt asīrī untergebracht gewesen ist, was aber nicht bedeutet, dass er die drei Jahre innerhalb der Mauern dieser Einrichtung verweilen musste. Hier ist wohl gemeint, dass sich der Sklave drei Jahre lang in der Verfügungsgewalt des bīt asīrī befunden haben wird und bei Bedarf andernorts eingesetzt werden konnte. Siehe zu diesem Brief im Kapitel zu Sippar 12.5.2.2. u g u l a asīrī in Sippar. 591 Mit D. Charpin, der das bīt asīrī als ein „camp de transit“ bezeichnet, siehe Charpin 2014a, 132f. 592 D. Charpin konnte dies anhand von drei Texten (SANER 2 15, NISABA 4 I.55 und RSO 82 11), die innerhalb von kurzer Zeit ausgestellt wurden, aufzeigen. Siehe dazu ebd. 2014a, 132.

3. Uruk

155

Ob die Kriegsgefangenen und Sklaven im bīt asīrī selbst mit dem Mahlen von Mehl beauftragt wurden, geht aus keinem der Texte hervor.593 Die für diese Arbeit relevanten Texte (insgesamt 141) aus dem bīt asīrī dokumentieren Zuweisung und Umverteilung der Arbeitskraft von Kriegsgefangenen und Sklaven.594 Es wird deutlich, wie der Staat und die Eliten von ihrer Zwangsarbeit profitierten.595

3.3. „Gefangener“ oder „Sklave“? Um den Status der vom bīt asīrī verwalteten unfreien Personen zu erkennen, ist die in den Verwaltungsdokumenten verwendete Terminologie von besonderer Bedeutung. Die Verwaltungsbeamten bezeichneten eine unfreie Person entweder als lú asīrum „Gefangener“ oder als sagu r d u / sagg é m e / munuss a g „Sklave/Sklavin“. In einigen Fällen wurde keiner dieser Begriffe verwendet und nur der Personenname notiert. A. Seri hat versucht, ein Konzept hinter den Verwendungsmöglichkeiten der jeweiligen Begriffe zu finden:596 Für jede als lúasīrum bezeichnete Person wird der Herkunftsort und manchmal auch die Person, die den Gefangenen nach Uruk transportierte, genannt. Dabei konnten sie auch als Teil einer größeren Gruppe beschrieben werden (z. B. š à é r e n 42 lúa - s i - r u m597 „aus der Truppe von 42 Gefangenen“). Alle als lúasīrum bezeichneten Personen haben gemein, dass sie ursprünglich nicht aus Uruk stammten und in den betref-

593

Dennoch vermutet A. Rositani: „On the basis of this large amount of flour in the RīmAnum texts, Feign and others have suggested that the bīt asīrī was a granary for flour production and the prisoners were employed in grinding flour.[…] They concluded that part of the flour ground would have covered the sustenance needs of those prisoners that worked as millers. According to this reconstruction, in my opinion, the possibility that the bīt asīrī should be connected with the production of flour stands to reason. It is also likely that the function of the bīt asīrī would have been to supply flour; it would be related to a granary where the prisoners were forced to turn grindstones—a humiliating drudgery which debased the prisoners of war to the status of animals. This work may have been done by all the prisoners during their stay in the bīt asīrī before being assigned elsewhere or between two different assignments, only by the less qualified, or perhaps by the more troublesome as a punishment“, Rositani 2018, 49. 594 D. Charpin verweist auf Texte aus Mari, in denen die Notizen der Personalverwaltung nicht auf kleineren, einzelnen Tafeln, sondern auf großen Tafeln zusammengefasst wurden, vgl. Charpin 2014a, 132. 595 Die hier nicht diskutierten Texte des bīt asīrī betreffen vor allem Mehlzuteilungen und werden in der folgenden Auswertung daher nur selten herangezogen werden. Zur Verwaltung der Mehlzuteilungen siehe ausführlich bei Seri 2013, 55–109. 596 Seri 2013, 127–131. 597 NISABA 4 II.76, Z. 2.

156

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

fenden Texten erstmalig einer Institution oder einer Person innerhalb der Stadt zugeordnet wurden.598 Im Umkehrschluss müssten nun, so A. Seri, alle vom bīt asīrī verwalteten Personen, die bereits eine Zuweisung innerhalb Uruks erhalten haben, als sagu r d u / sag g é m e / munuss a g „Sklave/Sklavin“ bezeichnet werden. Diese Annahme trifft nur bedingt zu: Zwar werden Personen, die bereits einer Institution oder einer anderen Person innerhalb Uruks zugeteilt wurden, niemals als lúasīrum bezeichnet, allerdings konnten diese auch schon bei ihrer Ankunft und vor der ersten Zuweisung mit sagu r d u / sagg é m e / munuss a g betitelt werden.599 In einigen Fällen wurden auch beide Bezeichnungen verwendet.600 Diese Beobachtungen sprechen dafür, dass alle durch das bīt asīrī verwalteten Personen als sagu r d u / sagg é m e / munuss a g „Sklave/Sklavin“ bezeichnet werden konnten, aber nur diejenigen, die noch keine Zuteilung innerhalb Uruks erhalten hatten und damit noch nicht vollständig in die Verwaltungsstrukturen eingebunden waren, wurden als lúasīrum „Gefangener“ betitelt wurden. Die Anwendung der ein oder anderen Bezeichnung war also nicht willkürlich, sondern vom Zuteilungsstatus der jeweiligen Personen abhängig. Dennoch zeigen Texte, in denen keine dieser beiden Möglichkeiten Anwendung fanden, dass die Bezeichnungen fakultativer Natur waren.

3.4. Eigenschaften und Herkunft der Gefangenen und Sklaven In den Verwaltungsdokumenten des bīt asīrī wurden verschiedene Eigenschaften der Gefangenen und Sklaven notiert, die A. Seri in „ascribed and achieved social status“ unterscheidet.601 Im Folgenden wird zwischen angeborenem/familiärem und erworbenem Status unterschieden werden. Anhand dieser Beschreibungen ist erkennbar, welche Eigenschaften für die Administration der Arbeitskraft der Gefangenen und Sklaven ausschlaggebend waren. 3.4.1. Angeborener/familiärer Status Für den angeborenen und familiären Status (Geschlecht, Alter und Herkunft) der Gefangenen und Sklaven gibt A. Seri einen ausführlichen Überblick (siehe Abb. 16). Den größten Anteil bilden männliche Erwachsene (223). Es folgen weibliche Erwachsene (145), Jungen (42), Mädchen (15) und Säuglinge (23). Neben der Unterscheidung „männlich – weiblich“ konnte eine Sklavin zusätzlich als 598

Siehe dazu ausführlich im Kapitel 3.5. Das Verwaltungskonzept des bīt asīrī. Die einzige Ausnahme ist NISABA 4 II.78: Eine der vier gefangenen Personen lúasīrum wurde bereits zugeteilt, da sie aus dem redūtum „Gefolge“ einer anderen Person in Uruk stammte. Diese Abweichung der ansonsten sehr regelmäßigen Gebrauchsweise von lúasīrum ist mit einem Versehen oder der Vereinfachung der Buchhaltung zu erklären. 599 Z. B. UF 10 1. 600 Z. B. NISABA 4 II.36. 601 Seri 2013, 127.

3. Uruk

157

munus

s a g d i l i „Sklavin, allein“ bezeichnet und damit als alleinstehend ausgewiesen werden.602

Abb. 16: Durch das bīt asīrī verwaltete Gefangene und Sklaven, aus: Seri 2013, 112 Tab. 15.603

Säuglinge, Kinder, Zwillinge und ältere Menschen wurden gekennzeichnet durch d u m u -(m u n u s -)g a b a; (m u n u s -)t u r; m a š - t a b und š u - g i. In UF 10 6 wird notiert, dass eine Sklavin an einer Hautkrankheit (š a ḫ a r š u b - b a) leidet.604 Bisher unklar ist die Bezeichnung ŠÀ.AD.605 Die Informationen über den angeborenen Status waren für die Verwaltung des bīt asīri von Bedeutung, da Arbeitskraft und Rationen in Abhängigkeit von diesen Eigenschaften standen.

602

So auch Seri 2013, 130–131. Dieser Übersicht sind drei Texte (Birmingham Museum and Art Gallery zu) ergänzen: A.1731.1982 (2 Sklaven), A.1708.1982 (Sklavinnen, Anzahl nicht bekannt) und A.1710. 1982 (Sklaven, Anzahl nicht bekannt). Zu diesen Texten siehe Jursa 2019. 604 Zu dieser Krankheit (akk. saharšubbû) siehe Seri 2013, 13972. 605 Nur in NISABA 4 II.50, Z. 2.10.16.20. Möglicherweise ist eine Lesung š à - t u r möglich, und würde damit Kleinkinder bezeichnen. Vgl. dazu für die Uruk-III/Jemdet-NasrZeit Bartash 2015. 603

158

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

3.4.2. Geographische Herkunft Neben Alter und Geschlecht der Gefangenen und Sklaven wird sehr häufig die geographische Herkunft genannt. A. Seri macht zwar darauf aufmerksam, dass zwischen Wohnort und Aufgriffsort unterschieden wurde, kann diese Unterscheidung dann aber nicht weiter präzisieren.606 Aus den Texten geht aber deutlich hervor, dass mit Aufgriffsort derjenige Ort gemeint ist, in dem der Gefangene oder Sklave in Gefangenschaft genommen wurde und der sich vom Wohnort der betreffenden Person unterscheiden konnte. 3.4.2.1. lú/munu s ON Dieser Ausdruck bestimmt den Wohnort eines Gefangenen oder Sklaven und ist bezeugt für Ešnunna, Subartum, Babylon, Isin, Ur, Emutbalum/Jamutbalum, Larsa, Lagaš, Urpan, Kisurra, Eduru-biša, Nērebtum, Akkade und Elam.607 3.4.2.2. ON Folgt ein ON unmittelbar auf einen PN handelt es sich ebenfalls um die Angabe des Wohnorts. In den Texten es bīt asīrī ist diese Variante bezeugt für Zibbatum, Malgûm, Ešnunna, Suḫûm (Sutäer), Al[…], Kutalla, Natbakum, und Bad-LugalIsin.608 606

Seri 2013, 112–120 mit Tab. 16: Geographic provenance of prisoners and slaves. Ešnunna: NISABA 4 II.22; 23; 25; 26; 29; 62; 63; 69; 81; UF 10 2; 29; VS 13 50; YOS 13 338; Jursa 2019 (A.1731.1982); Subartum: NISABA 4 II.15; 28; Babylon: CDLJ 2007/1, 47; Isin: NISABA 4 II.37; 73; Ur: NISABA 4 II.42; Emutbalum/Jamutbalum: NISABA 4 II.73. Bei Emutbalum/Jamutbalum handelte es sich um eine ethnische Bezeichnung, siehe dazu Charpin 2004, 32+22, Stol 2004, 647+22 und 1976, 63–72; Larsa: NISABA 4 II.54 ; Lagaš: NISABA 4 II.74; Urpan: uruúr-pa-[…]ki in NISABA 4 II.78, Z. 2, ist möglicherweise zu ergänzen mit uruúr-pa-[an]ki, vgl. dazu PIHANS 117 10, 11: úr-pa-anki. Zur Lokalisierung in der Nähe von Seḫnā/Tell Leilan: „Urpan est mentionnée dans la lettre PIHANS 117 10 avec d’autres villes des environs de Šubat-Enlil/Šehna (= Tall Leilan, n° HIGEOMES 83) et devrait se trouver à proximité de cette dernière“, Ziegler / Langlois 2017, 387 (mit Literatur) und Eidem 2008, 299–300; Kisurra: NISABA 4 II.79; UF 10 4; Eduru-bisa: RIAA 244. Für weitere Belege siehe Seri 2013, 11415. Darüber hinaus in JCSSS 2 (2010) 65 Z. 4: (urué - d u r u ₅-b i - i s - s à ki, kollationiert von D. Charpin, http://www.archibab.fr/4DCGI/listestextes3.htm?WebUniqueID=2649604 (10.03.2019); AbB 12 137, 15 (é - d u r u 5 - b i - š à ki) und RGTC III s.v. Adur-bisa. Zur möglichen Identifizierung mit Abū Qubūr siehe Bruschweiler 1989, bes. 160–161 und Jursa 1998; Nērebtum: Jursa 2019 (A.1731-1982); Akkade: Jursa 2019 (A.1731-1982); Elam: VS 13 13. 608 Zibbatum: NISABA 4 II.16; die Lage ist unbekannt. Der Ort ist außerdem belegt in Urkunden aus Kiš (YOS 13 342 und YOS 13 207) und einem Brief aus Babylon (VS 13 127), siehe auch RGTC III (1980) s.v. Zibbatum; Malgûm: NISABA 4 II.25. Der Ort liegt zwischen Dēr und Babylon, siehe Charpin 2004, 3119 und RGTC III (1980) 157; Ešnunna: NISABA 4 II.25; Suḫûm: NISABA 4 II.26. Das Siedlungsgebiet der Sutäer ist Suḫûm, zwischen Mari und Sippar, aber auch die Region von Terqa und Larsa, vgl. de Graef 1999, 20–28, Stol 2004, 913+1974, Kärger / Minx 2012, 365–369; Al[…]: SANER 2 22 Z. 3: 607

3. Uruk

159

3.4.2.3. ša šallat ON Einige Personen werden als ša šallat ON „aus Beute von ON“, namentlich aus Isin, Šatalla, Natbakum und Āl-Damiq-ilīšu,609 bezeichnet. Dass es sich bei diesen Orten um die Aufgriffsorte und nicht Wohnorte handelte, wird aus dem Text NISABA 4 II.16 ersichtlich, in dem ein Gefangener aus der Beute von Isin darüber hinaus als l ú è š - n u n - n a „Mann aus Ešnunna“ bezeichnet wird. Der Gefangene ist also ein Bürger von Ešnunna, wurde aber als Teil der Beute aus Isin fortgeführt. 3.4.2.4. ša ištu/ša ina ON turrum/šūrûm/wabālum Wird die Überführung eines Gefangenen oder Sklaven durch turrum/šūrûm/ wabālum „(gefangen) wegführen610/senden/bringen“ beschrieben, ist der genannte ON sicherlich der Aufgriffsort, denn auch hier können die nach Uruk transportierten Personen mit einer zusätzlichen Angabe wie l ú è š - n u n - n a611 oder l ú u r iki612 bezeichnet werden. Diese Formulierungen sind belegt für die Orte Mutiabal, Larsa, Ningal-Dudu, Abul-Lugal-Erra?, Pî-nārātim, Sîn-nūrum, Zallunum, Babylon, Kisurra, Mantinu, Bad-Tibira, Dūrum, Eduru-biša, Šadka[…], Abul-mê, Ka-Latarak, Usarpara, Agar-aša-gibil, Abul-Tutu, Šuḫane, Marti, Ša[…] und (māt) Isin.613 uru

al-xki; Kutalla: SANER 2 8; Natbakum: UF 10 4; die Lage ist unbekannt; Bad-LugalIsin: VS 13 43; die Lage ist unbekannt. 609 Isin: NISABA 4 II.13; 16; 20; 51; RIAA 250; Šatalla: NISABA 4 II.20, die Lage ist nicht bekannt; Natbakum: NISABA 4 II.33, die Lage ist unbekannt; Āl-Damiq-ilīšu: NISABA 4 II.33; es handelt sich um Āl-Damiq-ilīšu in der Nähe von Isin, vgl. Seri 2013, 11413 und RGTC III 11 s.v. Āl-Damiq-ilīšu. 610 AHw T 1335, s.v. târu(m) 19) „umwenden = (gefangen) wegführen“; CAD T 269, s.v. târu 9 d) „to bring back, bring in as booty“. „Die bisher nur aus dem CH und einem Brief[…] bekannte Bedeutung „gefangen nehmen“ für târum D kommt in diesen asīrumTexten oft vor […]“, Stol 2004, 790. Siehe jetzt auch Rositani 2018, 59–60. 611 Z. B. NISABA 4 II.22; 23; 25; UF 10 2; 29 oder VS 13 20. 612 Z. B. NISABA 4 II.42. 613 Mutiabal: NISABA 4 II.22; 23; 25; 26; 36; UF 10 29; Jursa 2019 (A.1731-1982). Mutiabal ist die Bezeichnung eines Amurriterstammes mit der Hauptstadt Kazallu. Siehe dazu bei Charpin 2001 sowie Edzard 1993; Larsa: NISABA 4 II.28; 38; Ningal-Dudu: NISABA 4 II.28. Bislang die einzige mir bekannte Nennung. Seri 2013, 330 liest n i n - g a l D U. D Uki (S. 115) und n i n - g a l - l a ḫ 5ki ohne auf diese voneinander abweichenden Lesungen einzugehen; Abul-Lugal-Erra?: NISABA 4 II.33, 2: k á - g a l - dl u g a l - ⌈ g ì r?⌉r a, kollationiert von Seri 2013, 331; Pî-nārātim: NISABA 4 II.38, 3: k a - i 7 - d i d l i. Zur Lokalisierung bei Kutha und Kiš und für weitere Belege siehe Streck 2003–2005. Vgl. außerdem Seri 2013, 11518; Sîn-nūrum: NISABA 4 II.42. Bislang die einzige mir bekannte Nennung dieses noch nicht lokalisierten Ortes; Zallunum: NISABA 4 II.43. Bislang die einzige mir bekannte Nennung dieses noch nicht lokalisierten Ortes, Babylon: NISABA 4 II.64; 83; Kisurra: NISABA 4 II.83; Mantinu: Bei Kutha und Kiš, vgl. Seri 2013, 11518; Bad-Tibira: NISABA 4 II.71; Dūrum: NISABA 4 II.78, in der Nähe von Uruk, siehe Michalowski 1977; Eduru-biša: NISABA 4 II.9. Siehe dazu im Kapitel 3.4.2.1. l ú / m u n u s

160

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Dass es sich hierbei um die Nennung des Aufgriffsorts handelte, geht besonders deutlich aus solchen Texten hervor, in denen Daganma-ilum Gefangene nach Uruk sendete, die als lú èš-nun -n a oder lú Malgûm aus Mutiabal614 (ša iš-tu muti-a-ba-alki) bezeichnet wurden.615 Für Daganma-ilum ist zwar kein Titel bekannt, aber W. F. Leemans Vermutung,616 dass es sich bei ihm um den König von Mutiabal handelte, ist nicht von der Hand zu weisen. Mutiabal wird daher nicht der Wohnort der gesendeten Personen gewesen sein, da Daganma-ilum keine Gefolgsleute als Gefangene oder Sklaven an den verbündeten Rīm-Anum gesendet haben wird. A. Seri argumentiert gegen die Stellung Daganma-ilums als König von Mutiabal, da er Gefangene und Sklaven nach Uruk sandte.617 Aber genau in dieser Handlung kann ein Argument für seine Stellung als König gesehen werden, da es sich bei diesen Gefangenen und Sklaven um Geschenke oder Tribute handeln konnte, die Daganma-ilum seinem Verbündeten Rīm-Anum überbrachte.618 Für diese Annahme sprechen insbesondere solche Texte, in denen Gefangene oder Sklaven, die Daganma-ilum nach Uruk sandte, als Geschenk des Königs RīmAnum an eine Gottheit bezeichnet wurden, wie z. B. in NISABA 4 II.24:

ON; Šadka[…]: RIAA 244, 4: iš-tu u r u ša-ad?-ka-[ ]. Lesung und Lage sind unklar; Abulmê: SANER 2 8; 31. Bislang die einzige mir bekannte Nennung dieses noch nicht lokalisierten Ortes; Ka-Latarak: UF 10 2, Lesung durch Charpin 1980a. „Ka2-Latarak is the name of a city gate (or perhaps even a town) whose location is unknown“, Seri 2013, 4529. Wenn es sich bei Ka-Latarak um ein Stadttor handelte, liegt es nahe, es in Bad-Tibira mit dem Stadtgott Latarak zu verorten; Usarpara: UF 10 2, Lesung durch Charpin 1980a, siehe dazu auch RGTC III (1980) 252 s.v. Uzarbara; Agar-aša-gibil: UF 10 2. Bislang die einzige mir bekannte Nennung dieses noch nicht lokalisierten Ortes bzw. Flurbezeichnung; Abul-Tutu: UF 10 2, Lesung durch Charpin 1980a; Šuḫane: UF 10 4. Vgl. Seri 2013, 11520 mit der Vermutung, dass es sich hier um die bereits belegte Stadt š u - ḫ a - e - n e handeln könnte (AbB 14 161, 5: aš-šum a - š àlim ša u r uki š u - ḫ a(!)-e - n e [Brief von Lu-Ninurta an Šamaš-ḫazir]) . Darüber hinaus auch in AbB 14 147, 4: aš-šum še-e-em ša š u - ḫ a - e - n e (Brief von Sîn-muballit an Bali-Eraḫ); Marti: VS 13 13. RGTC III (1980) 160 liest hier uru? ma-ar-ḫa-šu?, Seri 2013, 11517 bevorzugt Ma-ar-ḫa-x. Die Kopie zeigt m. E. am ehesten uruMa-ar-tiki?. S. I. Feigin 1934, 23–24 liest uruMa-ar-tiki und interpretiert den Zusatz in der folgenden Zeile a n - a n - m a r - t u als dazugehörige Lesehilfe. Diese Interpretation basiert auf der Annahme, dass ein Hörfehler zugrunde liegt: So sollte eigentlich u r u m a r - t u (Āl-Amurrum) geschrieben worden sein. Ich bevorzuge den Lösungsvorschlag von Seri 2013, 599, dass es sich bei dem Zusatz um einen Siegelbeischrift handelte; Ša[…]: VS 13 36, 2: ⌈i⌉-na ⌈ša?⌉-[x-x-á]š?ki.Lesung und Lage sind unklar; Isin: VS 13 50. 614 Edzard 1993–1997. 615 NISABA 4 II.22; 23; 25; 26; 36. 616 Leemans 1961, 72. 617 „Evidence against his position as a king would be his dispatch of prisoners to Uruk instead of keeping them in his own kingdom“, Seri 2013, 49. 618 Zur Rebellion von Mutiabal siehe Charpin 2001.

3. Uruk

161

NISABA 4 II.24 (1)

PN1 (2)š à lúa - s i - ⌈ r u?- r u m?⌉ (3)ša it-ti PN2 (4)il-li-ku-nim-⌈ma*⌉ (4)Idda-ganma-⌈ d i n g i r ⌉ (5)ú-ša-ri-⌈a⌉-[am] (6)n ì - b a l u g a l a-na ⌈d⌉[ka-ni]-sur-ra „PN1 von den Gefang⌈enen⌉, die mit PN2 gegangen sind ⌈und⌉ Daganma⌈ilum⌉ gese⌈n⌉[det] hat – Geschenk des Königs für [Kani]surra“.619 Bei den Überbringern der Gefangenen oder Sklaven handelte es sich sehr wahrscheinlich um die in den ausgestellten Mehlzuteilungstexten genannten Boten und um den Bruder des Daganma-ilum,620 welche in denselben Monat datieren wie die Sendung seiner Gefangenen und Sklaven (Rīm-Anum 1 XII). Ein weiterer Hinweis dafür, dass es sich bei ša ištu/ša ina ON turrum/šūrûm /wabālum sicherlich um die Nennung des Aufgriffsorts der Gefangenen und Sklaven handelte, ist die Erwähnung des Ortes Dūrum in NISABA 4II.78 Z. 8–11: (8)2 lú a-si-rum (9)ša i-na urubàdki (10)[…] (11)ú-te-ru-ni-šu-nu-ti „Zwei Gefangene, die er aus Dūrum … (gefangen) wegführte“. Mit diesem Ort stand Uruk in freundschaftlichem Kontakt,621 sodass eine Übergabe von Gefangenen oder Sklaven, die in diesem Ort sesshaft gewesen sind, unwahrscheinlich ist. 3.4.3. Berufliche Qualifikation Die beruflichen Qualifikationen der Gefangenen und Sklaven waren für die Verwaltung des bīt asīrī von Bedeutung, da die jeweilige Arbeitszuteilung in Abhängigkeit ihrer Fähigkeiten stand. Die Tätigkeitsbereiche, in denen die Gefangenen und Sklaven arbeiten mussten, können in vier Sektionen unterteilt werden: (1) Handwerk, (2) Landwirtschaft, (3) Religion/Kult und (4) Diverses (siehe Abb. 17). Die Nennung der Qualifikation in den administrativen Texten war fakultativer Natur, sodass in einigen Fällen nur die Zuweisung zum Tätigkeitsbereich auf mögliche Kompetenzen des Gefangenen oder Sklaven hinweist.

619

Andere Beispiele: NISABA 4.II 22 (n ì - b a l u g a l a-na dra-ma-nu-um), 23 (n ì - b a l u g a l a-na d u t u) und 25 (n ì - b a l u g a l a-na dl u g a l - g ì r - r a ù dm e s - l a m - t a è - a). 620 NISABA 4 I.15; 21; RSO 82 5; 13; VS 13 41; UF 10 9, mit Seri 2013, 119. 621 Siehe dazu Charpin 2004, 63+167 und 109+444 sowie Michalowski 1977.

162

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Anzahl der Gefangenen und Sklaven

250

200

150

100

50

0 Handwerk (223)

Landwirtschaft (19)

Tempel (2+)

Unbekannt (10)

Abb. 17: Verteilung der Gefangenen und Sklaven mit genannter beruflicher Qualifikation und/oder Zuweisung.

(1) Handwerk  Die meiste Arbeitskraft beanspruchte die Weberei (176+x622 Gefangene und Sklaven). Sie nimmt innerhalb des Handwerks zwar eine Sonderstellung ein,623 sie wird im Folgenden aber im Zusammenhang mit anderen handwerklichen Berufen diskutiert. Für den Großteil der für die Weberei vorgesehenen Gefangenen und Sklaven wurde keine Qualifikation notiert. Daneben wurden aber auch „Weber“ und „Weberinnen“ ((munus)u š - b a r(meš))624 oder „Walker“ (lúá z l a g)625 zugeteilt. Eine zu erwartende Übereinstimmung zwischen der beruflichen Kompetenz des Gefangenen und dem zugewiesenen Tätigkeitsbereich trifft auch für andere handwerkliche Bereiche zu: Ein Brauer (l ù n g a) wird einem Brauer,626 Barbiere (š u - imeš) dem Aufseher der Barbiere,627 Rohrarbeiter (a d - k u p 4) einem Rohr622

Es waren sicherlich mehr, als 176, wie zum Beispiel der Hinweis von M. Jursa auf den bisher unpubliziertenn Text A.1708.1982 zeigt: „female slaves received as weavers by [Sîn]-bēl-ilī [overseeer of female weavers]“, Jursa 2019, 2, Anm. 2. 623 Siehe dazu im Kapitel 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung, s. v. é -(munus)u š - b a r „ Haus der Weber(innen)“. 624 munus u š - b a r (meš): BaM 23 175; CDLJ 2007/1, 45; 47; NISABA 4 II.2; 3; 4; 20; 50; App. 195–197 (BM 16379); u š - b a r (meš): NISABA 4 II.10; 28; VS 13 39; UF 10 6. 625 NISABA 4 II.12; YOS 14 339. 626 NISABA 4 II.19. 627 NISABA 4 II.80.

3. Uruk

163

arbeiter628 und Bogenmacher (z a d i m) sowie ein Zimmermann (n a g a r) einem Bogenmacher629 zugeteilt. (2) Landwirtschaft Im landwirtschaftlichen Bereich wurden Gefangene und Sklaven, die als Ochsenführer (š à - g u 4) bezeichnet wurden, „⌈für⌉ die erstklassigen Ochsen“ (⌈a-na⌉ g u 4 - a p i n ni-is-qu) eingesetzt630 und ein „Mann des Mästhauses“ (l ú é g u r u š d a) wurde dem Aufseher des Geflügelhauses (é-mu šenḫi-a) zugeteilt.631 Eine Gruppe von Gefangenen, deren Qualifikation nicht genannt wurde, sollte (Stall-)Ochsen füttern (a-na g u 4(ḫi-a) (ma-ia-al-tim) šu-ku-lim)632 oder die Felder bewässern (a-na a - š à(im) me-e ša-qí).633 (3) Tempel Der Gott Kanisurra empfing vom König einen General (u g u l a m a r - t u),634 der durch seine berufliche Qualifikation sicherlich als ein Gefangener von besonderer Bedeutung betrachtet wurde.635 Ein unbekannte Anzahl von Soldaten/Arbeitern (é r i nmeš) erhält der Gott Nanaja als Geschenk vom König.636 Neben diesen Geschenken des Königs werden Gefangene auch aus administrativen Gründen an den Tempel übergeben.637 (4) Diverses Für einen Fischer (l ú š u - k u 6)638 und acht Rohrarbeiter (a d - k u p 4meš)639 kann nicht näher bestimmt werden, in welchen Tätigkeitsbereich sie von der Administration des bīt asīrī eingesetzt wurden. In Anbetracht der Vorgehensweise im handwerklichen (1) und landwirtschaftlichem Bereich (2) werden sie ihrer beruflichen Qualifikationen entsprechend eingesetzt worden sein.

3.5. Das Verwaltungskonzept des bīt asīrī Durch eine Analyse des zugrundeliegenden Verwaltungskonzepts der Texte des bīt asīrī kann ein Einblick in die Ausbeutung der Arbeitskraft von Kriegsgefan628

NISABA 4 II.68. SANER 2 41. 630 NISABA 4 II.49, 7, Lesung nach Kollationen von Seri 2013, 35. 631 NISABA 4 II.38; NABU 2021/12 (BM 86101). 632 NISABA 4 II.27; 53; 57; 58. 633 NISABA 4 II.21, Lesung durch M. Stol, siehe Seri 2013, 329; YOS 14 342. 634 NISABA 4 II.16. 635 Zu den Gefangenen und Sklaven, die dem Tempel als Geschenk vom König übergeben worden sind, siehe auch 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 636 RIAA 250. 637 Siehe hierfür ausführlich 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 638 BaM 31 320. 639 NISABA 4.II.54. 629

164

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

genen und Sklaven in der spätaltbabylonischen Zeit gewährt werden. Es ist möglich, die Verwaltungstexte in fünf Kategorien einzuordnen: Ankunft im bīt asīrī, erstmalige Zuweisung, Umverteilung innerhalb Uruks, Urkunden über das Ableben und Urkunden über Freistellungen. 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī Nur ein geringer Teil der Texte (7)640 beschreibt die erstmalige Ankunft von Gefangenen und Sklaven im bīt asīrī in Uruk. Diese Textgruppe ist gekennzeichnet durch die Nennung des Wohnortes der Gefangenen und Sklaven und/oder des Aufgriffsortes sowie des Verantwortlichen, durch den sie in die Stadt gebracht worden sind. Die Texte sind wie folgt aufgebaut: NISABA 4 II.54 ‒ Ankunft im bīt asīrī Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

I

⌈ba*⌉-ki-ia a-ḫi-we!-du-um 2 lú larsamki ša ú-bar-dza-ba 4 -ba 4 ú-te-ra-šu-nu-ti ⌈mu* ⌉-túm* a-na é a-si-ri ⌈gìri*⌉ ri-im-diškur ma-za-az ba!-⌈bi-im⌉ itu kin-⌈d⌉inanna u 4 -14 -kam mu unu gki ù á-d am-bi [I]

⌈Ba⌉kīja, Aḫī-wēdum ‒ zwei Männer aus Larsa, die UbārZababa (gefangen) wegführte.

⌈Ge⌉liefert an das bīt asīrī. Rīm-Adad, der Steuereintreib⌈er⌉,641 ist ⌈Überbringer⌉. Monat VI, 14. Tag Jahr: Uruk und seine Umgebung (Rīm-Anum 2)642

Alle Texte, die die Ankunft eines Gefangenen oder Sklaven dokumentieren, beinhalten den Vermerk „g ì r i PN“. Die Funktion der Person, deren Namen auf g ìri folgt, ist in der Fachliteratur zwar umstritten,643 es gibt aber schlüssige Argumente dafür, dass sie den Transport von Gütern und Personen zu verantworten hatte.644

640

NISABA 4 II.48; 54; 63; 66; 79; RIAA 244; SANER 2 28. Für manzaz bābim siehe bei Seri 2013, 192. 642 Abkürzung der Jahresformel m u ri-im-da-nu-um l u g a l - e n u m u n - d a - r í n a m e n - n a - k e 4 u n uki- g a ù á - d a m - b i u n s ù ḫ - a - b i s i b í - i n - s á „Jahr: RīmAnum, der König, ewiger Samen des Königtums, hat ein mīšarum ausgerufen für die verwirrte Bevölkerung von Uruk und seiner Umgebung“. Siehe ausführlich bei Seri 2013, 30 und Kommentar von Charpin 2014a, 126–127. 643 Für einen Überblick siehe Steinkeller 1977, 42. 644 Breckwoldt 1995/1996, 70–71, Neumann 2000, 126–129 und Veldhuis 2001, 94–95. 641

3. Uruk

165

Eine solche Funktion kann nun auch in den Texten des bīt asīrī bestätigt werden.645 Zur Kategorie „Ankunft im bīt asīrī“ werden auch solche Texte gezählt, die eine erneute Ankunft von Gefangenen und Sklaven im bīt asīrī dokumentieren, wie z. B. NISABA 4 II.61: NISABA 4 II.61 ‒ Rückführung zum bīt asīrī Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

I

na-ra-am-ì-lí-šu šà re-du-tim ša é-a-be-el-ì-lí ú-[tul] ša a-na be-el-šu-[nu] a-na é r e n - š à - g u 4meš i-na-ad-⌈nu*⌉ a-na é-a-si-rum i-tu-ra-am itu kin- dinanna u 4 -30 -kam mu unu gki ù á-dam-bi

Naram-ilīšu, aus dem Gefolge des Ea-bēl-ilī, der Herden[verwalter], der an Bēlšu[nu] (und) die Ochsenführertruppe gegeb⌈en⌉ wurde – zum bīt asīrī ist er zurückgekehrt. Monat VI, 30. Tag Jahr: Uruk und seiner Umgebung (Rīm-Anum 2)646

Es handelt sich hierbei um die Rückführungen von Personen, die in der Vergangenheit bereits eine Zuteilung innerhalb Uruks erhalten hatten, aber nun zurück zum bīt asīrī geführt wurden, um schließlich eine neue Zuweisung zu erhalten. Wie aus dieser Textkategorie hervorgeht, bot das bīt asīrī übergangsweise einen Aufenthaltsort für Gefangene und Sklaven, bis über ihre erstmalige oder erneute Zuteilung entschieden wurde. Daraus sollte jedoch nicht auf eine dauerhafte Unterbringung geschlussfolgert werden, da das bīt asīrī in erster Linie als eine administrative Einrichtung und nicht als eine Gefangenenunterbringung oder als Arbeitslager funktionierte. 3.5.2. Erstmalige Zuweisung 42 Texte647 dokumentieren eine erstmalige Zuweisung der Gefangenen und Sklaven nach ihrer Ankunft im bīt asīrī, wie z. B. NISABA 4 II.13:

645

Ebenso in den Texten aus Šubat-Enlil/Šeḫnā, siehe dazu bei Möllenbeck in Vorbereitung. 646 Für den Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī zu NISABA 4 II.54. 647 BaM 31 366; CDLJ 2007/1 45; NISABA 4 II.9; 12; 13; 16; 19; 22–26; 28; 29; 33; 35; 36; 38; 42; 52; 62–64; 71; 72; RA 71 Nr. 1; RIAA 250; SANER 2 8; UF 10 1; 2; 4; 29; VS 13 13; 36; 40; 43; 50; YOS 14 338; 339; 342; Jursa 2019 (A.1731.1982).

166

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

NISABA 4 II.13 – Erstmalige Zuweisung Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

I

ni*-x*-e-nam-⌈dmard uk ⌉ šà ⌈ša-al-la-at⌉ ì-si-⌈inki⌉ gìri dmarduk-⌈na⌉-si-ir ag a648-uš-sag nam-ḫa-ar-ti I mu-ti-dda-gan ugu la munusuš-barmeš zi-ga ⌈nì⌉-šu den.zu-še-mi ugu la a-si-ri [itu] zíz-a u 4 -5-kam ⌈mu⌉ ri-im-da-nu-num lugal

…-⌈Marduk⌉, aus der ⌈Beute⌉ von Is⌈in⌉. Marduk-⌈nā⌉sir, der Elitesoldat,649 ist Überbringer. Empfangen von Mūtī-Dagan, dem Aufseher der Weberinnen. Abgebucht unter der ⌈Ver⌉antwortung von Sînšemi, Aufseher der Gefangenen. [Monat] XI, 5. Tag ⌈Jahr⌉: Rīm-Anum ist König. (Rīm-Anum 1)650

Im Gegensatz zu den oben beschriebenen Texten über die Ankunft im bīt asīrī ist die Herkunftsangabe in dieser Textkategorie nicht zwingend notwendig651 und auch der Vermerk g ì r i PN ist nur noch selten notiert.652 Neu ist die obligatorische und für diese Textkategorie damit auch charakteristische Nennung des Empfängers oder empfangenden Institution der Gefangenen und Sklaven.653 Hierbei handelte es sich um die essenzielle Information dieser Dokumente. 3.5.3. Umverteilung innerhalb von Uruk Nachdem Gefangene oder Sklaven einer Institution oder einer Person zugewiesen wurden, konnten sie wieder abgezogen und innerhalb von Uruk umverteilt werden. In diesen Texten der Kategorie „Umverteilung innerhalb von Uruk“ wurde die Herkunft der Gefangenen und Sklaven nur noch in weniger als einem Viertel der insgesamt 68 Dokumente654 genannt. Diese Informationen wurden nebensäch648

Rositani 2003, 122 liest a g a und Seri 2013, 224 a g à, jedoch ohne Kennzeichnung oder Anmerkung, die auf eine Kollation hinweisen könnten. Da mir keine Keilschriftkopie zur Verfügung steht, kann nicht beurteilt werden, welches der beiden Zeichen im Text vorkommt. 649 Für a g a - u š - sa g siehe Stol 2004, 802 und Diskussion bei Seri 2013, 224. 650 Zur Problematik dieses Jahresnamens siehe Charpin 2014a, 125–126. 651 Keine Herkunftsangabe in BaM 31 366; CDLJ 2007/1, 45; UF 10 1. 652 g ì r i P N in BaM 31 366; NISABA 4 II.9; 13; 35; 42; YOS 15 338. 653 Siehe hierzu ausführlich 3.6. Gefangene und Sklaven innerhalb der Verwaltungsstrukturen von Uruk. 654 BaM 31 320; CDLJ 2007/1, 47; NISABA 4 II.1–8; 10; 11; 14; 15; 17; 18; 20; 21; 27; 30; 34; 37; 39–41; 44–47; 49–51; 53; 55–60; 65; 67; 68; 70; 74–78; 80–82; App. 195–197 (BM 16379); SANER 2 23; 29; 32; 33; 35; 41; UF 10 3; 6; 28; 31; 39; VS 13 39; 45; 46; YOS 14 337; 340; Jursa 2019, 2, Anm. 2 (A.1708.1982).

3. Uruk

167

lich, sobald die Gefangenen und Sklaven in Uruk angekommen und durch das bīt asīrī verwaltet wurden. Für diese Art von Verwaltungsdokument war es viel zweckdienlicher, den vorherigen Einsatzort zu notieren. Informationen über die Herkunft dienten in den oben diskutieren Textkategorien als Identifizierungshilfe für die Administration nach Ankunft der Gefangenen und Sklaven, die in der Textkategorie „Umverteilung“ durch den Vermerk über den vorherigen Aufenthaltsort innerhalb von Uruk ersetzt wurden, wie z. B. in NISABA 4 II.55: NISABA 4 II.55 ‒ Umverteilung innerhalb Uruks Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

Rs.

6: 7: 8: 9: 11:

I

be-el-sú!-nu ri-du-ut e-tel-pi4-⌈du tu ⌉ ù dnin.urta-a-bi ⌈šeš⌉-⌈ni⌉ [a*]-na* munusuš-bar ⌈nam⌉-ḫa-ar-ti ⌈ I*30⌉be*-⌈el*⌉-[ì-lí] zi-[ga] [n ì]-šu 30*-[še-mi] ugu la a-⌈si-ri⌉ itu kin- dinanna u 4 -15 -kam ⌈mu unugki⌉ ù ⌈á-dam⌉-[bi]

Bēlšunu, aus dem Gefolge von Etel-pî-⌈Šamaš⌉ und Ninurtaabi, ⌈seinem Bruder⌉, [f]ür die Weberinnen. ⌈Em⌉pfangen von ⌈Sîn⌉-b⌈ēl⌉[ilī] Abge[bucht] unter der [Verant]wortung von Sîn-[šemi], Aufseher der Ge⌈fangenen⌉. Monat VI, 15. Tag ⌈Jahr: Uruk⌉ und [seine] ⌈Umgebung⌉ (Rīm-Anum 2)655

3.5.4. Verstorbene Gefangene Sechs Urkunden aus der Verwaltung des bīt asīrī dokumentieren den Tod eines Gefangenen oder Sklaven. Bisher sind nur zwei von ihnen publiziert.656 In diesen Texten wurden Name und Herkunft des Verstorbenen sowie die Person oder Institution, die über sie verfügte, notiert. Die Todesursache war für die Verwaltung offensichtlich nicht relevant:657 NISABA 4 II.31 – Verstorbene Gefangene Vs.

655

1: 2:

ú š den.zu!-im-gur-an-ni ša gi-mil-ì-lí ugula*-é*658

3:

šà é-a-si-rum

Verstorben: Sîn-imguranni, zugehörig zu Gimil-ilī, Aufseher des Hauses. Aus dem bīt asīrī,

Für den Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī zu NISABA 4 II.54. BM 88624; 88576; 88515; 88447; NISABA 4 II.31; 69. 657 Zu weiteren Beispielen von Todesvermerken und ihrer Relevanz in der Palastverwaltung von Mari siehe Charpin 2015. 658 Siehe für Literatur und Diskussion zur Lesung und Bedeutung von PA.É = u g u l a é oder š a b r a bei Seri 2013, 18129. 656

168

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Rs.

4:

nì-šu den.zu-še-mi ugula a-si-rum

5:

gìri na-bi-⌈ì⌉-lí-šu ša 1 3 -dub-ba ⌈ù⌉ ugula émeš itu še-k in -ku 5 u 4 -10 -kam mu ri-im-d a-nu-um lugal

6: 7: 8:

unter der Verantwortung des Sîn-šemi, Aufseher der Gefangenen. Nabi-⌈i⌉līšu, šandabakkum659 ⌈und⌉ die Aufseher der Häuser sind Überbringer. Monat XII, 10. Tag Jahr: Rīm-Anum ist König (Rīm-Anum 1)660

Weitere Vermerke, die den Tod eines Gefangenen notieren, stammen aus Larsa unter der Regierung des Königs Rīm-Sîn I. Sie ähneln diesem Text in allen wesentlichen Bestandteilen, die in dem Kapitel zu Larsa 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I ausführlich besprochen wurden. 3.5.5. Freistellung NISABA 4 II.73 dokumentiert die Freistellung von fünf Palastsklaven seitens des Königs: (1)I

ib-ni-dim lú i sic-si-inki (2)Iì-lí-i-qí-ša-am (3)Iden-líl-a-bi (4)Iib-ni-d mar-tu (5)I i-din-dim (6)5 u rd u é-gal (7)lú ⌈e⌉-mu-ut-ba-lumki (8)ub*-lam* lú* ì*-si⌈in⌉[ki] (9)šu-bar lugal „Ibni-Adad, Mann aus Isin, Ilī-iqīšam, Enlil-abī, Ibni-Amurrum, Iddin-Adad – fünf Palastsklaven ‒ Mann aus ⌈E⌉mutbalum brachte sie her, Männer aus Is⌈in⌉ – freigestellt (aus dem Dienst) des Königs“. In diesem Kontext ist š u - b a r = wuššurum „freilassen“ mit „freistellen“, bzw. als „Aufgabe von Ansprüchen“ zu übersetzen, und zwar im Sinne von B. Kienast: „Denn wie dieses [d ù „Ansprüche erheben“] wird man auch š u - - b a r = wuššurum „freilassen“ als einen terminus technicus der Rechtssprache, genauer des Prozeßwesens, interpretieren dürfen; š u - - b ar bezeichnet dann nicht das Freilassen von jemandem/etwas physisch Festgehaltenem, sondern das Aufgeben von (vermeintlichen) Ansprüchen“.661

659

Zum šandabakkum in der altbabylonischen Zeit siehe Maul 1997. Für den Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī zu NISABA 4 II.54. 661 „Man denke etwa an die aAss. termini technici des Prozeßwesens sabātum „packen“ (= „vor Gericht laden“), kaʾʾulum „halten“ (= „die Ladung aufrecht erhalten“) und wuššurum „freilassen“ (= „die Ladung zurückziehen“)“, Kienast 1982, 35f.+25. Siehe auch Neumann 2 1993, 65305. 660

3. Uruk

169

In einer weiteren Urkunde (NISABA 4 II.83) liest A. Seri662 ebenfalls š u * b a r* - l u g a l*: (1) I

⌈ x x x x x x an x x⌉ […] (2)Ii-din-dna-na-a (3)š à lúa-si-ru š à 6 a-si-ri (4)ša °i°(erasure) iš*-tu (5)i-na k i - s u r - r aki (6)ú-te-er-ru-ni-iš-šu-nu-⌈ti⌉ (7)š u - b a r l u g a l (8)a-na u-bar-du t u u g u l a a g a - ú smeš Sie interpretiert Z. 1–8 wie folgt: „The other specifies that two men, who came from Babylon and were captured in Kisurra, were released by the king and assigned to Ubār-Šamaš, the overseer of the soldiers“.663 Die Zuweisung an Ubār-Šamaš nach der Freistellung wirft Zweifel auf, ob es sich in diesem Fall um den gleichen Sachverhalt wie für die Palastsklaven aus NISABA 4 II.73 handelte. D. Charpin äußerte sich wie folgt zu dieser Stelle: „D’autre collations sont plus problématiques, comme la mention š u* - b a r* l u g a l* dans Nisaba 4 II 83 : 7 (p. 341), qui n’a pas éte commentée et ne figure pas non plus dans le glossary. On ne peut manquer de rapprocher ce passage du ⌈é ⌉ - m a š l u g a l de Nisaba 4 II 7 : 5 (cf. p. 163) : une nouvelle collation des deux passages s’avère nécessaire.“664

3.6. Gefangene und Sklaven innerhalb der Verwaltungsstrukturen von Uruk Im Folgenden werden diejenigen Institutionen und Personen in Uruk untersucht, die Gefangene und Sklaven von der Verwaltung des bīt asīrī empfangen, um Informationen über die Einsatzbereiche ihrer Zwangsarbeit zu erhalten. Im ersten Teil werden kultisch-religiöse Einrichtungen und Institutionen (Verwaltungseinrichtungen sowie Produktionsstätten) im Verwaltungsbereich des Königs besprochen. Hierzu gehören auch solche Texte, in denen eine Institution nicht explizit genannt wird, aber Personen oder Beamte offensichtlich stellvertretend für eine Institution Gefangene und Sklaven in Empfang genommen haben. Im zweiten Teil werden Arbeitsgruppen und Personen mit und ohne Berufsbezeichnung behandelt, die in keiner offensichtlichen Verbindung zu einer Institution standen.

662

Transliteration und englische Übersetzung in Rositani 2003, 186–187 und kollationiert (*) von Seri 2013, 341. 663 Seri 2013, 13160. 664 Charpin 2014a, 139.

170

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

3.6.1. Empfangende Institutionen 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen Die am häufigsten mit Gefangenen und Sklaven beschenkte Gottheit in Uruk ist Kanisurra.665 Sie erhält fünf Männer (darunter ein ugula mar-tu)666 und zwei Kinder.667 Darauf folgen die Gottheiten An-Inanna (vier Männer),668 Ramānum (zwei Männer),669 Šamaš (ein Mann),670 Lugal-Erra und Meslamtaea671 (zwei Männer),672 Nanaja (x Gefangene)673 und eine weitere Gottheit, deren Namen im Text nicht mehr lesbar ist (ein Mann).674 Nach der in Kapitel 3.5. ausgeführten Analyse der Verwaltungsterminologie des bīt asīrī können die Zuteilungen von Gefangenen und Sklaven an kultischreligiöse Institutionen in zwei Gruppen eingeteilt werden: erstmalige Zuweisungen (3.5.2.) und Umverteilungen innerhalb von Uruk (3.5.3.). In der Gruppe der erstmaligen Zuweisungen wurden die Gefangenen und Sklaven unmittelbar nach der Ankunft in Uruk einer Gottheit überreicht. In den meisten Fällen werden sie als ein Geschenk des Königs bezeichnet: n ì - b a l u g a l a-na GN675 oder ša a-na GN šar-rum i-qí-iš.676 Empfänger dieser Geschenke sind die Tempelvorsteher (s a n g a) oder die Beschwörungspriester (išib) des jeweiligen Heiligtums der genannten Gottheit.677 Weitere Texte dokumentieren die Übergabe von Gefangenen und Sklaven an s a n g a s, jedoch ohne dass sie als ein „Geschenk“ bezeichnet werden.678 Es kann davon ausgegangen werden, dass die Übergabe eines Gefangenen oder Sklaven seitens des Königs an eine Gottheit einen besonderen Stellenwert besaß.679 Die Weihung von Gefangenen an eine Gottheit seitens des Königs ist

665 Eine zusammen mit Inanna und Nanāja in Uruk verehrte Gottheit, vermutlich mit eigenem Tempel, vgl. George 1993, 165 Nr. 1339. 666 NISABA 4 II.16; 24. 667 NISABA 4 II.18. 668 Jursa 2019 (A.1731-1982). 669 NISABA 4 II.22; VS 13 36. 670 NISABA 4 II.23. 671 Die beiden Gottheiten wurden als Zwillinge in Dūrum, in der Nähe von Uruk verehrt, vgl. George 1993, 132 Nr. 869 und 127 Nr. 806. 672 NISABA 4 II.25. 673 RIAA 250. 674 NISABA 4 II.28. 675 NISABA 4 II.16; 22–24; RIAA 250; UF 10 39; Jursa 2019 (A.1731-1982). 676 VS 13 36. 677 Auch für die neubabylonische Zeit sind Personenstiftungen vom König an eine Gottheit belegt, wobei es sich um ebenfalls um Deportierte handelte, siehe dazu Kleber 2008, 260– 264. 678 NISABA 4 II.18; 28. 679 Für Referenzen aus Mari vgl. Charpin 2006, 151+74.

3. Uruk

171

eine bereits aus der sargonischen Zeit bekannte Praxis.680 Auf diese Weise konnte der König der jeweiligen Gottheit Respekt zollen und ihr Wohlwollen erlangen. Dies wird auch durch seine Auswahl der Gefangenen und Sklaven deutlich:  ša Ilūni énsi lú èš-nun-na „zugehörig zu Ilūni, énsi, Mann aus Ešnunna“681  dumu Ibbi-ersetim lú èš-nun-naki ša Munawwirum énsi lú èš-nunnaki „Sohn des Ibbi-ersetim, Mann aus Ešnunna, zugehörig zu Munawwirum, énsi, Mann aus Ešnunna“682  du mu Ḫuzālum x-ub lúèš-nun -naki „Sohn des Ḫuzālum, …, Mann aus Ešnunna“683 Wie schon A. Seri bemerkte,684 zeigen die Filiation, der Beruf und/oder die Zugehörigkeit zu einer bekannten Persönlichkeit, dass es sich bei den Gefangenen um Personen mit gesellschaftlicher Bedeutung handelte. Bei Ilūni könnte es sich um den gleichnamigen Herrscher aus Ešnunna gehandelt haben und bei Munawwirum um den Sohn des Königs von Ešnunna.685 Ganz ähnlich verhält es sich mit der Bedeutung des ugu la mar-tu , der an Kanisurra überreicht wurde,686 oder bei einem Gefangenen, der dem ugula mar-tu érinmeš bi-ir-tim unterstand und an Nanaja übergeben wurde.687 Ferner gibt es Texte, in denen Gefangene und Sklaven über die Stadtgrenze Uruks hinaus geliefert wurden. Zwei Gefangene, die der König an das Götterpaar

680

So z. B. in einer Inschrift des Königs Rīmuš: (131)30 m a - n a (132)k ù - s i 22 (133)3600 m a n a (134)u r u d u (135)300 u r d u - g é m e (136)ì-nu (137)n i mki (138)ù (139)pá-ra-⌈aḫ⌉-śumki (142)s a g g i š - r a -ni (141)u-ru-a-am-ma (142)a-na (143)de n - l í l (144)a - m u - r u „Als er Elam und Par⌈aḫ⌉šum niederwarf, hat er 30 Minen Gold, 3600 Minen Kupfer und 300 Sklaven und Sklavinnen gebracht und dem Enlil geweiht“, Frayne 1993, 55 (Rīmuš E2.1.2.6). Bekanntermaßen neigen mesopotamische Könige in ihren Inschriften zu Übertreibungen, sodass die Zahl von 300 geweihten Sklaven und Sklavinnen nicht wörtlich genommen werden darf. Aus der UrIII-Zeit sind jedoch drei fast identische administrative Texte überliefert, die von der Weihung von 113 Frauen und 59 Kindern – zusammen 172 Sklaven – aus der Beute von Šaripḫum an Šara berichten, z. B. YOS 4 67: Vs.(5)š u - n i g i n 172 s a gḫi-a (6)n a m - r a - a k a - r u - a dš a r a - š è „Zusammen 172 Sklaven, Beute, Weihgabe für Šara“. Zur Darstellung der durch militärische Unternehmungen deportierten Arbeitskräfte und deren Einsatzbereiche im 3. Jt. v. Chr. siehe bei Neumann 1992, 272–273. 681 NISABA 4 II.23. 682 NISABA 4 II.22. 683 NISABA 4 II.25. 684 Seri 2013, 232–233. 685 Seri 2013, 232–233. 686 NISABA 4 II.16. 687 RIAA 250.

172

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Lugal-Erra und Meslamtaea verschenkte, wurden vermutlich nach Dūrum geliefert.688 Die Umverteilungen von Gefangenen und Sklaven an kultisch-religiöse Institutionen unterscheiden sich von den erstmaligen Zuweisungen dadurch, dass sie nach ihrer Ankunft in Uruk nicht unmittelbar an eine Gottheit übergeben wurden, sondern zuerst einer Institution oder einer Person zugeteilt wurden. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine solche Umverteilung der Gefangenen und Sklaven einen anderen Stellenwert besaß als die zuvor genannten „Geschenke des Königs“ der erstmaligen Zuweisungen. Ausschlaggebend für die Umverteilungen waren administrative Maßnahmen, wie am Beispiel von NISABA 4 II.6 demonstriert werden kann: NISABA 4 II.6 ‒ Umverteilung innerhalb Uruks Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 8: 9:

I

gur-ru-um ša ⌈x-x-x⌉-x-x ugula é?+689 pu-uḫ dna-bi-um-i-din-nam ša sí-na-tum ⌈ša i-na g i 6 -pàr iti ne-ne-gar u 4 -2 -k am⌉ a-na bur-sag in-na-ad-nu a-na gi 6 -pàr na-⌈di⌉-in itu gan-gan-è u 4 -20 -kam mu ri-im-da-nu-um lugal

Gurrum, der ... Aufseher des Hauses?, Ersatz für Nabiumiddinam von Sinatum, ⌈der aus dem Gipar am zweiten Tag des VI. Monats⌉ an das BursaggumOpfer gegeben worden ist, wurde dem Gipar ge⌈ge⌉ben.

Monat IX, 20.Tag Jahr: Rīm-Anum ist König (Rīm-Anum 1)690

Eine Person namens Gurrum wurde an das g i 6 - p à r, einen Teil des Eanna-Tempels in Uruk, den Sîn-kašid für seine Tochter Nīši-inīšu baute,691 übergeben. Er 688

NISABA 4 II.25. Zwischen Uruk und Dūrum bestand eine enge Beziehung, sodass sich Sîn-kašid „šakkanakkum von Dūrum“ nannte und dort das Heiligtum für Lugal-Erra und Meslamtaea errichten ließ, siehe dazu Charpin 2004, 63+167 und 109+444 und Michalowski 1977. 689 „This line is difficult and the reading problematic. The first sign is ša. The second sign is not pa. It is written as two parallel horizonral wedges and two parallel vertical wedges. It looks m ore like u2. The reading ⌈ni-šu⌉ fort he third and fourth signs is not guaranted because the surface is eroded. The fifth and the sixth signs are definitely not lu-mur. The first signo f this sequence is possibly giš and the next one looks like ⌈mu⌉. For the last two signs, the reading PA.PA is also problematic. The first is certainly a PA sign, but the next one looks more like an e2.“ Seri 2013, 326–327. 690 Für diesen Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.2. Erstmalige Zuweisung zu NISABA 4 II.13. 691 Ausführlich zum g i 6 - p à r in Uruk mit Literatur siehe Seri 2013, 165–166.

3. Uruk

173

diente als Ersatz für Nabium-iddinam, der zuvor vom g i 6 - p à r abgezogen und 18 Tage davor an das é-b u r-sag übergeben worden ist. Bei diesem Vorgang handelte es sich um eine Umverteilung von Arbeitskraft mit eindeutig administrativem Charakter, die sich damit von den zuvor behandelten Geschenken des Königs an einen Tempel unterscheidet. Über den Grund für die Neuzuweisung von Nabium-iddinam kann nur spekuliert werden: Vielleicht besaß er Qualifikationen, durch die er besser für das é - b u r - s a g geeignet war. Eine mögliche Übergabe eines Sklaven an ein Heiligtum außerhalb Uruks könnte in den Umverteilungsvermerken NISABA 4 II.40 und 41 dokumentiert sein: NISABA 4 II.40 ‒ Umverteilung innerhalb Uruks Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16:

I

a-ḫi-ma ša d⌈i m *mu-ša-lim⌉ dumu mu-du10-ga ša iš-tu é - a g r i g il-le-qí-a-am-ma a-na dm a r - t u - na-sir u r d u ka-ab-⌈ta⌉ a-na urubu*-ba*-⌈lam?⌉692 [ ] [ ] ⌈xxx ⌉ in-na-ad-nu z i *- g a š à é - a g r i g ! g ì r i 30*-še-mi u g u l a a-si-ri itu bár-⌈zag⌉-gar u4-19-kam m u u n - s ù ḫ - a - b i!

Aḫīma von ⌈Adad-mušallim⌉, Sohn des Šattum-tābum, der aus dem é - a g r i g genommen wurde und an Amurrum-nāsir, Diener des Kab⌈ta⌉, nach Bubal⌈am⌉? …

…. er wurde gegeben. Im é - a g r i g ist es abgebucht. Überbringer ist Sîn-šeme, Aufseher der Gefangenen. Monat I, 19. Tag Jahr: Die verwirrte Bevölkerung (Rīm-Anum 2)693

NISABA 4 II.41 ‒ Umverteilung innerhalb Uruks Vs.

1: 2: 3:

692

⌈I⌉

a-ḫi-ma! ⌈ša di m * ⌉-[ muša-lim] d u m u m u - ⌈ d u 1 0 - g a!⌉ ša a-na d⌈ m a r - t u ⌉ - na-sir ⌈x x⌉

Aḫīma ⌈von Adad⌉-[mušallim], Sohn von Šattum-⌈tābum⌉, der an ⌈Amurrum⌉-nāsir … nach Bubalam? gegeben worden ist – Naḫiš-⌈ša⌉-…, ⌈Kaufmann von⌉

Seri liest hier urubu-ba-⌈x⌉. Eine Ergänzung zu urubu-ba-⌈lam?⌉ ist denkbar durch den Vergleich mit NISABA 4 II.41, Z. 4: a-na urubu-ba-lam? in-na-ad-nu, siehe weiter unten. 693 Für diesen Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī zu NISABA 4 II.54.

174

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

4: 5: 6:

Rs.

7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16:

a*-na* uru*bu-ba*-lam?* in*-na*-ad*-nu* I na-ḫi-iš-⌈ša⌉-[ ] ⌈x x⌉ ⌈ d a m* - g à r* ša*⌉ x*-a*-ia*ki* ša a-na é - s u k k a lmeš in-na-ad-nu 2 sagu r d umeš zi-ga šà é-agrig nì-šu dumuk á . d i n g i r . r aki ù ap!-pa-an-d i n g i r x g ì r i de n . z u -še-mi u g u l a a-si-ri itu bár-zag-gar u4-20-kam m u u n u gki ù á - d a m - b i un-sùḫ-a-bi si-⌈bi⌉ ⌈in-si-sá⌉

…, der an das é - s u k k a lmeš gegeben worden ist.

Zwei Sklaven. Im é - a g r i g ist es abgebucht. unter der Verantwortung von Mār-Bābilim und Appan-ilī … Überbringer ist Sîn-šeme, Aufseher der Gefangenen. Monat I, 20. Tag Jahr: [Der König] hat ein mīšarum ⌈ausgerufen⌉ für die verwirrte Bevölkerung von Uruk und ⌈seiner⌉ Umgebung. (Rīm-Anum 2)694

A. Seri rekonstruiert den in diesen beiden Texten geschilderten Vorgang wie folgt:695 Am ersten Tag (Monat I, 19. Tag) wird der Sklave696 Aḫīma aus dem é - a g r i g genommen und Amurrum-nāsir, dem Diener des Kabta, übergeben. Am Folgetag wurde derselbe Vorgang erneut dokumentiert, da anscheinend zwei wichtige Personen – Mār-Bābilim und Appan-ilī – beim Ausstellen des ersten Dokuments nicht anwesend waren. In der zweiten Urkunde wird dann gleichzeitig die Übergabe einer weiteren Person (Naḫiš-ša-…, Kaufmann von …) hinzugefügt. Während sich A. Seri in ihren Ausführungen weitestgehend auf das é - a g r i g konzentriert, soll der Fokus hier auf den Empfänger des Sklaven Aḫīma gelegt werden. Anders als A. Seri697 gehe ich nicht davon aus, dass beide Sklaven, die in dem Text NISABA 4 II.41 genannt werden, an das é - s u k k a lmeš übergeben wurden. Vielmehr ist das é - s u k k a lmeš nur das Ziel des zweiten Sklaven Naḫiš-ša-…, nicht aber das von Aḫīma. Für diese Annahme spricht die Nennung des Empfängers Amurrum-nāsir, Diener des Kabta (NISABA 4 II.40, 6 und 694

Für diesen Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī zu NISABA 4 II.54. 695 Seri 2013, 151 und 179. 696 Dass es sich bei Aḫīma um einen Sklaven handelt, wird in NISABA 4 II.41 ersichtlich, in dem er und eine andere Person in Z. 9 als 2 sagu r d umeš bezeichnet werden. 697 „Thus two slaves from the e 2 - a ĝ r i g were transferred to the house of the s u k k a l (NISABA 4 II.41)“, Seri 2013, 137.

3. Uruk

175

41, 3). Zu diskutieren ist außerdem die Bezeichnung des Empfängers Amurrumnāsir als u r d u ka-ab-ta „Diener des Kabta“. Wie D. Charpin zeigen konnte, bezieht sich diese Formulierung in den Siegelinschriften auf eine persönliche Gottheit und nicht auf eine berufliche Zugehörigkeit zu einem Tempel oder einem Kult.698 Diese Feststellung kann aber nicht auf NISABA 4 II.40 und 41 übertragen werden, denn die Bezeichnung u r d u ka-ab-ta wird hier nicht in einer Siegelinschrift, sondern im Text selbst notiert. Es ist zweifelhaft, ob in einem administrativen Text die persönliche Frömmigkeit Ausdruck finden konnte, vor allem da in allen anderen vergleichbaren Texten des bīt asīrī der Beruf oder die Filiation des Empfängers an dieser Stelle genannt wurden. Daher halte ich es für wahrscheinlich, dass sich u r d u ka-ab-ta hier auf eine berufliche Funktion bezieht und nicht um den Ausdruck seiner Frömmigkeit gegenüber einer Gottheit. Amurrum-nāsir, Diener des Kabta, nimmt folglich den Sklaven Aḫīma in Empfang für das Heiligtum des Kabta in der Stadt Bubalam, die mir bisher nur aus diesen Texten bekannt ist und für die daher keine Lokalisierung vorgenommen werden kann. In zwei weiteren Umverteilungen von Gefangenen und Sklaven werden die Empfänger nach A. Seris Kollationen699 als Z U . A B ( m e š ) bezeichnet: NISABA 4 II.70, 5f.: a-na ZU.ABmeš nam-ḫa-ar-ti a-lí-lu-mur ZU.AB NISABA 4 II.74, 7: a-na ZU.ABmeš Für das Logogramm ZU.ABmeš bietet sie keinen Kommentar. Es besteht die Möglichkeit, dass hier eigentlich die Zeichen kisal-luḫ „Vorhofreiniger“700 stehen. Dafür spricht zum einen die Ähnlichkeit der Zeichenfolge ZU-AB und KISAL-LUḪ701 und zum anderen eine „kleine Wirtschaftstafel“702 aus dem Sînkāšid-Palast, in der ein Ālī-lūmur als kisal-luḫ bezeichnet wird (BaM 18 32 [W 20 038, 30]): (3)⌈mu⌉-túm a-li-lu-mur kisal-luḫ (5)urdu é „Geliefert von Alīlūmur, Vorhofreiniger, Sklave des Hauses (=Palast des Sîn-kāšid)“.703 Zwei weitere Texte, in denen insgesamt neun Gefangene und Sklaven von Etel-pî-Ištar und Bēlānum, šà-tam (akk. šatammum) „Verwalter“704 empfangen 698

Charpin 1990a, 59–78. Seri 2013, 339. 700 Zu Sklaven als Vorhofreiniger in der altbabylonischen Zeit siehe van Koppen 2001. 701 Eine erneute Kollation von NISABA 4 II.70 und 74 könnte zur Klärung dieses Sachverhalts beitragen. 702 Mauer 1987. 703 Siehe Kollation von Sanati-Müller 2000a, 187. 704 Die unspezifische Übersetzung „Verwalter“ ist bewusst gewählt, da auch der Aufgabenbereich des š à - t a m (akk. šatammum) nicht klar eingegrenzt werden kann, siehe dazu Gallery 1980, 1: „It will be shown that the š.-s‘ chief functions were the calculating, measuring, and registering of various kinds of income and expenditure. Their closest modern equivalent is accountant at the level of government clerk, or sometimes at the higher level of con699

176

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

wurden und die für das é-bur-sag bestimmt waren, sind wahrscheinlich auch im kultisch-religiösen Bereich zu verorten: NISABA 4 II.71 Vs.(1) I

⌈ a-ta⌉-na-⌈aḫ⌉-ì-lí (2)Ira-bu-ut-de n . z u (3)Id i n g i r - ra*-bi* (4)3 lúa - s i r u m š à* 10 lúa - s i - rum* (5)ša i-na uruma-⌈an⌉-ti-nuki (6)ú-te-ru-ni-šu-nu-ti (7)Id i-šum-a-bi (8)Ia n- ì-lí 2 lúa - s i - r u m (9)ša i-na é - s i - s á (10)ša urub á d t i b i r aki Rs.(11)Iti-gi-la-a-na-dd a m - k i - n a (12)ú-te-er-ra-šu-nu-ti (13)⌈5*⌉ sag u r d u a-na é - b u r - s a g* (14)nam-ḫa-ar-ti e-tel-pi4-iš4-tár (15)ù be-la-nu-um š à- t a m z i - g a (16)n ì - š u de n . z u- šemi u g u l a a - s i - r u m „⌈Āta⌉n⌈aḫ⌉-ilī, Rabut-Sîn, Ilī-rabi – drei Gefangene von zehn Gefangenen, die aus M⌈an⌉tinu (gefangen) weggeführt wurden. Išum-abī, An-ilī – zwei Gefangene, die Tigilla-ana-Damkina aus dem Esisa von Bad-Tibira (gefangen) wegführte. ⌈Fünf⌉ Sklaven für das Haus des Bursaggum-Opfers, empfangen von Etel-pî-Ištar und Bēlānum, Verwalter, abgebucht unter der Verantwortung von Sîn-šemi, Aufseher der Gefangenen.“ NISABA 4 II.78 Vs.(1)I

a-wi-li-⌈ia*⌉ (2)l ú uruúr-pa-[an]ki (3)š à 6 lúa - s i - r u m (4)ša i*-na °x°(erasure) ta*-ar-ba-[si] (5)ša g ú i7g e š - n i - n i m [ ] (6)Iì-lí-e-mu-[qa-šu] (7)Iì-si-nu-[rum] (8) lú 2 a - s i - r u m (9)⌈ša⌉ i-na urub à d⌈ki⌉ (10)ba-⌈ḫa⌉-armeš (11)ú-te-ru-[ni-šu-nu-ti] Rs.(12)I ša-⌈x⌉-[ ] (13)š à re-du-ut [ ] ša DU-KI-[ ] (14)4 lúa - s i - r u m a-na é!⌈ b u r ⌉ -[ s a g ] (15)nam-ḫa-ar-ti e-[tel-pi4-iš4-tár] (16)ù be-la-nu-um* š à [ t a m ] z i - g a (17)n ì - š u de n . z u - še-mi u g u l a a - s i - r u m „Awīl⌈īa⌉, Mann aus Urp[an], aus sechs Gefangenen, die in … an der Mündung des Gešninim … Ilī-ē-mu[qāšu], Isī-nū[rum], zwei Gefangene T⌈öp⌉fer, ⌈die⌉ aus Dūrum (gefangen) [weggeführt] wurden. Ša…, aus der Gefolgschaft des … des ... vier Gefangenen für das Haus des ⌈Bur⌉[sagggum-Opfers], empfangen von E[tel-pî-Ištar] und Bēlānum, Ver[walter], abgebucht unter der Verantwortung von Sîn-šemi, Aufseher der Gefangenen“. Der Titel der beiden Empfänger šà-tam (akk. šatammum) „Verwalter“ ist sowohl in politischen als auch in kultisch-religiösen Funktionen belegt und liefert zunächst keinen Hinweis auf eine mögliche institutionelle Zuordnung. Anders verhält es sich jedoch mit der Institution des é - b u r - s a g, für das die Gefangen und Sklaven bestimmt waren. In den Texten des bīt asīrī ist das é - b u r - s a g ausschließlich als Empfänger von Personen belegt, was selbstverständlich mit der troller. They also share with their modern counterparts an anonymity that a consequence of their large numbers and their service in teams or crews rather than singly. Certain š.-s, namely those serving as royal controllers in the temples, had greater responsibility, and presumably enjoyed higher status.“

3. Uruk

177

Beschaffenheit dieses Textkorpus zu erklären ist. In den Texten außerhalb Uruks steht das (é ) - b u r - s a g in Verbindung mit der Zubereitung und Lagerung von regulären Opfergaben und ist somit als eine kultisch-religiöse Institution zu betrachten.705 Der Empfang von Personen für das b u r - s a g ist außerdem in den in Kapitel 1. Ur706 diskutierten a - r u - a-Texten dokumentiert, in denen vor allem Frauen und Kinder als Weihgaben dem Tempel übergeben worden sind.707 Die dargestellten Ergebnisse rechtfertigen die Aussage, dass die Zurverfügungstellung von Gefangenen und Sklaven an kultisch-religiöse Institutionen zwei Dimensionen annehmen konnte. Zum einen gibt es Geschenke des Königs an eine Gottheit, die eine ideelle Gewichtung und einen Weihecharakter innehatten, was vor allem durch die gesellschaftliche Stellung der dargebrachten Personen deutlich wird. Zum anderen gab es Umverteilungen von Gefangenen und Sklaven, die im Gegensatz zu den Geschenken des Königs mit der Verwaltung der Arbeitskraft begründet wurde. 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung é- (munus)uš-bar „Haus der Weber(innen)“ Der Großteil der vom bīt asīrī verwalteten Gefangenen und Sklaven wurde dem Haus der Weber(innen) zugeteilt.708 Unter ihnen befanden sich primär Frauen, aber auch Männer, Kinder und Kleinkinder, die von einem ugula (munus) uš-bar(meš) „Aufseher der Weber(innen)“ oder ugula é-u š-bar „Aufseher des Hauses der Weber“ empfangen wurden.709 Wenn ein Empfänger ohne Berufsbezeichnung notiert wurde, steht im Text der Vermerk a-na (é)munus uš-bar(meš) „an das (Haus) der Weberinnen“.710 Wird eine berufliche Qualifikation der Gefangenen genannt, handelt es sich immer um (munus)ušbar(meš) „Weber(innen)“ und in einem Text lúázlag ša má-ì-dub i7sí-la-ku „Walker des Frachtschiffes des Silaku-Kanals“.711 Angesichts der großen Anzahl von Gefangenen und Sklaven, die innerhalb Uruks der Weberei zugeteilt wurden, stellt sich nun die Frage, inwiefern (munus) uš-bar(meš) ein erlerntes Handwerk bezeichnete oder es sich vielmehr um eine Tätigkeit handelte, für die keine oder nur kaum Fachkenntnisse und Erfahrung erforderlich waren. Für das alte Mesopotamien lässt sich allgemein 705

Siehe zusammenfassend mit Literatur und Textbeispielen bei Seri 2013, 159–161. Siehe für das b u r - s a g im Kapitel 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel. 707 Z. B. YOS 5 41: (1)Iš u - dn i n - m a rki (2)k ù - t a s a 1 0 (3)n a m b u r - s a g „Šu-Ninmar, für Silber gekauft, für das b u r s a g “, vgl. im Kapitel zu Ur 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel. 708 Ca. 190 Personen. Zum „Haus der Weber(innen)“ in Uruk siehe die Zusammenfassung bei Seri 2013, 154ff. 709 Zum u g u l a ( é ) - (munus)u š - b a r(meš) siehe Seri 2013, 154–158 und 182–183. 710 Z. B. NISABA 4 II.34. 711 NISABA 4 II.12. 706

178

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

feststellen, dass die Tätigkeit der Weber „überwiegend von dienstpflichtigen Frauen ausgeübt [wurde], die einen äußerst niedrigen sozialen Status hatten. Zum Teil waren sie (Kriegs)gefangene, Sklavinnen oder Schuldsklavinnen“.712 Dies lässt vermuten, dass ein Teil des Aufgabenspektrums der (mnus) uš-bar(meš) auch von ungelernten Arbeitern ausgeführt werden konnte.713 Auf eine Sonderstellung der Textilherstellung gegenüber anderen handwerklichen Berufen weist deren Auslassung in den traditionellen Listen der Berufs- und Funktionsbezeichnungen hin.714 Bei den Zuteilungen zum Haus der Weber(innen) handelte es sich verwaltungstechnisch um erstmalige Zuweisungen oder Umverteilungen innerhalb Uruks. Für die Umverteilungen kann festgestellt werden, dass die vorherigen Besitzer der Gefangenen und Sklaven mehrheitlich militärische Posten innehatten (ugu la/šāpir/šà i7Asurrum, ugula agà-úšmeš, u gula mar-tu , rá-g aba). Nur einmal wurde notiert, dass Sklavinnen aus einer anderen Institution (é-agrig) in Uruk abgezogen wurden, um dann im é- (munus)uš-bar eingesetzt zu werden.715 In diesem Zusammenhang hat D. Charpin auf administrative Texte und Briefe aus Mari hingewiesen, in denen über 100 Frauen und Kinder – darunter auch Priesterinnen und Prinzessinnen – als Kriegsbeute aus verschiedenen Orten nach Mari deportiert wurden, um dort den Weberinnen zugeteilt zu werden.716 é-agrig Den Quellen aus Uruk zufolge war das é-ag rig für die Mehlversorgung des bīt asīrī verantwortlich.717 Diese Beobachtung stimmt überein mit den Erkenntnissen N. Zieglers, die das é-ag rig (akk. bīt abrakkātim, „Haus der Verwaltungsbeamten“) in Mari als eine Art Palastküche bezeichnete.718 Da das é-agrig vor allem durch Mehlzuteilungen dokumentiert ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Gefangenen und Sklaven dort mit der Herstellung von Mehl beauftragt wurden. Insgesamt 35 Gefangene und Sklaven – ausschließlich Männer – wurden dem é-agrig zugeteilt.719 Wenn ein Empfänger genannt

712

Renger 1996, 225. Siehe zu den verschiedenen Tätigkeiten und Arbeitsschritten der Textilverarbeitung Waetzoldt 1972. 714 Vgl. zusammenfassend Renger 1996, 212–217. 715 NISABA 4 II.17. 716 Charpin 2014a, 134 mit Verweis auf Marello 1994. 717 Vgl. Seri 2013, 150. 718 Ziegler 1999, 100, vgl. auch Literatur bei Seri 2013, 15021. 719 BaM 31 366; NISABA 4 II.42; 47; 64; 77; SANER 2 35; UF 10 2; VS 13 13; YOS 14 338. Auch wenn in BaM 31 366 das é - a g r i g nicht genannt wird, halte ich es für äußerst wahrscheinlich, dass auch in diesem Fall der Gefangene dorthin überwiesen wurde. Ein Hinweis dafür ist der Empfänger Mār-Bābilim, der in allen weiteren Texten eindeutig mit dem 713

3. Uruk

179

wurde, ist er grundsätzliche ohne berufliche Qualifikation notiert. Es handelt sich mehrheitlich um erstmalige Zuweisungen und einige wenige Umverteilungen innerhalb Uruks. Eine berufliche Qualifikation der Gefangenen wurde nie notiert. é-mu šenḫi-a Das é-mušenḫi-a „Geflügelhaus“ erhält sieben männliche Gefangene als erstmalige Zuweisung oder als Umverteilung innerhalb Uruks.720 Bei dem Empfänger handelt es sich immer um Marduk-mušallim, dem ugula (é)-mušenḫia „Aufseher des Geflügelhauses“. 721 Der einzige Gefangene, der mit einer beruflichen Qualifikation genannt wurde, ist ein „Mann des Mästhauses“ (l ú é - g u r u š d a).722 Zu den Texten, die eine Umverteilung aus dem Geflügelhaus zu anderen Institutionen oder Personen dokumentieren, zählt A. Seri auch NISABA 4 II.60,723 obwohl das Geflügelhaus dort keine Erwähnung findet: NISABA 4 II.60 ‒ Umverteilung innerhalb Uruks Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6:

Rs.

7: 8: 9: 10: 11: 12:

I

ì-lí-ip-pa-aš-ra-am ša gi-mil-d i n g i r ugula é a-na é r e n - š à - g u 4meš ⌈š à g ú ⌉ - u n be-la-nu-um* sukkal ⌈nam-ḫa⌉-ar-ti a*-mur*-i*lu*-ut*-de n * . z u * é n s i n ì - š u da m a r . u t u mu-ša-lim d u m u a-bi*-ia*-tum zi-ga nì-šu den.zu-še-mi ugula a-si-rum i t u k i n - di n a n n a u4-25-kam m u ri-im-da-nu-um l u g a l u n u gki ù á - d a m - b i

Ilī-ippašram, von Gimil-ilī, Aufseher des Hauses, an die Truppe der Ochsenführer ⌈des bilt⌉um(Feldes) des Bēlānum, „Wesir“. ⌈Em⌉pfangen von Amūr-ilūtSîn, é n s i , unter der Verantwortung von Marduk-mušallim, Sohn von Abīyatum. Abgebucht unter der Verantwortung von Sîn-šemi, dem Aufseher der Gefangenen.

Monat VI, 25. Tag Jahr: Rīm-Anum, der König – Uruk und seiner Umgebung (Rīm-Anum 2)724

é - a g r i g verbunden ist, siehe dazu auch Seri 2013, 135+68, auch NISABA 4 II.41 und SANER 2 35 in denen Mār-Bābilim als Verantwortlicher für das é - a g r i g auftritt. 720 NISABA 4 II.14; 38; UF 10 4; 31. 721 Außer in UF 10 4, dort steht nicht u g u l a (é) - m u š e nḫi-a sondern (12)n ì - š u da m a r. u t u-mu-ša-lim (13)ša é - m u š e nḫi-a. 722 NISABA 4 II.38. 723 Seri 2013, 159. 724 Für den Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.1. Ankunft im bīt asīrī zu NISABA 4 II.54.

180

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Sie sieht die Verbindung zum Geflügelhaus durch die Nennung Mardukmušallims, Sohn von Abīyatum, den sie mit Marduk-mušallim, Aufseher des Geflügelhauses, gleichsetzen kann.725 Unter seiner Autorität empfängt der én si Āmur-ilūt-Sîn einen Gefangenen für landwirtschaftliche Tätigkeiten. é-sukkal Insgesamt fünf männliche Gefangene und Sklaven werden dem é-sukkal (oder dem ugula ša sukk al) zugeteilt.726 Es handelt sich sowohl um erstmalige Zuteilungen als auch um Umverteilungen innerhalb Uruks. Eine berufliche Qualifikation der Gefangenen wird nicht genannt. Der Terminus sukkal (akk. šukkallum) wird in der Regel als „Wesir“, „Minister“ oder „Bote“ übersetzt.727 Zur Funktion des é-sukkal geben die Urkunden des bīt asīrī keine weitere Auskunft.728 é-maš-lugal In dem fragmentarischen Text NISABA 4 II.7 wird das é - m a š - l u g a l genannt, aber aufgrund des schlechten Erhaltungszustands ist der Kontext verloren gegangen. In diesem Text wird zu Beginn die Tochter des Amat-Sîn genannt. Ob sie an das é - m a š - l u g a l übergeben worden ist – so die Vermutung von A. Seri729 – kann nicht bestätigt werden, denn es fehlen so gut wie alle essenziellen Formularteile der bīt-asīrī-Texte: NISABA 4 II.7 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7:

725

I

a-⌈x⌉-[ ]-⌈TIM?⌉ dumu-munus ⌈gémed en.zu⌉ [ ] ⌈ ša⌉ bur-⌈de n . z u ⌉ [ ] a-na qá-bi-šu [ ] ⌈é⌉-maš-lugal itu gan-gan-è u4-20-kam m u ri-im-da-nu-um l u g a l

A…, Tochter von ⌈Amat-Sîn⌉ …, ⌈von⌉ Bur-⌈Sîn⌉ …, für Qabīšu …,730

⌈é⌉-maš-lugal Monat IX, 20.Tag Jahr: Rīm-Anum ist der König (Rīm-Anum 1)731

Die Gleichsetzung basiert vor allem auf seinem Siegel, siehe Seri 2013, 15952. NISABA 4 II.41; 67, siehe dazu Seri 2013, 163–164. Dort zu ergänzen ist NISABA 4 II.52, in dem ein u g u l a ša s u k k a l einen Gefangenen empfängt. 727 Siehe Charpin 2004, 258–259 und Stol 2002, 755–756. 728 Für eine Diskussion siehe zusammenfassend bei Seri 2013, 163–164+65. 729 Seri 2013, 163+64. 730 a-na qa-bí-šu wird von A. Rositani mit „für Qabīšu“ übersetzt, siehe Rositani 2003, 117. Es ist aber durchaus möglich, diese Zeile mit „auf seinen Befehl“ zu übersetzen. 731 Für diesen Jahresnamen siehe im Kapitel 3.5.2. Erstmalige Zuweisung zu NISABA 4 II.13. 726

3. Uruk

181

Eine Kollation dieses Textes würde vielleicht Aufschluss geben, besonders was die Nennung des é - m a š - l u g a l betrifft, denn im Vergleich zur Ur-IIIZeit, in der das é-maš-lug al eine wichtige wirtschaftliche Einrichtung war,732 gibt es für die altbabylonische Zeit keine weiteren Belege.733 3.6.2. Empfangende Arbeitsgruppen und Personen mit/ohne Berufsbezeichnung Eine Reihe von Gefangenen und Sklaven wurde an Arbeitsgruppen oder Personen mit oder ohne Berufsbezeichnung zugeteilt. In den meisten Fällen handelte es sich um hohe Beamte, Arbeitsgruppen oder beides, sodass die Gefangenen und Sklaven nach dieser Zuweisung immer noch eindeutig im Dienst des Königs oder einer Gottheit standen. Wenn der Empfänger jedoch ohne eine Berufsbezeichnung notiert wurde, dann ist eine Verbindung zur institutionellen Ebene nicht unbedingt erkennbar. Es müssen daher drei verschiedene Formulierungen der Zuteilung unterschieden werden. Gefangene und Sklaven gehen an:  eine Arbeitsgruppe, z. B. ana lúraqqî,  eine Person mit Berufsbezeichnung, z. B. ugula šu-i oder  eine Person ohne Berufsbezeichnung. 3.6.2.1. Arbeitsgruppen ana lúraqqî „an die Ölkelterer“734 Ein männlicher Gefangener ohne Qualifikation wird in einer erstmaligen Zuweisung (NISABA 4 II.34) an die Ölkelterer übergeben. ana ḫúb -b umeš „an die Akrobaten“735 Ein Mann, zwei Frauen und ein Kind werden den Akrobaten zugeteilt.736 Auch für diese Gefangenen und Sklaven sind keine Qualifikationen vermerkt. Da

732 „According to Steinkeller, during the Ur III period the é 2 - m a š was a major economic institution at Umma that delt with all kinds of supplies, and it is not clear why it was called é 2 - m a š „goat house“ (Steinkeller personal communication 8/21/2011)“, Seri 2013, 16364. Zur Lesung siehe Sallaberger 1993, 91389: „é - m a š ist wohl dasselbe Wort wie a m a š, Schafhürde.“ 733 Seri 2013, 163+64. 734 Für eine Diskussion von lúraqqûm „Ölkelterer“ siehe zusammenfassend bei Seri 2013, 133+64 (mit Literatur). 735 „Der ḫuppû wird lexikalisch in Proto-Lu2 581-586 (MSL 12, 54) zwischen Akrobaten, Jongleuren und Tierdompteuren (alan/m-zu/zu2, u4-da-tuš) sowie Sängern und Musikern (a-u3-a, eš3-ta-la2) eingereiht. Über diesen engen Bezug zum musikpraktischen Bereich wird er mit Tanz oder Akrobatik in Verbindung gebracht“, Shehata 2009, 49. 736 NISABA 4 II.82; RA 71 Nr. 1.

182

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

die Profession des ḫú b -bu (akk. ḫuppû) bislang nur für Männer belegt ist,737 kann bei den beiden Frauen davon ausgegangen werden, dass sie selbst nicht als ḫ úb-bu tätig gewesen sind, sondern als unterstützende Arbeitskraft eingesetzt wurde. Gleiches kann auch für das Kind angenommen werden. ana lúùr-ra „an den Koch“ Ein lúùr-ra (akk. lurrakkûm) „Koch“ war zuständig für die Zubereitung von Lebensmitteln, vermutlich mit einer Spezialisierung auf Konservierung.738 In den bīt-asīrī-Texten wird ein Gefangener ohne Qualifikation an den lúùr-ra Tarībum übergeben.739 ana (munus)šà-gu 4 /éren šà-gu 4 meš/gu 4 -apin/g u 4ḫi-a „für die (Truppe der) Ochsen(führer)“ Insgesamt wurden neun männliche, drei weibliche und zwei noch nicht erwachsene Gefangene und Sklaven an die (Truppen der) Ochsenführer vergeben.740 Sie wurden häufig von einem én si in Empfang genommen, die für die Organisation landwirtschaftlicher Tätigkeiten zuständig waren.741 Ihr Tätigkeitsbereich wurde stellenweise spezifiziert: ana gu 4(ḫi-a) (majjaltim) šūkulim „um die Ochsen (des Wagens)742 zu füttern“.743 NISABA 4 II.49 nennt die Qualifikation der Sklaven: (5)4 sagu r d u š à - g u 4 „vier Sklaven, Ochsenführer“. ana dumu -meš lú elam-maki/ugula lú elam-maki „an die Söhne der Männer aus Elam/Aufseher der Männer aus Elam“ In NISABA 4 II.3 wurden zehn gefangene Jungen, die sich auf insgesamt sieben Besitzer (Bēlšunu, Sohn von Abī-ištamar, Marduk-mušallim, ugula agàu š „Aufseher der Soldaten“, Išum-liwwir, Nuḫmi-Adad, Sîn-natûm, Adadšarrum und Marduk-tillassu) verteilten, abgezogen und an Bēlšunu, ugula lú elam-maki „Aufseher der Männer aus Elam“, übergeben. Elamiter waren in der Gesellschaft der altbabylonischen Zeit in verschiedenen gesellschaftlichen 737

„Die ḫuppû-Tätigkeit ist ausschließlich Männern vorbehalten.[…] Ihre Tabuisierung für Frauen ist möglicherweise damit zu begründen, dass der in einer schaustellerischmusikalischen Weise dargestellte ḫuppû-Tanz dem Wirkungsbereich von Männern entlehnt ist, beispielsweise dem Kriegs- oder Jagdgeschehen“, Shehata 2009, 50–51 (mit Hinweis von O. Neufeld). 738 Für eine Diskussion von lúù r - r a siehe zusammenfassend bei Seri 2013, 191. 739 NISABA 4 II.72. 740 NISABA 4 II.27; 49; 53; 57; 58; 60. In NISABA 4 II.27 wird ein Sklave, eine Sklavin und ein Kind zusammen an die Ochsenführer übergeben. Vielleicht handelt es sich hier um eine Familie? 741 Für eine Zusammenfassung siehe Seri 2013, 188–189 (mit Literatur). 742 Zur Übersetzung von majjaltum mit „Wagen“, siehe Seri 2013, 12952. 743 NISABA 4 II.53; 27; 57; 58.

3. Uruk

183

Stellungen vertreten: als Sklaven, in militärischer Funktion und als Hausbesitzer.744 In NISABA 4 II.3 ist außerdem die Bestimmung der Jungen vermerkt: Rs.(3) 10 t u r - r a ana dumu -meš lú elam-maki (4)⌈šu-ḫu-zi-im⌉ (5)nam-ḫa-ar be-el-šu-nu745 „10 Jungen – von Bēlšunu empfangen, um die Kinder der Männer aus Elam zu ⌈instruieren⌉“. Für eine Übersetzung von šūḫuzum mit „instruieren“746 spricht das Alter der Gefangenen, da es sich um Kinder oder Jugendliche handelte, die für ihre zukünftigen Aufgaben ausgebildet werden konnten.747 Für welches Tätigkeitsfeld diese Jungen ausgebildet werden sollten, kann aus dem Text nicht erschlossen werden. Sie könnten entweder einem militärischen Trupp oder als zusätzliche Arbeitskraft einem Arbeitstrupp zugewiesen werden.748 Leider ist nichts über die Herkunft dieser Jungen bekannt, infolgedessen zwei Optionen möglich sind: Es könnten entweder Jungen elamischer Herkunft gewesen sein, was bedeuten würde, dass Uruk und Elam miteinander im Konflikt standen. Oder es handelte sich bei diesen Jungen um einen Beuteanteil der Elamiter, was wiederum auf eine Koalition zwischen Elam und Uruk hinweisen würde.749 ana zadim „für den Bogenmacher“ Der Bogenmacher Ištar-ilum erhält in drei Dokumenten750 insgesamt drei Jungen und drei Männer, die als Zimmerleute (n agar)751 bezeichnet wurden. Dass es sich bei diesen Männern um qualifizierte Handwerker handelte, wird am Ende des Dokuments nochmal durch den Hinweis 3 sagu rdu du mumeš um-mi!a-ni „drei Sklaven, Handwerker“ verdeutlicht.

744

De Graef 1999, 15–19 und siehe auch zusammenfassend bei Seri 2013, 134–135 (mit Literatur). 745 Transliteration und englische Übersetzung in Rositani 2003, 113–114 und kollationiert von Seri 2013, 326. 746 CAD A/I 180 s.v. aḫāzu 9. šūḫuzu 2’ „to teach, educate, to instill a specific behaviour“; AHw I 19 s.v. aḫāzu(m) 3. „belehren, lernen lassen“ b) „instruieren, anstiften“ c) „anweisen“. 747 Vgl. z. B. FM 9 Nr. 59, 32: a-na šu-hu-u[z sú-ha-ri-šu] „die Instruktio[n der Diener] betreffend“. 748 Seri 2013, 135. 749 Seri 2013, 240. 750 NISABA 4 II.75; SANER 2 41 und YOS 14 340. 751 SANER 2 41.

184

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung ana PN šà/ugu la i7a-sur-rum „an den Aufseher des Asurrum-Kanals“752 Vom Aufseher des Asurrum-Kanals Marduk-nāsir erhielten Institutionen oder deren Vertreter (é-ag rig,753 sanga dKanisurra754) und Beamte oder Arbeitsgruppen (ug ula šu -i,755 dumu é-dub-ba,756 k i s a l - l u ḫ757) Gefangene und Sklaven, aber in nur zwei Texten ist er als Empfänger genannt: In NISABA 4 II.11 erhält er einen Mann von einem énsi. Neben Marduk-nāsir ist auch Sînibni als ugula i7Asurrum belegt, der in YOS 14 342 als Empfänger von vier Sklaven auftritt, die ihm a-na a . š àim me-e ša-qí pa-aq-du „für das Bewässern des Feldes anvertraut“ wurden. (ana) ugula šu -i „(an) den Aufseher der Barbiere“ Das Arbeitsfeld eines (ug ula) šu -i ist nicht eindeutig zu definieren, da er im administrativen, kultischen und medizinischen Bereich tätig sein konnte.758 In zwei Dokumenten wurde die Übergabe von Gefangenen und Sklaven an jeweils einen ugu la šu -i „Aufseher der Barbiere“ dokumentiert: Mardukmušēzib erhält einen Mann durch eine erstmalige Zuteilung759 und Ilabrat-… erhält 16 Sklaven (zwölf Männer und vier Kinder) von insgesamt neun verschiedenen Personen, die alle gleichfalls als šu -i „Barbier“ bezeichnet werden.760

752

Für eine Zusammenstellung der Belege für den u g u l a /šāpir/š à i7Asurrum im bīt asīrī siehe Seri 2013, 229–230. 753 NISABA 4 II.42. 754 NISABA 4 II.18. 755 NISABA 4 II.80. 756 NISABA 4 II.21. 757 NISABA 4 II.70. 758 Vgl. Seri 2013, 195–1986, Harris 1975, 83–84 und CAD G 17 s.v. gallābu „In the postSumerian period, the range of activities of the gallābu (attested mostly in OB, quite rarely later) is restricted to three main operations: (1) in connection with the status of slaves …, as assistant (or executive office) of the muʾirru …, and possibly with the execution of corporeal punishment …; (2) in connection with services performed in sanctuaries, mostly cleaning duties …; (3) in connection with certain cosmetic and minor surgical treatments …“. 759 SANER 2 8. 760 NISABA 4 II.80.

3. Uruk

185

ugula gidru „Kapitän“761 Der ugula gidru (akk. rabûm ša ḫattātim)762 ist ursprünglich ein militärischer Titel, der aber ebenso aus dem palast- und privatwirtschaftlichen Sektor bekannt ist.763 In dem Text VS 13 43 wurde ihm ein Mann aus einer größeren Gefangenengruppe aus Bad-Lugal-Isin zugeteilt.764 santana „Obergärtner/Verwalter der Dattelgärten“ Der santana (akk. šandanakkum) verwaltete in der Position eines Obergärtners vor allem Dattelgärten.765 Durch das bīt asīrī wurden insgesamt sechs Männer an zwei santana „Obergärtner/Verwalter der Dattelgärten“ vergeben, die alle aus nördlichen Regionen Mesopotamiens stammten (lú èš-nun-na(ki), Sutûmeš, lú šu-bir 4ki766). Es stellt sich die Frage, ob sich Personen aus dem Norden besser für die Arbeit bei den Obergärtnern eigneten als die aus anderen Regionen. Um dieser Frage nachzugehen, bräuchte es aber noch ähnliche Belege, um einen Zufall auszuschließen. (ugula) lùnga „(Aufseher der) Brauer“ Zwei Kinder aus Ešnunna, die Teil der Beute aus Isin waren, wurden einem Aufseher der Brauer zugeteilt.767 Darüber hinaus erhielt der Brauer ApilAmurrum, Sohn von Ersīja einen Mann, der ebenfalls als Brauer bezeichnet wird und ursprünglich einem anderen Brauer aus Larsa zugeteilt war.768 In einem weiteren Text769 erhält derselbe Apil-Amurrum einen Gefangenen ohne Qualifikation aus Ešnunna.770 VS 13 45 hebt sich durch eine Formulierung in Z. 6–8 von den übrigen Zuweisungen ab: [a-]na l ú n g ameš (7)ša i š t a r - ri-

761

Eine angemessene deutsche Übersetzung der Funktion des u g u l a g i d r u ist bisher nicht gelungen. Für eine Übersicht der verschiedenen Interpretationen (auch in anderen Sprachen) siehe Seri 2013, 216. Im Folgenden wird die Übersetzung mit „Kapitän“ nach Stol 2004, 810f. verwendet. 762 Zur Lesung von p a . p a als u g u l a g i d r u siehe Charpin 1987a und 2000a. 763 Zur Funktion und Stellung des u g u l a g i d r u siehe Harris 1975, 96–99 und Stol 2004, 810–811. 764 Transliteration und Übersetzung von VS 13 43 im Kapitel zu Dūr-Abiešuḫ 7.2.1. Die Sklavenkaufurkunden. 765 Charpin 1981, 526 und Stol 1982, 130–142. 766 NISABA 4 II.26 und UF 10 29; NISABA 4 II.26. Sutûm bezeichnet eine ethnische Gruppierung, deren Ausbreitungsgebiet nicht eindeutig bestimmt werden kann, vgl. zusammenfassend bei Seri 2013, 3924; NISABA 4 II.15 767 VS 13 50. 768 NISABA 4 II.19. 769 NISABA 4 II.29. 770 Beachte auch den Hinweis von Seri, 2013, 19171 auf YOS 14 338: Ein Apil-Amurrum ohne Titel oder Filiation tritt zusammen mit Sîn-nūr-mātim als Überbringer von sechs Gefangenen (hier nicht „slaves“, wie A. Seri schreibt) auf.

186

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

im-ti-ì-lí k u l u g a l (8)nam-ḫa-ar-ti Idu t u - ta-ia-ar „für die Brauer des Ištarrimtī-ilī, königlicher Hirte,771 empfangen von Šamaš-tayyār“. Hier ist es nicht der Brauer selbst, der den Gefangenen empfangen hat, sondern Šamaš-tayyār, der ohne berufliche Qualifikation notiert wurde. Möglicherweise war auch er ein Brauer. ad -kup 4 „Rohrarbeiter“ In NISABA 4 II.68 wird ein ad-kup 4 „Rohrarbeiter“ an Ina-palêšu, ebenfalls Rohrarbeiter, anvertraut. Die Zuweisung eines handwerklich ausgebildeten Rohrarbeiters an eine Person, die das gleiche Handwerk beherrscht, lässt die Schlussfolgerung zu, dass dieser Gefangene in diesem handwerklichen Bereich tätig gewesen sein wird.772 (ana) du mu é-d ub -ba-a „(an den militärischen) Schreiber“773 Der dumu é-dub -ba-a Sîn-nāsir empfängt in NISABA 4 II.45 acht Rohrarbeiter (ad -kup 4meš) von verschiedenen institutionellen Einrichtungen (éag rig, é-sag), Beamten (šag in a) oder Personen ohne Berufsbezeichnung. In welchem Arbeitsbereich sie eingesetzt wurden, ist nicht notiert, da aber alle Sklaven die gleiche berufliche Qualifikation aufweisen und sie von insgesamt fünf verschiedenen Institutionen oder Personen abgezogen wurden, kann davon ausgegangen werden, dass sie aufgrund ihrer Fähigkeiten als Rohrarbeiter ausgesucht wurden. Neben Sîn-nāsir ist noch ein weiterer (militärischer) Schreiber als Empfänger belegt: In NISABA 4 II.21 empfängt Lipit-Ištar einen Mann vom énsi Sîn-rēmēni ana a-šà mê šaqî „um Felder mit Wasser zu bewässern“.774 Die eindeutig unterschiedlichen Tätigkeitsfelder der Gefangenen, die einem dumu é-dub-ba-a zugewiesen wurden (Korbflechten und Bewässerung der Felder), deuten darauf hin, dass sie nicht unmittelbar in dessen Dienst arbeiten mussten, sondern dieser ihre Arbeitskraft nur verwaltete. agà-ús lugal „Soldat des Königs“ Sîn-aḫḫī-iddinam, Soldat des Königs, erhält in SANER 2 29 einen Mann aus dem é-ag rig. Zu welchem Zweck ist nicht bekannt.775

771

Bei k u handelt es sich um einen Hirtenberuf, siehe dazu Bauer 2004, 1–4. Siehe auch das Kapitel 3.4.3. Berufliche Qualifikation. 773 Für eine Diskussion über d u m u é - d u b - b a - a siehe zusammenfassend bei Seri 2013, 226 (mit Literatur). 774 Siehe Seri 2013, 329 s.v. Kollation zu NISABA 4 II.21. 775 In einem bisher unpublizierten Text scheinen außerdem Sklaven an den Aufseher der redû-Soldaten übergeben worden zu sein: „slaves taken from Kisura received by Wussumnūršu, overseer of redû soldiers“, Jursa 2019, 2, Anm. 2 (A.1710.1982). 772

3. Uruk lú

187

su -si-ig „Abdecker“776 Der lúsu-si-ig ist in den bīt-asīrī-Texten nur einmal als Empfänger von einem Gefangenen aus einer größeren Gruppe Gefangener und einem Sklaven, die beide über keine Qualifikation verfügen, belegt.777

nì-ba ana Marduk-mušallim a-zu -g al „Geschenk für Marduk-mušallim, Oberarzt“ Marduk-mušallim erhielt in NISABA 4 II.39 einen Mann als nì-ba „Geschenk“. Diesen Mann durfte er sehr wahrscheinlich in sein Privateigentum und -haushalt aufnehmen, da Geschenke einen anderen Stellenwert und auch eine andere Absicht besaßen als die übrigen Zuweisungen.778 Ibanni-ilum sipa „Hirte“ Der Hirte (sipa) Ibanni-ilum erhielt einen Mann aus dem „Haus der Weberinnen“ als königliches Geschenk.779 Dem oben geschilderten Vorgang Mardukmušallims dem „Oberarzt“ entsprechend, kann auch hier davon ausgegangen werden, dass dieser Mann in das Privateigentum des Ibanni-ilum übergegangen ist. ana Lalâtum ama lugal780 „für Lalâtum, die Mutter des Königs“ Der Text NISABA 4 II.30 dokumentiert den bisher einzigen mir bekannten Fall, in dem ein Gefangener oder Sklave unmittelbar an die Mutter des Königs übergeben wurde. Zuvor gehörte dieser Gefangene einem Erra-nāsir und wurde im gi 6 -pàr eingesetzt. Eigenschaften oder mögliche Qualifikationen wurden nicht notiert. 3.6.2.3. Personen ohne Berufsbezeichnung Šamaš-muballit Zwei Dokumente781 beschreiben denselben Vorgang: Šamaš-muballit empfängt Abī-šagīš, Mann aus Ešnunna, als Pfand.782 Für diese Übergabe ist Sînšemi, Aufseher des bīt asīrī verantwortlich. Die Aushändigung eines Gefangenen als Pfand kann nur mit einer Schuld des bīt asīrī oder Sîn-šemi gegenüber Šamaš-muballit erklärt werden, zum Beispiel durch die Aufnahme eines 776

Siehe Seri 2013, 194 (mit Literatur). NISABA 4 II.76. 778 Dies wurde schon im Kapitel 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen in Bezug auf die königlichen Geschenke an den Tempel gezeigt. 779 UF 10 39. 780 Lesung dank der Kollationen von Seri 2013, 331. 781 NISABA 4 II.62 und 63, Ausstellungsdatum identisch. 782 NISABABA 4 II.62: (5)⌈a*-na* l ú š u *- d u 8* - a + ⌉ (6)nam-ḫa-ar-ti ⌈du t u - mu-ba*li-it⌉; NISABA 4 II.63: (6)a-na du t u!- mu-ba-lí-it (7)š u - d u 8 - a (8)pa-qí-id; kollationiert (*) von Seri 2013, 337. 777

188

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Darlehens durch Sîn-šemi, der zum vereinbarten Rückzahlungstermin nicht über ausreichend Silber (oder Gerste) verfügte, um seine Schuld zu begleichen. Stattdessen nutzte er seine Verfügungsgewalt über eine offensichtlich beträchtliche Anzahl von Gefangenen und Sklaven aus, von denen dann Abīšagiš, Mann aus Ešnunna, dem Šamaš-muballit als Sicherheit dienen konnte. Es ist durchaus vorstellbar, dass nicht alle Gefangenen und Sklaven, die vom bīt asīrī verwaltet wurden, unmittelbar nach der Ankunft eine neue Zuweisung erhielten, sodass eine Art „Leerlauf“ entstehen konnte. Diejenigen Gefangenen und Sklaven, für die eine Zuteilung noch ausstand, konnten dann für solche Zwecke wie „Pfand“ eingesetzt werden. Ninnû In BaM 31 320 empfängt Ninnû acht Personen, unter denen sich Fischer (lúšuku 6), Ochsenführer(innen) (lú/munusšà-gu4) und der Sohn einer nadītumPriesterin (dumu lukur) befanden. ana Ilī-kurrâ Wenig aussagekräftig ist NISABA 4 II.11, in dem zwei Gefangene von zwei Personen, deren Namen jedoch nicht mehr lesbar sind, empfangen wurden. Das eigentliche Ziel war jedoch eine dritte Person, Ilī-kurrâ, deren berufliche Qualifikation ebenso wenig notiert wurde wie die der Gefangenen. Imgur-Sîn Imgur-Sîn erhält insgesamt drei Sklaven aus dem Besitz von zwei Personen ana gu 4ḫi-a šūkulim „um die Ochsen zu füttern“,783 wodurch er mit hoher Wahrscheinlichkeit im landwirtschaftlichen Bereich zu verorten ist. Warad-Sîn Gutûmki Der Gutäer Warad-Sîn erhält in NISABA 4 II.46 eine Gefangene aus dem „Haus der Weberinnen“. Vielleicht handelt es sich bei der ihm zugewiesenen Gefangenen um eine Art Belohnung für seine erfolgreichen Unternehmungen, wie z. B. für die Überführung von Kriegsgefangenen nach Uruk, die er zusammen mit dem ugula mar-tu „Aufseher der Amurru“ Marduk-nāsir ausführte.784 Erwähnt werden sollte an dieser Stelle der Text YOS 14 339, in dem die Überführung von zwei Personen einer größeren Gruppe von 17 Gefangenen aus Gutûm (gu-tu-umk i) nach Uruk dokumentiert wurde. Es liegt aber kein Widerspruch zwischen der Position Warad-Sîns als Empfänger von Gefange783

NISABA 4 II.27. YOS 14 338: Vs.(1–8)8 PN (9)⌈ š à ⌉ é r i n lúa-si-ru (10)ša u r d u - de n . z u l ú gu-tu-ú (11)[ù d a m a r . u t u ]-na-sir ⌈ u g u l a m a r - t u ⌉ u.Rd.(12)[ú-te-ru-ni-šu]-nu-ti „8 PN, ⌈aus⌉ der Gefangenen-truppe, die Warad-Sîn, der Mann aus Gutûm, [und Marduk]-nāsir, ⌈Aufseher der Amurru⌉ [(gefangen) wegführ]te“. 784

3. Uruk

189

nen und der Tatsache, dass Gefangene aus Gutûm nach Uruk gebracht wurden, vor, da es sich bei Gutûmki in der spätaltbabylonischen Zeit weniger um eine politische, sondern eher um eine „nicht enger eingegrenzte geographischethnische Bezeichnung“785 handelte. Etel-pî-Šamaš In SANER 2 32 erhält Etel-pî-Šamaš vier Gefangene und Sklaven aus dem Besitz von insgesamt drei Personen. Keine der involvierten Personen ist mit einer Berufsbezeichnung notiert. Zu welchem Zweck Etel-pî-Šamaš die Gefangenen erhält, ist ebenfalls nicht ersichtlich. Ibni-Adad NISABA 4 II.65 dokumentiert die königliche Schenkung eines Gefangenen an Ibni-Adad. Aus den Texten des Sîn-kāšid-Palastes ist ein Ibni-Adad du mu é-dub -ba-a belegt,786 aber eine gesicherte Übereinstimmung mit Ibni-Adad aus NISABA 4 II.65 entsteht dadurch nicht. A. Seri vermutet, dass Ibni-Adad als Beamter in der Tempelverwaltung eine Rolle gespielt haben könnte: „Since most slaves described as royal gifts were assigned to temples, it is not unlikely that Ibni-Adad was a temple official“.787 Zwei andere Beispiele, in denen einmal ein Oberarzt (a-zu-gal, NISABA 4 II.39) und einmal ein Hirte (sipa, UF 10 39) einen Sklaven vom König als Geschenk empfingen, zeigen, dass ihre Beobachtung nur mit Vorsicht auf das Beispiel Ibni-Adad übertragen werden sollte. Nach dieser Zusammenstellung der empfangenden Personen bzw. Arbeitsgruppen gilt es nun zu diskutieren, ob die Empfänger stellvertretend für eine institutionelle Einrichtung handelten, oder ob der Gefangene bzw. Sklave in ihren Privatbesitz übergegangen ist. Bei Personen mit oder ohne Berufsbezeichnung sollte eine institutionelle Anbindung nicht vorbehaltlos angenommen werden. A. Seri unterscheidet zwischen Personen mit „clear affiliations with houses and institutions“ und ohne eine solche Zugehörigkeit, unabhängig davon, ob sie mit oder ohne Berufsbezeichnung in den Texten notiert wurden.788 Einige dieser Beobachtungen wurden schon in dem Kapitel 3.6.1. Empfangende Institutionen berücksichtigt. Eine institutionelle Einbindung der Gefangenen und Sklaven kann gegebenenfalls dann vorausgesetzt werden, wenn es sich bei dem Empfänger um einen Aufseher einer bestimmten Insti-

785

Klengel 1982, 146. Zu den Gutäern in altbabylonischer Zeit siehe auch Hallo 1957– 1971, 716–717 und Eidem / Læssø 2001, 31–32. 786 BaM 31 359, siehe Seri 2013, 208. 787 Seri 2013, 208. 788 Seri 2013, 171–197.

190

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

tution handelte, wie zum Beispiel in den Texten des ugula é-u š-bar „Aufseher des Hauses der Weber“.789 Unabhängig davon, ob Gefangene und Sklaven an eine Institution oder in einen Privathaushalt übergeben worden sind, das bīt asīrī – und damit letztendlich der Staat und der König – verfügte jederzeit über die Arbeitskraft der Kriegsgefangenen (siehe Kapitel 3.7. Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī). Königliche Geschenke sind von dieser Behauptung allerdings auszuschließen. Weiterhin kann nicht immer ermittelt werden, welchen Tätigkeiten die Gefangenen und Sklaven nach ihrer Zuweisung nachgehen mussten. Dies gilt insbesondere für diejenigen Texte, in denen der Empfänger und/oder die Gefangenen und Sklaven ohne Berufsbezeichnung genannt wurden. Wenn eine berufliche Qualifikation (z. B. lùng a „Brauer“) notiert wurde und diese dem Beruf des Empfängers entspricht, ist das Tätigkeitsfeld ebenso offensichtlich zu erschließen, wie bei den Texten, die den Arbeitsauftrag notieren (z. B. ana gu 4ḫi-a šūkulim).

3.7. Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī In dem folgenden Abschnitt wird aufgezeigt werden, dass unabhängig von einer vorherigen Zuteilung der König jederzeit die Verfügungsgewalt über die vom bīt asīrī verwalteten Gefangenen und Sklaven innehatte. Dafür sollen die Texte der Verwaltungskategorie „Umverteilung innerhalb Uruks“ herangezogen werden, denn aus ihnen geht hervor, dass Gefangene und Sklaven auch nach einer Zuteilung an eine Institution oder eine Person je nach Bedarf wieder abgezogen werden konnten. Texte, in denen Gefangene und Sklaven aus Institutionen abgezogen wurden, sind für die Klärung dieser Frage weniger geeignet, da die vorherige institutionelle Zugehörigkeit eine andauernde königliche Verfügungsgewalt schon impliziert. Daher sind es in erster Linie Zuteilungen von Gefangenen und Sklaven, die sich zuvor in dem Besitz von Personen oder Beamten mit oder ohne Berufsbezeichnung befanden, die hierfür herangezogen werden. Sobald ein Gefangener oder Sklave an eine Person (mit oder ohne Berufsbezeichnung) übergeben wurde und sich diese Person nicht durch andere Texte als einer Institution zugehörig bestimmen lassen kann, besteht die Möglichkeit, dass die Gefangenen und Sklaven in das Privateigentum der jeweiligen Person übergegangen sind. Die Texte des bīt asīrī zeigen aber sehr deutlich, dass diese Möglichkeit ausgeschlossen werden muss und dass die dort verwalteten Gefangenen und Sklaven niemals in das Privateigentum einer Person übergehen konnten. Eine Ausnahme von dieser Behauptung stellen die schon mehrfach erwähnten Geschenke des Königs dar. Es kann im Umkehrschluss aber nicht ausgeschlossen werden, dass die begünstigten 789

Siehe dazu Kapitel 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung, s.v. é - (munus)u š - b a r „ Haus der Weber(innen)“.

3. Uruk

191

Personen die Gefangenen oder Sklaven für außerinstitutionelle Tätigkeiten in ihren Privathaushalten einsetzen durften. Die Abhängigkeit eines Gefangenen oder Sklaven von einer Person kann durch folgende Formulierungen ausgedrückt werden:  ša PN „zugehörig zu PN“,  rēdût ša PN / (šà) rēdût PN „Gefolge790 des PN“ und  (ša) nì-šu PN „dem PN unterstehend“. Am häufigsten wurde die Abhängigkeit eines Gefangenen oder Sklaven von einer anderen Person mit ša PN „zugehörig zu PN“ ausgedrückt. A. Seri ist sich nicht sicher, ob ša „should be translated as “belonging to” in the sense of “property of”, or whether it should be interpreted more losely as “under the custody of,” meaning that those prisoners were in temporary service or that they belonged the household of these men“.791 Wie die Texte des bīt asīrī zeigen, handelt es sich bei ša PN, ebenso wie bei den beiden anderen Möglichkeiten rēdût ša PN / (šà) rēdût PN und (ša) nì-šu PN nicht um eine Verfügungsgewalt im Sinne von „Eigentum“, da Gefangene und Sklaven, die sich in einem dieser Abhängigkeitsverhältnisse befanden, bei Bedarf wieder abgezogen wurden. Empfänger der Gefangenen und Sklaven aus dieser Art von Umverteilungen sind: Institutionen  é-(munus)uš-b ar „Haus der Weber(innen)“792  é-maš-lugal793  é-bur-sag794  é-ag rig795  é-mu šenḫi-a796  Amurrum-nāsir, Diener des Kabta797

790

Die Übersetzung „Gefolge“ ist eine Annäherung an die Bedeutung von rēdûtum (CAD R S. 252 s.v. rēdûtu 3. a condition of dependence or memberhsip in a retinue). Dieser Begriff wurde von Seri 2013, 120–124 diskutiert und mit „retinue“ übersetzt. 791 Seri 2013, 121–122. 792 NISABA 4 II.34; UF 10 3; YOS 14 337. 793 NISABA 4 II.7. 794 NISABA 4 II.78. 795 NISABA 4 II.47; 77; SANER 2 35. 796 NISABA 4 II.14. 797 NISABA 4 II.40. Vermutlich handelte Amurrum-nāsir stellvertretend für eine kultischreligiöse Institution, vgl. Kapitel 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen.

192

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Arbeitsgruppen  du mu -meš lú elam-ma ki798  (érin )(munus)šà-gu 4 (meš)/gu 4 -ap in/g u 4 ḫi-a799  zadim 800  ḫúb-bu meš801  lùnga 802  k i s a l - l u ḫ803 Personen/Beamte mit Berufsbezeichnung  šà/ugula i7A-sur-rum804  du mu é-dub-ba-a805  ugu la šu -i806 



su -si-ig807

 ad -kup 4808 Personen ohne Berufsbezeichnung  Ninnû809  Imgur-Sîn810  Ibni-Adad811  Etel-pî-Šamaš812

798

NISABA 4 II.3. NISABA 4 II.27; 44; 49; 53; 57; 58. 800 NISABA 4 II.75. 801 NISABA 4 II.82. 802 VS 13 45; 50. 803 NISABA 4 II.74. 804 NISABA 4 II.11. 805 NISABA 4 II.45. 806 NISABA 4 II.80. 807 NISABA 4 II.76. 808 NISABA 4 II.68. 809 BaM 31 320. 810 NISABA 4 II.27. 811 NISABA 4 II.65. 812 SANER 2 32. 799

3. Uruk

193

Diese Umverteilungen wurden am häufigsten813 von Sîn-šeme ugula asīrī „Aufseher der Gefangenen“ und damit von politischer Seite aus organisiert und autorisiert.814

3.8. Ein flüchtiger Palastsklave In der 2016 erschienenen Edition von Texten aus der Hilprecht-Sammlung in Jena von A. Goddeeris815 befinden sich vier Texte, die sie der Stadt Uruk zuordnen konnte.816 Einer dieser Texte dokumentiert die Flucht und Ergreifung eines Palastsklaven.817 Der Text wird hier in einem gesonderten Abschnitt diskutiert, da er in die Regierungszeit des Sîn-irībam datiert, der einige Jahrzehnte vor RīmAnum regierte und daher nicht mit den oben diskutierten Texten in Verbindung gebracht werden kann. TMH 10 125818 Vs.

u. Rd. Rs.

813

1: den .zu -be-el-ap-lim u rdu é-gal 2: n a m Inu-úr-dkab-ta819 3: ugula puzur 4 - dutu 4: i-nu-ú-ma i-na a-šà máš820 šu- dal-la 5: ši-ip-ra-am i-ip-pe*-šu-ma 6: in*-na*-ab*-bi-it-ma 7: iš-tu bàd eden/báḫar-g i 8: ú-te-er-ru-ni-iš-šu 9: gìri ka-lu-⌈mu⌉-um 10: lú -tu r ḫa-a-su lúx 11: ì*-⌈d ab 5?*⌉ puzur 4 *d* ⌈ma*⌉-mi*-⌈tum?*⌉

Sîn-bēl-aplim, Sklave des Palastes, für Nūr-Kabta, Aufseher: Puzur-Šamaš. Als er auf dem Feld des Šu-Alla landwirtschaftlichen Tätigkeiten nachgegangen ist, floh er und aus … haben sie ihn (gefangen) weggeführt.

Überbringer: Kalū⌈mu⌉m, Diener des Ḫasu, … . Über⌈nommen⌉ von PuzurMamītum. ⌈Aus⌉ der Hand des

Mit nur einer Ausnahme in SANER 2 35, Z.11: n ì - š u d u m u k á . d i g i r . r aki. Für eine Zusammenfassung der Belege des Sîn-šeme u g u l a asīrī siehe bei Seri 2013, 177–180. 815 Goddeeris 2016, 3. 816 Nr. 125, 204, 205 und 209. 817 „The landscape orientation of this document, the cursive writing and the year-name of Sîn-irībam show that it originates from Uruk, as do text n° 205, n° 204 and n° 209. More precisely, it bears the same characteristics as the tablets found in the “Scherbenloch” […]“, Goddeeris 2016, 219. 818 Transliteration und englische Übersetzung bei Goddeeris 2016, 219–220 und kollationiert (*) von Földi 2019a, 261. 819 „NAM IPN or NAM.60 PN?“, Földi 2019a, 261. 820 „rather A.ŠÀ MÁŠ šu-dAL.LA, a tributary field (such as A.ŠÀ GÚ.UN) of Šu-Alla?“, Földi 2019a, 261. 814

194

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

12: ⌈i*-na!*⌉ qá*-ti* I*[i]m*-gu*- [I]mgurum, Auf⌈seher⌉, ru*-um* nu* -⌈bànda*⌉ 13: [ ] i7*tu rungal* in-na-bi-it … Iturungal-Kanal,821 ist er geflohen. (Datum: 22. Tag, Monat II, Sîn-irībam a) Der geflüchtete Palastsklave Sîn-bēl-aplim musste unter der Aufsicht des PuzurŠamaš landwirtschaftlichen Tätigkeiten auf einem bestimmten Feld nachgehen. Dieser Text zeigt zum einen, dass ein Palastsklave schwere körperliche Arbeit auf dem Feld leisten musste, und zum anderen, dass sich sein Einsatzort auch außerhalb der Palastmauern befinden konnte. Vermutlich nutzte Sîn-bēl-aplim die Situation aus, sich außerhalb der sicherlich effektiveren Bewachung im Palast selbst zu befinden und ergriff die Flucht. Erst in einer anderen Ortschaft (b àd eden/báḫar-gi) konnte Sîn-bēl-aplim schließlich gefangengenommen und von Kalūmum, dem Diener Ḫasu, zurück nach Uruk transportiert werden. Der letzte Abschnitt des Textes ist nicht vollständig zu rekonstruieren, es wird aber der Iturungal-Kanal in Zusammenhang mit der Flucht genannt. Vielleicht scheiterte Sînbēl-aplim bei der Überquerung des Kanals.

3.9. Fazit Durch die Texte des bīt asīrī in Uruk können die Vorgänge der institutionalisierten Verwaltung und Ausbeutung von Gefangenen und Sklaven während der spätaltbabylonischen Zeit rekonstruiert werden. Dennoch sollte unbedingt beachtet werden, dass keine vergleichbaren Quellen – besonders hinsichtlich der Quantität – einer solchen Institution aus anderen Städten oder Epochen überliefert sind. Daher stellt die Verwaltung des bīt asīrī aus Uruk bislang einen Einzelfall dar.822 Anhand der Verwaltungstexte konnte zunächst eine Reihe von Informationen über die Eigenschaften und die Herkunft von Gefangenen und Sklaven, die in das bīt asīrī überführt wurden, gewonnen werden. Herkunft und Aufgriffsort bieten eine Grundlage, um über die politische Situation von Uruk gegenüber seinen Nachbarn zu diskutieren. Dies hat A. Seri bereits in aller Ausführlichkeit besprochen und soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden.823 Eigenschaften und berufliche Qualifikation der Gefangenen und Sklaven sind besonders interessant im Hinblick auf die Untersuchung zur institutionellen Sklaverei. Nach einem Überblick der offensichtlichen Einsatzbereiche wie Handwerk, 821

„The same spelling appears in RIME 4.4.3.2002: 2, an inscription of ANam, designating the goddess Kanisurra as ‘the lady of the Iturungal canal’“, Földi 2019a, 261. Zur Identifikation von i 7 u d - n u n mit dem Iturungal-Kanal siehe außerdem Jacobsen 1970, 429. 822 Einige Texte aus dem bīt asīrī sind außerdem in Larsa belegt, aber nicht in einem vergleichbaren Umfang, siehe dazu das Kapitel zu Larsa 2.3. Das bīt asīrī. 823 Seri 2013, 214–236 und 238–241.

3. Uruk

195

Landwirtschaft und Religion/Kult, wurde das Verwaltungskonzept des bīt asīrī in Bezug auf den Einsatz der Arbeitskräfte – bestehend aus Gefangenen und Sklaven – analysiert. Dabei konnten fünf verschiedene Vorgänge identifiziert werden (Ankunft im bīt asīrī, erstmalige Zuweisung, Umverteilung innerhalb Uruks, Dokumentation verstorbener Gefangene, Freistellung). Der wohl wichtigste Teil der Auswertung der bīt-asīrī-Texte ist die Untersuchung zu den Gefangenen und Sklaven innerhalb dieser Verwaltungsstrukturen. Er zeigt, in welchen Bereichen der kultisch-religiösen und politischen Organisationen die Arbeitskraft der Gefangenen und Sklaven eingesetzt werden konnte. Schließlich wurde die absolute Verfügungsgewalt des Königs über die Arbeitskraft der Gefangenen und Sklaven nachgewiesen. Unabhängig davon, welchen Institutionen, Arbeitsgruppen, Beamten oder sogar Privatpersonen ein oder mehrere Gefangene oder Sklaven zugewiesen wurden, das bīt asīrī konnte sie ohne weiteres wieder abziehen und andernorts einsetzen. Da es sich bei dem bīt asīrī um eine politische Einrichtung handelte, war letztendlich der König die wesentliche Autorität. Davon auszuschließen sind solche Zuweisungen, die ausdrücklich als nì-b a „Geschenk“ bezeichnet wurden. Dieses Verwaltungskonzept wurde von A. Seri abschließend als „a most efficient management of personnel“ bezeichnet.824 Bei Bedarf konnte der König auf die Arbeitskraft der Gefangenen und Sklaven zugreifen, um Engpässen entgegenzuwirken und gleichzeitig Verpflegungskosten während der arbeitsarmen Monate zu sparen, indem er sie an verschiedene Individuen übergab, die deren Arbeitskraft im privatwirtschaftlichen Rahmen nutzen konnten.825 Zu beachten gilt hierbei, dass die Verfügungsgewalt des Königs nur auf solche Sklaven und Gefangenen angewandt werden konnte, die zuvor durch das bīt asīrī verwaltet worden sind. Personen, die durch andere Gründe, wie z. B. Schulden, in die Sklaverei gerieten, konnten nicht ohne weiteres vom Staat eingezogen werden.

824 825

Seri 2013, 140. Seri 2013, 140.

4. Kisurra 4.1. Einleitung Die Geschichte Kisurras (Abū Hatab) während der altbabylonischen Zeit war von ständigen Machtwechseln der umliegenden Königreiche Isin, Larsa, Uruk und Babylon geprägt. Die Stadt konnte aber dennoch als Sitz einer eigenen Dynastie fungieren.826 Unmittelbar nach dem Zusammenbruch des Reiches der III. Dynastie von Ur fiel Kisurra in den Machtbereich des erstarkenden Königreichs Isin, das schließlich von seinem Rivalen Larsa abgelöst wurde.827 Die Geschichte der darauffolgenden Jahre kann noch nicht lückenlos rekonstruiert werden, denn es fanden häufig Regierungswechsel statt.828 Das Textmaterial aus Kisurra wurde zunächst vor allem in zwei Monographien publiziert: Im Jahr 1978 erschien B. Kienasts Publikation von 215 Texten aus dem Istanbuler Museum und dem Vorderasiatischem Museum Berlin,829 und A. Goddeeris folgte im Jahr 2009 mit 260 weiteren Texten aus dem British Museum.830 Weitere einzelne Texte oder Textgruppen wurden in verschiedenen Beiträgen publiziert.831 Aus der Zeit der Unabhängigkeit Kisurras stammen administrative Texte und Briefe, die für die Untersuchung institutioneller Sklaverei ausgewertet werden können.832

4.2. Sklaven im c-Haushalt Eine Gruppe von Texten, die während der Ausgrabungen 1902 und 1903 in Kisurra im c-Graben833 entdeckt worden sind,834 wurden von A. Goddeeris als zusammenhängendes Archiv erkannt und ausgewertet.835 Sie konnte aufzeigen, 826 Zur Geschichte der Stadt und Chronologie der lokalen Herrscherdynastie siehe Tyborowski 2012, Goddeeris 2007 und 2009, Charpin 1982a und 2004, 74–75, Sommerfeld 1983 und Kienast 1978. 827 „The first datable king mentioned in the texts from Kisurra in the Old Babylonian period is Gungunum of Larsa who most probably seized the city from Lipit-Eštar of Isin presumably in one of his early years as suggested by his year names“, Tyborowski 2012, 252. 828 Zu diesem politisch unruhigen Zeitabschnitt der Stadt siehe Tyborowski 2012, 252– 255. 829 Kienast 1978. 830 Goddeeris 2009. 831 Für einen vollständigen Überblick der Textpublikationen aus dem altbabylonischen Kisurra siehe zuletzt Tyborowski 2012, 245. 832 Es sind auch drei Sklavenkaufurkunden überliefert, die im privatwirtschaftlichen Kontext zu verorten sind: FAOS 2 67, 85 und 86. 833 Für einen Plan Abū-Hatab und Lage des c-Grabens s. Andrae 1903. 834 Andrae 1903 und Heinrich 1931. 835 Goddeeris 2007.

198

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

dass das c-Archiv – benannt nach dem Graben, aus dem die Texte stammten – zu der lokalen Palastverwaltung Kisurras gehörte und die Angelegenheiten unter Leitung des Kronprinzen Ibni-šadûms dokumentierte. Ibni-šadûm war der letzte lokale Herrscher Kisurras und Sohn des Königs Manabalte’el.836 Aus diesem offiziellen Archiv werden im Folgenden zwei administrative Dokumente (FAOS 2 104 und 107) und drei Briefe (FAOS 2 149, 153 und 156) diskutiert, die Sklaven oder Sklavinnen notieren. 4.2.1. Sklaven in den administrativen Texten Der erste der beiden administrativen Texte (FAOS 2 107) notiert Getreideausgaben für Sklaven und Weber: FAOS 2 107837 Vs.

1: 2: 3:

Rs.

4: 5: 6: 7:

⌈5 (b án )⌉ 3 ⅓ sìla ⌈5⌉3 ⅓ l: Verpflegung der 838 sag u rdu Sklaven, šà-gal 1 (bán) 5 síla ⌈šà-g al 15 l: ⌈Verpflegung der Weber⌉, uš-bar⌉ 3 (b arig a) ⌈zì⌉-še 180 l ⌈Gersten⌉mehl: Dr⌈it⌉tens. a-⌈rá⌉-3-kam ⌈gìri⌉ ka-⌈x⌉-[ ]-⌈x⌉-e ⌈Überbringer⌉: Ka… . 839 [š]u-ti-a [si]-⌈ni-a⌉ [Em]pfangen von [Sî]⌈nīja⌉. ⌈x x x x ⌉ … 4 ? 8 ⌈x ⌉ … (Datum: 20. Tag des 11. Monats)

In dieser Empfangsquittung wird Getreide für die Verpflegung von Sklaven und Webern an eine Person namens Sinīja übergeben. Für diesen Personennamen gibt es zwar weitere Belege im altbabylonischen Textkorpus aus Kisurra, aber es können keine Aussagen über seine Funktion im c-Haushalt getroffen werden.840 Die Zugehörigkeit von FAOS 2 107 zum c-Archiv ist vor allem durch den Fundkontext gesichert.841

836

Goddeeris 2007, 58–60. Transliteration und Übersetzung bei Kienast 1978, 106. 838 Zur Lesung š à - g a l sagu r d u „Verpflegung der Sklaven“ anstelle von B. Kienast: š à g a l s a g - u r d u „von dem Sklavenaufseher“ siehe Charpin 1982a, 160 und Stol 1980, 163. 839 Zu Ergänzung dieses Namens siehe auch bei Goddeeris 2009, 57 s.v. Sinija. 840 Für die Belege des Namens Sinīja (mit und ohne Filiation) in Kisurra siehe Goddeeris 2009, 57 s.v. Sinija. 837

„Because it mentions only one name, the prosopography does not allow us to connect this text to the c-archive. However, it is included here because the museum records note that it was found in the c-trench“, Goddeeris 2007, 53. 841

4. Kisurra

199

Der zweite administrative Text (FAOS 2 104) gehört zu einer Gruppe von Listen, die kleine Mengen an Silberausgaben notieren.842 Diese Ausgaben wurden vor allem an Personen ausgegeben, die in den Archivtexten des c-Haushalts mehrfach bezeugt sind.843 Der Text besitzt einige Eigenschaften einer typischen Abrechnung (Nennung einer Summe Silber zu Beginn, šà-bi-ta und Auflistung der Empfänger), beinhaltet aber auch einige nicht geläufige Einträge, die von A. Goddeeris in ihrer Abhandlung über die lokale Palastverwaltung in Kisurra besprochen worden sind.844 Für die vorliegende Fragestellung ist vor allem der folgende Eintrag von Interesse, durch den die Anmietung einer Sklavin nachgewiesen werden kann: FAOS 2 104845 Rs.(25)

igi-6-gál á-bi géme šu -ti-a u 4 -2-kam

1

„ /6: ihre Miete, Sklavin – empfangen am 2. Tag.“ Die beiden administrativen Texte FAOS 104 und 107 konnten aufzeigen, dass die lokale Palastverwaltung die Arbeitskraft von Sklaven und Sklavinnen einsetzte. Dass die Anzahl der hauseigenen Sklaven und Sklavinnen nicht immer ausreichte, zeigt der Eintrag der Zahlung von Silber für die Miete einer Sklavin in FAOS 2 104. 4.2.2. Sklaven in der Korrespondenz des Šamaš-rē’ûm Alle Briefe aus dem c-Haushalt, in denen Sklaven Erwähnung fanden (FAOS 2 149, 153 und 156), richteten sich an eine Person namens Šamaš-rē’ûm. Zwei dieser Briefe wurden vom Kronprinzen Ibni-šadûm verfasst (FAOS 2 153 und 156), der sich zu dieser Zeit vermutlich nicht in Kisurra aufgehalten hat. Die Gesamtheit der Briefe aus dem c-Haushalt zeigt, dass Šamaš-rē’ûm die Verantwortung für eine Vielzahl von Aufgaben übernommen hat. Diese wurden teilweise durch den Kronprinzen Ibni-šadûm angeordnet, weshalb anzunehmen 842 843

Auch FAOS 2 106, 117 und 120. Goddeeris 2007, 52.

„However, odd entries are inserted in between the expenditures. The ox on line 18 and the amount of barley on line 43 are followed by their value and classified as deliveries (mu .DU). Line 32 mentions an amount (broken off) of cow(s) followed by a personal name and the city of Adab. Also, the document is not concluded by a positive or negative balance, but by a total of 2/3 mina 1 šekel 15 grains. The total of the preserved expenditures is 33 šekels 10 grains of silver. In five entries, the amount of silver issued is not preserved. However, since this is most often less than a šekel, the sum of all the expenditures would be 36 šekels, the number at the beginning of the text rather than 41 šekels 15 grains, the total given at the end of the text. The last sum could include the deliveries mentioned in the text. Thus, the balance (the assets + the deliveries – the expenditures) is not included in the text“, Goddeeris 2007, 52.

844

845

Transliteration und Übersetzung bei Kienast 1978, 101–104.

200

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

ist, dass es sich bei Šamaš-rē’ûm um einen hohen Beamten innerhalb der Palastverwaltung gehandelt haben muss.846 Zu seinen Hauptaufgaben gehörte die Verwaltung des Getreides, über das der Haushalt verfügte, und die Verwaltung des Personals.847 Vor allem letztere Aufgabe kann mit den in den Briefen erwähnten Anweisungen bezüglich Sklaven und Sklavinnen in Verbindung gebracht werden. Die ersten beiden Briefe an Šamaš-rē’ûm wurden vom Kronprinzen Ibnišadûm verfasst. In FAOS 2 153 ordnet er an, eine nächtliche Wache an den Deichen in den Bezirken von Ḫalâ und Du-Enlil aufzustellen und die Versorgung seiner Diener zu sichern. Zum Schluss des Briefes wird er gebeten, eine Sklavin zu senden: FAOS 2 153848 Rs.(33)

⌈ù⌉ am-tám ⌈ša⌉ it-⌈ti⌉ (34)Ia-bi-a-ma-al l.Rd.(35)šu-ri-a-am

„⌈Und⌉ die Sklavin, ⌈die bei⌉ Abī-amal ist, schicke her!“ Der Kronprinz ordnete seinem Untergebenen in Kisurra an, dass er ihm eine Sklavin senden solle, die sich zu dieser Zeit noch bei einer anderen Person namens Abī-amal aufhielt. Wer Abī-amal gewesen ist und warum Ibni-šadûm ausgerechnet diese Sklavin anforderte, ist nicht bekannt. Es ist am naheliegendsten anzunehmen, dass die Sklavin zum Palastpersonal gehörte und es sich bei Abī-amal um ihren Aufseher handelte. Die Anforderung einer Sklavin aus dem Privathaushalt einer Person durch Ibni-šadûm ist sehr unwahrscheinlich.849 Im ersten Teil des nächsten Briefes (FAOS 2 156) gibt Ibni-šadûm Anweisungen an Šamaš-rē’ûm, die vor allem die Ziegelherstellung und die Zuweisung von Arbeitern betreffen. Ähnlich wie im vorherigen Brief wird anschließend die Angelegenheit einer Sklavin behandelt: FAOS 2 156850 u.Rd.(29)

ù am-ta-am (30)ša Iba-da-⌈da⌉ l.Rd.(31)[w]u-še-er

„Und die Sklavin des Bada⌈da⌉ [las]se frei!“

846

Zu den einzelnen Briefen und siehe zusammenfassend bei Goddeeris 2007, 61–64. Zur Verwaltung von Personal durch Šamaš-rē’ûm siehe z. B. FAOS 2 152 (Versorgung der Untergeben), 154 (720 Arbeiter für Bauprojekte), 155 (Zuweisung verschiedener Arbeitskräfte), 159 (Aufsicht über Arbeiter) usw. 848 Transliteration und Übersetzung bei Kienast 1978, 142–143. 849 Der Umverteilung von Sklaven verschiedener Individuen im spätaltbabylonischen Uruk durch den König liegt ein anderer Sachverhalt zugrunde, denn diese Sklaven wurden durch das bīt asīrī verwaltet und befanden sich somit in königlicher Gewalt, siehe dazu das Kapitel über Uruk 3.7. Die Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī. 850 Transliteration und Übersetzung bei Kienast 1978, 145–156. 847

4. Kisurra

201

Ibni-šadûm befahl Šamaš-rē’ûm, dass er die Sklavin des Badada freilassen sollte. Im Gegensatz zu der Sklavin, die in dem Brief FAOS 2 153 erwähnt wurde, handelt es sich dieses Mal vermutlich um eine Sklavin aus dem Privatbesitz des Badada. Der Schluss des Briefes könnte die Antwort des Ibni-šadûm auf einen gerichtlichen Prozess sein, der in Kisurra aufgrund unklarer Eigentumsverhältnisse an der Sklavin oder aufgrund unrechtmäßiger Aneignung der Sklavin als Pfand stattgefunden hatte. Der dritte und letzte Brief, der hier diskutiert werden wird, wurde von einer Person namens Sillī-aba verfasst, die leider kein weiteres Mal in den Texten aus Kisurra belegt ist. Er lautet wie folgt: FAOS 2 149851 Vs.(1)

a-na dutu-sipa (2)qí-bí-ma (3)um-ma si-lí-a-bi-ma (4)wa-ar-da-am (5)ù taam-kà-ra-am (6)⌈šu⌉-ta-us-bi-ta-ma (7)⌈a⌉-wi-lum i-ta-ak-ra-ni852 (8)še-bar-su liil-bu-nim-ma853 (9)⌈a-na⌉-ku ka-sa-ap-šu (10)lu-di-šu „Zu Šamaš-rē’ûm sprich: folgendermaßen Sillī-aba: Einen Sklaven und einen Kaufmann ⌈st⌉elle bereit, sodass – der ⌈He⌉rr wird feindlich – sie sein Getreide liefern werden und sein Silber (=seinen Kaufpreis) werde ⌈ic⌉h ihm(!)854 geben.“ Aus diesem Brief geht erneut hervor, dass Šamaš-rē’ûm für die Verwaltung des Palastpersonals – in diesem Fall der Sklaven – verantwortlich gewesen ist. Es wird von ihm verlangt, dass er einen Sklaven zusammen mit einem Kaufmann bereitstellt, um Getreide zu liefern, da der „Herr“ bereits wütend geworden ist. Bei diesem Herrn könnte es sich um den Kronprinzen Ibni-šadûm handeln. Der Text schließt mit dem Versprechen, das Getreide zu bezahlen.

851

Transliteration und Übersetzung bei Kienast 1978, 140. „i-ta-ak-ra-ni ist von nakāru „feindlich sein/werden“ abzuleiten, die entsprechende Form von gerû N müßte ittegrianni lauten (vgl. AHw. s.v., die dort zitierte Stelle YOS 2,49,30 ist ebenfalls unter nakāru einzuordnen, s. AbB 9)“, Sommerfeld 1983, 231. 853 „li-⌈EL⌉-BU-nim-ma schließt an Z. 6 an. Da ein Verbum lab/pû in passender Bedeutung nicht existiert, sei die Frage gestellt, ob nicht ein Fehler für liblūnimma vorliegen kann (so die Übersetzung)“, Kienast 1978, 140. M. Stol liest diese Zeile anders: „Nr. 149: 8 us-sú le-el-pu--nim-ma. Das Berühren der Stirn ist eine symbolische Handlung (A. D. Kilmer, JAOS 94, 1974, S. 182f.)“, Stol 1980, 161. Hier wird dem Vorschlag von B. Kienast gefolgt, da dieser nur die Verschreibung der Verbalform voraussetzt, und nicht – wie bei M. Stol – gleich zwei Schreibfehler. Außerdem gibt es keine inhaltlichen Hinweise für die symbolische Handlung des „Berührens der Stirn“ in diesem Brief. 854 „lu-di-šu imgujja (geschrieben im-gu-ia, seltener im-gur-ia) bzw. imgū‘a (geschrieben im-gu-ú-a, seltener im-gur-ú-a)“, Mayer 2005, 33719. 1233

1234

TCL 1 69 ist die Hülle zu TCL I 68 mit Varianten: Nach der Schenkung an Šamaš und Āja (Z. 5–6) steht hier zusätzlich: Vs.(9)a-di Iku-nu-tum a[m a- a-n i] (10)ba-al-tà-at „Solange Kunnutum, i[hre Mutter] lebt“.

12. Sippar

u. Rd.

8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15:

zi-ka-ri-im ù si-ni-iš-tim ma-am-ma-an mi-ma e-li Igéme- deš 4 -tár ú-ul i-šu mu dutu damar.utu ù 30-mu-ba-lí-it in-pà-dè-meš 9 Zeugen (kein Datum)

303

iddinam, männlich und weiblich, hat niemand irgendwelche Ansprüche gegenüber AmatIštar. Bei Šamaš, Marduk und Sînmuballit haben sie geschworen.

In TCL 1 68 ändert sich der in TCL 1 66 dargestellte Sachverhalt. Amat-Ištar ist zwar nach wie vor von Kunnutum adoptiert worden, aber für die Reinigung tritt nun Muḫaddîtum mit auf. Die Personen, die zukünftig keinen Anspruch erheben dürfen, haben sich ebenfalls geändert: Es handelt sich nicht mehr um Imgujja, Annum-pîšu, Qīš-Nunu und deren Nachkommen, sondern um Šamaš-iddinam und seine Nachkommen. Was ist passiert? Für die Rekonstruktion der Vorgänge muss zunächst die interne Chronologie der Urkunden ermittelt werden. Da nur in TCL 1 66 ein Datum notiert wurde, muss die Reihenfolge, in der die Urkunde ausgestellt worden sind, durch interne Kriterien bestimmt werden. Sehr wahrscheinlich wurde die erste Urkunde (TCL 1 66) zuerst ausgestellt. In diesem Text wird die Adoptivtochter der Kunnutum durch sie allein freigelassen und entscheidet, dass sie der Göttin Ištar geschenkt werden sollte. In TCL 1 68 ist Muḫaddîtum neben Kunnutum für die Reinigung verantwortlich, was bedeutet, dass sie ein Mitspracherecht bezüglich des Status der Amat-Ištar besessen haben muss. Inwiefern sie zu diesem Recht gekommen ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Es hat also den Anschein, dass Kunnutum zuerst allein über den weiteren Verbleib ihrer Adoptivtochter entschieden hatte (TCL 1 66) und dass sich dann Muḫaddîtum einbrachte, da sie ein offensichtliches Mitspracherecht besaß (TCL 1 68).1235 Doch nicht nur die beschenkte Gottheit hat sich durch das Einmischen der Muḫaddîtum verändert. Auch die Personen, die zukünftig keine Ansprüche gegen Amat-Ištar erheben durften, wurden ausgetauscht. In TCL 1 66 handelte es sich vermutlich um Familienangehörige, und zwar um den Vater der Kunnutum (Imgujja) und ihre Brüder (Annum-pîšu und Qīš-Nunu). Hinweise auf möglich Verwandtschaftsverhältnisse zwischen diesen Personen finden sich in anderen

1235

Einen weiteren Hinweis dafür, dass TCL 1 66 vor den anderen beiden Urkunden ausgestellt worden ist, findet sich möglicherweise in einem Fehler des Schreibers der zweiten Urkunde TCL 1 68. Dort schrieb er in Z. 5 versehentlich {i-qí-si}, die Verbalform im Singular, die auch in der ersten Urkunde TCL 1 66, Z. 3 stand. Vielleicht hat der Schreiber von TCL 1 68 die frühere Urkunde als Vorlage benutzt und vergessen, diese Verbalform an die neue Personenzahl (Kunnutum und Muḫaddîtum) anzupassen.

304

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Texten aus Sippar.1236 In der zweiten Urkunde werden diese Familienangehörigen nicht mehr genannt, sondern stattdessen Šamaš-iddinam und sein Nachkommen. Aus der dritten Urkunde, die für Amat-Ištar ausgestellt wurde, wird deutlich, warum er auftaucht: BBVOT 1 6 Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

dub géme-eš 4 -[tár] Tafel: Amat-Iš[tar] ist die Tochdumu-munus ku-nu-tum ter von Kunnutum. I ku-⌈nu⌉-tum um-ma-[ša]1237 Kun⌈nu⌉tum, ihre Mutter, und ù mu-⌈ḫa⌉-ad-di-tum Mu⌈ḫa⌉ddîtum, Tochter von d dumu-munus utuŠamaš-iddinam, haben sie [ge]reinigt. i-din-nam [ú]-li-a-la-ši [a-n]a du tu ù da-a [A]n Šamaš und Āja haben sie ⌈i⌉-qí-ša-a-ši sie geschenkt. Rest der Vorderseite abgebrochen mind. 11 Zeugen (kein Datum)

6: 7: 8:

Muḫaddîtum ist also die Tochter des Šamaš-iddinam. Somit durften er und seine Nachkommen keine Ansprüche an Amat-Ištar erheben. Unabhängig von den Personenkonstellationen in diesen drei Texten kann festgestellt werden, dass Sklaven an einen Tempel übergeben werden konnten, nachdem ihre Besitzer verstorben waren. Diese Schenkung wurde noch zu Lebzeiten der Besitzer urkundlich festgehalten, damit die Sklaven nicht in das Eigentum der verbleibenden Familienangehörigen übergehen. Bei dem Fall der Amat-Ištar handelte es sich nicht um einen Einzelfall. Infolge einer Freilassung von zwei Sklaven mit Versorgungsversprechen wird eine weitere Sklavin an Āja übergeben: VS 8 551238 Vs.

1236

1: 2: 3: 4:

I

u rd u -tu-tu-ub ù be-le-sú-nu du mumeš a-ḫa-tum I a-ḫa-tum d umu -munu s nu-úr-dadad 5: ú-li-il-šu-nu-ti

Warad-Tutub und Bēlessunu sind die Kinder der Ahātum. Aḫātum, Tochter des Nūr-Adad, hat sie gereinigt.

BE 6/1 12: Vs.(5)d i n g i r - k a - ša d u m u im-gu-ia „Annum-pîša, Sohn von Imgujja“ (beachte hier Annum-pîša statt -šu); BAP 10: Vs.(4)Iqí-iš-nu-nu (5)d u m u im-gur-de n . z u „QīšNunu, Sohn des Imgur-Sîn“ (beachte hier, dass Imgujja die hypokoristische Kurzform zu einem Namen des Typs Imgur-GN ist, siehe Anm. 1257); TIM VII 10: Vs.(4)Iqí-iš-nu-nu (5) d [ u m u ] im-gur-ja „Qīš-Nunu, S[ohn] von Imgurja“. 1237 Lesung mit freundlichem Hinweis von B. Faist (08.11.2019). 1238 Transliteration bei http://pix.archibab.fr/4Dcgi/15275C9989.pdf (07.06.2020).

12. Sippar

u. Rd.

Rs.

6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17:

a-di a-ḫa-tum ba-al-tà-at iš-ta-na-aš-šu-ši wa-ar-ki a-ḫa-tum ma-ma-an mi-im-ma e-li-šu-nu ú-ul i-šu I e-li-a-at-i-⌈na-ma⌉-tim a-na da-a ka-la-tim a-na ki-sa-lu-ḫi i-di-in mu dutu da-a damar.u tu ù 30-mu-ba-lí-it in-pà-dè-eš 14 Zeugen (kein Datum notiert)

305

Solange Ahātum lebt, werden sie sie versorgen. Nach (dem Tod) der Aḫātum hat niemand irgendwelche Ansprüche gegen sie. Eliat-i⌈na-mā⌉tim hat sie an Āja, die Braut, für die Vorhofreiniger gegeben. Bei Šamaš, Āja, Marduk und Sîn-muballit haben sie geschworen.

Aḫātum besaß offensichtlich drei Sklaven, von denen sie nur zwei zur Versorgung adoptierte (Warad-Tutub und Bēlessunu). Die dritte Sklavin namens Eliat-inamātim hat sie direkt an die Göttin Āja übergeben, damit sie dort als Vorhofreinigerin tätig sein konnte. Sie wurde im Gegensatz zu Amat-Ištar im oben geschilderten Fall aber nicht vorher adoptiert. Ein ähnlicher Fall wird in CT 48 46 geschildert: CT 48 46 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

10: 11: 12:

I

be-el-⌈ti⌉-šu[m-ma-ni] ki-sa-lu-ḫa-⌈tum⌉ [da]-⌈a⌉ ka-la-tim I géme- dutu luku r dutu dumu-munus im-gur-ri-ia ù-li-il-ši i-na dumume nitameš ù du mume im-gur-ri-ia ma-la i-ba-aš-šu-ú a-na be-el-ti-šum-ma-ni ú-ul i-ra-ga-mu

Bēl⌈ti⌉-šu[mmāni], Vorhofreiniger⌈in⌉ von [Ā]⌈ja⌉, der Braut – Amat-Šamaš, nadītum des Šamaš, Tochter von Imgurīja, hat sie gereinigt. Von den männlichen Nachkommen und den Kindern des Imgurīja, soviele, wie vorhanden sein werden, wird keiner gegen Bēltī-šummāni Ansprüche erheben. Bei Šamaš, Marduk, Ḫammura[pi] und Sippar haben sie geschworen.

mu dutu damar.utu ḫaam-mu-ra-[pí] ù uruud.kib.nunki it-mu-ú Rückseite teilweise abgebrochen, mind. 10 Zeugen (Datum: Ḫammurapi 8)

306

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

In diesem Text wird eine Person, die bereits als Vorhofreinigerin der Āja bezeichnet wird, freigelassen. Ob das bedeutet, dass sie schon vor ihrer Befreiung im Tempel ihrem Dienst nachgehen musste, kann nicht eindeutig festgestellt werden.1239

12.9. Fazit Das Textmaterial aus Sippar liefert Informationen zu vielen Aspekten der institutionellen Sklaverei während der altbabylonischen Zeit. Im kultisch-religiösen Bereich sind es vor allem Texte des Annunītum-Tempels (Eulmaš) und des ŠamašTempels (Ebabbar), die den dortigen Einsatz von Sklaven dokumentieren. Es sind darüber hinaus Geschenke in Form von Sklavinnen an die Göttin Āja belegt, die im Zuge von Adoption und/oder Freilassung erbracht wurden. Aus dem gagûmKloster sind neben den zahlreichen Sklaven aus dem Privatbesitz der nadītumPriesterinnen nur zwei Texte relevant, die sich mit Einsatz von hauseigenen Sklavinnen beschäftigen. Aus dem politischen Bereich stammen Texte aus dem TIMVII-Haushalt, dem Palast und einem weiteren (namenlosen) institutionellen Haushalt. Auch die Existenz eines bīt asīrī konnte für Sippar nachgewiesen werden. Neben dem institutionell organisierten Erwerb von Sklaven sind auch ihre Tätigkeitsfelder innerhalb der jeweiligen Institution nachgewiesen worden. Im TIMVII-Haushalt wurden sie zum Ernten, im gagûm-Kloster für die Textilherstellung, in der namenlosen Institution für landwirtschaftliche Tätigkeiten auf bestimmten Feldern und für die Textilherstellung, im Annunītum-Tempel zum Mahlen von Getreide, im Palast zum Weiden von Opfertieren und Kanalarbeiten eingesetzt.

1239

„It is not clear if she was consecrated to Ajja after her manumission or before. In any case, her being dedicated to Ajja may have been the cause for drawing up this document, which, then, would be characterized as a consecration document, much like TCL 1, 66–67 mentioned above“, Malul 1988, 6595.

13. Šaduppûm 13.1. Einleitung Die Stadt Šaduppûm (Tell Harmal) diente während der altbabylonischen Zeit als administratives Zentrum und militärische Festung. Die politische Geschichte der Stadt kann für den ersten Teil der altbabylonischen Periode nur spärlich rekonstruiert werden. Es herrschten teilweise lokale Könige, aber Šaduppûm befand sich häufig auch im Machtbereich andere Königreiche aus dem Diyalagebiet.1240 Erst nachdem der König von Ešnunna Ipiq-Adad II (1862–ca. 1818 v. Chr.) die Stadt eroberte, ist der weitere Verlauf der Geschichte mehr oder weniger gesichert.1241 Bis zur Zerstörung der Stadt (ca. 1766 v. Chr.) im Krieg mit Babylon und Elam blieb sie im Einflussbereich der Könige von Ešnunna. Irakische Ausgrabungen fanden zwischen den Jahren 1945 und 1963 statt,1242 die Ende der 1990er Jahre durch die University of Baghdad und dem DAI fortgesetzt worden sind.1243 Das Textmaterial umfasst ca. 3000 Texte,1244 die durch offizielle Ausgrabungen ausfindig gemacht worden sind, und einige Texte, die durch Raubgrabungen in den Antikenhandel gelangten.1245 Von den Texten aus offiziellen Grabungen wurden bisher 600 publiziert,1246 die von L.M. Hussein in seiner Dissertation zusammengefasst und mit Fundstelle genannt worden sind.1247

13.2. Das Hauptverwaltungsgebäude „Serai“ Aus dem altbabylonischen Textmaterial, das im Laufe der wissenschaftlichen Ausgrabungen in Šaduppûm entdeckt worden ist, können einige Briefe und administrative Dokumente aus dem Verwaltungsgebäude – auch „Serai“1248 – hinsichtlich Sklaverei im politischen Bereich ausgewertet werden. 1240

Van Koppen 2006–2008, 490. Charpin 1987b. 1242 Baqir 1946 und 1948. 1243 Hussein / Miglus 1998 und 1999. Siehe außerdem Heinrich 1982, 19–20, 171–172 und 189, Huot 1988, Hussein / Miglus in Vorbereitung und Hussein in Vorbereitung. Weitere Literatur bei Charpin 2004, 442–444 und Miglus 2006–2008, 495. 1244 Van Koppen 2006–2008, 488 und Hussein 2009, 1. 1245 Für die Texte aus illegalen Raubgrabungen siehe Hussein 2009, 28. 1246 Bedauerlicherweise sind 202 Texte in nicht zugänglichen Abschlussarbeiten publiziert: al-A’dami 1971, Hamid 1990 (Abstract bei Fadhil 2002, 351), Muhammad 1996 (Abstract bei Fadhil 2004, 177), Fahd 1996 (Abstract bei Fadhil 2004, 173), Munshid 1997 (Abstract bei Fadhil 2004, 186), ‘Abd 1998 (Abstract bei Fadhil 2004, 194). 1247 Hussein 2009, 92–114. 1248 Die Bezeichnung „Serai“ erhielt das Gebäude von den Ausgräbern. „Serai (deutsch: „Serail“, türkisch: „Sarây“ bedeutet „Palast“, „großes Haus“ und bezeichnet die Residenz eines türkischen Herrschers. Es handelte sich um ein persisches Lehnwort, das über die türkische Sprache ins Arabische vermittelt worden ist, […]“, Hussein 2009, 11. 1241

308

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Die Überreste des 550 m2 großen Verwaltungsgebäudes befinden sich innerhalb der Befestigungsanlage der Stadt1249 (siehe Abb. 26 und 27).

Abb. 26: „Šaduppûm (Tall Harmal), Schichten III–II. Aus Baqir 1959 Abb. 1 und Heinrich 1982 Abb. 254, mit Ergänzungen von Miglus“, aus: Miglus, 2006–2008, 493.

Abb. 27: „Verwaltungsgebäude (Serai), älterer Bauzustand. Nach Miglus (in Vorbereitung)“, aus: Miglus 2006–2008, 494.

1249

Miglus 2006–2008, 494–495.

13. Šaduppûm

309

Mehrere Eigenschaften dieses Gebäudes weisen darauf hin, dass es sich um ein offizielles Verwaltungsgebäude handelte. L.M. Hussein hat diese wie folgt zusammengefasst: „Wie bereits die Archäologen erkannt haben, unterscheidet sich dieses Gebäude deutlich von den übrigen Bauwerken der Stadt. Sein Grundriß ließ sich weder mit Sakralbauten noch mit den kleineren und einfacheren Wohnhäusern in Tell Harmal vergleichen. Dies wäre jedoch kein ausreichender Grund, warum man es nicht als Wohnresidenz ansprechen sollte. Warum es von den Ausgräbern als „Serai“ (administrative office) bezeichnet wurde, ist aus seinem Plan und aus seinen Tontafelfunden ersichtlich. Die Durchlässigkeit des auf allen Seiten offenen Gebäudes läßt vermuten, daß es einem breiten Publikum geöffnet war und einer großen Besucheranzahl gerecht werden sollte. Wohnräume für Gäste gab es hier nicht. Dies bedürfte einer größeren Anzahl einzelner Endräume oder geschlossener Raumgruppen, während sich im gesamten Grundriß der ersten Nutzungsphase nur drei Zimmer finden, die keine Durchgangsräume sind. Davon sind zwei als Archivräume benutzt worden. Die architektonischen Merkmale, in Verbindung mit einer großen Anzahl unterschiedlicher Urkunden, lassen folgende Interpretationen zu: Es könnte sich um ein offizielles Verwaltungszentrum […] gehandelt haben, in dem verschiedene rechtliche und geschäftliche Vorgänge geregelt wurden. Die Räumlichkeiten könnten auch von privaten Personen oder Gruppen, die außerhalb der Stadt ansässig waren, zeitweise für ihre beruflichen Zwecke genutzt worden sein.“1250 13.2.1. Räume 27 und 31: Sklaven in administrativen Texten In Raum 27 (siehe Abb. 27) wurden sieben Verwaltungsdokumente gefunden, von denen fünf den Ankauf von Sklavinnen und Sklaven dokumentieren. Vier Texte folgen demselben Schema: Nennung des Kaufpreises eines Sklaven oder einer Sklavin gefolgt vom Namen der jeweils verantwortlichen Personen und dem Datum. Hussein, Tell Harmal, S. 238 (Nr. 2 = IM 51070)1251 Vs.

1250 1251

1: 18 sa 1 0 sagg éme 2: ⌈gìr⌉ gu-ru-rum 3: Idutu -ma-an-su m 4: 12 sa 1 0 saggéme

Hussein 2009, 6–7. Transliteration bei Hussein 2009, 238.

18 (Schekel): Kaufpreis der Sklavin – ⌈Überbringer⌉: Gurrurum und Utu-mansum 12 (Schekel): Kaufpreis der Sklavin

310

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

u. Rd. Rs.

5:

Id

⌈utu⌉-ra-bi – ⌈Šamaš⌉-rabi (Datum: 1. Tag des 3. Monats)

Hussein, Tell Harmal, S. 238 (Nr. 3 = IM 51068)1252 Vs.

 

1: 5 sa 1 0 saggéme 5 (Schekel): Kaufpreis der I 2: ú-qá-dingir x Sklavin – Uqâ-ilum … 2 (Schekel): Kaufpreis der 3: 2 sa 1 0 saggéme 4: Iib-ni-dtišpak Sklavin – Ibni-Tišpak   (Datum: 19. Tag des 3. Monats) 

Hussein, Tell Harmal, S. 238–239 (Nr. 4 = IM 51069)1253 Vs.

 

25 (Schekel): Kaufpreis des 1: 25 sa 1 0 u rdu Id utu-re-⌈ma-an-ni⌉ 2: Sklaven – Šamaš-re⌈manni⌉   (Datum: 7. Tag des 4. Monats) 

Hussein, Tell Harmal, S. 239 (Nr. 5 = IM 51071)1254 Vs.

1: 2: 3: 4:

10 Ochsen Si⌈lber⌉ 10 alimmeš kù-⌈babbar⌉ I dumu-eš 4 -tár – Mār-Ištar 2 (Schekel): Kaufpreis eines 2 sa 1 0 u rdu I i-pí-iq-⌈diškur?⌉ Sklaven – Ipiq-⌈Adad⌉? (Datum: 18. Tag des … Monats)

Der in den Texten notierte Kaufpreis schwankt zwischen 2 und 18 Schekeln für Sklavinnen und 2 und 25 Schekeln für Sklaven. Sehr wahrscheinlich ist hier die Menge in Silber angegeben. Nach dem Preis wird ein Personenname zitiert, dem einmal der gìri-Vermerk vorangestellt ist (Hussein, Tell Harmal, S. 238 [Nr. 2 = IM 51070] Z. 2). Die Namen der Sklaven und Sklavinnen wurden nicht notiert, da diese für die Verwaltung, zu der diese Texte gehörten, zunächst nicht relevant gewesen sind. Bei den jeweiligen Personennamen könnte es sich um Lieferanten gehandelt haben, die die Sklaven und Sklavinnen für die Verwaltung gekauft haben. Die Verwaltung notierte dann in den Texten die jeweiligen Ausgaben, die sie den Lieferanten aushändigte. Vermutlich wurden neben diesen listenhaften Texten auch Quittungen über die Transaktion ausgestellt. Ein weiterer Text aus Raum 27 notiert ebenfalls Sklavinnen und Sklaven, allerdings ohne den Kaufpreis:

1252

Transliteration bei Hussein 2009, 238. Transliteration bei Hussein 2009, 238–239. 1254 Transliteration bei Hussein 2009, 239. 1253

13. Šaduppûm

311

Hussein, Tell Harmal, S. 237–238 (Nr. 1 = IM 51067)1255 Vs.

u. Rd. Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15:

3 gú siki 1 gú ša x 1 gú ì-giš kask al-gíd -da sí-pí-irki? 1 sagu rd u 1 sagg éme gìr i-pí-iq-mar-tu 15 sagu rd umeš 12 saggémemeš gìr din gir-na-sir 3 sagg éme 1 du mu -munu s-g aba gìr 30 -i-din-nam 1 sagu rd u gìr ri-iš-èr-ra (Datum: 2 Tag des 12. Monats)

3 Talente Wolle, 1 Talent von …, 1 Talent Öl, – lange Reise aus Sippar – ein Sklave, eine Sklavin, – Überbringer: Ipiq-Amurrum. 15 Sklaven, zwölf Sklavinnen, – Überbringer: Ilum-nāsir. Drei Sklavinnen, ein Säugling, – Überbringer: Sîn-iddinam. Ein Sklave, – Überbringer: Rīš-Erra.

Die Verwaltungsurkunden aus Raum 27 notieren insgesamt 19 Sklaven, 19 Sklavinnen und einen Säugling sowie die Namen derjenigen Personen, die für sie verantwortlich waren. Wie bereits oben vermutet worden ist, könnte es sich bei diesen Personen um die Lieferanten der Sklaven gehandelt haben. Die hier zitierten Texte gehörten somit zur internen Verwaltung derjenigen Institution, die sich in dem Gebäude befunden hat. Wofür die Sklavinnen und Sklaven eingesetzt worden sind, geht aus diesen Texten nicht hervor. Leider kann auch nicht festgestellt werden, welche Position die für die Sklaven verantwortlichen Personen innehatten, da weder Beruf noch Filiation notiert worden sind. Einige dieser Personennamen sind zwar in weiteren Texten aus Šaduppûm belegt,1256 aber eine Identifikation mit den Verantwortlichen aus den oben diskutierten Sklaventexten ist nicht möglich.

1255

Transliteration bei Hussein 2009, 237–238.

Uqâ-ilum: Hussein 2009, 246–247 (Nr. 2 = IM 52624), Zeuge und Sohn von IbniTišpak; Ibni-Tišpak: häufig s ang a, siehe Hussein 2009, 13–14; Mār-Ištar: ‘Abd 1998, Nr. 12 (IM 51309), Nr. 19 (IM 51817), Nr. 23 (IM 51304), YOS 14 40, s ang a der Arḫānītum; Munshid 1997, Nr. 26,17 (IM 52597), dub- sar, ‘Abd 1998, Nr. 12 (IM 51309), r á-g ab a; Ilum-nāsir: ‘Abd 1998, Nr. 21 (IM 52605?) enga r; ‘Abd 1998, Nr. 1 (IM 52623), ugu la; Sîn-iddinam: Fahd 1996, Nr. 4 (IM 52950) dub- sar, Fahd 1996, Nr. 26 (IM 55379) mu ḫa ld im, Nr. 4 (IM 52950) muše n-dù, al-Hashimi 1969, Nr. 12 A (IM 63240), Fahd 1996, Nr. 4 (IM 52950) na ga r, ‘Abd 1998, Nr. 10 (IM 51175) s imu g, Fahd 1996, Nr. 39 (IM 51624) sukk a l ka -ka š 4, Nr. 39 (IM 51624) š itim.

1256

312

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

In Raum 31 (siehe Abb. 27) ist außerdem ein Text gefunden worden, der viele Ähnlichkeiten mit den Sklaventexten aus Raum 27 aufweist: Hussein, Tell Harmal, S. 242 (Nr. 1 = IM 51870)1257 Vs.

1: 2: 3: 4:

1 gú ì-giš gìr den.zu-na-da 1 gu4alim NI ÍD 9 sa 1 0 sagu rdu -g éme

5: 6:

gìr u-bar-dutu 6 sagurdu-géme (Datum: 5. Tag des 1. Monats)

1 Talent Öl – Überbringer Sîn-nādā. ein Wisent … . 9 (Schekel): Kaufpreis von Sklaven und Sklavinnen – Überbringer: Ubār-Šamaš. Sechs Sklaven und Sklavinnen

13.2.2. Raum 5: Das Archiv des Nanna-mansum In Raum 5 (siehe Abb. 27) des Verwaltungsgebäudes in Šaduppûm wurden 51 Texte entdeckt, bei denen es sich vermutlich um das Archiv des Nanna-mansum handelte. Er unterstand dem Statthalter (šakkanakkum) Tutub-māgir,1258 der wiederum dem König in Ešnunna diente, und trug selbst den Titel des Bürgermeisters (rabiānum).1259 Er war für öffentliche Bauarbeiten, die Verwaltung von Arbeitskräften sowie Gerichtsprozesse1260 verantwortlich und hatte wirtschaftliche Beziehungen zum Bēl-gašer-Tempel.1261 Das Archiv setzt sich hauptsächlich aus Briefen über das Palastgeschäft und Viehhaltung sowie Verwaltungsurkunden zusammen.1262 Letztere notieren die Verwaltung von Personen, Vieh, Feldern und Abrechnungen.1263 Einer der Briefe, die an Nanna-mansum gerichtet sind, handelt von der Lieferung eines Sklaven und vier Schafen:

1257

Transliteration bei Hussein 2009, 242. Hussein 2009, 23–29. 1259 d š e s . k i - m a - a n - s u m ra-bi-a-nu (IM 53954, Z. 2), zitiert in Hussein 2009, 28143. Für eine Übersetzung als „Bürgermeister“ und eine ausführliche Diskussion zu seinem Amt siehe Charpin 2007, 169–175 und Goddeeris 2002, 423–425. 1260 Zu den verschiedenen Aufgabenbereichen siehe die Zusammenfassung bei Hussein 2009, 29–31. 1261 Zu diesem Tempel siehe Charpin 1987b und Miglus 2006–2008, 493–494 (mit Literatur). 1262 In diesem Raum wurde außerdem der Kodex Ešnunna entdeckt, siehe bei Roth 21997, 57–70. 1263 Zu den Texten aus Raum 5 siehe Hussein 2009, 116–142. 1258

13. Šaduppûm

313

Sumer 14, Nr. 291264 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9:

[a-na] dšeš.ki-ma-an-sum [qí]-bí-ma ⌈um⌉-ma ⌈šu-um⌉-ru-uš-tum tup-pí an-ni-a-am i-na še-me-e-em 1 sagu rdu 4 ud uḫi-a a-na a-ka-dì-i I bu-ku-um-tum i-re-di ⌈šu-ti⌉-iq la ik-ka-la

[Zu] Nanna-mansum [sp]rich: ⌈fol⌉gendermaßen ⌈Šum⌉ruštum: Beim Hören dieser meiner Tafel: Bukumtum führt einen Sklaven und vier Schafe nach Akkade. Lasse (ihn) ⌈pass⌉ieren! Er soll nicht aufgehalten werden!

Der ansonsten unbekannte Absender Šumruštum bittet darum, dass Bukumtum mitsamt einem Sklaven und vier Schafen Šaduppûm passieren könne. Ziel des Transports ist die Stadt Akkade, die sich an der westlichen Grenze des Königreichs von Ešnunna befunden haben wird.1265 Aus diesem Grund ist der Brief auch kein Hinweis auf institutionelle Sklaverei in Šaduppûm, da der im Text genannte Sklave nicht für Nanna-mansum oder überhaupt irgendeine Institution in der Stadt bestimmt gewesen ist. Eine Aufforderung für eine problemlose Durchreise, die direkt an den Bürgermeister von Šaduppûm Nanna-mansum gestellt wurde, spricht allerdings dafür, dass eine politische oder kultisch-religiöse Institution in Akkade den Sklaven und die Schafe in Empfang genommen hatte. Vielleicht war Bukumtum also im Auftrag des Palastes von Ešnunna unterwegs. Aus Raum 5 ist außerdem eine Urkunde überliefert, die die Entjungferung einer Sklavin des Nanna-mansum zum Inhalt hat.1266 Ob sich diese Sklavin in seinem Privatbesitz befunden hat oder nicht, kann nicht ermittelt werden. Außerhalb des Verwaltungsgebäudes wurde ein Brief des Nanna-mansum gefunden, der ihn schließlich eindeutig mit der Verwaltung von Palastsklaven in Verbindung bringt (Sumer 14, Nr. 14). Er richtet sich an eine Person namens Tutub-māgir, von dem nicht bekannt ist, ob es sich bei ihm um den Statthalter (šakkanakkum) von Šaduppûm handelte. Der Text stammt aus Raum 133-134, der aufgrund des derzeitigen Publikationsstands der Grabungsergebnisse keinem Gebäude- oder Stadtteil zugeteilt werden kann. Der Brief ist in zwei Abschnitte unterteilt. Im ersten Teil geht es um eine bestimmte Menge Sesam, die von einem Feld des Palastes genommen werden kann. Im zweiten Teil verlangt Nanna-mansum Palastsklaven und Bewohner der Stadt, um sie bei der Sesamernte einzusetzen:

1264

Transliteration (und Übersetzung) bei Goetze 1958, 53 und www.archibab.fr (12.03.2019). 1265 Ziegler 2014, 177–190. 1266 IM 52004 (=Nr. 3), siehe dazu Hussein 2009, 124–126.

314

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Sumer 14, Nr. 141267 Rs.

16: 17: 18: 19: 20: 21:

u rdu é-kál-lim ù dumumeš u ruki ša i-⸢ba⸣aš-šu-ú šu-ta-as-bi-it-ma li-ìs-su-hu-ú še-giš-ì-šu-nu i-ma-qú-tu-ú-ma é-kál-lum it-ti-ka i-ta-wu-ú

Versammle die Sklaven des Palastes und Söhne der Stadt, so viele wie vorh⌈an⌉den sind, sodass sie (den Sesam) ernten (=„herausreißen“) können. Wenn sich der Sesam verringert, dann wird der Palast mit dir sprechen.1268

Nanna-mansum verlangt also, dass unter anderem Palastsklaven bei der Sesamernte eingesetzt werden sollen. 13.2.3. Raum 17: Sklaven für die Feldarbeit In einem Brief aus Raum 17 (siehe Abb. 27) richtet sich Kalūmum an eine Person namens Nanna-i.1269 Zu Beginn berichtet er, dass eine andere Person an seiner Stelle ein Feld genommen hat, da er selbst nicht kommen konnte. Nach ein paar fehlenden Zeilen wird der Brief fortgesetzt: Sumer 14, Nr. 461270 Rs.

13: 14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21: 22: 23: 24:

1267

ki-ma urdu é ik-[š]u-[da]m-ma a-na a-šà ⌈x x x ⌉-ma ma-ḫar ⌈a-wi-lim x x x⌉ lu-uš-ku-un šum-ma a-b[i at-ta] wa-za- [ ] a-šàam [ ] i-na e-re-[ši-im] é ša in-[ ] [ ]-am su-di-[ ] me-e i-di-in li-iš-qú-šu-m[a] ze-ra šu-ri!-im la ⌈x x⌉

Wenn der Sklave des Hauses an⌈kom⌉mt, für das Feld …, sodass ich meinem ⌈Herrn⌉ … berichten kann. Wenn [du mein] Vater bist … … das Feld … beim Kultiv[ieren] das Haus, das … … Gib Wasser, lass ihn (das Feld) bewässern und bringe Saat, … nicht!

Transliteration und Übersetzung bei Goetze 1958, 35–36 und www.archibab.fr (12.03.2019). 1268 „Lignes 19-21 : il s’agit d’une conditionnelle paratactique : ‘(Si) ce sésame diminue, alors le palais te le reprochera’“, M. Béranger, www.archibab.fr (12.03.2019). 1269 Die Lesung des Namens dš e š . k i - i erschließt sich mir nicht. In Archibab: Nannatum (?), www.archibab.fr (12.03.2019). 1270 Transliteration (und Übersetzung) bei Goetze 1958, 71–72 und www.archibab.fr (12.03.2019).

13. Šaduppûm

315

Auch wenn einige Abschnitte aufgrund des schlechten Erhaltungszustands nicht vollständig entziffert werden konnten, wird dennoch deutlich, dass Nanna-i bei der Ankunft des Sklaven des Hauses diesen zum Kultivieren in einem bestimmten Feld des Kalūmum einsetzten sollte. Zum Schluss des Briefes wird Nanna-i außerdem aufgefordert, Wasser und Saat zur Verfügung zu stellen, damit das erfolgreiche Ausführen des Kultivierens gewährleistet wird. Dieser Brief kann nur durch seinen Fundkontext innerhalb des großen Verwaltungsgebäudes in einen institutionellen Zusammenhang gesetzt werden. Von den vier weiteren Texten, die in Raum 17 gefunden worden sind, befasst sich ein Verwaltungsdokument ebenfalls mit Feldern.1271

13.3. Fazit Die Sklaventexte, die im Verwaltungsgebäude in Šaduppûm entdeckt worden sind, können im politischen Bereich verortet werden. Es handelt sich um Briefe und administrative Dokumente, die den Ankauf von Sklaven und Sklavinnen (Raum 27 und 31) sowie deren Einsatz auf den Feldern (Raum 17) dokumentieren. In Raum 5 befand sich eine Textgruppe, die als das „Archiv des Nannamansum“ bezeichnet werden kann. Nanna-mansum war als Bürgermeister (rabiānum) der Stadt unter anderem für Bauarbeiten und die Verwaltung von Arbeitskräften verantwortlich. Seine Verfügungsgewalt galt auch für die Sklaven des Palastes, wie aus einem seiner Briefe an Tutub-māgir hervorgegangen ist. Auch dort wurden Sklaven für landwirtschaftliche Tätigkeiten eingesetzt.

1271

Hussein 2009, 216–217 (Nr. 1 = IM 51116).

14. Nērebtum 14.1. Einleitung Die Stadt Nērebtum (Išḫali) stand fast während ihrer gesamten bekannten Geschichte unter der Herrschaft von anderen Königreichen im Diyalagebiet.1272 Seit der Regierungszeit Ipiq-Adads II (1862–ca. 1818 v. Chr.) gehörte sie zum Einflussbereich von Ešnunna. Archäologische Ausgrabungen fanden in Išḫali nur während der Jahre 1934– 1936 statt. Sie wurden vom Oriental Institute Chicago durchgeführt.1273 Ein Großteil der Texte stammt aus Raubgrabungen,1274 sodass eine institutionelle Verankerung in den meisten Fällen nicht möglich ist1275 – auch unter Berücksichtigung inhaltlicher und prosopographischer Aspekte. Dennoch können die wenigen Texte einen Beitrag für die vorliegende Arbeit leisten, da sie unter anderem hinsichtlich des Einsatzes und der Weihung von Sklaven des Kitītum-Tempels untersucht werden können. Anfänglich wurde in Nērebtum zwar hauptsächlich der Gott Sîn verehrt, aber Ipiq-Adad II weihte die Stadt der Göttin Kitītum und errichtete ihr dort einen Tempel.1276 Die wirtschaftliche Bedeutung dieser religiösen Einrichtung geht vor allem aus den überlieferten Textfunden hervor, die unter anderem die Darlehensgeschäfte des Tempels dokumentieren.1277 Es werden außerdem relevante Passagen aus dem Entwurf eines Vertrags zwischen den Städten Nērebtum und Šadlaš besprochen. Er ist für die vorliegende Arbeit von Interesse, da einige Passagen Lösegeldvereinbarungen für Kriegsgefangene und Sklaven notieren.

14.2. Der Kitītum-Tempel Aus dem Kitītum-Tempel, der im Auftrag des Königs Ipiq-Adad II in Nērebtum erbaut wurde,1278 stammen neben Kleinfunden auch Texte aus der Verwaltung des šangû-Tempelverwalters.1279 1272

Miglus 1988–2001, 212. Zur Grabungsgeschichte und -dokumentation siehe Frankfort 1936, 74–100 und 1955, 51–52 sowie 60–61, Delougaz 1952, Heinrich 1982, 171 und 188–189 sowie Hill / Jacobsen / Delougaz 1990. 1274 Für eine Übersicht der Textpublikationen siehe Charpin 2004, 441–442. 1275 Siehe dazu Ellis 1986 und Gentili 2004. 1276 Charpin 2004, 130+558. 1277 Charpin 2015b. 1278 Die Zuweisung zur Göttin Kitītum ist durch Tafeln und Weihinschriften bekannt, siehe dazu Charpin 2004, 130+558 und Ellis 1986, 762+18. 1279 „In the temple were found — or were said to have been found — a variety of objects. These object include cylinder seals, items of sculpture, clay plaques, models, beads, and tools[…], as well as cuneiform tablets“, Ellis 1986a, 115 (mit Literatur zu den Kleinfunden). Zu den Kleinfunden siehe jetzt auch Roßberger 2019. „The way in which the 1273

318

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

S. Greengus möchte die Texte des šangû-Tempelverwalters von den übrigen Textfunden, die im Tempel gemacht worden sind, trennen,1280 wohingegen sich M. deJ. Ellis für eine Einheit aller Texte aussprach: „All the texts found in the temple clearly belong to a single administrative archive, regardless of where within the temple building they were found. That archive could be generally described as being that of the Kititum Temple, but the name of the incumbent šangû — or merely his title — figures so largely in the texts that we may equally well call it the archive of the šangû, insofar as the responsibility involved is ultimately always his. This is sometimes shown by the presence of his seal on tablets which do not otherwise mention him or his title at all.”1281 „Whether we describe that authority as being the temple itself in its guise as an administrative entity, or as being the office or person of the šangû as the chief administrator of that entity[…] ultimately makes little difference as long as we recognize the internal cohesion of the different kinds of documents.[…]”1282 Meines Erachtens liegt M. de J. Ellis hier richtig, da der šangû der oberste Verwalter des Tempels war und somit direkt oder indirekt alle Vorgänge zu verantworten hatte.1283 Die Texte des Kitītum-Tempel-Archivs stammen neben offiziellen Ausgrabungen1284 auch aus Raubgrabungen. Sie wurden von M. deJ. Ellis gesammelt und diskutiert.1285 Aus diesem Textkorpus sind drei Briefe und ein administrativer Text für die vorliegende Fragestellung zur institutionellen Sklaverei von besonderem Interesse. Zwei der drei Briefe stammen aus dem Kunsthandel1286 und können durch Informationen der Händler und durch Prosopographie dem Kitītum-Tempel zuge-

tablets were made has resulted in very distinctive features of density and break patterns, and of the relative proportion of thickness to length and width; these can be easily felt when the tablets are handled“, Ellis 1986a, 115.Für eine Beschreibung der Tempelanlage siehe Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 7–76. Für den Plan des Kitītum-Tempels s. bei Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 8. 1280 Greengus 1979, 4–6 („The Archive of the SANGA dKititum“) und 12–13 („Administrative Archives“ / Kitītum-Tempel). 1281 Ellis 1986a 115. 1282 Ellis 1986, 764–765. 1283 Zum šangû in der altbabylonischen Zeit siehe Renger 1969, 104–121, Harris 1975, 155–160 und 179–187. 1284 Zur Verteilung der Texte im Tempel siehe Roßberger 2019, 67 (Fig. 3 u. 4). 1285 Ellis 1986, 757–786 1286 A.M. 1933, 216 = AbB 10 136, jetzt im Ashmoleum Museum, Oxford und A 7704 = OBTIV 2, jetzt im Oriental Institute, Chicago.

14. Nērebtum

319

ordnet werden.1287 Der dritte Brief1288 und der administrative Text wurden im Laufe der offiziellen Ausgrabungen geborgen.1289 14.2.1. Der šangû-Tempelverwalter Abizum In den beiden aus dem Kunsthandel stammenden Briefen tritt Abizum, der šangûTempelverwalter,1290 als Adressat oder Absender auf. Da Abizum erst ab dem 5./6. Regierungsjahr des Königs von Ešnunna Ibâl-pî-El II (1778–1765 v. Chr.) sein Amt als Nachfolger seines Bruders Inbuša angetreten hatte,1291 gibt es für den Brief also nur eine Datierung terminus post quem. Der Brief OBTIV 2 handelt von Vorhofreinigerinnen und einem Arbeiter, die Abizum für den Transport von Bitumen eingesetzt hatte: OBTIV 21292 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

1287

[a-na] ⌈x x x⌉ [qí]-bí-ma [um-ma] ⌈a-bi⌉-zu-um ⌈sanga-ma⌉ ⌈ša ma-ḫar⌉ dki-t[i-tim] ik-⌈ta-na⌉-ra-ba-⌈ak-kum⌉ tup-pa-ka ša tu-ša-bi-lam eš-me a-na ša tup-pa-am ub-lam 5 míkisal-luḫmeš 1 guruš id-di-nu-šum-ma ku-up-ra-am iš-tu ú-pí-iki iš-šu-ú-ma it-ta-al-ku-nim at-ta ⌈ti⌉-de ši-ip-rum an⌈num⌉

[Zu] ⌈…⌉ [sp]rich: [Folgendermaßen] ⌈Abi⌉zum, 4,75 ⌈šangû-Tempelverwalter⌉, ⌈der⌉ ständig ⌈vor⌉ Kit[ītum] für ⌈dich betet⌉: Deine Tafel, die du mir geschickt hast, habe ich gehört. Demjenigen, der die Tafel brachte, wurden fünf Vorhofreinigerinnen und ein Arbeiter gegeben und sie transportierten Bitumen aus Upû und gingen fort. Du ⌈ke⌉nnst die⌈se⌉ Arbeit.

Für AbB 10 136 siehe Kraus 1985, XV–XVI. Für OBTIV 2 siehe Greengus 1979, 2+9. OBTIV 21: Kitītum-Tempel, 3 R T 30, siehe Greengus 1979, 54 und IM 31146: Kitītum-Tempel, Ištar-Schrein, 6 Q 30. 1289 Gentili 2004, 263. 1290 Das Siegel des Abizum kennzeichnet ihn außerdem als Diener des Königs: (1)[a]-bi-zuu[m] (2)[s] a n g a dki-ti-tum (3)[ d u ] m u ig-mil-de n . z u (4)u r d u i-ba-al-pi-el „[A]bizu[m], [ša]ngûm-Tempelverwalter der Kitītum, [S]ohn des Igmil-Sîn, Diener des Ibâl-pî-El“, auf OBTIV 1 114 und 115. 1291 „A father and his two sons succeeded each other in office as šangû. The father, IgmilSin, was šangû during the reign of Dannumtahaz and Daduša, and into the fifth year of Ibâl-pî-El II. He in turn was succeeded in office by his brother Abizum“, Ellis 1986a, 116. 1292 Transliteration (und Übersetzung) bei Greengus 1986, 9 und http://www.archibab.fr (12.03.2019). 1288

320

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

l. Rd.

Rs.

12: 13: 14: 15: 16: 17: 18:

a-na pì-qí-it-tim1293 ša ma-tim ka-li-šu za-ba-lim ú-ul ka-aš-⌈da⌉ tup-pí ki-ma še-⌈me-e⌉-em ar-⌈hi-iš⌉ li-it-⌈ru⌉-du-ni-ši-na-ti la ik-ka-al-la-nim

Sie können nicht die Lieferung des gesamten Landes brin⌈gen⌉.1294 Bei Hö⌈ren⌉ meiner Tafel – sch⌈nell⌉ – lass sie sie zu⌈rück⌉schicken, halte nicht zurück!

In dem Brief wird geschildert, dass Abizum dem Adressaten, bzw. dem Überbringer seiner Tafel, fünf Vorhofreinigerinnen und einen Arbeiter zur Verfügung stellte, damit diese Bitumen in Upî (Opis)1295 holen konnten. In seinem Brief möchte er den Adressaten, dessen Name nicht mehr erhalten ist, darauf aufmerksam machen, dass die Transportmöglichkeiten begrenzt sind und sie nun zurückkehren sollten. Es wird deutlich, dass der Tempelverwalter Abizum das Tempelpersonal auch für externe Unternehmungen in Anspruch nehmen konnte. Der Einsatz von Vorhofreinigerinnen1296 außerhalb des Tempels ist bisher nur in diesem Brief belegt. Soweit bekannt, handelte es sich bei ihnen um Personal des Tempels1297 oder des Palastes1298 mit eingeschränkter Freiheit. Mit einer Fluchtgefahr scheint Abizum hier nicht zu rechnen. Vermutlich musste der Arbeiter, der mit den Vorhofreinigerinnen entsandt worden war, als Aufpasser dienen. Außerdem ist mit einer Aufsichtsfunktion des Empfängers der Vorhofreinigerinnen zu rechnen. Warum ausgerechnet Vorhofreinigerinnen für die Beschaffung von Bitumen eingesetzt worden sind, bleibt offen. Zwar wurde nicht erwähnt, dass sie selbst an dem Abbau des Bitumens beteiligt waren, aber allein die Transporttätigkeit stellt eine Besonderheit dar. In einem zweiten Brief nimmt Abizum die Rolle des Empfängers ein und wird von dem Absender Tutub-māgir aufgefordert, eine Sklavin ausfindig zu machen. Dieser Brief ist in mehrfacher Hinsicht problematisch, da er zum einen sehr stark beschädigt ist und es zum anderen fraglich ist, ob es sich hierbei auch wirklich 1293

Lesung pì-qí-it-tim nach Dalley 1989, 643. Anders Greengus 1986, 9: a-na nu-qi it-tim „to your pitch“. 1294 Mit S. Dalley: „They are not able to bring the delivery for the whole country!“, Dalley 1989, 643. 1295 Zur Lokalisierung siehe Streck 2003–2005a. 1296 Zu Sklaven als Vorhofreiniger in der altbabylonischen Zeit, siehe van Koppen 2001. 1297 Einige Texte nennen die Freilassung von Sklavinnen an eine Gottheit, der sie dann als Vorhofreinigerinnen dienen mussten, siehe für Beispiele bei van Koppen 2001, 216+15. 1298 Für Vorhofreinigerinnen im Palast siehe van Koppen 2001, 211–216 (Text 1 und 2) und jetzt auch BaM 18, 32 [W 20 038, 30]): (3)⌈m u ⌉ - t ú m a-li-lu-mur k i s a l - l u ḫ (5) u r d u é „⌈Geliefert⌉ von Alī-lūmur, Vorhofreiniger, Sklave des Hauses (= Palast des Sînkāšid)“, in Mauer 1987, 187.

14. Nērebtum

321

um Abizum, dem šangû-Tempelverwalter handelte. Eine Namensdeklination, die für ihn sonst nicht belegt ist, findet hier Verwendung und der Titel šangû wurde nicht genannt. Er soll dennoch zitiert werden: OECT 13 2561299 Vs.

1: 2: 3:

[a]-na a-bi-zi [Z]u Abizum spr⌈i⌉ch: Folgenqí-⌈bí⌉-ma dermaßen Tu⌈tu⌉b-māgir: um-ma tu-⌈tu⌉-ubma-gir-[ma] 4: dutu dtišpak ù i-ki-tum1300 Mögen Šamaš, Tispak und 5: aš-šu-mi-ia da-ri6-iš! Kitītum! [dich] für alle ⌈Zeit⌉ [ mi]1301 ⌈u 4 ⌉ am Leben ⌈erhalten!⌉ 6: li-ba-al-⌈li-tu⌉-[ka]     Rest der Vorderseite und Beginn der Rückseite abgebrochen  Rs. 7’: ⌈x⌉ [ ] … 8’: šu[m ] … ! 1302 9’: la tu-u[b] -lam ⌈a-na⌉ [ ] dass du nicht brach[te]st 10’: géme li-mu-ur mi-ḫi-ir ⌈zu⌉ … . Er soll die/eine Skla11’: [tup]-pí-ia šu-bi-lam vin finden. Schicke Antwort auf meine [Ta]fel! [ ] ⌈x x⌉ ar-ḫi-iš 12’: [ ] ⌈x⌉ am … schnell 13’: …. 14.2.2. Der Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin Aus den offiziellen Ausgrabungen stammt ein Brief, der im Kitītum-Tempel (Raum 3 im Quadrat T 30) gefunden wurde1303 und der von einem Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin berichtet.

1299

Transliteration und Übersetzung bei Kraus, 122–123. „Über schwerer Rasur. […] Göttername unbekannt. Versehen des Schreibers statt kiti-tum zu vermuten“, Kraus 1985, 122 Anm. b) und c) zu Nr. 136. 1301 F.R. Kraus hat völlig Recht, wenn er zu dieser Zeile schreibt: „Die deutliche, aber dem Bearbeiter unbegreifliche Zeichengruppe da DU DU m[i] soll wohl irgendwie das übliche dāriš ūmî wiedergeben,“ Kraus 1985, 122 Anm. d). Nach Betrachtung des Fotos (https:// cdli.ucla.edu/dl/photo/P385785.jpg [06.03.2019]) ist es m. E. möglich, das erste DU in der Zeichenfolge als ri6 zu lesen und das zweite als ein verschriebenes iš. 1302 Lesung mit von Soden 1987, 735. 1303 Zur Beschreibung des Raumes siehe Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 57. 1300

322

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

OBTIV 211304 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

o. Rd. Rs.

u. Rd. l. Rd.

12: 13: 14: 15: 16: 17: 18: 19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26: 27: 28: 29:

⌈a⌉-na ur- dkab-ta qí-bí-ma um-ma sa-la-tum-ma aš-šum 5 g ín kù -b abbar ša nin.dingir ša d be-el-ga-še-er ša pí-ia ad-di-nu am-ta-am it-ma i-na ša-la-at it-ba-lu-ši d utu gi-mi-il-ma 10 gín kù-babbar šu-bilam-ma 1 g éme lu-ša-am ù ta-ad-mi--ma i-na da-ma-qí-ka ù-ul ad--iq ú šum-ma-an šu-lu-mu-ka-ma ta-aš-pu-ra-am da-mi-iq dingir te4-em-ka da-am-qá-am i-na ku-nu-ki šu-te4-ra-ma1305 šu-bi-lam d utu gi-mi-il-ma mi-ma ša e-li-⌈ka⌉ tà-bu-ú šu-bi-lam ⌈ù⌉ 7 g u r ša i-na é nin-dingir ta-aš-pu-ku bur-den.zu it-baal ù id-di!-nam

⌈Z⌉u Ur-Kabta sprich: Folgendermaßen Salatum: Betreffs 5 Schekel Silber der Priesterin des Bēl-gašer, der ich mein Wort gab. Sie schwor eine Sklavin (zu weihen). Als Beute trugen sie sie fort. Šamaš zuliebe – sende mir 10 Schekel Silber, sodass ich eine Sklavin kaufen kann. Und: Als es dir gut ging, habe ich von deiner Güte nicht profitiert. Und wenn du mir wegen deines Wohlergehens geschrieben hättest: „Gott ist gut!“ (wären meine Worte gewesen). Schreibe deine guten Nachrichten ganz genau auf eine gesiegelte Tafel und schicke sie mir! Šamaš zuliebe – Sende alles, was für dich gut ist, her! ⌈Und⌉ 7 Kor, die du im Haus der Priesterin gelagert hast, hat Būr-Sîn genommen und mir gegeben.

Der Empfänger Ur-Kabta und die Absenderin Salatum sind aus keinen weiteren Texten aus Nērebtum bekannt, sodass es bei den spärlichen Informationen in die1304

Transliteration (und Übersetzung) bei Greengus 1979, 60–62 und www.archibab.fr (12.03.2019). Für ein Foto siehe bei Woods 2015, 94. 1305 Mit C. Wilcke: „Einige Briefe gebrauchen den Dopplungsstamm des Verbums [„schreiben“], den ich mit „ganz genau schreiben“ wiederzugeben versuche[…]“, Wilcke 2000, 29.

14. Nērebtum

323

sem Brief bleiben muss. Salatum berichtet von 5 Schekeln Silber, die sie von der Priesterin des Bēl-gašer erhalten habe und der sie versprach, eine Sklavin zu kaufen, damit diese von der Priesterin geweiht werden könne. Diese Sklavin wurde jedoch als Beute fortgetragen und Ur-Kabta soll weiteres Silber an Salatum senden, damit diese eine neue Sklavin für die Weihung kaufen konnte. Nach einigen wohlgemeinten Worten wird noch erwähnt, dass 7 Kor (Getreide?), die Ur-Kabta im Haus der Priesterin gelagert hatte, von Būr-Sîn entnommen und an Salatum übergeben worden sind. Aus den geschilderten Vorgängen kann geschlussfolgert werden, dass Salatum als eine Art Dienerin der Priesterin des Bēl-gašer fungierte, da sie sich um die Anschaffung einer Sklavin und auch um das Getreide aus ihrem Haus kümmern sollte. In welcher Relation Ur-Kabta und Būr-Sîn1306 zu Salatum und der Priesterin standen, wird nicht deutlich. Da der Gott Bēl-gašer seinen Hauptkultort nicht in Nērebtum, sondern in der benachbarten Stadt Šaduppûm hatte,1307 kann davon ausgegangen werden, dass die in dem Brief genannte Priesterin des Bēl-gašer ebenfalls in Šaduppûm wohnte und der Brief dort verfasst worden ist. Die wichtigsten Informationen des Briefes hinsichtlich der hier behandelten Fragestellung sind die Sklavenweihung und die damit verbundenen Vorgänge. Die aus der altbabylonischen Zeit überlieferten Personenweihungen notieren häufig nur den Empfang seitens des Tempels. Die Beziehung zwischen Stifter und gestifteter Person kann nur in wenigen Fällen rekonstruiert werden. Dies betrifft zum Beispiel die Weihung von Kindern im altbabylonischen Ur, was auf eine Verarmung der stiftenden Familie zurückzuführen ist.1308 Auch die Weihung von erwachsenen Sklaven und Sklavinnen könnte darauf zurückzuführen sein, dass ihre Versorgung nicht mehr zu gewährleisten gewesen ist und auch ihre Arbeit dies nicht wieder ausgleichen konnte. In dem oben besprochenen Brief wird nun eine völlig andere Situation geschildert: Die Priesterin des Bēl-gašer lässt ausschließlich für den Akt der Weihung eine Sklavin kaufen. Es ist daher auszuschließen, dass sie ein persönliches Verhältnis zu dieser Sklavin aufbauen konnte. In diesem Zusammenhang stellt sich außerdem die Frage, ob die Sklavin bestimmte Kriterien erfüllen musste, um für eine Weihung in Frage zu kommen. An dieser Stelle sei auf einen Brief aus Larsa 1306

Būr-Sîn und sein Sohn Ilšu-nāsir sind aus einer Textgruppe bekannt, die aus Raubgrabungen stammt. Es ist bislang nicht bekannt, ob und zu welcher Institution die beiden Personen gehörten. Ilšu-nāsir tritt in vielen Texten als Verantwortlicher für Getreideausgaben aus Vorratshäusern verschiedener Tempel auf (UCP 10 78: Išarkidisu-Tempel, UCP 10 89: Mišar-Tempel) und M. deJ. Ellis schlussfolgerte: „It would be more productive, therefore, to postulate that the text groups naming Bur-Sin and Ilšu-nāsir were each part of an archive that was generated by a single administrative entity over a period covering at least two generations of a single family“, Ellis 1998, 599. 1307 Hussein 2009, 11–15. 1308 Siehe dazu das Kapitel 1. Ur.

324

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

verwiesen, in dem für eine Sklavenschenkung an das Ebabbar die Versammlung der gesamten Priesterschaft gefordert wird und auch die zukünftigen Aufgaben des Sklaven aufgelistete wurden: Beten und Darbringen von Speiseopfern für den Schenkenden.1309 Da die Priesterin des Bēl-gašer vermutlich eine beliebige Sklavin weihen wollte, für die auch verhältnismäßig nur wenig Silber (5 Schekel) bezahlt werden konnte, kann davon ausgegangen werden, dass sich ihre zukünftigen Aufgaben im Tempel eher auf niedere Tätigkeiten beschränkten. Des Weiteren wird deutlich, dass die Sklavin nicht aus Nērebtum selbst stammte, da sie als Beute verschleppt worden ist. Ein solcher Fall trat am wahrscheinlichsten dann ein, wenn die Sklavin aus einer anderen Stadt oder Region als Teil einer Karawane nach Nērebtum gelangen sollte. Der eingangs erwähnte administrative Text, der im Kitītum-Tempel ausgegraben wurde, soll an dieser Stelle nur kurz angesprochen werden. Er ist bislang unpubliziert und wurde von P. Gentili folgendermaßen beschrieben: „IM 31146 = Ish. 34 Z. 109: 3.1 x 3.0. Both sides inscribed; tablet in poor condition. Administrative text: sale of a slave (?). Date formula: OBTIV, no. 27 and OIP 28, pp. 44 and 97, n. 19; Saporetti, Formule, date III1Gk. Kitītum complex (Ištar sanctuary), 6-Q.30 (levels III–IV, robber dump).”1310 Leider bleibt es bei dem Verweis auf einen möglichen Sklavenkauf, und weitere Einzelheiten sind unbekannt. Ein Zusammenhang mit der Sklavenweihung in OBTIV 21 oder ähnlichen Vorgängen bleibt natürlich spekulativ, der Text zeigt aber, dass der dort geschilderte Ankauf von Sklaven im Rahmen des KitītumTempels keine Ausnahme gewesen sein kann.

14.3. Einige Sklavenkaufurkunden aus institutionellem Kontext Eines der größten rekonstruierten Archive aus Nērebtum ist das des Ilšu-nāsir und seines Vaters Būr-Sîn. Die Texte stammen alle aus Raubgrabungen und konnten nur anhand prosopographischer Verbindungen als zusammengehörig identifiziert werden.1311 Die Zusammensetzung der Texte ließ es zunächst nicht zu, das Archiv einem eindeutig privaten oder institutionellen Archiv zuzuordnen. M. deJ. Ellis diskutierte das Archiv des Ilšu-nāsir im Kontext der Rekonstruktionsprobleme des altbabylonischen Textmaterials aus dem Diyalagebiet und kam zu folgendem Ergebnis, dem sich im Nachfolgenden angeschlossen wird: „The question of whether Ilšu-nāsir acted for himself or for some institution must remain open for now since parallels can be adduced for either view. But we must again make a distinction between the prosopographically-determined 1309

Siehe dazu das Kapitel 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš. Gentili 2004, 263. 1311 Greengus 1979, 6–8. 1310

14. Nērebtum

325

text grouping which names Ilšu-nāsir and what must have been the “archive” of Ilšu-nāsir’s office, whatever that office may have been. […] It would be more productive, therefore, to postulate that the text groups naming Bur-Sin and Ilšu-nāsir were each part of an archive that was generated by a single administrative entity over a period covering at least two generations of a single family.“1312 Die Texte, in denen Ilšu-nāsir und sein Vater Būr-Sîn genannt werden, stammen nach M. de J. Ellis aus einem Archiv und dokumentieren sowohl die privaten als auch die offiziellen Tätigkeiten der beiden Protagonisten, was eine für den Alten Orient gängige Praxis darstellte. Das Amt, welches Vater und Sohn innehatten, wird in den Texten nicht genannt. Auch kann durch den fehlenden Ausgrabungskontext nicht bestimmt werden, welcher Institution sie dienten. Für Ilšu-nāsir kann jedoch festgestellt werden, dass er für das Getreide aus Vorratshäusern verschiedener Tempel verantwortlich gewesen ist.1313 Zwei Texte aus dem Archiv des Ilšu-nāsir nennen außerdem den Kauf eines Sklaven: UCP 10 221314 1 sagu rdu ⌈I⌉ ì-lí-tu-kul-ti mu-ni-im u rdu ma-áš-qum dumu u-bar-rum 5: ki ma-áš-qum du mu u-bar-rum 6: l u g a l - a - n i - i r 7: Idingir-šu-na-sir 8: dumu bur-den.zu 9: in -ši-in -sa 1 0 10: sa 1 0 -til-la-a-ni-šè 11: kù -b abbar in -n a-al-lá 12: šà-ga-a-ni ì-du 1 0 13: in im-bi al-til Rs. 14: [u 4 -kúr-šè] 15: [lú-l]ú-ra 16: [nu-mu -un]-gi 4 -gi 4 -dam       Vs.

1312

1: 2: 3: 4:

Einen Sklaven, Ilī-tukultī sein Name, Sklave des Mašqum, S. v. Ubarrum, hat Ilšu-nāsir, S. v. Būr-Sîn von Mašqum, S. v. Ubarrum, seinem Besitzer, gekauft.

Als seinen vollständigen Kaufpreis hat er ihm Silber bezahlt. Sein Herz ist befriedigt. Diese Angelegenheit ist beendet. [Dass zukünftig, einer] gegen den anderen [nicht] klagen wird, haben sie bei Tišpak und

Ellis 1998, 599. UCP 10 31; 78 und 89, siehe dazu Greengus 1979, 7. 1314 Transliteration (und Übersetzung) bei Lutz 1931, 24–25 und Greengus 1986, 109–110 (Rs. 15–27; Siegellegenden). Foto unter https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P248064.jpg (06.03.2019). 1313

326

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

17: 18: 19: 20:

mu d tišpak ù i-ba-al-pi-el lugal in-pàd-dè-meš ba-qir i-ba-qa-ru 2 ma-na kù -b abbar ì-lá-e ù li-ša-an-šu iš-ša-la-ap 8 Zeugen

Ibâl-pî-El, dem König, geschworen. Derjenige, der Ansprüche erhebt, wird 2 Minen Silber zahlen und seine Zunge wird herausgerissen werden.

[ 1 sagurdu] [ ] [urdu ]-tum ki [ ]-tum lugal-a-ni-ir I d i n g i r - šu-na-sir dumu bur-den .zu ⌈in⌉-ši-in-sa 1 0 sa 1 0 -til-la-a-ni-šè kù -b abbar in -n a-al-lá šà-ga-a-ni ì-du 1 0 ⌈in im-bi al-til ⌉ giš gan-na ib-ta-bal u 4 -kúr-šè lú-lú-ra nu -mu -un -gi 4 -gi 4 mu dištar ù i-ba-al-pi-el lugal in-pàd-dè-meš ba-[qir]-ba-qa-ru 2 ma-na kù-babbar ù [li-ša-an-šu] iš-ša-la-ap 4 Zeugen Rest abgebrochen

[Einen Sklaven …., Sklave des] …tum, von ….tum, seinem Herrn, hat Ilšu-nāsir, S.v. Būr-Sîn ⌈ge⌉kauft.

UCP 10 901315 Vs.

Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13: 14: 15: 16: 17: 18:

Als seinen vollständigen Kaufpreis hat er ihm Silber bezahlt. Sein Herz ist befriedigt. ⌈Diese Angelegenheit ist beendet.⌉ Er hat ihn über den Stößel steigen lassen. Dass zukünftig einer gegen den anderen nicht klagen wird, haben sie bei Ištar und Ibâl-pî-El, dem König, geschworen. Der[je]nige, der Ansprüche erhebt, wird 2 Minen Silber zahlen und [seine Zunge] wird herausgerissen werden.

Die beiden Sklavenkaufurkunden enthalten zwar kein Datum, aber in der Schwurformel wird der Name des Königs genannt, sodass sie in die Regierungszeit des Ibâl-pî-El II zu datieren sind. Die Verkäufer der Sklaven sind unbekannt. Wie eingangs erwähnt, befanden sich unter den Texten, die aus dem Archiv des Ilšu-nāsir und seines Vaters Būr-Sîn stammen, sowohl private als auch offizielle Dokumente. In welche Kategorie die Sklavenkäufe des Ilšu-nāsir gehören, kann daher nicht ohne weiteres bestimmt werden. Es liegt aber ein weiterer admi1315

Transliteration (und Übersetzung) bei Lutz 1931, 39–40 und bei Greengus 1986, 156– 157 (Rs. 20–23. Foto unter https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P248149.jpg (06.03.2019).

14. Nērebtum

327

nistrativer Text aus Raubgrabungen vor, durch den der Kauf des Ilī-tukultī, Sklave des Mašqum in UCP 10 22, in einen institutionellen Kontext verorten werden kann. Der Text UCP 10 89 listet Getreideausgaben aus dem Vorratshaus des Mišar-Tempels, die Ilšu-nāsir zu verantworten hatte. Unter den Ausgaben wird auch der Kaufpreis eines Sklaven des Mašqum: UCP 10 891316 Vs. (1)

6 gur še sa 1 0

sag

u rdu ma-áš-qum

„6 Kor Getreide: Kaufpreis des Sklaven des Mašqum.“ Am Ende des Textes wurde notiert: Rs. (40)

šu-nígin ⌈1 šu-ši⌉ 3 gu r še zi-g a (41)é-kišib é- d⌈mi-šar⌉ ša bàd-rimuš (42)n ì-šu dingir-šu-na-sir (43)mu iš8-tár ba-dím

„Summe: ⌈6⌉3 Kor Getreide: Abgebucht im Vorratshaus des ⌈Mišar⌉-Tempels von Dūr-Rīmuš,1317 unter Verantwortung des Ilšu-nāsir. Jahr: Ibâ-pî-El II 12b.“1318 Von 63 Kor Getreide aus dem Vorratshaus des Mišar-Tempels wurde nach UCP 10 89 ein Sklave des Mašqum bezahlt. Dass es sich hierbei um denselben Sklaven wie in der Urkunde UCP 10 22 handelte, ist sehr wahrscheinlich, ebenso wie die Tatsache, dass Ilšu-nāsir den Sklaven nicht für seinen privaten Nutzen, sondern für den Mišar-Tempel kaufte, da er 5 Kor Getreide aus dessen Speicher entnommen hat.

14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und Nērebtum Im Folgenden werden Auszüge des Vertragsentwurfs OBTIV 326 behandelt, der zwischen den beiden Königen Sumu-numḫim von Šadlas und Ḫammi-dušur von Nērebtum – Zeitgenossen Sumu-la-Els von Babylon (1889–1845 v. Chr.) – geschlossen wurde.1319 Dieser Vertragsentwurf1320 wird in der abschließenden Zeile als simdatum bezeichnet, was hier am besten mit „Bündnis“ oder „Pakt“ übersetzt werden kann.1321 Neben dem nachfolgend diskutierten Abschnitt zu Lösegeld1316

Transliteration der Vs. 4–5; 10–13; 18; l. Rd. 21–23; Rs. 29–30; 35–43 bei Greengus 1986, 156–157. Foto unter https://cdli.ucla.edu/dl/photo/P248063.jpg (06.03.2019). 1317 Dūr-Rimuš konnte bisher noch nicht lokalisiert werden, wird sich aber in der unmittelbaren Umgebung von Nērebtum befunden haben. Siehe dazu Groneberg 1980, 61–62. 1318 Zum Jahresnamen siehe https://cdli.ucla.edu/tools/yearnames/HTML/T30K20.htm (06.03.2019). 1319 Greengus 1979, 74–77, Kraus 1984, 90–93, Yuhong 1994 und Charpin 2014, 34–37. 1320 „Il est importante de noter qu’on a manifestement affaire à un brouillon, comme le montre très concrètement l’existence de passages effaces (au revers, l. 51-54) ; cela explique sans doute également différentes bizarreries de rédaction“, Charpin 2014, 35. 1321 Kraus 1984, 11 und Charpin 2014, 35.

328

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

vereinbarungen werden außerdem strafrechtliche Bestimmungen hinsichtlich Kapitaldelikten und Bemerkungen zu gerichtlichen Verfahren notiert, sofern Parteien des einen oder anderen Staates betroffen sind.1322 Der Vertragsentwurf wurde offensichtlich nach kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Šadlaš und Nērebtum verfasst.1323 Der erste Abschnitt des Vertragsentwurfs notiert Lösegeldvereinbarungen für Personen beider Städte. Da der Text in Folge von kriegerischen Auseinandersetzungen entstanden ist,1324 handelte es sich bei den Personen daher um Kriegsgefangene. Die für die vorliegende Arbeit relevante Passage lautet: OBTIV 3261325 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

⌈aš⌉-[šum …] ša ⌈ša⌉-[ad-la-áški] ù ⌈ne⌉-r[e-e]b-t[imki] ⌈d u mu lú ⅓⌉ ma-na kù -[b abbar] ⌈urdu lú 15⌉ gín kù-babbar ⌈géme⌉ 10 ⌈gín⌉ kù-babbar ⌈ab-ba ù⌉ míab-ba [tur] ù [mun]us-tur maḫi-⌈ru⌉-um

Die [Gefangenen?] aus ⌈Ša⌉[dlaš] und ⌈Nē]r[e]bt[um] ⌈betref⌈[fend]: ⌈Ein freier Mann: ⅓⌉ Mine Si[lber], ⌈ein Sklave eines freien Mannes: 15⌉ Schekel Silber, ⌈eine Sklavin⌉: 10 ⌈Schekel⌉ Silber, ⌈ein älterer Mann und⌉ eine ältere Frau, [ein Junge] und ein [Mä]dchen: (nach dem gängigen) Preis1326

In diesem Abschnitt wurden Lösegeldsummen für freie Bürger und deren Sklaven festgesetzt. Für ältere Menschen und Kinder soll nach den gängigen Preisen gezahlt werden.

1322

Neumann 2003, 322 (Nr. 3); Kraus 1984, 90–93; Lafont 2001, 288. „Questo trattato è stato concordato con ogni evidenza dopo una guerra tra queste due cittadine. Poiché è del tutto paritetico, su può dedurre che fu steso in unica edizione, ed anche che la guerra dovette concludersi con un “pari” di fatto. L’argomento è la restituzione di persone e di beni rimasti nel paese avversario: gente razziata, o magari deportata, prigionieri di guerra, proprietè rimaste in deposito, debiti rimasti insoluti“, Saporetti 2002, 177. 1324 Charpin 2004, 96–98. 1325 Kollationiert und kommentiert von Charpin 2014, 36–37. 1326 Zaccagnini 1987–1990, 424 und Friberg 1987–1990, 569. 1323

14. Nērebtum

329

An dieser Stelle kann die Zusammenstellung von D. Charpin herangezogen werden, der die überlieferten Lösegeldzahlungen der altbabylonischen Zeit tabellarisch zusammengefasst hat:

Abb. 28: Lösegelder der altbabylonischen Zeit, Teil 1. Aus: Charpin 2014, 63.

330

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Abb. 29: Lösegelder der altbabylonischen Zeit, Teil 2. Aus: Charpin 2014, 64.

Es kann zwischen zwei Szenarien unterschieden werden, die sich auf die Höhe des zu zahlenden Lösegelds auswirken. Zum einen handelt es sich um durch Verhandlungen entstandene Summen, die für jede Person eines vergleichbaren Status gleichbleiben – wie auch in OBTIV 326.1327 Zum anderen handelt es sich um in1327

Charpin 2014, 62.

14. Nērebtum

331

dividuelle Lösegeldzahlungen, die in der Regel durch einen Händler vollzogen werden.1328 Im Vergleich zu den Sklavenpreisen der altbabylonischen Zeit, fasst D. Charpin folgend zusammen: „On assiste manifestement à une inflation des rançons à la fin de l’époque paléo-babylonienne, wu’il est interéssant de comparer à la courbe du prix des esclaves.[…] Lex prix sont trop peu nombreux sous Samsu-ditana pour qu’on puisse en tirer des conclusions statistiques, mail ils semlblent remonter. Les rançons documentées (de 30 à 180 sicles) sont néanmois très supérieures aux prix connus pour les esclaves (de 16 à 20 sicles).“1329 Es gibt keine textliche Überlieferung dafür, dass die gefangenen Personen aus Šadlaš und Nērebtum auch wirklich zu den im Vertrag genannten Bedingungen freigekauft worden sind. Hinzu kommt, dass es sich nur um den Entwurf eines Vertragstextes handelte und die Preise möglicherweise für die finale Version noch verändert worden sind. Aus anderen Städten ist für die altbabylonische Zeit außerdem bekannt, dass eine Auslösung nicht zwangsläufig vorgenommen wurde und dass Gefangene als Sklaven für politische und kultisch-religiöse Institutionen eingesetzt werden konnten.1330 Der Vertragsentwurf wird mit Bestimmungen zu geflüchteten Sklaven fortgesetzt: OBTIV 3261331 Vs.

9: 10: 11: 12:

[ur]du ma-at [š]a-ad-laáš⌈ki ù⌉ na-wi-ša-m[a] [ur]du ma-at ne-re-eb-timki ù na-wi-ša-ma [š]a iš-tu ⌈ni⌉-ku-ur-tim inna-bi-tu ⌈ù?⌉ in-na-ka-su be-el-šu ú-ul i-sa-ba-sú

Ein [Skl]ave aus dem Lande [Š]adlaš ⌈und⌉ seinem Weideland,1332 ein [Skl]ave aus dem Land Nērebtum und seinem Weideland, [d]er vor ⌈Ka⌉mpfhandlungen floh ⌈und?⌉ …: Sein Herr wird ihn nicht ergreifen.

Der Sinn dieses Abschnitts ist aufgrund der unklaren Verbalform in Z. 12 (in-naka-su) nicht vollständig verständlich.1333 Es wird aber deutlich, dass ein Sklave 1328

Charpin 2014, 65. Charpin 2014, 65. 1330 Siehe dazu die Ausführungen über das bīt asīrī in Uruk und Larsa in den Kapiteln 2.3. Das bīt asīrī und 3. „Uruk“. 1331 Kollationiert und kommentiert von Charpin 2014, 36–37. 1332 nawûm beschreibt nicht nur die Umgebung einer Stadt, sondern umfasst auch deren Bewohner. Zur Diskussion des Begriffs siehe Lauinger 2015, 107–111. 1333 Die Deutungsversuche von S. Greengus und W. Yuhong sind nicht überzeugend: „Greengus translates in-na-ka-su as ‘who has been cut off (from home)‘. However, nakāsu is an i/i verb and there is no other example in which it means ‘cut off from home’. Here, 1329

332

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

aus Šadlaš oder Nērebtum (und aus den umgebenden Weideländern), der vor den Kampfhandlungen geflohen ist, nicht von seinem Herrn ergriffen werden durfte. Das würde aber bedeuten, dass der Besitzer als Folge der Flucht seines Sklaven in seinem Verfügungsrecht über ihn eingeschränkt worden wäre. Eine solche Bestimmung ergibt m. E. keinen Sinn. Es ist daher anzunehmen, dass sich die geflüchteten Sklaven im jeweils anderen Königreich befunden haben müssen, sodass erst die im ersten Abschnitt festgesetzte Lösegeldsummen gezahlt werden mussten, bevor die Sklavenbesitzer ihre Sklaven „ergreifen“ durften. Vielleicht wird der Sachverhalt deutlicher, wenn die bislang unklare Verbalform in Z. 12 gedeutet werden kann.

14.5. Fazit Die verhältnismäßig wenigen Texte aus Nērebtum, die zur Untersuchung institutioneller Sklaverei herangezogen werden konnten, enthielten einige Besonderheiten. Aus dem Archiv des šangû-Tempelverwalters Abizum im Kitītum-Tempel befand sich ein Brief (OBTIV 2), der den Einsatz von Vorhofreinigerinnen zur Beschaffung von Bitumen in Upî dokumentierte. Besonders hierbei ist ihr Einsatz außerhalb des Tempels, der bislang nur aus diesem Brief bekannt ist. Ebenfalls aus dem Kitītum-Tempel stammt ein Brief (OBTIV 21), der den Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin behandelt. Die Personenweihung ist während der altbabylonischen Zeit normalerweise nur durch den Empfang im Tempel dokumentiert, sodass über das Verhältnis von Stifter und gestifteter Person häufig nur Vermutungen aufgestellt werden können. Aus diesem Brief geht hervor, dass eine Sklavin ausschließlich für den Akt der Weihung angekauft werden konnte und sie daher in keinerlei persönlicher Beziehung zu ihrer Stifterin gestanden haben kann. Die Sklavenkaufurkunden aus dem Archiv des Ilšu-nāsir, der für die Getreideausgaben aus verschiedenen Vorratshäusern von Tempeln verantwortlich gewesen ist, konnten in Zusammenhang mit einem administrativen Text (UCP 10 89) ausgewertet werden und zeigen, dass er Sklaven nicht nur für seinen privaten Nutzen, sondern für den Einsatz im Mišar-Tempel ankaufte. Der Vertrag zwischen Šadlaš und Nērebtum (OBTIV 326) ist ein wichtiges Dokument im Hinblick auf Lösegeldzahlungen für Kriegsgefangene, die ansonsten fast ausschließlich durch Urkunden oder in Briefen überliefert sind. Dieser Text zeigt, dass im Vorfeld eine Vereinbarung getroffen werden konnte, die auch die Höhe des zu zahlenden Lösegelds festgelegte. nakāsu + šu(m) is suggested although it is also an i/i verb, which may be taken as an a/u verb by the local dialect. In this text in-na-ka-su is connected with sabātu and there is a case in which nakāšu and sabātu are together: kima niûtuni dīnū nakšū sikkum la issabb[at] BIN 6 49:8–10, ‘Because they are ours, the cases are set aside, no one (lit. them) may be seized’“, Yuhong 1994, 127.

15. Tutub 15.1. Einleitung Die ältesten altbabylonischen Texte aus Tutub (Tall Ḫafāğī) datieren in die Zeit, in der die Stadt unter der Herrschaft von Ešnunna stand und von Abdi-eraḫ regiert wurde.1334 Es folgte eine Periode der Unabhängigkeit,1335 bis Ešnunna erneut die Vorherrschaft über die Stadt erringen konnte. Das letzte Zeugnis der altbabylonischen Periode ist die dortige Errichtung des Festung Dūr-Samsuiluna.1336 Im Zuge der Ausgrabungen des Oriental Institute der University of Chicago (1930–1937) wurden in Tutub1337 altbabylonische Texte gefunden, von denen einige nachfolgend hinsichtlich der Sklaverei im kultisch-religiösen Bereich ausgewertet werden können. Es handelt dabei um Textzeugnisse aus dem Sîn-Tempel. Der wirtschaftliche Einfluss, den dieser Tempel auf die Stadt gehabt haben muss, wird vor allem aus den Darlehensgeschäften deutlich.1338

15.2. Texte aus dem Sîn-Tempel In Tutub wurden vier Hügel untersucht (A–D),1339 von denen Hügel D1340 eine altbabylonische Bebauung aufwies.1341 Aus dem dort befindlichen Sîn-Tempel wurden 112 Texte1342 gefunden, die von R. Harris publiziert und besprochen worden sind.1343 Alle Texte aus dem Sîn-Tempel wurden in einem Raum (2-N.74)1344 geborgen.1345 Unter ihnen befanden sich Urkunden, administrative Texte und Briefe.

1334 „Comme Abdi-Arah semble avoir régné deux ans, on a Abdi-Arah a = Sumu-abum 1 et b = S 2“, Charpin 1978, 29. Zu Abdi-eraḫ siehe außerdem bei Charpin 2004, 96–97 und Saporetti 2002, 172–174. 1335 „The data at our proposal suggest that in this period Tutub was part of a larger political entity which did not include Ešnunna“, Harris 1955, 48. Zur politischen Situation in der frühaltbabylonischen Zeit im Diyalagebiet siehe Yuhong 1994a, 40–53. 1336 Für Dūr-Samsuiluna siehe Sommerfeld 2014, 243. 1337 Zur Grabungsgeschichte in Tall Ḫafāğī siehe Reichel 2014. 1338 Charpin 2015b. 1339 Für einen Plan s. Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 206 (Fig. 28). 1340 Für einen Plan s. Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 216 (Fig. 30). 1341 Hill / Jacobsen 1990, 205–235. 1342 Von den ursprünglich 112 Texten ist Nr. 112 nicht mehr auffindbar, Harris 1955, 351. 1343 Harris 1955, 31–88 und 91–120. 1344 Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 220 (Fig. 31). 1345 „[Note that the findspot for the tablets given by Harris, room 3- an 4-L.75, is not in accord with the locus 2-N.74 as given here and in the general discussion of the room presented on pp. 221f. by Delougaz. As the tablets are described below as coming from the ‘later building period’ and on the evidence of the photographic record (pl. 58a), it would

334

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Die Textgruppe setzt sich aus einigen Dossiers zusammen, die bestimmten Personen zugewiesen werden können.1346 Der offizielle Charakter des Archivs kann durch die Funktionen dieser Leitpersonen bestätigt werden: „Although there are two instances of a father and a son involved in the same kind of business activities, the overall unity of the archive lies not in the familial relationships of the persons appearing in the texts, but rather in the official functions and the nature of the activities of these persons.“1347 Im Kontext der jeweiligen Dossiers werden im Folgenden diejenigen Texte untersucht, die Sklaven und Sklavinnen nennen.1348 15.2.1. Die Sklaven und Sklavinnen der en-Priesterin Die prominenteste Person der Texte aus dem Sîn-Tempel in Tutub ist die enPriesterin,1349 die vor allem als Gläubigerin von Darlehen1350 und Käuferin von Personen auftritt. Aus ihrem Dossier können ein administrativer Text (JCS 9, Nr. 106), fünf Personenkaufurkunden (JCS 9, Nr. 84, 90–93) und eine Pfandurkunde (JCS 9, Nr. 2) hinsichtlich institutioneller Sklaverei ausgewertet werden.1351 15.2.1.1. Die Sklavenliste der en-Priesterin Ein erster Hinweis auf eine Verbindung der en-Priesterin zur Sklaverei im kultisch-religiösen Bereich findet sich in einem administrativen Text:

appear that the findspot should be room 2-N.74.—Gen.Ed.]“, Hill / Jacobsen / Delougaz 1990, 2191. 1346 Skaist 1990, 263. 1347 Harris 1955, 36. 1348 Bei den Texten in diesem Kapitel kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich möglicherweise um Privatarchive handelt, die im Tempel aufbewahrt worden sind. Beispiele für diese Praxis sind u. a. Postgate 2002 und Parker 1963 (mit von B. Faist, 08.11.2019), 1349 „The creditor appears most often under the Sumerian title EN, which may correspond in Akkadian to the masculine (enum) as to the feminine (entum). In R. Harris’s study as in other later work, it was thought that it was a man (‘enum-priest’), but J. Renger has demonstrated that it was, in fact, a woman (‘en-Priesterin’); cf. ZA 58 (1967), p. 222“, Charpin 2015b 15848. Siehe auch Charpin 2004a. 1350 Zu diesen Darlehen im Kontext des Tempels als Kreditgeber siehe Charpin 2015b 149– 172, zu Tutub bes. 158–159. 1351 Es liegt außerdem ein weiterer Text vor, in dem die e n - Priesterin Sklavinnen geschenkt bekommt (JCS 9, Nr. 98). Hierbei handelt es sich allerdings um die Mitgift, die sie von ihrem Vater Gagum erhielt. Die in diesem Text genannten Sklaven und Sklavinnen gehörten daher in ihren Privatbesitz. Siehe zu diesem Text Charpin 2004a.

15. Tutub

335

JCS 9, Nr. 1061352 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11:

1 sag⌈u rdu ⌉ ki dumu 30 -a-bu-um 2 sagu rdu k i nu-úr-du tu du mu ding ir-⌈na⌉-sir 1 géme ki qí-⌈iš⌉-ì-lí-a 1 géme ki ba-aḫ-da-nim 1 géme ki ra-bi-a-⸢še⸣-ri 1 {g éme} 30 -ba-aš-ti i-na é-gal 1 ⌈géme⌉ k i i-ba-b[a ] I ḫu-nu-ub-tum a-[ ] i-⌈na é⌉-[gal]

Ein ⌈Sklave⌉ bei dem Sohn des Sîn-abūšu, zwei Sklaven mit Nūr-Šamaš, Sohn des Ilum-⌈na⌉sir, eine Sklavin mit Q⌈iš⌉-ilīja, eine Sklavin mit Baḫdānum, eine Sklavin mit Rabīja-⌈še⌉ri, eine {Sklavin} Sîn-bašti im Palast, eine ⌈Sklavin⌉ mit Ibaba..., Ḫunubtum … i⌈m Pa⌉[last].

Der Text wird fortgesetzt mit der Auflistung von Silbermengen, Stoffen und einigen nicht mehr lesbaren Posten. Der Text schließt mit: Rs.

23:

ša ⌈I⌉en

von der en-Priesterin

Die en-Priesterin verfügte also über Sklaven und Sklavinnen, die verschiedenen Personen zugeteilt worden sind. Die beiden Sklavinnen Sîn-bašti und Ḫunubtum wurden offenbar dem Palast zugeteilt, was von einer Verbindung zwischen Tempel und Palast in Tutub zeugt, die allerdings nicht näher definiert werden kann. 15.2.1.2. Die Personenkaufurkunden der en-Priesterin Wie in JCS 9 106 aufgezeigt werden konnte, verfügte die en-Priesterin des SînTempels in Tutub über eine Reihe von Sklaven und Sklavinnen, die sie verschiedenen Personen und dem Palast zuteilen konnte. Die Personenkaufurkunden aus dem Sîn-Tempel können nachweisen, wie ein Teil dieser Sklaven und Sklavinnen in ihr Eigentum übergangen ist. In insgesamt fünf Personenkaufurkunden (JCS 9, Nr. 84, 90–93)1353 tritt die en -Priesterin als Käuferin auf. Da sich alle Urkunden sehr ähneln und bereits mehrfach bearbeitet worden sind,1354 sollen im Folgenden die wichtigsten Merkmale zusammengefasst werden. Von besonderem Interesse ist die Tatsache, dass die Ursache aller Personenkäufe1355 eine Verschuldung gegenüber der en-Priesterin gewesen sein wird: 1352

Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 45 und 104 sowie www. archibab.fr (12.03.2019). 1353 In der Personenkaufurkunde JCS 9 Nr. 88 handelt es sich bei dem Käufer nicht um die ēntum-Priesterin, sondern um eine männliche Person namens Ennum. Dies wird vor allem durch die Verbalform ib-ši-šum-ma (Z. 6) mit maskulinem Dativsuffix deutlich. 1354 Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 45, 101–102, www. archibab.fr (12.03.2019) und vereinzelt auch bei Skaist 1990, 255–276. 1355 Zum Formular der Kaufurkunden siehe Skaist 1990, 255–276.

336

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Text Kaufobjekt (JCS 9) 84 g é m e Ḫišsatum

m u - n i - Verkäufer Käufer (im) ja (Utu-sipae n-Priesterin mu)

90

[sagu r d u ] Šaga…

ja

91

sag

ja

92



./.

93

3 sagu r d u Adad-nāsir, Akšak-ipturam und Lugal-mu (+ ein bebautes Hausgrundstück)

./.

u r d u Merānum

Ursache Vs.(2)

a-na ki-ša-at u t u - s i p a- m u „als (deliktisch begründete) Buß/Ersatzleistung des Utu-sipa-mu“1356 e n-Priesterin Verschuldung(?) ⌈d⌉

Nabī-ilīšu, sein Vater …mamu, e n-Priesterin Verschuldung(?) sein Vater A… und e n-Priesterin Verschuldung(?) Nutuptum Kukutum, ihr e n-Priesterin Verschuldung(?) Vater

Die Urkunden verfügen außerdem über die Preiszahlungs-, Perfizierungs-, Befriedigungsvermerke sowie die bukānum- und beeidete Verzichtsklausel. Sie enden jeweils mit einer Zeugenliste. Das Datum wurde in keiner Urkunde notiert und der Preis ist nur in JCS 9, Nr. 84 (17 Schekel) genannt. In vier Urkunden (JCS 9, Nr. 90–93) kann von einer Verschuldung des Verkäufers gegenüber der en-Priesterin ausgegangen werden, da es sich bei dem Kaufobjekt um dessen Kinder handelte.1357 Der Verkauf der eigenen Kinder als Begleichung der Schuld gegenüber einer anderen Person ist ein in der mesopotamischen Gesellschaft bisweilen beobachtetes Phänomen. Ein weiterer Hinweis, dass die Personenkäufe der en-Priesterin auf eine Verschuldung zurückzuführen sind, ist der Text JCS 9, Nr. 84, in dem eine Sklavin als „(deliktisch begründete) Buß-/Ersatzleistung des Utu-sipa-mu“ verkauft worden ist. Darüber hinaus sind aus dem Sîn-Tempel 20 Darlehensurkunden überliefert, in denen die en-Priesterin als Gläubigerin auftrat.1358 Es ist also sehr wahrscheinlich, dass es sich bei den Verkäufern aus den oben zitierten Personen1356

Für die Bedeutung von kiššātum als „Bezeichnung für eine Leistung, die deliktischen Ursprungs war“, siehe Neumann 2017, 3436 (mit Literatur). Der Verkauf eines Familienmitglieds aufgrund eines Delikts ist bereits aus altakkadischer Zeit bekannt, siehe Neumann 2004, 18–19 (MVN 3 102). 1357 Auch für die Urkunde JCS 9, Nr. 92, in der das Verwandtschaftsverhältnis nicht explizit erwähnt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass ein Kind von dem Paar verkauft worden ist. Siehe für ähnliche Beispiele im Kapitel zu Larsa die Texte YOS 8 11; 13; 19; 23; 25; 35; 41 und 44. 1358 JCS 9, Nr, 7, 8, 10, 18, 27, 29, 31–33, 35, 38, 39, 43–46, 49, 51–53. Zu diesen Darlehen im Kontext des Tempels als Kreditgeber siehe Charpin 2015b, 149–172, zu Tutub bes. 158–159.

15. Tutub

337

kaufurkunden um Schuldner handelte, die nicht in der Lage waren, ihre Schuld gegenüber der en-Priesterin zu begleichen, und gezwungen waren, ein Familienmitglied zu verkaufen. 15.2.1.3. Die Bürgschaftsurkunde der en-Priesterin In einer Bürgschaftsurkunde (JCS 9, Nr. 2) aus dem Sîn-Tempel erhält die Frau des Išar-lū-balit den Sklaven Iddin-Adad von der en-Priesterin für eine unbestimmte Zeit. Die Urkunde sollte die en-Priesterin für den Fall absichern, dass der Sklave entläuft: JCS 9, Nr. 21359 Vs. 1: 2: 3: 4: 5: 6: u. Rd. 7: Rs. 8:

[ ] dam i-šar-lu-ba-li-it šu-ba-an-ti i-din-dim i-ḫa-li-iq-ma ⅓ ma-na kù-babbar a-na e-nu-um i-ša-qal Zwei Zeugen Rest abgerochen

…, hat die Frau des Išar-lū-balit empfangen. Verschwindet Iddin-Adad, wird sie ⅓ Mine Silber an ēnum zahlen.

Im Kontext der zuvor diskutierten Personenkauf- und Darlehensurkunden der enPriesterin kann der Sachverhalt, der dieser Bürgschaftsurkunden, zugrunde liegt, mit dem des Balmunamḫe aus Larsa verglichen werden.1360 Er war der Verwalter einer Institution, die dem Palast unterstand und mit mehreren Tempeln kooperierte. Er ist genauso wie die en -Priesterin als Käufer von Personen belegt, deren Familien sie aufgrund einer Verschuldung verkaufen mussten. Die gekauften Personen wurden zu den Sklaven des Balmunamḫe. Wenn er ihre Arbeitskraft nicht benötigte – vor allem in den arbeitsarmen Wintermonaten (X–XII) – konnte er sie ihren Familien übergeben. Als Absicherung wurde dann eine Bürgschaftsurkunde ausgestellt.1361 Ein ähnlicher Vorgang kann auch für die en-Priesterin festgestellt werden. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass Iddin-Adad aus der Urkunde JCS 9, Nr. 2 an seine Mutter (oder Schwester) übergeben worden ist und diese für den Fall seines Verschwindens der en-Priesterin Ersatz zahlen musste. 1359

Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 60 und www. archibab.fr (12.03.2019). Für das Formular der Bürgschaftsurkunde siehe die Diskussion der Bürgschaftsurkunden des Balmunamḫe aus Larsa, 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden. 1360 Siehe dazu das Kapitel 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 1361 Zu den Bürgschaftsurkunden des Balmunamḫe siehe das Kapitel 2.4.4.1. Die Bürgschaftsurkunden.

338

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

15.2.2. Sklaventexte anderer Personen aus dem Sîn-Tempel 15.2.2.1. Sklaven des Šalāmum-tāb Eine weitere Person, die als Käufer von Personen in den Sîn-Tempel-Texten bezeugt ist, heißt Šalāmum-tāb (JCS 9, 83 und 89). Seine Funktion innerhalb des Tempels ist nicht bekannt. Außer in den Personenkaufurkunden ist er außerdem als Käufer von Feldern1362 und als Zeuge in einem Getreidedarlehen, in dem Sîn als Gläubiger auftritt, bezeugt.1363 JCS 9, Nr. 831364 Vs.

1: 2: 3: 4: 5:

[1] g éme ú-ra-na-tum ki ga-la-⌈zi-im⌉ [š]a-la-mu-tà-ab ⌈1 4 g ín ⌉? in-ši-sa 1 0 giš g an -na íb -ta-bal

6:

mu lugal-bi ⌈in⌉-pà

[1] Sklavin Uranatum, hat [Š]alāmum-tāb (für) ⌈14 Schekel⌉? von Gala⌈zim⌉ gekauft. Er hat sie über den Stößel steigen lassen. Beim König hat er ⌈ge⌉schworen.

2 Zeugen JCS 9, Nr. 891365 Vs.

u. Rd.

Rs. 1362

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

[ ] ki ba-ru-⌈um⌉ ⌈a⌉-bi-⌈šu⌉ I wa-⌈di⌉-it-⌈tum um⌉-mi-š[u] ù den .⌈zu⌉-ga-mi-il šeš-⌈a⌉-ni I ša-la-mu-um-tà-ab in -ši-⌈sa 1 0 ⌉ sa 1 0 -til-la-bi-šè 5 ½ ⌈gín kù⌉-babbar ì-lá-e li-bu-um t[ú-ub] gis gan-na íb-[ta]-bal

..., hat Šalāmum-tāb, von Bar⌈um⌉, ⌈seinem⌉ ⌈Va⌉ter, Wa⌈di⌉t⌈tum⌉, sei[ner] ⌈Mu⌉tter und ⌈Sîn⌉-gāmil, ⌈sein⌉nem Bruder, gek⌈auft⌉.

Als seinen/ihren vollständigen Kaufpreis hat er 5 ½ ⌈Schekel Si⌉lber dargewogen. Das Herz ist b⌈efriedigt⌉. Er hat ihn/sie über den Stößel ⌈steigen⌉ lassen.

Drei Zeugen, Rest abgebrochen

JCS 9, Nr. 58, 63, 67, 70 und 80. JCS 9, Nr. 19. 1364 Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 97, www.archibab.fr (12.03.2019) und Skaist 1990, 265. Zum Kaufformular der Texte aus Tutub siehe Skaist 1990, 255–276. 1365 Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 100 und www. archibab.fr (12.03.2019). 1363

15. Tutub

339

Es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass die Personenkäufe, die Šalāmum-tāb tätigte, durch Verschuldung zustande gekommen sind, wie sie für die en-Priesterin nachgewiesen wurden. Es ist außerdem nicht auszuschließen, dass es sich bei den Kaufurkunden um privatwirtschaftliche Texte handelte. Aufgrund der Deponierung im Sîn-Tempel ist eine Einbindung der Käufe in den institutionellen Kontext jedoch wahrscheinlich. 15.2.2.2. Sklaven des Issur-Sîn und seines Sohnes Mannum-kī-ilīja Weitere Sklaventexte aus dem Sîn-Tempel befinden sich unter den Dokumenten des Issur-Sîn (JCS 9, Nr. 85) und seines Sohnes Mannum-kī-ilīja (JCS 9, 3). Ganz ähnlich wie der im vorausgehenden Kapitel besprochene Šalāmum-tāb ist auch Issur-Sîn in einer Reihe von Feldkaufverträgen1366 und als Zeuge1367 belegt. Mannum-kī-ilīa ist in einer Darlehensurkunde1368 und als Zeuge1369 belegt. Es stellt sich daher dieselbe Frage bezüglich einer institutionellen Verortung der in den Texten dokumentierten Vorgänge wie im Fall des Šalāmum-tāb, und auch hier ist sie aufgrund der Deponierung im Tempel wahrscheinlich. Issur-Sîn tritt in JCS 9, Nr. 85 als Käufer einer Sklavin auf: JCS 9, Nr. 851370 Vs.

Rs.

1366

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12:

1 géme munus⌈en-nam⌉ mu-ni ù du mu -munu s-a-n i bi-ti-⌈ḫi⌉-a mu-ni ki Ila-ma-dingir i-sur-den.zu in-⌈ši-sa 1 0 ⌉ ⌈15⌉ gín kù-babbar ⌈ù⌉ 1 ⌈gada⌉-šà-g a-dù [sa] 1 0 -til-la-bi-⌈šè⌉ in-na-lá giš gan

Eine Sklavin, ⌈Ennam⌉ ihr Name, und ihre Tochter, Bīti⌈hī⌉ja ihr Name, hat IssurSîn von Lama-ilim,1371 ge⌈kauft⌉.

⌈15⌉ Schekel Silber ⌈und⌉ ein ⌈Leinen⌉hemd1372 hat er ihm als ihren vollen [Kauf]preis dargewogen Er hat sie über den Stößel

JCS 9, Nr. 62, 65, 66, 69 und 76–78. JCS 9, Nr. 54. 1368 JCS 9, Nr. 5. 1369 JCS 9, Nr. 54. 1370 Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 98–99 und www.archibab.fr (12.03.2019). 1371 Lesung des Personennamens unklar: „Ce nom propre est-il à lire Lama-ilim ou Laman? La copie permet aussi une lecture KI (I)šu-ma-DINGIR, mais d’une part on n’attend pas de clou de NP après KI et d’autre part on attendrait plutôt une graphie šum-ma-DINGIR pour ce nom.“, http://www.archibab.fr (13.05.2021). 1372 Für g a d a . š à . g a . d ù siehe im Kapitel zu Larsa 2.5.2. Die Texte aus Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar (Text YOS 5 222, Z. 8). 1367

340

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

13:

íb-⌈ta⌉-bal 5 Zeugen

st⌈ei⌉gen lassen

Issur-Sîn kauft eine Sklavin und ihre Tochter von Lama-ilim. Warum sich der Kaufpreis aus 15 Schekeln Silber und einem Leinenhemd zusammensetzte, kann nicht ermittelt werden. Der Sohn des Issur-Sîn empfängt in JCS 9, Nr. 3 einen Sklaven als antichretisches Pfand, um die Zinsen einer Schuld abzuarbeiten: JCS 9, Nr. 31373 Vs.

u. Rd. Rs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8: 9: 10: 11: 12: 13:

1 sagu rdu še-ri-a-a mu-ni ki ma-⌈nu-um⌉-ki-[ì-l]í-a a-na 5 ⌈gín⌉ kù-babbar a-na ma-za-za-nu-tim i-za-⌈az⌉ i-mu-[a]t1374 i-ḫa-li-⌈iq⌉-ma i-nu-mi i-pa-ra-ku-ú 1(bán) še i-ma-da-ad ki ku-a-a kù e-le-qé1376 6 Zeugen

Ein Sklave, Šeri-Āja sein Name, st⌈eht⌉ bei Ma⌈nnum⌉-kī-[īlī]ja für 5 ⌈Schekel⌉ Silber als Pfand ein.

Sti[r]bt er, verschwindet er, verlässt er den Arbeitsplatz (und kehrt nicht zurück),1375 wird er (täglich) 10 l Getreide bezahlen. Von Ku-Āja wird er das Silber nehmen.

Aus dem Text geht hervor, dass sich Ku-Āja gegenüber Mannum-kī-ilīja verschuldet hatte. Für die Zinsen von 5 Schekeln Silber wird dem Gläubiger Mannum-kī-ilīja ein Sklave namens Šeri-Āja zur Verfügung gestellt, der durch seine Arbeitsleistung die Zinsen tilgen sollte. Die vorliegende Urkunde wurde ausgestellt, damit Mannum-kī-ilīja abgesichert ist, sollte der Sklave Šeri-Āja aus genannten Gründen1377 nicht seine Arbeitsleistung erfüllen können. Ku-Āja musste 1373

Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 60 und www. archibab.fr (12.03.2019). 1374 „In both Harris 3 and 5 the verb used i-mu-at. This is not an Assyrianism but reflects the Akkadian usage of the early Old Babylonian period in the Diyala region“, Skaist 1994, 21236. 1375 Zur Deutung dieser Klausel siehe im Kapitel zu Larsa 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden. 1376 „The form e-le-qé is, apart from the above text, also found in No. 5 as the third person singular. The same form also occurs in unpublished texts from Ešnunna (TA 1930, Nos. 499 and 564)“, Harris 1955, 60. 1377 Zu den Sicherungsklauseln siehe im Kapitel zu Larsa 2.4.4.1.1. Das Formular der Bürgschaftsurkunden.

15. Tutub

341

ihm dann (täglich?) 10 l Getreide zahlen, was der Mietzins eines Arbeiters pro Tag gewesen ist.1378 15.2.2.3. Sklaven des Nūr-Kabta Nūr-Kabta tritt in den Texten des Sîn-Tempels als Verkäufer von Immobilien1379 und als Käufer eine Sklavin auf: JCS 9, Nr. 861380 Vs.

1: 2: 3: 4: 5: 6: 7: 8:

Rs.

1 sagmu nus ba-na-a-tum mu-ni-im ki den.zu-e-ri-ba-am dumu i-pí-iq-iš8-tár lugal-a-ni-ir I nu-úr-dkab-ta in-ši-sa 1 0 sa 1 0 -til-la-bi-šè

Eine Sklavin, Banajātum ihr Name, hat Nūr-Kabta von Sîneribam, Sohn des Ipiq-Ištar, seinem Herrn, gekauft.

Als ihren vollständigen Kaufpreis … Rest der Vorderseite abgebrochen mind. 5 Zeugen

Über den Verkäufer und die Vorgeschichte des Verkaufs der Sklavin Banajātum ist nichts weiter bekannt. 15.2.2.4. Sklaven des Muḫaddûm Aus den Texten des Sîn-Tempels ist schließlich noch eine Person namens Muḫaddûm als Käufer von Sklaven belegt (JCS 9, Nr. 87). Daneben ist er genau wie die Anderen, die vorangehend besprochen worden sind, als Zeuge1381 und in Feldkaufverträgen1382 als Verkäufer belegt. JCS 9, Nr. 871383 Vs.

1378

1: 2: 3: 4: 5:

1 sagu rdu d en .zu -pu-ut-ra-am mu-ni ki ab -b a-ni e-te-elpí-den.zu mu-ḫa-du-um

Einen Sklaven, Sîn-putram sein Name, hat Muḫaddûm von Etel-pî-Sîn, seinem Vater, gekauft.

Stol 1993, bes. 171. JCS 9, Nr. 74. 1380 Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 99 und www. archibab.fr (12.03.2019). 1381 JCS 9, Nr. 19 und 89. 1382 JCS 9, Nr. 64. 1383 Transliterationen und/oder Übersetzungen bei Harris 1955, 99 und www. archibab.fr (12.03.2019). 1379

342

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Rs.

6: 7: 8: 9: 10:

i-šà-am ši-ma-am gaam-ra-am li-ba-šu ù-tì-ib 4 ½ gín kù -babab r iš-qú-ul bu-ka-na-am šu-tu-⌈uq⌉

Als vollständigen Kaufpreis – sein Herz ist befriedigt – hat er 4 ½ Schekel Silber dargewogen. Er hat ihn über den Stößel steigen lassen.

5 Zeugen In dieser Kaufurkunde wird der Sklave Sîn-putram von Etel-pî-Sîn an Muḫaddûm verkauft. Die Tatsache, dass es sich bei dem Verkäufer gleichzeitig um den Vater der verkauften Person handelte, spricht dafür, dass er eine Schuld gegenüber Muḫaddûm nicht begleichen konnte.

15.3. Fazit Die Sklaventexte aus dem Sîn-Tempel von Šalāmum-tab, Issur-Sîn, Mannum-kīilīja, Nūr-Kabta und Muḫaddûm ähneln denen der en-Priesterin. Für sie liegt umfangreicheres Textmaterial vor, aus dem unter anderem hervorgeht, dass sie vor allem über Sklaven verfügte, die durch eine zugrundeliegende Verschuldung in ihren Besitz geraten sind. In Bezug auf den Vater Etel-pî-Sîn, der in JCS 9, Nr. 87 seinen Sohn an Muḫaddûm verkaufte, kann davon ausgegangen werden, dass auch bei den übrigen hier besprochenen Sklavenkaufurkunden mit einer vorherigen Verschuldung zu rechnen ist. Die Texte der en-Priesterin weisen außerdem einige Parallelen zu Balmunamḫe aus Larsa auf.1384 Für beide Personen gilt, dass sie an eine kultischreligiöse Institution angebunden waren, dass sie Personen aufgrund von Verschuldung von ihren Familienmitgliedern kauften und dass sie diese auch für eine bestimmte Zeit an ihre Familien zurückgeben konnten, sofern ihre Arbeitskraft nicht benötigt wurde.

1384

Zu Balmunamhe siehe im Kapitel zu Larsa 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des EnkiTempels?

16. Ešnunna 16.1. Einleitung Bereits kurz nach dem Zusammenbruch des Reiches der III. Dynastie von Ur gründete der König Šu-ilīja1385 eine eigene Dynastie in der Stadt Ešnunna (Tell Asmar).1386 Die Abfolge der Könige und die Chronologie der politischen Ereignisse ist bis heute Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Abhandlungen.1387 Erst Ḫammurapi von Babylon (1792–1750 v. Chr.) konnte durch die Eroberung Ešnunnas dieser Dynastie ein Ende bereiten. Der Großteil der Texte aus den archäologischen Ausgrabungen des Oriental Institute Chicago in den Jahren 1930–19371388 wurde – mit Ausnahme einiger Einzeltexte und Briefe – bisher nicht publiziert. Dieser Umstand ist bedauerlich, da viele administrative Texte im Palast und im angrenzenden Šu-Sîn-Tempel gefunden worden sind, unter denen sich vermutlich einige Hinweise zur institutionellen Sklaverei im politischen und kultisch-religiösen Bereich befinden. Dennoch können im Folgenden ein Brief aus dem Šu-Sîn-Tempel und drei administrative Dokumente aus dem Palast diskutiert werden.

16.2. Der Austausch von Kriegsgefangenen Der von R.M. Whiting publizierte Brief AS 22 46 wurde in einem kleinen Raum (Raum O31:8) des Palastes entdeckt (siehe Abb. 30), der unmittelbar an die westliche Wand des Šu-Sîn-Tempels grenzte. Die übrigen Briefe,1389 die in diesem Raum gefunden worden sind, datieren in die Regierungszeit des Bilalama (ca. 1995 v. Chr.)1390: „Most letters found at the level dating to Bilalama (Fig. 30 a), for example, were found directly below the pavement of O31:8, a small room south of the former cella complex just west of the former temple wall. The pavement bricks bore Bilalama inscriptions, which suggests that the discarding of these letters occurred during the reign of this ruler. All of these letters contain information that has to be considered as “confidential” or “classified” and, in all cases where the name of the addressee is preserved, Bilalama himself was the recipient (As. 31:T.198, As. 31:T.205, As. 31:T.293, As. 31:T.295, As. 31:T.298, 1385

Whiting 1977. Zur Loslösung von Ešnunna aus dem Königreich der III. Dynastie von Ur siehe Yuhong 1994, 2–61. 1387 Whiting 1987, 116–200, van Dijk 1970, Charpin 1985, 1985a, Ellis 1985, Yuhong 1994, Saporetti 2000, 2002, Reichel 2003, Nahm 2018 und 2018a. 1388 Für die Bibliographie zu den Ausgrabungen in Ešnunna siehe bei Ellis 1985, 611. 1389 Für die restlichen Briefe aus diesem Raum siehe Whiting 1987, Nr. 9, 11, 12, 13, 14, 15, 16, 18, 19, 20 und 21. 1390 Charpin 2004, 66–67. 1386

344

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

As. 31:T.299, As. 31:T.309a1, As. 31:T.600)[…]. It seems clear that a spot below a newly laid pavement was considered a safe place for disposal.”1391

Abb. 30: „Palace under Bilalama and Usurawassu“, aus: Reichel 2001, 219 (Fig. 31 a).

Der Adressat des Briefes AS 22 46, Bibišiku(?), ist leider nicht bekannt. Angesichts des diplomatischen Inhalts wird es sich aber sicherlich um eine Person hohen Ranges gehandelt haben. Der Name des Absenders wurde nicht notiert. Nach einer kurzen Einleitung berichtet er von Verhandlungen mit den Amurritern, die den Austausch von Kriegsgefangenen betrifft: AS 22 461392 Vs. Rs.

16: 17: 18: 19: 20: 21: 22: 23:

1391

a-mu-ru-um a-wa-tám ša tu-tu-ub ⌈i⌉-ta-ad-na-am š[um-m]a ⌈sa-ab⌉-tu-⌈ti-im⌉ [t]u-wa-ša-⌈ra-ma⌉ [a]-⌈na⌉-ku a-na [a]-⌈mu⌉-rii[m] [u rdu d]i lu-⌈uš⌉-[pur]

Die Amurriter haben mir ihre Entscheidung bezüglich Tutub ⌈mit⌉geteilt. W[enn] du die ⌈Gef⌉ang⌈enen⌉ [fr]eilässt, dann kann [i]ch meinen [Diener] zu den [A]⌈mu⌉rritern sen[den]. Sicherlich kann ich deine

Reichel 2001, 83. Transliteration und Übersetzung bei Whiting 1987, 102–104 und www.archibab.fr (12.03.2019).

1392

16. Ešnunna

24: 25: 26: 27: 28: 29:

ma1393 sa-ab-ka lu-wa-ší-ra-am a-na ⌈ḫa⌉-am-ša-at u 4 mi a-wa-tum ša-ak-na-at ⌈i⌉-na ⌈tú⌉-pí-im šu-ut-ra-am

345

Truppe befreien! Für ⌈f⌉ünf Tage ist diese Entscheidung gültig.1394 Schreibe es ⌈a⌉uf eine ⌈Ta⌉fel!

Der Absender des Briefes erklärt Bibišiku, dass, wenn er die (amurritischen) Gefangenen freilässt, auch seine eigenen Truppen befreit werden könnten. Aus dem Brief geht nicht hervor, um wie viele Kriegsgefangene es sich handelte und wo sie sich zum Zeitpunkt dieser Verhandlungen befunden haben. Aus anderen Städten während der altbabylonischen Zeit ist bekannt, dass Kriegsgefangene innerhalb der feindlichen Stadt versklavt wurden und im Palast, Tempel sowie anderen Haushalten arbeiten mussten.1395 Der Brief bietet darüber hinaus einen seltenen Einblick in die Verhandlungen über die Auslösung von Kriegsgefangenen. Das Resultat einer solchen Verhandlung ist in einem Vertragsentwurf zwischen den beiden Städten Šadlaš und Nērebtum überliefert, in dem Lösegeldsummen für gefangenen Personen beider Städte vereinbart worden sind.1396 Auslösungen gegen die Zahlung einer bestimmten Menge Silber sind darüber hinaus aus der Stadt Šeḫnā urkundlich belegt.1397

16.3. Sklaven und Sklavinnen in den administrativen Texten des Palastes und des Šu-Sîn-Tempels Im Gegensatz zu den Briefen wurde die administrativen Texte des Palastes und des Šu-Sîn-Tempels noch nicht publiziert. Bislang liegen lediglich Listen vor, in denen der Texttyp (manchmal mit einer sehr knappen Inhaltsangabe) und Fundort katalogisiert worden sind.1398 In diesen Listen konnten drei Texte identifiziert werden, die in Bezug auf institutionelle Sklaverei im politischen Bereich von Bedeutung sind. Mangels Publikation dieser Texte werden im Folgenden die kurzen Beschreibungen der Kataloge sowie deren Fundort vorgestellt:

1393

„The significance of the ma at the beginning of the line is not entirely clear to me. Presumably it is an asservative particle (see CAD M/1, pp. 1–2, s.v. mā 2)“, Whiting 1987, 104. 1394 Übersetzung mit freundlichem Hinweis von B. Faist (08.11.2019). 1395 Die meisten Belege stammen aus dem spätaltbabylonischen Uruk, siehe dazu das Kapitel 3. Uruk. Siehe zum bīt asīrī „Gefangenenhaus“ in Larsa in 2.3. Das bīt asīrī. 1396 Siehe dazu das Kapitel 14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und Nerēbtum. 1397 Siehe dazu bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1398 Reichel 2001, Appendix II: Sealings and Dated Tablets sorted by Level and Locus und Alizadeh 1999.

346

Text T.541

T.218 T.396

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Beschreibung Kleidung (túg-ba géme àràr)1399 Von Abī-luluta, empfangen von Ur-tummal1400 Freilassung von Sklaven aus dem Palast1402 Unterhalt für Sklavinnen, die nach Nippur gesendet werden1403

Fundort M32:12

Datum Nūr-aḫum b1401

M32:5



K31:1

Šu-Sîn 8

Die Räume M32:12 und M32:5 befanden sich innerhalb der Palastmauern (siehe Abb. 31). In Raum M32:12 wurden auch weitere administrative Texte aus frühaltbabylonischer Zeit gefunden.1404 Aus Raum M32:5 stammt noch ein weiterer Text („Account of money“).1405 Der Raum K31:1 (siehe Abb. 32) war ein Hof, der sich außerhalb des eigentlichen Palastes befunden hat. Auch hier wurden weitere administrative Texte geborgen.1406 Es ist durchaus möglich, dass sich unter den vielen hundert weiteren Texten, die im Palast und im Tempel in Ešnunna gefunden worden sind, weitere Hinweise für die institutionelle Sklaverei während der altbabylonischen Zeit befinden. Vor allem hinsichtlich der Angelegenheiten, die in den drei oben genannten Texten dokumentiert worden sind, lässt es sich hoffen, dass das Textmaterial bald publiziert wird. Die Freilassung von Sklaven aus dem Palast oder die Sendung von Sklavinnen nach Nippur können eine vielversprechende Ergänzung zu dem bisher analysierten Textmaterial darstellen.

1399

Reichel 2001, 68. Die Tafel wurde von Ur-tummal gesiegelt, siehe Reichel 2001, 312. 1401 Frankfort / Lloyd / Jacobsen 1940, 171. 1402 Alizadeh 1999, 148. 1403 Alizadeh 1999, 141. 1404 T.401 (admin.), T.406 (admin.), T.407 (admin.), T.423: Rohrmatten, T.428: (admin.), T.460: (admin.), T.550: (admin.), T.591: Kupfergegenstände, T.622: (admin.), siehe Reichel 2001, 68, 257 und 258. 1405 Alizadeh 1999, 148. 1406 T.391: (admin.), T.396: (admin.), T.410: (admin), T.425: (admin.), T.427: (admin), T.430: (admin.), T.390: (admin.), T.432: (admin), T.451: (admin), T.452: (admin), T.528: (admin). 1400

16. Ešnunna

Abb. 31: „The Palace during the reign of Nūraḫum“, aus: Reichel 2001, 204 (Fig. 15).

347

348

II. Teil: Institutionelle Sklaverei in den altbabylonischen Texten

Abb. 32: „The Palace and the former Šū-Sîn Temple during the reigns of Bilalama and Usurawassu“ aus: Reichel 2001, 213 (Fig. 24).

16. Ešnunna

349

16.4. Fazit Da die Mehrheit der Text aus dem Palast und dem Šu-Sîn-Tempel noch nicht veröffentlicht worden sind, muss es bei der hier kurz zusammengefassten Darstellung des Quellenmaterials, das die institutionelle Sklaverei in Ešnunna während der altbabylonischen Zeit beleuchtet, bleiben. Durch den Brief AS 22 46 konnte aufgezeigt werden, dass Ešnunna Amurriter als Kriegsgefangenen festhielt, die im Zuge eines Austauschs von gefangenen Personen aus Ešnunna freigelassen werden konnten. Des Weiteren konnten drei Texte identifiziert werden, deren Kurzbeschreibungen in den Katalogen auf die Existenz von Sklaven und Sklavinnen innerhalb des Palastes hinweisen. Die Publikation des gesamten Textmaterials könnte weitere Informationen über den Umfang der Palast- und Tempelsklaven sowie deren Einsatzbereiche liefern.

III. Teil Auswertung und Zusammenfassung

In diesem abschließenden Teil werden die Ergebnisse, die in Teil II erlangt werden konnten, zusammenfassend dargestellt. Vorab wird aber das Problem der Institutionen, die zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft stehen, diskutiert. Im Zuge der Auswertung werden vor allem folgende Hauptaspekte von Sklaverei in kultisch-religiösen und politischen Institutionen behandelt: der Erwerb von Sklaven, ihre Aufgaben und Einsatzbereiche, ihre Versorgung und schließlich die Möglichkeiten der Beendigung der Sklaverei durch Auslösungen, Freistellung, Flucht und Tod. Um Ergebnisse überschaubar darzustellen, werden graphische Darstellungen geboten. Es sei darauf hingewiesen, dass sie als Tendenz zu verstehen sind, da keine absoluten Zahlen – was z. B. die Verteilung von Männern, Frauen und Kindern angeht – verfügbar sind.

1. Institutionen zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft Zu Beginn der Auswertung der Sklaverei in kultisch-religiösen und politischen Institutionen während der altbabylonischen Zeit muss auf die im Vorhergehenden häufig erwähnten und diskutierten Institutionen eingegangen werden, die sich zwischen dem institutionellen und privatwirtschaftlichen Bereich befanden. Von Fall zu Fall muss in Erwägung gezogen werden, ob quellenbedingt eine eindeutige Zuordnung in den einen oder anderen Bereich möglich ist oder ob die jeweilige Institution tatsächlich in mehreren Bereichen gleichzeitig verankert gewesen ist. Die Diskussion um eine mögliche institutionelle Zuordnung wird vor allem dann erschwert, wenn die relevanten Texte aus Raubgrabungen stammen und somit der Fundkontext als Indikator entfällt. Hinzu kommt, dass große Privathaushalte mit denselben Verwaltungsbegriffen arbeiten konnten wie die offiziellen Institutionen Tempel und Palast.1407 Eines der bemerkenswertesten Beispiele ist das in Teil II diskutierte „Archiv des Balmunamḫe“ aus Larsa.1408 Aufgrund seiner umfangreich dokumentierten wirtschaftlichen Tätigkeiten wurde seine Position innerhalb der Stadt auf verschiedene Weisen interpretiert: als Sklavenhändler, Kaufmann oder Großgrundbesitzer.1409 Eine Verbindung Balmunamḫes zum institutionellen Bereich ist im Wesentlichen der Zusammenführung seines „Privatarchivs“ mit den „Buchhaltungstexten“ zu verdanken, die von N. V. Kozyreva und C. Dyckhoff aufgezeigt worden ist.1410 Durch umfangreiche prosopographische Untersuchungen war es 1407

Siehe dazu vor allem Charpin 2015a 212–215. Siehe dazu 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 1409 Siehe zusammenfassend im Kapitel 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 1410 Siehe zusammenfassend im Kapitel 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 1408

354

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

vor allem Letzterer, der die beiden Textgruppen eindeutig als zusammengehörig identifizieren und als Konsequenz Balmunamḫe mit awīlum, dem Vorsteher des bītum, gleichsetzen konnte.1411 In diesem awīlum sah C. Dyckhoff gleichzeitig den „Verwalter des Enki-Tempels“. Diese Möglichkeit wurde in der vorliegenden Arbeit ausführlich unter Heranziehung zusätzlichen Textmaterials diskutiert.1412 Wenn es sich bei Balmunamḫe um den Vorsteher des Enki-Tempels gehandelt haben sollte, dann müsste das bītum – also diejenige Institution, der er als awīlum vorstand – eben dieser Tempel gewesen sein. Es wurde aber aufgezeigt, dass in seinen Archivtexten nicht nur Enki, sondern auch andere Gottheiten (oder deren Tempel) als Empfänger von Öl, Stoffen usw. belegt sind.1413 Daher sollte das bītum vielmehr als eine Institution betrachtet werden, die nicht nur mit dem Enki-Tempel, sondern auch mit anderen Tempeln in Larsa kooperierte. Auch ein Siegel des Balmunamḫe zeigt, dass er zuallererst „Balmunamḫe, Sohn von Sîn-nūr-mātim, Diener des Warad-Sîn“ – also des Königs – gewesen sein muss.1414 Ein weiteres Siegel deutet seine persönliche Pietät zu Enki an: „Balmunamḫe, Schreiber, Sohn von Sîn-nūr-mātim, Diener des Enki und […]“,1415 weshalb für diesen Gott und seinen Tempel sicherlich eine besondere Stellung seitens Balmunamḫe und vielleicht auch seiner Institution angenommen werden kann. Balmunamḫe kann also als Vorsteher einer Institution bezeichnet werden, die mit der Verwaltung von Getreide, Personal (Sklaven), Silber, Öl usw. betraut wurde und eine Reihe von ideologischen und wirtschaftlichen Berührungspunkten zum Enki-Tempel besaß. Hinzu kommt, dass zwischen den offiziellen und privatwirtschaftlichen Tätigkeiten des Balmunamḫe häufig nicht getrennt werden kann. Dies gilt auch für die Verwaltung der verhältnismäßig hohen Anzahl von Sklaven, über die er verfügen konnte. Diese Sklaven werden zum Teil der Institution, der Balmunamḫe vorstand, gedient haben, aber er konnte sie auch für privatwirtschaftliche Zwecke einsetzen.1416 Auch für den TIM-VII-Haushalt in Sippar wurde diskutiert, ob es sich um eine privatwirtschaftliche oder offizielle – in diesem Fall politische – Einrichtung handelte.1417 Es war vor allem A. Goodeeris, die in ihrer Abhandlung über die Ge-

1411

Dyckhoff 1999, 73–102. Siehe dazu die Kapitel 2.4.2. Balmunamḫe = awīlum und 2.4.3. Die Rolle des Balmunamḫe/awīlum. 1413 Siehe dazu im Kapitel 2.4.2. Balmunamḫe = awīlum. 1414 Charpin 1986, 49. 1415 Lesung nach Charpin 1987. 1416 Siehe dazu das Kapitel 2.4.4. Sklaven im Archiv des Balmunamḫe/awīlum. 1417 Siehe im Kapitel zu Sippar 12.2. Der TIM-VII-Haushalt. 1412

1. Zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft

355

sellschaft und Wirtschaft in Nordbabylonien in frühaltbabylonischer Zeit1418 Hinweise dafür fand, dass dieser Haushalt eine institutionelle Funktion im politischen Bereich inne hatte.1419 Im Laufe der Arbeit gab es einige Textgruppen, für die eine institutionelle Verankerung nach wie vor fraglich bleibt. Dazu zählt zum Beispiel das „Haus des Marduk-nāsir“ in Babylon.1420 Im Gegensatz zu den Texten des Balmunamḫe liegt hier zwar ein Fundkontext vor, aber eine institutionelle Anbindung kann dadurch weder bestätigt noch verneint werden, da Palast- und Tempelbeamte ihre offiziellen Dokumente zusammen mit ihren privatwirtschaftlichen Notizen und Urkunden aufbewahren konnten. Die Zusammensetzung seines Archivs deutet jedoch an, dass eine Verbindung zu einer politischen oder kultisch-religiösen Einrichtung bestanden haben könnte. Weitere Beispiele von Einrichtungen, die nur nach sorgfältiger Betrachtung des Fundkontextes, des Inhalts und der involvierten Personen in einen institutionellen Kontext im politischen oder kultisch-religiösen Bereich verortet werden konnten, sind der „c-Haushalt“ in Kisurra,1421 das „Craft Archive“ in Isin1422 und der „central redistributive household“ in Nippur.1423

1418

Goddeeris 2002, 170–177 und 199–208. Siehe im Detail im Kapitel 12.2. Der TIM-VII-Haushalt. 1420 Siehe im Kapitel zu Babylon 9.2. Sklaven im Haus des Marduk-nāsir. 1421 Siehe dazu im Kapitel zu Kisurra 4.2. Sklaven und Sklavinnen im c-Haushalt. 1422 Siehe dazu im Kapitel zu Isin 5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“. 1423 Siehe dazu im Kapitel zu Nippur 6.2. Das Archiv des „central redistributive household“. 1419

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen 2.1. Der Erwerb von Sklaven Die vorliegende Arbeit konnte aufzeigen, dass politische Institutionen in altbabylonischer Zeit durch drei Möglichkeiten in den Besitz von Sklaven gelangen konnten: durch Ankauf, durch Kriegsgefangenschaft und seltener durch Anmietung. Der Ankauf von Sklaven seitens des Palastes oder für ihn handelnder Personen und Einrichtungen ist in der altbabylonischen Zeit vor allem für die Städte Larsa und Sippar belegt. In Larsa ist es Balmunamḫe, der in den Personenkaufurkunden als Käufer auftrat.1424 Es handelte sich um Selbstverkäufe und Verkäufe durch Familienangehörige oder eine dritte Person, welche vermutlich alle durch eine Verschuldung gegenüber Balmunamḫe zustande gekommen sind. Texte aus dem TIM-VII-Haushalt in Sippar dokumentieren den Ankauf von Sklaven mit dem Silber des Palastes.1425 Diese Ankäufe wurden unter anderem durch das Palastgeschäft, also durch Mittelsmänner, ausgeführt.1426 Der Palast in Sippar ist darüber hinaus auch als Verkäufer von Sklaven bezeugt.1427 Die Anschaffungen von Sklaven durch Ankauf in Sippar und Larsa unterscheiden sich in einem wichtigen Punkt voneinander: Alle Personen, die Balmunamḫe kaufte, waren vormals freie Bürger der Stadt Larsa, die aufgrund von Verschuldung in sein Eigentum geraten sind.1428 Bei den Verkäufern handelte es sich in der Regel um die verschuldeten Personen oder um deren Familienmitglieder.1429 Bei den Personen, die vom Palast in Sippar angekauft wurden, handelte es sich hingegen schon vor dem Ankauf um Sklaven. Sie wurden in der Regel aus anderen Städten und Regionen Mesopotamiens importiert. Dies zeigen die Beschreibungen der gekauften Sklaven und Sklavinnen, die in einigen Texten notiert worden sind:

1424

Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.4.4.2. Die Personenkaufurkunden. Siehe dazu in den beiden Kapiteln zu Sippar 12.2.1.1. Sklavenkauf für den Palast und 12.2.1.3. Silber für den Erwerb von Sklaven. 1426 Weitere Sklavenankäufe durch das Palastgeschäft im Kapitel zu Sippar in 12.7.1. Sklavenakquise für den Palast. 1427 Siehe dazu den Text OLA 21 21 im Kapitel zu Sippar 12.7.1. Sklavenakquise für den Palast und die Texte TIM VII 48 und 49 im Kapitel zu Sippar 12.2.1.2. Erlös aus dem Sklavenverkauf. 1428 Siehe dazu das Kapitel 2.4.4.2. Die Personenkaufurkunden. 1429 Auch für die Personenverkäufe durch Dritte kann in vielen Fällen ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen Verkäufer und verkaufter Person angenommen werden, siehe dazu das Kapitel 2.4.4.2.3. Verkauf durch Dritte. 1425

358



III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung sag

u r d umeš gu-ti-iki nam-ru-tim „gutäische, gesunde Sklaven“ (BAP 4, Vs. Z. 3–4, Ammisaduqa 10)1430

 2 sagú r d u s u - b i r 4ki nam-ru-[tim] bi-ri-it i7 „zwei subaräische, gesun[de] Sklaven von „zwischen den Flüssen““ (CT 48 66, Vs. Z. 2–3 und 9–10, Ammiditana 22)1431  2 saggéme ⌈ x ⌉ [ ] gú? i7 ma-ra-daki „zwei Sklavinnen, …, von dem Ufer des Flusses von Marad“ (TIM VII 45, Ammisaduqa 2).1432 Zur Herkunft der „gutäischen, gesunden Sklaven“ in BAP 4 schlussfolgert F. van Koppen: „It is not clear whether at that time Gutium was still in use as the name of a specific Zagros polity, but it seems that the term was commonly used in a broad sense as denoting ‘mountain dweller’ or the like. It was applied to people serving as mercenaries and especially as bodyguards throughout the Near East in Old Babylonian times,[…] and perhaps in this case the acquisition of men with the appropriate physique to serve as bodyguard was required.“1433 Das in CT 48 66 notierte, nördlich gelegene Gebiet Šubartum – mit dem Zusatz „zwischen den Flüssen“ – war vor allem in der spätaltbabylonischen Zeit eine gefragte Herkunftsregion für Sklaven.1434 Šubartum bezeichnet hier den Norden Mesopotamiens allgemein,1435 wohingegen „zwischen den Flüssen“ die Gegend westlich des Euphrats bis zum Tigris im Osten beschreibt.1436 Es fällt außerdem auf, dass die Mehrheit der vom Palast angekauften Sklaven männlich gewesen sind (siehe Abb. 33):

1430

Siehe zum Text das Kapitel 12.7.1. Sklavenakquise für den Palast. Siehe zum Text das Kapitel 12.7.1. Sklavenakquise für den Palast. 1432 Siehe zum Text das Kapitel 12.2.1.1. Sklavenkauf für den Palast. 1433 Van Koppen 2004, 15. Zu Gutäern in der spätaltbabylonischen Zeit siehe auch de Graef 1999, 31–32. 1434 De Graef 1999, 32–37. 1435 „In this combination, Šubartum is used in a more general sense of ‘northern foreigner’, while ‘Between-river’ points to a specific area“, van Koppen 2004, 15. „Désignation du nord-est de la Haute-Mésopotamie. Le terme peut renvoyer à une région, à une population ou à la langue hourrite“, Ziegler / Langlois 2017, 342. 1436 „Désignation de la région comprise entre l’Euphrate, à l’Ouest, et le Šubartum, à l’Est, notamment la région autour d’Andarig, de Šinah et de Tadanne“, Ziegler / Langlois 2017, 228 (mit Literatur). Siehe auch Finkelstein 1955 und 1962, 78–83. 1431

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

Männer Frauen Kinder

Anzahl 22 4 1

359

Anteil in % 81,5 14,8 3,7

Abb. 33: Verteilung der von politischen Institutionen angekaufter Sklavinnen und Sklaven in Sippar und Larsa.

Die häufigsten Nennungen von Sklaven in altbabylonischer Zeit im politischen Bereich finden sich in Bezug auf Kriegsgefangenschaft. Personen, die als „Kriegsgefangene“ bezeichnet wurden, waren häufig Bestandteil der Beute aus militärischen Kampagnen, welche in die jeweils siegreiche Stadt verschleppt worden sind. Im Laufe der Untersuchung wurde deutlich, dass „Kriegsgefangene zur allgemeinen Kriegsbeute (akk. šallatu) zählten […] und als solche der freien Verfügungsbefugnis des jeweiligen Herrschers unterstellt waren. […] Kriegsgefangenschaft bedeutete damit Staatsgefangenschaft.“1437 Innerhalb der Altorientalistik wurde diskutiert, ob ein Kriegsgefangener überhaupt den Status eines Sklaven annehmen konnte. H. Klengel schreibt in seinem Artikel „Krieg, Kriegsgefangene“: „[…], eine generelle Versklavung ist weder anzunehmen noch nachzuweisen, […]“ und „Vielmehr ist für K.[=Kriegsgefangene] eher ein halbfreier Status normal, der eine bessere Integration in die sozialökonomischen Verhältnisse ermöglicht.“1438 H. Klengel bezieht sich vor allem auf I. J. Gelbs Abhandlung „Prisoners of War in Early Mesopotamia“, nach der die Kriegsgefangenen als Folge der Deportation einen Kulturschock erlitten hätten und damit ihre Produktivität und wirtschaftliche Nützlichkeit eingeschränkt gewesen sei.1439 Er schlussfolgert: „Because foreign POWs[=Prisoners of war] uprooted from their homelands were incapable of producing effectively for their masters; because the state lacked the power to exert effective control over masses on unruly foreign elements; because the low-level economy, with an incipient surplus production, was still too weak to support and utilize to the best advantage masses of labor;

1437

Stuke 2017, 50. Klengel 1980–1983, 243. 1439 Gelb 1973, 91. 1438

360

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

it seems clear that full slavery based on POW labor was unfeasible in the productive effort of Early Mesopotamia.”1440 Damit der altorientalische Staat von der Arbeitskraft der Kriegsgefangenen profitieren konnte, mussten nach I. J. Gelb folgende Maßnahmen ergriffen werden: „In order to utilize POWs to the best advantage, there was need to alleviate their poor living conditions and to improve their hopes for the future.“1441 Dies könne vor allem „by changing their status from unfree to semi-free“1442 erreicht werden. Wie in der vorliegenden Arbeit deutlich wurde, konnte Kriegsgefangenen aber sehr wohl der Status eines Sklaven zugeschrieben werden. An dieser Stelle sei vor allem auf das umfassende administrative Textmaterial des bīt asīrī „Gefangenenhaus“1443 in Uruk verwiesen. Es dokumentiert die Ankunft und die daran anschließende Verwaltung von Kriegsgefangenen. Durch die in der Administration verwendete Terminologie konnte festgestellt werden, dass alle Personen, die vom bīt asīrī „Gefangenenhaus“ verwaltet worden sind, als „Sklave“ oder „Sklavin“ (sagu r d u / sagg é m e / mís a g) bezeichnet werden konnten. Zusätzlich oder stattdessen wurden Personen, für die nur die Ankunft, aber noch keine weitere Zuteilung stattgefunden hatte, als „Gefangener“ (lúasīrum) bezeichnet.1444 Darüber hinaus hat M. Stol in seinem RlA-Artikel „Sklave, Sklaverei“ für die altbabylonische Zeit Beispiele aufgeführt, die deutlich zeigen, dass Kriegsgefangene auch im privaten Bereich als Sklaven eingesetzt wurden.1445 I. J. Gelbs Argument des Kulturschocks ist fraglich, da nachweislich viele Kriegsgefangene der altbabylonischen Zeit in Städte deportiert wurden, die sich in unmittelbarer Nähe ihres Heimatortes befanden.1446 Wenn überhaupt, dann wäre eine solche Problematik für Sklaven aus dem weiter entfernten Norden (Šubartum) zu erwarten gewesen, die zumeist als Haussklaven eingesetzt worden sind. Aber selbst für Sklaven, die offensichtlich aus dem Ausland importiert worden sind, sollte das Phänomen des Kulturschocks nicht ohne weiteres angenommen werden, da hierfür das keilinschriftliche Material nicht aussagekräftig genug ist.

1440

Gelb 1973, 91. Gelb 1973, 91. 1442 Gelb 1973, 91. 1443 Siehe dazu das Kapitel 3. Uruk. 1444 Siehe hierzu ausführlich im Kapitel zu Uruk 3.3. „Gefangener“ oder „Sklave“? 1445 Stol 2011, 568. 1446 Z. B. wurden Kriegsgefangene aus Larsa in das benachbarte Uruk verschleppt, wie z. B. in NISABA 4 II.54. Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.4.2. Geographische Herkunft. 1441

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

361

Die vom bīt asīrī verwalteten Gefangenen und Sklaven wurden innerhalb der Stadt Uruk an verschiedenste Institutionen – sowohl aus politischen1447 als auch aus kultisch-religiösen1448 –, Arbeitsgruppen1449 und einzelne Personen1450 zugeteilt. Wurde eine berufliche Qualifikation für den Gefangenen oder Sklaven notiert, so entsprach sie fast immer der der empfangenden Institution, Arbeitsgruppe oder Person.1451 Die Analyse des Textmaterials konnte außerdem aufzeigen, dass die Gefangenen und Sklaven unabhängig von ihrer Zuteilung innerhalb Uruks immer unter der Verfügungsgewalt des bīt asīrī und damit auch des Königs standen.1452 Dieser konnte bei Bedarf die Arbeitskraft der Gefangenen und Sklaven in verschiedenen handwerklichen und landwirtschaftlichen Bereichen einsetzen und sie in den arbeitsarmen Monaten an verschiedene Individuen übergeben, um für diese Zeit die Verpflegungskosten einzusparen. Von dieser königlichen Verfügungsgewalt auszuschließen sind solche Gefangenen und Sklaven, die als nì-ba lugal „Geschenk des Königs“ an Gottheiten oder Beamte übergeben wurden.1453 Die Herkunftsbezeichnung der Gefangenen und Sklaven, die durch das bīt asīrī verwaltet worden sind, konnte präzise sein, indem sie eine Stadt bezeichnete, aber auch ungenau, indem sie eine weiter gefasste Region benannte. Die Angaben für den Süden Mesopotamiens waren präziser als solche, die den von Uruk entfernten Norden beschrieben.1454 Es konnte aufgezeigt werden, dass in der Verwaltungsterminologie zwischen Wohn- und Aufgriffsort der Gefangenen und Sklaven unterschieden wurde.1455 Wohnorte wurden ausgedrückt durch (lú/munus) ON1456 „(Mann/Frau) aus ON“ und Aufgriffsorte durch ša šallat ON „aus der Beute von ON“1457 oder ša ištu/ša ina ON turrum/šūrûm/wabālum „von/aus ON (gefangen) wegführen/senden/ bringen“.1458

1447 Siehe hierzu im Kapitel zu Uruk 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung. 1448 Siehe hierzu im Kapitel zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 1449 Siehe hierzu im Kapitel zu Uruk 3.6.2.1. Arbeitsgruppen. 1450 Siehe hierzu die beiden Kapitel zu Uruk 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung und 3.6.2.3. Personen ohne Berufsbezeichnung. 1451 Siehe hierzu im Kapitel zu Uruk 3.4.3. Berufliche Qualifikation. 1452 Siehe hierzu im Kapitel zu Uruk 3.7. Verfügungsgewalt über Gefangene und Sklaven des bīt asīrī. 1453 Zu Geschenken des Königs siehe im Kapitel zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 1454 So auch Seri 2013, 112. 1455 Siehe dazu das Kapitel über Uruk 3.4.2. Geographische Herkunft. 1456 Siehe dazu die Kapitel über Uruk 3.4.2.1. l ú / m u n u s ON und 3.4.2.2. ON. 1457 Siehe dazu das Kapitel über Uruk 3.4.2.3. ša šallat ON. 1458 Siehe dazu das Kapitel über Uruk 3.4.2.4. ša ištu/ša ina ON turrum/šūrûm/wabālum.

362

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Abb. 34: Karte aus Jaquet 2013, 67 [Markierung der Wohnorte von Gefangenen und Sklaven des bët asërë in Uruk von C. Möllenbeck].

Abb. 35: Karte aus Jaquet 2013, 67 [Markierung der Aufgriffsorte von Gefangenen und Sklaven des bët asërë in Uruk von C. Möllenbeck].

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

363

Bei den Wohnorten fällt auf, dass sie sich im Gegensatz zu den Aufgriffsorten auf einen wesentlich größeren geographischen Raum verteilten: von Ur im Süden bis nach Šubartum im Norden und Elam im Osten (siehe Abb. 34). Die Aufgriffsorte hingegen beschränkten sich auf die Region zwischen Larsa und Sippar (siehe Abb. 35). Es ist außerdem auffällig, dass ein Großteil der Aufgriffsorte nur sehr selten außerhalb der bīt-asīrī-Verwaltungstexte im spätaltbabylonischen Uruk bezeugt sind und/oder nicht lokalisiert werden konnten. Diese Unterschiede können dadurch erklärt werden, dass bei den Aufgriffsorten in Zentralmesopotamien Konflikte stattgefunden haben könnten. Dabei müsste es sich nicht zwangsläufig um große, militärische Aufgebote gehandelt haben, sodass auch kleinere Auseinandersetzungen an Orten erfolgt sein konnten, die ansonsten nur über eine geringe politische Bedeutung verfügten und daher kaum Niederschlag in dem überlieferten Textmaterial gefunden haben. Da es sich bei den vom bīt asīrī verwalteten Personen um Kriegsgefangene handelte, kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass diese vor der Gefangennahme mehrheitlich freie Bürger waren, wie besonders aus einer Königsinschrift Sîn-iddinams von Larsa (1849–1843 v. Chr.) hervorgeht, in der er sich mit der Gefangennahme der gesamten Bevölkerung rühmt.1459 Die altorientalischen Könige haben in ihren Inschriften eine enorm große Anzahl von gefangenen Personen angegeben, bei der es sich bekanntermaßen um Übertreibungen handelt,1460 sodass Sîn-iddinam sicherlich nicht die gesamte Bevölkerung verschleppte. Die Geschlechterverteilung der Gefangenen und Sklaven in den bīt-asīrī-Texten ist wie folgt:1461 Männer Frauen Kinder

Anzahl 227 147 80

Anteil in % 50,0 32,4 17,6

Abb. 36: Verteilung der Gefangenen und Sklaven in den bīt-asīrī-Texten aus Uruk.

Auch aus anderen Städten ist die Einrichtung eines bīt asīrī belegt, die in ähnlicher Weise die Arbeitskraft von Kriegsgefangenen verwaltete. Aus Larsa ist eine Reihe von Todesvermerken aus der Regierungszeit des Königs Rīm-Sîn I überliefert, die das Ableben von im bīt asīrī gefangenen Personen verzeichneten.1462 Aus der Regierungszeit des Königs Rīm-Sîn II stammen außerdem Texte, die die

1459

Siehe Volk 2011, 71 (CUSAS 17 37). Gelb 1973, 70–98. 1461 Hier ausgeschlossen wurden 19 Gefangene und Sklaven, für die weder Geschlecht noch Alter bestimmt werden konnte. 1462 Siehe dazu das Kapitel über Larsa 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I. 1460

364

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Versorgung der en-nu é a-sí-ri „Wächter des Gefangenenhauses“ dokumentierten.1463 Für die ausnahmslos männlichen Kriegsgefangenen in den Todesvermerken aus der Zeit Rim-Sîn I wurden die Wohn- und manchmal auch Aufgriffsorte notiert, für die wiederum häufig militärische Auseinandersetzungen belegt sind. Ein Beispiel ist ein Gefangener aus Nērebtum, der „aus Isin zurückgebracht wurde“, und zwar in dem Jahr, nachdem Rīm-Sîn I diese Stadt erobern konnte.1464 Weitere Gefangene stammten aus Babylon, Sippar und Narkus.1465 Aus Maškan-šapir ist ein Text überliefert, der die Versorgung von „Frauen aus der Beute und drei Gefangenen“ notiert.1466 Für diese Stadt ist das Vorhandensein eines bīt asīrī jedoch nicht gesichert, und es ist durchaus vorstellbar, dass die erwähnten Gefangenen aus der Stadt Larsa nach Maškan-šapir gesandt worden sind.1467 Für die Stadt Sippar ist ein bīt asīrī nur indirekt belegt: Aus der Verwaltung der als parsum bezeichneten Kultobligation sind mehrfach die ugula asīrī „Aufseher der Gefangenen“ notiert.1468 Ebenfalls aus Sippar stammt ein Brief, der von der Unterbringung eines Sklaven aus dem Privateigentum eines Bürgers im bīt asīrī berichtet.1469 Kriegsgefangene außerhalb einer Einrichtung des bīt asīrī konnten darüber hinaus in Damrum nachgewiesen werden: Mehrere gefangene Frauen aus Ešnunna, für die offenbar Fluchtgefahr bestand, wurden in einem Brief von Alammuš-nāsir erwähnt.1470 Personen, die als asīru „Gefangener“ bezeichnet wurden, sind während der altbabylonischen Periode außerdem in Mari und Alalaḫ belegt, in der mittelbabylonischen Periode in Texten aus Ugarit, Ḫattuša und Nuzi: „An overview of the attestations of the word prisoner-asīru in Old Babylonian texts from Larsa and Mari, in Middle Babylonian texts (Alalaḫ, Ugarit, Boghazköi, Nuzi) and in letters from El Amarna gives an idea of the extension in the use of this particular term. All the occurrences analysed seem to confirm 1463

Siehe dazu das Kapitel über Larsa 2.3.2. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn II. TCL 10 135, siehe im Kapitel 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I. 1465 Siehe dazu ausführlich Kapitel über Larsa 2.3.1.1. Die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī. 1466 Siehe dazu ausführlich im Kapitel über Maškan-šapir 8.2. Versorgung von Kriegsgefangenen durch den g u - z a - l á. 1467 Siehe dazu ausführlich im Kapitel über Maškan-šapir 8.2. Versorgung von Kriegsgefangenen durch den g u - z a - l á. 1468 Siehe dazu das Kapitel über Sippar 12.5.2.2. u g u l a asīrī in Sippar. 1469 Siehe dazu das Kapitel über Sippar 12.5.2.2. u g u l a asīrī in Sippar. 1470 Siehe dazu das Kapitel über Damrum und die Mananâ-Texte 11.2. Kriegsgefangene aus Ešnunna. Für Bemerkungen zu Kriegsgefangenen und Sklaven in den Texten aus Šubat-Enlil/Šeḫnā siehe bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1464

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

365

that the asīrū were foreigners, not ordinary prisoners, that they were in some way under—and directly dependent on—the palace administration, given to the king as presents, and employed in government activities. More in general, we can say that often the king himself was directly concerned with the asīrū.“1471 Schließlich konnten politische Institutionen auch auf die Anmietung von Sklaven zurückgreifen, falls sie über zu wenig eigene Arbeitskräfte verfügten. Von den zahlreichen altbabylonischen Texten, die eine Personenmiete dokumentieren, ist allerdings nur für die Stadt Kisurra ein eindeutiger Beweis dafür gefunden worden, dass eine Palastverwaltung Sklaven anmietete.1472 Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass eine solche Vorgehensweise auch in anderen Städten Mesopotamiens angewandt wurde, aber es besteht das Problem, die entsprechenden Texte in einen institutionellen Kontext zu verorten, da die betreffenden Urkunden nicht den „Palast“ als Mieter notierten, sondern vielmehr den Personennamen eines Beamten dieser Institution. Ohne entsprechenden Fundkontext oder eindeutige prosopographische Hinweise sind solche Urkunden in den privatwirtschaftlichen Kontext verortet worden. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von administrativen Dokumenten aus verschiedenen politischen Institutionen, die eine nicht geringe Anzahl von Mietlingen notieren. Ob es sich dabei um Sklaven gehandelt hat, ist allerdings nicht zu ermitteln.1473

2.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven Von besonderem Interesse für die vorliegende Fragestellung sind die Tätigkeiten, die Sklaven in den politischen Institutionen ausführen mussten. Die Aufgaben reichen von niederen Arbeiten, für die keine berufliche Qualifikation erforderlich gewesen ist, bis hin zu spezialisierten Tätigkeiten im Handwerk.1474 Es gibt bislang keine Hinweise dafür, dass Sklaven im institutionellen Bereich ausgebildet worden sind, wie für das erste Jahrtausend v. Chr. durch Lehrverträge nachgewiesen werden konnte.1475 Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass sich 1471

Rositani 2018, 62. FAOS 2 104, siehe dazu im Kapitel zu Kisurra 4.2.1. Sklaven in den administrativen Texten. 1473 Als Beispiel hierfür siehe im Kapitel zu Sippar 12.4.1. Listen mit „Sklaven des Hauses“ für Felder in der Umgebung von Sippar die Textgruppe TLOB 41, BM 78367, 78380, 79999 und 78718, in denen neben Sklaven auch Mietlinge (lúḫ u n - g á) notiert worden sind, die für landwirtschaftliche Tätigkeiten auf Feldern in der Umgebung von Sippar eingeteilt worden sind. 1474 Dies konnte auch für die Ur-III-Zeit nachgewiesen werden: „This speaks well for the possibility that at least in some cases the slaves worked as more-or-less qualified, specialized employees in the workshops of craftsmen“, Neumann 2011, 25. 1475 San Nicolò 1950, Petschow 1980–1983, Hackl 2010, Kedar 2014, 537–546. 1472

366

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Sklaven auch während der Ausführung von unter Zwang verrichteten Tätigkeiten im Laufe der Zeit durch Erfahrung qualifizierten.1476 Idealerweise wurden Tätigkeiten, die von den Sklaven ausgeführt werden mussten, im Text direkt benannt (wie z. B. a-na a - š à(im) me-e ša-qí1477 „für das Bewässern des Feldes“). Für Texte, die nicht über eine direkte Benennung verfügen, musste mittels anderer Indikatoren auf den jeweiligen Einsatzbereich geschlussfolgert werden, wie die Berufsbezeichnungen der Sklaven oder derjenigen Personen, die sie in Empfang genommen haben. Der häufigste Einsatzbereich von Sklaven in politischen Institutionen war die Landwirtschaft. Sowohl unqualifizierte als auch beruflich qualifizierte Sklaven konnten hier für unterschiedliche Tätigkeiten eingesetzt werden. Der Einsatz von Sklaven als Ochsenführer ist vor allem in Uruk1478 nachgewiesen. Bisweilen wurden berufliche Qualifikation lú/míšà-gu 4 „Ochsenführer(innen)“ unmittelbar nach dem Namen des Sklaven genannt. Darüber hinaus wurden auch Sklaven ohne berufliche Qualifikation als Ochsenführer eingesetzt (a-na érin šà-gu 4meš)1479 oder von dieser Aufgabe abgezogen (ša iš-tu érin šàgu 4), um an einen anderen Ort zugewiesen zu werden.1480 Hin und wieder wurde die Aufgabe bei den Ochsenführern konkretisiert, z. B. ⌈ša a-na⌉ g u 4 - a p i n niis-qu1481 „⌈für⌉ die erstklassigen Ochsen“, a-na g u 4(ḫi-a) (ma-ia-al-tim) šu-kulim1482 „zur Fütterung der (Stall)ochsen“. Für Tätigkeiten bei den Ochsenführern wurden Männer und Frauen in fast gleicher Anzahl eingesetzt: 13 Männer, zwölf Frauen und zwei Kinder. Sklaven wurden außerdem für Bewässerungs- und Erntearbeiten auf Feldern eingesetzt. Für die Ernte ist nur der Einsatz von männlichen Sklaven belegt. In dem bislang einzigen Text, der die Tätigkeiten einer Sklavin auf dem Feld nachweisen kann, wurde sie a-na me-e ḫa-bi-im „zum Wasserschöpfen“ eingesetzt.1483 Dies bedeutet aber nicht, dass die Bewässerungstätigkeiten ausschließlich von Sklavinnen ausgeführt worden sind, wie Texte aus Uruk zeigen, in denen auch Sklaven a-na a - š à(im) me-e ša-qí „für das Bewässern des Feldes“ eingesetzten wurden.1484 Die Erntetätigkeit der Sklaven wurde in den meisten Fällen durch 1476 Der von Lautner 1936, 13 als Lehrvertrag bezeichnete Text YOS 5 253 aus der Regierungszeit Warad-Sîns „dürfte wahrscheinlich als solcher ausscheiden“, Petschow 1980– 1983, 569. 1477 NISABA 4 II.21 (Lesung durch M. Stol, siehe dafür bei Seri 2013, 329); YOS 14 342. Siehe für diese Texte im Kapitel zu Uruk 3.4.3. Berufliche Qualifikation. 1478 Außerdem auch in Šubat-Enlil/Šeḫnā, siehe dazu bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1479 Z. B. NISABA 4 II.60. 1480 Z. B. UF 10 31. 1481 NISABA 4 II.49, 7. Lesung nach Kollationen von Seri 2013, 35. 1482 NISABA 4 II.27; 53; 57; 58. 1483 Aus Sippar: TIM VII 224. 1484 NISABA 4 II.21 und YOS 14 342, Lesung durch M. Stol, siehe dazu bei Seri 2013, 329.

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

367

esēdum „ernten“ ausgedrückt oder es wurde die Arbeitsleistung in Form von geernteten Bündeln notiert.1485 Texte aus Sippar zeigen, dass Sklaven des Palastes außerdem a-na ri-tim „für das Weiden“ von Tieren, die später als Opfertiere dem Šamaš-Tempel übergeben werden sollten, eingesetzt worden sind.1486 In der Viehhaltung sind die Tätigkeiten von Sklaven als Mäster nachgewiesen: In Uruk wird ein „Mann des Mästhauses“ (l ú é - g u r u š d a) dem é-mu šenḫi-a „Geflügelhaus“1487 zugeteilt, und das Geflügelhaus in Uruk empfing zudem fünf weitere Sklaven, für die aber keine berufliche Qualifikation notiert worden ist.1488 Schließlich ist aus Uruk noch ein Text überliefert, in dem ein Sklave als Fischer (lúš u - k u 6)1489 bezeichnet wurde. In Uruk wurden Sklaven darüber hinaus für die Gartenarbeiten eingesetzt. Dies wird anhand von Texten deutlich, in denen Sklaven an den santana „Obergärtner/Verwalter der Dattelgärten“ zugeteilt worden sind.1490 Diese Männer stammten alle aus den nördlichen Regionen (lú èš-nun-na(ki),1491 Sutûmeš,1492 lú šu-bir 4ki1493), was darauf hinweisen könnte, dass sie sich besonders gut für die dort ausgeführten Tätigkeiten eigneten. Insgesamt zeigen die Belege für den Einsatz von Sklaven im landwirtschaftlichen Bereich der politischen Institutionen deutlich, dass vor allem Männer für diese Aufgaben eingesetzt worden sind (siehe Abb. 37): Männer Frauen Kinder

Anzahl 334 13 1

Anteil in % 96,0 3,7 0,3

Abb. 37: Verteilung der Gefangenen und Sklaven im landwirtschaftlichen Bereich der politischen Institutionen.

1485

In Sippar: TIM VII 224. TLOB 89, siehe zu diesem Text das Kapitel zu Sippar 12.7.2. Einsatz von Sklaven im Palast. 1487 NISABA 4 II.38, siehe im Kapitel zu Uruk 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung, s.v. é - m u š e nḫi-a. In Šubat-Enlil/Šeḫnā wurde eine gefangene Person i-na ma-ri-i „von den Mästern“ durch Lösegeldzahlungen befreit, siehe dazu bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1488 NISABA 4 II.14 und UF 10 4, siehe im Kapitel zu Uruk 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung, s.v. é - m u še nḫi-a. 1489 BaM 31 320. 1490 Siehe im Kapitel zu Uruk 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung, s.v. s a n t a n a „Obergärtner/Verwalter der Dattelgärten“. 1491 NISABA 4 II.26 und UF 10 29. 1492 NISABA 4 II. 26. Sutûm bezeichnet eine ethnische Gruppierung, deren Ausbreitungsgebiet nicht eindeutig bestimmt werden kann, vgl. zusammenfassend bei Seri 2013, 3924. 1493 NISABA 4 II.15. 1486

368

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Ein indirekter Hinweis für den Einsatz von Sklaven im landwirtschaftlichen Bereich findet sich in den Bürgschaftsurkunden des Balmunamḫe aus Larsa. Diese Texte zeigen, dass er vor allem in den Wintermonaten auf Sklaven verzichten konnte. Zu dieser Zeit forderte die Landwirtschaft – insbesondere die Feldarbeit betreffend – weniger Arbeitskraft als im restlichen Jahr.1494 Auch in handwerklichen Bereichen der politischen Institutionen wurden zahlreiche qualifizierte und unqualifizierte Sklaven eingesetzt. Die meisten Sklaven im handwerklichen Bereich der politischen Institutionen wurden der Textilherstellung zugewiesen. Für Mesopotamien lässt sich für die altbabylonische Zeit – und auch für das vorangehende dritte Jahrtausend v. Chr. – feststellen, dass die Tätigkeiten in einer Weberei größtenteils von Frauen und Kindern ausgeführt worden sind.1495 Für die Textilherstellung wurden neben spezialisierten Fachkräften (wie zum Beispiel der lú ázlag „Walker“) auch solche Arbeitskräfte benötigt,1496 die nicht zwangsläufig über Fachkenntnisse oder Erfahrungen in diesem Gebiet verfügten. Dies wird vor allem durch die große Anzahl von Sklaven, Kriegsgefangenen,1497 Schuldsklaven, Kindern oder auch älteren Personen deutlich, die in der Weberei eingesetzt worden sind.1498 Sie arbeiteten in Gruppen unter der Aufsicht eines ugula u š-bar „Aufseher der Weber“. Aus der hier vorliegenden Untersuchung geht hervor, dass Personen, die den Webereien politischer Institutionen zugeteilt worden sind, neben (sag)géme „Sklavin“ und (sag)urdu „Sklave“ auch als (mí)uš-bar(meš) „Weber(innen)“ bezeichnet werden konnten. Die Zuteilung eines versklavten Walkers an eine Weberei ist nur selten dokumentiert.1499 Die Weberei ist darüber hinaus der einzige Empfänger einer šu-gi „älteren Person“.1500 Neben der Weberei sind aber auch andere handwerkliche Bereiche belegt, in denen Sklaven eingesetzt wurden. Aus Uruk ist überliefert, dass Sklaven und Gefangene an den ug ula lùng a „Aufseher der Brauer“ oder a-na lùnga(meš) „an die

1494

Siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden. 1495 „Erst in mA/mB Zeit wurden Weber häufiger […], Weberinnen […] waren jedoch noch zahlreicher“ Waetzoldt 2011–2013, 618. Siehe auch Renger 1996, 225. 1496 Zu den verschiedenen Tätigkeiten und Arbeitsschritten der Textilverarbeitung siehe Waetzoldt 1972. 1497 Für die Zuteilung von Kriegsgefangenen an eine Weberei in Mari siehe Charpin 2014a, 134 mit Verweis auf Marello 1994. 1498 Siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Uruk 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung, s.v. é -(mí)u š - b a r „ Haus der Weber(innen)“. 1499 In Uruk: NISABA 4 II.12 und YOS 14 339; in Sippar: BM 79956, 79788 und 79967. 1500 Nur in NISABA 4 II.50.

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

369

Brauer“ übergeben worden sind.1501 Unter ihnen befand sich auch ein Sklave, der selbst als Brauer bezeichnet wurde.1502 In Larsa und Uruk wurden Sklavinnen und Sklaven an einen muḫ aldim „Koch“ übergeben1503 und in Sippar wurden Sklavinnen als mímuḫ aldim „Köchin“ betitelt.1504 Aus den Verwaltungstexten des bīt asīrī im spätbabylonischen Uruk sind darüber hinaus viele weitere handwerkliche Tätigkeitsbereiche für Sklaven und Gefangene belegt. Die ugula šu -i „Aufseher der Barbiere“ empfingen Sklaven, die teilweise auch als šu-i „Friseur“ bezeichnet worden sind.1505 Gleiches gilt für den ad -kup 4 „Rohrarbeiter“1506 und den zadim „Bogenmacher“,1507 die sowohl über unqualifizierte als auch qualifizierte Sklaven und Gefangene verfügen konnten. In Uruk erhielten auch lúraqqî „Ölkelterer“1508 und su-si-ig „Abdecker“1509 Arbeitskräfte durch die Zuweisungen aus dem bīt asīrī. Sklaven konnten außerdem für das Mahlen von Getreide eingesetzt werden.1510 In einem Text aus Isin, der den Empfang verschiedener Mehlsiebe vermerkt, ist eine Einrichtung namens é-géme-n ì-àr-ra „Haus der Mahl-Sklavin1501 Siehe dazu in den Kapiteln zu Uruk 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung, s.v. ( u g u l a ) l ù n g a „(Aufseher der) Brauer“. 1502 NISABA 4 II.19, siehe zu diesem Text im Kapitel zu Uruk 3.4.3 Berufliche Qualifikation, s.v. Handwerk. 1503 Larsa: OECT 15 69, siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.9.2. OECT 15 69 – Zuweisung zweier unfreier Köchinnen; Uruk: NISABA 4 II.72, siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.6.2.1. Arbeitsgruppen, s.v. ana lúù r - r a „an den Koch“. 1504 PBS 8/2 235, siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.3. Sklaven im gagûm-Kloster. Diese Sklavinnen wurden durch den TIM-VII-Haushalt, der mit Sicherheit dem politischen Bereich zugeordnet werden kann (s.o.), versorgt. Für einen versklavten Koch in dem Privatbesitz einer Person aus Larsa(?) siehe OECT 3 74 (AbB 4 152) Z. 32: 1 sagu r d u m u ḫ a l d i m „Ein Sklave, Koch“. 1505 Siehe zu diesen Texten im Kapitel zu Uruk 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung, s.v. (ana) u g u l a š u - i „(an) den Aufseher der Barbiere“. Eine Sklavin, die als míš u - i „Friseurin“ bezeichnet wurde, ist darüber hinaus aus dem Enlil-bāni-Palast in Isin belegt, siehe dazu Kapitel 5.2.1. Sklavinnen in den Urkunden der Personalbuchhaltung des Enlil-bāniPalastes zum Text IB 1294 (=IM 90022). Für eine versklavte Friseurin in dem Privatbesitz einer Person aus Larsa(?) siehe OECT 3 74 (AbB 4 152) Z. 31: 1 sagg é m e š u - i „eine Sklavin, Friseurin“. 1506 Siehe zu diesen Texten im Kapitel zu Uruk 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung, s.v. a d - k u p 4 „Rohrarbeiter“. 1507 Siehe zu diesen Texten im Kapitel zu Uruk 3.6.2.1. Arbeitsgruppen, s.v. ana z a d i m „für den Bogenmacher“. 1508 Siehe hierzu das Kapitel 3.6.2.1. Arbeitsgruppen, s.v. ana lúraqqî „an die Ölkelterer“. 1509 Siehe zu diesen Texten im Kapitel zu Uruk 3.6.2.2. Personen mit Berufsbezeichnung, s.v. lús u - s i - i g „Abdecker“ 1510 Für altassyrische Belege für Mahl-Sklavinnen siehe TC III 83, 89/k 225 und kt c/k 266 (freundlicher Hinweis von S. Schlüter 27.02.2019).

370

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

nen“ belegt.1511 Weitere Hinweise für die Mahltätigkeit von Sklaven aus Isin befinden sich in den Urkunden des sogenannten „Mehl-Archivs“.1512 Auch in Uruk wurden Sklaven und Gefangene im é-ag rig möglicherweise zum Mahlen von Mehl eingesetzt. Zwar wurde in keinem der entsprechenden Texte die Tätigkeit des Mahlens notiert, aber da diese Einrichtung vor allem durch Mehlzuteilungen dokumentiert ist, liegt die Vermutung nahe, dass die Gefangenen und Sklaven dort mit der Herstellung von Mehl beauftragt worden sind.1513 Ein weiterer Hinweis für Mahltätigkeiten von Sklaven liegt in einem Todesvermerk aus Larsa vor: Er dokumentiert den Tod eines Gefangenen, der ina sibittim „in Gefangenschaft“ gehalten wurde.1514 Es konnte in diesem Zusammenhang aufgezeigt werden, dass Personen, die ina sibittim gehalten wurden, der schweren körperlichen Arbeit des Mahlens nachgehen mussten.1515 In Larsa weist schließlich ein Text darauf hin, dass Sklaven auch für Tätigkeiten bei einem simug „Schmied“ eingesetzt werden konnten.1516 Die Geschlechterverteilung von Sklavinnen und Sklaven ist im handwerklichen Bereich gleichmäßiger verteilt als im landwirtschaftlichen Bereich. Die Mehrheit der hier eingesetzten Frauen ist vor allem durch ihren hohen Arbeitsanteil in den Webereien zu erklären (siehe Abb. 38): Männer Frauen Kinder

Anzahl 94 124 50

Anteil in % 35,1 46,3 18,6

Abb. 38: Verteilung der Gefangenen und Sklaven im handwerklichen Bereich der politischen Institutionen.

Die Geschlechterverteilung für die jeweiligen handwerklichen Berufe gestaltete sich wie folgt: Brauer Weberei Schmied Koch Barbier Rohrarbeiter 1511

Männer 4 20 1 1 19 8

Frauen 119

Kinder 2 41

3

BIN 10 98, siehe zu diesem Text im Kapitel zu Isin 5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“. 1512 Siehe dazu das Kapitel zu Isin 5.2.2. Sklavinnen in den Urkunden des „Mehl-Archivs“. 1513 Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.6.1.2. Institutionen im Bereich der königlichen Verwaltung, s.v. é - a g r i g. 1514 YBC 4338. 1515 Siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.3.1.2. Die Verantwortlichen für die verstorbenen Gefangenen des bīt asīrī. 1516 YOS 8 39, siehe zu diesem Text ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.4.4.1.2. Die Personen in den Bürgschaftsurkunden.

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen   Bogenmacher Mahltätigkeiten Ölkelterer Abdecker

Männer  2 37 1 1

Frauen  2

371 Kinder  4 3

Abb. 39: Verteilung der Geschlechter in handwerklichen Berufen.

Neben den hier aufgeführten landwirtschaftlichen und handwerklichen Tätigkeiten, für die Sklaven in politischen Institutionen eingesetzt wurden, konnten noch weitere Einsatzgebiete festgestellt werden: Aus dem Enlil-bāni-Palast in Isin wurden Sklavinnen in einem Personalbuchhaltungstext1517 als míšu-lu ḫ „Handwäscherin“, míkisal-lu ḫ „Vorhofreinigerin“ und mítigi? „Perkussionistin?“ bezeichnet. Dieser Text stellt in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit dar. Zum einen sind versklavte Vorhofreinigerinnen im institutionellen Bereich ansonsten nur für kultisch-religiöse Institutionen nachgewiesen worden,1518 und zum anderen sind versklavte Handwäscherinnen und Perkussionistinnen in keinem anderen Text Mesopotamiens nachgewiesen. Schließlich wurde in Kisurra ein Sklave für den Transport von Getreide für den Kronprinzen Ibni-šadûm eingesetzt.1519

2.3. Die Versorgung der Sklaven Damit die politischen Institutionen von der Zwangsarbeit ihrer Gefangenen und Sklaven profitieren konnten, musste eine ausreichende Versorgung durch Lebensmittelrationen sichergestellt werden. Die Versorgungslisten sind eine ertragreiche Quelle für die Untersuchung der institutionellen Sklaverei, denn sie sind häufig der einzige Nachweis für den Einsatz von Sklaven und Gefangenen innerhalb einer Institution. Es wurde gezeigt, dass die Ausgabe dieser Rationen zentral verwaltet werden konnte. Von besonderem Interesse hierfür ist eine Textgruppe der Palastadministration aus Larsa, da dort nicht nur die Rationen der Sklavinnen und Sklaven genannt worden sind, sondern auch Ausgaben für bestimmte Individuen, für Tempel, für das Totenopfer, die naptānum-Mahlzeit oder das Futter für Tiere.1520 Die Abdeckung der Bedürfnisse eines so vielfältigen Empfängerspektrums spricht für eine zentral gesteuerte Versorgungseinrichtung.

1517

Siehe zum Text IB 1294 (=IM 90022) im Kapitel 5.2.1. Sklavinnen in den Urkunden der Personalbuchhaltung des Enlil-bāni-Palastes. 1518 Zu Vorhofreinigerinnen in kultisch-religiösen Institutionen siehe in diesem Teil das Kapitel 3.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche. 1519 FAOS 2 149, Kapitel zu Kisurra 4.2.2. Sklaven in der Korrespondenz des Šamašrē’ûm. 1520 Siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.8. Versorgungslisten.

372

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Eine quantitative Auswertung der in der vorliegenden Arbeit diskutierten Texte ist kaum möglich, da die Versorgungslisten den Zeitraum, für den die Rationen angedacht gewesen sind, selten benennen. Es kommt erschwerend hinzu, dass häufig nicht notiert worden ist, ob es sich bei den Zuteilungen um Wolle, Getreide, Brot, Bier, Gries oder Öl handelte. Eine glückliche Ausnahme ist ein Text aus Larsa, in dem Rationen für Sklavinnen und Sklaven erst für einen Monat und schließlich hochgerechnet auf ein ganzes Jahr notiert worden sind.1521 Die Höhe der Durchschnittsration für einen Monat entsprach dort 30 l und somit dem geschätzten Existenzminimum.1522 Es konnte außerdem festgestellt werden, dass die Höhe der jeweiligen Ration in Abhängigkeit von dem Geschlecht, Alter, der Belastung durch die Tätigkeiten und der Qualifikation der zu versorgenden Personen stand. Aus Babylon ist beispielsweise ein Text überliefert,1523 in dem Personen, die als érin „Arbeiter“ bezeichnet worden sind, eine doppelt so hohe Ration erhielten wie solche Personen, die als saggéme-urdu „Sklavinnen und Sklaven“ bezeichnet wurden. Auch aus Isin sind Rationenlisten überliefert, in denen unterschiedlich große Rationen verteilt worden sind:1524 Die kleineren Rationen für Kinder benötigen keine weitere Erklärung, aber warum auch die erwachsenen Sklavinnen unterschiedliche Rationen erhielten, ist nicht ersichtlich, da keine zusätzlichen Eigenschaften notiert worden sind.

2.4. Auslösung, Freistellung, Flucht und Tod von Sklaven Es sind vier Möglichkeiten belegt, durch die eine Person aus der Gefangenschaft oder Sklaverei einer politischen Institution entkommen konnte: Durch Zahlung eines Lösegeldes, Freistellung, Flucht oder Tod. Wie aus der vorliegenden Untersuchung hervorgegangen ist, können für die Auslösung von Gefangenen drei Phasen im Textmaterial nachgewiesen werden: Verhandlungen der Freilassungsbedingungen, Vertragsentwürfe und schließlich Lösegeldzahlungen.1525 Über die Verhandlungen von bevorstehenden Freilassungen von Kriegsgefangenen unterrichtet ein Brief aus Ešnunna.1526 Solche Verhandlungen konnten in Verträgen zwischen zwei rivalisierenden Städten resultieren. Ein Entwurf eines solchen Vertrages ist aus Nērebtum überliefert, in dem Lösegeldvereinbarungen

1521

Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.9.1. HEO 18 169 – Sklavenrationen für 1 Jahr. Stol 2006–2008, 266–267. 1523 AuOr 15 130, siehe hierfür im Kapitel zu Babylon 9.2. Sklaven und Sklavinnen im Haus des Marduk-nāsir. 1524 Siehe dazu die Textgruppe IB 1293, 1294 und 1304 im Kapitel zu Isin 5.2.1. „Sklavinnen in den Urkunden der Personalbuchhaltung des Enlil-bāni-Palastes. 1525 Siehe zu diesem Thema auch den Beitrag von Charpin 2014. 1526 AS 22 46, siehe im Kapitel zu Ešnunna 16.2. Der Austausch von Kriegsgefangenen. 1522

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen

373

für Kriegsgefangene und Sklaven festgehalten worden sind.1527 Eine Königsinschrift Samsuilunas von Babylon (1749–1712 v. Chr.) berichtet außerdem von der Freilassung von Kriegsgefangenen, die der König zuvor in einem Feldzug gegen Idamaraz als Beute gefangen genommen hatte: AfO 9 S. 246–247 (VA 5951)1528 ii(42)

itu-2-àm ba-zal-la-ta (43)un-ma-d a i-da-ma-ra-az-ka (44)nam-ra-aš bí-in-ak-a (45)ù-érin-áš-nun-kaki-me-eš-a (46)LÚxŠÈ-a en-na bí-indab-ba-aš (47)šu mi-in-bar-ra (48)šu-nam-ti-la-ke 4 (49)in-ne-ši-ingar-ra „Nachdem zwei Monate vergangen waren, dem Volk des Landes Idamaraz, das er zur Beute gemacht hatte, und den Männern aus Ešnunna, soweit er gefangengenommen hatte, Schonung des Lebens angedeihen ließ, (indem er sie) freiließ, …“ Auslösungen von Gefangenen gegen eine bestimmte Lösegeldsumme sind vor allem aus der Stadt Šubat-Enlil/Šeḫnā überliefert.1529 Die voneinander stark abweichende Höhe der dort gezahlten Lösegeldsummen lässt vermuten, dass der König von Šubat-Enlil/Šeḫnā mit jeder Stadt, die Kriegsgefangene auslösen wollte, neu verhandelte. Bei den Lösegeldzahlern handelte es sich zuweilen um Verwandte der ausgelösten Person. Bei den übrigen Lösegeldzahlern kann davon ausgegangen werden, dass sie Händler gewesen sind, die im Auftrag einer Familie die Gefangenen ausgelöst haben. Die Auslösung gefangener Personen ist außerdem in Larsa bezeugt.1530 Die Freilassung einer Person aus der Sklaverei im politischen Bereich konnte nicht nachgewiesen werden. Lediglich ein Text aus der Verwaltung des bīt asīrī dokumentiert die Freistellung von Palastsklaven, aber nur aus dem Dienst des Königs, was nicht zur Folge hatte, dass sie anschließend freie Bürger gewesen sind.1531 Um sich der Gewalt politischer Institutionen zu entziehen, blieb den meisten Sklaven nur die Flucht, wie es für einen Palastsklaven aus Uruk nachgewiesen werden konnte.1532 Der flüchtige Sklave nutzte die Gelegenheit, dass er außerhalb der Palastmauern auf einem Feld tätig sein musste. Der Versuch blieb erfolglos, da er in einer anderen Ortschaft gefangen genommen und wieder zurück nach

1527

OBTIV 326, siehe dazu im Kapitel zu Nērebtum 14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und Nērebtum. 1528 Transliteration und Übersetzung nach Frayne 1990, 390 und Römer 1984, 326. 1529 Siehe dazu bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1530 Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.3.3. Auslösung gefangener Personen aus Larsa. 1531 Siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Uruk 3.5.5. Freistellung. 1532 TMH 10 125, siehe im Kapitel zu Uruk 3.8. Ein flüchtiger Palastsklave.

374

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Uruk transportiert wurde. In einem Brief aus Damrum wurde darüber hinaus die mögliche Fluchtgefahr von gefangenen Frauen im Palast thematisiert.1533 Schließlich haben die politischen Institutionen auch den Verlust von verstorbenen Sklaven und Gefangenen schriftlich festgehalten. Die über das Ableben einer versklavten Person ausgestellten Urkunden stammen aus der Verwaltung des bīt asīrī in Uruk1534 und in Larsa.1535 In diesen gesiegelten Urkunden wurden alle wesentlichen Informationen der verstorbenen Person notiert, die für die Verwaltung relevant gewesen sind: Name, Herkunft und die für sie verantwortliche Person. Auch aus anderen, in dieser Arbeit nicht diskutierten Städten Mesopotamiens sind Todesvermerke dieser Art nachgewiesen.1536 Über den Verbleib der Leichname ist nichts bekannt.

2.5. Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen Die Sklaverei in politischen Institutionen konnte von der früh- bis zur spätaltbabylonischen Zeit nachgewiesen werden, wie in Abb. 40 zusammenfassend dargestellt werden kann. Für diese Darstellung gilt Ähnliches wie für die vorangehenden Graphiken: Es handelt sich nicht um die absolute Anzahl der Beispiele für institutionelle Sklaverei im politischen Bereich, da die Auswertung vom Fundzufall abhängig ist. Dennoch kann ein Trend angezeigt werden: Die meisten Nachweise stammen aus der Zeit zwischen 1900 und 1700 v. Chr. Hierbei ist zu beachten, dass diese chronologische Verteilung der Texte zur institutionellen Sklaverei im politischen Bereich keine Besonderheit darstellt, da der Beginn und das Ende der altbabylonischen Zeit insgesamt weniger gut dokumentiert ist (s. Abb. 40).

1533

YOS 2 127, siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Damrum und den Mananâ-Texten 11.2. Kriegsgefangene aus Ešnunna. 1534 Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.5.4. Verstorbene Gefangene. 1535 Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I. Zu den Todesvermerken aus Šubat-Enlil/Šeḫnā siehe bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1536 Mari und Tuttul, siehe zuletzt den Beitrag von Charpin 2015, 135–138.

2. Die Sklaverei in politischen Institutionen Datierung 2000–1900 v. Chr.  

1900–1800 v. Chr.

1800–1700 v. Chr. 1800–1700 v. Chr. 1700–1600 v. Chr.

Išbi-Erra Nūr-aḫum Bilalama Gungunum – Sîn-iqīšam

Herkunft Isin Ešnunna Ešnunna Larsa

Sumu-lā-Ēl

Nērebtum

Enlil-bāni Ipiq-Adad II – Ibâl-pî-Ēl Ibni-šadûm

Isin Šaduppûm Kisurra

Sîn-erībam

Uruk

Rīm-Sîn I Rīm-Sîn I Rīm-Sîn I Ḫammurapi Rīm-Anum Rīm-Sîn II Samsu-iluna Abi-ešuḫ Ammi-ditana Ammi-saduqa

Maškan-šapir Larsa Larsa Sippar Uruk Larsa Damrum Sippar Sippar Sippar

375

Kontext Craft-Archive1537 Palast1538 Palast1539 Nūr-Adad-Palast1540 Lösegeldvereinbarung1541 Enlil-bāni-Palast1542 „Serai“1543 c-Haushalt1544 Flüchtiger Palastsklave1545 Kriegsgefangene1546 bīt asīrī1547 Versorgung1548 Šamaš-Tempel1549 bīt asīrī1550 bīt asīrī1551 Kriegsgefangene1552 Palast1553 Palast1554 Palast1555

Abb. 40: Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen.

1537

Siehe dazu im Kapitel zu Isin 5.3. Sklavinnen im „Craft Archive“. Siehe dazu im Kapitel zu Ešnunna 16.3. Sklaven und Sklavinnen in den administrativen Texten des Palastes und des Šu-Sîn-Tempels. 1539 Siehe dazu im Kapitel zu Ešnunna 16.2. Der Austausch von Kriegsgefangenen. 1540 Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.7. Der Palast des Nūr-Adad. 1541 Siehe dazu im Kapitel zu Nērebtum 14.4. Lösegeldvereinbarungen zwischen Šadlaš und 1538

Nerēbtum. 1542

Siehe dazu im Kapitel zu Isin 5.2. Sklavinnen im Enlil-bāni-Palast. Siehe dazu im Kapitel zu Šaduppûm 13.2. Das Hauptverwaltungsgebäude „Serai“. 1544 Siehe dazu im Kapitel zu Kisurra 4.2. Sklaven im c-Haushalt. 1545 Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.8. Ein flüchtiger Palastsklave. 1546 Siehe dazu im Kapitel zu Maškan-šapir 8.2. Versorgung von Kriegsgefangenen durch den g a - z u - l á. 1547 Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.3.1. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn I. 1548 Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.8. Versorgungslisten. 1549 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.6. Sklaven für den Tempel des Šamaš (Ebabbar). 1550 Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3. Uruk. 1551 Siehe dazu im Kapitel zu Larsa 2.3.2. Das bīt asīrī unter Rīm-Sîn II. 1552 Siehe dazu im Kapitel zu Damrum 11.2. Kriegsgefangene aus Ešnunna. 1553 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.7. Sklaven im Palast. 1554 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.7. Sklaven im Palast. 1555 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.7. Sklaven im Palast. 1543

3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen 3.1. Der Erwerb von Sklaven Für die kultisch-religiösen Institutionen der altbabylonischen Zeit konnte nachgewiesen werden, dass sie durch Weihgaben, Ankauf oder temporäre Forderungen in den Besitz von Sklaven gelangen konnten. Dem Empfang eines Sklaven als Weihgabe seitens des Tempels haftete eine ideelle Gewichtung an, und er ist deshalb von den weiter unten diskutierten temporären Zuweisungen von Arbeitskräften in Form von Sklaven zu unterscheiden. Dies wird vor allem in den bīt-asīrī-Texten aus Uruk deutlich, in denen die vom König an eine Gottheit geschenkten Sklaven und Gefangenen über einen besonderen gesellschaftlichen Rang verfügten.1556 Die als Weihgabe dargebrachten Sklaven wurden als a-ru-a/šùd-dè „Weihgabe“ oder nì-ba „Geschenk“ bezeichnet. Die Übergabe konnte auch durch die Verben qiāšum „schenken“, našûm „darbringen“ und šúm/nadānum „geben“ ausgedrückt werden. Es wurden ungefähr gleich viele Männer, Frauen und Kinder geweiht, wobei die Mehrheit der Kinder als a-ru-a-Weihgabe in Ur belegt ist (siehe Abb. 41):1557 Männer Frauen Kinder

Anzahl 22 11 10

Anteil in % 51,2 25,6 23,2

Abb. 41: Verteilung der an eine Gottheit geweihten Sklaven und Gefangenen.

Die Stifter der geweihten Personen waren Könige,1558 Priester oder die Bewohner der Stadt des jeweiligen Tempels. Die Personenweihung seitens des Königs ist aus den Städten Nippur1559 und Uruk1560 belegt.1561 Der Anlass dieser Weihungen war mit hoher Wahrscheinlichkeit religiös motiviert, denn der König versuchte auf diese Weise das Wohlwollen der jeweiligen Gottheit zu erlangen. Aus Nērebtum wurde die Vorbereitung der Weihung einer Sklavin durch eine Priesterin in einem Brief geschildert.1562 Ähnlich wie bei der Weihung durch Könige ist auch hier von einer religiösen Motivation auszugehen. 1556

Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. Siehe dazu im Kapitel zu Ur 1.3.1. Gestiftete Personen. 1558 Die Schenkung von Deportierten an eine Gottheit durch den König ist auch in neubabylonischer Zeit nachgewiesen, siehe dazu Kleber 2008, 260–264. 1559 Siehe dazu im Kapitel zu Nippur 6.2.2. a - r u - a-Weihgaben. 1560 Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 1561 Für Personenweihung aus Šubat-Enlil/Šeḫnā siehe bei Möllenbeck in Vorbereitung. 1562 Siehe dazu das Kapitel zu Nērebtum 14.2.2. Der Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin. 1557

378

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Die Weihung von Personen durch die Bewohner einer Stadt konnten für namti „das Leben“ des Stifters oder eines seiner Familienmitglieder ausgeführt werden: „In dieser Kurzform wird zusammengefasst, dass der Stifter die Hilfe der Gottheit erfahren hat, ihr dafür eine W.[=Weihgabe] als Zeichen seiner Verehrung darbringt, die hinwiederum ein glückliches und langes Leben bereiten soll […].“1563 Neben diesen Personenstiftungen, die durch den wohlhabenderen Teil der Gesellschaft ausgeführt wurden, gab es auch solche, die aufgrund der Verarmung der stiftenden Person ausgeführt worden sind. Familienmitglieder – häufig Kinder – oder Sklaven, deren Unterhalt nicht mehr gewährleistet werden konnte, wurden an den Tempel übergeben um damit ihre Versorgung sicherzustellen. Diese Weihgabe konnte gleichzeitig als Zeichen der Pietät der stiftenden Person gegenüber der beschenkten Gottheit betrachtet werden. Bei den Gottheiten, die eine Person als Weihgabe empfangen haben, handelte es sich häufig um die Stadtgottheiten und/oder ihre Gemahlinnen: Nanna und Ningal in Ur,1564 Šamaš (und Āja) in Larsa1565 und Sippar.1566 Darüber hinaus wurden andere Gottheiten beschenkt, die über einen eigenen Tempel oder Schrein in der jeweiligen Ortschaft verfügten: Stadt Larsa Uruk Nērebtum Nippur

Gottheiten und Tempel, die Personenstiftungen empfingen Enki, Nanāja, Ninegala, Nanna Kanisurra, Ramānum, Šamaš, Lugal-Erra und Meslamtaea,1567 Nanāja, An-Inanna Bēl-gašer „Haus der Ölpresser“,1568 „Haus der Frau des Enlil“

Abb. 42: Gottheiten und Tempel, die Personenstiftungen empfingen, sortiert nach Stadt.

Es gibt keinerlei Hinweise dafür, dass Sklaven, die in der altbabylonischen Zeit einer Gottheit geweiht wurden, in ein anderes Abhängigkeitsverhältnis als das der

1563

Braun-Holzinger / Sallaberger 2016, 27. Siehe dazu das Kapitel zu Ur 1.3. Die a - r u - a-Texte und der Nanna-Ningal-Tempel. 1565 Siehe dazu das Kapitel zu Larsa 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš. 1566 Siehe dazu das Kapitel zu Sippar 12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption. 1567 Die beiden Gottheiten Lugal-Erra und Meslamtaea wurden als Zwillinge nicht in Uruk selbst, sondern in Dūrum in der Nähe von Uruk verehrt, vgl. George 1993, 132 Nr. 869 und 127 Nr. 806. 1568 Zum „Haus der Ölpresser“ als Tempel siehe im Kapitel zu Nippur 6.2.2. a- r u - a-Weihgaben. 1564

3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen

379

Sklaverei geraten sind, wie es für die širkus in der neubabylonischen Periode nachzuweisen ist.1569 Der Ankauf von Sklaven seitens einer kultisch-religiösen Institution konnte vor allem für das Ekur in Dūr-Abiešuḫ nachgewiesen werden.1570 Diese Kaufurkunden zeichnen sich dadurch aus, dass die angekauften Sklaven fast immer mit einer Herkunftsbezeichnung notiert wurden:  u r u ḫi-ip-la-atki ša ma-at š u - b i rki/ u r uki an-da-ri-ig š à ma-at bi-ri-tumki „Ḫiplat im Land Šubartum/Andarig im Land zwischen den Flüssen“ (CUSAS 8 8, Ammisaduqa 17; CUSAS 8 11, Samsuditana 17)  u r uki lu-úḫ-ma-tum gu-tu-ú „aus der Stadt Luḫmatum, Gutium“ (CUSAS 8 5, Ammisaduqa 12) 

uru

bàd -anki nam-ri „aus Dēr, gesund“ (CUSAS 8 7, Ammisaduqa 5)

 u r uki m ù š - e r e nki „Susa“ (CUSAS 8 4, Ammisaduqa 11)  wi-li-id é en -lílki „Hausgeborene aus Nippur“ (CUSAS 8 1, Ammiditana 29; CUSAS 8 10, Ammisaduqa 17)  wi-li-id é ša du 1 0 .garki „Hausgeborene aus Damrum“ (CUSAS 8 3, Ammisaduqa 7)  ka-kal-aki (u r u ša s u k k a lki) „?“ (CUSAS 8 2, Ammisaduqa 5; CUSAS 8 6, Ammisaduqa 15)  u r u - l ú -i-laki „?“ (CUSAS 8 9, Ammisaduqa 17) In vielen Punkten stimmen diese Beschreibungen mit denen der vom Palast in Sippar gekauften Sklaven überein.1571 Dies gilt für gutäische und subaräische Sklaven aus dem Land zwischen den Flüssen. Darüber hinaus wurden Sklaven aus den östlich gelegenen Städten Dēr und Susa gekauft. Hierbei handelt es sich gleichzeitig um den einzigen Text (CUSAS 8 4), der explizit die Stadt Susa und nicht die umgebende Region Elam als Herkunftsbezeichnung eines Sklaven notierte. Des Weiteren wurden hausgeborene Sklaven aus Nippur und Damrum ge-

1569

„I argue that širkus were not slaves, in fact, but are better understood as institutional dependents whose limited freedom, in comparison with free citizens of a Babylonian town, was a result of their social subordination to an institutional temple household“, Kleber 2011, 101. 1570 Siehe dazu das Kapitel zu Dūr-Abiešuḫ 7.2.1. Die Sklavenkaufurkunden und 7.2.2. Darlehen für Sklavenkauf oder Handelsreisen. 1571 Siehe dazu in diesem Teil das Kapitel 2.1. Der Erwerb von Sklaven.

380

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

kauft.1572 Die Lage der bisher nur hier bezeugten Städte ka-kal-aki und u r u - l ú i-laki ist nicht bekannt. In den übrigen Texten, die den Ankauf von Sklaven seitens des Tempels dokumentieren, wurden keine Herkunftsbezeichnungen angegeben. Ein Hinweis dafür, dass eine Sklavin von außerhalb der Stadt erworben wurde, befindet sich darüber hinaus in einem Brief aus Nērebtum.1573 Dort wird davon berichtet, dass eine zur Weihung versprochene Sklavin, die für die Priesterin des Bēl-gašer gekauft werden sollte, i-na ša-la-at „in der Beute“ davongetragen worden ist. Sie musste also von außerhalb als Teil einer Karawane nach Nērebtum gebracht worden sein. Weitere Sklavenkäufe sind belegt für den Šamaš-Tempel in Sippar,1574 den Kitītum- und den Mišar-Tempel in Nērebtum,1575 den Sîn-Tempel in Tutub1576 und den Nanna-Ningal-Tempel in Ur.1577 Die Mehrheit der vom Tempel angekauften Sklaven waren Männer (siehe Abb. 43): Männer Frauen Kinder

Anzahl 20 9 1

Anteil in % 66,7 30,0 3,3

Abb. 43: Verteilung der von kultisch-religiösen Institutionen gekauften Sklaven.

Verfügte ein Tempel trotz des Erwerbs von Sklaven durch Weihgaben und durch den Ankauf über zu wenig Arbeitskraft, konnte er auf ihren temporären Einsatz zurückgreifen. Die politischen Institutionen haben in einem solchen Fall Sklaven angemietet.1578 Für kultisch-religiöse Institutionen konnte diese Vorgehensweise in den Textquellen nicht nachgewiesen werden. Auch wenn die verschiedenen Tempel Personenlisten mit Mietlingen führten, so kann über einen möglichen Sklavenstatus dieser Mietlinge nicht geurteilt werden, da entsprechende Angaben ausgelassen wurden. 1572 Haugeborene Sklaven waren auch im privatwirtschaftlichen Bereich beliebt, siehe zum Beispiel in VS 16 4 (AbB 6 4): (24)aš-šum sagg é m e ša ta-aš-pu-ra-am (25)šum-ma wi-li-id é (26)ù iš-pa-ra-at ša-am-ši „Was die Sklavin betrifft, wegen der du mir geschrieben hast: Kaufe sie, wenn sie eine Hausgeborene und Weberin ist“. 1573 OBTIV 21, siehe dazu im Kapitel zu Nērebtum 14.2.2. Der Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin. 1574 Siehe dazu das Kapitel zu Sippar 12.6.1. Der Ankauf von Sklaven. 1575 Für den Sklavenankauf im Kitītum-Tempel siehe im Kapitel zu Nērebtum 14.2.2. Der Raub einer zur Weihung versprochenen Sklavin zu Text IM 31146. Für den Sklavenkauf im Mišar-Tempel siehe im Kapitel zu Nērebtum 14.3. Einige Sklavenkaufurkunden aus institutionellem Kontext. 1576 Siehe dazu im Kapitel zu Tutub 15.2.1.2. Die Personenkaufurkunden der e n-Priesterin. 1577 Siehe dazu in den Kapiteln zu Ur 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel und 1.5. Weitere Belege für unfreie Personen im Nanna-Ningal-Tempel. 1578 Siehe dazu in diesem Teil das Kapitel 2.1. Der Erwerb von Sklaven.

3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen

381

Für die Stadt Uruk konnte jedoch nachgewiesen werden, dass die kultischreligiösen Institutionen von der Umverteilung von Sklaven und Gefangenen aus dem bīt asīrī profitieren konnten. Diese Zuteilungen hatten einen anderen Stellenwert als die oben diskutierten Weihgaben, da hier der Mangel an Arbeitskräften und nicht der symbolische Wert ausschlaggebend gewesen ist.1579 In einem Brief aus Sippar wird außerdem davon berichtet, wie der MardukTempel in Babylon von den Brauern jeweils einen Sklaven für Mahlarbeiten verlangte.1580 Vermutlich mangelte es dem Tempel an ausreichend Personal um entsprechende Arbeiten auszuführen, sodass für einen kurzen Zeitraum mehr Arbeitskraft von Nöten war.

3.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche Das Aufgabenspektrum der Sklaven in kultisch-religiösen Institutionen umfasste handwerkliche und kultischen Tätigkeiten. Wie schon in der Auswertung zur Sklaverei in politischen Institutionen erklärt wurde, konnten diese Tätigkeiten direkt benannt werden (wie z. B. nam-a-bal-šè „für das Wasserschöpfen“).1581 War dies nicht der Fall, konnten andere Indikatoren hinzugezogen werden, wie z. B. die Nennung einer beruflichen Qualifikation des Sklaven oder derjenigen Person, die über ihn verfügte. Auch wenn die vorliegende Arbeit quellenbedingt keine absoluten Zahlen von Sklaven und Sklavinnen in den kultisch-religiösen Institutionen bieten kann, so werden dennoch Tendenzen deutlich, für welche Tätigkeiten Sklaven mehrheitlich eingesetzt worden sind. Dabei konnten auch eindeutige Unterschiede zwischen dem Einsatzbereich von Sklaven und Sklavinnen festgestellt werden. Es war zu erwarten, dass Sklaven und Sklavinnen für Tätigkeiten in der Weberei oder zum Mahlen von Getreide in den jeweiligen kultisch-religiösen Institutionen eingesetzt wurden. Was jedoch überrascht, ist die Tatsache, dass ein Großteil von ihnen auch für Aufgaben im kultischen Bereich zugeteilt wurde: Textilherstellung Kultische Aufgaben Vorhofreiniger(innen) Sonstiges

Anzahl 35 38 8 11

Anteil in % 38,0 41,3 8,7 12

Abb. 44: Einsatzbereiche von Sklaven in kultisch-religiösen Institutionen.

1579

Für die Zuteilungen siehe ausführlich im Kapitel zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 1580 CT 52 115, siehe dazu im Kapitel zu Babylon 9.3. Sklaven für Mahlarbeiten im Marduk-Tempel. 1581 YOS 5 76, siehe zu diesem Text ausführlich im Kapitel zu Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel.

382

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Innerhalb des hier als „kultische Aufgaben“ bezeichneten Aufgabengebietes muss weiterhin unterschieden werden zwischen Ausführungen von konkreten kultischen Tätigkeiten, die explizit in den Texten beschrieben worden sind, und solchen Tätigkeiten, die vermutlich nur am Rande der eigentlichen kultischen Handlung stattgefunden haben. Konkrete kultische Handlungen, die von Sklaven ausgeführt wurden, sind in einem Brief aus Larsa belegt, in dem die Schenkung eines Sklaven an Šamaš und die damit verbundenen Handlungen beschrieben worden sind.1582 Der geweihte Sklave sollte für den Stifter regelmäßige Speiseopfer im Ebabbar, Tempel des Šamaš, darbringen und für ihn beten. Zudem sollte sich bei Ankunft dieses Sklaven die Priesterschaft des Šamaš versammeln. Zunächst ist davon auszugehen, dass es sich bei dem Stifter um eine Person hohen Ranges aus Larsa handelte, sodass ein solcher Aufwand für die Schenkung eines Sklaven gerechtfertigt werden konnte. Hinzu kommt, dass der Sklave in einer persönlichen Beziehung zu dem Stifter gestanden haben muss, da ihm sonst kaum die eigenständige Ausführung kultischer Handlungen anvertraut worden wäre. Die Versammlung der Priesterschaft bei der Ankunft des Sklaven könnte damit zu erklären sein, dass sie den Sklaven nicht nur in Empfang genommen, sondern ihm auch Einweisungen in die kultischen Handlungen gegeben haben. Aus der Stadt Ur informiert ein Text über die Ausgabe von Sesamöl vom Nanna-Ningal-Tempelkomplex (Ganunmaḫ), das géme-úrdu-da-me ba-abdu l 4 „von Sklavinnen und Sklaven verstrichen worden ist“.1583 Die Datierung des Textes in den Monat VII stellt ihn unmittelbar in den Kontext des Aussaat-Akiti, das vor allem während der Ur III-Zeit – aber auch noch in der altbabylonischen Zeit – in Ur zelebriert worden ist. Durch die Einbeziehung des Ur-III-zeitlichen Textmaterials konnte aufgezeigt werden, dass für dieses Fest die kultisch-religiöse Reinigung des Tempelinventars durch das Auftragen und Verstreichen von Sesamöl ausgeführt wurde.1584 Hinweise für den Einsatz von Sklaven während kultisch-religiöser Festivitäten sind darüber hinaus aus Nippur überliefert. Zwei administrative Texte notieren Fleischzuteilungen, die zum Verzehr im Tempel während des gu 4 -si-su-Festes für Ninurta ausgeteilt worden sind.1585 Unter den Empfängern der Rationen befanden sich neben den wichtigsten Repräsentanten des Ninurta-Tempels außerdem Sklavinnen und Sklaven der wichtigsten Gottheiten Nippurs, Enlil und 1582

CHJ 107, siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenweihung an Šamaš. 1583 JCS 28 Nr. 8 Z. 2–3, siehe zu diesem Text ausführlich im Kapitel zu Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel. 1584 Siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im NannaNingal-Tempel. 1585 A = Ni 2426 und B = Ni 2436, siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Nippur 6.3.2. Das religiöse Fest g u 4 - s i - s u zu Ehren Ninurtas.

3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen

383

Ninurta. Daneben erhielten auch solche Sklaven Rationen, die anderen Gottheiten (Nuska und Nintinuga) oder Einrichtungen des Ninurta-Tempels (na-kam-tum „Lagerhaus“ und é-sik il „reines Haus“) zugeteilt waren. In der „Larsa ‘Ritual’ Tablet“, in der die Kultausgaben zwischen dem 15.–24. Šabātu (IX) dokumentiert wurden, sind Geschenke an Gottheiten in Form von Sklaven und Sklavinnen ein fester Bestandteil eines jeden Festtages.1586 Hierbei wurden Sklavinnen an weibliche Gottheiten (Nanāja und Ninegala) und Sklaven an männliche Gottheiten (Enki und Šamaš) geweiht. Inwiefern Sklaven, die im Zuge einer kultisch-religiösen Festivität mit Rationen versorgt oder geweiht worden sind, aktiv an den Kulthandlungen teilhaben durften, kann nicht ermittelt werden. Hinsichtlich der oben diskutierten Beispiele, in denen Sklaven selbstständig Kulthandlungen ausführen konnten, ist eine solche Beteiligung jedoch nicht auszuschließen. Schließlich sind aus Nippur Rationenlisten aus dem „central redistributive household“ überliefert, aus denen hervorgeht, dass drei Frauen, die nachweislich kultische Aktivitäten ausführten, über eine Reihe von Sklavinnen verfügten, die sie bei ihren Handlungen unterstützen konnten.1587 Aus den Städten Uruk,1588 Ur1589 und Sippar1590 ist außerdem bekannt, dass Sklaven häufig dem (é ) - b u r - s a g zugeteilt worden sind. Diese ab der präsargonischen Zeit bezeugte Einrichtung war für die Zubereitung und Lagerung regulärer Opfergaben verantwortlich. Insgesamt wurden mehr Sklaven als Sklavinnen für kultische Aufgaben eingesetzt (siehe Abb. 45): Männer Frauen

Anzahl 34 4

Anteil in % 89,5 10,5

Abb. 45: Verteilung der Sklaven und Sklavinnen für kultische Aufgaben in kultisch-religiösen Institutionen.

Der zweite große Tätigkeitsbereich, in dem Sklaven in kultisch-religiösen Institutionen arbeiten mussten, war die Textilherstellung. Es handelte sich um géme-uš-bar „Sklavinnen/Sklaven-Weber(innen)“ oder mítúg „Walkerinnen“.

1586

BLMJ 3127, siehe dazu ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.4.4.3. Larsa ‘Ritual’ Tablet. Zu dieser Textgruppe siehe im Kapitel zu Nippur 6.2.1. Öl- und Getreiderationen für Sklavinnen. 1588 Siehe dazu im Kapitel zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen. 1589 Siehe dazu im Kapitel zu Ur 1.4. Anlass der Weihung und Einsatz im Tempel. 1590 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.6.1. Der Ankauf von Sklaven. 1587

384

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

In Larsa1591 und Nippur1592 sind „Sklavinnen-Weberinnen“ des jeweiligen Tempels als Empfängerinnen von Rationen belegt. In Ur wurden an den NannaNingal-Tempel geweihte Sklaven an die ugula géme-uš-bar „Aufseher der Sklavinnen-Werberinnen“ zugeteilt.1593 Aus Larsa und Sippar1594 sind Texte überliefert, die die jeweilige Arbeitsleistung einer „Sklavin-Weberin“ dokumentieren. In dem Text YOS 5 2221595 wird beispielsweise die Anzahl der Sklavinnen notiert, die für die Herstellung von Leinenhemden eingesetzt wurden: 2 gad a.šà.ga.dù ša qá-ab-li-šu géme-bi 1 „zwei Leinenhemden für seine Brust – eine Sklavin“.1596 Für den Einsatz von Sklaven in der Textilherstellung in den kultisch-religiösen Institutionen gilt ferner dasselbe, was für ihren Einsatz in diesem Bereich der politischen Institutionen diskutiert worden ist:1597 Es konnten sowohl qualifizierte als auch unqualifizierte Sklaven und Sklavinnen sowie Kinder in den Webereien eingesetzt werden, wobei mehrheitlich Sklavinnen nachgewiesen wurden (siehe Abb. 46): Männer Frauen Kinder

Anzahl 6 26 2

Anteil in % 17,6 76,5 5,9

Abb. 46: Verteilung der Sklaven in der Textilherstellung in kultisch-religiösen Institutionen.

Weiterhin wurden Sklavinnen und Sklaven in kultisch-religiösen Institutionen als Vorhofreiniger(innen),1598 zum Wasserschöpfen,1599 bei den Ölkelterern,1600 bei 1591 Für „Sklavinnen-Weberinnen“ im Šamaš-Tempel siehe im Kapitel zu Larsa 2.5.2. Die Texte aus dem Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar. 1592 Für „Sklavinnen-Weberinnen“ im Ninurta-Tempel siehe im Kapitel zu Nippur 6.3.1. Die Versorgung von Sklavinnen durch die sattukku-Opfergaben im Ešumeša und 6.3.2. Das religiöse Fest g u 4 - s i - s u zu Ehren Ninurtas; für „Sklavinnen-Weberinnen“ im Enlil-Tempel siehe im Kapitel zu Nippur 6.4. Brot für die g é m e - u š - b a r „SklavinnenWeberinnen“. 1593 Zu diesen Texten siehe im Kapitel zu Ur 1.3.3. Empfänger der gestifteten Personen. 1594 Zu den entsprechenden Texten aus Sippar siehe im Kapitel 12.3. Sklaven im gagûmKloster. 1595 Siehe ausführlich im Kapitel zu Larsa 2.5.2. Die Texte aus dem Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar. 1596 YOS 5 22 Z. 8. Siehe zu diesem Text im Kapitel 2.5.2. Die Texte aus Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar. 1597 Siehe dazu in diesem Teil Kapitel 2.2. Die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven. 1598 Siehe in den Kapiteln zu Uruk 3.6.1.1. Kultisch-religiöse Institutionen zu den beiden Texten NISABA 4 II.70, Sippar 12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption und Nērebtum 14.2.1. Der šangû-Tempelverwalter Abizum. 1599 Siehe im Kapitel zu Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel. 1600 Siehe im Kapitel zu Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel.

3. Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen

385

den Akrobaten,1601 zum Getreide-Mahlen,1602 als Köchin1603 oder für den Transport von Rohstoffen1604 eingesetzt.

3.3. Die Versorgung der Sklaven Ebenso wie im politischen Bereich musste auch in den kultisch-religiösen Institutionen die Versorgung der Gefangenen und Sklaven gewährleistet werden. Hinsichtlich der Zuteilung von Rationen in Form von Getreide, Brot, Bier, Datteln und Fleisch konnten vor allem administrative Texte herangezogen werden. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Versorgung von Sklaven nicht unmittelbar durch diejenige Institution, der sie dienten, stattfinden musste. In Nippur wurden die Opfergaben des Ninurta-Tempels nicht nur an das eigene Personal weiterverteilt, sondern auch an Personen anderer kultisch-religiöser und politischer Institutionen der Stadt.1605 Unter den Empfängern dieser Rationen befanden sich unter anderem géme-uš-ba r „Sklavinnen-Weberinnen“ der nadītum-Priesterinnen, die im angrenzenden ki-lukur-ra „Ort der nadītum“ sesshaft waren.1606 Das gleiche Prinzip konnte in Larsa nachgewiesen werden. Neben den Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters erhielten auch andere Personen und Institutionen, wie Palastangehörige oder die naptānum-Mahlzeit, Rationen von einer zentral verwalteten Institution.1607 Neben der Höhe und Art der Rationen, die ähnlich wie im politischen Bereich quellenbedingt nicht sinnvoll quantitativ ausgewertet werden können, liefern die Versorgungstexte Informationen zu den möglichen Einsatzbereichen der Sklaven, die vorangehend diskutiert worden sind.

3.4. Chronologische Verteilung der Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen Die Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen konnte von der früh- bis zur spätaltbabylonischen Zeit ohne nennenswerte Unterbrechungen nachgewiesen werden (siehe Abb. 47). Eine absolute Verteilung der Sklaverei kann bedingt durch den Fundzufall zwar nicht dargestellt werden, aber aus der folgenden Abb. 47 ist dennoch ein Trend zu entnehmen: Sklaverei kann mehrheitlich für den Zeitraum 1900–1700 v. Chr. nachgewiesen werden, genau wie im politisch-administrativen Bereich.1608 1601

Siehe im Kapitel zu Ur 1.5. Weitere Belege für Sklaven im Nanna-Ningal-Tempel. Siehe im Kapitel zu Sippar 12.5.2.1. Zuteilungen für Sklavinnen und Sklaven. 1603 Siehe im Kapitel zu Sippar 12.3. Sklaven im gagûm-Kloster. 1604 Siehe im Kapitel zu Nērebtum 14.2.1. Der šangû-Tempelverwalter Abizum und im Kapitel zu Ur 1.3. Sie a - r u - a -Texte und der Nanna-Ningal-Tempel (YOS 5 77). 1605 Zu den sattukku-Texten siehe im Kapitel zu Nippur 6.3.1. Die Versorgung von Sklavinnen durch die sattukku-Opfergaben im Ešumeša. 1606 Barberon 2012, 91. 1607 Siehe dazu 2.8.1. Gruppe A: Sklaven und Sklavinnen des gagûm-Klosters. 1608 Siehe dazu in diesem Teil Kapitel 2.5. Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen. 1602

386

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Datierung 2000–1900 v. Chr.

1900–1800 v. Chr.

1800–1700 v. Chr.

1700–1600 v. Chr.

Iddin-Dagān Abdi-eraḫ Sîn-erībam Sîn-iqīšam Warad-Sîn Warad-Sîn – Rīm-Sîn I Sîn-muballit Rīm-Sîn I Rīm-Sîn I Ḫammurapi Ibâl-pî-Ēl Ḫammurapi Ḫammurapi Samsu-iluna Rīm-Sîn II Ammiditana – Ammisaduqa Ammiditana – Samsuditana Ammiditana Ammisaduqa Ammisaduqa – Samsuditana

Herkunft Nippur Tutub Larsa Nippur Ur Larsa

Kontext Enlil-Tempel(?)1609 Sîn-Tempel1610 Stiftungen an Gottheiten Ninurta-Tempel1611 a - r u - a -Weihung1612 Balmunamḫe1613

Sippar Nippur Nippur Sippar Nērebtum Larsa Larsa Babylon Larsa Sippar

Stiftungen an Gottheiten1614 g u 4 - s i - s u -Fest1615 „CRH“1616 Stiftungen an Gottheiten1617 Kitītum-Tempel1618 Ebabbar1619 Stiftungen an Gottheiten1620 Haus des Marduk-nāsir1621 Ebabbar1622 Archiv des Ur-Utu1623

Dūr-Abiešuḫ

Ekur1624

Sippar Tell Egraineh Sippar

Šamaš-Tempel1625 Uraš-Tempel1626 TIM-VII-Haushalt1627

Abb. 47: Chronologische Verteilung der Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen.  1609

Siehe im Kapitel zu Nippur 6.4. Brot für die géme-uš-bar „Sklavinnen-Weberinnen“. Siehe im Kapitel zu Tutub 15.2. Texte aus dem Sîn-Tempel. 1611 Siehe im Kapitel zu Nippur 6.3.1. Die Versorgung von Sklavinnen durch die sattukkuOpfergaben im Ešumeša. 1612 Siehe im Kapitel zu Ur 1.3. Die a - r u - a -Texte und der Nanna-Ningal-Tempel. 1613 Siehe im Kapitel zu Larsa 2.4. Balmunamḫe – der Verwalter des Enki-Tempels? 1614 Siehe im Kapitel zu Sippar 12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption. 1615 Siehe im Kapitel zu Nippur 6.3.2. Das religiöse Fest g u 4 - s i - s u zu Ehren Ninurtas. 1616 Siehe im Kapitel zu Nippur 6.2. Das Archiv des „central redistributive household“. 1617 Siehe im Kapitel zu Sippar 12.8. Die Weihung von Sklaven an eine Gottheit im Zuge einer Adoption. 1618 Siehe im Kapitel zu Nērebtum 14.2. Der Kitītum-Tempel. 1619 Siehe im Kapitel zu Larsa 2.5.1. Die Texte aus Raum 3 beim Hof 1 des Ebabba. 1620 Siehe im Kapitel zu Larsa 2.5.3. Eine ungewöhnliche Sklavenschenkung an Šamaš. 1621 Siehe im Kapitel zu Babylon 9.2. Sklaven und Sklavinnen im Haus des Marduk-nāsir. 1622 Siehe im Kapitel zu Larsa 2.5.2. Die Texte aus Raum 15 beim Hof 1 des Ebabbar. 1623 Siehe im Kapitel zu Sippar 12.5.2. Das Archiv des Ur-Utu des obersten Klagepriesters der Annunītum. 1624 Siehe dazu im Kapitel zu Dūr-Abiešuḫ 7.2. Das relevante Textmaterial. 1625 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.6. Sklaven für den Tempel des Šamaš (Ebabbar). 1626 Siehe dazu im Kapitel zu Tell Egraineh 10.2. Die Versorgung von Sklavinnen und Sklaven im Uraš-Tempel. 1627 Siehe dazu im Kapitel zu Sippar 12.2. Der TIM-VII-Haushalt. 1610

4. Fazit und Ausblick Im Laufe der vorliegenden Arbeit wurde die wirtschaftliche und soziale Rolle der Sklaverei in den kultisch-religiösen und politischen Institutionen in Mesopotamien in der ersten Hälfte des 2. Jt. v. Chr. untersucht. Es konnte nicht nur aufgezeigt werden, in welchen Bereichen der Palast- und Tempelwirtschaft Sklaven als Arbeitskraft eingesetzt wurden, sondern auch welche konkreten Tätigkeiten sie ausführen mussten. In Teil I wurde eine Einleitung in die altbabylonische Zeit und ihre gesellschaftlichen und politischen Besonderheiten sowie in das zur Verfügung stehende keilinschriftliche Textmaterial gegeben. Anschließend folgten Bemerkungen zur Forschungsgeschichte und Bedeutung der antiken Sklaverei innerhalb der Geschichtswissenschaften und zur Rolle der Altorientalistik in diesem Forschungsbereich. Die Forschungen zur Sklaverei nehmen innerhalb der Geschichtswissenschaften unter sozial-, geschichts- und wirtschaftswissenschaftlichen Aspekten seit Jahrzehnten eine bedeutende Rolle ein. Dabei wird Sklaverei als globalhistorisches Phänomen betrachtet, dass zu jeder Zeit der Menschheits-geschichte existiert hat. Hinsichtlich der Sklaverei in den vormodernen Epochen konzentrierte sich die Forschung jedoch hauptsächlich auf die griechischrömische Antike, obwohl das antike Mesopotamien Quellen zur Sklaverei, die bis zu den Anfängen der historischen Überlieferungen zurückreichen, liefert. Es konnte festgestellt werden, dass obwohl bereits Anfang des 20. Jh. erste Abhandlungen zur Sklaverei im Alten Orient entstanden sind, diese Studien – bis in die Gegenwart – nur vereinzelt außerhalb der Altorientalistik wahrgenommen wurden. Im Anschluss an die forschungsgeschichtlichen Bemerkungen wurde der Begriff „Sklave“ und seine Anwendung innerhalb der Sklavenforschung definiert. Es konnte aufgezeigt werden, dass für den Alten Orient eine eigentumsrechtliche Definition besonders geeignet erscheint, da der Sklave in absoluter rechtlicher und wirtschaftlicher Abhängigkeit von seinem Eigentümer stand. Es folgten Bemerkungen zu den akkadischen Begriffen wardum „Sklave“ und amtum „Sklavin“ sowie zu ihren sumerischen Äquivalenten urdu und géme. Hierbei wurden nicht nur die philologischen Aspekte, sondern auch die Anwendung der Begriffe innerhalb der keilinischriftlichen Textüberlieferung berücksichtigt. Eine Besonderheit der altorientalischen Gesellschaft war es, dass sich jede voll rechtsfähige Person als „Sklave“ oder „Sklavin“ bezeichnen konnte, um ihre Unterlegenheit in einer asymmetrischen Beziehung zu einer weiteren Person auszudrücken. Für die vorliegende Fragestellung war es zunächst aber unbedingt erforderlich, die Begriffe „Tempel“ und „Palast“ zu definieren. Sie wurden hier als große wirtschaftende Haushalte verstanden, innerhalb derer die Rolle der Sklaven hinsichtlich der Palast- und Tempelwirtschaft untersucht werden konnte. Dabei ist nicht

388

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

nur das Verhältnis dieser beiden Institutionen zueinander von Bedeutung, sondern auch die Rolle der während der altbabylonischen Zeit zunehmenden Privatwirtschaft – eine klare Trennung zwischen „privat“ und „staatlich“ ist nicht immer möglich. Im abschließenden Teil III widmet sich daher ein Kapitel der Problematik der Institutionen zwischen Tempel, Palast und Privatwirtschaft unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus Teil II. In Teil II wurde das Textmaterial aus 16 Fundorten in Süd-, Mittel- und Nordbabylonien untersucht. Diese Herangehensweise erlaubt es, die jeweiligen lokalen sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Besonderheiten zu berücksichtigen, ohne Gefahr zu laufen, eine Generalisierung vorzunehmen. Um die Frage der wirtschaftlichen Bedeutung der Sklaven in kultisch-religiösen und politischen Institutionen beantworten zu können, wurde das keilinschriftliche Textmaterial der altbabylonischen Zeit hinsichtlich folgender Aspekte ausgewertet: Erwerb der Sklaven, ihre Aufgaben, Einsatzbereiche und Versorgung sowie ihre Auslösung, Freistellung, Flucht oder ihr Ableben. Hierbei konnten Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Palast und Tempel festgestellt werden, die in Teil III vergleichend aufgezeigt wurden. Der Erwerb von Sklaven wurde in politischen Institutionen vor allem durch Ankauf, Kriegsgefangenschaft und Anmietung ausgeführt, wohingegen die kultisch-religiösen Institutionen neben dem Ankauf vor allem auf Geschenke und Weihgaben sowie temporäre Anforderungen angewiesen waren. Die Sklavenkäufe seitens des Palastes und des Tempels sind sich formal und inhaltlich ähnlich: Es handelte sich mehrheitlich um männliche Sklaven, die in den Kaufurkunden detailliert beschrieben wurden. Gesunde, subaräische und hausgeborene Sklaven wurden dabei besonders geschätzt. Das Vorhandensein von Kriegsgefangenen ist vor allem für den politischen Bereich belegt. Hiervon zeugt das Textmaterial aus der Institution des bīt asīrī „Gefangenenhauses“, das vor allem aus Uruk, aber auch aus weiteren mesopotamischen Städten wie Larsa, Maškan-šapir, Sippar und Damrum bekannt ist. Das bīt asīrī ist eine administrative Einheit, deren Aufgabe es gewesen ist, Kriegsgefangene und Sklaven innerhalb der jeweiligen Stadt zu verwalten. Ihre Arbeitskraft wurde je nach Bedarf und Qualifikation an verschiedene politische und kultisch-religiöse Einrichtungen vergeben. Auch Privatpersonen konnten von einer solchen Zuteilung profitieren. Ein kurzzeitiger Aufenthalt von Kriegsgefangenen und Sklaven im bīt asīrī ist deshalb jedoch nicht auszuschließen. Anhand des vorhandenen Textmaterials konnte außerdem nachgewiesen werden, dass alle vom bīt asīrī verwalteten Kriegsgefangenen und Sklaven zu jeder Zeit – also auch nach ihrer jeweiligen Zuweisung an eine Person oder Institution – unter der Verfügungsgewalt des Königs standen, sodass ihre Arbeitskraft je nach Bedarf umverteilt werden konnte. In den arbeitsarmen Monaten konnten die Kriegsgefangenen und Sklaven an Individuen übergeben werden, die sie dann für privatwirtschaftliche Zwecke einsetzen konnten. Auf diese Weise sparte der Palast Verpflegungs-

4. Fazit und Ausblick

389

kosten für überschüssige Arbeitskräfte ein. Die im bīt asīrī verwendete Verwaltungsterminologie erlaubte außerdem eine Unterscheidung zwischen Wohn- und Aufgriffsort der Kriegsgefangenen und Sklaven, die unter anderem Hinweise auf militärische Auseinandersetzungen liefern konnten. Etwa die Hälfte aller Kriegsgefangenen waren männlich, die übrigen waren zu gleichen Teilen weiblich oder noch nicht erwachsen. Die im politischen Bereich bezeugte Anmietung von Sklaven konnte nur selten nachgewiesen werden. Hierbei müssen jedoch zwei Besonderheiten der Textquellen beachtet werden. Zum einen wurden Sklavenmietverträge in der Regel zwischen zwei Personen – und nicht Institutionen – ausgestellt. Ob eine dieser beiden Parteien im Auftrag einer Institution handelte, kann nicht ohne weiteres angenommen, aber auch nicht per se ausgeschlossen werden. Zum anderen gibt es das Problem, dass die interne Verwaltung einer politischen oder kultisch-religiösen Institution eine Gruppe von Mietlingen nicht zwangsläufig als „Sklaven“ bezeichnen mussten, wenn alle involvierten Personen, die von diesen Texten Gebrauch machten, über diesen Status bereits informiert gewesen sind. Von besonderem Interesse sind darüber hinaus die Aufgaben und Einsatzbereiche der Sklaven im Tempel und Palast, da sie damit ihren Beitrag zur Funktion des jeweiligen Palast- oder Tempelhaushalts leisteten. In den politischen Institutionen wurden die meisten Sklaven – sowohl beruflich qualifizierte als auch unqualifizierte – im landwirtschaftlichen Bereich eingesetzt. Hier zu nennen ist der Einsatz bei den Ochsenführern. Die dafür beschäftigten Sklaven konnten selbst Ochsenführer sein oder diesen bei ihrer Tätigkeit unterstützen. Auch bei dem Weiden von Tieren, die später als Opfertiere verwendet wurden, konnten Sklaven behilflich sein. Daneben wurden sie für Bewässerungs-, Ernte- oder Gartenarbeiten eingesetzt. Weitere Einsatzbereiche sind das Fischen und innerhalb der Viehhaltung das Mästen. Mit nur wenigen Ausnahmen wurden immer Männer für Aufgaben im landwirtschaftlichen Bereich eingesetzt. Im kultisch-religiösen Bereich gibt es keine Belege für den Einsatz von Sklaven in der Landwirtschaft. Nachvollziehbare Gründe hierfür können an dieser Stelle nicht genannt werden: Auf den Fundzufall sollte man sich nicht verlassen, es sind allerdings auch keine strukturellen Unterschiede zwischen den beiden Institutionen zu erkennen, da sie beide über landwirtschaftliche Domänen verfügten. Im handwerklichen Bereich wurden sowohl in kultisch-religiösen als auch im politischen Institutionen Sklaven eingesetzt. Den größten Bereich innerhalb des Handwerks nimmt dabei die Textilherstellung ein. Für die Tätigkeiten in einer Weberei sind größtenteils Frauen und Kinder nachzuweisen. Webereien sind auch die einzigen Einrichtungen, in denen ältere Sklaven arbeiten konnten. Neben qualifizierten Fachkräften, wie z. B. einem Walker, wurden hier auch viele unqualifizierte Sklaven eingesetzt. Zu weiteren handwerklichen Berufen, die von Sklaven im politischen Bereich ausgeführt wurden, zählen Brauer, Koch, Barbier, Rohrarbeiter, Bogenmacher,

390

III. Teil: Auswertung und Zusammenfassung

Ölkelterer, Abdecker und Schmied. Im kultisch-religiösen Bereich wurden Sklaven nur bei den Ölkelterern und Köchen eingesetzt. Das Mahlen von Getreide konnte ebenfalls in beiden institutionellen Bereichen nachgewiesen werden. Es gibt daneben noch einzelnen Nachweise, nach denen vornehmlich Sklavinnen als Vorhofreinigerinnen, Handwäscherinnen oder Perkussionistinnen eingesetzt wurden. Damit die Sklaven ihren Aufgaben in den jeweiligen Arbeitsbereichen nachgehen konnten, mussten die politischen und kultisch-religiösen Institutionen deren Versorgung sicherstellen. Die Zuteilung von Rationen in Form von Lebensmitteln ist in einer Reihe von administrativen Listen dokumentiert. Am häufigsten erhielten Sklaven Getreide, daneben wurden aber auch Brot, Bier, Datteln, Wolle, Gries, Öl und sogar Fleisch als Ration vergeben. Die Höhe und Art der Rationen standen in Abhängigkeit von Geschlecht, Alter und auszuführender Tätigkeit der Sklaven. Die Ausgabe der Rationen wurde in beiden institutionellen Bereichen zentral verwaltet. Hier ist vor allem das Umverteilungssystem aus Nippur zu erwähnen, das aus den sattukku-Texten des dortigen Ninurta-Tempels bekannt ist. Hier wurde deutlich, dass die Opfergaben für den Tempel sowohl an das eigene Personal – darunter Sklaven – aber auch an Personen anderer Institutionen und wichtige Individuen der Stadt verteilt wurden. Die Beendigung des Sklavenstatus ist für Palastsklaven nur selten und für Tempelsklaven überhaupt nicht nachgewiesen. Die Sklaven einer politischen Institution konnten sich durch Zahlung eines Lösegeldes, Flucht oder Freistellung aus ihrer Gewalt entziehen. Die Zahlung eines Lösegelds war in der Regel nur dann möglich, wenn es sich bei den Sklaven um Kriegsgefangene handelte. Das altbabylonische Textmaterial bietet die Möglichkeit, den Auslösungsprozesses in drei Phasen auszuwerten: Verhandlungen der Freilassungsbedingungen, Vertragsentwürfe und schließlich Zahlung des Lösegeldes. Die Zahlungsbedingungen wurden zwischen den Königen der miteinander in Konflikt stehenden Königreiche verhandelt, wie es z. B. für Nērebtum und Šadlaš überliefert wurde. Die Lösegeldzahler waren entweder Angehörige der Kriegsgefangenen oder von den Familien beauftrage Händler. Konnte ein Sklave durch die Zahlung eines Lösegeldes nicht aus der Gewalt des Palastes befreit werden, blieb ihm nur die Flucht, die allerdings nur selten in dem heute zur Verfügung stehenden Textmaterial überliefert wurde. Anders verhält es sich mit dem Ableben von Palastsklaven, das vor allem in den bīt-asīrīTexten aus dokumentiert wurde. Die den III. Teil abschließende chronologische Verteilung der Belege zur institutionellen Sklaverei während der altbabylonischen Zeit ist im kultisch-religiösen und politischen Bereich nahezu übereinstimmend. Die meisten Nachweise stammen aus der Zeit zwischen 1900–1700 v. Chr. Dies gilt aber auch für andere gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Phänomene, da das erste und

4. Fazit und Ausblick

391

letzte Jahrhundert der altbabylonischen Periode hinsichtlich der Textfunde weniger gut dokumentiert sind. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Sklaverei in Tempel und Palast während der gesamten altbabylonischen Periode für Nord-, Mittel- und Südbabylonien nachgewiesen werden konnte. Die dargestellten Ergebnisse zeigen deutlich, dass Sklaven in jedem wirtschaftlichen Bereich der Palast- und Tempelhaushalte eingesetzt werden konnten – Landwirtschaft, Handwerk und sogar im Kult – und damit zum Funktionieren der Palast- und Tempelwirtschaft beigetragen haben. Die Arbeit konnte außerdem aufzeigen, wie eng die Privatwirtschaft mit den jeweiligen Institutionen zusammenarbeiten konnte. Auf der Grundlage der hier vorgestellten Ergebnisse wäre es lohnend, die Sklaverei in Tempel und Palast auch in der syrischen und obermesopotamischen Region während der ersten Hälfte des 2. Jt. v. Chr. zu untersuchen.1628 Es ist zu hoffen, dass aufgrund der eingangs genannter Gründe die hier vorliegenden Ergebnisse gleichfalls Eingang in die nationale und internationale Sklavenforschung finden.

1628

An dieser Stelle sei verwiesen auf die Dissertation von Dr. des S. Schlüter (München) „Untersuchungen zur Sozialstruktur im Alten Mesopotamien – Zur rechtlichen und sozialen Stellung von Sklaven und anderen gewaltunterworfenen Gruppen in der altassyrischen Zeit (2000–1750 v. Chr.)“ (in Vorbereitung) und Dr. C. Schmidhuber (Paris) „Anthropologically and sociologically informed history of slavery in Babylonia in the Old Babylonian period (Southern Iraq, c. 2000–1500 BC)“.

IV. Teil Anhang

1. Abkürzungsverzeichnis AAAS AB ABAW AbB AcAn ADOG AfO AHw AJA AJSL AOAT AOS ANEMS ARM ArOr AS AuOr Bab. BaM BAP BAR BBVO BBVOT BE BiMes BIN BiOr BLMJ BM BSA Bu CAD CBS CDLJ

Annales archéologiques arabes syriennes. Revue d’archéologie et d’histoire, Damaskus. Assyriologische Bibliothek, Leipzig. Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse, München. Altbabylonische Briefe in Umschrift und Übersetzung, Leiden. Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae, Budapest. Abhandlungen der Deutschen Orient-Gesellschaft, Berlin – Saarbrücken. Archiv für Orientforschung, Berlin – Wien. = von Soden 1959–1981. American Journal of Archaeology, Princeton – Baltimore. American Journal of Semitic Languages and Literatures, Chicago. Alter Orient und Altes Testament, Neukirchen-Vluyn. American Oriental Series, New Haven. Ancient Near Eastern and Mediterranean Studies, Budapest. Archives royales de Mari, Paris. Archiv Orientální, Prag. Assyriological Studies, Chicago. Aula Orientalis, Barcelona. Babylon, Signatur der Funde. Baghdader Mitteilungen, Berlin – Mainz. = Meissner 1893. British Archaeological Reports, London. Berliner Beiträge zum Vorderen Orient, Berlin. Berliner Beiträge zum Vorderen Orient. Texte, Berlin. The Babylonian Expedition of the University of Pennsylvania. Series A: Cuneiform Texts, Philadelphia. Bibliotheca Mesopotamica, Malibu. Babylonian lnscriptions in the Collection of J. B. Nies, New Haven. Bibliotheca Orientalis, Leiden. Bible Lands Museum Jerusalem. British Museum, London. Bulletin on Sumerian Agriculture, Cambridge. Budge, British Museum. The Assyrian Dictionary of the University of Chicago, Chicago. Catalogue of the Babylonian Section. Cuneiform Digital Library Journal, Los Angeles – Berlin.

396

CDOG CHANE CHJ CM CNRS CRRAI CT CUSAS DAA DAI DNP DFG Di DOG EVO FAOS FM GBAO GN HdO HEO HIGEOMES HSAO HSS IAPAS IB IL IM JAC JANEH JANES JAOS JCS JCSSS JEOL

IV. Teil: Anhang

Colloquien der Deutschen Orient-Gesellschaft, Saarbrücken. Culture and history of the ancient Near East, Leiden – Boston. = Boyer 1928. Cuneiform Monographs, Groningen. Centre national de la recherche scientifique, Paris. Compte rendu de la Rencontre Assyriologique Internationale. Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum. Cornell University Studies in Assyriology and Sumerology, Bethesda. Denkmäler antiker Architektur, Berlin. Deutsches Archäologisches Institut. Der Neue Pauly, Stuttgart – Weimar. Deutsche Forschungsgemeinschaft. Tell ed-Der/Sippar-Amnanum. Deutsche Orient-Gesellschaft. Egitto e Vicino Oriente, Pisa. Freiburger Altorientalische Studien, Freiburg. Florilegium Marianum, Paris. Göttinger Beiträge zum Alten Orient, Göttingen. Göttername Handbuch der Orientalistik, Leiden. Hautes Études Orientales, Genf – Paris. Historische Geographie Obermesopotamiens im 2. Jt. v. Chr.: Interdisziplinäre Forschungen, Berlin – Paris – München. Heidelberger Studien zum Alten Orient, Wiesbaden – Heidelberg. Harvard Semitic Series, Cambridge. Institute of Archaeology Publications. Assyriological series, Berrien Springs. Isin (Išān-Bahrīyāt). = Ismail 1991. Iraq Museum, Baghdad. Journal of Ancient Civilizations, Changchun. Journal of Ancient Near Eastern History, Berlin. Journal of the Ancient Near Eastern Society, New York. Journal of the American Oriental Society, New Haven. Journal of Cuneiform Studies, New Haven – Boston. Journal of Cuneiform Studies. Supplemental Series, Boston. Jaarbericht van het Voor-Aziatisch-Egyptisch-Gezelschap, Leiden.

1. Abkürzungsverzeichnis

JESHO JNES JSOT KN LAPO LIH MCS MDOG MHE MHEM MHEO MHET MM NABU NAPR NBC Ni OBO OBTIV OECT OIC OIMP OIP OIS OLA OLZ ON OPSNKF OrNS PBS PIHANS PIPOAC PN PTS RA

397

Journal of the Economic and Social History of the Orient, Leiden. Journal of Near Eastern Studies, Chicago. Journal for the Study of the Old Testament, Sheffield. Königsname. Littératures anciennes du Proche-Orient, Paris. = King 1898–1900. Manchester Cuneiform Studie, Manchester. Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft zu Berlin, Berlin. Mesopotamian History and Environment, Gent. Mesopotamian History and Environment. Memoirs, Gent. Mesopotamian History and Environment. Occasional Publications, Löwen. Mesopotamian History and Environment. Texts, Gent. Museo de la Abadía de Montserrat. Nouvelles Assyriologiques Brèves et Utilitaires, Paris. Northern Akkad Project Reports, Gent. Nies Babylonian Collection. Nippur. Orbis Biblicus et Orientalis, Fribourg – Göttingen. = Greengus 1979. Oxford Editions of Cuneiform Texts, Oxford. Oriental Institute Communications, Chicago. Oriental Institute Museum Publications, Chicago. Oriental Institute Publications, Chicago. Oriental Institute Seminars, Chicago. Orientalia Lovaniensia Analecta, Leuven. Orientalistische Literaturzeitung, Berlin. Ortsname. Occasional Publications of the Samuel Noah Kramer Fund, Philadelphia. Orientalia Nova Series, Rom. The Museum Publications of the Babylonian Section, University of Pennsylvania, Philadelphia. Publications de l’Institut historique-archéologique néerlandais de Stamboul, Leiden. Publications de l’Institut du Proche-Orient Ancien du Collège de France, Löwen – Paris – Walpol. Personenname. Princeton Theological Seminary, Signatur der Sammlung. Revue d’Assyriologie et d’Archéologie Orientale, Paris.

398

RGTC RIAA RIME RlA RSO SANER SD SEL SET SGKAO SHCANE Si. SM SVJAD TCL TIM TLOB TMH

UAVA UCP UET UF UM UmCT VL VS

WAW WO

IV. Teil: Anhang

Répertoire géographique des textes cunéiformes, Wiesbaden. = Speelers 1925. The Royal Inscriptions of Mesopotamia, Early Periods, Toronto. Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Berlin – Leipzig. Rivista degli studi orientali, Rom. Studies in Ancient Near Eastern Records, Berlin. Studia et documenta ad iura Orientis antiqui pertinentia, Leiden. Studi Epigrafici e Linguistici sul Vicino Oriente Antico, Verona. Studi economici e tecnologici, Rom. Schriften zur Geschichte und Kultur des Alten Orients, Berlin. The Care of the Elderly in the Ancient Near East, Leiden – Boston – Köln. Sippar. Shlomo Moussaif Collection. = Riftin 1937. Textes cunéiformes. Musée du Louvre. Département des Antiquités Orientales, Paris. Texts in the Iraq Museum, Baghdad –Wiesbaden. = Richardson 2010a. Texte und Materialien der Frau Professor Hilprecht Collection of Babylonian Antiquities im Eigentum der (Friedrich Schiller-) Universität Jena, Leipzig – Berlin – Wiesbaden. Untersuchungen zur Assyriologie und Vorderasiatischen Archäologie, Berlin. University of California Publications in Semitic Philology, Berkeley. Ur Excavations. Texts, London. Ugarit-Forschungen; Kevelaer/Neukirchen-Vluyn. University Museum, Philadelphia. Cuneiform Texts from the Iraqi Excavations at Umma (Jokha), Wiesbaden. = Vincente 1991. Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Königlichen Museen zu Berlin, Leipzig / Vorderasiatische Schriftdenkmäler der Staatlichen Museen zu Berlin, Berlin. Writings from the Ancient World. Society of Biblical Literature, Atlanta. Die Welt des Orients. Wissenschaftliche Beiträge zur Kunde des Morgenlandes, Wuppertal – Göttingen.

1. Abkürzungsverzeichnis

WVDOG WZKM YBC YOS ZA ZOrA

399

Wissenschaftliche Veröffentlichungen der Deutschen OrientGesellschaft, Berlin. Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, Wien. Yale Babylonian Collection. Yale Oriental Series, Babylonian Texts, New Haven. Zeitschrift für Assyriologie und Vorderasiatische Archäologie, Lepzig – Berlin. Zeitschrift für Orient-Archäologie, Berlin.

2. Bibliographie ‘Abd, B. D., 1998: Unveröffentlichte Keilschrifttexte aus der altbabylonischen Periode im Iraqischen Museum. Magisterarbeit, Baghdad. Abraham, K., 2008: New Evidence for Warad-Sîn’s mu-malgium-basig Year Name, in: RA 102, 27–38. Abraham, K. / Gabbay, U., 2012: Expenditures by the GU-ZA-LÁ official at Maškan-šapir from the time of Rim-Sîn of Larsa, in: Boiy, T. / Bretschneider, J. / Goddeeris, A. / Hameeuw, H. / Jans, G. / Tavernier, J. (Hrsg.), The Ancient Near East, a Life! Festschrift Karel Van Lerberghe. OLA 220. Leuven – Paris – Walpole, 1–35. Abraham, K. / van Lerberghe, K., 2017: unter Mitarbeit von Voet, G. und Hameeuw, H., A Late Old Babylonian Temple Archive from Dūr-Abiešuḫ. The Sequel. CUSAS 29, Bethesda. Adams, R. McC., 2010: Slavery and Freedom in the Third Dynasty of Ur: Implications of the Garshana Archives, in: CDLJ 2010:2 [http://cdli.ucla .edu/pubs/cdlj/2010/cdlj2010_002.html, 27.02.2019]. Al-Adami, Kh., 1967: Old Babylonian Letters from ed-Dēr, in: Sumer 23, 151– 165. —, 1971: Some Old Babylonian Letters in the Iraq Museum. Dissertationsschrift, Birmingham. Al-Hashimi, R., 1969: Some Old Babylonian Purchase Documents in the Iraqi Museum. Magisterarbeit. Neu transkribiert mit Indizes versehen von Walter Farber, München. Al-Hussayny, A., 2010: Some Cylinder Seals from the Iraqi Excavations at Marad, in: Mesopotamia 45, 65–70. Alizadeh, A., 1999: Spatial and Temporal Distribution of Cuneiform Tablets at the Palace of the Rulers of Eshnunna, in: Alizadeh, A. / Majidzadeh, S. (Hrsg.), The Iranian World: Essays on Iranian Art and Archaeology, Teheran, 131–163 [auf Persisch, mit englischer Zusammenfassung auf den Seiten 224–226]. Al-Jadir, W., 1991: Le quartier de l’É.BABBAR de Sippar (Sommaire des fouilles de 1985–1989, 8–11èmes campagnes), in: De Meyer, L. / Gasche, H. (Hrsg.), Mésopotamie et Elam. Actes de la XXXVIème Rencontre Assyriologique Internationale, Gand/Ghent 10–14 juillet 1989. MHE Occasional Publications I. Gent, 193–196. —, 1997: Le dégagement de la Ziggurat à Sippar, in: Waetzoldt, H. / Hauptmann, H. (Hrsg.), Assyrien im Wandel der Zeiten. XXXIXe Rencontre Assyriologique Internationale, Heidelberg 6.–10. Juli 1992. HSAO 6. Heidelberg, 291–293. Al-Jadir, W. / Rajib, Z., 1989–1990: Archaeological Results of the Eighth Season at Sippar 1985–1986, in: Sumer 46, 69–90.

402

IV. Teil: Anhang

Al-Mutawilli, N. / Ismael, K. S. / Sallaberger, W., 2019: Bullae from the Shara Temple.With contributions by Hamza Shahad Al-Harbi and Adelheid Otto. UmCT 2, Wiesbaden. Al-Ubaid, I. J., 1983: Unpublished Cuneiform Texts from the Old Babylonian Period – Diyala Region, Tell Muhammad. Masterarbeit, Baghdad. Andrae, W., 1903: Ausgrabungen in Fara und Abu-Hatab. Bericht über die Zeit vom 15. August 1902 bis 10. Januar 1903, in: MDOG 17, 4–35. Arnaud, D., 1976: TCL X et XI : ajouts et corrections, in: RA 70 (1976) 84–82. —, 1976a: Larsa. Catalogue des textes et des objets inscrits trouvés au cours de la sixième campagne, in: Syria 53, 47–81. —, 1980–1983: Larsa. A. Philologisch, in: RlA V, 496–500. —, 1983: Catalogue des documents inscrits trouvés au cours de la huitième campagne (1978). Avec une annexe de textes divers concernant le royaume de Larsa, in: Huot, J.-L. (Hrsg.), Larsa (8ème et 9ème campagnes, 1978 et 1981) et ‘Oueili (2ème et 3ème campagnes, 1978 et 1981). Rapport préliminaire. Paris, 229–244. —, 1994: Texte aus Larsa. BBVOT 3, Berlin. —, 2001: Le panthéon de l’Ebabbar de Larsa à l’époque paléo-babylonienne, in: Breniquet, C. / Kepinski, C. (Hrsg.), Études Mésopotamiennes. Recueil de textes offert à Jean-Louis Huot. Paris, 21–32. Baker, H., 2017: Slavery and Personhood in the Neo-Assyrian Empire, in: Bodel, J. / Scheidel, W. (Hrsg.), On Human Bondage: After Slavery and Social Death. Chichester, 15–30. Baqir, T., 1946: Tell Harmal, A Preliminary Report, in: Sumer 2, 22–30. —, 1948: Excavations at Harmal, in: Sumer 4, 137–139. Baqir, T. / Mustafa, M. A., 1945: Iraq Government Sounding at Der, in: Sumer 1, 37–54. Barberon, L., 2005: Quand la mère est une religieuse: le cas d’Ilša-hegalli d’après les archives d’Ur-Utu, in: NABU 2005/89. —, 2009: Les Documents d’Archives des Religieuses en Babylonie Ancienne. Usage, Transmission et Conservation, in: Briquel-Chatonnet, F. / Farès, S. / Michel, C. (Hrsg.), Femmes, cultures et sociétés dans les civilisations méditerranéennes et proche-orientales de l’Antiquité. Topoi Supp. 10, Lyon, 272–288. —, 2012: Les religieuses et le culte des Marduk dans le royaume de Babylone. Archibab 1. Mémoires de NABU 14, Paris. —, 2012a: To Dedicate or Marry a Nadîtu-woman of Marduk in the Old-Babylonian Society, in: L. Marti (Hrsg.), La Famille dans le Proche-Orient ancien: réalités, symbolismes et images, Actes de la 55ème Rencontre Assyriologique Internationale. Winona Lake, 267–274. Barnett, R. D., 1987: Loftus, William Kennett, in: RlA VII, 102–103.

2. Bibliographie

403

Bartash, V., 2014: E2-mi2 – ‘Women’s Quarters’: The Earliest Written Evidence, in: Buccellati, F. / Helms, T. / Tamm, A. (Hrsg.), Household and Household Economies in 3rd Millennium B.C. Syro-Mesopotamia. BAR International Series 2682. Oxford 2014, 9–20. —, 2015: Children in Institutional Households of Late Uruk Period Mesopotamia, in: ZA 105, 131–138. Battini, L., 2017: Religious Private Practices from Ur III/Old Babylonian Ur, in: de Boer, R. / Dercksen, J.G. (Hrsg.), Private and State in the Ancient Near East. Proceedings of the 58th Recontre Assyriologique Internationale at Leiden, 16–20 July 2012, Winona Lake, 89–108. Battini-Villard, L., 1999: L’espace domestique en Mésopotamie de la IIIe dynastie d’Ur à l’époque paléo-babylonienne. BAR 76, Oxford. Bauer, J., 1975: Darlehensurkunden aus Girsu, in: JESHO 18, 189–218. —, 2004: KU als Berufsbezeichnung, in: Waetzoldt, H. (Hrsg.), Von Sumer nach Ebla und zurück. Festschrift Giovanni Pettinato zum 27. September 1999 gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern. HSAO 9. Heidelberg, 1–4. Bayram, S., 2001: The nadītum and the stele, in: van Soldt, W.H. / Dercksen, J.G. / Kouwenberg, N.J.C. / Krispijn, Th.J.H. (Hrsg.), Veenhof Anniversary Volume. Studies Presented to Klaas R. Veenhof on the Occasion of his Sixty-Fifth Birthday. PIHANS 89. Istanbul – Leiden, 1–8. Belmonte Marín, J. A., 1997: Old Babylonian Administrative and Legal Texts from the Montserrat Museum, in: AuOr 15, 99–137. Black, J. A. / Spada, G., 2008: Texts from Ur, Kept in the Iraq Museum and in the British Museum. NISABA 19, Messina. Bongenaar, A. C. V. M., 1997: The Neo-Babylonian Ebabbar Temple at Sippar: its Administration and its Prosopography. PIHANS 80, Istanbul – Leiden. Borger, R., 22010: Mesopotamisches Zeichenlexikon. AOAT 305. Bouzon, E., 1995: Die soziale Bedeutung des simdat-šarrim-Aktes, in: Dietrich, M. / Loretz, O. (Hrsg.) Vom Alten Orient zum Alten Testament. Festschrift für Wolfram Freiherrn von Soden zum 85. Geburtstag am 19. Juni 1993. AOAT 240. Neukirchen-Vluyn, 11–30. —, 2000: Contratos Pré-Hammurabianos do Reino de Larsa, Porto Alegre. Boyer, G., 1928: Contribution à l’histoire juridique de la première dynastie babylonienne, Paris. Braun-Holzinger, E. A. / Sallaberger, W., 2016: Weihgabe A., in: RlA XV, 25– 32. Breckwoldt, T., 1995/1996: Management of Grain Storage in Old Babylonian Larsa, in: AfO 42/43, 64–88. Brusasco, P., 1999–2000: Family Archives and the Social Use of Space in Old Babylonian Houses at Ur, in: Mesopotamia 34/35, 1–173.

404

IV. Teil: Anhang

Bruschweiler, F., 1989: Un échange de terrains entre Nabuchodonozor II et un inconnu dans la région de Sippar, in: RA 83, 153–162. Butz, K., 1973–1974: Konzentrationen wirtschaftlicher Macht im Königreich Larsa: Der Nanna-Ningal-Tempelkomplex in Ur, in: WZKM 65/66, 1–58. —, 1978–1979: Fischabgabe und Feldabgabe in Fischen und Vögeln an den Nanna-Tempel in Ur in altbabylonischer Zeit? Ein Versuch, in: AfO 26, 30–44. —, 1979: Ur in altbabylonischer Zeit als Wirtschaftsfaktor, in: Lipińsky, E. (Hrsg.), State and Temple Economy in the Ancient Near East I. Proceedings of the International Conference organized by the Katholieke Universiteit Leuven from the 10th to the 14th of April 1978. OLA 5. Leuven, 257– 409. Casini, M., 1990: „Carcere“ nella terminologia accadica, in: EVO 13, 127–134. Charpin, D., 1978: Recherches sur la « Dynastie de Mananâ » (I) : Essai de Localisation et de Chronologie, in: RA 72, 13–40. —, 1980: Archives familiales et propriété privée en Babylonie ancienne. Études des documents de « Tell Sifre », Paris. —, 1980a: A propos du bît asîrî sous Rîm-Anum, in: RA 74, 75–76. —, 1981: La Babylonie de Samsu-iluna à la lumière de nouveaux documents, in: BiOr 38, 517–548. —, 1982: Marchands du palais et marchands du temple à la fin de la Ière dynastie de Babylone, in: JA 270, 25–65. —, 1982a: Rezension von Die altbabylonischen Briefe und Urkunden aus Kisurra by Burkhart Kienast, in: JAOS 102, 156–160. —, 1985: Notes on the Chronology of the Later Ešnunna Dynasty, in: JCS 37, 61–85. —, 1985a: Données nouvelles sur la chronologie des souverains d’Ešnunna, in: Durand, J.-M. / Kupper, J.-R. (Hrsg.), Miscellanea Babyloniaca. Mélanges offerts à Maurice Birot réunis par Jean-Marie Durand et Jean-Robert Kupper. Paris, 51–66. —, 1986: Le clergé d’Ur au siècle d’Hammurabi (XIXe–XVIIIe siècle av. J.-C.). Publications de l’École Pratique des Hautes Études. IVe Section, Sciences historiques et philologiques II. Hautes Études Orientales 22, Genf – Paris. —, 1987: Notices prosopographiques, 2: les descendants de Balmunamḫe, in: NABU 1987/36. —, 1987a: La hiérarchie de l’armée babylonienne, in: MARI 5, 662–663. —, 1987b: A propos du site de Tell Harmal, in: NABU 1987/117. —, 1989: Un quartier de Nippur et le problème des écoles à l’époque paléo-babylonienne, in: RA 83, 97–112. —, 1990: L’andurārum à Mari, in: MARI 6, 253–270. —, 1990a: Les divinités familiales des Babyloniens d’après les légendes de leurs sceaux-cylindres, in: Tunca, Ö. (Hrsg.), De la Babylonie à la Syrie, en pas-

2. Bibliographie

405

sant par Mari. Mélanges offerts à Monsieur J.-R. Kupper à l’occasion de son 70e anniversaire. Lüttich, 59–78. —, 1990b: Notices prosopographiques, 3: les « prévôt des marchands» de SipparAmnânum, in: NABU 1990/9. —, 1992: Les légendes de sceaux de Mari: nouvelles données, in: Young, G.D. (Hrsg.), Mari in Retrospect. Fifty Years of Mari and Mari Studies. Winona Lake, 59–76. —, 1992a: Immigrés, réfugiés et déportés en Babylonie sous Hammu-rabi et ses successeurs, in: Charpin, D. / Joannès, F. (Hrsg.), La circulation des biens, des personnes et des idées dans le Proche-Orient ancien. Actes de la XXXVIIIe Rencontre Assyriologique Internationale, Paris, 8–10 juillet 1991. Paris, 207–218. —, 1994: Contribution à la redécouverte de Maškan-šapir, in: Gasche, H. / Tanret, M. / Janssen, C. / Degraeve, A. (Hrsg.), Cinquante-deux réflexions sur le Proche-Orient ancien offertes en hommage à Léon De Meyer. MHEO 2. Löwen, 209–214. —, 1994a: Rezension zu Arnaud, D., Altbabylonische Rechts- und Verwaltungsurkunden aus dem Musée du Louvre. BBVOT 1, Berlin 1989, in: RA 88, 78–81. —, 1999: Recherches sur la « dynastie de Mananâ » (suite) : le dublamâhum du roi Nâqimum, in: NABU 1999/59. —, 2000: Les prêteurs et le palais: Les édits de mîšarum des rois de Babylone et leurs traces dans les archives, in: Bongenaar, A.C.V.M. (Hrsg.), Interdependency of Institutions and Private Entrepreneurs. Proceedings of the Second MOS Symposium, Leiden 1998. PIHANS 87. Istanbul – Leiden, 185–211. —, 2000a: La hiérachie de l’armée babylonienne (suite), in: NABU 2000/18. —, 2001: La rébellion du Mutiabal contre Samsu-iluna, in: NABU 2001/52. —, 2001a: Les prêteurs et le palais (suite), in: NABU 2001/51. —, 2001b: Nadītum de Šamaš et nadītum de Marduk face aux dettes paternelles, in: NABU 2001/43. —, 2003: Hammu-rabi de Babylone, Paris. —, 2004: Histoire politique du Proche-Orient amorrite (2002–1595), in: Attinger, P. / Sallaberger, W. / Wäfler, M. (Hrsg.), Mesopotamien. Die altbabylonische Zeit. OBO 160/4. Fribourg – Göttingen, 25–480. —, 2004a: La dot-nidittum de l’ênum de Sîn à Tutub, in: NABU 2004/78. —, 2005: Les dieux prêteurs dans le Proche-Orient amorrite (c. 2000–1600 av. J.-C., in: Topoi 12/13, 13–34. —, 2005a: Chroniques Bibliographiques 5. Économie et société à Sippar et en Babylonie du nord à l’époque paléo-babylonienne, in: RA 99, 133–176. —, 2006: Chroniques Bibliographiques 7. Les Inscriptions Royales SuméroAkkadiennes d’Époque paléo-babylonienne, in: RA 100, 131–160.

406

IV. Teil: Anhang

—, 2007: Chroniques Bibliographiques 10. Économie, société et institutions paléo-babyloniennes : nouvelles sources, nouvelles approches, in: RA 101, 147–182. —, 2008: Histoire de la Mésopotamie : les archives d’Alammush-nasir, in: Annuaire de l’École pratique des hautes études, Section des sciences historiques et philologiques. Résumés des conférences et travaux 139, 2006– 2007, 17–19. —, 2011: Histoire de la Mésopotamie, in: Annuaire de l’École pratique des hautes études, Section des sciences historiques et philologiques 142, 17–21. —, 2011a: Le « Pays de Mari et de bédouins » à l’époque de Samsu-iluna de Babylon, in: RA 105, 41–59. —, 2011b: Babylon in der altbabylonischen Zeit: eine Hauptstadt von vielen … die als einzige übrig blieb, in: Cancik-Kirschbaum, E. / van Ess, M. / Marzahn, J. (Hrsg.), Babylon. Wissenskultur in Orient und Okzident. Topoi 1. Berlin – Boston, 77–89. —, 2012: L’exercice du pouvoir par les rois de la Ière Dynastie de Babylone: problèmes de méthode, in: Wilhelm, G. (Hrsg.), Organization, Representation, and Symbols of Power in the Ancient Near East. Proceedings of the 54th Rencontre Assyriologique Internationale at Würzburg, 10–25 July 2008. Winona Lake, 21–32. —, 2013: En marge d’ARCHIBAB, 3 : le repas-naptanum et autres dépenses à Larsa sous Rim-Sîn, in: NABU 2013/4. —, 2014: Le prix de rachat des captifs d’après les archives paléo-babyloniennes, in: Csabai, Z. (Hrsg.), Studies in Economic and Social History of the Ancient Near East in Memory of Péter Vargyas. ANEMS 2. Budapest, 33–70. —, 2014a: Chroniques Bibliographiques 15. Le Royaume d’Uruk et le Pays d’Apum, deux voisins de Babylon vaincus par Samsu-iluna, in: RA 108, 121–160. —, 2014b: The Historian and the Old Babylonian Archives, in: Baker, H. / Jursa, M. (Hrsg.), Documentary Sources in Ancient Near Eastern and GraecoRoman Economic History. Methodology and Practice. Oxford 2014, 24–58. —, 2015: The living and their dead in Old Babylonian Mesopotamia: the contribution of archival texts, in: Charpin, D. (Hrsg.), Gods, Kings, and Merchants in Old Babylonian Mesopotamia. Publications de l’Institut du Proche-Orient Ancien du Collège de France 2. Löwen – Paris – Bristol, 133–148. —, 2015a: The large residences of the elite, in: Charpin, D. (Hrsg.), Gods, Kings, and Merchants in Old Babylonian Mesopotamia. Publications de l’Institut du Proche-Orient Ancien du Collège de France 2. Löwen – Paris – Bristol, 193–220.

2. Bibliographie

407

—, 2015b: Gods as creditors in the Amorite Near East, in Charpin, D. (Hrsg.), Gods, Kings, and Merchants in Old Babylonian Mesopotamia. Publications de l’Institut du Proche-Orient Ancien du Collège de France 2. Löwen – Paris – Bristol, 149–172. —, 2015c: Chroniques Bibliographiques 17. Six nouveaux recueils de documents paléo-babyloniennes, in: RA 109, 143–196. —, 2017: En marge d’ARCHIBAB 26 : deux devins et l’abi ERIN₂ Utul-Ištar à Sippar-Amnanum en Ammi-saduqa 15, in: NABU 2017/67. —, 2019: En marge d’Archibab, 32 : du nouveau sur la famille royale de Larsa du temps de Rim-Sin I, in NABU 2019/18. Charpin, D. / Durand, J.-M., 1993: Notes de lecture: Texte aus dem SînkāšidPalast, in: MARI 7, 367–375. Chirichigno, G. C., 1993: Debt-Slavery in Israel and the Ancient Near East. Journal for the Study of the Old Testament. Supplement Series 141, Sheffield. Çiğ, M. İ., 1992: Eski Babil Çağına ait iki Tüketim Listesi, in: Otten, H. / Ertem, H. / Akurgal, E. / Süel, A. (Hrsg.), Hittite and Other Anatolian and Near Eastern Studies in Honour of Sedat Alp. Anadolu Medeniyetlerini Araştırma ve Tenıtma Vakfı Yayınları, Sayı 1. Ankara, 91–96. Civil., M., 1993: On Mesopotamian Jails and Their Lady Warden, in: Cohen, M.E. / Snell, D.C. / Weisberg, D.B. (Hrsg.), The Tablet and the Scroll. Near Eastern Studies in Honor of William H. Hallo. Bethesda, 72–78. Civil, M. / Reiner, E., 2014: Materials for the Sumerian Lexicon 15. A Reconstruction of Sumerian and Akkadian Lexical Lists, Rom. Cohen, M., 2006: A Small Old Babylonian Army of A-pí-ru-ú, in: Guinan, A.K. / Ellis, M. de J. / Ferrara, A. J. / Freedman, S. M. / Rutz, M. T. / Sassmannshausen, L. / Tinney, S. / Waters, M. W. (Hrsg.), If a Man Builds a Joyful House. Assyriological Studies in Honor of Erle Verdun Leichty. CM 31, Leiden – Boston, 63–86. Culbertson, L., 2011: (Hrsg.), Slaves and Households in the Near East. Papers from the Oriental Institute Seminar Held at the Oriental Institute of the University of Chicago 5–6 March 2010. OIS 7, Chicago. —, 2011a: Slaves and Households in the Near East, in: ebd. (Hrsg.), Slaves and Households in the Near East. Papers from the Oriental Institute Seminar Held at the Oriental Institute of the University of Chicago 5–6 March 2010. OIS 7, Chicago, 1–17. —, 2011b: A Life-Course Approach to the Household Slaves in the Late Third Millennium B.C., in: Culbertson, L. (Hrsg.), Slaves and Households in the Near East. Papers from the Oriental Institute Seminar Held at the Oriental Institute of the University of Chicago 5–6 March 2010. OIS 7, Chicago, 33–48. Dalley, S., 1989: Rezension zu Greengus, S., Studies in Ishchali Documents. BiMes 19, Malibu 1986, in BiOr 46, 641–645.

408

IV. Teil: Anhang

—, 2005: Old Babylonian Texts in the Ashmolean Museum mainly from Larsa, Sippar, Kish, and Lagaba (with copies contributed by Eleanor Robson and Tina Breckwoldt). OECT 15, Oxford. Dandamayev, M., 1984: Slavery in Babylonia. From Nabopolassar to Alexander the Great (626–331 B.C.), DeKalb. De Boer, R., 2010: Membre de la Cohorte du roi « lú ka-kešda lugal-la » à l’époque paléo-babylonienne tardive, in: NABU 2010/76. —, 2011: Membre de la Cohorte du roi « lú ka-kešda lugal-la », Suite, in: NABU 2011/18. —, 2013: Measuring Barley with Šamaš in Old Babylonian Sippar, in: Akkadica 134, 3–116. —, 2013a: Marad in the Early Old Babylonian Period: Its Kings, Chronology, and Isin’s influence, in: JCS 65, 73–90. —, 2014: Amorites in the Early Old Babylonian Period. Dissertationsschrift, Leiden. —, 2016: From the Yaḫrūrum Šaplûm Archives. Three Unpublished Administrative Texts in Leiden, in: BiOr 73, 590–612. —, 2017: Two Early Old Babylonian “Mananâ” Archives dated to the last Years of Sumu-la-El, in: RA 111, 25–64. De Boer, R. / Dercksen, J. G., 2017: (Hrsg.), Private and State in the Ancient Near East. Proceedings of the 58th Recontre Assyriologique Internationale at Leiden, 16–20 July 2012, Winona Lake. De Graef, K., 1999: Les étrangers dans les textes paléobabyloniens tardifs de Sippar (Abi-ešuḫ–Samsuditana), 1ière partie, in: Akkadica 111, 1–48; 2ième partie, in: Akkadica 112, 1–17. Dekiere, L., 1993: Quelques notes sur les noms d’ugārū, in: NAPR 10, 3–5. —, 1994: Old Babylonian Real Estate Documents from Sippar in the British Museum. Part 1. Pre-Hammurabi Documents. MHET 2/1, Ghent. Delougaz, P., 1952: Pottery from the Diyala Region. OIP 63, Chicago. De Meyer, L., 1978: Documents épigraphiques paléo-babyloniens provenant des sondages A, B et D, in: de Meyer, L. (Hrsg.), Tell ed-Dēr II. Progress Reports. Gent, 147–184. —, 1980: (Hrsg.), Tell ed-Dēr. Progress reports on the Belgian excavation at Sippar in 1972–1973, Löwen. Dercksen, J.-G., 2018: Introduction. Studying Slavery in the Ancient Near East, in: Journal of Global Slavery 3, 3–12. Diakonoff, I. M., 1971: On the Structure of Old Babylonian Society, in: Klengel, H. (Hrsg.), Beiträge zur sozialen Struktur des alten Vorderasiens. SGKAO 1. Berlin, 15–31. —, 1972: Socio-economic Classes in Babylonia and the Babylonian Concept of Social Stratification, in: Edzard, D.O. (Hrsg.), Gesellschaftsklassen im Al-

2. Bibliographie

409

ten Zweistromland und in den angrenzenden Gebieten – VXIII. Rencontre Assyriologique Internationale. München, 41–52. —, 1974: Slaves, Helots and Serves in Early Antiquity, in: AcAn 22, 45–78. —, 1987: Slave Labour vs. Non-Slave-Labour: The Problem of Definition, in: Powell, M. (Hrsg.), Labor in the Ancient Near East. AOS 68. New Haven, 1–3. —, 1990: Ljudi goroda Ura, Moskau. Dosch, G., 1987: Ein neues Nuzi-Graphem für den Ausdruck abutta muššuru und neue Gedanken zu den Strafklauseln, in: Owen, D.I. / Morrison, M. (Hrsg.), Studies on the Civilization and Culture of Nuzi and the Hurrians 2: General Studies and Excavations at Nuzi 9/1. Winona Lake, 77–87. Durand, J.-M., 1992: Problèmes d’eau et d’irrigation au royaume de Mari: L’apport des texts anciens, in: Geyer, B. (Hrsg.), Techniques et pratiques hydroagricoles traditionnelles en domaine irrigué : approche pluridisciplinaire des modes de culture avant la motorisation en Syrie. Actes du colloque de Damas, 27 juin–1er juillet 1987. Paris, 101–142. —, 2010: Esclaves punis, in: Durand, J.-M. / Römer, T. / Mahé, J.-P. (Hrsg.), La Faute et sa Punition dans les Sociétés Orientales. Colloque Collège des France, CNRS, Société Asiatique de juin 2010. PIPOAC 1. Löwen – Paris – Walpole, 23–52. Dyckhoff, Ch., 1998: Balmunamḫe von Larsa – eine altbabylonische Existenz zwischen Ökonomie, Kultus und Wissenschaft, in: Prosecký, J. (Hrsg.), Intellectual Life of the Ancient Near East. Papers Presented at the 43rd Rencontre assyriologique internationale Prague, July 1–5, 1996. Prag, 117– 124. —, 1999: Das Haushaltsbuch des Balamunamḫe. Dissertationsschrift, München. —, 2002: Priester und Priesterinnen im altbabylonischen Larsa. Das Amtsarchiv als Grundlage für prosopographische Forschung, in: Paropola, S. / Whiting, R.M. (Hrsg.), Sex and Gender in the Ancient Near East. Proceedings of the 47th Rencontre Assyriologique Internationale, Helsinki, July 2–6, 2001. Helsinki, 123–127. Ebeling, E., 1971: Freilassung, in: RlA III, 111–112. Edzard, D. O., 1970: Die bukānum-Formel der altbabylonischen Kaufverträge und ihre sumerische Entsprechung, in: ZA 60, 8–53. —, 1970a: Altbabylonische Rechts- und Wirtschaftsurkunden aus Tell ed-Dēr im Iraq Museum, Baghdad. TIM VII, München. —, 1993–1997: Mutiabal, in: RlA VIII, 500–501. —, 2004: Altbabylonische Literatur und Religion, in: Attinger, P. / Sallaberger, W. / Wäfler, M. (Hrsg.), Mesopotamien. Die altbabylonische Zeit. OBO 160/4, Fribourg – Göttingen, 485–640. Edzard, D. O. / Wiggermann, F .A. M., 1987–1990: maškim, in: RlA VII, 449– 455.

410

IV. Teil: Anhang

Eidem, J., 1991: The Tell Leilan Archives 1987, in: RA 85, 109–135. Eidem, J. / Læssø, J., 2001: The Shemshara Archives 1. The Letters. Historiskfilosofiske Skrifter 23, Viborg. Eifler, R., 1972: Vorkapitalistische Klassengesellschaft und aufsteigende Folge von Gesellschaftsformationen im Werk von Karl Marx, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 20, 577–596. Ellis, M. de J., 1985: Notes on the Chronology of the Later Ešnunna Dynasty, in: JAOS 106, 757–789. —, 1986: The Archive of the Old Babylonian Kititum Temple and Other Texts from Ishchali, in: JAOS 106, 757–786. —, 1986a: Delivery Records from the Archive of the Kititum Temple at Ishchali, in: Veenhof, K.R. (Hrsg.), Cuneiform Archives and Libraries. Papers read at the 30e Rencontre Assyriologique Internationale. Leiden, 4–8 July 1983. PIHANS 57, Leiden, 112–120. —, 1998: Old Babylonian Texts from the Diyala Region: Problems of Archival Reconstruction, in: XXXIV. uluslarası assiriyoloji kongresi (XXXIVème Rencontre Assyriologique Internationale). 6–10/VII/1987 – Istanbul (Türk Tarih Kurumu Yayınları; XXVI. Dizi – Sa. 3), Ankara. Fadhil, A., 2002: Qualifikationsarbeiten zum Magister oder Doktor phil. des Departement of Archaeology der Universität Baghdad. Teil 2, in: BaM 33, 331–354. —, 2004: Qualifikationsarbeiten zum Magister oder Doktor phil. des Departement of Archaeology der Universität Baghdad. Teil 4, in: BaM 35, 173–219. Fadhil, A. / Idan, A., 2008: Priestesses in the Diyala Region during the Old Babylonian Period. New evidence from unpublished cuneiform texts in the Iraq Museum, Baghdad, in: ZOrA 1, 194–207. Fahd, S. S., 1996: Keilschrifttexte aus der altbabylonischen Periode (Region Diyālā – Tell Harmal). Magisterarbeit, Baghdad. Falkenstein, A., 1963: Zu den Inschriftenfunden der Grabung in Uruk-Warka 1960–1961, in: BaM 2, 1–82. Feigin, S. I., 1934: The Captives in Cuneiform Inscriptions (Continued), in: AJSL 51, 22–29. Feuerherm, K. G., 2004: Abum-waqar and His Circle: A Prosopographical Study. Dissertationsschrift. Figulla, H., 1953: Accounts concerning Allocations of Provisions for Offerings in the Ningal-Temple at Ur, in: Iraq 15, 88–122 und 171–192. —, 1967: Cuneiform texts from Babylonian tablets in the British Museum. Old Babylonian Nadītu Records, Part 47, London. Figulla, H. H. / Martin, W. J., 1953: Letters and Documents of the Old-Babylonian Period. UET 5, London. Finkelstein, J. J., 1955: Subartu and Subarians, in: JCS 9, 1–7. —, 1962: Mesopotamia, in: JNES 21, 73–92.

2. Bibliographie

411

—, 1968: Cuneiform texts from the Babylonian tablets in the British Museum. Old Babylonian Legal Documents, Part 48, London. Földi, Zs., 2009: Rībatum. The Archive of a Priestess from Old Babylonian Sippar. Bachelorarbeit, Budapest. —, 2014: On Old Babylonian Palastgeschäft in Larsa. The meaning of sūtum and the ‘circulation’ of silver in state/private business, in: Csabai, Z. (Hrsg.), Studies in Economic and Social History of the Ancient Near East in Memory of Péter Vargyas. ANEMS 2. Budapest, 79–117. —, 2017: Cuneiform Tablets and the Antiquities Market. The Archives from DūrAbī-ešuḫ, in: Distant Worlds Journal 2, 7–27. —, 2019: Vor dem Gericht der Götter und Menschen. Das Prozesswesen in Larsa in altbabylonischer Zeit anhand von Prozessurkunden und anderen Quellen (Dissertation, in Vorbereitung), —, 2019a: Rezension von Goddeeris, A., The Old Babylonian Administrative Texts in the Hilprecht Collection Jena with a contribution by Ursula Seidl. TMH 10 (Wiesbaden 2016), in: ZA 109, 247–268. Foster, B., 2010: Clothing in Sargonic Mesopotamia: Visual and written evidence, in: Michel, C. / Nosch, M.-L., Textile Terminologies in the Ancient Near East and Mediterranean from the Third to the First Millennia BC. Ancient Textiles Series 8, Oxford – Oakville, 110–145. Foxvog, D. A., 1995: Sumerian Brands and Branding Irons, in: ZA 85, 1–7. Frankena, R., 1966: Briefe aus dem British Museum (LIH und CT 2–33). AbB 2, Leiden. Frankfort, H., 1936: Progress of the Work of the Oriental Institute in Iraq, 1934/35: Fifth Preliminary Report of the Iraq Expedition. OIC 20, Chicago. —, 1955: Stratified Cylinder Seals from the Diyala Region. OIP 72, Chicago. Frankfort, H. / Lloyd, S. / Jacobsen, Th., 1940: (Hrsg.), The Gimilsin Temple and the Palace of the Rulers at Tell Asmar. OIP 43, Chicago. Frayne, D., 1990: Old Babylonian Period. RIME 4, Toronto – Bufallo – London. —, 1993: Sargonic and Gutian Period. RIME 2, Toronto – Buffalo – London. Freedmann, R. D., 1978: Texts from the Piepkorn Collection, II, in: JAOS 98, 251–265. Friberg, J., 1987–1990: Mathematik, in: RlA VII, 531–585. Gadd, C. J., 1960: Rim-Sin approaches the grand entrance, in: Iraq 22, 157–165. —, 1963: En-an-e-du, in: Iraq 13, 27–39. —, 1963a: Two Sketches from the Life at Ur, in: Iraq 25, 177–188. Gadd, C. J. / Kramer, S. N., 1963: Literary and Religious Texts. First Part. UET 6/1, London. —, 1966: Literary and Religious Texts. Second Part. UET 6/2, London. Gadd, C. J. / Legrain, L., 1928: Royal Inscriptions. UET 1, London.

412

IV. Teil: Anhang

Gadotti, A. / Sigrist, M., 2011: unter Mitarbeit von Brisch, N. M. / Owen, D. I., Cuneiform Texts in the Carl A. Kroch Library, Cornell University. CUSAS 15, Bethesda. Gallery, M., 1980: The Office of the šatammu in the Old Babylonian Period, in: AfO 27, 1–36. —, 1980a: Service Obligations of the kezertu-Women, in: OrNS 49, 333–338. Garfinkle, S. J., 2005: Public versus Private in the Ancient Near East, in: Snell, D.C. (Hrsg.), A Companion to the Ancient Near East. Malden – Oxford – Carlton, 384–396. Gasche, H., 1989: La Babylonie au 17ème siècle avant notre ère : approche archéologique, problèmes et perspectives. MHEM 1, Gent. Gasche, H. / Armstrong, J. A. / Cole, S. W. / Gurzadyan, V. G., 1998: Dating the Fall of Babylon. A Reappraisal of Second-Millennium Chronology. MHEM 4, Gent – Chicago. Gasche, H. / Tanret, M., 2012: Sippar B. Archäologisch, in: RlA XII, 537–547. Gelb, I. J., 1972: From Freedom to Slavery, in: Edzard, D. O. (Hrsg.), Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland und in den angrenzenden Gebieten – VXIII. Rencontre Assyriologique Internationale. München, 81–92. —, 1972a: The Aura Institution, in: RA 66, 1–32. —, 1973: Prisoners of War in Early Mesopotamia, in: JNES 32; 70–98: —, 1976: Quantitative Evaluation of Slavery and Serfdom, in: Eichler, B. L. (Hrsg.), unter Mitarbeit von Heimerdinger, J. W. und Sjöberg, Å. W., Kramer Anniversary Volume. Cuneiform Studies in Honor of Samuel Noah Kramer. AOAT 25, Neukirchen-Vluyn, 195–207. —, 1979: Definition and Discussion of Slavery and Serfdom, in: UF 11, 283–297. —, 1982: Terms for slaves in Ancient Mesopotamia, in: Dandamayev, M. A. / Gershevitch, I. / Klengel, H. / Komoróczy, G. / Larsen, M. T. / Postgate, J. N. (Hrsg.), Societies and Languages of the Ancient Near East. Studies in Honour of I.M. Diakonoff. Warminster, 81–98. Gentili, P., 2004: A Catalogue of Texts in the Iraq Museum, in: JNES 63, 257–275. George, A., 1993: House Most High. The Temples of Ancient Mesopotamia. MC 5, Winona Lake. —, 2009: Babylonian Literary Texts in the Schøyen Collection. CUSAS 10, Bethesda. Gibson, McG., 1992: Patterns of Occupation at Nippur, in: Ellis, M. de J. (Hrsg.), Nippur at the Centennial. Papers Read at the 35e Rencontre Assyrologique Internationale. OPSNKF 14, Philadelphia, 33–54. Gibson, M. / Hansen, D. P. / Zettler, R. L., 1998–2001: Nippur B. Archäologisch, in: RlA IX, 546–565. Giessler, J. / Pientka-Hinz, R., 2012: Tätowierung, in: RlA XIII, 399–400.

2. Bibliographie

413

Goddeeris, A., 2002: Economy and society in northern Babylonia in the early Old Babylonian Period. OLA 109, Leuven. —, 2007: The Economic Basis of the Local Palace of Kisurra, in: ZA 97, 47–85. —, 2009: Tablets from Kisurra in the Collections of the British Museum. SANTAG 9, Wiesbaden. —, 2016: The Old Babylonian Legal and Administrative Texts in the Hilprecht Collection Jena with a contribution by Ursula Seidl. TMH 10, Wiesbaden. Goeman, A., 2018–2019: Social Network Analysis toegepast op een Oud-Babylonisch tempelarchief uit Nippur. De economische integratie van de verschillende tempels en de reikwijdte van hun economische macht. Masterarbeit, Gent. Goetze, A., 1958: Fifty Old Babylonian Letters from Harmal, in: Sumer 14, 3–78. Grant, E., 1918: Balmunamģe, the Slave Dealer, in: AJSL 34, 198–204. —, 1919, Babylonian Business Documents of the Classical Period, Philadelphia. Greengus, S., 1979: Old Babylonian Tablets from Ishchali and vicinity. PIHANS 44, Leiden. —, 1986: Studies in Ishchali Documents. BiMes 19, Malibu. Grice, E. M., 1919: Records from Ur and Larsa Dated in the Larsa Dynasty. YOS 5, New Haven. Groneberg, B., 1980: Die Orts- und Gewässernamen der altbabylonischen Zeit. RGTC 3, Wiesbaden. Guichard, M., 2011: Un David raté ou une histoire de habiru à l’époque amorrite, in: Durand, J.-M. / Römer, Th. / Langlois, M. (Hrsg.), Le jeune héros. Recherches sur la formation et la diffusion d’un thème littéraire au ProcheOrient ancien. OBO 250, Fribourg – Göttingen, 29–93. Gundlach, R., 1994: Die Zwangsumsiedlung auswärtiger Bevölkerung als Mittel ägyptischer Politik bis zum Ende des mittleren Reiches. Forschungen zur antiken Sklaverei 26, Stuttgart. Gurney, O. R., 1974: Middle Babylonian Legal Documents and Other Texts. UET 7, London. Hackl, J., 2010: Apprenticeship contracts, in: Jursa, M. (Hrsg.), Aspects of Economic History of Babylonia in the First Millennium BC. AOAT 377. Münster, 700–725. —, 2013: Frau Weintraube, Frau Heuschrecke und Frau Gut – Untersuchungen zu den babylonischen Namen von Sklavinnen in neubabylonischer und persischer Zeit, in: WZKM 103, 121–187. Hallo, W. W., 1957–1971: Gutium, in: RlA III, 709–720. —, 1995: Slave Release in the Biblical World in Light of a New Text, in: Gitin, S. / Sokoloff, M. / Zevit, Z. (Hrsg.), Solving Riddles and Untying Knots, Biblical, Epigraphic, and Semitic Studies in Honor of Jonas C. Greenfield. Winona Lake, 79–93.

414

IV. Teil: Anhang

Hamid, A. M., 1990: Unpublizierte altbabylonische Keilschrifttexte aus der Diyala-Region (Tell Harmal). Dissertationsschrift, Baghdad. Hannun, N., 1997–1998: The Ancient City of Marad and the Results of the Exploration at Wanna-wa-Sadoum, in: Sumer 49, 63–86. Harris, R., 1955: The Archive of the Sin Temple in Khafajah (Tutub), in: JCS 9, 31–58 und 91–120. —, 1961: The nadītu Laws of the Code of Hammurapi in Praxis, in: OrNS 30, 163–169. —, 1962: Biographical Notes on the nadītu Women of Sippar, in: JCS 16, 1–12. —, 1963: The Organization and Administration of the Cloister in Ancient Babylonia, in: JESHO 6, 121–157. —, 1969: Notes on the Babylonian Cloister and Hearth: A Review Article, in: OrNS 38, 133–141. —, 1972: Notes on the Nomenclature of Old Babylonian Sippar, in: JCS 24, 102–104. —, 1975: Ancient Sippar: A Demographic Study of an Old Babylonian City (1894–1595 B.C.). PIHANS 36, Leiden. —, 1976: On Foreigners in Old Babylonian Sippar, in: RA 70, 145–152. —, 1977: Notes on the Slave Names of Old Babylonian Sippar, in: JCS 29, 46–51. Heimpel, W., 2010: Left to themselves. Waifs in the time of the Third Dynasty of Ur, in: Kleinermann, A. / Sasson, J.A. (Hrsg.), Why Should Someone Who Knows Something Conceal It? Cuneiform Studies in the Honor of David I. Owen on His 70th Birthday. Bethesda, 159–166. Heinen, H., 1988: Rezension zu Patterson, O., Slavery and Social Death. A Comparative Study, Cambridge 1982, in: European Sociological Review 4, 263–268. Heinrich, E., 1931: Fara: Ergebnisse der Ausgrabungen der Deutschen OrientGesellschaft in Fara und Abu-Hatab 1902/03, Berlin. —, 1982: Die Tempel und Heiligtümer im alten Mesopotamien. Typologie, Morphologie und Geschichte. DAA 14, Berlin. Hill, H. H. / Jacobsen, Th. / Delougaz, P., 1990: Old Babylonian Public Buildings in the Diyala Region. Part One: Excavations at Ishchali. OIP 98, Chicago. Hilprecht, H. V., 1903: Explorations in Bible Lands during the 19th Century, Philadelphia. Honoré, A. M., 1961: Ownership, in; Guest, A.G. (Hrsg.), Oxford Essays in Jurisprudence: A Collaborative Work, Oxford, 107–147. Horsnell, M. J. A., 1999: The Year-Names of the First Dynasty of Babylon. Vol. I: Chronological Matters – The Year-Name System and the Date-Lists. Vol. II: The Year Names Reconstructed and Critically Annotated in Light of their Exemplars, Hamilton.

2. Bibliographie

415

Hrouda, B., 1977: Isin – Išān Bahrīyāt I. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1973– 1974. ABAW 79, München. —, 1981: Isin – Išān Bahrīyāt II. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1975–1978. ABAW 87, München. —, 1987: Isin – Išān Baḫriyāt III. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1983–1984. ABAW 94, München. —, 1992: Isin – Išān Bahrīyāt IV. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1986–1989. ABAW 105, München. —, 1997: unter Mitarbeit von Pfeilschifter, R., Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris, München. Huber-Vulliet, F., 2010: Un festival nippurite à l’époque paléobabylonienne, in: Baker, H.D. / Robson, E. / Zólyomi, G. (Hrsg.), Your Praise is Sweet. A Memorial Volume for Jeremy Black from Students, Colleagues and Friends. London, 125–150. Huot, J.-L., 1983: (Hrsg.) Larsa et ‘Oueili. Travaux de 1978–1981. Éditions Recherches sur les Civilisations, Mémoire 26. Bibliothèque de la Délégation Archéologique en Irak 3. Centre de Recherche d’Archéologie Orientale, Université de Paris 4, Paris. —, 1985: Travaux en basse Mésopotamie. Les fouilles françaises à Larsa et ‘Oueili, in: Milano, L. / Martino, S. / Fales, F.M. / Lanfranchi, G.B. (Hrsg.), Landscapes. Territories, Frontiers and Horizons in the Ancient Near East. Papers presented to the XLIV Rencontre Assyriologique Internationale, Venezia, 7–11 July 1997. Part I: Invited Lectures. Padova, 300–318. —, 1987: (Hrsg.) Larsa (10e campagne, 1983) et ‘Oueili (4e campagne, 1983): Rapport préliminaire. Éditions Recherches sur les Civilisations, Mémoire 73. Bibliothèque de la Délégation Archéologique Française en Irak 4. Centre de Recherches d’Archéologie Orientale, Université de Paris 5, Paris. —, 1988: Les villes neuves de l’Orient ancien, in: Huot, J.-L. (Hrsg.), La ville neuve, une idée de l’Antiquité. Paris, 7–35. —, 2014: L’E.babbar de Larsa aux IIe et Ier millénaires (Fouilles de 1974 à 1985), Beirut – Damaskus. Huot, J.-L. / Bachelot, L. / Braun, J.-P. / Calvet, Y. / Cleuziou, S. / Forest, J. D. / Seigne, J., 1978: Larsa. Rapport préliminaire sur la septième campagne à Larsa et la première campagne à Tell el ’Oueili (1976), in: Syria 55, 183– 223, Hurowitz, V., 1992: “His Master shall pierce his Ear with an Awl” – (Exodus 21.6) Marking Slaves in the Bible in Light of Akkadian Sources, in: Proceedings of the American Academy for Jewish Research 58, 47–77. Hussein, L. M., 2009: Tell Harmal. Die Texte aus dem Hauptverwaltungsgebäude „Serai“. Dissertationsschrift, Marburg an der Lahn.

416

IV. Teil: Anhang

—, in Vorbereitung: Tell Harmal II. Katalog der Tontafeln und anderer beschrifteter Objekte. Hussein, L. M / Miglus, P. A., 1998: Tell Harmal. Die Frühjahrskampagne 1997 in: BaM 29, 35–46. —, 1999: Tell Harmal. Die Herbstkampagne 1998, in: BaM 30, 101–113. —, in Vorbereitung: Tell Harmal I. Rückblick auf die Ausgrabungen 1945–1963 und neue Forschungen. Ismail, F., 1991: Altbabylonische Wirtschaftsurkunden aus Tall Leilān (Syrien). Dissertationsschrift Tübingen. Jacobsen, Th., 1970: Toward the Image of Tammuz and Other Essays on Mesopotamian History and Culture. HSS 21, Cambridge. Janssen, C., 1991: E’iltam patārum : awat ḫadê !, in: de Meyer, L. / Gasche, H. (Hrsg.), Mésopotamie et Elam. Actes de la XXXVIème Recontre Assyriologique Internationale, Gand, 10–14 juillet 1989. MHEO 1, Gent, 77–107. —, 1991: Samsu-iluna and the hungry nadītums, in: NAPR 5, 3–23. —, 1996: When the house is on fire and the children are gone, in: Veenhof, K.R. (Hrsg.), Houses and Households in Ancient Mesopotamia. Papers read at the 40e Rencontre Assyriologique Internationale, Leiden, July 5–8, 1993. PIHANS 78. Istanbul – Leiden, 237–246. Janssen, C. / Tanret, M., 1992: ana qabê – qui remplace qui?, in: NABU 1992/85. Jaquet, A., 2018: Rezension von Goddeeris, A., The Old Babylonian Administrative Texts in the Hilprecht Collection Jena with a contribution by Ursula Seidl. TMH 10 (Wiesbaden 2016), in: RA 112, 212–214. Jean, Ch.-F., 1926: Contrats de Larsa. TCL 10, Paris. Jeyes, U., 21993: The Nadītu Women of Sippar, in: Cameron, A. / Kuhrt, A. (Hrsg.), Images of Women in Antiquity, London, 260–272. Jursa, M., 1998: Edurubisa = Du(r)bissu, in: NABU 1998/69. —, 2019: A ‘Prisoner Text’ from Birmingham, in: Chambon, G. / Guichard, M. / Langlois, A.-I. (Hrsg.), De l’argile au numérique. Mélanges assyriologiques en l’honneur de Dominique Charpin. Leuven, 507–512. Kalla, G., 1999: Geschichte der Entdeckung der altbabylonischen Sippar-Archive, in: ZA 89, 201–226. —, 2002: Namengebung und verwandtschaftliche Beziehungen in der altbabylonischen Zeit, in: Streck, M.P. / Weninger, S., (Hrsg.), Altorientalische und semitische Onomastik. AOAT 296, Münster, 123–169. —, 2011: Sippar A. I. Im 3. und 2. Jahrtausend, in: RlA XII, 528–533. Kärger, B. / Minx, S., 2012: Sutäer, in: RlA XIII, 365–369. Kedar, S., 2014: Apprenticeship in the Neo-Babylonian Period: A Study of Bargaining Power, in: Marti, L. (Hrsg.), La famille dans le Proche-Orient ancien: réalités, symbolismes, et images. Proceedings of the 55th Recontre Assyriologique Internationale at Paris, 6–9 July 2009. Winona Lake, 537– 546.

2. Bibliographie

417

Kessler, K., 1997/1998: Das spätaltbabylonische Tempelarchiv vom Tell Egraineh, in: AfO 44/45, 131–133. King, L. W., 1898–1900: The Letters and Inscriptions of Hammurabi, King of Babylon, about B.C. 2200, to Which Are Added a Series of Letters of Other Kings of the First Dynasty of Babylon. I–III, London. Kienast, B., 1978: Die altbabylonischen Briefe und Urkunden aus Kisurra. FAOS 2/1+2. Wiesbaden 1978. —, 1982: Verzichtsklausel und Eviktionsgarantie in den ältesten sumerischen Kaufurkunden, in: ZA 72, 28–41. Kleber, K., 2008: Tempel und Palast. Die Beziehungen zwischen dem König und dem Eanna-Tempel im spätbabylonischen Uruk. AOAT 358, Münster 2008. —, 2011: Neither Slave nor Truly Free: The Status of the Dependents of the Babylonian Temple Households, in: Culbertson, L. (Hrsg.), Slaves and Households in the Near East. Papers from the Oriental Institute Seminar Held at the Oriental Institute of the University of Chicago 5–6 March 2010. OIS 7, Chicago, 101–111. Klengel, H., 1973: Die Geschäfte des Babyloniers Balmunamche, in: Das Altertum 19, 199–207. —, 1979: Die Hethiter und Babylonien, in: ArOr 47, 83–90. —, 1980–1983: Krieg, Kriegsgefangene, in: RlA VI, 241–248. —, 1982: „Fremde“ im Herrschaftsbereich des Samsuditana von Babylon, in: Klengel, H. (Hrsg.), Gesellschaft und Kultur im Alten Vorderasien. SGKAO 15, Berlin, 143–148. —, 1991: König Hammurapi und der Alltag Babylons, Zürich. Klíma, J., 1964: Zur Stellung des mesopotamischen Sklaven, in: Welskopf, E.C. (Hrsg.), Neue Beiträge zur Geschichte der Alten Welt I. Alter Orient und Griechenland (Deutsche Historiker-Gesellschaft, Fachgruppe Alte Geschichte, II. Internationale Tagung vom 4.–8. Sept. 1962 in Stralsund. Berlin, 19–29. Koldewey, R., 1908: Aus den Berichten Professor Dr. Koldeweys aus Babylon, in: MDOG 36, 4–15. 5 —, 1990: Das wiedererstehende Babylon, Leipzig. Koliński, R., 2001: Mesopotamian dimātu of the Second Millennium BC. BAR International Series 1004, Oxford. Korostovtsev, M. A., 1977: Was ist ein Sklave?, in: AoF 5, 5–15. Koschaker, P., 21966: Babylonisch-assyrisches Bürgschaftsrecht. Ein Beitrag zur Lehre von Schuld und Haftung, Aalen. Koschaker, P. / Ungnad, A., 1923: Hammurabi’s Gesetz VI, Leipzig 1923. —, 1942: Zur staatlichen Wirtschaftsverwaltung in altbabylonischer Zeit, insbesondere nach den Urkunden aus Larsa, in: ZA 47, 135–180.

418

IV. Teil: Anhang

Kozyreva, N. V., 1988: Das alte Larsa. Skizzen aus dem wirtschaftlichen Leben. Akademie der Wissenschaften der UdSSR. Abteilung Geschichte. Kultur der Völker des Orients. Materialien und Untersuchungen. Die altbabylonische Kultur [Originaltitel: Древняя Ларса. Очерки хозяйственной жизни. Академия Наук СССР. Отделение истории. Культура народов Востока. Материалы и исследования. Старова- вилонская культура. Выпуск первый], Moskau. —, 2014: „Der Edle und der Große“. Reiche Familien der Stadt Larsa in den XIX– XVIII Jahrhunderten v. Chr. [Originaltitel: «Знатные и великие». Богатые семьи города Ларсы в XIX–XVIII вв. до н.э.], in: Письменные памятники Востока 20, 45–57. Kraus, F. R., 1947: Die Istanbuler Tontafelsammlung, in: JCS 1, 93–119. —, 1959: Ungewöhnliche Datierungen aus der Zeit des Königs Rīm-Sîn von Larsa, in: ZA 53, 136–167. —, 1966: Staatliche Viehhaltung im Altbabylonischen Lande Larsa, Amsterdam. —, 1967: Briefschreibübungen im altbabylonischen Schulunterricht, in: JEOL 16, 16–39. —, 1972: Briefe aus dem Istanbuler Museum. AbB 5, Leiden. —, 1977: Briefe aus dem British Museum. AbB 7, Leiden. —, 1979: Der ‘Palast’, Produzent und Unternehmer im Königreiche Babylon nach Hammurabi (ca. 1750–1600 v. Chr.), in: Lipiński, E. (Hrsg.), State and Temple Economy in the Ancient Near East 2. Proceedings of the International Conference organized by the Katholieke Universiteit Leuven from the 10th to the 14th of April 1978. OLA 6. Löwen, 423–434. —, 1984: Königliche Verfügungen in altbabylonischer Zeit. SD 11, Leiden. —, 1985: Briefe aus kleineren westeuropäischen Sammlungen. AbB 10, Leiden. Krebernik, M., 1992: Die Textfunde der 9. Kampagne (1986), in: Hrouda, B., Isin – Išān Bahrīyāt. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1986–1989. ABAW 105, München 1992, 102–144. —, 2001: Tall Bi’a/Tuttul – II: Die Altorientalischen Schriftfunde. WVDOG 100, Saarbrücken. —, 2015: Uraš. A, in: RlA XIV, 401–406. Krecher, J., 1987: /ur/ „Mann“, /eme/ „Frau“ und die sumerische Herkunft des Wortes urdu(-d) „Sklave”, in: WO 18, 7–19. Krikh, S., 2016: Assyriology and Stalinism: Soviet Historiography and the Invention of Slavery in the Ancient Near East, in: JANEH 3, 191–209. Kryszat, G., 2004: Herrscher, Herrschaft und Kulttradition in Anatolien nach den Quellen aus den altassyrischen Handelskolonien. Teil 1: Die sikkātum und der rabi sikkitim, in: AoF 31, 15–45. Labat, R., 1948: Manuel d’Epigraphie Akkadienne, Paris. Lacambre, D. / Partier, J., 2016: L’ergastule-nêpārum de Chagar Bazar (Ašnakkum) au XVIIIe s. av. J.-C., in: Partier, J. / Butterlin, P. / Quenet, P. (Hrsg.),

2. Bibliographie

419

Mille et une empreintes. An Alsacien en Prient. Mélanges en l’honneur du 65e anniversaire de Dominique Beyer. Subartu 36. Turnhout, 167–182. Lafont, B., 2001: Relations internationales, alliances et diplomatie au temps des royaumes amorrites, in: Durand, J.-M. / Charpin, D. (Hrsg.), Amurru 2. Mari, Ébla er les Hourrites. Dix ans de travaux. Paris, 213–328, Lafont, S., 1999: Femmes, Droit et Justice dans l’Antiquité orientale. Contribution à l’étude du droit pénal au Proche-Orient ancien. OBO 165. Fribourg – Göttingen. —, 2005: La peine du feu dans les droits cunéiformes, in: Ktèma 30, 107–116. Landsberger, B., 1937: Materialien zum sumerischen Lexikon 1, Rom. —, 1956: Remarks on the Archive of the Soldier Ubarum, in: JCS 9, 121–132. Larsen, M.T., 2017: Between Slavery and Freedom, in: Heffron, Y. / Stone, A. / Worthington, M. (Hrsg.), At the Dawn of History. Ancient Near Eastern Studies in Honour of J.N. Postgate. Volume 1. Winona Lake, 289–299. Lasker, B., 1956: Sklaverei, in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften 9, 280–288. Lauffer, S., 2001: Sklaven, in: Lexikon der Alten Welt III, 2812–2816. Lauinger, J., 2012: Old Babylonian Tablets from Adab in the Collection of the Oriental Institute Museum, in: Wilson, K.L. (Hrsg.), Bismaya. Recovering the lost City of Adab. OIP 138. Chicago, 147–154. —, 2015: Following the Man from Yamhad. Settlement and Territory at Old Babylonian Alalaḫ. CHANE 75, Leiden – Boston. Lautner, J. G., 1936: Altbabylonische Personenmiete und Erntearbeiterverträge. SD 1, Leiden. Layard, A. H., 1853: Discoveries in the Ruins of Niniveh and Babylon. New York. Leemans, W. F., 1950: The Old Babylonian Merchant. His Business and his Social Position. SD 3, Leiden. —, 1954: Legal and Economic Records from the Kingdom of Larsa, Leiden. —, 1960: Foreign Trade in the Old Babylonian Period. SD 6, Leiden. —, 1961: The asīru, in: RA 55, 57–76. —, 1978: Les tablettes de fouilles iraqiennes de Tell ed-Dēr, in: JESHO 21, 195– 204. —, 1991: Textes paléo-babyloniens commençant par une liste de personnes, in: Charpin, D. / Joannès, F. (Hrsg.), Marchands, Diplomates et Empereurs. Études sur la Civilisation Mésopotamienne offertes à Paul Garelli. Paris, 307–331. Leichty, E., 1986: with an Introduction by Reade, J.E., Catalogue of the Babylonian Tablets in the British Museum. Volume VI: Tablets from Sippar 1, London. Lewis, D. M., 2017: Orlando Patterson, Property, and Ancient Slavery: The Definitional Problem Revisited, in: Bodel, J. / Scheidel, W. (Hrsg.), On Human Bondage: After Slavery and Social Death. Chichester, 31–54.

420

IV. Teil: Anhang

Limet, H., 1989: Amurrum-šemi, propriétaire foncier à Larsa, in: Lebeau, M. / Talon, P. (Hrsg.), Reflets des deux fleuves. Volume de mélanges offerts à André Finet. Akkadica Supplementum VI. Löwen, 99–111. Lipiński, E., 1979: State and Temple Economy in the Ancient Near East. Proceedings of the International Conference organized by the Katholieke Universiteit Leuven from the 10th to the 14th of April 1978. OLA 5 und 6, Leuven. Loding, D., 1976: Old Babylonian texts from Ur I, in: JCS 28, 233–242. —, 1989: Two Old Babylonian Texts from Ur, in: Behrens, H. / Loding, D. / Roth, M. (Hrsg.), DUMU-E2-DUB-BA-A. Studies in Honor of Åke Sjöberg. OPSNKF 11. Philadelphia, 457–464. Losemann, V., 2012: Vogt, Joseph, in: DNP Supplemente 6, 1272–1274. Lutz, H. F., 1931: Legal and Economic Documents from Ashjâly. UCP 10/1, London 1931. Maajer R. de / Jagersma, B., 2003–2004: Rezension zu The Sumerian Dictionary of the University of Pennsylvania Museum. Vol. 1: A Part III by Åke W. Sjöberg and Hermann Behrens, in: AfO 50, 351–355. Maggio, M., 2012: L’ornementation des dieux à l’époque paléo-babylonienne. Étude du matérial ayant appartenu aux dieux d’après des documents de la pratique. Réflexions sur le don, l’ornementation des statues divines et la conservation des objets précieux. AOAT 393, Münster. —, 2019: A Mesopotamian Temple Inventory. The Case of the Early Old Babylonian Administrative Texts from Ur, in: Evans, J.M. / Roßberger, E. (Hrsg.), Ancient Near Eastern Temple Inventories in the Third and Second Millennia BCE: Integrating Archaeological, Textual, and Visual Sources. Proceedings of a conference held at the LMU Centre for Advanced Studies, November 14–15, 2016. Gladbeck, 107–118. Mallowan, M. / Woolley, L., 1976: Ur Excavations VII. The Old Babylonian Period, Oxford. Malul, M., 1988: Studies in Mesopotamian Legal Symbolism. AOAT 221, Neukirchen-Vluyn. Mander, P. / Pomponio, F., 2001: A Minor Old Babylonian Archive about the Transfer of Personnel, in: JCS 53, 35–67. Marello, P., 1994: Esclave et reines, in: Charpin, D. / Durand, J.-M. (Hrsg.), Florilegium marianum 2. Recueil d’études à la mémoire de Maurice Birot. Mémoires de NABU 3, Paris, 115–129. Margueron, J., 1970: Larsa, rapport préliminaire sur la quatrième campagne, in: Syria 47, 261–277. —, 1971: Larsa, rapport préliminaire sur la cinquième campagne, in: Syria 48, 271–287. —, 1982: Recherches sur les palais mésopotamiens de l’âge du bronze, Paris.

2. Bibliographie

421

Matini, G. / Negri Scafa, P. / Ticca, S. / Viaggio S., 2014: Testi della Collezione Ojeil: Contratti della Collezione Ojeil, Rom. Matouš, L., 1956: Purchase of landed property in Ur by Balmunamḫe, in: Tauer, F. (Hrsg.), Charisteria orientalia praecipue ad Persiam pertinentia. Ioanni Rypka hoc volum sacrum. Prag, 179–185. Mauer, G., 1987: W 20 038, 1–59. Ein Tontafelarchiv aus dem Palast des Sînkāšid in Uruk, in: BaM 18, 133–198. Maul, M., 1997: Zwischen Sparmaßnahmen und Revolte … Die Aktivitäten des Iasīm-Sūmû, des šandabakkum von Mari, in: MARI 8, 755–774. Mayer, W. R., 2003: Besonderheiten in der Verwendung des Graphems A.A im Akkadischen, in: OrNS 72, 293–306. —, 2005: Die altbabylonischen Keilschrifttexte in der Sammlung des Päpstlichen Bibelinstituts, in: OrNS 74, 317–351. Mayer, W. R. / Sallaberger, W., 2003–2005: Opfer A. I, in: RlA X, 93–102. McCown, D. E. / Haines, R. C. / Hansen, D. P., 1967: Nippur I. Temple of Enlil, Scribal Quarter, and Soundings. OIP 78, Chicago. Meek, T. J., 1916/1917: Old Babylonian Business and Legal Documents (the RFH Collection), in: AJSL 33, 203–244. Meissner, B., 1893: Beiträge zum altbabylonischen Privatrecht. AB 11, Leipzig. Mendelsohn, I., 1932: Legal Aspects of Slavery in Babylonia, Assyria and Palestine. A Comparative Study (3000–500 B. C.), Williamsport. —, 1949: Slavery in the Ancient Near East, New York. Michalowski, P., 1977: Dūrum and Uruk during the Ur III Period, in: Mesopotamia 12, 83–96. —, 1989: The Lamentation over the Destruction of Sumer and Ur. MC 1, Winona Lake. Middeke-Colin, R., 2014: The Scents of Larsa: A Study of the Aromatics Industry in an Old Babylonian Kingdom, in: CDLJ 2014:01 [https://cdli.ucla.edu/ files/publications/cdlj2014_001.pdf, 28.02.2019]. Miglus, P. A., 1988–2001: Nērebtum, in: RlA IX, 211–214. —, 2003–2005: Palast B., in: RlA X, 233–273. —, 2006–2008: Šaduppûm. B. Archäologisch, in: RlA XI, 491–495. Milano, L., 1993–1997: Mehl, in: RLA VIII, 22–31. Molina, M., 2011: Sklave, Sklaverei. A. Im 3. Jahrtausend, in: RlA XII, 562–564. Möllenbeck, C., 2017: Rezension zu Seri, A., The House of Prisoners. Slavery and State in Uruk during the Revolt against Samsu-iluna (Berlin/Boston 2013), in: OLZ 112, 484–486. —, 2018: Zur Dienstmiete im altbabylonischen Sippar, in: Kleber, K. / Neumann, G. / Paulus, S. (Hrsg.), unter Mitarbeit von Möllenbeck, C., Grenzüberschreitungen. Studien zur Kulturgeschichte des Alten Orients. Festschrift für Hans Neumann zum 65. Geburtstag am 9. Mai 2018. dubsar 5. Münster, 339–454.

422

IV. Teil: Anhang

—, 2021: Aspekte der Sklaverei im altbabylonischen Ur: Untersuchungen zu den a - r u - a -Texten, in: Frame, G. / Jeffers, J. / Pittmann, H. (Hrsg.), Ur in the Twenty-First Century CE. Proceedings of the 62nd Rencontre Assyriologique Internationale at Philadelphia, July 11–15, 2016, Philadelphia. —, in Vorbereitung: Bemerkungen zur institutionellen Sklaverei in Šubat-Enlil/ Šeḫnā. Moore, S. A., 2018: An edict of Rīm-Sîn I of Larsa, in: NABU 2018/67. Muhammad, A. K., 1996: Unveröffentlichte Briefe aus der altbabylonischen Periode im Iraqischen Museum. Dissertationsschrift, Baghdad. Muller, V., 2017: Infliger la mort: Aspects publics et privés dans la documentation de Mari et les recueils de lois du IIème millénaire av. J.-C., in: de Boer, R. / Dercksen, J. G. (Hrsg.), Private and State in the Ancient Near East. Proceedings of the 58th Recontre Assyriologique Internationale at Leiden, 16– 20 July 2012, Winona Lake, 211–226. Munshid, M. M., 1997: Unveröffentlichte Keilschrifttexte aus der altbabylonischen Zeit (Diyālā – Tell Harmal). Magisterarbeit, Baghdad. Nahm, W., 2018: Eshnunna rulers Ipiqadad I–III and a resurrected Awilsin, in: NABU 2018/6. —, 2018a: Testing the MEC: the end of the Lower Diyala State, in: NABU 2018/64. Neumann, H., 1989: Bemerkungen zur Freilassung von Sklaven in Mesopotamien gegen Ende des 3. Jahrtausends v. u. Z., in: AoF 16, 220–233. —, 1992: Bemerkungen zum Problem der Fremdarbeit in Mesopotamien (3. Jahrtausend v. u. Z.), in: AoF 19, 266–275. —, 1992a: Zur privaten Geschäftstätigkeit in Nippur in der Ur III-Zeit, in: De Jong Ellis, M. (Hrsg.), Nippur at the Centennial: Papers Read at the 35e Rencontre Assyriologique Internationale, Philadelphia 1988. Philadelphia, 161–176. —, 21993: Handwerk in Mesopotamien. Untersuchungen zu seiner Organisation in der Zeit der III. Dynastie von Ur. Berlin. —, 1998: Altorientalistik in der DDR (1986–1990) und ihre inhaltlich-strukturelle Umgestaltung in den neuen Bundesländern (1990/91–1995), in: Krauth, W.-H. / Wolz, R. (Hrsg.), Wissenschaft und Wiedervereinigung. Asienund Afrikawissenschaften im Umbruch. Berlin, 165–268. —, 2000: Staatliche Verwaltung und privates Handwerk in der Ur III-Zeit: Die Auftragstätigkeit der Schmiede von Girsu, in: Bongenaar, A. C. V. M. (Hrsg.), Interdependency of Institutions and Private Entrepreneurs. Proceedings of the Second MOS Symposium, Leiden 1998. PIHANS 87. Istanbul – Leiden 2000, 119–133. —, 2001: Sklaverei. Alter Orient, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike 11, Stuttgart – Weimar, 621–622.

2. Bibliographie

423

—, 2001a: Zu den Buchungseinträgen in den neusumerischen Handwerkspräsenzlisten aus Ur, in: Høyrup, J. / Damerow, P. (Hrsg.), Changing Views on Ancient Near Eastern Mathematics. BBVO 19. Berlin, 37–51. —, 2002: Die sog. Oikos-Ökonomie und das Problem der Privatwirtschaft im ausgehenden 3. Jahrtausend v. Chr. in Mesopotamien. Bemerkungen zu J. Renger: Wirtschaftsgeschichte des alten Mesopotamien. Versuch einer Standortbestimmung, in: Hausleiter, A. / Kerner, S. / Müller-Neuhof, B. (Hrsg.), Material Culture and Mental Spheres. Rezeption archäologischer Denkrichtungen in der Vorderasiatischen Altertumskunde, Internationales Symposium für Hans J. NISSEN, Berlin, 23.–24. Juni 2000. AOAT 293. Münster, 273–281. —, 2003: Keilschriftliche Staatsverträge Mesopotamiens und Nordsyriens, in: Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike 16 (Register, Listen, Tabellen), 321–327. —, 2004: Sumerische und akkadische Texte des 4. Jt. v. Chr., in: Janowski, B. / Wilhelm, G. (Hrgs.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments NF 1. Gütersloh, 1–24. —, 2005: Der Beitrag Mesopotamiens zur Rechtsgeschichte – Bürgschaft und Pfand als Mittel der Vertragssicherung, in: Barta, H. / Mayer-Maly, F. R. (Hrsg.), Lebend(ig)e Rechtsgeschichte. Beispiele antiker Rechtskulturen: Ägypten, Mesopotamien, Griechenland. Recht und Kultur 1. Wien, 181– 203. —, 2011: Slavery in Private Households Towards the End of the Third Millenium B. C., in: Culbertson, L. (Hrsg.), Slaves and Households in the Near East. OIS 7. Chicago, 21–32. —, 2017: Zum außergerichtlichen Vergleich in Mesopotamien in der Zeit der Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend v. Chr., in: Pfeifer, G. / Grotkamp, N. (Hrsg.), Außergerichtliche Konfliktlösung in der Antike. Beispiele aus drei Jahrtausenden, Frankfurt am Main, 27–42. —, 2017a: Die Gesellschaft Mesopotamiens in der Zeit der Wende vom 3. zum 2. Jahrtausend v. Chr. zwischen Theorie und Lebenswirklichkeit, in: de Boer, R. / Dercksen, J. G. (Hrsg.), Private and State in the Ancient Near East. Proceedings of the 58th Recontre Assyriologique Internationale at Leiden, 16–20 July 2012, Winona Lake, 3–20. —, 2018: Eherechtliche Bestimmungen und Sexualdelikte im Sklavenrecht des Alten Mesopotamien (spätes 3. und frühes 2. Jt. v. Chr.), in: Fischer, I. / Feichtinger, D., Sexualität und Sklaverei. AOAT 456. Münster, 109–122. —, 2018a: Nippur. „Heiliger Ort“ der Sumerer, in: Achenbach, R. (Hrsg.), in Zusammenarbeit mit Nikola Moustakis, Heilige Orte der Antike. Gesammelte Studien im Anschluss an eine Ringvorlesung des Exzellenzclusters „Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne“ an der

424

IV. Teil: Anhang

Universität Münster im Wintersemester 2013/2014. Kasion 1. Münster, 37–51. —, im Druck: Ethnographie und (Alt-)Orientalistik. Irmgard Sellnow und die Periodisierung der frühen „Weltgeschichte“, in: Kreide-Damani, I. / Noack, K. / Scholze-Irrlitz, L. (Hrsg.), Ethnologie als Ethnographie: Interdisziplinarität, Transnationalität und Netzwerke der Disziplin in der DDR. Nippel, W., 2005: Marx, Weber und die Sklaverei, in: Hermann-Otto, E. (Hrsg.), Unfreie Arbeits- und Lebensverhältnisse von der Antike bis in die Gegenwart. Sklaverei – Knechtschaft – Zwangsarbeit. Untersuchungen zur Sozial-, Rechts- und Kulturgeschichte 1. Hildesheim – Zürich – New York, 317–356. Oelsner, J., 1986: Materialien zur babylonischen Gesellschaft und Kultur in hellenistischer Zeit. Assyriologia 7, Budapest. Oppenheim, L., 1968: “The Eyes of the Lord”, in: JAOS 88, 173–180. Ormsby, D., 1972: An Old Babylonian Business Archive of Historical Interest, in: JCS 24, 89–99. Otto, A., 2017: Private and State in the Second Millennium B.C. from an Archaeological Perspective. in: de Boer, R. / Dercksen, J.G. (Hrsg.), Private and State in the Ancient Near East. Proceedings of the 58th Recontre Assyriologique Internationale at Leiden, 16–20 July 2012, Winona Lake, 21–42. Owen, D. I., 1971: Incomplete Year Formulae of Iddin-Dagān again, in: JCS 24, 17–19. Pargas, D. A., 2018: (Hrsg.), Journal of Global Slavery 3. Special Issue 1–2: Slavery from Babylon to Rome. Parker, B., 1963: Economic Tablets from the Temple of Mamu at Balawat, in: Iraq 25, 86–103. Parrot, A., 1933: Les fouilles de Tello et de Senkereh-Larsa: Campagne 1932– 1933 (Rapport préliminaire), in: RA 30, 169–182. —, 1934: Villes enfouies; trois campagnes de fouilles en Mésopotamie. Paris. —, 1964: Archéologie mésopotamienne, Paris. —, 1968: Fouilles de Larsa (Senkereh) 1967, in: Sumer 24, 36–44. Patterson, O., 1982: Slavery and Social Death. A Comparative Study, London. —, 2012: Trafficking, Gender and Slavery: Past and Present, in: Allain, J. (Hrsg.), The Legal Understanding of Slavery. From the Historical to the Contemporary. Oxford, 322–359. Pearce, L. E., 1966: Iron « Stars » in the Neo-Babylonian Period, in: NABU 1996/25. Pecha, L., 2018: The Material and Ideological Base of the Old Babylonian State. History, Economy, and Politics, Lanham. Pedersén, O., 2005: Archive und Bibliotheken in Babylon. Die Tontafeln der Grabung Robert Koldeweys 1899–1917. ADOG 25, Saarbrücken.

2. Bibliographie

425

Pers, M., 1997–1998: La famiglia di Balmunamḫe di Larsa, in: EVO 21, 139– 148. Peters, J. P., 1897: Nippur. New York. Petschow, H., 1951: Ein neubabylonischer Bürgschaftsregress gegen einen Nachlass, in: Revue d‘Histoire du Droit 19, 25–57. —, 1980–1983: Lehrverträge, in: RlA VI, 556–570. Pientka, R., 1998: Die Spätaltbabylonische Zeit. IMGULA 2/I–II, Münster. Pientka-Hinz, R., 2006: Der rabi sikkatum in altbabylonischer Zeit, in: Hengstl, J. / Sick, U., Recht gestern und heute. Festschrift zum 85. Geburtstag von Richard Haase. Philippika 13. Wiesbaden, 53–70. —, 2008: Angeschmiert! – Die Entweihung einer nadītum-Priesterin, in: AoF 35, 254–261. Pinches, T. G., 1896: Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum, Part 2, London. —, 1898: Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum, Part 4, London. —, 1898a: Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum, Part 6, London. —, 1899: Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum, Part 8, London. —, 1964: Cuneiform Texts from Babylonian Tablets in the British Museum. Old Babylonian Business Documents, Part 45, London. Ponchia, S., 2009: Witnessing Procedures in the Ancient Near East: Problems and Perspectives of Research, in: Bellotto, N. / Ponchia, S. (Hrsg.), Witnessing in the Ancient Near East. I testimoni nella Documentazione del vicino Oriente Antico. Padova, 225–251. Postgate, J. N., 2002: Business and Government at Middle Assyrian Rimah, in: al-Gailani Werr, L. / Curtis, J. / Martin, H. / McMahon, A. / Oates, S. / Reade, J. (Hrsg), Of Pots and Plan. Papers on the Archaeology and History of Mesopotamia and Syria presentend to David Oates in Honour of His 75th Birthday. London, 297–308. Pozzer, K. M. P., 2000–2001: Arquivos familiares e proproedade privada na Mesopotâmia Antiga, in: Classica 13/14, 277–299. Radner, K., 2011: Sklave, Sklaverei. C. Neuassyrisch, in: RlA XII, 571–572. Rassam, H., 1897: Asshur and the land of Nimrod, New York. Reade, J. E., 1986: Introduction: Rassam’s Babylonian Collection: The Excavations and the Archives, in: Leichty, E. V., (Hrsg.), Catalogue of the Babylonian Tablets in the British Museum. Volume VI: Tablets from Sippar 1. London, xiii–xl. Reichel, C., 2001: Political Changes and Cultural Continuity in the Palace of the Rulers at Eshnunna (Tell Asmar) from the Ur III Period to the Isin-Larsa Period (ca. 2070–1850 B.C.). Dissertationsschrift, Chicago.

426

IV. Teil: Anhang

—, 2003: A Modern Crime and an Ancient Mystery: the Seal of Bilalama, in: Selz, G. J. (Hrsg.), Festschrift für Burkhart Kienast zu seinem 70. Geburtstage dargebracht von Freunden, Schülern und Kollegen. AOAT 274. Münster, 355–398. —, 2014: Tutub B. Archäologisch, in: RlA XIV, 244–247. Reiner, E., 2004: Runaway – Seize Him, in: Dercksen, J. G. (Hrsg.), Assyria and Beyond. Studies Presented to Mogens Trolle Larsen. PIHANS 100. Leiden, 475–482. Reiter, K., 1982: Untersuchungen zum Archivwesen der altbabylonischen Zeit, dargestellt an den Brief-, Rechts- und Verwaltungsurkunden des Šēp-Sîn und des Balmunamḫe. Magisterarbeit, Berlin. Renger, J., 1969: Renger, J., Untersuchungen zum Priestertum in altbabylonischer Zeit – I. Teil, in: ZA 59, 104–230. —, 1972: Flucht als soziales Problem in der altbabylonischen Gesellschaft, in: Edzard, D. O. (Hrsg.), Gesellschaftsklassen im Alten Zweistromland und in den angrenzenden Gebieten – XVIII. Rencontre Assyriologique Internationale. München, 167–182. —, 1996: Handwerk und Handwerker im alten Mesopotamien, in: AoF 23, 211– 231. —, 1998: Das Palastgeschäft in der altbabylonischen Zeit, in: Bongenaar, A. C. V. M. (Hrsg.), Interdependency of Institutions and Private Entrepreneurs. Proceedings of the Second MOS Symposium. PIHANS 87. Istanbul – Leiden, 153–183. —, 2000: Das Palastgeschäft in altbabylonischer Zeit, in: Bogenaar, A. C. V. M. (Hrsg.), Interdependency of Institutions and Private Entrepreneurs. Proceedings of the Second MOS Symposium, Leiden 1998. PIHANS 87. Istanbul – Leiden, 153–183. —, 2003–2005: Palastwirschaft, in: RlA X, 276–280. Reuther, O. 1968: Die Innenstadt von Babylon (Merkes). WVDOG 47, Osnabrück. Richardson, S.F.C., 2002: The Collapse of a Complex State: a Reappraisal of the End of the First Dynasty of Babylon, 1683–1597 B.C. Dissertationsschrift, Ann Arbor. —, 2010: A Light in the gagûm Window: The Sippar Cloister in the Late Old Babylonian Period, in: Melville, S. C. / Slotsky, A. L. (Hrsg.) Opening the Tablet Box. Near Eastern Studies in the Honor of Benjamin R. Foster. CHANE 42. Leiden, 329–346. —, 2010a: Texts from the Late Old Babylonian Period. JCSSS 2, Boston. Richter, Th., 22004: Untersuchungen zu den lokalen Panthea Süd- und Mittelbabyloniens in altbabylonischer Zeit. AOAT 257, Münster. Ries, G., 1981: Zu Haftung und Rückgriff des Bürgen in altbabylonischer Zeit, in: ZA 71, 73–86.

2. Bibliographie

427

Riftin, A., 1937: Staro-Vavilonskie juridiczeskie i administrativnye dokumenty v sobranijach SSSR, Moskau. Robertson, J. F., 1981: Redistributive Economies in Ancient Mesopotamian Society: A Case Study from Isin-Larsa Period Nippur. Dissertationsschrift, Philadelphia. —, 1984: The Internal Political and Economic Structure of Old Babylonian Nippur: The Guennakkum and His “House”, in: JCS 36, 145–190. —, 1992: The Temple Economy of Old Babylonian Nippur: The Evidence for Centralized Management, in: Ellis, M. de J. (Hrsg.), Nippur at the Centennial. Papers Read at the 35e Rencontre Assyrologique Internationale, Philadelphia, 1988. OPSNKF 14. Philadelphia, 249–256. Robson, E., 2004: Accounting for Change: The Development of Tabular Bookkeeping in Early Mesopotamia, in: Hudson, M. / Wunsch, C. (Hrsg.), Creating Economic Order: Record-keeping, Standardization, and the Development of Accounting in the Ancient Near East. A Colloquium Held at The British Museum, November 2000. International Scholars Conference on Ancient Near Eastern Economies 4. Bethesda, 107–144. Römer, W. H. Ph., 1984: Historische Texte in sumerischer Sprache, in: Borger, R. / Hinz, W. / Römer, W. H. Ph. (Hrsg.), Historisch-chronologische Texte I. TUAT 1/4. Gütersloh, 289–353. Rositani, A., 1997: Il nomi propri dell’archivo del bīt asīrī, in: SEL 14, 3–17. —, 2003: Rīm-Anum Texts in the British Museum. NISABA 4, Messina. —, 2018: From Freedom to Slavery. Work and Words at the House of Prisoners of War in the Old Babylonian Period, in: Journal of Global Slavery 3, 41– 67. —, 2020, The Public Management of War Prisoners Within and Outside the bīt asīrī, in: ArOr 88, 193–2019. —, 2021, The e2.mušen.ḫi.a in the Rīm-Anum Text: a New Document, in: NABU 2021/12. Roßberger, E., 2019: A Contextual and Sensory Studies Approach to the Object and Image Assemblages of the Kitītum-Temple at Iščali, in: Evans, J. M. / Roßberger, E. (Hrsg.), Ancient Near Eastern Temple Inventories in the Third and Second Millennia BCE: Integrating Archaeological, Textual, and Visual Sources. Proceedings of a conference held at the LMU Centre for Advanced Studies, November 14–15, 2016. MAAO 4, Gladbeck, 63– 82. Roth, M. T., 1980: Scholastic Tradition and Mesopotamian Law: A Study of FLP 1287, a Prism in the Collection of the Free Library of Philadelphia, Pennsylvania. —, 21997: Law Collections from Mesopotamia and Asia Minor. WAW 6, Atlanta. —, 2000: The law collections of king Hammurabi: toward an understanding of codification and text, in: Lévy, E. (Hrsg.), La codification des lois dans

428

IV. Teil: Anhang

l’Antiquité. Actes du Colloque de Strasbourg 27–29 novembre 1997. Travaux du Centre de recherche sur le Proche-Orient et la Gréce Antiques 16. Paris, 9–31. Sallaberger, W., 1993: Der kultische Kalender der Ur III-Zeit. UAVA 7/1, Berlin – New York. —, 1996: Zu einigen Jahresdaten Enlil-bānis von Isin, in: ZA 86, 177–191. —, 1997: Nippur als religiöses Zentrum Mesopotamiens im historischen Wandel, in: Wilhem, G. (Hrsg.), Die Orientalische Stadt: Kontinuität, Wandel, Bruch. 1. Internationales Colloquium der Deutschen Orient-Gesellschaft 9.–10. Mai 1996 in Halle/Saale. CDOG 1. Saarbrücken, 147–168. —, 2004: Das Ende des Sumerischen. Tod und Nachleben einer altmesopotamischen Sprache, in: Schrijver, P / Mumm, P.-A. (Hrsg.), Sprachtod und Sprachgeburt. Münchner Forschungen zur historischen Sprachwissenschaft, Bd. 2. Bremen, 108–140. —, 2012: Tempel A. I. a. Philologisch. In Mesopotamien. 3. Jt. bis 612 v. Chr., in: RlA XIII, 519–524. Sanati-Müller, S., 1988: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Erster Teil: Gerstenwerkverträge und Mehllieferungsurkunden, in: BaM 19, 471–538. —, 1989: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Zweiter Teil: Fischtexte und Bürgschaftsurkunden, in: BaM 20, 225–313. —, 1990: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Dritter Teil: Metalltexte, in: BaM 21, 131–213. —, 1991: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Vierter Teil: Texte verschiedenen Inhalts I, in: BaM 22, 313–330. —, 1992: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Fünfter Teil: Texte verschiedenen Inhalts II, in: BaM 23, 119–161. —, 1993: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Sechster Teil: Texte verschiedenen Inhalts III, in: BaM 24, 137–184. —, 1994: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Siebenter Teil: Texte verschiedenen Inhalts IV, in: BaM 25, 309–340. —, 1995: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Achter Teil: Texte in Zusammenhang mit Skelettresten, in: BaM 26, 65–84. —, 1996: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Neunter Teil: Rohrtexte, in: BaM 27, 365–399. —, 2000: Texte aus dem Sînkāšid-Palast. Zehnter Teil: Holztexte. Elfter Teil: Fragmentarisch erhaltene Texte: BaM 31, 93–175. —, 2000a: Kollationen zu „Ein Tontafelarchiv aus dem Palast des Sîn-kāšid in Uruk“ von Gerlinde Mauer, in: BaM 31, 181–193. San Nicolò, M., 1950: Der neubabylonische Lehrvertrag in rechtsvergleichende Betrachtung, München. Saporetti, C., 2000: Due punti sulla chronologia di Ešnunna, in: Graziani, S. (Hrsg.), unter Mitarbeit von Casaburi, M.C. und Lacerenza, G., Studi sul

2. Bibliographie

429

Vicino Oriente antico dedicati alla memoria di Luigi Cagni. Vol. II. Neapel, 913–920. —, 2002: La rivale di Babilonia. Storia di Ešnunna, un potente regno che sfidò Ḫammurapi. I volti fella storia 118, Rom. Sassmannshausen, L., 1999: The Adaption of the Kassites to the Babylonian Civilization, in: Van Lerberghe, K. / Voet, G. (Hrsg.), Languages and Cultures in Contact. At the Crossroads of Civilizations in the Syro-Mesopotamian Realm. Proceedings of the 42th RAI. OLA 96. Löwen, 409–242. Schmitt, A., 2019: Hidden under the Floors. The Inventories and Archives of the Ganunmaḫ at Ur from the Third to the First Millennium BC, in: Evans, J. M. / Roßberger, E. (Hrsg.), Ancient Near Eastern Temple Inventories in the Third and Second Millennia BCE: Integrating Archaeological, Textual, and Visual Sources. Proceedings of a conference held at the LMU Centre for Advanced Studies, November 14–15, 2016. Gladbeck, 82–106. Schrakamp, I., 2010: Krieger und Waffen im frühen Mesopotamien. Organisation und Bewaffnung des Militärs in frühdynastischer und sargonischer Zeit. DOI: https://doi.org/10.17192/z2010.0486. Scouflaire, M.-F., 1989: Premières Réflexions sur l’Organisation des « Prisons » dans le Royaume de Mari, in: Lebeau, M. / Talon, P. (Hrsg.), Reflets de deux Fleuves. Volume de Mélanges Offerts à André Finet. Akkadica Supplementum VI. Löwen, 157–160. Selz, G. J., 1993: Kaparru(m), ein sumerisches Lehnwort im Akkadischen?, in: RA 87, 29–45. Seri, A., 2011: Domestic Female Slaves during the Old Babylonian Period, in: Culbertson, L. (Hrsg.), Slaves and Households in the Near East. Papers from the Oriental Institute Seminar Held at the Oriental Institute of the University of Chicago 5–6 March 2010. OIS 7. Chicago, 49–67. —, 2013: The House of Prisoners. Slavery and State in Uruk during the Revolt against Samsu-iluna. SANER 2, Boston – Berlin. Shehata, D., 2009: Musiker und vokales Repertoire. Untersuchungen zu Inhalt und Organisation von Musikerberufen und Liedgattungen in altbabylonischer Zeit. GBAO 3, Göttingen. Siegel, B. J., 1944: Slavery During the Third Dynasty of Ur, Chicago. —, 1945: Some Methodological Considerations for a Comparative Study for Slavery, in: American Anthropologist NS 47, 357–392. Sigrist, M., 1977: ÈŠ-TA-GUR-RA, in: RA 71, 117–124. —, 1979: Érin-un-íl, in: RA 73, 101–120. —, 1980: Érin-un-íl, in: RA 74, 11–28. —, 1984: Les sattukku dans l’Ešumeša durant la période d’Isin et Larsa. BiMes 11, Malibu 1984. —, 1988: Isin Year Names. IAPAS 2, Berrien Springs.

430

IV. Teil: Anhang

Skaist, A., 1990: The Sale Contracts from Khafajah, in: Klein, J. / Skaist, A. (Hrsg.), Bar-Ilan Studies in Assyriology dedicated to Pinhas Artzi. Jerusalem, 255–276. —, 1994: The Old Babylonian Loan Contract. Its History and Geography, Ramat Gan. Snell, D. C., 2001: Flight and Freedom in the Ancient Near East. CHANE 8, Leiden – Boston – Köln. Sollberger, E., 1965: Royal Inscriptions Part II. UET 8, London. —, 1980: The Cuneiform Tablets in the Chester Beatty Library, Dublin, in: RA 74, 43–59. Sommerfeld, W., 1983: Untersuchungen zur Geschichte von Kisurra, in: ZA 73, 204–231. —, 1987–1990: Marduk. A. Philologisch. In Mesopotamien, in: RlA VII, 360– 370. —, 2014: Tutub. A. Philologisch, in: RlA XIV, 242–244. Spada, G., 2007: Testi economici da Ur di periodo paleo-babilonese. NISABA 12, Messina. —, 2017: The Sumerian verb kušur, “to repair”, in: NABU 2017/90. —, 2018: Sumerian Model Contracts from the Old Babylonian Period in the Hilprecht Collection Jena. TMH 11, Wiesbaden. Speelers, L., 1925: Recueil des inscriptions de l’Asie antérieure des Musées royaux du Cinquantenaire à Bruxelles, Brüssel. Spycket, A., 1992: Die Grabungen im Südost-Abschnitt/Chantier Sud-Est 1986– 1988 (9e–10e campagne), in: Hrouda, B., Isin – Išān Bahrīyāt. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1986–1989. ABAW 105. München, 37–40. Spycket, A. / Strommenger, E., 1981: Südostabschnitt/Chantier Sud-Est 1977– 1978 (5. und 6. Kampagne), in: Hrouda, B., Isin – Išān Bahrīyāt. Die Ergebnisse der Ausgrabungen 1975–1978. ABAW 87. München, 55–58. Steinert, U., 2012: Aspekte des Menschseins im Alten Mesopotamien. Eine Studie zu Person und Identität im 2. und 1. Jt. v. Chr. CM 44, Leiden – Boston. Steinkeller, P., 1977: Seal practice in the Ur III period, in: Gibson, McG. / Biggs, R. D. (Hrsg.), Seals and Sealing in the Ancient Near East. BiMes 6. Malibu, 41–54. —, 2003: Archival Practices at Babylonia in the Third Millennium, in: Brosius, M. (Hrsg.), Ancient Archives and Archival Traditions. Oxford, 37–58. —, 2004: A Building Inscription of Sin-iddinam and Other Inscribed Materials from Abu Duwari, in: Stone, E. C. / Zimansky, P. (Hrsg.), (Hrsg.), unter Mitarbeit von Steinkeller, P. / Pigott, V. / Wells, L. / Wilkinson, T., Anatomy of a Mesopotamian City: Survey and Soundings at Maskan-shapir. Winona Lake, 135–152. Sternitzke, K., 2016: Der Kontext der altbabylonischen Archive aus Babylon, in: MDOG 148, 148–197.

2. Bibliographie

431

Stol, M., 1976: Studies in Old Babylonian History. PIHANS 40, Istanbul. —, 1980: Rezension von Burkhart Kienast, Die altbabylonischen Briefe und Urkunden aus Kisurra. FAOS 2/1+2, Wiesbaden 1978, in: AfO 27 (1980) 161–164. —, 1981: Letters from Yale transliterated and translated. AbB 9, Leiden. —, 1982: State and Private Business in the Land of Larsa, in: JCS 34, 137–230. —, 1982a: A Cadastral Innovation by Hammurabi, in: Van Driel, G. / Krispijn, Th. J. H. / Stol, M. / Veenhof, K.R. (Hrsg.), Zikir Šumim. Assyriological Studies Presented to F.R. Kraus on the Occasion of his Seventieth Birthday. Leiden, 351–358. —, 1986: Letters from the Collection in Philadelphia, Chicago and Berkley. AbB 11, Leiden. —, 1991: Old Babylonian Personal Names, in: SEL 8, 191–212. —, 1993: Miete. B. I. Altbabylonische, in: RlA VIII, 162–174. —, 1992: State and Private Business in the Land of Larsa, in: JCS 34, 127–230. —, 1995: Old Babylonian corvée (tupšikkum), in: Van den Hout, T. P. J. / de Roos, J. (Hrsg.), Studio historiae ardens. Ancient Near Eastern Studies Presented to Philo H.J. Houwink ten Cate on the Occasion of his 65th Birthday. PIHANS 74. Leiden, 293–309. —, 1998: The Care of the Elderly in Mesopotamia in the Old Babylonian Period, in: Stol, M. (Hrsg.), The Care for the Elderly in the Ancient Near East. SHCANE 14. Leiden – Boston – Köln, 59–117. —, 1999: Nach dem Gewichtsstein des Šamaš, in: Böck, B. / Cancik-Kirschbaum, E. / Richter, T. (Hrsg.), Munuscula Mesopotamica. Festschrift für Johannes Renger. AOAT 267. Münster, 573–589. —, 2000: Titel altbabylonischer Klosterfrauen, in: Marzahn, J. / Neumann, H. (Hrsg.), Assyriologica et Semitica. Festschrift für Joachim Oelsner anläßlich seines 65. Geburtstages am 18. Februar 1997. AOAT 252. Münster, 457–466. —, 2002: Personen um den König in altbabylonischer Zeit, in: Loretz, O. / Metzler, K. A. / Schaudig, H. (Hrsg.), Ex Mesopotamia et Syria Lux. Festschrift für Manfried Dietrich zu seinem 65. Geburtstag. AOAT 281. Münster, 735–758. —, 2003–2005: Öl, Ölbaum A. In Mesopotamien, in: RlA X, 32–33. —, 2004: Wirtschaft und Gesellschaft in altbabylonischer Zeit, in: Attinger, P. / Sallaberger, W. / Wäfler, M. (Hrsg.), Mesopotamien. Die altbabylonische Zeit. OBO 160/4. Fribourg – Göttingen, 643–975. —, 2006–2008: Ration, in: RlA XI, 264–269. —, 2011: Sklave, Sklaverei. B. Altbabylonisch, in: RlA XII, 564–571. —, 2011a: Šimat-Ištar, in: RlA XII, 505.

432

IV. Teil: Anhang

—, 2012: Der altbabylonische Beamte rá-gaba, in: Mittermayer, C. / Ecklin, S. (Hrsg.), Altorientalische Studien zu Ehren von Pascal Attinger. mu-ni u4 ul-li2-a-aš ĝa2-ĝa2-de3. OBO 256. Fribourg, 329–352. —, 2016: Women in the Ancient Near East, Boston – Berlin. Stone, E. C., 1977: Economic Crisis and Social Upheaval on Old Babylonian Nippur, in: Levine, L. D.; Young, T. C. (Hrsg.), Mountains and Lowlands. Essays in the Archaeology of Greater Mesopotamia. BiMes 7. Malibu, 267– 289. —, 1982: The Social Role of the Nadītu Women in Old Babylonian Nippur, in: JESHO 25, 50–70. —, 1990: The Tell Abu Dawari Project, Iraq 1987, in: Journal of Field Archaeology 7, 141–162. —, 1997: Mashkan-shapir, in: Meyers, E.M. (Hrsg.), The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East 3. New York – Oxford, 430–432. Stone, E. C. / Zimansky, P. E., 1994: The Second and Third Seasons at Tell Abu Duwari, Iraq, in: Journal of Field Archaeology 21, 437–455. —, 2004: (Hrsg.), unter Mitarbeit von Steinkeller, P. / Pigott, V. / Wells, L. / Wilkinson, T., Anatomy of a Mesopotamian City: Survey and Soundings at Maskan-shapir, Winona Lake. Streck, M.P., 2003–2005: Pī-nārātim, in: RlA X, 567–568. —, 2003–2005a: Opis, in: RlA X, 113–116. Stuke, M., 2017: Der Rechtsstatus des Kriegsgefangenen im bewaffneten Konflikt. Jus Internationale et Europaeum 130, Tübingen. Suurmeijer, G., 2010: „He took him as his son“. Adoption in Old Babylonian Sippar, in: RA 104, 9–40. Szlechter, E., 1952: L’affranchissement en droit suméro-akkadien, in: Archives d’histoire du droit oriental et Revue internationale des droits de l’antiquité 1, 125–195. —, 1954: Essai d’explication des clauses : muttatam gullubu, abbuttam šakānu et abbutam gullubu, in: ArOr 17, 391–418. —, 1956: Le Cautionnement à Larsa, in: RIDA 33, 1–24 und 181–195. Tammuz, O., 1996: The Location of Lagaba, in: RA 90, 19–25. Tammuz, O. / Jacquet, A., in Vorbereitung: Texts from Lagaba. BIN 11, New Haven – London. Tanret, M., 1998: Le namkarum: Une étude de cas dans les textes et sur la carte, in: Gasche, H. / Tanret, M. (Hrsg.), Changing Watercourses in Babylonia: Towards a Reconstruction of the Ancient Environment in Lower Mesopotamia. MHEM 5. Gent, 65–132. —, 2011: Learned, rich, famous, and unhappy: Ur-Utu of Sippar, in: Radner, K. / Robson, E. (Hrsg.), The Oxford Handbook of Cuneiform Culture. Oxford, 270–287.

2. Bibliographie

433

Tanret, M. / Suurmeijer, G., 2011: Officials of the Šamaš Temple of Sippar as Contract Witnesses in the Old Babylonian Period, in: ZA 101, 78–112. Tanret, M. / van Lerberghe, K., 1993: Rituals and Profits in the Ur-Utu Archive, in: Quaegebeur, J. (Hrsg.), Ritual and Sacrifice in the Ancient Near East. Proceedings of the International Conference organized by the Katholieke Universiteit Leuven from the 17th to the 20th of April 1991. OLA 55. Löwen, 435–449. Taylor, J., 2012: Cuneiform Tablets from the Wiseman Collection, in: Iraq 74, 127–136. Toledano, E.R., 2002: The Slave’s Body in Ottoman Society, in: Wiedemann, T. E. J. / Gardner, J .F. (Hrsg.), Representing the Body of the Slave. Studies in Slave and Post-Slave Societies and Cultures. London, 57–74. Turri, L., 2018: Enslaved People in an Ancient Syrian City. Chattel Slaves and Debt Bondage at Alalakh, in: Journal of Global Slavery 3, 68–91. Tyborowski, W., 2003: Šēp-Sîn, a private Businessman of the Old Babylonian Larsa, in: WO 33, 68–88. —, 2008: Aspects of Economic and Family Life of the nadītu Women in the Old Babylonian Period, in: Palamedes 3, 17–34. —, 2012: New Tablets from Kisurra and the Chronology of Central Babylonia in the Early Old Babylonian Period, in: ZA 102, 245–269. Van de Mieroop, M., 1986: Nippur Texts from the Early Isin Period, in: JANES 18, 31–51. —, 1987: The Archive of Balmunamḫe, in: AfO 34, 1–29. —, 1987a: Crafts in the Early Isin Period: A Study of the Isin Craft Archive from the reigns of Išbi-Erra and Šū-ilišu. OLA 24, Leuven. —, 1989: Gifts and Tithes to the Temples in Ur, in: Behrens, H. / Loding, D. / Roth, M. (Hrsg.) DUMU-E2-DUB-BA-A: Studies in Honor of Åke W. Sjöberg. OPSNKF 11. Philadelphia, 397–401. —, 1992: Society and Enterprise in Old Babylonian Ur. BBVO 12, Berlin. —, 1992a: Old Babylonian Ur: Portrait of an Ancient Mesopotamian City, in: JANES 21, 119–130. —, 1993: The Reign of Rim-Sin, in: RA 87, 47–69. —, 2004: King Hammurabi of Babylon, A Biography, Maldon – Oxford – Carlton. —, 2015: Ur. A. II. Philologisch. Im frühen 2. Jahrtausend, in: RlA XIV, 361– 364. Van der Toorn, K., 1996: Family Religion in Babylonia, Syria and Israel. Continuity and Change in the Forms of Religious Life. SHCANE 7, Leiden – New York – Köln. Van Dijk, J. J, 1970: Remarques sur l’histoire de l’Elam et d’Ešnunna, in: AfO 23, 63–71.

434

IV. Teil: Anhang

Vandorpe, L., 2009–2010: Thy Name is Slave? The Slave Onomasticon of Old Babylonian Sippar. Masterarbeit, Gent. Van Driel, G., 1970: Land and People in Assyria: Some Remarks, in: BiOr 27, 168–175. —, 1989: The British Museum ‘Sippar’ Collection: Babylonia 1882–1893, in: ZA 79, 102–117. Van Ess, M., 2015: Uruk. B. Archäologisch, in: RlA XIV, 457–487. Van Koppen, F., 2001: Sweeping the court and locking the gate. The Palace of Sippir-sērim, in: van Soldt, W.H. / Dercksen, J.G. / Kouwenberg, N.J.C. / Krispijn, Th.J.H. (Hrsg.), Veenhof Anniversary Volume. Studies Presented to Klaas R. Veenhof on the Occasion of his Sixty-Fifth Birthday. PIHANS 89. Istanbul/Leiden, 211–224. —, 2004: The Geography of the Slave Trade and Northern Mesopotamia in the Late Old Babylonian Period, in: Hunger, H. / Pruzsinszky, R. (Hrsg.), Mesopotamian Dark Age Revisited: Proceedings of an International Conference of SCIEM 2000. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Denkschriften der Gesamtakademie XXXII = Contributions to the Chronology of the Eastern Mediterranean VI. Wien, 9–33. —, 2006–2008: Šaduppûm. A. Nach schriftlichen Quellen, in: RlA XI, 488–491. —, 2018: Zaralulu, in: RlA XV, 215–216. Van Lerberghe, K., 2003: Private and Public: The Ur-Utu Archive at SipparAmnānum (Tell ed Dēr), in: Brosius, M. (Hrsg.), Ancient Archives and Archival Traditions. Concepts of Record-Keeping in the Ancient World. Oxford, 59–77. —, 2008: The Clergy and the Religious Institutions of Nippur in the Late Old Babylonian Period, in: Van der Spek, R.J. (Hrsg.), unter Mitarbeit von Haayer, G. / Wiggermann, F.A.M. / Prins, M. / Bilbija, J., Studies Presented to Marten Stol on the Occasion of His 65th Birthday, 10 November 2005, and His Retirement from the Vrije Universiteit Amsterdam. Bethesda, 127–130. Van Lerberghe, K. / Voet, G., 1991: Sippar-Amnānum. The Ur-Utu Archive. MHET 1/1, Gent. —, 2009: unter Mitarbeit von Hameeuw, H., A Late Old Babylonian Temple Archive from Dūr-Abiešuḫ. CUSAS 8, Bethesda. —, 2010: Kassite mercenaries at Abiešuḫ‘s fortress, in: Kleinermann, A. / Sasson, J.M. (Hrsg.), Why Should Someone Who Knows Something Conceal it? Cuneiform Studies in Honor of David I. Owen on His 70th Birthday. Bethesda, 181–187. —, 2016: Dūr-Abiešuḫ and Venice. Settlements In-between Great Rivers, in: Corò, P. / Devecchi, E. / De Zorzi, N. / Maiocchi, M. (Hrsg.), Libiamo ne’ lieti calici. Ancient Near Eastern Studies Presented to Lucio Milano on the

2. Bibliographie

435

Occasion of his 65th Birthday by Pupils, Colleagues and Friends. AOAT 436. Münster, 557–563. Vedeler, H. T., 2015: The Ideology of Rim-Sin II of Larsa, in: JANEH 2, 1–17. Veenhof, K. R., 1982: A Deed of Manumission and Adoption from the Later Old Assyrian Period. Its Writing, Language, and Contents in Comparative Perspective, in: van Driel, G / Krispijn, Th.J.H. / Stol, M. / Veenhof, K.R. (Hrsg.), Zikir šumim. Assyriological Studies Presented to F.R. Kraus on the Occasion of his Seventieth Birthday. Leiden, 359–385. —, 2004: Trade with the Blessing of Šamaš in Old Babylonian Sippar, in: Dercksen, J.G. (Hrsg.), Assyria and beyond. Studies presented to Mogens Trolle Larsen. PIHANS 100. Leiden, 551–582. —, 2005: Letters in the Louvre. AbB 14, Leiden – Boston. Veldhuis, N., 2001: A Multiple Month Account from the Gu’abba Rest House, in: ZA 91, 85–109. Verderame, L., 2018: Slavery in Third-Millennium Mesopotamia. An Overview of Sources and Studies, in: Journal of Global Slavery 3, 13–40. Vincente, C., 1991: The 1987 Tell Leilan Tablets dated by the Limmu of Habilkinu. Dissertationsschrift, New Haven. Volk, K., 2006: Von Findel-, Waisen-, verkauften und deportierten Kindern, in: Kunz-Lubcke, A. / Lux, R. (Hrsg.), »Schaffe mir Kinder …« Beiträge zur Kindheit im alten Israel und in seinen Nachbarkulturen. Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte 21. Leipzig, 47–87. —, 2011: Eine neue Inschrift des Königs Sîn-iddinam von Larsa, in: George, A. R. (Hrsg.), Cuneiform Royal Inscriptions and Related Texts in the Schøyen Collection. CUSAS 17. Bethesda, 59–88. Von Dassow, E., 2008: State and Society in the Late Bronze Age Alalaḫ und the Mittani Empire. SCCNH 17, Bethesda. Von Soden, W., 1959–1981: Akkadisches Handwörterbuch I–III, Wiesbaden. —, 1987: Rezension zu Kraus, F. R., Briefe aus kleineren westeuropäischen Sammlungen. AbB 10 (Leiden 1985), in: BiOr 43, 732–736. Waetzoldt, H., 1972: Untersuchungen zur neusumerischen Textilindustrie. SET 1, Rom. —, 1980–1983: Leinen, in: RlA VI, 583–594. —, 1985: Ölpflanzen und Pflanzöle im 3. Jahrtausend, in: BSA 2, 77–87. —, 2011–2013: Textilien A. Philologisch, in: RlA XIII, 617–624. Walker, C. B. F. / Collon, D., 1980: Hormuzd Rassam’s Excavations for the British Museum at Sippar in 1881–1882, in: De Meyer, L. (Hrsg.), Tell edDēr. Soundings at Abū Habbah (Sippar). Löwen, 93–114. Waterman, L., 1913: Business Documents of the Hammurapi Period I–III, in: AJSL 29, 145–204, 288–303 und 30, 48–73.

436

IV. Teil: Anhang

Weiler, I., 2003: Die Beendigung des Sklavenstatus im Altertum. Ein Beitrag zur vergleichenden Sozialgeschichte. Forschungen zur antiken Sklaverei 36, Stuttgart. Westbrook, R., 1995: Slave and Master in Ancient Near Eastern Law, in: Chicago-Kent Law Review 70, 1631–1676. —, 1998: The Female Slave, in: Matthews, V. H. / Levinson, B. M. / FrymerKensky, T. (Hrsg.), in the Hebrew Bible and the Ancient Near East. JSOT Supplement Series 262. Sheffield, 214–238. —, 2003: A History of Ancient Near Eastern Law. HdO 72/1, Leiden – Boston. —, 2004: Westbrook, R., The Quality of Freedom in Neo-Babylonian Manumissions, in: RA 98, 101–108 Westenholz, A., 1999: The Old Akkadian Period: History and Culture, in: Attinger, P. / Wäfler, M. (Hrsg.) Mesopotamien. Akkade-Zeit und Ur IIIZeit. OBO 160/3. Fribourg – Göttingen, 17–117. Westenholz, A. / Westenholz, J. G., 2006: Cuneiform Inscriptions in the Collection of the Bible Lands Museum Jerusalem: The Old Babylonian Inscriptions. CM 33, Leiden – Boston. Whiting, R. M., 1977: The Reading of the Name DINGIR-šu-ì-lí-a, in: JAOS 97, 171–177. —, 1987: Old Babylonian Letters from Tell Asmar. AS 22, Chicago. —, 1990: The Tell Leilan Tablets: A Preliminary Report, in: AJA 94, 568–579. Wilcke, C., 1976: Zu den spät-altbabylonischen Kaufverträgen aus Nordbabylonien, in: WO 8, 254–285. —, 1977/1978: Zur Deutung der SI.BI-Klausel in den spätaltbabylonischen Kaufverträgen aus Nordbabylonien, in: WO 9, 206–212. —, 1994: Personal eines Enlil-bāni-Palastes in Isin, in: Calmeyer, P. / Hecker, K. / Jacob-Rost, L. / Walker C. B. F. (Hrsg.), Beiträge zur Altorientalischen Archäologie und Altertumskunde. Festschrift für Barthel Hrouda zum 65. Geburtstag. Wiesbaden, 303–314. —, 1997: Nanāja-šamḫats Rechtsstreit um ihre Freiheit, in: Pongratz-Leisten, B. / Kühne, H. / Xella, P. (Hrsg.), Ana šadî Labnāni lū allik. Beiträge zu altorientalischen und mittelmeerischen Kulturen. Festschrift für Wolfgang Röllig. AOAT 247. Neukirchen-Vluyn, 413–429. —, 2000: Wer las und schrieb in Babylonien und Assyrien. Überlegungen zur Literalität im Alten Zweistromland. Bayerische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse. Sitzungsberichte 2000/6, München. —, 2018: (Hrsg.), Keilschrifttexte aus ISIN – IŠĀN BAHRĪĀT. Ergebnisse der Ausgrabungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft unter der Schirmherrschaft der Bayrischen Akademie der Wissenschaften. ABAW NF 143, München.

2. Bibliographie

437

Wilhelm, G., 2011: Sklave, Sklaverei. D. Bei den Hethitern, in: RlA XII, 574– 576. Woods, C., 2015: Visible Language. Inventions of Writing in the Ancient Middle East and Beyond. OIMP 32, Chicago. Wunsch, C., 2004: Findelkinder und Adoption nach neubabylonischen Quellen, in: AfO 50, 174–244. —, 2011: Sklave, Sklaverei. D. Neubabylonisch, in: RlA XII, 572–574. Yaron, R., 21988: The Laws of Eshnunna, Jerusalem. Yoffee, N., 1977: The Economic Role of the Crown in the Old Babylonian Period. BiMes 5, Malibu. Yuhong, W., 1994: The Treaty between Shadlash (Sumu-numhim) and Neribtum (Hammi-dushur), in: JAC 9, 124–136. —, 1994a: A political history of Eshnunna, Mari and Assyria during the early old babylonian period: from the end of Ur III to the death of Šamši-Adad. Supplement to Journal of Ancient Civilizations 1. The Institute for the History of Ancient Civilizations. Periodic Publications on Ancient Civilizations 2, Changchun. Yuhong, W. / Dalley, S., 1990: The Origins of the Mananâ Dynasty at Kish and the Assyrian King List, in: Iraq 52, 159–165. Zaccagnini, C., 1987–1990: Markt, in: RlA VII, 421–426. Zawadzki, S., 2006: Garments of the Gods: Studies on the Textile Industry and the Pantheon of Sippar according to the Texts from the Ebabbar Archive. OBO 218, Fribourg – Göttingen. Zettler, R. L., 1992: The Ur III temple of Inanna at Nippur. The operations and organization of urban religious institutions in Mesopotamia in the late third millenium B.C. BBVO 11, Berlin. Zettler, R. L. / Hafford, W. B., 2015: Ur. B. Archäologisch, in: RlA XIV, 367– 385. Zeuske, M., 2013: Handbuch Geschichte der Sklaverei. Eine Globalgeschichte von den Anfängen bis heute, Berlin – Boston. —, 2018: Sklaverei. Eine Menschheitsgeschichte von der Steinzeit bis heute, Stuttgart. Ziegler, N., 1999: Le Harem de Zimrî-Lîm. Florilegium Marianum IV. Mémoires des NABU 5, Paris. —, 2004: Akkade à l‘époque paléo-babylonienne, in: Ziegler, N. / CancikKirschbaum, E. (Hrsg.), Entre les Fleuves – II. D’Ašsur à Mari et au-delà. BBVO 24. Gladbeck, 177–190. Ziegler, N. / Langlois, A.-I., 2017: Les toponymes paléo-babyloniens de la HauteMésopotamie. Matériaux pour l’étude de la toponymie et de la topographie I. La Haute-Mésopotamie au IIe millénaire av. J.-C., Antony.

3. Abbildungsverzeichnis 1 Verteilung der Textquellen zur Sklaverei aus Ur (1. Dynastie von Larsa + 1. Dynastie von Babylon) ................................................................. 34 2 Verteilung der Quellen für Sklaven aus Ur nach Textgattung....................... 35 3 Anzahl der Belege für Sklaven nach Geschlecht/Alter ................................. 35 4 Verteilung der Sklaventexte aus Larsa nach Textgattungen .......................... 56 5 Übersicht der Briefe des Sillī-Šamaš an bēlum und zitierte Siedlungsnamen............................................................................................. 81 6 Übersicht administrativer Texte der Getreideverwaltung von Siedlungen unter der Verantwortung von Sillī-Šamaš und zitierte Siedlungsnamen ....... 82 7 Sklaventexte aus Larsa nach Textgattung mit Hervorhebung der Sklaventexte aus dem Haushalt des Balmunamḫe......................................... 88 8 Chronologische Verteilung der Klauselbestandteile in den Bürgschaftsurkunden aus dem Archiv des Balmunamḫe ................................................. 92 9 Entwicklung der Sklavenpreise in Larsa ....................................................... 94 10 Garantiesumme in den Bürgschaftsurkunden aus Larsa ................................ 95 11 Anzahl der Bürgschaftsurkunden aus dem Archiv des Balmunamḫe pro Monat ...................................................................................................... 97 12 Geschenke für Gottheiten in der „Larsa ‘Ritual’ Tablet“ ............................ 121 13 Plan von Larsa. Aus: Huot 2014, 4..............................................................127 14 Plan des Ebabbar in Larsa. Aus: Huot 2014, 6 ............................................128 15 Plan des Ebabbar in Larsa. Aus: Huot 2014, 10 ..........................................128 16 Durch das bīt asīrī verwaltete Gefangene und Sklaven, aus: Seri 2013, 112 Tab. 15 ................................................................................157 17 Verteilung der Gefangenen und Sklaven mit genannter beruflicher Qualifikation und oder Zuweisung ..............................................................162 18 Topographische Karte von Nippur, aus: Gibson / Hansen / Zettler 1998–2001, 547 ...............................................................................220 19 Altbabylonische Schichten im Merkesgebiet in Babylon, aus: Pedersén 2005, Fig. 2 ..................................................................................248 20 „Fundort des Archivs A1“, aus: Sternitzke, 2016, 184 Abb. 4 ....................249 21 Ausschnitt der Karte aus Leichty 1986, xii .................................................255 22 „Tableau synchronique: Ce tableau n’est bien entendu qu’un résumé approximatif des indications ci-dessous. L’italique indique le nom d’un roi étranger ayant étendu sa domination sur la ville“, Charpin 2004, 96+358 ....................................................................................259 23 „Tell ed-Dēr: Area no. 2, Level III (Baqir-Mustafa 1945, p. 46). The archive has been found in the shaded rooms“, aus: Goddeeris 2002, 169, Fig. 3 ..........................................................................................265 24 Vergleich der Textgruppe TLOB 41, BM 78367, 78380, 79999 und 78718. Aus: Richardson 2010, 28 ........................................................277 25 Haus des Ur-Utu. Aus: Janssen 1996, 238 ..................................................284

440

IV. Teil: Anhang

26 „Šaduppûm (Tall Harmal), Schichten III–II. Aus Baqir 1959 Abb. 1 und Heinrich 1982 Abb. 254, mit Ergänzungen von Miglus aus: Miglus, 2006–2008, 493 ..............................................................................308 27 „Verwaltungsgebäude (Serai), älterer Bauzustand. Nach Miglus (in Vorbereitung)“, aus: Miglus 2006–2008, 494 ........................................308 28 Lösegelder der altbabylonischen Zeit, Teil 1. Aus: Charpin 2014, 63 ........329 29 Lösegelder der altbabylonischen Zeit, Teil 2. Aus: Charpin 2014, 64 ........330 30 „Palace under Bilalama and Usurawassu“, aus: Reichel 2001, 219 (Fig. 31 a) .............................................................................................344 31 „The Palace during the reign of Nūraḫum“, aus: Reichel 2001, 204 (Fig. 15) ................................................................................................347 32 „The Palace and the former Šū-Sîn Temple during the reigns of Bilalama and Usurawassu“ aus: Reichel 2001, 213 (Fig. 24) .....................348 33 Verteilung der von politischen Institutionen angekaufter Sklavinnen und Sklaven in Sippar und Larsa .................................................................359 34 Karte aus Jaquet 2013, 67 [Markierung der Wohnorte von Gefangenen und Sklaven des bīt asīrī in Uruk von C. Möllenbeck] ...........362 35 Karte aus Jaquet 2013, 67 [Markierung der Aufgriffsorte von Gefangenen und Sklaven des bīt asīrī in Uruk von C. Möllenbeck] ....362 36 Verteilung der Gefangenen und Sklaven in den bīt-asīrī-Texten aus Uruk ......................................................................................................363 37 Verteilung der Gefangenen und Sklaven im landwirtschaftlichen Bereich der politischen Institutionen ...........................................................367 38 Verteilung der Gefangenen und Sklaven im handwerklichen Bereich der politischen Institutionen ...........................................................370 39 Verteilung der Geschlechter in handwerklichen Berufen ............................370 40 Chronologische Verteilung der Sklaverei in politischen Institutionen ........375 41 Verteilung der an eine Gottheit geweihten Sklaven und Gefangenen .........377 42 Gottheiten und Tempel, die Personenstiftungen empfingen, sortiert nach Stadt ........................................................................................378 43 Verteilung der von kultisch-religiösen Institutionen gekauften Sklaven.....380 44 Einsatzbereiche von Sklaven in kultisch-religiösen Institutionen ...............381 45 Verteilung der Sklaven und Sklavinnen für kultische Aufgaben in kultisch-religiösen Institutionen ..............................................................383 46 Verteilung der Sklaven in der Textilherstellung in kultisch-religiösen Institutionen .................................................................................................384 47 Chronologische Verteilung der Sklaverei in kultisch-religiösen Institutionen .................................................................................................386

4. Index ‘Abd 1998, Nr. 1 (IM 52623) • 311 ‘Abd 1998, Nr. 10 (IM 51175) • 311 ‘Abd 1998, Nr. 12 (IM 51309) • 311 ‘Abd 1998, Nr. 19 (IM 51817) • 311 ‘Abd 1998, Nr. 21 (IM 52605?) • 311 ‘Abd 1998, Nr. 23 (IM 51304) • 311 A.3565 • 260, 261 A.1708.1982 • 157, 162, 166 A.1710.1982 • 157 A.1731.1982 • 157, 158, 159, 165, 170 AbB 5 213 (=Si. 86) • 288 AfO 9 S. 246–247 • 373 AfO 34 S. 25, 5–6 • 89, 92, 97, 99, 100 AJSL 33 (1916) S. 220 [A 96] • 93 AJSL 34 (1917/1918) S. 201, 6 • 89, 92, 97 AS 3 Nr. 166 • 51 AS 22 46 • 343, 344, 346, 372 AuOr 15 7 • 250 AuOr 15 130 • 250, 372 Bab. 7 45 • 110, 111, 113, 118 Bab. 7 46 • 85 BaM 18 32 • 175, 320 BaM 23 175 • 162 BaM 31 320 • 163, 166, 188, 192, 367 BaM 31 366 • 165, 166, 178 BaM 31 359 • 189 BAP 4 • 235, 293, 358 BBVOT 1 6 • 301, 304 BBVOT 3 31 • 139 BBVOT 3 33 • 140 BE 6/1 96 • 300 BIN 7 10 • 125 BIN 9 39 • 209 BIN 9 187 • 209 BIN 9 191 • 209

BIN 9 224 • 209 BIN 9 316 • 209 BIN 9 324 • 209 BIN 9 325 • 209 BIN 9 326 • 209 BIN 9 383 • 209 BIN 9 395 • 209 BIN 9 400 • 209 BIN 9 408 • 209 BIN 10 86 • 209 BIN 10 98 • 208, 209, 370 BIN 10 146 • 208 BLMJ 3127 • 85, 86, 120, 383 BM 42259 • 256 BM 42270 • 256 BM 78367 • 276–278, 365 BM 78380 276, 277, 365 BM 78718 • 764, 277, 365 BM 78881 • 281, 282 BM 79485 • 281, 282 BM 79785 • 281–283 BM 79788 • 278–280, 368 BM 79951 • 281–283 BM 79956 • 278–280, 368 BM 79967 • 278–280, 368 BM 79999 • 276, 277, 365 BM 80066 • 281–283 BM 80067 • 281–283 BM 81238 • 274 BM 88447 • 167 BM 88515 • 167 BM 88576 • 167 BM 88624 • 167 BM 97032 • 291 BM 97065 • 291, 292 CBS 7111 • 217 CBS 7625 • 217, 218 CBS 7627 • 214, 216 CBS 7528 • 214, 216 CDLJ 2007/1, 45 • 162, 165, 166

442

IV. Teil: Anhang

CDLJ 2007/1, 47 • 158, 162, 166 CHJ 107 • 134, 136, 137, 382 CT 6 4 • 274 CT 8 29a • 301 CT 33 39 • 291 CT 48 46 • 305 CT 48 66 • 295, 358 CT 52 115 • 252, 381 CT 52 121 • 295, 296 CUSAS 8 1 • 228, 229, 234, 240, 241, 379 CUSAS 8 2 • 228–230, 235–237, 240, 379 CUSAS 8 3 • 228–230, 234, 237, 240, 379 CUSAS 8 4 • 228, 229, 235, 239, 241, 379 CUSAS 8 5 • 228, 229, 235, 239, 241, 294, 379 CUSAS 8 6 • 228, 229, 235, 237, 240, 379 CUSAS 8 7 • 231, 242, 379 CUSAS 8 8 • 228, 229, 234, 237, 238, 241 CUSAS 8 9 • 228, 229, 235, 238, 241, 379 CUSAS 8 10 • 228, 229, 234, 238– 240, 379 CUSAS 8 11 • 228, 229, 234, 239– 241, 379 CUSAS 8 12 • 232 CUSAS 8 13 • 232 CUSAS 8 14 • 232 CUSAS 8 15 • 232 CUSAS 8 16 • 232 CUSAS 8 17 • 232 CUSAS 8 18 • 232 CUSAS 8 19 • 232, 233 CUSAS 8 20 • 232, 233 CUSAS 8 21 • 232 CUSAS 8 53 • 227 CUSAS 15 64 • 142, 143

CUSAS 15 68 • 78 CUSAS 15 70 • 140, 142 CUSAS 15 75 • 140, 142, 143 CUSAS 15 94 • 144, 145 CUSAS 15 111 • 149, 150 CUSAS 15 118 • 140, 142, 143 CUSAS 15 121 • 144, 145 CUSAS 15 137 • 143 CUSAS 15 142 • 143 CUSAS 15 155 • 141, 144, 145 CUSAS 15 165 • 140–143 CUSAS 17 37 • 363 CUSAS 29 1 • 227 CUSAS 29 173 • 228, 230 Di 614 • 288 Di 628 • 288 Di 662 • 288 Fahd 1996, Nr. 4 (IM 52950) • 311 Fahd 1996, Nr. 26 (IM 55379) • 311 Fahd 1996, Nr. 39 (IM 51624) • 311 FAOS 2 67 • 197 FAOS 2 85 • 197 FAOS 2 86 • 197 FAOS 2 104 • 198, 199, 202, 365 FAOS 2 106 • 199 FAOS 2 107 • 198, 199, 202 FAOS 2 117 • 199 FAOS 2 120 • 199 FAOS 2 149 • 198, 199, 201, 202, 371 FAOS 2 152 • 200 FAOS 2 153 • 198–202 FAOS 2 154 • 200 FAOS 2 155 • 200 FAOS 2 156 • 198–200, 202 FAOS 2 159 • 200 FM 4 4 • 46 FM 4 15 • 46 FM 4 54 • 46 FM 9 59 • 183 HEO 12 8 • 59 HEO 18 169 • 146, 372

4. Index

Hussein, Tell Ḥarmal, S. 237–238 (Nr. 1 = IM 51067) • 311 Hussein, Tell Ḥarmal, S. 238 (Nr. 2 = IM 51070) • 309–311 Hussein, Tell Ḥarmal, S. 238 (Nr. 3 = IM 51068) • 310 Hussein, Tell Ḥarmal, S. 238–239 (Nr. 4 = IM 51069) • 310 Hussein, Tell Ḥarmal, S. 239 (Nr. 5 = IM 51071) • 310 Hussein, Tell Ḥarmal, S. 242 (Nr. 1 = IM 51870) • 312 IB 210 • 11 IB 1293 • 204–206, 372 IB 1294 • 204–206, 369, 371, 372 IB 1304 • 204, 206, 372 IB 1724 • 207 IB 1750 • 207 IB 1756 • 207 IB 1779 • 207 IM 31146 • 324, 380 IM 51116 • 315 IM 52004 • 313 IM 52858 • 11 IM 53954 • 312 IM 67272 • 11 JANES 18 S. 22 • 225 JANES 18 S. 42 • 225 JANES 18 S. 46 • 225 JANES 18 S. 47 • 225 JANES 18 S. 48 • 225 JCS 9 Nr. 2 • 334, 337 JCS 9 Nr. 3 • 339, 340 JCS 9 Nr. 5 • 339 JCS 9 Nr. 7 • 336 JCS 9 Nr. 8 • 336 JCS 9 Nr. 10 • 336 JCS 9 Nr. 18 • 336 JCS 9 Nr. 19 • 338, 341 JCS 9 Nr. 27 •336 JCS 9 Nr. 29 • 336 JCS 9 Nr. 31 • 336

JCS 9 Nr. 32 • 336 JCS 9 Nr. 33 • 336 JCS 9 Nr. 35 336 JCS 9 Nr. 38 • 336 JCS 9 Nr. 39 • 336 JCS 9 Nr. 43 • 336 JCS 9 Nr. 44 • 336 JCS 9 Nr. 45 • 336 JCS 9 Nr. 46 • 336 JCS 9 Nr. 51 • 336 JCS 9 Nr. 52 • 336 JCS 9 Nr. 53 • 336 JCS 9 Nr. 54 • 339 JCS 9 Nr. 58 • 338 JCS 9 Nr. 62 • 339 JCS 9 Nr. 63 • 338 JCS 9 Nr. 64 • 341 JCS 9 Nr. 65 • 339 JCS 9 Nr. 66 • 339 JCS 9 Nr. 67 • 338 JCS 9 Nr. 69 • 339 JCS 9 Nr. 70 • 338 JCS 9 Nr. 74 • 341 JCS 9 Nr. 76 • 339 JCS 9 Nr. 77 • 339 JCS 9 Nr. 78 • 339 JCS 9 Nr. 80 • 338 JCS 9 Nr. 83 • 338 JCS 9 Nr. 84 • 334–336 JCS 9 Nr. 85 • 339 JCS 9 Nr. 86 • 341 JCS 9 Nr. 87 • 341 JCS 9 Nr. 88 • 335 JCS 9 Nr. 89 • 338, 341 JCS 9 Nr. 90 • 334–336 JCS 9 Nr. 91 • 334–336 JCS 9 Nr. 92 • 334–336 JCS 9 Nr. 93 • 334–336 JCS 9 Nr. 98 • 334 JCS 9 Nr. 106 • 334, 335 JCS 11 14 • 27 JCS 24, S. 18 • 225

443

444

IV. Teil: Anhang

JCS 28 Nr. 8 • 50, 51, 135, 219, 382 JCSSS 2 (2010) 65 • 158 KTT 78 • 62 LB 952 • 67 L.74.55 • 130 L.74.109 • 129 L.74.142 • 129 L.74.145 • 129 L.74.151 • 129 L.74.172 • 129, 130 L.74.173 • 129 L.74.182A • 129 L.74.182B • 129 L.74.203A • 129 L.74.216A • 129 L.74.218A • 129 L.74.218C • 129 L.74.223A • 129 L.74.224A • 129 L.76.67 • 123 L.78.36 • 131 L.78.75 • 131 L.78.120 • 131 L.78.140 • 131 L.78.144 • 131 L.78.157 • 131 L.78.190 • 131, 132 L.78.192 • 131 L.78.194 • 131 LIH II 84 • 298 MAH 15928 • 81 MAH 16045 • 81 MHET 1/1 35 • 284, 285 MHET 1/1 36 • 284, 285, 289 MHET 1/1 65 • 286 MHET 1/1 66 • 286, 287 Munshid 1997, Nr. 26,17 (IM 52597) • 311 MVN 3 102 • 336 NABU 2021/12 (BM 86101) • 163 NBC 11130 • 221 NBC 11271 • 221

NBC 11272 • 221 NBC 11273 • 221 NBC 11283 • 221 NBC 11284 • 221 Ni 2436 • 222, 223, 382 Ni 2426 • 222, 223, 382 NISABA 4 I.15 • 161 NISABA 4 I.21 • 161 NISABA 4 I.55 • 154 NISABA 4 II. App. 195–197 (BM 16379) • 162, 166 NISABA 4 II.1 • 166 NISABA 4 II.2 • 162, 166 NISABA 4 II.3 • 162, 166, 182, 183, 191 NISABA 4 II.4 • 162, 166 NISABA 4 II.5 • 166 NISABA 4 II.6 • 166, 172 NISABA 4 II.7 • 166, 180, 191, 366 NISABA 4 II.8 • 166 NISABA 4 II.9 • 159, 165, 166 NISABA 4 II.10 • 162, 166 NISABA 4 II.11 • 166, 184, 188, 192 NISABA 4 II.12 • 162, 165, 177, 368 NISABA 4 II.13 • 159, 165, 166, 172, 180 NISABA 4 II.14 • 166, 179, 191, 367 NISABA 4 II.15 • 158, 166, 185, 367 NISABA 4 II.16 • 158, 159, 165, 170, 171 NISABA 4 II.17 • 166, 178 NISABA 4 II.18 • 166, 170, 184 NISABA 4 II.19 • 162, 165, 185, 369 NISABA 4 II.20 • 159, 162, 166 NISABA 4 II.21 • 163, 166, 184, 186, 366 NISABA 4 II.22 • 158–161, 165, 170, 171 NISABA 4 II.23 • 158–161, 165, 170, 171

4. Index

NISABA 4 II.24 • 160, 161, 165, 170 NISABA 4 II.25 • 158–161, 165, 170–172 NISABA 4 II.26 • 158, 159, 165, 185, 367 NISABA 4 II.27 • 163, 166, 182, 188, 192, 366 NISABA 4 II.28 • 158, 159, 162, 165, 170 NISABA 4 II.29 • 158, 165, 185 NISABA 4 II.30 • 166, 187 NISABA 4 II.31 • 62, 63, 167 NISABA 4 II.33 • 159, 165 NISABA 4 II.34 • 166, 177, 180, 191 NISABA 4 II.35 • 165, 166 NISABA 4 II.36 • 156, 159, 160, 165 NISABA 4 II.37 • 158, 166 NISABA 4 II.38 • 159, 163, 165, 179, 367 NISABA 4 II.39 • 166, 187, 189 NISABA 4 II.40 • 166, 173, 174, 191 NISABA 4 II.41 • 166, 173, 174, 179, 181 NISABA 4 II.42 • 158, 159, 165, 166, 178, 184 NISABA 4 II.43 • 159, 165 NISABA 4 II.44 • 166, 192 NISABA 4 II.45 • 166, 186, 192 NISABA 4 II.46 • 166, 188 NISABA 4 II.47 • 166, 178, 191 NISABA 4 II.48 • 164 NISABA 4 II.49 • 163, 166, 182, 192, 366 NISABA 4 II.50 • 157, 162, 166, 368 NISABA 4 II.51 • 122, 159, 166 NISABA 4 II.53 • 163, 166, 182, 192, 366 NISABA 4 II.54 • 158, 163–165, 167, 168, 173, 179, 360

445

NISABA 4 II.55 • 166, 167 NISABA 4 II.56 • 166 NISABA 4 II.57 • 163, 166, 182, 192, 366 NISABA 4 II.58 • 163, 166, 182, 192, 366 NISABA 4 II.59 • 166 NISABA 4 II.60 • 166, 179, 182, 366 NISABA 4 II.61 • 165 NISABA 4 II.62 • 158, 187 NISABA 4 II.63 • 158, 164, 187 NISABA 4 II.64 • 159, 178 NISABA 4 II.65 • 166, 189, 192 NISABA 4 II.66 • 164 NISABA 4 II.67 • 166, 180 NISABA 4 II.68 • 163, 166, 186, 192 NISABA 4 II.69 • 62, 158, 167 NISABA 4 II.70 • 166, 175, 184, 384 NISABA 4 II.71 • 159, 176 NISABA 4 II.72 • 182, 369 NISABA 4 II.73 • 158, 168, 169 NISABA 4 II.74 • 158, 166, 175, 192 NISABA 4 II.75 • 166, 183, 192 NISABA 4 II.76 • 155, 166, 187, 192 NISABA 4 II.77 • 166, 178, 191 NISABA 4 II.78 • 156, 158, 159, 161, 166, 176, 191 NISABA 4 II.79 • 158, 164 NISABA 4 II.80 • 162, 166, 184, 192 NISABA 4 II.81 • 158, 166 NISABA 4 II.82 • 166, 181, 192 NISABA 4 II.83 • 159, 169 NISABA 12 I.15 • 42 NISABA 19 175 • 49 OBTIV 2 • 332 OBTIV 21 • 322, 324, 332, 380 OBTIV 114 • 319 OBTIV 115 • 319

446

IV. Teil: Anhang

OBTIV 326 • 327, 328, 330–332, 373 OECT 3 74 • 369 OECT 13 256 • 321 OECT 13 377 • 10 OECT 15 29 • 74, 76 OECT 15 49 • 132 OECT 15 50 • 73, 74 OECT 15 69 • 147, 149, 369 OECT 15 72 • 148, 149 OECT 15 83 • 74, 75 OECT 15 320 • 261 Ojeil 85 • 40 OLA 21 21 • 296, 357 PBS 8/2 211 • 274–276 PBS 8/2 235 • 274, 276, 369 PIHANS 117 10 • 158 PTS 244 • 115 RA 54 Nr. 37–40 • 10 RA 71 Nr. 1 • 64, 181 RA 74 S. 53–54 • 264 RIAA 244 • 158, 160 RIAA 250 • 159, 163, 164, 170, 171 RSO 82 11 • 154, 161 SANER 2 8 • 159, 160, 184 SANER 2 15 • 154 SANER 2 22 • 158 SANER 2 23 • 166 SANER 2 28 • 164 SANER 2 29 • 166, 186 SANER 2 32 • 166, 189, 192 SANER 2 33 • 166 SANER 2 35 • 166, 178, 179, 191, 193 SANER 2 41 • 163, 166, 183 SM Tablet 262 • 243–245 Sumer 14, Nr. 14 • 314 Sumer 14, Nr. 29 • 313 Sumer 14, Nr. 46 • 313 SVJAD 24 • 113, 118 SVJAD 25 • 105, 106, 113, 117 SVJAD 49 • 83

SVJAD 52 • 85 SVJAD 61 • 83, 85 T.218 • 346 T.390 • 346 T.391 • 346 T.396 • 346 T.401 • 346 T.406 • 346 T.407 • 346 T.410 • 346 T.423 • 346 T.425 • 346 T.427 • 346 T.428 • 346 T.430 • 346 T.432 • 346 T.451 • 346 T.452 • 346 T.460 • 346 T.528 • 346 T.541 • 346 T.550 • 346 T.591 • 346 T.622 • 346 TC III 83 • 369 TCL 1 66/67 • 301–303 TCL 1 68/69 • 301–303 TCL 1 109 • 274 TCL 1 156 • 10 TCL 10 39 • 26, 123, 124 TCL 10 47 • 93, 97, 103 TCL 10 58 • 58, 61– 64 TCL 10 62 • 76, 77 TCL 10 47 • 89 TCL 10 84 • 60, 62, 65 TCL 10 85 • 60, 62–64, 66, 71, 73 TCL 10 122 • 65, 66 TCL 10 134 • 69 TCL 10 135 • 58, 62–64, 364 TCL 11 224 • 130, 251 TCL 17 1 • 80, 81 TCL 17 2 • 81

4. Index

TCL 17 3 • 81 TCL 17 5 • 81 TCL 17 6 • 81 TCL 17 8 • 81 TCL 17 9 • 81 TCL 17 7 • 80 TCL 17 73 • 260 TBA 64 • 10 TIM V 11 • 260 TIM VII 37 • 273 TIM VII 45 • 267, 269, 270, 358 TIM VII 48 • 268, 357 TIM VII 49 • 268, 269, 357 TIM VII 53 • 273 TIM VII 111 • 272 TIM VII 115 • 267 TIM VII 116 • 267 TIM VII 128 • 269 TIM VII 129 • 269, 270 TIM VII 152 • 266 TIM VII 153 • 266 TIM VII 154 • 266 TIM VII 155 • 266 TIM VII 156 • 266 TIM VII 157 • 266 TIM VII 158 • 266 TIM VII 159 • 266 TIM VII 160 • 266 TIM VII 161 • 266 TIM VII 162 • 266 TIM VII 163 • 266 TIM VII 164 • 266 TIM VII 165 • 266 TIM VII 180 266 TIM VII 182 • 266 TIM VII 189 • 266 TIM VII 217 • 273 TIM VII 221 • 271, 272 TIM VII 224 • 271, 272, 366, 367 TIM VII 229 • 272, 273 TIM VII 230 • 272, 273 TLB 4 2 • 11

TLB 4 6 • 11 TLB 4 41 • 11 TLOB 30 • 27 TLOB 41 • 276, 278, 365 TLOB 57 • 289 TLOB 89 • 297, 298, 367 TLOB 93 • 297, 298 TMH 10 138 • 216 TMH 10 125 • 193, 373 TMH 10 126 • 218 TMH 10 161 • 214, 215 TMH 10 168 • 214, 215 UCP 9/4 22 • 299, 300 UCP 10 22 • 325, 327 UCP 10 31 • 325 UCP 10 78 • 323, 325 UCP 10 89 • 323, 325, 327, 332 UCP 10 90 • 326 UET 3 1145 • 51 UET 3 1175 • 51 UET 5 9 • 71 UET 5 240 • 27 UET 5 564 • 37, 38, 43, 44 UET 5 791 • 49 UF 10 1 • 156, 166 UF 10 2 • 158–160, 178 UF 10 3 • 166, 191 UF 10 4 • 158–160, 179, 367 UF 10 6 • 162, 166 UF 10 9 • 161 UF 10 28 • 166 UF 10 29 • 158, 159, 185, 367 UF 10 31 • 166, 179, 366 UF 10 39 • 166, 170, 187, 189 UM 29-15-880 • 214-216 UmCT 2 35 • 11 UmCT 2 36 • 11 UmCT 2 39 • 11 UmCT 2 40 • 11 UmCT 2 46 • 11 UmCT 2 47 • 11 UmCT 2 55 • 11

447

448

UmCT 2 60 • 11 UmCT 2 64 • 11 UmCT 2 101 • 11 VAT 3850 • 134 VL 5 • 124 VS 7 10 • 10 VS 7 50 • 10 VS 7 53 • 10 VS 7 118 • 10 VS 7 128 • 10 VS 7 188 • 10 VS 7 202 • 10 VS 8 46 • 27 VS 8 55 304 VS 13 13 • 158, 160, 178 VS 13 20 • 159 VS 13 36 • 160, 170 VS 13 39 • 162, 166 VS 13 41 • 161 VS 13 43 • 159, 185, 229 VS 13 45 • 166, 185, 192 VS 13 46 • 166 VS 13 50 • 158, 160, 185, 192 VS 13 72 • 93 VS 13 73 • 93 VS 13 84 • 93 VS 13 95 •138 VS 13 102 • 26, 137 VS 13 103 • 67 VS 13 127 • 158 VS 16 4 • 380 VS 16 207 • 10 YBC 4338 • 59, 70, 72, 370 YBC 4468 • 72 YBC 4470 • 67 YBC 4748 • 83, 110 YBC 5305 • 59, 61–64, 72 YBC 5585 • 81, 82 YBC 5847 • 84 YBC 6231 • 81, 82 YBC 6839 • 85 YBC 7194 • 81, 82

IV. Teil: Anhang

YBC 7268 • 85 YBC 8011 • 85 YOS 2 11 • 260 YOS 2 14 • 260 YOS 2 94 • 80, 81 YOS 2 110 • 81 YOS 2 125 • 260 YOS 2 127 • 260, 261, 374 YOS 2 144 • 260 YOS 4 67 • 171 YOS 5 12 • 44 YOS 5 15 • 52 YOS 5 22 • 384 YOS 5 28 • 26, 37, 38, 43, 44 YOS 5 40 • 49, 51 YOS 5 41 • 46, 47, 177, 290 YOS 5 42 • 45 YOS 5 46 • 45 YOS 5 47 • 45 YOS 5 50 • 45 YOS 5 51 • 45 YOS 5 52 • 45 YOS 5 53 • 45 YOS 5 67 • 37, 39, 43–45 YOS 5 68 • 39, 43, 44 YOS 5 69 • 40, 45–47, 290 YOS 5 70 • 48 YOS 5 71 • 26, 37, 39, 44–46 YOS 5 72 • 26, 37, 40, 43–46, 290 YOS 5 73 • 26, 37, 40, 43–45 YOS 5 74 • 37, 41, 43–45 YOS 5 76 • 42, 48, 50, 219, 381 YOS 5 77 • 26, 37, 41, 43, 44, 385 YOS 5 78 • 37, 42–44 YOS 5 80 • 44, 45 YOS 5 81 • 44, 45 YOS 5 92 • 37, 42–44 YOS 5 102 • 44, 45 YOS 5 115 • 89, 92, 97 YOS 5 116 • 89, 92, 97, 99, 100 YOS 5 122 • 45 YOS 5 124 • 113, 119

4. Index

YOS 5 128 • 113 YOS 5 132 • 113, 116, 117 YOS 5 140 • 87, 90, 92, 97 YOS 5 141 • 102, 105, 113, 118 YOS 5 145 • 116, 117 YOS 5 147 • 83, 113 YOS 5 161 • 37, 42–44, 47, 49 YOS 5 171 • 84, 86 YOS 5 172 • 84, 85 YOS 5 181 • 80–82 YOS 5 182 • 81, 82 YOS 5 194 • 84, 86 YOS 5 222 • 132, 133, 339 384 YOS 5 237 • 85 YOS 5 238 • 83, 108, 123 YOS 5 253 • 89, 92, 97, 366 YOS 6 58 • 37 YOS 8 3 • 89, 92, 93, 97 YOS 8 8 • 113, 117 YOS 8 11 • 89, 90, 92, 97, 98, 106, 107, 336 YOS 8 12 • 102, 112 YOS 8 13 • 89, 90, 93, 97, 98, 336 YOS 8 15 • 89, 91, 93, 97, 98 YOS 8 16 • 83, 89, 92, 97, 108, 109 YOS 8 17 • 108, 109, 113, 117 YOS 8 18 • 123 YOS 8 19 • 83, 89, 91, 93, 97, 98, 110, 336 YOS 8 22 • 89, 90, 93, 97 YOS 8 23 • 89, 92, 97, 98, 103, 336 YOS 8 24 • 114 YOS 8 25 • 89, 90, 93, 97, 98, 110, 111, 336 YOS 8 26 • 89–91, 93, 97, 100 YOS 8 27 • 89, 92, 97, 98, 106 YOS 8 28 • 89, 92, 97 YOS 8 29 • 89, 90, 93, 97 YOS 8 30 • 113, 119 YOS 8 31 • 113, 115 YOS 8 32 • 114 YOS 8 33 • 89, 92, 119

449

YOS 8 35 • 89, 93, 97, 98, 104, 105, 336 YOS 8 36 • 113, 114 YOS 8 39 • 89, 91, 93, 98, 100, 102, 370 YOS 8 40 • 105, 113, 117 YOS 8 41 • 89, 90, 93, 98, 336 YOS 8 44 • 89, 91, 93, 97, 98, 101, 102, 107, 336 YOS 8 45 • 89, 91–93, 97, 98 YOS 8 46 • 93 YOS 8 49 • 83, 89, 92, 97, 108, 109 YOS 8 56 • 89, 91–93, 97, 98 YOS 8 57 • 89, 91, 93, 96, 98 YOS 8 72 • 89, 91–93, 97, 98 YOS 8 146 • 93 YOS 8 170 • 82, 123 YOS 12 67 • 84 YOS 12 140 • 149 YOS 12 146 • 149 YOS 12 155 • 93 YOS 13 43 • 10 YOS 13 89 • 10 YOS 13 128 • 10 YOS 13 142 • 10 YOS 13 381 • 10 YOS 13 199 • 10 YOS 13 207 • 158 YOS 13 246 • 10 YOS 13 248 • 10 YOS 13 253 • 10 YOS 13 279 • 10 YOS 13 316 • 10 YOS 13 338 • 158 YOS 13 342 • 158, 163 YOS 13 382 • 10 YOS 13 408 • 10 YOS 13 409 • 10 YOS 13 486 • 27 YOS 13 495 • 67 YOS 13 507 • 288 YOS 14 40 • 311

450

IV. Teil: Anhang

YOS 14 165 • 96 YOS 14 298 • 136 YOS 14 337 • 166, 191 YOS 14 338 • 165, 178, 185, 188 YOS 14 339 • 162, 165, 188, 368 YOS 14 340 • 166, 183 YOS 14 342 • 165, 184, 366 YOS 15 21 • 126 YOS 15 40 • 11 YOS 15 47 • 11 YOS 15 65 • 260 YOS 15 66 • 260 YOS 15 67 • 81 YOS 15 338 • 166