Hellenische Poleis. Krise - Wandlung - Wirkung (4 Baende) [1-4]

Table of contents :
Bd. 1: Klassen, Verfassungen, Bilndnissysteme......Page 1
Inhaltsverzeichnis......Page 5
Bd. 2: Hellenisierung, Hellenen und Barbaren......Page 565
Inhaltsverzeichnis......Page 569
Bd. 3: Soziologische Probleme, Religion und Aufklärung, Theater, Literatur, Kunst, Musik, Sport, Mode......Page 1123
Inhaltsverzeichnis......Page 1127
Bd. 4: Technik, Fachwissenschaften, Philosophie......Page 1761
Inhaltsverzeichnis......Page 1765
Tafel 1-56......Page 1811
Abb. 1-6......Page 1979

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~* opoc zahlenden Sklaven und nicht alle diejenigen Sklaven, die auf Rechnung des Eigentümers selbständig wirtschaftlich tätig sind. Doch alle zu diesen Kategorien gehörenden Sklaven sind vom Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Kalkulation des Unternehmens, in dem sie arbeiten, nicht sensu stricto Sklaven. Ent4*

40

Iza Biczunska-Malowist

weder betrieben sie nämlich ein eigenes Unternehmen, oder sie verdingen sieh zur Arbeit gegen Bezahlung, das heißt, vom Standpunkt des Eigentümers des betreffenden Unternehmens sind sie quasi Lohnarbeiter 53• Ähnlieh steht es mit den µLa&ocpopoÜv't'oc genannt werden; Sklaven, die in der Literatur gewöhnlieh cxv8p1hro8,x das sind Sklaven, die der Eigentümer jemandem zur Arbeit vermietet - manehmal individuell (Köehe, Zuekerbäeker) und nicht selten in ganzen Kollektiven (Sklaven, die als Gruppe auf ein Handwerk spezialisiert sind, aber aueh Flötistinnen und dergleichen). Für ein derartiges Verfahren finden wir die meisten Auskünfte gerade in den athenisehen Quellen vom Ende des 5. Jahrhunderts und aus dem 4. Jahrhundert, wenn wir uns aussehließlieh auf die Quellenbelege beschränken, die den Terminus cxv8p&.1ro8oc µLa-9-ocpopoÜv't'oc enthalten. Schon die Art und \Veise, wie der anonyme Autor der obenerwähnten „Staatsverfassung der Athener" (1, 17) die Sache anpaekt, weist darauf hin, daß die Vermietung von Sklaven allgemeiner Braueh war. Als er über die Vorteile spricht, die die Athener daraus ziehen, daß die Verbündeten in Gerichtssachen nach Athen kommen müssen, definiert er diese Vorteile in folgenden Punkten: 1. 1% Steuereinnahme im Piräus, 2. Möglichkeit zu günstigerer Vermietung von Wohnungen, 3. günstigere Bedingungen der Vermietung eines Gespanns oder eines Sklaven: ~7tE:L't'IX d T't'o( und 8oü1.0L als Hauspersonal. Bei dem letzten Beispiel wird es sich um ein ständiges Arbeitsverhältnis gehandelt haben, in den meisten anderen Fällen wahrscheinlich um ein vorübergehendes. Aristophanes läßt die „Armut" in der Komödie Ploutos argumentieren, daß sie es sei, die die Handwerksleute zur Arbeit treibe (532-534; 553-554). Ein Hinweis auf die Arbeit der armen Freien dürfte auch sein, daß die Lexikographen das Wort thes fast immer mit der Lohnarbeit in Verbindung bringen: Hesych: 011-reue:L - 8ouAe:UE:L µLa&0 Suda: 01j't'e:c;- ol 't'pocp1jc; i\!ve:xoc 8ou1.e:t10V't'e:c; Suda: 0~c; - & fLLa&c.>'t'6c; Etymologicum Magnum: 0~c; - & !1tt µLa&ci> 8ouAe:uc.>v Pollux 3, 82: ... ~'t'e:c;e).e;u.ßipc.>v Ea't'tvbv6fLot't'oc 8L«1te:v(ocv Ert' 8ou).e;u6v't'c.>v. In der Komödie Pwutos des Aristophanes verficht die Armut, die Penia, in ihrem Rede-Agon die Tüchtigkeit der armen Leute, der Theten, zum Unterschied von den schmerbäuchigen, an Gicht leidenden Reichen (557-561). Der Dichter denkt auch an die Ruderer, denen die Polis ihren Sold rechtzeitig zahlen solle. Das Wort des Perikles in der Leichenrede des Tbukydides (Thouk. 2, 40) geht in eine ähnliche, aber allgemeinere Richtung, wenn der gelobt wird, der mit eigener Anstrengung die Armut überwinden will. Aristoteles nennt Banausen und Theten in einem Atem. Er schreibt, daß beide nicht für selbstgesetzte Zwecke arbeiten und keine Muße haben 19 ; insofern glichen sie den Sklaven. Aristoteles hat hier offenbar den eigentumslosen „Banausen" im Auge, nicht einen ,verkstattbesitzer, und die Bezeichnungen Thete und Banause überschneiden sich somit, je nach der Tätigkeit, die der Thctc ausübt. Aristoteles spricht den für Geldlohn arbeitenden Freien - ebenso wie den Händlern und ,vucherem - die Ethik ab, da sie durch ihre Arbeit um Lohn in die Chrematistik - in die Ware-Geld-Verhältnisse einbezogen seien, die keinen Maßstab der Bürgerethik sctzen 19 • Die herrschende Klasse hat den Thcten als Ruderer ihrer Schiffe, als Söldner, mehr respektiert als in seiner Eigenschaft als Tagelöhner, und sie hat infolge der internationalen Konkurrenz um gute Söldnertruppen wohl oder übel das höchstmögliche Entgelt bezahlt, wenn die Staatskasse nicht ganz erschöpft war. Vom armen Freien aus gesehen, war dadurch der Solddienst eine relativ geachtete soziale Position, sogar eine gewisse politische Machtposition, und relativ gut bezahlt. Wenn die Gelder wirklich ausblieben, stand die Möglichkeit der Plünderung, auch einer genehmigten

Freie Arbeit, Preise und Löhne

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Plündernng, immer noch offen. Staatliche Zuwendungen in den verschiedensten Formen ohne harte körperliche Arbeit zu empfangen, war der nächste Ausweg aus drückender Armut, auch einer der Gründe für die Interessenspaltung zwischen Demos, Metoiken und Sklaven. Arme der Hauptstadt in Massen zur abhängigen Arbeit in Betrieben zu zwingen, hat die herrschende Klasse in keinem antiken Gemeinwesen je gewagt. Unter solchen Umständen ist anzunehmen, daß nur ein relativ kleiner Teil der Bürger-Theten in kontinuierlicher nnd produktiver Arbeit stand. Sofern wir die Banausen nnd Theten in der antiken griechischen philosophischen, politischen nnd ökonomischen Literatur erwähnt finden, beziehen sich die Erwägnngen nur selten auf ihre ökonomische Situation, fast immer auf die politischen Fragen. Über die Metoiken, die als Handarbeiter lebten, sind die Aussagen der Quellen noch spärliclier. Endlich bestand das Problem der KonkmTenz zwischen der freien und der unfreien Arbeit. An ihrem Vorhandensein kann schwerlich gezweüelt werden. Wir besitzen in einer Stelle des Timaios auch eine direkte Bestätigung dafür, er berichtet nämlich davon, daß sich die öffentliche Meinung in dem wohl wirtschaftlich etwas zurückgebliebenen Phokis gegen die Einfuhr von Sklaven wendete, weil dadurch Politen um ihre trophe gebracht würden (FGrHist IIIb 566, Fr. 11). Es war nur natürlich, daß ein Sklaveneigentümer seinen Sklaven von den vorkommenden Arbeiten so viel wie möglich aufbürdete und nur ungern zusätzliche Kosten durch die Lohnzahlung an freie Kräfte übernahm (Aristoph. Batr. 167-178), falls er dabei nicht wesentlich einsparen konnte, wie bei Saisonarbeitern in der Landwirtschaft. Auch wenn man die Existenz eines Arbeitsmarktes in Athen bestreitet 20 , muß man die Konkurrenz als gegeben ansehen. Das Problem der Verachtung der .Arbeit21 , das bei der Analyse der „freien Arbeit" in ihren verschiedenen Sparten eine Rolle spielt, ist im 4. Jahrhundert von zwei Seiten her zu sehen, von der der oligarchisch-aristokratisch gesonnenen Politiker und Philosophen und von der der Betroffenen, der arbeitenden Freien selbst. Was die letzten anbetrifft, so ist es zunächst ganz natürlich und in der Geschichte immer wieder zu beobachten, daß diejenigen, die selbständige, mit der Leitungstätigkeit vereinte Arbeit geleistet haben oder potentiellen Anspruch hierauf erhoben, der Arbeit in Abhängigkeit, der ausgebeuteten Arbeit, schlecht bezahlter Arbeit abgeneigt sind, ihr möglichst zunächst ausweichen und sie nur unter ökonomischem oder direktem Zwang annehmen. Für die armen Bürger hat der athenische Staat Ausweichmöglichkeiten durch die Kleruchien, durch den Flottendienst 22 , durch Söldnertum, durch staatliche Unterstützungen, durch Ämter verschiedener Form geschaffen, zum Teil mit Hilfe der aus den Bundesstädten herausgeholten Gelder. Auch die armen Bürger Athens waren dadurch gegenüber anderen Bevölkerungsschichten privilegiert und von der Expansionspolitik der herrschenden Klasse abhängig geworden. In einer Gesellschaft der Sklaverei war es notwendiges politisches Prinzip, Sklaven, Metoiken und Bürger, die zum Teil schon mit- und nebeneinander arbeiteten, in ihren Interessen zu trennen. Von seiten der herrschenden Klasse wurde der Bauer auch im 4. Jahrhundert noch als notwendig, nützlich, aber längst nicht mehr als politisch ge-

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Hans-Dieter Zimmermann

fährlieh angesehen. Seine körperliehe Arbeit, die sich mit der Leitungstätigkeit in seinem Betrieb verband, wurde von allen Seiten theoretisch-ideologisch anerkannt, was allerdings nicht bedeutete, daß man ihm in irgendeiner Weise in seiner schweren ökonomischen Lage geholfen hätte. Während er gelobt wurde, ging die Politik über seine Interessen hinweg. Die auf aktuelle Gegnerschaft im Klassenkampf gegründete, im 4. Jahrhundert anwaehsende Diskriminierung traf von der arist.okratisch-oligarehischen Seite her den städtischen Demos, sowohl denjenigen, der unter besonders schweren Bedingungen zu arbeiten hatte, den Banausen, als auch den Theten, den abhängig Arbeitenden. Selbst die Sehiffsmannsehaften von Salamis nennt Aristoteles veraehtend den nautikos ochlos (Politik. 1304a 22). War die Verachtung der Banausen auf bestimmte körpersehädigende Handwerke beschränkt- unter welchen Bedingungen und mit welchen schweren Körpersehäden hier gearbeitet wurde, ist noch nie untersucht worden, da die Quellen fehlen - , so galt die Veraehtung der abhängig Arbeitenden einem ganz allgemeinen Gesiehtspunkt: Die mit der Hand auszuführende, an der Leitung nicht mehr beteiligte Arbeit, die „nur" körperliche Tätigkeit, wurde als solehe abwertend beurteilt 23 • Die Arbeitsteilung zwischen Kopf- und Handarbeit, zwisehen organisierender und organisierter - im strengen Sinne des \Vortes „zum Organ gemachter" Tätigkeit lieferte ein Argument, den Abhängigen nun auch aus den politisehen Reehten ausschließen zu wollen. Die diskriminierende Argumentation gegen die ökonomiseh Abhängigen bezog sich somit - neben den Sklaven - auf die Theten und armen Banausen, nicht aber auf die Bauern, nieht auf körperliche Arbeit sehlechthin, sondern auf die von der Leitungstätigkeit abgedrängte oder die deformierende körperliehe Arbeit. Demgegenüber wurde von demokratischer Seite der Wert und die Würde der arbeitenden Besitzlosen verfoehten, wie wir gesehen haben. Bezeichnend ist aueh die hohe Wertung der Arbeit für die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten des l\lenschen bei Philosophen wie Anaxagoras, Protagoras und Demokrit 24 • In der gegebenen Konstellation einer mit waehsenden Sklavenzahlen arbeitenden Ökonomie waren aber sowohl die Maßnahmen der Oligarehen als aueh die Einstellung des privilegierten Bürger-Demos dem Fortsehritt zur freien Lohnarbeit innerhalb der Polis im ,vege. Eine allgemeine Sklavenfreilassung hätte allerdings das Problem der Arbeitsplätze in der Polis auch nieht gelöst. Die nach der Arginusenschlaeht freigelassenen Sklaven blieben (als pr6xenoi) in Athen, und so hätte voraussichtlieh ein Großteil der Freigelassenen gehandelt. Die antike Produktionsweise entwickelte sich über die Polis hinaus auf dem einmal eingeschlagenen ,vegc weiter, und das Problem zwischen arbeitenden Freien und Sklaven wiederholte sich in Rom auf neuer Ebene.

2. Löhne und Preise Für die im 5. und 4. Jahrhundert gezahlten Löhne gibt es eine Anzahl Quellenbelege, die aber nur dann richtig interpretiert werden können, wenn die Angaben über die sonstigen aus dieser Zeit bekannten Vergütungen mit herangezogen

Freie Arbeit, Preise und Löhne

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werden; denn sie unterlagen natürlich der sich ändernden allgemeinen Wirtschaftssituation. Den Minin1allohn in Attika während des 5. Jahrhunderts hat F. Heichelheim25 auf zwei Obolen täglich berechnet. Dazu paßt die Angabe, daß der Tagessatz für die Unterstützung einer athenisehen Familie vor der Schlacht bei Salamis ebenfalls zwei Obolen betrug (Plout. 'l'hem. 10). Für den Dienst auf der Flotte wurden täglich drei Obolen gezahlt 26 • Ebensoviel bekam, wenn wir der Komödie glauben dürfen, im Jahre 392 ein ungelernter Arbeiter, ein Lehmträger (Aristoph. Ekkl. 310). Diese Summe hält S. Lauffer angesichts der für diese Zeit noch geringen Differenzierung der Löhne für das Durchschnittseinkommen der Bauern, Handwerker und Kleinhändler 27 • Aus den Bauabrechnungen vom Erechtheion aus den Jahren 409-406 sind erheblich höhere Tagessätze bekannt 28 • Hier erhielten die Handwerker und Hilfskräfte, ja selbst der Architekt, täglich eine Drachme, wobei es keine Rolle spielte, ob es sich um Bürger, l\Ietoiken oder Sklaven 29 handelte. Die durch den langen Verlauf des Krieges und die gewaltigen Kosten bedingten Preissteigerungen werden diese Erhöhung nötig gemaeht haben. Der Sold für die athenischen Flottenbesatzungen und für die Hopliten liegt für manche Jahre auf demselben Niveau. Die an der Belagerung Poteidaias 428/427 beteiligten athenisehen Hopliten empfingen täglich zwei Drachmen, und zwar eine für sieh und eine für ihren urnip,frlJ~,der ihnen die Ausrüstung und die Verpflegung trug (Thouk. 3, 17). Aus dem Text geht nicht hervor, ob der Träger ein Sklave oder ein Freier war. Ersteres ist wohl wahrscheinlicher, doch ist aus Thukyditles (4, 101) und Isaios (5, 11) bekannt, daß auch Bürger dazu herangezogen wurden 30 • Falls es sieh um Sklaven gehandelt haben sollte, müssen es aueh nicht unbedingt die eigenen Sklaven der Hopliten gewesen sein. Es zeigt sieh also hier wieder die undifferenzierte Vergütung, die bereits von der Erechtheioninschrift her bekannt ist. Allerdings wies E. Ch. Welskopf darauf hin, daß mit dieser Angabe noch nicht gesagt ist, daß der Sklave auch tatsächlich die ganze Drachme erhielt oder ob er - allem Vermuten nach - davon an seinen Herrn mindestens einen Obolos abgeben mußte, so daß der hohe Sklavenlohn als Begünstigung bzw. staatliche Unterstützung des Sklaveneigentümers wirkte 31. Die Höhe der Entlohnung der umipe-rocL ist wohl nur dadurch zu erklären, daß Freie oder Sklaven zu dieser Tätigkeit gemietet werden mußten. Die athenischen Seeleute erhielten in diesen ersten Jahren des Krieges ebenfalls einen täglichen Sold von einer Drachme 32, und denselben Betrag bekamen aueh die für die Flottenexpedition naeh Sizilien geworbenen thrakischen Peltasten 33 • Im Jahre 413, als die athenisehen Finanzreserven erschöpft waren, fiel der Sold für die Ruderer um fünfzig Prozent und betrug nun täglich drei Obolen, während die Peloponnesier einen Obolos mehr geben konnten 34. Diese Soldkürzung mitten im Kriege bei steigenden Preisen muß die Söldner hart getroffen haben. In dem Bündnis zwisehen Athen, Argos, Mantineia und Elis vom Jahre 420 wurden drei aiginetische Obolen, die etwa vier attischen gleichzusetzen sind, als sitos für den Hopliten und eine Drachme für den Reiter festgesetzt (Thouk. 5, 47). Es erhebt sich nun die Frage, ob sitos, den man am besten mit Verpflegungsgeld

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Hans-Dieter Zimmermann

übersetzen könnte, hier dem µu;3-6t;, dem Barsold, gleichgesetzt werden kann. Während Griffith 36 dies beispielsweise verneint, hält Francotte beide Begriffe in dieser Zeit für austauschbar 36. Eine Unterscheidung beider Ausdrücke kann wohl erst für das 4. Jahrhundert angenommen werden. Da die Bestimmungen des Vertrages von 420 für einen längeren Zeitraum Gültigkeit haben sollten, denn er war für einen Zeitraum von hundert Jahren geschlossen, muß auch berücksichtigt werden, daß eventuelle durch die Kriegssituation bedingte zeitweilige Solderhöhungen hier wieder auf ein normales Maß reduziert worden sind. Der Betrag von vier Obolen war nicht nur der tägliche Sold - bestehend aus siteresion und misthos - , den Demosthenes für die Zeit um 350 anführt 37, sondern war beispielsweise auch die Entlohnung der auf der paralos diensttuenden Mannschaften38. Auch in Sparta wurde im Jahre 383 als Ablösung für einen zu stellenden Hopliten die Summe von drei aiginetischen Obolen und für einen Reiter der vierfache Betrag pro Tag gefordert (Xen. Hell. 5, 2). Etwas höher lag dagegen der µu;3-6i;,den der persische Thronprätendent Kyros im Jahre 401 den griechischen Söldnern gab. Er betrug monatlich einen dareikos, also 25 attische Drachmen oder täglich 5 Obolen (Xen. Anab. 1, 3). Die Verpflegung wurde extra gestellt. Um seine Truppen zu überreden, ihm gegen den Großkönig zu folgen, mußte er den Betrag sogar auf anderthalb Dareiken erhöhen. Die Lochagen bekamen den doppelten, die Strategen den vierfachen Sold (Xen. Anab. 7, 6). Eine sehr wichtige Quelle für die Arbeitslöhne während des 4. Jahrhunderts sind die Bauabrechnungen aus Eleusis vom Jahre 329/328 (IG IljIII21672-1673). Im Gegensatz zu der Praxis vom Ende des 5. Jahrhunderts sind hier die Löhne stark gestaffelt. Ungelernte Arbeiter erhalten täglich anderthalb Drachmen, tektones und andere Facharbeiter zwei bis zweieinhalb Drachmen, Kalk- und Mörtelmacher anderthalb Drachmen. Für den Architekten sind zwei Drachmen verzeichnet. Das ist auffallend, da er damit hinter den tektones bleibt, doch bekam er sicher für das ganze Jahr gezahlt, während die Arbeiter ihren Lohn nur für die Arbeitstage in Empfang nehmen konnten. Außerdem ist es nicht unmöglich, daß er mehrere Bauten gleichzeitig geleitet hat 39 • Nun ist die Höhe der aus Eleusis bekannten Löhne insofern etwas mit Vorsicht zu betrachten, als bekannt ist, daß in den Jahren 331 bis 324 eine große Hungersnot über Griechenland hereinbrach 40 , und es ist nicht unmöglich, daß im Gefolge der allgemeinen Preissteigerungen auch die Löhne etwas angehoben werden mußten. Leider haben wir wenig Vergleichsmaßstäbe für diese Vermutung. Lediglich für die Architektenlöhne existieren einige Anhaltspunkte, aber gerade diese waren ja in Eleusis verhältnismäßig niedrig. Am Anfang des Jahrhunderts bekam ein Architekt des Asklcpiostempels von Epidauros immerhin schon anderthalb Drachmen täglich, auf einer ähnlichen Höhe bewegen sich auch die V ergütungcn, die der Architekt Xenodoros zwischen den Jahren 354 und 343 in Delphi bekam, teilweise lagen sie aber auch schon bei zwei Drachmen 41. Einige weitere Angaben zur Höhe der in Athen während der Periode der Krise der Polis gezahlten Vergütungen und Honorare sollen folgen. Staatliche Sachverwalter und Redner erhielten pro Tag eine (Aristoph. Sphek. 691), Gesandte

Freie Arbeit, Preise und Löhne

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zwei Drachmen (Aristoph. Ach. 66). Die 350 athcuischen Beamten aus dem späten 4. Jahrhundert empfingen täglich eine Drachmc 42 • Etwa um 330 wurde den Epheben ein täglicher Unterhaltsbeitrag von vier Obolen bewilligt (Aristot. Ath. pol. 42). Die Unterstützung für körpergeschädigte athenische Bürger betrug am Anfang des 4. Jahrhunderts einen Obolos, am Ende des Jahrhunderts zwei (Aristot. Ath. pol. 49; Lysias 24, 13). Doch dies war eben nur eine Beihilfe. Der Betrag von fünf Obolen, den ein reicher Großvater um 400 täglich jedem seiner drei Enkelkinder gewährt, wird als eine hohe Summe gewertet (Lysias 32, 20). Demosthenes hielt in einer im Jahre 363 gehaltenen Rede 700 Drachmen für eine angemessene Summe für den Unterhalt seiner Mutter, seiner Schwester und für sich selbst (Dem. 27, 36). Das ergibt 31/ 3 Obolen für die Kinder und fast vier Obolen für die Erwachsenen täglich. Als Beispiel für Stücklöhne sei hier genannt, daß nach den Berechnungen von H. Philipp von den billigsten keramischen Produkten, den Oxybapha, täglich 100-120 Stück hergestellt werden mußten, damit der Töpfer auf eine Drachme Verdienst kam 43 • Die Steinmetzen erhielten in Athen um das Jahr 400 bei der Aufzeichnung eines Dekretes für 1000 Buchstaben zwanzig Drachmen, und in Delphi empfing ein Berufskollege um 338 für 100 Buchstaben eine aiginetische Drachme 41 • Einige Bemerkungen über den Gewinn aus der Sklavenarbeit sollen das Kapitel der Entlohnungen abschließen. Aischines (1, 97) beziffert den Profit, den ein Schuhmacher von seinen Sklaven erzielte, mit täglich zwei Obolen pro Sklaven. Nach Xenophon brachte ein zur Bergwerksarbeit vermieteter Sklave seinem Eigentümer einen täglichen Gewinn von einem Obolos (Xen. Por. 4, 23). Das richtige Verständnis für die erwähnten Löhne und sonstigen Beträge läßt sich nur gewinnen, wenn man in der Lage ist, sie mit den Preisen dieses Zeitabschnittes zu vergleichen. Es folgt deshalb eine Aufstellung der wichtigsten Preise 45 •

Jahr

Maßeinheit

Preis

Quelle

Lebensmittel Weizen

"

"

" " " " "

414

Beg. d.4. Jh. 393 340-330 um 330 330/320 329/328 329/328 324

8 Welskopf, Bd. 1

Phormos ß-6¼ Dr. IG II/HP 325ff. u. Naehtr., (= Medimnos?) vgl. Hesperia 25, 1056, 106f. :Medimnos GDr. IG II/Ill2 1356 3 Dr. Aristoph. Ekkl. 547f. IG II/III 2 408, Z. 13 0 Dr. ,, { 16 Dr. [Dem.] 34, 39 5 Dr. (= Normalpreis) 5 Dr. IG II/IIP 360, Z. 0 " 6 Dr. IG II/III 2 1672, Z. 287 " IG II/IIP 1672, Z. 288 5 Dr. 5 Dr. IG II/III 2 360

"

102

Hans-Dieter Zimmermann

Gerstc 46

,,

" Oliven Olivenöl Wein " " Feigen

Jahr

Maßeinheit

Preis

Quelle

330 ca.330 ca.330 329/328 um400 4. Jh. 414 um 340 um 330 3. Jh.

Medimnos

5Dr.

IG II/JII

Oll,.

"

" Choinix Metretes

" ,, " Medimnos

2

408, Z. 13f.

6Dr.} [Dem.] 42, 20. 31 18Dr. 3 Dr. IG II/III2 1672, Z. 283 2 Chalkoi Plout. P. euth. 470 F 12Dr. IG II/III2 1356 0,6-10,5 Dr. Hesperia 25, 1956, 202f. 4 Dr. [Dem.] 35, 101, 18 12Dr. [Dem.] 42, 20 2Dr. Stob. 1, 98

(getrocknete)

Jahr

Preis

Quelle

Kleidung und Schuhe 1 Paar Schuhe

,, 1 Exomis

,, 1 Himation

388 327 um 400 327/326 388 32!)

8Dr. 6Dr. 10Dr. 7 Dr. 1 Ob.7Dr. 4 Ob. 20Dr. 10 Dr. 3 Ob.

Aristoph. Plout. 983 IG II/IIP 1672, Z. 105 {für Sklaven) Plout. Eth. 470 F IG II/III2 1673, Z. 45ff. Aristoph. Plout. 082f. IG II/IIP 1672, Z. 102f. {für Skla'l"en)

Möbel 1 Anaklisis 414 (Stuhl mit Lehne) 1 Diphros 414 (Hocker) 1 Kline 414 1 Tisch 414 1 Tür 1 gcs. Haushalt

414 um 400

2Dr. 1 Ob.6Dr. 1 Ob. 1 Ob.1 Dr. 2 Ob.(?) 5Dr. 2 Ob. 4Dr.6Dr. 2 Ob. 20Dr. 4 Ob. 1000Dr.

Hcsperia 25, 1956, 213f. Hcspcria 25, 1956, 216f. Hcsperia 25, 1956, 228 u. 30, 1961, 28 Hcsperia 25, 1956, 239 Hcsperia 25, 1956, 239 Lysias 19, 31

Tiere 1 Rind ,, (altes Tier)

"

" ",,

410/409 403/402 400-350 363/362 335/334 320/328

51 Dr. 25Dr. 90Dr. 70Dr. 41Dr. 400Dr.

IG I2 304 A, Z. 7 Poil. 1, 182 IG II/III 2 1358 Hespcria 7, 1938, 5, Z. 86 IG II/III2 334, Z. 16 IG II/III 2 1672, Z. 290

Freie Arbeit, Preise und Löhne

1 Pferd

"

1 Ziege 1 Schaf

,, 1 Spanferkel

Jahr

Preis

Quelle

423 um 400 400-350 4.Jh. 363/362 403/402 363/362 329/328 327/326

1200 Dr. 1200Dr. 300Dr. 12-15 Dr. 10 Dr. 12-17Dr. 12-15Dr. 30 Dr. 12 Dr. 17 Dr. (Bock) 3Dr.

Aristoph. Neph. 21ff.; 1224f. Lysias 8, 10 Isai. 5, 43 IG II/IIP 1358 Hesperia 7, 1938, 5, Z. 85 Hesperia 4, 1935, 21 Hesperia 7, 1938, 5, z. 85 IG Il/III2 1672, Z. 289 IG II/IIP 1673, Z. 62

421

103

Aristoph. Eir. 373

Häuser und Äcker 1 Haus

" " (Inland) 1 Acker 1 Acker (Küste)

414 367/366 363 4. Jh. 4. Jh.

105-1900 Dr. 575 Dr. etwa 3000 Dr. 6000Dr. 15000Dr.

Hesperia 25, 1956, 275 Dem. 37, 50 Dem. 27, 10 Isai. 8, 35 Isai. 11, 42

Werkzeuge und Sonstiges 1 Hacke 1 Axt 1 Leiter 1 Mühlstein 1 Lekythos

327/326 327/326 414 414 425

2Dr. 5Dr. 8Dr. 3 Ob. 7 Dr. 1 Ob. 1 Ob.

IG II/IIP 1673, Z. 50 IG II/III' 1673, Z. 32 Hesperia 25, 1956, 295 Hesperia 25, 1956, 299 Aristoph. Ach. 66

Sklaven 1 Sklave

414 363 363 um 368 4. Jh.

60-360Dr. Hesperia 25, 1956, 275 (Durchschnittspreis: 174 Dr.) 200Dr. Dem. 27, 9 u. 18 300-600Dr. Dem. 27, 9 (Arbeiter in einer Schwertfabrik) 125 Dr. Dem. 53, 1 180 Dr. Xen. Por. 4, 23 (BergwerkBBklaven)

Beim Vergleich der angeführten Löhne und Preise erweist sich zunächst, daß wir für die Verhältnisse des 5. Jahrhunderts noch immer auf ziemlich unsicherem Boden stehen. Verschiedene Gelehrte wie Böckh 47 , Tod 48 , Glotz 49 und Heichelheim.50haben Berechnungen über den Mindestlohn in dieser Zeit angestellt. Böckh kommt auf eine Summe von 130 Drachmen, während die anderen Forscher übereinstimmend zu einem Betrag von 120 Drachmen gekommen sind. In etwa der gleichen Höhe wie diese jährlichen Mindestlöhne muß auch das Existenzminimum 8*

104

Hans-Dieter Zimmel'mann

gelegen haben. Für das 4. Jahrhundert bat Heichclhcim den Minimallohn mit 180 Drachmen angegcbcn 61 • Aber all diese Überlegungen entbehren noch einer tragkräftigen Grundlage. Stärker als die Löhne dürften im 4. Jahrhundert die Preise angehoben worden sein. Hier sind die Angaben über die Grundnahrungsmittel Weizen und Gerst.e am aussagekräftigsten. Auch sind sie etwas zahlreicher über den ganzen Zeitraum verteilt als die Preise der übrigen Artikel. Es kommt aber noch hinzu, daß bei Getreide die durch die Qualität der Waren bedingte Schwankung der Preise nicht so groß sein kann wie beispielsweise bei Erzeugnissen des Handwerks. Unsere Quellen geben meist keine Hinweise über die Beschaffenheit des Gegenstandes, dessen Preis sie nennen. So brauchen unterschiedliche Preise bei diesen aren nicht unbedingt auf eine Änderung des Preisniveaus schließen zu lassen. Hinsichtlich der Getreidepreise läßt sich nun sagen, daß sie seit dem Ende des 5. Jahrhunderts auf etwa 200% gestiegen sind. Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man nach einer Stelle bei Aristophanes (Sphek. 300f.) über den Preis von Gerste den Weizenpreis mit drei Drachmen für den Medimnos erschließt 62 • Es ist nun zu fragen, ob diese Preissteigerung auch durch eine entsprechende Anhebung der Löhne kompensiert wurde. Die Söldnerlöhne während des 4. Jahrhunderts, die wegen des Fehlens anderer Angaben zu diesem Vergleich herangezogen werden müssen, liegen aber nur um etwa ein Drittel höher als im vorhergehenden Jahrhundert. Auch wenn man einräumt, daß die übrigen Preise nicht so stark angestiegen sind wie die für die Grundnahrungsmittel, so scheint dies darauf hinzudeuten, daß sich die Lebenshaltungskosten für die ärmeren Schichten der Bevölkerung in einem stärkeren Maße verteuert haben, als es durch eine Erhöhung der Löhne ausgeglichen wurde. Die für dieses Jahrhundert mehrfach nachzuweisenden Preiserhöhungen wegen schlechter Ernten oder wegen gestörter Handelstätigkeit durch politische Ereignisse müssen gerade für diese Schichten, die wenig oder kein sonstiges Vermögen besaßen, schlimme Folgen gehabt haben, so vor allem die große Hungersnot um das Jahr 330. Klagen der Athener über zu hohe Preise sind daher in den Quellen nicht selten anzutreffen 63 •

,v

Anmerkungen

1 Hierfür sollen nur die bahnbrechenden

2 3 4 5 6

Arbeiten genannt werden: E. l\leyer, Die wirtechaftlichc Entwicklung des Altertums (1895), in: Kleine Schriften, Halle 1910, 121ff.; H. Francotte, L'industrie dans la G!'cce ancienne., Bd. 1, Brüssel 1900, 234ff.; Bd. 2, Brüssel 1901, 1ff. Vgl. V. Ehrenberg, The Pcoplc of Aristophancs, Oxford 19512 , 128. 16, 1968, 1209; H. Rädle, Vgl. R. Günther, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Untersuchungen zum griechischen Freilassungswcscn, Bonn 1969. Vgl. don Beitrag E. Ch. Wclskopf, Sophisten, u. Bd. 4. A. H. M. Jones, Athcnian Democracy, Oxford 1957, 80. Aristot. Ath. pol. 24, 3; Al'istoph. Sphek. 709, vgl. dazu vor allem C. Masse, La finde la democratie athimiem1e, Paris 1962, 158.

Freie Arbeit, Preise und Löhne

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7 W. S. Ferguson, Greek lmperialism, New York 1963, 61. 8 J. 1\facqueron, Lc travail des hommes libres dans l'antiquite romaine, Aix-en-Provence 19589 , 1. 9 Vgl. die Beiträge P. Musiolek, Ökonomische Überlegungen der Philosophen und Publizisten im 4. Jh., u. Bd. 4; E. Erxleben, Die Rolle der Bevölkerungsklassen im Außenhandel Athens im 4. Jahrhundert v. u. Z., u. S. 460-520. 10 C. l\Iosse, La fin de la democratie athenienne, 67. 11 Vgl. den Beitrag C. Audring, Über Grundeigentum und Landwirtschaft in der Krise der athenischen Polis, S. 116. 12 Vgl. den Beitrag R. Schottlaender, Sprachliche Reflexe der Poliskrise: Die Banausen, u. Bd. 3. 13 Vgl. V. Ehrenberg, The Pcople of .Aristophanes, 120ff.; C. Mosse, Lafin de la democratie athenienne, 72ff., u. den Beitrag, ökonomische Überlegungen der Philosophen und Publizisten im 4. Jh., u. Bd. 4. 14 Vgl. den Beitrag R. Koerner, Die Entwicklung der attischen Demokratie nach dem Peloponnesischen Kriege in Verfassung, Verwaltung und Recht, S. 132. 15 Dazu S. Lauffer, Die Bergwerksklaven von Laureion, Bd. 1 u. 2, Ak. d. Wiss. u. d. Literatur, .lfainz, Abh. d. Geistes- u. sozialwiss. IG. 1955, Nr. 12, u. 1956, Nr. 11, hier 2, 962-967. 16 Vgl. den Beitrag I. l\Iüller, Der Wandel der Stoffwahl und der komischen Mittel in den Komödien des Aristophanes durch die Krise der attischen Polis, u. Bel. 3. 17 C. 1\Iosse, La fin de la democratie athenienne, 158. 18 Vgl. A. Fuks, Ko)..wvo~µ.tatho~: Labour Exchange in Classical Athens, Eranos 49, 1951, 171-173. 19 Vgl. den Beitrag E. Ch. Welskopf, Gedanken und politische Entscheidungen der Zeitgenossen der Krisenperiode Athcns über Charakter und Entwicklung der Sklaverei, s. 80. 20 C. Mosse, La fin de la democratie athenienne, 161. 21 Veröffentlichungen zu diesem Komplex: H. Francotte, L'industrie dans Ja Grcce ancienne, Bd. 1, 234ff.; 0. Neurath, Zur Anschauung der Antike über Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Phil. Diss. Jena 1906; R. Pöhlmann, Geschichte der sozialen Frage und des Sozialismus in der antiken Welt, 1\Iünchen 19253 , bes. v. F. Oertel, Bd. 2, 534ff.; E. Norden, Antike Menschen im Ringen um ihre Berufsbestimmung, Sitzungsberichte d. Preuß. Ak. d. Wiss., Jg. 1932, Phil.-hist. KI. 37ff.; H. Bolkestein, Wohltätigkeit und Armenpflege im vorchristlichen Altertum, Utrecht 1939, 22ff. u. 191ff.; H. Holzapfel, Die sittliche Wertung der körperlichen Arbeit im christlichen Altertum, Theol. Diss. Würzburg 1941; H. Volkmann, Arbeit und Beruf in der Antike und im Christentum, Gymnasium 57, 1950, 175-182; R. Stiglitz, Die Einstellung des Griechentums zur ländlichen Arbeit, Phil. Diss. Wien 1950; S. Lauffcr, Die Sklaverei in der griechischrömischen Welt, Rapports XI 8 Congr. Int. Science Hist., Stockholm 1960, Bd. 2, 71ff.; E. Ch. Welskopf, Probleme der Muße im alten Hellas, Berlin 1962; D. Nörr, Zur sozialen und rechtlichen Bewertung der freien Arbeit in Rom, Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Bd. 82, Rom. Abt., 1965, 67-105; H. Philipp, Tcktonon Daidala, Berlin 1968, 70ff. u. 99f. 22 leh verweise auf die große Zahl der Ruderer, die auch in Friedenszeiten benötigt wurden; vgl. M. Amit, Athens and the Sea, Brüssel 1965, 26f.; 63; nach Plout. Per. 11 wurden jährlich 60 Schiffe zum Üben ausgeschickt, dazu benötigte man 12000 Mann Besatzung.

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Hans-Dieter Zimmermann

23 Über die Differenzierung und die Widersprüchlichkeit in den Urteilen des Aristoteles, vgl. den Beitrag E. Ch. Welskopf, Gedanken und politische Entscheidungen der Zeitgenossen der Krisenperiode Athens über Charakter und Entwicklung der Sklaverei, s. 78f. 24 Vgl. R. Müller, Antike Theorien über Ursprung und Entwicklung der Kultur, Das Altertum 14, 1968, 67 ff., bes. 72ff. 25 F. Heiohelheim, An Anoient Eoonomio History, Bd. 2, Leiden 1964, 33; eine Literaturübersicht zu den Löhnen ebenda 171. 26 Aristoph. Spek. 684; vgl. dazu M. Amit, Athene and the Sea, 51. 27 S. Lauffer, Zm· Finanzpolitik der athenisohen Demokratie. Festgabe für Dr. Walter Will zum 70. Geburtstag, hrsg. von S. Lauffer, Köln 1966, 116. 28 IG 12 373 u. 374. Dazu R. H. Randall, Amerioan Journal of Arohaeology 57, 1953, 199ff. 29 H. Philipp, Tektonon Daidala, 81-83, möchte beweisen, daß es sich bei ihnen nicht um Sklaven gehandelt hat. Wegen der für Athen ungewöhnlichen Namen halte ich dies aber nicht für gerechtfertigt, vgl. H.-D. Zimmermann, Historische Untersuchungen zu attischen Personennamen, Diss. Halle 1963, 44ff. 30 Vgl. dazu A. H. M. Jones, Athenian Demooraoy, 12f. 31 E. Ch. Welskopf, Acta Antiqua 8, 1960, 297. 32 Thouk. 6, 31; vgl. auch das Angebot der Stadt Segesta, den athenisohen Seeleuten täglich eine Drachme zu zahlen: Thouk. 6, 8. 33 Thouk. 7, 27. Bei Aristoph. Ach. 159 verlangen die Thraker sogar einen Tagessold von zwei Drachmen, doch dies dürfte nur ein Scherz sein; vgl. G. T. Griffith, The l\Ieroenaries of the Hellenistio World, Cambridge 1935, 295. 34 Thouk. 8, 45; 29; Xen. Hell. 1, 5; Plout. Alk. 35; Plout. Lys. 4. 35 G. T. Griffith, The Meroenaries of the Hellenistio World, 294f. 36 H. Franootte, L'industrie dans la Greoe anoienne, Bd. 2, 33f. 37 Dem. 4, 21 u. 28; dazu G. T. Griffith, The Meroenaries of the Hellenistic World, 296f., und Sohultheß, RE, Bd. 3 A 1, 1927, 386f., Art. ~LTIJptcnov. 38 Harpokration, s. v. -mxpotAOt;. 39 Vgl. W. Sehwahn, Gehalts- und Lohnzahlung in Athen, Rhl\I 79, 1930, 170-17740 l\I. Rostovtzeff, Gesellschafts- und Wirtschaftsgeschichte der hellenustisohen Welt, Darmstadt 1955-1956, Bd. 1, 74; Bd. 3, 1081. 41 P. Guiraud, La main-d'oeuvre industrielle dans la ancienno, Paris 1900, 186f. 42 Vgl. A. H. M. Jones, Athenian Demooraoy, 6. 43 H. Philipp, Toktonon Daidala, 91. 44 G. Glotz, Le travail dans la Grcco anoienne, Paris 1920, 340. 45 Zu den Preisen F. Heichelheim, AnAnoient Eoonomic History, Bd. 2, 29ff. u. 168ff., mit reichem Literaturverzeichnis, und ders., On Anoient Prioc Trends from the Early First Millennium B. C. to Heraclius 1, Finanzarchiv 15, 1954/55, 498-511. Sehr genaue Angaben bei W. K. Pritohett - A. Pippin - D. A. Amyx, The Attio Stelai, Hesperia 22, 1953, 225-311 (mit dem Text der Jnsohrift über das Vermögen der Hermenfrevler); 25, 1956, 178-328; 27, 1958, 163-310; 30, 1961, 23-29. Von den älteren Arbeiten sei noch besonders hervorgehoben A. Jarde, Les oereales dans l'antiquite greoquo, Paris 1925, und F. Heicholheim, Art. Sitos, RE, Suppl. 6, 1935, 819-892. 46 Oft betrug der Gerstcpreis die Hälfte des Weizenpreises: A. Jarde, Les oereales dans l'antiquite grocque, 182.

Freie Arbeit, Preise und Löhne 47 48 49 50 51 52 53

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A. Böekh, Die Staatshaushaltung der Athener, Bd. 1, Berlin 18863 , 141ff. 1\1. N. Tod, in: The Cambridge Ancient History, Bd. 5, Cambridge 1927, 21f.

G. Glotz, La travail dans la Grece ancienne, 327f., 329f., 341f. F. Heichelheim, Wirtschaftsgeschichte des Altertums, Bd. 1, Leiden 1938, 318ff. F. Heichelheim, An Ancicnt Economic History, Bd. 2, 34. Zum Beispiel F. Heichelheim, ebenda 29. Aristoph. Ach. 758f.; Lysias 22, 12ff.; Ps. Aristot. Oik. 2, 2, 7 u. 14; Klagen über die hohen Fischpreise im späten 4. Jh. bei Athen. 6, 224c.

Über Grundeigentum und Landwirtschaft m der Krise der athenischen Polis GEBT

AunRING

„Eine Polis besteht aus einer Menge Häuser und Land und Vermögen und genügt sich selbst zu einem guten Leben, ... wenn man das nicht erreichen kann, löst, sich die Gemeinschaft auf", schreibt ein uns unbekannter Ökonom - nelleicht Aristoteles selbst - über die Polis (Ps.-Aristot. Oik. 1343a lOff.). Mag diese Bestimmung auch unzureichend sein, so enthält sie doch für die Analyse der Agrarverhältnisse zwei grundlegende Hinweise: 1. Das ursprüngliche Wesen der griechischen Polis läßt sich nur dann richtig erfassen, wenn man Grundeigentum und Landwirtschaft als eines der wesentlichen Elemente ihres ökonomischen und sozialen Lebens versteht. 2. Da keine Polis autark blieb, mußten Stadt und Land in einem bestimmten, ,-virtschaftlich harmonischen Verhältnis zueinander stehen, die eigene landwirtschaftliche Produktion und die Importmöglichkeiten mußten sich ergänzen, oder die Politengemeinschaft war tatsächlich in der alten Form nicht mehr lebensfähig. Entwicklungstendenzen von Grundeigentum und Landwirtschaft innerhalb der Wechselbeziehungen zwischen dem agrarischen Sektor und der Stadt, nun im engeren Sinne als Sitz von Handel und Gewerbe und als „politischer" l\Iitt.elpunkt verstanden, krisenhafte Elemente in der Entwicklung des Grw1deige11tums und seiner Repräsentanten sowie in den Beziehungen von St,adt und Land werden hier für die Polis Athen und ihr Landgebiet untersucht. Der Gesamtaspekt wird im Zusammenhang mit den Beiträgen Ghinattis über die Landwirtschafts,·erhältnisse in Magna Graecia 1 und Stefans über die Ernährungskrise der pontischen Poleis sichtbar 2 • Unsere Quellen sind leider spärlich, und es läßt sich nicht vermeiden, auch spätere Zeugnisse heranzuziehen, sofern sie offensichtlich auch die hier behandelte Periode des ausgehenden 5. und des 4. Jahrhunderts v. u. Z. treffen. 1. Die attische Landwirtschaft ztt Beginn des Peloponnesischen Krieges Die natürlichen Voraussetzungen für die Landwirtschaft in Attika waren nicht eben günstig. Wenn die stark zerrissene Landschaft neben wenig fruchtbaren Senken und öden, nur zu Schaf- und Ziegenweide nutzbaren Berghängen auch gutes Ackerland aufweist, so trifft doch für den Durchschnitt 'fhukydides' Urteil zu: Attikas Boden ist mager (Thouk. 1, 2, 5).

Grundeigentum und Landwirtschaft in der athcnischcn Poliskrise

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Der allgemeine \Vassermangel zwang zum Graben von Brunnen (Plout. Sol. 23, 6); die besonders im 4. Jahrhundert zunehmenden Abholzungen förderten die Bodenerosion 3 und sehädigten den ohnehin angespannten Wasserhaushalt weiterhin. Attika lieferte von jeher zu wenig landwirtsehaftliche Erzeugnisse, um die Zahl seiner Bewohner ausreichend ernähren zu können (Xen. Kyn. 12, 6). Das Land eignete sieh nach antikem Urteil insgesamt besser zur Viehzueht als für den Ackerbau (Plout. Sol. 23, 4 ). Trotz dieser ungünstigen Voraussetzungen unternahmen die Bauern Attikas große Anstrengungen, um dem überwiegend steinigen und trockenen Boden einen lohnenden Ertrag abzugewinnen. Das Land war naeh dem Zeugnis des Thukydides gut angebaut (Thouk. 1, 82, 4). Da die Erträge der attischen Landwirtschaft nicht ausreichten, um die Ernährung der Athener Stadtbevölkerung zu sichern, war man zu bedeutenden Getreideimport,en gezwungen 4 • Die :N"ahrungsmittelfrage bildete einen ständigen Punkt auf der Tagesordnung der Athener Volksversammlung (Aristot. Ath. pol. 43, 4). Nieht nur die natürliehen Gegebenheiten begrenzten die Produktivität der attischen Landwirtschaft; auch der Stand der landwirtsehaftliehen Technik und der Anbaumethoden erlaubte kein hohes Aufkommen. Es kennzeiehnet die Situation, wenn Xenophon in seinem Werk Oikonomikos, das allerdings nieht als Handbueh der landwirtschaftliehen Technik gedacht ist, den Landbau als diejenige Kunst bezeiehnet, die am leichtesten zu erlernen sei: Es genüge für einen Unkundigen, den Bauern bei der Arbeit zuzuschauen und zuzuhören (Xen. Oik. 15, 4 u. 15, 10). Auch eine besondere Ausbildung als Kinder gekaufter Sklaven für die Landwirtsehaft erseheint Xenophon unsinnig (Xen. Oik. 3, 10), denn die Arbeit in der Landwirtschaft erforderte nach dem Entwieklungsstand der landwirtschaftlichen Technik keine besondere Qualifikation des Arbeiters. Die Geräte für den Ackerbau waren sehr einfaeh, so einfach, daß Aristophanes seine Bauern das Ackergerät bezeichnenderweise aufs Feld tragen lassen kann (Aristoph. Eir. 1318). Pflug, verschiedene Hacken, Spaten und Siehel erseheinen als die hauptsächlich gebrauchten Produktionsinstrumente. Den 'fransport landwirtschaftlieher Erzeugnisse besorgte man mit Hilfe von Maultieren und Lastwagen (vgl. Xen. Hell. 5, 4, 42; Plout. Alk. 2, 3). Die Aussaat erfolgte von Hand (Xen. Oik. 17, 7), beim Dreschen nahm man die Zugtiere zu Hilfe, die die Körner austraten (Xen. Oik. 18, 3-5). Das Getreide schließlich wurde manuell gereinigt (Xen. Oik. 18, 6ff.). Der Feldbau vollzog sieh im Wechsel von Anbau und Brache; einen gesicherten Naehweis für die Dreifelderwirtsehaft besitzen wir nicht 6 • Als Hauptprodukte der Landwirtsehaft werden in unseren Quellen Weizen, Gerste, Wein, Oliven, Feigen und anderes Obst sowie Futterpflanzen, wie Luzerne und Wicken, genannt. Öl und Honig dienten nicht nur der Selbstversorgung, sondern waren wiehtige Exportprodukte. Alle unangebauten Flächen, vor allem natürlich die Berghänge und der Wald, dienten als Weide für Sehafe, Ziegen und Schweine. In unseren Quellen findet sieh

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Gert Audring

kein Hinweis auf die Pflege der Weide, etwa durch Bewässerung oder das Ausbringen von Jauohe 6 • Eine intensive Stallviehhaltung scheint es nicht gegeben zu haben. Da die Athener lieber Schaf- und Ziegenmilch als Kuhmilch tranken, wurden nur wenige Kühe gehalten. Um die Opfer an den zahlreichen Festtagen abhalten zu können, mußten aus der Peloponnes, aus Megara, Boiotien und Euboia Ochsen bezogen werden, da die attische Viehzucht den steigenden Bedarf an Opfertieren nicht decken konnte 7 • Durch den relativ niedrigen Stand der Anbaumethoden und der Technik war die attische Landwirtschaft den Einwirkungen der Natur stark ausgesetzt; die Landbevölkerung stand den unvorhersehbaren Schädigungen ihres Eigentums durch Hagel, Reif, Dürre, heftige Regengüsse, Meltau und Viehseuchen machtlos gegenüber (Xen. Oik. 5, 18; vgl. auch Ps.-Xen. Ath. pol. 2, 6). Thukydides berichtet, daß die Athener bis zum Ausbruch des Krieges mit Sparta „auf dem Lande ihren gesamten Hausrat hatten und dort wohnten" (Thouk. 2, 16, 1). Über die soziale Struktur dieser großen Gruppe der Athener Bevölkerung, die außerhalb der Stadt lebte und dort ihrer Arbeit nachging, wissen wir nur wenig. Die Verfassung der vorperikleischen Demokratie und die damalige Stärke des Athener Hoplitenheeres, das aus Bürgern bestand, die sich selbst ausrüsteten, deuten auf ein starkes Mittel- und Kleinbauerntum hin. Daneben bestand auch großes Grundeigentum, besonders in der sogenannten Ebene von Athen. Wenn hier von großem Gnmdeigentum die Rede ist, dann hat der Begriff ,,groß" allerdings nur Berechtigung in bezug auf die relativ beschränkten Dimensionen des attischen Grundeigentums. Das größere Eigentum befand sich vor allem in den Händen der alten adligen Familien, die oft auch die Führer der verschiedenen politischen Strömungen innerhalb der Bürgerschaft Athens stellten. Uns sind nur über einige Vertreter des Großgrundeigentums Notizen überliefert. Einige Jahre vor dem Ausbruch des Peloponnesischen Krieges war der wohl einflußreichste Repräsentant des großen attischen Grundeigentums Ki.mon, ,,der nach Reichtum und Geburt niemandem nachstand", wie Plutarch schreibt, und in seiner Person die spartafreundliche Haltung der attischen Aristokratengeschlechter mit politischer Feindschaft gegen den Demos von Athen verband (Plout. Per. 9, 5). Kimon gewann offenbar einen beträchtlichen Anhang unter der unbemittelten Volksmenge dadurch, daß er private Spenden verteilte, seine armen Besucher speiste und die „Zäune von (seinen) Grundstücken entfernte, damit sich, wer das wollte, Friichte pflücken könnte" (Plout. Per. 9, 2; Plout. Kim. 10, 1; Aristot. Ath. pol. 27, 3). Verkörperte Kimon in seinem politischen Auftreten wie in seiner ,virtschaftsführung den traditionellen Typ des reichen attischen Großgrundeigentümers, so stand an der Spitze der erfolgreichen demokratischen Gruppierung in Perikles ein Mann, der sich nicht nur politisch im Gegensatz zu Kimon befand, sondern auch auf ökonomischem Gebiet neue Wege ging. Über ihn wird uns als etwas Besonderes berichtet, daß er in jedem Jahr die Ernte von seinem Grund und Boden als Ganzes verkaufte und den Bedarf seines Haushalts vom Markt

Grundeigentum und Landwirtschaft in der athenischcn Poliskrise

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deckte. Dabei verwaltete er sein Vermögen mit Hilfe eines Sklaven einfach, sorgfältig und genau reehnend (Plout. Per. 16, 3ff.). Der ausdrückliehe Bericht über diese Wirtsehaftsführung zeigt, daß sie für die damalige Zeit durehaus nieht üblich war. Offensiehtlich verfolgten vor Ausbruch des Peloponnesischen Krieges die attischen Großgrundeigentümer keineswegs eine einheitliche politisehe Linie: Perikles vertrat als Förderer der Handelsexpansion, der Flottenmaeht und der athenisehen arche unvermeidlieh die Interessen der für die Durehsetzung soleher Ziele benötigten aufstrebenden, bisher niedergehaltenen Gesellschaftsschichten dureh eine weitere Demokratisierung und verfolgte somit eine Außen- und Innenpolitik, wenig später aueh eine militärisehe Strategie, die dem seharfen, aber vergebliehen \Viderspruch eines Teils seiner Standesgenossen begegnen mußte. 2. Wirlcungen des Peloponnesischen ](rieges und der innenpolitischen Umwälzungen auf die attische Landwirtschaft

Der Krieg zwisehen den beiden militärischen Hauptmäehten Sparta und Athen traf die attisehe Landwirtschaft wohl am härtesten. Naehdem sich die ländliche Bevölkerung entspreehend dem Kriegsplan des Perikles hinter die Mauern Athens zurüekgezogen hatte, war das attisehe Land den Einfällen der spartanisehen Heere schutzlos preisgegeben. Aueh die Truppen anderer Staaten, die sieh mit Sparta verbündet hatten, beteiligten sich an den Plünderungszügen in Attika, die sich von 431 bis 425 und von 413 bis 404 jährlieh wiederholten. Mit methodischer Gründliehkeit verniehteten die einfallenden Truppen das reifende Getreide, hieben die Weinstöeke und Fruchtbäume nieder und plünderten die Häuser auf dem Lande 8 • So verlor Attika im Peloponncsischen Krieg fast alle seine Ölbäume (Lys. 7, 6f.), die doch den Hauptreiehtum vieler, besonders der großen Grundeigentümer ausmachten, und es wurden damit sowohl die Selbstversorgung als auch der Export sehwer getroffen. Die attische Landwirtschaft erreiehte am Ende des Peloponnesisehen Krieges einen solchen Tiefstand, daß naeh dem Zeugnis des Aristoteles (Ath. pol. 33, 1) die benaehbarte Insel Euboia den Athenern einen größeren Nutzen braehte als Attika. Perikles' Versueh, die Landbevölkerung, die der Zerstörung ihres Eigentums tatenlos zusehen mußte, dureh Geldspenden und die Ansiedlung von attischen Bauern auf dem Land vertriebener Aigineten zu besehwiehtigen (Plout. Per. 34, 2), war nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zweifellos erlitt die Bauernsehaft aueh die größten Verluste an Menschen durch Kriegshandlungen und die Seuche, denn sie stellte einerseits sicherlich die Hauptmasse der Soldaten und lebte andererseits unter besonders ungünstigen Bedingungen im überfüllten Athen auf engstem Raum in Notunterkünften zusammengedrängt und ohne die gewohnte gesunde Arbeit (Aristoph. Hipp. 792f.; Plout. Per. 34, 5).

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Gert Audring

Zu diesen Einwirkungen traten staatliche Maßnahmen, die die Vermögenslage der grundbesitzenden Athener schwächten. Die wirtschaftlich bessergestellten Bauern erlitten durch staatliche Finanzmanipulationen, wie sie die zeitweilige Ausgabe von minderwertigem Kupfergeld darstellte (Aristoph. Ekkl. 815), ökonomische Verluste. Die Grundeigentümer trugen auch in hohem Maße die drückenden Kriegssteuern und andere Lasten, wie z.B. Pferdelieferungen (Xen. Oik. 2, 5f.). Nicht unerheblichen Schaden erlitten krcditgebende Grundeigentümer durch den Stillstand der Gerichtsorgane während des Krieges. Dadurch gelang es vielen Schuldnern - zweifellos auch kleinen Bauern - , fällige Zinszahlungen und andere abzulösende Verpflichtungen aufzuschieben (Lys. 17, 3; Isokr. 21, 7). Unter diesen Verhältnissen hielten vermögende Leute ihr Geld zurück. Es trat eine allgemeine Geldknappheit ein (Xen. Apomn. 2, 7, 2). Auf die bestehenden sozialen Verhältnisse übten die innenpolitischen Kämpfe der Jahre 411 und 403, in denen Athener Oligarchen jeweils für kurze Zeit ans Ruder kamen, einen beträchtlichen Einfluß aus. Brachte die sogenannte Verfassung des Theramenes, die 411 nach der Absetzung der oligarchischen Vierhundert einige Monate galt und 5000 Bürgern, die sich selbst militärisch ausrüsten konnten, die Regierung übertrug 9 , nur eine Beschränkung der politischen l\Iachtausübung auf eine relativ geringe Zahl von wohlhabenden, gewiß meist grundbesitzenden Bürgern, so führte die mit spartanischer Hilfe im Jahre 404 vollzogene Machtübernahme der „dreißig Tyrannen" zu erheblichen Eingriffen in die Eigentumsverhältnisse Athens. Xcnophon berichtet, daß diejenigen Athener, die nicht auf der neuverfertigten Bürgerliste der Dreißig standen, nicht nach Athen kommen durften; die Dreißig ließen sie auf ihren Landgütern verhaften, um sich selbst und ihre Freunde in den Besitz der Ländereien der Verfolgten zu bringen. Viele flohen daher in andere Städte (Xen. Hell. 2, 4, 1; vgl. Lys. 31, 8). Einen Einblick in die Zustände zur Zeit der Herrschaft der Dreißig gibt das Schicksal eines gewissen Nikias, der, als die Dreißig ans Ruder kamen, das Bürgerrecht verlor und auf die Proskriptionsliste gesetzt wurde. Aus Furcht nahm er eine Hypothek auf sein Vermögen, schickte seine Sklaven aus dem Lande, brachte sein Hausgerät zu einem Freund, vertraute einem gewissen Euthy:uous drei Talente Silber zur Aufbewahrung an und ging selbst aufs Land. Als er bald darauf Attika verlassen wollte, gab ihm Euthynous nur zwei Talente zurück, das dritte aber stellte er in Abrede (Isokr. 21, 2f.). Neben den Vertreibungen, Vermögenseinziehungen und Hinrichtungen wohlhabender Athencr entrechteten die Dreißig nach den Berichten des Zeitgenossen Lysias zahlreiche Angehörige der Verfolgten, sie verhinderten Heiraten, die sicherlich für den Erhalt oder die N cu bildung von Vermögen wichtig waren, und scheuten schließlich selbst vor dem Verkauf von Tcmpelland, das üblicherweise nur verpachtet wurde, nicht zurück (Lys. 12, 21. 99; 25, 26). Zu dem Verlust zahlreicher vornehmer Bürger im Krieg gegen Sparta (Aristot. Politik.1303 a Sff.) kam der Tod von 1500 hervorragenden Athcncrn, die denDreißig zum Opfer gefallen sein sollen (Aristot. Ath. pol. 35, 4; vgl. Xen. Hell. 2, 4, 26f.). Neben den zahlreichen Metzeleien, die von den Oligarchen in Athen und der

Grundeigentum und Landwirtschaft in der athenischen Poliskrise

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demokratischen Gruppierung in Phyle begangen wurden, plünderten beide Seiten die attischen Felder und hieben Fruchtbäume nieder. Der Redner Lysias zieht das Fazit: Die entfernteren Gegenden Attikas wurden von den Spartanern, die nahe der Stadt liegenden von den eigenen Leuten verwüstet (Lys. 7, 6; 14, 33; Xen. Hell. 2, 4, 4; Isokr. 16, 13). Die heftigen innenpolitischen Auseinandersetzungen beanspruchten alle Kräfte der Athener so stark, daß Attika und seine Landbevölkerung der ordnenden und leitenden Hand Athcns entglitten. Diesen Zustand nutzten deklassierte Elemente aus. Sie rotteten sich zusammen und plünderten Dörfer aus (Lys. 31, 17f.). Trotz der tiefen Eingriffe, die der Peloponnesische Krieg und die innenpolitischen Kämpfe für die at.tischen Grundeigentümer mit sich brachten, besaßen nach der Wiederherstellung der Demokratie in Athen nur ungefähr 5000 Athener Bürger kein Landstück (Dionys. Hai. zu Lys. Or. 34). Wilamowitz hat diese Zahl mit den 5000 kombiniert,, die 411 allein fähig waren, sich auf eigene Kosten militärisch auszurüsten, und festgestellt, daß folglich sehr viele Grundeigentümer über einen so geringen Landanteil verfügten, daß es zur eigenen Ausrüstung und zu Abgaben für den Staat nicht reichte. Diese kleinen Landstücke werden in vielen Fällen Gärten in der Nähe der Stadt gewesen sein 10 • Für die Entwicklung im 4. Jahrhundert wirkten sich die unterschiedlichen Startbedingungen und die inneren Enhicklungsmöglichkeiten des großen und des kleinen Grundeigentums aus. 3. Die soziale Lage der attischen Grundeigenliimer im 4. Jahrhundert. Ökonomische EntwickluWJstendenzen. Der gesellschaftliche Typus des großen und des kleinen Grundeigentümers Gegen die Politik des Perikles entwickelte sich - und das gewiß nicht erst mit den handgreiflichen Auswirkungen seiner Strategie im Peloponnesischen Krieg eine starke, gegen die Stadtherrschaft in der Demokratie gerichtete, für Perikles gefährliche Gruppierung in der Athener Bevölkerung, besonders unter den großen, mittleren und kleinen Grundeigcntümcrn 11 • Einen Ausdruck der Stimmung und der Gedanken sowie auch der politischen Argumente dieser heterogen zusammengesetzten gesellschaftlichen Gruppe, die gern als „Landpartei" bezeichnet wird, finden wir in der starken Friedenssehnsucht der Bauern in den Komödien des Aristophanes und in den politischen Schlagworten des Isokrates, der, auch wenn er zu einem späteren Zeitpunkt schreibt, doch auf erprobte politische Argumente der „Landpartei" zurückgreift, die während des Peloponnesischen Krieges wohl kaum anders lauteten: Während athenische Besatzungen fremde Städte behciTschen, befindet sich die eigene Polis in Feindeshand, während Athen fremde Kinder als Geiseln nimmt, werden die eigenen nicht richtig erzogen und ernährt, während die Athener fremdes Land bebauen, bekommen sie ihr eigenes nicht zu Gesicht (Isokr. 8, 92). Diese soziale Gruppierung geriet in zunehmendem Maße in einen objektiven Widerspruch zur dominierenden ökonomischen Entwicklungsrichtung Athens, die

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ihren Ausdruck in einem raschen Aufstieg von gewerblicher Produktion und Seehandel fand. Aus dem Gewerbe wie aus dem Handel zogen immer mehr Athcner ihren Lebensunterhalt12. Damit waren für diese Mehrheit auch die innen- wie außenpolitischen Ziele und Methoden im wesentlichen festgelegt. So schildert z.B. Xenophon (Oik. 6, 6f.) anscha.ulich, daß sich bei einem feindlichen Einfall die Bauern aus Sorge um ihr Land zur Wehr setzen, die Handwerker aber in den Schutz der Stadtmauern zurückziehen würden. Als Perikles seine militärischen Pläne in der Volksversammlung entwickelte, fand sich in einem so stark an das Land, an die kultische Tradition gebundenen Gemeinwesen, wie es die athenische Polis war, keine Mehrheit für die Verteidigung des heimatlichen Landes. Attika war als politisches Reservoir und als Versorgungsgrundlage für Athen zweitrangig geworden. Im 4. Jahrhundert findet das zunehmende Zurückbleiben der attischen Landwirtschaft hinter dem Aufblühen des Athener Handels und Gewerbes auch seinen politischen Ausdruck in der immer offensichtlicher werdenden Abwendung der attischen Bauern vom gesellschaftlichen Leben Athens. Es entwickeln sich nicht nur wachsende politische Differenzen zwischen den Bewohnern der Stadt, unter denen sich viele Grundeigentümer befanden, und der Bevölkerung des Piräus, die überwiegend in Handwerk und Seeverkehr beschäftigt ist und als ,,demokratischer gesinnt" gilt als die Stadtbewohner (Aristot. Politik. 1303 b 10ff.), sondern auch zwischen den Städtern und den Bauern (Aristoph. Eir. 1179ff., besonders 1185ff.). Die Ursachen für diese Entwicklung liegen nicht nur in der überragenden Bedeutung des aufstrebenden athenischcn Gewerbes und Handels und damit im relativen Zurückfallen der attischen Landwirtschaft. Das ist nur eine Seite dieses Prozesses. Weitere wichtige Ursachen sind in der ökonomischen Lage der attischen Grundeigentümer und in der Art ihrer politischen Beziehungen zur großstädtischen Athener Demokratie zu suchen. Für die verschiedenen Kategorien der Grundeigentümer bestanden jeweils unterschiedliche ökonomische und politische Bedingungen. Das kleine, das mittlere und das große Grm1deigentum sind getrennt zu betrachten, soweit die Quellen das erlauben. Das kleine Grundeigentum

Der bäuerliche Kleinbetrieb hen-schte in Attilrn im 4. Jahrhundert vor. Gegenüber den sich entwickelnden größeren Produktionseinheiten in Handel und Handwerk und gegenüber dem großen Grundeigentum leistete der attische Bauer ,,isolierte und der objektiven, sowohl gesellschaftlichen wie materiellen Bedingungen der Produktivität beraubte, von ihnen entblößte A1:beit"18 • Der isoliert arbeitende kleine bäuerliche Eigentümer produzierte ohne Aufsicht durch andere, also selbständig und frei, durch seiner eigenen Hände Arbeit (vgl. Aristoph. Eir. 628f.), meist ohne Hilfe von Sklaven, denn die konnte er nicht erhalten. Frau und Kinder müssen mitarbeiten (Aristot. Politik. 1323a 5f.). In den

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Zeiten der saisonbedingten .Arbeitsspitzen mochte der kleine Bauer, wenn das nötig war, einen Tagelöhner nehmen. Unsere Quellen geben uns einen gewissen Einblick in die ökonomische Situation der attischen Kleinbauern, und sie zeigen damit auch die Grenzen des isolierten Parzelleneigentums. Ein großer Teil der attischen Bauern war nach Beendigung des Peloponnesischen Krieges und der innenpolitischen Kämpfe gezwungen, zunächst die schweren Kriegsschäden in harter Arbeit zu überwinden. Diese Schäden müssen einige Jahrzehnte nachgewirkt haben, denn die für Attika so wichtigen Wein- und Ölkulturen brachten nicht sofort wieder Ertrag; namentlich vom Ölbaum erzielt man erst in einigen Jahrzehnten den vollen Gewinn. Damit erlitt der Kleinbetrieb lange Zeit Gewim1einbußen, was ihn in weit größere Schwierigkeiten brachte, als sie etwa dabei für das große Grundeigentum bestanden. Erst um die :Mitte des 4. Jahrhunderts kann Attika den alten Stand seiner landwirtschaftlichen Kulturen wieder erreicht haben. Die primitive Technik zwang die attischen Bauern zu einein langen .Arbeitstag und schwerer körperlicher Arbeit (.Aristoph. Plout. 224 und 617). Der .Arbeitsteilung waren in1 Rahmen der kleinen ,virtschaften mit ihren wenigen .Arbeitskräften enge Grenzen gesetzt: .Aristoteles (Politik. 1258b 12ff.) erwartet von einem erfolgreichen Landwirt, daß er Kenntnisse und Erfahrungen in der Viehzucht, im .Ackerbau, im Obstbau und in der Zucht von Bienen, Fischen und Geflügel besitzt. Da der Kleinbetrieb nie dazu kam, eine ausreichende Reserve in Naturalien oder Geld zu bilden, konnte er am wenigsten Dürre, Mißernten, Viehsterben oder gar militärische und politische .Auseinandersetzungen überstehen, die im 4. Jahrhundert bekanntlich häufig auf das Land übergriffen. Es ist nur zu gut begreiflich, daß der attische Bauer oft in Ungewißheit lebte, ob er, der die Felder bestellt hat, auch ernten wird (Xen. Apomn. 1, 1, 8). Man muß annehmen, daß viele attische Kleinbauernbetriebe am Rande des gewiß sehr niedrigen Existenzminimums lebten und daß sich selbst diese sehr bescheidene Existenz nur durch dauernde Überarbeit der Bauernfamilien aufrechterhalten ließ. Nach ausdrücklichen Berichten unserer Quellen litten die kleinen Bauernhaushaltungen .Attikas trotz sparsamsten Lebens häufig Armut, Not und Hunger (.Aristoph. Plout. 253; 262f.; 282; 449ff. die Armut, Penia, tritt als Person des. Stücks auf). Steuerrückstände undSchulden stellten denNormalfalldar(.Aristoph. Orn. 114f.; Ekkl. 567; Dem. 22, 65 u. 24, 172). Diese Zustände lieferten den kleinen Bauern dem Wucherer aus, und wenn wir auch nichts über die konkreten Formen der .Ausplünderung armer attischer Bauern durch Wucherer wissen, so begegnet uns doch in den Quellen der Haß der zum Borgen Gezwungenen auf die Geldverleiher, die sicherlich meist aus dem Kreise benachbarter mittlerer und großer Grundeigentümer stammten (vgl. Dem. 37, 52f.). Man borgte nicht etwa, um Verbesserungen in der Produktion vorzunehmen und aus dem Gewinn das Darlehen mühelos abtragen zu können, sondern gewöhn-

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lieh aus Mangel, verursacht durch Schwierigkeiten im Reproduktionsprozeß. Daher waren die Gläubiger gewöhnlich die Stärkeren und konnten die Vertragsbedingungen bestimmen 14 • Dennoch gab der Kleinbauer seinen Hof nur unter dem Druck äußersten wirtschaftlichen Notstandes auf, denn wenn ihm aus seiner eigenen, freien Arbeit die ohnehin oft knappen Unterhaltsmittel nicht mehr zuflossen, dann blieb ihm nur die unsichere, letztlich abhängige Existenz des Söldners oder des Tagelöhners (Isai. 5, 39; Isokr. 4, 168). Von der Kolonisation als Ausweg aus schwieriger ökonomischer Lage in der Heimat hören wir für Attika im 4. Jahrhundert nichts, ebensowenig gibt es Anhaltspunkte über eine Landflucht ruinierter Kleinbauern. Es scheint aber, daß zumindest ein Teil der vor dem Feinde und von ihren zerstörten Äckern in Kriegszeiten hinter die Stadtmauern geflüchteten Land bevölkerung dort jahrelang blieb und die Abstimmungsergebnisse der Volksversammlung beeinflußte; wir wissen nicht, wieviele von ihnen überhaupt nicht auf das Land zurückkehrten, ein Handwerk ausübten, als Stadtarmut lebten oder Söldner wurden (vgl. den Beitrag H.-D. Zimmermann, Freie Arbeit, Preise und Löhne, S. 93f.). Angesichts dieser Verhältnisse wird das Produktionsziel der kleinen Bauern in ihrer Selbstversorgung bestanden haben. Deshalb dominierte in ihren Wirtschaften der Getreideanbau. Etwaige Überschüsse kamen auf den Markt, wo der Bauer versucht, wie Xenophon (Apomn. 3, 7, 6) spottet, möglichst billig einzukaufen und teuer zu verkaufen. Um das Bild des ökonomischen Lebens der attischen Kleinbauern abzurunden, darf aber auch eine andere Seite ihres Verhaltens nicht verschwiegen werden, die aus ihrer Existenz als private Eigentümer hervorgeht: Das sind die kleinen Betrügereien, die Platon zu einigen Bestimmungen in seinem Gesetzeswerk veranlaßten. Man verlegte heimlich die Zäune oder Grenzsteine des eigenen Landstücks auf das Land des Nachbarn vor, man ließ sein Vieh auf Nachbargrundstücken weiden usw. (Dem. 55, 11. 22. 27f.; Plat. Nom. 842e; 843b. d). In den engen Grenzen des in seiner ökonomischen Bedeutung zunehmend zurückbleibenden attischen Parzclleneigentums bildet sich nach der Mitte des 5. Jahrhunderts ein sozialer Typus heraus, der sich in jeder ,Veise vom nunmehr normsetzenden Städter unterscheidet: der Bauer, der agrolkos. Die Äußerungen der Antike über den Typus des kleinen Bauern, die uns vorliegen, stammen aus verschiedenen gesellschaftlichen Kreisen und verfolgen unterschiedliche Absichten. Die meisten Athener Stadtbewohner aber fanden den sinnfälligen Ausdruck ihrer Anschauungen über den ökonomisch wie politisch nacbgerade rückständig gewordenen Landmann in der vielbelachten Figur des Bauern der attischen Komödie: Der Bauer riecht nach Hefe, Käse, Knoblauch und schmutziger Wolle (Aristoph. Neph. 50; Ekkl. 291). Er trägt einen Schafpelz, den er zum Sommeranfang verhökert und durch ein Sommerröckchen ersetzt (Aristoph. Neph. 71; Orn. 714f.). Seine Fiiße sind mit Spartanerstiefeln bedeckt (Aristoph. Ekkl. 269). So gekleidet, bärtig und staubbedcckt (Aristoph. Ekkl. 273; 291) langt der attische Bauer in Athen an. Er kennt die modischen Neuheiten der Metropole nicht, grüßt nach altväter-

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lichem Brauch mit „sei gegrüßt" (xor.(pe:tv) statt mit dem modernen „Willkommen" (a.=ix~oµor.t,Aristoph. Plout. 322ff.) und fällt damit sofort auf. In den Geschäftsstraßen Athcns geht ihm das aufdringliche Reklamegeschrei der Händler und Handwerker auf die Nerven (Aristoph. Plout. 426ff.). Gibt es einmal einen Zusammenprall mit einem eiligen Städter, dann flucht er herzhaft (Dem. 18, 122). Überhaupt gilt sein Benehmen den Stadtbewohnern als roh, ungehobelt, plump und zotenhaft (Aristoph. Neph. 135f. u. 492; Sphek. 1320f.; Plout. Alk. 2, 4: agroikia). 1\Ian hält ihn für einen Tölpel (Aristoph. Neph. 628ff.), der sich eben bäurisch benimmt, was soviel bedeutet wie „barbarisch" (Aristoph. Neph. 492). Kurz: Bäurische Art ist gleichbedeutend mit Mangel an Bildung und unschicklichem Benehmen (Theophr. Char. 4, 1)15• Wie steht es um die Bürgerqualitäten dieses gesellschaftlichen Typus1 Der attische Bauer, als solcher Bürger von Athen, hatte wegen dauernder Überarbeit auf seinem Landstück weder Zeit noch Kraft für die Wahrnehmung seiner politischen Rechte und Pflichten im städtischen Mittelpunkt Athen und für seine politische Qualifizierung (Eurip. Hiket. 417ff.; Aristoph. Plout. 281). Der Kleinbetrieb engte seinen gesellschaftlichen Blickwinkel stark ein, weil die fehlende Muße eine Weitung seines politischen Horizontes unmöglich machte und den kleinen Privateigentümern in ihrer prekären ökonomischen Lage das Hemd näher war als der Rock: Der Aristokrat Xenophon erwähnt unter dem „so unvernünftigen und machtlosen Volkshaufen" der Schuster, Walker usw. auch die Bauern, die darauf sinnen, billig einzukaufen und teuer zu verkaufen (Xen. Apomn. 3, 7, 5f.). Das Streben der kleinen Bauern nach einer wirtschaftlich sicheren Existenz geht so weit, daß sie sich, wenn Gewinn winkt, von der Volksversammlung, also der lebendigen Verkörperung der Polisdemokratie, abwenden (Aristoph. Plout. 329ff.). Übrigens verwandten auch die Bauern bei Hesiod (Erga 30ff.) erst dann die knapp bemessene Freizeit für städtische Angelegenheiten, wenn ihr Lebensunterhalt gesichert war. \Vie weit das Desinteresse der Bauern an der Kriegspolitik der Stadt Athen geht, zeigt die aufschlußreiche Bemerkung des Aristophanes, daß der politisch-militärische Gegensatz Athens zu Sparta, für Athen symbolisiert durch die zornigen Acharner, Veteranen des Kampfes von Marathon, ,,die vom Lande" wenig kümmert. Der Frieden ist ihnen wichtiger (Aristoph. Ekkl. 432; Ach. 179ff.). Die Polis wiederum nimmt auf den Bauern kaum noch Rücksicht, es sei denn, der Bürgerbestand und damit die Wehrfähigkeit der Stadt seien gefährdet. Liest man in den Komödien des Aristophanes, so kommt man zu der Erkenntnis, daß die attischen Kleinbauern dem politischen Getriebe der Großstadt Athen nicht mehr gewachsen waren. Rechtsunsicherheit an den Athener Gerichtshöfen, Bestechlichkeit der Beamten, die Umtriebe der Sykophanten und nicht zuletzt die Flut von unsauberen Prozessen, besonders um Landstücke, bilden nicht nur ein ständiges Angriffsziel der Aristophanischen Komödie, sondern begleiten uns auch durch das 4. Jahrhundert in den zahlreichen erhaltenen Gerichtsreden. Der attische Bauer stand den sophistischen Kniffen der modern ausgebildeten Redner und Demagogen hilflos gegenüber. Wegen seiner mangelnden politischen Bildung 9 Welskopf, Bd. 1

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ging er den Lobhudeleien städtischer Politiker oft auf den Leim und ließ sich für deren Interessen mißbrauchen (Aristoph. Ach. 370ff.). Insgesamt lassen die ökonomischen und politischen Verhältnisse des 4. Jahrhunderts dem attischen Parzellenbaucrn keine Chance, seiner zunehmenden gesellschaftlichen Deklassierung zu entgehen. Abwendung vom politischen Leben Athcns, gesellschaftliche Passivität und Resignation kennzeichnen ganz offensichtlich das Verhalten der attischen Bauern. Auch in ihrem wirtschaftlichen Leben fehlt eine erfolgversprechende Alternative. Einerseits raffen sie sich - gefangen in der Enge des kleinen landwirtschaftlichen Privatbetriebes - nicht zu politischer, den Charakter der Athener Demokratie umgestaltender Aktivität auf und werden andererseits ökonomisch nicht derart bedrängt, daß etwa energische praktische Forderungen nach Neuaufteilung des Landes und Schuldentilgung laut werden . .Aristophanes läßt die hart arbeitenden, eingeschränkt lebenden Bauern in den Traum von der Zeit des einstmals gerechten Reichtums, des sehenden Ploutos, flüchten (Aristoph. Plout. 401ff.). Das kleine Privateigentum hat seinen Repräsentanten, den attischen Kleinbauern, der einst am Aufstieg der Polis mitwirkte, unter den neuen gesellschaftlichen Bedingungen des 4. Jahrhunderts zur Rückständigkeit verurteilt. Eine akute Zuspitzung der Widersprüche im Gefüge der .Athener Gesellschaft fehlte . .Angesichts der beginnenden .Auflösung der politischen Ordnung, die Athen auf die Höhe seiner Stellung in Griechenland geführt hatte, und weil die Verfassung der Blütezeit .Athens besonders stark auf einer ökonomisch gesunden und politisch aktiven Bauernschaft beruhte, ist es verständlich, daß Euripides, Aristophanes in seiner ersten Schaffensperiode, in gewissem Maße auch Demosthenes und unter besonderen Vorbehalten gegenüber der demokratischen Staatsform auch Aristoteles in den Bauern den letzten Rückhalt geordneter Verhältnisse in Athen sahen. Diese archaisierenden Vorstellungen kom1ten jedoch die Entwicklung nicht aufhalten, geschweige denn umkehren. Zweifellos spielte dabei das hohe Ansehen eine Rolle, das der Landbau in der Antike genoß. Nach dem vorherrschenden Urteil des .Altertums stellt die Landwirtschaft eine natürliche Beschäftigung der Menschen dar (Ps.-.Aristot. Oik. 1343a 30). Der Landbau formt den l\lann (Ps.Aristot. Oik. 1343 b 2f.) und stellt den besten, wohlgesinntesten Bürger (Xm. Oik. 6, 10). Diese Wertung wird ergänzt durch die enge Bindung vieler Athener Bürger an das Land, das nicht nur zahlreichen Familien den Lebensunterhalt gewährt, sondcn1 auch zur Ruhestätte verstorbener Familienmitglieder dient (vgl. Dem. 55, 13-15) und zahlreiche Heiligtümer trägt (vgl. Lykourg. Leokr. 25). Nicht nur, um der Wahrheit gerecht zu werden, sondern auch ans politischpädagogischen Motiven betonen Dichter, Redner und Philosoph wertvolle Eigenschaften des Landvolks und treten damit den verbreiteten negativen ,vertungen der Bauernschaft entgegen: Der Bauer ist arbeitsam (.Aristoph. Eir. 632) und liebt den Frieden (neben Aristoph. Eir. auch Ach. 26f.; 32; 186; 278), er verachtet die Stadt, in der man alles Lebensnotwendige kaufen muß, während man doch auf dem Lande alles selbst gewinnt (Aristoph. Ach. 32ff.). Die Landbevölkerung stellt gute Bürger, nicht Leute, die nach einem Amt gierig sind, und tüchtige Soldaten,

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nicht aber soldhungrige Raufbolde (Aristoph. Ach. 595ff.). Landbau und gewerbsmäßige Anklä.gerei passen nicht zusammen (Lys. 20, 12); Bauer und Sykophant bilden den schroffsten Gegensatz (.Aristoph. Plout. 903). Schließlich bewahrt das Landvolk auch die alte Religion (.Aristoph. Ach. 247ff.). Diesen poliserhaltenden Eigenschaften der attischen Baucm setzt Euripidcs ein schönes Denkmal: ,,ein vierter noch trat auf und widersprach dem Antrag, ein 1\Iann, nicht ansehnlich nach außen, aber tüchtig, ein seltner Gast der Stadt und des Versammlungsplatzes, ein Bauer - die allein erhalten ja das Land! -, verständig, willens, frisch den \Vortkampf aufzunehmen, ganz ohne Falsch, von tadellosem Lebenswandel." (Eurip. Orest. 917ff. in der Übersetzung von D. Ebener). Auf seine Art würdigt - und entwürdigt zugleich - Aristoteles die Bauern als die Polisbürger, denen die Landarbeit kaum Zeit für den Besuch der Volksversammlungen lasse, die sich daher jeder Verfassung beugten, sofern sie sie nicht in ihrem eigenen engsten Interessenkreis störte. Die Demokratie, in der die Bauern den Ton angeben, erscheint dem Philosophen noch als die annehmbarste der entarteten Staatsformen, eben darum, weil der Bauer keine Zeit für sie hat (Aristot. Politik. 1292b 25ff. u. 1318b 9ff.). Irgendwelchen Einfluß auf das Verhalten der Bauernschaft hatten diese philosophisch-pädagogischen, oft idealisierenden, auch ins Bukolische gleitenden Wertungen natürlich nicht. Sie sind nur Zeugnis der tiefen Risse im Gefüge der Athener Bürgergemeinschaft. Für die Lage der attischen Mittelbauern fehlen uns die Anhaltspunkte in den Quellen fast völlig. Man wird sich den mittelgroßen landwirtschaftlichen Betrieb - gemessen an den Größenverhältnissen des kleinen und des großen attischen Grundeigentums - als rentables, einen oder wenig mehr Sklaven verwendendes Unternehmen mit durchschnittlich vier bis sechs Hektar Ackerland vorstellen dürfen. Vielleicht entnahm .Aristophancs das Bild des in seinemPrivatfrieden nach harter Arbeit vergnüglich feiernden Trygaios mittelbäucrlichen Verhältnissen (Aristoph. Eir. 1127-1171, vgl. auch Neph. 43ff.). Nur lassen sich eben aus Festszenen der Komödie kaum Aufschlüsse über die normalen wirtschaftlichen Verhältnisse des mittleren Grundeigentums gewinnen. Das Großgrundeigentum

Über das große Grundeigentum in Attika sind wir besser informiert, denn zahlreiche Gerichtsreden, Xenophons Oikonomik6s und in einem gewissen Maße auch die Inschriften auf den Hypothekensteinen, den sogenannten k6roi 16 , gewähren einen bestimmten Einblick in Dimension und Wirtschaftsweise der großen Landwirtschaftsbetriebe. 9*

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In den uns erhaltenen Prozeßreden werden zahlreiche Vermögen in Land erwähnt, leider aber meist nur in der Form ihres Geldwertes. Bei der Dürltigkeit des Materials und der sehr unterschiedlichen Qualität des Bodens in Attika ist es nicht möglich, aus Wertangaben auf genaue Flächengrößen für die betreffenden Landgüter zu schließen. Einige überlieferte Größenangaben für Land erlauben aber, das große Grundeigentum bei ungefähr zehn Hektar und mehr anzusetzen: Lysimachos, der Sohn des Aristides, erhielt vom Volk der Athener 100 Plethren Land (9,5 ha) und ebensoviel Wald auf Euboia geschenkt (Dem. 20,115; Plout. Aristeid. 27, 2). Alkibiades besaß gegen 300 Plethren (28,5 ha) Land, darunter wohl auch Wald 17, und, um ein letztes Beispiel anzuführen, ein gewisser Aristophanes kaufte über 300 Plethren Land (Lys. 19, 29). Eine Sonderstellung nimmt der berühmte Phainippos ein, dessen Landgut in Kytheros, ein Stück Grenzland, mehr als 40 Stadien (ungefähr 7 ,2 km) Umfang gehabt haben soll 18 • Es fällt auf, daß die großen Grundeigentümer Attikas in zahlreichen Fällen neben ihrem Land Häuser in der Stadt, Mietshäuser (auch ein Bordell wird einmal erwähnt), vermietbare Sklaven oder Handwerkssklaven und ausstehende Darlehen besitzen (Dem. 38, 7; Aischin. 1, 97; Isai. 6, 19. 23f. 33f.; 8, 35). Ein ausschließliches antikes Großagrariertum scheint es in Attika nicht gegeben zu haben. Für die großen Grundeigentümer war es möglich, in Krisenzeiten der Landwirtschaft aus anderen Quellen ein gesichertes Einkommen zu beziehen. Überhaupt war es unter den politischen und ökonomischen Bedingungen des ausgehenden 5. und des 4. Jahrhunderts wichtig, daß das große Grundeigentum auf Grund der ökonomischen Vorteile des Großbetriebs ganz allgemein widerstandsfähiger war als eine kleine Wirtschaftseinheit. Wir wollen nun versuchen, aus unserem dürltigen Material einige Aufschlüsse über Probleme der Produktivitätsentwicklung sowie über die Entwicklungstendenzen des Grundeigentums und der Landwirtschaft in Attika während des 4. Jahrhunderts zu gewinnen. Man muß vorausschicken, daß Ansätze einer Entwicklung der Produktivkräfte nur für das große Grundeigentum erkennbar sind, während über den kleinen landwirtschaftlichen Betrieb eine Aussage kaum möglich ist. Da unsere Quellen gegenteilige Hinweise nicht geben, darf man vermuten, daß das kleine Grundeigentum in1 wesentlichen unter den bisherigen Verhältnissen fortbesteht. Für den Mittelbetrieb gilt vielleicht das gleiche. Soweit sich eine Entwicklung der Produktivkräfte im Rahmen des landwirtschaftlichen Großbetriebs überhaupt feststellen läßt, basiert sie nicht auf einer bemerkenswerten W eitcrentwicklung der land wirtschaftlichen Produktionsinstrumente (das wird durch Xen. Oik. 20, 5 gestützt). Die in Attika gebräuchlichen Geräte ließen einen intensiven Feldbau nicht zu 19 • Dagegen sind wohl die für die Ölgewinnung bestimmten Instrumente wesentlich verbessert worden 20 • Verbesserungen in der Produktion entsprangen aus den Vorzügen des Großbetriebs in der Kooperation 21 • Diese Vorzüge wurden im Rahmen des antiken

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attischen Großgrundeigentums wirksam und verwirklichten sich in seiner spezifischen Produktionsweise: in der Ausbeutung kooperierender Sklaven und der ihr entsprechenden Leitung der Produktion, in einer entwickelten Arbeitsteilung zwischen dem Grundeigentümer und seiner Frau oder dem Pächter, dem Gutsverwalter, den Sklaven und Lohnarbeitern sowie in der Anwendung bestimmter fortschrittlicher Produktionsmethoden. Einschränkend muß gesagt werden, daß wir den funktionierenden größeren landwirtschaftlichen Betrieb leider nur aus Xenophons Oikonomikos kennen und damit für wichtige ökonomische Probleme auf eine Schrift angewiesen sind, die das Reformprogramm eines Gutsbesitzers, Söldnerführers und Publizisten darstellt. Der Wirtschaftsführung im Gutsbetrieb liegt eine durchdachte Teilung der Arbeit unter die an der Produktion beteiligten Menschen verschiedener sozialer Herkunft 1md Stellw1g zugrunde. Xenophon teilt die Aufgaben etwa wie folgt auf: Der Eigentümer des Gutes leitet den gesamten Produktionsprozeß. Er beaufsichtigt die Feldarbeit (Xenophon teilt ihm die Arbeit außerhalb des Hauses zu), berichtigt Fehler bei der Arbeit, muß allen Vorbild sein nnd alle Vorgänge kontrollieren (Xen. Oik. 11, 16; 12, 18f.). Welcher Art war die Wirtschaftsführung durch den Eigentümer des Landguts oder den von ilim eingesetzten Verwalter1 Wir haben oben erwähnt, daß Perikles einen neuartigen Weg beschritt, indem er die Erträge seiner Ländereien im ganzen verkaufte nnd seinen Bedarf vom Markt deckte. Den Normalfall der Wirtschaftsweise großer attischer Grnndeigentümer dürfte Kriton dargestellt haben, der Getreide, Öl, Wein, Wolle und andere Produkte je nach Bedarf vom Lande, d. h. von seinen eigenen Gütern, bezog (Xen. Apomn. 2, 9, 4). Um die Wende vom 5. zum 4. Jahrhundert führten offensichtlich zunehmende V erflechtnngen des Landes mit dem städtischen Markt zu einem znnehmend rationalen Denken in ökonomischen Fragen, dem auch die Entwicklung der griechischen Philosophie entsprach. Der Vorgang wird bei Aristophanes (Batr. !>71-991) bezeugt nnd karikiert. Xenophon hebt die Notwendigkeit einer planmäßigen Wirtschaftsführung hervor: Wer mit Überlegung nnd Einsicht wirtschaftet, wird zum Erfolg kommen (Xen. Oik. 2, 18). Leider beschränkt sich nnser Wissen über die Art der Rechnwigsführung auf zwei Punkte: 1. Zu einer straff organisierten Gutswirtschaft gehört eine peinliche Ordnung der Vorräte, der Produktionsinstrumente und der übrigen Bedarfsartikel wie Kleidung, Schuhe und dgl. Xenophon widmet dieser Ordnung einen langen Abschnitt seines Werkes, und auch in der Pseudo-Aristotelischen Schrift Oik01wmika wird betont, daß ein jedes Ding an seinem Platze sein müsse (Xen. Oik. 8 u. 9; Ps.Aristot. Oik. 1345b 2). 2. Man soll die Arbeiten so verteilen, daß man nicht alles zugleich riskiert (Ps.-Aristot. Oik. 1344b 29f.).

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Eine Buchhaltung, die den Wirtschaftsgang überwachte, hat anscheinend völlig gefehlt. Die Kontrolle der Produktion lief nicht auf eine Überwachung eingesetzter Finanzen und Produktionsmittel, sondern auf eine Kontrolle der unmittelbaren Produzenten, normalerweise der Sklaven, hinaus 22 • Kontrollen dieser Art entfielen natürlich für den selbstarbeitenden Kleinbauern. Inwieweit später die Klagen des Isokrates (15, 285), man verachte Leute, die sich wissenschaftlich um die Haus- und Staatsverwaltung bemühen, rhetorischen Absichten oder den tatsächlichen Verhältnissen Athens um die Mitte des 4. Jahrhunderts entsprangen, mag dahingestellt bleiben. Die Frau des Eigentümers steht - nach Xenophon - dem Haushalt im engeren Sinne vor. Diese Aufgabe übernimmt sie, weil sie körperlich zur Hausarbeit, nicht aber zur anstrengenden Landarbeit geeignet ist (Xen. Oik.. 7, 23; vgl. Ps.-Aristot. Oik.. 1344a 1ff.). Die Aufgaben der Hausfrau sind: Kindererziehung, Zubereitung der Speisen, Herstellung und Ausgabe der Kleidung (Xen. Oik.. 7, 21 u. 7, 36), Kontrolle des Geschehens im Hause, Einteilung, Ordnung und Bewachung der Vorräte w1d Gerätschaften (Xen. Oik. 8; 9, 15; 7, 25. 36). Schließlich beaufsichtigt die Gattin des Eigentümers die im Haus beschäftigten Sklavinnen, schult sie in den auszuführenden Arbeiten, belohnt und straft (Xen. Oik.. 7, 35. 41; 9, 15). Der tüchtigen und erfolgreichen Hausfrau gebührt mit zunehmendem Alter eine wachsende Ehrenstellung im Hause (Xen. Oik.. 7, 43). Der Frau des Hauses gibt Xenophon eine Wirtschafterin bei, die den Haushalt führen hilft und die Familie des Eigentümers bedient. Die Wirtschafterin soll, damit und sofern sie den Interessen ihrer Herren dient, durch vertrauten Umgang mit der Familie ausgezeichnet und am Gewinn beteiligt werden (Xen. Oik. 7, 41; 9, 10-13; 10, 10). Lebte der Eigentümer in Athen, weil ihn politische Verpflichtungen oder die Annehmlichkeiten des Stadtlebens dorthin zogen, so ließ er sein Landgut durch einen Verwalter besorgen, der in der Regel ein Sklave war und durch gute Behandlung zu sorgfältiger Interessenvertretung des Eigentümers angehalten wurde. Seine Aufgaben erstreckten sich auf die Leitung der landwirtschaftlichen Arbeiten, der eingesetzten Sldaven und auf die Verwaltung und Übergabe der Erträge an seinen Herrn. Xenophon betont, daß sich der Verwalter nicht nur dw·ch Kenntnisse im Landbau, sondern auch durch die Fähigkeit auszeichnen muß, die Sklaven richtig leiten zu können. Ihm ist dazu erlaubt, differenzierte Belohnungen für fleißige, gutwillige Sklaven zu erteilen (Xon. Oik. 12, O; 13, 2-3. 12; 14, 2. 8; 15, 1). Die Bedeutung der speziellen Leitungsfunktion nnd der ihr entsprechenden besonders gründlichen Führungskenntnisse ist bei Xenophon voll erkannt und für den erfolgreichen großen Landwirtschaftsbetrieb hervorgehoben. Soweit das Grundeigentum nicht in kleine Landstücke aufgeteilt war, die an Pächter vergeben wurden, mußte die laufende Arbeit von Sklaven geleistet werden 23 • Auch hier war der Großbetrieb der kleinen Bauernwirtschaft überlegen, dem1 einerseits führen die Scheidung der Produzenten in Leiter und unmittelbar

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Ausführende und die daraus resultierende Entwicklung von Spezialkenntnissen und Produktionserfahrungen auf ein höheres Niveau der Arbeitsteilung und Spezialisierung als im kleinbäuerlichen Betrieb, in dem der Bauer mit seiner Familie alle anfallenden Arbeiten bewältigen mußte, und andererseits wuchs die Arbeitsproduktivität durch die Koopcrnt.ion von Sklaven auf dem größeren Grundbesitz 24. Der Gedanke der Kooperation beschäftigt Xenophon stark. Zunächst deutet er ihn nur in dem Bild an, man solle einander beim Landbau beistehen, wie man sich gegen den Feind Beistand leistet. Die attischen Grundeigentümer förderten zweifellos die Fortschritte im Produktionsprozeß, denn ihnen fiel das wachsende Mehrprodukt zu. Es entsprang aus der stetigen, regelmäßigen, überlegt gelenkten Arbeit von kooperierenden Sklaven, aus einem langen Sklavenarbeitstag 25 , aber auch aus zunehmender Qualität und Sorgfalt der Arbeit ~on Sklaven, die der Eigentümer durch ein ausgebildetes System von Belohnungen und Strafen zu erziehen suchte. Verschiedene Güte der Nahrung und Kleidung, Lob und Eheerlaubnis waren als Prämie gesetzt; Tadel und Züchtigungen verschiedenen Grades hatte der widerspenstige Sklave zu gewärtigen (Xen. Oik. 9, 5; 13, 9f.; vgl. Lys. 1, 18). Da die Grundeigentümer Sklavenarbeit ausbeuteten, erforderte ihre Leitungsund Erziehungstätigkeit den Einsatz aller Fähigkeiten und Kenntnisse der Ausbeuter gegenüber den unfreien, also zunächst an der Arbeit nicht interessierten unmittelbaren Produzenten. Das Ausmaß der Erschwernisse für den leitenden Eigentümer zeigt sich in Xenophons Bemerkung, daß der Herr über Widerstrebende ständig Tantalosqualen erleide (Xen. Oik. 21, 12). Um die saisonbedingten Arbeitsspitzen zu bewältigen, wurden die Sklavenarbeitskräfte durch Lohnarbeiter ergänzt, vor allem natürlich in der Erntezeit. Diese Tagelöhner arbeiteten z.B. als Schnitter und Olivenleser. Frauen halfen bei der"\Veinlese. Freie Athener leisteten solche Dienste nur unter dem Druck der Not (Aristoph. Sphek. 712; Dem. 18, 51; 57, 45). Die Beziehungen zwischen dem Grundhem1 oder dem Verwalter und den Lohnarbeitern waren auf das nackte Geschäft reduziert. Auf dem „Tagelöhncrtisch" erschien nur die billigste Nahrung, z.B. Salzfisch (Eurip. Alk. 2; Dem. 35, 32). Ohne näher auf produktionstechnische Fragen einzugehen, sollen die Methoden noch kurz erwähnt werden, die zu einem intensiveren Ackerbau beitrugen und z. T. für das 4. Jahrhundert als neu bezeichnet werden dürfen. Xenophon kennt bereits die Gründüngung. Er erwähnt, daß das Unterpflügen von Unkraut oder junger Saat den Boden fruchtbarer macht und daß Unkraut, das sich in stehendem Wasser zersetzt, zu Pflanzendung wird (Xen. Oik. 16, 12; 17, 10; 20, 11). Auch das (übrigens von der modernen Landwirtschaft abgelehnte, weil die wertvollen Mikroorganismen des Bodens zerstörende) Abbrennen von Stroh auf den Feldern, also die Düngw1g durch Asche, erwähnt Xenophon (Oik. 18, 2). Der Dünger gilt ihm überhaupt als sehr wertvoll für den Boden (Xen. Oik. 20, 10). Die tatsächlich angewandten Mittel zur Hebung der Bodenfruchtbarkeit wird

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man als ge1ing ansehen dürfen. Auch hier war aber jedenfalls der Großbet1ieb mit seinem größeren Viehbestand und der damit anfallenden größeren Menge Dung im Vorteil gegenüber der kleinen Bauernwirtschaft. Die Entsalzung und Entwässerung des Bodens ist allgemein bekannt (Xen. Oik. 20, 12). Xenophon rät, nach der Frühjahrsfurche den Boden im Sommer möglichst oft umzuwenden nnd das Unkraut fleißig zu hacken (Xen. Oik. 16, 11f. 14; 17, 12ff.). Auch hier befand sich in der Regel der große landwirtschaftliche Betrieb im Vorteil gegenüber den Parzellenbauern, da er eine größere Anzahl von Arbeitskräften zu den agrotechnisch günstigsten Zeiten einsetzen konnte. Zweifellos hat es auch bescheidene Experimente zur Untersuchung der Bodenqualität gegeben. Xenophon erwähnt, daß man durch Versuche feststellen kann, was der Boden zu tragen vermag, wenn er auch rät, nicht gegen die Götter zu kämpfen und dem Boden nur das abzuverlangen, was er gern hervorbringt (Xen. Oik. 20, 13; 16, 3). Die aus Xenophon zitierten Kenntnisse und Erfahrungen bezeugen, daß es in Griechenland seit einiger Zeit eine wissenschaftliche Literatur über Fragen des Ackerbaus gegeben haben muß. Xenophon erkennt die Wissenschaft als Mittel an, die Gutswirtschaften zu fördern (Xen. Oik. 6, 4). Wir hören aber auch, daß diese Wissenschaft zu wenig mit der landwirtschaftlichen Praxis verbunden war 26 • Vielumstritten ist die Frage, ob es im 4. Jahrhundert in Attika eine Tendenz zur Konzentration von Grund und Boden gegeben hat oder nicht. Man muß betonen, daß sich eine etwaige Konzentration von Land im Ensemble der natürlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse Athens und Attikas vollzieht,, ihr also natürliche wie auch historische Grenzen gesetzt sind. Ein Blick auf die Karte lehrt, daß die geographischen Bedingungen Attikas großen zusammenhängenden Landbesitz kaum zulassen, da es nur sehr wenige Fruchtlandebenen gibt. Kleine Täler mit Schwemmlandböden, die von Geröll- und Felsstreifen unterbrochen sind, dominieren 27 • Andererseits gab es in Athen so gewaltige Vermögen wie etwa später in Rom nicht, denn die Bedingungen für eine Akkumulation derartigen Reichtums fehlten weitgehend. Schließlich stand der Konzentration -.on Land eine zahlenmäßig bedeutende Schicht von kleinen Grundeigentümern entgegen, die ihren Unterhalt aus der eigenen Landwirtschaft zogen, auf Grund ihrer Eigenschaft als Bodeneigentümer vollwertige Bürger Athens waren m1d auf dem Lande wohnten, dort die Grabstätten ihrer Vorfahren auf dem eigenen Landstück pflegten und ihre Kultstätten besaßen. Nur angedeutet werden soll, daß die öffentliche Meinung des Demos von Athen mit großem Haß auf Übergriffe der „Reichen" reagierte, und zweifellos hät.te es energischer ökonomischer und anderer Repressalien bedurft, um die genügsamen, hart arbeitenden attischen Kleinbauern von ihrer Scholle zu vertreiben. Hätte es ein Bauernlegen größeren Stils in Attika gegeben, dann würden wir darüber aus den Quellen unterrichtet sein.

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Dennoch lassen sich unseren Quellen für das 4. Jahrhundert einige Anzeichen für die Bildung großen Eigentums an Gnmd und Boden entnehmen 28 • Auf welchen Wegen konnte man Land in großem Maßstab erwerben 1 Eine wichtige Rolle spielte die Spekulation. Das berühmteste Beispiel ist der Vater des Ischomachos, der (wohl nach Beendigung des Peloponnesischen Krieges) verwahrloste Landgüter aufkaufte, wiederherstellte und weiterverkaufte. Auf diesem Wege hatte er es zu einem beträchtlichen Vermögen gebracht (Xen. Oik. 20, 22ff.), das auch bedeutende Ländereien umfaßte, denn Ischomachos selbst ist ja großer Grundherr. Demosthenes berichtet von einem gewissen Aristolochos, der Schulden machte und mit dem aufgenommenen Geld Land zusammenkaufte, das nach dem Ruin des Spekulanten in die Hände „vieler" überging, also bedeutendes Ausmaß gehabt haben muß (Dem. 36, 50). Auch bestand die Möglichkeit, Land von Grundeigentümern zu kaufen, die das Interesse daran verloren hatten und lieber in der Stadt lebten (Dem. 55, 11). Von Xenophon hören wir, daß gute ,vein- und Getreideernten zu niedrigen Preisen und Gewinnausfällen in der Landwirtschaft führten, so daß viele den Ackerbau aufgaben und in den Groß- und Kleinhandel sowie ins Wuchergeschäft überwechselten (Xen. Por. 4, 6). Vielleicht handelt es sich hier sogar um vermögende Leute, die - je nach den Gewinnchancen - ihr Geld auch in Grund und Boden anlegten und bei drohenden Verlusten nur die Branche wechselten. Kleinen und mittleren Bauern stand dieser Weg wohl kaum offen. Im 4. Jahrhundert stiegen auch erfolgreiche Politiker, die sich durch Unterschlagungen bereicherten, in die Schicht der großen attischen Grundeigentümer auf. Demosthenes erwähnt, daß einige dieser Leute „mehr Land zusammengekauft haben, als ihr alle im Gerichtshof zusammen besitzt" (Dem. 23, 208; vgl. 13, 30). Außerdem kamen im 4. Jahrhundert Neubürger hinzu, die über beträchtliche finanzielle Mittel aus Handel, Gewerbe oder Wucher verfügten und, um ihr Prestige als Bürger zu erhöhen, nicht nur bedeutende Staatsleistungen übernahmen, sondern auch Land kauften bzw. - als Vorstufe zum möglichen Erwerb - Geld ausliehen und als Sicherheit Landstücke annahmen. Der bekannteste Vertreter dieser Gruppe ist der berühmte Bankier Pasion, der 20 Talente in Grundstücken gehabt haben soll; dazu standen noch elf Talente in Grundstücken und Mietshäusern seiner Schuldner (Dem. 36, 5f.). Aus den oben geschilderten natürlichen und gesellschaftlichen Widerständen gegen die Konzentration von Grund und Boden ergibt sich nicht nur deren beschränkter Entwicklungsgrad, sondern auch ihre konkrete Form in Attika: Wo es einer vermögenden Athcner Familie gelingt, mehrere Landstücke in ihrer Hand zu vereinigen, entsteht Streubesitz. Der Aufbau eines Gutsbetriebes mit geschlossener großer Bodenfläche scheint - nach unserem Material zu urteilen - kaum einem reichen Athener gelungen zu sein (die Ausnahmestellung des Phainippos ist oben bereits erwähnt worden). Zur Erläuterung folgen einige Beispiele für die Zersplitterung des großen attischen Grundeigentums: Der Sprecher der siebenten Rede des Lysias besaß außer dem im Rechtsstreit befindlichen Landstück weitere Grundstücke in der Ebene von Athen (Lys. 7, 24).

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Ein gewisser Dikaiogenes hatte viele Äcker und Grundstücke. Die von ihm betrogenen Mündel konnten ihm später u. a. 60 Plethren Land (5,7 ha) in der Ebene entreißen (Isai. 5, 22. 43). Schließlich hören wir, daß ein Timarchos neben Handwerkssklaven usw. ein großes Stück Grenzland in Sphcttos und ein Landgut in Alopekai besaß. Sein Vater war Eigentümer nicht nur dieser beiden Grundstücke, sondern auch zweier anderer in Kephisia und Amphitrope (Aischin. 1, 97f. 101). Unter diesen Verhältnissen haben sich in Attika Großgüter, wie wir sie später in Italien kennenlernen, nicht herausbilden können. Damit entging Attika den ökonomischen wie politischen Konsequenzen der großen, mit zahlreichen Sklaven arbeitenden Latifundien 29 • Gewissermaßen eine Zusammenfassung unserer bisherigen Feststellungen über den Wirtschaftstyp und die Entwicklungstendenzen des attischen Großgrundeigentums bilden die von ihm verfolgten Produktionsziele. Auch in den Produktionszielen der Grundeigentümer spiegelt sich die widersprüchliche Situation der attischen Landwirtschaft im Rahmen der neuen Züge der Polis Athen. Xenophons Ischomachos strebt ehrenhaft vergrößerten Reichtum und Überfluß, also Mehrwert aus abhängiger Arbeit, als wichtigste Ziele an 30 • Natürlich erklärt er als biederer Polisbürger auch sogleich, wofür er diesen Überschuß verwenden will: für die Verschönerung der Stadt, die Unterstützung von Freunden usw. (Xon. Oik. 11, 8. 13. 10). Seine wahren Absichten sind aber schon vorher zutage gekommen: IschomachosXenophon huldigt dem Bild des gewandten Geschäftsmannes (dein6s chrernatistes, Xen. Oik. 2, 18), und nach dessen Prinzipien organisiert er auch die Produktion seines großen Betriebes. Nebenbei bemerkt, gibt unsXenophon auch einenHinweis auf dasWirtschaftsgebaren der attischen Landpächter, von denen er sagt, daß sie, während der Eigentümer eines Ackers alles zu dessen ,vertsteigerung herbeischaffe, nicht an die Werterhöhung des Bodens denken, sondern nur an dessen Ausnutzung (Xen. Symp. 8, 25). Es ist aber für die Beziehungen zwischen Stadt, und Land bezeichnend, daß selbst Ischomachos, der wie alle großen Grundeigentümer für den einhein1ischen wie für den ausländischen Markt produziert haben muß, auf dem eigenen Gut die Kleidung anfertigen und das Brot backen ließ (Xen. Oik. 7, 21; 9, 7), sich also mit wesentlichem Bedarf selbst versorgte. Aus der oben geschilderten Struktur des großen Grundeigentums mit seinen häufig erwähnten NebcnbczugsquellenausHäusem, Handwerkssklaven usw. ergibt sieb eine weitere Auffächerung der Produktionsziele. Eine ausgeprägte Orientierung auf den städtischen Markt, wie wir sie bei Perikles gefunden haben und wie sie uns später als „attische ,virtschaftsweise" bezeichnet wird (Ps.-Aristot. Oik. 1344 b 31f.), scheint sich im 4. Jahrhundert erst zu entwickeln, bleibt aber bei der starken Einfuhr ausländischen Getreides immer nur ein mäßiges Geschiift, das durchschnittlich einen achtprozentigen Ge-

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winn eingebracht haben soll, während Wucher und Seehandel weit höhere Gewinnquoten erzielten 31 • Damit entsprechen auch die Produktionsziele dem bisher gezeichneten Bild: Einen Durchbruch in Richtung auf eine Alternative für die gesamte Produktionsweise des attischen Großgrundeigentums hat es nicht gegeben; die Situation wird durch innere Widersprüche gekennzeichnet. Auch die Art, in der die großen Eigentümer des 4. Jahrhunderts erworbenen oder ererbten Reichtum anlegten, zeigt das. Den Luxus des 5. Jahrhunderts repräsentierte Alkibiades wohl am besten: Er verfügte über sieben Pferdegespanne, die er in Olympia laufen ließ, und gab Unsummen für die Ausstattung von Chören sowie für vornehme Liebhabereien, wie etwa Hunde, aus (Thouk. 6, 15, 3; 16, 2f.; vgl. Plout. Alk. 9, 1; 11, 1). Auch im 4. Jahrhundert halten vornehme und begüterte Athener kostspielige Pferde (Xen. Hipp. 1, 12; Isokr. 16, 33; Isai. 5, 43). Das wachsende Repräsentationsbedürfnis äußert sich aber nun in einer für Athen bis dahin kaum bekannten Form: Reich gewordene betrügerische Politiker kaufen nicht nur viel Land zusammen, sondern errichten auch prunkvolle Privathäuser, prächtiger als die öffentlichen Gebäude. Die Athener Redner kritisieren diesen Luxus scharf 32 • Das Haus eines gewissen Xenainetos (Isai. 10, 23) war über vier Talente wert, und wir hören von einem prächtigen Grabmal für eine Geliebte, das sich der Verehrer, ein Freigelassener, zwei Talente kosten ließ (Dem. 45, 79). Über Investitionen zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, zur Verbesserung der .Arbeitsmittel oder zu ähnlichen Zwecken sind wir nicht informiert. Auch die großen attischen Grundeigentümer verkörpern - nach den übereinstimmenden Quellenberichten - einen bestimmten gesellschaftlichen Typus im Rahmen der Polis Athen. Da in der Regel ein Gutsverwalter mit den Sklaven den Landwirtschaftsbetrieb besorgt, können sie sich in der Stadt aufhalten und einen Teil ihrer Zeit dem öffentlichen Leben widmen (z.B. wohnt Ischomachos in der Stadt: Xen. Oik. 11, 14. 18). \Vährend aber Vertreter des großen Grundeigentums noch in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts maßgebliche Faktoren der Demokratie Athens waren, wird ihre Wirksamkeit in der Zeit des Peloponnesischen Krieges auf antidemokratische ketairtai begrenzt, deren Diskutierweise wir aus der Pseudo-Xcnophontischen „Verfassung der Athener" kennen, und entwickelt sich - wenn man unseren Quellen glauben darf - immer stärker zu einem für Athens Bürgergemeinschaft unkonstruktiven, auf die Sicherung des Vermögens vor staatlichen Ansprüchen bedachten V erhalten: Auch die großen attischen Grundeigentümer wenden sich von der Demokratie Athens ab. Diese Abkehr äußert sich in einer negativen Verhaltensweise, die sich der Vorteile des großen Vermögens, der Bildung, der Gesetzeskenntnis usw. bedient. Entsprechend dem Charakter der athenischen Demokratie entstanden den großen Vermögen Athens in normalen wie in Krisenzeiten hohe Belastungen aus

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Abgaben, Staatslcistw1gen und dem Bestreben, zur Repräsentation der eigenen Polis gegenüber anderen Griechenstädten beizutragen. Im 4. Jahrhundert nun versuchten die reichen Grundeigentümer oft, sich diesen hohen Belastungen dadurch zu entziehen, daß sie ihr Vermögen verheimlichten. Das war zwar bei Land nicht möglich, wohl aber bei anderen Formen des Reichtums, in die sich Grundeigentümer flüchten konnten (Dem. 14, 25; 42, 23; Isai. 11, 47). Bei Geldmangel neigte der Rat von Athen dazu, Denunziationen sein Ohr zu leihen, die oft zur Einziehung des Vermögens vornehmer Athener führten (z.B. Lys. 30, 22; Dem. 8, 69. 71). Um solchen gefährlichen Gerichtsprozessen zu entgehen, konnten vermögende Athcner ihre Mittel aufbieten. Ehe man sich in einen Prozeß begab, dessen Ausgang unsicher war, zahlte man dem Kläger lieber ein Schweigegeld. Der reiche Gnmdeigentümer Kriton stellte sogar einen Mann in seinen Dienst, der ihm die Prozesse führte (Lys. 24, 17; 7, 39; Xen. Apomn. 2, 9, 1). Diese Vorteile bestanden natürlich für kleine Bauern nicht. Angesichts der juristischen Verhältnisse in Athen war es wohlhabenden Bürgern möglich, sich durch Zeugenbestechung, gefälschte Testamente, Veruntreuung von Mündelvermögen usw. beträchtliche Vorteile zu verschaffen (Lys. 10, 5; Dionys. Hal. zu Lys. Or. 32; Dem. 29, 59f.; Isokr. 18, 52ff.). Gerade für die Verhältnisse in der Polis ist besonders aufschlußreich, daß die Gier nach einer Verbesserung der materiellen Stellung in nicht wenigen Familien zum Bruch der Verwandtschaftsbande führte (Isai. 5 bietet ein groteskes Beispiel; vgl. Isai. 9, 25). Es muß noch einmal betont werden, daß uns die überlieferten Gerichtsreden in die Welt der wohlhabenden Athener, darunter der gutgestellten Grundeigentümer, führen. Diese Reden belegen eine erstaunliche Aktivität in Vermögensfragen; von einer ähnlich starken, politisch konstruktiven Wirksamkeit dieser Bürger zur Stützung der Polis Athen aber hören wir nichts. Wohl nicht zuletzt auf Gnmd dieser Praktiken zeichnet sich im Laufe des 4. Jahrhunderts eine veränderte Beurteilung des Reichtums ab. Seit alter Zeit genoß der Reichtum ein weit höheres gesellschaftliches Ansehen als die Armut (z.B. Plout. Alk. 8, 1; 21, 9; Isokr. 14, 50). Er zog sich aber nach unseren Quellen seit dem Ende des 5. Jahrhunderts wachsende Verachtung zu, die natürlich besonders den Neureichen galt, darunter Spekulanten und Emporkömmlingen, die ihre Gewinne zu Landkäufen nutzten, die dann in der Feststellung Platons gipfelte, daß der Reiche nicht gleichzeitig gut sein könne und daß Reichtum eine Gefahr für den Bestand des Staates bedeute, weil er unter den Bürgern Haß errege. Platon ninlmt allerdings wohl reiche altaristokratische Grundeigentümer aus, deren ererbter Reichtum und standesgemäße Bildung vor Mißbrauch schütze 33 • Aus dem vorgestellten Material lassen sich- soweit das Entwicklungstendenzen und krisenhafte Elemente angeht - einige Schlüsse ziehen. 1. ,vcgen des unterschiedlichen historischen Entwicklungstempos und des jeweils besonderen Zusammenwirkens der an der Entwicklung beteiligten gesellschaftlichen Größen und Faktoren ist eine klare Unterscheidung zwischen der

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politischen Krise und den neuen ökonomischen Entwicklungstendenzen im Rahmen der Polis nötig, auch ,venn letztlich beide Seiten im lebendigen Gcschichtsprozeß einander durchdringen. 2. Im ökonomischen Bereich vollzieht sich die Entwicklung der Landwirtschaft sehr langsam, verglichen mit dem Entwicklungstempo der an die Stadt gebundenen Ökonomie. Alle Neuerungen im agrarischen Bereich erscheinen letztlich als Folge von Fortschritten, die die landbeherrschende Stadt macht. Es sei hier nur an Verbesserungen der Produktionsorganisation, an die zunehmende Spezialisierung im Rahmen des Großbetriebes erinnert. Die ökonomische Entwicklung in der Stadt bringt gewissermaßen Möglichkeiten einer Belebung in den herkömmlichen Landwirtschaftsbetrieb. Damit erscheint der agrarische Bereich im Grunde genommen als im Nachtrah befindlich. Ein ökonomisch aktives Einwirken der Landwirtschaft auf den gesellschaftlichen Krisenprozeß der Polis läßt sich meines Erachtens nicht nachweisen, auch wenn der Export des guten Olivenöls, vielleicht auch des billigen, weil nur mäßigen attischen Weines für die großen Grundeigentümer einträglich gewesen sein mag. Die Art, in der reiche Landwirte ihre Gewinne anlegten, bestätigt das. Für die Entwicklung des Grundeigentums gilt ähnliches: Die Konzentration von Land erreicht im betrachteten Zeitabschnitt nicht einmal entfernt ein Ausmaß, das entscheidende gesellschaftliche Wandlungen verursacht hätte. Insgesamt erlangen weder die (kaum praktisch nachweisbare) Verbesserung der landwirtschaftlichen Technik noch die Konzentration von Grund und Boden einen solchen Reifegrad, daß der Weg für neue Entwicklungsrichtungen frei geworden wäre. Einen Übergang zur (etwa in Italien später zeitweilig erfolgreichen) Latifundienwirtschaft gab es in Attika nicht. Krisenhafte Merkmale zeigen sich also in den unentwickelten, im wesentlichen alternativlosen Produktionsverhältnissen des agrarischen Bereichs. Waren die Entwicklungsmöglichkeiten der bestehenden landwirtschaftlichen Betriebsformen, vor allem der kleinen und mittleren Wirtschaften, noch nicht ausgeschöpfM 3. Im politischen Bereich aber setzten sich als Ausdruck der Krise der Polis tiefgreifende Wandlungen durch. Mit der zunehmenden ökonomischen Trennung von Stadt und Land lockerte sich die Bindung des Bürgers an den Boden. Der in den engen Grenzen des Parzellcneigentums lebende Bauer wandte sich zunehmend vom komplizierter, widersprüchlicher werdenden gesellschaftlichen Getriebe der Polis ab, versank in politischer Rückständigkeit, wurde geradezu apolitisch. Der große Grundeigentümer fand in der gewandelten Demokratie des 4. Jahrhunderts keinen Platz zur Stützung der Polis. Auch er isolierte sich weitgehend. Damit schied ein wesentlicher Teil der Athencr Bürgerschaft aus dem Entwicklungsprozeß der Polisdemokratie aus, die folglich neue Charakterzüge annahm.

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Anmerkungen 1 F. Ghinatti, Einige Spezialprobleme der Landwirtschaft in Magna Graecia, u. Bd. 2, 774-822. 2 A. Stefan, Die Getreidekrisen in den Städten an den westlichen und nördlichen Küsten des Pontos Euxeinos in der hellenistischen Zeit, u. Bd. 2, S. 648-663. 3 Plat. Krit. 111 b, c spielt wohl darauf an; vgl. aber F. Heichelheim, Ancient Economic History, Bd. 2, Leyden 1964, 110, der in dieser Stelle keinen Bezug auf das 4. Jh., sondern Platons eigene Vermutungen oder pseudowissenschaftliche Theorien der Sophisten des 5. Jh. über Attikas natürliche Bedingungen in vorsolonischer Zeit erkennt. 4 Vgl. Xen. Hell. 6, 1, 11. ,,Bereits Solon hatte für Attika ein Kornausfuhrverbot erlassen ... Athencrn und Metöken wurde (in klassischer Zeit, G. A.) bei Todesstrafe verboten, Korn anderswohin als nach Athen zu dirigieren bzw. Schiffsladungen zu beleihen, wenn nicht als Rückfracht Getreide nach Athen vorgesehen wurde. Kornschiffe, die die Häfen Attikas anliefen, durften nur ein Drittel ihrer Getreideladung evtl. im Durchgangsverkehr zu auswärtigem Absatz wieder mit sich nehmen ..• " F. Heichelheim, Art. Sitos, RE, Suppl. 6, 1935, 842. 5 Vgl. die Diskussion bei M. I. Finley, Studies in Land and Credit in Ancient Athens, New Brunswick/New Jersey 1951, 250f. Anm. 38. 6 Bezeichnenderweise verwendet Lykurg in der Rede gegen Leokrates (145) den Begriff „Schafweide" gleichbedeutend mit unangebautem Land. Das deutet darauf hin, daß unangebautes Land als Weide galt, es also auch keine besondere Pflege der Weide gab. Dieselbe Vorstellung findet sich Plout. Per. 16, 7. 7 H. Wiskemann, Die antike Landwirtschaft und das von Thünen'sche Gesetz, Leipzig 1859, 32f. 8 Vgl. K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 32 , 2. Abt., Berlin/Leipzig 1923, 437. Zu den zahlreichen Nachrichten bei Thukydides s. auch Hell. Oxyrh. 17 (12), 4. 9 Zum oligarchischen Umsturz 411 s. H. Bengtson, Griechische Geschichte, in: Handbuch der Altertumswissenschaft, 3. Abt., 4. Teil, München 1969', 248. 10 U. v. Wilamowitz-1\foellcndorff, Aristoteles und Athen, Bd. 2, Berlin 1893, 227f.; ,gl. dazu auch M. I. Finley, Studies in Land and Credit in Ancient Athens, 56f. 11 Die „Reichen" (sprich die großen Grundeigentümer) und die Bauern befinden sich im Gegensatz zum Volk, zu den „Armen": Ps.-Xcn. Ath. pol. 2, 14; Aristoph. Ekkl. 19if. 12 Wenig später wird das ausdrücklich für die meisten Athener bestätigt: Xen. Hell. 7, 1. 4. 13 K. Marx, Das Kapital, Bd. 3, Berlin 1969, 689. Vgl. zum folgenden E. Ch. Welskopf, Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike, Berlin 1957, 220ff. 14 M. I. Finley, Studies in Lnnd and Creclit in Ancicnt Athens, 79 ff., bes. 82ff., vgl. A. Kränzlein, Eigentum und Besitz im griechischen Recht des fünften und vierten Jahrhunderts v. Chr., Berliner Juristische Abhandlungen, Bd. 8, (West-)Berlin 1963, 116 mit den Anmerkungen. 15 Das Problem des sinkenden kulturellen Niveaus der Bauernklasse ist - mit einer Auswertung der Hinweise von Marx - behandelt worden von E. Ch. "\Vclskopf, Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisch-römischen Antike, 228ff. Ygl. auch die Darstellung des Städters bei E. Ch. Welskopf, ebenda 360f. 16 Zum Begriff horos: M. I. Finley, Studies in Land and Credit in Ancient Athens, 3ff. Die Redner führen uns in die Schicht der reicheren Bürger, die meist Grundeigentümer sind: M. I. Finley, ebenda 57.

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17 Plat. Alk. 1, 1230; F. Heiohelheim, Anoiont Eoonomio History, 219. 18 Dem. 42, 5. Vgl. die ausführliche Diskussion dieser Stelle bei G. E. M. do Ste. Croiii:, The Estate of Phaenippus (Ps.-Dem. XLII), in: Anoiont Sooiety and lnstitutions, Studios presented to V. Ehrenberg, O:rlord 1966, 109ff. 19 Vgl. A. Jarde, Les oereales dans l'antiquit.6 greque, Bd. 1, Paris 1925, 20f. 20 H. Wilsdorf, Technische :Neuerungen in der Phase des Niedergangs der Polis, u. Bd. 4. 21 Dazu E. Ch. Welskopf, Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der grieohisoh-römisohen Antilte, 233. 22 Zu diesem Problemkreis in hellenistisch-römischer Zeit: G. Miokwitz, Zum Problem der Betriebsführung in der antiken Wirtschaft, in: Vierteljahrsohrift für Sozial- und Wirtsohaftsgesohiohte, Bd. 32, 1939, 3. 23 M. I. Finley, Was Greek Civilisation Based on Slave Labour?, in: Historia 8, 1959, 148f. 24 E. Ch. Welskopf, Die Produktions\'"erhältnisse im Alten Orient und in der grieohisohrömisohen Antilte, 147; V. I. Kuzishchin, Problems of Slave-labour Produotivity in Roman Agrioulture, Moskau 1970, 10; über Kooperations. K. Marx, Das Kapital, Bd. 1, 348f. 25 E. Ch. Welskopf, Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der grieohisohrömisohen Antike, 147; Xen. Oik. 20, 16. Die 1\fanipulierung der Sklaven wird in dem Beitrag von E. Ch. Welskopf, Gedanken und politische Entscheidungen der Zeitgenossen der Krisenperiode Athens über Charakter und Entwicklung der Sklaverei, S. 58-60, behandelt. 26 Xen. Oik. 16, 1. Zu den griechischen Agronomen s. K. J. Belach, Griechische Geschichte, Bd. 31 , 1, 315ff.; A. Jarde, Les oereales dans I'antiquite greque, Bd. 1, 30. 27 Vgl. E. Kirsten, Beiträge zur historischen Landeskunde von Attika und Megaris, in: A. Philippson, Die griechischen Landschaften, Bd. 1, Teil 3, Attika und Megaris, Frankfurt/M. 1952, 981 u. 1008. 28 Vgl. z.B. A. Jarde, Les oereales dans l'antiquite greque, Bd. 1, 119. 29 Vgl. A. Jarde, ebenda 122. 30 Xen. Oik. 1, 4; 2, 10; 11, 13; 12, 15; 21, 9. Über Mehrwert und Grundrente in der Antike s. K. Marx, Das Kapital, Bd. 1,250; Bd. 3, 647; 650f.; 827; E. Ch. Welskopf, Die Produktionsverhältnisse im Alten Orient und in der griechisol1-römisohen Antike, 232. 31 Dazu A. Jarde, Les oereales dans l'antiquite grequo, Bd. 1, 148 u. 154; E. Cavaignao, A propos du Dyskolos. La propriete fonoicre en Attiquo au 1ve sieole, in: Bulletin de l'Assooiation Guillaume Bude, Ser. 4, 1960, 369 Anm. 8; A. H. M. Jones, AthenianDemocracy, Oxford 1957, 24. 32 Dem. 3, 29; 13, 30; 23,208; vgl. schon Lys. 27, 10. Über das Haus des Poulytion s. J. V. A. Fine, Horoi, Studies in l\lortgago, Real Socurity, and Land Tenure in Anoient Athens, in: Hesperia Suppl. 9, Baltimore 1951, 174. 33 Aristot. Rhet. 1387 a 15ff. J. Bisinger, Der Agrarstaat in Platons Gesetzen, in: Klio, Beiheft 17, Leipzig 1925, 80. E. Ch. Welskopf, Probleme der Muße im Alten Hellas, Berlin 1962, 176.

Die Entwicklung der attischen Demokratie nach dem Peloponnesischen Kriege in Verfassung, Verwaltung und Recht REINHARD

KoERNER

Die Entwicklung der attischen Polis im 4. Jahrhundert v. u. Z. ist durch eine recht reichhaltige Überlieferung bekannt. Am wichtigsten sind wohl die staatstheoretischen Schriften des Aristoteles und die Historiker, sodann die große Zahl der Reden und nicht zuletzt die Inschriften. Für keine andere Polis und keine andere Zeit fließen die Quellen so reichlich wie hier; trotzdem spürt man sehr bald, wie vieles nicht oder doch nur sehr ungenau berichtet wird. Immerhin reicht das Material aus, wenigstens die Hauptlinien der staatlichen Gestaltung Attikas im 4. Jahrhundert aufzuzeigen. Die Verfassung Athens im 4. Jahrhundert sowie die Handhabung der Verwaltung und des Rechts in diesem Zeitraum sind so sehr von der voraufgehenden Zeit und besonders von dem Ausgang des Peloponnesisohen Kriegs bestimmt, daß man mit einigen Worten auf diese Dinge eingehen muß. Athen hatte im 5. Jahrhundert eine expansive Politik getrieben und seine Staats- und Verwaltungsorgane mehr und mehr für diesen Zweck eingerichtet. Man darf in diesem Fall ohne Einschränkung behaupten, daß die Politik der treibende Faktor war, der die Veränderungen in der Verfassung hervorrief. Hiervon seien nur zwei genannt. Das Arohontat, bis zu den Perserkriegen ein wichtiges und einflußreiches Amt, verlor zunehmend an politischer Bedeutung und wurde zum Verwaltungsamt. Einschneidender ist aber der sogenannte Sturz des Areiopags geworden. Diese im Bewußtsein der Bürger noch immer altehrwürdige Institution, zusammengesetzt aus den ehemaligen Archonten, behielt zwar ihre Funktionen in sakralen und ähnlichen Rechtsfällen, jedoch wurde ihr der gesamte - ungeschriebene politische Einfluß genommen. Beide Maßnahmen trafen die Macht der Grundbesitzer, der großen aber auch der mittleren, denn dadurch wurden die ekklesta und die heliaia rechtlich oder tatsächlich in ihren Befugnissen verstärkt, also die Institutionen, in denen die Interessen der ärmeren Bürgerschaft zum Ausdruck kamen. Mit ihrer Hilfe wurde die Macht Athens stetig erweitert. Allerdings muß man sich davor hüten, in diesen Auseinandersetzungen schon Kämpfe zwischen Oligarchen und Demokraten zu sehen; diese Begdffe wurden erst später gebraucht, als die Gegensätze schärfer wurden 1 • Im politischen Leben wurden sie zum erstenmal nach dem Scheitern der Großmachtpolitik bei der Sizilisohen Expedition spürbar. Wenn der Krieg bis dahin auch allen Athenorn Einbußen und Verluste gebracht hatte, war er doch für die ärmere Bevölkerung noch sinnvoll gewesen,

Die attische Demokratie nach dem Peloponnesischen Kriege

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denn sie kämpfte für ihre Existenzgrundlagen. Das war bei den Grundbesitzern nicht der Fall, und der Dekeleische Krieg und die damit verbundene Verwüstung ihrer Ländereien hatten sie vollends kriegsmüde gemacht. Nun wachten sie als Hopliten für die Sicherheit Athens und des Piräus, während die breite Masse der armen Bevölkerung entweder in Sizilien umgekommen war oder auf der in Samos stationierten Flotte Dienst tat 2 • Dadurch war die Zusammensetzung der ekklesia mit einem l\Iale ,·erändert, die kriegsmüden Bürger durchaus in der Mehrzahl, und es war eine günstige Gelegenheit für alle mit den bestehenden Verhältnissen Unzufriedenen gekommen, die Verfassung umzugestalten. Doch wollte man offenbar die Demokratie nicht einfach aufheben, sonst wäre der Versuch, die Flotte bei Samos zu gewinnen,völlig unverständlich; man wollte vielmehr µ.~ -rov ocu-rov 3 • \Vie das zu wie bisher, wohl aber noch 811µ.oxpoc-re:!a&oc.L -rp611:ov811µ.oxpot~e:!a&otL bewerkstelligen sei, lehrten die tonangebenden Männer dieser erregten Monate; .tOAL-rdoc, zurückkehren. Unter man müsse zur „Verfassung der Väter", zur 11:ix-rpLo'II fungierten und gewöhnlich als die Nomotheten des Rats bezeichnet werden 18 • Diese hatten die endgültigen Gesetzesvorschläge zu machen, wobei es jedem Bürger gestattet war, Vorschläge und Abänderungen einzubringen. Zugleich waren von den Demen 500 Nomotheten aus allen jenen Bürgern gewählt wordeu 19, die den Heliasteneid abgelegt hatten. Diese prüften gemeinsam mit dem Rat die Gesetzesvorschläge und faßten den Beschluß ü her die Annahme oder die Ablehnung. Diese Form entspricht gar nicht dem \Vesen einer extremen Demokratie. Die Gesetzgebung war einer Gruppe von älteren, richterfähigen Leuten anvertraut worden, die zu dieser besonderen Aufgabe im Gegensatz zum demokratischen Gebrauch erwählt und nicht erlast worden waren. Sie wirkten bei ihrer Tätigkeit mit dem Rat zusammen, ebenfalls Männern über 30, die zwar erlast waren, dafür aber gewöhnlich aus den besser gestellten Schichten der Stadt stammten. Bei diesem Modus der Gesetzgebung war ohne Zweifel der Gedanke maßgebend, Scharfmacher 10*

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aller Art auszuschließen und dieses verantwortungsreiche ·werk durch besonnene, ruhige Köpfe ohne erregende Debatten durchführen zu lassen. Der Erfolg hat die Richtigkeit der neuen Maßnahme bestätigt, die in ihrer Weise das Weiterwirken gemäßigten Denkens zeigt. Im übrigen hat sich diese Form der Gesetzgebung offenbar so bewährt, daß man sie mit gewissen Abwandlungen auch in der Folgezeit für die notwendigen Beriehtigungen und Ergänzungen beibehielt; darüber ist unten bei der Besprechung der ekklesia noeh zu handeln. Mit der Fertigstellung des Gesetzeskodex 401/400 (und der Wiedervereinigung des SonderstaatesEleusis mitAthen 20 ) war der Neubau des Staats im wesentlichen abgeschlossen. Die Entwicklung im 4. Jahrhundert kann man mangels ausreichender Naehrichten nicht in chronologischer Reihenfolge darstellen, aueh würde dies vermutlich kein klares Bild ergeben. Es ist deshalb besser, einzelne Saehbereiohe, vornehmlieh die Institutionen, zu untersuehen und die eharakteristisehen Veränderungen aufzuzeigen. Als erstes wollen wir uns mit dem Bürgerreeht besehäftigen. Während der entsehiedenen Demokratie des ausgehenden 5. Jahrhunderts hatten alle Bürger an ekklesia und Dikasterien teilnehmen und sieh um die Ämter bewerben können. Diese Entwicklung war dureh die Ausdehnung der attischen arche hervorgerufen worden. Man brauchte alle Bürger zur militärischen Sicherung, gerade aueh die unteren Klassen zum Flottendienst; die Verwaltung erforderte eine große Zahl von Beamten und die Konzentration der Reohtspreehung in Athen viele Richter. Um diesen Anforderungen genügen zu können, hatte man aueh den armen Bürgern volle politische Reehte einräumen und ihnen zu deren Ausübung Diäten zahlen müssen. Aber über die attische Vollbürgerschaft sollte der Kreis der Bereehtigten nieht ausgedehnt werden, denn das ist der Sinn des Perikleisehen Bürgerrechtsgesetzes. In der attischen arche sollten alle V01Teehte einer relativ kleinen Minderheit vorbehalten bleiben, und dies ist sicher keine oligarohisehe Maßnahme gewesen, sondern sie war durchaus im Sinne der Demokratie. Da das attische Bürgertum kräftig gedieh, auch zahlenmäßig, wurde gar nicht offenbar, wie eng und wenig fortschrittlieh die Bürgerrechtspolitik eigentlieh war. Allerdings scheint sich dann ein ,vandel abzuzeiehnen, denn es ist sicher, daß in der letzten Zeit des Pelopom1esisehen Krieges das Perikleisohe Bürgorreehtsgesetz nieht mehr streng beachtet und aueh Halbbürger in die Bürgerlisten eingesehrieben wurden 21 • Hinzu kommt, daß das attisehe Bürgerrecht 405/404 offiziell den Samiern verliehen wurde 22 , ein ganz unerhö11'er Schritt, denn dadurch wurden die Samier zu Athcnern, und es scheint darin eine Überwindung des engen Polisbürgerdcnkem1 zu liegen. Durch den Vcrlust des Krieges wirkte sieh diese Maßnahme nicht aus; es zeigte sich bei der Wiederherstellung des Staates vielmehr, daß alle Veränderungen in der Bürgerrechtsfrage nur durch die Kriegsnot und nicht, durch eine echte ·weitercntwicklung hervorgerufen worden waren. Die restaurierte Demokratie konnte 1:1ichgerade noch dazu verstehen, einen kleinen Teil der Metoikcn, die für die Niederw01fung der Dreißig von Anfang an ihr Leben eingesetzt hatten, in die Bürgerschaft aufzunehmen 23 ; den meisten gab sie nur die isoteleia oder vielleicht auch gar nichts 24 • Das Gesetz des Perikles wurde wieder

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voll in Kraft gesetzt und noch insofern verschärft, als nunmehr die v63-oLvon der Erbfolge ausgeschlossen wurden 25 • Bei diesen Entscheidungen mögen finanzielle Überlegungen mitgewirkt haben: Der Staat hatte die Pflieht, hilfsbedürftige Bürger zu unterstützen, nieht aber l\fotoiken, und außerdem hatten die Metoiken eine Steuer abzuführen. Solche Gesichtspunkte mögen in der schwierigen Finanzsituation naeh dem Kriege eine Rolle gespielt haben. Auf jeden Fall aber wurde dureh die Begrenzung des Bürgerrechtes eine organische Weiterentwieklung des Staates unmöglich gemaeht. Man sieht an dieser Frage, daß die restaurierte Demokratie in ihrem praktischen Verhalten deutliehe Momente der Beharrung oder - besser - Stagnation auhies. Ihre politisehen Rechte übten die Biirger seit alters vor allem in der Volksversammlung aus. So ist es äußerlich aueh in der Demokratie des 4. Jahrhunderts gewesen, über deren Verfahren viele Einzelheiten berichtet werden, die freilich für die tatsäehlichen Befugnisse weniger wesentlieh sind. Allerdings war die ekklesla bei ihrem Handeln immer an die Mitwirkung der boule gebunden gewesen, doeh hatte sie zeitweise eine beaehtliche Macht innegehabt 26 • Dies war im 4. Jahrhundert nieht mehr der Fall, besonders nicht auf dem innenpolitischen Sektor. Sehon im 5. Jahrhundert war der ekklesia das Reeht verlorengegangen, die Beamten und Behörden dureh ·wahl zu ermitteln, und man hatte dem Gleichheitsprinzip zuliebe die Erlosung da eingeführt, wo es ohne Sehaden für den Staat möglich war, also überall außer bei den hohen Militär- und Finanzämtern. Dies behielt man in der restaurierten Demokratie bei; da man damit in der Vergangenheit aueh böse Erfahrungen gemaeht hatte, baute man in die Verfassung eine neue Sicherung ein. In der Haupt-ekklesia jeder prytaneia wurde über die einzelnen Behörden abgestimmt, ob sie ihr Amt gut verwalteten. Bei einem negativen Ergebnis wurde der betreffende Beamte sofort vom Dienst enthoben und ein Naehfolger bestellt. Die Entseheidung, ob die Suspension gereehtfertigt war oder nicht, traf dann das Gerieht, das gegebenenfalls aueh über die Höhe der Strafe entschied 27 • Wenn diese Verfahren gewöhnlich auch nur gewählte Beamte, besonders Strategen, traf, zeugt doeh dieser Modus von einer umständlichen und zeitraubenden Organisation, aber aueh von einem Maehtverlust der ekklesia, denn das endgültige Urteil über einen sehuldigen Beamten stand nicht ihr zu, wenigstens nicht bei diesem Verfahren. Eine Zeitlang hat sich die ekklesia allerdings aueh noch richterliche Befugnisse bewahren können. \Venn gegen einen Beamten oder aueh andere Bürger ein sehwerer Vorwurf wie Landesverrat und Umsturzversuch vorgebracht wurde, konnte die Volksversammlung in einem sogenannten eisangeUa-Verfahren selbst zu Gerieht sitzen, natürlich nieht ohne Mitwirkung der boule. Im 4. Jahrhundert hat die ekklesia zunäehst noeh selbst öfter im eisanyeUa-Verfahren gerichtet, naeh 361 aber diese Klagen an die Dikasterien verwiesen 28 • Es ist also ein Sehwinden der richterlichen Gewalt der ekklesia im 4. Jahrhundert zu beobachten, und da die Volksversammlung mit der dokimas{a und Rechensehaftslegung der Behörden nie etwas zu tun hatte, ist der gesamte Verwaltungsapparat in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts der Einwirkung des höchsten Staatsorgans praktiseh entzogen, ein wenig demokratischer Zustand.

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Recht geringfügig war die Mitwirkung der ekklesia bei der Gesetzgebung. Man war sich in Athen darüber klargeworden, daß die gesetzlichen Grundlagen des Staates fortlaufend überprüft und gegebenenfalls ergänzt oder berichtigt werden müßten, wenn es nicht zu gefährlichen Spannungen kommen sollte. Daher war 403-400 verfügt worden, daß der neue Kodex alljährlich in der 1. ekklesia der 1. prytaneia dem Volk vorgelegt und nach einzelnen Sachkapiteln 29 darüber abgestimmt werden mußte, was unverändert bleiben oder was erneuert werden sollte. ·wenn die Mehrheit irgendwelche Gesetze als erneuerungsbedürftig ansah 30 , wurden sogleich noch 5 syn&.Joroi zur Verteidigung des angegriffenen Gesetzes gewählt, in der 3. ekklesia dann die 500 Nomotheten aus den Heliasten bestellt. Inzwischen konnte jeder Bürger schriftliche Vorschläge zur Verbesserung des angegriffenen Gesetzes machen, die dann vor den Nomotheten gegen die syn&.Joroi zu verteidigen waren. Die Formulierung des Gesetzes geschah durch den Antragsteller, die Nomotheten konnten nur von zwei Vorschlägen den geeigneteren wählen, ein Verfahren, das dem in der heliaia und der ekklesia entsprach. Die Nomotheten waren aber nicht nur bei dieser Revision, sondern auch bei allen anderen Veränderungen der Gesetze notwendige Instanz. Hierbei handelte es sich meist um eine Erweiterung des Staatshaushalts von geringem Umfang. Deshalb wurden eigentlich immer N omotheten bestellt, die übrigens keiner dok01nasia unterlagen und nur ihrem Richtereid verpflichtet waren. Sie wurden auch nicht von einem eigenen Obmann, sondern vondenPrytanen bzw. Prohedrengeleitet; in Funktion traten sie auf Anweisung der ekklesia, wie uns die Urkunden zeigen 31 • Diese Befugnis ist alles, was von der ursprünglichen Gesetzgebungsvollmacht der ekkles{a übriggeblieben war. Diese Ausführungen dürfen allerdings nicht so verstanden werden, als ob die ekklesia kein Recht und keine Möglichkeit zu eigener Beschlußfassung mehr gehabt habe. Es ist im 4. Jahrhundert nur sehr genau zwischen den n6moi, den Gesetzen, und den psephismata, den Beschlüssen, unterschieden und festgestellt worden, daß Gesetze eben nicht in die Kompetenz der ekklesia fallen. Beschlüsse hat sie nach wie vor gefaßt, und hier erhebt sich die Frage, worin eigentlich der Unterschied zum 5. Jahrhundert bestand. Die formalen Verschiedenheiten sind geschildert worden, aber es bleibt, daß ein psephisma sachlich von weitaus größerer Bedeutung sein konnte als ein Gesetz, z. B. bei einer Kriegserklärung, und die war dem Volk vorbehalten. l\lan kann deshalb fragen, ob die Einengung der gesetzgeberischen Funktion der ekkles{a durch die nomothesia nicht überschätzt wird. Da ist zu beachten. daß nur die n6moi in den Kodex Aufnahme fanden, die psepMsmata aber den Gesetzen nicht widersprechen durften, da sonst die Klage wegen Ungesetzlichkeit (ypoctp~ 32 ) erhoben wurde, was übrigens oft geschah. Die 11-onwthesia schuf 1ta.pocv6µ.wv also eine gewisse Stabilität der Beschlußfassung und begrenzte die Freiheit der elcklesia. In der Außenpolitik wurde die eklclesia immer stärker eingeengt. Den Verkehr mit anderen Staaten pflegte sie niemals direkt, sondern durch die Vermittlung der boule; einen erheblichen Einfluß auf die Beschlüsse des Volkes in auswärtigen

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Angelegenheiten hatten in früheren Zeiten die Strategen, die im 4. Jahrhundert durch die Redner verdrängt wurden, die ohne cigentliehe Vcrantwortung 33 Politik machten, nicht immer zum Vorteil des Staates. Wie wenig die ekklesia im 4. Jahrhundert in der Außenpolitik bedeutete, kann man nur aus einzelnen Vorfällen erschließen, so, wenn 345 ein Yon der ekklesia bereits gewählter Gesandter durch den Areiopag verworfen und durch einen anderen ersetzt wurde34 • All dem bereits Ge-sagten scheint die Tatsache zu widersprechen, daß die Volksversammlung sehr häufig tagte. Im 4. Jahrhundert fanden in jeder prytaneia 4 Sitzungen statt. also 40 im Jahr, und diese Zahl konnte im Bedarfsfalle auch noeh übersehritten werden, während man früher mit nur einer pro prytaneia ausgekommen war 35 • Der Anlaß zu dieser Steigerung war wohl kaum, daß die ekklesia eine große )Ienge entseheidender Fragen zu erledigen hatte, sie ist eher in einer zunehmenden Bürokratisierung des Verhandlungsvorgangs und vor allem in der großen Zahl der Quisquilien zu suchen, die besprochen wurden, man denke nur an die vielen Ehrenbeschlüsse. Aus der Antike wird uns keine Begründung für diese Zunahme der Sitzungen gegeben. Die Zusanunensetzung der ekklesia nach Stand und ökonomiseher Stellung der Anwesenden läßt sieh nicht mehr zuverlässig feststellen. Man weiß, daß in der ersten Zeit nach der Restauration die Versammlungen oft gering besucht waren. Das besserte sich erst, als wieder Diäten 36 eingeführt wurden, die es den Armen ermöglichten, an den Tagungen teilzunehmen. Diese machten fortan wahrscheinlieh den größeren Teil der Besueher aus. Für die Besehlußfassung scheinen diese Leute ein recht maßgebender Faktor geworden zu sein, der von demagogischen Rednern leicht manipuliert werden konnte. Das darf man aus der späteren Bestimmung erschließen, nach der nur Grundbesitzern das Recht zustand, in der ekklesia das "\Vort zu ergrcifen 37 • Dadureh wurden dann die besitzlosen Bürger zum Sehweigen gebracht und so die Bedeutung der ekklesia im politischen Leben einer Demokratie weitgehend aufgehoben. Die l\f.acht der boule war bereits naeh dem Sturz der 400 eingesehränkt worden und erfuhr durch die Einsetzung der Nomotheten eine Einengung aueh in der Legislative. Sonst blieb ihre Aufgabe als leitende Behörde unverändert 38 , wenn sieh auch langsam \Vandlungen in ihrer Stellung abzeichnen. Der Rat hatte noch zu Beginn des 4. Jahrhunderts das Rceht, allein die dokimasia über seine erlosten Naehfolger vorzunehmen, und seine Entscheidung war endgültig. Das hat sich in der Folgezeit geändert: Zur Zeit des Aristoteles durfte ein Zurückgewiesener die Entscheidung des Geschworenengerichts anrufen 39 • Wichtiger ist indessen, daß seine politischen Aufgaben immer stärker zugunsten einer ausgeprägten und ausgedehnten Verwaltungsarbeit zurüekgedrängt wurden. Es gibt Hinweise, daß diese Tätigkeit im 4. Jahrhundert stark angesehwollen ist. Die Leitung der Ratstätigkeit im engeren Sinne war von dem dafür bestellten Ausschuß der 50 Prytanen mit ihrem täglieh wechselnden epistates offenbar nieht mehr zu bewältigen, jedenfalls hat man seit spätestens 378 zur Leitung der Ratssitzungen und der eklclesia 9 pr6hedroi aus den nicht amtierenden Phylen für diesen einmaligen Zweek erlost. M:an hat in dieser Umwandlung des Geschäftsgangs ein Politikum,

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nämlich eine weitere Verschärfung des demokratischen Kurses der attischen politeia gesehen, sicher zu Unrecht; man wollte lediglich den Prytanen ihre Arbeit erleichtern 40 • Der Umfang nur der Verwaltungstätigkeit, die durch diese Männer bewältigt werden mußte, wird vielleicht durch die Zahl der Sekretäre verdeutlicht, die ihnen zur Verfügung standen. Außer dem Prytanieschreiber und dem ypix.µµ0(-:t:o,;-;cj>811µ.cr, die schon im 5. Jahrhundert, letzterer unter anderer Bezeichnung, Sekretärdienste taten, kamen noch der ypix.µµix.-i-eov 80;]). In verschiedenen Heiligtümern wurden seine Statuen aufgestellt: im Artemistempel in Ephesos als Weihung der Epheser, in Olympia als Weihung der Bürger von Samos (Paus. 6, 3, 14f.). Den Sieger über Athen umringte ein Chor von Poeten und Kitharoiden, die seine Taten auf jedwede Art besangen und priesen (Plout. Lys. 18, 7ff., wo die Poeten Choirilos, Antilochos, Antimachos aus Kolophon und :Nikeratos aus Herakleia sowie der Kitharoide Aristonos erwähnt sind; zu ihnen gehört offensichtlich auch Ion von Samos, der das Epigramm auf dem Fuß der Statue des Lysandros in Delphi verfaßt hat). Das bemerkenswerteste war aber die Entstehung des Lysanderkultes. Laut Zeugnis des Historikers Douris von Samos, das bei Plutarch erhalten ist, ,,begannen die Städte ihm als dem ersten unter den Griechen Altäre zu errichten und ihm zu opfern wie einem Gott (ti>;3-e:cj>}, und er war der erste, zu dessen Ehren man paianes zu singen begann" (Dour. bei Plout. Lys. 18, 5 = FGrHist 76 Fr. 71, mit dem Zitat der ersten Verse eines solcher paianea, was als sichere Begründung der Glaubwürdigkeit dieses Zeugnisses des

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Douris dienen soll; vgl. ebenfalls Douris bei Athen. 15, 52 p. 696e = FGrHist 76 Fr. 26). Ferner wurde, so heißt es bei Plutareh - und offensichtlich auch durch Zeugnis des Douris - das traditionelle Fest auf Samos zu Ehren der Hera durch offiziellen Besehluß in ein Fest zu Ehren Lysandros' umgewandelt (~a.µLoL8t 't'a.1tcx.p' cx.Ö't'oLc; 'Hpcx.Lcx. AuO"a.v8peicx. xcx.Ae:Lv t:lji1j6i11Toc; -roü 'Ay}.0t.oqiw11-roc; in ein einfaches 'Ay>.0t.oqiw11-roc; kürzte, vgl. H. Brunn, Geschichte der griechischen Künstler, Bd. 23 , Stuttgart 1889, 10 u. 37; vgl. J. Toepffer, RE, Bd. 1, 1894, 1531. 14 Vgl. die Charakteristik dieser Erfolge des Alkibiades bei W. Vischer: ,,Alkibiades, der allen Launen und Leidenschaften des Pöbels Befriedigung versprach, der im Peloponnes als Schirmherr der Demokratie auftrat, der die willkührlichste Behandlung der Untertanen förderte, wurde der Abgott des Volkes. Sein mit festlichem Glanze verbundenes Auftreten in Olympia, seine unerhörten Siege daselbst, brachten ihn in eine höhere Stellung, als sie dem Bürger eines Freistaates gebührte; die Bundesgenossen buhlten um seine Gunst wie um die eines souveränen Fürsten, und er gebrauchte seine Gewalt nicht mit schonender Vorsicht, sondern übte alle Willkühr eines Tyrannen, dessen Name allein ihm noch zu fehlen schien" (W. Vischer, Kleine Schriften, Bd. 1, 109f.). Andere Forscher beachten ebenfalls die Bedeutung der Auftritte und Siege des Alkibiades in Olympia. Dabei betont man gerechtfertigterweise, daß das Bestreben des Alkibiades, sich mit dem Ruhm eines Olympioniken zu schmücken, auch eine Praxis der älteren Epoche war, als, wie bekannt, ein Sieg in Olympia oft ein Mittel war, um populär zu werden und eine tyrannische Macht durchzusetzen oder zu festigen (vgl. K. K. Sel'in, ÜJIHMDIIOHIIKII II Tnpa.HLI, B.II.111962, 4, 27; H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1,208). 15 In der Datierung der Rückkehr des Alkibiades folgen wir K. J. Belooh, Griechische Geschichte, Bd. 2, Abt. 1, 413; Abt. 2, 250-252. 16 Vgl. die Kommentare von K. Nipperdey in seiner Edition des Nepos: Cornelius Nepos erklärt von K. Nipperdey, 2. Aufl. besorgt von B. Lupus, Berlin 1879, S. 64. - F. Taeger, seiner skeptischen Einstellung folgend, verringert die Bedeutung des von Nepos berichteten Faktes (auch bei Plutarch): F. Tacger, Charisma. Studien zur Geschichte des antiken Herrscherkultes, Bd. 1, Stuttgart 1957, 159, indessen muß man in derartigen Fakten eine vorzeitige Betonung des für die folgende Epoche des Hellenismus charakteristischen Herrscherkults erblicken. 17 Zur Datierung vgl. W. Visohcr, Kleine Schriften, Bd. 1, 118, Anm. 1. 18 Hier hat der griechische Text irgendeine Verstümmelung erfahren (K. Ziegler erklärt die Lücke), der allgemeine Sinn ist jedoch völlig klar. 19 Der neueste Abriß zur Tradition dieser Frage bei R. Seager, Alcibiades and thc Charge of Aiming at Tyranny, Historia, 16, 1967, 6-18. Die Position des Autors unterscheidet sich durch die besondere Betonung der persönlichen Haltung des Alkibiades, die als der hauptsächlichste, beinahe ausschließliche Grund für die folgenden Anschuldigungen betrachtet wird. Dem kann man jedoch schwerlich zustimmen: Das von uns im Text zitierte Zeugnis des Thukydides ebenso wie die Materialien der beiden Prozesse der Jahre 415 und 407 v. u. Z. bestätigen, daß die Befürchtungen nicht nur durch das 19*

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persönliche Verhalten des Alkibiades hervorgerufen worden waren, sondern auch durch seine politische Tätigkeit. In dieser Hinsicht bleibt, ungeachtet der gegensätzlichen Meinung von R. Scagcr, die Auffassung von P. Brunt die richtigere: P. A. Brunt, Thucydides and Alcibiades, Revue des Etudes Grecques 65, 1952, 62f. Anm. 304f. S. F. Blass, Die attische Beredsamkeit, Abt. 12, Leipzig 1887, 332-339; Th. Thalheim, Andokides, RE, Bd. 1, 2, 1894, 2127. Über den Vorfall mit den Hermen und den folgenden Prozeß vgl.: W. Goetz, Harmokopidenprozeß, Jahrbücher für classische Philologie, Suppl. 8, 1875-1876, 535-581; B. D. Meritt, The Departure of Alcibiades for Sicily, AJA 34, 1930, 2, 125-152; W. K. Pritchett - D. A. Amyx, The Attic Stelai, Hesperia 27, 1958, 163-254 u. 255-310; E. D. Frolov, Co1v1aJibHO-nom1TM'!ecKru1 6op1,6n B AqmHax B K0Hqe V B. i:i;oH. a. (r.rarepMam,1n i:i;oKyMeHTLI), Leningrad 1964. Es ist schwer, darüber zu urteilen, ob alle diese Anschuldigungen begründet waren; weder damals noch später konnte in dieser Frage eine völlige Klarheit erreicht werden (vgl. Thouk. 6, 60, 2). Dem Charakter des Alkibiadcs nach würde es uns nicht verwundern, wenn er früher mit seinen Freunden tab!ächlich blasphemische Scherze mit den Mysterien beging; jedoch ist es im höchsten Grade unwahrscheinlich, daß er am Vorabend der sizilischen Expedition an der Hermenschändung teilnahm und an einen Staatsstreich dachte. Er hat zu viel Arbeit an die Vorbereitung der Expedition verwandt und hegte zu viele Hoffnungen für ihren Erfolg, um die Sache durch die Teilnahme an einer Intrige ohne Perspektive zu verderben, vgl. W. Vischer, Kleine Schriften, Bd. 1, 112; J. Toepffer, RE, Bd. 1, 2, 1894, 1522ff.; K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 2, Abt. 1, 357ff. Vgl. ebenfalls die Replik J. Toepffers (ebenda 1529): ,,Denn so hoch gespannt war die Hoffnung, welche die Menge auf A. setzte, und ihre Anhänglichkeit an den Feldherrn auch jetzt so wenig auf nachhaltigen Motiven begründet, daß jedes Mißlingen leicht lediglich auf seine Schuld und seinen bösen Willen zurückgeführt werden konnte." Unter den modernen Biographen desAlkibindes vertritt auch J. Toepffer, ebenda 1519, diese Auffassung. Es sei übrigens bemerkt, daß eine derartige Verbindung der Kunst der Demagogie mit der realen Kraft nach Meinung des Aristoteles die notwendige Voraussetzung für die Eroberung der tyrannischen 1\facht in der archaischen Epoche schuf (Aristot. Politik. 1305a 7ff.). W. Vischer, Kleine Schriften, Bd. 1, 117ff. K. J. Bcloch, Griechische Geschichte, Bd. 2, Abt. 1, 361 u. 415. Wie H. Berve bemerkt, konnte er mit dem Gedanken an Tyrannis spielen, ,,war jedoch weise genug", ihm keinen Raum zu geben: Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 209 u. 214. Vgl. H. Berve, ebenda 209; Bd. 2, 630f.; zu 1\fodok s. noch: U. Kahrstedt, RE, Bd. 15, 1, 1931, 108-109. Zur Lage des Alkibiadcs in der thrakisohcn Chersones vgl. die Aussage von H. Berve: ,, ... Alkibiadcs scheint dort eine tyrannenähnliche Stellung eingenommen zu haben" (H. Bervc, ebenda Bd. 1, 209). 11 i:i;enTeJibH0CTL HceHo(,oHTa, V•1eH11eaan11c1m, Eingehender s.: E. D. Frolov, JK11a111, Leningrad 251, 1958, 28; 55ff.; OOf. Eine eingehende Analyse der Überlieferung über den Tod des Alkibiades gibt B. Perrin, The Death of Alcibiades, Transactions of the Amerioan Philologioal Association 37, 1906, 25-37. Der Autor nimmt jedoch eine hyperkritische Position ein und ist geneigt, alle

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von sehr späten Autoren berichteten Einzelheiten als Produkte literarischer Phantasie anzusehen, ihrer eigenen oder der ihrer Quellen: des Ephoros und des Theopomp. 33 Vgl. Anm. 7. 34 Vgl. Anm.14. 35 Zur oligarchischen Bewegung in Athen während des Pcleponnesischen Krieges s. eingehender: G. Hignett, A History of the Athenian Constitution to the End of the Fifth Century B. C., Oxford 19622, 168ff.; U. Hackl, Die oligarchische Bewegung in Athen am Ausgang des 5. Jahrhunderts v. Chr., Diss. München 1960 (unsere Rezension: BAH 1964, 1, 108-172); speziell zur Herrschaft der Vierhundert: Th. Lenschau, Der Staatsstreich der 400, Rhl\1 73, 1923, 202ff.; M. Cary, Notes on the Revolution of the Four Hundred at Athens, JHS 72, 1952, 56-61; M. Lang, Revolution of 400. Chronology and Constitutions, AJPh 88, 1967, 2, 176-187; zum Regime der Dreißig: Th. Lenschau, RE, Bd. 6 A2, 1937, 2355-2377; S. A . .Zebelev zur „Tyrannis der Dreißig" in Athen BAii 1940, 1, 27-33; P. Salmon, L'etablissement des Trente a Athenes, L'antiquite classique 38, 1969, 2, 497-500. 36 Vgl. auch J. Kirchner, Demophantes, RE, Bd. 5, 1, 1903, 145-146; J. Hignett, A History of the Athenian Constitution to the End of the Fifth Century B. C., 280; M. Ostwald, The Athenian Legislation Against Tyranny and Subversion, Transactions of the American Philological Association 86, 1955, 111; E. Bemeker, Hochverrat und Landesverrat im griechischen Recht, Eos 48, 1956, 1, 120ff.; H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 210; Bd. 2, 631. 3i Das Verbot datiert H. Berve in diese Zeit (ebenda Bd. 1, 210; Bd. 2, 631). 38 Allgemein zu Kritias s. W. Nestle, Kritias, Neue Jahrbücherfiir das klassische Altertum, 11, 1903, 81-107 u. 178-199; E. Diehl, Kritias, RE, Bd. 11, 2, 1922, 1901-1912; A. V. Blumenthal, Der Tyrann Kritias, Berlin 1923 (diese Arbeit war uns unzugänglich). 39 Die Teilnahme des Kritias an der Herrschaft der Vierhundert ist ein von der Tradition belegter Fakt (s. Ps.-Dem. 58, 67); der Versuch einiger Forscher, diesen Fakt anzuzweifeln (H. C. Avary, Critias and the Four Hundred, CPh 58, 1963, 3, 165-167; vgl. H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 2, 631), erscheint uns nicht zureichend begründet. 40 Vgl. H. Berve, ebenda Bd. 1, 211; Bd. 2, 632. - Das Dekret über die Auszeichnung der Kämpfer gegen die Tyrannis der Dreißig und das Epigramm, worüber Aischines redet, hat sozusagen auch seine eigene epigraphische Geschichte. Noch in den 80er Jahren des 19. Jh. wurde auf der athenischen Akropolis eine Stele mit dem Text eines Dekretes über die Auszeichnung jener Metoikcn, die sich im Kampf um die Erneuerung der Demokratie verdient gemacht hatten, gefunden, und man zögerte nicht mit der Annahme, daß es sich um das Dekret des Archinos handelt, von welchem Aischines spricht (vgl. E. Ziebarth, Inschriften aus Athen, AM 23, 1898, 27ff. und H. V. Prott, Das Psephisma des Archinos, AM 25, 1900, 34-39; die Inschrift ist als IG 11/1112 1, 10 bekannt; die neueste Ausgabe: M. N. Tod II 100). Später fand man Fragmente einer Inschrift, die ein Dekret über die Auszeichnung von athenischcn Bürgern beinhaltete „der Helden der Phyle" und ein Epigramm zu ihren Ehre1i (s. A. I. Raubitschek, The Heroes of Phyle, Hesperia 10, 1941, 284ff.). Die Identität des Dekretes und des Epigramms mit jenen, auf die sich Aischines beruft, ist offensichtlich; dagegen muß man in dem Beschluß über die Auszeichnung der Metoiken etwas anderes sehen, einen selbständigen Beschluß, der später angenommen wurde und vor allem durch die Initiative völlig anderer Personen (vgl. L. M. Gluskina, AqmHCKHe MeTeKH B 6opb6e aa BOCTaHOBJieHne ~eMoKpaTHH B KOH~e V BeKa ~o H. a., BAH 1958, 2, 70-89).

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41 Vgl. H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 212; Bd. 2, 632. 42 Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, Stuttgart-Berlin 1902, § 751ff., S. 26ff.; V. Ehrenberg. Sparta, RE, Bd. 3 A2, 1929, 1401ff.; A. K. Berger, COI.\IIaJII,Hble ABUmeHHHn AP0BHettCnapTe, Moskau 1936; 55; R. V. Smidt, CnapTa, BeOTHRn TeccaJIHR n IV n, in: HCTopHaAP0BHeitrpel.\HH, Bd. 2, Moskau 1937, 151-157; T. R. PilenkovaNovikova, R nonpocy o noBAHerpe'leCKoü:T11paH1111 n CnapTe, in: Bonpocbl Bceoomeii: HCTOpnu,'V'l0HI10aanHCRH,Ufa 49, 1970, 10, 147f. 43 W. Vischer, Kleine Schriften, Bd. 1, 87-152 (,,Alkibiades und Lysandros"); W. Judeich, Kleinasiatische Studien, Marburg 1892, 6ff. und 24ff.; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, § 739ff., S. 3ff.; K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, Abt. 1, 1ff.; U. Kahrstedt, Lysandros, RE, Bd. 13, 2, 1927, 2503-2506; V. Ehrenberg, RE, Bd. 3 A2, 1929, 1399ff. 44 A. K. Berger, COI.\HaJU,Hble ABHmeHHRB ApeBHett Cnapre, 55. 45 S. J. Luria o. Anm. 3 (Zwei Geschichtsdarstellungen des fünften Jahrhunderts, in: Plutarch. Ausgewählte Biographien), 27f.; E. I. Salomonik, RHp MnaAmuit, 'V'leHne aamICKH,Leningrad 80, 1941, 10, 177 u. 179; dieselbe, RceHoqioHT, Rnp Mn~m1dt n JlncaHAP KaKnpeAIIIeCTBeHHUKH 8JIJIHHH8Ma, Thesen der Dissertation, Leningrad 1948. 46 Vgl. J. A. Lenzman, IIenonot1eccKaR noitHa, in: )];peBHRRrpel.\HR, Moskau 1956, 336f. und 338. 47 H. W. Parke, The Development of the Second Spartan Empire (405-371 B. C.), JHS 50, 1930, 37ff.; W. K. Prentice, The Character of Lysander, AJA 38, 1934, 37-42; R. E. Smith, Lysander and the Spartan Empire, CPh 43, 1948, 3, 145-156. 48 D. Lotze, Lysander und der peloponnesische Krieg, Abh. Sächs. Akad. Wiss. Leipzig, Phil.-hist. Klasse 57, 1, 1964; s. auch unsere Rezension B)];I1 1964, 4, 156-159. 49 H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 213f.; Bd. 2, 633. 50 Zu Brasidas vgl.: H. W. Parke, The Development of the Sccond Spartan Empire (405 bis 371 B. C.), 40-47; H. Berve, ebenda Bd. 1, 213; Bd. 2, 632. 51 Vgl. auch H. W. Parke, ebenda 43f.; H. Berve, ebenda Bd. 1, 213; Bd. 2, 632. 52 Eingehender D. Lotze, Lysander und der peloponnesische Krieg, 9-23. 53 Siehe.auch D. Lotze, ebenda 24ff. und 42ff.; G. Bockisch, Harmostai, Klio 46, 1965. 54 Zur Einrichtung und zum Zeitraum der Lysandrien vgl. auch F. Durrbach, Lysa.ndria, in: Ch. Daremberg - E. Saglio, Dictionnaire des antiquites grecques et romaines, Bd. 3, 2, Paris 1904, 1451; M. P. Nilsson, Griechische Feste von religiöser Bedeutung mit Ausschluß der attischen, Leipzig 1906, 49; Scherling, Lysandreia, RE, Bd. 13, 2, 1927, 2502f. 55 Den Neuerungscharakter des Lysanderkultcs betont und erkennt die l\Ichrzahl der Forscher an: E. Kornemann, Zur Geschichte der antiken Herrscherkulte, Klio 1, 1901/ 1902, 54f.; l?. Durrbach, ebenda 1451; J. Kaerst, Geschichte des Hellenismus, Bd. !3, Leipzig-Berlin, 1927, 130; A. D. Nock, Harvard Studies in Classical Philology 41, 1930, 59ff.; Ch. Habicht, Gottmenschentum und griechische Städte, l\Iünchen 1956, 3ff.; L. Cerfaux - J. Tondriau, Un concun,mt du christianisme. Le culte des souverains dans la civilisation groco-romaine, Paris-Tournai 1957, 109ff.; H. Bengtson, Griechische Geschichte, l\Iünchen 19602 , 252; D. Lotzc, Lysandor und der peloponnesische Krieg, 52ff. Gegenteiliger Meinung sind: U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Der Glaube der Hellenen, Bd. 2, Berlin 1932, 263f.; F. Taeger, Charisma, Bd. 1, Stuttgart 1957, 161ff.; vgl. auch l\I. P. Nilsson, Geschichte der griechischen Religion, Bd. 2, München 1950, 132f.

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56 D. Lotze, ebenda 54f. 57 Als stimulierenden Grund für den in Lysandros sich entwickelnden ausgeprägten Ehrgeiz nimmt man hin und wieder seine abhängige Lage in jungen Jahren an, denn nach dem Zeugnis einiger Autoren war er seiner Herkunft gemäß ein Mophakos (Phylarch bei Athen. 6, 102 p. 271e-f = FGrHist 81 Fr. 43; Ailian. 12, 43; vgl. W. Viecher, Kleine Schriften, Bd. 1, 128f.; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, § 720, S. 629-631; D. Lotze, ebenda 12, übrigens mit einer besonderen Deutung des Begriffes „Mophakos"). Jedoch ist es statthaft, an der Richtigkeit dieser Auffassung genauso zu zweifeln, wie im gegebenen Fall die Garantiertheit der antiken Tradition Zweifel läßt (vgl. K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 2, Abt. 1, 416, Anm. 1; U. Kahrstedt, RE, Bd. 13, 2, 1927, 2503). 58 Vgl. U. Kahrstedt, ebenda 2503; V. Ehrenberg, RE, Bd. 3 A2, 1929, 1399f. 59 Vgl. U. Kahrstedt, ebenda 2504; V. Ehrenberg, ebenda 1400 u. 1401f. 60 Auf einen derartigen Charakter der oligarchischen Regime der Nachkriegszeit deutete schon H. Plass hin (H. G. Plass, Die Tyrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen, Teil 2, Bremen 1852, 84). 61 Der Versuch R. Smiths, diesen klaren und eindeutigen Fakt zu leugnen, zeigt sich für uns auf diese Weise als völlig unbegründet. 62 Wir folgen der Chronologie von D. Lotze, Lysander und der peloponnesische Krieg, 51ff. 63 Die Liquidierung der Dekarchien, dieses letzten und entscheidenden Moments in der ~iederwerfung der l\lacht des Lysandros, ist also um 402 v. u. Z. zu datieren. 64 Für die Erklärung der Position des Xenophon vgl. K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, Abt. 1, 27, Anm. 1; H. R. Breitenbach, Xenophon, RE, Bd. 9 A2, 1967, 1702. 65 Vgl. Ed. :Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, § 760, S. 48; K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, Abt. 1, 27 Anm. 1. 66 Vgl. den Kommentar von F. Susemihl und W. Newman in ihren Ausgaben der „Politik" des Aristoteles: Aristoteles, Politik. Griechisch und Deutsch, hrsg. von F. Susemihl, Teil 2, Leipzig 1879, S. 318, mit einer etwas zu geradlinigen Annahme, daß Ephoros die Quelle des Aristoteles war; Aristotle, The Politics. With an Introduction by W. L. Newman, Bd. 4, Oxford 1902, S. 287. 67 Es ist unmöglich zu enthüllen, wer dieser Anonymus war, jedoch entgegen der Meinung einiger Kommentatoren (vgl. S. J. Luria, in: IlnyTapx, llla6pam11,1e 6irnrpaq11m, Moskau-Leningrad 1941, S. 424, Anm. 100) handelt es sich nach dem Kontext zu urteilen jedenfalls um einen von Ephoros unterschiedlichen Schriftsteller. Daß übrigens Ephoros nicht die einzige Quelle des Plutarch war, wird von den bei ihm (Plout. Lys. 24, 3ff.) vorhandenen zwei Versionen des Planes des Lysandros bestätigt: Die eine besagte, daß Lysandros die Königsgewalt zum Besitz aller Herakliden machen wollte, nach der anderen (der Version des Ephoros) zum Besitz aller Spartaner überhaupt. Im übrigen kann die erste Version, die Plutarch im eigenen Namen darlegte, nichts mehr als seine eigene Meinung sein. 68 Diesem kommt die Auffassung von W. Viecher sehr nahe (Kleine Schriften, Bd. 1, 146ff.). 69 Lehrreich ist bereits die Idee der Reform der Königsgewalt, und damit in Verbindung ist es nicht überflüssig anzumerken, daß in der etwas später verfaßten Lakedaimonfon polite,a des Xenophon die Königsmacht als gesunde Grundlage des spartanischen Staates eingeschätzt wird (Kap. 14-15); in der Tätigkeit der Reformatoren des 3. Jh., des Agis

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und des Kleomcnes, war der Ausgangspunkt die radikale Erneuerung gerade dieses Machtorgans. Obwohl diese Weihung in Delphi streng gesehen nicht eine persönliche Angelegenheit des Lysandros war - das Denkmal war offiziell im Namen des lakedaimonischen Staates errichtet worden -, ist die entscheidende Teilnahme des Lysandros selbst an der Aufstellung dieses Monumentes unzweifelhaft, vgl. D. Latze, Lysander und der peloponncsische Krieg, 56 f. Gerade eine solche Deutung gibt D. Latze dieser Handlungsweise des Lysandros (ebenda 36). Zur Einschätzung des Verhältnisses des Lysandros zur Religion vgl. M. P. Nilsson, Geschichte der griechischen Religion, Bd. 1, 743f. Der Vergleich des Lysandros mit den Tyrannen fand bereits im Altertum statt (bei Plutarch und Ailian, in Verbindung mit der Erwähnung der dem Lysandros zugeschriebenen Bemerkung darüber, wie man die Menschen zu betrügen hätte: Plout. Lys. 8, 5; Ailian. 7, 12). C'-..eradlinigund einseitig ist die Charakteristik des Lysandros im Universitätskurs ,·on V. S. Sergeev: ,,Der erste Reiche in Sparta war (... ) Lysandros. Während der Zeit des Oberkommandos erreichte der Besitz des Lysandros erhebliche Ausmaße" (llcTop1111 ~peBHeit rpe~1m, Moskau 19633 , 359). H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 214. Zu Klearchos und seiner Tyrannis in Byzantion vgl.: H. G. Plass, Die Tyrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen, Teil 2, 85-87; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, §759,S.45u.46; K.J. Belach, Griechische Geschichte, Bd. 3, Abt. 1, 2; Th. Lenschau, Klearchos, RE, Bd. 11, 1, 1921, 575-577; V. P. ~evskaja, BnaaHTUÜ anoxu, Moskau 1953. S8ff. und 95f.; H. Bcrve. B m1accuqecHy10 H 8J1JIHHHCTH'IeCHy10 ebenda Bd. 1, 214f.; Bd. 2, 633. Th. Lenschau, RE, Bd. 11, 1, 1921, 576. Die Initiatoren der Bitte konnten die Oligarehen gewesen sein, vgl. V. P. Nevskaja. II 8JIJIIIHHCTK'l0CHYIO 8ll0XII, 95. BuaaHTiltt B RJiaCCM'l0CHYIO Vgl. auch Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, § 759, S. 45; H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 214. Th. Lenschau, RE, Bd. 11, 1, 1921, 576. Bei der Interpretation des Textes des Diodor folgen wir mit F. Vogel dem ältesten Kodex P Bul:°'n(ouc;; die späteren Handschriften AHL Bo~8' ~V&KCX 'I&.aovoc;KCXL IloAUCXAKoÜc; ~&v(cxc; ~Se(l)c;(i.v cicpixo(µ1)V &>c; uµ&c;, Isokr. Epist. 6, 1). Möglicherweise gehörte auch dieser Polyalkes zum regierenden Haus der Tyrannen von Pherai und war vielleicht als ältester Sohn des Lykophron sein nächster Nachfolger und Vorgänger des Jason 39 • So kam nach einer kurzlebigen Regierung des Polyalkes - sie konnte nicht anders denn kurz sein - in Pherai Jason zur Macht. Er war ein Mann von hervorragenden physischen und geistigen Eigenschaften. Die alten Autoren unterstreichen seine außergewöhnliche Kraft und Ausdauer (Xen. Hell. 6, 1, 5-6 u. 16), seine geistige Begabung, seine List, seine Geschmeidigkeit, die ihn dem Themistokles ähnlich machten (Cic. De off. 1, 30, 108), sein Hcerführertalent (Xen. Hell. 6, 1, 6 u. 15; Diod. Sik. 15, 60, l; Arr. Tech. takt. 16, 3), seine unerschöpfliche Energie und Unternehmungslust (Xen. Hell. 6, 1, 15f.). Alle diese Eigenschaften dienten seinen ehrgeizigen Zielen. Sein Wille zur Macht war derartig stark, daß er, laut Zeugnis des Aristoteles, meinte, er verspüre ein Hungergefühl, wenn er nicht Tyrann sei (Aristot.Politik. 3,41277 a24: lcp1)1t&Lv'Yjv, (heµ11-rupcxvvo'i:).lnseinem Machtwillen war er 1!-llerdingsnicht so engstirnig und ausschließlich egozentrisch eingestellt wie die Mehrzahl der in seiner Zeit zur tyrannis strebenden Männer. Seine Handlungen, sein ganzes Verhalten tragen das Siegel einer umfassenderen politischen Aufgabenstellung. Auch er war mit der politischen Philosophie bekannt geworden. Nach allen Anzeichen zu urteilen war er ein sophistisch bestens gebildeter Mann. In der Jugend konnte er gleich anderen thessalischen Aristokraten die Vorlesungen der herbeireisenden Sophisten, z.B. die des Gorgias, hören, den er nach einem uns erhaltenen Zeugnis höher als den athenischen Sophisten Polykrates schätzte (Paus. 6, 17, 9). Später war er mit dem Schüler des Gorgias, dem hervorragenden athenischen Publizisten Isokrates, befreundet (Isokr. Epist. 6, 1). Der Einfluß des Gorgias wird in der Formulierung der politischen l\foralprinzipien spürbar, nach welchen man in einigen Dingen sündigen sollte, um die Möglichkeit zu haben, in vielen Dingen gerecht zu sein (Aristot. Rhet. 1, 12 p. 1373a 26f.: Se'i:vci8ixe'i:v lvicx,/Smilc; Mv'Y)'t'CXL xcxt8(xcxux 7tOAAIX 1toiei:v,vgl. Plout. Pol. paragg. 24 p. 818a; Hyg. paragg. 23 p. 135f.), sowie in dem von ihm proklamierten panhellcnischen Programm, nach welchem man nach der Einigung von Griechenland zur Eroberung des persischen Ostens übergehen sollte. Das Erscheinen des Jason auf der politischen Bühne oder, besser gesagt, der Beginn seiner aktiven Außenpolitfä: fällt in das Ende der achtziger bis zu den siebziger Jahren des 4. Jahrhunderts, gehört also in die Zeit, als Sparta die griechischen Angelegenheiten erneut autoritär regulierte und als jede beliebige außenpolitische Initiative notwendig einen Zusammenstoß mit den Lakedaimonicrn bedeutete. Hieraus resultiert eine im Gegensatz zu Lykophron stehende politische Orientierung des Jason: eine mehr oder weniger offene Feindschaft gegen Sparta,

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ein mehr oder weniger ehrliches Bündnis mit dessen Feinden, in erster Linie :mit Theben. Zum ersten Mal wird der Name des Jason in Verbindung mit den Ereignissen auf Euboia Anfang der siebziger Jahre erwähnt, von denen Diodor berichtet. Im Jahre 377 sandten die Athener den Chabrias mit dem Auftrag nach Euboia, auf die einzige noch nicht an den 2. Attischen Seebund angeschlossene Stadt Oreos Hestiaia einen Druck auszuüben. Diese Stadt blieb den Lakedaimoniern treu, da sie diesen ihre Befreiung von einem gewissen Neogenes verdankte, der vor kurzem (ßpGtxu µe:v;-;po "t"OU"t"(l)V 't'WVxp6vwv) mit Hilfe des Jason von Pherai eine Abteilung von Söldnern zusammengestellt (µs:'t'' 'Haovo,:; 't'OÜ IXO"IXV mivu µe:-rp((l)c; !Y.IXO"'T7l 1t6Ae:L enor.yyEAAoµ!vcr; Diod. Sik. 15, 60, 5: xor.t8ox&v ime:Lx&c;clcpxe:Lv -r&v{mo-re:'t'IXyµ!v(l)v; vgl. ebenda 15, 61, 2). Das fand seinen Ausdruck nicht nur in der politischen Elastizität des Jason, in dem Bestreben, sein Verhältnis zu den oppositionell eingestellten Kreisen weniger durch Gewalt als vielmehr durch Abkommen zu regeln, in seiner Gewandtheit - im Stil Dionysios' d. Ä. -, den Eifer der Bürger zu wecken, sobald die Umstände eine Beteiligung breiter Schichten erforderlich machten. Ein Beispiel dafür ist die durchdachte Stimulierung zum Wettbewerb in der Angelegenheit der Opferviehlieferungen: ,,Er befahl bekanntzumachen, daß die Stadt, die für den Gott den besten Ochsen mästet, der tauglich sein wird, um an der Spitze der Prozession zu laufen, als Preis einen goldenen Kranz erhält" (Xen. Hell. 6, 4, 29). Die geschickte Strategie zeigte sich auch in dem Erfassen der grundlegenden gemeinsamen Aufgaben, in der Sorge um die Vorrangstellung seiner Heimatstadt Pherai (Strab. 9, 5, 15 p. 436) und in der Hebung des Prestiges von ganz Thessalien. Besonders groß war die Bedeutung des von Jason proklamierten panhellenischen Programmes, das seiner Politik zweifellos eine moralisch-politische Plattform schuf, sie sozusagen veredelte und dem ganzen thessalischen Volk einen wichtigen richtungweisenden Impuls gab. Es ist nicht verwunderlich, daß der Gebieter von Pherai eine große Volkstümlichkeit besaß, bei den Massen beliebt war (Diod. Sik. 15, 61, 2, wo dem grausamen und verhaßten Alexander seine Vorgänger, hauptsächlich Jason, gegenübergestellt wurden: -r&v yixp 11:po or.U't'OÜ 8uvor.O"'t'6>V eme:ix&c;1tpoarpe:poµEv(l)V 't'OLI;1tA~.S-e:aL, xor.t 8Lix-roü-r' &yor.1t(l)µEV(i)V).

Man könnte annehmen, daß das Regime des Jason nicht nur durch die Waffen gesichert, sondern auch von der Sympathie des Volkes getragen wurde. Das Volk begeisterte sich für sein politisches Programm. Unmittelbare Frucht trug in dieser Beziehung der ökonomische Aufschwung in Pherai, in Pagasai und möglicherweise auch in einigen anderen Städten (Strab. 9, 5, 15 p. 436). Was soziale Umwandlungen betrifft, so ist zu vermuten, daß in der Stadt Pherai, wo ein Tyrannenregime im eigentlichen Sinne bestand, etwas in dieser Richtung geschah; doch gibt es kaum Grund, für ganz Thcssalien dergleichen zu vermuten. Jedenfalls ist in der Zeit des Jason weder etwas über eine Neuaufteilung des Eigentums, noch über eine Massenverleihung von Bürgerrechten, noch schließlich über irgendwelche Veränderungen in der Lage der 11enestaiin Thessalien bekannt, mit Ausnahme der geplanten, aber vielleicht nicht verwirklichten Heranziehung dieser Kategorie zum Dienst in der Flotte. Es ist möglich, daß die thessalischeAristokratie Jason tolerierte, weil er sich nichtals ein Neuerer erwies, wie man von ihm hätte erwarten können. Wie dem auch sei, über eine aktive Opposition des thessalischen Adels unter Jason wissen wir, im Unterschied zu den folgenden Zeiten, nichts. Die Verschwörung, deren Opfer Jason war, ist nach

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unserer Vermutung allein Sache des Adels von Pherai gewesen; sie beweist nicht einmal die Existenz einer breiten organisierten Opposition in Pherai. Als Ergebnis können wir festhalten, daß Jason sehr viel mit Dionysios d. Ä. gemein hatte: dieselbe Härte in der Realisierung seines Hauptzieles, der Einzelherrschaft, dieselbe Elastizität in der Wahl der Mittel, dieselbe staatsmännische Klugheit, die im eigenen Interesse sein Regime mit einer bedeutsamen politischen Idee verband. Hier jedoch tritt auch der Unterschied hervor, im Grad der Geschmeidigkeit, im Grad des Scharfsinns, in dem konstruktiveren Herangehen an die Lösung einer großen historischen Aufgabe - der Verbindung von monarchischem Prinzip und tyrannischer Herrschaftsform mit einer traditionellen politischen Struktur und Denkweise der Griechen.

3. Der Sturz der thessalischenTyrannis unter den Nachfolgern Jasons von Pherai Im Unterschied zu Jason erwiesen sich seine Nachfolger nicht auf der Höhe ihrer Aufgaben. Unter ihnen vollzog sich stufenweise der Zerfall des durch Jason geschaffenen phero-thessalischen Staates. Der Grund dafür war nicht nur der Machtkampf innerhalb des regierenden Hauses. Hand in Hand damit wurde das politische System Jasons aufgelöst; seine politischen Prinzipien wurden vergessen, nicht verstanden, nicht befolgt. Die Herrschaft der Nachfolger des Jason stellt eine ununterbrochene Folge von Usurpationen dar. Die tyrannis nicht nur in Pherai, sondern in ganz Thessalien wurde verhärtet, was für das Regime verhängnisvolle Folgen haben mußte. In der ersten Zeit allerdings blieb das Regime noch beständig. Nach Jasons Tod nahmen seine Brüder Polydoros und Polyphron die Zügel ohne besondere Komplikationen in die Hand, offensichtlich weil Jasons Söhne noch nicht volljährig waren (Xen. Hell. 6, 4, 33; vgl. Diod. Sik. 15, 60, 5, wo jedoch unrichtig als Nachfolger nur Polydoros genannt ist; daß Merion unerwähnt bleibt, als Bruder und Nachfolger des Jason, läßt wohl darauf schließen, daß er zu dieser Zeit bereits gestorben war)76 • Indem sie sich nicht nur in die tyrannische Gewalt in Pherai teilten - ebenso wie einst die Peisistratiden in Athen -, sondern auch in das Amt des tag6s in Thessalicn (Xen. Hell. 6, 4, 33: IloM8c.>pot;••• xocl IloMcppc.>v 't'ocyot xoc-rfo't'Y)crocv) regierten die Brüder gemeinsam 76 • Jedoch währte die gemeinsame Herrschaft des Polydoros und des Polyphron nicht lange. ,,Sie begaben sich beide" - wie Xcnophon erzählt - ,,einst nach Larisa; nachts während des Schlafens starb Polydoros - offenbar durch die Hand seines Bruders Polyphron. Sein Tod trat unerwartet und ohne jeglichen Grund ein" (Xen. Hell. 6, 4, 33). ,venn diese Annahme richtig ist, und wenn es ein Körnchen Wahrheit in der Auffassung gibt, daß Polydoros seinerzeit an dem Mord an Jason beteiligt war, so muß man zugeben, daß er selbst die Katastrophe heraufbeschwor; er hatte das Beispiel des Verwandtenmordes gegeben. ,vie dem auch sei, Polyphron wurde nunmehr alleiniger Herrscher und übte in dieser Eigenschaft eine offene, ungezügelte tyrannis aus (Xen. Hell. 6, 4, 34). Es ist natürlich, daß die Verschärfung des Despotismus

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vor allen Dingen in Pherai spürbar wurde. Nach dem Zeugnis des Xenophon glich Polyphron auch die tag6s-Gewalt der tyrannis an (xc:i:n:axeucio-cx-.o 8e: 'TTJV -.cxydcxv-.upcxvvl8L otµolcxv). überall in Thessalien verfolgte er die Unzufriedenen oder überhaupt Einflußreichen oder potentiell gefährlichen Leute: In Pharsalos Bürger, richtete er Polydamas hin und noch acht bedeutende (-.ouc;xpcx-.(a-.ouc;) schickte viele Larisiten in die Verbannung, hauptsächlich wohl die Vertreter des aristokratischen Geschlechtes der Aleuaden (Xen. Hell. 6, 4, 34; vgl. Diod. Sik. 15, 61, 3 u. 4). Dieses Vorgehen mußte die Unzufriedenheit noch erhöhen, und möglicherweise hat sich schon damals der thessalische Adel durch die aus Larisa verbannten Aleuaden um Hilfe an den makedonischcn König Alexander II. (vgl. Diod. Sik. 15, 61, 3f.) gewandt. Jedoch bevor die aristokratische Opposition noch etwas unternehmen konnte, war Polyphron schon der von seinem Neffen, dem Sohn des Polydoros Alexander, organisierten Verschwörung zum Opfer gefallen (Xen. Hell. 6, 4, 31; Diod. Sik. 15, 61, 2, wo Polydoros irrtümlicherweise anstelle von Polyphron genannt ist; Plout. Pelop. 29, 8). Dieser Neffe spielte sich als Rächer des ermordeten Vaters und als Tyrannenfeind auf (Xenophon: &c;-.Lµ(J)poüv~oc; -.~ I1o)..u8wpci> xcxtTIJV -.upcxwl8cx xcx-.cxMov-.oc;), war jedoch in Wahrheit von derselben Leidenschaft zur Macht besessen wie der Ennordete. Nach der Version Diodors hat er Polyphron während einer Festlichkeit durch Gift beseitigt, nach der Plutarchs aber, indem er ihn mit dem Speer tötete. Die Beseitigung des Polyphron ist das letzte Glied in der Kette von drei sich im Verlaufe eines Jahres in Pherai bildenden Verschwörungen, die teilweise oder ganz durch den Machtkampf innerhalb der regierenden Familie hervorgerufen wurden und drei Brüdern - Jason, Polydoros und Polyphron - das Leben kosteten. Polyphron regierte ein Jahr (Xen. Hell. 6, 4, 31; beiDiod. Sik. 15, 60, 5 ist dieser Zeitraum irrtümlicherweise Polydoros zugeschrieben). Der ihn ablösende Alexander konnte sich 11 Jahre, von 369-358, an der Macht halten (Diod. Sik. 15, 61, 2) 77 • Nachdem er sich in der Eigenschaft als Herrscher von Pherai und Thessalien bestätigt hatte - daß er nicht nur Gebieter von Pherai, sondern auch tag6s von Thessalien wurde, wird durch das weiter unten zitierte Zeugnis des Xenophon bewiesen - , warf Alexander recht bald die Maske des Befreiers ab und zeigte sich nach allgemeinem Urteil als der schlechteste Tyrann, den die griechische Erde jemals hervorgebracht hatte. ,,Seine Herrschaft" - so berichtet Xenophon - ,,erwies sich für die Thessaler als niederdrückend" (x_cxM1toc; µe:v0e..-.cx)..otc; -.cxyoc;eyeve-.o, Xen. Hell. 6, 4, 35). Xenophons Darstellung wiederholt Diodor: „Indem er [Alexander] die Macht auf verbrecherische und gewalttätige Weise eroberte, ging er auch mit den Angelegenheiten der Verwaltung nach diesem Prinzip um." Weiter sagt er von Alexander, daß dieser „durch eine gewalttätige und schwerlastende Herrschaft sich Haß zuzog (Diod. Sik. 15, 61, 2). In Pherai, scheint es, hat er die Gemeindeselbstverwaltung gänzlich zum Erliegen gebracht. Er ließ sogar - wohl als der erste der Tyrannen - die Münzen nicht im Namen der Gemeinde, sondern in seinem eigenen prägen 78 • Verdächtig wie Dionysios von Syrakus (Cic. De off. 2, 7, 25; Val. Max. 10, 13, ext. 3) und noch grausamer als dieser (Aristot. Fr. 37 Rose 3 ; Plout. Pelop. 26ff.; P. Alex. tych. 2, 1 p. 334a-b;

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Ailian. 14, 40; vgl. Diod. Sik. 15, 61, 2), rechnete er gnadenlos mit den wirklichen und angeblichen Vertretern der Opposition ab, wobei er sich mit einem offenbaren Sadismus an den Qualen seiner Opfer weidete. Laut Zeugnis des Plutarch „grub er Menschen bei lebendigem Leibe in die Erde ein, andere wiederum befahl er in die Haut eines Ebers oder eines Bären einzuwickeln, ließ Jagdhunde auf sie hetzen und schaute zu, wie diese Unglücklichen in Stücke gerissen wurden und man sie mit Speeren durchbohrte; solchem Vergnügen gab er sich hin" (Plout. Pelop. 29, 6). Wenn man den antiken Autoren Glauben schenken darf, so war er sogar stolz auf diese seine Brutalität und schämte sich jeder kleinsten Anwandlung von Anteilnahme und Mitgefühl. ,,Einst", so erzählt Plutarch, ,,besuchte er das Schauspiel des Euripides ,Die Troerinnen', erhob sich aber plötzlich und verließ das Theater, ließ aber dem Schauspieler ausrichten, daß dieser nicht gekränkt sein möge und sich deswegen nicht das Spiel verderben lassen sollte; denn er habe sich nicht aus Mißachtung dem Darsteller gegenüber entfernt, sondern weil es ihm als eine Schande vor den Bürgern erschien, wenn sie sahen, wie Alexander, der niemals jemanden, der von ihm zum Tode verurteilt wurde, bedauert habe, über dem Unglück von Hekabe und Andromache Tränen vergieße (Plout. Pelop. 29, 9f.; vgl. P. Alex. tych. 2, 1 p. 334a-b; Ailian. 14, 40). Ähnlich führte sich Alexander aueh im übrigen Thessalien auf, wobei er vor den freien thessalischen Städten weniger als Bundestagos, vielmehr als allmächtiger Despot auftrat. Diese sture und kurzsichtige Politik hatte für das existierende System die schlimmsten Folgen. Überall im Lande begann es zu gären. Die wachsende Unzufriedenheit fand ihren Ausdruck in den Verschwörungen des Adels, zum Beispiel der der Aleuaden in Larisa (Diod. Sik. 15, 61, 2) sowie im Abfall der Städte. Schon im ersten Jahr seiner Herrschaft mußte der Tyrann von Pherai mit vielen der Städte einen echten Krieg führen (Plout. Pelop. 26, 1). Da er über eine starke und gut vorbereitete Armee verfügte, bemühte sich Alexander, die separatistische Bewegung mit Gewalt zu unterdrücken und die Kontrolle über das Land zu erneuern. Die thessalischen Städte, für einen ·widerstand gegen ihn zu schwach, wandten sich verständlicherweise um Hilfe an die nächsten Nachbarn, an Makedonien und an Theben. Diese zögerten nicht zuzusagen, da sie hofften, die gefährliche Macht der Tyrannen von Pherai zu schwächen und ihren eigenen Einfluß in Thessalicn zu stärken. Zuerst wandten sich die Aleuaden von Larisa offenbar in Fortsetzung ihrer bereits unter Polyphron aufgenommenen Kontakte um Hilfe an den makedonischen König Alexander II. Dieser ging auf das Ersuchen ein und tauchte bald mit einem Heer und in Begleitung thessalischer Verbannter in Thessalicn auf (Diod. Sik. 15, 61, 3ff., unter dem Jahr des Archonten Lysistratos = 369/368). Er kam auf diese Weise dem Tyrannen von Pherai zuvor, der von der Übereinkunft der Aleuaden mit dem makcdonischen König erfahren hatte und einen Einfall nach Makedonien vorbereitete. Alexander II. nahm seinem Gegner Larisa ab und ergriff auch von Krannon Besitz. Jedoch entgegen seiner Übereinkunft mit den Thessalern dachte er gar nicht daran, diesen Städten die Freiheit wiederzugeben, sondern „einen guten Ruhm verachtend und bedeutende

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Garnisonen einsetzend, unterstellte er diese seiner eigenen Herrschaft" (Diod. Sik. 15, 61, 5). Jedoch gelang es dem makedonischen König nicht, sich in Thcssalien voll und ganz festzusetzen, da in dieser Zeit die Wirren in seinem eigenen Staate begannen, die mit dem Auftreten des Ptolemaios aus Aporos zusammenhingen (Plout. Pelop. 26, 4). Inzwischen wandten sich die thessalischcn Städte, die sich vor dem Tyrannen von Pherai nicht mehr sicher fühlen konnten und auch dem makedonischen König nicht mehr trauten, um Hilfe an die Boioter, die ihrerseits Pelopidas mit einer Armee nach Thessalien sandten, ,,indem sie ihn beauftragten, die thessalischen Angelegenheiten zugunsten der Boioter zu regeln" (Diod. Sik. 15, 67, 3f., unter demselben Jahr 369/368; vgl. Polyb. 8, 35, 6f.; Plout. Pelop. 26). Als autoritärer Vertreter jener Macht, die das Schicksal des Zentrums der griechischen Welt in diesem Moment in der Hand hatte, erschien Pelopidas in Thessalien, besetzte Larisa, zwang die makedonische Garnison, sich zu entfernen, zog danach weiter nach l\lakedonien, wohin man ihn in der Eigenschaft als Mittler zwischen den beiden Rivalen, Alexander und Ptolemaios, berief, entschied sich hier zugunsten des Alexander, wofür dieser seinen Anspruch auf Thessalien fallen lassen und mit Theben ein Bündnis schließen mußte. Wahrscheinlich erst danach (so etwa ergibt es sich laut Diodor, bei Plutarch sind die Ereignisse in einer anderen Reihenfolge dargelegt) beschäftigte sich Pelopidas mit der endgültigen Regelung der thessalischen Angelegenheiten. Alexander von Pherai, der ihn zu Verhandlungen aufsuchte, schlug er eine radikale Veränderung seiner Politik gegenüber den thessalischen Städten vor. Nach den Worten des Plutarch „bemühte er sich, seine Moral zu ändern, ihn aus einem Tyrannen in einen gemäßigten und gerechten Herrscher zu verwandeln" (Plout. Pelop. 26, 2). Offenbar forderte Pelopidas von Alexander nicht die völlige Abdankung in Thessalien und hoffte zu erreichen, daß dieser zu den gemäßigten Methoden des Jason, natürlich unter boiotischer Kontrolle, zurückkehren würde. Da sich der Tyrann jedoch auf keinen Kompromiß einließ, brach Pclopidas die Verhandlungen mit ihm ab und regelte nunmehr die thessalischen Angelegenheiten von sich aus so, daß er glaubte, das Land verlassen zu können, ,,indem er die Thessaler von der Furcht vor dem Tyrannen befreite und unter ihnen eine vollständige Übereinstimmung schuf" (ebenda § 4). Möglicherweise wurde gerade zu diesem Zeitpunkt auf Initiative des Pclopidas der von dem Tyrannen von Pherai unabhängige Bund der thessalischen Städte erneuert, dessen Existenz für eine spätere Zeit belegt ist (Inschrift mit dem Text des athenischen Dekretes von 361/360 v. u. Z.: M. N. Tod II Nr. 147; vgl. ebenfalls IG II/JII2 Nr. 175). Das auf Lebenszeit gewählte Haupt dieses neuen Bundes erhielt anstelle der offensichtlich verhaßt gewordenen Bezeichnung tag6s den neuen Titel eines archon79 • Obwohl der Zerfall der phero-thessalischcn Macht auf solche Weise bereits unausweichlich geworden war, hielt Alexander, dessen Kräfte noch nicht zerschlagen waren, seine Sache für nicht vollkommen verloren. Sofort nach Abzug des Pelopidas erneuerte er die Offensive gegen die thessalischen Städte, wobei die von dem Tyrannen eingenommenen bald wiederum Hilfe von den Boiotern erbitten mußten. Diesmal unterschätzte man in Theben den

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Umfang der Gefahr und beschränkte sich darauf, als Vertreter Pelopidas und lsmenias zu schicken, die ohne Armee nach Thessalien kamen, offenbar in der Hoffnung, daß ihr Erscheinen allein genüge, um den Tyrannen zu zügeln. Dieser konnte anfänglich tatsächlich zu einem ruhigeren Verhalten gebracht werden. Pelopidas wurde bald danach aus Thessalien nach Makedonien abgerufen. Dort war es dem Ptolemaios gelungen, Alexander II. zu beseitigen und die Macht in die eigenen Hände zu nehmen; die Freunde des ermordeten Königs luden Pelopidas ein. Die Intervention in die makedonischen Angelegenheiten durch die Thebaner wurde auch durch die in diesem Land drohende Verstärkung des ihnen feindlichen athenischen Einflusses akut, da Ptolemaios für seinen Kampf mit dem neuen Prätendenten Pausanias den athenischen Heerführer Iphikrates zu Hilfe holte. Pelopidas warb in der dortigen Gegend (otö-.6.S-ev, so bei Plutarch bezeichnet, also in Thessalien) Söldner und begab sich mit der eindeutigen Absicht nach l\fakedonien, den Usurpator zu vernichten. Jedoch zwang ihn der Verrat der Soldaten, die von Ptolemaios bestochen wurden, auf einen Kompromiß einzugehen. Ptolemaios behielt die Herrschergewalt, allerdings nur in der Eigenschaft als Regent für die minderjährigen Brüder des toten Königs und unter der Bedingung der Erneuerung des engen Bündnisses mit Theben. Auf dem Rückweg beschloß Pelopidas, den Verrat der Söldner zu rächen und ilmen ihr Hab und Gut, auch ihre Frauen und Kinder zu nehmen, die im Lager unterhalb von Pharsalos verblieben waren. Jedoch war er mit seiner kleinen thessalischen Abteilung noch nicht dort angelangt, da tauchte bereits Alexander von Pherai mit seinem Heer auf. Allem Anschein nach war dieses Treffen für beide Seiten unerwartet. Der Tyrann versuchte während der Abwesenheit des Pelopidas, die thessalischen Städte erneut zu unterwerfen. Zuerst wandte er sich gegen Pharsalos, das allem Anschein nach zusammen mit anderen Städten während des ersten Einfalls der Thebaner im Jahre 369/368 von ihm abgefallen war 80 , und stieß hier auf Pelopidas. Diesmal ließ sich Alexander nicht erschrecken und nahm Pelopidas und Ismenias, die mit einem Ultimatum zu ihm kamen, einfach gefangen. Danach eroberte er Pharsalos (Diod. Sik. 15, 71, 2, unter dem Jahr des Archonten Nausigenes = 368/367; Plout. Pelop. 27; zur Geschichte des Ptolemaios vgl. l\lars. bei Athen. 14, 27 p. 629d = FGrHist Fr. 11; Diod. Sik. 15, 'il, 1; 16, 2, 4; Justin. 7, 5, 4; über die athenische Intervention in die makedonischen Angelegenheiten: Aischin. 2, 26ff.; Nep. Iphikr. 3, 2; über das Bündnis des Ptolemaios mit den Thebanern: Aischin. 2, 29; zur Gefangennahme des Pelopidas: Theopomp. FGrHist Fr. 409; Polyb. 8, 35, 6ff.; Plout. Bas. apophth. Pelop. 4 p. 194d; Paus. 9, 15, 1; Nep. Pelop. 5, 1). Die Gefangennahme hochgestellter thebanischer Vertreter rief in Theben einen Sturm der Empörung hervor, und man schickte sofort eine starke boiotische Armee nach 'L'hcssalieu, 8000 Hopliten und 600 Berittene, um eine Strafexpedition gegen den treubrüchigen Tyrannen durchzuführen. Alexander, der offensichtlich um das Risiko wußte, das er einging, konnte den Boiotern nicht nur ein eigenes starkes Heer gegenüberstellen - insbesondere hatte er eine größere Reiterei zur Verfügung-, sondern versicherte sich auch der Unterstützung Athens. Im Früh-

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jahr, bei der Zusammenkunft der Vertreter der antithcbanischen Koalition, setzten sich die Athener erfolglos dafür ein, das von Dionysios von Syrakus gesandte zweite Hilfscorps gegen die Thebaner nach Thessalicn zu senden. Es wurde zwischen Athen und dem Tyrannen von Pherai ein Bündnisvertrag abgeschlossen, nach dem die Athener sich verpflichteten, Alexander militärische Hilfe zu leisten, dieser aber seinerseits, den Athenern Vieh zu liefern und möglicherweise auch Subsidien zu zahlen hatte. Beide Seiten zögerten nicht mit der Einlösung ihrer Verpflichtungen. Die Athener setzten zur Hilfe für Alexander eine starke Einheit von 30 Schiffen und 1000 Soldaten unter dem Kommando des Autokies ein, während der Tyrann von Pherai seinerseits derartig großzügig in seinen Lieferungen verfuhr. daß die Athener ihn mit einer Bronzestatue als ihren Wohltäter ehrten. Inzwischen gingen die boiotischen Heerführer in Thessalien nicht sehr erfolgreich vor und verloren bald die Initiative. Die mit den Boiotern einigen Thessaler verließen diese, sobald Alexander aus Athen und von den übrigen Bündnispartnern Unterstützung erhielt (bei Diodor: 'Alhivix~oL8~ xixt 't'Lve1;&Uot O'O(J.(J.IXXOL .:ixpeyevoV't'o't'cj>'&e~.iv8pci>; wen man jedoch unter jenen „übrigen Bündnispa1tnern" zu verstehen hat, ist schwer zu sagen). Hinzu kam, daß die Boioter in Versorgungsschwierigkeiten gerieten, so daß die Boiotarchen beschlossen, den Rückzug anzutreten. Alexander verfolgte die abziehenden Thebaner energisch mit seiner Reiterei, und wenn nicht die Findigkeit des Epameinondas gewesen wäre, der an diesem Feldzug als einfacher Soldat teilnahm, nun aber durch den \Villen des Heeres zum Oberbefehlshaber gewählt wurde, so wären die Boioter der vollständigen Vernichtung kaum entgangen (Diod. Sik. 15, 71, 3ff.; Plout. Pelop. 28f.; Paus. 9, 15, 1f.; zur Position von Athen vgl. Xen. Hell. 7, 1, 28; zum Bündnis Athen-Alexander von Pherai: Dem. 23, 120; Plout. Pelop. 31, 6; Bas. apophth. Epam. 17 p. 193d-e; M. N. Tod II Nr. 147, 39f.; zur Teilnahme des Epameinondas am Feldzug des Kleomenes; Nep. Epam. 7, 1f.). Der durch seinen Erfolg ermutigte Alexander setzte die Offensive gegen die thessalischen Städte energisch fort und trieb den Terror in den unterworfenen Gemeinden nunmehr auf einen Höhepunkt. In dieser Zeit rechnete er mit den Einwohnern der thessalischen Stadt Skotuss blutig ab. Unter dem Vorwand, eine Reihe von Anschuldigungen öffentlich vorbringen zu wollen, berief er alle Bürger zur Volksversammlung, umzingelte sie mit seinen Söldnern und ließ sie bis auf den letzten Mann niedermachen. Die Körper der Ermordeten wurden in den Graben vor der Stadtmauer geworfen, die Stadt selbst aber der Plünderung preisgegeben. Dieses Schicksal teilte auch die Stadt Meliboia in l\fagnesien (Diod. Sik. 15, 75, 1; Plout. Pelop. 29, 7; Paus. 6, 5, 2f., wo jedoch das Gemetzel in Skotuss unrichtig auf das Jahr des Archonten Thrasyklides = 371/370 datiert ist)' 11• Das politische Prestige Thebens machte es jedoch erforderlich, den Kampf mit dem sich durchsetzenden Tyrannen fortzuführen, und so wurde im nächsten Jahr Epameinondas mit einer Armee nach Thessalien geschickt. Die Befürchtungen um das Schicksal der thebanischen Gefangenen, mit denen der Tyrann zu jeder Zeit abrechnen konnte, sowie wahrscheinlich - entgegen der schöngefärbten Erzählung des Plutarch - die schwache Unterstützung seitens der

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vom Schrecken gelähmten Thessaler schränkten die Initiative des Epameinondas ein, so daß er schließlich gezwungen war, mit dem Tyrannen eine Übereinkunft zu treffen. Es wurde ein Waffenstillstand geschlossen, nach dem der Tyrann Pelopidas und Ismenias freilassen sollte, und, wie es scheint, Pharsalos abtreten mußte, jedoch alle übrigen Besitzungen behielt und vor allem seine Bewegungsfreiheit für die Zukunft wahrte (Diod. Sik. 15, 75, 2 unter dem Jahr des Archonten Polyselos = 367/366; Plout. Pelop. 29; Nep. Pelop. 5, 2; für Pharsalos vgl. Plout. Pelop. 32, 1, woraus wohl zu folgern ist, daß zur Zeit des nächsten boiotischen Feldzuges nach Thessalien im Jahre 364 die Stadt bereits nicht mehr in den Händen des Alexander war - vermutlich war sie von Epaminondas befreit worden) 82 • So war im Kampf um Thessalien die erste Runde von Alexander gewonnen worden. Er hatte eine Atempause gewonnen, die er nutzte. Da er in Pherai fest im Sattel saß, bemühte er sich nunmehr nach allen Kräften, auch in den benachbarten, offensichtlich früher unter seiner Kontrolle befindlichen Gebieten l\Iagnesiens und der phthiotischen Achaia wieder Fuß zu fassen. Zu diesem Zweck setzte er hier ständige Garnisonen ein. Gleichzeitig führte er den Kampf gegen die thessalischen Städte weiter; einige eroberte, andere bedrängte er und brachte schließlich die Thessaler in eine derart verzweifelte Lage, daß sie im dritten Jahr nach dem Feldzug des Epameinondas erneut gezwungen waren, eine boiotische Einmischung zu erbitten. In Theben brachte man dem Verständnis entgegen, und es wurde beschlossen, ein 7 000 Mann starkes Corps unter dem Kommando des Pelopidas nach Thessalien zu schicken. Es ist möglich, daß dieser Beschluß über eine neuerliche Einmischung in die thessalischen Angelegenheiten mit der beginnenden Aldivität der Boioter auf dem Meer und dem Bestreben, einen Stützpunkt in den nordthessalischen Häfen zu finden, in Beziehw1g stand. Die Armee war schon bereit, den Feldzug zu beginnen, als plötzlich eine Sonnenfinsternis eintrat (13. Juli 364), und dieses schlechte Omen veranlaßte die Boioter, die beabsichtigte Operation zu verschieben. Wenn jedoch die Bürger durch die Sonnenfinsternis erschreckt waren, so galt das nicht für ihren Heerführer. Von dem Wunsch getrieben, an dem Tyrannen von Pherai für die früheren Erniedrigungen Rache zu nehmen, verlor er keine Zeit und zog eigenmächtig, ohne Bürgerwehr, nur mit 300 Reitcrfreiwilligen und einer kleinen Söldnerabteilung gegen Thessalien. Er ließ sich dabei nicht nur von Leidenschaft, sondern auch von Überlegungen leiten, denn er hoffte nun auf eine aktivere Unterstützung der Thessaler und auf die innere Schwäche seines Gegners. Seit der Zeit seiner Gefangenschaft war er über die Familienzwistigkeiten, die das Haus des Tyrannen zu stürzen drohten, gut informiert. In Pharsalos füllte Pelopidas seine Armee mit thessalischen Abteilungen auf und wandte sich, ohne Zeit zu verlieren, direkt gegen Pherai. Obwohl die Rechnung auf 1, 49; K. J. Beloch, Griechische Geschichte Bd. 3, 1, 227f. (der Chronologie von J. Beloch folgen wir hauptsächlich); G. Glotz - R. Cohen, Histoiro grecque, Bd. 3, 230; H. D. Westlako, Thessaly in the Fourth Century B. C., 166ff.: H. Berve, ebenda Bd. 1, 293; Bd. 2, 671. 92 U. Kahrstedt nimmt an, daß Philipp schon damal(J,IX; Paus. 10, 2, 2: CJlKECJlV ou8evöc;ix~L6l!J.C,m fStp6lv). Die Phoker, die ihn wählten, konnten 23, 1: ixv~p-8-p&aeL davon überzeugt sein, daß er auf Gewalt mit Gewalt antworten ,vürde, falls die Amphiktyonen zu Strafmaßnahmen griffen, und daß er imstande sein ,vürde, das geheime Ziel, die Herrsehaft der Phoker über Delphi, zu verwirkliehen. Philomelos war also dureh den Willen des Volkes zur l\faeht gekommen; auf der allgemeinen Versammlung der Phoker war er zum strateg6sautokrator ernannt worden, offensiehtlieh für den gesamten Zeitraum des bevorstehenden Ausnahmezustandes. Die anderen Strategen waren, wenn sie in jenem Jahr überhaupt gewählt worden sind, seiner Befehlsgewalt unterworfen. Eine Besonderheit der neuen Militärmaeht in der Phokis war der Umstand, daß der strategosautokrator einenl\litregenten (auv&pxc.>v) hatte oder - besserausgedrüekt - einen Vertreter, so wie in Rom dem Diktator noeh ein Anführer der Reiterei zugeordnet war. Unter

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Philomelos wurde Onomarehos l\litregent, der zweite große Politiker dieser Partei (Diod. Sik. 16, 31, 5). Wie allerdings die Eniennung des Onomarehos vor sieh ging, ob auf Beschluß der Versammlung der Phoker oder naeh dem Willen des schon gewählten Strategen Philomelos, ist schwer zu sagen. Philomelos war durch den Willen des Vofües und auf völlig gesetzlichem Wege gewählt; dennoch war diese ·wahl ebenso verfassungsmäßig wie nichtverfassungsmäßig12. Die ,vahl selbst fand in einer besonderen, unruhigen Situation statt und war in gewisser ·weise von außen her veranlaßt. Philomelos verdankt seine Ernennung dem ,vmen des Volkes und zugleich seiner eigenen Initiative. Leider wissen wir nicht, wie weit die ehrgeizigen Pläne des Philomelos gingen. Selbst wenn wir voraussetzen, daß ihn anfänglicli die Selbstbehauptung und die mögliche Größe der Phokis bewegten, so ergibt sich doch die Frage: Wie lange kann ein in einer solchen Situation und auf solche Weise zur Macht gelangter Mann, der fähig und ehrgeizig genug ist, um sieh das Amt des strateg6sautokrator übertragen zu lassen, der sieh auf die Unterstützung einer starken Partei und auf den Demos verlassen kann und der über alle Streitkräfte und Finanzmittel des Landes verfügen darf - wie lange konnte ein solcher Mann in der Position ein loyaler Diener des Volkes bleiben und der Versuchung widerstreben, Tyrann und Eroberer zu werden1 ]\,fit anderen Worten, es ist interessant zu analysieren, ob Philomelos sich darauf beschränkte, die ihm gestellten Aufgaben im Rahmen der ihm gegebenen Vollmachten durchzuführen, oder ob er, wie viele andere, den Versuch machte, die ihm anvertraute M:aeht aus einer außerordentlichen republikanischen in eine monarchische zu verwandeln. Um auf diese Frage zu antworten, wird es notwendig, einen kurzen Überblick über die Regierung des Philomelos und im Zusammenhang damit über die entsprechende Anfangsperiode des Heiligen Krieges zu geben (die Hauptquelle dafür ist Diodor - 16, 23-31 mit einer Verdoppelung bei der Darlegung der Ereignisse bis auf den Feldzug des Philomelos in das Gebiet der Lokrer [naeh J. Beloch 23, 2-25, 2 = 27, 3-30, 3]; die übrigen Autoren Pausanias, J ustinus - ergänzen die Erzählung des Diodor nur durch unbedeutende l\Iomente) 13. Nachdem Philomelos im Frühjahr 356 an die Macht gelangt war, unternahm er energische Schritte zur Vorbereitung des bevorstehenden Kampfes mit den den Phokern feindlichen Gruppen der Amphiktyonen. Er mußte sichere Bündnispartner gewinnen und die Macht des phokisehen Staates selbst festigen. Zuerst begab sich Philomelos nach Sparta, wo er geheime Unterhandlungen mit dem König Arehidamos führte. Er wies Arehidamos darauf hin, daß die Lakedaimonier am Kampf gegen die Eigenmächtigkeit der Amphiktyonen ebenso interessiert sein müßten wie diePhoker; denn aueh gegen sie hattendieAmphiktyoneu seinerzeit ein ungerechtes Urteil gefällt. Philomelos weihte den König in seine Pläne der Eroberung Delphis und der Übernahme der Kontrolle über das Heiligtum durch die Phoker ein und appellierte an Sparta, dem phokisehen Unternehmen alle Unterstützung zu gewähren. Es war jedoch nicht nötig, Arehidamos erst zu überreden; erfreut nahm der König die sich bietende Möglichkeit wahr, sieh an den Amphiktyonen, besonders aber an den Thebanern, für die früheren

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Mißerfolge und Erniedrigungen zu räehen. Allerdings wagte der König im gegebenen Moment, in dem die Position aller bedeutenden Staaten von Hellas ungeklärt war, noch nicht, vor den Spartanern offen für die Unterstützung des phokischen Unternehmens gegen die Amphiktyonie einzutreten. Er verspraeh jedoeh jegliehe künftige Förderung der Saehe und stellte dem Philomelos Subsidien in Höhe von 15 Talenten als Vorsehuß zur Anwerbung von Söldnern zur Verfügung (Diod. Sik. 16, 24, lf.; ü her die Beziehungen der phokischen Herrseher zu Archidamos nach der Einnahme von Delphi vgl. Theopomp. bei Paus. 3, 10, 3ff. - FGrHist 115 Fr. 312, mit anekdotisehen Details über die Teilnahme des Königs und seiner Gemahlin am Raub heiliger Gegenstände). Naeh seiner Rückkehr in die Phokis, wo ihn während seiner Abwesenheit Onomarchos vertreten hatte, ging Philomelos sofort daran, eine neue Armee aufzustellen. Im Rahmen seiner Vollmachten berief er bis zu 1000 körperlieh Phoker ein; außerdem warb er für die von Arehidamos vorkräftige (-rooxtc.>v TUpocwo~; vgl. die zusammenfassendenDefinierungen mit einem möglichen Einschluß des Philomelos: Aischin. 2, 131: -rwvev c.>xe:üat 't"Upchvc.>v; Paus. 3, 10, 3: TWV8uvcxa,e:u6vTc.>V ev c.>xe:Üatv und 10, 7, 1: ol ev c.>xe:üat 8uv«aTcxt). Uns erscheint sowohl die unbedingte Identifizierung der Herrschaftsform des Philomelos mit der tyrann(s, wie H. Plass und später H. Parke 26 sie vornehmen, unrichtig als auch die scharfe Trennung bei H. Berve 87 • Philomelos war unseres Erachtens ein Typus, der bei einem Regime, das mit einigen tyrannischen Merk.malen behaftet war, doch im großen und ganzen seiner ursprünglichen Berufung sowie den republikanischen Formen treu blieb und nicht so sehr tyrannos als vielmehr hegemon war (vg1. die Bezeichnungen: dux, he,gem6n, die dem Philomelos und seiner Regierungsweise von antiken Schriftstellern gegeben wurden: Justin. 8, 1, 8 - ,,igitur Phocenses ... Philomelo quodam duce ... templum Apollinis Delphis occupavere"; Diod. Sik. 16, 31, 5: g 8e:( ... ) 'Ov6(J,cxpxo~ 3tcx8e:~«1'-E:vo~ -rijv ~ye:(J,ovfotv; Paus. 10, 2, 5: µ.e:TCX 8! tA.6µ.l)AOV TE:AE:UTY)GClVTCX 'Ovojl,&pxcii(J,EYTIJV -~ye:(J,ov(cxv 8t86cxatvol c.>xe:r;; vgl. ebenfalls die zusammenfassenden Definitionen mit einem möglichen Einschluß des Philomelos: Diod. Sik. 16, 64, 2: Twvevc.>xe:üatv f,ye:µ.6vc.>v; Paus. 10, 13, 9: ol c.>xec.>v ~ye:(J,6ve:~). Das von Philomelos geschaffene Regime war zwar ein Regime der persönlichen Macht, aber sie war ihm zur Lösung einer gemeinsamen Aufgabe vom ganzen Volke übertragen worden. Wenn man den Begriff der tyrannis hier nicht ganz ausschließen will, so könnte man von einer Art „nationaler" tyrannis sprechen. Auf der Wechselwirkung zweier verschiedener Momente der persönlichen und der phokischen, wirklichen oder vermeintlichen Interessen basierend konnte dieses Regime im Verlauf der nun nicht mehr aufzuhaltenden Ereignisse Veränderungen erfahren; in welcher Richtung jedoch und wie weit, darüber vermag man erst zu urteilen, wenn man einen Überblick über die Herrschaft der Nachfolger des Philomelos, des Onomarchos, Phayllos und des Phalaikos, gewinnt.

3. Das autoritäre Regime in der Pholcis unter den Nachfolgern des Philomelos

Die Niederlage der Phoker und der Selbstmord des Philomelos mußten das Vertrauen der Phoker und ihren Glauben an den Erfolg des von ihnen ausgelösten Abenteuers stark erschüttern. Auf der nach Delphi einberufenen Versammlung

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aller Phoker in Anwesenheit der Verbündeten wurde die entstandene Situation diskutiert. Während der Debatten bildeten sich unter den politisch aktiven Bürgern zwei Gruppierungen. Die „wohlhabenden w1d ehrsamen" Bürger (ol lmeLxfo't'a.-roL,nach der Bezeichnung des Diodor) waren zum Frieden geneigt. Sie wurden nicht nur durch das ilmen anstößige Vorgehen der phokischen Führer in bezug auf das delphische Heiligtum beunruhigt. Sie wurden durch das unglückliche Ergebnis der Kriegsführung erschreckt, zweifellos auch durch die Perspektiven der innenpolitischen Entwicklung, vor allen Dingen durch die militärische Sondergewalt, durch Willkürakte des strategos autolcrator,Exzesse in den Beziehungen zwischen ihm und den Bürgern, durch die wachsende Bedeutung ausländischer Söldnertruppen. Die Friedensbestrebungen dieser Leute waren um so mehr zu verstehen, als es von ihren Interessen aus ungerechtfertigt erscheinen mochte, die Gemeinde zum Vorteil einzelner, zumal, wie man meinte, vor dem Gotte schuldiger Leute einem Risiko auszusetzen. Sie konnten sich mit der ebenso natürlichen wie naiven Hoffnung trösten, daß sie, sofern sie sich von den „Heiligenschändern" distanzierten, als phokische Gemeinde den Konflikt mit den Amphiktyonen leicht bereinigen könnten. Dieser Gruppierung stand eine andere gegenüber, die nach der Definition Diodors aus unfrommcn Leuten bestand, die durch ihren frechen "\Vagemut und ihre Habgier gekennzeichnet waren (ot 8' &.aeßei:c; xa.t 't'OAµ"(] xa.t r.).eov~(C!'8La.'t)epov.ec;). Diese offenbar in sozialer Hinsicht recht bunte Gruppierung war durch die Gemeinsamkeit materieller und politischer Interessen aneinandergekettet. Zu ihr gehörten Leute, die mit den politischen Wirren ihre Hoffnungen auf eine persönliche Karriere und Bereicherung verbanden. Dabei gaben einflußreiche Personen aus dem Kreis der von den Amphiktyonen früher Verurteilten den Ton an, Leute, die sich von dem bereits Beschlossenen nicht mehr ablösen konnten. Sie stützten sich auf ihre persönlichen Anhänger, appellierten an die Gefühle der Phoker für die Macht der Phokis und traten lärmend für die Fortsetzung des Krieges ein. In ihrer Argumentation konnten sie Gründe vorbringen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt unsi.Imig erscheinen mußten. Die Schatzreserven i.In Tempel von Delphi waren groß und erlaubten, neue Söldnerarmeen anzuwerben. Einflußreiche Staaten, wie Athen und Sparta, Feinde der Thebaner konnten unmöglich den Untergang der Phoker zulassen. Wie nun auch die Begründw1g der Positionen der einen und der anderen Gruppierung aussehen mochte, die Kriegspartei verfügte in der Person des Kampfgefährten des Philomelos, Onomarchos', über ei.I1e11 Führer, von dem die gegnerische Partei nicht einmal zu träumen vermochte 28 • Onomarchos war zweifellos ein Erzfeind der Boioter, ei.I1erder glühendsten Verteidiger der Souveränitäts- und Machtinteressen der Phoker, und er genoß Autorität. Als einer von jenen, die noch vor dem Kriege durch die Amphiktyonen verurteilt worden waren, mußte er an der Fortführung des eben erst begonnenen Kampfes auch persönlich interessiert sein. Seine Tätigkeit als rechte Hand des Philomelos mußte sein Ansehen noch gefördert haben; er hatte auch den gelungenen Rückzug nach der verlorenen Schlacht angeführt. Er sprach sich nun für die Aufrechterhaltung des ersten Beschlusses

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aus und hielt auf der Versammlung der Phoker aus diesem Anlaß eine, wie Diodor Myov). In dieser Rede, die offenbar sagt, wohlüberlegte Rede (-::e:cppov·naµ.evov ebenso wohldurchdacht wie emotionell gefärbt war, wandte er sich in erster Linie an die Masse des Demos (bei Diodor: 1tpoe:'t'pttjlot't'o 't'IX,r).~-8-'1)) und errang hier einen vollen Erfolg: Mit Stimmenmehrheit sprach sich die Versammlung der Phokcr für die Fortsetzung des Krieges aus. Der Initiator des Beschlusses, Onomarchos, der nach dem Tode des Philomelos faktisch die Führung in der Hand hatte, wurde nunmehr offiziell zum strateg6s a11,tokratorernannt. Sein Bruder Phayllos nahm allem Anschein nach die Position ein, die Onomarchos bei Philomelos innegehabt hatte, den Posten des Stellvertreters, also des vermutlichen Nachfolgers. Auf Grund dieses nun schon traditionell gewordenen Aktes nahm die militärische Sonderbevollmächtigung in der Phokis einen dynastischen Charakter an (Diod. Sik. 16, 32, Hf.; Paus. 10, 2, 5; Justin. 8, 1, 14; zur Beurteilung der Rolle des Phayllos bei Onomarchos vgl. Diod. Sik. 16, 35, 1; 37, 1; 56, 5; Paus. 10, 2, 6). Nachdem Onomarchos sich so Ende des Jahres 355 an der Macht behauptet hatte, zögerte er nicht, l\laßnahmen zur Verhütung von künftigen Krisen politischer Natur einzuleiten und jegliche Opposition in ihrer Bewegungsfreiheit zu beschränken. In der Eigenschaft als Staatsoberhaupt ging er weitaus härter und skrupelloser vor, als dies Philomelos je getan hatte, und nunmehr bewahrheiteten sich die schlimmsten Befürchtungen jener, die zu einem autoritären Regime niemals Vertrauen gehabt hatten. Onomarchos rechnete gnadenlos mit der Opposition ab: Er ließ seine Gegner verhaften und hinrichten. Gleichzeitig bereitete er sich energisch auf die Wiederaufnahme der Kriegshandlungen vor. Auch hier zeigte er sich als ein Politiker, der viel weniger W csens bei der Durchsetzung seiner Pläne machte als Philomelos. Die Schätze des delphischen Tempels, die er offenbar als Gut der Phoker betrachtete, wurden jetzt uneingeschränkt für die Phokis genutzt. Die goldenen und silbernen Weihgeschenke wurden ohne weiteres in Metall zur Münzprägung eingeschmolzen; die neuen Münzen trugen anstelle der Legende der phokischen Gemeinde den Namen des Regenten Onomarchos. Erzeugnisse aus Kupfer und Eisen wurden zur Herstellung von Waffen benutzt. All das ergab l\,fittel zur Anwerbung und Ausrüstung neuer Söldner, und zwar in einem Maßstabe, wie ihn das Balkanische Griechenland bisher nie gesehen hatte. Die Armee wuchs um das Zweilache an und erreichte zum Zeitpunkt des letzten Feldzuges des Onomarchos nach Thessalien die 20000-Mann-Grenze. Parallel mit der eigentlich militärischen Vorbereitung lief auch die von Onomarchos aktiv betriebene diplomatische, die das Ziel verfolgte, die bereits vorhandenen Verbündeten zu einer aktiveren Beteiligung an phokischen Unternehmen zu überreden, neue Bündnispartner zu gewinnen und Zwiespalt in den Reihen des Gegners zu säen. Onomarchos griff zum Mittel der Bestechung; er machte, wenn es ihm zweckmäßig erschien, großzügige Geschenke. Wenn man dem ständig zu Boshaftigkeiten neigenden Theopompos Glauben schenken darf, so wurden von Onomarchos bedeutende Summen an den spartanischen König Archidamos ausgezahlt und seiner Frau Deinicha wertvolle Geschenke überreicht. Zu jener Zeit gelang es Onomarchos, einen bemerkenswerten Erfolg in Thessalien zu erringen, wo er mit seinen

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Subsidien die Energie der pheraisehen Tyrannen weekte, auf solehe \Veise die Kräfte der freien Thessaler band und sie damit vom Kampf in Mittelgrieehenland aussehloß. Insgesamt hat Onomarehos die Pause in den Kriegshandlungen hervorragend genutzt. Zur neuen Frühjahrskampagne zeigte er sieh weitaus besser vorbereitet als seinerzeit Philomelos (Diod. Sik. 16, 32, 4-33, 3; zur Ausnutzung der Sehätze des Tempels von Delphi dureh Onomarehos vgl. Diod. Sik. 16, 56, 5, zu den Ziffern über seine Armee während des letzten Feldzuges: Diod. 16, 35, 4; zu den Gesehenken an Arehidamos und seine Frau: Theopomp. bei Paus. 3, 10, 3ff. = FGrHist 115 Fr. 312)29 • Onomarehos, der im allgemeinen denselben strategisehen Plan wie Philomelos verfolgte, begann im Frühjahr 354 als erster die Kriegshandlungen; er drang in das Gebiet der nördliehen Lokrer ein. Er nahm Thronion ein, dessen Einwohner er zur \Vamung für alle anderen in die Sklaverei verkaufte. \Vie es sehien, nahmen die Phoker in jener Zeit aueh andere den Thermopylen benaehbarte Punkte Alpon und Nikaia - in ihren Besitz und braehten damit die aus Mittelgrieehenland naeh Nordgrieehenland führenden Pässe unter ihre Kontrolle. Unter dem Eindruek dieser phokisehen Erfolge unterwarfen sieh die westliehen Lokrer, vor allem die Amphissaier, freiwillig, und Onomarehos konnte den Vormarseh gegen die Dorer beginnen, deren Gebiet er bis aufs Letzte verwüstete. Somit hatte er mit seinen Feinden im Westen abgereehnet und wandte sieh jetzt gegen die Boioter, die dureh den Ausfall der Thessaler, die Niederlage der Lokrer und die Aussehaltung der Dorer völlig isoliert waren. Der Einmarseh des Onomarehos naeh Boiotien war anfänglieh mit großen Erfolgen gekrönt: Es gelang ihm sogar, Orehomenos einzunehmen. Er siedelte die früheren Einwohner der Stadt zurüek, jene, die naeh der Einnahme der Stadt dureh die Thebaner vor zehn Jahren übriggeblieben waren. Jedoeh seheiterte der Versueh, das benaehbarte Chaironeia zu erobern; es gelang Onomarehos nur, den Boiotern eine unbedeutende Niederlage beizubringen (Diod. Sik. 16, 33, 3f.; vgl. ebenfalls zu den Punkten im Thermopylengebiet Dem. 19, 83 und Aisehin. 2, 132ff.) 30 • Der Mißerfolg bei Chaironeia läßt sieh wohl damit erklären, daß Onomarehos nur mit einem Teil seiner Streitkräfte in die Offensive ging, denn gerade zu dieser Zeit mußte er 7000 l\Iann unter dem Kommando seines Bruders Phayllos naeh dem Norden, naeh Thessalien, sehieken. Dort hatte sieh im Zusammenhang mit der übliehen Einmisehung des makedonisehen Königs Philipp II., der den freien Thessalern zu Hilfe eilte, die Situation stark verändert. Nieht imstande, den vereinigten St1·eitkräften der Makedonier und der freien Thessaler Widerstand zu leisten, wandten sieh die pheraiisehen Tyrannen um Unterstützung an Onomarehos und dieser mußte, wenn er nieht den völligen Untergang dieses ihm so wiehtigen Verbündeten zulassen wollte, seinen Druek auf Boiotien vermindern und den Phayllos mit einem Truppenteil naeh Thessalien senden. Doeh zeigte es sieh, daß dieses Truppenkontingent nieht ausreiehte, um das Gleiehgewieht wiederherzust,ellen. Das Treffen mit Philipp endete für Phayllos mit einer Niederlage, wonaeh Onomarehos selbst mit ganzer Maeht naeh Thessalien einrüekte, um ein für alle Mal das thessalische Problem zu lösen und das ganze Land unter seine Herrsehaft zu bringen (vgl. bei Diodor:

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voµL~cilv/S).'Y)c;; -rijc;;0e,-roc).[occ;; xupd>aeLV). Dank seiner übermacht

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und auch seines militärischen Talentes, das er gerade hier zu beweisen Gelegenheit hatte, vernichtete er in zwei Schlachten die vereinigten Heere der Makedonier und der Thessaler fast vollständig und zwang Philipp, sich mit den Resten seiner Armee nach Makedonien zurückzuziehen (Diod. Sik. 16, 35, lff.; vgl. Polyain. 2, 38, 2). Nunmehr befand sich Thessalien tatsächlich in der Hand der Phoker, und diese Tatsache verwandelte den Phokischen Bund, unter Berücksichtigung der im Frühjahr errungenen Erfolge in Mittelgriechenland, in die stärkste Großmacht von Hellas. Onomarchos, durch dessen Unternehmungen die Phokis in eine solch glänzende Lage versetzt war, wurde zur führenden politischen Persönlichkeit unter den Hellenen (vgl. Polyb. 9, 33, 4f.). Seine Autorität überstrahlte alle. Als sich im Frühjahr 353 nach zweijähriger Pause in Delphi erneut die Naopoioi versammelten, die Amtspersonen der Amphiktyonie, die für die Einrichtung des neuen Apollontempels verantwortlich zeichneten, so bedeutete dies, daß Onomarchos sowohl von seiten der öffentlichen Meinung in Hellas als auch von der Amphiktyonie selbst die wichtige faktische Anerkennung der neuen Lage der Phokis erreicht hatte (SIG 3 I Nr. 241, mit den Kommentaren von J. Beloch und W. Ferguson) 31 • Im Frühjahr des nächsten Jahres unternahm Onomarchos, der sich vor dem Norden in Sicherheit fühlte, einen neuen Vormarsch nach Boiotien. In Koroneia öffnete die den Phokern freundlich gesinnte Partei dem Onomarchos die Tore der Akropolis. Der Versuch des anderen Teils der Bürger von Koroneia, zusammen mit der zu Hilfe eilenden thebanischen Abteilung die Unterstadt zu halten, gelang nicht, und so geriet dieser wichtige strategische Punkt in die Hände der Phoker. Hier, genau wie in dem im vorigen Jahr angegliederten Orchomenos, richtete Onomarchos eine autonome, das heißt antithebanische Regierung ein. Ihren Erfolg ausnutzend eroberten die Phoker offenbar noch in diesem Frühjahr Korsia und Tilphossaion und hatten damit die Kontrolle über ganz W cstboiotien, bis an die Berge des Helikon (Diod. Sik. 16, 35, 3; vgl. ebenfalls: zu Koroneia - Ephor. bei Anon. in Aristot. Eth. ~ik. 3, 11, 1116b 6; FGrHist 70 Fr. 94; Aristot. Eth. Nik. 3, 11, 1116b 15ff.; Schol. Dem. 6, 13; zu Korsia und 'rilphossaion - Dem. 19, 141; Diod. Sik. 16, 58, 1)32 • Es schien, als ob der von Theben geführte Boiotische Bund von der Gefahr der Vernichtung bedroht sei, jedoch kam, wie ein Jahr zuvor, erneut die Hilfe von Norden in der Person des Philipp von Makedonien. Dieser dachte nicht daran, sich mit der Niederlage abzufinden, die ihm Onomarchos im vorigen Jahr beigebracht hatte, und nachdem er den Winter zur Wiederherrichtung seiner Armee benutzt hatte, rückte er jetzt erneut gegen Thessalien vor. Das zwang die Tyrannen von Pherai, wieder Hilfe von Onomarchos zu erbitten, und dieser mußte seinerseits die Offensive gegen die Boioter abbrechen, um seine Freunde zu verteidigen und seinen Einfluß in Thessalien zu erhalten. Auf dem Wege zwischen den Thermopylen und Pherai, auf dem sogenannten Krokusfeld an der Westküste des Meerbusens von Pagasai, empfing Philipp, dem es sehr wesentlich war, eine Vereinigung

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der Heere des Onomarchos und der Pheraier zu verhindern, die Phoker mit seinem Fußvolk von etwa 20000 Mann und 3000 Berittenen. Onomarchos verfügte über Fußvolk in gleicher Stärke; hatte aber nur 500 Berittene. In dieser Sehlacht errang Philipp den entscheidenden Sieg. Mehr als 6000 phokische Soldaten fielen, entweder im Kampf oder bei dem Versuch, schwimmend die im Meerbusen von Pagasai kreuzenden athenischen Schiffe zu erreichen. Onomarchos, der gewiß alles, was an ihm lag, getan hatte, fiel ebenfalls in dieser Schlacht. Er gehört zu den bedeutenden Politikern und Heerführern, wobei nach der gerechten Bemerkung von J. Beloch sein Unglück darin bestand, daß sein Widersacher Philipp noch bedeutender war 88 und, dürfen wir hinzufügen, Makedonien eine breitere und günstiger gelegene Basis war als die kleine, von Nachbarn umdrängte Phokis, die ihre Rolle nicht auf Grund ihrer eigenen Struktur, sondern nur dank der Tatsache spielen konnte, daß die delphischen Weihgeschenke ihrem Zugriff offen lagen. Eine Änderung in dieser Beziehung konnte sich nur ergeben, wenn Thessalien der Phokis dauernd untertan blieb, eine unwahrscheinliche Perspektive. Was Philipp betrifft, so verstand er sehr wohl, seinen Sieg politisch auszunutzen. Schon damals nahm er die Rolle des Rächers des von den Phokern geschändeten Apollon-Heiligtum für sich in Anspruch und damit auch die Rolle des hegemon der Amphiktyonen. Schon vor der Schlacht auf dem Krokusfelde befahl er nach dem Zeugnis des Justin „allen seinen Soldaten, sich mit Lorbeerkränzen zu schmücken und ging wie vom Gotte selbst geführt in die Schlacht". Nachdem er den Sieg errungen hatte, ließ er alle gefangenen Phoker - das waren nicht weniger als 3000 - als Schänder des delphischen Heiligtums im Meer ertränken. Die Leiche des im Kampf gefallenen Onomarchos aber ließ er kreuzigen (Diod. Sik. 16, 35, 3ff.; 61, 2; vgl. Dem. 19, 319; Paus. 10, 2, 5 mit einer anderen und offensichtlich unrichtigen Version des Todes des Onomarchos, im Unterschied zu Diodor: Der Führer der Phoker soll während der Flucht von den eigenen Soldaten umgebracht worden sein, die ihn der Unentschlossenheit und Unerfahrenheit in der Schlacht anklagten; Justin. 8, 2, 3ff.). Die unmittelbare Folge der Niederlage auf dem Krokusfeld war für die Phoker der Verlust Thessaliens, außer einer einzigen Stadt, Halos, die bis zum Frieden des Philokrates Verbündete der Phoker blieb, sowie der Gebiete der nördlichen und westlichen Lokris. Diese Niederlage war überhaupt der Wendepunkt in der Geschichte der so plötzlich zur Großmacht aufgestiegenen Phokis. Makedonien, von Philipp geführt, war ein unüberwindliches Hindernis; als die Phoker an ihm gescheitert waren, haben sie niemals mehr die frühere l\Iacht wiedererlangt, und nachdem sie auch die außenpolitische Initiative verloren hatten, begannen die Verfallserscheinungen. Solange allerdings die Schätze des delphischen Tempels ausreichten, um neue Söldner anzuwerben, setzten die phokischen Führer hartnäckig den Kampf um die Souveränität und politische Geltung der Phokis fort. Jedoch mit der unvermeidlichen Erschöpfung dieser l\Iittd und der entsprechenden Verringerung der Söldnertruppen mußte auch die Macht der Phoker zurückgehen und ihr autoritäres Regime in Schwierigkeiten geraten. Die sichereren ursprünglichen Stützen dieses Rt,gimes - die enthusiastische Beistimmung der eigenen

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Bürger und die Hilfe anderer einflußreicher griechischer Staaten - brachen schon früher zusammen, in jenem Moment, in dem es für die phokischen Herrscher objektiv unmöglich wurde, die Politik großen Stils fortzusetzen. Diese Wandlungen vollzogen sich natürlich nicht sofort, und zunächst waren die Phoker, die fiir die Politik des Philomelos und Onomarchos gestimmt hatten, noch lange nicht bereit zu kapitulieren. Das von diesen beiden geschaffene autoritäre Regime erwies sich als stark genug, um die ersten Nachwehen der Niederlage auf dem Krokusfeld zu überstehen, und die Nachfolge in der Herrschaft durch den Bruder des Onomarchos ging, soweit \l-ir informiert sind, ohne jegliche Komplikationen vonstatten. Die innerpolitische Opposition hatte Onomarchos derartig gründlich ausgerottet und die Unterstützung der Söldner sowie des für die Machtpolitik im Interesse der Phokis gewonnenen Demos war noch so unbedingt, daß die Bestätigung des Phayllos im Amt des strateg6s autokrator fast automatisch erfolgte (Diod. Sik. 16, 36, 1; 37, 1; Paus. 10, 2, 6)34 • Vor dem neuen Herrscher stand die schwierige Aufgabe, die stark erschütterten militärischen und politischen Positionen der Phokis wieder zu festigen. Der Verlust Thessaliens mußte ausgeglichen werden; ja man mußte sich auf die Verteidigung gegen einen möglichen Einfall des Gegners in die Phokis selbst vorbereiten. Phayllos war der unmittelbar vor ihm liegenden Aufgabe gewachsen. Ebenso energisch wie sein Bruder, nicht wählerisch in seinen Mitteln, nutzte er die immer noch enormen ReserYen im delphischen Heiligtum an Gold und Silber für die Emission neuer Münzen, auf die er - vielleicht - ebenso wie sein Bruder den eigenen Namen prägen ließ, andere Metalle zur Herstellung neuer ,vaffen. Parallel lief die Anwerbung neuer Söldner; als Lockmittel verdoppelte Phayllos den Sold. Gleichzeitig suchte er ebenso wie seine Vorgänger Hilfe im Ausland zu finden, die alten Verbündeten zu halten, neue zu gewinnen, hauptsächlich aber die einen wie die anderen zu aktiver Hilfe anzuregen. Dabei beschränkte er sich nicht auf Appelle, sondern erreichte durch großzügige Geschenke - sowohl an einflußreiche Persönlichkeiten als auch offiziell an ganze Gemeinden - angesichts des drohenden Einmarsches Philipps nach Mittelgriechenland unmittelbare Hilfeleistungen. Es ist der Entsuhlossenheit der Phoker, aber auch der Energie des Phayllos zu danken, daß der phokische Staat nicht sofort nach der Schlacht auf dem Krokusfclde zusammenbrach, sondern den Kampf sogar noch fortsetzte (Diod. Sik. 16, 36, 1; 37, 1-4; zur Ansnutzung der delphischen Schätze durch Phayllos vgl. Diod. Sik. 16, 56, 5f.; 61, 3)35 • Die Gegner waren dieses Mal aber nicht bereit, den Phokern eine Atempause zu gönnen. Als die Ausmaße ihrer Niederlage bekannt wurden, gingen die Boiotcr offenbar noch im Sommer 353 zur Offensive über mit dem Ziel, die von Phokern eroberten Städte wieder unter die eigene Herrschaft zu bringen. Phayllos trat ihnen mit einer zahlenmäßig noch unterlegenen Streitmacht entgegen und \Vut-dein einer Reihe von Zusammenstößen geschlagen, bei Orchomenos, bei Kephis, bei Koronein. Dennoch vermochte er die früher besetzten Städte in seinem Besitz zu erhalten und behielt damit die Kontrolle über Westboiotien (Diod. Sik. 16, 37, 5f.). In dieser Zeit drohte Gefahr von anderer Seite: Philipp von Makedonien, der 24 Welskopf, Bd. 1

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seinen Erfolg zu festigen und auszuweiten gedachte, rückte unter dem Vorwand des Kampfes gegen die „Hciligtumschänder" zu den Thermopylen vor, um nach Mittelgriechenland einzudringen. Jetzt aber waren nicht nur die Verbündeten der Phoker - Athen, Sparta und andere griechische Staaten - auf dem Plan, nicht nur der Phoker wegen, sondern weil sie im eigenen Interesse Philipp nicht in Zentralgriechenland zu sehen wünschten. Tausend Lakedaimonier, zweitausend Achaier und etwas mehr als fünftausend Athener eilten zu den Thermopylcn; das war beinahe die gesamte Bürgerwehr Athens (5000 Mann Fußvolk, 400 Berittene), sie stand unter dem Kommando des Strategen Nausikles. Zusammen mit der Armee des Phayllos und der pheraüschen Tyrannen, die sich ihm mit 2000 ihrer Söldner angeschlossen hatten, erwies sich diese Streitmacht als ausreichend, um die Thermopylenpässe zu sperren. Philipp nahm von seinem Plan Abstand. Für dieses Mal war die Phokis vor der makedonischen Gefahr gerettet (Diod. Sik. 16, 38, 1f. und 37, 3; vgl. Dem. 4, 17; 19, 84 und 319; 18, 32; Justin. 8, 2, Sff.). Jetzt erst bekamen die Phoker die notwendige Atempause, und den gesamten Winter 353/352 hindurch setzte Phayllos die begonnenen Vorbereitungen energisch fort. Im Frühjahr des darauffolgenden Jahres waren die Streitkräfte der Phoker soweit aufgefüllt, daß Phayllos in der Lage war, seinen spartanischen Verbündeten etwa 3000 Mann zur Unterstützung zu schicken, als diese, im vorhergehenden Jahr noch von den Erfolgen des Onomarchos in Boiotien angeregt, einen Krieg gegen l\fogalopolis und einige andere von Theben unterstützte Gemeinden der Peloponnes begonnen hatten (Diod. Sik. 16, 34, 3 u. 39, 1-7; Paus. 8, 27, 9f.; vgl. ebenfalls die Rede des Demosthenes 16 'Yr.!p l\leyo:Aor.oA~'t'wv). Mehr noch: Phayllos nutzte die Gelegenheit, als die Boioter einen bedeutenden Teil ihrer Streitmacht in die Peloponnes gesandt hatten - viereinhalbtausend Mann unter dem Kommando des Kephision -, ging selbst zur Offensive über und marschierte in die nördliche Lokris ein, wo er alle Städte eroberte mit Ausnahme von Naryx. Die Boioter antworteten mit einem Einmarsch in die Phokis. Phayllos kam ihnen entgegen, erlitt aber bei Abai eine Niederlage, wonach die boioitischen Truppen die umliegenden phokischen Gebiete verwüsteten. Danach marschierten die Boioter nach Norden, um dem von den Phokem belagerten Naryx zu helfen. Hier holte sie Phayllos ein und brachte ihnen eine Niederlage bei, womit er den Mißerfolg bei Abai ausglich. Die Phoker nahmen Naryx im Sturm ein und machten es dem Boden gleich. Die nördliche Lokris war wieder unter phokischcr Kontrolle, die Verbindung mit den Stützpunkten in der Nähe der Thermopylen war völlig wiederhergestellt (Diod. Sik. 16, 38, 2-5). Während die Phokcr ihre verlorenen Positionen in 1\fittelgriechenland wiedergewannen, schlief der Krieg auf der Peloponncs ein, und die Hilfstruppen der Boioter und der Phoker konnten in die Heimat zurückkehren. Es war klar, daß der Krieg zwischen ßoiotern und Phokern im nächsten Frühling mit neuer Kraft aufflammen würde, und in dieser Lage war die schwere Erkrankung des Phayllos ein wahres Unglück für die Phokcr. Phayllos, der sein Ende kommen fühlte, tat, was in seiner Macht stand, um den Fortbestand des autoritären Regimes in der Phokis und damit die kontinuierliche Führung der militärischen und politischen

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Angelegenheiten zu siehcrn. Nach einer zweifellos von ihm persönlich verfügten Anordnung sollte sein Neffe, der Sohn des Onomarchos, Phalaikos, die Nachfolge antreten, dem seines jugendlichen Alters wegen ein Mitregent und Vormund beigesellt werden sollte, oder um es einfacher zu sagen: Regent wurde einer der Freunde des Phayllos, 1\lnaseas. Dieser war offenbar nicht nur ein Freund, sondern ein Verwandter des Phayllos, denn er ist wohl identisch mit jenem Mnaseas, der nach dem Zeugnis des Aristoteles noch vor dem Ausbruch des Heiligen Krieges mit dem Vater des Onomarchos, Euthykrates, wegen epikleros einen Streit hatte (vgl. Aristot. Politik. 5, 4, 1304a 10-13). Allem Anschein nach gelang es den Nachkommen des Euthykrates, sich mit Mnaseas auszusöhnen, und seine Ernennung zum Regenten als Vormund des Phalaikos unterstrich den dynastischen Charakter der von Phayllos getroffenen Anordnung. Ob Phayllos es nötig hatte, seine Verfügung durch einen entsprechenden Beschluß der Volksversammlung bestätigen zu lassen, wissen wir nicht. Aber wie dem auch sei, als Phayllos nach langer und quälender Krankheit starb - offenbar bereits zu Beginn des Jahres 351 - ging die 1\facht in der Phokis ohne Schwierigkeiten an Phalaikos und Mnaseas über, was nochmals die keinem Zweifel unterliegende Beständigkeit des Regimes bestätigte (Diod. Sik. 16, 38, 6 mit einem Hinweis auf die persönliche Initiative des Phayllos in der Frage der Benennung des Nachfolgers; zur Krankheit und zum Tod des Phayllos vgl. Diod. Sik. 16, 61, 3; vgl. ebenfalls Paus. 10, 2, 6-7, wo Phalaikos übrigens unrichtig und gegen die allgemeine Tradition, vgl. außer Diod. Sik., Schol. Aischin. 2, 130, als Sohn des Phayllos bezeichnet wird) 36 • Wie bereits vorhergesehen, mußten die neuen Herrscher der Phokis sich sofort mit der Gefahr des erneuten Ansturms der Boioter beschäftigen. Die Zusammenstöße fanden hauptsächlich in Westboiotien statt, wo der Kampf wiederum um die von den Phokern eingenommenen Städte ging. Nach dem ursprüngliehen Plan sollte Mnaseas die phokische Streitmacht führen, jedoch zu Beginn des Feldzuges, während eines nächtlichen Überfalls der Boioter auf das phokischc Lager, fiel Mnaseas, und so mußte Phalaikos, noch sehr jung, schon die ganze Verantwortung eines selbständigen Kommandos auf sich nehmen. Der Nachfolger des Onomarchos und des Phayllos war bemüht, den Ruhm seines Geschlechtes aufrechtzuerhalten. Er versuchte, Chaironeia zu erobern, das für die Gegner so viel wie eine Bresche in der Kette der von den Phokern besetzten boiotischen Festungen war; nach einem ersten Mißerfolg drang er in die Stadt ein. Doch konnte er sich hier nicht halten, und nun rissen die Boioter die Initiative an sich, drangen in das Gebiet der Phokis ein und, nachdem sie ländliche Gegenden verwüstet und einige kleine Städte zerstört hatten, kehrten mit Beute beladen heim (Diod. Sik. 16, 38, 7; 39, 8). So war es den Boiotern gelungen, schon ein zweites Jahr hindurch Plünderungszüge in die Phokis zu unternehmen, und doch stand ihre Sache nicht gut. Der lange Krieg zehrte sowohl die menschlichen als auch die materiellen Reserven Boiotiens auf. Besonders kläglich stand es um die Finanzen, was die Thebaner schließlich dazu zwang, noch im Jahre 351 den persischen König Artaxerxes Ochos um Hilfe zu bitten. Er schickte ihnen sofort 300 Talente, die aber nicht als

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kostenlose Gabe gedacht waren, wie Diodor Glauben machen will, sondern eher, wie J. Beloch annimmt, als Vorauszahlung für die Bereitstellung einer Hilfstruppe zur Teilnahme an einem Feldzug gegen Ägypten, dessen Vorbereitung von Artaxerxes betrieben wurde 37 • Offenbar erklärt sich dadurch der Umstand, daß die Boioter trotz der von den Persern in Empfang genommenen Subsidien im folgenden Jahr 350 keine Offensive gegen die Phoker unternahmen. Auf der antlern Seite hielt sich Phalaikos, von den Mißerfolgen des Vorjahres zur Vorsicht gemahnt, von allen aktiven Operationen zurück (Diod. Sik. 16, 40). In den folgenden beiden Jahren 349-348 lebte der Krieg wieder auf, aber es gab keine wesentlichen Veränderungen. Die kämpfenden Seiten hielten sich mit ihren kleineren Erfolgen und Niederlagen die Waage. Die Boioter unternahmen von Zeit zu Zeit Überfälle auf die Phokis, die Phoker jedoch behielten weiterhin die wichtigsten Festungen Westboiotiens in der Hand und führten, auf sie gestützt, erfolgreiche Handstreiche gegen die Boioter aus. Im Jahre 349 versuchten die Boioter wieder, in die Phokis einzufallen, diesmal, wie es scheint, von zwei Seiten aus; von Nordosten her aus der Opuntischen Lokris, sowie von Südosten. In der einen Richtung, bei Hyampolis, hatten sie Erfolg; im Süden bei Koroneia war der Sieg aber auf der Seite der Phoker (Diod. Sik. 16, 56, 1 f.). Im nächsten Jahr 348 fielen die Boioter wiederum in die Phokis ein und brandschatzten ländliche Gegenden; auf dem Rückweg jedoch erlitten sie eine N"iederlage bei dem Zusammenstoß mit phokischen Truppen bei Hedyllion (Diod. Sik. 16, 56, 2; vgl. Dem. 19, 148). Der sich in die Länge ziehende Krieg erschöpfte beide Seiten die Boioter nicht minder als die Phoker (über die Schwierigkeiten der Boioter vgl. Isokr. 5, 5-:1:f.).Nichtsdestoweniger war die potentielle Gefahr für die Phokcr größer als für Boiotien. Der an Menschen und materiellen Reserven ärmere phokische Staat führte den Krieg hauptsächlich auf Kosten des delphischen Tempels und mit Söldnern, die aus den Mitteln der heiligen Kasse gemietet waren. Jedoch schon zu Beginn der 40er Jahre mehrten sich die Anzeichen, daß die scheinbar unversiegliche Quelle der Schätze von Delphi sich erschöpfte (vgl. Dem. 3, 8). Dadurch wurde die Möglichkeit beschränkt, ausländische Söldner anzuwerben, was sich auf die Militärmacht der Phokis und auf das hier bestehende Regime auswirken mußte. Die innerpolitische Situation wurde auch durch die Einfälle der Boioter und die damit verbundenen Verluste schwieriger. Die Regierung mußte in jeder Weise auf der Hut sein. Phalaikos aber fehlten die für eine solche Situation erforderlichen Eigenschaften. Seine Außenpolitik im Jahre 349/ 348, als Euboia von Athen abfiel, war nicht eben weitsichtig. Aus irgendwelchen uns unbekannten Gründen - vielleicht um seine Söldner zu beschäftigen, deren Haltung ihm bei dem Mangel an Eroberungen sehr teuer zu stehen kam - endes Phalaikos den Euboicrn Hilfe gegen Athen, zuerst dem Erythraicr Kleitarchos, der mit Hilfe der Söltlncr des Phalaikos den athcnischen Schützling Ploutarchos aus Eretria verjagte; später unterstützte er den Chn.lkidier Taurosthenes, der zusammen mit seinem Bruder Kallias und dem soeben erwähnten Kleitarchos versuchte, gegen das auf die Insel gesandte athcnische Heer den ,viderstand zu organisieren. Es ist bemerkenswert, daß in beiden Fällen sich jene die Unter-

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stützung des phokischen Herrschers zunutze machten, die mit Philipp von Makedonien verbündet waren. Auf diese Weise förderte Phalaikos die Festigung des makedonischen Einflusses auf Euboia. Noch wichtiger und für die phokische Sache ungünstiger war, daß Phalaikos durch seine Handlungsweise seine Beziehungen zu Athen, jenem alten und sicheren Bundesgenossen der Phoker, von Grund auf störte. Das war der Anfang fiir eine künftige politische Isolation der Phokis (Aischin. 3, 86ff. mit den Scholien; vgl. Dem. 21, 110. 132f. 161ff. 200; 4, 37f.; 5, 5 mit den Scholien; 9, 57; Plout. Phok. 12ff.). Inzwischen wandten sich die von dem unglücklichen Ausgang ihres letzten Einfalls in die Phokis im Jahre 348 deprimierten und von den Lasten des langen Krieges erdrückten Boioter um Hilfe an denjenigen, der ihnen als einziger eine effektive militärische Unterstützung zukommen lassen konnte, an Philipp von Makedonien (offensichtlich im Sommer 347). Philipp hatte in den Jahren, die seit seinem Zusammenstoß mit denPhokcrn in Thessalien im Jahre 353 verflossen waren, außergewöhnliche Erfolge errungen: Er festigte seinen Einfluß in Illyrien und in Epeiros, unterwarf sich beinahe ganz Thrakien mit Ausnahme der bei den Athenern verbliebenen Chersones und gliederte die Chalkidike an. An der Spitze einer Großmacht, die sich vom Hellespont bis zu den Thermopylen erstreckte, konnte er jetzt noch einmal versuchen, durch die Thermopylen in Mit.telgriechenland einzudringen. Die Bitte der Boioter lieferte ihm den erwünschten Vorwand, unter der Maske des Verteidigers der Sache der Amphiktyonen zu marschieren; hatte er doch schon im Jahre 353 Ansprueh auf diese Rolle erhoben. Und obwohl er, um die Boioter zu erniedrigen, anfänglich nur eine völlig unzureichende Hilfe gewährte, war es klar, daß die makedonische Intervention in die Angelegenheiten Mittelgriechenlands nicht auf sich warten lassen würde (Diod. Sik. 16, 58, 1-3; vgl. Isokr. 5, 55). Während sich im Norden die Gefahr zusammenballte, kam es in der Phokis selbst zur innerpolitischen Krise: Phalaikos wurde - wohl im Herbst 347 - abgelöst. Die Gründe, die zum Zusammenbruch der Herrschaft des Nachfolgers von Onomarchos und Phayllos führten, waren eindeutig. Die unaufhörlichen Brandschatzungen des Landes durch die gegnerischen Einfälle riefen unter der Bevölkerung große Unzufriedenheit hervor (zur Ruinierung der Phokis bei Kriegsende vgl. Dem. 19, 123). Die Finanzlage des Staates war mehr als jämmerlich. Die Reserven des delphischen Tempels waren nahezu verbraucht, Phalaikos ließ sogar Aus,,,orabw1gen auf dem Territorium des Heiligtums, am heiligen Herd und am Dreifuß der Pythia vornehmen, um irgendwelche angeblich dort in uralter Zeit verborgenen Schätze zu finden. Diese Ausgrabungen hatten keinerlei Erfolg (Diod. Sik. 16, 56, 7f.; vgl. Strab. 9, 3, 8 p. 421, wo die Durchführung der Ausgrabungen jedoch fälschlicherweise dem Onomarchos zugeschrieben wird). Infolge des sich offen abzeichnenden Bankrotts mußte auch die Anwerbung neuer Söldner stark eingeschränkt werden, ganz abgesehen von den Schwierigkeiten, die vorhandenen zu ernähren. Die Söldner waren ihrem Heerführer daher allem Vermuten nach nicht mehr in der alten Weise ergeben (wir haben darüber keine konkreten Angaben, aber die Ablösung des Phalaikos wäre ohne Einverständnis der Söldner unmöglich ge-

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wesen). Sehleehte Finanzlage, feindliche Einfälle, politische Isolierung, Verlust der Initiative in der Kriegsführung, alle diese Umstände untergruben die Autorität des Regimes. Die Phoker erlitten gerade im Sommer 347, wenn man der Chronologie von J. Beloeh folgt (bei Diodor wird darüber wie aueh über die Bitte der Boioter an Philipp erst naeh der Erwähnung der Ablösung des Phalaikos berichtet), eine empfindliche Niederlage bei Abai. Hier hatten sie die Wege verbarrikadieren wollen, die die Boioter gewöhnlich für ihre Einfälle in die Phokis benutzten. Bei dem unerwarteten gegnerischen Überfall wurden die Phoker zusammengeschlagen und flüchteten zum Teil in die benachbarten kleinen Städte. Etwa 500 Mann verbargen sieh im nahegelegenen Apollontempel, wo sie bei einem zufällig entstandenen Feuer lebendigen Leibes verbrannten (Diod. Sik. 16, 58, 4ff.; Paus.10, 35, 3; zumMarsehwegderboiotisehenEinfälle vgl.Strab.9,3, 6ff. p.419) 38 • Unter all diesen Umständen, bei der Unzufriedenheit des Volkes und der zumindest gleichgültigen Haltung der Söldner, gelang es der Opposition in der Versammlung der Phoker, den Beschluß über die Ablösung des Phalaikos durchzusetzen. Als Vorwand dafür diente die für solche Fälle standardisierte, hier vielleicht sogar begründete Anschuldigung gegen Phalaikos, daß er sieh persönlich aus den Sehätzen des delphischen Tempels bereichert habe. Anstelle eines strateg6s autolcratorwurden nunmehr wieder wie üblich drei Strategen gewählt - Deinokrates, Kallias und Sophanes, denen man die Untersuchung der Ausplünderung der heiligen Kasse übertrug. Die Untersuchungskommission konnte sieh nicht entschließen, Phalaikos selbst zur Verantwortung zu ziehen; um so schärfer ging sie mit seinen nächsten Mitarbeitern ins Gericht. Einer von ihnen, ein gewisser Philon, der unmittelbar mit der Verwaltung der beschlagnahmten Schätze in Berührung gekommen war und wohl aueh der ehemalige Initiator der auf Befehl des Phalaikos durchgeführten Ausgrabungen war, wurde einem strengen Verhör unterzogen und verriet oder verleumdete unter Folterqualen eine ganze Reihe anderer Personen. Sie wurden festgenommen und zur Herausgabe der von ihnen geraubten und noeh vorhandenen 'Wertgegenstände gezwungen, wonach sie als Schänder des Heiligtums hingerichtet wurden. Philon selbst starb sehon früher an den Folgen der Folter. Gleiehzeitig wurde die Außenpolitik überprüft, um die Bündnisbeziehungen zu Athen und Sparta zu erneuern und zu festigen. Um sieh der Unterstützung dieser Staaten am Vorabend des Einmarsches Philipps naeh Mittelgrieehenland zu versichern, schlug die phokisehe Regierung den Athenern und Spartanern vor, daß die Phoker die Verteidigung der Thermopylen übernehmen und zu diesem Zweek mit ihren Truppen die Festungen Thronion, Alpon und Nikaia halten würden (Diod. Sik. 16, 33, 3 ff.; 59, 1; Paus. 10, 2, 7; vgl. Aisehin. 2, 131f.). Inzwischen hatte sieh die Lage in Griechenland immer mehr zuungunsten der Phoker entwickelt. Ihre nächsten und früher sichersten Verbündeten - die Athener - waren selbst erschöpft dureh ihren Krieg mit Makedonien, der sieh seit 356 hinzog, und sie dachten schon lange an Frieden. Das sieh andeutende Bemühen Athens um eine Aussöhnung mit Philipp ist aueh im Zusammenhang mit dem Stand der phokisehen Angelegenheit selbst, mit dem Zerfall des pho-

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kischen Staates und der unzweckmäßigen Außenpolitik des Phalaikos zu erklären. Die Athener rechneten nicht mehr auf eine aktive Unterstützung dw·ch die Phoker (vgl. die schmähende Äußerung des Demosthenes: Dem. 1, 26). Allerdings entstand mit der Beseitigung des Phalaikos und mit den Vorschlägen der neuen phokischen Regierung bezüglich der Thennopylen eine neue Perspektive, gegen einen makedonischen Einmarsch den gemeinsamen \Viderstand zu organisieren. In Athen beschloß man, die sich bietende Möglichkeit wahrzunehmen. Dem Strategen Proxenos wurde der Befehl erteilt, sich unverzüglich auf den Weg zu machen, um die in der Nähe der Thermopylen gelegenen Festungen von den Phokern zu übernehmen. Außerdem wurde beschlossen, 50 Trieren auszurüsten und alle Bürger bis zu 40 Jahren für den Feldzug unter die Waffen zu rufen. In Sparta beschloß man ebenfalls, den Phokern zu helfen, und König Archidamos erschien mit 1000 Hopliten bei den Thermopylen. Jedoch schwand die kaum aufgekeimte Hoffnung auf einen gemeinsamen Widerstand gegen :Makedonien durch eine neue Wendung in der Phokis. Offenbar hatte Phalaikos nach seiner Absetzung seinen Einfluß nicht gänzlich eingebüßt 39 • Es gelang ihm auf irgendeine ,veise, die Söldner und das Volk wieder auf seine Seite zu ziehen und seine erneute Einsetzung als strategosautokratorzu erreichen, offenbar zu Beginn des Jahres 346. Da es eben die Opposition war, die die athenischen und spartanischen Truppen herbeigerufen hatte, erklärte Phalaikos den Beschluß für null und nichtig. Die athenischen Gesandten wurden verhaftet, Proxenos und Archidamos aber wurde im wahrsten Sinne des Wortes die Tür vor der Nase zugemacht, und sie mußten den Rückweg antreten (Diod. Sik. 16, 59, 1f.; vgl. Aischin. 2, 132ff., wo jedoch zur Bezeichnung jener Gewalt, die über das Schicksal der phokischen Gesandten entschied, eigenartigerweise das Wort -rupixwoLverwendet ist - also der Plural; es kann dies aber auch eine metaphorische Bezeichnung dessen sein, was wir heutzutage „Phalaikos und seine Clique" nennen würden). Der Affront, den die Athener in der Phokis erlitten, verstärkte ihre Friedensbestrebungen. Die schon zuvor begonnenen Unterredungen mit Philipp wurden energisch fortgesetzt, und bald darauf wurde der sogenannte Frieden des Philokrates geschlossen. Im athenischen Monat Elaphebolion, also im März/April des Jahres 346, wurde dieser Friede durch die Athener angenommen und durch einen Schwur bestätigt. Drei Monate später, im Skyrophorion, also Juni/Juli, wurde er auch von Philipp endgültig anerkannt. Die Diskussion der phokischen Frage hatte dabei verschiedene Phasen durchlaufen, deren charakteristischer Zug die immer deutlicher werdende Loslösung der Athener von der Phokis war. Anfänglich, während der ersten athenischen Gesandtschaft zu Philipp, als die Friedensbedingungen besprochen wurden, hatte man eine gemeinsame Abrede darüber getroffen, daß das Schicksal der Phokis auf Grund einer beiderseitigen Übereinkunft Athens und Makedoniens entschieden würde. Danach aber war in dem von Philokrates verfaßten Vertragsentwurf die für die Phoker gefährliche Klausel enthalten, daß die Phokis und die ihr verbündete Stadt Halos - die einzige thessalische Stadt, die der Phokis noch die

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Treue hielt - aus dem allgemeinen Vertrag ausgenommen werden sollten. Allerdings war diese Klausel von der athcnischcn Volksversammlung nicht angenommen worden, und im endgültigen, auch von Philipp anerkannten Vertragstext wurde der Vertragspartner, mit dem der makedonische König Frieden schloß, als „die Athener und ihre Verbündeten" definiert, das heißt, daß also möglicherweise auch die Phoker mit einbezogen waren. Jedoch kam dies nirgends expressis verbis zum Ausdruck, und da die Phoker im engeren Sinne des Wortes nicht zu den athenischen Bundesgenossen gehörten, beziehungsweise nach der Auseinandersetzung über den Marsch zu den Thermopylen allgemein nicht als solche betrachtet wurden, ergab sich aus der Textformulierung doch, daß sie außerhalb des allgemeinen Vertrages standen. Später allerdings, während der zweiten athenischen Gesandtschaft zu Philipp, die dessen Treuschwur entgegennehmen sollte, in einer Zeit, in der es noch deutlicher wurde, daß der Einmarsch der Makedonier in die Phokis eine beschlossene Sache war, versuchte man seitens der Athener das Schicksal der Phoker noch zu erleichtern. Insbesondere schlug Aischines vor, daß man die an der Schändung des Heiligtums persönlich Schuldigen bestrafen möge, nicht aber ihre gesamte Heimat. Jedoch wurde dieser Vorschlag von den übrigen Gesandtschaftsmitgliedern nicht unterstützt und hatte überdies keinerlei staatliche Sanktionierung, daher auch keine Überzeugungskraft. Der politischen Öffentlichkeit Athens war es klar, daß man die Phokis nicht mehr retten konnte und daß es sinnvoller war, über die Festigung gutnachbarlicher Beziehungen zu ihren siegreichen Gegnern Sorge zu tragen, also je nach der politischen Orientierung, entweder zu Makedonien oder zu Boiotien. Jedenfalls wurde in der nach der Rückkehr der zweiten Gesandtschaft zu Philipp stattfindenden athenischen Volksversammlung der Beschluß gefaßt, zum Zeichen der beständigen Freundschaft mit dem makedonischen König die Vertragsbedingungen auch auf dessen Nachkommen auszudehnen und als Demonstration guten ,vmens von den Phokern die Rückgabe des delphischen Heiligtums an die Amphiktyonen zu verlangen, mit der Drohung, daß man im Falle der Ablehnung Gewalt anwenden würde (vgl. die Reden des Demosthenes und des Aischines im Gesandtschafts- und in1 Kranzprozeß; zur Klausel bezüglich der Phokis und der Stadt Halos im Vertragsentwurf, der von Philokratcs verfaßt wurde: Dem. 10, 143 u. 150; zu den Vorschlägrn des Aischines während der zweiten athenischen Gesandtschaft: Aisrhin. 2, 114ff.; zu den endgültigen Entscheidungen der at.hcnischen Volksversammlung: Dem. 10, 17ff. und 20ff.). Inzwischen war das Schicksal der Phokis bereits praktisch entschieden: Philipp rückte mit seinen 1'ruppen und den Abteilungen der verbündeten Thcssaler in die Lokris ein, von Osten her näherten sich zur Vereinigung mit ihm die Boioter. Unter diesen Bedingungen konnte Phalaikos den Kampf nicht länger fortsetzen. Allerdings verfügte er noch über bedeutende St.rcitkräfte: bis zu 8000 Mann ausgesuchter Söldner (nach Diodor; Demosthencs gibt eine andere Ziffer - 10000 Hopliten und etwa 1000 Bc1·ittene an - offensichtlich unter Berücksichtigung der Soldaten der Bürgerwehr). Die Phoker hatten auch die wichtige Schlüsselposition östlich der Thcrmopylcn inne. Die finanziellen und materiellen Hilfs-

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quellen des Staates waren jedoch erschöpft, und von einem langen ,Viderstand konnte keine Rede sein. Ohnedies machte die gleiehzcitige Offensive der Makedonen und Thessaler von Nordwesten und der Boiotcr von Südosten die Lage der Phoker vom militärisehen Standpunkt aus völlig hoffnungslos. Phalaikos mochte das einsehen und versuchte bereits vor dem militärischen Zusammenstoß, eine Unterredung mit Philipp zu errciehcn. Seine so wie die Gesandten anderer griesehiseher Staaten befanden sieh schon seit dem Frühling in Pclla und begleiteten Philipp sogar während seines Feldzuges zu den Thermopylcn. Jetzt, naeh der letzten Entseheidung der At.hener, die fiir die Phoker jegliche Hilfe von außen aussehloß, erreiehte Phalaikos eine Übereinkunft mit dem makedonischen König, und zwar bereits am 23. Skyrophorion, eine ,voche naeh der Annahme der athenischen Beschlüsse. Phalaikos kapitulierte, übergab Philipp die Festungen in der Nähe der Thermopylen und sicherte nur sich selbst und seinen Söldnern das Reeht des ungehinderten Abzuges; die Phoker waren ihrem eigenen Schicksal überlassen. Phalaikos begab sich mit seinen Söldnern in die Peloponnes, die Phoker aber, ohne Führung und ohne Verteidi.,oUngsmittel, ergaben sich Philipp (Diod. Sik. 16, 59, lff.; Justin. 8, 5, lff.; vgl. Dem. 19, 53ff.; Aischin. 2, 130ff.; die Anzahl der Truppen des Phalaikos - Diod. Sik. 16, 59, 3; Dem. 19, 230; seine Versuehe, mit Philipp noch vor dem Beginn des Feldzuges in Unterhandlungen zu treten: Dem. 9, 11; Argum. 2 ad Dem. 19, 2 u. 7; Justin. 8, 3; vgl. Aisehin. 2, 112). Der makedonische König hatte den Kampf mit den Phokern in der Eigenschaft als Verteidiger der Sache der Amphiktyonen geführt. In Übereinstimmung mit der von ihm übernommenen Rolle überließ er die Entscheidung über das Schicksal der Besiegten dem Rat der Amphiktyonen, der sich nunmehr nach langer Pause wieder in Delphi versammeln konnte. Die Amphiktyonen bestraften die Phoker, doeh nur in den von dem Makedonenkönig zugelassenen Grenzen. Die von einigen Amphiktyonen vorgeschlagenen Maßnahmen extremer Natur - z.B. beharrten die Oitaier darauf, alle erwachsenen Phoker als Sehänder des Heiligtums hinzuriehten - kamen nicht durch, und es wurden nur jene einer unmittelbaren Bestrafung in Form der Verbannung unterworfen, die aktiv oder unmittelbar an der „Sehändung" beteiligt gewesen waren. Leben, Freiheit und Eigentum aller übrigen Phoker blieben unangetastet. Aber die Phoker mußten den Verlust ersetzen, den sie dem delphisehen Heiligtum zugefügt hatten, und zwar hatten sie die von ihnen geraubten Werte durch alljährliche Abzahlungen in Höhe von je 60 Talenten zu kompensieren; sie mußten die Städte und Gebiete, die sie ihren Naehbarn, vor aJlem den Lokrern und Boiotern, abgenommen hatten, zurückgeben. Danaeh wurden bestimmte Maßnahmen militärisehcn und politischen Charakters eingeleitet, um künftigen Absichten der Phoker gegen Delphi und die Amphityonie vorzubeugen. Die Phokis wurde entwaffnet: Allen Phokern und ihren Söldnern, sofern sie nicht mit Pha]aikos abgezogen waren, wurden ihre Waffen und Pferde abgenommen, die Waffen wurden vernichtet, die Pferde verkauft 40 • Künftig war es den Phokern untersagt, Waffen und Pferde zu kaufen, und zwar so lange, bis man dem delphisehen Tempel die Schulden zurüekgezahlt haben

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würde. Die Befestigungen der Städte m1rden geschleift, die Bevölkerung in Dörfer umgesiedelt, deren jedes aus nicht mehr als 50 Häusern bestehen sollte und die sich in einem Abstand von nicht weniger als einem Stadion befinden durften. Bis zur Ausführung aller dieser Maßnahmen wurden in das Land makedonische und boiotische Garnisonen gesetzt. Außerdem verloren die Phoker ihr Teilnahmerecht am Rat der Amphiktyonen und das Recht des Zugangs zum delphischen Heiligtum. Die den Phokern entzogenen zwei Stimmen, über die sie im Amphiktyonenrate verfügt hatten, gingen an den makedonischen König über, der auf solche ·weise offiziell Mitglied der ehrwürdigsten aller religiös-politischen Vereinigungen von Hellas wurde. Mehr noch, durch einen speziellen Beschluß wurde dem makedonischen König zusammen mit den Thessalern und Boiotern künftig die Sorge über die Vorbereitung und Durchführung der Pythien auferlegt, was faktisch die Festigung der führenden Rolle Philipps in der Amphiktyonie bedeutete. Damit erlosch der Anspruch der Phoker auf die Führung in Delphi und in der Amphiktyonie auf immer. Der phokische Staat war niedergetreten, aber es hatten nicht jene gesiegt, die von Anfang an für eine Unterwerfung der Phoker gekämpft hatten, nicht die Boioter und ihre Verbündeten, sondern der am Ende intervenierende makedonische König, der nunmehr fest im Zentrum von Hellas stand und zu beliebiger Zeit Boiotien und andere noch unabhängige Gemeinwesen in Abhängigkeit bringen konnte (Diod. Sik. 16, 59, 4-60, 5; Paus. 10, 3; 8, 2; 13, 6; 15, 1-2 u. 7; 33, 1-2 u. 9; 35, 6; 36, 6; Justin. 8, 5, 3ff.; vgl. Dem. 5, 19; 19, 64-66. 80f. 327; Aischin. 2, 142; SIG 3 I Nr. 230-235). Das war das bittere Ende des großen von Philomelos und Onomarchos begonnenen Unternehmens. Der Versuch, eine unabhängige Polis unter einem autoritären Regime mit einer Großmachtstellung in Hellas zu schaffen, war gescheitert. Das hatte seinen Grund in den ungleichen Kräften der Phoker und ihrer Gegner, die über viel größere menschliche und materielle Reserven verfügten. Die zentrale Lage des Landes, günstig für die Offensive, erschwerte die Defensive, sobald die Feinde sich einigten. Philomelos, Onomarchos und Phayllos hatten alle Möglichkeiten klug und energisch ausgeschöpft und über unwahrscheinlichen Erfolgen die Unmöglichkeit des Gesamtvorhabens nicht eingesehen. Phalaikos hatte verspielt, was noch an letzten Möglichkeiten vorhanden war, aber sein Versagen ist nicht der eigentliche Grund der endgültigen Niederlage gewesen. Eine dauernde Großmachtstellung konnte nicht auf versiegenden Tempelschätzen aufgebaut werden. Eine bemerkenswerte Darstellung der Gründe der Niederlage der Phoker im 3. Heiligen Krieg und des Zusammenbruchs des damals bei ihnen bestehenden autoritären Regimes gibt der athenische Redner Aischines, der selbst Zeitgenosse, Augenzeuge und Beteiligter an diesen Ereignissen war. ,,Die Sache der Phoker" schreibt er - ,,müßte vor allen Dingen nach dem Willen des Schicksals zugrunde gehen (8ul nJV 't'OX"l'J'-'), das alles beherrscht, ferner wegen der Länge der Zeit und des zehnjährigen Krieges. Es war ein und derselbe Grund, der die Sache der phokischen Tyrannen erhob und erniedrigte, denn sie gelangten zur Macht, nachdem sie sich erfrechten, sich an den heiligen Schätzen zu vergreifen und mit der Rille von Söldnern die Staatsordnung wendeten, es verdarb sie aber der Mangel an Geld,

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als sie alle ihre ehemaligen Mittel zur Soldzahlung verbraucht hatten. Drittens richtete sie der gewöhnliche Weggenosse eines sich in schwieriger Situation befindlichen Lagers, der Aufruhr (a-.ocat;), zugrunde, viertens die Unkenntnis (&yvoLix)des Phalaikos hinsichtlich dessen, was zu unternehmen sei" (Aischin. 2, 131f.). Nicht allem kann man hier zustimmen: Das Grundlegende ist jedoch richtig erfaßt und zum Ausdruck gebracht. Noch ein Wort zum Schicksal des Phalaikos selbst. Wie bereits gesagt, begab er sich zusammen mit 8000 Söldnern in die Peloponnes. Dabei ließ er die restlichen Mittel der heiligen Kasse mitg~hen, mit denen er einige Zeit seine Söldner ernähren konnte. Als dann aber auch diese Gelder zu versiegen begannen und sich in der Pcloponnes keine Aufgabe für ihn fand, wandte er sich nach dem Westen, der damals von Unruhen geschüttelt war, nach Italien und Sizilien, wo er hoffte, irgendeine Stadt zu erobern und ein eigenes Fürstentum zu begründen oder, wenn nichts anderes übrigblieb, in irgendjemandes Dienste zu gehen, z.B. der Tarentiner, die mit den Lukanern im Krieg lagen. Nachdem er einige Schiffe in Korinth befrachtet und seinen Leuten erklärt hatte, daß er auf Einladung der Westgriechen segele, machte er sich auf den Weg. Die Schiffe hatten jedoch kaum das offene Meer erreicht, als unter den Söldnern eine Meuterei ausbrach. Die Soldaten glaubten nicht an die Einladung, und da sie nicht wünschten, sich den Gefahren einer langen Seereise umsonst auszusetzen, zwangen sie Phalaikos zur Umkehr. Bald darauf gelangten sie an das Kap Malea, wo sich zu jener Zeit das Zentrum der Söldnerwerbung von Hellas befand. Hier nahmen die Gesandten der kretischen Stadt Knossos Phalaikos und seine Söldner in ihren Dienst. Phalaikos hatte jedoch seine frühere Absicht, sich ein eigenes Fürstentum zu begründen, noch nicht aufgegeben, und als er in Kreta gelandet war, suchte er \Vege zur Verwirklichung seines Planes. Es gelang ihm, Lyktos einzunehmen, aber die aus ihrer Stadt verjagten Lyktier baten Sparta um Hilfe. Auf ihre Bitte hin änderte König Archidamos, der gerade im Begriff stand, nach Italien zu schiffen und Tarent gegen die Lukaner zu Hilfe zu eilen, seinen Kurs, landete auf Kreta, vertrieb Phalaikos aus Lyktos und gab die Stadt ihren Einwohnern zurück. Da ,vandte sich Phalaikos gegen Kydonia, bei dessen Belagerung er um das Jahr 342 umkam, entweder während des Brandes, der durch einen in die Belagerungsmaschinen einschlagenden Blitz verursacht war, oder aber infolge eines Streites mit irgendeinem seiner Söldner. Eleilsche Verbannte nahmen den Rest der Söldner in ihren Dienst und führten ihn in die Peloponnes, um ihn im Kampf mit ihrer Heimatstadt zu verwenden, jedoch rieben die Bundesgenossen der Eleier, die Arkader, die ehemaligen Mitstreiter des Phalaikos im Kampf auf. Ein Teil der Söldner kam um, ein Teil - bis zu 4000 sollen es gewesen sein - geriet in Gefangenschaft und wurde unter Arkader und Elcier aufgeteilt, wobei die Arkadcr ihre Gefangenen in die Sklaverei verkauften, die Eleier sie aber als Schänder des delphischen Heiligtums hinrichteten. Im übrigen ist damit noch nicht alles über das Schicksal phokischer Söldner gesagt. Obwohl während der Lektüre des Diodor der Eindruck entstehen kann, daß alle Söldner ihren Heerführer treu begleiteten, ist dies in

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W'irklichkeit kaum so vor sich gegangen. Die Bemerkung von H. Parke „mercenaries were not prone to stick to their lcader in adversity" 41 trifft zu. Tatsächlich begleitete nach dem von Pausanias verwendeten Zeugnis den Phalaikos nur ein Teil seiner Söldner nach Krcta 42 • Andererseits ist bekannt, daß ein Teil der phokischen Söldner sich unabhängig von Phalaikos nach Sizilien begab und unter Timolcon diente, wobei sie sich sowohl hoher Kampfeigenschaften als auch ihrer schlechten Disziplin rühmten. Dort, im Westen, gingen sie zugrunde. Die einen, von Timoleon entlassen und verjagt, schifften nach Italien und wurden hier von den Bruttiern vernichtet; die anderen, die noch im Dienste des Timoleon standen, kamen in den Kämpfen mit den Karthagern oder mit den sizilischen Tyrannen um das Jahr 339 ums Leben. Es ist verständlich, daß das Ende des Phaleikos und seiner Mitkämpfer sowie das der übrigen phokischen Führer - des Philomelos, des Onomarchos, des Phayllos - von den spätantiken Schriftstellern, die zum Moralisieren neigten, als eindeutige Bestätigung der göttlichen Vorsehung aufgefaßt wurde, die die verdiente Strafe auf jene herabsandte, die sich vor der Gottheit schuldig gemacht hatten (Diod. Sik. 16, 61-64; Paus. 10, 2, 7; zu den phokischen Söldnern im Dienst des Timoleon vgl. Diocl. Sfä:. 16, 78, 3 - 79, 1; 82, 1 f.; Plout. Timol. 25 u. 30). Wir wenden uns nun der eingangs gestellten Frage der innerpolitischen Tendenzen in der Phokis unter den Nachfolgern des Philomelos zu. Unsere obigen Darlegungen zusammenfassend können wir vor allen Dingen von einem erkennbaren Weiterbestehen der souveränen phokischen Gemeinde auch unter den Nachfolgern des Philomelos sprechen. Das wird einmal durch die Einberufung der Volksversammlung sowohl nach dem Tod des Philomelos als auch aus Anlaß der Absetzung des Phalaikos bestätigt, zum anderen durch das Recht der Versammlung, die höchstgestellten Personen der Regierung zur Verantwortung zu ziehen und gegebenenfalls abzulösen, wie das mit Phalaikos geschah. Somit waren auch diese nichts weiter als mit Ämtern beauftragte Mitglieder des Gemeinwescns43. Es kann nicht geleugnet werden, daß die Handhabung der außerordentlichen Strategie auch unter den Nachfolgern des Philomelos ihrer ursprünglichen Bestimmung entsprach. Onomarchos, Phayllos und Phalaikos - der letzt,e zumindest zu Beginn seiner Regierung - bemüht.en sich mit mehr oder weniger Einsicht und Weitblick, die Sache der Phoker zu führen, und eben darum erhielten sie die Unterstützung des Volkes, dessen Mehrheit illren Argumenten vertraute. Im Zusammenhang damit fällt allerdings auch eine fiir die republikanische Verfassung gefährliche Tendenz auf, die wachsende Bedeutung des persönlichen, monarchischen Prinzips. Die Macht des strateg6s mitokrator wurde zwar durch den Willen des Volkes auf eine Person übertragen, aber unter dem Druck äußerer Umstände und auf Initiative einzelner ehrgeiziger Politiker; sie hatte darum sehr früh eine gewisse monarchische Tendenz. In diese Richtung gehört schon die vermutliche Einflußnahme des Philomelos auf die Ernennung des Onomarchos als Stellvertreter und N achfolgcr; sicher ist ein Vorgang dieses dynastischen Charakters bei seinen Nachfolgern. Onomarchos und Phalaikos gaben Münzen im eigenen Namen heraus 44 und wählten sich ihre Mitregenten und Nachfolger selbst, und

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zwar unter den Mitgliedern ihres Geschlechtes, so daß die dynastische Tradition gesichert war. Alle Veränderungen und ihre Begründungen gingen in die Richtung der Verstärkung jener Elemente, die das unmittelbare Fundament eines autoritären Regimes bilden. Die Rolle und Bedeutung der persönlichen Freunde der Machthaber verstärkte sich; wir denken an die Ernennung des Freundes von Phayllos, l\Inaseas, zum Regenten für den noch unmündigen Phalaikos. Die Zahl der ausländischen, nur mit dem Herrscher persönlich verbundenen Söldner wuchs an. Vor allem unter Onomarchos und Phalaikos war dies ein wichtiges politisches Moment; unter Phalaikos waren die Söldner fast die einzige Stütze des Regimes und dementsprechend auch die Vollstrecker der Gewaltakte 46 • Eine so organisierte und begründete Macht des strateg6sautokrator wurde mehr und mehr unabhängig vom Volkswillen und von den traditionellen Staatsorganen, von der Volksversammlung, von den Kollegien der normalen Magistraturen, z.B. der Strategen. Was die letzten betrifft, so ist nicht bekannt, ob sie überhaupt in der Periode der strategol autokratores in Funktion traten. Den einzigen Anlaß zu Überlegungen in dieser Richtung kann der bei Diodor in der Erzählung über die Ausgrabungen im a-rpa:rYjyot(Diod. Tempel von Delphi auftauchende Ausdruck ot m:pl -.ov cl>tD..omwv Sik. 16, 56, 7) geben; jedoch ist darin wohl eine Bezeichnung für die Kommandeure der Söldnerabteilungen zu erblicken, die sich um Phalaikos gruppierten. Außerdem machten sich, je mehr sich die neue Gewalt von den v6fJ,o~ des Gemeinwesens entfernte, auch \Villkür, Verantwortungslosigkeit, Rücksichtslosigkeit und Nichtbeachtung der moralischen Gesetze bemerkbar. Zeichen dafür war die gewaltsame Unterdrückung der Opposition durch Onomarchos, der sich bei dieser Gelegenheit möglicherweise auch persönlich bereichert hat 46 • Hierher gehört auch das willkürliche Verfahren des Phalaikos gegen die Gesandten, die die Unterredungen mit den Athenern bezüglich der Thermopylen geführt hatten. Die Tempelschätze sind zum Teil zu privaten Zwecken verwendet worden. Theopomp berichtet detailliert davon, wie Onomarchos und Phayllos, dem Beispiel ihres Vorgängers folgend, ,vertgegenstände aus dem delphischen Tempel an ihre Lieblinge verschenkten - der erste an schöne Knaben, der zweite an schöne = FGrHist 115 Fr. Frauen (Theopomp. bei Athen. 13, 83 p. 604f-605c 247-248; vgl. Ephor. bei Athen. 6, 22 p. 232d-233a = FGrHist 70 Fr. 96; Phylarch. bei Parth. Er. path. 25 = FGrHist 81 Fr. 70). Auch wenn wir die Erzählungen Theopomps nicht als volle Wahrheit nehmen wollen, bleibt doch bestehen, daß man später Phalaikos beschuldigte, sich einen bedeutenden Teil der Tempelschätze angeeignet zu haben, und ganz sicher ist es, daß er sich mit einer ungewöhnlich großen Summe dieser nicht ihm gehörenden heiligen Gelder in die Peloponnes begeben hat. Sogar die Frauen der phokischen Führer beteiligten sich, wenn man der antiken Tradition glauben darf, an der Plünderung des Heiligtums: Die eine nahm sich das Gehänge der Helena, die andere das der Euphyles (Diod. Sik. 16, 64, 2). Eine Bestätigung dieser Tendenzen kann man in gewissen Zügen der militärischen und außenpolitischen Tätigkeit der Nachfolger des Philomelos finden. In die Agitation des Onomarchos für die Fortsetzung des Krieges floß seine persönliche Interessiertheit am Kampf gegen die Amphiktyonen mit

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ein. In abenteuerlicher und willkürlicher Art mischte sich Phalaikos im Jahr 349/348 in den Aufruhr auf Euboia ein. In den von Phalaikos angenommenen Kapitulationsbedingungen gegenüber Philipp kommen seine persönlichen Interessen und die völlige Gleiehgültigkeit gegenüber dem Schieksal seines Landes zutage 47 • l\lan kann also bei den Naehfolgern des Philomelos von einer Entwicklung des bei Philomelos erst im Entstehen begriffenen Prinzips persönlieher Herrschaft spreehcn. Ihre Kulmination erreiehte diese Entwieklung offenbar bei Phalaikos, der in der Periode seiner zweiten strategia und bei der Kapitulation sehon als echter tyrannos auftrat, im eigenen Namen und im eigenen Interesse. Die Bemerkung des Aischines, daß die phokischen Herrseher mit Hilfe der Söldner die Verfassung änderten: 8ux ~evc.>vText;1toAL·rd0tc; µnfo-,1Ja0tv (Aisehin. 2, 131), ist in erster Linie auf Phalaikos zu beziehen. Das spätere Schicksal des Phalaikos kann als bemerkenswerte Illustration des für diese Periode eharakteristisehen Zusammenhangs von tyrannis und Condottiere dienen 48 • Das Sehieksal des Phalaikos ist ein weiteres Beispiel dafür, wie ein geseheiterter Tyrann zum Condottiere wurde und wie dieser Condottiere, der sieh nieht mit seinem Sturz abzufinden vermoehte, immer wieder Versuche unternahm, noeh einmal Fürst zu werden. Unter Berücksichtigung des bisher Dargelegten wird es verständlieh, daß die antiken und naeh ihrem Beispiel einige moderne Autoren die Naehfolger des Philomelos ohne Zögern zu den Tyrannen rechneten (vgl. die Bezeiehnungen, die von den antiken Sehriftstellern für die einzelnen Herrseher benutzt werden: Theopomp. bei Athen., 13, 83 p. 605a = FGrHist 115 Fr. 248: «l>«uXAov -.ov c.>JV 't'Upotvvov; Dem. 23, 124: ~ ixu).).oc; owxe:uc; ~ 't'Lt;oc>J..oc; 8uvcxanic;;Aisehin. 't'OÜc.>K&Ci>V 't'Upcxvvou und 135: cxAIXLlK&Ci>V -.upotwoc;; 2, 130: otAot(xou Paus. 10, 2, 7: cxu).ou 8e ix1to&cxv6v-.oc; &.t'TOCL ocu-roüc; aeßov-rocL). Ein weiterer Akt der neuen Regierung war die Vollendung einer von Euphron begonnenen, aber auch für die sikyonische denwkratia lebenswichtigen Sache: Es wurde ein Bündnis mit Theben geschlossen. Diesem Bündnis die Treue haltend, fochten die Sikyonier auf der Seite der Thebaner in der Schlacht bei Mantineia im Jahre 302 (Diod. Sik. 15, 85, 2). Im Jahre 352 aber eilten sie gemeinsam mit den Thebanern Megalopolis im Kampf gegen Sparta zu Hilfe (Diod. Silc. 16, 39, 2). Die Fortsetzung des von Euphron zuletzt eingeschlagenen Kurses - gegen die lakonophile Aristokratie und für ein Bündnis mit dem demokratischen Theben war für die Sikyonier um so mehr das Gegebene, als Männer zu Macht und Einfluß kamen, die auf das engste mit dem ermordeten Tyrannen verbunden gewesen waren: sein Sohn Adeas, danach sein Enkel Euphron d. J. Es ist möglich, daß gerade dank der Bemühungen des Adeas der von Euphron eingeleitete Abschluß des Bündnisses mit Theben zustande kam 15 • Was Euphron d. J. betrifft, so wurde er ein konsequenter Gegner Makedoniens. Seiner Einstellung wegen wurde er von den Anhängern Makedoniens in Sikyon verfolgt; er wurde verbannt, kehrte aber bei Beginn des Lamischen Krieges heim, half bei der Vertreibung der makedonischen Garnison und betrieb den Anschluß Sikyons an die antimakedonische Koalition. Die Athener erachteten ihn zweimal - im Jahre 323/322 und postum im Jahre 318/317 - der höchsten Auszeichnung für würdig, die in speziell angenommenen Dekreten ihre Widerspiegelung fand (SIGI Nr. 310 u. 317 16 ). Es unterliegt somit keinem Zweifel, daß die Nachfahren des Euphron eine bedeutende Rolle im politischen Leben Sikyons gespielt haben, die politische Linie des Euphron jedoch nicht als Tyrannen 17 , sondern 9:ls Demokraten 18 fortsetzten. Die beiden bekannten Nachfahren des Euphron -Adeas wahrscheinlich, Euphron d. J. ohne jeden Zweifel - wurden Führer der neuen demokratia. Diese Abgrenzung ist für eine historisch richtige Beurteilung Euphrons d. A..von Bedeutung. Es erscheint uns nicht richtig, wenn P. Meloni Euphron selbst als prinzipiellen Kämpfer für die staatliche Selbständigkeit Sikyons darstellen will19 • Obgleich seine Bestrebungen, wie wir dargelegt haben, immer wieder in diese Richtung gingen, blieb sein Motiv, das ihm viele Kursänderungen erlaubte, doch der persönliche Ehrgeiz. Es gab innenpolitisch kein konstitutionelles Mittel, ihn aus seiner Machtstellung, nachdem er sie einmal innehatte, wieder zu entfernen. Insofern hatten jene recht, die ihn schon im Altertum als Tyrannen bezeichneten (Xen. Hell. 7, 1, 46 und weiter unten, in der Rede des Mörders desEuphron, 7, 3, 8 u. 10; Diod. Sik. 15, 70, 3). Es wäre meines Erachtens falsch, ihn als Person sowie seine Motivation zu idealisieren. Andererseits ist nicht zu leugnen, daß das objektive Resultat der Tätigkeit Euphrons die politische Selbständigkeit Sfäyons sowie das Anwachsen und der endliche Sieg progressiver demokratischer Tendenzen in der Stadt gewesen ist. Im Unterschied zu Thessalien und zu der Phokis entstand mit Euphron keine Tyrannendynastie, und alle jene spezifischen Auswüchse von persönlicher Willkür und Grausamkeit gepaart mit politischen Un-

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klugheitcn, die die Tyrannen-Nachfolger andernorts charakterisieren, blieben Sikyon erspart. Die demokratia hatte nach dem Attentat der Oligarchen, dem Euphron zum Opfer fiel, ihre Gründe, in ihm den Begründer und Archegeten der neuen demokratischen politeza Sikyons zu sehen. Daß das Wirken des Euphron in den Augen der folgenden Generationen nicht nur im Altertum, sondern, wie wir uns am Beispiel P. Melonis überzeugen konnten, in der neuesten Zeit einen edlen Schein erhielt, ist also erklärlich, aber für die subjektive Motivation seiner Tätigkeit nicht ebenso berechtigt wie für das objektive Resultat. 2. Der Putsch des Timophanes in Korinth

Ebenso wie Sikyon war Korinth seit langer Zeit Mitglied des Peloponnesischen Bundes, und an der Macht befand sich auch hier ständig die oligarch1a20 • Doch war Korinth im Unterschied zu anderen Staaten der Peloponnes nie ein Satellit von Sparta. Diese ökonomisch entwickelte, reiche Stadt mit einer großen Bevölkerungszahl verfügte über die zweitgrößte Flotte in Hellas und damit über autonome Macht. Ihre oligarchza war nicht im gleichen Maße auf die Unterstützung Spartas angewiesen wie die Oligarchen anderer Städte. Ihre Herrschaft beruhte auf Landbesitz, aber auch auf der aktiven Teilnahme am Handel und Gewerbe der eigenen Polis. Korinth gehörte wie Sparta und Athen zu den führenden Poleis. Daher erhielt sich Korinth auch ungeachtet seiner engen Beziehungen und seines Bündnisverhältnisses mit Sparta immer seine Selbständigkeit; seine Politik wurde in erster Linie von den eigenen Interessen bestimmt, und wenn diese Interessen denen von Sparta zuwiderliefen, so machte die in Korinth regierende oligarchza nicht einmal vor dem Abbruch der Beziehungen zu ihrem Freund und Schirmherrn halt. So verhielt es sich bereits im 5. Jahrhundert, als die Korinther zusammen mit einigen anderen Bundesgenossen Spartas nach Beendigung der ersten Periode des Peloponnesischen Krieges es ablehnten, den von den Vertretern Spartas und Athens ausgearbeiteten Friedensvertrag zu unterzeichnen (Thouk. 5, 17, 2 u. 22, 1). Mehr noch, als bald darauf Sparta mit Athen ein Bündnis abschloß, entfernte sich Korinth von Sparta und bildete gemeinsam 1nit Mantineia und Elis einen Bund mit dem Sparta feindlichen Argos (im Jahre 421, Thouk. 5, 25, 1 u. 27ff.). Allerdings dauerte diese Entfremdung zwischen Korinth und Sparta nicht lange; mit dem Beitritt von Athen zu dem von Argos geleiteten Bund kühlten sich die Beziehungen zwischen den Korinthern und Argivern ab, und Korinth näherte sich im Jahre 420 wieder Sparta an (Thoul.:. 5, 48). Nun begann auch wieder die Zusammenarbeit Karinths mit Sparta; das war jedoch eine echte Kooperation und keineswegs ein Befehlen und Gehorchen. Als am Ende des Peloponnesischcn Krieges in Sparta die Frage debattiert wurde, wie man die um Frieden bittenden Athencr zu behandeln hätte, entstanden unter den Verbündeten erneut Meinungsverschiedenheiten. Die Korinther und einige andere Bundesgenossen Spartas beharrten auf der völligen Zerstörung Athens, während die Spartaner diesen Schritt nicht tun wollten und schließlich im Jahre 404 den Friedensschluß durchsetzten (Xen. Hell. 2, 2, 19f.).

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Als nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges Sparta eine auf hegemonia gerichtete Politik betrieb, verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Korinthern und Spartanern mehr und mehr. So lehnten es die Korinther schon im ersten Jahr nach Beendigung des Krieges ab, an der von den Spartanern im Jahre 403 organisierten Intervention in Attika teilzunehmen (Xen. Hell. 2, 4, 30; 3, 5, 5). Danach versagten sie auch im Jahre 401 dem Feldzug des Agis nach Elis ihre Teilnahme (Xeu. Hell. 3, 2, 25), ebenso verhielt sich Korinth im Jahre 396 gegenüber dem Feldzug des Agesilaos nach Persien (Paus. 3, 9, 2) und schließlich auch gegenüber dem Feldzug des Pausanias nach Boiotien im Jahre 395 (Xen. Hell. 3, 5, 17 u. 23). ;.\lehr noch, während des nunmehr ausbrechenden neuen allgriechischen Krieges, der später der Korinthische genannt wurde, gingen die Korinther offen zur antispartanischen Koalition über, und ihre Stadt wurde zum Stabsquartier der spartafeindlichen Verbündeten (Xen. Hell. 3, 5, 1f.; 4, 2, 1 u. 10ff.; Diod. Sik. 15, 82, 1 ff.). Ein derartig radikaler Abbruch der Beziehungen zu Sparta konnte nicht ohne Folgen für die innenpolitische Entwicklung in Korinth selbst bleiben. In dieser ökonomisch seit Jahrhunderten hochentwickelten Stadt mußten sich die Voraussetzungen für eine demokratische Bewegung entwickelt haben, obgleich wir darüber leider nicht im einzelnen informiert sind. Nun erhielt diese Bewegung ihren zusätzlichen Anstoß von außen, und die Opposition, deren Druck möglicherweise schon das offene Auftreten Karinths an der Seite der Feinde Spartas zuzuschreiben ist, wartete nur auf den günstigen Moment, um die bereits vollzogene Änderung des außenpolitischen Kurses durch eine innere Revolution zu ergänzen, die oligarchia zu stürzen und die demokratia herzustellen. Die rasche Verwirklichung dieses Plans hielten die Führer der Opposition für um so dringender, als der Krieg gegen Sparta der oligarchia bald lästig wurde und man immer häufiger von den Möglichkeiten eines Separatfriedens zu sprechen begann. Um dies zu verhindern, organisierte die Opposition eine Verschwörung, und nachdem sie sich der Unterstützung der derzeitigen Verbündeten Karinths, vor allen Dingen der der Argiver, versichert hatten, erregten sie in der Stadt einen blutigen Aufstand, bei dem ein Teil der Oligarchen ums Leben kam oder vertrieben wurde. Eine demokratische Verfassung wurde eingeführt. Um ihre Position zu sichern, traten die Demokraten von Korinth in eine enge Verbindung mit der demolcratta in Argos und integrierten ihre Stadt zu Beginn des Jahres 392 in den Staat von Argos (Xen. Hell. 4, 4, 1ff.; Diod. Sik. 14, 86 u. 91, 2-92, 2). Erst auf Grund des Antalkidasfriedens wurde Korinth wieder zur autonomen Polis, und die vordem verbannten Aristokraten erhielten die Möglichkeit, in die Heimat heimzukehren. Die Garnison von Argos mußte die Stadt räumen, die Organisatoren des demokratischen Umsturzes gingen freiwillig in die Verbannung; die zurückkehrenden Oligarchen erneuerten im Winter 387 /386 den Bund mit Sparta (Xen. Hell. 5, 129ff., insbesondere§ 34 u. 36; Xen. Ages. 2, 21; Diod. Sik. 14, 110). Die damit vollzogene Restauration war keine automatische Rückkehr zum Vergangenen. Die Lage der herrschenden oligarchia und damit der Polis Korinth 26 Welskopf, Bd. 1

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blieb unbeständig; die frühere Stabilität fehlte. Für die korinthische oligarckia war die Freundschaft mit Sparta jetzt eine Bedingung sine qua non; die Oligarchen fühlten sich in der eigenen Polis nicht mehr sicher. Der Weg zur demokratischen Revolution war schon einmal gegangen worden. Innerhalb der Stadt gab es genügend Zündstoff, und außerhalb, in Athen, in Argos, befanden sich nicht wenige Emigranten, die bereit waren, jeden Moment aus den Funken eine Flamme werden zu lassen. Tatsächlich haben die korinthischen Verbannten sofort nach dem Bekanntwerden der Vernichtung der Spartaner bei Leuktra den Versuch unternommen, in die Heimat zurückzukehren. Mit Unterstützung ihrer Verwandten und Freunde konnten sie in die Stadt eindringen, was jedoch der Obrigkeit sofort bekannt wurde. Um nicht in die Hände ihrer Feinde zu fallen, töteten sich die Zurückgekehrten gegenseitig. Die Behörde organisierte daraufhin eine eingehende Untersuchung, klagte viele Bürger an, den Verbannten geholfen zu haben, und verurteilte die einen zum Tode, die anderen zur Verbannung (Diod. Sik. 15, 40, 3). Die schnelle und grausame Abrechnung schreckte die Demokraten von einem neuen Aufuhr in Korinth ab. Die Stadt blieb in der Gewalt der oligarchia, und in den nächsten Jahren, als die boiotischen Einfälle in die Peloponnes begannen, hielt sie zu Sparta. Korinth diente als Hauptoperationsbasis für die Armeen der antithebanischen Koalition (vgl. insbesondere für die Zeit des ersten Feldzuges des Epameinondas in die Peloponnes: Xen. Hell. 6, 5, 29 u. 33ff.; 7, 2, 2; für die Zeit des zweiten Feldzuges: Xen. Hell. 7, 1, 15ff.; Diod. Sik. 15, 68ff.). Das blieb so bis zum Jahre 365, als die Umstände eine weitere Teilnahme Korinths am Kriege auf der Seite Spartas praktisch unmöglich machten. Die Sch,,ierigkeiten entstanden durch die Politik Athens, das enttäuscht über seine peloponnesischen Verbündeten, die ihm keine Hilfe im Kampf um Oropos erwiesen, eine von seinen eigenen nächstliegenden Interessen bestimmte Linie zu verfolgen begann. Im Herbst 366 schlossen die Athener, ohne offiziell mit Sparta zu brechen, mit den Arkadern einen Vertrag über Freundschaft und gegenseitige Hilfe (Xen. Hell. 7, 4, 2f.), danach aber, um sich die Zugangswege in die nördliche Peloponnes freizuhalten, beschlossen sie, Korinth und seine Befestigungen einzunehmen. Der Ausführung dieses Planes vermochten die Korinther vorzubeugen (Xen. Hell. § 4f.), aber ihre Beziehw1gen zu den Verbündeten waren nun völlig gestört. Die militärische Lage Korinths hatte sich um vieles verschlechtert. Der alte Freund und Schirmherr Korinths, Sparta, war schon lange nicht mehr imstande, seinen Bundesgenossen im Norden der Peloponnes wirksame Hilfe zu leisten, jetzt aber gingen auch die Hoffnungen auf die Unterstützung von seiteu des nähergelegenen und zweifelsohne stärkeren Athen verloren. Die Korinther warben Söldner in großer Zahl an und bildeten neue Fußvolk- und Reiterabteilungen (Xeu. Hell. § 6), was allerdings alles nicht ausreichte, um den Streitkräften der antispartanischen Koalition standzuhalten. Die durch den langen Krieg ermüdeten Korinther, die keine ausreichenden Kräfte zur Verteidigung ihrer Stadt mehr aufbringen konnten und auch nicht mehr auf Hilfe von außen rechneten, traten schließlich in Unterhandlungen mit den Thebanern und schlossen bald darauf unter Zustimmung der Spartaner mit Theben einen Separatfrieden; ihrem Beispiel

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folgten einige andere Verbündete Spartas in der Pcloponnes (Xen. Hell. 7, 4, 6ff.; vgl. Isokr. 6, 11ff. und 91). Der mit den Thebanern abgeschlossene Frieden zeigte, ebenso wie vor vier Jahren in Sikyon, die Schwäche der in Korinth herrschenden oligarchia und stimulierte dementsprechend wieder die AktiYitiit der demokratischen Opposition. Die Masse der Bürger war unzufrieden. Viele fühlten sich durch den Kriegsdienst oder durch die Zahlungen für die Söldnerarmee belastet; andere waren durch die materiellen Verluste gereizt, die sie durch die feindlichen Einfälle erlitten hatten, nicht wenige waren völlig bankrott. So waren sie bereit, .Änderungen herbeizuführen. Es hatte sich eine wenn auch nicht gerade explosive, so doch sehr gespannte Situation herausgebildet. Die prinzipielle demokratische Opposition fand nicht mehr die Kraft zu einem Aufstand, aber unter den Aristokraten gab es einen Mann, der beschlossen hatte, die Situation zum Sturz des bestehenden Regimes zu nutzen und die tyrannische Gewalt an sich zu reißen. Das war Timophanes, der ältere Bruder des später berühmt gewordenen Timoleon (die hauptsächlichsten Quellen: das Zeugnis des Aristoteles, Politika 5, 6, 1306a 21ff. und die auf den Erzählungen des Ephoros, Theopompos und Timaios beruhenden Darlegungen der späteren Autoren: Diodol'Os Sfä:eliotes 16, 65, Ploutarchos, TimoMon 3ff., und Cornelius Nepos, Timoleon 1)21 • Timophanes war einer der wohlhabendsten und vornehmsten Bürger von Korinth, gehörte seinem Stande nach zur herrschenden oligarchia und besaß das Vertrauen der Regierung (über seinen Reichtum - Diod. Sik. 16, 65, 3: 1tpoexc,w -rwvKoptv0(wv 1tAOU"t" -re:xott-r61,.p:n; und weiter, wo von der Bewaffnung der Menge durch Timophanes die Rede ist; zur Adelszugehörigkeit - Plout. Timol. 3, 3, wo von der Herkunft des Timoleon clie Rede ist: ~v µev o?.ivyovewv !mcpotvwv,und 4, 1 ff., wo der Reiterdienst des Timophanes erwähnt wird, sowie alles das, was uns über seine militärische und politische Laufbahn bekannt ist). Er war, wie die antiken Autoren hervorheben, ehrgeizig, heftig und waghalsig (vgl. außer der o bcnzitierten Stelle des Diodoros Sikeliotes die Beurteilung des Ploutarchos: Timoleon 3, 6). Seine außergewöhnliche Tapferkeit im Kriege brachte ihm den Ruf eines kühnen und energischen Mannes ein, und so wurde er mehmials in führende Stellungen berufen (Plout. Timol. 3, 7); einige Zeit führte er sogar den Befehl über die korinthische Reiterei (Plout. Timol. 4, Hf.). Diese erfolgreiche Laufbahn stieg ihm wohl zu Kopf; er begann von der tyrannischen Gewalt zu träumen (Diod. -rupotvvC8oc; ope:y6(.l,e:Voc;). In diesen Bestrebungen Sik. 16, 65, 3 1tlXA0tL µev ~V cpotve:poc; bestärkten ihn seine Freunde und die ausländischen Söldner, die ihn ständig umgaben (Plout. Timol. 3, 6: Ttµocp&v1jv ( ... ) 8te:cp0otpµevov lpw-rt µovotp):Eotc; u1to cxd1te:ptotU"t"OV Öv-rwv). Dieselbe Wirkung konncplAwv tpotUA(J)V xoct/;evwva-rpot-rLW'rLXWV ten die anschaulichen Beispiele haben, der Erfolg des Dionysios von Syrakus und des Euphron von Sikyon. Es ist bei dem Charakter des Timophanes nicht erstaunlich, daß er die Möglichkeiten nutzte, die ihm die Situation im Jahre 365 bot. Da „beschlossen die Korinther," - wie Plutarch schreibt - ,,da sie eine erneute Gewalttätigkeit der eignen Verbündeten und clie Stadt zu verlieren befürchteten, vierhundert Söldner unter den Fahnen zu halten und zum Anführer den Timo26*

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phanes zu ernennen, dieser aber, Ehre und Gerechtigkeit vergessend, leitete sofort Maßnahmen ein, um die Stadt seinem Willen zu unterwerfen" (Plout. Timol. 4, 4; zur Ernennung des Timophanes als Kommandeur der Söldner vgl. ebenfalls Aristot. Politik. 5, 6, 1306a 21 ff.; vgl. Nep. Timol.1, 3: ,,duxaCorinthiisdelectus"). Daß dies gerade im Jahre 365 geschah, ist gesichert. Unter dem früheren Unglück der Korinther, das Plutarch erwähnt, muß man den Verlust der Stadt durch die Schuld der Bündnispartner, die Angliederung Korinths an Argos im Jahre 392 verstehen, wobei von den Korinthern etwas Ähnliches in Verbindung mit dem Vorgehen Athens im Jahre 365 befürchtet werden mußte. Dabei können wir davon ausgehen, daß der Beschluß der Korinther, 400 Söldner zu halten, mit jenem Beschluß identisch ist, von dem Xenophon als einer Antwort der Korinther auf die athenischen Versuche, ihre Stadt einzunehmen, berichtet (Xen. Hell. 7, 4, 4ff.). Dasselbe Datum - 365 - erhalten wir auch auf Grund des Hinweises des Plutarch, daß Timoleon nach der Beseitigung des Timophanes sich beinahe zwanzig Jahre von der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben fernhielt, so lange, bis er zum Strategen für Sizilien ernannt wurde; diese Ernennung aber fand im Jahre 345 statt (Plout. Timol. 7, 1; vgl. Plout. Synkr. Timol. Paul. 2, 5; eine diesem widersprechende Darlegung der Ereignisse bei Diodor, nach dem die Beseitigung des Timophanes durch Timoleon kurz vor der Ankunft der Gesandten aus Sizilien stattfand: Diod. Sik.16, 65, 7f.; diese Angabe aber ist ohne jeden Zweifel Folge einer unachtsamen Komposition des Quellenmaterials durch den Historiker, und sie verdient kein Vertrauen). Seinem politischen Charakter nach unterschied sich das Auftreten des Timophanes in nichts von dem Vorgehen anderer uns bekannter Anwärter auf die tyrannls in republikanischen Poleis mit oligarchischer politela. Der Ausgangspunkt war auch für Timophanes eine außerordentliche, aber legale Ernennung zum Befehlshaber der Söldnerarmee. Diese militärische Position stärkte seine Autorität in der Polis und gab ihm jene reale Macht in die Hand, mit deren Hilfe er versuchen konnte, die Regierung zu beseitigen. Et· wollte jedoch nicht in der Rolle eines gewalttätigen Usurpators erscheinen; er bemühte sich, seinem Putsch das Ansehen einer Volksrevolution zu verleihen. Er zog die Armen an sich und bewaffnete sie (Diod. Sik. 16, 65, 3). Der arme Demos aber ist nicht seine entscheidende 1\lachtbasis gewesen. Die wichtigste reale Stütze des Timophanes waren, abgesehen von seinen persönlichen Freunden (auf ihre aktive Rolle verweist Plout. Timol. 3, 6), die iluu unterstellt.en Söldner; die entscheidende Rolle dieser letzteren wird von allen antiken Autoren betont (vgl. das Zeugnis des Aristoteles: Politik. 5, 6, 1306a 21-24: ,,Während des Krieges sind die Oligarchen gezwungen, da sie dem Volke nicht vertrauen, Söldnerarmeen auszurüsten, und der, den sie beauftragten [mit dem Oberbefehl über sie], wird häufig tyrannos, wie es zum Beispiel in Korinth Timophanes wurde"; vgl. die weiter oben zitierten Stellen Plout. Timol. 3, 6 und 4, 4 sowie Ncp. Timol. 1, 3: ,,nam cum ... Timophanes ... tyrannidcm per militcs mercennarios occupasset" etc.). Ist es dem Timophanes gelungen, seine Ziele zu en-eichen~ ,vurde er tatsächlich Tyrann von KorintM Aristoteles und Ncpos haben daran, wie wir es aus den

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eben angeführten Zitaten entnehmen, nicht gezweifelt. Ebensowenig bezweifelte dies offenbar Plutarch, der seinen Bericht über den \Veg des Timophanes zur Macht wie folgt abschließt: ,,Und nachdem er viele der angesehensten Bürger ohne Gerichtsurteil hingerichtet hatte, proklamierte er sich schließlich offen zum Tyrannen" (Plout. Timol. 4, 4). In derselben Art, wie über einen bereits vollzogenen Akt, spricht Plutarch von der Unterjochung der Polis Korinth durch Timophanes, auch später, als er von der Reaktion der Gesellschaft auf das Vorgehen des Timoleon erzählt. Nach den Worten Plutarchs lobten die besten Leute den Timoleon dafür, daß er die Interessen der Polis den häuslichen vorzog, ,,indem er (den Bruder) tötete, als dieser einen bösen Plan gegen seine Heimatpolis ausheckte und sie unterjochte" (Timol. 5, 1). Weniger entschieden formuliert Diodor; nach seinen \Vorten hatte sich Timophanes mit dem „Pöbel" umgeben, ,,begann die agora zu umgehen, gab sich ausdrücklich nicht als tyrannos aus, vollzog jedoch Dinge, die gerade den Tyrannen entsprechen" (Diod. Sik. 16, 65, 3). Um welche „Dinge" es sich handelt, erklärt Diodor nicht; am ehesten waren das jene Repressalien gegen den Adel, von denen Plutarch spricht. Zweifellos jedoch .zeichnet Diodor die tyrannische Gewalt des Timophanes nicht als etwas Vollendetes, sondern als etwas, was erst Bestreben und historischer Prozeß gewesen ist. Im übrigen finden wir auch bei Plutarch keinerlei ausführliche Nachrichten über die tyrannis des Timophanes, während Aristoteles und Nepos sich auf eine einfache Feststellung des Faktes der Machtergreifung beschränkten. Offenbar hatte der Putsch des Timophanes nur eine Machtübernahme für kurze Zeit zur Folge, und es wäre vielleicht richtiger zu sagen, daß es sich in \Vahrheit nur um die Kontrolle des Timophanes über einige wichtige Teile der Stadt gehandelt hat - nämlich über die agora (Diod. Sik. 16, 65, 3 u. 4) oder über die Akropolis (ein Hinweis darauf scheint sich bei Plutarch zu finden, als er von dem zweiten Besuch des Timoleon bei Timophanes berichtet: Plout. Timol. 4, 6: cx:o-!hi; &.v~ß1J .tpoi; -rov &.8e:1>.c:p6v), von einer ausgebauten Herrschaft kann man nicht sprechen 22 • Außer den Repressalien gegen den Adel, mit denen er seine gefährlichsten Gegner unschädlich machen und seine Rolle als Volksführer demonstrieren konnte, hat Timophanes nichts durchgeführt: weder eine Umformung der bestehenden politischen und sozialen Struktur 23 , noch eine völlige Entmachtung der die Geschäfte führenden Regierung. Die Korinther haben sofort nach dem Mord an Timophanes von der gerousia (dem Ältestenrat) gefordert, ihr Verhalten zu dem Vorgehen des Timoleon darzulegen (Diod. Sik. 16, 65, 6ff.). Dieses legale Organ der korinthischen oligarchia hat während der Unruhen weiterbestanden 24 • Natürlich hat die Aktion des Timophanes für eine gewisse Zeit die Macht der korinthischen Regierung paralysiert. Aber noch vor einer endgültigen Beseitigung der Republik ist er selbst durch eine Verschwörung zu Fall gebracht worden, die von seinem eigenen Bruder einige Tage oder einige \Vochen nach seinem ersten Auftreten organisiert worden war. Von der Beseitigung des Timophanes berichten die antiken Autoren - Diodor, Plutarch und Nepos - ausführlich, weitaus ausführlicher als von dem Putsch selbst (Diod. Sik. 16, 65, 4ff.; Plout. Timol. 4, 5ff.; Nep. Timol. 1, 4ff.). Das ist

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verständlich; ist doch gerade dieser Teil der Geschichte des Timophanes unmittelbar mit dem Schicksal des Timoleon verbunden, für den allein sich die antike Tradition interessierte. Nach dem Zeugnis des Plutarch, der die alte Überlieferung umständlich und genau wiedergibt, war Timoleon als überzeugter Republikaner und Tyrannenbasser über das Vorgehen seines Bruders Timophanes empört und versuchte anfänglich, ihn von dem aussichtslosen Unternehmen abzubringen. Als Timophanes aber die Mahnungen des Bruders hochmütig in den Wind schlug, erschien Timoleon in Begleitung eines Verwandten, des Schwagers des Timophanes, Aischylos, und eines Freundes, des Wahrsagers Orthagoras oder Satyros, den ersten Namen nennen nach Plutarch Ephoros und Timaios, den zweiten Theopomp, erneut vor dem Bruder, vielleicht auf der Akropolis, und zu Dritt flehten sie ihn an, sich doch zu bedenken. ,,Timophanes" - so fährt Plutarch fort „lachte sie zuerst aus, wurde aber später zornig und erboste sich über sie, und da ging Timoleon ein wenig zur Seite, bedeckte das Haupt und weinte, die beiden anderen aber zogen das Schwert und streckten den Tyrannen auf der Stelle nieder" (Plout. Timol. 4, 6). Ähnlich gibt auch Cornclius Nepos (Timol. 1, 4) diese Geschichte wieder; nur von der Teilnahme des Verwandten am Mord berichtet er anders, und auch die Haltung des Timoleon während des Mordes erzählt er mit einer anderen und weniger sentimentalen Einzelheit: ,,Solange, wie die Sache sich hinzog, stand er abseits auf Wacht, damit kein Helfershelfer herbeieilen könne (,nam dum res conficeretur, procul in praesidio fuit, ne quis satelles posset succurrere')". Stärker unterscheidet sich davon die Erzählung des Diodor, bei dem Timoleon nach den vergeblichen Überredungsbemühungen selbst den Bruder „durchbohrte, als dieser auf der agora spazierenging" (m:pL1tOC:"t'OÜV"t'OC: XOC:"t'OC 'n)V &yopocv&1tfocpoc:~e:v Diocl. Sik. 15, 65, 4). Da wir uns schon einmal von der Ungenauigkeit des Diodor überzeugen konnten, darf man annehmen, daß er uns auch hier nicht zuverlässig unterrichtet und daß seine Version entweder einer einfachen Ungenauigkeit oder dem Streben entspringt, die Farben um einer Dramatisierung der Erzählung willen stärker aufzutragen. Schwieriger wird es, über eine andere von Diodor berichtete Einzelheit zu urteilen, über die Stätte, wo Timophanes getötet wurde. Nach Diodor war dies die agora, während der Text des Plutarch, wie wir bereits erwähnten, den Anschein gibt, es handele sich um die Akropolis. Die Frage muß offengelassen werden. Das Verhalt.cn des Timoleon verhinderte die Festigung eines tyrannischen Regimes in Korinth. 'l'imophanes war beseitigt; seine Freunde w1d Anhänger hatt.cn zu wenig Unternehmungsgeist, um die Bewegung selbständig weiterzuführen, während die Söldner, die schon vorher möglichcnveise von Timoleon umgestimmt worden waren 25 , überhaupt kein Interesse zeigten. Dennoch hörten wider alles Erwarten die Unruhen in Korinth nicht auf (Diod. Sik. 16, 65, 5ff.; Plout. Timol. 5; Nep. Timol. 1, 5f.). Nicht alle Bürger billigten das Vorgehen des Timoleon. Die Aristokraten (ot x_apLfo-re:poL - Diod. Sfä:. 16, 65, 6; ot •·· xpcx-rLcr.oL -rwvl{opLvlHwv- Plout. Timol. 5, 1) freuten sich zwar über die Beseitigung eines Mannes, der ihr schlimmster Feind geworden war und elu-ten den Timoleon als

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Tyrannenmörder und Befreier der Stadt. Jedoch nicht alle teilten die Auffassung. Es fanden sich solche, die zwar nicht wagten, den Mord an dem Tyrannen zu verdammen, die aber die Teilnahme des Timoleon daran verurteilten, der, wie sie erklärten, sich mit Bruderblut befleckt hätte. Die antiken Autoren definieren diese Leute nicht näher. Diodor nennt sie einfach „die Feinde des Timoleon" (ot ~)(-9-pot -roi:iTtµo)..eov-.o;- Diod. Sik. 16, 65, 6); Plutarch spricht von ihnen als von „Leuten, die keinerlei demokratische Herrschaft duldeten und daran gewöhnt waren, den Blick des Gebietes zu erhaschen" (Plout. Timol. 5, 2). Es ist unwahrscheinlich, daß jene armen Schichten gemeint sind, die, von Timophanes zur Teilnahme am Umsturz herangezogen, nun am meisten Grund hatten, mit seinem Sturz unzufrieden zu sein. Sie besaßen nicht die Macht, die korinthisehe gerousia zu einer Untersuchung des Attentats zu zwingen. ·wahrscheinlich handelte es sich um die ,,Freunde" (cp()..ot)des Timophanes. Ohne Zweifel gehörten diese Leute zu derselben Adelsschicht wie Timophanes. Die herrschende Klasse war in Korinth ebenso wie in Syrakus kein einheitlicher Block, und es hatte eine Gruppe einflußreicher Personen gegeben, die den Timophanes unterstützten. Wir erinnern uns daran, daß die oligarckia einer Stadt wie Korinth nicht nur aus Landbesitzern, sondern auch aus den an Handel und Gewerbe beteiligten reichen Leuten bestand. Die Interessen mußten notwendig divergieren, nicht nur aus persönlichen Gründen. 1\fit dem Tode des Timophanes stürzten auch die Hoffnungen seiner Anhänger zusammen; ohne eine offene Empörung zu wagen, rächten sie sich an dem unerwarteten und unerwünschten Befreier Timoleon, indem sie unter Hinweis auf den schändlichen Charakter seines Vogehens die öffentliche Meinung gegen ihn aufstachelten. Der oligarchische Rat gab ihrem Druck nach und leitete eine Untersuchung des von Timoleon verschuldeten Brudermordes ein (Diod. Sik. 16, 65, 6ff.). Die Angelegenheit endete allem Anschein nach mit der Rechtfertigung des Timoleon. Doch sogar ein Teil seiner Verwandten verurteilte seine Teilnahme an der Ermordung des älteren Bruders. Nach dem Zeugnis der Alten wandte sich die eigene Mutter mit einem Fluch von ihm ab und verschloß ihm die Tür ihres Hauses (Plout. Timol. 5, 3 u. 7, 1; Nep. Timol. 1, 5). Unter diesen Bedingungen hielt es Timoleon für das beste, sich aus der Teilnahme am politischen Leben zurückzuziehen. Er verließ die Stadt und lebte in der Einsamkeit seines Landbesitzes so lange, bis die Bitte der Syrakusaner ihm die Möglichkeit vermittelte, erneut ins politische Leben zurückzukehren. Das ist die Geschichte des Putsches des Timophanes. Er scheiterte vor allem an den energischen Gegenmaßnahmen, die von den Oligarchen eingeleitet worden waren. Es genügte vollkommen die Beseitigung des Führers, um diesen Aufruhr schon in seinen Anfängen zum Erlöschen zu bringen. Die antiken Autoren waren aber zweifellos im Recht, wenn sie den Timophanes als tyrannos bezeichneten, und sein nicht vollkommen in Kraft getretenes Regime als tyrannis (Aristot. Politik.5, 6, 1306a 23; Plout. Timol.4,4;5,2; Nep. Timol.1, 1. 3.4;mitcinigerEinschränkung - Diod. Sik. 16, 65, 3)26 • Die korinthische oligarchia hat sich jedoch den Bestrebungen zur tyrannis mit ebensolchem Erfolg widersetzt wie die demokratia Athens und Spartas oligarchia in Form der konstitutionellen monarchia.

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.Anmerkungen 1 Vgl. Ed. l\Ieycr, Geschichte des Altertums, Bd. 5, Stuttgart-Berlin 1902, § 947ff., S. 418ff.; K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, 1, Berlin-Leipzig 1922, 172ff.; G. Glotz - R. Cohen, Histoire grecquc, Bd. 3, Paris 1936, 151f.; V. N. Djakov, in: ;I(peaHHHrpel\nH, no]\ pel\. B. B. Crpyne H ;r:i:.II. RaJIJIHCTOBa, Moskau 1956, 433; N. G. L. Hammond, A History of Greece, Oxford 1959, 495 u. 496; H. Bengtson, Griechische Geschichte, l\fünchen 19602, 272f. 2 Zur Geschichte Sikyons im allgemeinen s. F. Geyer, Sikyon, Sikyonia, RE, Bd. 2 A 2, 1923, 2535ff.; Ch. H. Skalet, Ancient Sicyon (Johns Hopkins University Studies in Archaeology 3), Baltimore 1928. 3 Vgl. ebenfalls Ed. l\Ieyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, § 952, S. 429f.; K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, 1, 180; F. Geyer, RE, Bd. 2 A 2, 1923, 2539; P. l\leloni, La tirannide de Eufrone I in Sicione, Rivista di filologia e di istruzione classica 29, 1951, 1, 13-15 u. 20-21, mit einer Vermutung über den Charakter der neuen sikyonischen Regierung. 4 Zu Euphron vgl. noch außer den allgemeinen Arbeiten zur Geschichte Griechenlands und Sikyons: H. G. Plass, Die Tyrannis in ihl'en beiden Perioden bei den alten Griechen, Teil 2, Bremen 1852, 81-83; H. Swoboda, Euphron, RE, Bd. 6, 1, 1907, 1217-1218; P. Meloni, ebenda; H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1-2, München 196i, Bd. 1, 305-307; Bd. 2, 676. 5 Vgl. P. Meloni, ebenda 19f., aber mit einer übertriebenen Betonung der Sorge des Euphron um die staatliche Selbständigkeit von Sikyon, während unbeachtet gelassen wurde, daß hier die Hauptrolle seine eigenen ehrgeizigen Bestrebungen spielen konnten. Eine kritische Einschätzung der Auffassung von P. l\leloni s. unten S. 387. 6 Auf das ähnliche Vorgehen des Euphron, als er sich in den Besitz der Macht brachte, wie des Dionysios d. Ä. weist in allgemeiner Form H. Berve hin (Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 305). 7 H. Swoboda, RE, Bd. 6, 1, 1907, 1217; F. Geyer, RE, Bd. 2 A 2, 1923, 2539; G. Busolt, Griechische Staatskunde, Bd. 1, 400; Ch. H. Skalet, Ancient Sicyon, 73 Anm. 45. 8 Vgl. vor allen Dingen K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, 1, 187f.; Bd. 3, 2, 243f.; vgl. P. Mcloni, La tirannide de Eufrone I in Sicione, 15-18; H. Ber"\"e,Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 305; Bd. 2, 676. - Die Chronologie von J. Beloch, die von P. Meloni entwickelt und vertieft und danach auch von H. Berve anerkannt wurde, ist unserer gesamten weiteren Darstellung zugrunde gelegt worden. 9 H. Berve nimmt an, daß der Feldzug nach Phleios von dem thebanischen Statthalter in Sikyon „gemeinsam" mit Euphron organisiert worden war, wobei „das sikyonische Bürgeraufgebot ihm" (d. h. dem thebanischcn Statthalter) ,,unterstand, wähl'end Euphron selbständig, als Tyrann neben der Polis stehend, seine Söldner befehligte" (H. Bcrvc, ebenda Bd. 1, 306). Es scheint, daß der Text des Xenophon gewissen Grund für eine solche Schlußfolgerung liefol't (vgl. insbesondere den Beginn der Erzählung). Wenn das aber so wäre und die sikyonische Bürgerwehr tatsächlich während dieses Feldzuges dem Oberbefehl des Euphron entzogen worden ist, so hat dies aber offensichtlich keinerlei Folgen gehabt. 10 Die Zugehörigkeit der l\Iünzen mit der Legende EY zu dem Tyrannen Euphron ist von R. Weil vorgesehlagen worden (R. Weil, Nordpeloponnesische l\lünzen, Zeitschrift für Numismatik 7, 1880, 375ff.); sie ist von einer Reihe späterer Forscher übernommen

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worden (vgl. P. Gardner, A Catalogue of the Greck Coins in thc British Museum, Bd. 11, London 18S7, S. 48; H. Swoboda, RE, Bd. 6, 1, 1907, 1217; H. Berve, ebenda Bd. 1, 305; Bd. 2, 676). Den Vorschlag von Weil zweifelt B. Head an; er ist geneigt, diese Münzen ans Ende des 4. und in die erste Hälfte des 3. Jh. zu datieren (B. V. Head, Historia Numorum, Oxford 19112 , 410). Ch. Skalet schlägt seinerseits vor, diese Münzen dem Enkel des Tyrannen, Euphron d. J., zuzuschreiben (s. Ch. H. Skalet, Ancient Sicyon, 74 Anm. 4S), was aber hinsichtlich der völlig anderen Stellung Euphrons d, J. ganz unmöglich ist: Er ,var kein selbstherrlicher Gewalthaber, sondern einer der demokratischen Führer (vgl. die gerechtfertigte Gegenargumentation H. Berves; s. auch weiter unten). 11 Vgl. H. Swoboda, RE, Bd. 6, 1, 1907, 1217. 12 Vgl. H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 306. 13 Ebenda. 14 F. Geyer, RE, Bd. 2 A 2, 1923, 2540; H. Berve, ebenda, Bd. 1, 306f. 15 Vgl. K. J. Beloch, Griechische Geschichte, Bd. 3, 1, 192; G. Glotz - R. Cohen, Histoire grecque, Bd. 3,167; P. :Meloni, La tirannide de Eufrone I in Sicione, 33. - Nur mit der zu weit gehenden Behauptung dieser Aut.oren, daß Adeas die Macht des Euphron erbte, kann man nicht einverstanden sein. 16 Vgl. meine Übersetzung B.IJ;ß 1963, 1, 212f. und 214. 17 Wie bereits erwähnt, meint eine Reihe von Forschern, daß nach dem Tode des Euphron dessen Macht von seinem Sohn Adeas übernommen wurde (vgl. Anm. 15). 18 Vgl. H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 306f. 19 P. l\foloni, La tirannide de Eufrone I in Sicione, insbesondere die Seiten 19f.; 23; 27. 20 Zur Geschichte von Korinth insgesamt vgl. Th. Lenschau, Korinthos, RE, Suppl. 4, 1924, 1007ff. 21 Über Timophanes ist nur wenig bekannt, die moderne Literatur über ihn ist hauptsächlich in den allgemeinen Arbeiten zur Geschichte Griechenlands und der griechischen Tyrannis vertreten. Vgl. H. G. Plass, Die Tyrannis in ihren beiden Perioden bei den alten Griechen, Teil 2, 78ff.; Ed. l.\foyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, § 968, S. 463 u. 465; K. J. Belooh, Griechische Geschichte, Bd. 3, 1, 192; G. Glotz - B. Cohen, Hist.oire grecque, Bd. 3. 166; S. A. ~ebelev, ,,l\IJIH~lllaHTHprunm" B rpe~HH H MHJIOÜAattu, in: .IJ;peBHHH rpe~•m, Moskau 1956; H. Bervc, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 304f.; Bd. 2, 676. - Dem Timophancs wendet man ebenfalls in Verbindung mit seinem berühmteren Bruder Timoleon eine gewisse Aufmerksamkeit zu. Vgl. H. E. Stier, Timoleon, RE, Bd. 6 Al, 1936, 1276f.; H. D. Westlake, Timoleon and His Relation with Tyrants, Manchester 1952, 58ff.; 1\1. Sordi, Timoleonte, Palermo 1961, 4ff. - Ein spezieller Artikel über Timophanes ist in der RE enthalten: H. E. Stier, Timophanes, RE, Bd. 6 A2, 1937, 1307. 22 Als mißlungenen Versuch betrachten H. Plass, Ed. Meyer, J. Beloch, Th. Lensohau und S. A. ~ebelev den Putsch des Timophanes; von einer tatsächlich erfolgten Machtübernahme zu sprechen, halten G. Glotz und R. Cohen für möglich (.,s'empara du gouvernement") sowie H. Stier (im Artikel über Timophanes: ,,machte sich ... zum Tyrannen") und H. Berve (,,machte er sich zum Herren der Stadt"). - Zur Deutung des Plutarchtextes vgl. H. G. Plass, ebenda Teil 2, 80; in kategorischer Form spricht Ed. Meyer von der Einnahme der Akropolis durch Timophanes. 23 Das erkennt auch H. Berve an; um so mehr bleibt es unverständlich, warum er es für möglich hält, von einer mehrmonatigen Herrschaft des Timophanes zu sprechen (vgl. H. Berve, Die Tyrannis bei den Griechen, Bd. 1, 305: ,,Eine Änderung der Verfassung

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oder der sozialen Zustände hat die nur wenige Monate währende Tyrannis nicht zur Folge gehabt"). 24 Zur korinthischen gerouaia vgl. G. Busolt, Griechische Staatskunde, Bd. 1, 363. 25 Eine Vermutung von H. Berve; übrigens haben bereits G. Glotz und R. Cohen gemeint, daß Timophanes von seinen Söldnern verraten worden ist. 26 Genauso urteilen über 'rimophanes auch die Forscher H. Plass, Ed. l\feyer, J. Beloch, Th. Lenschau, H. Glotz und R. Cohen, H. Stier, S. A. Zebelev, H. Bervc - sie alle sehen in Timophanes eine Gestalt tyrannischer Prägung, in seiner Herrschaft aber, die er mit sich brachte, eine tyrannla.

Zusammenfassende

Bemerkungen

Die autoritären Regime im balkanischen Griechenland ausgangs des 5. und im 4. Jahrhundert wurden weder vom Zufall noch von der Initiative einzelner ehrgeiziger Personen geschaffen. Sie waren bei allen Besonderheiten im einzelnen im allgemeinen eine historisch gesetzmäßige Etappe in der politischen und ökonomischen Geschichte des antiken Griechenland. Sie wurzelten in einer spontan entstandenen, von politischen Wirren geprägten gesellschaftlichen Situation, die allerdings dem Ehrgeiz und der Initiative einzelner Persönlichkeiten in besonderem Maße Raum gab und in der ein Zusammentreffen spezifischer Faktoren, das in seiner Konkretheit zufällig erscheinen kann, den Machtkampf innerhalb der Poleis zuspitzte. Den führenden hellenischen Poleis - Athen, Sparta, Theben und Korinth - ist es allerdings gelungen, in dieser Periode jede länger währende tyrannis zu vermeiden. In den übrigen Gebieten und Städten aber, wo Polis und Republik weniger entwickelt, demokratia oder oligarch{a weniger verfestigt waren, kam es relativ häufig zu tyrannischer HeiTschaft. Die Spannungen im Innern verstärkten sich in der politökonomischen Krise, während der Druck von außen durch die Kriege zunahm, die zwischen den mächtigen Poleis um ihre Einflußsphäre, von den bisher rückständigen, nun aber aufkommenden St.aaten um ihren zukünftigen Platz, endlich von den Poleis als solchen um ihre Souveränität geführt wurden. Das Auftreten tyrannischer Regime war in allen Fällen durch scharfe Konfliktsituationen bedingt: sowohl durch innere, die vorzüglich sozialökonomischen Charakter trugen, wie iu Thcssalicu, als auch durch äußere, die sich aus einer Bedrohung der regionalen Selbstbestimmung ergaben, wie in der Phokis; schließlich aber auch unter Einwirkung dieser und jener, innerer und äußerer Konflikte, wie das in den Städten der Pcloponncs bei dem Zusammenbruch der hegemonia Spartas zu beobachten ist. Dabei kann man nicht davon sprechen, daß die Schöpfer der neuen autoritären Regime immer bestimmte und nach ihrer sozialpolitischen Charakteristik ein und dieselben Personen waren oder den gleichen Parteien und Bevölkerungsschichten angehörten. Die Geschichte der späten ty-rannis zeigt, daß nicht eine der traditionellen politischen Parteien zielbewußt die Einführung

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tyrannischer Regime betrieb, sondern daß diese Regime in der Periode gesellschaftlicher Unruhe, bei einem labilen Kräfteverhältnis zwischen denws und oligarchia, bei einer Spaltung der Interessenrichtungen innerhalb der oligarchia als Ergebnis einer besonderen, oft unerwarteten Kräftekombination entstanden. Die tyrannis besaß keine bestimmte Basis im Sinne einer beständigen, lange herausgebildeten sozialen Klasse und politischen Parteiung, wie das bei aristokratla, demokratta und auch noch bei der oligarcMa der Fall war. Sie wurde aus den Zeitumständen geboren, aus dem Bankrott der traditionellen politischen Institutionen angesichts der neuartigen Schwierigkeiten in der Krise, die die Vorbedingungen für die Entstehung von Regimen der persönlichen Gewaltausübung enthielten. Das Vorhandensein von Söldnertruppen, angeworben aus den verarmten Schichten der Polis und für jeden zu haben, der über die notwendigen Mittel verfügte und kriegerische Erfolge aufwies, hat die Möglichkeiten für tyrannische Regierungsformen nicht nur verstärkt; Söldner gehörten in jedem Falle zu den wesentlichen Machtstützen des Tyrannen. Die Oligarchen pflegten Söldner als Gegengewicht gegen die Bürgerwehr zu halten; unter einem Tyrannen konnte sich eben diese Truppe gegen sie wenden. Die Söldnermacht der Tyrannen beweist wiederum, daß die ausreichende soziale Basis für sein Regime fehlte. Wenn nun der wahre Schöpfer der späten tyrannis die gesellschaftliche Situation war, so ergeben sich daraus wenigstens zwei wichtige Schlußfolgerungen über ihren Charakter als l\fachtform und über ihre historische Rolle. Einerseits ist es klar, daß die tyrannis nur eine zeitweilige Erscheinung sein konnte, da sie in der Gesellschaftsstruktur keine tiefgehenden Wurzeln besaß. Als Regierungsform wurde sie durch eine eigenartige zeitweilige Kräftekombination realisiert, deren Kern, eine kleine Initiativgruppe, aus dem Tyrannen selbst und seinen nächsten Freunden bestand. Nur einzelne Träger tyrannischer Regime fanden innen- und außenpolitische Aufgaben von wirklicher Tragweite vor, z.B. Jason von Pherai, dessen Land von dem ökonomisch fortgeschrittenen Seehandels- und Gewerbezentrum Pherai aus straffer zu einigen, dessen alte Klassenstruktur mit dem Eindringen von Handel und Gewerbe zu verändern und dessen außenpolitische Interessen zugleich zu verteidigen waren. Jason war weitsichtig genug, solche Aufgaben sowohl zu erkennen als auch für seine Zielstellungen auszunutzen und damit eine günstige Gruncllage für seine Macht zu finden. In der Phokis hören wir nichts von sozialen Reformen; die tyrannis zielte auf die Selbstbehauptung des Landes, auf die Verteidigung seiner Souveränität und zugleich auf die Expansion mit außerordentlichen Mitteln und ungewöhnlicher Energie, letzten Endes ebenso vergeblich, wie es die Anstrengungen vieler anderer, ja der führenden Poleis gewesen sind, die ihre volle autonomia nicht freiwillig aufgeben wollten. Aber derartige Ziele gaben der tyrannischen Gewalt zweifellos mehr Beständigkeit. Wirkliche Dauer hätte vorausgesetzt, daß die tyrannis sich selbst refonnierte und aufhörte, eine tyrannis zu sein. Wenn nun einerseits die Voraussetzung der tyrannis eine zugspitzte Krisensituation war, während der spezifische Charakter dieser Situation in Abhängigkeit von Ort und Zeit sehr unterschiedlich sein konnte, so erscheint die Vielfalt und Vielschichtigkeit der tyrannis der Krisenzeit nicht

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erstaunlich. Als Machttyp ist die tyrann{s leicht zu definieren; sie ist ein autoritäres Regime von scharf ausgeprägtem gewalttätigem Typus. Als historisches Gesamtphänomen aber konnte die tyrann{s, insbesondere die späte, recht verschiedene Formen annehmen und eine unterschiedliche Rolle spielen. Sie konnte ein ungeschminkt brutales, gesetzloses, für das Volk nur niederdrückendes und schädliches Regime werden, wie die Gewaltausübung der Nachfolger des Jason in Pherai und die Herrschaft der dreißig Tyrannen in Athen. Der tyrannos konnte jedoch auch ein hegemon sein, dem das Volk die Vertretung seiner Interessen zutraute, wie Jason von Pherai und Philomelos von der Phokis es gewesen sind. Wir beobachten Tyrannien der Krisenzeit von der zweifellos negativen, rein zerstörenden bis zu einer positiven, konstruktiven Form. Auch die Außenpolitik der Tyrannen hatte dementsprechend unterschiedliche Tendenzen. Sie reicht von der servilen Abhängigkeit von einer ausländischen Macht, die die Entstehung der tyrann{s, gegebenenfalls mit ihren Besatzungstruppen, begünstigte, bis zu dem energischen Streben nach Unabhängigkeit des eigenen Gemeinwesens. Das nackte Machtinteresse führt zur Suche nach dem Bündnis mit anderen Tyrannen, aber auch zur Kooperation mit Oligarchien oder Demokratien, die ihrerseits keine Bedenken tragen, für konkrete Augenblicksziele mit den Tyrannen zu kooperieren. Ein Pauschalurteil ist auf jeden Fall historisch falsch. Dementsprechend kann auch die Frage nach dem Verhältnis der späten tyrann{s zur folgenden hellenistischen monarch{a nicht einheitlich beantwortet werden. Die Beziehung konnte unterschiedlich sein: Die tyrann{s der Krisenzeit konnte - und konnte aber auch nicht - als Vorläufer des Hellenismus erscheinen. Der Doppelcharakter der Krise, in der Altes und Neues sich widersprach, kommt auch im Hinblick auf die Erscheinungen der späten tyra1in{s zur Geltung.

Das Problem der 1\Ionarchie und der Tyrannis in der politischen Publizistik des 4. Jahrhunderts v. u. Z. EDUARD

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Die Krise des Polissystems führte nicht nur zum Zusammenbruch der überlieferten Formen des sozialen und politischen Lebens, sondern brachte auch eine kritische Betrachtung der traditionellen politischen Doktrinen hervor, sowohl demokratischer als auch oligarchischer, die nunmehr von neuen Ideen und Gedankengebäuden abgelöst wurden. Tatsächlich hat die Krise, die sich zuerst in der sozialökonomischen und politischen Sphäre entwickelte, auch bald das ideologische Gebiet erfaßt. Das Charakteristikum dieser Zeit war die wachsende Unbefriedigtheit und Unzufriedenheit aller Bevölkerungsschichten mit den bestehenden Zuständen. Die einen wandten sich infolge wachsender Verarmung mit größer werdenden Forderungen an den Staat (Problem der -:-porpfi oder aux..-porpfi), und da diese nicht im lebensnotwendigen Maße erfüllt wurden, fand die Unzufriedenheit entweder in fruchtlosen Träumereien von der Rückkehr zum Goldenen Zeitalter des Kronos oder aber in energischen Aufrufen zum sofortigem Umsturz und zur Neuaufteilung der Güter ihren Ausdruck. Solche Aufrufe waren nicht selten von den entsprechenden Handlungen begleitet; es genügt, an den berühmten skytalism6s von Argos 370 v. u. Z. zu erinnern, als die Stadtarmut, die sich mit Knüppeln (axu-.&i>.ix1) bewaffnet hatte - nach dem Bericht Diodors (15, 57f.) -, mehr als 1000 wohlhabende Bürger erschlagen haben soll. Die reichen Bürger wandten sich mit Ekel von einer Polis ab, die ihnen neue Aufgaben auferlegte, aber nicht mehr imstande war, ihnen Besitz, die Möglichkeit erweiterter Geschäftstätigkeit und das gute Leben, e:o1:~v,zu garantieren. Die Bauern, deren Belange vernachlässigt wurden und die unter den Kriegsverheerungen am meisten litten, verloren das politische Interesse. Eine apolitische Haltung, Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der eigenen Polis verbreiteten sich; die Hinwendung zum Privaten, zu individualistischen und kosmopolitischen Grundstimmungen, Sehnsucht nach Ordnung und starker Obergewalt traten hervor. In dem Maße, in dem sich die Krise hinzog und verschärfte, wuchs auch das Gefühl einer Unbefriedigtheit und Enttäuschung über die Möglichkeiten der Polisform des gesellschaftlichen Lebens überhaupt, und immer mehr begann sich die Hoffnung von Menschen verschiedenster sozialer Lage und unterschiedlichsten kulturellen Niveaus auf die starke Persönlichkeit zu richten in der Meinung, daß gerade eine solche Persönlichkeit, ein mit Autorität ausgestatteter Führer oder Feldherr, scheinbar über den sozialen Klassen stehend, die Polis aus

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der Sackgasse zu führen vermöge. So waren die Voraussetzungen zur Entwicklung der monarchischen Idee gegeben, und sie wurde zu einem der Zentralthemen der politischen Literatur des 4. Jahrhunderts. Die Gestalt des starken Herrschers fesselte das Interesse der Philosophen ebenso wie das der Publizisten. Den Problemen der Königsmacht widmete der Schüler des Sokrates und Begründer der kynischen Schule, Antisthenes, spezielle Traktate (Diog. Laert. 6, 16 u. 18). Verschiedene Aspekte der monarchischen Herrschaftsform studierte Platon in der Politeia, imPolitik6s und in den Nomoi; auch Aristoteles wandte sich in der Etkika Nikomac,heia und in den .Politika diesem Thema zu. Die Gestalt des idealen Herrschers zeichnete Xenophon in seiner Kyroupaideia, dasselbe Problem behandelt aueh Isokrates in einer Reihe von Reden: Pros Nikoklea, Nikokle-s, Euagoras, PMlippos 1 • Die Entwicklung der monarchistischen Idee, die Herausarbeitung einer entsprechenden Theorie, wurde durch zwei wichtige politische Faktoren gefördert: einerseits durch die Praxis der Poleis, die in kritischen Momenten immer häufig die gesamte Macht einzelnen Politikern (in Form der Ernennung von strategoi autokratores) anvertrauten, andererseits durch das spontane Wiederentstehen der tyrannis in vielen Gebieten der griechischen Welt, sowohl im Zentrum der Balkanhalbinsel als auch an der Peripherie. Die Tyrannien in den Tochterstädten hatten besondere Bedeutung. Welchen Charakter diese Tyrannien der Krisenzeit auch immer haben mochten, eines stand zweifellos fest: ihre unmittelbare Stütze bildeten die Söldner, die entscheidende militärische Kraft jener Zeit. Der Demos setzte Hoffnungen auf eine populäre tyrannis und erwartete von dort die Erfüllung seiner Forderungen. Je mehr sich die Krise des Polissystems hinzog und vertiefte, bemerkten aber auch die begüterten Klassen, ursprünglich Gegner der Tyrannien, daß in der tyrannis wie in jeder :Militärdiktatur große Möglichkeiten der Machtausübung vorhanden waren und daß diese Möglichkeiten im Interesse des begüterten Teils der Gesellschaft genutzt werden konnten. Solche Vorstellungen, die in einer allgemeinen Tendenz zur monarchistischen Idee mündeten, mußten früher oder später zur theoretischen Bearbeitung anreizen und in literarischer Form zum Vorschein kommen. Tatsächlich nimmt das Problem der tyrannis bei den politischen Schriftstellern des 4. Jahrhunderts einen hervorragenden Platz ein, sowohl bei den Philosophen Platon und Aristoteles als auch und in noch größerem Umfange bei den Publizisten lsokrates und Xenophon. In der vorliegenden Arbeit beschränken wit- uns auf die Analyse des Themas bei den publizistischen Schriftstellern und geben zuerst einen allgemeinen Abriß der Entwicklung der monarchistischen Ideen bei Isokrates, danach eine spezielle Analyse der Auffassungen Xcnophons iiuer die tyrannis, vornehmlich am Beispiel seines Traktates llieron.

1. Die monarckistisclze Idee bei I sokrates Unter den Schriftstellern der Krisenperioden, die über die Thematik der monarckia geschrieben haben, gebührt Isokrates ein hervorragender Platz, jenem Redner, der ein besonderes Genre der schriftlichen Redekunst entwickelt hat, mit

Tyrannis und Monarchie in der Publizistik

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dessen Namen vorzüglich die Vorstellung von der politischen Publizistik der Krisenzeit verbunden ist 2 • Es muß dabei jedoch betont werden, daß bisher kein einhelliges Urteil über Isokrates als politischen Publizisten erreicht worden ist. Die Gelehrten des 19. Jahrhunderts, die in et·ster Linie die literarischen und künstleiischen Formen der Reden des lsokrates behandelten, haben der politischen Seite seines Schaffens keine Aufmerksamkeit entgegengebracht. Um die Jahrhundertwende haben R. Scala, später besonders J. Beloch und Ed. Meyer die politische Bedeutung der Werke des lsokrates untersucht und deren Rolle bei der Vorbereitung der politischen Vereinigung von Hellas unter der Ägide des makedonischen Königs und der gemeinsamen griechisch-makedonischen Expansion nach dem Osten hin hcrvorgehoben3. Die übermäßige Betonung der panhellenischen Bestrebungen des Isokrates, ihre offensichtlich tendenziöse Deutung im Sinne der damals modischen pangermanischen Stimmungen gaben nach dem ersten Weltkrieg Anlaß, eine solche Auffassung wieder in Frage zu stellen. Die neue Tendenz ging auf eine Herausstellung der traditionellen Momente in den Anschauungen und Bemerkungen des lsokrates. Die Origina.lität der Ideen, die Prinzipienfestigkeit des Isokrates wurden geleugnet, seine politische Bedeutung geringer eingeschätzt'. Es ist klar, daß für die richtige Beurteilung des lsokrates eine der Wirklichkeit entsprechende Bewertung seiner einzelnen Ideen von Bedeutung ist, vor allem auch eine Analyse seines Interesses für die monarchia. Die Historiographie um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hat viel für die Erhellung einzelner Aspekte getan: Man hat auf die Bedingtheit der monarchistischen Bestrebungen des Isokrates durch sein panhellenisches Programm verwicsen 6 , auch die Wechselbeziehungen zwischen seiner Hinwendung zur monarchia und seinem kritischen Verhalten gegenüber der zeitgenössischen athenischen demokratia sind angemerkt worden 6 • Vieles bleibt jedoch ungeklärt, insbesondere der Grad des Isokrateischen „Monarchismus". Inwiefern ist es gerechtfertigt, in Isokrates den Vertreter der panhellenischen monarchia oder der sozialen monarchia zu sehen1 Die neueste Tendenz zur kritischen Korrektur der früheren Auffassungen über Isokrates fügte den genannten noch andere Fragenkomplexe hinzu: über den Grad der Gesetzmäßigkeit, auf Grund derer sich Isokrates dem Thema der monarchia zuwenden mußte, iiber die Prinzipienfestigkeit in der Behandlung dieses Thcmas 7 • Die unlängst erschienene Dissertation von H. Kehl 8 deutete wohl insgesamt eine richtige Lösung an, kann jedoch infolge von Ungenauigkeiten in der Untersuchung einzelner Momente, z. B. der Haltung des Isokratcs gegenüber der demokratia und der Polis überhaupt, nicht als letztes Wort in der vorliegenden Streitfrage gelten. Die Frage ist: War die Hinwendung des Isokrates zum Thema monarchia der Beleg für ein prinzipielles Interesse des Isokrates an der monarchischen Regierungsform, und wenn ja, so entsteht die weitere Frage: Wie stark war dieses lnteresse1 Darauf eine möglichst eindeutige und klare Antwort zu geben, ist das Ziel der vorliegenden Arbeit.

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Die Hinwendung zur Thematik der monarchia war zweifelsohne eine unvermeidliche Etappe im Schaffen des Isokrates als politischem Publizisten. Begründet war sie in der kritischen Haltung des Isokratcs und auch einiger anderer Schriftsteller des 4. Jahrhunderts zur zeitgenössischen athenischen demokratia. Die Biographie und das Werk des Isokrates gaben uns die Möglichkeit, eine Reihe von Voraussetzungen einer solchen Haltung herauszufinden sowie die Entwicklung des Isokrates, die mit den Jahren zu einer prinzipiellen Ablehnung der demolcratia führte, in ihren wichtigsten Etappen zu verfolgen. Isokrates gehörte zur wohlhabenden Familie eines athenischen Gewerbetreibenden. Sein Vater besaß eine große Werkstatt, in der Flöten produziert wurden (Dionys. Hal. Isokr. 1; Philostr. Bi. soph. 1, 17, 4; Incerti auctoris, Vita Isokr. 101 Dindorf). Während seiner Jugendjahre erhielt er eine gute Ausbildung, insbesondere in der Schule des Sophisten Gorgias (Aristot. bei Quint. De inst. or. 3, 1, 13; Cic. De or. 52, 176; Dionys. Ral. Isokr. 1; Ps.-Plout. Bi. 10 rhet. Isokr. 2 p. 836f.; 26 p. 838 d). Er war ü her Theorien und Methoden anderer älterer Sophisten gut unterrichtet 9 und kann dabei auch solche Auffassungen kennengelernt haben, die zu einer kritischen Haltung gegenüber der demokratischen Ordnung der Heimatstadt tendierten. Von Bedeutung war sicher auch der Einfluß der Sokratischen Philosophie auf Isokrates. Es gibt keinen Zweifel, daß Isokrates mit Sokrates persönlich bekannt war; Spuren davon findet man bei Platon im Dialog Phaulros, und obwohl er weder ein Schüler noch ein Anhänger des Sokrates im eigentlichen Sinne des Wortes gewesen ist, so war er ihm und seiner Schule doch durch vieles verpflichtet 10 • Der Umgang mit Sokrates und den ~'litgliedern seines Kreises mußte Isokrates schon in frühen Jahren zu einer kritischen Auffassung zwar nicht gegen Demokratie überhaupt, aber doch gegenüber den Praktiken in der Demokratie seiner Zeit bringen. Daß Isokrates schon damals der mit dem Stichwo1i, 1trf-cpLo~ 1to11.Lu(cxzu kennzeichnenden Bewegung nahestand, beweist sein enges konzeptionelles Verhältnis zu einem der gemäßigten Führer der athcnischcn oligarchia, zu Theramencs, das weniger durch die sehr späten und ziemlich zweifelhaften Hinweise auf persönliche Beziehungen des Isokrates mit diesem Politiker bestätigt wird (Dionys. Ral. Isokr. 1; Ps.-Plout. Bi. 10 rhet. Isokr. 2 p. 836f-837 a; Inccrti auctoris, Bi. Isokr. 101 Dindorf) als vielmehr durch die mit dem Programm des Theramenes übereinstimmenden Ansichten des Isokrates über die beste Staatsordnung in den Reden Perl eirenes und Areiopagitikos sowie durch die Anteilnahme des Schülers des Isokrates, Ephoros, an Position und Schicksal des Thcramcnes (in der Darlegung Diod. Sfä:. 13, 38; 14, 3-5) 11• Aus finanziellen Gründen mußte sich Isokrates Ende des Peloponnesischen Krieges clcm Gewerbe des logograplios widmen. Aus dieser Periode stammen sechs seiner Gerichtsreden. In zwei Fällen kamen seine Klienten aus den mit der oligarchia verbundenen Kreisen (vgl. die Reden 18 und 19), in einem anderen Fall jedoch war es seine Aufgabe, Alkibiadcs zu rehabilitieren (Rede 16: Tie:pl-roü 1:e:oyou~),einen Mann, in dem der athenische Demos nach vielen Schwankungen in seiner Haltung einen der Hauptschuldigcn an den Heimsuchungen des Peloponnesischen Krieges zu finden glaubte.

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Die nächste und gleichzeitig die Hauptperiode im literarischen Schaffen des Isokratcs wird durch die ausschließlich epideiktischen Reden gekennzeichnet, die hauptsächlich politischen Themen gewidmet sind, und hier kann man bereits verfolgen, wie sich die kritische Haltm1g des Redners gegenüber der athenischen Demokratie stufenweise verstärkt. Das machte sich zuerst in Fortsetzung der allgemeinen Tradition einer Gegenüberstelluug der idealisierten „Ordnung der zu den gegenwärtigen Verhältnissen, später aber immer Väter" (r.&:,pLoc;TtOALn:(cx) mehr durch eine regelrechte Verurteilung des politischen Kurses der athenischen Demokratie und der allgemeinen Ordnung in Athen geltend. Für sich selbst sprach schon die idealisierte Darstellung von Ordnung und Lebensweise der alten Ägypter im Bousiris (§ 15ff.) 12 , aber mit aller Deutlichkeit trat die Idealisierung ält.ester konservativer Staatsordnungen im Panegyrikos auf (§ 75ff.) 13 , und das ungeachtet des Genres der Rede, das den Autor unbedingt zur Verherrlichung seines Vaterlandes verpflichtete. Als Zeugnis wachsender Gegnerschaft des Isokrates gegen Ansprüche und Politik des Demos und seiner Führer im 4. Jahrhundert können um die Wende der 70er-60er Jahre die antithebanischen Pamphlete - Plataiik6s und Archidamos - angesehen werden. Es ist unbestreitbar, daß die von Isokrates in diesen Reden bezogene antithebanische Position nicht nur dadurch bedingt war, daß die Erhebung Thebens die politische Zersplitterung in Griechenland verstärkte und folglich die Verwirklichung des panhellenischen Programmes, das im Panegyrikos dargelegt war, verhindern mußte, sondern auch dadurch, daß die Politik des Boiotischcn Bundes die demokratischen Bewegungen und den gegen das große Eigentum gerichteten Aufruhr in vielen Gebieten Griechenlands förderte 14 . Die schärfste Kritik der zeitgenössischen demokratia durch Isokrates schlug sich in seinen Reden der 50er Jahre nieder - in der Rede Peri eirenes und im Areio'fXl,gitikos. Den Anlaß zu diesem Angriff bot dem Publizisten die Außenpolitik seiner Polis, die auf die unbedingte Aufrechterhaltung der athenischen arcM. gerichtet war, einer Politik, die die - wenn auch schon recht beschränkte Möglichkeit geschaffen hatte, die Stadtarmut besser zu emähren, aber nur auf Kosten zusätzlicher Lasten für die begüterten Bürger und durch die Ausbeutung der Bundesgenossen. In den fünfziger Jahren brach die demokratische Außcnpolitfä: der Flottenherrschaft und der arche über die Bundesgenossen praktisch zum zweitenmal und damit endgültig zusammen, und es war daher nicht erstaunlich, wenn die publizistische Kritik sich verschärfte. Die Ausweglosigkeit der tatsächlichen Krisenlage manifestierte sich darin, daß auch die oligarchia keine echte Alternative mehr hatte. In der Rede „Über den Frieden" schlägt Isokrates nach einer Kritik der Außenpolitik der zeitgenössischen demokratia und ihrem tendcnziöseu Vergleich mit der Politik der Väter vor, sich von allen Versuchen, die hegemonia auf dem Meere mit Gewalt aufrechtzuerhalten, zu distanzieren ( § 01 ff.). Er verbirgt nicht, daß er mit dieser Absage an die traditionelle demokratische Flotten- und Expansionspolitik auch Hoffnungen auf weitere grundlegende Veränderungen verbindet (§ 04). Zur 27 Welskopf, Bd.1

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besseren Begrii.ndung seiner These über das für Athen verhängnisvolle Streben nach der Seeherrschaft brreift Isokrates nochmals zu seiner Lieblingsmethode zum Vergleich der Gegenwart mit der Vergangenheit, der zeitgenössischen demokratischen Führer mit den Politikern der Epoche der Perserkriege. Seharf kritisiert er die Demagogen, in denen er die Hauptschuldigen nicht nur an dem äußeren, sondern auch an dem inneren Verfall Athens erblickt. ,,Unser Volk" - so ruft er aus - ,,für das sie" (die Demagogen), ,,wie sie sagen, sorgen, befindet sich in einer derartigen Lage, daß niemand von den Bürgern leicht und in Freuden lebt, und die Stadt des Stöhnens voll ist" (§ 127). Besonders schwer sei die Lage der reichen Leute, die von allen möglichen Abgaben und Verfolgungen erdrückt würden. Isokrates geht so weit, daß er - bereits völlig im Sinne der übrigen oligarchischen Literatur (vgl. Ps.-Xen. Ath. pol. passim; Xen. Symp. 4, 29ff.; Xen. Oik. 2, 2ff.) - deren Leben für bedrückender erklärt als das der Armen! Zum Abschluß weist er darauf hin, daß die Lage sich nur zum Besseren wenden könne, wenn die Athener die Kraft aufbrächten, die derzeitige Führung abzulösen: „wenn wir zu den Ratgebern in Staatsgeschäften solche Leute machen, die wir zu Ratgebern in unseren Privatgeschäften haben möchten, wenn wir aufhören, die Sykophanten für Anhänger der demokratia zu halten, ehrsame und anständige Leute aber für Freunde der oligarchia" (§ 133). Der Aufruf zu politischen Veränderungen, der sich in allgemeiner Form in der Rede Per/, eirenes widerspiegelt, findet seine weitere Entwicklung im Areiopagitik6s, wo Isokrates ein Programm der Reorganisation der polite{a Athens unterbreitet. Seine Vorschläge kleidet er in die Form des traditionellen Appells, zur patrios politeia zurückzukehren (§ 16). Danach folgt wieder der Vergleich der schlechten Zeitumstände mit der Idealordnung der Väter. Isokrates verberrlieht das politische Verwaltungssystem der älteren Zeit, insbesondere die Art und eise der Ämterbesetzung: ,,Am meisten förderte eine gute Stadtverwaltung der Umstand, daß, obwohl zwei Formen der Gleichheit als bestehend anerkannt werden, gleiche Reehte für alle oder jedem das Seine, unsere Ahnen sich nieht darüber täusehten, welcher der beiden Grundsätze nützlich ist, und als ungerecht jene Gleichheit abwiesen, die dieselben Ehren für die Guten (&.yoc&o!) wie die Schlechten (xocxot)forderte, und jene Ordnung vorzogen, in der jeder naeh seinen Verdiensten beurteilt und bestraft wird. Indem sie dies zur Grnndlage der polite{a machten, besetzten sie nieht die Ämter dUl'eh A uslosuug unter allen Bürgern, sondern wählten die Besten und Fähigsten für diese oder jene Tätigkeit in der Polis. Sie haben verstanden, daß das Volk, ähnlich einem tyrannos, die Vertreter der l\Iacht ernennen, die Schuldigen bestrafen und Beschlüsse über Streitfragen fällen muß, daß aber Leute, die über ausreichende Muße und l\littel zum Leben verfügen, sieh den gesellschaftlichen Aufgaben widmen sollen als Diener des Volkes." (§ 21f. n. 26). Danach zur Charakteristil.. der sozialen Verhältnisse der älteren Periode übergehend unterstreicht Isokrates, daß damals unter den Bürgern Übereinstimmung herrschte, ,,die Besitzlosen haben in jener Zeit niemals die \Vohlhabenderen beneidet"(§ 31). Als konkrete Maßnahme, die die Rückkehr zu diesen seligen Zeiten garantieren würde, rät Isokrates dem Areiopag, der einst ans vornehmen und

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würdigen Männern bestehend mit Vernunft das Leben Athens leitete, die alte Bedeutung zmiiekzugeben. Somit kann kein Zweifel bestehen, daß das von Isokrates in den fünfziger Jahren unterbreitete Programm das Ziel einer grundlegenden Umwandlung der Staatsordnung Athens im oligarchischen Geiste verfolgte. In den Betrachtungen des Isokrates spiegelten sieh alle Grundelemente der traditionellen oligarchischen Doktrin wider: die Leugnung der allgemeinen Gleichheit (vgl. Ps.-Xen. At,h. pol. 1, 2ff.; Xcn. Kyr. paid. 2, 2, 18; 3, 16; Plat. Gorg. 508a; Plat. Pol. 558c; Plat. Nom. 6, 757f.; Aristot. Politik. 1280a; 1301a), die Kritik an der Art und Weise der Ämterbesetzung durch Los (Xen. Apomn. 1, 2, 9 u. 3, 9, 10), die Unzufriedenheit über den Angriff der Armen auf das Eigentum der wohlhabenden Leute, der Aufruf zur Erneuerung des Einflusses des Areiopags - des alten :M:achtorganes der athenischen Aristokratie (vgl. Xen. Apomn. 3, 5, 1-1-20). Weder die demokratische Phraseologie noch die betonten Ergebenheitsversicherungen gegenüber der demokratia können ü her die prinzipielle Gegnerschaft des Isokrates gegen die zeitgenössische demokratisehe Ordnung, deren außenpolitiseher l\lißerfolg vor aller Augen lag, und über sein Bestreben, die politeia umzuformen, hinwegtäusehen. Es muß daher verwundern, mit welcher Hartnäckigkeit H. Kehl darauf besteht, daß Isokrates niemals ein Parteigänger des Sturzes der demokratischen Ordnung in Athen gewesen sei16 • Allerdings erkennt Kehl selbst den prinzipiellen Unterschied in den Beziehungen zur zeitgenössischen athenisehen dernokratia bei Isokrates und bei Demosthenes 16 • Der letzte, der eine, harte Kritik an einzelnen Schattenseiten der in Athen bestehenden Ordnung übt, bezieht jedoch niemals eine derartig negative Position wie Isokrates; für ihn bleibt die Demokratie nach wie vor die einzig annehmbare und einzig riehtige Form der Staatsstruktur 17 • Die Position, die Isokrates schließlich einnahm, darf meines Erachtens aber nicht nur als kritisch, sondern muß als negativ gekennzeichnet werden. Erst dann wird seine positive Einstellung zurmonarchia ganz verständlich, eine politische Anschauung, die für Demosthenes undenkbar war 18 • Die Hinwendung des Isokrates zur rnonarchia hatte einen Ausgangspunkt in seiner ablehnenden Haltung gegenüber der zeitgenössischen athenischcn demokratia. \Vesentlicher noch war seine Enttäuschung über die Möglichkeiten der Poleis überhaupt, die immer ins Bewußtsein dringende Tatsaehe, daß nicht nur die demokratischen, sondern auch die oligarchischen Poleis nicht imstande waren, mit den auftretenden Schwierigkeiten fertig zu werden. Selbst Sparta - dieses Bollwerk der oligarchia - hatte im Kampf mit dem Boiotisehen Bund und der demokratischen Bewegung auf der Peloponnes große Mißerfolge zu erleiden. Außenpolitisches Chaos und soziale Wirren demonstrierten immer greller, daß das eng begrenzte Polissystem unhaltbar geworden war. Unvermeidlich verstärkte sich das Interesse an den größeren Staaten und an den machtvollen Herrsehern, die - mit außerordentlichen Vollmachten ausgestattet - dort als Retter aufzutreten vermochten, wo sich die traditionellen Poleis als maehtlos erwiesen. Die Entstehung eines solehen Interesses war schon längst in der spekulativen Philosophie des 5. Jahrhunderts vorbereitet worden, durch Sokrates und durch die Sophisten, durch die Hervorkehrung der denkenden Persönlichkeit, des intellek27 *

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tuell vollkommenen Menschen, die Betonung der sittlich vollkommenen Persönlichkeit, der Ausmalung des Rechtes des Stärkeren auf die Herrschaft, mit dem Hinweis auf die Notwendigkeit spezialisierten Wissens für die Erfüllung gesellschaftlicher Funktionen. Nunmehr, unter dem Einfluß der politischen Wirklichkeit, mußte sich dieses abstrakte Interesse an der hervorragenden und maßgebenden Persönlichkeit zu einer konkreten politischen Idee entwickeln, zum Monarchismus. Die ersten Anzeichen dieser neuen Interessenrichtung kann man bei Isokrates bereits in den frühesten Werken finden, insbesondere in der Rede IlEpl -roü~Euyouc;, die etwa um das Jahr 396/395 datiert wird. Der erhaltene Schlußteil der Rede ist einer überschwenglichen Verherrlichung des Alkibiades als großer Persönlichkeit gewidmet, als soter in der Zeit allgemeiner Wirren unter den Bürgern (insbesondere § 16ff.). Auch in literarischer Hinsicht ist diese Rede bemerkenswert; sie ist der Keim eines neuen Genres, das von Isokrates geschaffen worden war. Der Form nach eine Gerichtsrede ist sie in der Tat ein frühes Muster des Isokrateischen enk6rnion neuen Typs - nicht zum Gedenken mythischer Heroen, sondern zu Ehren unlängst noch lebender Zeitgenossen geschaffen 19 • In den folgenden Epideiktischen Reden finden sich verstreut viele Hinweise auf sein Interesse am ·wirken der großen Persönlichkeit, ganz gleich, ob es sich um einzelne Anmerkungen über die Verhaltensweise dieser oder jener mythologischen oder historischen Gestalten mit der Betonung ihrer persönlichen Verdienste handelt, z. B. Hinweise auf Miltiades und Themistokles, die Isokrates den Demagogen des 4. Jahrhunderts gegenüberstellt (8, 75; 15, 306f.), oder auch um Gesamtdarstellungen literarischer Portraitzeichnungen. Unter den letzteren finden sich umfangreiche Skizzen, die jene Gestalt des idealen Herrschers umreißen, die ihr vollgültiges Bild in den Kyprischcn Reden erhalten hat. Beispiele der ersten Gattung sind Bousiris in der gleichnamigen Rede, Theseus in der „Huldigung der Helena" (§ 18ff.); als Beispiele der zweiten Gattung nennen wir den namentlich nicht erwähnten Gründer des makedonischen Königtums Herakles in der Rede „Philippos" (§§ 105ff. und 109ff.), Agamemnon und die legendären athenischen Könige in der „Panat.henaiischen Rede" (§ 72ff. und 2ff.). Diese Beachtung der Persönlichkeit war nicht für Isokrates allein charakteristisch, sondern auch für viele andere Schriftsteller des 4. Jahrhunderts. Bei Isokratcs tritt sie jedoch am betontesten hervor und bezeugt damit die Fortcntwicklung des Autors von den republikanischen Polisidealen zum neuen monarchischen Ideal. In jedem Fall unterscheidet sich hier die Position des Isokrates scharf von der Position eines konsequenten Verteidigers der republikanischen Prinzipien, wie es Dcmosthenes war. l\Iit Bitterkeit sprach dieser über den zu seiner Zeit sich einbürgernden Brauch, die Bedeutung einzelner Personen zu übertreiben, indem man ihnen die Vcrdicnste des Volkes oder der Polis zuschrieb. In früherer Zeit, so bemerkte Demosthencs, ,,hätte niemand die Seeschlacht bei Salamis etwa eine Sache des Themistokles und nicht eine Sache der Athener genannt, die Schlacht bei Marathon eine Sache des Miltiades und nicht des ganzen

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Volkes. Heute aber drücken sich viele derartig aus, daß Timotheos Kerkyra einnahm, daß in der Seeschlacht bei Naxos Chabrias siegte" (Dem. 23, 198). Der unmittelbare Grund für die Hinwendung des Isokrates zum Gedanken der monarchia lag in der Enttäuschung über die Möglichkeiten beziehungsweise die Unmöglichkeit, sein panhellen.isches Programm unter der Führung von Athen zu realisieren, überhaupt in der gesamten faktischen Lage, die sich in Griechenland in den siebziger Jahren des 4. Jahrhunderts herausgebildet hatte. Die durch die Erhebung von Theben hervorgerufene politische Krise zeigte, daß es unmöglich war, die führenden Poleis von Hellas zu einigen, während die gleichzeitige Verschärfung der Klassengegensätze viele an den Bankrott der Poleis glauben ließ, der demokratischen ebenso wie der oligarchischen - ein vollständiges Versagen, das sich nicht nur in der Außenpolitik, sondern auch in der Innenpolitik zeigte. Unter diesen Bedingungen wandten sich jedenfalls einige Publizisten der monarchia als politischer Hoffnung zu, denn nur diese Staatsform schien noch die Rolle einer starken l\Iacht übernehmen zu können. Daß Isokrates, ähnlich wie Xenophon und Platon, vielleicht schon früher als sie, seine Aufmerksamkeit in diese Richtung lenkte, läßt sich in erster Linie durch seine Kyprischen Reden nachweisen (2, 3 u. 9), die um die Wende der siebziger und sechziger Jahre des 4. Jahrhunderts enstanden 20 • Die konkrete l\föglichkeit, das Thema 11wnarchia zu studieren, ergab sich für Isokrates aus seinem Umgang mit dem kyprischen Herrscher Euagoras und dessen Sohn Nikokles. Ursprünglich konnten diese Verbindungen durch Konon hergestellt worden sein. Konon war bekanntlich dem Euagoras in enger Freundschaft verbunden, und er mußte Isokrates kennen, schon allein darum, weil sein Sohn Timotheos lange Zeit der Schüler dieses Rhetors war. Der Sohn des Euagoras, Nikokles, war ebenfalls ein Schüler des Isokrates 21 • Später, als Nikokles nach dem Tode des Euagoras selbst Herrscher wurde 22 , wandte sich Isokrates mit Vorschlägen, wie man den Staat zu verwalten habe und welches Verhältnis zwischen dem Monarchen und seinen Untertanen bestehen sollte, an ihn. Seine Ansichten dazu legte Isokrates in Form von direkten Vorschlägen sowohl für Nikokles (2. Rede), als auch für seine Untertanen (3. Rede), endlich mittelbar durch die Verherrlichung der Taten des Euagoras (9. Rede) dar. Gleichzeitig waren zwei neue Arten der epideiktischen Redekunst ausgearbeitet worden, zwei neue Genres - das der parenetischen, der ermahnenden Rede und das des enk61nion, das einem Zeitgenossen beziehungsweise einem unlängst verstorbenen Zeitgenossen gewidmet war. Prinzipielle Bedeutung hatte die von Isokrates ausgearbeitete Auffassung von der monarchischen Regierungsform als der besten Regierungsform überhaupt. Am klarsten und vollständigsten spiegelt sich das in der 3. Rede „Nikokles, oder an die Bewohner von Zypern" - (§ 14-26) wider. In erster Linie weist der Autor darauf hin, daß eine monarchische Struktur alle anderen durch eine gerechtere Verteilung politischer Rechte und Privilegien übeITagt. ,,Ich denke" - so erklärt er durch den Mund des Nikokles - ,,daß alle der Meinung sind, daß das schrecklichste die rechtliche Gleichmacherei von anständigen (xpYJa-ro() und schlechten (1toVY)po() Menschen ist, das gerechteste aber die sorgfältige

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Abgrenzung zwischen ihnen, damit ungleiche Menschen nicht am gleichen Wohl teilhätten, sondern jeder Stellung und Ehren nach Würdigkeit erhielte. Dabei allerdings suchen die oligarchischen und demokratischen Poleis immer die Gleichheit jener durchzusetzen, die über die Bürgerrechte verfügen, und bei ihnen schätzt man es hoch ein, wenn niemand vor niemandem Vorzüge besitzt, ein Umst,and, der üblen Leuten genehm ist. Im Gegensatz dazu gil>t ein Staat mit monarchischer Struktur vor allem demjenigen Privilegien, der sich durch seine Würdigkeit besonders auszeichnet 23 - darauf dem nächsten nach ihm, danach dem dritten, dem vierten und so fort nach demselben Prinzip. ·wenn dies auch nicht überall praktiziert wird, so entspricht es doch den Anschauungen in einem monarchischen Staate" (§ 14f.). Natürlich haben wir es hier mit einem Kunstgriff zu tun. Der monarchische Staat wird nicht nur der demokratia, sondern auch der oligarchia gegenübergestellt. Sowohl in der Grundidee - die beste Staatsordnung ist jene, bei welcher die Menschen Rechte entsprechend ihrer Würde nutzen - als auch in der Terminologie erkennen wir aber die Spuren der alten aristokratischen Tradition, die bis in älteste Zeiten zurückreicht und die sich auch in den gegen die athenische Demokratie gerichteten Schriften des Isokrates selbst widerspiegelt 24 • Darin liegt gerade das Interessante, daß wir hier Zeugen eines Versuches werden, möge er auch nicht ganz korrekt sein, die traditionelle - und für die oligarchia gebrauchte - Doktrin mit der monarcM,a zu verbinden. Daß die Sache jedoch nicht nur auf eine veränderte Etikettierung hinauslief, wfrd durch die folgende Betrachtung des Autors nachgewiesen, der die spezifischen Besonderheiten und Vorzüge des monarchischen Systems vor dem republikanischen überhaupt, unterstreicht: die professionellen Kenntnisse und die Erfahrung eines beständig Regierenden (§ 17 f.), die unbedingte persönliche Verantwortlichkeit (§ 18), den einheitlichen Willen und die Disziplin(§ 22). Allgemeine Betraehtungen werden durch charakteristische historische Beispiele, durch Berufung auf die Überlieferung und auf weitverbreitete Meinungen untermauert(§ 23ff.). Natürlich sollte man sich hüt,en, die Originalität der von Isokrat-es entwickelten These von dermonarchia als bester Form der Staatsstruktur überzubewerten. Die Veröffentlichung und Begründung dieser These im „Nikokles" war von der v-orhergchenden Literatur historischen und politischen Inhalt.s vorbereitet, mit der Isokrates zweifellos gut bekannt war. Es wäre aber unrichtig, irgendeine einzige konkrete Quelle anzunehmen, wie das E. Mass getan hat, als er den Versuch unternahm, eine solche Quelle für Isokrates ebenso wie für Herodot (in der Erzählung über den Streit drcicr persischer Würdenträger - Hcrod. 3, 80-83) in dem Sophisten Protagoras zu findcn 25 • Unter den älteren Sophisten konnte nicht nur ert verschiedener politischer Protagoras Überlegungen zum vcrglcichsweisen Formen anstellen, und es mögen vermittelnde Kettenglieder zwischen Protagoras und Isokrates gestanden haben. Die Quelle des lsokratcs war meines Erachtens das gesamte politische Schaffen seiner sophistischen Vorgänger, des Sokrates und der älteren Vertreter der Sokratischen Schule 26 • Wenn sich Isokrates mit seiner Hinwendung zur monarchia und mit der Be-

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gründung ihrer Überlegenheit über andere politische Systeme im allgemeinen Strom der an den demokratischen wie an den aristokratischen Poleis verzweifelnden antidemokratischen und antirepublikanischen Tendenzen bewegt, die so charakteristisch für das 4. Jahrhundert waren, so fühlt man noch in der Hervorhebung konkreter Eigenschaften und Pflichten des idealen Monarchen einen bestimmteren Einfluß, und zwar den der Philosophie des Sokrates 27 • Im Sinne dieser Philosophie Yerweist Isokrates darauf, daß der Leiter eines Staates die übrigen Bürger durch Geist und Kenntnisse überragen müsse (2, 10ff.; 9, 41), andererseits aber auch sitt.lich vollkommen sein solle; seine Pflicht muß ihm klar bewußt sein (2, 9. 15ff.; 9, 42ff.). Der ideale Monarch ist bei Isokrates, wie auch bei den Sokratikern Antisthenes und Xenophon 28 , nicht ein prinzipicnloser und egoistischer Selbstherrscher, sondern eher ein weiser Hirte, der erste und beste Diener des Staates, der in der harmon{a seiner eigenen Interessen und der Interessen der Bürger das Unterpfand einer erfolgreichen Regierung sieht (2, 15f. 21. 31; 3, 63). Die in einem Herrscher mit solchen Eigenschaften verkörperte monarchische Gewalt ist in den Augen des Isokrates die ideale Form. Als konkretes Beispiel eines idealen Herrschers tritt bei Isokrates nach Bousiris und Theseus Euagoras auf, dem er eine spezielle Arbeit widmete (9. Rede). Das Andenken des Euagoras war dem Isokrates zweifelsohne teuer, sowohl auf Grund der persönlichen Beziehungen, die zwischen ihm und dem zyprischen Herrscher bestanden, als auch darum, weil das energische Auftreten des Euagoras gegen die Perser den Vertreter panhellenischer Bestrebungen stark beeindrucken mußte. Das enk6mion zu Ehren dieses Herrschers war nicht einfach von dem Wunsch getragen, das Andenken des V erstorbenen zu ehren und gleichzeitig seinem Sohn einen Gefallen zu tun; hier wurde ein höheres Ziel verfolgt - das Porträt eines idealen Herrschers zu geben, in künstlerischer Form die Eigenschaften und Aufgaben dieses Herrschers vorzuführen. Der Eua.g6ras des Isokrates ist nicht nur ein enliomion, nicht nur eine Biographie - die Rede zeichnet sich durch viele Beispiele einer freien Handhabung des historischen Materials aus -, sondern auch ein paränetischer Aufsatz, der ad usmn principis verfaßt wurde, eine Art Traktat zum Thema des idealen Monarchcn 29 • Als enk6mion unterscheidet sich der Euagoras durch spezifische Eigenheiten: Das Objekt der Verherrlichung ist kein vor langer Zeit verstorbener Heros, sondern ein noch vor kurzem lebender Zeitgenosse, und, was besonders zu betonen wäre, ein m6ri.archos. Die Verherrlichung des Euagoras kennt bei Isokratcs keine Grenzen und verwandelt sich am Ende in eine regelrechte Apotheose(§ 70-72; vgl. 29, 39), worin letztlich die für die hellenistische Zeit charakteristische Vergöttlichung der Monarchen vorweggenommen ist 30 • Das von der zeitgenössischen politischen und sozialen Situation stimulierte Interesse des Isokrates an der monarckia konnte nicht nur theoretisch bleiben. Den kletor bewegte zweifellos die Möglichkeit der praktischen Nutzung der bereits in der griechischen Welt existierenden monarchischen Regime zur Verwirklichung konkreter politischer Ziele, insbesondere auch seines eigenen panhellcnischcn Programmes. Im Zusammenhang damit muß man kurz etwas über das Verhältnis

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des Isokratcs zur tyrannis sagen, die damals zu neuem Leben erwachte, sowie auch zur makedonisehen monarckia. In den Werken des IsokAtes finden wir vielfältige Reminiszenzen des üblichen, ablehnenden Verhältnisses zur tyrannis. Das Wort tyrannos und die davon abgeleiteten Worte werden in der Regel im negativen Sinn gebraucht, wobei man in einigen Fällen die eharakteristisehe Gegenüberstellung tyrannis - Königsmacht (8, 142f.; 5, 154) antreffen kann. Eine Ausnahme bilden nur die Kyprischen Reden und der 7. Brief, der an Timotheos, den Tyrannen des pontischen Herakleia, adressiert ist, wo der Autor für Euagoras, Nikokles und Timotheos die Bezeichnungen „Tyrann" und „König" gebraucht, wie es scheint, ohne einen Unterschied zu maehen, in der Tat jedoch nieht ohne Hintergedanken, da er darauf rechnete, den Unterschied zwischen beiden Regierungsformen auszulöschen und in den Augen des Publikums eine tyrannis ihm persönlich nahestehender Herrscher an eine als positiv gewürdigte Form, die Königsmaeht, anzunähern 31 • Im allgemeinen sieht der Rhetor allerdings, wie schon gesagt, in der tyrannis eine rein negative Erscheinung und nennt ähnlich Platon (Pol. 8, 544e) jene Leute, die die tyrannische Maeht ergreifen, ein „Geschwür der Polis" (Isokr. 10, 34:).Die charakteristischen Merkmale der tyrannischen Gewalt sind bei ihm die Usurpation, was aus der betonten Beschreibung w1d Unterscheidung der würdigen ,veise folgt, in der Euagoras die Maeht errang (9, 25ff. und 34ff.) 32 , die Willkür (vgl. die charakteristischen Vergleiche der athenisehen hegemonia mit der tyrannis in der Rede „Über den Frieden"), ein unfrommes Verhältnis zu den Göttern und Heiligtümern (10, 33). Als ungesetzliche, ungerechte und unfromme Gewalt bringt di~ tyrannis naeh Isokrates nichts anderes als Unglück mit sich, und das nicht nur für die Untergebenen, sondern aueh für die Tyrannen selbst. Diese Auffassung ist traditionell (vgl. Eurip. Ion. 621ff.; Phoin. 54:9ff.; Peliad. Fr. 605 Nauek 2 ; ferner Plat. Gorg. 469d) und fand ihre Widerspiegelung in der „Huldigung der Helena" (§ 32ff.), in der Ermahnung „An Nikokles" (§ 4f.), insbesondere aber in der Rede „Über den Frieden"(§ 3ff.), wo sich ein etwa gleiches Bild eines unglückseligen Tyrannen findet wie in dem ungefähr um dieselbe Zeit entstandenen Hieron des Xenophon 33 • Das hinderte jedoch Isokrates nicht, sieh der tyrannis gegenüber realistisch, wie zu einer bereits bestehenden Frühform der auf ihn so anziehend wirkenden starken, monarchischen Gewalt zu verhalten. In der dem Euagoras gewidmeten Rede betont er die Erfolge dieses Herrschers im Kampf mit den Pcrsem, seine Entseheidungstüehtigkeit und Energie bei der Verteidigung der Interessen der griechischen Bevölkerung und zeichnet ihn als echten Kämpfer für dio gemeinsame hellenische Sache. Dabei setzen die Ermahnungen in allen drei Reden eine positive Antwort auf die Frage voraus, ob die tyrannis in eine ideale nwnarcMa umgeformt werden könne. Um die Wende der 70er-00er Jahre hatte Isokrates sogar praktische Schritte unternommen, um die tyrannis in den Dienst seines panhellenisehen Programms zu stellen. Es gibt Grund zur Annahme, daß er sich mit entsprechenden Aufrufen an den thessalischen Herrscher Jason gewandt hat sowie später an den s:izilisehen Tyrannen Dionysios 134• Dem letzteren war in dem ersten Brief,

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der wohl begonnen, aber offensichtlich wegen des Todes des Tyrannen (307 v. u. Z.) nicht beendet wurde, eine bestimmte Sendung zugedacht. In dem uns zur Verfügung stehenden ersten Teil des Briefes erklä1-t der Autor, daß er über Dinge von größter Wichtigkeit zu reden gedenkt (§ 5), daß seine Vorschläge die Interessen aller Hellenen betreffen werden, weswegen es natürlich ist, daß er sich gerade an Dionysios wende - an den Herrscher, der über eine große Macht verfügt (§ 7); daß schließlich das Unternehmen selbst, zu dessen Verwirklichung er beabsichtigte, an Dionysios zu appellieren, aus einem gemeinsamen Kampf, zusammen mit Athen, für das Wohl von ganz Hellas bestehen werde (§ 8). Offensichtlich sollte die Rede von der Vereinigung aller Hellenen und der gemeinsamen Offensive gegen die Barbaren sein36 • Außerdem ließ Isokrates keine Gelegenheit vorübergehen, mit Aufrufen an einzelne Tyrannen heranzutreten, die ihr Regime in eine Monarchie umzuformen trachteten. Das zeigt sich besonders im 7. Brief „An Timotheos" (um 344). Es darf jedoch nicht vergessen werden, daß die Empfehlungen des Isokrates in allen Fällen einen allgemeinen, abstrakt-monarchischen Charakter trugen, und nicht wie im Hieron des Xenophon bis zu einem konsequenten sozial-politischen Programm gingen. In den 40er und 30er Jahren des 4. Jahrhunderts fesselte die Aufmerksamkeit des Isokrates eine andere Form der starken Einzelgewalt - die makedonische Monarchie, mit der er wiederum die Verwirklichung seiner panhellenischen Idee zu verbinden suchte. Dieser Versuch fand in der großen Rede Philippos seine Widerspiegelung, teilweise aber auch im 2. und 5. Brief, die an Philipp und seinen Sohn Alexander adressiert waren 36 • In der Rede und in dem Brief an Philipp unterstreicht Isokrates die enormen Möglichkeiten, über die der makedonische König zur Verwirklichung des Wunschtraumes verfügt - zur Vereinigung der Hellenen und zum gemeinsamen Feldzug gegen die Perser. Isokrates ruft ihn zur baldigen Verwirklichung dieses Zieles im Interesse aller Hellenen und Makeclonen auf. Gleichzeitig stellt er Betrachtungen über die Pflicht des Herrschers an (in denselben Werken und im Brief an Alexander), wobei er Philipp und seinem Sohn den Gedanken der intellektuellen und sittlichen Vollkommenheit einzuflößen sucht. Man darf natürlich den Grad des Monarchismus in den Schriften des Isokrates, die an den makedonischen König gerichtet sind, nicht übertreiben. Obwohl er bereit war, in der Theorie die monarchia als beste Gattung staatlicher Struktur anzuerkennen, auch die großen Vorteile eines starken Makedoniens gegenüber den zersplitterten und schwachen Poleis in Rechnung stellte, konnte er sich doch nicht ganz von der Idee der politela als einzig für die Griechen annehmbare Staatsform trennen (5, 107ff.). Obwohl er die Verwirklichung seiner panhcllenischen Idee ohne Hilfe des makedonischen Königs als unmöglich betrachtete und ihn deswegen aufforderte, sich in die Angelegenheiten der Griechen einzumischen, betonte er wiederum die Notwendigkeit einer friedlichen Vereinigung von Hellas (ebenda § 15f.) und dachte dem Monarchen nur die Rolle eines die Initiative auf sich nehmenden Führers oder Arbiters zu - nicht aber die eines selbstherrlichen Königs (ebenda§ 154). So wie andere griechische Schriftsteller des 4. Jahrhunderts,

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die Sympathien für die monarchia hegten, konnte Isokrates doeh niemals radikal mit dem traditionellen Polisdenken breehen. Absehließend ist zu sagen, daß wir vor einigen rein rhetorisehen Zügen im Sehaffen des Publizisten Isokrates keinesfalls die Augen sehließen dürfen. ,,Diejenigen, welehe jemanden zu verherrlichen gedenken", so erklärt er in einer seiner frühen Reden, ,,müssen in diesem mehr positive Eigensehaften aufzuspüren wissen, als es bei ihm tatsäehlieh gibt, diejenigen, die anklagen, müssen gerade umgekehrt handeln" (9, 4). Jedoeh sollte diese Manier in jenen Werken, in denen die Vorteile der monarckia betraehtet werden, nieht die Bedeutung dieser Erklärungen des Isokrates für uns insgesamt verwisehen. Sie sind auf alle Fälle ein spezifisches Kennzeiehen der zeitgenössisehen Stimmungen, von denen natürlieh aueh Isokrates nieht frei war. Es gibt, wie wir gesehen haben, aueh allen Grund anzunehmen, daß die Hinwendung des Isokrates zum Thema der monarckia nieht zufällig gewesen ist, nieht bedingt dureh einen Auftrag 37 , sondern eine nieht vermeidbare Etappe in seinem Sehaffen als politiseher Publizist. Die Prinzipientreue der monarehistisehen Bestrebungen des Isokrates sehließt ihre Besehränktheit nieht aus. Er konnte sieh dabei aueh, wie wir sahen, von einigen grundlegenden Vorstellungen als Polisbürger nieht lossagen, und obgleieh er theoretiseh die monarckia als beste Gattung cler Staatsstruktur anerkannte, vermoehte er sieh nieht für eine praktisehe Übernahme dieser Regierungsform bei den Grieehen zu entseheiden. Die für seine Vaterstadt erarbeiteten Projekte politiseher Reformen bewegen sieh im Rahmen traditioneller oligarehiseher Ideale. Der monarckia daehte er nur in seinem außenpolitisehen, panhellenisehen Programm eilie Aufgabe zu: die Einigung der Hellenen und die Organisation des Eroberungsfeldzuges gegen die Perser. Allerdings war dieses Programm, wie er selbst im Panegyrikos (§ 167ff.) und im Philippos (§ 120ff.) hervorhebt, eng mit der Lösung der inneren Probleme verbunden; es sollte als Grundlage für die Lösung aller Probleme überhaupt dienen, die vor den grieehisehen Poleis standen. Jedoeh maeht der Rhetor es nirgends deutlieh, welehe Rolle die monarchia naeh cler Verwirkliehung des panhellenisehen Programms im Leben der Grieehen spielen sollte, welehe Form das vereinigte Hellas annehmen würde und welehe Bedeutung hier der makedonisehe König haben sollte. Isokrates hat sieh nieht entsehlossen, so weit in clie Zukunft vorauszusehauen, möglieherweise aus Fureht dav01·, dort etwas zu erblieken, was nieht naeh dem Gesehmaek des Hellenen sein würde, der in den Traditionen der Bürgerfreiheit erzogen war, möglieherweise aber aueh, weil für eine solehe ]fragestellung die realen Bedingungen noeh nieht herangereift waren. Es ist jedenfalls klar, daß es keinen Grund gibt, Isokrates als Kämpfer für die „nationale Monarehie" zu betrachten; ebensowenig können wir in seinen abstrakten Vorstelhmgen über die Pflieht des idealen Hen-sehers eine Idee der ,,sozialen Monarehie" crblieken. An einer Hinneigung des Isokrates zum monarehisehen Gedanken besteht kein Zweifel, und in diesem Sinne war er ein Vorläufer des Hellenismus ebenso wie Xenophon. Aber dieser Monarehismus war für Isokrates und für Xenophon ebenso wie für Platon uncl Aristoteles nicht eine allumfassende Doktrin, die clie Idee der freien und autonomen Polis ausgesehlossen hätte.

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2. Xenophon und die späte Tyrannis Schon Th. Gomperz hat hervorgehoben, welch starken Schwankungen das Verhältnis zu Xenophon im Laufe der Jahrhunderte unterworfen war38 • Tatsächlich hat sich in der Literatur der neueren Zeit, insbesondere unter dem Einfluß der deutschen Philologeu, eine hartnäckig kritische Haltung Xenophon gegenüber durchgesetzt. Aus der richtigcu Beobachtung, daß das Interesse Xenophons vorwiegend praktischen Problemen, nicht aber abstrakten Spekulationen zugewandt war, wurde der Schluß gezogen, daß er als Schriftsteller oberflächlich und nicht originell gewesen sei. Seine literarische Tätigkeit wurde von U. v. ,vnamowitz-lloellendorff 39 als die Beschäftigung eines gewöhnlichen ,,l\fajor a. D." charakterisiert; die Vielseitigkeit seiner Interessen erklärte Gomperz mit seinen Eigenschaften 40; die Eigenart seiner theoretischen Werke aber, die nicht mit dem übereinstimmten, was die anerkannten Koryphäen Platon und Aristoteles geschaffen hatten, gaben S. I. Luria Anlaß, ihn zum „Tartar in der Philosophie" zu stem.peln 41. I. Bury war geneigt, ihm das Talent eines draufgängerischen, aber oberflächlichen Publizisteu zuzuerkennen, ,,if he had livecl in modern days, he wonld have been a highclass journalist and pamphleteer"42. Als sich indessen der Rahmen der historischen Forschung erweiterte, das Studium der ökonomischen Verhältnisse und der Übergangszeit zwischen der Epoche der hellenischen Polis und der des Hellenismus vertiefte, gewann man Verständnis dafür, daß es nicht genügt, eine formale Gegenüberstellung Xenophons mit anderen hervorragenden Schriftstellern, wie z. B. mit Thukydides oder Platon, vorzunehmen. Wir müssen jenen Formenreichtum berücksichtigen, in dem sich die Entwicklung des Gesellschaftsdenkens im antiken Griechenland vollzogen hat, und dabei die Perspektiven dieser Entwicklung einbeziehen. Ohne eine derartige Analyse bleiben kritische Urteile, die über Xenophon gefällt werden, allgemeine, mehr oder weniger geistreiche, aber der Tiefe entbehrende Sentenzen. Langsam begann sich eine neue und zweifellos gerechtere Auffassung von Xenophou durchzusetzen. Für ihre Begründung spielten die Arbeiten der französischen Gelehrten, zuerst die von A. Weil 43 , in letzter Zeit besonders die von J. Luccioni und Ed. Delebecque, eine führende Rolle 44 • Es wurde anerkannt, daß Xenophon zwar weder ein Historiker vom Typ des Thukydides noch ein Philosoph vom Maßstab Platons war, daß man ihm aber deshalb noch nicht originelles Talent absprechen könnte. Er wurde nun als ein spezifischer Chamkter erkannt, beweglich und aufnahmebereit, der die Eigenschaften eines zur Reflexion neigenden Beobachters und eines Praktikers vereinigte. Als ein gelehrter Taktiker und mutiger Offizier, Ökonom und Betriebswirt wählte dieser Mann für seine literarische Beschäftigung das als Hauptgebiet, was in höchstem Grade die Synthese von Theorie und Praxis verkörperte - die politische Publizistik; als Schriftsteller und Denker habe Xenophon stets ein großes Interesse an den aktuellen politischen Problemen, eine realistische und elastische Einschätzung der gegebenen Lage,

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Weitsichtigkeit in seinen Betrachtungen über die Zukunft ausgezeichnet. Namentlich diese Eigenschaften gaben ihm die Möglichkeit, im Interesse der herrschenden Kreise in den Poleis eine Reihe von Ideen zu vertreten, die zur Lösung der neuen, hellenistischen Zeit wurden: die Idee der Einigung der Griechen und der Organisierung eines gemeinsamen Feldzuges gegen Persien, die Forderung nach inneren Reformen, insbesondere nach Schaffung einer starken Macht, einer Verstärkung der ökonomischen Rolle des Staates, der Einrichtung einer neben dem Bürgeraufgebot bestehenden Söldnerarmee; schließlich die Anerkennung der entscheidenden Bedeutung einer mächtigen Persönlichkeit, eines m6narchos, bei der Erfüllung dieser und anderer Aufgaben. Ähnlich wie der Feldzug der Zehntausend, bei dem der Offizier Xenophon eine entscheidende Rolle spielte, als Präludium des grandiosen Unternehmens Alexanders von Makedonien erschien, so wurden auch die Gedanken und Stimmungen, die in den vVerken des Xenophon auftauchen, als ideelle Vorboten des Hellenismus angesehen. Xenophon, ein Vorläufer des Hellenismus - dies war nun eine allgemein verbreitete Auffassung; wenn er sich aber wirklich als solcher erwies, mehr als irgendein anderer, so erklärt sich dies aus dem Charakter seines Schaffens als Publizist. Wenn wir Xenophon als Historiker und Philosophen beurteilen, überzeugen wir uns davon, daß er als Historiker nicht streng wissenschaftlich dachte, als Philosoph nicht die Fähigkeit zur Abstraktion besaß. Damit aber machen wir keinen Schritt vorwärts zum Verständnis der wahren Bedeutung dieses Schriftstellers. Als Publizist und Ökonom erweist er sich als originell und bedeutsam - natürlich nur in dem Maße, in dem wir bereit sind anzuerkennen, daß die politische und ökonomische Publizistik auf die gesellschaftliche Entwicklung keinen geringeren Einfluß ausübt als die strenge Geschichtsschreibung und die Philosophie. Wie fruchtbar das Studium Xenophons von diesen Gesichtspunkten aus sein kann, zeigt die unlängst erschienene Arbeit von N. \Vood 45 • Er untersucht, wie die Vereinigung theoretischer, in der Schule des Sokrates erworbener Kenntnisse mit den persönlichen militärischen Erfahrungen und die damit verbundene Einheit politischer und militärischer Interessen es Xenophon erlaubten, sowohl die Kriegskunst als auch die politische Theorie zu bereichern. Xenophon hat als erster das Kriegswesen nicht nur technisch betrachtet, das taten auch andere, sogar in Spezialarbeiten, wie z.B. Aineias Taktik6s; Xenophon hat die Armee als einen sozialen Organismus begriffen und verstanden, daß ein Feldherr nicht nur Befehlshaber sein darf, sondern auch Organisator sein muß. Er hat seine Erfahrw1gen vom militärischen auf das politische und ökonomische Gebiet übertragen und auch hier als zentrale Fragen die Leitungsprobleme behandelt. Seine bereits erstaunlich weitgehenden Erkenntnisse in bezug auf die Manipulation der Sklaven sind in dem Beitrag von E. Ch. \Velskopf „Gedanken und politische Entscheidungen der Zeitgenossen der Krisenperiode Athens über Charakter und Entwicklung der Sklaverei" analy1,1icrt.Xenophon ist damit ein Vorläufer der modernen soziologischen Wissenschaft. Unter Berücksichtigung all dieser Aspekte werden wir uns um so aufmerksamer jenen Ansichten zuwenden, die Xenophon in seinen politischen Traktaten entwickelt.

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Unter den Arbeiten Xenophons, die unmittelbar politischen Problemen gewidmet sind, lassen sich zwei Gruppen unterscheiden, je nachdem, in welchem Maße der Autor seine Ablehnung der demokmt-ia zum Ausdruck gebracht hat. Die erste Gruppe bilden solche Werke wie Lakedaimonion politela, Agesllaos, llieron und die Kyrou paidela. Sie sind die Fortsetzung jener Linie, die in der griechischen Publizistik durch Athenalon politeia des Pseudo-Xenophon eröffnet wurde: Sie alle verbindet die offene Kritik an der demokratla beziehungsweise die Verteidigung anderer, nichtclemokratischer Systeme. Zur zweiten Gruppe gehören die Traktate Hipparchikos, Perl hippikes, Oikonomik6s und P6roi. Diese Arbeiten sind auf eine eingeschränkte Kritik des demokratischen Systems gerichtet; sie sind speziell für Athen geschrieben und enthalten neben der Kritik eine Reihe von Reformvorschlägen, die darauf zielen, die „Auswüchse" der Demokratie zu beseitigen, die bestehende Staatsstruktur im Interesse der wohlhabenden Schichten der Gesellschaft umzugestalten und die ökonomische Effektivität zu heben. Die Arbeiten dieser Gruppe belegen die politische Aktivität Xenophons, der am Ende seines Lebens, während einer zeitweiligen Annäherung Athens an Sparta namentlich in diese Zeit fällt die Niederschrift der genannten Traktate - einen Kompromiß mit der Demokratie seiner Vaterstadt einzugehen bereit war und sich mit ökonomischen Vorschlägen dort nützlich machen wollte. Es unterliegt aber keinem Zweifel, daß die ureigensten Pläne Xenophons in den ,verken, die zur ersten Gruppe gehören, Gestalt angenommen haben. Den Mittelpunkt bildet die l(yroo paideta. Dies ist die grundlegende politische Schrift Xenophons; hier entwickelt er seine politischen Ideale, seine Vorstellungen von der monarchia und vom idealen Herrscher, der in sich die Weisheit des Sokrates, die Tugend des Agesilaos und die traditionelle Erbmacht der orientalischen Despoten verkörpert. Alle übrigen Arbeiten der ersten Gruppe dienten eher als vorbereitende Traktate oder als Ergänzung zu dem Zentralwerk, je nachdem sich die Datierungsfragen lösen werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient in unserem Zusammenhang der llieron - eine kleine literarische Kostbarkeit, neben der Kyrou paidem die einzige Arbeit Xenophons 46 , in der speziell das Problem der monarchischen Macht behandelt wird. Diese Arbeit, die früher wenig beachtet wurde, hat in letzter Zeit an Interesse gewonnen. Es genügt, auf die kommentierten Editionen dieses Traktates hinzuweisen, die von J. Luccioni und M. F. Galiano besorgt wurden, sowie auf die speziellen, sehr umfangreichen Artikel von J. llat.z. feld und G. Aalders, auch auf die neuen zusammenfassenden Arbeiten von Luccioni und Ed. Delebecque, in denen dem Hieron viel Raum und Aufmerksamkeit gewidmet worden ist 47 • Allerdings ist eine ganze Reihe von Fragen bis heute ungelöst geblieben, und im wichtigsten Problem, der Einordnung dieser Arbeit in das Werk Xenophons und in die griechische Publizistik im allgemeinen, ist noch keine Übereinstimmung erreicht. Vor allem wäre es wichtig zu klären, was der „Hieron" im Vergleich zur Kyrou paidem darstellt: Handelt es sich um eine vorbereitende Ausarbeitung, um den Versuch einer Beschreibung der idealen Staatsordnung unabhängig von real existierenden Formen, oder leitet diese Schrift umgekehrt eine neue Etappe ein,

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den Übergang Xcnophons von den abstrakten Spekulationen der Kyrou paideia zur politischen Realität Griechenlands im 4. JahrhunderU Die .Lösung dieser Frage hängt wesentlich von der richtigen Datierung der Werke ab. Den Zeitpunkt der Niederschrift der Kyrou paideia kann man ziemlich genau festlegen 48 , den des Hieron aber nicht. ·weder im 'l'raktat selbst noch in den antiken Xenophonbiographien finden wir irgendwelche positiven Daten, auf die wir uns stützen könnten. Allerdings wird bei Athenaios (10, 31, 427e-428a) die .Anwesenheit Xenophons auf irgendeinem Festmahl bei dem sizilisehen Tyrannen Dionysios erwähnt. Unter Berufung auf diesen Bericht hat J. A. Letronne die Hypothese aufgestellt, daß der Hieron von Xenophon unter dem frischen Eindruck seiner Reise zum Hofe des Dionysios d.Ä., zwischen 404 und 401, niedergeschrieben wurde 49 • Es gibt natürlieh keinen Grund, dem Athenaios nicht zu glauben beziehungsweise die Möglichkeit einer Reise des Xenophon nach Sizilien zu leugnen 60 , und obwohl wir bei Athenaios keine genauen Hinweise auf den Zeitpunkt des Festmahles finden und nichts darüber gesagt ist, bei welchem Dionysios, dem älteren oder dem jüngeren, es stattfand, so überzeugt die Analyse der Biographie des Xenophon doch davon, daß seine Reise nach Sizilien am ehesten eben in jenen Zeitraum eingeordnet werden könnte, auf den Letronne verwies 51 • Andererseits hindert nichts daran, in der Skizzierung der düsteren Züge einer „gewöhnlichen" tyrannis im ersten Teil des Traktates persönliche Eindrücke des Autors zu erkennen, die er am Hofe des sizilisehen Tyrannen bekam. Es ist aber unmöglich zu bestimmen, welche Zeit von diesen Eindrücken bis zur Niederschrift verflossen war, und daher bleibt die von Letronne vorgeschlagene Datierung eine reine Hypothese. Nicht minder erfolglos waren anderweitige Versuche, die Arbeit Hieron mit irgendeinem konkreten Anlaß in Verbindung zu bringen. G. Grate und A. Roquette versuchten, im ,verk selbst Anspielungen auf den Mißerfolg der Gesandtschaft des Dionysios d. Ä. während der Olympischen Spiele des Jahres 384 zu finden; sie setzten die Niederschrift des Hieron daher nach 384 an 52 • ,v. Nitsehc und C. Watermann vermuteten, daß der Anlaß für die Entstehung des Hieron der Tod Dionysios d. Ä. und der Machtantritt seines Sohnes waren, dem Xenophon eine Belehrung geben wolltc 53 . Die Unmöglichkeit, dil"ekte unmittelbare Hinweise auf die Entstehungszeit des Hieron zu finden, veranlaßte die Forscher, eine anderel\tcthode zu versuchen; man analysierte den Inhalt des Traktates und verglich ihn mit anderen politischen Schriften des Xenophon und analogen erken von Zeit.genossen, des Isokrates und des Platon. Diese Methode erwies sich als fruchtbarer. Die Forscher entdcelüen eine Reihe von Details, die es erlaubten, diesen Traktat mit größerer ,vahrseheinliehkeit zu datieren. Insbesondere wurde festgestellt, daß das Bild der sieh in den Häusern der Tyrannen abspielenden blutigen Dramen (Xen. Hier. 1, 37-38 u. 3, 7-9) dem Xenophon von jener Serie von M01iden eingegeben sein mochte, die sieh in der Familie der regierenden Tyrannen von Pherai zwischen den Jahren 370 und 358 zugetragen haben (Xen. Hell. 6, 4, 31-37). Andererseits spiegeln die militärischen und finanziellen Probleme, von denen im zweiten Teil des Traktates,

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besonders im 9. Kapitel, die Rede ist, die allgemeine Situation wider, die sich in den griechischen Poleis in den 60er und 50cr Jahren des 4. Jahrhunderts herausgebildet hatte. Die Notwendigkeit der Erhöhung der staatlichen Einkünfte, insbesondere das Problem der eisphord, das Anheben der Produktionstätigkeit in der Landwirtschaft, die allseitige Entwicklung des Handels, die Gerechtigkeit bei der Lösung von strittigen Geschäftsfragen, die Verbesserung der Disziplin und des Kampfgeistes im Bürgeraufgebot und schließlich zur Durchsetzung all dessen die Anwendung der von Xenophon bevorzugten Methode der Auszeichnungen mit dem Ziel, in den Bürgern den Geist des "\Vettstreites zu entwickeln - alle diese Themen werden nicht nur im Hieron, sondern in noch zwei anderen Schriften des Xenophon betrachtet - ,,Über die Pflichten des Hyparchen" und „Über die Einkünfte", die nachweislich in seinen letzten Lebensjahren entstanden sind; der Traktat „ Über die Einkünfte" wurde um das Jahr 355 verfaßt. In der Behandlung einer weiteren Frage, was denn nun für den Politiker Objekt des Wettstreites sein solle, besteht eine erstaunliche Ähnlichkeit zwischen dem Hieron und einem anderen späten "\Verk des Xenophon, dem AgesUaos (Xen. Hier. 2, 6f. und Ages. 6-7). Der Agesilaos kann nicht vor dem Todesjahr des Königs, das heißt nicht vor 361 niedergeschrieben sein. Diese Überlegungen sind zuerst von J. Hatzfeld und J. Luccioni angestellt worden, und sie machen es möglich, die Niederschrift des Hieron in die letzten Lebensjahre Xenophons anzusetzen, etwa zwischen 360 und 35554 • Leider sind wir nicht in der Lage, diese Datierung noch weiter zu präzisieren 55 • Von allgemeinen Beobachtungen ausgehend und unter Berücksichtigung des Xcnophontischen Praktizismus, möchte man aber annehmen, daß die Entwicklung des politischen Denkens dieses Schriftstellers eher vom Konkreten zum Abstrakten lief als umgekehrt und daß der Ausarbeitung einer idealen, sozusagen phantastischen Staatsform in der l(yrou paideia die Suche nach solchen Erscheinungen in der griechischen 'Wirklichkeit des 4. Jahrhunderts vorangehen mußte, mit anderen Worten, der Hieron ist vermutlich vor der Vollendung der Kyrou paideia geschrieben66. Der gegebene Fall zeigt aber, wie unsicher Schlußfolgerungen sein können, die sich auf allgemeine Überlegungen stützen 57 • ·wenn es nun nicht gelungen ist, die Entstehungszeit des llieron genau zu bestimmen, so kann man dennoch feststellen, daß die Entstehung dieses 1'raktates in jene Periode größten Wirkens (&.xpu;(ix._. XC"I.L't'ixpcxx-~) gehört, die Xenophon am Schluß seiner Hellenika (7, 5, 27) beschreibt, das heißt in jene Zeit, als die Oberschicht der griechischen Gesellschaft endgültig ihren Glauben an die Zukunftschancen der Polisrepublik aufgegeben hatte und ihr Augenmerk auf die nionarchta zu richten gezwungen war. Für ein richtiges Urteil über den Hieron hat nicht nur die Datierung, sondern auch eine gründliche Behandlung des Themas und des Sinngehaltes des Traktats Bedeutung, aber auch darüber gab und gibt es keine einheitliche Meinung. Der Traktat ist in der für die Sokratische Schule gewohnten Dialogform verfaßt 58 • Der Autor erzählt von einem Gespräch, das angeblich einst zwischen dem Herr-

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scher von Syrakus, Hieron (478/477-467/466), und dem Dichter Simonides von Kcos stattgefunden haben soll. Das Fehlen jeglichen historischen Kolorits, wenn man von der Erwähnung des Favoriten des Tyrannen, Dailochos, absieht, zeigt jedoch, daß dieses Gespräch nicht mehr als ein literarischer Kunstgriff ist, den der Autor zur Entwicklung der eigenen Ideen benutzte. Die Auswahl der Gesprächspartner ist gut gelungen, der Gedankenaustausch zwischen dem Tyrannen und dem Weisen erlaubt es dem Autor, zwei verschiedene Porträts des Tyrannen zu zeichnen, des Tyrannen, wie er ist und des Tyrannen, wie er sein soll. Besonders geglückt ist die Figur des Simonides, des Trägers der positiven Ideen. Die Gedichte und Aussprüche dieses Poeten, die von einer eigenartigen Lebensweisheit durchdrungen sind, haben sich im Altertum großer Beliebtheit erfreut; in seinem Munde gewannen die Belehrungen für den Tyrannen mehr Überzeugungskraft. Ausgangspunkt des Gespräches ist die Frage nach dem persönlichen Glück des Tyrannen. Die Gesprächspartner behandeln das von Simonides gestellte Thema - ,,wodurch unterscheidet sich das Leben eines Tyrannen vom Leben eines einfachen Menschen in bezug auf menschliche Freuden und Leiden" (Xen. Hier. 1, 2) - und beleuchten dabei die verschiedensten Seiten eines Tyrannenlebens. Im Kapitel 1 bis 7 der Schrift antwortet Hieron auf die Fragen des Simonides und malt mit stark aufgetragenen Farben die Lage jener Leute aus, von denen man in der Regel denkt, sie seien die glücklichsten. Tatsächlich aber entbehrt das Leben der Tyrannen, wie Hieron behauptet, einer Vielzahl natürlicher Annehmlichkeiten, die den einfachen Menschen leicht zugänglich sind; die Tyrannen können sich nicht an den Schaustellungen vergnügen wie andere, da sie um ihre Macht und ihr Leben besorgt sein müssen; sie können sich nicht entschließen, ihr Land zu verlassen und können also auch nicht die panhellenischen Feste besuchen, die die wunderbarsten Veranstaltungen der Welt seien (Xen. Hier. 1, 10-12). Da sie wissen, daß sie von Schmeichlern umgeben sind, können sie auch nicht wirkliche Freude über ein Lob empfinden (1, 14-16); da sie übersättigt sind, haben sie auch keine Freude mehr am Essen und Trinken (1, 16-25); schließlich kennen sie auch die Freuden des Familienlebens und der Liebe nicht (1, 26ff.). Ihre Position in der Gesellschaft ist unsicher; sie pflegen mit niemandem Freundschaft (3, lff.), sie vertrauen niemandem (4, 1-2), sie fühlen sich niemals außer Gefahr (4, 3-5). Zur Erhaltung ihrer Macht und zur ,vahrnng ihres persönlichen Schutzes müssen die Tyrannen zu Gewalt und Terror greifen; ihre einzige Stütze sind die bewaffneten Sölduerabtcilungcn, für deren Haltung sie die Mittel auf alle mögliche Weise herbeischaffen müsseu, sowohl auf gerechte als auch auf ungerechte Art. Das tyrannische Regime ist unbeliebt, dc1· Tyrann befindet sich in beständiger Furcht um sein Leben; seine Lage ist auswcgslos. In Kapitel 8 bis 11 übernimmt Simonidcs die Hauptrolle im Gespräch. Er spricht die Gedanken des Autors selbst aus und gibt dem Tyrannen eine Reihe praktischer Ratschläge, deren Sinn darin besteht, daß der Tyrann im Interesse des besten Teils der Gesellschaft wirken und damit Glück für die anderen und für sich selbst zu erlangen vermöge. Die Bestimmtheit des Gegenstandes, die durchlaufende Komposition, die ein-

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fache und dennoch fein durchgearbeitete Darstellung schaffen den Eindruck einer erstaunlichen Geschlossenheit. Die Idee im Traktat ist so klar wie der Gesamtbau. Indessen gehen die Meinungen der Forscher gerade in der Bewertung dieser Grundidee scharf auseinander. Wird das Tyrannisproblem in dieser Arbeit prinzipiell behandelt oder interessiert den Autor ein bestimmter Träger tyrannischer Gewalt? Ist der Hieron das Muster der paränetischen Literatur vom Typ der Belehrungen des Isokrates „An Nikokles" oder handelt es sich um eine theoretische Arbeit zur Lösung eines allgemeinen Problems 69 1 Mit dieser Frage ist eine zweite verbunden: Läßt sich die Aufgabe dieses Dialoges in der Lösung eines privaten, ethischen Problems, der Glücksmöglichkeit für den Tyrannen, zusammenfassen, oder ist diese Frage nur der Ausgangspunkt einer Diskussion über ein allgemeineres politisches Problem, die Umwandlung der tyrannis in eine ideale Staatsform 60 1 Wo schließlich liegt in dieser Arbeit der Schwerpunkt: im ersten Teil, in dem über die düsteren Seiten der üblichen tyrann{s gesprochen wird, oder im zweiten, in dem Simonides Betrachtungen über die Transformationsmöglichkeiten dieses Regimes anstellt? orten, was hat hier das Übergewicht, der von der griechischen AriMit anderen stokratie vor der tyrannis empfundene Ekel oder ein neues realistisches Verhältnis, entstanden aus der veränderten Situation 61 1 J. Luccioni und G. Aalders sind bereits zu einer nach unserer Auffassung zutreffenden Einschätzung des Werkes vorgedrungen. Dennoch scheint es nicht überflüssig, nochmals die Grundideen des Rieron zu verfolgen, da weder Luccioni noch Aalders dem Werk selbst eigene Besonderheiten beachten, die ein prinzipielles politisches Programm belegen. Es wird dann auch die soziale Basis dieses Programmes erkennbar werden, die von den beiden Forschern überhaupt außer acht gelassen wurde. Der Autor des Hieron geht davon aus, daß die tyrannis eine real bestehende Regierungsform, ja mehr noch, daß die Tendenz zur tyrannis zu einem charakteristischen Zug seiner Zeit geworden ist. Als Hieron über das bittere Los des Tyrannen jammert, antwortet ihm Simonides: ,,Du sprichst Unwahrscheinliches ... Denn wenn dies so wäre, warum haben dann viele begonnen, zur tyrannis zu streben, und dabei namentlich Leute, die als die wertvollsten gelten" (Xen. Hier. 1, 9). Zur Entstehungszeit des Hieron war also die tyrannis zu einem Faktum geworden, dessen Bedeutung die zeitgenössische Publizistik nicht ignoriert 62 • Welches Verhältnis hatte der Autor des Hieron zu dieser Erscheinung1 Die übliche tyrannis, wie sie im ersten Teil vorgestellt wird, ist ein Regime der persönlichen Macht, wo die Willkür des nur auf den eigenen Vorteil bedachten Gewalthabers extreme, verzerrte Formen annimmt. Solche in ihrer Grundlage prinzipienlose Macht kann nicht gefestigt sein: eine systematische Vergewaltigung der Gesellschaft, die unter Zuhilfenahme von Söldnern und deklassierten Elementen vor sich geht, ruft schließlich einen allgemeinen Haß und Verbitterung hervor; der Tyrann findet sich isoliert und geht in sein unausweichliches Verderben. Xenophon konnte natürlicherweise solchem Regime nichts abgewinnen; die zügellose Willkür und prinzipienlose Demagogie der Mehrheit der Tyrannen mußte

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ihn anekeln; andererseits hatte sich ihm durch seinen Lehrer Sokrates zweifellos die Vorstellung von intellektuell und sittlich vollkommenen Persönlichkeiten eingeprägt - eine Vorstellung, die zwar nicht Sokrates selbst, doch seine Schüler zu der Schlußfolgerung führte, daß der ideale Herrscher der gute Hirte sei, der höchste, verantwortungsbewußte Diener des besten Teiles der Gesellschaft. In verschiedenen Traktaten des Xenophon finden wir daher die Spuren eines negativen Verhältnisses zur üblichen tyrannis 83 ; im ersten Teil des Hieran hat der Publizist nicht an Farben gespart, um die negativen Eigenschaften eines Tyrannen darzustellen. Er hat das so eindrucksvoll, mit solcher künstlerischen Überzeugungskraft getan, daß wir uns dadurch über das tatsächliche Verhältnis Xenophons zur tyrannis täuschen lassen können. Die Gestalt des Tyrannen im ersten Teil des Hieran ist aber zweifelsohne einem bestimmten, schon traditionellen Schema entsprechend entworfen worden. Die Vorstellung von der tyrannis als ungerechter Herrschaftsform, die auf Gewaltanwendung gegründet ist und nicht nur dem Regierten, sondern auch dem Regierenden Unglück bringt, waren bereits der Literatur des 5. Jahrhunderts vertraut gewesen. Diese Vorstellung findet sich insbesondere bei Schriftstellern, die in der ideologischen Atmosphäre der athenischen Demokratie wirkten, bei Herodot und noch mehr bei Sophokles und Euripides 64 • Einige der Sophisten mit ihren dialektischen Forschungen über politische Formen und Begriffe förderten die Ausarbeitung der literarischen Gestalt des Tyrannen; Spuren solcher Dialektik werden bei Euripides sichtbar 65 • Schließlich unterschieden Sokrates und seine Schule, die gegen eine Verherrlichung des Rechts des Stärkeren auftraten, zwischen dem gewalttätigen, egoistischen Regime der tyrannis und der Königsmacht, die mit Zustimmung und zum Nutzen aller Bürger best.and 66 , wodurch das Wort „Tyrann" selbst häufig noch unterschiedslos neben den ,vorten „König" oder „Monarch" gebraucht, nunmehr ein spezieller Terminus mit unangenehm berührendem Sinngehalt wurde 87 , Einer vernichtenden Kritik war die tyrannis insbesondere in den Werken Platons ausgesetzt, in allgemeiner Form bereits im „Gorgias", später aber besonders in der Paliteia (Buch 8-9). Hier ist sie als die zweifellos schlechteste aller Staatsformen vorgestellt, die am weitesten von dem Ideal entfernt ist, und deren Träger die ungerechtesten und unglücklichsten Menschen waren. Es gibt viele Gemeinsamkeiten in der Darstellung der üblichen tyrannis, in der Charakteristik der Vcrhalt.ensweisc und des Schicksals der Tyrannen in Platons Palitela und im ersten Teil von Xenophons Hieran. Es ist möglich, daß sich dies aus der gleichen ideologischen Grundhaltung, aus dem Aristokratismus beider Schriftsteller erklärt; aber vielleicht muß man auch vom Einfluß eines Schriftstcllcr8 auf den anderen sprechen; die Ähnlichkeit der Betrachtungen im allgemeinen, ja sogar in einzelnen Ausdrücken, ist derart groß, daß es naheliegt, eine bestimmte Verbindung zwischen Platons Paliteia und Xenophons Hieran anzunchmcn 68. Welche Beziehungen nun auch immer zwischen diesen \Verken bestehen mögen, ihre Gegenüberstellung ist doch nur bis zu einer gewissen Grenze möglich. Im Unterschied zu Platons Paliteia beschränkt sich Xenophon nicht nur auf die

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Kritik der tyrannis. Im zweiten Teil des Hieron erklärt er durch den Mund des Simonides, daß die Nöte des Tyrannen durchaus kein unentrinnbares Schicksal seien; der Inhaber der tyrannischen Macht kann persönliches Glück genießen; bei entsprechender Führung, bei einem richtigen politischen Kurs kann der Tyrann seine Gewalt volkstümlich machen und persönlich glücklich sein. Nach Xenophon-Simonides soll sich bereits das persönliche Vedialten des Tyrannen durch einen bestimmten, wenigstens äußerlichen Edelmut auszeichnen; der Tyrann muß freundlich, liebenswürdig, zuvorkommend und großzügig sein; mit anderen "\Vorten, er muß sich als Menschenfreund zeigen, da dies der einzige "\Veg ist, die Liebe der einfachen Menschen zu gewinnen (Xen. Hier. 8, 2-7). Der Effekt dieses äußerlichen Verhaltens muß angesichts der politischen Tätigkeit des Tyrannen, die in einem Bündel von Zwangsmaßnahmen besteht, allerdings gering sein. So erklärt auch Hieron dem Simonides: ,,Dennoch müssen wir [Tyrannen] Gelder erheben, um über Mittel für die notwendigen Ausgaben zu verfügen; wir müssen bewachen lassen, was Bewachung erfordert, wir müssen Schuldige bestrafen, wir müssen jene zügeln, die zum Widerstand neigen, und wenn schnelles Handeln zu Lande und zu Wasser erforderlich wird, dürfen wir gegen Unwillige nicht nachsichtig sein. Jeder Tyrann braucht Söldner, wobei es für die Bürger keine schwereren Lasten gibt als eben diese, denn sie glauben, daß die Tyrannen die Söldner nicht der Gleichheit, sondern des eigenen Übergewichtes wegen halten" (Xen. Hier. 8, 9-10). Simonides denkt nicht daran, die Notwendigkeit solcher Haltung und solcher Handlungen für den Tyrannen in Abrede zu stellen: ,, . .. Daß man sich mit all diesen Dingen nicht zu beschäftigen braucht, Hieron, das behaupte ich nicht. Nur scheint mir, daß einige Taten starke Haßgefühle wecken, während andere allgemeine Zufriedenheit auslösen" (Xen. Hier. 9, 1). Natürlich muß man diese und jene Zwangs- und Strafmaßnahmen sowie Auszeichnungsmaßnahmen in Anwendung bringen, aber geschickt und mit dem nötigen Takt. ,,Ich nehme an" meint Simonides in diesem Zusammenhang-, ,,daß es dem Regierenden auferlegt ist, andere mit der Bestrafung derer zu beauftragen, die man zw· Ordnung rufen muß; die Verteilung der Vergünstigungen sollte umgekehrt seine eigene Aufgabe sein" (9, 3). Die Hauptsache aber ist, unter den Leuten mit allen zu Gebote stehenden Mitteln den Wettstreit zu wecken; Wettbewerb ist das Unterpfand einer eifrigen Erfüllung ihrer Pflichten (9, 5f.). Auf den ersten Blick scheint die Position des Simonides von einem gewissen Macchiavellismus erfüllt zu sein; bei der Behandlung der tyrannis interessiert sich der Weise nicht dafür, um welche Art Macht es sich dreht, sondern nur dafür, wie sie erhalten werden kann; dabei fühlt man in den Empfehlungen des Simonides eine zynische, im Stile des großen Florentiners gehaltene Auffassung von der psyche der einfachen Menschen - ,,der Untertanen" 69 • Es wird aber sehr schnell klar, daß die Anwendung der genannten Methoden nicht als frei im Raum schwebend gedacht war, sondern mit einem bestimmten politischen Kurs zusammenhing, der von Xenophon unter der Maske eben jenes ,,S.imonides" entwickelt wird (Xen. Hier. 9, 6f.). 28*

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Vor allem wird dem Tyrannen empfohlen, für das Sorge zu tragen, was wir als moralisehe Gesundung der Gesellsehaft bezeichnen würden. Mit Hilfe eines Auszeiehnungssystems soll der Herrseher den Wettstreit zwischen seinen Untertanen amegen, den Kampfgeist der Bürgerwehr (9, 6) und die Bereitschaft der Bürger zur Steuerzahlung (9, 7) heben. Mit der letzten Frage ist das Problem der Verbesserung der staatlichen Einkünfte berührt. Ebenso wie in dem Traktat P6roi wird die Frage der Einkünfte im Zusammenhang mit der Entwicklung der inneren Ressourcen der Polis gesehen 70 • Entscheidende Bedeutung mißt der Autor dem Aekerbau zu, den er ebenso wie im Oikonomik6s als die beste aller Beschäftigungen preist 71 • Er meint, daß man hier viel e1Teiehen kann, ,,wenn man, nach Gütern oder Dörfern bemessen, Belohnungen für jene festlegt, die den Boden am besten bearbeiten" (Xen. Hier. 9, 7). Solche Maßnahmen regen nieht nw· Leute, die bereits im Ackerbau besehäftigt sind, an, besser zu wirtschaften, sondern führen aueh viele andere an den Ackerbau heran, die zum gegebenen Zeitpunkt noeh niehts damit zu tun haben. Dadurch werden gleiehzeitig die Staatseinkünfte erhöht und die Gesundung der Gesellsehaft erreicht: Menschen, die mit produktiver Arbeit beschäftigt sind, werden weniger Muße und weniger Versuchung zu bösen Taten haben (9, 8) 72 • Neben den Vergünstigungen für den Ackerbau empfiehlt der Autor des Traktates die Entwicklung des Handels, indem man die aktivsten Kaufleute dureh Ehrungen hervorhebt und auf solehe Weise die Händler in sein Land zieht (9, 9)73 • Diese Methoden werden naeh der Auffassung des Autors das ökonomisehe Leben intensi,ieren und die Staatseinkünfte erhöhen (9, 9-10). Festigung der militärisehen und finanziellen Maeht des Staates, Entwieklung innerer Quellen im Zusammenhang mit der allgemeinen ökonomischen Aktivierung im Lande, Erhöhung der Zahl der ökonomisch tätigen Bürger, insbesondere im Aekerbau, wodurch offensiehtlieh die verarmten Bevölkerungskreise aus der Stadt abgezogen werden sollten, sehließlieh der Aufsehwung des Kampfgeistes in1 Bürgeraufgebot - das Aufwerfen aller dieser Probleme zeugt davon, daß den Autor des llieron nieht nur finanzielle oder andere Schwierigkeiten des Tyrannen interessierten, sondern namentlieh die Aufgaben seiner sozialen und ökonomischen Politik in einem Staate, der sehon von der Krise gezeielmet war. Xenophon erkennt die Krise, die die Polis-Gesellschaft ergriffen hat; im Hieron diskutiert er dieselben Probleme wie in den Poroi, wo sie im unmittelbaren Zusammenhang mit der Lage der Polis Athens behandelt werden. Es gibt aber auch wesentliche Unterschiede zwischen beiden genannten Arbeiten. Man darf vor allen Dingen nicht vergessen, daß im Hieron die Lösung der Probleme der in die Krise geratenen Polis dem l~inzelherrseher übertragen werden, während dies in den Pomi de1· republikanisehen Regierung überlassen wird. Damit ist ein weiterer anderer Unterschied verbunden: unter den Problemen, die Xenophon im Hieron abhandelt, gibt es solehe, von denen in den Poroi nicht die Rede sein konnte, da diese Schrift für die republikanische Polis bestimmt war. Wir denken an das Problem der Sölclnerarmee und des damit unmittelbar verbundenen Themas der politisehen Gewalt überhaupt (Xen. Hier. 10).

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Im Hieron vergißt der Autor bei aller Breite der Empfehlungen, die die Gesundung des staatlichen und sozialen Organismus betreffen, nicht das nächste Ziel der von ihm vorgeschlagenen Reformen, nämlich die Auffindung und Anhäufung von Mitteln für eine Söldnerarmee. Er gibt zu, daß der Tyrann nicht ohne Söldner auskommen kann. ,,leb weiß", bemerkt Simonides, ,,daß sowohl den Pferden als auch einigen Menschen ein und dasselbe eigen ist; je mehr sie vom Notwendigen besitzen, um so widerspenstiger werden sie. Es ist natürlich, daß am ehesten die Furcht vor deinen Leibwächtern solche Leute zur Vernunft bringen kann (10, 2-3). Simonides-Xenophon beginnt die Überlegung über die Söldnerfragen mit folgender Bemerkung über die Leibwache des Tyrannen: Der über der Gesellschaft stehende und ihr seinen ,vmen aufzwingende Einzelherrscher muß sich notwendig mit einer ,v ache umgeben, die sieh von dem Bürgeraufgebot unterscheidet. Hier jedoch endet auch die Übereinstimmung des Simonides mit Hieron. Im Gegensatz zu dem Tyrannen sieht der ,veise in der Haltung einer Söldnerarmee einen tieferen Sinn als nur die Sorge um die Sicherheit des Herrschers. Es erweist sieh, daß es noeh bestimmte Leute in der Gesellschaft gibt, die kaloikagathoi, denen nach den ,vorten des Simonides der Tyrann keinen größeren Nutzen bringen könnte als bezeichnet durch seine Söldner (Xen. Hier. 10, 3). Mit dem Terminus xoO,oxckyoc.ß-6,; Xenophon für gewöhnlich die Wohlhabenden und Gebildeten, die den Anspruch erheben, die höehststehende Schicht der griechischen Gesellschaft zu sein 74 • Mit demselben Sinngehalt wenden auch andere Schriftsteller des 5. und 4. Jahrhunderts diesen Ausdruck an 75 • ,velchen Dienst vermochten nun diesen Leuten die Söldnertruppen des Tyrannen zu erweisen1 Wer drohte ihnen, und vor wem mußten sie verteidigt werden 1 Es erweist sieh, daß den kaloikagathoi zweierlei Gefahr drohte, erstens vonseiten der Sklaven - viele Sklaveneigentümer sind schon durch ihre Sklaven eines gewaltsamen Todes gestorben (·ijl>·'ll>t itOAAotxoct 8ecm6't'octß(~öno 't'WV8ooAwv hES-ocvov)-, zweitens aber durch Übeltäter (xocxoüpyot),die sich irgendwie in den Poleis sammeln (Xen. Hier. 10, 4). Offensichtlich ist hier von den uns auch aus anderen Quellen bekannten Bürgerkriegen die Rede, die die Poleis im 4. Jahrhundert zerrissen, von der verstärkten Aktivität des armen Demos und der Sklaven. N"atürlieh waren die herrschenden Klassen der hellenischen Poleis mit den Problemen solcher Art aueh schon früher konfrontiert worden. Im ersten Teil des Hieron finden wir einen Ausspruch, der zeigt, daß Xenophon den Klasseneharakter der Polis verstanden hat. Er bemerkt: ,,Natürlich ist auch für alle übrigen Menschen das Vaterland der höchste Wert, denn die bewaffneten Bürger schützen einander ohne jegliche Bezahlung vor der Gefahr von seiten der Sklaven und schützen einander ebenfalls vor der Gefahr von seiten der , Übeltäter', damit niemand von ihnen eines gewalttätigen Todes sterbe" (4, 3)76 • Im 4. Jahrhundert lag jedoch die Lösung dieser Probleme nicht mehr in der Macht der Polisbürgerschaft, und unter diesen Bedingungen konnte einzelnen Vertretern der Aristokratie der Gedanke kommen, jene neue militärische Kraft, die sich spontan gebildet hatte, fiir die eigenen Interessen auszunutzen. Die Söldner könnten sich

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nach den Vorstellungen Xenophons als wertvoll für die Bürger erweisen, wenn es gelingen würde, sie zusammen mit ihren Anführern zu einer Art allgemeiner Leibwächter der Bürger zu machen (Xen. Hier. 10, 4)77 • Nachdem er diesen Vorschlag gemacht hat, spart der Autor nicht an Überredungskunst zum Beweis der These, daß es in militärischer Beziehung nichts Besseres als eine Söldnerarmee geben könne, die beständig zusammengehalten wird, über eine echte, professionelle Ausbildung verfügt und für jede beliebige Aufgabe steht, gleich, ob es um die Niederschlagung inneren Aufruhrs oder die Abwehr äußerer Gefahren geht (10, 5-8). Das Objekt, mit dem stillschweigend ein Vergleich gezogen wird, ist zweifelsohne das Bürgeraufgebot 78 • Die Auf1J1erksamkcit, die der Autor des Hieron den Fragen einer Söldnerarmee widmete, erklärt sich nicht nur damit, daß in seiner Zeit neue Gefahren für seine Klasse heranwuchsen, sondern auch dadurch, daß die traditionelle Stütze der Polis - die Bürgerwehr - hoffnungslos brüchig geworden war. Unter diesen Bedingungen erschien die zuverlässige Hilfe für die kaloikagatho{ eine Militärdiktatur energischer Kommandeure der Söldnerabteilungen zu sein, die von der Macht träumten oder schon Tyrannen waren; man mußte sie nur zur eigenen Ideologie bekehren. Wie wir sehen, läßt sich auch das von Simonides dargelegte politische Programm in1 wesentlichen zu den gleichen w1angenehmen Momenten zusammenfassen, von denen im ersten Teil des Hieran mit Bitterkeit der Tyrann selbst schon sprach: Geld - Söldner - Gewalt. Xenophon aber will im zweiten Teil seines Traktates dem gleichen Gegenstand eine neue Farbe geben. Dem Tyrannen werden neue Ziele gestellt: Geld soll nicht einfach erpreßt, sondern als Ergebnis einer klugen Wirtschaftspolitik vereinnahmt werden; die Söldner sollen nicht nur die Person des Tyrannen, sondem auch Leben und Eigentum aller kaloikagatho{ schützen; die tyrannische Gewalt soll sich nicht gegen die gesamte Bürgerschaft, sondern vor allem gegen die armen, unruhigen Klassen richten, eben im Interesse der adligen Oberschicht. Überhaupt muß der Tyrann seine Interessen mit denen der Oligarchen abstimmen, denn solche Einheit des persönlichen Interesses mit dem gesellschaftlichen - im oligarchischen Sinn - ist das Unterpfand für das Glück des Tyrannen, der Sicherung seiner Macht und seiner Volkstümlichkeit. „Du, Hieron, mußt" - so lehrt Simonides seinen Gesprächspartner - ,,ohne Schwanken sogar die eigenen Mittel für das allgemeine ,vohl verwenden, denn meiner Meinung nach ist das, was der Tyrann für die Polis verausgabt, das für ihn Notwendigere als das, was er fü1· seine persönlichen Bedürfnisse verwendet. Bereichere kühn deine Freunde, Hieron, denn damit wirst du dich sei her bereichern; stärke die Polis und du selbst wirst mächtig werden; gewinne Verbündete für die Polis, dadurch wirst du dich selbst sichern 79 ; nimm das Vaterland für dein Haus, die Bürger halte wie Gefährten, die Freunde seien dir Kinder, die Kinder aber wie das eigene Leben, und sei bemiiht, sie alle in der Tugend zu übertreffen. ,venn du nämlich die Freunde in guten Taten übertriffst, so wird vor dir kein Feind bestehen können. Wisse, wenn du dies alles tust, so erlangst du den herrlichsten und wünschenswertesten Schatz der ganzen ,velt; du kennst das durch keinen Neid verdüsterte Glück" (Xen. Hier. 11, lf. 14f.).

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Damit aber hört der Tyrann auf, Tyrann im Sokratischen Sinne zu sein. Er ist kein prinzipienloser Gewaltmensch mehr, der über der Gesellschaft steht, gleichzeitig von ihr isoliert und daher gezwungen, mit allen möglichen verdächtigen Elementen zu paktieren; er ist jetzt von Freunden umgeben, die alle den begüterten und adligen Kreisen angehören; er ist ihr Monarch, ihr ·Wohltäter, ihr guter Hirte. Die Umformung vollzieht sich völlig im Sokratischen Geist und auch mit rein Sokratischer Methode, als Ergebnis eines Gesprächs, durch Überzeugung, dnrch logisches Einwirken des Philosophen auf den Herrscher, der sich in bezug auf seinen wahren Vorteil geirrt hatte 80 • Diese von einem starken, ethischen Nimbus umgebene monarchische tyrannis geht allerdings über die Konzeption einer ursprünglichen, der r,oliteia verhafteten Sokratischen Philosophie weit hinaus und ist eine Idee des Xenophon selbst, der sich einiger Momente der Lehre des Sokrates zur Entwicklung seines eigenen Gedankengebäudes bediente. In der Praxis haben sich die „guten Hirten" und ihre „Freunde" als Militärmonarchen und Dienstadel neuen, hellenistischen Typs erwiesen. Das Programm der politischen Reformen im Hieron überrascht durch seine innere Konsequenz und feste Zielsetzung. Das ist unserer Meinung nach der entscheidende Beweis dafür, daß dieser Traktat prinzipiellen Charakter trägt. Ein Vergleich mit den P6roi, in denen wir auch die konsequente Entwicklung einer wichtigen politischen Idee beobachten, kann diese Schlußfolgerung nur bestätigen. Gleichzeitig müssen wir den Realismus Xenophons hervorheben. Er sucht die starke Macht dort, wo sie bereits besteht, in den Städten mit tyrannischer Herrschaftsform. Obgleich zwischen Aristokraten und Tyrannen weithin Feindschaft bestand, lehnt er die tyrannis unter den gegebenen Umständen nichr von vornherein ab; für sein politisches Denken spricht, daß er nicht ein einziges Mal die Frage nach der Herkunft des von ihm untersuchten autoritären Regin1es gestellt hat: Ob es sich um eine persönliche Machtergreifung oder um eine Machtübernahme in Erbfolge handelte, hat offenbar für ihn keinerlei Bedeutung. Ihm ist nur wichtig, daß die gesuchte starke Gewalt existiert und unter bestimmten Bedingungen sich als nützlich erweisen kann. Die positive Meinung über die Möglichkeit der Reformen der tyrannis im Interesse der Polisaristokratie, wie sie im Hieron des Xenophon vertreten wird, macht diesen Traktat zu einer wichtigen Erscheinung in der griechischen politischen Literatur des 4. ,Jahrhunderts. Diese Hinwendung zur Alleinherrschaft finden wir nicht nur bei Xenophon, auch andere, ebenfalls die Krise von analogen Positionen her behandelnde Schriftsteller gingen nicht an der tyrannis vorüber. So lenkte noch vor Xenophon Isokrates sein Augenmerk in dieser Richtung; seine Belehrungsreden, die an die Träger eines solchen Regimes gerichtet waren (,,An Nikokles", ,,Nikokles", ,,Euagoras") sind um die Wende der 70er und 60cr Jahre des 4. Jahrhunderts zu datieren 81 • Mit der Zeit wandelte sich auch bei Platon das Verhältnis zur tyrannis, in seinen späteren Arbeiten wird nicht nur argumentiert, daß die beste Staatsform die Herrschaft eines Mannes sei, wenn dieser über echte politische Kenntnisse verfüge (so im Dialog Politikos, der in die 60er Jahre des

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4. Jahrhunderts datiert wird), sondern der Philosoph hebt sogar hervor, daß gerade der eine unbegrenzte Maeht besitzende Tyrann, wenn er nur fähig ist die \Veisheit zu erfassen, am ehesten die Idee des vollendeten Staates zu verwirkliehen vermag (Plat. Nom. 4. Bueh) 82 • Somit war das Interesse an der tyrannis und die Idee der Umwandlung dieses Regimes in eine monarchia nieht aussehließlieh eine originale Konzeption Xenophons. Das aber beweist, daß die Sehaffung eines solehen Werkes wie des Hieron im Zuge der allgemeinen Entwieklung lag, unabhängig davon, ob es sieh auf einen konkreten Anlaß bezog oder nieht. Der prinzipielle Charakter der Behandlung des Themas im Hieron unterliegt, wie sehon gesagt, keinem Zweifel. Alles sprieht dafür, sowohl die Entstehungszeit als aueh die innere Logik und der politisehe Sinn des Programmes. Eine solehe Arbeit konnte nieht unbeachtet bleiben. Ein Vierteljahrhundert später hat Aristoteles ganz im Geiste Xenophons festgestellt, daß das entscheidende Rettungsmittel für den Tyrannen darin besteht, seine Maeht naeh Mögliehkeit der Königsgewalt ähnlieh zu gestalten. Unter den einzelnen Hinweisen hat Aristoteles einen offenbar direkt aus dem Hieron entnommen: Auszeiehnungen sollte der Tyrann selbst verteilen, die Anordnung von Strafen aber anderen auftragen (Xen. Hier. 9, 3; Aristot. Politik. 5, 11, 1315a 3-8)83. Anmerkungen 1 Vgl. J. Kaerst, Studien zur Entwicklung und theoretischen

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Begründung der l\Ionarchie im Altertum, München 1898, 12-38; derselbe, Geschichte des Hellenismus, 1-2 2 , Leipzig-Berlin, 1916-1926, (1, 117-119; 2, 296ff.); l\I. Pohlenz, Staatsgedanke und Staatslehre der Griechen, Leipzig 1923, 136-156; T. A. Sinclair, A History of Greek Political Thought, London 1951, Kapitel 7-11, passim; C. l\Iosse, La fin de Ja democratie athenienne. Aspects sociaux et politiques du declin de Ja cite grecque au 1ve sicclc avant J. C., Paris 1962, 375-399 (Abt. ,,Les tendances monarehistes dans Ja pensee politiqne grecque du JVe siecle"). Für einen allgemeinen Überblick über Leben und Schaffen des Isokrates vgl. F. Blass, Die attische Beredsamkeit, 22 , Leipzig 1892, 1-331; K. l\Iünscher, Isokrates, RE, Bd. 9, 2, 1916. 2146-2227; S. I. Sobolevskij, Boamnmoncmie opaTOpc1wro 11enyce-rBa n fpervm, in: Meropm1 rpettee1mt1:JIU'l'epaTyphl,Bd. 2, l\loskau 1955, 249-260; P. Cloche, Isocrat et son tcmps, Paris 1963. Vgl. M. Scala, lsokratcs und die Geschichtsschreibung, in: Verhandlungen der 41. Versammhmg deutscher Philologen und Schulmänner in l\liinchen, Leipzig 1892, 102-121; K. J. Bcloch, Griechische Geschichte, Bd. 2, Straßburg 1897, 371-373 u. 528-532; Ed. Meyer, Geschichte des Altertums, Bd. 5, Stuttgart-Berlin 1902, 335-337 u. 369-372. Der Anfang wurde durch den Aufsatz von U. \Vilcken gemacht: U. Wilcken, Philipp II. von Makedonien und die panhellenischc Idee, SB Akad. Wiss. Berlin, 1929, Nr. 18, 291-318. Vgl. ebenfalls K. Bringmann, Studien zu den politischen Ideen des Isokratcs, Göttingen 1965, 15. Außer den oben angemerkten Arbeiten von Scala und Bcloch vgl. auch P. Wendland, Beiträge zu athenischcr Politik und Publizistik des 4. Jh., Nachrichten der Göttinger

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Gesellschaft der Wissenschaften 1910, 123-182 u. 289-323; J. Kessler, Isokratcs und die panhellenische Idee, Paderborn 1911. Vgl. besonders: R. Pöhlmann, Isokrates und das Problem cler Demokratie, SB Akad. Wiss. München, 1913, Abh. 1, 1-171. Vgl. K. Bringmann, Studien zu den politischen Ideen des Isokrates, 103-108 u. 111. H. Kehl, Die Monarchie im politischen Denken des Isokrates, Bonn 1962. Vgl. W. Nestle, Spuren der Sophistik bei Isokrates, Philologus 70, 1911, 1-51. H. Gomperz, lsokrates und die Sokratik, Wiener Studien 27, 1905, 163-207. Vgl. K. Münscher, RE, Bd. 9, 2, 1916, 2153. BouBiris ist eine der ersten epideiktischen Reden des Isokrates; sie wird in den Beginn der S0er Jahre des 4. Jh. gesetzt (K. l\1ünscher, ebenda 2177f.). Die allgemein anerkannte Datierung ist das Jahr 380. Ed. Buchner sieht in der erwähnten Passage eine unmittelbare Widerspiegelung der Gedanken und Gefühle, die ein gemäßigter Oligarch vom Typ des Theramenes haben konnte (Ed. Buchner, Der Panegyrikos des Isokrates. Eine historisch-philologische Untersuchung, Wiesbaden 1958, 77f.). Zu dieser sozialen Grundlage der antithebanischen Äußerungen des Isokrates vgl. detaillierter: E. A. l\lillior, lfooKpaT II BTopolt a0HT. I'peqecHaH HCTOPMfI, Leningrad 1935, S. VI.

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42 J. B. Bury, Tho Ancient Greek Historians, London 1909, 151. 43 A. Weil, Xenophon et l'avenir du monde grcc, in: Festschrift Th. Gomperz, Wien 1002, 118-121. 44 J. Luccioni, Lcs idees politiques et sociales de Xenophon, Paris 1947; derselbe, Xenophon et le socratisme (Publications de la Facultc des Lettres d'Alger 25), Paris 1953; Ed. Delebecque, Essai sur la vie de Xcnophon (Etudes et Commentaires 25), Paris 1957. 45 N. Wood, Xenophon's Theory of Leadcrship, Classica et Mediaevalia 25, 1964, 33-66. 46 In der Vergangenheit - während der Herrschaft hyperkritischer Auffassungen - gab es mehrere Versuche, die Unechtheit auch dieses Traktates des Xenophon zu beweisen. Daß derartige Versuche keinerlei Anspruch auf Glaubwürdigkeit haben, zeigten überzeugend: \V. Nitsche, Bericht über die 1874-1877 veröffentlichten auf Xenophon bezüglichen Arbeiten, Jahresbericht über die Fortschritte der classischen Altertumswissenschaft, hrsg. v. C. Bursian, 5, 1877, Abt. 1, 25-28; A. Roquette, De Xenophontis vita, Königsberg 1884, 78; C. \Vatermann, De Xenophontis Hierone dialogo qaestiones, Münster 1914. 47 Xenophon, Hieron. Texte et traduction avee une introduction et un commentaire par J. Luccioni, Paris 1948; Jenofonte, Hier6n. Texto, traducci6n y notas de M. F. Galiano, l'fadrid 1954; J. Hatzfeld, Xote sur la date et l'objet du Hieron de Xenophon, Revue des Etudes Greques 59-60, 1946-1947, 54-70; G. J. D. Aalders, Date and Intention of Xenophon's Hiero, Mnemosyne 4b, 1953, Nr. 3, 208-215; J. Luccioni, Les idees politiques et sociales de Xenophon, 255-268; Ed. Delebecque, Essai sur la vie de Xenophon, 411ff . .Als symptomatisch ist wohl auch das Erscheinen der Studie des amerikanischen Professors Leo Strauss zu bezeichnen: L. Strauss, On Tyranny. An Interpretation of Xenophon's Hiero, New York 1948; diese Studie ist zwar ziemlich weitschweifig, aber prätentiös, wobei sie die Literatur zu dieser Frage völlig ignoriert, • und, was noch schlimmer ist, die historische Situation im Griechenland des 4. Jh. ganz und gar außer acht läßt. 48 In den Jahren 362-360 v. u. Z.; s. Th. Marschall, Untersuchungen zur Chronologie der Werke Xenophons, München 1928, 51-57; vgl. ebenfalls H. R. Breitenbach, Xenophon, RE, Bd. 9 A 2, 1967, 1742. 49 J. A. Letronne, Xenophon, Biographie universelle (Michaud), ancienne et moderne, N. S. 45, 1865, 188. 50 Vgl. J. Hatzfeld, Note sur la date et l'objet du Hieron de Xenophon, 61. Die Skepsis ist hier allerdings vorrangig, vgl. A. Roquette, De Xenophontis vita, 78; J. Luccioni, Xenophon, Hieron, S. 11-12; Ed. Delebecquo, Essai sur la vie de Xenophon, 413f.; H. R. Breitenbach, RE, Bd. 9 A 2, 1967, 1577. 51 Vgl. E. D. Frolov, ffiHaHb 11):(8HT8JibHOCTb Hceno\llonTa, qqe1me aanHcrrn, Leningrad 251, 1958, 28, 53 Anm. 20. 52 G. Grote, Plato and the other Companions of Sokrates, Bd. 32 , London 1867, 577f.; A. Roquette, De Xenophontis vita, 79-80. Eine mit Grotc übereinstimmende Auffassung vertrat auch A. Croiset, der die Niederschrift des llieron etwa in das Jahr 380 v. u. Z. versetzt: A. Croiset, Xenophon. Son caracterc et son talent, Paris 1873, 270. 53 Zu Beginn unseres Jahrhunderts ist diese Meinung besonders vertreten worden, Th. Marschall, Untersuchungen zur Chronologie der Werke Xenophons, 96; ihr Einfluß wird auch in dem neuesten Artikel vonH. R. Breitenbach spürbar: RE,Bd. 9A2, 1967, 1745-1746. 54 J. Hatzfeld, Note sur la date et l'objet du Hieron de Xenophon, 54-59; J. Luccioni, Xenophon, Hieron, S. 30-34. Diese Ansicht wird auch von anderen neueren Forschern geteilt (von Aalders, Delebecque sowie in gewissem Sinne auch von Breitenbach).

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55 Der Vei·such von Hatzfeld, zu beweisen, daß der Hieran als Lehrunterweisung für Dion verfaßt worden ist, als dieser sich nach Sizilien aufzumachen beabsichtige, um mit seinem Neffen zu kämpfen (358/357), J. Hatzfeld, ebenda S. 67-68, entbehrt ebenso jeglicher Begründung wie die früheren Versuche von Nitscha und Waterman, die den Beweis antreten wollten, dieser Traktat wäre für Dionysios II. bestimmt gewesen. Vgl. die gerechtfertigte Widerlegung durch G. J. D. Aalders, Date and Intention of Xenophon's Hiero, 214f.). 56 Diese Meinung vertrat der Autor der vorliegenden Arbeit früher (s. E. D. Frolov, iRu8Hb HceHotf>oHTa ll ero 06ll\eCTBelllIO·ßOJIHTH'leCKHe B088peH1U1,Autorreferat Diss. Leningrad 1958, 13). 57 In diesem Zusammenhang möchten wir bemerken, daß auch solche Schlüsse, die ausschließlich von den allgemeinen (und ebenfalls subjektiven) Eindrücken von der Form des Werkes ausgehen, keineswegs als sicherer gelten können. Das folgende Faktum mag dies bestätigen: R. Hirzel, der die Dialogbesonderheiten im Hieran besonders beachtete (ein verhältnismäßig niedriger Lebhaftigkeitsgrad bei den Gesprächen, die Neigung zu langwierigen Überlegungen usw.), sprach sich für eine späte Datierung dieser Arbeit aus (R. Hirzel, Der Dialog, Teil 1, Leipzig 1895, 171), was jedoch H. Schenk! wiederum nicht daran hinderte, 7 Jahre später auf Grund analoger Beobachtungen am Stil des Hieran die Niederschrift dieses Werkes in die Frühperiode des Xenophontischen Schaffens zu legen, zwischen die Jahre 405 und 401 : H. Schenk}, Zur Charakteristik Xenophon's, in: Festschrift Th. Gomperz, Wien 1902, 126f. 58 Zu den literarischen Besonderheiten des „Hieran" (Dialogstruktur, die Wahl der handelnden Personen, Stil usw.) s. ausführlicher: R. Hirzel, ebenda S. 169-171; J. Hatzfeld, Note sur la date et l'objet du Hieron de Xenophon, 59-62; J. Luccioni, Xenophon, Hieron, 6-10. 59 Die erste Auffassung vertreten: Th. Gomperz, Griechische Denker, Bd. 22 ; J. Hatzfeld, ebenda 64-66; teilweise H. R. Breitenbach, RE, Bd. 9 A2, 1967, 1745-1746; die z,rnite Auffassung: J. Mahaffy, A History of Classical Grcek Literature, Bd. 2, London 1880, 279; W. Christ, Geschichte der griechischen Literatur, Teil 16, ~Iünchen 1912. 513; J. Luccioni, Les idees politiques et sociales de Xenophon, 259; derselbe, Xenophon, Hieron, 32; G. J. D. Aalders, Date and Intention of Xenophon's Hiero, 214f. 60 Die erste Auffassung fand ihren Niederschlag in dem Werk ,·011 W. l\Iure, A Critical History of the Language and Literaturc of Ancient Grcece, Bd. 5, London 1857, 428; sowie auch bei Hatzfeld; die zweite in den Arbeiten von Luccioni, ~"-aldcrs, und Delebecque. 61 Die erste Meinung vertritt z.B. J. Mahaffy (A History of Classic:i.l Grnek Literature, Bd. 2, 280); entschieden für die zweite treten auf: Th. Gomperz, Griechische Denker, Bd. 22, 108, und J. Luccioni, Les idccs politiqucs et sociales de Xenophon, 260. 62 Vgl. den umfassenden Kommentar bciJ. Luccioni zur Stele (Xenophon, Hieron, 75-76). 63 Vgl. z. ß.: Xen. Hell. 2, 3, 16 11. 4, 1; 3, 1, 14 u. 5, 13; 4, 4, 6; 5, 4, 1 ff.; 6, 3, 8 u. 4, 34; 7, 1, 40 11. 3, 7ff.; Xen. Kyr. paid. 1, 3, 18; Xeu. Apomn. 1, 2, 43f.; 4, 2, 38f.; Xen. Sym. 4, 3G; Xen. Oik. 21, 12; Xon. Lak. pol. 15, 8. 64 Hcrod. 3, 80; 5, 92; Sophok. Ant. passim: Eurip. Hiket. 399ff.; Eurip. Ion. 621ff.; Eurip. Phoin. 549ff. und Pcliad. Fr. 00, 5 Nauck 3 • 65 Vgl. z.B. Eurip. Hiket. 399ff. 66 Xen. Apomn. 4. 6, 12: ,,Das Königtum und das Tyrannentum erklärte er beide für Herrschaften, glaubte aber, daß sie sich voneinander unterscheiden. Eine Herrschaft, die mit dem \Villen der l\Ienschen und nach den Gesetzen bestehe, galt ihm als Königtum, dagegen eine solche, die gegen den Willen der Menschen und nicht nach den Ge-

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setzen, sondern naeh der \Yillkiir des Herrschers geübt wiirdc, bctraehtete er als Tyrannentum." Vgl. ebenfalls Xen. Kyr. paid. 1, 3, 18; Xon. Oik. 21, 10-12; Xen. Lak. pol. 15, 8; Xen. Ages. 1, 4; Plat. Pol. 9, 576d; Pint. Politik. 276e; 291e; 301 b-e; .Aristot. Eth. Nik. 8, 12, 1160a 31ff.; .Aristot. Politik. 3, 5, 4, 1279b 4ff.; 4, 2, 2, 1289a 38ff. und 8, 3, 1295a 17ff.: 5, 8, 131011,39ff.; .Aristot. H.het. 1, 8, 1366a, 1-2 und 6. 67 Vgl. M. Pohlenz, Staatsgedanke und Staatslcl1re der Griechen, 140f. 68 Einen Vergleich einzelner Stellen der Politeia und des Hieron gibt J. Luecioni, Xenophon, Hieran, S. 19-20; vgl. ebenfalls Ed. Delebecque, Essai sur la vie de Xenophon, 424 Anm. 72. Da Platon die Arbeit an der Politeia um die Jahre 374-372 beendete (U. v. Wilamowitz-llfoellendorff, Platon, Bd. 12 , Berlin 1920, 393; Bd. 2, 179f.), so daß sie folglich bedeutend früher als der Hieron erschien, so wäre es logiseh anzunehmen, daß Xenophon sieh bei der Beschreibung der negativen Seiten der tyrannis der literarischen Darlegungen seines großen Zeitgenossen bediente, J. Hatzfeld, Note sur Ja date et l'objet du Hieron de Xenophon, 62 Anm. 4; Ed. Delebecque, ebenda 411 f.). Es ist nicht ganz unnütz, sieh dessen zu erinnern, daß diese Sehlußfolgerung über die .Abhängigkeit des Xenophon von Platon hauptsächlich auf der angenommenen Datierung beider genannter Werke beruht und daher natürlich einen hypothetischen Charakter tragen muß (vgl. J. Lueeioni, Les idees politiques et soeiales de Xenophon, 257). 69 Vgl. z.B. N. Maeehiavelli, II Prineipe, 19: ,,... daß der Fürst ... darauf sehen muß, alle Dinge, die ihn verhaßt und verachtet machen können, zu vermeiden.", und weiter unten: ,,Die Fürsten müßten die mit Haß verbundenen .Angelegenheiten auf die anderen abwälzen und die mit Dank verbundenen selber tun." 70 Vgl. E. D. Frolov, Ilom1T11'Iec1-meTe11p;e11~1111 TpaKTaTa HceHoq>OHTa„0 ;u;oxop;ax", llpo6JieMLI C0~IIaJibHO-aKOH0MH'IeCK0lt ßCT0p11H11:peBHeroMnpa, in: Fcstsehrift .A. I. Tjumeneva, Moskau-Leningrad 1963, 204-221. 71 Vgl. Xen. Oik. 4-5; 6, 4-10; 15, 4. 72 Ähnliche Gedanken über die Beschäftigung mit dem .Aekerbau als Faktor, der die Volksmassen von der Teilnahme am politischen Leben ablenkt und somit zur „Gesundung" des demokratisehen Staates beiträgt, wird später .Aristoteles entwiekeln (Politik. 4, 5, 3, 1292b 22ff. und 6, 2, 1318b 6ff.). 73 Vgl. Xen. Por. 3. 74 Vgl. Xen. Oik. 6, 12-17 und 11, Hf.; weitere Beispiele bringt F. W. Sturz, Lexicon Xenophonteum, Bd. 2, Leipzig 1801, 644f. (unter dem Wort x«M~, 20). 75 Zum Beispiel.Aristoph. Hipp. 185ff. und 733ff.; .Aristoph. Batr. 717ff.; Thouk. 8, 48, 6; Plat. Pol. 8, 569a; .Aristot. Politik. 4, 6, 2, 1293b 39-40; eine vollständigere Liste an Beispielen bringt F. Weleker in dem Vorwort zu seiner Theognisausgabe (Theognidis reliquiae, Frankfurt/M. 1826, S. XXIV -XXVI) und auch W. Waehsmuth, Hellenisehe .Altertumskunde, Bd. 12 , Halle 1846, 823. 76 Um diese klare Auffassung von dem Wesen des Polisstaates voll und ganz zu würdigen, ist es an der Zeit, an eine andere klassische Charakteristik zu erinnern, nämlieh an das, was K. Marx und F. Engels in der „Deutsehen Ideologie" sagen: ,,Die zweite Form ist das antike Gemeinde- und Staatseigentum, das namentlich aus der Vereinigung mehrerer Stämme zu einer Stadt dureh Vertrag oder Eroberung hervorgeht und bei dem die Sklaverei fortbestehen bleibt. Neben dem Gemeindeeigentum entwickelt sieh sehon das mobile und später aueh das immobile Privateigentum, aber als eine abnorme, dem Gemeindeeigentum untergeordnete Form. Die Staatsbürger besitzen nur in ihrer Gemeinsehaft die Maeht über ihre arbeitenden Sklaven und sind sehon deshalb an die Form des Gemeindeeigentums gebunden. Es ist das gemeinschaftliche Privateigentum der aktiven

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Staatsbürger, die den Sklaven gegenüber gezwungen sind, in dieser Assoziation zu bleiben." (K. Marx - F. Engels, Werke, Bd. 3, Berlin 1969, 22ff.). 77 Es versteht sich von selbst, daß solche Gedanken nicht nur Xenophon allein in den Kopf kommen mußten; dennoch ist die hier analysierte Passage wohl die einzigste ihrer Art; in der politischen Literatur des 4. Jh. v. u. Z. ist schwerlich eine andere derartige Stelle nachzuweisen, wo die Verwendung von Söldnern mit derselben Bestimmtheit mit der Verteidigung der Interessen der wohlhabenden Polisoberschicht in Einklang gc bracht wird. Der Versuch von L. P. Marinovi~ (s. ihren Artikel: ConHaJibHOnoJIHTll'IeCKaH 6op&6a HHaeMIIH'leCTBO B rpen1m IV. ß. )'.(0 II. a. BTpaKTaTeoHeH TaKTima, BAM 1962, Nr. 3, 73-74), auch bei Aineias Taktikos eine ähnliche Tendenz aufzuspüren, bleibt wenig überzeugend; erstens, weil im Kapitel 13 des Traktates des Aineias, das als Hauptstütze für solche Schlußfolgerung dient, die reichen Leute eher als Objekt fiskalischer Erhebungen von seiten des demokratischen Staates betrachtet werden als ein selbständiger Kontrahent mit besonderen Interessen bei dem Vertragsabschluß mit den Söldnern; zweitens aber, weil im Werk des Aineias überhaupt keinerlei besondere Sympathie zur reichen aristokratischen Oberschicht spürbar wird (vgl. V. F. Beljaev, 3Hett TaKTHK - nepBLlit noeHHLlitTeopernK 8.HTH'I.H0CTn, BAU 1965, Nr. 1, 253-254), was dieses Werk vollständig von dem Hieron des Xenophon unterscheidet. 78 Auch in seinen anderen späteren Aufsätzen hebt Xenophon des öfteren die überragenden Eigenschaften der professionalen Söldnerarmee hervor - so im Traktat Hipparchikos, wo er dem athenischen Staat den Rat erteilt, seine Reiterei mit einer Söldnerabteilung aufzufüllen und damit nicht nur zahlenmäßig, sondern auch qualitätsmäßig diese Heeresgattung zu verbessern (Xen. Hipp. 3, 9ff.), und im sechsten Buch der Hellenikd in der Erzählung über die Regierung Jasons von Pherai, wo bereits ohne Umschweife der Überzeugung von der Überlegenheit einer beständigen und gut trainierten Söldnerarmee gegenüber dem Bürgeraufgebot stattgegeben ist (Xen. Hell. 6, 1, 5ff. und 4, 28). 79 Bei der Übersetzung ist die Ergänzung von J. Schneider berücksichtigt worden: aotu-rii'> yixp i!~≪aufL!J,IXXOÜV'rott;,

80 Zu den Elementen des „Sokratismus" im Hieron des Xenophon s. J. Lucoioui, Xenophon et le socratismc, 157-161. 81 Zur Chronologie der genannten Reden s. das Vorwort von E. Drerup zu seiner Isokratesausgabe: Isocratis opera omnia, Bd. 1, Leipzig 1906, S. CXLI-CXLIII; ebenfalls K. l\lünscher, Isokrates, RE, Bd. 9, 2, 1916, 2190-2191 u. 2194. Einige Forscher (z. B. J. Hatzfeld, Note sur la date et l'objet du Hieron de Xenophon, 65; J. Luccioni, Xenophon, Hieron, S. 28-29) glauben im Hieron die Spuren einzelner Entlehnungen aus der Isokratcsredc Pros Nikoklea zu finden. 82 Der Politikos ist zwischen dee zweiten und dritten Reise Plat-ons nach Sizilien niedergeschrieben worden, also zwischen 367-361 (U. v. Wilamowitz-1\loellendorff, Platon, Bd 12 , 557ff.); was die Nomoi betrifft, so ist das, wie bekannt, die letzte gl'Oße Schöpfung des Platon, an welcher er offenbar seit Mitte der 50er Jahre bis zum Tode arbeitete (347 v. u. Z.). 83 Die Möglichkeit einer solchen Entlehnung wird mit Bestimmtheit anerkannt v-on W. L. Ncwman in seiner Aristotclesausgabe „The Politics of Aristotle", Bd. 4, Oxford 1902, S. 472; J. Hatzfeld, Note sur la date et l'objet du Hi6ron de Xenophon, 65; J. Luccioni, Les idees politiqucs et socialcs de Xenophon, 268; sie wird auch nicht abgelehnt von J. Endt, Die Quellen des Aristoteles in der Beschreibung des Tyrannen, \Viener Studien 24, 1902, 32ff.

Der Kongreß von Korinth im Jahre 338/337 v. u. Z. und die Vereinigung von Hellas EDUARD

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In der politischen Geschichte Griechenlands nimmt der Kongreß von Korinth im Jahr 338/337 v. u. Z. zweifellos einen besonderen Platz ein. Diese bald nach dem entscheidenden Sieg bei Chaironeia über die Griechen vom makedonischen König Philipp II. einberufene Versammlung von Vertretern der hellenischen Poleis und der Siegermacht zog einen Schlußstrich unter eine Periode der Geschichte des griechischen Mutterlandes, eine Periode, deren erklärte Grundlagen die Freiheit und die autonomia der Poleis waren. In den Kongreßbeschlüssen fand das neue Kräfteverhältnis, das sich auf der Balkanhalbinsel herausgebildet hatte, seine Widerspiegelung. Mehr noch, das dort proklamierte Programm bestimmte für die nächsten anderthalb Jahrzehnte die gesamte Entwicklung Griechenlands, l\Iakedoniens und des Vorderen Orients. Es hat den Anschein, daß die Beschlüsse des Korinthischen Kongresses ein Ausgangspunlrt des neuen politischen Systems geworden sind, das sich in einem großen Teil der damaligen Kulturwelt behauptet hat und das wir kurz mit dem ,vort „Hellenismus" kennzeichnen. Sowohl die unmittelbaren Teilnehmer und Zeitgenossen als auch die nachfolgenden antiken Historiker haben bereits die historische Bedeutung des Korinthischen Kongresses in diesem oder jenem Maße erkannt und in dieser oder jener Richtung bewertet. Ihrer Aufmerksamkeit haben wir das relativ reiche Quellenmaterial zur Rekonstruktion dieses historischen Ereignisses zu verdanlrnn. Unter den überlieferten Materialien treten zwei Dokumente besonders hervor, die für (uns eine Art Primärquellen sind. Das ist erstens die Inschrift IG II/III 2 Nr. 236 SIG 3 I Nr. 260; M. N. Tod II Nr. 177), die auf der Akropolis von Athen gefunden wurde. Sie enthält den 1'ext des Vertrages über den Frieden und den Abschluß eines Bündnisses zwischen den griechischen Städten und König Philipp, offensichtlich die für Athen fertiggstellte Variante des allgemeinen Vertragswerkes, das auf dem Korinthischen Kongreß erarbeitet worden war. Die Inschrift ist in stark beschädigter Form erhalten geblieben; ihre unzcrstörten Teile enthalten folgende Fragmente: Fragment a mit dem Schlußpassus aus der Eidesformel über Vertragstreue der Teilnehmer, während man im Fragment b die Liste der Gemeinwesen findet, die in das Bündnis eintraten, unter Hinweis auf die Stimmenanzahl, die das jeweilige Gemeinwesen im Bundesrat geltend machen konnte. Das andere wichtige Dokument ist die unter dem Namen des Demosthenes überlieferte Rede „Über den Vertrag mit Alexander" (17). Offenbar stammt diese

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Rede nieht von Demosthenes selbst; ihre Eehtheit war bereits im Altertum auf Grund der Spraeh- und Stilbesonderheiten angezweifelt worden. \Venn ihr Autor aueh nieht Demosthenes war, so war es jedenfalls irgendein athenischer Redner, ein Zeitgenosse der Ereignisse. Die Alten dachten an Hypereides oder Hegesyllos, die ebenso wie Demosthencs Feinde Makedoniens waren. Die Rede wird etwa in das Jahr 335 datiert; der Sprecher will beweisen, daß Alexander durch sein Vorgehen in Griechenland den Vertrag über den allgemeinen Frieden verletzt, wobei es offensichtlieh um jenes Vertragswerk ging, das er 336 mit den Griechen geschlossen hatte und das in seinen wesentliehen Teilen den Vertrag Philipps wiederholte (zur Erneuerung der Abkommen mit den Griechen durch Alexander in Korinth vgl. Diod. Sik. 17, 4; Plout. Alex. 14, 1; Arr. Anab. 1, 1; Justin. 11, 2, 4-6). Die Vorwürfe, mit denen der Redner Alexander übersehüttet, noeh mehr aber die kritischen Bezüge auf den Vertragstext gestatten es, sich eine vollständige Vorstellung von jenem Teil des Vertrages zu machen, der den Frieden in Hellas betraf. In dieser Hinsieht erweist sich die Rede „Über den Vertrag mit Alexander" als wichtige Ergänzung zu der in Athen gefundenen Inschrift; zusammengenommen ergeben sie ausreichende Unterlagen zur Beurteilung der Verträge von 338/ 337 und 3361 • Die athenische Inschrift und die Rede des Pseudo-Demosthenes enthalten wertvolle Nachrichten über die auf dem Korinthisehen Kongreß erarbeiteten Beschlüsse. Sie geben jedoch keinen oder fast keinen Aufsehluß über die Geschichte des Kongresses selbst, über seine Vorbereitung und seinen Verlauf. In dieser Beziehung müssen wir uns Auskunft bei den späten Quellen holen, aus den \Verken jener Schriftsteller, die schon dureh einen bedeutenden Zeitraum von der uns interessierenden Periode getrennt sind und die eben darum, aber auch infolge ihrer eigenwilligen Auffassung über die Aufgaben der Geschiehte, die Ereignisse der Vergangenheit nicht genau genug wiedergeben. Dennoch kann nieht geleugnet werden, daß die Bcriehte jener Schriftsteller, gestützt auf eine kontinuierliche historische Tradition, wertvolle Informationen enthalten können. Tatsächlich finden wir bei Diodor, Pompeius Trogus - in der Darstellung des Justin -, bei Plutarch und Arrian historisehe Einzelheiten, die gestatten, uns von dem Verlauf des Korinthischen Kongresses ein Bild zu machen und die gleiehzeitig dazu dienen, auch seine Beschlüsse besser zu verstehen. Obwohl alle diese Zeugnisse einen fragmentarisehen Charakter tragen 2 , stellen sie doch in ihrer Gesamtheit ein inhaltsreiehes Material dar, das sehon lange die Aufmerksamkeit der Gelehrten gefesselt hat. Die gelungene Zusammenstellung und Rekonstruktion der Fragmente der a.ttisehen Inschrift IG II/III 2 Nr. 236 dureh A. Wilhclm 3 gab den ucsonderen Anstoß zur weiteren Forsehung. Sehr fruchtbar war hier die Arbeit Ulrieh Wilckcns, der in einer Reihe von Aufsätzen das hierher gehörige Material analysierte und damit die vollständigste und überzeugendste Rekonstruktion des Kongreßablaufs licferte 4 • Aber es sehien, daß aueh naeh Wilckens erschöpfenden Studien das Interesse am Thema des Korinthisehcn Kongresses nicht schwand 5 , denn bereits nach dem zweiten ,veltkrieg wurden diese Probleme wiederum uchandelt, z.B. in den Aufsätzen des

Der Kongreß von Korinth und die Vereinigung von Hellas

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amerikanischen Gelehrten C. Roebuck und des sowjetischen Altertumswissenschaftlers V. G. Boruchovic 6 • So kann man sich auch in der Neuzeit wohl kaum über einen Mangel an Aufmerksamkeit für die Fragen des Korinthischen Kongresses beklagen. Doch sind die Möglichkeiten einer Analyse noch nicht erschöpft, weder in der Detailforschung noch im Bereich der allgemeinen Probleme, deren Beurteilung von den unterschiedlichen und wechselnden allgemeinhistorischen Positionen und methodologischen Richtlinien abhängt. Für J. Droysen und J. Beloch war der Korinthische Kongreß ein Triumph der nationalen Idee; sein Schöpfer, Philipp II., wurde zu einer Zentralfigur der griechischen Geschichte, zu einem ihrer erfolgreichsten Politiker, der den tragischen Partikularismus der Griechen zu überwinden und sie um der Rettung ihrer eigenen Nationalität willen zu vereinigen vermochte, der damit ihre Kräfte zur Erfüllung der neuen historischen Mission - den Hellenismus in den Orient zu tragen freimachte 7. Noch zu Beiochs Lebzeiten haben einige Forscher, z.B. J. Kaerst und später besonders U. Wilcken, jedoch mit Recht darauf hingewiesen, daß der Ausgangspunkt für Philipps Politik nicht die panhellenische Idee, sondern nur die Sorge um die l\Iacht l\Iakedoniens war. Diese Gelehrten sprachen Philipp II. keineswegs die historische Bedeutung überhaupt ab, gestanden sie ihm aber nur insofern zu, als er sich ihrer Meinung nach als genügend klarsichtig erwies, um in der panhellenischen Idee ein Instrument seiner eigenen Politik zu erkennen und die politische Konsolidierung von Hellas als eine der Grundlagen seiner eigenen wachsenden Macht zu crstreben 8 • ,venn also bereits hier wesentliche Vorbehalte geäußert worden sind, so ist R. v. Pöhlmann noch weiter gegangen und hat nicht nur die überparteiliche Zurückhaltung Philipps in den griechischen Angelegenheiten in Abrede gestellt, sondern auch berechtigterweise auf die gewalttätige Art und Weise hingewiesen, mit welcher Philipp Hellas vereinigte; damit war auch das Künstliche und Vergängliche, das in der Vereinigung selbst lag, betont 9 • Diese Gesichtspunkte hinderten jedoch einige Vertreter der modernen Altertumswissenschaft bis heute nicht, Philipp II. als große historische Persönlichkeit aufzufassen und dies damit zu begründen, daß er, obwohl er die panhellenische Idee nur als Instrument der eigentlich makedonischen Politik ausnutzte, doch durch sein politisches Werk den Grundstein zu der dann durch Alexander erfolgten Etfüllung der weltgeschichtlichen Aufgabe - der griechischen Eroberung des Orients - gelegt habe 10 • Was die sowjetische Altertumswissenschaft betrifft, so haben ihre Vertreter niemals die große historische Bedeutung des Korinthischen Kongresses geleugnet. Dabei richteten sie ihr Hauptaugenmerk auf die soziale Seite des Vorganges, also auf die Frage nach den sozialen Kräften, die für die Vereinigung Griechenland unter der Macht des makedonischen Königs eintraten, und nach der Bedeutung dieser politischen Vereinigung für die folgende sozial-ökonomische Entwicklung der Alt.en Welt. Indem sie den Klassencharakter der unter Philipp erreichten 29

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politischen Vereinigung gewissenhaft analysierten und dabei unterstrichen, daß sie vornehmlich im Interesse der großen Eigentümer und Sklavenhalter betrieben worden sei, betrachteten die sowjetischen Gelehrten diesen Akt als ein wichtiges Moment fiir die Überwindung der im 4. Jahrhundert erstmals spürbar werdenden Krise der antiken Gesellschaft 11• Die Relativität und Vergänglichkeit der durch Makedonien herbeigeführten Wende in Griechenland selbst blieben nicht unbeachtet12, wobei diese Tatsache allerdings nur angemerkt, nicht ausführlich begründet worden ist. Für eine derartige Begründung wäre es notwendig, eine noch eingehendere Analyse der politischen Geschichte jener Zeit, in erster Linie der politischen Geschichte des Korinthischen Kongresses selbst, durchzuführen, und diese Frage lag eigentlich bis in die jüngste Vergangenheit außerhalb des Betrachtungsfeldes der sowjetischen Altertumswissenschaftler 13. Das soeben Gesagte umreißt die Antwort auf die Frage, worin für uns hier das spezielle Interesse an dem Problemkreis des Korinthischen Kongresses besteht. ,vir möchten die Geschichte des Korinthischen Kongresses nochmals verfolgen unter Berücksichtigung der noch nicht erschöpfenden Betrachtung des Themas in der sowjetischen Historiographie von der politischen Seite her und angesichts der unterschiedlichen Einschätzung dieses Ereignisses in der übrigen modernen Geschichtsschreibung. Die Schlacht von Chaironeia am 1. September 338 hatte einen jahrelangen Streit um die hegemonia in Hellas entschieden. Der Sieg des makedonischen Königs über die Armee der griechischen Vcrbündeten, deren Kern von den Athenern und Thebanern gebildet wurde, war derartig vollständig, und die Verluste der Verbündeten waren so bedeutend, daß eine Fortsetzung des Kampfes von griechischer Seite her kaum mehr in Frage zu kommen schien. Philipp war Herr in Hellas geworden, und natürlicherweise beeilte er sich, die Resultate des militärischen Sieges mit entsprechenden politischen Regelungen zu festigen. Dabei ging er, gestützt auf sein Ansehen als Sieger und auf seine reale l\lacht, wohl energisch, aber doch mit einer elastischen Taktik ,ror, indem er das Ausmaß des ausgeübten Druckes nicht nur auf seine nächsten militärpolitischen Interessen abstimmte, sondern auch auf das politische Gewicht einzelner hellenischer Poleis. Er war bestrebt, die de facto erricht.cte makedonische liegemon{a in zweckmäßige Formen zu kleiden und durch ein allgemeines politisches Abkommen zu sichern. Ehe er dieses Gesamtziel realisierte, suchte Philipp die Beziehungen zu den einzelnen griechischen Teilnehmerstaaten der antimakcdonischen Koalition in seinem Sinne zu klären. Mit Theben, dem stärksten Vorposten der freien Hellenen in Mittelgriechenland, das selbst auf die hegenwnia in diesem Gebiet Anspruch erhob, rechnete Philipp auf die relativ schärfste Weise ab. Die Stadt wurde mit einer makcdonischen Garnison belegt. Die ehemals verbannten Anhänger 1\fakedoniens wurden heimgeholt, man bildete aus ihnen einen neuen Rat und ein neues Gericht. Die Gegner Philipps wurden bestraft: die einen richtete man hin, andere wieder verbannte man, das Eigentum dieser so wie jener wurde konfisziert.

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Theben war somit unter makedonische Aufsicht gestellt. Ferner wurden Maßnahmen eingeleitet, um einer künftigen Verstärkung der Position Thebens im Boiotischen Bund vorzubeugen, während Philipp wider den Bund selbst, der weiterexistieren durfte, in der Nachbarschaft ein Gegengewicht schaffen wollte. Das erste Ziel wurde durch die Wiedererrichtung der einst von den Thebanern zerstörten Städte Orchomenos und Plataia erreicht, das zweite durch die Erneuerung des Phokischen Bundes. Die phokischen Städte waren schon vor der Schlacht bei Chaironeia wieder aufgebaut worden, offenbar gleichzeitig auf Initiative der hellenischen Verbündeten w1d Philipps. Die Unterstützung der phokischen Städte wurde nun.mehr fortgeführt und die Lage der Phoker auch dadurch erleichtert, daß Philipp die alljährlich an die Kasse des delphischen Heiligtums zu zahlenden Reparationen der Phoker von 60 auf 10 Talente herabsetzte (zum Strafgericht über Theben vgl. Diod. Sik. 16, 87, 3; Paus. 9, 6, 5; Justin. 9, 4, 6-10; vgl. Arr. Anab. 1, 7, 11; zur'\Viedererrichtungvon Orchomenosund PJataia - Paus. 4, 27, 10; 9, 1, 8; 37, 8; vgl. Diod. Sik. 17, 13, 5; zur Wiedererrichtung der phokischen Städte - Paus. 10, 3, 3; 33, 8; 36, 3)14 • Auch gegen andere Gemeinwesen Mittelgriechenlands und der Peloponnes, die · es gewagt hatten, zum antimakedonischen Lager zu stoßen, ging Philipp jetzt vor. Der von den Chalkidern Kallias und Taurosthenes geschaffene Euboüsche Bund wurde aufgelöst, in der Chalkis wurde eine makedonischc Garnison stationiert. Das makedonische Heer nahm auch Ambrakia und Akrokorinth ein (Ailian. 6, 1; Polyb. 38, 3 [5], 3; zu Ambrakia vgl. Diod. Sik. 17, 3, 3; zu Korinth Plout. Arat. 23) 15 • Um so erstaunlicher mußte die entgegenkommende und sogar aufmerksame Haltung Philipps Athen gegenüber erscheinen. In Athen rief die Kunde von der Niederlage zuerst eine Panikstimmung hervor. Athen war der Hauptinitiator der Verteidigung gegen Makedonien gewesen, und es stand durchaus zu erwarten, daß Philipp mit seinem langjährigen Gegner abrechnen würde. Viele wollten die, wie es ihnen schien, vom ärgsten Schicksal bedrohte Stadt verlassen und außerhalb der attischen Grenzen ein Asyl suchen. Der größere Teil der Bevölkerung machte sich jedoch auf einen verzweifelten Kampf gefaßt und bereitete sich dementsprechend vor. Es war beschlossen worden, die Stadt in erhöhte Verteidigungsbereitschaft zu setzen, die Landbevölkerung mit der wertvollsten Habe hinter die Stadtmauern zu bringen und alle waffenfähigen Bürger einzuberufen. In diesem Zusammenhang wurde auf Vorschlag des Hypereides dekretiert, die Verbannten heimzuholen, jenen die politischen Rechte wieder zu verleihen, denen sie durch Gerichtsbeschluß aberkannt worden waren, den Metoiken das Bürgerrecht und den Sklaven die Freiheit zu geben. Für die Übernahme der Verteidigungsleitung kandidierte der berühmte Condotticre Charidemos, ein alter und unversöhnlicher Feind Philipps (zur Stimmung in Athen und die Maßnahmen zur Verbesserung der Verteidigungsbereitschaft vgl. Lykourg. K. Leokr., insbesondere § 16 und 36ff.; Aischin. 3,252; Dem. 18, 195 u. 248; zum psephisma des Hypereides - Hyper. P. Arist. Fr. 27-29 Blass 3 ; Lykourg. K. Leokr. 36; Ps.-Dem. 26, 11; Ps.-Plout. Bi. 10 rhet. Hyper. 9-10 p. 848f-849a; zur Kandidatur des Charidemos - Plout. Phok. 16, 4). 29*

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Wider alles Erwarten stellte sich jedoch bald heraus, daß Philipp es mit einem Eindringen nach Attika nicht eilig hatte. Besonders nach seinen Erfahrungen mit Byzantion mußten dem makedonischen König jene Schwierigkeiten klar sein, die mit der Belagerung einer solch großen Seestadt wie Athen verbunden ,varen, das außerdem noch immer seine Hauptmacht - die Flotte - behalten hatte und bereit war, sich bis zum letzten zu verteidigen. Es war für den makedonischen König tatsächlich vorteilhafter, die Niederwerfung von Athen unvollendet zu lassen und die Anhänger der Polisfreiheit nicht noch weiter gegen sich aufzubringen, vielmehr eine Aussöhnung anzustreben und mit Hilfe eines für die Athener ehrenvollen Abkommens einen Keil zwischen diese und ihre ehemaligen Bündnispartner zu treiben, wobei er sich die Stellung eines allerhöchsten Schiedsrichters reservierte. Philipp war klug genug, um, alle diese Überlegungen gegeneinander abwägend, als erster die Hand zur Aussöhnung zu reichen. Er bediente sich dafür der Dienste eines der athenischen Gefangenen, des Redners Demades, der sich durch Realismus, um nicht zu sagen Zynismus, in seinen politischen Anschauungen auszeichnete und es gerne übernahm, die Friedensvorschläge Philipps nach Athen zu bringen. Inzwischen war auch in Athen die in der ersten Verzweiflung entwickelte Verteidigungsaktivität nüchterneren Überlegungen gewichen, und die Anhänger einer friedlichen Lösung - mit Phokion an der Spitze - gewannen die Oberhand; dieser war anstelle von Charidemos mit der Leitung der Verteidigung betraut worden. Den Vorschlägen Philipps brachte man Verständnis entgegen, und zur Erarbeitung eines endgültigen Abkommens entsandte man an den König eine aus Phokion, Aischines und eben jenem Demades bestehende Gesandtschaft. Nach den Vertragsbedingungen behielt Athen seine wichtigsten Gebiete, wozu auch die Inseln Lemnos, Imbros, Skyros und Samos gehörten. Das Protektorat über Delos blieb erhalten, doch mußte Athen die thrakische Chersones abtreten, die makedonischer Besitz wurde, und es mußte der Auflösung seines Seehundes zustimmen. Um diesen Verlust zu kompensieren, erhielt Athen Oropos, ein Geschenk, das zweifellos die Spaltung zwischen Athenern und Boiotern vertiefen mußte. Die athenische Volksversammlung bestätigte diesen Vertrag, und jetzt hatte Philipp Gelegenheit, seine Großzügigkeit zu demonstrieren: Er ließ die athenischen Gefangenen ohne Lösegeld frei und sandte obendrein in Begleitung einer Ehreneskorte mit seinem Sohn Alexander und zwei bedeutenden Offizieren, Antipater und Alkimachos, an der Spitze die sterblichen Überreste der bei Chaironeia gefallenen Soldaten in die Heimat zurück. Auf diese Geste mußten die Athener entsprechend antworten: Sie ehrten den makedonischen König mit einer Bronzestatue, verliehen ihm und seinem Sohn das athenische Bürgerrecht, Antipater und Alkimacbos abct· wurden mit der proxen{a und dem Bürgerrecht geehrt. Somit manifestierten beide Seiten ihre freundschaftlichen Beziehungen, wobei jedoch jener einfache Umstand, daß diese Freundschaft dem einen Partner vop dem anderen aufgezwungen worden war, Zweifel an ihrer Festigkeit wach werden ließ (Diod. Sik. 16, 87; Justin. 9, 4, 4-5; zur l\littlerrolle des Demades vgl. Dem. 18,285; Suda, s. v. ß1Jµ&lh1c;;zur Gesandtschaft der Athcner: Aischin. 3,227;

Der Kongreß von Korinth und dio Voroinigung von Hellas

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Dem.18, 282ff.; Thcopompos beiAthen.10, 46 p. 435b-c = FGrHist 115 Fr. 236; Suda, s. v. ßY)µcx.8Y)c;; zur Einschätzung der einzelnen Vereinbarungen des Vertrages: für Lemnos, Imbros, Skyros, sowie auch Samos - Aristot. Ath. pol. 61, 6 u. 62, 2; Diod. Sik.18, 56, 7; Plout.Alex. 28, 2; für Delos IG II/III2 Nr. 1652; über das Schicksal des Athenischen Seebundes: Paus. 1, 25, 3; zu Oropos ebenda 1, 34, 1; Schol. Dem. 18, 99 p. 259, 10 Dindorf; vgl. Diocl. Sik. 18, 56, 6; über die Großzügigkeit Philipps: Polyb. 5, 10, 1-5; 22, 17 [6], 1-2; Ps. Plout. Bi. 10 rhet. Hyper. 10, p. 849a; zur Dankbarkeit der Athener: Paus. 1, 9, 4; Plout. Dem. 22, 4; Schol. Ail. Arist. Panath. 178, 16 Dindorf - Auszeichnungen für Philipp und Alexander; Hyper. K. Demad. Fr. 77 Blass 3 - die Ehrungen für Antipater und Alkimachos )18 • Nachdem Philipp auf diese Weise die Angelegenheiten in Mittelgriechenland geregelt hatte, wandte er sich mit seiner Armee nach der Peloponnes und sorgte auch hier für die Festigung seines Einflusses. Megara, Korinth und Achaia, die sich dem Sieger ergeben hatten, wurden unter makedonische Kontrolle gestellt; in Korinth wurde eine makedonischeGarnison stationiert. Die Bündnisbeziehungen mit Argos, Arkadien, l\fessenien und der Elis, die sich schon früher Philipp angeschlossen und in dem letzten Krieg eine makedonienfrcundliche Neutralität beibehalten hatten, wurden vertieft. Gegen Sparta aber, das aus Haß gegen Theben nicht an der antimakedonischen Aktion teilgenommen hatte und sich auch jetzt mit der Beglückwünschung des Siegers Zeit ließ, unternahm der König zusammen mit seinen peloponnesischen Bündnispartnern eine Strafexpedition. Sparta verlor alle jene Grenzgebiete, die es früher seinen Nachbarn abgenommen hatte. Argos erhielt Kynouria, Tegea und Megalopolis, die Skiritis und das Gebiet an den Quellen des Eurotas zurück, Messenien die Denthaliatis am Westhang des Taygctos. Dennoch ließ es der König ebenso wie im Falle von Athen nicht auf eine vollständige Zerstörung Spartas ankommen, sondern erhielt Sparta als Gegengewicht und eine Art Schreckgespenst für die übrigen peloponnesischen Staaten - seine Verbündeten (IG IV Nr. 920; Polyb. 9, 28, 5-7; 33, Sff.; 18, 14, 6-7; Paus. 3, 24, 6; 5, 4, 9)17 • Bei einer Gesamteinschätzung der von Philipp nach Chaironeia betriebenen Politik sollte man anerkennen, daß sein Vorgehen, das die Schaffung einer neuen politischen Ordnung zum Ziel hatte, sich durch Überlegthcit und Geschmeidigkeit auszeichnete. Natürlich tat der makcdonische König alles für die Festigung seiner Suprematie in Griechenland, jedoch überstürzte er nichts und unternahm auch nicht den Versuch, unter Ausnutzung seines militärischen Erfolges die griechischen Poleis direkt in den makedonischen Staat einzugliedern. Er begriff offenbar, daß es ihm auf die Dauer nicht gelingen würde, eine dera1·tige Herrschaft über Hellas aufrecht zu erhalten, über ein dichtbesiedeltes, ökonomisch und sozialweitaus höher als Makedonien entwickeltes Gebiet, dessen Städte und Bürger zudem gewohnt waren, in zumindest formeller politischer Freiheit und Unabhängigkeit zu leben. Es war im Sinne Philipps klüger, ein System von Beziehungen zu schaffen, das dem makedonischen Könige erlaubte, auf der Grundlage seiner faktischen Vormacht die Rolle und die Rechte eines Schiedsrichters auszuüben.

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Indem er die Schlüsselpositionen des Landes mit seinen Garnisonen besetzte, den Widerstand einiger Gemeinwesen mit Gewalt brach, bedeutende Poleis auf seine Seite zu ziehen wußte, eine dritte Gruppe isolierte, wobei er Thessalien durch Personalunion an sich band, andere durch die Delphische Amphiktyonie beziehungsweise durch zweiseitige Abkommen unter seine Kontrolle brachte, schuf Philipp reale Voraussetzungen für sein Auftreten als allgemeiner und höchster Organisator und Schiedsrichter. Diese seine Stellung nun auch offiziell zu sichern, sollte die Aufgabe des Korinthischen Kongresses sein, der auf die Initiative Philipps Ende des Herbstes oder Anfang des Winters 338 nach Korinth einberufen worden war 18 • \Venn wir uns dem Kongreß selbst zuwenden, müssen wir zunächst unterstreichen, daß seine Arbeit kompliziert und langwierig war. Es gibt allen Grund anzunehmen, daß der Kongreß zu zwei Sitzungsperioden zusammentrat: die erste war eine Gründungssession, auf der die neue politische Einheit konstituiert wurde, die zweite aber diente der Beschlußfassung über den Krieg gegen Persien. Zuerst hat J. Beloch diese beiden Etappen im Kongreßverlauf bemerkt; U. Wilcken begründete sie eingehend 19 • Er beachtete, daß es in den Berichten unserer beiden Hauptquellen, Diodor und Justin, offensichtliche Lücken gibt. Bei Diodor (Diod. Sik. 16, 89) ist zwischen der Erzählung über das Bestreben Philipps, sich schon nach Chaironeia zum Führer von ganz Hellas aufzuschwingen, und dem Bericht über die Einberufung und Sitzung des allgemeinen Rates, auf dem beschlossen wurde, den Krieg mit Persien zu beginnen, die Erwähnung der ersten, der Gründungssession des Kongresses, auf der insbesondere auch der erwähnte allgemeine Rat gebildet wurde, ausgelassen. \Yilcken setzt die Lücke zwischen den ersten und den zweiten Satz des zweiten Paragraphen. Andererseits berichtet Justin (9, 5) recht umfassend von der Gründungssession; doch ist hierbei zwischen dieser Erzählung und dem Bericht über die Entsendm1g des Vortrupps der makedonischen Armee nach Kleinasien im Frühjahr 336 die Mitteilung über die zweite Kongreßsitzung ausgelassen worden, wo man eben beschlossen hatte, mit den Persern Krieg zu führen; die Lücke liegt zwischen dem 7. und 8. Paragraphen. Daß der Vorgänger des Justin, Pompeius Trogus, von einem solchen Beschluß wußte, unterliegt keinem Zweifel. Es gibt eine erstaunliche Ähnlichkeit zwischen dem Zeugnis des Diodor ii her die Entsendung von makcdonischen Vortrupps nach Asien und den analogen Berichten des Just.in, sowie eines anderen, von .Justin unabhängigen Epitomators, des Pompeius Trogus, der die sogenannten Prologoi zusammenstellte (vgl. Diod. Sik. 16, 91, 2; Justin. 9, 5, 8; Prol. 9). Offensichtlich hat hier Pompcius Trogus die Ereignisse auf eine mit Diodor ziemlich übereinstimmenden Weise dargelegt, vielleicht sogar auf Grund einer den beiden gemeinsamen Quelle, so daß es naheliegt anzunehmen, daß er vor der Erwähnung der Entsendung von makcdonischcn Vortrupps nach Asien ebenfalls wie Diodor von der Sitzung des Korinthischen Kongresses berichtete, auf der offiziell der Krieg gegen Persien beschlossen wurde. In ihrer jetzigen Form ist die Darstellung des Justin unvollständig und muß durch die Erzählung des Diodor ebenso wie die des Diodor durch die des Justin vervoll-

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ständigt werden. Indem diese Berichte sich gegenseitig ergänzen, liefern sie gemeinsam ein Bild von cler Arbeit des Kongresses von Korinth, von den wichtigsten Beschlüssen, die nacheinander auf seinen beiden Sessionen angenommen worden sind 2°. Zur Gründungssession, deren Geschichte sich bei Justin findet, kamen auf Einladung des makedonischen Königs die Gesandten aller griechischen Staaten des Mutterlandes. Nur das noch nicht voll ausgesöhnte Sparta ignorierte die an „alle Hellenen" gerichtete Einladung Philipps (zur Einschätzung der Positionen von Sparta, vgl. noch außer Justin - nicht nur in 9, 5, 3, sondern auch in 12, 1, 7 die Zeugnisse des Strabon und Plutarch - Strab. 8, 5, 5 p. 365; Plout. Epit. Lak. 42, 240a-b; vgl. ebenfalls Arr. Anab. 1, 1, 2; 16, 7). Die Teilnehmer waren, wie Wilcken richtig hervorhebt, in ihrer Eigenschaft als Gesandte erschienen (bei ,Tustin. 9, 5, 1: legati), nicht aber als l\fitglieder des allgemeinen Synedrions, das eben jetzt erst geschaffen werden sollte 21 • Das offizielle Programm war offensichtlich schon vorher durch Philipp in einem speziellen Edikt (8tcxypa.µ.µ.a:)niedergelegt worden, das man an die einzelnen Gemeinwesen versandt hatte, das sodann aber auch durch den König bei der Eröffnung der allgemeinen Versammlung laut verlesen wurde. Die Hypothese von der Herausgabe eines solchen Ediktes durch Philipp wurde von ,vilcken aufgestellt, der für die Beurteilung der Handlungsweise Philipps im Jahre 338 vergleichsweise das Zeugnis des Diodor über das Vorgehen des Polyperchon im Jahre 319/318 heranzog (Diod. Sik. 18, 55f.). Laut Diodor, dessen Erzählung auf den Berichten des gut unterrichteten Hieronymos von Kardia fußt, begann Polyperchon, der Frieden und Ordnung in dem Sinne, in dem sie unter Philipp und Alexander geherrscht hatten, wiederherstellen wollte, mit dem Erlaß eines allgemeinen Ediktes (-ro 8tcxypa.µ.µ.oc). Diese Proklamation des Polyperchon enthielt sogar direkte Hinweise auf die vorausgegangenen Edikte Philipps und Alexanders ((xoc-ra.crxeucx~oµ.e:v üµ.i:v e:tp~v"IJV, 1ro).m:(occ;8t -rixc; ' ' ~L"Lr.1tou "' -.' ' 'A',-ec,ocvopou ,. , "' ' ) xoc-ra. ' -roc ' ota.ypocµ.µ.a.-ra. "' ' ' 1tpo-repov ' E:7tL x:x.t wxt' -r•x-.-. f7.I\J\IX 1tpoc-r-retv -rot U7t' exd'l6)V ypixv x«-rOtAoac.> &8¼[sie!] -ro:[c; ~OAL't'dotc; TV auµµcxx.ouv-rc.>v /\1\ljVCi>V a-rpcx't'Lc.l't'CX&8e:).rpci> etÖ-roü.Die beiden, die offenbar wie die Lakritos-Briider (unten Nr. 6a) ein Familienunternehmen darstellen, hatten dann aber die Fahrt nicht angetreten, woraus Rechtshändel wegen der Darlehenszinsen entstanden waren. Über den Terminus lx.8oatc;siehe unten zu Nr. 13. Das Seedarlehen des Lykon steht in keinem direkten Zusammenhang mit dem Prozeß gegen Kallippos, der 369/368 verhandelt wurde 28 , liegt also irgendwann vor diesem Zeitpunkt. 6. [Demosthenes] 35 (Lakr.), ca. 340 29 : a) § 8 u. 10: Der Athener Androkles und Nausikrates aus Karystos, sein Gastfreund, geben gemeinsam ein Seedarlehen von 3000 Drachmen zur Hin- und Rückfahrt (&µrpo-re:p61t).ouv) in den kimmerischen Bosporos an die Brüder Artemon und KcxApollodoros aus Phasclis, 'E8&.ve:taetv'Av8pox.)."Yjc; ~,:p-~-r-rtoc; x.etl N cxuatx.pcx';'l)c; pOO"'t"toc; 'Ap-rtµwvt x.cxl'A1tollo8rupci>cxO""'IJ).hcxtc; 8pcxxµa.c; &pyuplou-rptaxi)..letc; 'A&fivr.... x.cxl7tCXAtV 'A&/jvetl;:e: ... e:..:lo(vou x.e:pet[.LLotc; Me:v8cx(otc; -:ptG)'..tt.lotc; -3-e:v ... de; B60""1topov (10). Apollodoros geht allein auf die Handelsfahrt auf dem Schiff des Hyblesios (20. 23. 34 u. ö.). b) § 32-33: Antipatros aus Kition gibt auf Schiff und Frachtgeld ein Seedarlehen in den Pontos in ungenannter Höhe an den naukleros Hyblesios, auf dessen Schiff Apollodoros seine Waren geladen hat. Nach der Darstellung des Androkles (32) scheint das Darlehen auf das Schiff für Hin- und Rückfahrt gegeben worden zu sein, das auf das Frachtgeld aber nur für die Hinfahrt (' A3-~V7J-3-e:v e:1tl-rij>vxOACJ> ..-c;ie:lc;-rovTI6v-rovx.cxlb' cxo-r0-rij>1tJ..o(ci>), nach einer Zeugenaussage (33) aber beide Darlehen nur für die Hinfahrt de; -rov TI6v-rov.Es ist aber auch möglich, daß d; ..-ovIl6v-rov nur allgemein die Handelsrichtung angibt, wie § 34 nahelegen kann, wo diese Bezeichnung in der Zeugenaussage über den Schüfbruch auf der Rückfahrt steht. Dann wäre das Darlehen des Antipatros für Hin- tmd Rückfah1·t gegeben. Dieses Darlehen kann nicht widerrechtlich sein wie die in d-f, da Androkles als Darlehensgeber auf die Fracht von 3000 Krügen Monde-Wein, die hätten geladen werden müssen, nichts Nachteiliges über das Darlehen des Antipatros sagt. Deshalb kann-sich dessen Darlehen auf den vetü).oc;nicht auf die Fracht, die schon verpfändet war, beziehen, sondern nur auf das Frachtgeld 30 , abgesehen von dem Darlehen auf das Schiff 31 . Antipatros ist weder ein Trapezit 32 noch, wie Calhoun 33 will, ein Aufseher über die Mannschaft des Hyblesios-Schiffcs. Er fährt nicht selbst mit, sondern erfährt von dem Schiffbruch zwischen Pantikapaion und Theodosia durch seine Sklaven, die er wahrscheinlich zur Sicherung seines Darlehens auf das Schiff beordert hatte. c) § 20 u. 34 Ende: Unbestimmte Beträge von acht Athenern, die ich als e:-re:p6nloet 8etve:(acxv-re:c;, Kreditgeber von Seedarlehen für nur eine Fahrt, d. h. Hin-

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oder Rückfahrt, in diesem Fall für die Hinfahrt in den Pontos, deute. Über diese Art von Kreditgebern siehe unten S. 480-482. d) § 22-23: Aratos aus Halikarnassos gibt ein Seedarlehen von J 100 Drachmen an Apollodoros cxµqio-re:p01tAouv in clen Pontos anf die bereits dem Androkles verpfändete Fracht, allerdings ohne daß er darüber informiert worden wäre, E7d-r7iEfJ,7tOp(~, '9Jv~ye:vEV-r1i'YßAlJO'LOU V'1)! de; 't'0VIl6v-rov,xot!Tote;EX&t-8-e:v cxv-rotyopota3-e:fo~(23). Es ist also ein widerrechtlich empfangenes Seedarlehen, bei dem der Empfänger sonst mit Em8otve:Lacxµe:voc; bezeichnet zn werden pflegt. Nicht klar ist, ob der Kredit bereits in Athen oder erst unterwegs auf der Fahrt in den Pontos gegeben worden ist. e) § 36 u. 55: Apollodoros leiht im kimmerischen Bosporos einem naulclerosaus Phaselis 100 kyzikenische Statere widerrechtlich aus dem Seedarlehen des Androkles (vermutlich aus dem Verkauf der \Varen), gTL &xot-rova-rotnjpe:c;Ku~LX'1Jvol 7.&pLytvow-ro, x:xt-;oü-:-o -ro:x,puc;(ov 8:::8otv&LX@c; e:fl)cx8e:Aqi6c; otU't'OÜ EV-rcrII6v-rciiVOCUXA~p(jl, -;Lvtoccrl)AL-;-yj (36). Das sind umgerechnet auf der Grundlage von [Dem.J 34, 23 2 800 attische Drachmen, keine geringere Sun1me als die meisten Seedarlehen. Von einem solchen ist zwar hierbei nicht die Rede, aber es scheint ausgeschlossen, daß ein derartiger Betrag ohne Sicherung gegeben wurde. Falls dieses Darlehen nicht überhaupt fingiert war, kann es wohl nur auf das Schiff (und möglicherweise auf die Frachtgebühr) gegeben worden sein, denn derselbe phaselitische naulcleros empfängt noch ein weiteres Darlehen von einem Mann aus Chios (Nr. 6f), ein zwar ebenfalls widerrechtliches, aber doch wirkliches Seedarlehen auf die gesamte Fracht. Es ist nicht klar, ob der phaselitische naulclerosmit dem naulclerosHyblesios (:Nr. 6a-d) identisch ist oder nicht 34 • Da der Schiffbruch des Hyblesios-Schiffes zwischen Pantikapaion und Theodosia erfolgte 36 , also auf der Rückfahrt, ist es das Wahrscheinlichste, daß der emporos Apollodoros in Theodosia ein neues Schiff genommen hat, nämlich das seines namentlich nicht genannten Landsmannes. Die juristischen Fragen können uns hier nicht beschäftigen. f) § 52-54: Ein namentlich nicht genannter Mann aus Chios gibt ein Seedarlehen in unbestimmter Höhe an den phaselitischen naulcleros36 für die Fahrt vom Pontos nach Athen, also &-.e:p61t1,ouv, und erhält dafür als Pfand die gesamte Fracht, die das Schiff bei Ausfahrt aus dem kimmerischen Bosporos geladen hatte, 6:1tot'l.ß-'öa' ~., r.e:pl -.b-, vocux,,tjpov.Auch dieses Darlehen war widerrechtlich, da, wenigstens nach der Darstellung des Androklcs, die Fracht bereits von Athen her ihm für sein Darlehen haftete (der Schiffbruch zu Beginn der Rückfahrt bleibt hierbei unberücksichtigt). Nur dadurch, daß Apollodoros als Kontrahent des Seedarlehens des Androkles und Nausikrates so tat, als liege das Einverständnis dieser beiden Kreditgeber vor, konnte der Chier als Pfandnehmer der gesamten Rückfracht nach Athen an die Stelle der rechtmäßigen Gläubiger treten. Athenisches Kapital floß dadurch nach Chios ab (siehe dazu hier unten S. 497-498). 7. [DemosthenesJ 34 (Phorm.), 327/326 v. u. Z. 37 : A. Der emporos Phormion empfängt in Athen mehrere Seedarlehen(§ 6), a) von Chrysippos, athenischem Metoiken, und einer anderen Person in Höhe

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von 2000 Dr. cx.µ.qio-rep61t)..ouv in den Pontos: 'Eyw ycip ... t8CI't"E7tOAAot, &cpt&(J.EVOL -roü 't"~Vyrjv epya~ecr&ixt, t.t' eµ.top(ixc;xixl XIX7tllAdixc; xixt-roxtcrµouc; -rpe1tov-rixt. Oh der Autor der Schrift hier konkrete Ereignisse Athens in der Mitte des 4. Jahrhunderts im Auge gehabt hat, ist nicht unbestritten 146, hat aber eine gewisse Wahrscheinlichkeit wogen der gleich anschließenden Erörterung über Produktion von Silber, die gerade damals in Athen wieder in Aufschwung kam. Ein großes Angebot von Getreide kann dam1 natürlich nicht aus der heimischen Produktion, sondern nur aus Importen 147erklärt werden. Solch einen Fall berichtet Demosthcnes 20, 33, als in der Folge der großen Getreideknappheit und Teuerung von 357 so viel Korn aus dem Bosporos eingeführt wurde, daß aus dem Verkauf noch 15 Talente in der Staatskasse übrigblieben 148. Solche Krisen werden manchen Kleinbauern ruiniert und in andere Berufe abgedrängt haben. Ans einem nicht mitgeteilten Grunde verkauft etwas später ein kleiner Bauer sein ererbtes Stück Land, steckt alles Geld in den Kau! eines

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Parfümeriebctriebcs 149 samt Sklaven und wird übertölpelt. Das ist eine Hinwendung zur XCC.7t"t)A.&tcc.. Die Hinwendung zur iµ1top[cc.wird sich wegen des völlig anderen Metiers nicht so stark ausgewirkt haben. Ich halte es aber auch nicht für ausgeschlossen, daß mancher der so Entww'Zelten nicht aktiver emporos geworden ist, sondern versucht hat, aus dem Erlös seines Ackers im Seedarlehensgeschäft zu arbeiten. Die Verwendung der Ausdrücke eµ1top(cc.bzw. lµ1topoi; für diese Art von Tätigkeit haben wir zuvor mehrlach dargelegt. Die Kreditgeber von Seedarlehen kamen keineswegs vo1·zugsweise aus den Reihen der aktiven oder ehemaligen emporoi oder naukleroi, wie Bogaert 150geglaubt hat. Wir brauchen sie hier nicht nochmals durchzugehen 161. as bleibt, sind für die ehemaligen emporoi nur der Namenlose in der Rede gegen Apatourios und Nikoboulos 1611 , für die aktiven emporoi Lykon aus Herakleia. ,ver will, mag den naukleros und Sklaven-Agenten Lampis dazufügen. Die Hergabe von Krediten für den Außenhandel Athens lag nicht in den Händen von Leuten, die den Seehandel aus eigener Erlahrung kannten, sondern von Finanziers, die Mut genug hatten, sich auf riskante Kapitalanlage einzulassen. Die Durchsicht des vorgelegten Materials zeigt, daß mehr als erwartet der athenische Bürger als Kreditgeber von Seedarlehen auftritt, sah man doch dessen Kapitalanlage bisher fast ausschließlich auf dem Grundstücksmarkt. Für die Zeit von ca. 420 bis 300 ergibt sich für die Seedarlehensgeber vorläufig folgendes Zahlenverhältnis: Athener S (m.inimal) 163, 15 (maximal) 154, Metoiken 5 (minimal)155, 11 (maximal) 156, Fremde 11 (m.inimal) 167, 16 (maximal) 168, Sklaven 1159 • In diesen Zahlen sind die Zugehörigkeit und die Anzahl der Personen, die nur jeweils auf das Schiff geliehen haben (Nr. Sb. 9b) und die Zugehörigkeit des Namenlosen (Nr. Sa) zu Bürgern oder Metoiken die eigentlich unsicheren Faktoren. Die Rechnung der Gruppen jedoch zu je zwei Personen ist sicherlich richtig, da wir in allen sicheren Fällen nie mehr als zwei gemeinsame Darlehensgeber finden. Der Sprecher der 5. Lysias-Rede und sein Vater (Nr. 3) sind zweifellos Athener 160. Diotimos (Nr. 14) wird man mit großer Wahrscheinlichkeit unter die sicher bezeugten athenischen Kreditgeber setzen dürlen. Betonen wir es noch einmal, dies sind Finanziers, Leute, die ihr Geld auf kleinere oder größere Spekulation gesetzt haben, woran Athener, Metoiken und Fremde beteiligt waren, ehemalige oder aktive emporoi begegnen nicht mehr als drei, darunter möglicherweise ein Athener. Es war richtig, daß Bogaert einige der Kreditgeber aus der falschen Bezeichnung als Bankiers (Trapeziten) befreit hat. Was uns aber den Weg zum richtigen Verständnis des Wesens dieser Finanzierschicht eröffnet, ist der Nachweis, daß in mehreren Fällen der Ausdruck lµ1topot; nicht den auf Handelsfahrt gehenden Kaufmann, sondern den Kreditgeber bezeichnet. Zu dieser Deutung gab es in der wissenschaftlichen Literatur bisher nur Ansätze. Knorringa 161war auf dem richtigen Wege, hat seine Beobachtung aber nicht vertieft und bewiesen, ja an anderer Stelle wieder verdunkelt. Paoli 1611 hat wohl gefühlt, daß in der Bezeichnung emporos bisweilen etwas anderes liegt als die gewöhnliche Bedeutung des Händlers im strikten Sinne des ,vortes; aber er kam dann doch im konkreten Fall des Chrysippos (Nr. 7 Aa) zu der vorsichtig formulierten Auffassung, daß es

,v

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sieh am ehesten um einen Grossisten handelt. Ich habe die Begründungen für meine Auffassung dargelegt. Sie hat uns befähigt, weitere athenische Bürger in den Kreis der Kreditgeber auf Seedarlehen einzuschließen. Es ist gut bekannt, daß es Seedarlehen gab, die nur für eine Fahrt (e:n:p61t>souv), entweder Hin- oder Rückfahrt, gegeben wurden. Die ein solches Darlehen gewährten, hießen e:-rep61t'.Aoix 8ixvdaixv-rec;,wofür sieh sehwer eine adäquate Übersetzung finden läßt 163. Sie fuhren zur Sicherung ihres Darlehens auf dem Schiff, das die ihnen verpfändeten ·waren transportierte, mit und hießen danach aueh ot auµ1t'.Afovnc;.Es spielt dabei keine Rolle, ob sie das Darlehen einem bnporos gegeben haben, der wie sie auf dem Schiff eines naukleros mitfuhr - das ist z.B. der Fall in der Rede „Gegen Phormion" -, oder einem naukleros, der dann Händler und Kapitän in einer Person ist - das ist in der Rede „Gegen Dionysodoros" der Fall. Es sei hier nur kurz gestreift, daß Paolis 164Theorie vom ,v esen des Darlehens he:p61t'.Aouvabzulehnen ist. Er sieht in den hep61t'.Aoix8ixvdaixv-re;c; Händler (d. h. bei ihm immer emporos und naukleros), die ihnen für Ankauf von Waren geliehenes Kapital oder Teile davon in Seedarlehen weiterverleihen. Es kann nicht bestritten werden, daß solche Weitergabe von Seedarlehen vorgekommen ist, aber jeder dieser Fälle ist widerreehtlieh 165. Die Darlehen he:p6rc'.Aouvsind aber 8ixvdcrixv.e;c; finden, die vollkommen legale Seedarlehen. Wir werden e:-re:p61t'.Aoix keine Händler sind, ohne daß wir zu Paolis Theorie nochmals Stellung nehmen, die Widerlegung scheint mir evident. In der Rede „Gegen Phormion" (Nr. 7 Ad) sind diese Geldgeber mehrfach ot -rixhe:p61t'.Aoix 8ixvdaixv't'e:t;. Sie hatten genannt, in (Demosthenes] 34, 8 als ot 8ixve;ia-rixl etwas mehr Glück als Chrysippos, der sein Darlehen für Hin- und Rückfahrt gegeben hatte, denn sie erhalten im kimmerischen Bosporos wenigstens das geliehene Kapital ohne Zinsen von Phormion ausbezahlt, 't'oi:c;µ~v -.ix e:-ri::p6rc'.Aoix 8ixvdO"IXO't µ67-.tc; -r&.px,ixi:ix &.1to8e8c.ixixc;, ot O'UVtl't'AEUO'OCV O"0txixl r.poo-fi8pe;uov (26)166.Diese müssen es auch sein, die der Schluß der Hyp6tkesis (5) als die Mitstreiter des Chrysippos in der Anklage gegen Phormion bezeichnet, verständlich genug, wenn sie nieht voll ausbezahlt wurden. ·weiter aber erfahren wir über diese Kreditgeber nichts, was Aufschluß iiber ihre soziale Stellung geben könnte. Aber die Rede gegen Lakritos (Nr. 6e) gibt uns den Schlüssel an die Hand. Hier werden zweimal je fünf athenisehe Bürger namentlieh genannt, die zu zwei Verhandlungspunkten 168 ihre Zeugenaussage 167in Abwesenheit gemacht haben: 1tpoc;-roucr8'c~e:µixp't'llpY)cre:v ([Dem.] 35, 20 u. 34). Die eine betrifft die Verladung von nur 450 Keramia Wein in Mende durch Apollodoros, die andere die Ladm1g des Schiffes auf der Rückfahrt zwischen Pantikapaion nnd Thcodosia. Von diesen zehn Zeugen sind zwei sowohl in der ersten wie in der zweiten Zeugenaussage genannt: :Ec:ia-rpix-roc; i'.Al1t169. ,vir haben also acht Athener, und i'.A-rioc8Yjc; K't'Y)afouSur.e;-rixic:iv 1tou 'Ia-rtixt6.0-e:v die auf die 1!.,ahrtin den Pontos mit dem pbaselitischen bnporos Apollodoros bzw. zurück nach Athen mitgefahren sind und die bei der Gerichtsverhandlung nicht anwesend sein konnten. Es wäre ein seltsamer Zufall, wenn alle acht Männer durch andere Gründe am persönlichen Erscheinen vor Gericht verhindert gewesen sein sollten als durch eine abermalige Fahrt per Schiff. Der Zweck ihrer Reise in den

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Pontos findet seine Erklärung aus der Rede „Gegen Phonnion". Es sind Athener, die als e:-re:p61t}.oot 8otvdaotv-re:vt (2), ein anderes Mal: !yvt (6); er spricht von seinem Sklaven und seinen Briefen an diesen und den (8), der Mitgläubiger aber von unserem Sklaven und unseren Briefen (28), ximCJ>v6i; während er andrerseits in der Ichform von Sachverhalten spricht, mit denen nur Chrysippos gemeint sein kann 192 • Bei diesen nicht klar überschaubaren Beziehungen der beiden Seedarlehensgeber zueinander und angesichts des sonst nirgends bezeugten Zusammenschlusses von Kreditgebern über einen längeren Zeitraum hinweg erscheint es mir besser, auch hier nicht von Ansätzen von Gesellschaftsbildung zu sprechen. Der zweite von Hasebroek als Beweis für dauernde Gesellschaftsbildung gewertete Fall ist [Demosthenes] 56 „Gegen Dionysodoros". Es ist schwer zu sehen, wie ein solches Argument aus § 1 oder einer anderen Stelle der Rede gewonnen werden könnte. Das Gegenteil ist der Fall. KotvCJ>v6i; e:tµt -toü 8ocve:laµoc-toi; -rou-.ou (1) und eypuy!oL~ (Thouk. 2, 22, 2, siehe dazu S. Lauffcr, Die Bergwerkssklaven von Laureion, Bd. 1, 1162 mit Anm. 2) hinzunimmt. Über die gängige Anwendung des Terminus XWfl~ olxoüvn~ auf Sklaven besonderer Stellung oder Freigelassene (daher auch die Bezeichnung Metoike für Lampis bei lt'. Oertel, Deutsche Literaturzeitung 1928, 1625) siehe auch die treffliche Übersicht bei A. R. W. Harrison, The Law of Athens, 167 mit Anm. 5 u. 6. Die Bezeichnung des Lampis als eines Sklaven-Agenten des Dion bleibt jedenfalls richtig, auch wenn man mit einigen Hypothesen Kazakevic' (B}]JI 1961, 3, 19), insbesondere über Phormion und Dion als Bürger des bosporanischen Staates, nicht einverstanden sein kann. 133 Es scheint bisher übersehen worden zu sein, daß die unsanfte Behandlung (xot"t'a. xpti-:o~, 20) des Lampis beim Schiedsmann auch für seinen Sklavenstatus spricht. 134 G. M. Calhoun, The Business Life of Ancient Athens, 63f. u. 65: ,.somewhat as a marine transportation company does today". 135 R. Bogaert, Chronique d'Egypte, 142 Anm. 3. 136 Lys. 6, 48-49; Andok. 2, 11. J. Hasebroek, Staat und Handel im alten Griechenland, 9. 137 Lyk. K. Leokr. 26-27. Dazu J. Hasebroek, ebenda 14. Siehe hier unten S. 498f. 138 Aristoph. Hipp. 1315. Dazu J. Hasebroek, ebenda. 13. Siehe hier unten S. 491. 139 Von der Art sind Aristot. Politik. 1289b 33; 1291a 4; 1320a 39; 1327a 17; 1277b 35. Und gerade 1291 b 20 zeigt, daß, wo einmal von einer realen Situation die Rede ist, Athen nicht unter den Städten mit einem !µ.1toptxove:!&o~der Bürgerschaft vertreten ist. Die meisten der Stellen zitiert, mit anderer Ausdeutung, schon J. Hasebroek, ebenda 8; vgl. auch F. Oertel, Deutsche Literaturzeitung 1928, 1627. 140 [Dem.] 35, 50 u. 51 (Lakr.). Darüber hier unten S. 496. 141 E. Ziebarth, Beiträge zur Geschichte des Seeraubs und Seehandels im alten Griechenland, 120 zur Nr. 4. Siehe hier unten Anm. 276. 142 Dagegen können in dem Proxeniedekret für Praxiadas von Kos IG 11/1111 416 (ca. 330 v. u. Z.), Z. 4ff. [ol i]µ.1-opoLo[l 'Alhivoc(wvnicht bloß athenische Bürger-emporoi, die sich in Samos aufhielten, sein, sondern Händler aus Athen überhaupt, unabhängig von ihrem Rechtsstatus. Es liegt dieselbe abgekürzte Ausdrucksweise vor wie in der Rede „Gegen Lakritos" § 50 'A-lhjvoc(wvgegenüber der genauen Formulierung des Gesetzestextes § 51 'Alhivoc(wvxoct"t'WV µ.e:"t'olxwv. 143 Xen. Apomn. 3, 7, 6. J. Hasebroek, Staat und Handel im alten Griechenland, 8. 144 Aristoph. Ach. 974: !µ.1topLxa. ;x:p·qµ.ot"t'ot bezogen auf Waren a.us Boiotien. 145 Xen. Por. (zitiert nach der kommentierten Ausgabe von J. H. Thiel, Se:vocpwV"t'o~ II6poL, Phil. Diss. Amsterdam 1922, Wien 1922) 4, 6. 146 Vgl. J. Hasebroek, Staat und Handel im alten Griechenland, 24 mit Anm. 82. 147 J. H. Thiel, Komm. zur Stelle, S. 17f., zitiert dazu eine Getreideeinfuhr aus Sizilien in [Dem.] 56, 9 (von 322 v. u. Z.). 148 Siehe hier oben S. 460f. 149 Hyper. 3, 26 (Athenog.). Die Rede ist kurz nach 330 gehalten. 150 R. Bogaert, Chroniquc d'Egypte, 142 Anm. 3. Seine Liste ist nicht vollständig.

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Ebel'hard Erxleben

151 Vgl. oben S. 473-477 für die Diskussion über die vermeintlichen emporoi, für das ganze Material oben Nr. 1-19. 152 Nicht bei Bogacrt. 153 Nr. 1 a.b; 3; 4; 6 a; 9 a; 10. 154 Nr. 8 a. b; 9 b; 14; 18. Die Kreditgeber auf das Schiff in Nr. 8 b und 9 b sind als je 2 Personen gerechnet. 155 Nr. 7 A a; 11 a.b; 17. 156 Nr. 8 a.b.; 9 b; 15-16. Vgl. oben Anm.154. 157 Nr. 2; 5; 6 a.b.d.f; 7 Ab; 9 c. In 9 c sind die 2 Gruppen von Massilioten zu je 2 Personen gerechnet. 158 Nr. 6 e; 8 b; 9 b; Vgl. oben Anm. 154. Nr. 6 eist höchstwahrscheinlich ein fingiertes Darlehen. 159 Nr. 7 Ac. Zu ihm siehe oben S. 477 mit Anm. 132 u. 133. 160 Jeder Satz in der kurzen Verteidigungsrede für Kallias bringt den Politen zum Ausdruck, besonders seine Einstellung gegenüber den Sklaven; seine Einstellung zur metoikta ist nicht schlecht, aber anders, als wenn er selbst dazugehörte. 161 Siehe hier oben Anm. 105. 162 U. E. Paoli, Studi di diritto attioo, 25 mit Anm. 1. 163 Aus diesem Grund lasse ich den Terminus unübersetzt. 164 U.E. Paoli, Studi di diritto attico, 25-34; vgl. auch hier oben zu Nr. 19. 165 [Dem.] 34, 50 u. 36; 35, 37 u. 52; 56, 17 und andere Stellen. 166 Vgl. auch § 22. 40. 2. 34. 167 Es besteht heute kein Grund mehr, die meisten der lange Zeit als unecht verdächtigten Einlagen, wozu außer Gesetzen und Verträgen auch die Zeugenaussagen gehören, als nicht authentisch auszuschließen. Gerade die Inschriften haben ihre Echtheit be• wiesen. Vgl. dazu die kurzen, aber treffenden Bemerkungen von L. Gernet, Demosthene, Plaidoyers Civils, Bd. 1, 21f.; 170f. 168 Die Bedeutung von txµcxp-rup!cx als Zeugenaussage in Abwesenheit gibt Harpokration, s. v., vgl. SIG 3 953 not. 14. 169 In§ 34 als KT1Jecxp]vcxvXPYJ!'-IXTCr.lV a.&rot, ol 8'1.m TIX. XP'1JEJ.\I cxu-rott,;Ö-rL8excx (J,\ICXL &\ldl]O"CX\I -rij) ;E'llep&'II T'ii"lJ!,

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Raymond Bogaert

47 Siehe P. J. T. Endenburg, Koinoonia en Gemeenschap van Zaken bij de Grieken in den Klassieken Tijd, 15-18 u. 185-187. 48 R. Boga.ert, Bn,nques et bn,nquiers clans les cites grecques, 398-399. 49 Ebenda 399-400. 50 Dem. 36, 50 u. 45, 64; siehe auch L. Gernet, Demosthiinc, Plaidoyers civils, Bd. 1, Paris 1954, 263, Anm. zu 220. 51 In seiner Rezension meines Buches über die griechischen Banken schreibt S. C. Humphreys: ,,and the reasons for dating the fire in the Opisthodomos in 377 /376 rather than 371/370 when we already know of a bankcrisis, are not made of cast-iron (Journal of Hellenic Studies 90, 1970, 253). Nach Humphrcys gab es also wahrscheinlich nur eine Banklnise 371 und hat der Brand im Opisthodomos in diesem Jahr stattgefunden. Wenn man außer der Bankkrise keine anderen Datierungselemente hätte, dann wäre es möglich, den Brand für 371 anzunehmen. Es gibt aber eine Fülle epigraphischer Angaben, durch Dinsmoor eingehend behandelt, die nur zu erklären sind, wenn der Brand in das Jahr 377/376 datiert wird. Andererseits besitzen wir außer der Bankkrise keine Hinweise für einen Opisthodomosbrand im Jahre 371. Wir müssen also zwei Bankkrisen annehmen. Siehe jedoch D. M. Lewis o. Anm. 24. 52 Xen. Hell. 5, 4, 60-61; Diod. Sik. 15, 34, 3-5. Xenophon erwähnt 60, Diodor 65 Kriegsschiffe. Dazu K. J. Belach, Griechische Geschichte, Bd. 32 , 1, Berlin - Leipzig 1922, 152-153; G. Glotz, Histoire grecque, Bd. 3, 133-134. 53 G. Glotz, ebenda 142-144. 54 Xen. Hell. 6, 4, 19-20. Dazu K. J. Belach, Griechische Geschichte, Bd. 32 , 1, 169; G. Glotz, Histoire grecque, Bd. 3, 149f. 55 Polyain. 6, 2, 1-2. 56 l\I. Cary in: The Cambridge Ancient History, Bd. 6, Cambridge 1933, 103-107, besonders 107. Siehe auch G. Glotz, Histoh-e grecque, Bd. 3, 179-185. 57 Der Text ist zitiert nach der französischen Übersetzung von H. Lapeyre in seinem Beitrag: La banque, les changes et lc credit au XVIe siecle, in: Re\-ue d'histoire moderne et contemporaine, 1956, 288-289. 58 R. Bogaert, Banques et banquiers dans les cites grecques, 63-73; 78; 86. 59 Über die Wiederbelebung der athenischen Wirtschaft in dieser Periode siehe l\I. Cary, in: The Cambridge Ancient History, Bd. 6, 70-74, und 0. Huber, Die wirtschaftlichen Verhältnisse Athens vom Ende des Peloponnesischcn Krieges bis zum Königsfrieden, dargestellt vor allem auf Grund der attischen Redner, Diss. l\Iünchen 1939, 68-86. 60 Dem. 52, 3: AuXlll(s 7t0t1)'t'll(l cruyytyvc~ocA'l)perc;, Eurre-.izlovec;,0uµOL-.cx8oct. Hesych.: Te-.p&xwµoc;· (J.EAOc; -.t cruvopx~crEtITEITOt'l)µevov di; 'Hprt.XAEOC, Plout. Sol. 29: .•• tl>loc. ,,den Todesgesang des Bockes" gesehen und die Tragödie mit den blutigen Opfern chthonischen und apotropäischcn Charakters in Verbindung gebracht. Das ist die These, dio F. Robert vertritt in: Thymcle, Paris 1939; derselbe, Le baue et la trngedie, Revue des Etudes Classiques 1964; derselbe, Les origines de la tragedie, Actes du VII" congres de l' Association Guillaume Bude, Paris 1964, 305-307; derselbe, 'l'ragcdie et mystere, Revue des Etudes Grecques 75, 1962, X-XIII; derselbe, Le TheatreTragique, Paris 1962, Etudcs reunies par P. Jamot, 9-1S u. 55-62. Die jüngste Gesamtstudie über die Ursprünge der Tragödie ist C. del Grande, Tpoc.yCJ)11toc., Essenza e genesi della tragedia, Milano 19622• 17 Herod. 5, 67, 5: ot ~tKuGJvtot,h(µc.>vTOv"A8pl')o-Tov xoc.l8~ 1tpo,;TIXmf-0-e:oc. aÖToüTpoc.ytxofo~ xopotat l:yepoc.tpov ... De:ta&eVl'),;81:xopou,; µ/;v T/jl AtOVUO"CJ) &1te8c.>xe •.. 1S Vgl. A. Wilhelm, Urkunden dramatischer Aufführungen in Athen, Wien 1906, 6-33. Die britische Schule vertritt seit der Arbeit von E. Capps dieselbe These, vgl. A. Pickard-Cambridge, Dithyramb, Tragedy, Comedy, 66f. Nur A. Reisch, De musicis Graecorum certaminibus, Wien 1885, 12, und U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Homerische Untersuchungen, Berlin 1884, 248 (= Kleine Schriften, Bd. 5, 1937, 376), nehmen ein früheres Datum an, das des ersten Tragödienwettstreits um 534. 19 IG IJ2 2318. Dieses Grabmal erhielt seine Gravierung um 346, vielleicht auf Veranlassung von Lykurg. Wir bereiten eine Neuausgabe dieser Inschrift vor. Aber die ausgezeichnete Arbeit von A. Wilhelm, Urkunden dramatischer Aufführungen in Athen, 6-33, bleibt nach wie vor grundlegend. Die Abb. 3 stellt eine gelegentlich unserer Forschungen im Epigraphischen Museum von Athen im Jahre 1967 angefertigte Collage dar mit den Fragmenten a, b, c und b 2 • Das letzte (obere Fragment) befand sich in der Agora, wo es entdeckt worden ist. Es wurde von B. D. Meritt, Hesperia 12, 1941, 1-11, veröffentlicht. In das Epigraphische Museum überführt, trägt es jetzt die Inventarnummer 13.36S. Ein Teil der Titulatur ist auf der Photographie vollständig leserlich, ebenso wie auf den Linien 4 und 5 der Sieg des Perikles als Chorege von Aischylos im Jahre 4 72/471, das heißt in dem Jahr, da „Die Perser" gespielt wurden. 20 Die „Chronik von Paros" erwähnt den ersten \Vettbewerb der Dithyrambensänger im Jahre 509/508;IGXI 5,444: 'Aq,' 00 xopol 1tpWTOV 7)Yc.>vlaoc.VTO &v8p&vo[Te:]8t8&E;C(,; 'Y1t6[8t]xo,; b XC(AKt8e:u[,;J e:v([xoc.J, e:T"IJ HHAAAAIII, &pxoVTo,; 'A-0-~Vl')atv Auaoc.y6pou.Es ist natürlich, daß man dieses Ereignis mit der Einrichtung der Choregie durch Kleisthenes in Verbindung bringt. 21 "\Vir ergänzen die Titulatur von IG IJ2 2318 wie folgt: [oi'.8e: ve:vtx~xoc.mv &1toToü 8ei."voc. 8'[&1to TOÜ8dvoc.(&cp'oo &p)".OVTOµep8&v -~aoc.v. Aus diesem Hinweis und der Notiz der Suda zu Chionides hat man geschlossen, daß die Komödie erst bei den Dionysien 4S7/486 aufgeführt wurde: xc.>µtxo,;Tlj,; &px.°'loc.,; xc.>µ~i8la,;llv xoc.l).tyoum 1tpc.>Toc.yc.>vta-r-r Tlj,;&pzoc.Eoc.,; xc.>µCJ)8loc.,;, 8tMaxe:tv 1v yevfo-0-oc.t 81:he:mv ·~1tpo m:patx6iv. Wir glauben, daß die Komödie bis dahin von den Dionysien nicht ausgeschlossen war: Sie war seit sehr langer Zeit in der Form der antiken komoi aufgeführt worden. Aber die Inszenierung der Komödien war noch nicht eine den Choregen anvertraute leitourgia: Sie blieb Sache von „Freiwilligen". 23 Zu Einzelheiten vgl. A. Pickard-Cambridge,Dramatic Festivals, 75-76. Vgl. besonders Aristoph. Orn. 1403-1404 und Dem. K. Meid. 13.

1362

Paulette Ghiron-Bistagne

24 1\I. 1\Iitsos, 'Apx_o:io).oytx'I} 'Eqrl)µEp(c;1965 (crsehienen 1967), 167. Es handelt sieh um ein von dem Choregen Sokrates geweihtes Statuenfundament. Der Herausgeber zeigt, daß es sieh wahrhaftig um einen Tragödienwettbcwerb bei den Großen Dionysien handelt. Während der Chorege, der Sieger der Dithyramben war, einen Dreifuß erhielt, hatten die Teilnehmer an den szenisehen Wettbewerben, wie wir gesehen haben, nur leieht verderbliche Preise. Aber es war üblieh, diesen Sieg durch ein l\Ionument zu weihen, das am Eingang zum Dionysostheater crriehtet wurde. Die freigebigen Choregen feierten in ihrem eigenen Demos ebenso ihren Erfolg wie den ihrer Choreuten. Wir haben hierfür mehrere Beispiele. Eben das war wohl hier gesehehen, wo der Chorege Sokrates seine staatsbürgerliche Selbstlosigkeit und die seiner Demoten in ihrem Dorf veransehauliehte: Das Fundament ist in der Nähe des jetzigen Varkiza gefunden worden. 25 Die meisten der die Ländlichen Dionysien betreffenden "Widmungen erwähnen die beiden beteiligten Choregen. In Athen ist die Synehoregie in zuverlässiger Form erst für das Jahr 406/405 bestätigt, einem ganz besonders schwierigen Jahr, welehes dem schweren Mißgeschiek von Aigos potamoi vorangeht. Vgl. Scholie Aristoph. Batr. 404: EITL yoüv 't"OÜ Kw(ou 't"OU't"OU, q>"l)alv 'Apta't"O't"ZA7)tM~evo~ Nr. :303). Am Hof des Dionysos I. von Syrakus wurde er das Opfer eines fürstlichen vVillküraktes, spcn·te ihn doch der Tyrann in die Steinbrüche, entweder wegen abfälliger Bemcrkungenüber seine Gedichte (Diod. Sik. 15, 6) oder wegen Beziehungen zu einer Mätresse (Athen. 1, 6). Später nahm der Dichter Aufenthalt in Korinth und Ephcsos. Aus vielen Dokumenten erweist sich die Berühmtheit des Mannes, dessen Dithyramben neben den drei klassischen Tragikern sich Alexander ins Feld schicken läßt (Plout. Alex. 8, 3). Antiphanes nennt ihn in seiner Komödie Tritayonistes über alle zeitgenössischen Dichter erhaben, weil er sich eigener Ausdrücke bediene und die Musik durch metabole und clir6mata zu mischen verstünde (Fr. 209 Kock = Athen. 14, 643 d); wohl das einzige uns erhaltene Komikerlob über einen Repräsentanten der neuen Richtung. Als spezielle Neuerung gilt der Einschub lyrischer Solostücke in die Strophen der

Der Stilwandel der griechischen 1\Iusik zur Zeit der Poliskrise

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Rundtanzchöre (Aristoph. Fr. 641; Plout. P. mous. 31 p. 1142a). An dem dithyrambos „Die Mysier" verblüffte die tonartliche metabole in den einzelnen Teilen: hypodorisch zu Beginn, hypophrygisch und phrygisch in der Mitte, zum Schluß mixolydisch und dorisch (Plout. P. mous. 33 p. 1142f.; vgl. Aristot. Politik. 8, 7 p. 1342b). Von seinen 24 Gattungsbelegen sind nur wenig Verse überkommen, darunter das Fragment eines K.yklops, der durchschlagenden Erfolg errang, vielleicht wegen verschliisselter Anspielungen auf den Tyrannen von Syrakus (Athen. 1, 6f., Schol. Aristoph. Plout. 298) .. Mit der Erweiterung der Fabel aus der „Odyssee" durch die Liebe des Polyphem zur Nereide Galateia wirkte es auf die bukolische Dichtung des Hellenismus und der Römer. Eine Parodie im Pl6utos des Aristophanes (290ff.), ein Wechselgesang des Bauernchores mit dem Sklaven Kariou, erlaubt Riickschlüsse auf die dramatisch-mimischen Elemente, aber vielleicht auch auf die Lyrabegleitung, deren Geklingel das Lautwort ~p~na:ve:),6 imitiert 40 • Der letzte und berühmteste Neuerer, Timotheos von Milet (461 oder 447 bis 365 oder 351), war befreundet mit Euripides, der ihn über anfängliche Mißerfolge tröstete (Plout. Eis presbyt. 23 p. 795d). Seine Neuerungen stießen vor allem in Sparta auf Ablehnung; wie die Legende berichtet, hätten die Ephoren die überzähligen Saiten seiner kithara kurzerhand abgeschnitten (vgl. Paus. 3, 12, 10; Nikom. bei Boeth. De mus. 1, 1 p. 82 Friedlein). Um so vorteilhafter waren Beziehungen zu kleinasiatischen Städten und die Berufung zum makedonischen Musenhof, wo der Meister wohl unter der Regierung Philipps starb (Suda s. v. T:µoll-c:oi;Nr. 620). In den Katalogen der Suda und des Stcphanos von Byzanz wird, mit differierenden Angaben, eine reiche Produktion an Hymnen, Dithyramben und n6moi bezeugt, von denen mannigfache Einzeltitel bekannt, aber nur spärliche Fragmente erhalten sind. Das Bemühen um mimetische Wirkung scheint bei Timotheos so weitgetrieben, daß bei der Aufführung der Skylla der Aulet den Chorführer am Gewand packte, um den Zugriff des Untieres zu veranschaulichen (Aristot. P. poiet. 26 p. 1461 b 31). Sujets wie die Geburtswehen der Semele mochten programm-musikalische Ausdeutung provozieren, vielleicht deutet darauf der Witz des Stratonikos, der nach der Aufführung sagte: ,,Hätte sie einen Lieferanten statt eines Gottes entbunden, sie hätte nicht mehr Schreie ausstoßen können" (Athen. 8, 352a) 41 • Der 1902 in einem griechischen Grab Ägyptens gefundene n6mos „Die Perser" (zumeist 399-396 datiert) bietet sich als umfangreichstes Sprachdenkmal der Neuen Musik und der nomischen Gattung überhaupt dar. Während von anderen Autoren nur wenige Verse aus dem Anfang des Werkes zitiert werden (Fr. 13-15 Wilamowitz = 6a-d Diehl), ist in der Papyrusrolle, dem ältesten griechischen Buch, zusammenhängend in 253 Versen der Großteil des omphal6s, ferner sphragis (215-248) und epilogos (249-253) erhalten 42 • Wiedergegeben wird die Schlacht bei Salamis nicht als historisch determiniertes Geschehen, sondern als Folge affektvoller Zustandsbilder mit drastischem, ja brutalem Realismus ausgemalt, ohne ethisch lehrhafte Abzielung und idealistische Überhöhung 43 • Aus den Situationen des Schlachtgewühls heben sich Selbstäußerungen der Personen 95 Welskopf, Bd. 3

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Lukas Richter

und Gruppen hervor, so der Zornesausbruch eines ertrinkenden Persers gegen das tückische Meer (40ff.), die Verzweiflungsrufe gestrandeter Asiaten nach ihrer Heimat (115ff.), die Klagengefangener Barbaren in gebrochenem Ionisch ( 152ff.) 44, bis der persische König den Aufbruch befiehlt und die Griechen den Sieg feiern. Am erzählenden Hauptteil des n6mos läßt sich extrem dithyrambischer Ausdruck exemplifizieren: bei schlicht reihendem Satzbau hochstilisierte ,vortkunst voll kühn zusammengesetzter epitheta, gesuchter Metaphern und Metonymien zu eigenwillig intensivierender Umschreibung von Begriffen. Beispiele solcher = Altemusikverderber; &ßocxx_(w-ro~!5µßpo~ = Chiffrierung: µoucro1toct.ociot.ܵoci nicht mit Bakchos vermischter Regen, das heißt Meerwasser; µocpµocporpe:yye:r~ = weißglänzende Kinder des Mundes, das heißt Zähne für Ruder.rocrlb; cr-r6µoc-ro~ pflöcke des Schilfes. Vom Hineinfallen brennender Funken ins Meer heißt es: „Die Furchen des smaragdhaarigen Meeres wurden gerötet durch die Tropfen der Schiffe". Derartiges, und ähnlich irreguläre Redefiguren 45 begegnen auf Schritt und Tritt, gemahnt an asianische Rhetorik, an die Rätseldichtung der Alexandriner. Erst die Erschließung der manieristischen Literatur des europäischen Barock öffnet den Zugang zu dieser früher unverstandenen „l\fischung von Affekt und Kalkül "46 • Die Historiker dieses Stilphänomens verführen keineswegs illegitim, auch Timotheos unter dessen Vorläufern Beachtung zu schenken. Erinnert sei, daß es sich bei den „Persern" trotz ihres schillernden Sprachgewandes nur um das Libretto einer nicht mehr existenten Komposition handelt. In den metrischen Wirkungsmitteln erweist sich der Verfasser als Schüler des Phrynis, der in seinen n6moi den Hexameter mit den aufgelösten Rhythmen des dithyrambos kombinierte. Nach hexametrischem Eingang (Fr. 13 Wilamowitz = 6a Diehl) folgten buntgemischte Metren: neben prosanahen jambischen und trochäischen Grundformen ein Potpourri von Anapästen und Daktylen, Dochmien, Kretikern, Glykoneen, ohne Vers- und Strophenresponsion 47 • Bei der Vertonung konnten lange Silben über die Zweizeitigkeit hinaus überdehnt und mit Melismen verziert werden. ,vahrscheinlich wurde der Ausdrucksgehalt der ,vorte durch belebte Koloraturen (von der Komödie mit „Ameisengekribbel" verglichen), aber auch durch chromatische Wendungen und lntervallspriinge verdeutlicht; es liegt nahe, von der Ornamentik der Sprache auf die l\Iusik zu schließen 48 • Möglicherweise boten zur musikalischen Porträtierung der Barbaren orientalische Vorbilder Anlaß, in der Wahl von l\ielodiemodellen oder der Ausprägung des Gesangsstils. Irrationale Rhythmik, außcrharmonischer Int,ervallgebrauch, verhäkelte Melismatik und andere exzeptionelle Stilmomcnte wären neben verfremdender Vortragsweise als Pendant zum grellen Farbauftrag der Textcharakteristik zu denken. Neben den monodischen Partien dürften chorische gestanden haben, Symptom der Grenzverwischung der Gattungen (vgl. Klem. Alex. Strom. 1, 16, 78, 2). ll!etabole der Tonarten kann sich nach Analogie zu den „Mysiern" des Philoxenos in den einzelnen Abschnitten vollzogen haben. Vielleicht ließe sich, wie bereits Rcinach andeutet, in den Delphischen Hymnen als reduzierten nomoi ein Nachhall der Timotheischcn Kompositionstechnik vernchmen 49 • Im Schlußteil dieses n6mos rechtfertigt sich der Verfasser gegen Vorwürfe

Der Stilwandel der griechischen l\Iusik zur Zeit der Poliskrisc

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aus Sparta, durch Vergrößerung der Saitenzahl der kithara die alte Musik geschändet zu haben, indem er bewußt ein falsches Bild der Entwicklung des Tonsystems zeichnet 50 • Obgleich das Normalinstrument seit Terpandros siebensaitig war, schreibt Timotheos bereits diesem ersten Klassiker der griechischen Musikgeschichte die Anwendung der Zehnsaitigkeit zu, der er lediglich eine Saite hinzugefügt habe; indes herrscht in den antiken Berichten zur Besaitung der Leierinstrumente keinerlei Einhelligkeit 51 • Sein Neuercrtum spricht der Dichtermusiker anderenorts mit ebenso brüskem Selbstbewußtsein wie apodiktisch aus (Fr. 1 Wilamowitz = 7Diehl): ,,Ich singe nicht das Alte, denn meine neuen Stücke sind besser. Zeus der junge regiert, einstmals war Kronos Herrscher, geh fort, alte Musik." Daß die lVerke des Timotheos, weit entfernt davon, Kabinettstücke esoterischer Kunst zu sein, breite Resonanz auslösten, erweisen Berichte über Aufführungen bis zum 2. Jahrhundert. So trug der Kitharode Pylades anläßlich Philopoimens Sieg von l\fantineia den Persernomos im Jahr 207 bei den Nemeischen Spielen mit großem Erfolg vor, deutete man doch die Anfangsworte aktualisierend auf den siegreichen Feldherrn um (Plout. Philop. 2, 3; Paus. 7, 50, 3) 52 • Auch in den späteren Stücken des mit Timotheos befreundeten Euripides zeigen sich Einwirkungen des neuen l\Iusikstils. Er verwendet dithyramboide, von der Handlung gelöste Chorgesänge und bringt neben und statt des Wechselgesanges von Schauspieler und Chor expressive Sologesänge 53 • Unter seinen Monodien mit durchkomponiertem Bau und potpourriartig wechselnden Metren berührt sich die monströse Arie des phrygischen Sklaven im „Orestes" (1400 bis 1502) auch in ihrer radebrechenden Sprache mit den Klagen gefangener Barbaren der „Perser" (152ff.) 54 • Im Tragiker-Agon der Aristophanischen „Frösche" 1285 ff.), werden Euripides vokale Imitation von Instrumentaleffekten (,p1.oc-r-roup1h-, Silbendehnungen bei Koloraturen (e:1e:Le:mt-lcrcre:-re:, 1314; de:(e:Le:Lt-lcrcroucroc, 1348), Vermehrung der Kitharasaiten (1325ff.), aber auch Entlehnungen aus der Vulgärmusik angekreidet (1301ff.) 55 : ,,Doch dieser stiehlt aus allen Hurenlicdern, Aus Skolien von Meletos, Kar'schen TanzUnd Trink- und Trauerliedern." Offensichtlich gehörten umgangsmäßige Volkslieder noch zu den Bestandteilen einer so emanzipierten Kunst wie der des Euripides; jedoch, so meint sein Kritiker, gegenüber dem exklusiven Aischylos schöpfe jener aus den trüben Quellen der Trivialkunst. Bei solchen Adaptionen scheint der Komiker das anzuprangern, was Massenwirksamkeit zu nennen wäre. Lockerte Euripides den Zusammenhang seiner Chorgesänge mit der Handlung, so gestaltete sie ein anderer Tragiker, Agathon, als selbständige Zwischenaktmusiken (ip.ß61.Lµoc).Der als Gastgeber von Platons Symposion bekannte 95*

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Lukas Richter

Dichter nahm die rhetorischen Kunstmittel des Gorgias ebenso wie die Kompositionstechnik des neuen dithymmbos in die Tragödie auf; Aristophanes gibt die Parodie einer Monodie und eines astrophischen Chorliedes im Wechsel mit dem Solisten (Aristoph. Thesm. 39ff. u. lOlff.). Vielleicht deuten die inkriminierten „Ameisenläufe" (Aristoph. Thesm. 100) auf eine weitere ihm zugeschriebene Neuerung, die Einführung der Chromatik (Plout. Ait. all. 3, 1 p. 645d und e) statt der bisherigen Enharmonik, von der das Musikfragment aus dem Euripideischen „ Orcstes" eine Vorstellung gibt 56 • Zu keinem n6mos, dithyrambos oder Tragödienlied der neuen Richtung ist Musik überliefert, ausgenommen das Fragment aus der Antistrophe des 1. Stasimon der Euripideischen Oresteia 338-344. Obgleich sich der zuerst von C. Wessely publizierte Euripides-Papyrus 57 so lückenhaft präsentiert, daß manche Forscher vor weitreichenden Folgerungen zurückschreckten, lassen sich doch an dem Fragment Besonderheiten von dokumentarischem ·wert ablesen. Paläographische Indizien sprechen für eine Datierung zwischen 260 und 150 v. u. Z., mit Bevorzugung der Zeit um 200 v. u. Z.58 , somit erhöhte sich die Chance für die These, daß der Tragödiendichter auch der Komponist sei59 • Eine Textvariante, nämlich Vertauschung der Versfolge 339; 338; 340, beweist Unabhängigkeit oder Priorität gegenüber der alexandrinischen Redaktion 60 , Varianten zeigen auch die Zitate des gleichen Dramas (140-142) bei Dionysos von Halikarnassos, der die Vernachlässigung des Wortakzentes in der Vertonung zu erweisen sucht (P. synth. onom. 11, 63 p. 41, 18ff. Usener-Rademacher). Die Feststellungen des Theoretikers, dem eine Partitur 61 wenigstens teilweise vorlag, werden von der erhaltenden Komposition mit ihren gravierenden Textbeugungen bestätigt 62 • Neben der rhythmischen Responsion ist melodische plausibel, läßt doch die Notierungsweise auf Wiederholung der Strophenmclodie schließen. Über dem Text befinden sich Vokalnoten, im Text und einmal über ihm eingestreute Instrumentalnoten, eine singuläre Kombination innerhalb der griechischen Musikfragmente. Während nur gelegentliche rhythmische Zusatzzeichen figurieren (dtsemos und sttgma), bezeichnet Vokalwiederholung die melodische Auflösung einer Silbe mit rnelisma, eine Schreibweise, die leicht abgewandelt in den Delphischen Hymnen zum System wird. Eine Instrumentalnote Z pflegt die dochmischen Verse (Normalform - vv - v - v) des Textes zu trennen, dagegen steht sie Z. 4 im Versinnern und Z. 7 sogar mitten im Wort 63 • Beim Vergleich mit der parallelen Strophcnstelle ergibt sich, daß das Instrumentalzeichen hier nach dem Wort zu stehen kommt, während es in der Antistrophe die "Wörter zerreißt, Beispiel mechanischen Übertragens der Notenordnung der Strophe auf andere Worttonverhältnisse der Antistrophe. Andererseits trennt die Notengruppe in der 5. Zeile des überlieferten Musikfragments ebenso wie bei der Unterlegung auf die Parallelstelle der Strophe die gleichen Wortenden, ja hier erschiene die Koloratur auf der affektvollcn Interjektion .eu,- rsehiedlichen Standpunkte von A. P. Kazdan, COBeTCKalIapxeoJI0l'HII21, 1954, 164ff. und - modifiziert - G. L. Kurbatov, BeCTHIIKJiemrnrpa;ri;cKoro ymrnepcuTeTa, 1!l60, 2, Cep1m McTopnn, R3hll-m 11 JIUTeprlTypu, 1, 43ff., einerseits und G. Ostrogorsky, Dumbarton Oaks Papers 13, 1959, 45ff. sowie F. Dölger, Byzantinisehe Zcitsehrift 53, 1960, 219 andererseits) kann hier außer aeht bleiben. 173 Als Beispiel für die Antike sei der völlig verblaßte ll7Jµoxpa'tloc-Begriffbei Philon gnannt

,v.

Die hellenische Polisideologie und die Byzantiner

1663

(darüber T. A. Sinclair, A History of Grcck Political Thought, London 1951, 298 u. 302). 174 Die Verwendung des Begriffs in diesem Zusammenhang rechtfertigt sich nach W. I. Lenin, Werke, Bd. 22, Berlin 1960, 26-!. 175 Cic. Pro Flac. 7, 16 (Cic. 2, 1, 85 I. C. Orell.). 176 Idealisierend 0. Seeck, Geschichte des Untergangs der antiken \Velt, Bd. 2 2, Stuttgart 1921, 14Sf. 177 \V. Liebenam, Städteverwaltung im römischen Kaiserreich, Leipzig 1900, 470. 178 G. J. Bratianu, Privileges et franchises municipales dans l'Empire byzantin, Paris 1936, 27ff. 179 Kornemann in: RE, Bd. 4, 2, 1901, 1806ff.; F. Vittinghoff in: Studien zu den Anfängen des europäischen Stadtwesens, Lindau 1958, 32ff., dort richtig S. 33: ,,Überall regierte der Staat, nicht die Gemeinde, sondern das Staatsinteresse". 180 Arrian. Diatr. Epikt. 3, 7 (252 H. Schenkl). 181 H. Bengtson, Griechische Geschichte, 518f. 182 N. A. Maschkin, Römische Geschichte, 593: ,,Der Dominat als politisches System"; auch A. H. ~I. Jones, The Later Roman Empire, Bd. 1, 1964, 41, spricht von „his new system". 183 H. Bengtson, Griechische Geschichte, 523. 18-! D. Medicus in: Der Kleine Pauly, Bd. 1, 1964, 1423. 185 Kornemann in: RE, Bd. 4, 2, 1901, 1810. 186 Dazu N. V. Pigulevskaja in: ropoJ:J;n J:J;epeBHll B BnaaHTnu B IV-VII an., Belgrad 1961, 3 (XIIe Congres international des etudes byzantines, Rapports I). 187 D. Claude, Die byzantinische Stadt im 6. Jh., l\Iünchen 1969, 121. 188 Vgl. indiesemSinneetwaAristot. Pol.1276b: "Ean xotvwv!oc-rt~-lpt6At~,fo-rt Sexotvc.>v(oc 7t0AtTWV. 189 Wie etwa Xen. Kyr. paid. 8, 2, 28 (400 W. Gandl-J. Peters). 190 C. du Fresne-du Cangc, Glossarium ad scriptores mediae et infimae Graecitatis, 1194. 191 H. l\Ienge, Griechisch-deutsches Schulwörterbuch, Berlin 1906, 498. 192 H. G. Liddell-R. Scott, Greek-English Lexicon, Bd. 2, 1434. 193 A. J. Festugiere, Antioche paicnne et chretienne, 96. 194 E. A. Sophocles, Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods, Memorial Edition New York 1893, 903. 195 Ebenda. 196 G. W. H. Lampe, A Patristic Grcek Lcxicon, Bd. 4, Oxford 1965, 1114. 197 E. Legrand, Nouveau dictionnaire Grec moderne - Fran9ais, Paris 1882, 722. 198 Formulierung von I. M. Tronskij, l1cTop1111aHTll'III0fi Jil!TepaTyphl, Leningrad 19573, 318. 199 A. Mauersberger, Polybios-Lexikon, Bd. 1, 2, 1961, 454; G. J. Bratianu, Byzantinische Zeitschrift 37, 1937, 89f. 200 E. A. Sophocles, Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods, 355f. 201 Euseb. Praep. ev. 14, 25, 9 (Euseb. 8, 2, 328f. K. Mras). 202 G. W. H. Lampe, A Patristic Greek Lexicon, Bd. 2, 1962, 449. 203 Ebenda Bd. 4, J 965, 1044. 204 Ebenda 1113f. 205 Ebenda 1114. 206 Ebenda. 207 Nachweise bei H. Volkmann in: Der Kleine Pauly, Bd. 1, 1964, 1482.

1664 208 209 210 211

Johannes Irmscher

E. A. Sophocles, Greck Lexicon of the Roman and ßyzantine Periods, 356. R.. Browning, Thc Journal of Roman Studios 42, 1952, 19. G. Ostrogorski, Dzieje Bizancjum, 79. E. A. Sophoclcs, Greck Lcxieon of the Roman and Byzantine Periods, 355; G. W. H. Lampe, A Patristic Greck Lcxicon, Bd. 2, 341. 212 G. Bratianu, Byzantinische Zeitschrift 37, 1937, 94. 213 E. A. Sophocles, Greek Lexicon of the Roman and Byzantine Periods, 156; G. W. H. Lampe, A Patristic Greek Lexieon, Bd. 2, 343. 214 E. A. Sophoeles, ebenda 356. - Andererseits heißt natürlich S1J[.LO't'txov, r.).'ij-8-os: bei Michael Psellos, Chronographia 2, 83 E. Renault, das de1· cruyY.A1J't'tY.1J 't'&~is:und dem cruVTocyµoc cr't'poc't'tc.:mx6v gegenübergestellt wird, nichts anderes als „Je peuple", wie der Editor richtig übersetzt; irrig spricht P. Charanis, Byzantinoslavica 12, 1951, 148 von „einer neuen demokratischen Tendenz" bei Psellos, dessen Adelsstolz H.-G. Beck, Byzantinische Zeitschrift 58, 1965, 20 mit Recht betont. 215 Das Faktum der oströmischen Großstadt unterstreicht H.-G. Beck in: Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte in Europa, Stuttgart 1966, 321. Zusätzlicher Nachweis der Existenz von Demen in Ägypten neulich durch E. Wipszycka, Byzantion 39, 1969, 180ff. (zum Gegenstand bereits Y. Janssens, Byzantion 11, 1936, 514). 216 H. G. Beck, ebenda 322 - ebenso wie schon vor ihm G. Manojlovic, Byzantion 11, 1936, 687 - sp1·icht von verfassungsmäßigen Rechten; doch nennt er selbst ebenda 347 diese Verfassung eine ungeschriebene! 217 Ch. Dich], Byzantion 1, 1924, 201. 218 H.-G. Bcck in: Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte in Europa, 330. 219 Ebenda 346f. 220 A. P. D'jakonov in: BirnaHrnficmrfi c6opmrn, 171. 221 Ch. Diehl, Byzantion 1, 1924, 201ff. 222 Zur Sache H. Wilsdorf in: Lexikon der Antike, 161. 223 G. H. Bock, in: Untersuchungen zur gesellschaftlichen Struktur der mittelalterlichen Städte in Europa, 349. 224 Exemplifiziert durch G. llfanojlovic, Byzantion 11, 1936, 373ff. Richtig in diesem Zusammenhang L. Brehicr, Le moncle byzantin, Bel. 2, Paris 1949, 181: ,.Bien qu' absolu en droit, Je ponvoir imperial etait lie vis-a-vis de ses subjets par des contnmes et des nsagcs plus forts quc des lois". 225 Zitiert nach A. P. D'jakonov in: Buaanrn!lc1mti c6opmrn, 171. 226 So schon G. l\fanojlovi6, Byzantion 11, 1936, 669. ßlo, Koclrro).t't'tcrµ6,,Bel. 3, Athen 1949, 11. 227 Idealisierend .Kouxou).e,, Bu~ocVTtvwv 228 E. Kirsten, Die byzantinische Stadt, :München 1958 (Berichte zum XI. Internationalen Byzantinisten-Kongreß, Bel. 5, 3); weniger rigoros urteilt F. Dölger, Ilocpoccmop&, Ettal t!l61, 113f. 229 Man denke nur an die Gegenüberstellung von Hellenen und Barbaren, etwa Thouk. 1, 3, 3 (1, 15 0. Luschnat). 230 J. Irmscher in: Studia patristica, Bd. 10, hrsg. von F. L. Cross, Berlin 1970, 184. 231 F. Dölger, Byzanz und die europäische Staatenwelt, Ettal 1953, 77ff.; vgl. auch W. S. Thurman, Klio 52, 1970, 463. 't"ij, 'E).).&Soc;,o. 0. 1958, 26f. 232 Ile't'po, Poüao,, Bo~-&1J[.LOC veoc,LO"'t'Op(ocs: 233 A. P. D'jakonov in: Bnaanrn.iicmtli c6opmm, 177. In bczug auf Barbaren gebraucht,

Die hellenische Polisideologic und die Byzantiner

1665·

will lll]µoKp- führen (1./) und vo11 dort zur(kk zu rrvou c..lem1h•r Fnlh•n zu /liiuft, Nn tfaß lllllllllt~hr d.a~ t•rste \\"ort b.,Et, ,lit• l1't•iti•1· lesbar winl.

Tafel 45

•--Ausfluß Bild 25 zu S. 1809

Der Wassertelegraph

des Aineias

Zwei Gefäße mit Abflußöffnungen 0 von absolut gleichen Abmessungen sind ,·ersites Zrichcn wieder ~Pstop11t. An t.lcr Eirn,inktiefe. lst für die J~mp• fangsstelle der von der Auf~abestation gemeinte llnc·hst»l,e (oclcr die Codc-NaBli~Prwar.

Bild 32 zu S. 1811 Gebrannte Form zum Einpressen von feuchtem Ton für die stereotype Gefäßformung. um 350 v. u. Z. Anstelle der indi\·icluellen Formgebung auf der Töpferscheil,e benutzte die Epoche der Poliskrise bereits die Preßform in gtoßem r"mfang mit einem mehr oder weniger figmen.rekhen, sPlteu auf rein dekorative Elemente be• schränkten Relief. Dadurch veränderte sich aber auch der Igleitrrnlen r HHtirmrn hrlugt 1h•m l\lt>ister nt\ll seinrn Gehilfc>n [nicht nher der Gehilfin] Siegeskräuzo - für die gc:luugP11e 1lerstt>llung von tmH'htvoll l,1•maltru C.roßg-C"f:'\ß:1 kann nun in übertragener Bedeutung auch eine „geistige Herrenlosigkeit", das

Epikureismus und Epikureertum

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heißt eine Zügellosigkeit meinen, und von dieser Bedeutung her gibt es eine Brücke zum griechischen Namen Epikuros, weil die Stammkonsonanten sich teilweise decken, und zur Philosophie Epikurs, dessen Lehren als Quelle der Zügellosigkeit galten. Und von hier aus, von der Identifizierung von Epikureismus und ip!:lil kommt der Stamm dann auch zu der Bedeutung „zum Gottesleugner werden". In abgeschwächter Bedeutung heißt der Stamm auch noch „Einwände erheben", und vielleicht gibt es für diese Bedeutung - so meint Ben Yehuda - noch eine dritte Quelle, nämlich eine ähnliche Verwendung des Stammes im Assyrischen, doch dem nachzugehen, würde hier wohl zu weit führen. Wir haben es hier mit einem interessanten Vorgang der Sprachgeschichte zu tun: Die Bedeutungsinhalte eines griechischen und eines semitischen Stammes sind zusammengeflossen, so daß bei dem griechischen „Apikoros" immer auch der Sinn des semitischen ip!:i, ,,ausschweifen", mitschwingt und bei ip!:i und seinen Ableitungen an den Typus, wir dürfen wohl formulieren: an die Phobie des Apikoros gedacht wird. Volksetymologien sind, auch wenn sie durchschaut, das heißt als falsch erkannt wurden, nicht einfach abzutun. Sie gehören zur geistigen Realität und sind in der Lage, Wirkung auszuüben, indem sie einem Begriff seine Farbe verleihen. Der Sprachgebrauch zeigt uns, daß der Apikoros einen Typus repräsentiert, der mit emotionaler Ladung abgelehnt wird, da er Inbegriff des Greuels ist. Die wohl markanteste Stelle, die diese Behauptung stützt, finden wir im biblischen Sündenfallsbericht nach dem Jalkut Schim'oni 32 (I Nr. 25 zu Gen. 3, 1). Wir lesen dort: ,,Und die Schlange war listig. In Verbindung mit Kohelet 1, 18: ,Denn nach der Größe der Weisheit ist die Größe des Grams'. Entsprechend der Größe der Schlange war ihr Fall. Sie war listiger als alle Tiere des Feldes, und sie wurde von allen verflucht. Sie war doppelköpfig (tmliip'i = Stxopcroc;);stand aufrecht und hatte Füße: sie war ein Apikoros. Sie glich einem ,~l." In dem angeführten Zitat wird die Schlange als Apikoros bezeichnet. Nach dem Gesetz der Transitivität der Implikation gilt, was von der Schlange prädiziert wird, folglich auch für den Apikoros. Also ist er „doppelköpfig". Die hebräische Bezeichnung o,o,ip'i stellt eines der vielen griechischen Lehnwörter im Hebräischen dar, das in der griechischen Literatur vornehmlich von den Lexikographen (Pollux, Hesychios, der Suda und anderen) verwendet wird. Wenn auch nicht den Terminus S(xopcroc;,so doch das Bild von der Doppelköpfigkeit als Symbol für Verranntheit oder Verwirrung finden wir im Proömium des Lehrgedichtes von Parmenides. Fr. 6, 5 (Diels-Kranz) warnt der Denker aus Elea vor den S[xpotvoL,die Irrlehren vertreten und dadurch die Erkenntnis der Wahrheit erschweren (gemeint sind Heraklit und seine Anhänger). Es stimmt gut mit den Bestimmungen der Schlange zusammen, die Tahnud und Midrasch geben, wenn wir ihre Doppelköpfigkeit nicht wörtlich, sondern, an den griechischen Sprachgebrauch angelehnt, als Irrlehren verbreitend auffassen. Das wäre durchaus vereinbar mit ihrer Listigkeit. darf man wohl kaum als Kamel verstehen - das gäbe keinen guten Sinn-, sondern als den Buchstaben Gimel {l), der die Schlangengestalt stilisiert wiedergibt (aufrecht, auf zwei Füßen stehend). Zu beachten ist, daß das l nur

,~l

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Welskopf, Bd. 4

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einen Kopf hat, so daß wir 010,,p,, nicht wörtlich nehmen dürfen, sondern in der übertragenen, vom Griechischen her geprägten Bedeutung verstehen müssen 32R. Warum, so muß man fragen, wird die Schlange als Apikoros hingesteiIU Die Antwort gibt uns der Midrasch Genesis Rabba 19 (Theodor 171): Die Schlange des Sündenfalles sei ein Apikoros, weil sie am göttlichen Wort zweifeln lehre. Das Gotteslästerliche ist also W csensmerkmal des Apikoros. ·wir müssen annehmen, daß dieses Merkmal auch die Apikorsim im ursprünglichen Sinne des Wortes, das heißt die sich zu den Lehren Epikurs bekennenden Juden in hellenistischer Zeit, kennzeichnete. \Ver waren diese jüdischen Epikureed Leider findet sich keine einzige Belegstelle, in der ein jüdischer Epikureer namentlich erwähnt würde. Aber wir wissen, daß die epikureische Philosophie in den wohlhabenden Kreisen Alexandrias Eingang fand und von dort auch nach Jerusalem hinüberstrahlte. ,,Man fing auch hier an zu grübeln und sich über die Lehre des Judentums hinwegzusetzen. Diese Grübelei hätte vielleicht zur Denktätigkeit geführt, wenn nicht die häßliche Zwietracht in den Kreisen der Emporkömmlinge sich zu den angenommenen Untugenden gesellt hätte. " 33 In dieser kurzen Bemerkung erschöpft sich das, was Graetz zu unserem Problem zu sagen hat. Immerhin ist bemerkenswert, daß von Emporkömmlingskreisen die Rede ist, wenn auch über diese Andeutung hinaus nichts Genaueres gesagt wird. Daß die jüdischen Epikuranhänger Parvenüs waren, deckt sich mit unseren Vermutungen, da ja auch die griechische Anhängerschaft Epikurs sich aus Emporkömmlingen rekrutierte und über die entsprechende Ideologie verfügte. Es liegt nahe, daß emporgekommene, sich assimilierende Juden am ehesten Zugang zu Parvenükreisen fanden, mit denen sie nicht die Tradition, aber die Traditionslosigkeit gemein hatten. Das wäre eine rein soziale Erklärung für die Tatsache, daß Juden in hellenistischer Zeit, wenn sie sich vom Judentum abwandten, eben zum Epikureismus und zu keiner anderen philosophischen Richtung tendierten. Hinzu kommt, daß die epikureischen Lehrmeinungen sich auf Grund ihres hedonistischen Inhaltes bestens als Rechtfertigungsideologie für Abwendung von der Tradition und Hinwendung zum angenehmen Leben eigneten. Epikurs Lehre wurde mißverstanden, und das durchaus planmäßig: Ausschweifendes Leben bedurfte einer Rechtfertigung, die die pervertierten Lehren Epikurs zu liefern geeignet waren. Übertriebene Genußsucht ist immer typisch für Leute mit Nachholebedarf, also für soeben Arrivierte. Als einen solchen Emporkömmling haben wir uns den jüdischen Apikoros vorzustellen. Die epikureische Ethik steht der biblischen in Wahrheit in vieler Hinsicht gar nicht fern; lediglich vergröberter, verfälschter Epikureismus ist mit jüdischem Ethos nicht vereinbar. I!'lavius Josephus hat uns zur Charakterisierung des Epikureers Aufschlußreiches zu sagen. In seinen „Jüdischen Altertümern" wird ein gewisser Pompedius erwähnt. Er wird bezeichnet als „ein Mann von Senatorsrang, der schon fast alle Ehrenämter bekleidet hatte, im übrigen aber ein Epikureer war und deshalb Ruhe und Bequemlichkeit liebte. " 34 Ruhe und Bequemlichkeit - das waren für

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Epikur Bedingungen der eudaimonia. Hier ist wohl noch ein Epikureer im ursprünglichen Sinne des Wortes gemeint und kein Apikoros als negativ zu bewertender Typus. Von tatsächlicher Kenntnis der epikureischen Philosophie zeugt auch eine Passage des 11. Kapitels des 10. Buches. In diesem ganzen Kapitel ist von Daniel die Rede, und wir lesen beiFlavius Josephus: ,,Alle diese Weissagungen hinterließ der Prophet schrütlich auf Gottes Geheiß, damit die, welche sie lesen und ihre Erfüllung beobachten würden, den Daniel ob der großen Ehre bewunderten, deren Gott ihn gewürdigt habe, imgleichen auch, um die Epikureer ihres großen Irrtums zu überführen, die da glauben, es walte im Leben keine Vorsehung, Gott kümmere sich nicht um die menschlichen Angelegenheiten, und es werde das Weltall nicht von einem durch sich selbst glücklichen, unsterblichen und alles überdauernden Wesen regiert, sondern erhalte sich ohne Lenker und Beschützer aus eigener Kraft. \Ver so nach Ansicht der Epikureer des Führers entbehren würde, müßte ja wie ein Schill ohne Steuermann und wie ein Wagen ohne Lenker in seinem unbesonnenen Lauf zum ·wanken gebracht werden, zusammenbrechen und untergehen. Mit Rücksicht auf die Prophezeiungen Daniels scheinen mir also diejenigen sich weit von der Wahrheit zu entfernen, die da meinen, Gott kümmere sich nicht um das Treiben der Menschen. Denn wir würden seine \Veissagungen nicht in Erfüllung gehen sehen, wenn alles in der Welt nur vom blinden Zufall regiert würde. " 35 Hier werden genuine Merkmale der epikureischen Philosophie aufgeführt: daß keine Vorsehung waltet, daß die Welt vom blinden Zufall und nicht von einem göttlichen Lenker regiert wird und daß Gott sich um die Menschen nicht kümmert. Es werden genau die Merkmale hervorgehoben, die auf den Gottesbegrill Bezug haben, so daß hier bereits Epikureismus und Gottlosigkeit identisch werden; das ist ein Übergang zum Begrüfsinhalt von Apikorsuta. Die schroffe Ablehnung der Epikureer mag auch damit zusammenhängen, daß Epikur seinen Kreis als Gemeinde der Heiligen betrachtete und selbst religiöse Verehrung genoß. Es ist zuverlässig überliefert, daß seine Anhänger ihn bereits zu Lebzeiten vergötterten und als soter verehrten 36 - ein Vorgang, der in hellenistischer Zeit durchaus nicht selten war. Nach seinem Tode wurde sein Geburtstagsfest von allen seinen Anhängern mit einem Kultmahl gefeiert; seine Briefe genossen ein Ansehen wie bei den Christen etwa die Briefe des Apostels Paulus. So läßt es sich verstehen, daß die epikureische Lehre noch lange dem Christentum Konkurrenz machte. Der Epikureismus ist nicht nur als ein philosophisches System zu qualüizieren wie etwa das Aristotelische, sondern als Ersatzreligion mit ausgeprägtem Stüterkult. Der dem Epikureismus anhaftende Beigeschmack von Abgötterei mag zu der Abneigung beigetragen haben, die in die Begrüfe Apikoros und Apikorsuta eingegangen ist. Die besondere Schärfe, mit der das Judentum den Typ des Apikoros ablehnte, ist aus der historischen Situation zu erklären: Stand doch bereits der Beginn der Hellenisierung durch Antiochos IV. Epiphanes im Zeichen Epikurs. Die Versuche, den Juden mit Gewalt die Segnungen griechischer Kultur nahezubringen, wurden von einem König vorgenommen, der selbst wohl Anhänger der epikureischen 132*

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Lehre war. Der epikureische Philosoph Philonides hatte sich in Antioehia niedergelassen und wollte es zum Zentrum der epikureisehen Schule maehen. Er war als Philosoph von starkem Einfluß auf Antioehos Epiphanes und auch auf dessen (nominell zweiten) Nachfolger Demetrios I. Soter; aueh als Politiker war er für sie tätig 37 • Antiochos, der in der jüdischen Tradition als Prototyp des Bösen gilt, gegen dessen Hellenisierungsversuche sich das jüdische Volk im Makkabäeraufstand erhob, vertrat ein Griechentum epikureischer Prägung, und so ist die starke Abneigung gerade gegen den Epikureismus, der den Juden als identisch mit griechischer Lebensart erscheinen mußte, nur allzu erklärlich. Umgekehrt ist es wahrschei.nlieh, daß die assimilationsfreudigen jüdischen Kreise zum Epikureismus neigten, die auch sozial für diese Ideologie prädestiniert waren. Zur Zeit des Kaisers Hadrian hatten die römischen Behörden die epikureische Schule in Athen begünstigt und gefördert. Davon zeugen die kaiserlichen Verordnungen aus dem Jahre 12138 • Daher erhielten die Epikureer im gesamten römischen Machtbereich, also auch in Judäa eine besondere Bedeutung. Hadrian aber war derjenige Kaiser, auf dessen Verordnung hin die Talmudschulen geschlossen worden waren. Nach der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstandes glaubte Hadrian den Widerstandswillen der Juden durch Unterdrückung ihres religiösen Lebens brechen zu können. Zwar wurde nicht versucht, sie zur Verehrung der heidnischen Götter zu zwingen, wie das zuvor Antiochos Epiphanes getan hatte, jedoch wurde ein Dekret erlassen, in dem die schwersten Strafen für Beschneidung, Einhaltung des Sabbats und religiös indifferenter Volksbräuche angedroht wurden, vor allem aber für die Beschäftigung mit der jüdischen Lehre. Der Kaiser, beziehungsweise sein Stellvertreter, lenkte, beraten durch abtrünnige Juden, die Wachsamkeit in erster Linie auf Lehrveranstaltungen, die auch am schwersten geahndet wurden, da es klar war, daß dadurch die Juden ins Herz getroffen wurden. In diese Zeit großer Bedrückung wird eine Legende verlegt, von der der Babylonisehe Talmud 39 berichtet: Vor dem Kaiser Hadrian wurde ein Gebärdenstreit zwischen R. Jehoschua ben Chananja und einem Apikoros ausgetragen. Dieser deutete durch eine Geste an, die Juden seien ein Volk, von dem Gott sein Gesicht abwandte. Darauf habe Jehoschua dem Apikoros pantomimisch zu verstehen gegeben, Gott habe seine Hand über das Volk gebreitet. ,Vährend Jehoschua seinen stummen Partner verstanden hatte, konnte dieser die pantomimische Antwort nieht deuten und wurde für die Dreistigkeit, sich in Gegenwart des Kaisers auf einen stummen Dialog einzulassen, ohne dazu eigentlich in der Lage zu sein, abgcfülirt und getötet. Auf Geschichtlichkeit kann die Legende keinerlei Anspruch erheben. Offensichtlich haben wir es hier mit Wunschdenken zu tun; in einer Zeit tiefster Erniedrigung wird als Kompensation für die unerträgliche Wirklichkeit von Sieg und Rettung geträumt. Daß ein Streitgespräch mit Gebärden durchgeführt wird, begegnet mehrfach in volkstümlicher Literatur. Wirkliche Religionsgespräche wurden nicht pantomimiseh, sondern dialektisch ausgetragen. Statt des Wortes Apikoros im gedruekten Text ist eine andere Lesart „Min"

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überliefert. Die Etymologie des ,vortes Min ist unbekannt 40 • Es ergibt sich nun die Frage, was unter einem Min zu verstehen ist und warum - nicht nur an dieser Stelle - die Bezeichnungen Min und Apikoros einfach ausgewechselt werden. In der talmudischen Zeit steht „Min" für Judenchrist, Sektierer (nicht einfach Christ); „Min" hat einen pejorativen Sinn, bedeutet soviel wie „Frevler" und kann daher aus taktischen Gründen dureh „Apikoros" ersetzt werden, obwohl beide Begriffe sich nicht ganz decken: der Apikoros ist Gesetzesleugner, weil er Atheist ist; der Min wendet sieh von der jüdischen Gemeinschaft ab, weil er einen anderen Glauben angenommen hat. ,vir dürfen „Min" für die richtigere Leseart halten, da die Zensur es an dieser Stelle, wie an anderen Stellen, nicht für opportun erachtete, gegen .Andersgläubige zu polemisieren, Christen herauszufordern. Aus diesem Grunde wurde die Bezeichnung „Apikoros" als die harmlosere vorgezogen; anstatt von einem vom talmudischen Standpunkt „Fehlgläubigen" zu sprechen, nannte man ihn einen „Ungläubigen". Das konnte erfolgen, ohne die Darlegung unverständlich zu machen, da der Min und der Apikoros sich von der jüdischen Gemeinschaft abgewandt hatten, beide freilich aus anderen Motiven. Bei dem Gebärdenstreit 41 vor Kaiser Hadrian kann wohl kaum einer der beiden Partner ein epikureischer Philosoph gewesen sein, da Philosophen ihre Auseinandersetzungen in Form des Streitgesprächs auszutragen pflegten, während bestimmte Gesten in Sekten und Geheimbünden eine Rolle spielten. Im selben Traktat Chagiga wird geklagt, wer wohl den Apikorsim, wir müssen auch hier einsetzen: den Minim, nach dem Tode des Jehoschua ben Chananja standhalten sollte. Folgendermaßen lautet die Stelle: ,,Als die Seele des Rabbi Jehoschua zur Ruhe einkehren sollte, sprachen die Rabbanan zu ihm: ,Wer soll nun den Apikorsim (Minim) standhalten 1' Dieser erwiderte (mit einem Zitat aus Jeremia 49, 7): ,Der Rat ist von den Verständigen fort, ihre ·Weisheit verschüttet': sobald der Rat von den Verständigen fort ist, so ist die Weisheit der Welt verschüttet." 42 Eine so große Verehrung genoß Rabbi Jehoschua, weil er versucht hatte, durch seine Vermittlung den Bar-Kochba-Aufstand zu verhindern und Blutvergießen zu vermeiden. Er war es, der stets zum Frieden gemahnt und an dem Bescliluß mitgewirkt hat, nur noch über diejenigen den Bann zu verhängen, die die Tora im ganzen genommen verhöhnen; in bezug auf Einzelfragen sollte Freiheit der Interpretation bestehen. Jehoschua ben Chananja, der Führer der jüdischen Friedenspartei, trat für Toleranz ein; bei ihm war der Mensehheitsgedanke lebendig. Im Traktat Baba batra 43 finden wir seinen Ausspruch zitiert: ,,Die Frommen und Sittlichen aller Völker haben Anteil am künftigen Leben der Seligkeit zu erwarten." Naeh dem Ende der hadrianischen Verfolgungen wurde die Torapflcge offiziell wieder aufgenommen. Eleasar, ein Tannaitc der 4. Generation, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts u. Z. wirkte, äußerte sieh, wie im Talmud nachzulesen ist, über Apikorsuta: sie sei einem steinernen Gewölbe zu vergleichen: wanke ein Stein, so wanke das ganze Gewölbe. Samuel ben N achman bedient sieh eines anderen Bildes; er vergleicht Apikorsuta mit einem Haus voller Stroh: Werde das Stroh auch entfernt, so führe die eingedrungene Spreu doch den Einsturz

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hcrbei 44 • Diese beiden Stellen sind schwer verständlich. Apikorsuta kann hier wohl nur Glaubenszweifel bedeuten: Schleichen sich erst einmal Zweifel ein, so bricht der Glaube bald zusammen. In der Mischna 45 wird von drei Menschenklassen gesprochen, die keinen Anteil am künftigen Leben haben. Das sind diejenigen, die behaupten, daß in der Tora nicht die Auferstehung der Toten gelehrt werde, diejenigen, die nicht daran glauben, daß die Tora vom Himmel sei, und der Apikoros. Im babylonischen Talmud gibt es zu dieser Stepe einen ausführlichen Kommentar (Sanh. fol. 99b-100a), der insofern wichtig ist, als hier nicht nur vom Apikoros ausgesagt wird, daß er keinen Anteil am ewigen Leben habe, sondern als der Begriff des Apikoros näher bestimmt wird, wobei klar ersichtlich ist, daß es sich nicht um einen Anhänger des griechischen Philosophen Epikur handelt, sondern um einen Gottesleugner. Die Stelle lautet: ,,Der Apikoros. Raw und Rabbi Chanina erklärten, darunter sei einer zu verstehen, der einen Schriftgelehrten verspottet; Rabbi Jochanan und Rabbi Jchoschua ben Levi erklärten, darunter sei einer zn verstehen, der seinen Genossen vor einem Schriftgelehrten verspottet. Einleuchtend ist die Ansicht, Apikoros sei derjenige, der seinen Genossen vor einem Schriftgelehrten verspottet, demnach ist unter einem, der der Gesetzeslehre ein freches Gesicht zeigt, derjenige zu verstehen, der einen Schriftgelehrten selbst verspottet; wer ist aber unter einem zn verstehen, der der Gesetzeslehre ein freches Gesicht zeigt, nach der Ansicht, ein Apikoros sei einer, der einen Schriftgelehrten selbst verspottet? - Zum Beispiel Menasche, der Sohn Chiskijas. Manche beziehen dies auf den Schlußsatz: Wer der Gesetzeslehre ein freches Gesicht zeigt; Raw und Rabbi Chanina erklärten, darunter sei einer zu verstehen, der einen Schriftgelehrten verspottet. - Einleuchtend ist die Ansicht, unter einem, der der Gesetzeslehre ein freches Gesicht zeigt, sei einer zu verstehen, der einen Schriftgelehrten selbst verspottet, demnach ist ein Apikoros einer, der seinen Genossen ,or einem Schriftgelehrten verspottet; wer ist aber ein Apikoros nach der Ansicht, unter einem, der der Gesetzeslehre ein freches Gesicht zeigt, sei einer zu verstehen, der seinen Genossen vor einem Schriftgelehrten verspottet? Rabbi Josef erwiderte: Zum Beispiel diejenigen, welche sagen: was nützen uns die Schriftgelehrten, sie lernen für sich selbst und studieren für sich selbst. Abajja sprach zu ihm: Diese gelten ja als solche, die der Gesetzeslehre ein freches Gesicht zeigen, denn es heißt (Jeremia 33, 35): ,Wenn nicht mein Bündnis bei Tag und bei Nacht, so würde ich die Ordnung des Himmels und der Erde nicht gemacht haben'. - Rabbi Nachman ben Jizchak sagte: Dies ist auch aus folgendem zu entnehmen: ,So will ich ihretwegen den ganzen Ort begnadigen' (Gen. 18, 26). Vielmehr gilt derjenige als solcher, der, wenn er vor seinem Lehrer sitzt und ihm eine Lehre aus einer anderen Stelle einfällt, sagt: so haben wir es dort gelernt und nicht sagt: so sagte der Meister. Rabba sagte: Zum Beispiel die Leute im Hause des Arztes Benjamin, welehe sagen: was nützen uns die Schriftgelehrten, noch nie haben sie uns eine Krähe zum Essen erlaubt oder eine Taube verboten." Aus dieser umständlichen Diskussion geht hervor, daß ein Apikoros ein Mann ist, der einen Toragelehrten verspottet oder sich in Gegenwart eines Gelehrten

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über einen Genossen lustig macht und die Rabbinen insofern für nutzlos hält, als sie nichts Neues bestimmen: "\Vas bisher vom Gesetz erlaubt ist, bleibt bei allen Auslegungen erlaubt, wie das Essen von Tauben; und was bisher verboten war - so der Genuß von Krähen -, bleibt weiterhin verboten. Die Rabbinen lernen nur für sich selbst, daher sind sie überflüssig. Das ist eine recht farblose Erklärung des Apikoros, die zeigt, daß dieser Begriff mit epikureischer Philosophie nichts mehr zu tun hat. Interessant ist, daß Raw den Typ des Apikoros in Korach verkörpert sieht, jenem Korach, der mit seiner Rotte vom Erdboden verschlungen wird (Jer. Sanhedrin 10, 1, fol. 27 d). Nun ist aber die Gestalt des Korach, Inbegriff alles Abscheulichen und Sündhaften, mit einem Schreckensnimbus umgeben, zum Klischee des Verworfenen geworden, so daß hier ein Prototyp, nämlich eine Phobie, durch einen ähnlichen erläutert wird. Es ist dasselbe Verfahren, wie es sich bei der Gleichsetzung des Apikoros mit der Schlange des Schöpfungsberichtes zeigt. Als Begründung dafür, daß Korach den Apikoros verkörpere, wird angegeben, daß Korach Moses mit peinlichen Fragen bedrängt habe. Die Fragen waren so gestellt, daß daraus der Unglaube an den göttlichen Ursprung der Tora hervorging, daß ferner die Prophetie des Moses und das Hohepriestertum Arons angezweifelt wurden. Das heißt also, ein Apikoros stellt die Grundlehren des Judentums in Frage. In diesem Sinne konstatiert auch der mittelalterliche jüdische Philosoph Maimonides, als Apikoros sei derjenige Jude oder Nichtjude zu verstehen, der die wichtigsten Lehren der Thora und die Thoralehrer nicht achtet. Maimonides unterscheidet drei Arten von Apikorsim (Hilchot teschuwa 3, 8)46 ; Erstens diejenigen, die im Prinzip bestreiten, daß es prophetische Offenbarung gibt, zweitens diejenigen, die speziell Moses das Prophetentum absprechen, und drittens gibt es Apikorsim, die behaupten, daß das Tun der Menschen Gott unbekannt sei. Auch in anderen späteren jüdischen Schriften - das heißt in nachtalmudischer Zeit wurde als Apikoros bezeichnet, wer über die im Talmud enthaltenen Wundererzählungen spottet. So im 13. Jahrhundert bei Hillel aus Verona (Tagmule haNefesch 26). In all den herangezogenen Stellen haben wir es nicht mit Definitionen des Begriffes „Apikoros" zu tun; es werden lediglich charakteristische Merkmale des Apikoros aufgeführt. Allen diesen Merkmalen ist es gemeinsam, daß sie verschiedene Aspekte des Glaubenszweifels darstellen. Wir hatten eingangs behauptet, daß es jüdische und nichtjüdische Apikorsim gibt. Zu belegen ist diese Behauptung durch eine Passage im Talmud, nämlich Sanhedrin fol. 38b: dort finden wir einen Ausspruch des Rabbi Jochanan: ,,Man widerlege nur den nichtjüdischen Apikoros. Wenn man sich mit einem jüdischen Apikoros einläßt, wird er um so zügelloser." Das Wort „zügellos" ist durch "1j:'El wiedergegeben. Diese Wortwahl ist bemerkenswert, da es sich gewiß nicht um einen Zufall handelt. Hier wird das Zügellossein (pakar) als Charakteristikum des Apikoros angegeben. Es ist unentscheidbar, ob Rabbi Jochanan „Apilrnros" vom Stamm „pakar" herleiten wollte oder „pakar" von „Apikoros" oder ob

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philologische Erwägungen überhaupt nicht angestellt worden sind und wir es mit einem Wortspiel zu tun haben. Eines aber ist einleuchtend: daß der Begriff des Apikoros von zwei verschiedenen Wurzeln her seine spezifische Prägung erhält. Klar ist auch, daß an dieser Stelle die Vokabel „Apikoros" nicht stellvertretend für „Min" stehen kann, nicht nur, weil das Wortspiel dadurch wegfiele, sondern vor allem, weil der ganze Kontext dadurch sinnlos würde. Zwischen einem jüdischen und einem nichtjüdischen J.\,Iin kann deshalb nicht unterschieden werden, weil „jüdischer Min" ein Unbegriff wäre. Denn ein Min ist per definitionem jemand, der aufgehört hat, Jude zu sein, und sich einem anderen Glauben zugewandt hat. Meist handelt es sich bei den Minim um Sektierer, um Judenchristen. Sehr häufig sind in hellenistischer Zeit Gnostiker gemeint. Minim werden stets als unangenehm abgelehnt, während die Nochrim, die Fremden, die meist Christen sind, ohne Ressentiment betrachtet werden. Sehr deutlich zeigt sich das an folgender Talmudstelle (Gittin fol. 45b): ,,Eine Torarolle, die ein Min geschrieben hat, soll verbrannt werden, eine, die ein Nochri geschrieben hat, bewahre man auf." Es bleibt noch zu klären, warum Rabbi Jochanan eigentlich davor warnt, sich mit einem jüdischen Apikoros auseinanderzusetzen: wahrscheinlich deshalb, weil das Ressentiment gegen den jüdischen Apikoros stärker ist, da er vom wahren Glauben zum Unglauben gelangt ist, während der nichtjüdische A pikoros entweder nie einen Glauben besessen hat oder von einer anderen Religion abgefallen ist. Die affektive Ladung, die bei der Diskussion mit einem jüdischen Apikoros im Spiele wäre, könnte es mit sich bringen, daß er beim Versuch einer Auseinandersetzung immer trotziger wird. Mit einem philosophischen Gegner läßt sich sprechen, mit einem Abtrünnigen nicht. Sollte man sich unter dem nichtjüdischen Apikoros, der nicht näher bestimmt wird, einen wirklichen Epikuranhänger vorstellen1 Diese Annahme wird durch nichts gestützt. Was zum Problem der Apikorsuta zu sagen ist, wird lakonisch in den Pirke Awot (2, 14) ausgedrückt: ,,Wisse, was du dem Apikoros zu antworten hast."

4. Epikuros war l:ein Apikoros Daß Epikurs Haircsis über beträchtliches Vermögen verfügte, ist sicher überliefert. Vermögend waren auch die Menschen, die sich zu ihr bekannten. Denn wem sonst hätte der Philosoph als Lebensregel empfehlen können, sich in gefahrlose Muße zurückzuziehcn1 Alle Ratschläge Epikurs zielen daranf ab, Gemütsruhe zu erlangen, um die Fährlichkeitcn der Zeitläufte ertragen zu können; ataraxia ist daher Zentralbegriff seiner Ethik, die gemäß der kynisch-stoischen Tradition am Modell des Weisen exemplifiziert wird. Diese Einstellung, dieses Bedürfnis nach Gemütsruhe ist durchaus zu verstehen als eine Antwort auf die damalige Situation. Dauernde Kriege, allgemeine Unsicherheit, höchst ungemütliches politisches Hin und Her legten den 'Wunsch nach Ruhe nahe. So ist es vollauf begreiflich,

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daß Epikur seinen Weisen nicht in die Politik eingreifen läßt. Der soph6s stürzt sich nicht in den Trubel des öffentlichen Lebens, sondern zieht sich in gefahrlose Muße zurück und verkehrt mit gleichgesinnten Freunden. Ein solches Leitbild kann man nur Menschen anbieten, die es sich leisten können, auf Erwerbstätigkeit zu verzichten. überdies sagt uns die Überlieferung, daß die .Anhänger tatsächlich so gelebt haben, wie es für ihr Ideal, den ·weisen, ausgemalt worden war. Wer eine solche Lebensweise nicht praktizieren wollte, der wird wohl kaum den Weg zu 47 lautet der berühmte den Gärten Epikurs eingeschlagen haben. Acx-&e: ßiwcrocc; Spruch Epikurs. Die Übersetzung „Lebe im Verborgenen" ist recht unplastisch, dem1 es ist nicht gemeint, daß die Vereinsmitglieder sich verstecken sollten. ,,Halte dich raus", ist der Sinn dieser ,vendung, und diese Ideologie ist angemessen für Menschen, die über Vermögen verfügen, die aber, weil sie ja eben bemittelt sind, kein Interesse an gesellschaftlichen Veränderungen haben. Der Weise leiste der Staatsgewalt keinen Widerstand, er ordne sich in die bestehenden Verhältnisse ein, und es sei durchaus nichts dagegen einzuwenden, daß er sich bei Fürsten beliebt zu machen suche, obwohl völlige Zurückgezogenheit die beste Lebenslösw1g darstelle. Die quellenmäßig beglaubigte Tatsache, daß Epikur auch Sklaven an seinem Unterricht teilnehmen ließ, spricht nicht gegen die These, daß seine .Anhängerschaft sich aus wohlhabenden Kreisen rekrutierte, denn die Sklaven machten damals einen großen Teil der Bevölkerung aus und gaben der Wirtschaft das Gepräge. Im dritten Jahrhundert v. u. Z., also zu Lebzeiten Epikurs, war in Griechenland der Lebensstandard sehr niedrig. Die Armut des Landes und die Armseligkeit in den meisten Städten führten dazu, daß die einzige Beute, die die kämpfenden Parteien in den dauernden Diadochenkriegen machen konnten, außer Vieh Menschen waren. Der Verkauf dieser Personen oder die Ausbeutung ihrer .Arbeitskraft trug erheblich zur Bestreitung der Kriegskosten bei. Nicht nur das materielle Leben, sondern auch die Freiheit war gefährdet. Jeder Bürger mußte damit rechnen, eines Tages selbst Sklave zu werden. Zu Epikurs Zeiten waren die Sklaven keineswegs ausschließlich Angehörige fremder Völlrnr und fremder Kulturen, also sogenannte Barbaren. Großenteils waren die Sklaven damals selbst Griechen, also Menschen, die auf der Höhe der griechischen Kultur standen. Die sozialen Kämpfe waren nicht in erster Linie Kämpfe der Sklaven gegen ihre Herren, sondern der Besitzlosen gegen die Besitzenden. Besitzlos war das freie Proletariat, also Landarbeiter, städtische Arbeiter und verarmte Handwerker. Stimmt zu der Prävalenz des nouveau riche in den Gärten Epikurs nicht das Faktum, daß Epikur sich nachdrücklich als einen Autodidakten bezeichnet hat, der eine geregelte Ausbildung nicht genossen und sich sein Wissen selbständig angeeignet hat? Diese von ihm behauptete Traditionslosigkeit sollte wohl seiner „publicity" dienen, denn die Gesamtheit der uns überlieferten Fragmente spricht dagegen. Die Abhängigkeit der Atomtheorie Epikurs von der Demokrits ist augenfällig, und seine Naturphilosophie ist auch nachhaltig von Theophrast beein-

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flußt, dessen \Verke er nicht nur gekannt, sondern systematisch studiert haben muß. Diese Abhängigkeit haben erst neuere Forschungen ans Licht gebracht, nachdem bereits E. Reitzenstein die Aufmerksamkeit darauf gelenkt hatte, daß Epikurs Meteorologie im wesentlichen aus Theophrasts Naturphilosophie geschöpft ist. Ebenso lassen sich zahlreiche Entlehnungen aus den \Verken des Aristoteles nachweisen. Diese Abhängigkeiten sind verschleiert, denn Epikur zitiert seine Anreger nicht; wenn er deren Gedanken übernimmt, bemüht er sich um eine von der Vorlage abweichende Terminologie. Epikuros war kein Apikoros. Zwar leugnete er die Wirksamkeit der Götter, so daß seine Lehren atheistisch aufgefaßt werden konnten, aber sein Hedonismus war vornehm und maßvoll. Aristipp aus Kyrene, an dessen Ethik er anknüpfte, war eher der rigorose Hedoniker, als welcher Epikur galt. Daß der Kampf sich nieht gegen Aristipp richtete, ist darauf zurückzuführen, daß die Wirksamkeit seiner Schule in hellenistischer Zeit längst erloschen war. Epikur ging in seiner Ethik davon aus, daß alle Lebewesen vom ersten Augenblick ihres Daseins die Lust suchen und den Schmerz meiden 48 • Infolgedessen ist es natürlich, die Lust als höchstes Gut und den Schmerz als größtes Übel anzusetzen. Lust zu gewinnen ist also das Ziel des Weisen, des ethischen Modells, denn dadurch wird die eudaimonia erreicht. Der Hedonismus Epikurs bildete in der Antike eine beliebte Zielscheibe für gegnerische Angriffe, die aber ~sofern verfehlt waren, als Epikur nicht die plumpe Sinnenlust, sondern die geistige Lust für das höchst Gut hielt. Zwar weiß Epikur auch den Sinnengenuß zu schätzen, er ist kein Asket, aber er ordnet ihn der geistigen Lust unter 49 • Folglich waren die Angriffe - besonders der Stoiker - im Grunde gegenstandslos, da sich Epikurs Ideal in bezug auf die Lust von dem ihren gar nicht wesentlich unterschied. Hier fochten konkurrierende Institutionen, hinter denen verschiedenartige soziale Kräfte standen, unter dem Vorwand theoretischer Auseinandersetzungen ihre Kämpfe aus. An gegenseitigen Verleumdungen fehlte es nicht, wie wir durch Diogenes Laertios wissen. Epikur hatte gesagt: ,,Wenn wir also die Lust als das Endziel hinstellen, so meinen wir damit nicht die Lüste der Schlemmer und solche, die in nichts als dem Genusse selbst bestehen, wie manche Unkundige und manche Gegner oder auch absichtlich Mißverstehende meinen, sondern das Freisein von körperlichem Schmerz und von Störung der Seelenruhe. Denn nicht Trinkgelage ... machen das lustvolle Leben aus, auch nicht der Umgang mit schönen Knaben und 'Weibern, auch nicht der Genuß von Fischen und sonstigen Herrlichkeiten, die eine prunkvolle Tafel bietet, sondern eine nüchterne Vcrständigkeit, die ... mit allen \Vahuvorstellungen bricht, die den Hauptgrund zur Störung der Seelenruhe abgeben" 50 • Epikurs W eiscr kann auch körperliche Schmerzen ertragen und sogar unter der Folter gHicklich sein, eine nicht neue, schon von Aristoteles angegriffene Vorstellung. Es soll aber damit zum Ausdruck gebracht werden, daß geistige Schmerzen schwerer wiegen als körperliche Übel. Diese Behauptung stützt Epikur, indem er sagt, der Körper leide nur unter gegenwärtigen Übeln, die Seele aber auch unter vergangenen und zukünftigen 51 • Die bloße Sinnenlust könne nie befriedigt

Epikureismus und Epikureertum

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werden, denn sie komme nie zum Abschluß. Das Denken allein könne ein in sich vollendetes Leben hervorrufen. Freilich finden sich keine asketischen Züge; expressis verbis wird gesagt, daß gutes Essen nicht zu verachten sei und daß der ·weise den Reichtum der Armut vorziehe. Epikur selbst hat also ipc, ausschweifen, das so seltsam im Hebräischen und Aramäischen bei Nennung seines Namens mitschwingt, nicht empfohlen. Er warnt sogar vor Üppigkeit und mahnt, zu strenger Selbstzucht, nämlich um des Lustprinzips willen: damit die ata.raxia nicht leide, sei es oft vorteilhafter, auf kleine Lusterlebnisse zu verzichten, wenn man sich durch sie große Unlusterlebnisse zuziehen könnte 52 • Diese Einschränkung finden wir im Grunde in jeder hedonistischen Ethik, so bereits bei Aristipp, dem Kyrenaiker. Ein durch nichts eingeschränkter Hedonismus ist nie von Philosophen vertreten worden, Lamettrie, der überspitzte Formulierungen liebte, vielleicht ausgenommen. "\Ver sich hemmungslos rohen Genüssen hingibt, schreibt in der Regel keine Bücher, wer sich aber ethischen Problemen widmet, beweist damit bereits, daß ihm geistige Lust nicht fremd ist, und berücksichtigt eben diese Tatsache auch in seiner Theorie. Das Ziel für Epikur wie für alle hellenistischen Philosophen war ein ethisches die Erlangung der eudaimonia. ·wichtigste Voraussetzung für die eudaimonia bildet die atarax{a, die innere Ruhe. Diese ist nur zu erreichen, wenn Freiheit von Furcht herrscht. Furcht aber ist die Folge des Vorhandenseins von abergläubischen Vorstellungen. Also müssen die Menschen vom Aberglauben befreit werden, damit sie über die ataraxia zur eudaimon{a gelangen können. Dem Aberglauben kann nur durch eine natürliche "\Velterklärung der Boden entzogen werden. Diese bietet Epikur in seiner Physik. Aus der Tatsache, daß die Physik lecliglich der Ethik als Fundament dienen soll, daß es darauf ankommt, die Welt natürlich zu erklären, gleichgültig, wie dies im einzelnen erfolgt 63 , erklärt sich die gelegentliche Primitivität dieser Lehren, der Rückfall in einen längst überholten Stand der Wissenschaft 54 • Eine solche Lehre ist einleuchtend und bequem handhabbar für Menschen ohne Bildungstradition. Die Mythologie erklärt Epikur für unsinnig: sie habe nur Leid über die Menschen gebracht. Er verwirft alle Formen der Mantik 56 und wendet sich scharf gegen den Vorsehungsglauben, das heißt also gegen die Stoiker, die der pr6noia in ihrer Philosophie einen wichtigen Platz eingeräumt hatten. Auf diese Differenzen spielt offensichtlich Flavius Josephus an und bekennt sich zum Glauben an die pr6noia. Vom Theodizeeproblem her greift Epikur den Vorsehungsglauben an, indem er in modifizierter Form die Frage des Sophisten Thrasymachos wieder aufnimmt: wie könnte die göttliche Vorsehung in dieser Welt walten, in der es so unendlich viel Leid gibt, in der gute Menschen mißhandelt werden und das Laster triuruphiert 56 ? ·wie könnte die Erde um der Menschen willen geschaffen sein, die ja doch nur zu einem kleinen Teil für Menschen bewohnbar ist 57 ? Aber noch von einer anderen Seite her sucht er die herrschenden Göttervorstellungen zu widerlegen: Er hält die Hypothese für unhaltbar, daß es so vollkommene Wesen gibt, die in der Lage gewesen sein sollen, diese hochkomplizierte Welt zu schaffen.

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Allein die Natur war dazu imstande, aber nicht durch einen einmaligen Schöpfungsakt, sondern durch stetige Entwicklung. Ganz folgerichtig hält Epikur die üblichen Formen der Götterverehrung für sinnlos, die Gebete eingeschlossen. Die epikureische Kritik der Götter hat die gesamte antike Götterkritik beeinflußt, vor allem aber ist der epikureische Einfluß auf die Kritik der alten Götter bei den christlichen Apologeten von Bedeutung. Ist es nun eine Inkonsequenz, daß Epikur dennoch den Göttern in seinem Weltbild einen Platz einräumt1 Es ist insofern keine Inkonsequenz, als er gegen die deisidaimonia, das heißt gegen den Aberglauben, kämpft, um damit der eusebeia, der wahren Frömmigkeit, zu dienen, um die wahre Natur der Götter zu erkennen: Die Götter kümmern sich um die guten Menschen und nur um sie, sie lenken nicht die Welt und genießen ein ungetrübtes Glück. Als idealisierte Epikureer führen sie ein seliges Dasein in den Intermundien. Wie bei Homer unterhalten sie sich griechisch und sind miteinander befreundet wie Epikureer. Daß diese Götter anthropomorph gedacht sind, ergibt sich aus der Konzeption: Sie sehen aus wie Menschen, atmen, essen, trinken, aber da sie nicht launisch sind und nicht ins Weltgeschehen eingreifen, braucht man sich vor ihnen nicht zu fürchten wie vor den alten Volksgöttern. Im strengsten Sinne war Epikur also kein Atheist, aber seine Lehre hat objektiv als eine atheistische gewirkt, wie das besonders deutlich an der Rezeption bei Lukrez abzulesen ist. Paradoxerweise hat allerdings Lukrez in seinem Proömium zu dem großen atheistischen Lehrgedicht „De rerum natura" die Göttin um ihren Beistand angefleht. Nach Zellers Darstellung der Götterlehre Epikurs 58 kümmern sich die Götter, die in den Intermundien ein sorgloses, mf1ßiges Leben führen, nicht um Menschen und Dinge. In Epikurs Weltbild komme den Göttern folglich keine Funktion im Weltganzcn zu. Das ist ein atheistisches Weltbild, das Bild einer Welt ohne Götter. Die Götter sind, aber sie wirken nicht. Die Erwähnung der Götter stellt also anscheinend einen konventionellen Rest dar und ist eine Anbequemung an die übliche Meinung der damaligen Zeit. ,,Denn die Aussagen der Menge über die Götter sind keine von Wahrnehmungen abgeleiteten Begriffe, sondern falsche Vermutungen, denen zufolge durch die Gabe der Götter das größte Unglück die Bösen befällt und die größten Segnungen die Guten." Dieses Zitat aus dem Menoikeusbrief ist der Kronzeuge für Epikurs radikalen Atheismus. Es ist unbestritten, daß Epikur anknüpfend an aufklärerische philosophische Tendenzen der Krisenzeit Athens lo:i; -iJµwv,oi'i crße:cr&&v't"oi; 't"&tppoc OC1toß~crewt 't"OcrwµocXOCL't"O1tve:üµocfüocxu-&~cre:'t"tXI wi;XtXÜvoi; &~p.113

Daß das Scelenpncuma sich zerstreue, setzt ein atomares Seelenmodell voraus. In Epikurs Brief an Herodot wird dargelegt, die Seele bestehe aus besonders feinen, den ganzen Körper durchdringenden Atomen, die als das ,;Warme", als Hauch anzusehen seien 114 • ,venn der Körper zugrunde gehe, das heißt, wenn die Atome, aus denen er bestehe, sich zerstreuten, so zerstreue sich auch die Seele115 ,

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denn alle Veränderungen in der Natur beruhten auf Veränderungen der Atomkomplexe116. Die Bezeichnung des logos als Funke in der Bewegung des Herzens geht von der Voraussetzung aus, daß die Seele „feurig" (das heißt das Prinzip der Lebenswärme) ist. ,,Bien des ph.ilosophes grecs, Heraclite, Leucippe, Democrite, les Stoiciens ont enseigne que l'ame est de la nature du feu" 117 , konstatiert Dnpont-Sommer und erkennt richtig, daß in diesem Zusammenhang an epikureische Philosophie angeknüpft wird, denn die Seele zerstreut sich, und das kann sie nur, weil sie aus Atomen zusammengesetzt ist. Nach der Lehre Epikurs ist der vernünftige Seelenteil in der Brust lokalisiert 118,womit des Weisheitslehrers Aussage über den l6gos übereinstimmt. Allerdings entspricht es der communis opi.nio der Griechen ebenso wie der der Hebräer, im Herzen das Zentralorgan zu sehen. Zwar hatte A.lkmaion aus Kroton durch physiologische Studien - er beobachtete die Ausfälle bei Hirnversehrten - das Gehirn als Sitz des Denkens ermittelt und auch beobachtet, daß die von den Sinnesorganen ausgehenden Kanäle (1t6pot) ins Gehirn ruündcn 119 , aber diese Erkenntnisse haben sich nur sehr langsam durchgesetzt; für Aristoteles, Chrysipp und Epikur gilt das Herz . weiterhin als Zentralorgan. Der Vergleich des Lebens mit einer Wolke, der Zeit mit einem Schatten und des pneuma mit flüchtiger Luft in der Rede der &cre:ße:"r:c; begegnet schon früher im biblischen Schrifttum. Schließlich kannten auch entfremdete Juden ihre Tradition und entnahmen ihr Bilder und Redewendungen 120 • Entscheidend für die Interpretation ist jedoch, daß das mit einer Wolke verglichene Leben sich schließlich wie Nebel zerstreut: :w.d-;oÖvoµr.0. 151)2. 1600. 1618-1620. 1630,165. 2112 Apollon Delphinios 634. 899. 911. 912 Ap61lon Jatr6s 634 Apollon Panopios 1221 Apollonios von Pergc 1883 Apollonios von Rhodos 884 Apollonios von Tyana 710 Appianos 590,14. 599,56. 781,94. 782,100.

Namenverzeichnis 782,102. 782,103. 782,104. 795,300. 912,522. 914,541. 915,568. 1295. 1303. 1311. 1313. 1310. 1325. 1337. 1770 Apuleius 1420,60. 1476 Archelaos 1342. 1378 Archidamos II. von Sparta 10. 202,19 Archidamos III. von Sparta 345. 346. 350. 353. 354. 363. 36~ 1911 Archilochos 3. 783,108. 979. 1336,8. 1954. 2175 Archimedes 1693. 1737. 1876,6. 1888,50. 1889 Archinos 1899. 1900 Archytas von Tarent 725,185. 726. 752 753. 755. 1788,4. 1833. 1875. 1879. 1888 Ares 848,46. 1209. 1229. 1230. 1240. 1257. 1260 Ariadne 1235 Arion 1337. 1452 Aristarch von Samos 1693 Aristeides (Athen) 120. 162. 235. 238. 1392 Aristeides von Smyrna 999. 1647 Aristeides Quintilianus 1464 Aristippos 2014. 2027. 2028. 2049 Aristobulos 2073. 2077 Aristodemos 891 Aristogeiton 1133 Aristomachos 1793. 1794,11 Aristophanes 28. 34. 42. 49. 51. 59-61. 63. 66. 69-77. 82. 92. 93. 95-97. 99. 100-104. 109. 111-119. 121. 123.154,30 164. 247. 253. 425,75. 477,138. 478. 481,173. 487. 491. 1099. 1101. 1102 bis 1108. 1112,38. 1113-1116. 1123. 1130. 1131. 1136. 1138,25. 1139. 1148,44. 1149-1151. 1153. 1155. 1157. 1158. 1210. 1212,43. 1220,110. 1251. 1335. 1338,23. 1339,25. 1340-1343. 1345,55. 1346. 1347,66. 1349. 1351,82. 1352. 1353. 1354. 1356,106. 1383.1389. 1410.1418,39. 1431. 1453. 1454. 1457-1450. 1462. 1488. 1540. 1543, 75. 1545. 1546,130. 1547. 1548. 1459,186. 1549,187. 1549,188. 1549,190. 1549,191. 1549,192. 1549,196. 1549,197. 1540,198. 1549,200. 1549,204. 1549,206. 1549,212. 1549,213. 1549,214. 1549,216. 1551,249. 1551,250. 1551,252. 1551,254. 1551,255. 1551,256. 1551,258.

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1551,259. 1551,262. 1551,263. 1551,264. 1551,266. 1551,268. 1551,270. 1551,272. 1551,273. 1551,278. 2551,279. 2551,280. 1551,283. 1551,285. 1552. 1553,319. 1553,320. 1553,323. 1553,324. 1553,325. 1553,326. 1553,327. 1553,328. 1553.332. 1553,333. 1553,334. 1553,337. 1554,338. 1554,340. 1554,342. 1554,343. 1556. 1571. 1579-1583. 1643. 1649. 1651. 1760,105. 1810. 1815. 1915-1917. 1930.1933.1955. 1967. 1991. 2000. 2004.2010. 2025. 2124. 2125. 2152 Aristoteles 33. 48. 49. 53-58. 60-67. 69. 74. 76. 78-85. 93. 95. 96. 98. 101. 108. 110-112. 114. 115. 118. 119. 128,33. 132. 133,6. 133,8. 134,12. 139. 148,2. 149,4. 150,7. 152,21. 154,31. 154,37. 154,39. 155,43. 161,4. 161,5. 161,6. 162. 166. 167,18. 167,20. 168,21. 169,24. 169,25. 175,42. 193,65. 194,76. 199,3. 199,5. 202,19. 203,20. 203,22. 203,23. 204,32. 204,33. 204,34. 204,35. 205,36. 205,37. 205,38. 207,53. 248,25. 251. 254 bis 258. 260. 269-272. 285~289. 294. 296. 298. 308,63. 315. 323. 327. 329. 343. 350. 355. 359. 371. 372. 391-393. 395. 402. 404. 407. 414. 415. 422,66. 424,72. 425,75. 428. 441. 460,5. 461,7. 478,139. 602. 685. 701. 713. 714,84. 721,156. 722, 163. 724. 725. 726. 732-734. 751. 752. 774,3. 776,18. 776,19. 776,21. 776,24. 776,25. 776,28. 831,48. 832,56. 841. 842,13. 849. 856. 857,16. 858. 872. 902-906. 984. 985. 998. 1001. 1005. 1015. 1016. 1025. 1026. 1034,108. 1035, 115. 1091. 1100. 1102. 1109. 1110. 1113. 1116. 1128. 1133. 1134-1136. 1138. 1139. 1154,99. 1156. 1171-1204. 1242. 1291. 1296. 1307. 1322. 1335. 1336. 1338. 1342,36 1343. 1344,47. 1348. 1349. 1354 bis 1356. 1386. 1387. 1416,24. 1416,25. 1417. 1419,52. 1453. 1455. 1456-1459. 1488. 1544. 1547,138. 1549,198. 1549,203 1554. 1555. 1571. 1574. 1576. 1577. 1583. 1642-1646. 1648. 1650,188. 1654,264. 1668-1681. 1693. 1698.1711.1720.1727 bis 1740. 1741,4. 1743-1745. 1751. 1760,105.1790.1824.1827-1835.1839 bis

2272

Namenverzeichnis

1849. 1863-1867. 1875. 1877,12. 1881. 1889. 1899. 1910. 1912-1914.1917. 1920. 1921.1923-1925. 1930. 1932. 1934. 1935. 1941. 1942. 1951-1954. 1959. 1960. 1962 bis 1966. 1969. 1970. 1977. 1980-1982. 2010. 2018-2022. 2048. 2067. 2069. 2089-2118. 2130. 2136. 2137. 2143. 2146-2148. 2152. 2157.2160.2165.2166. 2174. 2175 Aristoxenos710,55. 723,173. 749,353. 752,384 Arrian(os) 298. 304. 436. 439. 443. 444. 447. 450. 452. 669,107. 669,108. 669,109 670,112. 1036. 1049,39. 1295. 1321. 1650,180 Artaxerxes I. 1018. 1042. 1043. 1046. 1047. 1052. 1053. 1056,77 Artaxerxes II. 1027. 1034. 1043. 1044. 1047-1049. 1050,42. 1052. 1053 Artaxerxes III. 349,19. 359. 360. 1035. 1043. 1044. 1047. 1049 1061 Artemidoros von Ephesos 730. 741,292. 742. 755,891 Artemis 631-633. 847. 858. 871. 889. 899. 901. 910. 910,512. 929. 1023. 1209. 1223-1225. 1240. 1250. 1251. 1253. 1260. 1261. 1299. 1541. 1542. 1544. 1545 Artemis Ephesia 632. 633. 635. 927 Artemon 1807,51 Asklepios 847. 848. 1002. 1158. 1210. 1212. 1234. 1243-1248. 1250. 1260. 1524. 1525. 1528. 1529. 1591. 1733. 2051. 2052 Aspasia 1109. 1153. 1643 Assurbanipal 1322. 1324 Assurnasirpal 1807 Astarte, Astara 632. 635. 638. 846. 848,47 Athena 141. 328. 522. 632. 703,11. 737. 848,46. 874. 909. 911. 1142. 1153. 1156. 1209.1214-1219. 1223.1240.1243.1253. 1254.1257. 1306-1308.1384.1385.1386. 1457. 1499. 1501. 1502. 1589. 1590 bis 1592. 1594-1598.1600. 1601. 1623.1624. 1747. 1772. 1812. 1898. 1909,37. 1909,38 Athena Parthenos 1153. 1214. 1215. 1224. 1506. 1597. 1600. 1601. 1747 Athena Promachos 1214. 1220. 1306 Athena Pronaia 909 Athenaios 31. 32. 62. 104,53, 237. 241. 242. 266. 267,57. 285. 318. 329. 350. 369. 370.

371. 372. 418. 441. 487. 651,22. 695,68. 704,16. 708. 712, 69. 712,72. 726,195. 736,272. 749,353. 752,373. 754,393. 775,7. 778,47. 779,58. 779.60. 779,64. 780. 783,108. 794,236. 856,1. 872,168. 878. 883. 903,452. 903,456. 903,457. 904,466. 906,480. 921. 1000, 79. 1001,83. 1006. 1028,75. 1107,17. 1112,37. 1153,86. 1299. 1342,39. 1352. 1355,100. 1355,101. 1453. 1458. 1459. 1766. 2020,5. 2081 Attalos I. von Pergamon 1590-1596. 1598. 1600. 1602. 1603. Attalos II. von Pergamon 1594. 1595. 1598. 1600. 1602 Atticus 1610. 1611 Attis 901,437. 1249 Augustus 297. 1614. 1616-1621. 1627 bis 1629. 1630,165 Avienus 866. 888. 889. 899. 901. 907. 926 Bakchylides 1452. 1489. 1643 Bar-Kochba 2042. 2043 Biton 1808 Boethius 1451. 1459 Brasidas 2. 7-9. 199. 201,14. 205,37. 206,49. 243. 263-266. 288. 1124. 1125. 1395 Brutus 918 Bryaxis 1211. 1235. 1245. 1255. 1305 Caecilius 1571 Caesar 248. 882. 885,296. 892. 899. 906. 913. 915. 917-919.931. 1617. 1618. 1630,165. 1642. 1645. 1691. 1698 Caligula 2072 Catilina 917 Cato der Ältere 55,6. 67. 628. 686. 1429,131. 1434,180. 1434,182. 1435,185. 1614. 1801,28 Ceres 827,29 Chabrias 175-177. 192. 194. 299. 409. 544. 999. 1002. 1006. 1034. 1035. 1914 Chairephilos 467. 486-488. 495. 503 Choirilos von Athen 1353,88 Choirilos von Samos 1379 Christus 2057 Chronos 48. 1945. S. auch Kronos Chrysippos (Stoiker) 1579. 1580. 2067 Chrysippos (Athcner) 38. 465. 466. 476. 479.

Namenverzeichnis 480.482-485.487.491.493.494.495,270. 503 Cicero 258. 298. 308. 315. 323. 404. 707. 716. 741,293. 902. 907. 914. 917. 918. 920. 980. 1147,41. 1155,110. 1171. 1173. 1191. 1192. 1193. 1195-1197. 1203. 1218. 1610. 1611,13. 1611,14. 1611,16. 1611,17.1615.1616.1619,86.1625-1627. 1630. 1650,175. 2051 Clemens Alexandrinus, Klemens von Alexandria 289. 294. 666,36. 668,69. 668,83. 716,102. 716,104. 929,684. 1200. 1255, 430. 1460. 2029. 2030. 2073,146 Columella 55,6. 67. 789. 1797,17 Cornelius Nepos 205,37. 210, 75. 214,91. 215,102. 216,107. 216,108. 238. 240 bis 243. 245-247. 251. 252. 258. 260. 261. 265. 267-273. 301. 304. 318-321. 391-395. 843,23. 998. 1000. 1004,111. 1026,64. 1034,107. 1034,108. 1035,115. 1035,120 Cotta 1196 Curtius Rufus 670. 1300,35 Daniel 1312. 2041 Dareios I. Hystaspis von Persien 665. 1042 bis 1044. 1050. 1052. 1053. 1056. 1056,75. 1062,94. 1146 Dareios II. Nothos von Persien 1018. 1043,8. 1047. 1052. 1053. 1055,73. 1056,77. 1645 Dareios III. Kodomannos von Persien 1300. 1645 Dareios (Athener) 467. 468. 475,114. 476. 482. 485. 493. 501 David von Dinant 1671-1681 Deinarchos 155,44. 184,61. 467. 484. 487. 495. 1575. 1647 Deinokrates 1812 Demades 184. 440. 441,16. 1115,43 Demeter 244. 632. 633. 635. 640. 716,100. 785,152, 842. 844. 846-848. 1144. 1147. 1209. 1213. 1214. 1230-1234. 1240. 1248. 1254. 1258. 1591. 1977 Demeter von Knidos 1214. 1231 Demetrios von Kallatis 666 Demetrios von Phalerou 31. 155. 156. 184. 1082. 1114. 1344. 1355. 1358. 1767

2273

Demetrios Poliorketes 1221,117. 1812 Demetrios I. Soter 2042 Dcmokratia (Göttin) 1258. 1260 Demokrit 49. 58. 69. 08. 986. 1147. 1148,52. 1159,149. 1172. 1196. 1576. 1626. 1645. 1693. 1825. 1829-1832. 1840-1842. 1844. 1847. 1873. 1889. HJ27. 1935. 1939 bis 1941. 2023. 2024. 2047. 2067. 2079. 2121. 2136 Demos 1794. 1795 Demosthenes 30. 32. 33,18. 34. 36. 37-41. 96.100.101.103.115-118.120.123.125. 127. 128. 138,29. 142,44. 144,51. 153,27. 154. 155,44. 155,46. 155,48. 156. 157. 160.166.170.173,36.174.175,42.175,43. 177,47. 177,48. 178. 179-184. 189,10. 192,49. 193. 194,72. 194,76. 194,80. 194,82. 194,83. 200,8. 209, 72. 214,89. 255. 285. 319. 322. 323. 325-327. 329. 339. 341.. 347. 354. 355. 356. 358. 360. 361. 363-366. 370. 407-409. 435. 436. 439-441. 449. 460. 461,6. 461,14. 463. 466,38. 467. 470. 471. 478,86. 473-475. 477,131. 478. 481-485. 487. 491. 493. 495. 496. 502. 503. 521,6. 521,7. 522 bis 524. 525,43. 525,44. 525,45. 525,46. 525,50. 527,60. 588. 591. 592. 712. 751. 871. 987. 988. 1000. 1003,96. 1003,98. 1003,100. 1004,110. 1004,111. 1005. 1006. 1007. 1034,108. 1034,111. 1035,113. 1035,115. 1105. 1106,13. 1107. 1122. 1132. 1134. 1158. 1159,147. 1338,23. 1339,26. 1344. 1349-1351. 1352,84. 1352,85. 1353. 1354. 1548,167. 1549,200. 1549,208. 1549,215. 1550. 1551,278. 1551,283. 1551,285. 1551,286. 1551,289. 1551,290. 1552. 1553. 1571-1575. 1578. 1579. 1583. 1641. 1644. 1645. 1647. 1648. 1765. 1766. 1790. 1797. 1802. 1915. 1918. 1919. 1925 Diagoras von Melos 1154. 1155 Diana 910 Didymos 1033,98. 1572. 1575 Dikaiarchos 707. 708,36. 713,78. 872. 1476. 1792, 7. 1792,8 Dio Cassius 917,580. 1210,23 Diodoros Sikeliotes 12. 19. 52. 93. 168,21. 177,47. 190. 191. 192,39. 192,46. 192,47,

2274

Namenverzeichnis

193. 201,15. 203,20. 203,21. 203,22. 203,23. 204,26. 204,27. 204,30. 205,36. 206,45. 206,48. 207,52. 207,53. 207,55. 207,57. 208,58. 208,61. 208,62. 209,63. 209,70. 210,74. 210,75. 212,83. 213,86. 214,87. 214,88. 214,90. 214,91. 215,96. 215,97. 215,98. 215,99. 215,102. 216,104. 216,106. 216,107. 216,108. 217,110. 217, 112. 217,113. 236-238. 240-243. 245 bis 248. 250-252. 254-256. 258. 260, 261. 263. 265. 267-277. 287. 288. 294. 295. 297-309. 311-327. 329. 338-369. 371. 376-379. 381. 382. 384. 387. 389 bis 395. 401. 404. 436. 439-443. 446. 449. 450-452. 525,52. 575. 591. 595. 596. 602. 611. 614. 615. 616. 624. 626. 665,24. 667,65. 668,81. 669,100. 670. 671,125. 671,128. 671,132. 671,134. 671, 136. 671,137. 672,139. 672,140. 686. 695, 70. 707. 708. 709,50. 710. 711,58. 712,71. 714,83. 716,102. 720. 720,150. 722,168. 723. 724,180. 726,192. 730-734. 736. 742. 744. 746,331. 746,336. 746,337. 748,349. 748,350. 749. 751,363. 751,365. 751,366. 751,367. 752,374. 754,389. 754, 390. 755. 775,7. 775,12. 775,13. 775,15. 775,16. 776,17. 776,18. 776,19. 776,20. 776,21. 776,23. 776,28. 777,29. 777,30. 777,31. 777,32. 777,33. 777,35. 777,38. 780,74. 781,91. 781,93. 781,97. 782,99. 783,113. 783,120. 783,121. 783,123. 783,124. 783,125. 783,126. 783,128. 783,129. 783,130. 794,296. 830,45. 831,48. 842,19. 842,20. 842,22. 843. 844,31. 844,32. 846. 847. 849,57. 881. 883. 904,466. 912,522. 915,568. 928. 988. 997. 998.1002.1003,100.1004-1006.1018,15. 1024,51. 1024,59. 1025. 1026. 1028,75. 1028,76. 1030,83. 1030,84. 1032,95. 1032, 96. 1033,98. 1033,99. 1034. 1035. 1045. 1080. 1154,93. 1295. 1354. 1458. 1591,19. 1593,44. 1771,148. 1803. 1806-1808. 1918. 1939-1941. 2020. 2136 Diodotos 462. 4 73. 482. 488,209. 502 Diogeiton 462. 4 73. 488,209. 502 Diogenes von Apollonia 1155. 1378. 1644. 1645. 1840 Diogenes von Sinope 69. 1982

Diogenes Laertios 69. 291. 402. 708. 715,91. 716,102. 716,103. 716,106. 717. 721,159. 726,190. 726,191. 732,240. 752,380. 572, 384. 929,684. 1152,76. 1153. 1154. 1155, 106. 1173. 1420,54. 1476. 1554,346. 1987. 1989. 1990. 1993. 1997. 1998. 2012-2014. 2020,4. 2022. 2030. 2034. 2035. 2048. 2049,52. 2049,53. 2049,54. 2049,55. 2053,66. 2056,74. 2059,82. 2063,94. 2063,98. 2066,112. 2066,114. 2066,115. 2067. 2068,125. u. 126. 2069 Diognetos 1812 Diokles von Karystos 1814. 1865 Diomedes 1384-1386. 1511-1519. 1521. 1526. 1527 Dion (Athener) 38. 477. 491 Dion von Syrakus 753. 754. 755. 1550 Dion Chrysostomos 558. 559. 568. 573. 1219,102. 1382. 1384. 1385. 1386. 1480,34 Dionysios von Halikarnassos 113. 128. 404. 685,14. 686. 687. 704,16. 709. 718. 719, 122. 719,123. 719,125-136. 719,138. 719,140. 719,141. 720,143. 720,144. 720, .146-148. 720,152. 720,153. 721. 722. 741,300. 742,310. 743,315. 748. 751,367. 751,368. 754,393. 774,3. 775,16. 781,94. 781,98. 828,32. 830,45. 1453. 1462. 1647 Dionysios I. von Syrakus 248. 249. 273. 311. 313-315. 319. 324,90. 381. 391. 412. 413. 418. 451. 532,25. 541. 700. 709. 711. 713. 720. 721. 723. 744. 745,326. 749-753. 755. 780. 781. 830. 831. 845. 846,37. 890. 1458. 1480. 1729. 1752,55. 1803-1809 Dionysios II. von Syrakus 700. 712. 714. 715. 720. 721. 726. 750. 753-755 Dionysios Pcriegctcs 900 Dionysodoros 467. 468. 485. 486. 489. 490 Dionysos 322,S4. 323. 631. 703,11. 849. 928. 1144. 1147. 1149. 1209. 1210. 1217. 1218. 1233. 1234-1236. 1239. 1240. 1250. 1254. 1257. 1260. 1292. 1299. 1300. 1336-1338. 1340. 1341. 1350. 1353. 1354. 1356. 1399. 1403. 1404. 1451. 1452. 1523. 1544. 1598. 1601. 1616. 1977 Diopeithes von Sunion 1763 Dioskurides 1094. 1752. 1823 Diotimos 469. 470. 479. 502. 728

Namenverzeichnis Diotimos von Euonymon 1763 Diphilos 468. 481. 1352. 1755,70. 1762. 1767 Douris von Samos 242. 265. 266 Eirene 1257. 1258. 1541,20 Ekphantos von Syrakus 1833 Elektra 1377. 1386 Empedokles 721,159. 1170. 1416,17. 1576. 1644. 1645. 1825-1829. 1834. 1840 bis 1842. 1844. 1847. 1855. 1864. 1970. 2059 Ennius 741,293 Epameinondas 176. 194. 215-217. 240. 300. 310. 319-321. 340. 341. 378. 381. 390. 526. 1001 Ephialtes 150. 161. 164. 166. 235. 469. 727. 1958 Ephoros 242. 244. 246. 252,32. 258. 260. 261. 270-272. 308. 348,17. 355. 369. 391. 394. 404. 713. 732,242. 742,311. 776,17. 845. 1154. 1582,56 Epicharmos 1337. 1418,42. 1420. 1429 Epikrates 1812 Epiktet 1413,5. 1413,6 Epikur 1159,149. 1172. 1173. 1186. 1204. 1576. 1831. 1981. 1982. 2019. 2022 bis 2032. 2035-2041. 2044. 2046. 2047 bis 2064. 2066-2069. 2079-2082. 2102. 2116. 2136 Epimachos 1812 Eratosthenes 841 Erechtheus 1376. 1504. 1513 Eris 1257 Euagoras von Zypern 173. 409. 411. 412. 1032-1034. 1048. 1127. 1322. 1654,264. 1749. 1749,43 Euboulos (Athener) 141. 155. 170. 176 bis 178. 180. 527 Euboulos (Dichter) 1107. 1110. 1114. 1117. 1346,58. 1920 Eudoxos von Knidos 1789. 1879. 1881. 1887-1889. 2113 Euhemeros 1291. 2078 Eukleides (Archon) 166. 167. 522. 1521. 1523. 1899 Eukleides (Mathematiker) 1876. 1881. 1883. 1885 Eukleides von Megara 1582,56

2275

Eumenes I. von Pergamon 1590-1592. 1597. 1602 Eumencs II. von Pergamon 1591. 1594. 1595-1597. 1599. 1600. 1602 Eunus 1197 Euphorion 726,195. 1685-1687 Euphranor 1211,36. 1216. 1219. 1220. 1223. 1258. 1260 Euphronos von Sikyon 376. 378-388. 391 Eupolis 1107. 1113. 1251. 1345,55. 1354,92. 1399. 1582,56 Euripides 28. 46. 49. 53. 54. 56. 59. 70. 71. 73-77. 117-119. 123. 241. 247. 263. 316. 412. 422. 598,49. 620,65. 778,47. 1100. 1106. 1115. 1121-1123. 1128 bis 1131. 1148. 1150. 1154,105. 1206. 1212,43. 1248,356. 1335. 1341. 1342. 1344. 1345. 1352. 1354. 1356. 1372. 1373-1375. 1376,26. 1376,27. 1377-1379. 1382 bis 1387. 1399. 1402-1404. 1413. 1416,21. 1416,22. 1418,38. 1450. 1452. 1453. 1459. 1461. 1462. 1504. 1541,21. 1545. 1546. 1547,150. 1548,182. 1549,188. 1549,192. 1550,225. 1551,270. 1553,326. 1571. 1578-1581. 1583. 1643-1645. 1703. 1744,14. 1793. 1967. 1975. 2010. 2025 Eusebios von Caesarea 665,9. 1022. 1651, 201. 2073,146 Eustathios 555,6. 871,158. 900,428 Euxenippos 1767 Favorinus 1578. 1579. 1581 Festus 741,293 Frontinus 276,82. 299. 378. 666,40. 667,58. 668,85. 781,89 Galen 1356,111. 1671. 1673. 1752. 1832. 1852,1. 1865. 1866 Gallienus 1142 Gellius 175,42. 258. 857,13. 1350,77. 1354. 1625. 1432,165. 1434,180 Georgios Synkellos 1643. 1644 G!aukon 1788 Gorgias 289. 291. 298. 404. 451. 1401. 1457. 1458. 1462. 1492. 1493. 1915. 1927. 1930. 1931. 1933. 1963. 1968. 1972-1974. 1982. 1995. 2013 Gregoras 1654. 1655

2276

Namenverzeichnis

Große Mutter ➔ Magna Mater Gylippos 203,20. 203,21. 204. 238. 263. 264. 267. 274 Hades 1230. 1236. 1255. 1258. 1403. 1404 Hadrian 720. 1356,108. 2042. 2043 Hagnias 1797 Hammurabi 1315. 1323 Hannibal 782. 790,240. 795. 835,72. 835,78. 841. 843. 847-850. 913. 914 Harmodios 1133 Harpalos 179. 182. 183. 467,50 Harpokration 36. 100,38. 325. 326. 329. 469,63. 480,168. 691. 1000. 1572. 1647 Hebe 1214. 1227 Hegestratos 467. 482,174. 483. 491 Hekabe 1129. 1130. 1374. 1378 Hekataios 622. 665,15. 684,11. 686,17. 1085 Hekate 1158,138. 1159. 1234. 1248. 1251 bis 1254. 1260. 1261 Rektor 1130. 1485 Helena 1148. 1313. 1579. 1685. 1686-1688 Helios 634. 635. 848,46. 1089. 1154. 1235. 1314 Hellanikos 685. 687,34 Hephaistos 632. 1209. 1217-1220. 1223. 1240. 1254. 1514,48. 1747. 1772. 1977 Hera 243. 266. 744. 794,284. 833. 847. 848. 1209. 1210. 1213. 1214. 1216. 1223. 1224. 1229. 1231. 1240. 1260. 1501. 1542. 1597. 1601 Herakleides (Bankier) 466. 492,243. 493. 495. 523. 525. 527 Herakleides Lembos 716,102. 716,103 Herakleides Pontikos 714,84. 721. 732,240. 775,7. 1173. 1358. 1456. Herakles 70. 408. 631. 632. 634. 635. 737. 842. 846-848. 908. 911. 927-929. 971. 1089. 1300. 1301. 1302. 1307. 1321. 1383.1385.1387.1390.1570.1597-1599. 1722. 1970-1973. 2080,153. 2123 Herakles Monaikos 928 Heraklit 1128. 1200. 1378. 1643-1645. 1416. 1825. 1826. 1840. 1970.2039.2067. 2160. 2161 Hermes 842. 847. 849. 874. 928. 1149. 1209. 1231,203. 1234. 1235. 1237-1240. 1250. 1257. 1260. 1261. 1299. 1390. 1514,48

Hermes Chthonios 1159. 1239 Hermippos von Smyrna 716,106 Hcrmogenes 1745,26 Hermonax 1385 Herodianos 847,49 Herodikos von Selymbria 1851. 1858 Herodot 161,4. 161,6. 163. 203,20. 205,37. 206,47. 263. 285. 338. 339. 410. 422. 554. 555. 555,4. 556. 556,9. 557. 559. 562. 565. 573. 576. 577. 665,22. 665,24. 667 ,51. 695,70. 722. 724. 727,205. 775,9. 783,112. 826,23. 828,32. 845. 847. 857. 863. 909. 980. 994,15. 994,16. 994,18. 996. 1033,98. 1050. 1051,48. 1085. 1121. 1122. 1127. 1137. 1138. 1143,19. 1144,20. 1146. 1206,2. 1220,107, 1244,303. 1310. 1318. 1337. 1386,21. 1539,7. 1546,151. 1546, 156. 1548,165. 1548,169. 1549,200. 1556. 1641,38. 1643-1646. 1771,148. 1792. 1816. 1817. 1935. 2108. 2161 Heron 1808 Herondas 1245,334 Herophilos 1814 Hesiod 48. 53. 61. 117. 147. 1143. 1144. 1169. 1170. 1190. 1207. 1243. 1356. 1743,10. 1792. 2020. 2143. 2160. 2175 Hestia 1209. 1210,23. 1212. 1260 Hesychios 96. 266. 725,187. 726,197. 730,227. 738,284. 787,203. 826,20. 1136. 1254,412. 1337,13. 1352,84. 1452. 2039 Hesychios TI!oustrios 1643. 1647 Hieron I. von Syralrus 420. 421. 423. 425. 426. 728. 878 Hieronymus 931,704. 1643 Hiketas von Syrakus 1833 Hipparchos 161. 725,187. 1522 Hippasos von l\Ietapont 1824. 1825. 1840. 1875. 1877-1879 Hippias 1927. 1930. 1932. 1936. 1963. 1972. 1973. Hippokrates von Chios 1873. 1874 Hippokrates von Kos 1148. 1149,56. 1244. 1644. 1645. 1671. 1673. 1745. 1752. 1813-1816. 1852-1855. 1864. 1865 Hippolytos 1094 Hipponax 608 Hipponikos 1761 Homer 147. 559. 906,475. 980. 1092. 1093.

Namenverzeichnis 1100. 1106. 1120. 1129. 1143. 1144. 1149. 1169. 1170. 1176. 1197. 1206. 1207. 1210. 1229. 1238. 1243. 1296. 132:!. 1356. 1416,21. 1457. 1484. 1485. 14S7,2. 14S9. 1571. 1578. 1584. 1600. 1692. 1743,10. 1799,24. 1954. 1961. 2050. 2134 Horaz 1103. 1614,37. 2030 Hortensius 1195 Hygieia 1244. 1245-1247. 1260 Hyginus 857 Hyperbolos 19. 20. 165. 238. 241. 477. 481,173. 487. 491. 1102. 1397 Hypereides 32. 34. 37. 41. 78. 160. 166. 167. 179. 180. 182-184. 255. 258. 436. 439. 441. 467. 479,149. 4S7. 1105,12. 1107,16. 1575. 1647. 1767 Hyperochos von Kyme 718 Jamblichos 708. 710. 723,173. 752,383. 774,3. 775,10. 775,11. 1192. 1194. 119,5. 1877. 1878 Jambulos 2020 Jason 1129. 1374. 1504 Jason von Pherai 68. 174. 191. 215. 285. 295-314. 317. 322-324. 327. 329. 341. 399. 400. 412. 426,78. 451. 1351,82. 1932 lbykos 1541,21 Jeremia 2043. 2044 Jesaja 2029,17. 2063,93. 2066 Jesus von Nazareth 2002. 2043,40 Ion 53. 76. 1376 Ion von Chios 1175 Jordanes 667,58. 668,81. 668,91 Josephos 1644. 2032-2034. 2040. 2041. 2049.2070. 2072 Iphigenie 1374. 1376 Iphikrates 155,43. 173,35. 174. 175-178. 193. 318. 1000. 1001. 1003-1005. 1007. 1035. 1914 Iris 1209. 1500. 1501. 1507. 1541 Isaios 34. 40. 96. 99. 103. 116. 120. 126 bis 128. 155,44.155,45. 1112. 1117. 1551,276. 1551,277. 1552,292. 1553,319. 1575. 1647 Ischomachos 34. 125-127. 470,68. 1107. 1109. 1553 Isidor von Sevilla 931,707 lsokrates 33,18. 34. 39. 49. 63. 76. 95. 112. 113. 116. 122. 127. 128. 155,43. 155,44.

2277

173. 174. 178,49. 189,12. 192,47. 194,85. 195. 199,5. 200,9. 203,22. 203,24. 203,25. 205,3S. 207,53. 208,58. 209,64. 209,65. :!09,72. 210,75. 210,76. 216,104. 237. 240. 242. 245. 249. 255. 258. 260. 286,5. 291. 297. 298. 301. 303. 304. 321. 325. 342. 360. 361. 376. 385. 391. 402. 403-414. 418. 421. 427. 451. 462. 469. 472. 474. 486. 491,239. 500. 521. 522,12. 524,35. 591. 592. 841. 849. 1027,70. 1030,85. 1033,103. 1034,108. 1117. 1123. 1124. 1127. 1131. 1132. 1135. 1146,31. 1157. 1158. 1175. 1296. 1326. 1413,7. 1478. 1531. 1550,244. 1550,245. 1552,301. 1571. 1573. 1574. 1576. 1583. 1646. 1647. 1654,264. 1749. 1912. 1913. 1915. 1916. 1919. 1920. 1925. 1959. 1974. 2137 Istar 1313. 1314 Julian 1642 Justinian 1643. 1651. 1652 Justinus 238. 240-242. 252. 258. 260. 264. 265. 269. 318. 326. 327. 329. 342. 343. 345-349. 351. 353. 356. 358. 365. 366. 371. 436. 439. 440. 442. 443. 444. 446 bis 449. 452. 665,34. 666,38. 667. 668. 669. 670,113. 670,120. 672,140. 708. 712, 72. 722,169. 723. 741,292. 751,369. 752,374. 755,402. 846,371. 857. 858. 907. 908. 911.912.913,533.915.920.921.932.1045. 1294. 1325 Kadmos 1174 Kalamis 1213,54. 1221. 1225. 1235. 1238. 1243. 1255 Kallias (Archon) 299. 1761. 1934. 1972 Kallias (athen. Metoiken-emporos) 463. 479,160. 493. 522 Kallias (Ingenieur) 1812 Kallikles 1147.1787.1955.1959.1962.1963. 1969. 1972. 1992. 2068 Kallikratidas 49. 52. 168. 207. 264. 274. 275 Kallimachos 329. 1213. 1225. 1356,122. 1506 Kallisthenes 1310 Kallistratos 170. 173-177. 192. 215,100. 1343,44. 1765,131. 1769,145 Karneades 1193. 1196. 1197. 1203. 1600 Kastor 1313

2278

Namenverzeichnis

Kephisototos der Ältere 1216. 1224,141. 1257. 1258. 1259. 1541,20 Kephisototos der Jüngere 1245 Kimon 1. 2. 15. 110. 148-150. 162. 235. 239. 1795 Kinesias 1149. 1454. 1457. 1458 Kleanthes 2022. 2116 Klearchos 208,58. 208,59. 251. 274-277. 412,32. 1792,8 Kleisthenes 148. 149. 161. 162. 235. 236. 252. 1120. 1121. 1145. 1337. 1338. 1452. 1918 Kleomenes (Finanzminister) 489. 490. 503 Kleomenes III. von Sparta 272,69 Kleon 1. 2. 3. 7-9. 152. 163. 164. 235. 1345,55. 1391. 1392. 1395. 1396. 1397. 1549. 1913 Kleopatra 1616 Kleophon 1763. 1913 Klytaimnestra 1130 Kohelet 2039. 2057-2061. 2064-2066. 2069. 2081. 2082 Konon 173. 174. 178. 189. 192. 20!J,67. 409. 526. 1749. 1913. 1914 Konstantin 1094 Kore 1230. 1232. 1234. 1248. 1258. Kore-Persephone 1209,21. 1213. 1230 bis 1234. 1251. 1258 Kotys I. 984. 994. 999. 1000. 1001-1008 Kratinos 1345,54. 1383. 1400. 1402. 1452 Kreon 1383 Kreusa 1376 Kritias 152. 171. 233. 256-258. 288. 291. 293. 1113. 1147. 1929. 1933. 1075. 1!l77. 1991-1993. 2122. 2126. 2154. 2162 Kriton 121. 128. 2013 Kronos 846-848.1170. 1172. S. auchChronos Ktesias 1018,13. 1028,76. 1045. 1085 Ktesibios 1737 Kybele 901. !l28. 1248. 124!l. 1260 Kyros der Ältere 1132 Kyros der Jüngere 100. 203,21. 207. 208. 251. 264. 27:3. 276. 288. 2!l1. 2!l4. 295. 303. 534,51. 1024. 1025-1027. 1029. 1047. 1052. 1132. 1133. 1545. 1548. 1015 Lachcs 10. 15. 21 Lakritos 474. 480-482.

486. 500

Laktanz 2057 Lampis 38. 466. 477. 479. 483. 491. 495. 502 Leoehares 1211. 1222. 1230,198. 1235,249. 1236,262. 1258 Leokrates 110,6. 166. 477. 498. 1107,16. 1111. 1115 Leto 887,309 Leukippos 986. 1829-1831. 1840-1842. 1844. 1847. 2023. 2067 Leukon 461. 467. 477,131. 495. 1105 Libanios 467,54. 471. 1295. 1301. 1304. 1318. 1319. 1321. 1640. 1641,37. 1541,42. 1641,46. 1641,48-50. 1642 Liber 827 ,29 Libera 827 ,29 Livius 736,269. 741. 742. 752,374. 754,393. 755,402. 781,94. 782,102. 782,103. 782, 104. 782,105. 783,129. 784,135. 795,299. 795,300. 795,301. 795,303. 830,45. 889, 336. 910. 914,543. 914,546. 914,547. 914,548. 914,549. 914,550. 916. 972,11. 1244,305. 1610,10. 1614,36 Lucanus 1678 Luci!ius 741,293 Lukrez 1940. 1941. 2040,57. 2050. 2051. 2054. 2057. 2059,80. 2059,81. 2059,82. 2136 Lukianos 666,41. 1220,114. 1295. 1313. 1314. 1326. 1493,1 Lykophron 685. 686. 728,212. 1963. 1064. 1980 Lykurg (spartan. Gesetzgeber) 259. 262. 1544. 1654. 1718 Lykurg (athen. Redner) 110,6. 118. 155. 166. 170. 180-182. 255. 430. 477. 496. 408. 500.1107.16.1111.1114.1115.1117. 1157. 1258. 1338,10. 1353. 1355. 1356. 1358. 1575. 1647. 1755,70. 1767. 1901. 1921 Lysandl'r 51. 134. 169. 203,20. 203,21. 204. 205,37. 205,38. 207. 209. 210. 252. 258-276. 291. 1024. 1025. 1028. 1029. 1255. 1515. 1552. 1936 Lysias 18. 32. 34. 36. 40. 03. 95. 101-103. 104,53. 111-113. 110. 120. 123. 125. 127,32. 128. 152,18. 155,44. 166. 170.

Namenverzeichnis 171. 173. 210,74. 210,75. 212,82. 251. 252. 255. 258. 260. 267. 269. 451. 460,5. 462. 463. 469. 473. 477,136. 478. 479. 487. 488,209. 489. 492. 494. 524,39. 524,40. 592. 732,241. 74S. 781,98.1149,60. 1344,48. 1458. 1545,101. 1549,200. 1549,217. 1550,235. 1551,264. 1551,285. 1551,286. 1551,288. 1552,291. 1552,301. 1552,304. 1552,306. 1553,333. 1574. 1575. 1647. 1900. 1912. 1913. 1918. 1919 Lysikleides 1519-1521. 1525-1527 Lysimachos 572. 653,56. 669,102. 669,104. 670-672. 989. 1293. 1312. 1324. 1590. 1600. 2051 Lysippos 1208,18. 1211. 1220. 1221. 1229. 1230. 1259. 1599. 1610,8. 1626 Lysistrate 1401. 1547 Ma von Kappadokien 632. 635 Macrobius 558. 559. 670,114. 1423,69 Magna Mater 846. 1159. 1248 Malalas 1295. 1304. 1308. 1317. 1318. 1321. 1327. 1643. 1653 Mani 2043,40 Marduk 1310 Marius 917 Mater Matuta 910,505 Maussollos 194. 1034. 1035. 1048. 1589,3 Medea 1129. 1374. 1504. 1505 Medousa 1318 Meidias 1353. 1539,8. 1539,9. 1541,18. 1544,79. 1546 Melanippides 1444. 1457. 1458 Menander 28. 34,24. 35. 37. 1092. 1094. 1116. 1134. 1335. 1345. 1346,59. 1354. 1356,108.1382.1389.1410.1416,22.1417. 1418,40. 1418,41. 1418,42. 1418,43. 1418,44. 1420-1422. 1427. 1428. 1435. 1440. 1571. 1580-1583. 1649. 2024 bis 2026. 2157 Menelaos 1130. 1131. 1378. 1484. 1485 Mencstratos 1252,406 Menon 285. 291. 294 Metagenes 778,47. 780,74 Metrodor 2051 :Milon 917 Miltiades 162. 251. 408. 980. 993. 1386. 1392. 1703

'2279

Mithradates VI. Eupator 1616 Mithras 1315 Mnesitheos von Athen 1864 l\foschion 324 Moses 2045. 2073. 2075 l\Iousaios 1159 Naevius 1432,165 Nemesios von Emesa 716,105 Nemesis 1257. 1519-1521 Neoptolemos 1383-1387 Nero 899. 1352,86 Nestor 693. 1384. 1484 Nike 848. 1217,88. 1256. 1257. 1300. 1302. 1303. 1505-1510. 1521. 1530. 1539,9. 1541. 1542. 1597. 1601. 1624 Niketas Choniates 1653,24 7 Nikias 1. 3. 5. 6. 9. 10-12. 14-16. 18-22. 32. 38-40. 151. 154. 164. 210. 211. 235. 238. 241.477. 1917. 1920 Nikoboulos 39. 466. 470. 471. 474. 475. 479. 491,239. 501. 503 Nikokles 1750 Nimrud 1807 Octavian ➔ Augustus Odysseus 1129. 1130. 1218. 1374. 1383 bis 1387. 1487. 1511. 1515. 2168 Olympiodor 1476 Onesikritos 1092 Onomarchos 326. 327. 342. 343. 345. 346. 349-359. 361. 366. 368. 369. 370,51. 371 Orest 1130. 1378. 1385. 1598. 1599 Orosius 918 Orpheus 1159 Osiris 1255 Ovid 329. 668,91. 778,47. 1420,60 Paionios 1505. 1506-1510. 1530. 1539,9. 1601 Pamphilos 467. 468. 476. 482. 485. 493. 501 Pan 928. 1239. 1243. 1250 Pantainetos 39. 470. 475. 1756. 1762 Paris 1148. 1383. 1386. 1546,122. 1579 Parmenides 715. 716. 1170. 1644. 1645. 1826. 1828. 2039. 2077. 2132

2280

Namenverzeichnis

Parmeniskos 467. 468. 481. 485. 486. 489. 490 Parmenon 466. 467. 477. 493 Parthenios von Nikaia 891. 927 Pasion 33. 39. 125. 177. 463. 470,68. 471. 473. 481,173. 487. 491. 492. 499. 500. 521. 523. 524. 527 Patroklos 1353. 1484 Paulus 2029. 2030. 2041. 2066 Paulus Alexandrinus 1090 Paulus Diaconus 741,293 Pausanias von Sparta 203,20. 205,37. 259. 268. 269. 272. 389 Pausanias (Schriftsteller) 192,47. 201,25. 203,20. 204,30. 207 ,55. 209,67. 209, 70. 210,73. 210,74. 215,97. 241. 243. 265. 268. 269. 273. 298. 318. 319. 327. 338. 339. 342-351. 353. 354. 356-359. 362. 365,40. 366. 368. 370. 371. 378. 389. 439. 441. 450. 555,6. 577. 578. 672,140. 672,141. 694. 695,69. 724,176. 725,183. 744,320. 857. 909. 1002. 1019,19. 1133. 1151,69. 1210. 1212,47. 1213,56. 1213,59. 1214,60. 1214,62. 1214,63. 1215,70. 1215,70a. 1215,71. 1215,73. 1216,80. 1216,84. 1218,92. 1218,94. 1219,104. 1221,121. 1221,123. 1222,126. 1223,134. 1224,141. 1224,149. 1225,157. 1225,158. 1227,170. 1228,179. 1229,186. 1229,190. 1229,195. 1235,242. 1235,243. 1235,244. 1237,269. 1238,276. 1238,277. 1243,300. 1243,301. 1243,302. 1244,303. 1244,304. 1244,309. 1244,311. 1244,321. 1244,322. 1245,328. 1245,330. 1245,331. 1245,332. 1246,345. 1248,360. 1249,370. 1251,396. 1252,397. 1252,406. 1253. 1255,421. 1257,437. 1257,443. 1258,447. 1258,448. 1259,463. 1259,464. 1259,465. 1259,468. 1260,473. 1260,474. 1260,475. 1295. 1301. 1304. 1305. 1306. 1307. 1320. 1356,108. 1451. 1459. 1461. 1473. 1480. 1500. 1502. 1505. 1516. 1520,58. 1598. 1601 Peisistratos 149. 161. 246. 258. 993. 1143. 1337. 1338. 1355. 1641. 2093 Pelopidas 300. 317. 318. 320. 321. 323. 1550 Penia 96. 1102 (,,Armut"). 1407 Perdikkas 461. 1004 Perikles 1. 3. 9. 10. 11. 15. 96. 110. 111.

113. 114. 121. 126. 132,1. 136. 150. 151. 152. 154.156. 157. 162-165. 167.203,20. 235. 236. 242. 243. 252. 253. 472. 473. 541. 587. 665,31. 728. 731. 732. 733. 738. 777. 1017. 1019. 1099. 1109. 1117. 1122. 1125. 1138. 1144. 1145,28. 1146. 1152. 1153. 1154. 1199. 1210,24. 1338,19. 1355,105. 1400. 1404. 1452. 1455. 1475,8. 1516. 1521. 1639. 1641. 1643. 1703. 1800. 1807,51. 1911-1914. 1936. 1945. 1957. 1958. 1972. 1976. 1993. 1996.2002.2003. 2012.2013. 2122. 2161. 2164 Persephone 1228. 1230. 1251. 1260. tauch Kore-Persephone Perseus 1307. 1318 Petronius 707 Phaidon 2013. 2014 Phainippos 1762 Pharnabazos 208,59. 243. 247. 252. 268. 274. 275. 447. 534,54 Pheidias 1145,27. 1153. 1154. 1206. 1210. 1214. 1215. 1221. 1230. 1238. 1245. 1256. 150~ 150R150~ 1516 151~ 1525. 152& 1535. 1592. 1600. 1626. 1627 Pherekrates 75. 1110,32. 1454. 1457. 1458 Pherekydes 687 Philetairos von Athen 1103. 1104. 1114. 1115 Philetairos von Pergamon 1298. 1589 bis 1591 Philinos 843 Philipp II. von Makedonien 52. 89. 95. 172. 178-181. 194. 261. 307. 309. 325-329. 341. 354. 355-358. 361-366. 370. 371. 413. 435-443. 445-454. 484. 566. 666. 667. 668,81. 669. 671,130. 672,146. 984. 986. 987-989. 993. 997. 1003-1008. 1049,38. 1132. 1134. 1301. 1303. 1322. 1350. 1354. 1355. 1459. 1594. 1599. 1767. 1802. 2137. 2153 Philistion von Lokroi 1814. 1864 Philistos von Syrakus 701. 742,311. 1803. 1808 Philodem 1157,130. 2041,36. 2051 Philoktetes 1383-1387 Philolaos von Kroton 1833. 1875,4 Philomelos 342-354. 357. 366. 368-371. 400

Namenverzeichnis Philon von Alexandria 1659,173, 1737. 1748. 1750,50. 2028. 2061. 2070-2082 Philon {Architekt) 1802. 1803 Philon von Byblos 847 Philonides 2042 Philopoimen 1461 Philostratos 288. 291. 404. 716,102. 1343,43 Philoxenos 1457. 1458. 1460 Phormion 33. 38. 39. 465. 466. 473. 475,117. 476. 477. 480. 481. 483-485. 487. 491. 492. 501. 502,294. 521,7. 523. 527 Photios 266. 297. 323. 324. 730,226. 1457. 1643,67. 1646. 1647. 1654,264 Phrynichos {Komiker) 1401. 1409 Phrynichos (Oligarch) 238 Phrynichos (Tragiker) 1342 Phrynis 1454. 1457. 1460 Pindar 775,12. 842,12. 911. 1146. 1243. 1248. 1255. 1452. 1474,7. 1486. 1487. 1489. 1579. 1703. 1930. 1933 Platon 35. 49. 51. 53. 55. 56,7. 57. 63. 65. 66. 67. 70. 73. 83. 96. 109,3. 116. 120,17. 128. 154,38. 172. 204,30. 210, 76. 258. 260.288.291.402.404.407.409.412.414. 415. 418. 422. 425,75. 427. 428. 521,5. 710,54. 753. 1033,98. 1104. 1106,13. 1107. 1108,27. 1109. 1110. 1113. 1114. 1117. 1123. 1131-1133. 1136. 1138. 114 7. 1150. 1151. 1152, 72. 1152, 74. 1152,75. 1153,82. 1153,84. 1154. 1155 bis 1157. 1158,138. 1159. 1171. 1172 bis 1175. 1180. 1181. 1191. 1201. 1227. 1241. 1250. 1296. 1310. 1321. 1323. 1335. 1337. 1343. 1348,67. 1354. 1376. 1406. 1409. 1453. 1455. 1456. 1458. 1461. 1466. 1475 bis 1477. 1531. 1549,197. 1549,198. 1549,199. 1549,200. 1549,206. 1549,208. 1549,210. 1550. 1551,283. 1553,335. 1554,340. 1554,342. 1571. 1574. 1576. 1583. 1640. 1643-1647. 1656. 1671. 1678. 1679. 1697. 1703. 1704. 1737 bis 1739,2. 1740,22. 1746. 1747. 1751. 1757. 1760. 1765. 1772,132. 1787-1789. 1802. 1814. 1817. 1822-1824. 1826. 1828. 1829. 1833-1835. 1840. 1842. 1863 bis 1868. 1875. 1876. 1884. 1888. 1910. 1915. 1916. 1919. 1922. 1923. 1925. 1927 bis 1934. 1936-1941. 1944-1946. 1949 bis

2281

1955. 1958-1963. 1966. 1969-1971. 1973-1976. 1981. 1986-1995. 1997. 2013.2019. 2020. 2072. 2074. 2075.2089. 2095.2102.2105.2109. 2112. 2117. 2119. 2121-2136.2153.2157.2161.2163.2165. 2175 Plautus 1094. 1389. 1420,53. 1423-1425. 1427-1430. 1431,153. 1431,154. 1431, 155. 1431,156. 1431,159. 1432-1435. 1436,198. 1436,199. 1437-1440. 1759, 101. 2025 Pleistoanax (Sparta) 8. 9-14. 16. 203,20 Plethon 1656 Plinius der Ältere 296. 308. 371. 665,11. 668,91. 685,15. 686,24. 778,47. 779,60. 780,75. 780,77. 780,79. 781,94. 784,284. 827,19. 828,32. 864,82. 879. 881,272. 888,328. 932,716. 1210,23. 1215,71. 1215,72. 1216,80. 1216,83. 1216,85. 1216,86. 1220,112. 1220,113. 1222.129. 1224,141. 1228,180. 1230,198. 1233,220. 1235,250. 1236,259. 1245,332. 1245,333. 1246,344. 1252,406. 1259,464. 1305. 1493,1. 1544. 1549,207. 1570. 1609. 1610,8. 1610,9. 1626,128. 1626,129. 1626,132. 1628. 1630,165. 1630,168. 1743,9. 1750,49. 1771. 1794,11. 1797. 1798,22. 1801. 1817. 1823 Plotin 1094. 1679,57. 2076. 2079 Plouton 1230. 1236. 1258. 1260. 1404 Ploutos 71. 1232. 1234. 1258. 1259. 1967 Plutarch 8. 15,27. 16,34. 19-21. 38. 93. 96. 97,22. 99. 102. 109-11. 117. 120. 127. 128. 148,2. 149,6. 151. 154,31. 154,32. 161,4. 162-164. 168,21. 183,57. 184,60. 192,39. 192,41. 194,81. 202,18. 202,19. 203,20. 203,21. 203,22. 203,23. 204. 205,36. 205,37. 206,45. 207,55. 207,57. 208,58. 209,70. 210,74. 210, 76. 214,90. 215,102. 234. 236-249. 251. 252. 254. 255. 258. 260. 261. 264-275. 277. 293. 295. 297. 298. 300. 308. 315-321. 323. 324. 338. 339. 340. 350. 351. 361. 368. 387. 391. 392-395. 436. 439. 441. 443. 448. 452. 472. 473. 577. 578. 587. 590. 653,62. 666,41. 672,140. 714,83. 715. 716,104. 719,138. 726,189. 730,226. 734,258. 747,342.

2282

Namenverzeichnis

754,390. 774,3. 775,16. 777,34. 777,35. 781,93. 844,31. 903. 917,573. 1001,83. 1004,104. 1005,125. 1017. 1018,15. 1019,21. 1021. 1022,40. 1024,51. 1025,62. 1026,65. 1028,77. 1029,78. 1030,83. 1030,84. 1030,85. 1033,98. 1035,115. 1045. 1144,20. 1146. 1151. 1152. 1153. 1172. 1203. 1216,80. 1255,425. 1310. 1313. 1337,14. 1340,32. 1347,62. 1349. 1350,77. 1352,86. 1353,91. 1355,101. 1356,107. 1356,110. 1356,111. 1382. 1434,182. 1452-1454. 1456-1459. 1461. 1462. 1479,27. 1541,21. 1543,75. 1545,99. 1545,101. 1545,112. 1548,164. 1549,217. 1550,237. 1550,238. 1550,239. 1550,246. 1550,247. 1550,248. 1551,255. 1551,257. 1551,264. 1551,265. 1551,282. 1551,284. 1553,330. 1553,334. 1553,336. 1554,339. 1577. 1601. 1610,8. 1622,102. 1626,127. 1678. 1718. 1745,19. 1746,26. 1803. 1888,47. 1911. 1913. 1915. 1918. 2022,8. 2047,47 Polemon 736,272. 828,32 Pollux 96. 102. 469,63. 787,203. 1337,13. 1451. 1540,13. 1541,21. 1918. 2039 Polyainos 193,65. 193,67. 205,37. 210,74. 268. 273. 276,82. 293. 294. 299. 300. 302. 309. 310. 321. 322. 325. 326. 328. 329. 338. 342. 343. 348. 351. 355. 378. 526,55. 501. 592. 611. 624,105. 666,40. 667,58. 672,140. 695,72. 727,200. 731,234. 742. 744,325. 745. 781,89. 831,48. 997,45. 1003,102. 1027,71. 1030,83. 1030,84. 1032,95. 1033. 1034,108. 1034,111. 1035. 1295. 1352 Polybios 155,46. 189,20. 203,23. 204,30. 317. 318. 355. 370. 439. 441. 447. 449. 452. 461,16. 573. 578. 587,4. 591,16. 505. 596. 650. 652. 657. 668. 685, 686. 710. 712,64. 712,66. 713,75. 713,77. 714. 715. 732,239. 744,320. 705,300. 833,64. 841. 842,20. 842,22. 843. 847. 849. 854,58. 872. 881. 801. 013. 914. 015,567. 1070,33. 1081,50. 1078. 1432,165. 1591,19. 1600. 1647. 1651. 1748. 1809. 1973 Polybos 1853. 1855 Polydames 296. 300-303. 310. 312. 315 Polydeukes 1313

Polyeuktos von Sphattos 1763 Polyidos 1812 Polyklet 1212. 1213. 1244. 1252. 1493 bis 1498. 1514. 1530. 1626. 1627 Polykrates (Sophist) 171. 172. 298 Polykrates von Samos 1134. 1522 Pompeius 892. 917. 918. 919 Pompeius Trogus 242. 260. 436. 442. 443. 666,38. 667. 670,113. 672,140. 857. 932 Pomponius Mela 555,5. 888,328 Porphyrios 741,293. 775,11. 1094. 1476 Poseidon 631. 848,46. 1158. 1209. 1219 bis 1221. 1223. 1230. 1240. 1253. 1399. 1529. 1597 Poseidonios 264. 727. 727,199. 858,20. 881. 883. 904,466. 906. 921. 927. 1197. 1413,6. 2064. Praxiteles 623. 631. 1207. 1208,17. 1214. 1216. 1220. 1222. 1224. 1226-1228. 1233-1237. 1239. 1241. 1242. 1259. 1260. 1599. 1600 Priamos 1485 Priap 1795. 1800 Prodikos 1133. 1147. 1155. 1545. 1547. 1927. 1930. 1967. 1970. 1971. 1976. 1977. 2080 Proklos 1250,381. 1457 Prokne 1500-1505 Prometheus 1399. 1689. 1705. 1720-1723. 1938. 1747,27. 1772 Properz 1620 Protagoras 53. 69. 98. 410. 732. 733. 986. 1146. 1147. 1150. 1151. 1153. 1154. 1173. 1197. 1772. 1861. 1915. 1927. 1929. 1932. 1936-1947. 1949-1955. 1963. 1966. 1969. 1970. 1973. 1974. 1977-1982. 1989. 2120. 2121. 2125. 2127-2130. 2135. 2163. 2164. 2166.2175 Psellos 1651,214. 1655 Pseudo-Dionysios Areopagita 1679 Pseudo-Skylax 573. 687. 784,135. 865,107. 889,336. 912,530. 1085 Pseudo-Skymnos 665,9. 665,13. 668,91. 865,97. 886-888. 889,335. 889,336. 900. 932 Pseudo-Xenophon 37. 39-41. 49. 65. 76. 95. 110. 113,11. 127. 132,1. 150,8. 151. 153. 154. 406. 407. 417. 469,65. 494.

Namenverzeichnis 1113. 1120,2. 1121. 1551,275. 1551,278. 1553. 1556. 1911. 1912. 1917-1919. 2019. 2146.2148.2152. 2154. 2162 Ptolemaios, Klaudios 615. 888,325. 1671. 1876,6 Ptolemaios I. Soter 1308. 1312. 1356,111 Ptolemaios II. Philadelphos 1813 Pyrrhon 1092 Pyrrhos 751. 782. 784,135. 790. 795,298. Pythagoras 708. 736,269. 929,684. 1114. 1644. 1645. 1671. 1873-1875. 1877. 2077. 2116 Pytheas 1750,4 7 Pythia 241. 347. 349. 361. 1997 Pythokles 1767 Quintilian 404. 1354. 1413,6. 1420,60. 1626. 1627 Sallust 917,581 Salomo 2061. 2062. 2064. 2065 Samas 1314. 1315. 1322 Sandon (Sanerges) 632. 635. 638 Sappho 1522. 1600. 1954. 2166 Sarapis 1255. 1256 Satyros 668,81. 1579. 1584 Scipio Aemilianus 881. 914 Scipio Africanus 1432,165 Scipio, P. Cornelius 891. 914 Selene 847 Seleukos I. Nikator 1087. 1088. 1290. 1293 bis 1321. 1324-1328 Seleukos II. 1078. 1079 Seleukos III. 1592 Semiramis 1313. 1314,90 Seneca 258. 872,168. 1383. 1413,6. 1630. 1678. 2116 Scuthes I. von Thrakien 251. 997. 999 Seuthes II. von Thrakien 997. 999. 1000 Seuthes III. von Thrakien 997 Sextus Empiricus 1193. 1196. 1977 Silius Italiens 927 Simon 1993. 2012-2015. 2175 Simonides von Keos 420. 421. 423. 425. 426. 1452. 1930 Skopas 1210,23. 1216. 1220. 1224,141. 1227. 1228. 1230. 1235. 1236. 1245. 1252 Sokrates 63. 76. 171. 236. 291. 402. 404.

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Welskopf, Bd, 4

2283

407. 410. 411. 416. 417. 422. 427. 461,7. 478. 521, 1092. 1109. 1130-1132. 1137. 1138. 1150. 1151. 1153. 1155. 1156. 1184. 1190. 1210. 1250. 1393. 1394. 1549. 1551-1554. 1643-1645. 1675. 1703. 1788.1792.1833.1925.1929.1931-1934. 1937. 1943. 1944. 1946. 1948. 1951. 1953. 1955. 1959-1963. 1970. 1973. 1982. 1985-2002. 2005-2008. 2010-201.5. 2058,77. 2116. 2120-2128. 2130-2133. 2135. 2136. 2162. 2163.2175 Solon 48. 109,4. 135. 147-149. 160. 161. 166. 189. 235. 252. 1144. 1305. 1337. 1353. 1474. 1475. 1696. 1802. 1918. 1945. 1962. 1996. 1997.2002.2003.2090. 2093. 2112.2113. 2145. 2160. 2161 Sophokles 163. 422. 598,49. 1108,28. 1116. 1122. 1151,69. 1206. 1244. 1341. 1344. 1351,82. 1356. 1372. 1373. 1382-1387. 1413. 1417,32. 1418,34. 1418,35. 1452. 1457. 1504. 1541,21. 1548,174. 1644. 1645. 1703 Sostratos 1812 Sosylos 909,498. 914 Spartacus 795,306. 1197. 1703 Speusippos 715,91. 1173. 1574. 1576. 1645 Stephanos von Byzanz 555,6. 601. 608. 780,77. 886,308. 888,323. 891,362. 927. 1035,120. 1459 Stobaios 102. 714. 752,376. 1414,12. 1642 Strabon 313. 338. 340. 361. 362. 443. 554. 574. 587. 601,70. 620. 628. 631. 654,72. 657. 667,58. 672,140. 672,145. 684. 685,16. 686. 693. 703. 706,22. 707. 712,72. 713-716. 717,107. 721. 722. 724,176. 725-727. 728,212. 728,213. 729. 730. 731,232. 732. 734,259. 735. 736. 741,292. 742. 743. 744,320. 744,323. 749. 751,362. 751,368. 752,380. 754,394. 754,395. 755. 776,18. 776,28. 777,29. 777,35. 778,47. 780,75. 780,77. 781,94. 782,105. 783,108. 783,113. 783,115. 783,116. 783,117. 783, 120. 783,125. 783,129. 784,135. 785. 794,283. 828,32. 831,48. 841,3. 858. 866,112. 872. 878. 881. 885. 887. 888,323. 888,329. 889. 891. 892,367. 892,371. 899. 900-902. 903,455. 903,457.906. 908,488. 909,491.910. 911. 913. 916. 917. 919,591.

2284

Namenverzeichnis

919,593. 927. 928. 931. 932. 934. 971,7. 971,8. 978. 1018,22. 1035,119. 1215, 71. 1245,329. 1251,389. 1252,406. 1451. 1590. 1599. 1600. 1748. Straton 1173. 1174. 1762. 1772 Sueton 1382. 1383 Sulla 273. 274. 917. 1356,108. 1577. 1616 Tacitus 574. 933,718. 1382 Tanit 846. 847-849. 880 Tarquinius der Ältere 910 Terenz 1094. 1389. 1420,53. 1420,60. 1423. 1424-1429. 1432. 1433. 1435-1437. 1440. 2025 Terpandros 1451. 1461 Thales 1200. 1822. 1824. 1825. 1840. 1873. 1970 Theaitetos 1879. 1881. 1884. 1885. 1887. 1953 Themistios 1640. 1642 Themistokles 1. 2.149.154. 157.162. 203,20. 235. 253. 298. 408. 727. 775. 783. 1046,28. 1144,20. 1419. 1641. 1703. 1918 Theodoros von Kyrene 1173. 1197. 1884 Theognis 1343,43. 2160 Theokrit 780,74 Theophrast 35. 37. 46. 117. 521,5. 778,47. 842,18. 864. 1146,33. 1156. 1173. 1174. 1183. 1195. 1354,93. 1354,94. 1413. 1414 bis 1416.1419-1422.1424.1440.1582,56. 1600. 1741,2. 1741,4. 1743. 1746,23. 1748. 1757. 1761,118. 1761,119. 1796. 1797. 2024. 2025. 2047. 2048. 2103 Theopompos 242. 244. 252,32. 260. 261. 274. 318. 322,84. 323. 324. 325. 328. 329. 346. 350. 353. 354. 369. 370. 391. 394. 441. 587. 1001,89. 1006. 1035,120. 1106. 1582,56 Theramenes 49. 77. 112. 166. 169. 171. 256. 257. 275. 404. 405,13. 1918. 2093. 2162 Theseus 408. 411. 1121. 1219. 1258. 1260. 1374. 1375 Thespis 1337. 1353. 1358 Thetis 1220 Thomas von Aquino 1668. 1673. 1674. 1681 Thrasyboulos 49. 78. 170. 173. 189. 246.

257. 275. 998. 999. 1032. 1899. 1900. 1913. 1919 Thrasymachos 1323. 1927. 1955. 1958 bis 1962. 1966. 1992. 2049 Thukydides 5,1. 5,2. 6. 7. 8, 12. 9. 10. 11. 12. 14. 15,28. 15,29. 16,33. 16,34. 17. 19-21. 42. 51-53. 96. 99. 108-110. 111,8. 127. 133,3. 133,6. 151. 152. 156,52. 161,3. 161,5. 164. 199. 202,17. 202,19. 203,20. 203,22. 203,23. 204,31. 204,32. 205,40. 206,46. 206,47. 206,48. 206,49. 206,50. 206,51. 208,58. 212,82. 237. 238-246. 248. 254. 255. 260. 263. 264. 274. 275. 285. 286,5. 287. 288. 339. 340. 377. 388. 415. 425,75. 477,132. 592. 665,24. 665,25. 686. 712,66. 724,176. 728. 731. 734,258. 736,272. 746. 747. 748,344. 748,348. 748,350. 781,98. 795,304. 831. 854. 857. 858,18. 909. 934. 978. 994,17. 994,18. 995,20. 996. 997. 998,55. 1007. 1017. 1018,8. 1018,9. 1018,12. 1018,13. 1018,15. 1019. 1020,23. 1020,24. 1020,25. 1020,26. 1020,27. 1020,28. 1021. 1022,36. 1022,37. 1022,38. 1022,40. 1022,41. 1022,42. 1022,43. 1023,44. 1023,45. 1023,46. 1023,47. 1023,48. 1023,49. 1102. 1109. 1117. 1122. 1124 bis 1127. 1130. 1145,28. 1148,49. 1149. 1152. 1539,7. 1554,339. 1556. 1571. 1573. 1577. 1579. 1583. 1644. 1645. 1646. 1652,229. 1703. 1804,39. 1910-1912. 1914.1917.1955.1957-1959. 1961. 1966. 1972. 1975. 1993. 1999. 2003. 2126. 2127. 2149. 2161. 2164 Thukydides von Alopeke 150. 162. 163. 235 Tigranes 1034. 1036 Timagenes 857 Timaios 701. 704,16. 708. 712,69. 716,102. 718. 721,159. 722,169. 725. 728,212. 730. 741,292. 742,311. 751. 752,373. 755. 775,12. 778,47. 779. 780,74. 780,76. 780, 78. 903,456 Timaios von Tauromenion 857 Timarchos 37. 126. 174. 179. 1112. 1245. 1917 Timoleon 368. 391-395. 541 Timomachos 177. 500. 1549

Namenverzeichnis Timophanes 376. 388. 391-395 Timotheos (Bildhauer) 1230,198. 1244. 1245. 1601 Timotheos (Sohn Kanons) 155,43. 174 bis 178. 192. 193. 300. 301. 304. 409. 523,29. 524. 1003. 1004 Timotheos von l\filet 1379. 1454. 1456. 1457. 1459-1461 Tissaphernes 52. 206,51. 208. 238. 274. 534. 542. 1018. 1019. 1021-1024. 1027-1030 Titus 729 Triptolemos 1232. 1233 Tyche ➔ Sachwörter Tzetzes von Pellene 686,20 Uranos 1170 Valerius Maximus 307. 308. 315. 323. 707. 716,102. 781,94. 918,533. 1001,82. 1218,94. 1220,115. 1313 Varro 55. 67. 780,74. 931,707.1625. 1798,22 Velleius Paterculus 743,314. 915,568 Venus 1227. 1313. 1314. 1616. 1618 Venus Genetrix 1225. 1508 Vergil 689. 1382. 1618. 1644. 1692 Vitruv(ius) 778,47. 902. 1091. 1230,198. 1627. 1788. 1789. 1803 Xenokrates 1173. 1600. 1645. 2116 Xenophanes 1110. 1146. 1147,39. 1148. 1156. 1486. 1487. 1825. 1827.1977. 2013. Xenophon 32-35. 38. 40. 42. 47. 49-68. 73. 75-77. 85. 93-96. 99,34. 100. 101. 103. 109. 110. 112-128. 152,23. 154,36. 154,37, 154,41. 155,43. 166. 168. 169. 171,31. 174,36. 178,49. 188,9. 189,10. 189,16. 192,46. 192,47. 192,50. 192,51. 193,66. 194,71. 195. 199,4. 199,5. 200,9. 201,15. 202,18. 202,19. 203,21. 203,22. 204,29. 204,30. 204,31. 204,32. 205,38. 205,39. 205,40. 207,52. 207,54. 207,55. 207 ,56. 207,57. 208,58. 208,59. 208,60. 208,61. 208,62. 209,63. 209,64. 209,66. 209,67. 209,68. 209,69. 209,70. 209,71. 210. 211, 79. 212,83. 212,85. 213,86. 214,87. 214,89. 214,90. 214,91. 215,97. 148*

2285

215,98. 215,100. 215,101. 215,102. 215,103. 216,105. 216,106. 216,108. 217,110. 217,111. 217,112. 217,113. 236. 237.240.242-244.246.248.249.251.255 bis 258. 260. 261. 264. 265. 267. 269. 270. 272,67. 273. 274-277. 286-288. 290. 291. 293-315. 319. 321-324. 340-342. 376-392. 402. 406. 407. 409. 411. 412 bis 419. 421-428. 451. 461,7. 469. 472,86. 473,98. 475,111.478. 525,52. 526. 588,8. 592. 978. 986. 995,23. 995,24. 998. 999. 1005,115. 1022,40. 1024,51. 1024,52. 1024,53. 1024,55. 1024,56. 1024,57. 1025,58. 1025,59. 1025,60. 1025,61. 1026,68. 1027,73. 1028,74. 1028,75. 1028,76. 1028,77. 1029-1031. 1033,98. 1032. 1034,107. 1034,112. 1055,73. 1102. 1106. 1107. 1109. 1113. 1132. 1136 bis 1139. 1153,82. 1153,86. 1156,118. 1156, 124. 1158. 1250,378. 1259. 1310. 1352,84. 1457. 1531. 1540. 1542,37. 1544,89. 1545,90. 1545,91. 1545,92. 1545,93. 1545.94. 1545,95. 1545,96. 1545,102. 1545,103. 1545,114. 1547,140. 1548 bis 1550. 1551. 1552,293. 1552,294. 2552,295. 2552,304. 1552,307. 1552,308. 1552,309. 1552,310. 1552,312. 1552,313. 1553,322. 1553,328. 1553,329. 1553,331. 1553,333. 1554,339. 1554,340. 1554,341. 1554,344. 1554,345. 1571. 1577. 1578. 1583. 1643. 1644-1646. 1650,189. 1703. 1742,11. 1751. 1760,106. 1761,114. 1764. 1766. 1790. 1792.1912. 1913.1915-1922.1925. 1928. 1929. 1942. 1947-1950. 1953. 1954. 1959. 1965. 1976. 1977. 1988. 1993. 1994. 2020. 2107. 2130. 2137. 2157. 2168 Xerxes 149. 208,58. 451. 1042. 1043. 1045. 1046. 1056. 1060. 1320. 1644 Zcnobius 1340,32 Zenon von Elea 1826. 1828. 1855. 1889,53 Zenon von Kition 590. 591. 715. 716. 717. 1416,23. 1644. 1645. 1675. 1749,41. 2019. 2020. 2022. 2116 Zeus 47. 71. 75. 236. 272. 632. 683,3. 712. 744. 848. 1089. 1149. 1150. 1154. 1158. 1169. 1170. 1176-1178. 1209. 1210.

2286

Namenverzeichnis

1211-1 214. 1220. 1223. 1228. 1230 1240. 1241. 1245. 1255-1258. 1260. 1297. 1302-1305. 1308. 1312. 1318. 1321. 1392. 1452. 1461. 1487. 1505. 1510. 1523-1525. 1527-1529. 1596-1598. 1602. 1611. 1623. 1624. 1721. 1943. 2143.

Zeus Meilichios 1212 Zeus Olympios 712. 715. 754 Zeus Xenios 1212 Zeuxis 1379. 1530. 1544. 1555 Zoilos 1746,26 Zonaras 1644. 1645 Zopyros 1808

Geographische Begriffe Bewohner und Staatsbezeichnungen:

Abdera 192. 545,43. 667,65. 079. 980. 986. 987. 995. 996. 1001. 1002. 1006. 1197. 1254. 1645. 1873. 1927. 1973 Abydos 210,76. 469 Achaia 201. 203,23. 208,58. 213. 214,88. 320. 321. 326,93. 378. 381. 441. 495. 732. 777 ,34. 1644 Actium 1617-1621. 1624 Adria 462. 689. 728. 862,53. 862,55. 862,61. 863 Adriatisches Meer 753. 826 Afghanistan 1087 Afrika 877,233. 881,272. 885. 1086 .~gäis 162. 166. 172. 173. 176. 177. 170. 201. 203,23. 609. 777,34. 097. 1001. 1015. 1076. 1234 Ägäisches Meer 165. 192. 194. 461. 977. 978. 980. 984. 986. 987 Ägypten 42. 192,46. 215,99. 217. 360. 467. 468. 489. 490. 503. 536. 541. 543-545. 556. 556,9. 590,12. 671. 842. 865. 874. 878. 879,248. 880. 1041. 1042,2. 1043 bis 1050. 1054. 1055. 1057-1059. 1061 bis 1063. 1077. 1080. 1001. 1134. 1297. 1308. 1328. 1358,111. 1459. 1547. 1548. 1570. 1571. 1577. 1579. 1582. 1584. 1651,215. 1810,55. 1822. 1862. 1874. 1876,6. 1911. 1012 Aigina 495. 525. 535. 536. 543. 545. 562. 1252. 1000,26 Aigospotamoi 51. 251. 252. 264. 265. 273. 275. 667. 998,52. 1026. 1339,25 Aiolien 1352 Aiolis 252. 860 Akarnanien 194. 214,88 Akragas 1807. 1814

siehe Verzeichnis wichtiger Sachwörter

Alexandria 289. 622. 879. 1077. 1090. 1255. 1357. 1358. 1371. 1584. 1772. 1872. 2040. 2069. 2070. 2072 Amathus 1740 Amisos 488. 1743,11 Amorgos 1547 Amphipolis 5. 7. 9. 11. 19. 176. 192. 104. 263. 266. 325 Anaphlystos 1763 Anatolien 705. 711. 865. 1075 Antigoneia 1304 Antiocheia 1259. 1301. 1303. 1304. 1306. 1308. 1317-1310. 1321. 2042 Apameia 1317 Apenninenhalbinsel 828 Aphrodisias 665,15 Apollonia 1840 Apulien 684. 687-605. 877. 878. 1347 Arados 1806 Arginusen 76. 78. 87. 168. 171. 264. 275. 1404. 1764,128 Argolis 1213 Argos 5. 7-10. 12-14. 16-18. 22. 90. 173. 201. 210-212. 215,96. 216,104. 376. 388-390. 392. 401. 441. 1030. 1034. 1125. 1126. 1212. 1213. 1252. 1473. 1464,5. 1512. 1516. 1598. 2162 Arkadien 201. 206. 208,58. 212-214,88. 216. 441. 777,34. 1474,5. 1598. 1685 Asien 54. 181. 201,15. 203,21. 208. 200. 275. 276. 295. 303. 442. 450. 575. 668,77. 827. 865. 891. 010. 915. 1035. 1082. 1086. 1094. 1095. 1356. 1357 Athen 1-19. 21. 22. 28. 29. 31-39. 41-43. 47-49. 53. 61. 63. 68. 70. 76-78. 81. 85-89. 92. 05-101. 108. 110-114.

2288

Geographische Begriffe

116-118. 122. 124. 125. 127. 128. 132 bis 134. 136. 138. 142. 143. 147-149. 152-154. 156. 157. 160. 162. 165. 166. 168. 169-184. 188-195. 199. 200. 203. 204,34. 206. 207. 209. 210,75. 212,83. 214. 215. 217. 232. 233. 235-244. 246. 250. 252. 253. 255. 258-260. 262. 265. 267. 269. 273. 275. 277. 287. 288. 290. 291. 301. 302. 304. 307. 314. 318. 319. 321. 322. 325-327. 339-342. 347. 348. 352. 358. 360-364. 377. 385. 388. 390. 392. 395. 398. 400. 405-407. 409. 413. 417. 424. 435. 436. 439-441. 451. 460 bis 468. 471-474. 476-484. 486-488. 490. 491. 494-504. 521. 523,29. 524-527. 531-536. 540-546. 1099. 1100. 1101. 1102,9. 1105. 1107. 1114. 1115. 1120 bis 1127. 1130. 1133. 1143-1146. 1150. 1152. 1154. 1157. 1159. 1209,21. 1210,24. 1211. 1212. 1214-1220.1222. 1223.1225. 1227,170. 1229. 1232. 1233. 1238. 1239. 1244. 1246.1248.1249.1250.1251-1255. 1257-1260. 1290. 1335-1338. 1339,25. 1341. 1345. 1348-1350. 1353. 1354. 1355,105. 1356. 1357. 1358. 1373-1376. 1379. 1386.1387.1389.1391.1392-1396. 1399. 1400. 1401. 1404-1406. 1409. 1410. 1419-1421. 1429. 1432. 1434. 1452. 1453. 1457. 1466. 1474. 1475. 1477. 1478. 1490. 1491. 1504. 1521-1523. 1526-1528. 1530. 1539,9. 1540. 1542. 1547-1549. 1551. 1552. 1554. 1555. 1589. 1591. 1594. 1595. 1602. 1614. 1626. 1639.1640.1643-1645. 1654. 1655.1668. 1696. 1697. 1706. 1711. 1712. 1717. 1741. 1749. 1753-1768. 1772. 1799. 1800. 1802. 1812. 1864. 1872. 1897-1901. 1906. 1910-1913. 1918. 1920. 1923. 1925. 1927. 1932. 1935. 1936. 1945. 1954. 1955. 1957. 1961-1964. 1966. 1967. 1973. 1981. 1986. 1989. 1992-1997. 2000. 2002. 2013.2017. 2021. 2026. 2042. 2049,56. 2050. 2051. 2089. 2093. 2095. 2119-2121. 2123. 2125. 2136. 2145 bis 2156. 2158. 2161. 2162. 2164-2166. 2169-2171. 2174. 2175 Athos 1817 Attika 5. 8. 9. 20. 31. 32-34. 36. 52. 88.

99. 108. 109. 111-116. 119. 120. 124 bis 126. 129. 132. 134. 142. 161. 188. 238. 389. 440. 498. 527. 531. 533. 545. 546. 632. 650,12. 729. 1219. 1249. 1346. 1347. 1896. 1912. 2142. 2143. 2149. 2158 Babylon 556,9. 1043. 1045. 1049. 1056,75. 1309-1311. 1315. 1318 Babylonien 1043. 1045. 1047. 1050-1052. 1055.1058-1063.1295. 1306. 1309. 1310. 1318. 132a 182~ 1873. 1874. 1876. 1877,8. 1881. 1883 Baktrien 1046. 1085-1089 Balkan 609. 667-669. 671. 978. 983. 990. 994. 1000. 1002. 1004. 1006. 1771. 2172 Balkangebiet 1290 Balkanhalbinsel 402. 435. 664,3. 994 Benevento 686 Bithynien 998 Boiotien 2. 9. 10. 12-14. 17. 22. 110. 201. 205. 213-217. 304. 305. 326. 338. 354. 355. 358-360. 364. 366. 389. 478,144. 526. 567. 628. 732. 1144. 1810. 1811. 1897. 2143 Bosporos 570. 582. 587-589. 591-603. 611. 617. 628. 633. 634. 638. 657. 671. 672. 1927 Bosporos (kimmerischer) 38. 39. 464-466. 480. 483. 484.495. 497 Bosporos (thrakischer) 450. 461. 478. 482. 491. 499 Bretagne 1750 Brettia 685 Britannien 881. 882. 930. 1750 Bruttien, Bruttium 685. 690. 718 Byblos 1806 Byzantion, Byzanz 189. 190. 194. 208,58. 208,59. 251. 267. 274-277. 440. 461. 466. 4ß9. 477,129. 483. 491. 524,33. 567. 650. 652. 657. 668. 669,108. 672,146.981. 985. !)86. 987-990. 995. 997. 1001. 1033. 1081. 1639. 1642. 1645. 1646. 1648. 1652-1657. 1669. 1672.1913.1919. 2176 Caznpanien - Kampanien Capua 695. 742. 830. 835 Cäsarea 1643 Ceylon 1090 Chaironeia 32. 78. 89. 144. 180. 181,52.

Geographische Begriffe 182-184. 354. 359. 371. 413,36. 435. 438-442. 447,26. 496. 1099. 1111. 1157. 1159. 1800. 1896. 1900. 2153 Chalkedon 1927 Chalkidike 213. 361. 978. 982. 986. 987. 989. 995-997. 1003. 1004 Chalkis 268. 269. 439. 656. 825. 1339. 1358. 1748 China 1086. 1087. 1095. 1836,55 Chios 52. 189. 190. 194. 203,23. 444. 465. 472. 497. 533. 561. 980. 1015. 1016. 1019-1022.1025.1033.1035. 1126. 1458. 1873. 1919 Cornwallis 1752. 1815. 1816 Dardanellen 652 Dekeleia 51. 52. 200,8. 238. 244. 255. 540. 1763 Delion 5. 9. 15 Delos 440. 441. 463. 587,4. 621. 653. 873. 874. 1319. 1357,116. 1505. 1590-1592. 1901 Delphi 52. 100. 101. 202,19. 203,21. 204,28. 265. 270. 273. 306. 312. 338-340. 342-348. 350-352. 354. 355. 360. 365. 366. 369. 451,36. 533. 587,4. 668,77. 725. 828. 842. 872,175. 873. 909. 912. 1035. 1036. 1255. 1349. 1350,77. 1356. 1357. 1464. 1474. 1590. 1599. 1600. 1768. 1803. 1975. 1996 Didyma 1317. 1319. 1320 Dodona 270. 1211. 1225. 1336,11 Doris 339. 354 Doura-Europos 1079,35. 1303. 1304 Egesta 2 Ekbatana 1300. 1301. 1318. 1320. 1355. 1548 Elam 1045 Elba 831. 884. 1742 Elea 703. 706. 715-718. 730. 744. 749. 860,30. 865,97 865. 866. 871,156. 871. 894-896. 1855. 2039 Elephantine 1043. 1061 Eleusis 100. 134. 136. 244. 248. 256. 464. 473. 486. 629. 654. 1230-1234. 1339. 1546,133. 1761. 1802. 1803 Elis 10. 12. 13. 14. 17. 22. 99. 201. 214,88.

2289

215,103. 217. 388. 389. 441. 777,34.1153. 1210. 1225. 1227. 1474,6. 1479. 1927. 1963. 1973 Em1lorion 861. 865. 866. 868,135. 868. 870. 873. 876-890. 894,385. 897. 914. 916. 970-975 Epeiros 285. 302. 361. 498 Ephesos 207,57. 209. 265. 858. 889. 899. 910. 927. 1018. 1023-1026. 1029-1031. 1033-1036. 1252,406. 1458. 1840 Epidauros 17. 100. 447.1002.1158.1159,140. 1227. 1243. 1244. 1246. 1247. 1591. 1802 Epilykos 1047 Eretria 176. 193. 360. 1899 Erythrai 580. 652. 653. 1017. 1018. 1020. 1035. 1324 Etrurien 705. 823-826. 828-830. 832 bis 835.859.860.862.863.869.877.927.2176 Euböa, Euboea, Euboia 110. 111. 120. 178. 192. 194. 203,20. 299. 301,45. 304. 322. 325. 341. 360. 361. 370. 525. 732. 777,34. 823. 1350,77. 1486. 1912 Europa 865. 995. 1022. 1031. 1041. 1046. 1086. 1094. 1629. 1670. 1671. 1702 Gallaecien 1750,50 Gallia Cisalpina 927 Gallia Transalpina 875. 885. 886. 892. 916. 917. 919. 925. 931 Gallien 832. 857. 861-863. 865. 866. 869. 870. 875. 876. 878. 880-883. 890. 891. 897. 898. 909. 912. 914. 915. 917. 919 bis 922. 925. 926. 929. 930. 932 Gallipoli 1770 Gorgippia 599. 601. 608. 612. 613. 624. 630. 631. 633. 637. 639 Großgriechenland 2. 108. 531. 540. 66i. 682-684.695.700.701.704.705.710,54. 711. 712. 715. 725. 730. 736. 737. 739. 742-745. 753. 755. 774. 777. 779,60. 779,64. 780. 784. 786,186. 790-792. 794. 796. 835. 866. 876. 877. 912. 970. 973. 1347. 1348. 1672. 1752. 1811. 1812. 1923. 1943. 1973. 2149. 2153 Gubla 1806 Halikarnassos 270. 273. 465. 481. 1036 Hebros 1771

2290

Geographische Begriffe

Hellespont 168.209. 252. 268. 275. 361. 450. 487,203. 500. 668,77. 981. 988. 998. 999. 1001. 1004-1007. 1029. 1348 Hera,kle(i)a 265. 464. 479. 687. 703,11. 726. 731. 735-739. 745. 747. 754. 755. 783,120. 783,122. 783,130. 784-787. 789-792. 794-796. 842. 902. 905. 1325. 1379. 1530. 1812 Herakleia Pontica 412. 488. 495. 567. 612. 617. 622-624. 626. 652. 665,11. 665,15. 668,74. 672,139. 906,475. 984. 985. 1081. Herakleia Trachinia, Trachis 205,40. 205,43. 294. 295. 305 Herculaneum 686,27. 1590. 2051 Hermonassa 608. 613. 624. 629-631. 633 bis 635. 637 Hinterindien 1090 Hispanien 1750,49. 1809 Histria 562. 567. 580. 582. 649-657. 665. 667. 668. 671 Hymettos 1793 Iasos 1033 Iberien 857. 915. 927. 929 Iberische Halbinsel 970. 971. 973. 974. 975 Ilion 1324. 1598. 1600 I!issos 1795 Illyrien 361 Indien 879. 880. 1041. 1049. 1075. 1080. 1085-1095. 1299. 1547. 1836,55. 2176 Indonesien 1090 Innerasien 1087. 1090 Ionien 22. 206. 238. 472,86. 652. 664. 689. 777. 856. 1018. 1020. 1027. 1031. 1033. 1034-1036. 1133. 1143. 1144. 1348. 1352. 1839. 1851. 1855. 1872. 1873. 2017. 2153 Ionisches Meer 685. 705 Iran 1045,25. 1049. 1055. 1057. 1080. 1085,1. 1310 Irland 930 Isthmos 377. 378. 385. 1219. 1348. 1544. 1748,33 Istros 488. 657,92. 843,27. 863. 902. 981. 982. 984-986. 990 Italien 126. 129. 367. 368. 540. 684-687. 691-695. 700-703. 717. 731. 744-746. 750. 753-755. 774,3. 789. 790,240. 795.

832. 850. 871. 877,233. 878. 879. 881,268. 883. 885. 892. 894. 909,493. 911,520. 913-915. 921. 927. 1425. 1670. 1672. 1680. 1693. 1812. 1878,15. 1973. 1976. 2170. 2171 Japan 1095 Jerusalem 1055,71. 2040. 2069. 2072 Judäa 2027. 2042 Kalabrien 684. 686. 688. 690. 691. 878 Kalchedon 243. 267. 289. 483 Kallatis 562. 654. 655. 656. 657. 665. 668. 670,124. 671. 672. 981. 989 Kampanien 688. 690. 706. 718. 728. 729. 742. 744. 745. 823. 825. 827-830. 833. 834. 835. 877. 878. 885. 974. 1197. 1347 Kap Artemision 1219. 1220,107 Karien 194. 546. 1020. 1034. 1035. 1048. 1211. 1251. 1589,3 Karthago 531-533. 541. 591,16. 657,99. 741,299. 827. 841-846. 849. 850. 863,76. 869,142.871.880.881,263.890.908-910. 912. 933. 970. 971. 1548. 1906. 2105 Karystos 464. 474,105. 495. 1473. 1582,56. 1600. 1626. 1814. 1865. 1899 Katalonien 861 Katane, Katania 2. 53. 532,20. 1804 Kaukasien 619 Kaukasus 1751 Kazanläk 1801 Keltoligurien 915 Keos 194. 420. 461. 525. 1927 Kephallenia 191,32. 215,98. 483. 491 Kephissos 1795 Kepoi 608. 613. 616. 623. 624. 631. 637. 639. 640. 1795 Kerkyra 5. 192. 194. 215,98. 409. 1117. 1955. 1957. 2149. 2162. 2171 Kilikien 1315 Kition 464. 477. 481. 484. 495. 1749 Klazomcnai 188. 461. 979. 1019-1022. 1033. 1840. 1873 Kleinasiatische Küste 2149 Kleinasien 95. 201,15. 206-208. 210. 214. 238. 243. 252. 264. 267. 269. 271. 442. 452. 487,203. 534. 535. 536. 541. 542. 561. 562. 619. 631-633. 648. 671,125.

Geographische Begriffe 860,32. 865. 894. 915. 978. 980. 985. 1004. 1005. 1015. 1021-1025. 1027. 1028-1032. 1034-1037. 1041. 1044 bis 1050. 1054. 1055. 1057-1059. 1062. 1063. 1075. 1127. 1159. 1217. 1234. 1251. 1301. 1589. 1592. 1594. 1603. 1793. 1872. 1873. 2170 Kleinskythien, Klein-Skythien (Scythia l\Iinor) 664-666. 668. 669. 671. 672 Knidos 189. 266. 463. 521,11. 527. 622. 878. 1030. 1032. 1033. 1214. 1231. 1582,56. 1813. 1814. 1853. 1879. 1881. 1887 Knossos 367 Kolchis 1548 Kolophon 265. 1017. 1018. 1021. 1023. 1036. 1582,56. 2160 Kommagene 1301 Konstantinopel 1640. 1650. 1651. 1672 Korinth 1. 2. 5. 9-14. 17. 22. 173. 209 bis 211. 214,88. 215,96. 277. 347. 348. 367. 376. 379. 384. 385. 388. 389-395. 398. 435. 436. 439. 441-444. 446. 448. 449. 451. 452. 454. 498. 521. 534. 540. 541. 561. 562. 705. 777,34. 781,93. 827. 877. 895. 978. 1030. 1099. 1133. 1220. 1337. 1452. 1458. 1474-1476. 1486. 1492. 1506. 1516. 1544. 1614. 1748. 1755,68. 2145. 2149. 2156. 2169. 2171 Koroneia 2. 210. 296. 340. 355. 357. 360 Korsika 831. 865. 871,153. 877,233. 888. 909. 913 Kos 478,142. 495. 622. 626. 729. 1080. 1244. 1246. 1478. 1547. 1599. 1645. 1814. 1853. 1859 Kreta 203,23. 365,40. 367. 368. 685. 1086. 1485. 1548 Kroton 61. 685. 686. 701. 704. 705-713. 715. 716. 721. 723. 730-732. 744. 747. 751. 754. 774,3. 775. 776. 777,40. 779. 782. 795. 1473. 1833. 1854. 1873. 2067 Kounaxa 1047 Kykladen 823. 860. Kyme 246. 695. 704,16. 706. 718-722. 728. 742. 743. 745. 774,3. 777,29. 825-832. 871. 907,481. 1033. 1511. 1582,56 Kynoskephalai 320 Kypros 842

2291

Kyrene 849. 872,178. 1600. 1798. 1884. 1963. 2027. 2048 Kyroupedion 1293 Kyzikos 275. 545. 564. 651. 652. 654. 997. 1023. 1029. 1080. 1081. 1107. 1521. 1590. 1770,143. 1888 Lakedaimon 51. 199. 201-205. 208. 213 bis 217. 263. 272. 277. 383. 2159 Lakonien 9 Lampsakos 1762. 1770. 1772. 1773 Laris(s)a 286. 288-291. 293-295. 314 bis 317. 328. 1748 Latium 686. 688. 689. 690. 692. 824. 825. 829. 832-835. 912 Laureion 30,13. 32. 33,19. 35-39. 41. 188. 213. 540. 546. 1741. 1753. 1754. 1756. 1912 Lebedos 1078 Lemnos 1017. 1217. 1254. 1384. 1385. 1386 Leontinoi 2. 1927 Lesbos 52. 1015. 1016. 1451. 1457. 1913 Leuktra 8. 22. 175. 192. 215. 216. 296. 300. 304. 305. 340. 341. 376. 377. 390. 526. 1099 Libyen 269. 842 Ligurien 863 Lindos 874. 1805 Lokris 349. 356. 358. 360. 364. 1814 Lokroi 686. 700. 701. 704. 707. 712-715. 721. 733. 738. 741,294. 745. 746. 751. 753-755. 780. 1864 Lukanien 685. 691. 795,298. 877. 1347 Lusitanien 1750,50 Lydien 546. 1023. 1036. 1543. 1767. 1816 Lykien 486 Magna Graecia -+ Großgriechenland Magnesia 848,46. 1079. 1745,20 Makedonien 52. 95. 180. 182. 184. 192. 194. 206. 213. 214. 258. 290. 304. 307. 309. 316-318. 325. 326. 329. 355-357. 361 bis 364. 371. 387. 413. 416. 435-439. 441. 445-448. 451. 453. 454. 461. 498. 523,29. 533. 543,26. 545. 546. 558. 579. 582. 664. 665,29. 669,102. 750. 850. 978. 983. 984. 986. 988-990. 994. 996. 997. 1002. 1004. 1005. 1078. 1079. 1099. 1177.

2292

Geographische Begriffe

1305. 1306.1327. 1342. 1350. 1354. 1457. 1458. 1466. 1594. 1641. 1654. 1752. 1767. 1800. 1957. 1968. 1973. 2090. 2153 Mantineia 6. 10. 12. 14. 16-19. 21. 22. 99. 177. 201. 211. 212. 216. 217. 322. 341. 387. 388. 1461 Marathon 117. 149. 1!J0. 408. 827. 1099. 1145. 1239. 1306. 1307. 1401. 1409. 1506. 1602 Marit,za 1771 Marmarameer (Propontis) 978. 980-983. 986-988. 990. 995. 996. 998-1000. 1003. 1006. 1007. 1081 Massalia, Massilia (Marseille) 855-935. 970. 971. 984. 1750. 2145. 2149. 2153. 2169. 2170. 2171 Medien 556. 1055. 1057. 1300. 1312 Megara 9. 10. 12. 13. 17. 53. 110. 201. 214,88. 215,96. 275. 441. 477. 498. 500. 533. 541,11. 562. 665,11. 978. 981. 1139. 1214. 1228. 1260. 1548. 1582,56. 2160 Melos 19. 1130. 1154. 1155. 1221,118. 1245. 1457. 1759 Memphis 1577. 1579. 1580. 1582. 1583 Mesambria, Mesembria 562. 566. 654. 655. 657. 665,11. 668,75. 981. 985. 986. 990 Mesopotamien 1042,2. 1055. 1057. 1074. 1075. 1299. 1311. 1315. 1322. 1873. 1874 Messenien 5. 8. 206. 217,110. 441 Messina 685. 686. 706. 728. 746,334. 751. 859. 865. 871 Metapont(ion) 685. 687. 693. 701. 704. 737. 745. 747-749. 774. 779. 782,103. 784. 786,187. 786,188. 791-796. 1825. 1840. 1875. 1877 Methane 176. 325. 326 Methymna 1033 Milet 206,51. 273. 275. 561. 569. 570. 610,4. 665. 671. 706. 978. 981. 983. 1017. 1019. 1024. 1026. 1027. 1031. 1035. 1036. 1078. 1079. 1080. 1320. 1324. 1379. 1454. 1459. 1548. 1840. 1873. 1970 Mittelgriechenland 179. 269. 305. 338. 340. 343. 354. 355. 357. 358. 361. 362. 438. 439. 441. 451. 453 Mittelitalien 563. 688. 694. 695,73. 829 Mittelmeer 1. 3. 20. 240. 253. 254. 489. 541.

727. 826. 831. 856. 876. 881. 882. 896. 933. 1057. 1290. 2137. 2156. 2168. 2169 l\'Iittclmeergebiet 1248. 1290 Mittelmeerraum 21. 42. 234. 1794. 1795 Mossynoiken 1751 Motye 1807 Mykale 1040 Mysien 495. 546. 1598 Mytilene 5. 7. 168. 189. 190. 194. 203,23. 447. 1033. 1126. 1457 Naher Osten 84 7 Narbonne 862,53. 864. 867. 881 Naukratis 543,26. 544 Naupaktos 5. 8. 1644 Naxos 175,43. 192. 409. 531,8. 984. 1001 Neapel, Neapolis (Velia) 695. 700. 716,100. 727,203. 728-730. 738. 739. 742. 743. 745. 752-755. 889. 1001 Nemea 241. 1474 Nil 872 Ninive 1322 Nippur 1056 Nola 686 Nordafrikanische Küste 1255 Nordeuropa 857 Nordgriechenland 338. 354. 1790 Norditalien 694. 862. 884 Nordkaukasien 2170 Nordkaukasus 616 Nördliche Schwarzmeerküste 534. 557. 558. 560. 562. 564. 572. 573. 574,43. 580. 582. 621-623. 629. 664. 666. 674 Nördlicher Kaukasus 615. 628. 632 Nördliches Schwarzmeergebiet 592. 985 Nordpontosküste 487 Nordwestgriechenland 13 Notion 246. 264. 273. 1017. 1018. 1026 Odessos 562. 649. 652. 668. 669. 672,139. 672. 981. 988. 989. 990 Okzident 1299. 1301. 1318 Olbia (Borysthenes) 488. 551. 555. 557. 583. 610. 649. 651-657. 668,78. 670. 672,143. 985 Olympia 127. 182. 183. 202,19. 204,30. 217,112. 237. 241. 265. 564. 736. 783,115. 1210. 1213. 1222. 1237. 1243. 1256. 1257.

Geographische Begriffe 1259. 1260. 1301. 1305. 1473,3. 1474. 1475. 1478. 1480. 1487. 1498,11. 1505. 1506. 1510. 1514. 1523,63. 1524,64. 1524,66. 1539,9. 1590. 1599. 1800. 1802. HJ36. 1973. 1975 Olynthos 213. 214. 302. 978. 984. 987. 988. 1000. 1004. 1350. 1802 Orchomenos 18. 210. 212. 354. 355. 357. 439. 1897 Orient 706. 749. 823. 841. 845. 873. 874. 878. 890. 1041. 1050,41. 1062. 1063. 1075. 1076. 1159. 1299. 1300. 1301. 1304. 1310. 1311. 1318. 1322. 1323. 1616. 1650. 1709. 1713. 2027. 2028 Oropos 1802 Ostasien 1090 Ostia 1758 Ostionien 1589 Ostrom 1640. 1648 Oxyrhynchos 1128.1571. 1576-1584 Paionien 1771 Palästina 1042,2. 1044. 1045. 1050. 1055. 2027 Panagjurischte 1771. 1802 Pangaios-Gebirge 1768 Panjab 1086. 1087. 1093 Pantainetos 1756. 1762. 1766 Pantikapaion 464. 465. 480. 488. 562. 594-599. 600,64. 601. 602. 610. 612. 61~ 616. 618. 62Q 621. 62~ 63Q 636 Paphlagonien 1030. 1766 Paras 192. 979. 1336. 1337,16. 1338. 1345. 1358. 1506 Parthien 1088 Patraieus 608. 613. 622. 623. 635. 636. 637 Pella 213. 365. 1305. 1306. 1378 Peloponnes 8. 9-11. 14. 52. 110. 176. 181. 184,60. 190. 200. 201. 203. 208. 216. 217. 232. 240. 241,14. 277. 303. 321. 340. 341. 347. 358. 365. 367. 369. 376. 377. 378. 380. 385. 388. 390. 391. 398. 407. 439. 441. 635. 671,125. 686. 730. 744. 777. 999. 1243. 1347. 1656 Pergamon 979. 1027. 1244. 1246. 1298. 1589-1591. 1594. 1595. 1597-1600. 1602. 1603. 1611. 1622. 1624. 1964

2293

Perinthos 668,81. 981. 986. 987. 988. 990. 997. 998. 1001. 1003. 1006 Persepolis 1042. 1044,16. 1045. 1046. 1051. 1060 Persien 22. 189. 192. 200. 203. 206-210. 214. 215. 217. 290. 292. 389. 416. 442. 445,24. 450-452. 454. 536. 668,81. 827. 984. 1015. 1017. 1018. 1020. 1021. 1027. 1028. 1030-1033. 1046. 1047. 1099. 1312. 1314. 1491. 1548. 1767. 1804. 1807 Persis 1045. 1050. 1051. 1057 Phaleron 31. 155. 156. 184 Phanagoreia 608. 610. 612. 613. 619-622. 629-631. 633-640 Pharos 1813 Pharsalos 285-287. 289. 291. 293. 295. 296. 300-303. 311. 315. 318. 320 Phaselis 464. 465. 469. 472. 486. 500. 1897 Phasos 561 Pherai 68. 174. 191. 194. 215,101. 290-293. 295. 296. 298-303. 307-311. 313-315. 317-329. 355. 399. 400. 418. 426,78. 451. 453. 526. 527. 1932. 1958 Philippi 987. 1741. 1770. 1771 Phokaia 842. 857. 860. 865. 889. 894. 906,479. 915. 1025. 1033. 1034. 1036 Phokis 52. 97. 214,88. 232. 301. 303. 305. 325-327. 338-346. 348. 349. 351-353. 355-365. 368. 370,49. 371. 387. 398. 399. 533. 546,46. 974 Phönikien 466. 476. 536. 544. 632. 1045. 1049. 1055. 1804. 1806,50. 1807 Phrygien 1029. 1081. 1248. 1254. 1315. 1548 Pierien 1771 Piräus 40. 42. 53. 114. 133. 170. 188-190. 242. 249. 322. 460,5. 466. 467. 483. 487. 488. 496. 498. 499. 524. 526. 527. 545. 578. 579. 587. 588. 591. 627. 871. 1212. 1246. 1247-1250. 1258. 1749,42. 1802. 1803. 1901. 1912. 1913. 1919 Plataiai 5. 192. 215,97. 439. 1041. 1111. 1214. 1404 Pompeji 686,27. 1810 Pontos 251. 464-467. 470. 474. 480. 481. 491. 599,56. 616. 652. 665,31. 859,23. 1105 Pontosländer 461

2294

Geographische Begriffe

Poseidonia 704. 706. 711. 716. 727. 745. 746,334. 749 Poteidaia 15. 99. 176. 191 Priene 1017. 1036. 1078. 1081. 1802 Ptolemais 464 Pydna 176 Pylos 5. 8. 9. 15. 168,21. 204,35 Rhegion, Rhegium (Reggio) 2. 21. 531 bis 533. 540. 685. 686. 693. 695. 700. 701. 704. 706. 709. 710. 712,65. 713. 716. 718. 721-723. 725. 728. 745. 746. 751. 754. 777,40. 779. 786,187. 831. 832. 845. 862. 865 Rhodope 1771 Rhodos 189. 190. 194. 463,24. 467. 468. 481. 490. 496. 497. 498. 533. 561. 567. 594. 622. 624. 626. 649. 843,27. 856. 860. 874. 878. 895. 973. 1022. 1032. 1033. 1107. 1474. 1551. 1803. 1805,44. 1806,50. 1812. 1919 Rila 1771 Rom 35. 42. 93. 98. 124. 344. 533. 563. 591,16. 599. 686. 689. 716,100. 740. 741,299. 742. 781. 782. 790. 796. 825. 827. 828. 830. 832. 833. 835. 842. 843. 846. 850. 872. 874. 877. 881,263. 890. 892. 897. 910-918. 921. 924. 933. 971. 974. 1086. 1087. 1094. 1128. 1152,80. 1159,144. 1244. 1343,46. 1345. 1427. 1429. 1432. 1434. 1524. 1609-1611. 1614. 1616. 1618. 1620. 1625. 1628 bis 1631. 1645. 1650. 1654. 1704. 1706. 2072. 2141. 2142. 2148. 2169. 2176 Salamis 1. 95. 98. 99. 149. 171. 182,54. 408. 578. 841. 1032. 1041. 1046. 1144,20. 1145. 1250. 1793.2152 Salamis (Zypern) 495. 1749. 1803 Saloniki 628 Samos 133. 165. 191. 203,20. 203,21. 205,37. 242. 243. 246. 265. 266. 267. 440. 441. 461,17. 478,142. 533. 561. 860. 895. 981. 1015-1017. 1019. 1020. 1022. 1023. 1025. 1026. 1032. 1033-1036. 1078. 1099. 1126. 1134. 1213. 1214. 1379. 1522. 1526. 1527,73. 1693. 1741,2. 1807. 1873 Sardeis 1017. 1018. 1020-1022. 1024. 1025.

1029. 1031-1034. 1036. 1047. 1545. 1548. 1592 Sardinien 832. 913. 1752 Schwarzes Meer 3. 574. 575. 587. 588,8. 609. 648. 650. 652. 653,59. 664. 665,11. 671. 856. 977. 978. 981. 982. 984. 988-990. 1106. 1750,44. 1751. 2137. 2156. 2168. 2169 Schwarzmeergebiet 546. 1548. 1913. 1927. 1973 Schwarzmeerküste 1290 Segesta 19. 20. 99,32. 728 Seleukeia 1298. 1302-1304. 1321 Selinus 1457 Selymbria 251. 276. 1474,7. 1851. 1858. 1898 Serdika 669,109 Sestos 176. 191. 267. 268. 273. 471 Sidon 495. 534. 566. 656. 1049,37. 1805 Sikyon 61. 214,88. 215,96. 376-388. 391 Sindike (Landschaft) 608-620. 622-640. 2168.2170 Sindike (Stadt) 608 Sindikos Limen (Sindike) 608. 612. 636 Sinope 562. 567. 617. 622. 624. 626. 627 Sippar 1043. 1056 Siris 687. 774. 777. 779. 782-784. 790-792. 794,284. 795 Siritis (Landschaft) 735. 736. 748,345 Siritis (Stadt) 685. 727. 736 Sizilien 2. 3. 6. 21. 99. 133. 173. 238. 240. 264. 311. 312. 367. 368. 392. 418. 419,55. 428,82. 473. 478,147. 531. 532. 533. 536. 540. 541. 542,15. 544. 581. 664. 6S2. 684. 687. 690. 694. 700. 702. 717. 721. 723. 728. 745. 746. 749. 751. 753. 790. 825. 826. 842. 844-846. 850. 860. 866. 871. 873. 878. 879. 899. 927. 970. 978. 997. 1154. 1197. 1353,88. 1486. 1643. 1644. 1654. 1752. 1912. 1927. 1945. 1973. 1976. 2153. 2170 Skione 51. 205,37. 263 Skythien 562. 567. 1105. 1106. 1973 Smyrna 848,46. 1036. 1079 Soloi 1749. 1794 Sorrent 686 Spanien 866. 868. 876. 878,239. 880. 881,272. 888. 889. 894. 895. 897.

Geographische Begriffe 898. 909.913. 914.916.918.919.921,606. 927. 934. 970,1. 971. 975,17. 2170 Sparta 1. 2. 5-18. 20-22. 28. 100. 110 bis 112. 117. 149. 151. 152. 161. 164. 165. 172-178. 188-190. 192. 199. 201. 202. 205. 206. 210. 213. 215-217. 232. 238. 240. 253-256. 258. 259. 262-264. 267-273. 274,74. 275-277. 286. 290. 294-296. 298-303. 307. 327. 339. 340, 345. 347. 348. 352. 358. 362. 363. 367. 376. 377-381. 384. 385. 387-391. 395. 398. 407. 417. 441. 443. 450. 489,225. 526. 540. 685. 700. 723. 725. 730. 731. 736. 738. 745. 746,335. 748. 776. 777,34. 844. 984. 1001. 1004. 1015. 1018. 1019. 1021. 1022. 1024-1031. 1032. 1033,98. 1048. 1099. 1120. 1125-1127. 1347. 1395. 1399. 1401. 1459. 1461. 1466. 1474. 1492. 1516. 1520. 1544. 1549. 1551. 1553. 1555. 1595.1643. 1654. 1712.1717. 1763. 1764. 1768. 1770. 1804. 1810,55. 1868. 1911. 1913. 1932. 1933. 1936. 1955. 1964. 210~ 2117. 2121. 2122. 216~ 2171 Sphakteria 5. 8. 9. 11. 14. 15. 204,35 Spira 728 Stageira 1935 Strymon 1771 Südfrankreich 872 Südgallien 716 Südgriechenland 377 Süditalien 581. 682. 684. 685. 688. 690. 694. 695. 774. 786,193. 796. 824. 835. 862. 877. 878. 885. 899. 973. 978. 1213. 1347. 1672 Südspanien 871 S(o)union 1753,59. 1763 S(o)usa 1025. 1028. 1030. 1031. 1045. 1062,93. 1062,94. 1307. 1318. 1355 Sybaris 684,11. 685. 686. 691. 701. 704 bis 709. 711. 730-732. 735. 739. 744. 774 bis 782. 784. 786,187. 795. 796. 825 Syrakus 21. 62. 264. 273. 274. 309. 311. 315. 319.381.391.395.420.451.467.481,171. 532,24. 533-535. 541,11. 700. 706. 709. 710. 712. 713. 717. 719. 720. 723. 728. 746-748. 751. 754. 777,40. 831. 832. 835. 841. 845. 850. 868. 874. 880. 906,471. 1028. 1337. 1347. 1457-1459. 1480.

2295

1752. 1768. 1773. 1803. 1804. 1807. 1833. 1889. 2169. 2171 Syrien 534. 535. 541. 542. 1042,2. 1045. 1046. 1048. 1050. 1055. 1075. 1079. 1090. 1313. 1317. 1319. 1321. 1592 Tarent 367. 682. 685. 692-695. 700-702. 704. 706.723-726.731.735.736.738.745 bis 749. 752-755. 774,3. 779. 783. 784. 789,227. 791. 792. 795,298. 795,300. 835. 882. 922. 923. 1114. 1347. 1348. 1474,7. 1582,56. 1788. 1833. 1875. 1879. 1888 Tartessos 857. 863 Tauris 1545,97 Taurische Chersones 482. 657 Tegea 13. 18. 216. 217. 441. 1598 Teos 1019. 1024. 1078 Thanagoria 599. 601 Thasos 51. 192. 273. 622. 624. 878. 979. 980. 984. 1001. 1023. 1473. 1481. 1765. 1768. 1769. 1913 Theben 22. 172. 175. 176. 178. 189. 190. 192. 194. 210. 213-215. 299. 300. 304. 307. 316-322. 325. 340. 341. 347. 355. 358. 379. 385-387. 398. 405. 409. 438. 439. 441. 902. 1001. 1002. 1004. 1030. 1099. 1108. 1124. 1229. 1248. 1254. 1255. 1259. 1375. 1516. 1555. 1582. 1583. 1768. 1897 Theodosia 464. 465. 480. 591. 592, 594. 602. 610. 611. 612. 618. 633. 634 Thermopylen 349. 354. 355. 358. 361-365. 369 Thessalien 203,20. 215,101. 232. 285-294. 296. 299. 301-308. 310-321. 325-329. 353-357. 361. 387. 398. 442. 453. 546. 711.987. 1480. 1768. 1791. 1897,10.2121. 2159. 2172 Thessalonike 879. 1654 Thorikos 1763 Thourioi 2. 3. 654,72. 695. 727. 730-739. 742. 744. 745. 747-750. 755. 775. 776,18. 777-784. 832. 1936. 1943 Thrakien 2. 8. 190. 194. 213. 214. 247. 250. 252. 268. 276,82. 361. 543,26. 545. 546. 615. 665. 666,39. 666,48. 668,76. 668,81. 669. 670. 977. 979-985. 988. 989.

2296

Geographisehe Begriffe

993-996. 1000-1002. 1234. 1400. 1590. 1654. 1771. 1791. 1801. 1802 Thrakisehe Chersones 176. 180. 191. 192. 251. 252. 361. 440. 665. 980. 981. 983. 984. 986-988. 993. 995. 997. 998. 1000. 1003-1008 Tigris 1298. 1302. 1304. 1321 Tomis 562. 658. 665. 668. 671,130. 981. 990 Toskana 831 Trapezunt 1743,11. 1751 Troja 686. 693. 1131. 1244. 1374. 1383 bis 1387. 1485. 1511 Turkistan 1095 Tyros 495. 534. 846. 1355. 1749 Tyrrhenien 857 Tyrrhenisches Meer 684. 685. 689. 691. 692. 695. 705. 716. 735. 779. 823. 824 Umbrien 690 Unteritalien 2. 3. 710. 715. 746,334. 751.

1379. 1453. 1609. 1654. 1671. 1872. 1873. 1875. 1876 Ur 1043. 1050,42. 1053,63. 1056. 1062 Uruk 1043,19. 1056 Villanova 687. 688 Vorderasien 619. 1043. 1048. 1059. 1061 bis 1063. 1086. 1305 Vorderer Orient 619. 1042. 1080. 1081. 1085. 1086. 2168. 2169 Westeuropa 1095. 1670 Westliehe Schwarzmeerküste

664-667

Zentralgrieehenland 553. 577. 732. 777 Zweistromland 1310. 1324 Zypern 173. 409. 477. 534-536. 848. 1048. 1322. 1654. 1741. 1746,26. 1747-1749. 1801. 1804. 1912

DRUCKFEHLERBERICHTIGUNG BAND I

s. 138

Z. 19 V. O. S.290 Z.9v.u. s. 298 Z. 20v. o. S.312 Z, 20 V. U, S.439 Mitte S.447 z. 6 v. u. S.457 Z.18 v. u.

dokimasfa Politik. 5, 6, 1306a 24ff. Politik. 3, 4, 1277a 24 alter Ailian. 4, 6, 1 Flaminius Schehl

BAND II S.605

s. 621 S.650 S.675 S.687 S.699 s. 715 S.735 S.746 s. 755 S.763 S.770 s. 772 s. 773 s. 787 S.810 S.979 S.988 S.1008 s. 1024

s. 1045 s. 1072 S. 1095 s. 1096

Z.Sv.o. Z. 6v.u. z. 10 v. u. Anm. 40 z. 2 v. o. Anm. 56 z. 12 v. o. Z. 5v.u. z. 9 v.o. Z. Sv.u. Anm. 170 Anm. 325 Anm. 352 Anm. 392 z. 7 v.o. z. 24 v. u. z. 14 v. o. Z.14v.o. z. 9 v. o. z. 8 v. u. Z. 6v.u. z.21 v. u. z. 13 v. u. Anm. 86 Z. 18 V. O. z. 12 v. u.

llcTOpua Welt .&]~ecj,v Front. 2, 4, 20 Peuketios Geniere phokaiische Tarentiner sikeliotischen Strabon Sikeliotes (11) 2402 (statt 2492) Leipzig 1928 727 (statt 767) axo(vot l\fandyrion ~m:tpo,; hellenischen Ergebnisse Miletos Milesier Phönikien Persepolis qasti bit 5-26 85f.

Druckfehlerberichtigung

BAND III

s. 1110 z. 17 v. u. s. 1115 z. 18 v. u. s. 1119

S. 1442 S. 1444 s. 1534 s. 1619

154,51

Anm. 27 Anm.28 Anm. 23 Z. 3 V. o. z. 7 v. u. z. 14 v. u.

XOA