Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens [1]
 3110111942, 9783110111941

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7 Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Band 1

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Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens Herausgegeben von

Hanns Bächtold-Stäubli unter Mitwirkung von

Eduard Hoffmann-Krayer mit einem Vorwort von Christoph Daxelmüller

Band 1

Aal - Butzemann

WDE

G

Walter de Gruyter - Berlin +: New York 1987

Unveränderter photomechanischer Nachdruck der Ausgabe Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens herausgegeben unter besonderer Mitwirkung von E. Hoffmann-Krayer und Mitarbeit zahlreicher Fachgenossen

von Hanns Bächtold-Stäubli, (Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde,

herausgegeben vom Verband deutscher Vereine für Volkskunde, Abteilung I, Aberglaube), erschienen 1927 bis 1942 bei Walter de Gruyter & Co. vormals G.J. Göschen’sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer - Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin und Leipzig.

Abbildung auf dem Einband:

Frau Alraune, Symbol des Hexen- und Zauberkrautes, nach Cube/Hortus sanitatis, 1485.

Abbildung auf der Kassette:

Zwei Adepten unter dem Planetenbaum, nach Basilius Valentinus, Azoth, Parıs 1659.

Die Originalausgabe dieses Bandes erschien 1927

CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek

Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens / hrsg. von Hanns Bächtold-Stäubli unter Mitw. von Eduard Hoffmann-Krayer. Mit e. Vorw. von Christoph Daxelmüller. - Unveränd. photomechan. New York: de Gruyter

Nachdr.

- Berlin;

ISBN 3-11-011194-2

NE: Bächtold-Stäubli, Hanns [Hrsg.] Bd. 1. Aal- Butzemann. - Unveränd. photomechan. Nachdr. d. Ausg. Berlin u. Leipzig, de Gruyter, Guttentag, Reimer, Trübner, Veit, 1927. - 1987.

Man hat sich 1986 der Frage nach der wissenschaftlichen Bedeutung eines Lexi-

kons, des zwischen 1927 und 1942 erschienenen „Handwörterbuchs des deutschen

Aberglaubens“ (im folgenden: HDA) zu stellen, das den durch ein halbes Jahrhundert überholten Forschungsstand repräsentiert, ebenso dem Bedürfnis, sich heute über „Aberglauben“, der so offenkundig dem aufgeklärt-rationalen Denken unserer Zeit zu widersprechen scheint, informieren zu müssen. Oder kommt es etwa einer Zeitmentalität entgegen, die sich längst durch ihr Unbehagen an einer durch und durch strukturierten physikalischen Welt auszeichnet, der zunehmend das Bewußtsein der Öffentlichkeit prägenden Schadenfreude darüber, daß die inzwıschen als sanft geltenden traditionellen Heilweisen der in die Schußlinie geratenen Schulmedizin, daß Gespenster den Agnostikern, der Hundertjährige Kalender den Meteorologen ständig ein Schnippchen schlagen? Manche Anzeichen sprechen dafür, daß das 20. Jahrhundert nicht nur als die Epoche in die Geschichte eingehen wird, in der die Menschen ihre vorläufig letzten Grenzen durchbrachen und z. B. in den Weltraum vordrangen, sich mit Hilfe der Gentechnologie zum Schöpfer von Homunculi machten, in der sie endgültig die Schranken des von der mittelalterlichen Curiositas-Lehre Erlaubten niederrissen und ihre wissenschaftliche Neugierde selbstzerstörerische Ausmaße annahm. Man wird von ihm vielmehr auch von einer neuen Periode des Aberglaubens sprechen, des Ausbruchs aus dem normierenden Zwang der Industriegesellschaft und des Aufbruchs ins Irrationale. Wer das gegenwärtige, nur zu oft schamlose Geschäft mit okkultistischer, spiritistischer und parapsychologischer Literatur, wer

den Erfolg östlicher Sekten, Heilslehren und Meditationstechniken, die Flucht in

© 1927/1986 by Walter de Gruyter & Co., Berlin. Printed in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Übersetzung, der Herstellung von Photokopien - auch auszugsweise — vorbehalten. Druck: H. Heenemann GmbH

Vorwort

Mystik und Magie beobachtet, wird unschwer den Wunsch nach einem geistugen Freiraum erkennen, in dem neben mathematischen, physikalischen und chemischen Formeln wieder Platz für das Unerklärliche, das Widersinnige ist. Doch ‘Aberglaube im 20. Jahrhundert ist längst nicht mehr nur das, was das HDA uns auf Tausenden von Spalten vorzustellen versucht, auch nicht die zur Konvention gewordene Verniedlichung glücksbringender Fliegenpilze und Schornsteinfeger oder unglücksverheißender Schwarzer Kater, jener „kleine Aberglaube“, die Magie des Alltags, die Iorn Pio zusammengestellt hat‘. Ob allerdings

& Co, Berlin

Einbandgestaltung: Rudolf Hübler

Bindearbeiten: Lüderitz & Bauer, Berlin

1 Iorn Pıo: Den Hille overtro. Händbog om hverdagens magi. Kobenhavn 1973.

Vorwort

vi

Vorwort

der Nachdruck des HDA deswegen zum wissenschaftlichen Anachronismus gerät, bedarf einer näheren Überprüfung. Denn er besitzt, was bereits hier angemerkt sei, ın mehrfacher Hinsicht seine Berechtigung: als Ausweis für einen Verlag, der sich vor allem in der Person Gerhard Lüdtkes zu einem Zeitpunkt für ein Fach engagierte, als dieses noch um allgemeine wissenschaftliche Anerkennung und akademische Institutionalisierung zu kämpfen hatte, als wissenschafts- und methodengeschichtliches Dokument und schließlich als Sachzeuge für eine wichtige, ja entscheidende Entwicklungsphase innerhalb der deutschsprachigen Volkskunde sowohl in organisatorischer wie inhaltlicher Hinsicht. Denn wie kaum ein zweites Großunternehmen vertritt das HDA das Leistungsvermögen einer damals noch verhältnismäßig jungen Volkskunde, ihren Weg zur Zusammenarbeit auf internationaler Grundlage, zur institu-

tionellen Selbständigkeit und nicht zuletzt ihr Ringen um Anerkennung durch die akademischen Nachbardisziplinen.

Das HDA kam allein deswegen nicht von ungefähr, als die 20er Jahre unseres Jahrhunderts für die Volkskunde eine Periode der Konzentration durch straffere Organisation einerseits, der Enzyklopädie andererseits bedeuteten. Am 6. April 1904 hatten sich in Leipzig die regionalen volkskundlichen Vereine zum „Verband deutscher Vereine für Volkskunde“ zusammengeschlossen‘, in Hamburg 1919 Otto Lauffer den ersten Lehrstuhl für deutsche Volks- und Altertumskunde erhalten‘. Die Volkskunde begann, auch an den Universitäten konkurrenzfähig zu werden. Wollte sie dies aber bleiben, mußte sie ihre Kräfte zusammenfassen. Die auf zahlreiche regionale Zeitschriften und Heimatblätter verteilten Publikationen und das in ihnen behandelte Material zu den einzelnen Bereichen populärer Kultur zeichneten sich nur zu oft durch den Charakter des Zufälligen und nicht durch systematisch-methodische Aufarbeitung aus. Was in ihnen an volkstümlichem Erzählgut, an Volksliedern, Äußerungen von Volksglauben und an Sachgut gesammelt war, beeindruckt in seiner Fülle, doch die Entlegenheit so mancher Veröf-

fentlichung erschwerte sinnvolle Forschungsarbeit mehr, als sie ihr nützte. Es hieß, die Arbeit zu rationalisieren und hierfür nicht nur die Bildung von Fachkommissionen zu fördern, sondern vor allem auch Nachschlagewerke zu erstellen, die dem Fachmann wie den interessierten Vertretern der Nachbarwissen-

schaften den schnellen Zugriff auf Informationen und die Übersicht über den aktuellen Forschungsstand der Volkskunde gestatten sollten. Beschleunigung des InS. Joun

? *

MeErer/FrieDricH

Heinz

ScHMiDT:

1904— 1954. 0. O. (1954), S. 8 und 31.

50 Jahre

Verband

der Vereine

für Volkskunde

Zur Situation der Volkskunde an den Universitäten vgl. z. B. Frıtz BozuHm: Zur Pflege der Volkskunde im Universitätsunterricht. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 35/36 (1925/26), S.114— 115.

formationsflusses, Reputation nach außen aber trafen sich im „enzyklopädischen Zeitalter“, wie Fritz Boehm in einer Besprechung des HDA anmerkte: „Wörterbücher der verschiedensten Wissenschaften sind ım Erscheinen begriffen oder geplant, erinnert sei nur an das Ebertsche der Vorgeschichte, an das Merker-Stammlersche der Literaturgeschichte, an das Rechtswörterbuch, das Wörterbuch der Assyriologie u. a. m.“ Solche

auch für die Volkskunde

zu schaffen sei „eine der

Hauptaufgaben [. . .], die sich der Verband deutscher Vereine für Volkskunde für die nächsten Jahre gesetzt hat, an Aberglaube, Märchen, Lied, Sage ist dabei zunächst gedacht. Der erste Grund für alle diese Unternehmungen ist zweifellos das Bedürfnis des Forschers, das nötige Material für seine Untersuchungen zur Hand zu haben und so dem Zwang eigener Durchackerung der für jede Wissenschaft unübersehbar gewordenen Masse von Einzelpublikationen überhoben zu sein“. Die meisten dieser volkskundlichen Lexikonprojekte, hinter denen der Verlag Walter de Gruyter stand, kamen über die Anfänge nicht hinaus. Vom „Handwörterbuch des deutschen Märchens“ erschienen lediglich zwei Bände°, das 1927 ın

Angriff genommene

Enzyklopädisierung und Arbeitsorganisation

var

„Handwörterbuch

des deutschen Volkslieds“ brachte es nur

zu einer Stichwortliste und wurde 1937 eingestellt. Einzige Ausnahme bildete trotz zahlreicher ausgefallener und auch im Nachtragsband nicht mehr berücksichtigter Stichwörter das HDA. Die Vorgeschichte des HDA

Doch es entstand nicht von heute auf morgen. Vielmehr reichen die Pläne zur Schaffung eines Nachschlagewerkes zum populären Aberglauben sehr viel weiter zurück. Mit ihnen verbinden sich die Namen von Eduard Hoffmann-Krayer, seines Schülers Hanns Bächtold-Stäubli und nicht zuletzt von John Meier. Ihnen gemeinsam war vor allem der Einsatz für organisatorische Belange. John Meier (1864—1953), Schüler der Germanisten Eduard Sievers (1850— 1932) in Tübingen und Hermann Paul (1846— 1921) in Freiburg ı. Br., seit 1899 Inhaber des germanistischen Lehrstuhls an der Universität Basel, leistete Bahnbrechendes vorwiegend im Bereich der Volksliedforschung®. Ihm ist z. B. die *

Frıtz BoeHM: Rezension von: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Band I, 1. Lieferung.

Berlin/Leipzig 1927. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 37/38 (1927/28), S. 139—140. Er bezieht sich hierbei auf folgende Lexika: Max EBErT: Reallexikon der Vorgeschichte. 15 Bde., Ber-

lin 1924— 1932; PAUL MERKER/ WOLFGANG STAMMLER (Hg.): Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte. 2. Aufl., neu bearbeitet, hrsg. von WERNER KOHLSCHMIDT und WoLFGANG MoHr. Bd. 1 —, Berlin 1958 — (ursprünglich 4 Bde., 1925—1931); ErRıcH EBELING/BRUNO MEISSNER (Hg.): Real-

lexikon der Assyriologie. Bd. 1 —, Berlin/Leipzig 1928 — (Herausgeber ab Band 3: Ernst WeIDNER/WOLFRAM VON SODEN; ab Band 4: Dietz Orro EDzArD). 5 Lutz MacKeEnsen (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Märchens. Bd. 1—2, Berlin/Leipzig 1930— 1940 (= Handwörterbücher zur deutschen Volkskunde, Abteilung 2). $ Zu Jonn MeIeEr s. ERICH SEEMANN: John Meier zum Gedächtnis. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 49 (1953), S. 212—218; ders.: John Meier. Sein Leben, Forschen und Wirken. Freiburg

van

Vorwort

„Rezeptionstheorie“ zu verdanken. 1905 in Rheinfelden zum Obmann der Schwei-

zerischen Gesellschaft für Volkskunde gewählt, zugleich mit dem Vorsitz der Kommission zur Sammlung schweizerischer Volkslieder betraut, gründete er 1906 in Zusammenarbeit mit Hoffmann-Krayer das Schweizerische Volksliedarchiv und regte im gleichen Jahr auf der ersten Tagung des „Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde“ in Hamburg eine ähnliche Initiative an, deren Leitung er ebenfalls übernahm. 1914 richtete er nach langjährigen Vorbereitungen in Freiburg, wohin er 1912 unter Niederlegung seiner Baseler Professur gezogen war, das „Deutsche Volksliederarchiv“ ein. Doch nicht weniger verdienstvoll als seine forscherischen Aktivitäten war sein Einsatz für den Verband deutscher Vereine für Volkskunde, den er von 1911 bis 1949 mit großem Geschick leitete. Er organisierte die systematische Sammlung der deutschen Segens- und Beschwörungsformeln, der Flurnamen,

der Überlieferung über Glocken

und — vor dem Hinter-

grund des Ersten Weltkriegs — der Soldatensprache’. Er rief den „Atlas der deutschen Volkskunde“ ins Leben, zu dessen Erstellung er 1927 durch die Abgeordnetenversammlung des Verbandes in Freiburg den Auftrag erteilen ließ, ferner die — später internationale — „Volkskundliche Bibliographie“*, als deren Redakteur und

Herausgeber er seinen Baseler Freund Hoffmann-Krayer gewinnen konnte. Meier

brachte schließlich die Zusammenarbeit 1953 (= Freiburger Universitätsreden, Neue

mit dem

Folkloristischen Forscherbund,

Folge, Heft 17); vgl. ferner Hans

Trümpy:

Volks-

kundliche Forschung und Lehre an den deutsch-schweizerischen Universitäten und die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde.

In: WoLFGAanG BRÜCKNER/KLıAUs BertL (Hg.): Volkskunde

als

akademische Disziplin. Studien zur Institutionenausbildung (= Österreichische Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist. Klasse, Sitzungberichte, 414. Band. Mitteilungen des Instituts für Gegen-

7

wartsvolkskunde Nr. 12). Wien 1983, S. 63—76; WıLHELM HeEısKe: Das deutsche Volksliedarchiv. Ein Bericht zu seinem 50jährigen Bestehen. In: Zeitschrift für Volkskunde 60 (1964), S. 242—251. Vgl. u. a. HAns BEscHORNER: Die deutsche Flurnamenliteratur der Jahre 1938 —1940 (nebst Nach-

trägen für die früheren Jahre). IV. Anschlußbericht zu dem Handbuch der deutschen Flurnamenli-

teratur bis Ende 1926. Dresden (1941); PAauı_ SarTorı: Das Buch von deutschen Glocken. Im Auf-

trage des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde geschrieben. Leipzig/Berlin 1932; HAnns BÄcHTOLD: Deutscher Soldatenbrauch und Soldatenglaube. Herausgegeben vom Verband deutscher Vereine für Volkskunde. Straßburg 1917 (= Trübners Bibliothek, Bd. 7); vgl. auch JoHn 8

MeEIER: Das deutsche Soldatenlied im Felde. Straßburg 1916 (= Trübners Bibliothek, Bd. 4).

EDvarD Hofrmann-Krayer: Volkskundliche Bibliographie. Im Auftrage des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde herausgegeben von Eduard Hoffmann-Krayer. Straßburg 1919 —; später unter PAUL GeiGEr (Hg.): Bibliographie Internationale des Arts et Traditions Populaires/International Folklore Bibliography/Volkskundliche Bibliographie. Annees 1939— 1941. 0. O. 1949; seit 1950 (für die Jahre 1942— 1947) unter Mitwirkung von RoBErT WILDHABER, seit 1954 (für die Jahre 1948 und

1949) unter dem Titel „Internationale Volkskundliche Bibliographie“ (Basel

1979 und 1980) von BREDxIcH und James R. Dow herausgegeben. Zur Geschichte der „Internatio-

nalen Volkskundlichen Bibliographie“ vgl. Rosßerr WiLDHABER: Das Werden und die Aufgaben der Internationalen Volkskundlichen Bibliographie. In: Humaniora. Essays in Literature, Folklore, Bibhiography. Honoring Archer Taylor on his Seventieth Birthday (ed. WayLAanD D. HAND/GUSTAvVE Locust Valley, New York

1960, S. 219—228;

Bibliographie, In: Volkskunde 66 (1965), S. 94— 102.

}FF, in Helsinki zustande. In seine Amtszeit aber fiel nicht zuletzt die Entstehung

4’ und Herausgabe des HDA,

ders.: Die Internationale Volkskundliche

das „unter besonderer Mitwirkung“ Hoffmann-Kray-

4{ ers, wie es im Titelblatt lautet, entstand. „Wenn auch die Anteilnahme Hoffmann-Krayers am Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens seit 1918“, also längst vor Erscheinen des ersten Bandes, }' wie sich Hanns Bächtold-Stäubli erinnerte, „nicht mehr sehr gross war (er hat im

; oben erwähnten Artikel ‚Volksglaube und Volksbrauch’ in der Behaghel-Festschrift darüber Auskunft gegeben), so hat er eben das sehr grosse Verdienst, dass er Mitinitiant war und bis in die allerletzte Zeit hinein immer zur Verfügung stand, wenn Fragen grundsätzlicher Natur zu lösen waren. Sein Name ist darum mit vollem Rechte im Titel des Handwörterbuches aufgeführt [. . .]; ohne seine vielen Anregungen, ohne seinen Ansporn, ohne seinen Rat und seine Hilfe würde es nicht,

endlich, bald fertig werden”.“ Eduard Hoffmann-Krayer (1864—1936) war 1890 nach dem Studium der Germanistik, Romanistik und Sprachwissenschaft in Basel, Freiburg, Leipzig und Berlin mit einer Arbeit über den Vokalismus der Basler Mundart promoviert worden,

ein Jahr später habilitierte er sich mit der Untersuchung

„Stärke,

Höhe,

Länge.

Ein Beitrag zur Physiologie der Akzentuation“ (Straßburg 1891) in Zürich für deutsche Philologie. Dort wirkte er auch bis 1900 als Privatdozent, arbeitete von 1896 bis 1899 am Schweizer Idiotikon und folgte 1900 einem Ruf als Extraordinarius für „Phonetik, Schweizerische Mundart und Volkskunde“ an die Universität Basel, wo er 1909 Ordentlicher Professor für „Deutsche Sprache und Literatur“,

nach dem Ausscheiden John Meiers und der Teilung der germanistischen Professur 1912 für „Germanische Philologie mit besonderer Berücksichtigung der Sprache und älteren Literartur“ wurde‘.

In erster Linie sei er Germanist, betonte Hoffmann-Krayer immer wieder, zur

Volkskunde sei er vor allem durch seine Mitarbeit am Idiotikon gekommen, für das er die mit -nacht zusammengesetzten Stichworte wie Fastnacht oder Weihnacht übernommen hatte. 1896 gründete er zusammen mit E. A. Stückelberg und Emil Richard die „Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde“, gab seit 1897 das

„Schweizerische Archiv für Volkskunde“ heraus, neben das von 1910 an als Kor-

respondenzblatt der Gesellschaft die „Schweizer Volkskunde“

trat. Er, der es als

Germanist zumeist mit Wörtern zu tun hatte, war davon überzeugt, daß zu ihnen

auch die Sachen gehörten, und so gründete er 1904 die „Abteilung Europa“ des 9

1954) allein

redigiert von WILDHABER, seit 1977 (für die Jahre 1973 und 1974) von WıLDHABER und RoLr W. BREDNICH, Seit 1979 (für die Jahre 1975 und 1976) allein von BrREDNICH, seit 1985 (für die Jahre

0. Arır).

1X

Vorwort

Hanns BäcHTOLD-STtTÄUBLI: Eduard Hoffmann-Krayer (5. XII. 1864—28. XI. 1936). Erinnerungen an meinen Lehrer und Freund. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 35 (1936), S. I—XV, hier S. X—XI.

19

Zu Eduard Hoffmann-Krayer s. BäCcHToOLD-STÄtBLI (wie Anm. 9), ferner Frırz BoeHM: Eduard Hoffmann-Krayer +. In: Zeitschrift für Volkskunde 45 (= N.F.7) (1937), S. 212—214; JoHn MeEıEr: Worte des Gedenkens an Eduard Hoffmann-Krayer. In: Schweizer Volkskunde 27 (1937),

S. 47—49; PAuL GEIGER: Eduard Hoffmann-Krayer

1864—1936,

In: ders. (Hg.): Eduard Hoff-

mann-Krayer, Kleine Schriften zur Volkskunde. Basel 1946, S. I-XVI1I; Karı Mevut: Die Eduard

Hoffmann-Krayer-Stiftung. Anm, 6).

In: Schweizer Volkskunde

27 (1937),

S. 1—4,

sowie TRUMPY

(wie

X

Vorwort

Museums

für Volkskunde

Vorwort

in Basel (heute Schweizerisches Museum

für Volks-

kunde), die er bis zu seinem Tode 1936 ehrenamtlich leitete. Der „Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde“ stand er von 1896 bis 1899, 1914 bis 1920 und

noch einmal von 1928 bis 1935 vor. Hoffmann-Krayers Haupttätigkeit bildete das Sammeln. Er hinterließ ‚eine kaum überschaubare Anzahl von Notizen, Exzerpten, Zeitungsausschnitten und Bildern, und so kam es nicht von ungefähr, daß ihn der „Verband deutscher Ver-

eine für Volkskunde“ beauftragte, die — später „Internationale“ — „Volkskundliche Bibliographie“ zu übernehmen, die er von 1919 bis 1930 herausgab''. Ferner gehörte Hoffmann-Krayer dem Ausschuß des „Atlas’ der deutschen Volkskunde“ und der Deutschen Volkskunstkommission sowie von 1912 bis 1937 dem geschäftsführenden

an.

Ausschuß

des „Verbandes

deutscher Vereine

für Volkskunde“

Doch über all der organisatorischen Tagesarbeit — er beklagte sich einmal, daß

andere „arbeiten und publizieren“ könnten,

„er aber müsse nur ‚erledigen’“'* —

darf seine Bedeutung für die Methodik der Volkskunde als einer damals noch reputationsbedürftigen Wissenschaft nicht vergessen werden. Seine Baseler Antritts-

vorlesung

1900

bestritt er mit der später berühmt

gewordenen

„Volkskunde

gen“ verfaßt,

1916 die „Flurnamen

der schaffhausischen Enklave Stein“ und ein

Bändchen „Schweizer Märchen“ herausgegeben‘. Doch vor allem zeichnete er sich durch sein organisatorisches Talent aus. Neben seiner sozialpolitischen Tätig11

12. 13

14 15

16

Sie umfaßte das Schrifttum von 1917 bis 1924; vgl. auch Anm. 8.

GEIGER (wie Anm. 10), S. XI. EDUARD HorrMAnn-KrayeEr: Die Volkskunde als Wissenschaft. Zürich 1902; nachgedruckt u. a. ın GEIGER (wie Anm. 10), S. 1—23.

Hanns BÄäcHToOLD: Die Gebräuche bei Verlobung und Hochzeit mit besonderer Berücksichtigung der Schweiz. Eine vergleichende volkskundliche Studie. Basel/Straßburg 1914 (= Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, 11). Zu BÄCHTOLD-STÄUBLI S. PAUL GEIGER: * Dr. Hanns Bächtold-Stäubli (28. März 1886-—10. Oktober 1941). In: Schweizer Volkskunde 31 (1941), S. 89—92.

JoHANNES JEGERLEHNER: Walliser Sagen. Leipzig 1922 (= Die Schweiz im deutschen Geistesleben, Bd. 10); Hanxs BÄäcHToLD: Die Flurnamen der schaffhauserischen Enklave Stein am Rhein. Frauenfeld 1916; ders.: Schweizer Märchen. Basel 1916.

keit gehört er seit 1913 dem Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde an, für die er bis 1921 als „Schreiber“ tätig war, und redigierte zudem

seit

4 1925 zusammen mit Hoffmann-Krayer deren beide Publikationen. Er entwarf den 5 Plan

zu einem

großen

volkskundlichen

Institut und

Zeit-

einer internationalen

aM schrift, beteiligte sich maßgeblich während des Ersten Weltkrieges an der Auf© geichnung der Soldatensprache und des Soldatenbrauchs' und organisierte zu Be%& 'ginn der 30er Jahre die große Enquete, mit der Material für eine internationale

. Volkskunstausstellung erhoben werden sollte. Als sich diese nicht verwirklichen .; ließ, führte man die Aktion als Bestandsaufnahme des lebenden Volksguts durch, woraus sich später der von Richard Weiss

und Paul Geiger realisierte „Atlas der

* Schweizerischen Volkskunde“ entwickelte.

Doch stets unterstützte er Hoffmann-Krayer bei dessen Unternehmungen, ob

im Museum, ob in der Gesellschaft, mit ihm zusammen bereitete er das HDA vor,

das schließlich die beiden letzten Jahrzehnte seines Lebens voll in Anspruch nahm und das er dank seines unermüdlichen schließen konnte.

als

Wissenschaft“, in der er sie von der Ethnologie und der Kulturgeschichte abgrenzte und das Schlagwort vom „vulgus in populo“ schuf‘. An sie sollte sich in der Folgezeit eine ebenso lebhafte wie fruchtbare Diskussion anschließen. Einer seiner Schüler aber war Hanns Bächtold-Stäubli (1886—1941). Er hatte bereits während seiner Tätigkeit als Lehrer in Stein volkskundliches Material gesammelt, bevor er durch John Meier und Eduard Hoffmann-Krayer, bei dem er 1914 dann auch mit einer Dissertation über Brauchtum bei Verlobung und Hochzeit promovierte‘, intensiver mit der Volkskunde in Berührung kam’. Sein wissenschaftliches (Euvre war wie das seines Freundes Hoffmann-Krayer, dem er bis an sein Lebensende eng verbunden blieb, sehr vielseitig. 1913 hatte er zusammen mit Samuel Singer die vergleichenden Anmerkungen zu Jegerlehners „Walliser Sa-

xi

Fleißes noch kurz vor seinem Tode

ab-

Die Entstehung des HDA Das mit zehn Bänden bis heute immer noch umfangreichste Nachschlagewerk der deutschsprachigen Volkskunde war, wie sich Bächtold-Stäubli erinnerte, dem allgemeinen Bedürfnis nach wissenschaftlichen Arbeitshilfen entsprungen: „Als ich vorwiegend in seiner [Hoffmann-Krayers] prächtigen Bibliothek meine Doktorarbeit über ‚Verlobung

und Hochzeit’ schrieb, jammerten wir beide recht oft dar-

über, dass es keine zusammenfassenden Lexika gebe, aus denen man über verschiedenste Fragen der Volkskunde Material und Bibliographie schöpfen könnte. Bei einem der vielen gemütlichen Schoppen in der alten Veltlinerhalle in Basel beschlossen wir deshalb, gemeinsam ein solches Lexikon der gesamten Volkskunde

herauszugeben. Die Grundlage dazu sollten die erwähnten bibliographischen Exzerpte Hoffmann-Krayers bilden. Dr. Gerhard Lüdtke, damals Leiter des Strassburger Verlages K. J. Trübner, war mit uns begeistert von dem Plan, aber geschäftskundiger als wir, riet er uns, zunächst ein Gebiet in Angriff zu nehmen, und es entstand so schon im 1. Kriegsjahr 1914 ein erster Vertrag über ein ‚Aberglaubenslexikon’, berechnet auf zwei Bände zu je 40 Druckbogen, Manuskript abzuliefern bis zum Ende des Jahres 1915!“'*. Tatsächlich sah der Plan ursprünglich sehr viel bescheidener aus. Hoffmann-

Krayer und Bächtold-Stäubli hatten eine erweiterte Neubearbeitung von Adolf

Wuttkes

„Deutschem

Volksaberglauben

der

Gegenwart“'”

beabsichtigt,

Bäch-

told-Stäubli diesen Plan 1908 in Straßburg Lüdtke vorgetragen. Am 23. September 7 18

19

S. Anm. 7. BÄCHTOLD-STÄUBLI (wie Anm. 9), S. X.

ApDoLF WuTTtKE: Der deutsche Volksaberglaube der Gegenwart. 2. Aufl. Berlin 1869, 3. Aufl. Berlin 1900, 4. Aufl., bearbeitet von ELARD Huco Meyer, Leipzig 1925 (1. Aufl. 1860).

Vorwort

Vorwort

xIil

1929 schrieb Lüdtke rückblickend

an Bächtold:

„Du

erinnerst Dich ja gern der

aspr ke tt Wu von ge la uf ua Ne die r übe wir als , Stunde im Kammerzell’schen Haus wie n ko xi le al Re ein , te tz se en eg tg en n Pla den t ch si Ab er in chen und ich dieser De afsch zu rk we al nt me nu Mo ein de un sk lk Vo die für t mi Hoops zu machen und da ist nn da und t, nk za ge r be rü da ch li id we re Jah der e fen. Wir haben uns ja im Lauf das Unternehmen

zustande gekommen,

bei dem nicht alle Blütenträume reiften,

ter spä nn da es e Wi “, lte sol n sei g un ch rs Fo der c!] [si die das aber für Jahrzehnte e ein ar zw rk We s ke tt Wu sei ß, hie ) S.V 27, (19 A HD im Vorwort zu BandI des gemit das auf ck li nb Hi im hl wo so ch do ng, stu Lei le ol außerordentlich verdienstv en ch is zw in en on ti ta re rp te In n he sc gi lo ho yt rm tu na teilte Material wie auch auf die völlig überholt. ch si Ab en ch li ng rü sp ur die m, he lc so zu n ko xi le ns be au gl Daß dennoch ein Aber rVe ein t etz zul ht nic r wa , te nn ko n se ch wa an ng ten weit überschreitenden Umfa en rt ie ov om pr des re de on es sb in r hie und r te uy dienst des Verlages Walter de Gr ın 1 198 bis r, ne üb Tr J. l Kar es ag rl Ve des Germanisten Gerhard Lüdtke, Leiter lWa ag rl Ve er lin Ber im r“ ne üb Tr ng lu ei bt „A als ter spä , Straßburg, dann in Berlin des r be ha il Te 6 190 t sei r, te uy Gr de er lt Wa n. ge an eg ter de Gruyter & Co. aufg eiall als d To sen des h nac 7 190 ihn te hat g, ur ßb ra Verlages von Karl J. Trübner, St vor n ne io at ik bl Pu r he ic dl un sk lk vo e ih Re e ein niger Inhaber und damit nicht nur

x Ma h auc n er nd so n, re to Au r he sc ri ze ei hw sc d un er ch nehmlich südwestdeuts 0 191 von s op Ho es nn ha Jo von das d un e“ ht ic ch es rg Eberts „Reallexikon der Vo erAlt en ch is an rm ge der on ik ex ll ea „R ne be ge ge bis 1918 in vier Bänden heraus ge ie Kr m de or „V : ke dt Lü h sic rte nne eri n ra da ch Au . ?' tumskunde“ übernommen ch no nd sta sie r abe , et at im he be n ho sc r ne üb Tr J. l war die Volkskunde bei Kar eiArb n he ic dl un sk lk vo die hm na n Ma s. sse ere Int s nicht im Vordergrunde unsere ise Kre em es di aus n re wa er ch Bü rs ie Me go Hu ten eben mit, wie sie kamen; Elard

l vie ht nic h auc en ihn mit r abe r wa , en ch ro sp ge h sc ri le nd noch die besten. Buchhä des iv ch Ar im te heu h sic die , efe Bri he ic re hl za anzufangen“. Diese Zeilen wie

rg bu ei Fr v, hi rc da ie sl lk Vo n he sc ut De im und , Verlages Walter de Gruyter, Berlin en ch li ön rs pe nen lte „se m ne ei mit bst sel ke dt Lü h sic daß i. Br., befinden, zeigen,

ag rl Ve den r „fü die , hm na an “ tur era Lit n he ic dl un sk lk Engagement gerade der vo d un is dn än st er nv Ei das er ß sa be rin hie ch Do “, ist oft ein Verlustgeschäft gewesen 20 21

22 23

Brief Gerhard Lüdtkes vom 23. September Gruyter & Co., Berlin, Archiv. FEBERT

(wie Anm. 4); JoHANxEs

Hoors

1929 an Hanns Bächtold-Stäubli; Verlag Walter de

(Hg.):

Reallexikon

der Germanischen

Altertumskunde.

S KU NS WE RD HA IN RE E/ NK RA T UR /K HN KU ns Ha N/ UH NK 4 Bde., Straßburg 1911—1919; HERBERT JA , ite Zwe rs. Hoo Es ANN JoH von det rün Beg de. kun ums ert (Hg.): Reallexikon der Germanischen Alt —. 8 196 k Yor ew /N in rl Be 1—, Bd. l. Auf e ert eit erw rk sta und rb. bea völlig neu

xall

die Unterstützung Walter de Gruyters, der sich stets den Traditionen der von ihm übernommenen Verlage verpflichtet fühlte“. Allerdings

war

es für das

HDA

längst

noch

nicht so weit.

„Mit

Feuereifer“

machten sich Bächtold-Stäubli und Hoffmann-Krayer nach der ersten Absprache mit Lüdtke an die Arbeit: „Samstag für Samstag war ich von morgens früh bis abends spät bei ıhm und arbeitete Probeartikel mit ihm aus. Dann, als der Weltkrieg leider weiter dauerte, gingen wir an die Aufstellung des Stichwortverzeichnisses;

dabei

zeigte

es sich

sehr

bald,

dass

ein

Stichwortverzeichnis

nicht

auf

Grund von Sachregistern einiger grösserer volkskundlicher Werke geschaffen werden könne, sondern dass wir es nur auf einer umfassenden Materialsammlung aufbauen könnten. So fingen wir dann an, Material zu sammeln. Von 1916 bis 1925 kamen über 600 000 Zettel zusammen, alphabetisch nach Stichwörtern geordnet, aus denen sich leicht entscheiden liess, was ein Stichwort geben müsse“, Auch eine Systematik mußte erarbeitet werden. Am 19. Februar 1915 konnte sich Bächtold-Stäubli in einem Schreiben an den Verlag Trübner zu diesem Punkt äußern: „Ihre Absicht, das Buch über den deutschen Volksaberglauben in verschiedenen Bändchen der ‚volkskundlichen Bibliothek’ erscheinen zu lassen, ist ja zwei-

fellos vom buchhändlerischen Standpunkte aus ausgezeichnet. Ich habe auch für Professor Hoffmann-Krayer und mich eine kleine Disposition gemacht und versucht, den ganzen Stoff zu gliedern, dass er in 5—6 Einzelbände aufgeteilt werden könnte. Diesen Plan hatte ich vorher Professor Hoffmann-Krayer gesandt und ihn gebeten, seinerseits zu überlegen, ob sich unser Werk so ausführen lasse. Es ging aber Professor Hoffmann-Krayer ganz ähnlich, wie es mir ging: Wir hatten uns das Buch über den Volksaberglauben rein äusserlich ganz anders vorgestellt: Es sollte nach unserer Auffassung ein ‚Standard-Work’” werden, das selbstverständlich über Wuttke hinausgehen und auch den deutschen Volksaberglauben des Mittelalters berücksichtigen sollte. Wir dachten uns, dass es für die gesamte volkskundliche Forschung eine Art Quellen-Werk geben sollte, in dem der gesamte deutsche Volksaberglauben enthalten und jede einzelne abergläubische Meinung und Handlung mit ihren wesentlichen lokalen Varianten verzeichnet sein sollte. Es würde sich aber nicht nur um eine umfassende Zusammenstellung dessen, was Wuttke und Grimm und was gerade in den letzten zwei Jahrzehnten in den zahllosen Publikationen und Zeitschriften an Volksaberglauben mitgeteilt haben [sic!] handeln, sondern dazu käme noch, eine Verarbeitung, das heißt Rückführung auf die Quellen, Klärung des Ursprungs und Deutung der einzelnen abergläubischen Meinungen und Handlungen. Die Disposition haben wir uns in der folgenden Weise gedacht: Erster allgemeiner Hauptteil

Wie Anm. 20. sen wis als v chi sar lag Ver Ein 5. 194 bis de un sk lk Vo die und r yte Gru SS. HEIDEMARIE SCHADE: De D AR RH GE h auc vgl. ; 150 S. hier 9, —15 145 S. 6), . Anm e (wi TL BeI ER/ schaftliche Quelle. In: BRÜCKN

A Einleitung (Geschichte und Bedeutung der Erforschung des Volksaberglaubens ; Definitionen)

druck Berlin 1978).

24 25

bilbau Auf nen sei der e cht chi Ges der aus n zze Ski Co. & r yte Gru de LtDTtKE: Der Verlag Walter ch(Na 4 192 lin Ber . r’s yte Gru de ter Wal Dr. iß abr ens Leb em ein st denden ehemaligen Firmen, neb

LÜDTKE (wie Anm. 23). BÄCHTOLD-STÄUBLI (wie Anm. 9), S. X.

XIV

Vorwort

Vorwort

Professor Hoffmann-Krayer ist mit diesem ersten provisorischen Plan, den ich

WS

B Die Weltanschauung des Volkes 1. Die Vorstellung von der Seele . Naturdeutung und Naturverehrung Dämonen — (Geister und Hexen) Glaube

ihm vorlegte, einverstanden, ist aber mit mir der Meinung, dass ein definitiver Plan

Kult, Opfer, Verehrung u.s.w.

&

{

Zweiter spezieller Hauptteil

x

4

A Defensiver Aberglaube 1. Allgemeines über Schutz- und Abwehrhandlungen 2. Schutz und Abwehr der Krankheiten a) Die volkstümlichen Anschauungen von der Krankheit Abstreifen,

f) g) h) i)

Vergraben,

Zauberische Orte Zauberische Zahlen Zauberische Dinge Zauberische Handlungen (Unterlassen, wirkliche Handlungen: böser Blick, Segen, Fluch, Gebärden u.s.w.) Zaubernde Personen Bosheitszauberei Zauberformeln Literatur (Albertus Magnus, geistlicher Schild, Romanusbüchlein u.s.w.)

Brief vom

13. September

1921

an Bächtold-Stäubli: „Nach Deiner neuesten Mit-

beide schreibt. Aber ich fürchte, dass dann doch mindestens

fünf bis sechs Jahre vergehen werden, bis Ihr zu Ende kommt. Hoffmann-Krayer ist durch Berufsgeschäfte zu sehr in Anspruch genommen und auch kein schneller Arbeiter. Deshalb dachte ich daran, ob Ihr nicht einen grössern Kreis von Mitarbeitern heranziehen wolltet, wie es beim Hoops’schen Reallexikon der Fall war. Ich meine, diese Mitarbeiter sollten sich finden lassen. Dazu gehört allerdings eine genaue Aufstellung einer Stichwortliste und evtl. die Übermittlung des das betreffende Stichwort gesammelten Materials an diese Mitarbeiter. [. ..] Du und Hoffmann-Kreyer [sic!] würden als Herausgeber fungieren“”. Die langjährigen Überlegungen und Vorbereitungen nahmen dann endlich 1925 konkrete Gestalt an. Der „Verband deutscher Vereine für Volkskunde“ und der Verlag Walter de Gruyter waren sich über die Erstellung größerer volkskundlicher Nachschlagewerke einig geworden. Man plante das unter Johannes Boltes Mitwirkung von Lutz Mackensen herausgegebene „Handwörterbuch des Mär-

chens“, vom dem lediglich zwei Bände erschienen, ein von John Meier und Harry Schewe zu bearbeitendes „Handbuch des Volksliedes“, das Friedrich Panzer an-

vertraute „Handwörterbuch der Sage“ und schließlich das zu diesem Zeitpunkt in seinen Vorarbeiten am weitesten fortgeschrittene HDA**. Ferner konnte der Verband neben der „Volkskundlichen Bibliographie“ die Kommission für Segens- und Beschwörungsformeln, eine Volkstrachtenkommission und die Volksliedkommission vorweisen, die bereits über ein Material von 112 300 eingesandten Liedern verfügte. Vom 25. bis 27. September 1925 versammelten sich unter dem Vorsitz von John Meier die Vertreter der volkskundlichen Vereine und verwandter Institutionen in 26

27

I.

C Expetitiver Aberglaube 1. Wahrsagung aus sich selbst darbietenden Wahrzeichen a) Aus der Himmelswelt b) Aus Tieren und Pflanzen c) Aus anderen Wahrzeichen . Die Wahrsagekunst . Beeinflussung der Zukunft . Erlangung von Zauberkräften



Du das Wörterbuch

B Offensiver Aberglaube 1. Zauberei

a) Zauberische Zeiten

1

erst gemacht werden könne, wenn die grössere Hälfte des gesamten Materials gegammelt sei. Denn selbstverständlich muss die Disposition des Werkes sich von selbst aus dem Stoffe heraus ergeben. Man könnte ja zur Not erklären, dass der verste Hauptteil in einem, der zweite Hauptteil in 3—5 Bändchen der volkskundlichen Bibliothek zu je 20 Bogen ungefähr veröffentlicht werden könnte“. Noch war also von einem mehrbändigen Werk die Rede, nicht von einem Lexikon. Bis es dazu kam, mußten Fragen wie die der Herausgeberschaft und der Mitarbeiter geklärt werden. Ganz als Verlagsmanager erwies sich Lüdtke in einem teilung weiss ich nun nicht, ob Ihr daran festhaltet, dass Hoffmann-Krayer und

a) Die Ursachen des Unglücks b) Natürliche Ursachen des Unglücks c) Der Bosheitszauber als Ursache des Unglücks 4. Erhaltung von Glück und Gesundheit (Abwendung des bösen Schicksals)

b) c) d) e)

}

4 En

Heidnisches und Christliches (Schicksal, Hölle, Mythen u.s.w.)

b) Kirchliche Mittel (Amulette) .c) Weltliche Mittel d) Gegenzauber (Sympathiemittel, Besprechen, Schwemmen u.S.w.) . Schutz gegen (und Abwehr von) Unglück

XV

28

Brief Hanns Bächtold-Stäublis an den Verlag Karl J. Trübner, Straßburg, vom 19. Februar 1915; Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin, Archiv. Die Systematik von 1915 ähnelt auffallend derjenigen Matthias Zenders in GUNTER WIEGELMANN/MATTHIAS ZENDER/GERHARD HEILFURTH: Volkskunde. Eine Einführung (= Grundlagen der Germanistik, Bd. 12) Berlin 1977, S. 149. Brief Gerhard Lüdtkes vom 13. September 1921 an Hanns Bächtold-Stäubli; Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin, Archiv. Vgl. Anm. 5.

XVI

Stuttgart. Hoffmann-Krayer und Bächtold-Stäubli vertraten dabei die „Schweize-

rische Gesellschaft für Volkskunde“. Auf dieser Tagung berichtete Bächtold als Redakteur des HDA nicht nur über die Anlage des Lexikons und über die vorliegenden Zusagen von Autoren, sondern er betonte auch, daß „weitere Meldungen zur Mitarbeit [. . .] der Herausgeber (Basel, Benkenstr. 25) gern entgegennähme“; man hoffe, „daß das Werk in verhältnismäßig kurzer Zeit fertig vorliegen und'dem

Volkskundeforscher viel zeitraubende Sammelarbeiten ersparen wird“. Um dem Projekt Nachdruck zu verleihen, hielt Bächtold-Stäubli zudem einen öffentlichen Vortrag über „Glaube und Aberglaube“, in dem er den engen Zusammenhang zwischen beiden Bereichen aufzeigte, noch einmal den Plan des Handwörterbuchs entwickelte und um Mitarbeit bat”. Arbeitsbedingungen

Auf der Abgeordnetenversammlung des „Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde“, die am 5. und 6. September 1928 in Freiburg 1. Br. stattfand, konnte

John Meier „mit besonderem

Danke“

mitteilen, „daß der Herausgeber des Wör-

terbuches des Aberglaubens, Herr. Dr. Bächtold-Stäubli, sein über 600 000 Zettel umfassendes Material, unter Vorbehalt der eigenen Benutzung auf Lebenszeit, dem Verband geschenkt habe”. Nach Bächtolds eigenen Angaben soll es sich sogar um annähernd 1,5 Millionen Karteikarten gehandelt haben‘, die nicht nur zur Erstellung der Stichwortliste gedient hatten, sondern auch den Autoren zur Verfügung gestellt wurden. Diese Zahlen sind nicht aus der Luft gegriffen. Denn das HDA-Material befin-

det sich heute, geordnet in 69 Karteikästen, die ihrerseits wieder je zwei Kästen voll mit Zetteln enthalten, im Archiv des Seminars für Volkskunde der Universität Göttingen. Wer sie durchblättert, kann sich einen Eindruck von der Arbeitsweise,

vor allem aber von dem nahezu unglaublichen Fleiß der Herausgeber und hier insbesondere Bächtold-Stäublis verschaffen. Die Karteikarten enthalten handschriftliche Notizen, Literaturhinweise und kleine, aus Büchern und Zeitschriften ausgeschnittene und aufgeklebte Abschnitte, selten jedoch längere Exzerpte (Abb. 2). Die Arbeitsbedingungen, unter denen diese Sammlung und damit das HDA entstand, nötigen heute, im Zeitalter großer Redaktionsstäbe und der elektronischen Datenverarbeitung, uneingeschränkte Bewunderung ab. Denn in der das HDA betreffenden Korrespondenz hat sich eine Reihe von Bettelbriefen erhalten, in denen Bächtold um die kostenlose Zusendung von einschlägigen Veröffentlichungen zum Zerschneiden bat; so schrieb er am 15. Mai 1915 an Lüdtke: „Unsere Vorarbeiten

29

X

zum Volksaberglauben schreiten vorwärts. Die ganze Woche hat ein Arbeitsloser 1} ‚bei mir geklebt, was ich an gedrucktem schweizerischen Material zerschnitten und verzettelt habe: einige tausend Zettel müssen jetzt geordnet werden. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie uns von dem für Vorarbeiten bewilligten Kredit von Mk. 500.— die folgenden Bücher verschaffen würden und zwar in je zwei Exemplaren. {...] Alle diese Werke enthalten ein grosses Material, das ich zunächst verzetteln möchte. Selbstverständlich werden noch andere folgen, bei denen das Zerschneiden ebenfalls weitaus rascher geht und billiger ist als das Kopieren. Antiquarisch sollten sie jetzt verhältnismässig billig zu haben sein“. Wo dies nicht möglich war, begnügte sich Bächtold-Stäubli auch mit einem Exemplar, das er mit anderen Kollegen teilte. Am 18. Juni 1915 schrieb er an John Meier, daß ihm ab 1. Juli 1915 eine Sekretärin bei der Materialsammlung behilflich und unter seiner Leitung die Zerschneidung und Verzettelung der gedruckten Li.

'

.

»

.

teratur vornehmen

würde: „Wenn

.

Sie für die Zwecke

.

.

des Volksliedarchivs ‚Köh-

ler, Volksbrauch’ benützt haben, so bin ich Ihnen sehr dankbar für gefl. Zusendung des Ueberrestes, damit wir ihn dann für uns weiter verarbeiten können.

Ausser ‚Andree, Braunschweiger Volkskunde’ haben wir noch Engelien und Lahn,

der ja auch Liedermaterial enthält, sowie Rochholz, Kinderlied in einem Exemplar. Dieses letztere sollten wir allerdings auch für unser Schweizer Volksliedarchiv verzetteln. [. . .] Allerdings wäre es vielleicht gut wenn die Verzettelung beider, des Aberglaubens und der Lieder, an einem Orte geschehen würde, in solchen Fällen wenigstens, wo Lieder und Aberglaube nicht in bestimmten gesonderten Kapiteln behandelt sind, sondern über das ganze Buch verstreut sind. Sonst könnte unter Umständen eine Unordnung in die übriggebliebenen Buchreste Kommen [sic!], die recht unangenehm sein würde und zeitraubend. Da ich die Grundsätze kenne, nach denen Sie die Lieder verzetteln, so schlage ich Ihnen vor,

dass in solchen Fällen dies unter meiner Leitung und Verantwortlichkeit in Basel geschieht; denn diejenige des Aberglaubens bietet doch grössere Schwierigkeiten und kann nur in Basel ausgeführt werden.“ Zur Schwierigkeit der Materialbeschaffung und -bearbeitung kam der Umstand, daß Bächtold-Stäubli nur nebenamtlich am HDA tätig sein konnte. In einem Brief vom

15. Mai

1915

schrieb

er an Lüdtke:

„Die

Tätigkeit

als Militärzensor

strengt mich neben der Schule sehr an, da ich viel Nachtschicht habe. Aber es lässt sich dabei doch gerade eine mechanische Arbeit, die man jederzeit unterbrechen kann wie das Verzetteln sehr gut ausführen. Was ich bisher dafür leistete, entstand meist nachts auf der Zensur, so zwischen 2% und 7 Uhr morgens, gerade die rechte Zeit für den Aberglauben“‘.“

$. Frıtz BoEHM: Abgeordneten- Versammlung des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde in

32

Brief Hanns Bächtold-Stäublis vom 15. Mai 1915 an Gerhard Lüdtke; Verlag Walter de Gruyter &

in Freiburg i. Br. (5. und 6. September 1928). In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 37/38 (1927/

33

Brief Hanns Bächtold-Stäublis vom 18. Juni 1915 an John Meier; Deutsches Volksliedarchiv Freiburg ı. Br. Brief Hanns Bächtold-Stäublis vom 15. Mai 1915 an Gerhard Lüdtke; Verlag Walter de Gruyter &

Stuttgart. In: Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 35/36 (1925/26), S. 115—117, hier S. 116. * Frıtrz BoeHM: Abgeordnetenversammlung des Verbandes deutscher Vereine für Volkskunde 28), S. 154—155, hier S. 155.

31

XV

Vorwort

Vorwort

Angabe nach MEIER/SCHMIDT (wie Anm. 2), S. 22.

34

Co., Berlin, Archiv.

Co.,, Berlin, Archiv.

XVvill

Doch

Vorwort

Vorwort

die Arbeit als Militärzensor brachte auch manchen

unverhofften Fund,

wie aus einem Brief an Lüdtke vom 26. September 1915 hervorgeht : „Ich habe eben einen 6stündigen Nachtdienst auf der Zensur hinter mir von Samsta g auf den

Sonntag, der mir etwa 5 Stunden Zeit liess, ein wertvolles Abergl aubemanuscript,

das ich durch Vermittlung des mir vorgesetzten Armeestabes in Be rn erhielt, zu kopieren, während der Zensursekretär eine interessante Clavicula Salomonis abschrieb, die ein Regimentskommandant bei einem seiner Soldaten au fstöberte und

uns ebenfalls für die soldatische Volkskunde zustellte. Sie sehn als o, die Schweiz.

Armee unterstützt unser Unternehmen und ist, da er ja auch der Firma > J dient, eigentlich nicht ganz neutral!“

Trübner so

Als 1927 endlich der erste Band des HDA erschien, die nächsten regelm äßig und in relativ kurzen Abständen folgten, war dies vor allem der Unermüdl ichkeit Bächtold-Stäublis zu verdanken. Die anfängliche Begeisterung aber wich bald pessimistischeren Tönen. Hatte Lüdtke am 31. März 1915 noch von dem zu er wartenden verlegerischen Erfolg gesprochen und betont, daß nach Abschluß des „Reallexikons der germanischen Altertumskunde“ und der „neuen Auflage von Sc hrader’s

indogermanischer Altertumskunde“ ein Werk, „das dem Mittelalte r gewidmet sein

soll, wenigstens im Plane vorhanden“ sei, „eine grosszügige Darstell ung des Volksaberglaubens [. . .] eine Einheit der Kulturdarstellung, die viel Anzi ehendes hat und Erfolge verspricht“, mit sich bringen würde”, so mußte er am 15. Augu st 1929 an Bächtold schreiben: „Das Aberglaubenlexikon steht an eine m toten Punkt.

Die Zunahme der Abonnenten ist jetzt sehr gering, und die Deckungsziffer für die einzelnen Lieferungen liegt hoch, wesentlich höher als bei den anderen Werken, die wir haben. Du weisst, wie sehr ich Deine Tätigkeit schätze und wie ich an den endgültigen Erfolg Deines Lexikons, das für Jahrzehnte die Grundlage der Forschung sein wird, glaube. Aber ich muss mit der Tatsache rechnen und die Di spositionen für die nächste Zukunft danach einrichten. Der überstarke Pessimis mus ist etwas gewichen, aber seine Nachklänge werden doch in den nächsten Jahr en wirksam bleiben”“.

“in eine Situation laviert, die für die buchhändlerische Berechnung des Werkes ; rade günstig ist””.“ i verschätzte sich ein weiteres Mal. Denn als das HDA 1942 mit dem von Mira ihm und Margarete Kailuweit erarbeiteten Register abgeschlossen vorlag, umfaßte es nicht fünf, sondern zehn Bände. Allerdings ist die Stagnation, die 1930 eintrat, nur schwer zu übersehen. Denn zu diesem Zeitpunkt begannen Manuskripte auszubleiben,

und

über geflucht habe, welchen Umfang Dein Aberglauben-Lexikon bekommt,

weisst Du.

Und

dass ich bis zum

Ende

meines

Lebens

das

darüber fluchen werde,

kannst Du mir glauben. Wir wollen uns nichts vormachen; es werden scho n fünf Bände werden. Ihr beiden Schlaumeier, Du und John Meier, habt mich gemein sam

3 36

37

Brief Hanns

Bächtold-Stäublis vom 26. September

Gruyter & Co.,, Berlin, Archiv.

1915 an Gerhard

Lüdtke; Verlag Walter de

Brief Gerhard Lüdtkes an Hanns Bächtold-Stäubli vom 31. März 1915; Verlag Walter de Gruyter

& Co., Berlin, Archiv.

Brief Gerhard Lüdtkes vom 15. August 1929 an Hanns Bächtold-Stäubli; Verlag Walter de Gruyter

& Co., Berlin, Archiv.

Bächtold-Stäublis

Schaffenskraft ließ durch

die Vorzeichen

der

Krankheit, der er später erliegen sollte, nach. Um das regelmäßige Erscheinen dennoch zu gewährleisten, kamen er und Lüdtke überein, nur noch die gelieferten Beiträge zu drucken und ansonsten auf die Nachträge zu verweisen. Am MH. Okto-

ber 1938 schrieb deswegen Lüdtke an Bächtold: „Kannst Du schon etwas über die

Nachträge sagen? Der 9. Band hat ja einen geringeren Umfang als die übrigen Bände. Lohnt es gegebenenfalls die Nachträge abzuwarten und sie in den Band hineinzubringen oder dauert es noch so lange, daß wir lieber den Band jetzt ausgeben und die Nachträge später mit dem Register in einem besonderen Band brin-

gen?“”, Während in Band 3 und 4 nur jeweils zweimal und in Band 5 viermal auf den Nachtrag verwiesen werden mußte, nahm die Zahl der ausgefallenen Stich-

wörter in den folgenden Bänden rapide zu: Band 6 mit 33, Band 7 mit 88, Band 8 mit 94 und Band 9 mit 75 Nachtragsverweisen, von denen nur ein geringer Teil dann tatsächlich in Band 9 bearbeitet wurde. Dies brachte dem HDA bis heute erhebliche Kritik ein, die berechtigt ist, da so zentrale Begriffe wie „Teufel oder „Zahl“ mit einer Kette von Quer- und Unterverweisen fehlen. Andererseits aber

macht die Zusammenstellung der fehlenden lich, daß so manches ursprünglich geplante war. Ein zusätzlicher Nachtragsband, den kündigt hatte, kam nicht mehr zustande, Erich Peuckert nach 1945 noch einmal auf kert, dem man wegen seiner für das HDA

Stichwörter (s. S. XXXV— XXXVIlI) deutLemma aus heutiger Sicht überflüssig Lüdtke im Vorwort zu Band 10 angeauch nicht, als Paul Geiger und Willdiesen Plan zurückgriffen, jener Peuk-

verfaßten Artikel „Jude, Jüdin“, „Frei-

maurerei“ und „Ritualmord“ ein staatspolizeiliches Verfahren angehängt hatte”.

Zudem war eine erhebliche Überschreitung des ursprünglich angenomm enen Umfangs abzusehen, weswegen Lüdtke am 23. September 1929 gegenübe r Bäch-

told-Stäubli aus seiner Verärgerung keinen Hehl mehr machte: „Das s ich oft dar-

XIX

Die zeitgenössische Rezeption des HDA Es mag Anerkennung für Bächtold-Stäubli, der die vorletzte Lieferung noch selbst betreuen konnte, genug gewesen sein, daß die zeitgenössische Aufnahme des HDA durchweg positiv war. Immer wieder strichen die Rezensenten die zu er-

wartende Arbeitserleichterung heraus. Wer bislang „von irgend einer Wissenschaft

her kommend die Hilfe der Volkskunde in Anspruch nimmt und sich über ein Gebiet des Aberglaubens orientieren will, muß mühsam das Material zusammensu38

Brief Gerhard

Lüdtkes vom

Gruyter & Co., Berlin, Archiv.

23. September

1929 an Hanns

Bächtold-Stäubli; Verlag Walter de I

39 Brief Gerhard Lüdtkes vom 11. Oktober 1938 an Hanns Bächtold-Stäubli; Verlag Walter | . Gruyter & Co., Berlin, Archiv. 40 S, WoLFGAnNG Emmerich: Zur Kritik der Volkstumsideologie. Frankfurt a. M. 1971, 5. 118.

de

Vorwort

chen aus landschaftlichen Monographien, die oft kaum aufzutreiben sind, und aus

den verschiedenen volkskundlichen Zeitschriften. Und dann ist er erst nicht sicher,

ob ihm nicht eine wertvolle Quelle entgangen ist“, schrieb Paul Geiger 1928, und er verlieh der Hoffnung Ausdruck, daß es „ein Werk zu werden“ verspräc he, „worin man auf jede mit dem Aberglauben zusammenhängende Frage nic ht nur Material, sondern auch Erklärungen oder wenigstens Deutungsversuche fin den wird““. Otto Weinreich strich ebenfalls die Bedeutung des HDA für die Nachba r-

wissenschaften

heraus:

„Denn

es, die Probleme historisch

ein leitender Gesichtspunkt des Gesamtwerkes

ist

aufzufassen, das Material für die deutschen Erschei-

nungen an ihrem geschichtlichen Platz in der Entwicklung des menschlichen De nkens einzuordnen, die Vorstufen in der antiken, orientalischen, nordischen Altwelt zu berücksichtigen, kurzum die Volkskunde als Zweig der Geschichts- und Geisteswissenschaft weitblickend zu betreiben. Das gibt dem Werk, um dies gleich vorauszuschicken, einen besonderen Wert für die Disziplinen; der Altp hilologe, den

das

Fortleben

der Antike

interessiert,

den

Orientalisten

jeder

Sparte,

der

Theologe, dem die niedere Welt des Glaubens nicht gleichgiltig sein darf, der Jurist, der Ethnologe, sie alle werden wie die Neueren Philologien hier ein Nach-

schlagewerk benutzen, das sich an Qualität neben die besten deutschen und internationalen Enzyklopädien stellen darf“, Die Volkskunde sei nun endlich konkurrenzfähig geworden, stellte Richar d

Beitl 1931

in seiner ausführlichen

Besprechung

fest: „Die deutsche Volkskunde,

auf manchem Gebiet von den Unternehmungen benachbarter Nationen ür _rflügelt, scheint mit mächtigen Schritten in wenigen Jahren diesen Vorsprung einhol en zu wollen. Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens stellt eine groß zügige und zuverlässige Zusammenfassung der Forschungsergebnisse im weiten Gebiet des deutschen Aberglaubens und in den meisten Fällen schon eine ent schlossene Blickwendung auf den zukünftig von der Wissenschaft einzuschla genden Weg dar. Nicht nur durch die Weitung und Bereicherung des Inhalts, auc h im wissenschaftlichen Ziel stellt das Werk einen neuen Typus des Handwörterbu chs dar. Wie seine Gründung befördert wurde durch den Aufschwung der Volkskun de im deutschen Sprachgebiet, so gibt es diesem — selbst noch im Werden beg riffen — schon heute mit jedem Heft neue Antriebe durch bisher in dieser Klarheit unbekannte Überblicke und daraus entspringende fruchtbare Fragestellungen“. Kritische und ergänzende Anmerkungen beschränkten sich zumeist auf einzelne Artikel, was bei der Größenordnung eines solchen lexikographischen Unternehmens und der Vielzahl seiner Autoren nicht verwundert. Doch manche Äußerungen reichten tiefer. Otto Weinreich etwa wandte sich in seiner ansonsten #7 *# 43

XX1

Vorwort

Pauı GEIGER: Rezension von: Handwörterbuch des deutschen Aberglaube ns, Band I, Lieferung 1.

Berlin/Leipzig 1927. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 28 (1928) , S. 134— 136. Orro Wernreich: Volkskunde (1925—1931). In: Archiv für Religionswis senschaft 29 (1931),

S. 244—284;, hier 5. 256 (zum HDA: S. 255—258).

RıcHARD BeitL: Rezension von: Handwörterbuch des deutschen Aberglaub ens, Zeitschrift für Volkskunde 41 (= N. F. 3) (1931/32), S. 71—77, hier S. 71— 72.

Band

1—3.

In:

durchweg wohlwollenden

Besprechung

gegen

die „Inflation von Lexika“; sie sei

‚ein „Zeichen der Zeit, die jedes Wissensgebiet in eine möglichst rasch und prakBf tisch benutzbare Kartothek, die Studierstube in ein gelehrtes Büro zu wandeln I strebt. Eine Gefährdung des Triebes zum Selbstlernen ist nicht von der Hand zu 8 weisen. Das Nebeneinander von verschiedenartigsten Forscherindividuen auf be8

t die eine Forscherhand, ein Forschergeist in einem tiefdurchdachten Lebenswerk 3. niederlegt. Ist ein Mann wie J. Bolte nicht wichtiger als 5 oder 6 Bände MärchenN lexikon? Doch dieser Gedanke an das überhandnehmende Spezialistentum unserer RP

%# 5

am

XX

Zeit und die Lexikaflut als Form ihres utilitaristischen Strebens soll uns die Freude

; . gerade am HDA nicht vergrämen““. Man kann diese Beschwörung des längst der Vergangenheit angehörenden Bildes vom polyhistorisch gebildeten Wissenschaftler als anachronistischen Seitenhieb abtun, der die Substanz des HDA wenig trifft. Andere Bemerkungen jedoch bezogen sich bereits während des Erscheinens des Handwörterbuchs auf wesentliche Schwachstellen. Man tadelte einerseits das ständige Verweisen bei ausgefallenen Stichwörtern, andererseits wurden die Herausgeber bereits 1928 mit dem Vorwurf konfrontiert, daß die methodische Durcharbeitung des Stoffes der zwar eindrucksvollen, aber kaum reflektierenden Materialsammelei zum Opfer gefallen sel. Am 2. August 1928 schrieb der Münchener Anglist Prof. Dr. Max Förster in einem Brief an Eduard Hoffmann-Krayer: „[...] Freilich mischt sich auch mancherlei 44

Bedenken bei. Es [= HDA] ist in erster Linie doch eine Material-Sammlung und wird daher denjenigen Wasser auf ihre Mühle bringen, die behaupten, die Volkskunde sei über das Stadium des Materialsammelns noch kaum herausgekommen. Bei dem ausserordentlichen Umfang, den das Wörterbuch annımmt, werden die meisten Benützer doch wünschen, mehr Bearbeitung der Themen zu erhalten, wenn sie dafür auf auch [sic!] die lückenlose Ausbreitung der Belege verzichten müßten“. Hoffmann-Krayer wehrte sich zwar gegen diesen Vorwurf; am 7. August 1928 legte er das Schreiben Försters einem Brief an Bächtold-Stäubli bei, wobei er anmerkte: „F. hat eine merkwürdige Vorstellung von den Zielen und Gren-

zen eines Aberglauben-Wbs. Namentlich der Vorwurf der Materialsammlung ist absurd. Wollte Gott, wir hätten eine denkbar vollständige Materialsammlung des 146 ; ; deutschen Aberglaubens! Aus heutiger Sicht allerdings trifft diese Kritik Försters nicht nur zu, sie offenbart auch eine fundamentale Schwäche des gesamten Werks; denn über dem Bemühen, aus möglichst vielen Quellen und Informationen ohne Rücksicht auf historische und soziale Bedingungen und Verläufe eine Phänomenologie des Aberglaubens zu entwickeln, blieb die Geschichte populärer Vorstellungen von den Dingen und Ereignissen der Welt auf der Strecke. 4

45

WEINREICH (wie Anm. 42), 5. 258.

En

Hans Trümpy: Aus Eduard Hoffmann-Krayers Briefwechsel. In: Schweizerisches Archiv für Volks-

kunde 60 (1964), S. 113—132,

46

n

Trümpy, ibidem.

hier S. 129.

XXI

Vorwort

Vorwort

.. sonsten selbständig zu betrachtende Quellengruppen wie die Sage, die Volksmedi-

„Aberglaube“. Das Eigenverständnis des HDA

Es ist nahezu unmöglich, den Begriff „Glaube“ befriedigend zu erklären. Defi-

nitionsversuche erwiesen sich vor allem dann als Irrwege, wenn man ihn in seinen

wahrnehmbaren Ausdrucksformen erfassen wollte. Gleiches gilt für den „Aberglauben“. Gerade weil er bedeutungsgeschichtlich immer vom „Glauben“ ab- und

ausgegrenzt wurde, verbanden sich mit den Bestimmungsversuchen nur zu oft sehr konkrete historische, subjektive und ideologische Absichten. Ihn zudem noch auf lexikalische Stichwörter zu reduzieren mußte und muß erhebliche Vorbehalte auslösen. Was ein zeitgenössischer Kritiker wie Förster als unreflektierte Materialsammlung ablehnte, erscheint heute als unzulässige, da verzerrende Beschreibung vermeintlich populärer Denkweisen. Denn zwischen dem Aberglaubensbegriff des HDA und dem modernen, sehr viel vorsichtigeren Umgang mit den Strukturen und Inhalten volkstümlicher Vorstellungswelt bestehen erhebliche Unterschiede. Eduard Hoffmann-Krayer hatte selbst den umfangreichen Artikel „Aberglaube“ verfaßt und damit die Richtung des Werkes vorprogrammiert (I, Sp. 64—87). Schon im Vorwort hatte er sich mit der ursprünglichen Überlegung auseinandergesetzt, statt „Aberglaube“ den neutralen Begriff „Volksglaube“ zu verwenden und sich dadurch des wertenden Urteils über außerkanonische Glaubensvorstellungen zu entledigen. Doch „Volksglaube“, so Hoffmann-Krayer, umfasse mit populären Ansichten über Gott und die Heiligen, über Sünde und Gnade vorwiegend den religiösen Bereich. Aberglaube hingegen, wertfrei betrachtet, erlaube auch die Berücksichtigung ausschließlich literarisch bezeugter Superstitionen, die nie ins Volk eingedrungen seien. So fortschrittlich, da umfassend orientiert, dieses Bemühen

1927 war, am Pro-

blem der Ausgrenzung hatte sich — aus heutiger Sicht — wenig geändert, wurden abergläubische Vorstellungen und Praktiken als Bestandteil einer Eigen- und Gegenkultur der Unterschichten festgeschrieben. Trotz der Betonung einer objektiven Annäherung bestand die Wertung von Aberglaube durch das subjektive Messen am offiziellen religiösen Standpunkt weiterhin fort, blieb er als irriger, irregeführter Glaube ein Widerspruch zum System, da er „Glaube an die Wirkung und

Wahrnehmung

naturgesetzlich unerklärter Kräfte“ sei, „soweit diese nicht in der

Religionslehre selbst begründet sind“ (I, Sp. 66). Religion bestünde in der gläubigen, allerdings nicht an ein bestimmtes kirchliches Umfeld gebundenen Hingabe des Menschen an eine göttliche Macht. Dies schließe jedoch den Aberglauben aus kirchlich-religiösen Handlungen nicht aus. Hoffmann-Krayer teilt dem Aberglauben drei Funktionen zu: Praktiken zur Erfahrung des Verborgenen, etwa durch Deutung von Vorzeichen, das Abwehren oder Zufügen von Unheil und schließlich den sich auf Anschauungen über den Menschen,

die

Natur

und

die

übernatürlichen

Wesen

beziehenden

„absoluten

Aberglauben“. Davon trennt er, heutiger Erkenntnis widersprechend, die magischen Wissenschaften, zu denen er die komplizierten Divinationstechniken und die Geheimkünste

zählt; über sie informiert das HDA

XXL

tatsächlich nur sehr unzurei-

chend. Das enge Zusammenspiel von Glaube und Handlung aber erfordere es, an-

& zin, Segensformeln oder Kalender-, Bauern- und Wetterregeln, soweit diese superstitiös geprägt seien, in den Bereich des Aberglaubens einzubeziehen. Seinen

Ursprung und seine Wirkung besitze der Aberglaube in der Überzeugung von ma4 gischen Kräften in der Natur, die entweder von sich aus wirksam seien oder vom Menschen bewußt in Anspruch genommen werden könnten. Ein wesentliches ; Merkmal bilde daher die magische Handlung und das gesprochene oder geschrie* bene Zauberwort, die beide auf Analogiedenken beruhten. Ihr Ziel sei das materielle Wohlergehen des Menschen, sein Schutz und sein Heil. Das Bewußtsein des Aberglaubens

Hoffmann-Krayer legte in seiner Systematisierung eine Leitlinie fest, die man

mit Fug und Recht als „Definition von außen“ bezeichnen darf: aus einmal als sol-

chen festgeschriebenen Aberglaubensformen entsteht ein Gerüst von Abweichungen, von Überzeugungen, die nicht den gesellschaftlichen und wissenschaftlich verbindlichen Ideen, sondern eigenen, magischen Kausalitäten folgen. Aberglaube wird damit zum Ausdruck einer präscientistischen Welt- und Naturdeutung, die ihre Lebenskraft aus einer längst überholten Auffassung vom Kosmos schöpft. Er ist im Verständnis Hoffmann-Krayers, Bächtold-Stäublis wie des gesamten Handwörterbuchs objekt- und handlungsorientiert, nur insofern ein historisches und entwicklungsgeschichtliches Phänomen, als er sich erst aus dem Gegensatz von geistigem Fortschritt und dumpfem Beharren auf traditionellem Glauben zu ergeben scheint. Zudem steht hinter dem HDA eine Methode der Datenerhebung und -interpretation, die von der Volkskunde bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, ja vereinzelt trotz der historisch-archivalischen Arbeitsweise, wie sie vor allem Karl-Si-

gismund Kramer und Hans Moser vertreten, und trotz der Neuorientierung des Faches vereinzelt bis heute angewandt wird: die Analyse von nur oberflächlich vergleichbarem Material, ohne dessen Geschichtlichkeit zu berücksichtigen. Der zeitgenössische Vorwurf der unkritischen Kompilation an das HDA auf Kosten der exakten historischen Zuordnung läßt sich heute noch schärfer formulieren: der Mensch als geschichtlicher Träger und Betroffener von „Aberglauben“ spielt keine Rolle. Im Vordergrund stehen Objektivationen wie Hostienzauber, Blutaberglaube oder populäre Kryptognostiken und Krankheitsdiagnosen, von ihren Erforschern längst mit dem Gütesiegel „superstitiös“ versehen, aus nicht vergleichbaren zeitlichen und räumlichen Schichten zu allgemeinen Ausdrucksformen abstrahiert. Der Mensch ın der schwer bestimmbaren Ballung „Volk“ wird als Garant

von Kontinuität stillschweigend vorausgesetzt, historischer Wandel unterliegt dem

Postulat von Traditionen, die in vorchristliche, und dies leider nur zu oft in ger-

manische Urzeiten zurückgeführt werden. Es ist sicherlich auch Folge der lexikalischen Beschränkung, daß viele unzulässigen Vergleiche und Rückschlüsse deswegen so schroff erscheinen, da kein ausreichender Platz zur Verfügung stand, um den meist sehr diffizilen individuellen und kollektiven Entwicklungen, Vermittlun-

XXIV

Vorwort

Vorwort

gen und Prozessen nachzugehen, die etwa aus einem geläufigen Gebet ein zauber-

ähnliches

Gebilde

machten,

und

dabei den Menschen

als „activum“

und

„Passi-

vum“, um mit den Worten Hoffmann-Krayers zu sprechen, zu berücksichtigen. Die durch das HDA repräsentierte volkskundliche Aberglaubensforschung be: gnügte sich mit einer letztlich blut- und menschenleeren Kultur des Altartigen und Überholten, des Relikts als Merkmal unterschichtlicher Lebensweisen. Begriffe wie Angst vor Aberglauben, Verzauberung, angehexter Krankheit, psychischer Verletzung, vor Denunziation und Diffamierung als Hexe und Magier waren in diesem Zusammenhang ebenso unbekannt wie die Notwendigkeit von „Aberglauben“ dort, wo Menschen z. B. infolge fehlender ärztlicher Versorgung auf dem Land weiterhin die mit alten Heilweisen vertrauten Weisen Frauen und Männer des Dorfes konsultieren mußten. Die Verfasser der einzelnen Beiträge des HDA beschrieben Phänomene, niemals jedoch die Einstellung der Menschen zu abergläubischen Praktiken. In der Sage sieht Hoffmann-Krayer ein wichtiges Zeugnis zur Erschließung historischer (Aber-)Glaubensformen und bezeichnet diese Erzählform noch in der Verfremdung durch eine längst wissenschaftlich reglementierte Aufzeichnungsund Wiedergabetechnik

als einen Ausdruck

des „absoluten Aberglaubens“.

Doch

es fällt auf, wie leicht die narrative Einheit „Sage“ zum Aberglaubensbericht formalisiert und aus diesem wiederum die „Sage“ restituiert werden kann; man mutmaßt forscherischen Eingriff zu Lasten einer wirklichkeitsgetreuen Erhebung populären Denkens, wenn man an die Mühelosigkeit der Umwandlung denkt. Gerade hier aber bedarf es erhöhter Vorsicht bei der Benutzung des im HDA interpretierten Materials. Denn bereits das Literatur- und Abkürzungsverzeichnis wie auch die Anmerkungsapparate der einzelnen Artikel lassen den heute nicht mehr gültigen Begriff von Geschichtlichkeit ahnen, dem Herausgeber und Autoren verpflichtet waren und der u.a. zur unkritischen Auswertung des Sagenmaterials führte. Sie waren dem Grimm’schen Verständnis vom historischen Bezug der Sage gefolgt, folglich mußte sich in Erzählungen und Memoraten von wunderlichen und abnormen

Dingen, von Gespenstern

und magischen

Riten, von Frauen, die

über ungewöhnliche Fähigkeiten und geheimes Wissen verfügten, von Freveltaten und ihren Bestrafungen immer auch historisches Denken wiederfinden lassen und mit ihm die Tatsächlichkeit des Superstitiösen. Dem ist aus heutiger Sicht entgegenzuhalten, daß Vieles nur erschlossen, rekonstruiert und in bürgerlich-akademische Denkmuster eingepaßt wurde. Rudolf Schenda hat den beinahe zum Glau-

bensbekenntnis

viele

frühe

gewordenen

Sagensammler

Hinweis

operierten,

„aus

mündlicher Überlieferung“,

als Literaturexzerpte

mit dem

nachgewiesen,

sie

selbst als Schreibtischtäter entlarvt”. Ihre Vorbilder, Jacob und Wilhelm Grimm, 7

RuıDoLF ScHENDA: Mären von deutschen Sagen. Bemerkungen zur Produktion von „Volkserzählungen“ zwischen 1850 und 1870. In: Geschichte und Gesellschaft 9 (1983), S. 26—48; ders.: Volkserzählung und nationale Identität: Deutsche Sagen im Vormärz (1830— 1848). In: Fabula 25 (1984),

5. 296—303; ders.: Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen Nr. 103, 298, 337, 340, 350, 357

und 514. Bemerkungen zu den literarischen Quellen von sieben Schweizer Sagen. In: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 81 (1985), S. 196—206.

XXV

waren gleichfalls dem schriftlich überlieferten Material, vor allem aber dem Geschichtsverständnis und den wissenschaftlichen Verfahrensweisen des 18. Jahrhunderts bei der Bearbeitung und Deutung der Sagenstoffe verpflichtet‘. Was in der Gefolgschaft der Grimms als Aberglaube festgelegt und dann von einer Volkskunde der heilen Welt aufgezeichnet wurde, besitzt folglich seine eigene definitorische Geschichte. Bevor sich das HDA ihm zuwenden konnte, war er längst präfi-

guriert; man wußte, wie, wonach und wozu

man zu suchen hatte. Man

hatte die

Langlebigkeit abergläubischen Wissens postuliert, um damit letztendlich zu den heidnischen Germanen zurückzufinden, aber man vergeudete keine Mühe daran, die Bedingungen für die — vermeintliche — Konstanz zu überprüfen. So entstand ein Destillat, das weniger den Aberglauben als ein historisches Faktum, sondern eher den Umgang einer elitären Bildungsschicht mit ihr absonderlich, dennoch kulturell interessant, da altertümlich erscheinenden Äußerungen bezeugt; mit anderen Worten: es ist notwendig, sich vor der Benutzung des HDA zuerst den Forschungsstand und die Forschungsintentionen dieser Zeit wie grundsätzlich den Stellenwert der volkskundlichen Aberglaubensforschung zu vergegenwärtigen, sich die damals angewandten, heute unzulänglichen Erhebungstechniken und Quellenanalysen bei der Deutung von Kulturformen vor Augen zu halten. Denn Volkskunde ist längst nicht mehr eine Hilfswissenschaft der germanischen Altertumskunde, geschweige denn eine Forschungsdisziplin, aus der sich die Bestätigung holen ließe, daß der Osterhase die Reminiszenz an eine germanische Gottheit sei®.

Aberglaube als geschichtliches Problem

Seit dem HDA haben sich Inhalte und Methoden der volkskundlichen Beschäftigung mit dem Aberglauben grundlegend geändert, ja es stellt sich die Frage, ob man heute ein vergleichbares Werk mit diesem Namen überhaupt noch in Angriff nehmen könnte. Dennoch, eine allgemein gültige Definition von „Aberglaube“ ist ebenso wenig möglich wie zu Bächtold-Stäublis und Hoffmann-Krayers Zeiten. Denn wie damals überwiegt die Ab- und Ausgrenzung, von kirchlichen und naturwissenschaftlichen Lehrmeinungen ebenso wie von gesellschaftlichen Übereinkünften. Wenn der Aberglaube trotzdem wenig von seiner Faszination verloren hat, dann verdankt er dies seiner magischen Komponente, der Überzeugung, daß es hinter einer physikalisch erklärbaren Gesetzmäßigkeit noch eine verborgene,

okkulte Wirklichkeit gebe, die es zu aktivieren gilt. Der Aberglaube, so stellvertre-

tend für zahllose Bestimmungsversuche das „Praktische Bibellexikon“, äußere sich 4%

49

Vgl. hierzu CHRISTOPH DAXELMÜLLER: Disputationes curiosae. Zum „volkskundlichen“ Polyhistorismus an den Universitäten des 17. und 18. Jahrhunderts (= Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte, 5). Würzburg 1979, S. 187—254. Äxe V. Ström: Germanische Religion. In: ders./HAraLDs Bıezars: Germanische und Baltische Religion. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1975, 5. 154, wo der Osterhase mit den weiblichen Gottheiten Skadi und Hreda verglichen wird.

XXvi

Vorwort

Vorwort

darin, „Dingen u. Handlungen übernatürliche Kräfte zuzuschreiben, die sie an sich nicht haben“. Eine allseits befriedigende Erklärung wird auch deswegen kaum möglich sein, da sie immer eine Frage des jeweiligen Standpunkts ist. Man kann den Aberglauben entwicklungsgeschichtlich darstellen, ihn als überholten Glauben an paranormale Zusammenhänge in der Natur, an die den Menschen und Dingen eigenen magischen Kräfte (virtutes), die einst in sich selbst auf einem ın sich logischen System beruhten, am gültigen Erkenntnisstand messen: der Glaube an die Heil- und Wirkkraft von Mineralien etwa, die man mit analogen Zusammenhängen begründete, weswegen man z. B. den Hämatit wegen seiner roten Farbe und nicht aus Kenntnis seines chemischen Aufbaus als Mittel für Blutstillung anwendete, wurde durch die moderne Laboranalyse und Pharmazie, der Einfluß der Planetenkonstellationen und -konjunktionen durch die Anwendung von Spurenelementen in synthetisch produzierten Drogen, die Kabbalistik mit ihren wort- und symbolbefrachteten, kaum mehr lesbaren Schutzzetteln und Amuletten durch das nicht min-

XXVII

keit maßgebliche Superstitionenlehre des Augustinus (354—430). Dieter Harme-

ning hat die Übernahme des lateinischen Wortes „superstitio“ durch die frühchrist-

liche Apologetik eingehend untersucht”. Sie führte den römischen Religionsbegriff zur Kennzeichnung fremder und neuer Kulte fort, um nun allerdings das Heidentum selbst damit zu brandmarken; wie dem Römer jede nichtrömische, so wurde dem Christen jetzt jede nichtchristliche Religion zur „superstitio“, jede nicht sich an den christlichen Gott richtende Verehrung zum Götzendienst (idololatria). Doch die Theologen erweiterten dieses Bedeutungsfeld, indem sie unter Aberglauben auch jedes der wahren Religion hinzugefügte, sie zur „falsa religio“ machende Element, jeden überflüssigen Brauch, verstanden. Thomas von Aquin (um

1225—1274) interpretierte „superstitio“ als Götzendienst, als „cultus divinus cui non debet“, als „cultus exhiberi deo vero, modo indebito“, als etwas „überflüssig-

abergläubisches“ (superfluum et superstitiosum), das über die „dei et ecclesiae institutionum, vel contra consuetudinem communem“ hinausginge (Summa theolo-

giae II. II. 92, 2; IL. II. 93, 2).

der komplizierte Systema sephiroticum chemischer Formeln ersetzt. Die Naturwissenschaft des 17. und 18. Jahrhunderts, die sich zunehmend von ihrer einstigen Bindung an die Theologie zu lösen, der Welt eine eigene, dem menschlichen Verstand zugängliche Gesetzmäßigkeit einzuräumen und der übernatürlichen Heilkraft wallfahrtsmäßig aufgesuchter Quellen mit der Feststellung natürlicher therapeutischer Stoffe zu entgegnen begann, entzog sich behutsam den engen Grenzen des mittelalterlichen Naturverständnisses, indem sie von den ım Schöpfungsakt in der Natur festgelegten „qualitates occultae“, den verborgenen Eigenschaften sprach. Diese Kräfte reizten die Naturphilosophen und -wissenschaftler des späten 16. und des 17. Jahrhunders, wurden ihnen zur Verpflichtung, die entmythologisierte Natur zu erforschen und zu entschlüsseln. Johann Jakob Hvalso (1656— 1712) sprach das zukunftsorientierte forscherische Wollen stellvertretend für seine akademischen Zeit- und Zunftgenossen aus: auch wenn man derzeit noch nicht in der Lage sei, übernatürlich anmutende Phänomene oder die Ursachen wunderba-

Diese Bestimmung des Aberglaubens als Götzendienst wie als unnötige Kultausübung sollte sich als folgenschwer erweisen. Die Superstitionenlehre des Mittelalters sah im Aberglauben einen Rest von Heidentum, zu dessen Konstitutiven der Dämonenkult gehört. Damit erhielten abergläubische Handlungen zugleich einen dämonologisch-magischen Charakter. Denn in einem Weltbild, in dem Gut und Böse gleichermaßen existieren, ja in dem das Böse selbst Bestandteil des göttlichen Heilsplans ist, handelt der Mensch aus eigener Entscheidungs- und Willensfreiheit. Für seine Wahlmöglichkeit zwischen Gott und Satan aber schuf die christliche Systematisierung der neuplatonischen Dämonologie eine der Grundvoraussetzungen. In der Allgegenwart der auch körperlich-wesenhaft erfahrbaren Dämonen repräsentiert sich zugleich die Verfaßtheit des Menschen und seine in der Erbsünde angelegte Neigung zum Bösen. Er kann sich der Hilfe dieser Wesen durch einen Pakt und durch die Kenntnis ihrer geheimen Namen und Zeichen versichern. Der

spätere Zeiten nicht vermöchten”'. Man fühlt sich an ein Wort von Franz Strunz

dienst der Dämonenverehrung zum spät- und nachmittelalterlichen Hexenwahn war bereits in der frühchristlichen Theologie vorgezeichnet.

rer Geschehnisse und Kräfte in der Natur zu erklären, so bedeute das nicht, daß es erinnert: „Aller Aberglaube

ist alte Wissenschaft,

alle Wissenschaft

neuer Aber-

glaube... . Was heute Aberglaube ist, war einst Wissenschaft“. Glaube wird folglich dort zum bekämpfenswerten Aberglauben, wo neue erkenntnistheoretische Positionen erreicht sind. Dies zeigen die Auseinandersetzung des Frühchristentums und der Kirchenväter mit dem heidnischen Bildungsgut, vor allem jedoch die für die Entwicklung der christlich-abendländischen Begrifflich-

50 51

52

ANTON GRABNER-HaiDER: Praktisches Bibellexikon. Freiburg/Basel/Wien 1969, 5. 3.

JoHANN JAKoß Hvaıso (Präses)/JoAacHıM Hojer (Respondent): Dissertatio valedictoria de miraculis

non

miraculis

S. 44—46.

seu de naturae

arcaniıs, qvae vulgo

miracula

falsö putantur.

Kopenhagen

1684,

Franz Strunz: Beiträge und Skizzen zur Geschichte der Naturwissenschaften. Hamburg/Leipzig 1909, S. 1.

Schritt von

der „superstitio

artis magicae“

zum

„crimen

maglae“,

vom

Götzen-

Wie konstant solches Verständnis von Aberglauben war, beweist die von Georg Dietrich Thies 1717 unter dem Präsidium von Gottlieb Samuel Treuer angefertigte

Helmstedter

Dissertation

„De

superstitionis

conditoribus

et

propagatoribus“:

Aberglaube sei die bis zur Unsinnigkeit übertriebene Furcht und Verehrung des Übernatürlichen sowie der vom göttlichen Ratschluß losgelöste Vollzug von Handlungen. 5

Dieter HarMexinc: Superstitio, Überlieferungs- und theoriegeschichtliche Untersuchungen zur kirchlich-theologischen Aberglaubensliteratur des Mittelalters. Berlin 1979; ders.: Aberglaube und Alter. Skizzen zur Geschichte eines polemischen Begriffes. In: Volkskultur und Geschichte. Festschrift für Josef Dünninger, hrsg. von DırTER HARMENING/GERHARD LUTZ/BERNHARD SCHEMMEL/ ErıcH Wimmer. Berlin 1970, S. 210—235.

XXVil

Vorwort

Vorwort

Die Diskriminierung des Aberglaubens geschah somit nicht, weil man etwa an der Möglichkeit magischer Effekte zweifelte, sondern weil er aus der Konfrontation des spätantik-heidnischen Glaubens mit den neuen christlichen Lehren die

(1698— 1764) in einer einschlägigen Schrift von 1736 formulierte”, nicht der folkloristischen Aufzeichnung populärer Kulturformen. Diese Polemiken sahen im Aberglauben Wissen wider besseres Wissen, und hatten die Kirchenväter und die Theologen des Mittelalters ihn als Sünde des Götzendienstes bezeichnet, so war er jetzt zur Sünde der Ungebildetheit geworden, der Verletzung der Fähigkeiten des menschlichen Denkens. Dennoch benötigte die neue Vernunft den Aberglauben als Negativargument, um sich im Vergleich mit seiner Rückständigkeit selbst rechtfertigen zu können. Von Beginn an verband sich somit die Intoleranz des Dogmatischen, das Unumstößliche der Rechtgläubigkeit mit den Kriterien für das Abergläubische. Dies wird in der Sprache der Konfessionspolemik zwischen dem Protestantismus und

Qualität des Unmoralischen erhielt, des Fehlglaubens, der Abirrung menschlichen

N Verhaltens. Es liegt auf der Hand, daß für die Tradition solcher Inhalte, Kategorisierungen und Wertungen die kleine elitäre Schicht der Gelehrten maßgeblich war und blieb. Sie wußte in langen Traktaten zu trennen, was rechtmäßige, kollektive Überzeugung und was Aberglaube sei. Wo sich jedoch alte Wissenschaft zum neuen superstitiösen Denken entwickelte, implizierte dies immer auch eine soziale Bedingung: auf der einen Seite die Schicht der Gebildeten, die über Wissen, von dessen Recht-

mäßigkeit sie überzeugt war, verfügte, auf der anderen Seite die große Zahl der Analphabeten und Ungebildeten, die infolge ihres Standes und ihrer Lebensumstände von der Bildung und vom Informationsfluß ausgeschlossen waren, seit dem 17. Jahrhundert die beginnende Herrschaft der Vernunft auf der einen, Menschen, die wegen mangelnder Aufstiegsmöglichkeiten auch nicht am Fortschritt des Denkens teilhaben konnten, sondern an alten Denkweisen

dem Katholizismus deutlich. Die reformatorische

halten mußten, auf der anderen Seite. Nirgendwo wird diese geistige Spannung zwischen Bildung und Ungebildetsein deutlicher als in der Aufklärung. Sie hatte es sich zum Ziel gesetzt, mit überholtem Glauben und unsinnig gewordenen Traditionen aufzuräumen und durch Weiterreichung des neuen Wissensstandes den Menschen zu verbessern; denn nur so könne er sich zu einem aufgeklärten, in der

verständlichkeit tut, ist schlechthin unmöglich. Sie dienten dazu, den „alten Sauer-

teig des Heidentums“ auszurotten, wie es der dänische Bischof Erik Pontoppidan 54

Vgl. hierzu CHRISTOPH DAXELMÜLLER: Bibliographie barocker Dissertationen und Traktate. Teil I. In: Jahrbuch für Volkskunde N.F.3 (1980), S.194—238; TeilIL In: ibid. N.F.4 (1981), $.225—243; Teil III. In: ibid. N.F.5 (1982), S.213—224; S. 230 —244; Teil V. In: ibid. N. F. 7 (1984), S. 195—240.

55

Teil IV.

In:

ibid.

N. F.6

(1983),

GEORG CHRISTOPH ZIMMERMANN: Den in vielen Stücken allzuaberglaubigen Christen [. . .] zum besseren Unterricht. Frankfurt/Leipzig 1721; vgl. hierzu ADOLF SpAMErR: Zur Aberglaubensbekämpfung des Barock. Ein Handwörterbuch deutschen Aberglaubens von 1721 und sein Verfasser (Georg Christoph Zimmermann). In: Miscellanea Academica Berolinensia II, 1 (Berlin 1950), S. 133— 159.

Befreiung der „religio“ von un-

nötigem bildlichen und dinglichen Beiwerk, von Marien- und Heiligenverehrung, von rituellen Gebärden wie dem Kreuzzeichen und liturgischen Symbolen wie dem Weihwasser, ging mit dem massiven Vorwurf des papistisch-heidnischen Aberglaubens, des römischen Götzendienstes an die Adresse derjenigen einher, die schon aus Gewohnheit nicht auf die jetzt bekämpften Ausdrucksformen verzichten konnten oder wollten. Man setzte der fast magisch zwingenden Mechanik liturgischer Formeln, dem Vertrauen auf die Macht geweihter Medaillen und gesegneter Kräuter, die dämonenbannende Kraft des Kreuzzeichens und des Glockenklangs den Glauben an Gott und die Unterwerfung unter seine Vorsehung entgegen. Beide Parteien aber warfen sich, jeweils überzeugt von der Rechtmäßigkeit ihres

und Verhaltsmustern fest-

letzten Konsequenz dann wirtschaftlich produktiven Untertanen entwickeln. Wie hervorragend hierbei die Aufklärung des 18. Jahrhunderts auf die Aberglaubensbekämpfung vorbereitet war, zeigen nicht nur die Modethemen Magie, Superstition oder Spektrologie, über die man seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an den europäischen Universitäten zahlreiche Dissertationen und Traktate verfaßt hatte”, sondern auch volkssprachliche Kompilationen wie das Aberglaubensbrevier _ des Georg Christoph Zimmermann (1663— 1744)”. Doch von solchen tendentiösen, vorwiegend literarischer Überlieferung verpflichteten Werken auf die konkrete historische Wirklichkeit abergläubischer Vorstellungen und Praktiken schließen zu wollen, wie es das HDA mit großer Selbst-

XXIX

Denkens und Tuns, „Aberglauben“ vor, falschen, heidnischen Glauben also, der

vom Weg hin zu Gott ablenke und direkt in die Fänge des Bösen führe. Daß der von Reformation und Gegenreformation mit solchen Mitteln und Argumentationen um Macht und um die Seele des Menschen geführte Streit seine Folgen hatte, steht außer Zweifel. Aberglaube wurde zum Kampfmittel religiöser Gruppen, zum Kriterium für soziale Kontrollen und letztlich für die Verwirklichung von Machtansprüchen. Er war nicht nur Ausdruck gesellschaftlicher Ängste, sondern selbst Ausgangspunkt von Angst. Auch hier versuchte die Aufklärung einen Schlußstrich zu ziehen. Heute mutet die „Juristische Entscheidung der Frage: Ob einer einem andern/wegen Furcht Vor Gespenstern die Haus-Miethe wieder auffsagen könne?“, die der große Rechtsgelehrte und Streiter gegen den Hexen-

wahn und die Folter, Christian Thomasius (1655—1728), 1711 in Halle veröffentlichte, unsinnig an. Doch er versuchte, die Ängstlichen zu beruhigen: „Wie aber/

wenn ein Weib das Hauß gemietet hat/ darff denn auch dieselbe in der Miete nicht wiederum zurücktreten/ aus Furcht vor den Gespenstern? Es wäre ja unhöflich/ daß man von einer Frau begehrete/ daß sie eine Furcht haben solle/ welche einem hertzhafften Manne begegnen kan. Es ist aber genug/ daß diese Furcht von Gespenstern gantz und gar nichtig ıst/ und nicht einmal einer hertzhafften Frau be»%

Erık PoxTorPPiDAN: Fejekost til at udfeje den gamle surdejg eller de i de danske lande tiloversblevne 0g her for dagen bragte levninger of saavel hedenskab som papisme. 1736. Oversat og forsynet med indledning of JORGEn OLrık. Kobenhavn 1923 (= Danmarks Folkeminder Nr. 27) .

Vorwort

XXX

tet mie ver s Hau das der dem cht Fur bes Wei s eine h auc n den d wir So gegnen kan. dem ig uld sch sie ist / will n ibe ble t nich sie n wen n/ der son n/ hat/ nicht schade Mietherren die Miete zu bezahlen“”. des ion ens Dim e sch ogi pol hro ant die em all vor cht tli deu ver r abe piel Beis Dieses von en ung etz uss ora ndv Gru der e Ein it. hke lic ähr Gef e sein h auc Aberglaubens, t nich ßig smä nde sta ver von ung ich erl inn Ver und ng ugu rze „Glaube“ ist die Übe naaus er wed n kan Er n. ome Axi en bar ieh llz hvo nac und gen Din n are hmb wahrne sich er t ieß chl ers h noc , den wer ert uzi ded sen mis Prä en ich pfl chö ges und türlichen men nis cha sme ung uer Ste die man darf er Dah . ung lös Auf n ale ion restlos einer rat

sich die t nich , nen ken ver t nich en Leb che ägli allt das auf ns ube gla er“ „Ab des h auc

n. nge fnu Hof und ste Äng len ona ati irr n nde cke drü aus en ion tit ers in Sup e sein ist en aub rgl Abe am s sse ere Int hen isc tor his des ekt Asp er Ein weiter wie en sch Men den für ahr Gef als galt Er . ten ich Abs hen isc eth Gleichsetzung mit für die Gesellschaft,

da er von Normen

abwich,

die theologisch

Ohne sich der Methode des ahistorischen Vergleichs sofort zu entledigen — sie 4 hatte damit gegen gültige wissenschaftliche Argumentationsverfahren verstoßen —, differenzierte die Aufklärung dennoch den Begriff „Aberglaube“. Sie sah in {hm einen zu überwindenden Rest des Mittelalters, die Vorenthaltung von Bildun Der geistig noch im Mittelalter verbliebene, die Krankheiten seines Viehs beru” fende „rusticus“, die alten Weiber und ihre Rockenphilosophie (philosophia colus) und Ammenmärchen (fabulae aniles) erschienen den Aufklärern Berechtigung geAug, engagiert gegen die Überreste solchen Heidentums der Nichtkonformität vorzugehen. Doch der Schritt von diesem „ethnicum“ zu den Mythologen und zur volkskundlichen Aberglaubensforschung seit dem 19. Jahrhundert war nun nicht mehr groß. Es bedurfte lediglich der romantischen Neubewertung von „Volk“ als Träger alten, ja uralten, weit in die vorchristliche Zeit hineinreichenden Wissens.

festgeschrieben

htNic dem “, cus hni „et hen isc äub rgl abe dem aus war er alt tel geschichtlich. Im Mit aus zer Ket der , ker eti Här he lic ist chr der nn, tsi Wor n che tli ris hch frü im christen t tan tes Pro der ik, hol Kat der n dan ter spä er, ber Zau der er, har Kat der der Sekte eine te setz r abe “ cus hni „et sem die Mit en. ord gew te lde ebi Ung und schließlich der

ein. ng klu wic Ent lle svo gni hän ver e und ksk Vol der te ich sch hge Frü die für gerade iidn „he n ihre den fan rts nde rhu Jah 18. und 17. des n ore Aut n ete ild geb Denn die “, tici „rus der t ich Sch n rte gie ile riv erp unt nell itio trad der bei schen Aberglauben“ en, sch dni hei en, sch fal die , ern Bau en men kom ver typ reo Ste zum en, hrt ele der ung

erh-g lic ist chr vor rts nde rhu Jah 19. des n oge hol Myt der ne Sin im t nich allerdings sie n nde sta g dun Bil nde gel man ihre ch Dur n. nge hhi nac gen manischen Anschauun en der h nac g, fun ämp bek ens aub rgl Abe he isc rer klä auf die am Rande der Hölle; ähr gew en Leb es lig fäl tge got ein sen Wis es ser bes und r meh nur och jed Auffassung ish-m lic ist chr eine h auc len uel ekt ell int r ihre en neb it som llte leisten konnte, erfü sionarische Aufgabe. ndstä Ver das kam “ sum tio sti per „su dem mit “ cum hni „et des g zun set ich Zur Gle

kwir ver en ekt Obj und en iss ign Ere en, son Per in sich em ein als e nis von Geschicht n ste ani Hum der sse ere Int he isc tor his das gte prä Es zu. hin lichenden Kontinuum eltst rif Sch n ike ant n kte dec ent der wie ce san ais Ren der in wie die Bearbeitung der tge zei h, lic mög es war ene nom Phä her lic cht chi ges s ich gle Ver des fe ler. Mit Hil verzu men for tur Kul en sch päi uro ere auß mit he isc opä eur n, ike ant nössische mit sich en ließ he äuc sbr cht tna Fas en. ier ret erp int zu aus her ike Ant binden, sie aus der tum uch bra its hze Hoc s che man so er, Röm der en ali erc Lup und ien nal an die Baccha aus lich folg sich ab erg e aub rgl Abe en. ieß chl ans n rme tfo Kul che mis -rö an heidnisch dem direkten Kulturvergleich. ht Furc en weg / ern and m eine r eine Ob e: Frag der ung eid sch Ent che stis Juri : CHRısTIAN THoMasıus

32. S. 1, 171 le Hal ne? kön gen fsa auf der wie he iet s-M Hau die rn/ ste pen vor Ges

Aus

dem bekämpfenswerten „heidnischen“ Aberglauben wurde eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion germanischer Religion und Kultur. Jacob Grimm formulierte

, um“ gan „pa dem mit “ tio sti per „su von g dun bin Ver die sich kte wir i rbe waren. Hie sung sch for und al sozi aus, wer sch gen fol ht sic Hin ter pel dop in en, sch dem Heidni

57

XXXi

Vorwort

dieses Umdenken

in seiner „Deutschen

Mythologie“:

„Wir sind froh,

des vielen

aberglaubens ledig zu gehn; doch erfüllte er das leben unsrer voreltern nicht allein mit furcht, sondern auch mit trost“®. Dennoch befindet er sich mit der Zuweisun

des Aberglaubens

an den

Bauern

in alten

Fahrwassern:

„Was

unsere Vorfahren

hoften oder fürchteten bezog sich mehr auf krieg und sieg, der heutige landmann sorgt um sein getraide und sein vieh. Wenn die heidnische zauberin durch ihren hagel das feindliche heer verdirbt, so macht die hexe wetter für des nachbars akker. Ebenso prophezeit sich der bauer gedeihlichen acker aus dem zeichen, das in der vorzeit sieg bedeutete. Aber auch landbau und viehzucht reichen in ein hohes alterthum und eine menge abergläubischer gebräuche, die mit ihnen zusammenhängen, zieht sich unverrückt durch lange jahrhunderte. Daneben sind alle richtungen des aberglaubens auf häusliche verhältnisse, auf geburt, freien und sterben natürlich und fast unwandelbar in dem lauf der zeiten; der aberglaube bildet ewissermaßen eine religion für den ganzen niederen hausbedarf“”. ° Damit aber war die nun einsetzende wissenschaftliche Aberglaubensforschun ideologisch vorgeprägt. Die schriftlichen und archäologischen Zeugnisse über manische Geschichte, Religion und Kultur reichten nicht aus, um aus ihnen ein Bild des vorchristlichen Altertums erstellen zu können. In der Altartigkeit rezenter Aberglaubensformen, seien es nun Segensformeln, die sich formal mit den Merseburger Zaubersprüchen verbinden ließen, seien es so unverdächtige Rügebräuche und Dorfvergnügen wie das Scheibenschlagen, vermutete man die Reminiszenz an germanische Götter und Kulte. Das HDA ist solchen Mißdeutungen in hoh Maße erlegen. BE DONE Wie jedoch die Geschichte der Superstitionenüberlieferung und -kritik zeigt entstammten die Normen und Katalogisierungen des Aberglaubens einem letzelich M

Jacos m:n 1675. Deutsche 4 Aufl, Grim Berli i ogie, 1877Myth Bd. II. Frankfurt a. M./Berli ) ythol 5olog 068 i Wien i n/ erlin/

%

]bidem S. 926.

1981

(Nachdruck der

Vorwort

XXX

auf ug Bez Der em. yst gss tun Deu ten kel wic ent t Wel n ane err dit -me tik tan spä in der des h noc und 17. des ten ehr Gel die h auc wie n ste ani Hum die den diese Epoche, ung füg Ver zur e Maß tem änk chr bes in nur en ihn der nd Gru auf rts 18. Jahrhunde sung sch For en tig heu des ht Sic der aus t mm ko n, hte suc n one ati orm stehenden Inf ohol myt der n ese oth Hyp die als er näh viel r seh it rhe Wah hen standes der historisc A. HD des t etz zul ht nic und rts nde rhu Jah 19. des ule Sch n gische akat ens aub rgl Abe die daß , sen wie hge nac nd uge rze übe hat ing men Har Dieter en ing ger nur n, one ati pil Kom te ach bed eit igk änd lst Vol auf , ers alt tel loge des Mit ike Ant der an sie daß en, itz bes n nge inu che Ers che sis nös tge zei Quellenwert für nem sei bei ser die it dam en, llt ste dar r rge lso See den für her büc ter Mus te kel entwic en ich stl hri htc nic it hke lic Mög ne kei tum den Hei das en geg f mp Ka hen missionarisc Allhen isc tor his des m ble Pro als ht nic hier d wir e aub rgl Abe he. Verhaltens übersä ch, tli deu e Elit n ete ild geb er ein ung eis Zuw he isc tor ini def als ich igl led n der son , tags die sich or bev , gst län e ert sti exi ter Ras he lic alt inh Das e. Ide er ein ck dru als Aus anbeg gen fti chä bes zu en aub rgl Abe dem mit r ike tor his tur Kul und ler Volkskund nen.

5 den, ist das Aberglaubenswörterbuch das meist zitierte volkskundliche Werk.

Für

das seit 1933 so stark gewordene Bedürfnis nach tieferem Wissen um Glauben und ;- Brauch des Volkes ist es unzähligen die zuverlässige Auskunftsstelle geworden. Der Schreiber dieser Zeilen kennt Schriftleiter, die sich das Werk, solange es noch

nicht in der Redaktionsbücherei stand, heftweise ausgeliehen haben, und Stadtpfarrer in Berlin, die sich ım Lesesaal der Staatsbibliothek seiner Hilfe bedient ha-

ben, um ihre Osterpredigt zu bauen“, In solcher Breitenwirkung aber lag und liegt auch die Gefahr des HDA, für die Volkskunde selbst wie für denjenigen, der methodisch nicht mit ihm umzugehen weiß, der nicht über den Stand der modernen volkskundlichen Beschäftigung mit Bereichen wie Magie und den Strukturen populären Glaubens informiert ist. Hier kommt man um die Feststellung nicht herum, das HDA das Bild vom Folkloristen als einem gen, des Kuriosen geprägt hat, die Vorstellung Magie und Aberglauben, herkömmlicher Sitte dustriellen Lebensformen und maschinenlosem

daß wie keine andere Publikation Archäologen des Alt- und Abartivon einer Wissenschaft, die sich mit und altüberliefertem Brauch, vorinKampf gegen die Natur auseinan-

dersetze, einer Welt also, in der sich die Gegenwart direkt mit der Urzeit verband,

Das HDA und seine Folgen

en hig rac hsp tsc deu der en ehm ern Unt hes lic aft sch sen wis s ite zwe Wie kaum ein hge Fac der is Kre n ine kle den r übe an inn Beg von A HD das kte wir e und Volksk kte dan ver ät rit ula Pop ne Sei . aus hin n nze gre ach Spr und des Lan r übe lehrten wie ltli inha ren tba rei est unb der — e alt beh Vor er ern mod z trot und — es nicht zuletzt beder und d tan ens Geg den an g run ähe Ann en end ass umf ht chen Vielfalt, der rec eindruckenden

CN

XXXIUN

Vorwort

;

Materialfülle.

So verwundert

es nicht, daß es auch von anderen

und ie log häo Arc der von de, wur ert ipi rez en lin zip Dis hen lic aft sch kulturwissen noEth der t, haf nsc sse swi cht chi Ges der von wie nso ebe te ich sch Vor- und Frühge te. ich sch nge izi Med der r ode aft sch sen wis ons igi Rel der und gie olo The der e, logi sung sch For und ssen Wis den r übe nur h auc r ode en ier orm inf l nel sch Wer sich , lte wol ten ich err unt aft sch sen Wis en aßt bef en ali eri Mat hen lic ähn mit stand einer n. ffe cha ges en ion dit tra ier Zit e ich ngl mgä unu te heu bis hat es ja schlug in ihm nach, aka is Kre den st läng ns ine che Ers es sein s nkt tpu Zei des d ren wäh its bere Daß es pre Bes er sein in l Beit d har Ric t eug bez e, hatt sen las ver aft sch sen Wis demischer chung von Band IV, V und VI des HDA:

„Den Lesern dieser Zeitschrift braucht

Jah seit er sich alle es en utz ben Sie . den wer zu len foh emp r meh t nich k Wer dieses des h noc m kau en ürf bed ten bie sge sen Wis ten bar ach ben auf er sch For ren. Auch hiund er sch phi gra geo en der in wie gen lun tel ges Fra den in es dies Hinweises auf Kul und r dle kun ker Völ Der n. iko Lex e end ass umf ch glei g storischer Ausweitun sen wis ons igi Rel der und ist man Ger der wie oge lol Phi e sch ssi kla der r, ike turhistor oykl Enz und rn che dbü Han den In . ren beh ent t nich fe Hil e sein nen schaftler kön en hab n ffe cha ges ren Jah ten letz den in en aft sch sen Wis te bar pädien, die benach in ich ürl nat der min t nich ), che Kir und gie olo The für n iko Lex r, rge hbe Buc (z. B. wen s rei erk Les en ein gem all den an sich die en, erk gew hla hsc Nac ten den bekann

sich der Mythos gegen den Materialismus und gegen einen naturwissenschaftlichen Rationalismus stellte. Der Volkskundler hingegen vertritt jene kleine, nostalgische Schicht, die sich das Gefühl für eine verflossene, anachronistisch gewordene Kultur bewahrt hat und mit archäologischem Spürsinn Verschüttetes offenlegt. Er ist Garant für den Ausgleich zwischen moderner Vernunft und einem Bereich mit anderen Ätiologien und Wertungen. Das Panoptikum des Magischen und SuperstitiÖsen, wie es das HDA zusammengestellt hatte, trug sicherlich durch seine Popularität dazu bei, dem Volkskundler die Aura des Spezialisten für das Magische, des Hilfsparapsychologen und Exorzisten, des Geisterjägers und Geisterbanners anzuheften. Die phantastische Literatur und nicht zuletzt die Horrorgeschichten eines Howard Phillips Lovecraft oder Algernon Blackwood sind ein beredtes Zeugnis für den Topos des Folkloristen. Er agiert in der gegenwärtig kursierenden Zombie-Welle, in den Büchern eines Stephen King als mit okkulten Handschriften vertrauter Forscher, der bei dämonischer Gefahr aus dem Jenseits zum Retter der Welt wird, vergleichbar mit der Figur des Archäologen, Wissenschaftlers und zugleich Abenteurers und Schatzjägers Indiana Jones, die Steven Spielberg geschaffen hat. Aus eigenem Erleben: die Bereitwilligkeit gegenüber der Regionalpresse, Auskunft über Geschichte und Bedeutung „Freitags des 13.“ zu geben, geriet zur dicken Schlagzeile: „Volkskundler warnt vor Aberglauben“.

Es wäre vermessen, zwischen HDA und Lovecraft eine direkte Verbindung zie-

hen zu wollen, doch die Breitenwirkung dieses Lexikons des Paranormalen, Mythischen und Magischen bleibt unbestritten. Dazu verhalf ihm die Faszination des

Aberglaubens selbst, aber auch der Versuch der lexikalischen Systematisierung und schließlich die leicht eingängige und deswegen für Nachbardisziplinen wie etwa 60

RıcHArD BuitL: Rezension von: Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, Bd. 4—6. In: Zeit-

schrift für Volkskunde 45 (= N. F. 7) (1935/37), S. 167 —173, hier S. 167.

XXXIV

Vorwort

Vorwort

die Religionswissenschaft attraktive Methode der komparativen Phänomenolagie. Doch während nach dem Zweiten Weltkrieg innerhalb der Universitätsvolkskunde eine fruchtbare Diskussion um die Berechtigung des alten Forschungskanons und um Erhebungsverfahren einsetzte, man auf exaktes historisches Arbeiten pochte, zugleich die Volkskunde aus dem Dunstkreis der Altertumswissenschaft herausund sie an die Probleme der Gegenwart heranführte, lebte das HDA als wissen-

schaftlicher Monolith

weiter fort. Analysiert man

den Begriff „Volkskunde“

und

ihre Forschungsaufgaben, wie ihn heute die Medien vermitteln, dann erkennt man, daß er ungeachtet der Entwicklung weiterhin identisch mit den Inhalten des HDA ist. Wer als Volkskundler einschlägige Fernsehsendungen, wie sie vorwiegend von den Regionalprogrammen ausgestrahlt werden, verfolgt, sieht sich selbst mit dem Bild des Volkskundlers Lovecraft’scher Prägung als Erforscher des Alten, Geheimnısvollen und Mythischen konfrontiert. Er kennt die sich Jahr für Jahr hartnäckig wiederholenden Anfragen der Presse an den Brauchterminen Weihnachten, Fastnacht, Ostern, Pfingsten oder Allerseelen, um Sendezeiten oder Spalten in Sonder- und Wochenendbeilagen von Tageszeitungen zu füllen. Dort aber schlägt ihm das popularisierte und manchmal auch verzerrte HDA ins Gesicht: Jul- und Weih-

nachtsfest, germanische Fruchtbarkeitsriten, Wotan und das Wilde Heer, die Dä-

monenbannung durch Feuer und Scheibenschlagen, Osterei und „germanische“ Göttin Ostara sowie anderer Unsinn bis hin zur verantwortungslosen Publikation äußerst vorsichtig zu behandelnder Kräuterrezepturen. Hier hat das HDA, direkt und indirekt, sehr viel geistiges Unheil angerichtet, nicht zuletzt aber aus dem Blickwinkel der breiten Öffentlichkeit das Bewußtsein um die Aufgaben des Volkskundlers erheblich verfälscht. Der Nachdruck eines inzwischen zur Wissenschaftsgeschichte gewordenen Werkes muß sich diesen kommentierenden Anmerkungen stellen. Dennoch sollte man nicht ungerecht mit dem HDA verfahren. Es ist methodisch überholt, aber es stellt auch eine monumentale editorische Leistung dar, die bis heute kaum ihresgleichen gefunden hat und allein aus diesem Grund Respekt verdient. Mit dem Reprint

aber sollte man es nicht bewenden lassen; es wäre sinnvoll, ja notwendig, es in ei-

nigen Jahrzehnten durch eine völlige Neubearbeitung auf den modernen Forschungsstand zu bringen. Bis dahin bleibt es das einzige Nachschlagewerk dieser Art und dieses Umfangs. Wer sorgfältig mit ihm umzugehen weiß, wird es weiterhin mit Gewinn benutzen können. Und, seien wir ehrlich, auch seine Kri tiker ar-

beiten mit ihm, da es ihnen ans Herz gewachsen ist. Freiburg i. Br., im September 1986

Christoph Daxelmüller

XXXV

Verzeichnis der mit dem Hinweis „Nachtrag“ versehenen Stichwörter

* Grimmelshausen hellsehen Kaisersage Kartenschlagen König Kyffhäuser Lorelei Luther, Martin

Mauer Melusine Menstruation Milz Missgeburt Mondwahrsagung Monstrum *Morgenrot * Morgenstern Münster, Seb(astian) Nabel, -schnur Nagel, nageln Napoleon Netz Niere Nobiskrug Notnagel (s. Nagel) Obscönität Oikoskopie Omophagie Oneiromantie Onomantie Onomatomantie Onymantie Ooskopie * Opfer Ophtalmoskopie Organotherapie * Oswald, hl. Paedomantie [*] Paracelsus (in der Sage) Pentagon Pentagramm Phallus

Phrenologie Physiognomik Polterabend Poppele Poppelgebet Prozession Psalm Quacksalber Quadrat Radkreuz

Ratsche Rätsel räuchern Raziel Rechen rechts

* Regenpfeifer * Reifen Rentier

Rhabdomantie Rheuma Riemen

[*] Riese Ritt (Fieber) Romanusbüchlein Romanussegen Rübezahl Rücken Ruhr Saat * Sack säen

Saft * Säge

Salige

Salomon Samen Sator * Schäfer Scharfrichter Scharlach * Schatten

Schauspieler [*] Scheere Scheinkampf

* Schiff, Schiffer Schild Schimmelreiter Schindel * Schlachtenbaum Schlaf, schlafen

Schlag, Schlaganfall

Schlaraffenland

Schloßgebet Schlüsseljungfrau

* Schmied

*schnarchen * Schneidendes * Schneider Schnitt, Schnitter

Schnupfen

* Schornstein * schreiben * Schreiner schreiten über * Schrift

schröpfen

* Schuhmacher * Schule, Schüler Schulter * Schlüsse]

Schutzengel Schutzgeist Schweiß, schwitzen

schwimmen Schwindel Schwindsucht schwitzen, Schweiß Scotus, Michael * Sebastian, hl. Secreta secretorum Seele

* Seeschlange segnen Seitenstechen Seuche

Vorwort

* Sichel Similıa similibus * singen sitzen Sodomiterei * Soldat Sommersprossen Sondersprachen Sortilegium Spanische Fliege * Speiseopfer * Spiegel * Spielmann spinnen * Spitziges Spiritus familiaris Stab Stabwunder * Stall stampfen Staricius stechen stehen s. sitzen Stein der Weisen Steinbock (Tier) Steinbücher Steinkreuz * Sternbilder * Sterndeutung * Sterne, Sternglaube Stiefelreiter Stock Stopfer s. stampfen streichen Stroh Strohfigur, -mann * Stube * Stuhl Succubus Sünde, Sündenbock

Tannhäuser Tanz

Tätowierung

Taufe

XXXVII

Vorwort

Tell Teufel Thor Tierbücher Tierkreis s. Sternbilder Tintenfisch Tiu s. Ziu

Tobias, -segen

j}

Tollwut totbeten Totenvolk Traum Trithemius Trudenfuß Türst überschreiten s. schreiten über

übertragen Umlauf s. Ungenannt unberufen Ungeheuer Ungenannt ungetauft Unhold unkeusch Untergang Unterwelt unverwundbar Ursula Venediger Venus, Venusberg Venus s. Abendstern, Morgenstern ; [*] Verbrechen Vergletscherung Vergodendel vergraben Verjüngung verkeilen s. verbohren Verlobung vernageln s. Nagel verpflöcken s. verbohren

Heparı as

XXXVI

verwünschen, Verwünschung Vesuv

Vieh

Viehrücken

Viehschelm Vineta Vision

Volksmedizin Vorschau

Vorspuk I Vulkan

Waage (Sternbild) s. Sternbilder I wach, wachen Wachs Wachsmännchen Waffe

Wagen (Sternbild) s. Sternbilder IT wägen

Wahlverwandtschaft Wald Walriderske wälzen Wange Warze weben, Weber

*Wechselbalg wegschwemmen wegtragen wegwerfen Weichselzopf Weihe, weihen * Weihnacht

weiße Frau Welt Wendelin

wenden Werbung werfen, Wurf Werwolf Wettlauf wetzen Wiederbelebung Wiese wild * wilde Frauen [*] wilde Jagd, wilder Jäger Wolfgang Wort

XXXVI

Wotan

Wunde Wunder

Wundsegen Wunsch, wünschen Wurf, werfen Wurforakel würgen

Wut s. Tollwut wütendes Heer

* Xylomantie

Zacharias, -kreuz Zachäus Zahl zählen Zahn, zahnen, Zahnweh Zahnstocher Zauber, -bücher Zaum

Vorwort

Vorwort

XXXIX

* Zaun * Zaunrütteln

Zehe zeigen (deuten) Zelten zerbeißen zerbrechen Zettel Zigarre

Zigeuner [*] Zimmerleute Zirkelwahrsagung Ziu Zopf zucken Zunge zweites Gesicht [*] Zwerg Zwillinge

(

Wenn

einem

eine

jHwarze Kabg

{wieder wegjagen, fonft Fommt Halt, bringt fie Glüd.

Unglüg

zuläuft,

ins Haus.

darf

man

Menn

{ie ja nicht

man

jie aber

Mal. Wuttke 127 $ 173. 200 8 271,

HGmehval, ih wich bel, Dam.

* Die mit * gekennzeichneten Stichwörter wurden in den Nachträgen (Bd. 9) berücksichtigt.

Abb. 1: Originalzettel zu den Stichwörtern „Katze“ und „Künstler“; Originalgröße. HDA-Materialien, Seminar für Volkskunde, Universität Göttingen, Archiv

x]

Vorwort

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Vorwort

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Das Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens setzt sich zwei Ziele. Das eine jet, die in zahllosen, oft seltenen und entlegenen Publikationen zerstreuten Materialien über die einzelnen abergläubischen Überlieferungen zusammenzufassen; das andere, Ursprung und Bedeutung des einzelnen Aberglaubens darzulegen, so weit das uns

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heute möglich ist.

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Das Handwörterbuch ist also zunächst eine Kompilation. Wer in der volkskundlichen Arbeit steht oder von einem andern Forschungsgebiete her sich über einen Aberglauben orientieren will, der weiß, wie mühsam es ist und wie sehr man bei der Arbeit dadurch aufgehalten wird, wenn man die verschiedenen Formen oder Vor-

kommen

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. 3, 907 * Bartsch 2, 135. 590. 1) Mensing 1. c. I 207. *) Ders. 58. In Oldenburg bedeutet abgebackenes und querüber geborstenes Brot Unglück: Strackerjan Oldenburg 1, 38 ”) Drechsler 2, 13.203. 1!) ZA VfVk, 24 (1914), 56. 7; Mensing ı, 525; vgl. Grimm

DWb.,

noch

Schwar

Schleswig-Holstein.

Um-

oder

dieses Ab-

versuchte

So

genommen.

Bayer. Wb, 1, 194—195.

?) H. Paul DWb,* 303. !) Müller

„Alt hinein und jung

backen von Kranken im Erzgebirge vor-

Frischbiecı

Fischer

Hände bekommen ®). Das besagt deutkleinen lich eine schwäbische Regel: Kindern werden die Nägel nicht abge-

die

(s.d.) haben, sagte

heute wird

' Noch

Löchern ein schlimmes Omen: es wir( jemand krank !®), oder es gibt Trauer in der Familie !7), !))

Stunden fand man ihn als Leiche, da er offenbar durch die im Ofen sich entwikkeinden Gase erstickt war °).

iman den Spruch: heraus.‘

„hindurchgeschlupft‘‘ 15) (Heidelberg) Ahnlich wie in Schleswig das A. de. ist

etroleum ein und legte sich dann in den

Bas „Älterlein‘

gekrochen, eine Maus ist durchgekrochen oder der Bäcker ist mit seiner Frau

Brotes,

‘ man ihm sonst das Glück ab ®), auf der Lüneburger Heide verkürzt man ihm die Lebensdauer ®); die ursprünglich wahrscheinlich allgemeine, heute noch fränkische Vorschrift, daß die Mutter die Nägel| abfälle dann verschlucken müsse (damit das Kind leicht zahne)”?), läßt den Ursprung dieses Glaubens erraten: er wurzelt in der Anschauung, daß die Hexen über den Gewalt erhalten, von dessen

Kindern,

alt aussehenden

Bei solch

d-ı ge

bäckt sie im Backofen. Währenddessen geht ein anderer ums Haus und fragt beim Antbackst?‘‘ „Was $ Küchenfenster: N. N.

(der)

dem

backe

„Ich

‘wort:

die

Darre (= Abzehrung )ab.‘“ Jener: „Back,

; Back!‘‘ Das geschieht dreimal und so b noch an zwei folgenden Donnerstagen. i Jedesmal werden die gebackenen Brote in ein fließendes Wasser geworfen *).

5

10

s.a. Transplantation, backen2.

) Fı23.

Friedberg Bußbücher 28. 90. *) ı, Ders. Das Abergl. 55; °% Hellwig

„Backen‘‘

. anthrop. k spr. 43.

von

28,

Kranken:

360.

Kriminal-

f.

Arch.

*) Frischbier HexenStemplinger.

; abbeißen (im Gegensatz zu abreißen, « abschneiden) (s. d.) der Fingernägel klei; ner Kinder wird vielfach gefordert: ‚, Viele

|. glauben,‘‘ schreibt J. Albert Conlin in seinem ‚Abergläubischen Narren’ (1710), , ‚der

kleinen

Kinder

ihre

müssen

Nägel

k$ zum erstenmal (oder im ersten Lebens; jahr) von der Mutter abgebissen werden, sonst lernen sie stehlen.‘‘ Dieser Glaube weit verbreitet ?), # ist außerordentlich |. auch die Chemnitzer Rockenphilosophie

; kennt ihn ?). Da und dort ist vergessen worden, weshalb

die Begründung Wetterau

man

ist eine andere:

bekommt

Nagelwurz *),

im

sie a. muß 3), oder

das

Kind

Erzgebirge

in der sonst

schneidet

Körper oder Eigentum sie etwas in ihre

schnitten, höchstens abgebissen, sie mögen sich damit auch noch so sehr zerkratzen, damit die Hexen nicht zu-

kommen. %) — Wer die Nägel einer Leiche abbeißt, befreit sich von einem unheilbaren Uebel?!®) (s. Leiche). — Aber auch sonst findet sich das A. an Stelle des Abschneidens: Gegen Zahnweh beißt man einer Maus den Kopf ab). Wenn ein Kind die Zähne schwer bekommt, muß jemand einer lebenden Maus den Kopf a. Der Kopf wird dann in ein Säckchen genäht und dem Kinde umgehängt. In jedem Orte um Landshut findet sich leicht eine Person, die gegen ein kleines Trinkgeld einer Maus den Kopf a.!?). Das Zahnen

wird

auch erleichtert, wenn man

einer Maus den Schwanz abbeißt und ihn dem Kinde umhängt !). Die Rockenphilosophie weiß zu berichten, daß, wer eine abgebissene Maulwurfs pfote bei sich trägt, wohlfeil kauft und teuer verkauft !4) (s. a. Aalraupe, Maulwurf, Maus). — Pflanzen, die man für gewisse Zwecke verwenden will, müssen ebenfalls abgebissen werden. Gegen Fieber geht man in Westfalen vor Sonnenaufgang zu einem Kirschbaum

und

beißt,

rückwärts

ge-

wandt, indem man den Namen Gottes ausspricht, die Knospen ab !$). Im Böhmer-

wald steckt man jungen Ochsen, die am Fastnachtdienstag zum ersten Male einge-

spannt werden, zwei Ähren in das Joch, welchesichan einem Halme befinden;

dadurch werden sie kräftig zum Ziehen. Der Halm darf aber nicht abgerissen, sondern muß abgebissen werden !®). Nach einem Berichte aus Patschkau (Kreis

II

Neiße)

abbeten—abbinden

müssen

die Kirschenzweige,

die

man am Andreastag ins Wasser stellt un d die an Weihnacht blühen sollen (s. Barbarazweig), unter strengem Stillschweigen abgebissen und nach Hause getragen wer-

den !’). Seltsam ist der Aberglaube der Rockenphilosophie (317 Nr. I), wonach ‚i n der Mitternacht vor St. Johannistag der Teufelsabbiß an der mittleren Wurze l

nicht stumpf sei, sondern eine ganze Wu r-

zel gerade in die Erde habe, weil zu solc her

Zeit der Teufel

(als welcher

denen Men-

schen diese Wurzel, um ihrer großen Kraf t willen, nicht gönnet, und sie deßwegen alle abbeißet) keine Gewalt haben soll, solc he abzubeißen, biß wieder nach Mitternacht, alsdenn ist keine mehr unabgebissen an-

zutreffen“ (s. a. Teufelsabbiß) !®). — Eine Näherin, die an einem Totenhemde arbeitet, beiße ja den Faden nicht ab, sonst werden die Zähne faul und fallen aus 19) (s. Leichenkleid). Einem neu eingezogenen jungen Ehepaar hielt der ersteAckerknec ht ein Weißbrot zum A. hin; je nachde m der Biß ausfiel, war auch das künftige Schi cksal der Ehe ?). — Vgl. weiter auch a breißen, abschneiden $5, be ißen.

1) Birlinger Aus Schwaben 1, 392; Ders. Volksth. x, 498 Anm. ı; Alema nnia 27 (1900), 229; Schweiz. Id. 4, 1689; Vernaleken

Alpensagen 395 Nr. 57; Panze r Beitrag ı, 258; Pollinger Landshut 244; ZfrheinVk., 2 (1905), 184; Curtze Waldeck 371 Nr. 8;

Drechsler

1, 215

Nr. 244;

Grohmann

110 Nr. 805; Z{fVk. 6 (1896), 25 5 (Iglau); Hillner Siebenbürgen 52 Nr. ı1; Fogel Pennsylvania 54 Nr. 153 (wo au ch englische Parallelen) ; Meyer Aberglaube 219; Z{idMyth. 2 (1854), 420 Nr. 31; ZfVk . 14 (1904), 429 Nr.5; Wuttke 392 $ 600. ?) RockenPhilosophie 33 Nr. 23,= Grimm Mythol. 3, 435 Nr. 23. 3) SchwVk. 10, 4; Birlinger Volhsth. ı, 498 Nr. 32; Andree Braunschweig 292; Schramek Böhmerwald 257; Grüner Egerland 40. %) Wuttke 30$960 2o. 5) Ebd. © Kück 8. 7) Wuttke 392 $ 600. ® Haltrich Siebenbürgen 31

3 f.; Germania 26 (1881), 205; M ülhause 8. % Birlin ger Aus Schwaben z, 239.

0) Wuttke 463 $ 733. 11) Pollinger Landshut 285, }) Ebd. 291. ®) Ebd. 285; vgl. Wuttke 393 8 602. 2) Grimm My th . 3, 443 Nr. 261. ®%) Kuhn Westfalen 2, 205 Nr. 581. 0) Schramek Böhmerwald 240. ”) Kühnau Sagen 3, 35. 1) Vgl. auch Grimm Myth. 3, 440 Nr. 189. 2) Kuhn Westfalen 2, 53 Nr. 151. ®) Strac kerjan 1, 105 8118; 2,224 8 475. Bächtold-Stäubli.

L

abbeten. A. kann man eine Kranklınn die man als Folge des Anwünschen s un! der Hexerei oder als durch Geister hervsn

gerufen betrachtet, dadurch, da ß mu. Zaubersprüche und Gebete darülhı spricht. Der Ausdruck ist weit ve rbie: tet ?). Auch der Ausdruck Verbet -« nr kommt vor ?). S, Krankhei t, Ge bet, Zauberformel. l)

Hovorka

u.

Kronfeld

2, 403.

;-|

Rosegger Steiermark 69; Pollinge: Landshut 290. 293 f.; SchwVk. ıo , 3; ZLföVl (1903), 212; WZ{fVk. 31 (1926) , 51 ff, 2) Ho vorka u. Kronfeldz2, 500, Pfister

abbilden s. Bild, Photographir abbinden (abschnüren). Das A. ist ein-

chirurgische Operation, die auch in deı heutigen Medizin noch angewendet wird!) Im Volksbrauch ist es aber meist en t weder mit abergläubischen Handlungen verbunden oder bedeutet eine ganz andere

Nicht mechanische Handlung.

a) Warzen

werden abgebunden, indem man sie mit einem Faden oder einem Roßhaar um . windet und durch allmähliches Zu-

sammenziehen

entfernt %).

In

Sachsen

bindet man mit einem Seidenfaden al und wirft ihn dann rückwärts fort 3); man

tut dies, während die Glocken zu eine m Begräbnis läuten und spricht: ‚Sie läuten einer Leich, Meiner Warze zu-

gleich‘‘ 4);

um

Landshut

darauf so viele Knoten

macht

in den Faden,

man

als

man Warzen hat und vergräbt ihn od er das Roßhaar unter die Dachtraufe 5). b) Krankheiten werden „abgebunden‘‘, bei denen eine mechanische Abschnürun g nicht möglich ist. So umbindet man einen „übertretenen‘‘ Fuß mit einem Faden

roter Seide, worauf man

alsbald von den

üblen Schmerzen befreit sein soll $). Den Wadenkrampf beseitigt man, indem man einen hohlen Schlüssel an die Wade oder Kniekehle hält und einen Schwefelfaden um das Bein bindet 7). Nasenbluten

hört

auf,

nachdem

man

den

kleinen Finger der linken Hand mit einem Zwirnsfaden fest umwickelt hat 8). Auch Wunden werden abgebunden. Zunächst spricht man dreimal den Spruch: „Die Wunde verbinde ich in drei Namen ttrt daß du an dich nimmst Gliedmaßen, Ge-

4

3 ichwulst

Abbiß—Abc Eiter

und

Alles,

und

was

die

14

Das muß dreimal nach Sonnenuntergang

Wunde schaden mag‘ usw., dann fährt inan mit einem Faden dreimal um die Wunde herum, legt den Faden gegen Hie rechte Ecke (?) gegen die Sonne und pricht: ‚Ich lege dich daher im Namen ottes und + tt‘ usw. ®). Gegen Hals-

geschehen, am Dienstag, Donnerstag und Samstag und in den beiden folgenden Wochen wiederholt werden !$).

sophie (385 Nr. 31) stillschweigend in die

Schweiz.Id. 4, 1345;

empfiehlt

keschwulst

Mühle zu gehen, Sacke zu stehlen

die

Rockenphilo-

ein Band von einem und um den Hals zu

binden 19), und Magister Lehmann überliefert aus dem 17. Jh., daß man ‚,wider

das Schwinden eine Mauß unangegriffen einen Faden mit der Nadel Mangen, durch ihre Augen ziehen und diesen um

das schwindende Glied binden‘‘ müsse !!), "Das A. berührt sich in diesen Fällen ‘stark mit dem Binden überhaupt und

idem Bannen durch das Umbinden. — | c) Schließlich werden als A. auch Heildem die „mit bezeichnet, Ihandlungen l eigentlichen Abschnüren gar nichts mehr

‘zu tun haben. Der Fieberkranke geht zu ‘einem Baum und bindet unter gewissen Formeln

ein

Strohseil

um

den

Stamm,

| dadurch wird das Fieber gefesselt; wer das t Seil wieder abbindet, bindet auch das Fieber wieder los und erhält es selbst ?2). | Oder er wickelt einen blauen Wollenfaden neunmal um eine Zehe des linken Fußes und trägt ihn neun Tage daran, dann geht | er vor Sonnenaufgang stillschweigend an oder Fliederstrauch, Holunder‘einen bindet ihm den Faden um und sagt: Goden

Abend,

Herr

Fleder,

Ka

ı)

Meyer Konvers. Lex. s. v. *}) Hovor13; ı, DWB 2, 879; Kronfeld

350 = Seyfarth 234. % Seyfarthz235. 1) Vgl, ebd. 235. 1!) Historischer Schauplatz 5 32 235. *?) Wuttke 901 = Seyfarth

reißen

sich dann mit großer Anstrengung los und laufen unter Hersagung abergläubischer Gebete möglichst schnell nach Hause 14), Auf der Lüneburger Heide wird auch das Giliederreißen abgebunden. Man legt einen Tannenzweig um den Arm oder das Bein und . spricht C leise: . . „Ich binn di an, nimm mi dat af‘‘ usw.

Schweiz

58 488, wo auch noch weitere Beispiele;

1) Hovorka-Kronfeld Id. 4, 1345. 14) Wolf Beiträge 1, 219 Nr. 256. 2, 878f. 2; 8 Pa Lüneburger Heide 13) Kück DV

artsch

2903), 67.

a3

Abboth,

ecklenburg

-

2,

Bächtold-Stäubli.

s. Teufelsabbiß.

Abbiß

Lederfleck

Zauberwort.

Steht auf einem

in folgender Form: „857

Ab-

both dabat. Von Gott‘‘ 1. Die hebr. Buchstaben bedeuten wohl 8137 = 7727

wird Auch A. Formel‘‘. „Ausspruch, hebräisch und Hoheitsplural sein: MDX

Väter = Vaterschaft‘ für ‚‚Gott‘‘ °). In einem koptischen Zaubertext findet

sich ein Engelnamen „Aböth€l“ %), d.h. wohl ‚Vaterschaft Gottes‘‘. Das Ganze würde also lauten: ‚Formel. Gott (hebr.)

hat (es) gegeben (latein.). (deutsch wiederholt)‘.

Von

Gott

*) GeseSachsen 157. th AHebrdäische Grammatik ni | Si u + zsch (1881), 248. ®) Turiner gnost. Traktat £. 19 in 1

Tor.

In anderer Form findet sich dieses Fieberabbinden (ebenfalls als „Abbeten, Ablaufen‘‘ bezeichnet) in Belgien: fieberkranke Männer binden sich mit einem

Landshut

Pollinger

Pennsylvania 321 Nr. 1703 f. 279; Fogel 3) Seyfarth Sachsen 234. *) Ebd. 214. 234. 5) Pollinger Landshut 289. % Seyfarth Voigfland Sachsen 234. *) Ebd. ®) Köhler

Rossi

Hier bring’ ik min Feber, Ik bind’ em Di an Und gah davan !3).

Strohseil fest um einen Obstbaum,

vergraben, S. übertragen, usw. der Krankheit. verpflöcken

ser.

Abc.

Cinque

2, 43.

Memor.

manoscritti,

1. Erlernung.

An

Accad.

Jacoby.

die Al-

phabetreihe knüpft sich mannigfacher Aberglaube und sonst für den VolksAlphabet Das Belangreiches. kundler enthält die Zeichen für alles, was in Wort

und Schrift mitgeteilt werden kann, und so ist seine Erlernung ein wichtiger Schritt. Daher sucht man Weise nachzuhelfen. Die verhackt die Buchstaben kleinen Alphabets ganz

auf zauberische badische Mutter des großen und fein mit einem

Karfreitagsei und gibt es vor dem ersten Schulgang (beim Beginn des neuen Schul| jahres an Ostern) dem Knaben zu essen,

Abc

15

damit er lernkräftig werde !). In Langenbach bei Vöhrenbach wird dem Neugeborenen mit dem ersten Papp (Mus) das

„Abe igstriche‘‘, denn die Mutter hat einen mit dem Abc beschriebenen Zettel

darin gekocht ?). In Crailsheim in Württemberg gibt man dem Kind drei Buchstaben in den Brei oder in eine Eierspeise, damit es gescheit wird ®). Wir kennen ähnliche neugriechische Zauberrezepte ®): in Sizilien legt man dem Neugeborenen ein Abizzeg in die Wiege®); aus dem

wir den kennen Altertum römischen Brauch, den Kindern zum Erleichtern des Alphabetlernens Kuchen zu geben, was wahrscheinlich auch in diesen Zusammen-

hang

gehört®.

Nach

einer

altirischen

Lebensbeschreibung des hl. Columba hat diesem sein Lehrer das Alphabet auf einen Kuchen geschrieben. Columba verzehrte dann die eine Hälfte für das Land im Osten, die andre für das Land im Westen des Meeres, was auf seine Missionstätig-

keit gedeutet wurde. Durch das Verschlucken des Abc-Kuchens lernte aber Columba ganz von selbst das Lesen 7). In alter Zeit waren in Deutschland Schultafeln aus Lebkuchenteig sehr verbreitet, auf denen die Buchstaben in einem dem römischen Metallspiegel ähnlichen Rahmen dargestellt waren®). Auch im jüdischen Schulunterricht ist ein ähnlicher Brauch belegt (seit dem 11. Jahrhundert): Der Lehrer nahm eine Tafel mit den vier ersten und den vier letzten Buchstaben des Alphabets®) sowie einigen Bibelversen. Der Schüler mußte die Buchstabennamen nachsprechen und die mit

Honig bestrichene Tafel ablecken, um so

die Süssigkeit der Lehre zu empfinden ?®). Germ, Ders. 109; Baden ) Meyer Alyth. 310; Höfler Ostern 17. ?) Meyer Baden 16. %) Bohnenberger Nr. ı, 18. ‘) Dornseiff Alphabet 20. 5) Ebd. 77. ®) Ebd. 17; Becker in Philol. 76 (1920), 234. *) Andree in ZfVk. 15 (1905), 95. ®) Höfler Werhknacht 34. ®) Zur Erklärung dieser Reihenfolge Dornseiff Alphabet 136. ») Lewy in ZfVk. 15 (1905), 181; Dornseiff Alphabet 171.

2.Die hergesagte und hingeschriebene Alphabetreihe als Zauber. Das Hersagen des Abc

16

ist eine Art Zählen. Daher machen sich die Kinder als Abzähltext aus dem

Alphabet, das sie ja alle gut auswendig können, eine Folge von Worten zurecht,

deren Anfangsbuchstaben die Alphabetreihe darstellen. Das kann dann wie eine Anhäufung von Schimpfwörtern aussehen: Adler, Bendling, C-Fleisch, Dordreck, Kierfresser, Fettgans (Fingerlecker), Grünes Gras usw. (aus Lauenburg in Pommern), oder wie eine Reihe von Personennamen: Anna Boyken, Christian Doyken, Erkel Fredden usw. (aus Sylt) 1). Das schnelle Hersagen des Alphabets gilt als Heilmittel gegen den Schlucker. ?2). Aus dem Altertum ist das Alphabet — in ebenso unmagischer Weise — als Mittel gegen Jähzorn überliefert !%). Von der Lust am Hersagen der Alphabetreihe und aus einem gewissen Glauben an ihre zwingende Macht stammt ferner die Verwendung des Alphabets als Akro-

stichis in beliebten Kirchenliedern, die ihrerseits wieder nur die letzten Ausläufer einer schr alten Tradition im jüdi-

schen und griechisch-byzantinischen Altertum sind 1%), Die ganze hingeschriebene Alphabetreihe gilt als zauberkräftig. In der Umgegend von Graudenz gibt man neun Tage lang dem Beschrieenen in einem

Stück Brot Asa foetida und die 25 Buchstaben des Alphabets. Dann betet man jedesmal: Jesus Christus Ueberwinder, wende ab den Teufelsfluch !$)! Um einem

Kinde die Gichter zu vertreiben, legt man ihm das Abc-Buch unter den Kopf 1). Der merkwürdigste Beleg für

den Glauben an die Macht der Alphabetreihe ist die geltende Vorschrift der katholischen Kirche, daß bei der Einweihung einer Kirche der Bischof mit einem Stab zwei griechische Alphabete auf ein auf den Boden gestreutes Aschenkreuz schreibt. Diese Vorschrift hat in ihrem Zusammenhang mit den antiken Abc-Denkmälern Albrecht Dieterich erläutert !?). Auch die Worte Christi in der Offenbarung des Johannes: ‚‚,Ich Bin das A und das O‘‘, legten jederzeit mystische Vertiefung der Alphabetreihe nahe 38). Die Alphabetreihe ganz oder teilweise als

18

Abdankung

17

Inschrift auf Glocken und auf Münzen gehört wohl in ähnliche Zusammenhänge 19). Die Alphabetmagie und -symbolik der

Becken, an dessen Rand die 24 Buchstaben standen, und ließ einen an einer Schnur herabhängenden Ring anschlagen. Oder man verwandte das sog. Hahn-

auszulegen.

man sich eines Kreises mit 24 Feldern; auf jedem Felde lag ein Korn, und jedem entsprach zugleich ein Buchstabe des Alpha-

Juden, wie sie in der Kabbala ausgebildet worden ist, stammt hauptsächlich aus der Notwendigkeit, den Text ihrer

Schrift

heiligen

allegorisch

Es hat sich da eine Reihe von Regeln der Buchstabenvertauschung entwickelt, deren Wirkung ab und zu auch in deutschem volkskundlichem Bereich in Betracht zu ziehen ist ®°). Seltener wird man begegnen, d. h. wohl der Gematria der Umsetzung der Buchstaben eines Wortes

in ihren

Zahlenwert,

den

sie als

Zahlbuchstaben darstellen, eine Kunst, die Griechen und Juden schon von den

Babyloniern überkommen haben?); am ehesten wohl noch in der Spielerei der Chronosticha, d.h. Zeilen, in die auf diese Methode eine Jahreszahl hineinge-

heimnisst

ist ??).

2) Urquell 114. 192. 1)

seiff

4 (1893), 55. Lammert

150. 260; 5 (1894), 241. !) Dorn-

Alphabet 73 f. 1) Ebd. 147 ff. !®) Se-

Blick ı, 287. ligmann ‘’) RhMus. Kinderlied 335.

1% Rochholz 56 (1901), 77 ff.

= Kl. Schr. 202 ff. ®) Dornseiff

Alphabet

ı22 ff. ) Ebd. 77. %) Ebd. 79. 136. *) Ebd. 9ı ff. 2?) Ebd. 113; Hallo in ARw. 23 (1923),

173.

Als 3.Losen und Wahrsagen. die festgelegte Reihe sämtlicher Bestandteile der Sprache ist die Alphabetzeile ferner wie geschaffen, um beim Losen und

Wahrsagen

aus ihr auszulesen.

In Thü-

ringen, Schlesien, Erzgebirge, Mecklenburg schreibt die heiratslustige weibliche

Jugend am Andreasabend die 24 Buchstaben des Alphabets an die Tür und faßt dann mit verbundenen Augen darnach oder stößt darnach mit dem Stock; der getroffene ist der Anfangsbuchstabe des künftigen Gatten %®). Auch werden die Buchstaben auf einzelne Zettel geschrieben,

diese

unter

das

Kopfkissen

gelegt, und in der Nacht greift man zum

gleichen Zweck darnach; auch den künftigen Beruf kann man durch solche Zettel erfahren %), Das sind uralte Verfahren, die ihre Vorläufer im griechisch-römischen Altertum haben. Man nahm etwa ein

orakel, &iextpuopaviel« (s. d.). Hier bediente

bets.

Es

kam

nun

welche

an,

darauf

Körner ein herbeigeholter Hahn wegpickte 2). Oder man schrieb die Buchstabenreihe in Asche (vgl. oben über die Kirchenweihe), es kam dann darauf an, welche Buchstaben der Wind stehen ließ (texpopavtela)

(s. d.) 2). Äußerst

altertüm-

lich ist auch eine Mantik, die aus Schlesien

und

Ostpreußen

schreibt

die

25

berichtet wird 2”): man

Buchstaben

in der

Neu-

jahrsnacht auf einzelne Zettel und zieht drei davon; die drei entsprechenden Verse des „Goldenen Abc‘‘, d.h. des Liedes: „Allein auf Gott setz’ dein Vertrauen‘“‘, sind die für das künftige Jahr bedeutsamen. Dieses alphabetisch-akrostichische Kirchenlied wird da nämlich in der genau gleichen Weise als Losbuch benutzt wie antike Losorakelgedichte, die hauptsächlich in Kleinasien auf Stein gefunden worden sind ®), Eine neugriechische Par-

allele bietet Pradel Gebete 14 ff. und 70: wenn man wissen will, was der Traum der

letzten Nacht bedeutet,

so soll man

den

Psalter nehmen, ihn hinter sich legen, drei Vaterunser sprechen und dann das Buch öffnen. Beim ersten Buchstaben,

den du siehst, beachte, was dir das Alphabet sagt (folgt eine Liste der Buchstaben mit Angabe ihrer Bedeutungen). — Ein andres Omen: wenn man unwillkürlich einen Vers sagt und zählt die Silben im Alphabet nach, so gibt der Buchstabe den Namen einer Person, die an einen denkt (Heidelberg) ®). Ebd.; Urquell NF. 2? 2) Wuttke 233. ı (1897), 71; Bartsch Mecklenburg 2, 238. I, 1363; 2) Rieß in Pauly-Wissowa Mannhardt

Korndämonen

18

Anm.

46;

Meyer Aberglaube 284; Dornseiff Alpha”) Wuttke 242. bet 154. ?%) Meyerebd. 2) Dornseiff Alphabet 151. *) Alemannia Dornseiff. 33 (1905), 304.

Abdankung.

Abschluß der Teufels- oder

Geisterbeschwörung,

durch die der Teufel

19

Abdecker

resp. wird.

Geist verabschiedet, ‚,abgedankt‘‘ Vielfach geschieht es durch Rück-

wärtslesen (s. d.) der Beschwörungsformel?). Oft sind dazu aber auch ausführliche besondere A.s-formeln nötig 2).

) Baumgarten 4.d. Heimat x, 75; Ders. Jahr u. s. Tage 17. ?) Vgl. z. B. Z{Vk.

9 (1899), 271;

Mannhardt

Kiesewetter

Zauberglaube

Faust

172.

408 f.;

Bächtold-Stäubli.

Abdecker. Die A. gehörten wie die Fah-

renden und Spielleute, Bader, Müller, Leineweber, Schäfer, Scharfrichter und Schergen zu der Kategorie der unehrlichen Leute, die durch ihr anrüchiges Gewerbe der Standesehre für ihre Person verlustig gegangen waren !). Eine Rechtsfolge dieses Zustandes bestand darin, daß die Angehörigen solcher Berufe und ihre Kinder von der Aufnahme in andere Zünfte ausgeschlossen waren. In ganz besonderem Maße war die Tätigkeit des A.s wie die des Scharf-

richters,

der im

Nebenamt

auch

oft das

Schinderhandwerk ausübte, verrufen 3). Diese Leute waren von der Stadt- und Dorfgemeinschaft ausgeschlossen, sie mußten abgesondert wohnen, und niemand wollte mit ihnen und ihren Dienstleuten in Berührung kommen. Nach den Statuten der Engelsgesellschaft in Rotweil „soll kein Engelsgeselle tanzen, wo des Schinders Gesindlein tanzt‘‘ 3). ‚Wer

dem Henker und dem Schinder abkouffet

hat

Zunft

Schmalz

oder Unschlitt, dem soll die

verboten

sein ein Jahr‘ %).

Diese Gesinnung reichte auch noch über das Grab hinaus: ‚„‚In Gundelfingen wollte anno 1748 das Weberhandwerk die vier aufgestellten Totengräber vom Handwerk ausschließen, weil sie den Wasenmeister zu Grabe getragen‘‘ %). Die Verachtung, mit der man den A. betrachtete, gibt sich auch in den bösen Schelt- und Schimpfworten kund, die mit seinem Namen gebildet werden, z. B. Schindershund, -bua, -kerl, Schelmenschinder; jemand einen ‚,Schinder heißen‘‘ wurde bestraft 5). Der Volksmund kennt für den A. zahlreiche Bezeichnungen; außer den bereits genannten z. B. Fall-, Feld-, Klee-, Wa-

20

senmeister, Decknamen

Racker usw., die z. T. als aufzufassen sind, da sie zur

Umschreibung des eigentlichen, jedoch anstößig gewordenen Namens gebraucht wurden. Im Schelten-Wörterbuch von Klenz

werden allein 23 Namen für den

A. aufgezählt 9). Seinem verrufenen Gewerbe verdankte er aber gewisse anatomische Kenntnisse, und durch diese, sowie durch die erzwungene Ausschließung aus der bürgerlichen Gesellschaft kam er in den Ruf geheimer Heil- und Zauberkräfte?), so daß nicht nur das Volk, sondern auch Angehörige höherer Stände sich gegebenenfalls mit ihren Anliegen an ihn wandten 93). In seinen Kuren

mischten

21

land bei Beneke Von unehrlichen Leuten 167 ff. Vgl. auch Feilberg Iysk Ordbog 3, 8 ff.; Suppl. 326; H oo ps Reallexikon 4, 373. 2)

sen, indem es ihnen hiebei vom Scharfrichter unters Kinn gesetzt wurde 1°), Der

A. steckte es ferner demjenigen, ins Handwerk gepfuscht, d.h.

der ihm ein ge-

fallenes Stück Vieh selbst enthäutet hatte, in den Türpfosten, zum Zeichen, daß er sich dafür bei ihm lösen müsse 21),

Die Figur des A.s tritt auch im Gefolge des Schimmelreiters beim Brechelfest in Kärnten !?) und beim Faschingsrennen in Krakaudorf !) auf, die beide deutlich als Fruchtbarkeitsbräuche gekennzeichnet sind.

') Materialien über A. und Scharfrichter aus süddeutschen und Schweizer Quellen gesammelt bei Birlinger Aus Schwaben 2, 441 £f.; Ders. Volksth. 2, 235 ff.; aus Norddeutsch-

Vgl.

Scharfrichter,

für den

in vieler

Hinsicht das hier über den A. Gesagte gilt. 3 Ruckgaber Gesch. ı, 278 (Birlinger Aus Schw. 2,445); Rotw. Rechtsb. 127a (Birl. a.a. O.). *) Birl. a.a.O.. ®) A.a.O.2, 448. $) S.ıff. (mit Worterklärungen). ”) Volkskundeblätter aus Württemberg u. Hohenzollern IQII,

II:

ein

kunde

I,

68;

alter

Kleemeister

Kunst des Festbannens.

Flügel

®*) Höhn

versteht

die

Volksheil-

Volksmedizin

26;

Fossel Volksmedizin 43; Wuttke 488 $ 778. °) ZföVk. 6, ı20 u. 123; Hovorka

u.

Kronfeld

2,

78

(zu

‚‚Gurfel‘‘

vgl.

Grimm DW. 5, 2805 s. v. „Kurfes'‘.) ») Birlinger Aus Schw. 2, 498 Nr. 41. u) Beneke Unehrl. L. 280. !?) ZfiöVk. 17, 148 ff. 22) Sitzb. d. Anthr. Ges, Wien 1926/27,

170 ff.

sich, wie bei

allen Heilkundigen aus dem Volke, alte, durch viele Generationen vererbte volksmedizinische Kenntnisse und durch die Klöster überlieferte antike Heilkunst mit abergläubischen Vorstellungen, denen aber die größte Wichtigkeit beigemessen wurde. Dabei spielt auch sein Handwerkszeug, das Schindmesser, eine Rolle: Kindern, welche den Gurfel (Milchschorf) hatten, mußte er dasselbe zur Heilung dreimal durch den Mund ziehen, berichtet der Egerer Scharfrichter Karl Huß in seiner Chronik von 1823 9). Dieses Messer diente auch zur Unehrlichmachung beim Strafvollzug an Personen, die sich Unterschleife öffentlicher Gelder hatten zuschulden kommen las-

Abdontag— Abel

Schömer.

Abdontag. Am Tage Abdons, eines Mär-

tyrers unter Kaiser Decius (30. Juli), soll man Gras schneiden, Farn ausreißen, Schilf aus den Teichen, Dornen aus den Feldern rotten!), Schwamm am Hause beseitigen ?), Ungeziefer vertilgen %), Kugeln gießen %). Hühneraugen, an diesem Tage geschnitten, wachsen nie wieder °). Holz und Kraut, das angerührt oder leicht

angehauen wird, vertrocknet %. In allen Fällen ist der Glaube auf den Anklang des

Namens

an

„abtun‘

zurückzu-

führen. Im Bergischen heißt der Tag daher ‚„Abtu-Tag‘”?). Um die Kenntnis von seinen unheilvollen Eigenschaften verschwinden

„Beatrix‘‘

zu

lassen,

umbenannt 93).

3)» Grimm

Myth.

3, 439

hat

man

ihn

Wolf Z£Vk.

(140);

ZfVk.

24,

Beitr. ı, 218; Pfister ıo, 212; *) Kronfeld

Krieg ıı5. Mecklenburg 5 Knoop

®*) ZirwVk. ır, ı57; Bartsch 2, 294; ZfVk. 24, ız (Vogesen). Hinterpommern 175; Schulen-

II,

Jahn

burg

270.

255;

®%

Abek,

Jahn

Pommern

Pommern

Zauberwort

zur

350.

350.

7) ZirwVk.

Sartori.

Blutstillung:

„A., Wabek, Fabek‘‘!) u.ä. Klangworte, von denen das erste sich wohl schon in der Formel: „Horner. larci, habech... Cisius. elaoro hodier laciaon Virtus coeli libera pellet....‘“ gegen den ‚,morbus comitialis‘‘

X1?2)

findet.

in einem

Cod.

l) Stemplinger Sympathie 81; Ders. Aberglaube 82; Wuttke ı71 $ 230; Hovorka u. Kronfeld 2, 371. *) Heim, Jacoby. Incantamenta 539 Nr. 226.

Abel.

ı. König

oder

Herzog

A., eine der vielen, örtlich und zeitlich begrenzten Substitutionen für den wilden Jäger (s. d.), der als dämonische Figur älter, verbreiteter und unvergänglicher ist als jeder seiner wechselnden göttlichen oder geschichtlichen Namen. Wie König Waldemar I. in Dänemark, jagte König A. in Schleswig, dem Schauplatz seines Verbrechens, als wilder Jäger

nach

dem

Glauben

des Mittelalters

Cavensis

saec.

und

dem der Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert?) ;

die historische Beziehung war zu dieser Zeit freilich schon lange verloren gegangen. Sein Urbild ist jener Herzog A.?), Sohn Waldemars

II., der am

10. August

1250 seinen Bruder, den dänischen König Erich Pflugpfennig, auf der Schlei er-

morden ließ und der, selbst nun König, 1252 von den Nordfriesen erschlagen wurde. Da er als Wiedergänger umging,

nahm man seine Leiche aus dem Dom zu

Schleswig und versenkte und verpfählte sie in einem Sumpf bei Gottorp. Von da aus jagt er nun, schwarz, von 3 oder 10

feurigen

oder

weißen

in den

Sumpf.

Rüden

begleitet,

nach Mösunde, wo Erich starb, und wieder

zurück

1) S. die älteren, noch historisch begründeten Sagen, sowie einige jüngere mit den typischen

Zügen der Sagen vom wilden Jäger bei

12; Reinsberg Böhmen 379; ZifrwVk. ıı, I57. 270; Sartori Sitte u. Brauch 3, 240. 2?) ZföVk. ı3, 139. °) Schönwerth Ober-

pfalz 3, 283: Hessen ı164;

22

lenhoff

Sagen

Mythol.

788;

rock

Mythol.

119;

Wolf

Nr. 487,

danach

488, vgl. Grimm

Mannhardt

Beiträge 2, 130. ı98,

Mül-

208;

137.151;

E.

H.

Götter

Sim-

Meyer

German. Mythol. 237. Ganz willkürlich bezieht Meyer ebda. 256 das Haferopfer auf dem Hesterberg (Müllenhoff Nr. 490) auf König Abel. ?) Das Historische bei Dah1lmann Dänische Geschichte 1, 403 ff. S. noch Abel 2.

2.

Der

biblische

Abel.

Das

Blut A.s als mystisch-sakraler Gegenstand erscheint neben dem Haupt Christi,

dem Herz Eliä usw. in einem Tiroler Segen 3); doch möchte ich vermuten, daß es sich um eine Verderbnis für das ın solchen Fällen viel gebräuchlichere Blut Adams handelt. — Daß A. in der Vor-

hölle des Redentiner Osterspiels als erster

23

Abend

den Schein im düstern Grund bemerkt, hängt vielleicht mit der Lehre des Epiphanius *) zusammen, Abel sei durch das Licht der Natur selig geworden. — Das Bewußtsein von A. als dem Opfer des weitverbreiteten Brudermordmärchens 5) hat schließlich in jener oben behandelten Geschichte des Königs A. den historischen Vorgang umgekehrt, denn Dahlmann ®%) kann berichten: ‚,mir selber sind

im

Dome

(scil. von Schleswig)

Gebeine

und Ketten gezeigt, einem König A. gehörig, der von seinem Bruder erschlagen sel,

3) ZfVk. 9 (1899), 374. *) Stolle Kirchenväter 337. ©) Vgl. darüber Gunkel Märchen 130. 138. °®) Dänische Geschichte 408.

H.

Naumann.

Abend. ı. Mit der einbrechenden Dämmerung (s. d.) und dem Sonnenuntergang (s. d.) bildet der A.

den Übergang zur Nacht (s. d.). Ursprünglich hat man sich bei Zeitangaben wohl nur an den Sonnenuntergang allein gehalten, weshalb eine eigene Be-

nennung

für

die Übergangszeit, den A.,

nicht nötig war. Hiefür besitzen auch die idg. Sprachen bezeichnenderweise keinen einheitlichen, auf eine gemeinsame Urform zurückweisenden Ausdruck ?), und im Germanischen kommen zwei verschiedene Wortstämme in Betracht, die nicht voll geklärt sind, aber doch im allgemeinen dasselbe wie Sonnenoder Tagesuntergang zu bedeuten scheinen. Einerseits ahd. dband, ags. &£fen, an. aptann (got. saggs, eigentl. ‘Sinken der Sonne’), andrerseits an. kveld, ags. cwyldselten (Abendsetzung), ahd. chwilti-werch (Abendarbeit), nhd. Alt (alem.), was wahrscheinlich ‘Tod’ des Tages (ags. cwelan = sterben) bedeutet 2). Als die römische Tageseinteilung von der christlichen Kirche übernommen und zu fünf Gebetszeiten (horae canonicae) umgestaltet wurde (Matutina, Tertia, Sexta, Nona, Vespera) deckte sich die Vespera (hora vespertina) mit der Abendzeit, Im 5. Jahrhundert schob man zwischen Matutin und Terz eine hora prima und zum Schluß des Tages die Completa oder das Completorium ein, wodurch die

24

Vesper auf eine Stunde früher verschoben wurde 3%). Im Laufe der Zeit verschob sie sich noch mehr gegen den Mittag zu, so daß sie vielfach ausdrücklich vom Abend unterschieden wird. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts

findet man

die Vesperzeit bis auf 2 Uhr

nachmittags zurückverlegt, so daß damit nur mehr der Spätnachmittag be. zeichnet wird %). Das Volk, das sich ursprünglich bei seiner Tageseinteilung

dort, wo von den Klöstern und Stiftskirchen die 7 Horen durch Glockenläuten verkündet wurden, nach diesen richtete, gewöhnte sich, nachdem später

das Ave-Maria-Läuten am Morgen und A., später auch mittags, eingeführt worden war ©), dieses Abendläuten (s. d.) als den Beginn des A, zu be-

trachten. Es hat fast keine zeitliche Über-

einstimmung mit dem Sonnenuntergang, da es gewöhnlich im Sommer um 8 Uhr und im Winter um 7 Uhr erfolgt 9. Zur Erklärung des Aberglaubens kommen die gleichen Grundlagen und Umstände in Betracht wie bei der

Nacht (s. d.). Die Eigentümlichkeit, daß dem A. auch Zukunftsbedeutung

beigelegt wird, erklärt sich daraus, daß er ursprünglich ein zeitlicher Anfangspunkt war, indem die nach Nächten zählendealtgermanische Zeitrechnung den Tag mit dem vorangehenden A. begann”), was auch bei den alten Griechen?) und wahrscheinlich schon in der idg. Urzeit®) üblich war. 3 Schrader Reallex. ıff. u. Sprachvergleichung 2, 237. *) Hoops Reallex. ı, 3f.; Schrader a.a.0O.; Grimm Myth, 2, 624. 3) Gustav Bilfinger Die mittelalterlichen Horen und die modernen Stunden

(Stuttgart 1892) z ff. *) Ebd. 54f. °) Ebd. 5 f. ° Geramb Brauchtum 81. ?’) Hoops

Reallex. ı, 3£f. ®% Schultz Zeitrechnung 5s9f. ®*) Schrader Reallex. 2.

2. Bei Durchsicht der volkstümlichen Überlieferungen, besonders der Sagen, ergibt sich, daß der A. meist als ein

Teil der im Wechsel

Nacht erscheint, die die der Jahreszeiten sich ver-

schiebende Zeit vom Sonnenuntergang bzw. Gebetläuten bis zum Schlafengehen bedeutet!®). So zeigen sich auch schon

ü

25

; am

Abend

A. fast alle jene

Geister,

denen

die Nacht (s. d.) gehört und deren Macht um Mitternacht (s. d.) am größten ist. kommen Die Unterirdischen

heraus 12), tanzen a.s im Mondenschein 22) und strafen den, der ihnen zusieht, mit Erblindung !). Am A. nimmt das Berg -

26

schen, bittet auf der Suche nach seinem Weibe um ein sonderbares Nachtlager 3) oder holt eine Wehmutter %), Am A. besuchen die Töchter des Wassermanns oder die See- und Wasserjungfrauen, wie in Schlesien sogar die Töchter

des

Nachtjägers %®), Tanzunter-

Todesfall steht bevor, wenn sich am A. der

haltungen, müssen aber vor Mitternacht wieder heimgekehrt sein ®%). Am A. waschen Wasserjungfern auch Wäsche ®”). Mit Eintritt des A.s beginnt auch der seine Tätigkeit ®), setzt mitTeufel unter schon das Treiben der Hexen ein ®), und zum Schlafengehen stellen sich die bösen Druckgeister ein, der Alp, oder Mahrten“‘) die Truden,

in Tirol, steigen mit Anbruch des A.s die und ihre unheimLeute wilden von Fanggen, lichen Weiber, die

Leute, welche nach acht Uhr a.s außer dem Hause sehen ließen *2).

teil an einem Hochzeitsmännlein die verplaudern Zwerge tanz 1%), Abendstunden bei den Menschen ?®), die Zwergin kommt zur Bäuerin, damit sie ihr als Wehmutter beistehe !%); Zwerge beginnen auch schon am A., wie die eigentihr geschäflichen Hausgeister, tiges Werken in Haus und Hof !’). Ein Hausgeist mit traurigem Gesicht zeigt !) kläglich oder wenn das Klageweib jammert ?%. Im Hochgebirge, namentlich

den

Bergen

herab

und

gefährden

die

Menschen, und der wilde Mann verfolgt die wunderschönen Saligen®%). So jagt auch der wilde Jäger die

weiße Frau bereits am späten A. %), an dem die Holzweiblein Kuchen backen ®?), und schreckt, straft oder entführt die Unvorsichtigen, welche ihm in den Weg kommen ®) oder gar ihn zu höhnen wagen %). Der schlesische Nacht-

jäger

®)

beginnt

zuweilen

schon

um

7 Uhr a.s seine Streifen %). In Norddeutschland vermeidet man a.s auszugehen und hält die Türen verschlossen,

wenn die Zeit der Zwölften ist, weil dann Gstampe wie die Gode, Frau in Tirol 2), an der Spitze des wilden Heeres umherzieht ®%). Der Wasserder sich sonst zu Mittag (s. d.) mann, sonnt, zeigt seine dämonische Natur be-

sonders am A., wo er sein Opfer sucht ?®) und

Menschen

heranlockt,

indem

er

kläglich um Hilfe schreit 3°) oder sich in Roßgestalt als Reittier anbietet %). Aus dem Klückensee bei Arnswalde ruft die drei letzten Tage vor dem Tode eines Opfers eine Stimme A. für A. den Namen

dessen, der dem See zur Beute werden soll 32), Anderseits kommt er aber auch in friedlicher Absicht a.s zu den Men-

Walridersken“®). Dazu gesellt sich So übervereinzelt der Werwolf. fielen vor mehr als 200 Jahren in der Gegend von Greifswald die Werwölfe alle sich

Es heißt, daß der durch eigene oder fremde Schuld vor der Zeit ums Leben Gekommene solange vom Abendläuten an bis zum Morgenläuten umgehen muß, bis die abgerissenen Lebensjahre vollendet sind %). Und so ist der A. auch die Seelen, Zeit, wo ferner die armen oft in Gestalt weißer Frauen *), und Die erscheinen. Tote ruhelose verstorbene Mutter sorgt für ihr Kind ®),

der tote Bräutigam holt die Braut %®), und der Gutsherr poltert im Schlosse, wenn seine Witwe nicht gegen 9 Uhr a.s die Gruft besucht #7). Sonst findet jeder, der die Ruhe der Toten am Friedhof in den Abendstunden stört, seine Strafe ®). In dieser Zeit zeigen sich auch schon der

Selbstmörder ®°)

Grenzsteinversetzer *),

und Ermordete ®), oder unter lichen Umständen ums Leben

schreckGekom-

mene 52), Neck- und Schreckgeister ®), die den Leuten aufhocken %), und kopf-

lose Spukgestalten 5). Manche erscheinen,

wie der Feuermann ©), in feuriger Gestalt 7). As eilen auch die Irrwische, die Seelen ungetaufter Kinder, herbei und

zeigen dem Wanderer den Weg zu einem Wasser, damit er sie taufe 5), Sonst dienen

führen

Irrlichter

aber auch

als Wegweiser ®),

in die

Irre %).

27

Abend

Arme Seelen, die noch erlöst werden können, meist aber auf ewig Verdammte, begegnen am A., wie der Wassermann und Teufel, auch als Tiere ‚ als schwarze Hunde®%) oder Hunde mit feurigen Augen %), als Pferde 6) u.a,

Nach

Schweizer

Volksglauben

soll man

28

solchen

Kinderschreck

indem der

Klekanicek

geworden

(= Abend:

glocke) die nach dem Betläuten n och Freien weilenden Kinder holt 79 ),

im

©) Vgl. Kühnau Sagen 1, 310 N. (Es war ungefähr abends ro Uhr) . 1 G Time Sagen 32 Nr. 46; Zaunert Natursagen ı 3of. !?) Ranke Sagen ? 153. 12) Zaunert Rheinl, and ı, 202. 14 ) Grii mm Sagen 27 Nr. 39. 5) Kühnau Sagen 2, 77 Nr. 744. ) Zau

a.s allein weidenden Kühen nicht zu nahe kommen *). Am A. zeigen sich natürlich auch schon die geheimnisvollen Nachtnert Rheinland 1, 198. !) Ebd. ı tiere (s. d.), wie etwa der unheimliche 200. %) Kühnau Sagen 2, 51 Nr. zur. ) Ebd. 2, 54 Nr. 715. ®%) Zaune Vogel in Luxemburg oder die Habergeiß rt Natırsagen 1, 66ff. %2) Ranke Sagen? in Steiermark ®), Von sonstigem A ben dı17f 2) K ühnau Sagen 2, 176 Nr. 806. 2?) Zimspuk ist zu nenneda ns Irregehen merische Chronik, hg. von K. Bar ack (Freiburg und Tübingen, 2. Aufl. dessen, der in den Abendstunden auf eine 1881) 4, ı22 ff = Kapff Schwaben 7if.; Jah Irrwurzel tritt %) oder, wie in Budweis in n Pommern 16 Nr, 18, 25 Nr. 33; Strackerjan Südböhmen, zwischen 9 und 10 Uhr über I 457 ff. Nr. 249b-—i; He yl Ti rol 239 Nr. 52 2 den sog. Irrstein am Ringplatz geht“), 517 Nr. 84, 800 Nr. 247; J ungbauer Böhmerwald oder auf einen Irrfleck oder über eine 89. 23) Ranke Sagen? 12 1. ) K ü hnau Sagen 2, 445 ff., bes, Nr. 1060 Irrwiese kommt ®). Umgekehrt gibt es 1077. °) Peuckert Schlesien 197. ”) Hey 1 wieder unheimliche Stellen, von welchen Tirol 165 Nr, 75. ®%® Kuhn u.Schwartz die a.s vorbeigehenden Leute 413 Nr. 174. nicht ®”) Peuckert Schlesien 163 (als weißer Pudel), 205. *) Jah wegkommen®). An anderen Punkn Pommern 153 Nr. 190. 1) Jungbauer ten darf sich nach dem Abendläuten Böhmerwald 61. 3) Jahn Pommern 151 Nr. 186, niemand blicken lassen?9), ) Grimm Sagen 41 Nr. 59. *%) Kühnau Auf ruhelose Tote und arme Sagen 2, 352f. Nr. 957. Seelen %) Peuckert Schlesien 197. % Grimm deuten die GespensterfuhrSagen 217 Nr. 306; Kühnau Sagen 220 Nr. 856, 262 Nr. werke”) und allerlei 909, feurige 331 Nr. 933; Jungbauer Böhmerwald 62. Erscheinungen, die auch schon ) Kühnau Sagen 2,247 Nr. 892. %) Grimm am A. sichtbar werden, so feurige FäsSagen 154 Nr. 201; Stracker jan ı 301 N r. 190e; ser ?) oder Lichter, die anderer Art als Jahn Pommern 275 Nr. "344; Kühnau Sagen 2, 554. Nr. 1201, 678 ff die Irrlichter sind 73). Und wie das Auge , Nr. 1304, 1308; Ranke Sagen ? 267; Jun gam A. mancherlei Seltsames sieht, so bauer Böhmerwald 182 ff, %) Hey] Tirol hört auch das Ohr rätselhaftes Lär men 800 Nr. 246; Kühnau Sagen 3, 64{f. Nr. 1423, als Katzen ebd. 28 ff. und Geräusch an gewissen Plätzen?%), Nr. 1381 ff.; Wuttke 380 8 577. Auf einem Schlosse der Grafschaft Glatz %) Grimm Sagen 185 Nr. 248; Jahn Pommern 371 ff. Nr. 470 geriet

sogar an allen A.en das Wasser in

sämtlichen Gefäßen in wallende Bewegung, bis man an jedem Sonnaben d den Rosenkranz betete 75) Um die Kinder zu zwingen, mit Einbruch des A.s nach Hause zu kommen erinnert man sie an SchreckgespensSter, z.B. anden Schwanewert iin der oberen Emsgegend ®) und erfand so gar eigene abendliche Schreckge-

stalten,

so

den

Wauwau

merwald”) oder die „blind in Schwaben, die mit ihrer Kinder sticht, welche mit der nicht heimkehren ®). Bei den ist die Abendglocke selbst

im Böh-

Naihre“ Nadel die Betglocke Tschechen zu einem

472,475,480; Kühnanu Sagen 3, 27 Nr. 1380, 112 ff. Nr. 1468, 1472; 122 Nr. 1492 (Alpdrücken Sogar schon vor dem Schlafen gehen); 138.

Nr. 1521, I525; Ranke Sagen? 16 f. ) Strackerjan vr, 464 Nr. 250ab = Zannert Westfalen 256; HoffmannTayer 42. %) Jahn Pommern 3 Mi

#) Pfalz Marchfeld 122. 44) Km a gen 1, 159 Nr.

564. %) Jahn Pommern 4078. Nr. 516; vgl. Kühnau Sagen ı, 617 Nr. 653. %) Jahn Pommern 404 Nr. 51 5; Kühnau Sagen I, 360 Nr. 351. *”) Peu ckert Schlesien 123. % Kühnau Sagen 1, 20f. Nr. ı2 ®) Ranke Sagen? 62; Jungbauer Böhmerwald” 79. ®) Peuckert Schlesien

114.

51) Kühnau

Sagen

xı,

ıırı

Nr.

122.

) Schöpp ner Sagen 3 (1874) , 399 Nr 1324. ®%) Jahn Pommern 421 ff. Nr. 531, 537; Kühnau Sagen ı, 42 Nr. 35, 204 ff Nr. 196 (Erlösung eines Hostie nfrevlers an

| 209

30

Abend

einem Freitag um 7 Uhr abends), 233 Nr. 223, Ranke Nr. 247; Nr. 233!, 290ff. 252 Goyert

95;

Sagen?

| ZfVk. 18 (1908) 183.

1ı16ff.;

Wolter

und

Sagen ı,

5) Kühnau

5 319 Nr. 294. ®) Ebd. ı, 49ff. Nr. 46, 70f. £ Nr. 84, 307 f. Nr. 277, 326 f. Nr. 307, 309, 372 f. BöhJungbauer E Nr. 366, 565 Nr. 603;

merwald 26f. 398

; Nr, 392,

%)

Kühnau

Sagen 1, 391 f.

Schlesien

Peuckert

Nr. 403;

Werra 367 Nr. 637, 391 ”) Wucke } 85. | Nr, 688, 404 Nr. 713; Zaunert Rheinland ı, $ 224. ®%) Goyert u. Wolter 170; Ranke Sagen? 72. ®) Kühnau Sagen ı, 387 Nr. 384, Sagen? 70. Ranke ; 404 ff. Nr, 4190, 423; Sagen 1, 421f. Nr. 438f.; ; ®%) Kühnau Böhmerwald 71f. %) Jahn Jungbauer ı, Strackerjan Pommern 422 Nr. 532; Nr.

| 321

196b;

Kühnau

Nr. 548.

*) Kühnau

bauer

Böhmerwald

Sagen

1ı,

509

Sagen ı, 508 Nr. 545.

Sagen 3 (1874), 202 Nr. 3) Schöppner ®%) Ranke Sargans 102. %) Manz 1181. Sagen?219. %) Jungbauer Böhmerwald 72. 6) Ebd. 103. ®%) Peuckert Schlesien 166 f. %®) Ebd, 167. 7) Ebd. 175. ”) Strackerjan ı,278 Nr. 185 d, 286 Nr. 185 g. 7?) Jung232 f.7;

Kühnau

Sa-

1, 429 Nr. 451. ?) Kap ff Schwaben 136. Nr. 54, 129 tT, 54% Sagen Kühnau 116. Schlesien 7) Peuckert ı39. 7”) Verf. Westfalen 216. Zaunert Kapff Schwaben 75. ’%) Grohmann 15.

gen 7%) Nr. %) 8)

3. Der A. bringt daher viele

Gefah-

ren für den Menschen, denen er mit erund entsprechenhöhter Vorsicht

den

Schutzmaßnahmen

begegnen

muß. Vor allem trachtet er jede Berührung mit den bösen Geistern zu vermeiden.

Man soll sich nach nichtim Freien Besonders

gefährlich

dem KGebetläuten aufhalten®).

ist dies für Leute,

bei deren Taufe (s. d.) sich die Paten aus Unachtsamkeit im Gebete geirrt

haben, die daher leicht von feindlichen Wesen entführt werden können ®), ferner des für Brautpaare, die vom Tage ersten Ehegelöbnisses an nach dem Gebetläuten nicht mehr ohne Begleitung das Haus

verlassen

dürfen,

dann

für

eine

Braut®?2) (s. d.) und noch mehr für die (s.d.), die vor dem Wöchnerin ersten Kirchgang das Haus unbedingt nicht verlassen darf ®). Am A. aus dem Hause getragene Säuglinge werden verhext %), und bei größeren Kindern, in Frankreich bei Kindern vor Vollendung des 7. Lebensjahres ®), sieht jeder ordentliche Hausvater darauf, daß sie nach dem

Abendläuten daheim sind ®). In Schöllbronn in Baden dürfen auch Erstkommunikanten nach dem Betzeitläuten nicht mehr über die Sch w el1e®) (s. d.). Muß man aber a.s ausgehen, so soll man sich vorher mit Weihwasser besprengen ®). Und will in Sachsen eine Mutter, die ein noch nicht ein halbes Jahr altes Kind hat, a.s fortgehen, so stellt sie die Wiege über den Stubenwechsel hinüber, da man glaubt, daß die Wechselbutten nicht über diese kleineren, angestückelten Bretter des Fußbodens kämen 3). Hält man sich im Freien auf, so soll man jeden Lärm vermeiden. Wie überhaupt das Pfeifen vor dem Schlafengehen den Teufel anlockt ®), so freut sich, wie es in Mecklenburg heißt, der Teufel, wenn man a.s flötet ®). In einer norddeutschen Sage rät der Tod einem Manne, er möge sich a.s beim

Ausgehen immer hübsch ruhig verhalten

und das gottlose Pfeifen, Singen und mit den Hunden hetzen lassen; dann holt er ein Mädchen mitten aus singenden Flachsbrechern heraus ®). Im Sommer soll man a.s im Freien stets eine Kopfbedeckung aufsetzen, sonst kommen die Fledermäuse ins Haar ®), oder sie pissen hinein, und man bekommt einen Kahlkopf ®). Im Hause selbst istes gefährlich, am A. die Türen offen zu lassen, wenn ein kleines Kind im Hause ist, das leicht von Zwergen gestohlen ®) oder vertauscht ®) werden kann. Im Egerland steckte die Kindesmutter sogar den hölzernen Kochlöffel

vor die sorgsam versperrte Tür in das Schloß, um so alles zu verriegeln, daß

„kein Alb, kein Druit, noch Erdgeist und Hexe hinein kann‘ ?). In Schwaben darf man, wenn man a.s jemand besucht,

nichtanklopfend(s. d.); es würde auch

niemand „herein‘‘ rufen, weil sonst eine Hexe oder der Böse eintreten könnte ®). In Tirol sieht es der wilde Mann nicht gern, wenn nach dem Betläuten noch

die Haustür offen steht ®), in der Eifelgegend kommt dann der schwarze Mann in die Stube und setzt sich auf den Feuerherd 100),

Abend

31

Ein weiteres Gebot ist, daß man a.s nichts draußen lassen soll, am wenigsten Kinderwindeln!%), weil die Kinder an Siechtum leiden, so lange dies geschieht, oder überhaupt Kinderwäsche!®), in die sich nach niederösterreichischem Volksglauben die Trud hineinwickelt 1%), Nach dem Glauben der Rumänen in der Bukowina hängen sich an solche Windeln unreine Geister, weshalb man sie vor dem Gebrauch mit Kümmel ausräuchern muß 1%), Auch sonstige Wäsche soll, wie in gleicher Weise das Viehfutter, vor

dem Gebetläuten den 105),

hereingebracht

wer-

Man soll mit dem Anbruch des A.s überhaupt jede Verbindung mit der gefährlichen Außenwelt abbrechen, nichts verborgen und nichts verkaufen!®), wie etwa Milch, Butter, Eier u. a., weil sonst der Segen aus dem Hause gegeben wird. Dies geschieht auch, wenn man Kehricht oder Mist a.s hinausträgt 1”), wie man das Auskehren

selbst am A. unterlassen soll,

32

Zum Schutze des ungetauften Kindes brennt man auch vom Beginn des A. an durch die ganze Nacht Licht in der Stube 1), Wenn die Mutter das Kind a.s schlafen legt, so muß sie das

Kreuz über das Kleine machen, damit es kein Alp werde, wozu in Schlesien eine eigene Segensformel gesprochen wird 17), Eine Erweiterung ursprünglichen Volks-

glaubens

liegt

vor,

wenn

nicht

allein

das Haus, sondern auch die Gesamtheit der Häuser, die Stadt, in der Abendzeit mehr Sicherheit bietet als das Freie. In einer Sage aus Enns in OberÖsterreich hofft der Teufel, einen Wüstling als Beute zu erlangen, wenn er ihn einmal nach den letzten Tönen der geweihten Abendglocke außerhalb der Tore

der Stadt ertappe 118). Besondere Bedeutung kommt den A.en bestimmter Wochentage, so des Donnerstags 1?) (s, d.) und Samstags 120) (s. d.), und bestimmter Tage des

Jahreszu, an welchen meist erhöhte Gefahren bestehen, die verstärkte Ab-

weil dann der Teufel auf dem Besen wehr erfordern. In der Zeit der Zwölfreitet 1%), oder weil man damit das |ten (s. d.), in welcher man sich beGlück 1%), oder den Schlaf 1!!%) hinaussonders vor dem Ausgehen hüten 12%) und kehrt. Arbeit nach dem Abendläuten bestimmte Arbeiten unterlassen muß 122), ist besonders am Sonnabend (s. d.) und sind vor allem wichtig der WeihFeierabend (s. d.) verpönt. Bei den Runachtsabend!®) (s. d.), der Silmänen in der Bukowina darf a.s, wenn vesterabend?!%) (s. d.) und der A. ein kleines Kind im Hause ist, weder vor Dreikönig!®) (s. d.). GefahrFeuer noch Kohle aus dem Hause gegeben voll ist ferner der Walpurgiswerden, sonst kann das Kind die ganze abend!%) (s. d.), und allerlei Zauber Nacht nicht schlafen 11). waltet am Johannisabend!?) Anderseits soll man nach dem Abend(s. d.). Im Untergailtale in Kärnten läuten auch nichts in das Haus durfte sich auch am Kirchtage, hineinnehmen. Darum darf man in der durch einen Tanz im Freien unter Franken der Wöchnerin nichts mehr in der Dorflinde gefeiert wurde, nach dem die Stube bringen, besonders kein Was Abendläuten kein Mädchen mehr unter ser, weil sonst die Hexen mit hineinder Linde sehen lassen !®), Nur an drei kommen könnten 1!?); in Baden darf man Tagen des Jahres kann der aus dem gleichen Grunde a.s keine Bilwesschnitter während des Katze zum Fenster hereinlassen 113), Abendläutens (s. d.) sein Zerstörungsund in Niederösterreich vermeidet man, werk verrichten !?), und bestimmte Tage a.s aus dem Brunnen zu trinken, des Jahres sind stets auch gemeint, wenn weil man sonst den Teufel hineintrinken es z. B. in Sagen heißt, daß ‚,zu gewissen könnte 119), Dieser erscheint einem in der Zeiten‘ abends dies oder jenes geschehe, Nacht, wenn man a.s in einen Spiegel etwa versunkene Burgen wieder aufblickt 15) (s, Nacht). tauchen 139),

33

Wedes

böser Betreffs derAbwehr Aen besonderen an sen

Jahres,

s.

34

Abend

die

z.B.

einzelnen

Vgl. auch

am Walpurgisabend,

Stichwörter.

Opfer.

Gebet,

80) Heyl Tirol 239 Nr. 52 (2). 517 Nr. 84. ; sı) Jungbauer Böhmerwald 89. 82) (F. X.) artmann

| Heyi

Tirol

Dachau

800

Nr.

u.

Bruck

246.

8)

208

Nr. 42;

Schön-

Sagen Oberpfalz ı, 189; Kühnau ‘werth * 2, ı53 Nr. 783; Drechsler I, 204; Ranke Westfalen 22; Sagen ? 102; vgl. Zaunert ı14 (Tschechen). %) ZfVk. ı1 .Grohmann . (1901), 446 (Südtirol); Fogel Pennsylvania

51 Nr. 137. %) Sebillot

Folk-Lore 1, 143.

Allgäu Reiser 88; N 56) Pfalz Marchfeld $ 233.2) Meyer Baden 116. %) Pfalz Marchfeld farth Sachsen 14. *°%) Strak8) S %) Bartsch A 1, 330 Nr. 200. ) kerjan Pommern 35 %) Jahn E Mecklenburg 2, 4u . *) Wutt2,d449 | Nr.45. ®) Reiser Allg yr. 81, 406 5 628. ®%) Jahn Pommern 66 Nr. ke (Südwestmähren). 2 (1896), 161 %) Ze. 404 Aberglaube 40. °) Wuttke & »”) Huß . ®) Heyl Tirol346 Nr. 17, 351 Nr. zo. Hey 1 Tirol 167 $ ZfrwVk 190D9, 275. ") NoSer 100) Westfalen 22. 1?) ZfVk. ı1 r. 76; Zaunert 446 (Südtirol). 1%) Pfalz Marchfeld (eg0h) 84. 1094) ZIöVk. 3 (1897), 117. *®) Heyl Tirol 444: (1899), 1%) ZfVk. 9 Nr. 246. 800 405 $ 625; 397 8 610. 308) Ur7) Wuttke %) Pfalz quell ı (1890), 48 (Königsberg). im Böhmerwald, Verf. Auch Marchfeld 54. 183. (1897), 3 211) ZföVk, 20) Ebd. 129. us) Lammert 174 (Oberpfalz); Wuttke 555. Baden Meyer 12) 577. $ 380 314) Pfalz Marchfeld 33. 11) Rogasener FaPommern milienblatt 8. Nr.2, 8. 2%) Jahn 52 Nr. 66; John Erzgebirge 52; Wuttke 383 $ 583; Zaunert Naltursagen 1, 34; Z1öVK. 2 (1896), 286 (Rumän. Bukowina). 7) Kühnau Sagen 2, 154 Nr. 786. 1) Gloning Oberösterreich 51. 1) Wuttke 60870. 1%) Ebd, 62 872. 1) Heyl Tirol 165 Nr. 75; Ku hn 413 Nr. 174. 2) Wuttke u.Schwartz 63 ff. 8 74. 1%) Ebd. 68 8 78. ’%) Ebd. 65 $ 75. 12®) Ebd. 69 $ 79. 12) Ebd. 75 ff. $ 88 f. Brauch12) Ebd. 78{ff, 8 92. 1®) Geramb Lechrain 1%) Leoprechting 83. tum Rheinland ı, 32. 1%) Zaunert z2of.

4. Da der A. ursprünglich zum folgen. den Tage gerechnet wurde und so ein zeitlicher Anfang war, kommt ihm auch zu. Zukunftsbedeutung Spinnen amA. bedeuten Glück!) : Spinne am Abend Ist heilsam und labend 1%).

Daher

soll

man

in

der

Abendzeit

auch

keine töten 1%). In Mecklenburg gilt der A. auch als günstig für den DienstBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I,

den Knechten und Mägden antritt; wird dann das Jahr nicht lang !®%). Er ist auch die geeignete Zeit zur Erforschung der Zukunft, besonders der Vorabend wichtiger Festtage, die

einen neuen Zeitabschnitt einleiten, wie der Weihnachtsabend !), der Silvesterabend!%) und der A. vor Dreikönig ?®) , in

bezug auf Liebe und Ehe vornehmlich der Andreasabend 1). Bei einzelnen Men-

schen löst der A. auch die Gabe des aus!®. In Tirol sehen Hellsehens Leute nach dem Abendläuten manchmal Leichenzüge; dann stirbt die Person, welche sie unmittelbar hinter der Bahre

gehen

abend

sehen 140).

hatte

1759

An

einem

Septemberdas

Swedenborg

be-

rühmt gewordene Ferngesicht vom Brande Stockholms 14). Diese mit dem „zweiten Gesicht‘‘ begabten Menschen sehen meist

nur das Unheil der Zukunft voraus. Darauf deuten auch andere Anzeichen des A.s. In der Schweiz glaubt man, daß ein

außergewöhnlich roter Himme 1 A. (oder am Morgen) Krieg anzeigt Im Rheinland sah man einmal spät eine ganze Stunde lang den Himmel

am !®?). a.s auf

zu blutrot und alle meinten:

Frankreich

Das bedeutet Krieg oder eine Pest‘‘ 149). Abendzeichen verschiedenen ” Aus schließt man auf das künftige Wetter,

doch hat man

es hier nicht allein

mit abergläubischen Meinungen, sondern

auch mit Tatsachen zu tun, dem Ergebnis guter Naturbeobachtung und uralter ErGlauben allgemeinem Nach fahrung. dann ein, Wetter tritt schönes wenn

wenn

weben,

am

die

A.

wenn

die

Mücken

Spinnen

fleißig

recht

im

tanzen,

Freien

die Johanniswürmchen

un-

gewöhnlich leuchten und glänzen und wenn, was wieder die Voraussetzung für das lustige Treiben der Tiere ist, ein schönes Abendrot (s. d.) am Himmel am A. ein Regenbogen steht. Auch kündet schönes Wetter an. Schlechkommt, wenn sich die tes Wetter Tiere am A. verbergen oder wenn sie unruhig sind. Kräht z. B. der Hahn noch ! a.s, so regnet es am folgenden Tage, was { auch bei dickem Nebel oder Wind am A. vorauszusehen ist 14%).

35

Abenddämmerung-—Abendläuten

Zum Teil spielt der Gedanke an die Zukunft herein, wenn hie und da der A. für die Aussaat gewählt wird M5), Ur-

sprünglich tat man dies, um unbemerkt von den schädlichen Tieren zu bleiben, die um diese Zeit bereits schlafen, und so den ausgestreuten Samen oder die Setzlinge vor ihnen zu sichern. Dies erweiterte

sich dann zu dem

Glauben,

Aussaat am A., nach (s. d.), in der Nacht

Sonnenaufgang

künftige

(s.

Frucht

vor

daß bei einer

Sonnenuntergang (s. d.) oder vor

d.)

auch

den

die

zu-

Schädlingen

verschont bleibt. So sät man in der Schweiz den Mohn a.s in der dritten Stunde, weil man glaubt, daß sonst die

reifen Kapseln

von

werden 1%), 53.

»ı)

Wuttke

1%)

Vld.

9

den Raben

2068283;

(1907),

geöffnet

Laube

170

Teputz

(Oberschefflenz).

133) Andree Braunschweig 406. 1%) Bartsch Mecklenburg 2, ı31 = Sartori Sitte u. Brauch 2, 40.

1%)

Tage 15; Wuttke

Baumgarten

67 878.

Jahr u. s.

1%) Wuttke

8 75. 1”) Ebd. 69 $ 79. 1%) Ebd. 13) Zaunert Rheinland 2, 194.

86 16)

65

8 104. Zin-

gerle Tirol 47 = Wuttke 225 8 322. 14) Vgl. Friedr. zur Bonsen Das Zweite Gesicht ® (Köln 1920), 62. 142) SAVK. 19, 209. 1) Zaunert Rheinland ı, 49. 14) Reinsberg Wetter 3ı ff.; B.Haldy Die deutschen Bauernregeln (Jena 1923) ı12 ff.;

John Westböhmen * 236. Bei den Kaschuben bringt Krähen einer Henne am Abend dem Be-

sitzer

180.

6o ff,

Unglück,

145) Meyer

Seefried-Gulgowski

Baden

146) Zürich-Bülach

420;

(hs.).

FFC.

Nr.

31,

5. In der Volksmedizin ist der A. als die Zeit nach dem Sonnenunter-

gang (s. d.) günstig. Die an bestimmten A.en gesammelten Heilkräuter haben besondere Kraft. In Tirol sammeln am A. vor Mariä Himmelfahrt, also in der

segensreichen Zeit der Frauendreißigst (s. d.), Frauen, Mädchen und Kinder nach

dem Gebetläuten Heilkräuter, die an den

folgenden Marientagen in der Kirche ge-

weiht

werden 1#?).,

Auch

verschiedene

Heilhandlungen werden am A. durchgeführt, so in Franken Fieberkuren um 7 Uhr a.s wegen Joh. 4, 52 14). Wer

Gicht hat, geht Freitags um Betglockenzeit aufs freie Feld (Pforzheim) 1), oder

er tritt drei Montage und (auch bei Morgengrauen)

Freitage a.s unter einen

36

jungen Birnbaum und spricht: „Mein lieber, guter Birnbaum, ich klage dir all mein Reißen und Spleißen und die schwellende Gicht, die mich plagt Tag und Nacht, daß sich Gott im Himmel erbarmen mag. Der erste Vogel, welcher fliegt über diese Kluft, nehme die Schmerzen mit in die Luft.“ Dann betet er ein Vaterunser 19%), Um Teplitz vertrieb man den Kropf, indem man dreimal an drei folgenden A.en das Gesicht gegen den zunehmenden Mond kehrte, die Hand an den Hals legte und sprach: „Was ich anschaue, soll wachsen, was ich befühle, soll vergehen!‘ Darüber mußte aber Stillschweigen beobachtet werden 25). Auch gegen Schwäche der Kinder ?%2), gegen fressende Flechte 15), Zahnschmerzen 1%), Bruch 15), die englische Krank-

heit !%)

u.a.

erfolgen

die

Heilhand-

lungen am A. An diesem kann man auch behexte Kinder heilen. Hiezu stellt sich im Marchfelde die Mutter abends nach dem Ave-Maria-Läuten unter die Haustür mit dem Gesicht gegen den Hof und schwingt das verschrieene Kind dreimal hinaus; dann geht sie rücklings

in die Stube

zurück 15),

2) Geramb Brauchtum 72. 1) Wuttke 324 8 480. 1) Grimm Myih. 3, 455 Nr. 623. 10) Hovorka u. Kronfeld 2, 28r (Westböhmen). 11) Laube Teplitz 52. 12) Seyfarth Sachsen 190. 1) Ebd. 193.

154) Ebd.

15)

Pfalz

196.

155) Ebd.

Marychfeld 85.

200.

15)

Ebd.

236.

Jungbauer,

Abenddämmerung s. Dämmerung. Abendessen s. Essen, Mahlzeit. Abendgebet s. Gebet. Abendglocke s. Abendläuten,

Glockenläuten.

Abendläuten.

ı. Von den sieben Glok-

kenzeichen der Klöster und Stiftskirchen, welche den sieben Gebetszeiten (horae canonicae) entsprachen, kamen für den Abend das Vesperläuten, das sich aber im Laufe der Zeit immer mehr auf den Nachmittag verschob, und das Completläuten in Betracht !). Nachdem das zuerst im 11. Jh. auftauchende Ave-Maria mit dem erweiterten Mariendienst dem Vaterunser

37

Abendläuten

gleichgestellt und allgemein beliebt geworden war, führten alle Kirchen etwa

Mariavom 13. Jh. an das Ave zuLäuten oder Angelusläuten nächst morgens und abends, dann auch Papst Johann XXIII. mittags ein ?). verordnete

Maria

1326

dreimal

am

ausdrücklich,

Tage

das

(morgens,

Ave

mit-

tags, abends) zu beten und jedesmal dazu das Zeichen mit der Glocke zu geben 3). Das Ave-Maria-Läuten am Abend oder A., oft auch kurz ‚,‚Gebetläuten‘ genannt, da das Morgen- und Mittagläuten (s. d.) minder wichtig ist, ist sonach nicht, wie behauptet wird %), polizeilichen Ursprunges. Polizeilichen Zwecken dienten und dienen noch hie und da in Städten besondere Formen des A.s, die mit dem kirchlichen Läuten nichts zu tun haben, so z. B. früher die Weinglocke und die Feuerglocke ®) und heute noch, besonders auf

schwäb.-alem.

Gebiet,

die meist

die

Sperrstunde anzeigenden Neuner-, Buben- oder Lumpenglöcklein®) u.a. {(s.

läuten, Glocke). Doch gilt auch das kirchliche A. in manchen Gegenden als Zeichen

der Sperrstunde.

In Schwaben”)

und im

Böhmerwald betet man während des A.s im Gasthause und verläßt dieses in des Böhmerwaldes Dörfern einzelnen

sofort nach dem Beten 9). Einige Orte haben neben dem gewöhn-

lichen Gebetläuten am Abend noch ein zweites A., über dessen Entstehung meist Sagen berichten. Vielfach geht es auf fromme Stiftungen und Gelübde zurück, die in späterer Zeit vergessen wurden, weshalb dann die Sage dieses rätselhafte zweite A. zu erklären suchte. So ist in Heßberg an jedem Donnerstag kurz nach dem Gebetläuten ein zweites Läuten üblich, der Sage nach von einer der edlen Frauen von Heßberg gestiftet,

die sich im Walde verirrt hatte und durch

das Abendgebetläuten in Heßberg gerettet worden war®). Auf die Verordnung eines Bischofs Piwitt von Osnabrück, der sich auf der Jagd verirrt und

nach

dem

Läuten

einer

Kirchenglocke

wieder zurechtgefunden hatte, wird zurückgeführt, daß im ganzen Osnabrücker

38

Land von Allerheiligen bis Lichtmeß an nach dem Angelusjedem Samstag Jäuten noch einmal geläutet wird, was Piwittläuten oder Nachtgesang genannt wird. Nach einer anderen

Überlieferung soll der verirrte Bischof ein mit den Worten ‚, Priae vitae‘‘ beginnendes Lied verfaßt und bestimmt haben, daß

dieses

Glockengeläute

unter

Lied

von

Allerheiligen bis Lichtmeß in den Klöstern abends gesungen werde. In Wirklichkeit dürfte es sich, da dieses zweite Läuten auchan Vorabenden hoher Feststattfindet, um ein besonders tage feierliches Einläuten der Sonnund Festtage handeln, wobei auch hier ersichtlich ist, wie entsprechend der

alten Zählung nach Nächten der Abend schon zum nächsten Tag gerechnet wird. In einem Ort bei Osnabrück erfolgt das Piwittläuten in der angegebenen Winterund zeit an allen Donnerstagwo der heiSonntagabenden‘, lige Tag, der Donnerstag (s. d.), gemäß der

alten auf die vorchristliche Zeit zurückweisenden Überlieferung, und der Sonntag selbst betont erscheint. Nur dort, wo dieses zweimalige Läuten der Wintersan jedem Abend zeit erfolgt, darf man annehmen, daß es tatsächlich auch den Zweck hatte, Ver-

irrte auf den richtigen Weg zu führen, so in Aub Siebenuhrläuten das von Martini bis zum 22. Februar !!), das zur selben Abendstunde übliche Galli-

Jläuten

in Öttingen

(16. Oktober) Bestimmt

an

bis

Gallustage

vom

Lichtmeß ??)

ist dies der Fall,

wenn

u.a.

dieses

des Abend jedem Läuten an eingeführt ist, wie etwa in Jahres Säumeroder bei dem Jever!) in Prachatitz, dem Endglöcklein punkt des ‚,goldenen Steiges‘‘, der uralten Säumerstraße zwischen Bayern und Böhmen, das um 9 Uhr abends geläutet wird 19). Das eigentliche A. oder abendliche erfolgt im Sommer Gebetläuten meist um 8 Uhr, im Winter um 7 Uhr ®$), vor Sonn- und Feiertagen aber schon früher, wo es den Feierabend (s. d.) auch schon nachmittags einläutet und dann 2%

39

Vesperläuten

zuweilen

wird 18),

genannt

') G.Bilfinger Die mittelalterlichen Hoven u. die modernen Stunden (Stuttgart 1892), 5. ?) Ebd. 6. % Meyer Konv.-Lex. 2 (1904), 197. %*) Hoops MReallex, 4, 305. ®) Bilfinger a,‚,a.O. 551. °% SchweizId, 2, 614; vgl. 3, 1507, 1511; Martin u. Lienhart 1, 257; Kap ff Schwaben 92. 7’) Birlinger Volhsth. z, 442. ®) Verf.; vgl. BdböVk. 17, 120. % Wucke Werra 5 Nr. 7.) Strackerjan 2, 335 f. Nr. 537 b. !) Schöppner Sagen 2 (1874), 205 f. Nr. 657. 1?) Kap ff Schwahen 92. 1) Strackerjan z, 398 Nr. 588e; vgl. Nr. 595b. !%) Jungbauer Böhmerwald 74. 13) Geramb Brauchtum 81. 1) Strackerjan 2, 335 Nr. 537b; Schweizld. 3, 1507.

2. Das A. bezeichnet das Ende des Tages, an Werktagen den Abschluß der Tagesarbeit!). Darnach darf

nicht mehr gearbeitet werden; denn vom A. bis zum Morgenläuten ist die Zeit der

Geister’),

denen

die

Nacht

(s. d.)

gehört (s. Abend, Dämmerung, Feierabend, Samstag, Sonnenuntergang). Vor dem A. erscheinen nur selten

Geister,

die meist durch

den

Klang

der

Betglocke verscheucht werden !%). Viel wichtiger ist die kurze Spanne Zeit wähhrend des As. Sie ist segensvoll und begünstigt allerlei Zauber, kann aber auch zu bösem Zauber benützt werden. Zuweilen kommt dem A., wie dem Abend (s. d.) überhaupt, Zukunftsbedeutung zu. Die Behauptung, daß im Abendgeläute die vergangene und im Morgengeläute die zukünftige Zeit spricht ®),

ist unrichtig. Wichtig ist der Abend bestimmter Tage für die Bräutigams-

schau, die oft an die Zeit des A.s selbst geknüpft ist. In Tirol zeigt sich den heiratslustigen Mädchen der Zukünftige, wenn sie am Johannistag während des A.s rasch ein Kränzchen winden, das mit

dem

40

Abendläuten

letzten

Glockenschlage

fertig

sein

muß. Wenn sie dieses Kränzlein nicht mehr berühren, sondern in ein gespaltenes Holz gezwängt heimtragen und vor dem Schlafengehen unter den Kopf legen, so erscheint ihnen im Traum der Zukünftige #), Zu dem gleichen Zwecke kehrt in Kärnten das Mädchen ebenfalls am Johannisabend während des A.s die

Kammer aus. Kommt sie dabei zur Tür, so erscheint der Zukünftige an der Tischecke, auf die man vorher einen Brotlaib und ein Messer legen muß. Das Mädchen muß aber noch vor Ende des A.s aus der Tür sein, sonst stößt ihr der Teufel das Messer in den Rücken ??). Auch für die Bräutigamsschau am Andreas-, Thomasund Christabend kommt manchmal das A. in Betracht ®). Nach Tiroler Glauben hat der, welcher während des A.s am Johannistage Zweiklee findet, noch das-

selbe

Jahr

Glück

im

Heiraten ?%4).

Das A. am Johannistag ist überhaupt sehr wichtig. Wer am Vorabend dieses Tages während des A.s ein Stücklein Holz, das eine Öffnung hat, aus

einem

Baume

haut,

kann

durch

dieses

Holz am Johannistage während der Wandlung die Hexen zum Opfer gehen sehen ®®). In Tirol läutet man

am Johannis- und Sonnwendabend nur kurz, weil die Hexen während des A.s Giftkräuter zum Wettermachen und

andere Zauberkräuter sammeln ?), Ebenso gibt der Mesner in Essenbach bei

Landshut

am

Johannisabend

nur

ein

in

die

kurzes Zeichen durch einige Schläge mit der Glocke, weil man glaubt, daß an diesem Tage, aber nur während

des

A.s,

der

Bilwesschneider

Felder geht ?). Sonst heißt es vom Bilmschnitter oder Bilwesschnitter (s. d.), daß er nur an drei Tagen des Jahres (Veitstag, Johannistag, Peterund Paultag) während des A.s sein Unwesen treibt 2), Unsichtbar kann sich der Mann

machen, der sich während des A.s vor einem hohen Festtag in Weiberkleidern in einen Bach legt, aber so weit von der Kirche entfernt, daß man das Läuten nicht mehr hört und von niemand gesehen wird. Dabei ertrank in Tirol 1782 ein Knecht am Vorabend vor Fronleichnam %), Dies erinnert an den tschechischen Volksglauben, daß der Wassermann über jene Gewalt hat, welche während

des A.s baden ®). Ein Dieb kann das ‘ ganze Jahr ungefährdet stehlen, wenn | er am Silvesterabend während des A.s schweigend und unbeschrieen sich in ein

. Haus

42

Abendmahl

41

einschleicht,

welches

im

letzten

— Jahre keinen Toten hatte, und dort, ohne ertappt zu werden, ein Stück Brennholz

stiehlt 3). Durch Zauberhandlungen während des A.s kann man ferner Geld und Reichtum erwerben 32) oder, wie man früher

Abendmahl, ı. Überblick

Entwicklung

der

über

kirchliche Sitte. —

die

A.slehre.

ideengeschichtliche —

2.Das

A.

als

3. Das A. im Aberglauben.

— 4. Die Elemente des A.s im Aberglauben. — 5. Krankenkommunion, — 6, A.,sprobe.

I. Das A., bis zum heutigen Tag von allen christlichen Kirchengemeinschaften E bei den Tschechen glaubte, die Glücksals Sakrament gefeiert, ist nach Ursprung nummern des Lotto erfahren %). Ein und Wesen ein viel umstrittenes Problem. f entlaufener Hund kommt zuDas eine ist sicher: es wurde von Jesus rück, wenn man an drei Abenden wähnicht als Sakrament gestiftet, sondern war - rend des A.s seinen Namen dreimal durch einfach ein Gedächtnismahl nach üb* ein Wagenrad ruft 3), Endlich gedeihen lichem jüdischem Hausgebrauch. Lassen Kürbisse am besten, wenn man sie die Berichte aus der jüdischen Urgemeinde * am Abend vor Christi Himmelfahrt wäh(Mark, 14, 22 ff.; Matth. 26, 26 ff.; Luk. rend des As pflanzt ®), und Obst;bäume tragen im nächsten Jahre| 22, 15 ff.) diesen ursprünglichen Sinn des A.s noch deutlich erkennen, so finden wir reichlich, wenn sie während des A.s bebei dem stärker im Hellenismus wurzelnL stimmter Tage mit Stroh umwickelt den Paulus die Idee des Sakraments mit £ werden %). dem A. verbunden (I. Kor. 11, 20 ff.). Zur Während des A.s zünden beim Os t e rErklärung dieses Tatbestandes genügt es in Franken i feuer die Knaben ihre nicht, auf die kultischen Mahlzeiten der Besen an ?”), wie überhaupt das A. oft hellenistischen und synkretistischen Mydas Zeichen zum Beginn irsterienkulte oder auf die gemeinsemiti4 gendeines Umzuges oder Brauches ist %): sche Anschauung vom sühnenden Cha; Während des A.s wird, oft auch im rakter des Opfers hinzuweisen. Es gibt Freien, das Abendgebet (s. Gein der Umwelt des Christentums aufbet) verrichtet. fallend parallele Vorstellungen; z. B. An die Zeit nach dem A,., das so lesen wir in einem demotischen Zauberk den Beginn des Abends darstellt, knüpfen papyrus, Osiris habe der Isis in einem sich eine Menge abergläubischer ÜberBecher sein Blut in Gestalt von Wein zu lieferungen (s. Abend). trinken gegeben, damit sie ihn nicht verVgl. Abend, Gebetläuten, Mitgesse !). Solche Gedanken haben höchtagläuten, Morgenläuten. stens Formelemente zur Bildung der paulinischen A.,slehre abgegeben, haben »”) SchweizId. 2, 615. ®) Zingerle Sagen (1859) ı31 Nr. 218; Pfalz Marchfeld 52; ihre magisc - dinglih che Ausprägung geZaunert Natursagen 1, 30. *) Reiterer schaffen — doch ist damit der QuellSteiermark 96. %®) DWb. 1, 24. 2) Heyl | punkt der für das Christentum zentralen Tirol 758 Nr. 41 = Geramb Brauchtum 61, Idee vom A. als Sakrament nicht aufge2) Ebd. 6rf. 2%) Wuttke 238 $ 341; 251 8 364. %*) Zingerle Tivol 158 Nr. zeigt. Deren letzter Ursprung liegt im 1346. 2%) Ebd. Nr. 1349. ?° Ebd. Nr. 1345. Christuserlebnis des Paulus, als Geheim1348; Geramb Brauchtum 61. %”) Polnis, das nicht weiter zerlegt werden kann, linger Landshut 2201. %®) Leoprechweil es ein Stück von dem unfaßbaren ting Lechrain 20f.; Wuttke 268 8 394. 2) Heyl Tirol 803 Nr.266. %) GrohGeheimnis ist, das wesentlich jede Remann Sagen 149 = Grohmann ı2 ligion lebend ig erhält. = Wuttke 49 $ 54. ”) Wuttke 271 Für Paulus ist das A. ein Mahl der Ge$ 400 (Franken). %) Pfalz Marchfeld 52. 5) Wuttke meinschaft mit dem erhöhten Christus. 254 $ 367. %) Ebd. 434 8 680 (Waldeck). %) Ebd. 78 $ 9ı (NorddeutschWenn er über dieses Thema an seine Geland); 426 8 667. %) Haltrich Siebenb., meind e etwa in Korin th schrei bt, so Sachsen 283. 7”) Wuttke 70880. %) Geknüpft er zu besserem Verständnis an ramb Brauchtum 9. 11. 96. 104. vorhandene und geläufige uralte VorJungbauer.

43

Abendmahl

stellungen,

wie

die

von

der

mystischen

Vereinigung mit der Gottheit durch Essen

und Trinken an. Äußerlich bestand ja zwischen dem ‚‚,Herrenmahl‘‘ und dem heidnischen Opfermahl so große Ähnlichkeit, daß Justin der Märtyrer im Kultmahl der Mithras-Verehrer eine vom Teufel bewirkte Nachbildung und Verhöhnung des christlichen A.s sehen konnte 2).

Diese Formelemente, die Paulus nicht betont wissen wollte, verschmolzen jedoch im Fortgang der Entwicklung mit

den

Wesenselementen,

so

daß

uns

im

nachapostolischen Zeitalter ein starker Realismus in der A.sauffassung entgegentritt. Für Ignatius von Antiochia ist das A.sbrot ein Heilmittel zur Unsterblichkeit %. Für Tertullian sind Brot und Wein wirklich Leib und Blut Christi. Die Elemente werden kultisch verehrt, vom „Körper des Herrn‘ darf nichts zu Boden fallen oder verloren gehen %). Bei Irenäus ist der Realismus besonders ausgeprägt ®°), während sich bei Origenes eine mehr symbolische Auffassung anbahnt. Das Brot ist nur Hinweis auf die wahre Seelenspeise, das göttliche Wort. Die theologischen Streitigkeiten des folgenden Jahrtausends um den Sinn des A.s sind nichts anderes als der Kampf der symbolischen mit der realistischen, d.h, magisch-sakramentalen Auffassung. Verfocht auch Augustin die symbolische Sakramentsauffassung ®), so setzte sich doch die realistische mehr und mehr durch, bis sie durch Papst Innozenz IV. auf

dem

4. Laterankonzil

1215

mit

der

Lehre von der Transsubstantiation zum Dogma erhoben wurde; d.h. also: die Substanz von Brot und Wein wird durch die Weihe des Priesters in die Substanz von Leib und Blut Christi verwandelt — ein Lehrsatz, der bis heute im Katholizismus unentwegt gilt. Luther blieb im wesentlichen bei der Lehre von der Transsubstantiation,

wenn

er sie auch durch Hinzufügen des Übiquitätsgedankens, d.h. der Lehre von der Allgegenwärtigleit des Leibes Christi, erträglicher zu machen suchte. Art. 10 der Augsburger Konfession verdammt

alle,

44 die

nicht

glauben,

quod

corpus

/

et

Leib‘ und Zwinglis „das bedeutet meinen Leib‘‘ in seiner ganzen Schärfe spiegelt, durchzieht noch heute unheilvoll den gesamten Protestantismus. Dank

vor

besuche

; Brüder‘

Idee

dieser

vor

A.s-

ist deutlich: man will die wichti-

das A. nehmen, und zwar trin-

?) Meyer Baden 523; vgl. auch SAVKk. 19, * 13. ®) Meyer Baden 523. °) Ebd. 388, 523 = Höhn Geburt 258. ®*) Lammert 164. | 2) Meyer Baden 523. ?!?) Ebd. 523. !?) Cisi zewski Künstl. Verwandtsch. 34.

3. Wie vom Heiligen zum Dämonischen nur ein kleiner Schritt ist, so verbinden | sich mit der heiligen Handlung des | A.s naturgemäß unterwertige Momente des Zaubers. Das A. wird als Zaubermittel benutzt, um sich in egoistischer Weise

und Wiegand in RGG.? ı, Sp. 6 ff. und Sp. 16 ff. — Vgl. Harnack Lehrbuch der Dogmengeschichte, 1909 *, Reg.

etwa

Die

besonders

| ken sie zugleich dreimal aus dem Kelch 23).

müller und Scheel in RGG. ı, Sp. 20 ff. und Sp. 52 ff., sowie von K. L. Schmidt

aufgesucht,

Reise,

Selbst bei dem rauhen Bergvolk der | Montenegriner wird eine Wahlbrüder| schaft dadurch besiegelt, daß die beiden

l) Reitzenstein MWundererzählungen 1032 2?) Apol. I, 66. ®%) Epheserbrief 20, 2, Smyrnäerbrief 7,1. %) de corona 3. ®) adv. haer. 4.18. 5. °) epist. 98, 9. — Die Literatur zur Frage nach der Entstehung und EntwickJung der A.slehre ist unübersehbar. Treffliche Fingerzeige geben die Artikel von Heit-

A.stisch

einer

| gen Vorgänge im Menschenleben heiligen.

kreisen, und zwar bei hoch und niedrig, die magische Anschauung durchaus vorherrscht. Damit ist nun die Anknüpfung gegeben für die Verbindung des A.s mit abergläubischen Vorstellungen.

der

Antritt

| Auswanderung !?),

der Arbeit der religionsgeschichtlichen Schule vor allem setzt sich in der Wissenschaft mehr und mehr die symbolische A.sdeutung durch. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß in Laien-

Anlässen

Abendmahl

' von Schwangeren vor der Geburt®); in einer Kirchenordnung von 1589 wurde | sogar Schwangeren der Empfang des heiligen Mahles zur Pflicht gemacht !9). * Mancherorts in Baden gehen Brautleute vor der Hochzeit oder junge Eheleute | bald nachher gemeinsam an den Tisch ; des Herrn !l). Auch nach überstandener | Krankheit oder nach einem Todesfall in £ der Familie wird das A. besucht, ebenso

sanguis Christi vere adsint et distribuantur vescentibus in coena domini. Demgegenüber sind sich Zwinglianer und Calvinisten einig, daß im A. von Leib und Blut Christi nur als von geistlichen Gütern die Rede sein kann. Dieser Gegensatz, der sich in Luthers ‚,das ist mein

2. Nach heutigem Sprachgebrauch ist A. (auch Nachtmahl) beschränkt auf das Sakrament der protestantischen Kirchen. Das katholische Gegenstück ist die Eucharistie, die aber nicht als selbständige Erscheinung, sondern nur als Wesensbestandteil der Messe von Bedeutung ist. Überall, wo im deutschen Sprachgebiet evangelisches Christentum lebendig ist, gehört der Besuch des A.s zur guten kirchlichen Sitte. Mindestens einmal im Jahr geht der Christ, der etwas auf sich hält, zum Tisch des Herrn, häufig an hohen Festtagen, Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Pfingsten oder am Bußtag 7). In Handschuhsheim bei Heidelberg haben die Leute ihren bestimmten ‚‚A.stag‘‘ %. Besonders gerne wird bei besonderen und feierlichen

45

| reale Vorteile zu verschaffen. Man erhofft vom Tisch des Herrn eine leichte Geburt

und kräftiges Leben für das neugeborene Kind 1). Oder es wird das A. als Amulett |! betrachtet, das sicher durch das Todestal führt 19). Dieser Gedanke liegt der aus | Oberschwaben bezeugten Sitte zugrunde,

| daß

;

;

| #

;

'

|

.

den

Verstorbenen

das

Nachtmahls-

büchlein in einem selbstgesponnenen weißen Tuch in den Sarg gelegt wird 19). Vielfach gilt das A. als Heilmittel gegen Krankheiten. Im Lauenburgischen muß sich der Geistliche gelegentlich sagen lassen, man habe ihn geholt, weil der Doktor zu teuer sei, oder man wolle es noch mit dem A. versuchen, nachdem die eingenommenen Arzneien nichts genutzt hätten !’), A.sgenuß bewirkt, daß die Dämonen und der Teufel keine Gewalt über den Menschen haben !®), Wer an Petri Stuhlfeier geboren ist und an Petri Kettenfeier in 3 aufeinanderfolgenden

Jahren

46

das A. genommen

hat, kann den

reichen Schatz im Kirschauer Raubschloß heben 1%). Ebenso kann die Schatzjungfrau erlösen, wer das A. genommen hat 2%), Im Voigtland sucht man seine Zahnschmerzen loszuwerden, indem man beim A. hinter dem Altar in eine mitge-

brachte Semmel beißt 2). Aus Ostpreußen ist der Glaube belegt, wer nach Empfang des A.s hinter dem Altar mit einem Peitschchen knallt, könne hexen ?). Um Kugeln und Schwerter treffsicher zu machen, muß man das A. unter Anrufung des Teufels nehmen ®). Im Böhmerwald herrscht der Glaube, daß sich die Bäuerin, die Hühner zur Aufzucht ansetzen will, während des A.s nicht von ihrem Platze rühren darf %). Selbst zum Liebeszauber wird das A. benutzt. Nimmt man zum Tisch des Herrn eine Blume mit und wischt sich damit nach dem Genuß des ab, so erhält die Weines den Mund Blume die Kraft, den, der sie annimmt, dauernd in Liebe zu fesseln ?®). Nicht nur das vom Pfarrer gereichte A., auch ein selbst veranstaltetes hat zauberische Wirkung. Eine junge Meistersfrau in Zürich, die ihren Mann gern losgehabt hätte, legte am Altjahrabend auf vier Tische je ein Brot und setzte ein Maß Wein dazu. Dann sprach sie die Eins”tzungsworte des heiligen Nachtmahls und aß und trank von allen vier Tischen. Sogleich bewegte sich zur Tür herein ein Leichenzug, hinterher auf schönem Roß ein schlanker, junger Bursche. Nach wenigen Tagen starb der Alte, und ein Junger nahm die Witwe zur Ehe ?%)., Der Genuß des A.s verleiht besondere Kräfte. In Oldenburg glaubt man, das Vieh gedeihe besonders gut, wenn man es gleich

beim

Nachhausekommen

vom

A.

sie

im

füttert 27). Man ist ängstlich darauf bedacht, diese durchs A. empfangene Kraft nicht wieder zu verlieren. So gehen die Mädchen nach dem A. nicht gern zum Flachsbrechen. Sie fürchten, es umsonst genossen zu haben, wenn sie sich am Finger verwunden %). Der Gedanke ist wohl der, daß mit dem Blut das kraftspendende

Wein

Blut

getrunken

des

Herrn,

haben,

das

entweiche.

47

Abendmahl

Durch falsches Verhalten beim A. kann sich der Mensch schaden. Vor allem darf man sich nicht umsehen (s. d.). Wer sich umsieht, bekommt böse Augen, und alles, was er mit diesen bösen Augen ansieht, hat keinen Segen, junges Vieh wird ver-

45

| heiligten Magen bleiben ®%), In einem hussitischen Verzeichnis aus dem Anfanı des 15. Jhs. finden sich unter denen, dır vom A. ausgeschlossen sein sollen: Wahrsager,

Zauberer,

Exorzisten

und

solche,

die durch Benediktionen Kranke aut sehen ?%). Wer das Brot fallen läßt oder widernatürliche Weise heilen 87), Ge den Wein verschüttet, zumal beim ersten legentlich kann das Heilige sogar zur A.sgang, wird sehr unglücklich 3). Ebenso Selbsthilfe greifen, um sich vor Entweibedeutet es Unglück, wenn man den Rest hung durch Ungläubige zu schützen. I des Weines aus dem Kelch zu trinken Konstantinopel geht eine Sage: Als die bekommt 3). Da haben die andern die Türken die Stadt eroberten, wurde in der beste Kraft schon weggetrunken. DaSophienkirche gerade das heilige A. gegegen bedeutet es Glück, wenn man einen feiert. Sofort schlossen sich von selbst die vollen Becher erhält %). Im Erzgebirge Türen des Allerheiligsten. Sie bleiben glaubt man, daß ein Kommunikant, dem |! solange geschlosse n, bis die Türken die frisch eingeschenkt wird, bald Gevatter Stadt verlassen haben 38). stehen muß %). Ganz schlimm ist es, wenn Als Entheiligung schwerster Art gilt man beim A. eine lädierte Oblate bees, wenn von den Elementen etwas zu kommt 34), Boden fällt und gar mit den Füßen ge) Hoffmann-Krayer 23. 3%) Meyer treten wird. Schon im 4. Jh. wird es dem Baden 523. 1) Höhn Tod 321. ”) WuttKl er ik er als To ds ün de an ge re chnet, wenn ke 140. 1) Kühnau Sagen ı, 243; Jahn er vo m Br ot fa llen läßt oder vom Wein Pommern Nr. 547. ”) Meiche Sagen 734 Nr. 906. verschüttet %). In mittelalterlichen Buß%) Schell Bergische Sagen 503 Nr. 17. 2) Köhler Vogtland büchern ist bestimmt, daß der, der die qaız. ») Töppen ı3. ®) Kronfeld Krieg 91. Eu ch ar is ti e nicht bewahrt, so daß sie 4) Schramek Böhmerwald 117, ®) Frisch-

bier Hexenspr. 1590. 2%) SAVk. 2, 270. % Strackerjan ı, 123 = 2,9. 2% Kuhn u. Schwartz 445 Nr. 358, ®) Bartsch Mecklenburg2, 55 = Kuhn u. Schwartz 444 Nr. 342. %) Bartsch Mecklenburg 2, 56. %) SAVKk. 21 (1917), 58. 2%) Ebd. 24

(1922), 67. %®) John Erzgebirge 58 zer Beitrag ı, 263. %) Bartsch burg 2, 56.

= PanMecklen-

4. Die Elemente Brot und Wein, die realiter Leib und Blut Christi darstellen, sind schlechthin heilig und daher vor jeder Profanierung unter allen Umständen zu schützen. Schon die Kirchenordnungen der alten Kirche gebieten, sorgsam darauf zu achten, daß kein Ungläubiger am heiligen Mahle teilnimmtund es durch seine Teilnahme profaniert 3), Cyprian von Karthago erzählt von einem Kind, das Überreste einer heidnischen Opfermahlzeit genossen hatte und sich von dem Diakonen, der ihm den Kelch des Herrn reichen wollte, abwandte. Dem Diakon gelang es aber doch, dem Kind etwas Wein einzuflößen. Da erbrach es sich, denn der zum Blut des Herrn geweihte

Trunk

konnte

nicht

in dem

ent-

von

einer

40 Tage

Maus

büßen

gefressen

muß.

werden

Alles, was

kann,

mit dem

geweihten Brot unrechtmäßig in Berührung kommt, muß verbrannt werden %). Von Luther hören wir, daß er einer Frau, die das „‚Blut des Herrn‘‘ auf ihre Jacke geschüttet hatte, befahl, das befeuchtete Stück herauszuschneiden und

zu verbrennen 4),

Noch

bis ins

18. Jh.

hinein konnte es dem Ansehen eines Geistlichen schaden, wenn er etwas vom

Kelche vergoß *?). Wurde eine Altardecke

befeuchtet, so genügte es nicht, sie einfach zu waschen, sie mußte dreimal ge-

waschen werden %), —- Die Kirche traf allerlei Vorkehrungen, um das zu-Boden-

fallen der heiligen Elemente zu verhüten. Um die Gefahr auf ein Minimum zu beschränken, bildete sich allmählich die Sitte heraus, daß der Geistliche dem A.sgast Hostie und Kelch unmittelbar zum Munde führt, während es in älteren Zeiten selbstverständlich gewesen war, daß jeder Brot und Kelch wie bei einer häuslichen Mahlzeit selbst gehandhabt

hatte. Vielleicht spielten solche Gesichts-

Abendmahl

50

\

unkte auch bei der Frage der Kelchntziehung neben autokratischen Gejüsten des Klerus eine Rolle %%).

| Daß die Elemente des A.s nicht nur für

lie Seele, sondern auch für den Körper heilkräftig sind, hat schon Cyrill von Jerusalem um die Mitte des 4. Jhs. ge-

ehrt %) —

ein Glaube,

der

noch

heute

Allenthalben verbreitet ist. Sogar dem Stallvieh wird von den heiligen Speisen verabreicht %), A Aswein gilt als das letzte und [sicherste Heilmittel #7), er befreit Frauen vom Blutfluß %), in der Lausitz trinkt

man ihn gegen Epilepsie ®). Zur Förde-

irung

des

Zahnens

bestreicht

man

im

Erzgebirge dem Säugling den Mund

mit

A.

Die

Seinem Taschentuch,

mit

Wein

das die Mutter beim

befeuchtet

hat),

‚Esten bestreichen mit dem Tuch, mit dem sie sich nach dem Genuß des A.sweines

den Mund gewischt hatten, kranke Augen

kund Ohren 5). Überreste des A.sweins hgibt man in der Leonberger Gegend

Kindern, die schwer sprechen 52) oder schwer lernen 5). In Ostpreußen wird für Kranke gern eine Flasche Wein auf "den Altar gestellt, damit der Wein beim A. mitgesegnet wird 4), ‚ Bleibendes Glück kann man sich $schaffen, wenn man beim A. das geweihte FBrot nicht genießt, sondern unversehrt kim Mund behält und dann aufbewahrt 5).

F Im Berner Land hängt man ein Stück' chen A.sbrot im Stall auf, damit bei den

; Tieren

keine

Seuche

ausbricht 5),

ein

krankes Kind wird durch den Genuß ge; weihten Brotes gesund ©), Auch im £ Liebeszauber wird A.sbrot benutzt. Im

Kaffee gegessen, macht es den Mann | seinem Weib so treu, daß er mit keiner andern mehr etwas zu tun haben will ®). . Eine besondere Rolle spielt das A.sbrot

‚in

- Eine

Form

der

Büchse,

Oblate

mit

einer

im

Schießzauber.

Oblate

geladen,

$ trifft unfehlbar ®). Im Vogtland ge” winnt man einen Freischuß (d.h. die | Fähigkeit ein Ziel immer zu treffen, selbst

|. wenn man es nicht sieht) (s. Freikugel), } wenn man die A.soblate an einen Baum

{| nagelt und darnach schießt ©). Freilich ; kann der Schießzauber auch einmal ver-

sagen. Der Jäger Brandt in der Rostocker Heide hatte seine Flinte mit einer Oblate

geladen und schoß damit auf einen Keiler. Er verwundete das Tier aber bloß, so daß dieses auf ihn losfuhr und ihm den Bauch aufschlitzte %). Das Vertrauen auf die helfende Kraft des A.sbrotes geht soweit, daß manche Verbrecher glauben, ungestraft einen Meineid schwören zu können, wenn sie eine Oblate bei sich tragen %). Im MA, zumal war die Verwendung von Hostien zu zauberischen Handlungen all-

gemein üblich — in solchem Ausmaß, daß

die kirchliche Gerichtsbarkeit einschreiten mußte. Aus der Praxis des berüchtigten Inquisitors Bernhard Guidonis von Toulouse (+ 1331) ist uns ein Formular für das Urteil gegen einen, der mit der Eucharistie Malefizien treibt, erhalten. Ein solcher ist je nach der Schwere des Falles mit Exkommunikation oder mit lebenslänglicher Kerkerhaft zu bestrafen. Auch muß er, um sofort als Schänder des Leibes Christi von jedermann erkannt zu werden, bei allen Kleidern auf Brust und Rücken eine große Hostie in gelb aufgemalt tragen %). Nicht nur die heiligen Elemente selbst

sind von besonderer magischer Wirkung, sondern auch andere Dinge, die mit ihnen in Berührung kommen und der Kraft teilhaftig werden. Im A.s ke1lc h sich spiegeln, heilt die Gelbsucht %), sei es, daß man ihn nach Hause holen läßt, sei es, daß man in der Kirche versucht, auf den Grund

zu sehen ®). Hierbei sind Momente des Analogiezaubers im Spiel: der Glaube, daß

von Gleichem zu Gleichem und von Ähnlichem zu Ähnlichem geheime, wunderbare Fäden weben. Der Kelch ist in der Regel innen vergoldet, und so spiegelt man sich gelb darin. — Eine geheimnisvolle Sage wird von dem A.skelch zu Grimma erzählt: bald nach der Umwandlung des Klosters in eine Schule hörte man aus einem verschlossenen Gang immerfort Stimmengewirr. Der Rektor Adam Siber sammelte seine stärksten Schüler um sich, und sie stiegen in den unter-

irdischen Gang hinab. Obgleich sie die Erscheinung eines eisgrauen, alten Mönches warnte, gingen sie immer weiter, bis

SI

Abendmahl

sie vor einer Tafel standen, um die bei brennenden Kerzen Mönche mit Totengesichtern saßen. Einer von ihnen erhob sich und bat die Eindringlinge, sie möchten doch die Ruhe der Toten nicht stören,

und schenkte ihnen zum Andenken einen vergoldeten Kelch. Sofort war die Erscheinung verschwunden, und bebend flohen die Schüler ans Tageslicht. Noch heute wird in Grimma dieser Kelch benutzt, wenn den Fürstenschülern das A. gereicht wird %®), Das ist eine ätiologische Sage, welche die wunderbare Herkunft eines besonders schönen Kelches erklären soll. Die Sage bedient sich dazu des bekannten Motivs der Entrückung in einen Berg. Auch die Kleidung, die man beim A. getragen hat, ist wunderkräftig ®). So wird z. B. den kleinen Kindern im Erzgebirge als Heil- und Schutzmittel gegen Krämpfe ein beim A. getragenes Stück untergelegt ®). In Oldenburg gibt man einem kranken Kalb Salz und Wasser aus einem Schuh zu trinken, den man beim letzten A. angehabt hat ®). Aus diesem Glauben an die magische Kraft der beim A. getragenen Kleider erklärt sich auch der seltsame Brauch der Esten, daß sie sich in der auf den A.stag folgenden Nacht nicht ausziehen oder mindestens die Strümpfe anbehalten 7),

Und sicherlich trägt dieselbe Vorstellung wesentlich zur Beibehaltung einer be-

sonderen

A.stracht

bei,

wie

sie

noch

heutigentags etwa in Westfalen 7!), der Lüneburger Heide 7?), im Nassauischen”®), im Vogtland ”?%, in Sachsen?) im Gebrauch ist.

3) Achelis Die ältesten Quellen des orientalischen Kirchenvechts x (1891), 119. 36) de lapsis 25. ”) Grohmann Aberglaube 149. ®%) Schwartz Studien 184. ®”) Ache]lis a.a.O. 120. %) Friedberg Bußbücher 20. 4) HessBl 4, 195. *%) Ebd. 4, 204.

4) Friedberg Bußbücher 20. *) Vgl. die ausführlichen Darlegungen von Drews in HessBl. 4, 176 ff.; 45) 4. mystagogische Katechese über Leib u. Blut Christi. %) Schramek Böhmerwald 116. %) Wuttke 140. %®) Bohnenberger 24. *%®) Wuttke 355. ”) John Erzgebirge 54 = Seyfarth Sachsen 274. 5) Boecler Ehsten Script. 673. ®) Höhn Geburt 278.

bergerz24.

”) Töppen

Rer. Livon. II %) Bohnen-

ı2. ®%) Wuttke



304.

°)

SAVk.

8, 153.

”)

Ebd. 146. ®)

Eh

18,115. ”) Kuhn u. Schwartz 429 X: 254. ®%) Eisel Voigiland 221. ®%) Bartsch Mecklenburg 1, 155. %) Strack Blut ı|

%) Hansen Hezxenwahn 54 f. %) ler Schlesien 2, 244. ®) Töppen

Drech ı2=Hu«

vorka u. Kronfeldz2, 108. *%*) Meich: Sagen 3of. ®) Urquell NF. ı, 132 = Strak kerjan Oldenburg 2, 9; ®%) Seyfart! Sachsen 274 = John Erzgebirge 54. %) Zf\VA 4, 149. %) Boecler Ehsten Script. Kır Livon. II, 673. 7) Sartori Westfalen x 101. 7) Kück Lüneburger Heide 128 | 23) Hottenroth Nassau 1905, S. Regisu 7) Köhler Voigtlland 267. 7”) Wuttk: Sächs, Volkskunde 544.

5. Die

Kranken kommunion

ist all

verbreitete christliche Sitte. Dem Schwer kranken, bei dem man merkt, daß es all mählich zu Ende geht, wird vom Pfarre: meist im Beisein der Angehörigen das A gereicht. Er kann dann seliger sterben, weil ihm die Sündenvergebung verkündi;'! ist 78). Man stirbt nicht gern, ohne das A genommen zu haben. Selbst der vı bittertste Feind, der einem das gan-ı Leben lang den Besuch des A.s durcli seine feindselige Gesinnung unmöglıicl

gemacht, eilt zur Versöhnung ans Sterbe lager, damit der Sterbende die letzte Wer

zehrung versöhnt genießen kann 7”). Auch wer im Leben nichts von der Kirche hat! wissen wollen, verlangt auf dem Sterh: In bett nach dem Tisch des Herrn. Hinterpommern weigerte einmal dvı Pfarrer einem ganz unkirchlichen Manı: das letzte A. Der Kranke starb. Weni: Tage darauf erschien dem Pfarrer dıı Geist des Verstorbenen und führte ihn auf den Gottesacker, wo er ihm befahl, an seinem Grab das A. auszuteilen. Zı! ternd erhob der Pfarrer seine Hände un |

spendete

dem

Geist das A. Als die heil:

Handlung vorüber war, verschwand «:ı | Geist und kam nicht wieder 7). Im MA kam es vor, daß auf dem Schlachtfeld cı Ritter seinem sterbenden Gesellen o11

Blatt als Ersatz für das geweihte Brot ı'

den Mund schob, damit er ja nicht gan. ohne Kommunion sterben mußte. Od:

der Sterbende raufte selbst mit Aufbı tung seiner letzten Kraft drei Halnı Gras aus der Erde und aß sie ?). Wen: sich der Sterbende einmal weigert, das A zu nehmen, so bestehen die Angehörigen

3

Abendmahl

Harauf. Aus Franken wird ein solcher Fall berichtet. Die Söhne wollen dem Vater

Hände

und

Füße

festhalten,

das

Maul

Bufsperren, dann solle der Pfarrer es ihm einschütten ®). Auch hier wiederum eine Murch und durch dingliche Auffassung vom A. und seiner Wirkung! | Vom Genuß des A.s erwartet man für gen Verlauf der Krankheit eine EntscheiJung. Entweder tritt Besserung oder der od ein %). Der Pfarrer kann aus dem efüllten Kelch sehen, ob der Kranke jterben oder wiedergenesen wird 8). Man

jibt acht, wohin

Ööschten Lichter

der Rauch

zieht.

der ausge-

Zieht

er zur Tür

inaus, so muß der Kranke sterben, jenkt er sich, so bleibt er am Leben ®). Im rzgebirge glaubt man, daß der Kranke

stirbt, wenn er nach empfangenem A. zu essen verlangt; verlangt er zu trinken,

Bann kommt er auf ®%).

Vielfach wird das Kranken-A. solange s möglich hinausgeschoben, weil man meint, wenn ein Kranker einmal das heilige Mahl genossen habe, dann müsse er unter allen Umständen sterben &). Dieser Aberglaube erklärt sich natürächerweise daher, daß man Kranken das

A. erst reicht, wenn nach menschlichem rmessen keine Hoffnung auf Genesung hehr besteht. Die Erfahrung zeigt somit,

aß der, der auf dem Krankenbett das A.

benommen hat, stirbt 8). Wenngleich der

Tod mit dem Genuß des A.s schlechterlings in keinem ursächlichen Zusammenang steht, gilt doch hier der primitive

brundsatz

post

hoc

gl. Ölung, letzte).

ergo

propter

hoc

| 7°) Vgl. Höhn Tod 314. 7”) Wuttke 455. )) Knoop Hinterpommern 18 f. ”) Schultz Vöfisches Leben 2, 265. ®) Wuttke 456. ) Urquell 4, 49 f. = Höhn Tod 313. ) Drechsler

Schlesien

1, 287

=

Bartsch

Mecklenburg z, 124 = Köhler Voigtland 396. ) Ebd. 396 = Kuhn u. Schwartz 436. P) Grimm Myth. 3, 450. 8) Wuttke 41 = Panzer Beitrag 1, 268 = Lamnert 98 = Höhn Tod 313 = Alemannia 7, 239. %) Keller Grab d. Abergl. 3, 68 ff.

| 6. Endlich wird das A. zu einer timmten Art des Gottesurteils, der As probe benutzt. Wir haben eine cheinung vor uns, die zwar gänzlich

besog. Erder

54

Geschichte angehört, aber doch bis über die Ritterzeit herauf von so einschneiden-

der Wirklichkeit war, daß ein kurzes Wort darüber in. diesem Zusammenhang gesagt werden muß. Der Sinn der A.sprobe ist der: Ist jemand irgendeines Verbrechens verdächtig, und es gelingt nicht, ihn zu überführen, so soll durch Gottesurteil

die Wahrheit ans Licht gebracht werden. Unter besonderem Zeremoniell wird dem Verdächtigen die heilige Hostie gereicht; kann er sie ohne schädliche Wirkung genießen, so liegt seine Unschuld klar zutage; stirbt er an dem Genuß, so ist er schuldig und zugleich bestraft. Zwei Momente sind in der A.sprobe vereinigt: das uralte Gottesurteil in Form des geweihten Bissens, wie es Neger®), Indianer ®), Inder ®), Israeliten ®), vor allem die altgermanischen Volksrechte®) kennen, und die christliche Anschauung „Wer unwürdig

isset und

trinket,

der isset

und

Thietberga.

Die

trinket sich selber zum Gericht‘ ®). Nur eine ganz dinglich-magische Sakramentsauffassung hat diese Verbindung ermöglicht. Zum erstenmal begegnet die A.sprobe deutlich als Institution der kirchlichen Gerichtsbarkeit auf der Synode von Worms 868, auf der beschlossen wird, daß Mönche sich durch die Kommunion zu reinigen haben ®). Das Kirchengesetz des Königs Kanut von Dänemark ordnet an, daß ein Geistlicher sich bei einfacher Klage durch einfache A.sprobe zu reinigen habe, bei dreifacher Klage unter Beistand von 7 Genossen (‚„‚A.shelfern‘‘) ®). Mit Vorliebe scheint man die A.sprobe bei Ehebruchklagen angewandt zu haben. Das bekannteste historische Beispiel geht auf Regino von Prüm zurück, der zum Jahr 869 in seiner Chronik berichtet: König Lothar II. von Austrasien unterzu Beziehungen hielt ehebrecherische Waldrada, der Schwester des Erzbischofs Günther von Köln, und verstieß seine

rechtmäßige

Gemahlin

Sache kam schließlich vor den Papst, der den Streit schlichten sollte. Lothar und seine Gefolgschaft schworen den Ehebruch ab. Der Papst reichte dem König

das A, zur Bekräftigung seines Schwurs.

55

Abendopfer—Abendröte

Der Unsinnige nahm es — und starb kurz darnach auf der Rückreise von Rom in Piacenza ®). Sibico, der Bischof von Speyer, reinigte sich vor der Generalsynode von Mainz 1049 von der Klage der Verführung einer Frau dadurch, daß er die Hostie nahm und gesund blieb ®)., Lambert von Hersfeld erzählt, nach Lossprechung des Königs Heinrich

der IV.

vom Bann habe Papst Gregor VII. feierlich die Messe genommen, um sich von den Anschuldigungen, die der König gegen ihn vorgebracht hatte, zu reinigen, und habe auch Heinrich die Eucharistie zur Bekräftigung seines Schwures reichen wollen. Dieser habe sich aber der A.sprobe durch Ausflüchte entzogen ?). Ob die Sache sich wirklich so zugetragen hat, wird sich mit Sicherheit nicht ausmachen lassen; konnte,

aber daß sie berichtet werden ist ein Beweis für die allgemeine

Verbreitung des festen Glaubens an die untrügliche Entscheidung der A.sprobe. Weiteres siehe unter Gottesurteil. 5)

Glitsch

Golttesurteile

34.

®%) Globus

29, 40. ®) Glitsch Gottesurteile 31; Wilutzky Recht 3, 148. ) 4. Mose 5, 18 {£f. 2) Hch. Brunner Deufsche Rechtsgeschichte 2 (1892), 412; Grimm RA.2, 597. %) I. Kor. ı1, 20, ®) Franz Benediktionen 2, 340. ®%) Ebd. 2, 340. %) MGSS. I, 580 f. %)

Adam

MGSS.

v.

Bremen

VII, 346.

Kirchengesch,

”) MGSS.

V, 259f.

Abendopfer s. Opfer. Abendröte, Weitesten Kreisen

11I, 29;

KRühle.

ist

es

bekannt, daß bei klarer A. das Wetter für

den folgenden Tag gut wird, im Gegensatz zur Morgenröte (s. d.). Die Erklärung

dafür ist darın zu suchen, daß der für die nördlich der Alpen gelegenen Länder feuchtigkeitsfreie Ostwind gegen Westen Nebelmassen und Dunstteile in starkem Maße zusammenballt, die sich der Sonne vorlagern. In ihnen werden die blauen und violetten Strahlen der Sonne absorbiert, so daß nur die roten Strahlen bis zu unserm Auge gelangen. ll. Wetterprophezeiungen. Der Volksglaube hat diese Beobachtung des Naturvorganges zu Wetterregeln zusammengefaßt, in denen naturgemäß nicht die Deutung des Wetters aus dem Ostwind als der natürlichen Ursache von

56

Wichtigkeit

ist, sondern

die rote

Farbe

der Sonne und des Abendhimmels. Denn ältesten, mir bekannten Beleg bringt di“ Bauernpraktik (Ausgabe von 1508 fol

Vverso;s. Bauernpraktik II Ende)’: in einem wohl von einem Mönch gediclı teten Vers: Nocte rubens caelum cri.

indicat

esse

serenum

u.

L.

Reynman

Wetterbüchlein S. 5 u. nach der Aus gabe von 1510 (älteste von 1505; * Wetterbüchlein): „Item wenn jm auf vn njydergang der sonnen schein vor jr geen auf die nacht rot sein; bedeu!

den nächsten tag schön wetter‘ !). Wide:

schein

der A. im östlichen

Gewölk

gil!

% Kück Wetterglaube in M1914), 59. ®) Ebd. ?) Vgl. der Lüneburger Heide (1915) 108 ff. eoponika ed. H. Beckh 1895 [I 3, 2: xal 6 BAL0g de Epudphg dvatkikmv al PEAoaLyOpOVOS W DOG Enkot. Von Sonnenuntergang und A. ist hier und sonst bei antiken Schriftstellern nie und Anm. 13). die Rede (s. Morgenröte PB) Bartsch Mecklenburg z, 211. *) Enge2, !) Drechsler Häien u. Lahn 28:1. Mecklenburg 2, 211. 1) Bartsch ix351. az) Leoprechting Lechrain 154; (KelMer) Grab d, Abergl. 4, 207 f.; Andrtee Braun-

Ischweig 411.

auf dem

isind

Iinen Gebiet

nördlich

Von den

heimisch.

dieser

iregeln

1) Die Regeln

1ı08ff.

Kück

gelege-

bei

Aratos

man

wie

Art,

der Alpen

antiken Wettersie

‚Phainom., Vers 820 ff. und nach ihm bei Vergil ‘Georg. I, 438 ff. liest, weichen sie stark ab, A. wird überhaupt nie erwähnt als Wetterzeichen, ‘Ein Beispiel: Vergil Georg. I, 438 ff. (beson‘ders 453): (Sol) caeruleus pluviam denuntiat, igneus euros: Der Euros (Südostwind) ist im

in ganz Deutschland, der Schweiz un! Österreich als ganz besonders gut« Zeichen eines folgenden schönen Tages *: „Abendrot — in der Früh Sonn in G’schrott‘“ (= Almwiese)?%3) ‚„Abendro!, Morgens god‘‘ %), „‚Abendrot makt’t Wett’ got‘ 5) (beides aus Holstein). Ähnlich:

Süden feucht und bringt Regen (Belege bei ss. v. Euros Bd. 6 Pauly-Wissowa Sp. 1313. — Einfluß antiker Wetterregeln in (s. d.) sonst sehr ider Bauernpraktik ‘deutlich; über dieselbe vgl. Wetterrege)). ;—- Nachträglich zu A. noch einen Beleg aus

Rägen väl, geiht de Sünn unner ro«, ward dat Wäder häil goud‘‘ ®). Meist sinı|

'nin, / Bio tein du dzo que vin /. Raveu du de (Rougeur oO carapin \matin, / Aminne ‚V horizon, le soir, beau temps du jour qui vient, | Rougeur du matin amene le carapin (= petite couche de neige) (SAVk.2, 240).

wird aus der Lüneburger Heide bı richtet ®). Bemerkenswert ist der Ver„geiht de Sünn unner gäl, gift et häill Sprüchen

in diesen

A.

und

Morgenröt:

drastisch kontrastiert; so lautet der vor letzt genannte Spruch vollständi” „Abendrot makt’t Well’r got; Morgenrot bringt Wat’r in’n Sod‘‘ (= Brunnen)” Weiter: ‚„,‚Gut Wetter kündet Abendro!,

Morgenrot bringt Wind und Kot‘‘ (Mecl. lenburg) 8); „‚Abendrot gut Wetter bot, Morgenrot bringt Dreck und Kot‘ (Landsberg a. W.) ®); ‚„Abendrot brinı'! Brot, Moergenrot fällt in Kot‘ (Schle sien) !%); ‚„‚Abendrot bringt heitern Tür, Morgenrot nicht weilen mag‘‘ (Mecklenburg) 1). — Merkwürdig ist der Unter

schied, den Abendrotes

d:ı man mit der Farbe in der Lechgegend mach!

„Abendrot (goldfarbig) gut Wetter bot | Abendrot (feuerfarbig) morgens Kot‘‘12) 14 1}

Edition

in „‚,Neudrucke

von

Schriften

hrsg. von

G. Heilmann

Bd. 5.

Die B.Faksimit

hinter 5. 72; L. Reynman Von warer v'ı Ranntnuss des weiters ,.. = Neudrucke, hrs, von G. Heilmann Bd. ı. Faksimile der Au:r

2?) ZfVk. von 1510 nach S.42. 3) Steiermark: Reiterer 56.

4

‚der

(1894), > *) Zf\k. =

französischen

‚„‚Raveu

Westschweiz:

du

Volksglaube 2. Sonstiger knüpft sich an die A. in eigentümlichen ‚Vorstellungen an. ‚Schau, die Muttergottes bacht Küchlein‘‘, sagt man in ‚manchen Gegenden Schwabens den Kin| dern, wenn die A. besonders leuchtend ; ist 1). In Biel (Schweiz) ist der Glaube verbreitet, bei A. brate der liebe Gott die ‚kleinen Kindlein ?$). Sind die Gedanken, die zur | führten,

Bildung solcher Anschauungen teilweise schwer zu ermitteln

(doch vgl. Atmosphäre 2), so gilt das | nicht von der Prophezeiung des Krieges it aus der A.16). So scheint auch die beStelle

| kannte

bei

Schiller,

Wallensteins

| Lager, verstanden werden zu müssen !?): $ Am Himmel geschehen Zeichen # Und aus den Wolken blutigrot der Herrgott

Hängt

u:..!

; Karten über Meteorologie und Erdmagnetism:.

58

Abendröte

57

die

Hier

aus

liegt antike

der

den

Kriegsmantel

Tradition

roten

Wunder,

und

Farbe

runter.

zugrunde,

(s.

d.)

k vor allem bei siderischen Erscheinungen, | den Krieg weissagt. A. selbst ist, soweit ich sehe, in der Antike allerdings nicht als

; Kriegsomen

aufgefaßt worden.

Über die

Übernahme

und

antiker

Weiterbildung

Astronomie und Astrologie im deutschen PlaneMA. s. Sterndeutung,

ten?8.

1, 104. Schwaben Aus u) Birlinger Ostpreußen ıo, 37. 1%) Lemke 15) SchwVk, 3, 116 Nr..80. Ähnliches auch in Oldenburg: 2, 63f. Weitere Literatur Strackerjan Brandenburgia

1916,

162.

1)

8. Auftritt,

von 1) Vgl. Hephaistion Vers 24ff. Theben ed. Engelbrecht S. 82 von der roten Farbe bei Finsternissen: &x tÖv TtEisElWY ExAeidhewy TO pev ypüpa TO peidv ddvatoyV TOD äpyovtog... OnlLa@lver® TO BE &pudpbv INS XOpas KAHWOLV. Der zweite Reiter in der bekannten Stelle der Offenbarung Johannis (6, 3—4), der über Krieg und Frieden entscheidet, reitet ein feuerrotes Roß (Boll Offenbarung Johannis 83).

Dem

Planeten

Ares-Mars

gehört

in

der

späten, d.h. griech.-ägypt. Astrologietradition die rote Farbe und der Krieg (Catalogus VII graecorum astrol. codicum 217, 22.

ben

79,

219,6;

31 ff.).

Hephaistion

v.

The-

Grimm !®) 3. Mythologisches. schreibt, daß das edlere Wort Abendrot (statt Abendröte), mhd. abentröt, in der Mythologie als männlicher Riese des Abends aufgefaßt werde. Diese Personifikation wirkt noch in der von Grimm a. a. O. notierten bäuerlichen Anschauung nach: die A. zieht über Land ?!®). Mythologie bildet a) In der germ. Abentröt mit Ecke und Fasolt eine Trias; alle drei sind in der Luft wirkende Dämonen oder Riesen, die den segnenden Lichtgeistern der Höhe feindlich gegenüberstehen. Tag und Nacht kämpfen miteinander den Kampf, in dem Abentröt das Dunkel über den Himmel heraufführt und den Sonnenstrahlen den Weg zur Erde hemmt. Der Kampf endet mit dem Siege der Nachtgeister 2%). b) Inwieweit in dem blutigen Tode Swanhilds (Swanhild als mythische Peraufsonifizierung der Sonnenstrahlen gefaßt) die A. zu Recht zu erkennen ist, wie Simrock und Mannhardt ?) die Sage der Edda (Gudrünarhvot 14—16) erklären, wage ich nicht zu entscheiden. Swanhild Goldfeder (Svanhildr Gullfjödr) als Tochter von Tag und Sonne (Fornaldurs. II 7) wird Gudrünarhvot 15 ausSonnenstrahl lichten einem drücklich

verglichen 2).

59

Abendsegen—Abendstern

c) Die im Abendrot aufleuchtende Wolke (s. d.), ist als feurige Mauer oder von Feuer umlohte Burg der Riesin Gerär und der Valkyrie Brynhildr aufgefaßt ?®). »”)

Grimm

DWb,

s. v. A.

dem für die Neugestaltung der deutschen

Literatur wichtigen Dichter Weckherlin findet sich der Vers: „bis

hardt Germ. Mythen 90. 354; Grimm Myth. 2, 624; Meyer Germ. Myth. 144. 2) Simrock Mythol zo; Man og nha ie rdt Germ. Mythen 376. %) „Allen schien sie (scil. Myth.

88 £.

Abendsegen Abendstern.

dem

als Zeitpunkt

der

Nacht,

sie ein Germ.

Manches

zur Vermählung

beszusammenkunft.

Lie-

Über die Liebenden

2.

breitet der Stern einen Schimmer der Verklärung; Liebende, die getrennt sind, senden ihm ihren Gruß. Schon die griechische Dichterin Sappho huldigt dem Aufgang des A.s mit gefühlstiefen Worten ?). Herrliche Töne fand der römische Dichter Catull in seinem Hochzeits-

gedicht

(Nr. 62).

Ähnliche

Stimmen

kennt

„nu

in

(180 ff.) ?): die

sunne

sigen

1

vnd der abentsterne stigen nach der alten gewonheit, ob mir ist geseit die warheit: die

beide

do

ein

ein vil lieb da

Ein

weiteres

bett

emphing,

ergieng‘“

Zitat

aus

usw.

diesen

älteren

Zeiten findet sich in der von der Hagenschen Ausgabe der Minnesänger®). Bei

überschriebenen Ge-

bis der liebe Stern so trübe in der Abendröte

schwimmt.

auch in den Hochzeitsgedichten

Mythologisches der

deutsche

Volksglaube

zum

so

A.

gut

Eigenschaften nicht erschöpft ®). Aber wichtig bleibt die Beobachtung, daß

von dem sonst unbekannten Ruprecht v. Würzburg) stehen

begund

ruh widerführet‘‘ 4).

und As hat man wohl in dem Kult der Asvins der Inder zu finden geglaubt; aber wenn man überhaupt in diesem Dämonenpaar A. und Morgenstern sehen darf, so gilt die Verehrung mehr dem Bruderverhältnis der beiden, als ihrer Göttlichkeit ®). Doch ist das Wesen jener Gottheiten noch viel zu wenig geklärt und mit der Darlegung ihrer sideralen

sei folgendes zitiert: in dem aus dem 13./14. Jahrhundert stammenden Gedicht von „zwei Kaufmann‘‘ (nach Vers 935 die Verse

der

wie gar nicht. Schon in der arischen Urreligion spielte der A. keine hervorragende Rolle”). Spuren göttlicher Verehrung des Morgen-

der jüngeren deutschen Literatur sind bekannt, hier sei nur an Wolframs Lied an den A. von Wagner erinnert. Aber auch in der ältern deutschen Literatur findet sich manches, was hierher gehört. Von dem, was mir zufällig begegnet ist,

verfaßt Dichter

zu

')) Pauly-Wissowa s.v. Hesperos. Sp. 1254; Roscher Mythol. Lexikon ı 396 unten. ?) J. Grimm Altdeutsche Wälder Cassel ı (1813), 41. 66; Piper Höfische Epik 3, 538 (Deutsche Nat.Lit.). 3) I, 125 c. *) Weckherlin hrsg. v. K. Goedeke, Leipzig 1873 (= Deutsch. Dicht. d. 17. Jahrh. 5) 226. °)ed. Frey Deutsche Nat.Lit. 471,2, 268; vgl. ebd. 256 Nr. 3 „‚Abendwehmut‘‘, % Opitz Werke ed. Oesterle in Deutsche Nat.Lit. 27, 35 ff.

Ruhezeit,

und

A,

von Opitz 9%.

selbständigen

d.h.

der

‚„‚Abendbilder‘‘

Stegemann.

s. Gebet. Nur die

Menschen

dicht (1786) in der letzten Strophe 5):

Vorstellungen, die an den A. anknüpfen, sind im folgenden behandelt; aller Volksglaube, in dem der A. als Venus im Zusammenhang mit der Planetenreihe erscheint, ist s. v. Planeten besprochen. I. Allgemeines. Weitaus den meisten Völkern gilt der Aufgang des A.s

als Anbruch

den

Weitere Belege bringen die Gedichte v. Salis-Seewis’ (18. Jh.). So liest man in

%®%) Mann-

Swanhild) / in unserer Halle, / als sei lichter / Sonnenstrahl‘‘, 2%) Meyer

60

nicht nur im deutschen Volke der A. in der Mythologie keine Rolle spielt, sondern daß er überhaupt von den Völkern arischen Stammes nicht verehrt worden ist. Das beweisen auch die lettischen Naturmythen (13. Jh.), die noch indogermanische Anschauungen enthalten 1%, Von Gestirnkultus ist auch in ihnen nie die Rede. Wenn der A. der herabsinkenden Sonne das Lager bereitet !!), wie er im antiken Volksglauben abends die Himmelslichter (d.h. die

4 61

Abendstern

| Sterne) anzündet ?!2), so ist das Ganze ein , Bild schlicht personifizierten Naturge. schehens wie auch in der Anschauung vom Morgenstern, der in jenen lettischen ' Liedern der Sonne das Feuer entzündet?®). | (Dazu vgl. die antiken Darstellungen von Morgen- und A. mit gehobener und ge-

| senkter Fackel) 14).

A.- und Morgenstern sind weder im ı Mythus des deutschen Volkes noch der i antiken Völker jemals identifiziert wor& den; obgleich die Babylonier bereits um

| 2000 v. Chr. die Identität der beiden

Sterne beobachtet haben, läßt sich diese Erkenntnis im Okzident (Hellas) nicht vor dem 6. Jahrhundert v. Chr. nach© weisen 1), und selbst dann noch trennt des Erscheinungen der Mythus beide

gleichen

Gestirns

(so noch

in den

Dio-

von Panopolis, Nonnos des nysiaka 5. Jahrhundert n. Chr.) !%. Für das Römische hat Gundel die gleiche Feststel} lung gemacht !): er kommt zu dem weiteren natur

Schluß, daß selbst die Planetender Gestirne lange Zeit von den

Römern

nicht erkannt

worden

ist.

Auch das deutsche Heidentum wird die

Identität von Morgenstern und A. kaum

erkannt haben; noch weniger glaube ich, daß man in germanischer und fränkischer Zeit in Volkskreisen etwas von der plane-

tarischen Natur der Venus wußte (gegen Grimm, Myth. 603). Bei der vollkommenen Uninteressiertheit der frühdeutschen Zeit für astronomische Dinge (s. Sterndeutung) scheint mir eine Erkenntnis der wie die der planetarischen Natur Venus und der Identität von Morgenstern und A. undenkbar. So laufen seit und A. Ausdrücke die Ahd. dem Morgenstern nebeneinander her, wie im Sprachgebiet Vesper und lateinischen Lucifer. Ahd. heißt die abendliche Venus vescheint tunkelsterne äpantsterno. sperugo zu sein, der in der Dämmerung aufleuchtende A. Weiter begegnet nahtfare; dies ist die einzige mythische Bezeichnung des A.s, nach Grimm ein Name für die nachts ausfahrende weise Frau oder Hexe 18). Einen modernen Beleg für die Trennung von Morgenstern und A. kenne ich aus der Oberpfalz !?): Wenn

unser

62

lieben

Frauen

vom

Schlafe

auf-

steht, gehen die Nachtsterne unter und der Morgenstern auf, und umgekehrt.

Dieser Stern ist also der ständige BeDie Vorgleiter unser lieben Frauen. stellung weist inhaltlich noch eine Besonderheit auf;

auf die german.?)

denn christlicher Einfluß

(indoursprüngliche Fassung dieses Mythologems

von der Sonne, bei deren Erheben die Sterne erbleichen, ist unverkennbar; denn auf lettischem Gebiet begegnet in jenen Liedern ein Synkretismus, der Maria der Sonnentochter substituiert 2°). Myth. 603. ®) Meyer Relig.7) Grimm gesch. 106. ®) Sten Konow in ChanteLehrbuch der Repie de 1a Saussaye Götter1) Siecke ligionsgeschichte * z, 33. attrıbutle 21; berührt sich zum Teil mit Mann-

hardt Die lettischen Sonnenmythen Z{EthnoSausla de Chantepie logie VII saye a.a.O. 1) Siecke 32. !) Gundel Sterne und Sternbilder im Glauben des Altertums *) Liund der Neuzeit 22. 1) Siecke 3ı. Myth. Lex. ı?®, 2604 teratur bei Roscher Stern!®) Boll-Bezold s. v. Hesperos. glaube und Sterndeutung? 6. 1°) V. StegeNonnos v. Panopolis und das astromann logische Weltbild der Dionysiaka. Index s. vV. ”) Gundel de stell. appell. 24. Abendstern. Myth. 2, 603, woselbst die Zitate 13) Grimm der Quellen. Gr. bemerkt noch zu englischen Vorstellungen verwandter Art: ‚Den Angelsachsen hieß der A. sväna steorra (bubulcorum

stella),

weil

die

Hirten,

sobald

ging, heimtrieben. !) Schönwerth pfalz z, 8of. 2%) Siecke a.a.O. 25.

er auf-

Ober-

3. Volksglaube knüpft sich, entsprechend der nicht göttlich verehrten Erscheinung des A., nur in geringem Maße an das Gestirn an. Man kennt ihn wohl nur im Liebessegen; das Mädchen tritt vor die Tür des Hauses und richtet an den A. die Bitte, ihr ihren Liebsten treu

zu erhalten %).

Gelegentlich

ist

der

A.

in Verbindung mit dem Monde (s. d.) angerufen; zu dieser Kombination von A. und Mond vgl. die griechische, von Hesiod (Theog. 986 ff.) erzählte Sage vom Raube des Phaethon-A. durch Aphrodite = Mondgöttin ?). In der Oberpfalz heißt es 23): Grüß dich Gott, mein lieber Abendstern, Ich seh dich heut und allzeit gern, Schaut der Mond übers Eck Meinem Herzliebsten aufs Bett, Laß ihm nicht Rast

63 Laß Daß

Abendtau—Aberglaube ihm nicht er zu mir

Rou, kommen

mou.

Zu diesem Spruch teilt Müllenhoff aus Schleswig-Holstein einen ähnlichen mit?), der zu Orakelzwecken verwendet wird: „Will eine Jungfrau ihren zukünftigen Bräutigam sehen, so muß sie zur Mitternacht vor Neujahr rückwärts (s. d.) in der Küchentür stehen und sprechen: Gott grüß dich, Abendstern, Du scheinst so hell von fern, Über Osten, über Westen,

Über

alle Kreiennesten.

Ist einer

zu

mein

Liebsten

In sein täglich

erkoren?

verloren

hat und sich

in ihrer Verzweiflung an den A. wendet, der sie an die Sonne weiterverweist. Diesem Märchen liegt die gleiche Auffassung des A.s in seiner Beziehung zum Liebessegen zugrunde. Vgl. G. Widder und A, Wolf Volksmärchen aus Venetien = Jahrb. f. rom. Lit. 7 (1866), 251.

4. Deutung.

Die Beziehungen

des

A.s zum Liebeszauber sind keinesfalls in den schwachen Ansätzen einer mythischen Auffassung des A.s bei den Ariern begründet, so naheliegend der Gedanke sein mag. Auch als ‚,astrologisch‘‘ kann man diese Beziehung kaum deuten, weil die Sterne nach der Lehre der Astrologie dem Weltgesetz gegenüber, das ihre

Tätigkeit regelt, keine Freiheit haben also Gebeten, die an sie gerichtet würden, keinesfalls Gehör schenken könnten 26). Vielmehr ist die Verbindung von A. und Liebe in Gefühlsmomenten verwurzelt. Es ist derselbe Trieb des Gefühls, der in so viel stärkerem Maße bei allen abendländischen Völkern die Mondgöttin zur Gefährtin im Liebeszauber gemacht hat 27) (s. Mond). ®)

Doch

Aatheseis

vgl.

Firmicus

4, 16, 9; Cat.

154 ff.; Boll s., v. Hebdomas

cod.

3:

Maternus

astr.

VIII

3,

in Pauly-Wissowa Sp. 2571 Mitte; Bouche-

belegt:

‘dehein

in eincı ‚„„Hohei

oder bayr.

‘ihn

abSglovbe’ !ı,

hat) °). Die Herleitung aus Ober-, wegen ndl. overgeloof, dän. overtro, die Grimm vertreten,

ist

wegen

deı

verhältnismäßig zahlreichen Zusammen setzungen mit Aber-, bes. im Schwäb: schen und Bairischen, wo sie sowohl „Wieder‘‘ und „nach‘‘ als „wider‘ be deuten können ®), unwahrscheinlich. Dit. ndl. ofergeloof (16. Jh.) scheint an ofeı ‘über‘ (vgl. lat su pe rstitio) angelehn®; t sonst gilt ndl. bijgeloof ®), eigentl. ‘Neben glaube‘, das schon mndd. als bigelow bezeugt ist 10), isl, hjdtru ‚Bei- oder Nrvbenglaube‘, an. hindrvitni ‚Afterglaube‘, schwed, vidskepelse, eigentl. ‚Beigestalt'. Die Grundbedeutung von lat. superstifiv

vor

Göttern‘.

zu

erblickt,

Werturteil

ziehen

ein;

außerdem

denn

‚‚Volksglaube‘‘

umfaßt sämtliche auf das Religiöse bezüglichen Empfindungen, Anschauungen Fund Betätigungen des Volkes, die doch weit über das hinausgehen, was mit Zum wird. bezeichnet | „„Aberglaube‘‘

‚Volksglauben gehören die Anschauungen

"des Volkes

X Geist,

über

Gott,

Christus,

die Dreieinigkeit,

seine

den

Hl.

Stellung

| zu Sünde, Gnade u.a. m.?2). | Wenn wir das Wort A. für vorliegendes | Wörterbuch

beibehalten,

so geschieht

es

objektivem also in völlig ohne ein Werturteil auszuspreSinn, |; chen; wie es auch vor uns zahlreiche For# scher getan haben, und wie es auch die französischen und englischen Folkloristen ' mit ihrem Wort „superstition‘‘ tun, ob| wohl auch hier die verurteilende Nebenbedeutung vorliegt. Außerdem wird in | diesem Lexikon mancher nur literarisch | bezeugter A. (z. B. aus mittelalterlichen Tierbüchern) Aufnahme finden, der nie | in das Volk gedrungen ist. Sehr wesentlich ist auch die praktische Frage, bei | welchem Terminus der Benützer mehr im klaren ist, was er in dem

ist noch nicht aufgeklärt. ‚„‚Überbleibse]

scheint eine moderne Deutung. Da. griech. 8sıo3xpovix heißt einfach „Furcht

ı, 332.

MnddWb.

den hohen Begriff ‚, Glauben‘in den unwürdigen Gegensinn hinüber und schränkt

Ui

Hirt *), wohl richtiger, zu aber (da neben ‚wieder‘ den Sinn von „gegen“

der Neder-

*%) Woordenboek

iseien. Die Bezeichnung ‚,Volksglaube‘‘ \mag also vorsichtiger und auch objektiver scheinen, indem sie kein subjektives Urteil über die betr. Glaubenssatzungen ausspricht; anderseits aber schiebt sie

abe ‘ab’, Paul®%) und Weigan«

Lexer”’)

ein

man

alemann.

ı8

igeschaffen aus dem Gefühl der Unsicherheit, wie weit die Grenzen des A.s, in dem

Aberwillen ‘Widerwillen’ usw. vorkommt,

und

*) Schiller

ı, ızf.

ı,

Seit Anfang des ı9. Jhs. wird statt A. vielfach die Bezeichnung Volks]aube verwendet 1). Das Wort wurde

viell. spätere Randnote. Kluge?) stellı Aber-, das nhd. auch in Aberwitz, früher: in Aberlist ‘Unklugheit’, Abergunst ‘Mil; gunst’, Aberwandel ‘schlechter Leben: wandel’, schweiz. abersinnig ‘unsinnig”,

zu mhd.

Handsche Taal 2, 2609; 2, 1710.

SchwäbWb.

fu. Lübben

1. Etymologie. — 2. Begriff. — 3. Einteilun: und Inhalt des A.s, — 4. Momente u. Zweck dı As. — 5. Ursprung und Geschichte des As. 6. Quellen des deutschen A.s. Chronologisch: Bibliographie,

sprungs)

Schmeller

BayrWb.

wort.

(12. Jh.,

ff.i;

cher

Nebenform von Abracadabra (s. d.), flıu gelförmig geschrieben s. u. Zaube:

I. Das Wort A. ist zuerst Randnote zum St. Trudperter

Haupt

Jos.

1) Das Hohe Lied, hrsg. von

P) Di.Wb.2 (1908), 5. *) Dt.Wb.® x (1909), 6. °% DW. ı, $) Vgl. Detter in ZfdA. 42, 53. 2 (in der Grammatik 2, 710 dagegen zu ahd. quar ‚,wieder‘‘). 7) Mhd.Wörterb. x. 12, 8) Fi-

Aberacula, Zauberwort gegen Fieber !)

Lied‘

Aberglaube

(1864) 176, zu 95, 13. ?) Etym.Wb. * (1921), 3.

Aberglaube.

Kleid 2),

Gemahl

Abendtau s. Tau. Abe s. n Riet se,r Abe o ndr t öte

°

27, 114; . Höhn Volkshe:. kunde 1, 154; Ganzlin Sächs. Zauber}.n meln 20 Nr. 36; Seyfarth Sachsen 17: DG. 17, 59. Jacoby.

2) Schönwerth Oberpfalz ı, 133. 2) Roscher Myth. Lex. ı, 396. 2?) Schönwerth Oberpfalz ı, 133 (dort noch eine andere, doch ähnliche Fassung). Ferner Weinhold, Neunzahl 51 (ebd. Liebessegen); ZfVk, 26, 198. ?*) Müllenhoff Sagen 519 Nr. 37. ?®) Ein venezianisches Märchen erzählt von einer Prin-

gessin, die ihren

Lecler q L’'astrologie Grecque (Paris 1894: 466, 2; 616, 4. ”) Wilamowitz Herne 18, 419. Stegemanı

1) Alemannia

geboren?

Ist einer zu mein Liebsten Der komm als er geht Als er steht

5

6.1

‘ finden hat, den Vorzug ;

Lexikon

zu

und hier scheint uns „A.“ zu verdienen (s. Vorwort).

ı1) Ältester mir bekannter Beleg: F. L. v. Dobeneck Des deutschen Mittelalters Volk sBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

66

Berl. 1815. Heroensagen. und glauben 12) Goethe scheint unter Volksglaube die Anthropomorphisierung u. Personifikation des Leblosen oder Nichtmenschlichen durch die Phantasie des Volkes zu verstehen und sieht in ihm poetische Werte (W. 41, I, 128—131).

Eine allgemein befrie2. Begriff. digende Definition von A. ist bis jetzt noch nicht geboten worden und kann auch nicht geboten werden, solange man sich auf den subjektiv- religiösen Standpunkt stellt und mit A. ein Werturteil ausspricht,

d. h. ihn als „‚irrigen‘‘, „gesetzwidrigen‘“‘ Glauben, als ‚„,‚Wahnglauben‘‘ usw. be-

zeichnet. Verschiedene Definitionen gibt Rud. Hofmann in Herzog-Hauck I, 78 f. wieder,

darunter

eigene:

seine

„A.

ist der irrige Glaube von einem der Vernunft und Offenbarung widersprechenden, die Naturgesetze ignorierenden Kausalnexus übersinnlicher Kräfte und sinnlicher Wirkungen und umgekehrt.‘“ Auch Strümpells Formulierung: „Der A. ist ein Fürwahrhalten, welches sein Dasein und seine Stärke dadurch empfängt, daß der Mensch seinen rein subjektiven Gemütszuständen das Recht einräumt zu entscheiden,

was

außer

ihm

wirklich

ist und wirklich geschieht‘‘, wird durch das Moment der ‚, Gemütszustände‘‘ einseitig. Je komplizierter und subjektiver eine Definition ist, um so eher gerät sie mit einzelnen Teilen der A.-Erscheinungen in Konflikt. So möchten wir denn mit möglichster Objektivität sagen: die an Glaube der A. ist Wirkung und Wahrnehmung naturgesetzlich unerklärter Kräfte,

ligionslehre

soweit diese nicht in der Re-

selbst

sind.

begründet

wir „Religion‘“ möchten Dabei allerdings im höchsten Sinne fassen: als

gläubige Hingabe des Menschen an eine alliebende, seine Geschicke leitende Macht,

nicht als ein bestimmtes

kirchliches

Sy-

stem der Gottesverehrung und des Gottesdienstes; denn nur allzu leicht knüpfen sich an Wesenheiten und Gegenstände Anschauungen Religionssystemen von und Handlungen an, die in den Bereich des A.s im obigen Sinne gehören (z. B. der Gebrauch der Hostie im Zauber), und überdies können sich auch die Auffas3

67

Aberglaube

sungen über gewisse Erscheinungen innerhalb ein- und desselben Religionssystems wandeln. Die Hexen werden heute selbst in theologischen Darstellungen als Er-

zeugnisse des A.s behandelt; früher wurde

ihre Zauberabsicht allgemein geglaubt, und selbst ein Rückwandel ist nicht ausgeschlossen. Wie endlos abgestuft ist ferner der Glaube an die Wirkung und der Gebrauch von Segenssprüchen, De-

votionalien

u. dgl., und wie verschieden,

nach Zeiten und Gegenden, die Einstellung der Geistlichkeit zur Verwendung dieser Dinge durch das Volk!

3. Einteilung und Inhalt des As. Die Einteilung des A.s begegnet großen Schwierigkeiten, da bei jeder abergläubischen Anschauung mehrere Gesichtspunkte in Betracht kommen. So können wir z. B. bei der Vorstellung, daß aus dem Aufblühen eines an Weihnachten ins Wasser gestellten Kirschbaumzweiges auf die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres geschlossen werden könne, drei verschiedene Gesichtspunkte

unterscheiden:

Pflanze,

3.

I.

die

das

heilige

Orakel,

Zeit,

2.

die

Demnach

ließe sich dieser A. nach dem Zweck (Fruchtbarkeit), nach dem Mittel (Kirschbaumzweig), nach dem Ausgangspunkt (Weihnacht) einteilen.

Wissenschaftlich am ehesten zu rechtfertigen scheint uns die Einteilung nach dem Zweck oder Ergebnis des A.s, soweit überhaupt ein Zweck vorliegt. O. Stolls Einteilung (Zauberglauben) in defensive, offensive und expetitive (d. h. erstrebende) Verfahren ließe sich gut als Grundlage annehmen, nur fehlt ihr die große Gruppe des absoluten, anscheinend ziellosen A.s (s. u. 111).

Wir möchten folgende Einteilung vorschlagen, obschon auch in ihr nicht alle A.serscheinungen restlos aufgehen: IlL.Kündung oder Erforschung des Unbekannten (Vorzeichen, An-

zeichen,

Omen,

Orakel):

A. Passiv (ohne Zutun des Menschen):

Bricht

Nähen

einem

einem

eines

heiratsfähigen

Kleides

Brautkleide.

Fingernägeln



die

bedeuten

Nadel,

Weiße

lange

Mädchen so

näht

Flecken

beim

an

es an

Lebensdauer,

den

da

68

das

Holz

zum

Sarge

noch

„blüht‘“.

sich eine Elster auf das Haus, Streit.

B. Aktiv lung): Um

nicht,

zu

Setzt

so gibt es darin

(durch menschliche Hand-

wissen,

nimmt



ob

man

ein

Brot,

Kranker

streicht

stirbt

es dem

ken über die Stirn und gibt es einem

oder

Kran-

Hund

zu

fressen. Frißt er’s, so bleibt der Kranke am Leben, andernfalls stirbt er. — Holt man sich nachts zwölf Uhr aus dem Totenhause einen Totenknochen und blickt durch ihn hindurch, so sicht man, wie die Hexen rückwärts auf den Friedhof kommen.

IL Abwehr oder Antun von Unheil bzw. Herbeiführen oder Verhindern von Heil:

A. Verfahren Objekts. ]1. Abwehr

zugunsten

von

des

Unheil:

Gegen den Umlauf spricht man: „Wurm,

(„Wurm‘‘) am Finger ich beschwöre dich bei

dem hl. Tag!“ usw. — Krankheiten vergehen, wenn man sie mit einem Gegenstand bestreicht und diesen in einen Balken oder Baum verpflöckt, oder wenn man das kranke Glied durch ein Loch stößt oder den ganzen Leib durch einen gespaltenen Baum zieht. — Schutzmittel gegen Behexung und zauberische Gegenwirkung: C. M. B. (die Namen der hl. Dreikönige) über der Tür. — Brotrinde in der Tasche schützt vor bösem Blick. — Findet sich ein Karfreitagsei im Hause, so ist dieses vor Blitzschlag geschützt.

2.

Herbeiführen

von

Heil:

Ein Leichenzahn, ohne Knoten in ein leinenes

Säckchen genäht, erleichtert das Zahnen, — Um sich bei den Leuten angenehm zu machen, trage man ein Wiedehopfauge bei sich. — Um

rechtzeitig beim

aufstehen

Schlafengehen:

usw.

zu

können,

„St. Vit,

B. Verfahren des Objekts: 1.

Antun

von

ich

spricht bitte

man

dich‘

zuungunsten

Unheil:

Die Behexung in ihren zahllosen Formen, z. B.: Wenn man Kinderwäsche über Nacht draußen hängen läßt, zaubert die Hexe etwas

Böses hinein. — Auf der Grenze zwischen II, Az und II, B ı steht der Liebeszauber, z. B.:

Man nehme drei Stücklein Brot, trage dieselben so lange unter dem Arm, bis sie von Schweiß

durchtränkt

in die Speise.

2.

sind, und

Verhindern

Eine

weiße

mische sie dem Geliebten

von

Heil:

Haselwurzel

unter

die

Schwelle

der Stalltüre gelegt, bewirkt, daß die Kühe unfruchtbar werden,

69

Aberglaube

IL Absoluter Aberglauben (d.h. Anschauungen und Handlungen ohne Beziehung auf Vorzeichen oder Orakel und Verfahren zugunsten oder zuungunsten des Objekts): und Handlungen A. Anschauungen Natur, in bezug auf Mensch,

menschliche Die

mal

Wöchnerin

nach

Einrichtungen:

ist unrein, bis sie zum ersten-

der Niederkunft

wieder

zur Kirche

geht. — Kinder bekommen den Charakter ihrer Taufpaten. — Der Mittwoch ist Unglückstag, weil er kein „‚Tag‘ ist. — Das Vieh bekommt in der Christnacht menschliche Sprache, Was-

ser verwandelt sich in Wein. — An Ostern geht die Sonne hüpfend auf, — Im Augustkrebs soll man Heilkräuter sammeln.

B. Anschauungen und Handlungen in bezug auf übernatürliche Wesen: Die Seele des Menschen kann aus dem lebenden Körper entweichen (oft in Gestalt einer Hummel, eines Schmetterlings u. dgl.) und wieder in denselben zurückkehren,

Eine scharfe Abgrenzung dieser drei Gruppen ist nicht immer möglich. So wird man z.B. das Auffinden von Ertrunkenen mit Hilfe eines Stückes geweihten Agathenbrotes, das auf das Wasser geworfen wird, zu I B oder IT A 2 stellen können. Der A., daß das Schneiden der Haare im Zeichen des Steinbocks dieselben bald ergrauen lasse, kann als IB (Zukünftiges) oder aber (und wohl besser) als III A gedeutet werden; dagegen reiht sich die Vorschrift, die Haare im Leu zu als in schneiden, richtiger in IIA2, IIIA ein. Daß der 18. August ein Unglückstag sei, läßt sich ebensogut als I wie als III deuten. Die Vorschrift, nur an einem fleischlosen Tag (Freitag) am Kohl zu arbeiten, da die Fleischtage Grasals TA, kann herbeiführen, würmer IIA oder IIIA aufgefaßt werden usw. Seinem Inhalt nach fassen wir also unter A, (wie Grimm Myth. 925) sowohl die passiven Anschauungen wie die aktiven Verfahren zusammen, im Gegensatz

zu Alfr. Lehmann (Aberglaube), der mit „A.‘ nur die Theorie (Anschauung), die Praxis dagegen mit ‚Zauberei‘ oder ‚Magie‘

bezeichnet.

Anderseits

glauben

wir von dem Begriff A. im landläufigen WisSinne die sog. magischen

79

fernhalten zu sollen, senschaften wie Astrologie, Geomantie, Chiromantie, Nekromantie und andere systematisch betriebene Mantik; ferner die Kabbalah (jüd. Geheimwiss.), die Alchemie, sowie die Geheim wissenschaften (Okkultismus, Spiritismus), wenn es auch

nicht

zu

leugnen

ist,

daß

sich Spuren

dieser höheren Magie und des Okkultismus im Volksaberglauben finden. Sie sind daher auch, so weit es uns tunlich schien, in dieses Wörterbuch aufgenommen worden. Aus obiger Einteilung ist zu erkennen, daß gewisse volkskundliche Forschungsgebiete, die oft gesondert behandelt werden, wenigstens teilweise sich in den A. einreihen. Zunächst die Sage. Die zahlreichen Hexen-, Zwergen-, Drachensagen und solche über gespenstische Tiere (Dorfhund, dreibeinige Hasen usw.), irrende Seelen, zu bestimmten Zeiten sich sonnende Schätze und vieles andere mehr, lassen sich dem absoluten A. (III) anVolksmedizin der In gliedern. sind eine Unzahl von Heilmitteln und die Vorschriften zu ihrer Gewinnung und

Anwendung rein abergläubischer Natur; ebenso die Segensformeln. Andere Volksmittel aber dürften sich als medi-

zinisch begründet erweisen. Ähnlich steht

Bauernes mit den Kalender-, und Wetterregeln. Abergläubisch wäre z. B. die homonymische Bauernregel, daß am Bonifaztag die Bohnen gepflanzt, oder die Analogieregel, daß die Haare im Zeichen des Widders geschnitten werden sollen, damit sie kraus werden. Vieles andere ist dagegen landwirtschaftlich oder meteorologisch durchaus gerechtfertigt. des und Zweck 4. Momente A.s. Der A. wurzelt in der Vorstellung

magischer Kräfte, die im Reich des Unkörperlichen wie des Körperlichen woh-

nen und walten. Diese Kräfte können von sich aus wirken oder gedeutet werden; sie können aber auch vom Menschen als ‚Mittel zum Zweck verwendet werden.

Magische Kräfte besitzt alles, was man als heilig betrachtet: Dinge (Hostie), Zeichen (Kreuz), Worte ( Johannes-Evan3*

71

Aberglaube

gelium), Handlungen (läuten), Orte (Kirche, Grab), Zeiten (Weihnacht) u.a.; ferner die anthropomorph übersinnliche Welt, die sich auch wahrnehmbar verkörpern kann: Dämo-

nen, Geister, Seelen;

der Mensch

messen. Von Farben ist Rot die bedeutsamste. Ein sehr wichtiges Moment ist die magische Handlung und das gesprochene oder geschriebene Zauberwort, deren Kräfte auf die verschiedensten Ursachen zurückgeführt werden müssen. Gewissermaßen als seelischer Teil des Menschen wird der Atem be-

selbst

(und Teile von ihm) in bestimmten Beschaffenheiten, Zuständen und Eigenschaften: Geschlecht (Begegnung mit einem Knaben), Jugend und Alter, Berufe (Schäfer), Rassen (Juden), Körperbeschaffenheit (Bucklige), Nacktheit, Ungetauftheit, geistige Abnormität, Tod, dämonische Fähigkeiten (böser Blick),

Blut, Speichel, Harn

usw.;

Tiere

trachtet;

denen

heilbringende

kreisen,

‚ die

oder

übelabwehrende Eigenschaften verschiedenster Art zugeschrieben werden: von

Steinen namentlich durch Gestalt oder Farbe auffallende: durchlochte Steine, vorgeschichtliche Artefakte, Versteinerungen, Bernstein (vom Volke als Stein aufgefaßt); ferner Edelsteine, Edelmetalle, Eisen, Salz, Erde. Hier mag auch Feuer und Wasser angeschlossen werden. Meteorologisches: Tau, Regen, Regenbogen usw. Natürlich auch die Gestirne, besonders der Mond und der Tierkreis. Menschliche Erzeugnisse, an deren magische Kraft teilweise schon in ältesten Zeiten geglaubt wurde, wie Brot, Wein, Kleid, Spiegel, Sieb, Schlüssel, Geld, Besen, Hufeisen, Axt; als deutliches Bindungssymbol der Knoten. Oft gibt ein Akzidens dem Gegenstand magische Kraft: wenn er gefunden, gestohlen, ererbt ist u.a. Zauberische Orte sind (außer den geweihten) namentlich im Hause; |

die heilige Feuerstätte,

der Herd,

ferner

der Ofen, die Schwelle, die Dachtraufe u. a. Außerdem: Kreuzwege, vorgeschichtliche Kultstätten u. dgl. Hier seien auch die Himmelsrichtungen, sowie rechts und links genannt. Bedeutungsvollen

Zeiten (Stunden, Wochen- und Kalendertagen) und Zahlen (besonders 3, 7, 9) wird ebenfalls magische Kraft beige-

daher

ist für

den

Zauber

Abstreifen,

die

Rückwärts-

das

Hauchen und Blasen wichtig, von Substanzausscheidungen das Spucken. Von Bewegungen sind wesentlich: das Um-

mit besondern Eigenschaften begabt erscheinen, Pflanzen wegen ihres Aussehens, biologischer Erscheinungen, Wirkungen usw.; Steine, Metalle u.a.

Mineralien,

72

das

bewegung. Bestimmte Vorschriften knüpfen sich ferner an das Kaufen und Verkaufen, Leihen, Stehlen. Sehr vielen Handlungen, wie abergläubischen Vorstellungen überhaupt, liegt der Analogie gedanke zugrunde: man verbindet ein Stuhlbein zur Heilung eines gebrochenen Tierbeins, man hält das wächserne Abbild des zu Schädigenden über das Feuer, man macht an

eine Schnur so viele Knoten, als man Warzen hat, usw. Auch die befreiende und übertragende Handlung (wegschwemmen, verpflöcken, abstreifen, auf Tiere und Menschen übertragen u. v. a.) haben ihre Zauberkraft in der Analogie des Vor-

gan wig e au sch ,der Zauberspruch in seinem epischen Eingang meist ein analoges Geschehen erzählt. Wesentlich ist ferner das Unterlassen der Handlung: schweigen, nicht

arbeiten,

nüchtern

sein

u.a. m.

Die Zwecke oder die Ergebnisse des aktiven und des passiven A.s sind so mannigfache, daß sie an dieser Stelle nicht einmal beispielsweise mitgeteilt werden können. In den meisten Fällen ist es Herbeiführung von Glück, Gelingen, Fruchtbarkeit usw. und ihrer

| Gegenteile;

vielfach bezieht er sich auch

ı auf Vorkommnisse

im

menschlichen

Le-

ben (Geburt, Kinderzahl, Liebe, Heirat, | Hausbezug, Besuch, Krankheit, Tod usw.), auf häusliche und landwirtschaftı liche Vornehmungen, auf die Lösung gewisser Gebundenheiten (von Bann, Behexung, das Wiederfinden von Verlorenem u. Vv.a,), auf die Erwerbung von

73

Aberglaube

Fähigkeiten (Hellsehen, unsichtbar machen, unfehlbarer Schuß usw.), auf Handel und Berufliches, Prozeß und Gericht. Das Glück also und dasmaterielle Wohl des Menschen, bzw. das Unglück seines Widersachers, steht beim A. weit im Vordergrund. Psychische und ethische Momente kommen meist nur dann in Betracht, wenn sie entweder auch wieder auf Vorteile für das leibliche Leben oder auf Belohnung bzw. Strafvermeidung im Jenseits Bezug nehmen. In dem Erdreich des absichtslos Guten schlägt der A. keine Wurzeln 23). 3) L. Mackensen SAVk. 27, 161 ff.

Volksreligion

im

5. Ursprung u. Geschichte des A.s. Der Begriff „A.‘“ als einer verwerflichen oder sinnlosen Anschauung kann natürlich erst in einer Zeit entstanden sein, wo man sich über den A. zu erheben begann. Der Abergläubische selbst sieht in dem A. etwas Berechtigtes und glaubt an seine Wirkungen. Der A. geht also in die Urzeiten der Menschheitsgeschichte zurück; denn von dem Augenblicke

an,

wo

der

Mensch

äußere

Vor-

gänge zu beobachten und daraus Schlüsse zu ziehen begann, mußte sich auch der A. einstellen. Dieser uranfängliche A. baute sich jedoch keineswegs auf einer Grundvorstellung auf, etwa dem ‚„Animismus‘‘, ‚,‚Manismus‘‘ u. dgl., sondern mußte sich bei dem Fehlen naturgesetzlichen Wissens und Denkens zunächst überall da bilden, wo entweder etwas Eindrucksvolles, Seltenes sich ereignete oder wo mit! einer wichtigen menschlichen Handlung eine auffallende Erscheinung zusammenfiel. Das Einschlagen eines Blitzes in ein Ackergerät bewirkt eine heilige Scheu vor dem getroffenen Objekt, die verbietet, es weiter zu profanem Zweck zu verwenden. Dabei denkt man aber primär noch nicht an einen Blitzgott, wenn nicht etwa schon ein solcher im Religionssystem vorhanden ist. Das Finden eines vierblättrigen Kleeblatts bedeutet Glück wegen seiner Seltenheit; das auffallende Zurückschauen eines Pferdes

74

am Leichenwagen erweckt die Vorstellung, daß dieses Tier weitere Todesopfer anblicke, und man glaubt daher, daß bald einer aus dem Leichengeleite dem Toten nachfolgen werde. Das bloße Erstaunen über das auffallende Ereignis und die unwillkürliche Frage nach seiner Bedeutung sind somit die älteste Form des A.s. Der Glaube an dämonischeKräfte und Wesen und weiterhin ihre Gunsterwerbung oder ihre Abwehr mag sich unmittelbar an diese primäre Empfindung anschließen; er zeigt uns aber bereits eine Schlußfolgerung aus den Erscheinungen: der Blitz wird zum Blitzdämon, das Pferd erhält dämonische Orakelkräfte. Eine dritte Stufe wäre die Anwendung der fest gewordenen Anschauungen aufdie Vorgängedes Lebens, z. B. die Verwendung der Hostie zum Zauber oder eines schwarzen Geißbockes zur Dämonenabwehr. Die 3 Stufen können, wie das bei primitiven Völkern geschieht, durch Ausbau und Festigung bestimmter Vorstellungen zu Religionsformen oder gar -Systemen werden (s. Fetischismus, Animismus, Manismus, Totemismus u. a.). — Alle 3 Phasen setzen in ihren Anfängen einen direkten, ja bewußten Zusammenhang zwischen der abergläubischen Vorstellung und der ihr zugrundeliegenden Tatsache voraus, und solche direkten Zusammenhänge werden in allen 3 Phasen auch heute noch

überall da sich anknüpfen, wo ein A. sich neu bildet; denn die Aufstellung obiger

3 Stufen ist nicht etwa so zu verstehen, als ob eine die andere restlos abgelöst hätte, sonderr die älteste kann sich heute noch in gleicher Weise bilden, wie die neueste; aber wenn ein solcher lebendiger primärer A., wie wir ihn nennen

möchten,

einmal fest geworden

und auf

andere Menschen, die ihn nicht selbst unmittelbar erlebt haben, übertragen worden ist, pflanzt er sich gedankenlos weiter von Mensch zu Mensch, von Land zu Land, von Geschlecht zu Geschlecht und wird so zum traditionellen, sekundären A. Sekundäre A. können sich,

weil sie nicht mehr mit der ursprünglichen Vorstellung verbunden sind, wan deln, infolge von Gedächtnisfehlern, Vermischungen oder logischen Erwägungen. So ist die ältere Ansicht, daß die Irrlichter vor Flüchen entweichen, vielfach

durch den umgekehrten Glauben ersetzt worden; ebenso der Glaube, daß Regen am Hochzeitstage Glück bringe u. v. a. Eine ganz späte Ausartung ist natürlich der teleologische A, wie z. B, der, daß Kindern gewisse Dinge mit abergläubischer Begründung verboten werden (pädagogischer A.). Der betr. A. selbst kann uralt sein, aber seine zweckzielende Anwendung ist spät. Aus diesen Gründen läßt sich Entwicklungsgeschichte

eine des

A.s selbst nicht schreiben; denn eine aber-

gläubische Vorstellung, die sich vor 10 000 Jahren gebildet hat, kann noch in der Gegenwart am gleichen Objekt sich neuerdings bilden. Nicht zu leugnen ist jedoch, daß im Mittelalter der A. sowohl stofflich wie in bezug auf die Zahl der abergläubischen Subjekte eine weit gröBere Ausdehnung hatte als heute. Eine

Entwicklungsgeschichte der Stellung des Rechts und der Kirche zum

A. ist also wohl denkbar (Lit. s. am Schluß d. Art.). Kirchliche und weltliche Organe bis hinauf zu Papst und Kaiser waren nicht nur von der Existenz, sondern auch

von dem Eingreifen dämonischer Mächte in das menschliche Leben und von der Fähigkeit des Menschen, sich dieselben dienstbar zu machen, überzeugt. Wenn daher Karl d. Gr. in einem Kapitular das Wahrsagen, Traumdeuten, Zaubern, Wettermachen verbietet oder sich gegen den

Gebrauch des Chrisma

Malefizien

76

Aberglaube

75

wendet,

zu Heilungen

so tut

er das

und

nicht,

weil er als Aufgeklärter dieses abergläubi-

sche Treiben verurteilt, sondern weil er, wie die Kirche, das unheilvolle Eingreifen gottfeindlicher Dämonen in die Geschicke des Menschen fürchtet. Es unterliegt daher keinem Zweifel, daß die Synodalbeschlüsse, Pönitentialbücher, päpstlichen Erlasse wie die weltliche Strafgesetzgebung durch ihre Verbote den A. nur

bestätigt und befestigt haben, und einzig die empirische Naturbetrachtung konnte einer nüchterneren, rationalistischen Auffassung der Dinge Raum schaffen. Die ersten Ansätze zu einer Kritik der kirchlichen Dämonologie zeigen sich bei den großen Naturbeobachtern des 13. Jhs.1%, unter denen namentlich der ‘Doctor mirabilis’ Roger Bacon (1214-—1204) bahnbrechend wurde. Seine ‘“Epistola de secretis operibus artis et naturae et de nullitate magiae’ ist ein glänzendes Zeugnis für die Geistesfreiheit, zu der er sich aus dem Wust scholastischen Dämonenglaubens emporgehoben hatte !5). In ähnlichen Bahnen wandelt, wenn auch weniger kühn vorstoßend und vielfach noch in herkömmlichen Anschauungen wurzelnd, sein Zeitgenosse, der ‘Doctor universalis’ Albertus Magnus (1193—128o).

tenzen ca. 1250). Die Inquisition, die in ihrer offiziellen Form mit dem ersten Viertel des 13. Jh. einsetzte, nachdem schon lange Zeit vorher gegen Ketzer vorgegangen worden war, kann nur als eine Frucht dieser tiefgewurzelten Anwenn schauungen betrachtet werden, auch eine Frucht, die ihrerseits wieder ‘“fortzeugend Böses gebären’ mußte; denn mit der Aufspürung und gerichtlichen Bestrafung der Ketzer war auch der Grund gelegt, zur Hexenverfolgung die in den nachfolgenden Jhh. (besonders im 16. und 17. Jh.) die ganze menschliche Gesellschaft in Schrecken bannte; ist doch der ‚„„‚Hexenhammer‘‘ (1487), jenes Grundwerk

Nebenerscheinungen aufs innigste knüpft war, im Volke nur bestärken Um so verdienstvoller ist die Arbeit namentlich seit der zweiten Hälfte

Schriften kaum irgendwelche Berührung haben 16). Als Dritter im Bunde mit dem Engländer und dem Deutschen sei der

Thomas

logiae’

v. Aquino

1265—73),

(Kommentar

zu

des

(‘Summa theo-

Bonaventura

Lombardus

Sen-

nichts

Hexenwahns,

an-

sämtlich von Dämonen- und sonstigem A. strotzen. Das Festhalten an der Inquisition bis in die Neuzeit (Italien 1859, Spanien 1834, Frankreich 1772, Deutschland: Reformation) mußte notgedrungen den A., der mit der „Ketzerei‘‘ und ihren

den Geruch der Zauberei gebracht, die sie bekämpfen, und bei Albertus sogar dazu geführt, daß jetzt im Volke zahlreiche Zauberbücher unter seinem Namen kursieren, die mit seinen authentischen

Franzose Jehan Clopinel de Meun (gest. gegen 1305) genannt, der in seinem ‘Roman de la Rose’ (um 1270) mit Schärfe gegen den Wahnglauben seiner Zeit vorgeht !’). Ja, seine freien Ansichten müssen so nachhaltig gewirkt haben, daß sich mehr als 100 Jahre später (1402) der Pariser Kanzler Jean Gerson bewogen sah, sie in einer Gegenschrift zu bekämpfen. — Bald aber überwucherte die Dämonologie der Scholastik wieder die kaum entsprossenen Keime des Rationalismus, und während beinahe zweier Jhh. blieb die europ. Kultur unter dem Banne des Dämonenglaubens eines Petrus Lom(‘Liber sententiarum’ 1150), bardus

des

deres als eine Darstellung des Inquisitionsverfahrens und eine Fortsetzung der Inquisitorien eines Guidoni (um 1320), Petrucci ($ 1345), Eymericus (1376), die

Aber sonderbar: gerade das immense Wissen dieser Universalgeister hat sie in

ver*). der des

16. Jhs. wieder zahlreicher auftretenden A.s, insbesondere der des Gegner Hexenverfolgung, auf deutschem Boden. Es seien hier nur die wichtigsten genannt:

Joh.

Wier

(Weyer)

(‘De

Praestigiis

Daemonum’ 1563), Thomas Erastus (‘De Lamiis et Strigibus’ 1577), Aug. (‘Christl. Bedenken Lerchheimer von der Zauberei’ 1585), Frid. Spee (‘Cautio criminalis’ 1631), Joh. Prae-

(namentl. ‘“Philosophia torius der 1662), [Rockenphilosophie] länder Balth. Bekker (‘De verde Wereld’ 1691) und Chr. masius (‘Kurze Lehrsätze vom der Zauberei’ 1703). Aber noch

%

zweiten

Hälfte

des

18. Jhs.

Colus’ HolbetooThoLaster in der

entbrannte

eine heftige Kontroverse über den Hexenglauben

78

Aberglaube

77

zwischen

den

Patres

Ferd.

(al. Sterzinger und Angelus die eine reiche LiteAgnellus) März,

ratur für und wider auslöste (s. Grässe, Bibl. mag. S. 65 f.). Eine wesentliche Verschiebung hat der Begriff des A.s durchgemacht: Während man in älterer Zeit unter A. Anschauungen und Handlungen verstand, denen wirklich vorhandene Dämonenkräfte zugrunde liegen, pflegt man heute im landläufigen Sinne den A. als Wahnglauben aufzufassen, der irrtümlich solche unsichtbar wirkende Kräfte voraussetzt. Von beiden subjektiven Standpunkten hat sich die Volkskunde als Wissenschaft fernzuhalten und den A. in der Gesamtheit seiner Erscheinungen, ob sie sich auf Transzendentes oder Irdisches, auf Abstraktes oder Konkretes beziehen, als reines Forschungsobjekt zu betrachten.

Zauberwahn 130 ff. !5) Ebd. 14) Hansen 1%) Albertus Magnus als Zauberer s. 150. Sag. Nr. 495 = Trithemius Grimm Annales Hirsaugenses (1515). Zu dem A. über Alb. mögen die ihm fälschlich zugeschriebenen Werke ‘Liber aggregationis seu liber secretorum Alberti M. de virtulibus herbarum et anımalium',

‘De mirabilibus mundi’ und ‘De secretis mulierum’ beigetragen haben. Vgl. Hertling

Albertus Magnus in Geschichte u. Sage Köln 1880; Albert le Grand in RTrp. 28, Saintyves %) Lea 556 ff. ?) Hansen Zauberw. 147. A History of the Inquisition New York 1888; Nicht zugänglich 1905—13. deutsch: Bonn

war mir of Magic

Thorndipe 4A History Lynn and experimental Science during the

first thirleen Centuries of our Era. Lond, 1923.

des deutschen 6. Quellen A.s. Schon in den ältesten Berichten über Deutschland und germanische Länder überhaupt finden sich vereinzelte Angaben über A. Nur Weniges freilich bei (50 v.Chr.) und Strabo Caesar 10 v. Chr.), Reichliches dagegen bei (100 n. Chr.), der nicht nur Tacitus Angaben über german. Götter überliefert, sondern auch mancherlei über Priestertum, heilige Bilder und Feldzeichen, Prophetinnen, Weissagung, heilige Haine, Quellen und Pferde, Menschen- und Tieropfer. Vereinzeltes auch bei Claudian Marcelli(ca. 400), Ammianus nus (5. Jh.) und Agathias (6. Jh.). einheimiReichhaltiger sind die schen Zeugnisse des frühen MA., wie sie uns in den ältesten Heiligenleben, Ge-

79

Aberglaube

schichtsdarstellungen, Konzilsakten, welt-

lichen und geistlichen Rechtsquellen entgegentreten. So berichtet uns im 6. Jh. Ennodius in der ‘Vita Antonir von Menschenopfern, Gregor v. Tours in der ‘Historia Francorum’ von Götterbildern und -hainen, das Konzil von Auxerre (578) von Votiven an Bäumen und Quellen, von der heidnischen

Neujahrsfeier !?), die Lex Salica (ca. 500) und ihre Malbergische Glosse berühren Abergläubisches und Zauberisches in den teilweise noch dunkeln Ausdrücken ‘chrenechruda, thornecallis, chreoburgio, charistado, alatrude’ und erwähnen bereits die ‘stria’ (Hexe). Aus dem 7. Jh. ist wichtig eine Predigt des heiligen Eligius, Bischofs von Tournay (588—659), wegen ihrer zahlreichen Angaben über A. %), von Heiligenleben die ‘Vita Columbani’ Johanns von Bobbio und die ‘V, Barbati’,

von son-

stigen geistlichen Schriften: Gregors d. Gr. ‘Dialoge’, von Rechtsquellen: die

Lex Rotharis. — Mit dem 8. Jh. setzt eine so reiche Literatur ein, daß wir

nur noch das Wesentliche hervorheben können. Besonders sind es die Pönitentialien (Bußbücher) 2), die eine Fülle des bedeutendsten Stoffes enthalten; vor allen das Penitentiale Gregors II ?), das fränk. Penitentiale Pseudo-Romanum (ca. 700), das Penitentiale Eg-

berts v. York (ca. 750) und das P. Vindobonense. Wichtig sind ferner die Erlasse Karls d. Gr.: Die Capitulatio de partibus Saxonum (ca. 780) und die Capitularıa de villis (789 u. 812). Eine

karoling.

Predigt

wendet Opfer,

sich gegen Wahrsagen,

Briefe

des

schwörungen 2) ; gegen

von

790

Toten- und andere Schutzmittel, Be-

Predigten,

heiligen

ca.

Statuten,

Bonifatius)

allerhand abergläubische

Bräuche,

und in dasselbe Jahrhundert gehört der Indiculus superstitionum (743) ®), jenes vielerörterte Verzeichnis

von 24 heidnischen Bräuchen. Endlich sei

noch das Einsiedler-Manuskript De Sacrilegiis erwähnt, das laut Melusine

80

(II, 218) reich an interessantem A. sein soll. — Das 9. Jh. setzt die Pönitentialien fort. Weitaus das wertvollste Dokument dieser Art ist die Schrift des Abtes Re gino v. Prüm ‘De synodalibus causis et disciplinis ecclesiasticis’ (ca. 900) ®),

in der dt. Konzilbeschlüsse und Kapitularien

des

9. Jhs.

zusammengefaßt

sind;

weniger bedeutend das fränk. Poenitentiale Ps. Theodori”) — Das 10. Jh. scheint verhältnismäßig arm an kirchlicher Literatur über abergläubische Bräuche gewesen zu sein; dagegen seien als wichtige Quelle des 11. Jhs. Burchards v. Worms (ft 1024) ‘Canones’ 2®) genannt, in denen ebenfalls auf alte Bräuche zurückgewiesen wird. — Das 12. Jh. ist wieder eine Zeit der Ebbe für unser Stoffgebiet, während in das 13. Jh. die an volkskundlichen Angaben so reichhaltigen Predigten Bertholds v. Regensburg (f 1272) ?) und der ‘Dialogus miraculorum’ des Caesarius v.Heisterbach fallen %). — Das 14. Jh. bringt die wertvollen Schriften des Frater Rudolfus ‘De officio

Cherubyn’ 3%),

des

Nicolaus

v. Dinkelsbühl ‘De preceptis decalogi’ (1370) ®) und eine Zürcher Hs. vom J. 1393 %); besonders reich ist aber wieder

das

gläubischen

15. Jh.

Inhalts.

an

Schriften

Wir

nennen

aber-

des

Nicolaus Magni de Jawor ‘“Tractatus de superstitionibus’ (1405) %),

den anonymen ‘Tractatus de Daemonibus’ 3), Hans Vintler ‘Blumen der Tugend’), Heinrich v. Gorkums “Tractatus de superstitiosis quibusdam casibus’ (ca. 1425) ”), Johann Niders ‘“Formicarius’ (1435—1437) ®), Thom. Ebendorfer, ‘De decem praeceptis’ (1439)3), Joh. Wunschilburgs ‘Trac-

tatus

de Superstitionibus’

(ca. 1440) %9),

Felix Hemmerlins Schriften: ‘Dialogus de nobilitate et rusticitate’ (1444 bis 50), ‘De exorcismis’ (ca. 1455), ‘De credulitate daemonibus adhibenda’ (ca. Behaims 4), Michael 1455—60)

Meistergesang über Ketzer und Zauberer (ca. 1460) ®), Gottschalk Hollens

‘Sermones dominicales’ %), Hartliebs Kunst’ %*), das aller verboten ‘Buch

81

Aberglaube

‘Buch der zehen Gebot’ (1458) *) und die Hs. in St. Florian“%), In das-

selbe Jahr fällt vermutlich auch die erste

(franz.) Fassung der Rockenphilosophie (Evangile des Quenouilles) %7), die auf dt. Sprachgebiet bis tief ins 18. Jh. Neuauflagen und Bearbeitungen gefunden hat. Am Ausgang des Jhs. steht eine Hauptquelle des A.s: der 1486 vollendete ‘“Hexenhammer’ (Malleus maleficarum) des Heinrich Institoris und Jakob Sprenger®%), welches Werk in späteren Drucken noch allerhand andere Schriften über Zauberei und Hexenwesen in sich vereinigt, so z. B. Ulr. Molitoris’ ‘De laniis (sol) et phytonicis mulieribus, teutonice unholden vel hexen’ (1489) ®), Thomas Murners *‘Tractatus de phitonico contractu’ (1499) ©). Eine Anzahl Bres-

lauer

Hss.

aus

dem

14. u. 15. Jh.

sind im Anschluß an Antonin v. Florenz (geb. 1389) auszugsweise mitgeteilt in MschlesVk. 21, 63 ff. 1)

SAVKk,

Grimm

7, ı17ff.

Myth. 3, 401.

187 ff.

2%) Im

Auszug:

1) Wasserschle-

ben Die Bußordnungen der abendl. Kirche, Halle 1851; J. Schmitz Die Bußbücher u. die Bußdisciplin der Kirche. Mainz 1883 u. 1898. %) Wasserschleben 1ı3, 173. 200; Migne P.L. 132. ®) ZfdA. ı2, 439. 442. *) Meyer Myth. 20. ®) Grimm Myth. 3, 403; Saupe Der Ind. Sup. erläutert. Leipz. (Programm) 1891; PBB 25, 586; Fr. Widlak Die abergl. u. heidn. Gebr. der alten Deutschen, nebst d. Zeugn. der Synode v. Liftinae. Znaim o.]J. 2%) Wasserschleben 84; Meyer Myth. 21. 7”) Wasserschleben 595. ®*) Grimm Myth. 3, 404; Wasserschleben 89. 624. ”) Schönbach Berth. v. R. %) hrsg. von W. Strange 1851;

vgl.

Ph.

Schmidt

Der Teufels-

und

Dämonenglaube bei Caes. v. H. Diss. Basel 1926. a)

Franz

in:

Theol.

Quartalschrift

1906,

411 ff. ®) Panzer Beitr. 2, 256 ff. 3) Grimm Myth. 3, 41ı ff. *%) Ebd, 3, 414; A. Franz Der Magister Nicolaus Magni de Jawor. Frei-

burg i.B. 1898; Hansen Quellen 67 ff. 55) Ebd. 82 ff. %) Grimm Myth. 3, 420; Zingerle Sitten® 283 ff.; ZfVk. 23, ı ff. Ir3ff. 7) Hansen Quellen 87. %) Ebd. 88 ff, $) ZfVk. ı2, 3. %) Hansen Quellen 104.; ZiVk. ırı, 272 (laut Franz Bened. ı, 108 ungenau). %#) Hansen Quellen 109 ff, 42) Ebd. 207. *%) Zeitschr. f. vaterländ. Gesch, u. Alt. Westfalens 47, 85. *) Grimm Myth. 3,426; Hansen Quellen 130 ff.; hrsg. von

Dora

Ulm.

Halle

1914.

“) Panzer

Bettr.

82

2, 262 ff. “) Grimm Myth. 3, 415. ©) Les Evangiles des Quenouilles. Nouv. €d, Paris 1855 (Preface. Bibliographie p. XII sq.). %) Westdeutsche Ztschr. berwahn 473 £ff.;

300 ff.

4)

Ebd.

17, 119 ff.i; Hansen ZauDers. Quellen und Unters.

243.

®)

Ebd.

254.

Im 16. u. d. f. Jhh. ist die A.literatur kaum mehr zu übersehen und spezialisiert sich immer mehr auf bestimmte Gebiete, besonders das Dämonen- und Hexenwesen, die verschiedenen Formen der Mantik u. a., so daß wir hier nur an Hand der (oft unzuverlässigen) Bibliographien

(s. u. die Lit.) Werke

allgemeine-

ren Inhalts zitieren können, rantie absoluter Genauigkeit, L.

16. Jh.: Über Luther u.

d.

dt.

Volksa.

Berl.

ohne

Ga-

s.E.Klingner 1912;

ferner

die

Werke von Agrippa v. Nettesheim (1510 ff), Johannes Trithemius (1508 ff.; manches untergeschoben) und Pa-

racelsus

(ca.

1570 ff.).

Einzelnes:

Ulr.

Tengler ‚„Layenspiegel“. Augsb. 1511 (bes, Zauberei); Geiler v.Kaisersberg „Emeis‘* 1516 (vgl. A. Stöber, Z. Gesch. d. A.sim Anf. d. 16. Jhs. Basel 1856); Loannes

Boemus

„Omnium

gentium

mores

...'

1520, wo im 3. Teil Deutschland; Seb,., Franck „Weltbuch‘‘, 1534 (s. Er. Schmidt Deutsche Volkskunde i. Zeitalter d. Hum. u. d. Ref.

1904,

128);

Casp.

Peucerus

‚„Com-

mentarius de praecipuis generibus divinationum‘‘, Wittenb. 1560; Joh. Wier De Praestigiis Daemonum. Basel 1563; (Deutsch von Joh. Füglin. Basel 1565); Zimmerische Chronik 1566 (hrsg. von K. A. Barack? 1ı881—82); Theatrum Diabolorum. Frankf. 1569 (darin bes. Lu d w. Milich „Der Zauber Teuffel‘‘); Joach., Camerarius

nationum‘‘.

Leipz.

„Comm.

1575;

gius

„Admonitio

1586);

Ludw.Lavater

vitandis‘“.

Kopenh.

de

Nic.

generibus

divi-

Hemmin-

de superstitionibus magicis

1575

(deutsch:

Wittenb.

„Von Gespänsten,

vngehüren, fälen vnd andern wunderbaren dingen‘‘. Zürich 1578; J. Bodinus „De daemonomania magorum‘‘, übers. von Fischart. Straßb. 158% (dazu: Dav. Stumpf

„Erklär. d. Zaubergreuel, welche aus J. Bodini daemonomania gezogen sind‘. Frankf. 1620); P. Frisius „Des Teufels Nebeikappen, d.i....

von der Zauberei‘‘. Frankf. 1583; Augustin Lercheimer ‚Bedenken v. d. Zaubern‘, Heid. 1585; Bened. Pererius ‚„Advers, fallaces et superstit. artes...‘ Ingolst. 1591; Nic. Remigius „Daemonolatria‘‘, Leyden

1595 (Deutsche Übers. Frankf.

1598);

Gro-

sius Henningus ‚„‚Magica‘. Istebia 1597 (deutsch 1ı60o); Mart. Delrio „Disquisitionum magicarum libri VI‘. Löwen 1599 (später in Mainz u. Köln gedruckt).

83

Aberglaube

Sehr reichhaltig, bes. an A. in Sagenform sind die hs, Kollektaneen des Luzerner Stadt(s. SAVk. Cysat schreibers Renward 14, 198 ff. 272 ff.). Eisleben, Typ. Undatiert ist: Magica, Grosianis (Graesse 51).

Joh.

Für das 17. Jh. sind die Schriften von

besonders

kennzeichnend,

Praetorius

„Philosophia Colus‘‘ (Rockenphilosophie). ArnMajolus stadt 1662. Weiteres: Simon ‚Des

1607 ff.;

Mainz

caniculares‘‘.

„Dies

Bayern... in Maximilians hertzog landtgebott wider den aberglauben ... München 1611

2, 264);

Beitr.

Panzer

(s.

‚„Astronomia

‚,Der alten (darin: 1612 Frankf. Teutsch‘. 3, 329); s. ZfdMyth. Philosophey‘‘; Weiber Piccart „Orat, de magia veteri et recenti‘‘.

Eine ganze Reihe von DisserLeipzig 1614. tationes de magia (1617—1693), verzeichnet bei Graesse S.53f.57f. (Evenius wohl Bericht

„Gründl.

Jo.

ı512).

nicht

612,

Rüdinger

Ant.

60;

v. Zauberei‘.

Praetorius

magia

„De

1629;

Frankf.

illicita‘“ ...

„Der wahre Geist(deutsch). Jena 1630; liche Schild“ (zuerst 1647; bis ins 19. Jh.; R. enthält vorwiegend Segen und Gebete); v. d. abergläubigen

„Bericht

Gwerb

Leuth-

u. Vych besägnen und andern Zauberkünsten‘“‘, Zürich

1646;

Gisb.

putationes theologicae.

Beitr.

ı,

Voetius

Jo.

241);

Selectae

Utrecht 1648

dis-

(s. Wolf

Salkmann

Rud.

‚„„‚Magiae contemplatio . .‘‘ Straßb. 1655;

Mart.

‚‚Disq. theolog. de superstitione‘‘. Geier ‚„‚Tract, de Leipzig 1660; Jos. Arndius superstitione‘‘, Güstrow 1664; Const. ZieG. Fr. Magnus „Diss. de magia‘. graet Witt.

1665;

Aeg.

et

Rothe

Ge.

Schu-

Eines „Diss. de magia‘. Witt. 1670. bart der inhaltsreichsten Werke ist Barth. Anhorn, „Magiologia‘‘. Basel 1674, 1675 unter Wohl allgemeinerer den Pseudonym Philo. ZenkgraJoach. Jo. Natur dagegen Straßb, 1677; Diss. de superstitione, fius „Diss. Hartungus Jo. Christoph. Jo. Adam Jena 1685; de superstitione‘. „Tract. de magia‘‘, Tüb. 1687, Osiander Von großem Einfluß auf seine Zeit (s. o. Nr. 5 Sp. 77): Balth. Bekker „Die bezauberte Welt‘. Amst. 1693 (zuerst holländ, 1691. Streitschrr. u. Übersetzgg. Graesse 61). In mehrfachen Auflagen ist erschienen Joh. Staricius’

‚„„‚Heldenschatz‘‘

(z. B.

1679).

Endlich

sei, wenngleich franz. Ursprungs, als wichtigstes Werk über A. genannt: J. B. Thiers, „Traite

des

superstitions‘‘.

Par.

1679 ff.

Am Eingang des 18. Jhs. stehen die vielumstrittenen Schriften von Chr. Thomasius. Darunter:

‚„‚De

crimine

magiae

diss,‘““

Halle

1701. (Dazu: Hieron. aS. Fide ‚„Gründl, Abfertigung ....‘‘ Frankf. 1703). Dann J. G. Rok‚,Gestriegelte berühmte Schmidts kenphilosophie‘‘. Chemn. 1705, eine deutsche des franz. ‚„‚Evangile des queBearbeitung nouilles‘‘ (s. o. bei Anm. 47). Außerdem seien

84

erwähnt:

Joh.

Christ.

Maennling

„Denkwürdige Curiositäten‘‘, 1713;

größten

Fr.

Maurer

u.

Frankf. u. Leipz.

‚„‚Ausführl.

geheimsten

Ber.

v.

Wundermächten

d.

. . .‘

Nürnb. 1714; Tharsander (Pseud. f. Wegner) Schauplatz vieler ungereimten Meinungen 3 Bde. ... Berlin u. Leipz. 1736. 1739. 1742; J. J. Bräuner FPhysikal. u. histor. erörterte Curiositäten. Frankf. 1737. E. U. Keller

zig 1777;

„Das

Grab des A.s‘“.

(H. L. Fischer)

Aberglauben‘‘

Leipz.

1790.

Aufsätze mit A.-Stoff Myth. 3, 434 ff. ab.

Durch

die

Frankf. u. Leip-

‚„‚Das Buch

Einige

druckt

vom

verstreute

Grimm

Jahrhunderte

hindurch

in

s.

ziehen

sich, oft undatiert, eine Reihe von Volkszauber-

büchern, von denen die wichtigsten teilweise bei Wuttke $ 258 1ff., nach Düntzer in Scheibles

Kloster 5, 116, erwähnt sind: Fausts Höllenzwang, das Romanusbüchlein,

Albertus nisse,

der

Magnus’

Feurige

ägyptische Geheim-

Drache,

die

Sie-

ben Himmelssiegel, die Sieben Schloß, das Sechste u. Siebente Buch Mose. Weitere in einem Konstanzer Hirtenbrie£f von 1754 ss. SAVk., ı7, ı86 ff. Vgl. auch den Artikel Zauberbuch.

Im folgenden seien nun noch einige Schriften

und

Bücher

des

ı9.

u.

20.

Jhs.

erwähnt,

die

als Stoffsammlungen von Bedeutung sind, wobei wir uns der Ergänzungsbedürftigkeit des Verzeichnisses sehr wohl bewußt sind. Die in unserm Literaturverzeichnis entlaltenen Schriften geben wir in Abkürzungen wieder. „Wunderbüchlein...‘“. Kempten 1806 (Auszug b. Panzer Beitrag 2, 292 ff.);

Dobeneck

Mittelalter,

Huß

1815;

Aber-

glaube, 1823; Grüner Egerland, 1825; J.A. Scholtz Über den Glauben an Zauberei in den letztverfloss. 4 Jhh. Bresl. 1830; Grimm 1837; Myth. 1835; Tettau u. Temme, in ZfdA. 3, 360 ff. (1843); C.F.Stertzing

Kuhn 1843; Sagen, Märk. Kuhn 1848; Panzer Beitrag, Schwartz Schwartz Mark, 1848; Woeste

und 1848; Hei-

1852; Schwaben, Meier dentum !, 1849; W olf Beiträge 1852—57 (Material ı, 205 ff.); LieLechrain, 1855; Leoprechting brecht

Oberpfalz,

1857;

Rochholz

hardt Bresl. 1838;

Kuhn

1856;

Gervasius,

Zingerle

Kinderlied,

ıS58ff.i;

Schönwerth

Tirol‘,

1857;

Schindler

1857;

Mann-

Aberglaube,

Alpensagen, Vernaleken 1858; Schleicher Sonneberg 1858 (1894 ?); Westfalen,

1859;

Curtze

Waldeck,

1860. — Einen Markstein in der Aberglaubenliteratur bezeichnet das Erscheinen der I. AufBerlin 1860 (2. Aufl. Wuttke lage von 3. Aufl., 1869, Berl. Meyer, Berlin 1900);

1860.

Birlinger

garten

Aus

v. Elard bearb. Baumgarten

Volkst.,

der Heimat,

1861;

1862—69;

Hugo Jahr,

Baum-

Von-

bun Beiträge, 1862; Spieß Aberglaube, Sitten und Gebräuche des sächs. Obererzgebirges.

85

Aberglaube

Progr.

Annaberg

1862;

Kehrein

Nassau

1862; Lütolf Sagen, 1862; Flügel Volksmedizin, 1863; Grohmann 1864; Toeppen Masuren, 1866 (? 1867); Witzschel Thüringen, 1866; Strackerjan 1867; Rochholz Glaube, 1867; Köhler Voigtland, 1867; Lammert 1869; Land-

steiner ger Aus Bern,

1876;

Niederösterreich, Schwaben, 1874; Mor.

Busch

Leipz. 1877 (ohne Quellen);

bürgen, 1877;

Bartsch Christent.,

Lemke Volksgl.,

1885;

Liebrecht

Mecklenburg,

1882;

Meyer

Ostpreußen,

1885;

Knoop

1869; BirlinRothenbach Dt.

Volksglaube ?,

Zur

Volksk., 1879;

Hillner

Sieben-

1879 ff.; Lippert Aberglaube,

1884;

Haltrich

1884;

Schwartz

Siebenb.

Hinterpommern,

1885;

Sachsen,

Pfi-

ster Hessen, 1885; Fossel Volksmedizin, 1886; Saupe Indiculus, 1891; WIlislocki Volksglaube, 1891; Ders. Siebenb,

Volksgl.

1893;

Schmitt

Hettingen

1895;

Andree Braunschweig, 1896 (1901 ?); Laube Teplitz, 1896 (* 1902); Heyl Tirol, 1897; Löwenstimm, Abergl., 1897; Reiser

Allgäu

(1897—1902).

1900;

E. Mogk

1900;

20.

Meyer

Jh.:

in

H üser

Wuttke

Baden,

1898,

Sächs.

Volksk.,

Zauberwahn,

1900;

1900.

Hansen

Beiträge,

Ders. Quellen, 1901; Kleeberger FischSach, 1902; Fischer Oststeir. Bauernl., 1903; Drechsler 1903—06; John Oberlohma, 1903; Ders. Westböhmen, 1905 (? 1924). Hessler Hessen, 1904; Hellwig Aberglaube, 1908; Stoll, Zauberglauben, 1908; Hovorka u. Kronfeld, 19081f.; Andree-

Eysn Volkskundliches, 1910; birge 1909; Freybe, Der

aberglaube. zeit, Tod,

farth

John Erzgedeutsche Volks-

Gotha 1910; Höhn Geburt, HochVolksheilkunde, ı910—20; Sey-

Sachsen,

1913;

Fogel

Pennsylva-

nia, 1915; Schramek Böhmerwald, 1915; Manz Sargans, 1916; De Cock Volkssage, 1918; Ders. Volksgeloof, 1920. Müller Isergebirge. 1922; Sartori Westfalen, 1922; Stemplinger Aberglaube, 1922; Wrede

Eifler Volkskunde, 1922; Ders., Rhein, Volkskunde, 1922; A. Wirth Beiträge zur Volkskunde in Anhalt. Dessau 1923 ff.; Kurt

Heckscher Die Volkskunde des germanischen Kulturkreises. Hamburg 1925; Becker

Pfalz, kunde.

1925; Bonn

W. Diener 1925.

Hunsrücker

Volks-

Stoffreichere Zeitschriftenartikel: ZfAMyth. ı (1853), 240 ff.; 2, 99 ff. 420 ff.; 3, 329f.; 4, ıff. 174 ff.) Alemannia ı, (1873), 194 ff.; 3, 82 ff. 134. 172 ff. 263 f.; 12, 20,

26ff.; 13, 142 ff.; 280 ff.; 22, 74ff.;

17, 239ff.; 25, 126 ff;

19, 33,

162 ff.; 299 ff.;

37, 3if. VeckenstedtsZs. ı (1889), 35 ff. 04 ff. 202 f. 239 ff. 362 f. 397 ff. 435 ff. 483 ff.; 2, 33 ff. 77 f. 160 ff. 200 ff. 243. 257 ff. 440 1f.; 3, 301f. 1481£f. 229ff. 3093 ff. 437; 4, 269 ff., 326 ff. 387 ff. Z£Vk. ı (1891), 178 1if.; 3, 380ff.; 4, 80of1f.; 8, 394{ff., ı1,

86

272 ff.;

ı2,

ıff.;

20,

382 ff.;

23,

I ff.

277 ff.; 24, 55 ff. 175 ff. 293 ff.

ıı3ff.,

BlPomm-

Vk. ı (1893), 62 ff.; 3, 66 ff.; 5, 39 ff. 103; 9, ıff. ı7ff. 65ff. 113 ff. 129 ff. 153 ff. 161 ff.

MSchlesVk. Bd.ı, H. 1 (1894), 4 ff.; Bd.2, H.3, 3ff.; Bd. 7, H. ı3, 43 ff., H. 14, 7off.; Bd. 8, H. ı5, 74ff.; Bd. ı2, ız!ı ff; Bd. 17, ı9ff.; Bd. 20, 41 ff.; Bd.2r, 63{ff.; Bd. 23, 59ff. ZföVk. (später WZ{fVk.) (1895 ff.) 3, 279f.; 6, 107 ff.; ır, 188 ff.; 13, 18 ff.; 15, 169 ff. Msä V k. (1897 ff.) 2, 251 ff.; 3, 203 ff. 233 ff. 263 ff. 278 ff. 307 ff. 316 ff.; 4, 49f£. 103 ff. 131 ff. 163 ff. 205 ff. 236 f.; 7, 110 ff. 152 ff. SAVK. ı, (1897) 218 ff.; 2, 215 ff. 257ff.; 4, 176f.; 7, 131 ff.; 8, 267 ff.; 10, 22 ff.; 12, 149 ff. 213 f. 278 ff.; 13, 206 ff.; 14, 198 ff. 268 ff.; 15, ı ff. 147 ff.; 17, 168 ff.; 19, 215 ff.; 20, 54 ff.; 21, 31 ff., 198 ff.; 24, 61 ff.

292 ff; 25, 65 ff. 152 ff.; 26, 196 ff.

HessBl.

(1902 ff.} 10, 114 ff.; 15, 129 ff. BayHefte (1914) ı, 227 ff. ZfrwVk. (1904 ff.) 2, 177 ff. 277il.; 4, 116ff. Zahlreich, aber meist in

kleinere

Partien

in der Zs. Am

zerstückelt,

Urquell

sind

die

Artikel

(1890 ff.).

AllgemeineLiteratur. Fehr Der A. u. d. kath. Kirche des MA. Stuttg. 1857; Herm. Gerlach Das canon. Recht wider den A.: Arch,

f. kath. Kirchenr.

Geheimwiss.,

Okkultismus,

Volksmedizin

u.

1865,

II, 161;

Aug. Thellung Der A, (Vortr.). Biel 1867; Otto Pfleiderer Die Theorie des A.s (Vortr.). Berl. 1873; T. H. Simar Der A. 2 1878, 51894; Lippert Christentum, Berl. 1882; Ludw. Strümpell Der A.: was er ist, woraus er entspringt, wie er sich überwinden läßt. Ein Beitr. 'z. Volksbildung. Leipzig 1890; Chr. Rogge A., Volksglaube und Volksbrauch, Leipzig 1890; Alfr. Lehmann A, u. Zauberei v. d. ält. Zeiten an bis in d. Gegenwart. Stuttgart 1898; ®* 1908. (Wertvoll f. die Geschichte der einz. Systeme, bes. Spiritismus,

mag.

Geisteszustände. Wenig Volks-A.); Rud. Trebitsch Versuch einer Psychologie d. d.

A.s.

MittAnthrGes,

Wien,

1923,

17., 24. Nov.,

I. Dez,

B. XLIIE, H. 5 (1913). C. Clemen Wesen u. Ursprung der Magie. Arch. f. Religionspsych. 1921, H. 2/3; W. Manz Was ist A.? Schweiz.

Lehrerztg.

C. Read Cambridge Stäubli

Man and his Superstitions. 2d ed. 1925 (!1920). H. BächtoldAberglauben in: Deutsche Volks-

kunde, hrsg. v. John Meier. Berl. 1926, 101 ff. Außerdem die Artikel ‚A.‘ in den Enzyklo-

pädien:

Herzog-Hauck®(Rud.

Hof-

mann); Wetzer u. Welte?! (Simar); RGG.? (Rühle); Hastings (Alice Gardner); alle mit weiterer Lit.

Bibliographie: J.G. Th. Graesse Bibliotheca magica et pneumatica. Leipzig 1843 (zahlreiche Fehler, aber reichhaltig. Sachl. geordnet); Schindler Aberglaube 1858, S. XIff, (ca. 160 Nr.; nur das Sch. Zugängliche;

lat.

ungenau);

Indices

manches

vol. 221, col.

bei

449.

Migne

Patrol,

Unbekannt

ist

88

Aberraute— Abgarsage

87

mir geblieben: J.P. Migne Dictionnaire des sciences occultes... z vol. Par. 1861. Reichhaltig ist Jacques Rosenthals Antiqu. Kat. 31—35: „Bibl. mag. et pn.‘ Mü.

1904 (8575 Nr., aber außer dem A. viele andere Kulturerscheinungen; sachl. geordnet). F. Heinemann Aberglaube usw. (Bibliogr. d. Schweiz.

Landeskunde,

Bern 1907. Alb. bibliographique des occultes.

3 vol.

Fasz.

V

5, Heft

ı),

L. Caillet Manuel Sciences psychiques ou

Paris

1912

(11

609

Nr.

Für

die einzelnen Titel genauer als Graesse, aber sehr lückenhaft); H. Bächtold-Stäubli

in Deutsche

Volkskunde,

Berl.

1926, 316 1f.

Für die neuere Zeit sind zu vergleichen: Die Jahresberichte über die Erscheinungen

auf dem Gebiete der germanischen Philologie. Jahrg. 1879—1909; A. Abt Die volkskund-

liche Literatur des Jahres 1911 (Leipzig 1913), E. Hoffmann-Krayer, Volkskundliche Bibliographie, Jahrg. 10917 ff. (Berl. 1919 ff.); C. Clemen KReligionsgeschichtl. Bibliographie, Jahrg. 1914 ff. (Leipzig 1917 ff.). Für die älteren Quellen siehe namentlich

Meyer Germ. Zaubeywahn.

Aberraute

Abgaben

z. B.

Jahn

Myth,

ı5ff. und Hansen Hoffmann-Krayer.,

s. Eberreis.

als Reste früherer Opfer vgl. Opfergebräuche

Register S. 339 s. v.; s. weiter sen, Armer, Opfer.

Abgarsage.

ı.

Die

136 ff. und Almo-

Bächtold-Stäubli.

A. liegt in ihrer

ältesten Überlieferung vor bei Eusebius, Hist. ecel. I, 13, 6—22. Sein Bericht geht auf ein syrisches Original zurück, das sich angeblich im königlichen Archiv von Edessa befand. Die Tendenz der Sage ist, die Gründung der Kirche von Edessa in die apostolische Zeit zu verlegen. Im Mittelpunkt steht der Briefwechsel des Königs Abgar V. Ukkama von Edessa (13—50 n. Chr.) mit Jesus. Der erkrankte König bittet hier Jesus, nach Edessa zu

wechsels geglaubt. In Syrien ist er besonders hochgehalten und in der syrischen Doctrina Addai (um 400} weiter ausgebildet worden. Im Morgenland tritt er in armenischer und arabischer Überlieferung auf. In Gallien ist er um 388 bezeugt. Durch Rufinus, den Übersetzer des Euseb, hat sich die Sage im

Abendland weit verbreitet. In den „Acta Thaddaei‘‘ (nach 544) tritt zuerst im Zu-

sammenhang der A. auch die Legende von dem wunderbar entstandenen Bilde Jesu hervor, die auf griechischem Boden Decretum das entstanden ist. Schon Gelasianum bezweifelt die Echtheit des Briefwechsels. Augustin und Hieronymus

erklären ausdrücklich, daß Jesus nichts Schriftliches hinterlassen habe. Trotzdem wurde der Briefwechsel im 16. Jh. von den ‚Magdeburger Zenturien‘‘ als echt behandelt, und sogar im 19. Jh. haben hervorragende Gelehrte wie Cureton und Phillipps an seine Echtheit geglaubt. Otto Bardenhewer hat mit Recht geltend gemacht, daß er in der alten Kirche nie

als echt gegolten hat. Die Unechtheit des Briefes ist schon durch seine literarische Abhängigkeit von Evangelienstel-

len erwiesen; Abgar benutzt Matth. 5, 11,

in der Antwort Jesu klingt Joh. 20, 29 an 3). 3.DieBedeutung derBriefe beruht

kende

darauf,

Reliquie

daß

sie

geschätzt

als

wunderwir-

wurden.

Syri-

sche Schriftsteller des 4. und 5. Jhs. (Ephraem Syrus, Josua Stylites, Jakob von Sarug) bezeugen das hohe Ansehen,

das die Briefe in Edessa genossen. Sie wurden als Schutzmittel gegen feindliche Angriffe an die Stadttore von Edessa kommen, um ihn zu heilen. Jesus antIm 4. Jh. soll der Brief die geheftet. wortet mit dem Lobe seines Glaubens Stadt von der Belagerung durch die und verheißt, einen seiner Jünger zu Perser befreit haben ®. Im 4. Jh. ist schicken, um Abgar zu heilen. Als solcher dem Briefe Jesu ein Schlußwort beikommt Thaddäus (Addai) nach Edessa, der durch seine Predigt die Stadt chri- | gefügt worden, das ihm solche Wunderkraft zuschreibt. Auch in Privathäusern stianisiert. Die Sage kann erst nach der wurden die Briefe als Schutzmittel gegen Einführung des Christentums in Edessa Gefahren benützt. In einer jüngeren GeKönig ersten christlichen unter dem stalt des Textes empfiehlt Jesus selbst in der wohl (179—214), IX. Abgar seinen Brief als Schutzmittel. Die Zauber2. Hälfte des 3. Jhs., entstanden sein *). kraft des Briefes hat ihn durch alle JahrSage. der 2. Verbreitung hunderte erhalten; noch im 19. Jh. war Eusebius hat an die Echtheit des Brief-

90

abgewöhnen—Ablaß

89

er in englischen Bauernhäusern an den Türpfosten als Talisman befestigt ®). S. a. Himmelsbrief. 1) Deutsche Übersetzung: Neutestamentliche Apokryphen. Herausgeg. v. Edg. Hennecke. Bardenhewer Tübingen 1904, 76—79; ZWTh. Dobschütz Patyologie x, 453f.; 1906, 422—86; K. Schmidt bei HerzogThe Doc®*) Phillips Hauck)? ı, 98f. trine

of

Addai

the

1876;

London

Apostle.

Zur Abgar-Sage. (Wiener Ztschr. Dashian f. K. d. Morgenl. 4 [1917], 177 ff.); Baessler Legenden (1864), 21 ff.; Stübe Himmelsbrief 37 £f£. ?) Lucius Heiligenkult 1092 f. Pennsylvania 364 Nr. 1947. 245. *) Fogel Stübe.

abgewöhnen s. entwöhnen. abgraben s. vergraben. Abgrund (abyssus) als Ort der Hölle

vgl. Grimm Myth. ı, 261; 2, 672. 837; 3, 279f.;s. a. Hölle, Nobiskrug.

Bächtold-Stäubli.

abhauen (Krankheit). Hat man den Knürrband an der Hand (Verstauchung

der Hand), so muß man die Hand auf einen Block legen und mit einem Beile ein Ende davon a., d. h. die Bewegung des Hauens über der kranken Stelle machen lassen. Der Hauende sagt dabei: ‚Ich hau, ich hau.‘ Darauf fragt der Kranke: Jener antwortet: haust du?‘ „Was fügt

dreimal

hinzu:

(1897), 289 Nr. XXVIII

und aus

Men-

„Knürrband‘‘

und

„Im Namen Gottes“ usw. Einzige mir bekannte Belege aus der Gegend von Fehrbellin, Kr. Ost-Havelland: Z{£{Vk. 7 sing

Schleswig-Holst. Wb.

_Bächtold-Stäubli.

S.a. Krankheit.

Abia,

Zauberwort

ı, 68.

in

Formeln

wie

„abia, obia, sabia‘‘ oder ‚„‚abia, dabia, fabia‘‘ u. ä. Die Formel wird zu sicherem Schuß auf den Flintenlauf geschrieben oder auf einen Stock, um jemand aus der Ferne zu prügeln ?). Vielleicht sind es mit Abracadabra zusammenhängende Klangworte. An hebr. 3, °Aßıc, A. (Eigenname im A. T. ı. Sam. 8, 2; 1. Chron. 7, 8 usw.) „mein Vater ist Jahwe (Gott)‘, als magische Formel gebraucht, ist kaum ‚Alfa, Beta, YGtä‘‘, also zu denken. in einem Ääthiopischen „abi‘, kommt Zauberwort vor ®?). Auf einem Amulett

gegen

Hagel stehen bei Stoiber?)

neben

SAB + Z (aus dem Zachariassegen s. d.) und NDSMB (aus dem Benediktsegen s. d.) und Agla (s. d.) die Buchstaben +AB++

auch Abkürzung Gottesnamen,

also wohl

d.i. Abia,

IA+

aus Bibelsprüchen oder

1) Dieterich K/. Schr. 200; 228. Mitteil. Anhalt. Gesch. 14, 10;

werth

Oberpfalz

3, 202;

Kuhn

SAVk. ı9, Schön-

Westfalen

Aus der Baumgarten 2, 192 Nr. 523; Heimat z, 91; Speyergau-Blätter 1925, Nr. 25, Studien z. abessin. Zaubergo. ®* Worrell wesen (1909), 23. ®*) Ubald Stoiber Armamentarium Ecclestasticum arma spiritualia etc. Jacoby. 2 (Augustae Vindelic. 1726), 64.

abklopfen.

Wenn

man

etwas

rühmt,

seine Gesundheit, sein Glück usw., so soll man immer sagen „„unberufen‘‘ (s. d.) und dazu dreimal auf die untere Seite der Tischplatte klopfen, toucher du bois, wie der Franzose sagt !). Im Nahetal klopft man unter dem Tisch an die Tischplatte und spricht „unberufen‘‘, oder „zur guten

Stunde gesprochen‘‘, „die Zukunft nicht

heraufbeschwören‘‘, wenn man von etwas Unangenehmem redet, das man für die

Zukunft befürchtet ?). — Verwandt mit diesen Bräuchen sind wohl die voigtländischen: Mancher Wirt von altem Schrot und Korn klopft auch auf den Tisch, wenn er das Geld einstreicht. Läßt ein Gast seinen Branntwein zum Trinken weitergeben, so wird ebenfalls vom Zutrinkenden mit dem Finger auf den Tisch gepocht 3). S.a. Feierabend, klopfen.

Havers 1) SAVk. 7 (1903), 139 Nr.99; in BlbayVk. ıo (1925), ı2ff.; Seyfarth Sachsen 47; John Erzgebirge 52; Bartsch *) ZirwVk. 2 Mecklenburg 2, 312 Nr. 1516.

(1905), 206.

3) Köhler

Voigtland 208. Bächtold-Stäubli.

Ablaß besteht nach kathol. Auffassung

in dem völligen oder teilweisen Nachlaß der zeitlichen Sündenstrafen nach vergebener Sündenschuld, gegen Vollbringung bestimmter guter Werke, Er kam im 11. Jh. auf und ist sachlich verwandt mit der Redemption (Umwandlung schwerer kanonischer Bußstrafen in leichtere Ersatzwerke), eine Uebung, welche aus

dem germanischen Recht (Wergeld!) in die kirchl. Bußpraxis überging. Bedeutenden

Aufstieg

nahm

das

Ablaßwesen

ablecken— Abort

ablecken s. lecken. ablösen s. lösen. abnehmen s. messen.

abnehmender Mond s. Mond,

Pla-

neten.

Abnehmekraut Abnormität

A.

Abort. ist

heute

im

sehr

s. Ziest.

s. Monstrum.

ı.Sachkundliches.

einbezogen,

volkstümlichen

oft

nicht

sondern

in

Hause

die

wirklich

Der

noch

Wohnung ein

Ab-

(abseitig gelegener) Ort. Das war in frühe-

ren Zeiten natürlich viel mehr der Fall. Selbst in der deutschen Adelsburg geschah seine Einfügung in das Innere des Wohnteiles erst im Mittelalter !), und noch in

der fürstlich ausgedachten karolingischen Klosteranlage im Plane von St. Gallen erscheint der exitus necessarius?) durch einen längeren Gang vom Gesamtkomplex der Klostergebäude getrennt. — Die

älteren Bezeichnungen für den A. (z. B. an. valtgangr, ganga til gards, gangr, gang, ahd. felfgang) 3) sprechen deutlich genug von der Ursprünglichkeit jener Einrichtung, und was wir im heutigen bäuerlichen Hof

für

davon

die

sehen,

Langlebigkeit

Primitivkultur.

im

ist ein starker

Hier

liegt

über den Brauch,

A.

selbst

19. u. 20. Jh. noch häufig im Freien

neben der Dungstätte %), oder wie in der Lüneburger Heide hinter der Scheune, und gar nicht selten kann man auch in hoch-

kultivierten Gebieten die, übrigens auch den kriegszeitlichen Feldlatrinen wohlbekannte, Anlage finden, bei der jeder seine Notdurft oewern Knüßpel, d. h. über einer Querstange verrichtet, die auf zwei in den Boden gerammten Pfählen befestigt ist ®). Auch wo dem A. ein eigenes Bretterhäuschen errichtet ist, was beim bäuerlichen Hause des 15. Jhs. noch eine Seltenheit gewesen zu sein scheint ®, und was ihm in neuerer Zeit in ganz Österreich die Benennung 's Häusl und in Schwaben Häusle”), schweiz. Hüsli gebracht hat, ist dieses dennoch häufig vom Hause gesondert im Freien oder doch nur als loser Anbau am Ende des Hausganges aufgestellt, wovon es in Schwaben auch Läublin und Läubli?) genannt wird.

4f£.

u.

1008;

Hoops

Reall.

ı,

8) Belege neuerdings zusammengefaßt und vermehrt von R. Meißner Altlakvida ZfdA., 61 (1925), 24. *) Kluge in Engl. Stud. 8, 62. 0)

benützt

werden

konnten.

Im

Weinhold

Alt-

") Heyne

3. A. als Erscheinungsstätte Die und Teufel. Geister der Unheimlichkeit dieser ‚,Unstätte‘“ 22), die man bei Nacht kaum allein zu betreten wagte, ist begründet. Denn bei Isländern, Skandinaviern, Deutschen u. Arabern 2%) gilt der A. als die Erscheinungsstätte von Totengeistern und Teufeln. Ausdrücklich als solche bezeichnet, erscheint er in einer

irischen Mönchsregel, die auch die Segensformel angibt, mit der die Mönche den A. zu betreten haben !%). Dasselbe ist auch aus mehreren nordischen Sagen ersichtlich 1). In der erwähnten Thorsteinsage z. B. warnt König Olaf seine Gäste ausdrücklich, den A. des Nachts allein aufzusuchen. Thorstein tut es dennoch und hat dabei denn auch ein sehr gefährliches

Heyne Wohnungswesen 97 u. 181. *) LeoPrechting Lechrain 226. *) Kück Lüneburger Heide 216. ®) Auf einem Bild der ars memorativa (Augsburg c. 1480) b. Heyne Wohnungswesen 181, Fig. 31 verrichtet der Bauer (unkundig der Einrichtung) seine Notdurft vor dem Häuschen. ’) Birlinger Aus Schwaben 2, 376 £.

| sonen

Fornmannasögur 3, 199;

nord. Leben 228; Olafs s. helga c. 81. Wohnungswesen 97, Anm. 125.

13;

2. Die Unheimlichkeit dieses abseitigen, wüsten Ortes ist uns bei verschiedenen Völkern schon aus früher Zeit mehrfach bezeugt ®). Vielleicht hängt es damit zusammen, daß die A.-Anlagen in Skandinavien und Finnland noch heute (bisweilen auch noch in den österr. Alpenländern) und ehedem scheinbar in vielen Gegenden so eingerichtet waren, daß sie gleichzeitig von mehreren Per-

am A.

erklärlich.

') A. Schultz Höfisches Leben 107 f{. ?) Meringer in MAG, Wien 23 (1893), 174 f. Abb. 164/65 u. 169. % Schrader

Reallex.

daß die Frauen

fröhliche Gelage begehen. Im fhorsteinthattr skelks (aufgezeichnet im 13. Jh.) wird der A. am Hofe Olaf Tryggvasons als mit elf Sitzen auf jeder Seite (also z2sitzig) geschildert !%. Die alte deutsche Bezeichnung Sprachhaus (sprächhüs) 11) für A. ist ebenfalls aus der gemeinsamen, gesellschaftlichen Benutzung des Ortes

Beweis

volkstümlicher der

Abort

Klosterplan von St. Gallen zeigt der eine exilus necessarius sechzehn, ein anderer acht Stellen. Und ein angelsächsischer Mönch des 11. Jhs. klagt in einem Briefe?)

Abenteuer

mit einem Teufel zu bestehen,

der sich ihm als Totengeist eines im Kampf

gefallenen Recken zu erkennen gibt. Nur

a.

) Heyl Tirol 782 Nr. 103. ?* Meyer Baden 590. %) Birlinger Volksth. 2, 419 ff. und 466. *) Heyl 1.c. 322 Nr, 138. °) Ebd. 103 Nr.66. °%) Schönwerth Oberpfalz ı, 311. ’) Pollinger Landshut 274. ®%) Ebd. 154. Schneider,

92

=

durch die Kreuzzüge und die seit 1300 gefeierten Jubiläen. Die Ausartungen des Spätmittelalters wurden durch die Reformation beseitigt. Die A.e gelten zunächst für den, der sie „gewinnt‘‘; seit dem 14. Jh. kann man sie aber auch an bestimmten Tagen den Verstorbenen „Zuwenden‘‘ ?)., Beliebt ist der sog. „„,Ablaß‘‘, der darin besteht, daß für einen Verstorbenen vor der Beerdigung 3 mal 5 Vaterunser gebetet werden ?), oder auch der „kleine Ablaß‘‘, welcher denen gewährt wird, die beim Versehgang zu einem Kranken das ‚‚Allerheiligste‘* begleiten %. Werden einem Lande große A. verliehen, so glaubt man, daß die Dämonen weniger werden?) oder daß die Macht des Teufels sich vermindert 5). Der A.-Pfennig®), der früher gleichsam als Quittung für das geleistete Almosen verabreicht ward, diente mancherorts als Amulett ?), oder man brachte einen solchen als Unheil abwehrendes Mittel über der Stalltüre an®) (s. a. Medaille).

93

Be

9I

dadurch, daß im letzten Augenblick die Kirchenglocken zu läuten beginnen, wird Thorstein gerettet !). Ebenso erscheinen in einer Sigurdsage am A. die Schatten abgeschiedener Geister !?). Daß derselbe Glaube auch in Deutschland verbreitet war, geht aus einer Nachricht bei T hietmar von Merseburg (4, 72) her-

vor, in der von einem A. im Krankenzimmer eines Klosters erzählt wird, aus dem zum Entsetzen eines Schwerkranken

Dämonen

emporstiegen.

94 2) Höfler

Krankheitsdämonen

in ARw.

2, 98. 1%) Lane Manners and customs of the modern Egyptians cap. X; Snouck Hurgronje Mekka 2, 41 (zit. nach R. Meißner a.a. O.). Zu einem Gott des A, haben es nach Grube Religion und Kultus der Chinesen 172, die Chinesen gebracht. 1%) Trans-

actions of the R. Irish Acad. vol. 24. Antiquities pl. II. (Dublin 1864) 209 (zit. nach R. Meißner a.a.0O.). !°) R.Meißner a.a.

O. 23f. 1°) Fornmannasögur 3, 199 (übersetzt u. a. ZfidMyth. ı, 320 ff.). 1) ZfdMyth. ı, 321 Anm.

4.

Es

ist

deshalb

erklärlich,

daß

der

A. als die Stätte allerlei Zaubers und Aberglaubens erscheint. Cäsarius von Heisterbach berichtet !) von einer Jüdin, die über die christliche Taufe ihrer Tochter aufs höchste aufgebracht war und der Tochter drohte, die Wirkung der Taufe aufheben zu wollen, indem

sie sie durch

das Loch

eines A. ziehen werde: „Ego tribus vicibus te sursum traham per foramen latrinae, sicque remanebit ibi virtus baptismi tui.‘ — Ein Gegenstück dazu ist es, wenn norwegische Frauen kranke Kinder durch das Loch des A. zogen !®). In beiden Fällen verquickt sich die Zauberkraft des A. mit der des Durchziehens (s. d.). Aber auch ohne das Durchziehen kann man den A. zu zauberischen Handlungen benützen, weil er eben die Stätte ist, an dem der Teufel und die Geister ihr Spiel haben ®). In einer der ältesten Nachrichten über schlesischen Volksglauben %) heißt es von den Mädchen: „faciunt et laxivam et cum pectine, cloacam

avena, modica carne ponunt ad 'dicentes: veni dyabole, balnea

te et pecte. Equo tuo da avenam, accipitri carnem et ostende mihi virum meum.‘“ — Ähnliche Dinge sind auch im heutigen deutschen Volksglauben noch erhalten. Im württembergischen O.A. Blaubeuren glaubt man Blut stillen zu können, wenn man mit einem Stock darüber streicht und dann den blutigen Stock in den A.

steckt 22). Um Warzen und Überbeine zu

vertreiben, nimmt man in Sachsen einen Tuchlappen, den man im Freien zufällig gefunden haben muß, und reibt mit ihm die betr. Stelle ein. Dann wirft man den Lappen in den A. und zwar womöglich

95

Abortus—Abracadabra

in den

Kot ®).

Vor

Zahnleiden

schützt

man sich im Fränkischen, indem man am

Karfreitag in den A. riecht %), im Erzgebirge, indem man dreimal in den A. spuckt ®). Fast im ganzen deutschen Sprachgebiet ist der Glaube verbreitet daß die Paten auf dem Wege zur Kirche und solange sie den Patenbrief bei sich tragen, nicht auf den A. gehen dürfen,

sonst kann später das Kind das Wasser nicht halten und verunreinigt sich selbst als Leiche. Im Notfalle müssen die Paten

wenigstens den Patenbrief aus der Tasche nehmen *), Läßt man ein Kind allein am

A. sitzen, so holts der Hoggemann (Aargau) ?). Überhaupt gilt es als gefährlich, Kinder unter einem Jahre auf den A. mitzunehmen. Sie bekommen dann leicht böse Augen %®) oder einen übelriechenden Atem ®), Letzteres wider-

fährt auch

Erwachsenen,

wenn sie am

A.

essen %). In Baden müssen Erwachsene ihre abgeschnittenen Haare vergraben oder in den A. werfen, sonst bekommen sie Läuse 3), Vielleicht halb scherzhaft aufzufassen

sind ein

folgende

Mann

und

Volksmeinungen: ein

Weib,

die

Wenn

sich

nur

wenig kennen, zufällig am A. zusammen-

kommen und beide erschrecken, so heiraten sie sich 3). Wer an einem offenen A. vorüber muß, wird dem gram, der die

Türe

nicht

schloß 3).

Die

erstere

der

beiden Meinungen (oder sind es nur mehr Redensarten?) erinnere ich mich auch in Steiermark mehrmals gehört zu haben. »%”)

Caesarius

Dialogus

rop

b.

2, 96; ZfVk.

Gaidoz

v.

Heisterbach

17 (1907),

Un

vieux

315.

rvite

1)

N y-

medical

(1892), 54. %*) Drechsler 2, 191. 21) MschlesVk. 17 (1915), 40. %®) Bohnenber-

ger Nr. ı, 14. ®*) Seyfarth Sachsen 220. 2) Wuttke 35r $ 526, ähnlich Schön-

werth Oberpfilz 3, 244. Sachsen 220. %) Wuttke 2”) Rochholz Kinderlied Erzgebirge 56. %®) Köhler %) Drechsler 2, ız. %) 512. %) Drechsler ı,

3)

John

Erzgebirge 35.

%®)

Seyfarth 388 8 593. 317. ®) John Voigtland 423. Meyer Baden 227 u. 2, 195.

Abortus s. Abtreibung. Abracadabra, ein schon dem

ner

Q.

n. Chr.

Serenus

bekanntes

Sammonicus !} Zauberwort,

Geramb.

Medizi-

um

das

200

nach

96

dem Schwindeschema geschrieben wurde; andere Formen: Abrasadabra usw. Es wird oft bis heute gegen Fieber, Zahnschmerz, Wunden, auch beim Buttern benutzt. Über den Ursprung des Wortes gibt es verschiedene Erklärungen. Wuttke, Kaufmann, Seligmann, Höhn führen es auf Abraxas (s. d.) zurück ?); so auch

schon

Thiers %. Eine

will

darin

a =

andere

ab

(Vater),

Deutung *) b =

ben

(Sohn), ruach (Geist) sehen, leitet es also

aus

dem

dritte ®): Worte

Hebräischen

ab.

87373 8738

gemäß‘‘,

Ebenso

„entfleuch

bzw.

N7J28

eine

diesem

„nimm

ab

(d. W. g.)‘, mit Bezug auf das Schwinden der Buchstaben. Wieder andere %) glauben darin ein Schwindewort ohne Sinn wie

Aßladavakfa,

axpaxauvapion

mit Beeinflussung

durch

sehen

den

zu

sollen,

magischen

Gebrauch des Alphabets a-3ax-ya-d3x, Für die

Verbindung mit Abraxas spricht die Auf-

schrift

auf

einem

synkretischen

Amu-

lett mit Horus auf dem Lotus, umgeben von 7 Sternen (Planeten): Aw ABPAK”),

wohl ’I«6 ’Aßpax, vgl. Abrac o. Vielleicht geht das auf aßpa = apa DZ ‚vier‘, vgl.

Tetragrammaton in dem 4p34$ "law bzw. äPp&d "law der hellenistischen Zaubertexte, zurück, womit auch Abraxas zusammenhängen könnte, so daß das Wort ein Spiel mit der die Gottheit bezeichnenden Vierzahl wäre (D3%R 173 D34R) 8). 2

1!) v. 935 vgl. Heim Incantamenta 491. Wuttke 181 8 246. 179 $ 244; Selig-

mann

Blick

2, 300;

Höhn

Volksheilkunde

1, 154; C.M. Kaufmann Handb. d. christl, Archäologie (1913), 635. %) Thiers ı, 364. 427. *) ZAVfV. 5 (1895), 37. °) Bischoff Kabbalah (1903), 95; Kabbalah 2 (1913), 192. 195, vgl. Ohr t in DanSt. 1919, 11 ff. Auf die

Verwandtschaft mit "730 macht schon Bu x -

torf

Lexic. Chald. ed. Fischer

(1879) 1152

aufmerksam, der auch auf Agrippal.3 verweist.

%°) Heim

Taf.

®) Vgl. noch

a.a.O.

491;

c.ır

Dieterich

Ki. Schriften 515; Dornseiff Alphabet 64; Eitrem Papyri Osloenses ı (1925), 135. ?) King The gnosftics and their yemains (1887) 5, ı.

(1903),

217;

Urquell

Hov.u. Kronf. Stemplinger

DanSt.

186;

66.

4,

1919,

194;

_ (1890),

9

186; 3 (1892), 68;

I, 3. 29. 141.2, 111. 235. 336. Sympathie 81; Clement

160 ff;;

Agrippa

ZföVk. 4 (1898), 143;

Franz

v.

Lammert

Nik.

de Jawor

Nettesheim 261;

3,

Schramek

Böhmerwald 319; Frischbier Hexenspr. 104; Andree Braunschweig 419; Sey| farth Sachsen 169. 170; Keller Grab des

Magyaren 146; Abergl. 4, 231; Wlisloki Jacoby. Pharmazeutik 1, 225. Peters

Abraham.

Erzvater,

ı. Der biblische

der gemäß der Legende 1000 Jahre nach dem Sündenfall den von Gott ausgerissenen und auf die Mauer des Paradieses geworfenen Baum der Erkenntnis fand und ihn in seinen Garten pflanzte, worauf eine Stimme ihm verkündete, daß dies der Baum sei, an dessen Holz der Heiland werde gekreuzigt werden }).

ı) Wright Chester Plays ı, 239; Liebrecht Gervasius 125; jüdische Sagen: bin Sagen der Juden: Die Erzväter Gorion zahlreiche Parallelen aus (1914), 137—362; Sinai der rabbinischen Lit.: bin Gorion und

Garizim

(1926)

91—132.

Alttestamentlicher,

2.

jüdischer

Vor-

Jahrhunderten ebenund noch jetzt bei

name, in früheren falls bei Christen

orthodoxen Protestanten in den Niederlanden im Gebrauch, daher auch im Kalender, wo er am 20. Dezember erscheint, der als A.stag bei den Magyaren ?) einer der Tage ist, an denen man versuchen soll, Schätze zu graben, bei den Egerländern in Zaubersegen 3) wider das kalte Fieber aufgeführt. Er kommt auch in verbreiteten Diebssegen vor: „A. hat’s gebunden usw.‘ %), 2) Wlislocki

Zauber u. Segen 61. (1926),

200 ff.

98. *) Fehrle Magyaren

*) Jacoby

in HessBl. 25

3. A.sfest feiern, den 50. Geburtstag feiern (nach Joh. 8, 57), dazu die Redensart „A. gesehen haben‘‘, d.i. über 50 Jahre alt sein, ebenso die Frage: „Er ist noch nicht 50 Jahre und hat schon A. gesehen‘‘? 4a), 4a) Wander Sprichww. I, 14; Rhein, Wb. ı, 28; Zoozmann Zitatenschatz 11; Fischer

SchwaäbWb.

ı, 51.

und im Hirtensegen 4. A.sgarten, anderswo angeführt, z. B. im Orendel 1240 „‚ez leit uns in A.s garten‘ ®), in A.Rain neben (Dürrenbüchig) Baden beim Hühnerkauf in dem Vers ‚,Geh naus in A.Rain, am 6 kumm da widda haim‘‘ %) gebraucht (s. Landwirtschaftl. Segen $ 2a). Grimm

5

ı,

Wb.

5.

14.

Myth.

A.s Schoß,

3,

1037.

°%

in A.s Schoß

Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

Badisches

eingehen, I.

98

Julita

Abraham-—Abraham

97

sprichwörtlich nach Lukas 16, 26, wo La-

zarus im Schoße Abrahams gehegt wird und dieser vom Himmel herab dem aus der Hölle emporflehenden Reichen sagt: „Über das alles ist zwischen euch und uns

eine große Kluft befestiget. . .‘‘. Das von Christus gebrauchte anschauliche Bild der Vergeltung des Guten (Abholung der

Seele

A.s

des Armen

Schoß)

wird

und

vom

Übertragung

Dichter

des

in

He-

liand in die Worte gefaßt: ‚, Godes engilös

antf&ngun is ferah endi l&ddun ina forth thanan, that sie an Abrahämes barm thes armon mannes s@ola gisettun‘‘ 7). 7) Heliand

ed. Heyne,

3. A., 67/68.

6. A.s Zauberbücher, eine Astrologia apotelesmatica und ein Buch über die Traumdeutung. Im Nischmath Chajim (Ovat. III, cap. 29) heißt es: ‚Unser Vater A. verfaßte die Massichta, in welcher er alle Arten der Magie und ihre Wirkungen durch die Macht der bösen Geister beschreibt, in ähnlicher Weise, wie er im Buche Jezirah von den heiligen Namen schrieb‘ ®. Letzteres soll von Joseph ben Akiba herrühren. %

Kiesewetter

Kabbalah

ı (1913), 220,

Faust 319;

158.

Bischoff

7. Mit Isaak häufig in Kinderreimen, Scherzfragen und Rätseln genannt ®). ») RheinWb. ı, 28. Fischer SchwäbWb.; Böhme Kinderlied S. 389; Züricher Kin-

derlied Nr. 4467 ff. (auch A. u. Sara).

bei

Wrede.

Abraham, hl., Abt!) von Saint-Cirgues Clermont,

gest.

um

Sein

472.

Name

erscheint in einem dt. Augensegen ?) des 15. Jhs., auch in andern Augenbenediktionen. Die Aufnahme in diese erklärt sich aus der Stelle bei Gregor von Tours: „Erat mirae virtutis, fugator daemonum inluminatorque caecorum, aliorum quoque morborum potentissimus medicator‘ 3), ı) AA.SS. Bolt. 15. Jun. II, 1058 f. ?) ZfDA.

38, ı7. ?) Liber vitae rer. Mer, I 2, 672).

palrum

c. 3

(M.G.SS. Wrede,

Abraham Julita, Zauberworte, die nach dem Schwindeschema geschrieben, gegen

Fieber benutzt werden !); zusammengesetzt aus den Namen Abraham und Julita, deren es mehrere Heilige gibt 2). 4

99

Abraut—abschneiden

)Hovorka u. Kronfeld I, 144; 2, 329; John Westböhmen 271; ZföVk. 6 (1900), 116.

2?) Vgl. Registerband der ActaSanctorum

Boll.

Abraut

Jacoby.

s. Eberreis.

Abraxas, Gottesname, der in den hellenistischen Zauberpapyri und auf zahlreichen Amulettsteinen des Altertums und

des Mittelalters begegnet; Form

die häufigere

ist nicht ’Aßpafdks, sondern ’AßpaadE.

Der Dämon

Abrasax ist der Jahresgott;

sein Name besteht aus 7 Buchstaben (vgl. 7 Tage der Woche) und hat den Zahlenwert 365 (vgl. die Tage des Jahres). Die Zurückführung des Namens auf den Gnostiker

sein,

Basilides

da

ersten

er sich ganz

wird

kaum

allgemein

Jahrhunderten

unserer

richtig

in den

Zeitrech-

nung findet. Man hat viele Deutungen des

Wortes, das durch seinen Zahlenwert keineswegs erklärt wird, versucht, bis jetzt umsonst; auch die neueste von Eisler bei Dornseiff scheitert daran,

sie die weniger

gang nimmt,

häufige Form

daß

zum

Aus-

Ob es mit Abracadabra zu-

sammenhängt, ist fraglich; in abra könnte das hebr. Zahlwort für ‚vier‘ stecken ?). )

Herzog-Hauck

Wissowa

terich

Die-

Poimandres 272; Belge 18 (1914),

De27 {f.;

Ders.

Kl. Schr. 225;

Weihnacht 29; Dornseiff Al105; Seligmann Blick 2, 310.

Hovorka

Kronfeld

Zauberglaube 63; Seyfarth

senkreuzer

Pauly-

5, 1054;

Abryaxas 46;

Usener phabet 42.

ı13ff.;

1ı, 109 ff.; RGG.

Reitzenstein latte im Musee 319;

ı,

2,

Krieg

u.

41f.;

Lippert

Sachsen 170;

227

(Reg.);

(1920),

254; MschlesVk. 22

3f;;

ı,

Kronfeld

Mannhardt

Christentum 230;

Jennings

Albers

Das

14; Heim

Ro-

Jahr

Incan-

tamenta 481. 537. 542. 543. Jacoby. abreißen, Wie man gewisse Dinge abbeißt (s. d.), um sie nicht abschneiden (s. d.)

zu

müssen,

so

kommt

auch

das

A. vor. Im Fränkisch-Hennebergischen schreibt ein Mittel gegen schweres Zahnen

vor: Man geht vor Sonnenaufgang an eine wilde Rosenhecke und reißt davon drei Dornen rückwärts ab. Diese näht man in ein leinenes Säckchen und hängt es dem Kind um den Hals !). Gegen Verstopfung reißt man in der Oberpfalz einen

jungen

abwärts

Trieb

ab 2).

S. weiter

des

schwarzen

Pflanze.

Hollers

100

1) Spieß Fränkisch - Hennebergisch 101; 23 Schönwerth Oberpfalz 3, 269. Nr. 5.

Bächtold-Stäubli.

Abreißkalender s. Kalender. abringeln, ein anscheinend von M. Höfler 1) geprägter Terminus, zur Beseitigung von Krankheit und Abwehr von Schadenzauber durch Umkreisung. S. Kreis, Ring. 1)

Volksmedizin

36 f.

Bächtold-Stäubli.

Abschabsel der Fingernägel, der Ecken

des

Tisches,

der

Mauer

usw.

wurden

in

Heil- u. Zaubertränken früherer Zeiten viel verwendet !). Das sog. „Äscherchen‘‘, ein Mittel der Siebenbürger Sachsen gegen das Berufensein der Kinder, wird durch A. von Ecken der Zimmer und der Hausgeräte usw. hergestellt ?). Je weniger Leute (ebendort) von der Stunde der Geburt Kenntnis haben, desto leichter verläuft dieselbe; von den Ecken jener Häuser, deren Bewohner darum wissen, muß man etwas Mörtel abkratzen, denselben in Wasser auflösen und der Gebärenden zu trinken geben 3). 1) Vgl. z. B. SchweizId. 8, 16; DWb. I, 94, wo Belege aus Seuter rosarznei (1599) und Rößlin hebammenbüchlein (1563) ange-

führt sind; Schmeller BayWb., 2, 351 f. 2 Wittstock Siebenbürgen 72. %) Ebd. 74.

Bächtold-Stäubli.

abschneiden, Abgeschnittenes, I. ı. Die

Handlung des A.s, die wir ohne hemnüchterner mit Vorstellungen mende Selbstverständlichkeit vorzunehmen pflegen, ist für den primitiven, von Dämonenangst beherrschten Menschen in bestimmten Fällen eine verantwortungsvolle Zeremonie. Die Dämonenfurcht und die peinliche Beobachtung bestimmter Vorschriften ist dann besonders groß, wenn es sich um Teile des Körpers handelt, und gerade um jene Teile, in denen nach offenbar allgemein menschlichem

Glauben die Seele oder die Lebenskraft sitzt, die Haare und Nägel?). Frazer ?) hat in „The Golden Bough‘‘

das Materia}

für das Haar von der Antike bis zu den heutigen Primitiven gesammelt, die Deutung der einzelnen Fälle muß nachgeprüft werden, was Sommer®) und Schredelseker %) für die Antike getan haben. Die Vorstellung, daß man mit dem A. des

101

abschneiden,

Haares auch das Leben in Besitz nimmt,

ist in der Simson ®)-Nisosgeschichte ®) gerade so lebendig, wie im Skalpieren der Indianer ?). Die Verehrung der Haare und Nägel als Sitz der Seele und des Lebens und die Bedenken beim A. sind bei den Indonesiern ®) besonders lebendig, und in Deutschland ist ein Rest dieser Vorstellung in dem Verbot enthalten, im ersten Jahr das Haar des Knaben zu schneiden, da er sonst den Mut®) oder Verstand!) verliere. Daneben wirkt die Vorstellung herein, daß das Haar dämonisch und gefährlich

ist 1); so wird dann das A. zur Reinigungszeremonie?), Einen solchen offenbar uralten Zauber haben wir aus der Oberpfalz überliefert: bevor die Braut zur Kirche geht, muß ihr die Mutter oder die ‚„‚Taufbod‘‘ oder eine Freundin die Nägel an Händen und

Füßen a. und verbrennen, damit sie als Weib keine Krankheit durchmache; auch schneidet man ihr Haare vom Kopfe ab und wickelt sie um die Nägel, um damit Kopfweh und Rotlauf zu verbrennen !®). Im Haaropferritus, der in der Antike 14) eine größere Rolle spielt als heute, ist

das abgeschnittene Haar Substitut für den ganzen Menschen oder das Tier; in diesem Sinne findet sich das Haarabschneiden im Totenkult®) und bei Gelübden?!%, Andererseits darf ein im heiligen Dienst Stehender !?) oder der Mensch als Objekt 2) einer kultlichen Verehrung Haare und Nägel nicht schneiden. Unter solch einem kultlichen Gebot stand auch der junge Chatte!®, der das Haar nicht a. durfte,

bis er einen Feind getötet hatte, und in demselben Sinne läßt der Bataver Civilis ”) im Rachekampf gegen die Römer das Haar lang wachsen. Auch im Rechtsleben spielt das A. oder Nichtabschneiden der Haare eine Rolle: so müssen sich alle Teilnehmer an einer Grenzhandlung in Schlesien den Bart a.,

nur nicht der Bürgermeister (1587) 2%). Abschneiden der Haare galt auch als Strafe und Schmach z. B. in der HrolfKraki-Sagaa) besonders für Mädchen 2b),

Abgeschnittenes

102

ı) Wundt

Völkerpsychologie 5 ?, 129. 132;

vgl. 4, 1, 101 u. 103; 4, I, 210 ff.; ARw.

12, 128;

17, 599 u. 602; 18, 315; SAVk., ı (1897), 203. 2) 2% 258ff. 3) L.Sommer Das Haar in Religion und Aberglauben der Griechen. Diss. Münster 1912. *) Schredelseker de supersiitionibus Graecorum, quae ad crines pertinent. Diss, Heidelberg 1913; vgl. Deubners Rezension in ARw. 20, 417—18. 5) Buch der Richter c. 16, 17—19; Wundt Völkerpsychol, 4, 1ı?, 101. © Kroll bei Skutsch Gallus und Vergil L. 1906 Anhang; Sommer in Pauly-Wissowa

7,2, 2106;

Ders.

Diss.

16 ff. u. 7 ff.; Schredelseker passim. ”) Bethe im Rheinischen Museum (1907) 62, 466 A.; 57 (1902), 217; Grimm KHM29 = Bolte-Polivka ı 279 ff.; ARw, 16, A.2, °%) ARw. 17, 599. 602; vgl. ı2, 128;

381 18,

315. .°) Wolf Beiträge 1, 209, 57; vgl. Knoop Hinterpommern 157, 23. 1) In Schwaben: Fischer SchwäbWb. 3, 1164; vgl. Baumgarten Heimat 3, 28. 4) Wundt ].c.

4,

I,

399;

Anhorn

daher

Magiologia

schneidet

1016

der

man

nach

Hexe

alle

Haare am Körper ab; in den Haaren steckt die Teufelskraft; auch die Nägel werden der Hexe abgeschnitten: Hansen Hexenwahn

155, 25. !?) Frazer 2°, 283—285; reinigend ist das Haarabschneiden bei der Wöchnerin, bei der alles dämonisch infiziert wird, besonders die Haare: Frazer 22, 284; für die Antike:

Sommer Diss, 44 ff.; Döller 97; vgl. 284. 1%) Schönwerth Oberpfalz 1, 77, 5; vgl. Som mer Diss. 34 ff.; Döller 284— 85; Weinhold Frauen * ı, 338. 1) So mmer Diss, 53 ff.; Pauly-Wissowa 7,2, 2108 ff.; Stengel Opferbräuche 44 ff. 5) Sommer 64 ff.; Thanatos nimmt vom Menschen Besitz durch A. der Haare: Sommer

1.c.

61—64;

Vorstellung

1899,

319;

diese

Griechische Märchen, Sagen,

Volks-

noch

Schmidt

ZAdVfV.

jetzt

in

Griechenland:

B,

lieder L. 1877 Nr. 20. A, als Zeichen der Trauer

bes, bei den Juden: SAVk, 17 (1913), 24—26. 16) Sommer 1.c. 79 ff.; hier opfert man das Haar zum Dank der Gottheit und gibt sich so

in deren

Berenike; 16.

Gewalt;

260 ff.;

Catull 23%

194:

berühmt

c. 64.

während

”)

die

Locke

Frazer

der

des Brütens

2%

des

Seidenwurmes in Mirzapur. Vgl. die Vorschrift für ein Opfermedium auf Sumatra: ARw. 18, 336; in Böhmen darf man die Nägel u, Haare nicht schneiden, während man unter dem Arm

den Sotek ausbrütet: Grohmann Aberglaube 16, 77. 1%) So darf bei den Primitiven in Afrika der Vater von Zwillingen in der Zeit, da man mit ihm als Fruchtbarkeitsüberträger einen Kult treibt, Haare und Nägel

102.

RA.

nicht

®) Tacitus ı,

Gelübde

203;

ist

ı, 203;

Germania

Frazer

im

Frazer 2, 2) Tacitus RA.

schneiden:

Krieg

261; ı, Historien

283,

uralt

Frazer

ı,2%

c. 31; Grimm

261—262;

und

dieses

allgemein:

1ı?% 127 (Malaien). 4, 61. %!) Grimm

Vordemfelde

Religion

4*

ı12 ff.

115;

2, 26.

Drechsler 1905,

Forgan

Grimm

22;

Programm

#8)

ı, 396;

RA

v.

2, 287.

Sitte und Volkhsth. 2,

zıb) Zingerle ır, 101; Krauß Brauch 193; vgl. Birlinger

398, 344-

2. Diese religiös-kultlichen Gesichtspunkte für das A. von Haaren und

Nägeln zeigen einmal das Gemeinsame in der Scheu vor diesen Körperteilen, welche das Abtrennen zu einer Staatsaktion stempelt, wir sehen aber auch daraus, daß die Motive für das A. oder das Verbot des A.s sehr versein können, wie sich wohl schieden die Vorstellungen vom Opfersubstitut und vom Haar als Seelensitz verbinden können

und

aundererseits

Haar

das

als

dämonisches Tabu gefürchtet wird. Die Hauptquelle aber, aus der der Abschneideaberglaube entspringt, ist die Angst, daß irgendein Gott, Geist, Dämon oder ein böser Mensch mit den Haar- und Nagelteilen dämonische Macht über den Menschen selbst bekomme und mit diesen Körperabfällen Schadenzauber verüben Ebenso groß ist natürlich die könne. abergläubische Verehrung dieser Körperteile, wenn sie von einem gewaltigen Menschen, Priester oder Heiligen stammen; wir kennen ja die Amulette aus

Haaren und Nägeln toter Heiliger bei den verschiedensten Völkern ®?), ebenso Amulette aus Toten- und andern Nägeln 23). Wohl die älteste aktenmäßige Erwähnung der abergläubischen Verehrung abgeschnittener Nägel und Haare auf Gebiet, treffen germanischem

wir

im

Concilium

Deneardus,

der

Romanum

Legat

des

(745):

Bonifazius,

die briefliche Beschwerde überbringt seines Herrn über Eldebert dem Papst Zacharias *); dieser Eldebert ‚„‚ungulas suas et capillos dedit ad honorificandum et portandum cum reliquiis sancti Petri principis apostolorum“‘‘ ®); der Papst „‚quis diesen Aberglauben: verdammt €X apostolorum ... enim aliquando capillis suis aut ungulis pro sanctualia populis tribuerunt‘‘ %); und auch das ganze Konzil verdammt diesen Aberglauben ?”).

I, 2%, 6. 22) Frazer de amuletorum scheck capıta

locki

duo.

105

104

Abgeschnittenes

abschneiden,

103

Greifswald

Diss.

Zigeuner

98;

über den Rhein die Nägel; ein Jude kauft ihm das Messer ab und ent-

®) G. Kropatapud anlıquos usu 1907,

Wlis-

26;

170—71.

Döller

21) M. G. leg. sectio III tom. II, rı concilia 38, 5 ff.

25)

}. c. 39, 42—43.

7) 1.c. 43,

2?) 1. c. 40, 25 ff.

II, 2, 1010, wo Deubner vgl. tom. 13—14; XXVIII, c. 5, 40, 70, 86 zitiert; Plinius

ARw. 14, 618 m. A. 2. Hexenwahn Hansen

Aus späterer 447, 22.

Zeit vgl.

so

treffen

auch

wir

Zeremonien beim Nä g el abschneiden: für die Römerin ®) war es „religiosum‘‘, die an Zeigefinger vom schweigend Fingernägel an den nundinae zu schneiden; Buxtorf %) berichtet: ungues etiam quotquot diebus Veneris resecant, idque peculiari adhibita superenim incipienstitione. A sinistra primo unguem tes, digiti quarti digitum dein ad secundum demunt, inde ad quintum, postea transeunt, ad tertium, tandem in pollicem desinunt; ut nunquam duorum digitorum adeo ungues deinceps cultello purgentur, sed transmitsemper digitus intermedius tatur; memoriale huius ordinis est N3m2'; dextram ubi devenerunt, Ad manum initium faciunt a digito secundo, inde

ad

quis.

quartum Huius

transitur

memoriale

et

est:

ita

in

mix.

reliDer

Aberglaube der Isländer schreibt vor: man soll jeden Nagel in drei Stük-

ken abschnippsen oder abbeißen; denn wenn die Nägel ganz abgeschnitten werdaraus schöne der Böse den, macht

Schiffe 2) (vgl. Nägel der Leiche); mit dem Messer, mit dem man die Nägel abgeschnitten hat, muß man dreimal in Holz schneiden, damit man sich gegen Zauberei sichert ®) (Norwegen) oder min-

destens damit schnitzeln %); den Sinn dieser abergläubischen Angst vor dem Schadenzauber, der sogar durch das beim

A.

gebrauchte

Messer

die

Person

beherrscht, erklärt uns eine selbst bergische Sage, deren Hauptzug allerdings von einer andern Seite her verstanden werden muß %®): Ein Mädchen

schneidet

sich

auf

der

Überfahrt

dem

schnittene Haare wachsen gut); die Schwaben glauben, man müsse sie im Zeichen des Bären schneiden, um

Wasser;

hier kommt

uns eine Notiz

die Wasserdämonen durch die abgeschnittenen Haare Gewalt über den Seemann bekommen; in der bergischen Sage ist der Jude ein solcher Dämon. Wenn man sich beim A. der Nägel nach Norden wendet, stirbt man (Island) 3), 28) Frazer 23, 264 ff.; Mitt. Antiquar. Ges, in Zürich3 (1846—47), 100, ®) Frazer 266 ff.; Wlislocki erzählt seltsame Zeremonien der Zigeuner: Zigeuner 80 u. 84. 3% Plinius t

106

zieht der Jungfrau mit dem Messer Blut, wie die Hexen den Kühen die Milch, und das Mädchen stirbt. Das Messer, mit dem

bei Petron %) zu Hilfe: ‚audio enim non licere cuiquam mortalium in nave neque ungues neque capillos deponere, nisi cum pelago ventus irascitur‘, Sommer”) erklärt den Aberglauben richtig mit der Angst, daß

auf

Abgeschnittenes

diese Vorschrift für Haare und Nägel“) und auch allgemein, dann hat man Glück und bewahrt sich vor Zahnschmerzen %), In der Schweiz vermeidet man das Sternbild des Fisches, sonst gibt es

die Nägel beschnitten sind, gibt dem Zauberer dieselbe Macht, wie die Nägel selbst; aber wichtig ist auch das A. auf

3. Wie bei vielen Völkern über die Art des Haarabschneidens strenge Vorschriften beobachtet werden ®) (vor allem bei

Kindern) ®),

abschneiden,

N. H.

XXVIII,

28

=

IV, 285, 4 ff. Mayhoff.

3) Judenschul 225—26; zu dieser vgl. Bartsch Mecklenburg 2,

3) Liebrecht

Zur Volksk.

ı (1897), 203 mit 330, 153. *) ebd, gische Sagen 270, tuyae c. 104 = 71, 5) Sommer 3) Liebrecht

Zeremonie 110, 413.

367, 2; vgl. SAVk.

Literatur. 3) Liebrecht 314. 22. %) Schell Ber29. %) Petronius Sa36 ff. Bücheler “* vgl. c. 103. 1. c. 81 ff.; ARw. 20, 417. 369, 13.

4. Über die Zeit des A.s herrschen uralte Vorschriften: In den astrologischen Kodices finden wir ein Kapitel repi övixwv, worin die Frage beantwortet wurde, um welche Zeit man am besten die Nägel (Haare) schneidet 3). Eine verderbte Stelle bei Varro%) rät, die Haare bei abnehmendem Mond zu schneiden, Tiberius 4) nahm die Prozedur an Neumond vor; in Schwaben *?) schneidet man sich die Haare am dritten Tag des Neumonds,

dann

wachsen

sie gut;

bei Vollmond muß man sich ans Fenster stellen, die Haare a. und dabei sprechen: Was ich sehe, nehme ab, was ich schneide, nehme zu (Schlesien) ®); in Mecklenburg *%) wählt man zunehmenden Mond (bei abnehmendem Mond schert man die Schafe) ®), in Tirol %) gilt

Schuppen,

aber

im

Löwen“)

abge-

krause Haare zu erhalten). Über den Tag

des Nägelschneidens herrscht keine Einigkeit: die Römerin ®?) wählte die nundinae, sonst ist allgemein der dies Veneris ®3), der Freitag, vorgeschrieben; die Rockenphilosophie sagt: „wer freitags die nägel abschneidet, hat Glück‘‘ 5), sonst Geld ®); und „freitags nägel an Händen und Füßen geschnitten, hilft gegen Zahnweh‘‘ 5). In Mecklenburg schneidet man an einem Freitag vor Aufgang oder nach Untergang der Sonne von den Nägeln kreuzweise etwas ab; die Schnitzel hüllt man in reines Linnen und verpflöckt dies in einem grünen Eichenbaum ”) (gegen Gicht); in Schleswig-Holstein 5) wird dieselbe Prozedur für 3 Freitage vorgeschrieben. Besonders wirksam ist das Nägelschneiden am Karfreitag ®): Man schneidet Fingerund Zehennägel ab und vergräbt sie unter einem Berberitzenstrauch ©); in Schwaben schützt man Kinder vor bösen Leuten, indem man am Karfreitag Nägel an Händen und Füßen und drei Schnipfel Haare abschneidet und verbrennt oder in die Mistgrube wirft %). Wenn man am Karfreitag früh die Nägel an Händen und Füßen abschneidet, diese in ein Lümplein bindet und das an einem Kirschbaum aufhängt, so hat man das ganze

Jahr kein Zahnweh %?). Andererseits soll man sich am Freitag die Nägel nicht a.

(Norwegen) ®), auch die Haare %) nicht. „Will

das Kind vor Zahnschmerzen

man

nicht bewahren, so soll man ihm Freitags die Fingernägel a.‘ (Isergebirge) ®); schneidet man am Freitag die Fingernägel ab, so müssen die armen

Seelen sie verzehren %), Nach Berner ®)

Aberglauben

Zahnweh

schneiden, an keinem

am

soll

man

Freitag

die

und

Nägel

gegen

Montag ®)

Aberglauben nach anderm Tag, welcher mit einem „r‘

107

abschneiden,

Abgeschnittenes

geschrieben wird ®). In Schleswig-Holstein muß man die Nägel entweder Freitags bei abnehmendem Mond oder Dienstags a."). ‚Sonntags die Nägel beschnitten, gibt Verdruß‘‘ 7); oder es verursacht Gedankenlosigkeit (Isergebirge) 72); aber:

schneidet man alle Montag und Freitag die Nägel, so nimmt man alle Zähne mit ins Grab’%), Am Abend geschnittene Nägel werden

oft eines

gesunden

Mannes

Tod

(Island) 7); am besten geschieht das A. vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang ’°). Auch die Haare werden am besten am Freitag geschnitten, sonst be-

kommt man Kopfweh 7), oder am Karfreitag 7); bei Plinius lesen wir ®): „religiosum est capillum (resecari) contra defluvia ac dolores capitis XVII

luna atque XXVIIII“. Der günstigste Tag nach badischer Ansicht ist der 22. Juli”), der Tag der Maria Magdalena ®). im

%*) So haben wir eine Überschrift xep! Övbywv codex

Laurentianus,

Plut.

28,

3

=

Nr.

ı1

des catalogus codicum astrologorum Grae,

it einem

Bockshaar

umwickelt

unıl]

. 137

Abwehrzauber

und am

Walpurgisabend

zweigen

von

lichem

Lärm

Schierling,

Wolfsmilch Leuten

zusammen

und

mit

Schlehdorn-

verbrannt,

die sich

8 zuvor in der Kirche volle Absolution ge; holt haben. Alles muß unter fürchter-

von den Hexen beliebte A uswechseln der Kinder (s. Wechselbalg) versagt selbst das Wei hwasser seine ihm sonst gegen diese We sen eignende Kraft

solle 27), Im Voigtlande vertreibt man die Hexen durch drei Kreidekreuze an der Stalltüre oder durch Aufhängen von Jo-

Mittel und die Christliche n werden in der Regel miteinander verbu nden 25), Gegen das

in den ersten Wochen, in denen die Fernhaltung der Hexen am nö6tigsten wär

e.

Von

den

Hausangehörigen

kann

überhaupt nur der Vater dagegen etwas tun (s. Vater), der die Mutter nicht allein lassen darf. Von Erf olg kann sein, daß jeder ins Haus eintr etende Fremde

das

Kind

Fremder),

mit

und

Weihwasser daß

ein

bespritzt

Stahlgerät

(s.

auf

die Wiege gelegt wird. De nn Stahl ist, als ein ‚modernes‘ Materia l, von bösen Geistern und Hexen sonde rlich gemieden 2), Weil die Hexen ihr Unwes en zu besonderen Jahreszeiten herv orragend treiben und ihre bestimmten Tage oder Nächte haben, wird auch z u diesen Zeiten der gegen sie gericht ete A. besonders angewendet. Es sind die Vornächte zum ersten Mai (Walpurgis) , zum Karfreitag, zum Mittsommer un d zu Weihnachten. Man begegnet ihren schädlichen Machenschaften zu diesen Zeiten mit Weihwasser, Weihrauch, Gl ockengeläute und ungeheurem Lärm und Getöse, das man durch allerlei Instrume nte und eiserne Geräte anstellt. In Tiro l wird ein sehr umständliches „Verbrennen de r Hexen‘ vorgenommen. Drei Tage zuvor schon wird in den Häusern ein großes Reinemachen veranstaltet (denn Reinlichkeit ist die erste Bedingung , um Hexen abzuhalten), und alle Räum e und Ställe und Scheunen werden mi t Wacholderbeeren und Rauten ausgeräuche rt. Darauf werden Kienspäne zusamm engebunden

ihr

die

ge-

schehen,

durch

auch

Getöse

an die Türschwelle des Sta lles geschlagen ist, treibt die Hexe davo n 2%), Die alten, mehr der primitiven Sph äre a ngehörigen

Hunde

wobei

und

losgelassenen

Gebell

helfen.

Ange-

zündet wird, sobald die Glocken ertönen, und der Hexe wird zugerufen, wegzufliegen, wenn es ihr nicht übel ergehen

hanniskraut, Majoran und anderen scharf riechenden Kräutern an den Ställen. Die Burschen gehen mit Peitschenknallen, Schießen, Schwenken brennender Besen lärmend hinaus, um die Hexen vom Orte

abzuwehren ®). Auch im übrigen Thürin-

gen finden sich ähnliche wenn sie gut ausgeführt

Bräuche, die, werden, auch

Hagel- und Blitzschaden fernhalten 29). Ebenso sind in Bayern und Böhmen die

Bräuche den eben beschriebenen verwandt. Die jungen Leute gehen auf einen Hügel vor dem Orte, um die Hexen durch Peitschenknallen zu vertreiben, wobei die Peitschenschnüre mit recht viel Knoten versehen werden, um den Knall zu verstärken, während die Hirten von den umliegenden Triften mit ihren Hörnern und Schalmeien einstimmen ®). In Böhmen, wo man gleichfalls Dorngestrüpp auf die Stallschwellen und vor die Türen des Wohnhauses legt, um das höllische Gesindel fernzuhalten, wird auch eine aus Lumpen hergestellte Puppe unter

großem

Lärm verbrannt.

In der Gegend

von Öls in Schlesien bewaffnen sich am Karfreitag die jungen Leute mit alten Besen und treiben unter fürchterlichem

Geschrei die Hexen von Haus und Hof %),

25)

24)

Schönwerth

Zahler

Simmenthal

Oberpfalz 42;

1,

Meyer

310.

Aber-

glaube 251 ff. ®%) Kuhn und Schwartz 29ff.; Wuttke 360 Nr. 583. ”) Alpenburg Tivol 260 ff. ®%) Eisel Voigtland 230. 2») Witzschel Thüringen 2, 262 f. %) Reinsberg Festjahr 137; Bavaria 2, 272; 3, 302. 3) Drechsler Schlesien ı, 86.

3. Wir Toten.

wenden uns Die Furcht

zur vor

Abwehr der einer Rück-

kehr

138

des

Toten

besorgenden

und

der

von

ihm

Rachehandlungen

ist

zu

fast

durch die ganze Menschheit verbreitet und bestimmt die Grundformen der meisten Totenfeierlichkeiten schon bei

den primitiven Völkern.

Wie solche Ab-

wehrmaßregel beispielsweise bei australischen Völkern darin besteht, daß mit der Leiche eine ziemlich lange Zeit, oft stundenlang, im Kreise herum und kreuz und quer im Busche gelaufen wird, auf daß der Tote die Orientierung verliert und den Heimweg nicht mehr zu finden imstande ist 3), so haben sich bei uns Totenbräuche

erhalten,

welche

den

Verstorbe-

nen, wenigstens ihrem ursprünglichen Sinne nach, verhindern sollen, seinen Weg zurückzufinden. Diese Bräuche gehen in eine Zeit zurück, da man noch nichts von einer dem Körper gegenüber selbständigen Seele wußte (s. Präanimismus). Man wußte es eben nicht anders, als daß der Tote in seiner vollen Leiblichkeit wiederkommen könne. Gemeinhin zwar nicht derjenige, welcher in auszehrender Krankheit langsam hingesiecht war, wohl aber der, welcher aus seiner besten Lebensblüte hinDie nordgermanischen war. gegangen

Sagas legen beredtes Zeugnis

wie nachdrücklich

das Sinnen

davon

ab,

und Den-

ken, Sorgen und Zagen der isländischen Bevölkerung durch diese Anschauungsweise bestimmt wurde. Schon bei ihren Lebzeiten als gewalttätig und eigenmächtig hervortretende Persönlichkeiten sind

nach dem Tode nicht ruhig, sondern stö! ren nach wie vor den Frieden ihrer Sippe, so daß man sich ihrer erwehren muß. In jedem offenen Kampfe aber unterliegt der lebende Mensch dem lebenden Leichnam. Neues Begraben, AufwerGrab ums fen eines Walles macht den unverwesten Leichnam des Thorolf der Eyrbyggja Saga ®) ebensowenig wie den des Hrapp der Laxdacla Saga %) und den Glam der Grettir Saga®®) unschädlich. Bei allen hilft nur das Verbrennen der Leiche; bei den beiden ersten

wird die Asche ins Meer gestreut, während Glams Asche

graben

wird,

in einem

‚wo

am

Sack

dort

wenigsten

einge-

Schaf-

139

Abwehrzauber

weide und Menschenpfade waren‘‘. Die Zähigkeit der Anschauung bestätigt der Fall von Leichenschändung im Jahre 1913 zu Putzig %): Ein Arbeiter, in dessen Familie kurz nacheinander sieben Todesfälle vorgekommen sind, weiß, daß seine vor zweieinhalb Jahren verstorbene Mutter die Schuld trägt und für die Zukunft an solchem umgängerischen Wesen gehindert werden muß. Das Mittel ist, der ausgegrabenen Leiche den Kopf abzuschlagen und vor die Füße zu legen (wie Glam seinen abgeschlagenen Kopf zuletzt vor der Verbrennung am Gesäß trug). Viele niedere Völkerstämme,

alte

Kulturvölker,

wie

aber auch

die Ägypter

in

prähistorischer Zeit, wenden als Abwehrmittel das Ein- und Zusammenschnüren der Toten oder das Brechen von Beinen

und Rückgrat an. Mit gutem Grunde hat man vermutet, daß jede Fesselung, Schnü-

rung, Einwickelung der Leiche ursprünglich diesem einen Zwecke diente, den Toten bewegungsunfähig zu machen und ihn dadurch am Wiederkommen zu hindern. Ist doch diese Meinung bis in die allerneueste Zeit in dem Volke immer wieder hervorgetreten. In Niederzimmern mußte 1798 verboten werden, „den Verstorbenen die Arme und Beine zu binden,

da sie wieder lebendig werden könnten‘‘?),

und 1901 wurde die Leiche eines Vagabunden im Spritzenhaus von Lichtenhain bei Jena mit Strohseilen an Armen und Beinen von einigen jungen Leuten gebunden, welche ihr das Herumstrolchen benehmen wollten 38).

Weiter folgt hieraus eine ganze Reihe von Maßnahmen, welche, außer den schon genannten, dem Toten die Wieder-

kehr unnötig, bzw. unmöglich machen wollen. Vor allem muß alles, was der

Tote als Speisegeräte in Lebzeiten benützt hat, überhaupt alles, des-

sen er sich zuletzt besonders gern bediente, entweder ins Grab mitgegeben oder vernichtet werden. Hier macht sich

die animistische Auffassung geltend, daß der Seelen- oder Vitalstoff des Menschen (s. Animismus 2) an seinen Gebrauchsgegenständen haftet. Solange die hier-

mit

140

behafteten

Gegenstände

im

Hause

vorhanden sind, besteht zwischen dem Toten und ihnen eine Art sympathischen Verhältnisses, das bewirken kann, daß der Tote sich zurücksehnt und zurück-

kehrt (sehr allgemein; Brandenburg,

Hessen,

bes. Mecklenburg, Thüringen,

Ost-

preußen, Schlesien). Das von ihm benützte Geschirr wird daher am besten zerschlagen und an einen Kreuzweg getragen, von wo aus dem Toten der rechte Weg zumindest erschwert wird (Hessen). Das durch die Leichenwaschung animistisch infizierte Wasser muß an einer

Stelle

des

Hofes

oder

Gartens

ausge-

gossen werden, wo es dem Toten, der von

hier aus kommen könnte, den Weg ver sperrt, da Tote nicht über Wasser gehen. Daß er aber, wenn überhaupt, nur von hinten her zum Hause zurückkehren

kann, und auch dadurch ihm das Finden des Einganges unmöglich wird, wird so

erreicht, daß der Sarg, falls er nicht gar durch die Hintertür hinausgeführt

wird,

vor der Haustüre

nach verschiede-

nen Seiten kreuzweise gewendet wird, so daß die Richtung verwirrt wird. Selbst die Nadel, mit der das Leichengewand genäht wurde, ist mit seinem Vitalstoffe behaftet und muß deshalb, gewöhnlich in dem Gewande steckend, mitgegeben werden (Westfalen, Oldenburg; falsche Deutung: der Tote solle selbst nähen). Nur Schuhe darf man ihm nicht anziehen, weil er sonst, bis sie zerreißen, als Gespenst umgeht (Böhmen). Man darf den Toten nicht unrasiert oder mit ungeordnetem Haar lassen, weil er sonst wiederkommt. Auch das Stroh, auf welches die Leiche gelegt wurde, muß verbrannt werden. Aus der jüngeren Zeit, welche der Seele eigene Existenz zuerkennt, treten einige Maßnahmen hinzu. Das Fenster muß bei Eintritt des Sterbens geöffnet werden und bis zum Begräbnis offen bleiben, damit die Seele ungehindert hinausfliegen kann; unter Umständen muß die Seele auch durch Schwenken von Tüchern hinausgejagt werden (Erzgeb.), und die Töpfe im Haus müssen umgestürzt werden, damit die Seele nicht in einem der-

selben sich aufhalte (Thür.) ®).

141

Abwehrzauber

#®) Beth Religgesch. 9. 833 f. ®%) Eyrbyggja S.c. 33 ff. %) Laxdaela S. c. 24 ff. ®) Grettis

S. c. 32—35; vgl. Beth Religion u. Magie ? 12—17. %) Naumann Gemeinschaftskultur 56. 9) Ebd. 58. %®) Ebd. ®”) Wuttke

431 if. Nr. 728 ff.” pfalz ı, 243—256;

Wittstock

Schönwerth Sartori ı,

Siebenbürgen

61 ff.

Ober147 £.;

4. Das Treiben der Dämonen, Geistwesen aller Art, welche Menschen

und Tiere peinigen, allerlei Übel an Leib

und Besitz zufügen, oder auch, falls sie nicht rein boshaft sind, doch als launische, neidische und unzuverlässige Wesen Unheil und Schabernack stiften, sucht der Mensch dadurch abzuwehren, daß er entweder sie selbst nicht in seine engere Seinssphäre hineinkommen läßt oder ihre Einflüsse verhindert. Solche Abwehrmaßnahmen sind unter allen Völkern gebräuchlich, zum Teil auch kultlich-systematisch geregelt (s. Dämon) 1%. Zu den

142

die den Menschen von den Dämonen, wie ja mancher religiösen Auffassung nach auch von den Göttern, geneidet werden; dadurch gewinnen solche Riten äußerlich den Anschein der Verzichtleistung und Askese. In diesem Zusammenhange sei auch gleich erwähnt, daß manche Bräuche, deren Wirkung anscheinend Abwehr ist, zu

diesem Sinne nur auf einem Umwege der Umdeutung gelangen; namentlich

sind das solche, die ursprünglich den Fruchtbarkeitsriten zugehören, z. B. phallische Bräuche. Das Vorzeigen oder Auf-

stellen einer Nachbildung des Phallus oder auch der weiblichen Genitalien wirkt

denen sich der Mensch in der Regel irgendeines Gegenstandes zugunsten der Dämonen entäußert, ist das gerade

nicht abschreckend auf die Dämonen %2) (wie diese Bräuche später umgedeutet worden sind), sondern anregend auf das, was gedeihen soll, sei es Feldfrucht oder tierische oder menschliche Nachkommenschaft. Die vermeintliche abwehrende Wirkung, etwa durch erregte Abscheu, ist eine spätere Auffassung von Riten, die, weil viel älter als derartige antidämonische Gebarungen, ursprünglich mit einer Repräsentanz des frischen Lebens arbeiten, das keimhaft in den Genitalien oder frischen Pflanzenzweigen enthalten ist %). In jenem übertragenen Sinne allein konnten die Lykerinnen den Poseidon durch Aufheben ihrer Röcke verscheuchen, wie die Frauen einer provenzalischen Stadt die Belagerer dadurch fortzujagen versuchten, daß sie von der Mauer herab ihre entblößte Scham zeigten 41). Die Umwandlung in Schreckge-

hier

Farbe

apotropäischen Riten im weiteren Sinne gehören auch die Versuche, diese Geister zu beschwichtigen und zu versöhnen, indem man ihnen Kleidungsstücke, Gerät-

schaften, die sie sich sonst holen kommen würden, aus freien Stücken an ihrem mutmaßlichen Aufenthaltsort niederlegt oder aufhängt (propitiatorische oder Versöhnungsriten) 4). Die apotropäischen Bräuche im engeren Sinne haben aber nicht so sehr defensiven als offensiven Charakter. Der Sinn dieser Art von spezifisch-

antidämonischen

Versöhnungsriten,

bei

Gegenteil von den religiösen Opfern (s. d.), durch welche der Gott nach alter Vorstellung Kraft erhalten oder in seiner Kraft gemehrt werden soll; handelt

es sich

darum,

daß

den

Dämonen ihre Kraft und Wirkungsmöglichkeit entzogen wird, falls man nicht sie selbst völlig verscheuchen kann. Von Opfern an die Dämonen kann daher in diesem Zusammenhange nur in uneigentlichem Sinne gesprochen werden. Bisweilen bestehen diese Riten in der Säuberung von solchen Dingen, welche, wie Schmutz, die Dämonen anziehen, aber auch von solchen,

stalten vollzog sich daher auch unter Anwendung von äußeren Hilfsmitteln, die erst den neuen Sinn diesem ursprünglich anders lautenden Sinne verliehen: rote oder Blut wird

den

Phallen

ange-

strichen %), damit sie als Schreckmittel dienen können. Das Abschrecken der Dämonen Gesichter, durch gräßliche

durch Köpfe von Ungeheuern, Gorgonenhäupter, Sphinxe war und ist etwas Gewöhnliches. Zum Teil sind diese Ge-

pflogenheiten heute umgekehrt, indem da, wo die Dämonenfurcht nicht mehr zum

lebendigen Bestandteil der Volksmentali-

143

Abwehrzauber

144

tät gehöst, aus den schreckenden heute auf dem Dachgiebel der BauernFiguren diejenigen von Schutzhäuser angebracht wird, ist teilweise den g:istern geworden sind. Eine solche Neid der guten Geister abzuwehren beVerdrehung, d. i. Modernisierung, sind stimmt gewesen. Das zeigt die wenigstens die bunten Püppchen (mascottes), die wir früher im Norden übliche „Neidheute an den Hinterfenstern vieler Autostange‘ (s. d.) mit dem Pferdeko,f, bei mobile sehen. Aber in die christlichen Kirderen Errichtung einst ein Pferdcopfer chen sind die alten Abwehrmittel noch gebracht wurde ®). Anders dürfte es in ihrem ursprünglichen Sinne herübersich mit dem an Stalltüren angebrachgenommen worden, und so sehen wir zu ten Ziegenbockkopf oder seinen Hörnern unserer Verwunderung manchmal in den allein verhalten, was wahrscheinlich nicht Kirchen ein Gorgonenhaupt oder einen Rest eines früheren Opferbrauches ist. Löwenkopf, obwohl dieselben als meduDer Zweck ist nach Höfler apotropäisch, sisch-sphingide Figuren dort nichts zu nämlich das Fernhalten der Rindviehtun hätten %). Gewiß kann man auch, seuche 5%), Der Ursinn ergibt sich wohl falls man ein solches Abschreckungsmittel daraus, daß der vollständige Akt in der nicht zur Verfügung hat, dasselbe symEinstellung eines Ziegenbockes (s. d.) bolisch bezeichnen: ein Medusenhaupt in den Stall besteht, d. h. des von Fruchtaus einem Tuch knoten, auch den Namen barkeit überquellenden männlichen Tieres wirksam aussprechen. Der Priester zeigt als Reservoirs unversieglicher Jungkraft. dem Teufel, der einen Menschen besessen Der Glaube, daß der Ziegenbock, der im hält, das Kruzifix und nennt den Namen | Rahmen der alten Fruchtbarkeitsriten zur Jesu, vor dem jener entweicht. Den NaArkanmedizin im Viehstall wurde, alle men Jesu zu nennen, ist immer eins der | Krankheitsstoffe an sich ziehe, wie die sichersten Mittel, um den Teufel und Bauern heute sagen, entspringt dem Unseinen Heerbann samt Hexen und allem verständnis der alten Idee, unflätigen Gelichter abzuwehren. Es Üble Dämonen werden gerne durch hilft auch dann, wenn man dem Teufel übelriechende Stoffe, vor alschon den kleinen Finger gegeben hat, wie lem durch starkwürzige Pflanzen (s. o. 3, jener Schneider bewies, der mit des TeuHexen) wie Thymian, Kümmel, Laufels Hilfe Butter gezaubert hatte und nun che, auch Baldrian und Tausendgüldenin das ihm vorgelegte Buch, das die kraut verjagt. Nicht minder hilft MenNamen aller Teufelsjünger enthielt, statt schenkot (älfrak) gegen das Nahen des eigenen den Namen ‚, Jesus‘ einelbischer Wesen °%). Luther empfahl schrieb 7). Dadurch war dem Teufel sogar gegen den Teufel, der die Milch (schon im die Macht über alle Hexen und Zauberer Leib der Kuh) stiehlt, „Dr. Pommers genommen. Das Wort ist vor allem | (Bugenhagens) Kunst‘, daß man den gegen die neidigen Geister Teufel ‚,mit Dreck plaget und den oft in gute Abwehr. Wie die Göttinnen Nemesis der Milch rühret. Denn als seinen (Bugenund Adrasteia durch Ausrufe wie ‚„‚Adrahagens) Kühen die Milch auch stohlen steia sei freundlich‘, oder „jeder Götter wurde, so streifte er flugs die Hosen ab Neid sei fern‘‘ abgewehrt werden %) oder und broket dem Teufel einen Wächter in durch ein ‚, Weiche von uns!‘“, „procul a | einen Asch voller Milch und rührets um nobis‘‘ %), so kann man böse Geister noch und sagt: „Nun fret Teufel!‘‘ Darauf immer vertreiben, indem man sie einfach ward ihm die Milch nimmer entzogen‘‘ 3), hart abweist, gute, indem man ihnen Auch helfen gewisse Produkte der schmeichelt oder etwas verspricht und gibt. neuen Kultur, mit der sich ein Dämon Deshalo wird vielfach auf dem Lande so wenig befreunden kann, daß er davor den Holden, die zugleich Unholde sind von dannen läuft: ein Zeichen dessen, (vgl. Goethes getreuer Eckart), das gute wie solcher Dämonenglaube (vgl. den Gebäck abends vor die Tür gestellt. vorigen Abschnitt) im Aberglauben etwas Auch der Pferdekopf, der noch Selbstkritik in sich trägt, da er ja die

145

Abwehrzauber

Dämonen selbst für rückständig und eigentlich einer fern vergangenen Zeit angehörig erachtet, für Wesen, die genau in unserer heutigen Welt genommen keinen Platz mehr haben. So hilft vor allem hier Stahl und Stahlgerät; um die Dämonen, welche am Sonnabend vor Besuch auf zueinander Weihnachten kommen und dabei die Gehöfte brandschatzen, fernzuhalten, schlägt man in Norwegen spätestens an diesem Tage eine Axt oder etwas anderes aus Stahl über jede Stalltüre 51). In Schweden wirft man Stahl ins Badewasser, um den Nöck zu bannen 5), Auf diese Verwendung des Stahles ®) geht auch wohl die abwehrende Kraft des ‚„‚carsprenn‘‘ der Landleute in der oberen Bretagne zurück °). Das ist zwar eine hölzerne Gabel, aber sie dient dem Reinigen der stählernen Pflugschar. Wenn sich die Korigans einem Menschen nähern, werden sie abgeschreckt, sobald sie merken, daß er seine Pflugforke in der

Hand hält. In der Oberpfalz schlägt man mit Messern auf eine alte Pfanne oder

Sense, um. umgehende Geister zu vertreiben, wobei Brosamen und Zweige ins

Feuer geworfen werden ®). Gegen die Kindervertauschung seitens der Zwerge schützt man die Kinder in der ersten Woche oder den ersten neun Lebenstagen,

in denen solche Auswechslung stattfinden kann (s. Wechselbalg), durch verschiedene Zaubermittel: Zettel mit Zauberformeln in die Wiege gelegt, Stahlgeräte, also vor allem Messer, am besten zwei kreuzweis gelegte, oder eine offene Schere; den Hausschlüssel, Trauring; besonders beliebt ist, in die Wiege einen rechten Hemdsärmel und einen linken Strumpf zu legen (d. h. eine antecipando die so Vertauschung, vorgenommene

gründlich

ist,

daß

sie

nicht

überboten

werden kann und daher weiteren Austausch unmöglich macht) ®). Manche Abwehrbräuche gegen Geister, namentlich solche neueren Ursprungs, sind auf die Unbeholfenheitund beder Dämonen Dummheit rechnet. Wie der Volksglaube den Teufel als den leicht zu Preilenden kennt, so natürlich erst recht die anderen bösen Gei-

146

ster. Sie sind so zu überlisten wie das Emu, das der Wilde fängt, nachdem er in sein Wasserloch einen Rauschtrank gemischt hat ©), wie Salomo den Asmodi durch den in die Quelle geschütteten Wein

trunken

machte,

der,

um

freizu-

kommen, dem Könige das wichtige Geheimnis verriet. So kann man Geister trunken machen, indem man die Quelle ableitet und Wein oder Schnaps hineingießt. In den Ardennen kann man sich der Dämonen erwehren, wenn man Papier in kleine Stückchen zerreißt und auf den Weg wirft; sie unterhalten sich dann mit dem Aufsammeln und vergessen den

Wanderer %). In diese Klasse der Überlistungsbräuche

sind

auch

Kleider-

die

vertauschungen einzurechnen, insoweit sie wirklich magische Abwehrbedeutung haben ®). Wenn der Mann sich keine Weiberhaube aufsetzen darf, damit der Alp sich ihm nicht nähert, so setzt das

voraus, daß letzterer dadurch getäuscht plagen Frau die vermeintliche und würde %), 4)

Beth

Religgesch.

83.

*)

Ebd.

84.

4) Stemplinger Aberglaube 84. *?) Lieb2ı *) SAVk. 343f. Volksk. Zur recht

(1917), 97. %°) ZfVk. 23 (1913), 255. *) Stem p-

e *) Schönwerth linger Aberglaub88. 2, 365. Oberpfalz ı, 370f. %®) Seligmann 49) ZfVk. 8 (1898), 134; Hiob 21, 14. °) Sim%) Höfler Mythologie 357. 510. rock Germ. Myth. Organotherapie 94. ®) Meyer Tischreden II; Lieb5) Luther 1361.

54) Ebd. 311. Zur Volksk. 353. recht °) MannGerm, Myth. 137. 5) Meyer hardt

ı,

132.

5)

Sebillot

ı,

163.

55. 2, Oberpfalz Schönwerth 5) 359 Nr. 581. ®) B. Spencer 5) Wuttke The native tribes of Cenand F. J. Gillen ı, 162f. Iral Australia 20. %) Sebillot %) Beth Religgesch. 87. %®%) Wuttke 267 Nr. 419.

5. Neben den bisher angeführten A.n, die sich gegen bestimmte Subjekte, von denen Unheil und Bosheit zu befürchten ist, richten, gibt es solche A., welche sich anscheinend lediglich gegen das Böse selbst wenden und dieses als das zu vertreibende Objekt ansehen.

(s. d.), das so Schon das Bauopfer gern als Versöhnungs- und Besänftigungsopfer an einen Dämon, der dem Bauwerke

schaden

könnte,

aufgefaßt

wird,

hat

147

Abwehrzauber

ursprünglich keine Beziehung auf irgendwelchen Geist,

sondern

bedeutet

das

Er-

halten eines frischen Lebens und seiner alles überdauernden Kraft in dem Fundament, welches hierdurch gegen alle bösen Einflüsse gesichert bleibt. Deshalb bringt auch ein eingemauertes Huhn dauernd gutes Wetter $); natürlich nicht deshalb, weil es einem in der Erde vorhandenen oder in die Mauer eingezogenen Wetterdämon als Geschenk dargebracht ist, sondern weil das eingemauerte Leben selbst darin erhalten wird. Daß Kinder hierfür bevorzugt werden, ist ebenfalls aus der animistischen Vorstellung zu erklären, daß das Jugendliche und Unbeschädigte die größte Gewähr des Fortbestandes in sich birgt. Burgen, Tore, Brücken, Mauern, Deiche, überhaupt Bauwerke ®), von deren Sicherung sehr viel abhängt %), werden auf diese Weise gefeit ®”). Vielleicht werden wir mit diesem Brauche auch in die präanimistische Periode hinaufgeführt (s. Kinderopfer). Denn die Dschagga zeigen noch deutlich, daß es sich bei den lebendig begrabenen Kindern um deren wachsame Fortexistenz handelt. Stets wird ein Knabe und ein Mädchen am Landeingange, aber gesondert voneinander, an verschiedenen Stellen lebendig begraben, und jedes von ihnen heißt ‚„,Kind, das Land zu binden (oder zu festigen)‘, und man erwartet vor einem feindlichen Einfalle die Warnlaute der Kinder, ein Summen und Dröhnen in der Erde ®), Es ist also das fortdauernde Leben und das gerade diesem jungen Leben einwohnende energetische Fluidum (s. Präanimismus). Dieser Anschauung entsprechend wird auch durch Amulette (s. d.), denen an sich eine unsinnliche Kraft anhaftet, Krankheit, Seuche abgewehrt ®); auch hier steht nicht die Kraft gegen den Dämon, sondern Kraft gegenKraft. Solche Abwehrmittel begegnen uns noch in ganz primitiven Formen als die einfachsten hygienischen Maßnahmen, welche den Schutz der Ge-

148

sunden und noch nicht von einer Seuche ergriffenen Ortschaften zum Zwecke haben, aus welchem Grunde auch immer der hierfür benützte Stoff, das Gewebe, der Stock oder der Stein als Träger der erforderlichen Kraft gedacht sein mag 7). Wenn auf den Molukken der Pockenstoff durch ein an einer Stange aufgezogenes Stück weißen Zeuges aufgefangen und tagelang in der See abgewaschen wird 7)), so ist das ganz dieselbe Maßnahme und. Vorstellung, welche das Bei-sich-tragen von Friedhofserdeinder Tasche zur Abwehr jeder Krankheit, oder das Bei-sich-tragen von bestimmten Kräutern zum gleichen Zwecke, oder das Trinken von Storchblut gegen Krank-

heit und für langes Leben ??) und vieles ähnliche bedeuten ”3). Ein ganz primitiver Glaube an ein Böses schlechtweg, das an Dingen haftet, aber auch frei existiert und dem man durch Gegenstände, an

denen die entgegengesetzte gute Kraft haftet, wehren kann, ist augenscheinlich die solchen Vorstellungen und Bräuchen zugrunde liegende Anschauung. Zu vergleichen ist z. B. der Arunkulta-Glaube

der australischen Aranda 7%, zu dem ich

deutsche Parallelen aufgezeigt habe 75), sowie der irokesische Glaube an das Otkon 7%). Gewisse Arten von Krankheiten, sowie gewisse Todesfälle kommen von diesem an sich Bösen; das Berühren der Gegenstände, an denen es haftet, das

bloße Vorübergehen an einer Örtlichkeit,

wo es ursprunghaft weilt, hat das Übel im Gefolge. Innerhalb dieser Anschauung versteht sich auch am besten die Wirkung des magischen Kreises. Es gibt einen Kreis (im uneigentlichen und eigentlichen Sinne) (s. Kreis), der das Gute in sich faßt, und einen solchen, der das Böse enthält. Es läßt sich folglich ein Kreis des

Guten ziehen, um damit das Böse auszuschließen, das über seine Peripherie nicht

gelangen kann; dies ist der Sinn des Schutzkreises 7). In einem von guten Menschen gebildeten Kreis hat der Böse keine Macht, heißt es dann auf der Stufe des Dämonenglaubens (s. Asyl und Besitzergreifung). Das Austreiben des (neutrischen) Bösen

149

abwiegen—Achat

hat eine große Rolle namentlich auch im

Ackerbauleben gespielt, und viele Erinnerungen daran sind durch die Variationen hindurch wohl erkennbar. Beim Austreiben der Süntevögel, Sunnenvögel, Sommervögel denkt der heutige Westfale, wie aus den dabei gesungenen Versen hervorzugehen scheint, zunächst an die Schmetterlinge, bzw. genauer deren Raupen und Puppen. Am Peterstage (22. Februar) gehen die Kinder, Knittelverse singend, mit hölzernen Hämmern von Haus zu Haus und fordern die Sommervögel zum Abzuge auf, und die Bewohner der Häuser gehen unter Beklopfen durch alle Räume. Das Unterlassen dieser Zeremonie würde Ratten-, Mäuse- und Raupenplage zur Folge haben ®). Man könnte geneigt sein, an einen alten Ritus des Winteraustreibens zu denken, wofür ja sicherlich der Zeitpunkt spricht. Indes sind doch Wort und Handlung zu speziell auf schädliche Tiere, unter denen in manchen Versen auch Schlangen und Molche genannt werden, zugespitzt, und diese erscheinen dem Landmann als die spezifischen Repräsentanten der ihm bös gegenüberstehenden Macht. Es ist gewiß unverkennbare Verwandtschaft mit der Zeremonie einer Frühjahrsreinigung vorhanden, aber doch nicht im Sinne einer Aufforderung an die Insekten, aus ihren Puppen herauszukriechen, da ja der Schluß des Liedes zu deutlich die Tiere in die Steingrube zum Verfaulen verweist. Nach allem erklärt sich eine Zeremonie wie diese am einfachsten als eine Maßnahme gegen die

der Fruchtbarkeit feindliche böse Macht, die in jenen scheint.

Tieren

repräsentiert

er-

%) Grimm Myth. 2, 1040. ®%) Rochholz Sagen 2, 93. %) Strackerjan I, 107f. 5) Lippert Christentum 457. %) Bruno Das Recht der Dschagga (1926) Gutmann 2, 296. u. Kronfeld 395. ®%) Hovorka Religion u. Magie? ı51ı ff.; Lip7) Beth u. *) Hovorka Christentum 311. pert Kronfeld

z,

298.

7)

Wuttke

158.

?) Ebd ı17. *) Beth Religion u. Magie? 30of. 75) Ebd 3oz f.; Müllenhoff Sagen Nr. 364 u. 366. %) Beth Religion u. Magie? 263. u. 377%. 7) Knuchel Umwandlung 10 u. 97. % Kuhn Westfalen 2, ır91£;

150

Woeste feste 21f.;

Mark Jahn

abwiegen

24; Montanus VolksOpfergebräuche 94 £f£.

(den

K. Beth.

Tag).

Panzer!)

über-

liefert: ‚In der Westenvorstadt in Eichstädt befindet sich eine Grotte, das Hohloch, und eine zweite, das Hexenloch genannt. In dem Hexenloch sitzt das Drudenweibl ganz nackt am Johannistag morgens auf einer Stange, nach andern auf einem Baumast, singt ein Gesänglein und wiegt den Tag ab‘. Laistner ?) bringt diese Sage in Verbindung mit dem Durchscheinen der Sonne durch Felsspalten und erinnert an die schweizerischen Martinslöcher 3). 1) Beitrag z, 201 Nr. 350. ?) Nebelsagen 304 zu S. 167. ®%) Vgl. Vernaleken Alpensagen 80 Nr. 65; Heer in Gemälde der Schweiz,

Kf.

Glarus

abwischen,

112;

Wie

SchwId.

3,

1035.

Bächtold-Stäubli.

man

Blut,

Schweiß,

Eiter oder dergleichen äußerlich zutage tretende Dinge abwischt, so entfernt man auch Krankheiten. Die eigentliche Bedeutung des Brauches ist aber gänzlich verblaßt;

an

seiner

Stelle

finden

wir

heute andere Manipulationen, z. B. ab streifen, streichen, waschen usw.!). Erhalten hat er sich namentlich in den slawischen Gegenden Böhmens ?). Wenn man etwas mit Papier abwischt, gibt es Verdruß ins Haus ©). Weinreich Heilungswunder 31. 54. 97, 2; ARw. 7, 106. ?) Grohmann 177 Nr. 1256 = Hovorka-Kronfeld 2, 53f. 3) Urquell ı (1890), 48. Bächtold-Stäubli.

abzählen

s. zählen.

Achat, Griech. &ya4:n6, angeblich nach einem Flusse in Sizilien genannt, wohl aber auf ein semitisches Wort zurückgehend. Ein alter deutscher Name ist für den bekannten Stein nicht überliefert; erst im späten MA. tritt neben dem Lehnwort achate, agates die Bezeichnung agestein agalstein auf, WOmit man aber auch den Bernstein und Magnet bezeichnete !). Im Alpengebiet nennt man einen kugelförmigen A. mit eigenartigen Schichten wegen seiner Ahnlichkeit mit einem Augapfel ‚Augenstein‘“. Er wird in Silber gefaßt und

I5I

Achatius— Achse]

als Amulett an der Uhrkette getragen ?). In den Adern und Wellenlinien des „bunten Steines‘ glaubte man im Altertum mythologische Gestalten, im MA. Heiligenbilder, Buchstaben, mathematische Figuren u.a. zu erkennen 3). Die alten Angelsachsen schrieben dem A. besonders große Kräfte zu: er sollte seinen Träger vor Blitz und Zauber, das Haus gegen feindliche Geister schützen, die Wirkung von Giften vereiteln und, eingenommen, versteckte teuflische Krankheiten an den Tag bringen %). Aus dem Altertum übernahmen die mittelalterlichen Quellen eine Fülle von Wirkungen, die der zauberkräftige Stein haben sollte:

als Amulett

den Biß der Schlangen

und

Skorpione unschädlich machen; unter der Zunge getragen, stark abkühlen und den Durst löschen; die Augen stärken, fruchtbar und bei den Menschen angenehm machen; unter das Haupt gelegt vielerlei Traumbilder erzeugen; vor Gefangenschaft schützen und den Sieg verleihen (vgl. Siegstein); überhaupt vor jedem Unfall bewahren 5). !) der

Pauly-Wissowa ı,z2ırf.; SchraReallex.? ı, 211; Hoops Reallex. 1, 75

Bergmann ız2. ?) Andree-Eysn 140. % Plinius =. A.37 85 und $140; Brückmann 232; Ath. Kircher Mundus sub-

terraneus

2,

*‘) Fischer h. un. 37 v.

N.

31;

$ 139;

ı,

114;

Liebrecht

Angelsachsen Schade

Volmar

Gervasius

41.

1320;

1ıgrf.;

5) Plinius Agrippa

hl.

Hilde-

gard 28 = Me 9 yer Aberglaube 57; nicer 57 = Alpenburg Tivol

Witzschel

Thüringen

2,

110.

288

Nr.

Lo411;

135;

Megenberg 372; De Mely 2,177; Hovorka-Kronfeld ı,4f.; Schindler

Aberglauben 159; Volmar 206 f;; LiebTecht Geyvasius 110; Kronfeld Krieg

165;

vgl.

Türken

Seligmann

Amulett

für

Sieg).

z,

28

(A.

bei

den

Von den Verwendungen des A.s in der mittelalterlichen Heilkunde sagt Konrad von Megenberg, er vertreibe Epilepsie, Mondsucht und Wahnsinn, wenn man dem Kranken zehn Monate hindurch die Speisen mit Wasser zubereitet, in dem ein A. bei zunehmendem Monde drei Tage

gelegen 9%).

° Megenberg gard 282,

372;

vgl.

hl.

Hilde-

152

Ein A. ist nach Schade (1387) auch der von Megenberg (387) genannte lagapıis (lapis &yanııce, der beliebte und beliebt

machende Stein), vielleicht auch der von Megenberg (374) angeführte absynthus.

Von den genannten magischen Kräften des A.s weiß heute das Volk nichts mehr. In Schwaben soll er noch als Amulett gegen Zahnschmerzen getragen werden 7). Beliebt ist er als Schmuck; als Monatsstein wird er von den im Juni Geborenen getragen und bringt ihnen angeblich langes Leben, Reichtum, Gesundheit und Glück ®). — Zu den Wirkungen des „Bluta.s‘‘ s, Blutstei n, Schreckstein. 7) Lammert

234.

*) Hovorka-Kron-

| feld ı, 106; dafür der verwandte Calcedon s. Monatssteine und Th, Körner Die Monatssteine Str. 6. Olbrich,

Achatius (Agatius, Acacius), hl., Haupt-

mann aus Kappadokien, 8. Mai, oder Anführer der 10000 Märtyrer vom Berge Ararat, 22. Juni ?). Zählt zu den 14 Nothelfern, fast nur in bayerischen Diözesen?). Reliquien des Heiligen sind in einem Rodel von Engelberg (Schweiz) aus dem 12. Jh. aufgeführt mit einem Hinweis auf seine Wunderkraft: Multum valet contra ignem 3).

1) GünterLegenden-Studien 117. Künstle Thonographie der Heiligen 25. ®) Nied Heiligenverehrung 79; Günter a.a.0. 123. ° Stückelberg Reliquien CVIII, Z. 36; Höfler Fastengebäcke 18. Wrede.

Achsel.

Die

A.

bezeichnet

beim

auf-

rechten Menschen den höchsten Teil der oberen Gliedmaßen, gilt daher seit alten Zeiten als Maß 1). Sie ist im Zauber bedeutsam; in Rußland mußte der Andersgläubige, der zur griechisch-kathol. Kirche übertrat, seine erste Taufe widerrufen, Vater und Mutter verschwören und dreimal über seine A. speien ?). Dabei spielt rechts und links eine Rolle. Um die Zwerge sehen zu können, muß man in der Schweiz über die rechte A. schauen ®); dagegen muß man in Pennsylvanien verschüttetes Salz über die linke A. werfen, besagt der Aberglaube deutscher Einwanderer *).

Acht— Acker,

153

Der penetrante Schweißgeruch der A.höhle ist, wie so oft bei scharfen Gerüchen zu bemerken ist, beim Zauber wirksam. Um Hunde oder andere Haustiere an-

hänglich

zu

machen,

legt

man

sich

in

Schlesien, Böhmen, Voigtland, im Rheinland, in Tirol ein Stück Brot unter die A.höhle, läuft sich in Schweiß und gibt das Stück — in Niederbayern Haare ®) — In Deutschdem Tier zu fressen ®. böhmen reißt sich das verliebte Mädchen Haare aus der A.höhle, trocknet und pulverisiert sie und bäckt sie in einen

Kuchen,

den sie dem geliebten Mann zu

essen gibt; dieser ist dann sie gefesselt 7).

unlöslich

an

Die A.höhle ist der passende Platz, um den Teufelspakt darin zu verbergen 9); der Christnacht während man wenn

unter jede A. ein Ei steckt, dann in der Kirche die drei ersten Schritte rückwärts geht und durch die Eier hindurchschaut, erkennt man die Hexen, heißt es

in der Oberpfalz ®); ja in Österreich glaubt

man: wenn man das siebente Ei einer schwarzen Henne sieben Tag lang ununterbrochen unter der linken A. trägt,

brütet man ein kleines Teufelchen (Sparifankerl) aus, welches dem betreffenden Menschen zeitlebens alle Wünsche erfüllt, natürlich gegen Überlassung seiner Seele 10). Die A.höhle ist ein beliebter Sitz von Dämonen (s. a. Schulter). RA.ı, 140; Höfler Krankl) Grimm heitsnamen ı. *) Z£Vk. ır (1901), 436. $) Roch-

Pennsylvania holz Sagen 2, 162. *) Fogel 363. 5) Pollinger Landshut 157. % Wuttke 8679. ’) Ders. 8552. %) Cäsar. v.Heisterbach 153. ?®) Bavaria 2, 241; Wuttke $ 375. Mythen 261 £. %) Vernaleken Stemplinger.

Acht

s. Zahlen

B8.

Achthundert, Achttausend, s. Zahlen

B 800,

8000.

Achtundsiebzig s. Zahlen B 78. B 28. Achtundzwanzig s. Zahlen Achtzehn s. Zahlen B 18. Achtzig s. Zahlen B 80.

Acker, Ackerbau,

1. Ackerdimonen u. Ackergottheiten. — 2. Umwandlung. — 3. Wortzauber. — 4. Ackergruß. — 5. Wasser, — 6. Feuer. — 7. Erde,

154

Ackerbau Salz, Metall. — 10. Der Mensch.

I.

Der A.bau

8.

Pflanzen

hat

als



9.

Tiere.

eine nicht



nur

der ältesten, sondern auch konstantesten menschlichen Wirtschaftsformen eine Fülle altüberlieferter Glaubensvorstellungen erhalten. Die wesentliche Abhän-

gigkeit von Naturgewalten hat eine große Zahl guter und böser A.geister entstehen lassen, ursprünglich

wohl

um-

stilisiert aus Totendämonen ?). Die guten Vegetationsdämonen haben sich alsdann mit fortschreitender mythologischer Entwicklung

zu

A.gottheiten

ver-

dichtet: im alten Indien der Himmelsgott Djaus und die Mutter Erde Prithivi ®), die zu einem festverbundenen Götterpaare Dyavaprithivi werden 3), bei den Römern als Hauptackergottheiten Himmel und Erde in der Fassung Jupiter,

Terra oder Tellus und Ceres, neben die, vermehrt um altitalische und griechische Gottheiten, von den Priestern ausgeklügelte Sondergottheiten treten, die die einzelnen Teilhandlungen des A.baus beschützen %, bei den Germanen Donar ®), besonders Wodan ®. Das Christentum setzte an Stelle solcher Gottheiten die A.heiligen 7), aber immer noch wirken die vorchristlichen Götter fort: in Litauen wurde noch 1866 die Erdgöttin Zemyna in einem Liede angefleht, die A. zu segnen ®), und heidnischer Opferkult hat sich bis heute in manchen Gebräuchen der Saat (s. d.), besonders aber der Ernte

(s. d.), erhalten.

Immer noch herrscht der

dumpfe Glaube an unheimliche Dämonen, die nur in ihrem Walten, nicht in ihrem Wesen zu erkennen sind®), und auf die zum Schutz des A.s, den ja der Bauer fast als persönliches Wesen auffaßt 1°),

magisch eingewirkt werden muß, sei es im Kreis der Hausgemeinde für den eigenen A.-besitz, sei es für die ganze Gemeinde kollektiv *). Vgl. für den ganzen Artikel die wertvolle Arbeit von A. V. Rantasalo

Der Ackerbau im Volksglauben der Finnen und Esten mit entsprechenden Gebräuchen der Germanen verglichen. 1—111: Sortavala 1919—1920. IV—V: Helsinski 1925 (= FFC 30—33. 55. 62).

1924—

155

Acker,

)

Naumann Gemeinschaft.g. ?®) ZAVfV. 14, ıı. % Ebd. 14, 148. *) Ebd. ı4, ız2f. Grimm Myth. ı, 146 f.; E. H. Meyer Geyrm. Myth. 214f. %) Ebd. 254f. ’) Bernoulli Heilige der Merowingery 279. ®) ZAV£V. 14,15 =Mannhardt z2,25off. ®) John Erzgebirge 219; Ders. Westböhmen 183; Maack Lübeck ı7. *) Meyer Baden 415. »”) Knuchel Umwandlung 73.

2. Ein altes Schutzzaubermittel ist die

Umwandlung. Wie bei den Germanen Nerthus in einem Wagen umgefahren wurde und es in Gallien Sitte war, Götterbilder, mit einem Tuche bedeckt, auf dem A. umzutragen !?), was noch der Indiculus superstitionum verbietet (de simulacro quod per campos portant) !®), so wurde noch im Jahre 1613 in einem Zauberprozeß der Angeklagte beschuldigt, oft vor Sonnenaufgang, besonders am Karfreitag, seine Felder schweigend umschritten zu haben !9), so wird noch heute am Neujahrsmorgen der A. schweigend umwandelt ?5), oft unter Mitführung eines Heiltums 1%), am Dreifaltigkeitssonntag unter Abbeten eines Rosenkranzes !?), in der Nacht zum Ostersonnabend unter Verrichtung einer Andacht vor drei im Felde stehenden Kreuzen !®), Am Ostersonntag geht man beim ‚ums Korn singen‘‘ früh aufs Feld und singt Osterlieder ®), nach Beendigung der gesamten Feldbestellung ziehen die Schulkinder mit dem Lehrer an der Spitze durch die Ä. und singen bestimmte Gesangbuchlieder %). Am Pfingstmontag umreiten Dorfrichter und Dorfgenossen auf schönen Pferden langsam und mit Andacht, singend und betend die Ä., um guten Saatenstand zu erlangen %), Die Dämonenvertreibung durch Umgehen wird abgelöst von der durch magisches Jagen, wenn am Karfreitag und am Ostersonntag der A. vor Sonnenaufgang unter Peitschenknallen und Büchsenschießen in ra-

sender

Schnelligkeit

umritten

wird ?2),

2”) Pfannenschmid Erntefeste 364; Mannhardt 574ff. 1) Grimm Myth. 3,

494; Sau pe Indiculus 32. 14) ZAV£V. 7, 190. ”) Strackerjan Oldenburg 2, 229 = Knuchel 75. !) John Westböhmen 31. ”) Meyer Baden 505. ®) Drechsler Schlesien 82. ) Sartori Sitte 3, 162 = Gusinde Schönwald 39. %) ZAV{V. 7,151.

Ackerbau

156

2) Vernaleken Mythen 306. garten Jahr 21 ff.

3.

In

den

meisten

2)

dieser

Baum-

kultischen

Bräuche ist neben das Zaubermittel der Umwandlung schon das der Wortmagie getreten, negativ durch Beob-

achten kultischen Schweigens, positiv durch gesprochenen Zauber. Als letzteres gehört die Benediktion der Felder zu den kirchlichen Institutionen des MA.s 23),

und

noch

heute

ist es in katholischen

Ländern allgemein Brauch, an bestimmten Tagen unter Vorantritt des Geistlichen und unter Mitführung von Heiltümern Prozessionen und Bittgänge durch die Felder zu halten ?), Auch der einzelne geht betend um seine Äcker, am Ostersonntag unter Abbeten des Rosenkranzes ®), am Karsonnabend beim „Kranzeltragen‘‘ %), am ı. Mai unter Abbetung der heiligen fünf Wunden ??). Mit nichtkirchlichen Zaubersegen umgeht man die Fluren gegen A.dämonen, z. B. den Bilwesschnitter 2).

®) Franz nenschmid

hardt

Benediktionen 2, 15. 2) PfanErntefeste 46 ff.; Mann-

ı, 397ff.;

Sepp

Religion

110 f.;

Lachmann VUeberlingen 443 ff.; Baumberger St. Galler Land 137; Schönwerth Oberpfalz 1, 441; weitere Nachweise Sartori Sitte 2, 70. %) Pollinger Lanmdshut 212, 2) Schönwerth Oberpf1, al434 z. ”°) Meyer Baden 505. %®) Eisel Sagenbuch 209.

4.

Schützender

Wortzauber

ist

auch

der A.gruß. Vorübergehende rufen den auf dem A. Arbeitenden statt des sonst üblichen Grußes die Bitte um göttliche Hilfe zu 2%). Solche Grußformeln sind „Glück to!‘‘, „Help ju de lewe Gottke!‘*30) oder ‚Gott helfe euch!‘, worauf als Gegengruß erfolgt: „, Gott gebe es‘‘ 13) Ernte-

arbeiter grüßt man mit „Helf’ Gott!“ oder ‚„‚Walt’s Gott!‘ 32) Wer während der Saat ohne Gruß am A. vorbeigeht, nimmt den Segen des Feldes mit sich ?3). Am Dreschfelde vorübergehende Männer müssen den Hut lüften, Frauen die Schürze wehen lassen %).

*) Sartori Sitte 2,77. %) Urquell ı, 184. 5) Drechsler Schlesien 2, 49. 3) ZV{fVk. 7,

151. ®) Wlislocki tori Sitte 2, 78.

5.

Aus

Magyaren

vorchristlicher

Zeit

151.

3) Sar-

übernom-

menes und kirchlich umgedeutetes Schutz-

157

Acker,

zaubermittel ist auch das Wasser. Gegen Wetter und Hagel besprengt man den A. mit ‚‚ÖOstertauf‘‘, geweihtem Oster-

wasser ®), oder trägt mit Weihwasser ge-

füllte Eierschalen aufs Feld %). Beim „Kreuzeltragen‘‘ am Karsonnabend ?) wie beim „ums Korn Gehen‘‘ am Ostersonntag 3) benetzt man die Saaten mit Karsamstagswasser. Beim Palmen am Maitage werden mit Weihwasser besprengte Weidenzweige in den A. gesteckt 3). Zu Pfingsten wird die Sommerfrucht mit ‚,Pfingsttauf‘‘ gesegnet %). Auch am Fronleichnamstage sprengt man Weihwasser auf die Felder *). Ebenso erhalten Bäume am Maitag diese Segnung %2). Mit Johannissegen, am Feste des Evangelisten geweihtem Wein, besprengt man die Ä. gegen Würmer und Unkraut ®%) (die in sehr vielen A.kultriten als spätere Substitute der ursprünglichen bösen A.geister auftreten), wie auch das am Ostertag in den Acker gesteckte Palmkreuz mit Johanniswein begossen wird **), Osterwasser, am Ostersonntag vor Sonnenaufgang aus fließendem Bach schweigend geschöpftes Was-

ser, gibt Gartensaaten gutes Gedeihen ®).

3) Meyer Baden 503; Eberhard Landwirtschaft Nr. 3, 3. %) Kuhn Westfalen 2, 147. ®°) Schönwerth Oberpfalz 1, 434. 3%) Pollinger Landshut 212. ®”) Kuhn Westfalen 2, 155. %) Eberhard Landwirtschaft Nr. wald 156.

765.

3, 3. 4%) Schramek Böhmer%*) Meyer Baden 99. %) Heyl

4) Panzer

scher

Beitr.

Hannoversche

2, 534.

Volksk.

1,8

%)

77.

Heck-

6. Zauberabwehrend wie das Wasser wirkt auch das Feuer. Der in dem oben erwähnten Prozeß vom Jahre 1613 wegen Zauberei Angeklagte wird beschuldigt, im Frühling und Herbst, wenn er seine Felder zu bebauen beginne, auf ihnen ein kleines Feuer angezündet zu haben *), In englischen Landschaften werden am Dreikönigsabende auf dem eben zu sprießen beginnenden Winterweizen I2 kleine und ein großes Feuer angemacht, die man unter Lärmen und Trinken umringt: das wassailing oder Gut-Heil-Wünschen *). Auf Bergspitzen werden in der Neujahrsnacht Strohbündel ausgedroschener Garben angezün-

Ackerbau

158

det %), zum Schluß der Fastnacht auf dem Felde Wein, Schnaps und Brot verbrannt %). Am Lichtmeßtage umtanzen die Kinder auf dem Acker angezündete Holz- und Strohhaufen mit dem Ruf: „Lank Flaß!‘‘ ®) Die Osterfeuer haben überall den Sinn der Dämonenvertreibung 5): so weit sie leuchten, werden die Felder fruchtbar 5). Dasselbe gilt vom Johannisfeuer 3): der A., der das Sonnwendfeuer trägt, „freut sich neun Jahre darauf‘ 5%). Auch in der Martins- und Michaelisnacht werden diese Zauberfeuer abgebrannt ®). Enger noch ist die Berührung der Saat mit dem Feuer beim Fackellauf. Wie man schon beim Osterfeuer an in die Erde gegrabene Stecken oben mit Teer bestrichene Strohbüschel gebunden hatte ®), so werden diese Feuer endlich ganz frei beweglich und als Fackeln über die Felder getragen. Man läuft mit ihnen am Dreikönigstage durch die Felder und um die Hofstätten ”), im Jura am Sonntag Invocavit mit

dem

Ruf:

feuilles‘‘!1®)

Zu

„Plus

de

Ostern

fruits

sollen

que

de

diese

Fackeln Menschen, Vieh und Feldfrüchte

gegen die Hexen schützen ©). Beim „Judassehen‘‘ am „krummen Mittwoch‘‘ dienen zu diesem Zwecke in Teer getauchte brennende Besen ®). Auch angezündete Reisigbündel %), wie das brennende Strohrad ®), sind solche mobilen Feuer. Die in diesen kultischen Feuern angekohlten Holzstücke gelten ebenso als Schutzmittel des A.s. Im Jahre 1653 verbietet der Rat zu Nürnberg, solche Brände vom Johannisfeuer in die Ä. zu stecken ®). Gräbt man sie in

Leinsaatfelder,

so

wird

der

Flachs

lang %). Kohlen vom Osterfeuer schützen den A. vor Hagel, Mißwachs und Ungeziefer ®). Beim ‚Juden in den A. stecken‘‘ werden im Feuer des ‚, Judasverbrennens‘‘ am Karsamstag morgen angekohlte Kreuzchen alle Büchsenschuß weit in den A. gesteckt, das angebrannte Ende nach oben ®). Mit den am Karfreitag angebrannten Holzstäbchen wird auch Asche vom Osterfeuer aufs Feld geworfen %), ebenso wie die Asche der verbrannten menschengestaltigen letzten

Garbe (s. Ernte) ®). Kirchlich geweihte Kohlen werden im Frühjahre gegen die Hexen untergeackert ®), Wachs von Kerzen, diein der Kirche gebrannt haben, in den A. vergraben,

halten Hagel und Überschwemmung ab”),

ebenso wie man mit Osterlichtern zur Hagelabwehr durch die Felder geht 7). 46) ZAdVfV. 7, ı90. %) Ebd. 14, 270 = Mannhardt ı, 538. %) Haltrich 283. #) Meyer Baden 209. ®) Sartori Sitte 3, 85 = Kück-Sohnrey 69f. 1) Vgl. Osterfeuer. ®) Andree Braunschweig 337. °) Vgl. Johannisfeuer. 5) Baumgarten Jahr 27. 5%) Birlinger Aus Schwaben 2, 133. 5) Strackerjan ldenburg 2, 73. 5) Mannhardt ı, 537. *®) Ebd. ı, 536. #) Strackerjan Oldenburg 2, 73. 75. 90 = Wuttke 70. ®) Drechsler Schlesien I, 78. 91) Wuttke 94, 417. ®) ZfidMyth. 2, 105; vgl. Sonnwendfeuer. ®%) Grimm Myth. 1,515. %) Schönwerth Oberpfalz 1, 441. %) Wuttke 71. %) Schönwerth Oberpfalz ı, 434. 9°) Hey] 756; Panzer Beitr. 2,79. 114. ®%) Mannhardt Forschungen 332. 6) Heyl 108. 7°) Wlislocki Magyaren 150. 7) Eberhard Landwirtschaft Nr. 3, 4.

7. Erde, von 7 Gräbern genommen, nachts zwischen 11 und ız Uhr auf den A. gestreut, hält die Sperlinge von der Saat ab??). Dasselbe bewirkt am Georgstag auf die Felder geworfene Graberde

und Salz?”%. Geweihtes Salz, am Dreifaltigkeitssonntag gestreut, hält den Hagel ab 7%). Zauberabwehrend wirkt auch das Metall1”’%. Am Neujahrstage werden im freien Felde Waffen gezeigt 75). Kommt die Hexe als Wirbelwind über den

ausgebreitet auf dem Felde liegenden Hanf, so wirft man ein Dreikreuzmesser auf sie 7%). Ein in die Felder gelegter Dreifuß oder ein krummes Messer schützt die A.tiere vor Wölfen und andern Untieren 7”). Der Metallzauber verbindet sich mit dem Opferzauber, wenn bei der Ur-

barmachung neuen Landes oder der ersten Bestellung neuerworbenen Besitzes die

Hälfte einer Silbermünze auf den A. geworfen, während die andere Hälfte sorg-

fältig verwahrt

wird 7).

2) Haltrich Siebenbürgen 305. 73) WJislocki Magyaren 48. ’*) Meyer Baden 505. 75) ARw. 20, 364. 7% Meyer Baden 438. 7”) Wolf Beitr. ı, 253. 7) Krauß Religriöser Brauch 166; ZdV{fV. 8, 274.

160

Ackerbau

8. Auch Pflanzen vermögen den A. zu schützen. Holunderzweige, auf den Flachsa. gesteckt, vertreiben die Mäuse”), wie sie auch das Vieh schützen ®). Am Jakobitag in den A. gesteckte Stangen, die

oben

mit

einem

Spalt,

in den

Westfalen 2, 68, ®) Grimm 7) Kuhn Myth. 3, 474. %) Wlislocki Magyaren 48. 401. ®) Eialz 82) Schönwerth Oberpfı, %) Schönwerth 209. Sagenbuch sel ®) Pfannenschmid Oberpfalz x, 412.

Knoblauch klemmt, versehen sind, wehren Unheil ab 81). Pflöcke, vor Sonnenaufgang am Fastnachtmorgen geschnitten und am Karfreitagmorgen in den A. gerammt, schützen das Feld, soweit der Schall reicht, vor Maus und Maulwurf 82), Gegen den Bilmesschnitter werden an den vier A.ecken Kreuzchen der Elsbeere eingegraben, die vor Sonnenaufgang ‚am besten am Karfreitag und Ostersonntag, geschnitten sind ®), Leinsaat schützt man gegen ihn durch in die A.ecken gesteckte Palmkätzchen ®%). In katholischen Gegenden werden besonders die kirchlich

geweihten

Erntefeste

1ı,

Mannhardt

528;

graben, den Hagel abhalten 128), so verbinden sich in ihnen der Tierleichenzauber

mit dem Farbenzauber, in dem ja besonders die das Blut ersetzende rote Farbe eine Rolle spielt.

29I;

Beiträge Hüser Erfel ı, 95; Schmitz 2,34; Bronner Sitt' und Ayt 145 f.; kommt in Baden zu Ostern nicht vor: Meyer Baden 96.

%)

ı,

Mannhardt

101) Ebd. 251.

24.

1%)

Wrede

9. Als tierisches mittel dient, in starkem Kirche übernommen, das

Rhein.

Volksk.

108)

354.

u3)

?

Ostern von den Mädchen Eier, nachdem sie gemeinsam „übers grüne Korn‘‘, d. h. auf den Feldrainen hin gegangen sind *®), Wie man dem A. durch Eier die in diesen in potenzierter Form enthaltene Wachstumskraft zauberisch übermittelt, so geschieht ein gleiches durch TierknoUm den A. vor Mißwachs, Unchen. geziefer und Vögeln zu schützen, werden Knochen von Schweinen oder Schafen Aberglaube

I,

1%)

1%)

8, 339;

Sartori ı,

Panzer

Sitte 3, 162.

400;

Ders.

Pollinger

Heyl

Tirol

795.

Beitrag

1!)

Forschungen

Schlesien 2,57. Drechsler scher 390. !!?) Wlislocki

des Feldes neben Palmkreuz und Zweck, einem Karfreitags angebrannten Holzkeil, ein geweihtes rotes Hühnerei eingräbt 19%). Besonders wirksam ist das am Gründonnerstag gelegte Ei, das Antlaßei !0), das am Ostersonntag am A.rand ver-

Bächtold-Stäubli,

ZaVfV.

hardt

den im A. vergraben 19%), Zu Ostern wirft man Schalen von Eiern 1%), zuweilen rotfarbige 1%), auf den A. Der Bauer geht mit seinen Dienstboten um jeden A. und legt neben das in jede Ecke gesteckte Palmkreuz Stücke der Schalen eines geweihten Eis, während er in die Mitte

in ihn gesteckt 1°). Auf Pfähle gesteckte

218.

25,

LechLandshut 212. ‘°) Leoprechting 2, 534. Beitrag 10) Panzer 175. rain Germ, Myth. 215(f.; vgl. 107) E. H. Meyer 107. Volkskundliches Andree-Eysn

SchutzzauberMaße von der Ei. Eier wer-

graben wird 1%), Die Burschen erhalten zu

ZAaVfV.

103)

Sartori

291;

Westfalen 2, 144f. 148.; Sitte 3, 164; Kuhn ZıwVk. 1906, 147; ZAV£fV. 8, 339 f. *) Baumgarten Jahr 21. ®) Kuhn Westfalen z, 155; ı, 291. Meyer Baden 505; Mannhardt 8) Panzer Beitrag 2, 550. ”) Schramek Böhmerwald 78. ”) Panzer Beitrag 2, 534; Pollinger Landshut 212. ®) Kuhn Westfalen 2, 155. ®) Pollinger Landshut 211. r, 291. ®”) Schönwerth %) Mannhardt Baden 99. %®) Meyer Oberpfalz x, 434. Westfalen 2, 111. 9) ZdV{fV. 7, 78. ®) Kuhn Sartori 9; Jahr ®% Baumgarten Jahr 9. 1%) Baumgarten Sitte 3, 35.

‚Palmen‘,

Weidenzweige, zu diesem Zwecke verwandt ®), zumeist zu Ostern ®) und Palmsonntag ®), doch auch am Maitag ®). Am Johannisabend werden an einem Elsenstecken geweihte Palmen, Eiben und Weghalten in den Flachsa. gesteckt 8). Zweige vom Altar des Fronleichnamsfestes dienen demselben Zweck ®). Oft läßt man solche Zweige Kreuze bilden ®) und verbindet so den Pflanzenzauber mit dem Zeichenzauber. Man formt liegende Kreuze, indem man zwei sich überschneidende Zweige in den A. steckt ??), oder stehende, indem man einen Palmzweig oben spaltet und einen Querarm ®) oder je als halben Querbalken einen Zweig des Lebensbaums und einen Weidenzweig mit Kätzchen hineinlegt ®%). Ein solches Kreuz wird auf jedes dritte Beet gesteckt ®). Am Maitag steckt man in jede A.ecke ein Kreuz, das aus dem am Karsamstag geweihten ‚„‚Österbengel‘* gefertigt wird ®®). Um Ungeziefer von den Kohlfeldern abzuhalten, steckt man um sie die Pfingstmale”). Auch am Antoniustag gesegnetes Brot wird aufs Flachsfeld gelegt ®). Weihnachten werden die Tischabfälle ®) wie auch der Backofenwisch auf den A. getragen 1®). Georgi werden alte Besen gegen die Hexen

Pferdeschädel, ein bis in germanische Zeiten zurückreichendes Schutzzaubermittel 1), finden sich noch heute am Wenn Gartenzaun, wie im Felde 1? in den A. geKorallen, rote

indie Ä. gesteckt 1%). Damit die Feldfrucht gedeihe, muß der Bauer Stroh zum Winteraustreiben geben !°2).

man

162

Ackerbau

Acker,

161

EEE

Acker,

159

2, 212.

Mann-

187 ff.;

11) HeckMagyaren 26.

10. Wie ja schon durch die Umwandnoch auf lung vermag der Mensch andere Weise magisch auf den A. einzuwirken, indem er seinen Leib mit ihm in nahe Berührung bringt. Die menschliche man überträgt Zeugungskraft durch Abhalten des ‚„,Brautlagers‘‘ auf die

Saaten: Burschen und Mädchen wälzen sich zu Paaren auf dem A. 114), Die kul1wirkt als matische Nacktheit gisches Mittel, wenn man den A. nackt umgeht, um die Saat vor Sperlingen zu schützen 1), wenn eine das Flachsfeld nackt umgehende Jungfrau den Maulwurf abhält 116), oder wenn ein in der Georgsnacht den A. nackt umlaufendes Weib den Hagel abwehrt, was ebenso mit Wasserschaden geschieht, wenn ein Mann dabei an den vier A.ecken sein Wasser hingegen läßt 17), Die Wöchnerin schadet dem A., einerseits, weil sie in ihrem Zustand die Zeugungskraft verloren hat, andererseits, weil sie bei der Geburt als einem Übergangsstadium den Einflüssen böser Geister ausgesetzt ist und deren Bosheitszauber auf den A. übertragen kann. Der A. verdirbt, wenn eine Wöchnerin darüber geht !8); arbeitet sie auf ihm, so schlägt der Schauer darf nicht ein 19), Auch eine Leiche über den A. geführt werden, da sie den Erntesegen mitnimmt 1%), Ist jemand 6

163

Ackermann— Adam

gestorben, so muß man etwas Getreide auf den Acker streuen, sonst gedeiht die Saat nicht 12), Andererseits wird das Stroh, auf dem die Leiche gelegen hat, aufs Feld geworfen, damit es schnell verfaule

und

mit

ihm

der

Leichnam,

der

damit Ruhe hat !??), Um das Getreide vor Vögeln und Mäusen zu schützen, muß man das Feld mit einem Löffel, mit dem

ein Verstorbener zu Lebzeiten gegessen hat, dreimal umkreisen, wobei man in einem Bannspruch sagt, die das Feld plündernden Vögel und Mäuse sollten ebenso

vergehen,

wie

der Tote,

der

mit

dem Löffel einst gegessen hat !®), Auch

sonst ist unter gewissen Umständen die menschliche Berührung dem A. schädlich. An bestimmten Tagen darf man nicht

ins Feld gehen, um nicht den Hagel anzuziehen 12). Besonders darf man in der Osterwoche 12) am Karfreitag und Karsonnabend 1%), wie am Himmelfahrtstag 1?) nicht auf dem A. arbeiten; Gründonnerstagsarbeit ist ihm dagegen günstig !2®). Bestimmte Arbeiten, wie das Spinnen, sind überhaupt auf freiem Felde verboten 12%), Wenn man sich auf dem A. die Hände wäscht, kommt Brand

ins Getreide 130), us)

L. v. Schröder

324 ff.; Rigveda Mannhardt

Arische

Religion

2,

282f.; Abt Apuleius 242; ı, 480ff.; Ders. Forschun-

gen 340 ff. 15) Haltrich Siebenbürgen 280. 16) Heckscher Hann. Vhkhde, ı 8 66, ar) Wiislocki Magyaren 48, 1) Grimm Myth. 3, 435. 1) Hartmann 203. 1!®) Boecler Ehsten 69. 1%) Urquell 3, 52. 1?) Wuttke 466. 123) Urquell 3, 149. 12%) Eberhard Landwirtschaft Nr. 3, 3. 1?) Wolf Beiträge 1, 228. 126) Grimm Myth. 3, 458; Baumgarten Jahr 21; Fogel 198. 1”) Fogel 248. 1%) Bartsch Mecklenburg 2, 258. 12)

Grimm

Siebenbürgen

Myth.

306.

3, 463.

1%)

Haltrich

Heckscher.

Ackermann s. Korndämon. Ackermonat s. März.

Ackersegen

s. Landwirtschaft-

Ackerwinde

s. Winde.

liche

Segen.

Adalbert, slaw. Voitech, Bischof von Prag, Apostel der Preußen, gest. als

Märtyrer

997,

besonders

in den östlichen

Bistümern verehrt, Kalendertag 23. April.

I. In bitte die in oder kraft )

164

Böhmen schrieb man seiner Fürmehreren Quellen bzw. Brunnen, der Nähe ihm geweihter Kirchen Kapellen liegen, besondere Heilzu 1).

Reinsberg

Fes!kalender

190—194.

2. In Polnisch-Oberschlesien galt sein Tag als eine Art Lostag. Man glaubte, die Frösche müßten soviel Tage nach A(da)lberti verstummen, als sie vorher

geschrien hätten, und führt dies auf eine

Legendc zurück, nach der der Heilige den Fröschen, als sie ihn durch ihr Quaken im Gebete störten, die Mäuler stopfte,

so daß sie sie vor A(da)lberti nicht öffnen können 3), 2?

Kühnau

Sagen

3, 298.

3. In Russisch-Polen führte man das Verschwinden der Schlangen aus der Gegend von Wielun auf den hl. A. zurück. Er habe einer Schlange auf den Kopf getreten, und sofort hätten alle Schlangen ihre Köpfe verloren, seien versteinert worden und für immer auf eine Meile im Umkreise verschwunden 3). 3

Kühnau

a.a.O.

Wrede.

Adam ı. Der biblische Urvater, in der Sage als Zwitter oder zweigeschlechtiges Urwesen gedacht !), oder aus den vier Elementen gebildet ?), oder aus acht oder sie-

ben Teilen geschaffen?), wie in zahlreichen slawischen, romanischen und germanischen Überlieferungen verbreitet ist, als deren Quelle eine verlorene griechische Fassung aus dem zu Anfang unserer Zeitrechnung in jüdisch-hellenistischen Kreisen entstandenen Henochbuch sich ausweist. Er verlor, wie die Gnostiker behaupteten, seine himmlische Natur, weil er sich in einem Spiegel beschaute und sich in sein eigenes Bild verliebte, also durch Autofaszination mittels Spiegels %). Ihm schrieb man bereits eine tiefere Kenntnis der geheimen Naturkräfte, der Sympathien und Antipathien, des Sternenlaufs und seiner Bedeutung zu, also die natürliche Magie 5). Nach einer weitverbreiteten Kreuzholzlegende soll A. einen Apfel oder einen Ableger vom Baum der Erkenntnis aus dem Paradies mit sich genommen und eingepflanzt

Adam— Adam

165

haben. Daraus sproß der Baum hervor, aus dessen Holz das Kreuz Christi gemacht wurde %). Weiterhin sind nach dem Volksglauben A. und Eva im Monde zu gelten sehen ’). Als A.s Nachkommen u. a. die Saligen (s. d.) 3). 1) Helm Religionsgesch. 1, 330; ARw. 9, 172; Türkei 2, 348. ZdVfV 24 (1914), 97; Stern 2) ZAVfV. ı2 (1902), 351. 3} Germania 7 (1862), AMMythologie 517; ZAVfV. 350 ff.; Golther Offenbarung

Boll

121;

(1909),

19

Johannis

62 ff.; ARw. 11, 477 1f.*}) Seligmann ZauI, 294. ®) Soldan-Heppe berkraft 284 Tirol ı3ı Nr. 22; Mannhardt % Heyl I, 242; Ranke Volkssagen 273. 7) Urquell 4 (1893),

Kaschubei

Seefried-Gulgowski

121;

169.

®) Heyl

Tirol 401

Nr. 90.

2. Der Tag A. und Eva, 24. Dez. Ißt man an diesem Tage einen Apfel, so bleibt einem das Gehäuse ım Halse stecken ®).

%) Rhein. Wb. 1, 55.

3. Der männliche Vorname, von den Juden aus religiösen Gründen gemieden, dagegen von den Christen von Anfang an gebraucht und in einzelnen Gegenden

besonders verbreitet als Taufname !°), vielfach wie Eva unehelichen Kindern beigelegt !!). Anderseits nannte man Knaben A. und Mädchen Eva, um ihnen zum voraus ein langes Leben zu sichern ?!?), diese Neugeborenen legte man oder Namen bei, wenn bereits mehrere Kinder nacheinander gestorben waren, eben-

falls, um ersteren sichern 3). 1%) Mannhardt

langes

ein ı,

zu

Leben

Schönwerth

242;

Oberpfalz 1, 165 Nr. 14. 1) Drechsler Schlesien 1, 194. *)Birlinger 4us Schwaben ı, 392; Meyer Aberglaube 228. 13) BoecEhsten

ler

Drechsler

18;

Gebuyt Nr. 4, 274. 194; Höhn Myth. 3, vgl. ferner Grimm Grab 4, 249 u. 5, 384 Keller Pennsylvania 36 Nr. 34 u. 377

Schlesien

I,

Zum Ganzen Nr. 26; 435 ff.; Fogel Nr. 2024.

5. Im Zauberspruch, um das Blut zu verstellen: „Durch A.s Blut kommt her der Tod (Paulus, Römerbrief V, 12). Ich gebiete dir Blut, stehe still im Namen Jesu Christi Blut, t+}.‘‘ Dreimal zu sprechen 1%). 1) Lammert

6. A.stanz,

von

192; ZdVfV.

ausgeführt

Nackttänzern

bei

am

dem

24 (1914), 157.

Pfingsttage

Dorfe

Wir-

von

166

Bremen

chow in der Mark Brandenburg, infolgedessen die Tänzer zur Strafe in Stein wurden ?®),

verwandelt

beliebt !®).

Redensarten

und

Scherz-

in Rätseln,

7. Im Kinderspiel,

fragen

251 f.

Märkische Sagen

15) Kuhn

Fontaine 3, 874; 16) Erk-Böhme Luxemburg 57; Meyer Baden 176; Urquell 4 (1893), 232; Rhein. Wb., I, 54f.

8. A. = Mensch in geschriebenen Segensformeln für gebärende Frauen ?’). ”)

Wrede,

201.

2,

Benediktionen

Franz

kommt im Zauber, freilich nicht

Adam

deutsch, gelegentlich ponica 13, 8, 4 und des Taubenschlags, 73% in einem Spiel adam bedam alam

vor, so in den Geo14, 4?) zum Schutz bei Marcellus 28, 72. mit dem Alphabet: betur alam botum,

in Geburtssegen %, wohl in der ursprüng1) Heim

wird

‚‚,Mensch‘‘.

Bedeutung

lichen

noch

Thiers

von

1,

von Bremen,

Ausgaben:

267—389;

361

Mittel

Das

°% Franz

533.

a.a.0. 2?) Heim diktionen 2, 291.

Adam

524.

[Incantamenta

erwähnt,

BeneJacoby.

MG.SS,

Lappenberg

VII,

Schmeidler

Bernhard

Ser. ver. germ. 103 Hannover und Leipzig 1917 von Deutsch Einleitung). wichtiger (mit Laurent,

bach, tur s.

Hoops

von

bearb.

neu

W.

Watten-

GddV.? Bd. 44. Leipzig 1893. ‚Litera78 {.; DGQ. II°®, Wattenbach KReallexikon

1, 35—36.

A. v. B. stammt wahrscheinlich (n. Schmeidler) aus dem nördlichen Ostfranken zwischen Main und dem OberI.

und wurde wohl

lauf der Werra,

berg men,

in Bam-

gebildet. Er kam 1067 nach Brewo er 1069 eine Urkunde des Erz-

bischofs Adalbert unterschreibt;

tae Bremensis

als magister

scolarum

später nennt er sich sanc-

ecclesiae

canonicus.

Sein

Todesjahr ist unbekannt. 2. Er schrieb zwischen 1072 und ca. 1076 die dem Erzbischof Liemar von Bremen (1072—1101) gewidmeten Gesta

Hammaburgensis in vier Büchern.

pontificum ecclesiae Seine Darstellung be-

ruht zum Teil auf der mündlichen Tradition der Bremer Kirche und vielen

Gewährsmännern,

Svend

unter

Estridson von

nen ist, teils

denen

Dänemark

König

zu nen-

auf einer außergewöhnlich 6*

Adamas—Adelgunde

großen Zahl schriftlicher Quellen, die er gewissenhaft, aber nicht fehlerlos zitiert. Lebensbeschreibungen und Geschichts-

schreiber, Traktate und Briefe, Urkunden

und Kirchenschriftsteller liefern ihm das Material, antike Schriftsteller, vor allem Sallust und Vergil, geben das formale Vorbild, Wichtig ist das Werk in erster Linie für Geschichte, Ethnographie, Mythologie und Bekehrung des germanischen Nordens; diesem dient das vierte Buch, die Descriptio insularum aquilonis ausschließlich. Von deutschen Stämmen berücksichtigt A. in stärkerem Maße nur

die Sachsen, von deren Art und Bekehrung er in Buch TI, cap. 3—15 berichtet. Die hier in cap. 7 f. enthaltene, der Trans-

latio Alexandri sehr nahe stehende Schilderung des sächsischen Heidentums ist — mit Ausnahme der Erwähnung der echt sächsischen Irminsul — nichts weiter als eine Wjederholung der allgemeinen Angaben des Tacitus über das germanische Heidentum,

Germania

9—11,

also

ohne

Quellenwert. — Im Anhang auch einiges über britannisches, wohl keltisches, Heidentum. Helm, Adamas

s. Diamant.

Adamsapfel. Die vorstehende Knickung

des Schildknorpels (Cartillago thyreoidea) am Kehlkopf heißt Adamsbiß, Adamsapfel (englisch: Adams bit; schwedisch: Adams aplebit; dänisch: Adams dble, holländisch: Adamsbrok); die Volkssage!) erklärt, dem Adam sei beim Apfelbiß im Paradies ein Stück (der Griebs) in der Kehle stecken geblieben; daher rühre der

Name.

1) ZföVk.

5 63;

vgl. Volkskunde

weiter Dähnhardt

Krankheitsnamen

Adamsbaum,

15.

Natırs.

ı. Ein

ı, 208;

23, 196;

s.

Höfler

Stemplinger,

sog. Wetter-

baum, ein Wolkengebilde, das einem Baume gleicht. In der Ukermark heißt es, wenn der A. nach Mittag zu blühe, so gebe es gut Wetter; wenn nach Mitternacht zu,Regen. An einigen Orten sagt man: der Abrahamsbaum blüht, es wird regnen).

168

mE

167

!) Kuhn u. Schwartz 455 (412); Meyer Germ. Mythol. 81; Schwartz Urspr. d. Mythol. 130; Zum Abrahamsbaum:

17;

Liebrecht

69.

125.

2. Eine Art Vorläufer desMaibaums. Am Sonntag nach Lichtmeß trug in Saulgau ein in Schafspelze eingehüllter Mann den A., an dessen zugespitzten und abgeschälten Ästchen Äpfel und andere eßbare Dinge staken, dreimal

um jeden Brunnen; dann man den A.in die Jugend 2?

Birlinger

hardt

schauung

ı,

419.

246.

Volkst.

605;

z, 50f.;

Bertsch

aus der Erde,

Grabes (1161 u. 1439) ein überaus angenehmer Geruch aus. Sie gilt als Schutzpatronin gegen Krebs 2).

Weltan-

?) Acta

Sartori.

Mantelfahrt vermittelte !). Der Name ist eine der zahlreichen Bildungen mit El = Gott. Der erste Bestandteil des Namens kann mit “7m ‚rasch sein‘ zusammenhängen; vgl. den Eigennamen “M Gen. 25, 15. I. Par. I, 30: Hadad, mit der Bedeutung: ‚‚Schärfe, Raschheit‘. Die Umschreibung des zweiten 7 mit t ist ebenso nachweisbar in der Transskription des Gottesnamens ‚‚Hadad, Adad‘“ in BapdSaros und "Adxrog 2). Darnach würde der Name bedeuten: „Meine Raschheit, Schnelligkeit ist Gott.‘

den

Adel!). Krankheitsname: jaucheartiges

Geschwür, Fingerwurm (panaritium) z. B. in der Grafschaft Ruppin 2). pharmaz,

Vorzeit 1, 223.

Stemplinger,

Adelgras s. Wegerich. Adelgunde (Aldegunde), geb. um

630

unter König Dagobert (622—638), gründete, unterstützt von den hl. Bischöfen Amandus u. Autbertus, das Doppelkloster Malbodium (Maubeuge a. d. Sambre), als dessen Äbtissin sie am 30. Januar 685 (oder 694?) starb, begraben dort in der A.skirche.

30. Januar

?}) BayHfte.

s. Storch.

2; Jühling Peters Aus

30. Januar

2,

1035 ff,

vermerkt,

Schutzherrin

der Kirche zu Anhausen (Augsburg) 2).

!) Mannhardt Zauberglaube 175; Kiesewetter Faust 274; %Y Haucks Realencyclopädie 7, 284. 290. Jacoby.

3 Höfler Krankheitsn, Tiere 301. % ZAVfV, 7, 53;

Sanctorum

2. Anscheinend in der Augsburger Kirche frühzeitig hochgeehrt und in einem handschriftlichen Kalendarium des Augsburger Domkapitels bereits im 12. Jh. auf

Adatiel heißt der Luftgeist, der Fausts

Adebar

ihren Durst zu stillen.

ihrem Leichnam ging bei der Öffnung des

Mann7

um

Weitere Nachrichten über Wunder und gesteigerte Verehrung knüpfen sich an die Erhebung ihrer Gebeine i. J. 1161. Von

warf hin-

ein®.

Adelheid—Adelinde

1. Als sie 661 aus den Händen des Bischofs Autbertus das Nonnenkleid empfing, soll ihr der HI. Geist in Gestalt einer Taube den Schleier umgelegt haben. Einst verwandelte sich Wasser, das sie gerade trinken wollte, in Wein. Auf ihr Gebet entsprang eine Quelle plötzlich

Poet. Naturansch. 2, 22; Menzel Symbolik ı,

Gervasius

169

$

|

X

4

6 (1919),

145—149.

3. Auf dem Staffelberg links des Mains wurde ihr eine Kapelle geweiht, deren endgültige Stelle sie auf wunderbare Weise bezeichnete, ein beliebtes Legendenmotiv. Bausteine und Holz verschwanden nachts von der für die Kapelle zuerst vorgesehenen Stelle und fanden sich anderntags dort wieder, wo heute die Kapelle steht. Sand zum Mörtel fand man durch einen Raben, der mit dem Schnabel den Boden pickte, und dies erkannte man als ein Zeichen der Heiligen. Im Schwedenkrieg schützte sie das Heiligtum vor Raub und Plünderung, indem sie im schwarzen Schleier erschien und die räuberischen Schweden mit aufgehobenem Finger bedrohte. Während einer Zeit der Teuerung legte sie dem hungernden Meßner einen Kuchen auf den Kirchenstuhl; von diesem aß der Meßner alle Tage, ohne daß der Kuchen weniger ward 3), 3

Panzer

Adelheid

Beitrag

(Adeleidis,

2,

193.

Aleidis),

Wrede,

Tochter

des rheinfränkischen Grafen Megingoz von Geldern (t 998) und der Gerbig von Hennegau, erste Äbtissin des 986 gegründeten Stiftes Vilich bei Beuel gegenüber Bonn, $ 5. Febr, 1015 als Äbtissin

170

von S. Maria im Kapitol in Köln, jedoch in Vilich beigesetzt, wo aber heute nur noch Teile ihrer Reliquien ruhen. 1. Nach einer Legende, die ohne Gegenstück ist, soll sie im Kloster Vilich Schwestern, die beim Chorgesang mit ihrer Stimme nicht den richtigen Ton trafen, durch einen Schlag für alle Zeit ihres Lebens eine helle reine Stimme verliehen, ebenso durch Schelten kranke

Nonnen geheilt haben ?). 1) M.G. SS. XV, 755 ff.

2. A.sbrünnchen, A.spützchen, auch Dollepötzche, Brunnen der hl. A, in Pützchen bei Beuel, nach der Legende zur

Zeit großer Dürre auf ihr Gebet hin entquollen, später Heilbrunnen, aus dem man Wasser gegen Augenübel schöpft, früher am Johannistage %, jetzt besonders am 2. Sonntag im September, an dem zahlreiche Menschen zum Pützchensmarkt

pilgern %. Ein A.brünnlein bei Kitzingen galt ähnlich als Heilquelle gegen das Fieber *). Mit einem wundertätigen Born, der hinter dem Altar eines Kirchleins zwischen Greitz und Reichenbach i. V. sprudelt, brachte man außer der hl. Apol-

lonia auch die hl. A. in Verbindung 5).

2) E.M. Arndt Rhein- u. Ahrwanderungen 389. 2) Rhein. Prov.-Blätter _ı (1835), 279; Rhein. Wb. ı, 59; Schell Berg. Sagen ? 412 Nr. 1054. *) Lam mert 260; hiernach offenbar auch bei Hovorka u. Kronfeld

2, 324.

°) Eisel

Voigtland

255

Nr.

641.

3. A.stag, in Vilich ,, Dollendaach‘‘, Tag, an dem an die Kinder Dollenbrütche verteilt werden 9). Eine ältere Überlieferung spricht vom sog. St. Alen-Brot, das in

Vilich an einem der Pfingstfeiertage ausgeteilt wurde, sechs Jahre aufbewahrt werden konnte ohne zu verderben, und auch gern dem kranken Vieh gereicht wurde 7). ®) Rhein. Wb. lexikon I.

ı, 59.

’) Stadler

4. Früher besonders

Heiligen-

im Rheinland ver-

breiteter weiblicher Vorname, in Neckrufen, Kinderreimen und Rätseln beliebt, Wrede,

Adelinde (Adalinde), Äbtissin des ade-

ligen Frauenstiftes in Buchau am Federsee in Württemberg, lebte Ende 9. Jh.

drei Söhne gefallen, worauf die trauernde

Adelinde deren Gebeine in der Kirche zu Buchau begraben, dort ein Kloster gestiftet und dieses als Äbtissin bis zu ihrem Tode verwaltet habe. Wird in mehreren Martyrologien gefeiert und auf Gemälden

(Buchau,

gestellt.

Rathausgang

und Kirche) dar-

1) AA.SS. Boll. 28. Aug. VI, 492 ff. *) BirVolksth.

linger

ı, 23. 500.

Wrede.

Ader. Eine auffallend hervortretende A. ist ominös. So glaubt man in Norddeutschland (Schlesien !), Ostpreußen %), Braunschweig %, Westfalen *), Mecklenburg ®)): wenn ein neugeborenes Kind auf der Stirn oder über der Nase eine streifenartige A. hat, so wird es nicht alt. In Süddeutschland nennt man diese A. „Totenbäumchen‘‘ (s. d.). Im nördlichen Island ®) heißt es, die A. auf dem Handrücken des Menschen bildeten stets einen

Buchstaben;

der

Buchstabe

auf

dem linken Handrücken ist der Anfangs-

buchstabe des Namens der zukünftigen Frau oder des künftigen Mannes, welche den gleichen A.zug haben. l) Drechsler ı, 184. ®) Urquell ı, 57r. 3) Andree Braunschweig 288. *1) ZrheinVk. 10 (1913), 166. 5) Bartsch Mecklenburg 2,

42 Nr. 54.

%) ZdV{£V.

8, 449.

Stemplinger,

Ader, goldene !). Das spontane Bluten

der varices der Mastdarmvenen galt für goldwertig, weil es das ärztliche Honorar für den Gewohnheitsaderlaß ersparte 2}, Doch dürfte die Bezeichnung eher von der biblischen Erzählung herzuleiten sein, die von den Philistern berichtet (1. Sam. 4 ff.): nach ihrem Sieg über die Israeliten hätten sie die Bundeslade mit fortgeschleppt; Gott aber habe sie dafür an heimlichen Orten geschlagen; die Plage aber wich erst von ihnen, als sie die Lade

In

Westböhmen

verordnet

man,

eine

Kröte zu Pulver zu verbrennen und dies Pulver aufzustreuen *); in der Schweiz ist von einem Hämorrhoidenring die Rede aus Blei oder Zinn °); in Oldenburg wird Glockenschmiere äußerlich dagegen

gebraucht 9).

und Brustadern, die Fische für die Fußadern %). Außerdem sind bestimmte A.tage vorgeschrieben, die „umb großer Gefahr Leibes u. Lebens willen zu meiden sind‘‘ 5); so der 23. u. 29. Febr., 2. u. 24. Mai, 3. Juni, 3. und 25. Juli, 15. Aug., 29. Sept., 3. u. 21. Nov. Ferner, wer sich

N” Höfler Krankheitsn, 4; HovorkaKronfeld 2, 136. 476; Lam mert 254. 2?) Jühling 301. 3) Hoffmann-Reds1ob Allgemeines Volks-Bibellexikon (1853), 98. 4)

Hovorka-Kronfeld

21,91.

%

Strackerjan

2, 139.

ı,

5)

SAVk.

79 Nr. 82. Stemplinger.

Aderlaß, Blutentziehungen durch Ader-

am

laß, Schröpfen, Blutegel u. dgl. waren schon den ältesten Völkern bekannt und wurden zu allen Zeiten geübt. Da nach primitiver Ansicht Blut gleich Leben ist, so bedeutete ursprünglich das Blutlassen nichts anderes als einen Ersatz für das Menschenopfer. Deutlich erhellt das aus dem Götterkult in Yukatan: man durchbohrte sich die Ohren und Schul-

und Nacken dem Stier, den Zwillingen die Schultern, dem Krebs die Brust, dem Löwen die Seiten, der - Jungfrau der Unterleib, der Sonne die rechte, dem Mars die linke Seite usw.?. In den Volkskalendern waren bis in die jüngste Zeit herein sog. A.männchen und A.tafeln verzeichnet, Letztere muß-

ten im Fränkischen auf Antrag der medizinischen Fakultät zu Würzburg seit 1769 wegbleiben ®. Die A.männchen bilden eine nackte Figur, an der für die

Liebfrauentag

(25. März),

an Simon

und Juda (28. Okt.), am Andreastag (30. Nov.) zur Ader läßt, der überlebt das Jahr nicht. Demgegenüber stehen sehr günstige

tern, sammelte das Blut in einem Schwamm und drückte diesen über den

Opferschalen aus, die vor den Götterbildern standen 2). Diese Selbstverwundung erhielt sich später nur mehr als Zeichen der Trauer und als medizinischer A. Wir haben aber auch diesen nur insofern zu betrachten, als damit abergläubische Bräuche verbunden sind. Nach antiker Ansicht ist jeder Teil des menschlichen Leibes einem bestimmten Sternbild zugeteilt z. B. der Kopf dem Widder, Hals

Adler

einzelnen Glieder die ‚,Zeichen‘‘ angegeben sind, in denen es gut ist, sich zur Ader zu lassen. Phlegmatischem Komplex sind feurige Zeichen nützlich. So der Widdermonat für den Kopf, der Schützmonat für die Hüften. Melancholischen sind die luf tigen Zeichen gut. So die Wage für den Podex, der Wassermann für die Waden und Schienbeine. Die wässerigen Zeichen taugen den Cholerikern. So der Krebs für die Lunge

zurückgaben und „fünf goldene Ärse‘ opferten; d. h. die Philister wurden mit Beulen (Hämorrhoiden) geschlagen und weihten Abbildungen davon als Votive 3).

BE

und erste Hälfte 10. Jh. Fest 28. Aug.!) Wurde nach der Sage Gattin Hattos, eines Enkels des als Knabe nach Deutschland gebrachten Bonosius von Tarent. Hatto soll mit seiner jungen Gattin bei Warthausen einen Kessel voll Gold und Silber erhoben, die Kesselburg erbaut und drei Söhne mit ihr gezeugt haben. Im Kampfe gegen die Hunnen seien Hatto und die

173

172

Ader—Aderlaß

171

|

|

„Laßtage‘‘, so der Blasiustag (3. Febr.), der Philipp- Jakobitag (1. Mai), der Bartholomäitag (24. Aug.) als „erster Herbsttag‘‘, der Martinitag (11. Nov.), der alte Opfertag. Außerdem werden der Valentinstag (14. Febr.), Stephanstag (26. Dez.), der erste Freitag im Mai u. a. zu den guten Laßtagen gezählt ®). Der Karfreitag gilt im Allgäu als ganz ausgezeichneter Tag zum Aderlassen für Mensch und Vieh”). Die Zusammenhänge der sog. ‚„„‚verworfenen‘‘ und guten Laßtage mit dem übrigen Aberglauben sind leider noch nicht erforscht. Außerdem sind beim A. noch einige Absonderlichkeiten zu verzeichnen. Wenn man zum ersten Male sich zur Ader läßt, heißt es in Bayern, soll man das Blut unter einen Rosenstock schütten, dann bekommt man rote Backen ®). Der Analogiezauber ist offensichtlich. Ebenda sagt man, beim Aderlassen müsse man das Blut in fließendes Wasser schütten, sonst eitere die Wunde ®). Das entspricht dem Brauche, nichts achtlos vom menschlichen Leib wegzuwerfen, damit es nicht bösen Dämonen verfällt. S. a. Horoskopie. Lippert

Kuliurgesch. 2, 328.

?) Stemp-

174 linger

Volksmedizin

mert

199;

Christi

1825

von

1707;

z. B.

Hist.

(Tabelle)

Braunschweiger

Kalender

(Bern);

108 f.

eine

..

. auf

?) La m-

Kalender

das

Jahr

Aderlaßtafel

in ZrheinVk, 10 (1913), 229 oder bei Baumgarten Jahr u. s. Tage 29, in den beliebten Aderlaßbüchlein von Al. Seitz (Marburg 1529), Dr. Dierbach (1535), Joh. Hebenstreit (1559); in dem Auszug aus dem Hauskalender von 1733 bei HovorkaKronfeldı, 6. *%) Stemplinger Aber-

glaube

109 und

Hovorka-Kronfeld

ı,

6; 2, 377; Troels-Lund Gesundheit 56. 5) ZföVk, 9 (1903), 234; Leoprechting

Lechrain

151;

SAVk.

2, 168;

Schönwerth

Oberpfalz 3, 226; Fischer Angelsachsen 24. %) Pollinger Landshut 272. ?) Reiser 2, 115. % Panzer Beitrag ı, 257. *) Grimm Myth. 3, 473 Nr. 1022; Wuttke 33. Stemplinger.

Adler (aus adel-ar ‚‚Edel-Aar‘‘) !). In weitaus den meisten Fällen versteht man darunter den Stein- oder Golda. (Aquila chrysa&tus Linn.) ®), ganz vereinzelt auch den Seea. (Haliaetus Savign.) ®). Auch mit dem Geier (s. d.) mögen gelegentlich Verwechslungen vorkommen. ') Kluge Et. Wb.? s. v. Adler; Ders. in ZfdPh. 24, 311. ?) Brehm Tzierleben * 6, 355.

3)

Ebd.

330.

Von der weiten und großen Bedeutung, die dem A. im Orient und in der klassischen Antike zukam, hat sich wegen der Seltenheit des A.s fast gar nichts in den späteren Aberglauben hinübergerettet. Die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Tierbücher (bis Conr. Gesner und Aldrovandus) beruhen in den für uns wichtigen Punkten fast ausschließlich auf der Antike, besonders Aristoteles, Älian, Plinius; es muß daher hier weiter zurückgegriffen werden, als bei alltäglich begegnenden Tieren %). 4) Reichen Stoff bieten: Pauly-Wissowa Bd. ı (im folgenden = PW.); Keller Tiere (= K.); Walther Arndt Die Vögel in dey Heilkunde der alten Kulturvölker in Journalf. Ornithologie 73 (1925), 46 ff. 214 ff. 475ff. = A.); Aristoteles xzepl Cewy iotopiaı (= Aristot.); Plinius Naturalis Historia (= Plin.)}, die Buch-, Kapitel- und

Abschnittzitate nach der dt. Übersetzung von

Külb (Stuttgart 1840); Aelian mtepl Cwwvy (= Ael.); brauchbare Auszüge bei H. O0. Lenz Zoologie dey alten Griechen und Römer, Gotha 1856; Albertus Magnus (13. Jh.) De

(=

animalibus

Alb.),

ed,

Zitate

Stadler.

nach

Münster

Buch-

und

1916—20

Marginal-

Conr.

Gesner

Vogelbuch,

R. Heusslin. Zürich 1557 (=

deutsch

Gesn.);

eine sehr

stoffreiche Kompilation ist: Ulysses Frankf. Ornithologia. drovandus

1. Allgemeines. Der A. König der Vögel®), was sich chen Sagen (s. u. 6) von seiner wahl spiegelt ®). Von den andern wird er als solcher anerkannt fürchtet 7). Er ist daher auch das

von

Al1630.

ist der in manKönigsVögeln und geTier von

des höchsten besonders Göttern, Gottes Zeus und Jupiter®), ferner Indra,

Wischnu, Agni ®), Ormuzd?!°), Odin !); in Odins Saale ist ein A. schwebend angebracht !?). Der A. weilt bei den Göttern?®), er ist Waffenträger des Blitz- und Donnergottes 114), trägt das Flammenbündel des Blitzes in seinen Fängen?!®) oder im| Schnabel?®), wird aber nie vom Blitz getroffen 1); noch heute gilt in Brixen: berichtet „von einem kunstreichen MeiDer A, und der Feigenbaum können vom ster zu Nürnberg, welcher einen schönen Donner nicht getroffen werden 1); dasgroßen A., mit sonderbarem kunstlichem selbe sagt ein schweiz. Rezeptbuch vom Uhrwerk also zubereitet, daß er bei dem A.29), Sein Schnabel blinkt durch die GeKeiserlichen Einzug (Karls V.) daselbst witterwolken %), Als Vogel Odins umin der Lufft geflogen‘‘ (vgl. u. 272). Könige er die Walkyren %) und als flattert und Tyrannen der Diadochenzeit ließen des Gottes führt er dessen BeBote sich ‚A.‘ benennen ?); ebenso Geschlechfehle aus ??), Aber auch die Götter selbst können A.gestalt annehmen ®) oder | ter %), Daß auch bei den Germanen Männer, wenn auch nicht ausdrücklich sind a.häuptig; Odin hat den Zunamen Fürsten, nach dem A. benannt wurden, Arnhofdi (A.haupt) %). Seltener ist die sei nur nebenbei erwähnt ®). Auf dem A.gestalt mit Menschenhaupt (Syrien) ?). königlichen Zepter steht ein A. 5). Über A.gestaltig sind auch Dämonen: Rieweitere Verwendungen des A.s in der sen 2%), besonders ein Windriese ”) (über Kunst s. u. 9. den A. als Windschaffer s. u. 4.), in Etudes 5) K, 239; PW. 374 ®; Cumont Schlesien der Wassermann ®), in einer syriennes 59 Anm. ı; Vinc. B. 16,33; Meg. österreich. Sage erscheint der Teufel in 166 (nach Augustinus); Gesn.IIa. %) DähnA.gestalt 2), in Friesland die Hexen ®). hardt Natursagen 4, 100 ff. ?’) Gesn. Ila. Über sagenhafte Verwandlungen in A. 8) K. 238. 239. 433 Anm. 43; PW. 373 ®;

Ss. u. 4121—126, Als Göttertier ist der A. selbst göttlich

sogar der A, auf dem u. heilig); Signum der römischen Legion wird als Gottheit angesehen und verehrt %), Seine Göttlichkeit wird zuweilen mit seinem himmelstrebenden Fluge begründet ®); hochfliegende Vögel gelten im alten Island überhaupt als „gute‘‘ 3), Der A. wird da-

Sitt1l Der A. u. die Weltkugel als Altrıb. d. Zeus, in Jahrb. f. kl. Phil. Suppl. Bd. 14. Gubernatis AMyth. 3, 193; %) Grimm Herabkunft 29. 153; Tiere 479. 481; Kuhn Götteyattr, 183 A. 1; ARw. 22, 109; Siecke ") K. 432 Anm. 20. 2, 37b. Hastings Germ. Myth. 183. }®) Ebd. 232; u) Meyer Beitrv. 2, 459; Grimnirlied Str, 17. Panzer 13) K. 238. !!) Ebd. 239; PW. 374 *; Usener

Kl. Schr. 4, 466. 489. 491 ff. 15) K. 239. 245; Fehrle Geopon. 7. 1%) K.245. ”) PW. 374%,

16, 32;

c.B.

Vin

u. Geopon.);

2, 38 (n. Plin.

Benediktionen

Franz

7;

Geopon.

Fehrle

Gesn, Va; Plin. (II, LVI) ist von Megenberg offenbar falsch verstanden worden, wenn er (S. 94) sagt: „under den tieren s&Ert der

blitzen

allermaist

den

?%) SAVk.

6,

797.

Tirol

%®) Heyl

374 1

%) PW.

60.

den

under

Adlarn,

lorpaum‘‘.

den

’allermaist

paumen

SEE

(13. Jh.) Speculum naturale, Wiegendruck s. a, (= Vinc.B.), Zitate nach Buch u, Kapitel; (14. Jh.) Buch der Konr. v. Megenberg g.); Natur, hrsg. v. F. Pfeiffer 15861 (= Me

in her auch mit dem Sonnenkult Verbindung gebracht %); anderseits ist er der Geleiter der Seelen ins Jenseits %) und figuriert als Seelenvogel oft auf Gräbern 3). Christlich ist das Symbol der Christi® und der Auferstehung Wiedergeburt durch die Taufe ®). Als göttliches Tier ist er am Giebel der Tempel (freilich auch der Häuser und Zelte) angebracht %). In den Mysterien bedeutet der A. einen Mysten grad). Der König der Vögel ist Symbol der und Kaiser *?), Der A.kultus Könige Napoleons I., dessen Sohn den Zunamen Aiglon erhielt, ist bekannt. Die Apotheose der Könige und namentlich der römischen Kaiser wird dargestellt durch einen A,., der sie himmelwärts trägt ®%). Im Palast Karls d. Gr. war ein eherner A. angedem Landgrafen von bracht *), Von Thüringen wird gesagt: „der Düringe herre ist milte üz kindes jugent, ob ime ein adelar ze allen ziten ist mit höhen vlügen her gewesen‘‘ %), und B. Anhorn %)

177. Germ. Myth. 2) Meyer {n. Phlin.). Tiüervorakel ı1. 22) K. 246; PW. 373 ®; Hopf Meyer (s.o. 4); Sittl 374”; 23) PW. Germ. Myth. 152. 183.232. 2%) K.251; Meyer Herabkunft 153. Kuhn Germ. Myth. 230; 25) K. 446 A. 266. ®%®) Grimm Myth. 1, 526; *) Im Germ. Myth. 142. 151. 152. Meyer Wafthrudnirlied Str. 37 wird Hräswelg (‚‚Leichenschlinger‘‘) als Windriese in A.gestalt genannt, %®) ZfVk. ıı, 203. ®) Vernaleken Sagen 212. 3) Müllenhoff Mythen ı0. Reste 65 (mit weiterer 31) K. 238; Clemen Lit.); Ägypten: K. 254; aegaeisch: Hastings I, 145 b. %®) K. 243. %®) PW. 373 ** (AristoteIVa:

Gesn.,

ıı1;

Tierorakel

Hopf

les);

fliegend auch gar hoch..., darum auss allen vöglen allein der A. für einen göttlichen vogel gehalten; 23,

Spr.

Al L?

Bellovacensis

ne

Vincentius

im

5;

AT.:

18.

30,

Flug

gegen

Hiob

19;

9,

den

26;

Himmel;

27;

39,

Jerem. 4, 13. %) Meyer Germ. Myth. 110, 35) K. 254. 442; ARw. 16, 558; Cumont %) Dieterich MiEtudes syriennes 61f.

thraslith.

mont

16, 558

Etudes syriennes 62 £. 76f. 87. (dagegen

Alt. ı, 21a.

d’arch.

5, 126; namentl. C u -

Frazer

184;

38 ff. 50. 352. chr.

Grimm

25

zahlen;

®)

1,

Kraus

ı, 2ob;

Ebd.

®)

Myth.

ı,

199);

20,

ARw.

Cabrol

Panzer

3, 181;

Cumont

Real.-Enc.

K. 251.

1036;

”) ARw,.

%)

K.

d. chr. Dict,

Beitr.

274;

2,

456. 460. 260. 4) Dieterich Mithrasl, 54. 151; ARw. I9, 553. *) K. 240f.; PW. 374 %; Cumont 35ff. 13) K. 241 (Alexander). 251. 35 ff. 252; PW. 275%; ausführl. Cumont 4) Grimm Myth. 1, 527. %) Minnesinger ed. v. d. Hagen 2, 4 (II, ı b). *%) Magiologia 238. 47) K. 242. %®) Ebd. 248 f.; Gennep Religions Kl. Schr. 3, 2,19. %) W. Wackernagel 200;

178

Adler

177

a

175

176

Arkgpan

Adler

Schönfeld

u. Völkernamen

Namenb.?

Wörterb.

23. 26;

ı, 135 ff.

5)

d. altgerm.

Förstemann

K.

240.

Pers.-

Altd,

2. Aus der Göttlichkeit des A.s ergeben sich von selbst seine divinatorischen und auguralen Eigenschaften: er ist Orakeltier und weissagend*) bei den Völkern des Altertums*®?) wie bei den alten Germanen ®) und den Deutschen des Hochmittelalters 51). Nach der Eyrbyggja-Saga gilt ein A., der einen Hund davonträgt als fyrirburär’ (Vorzeichen) ®). Besonders der Angang wurde beobachtet 5). Noch heute gilt in Ostpreußen A.begegnen als großer Glücksfall). So in der Antike ®). Den Schiffern

des alten Griechenland, wie Nordamerikas gilt der Flußa. (Pandion haliaetus?) als gutes Omen ®). Glückbringend ist auch der ein Hirschkalb oder eine Gans tragende A.®), auf Kindersegen deutet ein eine Henne tragender A.%), Dagegen verkündet der schlangentragende A. Unglück ®2). Krimhild träumt, daß ihr Falke

(Siegfried) von zwei A.n zerfleischt werde,

was von Ute als Tod gedeutet wird ®), Den Tod der Freier verkündet der würgende A. in Penelopes Traum %). Als Kaiser Wilhelms I. Leben 1879 durch Attentäter in Gefahr war, soll ein von Raben verfolgter Adler über Berlin gesehen worden sein ®); ’ in Frankreich ist

der Schrei der orfraie (Seea.) todkündend %), Nach Theophrast v. Eresus ®) gilt der kasuistische Aberglaube, daß es Tod bedeute, wenn beim Ausgraben von schwarzem Helleborus (Veratrum nigr.) —

man schaute dabei gegen Sonnenaufgang

und betete zu Apollo und Asklepios — ein A. herfliege. Natürlich ist, wie bei den meisten Augurien, die Richtung von bedeutungsvoll: Fluges des

rechts: Glück, von links: Unglück ®). Noch Johann Hartlieb (1456) sagt: „es sind lüt, die groß glauben haben an den aren

vnd

mainent

ye,

wann

er taschen-

halb flieg, es sull bedeuten groß geluck oder großen gewin‘‘ ®). Namentlich im Kriege ist der A.flug ominös. Meist zeigt er den Sieg an, besonders von rechts fliegend 7), im Norden wenn hoch fliegend 7%). Als Kaiser Karl V. den Krieg gegen die Neugläubigen begann, sah man einen A., der in der Luft über des Kaisers Heer stand, auch kam aus dem Walde ein Wolf gelaufen und lief zwischen der Spanier Fußvolk. Daraus hat man auf Sieg geschlossen 7%). Am 30. Oktober 1593 zeigte sich in Zittau ein riesiger zweiköpfiger A, am Himmel, auf den glühende Pfeile schossen, ohne ihn zu verletzen. Einen Monat später kam die Nachricht von dem Sieg Kaiser Rudolfs II. über die Türken ®), Sogar der römische Legions-A. ist vordeutend 7), In der Gunnlaugssaga bedeuten zwei A. im Traum zwei Stürme 7°) (vgl. u. 412 ff.). Durch eine besondere

Adler

Sprache warnt der A. bei Gefahr (Kuhländchen) 7%). Verschiedene Traumdeutungen finden sich bei Artemidor 7). In Spanien wird der Zwerga. (Eutolmaötus pennatus Gmel.?) zum Ziehen von Glücksnummern in der Lotterie verwendet ®).

natis Tzere 491; Hopf 87f. 89f. (Griechen). 88. co f. (Römer). 53) Hopf 89; K. 246; Grimm Myth. 2, 948. %) Hopf 89: Michael Scotus, der Kanzler Friedrichs IIl.: ‘volatus et cantus auguria considerantur’”. 5) Meyer Germ. Myth. ıı10 ob. 5) Müllenhoff Altert. 4, 2290; Grimm Myth. 2, 946 (vom müs-ar, wohl der Mäusebussard, Buteo buteo Zinn.); Schönbach Berth. K.

262

%)

Ebd,

50) Hopf

89;

88

(Homer).

Küster

De

%)

avibus

Ebd.

Schlange

88

127

Il,

bis

1).

Wend,

Volkst,

167 A.ı.

(Il. ı2,

%)

2,20.

78.

gif.

(nach

Brehm,

dessen 4. Aufl. jedoch die Notiz fehlt).

in

3. Mannigfach ist der biologische Aberglaube, doch wurzelt auch er zumeist in der antiken Zoologie und Symbolik und ist kaum je Volksglauben gewesen. Der A. erreicht ein hohes Alter und bleibt auch in diesem noch jugendlich ®). Die Ursache seines Todes ist nicht Altersschwäche, sondern Hunger, weil sein Oberschnabel zu sehr in die Länge wächst und sich verkrümmt ®); das zwingt ihn zu trinken, der sonst nie Flüssiges genießt 3); doch die Jungen

dern

trinken Bl u t ®). Den zu langen Sch nabel zerschlägt er an einem Stein ®), oder

er wetzt ihn und die Kla uen an einem Stein 8%; denn auch diese krümmen sich im Alter so ein, daß er keine Beute mehr

er seine

verbrannten Flügeln des ‚‚,Geiers‘‘ Sampäti spricht die indische Sage ®). Das A.weibchen legt 3 Eier, die es 30 Tage lang bebrütet ®). Anderwärts nirgends gefunden habe ich den Aberglauben aus Steinhöwels Äsop S. 244: „Darvon ist ensprungen, daz die a. nit iunge habent, ouch nit ayer legent zuo den zyten, so die hurnussel (Hornissen) synt‘‘ ®). Die Bruthitze ist beim A. sehr groß, „‚als wenn man die eyer kochte‘‘, sagt Gesner IIb, und IIIa: „Der A. ist also hitzig, daß er die eyer mit dem brüt gar verkochte, wenn er Gagatem nit den allerkeltesten stein darzu legte, als Lucanus schreybt.‘‘ Weiter unten (III b) berichtet er, daß die Eier in einen Fuchs- oder Hasenbalg gelegt und von der Sonne gebrütet würden, nach Albertus Magnus würden sie einem an-

Hellenen). Myth. 2,

°) Oneirokritika allg.: 4, 56, spez.

%® Hopf

verbrenne

er uf an den luft und brennit sine fe de ren unt vellet danne in sin nest. so ziehent in sine jungen, unz (bis) er federen gewinnit als er e (vorher) hete.‘‘ Von den

946; 3, 429. 7°) PW. 3745; K. 245. 241. 244. N) Meyer Germ. Myth. ı10 ob. ®) Wolf Dt. Märchen 5orf. 7% Kühnau Sagen 3, 450f. 71) K. 243. ’) cap. 2. ’) Enders

Kuhl,

dort

logus ®): „‚So der are alt wirdit, so fliugit

Se-

billot Folk-Lore 3, 1953. ®) Hist. plant. IX, 8, 8 (K. 245. 437 Anm. 1109). ®) Hopf 88. 90; K. 246. 438 Anm. 131; Panzer Beitrag 2, 455. 456 (2 sich bekämpfende A.). 458; Küster Schlange 128 (Doppeldeutigkeit je nach dem

Standpunkt der Troer u. der 6%) Ulm Hartlieb 43; Grimm

Sonne;

Flügel und kläre seine Augen; auf die Erde gefallen, tauche er dreimal in der Quelle unter und sei verjüngt 8). Nach Hieronymus ®) berichtet der Physio-

(Plin.).

200 ff.). Auch sonst ist der A. zuweilen Unglücksvogel: Clemen AReste 65. ®) Nib. Str. ı3f. %) Odyssee 10, 538 ff. ®) Schu-

lenburg

zur

| {

A.

untergelegt ®).

Öfter

wird

ler läßt eine Katze den A. überlisten 111),

Die Pflanze Symphyton (Beinwurz) tötet den A.142), Seine Wasserbeute zieht

der A. (Seea.?) Ufer 13), Wenn denen

anderer

mit den Federn seine Federn

Vögel

ans mit

zusammengebracht

werden, zerstören sie diese 1%), Der A. ist vielwissend!5 und spürt die Feinde von weitem 18), Sein scharfes Auge, das ungeblendet in die Sonne blicken kann und die Beute

be-

richtet, der A. ziehe nur I Jungesauf; die überzähligen würden aus dem Neste andern A. und von einem geworfen aufgezogen ®). Seine Jungen (Geier?) zwingt er, in die Sonne zu schauen;

Adler

welches Junge das nicht vermag, wird ausgestoßen %®). Anderseits rühmt man ihm vorsorgliche Liebe für seine Jungen nach. Er schützt sie mit seinem Leib gegen den Jäger), Er lehrt sie auf seinem Rücken fliegen, eine Anschauung, die schon im Pentateuch ausgesprochen ??) und von den mittelalterlichen Tierbüchern übernommen wird ®), Nach Gesn. (IIIa) überfliegen die Jungen die Alten oder helfen ihnen im Flug, wenn sie schwerfällig werden (IIIb). Eine im MA. verbreitete Überlieferung ist, daß der A. mit andern Vögeln seinen Raubteile, sie selbst aber verzehre, wenn er dabei zu kurz komme ®). Anderseits hat er in der Tierwelt viele Feinde, die ihn sogar überwältigen können, wie den Greiffalken (Lämmergeier?) 1%), Schwan 1%), Kranich, Storch, Reiher!®), Krähe, Elster 16). Besonders verfeindet ist er mit dem Specht und dem Zaunkönig, weil ihm der Specht die Eier zerbricht 1% und der Zaunkönig den Königstitel streitig macht 1%). Von Tieren anderer Klassen ist als erbittertster Feind des A.s die Schlange zu nennen 1%), Über einen Kampf mit einem Polypen berichtet Gesner 17), Die Schildkröte, die sonst eine Lieblingsnahrung des A.s ist 1®), und die von ihm das Fliegen lernen will 1), besiegt nach einem Zitat aus Achaios den A.10), Eine Sage der Siebenbürger Szek-

beruhen; jedenfalls haben sie Anlaß gegeben zu dem weiter ausgebildeten Glauben, daß, wenn dem A. im Alter die Augen schwach werden, er zu einer Quelle fliege und von dieser sich erhebe

”) Stemplinger ı, 68. ®) Ebd. 371: ®;

(Dionysius

181

halten kann ®); die Flügel werden weiß und schwer ®). Nicht ganz sicher ist der Ursprung des Aberglaubens von der Verjüngung des A.s. Psalm 102, 5 (jetzt 103, 5) sagt: renovabitur ut aquilae juventus tua, Jes. 40, 31: Qui autem sperant in Do| mino, mutabunt fortitudinem, assument pennas sicut aquilae, current et non laborabunt, ambulabunt et non deficient. Es fragt sich, ob nicht schon diese Äußerungen auf einem alten Aberglauben

5) Hopf Tierorakel 87{f£f.; XK. 24541f. 52) K. 245 ff. 262. 445 Anm. 250; PW. 373 ®; Staehlin Mantik (Register); Guber-

v. R. 32 (ebenso). ÄAbergl. 46. ®) PW.

180

ZB

179

aus schwindelnden Höhen erschaut, ist sprichwörtlich !7); nur in der Brutzeit „sol der A. auss dem gschlächt schlahen und übel sehen, also das er dem raub nit mag nachkommen, dannenhär er Exaetos genannt wird‘‘ 18), Unbekannt ist uns die Herkunft des mittelalterlichen Aberglaubens, daß der rechte Fu ß des A.s größer

182

sei, als der linke 1); nach Albertus Magnus 12%) ist beim kleinen Fischa. der eine Fuß Schwimm-, der andere Greiffuß.

7”) K. 268; PW. 372; Gesn. IVb. 50) K, 267; PW. 372% (Aristot., Antigonus, Plin.); Physiologus: Fundgruben ı, 33; Vinc. B. 16, 32. %) K. 267; PW. 372 14, *; Gesn. IIb. ®%) Vinc. B. 16, 35 (c. 33 dagegen allgemein: aquila sanguinem lambit); Gesn. II b,

nach

Hiob

39,

30.

83)

Physiologus:

Fundgr. r_, 33 (nach Augustin); Gesch. d, Physiologus 9 Anm. 3. 16,

36;

Rolland

Faune

Lauchert %) Vinc.B.

pop.

9,

11;

Alb.

Magn. 4nim. 6, 46; Gesn.IVa. ®) Vince. B. 16, 35. ®%) Ebd.; Physiologus ebd. ®) Lauchert Gesch. d. Physiologus 9 £.; PW. 372 5; Hastings

6,

ı16a

unten;

Swainson

Folk-Lore of British Birds (1886) 134 (zitiert Albertus Magnus; in der Stadlerschen Ausgabe unauffindbar);

Rolland

Faune

pop.

9,

11

(mit weiterer Lit.); Physiologus: 1: Wilhelm Denkm. dt. Prosa (Münchener Texte H. 8) Abt. A 24; lat. Text ebd. Abt, B. 37; Die Hochzeit (12. Jh.) Vers. 580ff.; Hugo v., Langenstein Martina (Ende 13. Jh.) 107, ı ff. (Dazu Köhler Kl. Schr. 2, 135f.); Rolland Faune pop. 9, 9£. (m. weiterer Lit.); Sebillot Folk-Lore 3, 174; Swainson Folk-Lore of British Birds 134; Vinc. B. 16, 36 (nach Physiologus u. Jorath [unbekannt]); Megenberg B. d. Nat. (Pfeiffer) 166 (nach Adelinus = Aldhelm, dieser nach Augustin); Klapper Erzählungen Nr. 208; Gesn.IVa; qu. 23; und noch

Delrio Disqu. mag.l. II, Lauremberg Scherz-

gedichte ı, V. 3221f. %) In Isaiam 40, 27 (Migne Patr. lat. 24, 426 Df.). ®) ed. Wilhelm (s. o. Anm. 87) S. 25; Lauchert

G.d. Ph, 9 A. 3; zur Ätzung durch die Jungen:

K. 268. 447 Anm. 294 (En no dius dichio 17). Eine auffallende Parallele hiezu von dem großen Vogel, dessen Gefieder von zwei andern erneuert werden, und der nach einem Bad verjüngt ist, in altkelt. Erzählungen, bei Tegethoff Märchen, Schwänke und Fabeln 1925 S. 53. %) Gubernatis Tiere 483. %) Albert. Mag n. Anim. 6, 46 (nach Melissus). 47; Vinc. B. 16, 35. 36 (nach Arist. u. Plin.). ®) Nach Dähnhardt Naturs, 4, 276; im Anschluß an die Fabel von dem Käfer, A. und Zeus.

%) Gesn, IIIb. ®*) PW. 372 ® (Aristot., der diesen Vogel vn nennt. Beizufügen wäre noch Plin. X, 4, 2: ossifraga); K. 268; Albert. Magn.

Anım,

6,

46;

Vinc.B.

16,

32

(n.

VII,

ı1;

Ambrosius). 35; Gesn. IIb. ®) K. 268 (der 371 5 eine oriental. Fabel vermutet); PW. G.d. Ph. 10 Lauchert (Aristot., Plin.); Anm,

nach

(z mal);

ihm

Isidor

Vinc.B.

B.d. Nr. 166;

16,

Wernher

Etym,

3535;

XII

Megenberg

vom

Nieder-

K. 268) rhein 68 ff. (lau t ; Hugo v. Langenstein Martina 107, 19 ff. (dazu Köhler Kl. Schr, 2, 135f.). ®%) Megenberg 167%; Vinc.B. 16, 35. ®”) Exodus 19, 4;

Adler

IIIb. ®”) König Rother (ed, Massmann) V. 4979ff.; Hugo v. Langenstein Martina 107, 41 ff. (dazu Köhler Kl. Schr. 2,135); Megenberg 167°; J. J. Werner

Üb.

2

Handschr.

(Diss.

Zürich

1904}

176;

Gesn, HI b (nach Albertus M,?). 1%) Megenberg 167!; Vinc.B. 16, 33. !") Gesn. IV a (nach

Albertus

M.

?, zit. auch

Aeneis

9);

Plin. (X, 95, ı) sagt nur: „In Zwietracht leben die Schwäne und die A.“ 19) Gesn.IVa {n. Aelian). 1%) Alb. Magn., Anım, VII, 13.

1%)

Gesn.IVa;

Plin.

X, 17, 2: bei Nigidius

heißt ein Vogel,

der die Eier der A. zerbricht,

Heyabkunft

Rolland

Subis.

1°)

Schon

109;

Plin.,

X,

95,

Faune

1;

Kuhn

pop.

2, 4;

Sebillot Folk-Lore 3, 178; Swainson Folk Lore of Br. Birds 36. ı35; Reusch Samland 39; Woeste Mark 39; namentlich Dähnhardt Natursagen 4, 161 ff. (deutsche Sagen 166 ff.}). !°%) Antikes (schon mykenisch) s. bei Küster Schlange 52 f. 127 ff. (Kampf der Luftregion mit der chthonischen); Weinreich Heilungswunder 163. 166; K. 247. 248;

Weiteres: stings

Bugge

Gubernatis Tiere 480; Ha2, 315a; Grimm Myth. z, 665;

Studien

498;

Hahn

Griech,

Mär-

chen 2, 57; Alb. Magn. Anim. VIII, ı2; Vinc.B. 16, 32; Gesn. IV a; Christl. Sym-

bolik:

Kraus

Kampf

des

Lichtes

Real-Encykl,

mit

1, 21 a.

dem

1°)

Teufel:

IV b, nach

Aelian VII, ı1. 1%) K, 257. 443 Anm. 209 bis 212; PW. 372 ®; Vinc.B. 16,34; Gesn. IV b (nach Oppian); indisch: Gubernatis Tiere 487; Rolland Faune pop. 9, 7 ®%. Ein nordamerikanisches Märchen erwähnt K., Knortz Die Vögel (1913) 166 f. Über den Tod des Aeschylos durch eine Schildkröte, die ein A, auf seinen Kopf fallen ließ; K. 257 1f.; Vinc.B. 16, 34. 1) Dähnhardt Naturs. 4, 269. 10) Diogenes Laegertius II, 133 aus „‚Omphale‘“ (s. Dähnhardt Naturs. 4, 99). 2112) Ebd. 4,25. 112) Aelian nat. an. VI,

46.

23)

Isidor

Etym,

XII, V, 106;

nach

ihm Vinc.B. u. Gesn. IIb. 11) PW, 68, 373 '? (Plin. Aelian); daher das griech. Sprichwort: Du willst A.federn mit andern Federn mischen. Köhler T@Z7erleben im Sprw. 7; Alb. Magn. Anim, VIII, 27 bestätigt das aus

eigener

Beobachtung;

Megenberg noch

Rolland

167%;

Faune

Vinc.B.

Gesn, pop.

2,

16,

IHIa; 4;

33;

9,

vel.

6;

gewisse Stellen im griechischen Altertum dahin zu deuten sind, lassen wir dahingestellt 12); dagegen scheint bei den Ger-

manen der A. zum Wind in Beziehung gesetzt worden zu sein. Windriesen haben A.gestalt !??), Nach der jüngeren Edda sitzt Hrasvelgr als A. an der Nordseite des Himmels, und wenn er die Flügel schwingt, erheben sich unter ihnen die Winde 128), und noch Heinrich v. Veldeke

und

gibt

Mut

beim

Raufen

(Tirol) !32),

Wer A.fleisch ißt, kann zaubern (Wales) 13), ein alter König wird durch A.fleisch geheilt (Kt. Wallis) 1%, Der rechte Flügel schützt vor Hagel

(antik) 135), auf einer altägyptischen Goldplatte wirkt er offenbar als Talisman 1%), Die Akralle wehrt auf Island die Feuersbrunst ab1?7); ebenda kann man mit ihr (nebst andern Zutaten) Augentäuschungen hervorrufen 13), In Alpengegenden (bes, Tirol) wird sie als Amulett an der Uhrkette getragen 1%), A. mist

vertreibt die Schlangen (antik) 1%), Die A.zunge verleiht nach indianischem Aberglauben als Amulett übernatürliche

33) Panzer Beitr. 2, 455 £. (Il. ı2, 207 ff.; Od. 2, 147 ff.). Die Etymologie &et6g zu &nuı „wehen‘‘ (ebd.) ist wohl ebenso falsch wie die

daß

volatu ad instar aquilae appellatur; vgl. Grimm Myth. ı, 528. 12) s, o. Nr. ı Anm, 27; Grimm Ayth. ı, 526; Panzer Beitr. 2, 454. 18) Grimm Myth. 1, 527. 12%) Ebd.

er

den

Wind

schaffe.

Ob

schon

Kräfte 14), Über den A.steins.d.

des

Festus

aquilo

ventus

a

vehementissimo

1%)

1, 353.

Zf£Vk. 8,168;

Alpen-

Welsh Fairy burg Tirol 384. 13) Thomas Book (1915) 191. 1%) Jegerlehner Sagen Fehrle 373%; 68%, 1%) PW. 1, 142. Blick 2, 112. 1) Seligmann Geop. 7. 137)

Sloet

Dieren

189

(nach

Maurer

Volkssagen 170). 13) ZfVk. 13, 275. 13, 113. 1%) PW. 373 *4 (Geopon.). zer 8, 270.

[Isl.

1%) ZföVk. 14) Fra-

s. Volksmedizin. Ineinem Ruppiner Zaubersegen gegen die Flechte

wird der A. genannt: „Der A. und die Flechte / Flogen beide zur Rechte; / Der

| munität gegen den Blitz s. o. 1 "ff, Aber auch sonstige Kräfte gehen von ihm ‘ aus: Sein Bild auf einem Smaragd,

Swainson Folk-Lore of Brit, Birds 135. 25) Gesn. IIIa; Gylfaginning cap. 16. 26) Vinc.B. 16,35. 17) K. 268. 433 Anm. 40; PW. 371 ®; Swainson F.L.of Brit, Birds 134; Isidor Etym, XI, VII, 106; Vin c.B). 16, 32; Gesn. IIb. 2%) Ebd, (Quelle ?). 193) Vinc.B. 16, 33; Megenberg 167

120) VII 371. 4. Magische Kräfte wohnen dem A. inne. Verbreitet ist der Glaube,

Siz. Märchen

singt: järlanc ist reht, daz der ar winke dem vil süezen winde 1?%), Zwei A. im Traume bedeuten zwei Stürme 1%), Bei andern Völkern herrschen ähnliche Vorstellungen !%), Anderseits schützt der A. Heilige vor Sturm 1?7), Über seine Im-

hält die Heuschrecken fern 12%), seine Federn vertreiben die Wanzen 1®); nach einem siebenbürgischen Zigeunermärchen kann man dem menschenraubenden A.könig entfliegen, wenn man sich eine Feder aus seinem linken Flügel verschafft 139), nach einem sizilianischen sich in einen A. verwandeln 13), A.flaum auf dem Hut schärft die Augen

Adler

12) Grimm 125) Meyer Germ. Myth. ıı2. Myth. ı, 527 £f.; 3, 181. 1”) Swainson F.L. of Br. Birds 135. 1%) K. 436 A. 93; PW. 373 22 12) PW. 37311 (Galen). 1%) Wlis(Plin.). 1%) Gonzenbach locki Zigeuner 303.

24 ES

%) Vinc.B. 16, 35; Megen%* (nach Gamaliel [?]); Gesn.

SEN

Deut, 32, ı1. berg 167 '*

185

184

Andi a

183

A., der gewann ’t, / die Flechte, die verschwand‘“ 1%), Ein, Teil der Ossifraga (vielleicht Seea. oder Lämmergeier) „gebrennt und getrunken‘‘, wird gegen Fallsucht verwendet 1%), an die Hüfte gehängt, heilt er den Krampf !*), Der über Magen und Bauch gelegt, Balg, befördert die Verdauung !%). Das letzte Dar m stück der Ossifraga angebunden, ist gut gegen Darmgicht !*), Die A.feder (s. 0. 3 Anm. 114. 129) stärkt das Gedächt-

nis 147), Federn und ganze Flügel von A.n legte man Gebärenden unter die Füße, um die Geburt zu erleichtern 1%), Bei den Bulgaren

wird

A.fett

gegen

Schwind-

ım Füße sucht gebraucht 1!®), die Altertum gegen Lendenweh oder Podagra 15%). Die A.galle, die sehr scharf ist 151), macht klare, scharfsichtige Augen 152), heilt Aussatz u. a. Hautkrankheiten 18) und Fallsucht 1%, A.hirn die Gelbsucht 155), Schwindel 1%) und

Harnbeschwerden (Tirol) !°7); Augen mit A.hirn bestrichen, werden klar !®). Ein ist gut gegen Kopfweh, und A.kopf zwar

muß,

nach

Galen,

bei linksseitiger

Migräne ein linker Schädelknochen und umgekehrt aufgebunden werden !®), A.kot hilft gegen Verschiedenes 1®), insbesondere Warzen 1%), Brechreiz, Halskrankheiten 1%), Magenkrankheiten und Dysenterie 18%), Husten 1%) und fördert die Geburt 1%), In einem sicbenbürgischen Zigeunermärchen verwandelt er Menschen zu Stein 1%), Die Le ber heilt die Fallsucht 19%). Der Magen des Ass,

186

bzw. der Ossifraga, Blasenkrankheiten ?!®), VerSehnenkrankheiten 1%), schlechte dauung !”); die A.zunge ist gut gegen in wie Rom!) alten im Husten Bayern !?2); im Tirol und in Bayern trägt man sie auf sich, um ohne Atemnot stei-

gen zu können !?).

142) ZfVk, 7,72. 18) Gesn. X b (nach Plin. Gesn. Vb; 14) Ebd. 1) u. Dioscurides). (S. o. Anm. 4) 75 (Plin., KyraA[rndt] niden). 14) Gesn. X b (nach Plin XXX, 20). Dieren 189 (nach Maurer 1427) Sloet Isl. Volkssagen 170). 1%) Gesn, Vb; A. 75 Bulgaren 1%) Strauß (Plin. Kyraniden). (1898)

388.

15)

VIa;

Gesn.

Vinc.B.

16,

(Kyran.). 75 A. 74 (n. Galen und Vb

(Plin.) PW. 373° 37; (Plin.). 1!) Gesn. Ib.

Dioscurides). 15) Gesn. V b (n. Älian); PW. 373; Höfler Organother. 218 (Plin. XXIX 38;

37

Sextus

Papyriensis

(nach Äskulap,

XXIII;

Plin.).

!5)

Vin

c.B.

Gesn.

16,

Xb.

VIa (Kyran.). 15) Gesn. A, 68 (Kyran.). 155) Ders. Vb (n. Plin.); PW. 373 4; A. 54 Kyran.). (n. Vb 1%) Gesn. (Persien). Tivol 384. 157) ZfVk. 8, 168; Alpenburg 158) Vinc.B. 16, 37; Gesn. Vb (n. Plin.). 15) Ders. Vb; A. 74. !®) Gesn. Xb; der Glaube wird von Galen XII, 305 bekämpft (PW. 373°). 19) Gesn. VIa; A, 68 (Kyran.). (Kyran.). 69 163) A, VlIa; 162) Gesn. Zz1%) Wlislocki 1%) Ebd. 164) Ebd. geuner 302. 197) Gesn. Vb; A. 67 (Kyran.). 165) Ders. X b (Plin.); A. 67 (Marcellus, Dioscurides); PW. 68 ?3, 16°) A, 67 (Plin.). !7°) PW. 17) Gesn. VIa (Galen). 3737 (Marcellus). 2) Hovorka-Kronf.2,25. !*®) Zf£Vk.8, 168; Alpenburg Tirol 384. H ov.-K r. ebd.

6. Von dem Reichtum an A.- Sagen und-Mythen, wieihn der alte Orient, Griechenland und noch Rom aufweist, ist im mittelalterlichen und neuzeitlichen Okzident sozusagen nichts mehr vorerscheint der Norden Auch handen. Vereinzeltes dürftig. jenen gegenüber wurde schon oben gestreift: die Königswahl des As (1% 31%), der Götterbote (1 ®), Götter (1 2), Dämonen (1 2% 27, %), Menschen Teufel (1%), Hexen (1%), (4108) in A.gestalt, der A. als Tier der Könige (1%), das vordeutende Erscheinen des A.s (2 ® 61), in bezug auf Fürsten (2 65 7. 2%), A.träume in der Sage (2 8 6), A. und Sturm (2 ®; 4 122% 133); A. und Tiere (3 92 105. 110. 111), A_ in der Heiligenlegende (4 127), Teile des A.s (4130 134; 5 167), Im folgenden noch einige bedeutungsvolle für den Aberglauben

187

Adler

Züge. — Bei Helgis Geburt rauschen die A. 17%, wie sich bei Alexanders Geburt 2 A, auf den Giebel des Palastes setzen !75), In Rhodus setzt sich ein A. auf das Haus des Tiberius!%, In dem babylonischen Mythus will Etana, auf einem A. reitend, das geburtfördernde Kraut bei der Himmelskönigin Ischtar holen !”); Fürsten werden durch A. ge schützt oder den Verfolgern entführt !®) (Gilgamesch!”), Achämenes 18), Aristomenes) 19); in der Apokalypse 12, 14 wurden dem Weibe, das geboren hat, die Flügel des großen A.s verliehen, damit

es vor dem Drachen in die Wüste entfliehen kann !®), Einen Hirten trägt ein A. von einem Felsen ins Tal 18), nach einer talmudischen Legende ein Gemsenjunges 14), Auch sonst tritt der A. als Retter auf 1®), Sagen von zahmen und treu-anhänglichen A.n begegnen mehrfach 186), Auch von schattenspendenden und Kühlung wehenden A.n wird berichtet 187), Wohltätern gegenüber erweisen sie sich als dankbar 28), Über die Tötung des Äschylus s.o. 316, über Verwandlungen in A. s. die obigen Zitate 18). Altnordisch ist der Mythus von der Weltesche und dem daraufsitzenden vielwissenden A. 1%); ebenso die Geschichte von Loki, der dem ochsenraubenden A, eine Stange in den Leib stößt und von ihm weggeschleppt wird 191); immerhin werden hiezu

entferntere Parallelen erwähnt 192); ganz auffallend sind dagegen die Übereinstimmungen in einem siebenbürgischen

Zigeunermärchen!®), Spätere Geschichten

erzählen von A.s Hochzeit?%, seiner betrügerischen Werbung um die Eule 295),

seinem Schiedsgericht zwischen Eule und Fledermaus (Wales) 19), dem

Raub

eines

Pfluggespanns!7;

den Mönch eines versunkenen Klosters zicht ein feuriger A., aus dem See

auftauchend,

in diesen hinunter !®), einen

Eremiten führt er!®), den Gründungsort eines Klosters zeigt er durch Umkreisung im Flug an 2%), Eigentümlich ist die oldenburgische Geschichte von dem reich gewordenen

188 Zimmergesellen, der an jeden Stachelbeerbusch einen goldenen A. hängt %). Nur vorübergehend seien erwähnt die Sagen vom Raub des Ganymed %?) und einer Jungfrau 23), während die Berichte von geraubten Kindern und sogar halbwüchsigen Menschen zum Teil verbürgt sind ®%, Zeus wird von dem A. geschützt und getränkt 2). Die Sage von dem leberfressenden A. (Promethe us) scheint vereinzelte Parallelen zu haben 2%), Das hübsche Märchen von dem Raub des Schuhes der Rhodo pis bei Alian Var. hist. XIII, 32. Astronomische Mythen über das Sternbild des As s. bei Pauly-Wiss, 1, 374 ®. »)

Meyer Germ. Myth. 112. 25) K. 241. ”®) Gesn. II a (n. Sueton). 17) Hastings 2,315a; Cumont Erfudessyr. 82 f.; Ebert I, 22. *®) Ebd. !7) Cumont 83. 1) Ebd,

85 An.

4; PW.

Günter

3%)

Leg.

Günter

ı, 99.

56.

1)

1?)

Leg. 6r.

Cumont

Clemen

*)

Ebd.

83, A.2;

126.

Reste

185)

65.

K,

Cumont 202) K. 249; 228. 203) Wlislocki Zigeuner 304. I, 181rf.;

Sagen

Walliser

Tierleben?* 289; Brehm‘ 2%) PW. 322 ff. (Bartgeier).

Herabkunft 206) K. 256.

(176 if.

178 443.

I,

Strackerjan

?%%)

3, 204.

Schr.

Kl.

E% syr. 85. ?%) K. 249;

Tschudi

6, 358 374%;

weitere

(Adler). Kuhn

Mythen).

7. Aus dem dt. Volksbrauch Jäßt sich erwähnen, daß bei Schlettstadt

die aufgerichtete Weinlesetanne einen goldpapierenen A. trägt %7), und

in Nieder-Finow und Liepe die Knechte am 2. Pfingsttage mit einem Gänseaar der (Haliaetus albicilla) umziehen, am Himmelfahrtstage aus dem Neste genommen worden ist %8), 20)

ı, 203.

Mannhardt

Sitte 3, 198

A. 24.

%*®)

Sartori

grauRechtsbrauch 8. Ein samster Art ist das A.- (auch Eule-) des germ. Nordens, das schneiden darin

einem

daß

bestand,

besiegten

255. 18) Pyrrhus: Gesn. II b (n. Älian II, 40); Knabe: Älian VI, 29; dazu Ausg. v. Jacobs Bd. 2, 224; Jungfrau: Gesn. III b {n. Plin, X, 18). 1!) Grimm Myth. 2, 948

Feinde in den Rücken Einschnitte in Gestalt eines A.s gemacht und flügelartig aufgerissen wurden %9),

Vers

Altdt. u. altnord. Heldens. 3, 330 Edzardi Tiere 488 A. ı Gubernatis A,.ı. 371; (Parallelen in russ. Volksmärchen).

(Rolland

son

346c;

Griech.

F.L.of

21, 20);

Günter

Märchen

Brit,

Wiener

Leg.

Birds

(1864)

Oswald,

125;

ı35

ı, 317;

ob.;

Hs.D,

Swain-

2, 57.

Hahn

18)

K.,

272; PW. 373°; Marx Griech. Märchen v. dankb. Tieren (1889) 29 ff.; Hahn Gr. Mär. 1, 317; Warnung vor Schlangengift: Gesn. IVb (n. Aelian XVII, 37; dazu Jacobs in

s. Anm.); Köhler KZ Schr. I, 560d.; Gubernatis Tiere 486 Anm. ı; Gonzenbach Siz. Märchen ı, 34 £.; Sebillot Folk-Lore 3, 213. 1%) Außerdem K. 240. 251;

PW. 374%; Gubernatis Tiere 492; Dähnhardt Natırs. 3, 431. 190) GyHMaginning c. 16; Grimm Myth. 2, 664; Meyer Germ, Myth. ı12; Braun Sage 2, 282 (griech. Parallele aus Nonn, 40, 443); Hahn Sagenwiss. Stud. 517; Bugge Studien 498 1f.; (cChristlich-antiker Einfluß); Eisler Welten-

mantel 577%. 580 A. 583. 590. 19%) Bragarcedur: Edda, dtsch. v, Gering 353; Hahn Sagenwiss.

St.

143.

Alian

1%)

II 39

A,

Stiere

(dazu

jagend

Jacobs

PW.

II, 83:

3721;

„‚ver-

dächtig‘‘); Gubernatis Tiere 487 A. 2. 1%) Wlislocki Zigeuner 302. !*) Dähnhardt N. S.3,139.177. !®) Erk-Böhme 1, 528; ZfdA. 7, 333. 1%) Dähnhardt zz, 270. 1) Reiser Allgdu ı, 313. 1®) Vernaleken Alpens, 49. 1) Klapper Erzähl. 349. Der weisende A. von Gwernabwy: Tegethoff Märchen, Schwänke u, Fabeln (1925) 88 f. %°% Grimm Myth. 2, 955 (n. Flodoard, 10, Jh.); vgl. W, Wackerna gel

190

Adlerfarn— Adlerstein

1 89

209)

RA.

Grimm

2,271;

v.d.

Hagen-

9. In Kunst und Heraldik ist der A. als Götter- und Königstier ein weitverbreitetes Motiv 20), Er kommt als Tempel-, Haus- und Gräberschmuck vor 21), außerdem auf Münzen 2? Wappen 213), Zepter 2%), Helm25), Legionssigna 216), Schleuderbleien 27) u. a. m. Der Doppela. ist altorientalischen Ursprungs 218), Vgl. Geier. 210) Antik:

Dict.

d’arch.

K.

chret,

273 ff.; 1,

ı,

christl.:

1037;

Cabrol

Kraus

Real-

Enc, s. v, 21) s, 0, x 97 40. 43 212) K, 239. 241. 242. 243. 244 ff. 261 f. 264. 436 A. 92; Imhoof-Blumer u. Keller Tier- u. Pflanzenbilder 1889. (Register). ?!2) K. 240{f. 244 ff. 214) Ebd. 240. 265°) Ebd. 242. 26) Daremb.-Saglio

IV,

ı3ı1off.;

K.

242;

Gennep Religions 2, 19. 2”) K. 244. 28) Goblet d’Alviella Migration d, Symboles 28 ff.; Frazer 5,133 A. (Hettiter); Cumont Ef. syr. 116 u. Anm, 5; PW. 375 1. Hoffmann-Krayer.

Adlerfarn

s. Farn.

Adlerstein (Aetit). Griech. &eting (von äz166 = Adler), mhd., athites; nhd. Adler-

stein, an der Nordseeküste Gosarensteen (Gänsea.), auch Krallenstein genannt, weil die Adler ihn angeblich in ihren Krallen zum Horst tragen, um diesem Festigkeit zu verleihen und ihn und ihre Jungen vor Gefahren zu beschützen (wei-

s. u.). Die Fabel von

tere Benennungen

dem A. und seinen Wirkungen stammt aus dem Altertum und ist von dort in die naturwissenschaftlichen Werke des MA.s und aus diesen in das Volk gedrungen. Die A.e sind runde oder ovale Gebilde aus Braun- oder Toneisenstein von der Größe einer Nuß bis zu der eines Kindskopfes. Im Innern haben sie einen Hohlraum, in dem abgelöste Steinchen eingeschlossen sind; wenn man den Stein schüttelt, klappern sie. Man nennt den Stein des-

halb auch ‚„‚Klapperstein‘“ 1). Da der eingeschlossene und bewegliche Kern an die Leibesfrucht einer schwangeren Frau erinnert, bestand von jeher der Aberglaube, der A. sei als Amulett (similia similibus) gebärenden Frauen dienlich. Plinius (n. h. 10 8 I2) nennt ihn lapis praegnans (Schwangeren-Stein), und ihm folgend mittelalterliche und antike berichten Schriftsteller, der A. besitze die magische Kraft, das keimende Leben im Mutter-

leibe zu schützen, vor einer Frühgeburt zu bewahren und der Kreißenden die Wehen zu erleichtern. Zu diesem Zwecke

sollte er inwendig an die linke Lende der

Gebärenden gelegt, zum Schutz gegen Fehlgeburt aber von der Frau als Amulett getragen werden ?). Einige Beispiele sollen die große Bedeutung zeigen, die der A. früher (nach

als geburtserleichterndes Mittel Ibn al-Beitar berichtet hatte.

Aristoteles): Dieses

(scil, der A.) ist ein Stein, von

herstammend,

Ton

eines

der,

andern

wenn

Steines,

er

bewegt

der

sich

Indien

wird,

den

in seinem

Bauch bewegt, von sich gibt und der gr. Aetites genannt wird, welches einen die Geburt erleichternden

auf

die

Adler,

Stein bedeutet, Die Menschen verfielen

Eigenschaft

und

zwar

Vogels, wenn

weil

dieses

zu dem

Steines

es Eier legt und

durch

Weibchen

dieses

die

dieses

Geschäft

mit Beschwerden verbunden ist, das Männchen mit diesem Stein herbeikommt, denselben unter

das Weibchen legt, worauf das Eierlegen erleichtert wird und jeder Schmerz verschwindet. Ebenso wirkt dieser Stein bei den Weibern und

I9I den

Adlerstein übrigen

weiblichen

Tieren,

wenn

er unter

sie gelegt wird, und erleichtert ihre Geburten‘‘ 9),

Ähnliche Auskunft gibt das Vogelbuch des Dionysius %): „Cum parturiunt (sc. aquilae), lapidem nidis imponunt, ut tempestive pariant, neque, per vim

pulso

fetu

immaturo,

abortiant.

Non

con-

stat autem de hoc lapide: sunt qui de montibus Caucasiis,

alii

ab

Oceani

littore

peti

tradunt,

colore candidissimo, spiritu gravidum, qui etiam

ex agitatione sonum edit. Feminae praegnanti alligatus abortum amolietur; contacta aqua in lebete fervente ignis vim penitus domabit.‘“

Vincentius Bellov. berichtet über in seinem ar ‚„‚Speculum naturale‘‘:

ihn

„In nido gemmam ponit, ut pullos a serpentibus defendat‘‘ (1. XVI, cap. XXXIII); ‚,Jorath (?) aquila de pullorum suorum cibo solicita ponit amatistin in nido suo: et ab eis venenum fugat.‘ (1. XVI, cap. XXXWV). ‚„„‚Dicunt et alii philosophi quod duos lapides preciosos nomine indes in suo nido collocat,

192

läblich mache: etliche daß sy nit brechind welches gantz falsch ist / dan sy ee von dem stein dan von jnen selbs aneinanderen gestossen zerbrochen wurdend / sagt Albertus. Der Adler und Storck legend allzeyt einen stein in jr näst / der Adler den Aetiten / der Storck den Lychniten / damit die eyer fürkommind / vnd die schlangen jnen nit nahind. Es sagend andere natürliche meister / daß der Adler zwen edel stein in sein näst lege / mit namen Indes / on welche er nit möge gebären. Es ist auch gwüss, dass etliche vögel zwüschend jre eyer stein legend / als die krench. Plinius sagt, man find in des Adlers näst zwen stein Aetites / das weyblin vnd das männlin / vnd on dies mögind die Adler nit gebären. So sy aber geschleufft (ausschlüpfen gemacht) habend / so legend sy den stein Achaten vnder / der die jungen vor gifft beware: wiewol der stein Gagates mehr den schlangen widerig ist dan der so Achates genennt wirt.

sine quibus parere non potest‘‘ (ib.). Über den

Auch im französischen Glauben spielte der A. eine sehr große Rolle, Bei Godefroy (III, 366) findet sich folgende Stelle:

Volmar ‚„besingt‘‘ den „Steinbuch‘“ (13. Jh.) 9):

„De la pierre d’aigle qui a nom indiose, Vaigle va en criant por cele pierre, ne ne puet (so!) ponre ne eschepir (faire 6clore) devant que elle ait cele pierre.‘‘

„ethites quem aliqui ebd. cap. XXXIV.

dixere

‚Ein stein ist etite genant,

gagitem'

A.

in

s.

seinem

/ des kraft ist mir

wol bekant. / der ist dicke und roter var. / den hat niwan der adelar / hohe uf sime neste, / swa man den stein weste, / da möhte man in gerne suochen. / man hat uns an den buochen / von dem steine vil geseit. / swer in an der linken hant treit / der ist iemer riche, / und sag iu

waerliche

/ daz

im

der

stein

vil sere

frumet,

/

swa er ze strite kummet: / so nement die viende fluht, / und büezet ouch die vallnde suht. / und ob er denne weiz den man, / daz er zwifelt dar an / ob er im vriunt oder vient si, / daz beseh er da bi, / daz im doch nit mac geschaden: / er sol in zuo sime tische laden / und sol des niht vergezzen, / er lege im in daz ezzen / den stein, daz er es nicht enweiz, / die wile die spise si heiz: / ob er denn sin friunt ist niht / als er sich hin zim versiht,

/ swaz

er sin nimt

in den

munt,

/ daz

kumt im niemer für den slunt / als groz als kleine gruz / und muoz ez zehent spien uz: / so man den stein dan genimet, / so izzet er swes im gezimet.‘“

Conrad Gesner widmet dem A. in seinem ‚, Vogelbuch‘‘ (Zürich 1557), Fol. VIa bis VII a ein ganzes Kapitel, in welchem er

u.a.

handelt.

die

Fol.

volksmedizinische

III a schreibt er:

Seite

be-

„Der Adler ist also hitzig, daß er die Eier mit

dem brüt gar verkochte, wenn er den allerkeltesten stein Gagatem nit darzulegte / als Lucanus

schreibt.

Etliche

meinend

auch,

daß

der stein A e t it es die hitz der eyeren und des Adlers miltere: die andern, daß er die neere und

und Rolland, Faune populaire (IX, 8f.), gibt aus Werken des 16. u. 17. Jhs. mehrere weitere Belege an 9. Aber auch in anderer Hinsicht war der

A. heilsam. Zahler erwähnt,

daß man den

Leibbruch der Kinder in Kürze zu heilen glaubte, wenn man einen A. darauf festband 7). Unter den vielen fabelhaften Wirkungen des Aötit, die Schade aus mittelalterlichen Quellen zusammenträgt, findet sich, daß er seinem Träger den Sieg verleiht ®) (s. Siegstein). In der Oberpfalz hing man früher A.e an den Betthimmel oder an das Haustor gegen Behexung der Bewohner, in den Stall zu Häupten der Pferde als Schutz gegen Krankheiten (vgl. Drudenstein) ®%. Der Glaube an die magische Kraft des A.s war im MA. weit verbreitet, erhielt sich bis ins 18. Jh, und soll auf Rügen und in Oldenburg noch bestehen 19), Auch in der Volksheilkunde fand gestoßener A. vielfache Verwendung, z. B. bei Entbindungen, gegen Vergiftungen, Epilepsie, Kopfweh, Augenflüsse usw 1). In der altrömischen Medizin wurde er verwendet, um das Fallen der Epileptiker zu verhüten, Wassersucht zu beseitigen,

193

die Heilung von Knochenbrüchen zu begünstigen; er verhütet Empfängnis, ver-

ja es ge-

mehrt die Milch der Stillenden,

lingt mit seiner Hilfe sogar Diebstähle zu entdecken, da Diebe Brot, in dem ein Aötites, nicht hinunterschlucken können (Dioscorides, Plinius, Galen, Aelian,

Sextus, Kyranides). Je nach dem Inhalt, ob hart oder tonig weich, unterschied man

männliche und weibliche A.e; daneben wurden afrikanische, cyprische und ta-

bewertet ?®).

phiusische verschieden

I, 704f.; Plin. 1) Pauly-Wissowa n.h. 368149; Weinreich Heilungswunder 269;

Tiere

Keller

18;

Par-

Andree

allelen 2, 33; Lonicer 35; Zedler ss. v. Klapperstein 5, 691 und Adlerstein I, 525; z, 28; Wolf Beiträge I, 249; Seligmann Oldenburg 2, 178 Nr. 412; Strackerjan Sagen 2, 132; 31; Kühnau Lammert 2, 564; QuenHovorka-Kronfeld ı3; Amers6z5; Bergmann stedt 2,

Grimmelshausen

bach

Abbildungen

63;

ı, 249 und Gesner bei Seligmann d.f.1. 10. ?) Plin. n.h. 30 $ 130; Megenberg Buch der Natur 445; Agrippa v.N. 1, 92;

Marbod

zo1);

Lonicer

sitäten

(=

175

Kronfeld

2,

Männling

cc, 27;

Meyer

1333 f.; Grimm

60;

Aberglaube

Schade

477; DW5,,

s. v.

und

aetit

Hovorka-

Lammert

543;

59

Curio-

1609;

479{.; (1706), AHeldenschatz Staricius Birlinger Simmenthal 83£f.; Zahler Andree-Eysn ı, 390; Schwaben Aus 140;

194

Adolfmonat—Adoption

Drechsler

Schlesien

1, 182;

ZfiöVk.

13 (1907), 107 (nach Rueffs Hebammenbuch) I, 23. Über HessBl. 5, 133f.= Sartori ähnlichen Aberglauben bei anderen Völkern 2, 2, Saglio et vgl. Daremberg Hovorka1335; Schade 1461 f.;; Kronfeld

1,8;

Andree-Eysn

a.a.0O

in Journal f. Ornithologie 73 3 Arndt (1925), 58. *) Paraphrasis librorum Dionysii de avibus (napkppxdLg TÖvV ALovuolou Öpvrdax@y)

(lat. Übers.) lib. I, c. III.

In: Poetae bucolici

et didactici, ed. Ameis, Lehrs. usw.

(Paris 1862).

5) Ed. Lambel Vers 373 ff. Dazu Anm, S. 56. 6) Pomet Histoire des Drogues 1694; Olivier Theätre d’agriculture (1600) 849; de Serres Prep. des medicaments (1589), 54Dariot 7) Zahler a.a.0O. 84. ®) Schade a.a. O0. ‘) BrückBeitrag 2, 429. % Panzer mann a.a.0.;

Zahler

s. v. Klapperstein 375. MM) Zediler 8; ı, Hovorka-Kronfeld

a.a.O.83f.;

Lonicer 60

(gegen

Fallsucht), vgl. SAVk. 15 (1911), 91. ??) Ke 1in Journal £f. OrniTiere 269; Arndt ler

thologie 73 (1925), 58. Weitere Literatur:

Ephemerides

naturae

curiosorum 1699, p. 136—138; Revue des Soc. sav. 1872, 432; La borde Emaux 2 (1853), Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

Voyages 1602, 217; 440; De Villamont Descriptio aetitis. G. Laurembergius Olbrich., Rostock 1627. Mit Nachträgen von Hoffmann-Krayer.

Adolfimonat s. August. Adonai, hebräische Bezeichnung Gottes,

zumal in späterer Zeit, als Ersatz für den nicht mehr ausgesprochenen Namen Jahwe 2); eigentlich „mein Herr‘‘. Adon ist ein ähnliches Gottesepitheton wie Baal und Mari und speziell phönizisch und hebräisch ?). Die hellenistischen Zauberpapyri verwenden das Wort oft in ihren Anrufungen %). Es ist dann auch in die Zauberformeln der späteren Zeit übergegangen und findet sich nicht selten bis in unsere Tage 4). Jüdische Formeln und Kabbala haben dabei miteingewirkt. 1) G.

Dalman

seine Geschichte

und

Der

(1889);

Gottesname Ders.

Adonaj

Die Worte

?*) Graf ı, 156. Jesu (1898), x49£.; RGG. (1911), Adonis und Esmun Baudissin 149. 12, Bough Golden Frazer 65ff.; I, 155 Wessely Apuleius 180; 3) Abt (Reg.); 2, 79 (Reg.). *) Pradel Gebete 20, 10, 3, von Nettesheim 46f.; Agrippa in 56. 57; SAVk. 15 (1911), 179; T ylor Horst 15, 202; Encyclopedia Brittanica I, 359. 413; Zauberbibliothek 2, 132; Thiers Incantamenta 523. 552; Turiner gnost. Heim

Cinque manoscritti, Traktat f. 9 in Rossi Memor. Accad. Tor. ser. 2, 43; Ons Hemecht. Festschrift

4309;

2,

9;

169.

Franz

497.

Benediktionen

1, 409.

Jacoby.

Adoption. ı. Eltern- und Kindesverhält-

nis wird nicht immer nur durch leibliche Abstammung vermittelt. Auch künstlich kann zwischen einem Mann oder einer Frau und einem Kind dieses Verwandtschaftsverhältnis hergestellt werden. Der meist verbreitete Brauch ist die Form der der ng n chah omu Nai cht dur p Ado welche im Geburt, leiblichen MA. auch von Männern geübt wurde. Als der Fürst von Edessa Balduin adoptierte, preßte er ihn an seinen nackten Leib 2). Ursprünglich scheint diese Adoptionsart meist von Frauen geübt worden zu sein. Als Hera den Herakles auf Wunsch des Zeus adoptieren sollte, ließ sie sich auf ihr Ehelager nieder, nahm ihn an ihren Körper

und

Boden stopft durch

ließ

ihn

durch

ihre

Kleider

zu

gleiten %. Die bosnische Türkin den Adoptivsohn ihres Mannes

ihre

weiten

Pluderhosen 3). 7

Die

195

Adrian

Bulgarin zieht ihn umgekehrt von unten nach oben durch ihre Kleider %. In modi-

Bei

Südseestämmen

läßt

sich eine Frau auf einem erhöhten Stuhle nieder, und das Adoptivkind kriecht von rückwärts durch ihre Füße durch. Rahel welche den Sohn ihrer Magd adoptieren will, läßt diese „auf ihrem Schoße‘ gebären $). Im alten Rom finden denn auch

A., welche

statt, seit Nerva im Tempel des Jupiter 7). Und die Arrogationsformel betont, daß das Adoptivkind, als von diesem Vater und

638 ff,

, ?) Ducange Des adoptions d’honneuy en fils; Grimm RA.ı, 219. 638; Liebrecht Zur Volkskunde 432; ZfVk. 20, 140 ff. 2?) Diodor 4,39. % Ciszewski Künstliche Verwandischaft 103. *) Ders. l.c. 104. 5) ZAV{iVk. 8.

‚4. Der Adoptierte ist ein ‚„‚Wunschkind“, altn. öskabarn, ‚„‚Wahlkind‘. Er wird in das Haus aufgenommen, um die

Fortsetzung

%) ı. Mos. 30, 3,6. ’) Plinius ®)

Gellius

berufenen

zu vollziehen

Erben,

im AT. 1).

die

sich

hier um einen Fruchtbarkeitsritus handeln, aber auch um ein Symbol für künftige Identität untereinander und mit dem Opfertier,

ZAVIVE. 4 (1804), 10620). Cigzewob? Künstliche Verwandtschaft 108. *) Weinhold

Al

3. Kniesetzung

3

1)

5. Mos. 25, 3.

ist ebenfalls ein

Sowohl bei der A. 12) wie bei der Verlobung

vorkommendes Symbol !®), Der Dänenkönig Harald hatte den Eirikssohn Harald durch Kniesetzung zum Pflegesohn ange-

nommen. Harald Harfagr, der Gründer der dänischen Alleinherrschaft in Norwegen, ließ den Sohn einer Magd dem englischen König Aethelstan aufs Knie setzen und behauptete, hiedurch sei auch

| ;

Geschlechts

oder

des

von einen günstigen Einfluß auf die Fruchtbarkeit der Adoptiveltern verspricht !8), aber auch, um jemandem cin Erbteil zuwenden zu können 19), Nach älterem römischem Rechte konnte nur ein Mann die A. vollziehen. Der Adoptierte galt als mutterlos 2), Bei primitiven Völkern entschließen sich im allgemeinen Eltern sehr schwer, eines ihrer Kinder in eine andere Sippe adoptieren zu lassen; doch sind die Übergänge zwischen Pflege-, Pfand- und Adoptivkindern fließend 21),

Leviratsehe

Es kann

des

Totenkultes zu sichern, oder auch um einem Alleinstehenden die Wirtschaft zu führen, bisweilen auch, weil man sich da-

s, 19.

2. Adoption durch das Schuhsteigen. Nach altnordischem Brauch schlachtet der Vater einen dreijährigen Ochsen, von dessen rechtem Fuß die Haut abgezogen wird. In den daraus verfertigten Schuh steigt zunächst der Vater hierauf die Erben und Freunde %)., Der Schuh spielt eine Rolle im Hochzeitszeremoniell 1°) der Südslawen und auch beim Zeremoniell anläßlich der Weigerung

eines

Amboß neben sich, auf dem man ihm nach der Legende die Gliedmaßen zerschmetterte, deshalb von den Schmieden zum Patron erwählt (naive Bildexegese), ähnlich von den Scharfrichtern und Kerkerwärtern, für letztere auch mit einem Schlüssel in der Hand dargestellt.

3. Auf einem Flugblatt des 16. Jhs. mit

sog. Bauernregeln in Verbindung mit einem Speisegebot gebracht: „iß pfanzel-

noch Sip-

2”) Grimm RA.ı,„I, 598. . !!) ZAVfVk „4 (1894), 166, 14) ı. Mos. 48, 14. 1) Krauss Sitte u. Brauch 599f. !%) Ebd, !”) Grimm RA.ı

seiner Ehefrau geboren, zu gelten habe 8).

zn panegyr.

weder Vermögens-

»%) Hartland Primitive Pateyrnity 1, 147 ff. 1°) ı, Mose 48, ı9. 2%) Bachofen Mutterrecht 261. #2) Gutmann Das Recht

der Dschagga 2, 674 ff.

Adrian,

228 ff,

Vgl. weiter

Ploss Kind M. Beth.

hl., aus vornehmer

römischer

Familie, Kriegsoberster im Heere des Galerius Maximianus in der letzten großen Christenverfolgung (303), 8. Sept. 1). I. Seit dem ı2. Jh. in Nordfrankreich und Flandern Schutzpatron gegen den

plötzlichen

Tod,

ebenda

neben

dem

hl.

Georg bei Soldaten und Söldnern als Beschützer beliebt. Seit dem Ende des 14. Jhs. auch als Pestheiliger angerufen. !) AA.SS.

Boll.

8. Sept.

3, 219 ff.

209 ff.

Advent

2. Abgebildet als Krieger mit Palme Schwert oder als Ritter, einen und

penrechte übertrug, wohl aber für die Übertragung politischer Macht, des Kaisertums, sehr gerne verwendet wurde.

die Adoptionen vor dem ehelichen Lager

20 (1910), 146.

196

ohne Willen des Königs eine A. zustande gekommen, . Auch Handauflegung dient gelegentlich zur Bezeichnung der A.1%, ebenso Zusammenbinden mit einem Gürtel !$), Bisweilen wird auch nur eine feierliche Erklärung abgegeben 1%), Die Goten kannten auch A. durch das Schwert, Langobarden und Franken durch Bart und Haar!7. In Rom gab es auch eine testamentarische

fizierter Form wird von Maria Cantacucena berichtet, daß sie ihr Obergewand ausbreitete und damit die Adoptivkinder

umschloß 5.

197

7

Adriani‘“, von Pfannkuchen) ten (= 85) auf einen Höfler (Fastengebäcke Volksbrauch bezogen, „beim Umzuge der Erdgöttin diese mit heißen und fetten Speisen zu feiern‘‘, ebenda als Adrianstag (4. März) gekennzeichnet ?). 2)

Künstle

Ikonographie

Baeßler 31—32; (1926) Bartels Bauer 46.

Advent.

ı. Der

der

Heiligen

Legenden

168; Wrede,

mit dem

A. beginnt

ersten Sonntag nach dem 26. November, dauert bis Weihnachten und schließt vier Sonntage ein. Er wird als Vorbereitung auf das Weihnachtsfest erst im 6. Jh. (in Gallien) erwähnt, doch war eine Art Rüstezeit schon früher vorhanden. Sie

bestand

tinstage

in

Fasten,

begann

das

und

am

Mar-

dreimal

wö-

chentlich bis Weihnachten geübt wurde. In Deutschland wurde die Feier der A.szeit mit Fasten und andern Übungen zuerst auf der Kirchenversammlung zu Aachen (836), dann auf der Synode zu Erfurt (1. Juli 932) eingeschärft. 1022

verfügte die Synode zu Seligenstadt, daß alle Gläubigen 14 Tage vor Christi Geburt fasten sollten, und daß von Beginn des

A.s bis zur Oktav von Epiphanias niemand heiraten dürfe. Mit dem ersten A.ssonntag beginnt bei Katholiken und Protestanten das Kirchenjahr. Anfänglich galt der A. der Buße und

Abtötung;

daher das Fasten. Später sah

man in der A.szeit auch eine Erinnerung an das alte Testament oder an die Zeit

vor Christus. Daß in ihr keine feierlichen Hochzeiten noch sonst öffentliche Lustbarkeiten gehalten werden durften, blieb auch bei den Sitte. Frauen

Protestanten noch lange und Mädchen kamen in

I 98

schwarzer Kleidung zur Kirche, und in manchen Kirchen pflegen Altar und Kanzel noch jetzt schwarz behangen zu sein. Allmählich traten Milderungen ein, und die fröhliche Weihnachtszeit sandte ihren Glanz mehr und mehr auch in die A.szeit, so daß diese im Glauben und Brauch ein merkwürdiges Doppelgesicht trägt ?). Ermntefeste Pfannenschmid Heortologie ®* 120 ff. Kellner

517 ff.;

2.Zuden kirchlichen A.s-Vorstehen und -Sitten schriften und folgende Volksmeinungen -bräuche in Beziehung: a) Der Besuch der Roratemessen oder „goldenen Ämter‘‘, die am A.ssonn-

tage in aller Frühe beginnen, gilt wegen der damit verbundenen Beschwerden bei Frost und tiefem Schnee als besonders verdienstlich ?). b) Hier und da (z. B. in Mittelschlesien) gehen die Frauen beider Bekenntnisse noch heute in der A.szeit schwarz

oder dunkel

gekleidet

in die Kirche ®).

c) Daß keine Hochzeiten gefeiert werden dürfen, drückt man in Gossensaß mit den Worten aus: ‚Die Kathrein (25. Nov.) stellt das G’spil (die Hochzeitsmusik) ein‘‘; oder: „A. ist da, die Diandln sein inden Rauch gehängt‘‘4). Auch anderswo gilt dieA.szeit noch als „geschlossen‘‘S). d) In früheren Zeiten wirkten die Hirten mit bei der Darstellung der Geburtsgeschichte Christi in den Kirchen, stimmten in der Mitternachtsmesse an der Krippe auf ihren Hörnern und Pfeifen ein Weihnachtslied an und bliesen auch h sic hat n vo Da n. tze Plä n mte tim bes auf im nördlichen Westfalen noch die Sitte des A.sblasens erhalten. Vom ersten A.ssonntage an blasen die Burschen jeden Abend im Freien ihr Mittwinterhorn, hier und da auch noch auf dem Wege zur Weihnachts-Uchte (frühmorgens) °). Wahrscheinlich aber liegt eine Wurzel dieses Brauches auch in der Absicht, die bösen Geister dieser finsteren Jahreszeit

zu vertreiben. Dasselbe gilt vielleicht von dem sog. „Feldgeschrei“, das in Ehrenfriedersdorf die Musikanten während der A.szeit wöchentlich dreimal vom Kirchturm in die Nacht hinausblasen”). „® 4

199

Advent

2?) Schramek

mann

Volksleben

vgl. Volkskunde

*‘) Ebd. 4, 131. Hochzeit 2, 1 f. 3,

14

*)

Anm.

John

Böhmerwald

204;

175;

Meyer

19, 140 ff.

Hör-

Baden

487;

2% Z{Vk. 4, 86.

°) Alemannia 27, 241; Höhn °%) Sartori Sitte u. Brauch

19;

Strackerjan

Erzgeb.

2,

139,

33.

3. In der A.szeit treiben Geister aller Art mit besonderer Lebhaftigkeit ihr Wesen. Am Lechrain schon von Allerheiligenabend an 8). Im Elsaß ist Geisterkirche ®). Die Hexen halten ihren Sabbat !°), und man räuchert gegen sie den Sta ausl lDas Holzfräulein !!). kommt zu den Leuten in die Stube 12), das Filzmoosweible zeigt sich im Freien !®), In einer Mühle bei Tiefenbach sieht man schwarze Männer mit glänzenden Kugeln werfen 1). In Sulz zeigt sich ein Reiter auf weißem Schimmel mit dem Kopf unter dem Arm 1); ebenso der „A.sreiter‘“ in |

Schmalkalden 1%);

in Würzburg

ein be-

trügerischer Kaufmann”), im Steinfelder Walde ruft der Huimann®®. So gehen ferner um: Irrlichter und feurige Männer®), der wilde Jäger in seinen verschiedenen Ge-

stalten %), Kobolde die „Assmännchen‘“ weiße Frauen®),

im Walde 2), im Stalle 22), gespenstische

Tiere, namentlich Hunde), und Leichenzüge®). An schwäbischen Orten zeigt sich ein weißes „‚S ä u 1 e‘‘ 2%), Das „A.sschwein‘“ in der Zehntscheuer von Hugstetten bei Freiburg bedeutet Glück ?). Man hört Musik?) und Beten in der Luft ®), Besonders die Donnerstagsnächte der A.szeit sind „‚verworfene‘‘, „Scheuliche‘‘,

„ungeheure‘‘

Nächte %),

® Leoprechting

32.

%

Stöber

Elsaß ı, 33. 1) Meyer Baden 556. 12) Ebd. 396. *) Schönwerth Oberpfalz 2, 359. ”) Reiser Allgäu ı, 115. 14) Schönwerth 3, 145. !°) Meier Schwaben 107. 5) Witzschel 7Aür.2, 156. 7) Schöpp-

ner

Sagen 2,260,

ler

ı,

Sagen Nr. 277;

%)

315;

Meier

wald

1®) Ebd. 3,44.

®)

Grimm

1,

394.

Meier Schwaben 31; Drechs-

Kühnau

Sagen

Schwaben 117. 119. 120;

Sagenbuch 35. 39. 40. 43. 490;

422.

Binde-

Bohnen-

!

200

Schwaben

26;

Bindewald

23;

Pröhle

Harzsagen 252; Kühnau Sagen 1, 83. 92. 24) ZfdMyth, ı, 35; Meier Schwaben I, 31; Kühnau 3,442; Grohmann Sagen 252. 2)

225.

Kühnau

”)

I,

222.

Meyer

26)

Baden

‚„Adventskräm‘‘ oder Siebenbürger Sachsen;

Meier

489;

Schwabe:

vgl.

auch

‚,Adventssä‘ Simrock

die

bei d, AMlyth.?

560; Jahn Opfergebr. 265; Meyer Germ. AIyth. 102. %®% Kühnau ı, 40. ® Baader NSagen 65. %) Meyer Baden 196; ders, Germ., Myth. 140.

4.

In

die A.szeit

fallen

allerlei

Um -

züge und Bettelgänge, meist von Armen und Kindern ausgeführt %). Sie klopfen dabei oft an die Türen und Fenster oder werfen Erbsen, Bohnen und kleine Steine dagegen (s. Klopfnächte). Aber auch andere Gestalten, Schimmel und Schimmelreiter, Bär, Storch, Jude, Zigeuner, Hexen u. dgl., im Salzburgischen die

„schiachen

von

Haus

zu

Perchten‘,

Haus

und

,

machen

wandern in

den

Stuben ihre Späße oder toben und lärmen auf den Feldern umher zur Freude des Bauern, der sich davon ein gutes Erntejahr verspricht ®), Durch all diese dämonisch sich geberdenden Wesen sol-

len

feindliche

Mächte

vertrieben

und

zugleich die Fruchtbarkeit gefördert werden. Im Salzburgischen wird in der A.szeit ein Madonnenbild, Mariä Heimsuchung darstellend, jede Nacht in ein anderes Gehöft getragen. Wohin es kommt, bringt es Segen 3). Manchmal ziehen „Sommer und Winter‘ um %). Der gleiche Gegensatz kommt auch in den christlichen A.spielen zum Vorschein, die von Haus zu Haus aufgeführt wurden 3), Da tritt neben das lichte Christkind der wilde Ruprecht oder Rukläs, oder wie er sonst heißt. 4)

Sartori

Lemke

Ostpr.

3,

ı,

ırff.

281f.;

%) ebd.

3,

ı3f.;

Handelmann

ı5f. 3) Z{Vk, 9, 1541f.;: Andree- Eysn Volkskundliches 73 ff. %) Sartori 3, 13, Anm, 14. ®) Vogt Weihnachtsspiele 88 {££.

5. Sonstiger Aberglaube. Man schüttelt die Bäume, damit sie viel Obst bringen 3%); man wäscht sich die

Sommersprossen

berger 3. 7; Kühnau Sagen 2, 489;: wa ss er we g ”). Die Vogt Weihnachtsspiele 1134. 2) Leomuß am ersten A. Prechting Lechrain 32; Panzer Beitr. 2, 81. %®) Knoop Posen 74. ; der Landesgrenze %®) Meier

mit

A.-

Wünschelrute

um

Mitternacht

gebrochen

201

auf

werden 38),

7

!

&

k

Adventsmonat—Aeiei

Schätze kann man nur in der A.szeit heben ®). Erbsen und Linsen dürfen nicht gegessen werden, sonst gibt es Schwären im künftigen Jahre ®), K inder, die im A. auf die Welt kommen, werden geistersichtig %).

3) Tetzner ”) Meyer Baden 104. ®”) Kühnau

Slaven 380 (Polaben). 548. %) Lynker Sagen Sagen 3, 628. %) Witz-

schel Thür. 2, 156 (8). 230; Reiser 2, 230.

12) Wolf

Beitr.

ı,

6. Der A. als Jahresbeginn ist auch für die Zukunft maßgebend. Der Traum am ersten A.sonntag geht in

Erfüllung *?). Was

man

in den Nächten

der vier A.sonntage träumt, geht in den vier Vierteljahren des künftigen Jahres

in Erfüllung %®). Man übt Bleigießen und Schuhwerfen%). Der Flachs wird so lang wie die Eiszapfen an A. %)., Die Witterung der A.sonntage ist das Vorzeichen der Witterung für den ganzen

Winter %).

Wenn

der

„Drei-

wochenwind“ recht geht, gibt es viel Obst, denn da paaren sich die Bäume *)., Wenn’s auf den ersten A. auf dem Boden rumpelt, so stirbt bald der Hausvater %), Wer in der Neujahrsnacht beim Aufschlagen des Gesangbuches ein A.slied findet, darf auf Familienzuwachs rechnen %).

Viel Brauch und Glaube hat sich an einzelne Tage der A.szeit angeknüpft. Vgl. also Andreas-, Barbara-,

Nikolaus-,

Thomastag, 42)

Drechsler

Lucien-,

Klopfnächte. ı,

ı7.

*%)

Ebd.

2,

202.

‘4) Heckscher 358.359. %) Eberhard Landwirtschaft 9. 1%) Witzschel 2, 136 (5). “”) Engelien u.Lahn 238 (37). %®) Wolf Beityv.

ı,

“) John

230;

vgl.

Erzgeb,

Adventsmonat

117.

Drechsler

17.

Sartori.

s. Dezember.

Adventsmütterchen

umzüge.

1ı,

s. Weihnachts-

Advokat. Derb und deutlich äußert das

Volk seine Meinung über die Advokaten, die es als geldgierig und rechtsverdreherisch bezeichnet !). Im Himmel ist keiner von ihnen zu finden, wie St. Petrus in einem Tiroler Schwank ?) bedauernd dem Müller antworten muß, der von ihm einen

202

Advokaten heischt; aber in der Hölle wird ihnen ein sicherer Platz bereitet. Diese Anschauung, die einen grimmigen Humor verrät, ist so feststehend, daß sie sogar in abergläubischen Formeln wiederkehrt, die auf dem Lande zur Eingewöhnung von Haustieren (Schweinen, Tauben, Hühnern) an einen neuen Platz gesprochen wurden. Ein solcher Spruch für die Tauben lautete in Bayern: „‚Flieg’ aussi,

flieg’ eini, Flieg’ eim in dein G’stell, Wie der A. in die Höll’“ 3), Die Volkssage läßt schlechte A.en nach

ihrem Tode die Sünden in der Hölle abbüßen oder als Spukgeister auf Erden wandeln %). Eine bayrische Sage erzählt, daß die Seele eines gewissenlosen A.en in Vogelgestalt (Seelenvogel) vom Teufel

geholt wurde ®). Von dem sächsischen Plagegeist Katzenveit, dessen Streiche an Rübezahl erinnern, wird ein geldgie-

riger

A.

derb

verdroschen

und

seines

zusammengewucherten Reichtums beraubt®. Der Teufel verschmäht es nicht, in Gestalt eines Advokaten vor Gericht zu erscheinen, um sich eine sündige Menschenseele zu sichern ”). In scherzhafter Weise wird der A. auch mit dem Wetter in Verbindung gebracht. Ein Quatemberlostag heißt im Anhalti-

schen „Avkat‘‘8), und in Oldenburg sagt man, wenn es bei Sonnenschein regnet,

„dann kriggt de Düwel ’n A.enseel’‘‘ 9). Es ist dies eine der zahlreichen im Volke umlaufenden humoristischen Erklärungen dieser meteorologischen Erscheinung. 1)

Dieselbe

Ansicht

bekunden

auch

zahl-

reiche Sprichwörter, vgl. z. B. Wander Sprichwörter-Lexikon ı (1867), 32 ff.; SchweizId.

ı,

89;

Fischer

Schwäb.

Wb.

x,

106;

Meyer Baden 544; Mensing SchleswigHolst. Wb. ı, 7ı. ?*) ZfVk., 9, 374. ?) Bavaria 3,345; Köhler Voigtland 428. *) Zingerle Sagen 252 Nr. 443; Correvon Gespenstergesch, 53 ff. Kunze Suhler Sagen 34. 5) Bavaria ı, 312. ° Köhler Voigilland 518. Sagen 160 Nr. 210 und Kuhn 7) Grimm ®%) Mitteil. Anhalt. Gesch, Märk. Sagen 258. Oldenburg 1, 330. 14, 16. ®) Strackerjan

Schömer.,

Aeiei, Zauberwort in der Formel gegen

Krämpfe

bei

Pferden !):

+

AEIEI

+

ANA + AZAL + MALTE +. Hebräisch? )

Grohmann

128,

Jacoby.

Mi 203

Aeromantie

Aeromantie. (%epopavtsix, aeromantia, bisweilen finden sich daneben die Formen

aerimantia,

arimancia,

aremancia

u. ä.)

Weissagung aus der Luft, 1. Altertum. In der von Varro (116 bis 27 v. Chr.) *) überlieferten Einteilung

der Divinationsarten nach den vier Elementen, die für die ganze spätere Divinationsliteratur die Grundlage bildet, steht die A. neben der Geo-, Pyro- und Hydromantie. Näheres über Wesen und Ausführung gibt Varro nicht an, denn die im Anschluß an das Varrozitat bei Servius gegebene Erklärung, die die A. mit der Vogelschau gleichsetzt, geht, wie Servius ausdrücklich hervorhebt, nicht auf Varro zurück. So erklärt sich die große Unsicherheit und Verschiedenheit späterer Deutungen. Tzetzes %, der die Bezeichnung aeroskopia®) gebraucht, sieht in ihr die Beobachtung der in der Luft, d. i. am Himmel und in den Wolken sich zeigenden Farben sowie der Finsternisse, Nebensonnen, Regenbogen, Kometen u. dgl.; Augurium und Beobachtung des Himmels und der Wolken werden, ohne Nennung der A., in einem Aristophanesscholion *) zusammengefaßt, 3 Isidor Ztym. VII, 9, 13; Serv. Aen., III, 359. ?) Exeg. Iliad. ed. Hermann 107, 17; 3ır, 7. % Vgl. Schol. Iliad, I, 63 (Nikanor). *) Nubes v. 332.

2. Mittelalter.

|

Da die mittelalter-

liche Behandlung der Divinationen in der Hauptsache auf das Altertum zurückgeht, herrscht auch hier in Beziehung auf die A. eine gewisse Unsicherheit, die noch dadurch verstärkt wird, daß bei der A.

|

die Beteiligung dämonischer Mächte schwieriger einzusetzen war, als bei den

anderen „elementarischen‘‘ Divinationsarten Varros. In den meisten Fällen wird sie

neben

diesen

und

der

Nekromantie

ohne weitere Erklärung aufgeführt °). In den listenartigen Aufzählungen, die die spätere Zeit so liebt (s. Divination), wird die A. entweder einfach registriert ®) oder bezeichnenderweise auch fortgelassen, so in dem Weissagungskapitel 26 des „Ackermanns aus Böhmen‘‘ 7) und in dem Traktat des Nicolaus Magni „De superstitionibus‘‘8). Hartlieb im „Buch aller

/

| | | |

204

verbotenen Kunst‘‘ führt sie ebenfalls in jenem Zusammenhang auf ®), bezieht sie aber dann in seiner ausführlichen Beschreibung !%, ausgehend von der Erklärung „gät zu mit dem luft, auch was darynn swebt und lebt‘, zunächst auf die Vogelschau, ja überhaupt auf den Angangsaberglauben ganz allgemein, was natürlich falsch ist. Erst später 1!) ist die Rede von abergläubischer Beobachtung der Windrichtungen bei Jagden und ähnlichen Gelegenheiten. In den folgenden Kapiteln verbreitet er sich über Gebräuche und Vorstellungen, in denen die Luft eine sekundäre Rolle spielt und die z. T. mit Mantik gar nichts zu tun haben. Man merkt die Verlegenheit des Verfassers, die überlieferte Kategorie der A. mit Einzelbegriffen zu füllen, wenn er z. B. unter diesem Stichwort das Niesen (‚,das nyesen komt von warmen luft‘) und die Rachepuppen behandelt („hencken das jn die lüft, vnd so der wind das rürt, so mainent sy . .‘“) Nur in den Schlußkapiteln !?) kommt er, mit Abschweifungen auf das astrologische Gebiet, auf die mantischen Beobachtungen von Himmels- und atmosphärischen Erscheinungen zu sprechen. Diese werden in den späteren Definitionen der A. in erster Linie genannt, sc in M. Behaims Meistergesang gegen Ketzer und Zauberer !), Die Mitwirkung des Teufels und der Dämonen wird in verschiedener Weise eingeführt, aktiv z. B. in dem hsl. Traktat des Joh. Vincentius Adversus magicas artes 11) (um 1475: teuflische Stimmen in der Luft), in G. Reischs Margarita Phylosophica !) (1504: teuflische Erscheinungen in der Luft), passiv ‚ex are coniurato‘‘ bei Georg Pictorius 18). Nach ihm bedeutet Wind aus Osten Glück, aus Westen Unglück, aus Süden Unsicherheit, aus Norden Geheimnis u. a. m. Auch die Deutung der Erscheinungen des Stein- und Eisenregens, wie sie unter den römischen Prodigien aufgeführt werden, sel Aufgabe der A. Ein Taschenspielerkunststück ist die von Pictorius nach Cardanus ?) beschriebene Form der A., bei der es sich darum handelt, hinter einem vor das Gesicht gehaltenen Tuch in ein mit Wasser gefülltes Gefäß Worte

205

Aötit—Affe

hineinzusprechen, das Wasser dadurch in Blasen zu verwandeln und allmählich auszuleeren u. dgl. Diesen Trick läßt Delrio 1) als einzige Erklärung der A. gelten, da die Beobachtung der atmosphärischen Erscheinungen zum Auguzur der Himmelserscheinungen rium, Astrologie, der Luftphantome u. dgl. zur

bespricht

Übrigens

gehöre.

Teratologie

Cardanus!®), ohne die A, zu nennen, an anderer Stelle 2%) die Vorbedeutungen in der Luft. Auch nach Agrippa von Nettesheim 2%) benutzt die A. die verschiedenen Erscheinungen

Luft, Winde,

der

und Mond,

Hof um Sonne

bogen,

Regen-

Nebel

und Wolken, Bilder in den Wolken und Erscheinungen in der Luft; ähnlich der Anonymus in Agrippas Werken 22). Bei dieser Unbestimmtheit der Quellen kann es nicht wundernehmen, daß die

auf allge-

sich z. T.

Erklärer

modernen

meine Wendungen oder auf Wiedergabe der alten Erklärungsversuche, besonders des Agrippa, beschränken %). P. L. ızıo, 1098 b; ebd. 140, 840 b; Ivo

1318 b; Hugo

76x a.

Decretum

810 b;

Migne

Maurus,

5) So z. B. bei Hrabanus

von Worms Burchard von Chartres ebd. 161,

von

Gratiani,

St. Victor Corp.

ebd,

iur.

176,

canon.

Aqu. Thomas ı, 1024; ed. Friedberg Summa Theol. Sec. Sec. qu. 95 art. III, Opera näheres vgl. DiviRom 1897 Bd. 9, 315; % Z.B. Zürcher Hs. v. J. 1393 bei nation. Joh. CameraMyth. 3, 411; Grimm De

rius

Rabelais Gelbcke

generibus

ı, 398,

169.

Den

Brief

an

Garg.

3

25,

cap.

Gerhardt

vgl.

Uebers.

9;

von

Franz. Nov.

legt sich neben

Titel Aeromanticus

vielen anderen

(1575)

divinationum

der historische Faust in seinem

Trithemius

1507

bei,

vgl.

Witt-

in Zs. f. Geschichtswiss. N. F. ı, kowski Das holl. Volks343; B. H. van ’t Hooft

buch vom Dr. Faust (1926), 4. ’) Burdach in seiner Ausgabe 1917, 346 Anm. ı. 5) Franz Nik. de Jawer 179. ®) ed. D. Ulm Halle 1914, 1°) cap. 67 ff. Ulm 43{.; vgl. 35 f. cap. 53. 1) cap. 69/70. Myth. 3, 429. Grimm Hexenwahn 13) Hansen 1) cap. 71—79. 207. 1) Ebd. 231. 15) Straßburg 1504, VII, 2, 2, 171 v.

1°) De speciebus Magiae 1559

6r, wiederholt bei 2,

483,

Deutsche

Agrippa

Ausg.

Berlin

Ähnliches bei Cardanus

cap. X,

Op. ed. Bering 1916,

4,

De Sapientia

169.

IV,

Op. Lugd. 1663, I, 566 a. ”) a. a. O. 18%) Disquisit. Mag. IV cap. 2 qu. 6. Mainz 1603, %) Rer. var. XIV 2%) Ebd. 196 ff. 2, 171. cap. 70, Basel 1557. 937 und XV cap. 88, 1044 ff. ®%) De occ. philos. I cap. 57. Ed. Be-

206

ring. x, 89 Dt. Ausg. 1916 I, 274. *) Op. Ber. ı, 690. Dt. Ausg. 5, 358. ®) Schindler Aberglaube 213; Freudenberg Wahrsagekunst 36.

3. Gegenwart. Was in dem heutigen deutschen Glauben an die Vorbedeutungen atmosphärischer Erscheinungen antikes Gut ist, läßt sich kaum feststellen, wenn auch kein Zweifel darüber bestehen kann, daß viele unserer Bauern-

wetterregeln

auf die griechisch-römische

Antike und sogar auf altindische und assyrisch-babylonische Vorbilder zurückgehen %), s. Luft, Luftspiegelung, Regenbogen, Wetterregel, Wind, Wolke. 2)

A.

Yermoloff

Volkskalender

(1905);

Der

landwirtschaftl,

G. Hellmann

Die

Anfänge der Meteorologie in Meteorol. Zs. 25 (1908), 481; J. Paffrath in Stimmen aus Maria

Laach

88

(1ı9t5),

493;

SAVk.

für die tatsächliche Bedeutung serer Bawuernregeln und Lostage Beleuchtung. Wien 1926.

Aöstit

26, ı

ff,

s. H. Kain kritischer Boehm.

s. Adlerstein.

Afa, Afra, nostra !), Zauberworte, um eine Flinte versagen zu lassen. Klangworte wie abia usw., apra usw. 1) Mitteil. Anhalt.

Gesch.

14, 9.

Jacoby.

Afel. Unter A. versteht das Volk jede

Entzündung einer Wunde und Verletzung überhaupt, also Hautabschürfung, schmerzhafte Hautröte, Rotlauf, Entzündung, Brand; äfeln heißt dann wundreiben; äflich ist bei Paracelsus soviel wie hitzig, febrisch. Gegen diese ‚,Wundsucht‘ hilft das A.kraut (Chelidonium maius) !). Krankheitsn. 1) Höfler Fell); DWB. zz, 181,

128

(unter AbStemplinger.

Affe ?), Der Volksglaube sagt, A.n seien

von Gott verwünschte Menschen ?3); Hans Folz erzählt in seinem Spruch ‚„‚von wannen die A.n kommen‘‘, ein Schmied habe in Nachahmung der Verjüngungskur St. Peters bei seiner Schwiegermutter die gleiche Prozedur versucht, aber diese sei zum maulrümpfigen, stumpfnasigen A.n geworden. Seine Frau und Schwägerin hätten in schwangerem Zustand zugesehen und hätten beide Affen geboren, die man später in die Wälder trieb 3).

207

Afra—Agathe,

In deutschen Volkssagen erscheinen Geister öfter in A.ngestalt %), insbesondere

der Teufel ®), den schon Wier®) einen A.n Gottes nennt. Nach Schweizerlegenden kommen Junggesellen

nach

dem

Tod

in

den

„A.n-

wald‘‘ 7), d. h. sie sind verwünscht. Während aber in der Antike®) der A.

in Volksmedizin u. Zauber eine bedeutende Rolle spielt, findet sich davon im deutschen Aberglauben nichts; etwaige Hinweise bei Gesner u. a. sind nur Zitate aus

Plinius,

Aelian

u. a.9%).

1) Carus Zoologie 46. 129. 199; Gubernatis Ticrve 414; Hoops Reallex. 1, 40; Hopf Tierorakel 52; Keller Tiere 1; Lippert Kulturgesch, ı, 633; Marzell Pflanzennamen 211; Peters Aus pharmazı Vorzeit ı, 96. 289; Reuterskiöld Speise-

sakrament 50, 56; Schrader KReallex, Staehlin Mantik 228; Kressner

Arch. f. d. Stud. neu. Spr. 55, 264. holz

Schweizersagen

1,

364;

19; in

®) Roch-

SAVk.

8, 300;

Lütolf Sagen 349; Argovia 17, 67. 3) ZfdA. 8, 537. *) Eisel Voigtland 128 Nr. 332; Quitzmann Baiwaren 177. YHeyl Tirol 279 Nr. 96; KXlingner Luther 27; ZfVE. 6, 441. Im Orient allg. s. Littmann 1001 Nacht in der arab. Lit, 6 (euphem. ‚‚Glück-

bringer‘“).

% Wierus

De

praestig.

daemon.

(Frankf. 1586), 86. ?) SAVk.2,56. 3) PaulyWissowa I, 707. ®*) Jühling Tiere ı. Stemplinger

Afra, hl., von heidnischen Eltern, die von der Insel Cypern auswanderten, in Augsburg geboren, 5. August 2). 1. Von ihrer Mutter Hilaria dem Dienste der Venus geweiht, eine Le-

gende, mit der die Verehrung der Venus in Augsburg zusammenhängen dürfte, 1) AA.SS.

Boll.

5. Aug.

2, 55 ff.

2. Erduldete i. J. 304 während der Diokletianischen Christenverfolgung auf einer Lechinsel bei Augsburg bei unversehrtem

Leibe den Feuertod, an den die kirchliche Überlieferung die Entstehung der ältesten Augsburger Christengemeinde knüpft (ein

Relief im Kloster Nonnberg bei Salzburg

zeigt dieses Martyrium). Über ihrer Grabstätte erhob sich bald eine Kapelle, die eine vielbesuchte Wallfahrtsstätte wurde, später erhöht in ihrer Bedeutung durch das daneben errichtete Ulrichsgrab. 3. Auf einem Glasgemälde im Quer-

schiff des Freiburger Münsters

trägt die

hl.

208

mit Namen genannte Heilige Salbenbüchse und Palme. 4. Kräuter in den St. Afraturm in Augsburg gelegt, sind geschützt vor allem Ungeziefer; Apotheker mach(t)en sich das ! zunutze 2). ?) Baeßler Legenden (1864), 200; Beissel Verehrung der Heiligen ı, 5; Schönbach Berthold v, R. 10. 12. 153; ZAVfVk. ı 1 (1901),

Schw.

229;

I, 410.

Agat

ARw.

19, 419;

s. Achat,

Birlinger

Aus

Wrede.

Bernstein.

Agathe, hl. ı. Märtyrerin unter Decius,

Sie wurde u. a. auf glühende Kohlen gelegt und ihr eine Brust abgeschnitten. Sie ist. Schutzpatronin von Catania auf Sizilien, wo sie 251 gestorben sein soll. Ihr Festtag ist der 5. Februar?). Sie heilte Kranke und Besessene, befreite Catania von Pest und Hungersnot und beschwichtigte öfters durch ihren Schleier die Flammen und Lavaausbrüche des Ätna. Vor ihr wurde auf Sizilien eine andere ‚, Gute‘, die Bona Dea, als Heil- und Segensgöttin verehrt, von der wohl einige Züge auf sie übergegangen sind 1®*). In Deutschland wird A. namentlich im schwäbisch - alemannischen Gebiete verehrt. Brot und Lichter sind ihre Opferspenden. In Lenzkirch wurden abends für jeden Anwesenden und auch für die verstorbenen Angehörigen auf dem ‚„A.brett‘‘ Wachskerzen angezündet. Wessen Kerze zuerst herunterbrannte, der mußte zuerst sterben. Von der Asche wurde etwas in den Stall und auf den Fruchtspeicher gebracht und unter das Getreide gemengt 2). Anderswo wurde das abgetropfte Wachs zu Kreuzchen geknetet und dem Hirtenbuben in den Hosensaum eingenäht 3). In Westfalen läßt man, noch auf einzelnen Höfen in allen Ställen Lichter brennen %). Hier opfert man der A. auch Flachs 5). Im Kr. Meschede wird auf A. ein Faden ums Haus gespannt und dann als Docht für Kerzen verwandt; diese zündet man an und läßt sie den ganzen Tag brennen 9%, 1)

AA.SS. Boll. 5. Febr, ı, 615 ff, 637 ff. 1a) Nork Festhal. 153 ff.; Trede Heirdentum 3, 53 ff. 379ff. 392 f.; Eisler lVeltenmantel ı, 132 ff. 145 ff.; Meyer Baden 496 f.;

Höfler

Fastnacht

161.

?) Meyer

Baden

209

Agathe,

497. 499.

3) Ebd. 138.

5) ZirwVk. 7, 32. 33. 41. Brilon

1893,

*) Hüser

% Hüser

9.

Beity. 2, 24.

Progr. v.

2. A. ist vor allem Patronin in Feuersgefahr. Ihre Fürbitte schützt vor zeitlichem und ewigem Feuer”). Als „Feuermagd‘‘

verehrt

man

sie nament-

lich in Glashütten und Hammerwerken 9). „A.nzettel‘‘ werden gegen Feuersbrunst in den Häusern aufbewahrt oder an den Türen angebracht (s. A.nzettel) oder Sprüche an die Haustüren geschrieben. Viele Häuser sind auch mit dem Bilde der hl. A. geschmückt 9). °) Meyer Baden 499£.; Zingerle Tirol 132 (1182); Manz Sargans 50f.; Stoll Zauberglauben 71; Laistner Nebelsagen 240. %) Meyer Baden 500. ®%) Sartori Westfalen 22; Laistner Nebels, 236.

3. Die Befreierin Catanias von Pest und Hungersnot ist auch Brotheilige?9. Am Vorabend des 5. Februar geht der Geistliche in die Bäckereien und weiht das Brot !l), oder es wird am Tage der Heiligen in der Kirche geweiht. Man ißt davon und gibt es dem Vieh beim erstmaligen Austrieb, beim Kalben, und

wenn man ein neugekauftes Stück in den Stall bringt !?). Manche magischen Eigenschaften, die auch dem Brote i. a. zugeschrieben werden, sind auf das A.nbrot im besonderen übertragen worden. Es schützt die Äcker vor Unge-

ziefer und Kornbrand ?!) und dient zur Erkundung des Schicksals der Saaten 1%), Es wird ins Butterfaß gelegt, wenn es

lange keine Butter schimmelt nicht 1%); tut,

so muß

eines

geben will!®). Es wenn es das doch

aus

dem

Hause

ster-

ben !7). Ins Wasser geworfen, zeigt es die Stelle, wo ein Ertrunkener liegt, indem es über ihm stillsteht !®). Es ist (wie das Hausbrot überhaupt) ein Mittel gegen Heimweh !%) und wird Kindern, die in die Fremde gehen, mitgegeben, damit ihnen nichts Böses widerfahre ®), auch neueintretenden Dienstboten als Einstandsbrot 2%). Es schützt gegen böse Geister und Hexen ??) und gegen die verschiedensten Krankheiten und Gebrechen ®), S. a. unten $ 4. 5. Am A.tag läßt man auch Mehl und Korn segnen, die als Schutzmittel gegen

hl.

210

„hitzige den %),

Walde

Krankheiten‘‘ aufbewahrt Manche holen sich aus

ein

„A.hölzel‘“,

das

werdem

Wunden

zu heilen vermag ®). Auch Früchte werden geweiht %®), und die Bauern schlagen am Vorabend ihre Bäume, um viel Obst zu erhalten ?7), ! Zauberglauben 71; Höfler Fastnacht 17. ”2) Sartori 3, 87; Manz Sargans 50. 13) Birlinger A4.Schw. ı, 421; Meyer Baden 500; Jahn Opfergebr. 75. 1) Z{fVk. 15, 319; Höfler Fastnacht 18. !°) Meyer Baden 500. 1°) Ebd. 497; Manz Sargans 50. 1) Meyer Baden 498. 577; Höhn «od 313.

3)

Reiser

Allgäu

z, 45;

Meyer

Baden

507; Wolf Beitr. ı, 236; Manz 50; Höfler ı7f. 1?) Manz 50; ZfVk. 15, 319; Sto11 Zauberglauben 70; Meyer Baden 500; Alemannia 25, 45. ®) Stoll 58. %) Höfler

17. 2) Manz 50; Birlinger A.Schw. 1, 421. %®) Meyer Baden 500; Birlinger I, 424. 425. 426; SAVk. ı5, 91. %*) Höfler 16. %®) Sartori 3, 88. ®) Franz Bene-

diktionen 1, 772. 378 (Bigorre).

”)

SEebillot

Folk-Lore

3,

4. Als Mittel gegen Feuer und Brand wird das A.nbrot zuerst von Geiler von Kaisersberg (1516) erwähnt ?). Es wird in die Flammen geworfen ®). In manchen Gegenden ist die Erinnerung daran in Abzählreimen erhalten geblieben 3). A.nbrot ist auch gut, ‚wenn man Unglück leidet in Schmelzöfen‘‘ 3), 71;

28) ZfVk. 15, 319.

139;

3)

Manz

Sargans

Brunner

Rochholz

ZirwVk.

421.

8, 58.

%®) Stoll 50;

%)

Drechsler

Ostdische

Sagen

Zauberglauben

ı, 338;

Volksk.

ZfVk.

Birlinger

21,

2,

246.

124;

A.Schw.

I,

5. Im Hinblick auf ihr Martyrium wird A. bei Brustschmerzen der Frauen zu Hilfe gerufen %), Im bayrischen Isarlande gibt man den Brustkrebskranken A.nbrot%), Bei Weizen (Baden) wallfahr-

ten am A.ntage unfruchtbare Frauen %), 32)

ZfVk,

A.Schw.

ı, 45;

Sebillot 17.

8,

4,

%*) Meyer

399

(Bayern);

Fontaine

135.

®)

Baden

Birlinger

Luxemb.

Höfler

500.

107;

Fastnacht

6. Sonstiges: Wer am A.ntage Weihwasser trinkt, den sticht keine Schlange ®), Wenn der A.ntag schön ist, kriegt der Faule auch noch eine

Streu 3%).

Die

Tschechen

sagen:

St.A.

bringt den meisten Schnee %). Man sperrt

7

Agathenzettel—Ä gidius

211

212

an diesem Tage die Gänse ein, damit sie | Jocupletissimus continens ,.. (1750), 51 ff. 8) ZfrwVk. 7 nicht in andere Ställe gehen ®). .

5) Grohmann 52. 82. %) Pollinger Landshut 230. 9”) Reinsberg Böhmen 44. %) Meyer Baden 500. Sartori.

benedictiones (1910), 3 f.

etc,

Jacoby.

Ägidius, hl., angeblich in Athen gebo-

ren, lebte zuletzt in einer Einöde bei Arles als Einsiedler, gest. um 725, Fest am Agathenzettel. Die Vita der Hl. Agatha Sept. Patron zahlreicher Kirchen und berichtet, daß ein Engel, wie man annahm|! in Deutschland, Frankreich, der der Märtyrerin, an ihrem Grabe zu * Kapdllen Ungarn und Polen }!). Häupten der Heiligen eine Marmortafel I. Aus dem reichen Legendenkranz niedersetzte, auf der die Worte standen: | seiner Vita ist das vielverbreitete Motiv „Mens Sancta, Spontaneus Honor Dei der Hirschkuh als Ernährerin hervorzuEt Patriae Liberatio‘‘ !), auch wohl nur heben. Eine solche spendete ihm während M.S.S.H.D. E. P.L.?). Diese Tafel bzw. seines Einsiedlerlebens die Milch, und Inschrift hatte die Eigenschaft, Brände weil er Gott bat, er möge ihm die Hirschzu löschen %). Bereits S. Willibald %) erkuh erhalten, wurde er im ausgehenden zählt in seinem Hodoeporicon (8. Jh.), daß man in Catania auf Sizilien die Aus- ; MA. zum Patron der stillenden Mütter. Die einstmals vom westgotischen König brüche des Ätna mit dem Schleier der Wamba und seinem Jagdgefolge verfolgte HI. A. unschädlich mache. Die Legende Hirschkuh führte den König zur Höhle gab Anlaß dazu, im späteren MA. gedes Heiligen. Ägidius wurde dabei von weihte Lichtmeßkerzen mit den Worten einem Pfeile, der seiner Hirschkuh galt, der Inschrift zu beschreiben und sie getroffen; daher wurde er auch als Viehgegen Brandgefahr zu benutzen ©). Später patron verehrt. An seinem Feste fand in fertigte man auch Zettel mit der Ineinigen spanischen Diözesen die Weihe schrift und dem Zusatz: ‚‚,Ignis a laesura des Fenchels, eines Heilmittels bei Erprotege nos, o Agatha pia‘‘, die dem gleikrankungen des Viehes, mittels besonchen Zweck aber auch gegen andere Nöte derer Formel statt 2). wie das Schrätele usw. dienten ®), Es gab 1) AA.SS. Boll. 1. Sept. 1, 299 ff. ?!}) Künstle dazu besondere Benediktionsformeln ?). Tkhkonographie der Heiligen 33; Günter LegenDie Heilige wird auf den Zetteln auch mit den-Studien 39; AA.SS. ı. Sept. 1, 301; Franz der brennenden Kerze in der Hand abgeBenedikitonen 1, 417. bildet 8). 1) AA. SS. Boll Febr. 1, 595 ff. 609, 618, 620. 623. 628; Durant ARationale (Straßburg 1487) lib. 7 fol. 234. ®) AA. SS. 634 Nr. 32. 3) ebd. 634 Nr. 31. *) Tobler-Molinier Itinera Hierosolymitana ı (1879), 2. 256; Acta S. a. a. 0. 618, 620. 630. 5) Der Sele trost (1483) Bl.gb; vgl. Geffcken Der Bildercatechismus des I5. Jahrhunderts ı (1855), 56;

Henr.

de

Gorchen

Tractatus

stitiosis quibusdam casibus (c. 1425)

sen

384;

Hexenwahn

Birlinger

Meyer

255;

Baden

87.

®%) Meier

Volkstüml.

497 ff.;

JbElsaß- Lothr.

super-

vgl.Han-

ı, 305

Ders.

9, 45 ff.;

de

Schwaben

Nr. 488;

Volkskunde

Reinsberg

Böhmen 4of.; Bronner Sit’ u. Art 70f.; Fontaine Luxemburg 108; Sartori Sitte . Brauch 3, 87; Hoffmann- Krayer x Lambs Über den Aberglauben im Elsaß (1880), 80; Staub Brot ı13(f.; Alemannia 2 (1874), 145; DG. 15, 172; H öfler Fastnacht 16; Schild D'’r Fenner-Joggeli (1885), 215; E b erhard Landwirtschaft 13; SAVk. ı7 (1913),

227;

auch

auf alten

gedruckten Haus-

segen (‚glückliches Hauskreuz‘). 7) Franz Benediktionen 1, 272 nach Cilia Thesaurus

2. Wegen der Hilfe, die er seelisch be-

drängten Sündern, nach der Legende besonders Karl Martell, angedeihen ließ, gilt er als Zuflucht der Sünder und wurde wohl deshalb in die Gruppe der 14 Not! helfer aufgenommen ®). 3)

Günter

a.a.O.

Hgenverchrung 66.

121, 123;

Nied

Hei-

3. In der Nähe von Köln angeblich angerufen für Kinder, die viel weinen, daher auch Krieschgilles genannt, im Elsaß gegen Ohrenleiden 9). 4)

Rhein, Wb.

ı, 79;

Hess.Bl.

3, 165.

4. Sein Tag, Ägidiustag I. Sept., ist ein besonders bedeutsamer Lostag. Weit verbreitet ist bei den Bauern die Vorstellung oder wenigstens die Redensart, daß Ä. den Herbst macht und dessen Länge und Güte und Windrichtung bestimmt. Im

|‘ Böhmerwald

gilt

der Ä.tag

als

erster

213

Agla— Agnes

Herbsttag. Ist es an ihm schön, so folgt ein langer und schöner Herbst. Vielfach heißt es, Ä. halte das Wetter vier Wochen fest. Regnet es am Ägidiustage, so folgt vier Wochen hindurch Regenwetter, andernfalls ist es vier Wochen schön. Dementsprechend lauten die Arbeitsgebote für die Verhaltungsmaßnahmen und Überlieferungen In mehreren Bauern. und Redensarten wird statt des A. der an diesem Tage auf die Brunst gehende z. B.: Hirsch entsprechend eingesetzt, Wenn de Hirsch natt (naß) up de Brunst geit, gift et natt wedder; geit hei dröge up de Brunst, gift et dröget Wedder °). 5) Schramek linger Landshut

talerisch

57;

linger

Aus

Wupper);

ZirwVk.

John

Böhmerwald 160; 231; Reiterer ır

Schwaben

(Untere 92, 256; Bir- |!

(1914),

Westböhmen

ı, 388;

PolEnns-

271

Drechsler

Schlesien ı, 151; Bartsch Mechlenburg 2, Landwirtschaft Nr. 3, 11; 295; Eberhard Ebd. 2; ZdVfVk. 4 (1894), 405; Leoprechting Lechrain 193; Andree Braunschweig l 6 (1896), 412; Leoprechtinga.a.O.; Urquel 16; ZfrwVk. 2 (1905), 300; ZAdVfVk. 24 (1914), Wrede. 59; vgl. auch Schweiz. Id. I, 131.

Agla, hebräisch x», abgekürzt aus ix D9ip> wiaı ma ‚du bist gewaltig für ewiglich, Herr‘“‘. Der Satz ist liturgischen Ursprungs und stammt aus dem jüdischen Gebet Schemoneh esreh nach der babyl. Rezension !). Schon im 10. Jahrh. finden wir es wohl als Ogla in einer Formel für ein Gottesurteil 7}; es wird dann

als Aufschrift auf Schutz- und Schwertbriefen vom Frater Rudolfus erwähnt 3) (er verwechselt allerdings das Wort mit 2m „egla‘‘, denn er erklärt ‚„‚agla, quod interpretatur vitulus‘‘) und weiter vorzüglich als Brunstzauber gegen Feuersgefahr verwendet (sogar amtlich anempfohlen) %), aber auch sonst gebraucht 5). Aus A. entstellt sind wohl Formen wie: + Aiglo

+ Kauter -+ Geanathan ®)

(zu

Kauter

vgl. cauterius ‚,Wallach‘‘; es handelt sich um einen Pferdezauber), Aglati, Aglata ”) (in einer Beschwörung), Amen + Aglodt

(in einem Gichtsegen), + Beder +®) ’Ageläheh (in einer äthiop. Beschwörungsformel) ®). 3” Buxtorf

Lexicon

Chaldaicum

usw.

ed,

Worte Jesu 1 Fischer (1879), 134; Dalman Altjüdische liturgische (1898), 301; Staerk

1,

214

Gebete (1910), 15;

Franz

Benediktionen 2, 65.

23) Zeumer Formulae 643; Franz a.a. O0. I, 294; 2, 397. 569. %) MschlesVk. 17 (1915), 55. 225.18 (1916), 275. *) Nork Sitten u. Gebräuche der Deutschen in Scheibles Kloster 12, 510. Hemecht

5) Ons

9;

Festschrift

SchwVk.

10,

13; John Westböhmen 274; Köhler Voirgtland 409; Ave-Lallement Bockreiter 57; Schindler ı9 (1917), 263; MschlesVk. Aberglaube 121; Niderberger Unterwalden

3,600; (Ke1le r) Grab des Aberglaubens 4, 201;

Vernaleken Alpensagen 416; Staricius Heldenschatz (1679), 32 f.; Sebillot Folk-Lore von de France 3, 133 (Abgla); Agrippa

Thiers I, 4, ı21. 123; Nettesheim Zauberbibliothek 2, 132; Hess. Horst 412;

Bl. 20 (1921), 2. % Alemannia z (1874), 138; Blick ı, 206. ?) Thiers ı, Seligmann 166. 168. ®) Seyfarth Sachsen 141. *) Wor(1909), 22

Studien z. abessin. Zauberwesen

rell

mit

I. hl., gewöhnlich

Agnes

Jacoby.

einem

Lamm, am Boden zu ihren Füßen oder in ihren Armen, dargestellt !), eine der beliebtesten Heiligen auch im dt. Volk der Vergangenheit, Fest 21. Jan., Nachfeier

28. Jan. ?2). I. Erlitt aus Liebe zur Jungfräulichkeit 304 (unter Diokletian) in ihrem

13. Lebensjahre den Märtyrertod, daher verehrt als das Vorbild der christlichen Jungfrauen und vorzüglich der fleckenlosen Unschuld, auch Patronin der Kinder. In neuerer Zeit wurden vielfach Heime für Arbeiterinnen unter Anrufung

hl. A.

der

Rheinland

Im

eingeweiht 3).

wird der Name gern spöttisch auf Frömmlerinnen unter den Mädchen übertragen 9. Heiligen der /Zkonographie ) Künstle ?) AA.SS. Boll. 21. Jan. II, 351 ff. 39—42. *) Rhein. 3) Samson Kirchenpatrone 106. Wb.

ı,

80.

2. Heiratslustige Mädchen glaubten früher, in der Nacht zum A.tag ihren zukünftigen Gatten im Traume erblicken zu können,

nachdem

sie vorher

gefastet

und anderes erfüllt hatten ®). Dieses Eheorakel steht in merkbarem

zu der Heiligen selbst.

5) Nork Festkalender Pennsylvania 59 Nr. 179.

3. Der

ginn nach

chen,

und dem

und

Nach dem

Kalendertag

Fristtag: An Volksglauben die

Bienen

Widerspruch

115/16;

(21. Jan.)

Fogel

als

Be-

ihm erscheinen die ersten Ler-

schwärmen

Glauben der Wipp-

aus.

u. Eisak-

215

taler

Agnes

diesem fleißig, ersten men,

sowie

der

Etschländer

II.—Agnus

heiraten

an

Tage die Vögel. Die Hühner legen wenn man sie am A.tag mit den Küchlein, die aus der Pfanne komfüttert (Steinbach, Bühl). Neu-

Jahrswünsche

werden

bis

rechtzeitig dargebracht °).

zum

A.

noch

Dei

217

216

wicklung der äußeren Weihehandlung, wie er sich um das Jahr 1400 herausgebildet hat: die Weihe und Verteilung der A.D. wird nicht mehr alljährlich und nicht mehr von den geistlichen Beamten der Kurie vorgenommen, sondern von den

den Hals oder an der Uhrkette getragenen Kapsel ein vom Papst geweihtes Stückchen Wachs, darunter ein Spruchband mit „Agnus Dei‘‘ und „St. Notburga‘‘, sowie ein Miniaturbild der Mutter Gottes von Altötting 9%.

Päpsten selbst im 1., 7., 14. usw. Jahr °) Albe Das rs Jahr 69; Höfler Fasten- |! ihres Pontifikats. Dadurch steigert sich gebäck ı1; Hörmann Tiroler Volksleben 39; das Ansehen der A. D. erheblich, und die Meyer Baden 411; Wrede Rhein, Volksk.? Nachfrage wächst ins Ungeheure, Man238; Rhein.Wb. ı, 80. cherlei Mißstände, vor allem die Tatsache, 4. An einigen Orten Belgiens herrschte daß die A. D. zum Handelsobjekt werden, früher der Brauch, daß die Männer an veranlassen die Päpste wiederholt zur diesem Tage, dem Neetendag, die Frauen Herausgabe regelnder und einschränkenund Mädchen beschenkten ”). der Verfügungen. Unter ihnen findet sich 7) Reinsberg-Düringsfeld Das auch ein Erlaß Sixtus’ IV. von 1471, der festliche Jahr? 40. Wrede.

Agnes II. Sehr zu unterscheiden von

der hl. A. ist die mythische A. bei Sievering (Wien), die Braut des wilden Jägers Karl und mit diesem Gegenstand eines bunten Mythenkreises, der auf Wodan zurückführt *). })

Vernaleken

Laistner

Agnus

Mythen

Nebelsagen

Dei.

6 ff.

167. 304.

Allgemein

das

16.

19.

22;

Wrede.

Lamm

Der Vorgang der Weihe vollzog sich, seitdem die Päpste sie vornahmen, in der Weise, daß der Papst zunächst das Wasser weihte, in das er darauf Balsam und

Chrisam unter Hersagung kurzer Formeln hineingoß. Darauf weihte er durch drei Gebete die vor ihm in Behältern liegenden A. D., die nun in das Wasser getaucht und zum Abtrocknen auf Tücher gelegt wurden. Den Schluß der Weihehandlung bildeten wiederum zwei Gebete des Papstes 7). Die Weiheformeln waren im Gegensatz zu den bei der Kerzenweihe an Lichtmeß gebräuchlichen recht lang und schwerfällig, und auch spätere Kür-

Anfertigung, Weihe und Vertrieb der „Ccereae formae innocentissimi agni imagine figuratae, quas Agnus Dei communis usus appellat‘‘ %, dem Papste und den von ihm Beauftragten vorbehält und allen andern Personen streng untersagt. Trotzdem werden auch weiterhin außerhalb Roms A. D. angefertigt, so z.B. in Einsiedeln mit Genehmigung des Stiftes, noch um die Mitte des 17. Jhs. Doch haben diese mit den römischen nur den Namen und die medaillenartige Form ge-

Gottes als Symbol Christi, im besonderen aber seine Ausformung in kirchlich geweihtem Wachs als meinsam; es ist ihnen nicht das Lamm Amulett. Seit wann die A. D. in dieser Gottes eingeprägt, sondern ein Kruzifix, Form hergestellt und gebraucht worden das Herz Jesu, ein Bild der Maria oder sind, ist nicht zu ermitteln; sie scheinen Ahnliches %). Vorher hatte man schon in in Rom aber schon im 8. Jh. bekannt Rom angefangen, auch den Revers durch gewesen zu sein und sind vielleicht dem biblische Szenen aus den Weihegebeten, Bedürfnis entsprungen, den bei der Ausspäter durch Heiligen- oder auch Papstbilteilung der zerstückelten Osterkerze nicht | der auszugestalten. Diese Sitte hat sich bedachten Gläubigen die dem Wachs beibis in die Gegenwart erhalten. Heute zeigt gelegten Segnungen in anderer, ähnlicher ' das A. D, auf dem Avers das Lamm Gottes Weise zukommen zu lassen !). So weihte | mit der Umschrift ‚„‚Ecce Agn(us) Dei man neben der Osterkerze größere Mengen Qui tol(lit) Pec(cata) Mun(di)‘“ und darvon Wachs, das, in kleine Stücke geunter das päpstliche Wappen sowie Nabracht, mit einer Prägung in Form des men und Regierungsjahr des Papstes, auf A. D. versehen oder plastisch zu diesem | dem Revers ein Heiligenbild mit der entBilde ausgeformt wurde, Sie erhielten sprechenden Bezeichnung, z. B. ‚,S. Franc. dadurch die gleiche Bedeutung wie die De Paula, Conf., Ord. M. F.“ 5). Die im als Symbol Christi aufgefaßte Osterkerze ' 16. Jh. aufgekommene Bemalung der (s. d.). „„Agnus dei soliti sunt benedici a A. D. wurde schon 1572 durch Gregor summo pontifice primo anno pontificatus XII. verboten, während die Fassung in et deinde septimo quoque, dum vivit‘, Kapseln aus Edelmetall oder Holz erDiese Anweisung des Bischofs und Zere- | Iaubt blieb. Eine Sonderstellung nimmt moniars Patrizi Piccolomini (+ 1496) ?) das A, D. von dem Englischen Fräulein kennzeichnet einen Abschluß in der Ent- ‘ in Altötting ein; cs enthält in einer um

Agnus Dei

zungen

haben

nur sprachliche

Verbesse-

rungen gebracht und dogmatisch bedenkliche Stellen ausgemerzt. Die Länge er-

klärt sich vor allem aus dem Bestreben, Wirkundie segensreichen gen der A. D. nicht, wie bei der Kerzenweihe, in einer allgemeinen Bitte summarisch anzugeben, sondern im einzelnen aufzuführen. Außer den amtlichen Formeln erscheinen, zuerst in Handschriften des 15. Jhs., auch mehr, oder weniger volkstümliche Verse, in denen diese Wirkungen geschildert werden; so heißt es in einer längeren deutschen Fassung aus der zweiten Hälfte des 15. Jhs.: pen H eG ders hatt und eret, Sein sundt, gotz gnad jn meret Alsz das rosenvarb cristi pluet, Vor gehen tod ist er pehuet,

|

Vor veinten

sigtigen und

unsichtigen,

Vor allem geburm und uncziver giftigen, Und allem hagel, tonerschlag und scheuer, Auch ungestüm des wassers und feuer,

Ausz diser nott es hilft gar czall (= schnell), Der es hoch wirdigt mit indacht, Dieb mayneidschwirer und falsch tzungen Von disem gotz lamp werden getwungen, Das

sy

niht

schedlich

An der frauen gepurdt

mugen

wessen,

thue ich lessen schen,

(=

In diesen Versen ist alles ausgedrückt, was man sich von den A. D. erhoffte: neben der Fähigkeit, unmittelbar auftretende Nöte, so Wasserflut ®) und Feuersbrunst, zu wenden, vor allen Dingen eine apotropäische Kraft gegen die Nachstellungen der Dämonen und bösen Menschen. Und in dieser letzteren Bedeutung hat sich das Ansehen und der Gebrauch der A. D. in Deutschland trotz der schon mit Luther einsetzenden protestantischen Polemik?) erhalten. Eine besondere Rolle spielen sie in den Hexenprozessen. Häufig bekunden die der Zauberei Verdächtigten, daß der Teufel bei seinem ersten Besuche verlangt habe, das am Halse oder sonstwie getragene A. D.

tritt

fortzunehmen,

damit

freigemacht werde !!).

ihm

der Zu-

Andrerseits

hängten die Jesuiten den verstockten Hexen wiederum ein A. D. um und sorgten durch Beaufsichtigung dafür, daß sie sich dessen während ihrer Kerkerhaft nicht entledigten oder es durch teuflische Amulette ersetzten; man wollte so die Verbindung mit dem Bösen unterbrechen und besonders bei der peinlichen Befragung die vom Teufel verliehene Unempfindlichkeit gegen Schmerzen auf-

heben 22). Im volkstümlichen deutschen Brauch tritt das A. D. Gegenwart der hauptsächlich noch in zwei Formen auf: entweder wird es zum Schutz der eigenen Person vor den genannten Gefahren am Halse getragen !®), oder zum Schutze von Haus und Hof gegen Blitz und Hagel wie die Wettersegen und andere abwehrkräftige Dinge in der Wohnung aufbewahrt; in der Umgebung des Chiemsees sieht man sie zu dem gleichen Zwecke als Beschirmer der umliegenden Acker auch in Feldkapellen !%).

1) Zur Geschichte der A. D. und ihrer Weihe vgl. außer Krauß Real-Encyclopädie der chyistlichen

lö-

beendigen),

Welche es hat, der nit misselinget; ringett iren muet gesicht greulichen Vor (= erleichtern). Noch hat es bestiger tugent vil Die ich nit aller czelen wil....‘“ 3). W

218

Altertümer

Freiburg

i. B.

ı

(1882),

vor allem die erschöpfenden Ausführungen

29,

von

Benediktionen 1, 553 ff. Hier findet Franz sich auch die einschlägige Literatur verzeichnet, zu deren Ergänzung noch heranzuziehen ist: Seligmann 258; Aberglaube Meyer Blick 2, 337; Alemannia 10, 157 ff.i; Nork Benediktionen 1, 557. Sitten 534. ?) Franz 3

Hansen

Hexenwahn

21, wo im Gegensatz

219

Ägomantie—Agrippa

zu Franz:1478. *) SAVk. 22, 190. 5) Franz Benediktionen 1, 575; Andree-Eysn Volkskundliches 106. %) Pollinger Landshut 274. ?) Vgl. die ausführliche Darstellung

in Alemannia

10,

155 f. nach

der Übersetzung

von H. Barbier de Montault Von der Andacht zu den Agnus Dei, Aachen 1871. ®) Franz Benediktionen 1, 573; hier auch andere, lateinische Formeln und Verse. Vgl. Andree-Eysn Volkskundliches 106 {f. ®*) Zur Beschwichtigung in das stürmische Meer geworfen (1583): Z. f. schweiz. Kirchengesch. 12, 72. 1%) Franz Benediktionen 1, 574; Alemannia 10, 162. 1!) Birlinger Aus

Schwaben ı, 173; Bl. 10, 4off. 22)

Alemannia

10, 158.

Alemannia 10, 158 ff.; Hess. Soldan-Heppe ı, 97;

1?) Vgl. Alemannia

10, 161;

Wrede Rhein. Volkskunde 82. Eysn Volkskundliches 106.

1)

Ägomantie, (a«tE = Ziege).

durch Ziegen

Weissagung

Andr e’eFreudenthal.

Der Name ist eine vermutlich aus dem 16. Jh. stammende Neubildung !) zur Bezeichnung einer von Tertullian ?) und Clemens von Alexandria 3) erwähnten Form der Weissagung durch Ziegen. Wie diese bewerkstelligt wurde, wird nicht überliefert; ausgeübt wurde sie durch herumziehende ‚Magier‘, die die Ziegen (ebenso wie Raben: Clemens) irgendwie zum Weissagen abrichteten. Das Altertum schrieb der Ziege, wie vielen anderen Tieren,

Fähigkeit

Wetter,

zu,

Hungersnöte,

Ernteausfall

usw.

die

Erdbeben,

vorauszuah-

nen *), im Kultus und Mythus des delphischen Orakels spielt die Ziege eine gewisse Rolle; Ziegen führten zur Entdeckung des bekannten Erdschlundes, durch dessen Ausdünstung sie selbst in einen ekstatischen Zustand versetzt wurden ®). Einen Ziegenkopf benutzten angeblich die Langobarden zur Weissagung ®). Vgl. Kephalomantie, 3) Bulengerus Opusc, (1621) 215; Fabricius Biübliogr. antiqu.® (1760) 593. ?) Apologet 23. ®) Profr. 2, 11, 6 P = Euseb. Praep. ev. 2, 3 p.135, 11 G. *) Aelian. Hist, an.

6, 16.

5)

Diodor

Omphalosstudien

26;

(1915) 32 f.

bei Bulengerus

Agrimonia

ı6,

a.a.O.

Roscher

*) St.

Neue

Gre gor

Boehm.,

s. Oder mennig.

Agrippa von Nettesheim. 1. Biographisches. — 2. Werke. seines Wissens. — 4. A. und die 5. A.s Nachwirkung.

— 3. Art Magie. —

von Nettesheim

220

1. Heinrich Cornelius Agrippa von Nettesheim !), geb. 1487 zu Köln, gest.

1535 zu Grenoble, Dr. der Medizin und beider Rechte, Theologe und Humanist. Ein Mann von unstetem Geist, begegnet

er uns als Schüler (Köln, Lehrer (Vorlesungen zu 1508 über Reuchlins sirifico, zu Köln 1510 Fragen,

zu

Pavia

Paris, Würzburg), Döle in Burgund Schrift De verbo über theologische

1515

über

Hermes

Trismegistos) und Gelehrter, als Abenteurer und Gefangener, als Kriegsmann (1512

kaiserlicher Hauptmann

und

Rit-

ter, 1524 in französischem Kriegsdienst), als Arzt (1523 zu Freiburg in der Schweiz, 1524 zu Lyon Leibarzt der KöniginWitwe von Frankreich) und Beamter (1511 Kaiserlicher Rat, 1518 Syndikus zu Metz, 1529 Kaiserlicher Archivar und Historiograph bei der Statthalterin der Niederlande, Margarethe von Österreich) in fortwährendem Ortswechsel wiederholt in den verschiedensten Ländern:

Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Burgund, Schweiz, England, Niederlande. Daß er in der Fremde starb, ist

der natürliche Abschluß Lebens.

seines

bewegten

2) Delff in ADB. ı, 156—158 und die Einleitung zur deutschen Ausgabe von A.s Magie (Anm. 2).

2. Von seinen Werken ?) sind zahlreichen Briefen und einigen

logischen Schriften

außer theo-

(darunter De triplici

ratione cognoscendi deum 1515) vor allem zwei wichtig: De vanitate et incerltitudine

scientiarum 3) und das Hauptwerk De occulta Philosophia sive de magia in drei Büchern %). ?) Henrici Cornelii

tesheym

, armatae

Agrippae

ab

Net-

militiae equitis aurati, et

juris utriusque et medicinae doctoris Opera in duos tomos concinne digesta, Lugduni, per Beringos fratres s. a. (1580). 3) Zuerst 1532; Opera IL, 1—247; deutsch von Sebastian Franck unter dem Titel Was von Künsten und menschKicher Weyshait zu halten sei. Ulm o. J. %) Opera I, 1—404; deutsch: Heinrich Cornelius Agrippas von Nettesheim Magische Werke samt den ge-

heimnisvollen Schriften des Petrus von Abano, Pictorius von Villingen, Gerhard von Cremona, Abt Tritheim von Sponheim, dem Buche Arbatel,

der sogenannten Heil, - Geist - Kunst und verschiedenen anderen, Zum ersten Male vollständig ins Deutsche übersetzt, Vollständig in fünf Teilen

221

Agrippa

von

mit einer Menge Abbildungen. Anastatischer Neudruck, Berlin (Herm. Barsdorf) 1916 (= Geheime Wissenschaften hrsg. von A. v. d. Linden, Bd. 10—14).

3. A. ist ein glänzender Kompilator, aber ohne Originalität und auch ohne starke und festwurzelnde Überzeugungen. Selbst auf religiösem Gebiet ist seine er schreibt verschwommen: Stellung mystisch als ein Außenstehender, er bleibt Katholik und äußert sich anefkennend über die Reformation; ebenso polemisiert er gegen das weltliche Wissen des Humanismus und macht die humanistischen Studien zu einer der Grundlagen seines Systems der Magie. 4. Mit den magischen Wissenschaften hat er früh Fühlung genommen. Das Problem des Steins der Weisen beschäftigt schon den Jüngling: Mit zwanzig Jahren gründet er von Paris aus eine sich rasch auch nach Deutschland verbreitende Gesellschaft zu Studium und Anwendung der geheimen Wissenschaften, und — nach seinen eigenen Worten — eingetreten Jünglingsalter ins kaum schreibt er sein Hauptwerk ‚„‚De occulta philosophia‘‘. Um 1510 hat er es dem Abt Tritheim zu Würzburg zur Verbesserung übersandt. Aber erst viel später, als gegen seinen Willen das Werk in verstümmelten und fehlerhaften Abschriften verbreitet wurde, entschloß er sich, es in authentischer Gestalt, neu bearbeitet und mit Besserungen, herauszugeben, obwohl er, wie er sagt, nicht mehr auf demselben Standpunkt stehe und manches schon in der Schrift De vanitate zurückgenommen habe: man möge das Werk also nicht nach der Zeit der Veröffentlichung, sondern als das weit zurückliegende Werk eines Jünglings beurteilen. Zweck des Werkes war ihm nicht eine Darstellung des landläufigen Aberglaubens. Gegen diesen nimmt er zum Teil Stellung in seinem Widerspruch gegen Hexenwahn und Hexenverfolgung, den er als Syndikus zu Metz auch praktisch betätigte °). Wie wenig er aber im übrigen sich um die Dinge seiner Zeit bemüht, kann etwa Buch I, cap. 72 ‚von der wunderbaren Gewalt der Zauberformeln‘“‘

Nettesheim

222

zeigen, wo von Apuleius, Lucan, Virgil, Ovid, Tibull, Cato, Salomo und Celsus die Rede ist, mit keinem Wort aber der lebenden Zauberformeln gedacht wird. Das

positive Ziel des Werkes war eben dies, die auf antiker und kabbalistischer Grundlage erwachsene alte Magie möglichst rein unter umfassender Benutzung der alten Quellen darzustellen. Diese Magie beruht, nach A., auf den in drei Welten, der elementarischen, himmlischen und geistigen, wirkenden Kräften, die durch die Wissenschaften der Physik, Mathematik und Theologie erkannt werden.

Der Magier verbindet die Kräfte der natürlichen Welt nach den Regeln der Astrologen und Mathematiker mit den

Kräften der höheren himmlischen Welt; er verstärkt und befestigt dann alles vermittelst heiliger und religiöser Zeremonien. Die richtige Erkenntnis schenkt ihm die Macht, die Kräfte zu beherrschen. Deshalb gibt A. in Buch I ein Weltbild, handelt in Buch 2 von den Zahlen und geometrischen Figuren als Grundlage der Gestirnbeobachtung, in Buch 3 von der Bedeutung der Religion für die Magie %). All das wird in vorsichtigster Form vor-

getragen.

Wie

er

schon

am

Ende

des

ersten Kapitels den Leser bittet, er möge

dem

Vorgetragenen

nur

insofern

Bei-

stimmung geben, als es von der Kirche nicht verworfen werde, so sagt er im Schlußwort: niemand möge zürnen, wenn ich die Wahrheit dieser Wissenschaft in Rätsel gehüllt und an vielen Orten zerstreut vorgetragen habe; denn nicht für die Weisen ‚ sondern für die Gottlosen habe ich dieselbe verborgen und in eine solche Redeweise eingekleidet, daß sie zwar den Unverständigen verschlossen bleiben soll, den Weisen aber leicht zugänglich gemacht ist. 5) Soldan-Heppez2, wetter Occultismus.

ıf.

%

Kiese-

Ein viertes Buch de ceremoniis magicis?) schließt sich in den Ausgaben an mit allerhand praktischen Anweisungen zur Anwendung der Magie: Berechnung von Geisternamen, Anfertigung magischer Mittel, Geister- und Totenbeschwörung. Da das Schlußwort von Buch 3 deutlich

223

Agtstein—AÄgyptische Tage

den Abschluß des Werkes zeigt und A.s Schüler Joh. Weier (s. d.) erklärt, dieses

vierte Buch sei erst 1562 muß es trotz Kiesewetter als

sogenannte entstanden,

bezeichnet

unecht

werden.

7?) Kiesewetter

Faust?

2, 105 ff.

Von A. wurde geglaubt ®), er sei selbst ein großer Zauberer, sein Hund sei ein in seinen Diensten stehender böser Geist gewesen und nach seinem Tode verschwunden. Aberglaube

8) Meyer

334.

5. Der Einfluß A.s ist wohl nicht gering gewesen (vgl. oben Francks Verdeut-

schung), aber bei dem kompilatorischen Charakter seiner Werke auch gerade für sein Hauptwerk schwer exakt nachzuweisen. Doch ist wichtig, daß ein Mann wie Seb. Franck sich seines einen Werkes angenommen hat und daß A.s Kampf gegen die Hexenprozesse von Joh. Weier

fortgeführt ®

wurde 9).

Kiesewetter

Helm.

Occullismus,

Ambra,

Agtstein s. Achat,

stein.

Bern-

Ägypten. Ä. gilt dem MA. als eines der

Länder, in denen vor anderen die Zauberei gepflegt wird. Die Auffassung geht auf 2. Mos. cap. 7 u. 8 zurück. Seit Hieronymus deutet die mittelalterliche Theologie den Namen als Finsternis;

nach Ä. zurückkehren heißt ins Heidentum zurückfallen, so im Aberglaubenverzeichnis des Bruder Rudolf (s. d.) Nr. 531).

Die als Heiden zu denkenden

hei-

ligen drei Könige erscheinen manchmal als ägyptische Magier, bei Joh. Hartlieb 2) und öfter. Entsprechend werden auch jetzt noch manche Segen (Feuersegen u. a.) und Zaubersammlungen als ägyptisch bezeichnet; vgl. die dem Albertus Magnus u. a. zugeschriebenen ägyptischen

Geheimnisse, folgende,

1) MschlesVk,

Traumbücher 17, 38.

*) Ulm

usw.

S.

das

Hartlieb LVI.

Helm,

Ägyptische Geheimnisse s. Geheim-

nisse,

ägyptische.

Ägyptische Tage. Die dies aegyptiaci

sind

in Rom

entstanden

und

zwar

nicht

vor

der Kaiserzeit,

gustus

weil sie die von

224

225

Au-

Das MA. hat aber andrerseits den Aberglauben auch wesentlich gefördert, indem man zum leichteren Behalten der ä. T., ähnlich wie die Verse der Cisio Janus (s. Kalender) zum Einprägen der Festtage dienten, eigene Merkverse in Form von Hexametern schuf. Diese lauten nach Durandus ®):

eingesetzten dies senatus legitimi

voraussetzen !), wie schon aus der bloßen

Gegenüberstellung

ersichtlich

Dies senatus Fegitimi 1.9.23

Jänner

Februar

3.13

März

ist,

Dies aegypliaci 2.6. 16 7.25

3.14

April

1.13

Juni Juli August

3.13 1.17 3.15

Mai

3.24

1.15

September Oktober

3.21

7.20 6.18 6.21

1.13 3. 15

November

2.19 3.20

1.12

Dezember

Augurior decies, audito Iumine clangor: Liquit olens abies, coluit colus, excute gallum.

3.21

2.24

3.13

4.14

Während die dies senatus legitimi sich nach den Kalenden und Iden richteten,

weshalb sie auch auf die erste Monatshälfte fielen, sind die dies aegyptiaci, von welchen ebenfalls auf jeden Monat zwei Tage und auf den Jänner drei Tage entfallen, deutlich nach jenen angesetzt, wobei ein nicht näher bestimmbarer Gesichtspunkt maßgebend war. Zwei Tage stimmen überein und in sechs Fällen

handelt es sich bei den dies aegyptiaci um Nachtage zu den entsprechenden dies

senatus legitimi.

Solche gelten im Volks-

glauben oft als Unglückstage, wie der Montag (s. d.) bei uns. Bei den Römern waren die Tage nach den Kalenden,

Nonen und Iden (dies postridiani oder atrı) dies religiost %. Abzuweisen ist die Behauptung, daß die ä. T. auf die Julianischen fastz zurückgehen 3). Die ä. T. werden zuerst im Kalender des Philocalus und in handschriftlichen Listen der späteren Kaiserzeit vermerkt *) und wurden bald auch in der christlichen Bevölkerung stark beachtet. Sonst hätte

sich Augustinus ®) nicht genötigt gesehen, gegen diesen Aberglauben einzuschreiten. Freilich dürfte man schon frühzeitig den Namen ä. T. für Unglückstage überhaupt verwendet haben. Auch von den Theologen des MA.s wurde der Glaube an die dies

aegyptiaci bekämpft, so von Wilhelm von Paris %, vom

vom

Siena,

! 0z1ä4c0

Magister Nikolaus Jauer ”),

Bußprediger der

sie

San

nach

Bernardino

dem

da

italienischen

auch dies oziagi nennt 3).

Jedem dieser Wörter entspricht der Reihe nach ein Monat. Der Anfangsbuchstabe der ersten Silbe eines jeden Wortes bezeichnet durch die Stelle, die er im Alphabet einnimmt, den ersten ä. T. des Monats, wobei vom ersten Monatstag der Anfangsbuchweg gezählt wird; stabe der zweiten Silbe bezeichnet den zweiten ä. T., wobei man aber vom letzten Tag des Monats zurückrechnet. — Da augurior den Jänner vertritt und a der erste Buchstabe im Alphabet ist, so ist der I. Jänner ein ä. T. usw. Nach diesen Merkversen sind ä. T.: Juli August September Oktober

1.25 4.26 1.28 10.20

Jänner Februar März April

November Dezember

3.25 10. 16

Mai Juni

13.22 I. 30 3.21 3.22

5.28 7.21

Auch für jeden Monat gab es solche Merkverse, so für den Jänner: Jani prima dies et septima fine minatur \9). Diese ä. T. weichen wesentlich von den

römischen ab, was vielleicht der Erfinder der Merkverse selbst verursacht hat. Doch ist die allgemeine Anordnung — je

zwei im Monat und auf den Anfang und das Ende des Monats verteilt — die gleiche. Diese neuen ä. T. haben sich dort, wo schriftliche Überlieferung in Betracht kommt, und in gelehrten Kreisen im großen ganzen unverändert erhalten. Mit einigen Abweichungen werden sie auch Bei der bei Maennling 1!) aufgezählt. mündlichen Überlieferung mußten sie,

zumal dann, wenn die grundlegenden gerieten, in Vergessenheit Merkverse stark verändert werden. Eine solche Umbildung sind die verworfenen (s. d.) im engeren Sinne, die aber Tage noch

T.

226

Ahasver—Ahnenglaube

immer

erkennen

ihre

lassen.

Herkunft

Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

von I,

den

ä.

Zum Namen bemerkt Durandus ?2), daß diese Tage so heißen, weil sie von

einem ägyptischen Astrologen festgestellt wurden, nach andern aber, weil Gott an diesen Tagen die Ägypter mit seinen Plagen heimgesucht habe, was auch sonst zur Erklärung angeführt wird!?). In Wirklichkeit dürften die Römer diesen Namen deshalb gewählt haben, weil sie als die Quelle jeder Art von Mathematik und so auch des Zahlenglaubens die Ägypter betrachteten *4).

Schon früh liebte man es, bei jedem ä. T. auch seine unglücklichste Stunde (s. d.) zu vermerken !). Wer in dieser erkrankte, mußte sterben 1%). )

Mommsen

CI/L.

I?,

296f.

®)

Emil

Aust Die Religion der Römer (Darstellungen a.d. Gebiete der nichtchristl. Religgesch. 13. Münster

Bd.

1899)

56;

22

(1912),

KReligion

Wissowa

Joannis Laurentiüs 444. 3) C. Wachsmuth Lydi liber de ostentis (Leipzig 1863) XXXVII, °) FriedAReligion 443% 4‘) Wissowa berg corp. jur. canon. 1, 1021, 1045. °) ZfVk. Nik. de Jawer 11 (1901), 276, 278. 7) Franz 189.

®%)

Z£Vk.

1172

125.

128

Anm.

K/. Schr. 344. 353. 357. = Zachariae >) Rationale divin. (Ausgabe 1672) lib. 8, cap. 4, pP. 474f. Statt /iquit ist wohl /iquet zu lesen. 10) Mitteil. der antiquar. Ges, in Zürich 12 (1858 bis 1860), 27. Hier S. 26 steht in den JahresStatt decies und }iquens decios merkversen statt /:quit. 1) Maennling 188 = Schultz Alltagsleben 238. 1?) Rationale divin. a. a. 0. — !) Mommsen 13) ZföVk. 9 (1903), 141. a. a. O. ?!5) Mitteil. der antiquar. Ges. in Zürich a.a. 0. 27. 1% Alemannia 23 (1895), 50. Jungbauer.

Ahasver

s. Jude,

Ahlkirsche

ewiger.

s. Traubenkirsche.

Ahnenglaube.

Sage

Brauch

und

in

unserm Volksleben geben uns Kunde von den Kollektivvorstellungen, die die Sippe beherrschen, d.h. die Gemeinschaft der Lebenden und Toten, die alle das Blut des Urahnen in sich fühlen und wissen. die sich Beziehungen, neuen Die zwischen beiden durch den Tod ergeben, d. h. durch den Riß, der das Individuum von seiner sozialen Gruppe trennt, sind beherrscht durch Trauer, Mitleid, Furcht und Verehrung, d. h. durch eine Fülle von Empfindungen, die gleichzeitig aus einer innigen Anteilnahme und einer numinosen Scheu entspringen. Da Ahnenkult 8

Ahnenglaube

und Ahnenverehrung heidnische Angelegenheiten sind, liefert die Hauptzeugnisse auf germanischem Gebiet die altnordische Literatur. Die Krankheit, die im Glauben der Kaffern von den Geistern der Vorfahren verursacht wird?), die Sitte, daß in Tongking am Vorabend des Ahnenfestes die verstorbenen Verwandten durch einen auf dem Hof aufgepflanzten Bambus zum Mahle eingeladen werden %), der Brauch, daß man vor Kirchweihfesten im Alemannischen die Gräber der Ahnen aufsucht ®%) und in der Gegend von Saarlouis sogar die verstorbenen Verwandten an ihren Gräbern zur Hochzeit einlädt, daß das Hochzeitspaar in Thüringen noch heute die Gräber der Vor-

fahren

zu

seinem

Feste

schmückt,

der

Schutz, den die Ahnfrau dem Thorstein infolge ihrer magischen Bindung mit ihm zuteil werden läßt %), sind Beweise für die

Gefühle und Empfindungen, toten Ahnen entgegengebracht

die den werden.

Sie sind die Grundlage des Ahnenkults und der Ahnenverehrung, wie wir sie aus Caesar, Tacitus, Ammianus Marcellinus, Jordanes, Saxo Grammaticus und Adam von Bremen kennen. Sie zeigen uns auch zugleich das Ineinandergreifen von Ahnenglauben und Schutzgeisterglau-

ben 9). Die Sagen haben alle diese Vorstellungen, die uns, wie alle Völker der Erde, in den Anfängen der Entwicklung

beherrschten, in schier unfaßbarer Treue Jahrhunderte hindurch festgehalten, und

an Hand neuerer volkskundlicher Forschung erkennen wir, wie tief in Sitte, Brauch und Sprache wir noch in ihnen befangen sind. Die Feindseligkeit der Ahnengeister der Kaffern, die durch Zauber beigelegt

wird, die Feindseligkeit toter Ahnen ®), die

man durch Kult und Opfergaben besänftigt, beruht oft genug auf einer magi-

schen Schuld des Lebenden. Der Tote ”) wie der Gott ®), dem man sich geweiht und in dessen Dienst man sich und sein Leben gestellt hat (denn die Vorstellung vom Götterkult geht oft in die vom Ahnenglauben über), verlangt seinen

228

229

Kult ®%, sonst wird er gefährlich und rächt sich. So ist die Welt der Toten dem

Lebenden besonders gefahrvoll und verstrickt ihn durch eine Unkenntnis der Gesetze jener Welt oder durch ein unerfülltes Versprechen ohne sein Wissen in eine magische Schuld dem Toten gegenüber. Hierfür bieten der Volksglaube so-

gelegt,

pfählt 7).

So wissen wir aus Jordanes 1), daß die Goten ihren Kriegsgott mit der Opferung der Kriegsgefangenen verehrten, in der Meinung, ihn durch Menschenblut ver-

Verehrung

wenn

er auch

da

nicht

zur

Dem Ahnen schulden Sippe wie Blutsbruder die Totenpflege, die Totenklage oder das Preislied, das Totenopfer bei der Leichenwache und die Blutrache als oberste Pflicht. Der alte Odd auf Island bittet seine Freunde, ihn auf der Höhe des Skaneyberges zu bestatten; von dort will er über das ganze Stromland hinschauen !8); Hrapp bittet seine Frau, ihn nach dem Tod beim Tor des Heizhauses zu begraben und ihn stehend beizusetzen, damit er genauer seinen Hof überblicken könne !®). Asmund läßt dem toten Blutsbruder den Grabhügel aufwerfen, gibt ihm sein Roß mit Sattel, Zaum und aller Waffenrüstung, dazu seinen Falken und Hund mit und steigt, wie er versprochen, mit dem Toten selbst hinein. Der saß unten in voller Rüstung auf seinem Stuhl. Auch Asmund ließ sich seinen Stuhl in den Hügel bringen und setzte sich darauf. So ward der Hügel geschlossen. In der ersten Nacht stand der Tote vom Stuhl auf, erschlug den Falken samt dem Hunde und aß beides. In der zweiten erschlug er das Roß, zerlegte es und verzehrte auch dieses, wobei er Asmund zu Gaste lud. In der dritten war Asmund eingeschlafen und erwachte davon, daß ihm der Tote seine beiden Ohren abriß. Da ergriff Asmund das Schwert, schlug ihm den Kopf ab, verbrannte ihn zu Asche und verhalf ihm so zur Grabesruhe %), weil er als Blutsbruder dieselbe Pflicht hatte wie sonst die Sippe. Die Vorstellung vom Herdfeuer als dem Sitz der Manen ist noch im Volksglauben lebendig, wenn man ihnen Brosamen oder etwas Schmalz ins Feuer wirft 2), oder wenn man die Hausschlange (die Hausotter, das Heimchen, die Unke), die von den Langobarden des 7. Jhs. als Ahnen-

söhnen zu müssen. Die Erstlinge der Beute wurden ihm gelobt und an den Bäumen aufgehängt, überhaupt ver-

göttliche

und

Ruhe kommt, wird er verbrannt 19), oder die Leiche wird, wie auf Grönland, ge-

wohl als auch die altnordische Überlieferung unzählige Belege.

ehrt sie ihnen so ‚als erwiesen

Ahnenglaube

Stuhl, umgeben von seinen Schätzen. Grettir ringt schwer mit ihm, trennt ihm den Kopf vom Rumpf und setzt den Kopf ans Ende des Rückens. Nur so kann er den Toten zur Ruhe zwingen und bringen — oder der Tote wird in ein anderes Grab

sie

ihrem

Stammesvater‘‘. Sie feierten die Taten ihrer Vorfahren mit Gesang und Zitherspiel, und ihre Namen standen bei ihnen in so hohem Ansehen, wie im Altertum kaum die der Heroen. Die Wiederkehr des Toten zu verhindern und ihn seinem Totenreich ungestört zuzuführen, ist Pflicht der Hinterbliebenen, und der Abwehr dieses Wiederkommens dienen die Totenhilfen !!), das Mitgeben der neben dem Toten aufgestellten Wachsrodel in Friesland, wie überhaupt die Grabbeigaben, die wir aus altgermanischen Gräberfunden kennen, ihr dienen fernerhin auch die Rehbretter draußen in Wald und Feld, die teilweise im rohen Umriß eine menschliche Gestalt aufweisen !?), das hylja hre, d.i. Erde auf den Toten legen. Vielleicht hat man auch aus Abwehrmaßnahmen heraus die Toten fern von den Wohnstätten, in Wäldern, Heiden und auf einsamen Hügeln bestattet 1), denn die primitive Sitte verlangte die Bestattung der Toten im Haus,

im Gehöft 1%), Gräber, Hügel, auf denen man hauga-eldr (Hügelfeuer) brennen

sieht, müssen von den Angehörigen insonderheit gepflegt werden, in ihnen liegt der Tote unverwest und ist zumeist ein Wiedergänger 1°). In der Grettissaga sieht Grettir auf einem Hügel ein starkes Feuer aufleuchten. Der Hügel ist das Grab Kars des Alten. Dort sitzt der Alte auf einem

230

oder Hausgeist in Gestalt von goldnen Schlangenbildern ?) verehrt wurde, im Herdwinkel ®) mit Milch füttert, eben weil man sie für den Ahn hält, sich nicht in magische Schuld verstricken und sich seine Feindschaft zuziehen, sondern ihn sich durch Dienstbezeugung gewinnen will. Die dt. Sagen nennen auch die Kobolde, die Haus- und Schutzgeister, gelegentlich ‚‚,Ahnen‘‘ 2%), denn für die primitive Vorstellungswelt bedarf das Erscheinen des Verstorbenen in ver-

änderter Gestalt so wenig der Erklärung, wie die Vermenschlichung der Tiere im Märchen für das Kind der Erläuterung, bedarf. Der Tod ist vielfach, und ganz natürlich für ihr Empfinden, nur mit einer

andern Erscheinungsform des Ahnen verbunden, und die Sagen, in denen die Ahnfrau als weißer Geier erscheint 2%), die

Ahnherrn als schwarze Rosse ®), ertrunkene Ahnen sich als Seehunde 2) zeigen, sind lebendige Zeugnisse dafür. Für die weiße Ahnfrau,

die so oft tod-

verkündend in den Sagen erscheint ®), verweise ich auf den Fylgjenglauben (s. d.). Die Totengedächtnisfeste werden in Form des Erbbiers in heidnischer Zeit zu bestimmter, jeweils von der Sippe, d. h. dem Erben, festgesetzter Frist vor dem leeren Hochsitz des toten Ahnherrn gefeiert. Erst nach erfüllter Totenpflicht,

auch erst nach Erfüllung der Blutrache besteigt der Erbe nach dem Minnetrunk den Hochsitz ?9). Die Pfeiler dieser Hochsitze, die meist geschnitzt sind und Bilder tragen, wie wir sie in Wachsmaskenform im römischen

Atrium wiederfinden, sind mit den heiligen Holzbildern, den Gesichtsurnen ®), den Rehbrettern mit ihren Abbildungen, den Stangen auf den langobardischen Gräbern %) und den Neidstangen aus der Wikingzeit 3) zweifellos ursprünglich Kultzeichen ®). Thorgerd Hölgabrud und

ihre Schwester Irpa 3%), zwei lebensgroße

Frauenbilder, zu beiden Seiten des Thorbildes im Gotteshaus aufgestellt, sind Ahnfrauen des Drontheimschen Jarlsgeschlechts. Sie erinnern an Kap. 25 des dt. Indiculus superstitionum: ‚De eo, quod

stbt sanctos fingunt quoslibet mortuos.‘‘ 9). 8*

We

227

231

Ahnenglaube

Das Ineinandergehen von Ahnen- und Herrscherkult und ihr Aufgehn im Götterkult, wie wir es aus Altbabylonien und

Griechenland kennen 3), germanische Verhältnisse.

gilt

auch

für

232

| auch Götter verehrten, die sie sich aus Menschen gemacht hatten und denen sie

‚ Unsterblichkeit

verliehen.

Thorolf *), Thorsteins Sohn, läßt seinen Großvater Grim, den ersten Besiedler Menschen, die man bei Lebzeiten hochder Färöer, nach seinem Tode mit Opfern geschätzt hatte, deren Kriegstaten für verehren, und auch Aud, die Tochter Land und Volk bedeutsam waren, werden Ketil Flachnases und Ahnfrau des großen auch nach dem Tode und da erst recht Geschlechts der Lachswassertäler, wird verehrt. Die numinose Scheu verklärt sie nach ihrem Tode mit Tempel, Opfer und desto mehr, je mehr man von ihnen in Gebet verehrt %); Bard Sneefellsäss wird ihrer neuen unbekannten Erscheinungsfür einen Schutzgott gehalten, weil er dem form in der andern Welt Hilfe und Beieinen Glück auf dem Meere, dem andern stand erwartet. Sieg, dem dritten Schutz gewährte *?). Als König Ivar, der Sohn Ragnar LodDie magische Verbundenheit ist bebroks, in England starb, gebot er, ihn dort sonders stark zwischen der Ahnfrau und zu bestatten, wo das Land feindlichen Anihrem Geschlecht und Wohnsitz, wie griffen ausgesetzt sei. So, sagte er, würden ; überhaupt bei Menschen, die sich von der die Feinde nicht siegen können. Und in Stätte ihres Wirkens nur schwer lösen der Tat — dem war so —, bis Wilhelm der können. So erscheint die Ahnfrau ®), die Bastard Ivars Hügel ausgrub. Er fand ihn am Wohl und Wehe ihrer Sippe teilnimmt unverwest und verbrannte ihn; dann erst und durch dies Verbundensein nicht zur konnte sein Sieg gelingen ®). Ruhe kommt, bei jeder SchicksalsändeNach Jordanes verehrten die Goten rung, so kommt die Ahnfrau des Glum *) ihre Vorfahren mit einem Kult, wie er beim Tode seines Großvaters Vigfuss zu Göttern und Helden zukam (s. 0.). | ihm, dem Enkel. So warnt die Ahnfrau Häkonarmäl und Eiriksmäl sind Preisden Thorstein vor dem Ritt zum Thing?2). lieder auf apotheosierte Könige. Die So beugt sich in der Volkssage die AhnSchweden verehrten vergötterte Menfrau über die kleine Tochter ®), so warnt schen, denen sie wegen ihrer großen Taten die Ahnfrau Signy vor der Heirat mit Unsterblichkeit verliehen 3); den König Siggeir 5), so kommt die Ahnfrau des Erich von Schweden haben die Götter in Hallfred zum jungen Hallfred 5), und ihr Kollegium aufgenommen %). König so gibt die Mutter Joreid noch nach ihrem Gudmund ®) wurden nach seinem Tode Tod ihrem Sohn Thorstein Ratschläge 59), Opfer dargebracht, und die Leute nannten | Diese Verbundenheit mit dem Ahnenihn ihren Schutzgott. Dasselbe berichtet geist, der Kraft und Macht des Geschlechts Saxo Grammaticus von Haldan, der verbürgt ”), geht Hand in Hand mit der öffentlich vom Volk geehrt wurde und persönlich nahen Verbindung zwischen dem Opferkuchen dargebracht wurden 4). Mensch und Schutzgott, der genau so zum Dem König Olaf sind FruchtbarkeitsSchutzgeist wird wie der Ahnengeist. opfer bezeugt ®); als er zu Geirstad starb, Wie wir im Jarlstempel die Statuen von wurde auf seinem Grabhügel um FruchtThor und den Ahnen in gleichem Kultbarkeit geopfert, und er wurde Alf von anrecht nebeneinander stehen sahen, so Geirstad genannt %). sehen wir auch den Heiligenberg König Halfdans Glieder wurden an des Thorolf Mosterbart 5), in den er mit verschiedene Hügel zum Segen der Umall seinen Verwandten einzugehen hoffte gegend gegeben, und ihnen wurde göttund dem er große Verehrung zollte, d. i. liche Verehrung zuteil *%), Ammianus einen steinigen Hügel, bei dem auf seiner Marcellinus berichtet von den Westgoten, Fahrt nach Island die Hochsitzpfeiler andaß sie die Taten der Ahnen, d.h. getrieben wurden, und der bei der Besitzder Götter, preisen und Adam von nahme des Landes mit Feuer umgangen Bremen %) schreibt, daß die Germanen | wurde, genau die gleiche wichtige Rolle

Y

233

Ahnenglaube

spielen wie den Thorstempel. Diesen hatte ‚man dem Familiengott Thor gebaut, der

der Schutzgott der Sippe war, in dessen Dienste sich die Familie ebenso gestellt hatte, wie der Gott sich ihr dankbar und schützend erwies und ihr zu Walhhallfreuden verhalf. Das erkennen wir aus Kap; ır der Eyrbyggjasaga, wo geschildert wird, wie der Schafhirte den Hügel offen sieht, darin am Feuer Lärm und fröhlichen Hörnerklang vernimmt und

gleichzeitig hört, wie die Ahnen

dem er-

trunkenen Thorstein Dorschbeisser und seinen Gefährten ihren Gruß entbieten und ihm versichern, er werde auf dem Hochsitz seinem Vater Thorolf Mosterbart gegenübersitzen. Hier gehen Ahnenund Götterkult so ineinander über, daß Thorstein, der dem Gott geweihte Sohn Thorolfs, dem Gott die gleiche Verehrung zollt wie seinem Vater und den Ahnen, die dann im Jenseits ihm sowie dem Vater

ihre Kultbemühungen

in gleicher Weise

danken. So bitten auch Glums Ahnen dessen Götterfreund Freyr um Hilfe für ihren Erben, der ins Unglück gekommen ist °9). So gibt es auch in unserm dt. Volksglauben Gebräuche ®°), die, wie das dreimalige Umwandeln des Herdfeuers bei der Hochzeit, ähnlich wie oben in der Eyrbyggjasaga, dessen uralte Heiligkeit, die den Ahnen und Manen heilige Kultstätte, bezeugen; und Sagen, wo auch wie dort ein Berg sich dem Grafen Günther öffnet und ihm daraus ein prächtiges Methorn zum Trunk dargeboten wird ®). Zeugnisse dafür, daß die Ahnen nach

Helgafell

(Heiligenberg)

kommen,

Grimm zusammen %), wie gibt, Berge Deutschland

stellt

es auch in die ‚,Groß-

vater‘ heißen im Volksmund ®), Wie weit der Glaube an ein Wiederauf-

leben des Toten in einem andern Menschen den Germanen vertraut war, ist nicht ganz klar. Helgi und Sigrun wer-

den wiedergeboren als Helgi Haddingjaskati und Kara %). Der Sammler der Eddalieder sagt: ‚„„‚Das war in alter Zeit Glaube, daß Menschen wiedergeboren

werden könnten, jetzt heißt es aber alter Weiber Wahn‘‘ ®)., Olaf der Heilige, der

234

nach dem Glauben seiner Zeitgenossen der wiedergeborene Geirstada-alf sein soll, bestreitet als Christ einen solchen Glauben (s. o.) — aber Starkad der Alte erzählt, er sei ein wiedergeborener Riese, StarGroßvater nämlich sein kad®%). ‚Wir kommen wieder‘‘, sagten die Leute im Sätterdal, wenn der Tod sie Und Appian ®) berichtet von abrief. den Germanen des Ariovist, sie seien Verächter des Todes gewesen infolge ihrer Hoffnung auf eine Wiedergeburt. Die Tatsache, daß Enkel ahd. eninchili „der kleine Großvater‘, heißt ®), spricht für die Annahme einer solchen Vorstel-

lung im germanischen

Heidentum,

Das Denken dey Naturl) Levy-Brühl völker 244. ?} ZfVk. 17 (1907), 382. °) Mey er *) Vatnsdoelasaga c. 36. ®) Die Baden 236. aettarfylgja, der Familienschutzgeist, der auf Nachkommen übergeht Meyer Germ., Myth. 67. %) Olafssaga Tryggvasonar c. 215. ’) Fornaldarsögur 2, 85; Egilssaga c. 44. ®) Floamannasaga c. 20, Thor rächt sich an Thorgils für. Germ. Myth. ?) Meyer dessen Treubruch, 167. 19) Jordanes De yebus Geticis cap. V. Eyrbyggjasaga c. 33; 1ı) Njalssaga c. 154; 70. Baden 12) Meyer c. 61. Egilssaga Grimm Land und Leute 254; 3) Riehl Sagen Nr. 181; Höfler Wald- und Baumkult 10, 2144. !4) Pauly-Wissowa passim. 15) Grettissaga c. 18. 1%) Eyrbyggjasaga 34, 63. 2% Hönsna5. MKarlsefnis 17) Thorfinssaga ©. 17. 1%) Laxdcelasaga c. 17. Thorissaga 20) Fornaldarsögur III, 365. %) Germania Ir, 20. ®) Jahn Opfergebräuche 292. ®) Ahnenkult,

Hausgeister

s.

Kühnau

Brot

41 ff,

2) Grimm Sagen Nr. 71. ®) Jungbauer Sagen 44, Böhmerwaldsagen 98. ®%) Lütolf 472;

Waibel

Pferde schleppen Germ. Myth. 66. glaubens 3, 59; 6of.; Eisel

u.Flamm

2,339 (Ahnen als

”) Meyer Baumstämme). %®) Keller Grab des AberSagenbuch Bindewald

Vorgfland 99 ff.; Meiche

Sagen-

Sommer buch 167 Nr. 225, 125 Nr. 164; Sagenbuch 23 Nr. 17; Baader Volkssagen 85;

Kuhn Westfalen ı, 129 Nr. 261. lamal Str. 75; Fornmannasögur

®) Edda, AtI, 161. 280;

Bekehrung des isl.-norw. StamK. Maurer %) Höfler mes zum Christentum 2, 428. D ia Wald- und Baumkult 39. %) Paulus con us Histeria Langobardorum 5, 34. 9) EgilsReligionsgesch. 1, 220. saga c. 57. ®) Helm 34) Njälssaga c. 88. %) Vgl. häuslichen Ahnenkult in Griechenland bei Rohde Psyche 1,254; Samter Familienfeste 10£.; Pfister Reliquienkult, passim; die Ausstellung von {magines in den Häusern der röm. Nobilität bei Pauly 10, 2144 findet ihre Entsprechung Wissowa in China,

wo

die Ahnenbilder

die Verstorbenen

235

Ähnlichkeit—Ahorn

repräsentieren. Zu Beginn des Kults werden die

?) ZfVk. 8, 142. 3) Mannhardt I, 38; Graber Kärnten (1914), 16. *%) Wettstein Disentis 157.

Ahnen gebeten, in den Bildern Platz zu nehmen,

Bastian Verhandl. d. Berl. Ges. f. Anthropol. 24 (1892), 105 f.; De Groot Annales du Musee Guimet XI, ı9; HovorkaKronfeld ı, ı80f., 3%) Ebert Reallexikon 1, 77; 7, 125. %”) Ragnarssaga Lodbröks, ı9.

%)

Adam

von

Bremen

IV, 26.

%)

|

Vita

; |

Anscarii cap. 26, 4) Hervararsaga c. 1; Maurer Behehrung 2, 77. %) Saxo Grammaticus ed. Holder 220. *) Golther Mythologie 34; Mogk Mythologie 385. 43) Fornmannasögur

4,27;

10, 212; Flateyjarbök I1,7.

saga c. 9; Fagrskinna c. 4.

Marcellinus von Bremen

%)

4%)

XXXI, 7, ır. %) Adam IV, 26. 4%) Islendingasögur I,

47. ®) Laxdeelasaga c. 5, c. 7; Landnämabök IT, 12. 16. 19. %) Bardarsaga c. 6. ®) Grill-

parzer Sagen 110

Die Ahnfrau; Schell Bergische Nr. 62; Kühnau Sagen 1, 73;

1, 607, 608; Bechstein Thür. Sagenbuch 1,247 f. %) Vigaglümssaga c.9. 52) Vatnsdeelasaga c. 36. ®) Kühnau Sagen ı, 607; vgl.

Bartsch

Mecklenburg

ı,

152,

Müllen-

hoff Sagen 180 Nr.247. *) Völsungasaga c. 4. *) Hallfredarsaga, Fornsögur 114. 56) Thor-

Steinssaga Siduhallsson c. 7. ”) Vatnsdeelasaga c. 30. %) Eyrbyggjasaga c. 4. *) Glumssaga c. 26. ®%) Kuhn u. Schwartz 443 Nr. 279;

Goldmann Andelang 44 ff. %) Kuhn u. Schwartz 280 Nr. 314. %) Grimm Myth. 2, 682 ff. %) ZfdA, ı (1841), 26. %) Edda, Helgakvida Hundingsbana II, 50. 6) Edda, Helgakvida Hjörvardssonar 43. %) Fornaldar-

sögur

3, 56.

®)

rebus Gallicis. Enkel.

Historia

®%)

Rom.

Kluge

I,

lib. IV

De

Etym.Wb. sub I. Naumann.

Ähnlichkeit s. Analogiezauber und

Sımilia

=

Halfdans-

Ammianus

similibus.

Ahnung s. Vorahnung. Ahom (Acer-Arten). ı. Botani-

236

|



3.DerA.giltalsantidämonisch. Zapfen von A.holz in die Türen und Schwellen geschlagen, verhindern, daß die Hexe in den Stall kommt 5); das gleiche glaubt man in Westpreußen von den an Johanni (24. Juni) gepflückten A.zweigen®. In der westpreußischen Kaschubei werden an Johanni Zweige an die Türen und Fenster gesteckt gegen Hexen und Zigeuner. Auch das Einschlagen des Blitzes sollen diese Zweige verhindern. Die Kartoffeläcker werden ebenfalls mit A.zweigen umsteckt 7). A.sträußchen steckte man im Ravensbergischen in die Flachsfelder, angeblich um die Maulwürfe (s. d.) zu vertreiben 8). Im Elsaß verhindern A.zweige, daß Fledermäuse in die Häuser kommen 9. Wer nachts ausgeht, soll geweihte A.zweige zu sich stecken (Dalmatien) 2). % Bartsch Mecklenburg 2, 38. $ Treichel Volkstüml. IV, 2. 7) Das Land 18, 519.

8)

25.

Bericht

hist.

Ver.

Ravensberg

1911,

18;

vgl. auch E. H. Meyer Deutsche Volkskunde 1598, 228. %) Gubernatis Myith. des plantes

2,129 (nach Mitt, Bosn.

4. Kühe, zweigen

Rolland Faune pop.). Herz. 4, 594.

19) Wiss.

die mit Maßholdergeschlagen werden,

geben blutige

Milch

(Westfalen) 1).

Im Dep. Finist&re glaubt man, daß Tiere, die man nur leicht mit einer Maßholderrute berührt, zugrunde gehen!?) (s. Ha -

sches. Die drei häufigsten in Mittelsel). In der Antike galt der A. als ein europa vorkommenden A.-Arten sind der „u ng lü cklicher‘“‘ Baum 13), Berg-A., {A. pseudoplatanus), der ”) Wagenfeld Spitz-A. Pflanzen 229, 1°) S&bil(A. platanoides) und der | Feld-A. (Maßholder; A. campestre) 1). ; lot Folk-Lore 3, 387. 1) Murr Pflanzenwelt 25. Im Volksglauben werden diese Arten 5. In der Volksmedizin werden meist nicht näher unterschieden. / die an Johannis gepflückten A.blätter ge?) Marzell Krduterb. 99 f. tr oc kn et un d sp äter in kochendem Wasser 2. Auf alten Kult weist der Bericht erweicht; sie gelten als heilkräftig bei von einem großen Berg-A. beim Hofe allen Wunden !)., Im Gouv, Smolensk beMoseid (Vennersland) hin, neben dem str eic ht ma n ge ge n Ko pf we h das Ha up t die Bewohner alle Jahre Bier ausmit de n an Johannis gebrochenen Maßgießen ?), Personifiziert erscheint der ho ld er zw eigen 1). A.wurzel dient zur Baum, wenn aus seinem Holz Blut fließt, Be fö rderung der Menstruation 16), z. B. bei einem A. am Millstätter See in M) Frischbier Naturkunde 320. 1) YerKärnten?) und bei einem A. bei der moloff Vol kskalender 295. 1%) Stoll ZanuSt. Annaquelle in Disentis (Schweiz) %). 21th berglaube 107.

237

AÄhre— Alant

‘6. Wenn die A.blätter recht fett sind, so gibt es eine gute Ernte (Oberbayern) !’). »”) Marzell

Ähre

s.

Bayr.

Volksbot.

Getreide.

Ährenkönigin,

dämonen.

126.

s.

-mutter

Marzell.

Korn-

Akelei (Aquilegia vulgaris). 1. Bota-

Die zu den Hahnenfußgenisches. wächsen gehörige A. besitzt doppelt dreizählige, gekerbte Blätter. Sie ist an den fünf großen, in einen hakig gekrümmten Sporn ausgezogenen, blauen oder violetten Honigblättern leicht zu erkennen. Die A. ist auf Waldwiesen und in Laubwäldern meist nicht selten !). Die A. wird seit alters in Gärten als Zierpflanze gezogen, als Heilkraut ist sie heutzutage vergessen 2). 1) Marzell

472.

feld Zur Geschichte der Akelei, Wochenschr. 1914, Nr. 29.

*) Kron-

in: Wien. Med,

2. Ein aus der A. bereiteter Trank sollte gegen ‚„‚Nestelknüpfen‘‘ wirksam sein. ‚„,So einem Mann seine Krafft genommen /

und durch Zauberey oder andere Hexenkunst zu den ehelichen Wercken unvermöglich worden were / der trinck stätig von dieser Wurtzel und dem Samen / er genieset / und kompt wieder zurecht‘‘®). Auch Matthioli 4) empfiehlt das Mittel dem Bräutigam, der durch Zauberei zu den ehelichen Werken ungeschickt geworden ist. Zu diesem Zweck sollte das membrum virile mit dem Absud der A, gewaschen werden ©). Vielleicht sollte die A. wegen ihrer auffälligen Blütenform (vgl. Löwenmaul) zauberwidrig wirken? Das Mittel geht wohl mehr auf die gelehrt literarische % Überlieferung als auf einen deutschen Volksaberglauben zurück. 3

Tabernaemontanus

Kräuterbuch

1613, 100. *) Ebd. 1563, 248. 5) Schroeder Med.-Chym. Apotheke 1693, 877. °) Vgl. SeMarzell. Blick 1, 386 £. ligmann

Al palot elsna, Zauberworte im Liebes-

zauber. Zur Entdeckung der Untreue eines Mädchens !). Auch Al Galal Eismu®). 1) Urquell 3 (1892), 3; Ohrt 2, 87. ?) Ohrt a.a.O. 2, 87.

Alabaster, Griech. 4\d3x0100e, vermutlich aus arab. Al-Basra, Stein aus Basra ?). Konrad

von

Megenberg

‚‚Nicanor

sagt:

oder Alabastrum . .. dieser Stein verleiht den Sieg und erhält die Freundschaft unter den Menschen (vielleicht eine Verwechslung mit einem anderen Stein?) ... er ist weiß und sehr kalter Art, man kann

Ährenschnitt s. Bilwis.

Krduterbuch

238

Trylleformler Jacoby.

deshalb Salben lange in ihm aufheben‘‘ 2), Solche pyxides unguentariae aus Alabaster waren in den Apotheken seit alters im Gebrauch 3). Man bereitete auch, wie bereits im Altertum, Alabastersalben, die gegen alle Schmerzen des Hauptes, auch bei heftigem Fieber und gegen die Schlaflosigkeit dienlich sein sollten ®). In Böhmen heilt man an den Fraisen (krampfhaften Zuckungen) leidende Kinder, indem man ihnen geriebenen A. mit Wasser eingibt ®). 1 Schrader

Reallexikon? ı, 397; Pau

1ı,ı271f. ? Megenberg ly-Wissowa s. v. Nikomar B.d,.N. 389; vgl. Schade (vixn Sieg) 1399; Plin. nm. h. 36 8 60. %) Gesd.f.!.97 (aus Agricola); Abbildung. eb. ner 112. %) Plin., 36 8 6r u. 37 $ 143; Zedler s. v. Alabastrites Bd. ı, 898, °) Wuttke 369 Olbrich. 175. $ 542 = Grohmann

Alan, Zauberwort

in der Formel

-

zum

Schutz für Schweine!): ‚‚alan tabalim fugan, ab omni malo, exaudita est oracio tua‘, vgl. „alan fugan, saladdiel‘‘. Die Erklärung von Franz ist, wenn auch die Worte vielleicht hebräisch sein sollen,

sehr fraglich. 3

Franz

ABenediktionen

2,

139;

Hat-

Denkm. d. Milttelalters x (1844), 410; temer Jacoby. v. Scheffel Ekkehard Anm. 214.

Alant

(Inula

helenium).

ı.

Bota-

nisches. Korbblütler mit großen gelben Blütenköpfen, die in rispigen Dolden angeordnet sind. Die aus Vorderasten stammende Pflanze wird vielfach in Gärten (besonders auf dem Lande) zu Heilzwecken gezogen !). In der Antike und im MA. war der A, eine häufig verwendete Heilpflanze 3). Krduterb. 166 f. 1) Marzell Heilpflanzen 202 ff.

?) Marzell

2. Der A, gilt besonders bei den Slawen und Zaubermitals Abwehrtel®%. In Steiermark räuchert man am

Christabend mit A.). Im Sauerland spielt

239

Alaun—Alban

der ‚„‚Olantskopp‘‘ eine Hauptrolle im ; Kräuterbund an Mariae Himmelfahrt; für jede Kuh im Stall wird ein ‚„‚Olantskopp‘* in den Kräuterbund gesteckt 5). Als Pflanze des Abwehrzaubers ist der A, auch ein altes Pestmittel. Bei den Wenden

hat

der ‚„‚schwarze

Tod‘‘

selbst

die Heilkraft des A. verkündet ®). Bei den Angelsachsen wurde der A. mit einer Beschwörung ausgegraben ”). 3)

Bezzenberger

75; Grohmann Mitt. Bosn.-Herz,

Brauch 176. Wortsch. ı5.

mann

1923;

Litauische

Forsch.

Volksfeste

140; ZirwVk. 5, 34. % Schulenburg Wend. Volkst. 162; vgl. Bibernelle. ’) Fischer Angelsachsen 33; Payne Engl. Med, in Anglo-Saxon Times 1904, ı17f; Hoops Pflanzennamen 53; FL. 4, 506. Marzell.

Alaun, Lat. alumen; mhd. alün; griech.

Srunınpia (y%) = zusammenziehende Erde?).

Der

gens,

Ruf

als

der

Stypteriaerde

als Adstrin-

antikonzeptionelles

und

Alb, Alfs. Alp,

Elben,

Elfen.

Mainz getötet, dargestellt, wie er sein ; Haupt auf der Hand trägt, das er der Legende gemäß nach seiner Enthauptung selbst zur Begräbnisstätte getragen haben soll, einst vielverehrter Heiliger der Mainzer Kirche, auch in Basel und sonst in Deutschland, Fest 271. Juni 2). I. Im bayrischen Volk als Patron gegen Ungewitter, Kopf- und Halsschmerzen, Leibschaden, Harn und Gries, Epilepsie angerufen; bemerkenswert ist dabei die starke Mischung der verschiedenartigsten Übel?). Hierhin gehört ein Bild des hl. A. in der A.kapelle in Taubenbach, unter dem geschrieben steht: „Durch A.s Fürbitte wird geheilt Fraiß, Kopfweh und Gliedersucht.‘‘ Ebenda wurden dem Heiligen Tonköpfe geopfert, einfach „Köpfe“ genannt, wohl als Votive oder Weihegaben für Befreiung von einem Kopfübel. Ein weiteres Bild (Votivbild) in der Kapelle zeigt einen Mann mit drei Gesichtern, von denen er durch Fürbitte des hl. A. ge-

*) Unger u. Khull Steir, ®) Orig. Mitt. von HenneMontanus

2,392 u. 267; Lammert 229; G. Schmidt Mieser Kräuterbuch 44. 82; Z£iöVk. 4 (1898) 217; Bartsch Mecklenburg 2, 22. *) Urquell 3 (1892), 71; ZrwVk. ı (1904), ıo2. *) Seligmann r, 280 u. 262f.; 2, 31 f.; Stern Türkei 2, 378; Samter Geburt 1615 Olbrich,

Alban, hl., 406 bei der Zerstörung von

138; ZföVk. 6, 170; Wiss. 4, 447; Krauß Sitte u.

vgl.

240

bei

Augenleiden wirksames Mittel war im Altertum weit verbreitet; der natürliche A. (Alumen Romanum) wurde im MA. zu medizinischen Zwecken, hauptsächlich zusammenziehender und äÄätzender Art verwandt, z. B. bei Blutungen, Fisteln, Krebs, Kehlenblattern u. a.?). Auch die

Volksmedizin machte von dem A. vielfach Gebrauch. Das meiste davon, namentlich

heilt worden sein soll 3).

die Verwendung als blutstillendes und ?) AA.SS. Boll. 27. Juni IV, 88; Beißel Verehrung der Heikgen ı, 4; ARw. 3, 2453ätzendes Mittel, ist auch in der wissen3) ZAaV fVk. ı (1891), 297. ?}) Hovorkaschaftlichen Medizin gebräuchlich %. In Kronfeld ı, 335. das Gebiet des Aberglaubens aber fällt 2. Als Taufname war A. in Oberösterdie Anwendung des A.s als Amulett: als reich nicht beliebt. Man sagte dort, er Vorbeugungsmittel gegen die Rose trug man stets ein Stück A. bei sich, gegen ! locke die Kleinen an sich, diese stürben frühzeitig. Um dies zu verhüten, taufte Gesichtsrose legte man ein Säckchen mit man nicht leicht auf seinen Namen und A. um den Hals oder nähte A. in den opferte ihm die Erstlingskleider der SäugSaum eines Unterrockes, den man täglinge *). Ähnlich wurden ihm in Attenlich anhatte %). In der Türkei, Persien (Schwaben) Kinderkleider geund Agypten wird der A. als Abwehr- |hausen opfert 5). mittel gegen Bezauberung und Geister *) ZAaVfVk. 7 (1897), 100 f. 5) Birlinger getragen 5). / Aus

) Schrader Eiym. Wörterb.,

Schwaben

Reallexikon? x, 39; Kluge s. v.; Bergmann 15.

2?) Pauly-Wissowa

ı,

1296f.;

|

Plinius

n. h. 35 8 185; ZAViVk. 26 (1916), 105; Lonicer 53; Paracelsus 20o; Peters Phaymazeutik 2, 134 ff.; Höfler Organotheyapie 202, °) Hovorka-Kronfeld 1,10;

2,

242.

3. Am A.stage ritten früher die Bauern aus der Umgegend von Aitrang (Allgäu)

auf ihren Pferden

|| fahrtskirchlein

|

®) Reiser

zu

Allgäu

dreimal

St. A. 9. ı, 395.

um

das Wall-

Wrede,

M

Alber

s. Berggeister,

Zwerge.

s. Zwerge.

Alberich

KarmeliterSizilianischer Albertus. mönch 2), gest. 1306. Mit ihm ist die Vorstellung des A.wassers verbunden, das

gegen Fieber und in Geburtsnöten hilft und dessen Weiheformel auch in Deutsch-

ist 3).

land bekannt

SS. August

1) Vita in den AA.

ı, 231 f.; 2, 196 f. Heim.

Benedictionen

2) A. Franz 474. 479-

2, 213—237.

Albertus Magnus. J. Sighart Albdertus Magnus. Scin Leben 1857. Regensburg seine Wissenschaft, und Bach Des Albertus Magnus Verhältnis zu der der

Erkenntnislehre

Lateiner,

Griechen,

und Juden. Wien 1881. ling Albertus Magnus,

Würdigung. Festschrift. derselbe 1914; Münster

Araber

Georg von HertBeiträge zu seiner

2. Aufl. Köln 1880; ı, 156—158; ADB.

A. Schneider Albertus Magnus. und seine wissenschaftl. Bedeutung. rede. Köln (1927).

Sein Leben Rektorats-

1. Albert, Graf von Bollstatt, der große Scholastiker, auch Doctor universalis gegeb. zu Lauingen in Schwaben nannt, zwischen

1193

und

1206.

Seit

1222

Do-

minikanermönch und im Auftrag des Ordens vielfach als Lehrer und Prediger in Italien, Frankreich und Deutschland wirkend;

1248—534,

58—59

und

von

1267 an mit kurzen Unterbrechungen bis zu seinem Tode in Köln; 1254 Domini-, kanerprovinzial für Deutschland, vor-

übergehend

(1260—62)

Bischof von

Re-

242

Magnus

Alber— Albertus

241

1) Außer älteren und neueren Einzelausgaben die nicht ausreichende Gesamtausgabe Opera ommnia ed. R. Jam my, 21 Bde., Leiden 1651,

Krit. Ausgaben eines Teiles der naturwissenschaftlichen Werke; 4. Magni de vegetabilibus libyvi

VII,

mnaturalis

historiae

pars

XVIIT

JesMeyer u. Karl hrsg. von Ernst Magnus sen, Berlin 1867; Albertus De animalibus libri XXVI. Nach der Cölner Urschrift,

hrsg.

von

Hermann

Stadler.

(= Beitr. z. Ge1916—1920 Münster i. W. schichte der Philosophie des MA. Texte u. ®* HertUntersuchungen Bd. XV—XVI). ling a.a. O. 52 ff. ®) a. a. O. 84 f.

3. Vereinigung von Philosophie und Theologie ist der Inhalt von A.s Lebenswerk. Dabei liegt seine Hauptbedeutung auf den Schriften weltlichen Wissens %). Gegenüber der Magie beobachtet er vorsichtige Zurückhaltung. Er glaubt, daß viele Fälle auf bewußter Täuschung beruhen; alle Zauberer benutzen sie, und das Volk hält dann das für notwendig, was lediglich Zufall ist (parum literati putant necessarium esse quod conlingens est). Andererseits steht die Existenz der magischen Kunst für ihn ebenso fest wie der ganzen Theologie seiner Zeit, und er gibt zahlreiche Beispiele dafür ®). So bespricht er im Anschluß an Petrus Lombardus den Impotenzzauber, er glaubt an

Succubus

und

Incubus,

weiß

von

Besprechungen aller Art, vom zauberischen Gewinnen und Gebrauchen heilkräftiger Pflanzen, glaubt an Verwandlungen und Entrückungen, an Unglückstage und vieles andere,

Han°) 64—85. Beitr. ch Kopp Vgl.au 4) in und hier Köln, gensburg; gest. 1280 zu sen Zauberwahn 153 und passim, Regensburg kirchlich verehrt, 1622 selig 4. Die Gestalt des A, M. ist schon frühe gesprochen. vom Sagen werk umrankt worden, wobei 2. Ein guter Teil der zahlreichen wissener als Meister in allerhand Zauberkünsten Alberts ist zu schaftlichen Werke?) erscheint ©. Schon in einer zeitgenössicharakterisieren als eine Art von ‚,Paraschen Vision tritt er in der Peterskirche phrasen‘ von philosophischen und naturin Rom als Schlangenbeschwörer auf ”). wissenschaftlichen Werken des AristoWenig jünger ist die Sage von der zauteles ?). In anderen Schriften behandelt A. naturphilosophische Probleme seiner | berischen Entführung der Königstochter von Frankreich, wovon noch ein MeisterMeinung nach im Sinne des Aristoteles, in gesang des 16. Jhs. zu erzählen weiß ®). Wirklichkeit vielfach von ihm abweiDem 15. Jh. gehört die Überlieferung der chend nach anderen Quellen 3). Der dritte sicher älteren Sage an, daß er bei einem Teil seiner Werke enthält Kommentare Besuch König Wilhelms von Holland zu biblischen und dogmatischen Schrifmitten im Winter einen blühenden Garten ten. Ein Zug zur Mystik ist bei ihm un; hervorgezaubert habe ®). Die Sage erzählt verkennbar.

243

Albinus— Alchemie

ferner von A.s Ritt nach Rom auf dem Rücken des Teufels 1%, vom Emporklet-

tern an einem in die Luft geworfenen Knäuel !!), von seinem Zauberbecher,

mit dem er Kranke heilt 1!?), dem Zaubersack 18), der Erschaffung eines künstlichen Menschen !4), von den Vögeln, die ihm dienen in der Geschichte von der buhlerischen Königin ?®). %) Sighart

Abergl.

®

155.

Grimm

a.a.0O.

67—753.

®% Bolte-Polivka

DS. Nr. 489.

*)

’) Meyer

2, 53841.

Sighart

74.

2) Bolte-Polivka 2,539f. !?) Sighart 74.267. 13) Ebd. 73f.; Bolte-Polivka ı, 361. 4) Sighart 71. !®) Ebd, 72.

5. Dementsprechend finden sich unter den vielen Werken, die man ihm mit Unrecht zugeschrieben hat !%), auch in alter und neuer Zeit einige vielverbreitete

Zauberbücher

(s. d.). Solche sind: Liber

aggregationum sive secretorum de virtutibus lapidum et animalium, De mirabilibus mundi und als das wichtigste: A. M. bewährte und approbierte sympathetische und natürliche Ägyptische

Geheimnisse Vieh !7).

(s. d.)

für

Menschen

und

16) Ein Verzeichnis der unechten Werke des A.bei Sighart 297f. !’) Gedruckt Braband 1816,

Schr.

1839 u. ö.;

198 ff. (=

vgl.

Albr.

BIhVk.

Dieterich

2, 5 ff).

Kl.

Helm.

Albinus, Bischof von Angers, gest. 549,

Fest ı. März oder A., Märtyrer, dessen Reliquien um 984 von der Kaiserin Theophana von Rom mitgebracht und der Abtei S. Pantaleon in Köln geschenkt wurden, Fest 22. Juni, vielfach mit dem hl. Albanus, Protomartyr von England (22. Juni) verwechselt 2).

I. Albinmonat

1) AA.SS.

Boll.

bei Fischart = März 3).

ı. März

ı, 57ff.;

Die Kirchenpatrone im Erzbistum

Korth

Köln 9; Sam-

son Kirchenpatrone 108; Günter LegendenStudien 77; Nied Heihgenverehrung 65. ?) Fischart Aller Practick Großmutter,

2. Unter den schwäbisch-alemannischen Volksheiligen wird auch A. genannt, so in der Kirchbierlinger Gegend, wo übrigens von einigen der hl. Alban unter ihm gemeint ist. „„Ununterrichtete Bauersleute kommen nicht selten und wollen Messen haben zu St. Albin fürs Roß. St. Albin ver-

tritt hier St. Leart (Leonhard,

einen der

244

größten Volksheiligen und St. Blasius‘‘ 3). ®

Birlinger

Aus

Süddeutschlands) Schwaben

1,

54—55.

3. Als Helfer gegen Krankheiten des Hornviehes in Luxemburg angerufen %). *) Fontaine

Luxemburg

109.

Wrede,

Alchemie, I. Name, — 2. Entstehung. — 3. A. als mystische Wissenschaft. — 4. Ziel alchemistischer Arbeit. — 5. Geschichte der A, — 6. A. u. Aberglaube, — 7. Alchemistenverspottung. — 8. Neue Literatur.

ı. Name. Er ist entstanden aus dem arabischen Artikel al und dem Wort chemeia. In früherer Zeit bestanden zwei verschiedene Schreibweisen nebeneinander: Alchemie und Alchymie. Alchymie stellt die spätere dar!) und soll von dem griechischen chymös = Saft, Brühe gebildet sein. Demnach wäre A. die Kunst, mit Auflösungen und Flüssigkeiten

zu

arbeiten,

eine

Erklärung,

die

jetzt allgemein als erledigt gilt 27). Neuerdings ist vergeblich versucht worden, das Wort von chyma = Metallguß herzuleiten %. Fast allgemeine Zustimmung findet jetzt die Ableitung von chemeia, einem aus dem Griechischen schlechthin unerklärlichen Fremdwort. Es stammt vielmehr aus dem Agyptischen. Nach Plutarch *) wird das schwarzerdige Ägypten

| von

seinen

Priestern

als chemia

bezeich-

net, dem auch der hieroglyphische Name Agyptens ‚„‚Keme‘‘ = das Schwarze, das Sch war zer dig e ents pricht. Von der Be! deutung chemie = schwarz ausgehend, ist demnach che meia die Beschäftigung mit dem „Schwarzen“, welches nichts anderes als das „schwarze Präparat‘‘ 5) sein kann. Als grundlegender Prozeß der Metallverwandlung galt bei den alten Alchimisten die m&lansıs, meldnosis = Schwärzung; deswegen wurde das Schwarzblei, das unter den Metallen der Schwärze am nächsten stand, als Urmaterie angesehen. So ist das ‚,Schwarze‘‘

das den Ausgang bildende Gemischte; die

„Schwarze Kunst‘ bestand darin, sowohl dieses Schwarze zusammenzumischen, als

auch die eigenartigen Stoffe daraus zu isolieren. Von ihrem Urprodukte und Ursprungslande erhielt die Kunst ihren Na-

245

Alchemie

men %. Über die Herleitung

des Wortes

chemeia dachten indessen die Alten anders.

Sie leiteten den Namen der Wissenschaft vom Verkünder derselben ab. Ein solcher

246

| sich die Kenntnis der technischen Arbeitsmethode mit der Philosophie vereinigt fand, als geistige Väter der A. anzusehen sind; dieses esoterische Wissen verstanden

sie trotz aller äußeren Umstände streng wird schon bei Zosimus (4. Jh.) unter dem unter sich zu wahren. So kommt es, daß durchsichtigen Namen Chemes (Chimes, noch später Alchemisten sich als Priester Chymes) angeführt und von den nachfolund Mysten der geheimen, göttlichen, heigenden Autoren als Prophet und Offenbarer hoch gefeiert. Damit wird der Sach- | ligen Kunst bezeichnen und sie als Weisheit altägyptischer Priester ausgeben. verhalt umgekehrt. Zuerst war die Wissenschaft vorhanden. Von ihr aus erst | 8 Lippmann 275 ff.

wurde der notwendig werdende Name des | heros epönymos gebildet 7).

1) G.Hoffmann in Ladenburgs Hand?) H. Kopp wörterbuch der Chemie 1, 530. Antike Beiträge (1869), 65ff. %) H. Diels Technik (1914), 108ff.; E. v. Lippmann Entstehung und Ausbreitung der A. Berlin (1919), 296. *) De Iside et Osiride 33. *) Lippmann Die geschichtliche Ent% E. Färber 302. wicklung der Chemie. Berlin (1921), 23. ’) Lip p-

mann

293.

Als Vorläuferin 2. Entstehung. der A. ist eine in Ägypten in jahrhundertelangem Werdegang zur Blüte gelangte Tempelwerkstattkunst (hierä, theia t&chne), ursprünglich von Techniten aus-

geübt,

anzusehen.

Ihre Fertigkeiten be-

standen darin, kostbare Metalle, Edelsteine und Farbstoffe für die Bedürfnisse des Kultus zu bearbeiten, aber auch infolge der starken Nachfrage solche Stoffe durch minderwertige, täuschende Nachahmungen zu ersetzen 8). Der unrichtigen Beobachtung eines technischen Vorganges konnte leicht eine bisher unbekannte Metallabscheidung als Neuhervorbringung eines Metalls gelten; auch konnte eine an den Metallen auftretende Färbung für eine Metallverwandlung gehalten werden. Wurden nun, um den Bedürfnissen der synkretistischen Geisteswelt vom I. Jahrhundert v. Chr. an entgegenzukommen, die technisch so erzielten Resultate mit Geheimtuerei umhüllt, so war die A. als Geheimwissenschaft fertig. Den notwendigen philosophischen Unterbau hatten dann nur noch Platos und Aristoteles’ Lehren von den Verwandlungen der Materie zu liefern, die in abgeänderter und verzerrter Form der damaligen Zeit geläufig waren. Es scheint, daß die ägyptisch-hellenistischen Priester, bei denen

3. A.als mystische Wissenschaft. Die Bezeichnungen Myste und Adept, die sich die Alchemisten beilegten, weisen auf die religiösen Mysterienverbände hin. Das Wissen gilt nur für einen

kleinen Kreis Eingeweihter, in welchem es der Meister dem würdigen und zu-

verlässigen Schüler weiterüberliefert. Bei der Aufnahme als Adept scheint ein ähnliches Zeremoniell wie bei den Mysterien gebräuchlich gewesen zu sein. Der Novize hatte den Eid ®) zu leisten, das ihm teilzuwerdende Wissen keinem Uneingeweihten mitzuteilen 1%). Der Meister seinerseits hatte später zu versichern, alles übernommene Wissen restlos mitgeteilt zu haben 1). Für die Aufnahme wurden auch sittliche Qualitäten wie Reinheit, Wahrhaftigkeit, Neidlosigkeit gefordert. Die Alchemistensprache war selbst dunkel und versteckt!2?), handelte es sich doch um die Offenbarung verborgener Worte!3). Der Sinn mußte entweder durch einen Mystagogen1!%) oder durch OÖffenbarungsvisionen erschlossen werden. Solche Visionen beginnen bei dem im 4. Jh. n. Chr. lebenden Zosimus und reichen in ununterbrochener Kette durch das MA. hindurch bis in die Neuzeit 1°). Außer der Sprache waren auch die Zeichen und Symbole der alchemistischen Traktate voller Geheimnisse. So erhält das vieldeutige „göttliche Wasser‘‘, ein Sammelname für alle verwandelnden Präparate ‚,des weißenden, wandelbaren, beweglichen, giftigen Quecksilbergeistes‘‘, die Schlange, die ihren

Schweif verschlingt (dräcon uroböros) !)

als Symbol.

Für die Namen

der Metalle

finden sich schon in den ältesten Handschriften die Zeichen für die sieben Pla-

247

neten Maße

Alchemie

eingesetzt !7). Abkürzungen für und Gewichte sind sehr gebräuch-

lich. Manches

ist nicht zu enträtseln,

da

es vermutlich auf Abkürzungen griechischer oder ägyptischer Worte zurückgeht. Einzelne Geheimlehren scheinen in Rätsel eingekleidet worden zu sein, deren bekanntestes dem Agathodaimon zugeschrieben wird !®). Sehr beliebt war auch die allegoristische Darstellung alchemistischer Vorgänge, wofür als bekanntestes Beispiel die Osterspaziergangsstelle im Faust anzuführen ist. ®*) Kopp Beiträ 520 geff. 1°) Berthelot Collection des anctens alchemistes grecs. Texte grec., Paris (1887), 112, 17. !l) Ders. 27, 54f. 12) 114, 3. 1%) xı2, 5. 1‘) 114, 1; 13. 1°) Karle Der Alchemistentraum des Zosimus (Diss.} Freiburg (1925), 33ff. 62 ff. 1% Lippmann

305; H.Silberer Probleme dey\Mystik und ihre Symbolik. Wien-Leipzig (1914), 76 ff.; Fr. Carter The Dragon of the Alchemists, London

(1926). !*) Berthelot Introduction & l’etude de la chimie des anciens au moyen-äge. Paris (13889) ıo4ff.i; Lippmann 347.7; R.

Meyer Vorlesungen über die Geschichte der Chemie. Leipzig (1922), 22. 1) Kopp 506ff.

4. Das Ziel alchemistischer Arbeit. Die Alchemisten sahen ihre Aufgabe nicht allein darin, täuschende

Legierungen herzustellen oder die äußere Veredelung eines niederen Metalles in ein nächst höheres bis zur scheinbaren Goldgewinnung, sogar unter Vermehrung des Gewichtes, fortzusetzen,

sondern auch in

der Zerlegung der niederen Metalle in ihre form- und eigenschaftslose Urmaterie, welche als Schwärze, schwarze Brühe, schwarze Asche bezeichnet wird. Aus dieser mußte sich durch gewisse Zusätze das „große Mysterium‘‘, die Bildung unverfälschter, edler Metalle erreichen lassen. Diese Ansicht schließt sich an die Neuschaffungen im Kosmos oder an die Neuentwicklung im Pflanzen- und Tierreiche an. Dazu war noch ein besonderes

Elixier notwendig, das ‚Stein der Weisen“ (s. d.) genannt wird 1). Die Goldmacherkunst (s. d.) und die Herstellung des Steines der Weisen sind daher sowohl theore-

tisch wie praktisch mit der allgemeinen A.

unlöslich verknüpft. Diese allgemeine A. umfaßte eigentlich das Gesamtgebiet der heutigen Chemie, Sie enthält in ihrem

248

Schoße in gleicher Weise wie ihre Schwesterdisziplin, die Astrologie 2), die Keime zu der exakten Wissenschaft, aber im Dunkel, das sie umgab, konnten sie erst mit Beginn der Neuzeit zur Entwicklung gelangen ??!). So mußten die empirischen Beobachtungen, die sich beim Filtrieren, Destillieren, Sublimieren und Schmelzen ergaben, im Wust magischer Geheimkrämerei unfruchtbar bleiben, da die Hypothesen der theoretischen A. verdarben, was die praktische Experimentiererei erreicht hatte. »”) H. Bauer Geschichte der Chemie ? (Berlin 1921), 23; Meyer Aberglaube 41. ®%®) Ebd. 41; Boll Sternglaube 34. %) Dieterich Kl. Schr. 514.

5. Geschichte

der A.a) Alter-

tum. Die alten Schriftsteller erwähnen die alchemistische Tätigkeit 2) erst in verhältnismäßig später Zeit, Dunkle Andeutungen hat man zwar schon bei Manilius und Firmicus Maternus sehen wollen. Aber eine unzweideutige Bezeichnung findet sich erst von der 2. Hälfte des 4. Jhs. an. Der syrische Kirchenschriftsteller Ephräm sagt in einem Hymnus: „Daß die Schätze der Menschheit in gleicher Weise durch Tugendhafte wie durch Goldmacher vermehrt werden‘‘ 2), Um 500 setzt der Rhetor Aeneas von Gaza die Auferstehung mit den verklärten Leibern in einen Vergleich mit der Verwandlung gemeinen Metalles zu Gold %), Wiewohl die Sache

klar

erwähnt

ist,

der

besondere

Name für die alchemistische Tätigkeit fehlt. Die älteste Bezeichnung ®) des Wortes Chemie scheint sich bei dem byzantinischen Lexikographen Suidas (10. Jh.) zu finden, der unter dem Stichwort Che-

meia erwähnt, Kaiser Diokletian habe anläßlich des alexandrinischen Aufstandes

(296) die von den Alten über die Chemie

des Silbers und Goldes verfaßten Bücher aufsuchen und verbrennen lassen ®%). Unter Chemie scheint zu Diokletians Zeiten die den verwerflichsten Zwecken (Münzfälschung) dienende Kunst der Verfertigung von Silber und Gold verstanden worden zu sein 27),

Als älteste Dokumente,

die eigentlich

zur Vorgeschichte der A. zu rechnen sind,

249

Alchemie

besitzen wir den Leidener Papyrus X und den Stockholmer, Sammlungen kurzer, technischer Rezepte über die Gewinnung und Fälschung der Metalle, über Perlen und Edelsteine und Purpurfärben. Durch ihre nüchterne Form unterscheiden sie sich von der ganzen späteren alchemistischen Literatur, die erfüllt ist von mystischem und magischem Beiwerk, von zauberischem und abergläubischem Wesen. Als Erstling dieser Art stellt sich das Werk Pseudodemokrits 2) (1. Jh. v. Chr.) dar. Es war leicht, diese Schrift dem Philosophen aus Abdera (ft 350 v. Chr.) anzufügen, da dieser auf seinen Reisen in Agypten von den ägyptischen Priestern in Memphis in ihre Geheimnisse eingeweiht worden war. Der späteren Zeit genügte diese Initiation nicht mehr. Demokrit mußte seine Lehre vom berühmten persischen Magier Ostanes, der seltsamerweise als Perser ägyptischer Oberpriester gewesen sein soll, empfangen haben. Auch die bekannte Vielseitigkeit der Schriftstellerei Demokrits gestattete mühelos eine Erweiterung durch ein pseudepigraphisches Werk, das sich „Physica et Mystica‘‘ betitelt. Doch läßt sich hinter der Schrift eine Persönlichkeit mit festen alchemistischen Anschauungen verspüren. Als Demokrits Mitschüler bei Ostanes werden außerdem der Ägypter Pammenes und die jüdische Maria genannt, deren Werke noch in kleinen Stücken bei den späteren Alchemisten erhalten sind. Auch Komarius gehört zu dieser Schule; seine Schülerin war Kleopatra, die ein Werk über das ‚„Goldmachen‘‘ verfaßte. Eine Reihe apokrypher und pseudepigraphischer Autoren füllt die Lücke zwischen

100—300 n. Chr.

aus. Sie tragen alle die Namen berühmter Offenbarungsträger und Weiser, wie Hermes 2), Agathodaimon, Isis, Chimes, Ostanes, Petesis, Jamblichos, Moses und Johannes. Hermes galt den hellenistischen Schriftstellern als Ägypter und wurde den altägyptischen Göttern Pthah, Thot, Chnum gleichgesetzt 3). In ihm sah die hellenistische Zeit die Personifikation des Wissens, der Wissenschaft, des in allen Künsten, namentlich aber in den Geheimkünsten (hermetischen) erfahrenen und

250

schöpferischen Geistes, den Hüter und %), Der Bewahrer aller alten Erbweisheit Alchemist Johannes, ein Hermesschüler und Erzpriester von Euagia, wurde unge-

fähr um

1200

mit Johannes

Evangelista

gleichgesetzt. So kommt es, daß der Augustinermönch Adam de St. Victor in einem Hymnus

vom Heiligen

sagt:

‚,In-

exhaustum fert thesaurum / Qui ex virgis fecit aurum, / Gemmas ex lapidibus‘‘ 92), Mit Africanus (3. Jh.) gewinnt die Tradition wieder festen Boden. Als bedeutendster Alchemist dieser Zeit (3./4. Jh.) gilt Zosimus aus Panopolis. Seine Visionen %) stehen im engsten Zusammenhang mit der hermetischen Literatur. Die Zahl sei-

ner Schriften ist nicht gering. Doch sind

diese z. T. nur aus späteren Kommentatoren rekonstruierbar. Seinen Werken nach scheint Zosimus noch praktisch die A. ausgeübt zu haben. Von seinen Nachfolgern ist dies nicht mehr zu berichten;

ihre Arbeit bestand lediglich in der theo-

retischen Ausgestaltung und Ausschmükkung alchemistischer Vorgänge, auch im Kommentieren der früheren Alchemisten. Dem 4. Jh. gehören außerdem Pelagius, Pibpechius, Heliodor *), der ein alchemistisches Lehrgedicht verfaßte, und der Demokritkommentator Synesius an. Mit Olympiodor beginnt im 5. Jh. die Reihe der byzantinischen Alchemisten,

aus de-

nen Stephanus von Alexandrien (7. Jh.) hervorragt 3). Ihre Namen sind: der Christ Pappus, Cosmas (7. Jh.), die Jambendichter Theophrast, Hierotheus und Archelausos 3%), Salmanas (9./10. Jh.), Psellos (11. Jh.) und Nikephoros (13. Jh.). Die Schriften der Alchemisten sind in einer Handschrift des ı1. Jh., die sich in Venedig befindet (Marcianus M.), überliefert. Von ihr hängen die Pariser und auch die anderen zahlreichen Handschriften ab 37). Mit Stephanus b) Mittelalter. schließt die alexandrinische Periode der steril gewordenen A. ab infolge der Eroberung durch die Araber. Neben Astrologie und Medizin reizte besonders A. als praktische Wissenschaft die Wißbegier der Araber. Zu Anfang des 8. Jhs. wurde die A. von den Arabern sehr eifrig betrieben.

251

Alchemie

Sie hielten sich griechische Laboranten und übersetzten die griechischen Traktate in ihre Sprache. Die griechischen Ausdrücke blieben zuweilen unverändert stehen, es wurde meist nur der arabische Artikel al vorgesetzt (alchemie)3®). Der Übersetzung ins Arabische verdanken wir einige alchemistische Werke, die in ihrer griechischen Fassung uns nicht mehr erhalten sind. Dazu gehört das Buch des Krates ®) und die Schrift des Ostanes %). Zu den wichtigsten arabischen Schriftstellern über A. gehört Dschabir oder Geber (9. Jh.), von dessen Leben nichts Sicheres, aber dafür um so mehr Mythisches berichtet wird. Von zahlreichen, ihm zugeschriebenen Schriften 41), welche eine Fülle chemischer Beobachtungen enthalten, stellte jedoch die neueste Forschung fest, daß sie gar nicht von ihm herrühren, sondern einer viel späteren Zeit angehören. Die im Abendland nach 1300 entstandenen lateinischen ‚„Übersetzungen‘‘ stellen Kompilationen dar, die man jetzt einem ‚,Pseudo-Geber‘‘ zuschreibt. Obschon der arabische Gelehrte Abi Sina, Avicenna genannt (980-—1037), als ausgesprochener Gegner der A. %?) bezeichnet wird, wurden trotzdem im MA, seinem Namen alchemistische Abhandlungen untergeschoben %), Von den Arabern aus Spanien fand die A. ihren Weg über Frankreich (Paris) und Italien (Salerno und Bologna) nach Deutschland. Als einer der frühesten Alchemisten wird Albert von Bollstatt, geb. 1193 zu Lauingen, Albertus Magnus genannt, erwähnt. Seine vielseitige Gelehr-

samkeit

beschäftigte

sich auch

mit

den

Metallen. Der ihm zugeschriebene „Liber de Alchemia‘‘ ist jedoch nicht von ihm. Die scholastische Spekulation über die materia prima machte Alberts Schüler Thomas von Aquino mit der theoretischen A. näher bekannt. Roger Bacon in England schrieb ein ‚,Speculum Alchemiae‘‘, Unter Alchemia speculativa verstand er die Kunst, Metalle zu verwandeln vermöge gewisser Umänderungen der in ihnen enthaltenen Elemente. Ins 13. Jh. gehören noch Arnaldus von Villanova und Raymundus Lull, denen verschiedene alche-

252

mistische

Abhandlungen

zugeschrieben

werden. Vom 13. Jh. an mehrt sich die : Zahl der Alchemisten stark. Die Klöster und unter ihnen hauptsächlich die Benediktinerklöster nehmen sich eifrig der A. an. In Maulbronn erinnert der Faustturm | an die alchemistische Tätigkeit des Dr.

Faustus im dortigen Kloster. In England taten sich Georg von Ripley und Thomas Norton als Adepten hervor *), Am Ausgang des MA.s ist in Deutschland der Benediktinermönch Basilius Valentinus wegen seines alchemistischen Wissens zu großem Ansehen gelangt. Der verschiedenartigen Abhandlungen halber wird ihm ein „‚Pseudobasilius‘“ entgegengestell %). t Im allgemeinen reicht die Weisheit der mittelalterlichen Alchemisten über die hellenistischen Grundlagen der A. nicht

hinaus.

c) Neuzeit. Einen starken Aufschwung nimmt die A, mit dem Beginn der Renaissance. Neue Gedanken führt ihr Theophrastus Paracelsus von Hohenheim *) zu. Den beiden Aufgaben der A., Goldmachen und Herstellung des Steines der

Weisen,

weist

er als

dritte

die

Er-

zeugung des chemischen Menschen (Homunculus) zu *), Unter dem Einfluß des Paracelsus und der Paracelsisten beginnt sich in der Folgezeit die Iatrochemie von der A. loszulösen. Auch die technischen Fortschritte auf dem Gebiete der Keramik und Färberei schmälern den Bereich der A. und kristallisieren langsam die exakte Wissenschaft, die Chemie, heraus. Nichtsdestoweniger blüht im 16. Jh. die allgemeine Wahnvorstellung, dem Geldbedarf durch alchemistische Goldherstellung abhelfen zu können. Jedes Kloster

und jeder Fürstenhof hat seine Adepten, der Kaiser hält Leibalchemisten. Da aber die Einzelforschung immer noch nicht zum ersehnten Ziele führte, glaubte man im 17. Jh. durch den Zusammenschluß zu

alchemistischen

Gesellschaften die Sache

am besten zu fördern %®). Schon

1539 bil-

dete sich in Paris ein Hermetischer Verein. Zu Beginn des 17. Jh. entstand die Gesellschaft der „,Rosenkreuzer‘‘ #9), Noch an der Wende des 18, Jh.s gab es eine Hermetische Gesellschaft, die durch Kor-

253

Alchemilla—Aldegunde

tum, den Dichter der Jobsiade, weithin bekannt wurde 5). Doch konnten sich die Vereine trotz allem romantisch-mystischen Zauber nicht halten. Zu stark erhob sich die Stimme der Alchemiegegner und -verächter. 2) Lippmann 28z ff. 2%) Berthelot La Chimie au moyen-äge Paris ı (1893), Vor. 5. bei *®) Rieß 2) Kop p Beiträge 351f. °%) Kopp I, 1338. Pauly-Wissowa 293. %) Ders. z27ff. 83 ff. ”) Lippmann Die älteste 327 ff.; I. Hammer-Jensen Alchymie, Kopenhagen (1921), 80off. ?) H. Schelenz Geschichte der Pharmazie. Berlin (1904), 218 ff. ®%) Kiesewetter Geheim7; Eisler (1895), Leipzig wissenschaften. Weltenmantel 2, 328 A ı. %) Lippmann 53 ff. 56. ®%) Adam de St. Viktor (ed. 72. Lippmann (1894); Paris Gautier) 3) Reitzenstein Poimandres (1904), 9 ff. 368 ff. 4) Goldschmidt Heliodori carmina IV = RVV. XIX, 2. ®%) Reitzenstein Zur Geschichte der A. und des Mystizismus = Gött. gel. Nachr. (1919), ı ff. 3%) Goldschmidt a.a.0O. ”) Kopp 257{ff.; BerItyoduction 173 ff.; Catalogue des thelot manuscyits alchimiques grecs I. Les Parisint (Lebegue) IIL. les manuscrits des iles britanniques (Singer) Brüssel (1924). %) Schmieder Geschichte der A. Halle (1839), 85f. 3) Berthelot Moyen-äge 3, 4541f.; Reitzenstein in Festschrift für Andreas (1916), 34 ff. 4) Berthelot 3, 116 ff. 4) Ders, 3, 31 ff. 42) Lippmann 405. %) Kiesewetter 33; Lippmann 485. *) Schelenz 232. 4) Meyer Vorlesungen ı8; Kiesewetter 52ff. 4%) Freudenberg Paracelsus und Fludd (Geh, Wiss. 17), 193 ff. #*) Stemplinger Volksmedizin ı22. 4) H.W. Schäfer

Die A. Progr. Flensburg (1887), 29f. %) berer ıloff. ®%) Schelenz 265.

6. A. und

Aberglaube.

Sil-

Die All-

gemeinheit freilich konnte sich von dem mystischen und magischen Aberglauben, ohne den ihr die „schwarze Kunst‘ unmöglich schien, nicht losmachen. Noch Luther weiß sehr wohl, daß es bei der eigentlichen A. nicht so ganz mit rechten Dingen zugeht. Daher sein Sprüchlein: „Hüte dich für der Alchymisten Süple‘‘51)! Er erzählt auch von einem Küster, der die A. erlernen wollte und nachher vom

Teufel geholt wurde 52). Daß der Alchemist

mit dem ‚,‚Schwarzen‘‘ im Bunde steht, gilt ihm als ausgemachte Sache: ‚‚Natürlich mit des Teufels Beistand kann ein Alchemist wohl Gold kochen‘‘®). Das hindert ihn aber nicht, ein andermal zu

254

sagen: „Das sie mit der Alchymei fürgeben, ist großer ständiger Betrug: Man weiß wohl, daß die Alchymei nichts ist und kein Gold machen kann ohne Sophistereien‘‘ 54). Nach der Meinung des Volkes machten die Alchemisten in ihrer Retorte auch schönes Wetter und künstlich kleine Kinder ®).

5) Klingner Luther 110. ®) Ders. a.a. O.; auch Eisel Vorgtland 212 Nr. 555. 53) Klingner a.a.0. *) Ders. 1111. 55) Gerhardt Franz. Novelle 138.

7. Alchemistenverspottung. Solche Anschauungen mußten den Spott der Gegner geradezu herausfordern. Die Spottschrift des Joh. Val. Andreae (1586 bis 1654) „Chymische Hochzeit Christiani Rosenkreuz‘‘ führte, weil ihre Ironie mißverstanden wurde, zur Gründung zahlreicher Rosenkreuzvereine ®). Eine wirksame Verhöhnung stellt die Schrift des Benediktus Figulus dar, betitelt ‚,Paradisus aureolus hermeticus, Pandora magnalium‘‘ (1600), die mit derbem Witz die Darstellung des Goldes aus tierischen Stoffen geißelte und, um die Vorstellungen zu übertrumpfen, die Goldbereitung aus Juden lehrte. In gleicher Bahn bewegt sich die Schrift des Pfarrers Joh. Clajus aus Herzberg: „Alkumistica, das ist die wahre Goldkunst, aus Mist durch seine Operation und Prozeß zu gut Goldt zu machen, Wider die Betrieglichen Al| chymisten usw.‘‘#). Die Verbote ®), die gegen die Alchimisten erlassen wurden, richteten sich hauptsächlich gegen das Goldmachen.

5) Schelenz 246. ») Ders. 248, 58) Peters Pharmazeultik 1, 266, seit Lippmann Literatur Neue nicht zitiert: Lippmann Bei (1919).

Il.Ferguson A Catalogue of the Alchemicae, Books in the Chemicae and Pharmaceuticae

Collection of the late James Young of Kelly and Jwrris I. II. Glasgow (1906); J. HammerJensen Die älteste Alchymie. Kopenhagen (1921); J. E. Mercer Alchemy, its Science and Romance.

New-York

(1921);

H.

St. Red -

grove Alchemy ancient and modern ?. London Apologia alchy(1922); R. W. Councell miae. A restatement of Alchemy. London (1925); The secret tradition in Alchemy. A. E. Waite Karle. London (1926).

Alchemilla

Aldegunde

s. Frauenmantel

s. Adelgunde.

255

Alectorius—Alektryomantie

Alectorius s. Hahnenstein. Alektryomantie,

griech.

&iextpvoplavteiod,

Hahnweissagung,

dientopopnavTelA,

1. Altertum. Neben der mehrfach belegten apotropäischen Bedeutung wur-

de dem Hahn

bei den Griechen und Rö-

mern auch zukunftkündende Kraft zugeschrieben, beides vielleicht ein Rest indogermanischer Vorstellung vom Hahn als dem Vogel des dämonenfeindlichen und allwissenden Sonnengottes 1). Man schloß aus seinem Verhalten auf Wetteränderungen ?), sein unzeitiges Krähen galt als

böses Omen 3), dagegen wurde es als glückverheißendes Vorzeichen gedeutet, als dem Kaiser Vitellius ein Hahn auf Kopf und Schultern flog %. Bei der offiziellen römischen Auguralmethode, der Beobachtung der signa ex tripudiis (Verhalten beim Fressen), scheint es sich in erster Linie um junge Hühner (pulli }gehandelt zu haben %. Weissagende Hähne wurden angeblich auch in Syrien in einem nicht näher bezeichneten Tempel gehalten 9), Aus Syrien stammte wohl auch die Weissageform, die man als A. im engeren Sinne bezeichnen darf, und über die von mehreren Autoren des ausgehenden Altertums ausführlich berichtet wird 7): Um festzustellen, wer der voraussicht-

liche Nachfolger des Kaisers Valens (364 bis 378) sein werde, veranstalteten die Sophisten Libanios und Iamblichos, beide Syrer,

folgendes:

Sie

schrieben

die

24 !

256

Mehr dem Charakter eines Orakels nähert eine sich der Diebermittlungsbrauch, Henne mit Ruß zu bestreichen und sie beDiebstahlverdächtigen die durch

Feldern,

Hände bekam, war der Dieb %). Am stärksten ist der Orakelcharakter betont in dem weitverbreiteten Brauch, daß an bestimmten Lostagen, besonders am Andreas-, Weihnachts- und Silvesterabend, die Mädchen an den Hühnerstall klopfen

bronzene

die

Zauberscheibe

Vokalkombinationen

mit

24

und

Zaubercharaktere tragen 11). 2.Mittelalter und Neuzeit.

Die oben beschriebene Spezialform der A. wird im eigentlichen MA. nicht erwähnt, die späteren Schriften über Divinationen usw. begnügen sich mit einer Wiederholung der Darstellung des Zonaras !?), von einer wirklich noch bestehenden Ausübung ist nirgends die Rede, Parodiert ist der antike Bericht in Rabelais’ Gargantua, wo die von dem „Coq vierge‘‘ des Herrn Trippa (Agrippa?) aufgepickten Körner die Buch-

staben COQU SERA ergeben !®), Der Glaube an die prophetische Gabe des Hahnes war jedoch im MA. sicher ebenso lebendig wie der an die apotropäische; so lautet eine Beichtfrage aus dem Augsburger „Spiegel des Sünders‘‘ (1470) „hastu gelaubt an der hanen oder hennen kreen?‘‘ 19), Das Fortleben dieser Vorstellungen beweisen vor allem die zahlreichen abergläubischen Gebräuche und Meinungen der Neuzeit. Der A. in engerem Sinne ziemlich nahe kommt ein für Breslau belegter Brauch, wonach am Andreasabend jedes Mädchen ein Häufchen Körner vor sich auf den Tisch legt. Darauf wird ein Hahn auf den Tisch ge-

Buchstaben des Alphabets in den Sand, legten auf jeden ein Getreidekorn, setz- ı setzt; das Mädchen, von deren Körnern ten unter Beschwörungen einen Hahn | er pickt, wird sich in dem nächsten Jahre davor und beobachteten, in welcher verheiraten !®). Damit verwandt ist die Reihenfolge er die Körner aufpickte. Die | Sitte schwäbischer Mädchen, am Donnersersten 4 Körner ergaben OEOA, worauf | tag nach Weihnachten eine schwarze der Kaiser angeblich zahlreiche Träger Henne in ihren Kreis zu setzen und einzuvon so beginnenden Namen (Theodoros, schläfern; auf welche sie zuerst beim ErTheodosios, Theodotos u. a.) ermorden | wachen zugeht, die heiratet zuerst 1%) ließ, die Veranstalter der A. aber verhaf- _ (vgl. das ähnliche Orakel mit einem tete, von denen sich Libanios mit Gift Gänserich, dem die Augen verbunden tötete; in der Tat wurde später Theodosios sind) !7). Auch die wetterkündende BeKaiser ®. Nach den Worten des Zonaras deutung des Hahnenschreis !) und das handelte es sich um eine öfters geübte üble Omen des unzeitigen Krähens ?) ist Weissagemethode, Kedrenos verfaßte anfür die Neuzeit belegt, erstere sogar außer-

geblich eine Schrift darüber. Freilich bieten die Zauberpapyri keinen Beleg ?). Zu

einem

Ringpendelzauber,

wie

er

von

257

zwei anderen wißbegierigen Höflingen ebenfalls zur Feststellung von Valens’ Nachfolger veranstaltet wurde 19), diente wahrscheinlich eine in Pergamon ge-

fundene

ordentlich reichlich. Tod kündet es, wenn | der Hahn in ein Haus hineinkräht ®) oder

! Hahn

und

Hühner

Stroh

schleppen.

tasten

zu

Vögel Zettel mit Prophezeiungen aus einem !% Drechsler Kasten holen zu lassen. AberSchlesien 1, 11. 1) Stemplinger glaube 56. 1”) Grimm Myth. 3,464; WuttThüringen z, 155. ke 8242; Witzschel Sudetendeutsche Vh. 125. Lehmann 177; 47; Alectr. Praetorius 1%) z.B. 127.

schwarzen

keine

wer

lassen;

in Schlesien 2, 199; Fehrle Drechsler in ZfrwVk. ıı, 264. Schell SAVk. 16, 69; ?%) Ebd. Schlesien 2, 90. 1) Drechsler 2) Stemplinger Aberglaube 56; ein andeeines durch Krähen res Mittel, einen Dieb

Hahnes festzustellen, bei Cardanus Opera I (Lugd. 1663), 567 b und Praetorius Alectr, 18; doch handelt es sich in beiden Fällen vielleicht weniger um ein ernstgemeintes Orakel als um einen Scherz oder ein Schwank-

Wo-

oder die Hühner sonstwie aufstören,

bei dann der Spruch gilt: ‚,Gackert der Hahn, kriegt s’ en Mann, gackert die

Henn’, wer weiß wenn!‘ oder ähnlich ®2), Auch beim Heiratsorakel des Zaunrüttelns (s. d.) ist das Krähen eines Hahnes _divinatorischen Zu vorbedeutend 2%). Zwecken wurde bisweilen auch der Hahnenkampf veranstaltet 2). Vgl. noch Hahn, Hahnenkampf, Huhn, VogelHahnenkrähen, Wettervorzeichen. orakel,

De vi ac significatione galk. 1) Baethgen Tierorakel 163; Diss. Gött. 1887, ı2 f.; Hopf Lorentz Kulturgesch., Beiträge. Progr. Wurin

Fehrle

11f.;

1904,

zen

16,

SAVk.

69;

56; Hopfner Stemplinger Aberglaube (1921), 1 Offenbarungszauber Griech.-ägypt.

Fabricius

s.

Literatur

Ältere

459.

8

Bibliogr. antiqu.? (1760), 593, darunter die weitPraeJoh. von schweifige Monographie Alectryomantia. Frankf. a. M. und torius Hist. an. 7, 7; ?) Aelian Leipzig 1681. Roscher Hermes der Windgott 161. %) Petromn, Sat, 74, 1; Clemens Al. Strom. 7, 4, *) Sueton 24; vgl.Lewy in ZfVk. 3,30. ARel. 532; eine beVit. o. 5) Wissowa Fabriverzeichnet sondere Pullomantie cius Bibliogr. antiq. 609. %) Plutarch De dis. Syr. 48. ’) Zonaras ı3, 16; Kedrenos

4,

8

13;

ed.

Bonn.

Tzetzes

548;

ı,

ı3

Chil.

hist.

de

474, la

193.

divin.

Pauly-Wissowa

b.

Rieß

Zosimos

vgl.

Hist.

Bouch6-Leclerq

I, 145:

I,

1363; Hopfner Offenbarungszauber z $ 301; Suppl. 4, 12; ders. b. Pauly-Wissowa

Dornseiff

Offbz. 2 8 301.

Alphabet?

1°) Ebd. ı

Ant, Zaubergerät quis.

Opusc. Dt.

Mag.

(1603)

(1621)

Ausg.

v.

48.

225.

8 305.

1?) z.B.

185;

Gelbke

154.

*) Hopfner

Wünsch

!)

Dis-

Delrio

Bulengerus

3, cap.

!%) Gargantua 400;

ı,

25,

Gerhardt

Franz, Novelle ırı. 1) Hasak Der christl, (1878) 47. Die Glaube beim Schluß des MA. von Delrio 187 erwähnte Ornithomantie hat mit A. nichts zu tun;

die

258

Aleuromantie

noch

heute

von

es handelt sich dabei um

herumziehenden

sagern betriebene Methode, Bächtold-Stäubli,

Wahr-

durch abgerichtete

Aberglaube

I.

motiv,

2)

Wuttke

Thüringen

Witzschel

8 341;

Andree

I, 179;

Braunschweig

329; Drechsler Schlesien ı, 11; Prümer in ZirwVk. 3, 82; Fehrle in SAVk. 16, 69;

Sudetendt. Vh. 133; Klapper Lehmann Schles. Vk. 251; Baumgarten in: HeimatRussische Volksk, gaue 1926, 7; Zelenin (1927) 378. *) Drechsler Schlesien 1, 10. Boehm. 24) Ebd, 2, 90.

Aleuromantie. Weissagung durch Mehl (s. d.) (von &.\8upov feines Mehl, besonders

Weizenmehl).

I. Altertum. Die A. wird zuerst von Clemens Alexandrinus (2. Jh. n. Chr.) erwähnt,

der

diese

und

andere

niedere

Weissagungsformen in spöttischer Tendenz neben den großen anerkannten Orakeln aufzählt *). In gleichem Sinne oder mit wörtlicher Entlehnung sprechen sich spätere Kirchenschriftsteller aus 2), und zwar ist immer von &Asvpopävteig (einmal d&isvpopavtela), nie VON &ievpopavteia

die Rede, was auf eine gewerbsmäßige Ausübung durch herumziehende Winkelpropheten

deutet, wie denn auch

Pollux

(2. Jh. n. Chr.) unter den &yöpzaı sowohl Aleuro- wie Alphito- und Krithomanteis Hesych s.v.%) führte nennt %). Nach Apollon

sogar

den

Beinamen

Aleuro-

mantis; vielleicht liegt hier ein gewolltes

vor. Mißverständnis oder ungewolltes Über die Ausführung der A. machen die antiken Gewährsmänner keinerlei Angaben, ebenso fehlt jede Anweisung in den Einen nicht zu unterZauberpapyri. schätzenden Hinweis bietet unter diesen

eine Weissagungsmethode Umständen aus dem heutigen Sizilien (Belpassi) °): Hier wird am Johannistag von den Mäd9

259

Alex

chen abgewandten

Gesichtes Mehl durch

ein Sieb geschüttelt und aus den unter dem Sieb sich bildenden Figuren auf den

Beruf des zukünftigen Gatten geschlossen, eine Verbindung von A. und Koskinomantie (s. d.), die angesichts des vielfach zu beobachtenden Fortlebens antiker Vorstellungen und Gebräuche auf sizilischem Boden vielleicht unmittelbar auf die Antike zurückgeht. Solche Mehlfiguren konnte man auch erzielen, indem man Mehl in Wasser warf und sich setzen ließ, ähnlich wie es beim Prophezeien aus

Kaffeegrund geschieht; im Museum für Volkskunde zu Antwerpen werden denn

auch beide Methoden als nebeneinander bestehend

heute noch veranschau-

licht %. Auch bei einem in China geübten Mehlorakel spielen derartige Figuren eine ausschlaggebende Rolle: hier muß der Befragende eine mit feinem Mehl bestreute

Platte

frei

in der

Hand

halten;

durch das unwillkürliche Zittern derselben entstehen auf der Platte jene Figuren 7). Hinter dieser Erklärung der A. müssen andere Vermutungen zurücktreten, wenn sie auch nicht völlig von der Hand zu weisen sind, so z. B., daß man Mehl ins Feuer warf und die Art des Verbrennens beobachtete, wie — freilich in anderer Absicht — das Mädchen beim Liebeszauber in Theokrits Idyll Gerstenschrot und Kleie ins Feuer wirft ®. Ganz unwahrscheinlich ist die Vermutung von Ganszyniec®), daß der Mehlprophet aus der Qualität des Mehles, den ihm anhaftenden Unreinigkeiten, Würmern usw. weissagte. Über die zur Erklärung von Hesekiel 13, 19 herangezogene syrische Weissagung vermittelst Gerstenmehl und Dattelkernen !°) ist im einzelnen zu wenig bekannt, um sie zur Erklärung der A. heranziehen zu können. 2.Mittelalter und Neuzeit. Die spätere Zeit bringt über die Praxis der A. nichts bei; man begnügte sich, sie,

meist eng verbunden mit der Alphito- und Krithomantie, neben den anderen Divinationen zu registrieren und die antiken Fundstellen anzugeben !?). Rabelais 1?) verbindet sogar die A. und die Krithomantie, die er unter den Künsten

260

des Monsieur Trippa (Agrippa?) aufführt, gewissermaßen organisch (meslant du froment avec de la farine). In der

Neuzeit wird Mehl ebenfalls in Orakelgebräuchen verwendet: im Harz errichten die Mädchen am Andreasabend spitze Mehlhäufchen; wessen Häufchen über Nacht einfällt, dem ist in dem nächsten Jahre der Tod bestimmt 1%), Bei dem

Fehlen von Angaben

ist nicht

festzustellen,

über die antike A. ob

hier

etwa

ein

Nachleben antiken Brauches vorliegt, wahrscheinlich ist es nicht. Vgl. noch Alphitomantie, Krithomantie, Mehl, Kleie.

1) Proty. cap. 2, ıof. Pott. p. ır Stählin. 2? Eusebius Praep. evang. z, 3, 3; 5, 25, 3;

Johannes

Theodoret.

Chrysost.

in Jerem.

1, ı5 E;

Disp. 10, 590, 242 Raeder, vgl.

Suidas ss. v. xpofnNteix. 3) Onom. 7, 188. 4) Vgl. Etym. Magn. s. v.; Anecd. Bekhk. 382 (1193). °) Pitre Usi e costumt (1887) 14, 3. °) Andree in ZfVk. 17, 460; Ung nad Deutung der Zukunft 18 (Keilsschrifttext). ?’) Hop fner Offenbarungszauber z $ 320. ®) Theokrit /d,

2,

18.

33,

nachgeahmt

von

Verg.ecd.

8,

82. % Pauly-Wissowa Suppl. 3, 78. »%) Robertson Smith in Journ. of Philol. 13, 284 f. 1) Z.B. Camerarius De generibus divinationum (1575) 10; Delrio Disquisit, Magicae (1603), 176; Bulengerus Öpusc. (1621) 222; Fabricius ABibliogr. antıqu.? (1760) 593. 1?) Gargantua 3, cap. 25, Deutsche Ausg. v. Gelbke ı, 398; Gerhardt Franz. Novelle 109, 1) Wuttke $ 330. Boehm.

Alex, ob zu Alexander oder dem selteneren Vornamen Alexius gehörig, zweifelhaft bei der Bezeichnung für merkwürdige Gestalten. I. „Bruder A.“ hieß die Strohpuppe, die

als Symbol der Fastnacht in Ottobeuren am Aschermittwoch auf einem über die Straße gespannten Seile hin und her gezerrt wurde, bis sie herabfiel, dann im Orte umhergefahren und zuletzt in die Günz

geworfen wurde!). Im Rheinischen spielt noch heute eine ähnliche Rolle bei der Kirmes der Zachäus (s. d.), genannt nach jener biblischen Person, die im Evangelium am Kirchweihfeste erwähnt wird. ll) Reiser

Allgäu

2, 91.

2. Ein in der Kirche zu Horka (Schles.

Lausitz) befindliches altes, roh aus Holz geschnitztes Heiligenbild, A. genannt, für viele Gegenstand der Furcht und des

261

Alexander-—Alke

Schreckens

und

sagen ?) erwähnt.

Sagen

Kühnau

2

in

mancherlei

reke

Volks-

fen

Altd. Textbibl. Nr. 20 (1926).

Die

deutsche

Sprachinsel

268—271. 397, 415.

Wrede,

3, 400.

262

Böhmerwald.

Alexander, Name für mehrere hl. Mär-

tersucht 2. Teil.

tyrer, unter denen Papst A. I, gemartert

u.

3) Hauf-

Golttschee

221,

*) Volksschauspiele aus dem

Gesammelt,

herausgeg.

wissenschaftlich

von

J.

J.

un-

Amman,

um 132 (Fest 3. Mai) !), und A., einer der Pius hingeunter Antoninus sieben, schlachteten Söhne der hl. Felicitas (Fest

2. Schutzpatron der Begarden bzw. Alexianerbrüder und der Bettler. 3. Am A.tag gilt als Bauernregel:

uralte kirchliche Brauch zurückgeführt, Wasser mit gesegnetem Salz zu weihen 2). Der Leib des an zweiter Stelle genannten

5) Birlinger Fischer W., ı,

ersteren Auf hervorstechen. 10. Juli), wurde schon früh, freilich irrig, der sonst

A.

hl.

(Bistum

851

wurde

Münster)

Wildeshausen

nach

übertragen,

wo

von

mehrere Kirchen das Patrozinium des hl. A. annahmen 3). Dort mußten einige Bauern aus der Gemeinde Visbeck alljährlich dem Prediger an der Hauptkirche zu Wildeshausen Roggen liefern, wofür ihnen der Prediger den Sarg des hl. A. zeigte, sowie einen Scheffel Walnüsse und eine

Tonne

Bier

spendete.

dem

Auf

Stadt-

siegel von Wildeshausen war ehedem der Kopf A.s angebracht, ebenso am Hunteund Delmenhorster Tor, die nicht mehr dastehen %). 1) AA. SS. Boll. 3. Mai I, 371 ff. VII, 556. Künstle Zkonographie 46. *) Franz Benediktionen ı, 82. 3) Samson Kirchenpatrone

109.

299.

184.

%) Strackerjan

Alexius,

Bekenner,

aus

Oldenburg

2,

Wrede.

vornehmem

römischem Geschlecht, verließ der Legende gemäß an seinem Hochzeitstage Braut und Heimat, weilte lange Jahre als Pilger und Bettler in der Fremde, kehrte zurück und lebte dann unerkannt

unter einer Treppe des elterlichen Hauses

als Bettler, Fest 17. Juli 2). I. Die äußerst romanhafte Legende war im MA. sehr beliebt und wurde öfter dichterisch bearbeitet; den besten Text

der mhd. A.legende gestaltete Konrad von Würzburg ?). Dem Volk wurde das Motiv geläufig durch Lieder, genauer

Balladen, vom wiederkehrenden Freier oder Gatten ®3). Als Volksschauspiel im Böhmerwald mehrfach bearbeitet %).

1) AA.SS. Boll.17. Juli IV, 254 ff.; Künstle {konographie der Heiligen 47—49; Nied Hetligenverehrung

56.

Vgl. jetzt die neue

2?) ZfdA.

Ausgabe

3

(1843),

von Paul

534 ff.

Ge-

Wenn’s auf 5).

an Alexi regnet, schlägt’s Korn

Alf s. Alp,

Aus 130.

Schwaben

ı,

388; Wrede.

Elfen.

Elben,

Alfmedi im Segen !): „Die heiligen drei Könige gingen über das Feld, do mutten (begegneten) ihnen A., Alfinne‘ d. i. Elfenmädchen, Elfinnen; s. Alp. Delrio ?) erwähnt

‚„‚den Alvinnen

Berch‘‘

im Bra-

bant und erklärt 3): Germani inferiores vocant (die Lamien) Alven et Alvinnen; Gotthi (d. i. die Gothen = Schweden) Elvas‘‘,

1) Wolf Beiträge ı, 254. ?) Disquisitiones °) a.a.O. 319. magicae (Köln 1679), 309. Jacoby.

Alfrauen [wohl= Alf-Frauen; vgl. sieWb. ı, 80], benb. Alf = Alp; Siebenb.-sächs. kärntnerische Berggeister, die in den Fellohnen

sie,

Speise be-

Dargebrachte

sen wehklagen.

indem

sie die

Schüssel

mit

Gold und Silber füllen; Betrug in diesem Punkte rächen sie furchtbar. Graber

Kärnten Nr. 39 = Vernaleken

H.

Alpensagen Nr. 156,

Naumann,

Aligell, Zauberwort auf Amulett gegen

Totschlag !): X3PN Aligell d. i. crux 3 pater noster A., vgl. Balligel ?), wohl entstellt aus Belial; auch allia (alligens), Heiligenname in einem Augensegen 9)? Hekseformu2) SAVk. ıo, 219. ®) Bang larer og Magiske Opskrifter (1902), 648, vgl. 647. Jacoby, Benediklionen 2, 491. 3) Franz

Alivia, Zauberwort:

Alivia + zoroba-

mur + usw.?), vgl. Alluviam. Zalabandum usw.2); unverständlich. 1) Alemannia 10 (1882), 278. Festschr. 28,

Alke

(älke).

Name

eines

?) Ons Hemecht, Jacoby.

im

‚„,Alken-

krug‘‘, einem Wassertümpel bei Alfhausen Westf.) hausenden (Kr. Bersenbrück, Spukgeistes. Den Spötter, der ihm zu9*

263

Allbeseelung—Allermannsharnisch

ruft: „„älke kumm, geist du met?‘ verfolgt A. in Gestalt eines feurigen Rades, Wiesbaums oder Drachen. A. gilt als der Geist eines Krugwirts gleichen Namens, der wegen seiner Gottlosigkeit mit seinem Krug versunken ist?!). — A. heißt aber auch, ebenfalls in Westfalen, der Hund des Wilden Jägers, den dieser in dem von ihm durchzogenen Hof zurückläßt und nach einem Jahr mit dem Rufe: ‚,älke, wiltu met?‘ wieder mitnimmt %). Im Emslande sind die Aulken Zwerge ®). — Der Name A. (auch Aulke) ist wohl kaum, wie Ad. Kuhn wollte %), als Koseform von alt, sondern eher mit Laistner®) und E. H, Meyer %) aus alveke = Elbchen abzu-

leiten. — Der Sage von der gottlosen Krügerin A.’) liegt eine volksetymologische Deutung des Namens (A. = Koseform von Adelheid) zugrunde. Vgl. Hulkan., ) Kuhn u.Schwartz Nr. 357; Kuhn Westf. x Nr.33b; Mannhardt 2, 110% * Kuhn Westf. ı, ı (u. Anm.) u. 8. 3) Nds. 13, 393; vgl. auch JbNdSpr. 33, 451. *) Kuhn

u.

Schwartz

Anm,

zu

Nr.

ı52;

Kuhn

Westf. ı Nr. 7 Anm.; Ders. Mythol, Stud. 2, 21. °%) Germania 26, 190. % E. H. Meyer Germ. Myth. 120, ?) Mitt. des hist, Ver. zu Osnabrück2 (1850), 399 = Kuhn u. Schwartz 485; Kuhn Westf. ı Nr. 338. Ranke.

Allbeseelung s. Animatismus. Allerheiligen. Ein Fest für sämtliche

heiligen Märtyrer am ı. November ist in Deutschland unter Ludwig dem Frommen (835) eingeführt worden. In Britannien wurde es schon im 8. Jh. am

1. November (Beginn des keltischen Jahres?) gefeiert !). Auf keltischem Gebiete war das Anzünden großer Feuer üblich ?). In der Hoch-Bretagne sagt man, daß das am letzten Oktober

gesäete

Getreide das beste Mehl gebe, weil alle Heiligen dann die Felder segnen 3). Dagegen soll man in Oldenburg am A.tage nicht säen und kein Land bestellen %). Auch in Deutschland bezeichnet der Tag Sommerende (den „Altweibersommer“, s. d.) ) und Winterbeginn®). Man kann am A.tage erfahren, was für ein Winter werden”) und wie sich die Zu kunft — namentlich in Liebesangelegenheiten — gestalten wird ®). Im Ösling teilen die Mädchen unter ihre Bevor- |

264

zugten Nüsse

aus ®%), und in Northum-

berland werfen junge Leute ein paar Nüsse ins Feuer; liegen sie still und brennen sie zusammen, so weissagt das eine glück-

liche Ehe, fahren sie aber krachend voneinander, eine unglückliche 1%), Wenn an diesem Tage die Sonne scheint, sterben

viele Kindbetterinnen (Isartal) !!). Die an A. (wie die am Christtag

und

in

den

Zwölften)

Geborenen

können Geister sehen !?). Bei Gloggnitz (Niederösterreich) pflegt sich am A.abend das Volk an einem kanzelähnlichen Felsen zu versammeln und zu beten. In der Nacht fängt der Stein dann mit Windesschnelle an sich zu drehen. In ihm liegt ein Schatz verborgen ®). — I. ü.s. Allerseelen. 1) Frazer 6, 83; 10, 224 f.7; Kellner Heortologie 240 ff. *) Frazer 10,245f.; Le

Braz

Legende

2,

68f.;

Sartori

Sitte

u.

Br. 3, 262 Anm. 14. %) Sebillot Folk-Lore 3, 454. *) Strackerjan 2, 94. °) LeoPprechting Lechrain 200; Drechsler I,

153; Wrede Ezrfler Volksk. 225. In Westfalen sagt man: De allerhilligensuamer düert 3 stunnen, 3 däge äder 3 weken: Woeste Wb. 5.

® Strackerjan 2,94; John Westb. 237; Wrede Eifler Volksk. 226; Mensing Schlesw.-Holst.

264 (Kelten).

27;

Frazer

Wb.

ı,

?’) Ebd. Io,

105;

Vgl.

Anm. 26.

24o0ff.i;

Sartori

>»Ir

®%) Ebd. Anm.

Vernaleken

Alpensag. 124; John Westb. 97. *) Fontaine LZuxemb, 75. ®) Grimm Myth. 3, 476 (1105). 1) ZfVk. 21, 256. 1?!) Höhn Geburt 261. 1) Vernaleken Alpensag. 123. Das Gold,

das

in einem Tumulus

gegraben ist, steigt am dicht an die Oberfläche:

Allerheiligenmonat

von Finistere

ein-

Allerheiligentage bis S&E€billot 3, 44. Sartori,

s. November.

Allermannsharnisch (Neunhemderwurz,

Siegwurz;

Allium

Victorialis).

Il. Botanisches. Liliengewächs (Lauchart) mit netzfaserigen Zwiebelhüllen, lanzettlichen Blättern und weißlichen bis grünlichgelben, sechszähligen Blütensternen. Der A. wächst in den Alpen und Voralpen, hin und wieder auch in den Vogesen, im Schwarzwald und im Riesengebirge. In Nordtirol ist besonders der im „‚Teufelswurzgarten‘‘ (Kaisergebirg) wachsende A. bekannt !). Auch andere zauberabwehrende Pflanzen, wie die echte Siegwurz (Gladiolus communis)

"

oder in St. Gallen die Meisterwurz (Imperatoria ostruthium) ?) führen die Bezeichnung A. Ebenso wird der A. manchmal mit dem Alraun (s. d.) zusammengeworfen 3). Die ‚,Glücksalraune‘‘, die zu Beginn des 20. Jhs. im Kaufhaus Wertheim zu Berlin (!) für 1,50 Mark das

Stück verkauft wurden, enthielten die Faserhüllen des A.s %). In den Apotheken, wo früher der A. als Victorialis longa oder V. mas (im Gegensatz zur Siegwurz, der V. rotunda oder femina) offizinell war,

abergläubi-

wird der A. ab und zu von schen Leuten verlangt.

Tirol 406. ?) Manz Sar1) Alpenburg gans 70. ?) Vgl. Vonbun Beiträge 132. *) Verh. Bot. Ver. Prov. Brandenburg 48 (1906), IIT,

2. Wegen der vielen Zwiebelhüllen („Neunhemderwurz‘‘), in denen man die „Signatur‘‘ eines undurchdringlichen Panzers erblickte, gilt der A. seit alters als zauberisches Mittel, um sich hieb- und zu machen. „Etlich meystichfest nen / so yemant dißes kreutlin an halß trag / sampt der langen Sigwurtz / Victorialis genennt / daß er nit wund solt werden im kryeg / und alle sein feind Im überwinden‘‘, sagt Brunfels®. 17. Jh. äußert sich die medizinische Fakultät der Universität Leipzig, daß sich niemand weder mit dem Alraun noch mit der Siegwurz festmachen könne ®). Auch die Chemnitzer Rockenphilosophie kennt den A, als Mittel, um sich unverwundbar zu machen). Im Weltkrieg lebte der Glaube an die „festmachenden‘‘ Eigenschaften des A. wieder auf ®). Mit dem Glauben an den unverwundbar machenden A. hängt es wohl zusammen, daß er Blutungen vor allem bei heftigen (auch Nasenbluten) gute Dienste leisten soll, indem die Zwiebelhäute auf die Wunde gelegt werden oder die Zwiebel fest in der Hand gehalten wird 9). Die einmal gebrauchte Wurzel, die einem anderen zum Gebrauch weitergegeben wird, verliert ihre Wirksamkeit 2). 5)

266

Allermannsharnisch

265

Kreuterbuch

1532,

De fascinatione 813. 447 Nr. 387. 3) Manz

240.

®%

Fromann

’) Grimm Myth. 3, Sargans 147. *) Wart-

mann St.Gallen ı1; Rhiner Waldstätten 3; SAVk. 17, 64; Dalla Torre Tirol 10. 1) Stoll Zauberglauben 95.

3. Nach der Signatur der schützenden Zwiebelhüllen und als stark riechende Lauchart (s. Knoblauch) gilt der A. ganz allgemein als Hexen und allen

bösen Zauber vertreibend%). In früheren Jahrhunderten sollte der A. vor allem die ‚„‚,Erzknappen‘‘ (Bergleute)

vor den bösen Berggeistern bewahren ?2). In der Schweiz vertreibt er das „‚Doggeli‘““ (Alp) 1): die Zwiebel wird in ein Loch über der Stalltür 14) oder auch in die Türschwelle verbohrt ?®) oder in die Kästen

und Kommoden gelegt 1%). A. wird von den Kapuzinern gegeben, wenn der Käse nicht geraten will !’). In Tirol !8) gibt man

den ‚„‚vermeinten‘‘ Tieren A., in Altaussee wird er in einem Säckchen gegen das Verschreien getragen 19). Stupp von A. hilft

gegen Milchzauber bei Kühen %). Auch in Siebenbürgen mischt man den A. unter das

Pulver,

mit

Vieh räuchert 2), A. dem behexten

dem

man

das

berufene

im Vogtland wird der Vieh gereicht ?®), Der

verhexten Kuh bindet man in Dänemark

für 2 Schillinge A. an das Horn ®). Den Kindern wird ein ‚„Mannli und Wibli“ (d. h. zwei aneinander gewachsene Zwiebeln) des A.es an den Hals gehängt oder unter das Kopfkissen gelegt, dadurch werden die bösen Geister vertrieben %). Wenn die Kinder nicht saugen wollen (infolge von Verzauberung), so reibt man ihnen den Mund und der Mutter die Brustwarze mit ‚„,Neunhemlern‘‘ ein ®). u) Seligmannz, 70. ®?) Schroeder Apotheke 1685, 1093; Tabernaemontanus Kreuterbuch 2 (1731), 875. 1%) ZfdMyth. 4, 175; vgl. auch SAVk. 8, 146. 1*) Wartmann St. Gallen ıx. 2) Schw.Id, 4, 1507; ebenso im Elsaß: Martin u. Lienhart W. ı, 338.

1) Ulrich

Volksbotanik 7. 1) SAVKk. 15, 13.

*) Adrian Tirol 406. %) Alpenburg Altaussee 406 ?*) Unger u. Khu11 Steir. Wb. 15.

2)

tal

ı91,

Schullerus

Pflanzen

1916,

98.

Vorgtland 355. %) Feilberg 2) Köhler St. Gallen 11; Ordbog 4, 9. *) Wartmann vgl. Manz Sargans 56. ®) Zahler Simmen-

4. In der Greifswalder Gegend wird der A. von Eheleuten als Mittel gegen UnZur fruchtbarkeit getragen %). Geburt der Erleichterung gibt man zwei aneinander gewachsene Zwiebelschalen des A.es der Gebärenden in

Allerseelen

die Hand ”), Die „‚fingerförmig verzweigte A.wurzel‘‘, die der Gebärenden zur leichteren Entbindung auf die Brust gelegt wird 23), dürfte eher die Wurzelknolle eines Knabenkrautes (s. d.) sein. Das „Allermannsherrnkraut‘“‘, das im Harz von den heiratslustigen Mädchen am Himmelfahrtstage gesucht wurde ®), kann nicht der A. sein, da diese Pflanze gar nicht im Harz vorkommt. Möglicherweise ist die Weißwurz (Polygonatum officinale) unter dem ‚„Allermannsherrnkraut‘“ zu verstehen. Ebenso ist der

„Andermannsharnisch‘‘, der an Pfingsten gesucht wurde ®), nach der Beschreibung

nicht unser A. Auch in diesen aphrodisischen Wirkungen berührt sich der A. mit dem Alraun (s. d.). 26) Ploß Kind ı, 7. ”) Wartmann St. Gallen ı1. %) Vonbun Beiträge 132 f£.; vgl. Manz Sargans 86. %) ZfdMyth. ı, 201; Pröhle Harzbilder 1855, 84. 86. %) Kuhn Westfalen 2, 170.

5, Die Wurzeln des A.sind

verwan-

delte Zwerge, die durch die Menschen verdrängt wurden 31). 3) Wartmann

St.Gallen

ı1,

Marzell,

Allerseelen. ı. Ein allgemeines Seelenfest am2. Novemberisti. J.

998 von Odilo von Clugny

in allen Bene-

diktinerklöstern angeordnet und 1006 von Papst Johann XIX. für die ganze katholische Christenheit eingeführt worden *).

Im Volksglauben und -brauch werden auch die umliegenden Tage mit einbezogen, wie überhaupt die dem Wiederkommen der Seelen eingeräumte Zeit viel länger ist ?). So dauert die bayrisch-

Österreichische Seelenzeit vom 30. Oktober bis zum 2. November. In der Ober-

pfalz freuen sich die Seelen das ganze Jahr auf diesen Tag und seine Oktave und zeigen sich oft 14 Tage vorher als kleine Lichtlein, damit man ihnen zu Hilfe komme 3). Die Seelen haben schon vom Mittagsläuten am Allerheiligentage an Freiheit, das Fegefeuer zu verlassen und ihre alten

Wohnungen wieder aufzusuchen. Am andern Morgen beim ersten Läuten müssen sie wieder von dannen%. Anderswo beginnt das Läuten erst später, nach-

268

f

269

mittags oder abends oder um Mitternacht,

und wird mitunter bis zum Mittag des A.tages fortgesetzt ®). In Eweringen läuteten früher in der Nacht vor A. die Glocken fortwährend, wodurch man die flehenden Stimmen der Verstorbenen ver-

sinnbilden ll)

tori

(Milch,

Sitte

Heortologie

u. Br. 3, 259 ff.;

242 £.;

ferner

Sar-

Frazer

6, 51 ff,; Sartori Speisung d. Toten 46 ff.; Meyer German. Myth, 74; Pfannen-

schmid Erntefeste 443; Feilberg Jul I; Volkskunde ı5, 135 ff. ?) Eisen-Erkes Estnische Myth. 43. 3) Schönwertlıaı, 283. ‘) Zingerle Tirol 176; Hörmann Volksleben 185. 188. 5) John Westb, 96; Schramek Böhmerwald 166; Volkskunde ı4, 173{f. 180; I5, 205; Sartorig3, 260 A.5. %) Fontaine Luxemb. 75.

2. Schon am Tage Allerheiligen werden die Friedhöfe gereinigt und die Gräber geschmückt 7). Am Abend beginnt der Besuch ®%. Die Gräber werden, um die Qualen der Seelen im Fegefeuer zu lindern, mit Weihwasser besprengt ®, und es werden Speisen daraufgestellt (Brot, Wein, Bohnen) ) und Kerzen oder Lämpchen darauf angezündet !). An Gräbern von Selbstmördern darf kein Licht brennen, sonst werden die Kinder wieder

Selbstmörder !?).

Die

Lichter

sollen

die

Seelen anlocken und ihnen den Weg zum Ruheplatze ihres Körpers weisen; man sagt auch wohl, daß sie sich daran wärmten 1). Aber die Absicht, durch das Feuer eine sichernde Schranke zwischen sie und die Lebenden zu setzen, spricht auch mit. Um Iglau soll das auf den Gräbern angezündete Licht die bösen Geister vertreiben 14).

Esten

7) Sartori 3,260 A. 6. ®%) Leoprechting Lechrain 199; Reiser Allgäu 2, 170; Meier Schwaben 452; Wrede Rhein, VAde. 277. *) Sartori 3,261 A.9. ) Zingerle Tirol 226; Meyer Baden 510; Birlinger A. Schw. 2, 136; Höfler seelen 6f. 81i.; Sartori 3, 262,

2) Drechsler ı, 179; Schramek

Meyer

Baden

601;

304; John Böhmerwald

Wrede

AllerA. I6.

Westb. 97. 165. 167;

Rhein.

Vhde.,

277; Fontaine 75; Volkskunde ı4, 178 f. »”) Drechsler ı, 153. !) Z{Vk. 17, 382 ff. 14) Ebda. 6, 41.

3.

In

den

Angehörigen

Häusern

lassen

Wasser,

angedeihen. Auf dem Speise und Trank

Brosamen)

für

sie

ste-

werth tori 3, mann 176f.; 3, 342.

270 TI, 283; Volkskunde 14, 177f.; Sar261. ?) John Westb, 97. %) HörVolksleben 186; Zingerle Tirol Grohmann 198 (1391); ZfdMyth. ®%®) Boecler Ehsten 89.

hen ?!®). Ins Feuer wird Mehl geschüttet zur Kühlung der Leidenden im Fegefeuer. 4. Auch beim Gottesdienst in der Zu gleichem Zwecke essen die Leute kalte Kirche werden Lichter für die armen Milch, und die Hauswirtinnen spritzen Seelen angezündet %). Für sie werden den Mägden davon ins Gesicht, damit sie auch allerlei Speisen und Gebäcke an nicht schläfrig seien, wenn sie ins Gras den Altären geopfert ?), gehen 16). Keine leere Pfanne darf 26) Sartori3,26r A.Iı. 7) Birlinger über dem Feuer stehen, damit sich nicht Volksth. 2, 210; Leoprechting 199; eine arme Seele dareinsetze!’), und keine Höfler Allerseelen 25 f.; Stemplinger Aberglaube 61 £. Ofengabel verkehrt hingestellt werden, denn das schmerzt sie 1%). Man darf 5. In dieser Zeit sind die Seelen auch kein Messer mit der Schneide überall zugegen. Sie gehen mit nach oben auf dem Tische liegen lassen, | um den Altar und zum Opfer ®), wandeln die armen Seelen müßten darauf sitzen, um die Kirche herum *) und sitzen auf Die Tür darf nicht knarren und nicht der Totenbahre %®). Weit verbreitet sind zugeschlagen werden !®). In den ostdie Sagen von der Geistermesse (s. d.) deutschen und letto-russischen Gebieten in der Kirche, deren Besuch für die Lewird den Seelen Gelegenheit zum Baden benden gefährlich wird %). Jeder Schmuck geboten 2%). Auf dem Herde wird Feuer muß dabei von den Altären und Bildern angezündet oder bleibt brennen; daran entfernt sein, sonst würden die Toten alles sollen sich namentlich die Seelen, die die in kleine Stücke zerreißen ®), Auf dem „kalte Pein’” leiden, erwärmen %). Auf Oybin halten die Erdmännchen am den Tisch in der Küche oder in andere Abend des Allerheiligentages GottesRäume werden brennende Lichter dienst 3). Stellt man sich nachts auf gesetzt. Vor ihnen betet man für die einen Grabhügel, so sieht man alle, die Ruhe der Seelen; das Licht verhilft ihnen im nächsten Jahre sterben sollen, zum ewigen Lichte ?). Wessen Licht am über die Gräber gehen %). Auch die Toten ersten erlischt, der stirbt vor den selbst nennen diejenigen, die im nächsten andern ®). Die ganze Nacht hindurch Jahre sterben ®), brennt eine Lampe, die aber nicht mit 3) ZfidMyth. ı, 240 (9: Mosel); Zingerle Oel, sondern mit Fett oder Butter Tirol 177 (1473). ?%?) Rogasener Familienblatt gefüllt ist, damit die Seelen ihre Brand5,3. ®) Zingerle 177 (1474). %) BoltePolivka 3, 472; Sartori 3, 259 A.z; wunden kühlen können ?). Bei den

wollte 9).

Kellner

Alterseelen

mögliche Pflege Tische bleiben

ersucht

am

Schlusse

der

Bewir-

die

den Seelen der Ihrigen alle

Kühnau Sagen 1, 212f. 375f.; Posen 136ff. %®) Drechsler

Knoop I, 154.

tung in der Badstube der Hausvater die Seelen der Verwandten nunmehr ihres Weges zu gehen, sich aber zu hüten, auf das Roggengras zu treten und die Wurzeln zu verletzen ®),

Progr. v. Schäßburg 1863, 21 (11); vgl. ZfVk. 8, 400 (Bayern); * Frazer 6, 73. ®) Sebillot Folk-Lore 4, 131.

3) Schönwerth Oberpfalz ı, 283; Pan zer Beitr. 2, 103; Zingerle Tirol 176 (1468); Volkskunde 1ı4, 176f.; Sartori 3, 262 A. 16; ZfVk. 18, 376; Eisen-Erkes Estnische Myth. 44. }°) Grohmann 198. ”) Rosegger Steiermark 382. 1%) Bavaria 3, 309 (Oberfranken). !*) Pollinger Lands-

vorsichtig sein, denn sie sitzen auf jedem

hut 224; Rosegger Steiermark 382. 20) ZfVk. 18, 376; Eisen-Erkes 44. 2) Schönwerth ı, 283; Zingerle Tirol 177 (1472); Rosegger 381; Volkskunde 14,176 f.; Sartori3, 261. ®) Schön-

üb

267

Y

33) Meiche

Sagen 335 (435).

%*) Schuller

6. Die Seelen besuchen ihre Gräber), wandernals Lich ter auf dem Kirchhofe 3) und schweben als Vögel um die Grabsteine ®). Man muß sehr

Grashalm des Kirchhofes®) und auf allen Feldern und Wegen®). In den Alpenländern werden sie als Kröten

sichtbar,

denen

man

daher

nichts zuleide tun darf 4). Sie fahren im Winde durch die Luft *) und zeigen

271

Allerseelen

sich als weiße Ne be 1%).

sie nur besonders aber

man

singen durch durch

Sehen können

begnadete

kann

sie

um

Menschen;

Mitternacht

hören 44). Oder sie machen sich

Knistern

Ächzen

im

Zimmer

unter

der

oder

Erde

auf

dem Kirchhofe bemerkbar %®). In der Um-

gegend von Dinan reiten sie die Pferde, die die Landleute auf den Feldern gelassen haben *%).

%) Schönwerth 1,281 (4); Drechsler ı, 154. ®) ZfidMyth. ı, 242 (Mosel). 3)

443.

Drechsler

ı, 153;

vgl.

Sebillotz,

®) Volkskunde 14, 174 f. *°) Ebd. 14,175;

Drechsler

ı,

ı54;

Sartori

3,

259.

“) Zingerle Tirol 178 (1477); Rosegger

Steiermark 382. *) Zingerle 176 (1469); Volkskunde 14, 173; Festschrift f. Ed, Hahn 1917, 248. %3) Sebillot 2, 140. *t) Drechsler

ı, 154.

%)

Birlinger

389; Baumgarten 4) SEbillot 3, 118.

7. Wer

sich

im

4.

Jahr

Schwaben

u.

s.

Dunkeln

Tage

I,

30.

ins Freie

wagt, muß sterben #7). Überhaupt ist die

Nacht von Allerheiligen auf A, voll von Spuk und Zauber, und alle Geister schal-

ten frei ®%), Der um %).

ewige

Versunkene

Jäger

Städte

zeigen

zieht

ihre

Schätze®%®) und lassen ihre Glokken hören #), Manche Verrichtungen sind am A.tage verboten): Man

soll kein Korn säen 5) und nicht auf die

Gemsjagd gehen 5%). Solange ein Lumpen, am A.tage auf einen Baum geworfen, hängen bleibt, ist das Vieh vor dem „„Vermeynen‘‘ sicher ®). Durch das „Totenbahrenziehen‘‘

erhalten, was man

kann

wünscht %),

man

alles

“) Sartori 3, 259 A.3. %) Panzer Beitr. 1, 46; Bohnenberger 7”; LeoPrechting zoo; Hörmann Volksieben 188; Hartmann Westfalen N.F. 43; Volks-

kunde

billot hut

104.

ı4,

ı21;

181;

Höfler

2,353.429.

Sebillot

*) Ebd. 2, 451.

Allerseelen 3;

®) Pollinger x, 178.

%)

Lands-

Ebd.

®) ZfVk 4, 405

S6e2,

(Un-

garn); Volkskunde ı4, 175. 176. 5) Strakkerjanz2, 94. *) Baumgarten Jahr u. s. Tage 30. ®) Schönwerth ı, 310.

56) Zingerle Tivol 177 (1474). 8. Für die Lebenden sind besondere Speisen vorgeschrieben. Die vegetabilischen und Milch

überwiegen durchaus. Man glaubt damit den Seelen wohlzutun ”). Man bespritzt sich mit der Milch oder spritzt sie gegen

272

den Herd, darf nichts davon verschütten

und nicht zu viel davon essen 5), Im Moseltal wird am Allerheiligenabend in jedem Hause Hirsebrei gegessen;

so viel Körner

man

Fegefeuer 5). Gebild-

brote in verschiedener Gestalt werden in Menge angefertigt und an Familienmitglieder und Dienstboten verteilt ®). Sartorigz3, 263 A.23;

Seelen 7 ff.

®)

John

Höfler

Westb. 96 f. 179.

Aller-

®)

Se-

billot 3, 515. ©) Höfler Allerseelen 7 f£. John Westb. 96. 97. 179. 291; Hörmann Volksleben 190; Baumgarten Jahr u.s. Tage 30; Volkskunde 14, 1ı38ff.; Sartori

3, 263

A.22;

Franz

Benediktionen

ı, 596.

9. Vor allem werden die Armen mit solchen Spenden bedacht, oft durch

Stiftungen und Vermächtnisse %). In Basel werden noch im 15. Jh. Stiftungen

erwähnt „pro panibus super sepulchro ipso ponendis et postea pauperibus ero-

gandis‘‘ 2), In Lüsen stellt man Milch und Krapfen am Vorabend des A.tages

nach dem Nachtessen läßt sie unberührt bis stehen, wo sie an Arme Anderswo macht man

kochten

Bohnen %).

auf den Tisch und zum andern Tage verteilt werden %), es ähnlich mit ge-

Übrigens

wird

in

Tirol an die Hausarmen auch Flachs und Werg verabfolgt %).

“) Schönwerth ı, 284; Reiser Allgäu 2,172; Birlinger Volksth. 2,166; A, Schw. I, 135; Sartori 3,262 A. ı8. ®%) Höfler Allerseelen 6, ®%) Zingerle Tirol 176 (1468). %) Ebd. 226. %) Hörmann Volksleben 191.

10. Auch für die Kinder fällt vieles ab. Sie werden (wie auch an Allerheiligen) von den Paten mit Brot und Kuchen beschenkt %®), ziehen aber auch — wie die Armen — von Haus zu Haus, singen und empfangen „um der armen Seelen willen‘‘ Gaben an Äpfeln, Getreide, Mehl, Schmalz, Geld, vor allem aber an Brot ®).

In Ehingen a. D. suchen sie auf den Gräbern kleine Münzen, die Mutter oder | Geschwister dorthin gelegt haben, und kaufen sich Gebäcke ®).

dafür

‚,Seelenbirnen‘‘

oder

%) Birlinger Volksth. 2, 135; Pollinger Landshut 224; John Westb. 119. 120; Baumgarten Jahr u. s. Tage 30; Sartori 3, 263 A. 20; Höfler Allerseelen 17. 26. 29; ©) Zingerle Tirol 223 (1782);

Almadel—Almosen

Baumgarten

167; Böhmerwald Westfalen Ders. 2, 135. Schw.

ißt, soviel Seelen be-

freit man aus dem

5”)

273

3, 263 A.2I; Sartori ®@) Birlinger A. 168. Sartori.

Künste

der

eine

Almadel,

Schramek

30;

Jahr

über-

zur

natürlichen Erlangung von Wissen und Kenntnissen, nach Albertus Magnus!) Das Wort auf Salomo zurückgeführt.

wird wohl von 795 ‚lernen‘ und 58 ‚, Gott“ kommen und „Lehre Gottes‘‘ o. ä. bedeuten (vgl. auch ars notoria). Auch die

armandelles‘‘

„sciences

des

Jean

Belot,

die 1623 von der theol. Fakultät in Paris

verdammt wurden 2), sind vermutlich dasselbe. Agrippa von Nettesheim ®) macht A. zu einem Araber, der über die Geomantie geschrieben habe, während das vierte, apokryphe Buch der Occulta phi-

richtig ‚,‚Salomos Tafel A.‘ man benutze, um Orakel zu

losophia *) nennt, die

erhalten. Auch eine Ausgabe der Claviculae Salomonis erwähnt in dem Titel „Les vraies Clavicules du Roi Salomon par Armandel‘‘®) wohl diese Schrift (s. 0. sc. armandelles).

GeheimwissenschafK. Kiesewetter ten 2. Aufl. 306; ders. Faust 88. 341; Delrio 1)

Disquisitionum magicarum likri sex. (Mainz 1606) 1, 237. ?) Feret La Facult& de Theologie de Paris. Ep. mod. 3 (Paris 1904), 497. ®) 1, 273. 4)

5)

4, 101.

Graesse

Tresor

de livres yares

et pröcieux 2 (1861), 196 nach Catalogue FilJacoby. heul p. 81 ff. (manuscr. franc).

v. Megenberg

Konrad

Almandin.

be-

schreibt den A. als einen in bunten, mannigfaltigen Farben schimmernden Stein; er „zerstört jedes Gift, verleiht dem

Menschen Sieg gegen alle Feinde und die

deuten zu können‘‘!). Gabe, Träume Schade behandelt ihn unter ‚‚,alabanda‘‘ und hält ihn für eine edle Granatart, deren Farbe vom Kirschrot bis zum ‚völ-

ligen

Braun

wechselt %.

Andere

wollen

unter ihm den Rubin oder eine Spinellart verstehen. Zedilers Bezeichnung ‚,carbunculus Alabandinus‘‘ weist auf den

Granat

hin %.

In

E. T. A.

Hoffmanns

Erzählung ‚Die Bergwerke von Falun‘‘ entdeckt Elias Froböm den kirschrot funkelnden A., der schön ist wie ein

Rubin

und

verbunden

mit seinem

ist %).

Liebesglück

eng

274

1) Buch der Natur 375. %) Schade 1320 (Plin. ».h. 36 8 63). °%) Zediler I, 1285. Olbrich. 4) Ausgabe Hesse 6, 112.

Almosen

(s. a. Armenr).

I. A.

gr.

kl\enpochvn, kirchenlat. eleemosyne, über das gallisch-roman. al(i)mosna schon ahd. eigenem aus alamuosan !), Opfergabe oder höhere Besitz an Mitmenschen Mächte um des Heiles einer Seele willen:

erlösendes

A.



oder

als

Mittel

abwehrengegen Schadenzauber: des A. Es verbinden sich hier die christliche Vorstellung der A.pflicht Besitzen-

der gegen Notleidende und der heidnische Drang, sich des Wohlwollens gefährlicher Dämonen durch Opfer (s. d.) zu ver-

sichern, ehe diese schaden können, nachdem sie zu schaden begonnen. 1)

Kluge

Etymolog.

Wb.

oder

ı2.

2. Zur Lehre der christlichen Moral, die das A.geben als eine Pflicht der Nächsten-

liebe gebietet ?), tritt von Anfang an die Ansicht einer sündentilgenden Wirkung des A.s, gestützt auf Außerungen der Schrift 3%), klassisch formuliert durch Chrysostomus: pauper venit, qui

paradisum vendit, et dicit: da panem et accipe paradisum *); Augustinus: eleemosynis... purgantur quotidiana peccata, und: defunctorum animas pietate suorum viventium relevarı °) ; Innocenz I1L.: eleemosynas ... posse prodesse defunctis credimus ®). Die ‚,Verdienstlichkeit‘‘ und

Pflicht

des

A.s

werden

seit

dem

Auf-

treten der Bettelorden noch unterstrichen. erlösende Dieser leichter faßbare Charakter des A.s leuchtet allgemein dem

Volksempfinden ein (s. a. fasten). a) Man gibt A. nicht nur zum Heil der eigenen Seele”), sondern auch zur Errettung fremder armer Seelen (s. d.) ®, besonders der Seelen umgehender Ver (s.d.)® und verstorbener brecher A.verweigerer. Das heidnische Opfer zur Abwehr der Toten erscheint in eine Spende zugunsten der Toten umgesetzt, schon im Frühchristentum und nicht spezifisch christlich; das alte Totenopfer erhält sich noch in dem Brauch, Brosamen und Krugreste den armen Seelen

zu spenden 1°), Kein A. austeilen verdirbt. Wer hartherzig gewesen ist, muß seine

275

Almosen

Schätze

umgehen,

hüten !)

bis

oder

die

nach

dem

nachgeholten

erlöst haben !?), Ähnlich

müssen

A.

Tode

ihn

durch

Betrug gesammelte Schätze als A. verteilt werden, damit der gebannte Geist erlöst werden kann ®®). Besonders rohe Verweigerung des A.s kann sogar plötzlicher Untergang treffen !!), oder man wird noch in diesem Leben von einem Strafwunder befallen, von dem nur A.geben befreit !®). Entsprechend verwandelt sich ein aus Geiz beschnittenes Brot, das einem Heiligen als A. gereicht werden soll, in Stein !9). Die Hinterbliebenen spenden A. für das Seelenheil des Verstorbenen nicht nur an Arme (Thüringer „Armenspende‘‘, Siebenbürger ‚, Tränenopfer‘‘) !?), sondern auch an Mönche und Weltgeistliche 18), Neben dem besonderen Anlaß eines Todesfalles bestehen allgemeine

Gabentage,

in

erster

Reihe

natürlich

Allerseelen, wo in Böhmen Söllawecken = Arme-Seelen-Wecken verteilt wer-

den 1), Karfreitag (A.gröschel, gute Freitagsgröschel) 2), aber auch jeder Sonntag 2);

es

werden

A.

in

St. Valentins

Namen gesammelt (Augsburg 1472) 223). Man errichtet schließlich A.stiftungen

an Kirchen, die man nicht beschneiden darf 2), Wenn eine solche A.spende ver-

nachlässigt wird, kommen

ter selbst,

den

b) Das

Pfarrer

erlösende

A.

zu

die toten Stifmahnen ®4),

bringt

zuletzt

nicht nur ewigen, sondern in vergröberter

Auffassung Vorteil,

wie

Sprichwort

auch

das

schon

besagt:

zeitlichen

allgemein

‚„Almose

verbreitete

ge

armet

nid‘ ®), So spendet ein Mildtätiger seine ganze Ernte als A., zum Lohn wird seine Scheune durch Wunder wieder gefüllt 2%); gegebenes A. verhilft zu einer rettenden

Warnung ?). Noch deutlicher erhellt diese drastische Auffassung daraus:

‚,Was-me?

zur vordere Tür us z’Allmuese gid, chund

zur hindere dopplet wider ine‘;

„Zürich,

deine A. erhalten dich!‘ (1688) ®); denn

„d’Almose® Jüge? net‘, sie bringen schon zeitlichen Nutzen ®). ?

Wetzer

u. Welte

ı, 569ff.;

Her-

zog-Hauck ı, 381 ff. % Daniel 4, 24; Luk. II, 41; Matth, 23, 31rff. ‘) Chrysosto-

276

mus

Homilia

stinus

Serm,

de eleemosyna IX,

ırx,

17;

c. 3.

5) Augu-

Lucius

Heili-

genkult 27. % Denzinger Encheiridion Symbolorum et Definitionum 15 427; vgl. Ca techismus Romanu IVs , c. 149g. 16, 3. ?) Klapper Erzählungen Nr. 131. ®) Alemannia 2, 142; Kühnanu Sagen ı, 205 f. * Mackensen 1ı3 Nr. 16. 2) Lucius Heiligenkult

27;

Grohmann

190;

Baum-

garten Aus der Heimat 1869, 126. 2) Heyl Tirol 60 Nr. 17. !?) Strackerjan ı, 247; Alpenburg Tirol 208; Birlinger Aus Schwaben

1,211;

Meier

Schwaben

I,

269;

Meyer Aberglauben 351. 13) Birlinger Volksth. 1, 70; Alpenbur g Tirol 383. MM) Grässe Sachsen 2, 354; ZfdMyth. 2, 350f.; Böckel Handbuch 369. 3) Hey Tirol 158 Nr.60; Rochholz Sagen 2, 47; Klapper Erzählungen Nr. 142. 1%) Bavarıa 1, 315. ») Witzschel Thüringen ı, 260; Speisen und Kleider: Kondziella Volks-

epos

140 f.;

Malter

Brot:

Hess.Bl.

4, 10;

Geld:

R eiser Allgäu 2, 307. 1) Belege mittelalterlicher Dichtung: Kondziella Volksepos 36. »”) Schramek Böhmerwald 166 f.; Grohmann ı90; Baumgarten Aus der Heimat 1869, 133f.; Heyl Tirol 762 Nr. 54. ») Drechsler ı, 9ı. ?) Birlinger Volksth. 2, 458 (Schaffhausen). ?) Birlin ger

Aus Schwaben

holz

Nr. 14.

Sagen

ı, 146.

Nr. 32.

23) SchweizId. Wb.

1,

z, 93.

%)

2%) SchweizId.

SchwäbWb.

lungen

2, 396.

146.

2%)

®%*)

Ebd. 2, 395;

Heyl

ı, 192;

Klap

2”) Vernaleken

ı, 192.

%)

Roch-

Tirol

455

Fischer per

Erzäh-

Mythen

Fischer

79.

Schwäb.

3. Neben diese christliche, erlösende Seite des A.s tritt eine abwehrende Eigenschaft, die dem heidnischen O pf e rbrauch im Kampf gegen böse Mächte entspringt ®) (s. a. Abwehrzauber). a) Am klarsten erhalten die A. nach der Ernte (auf dem Feld wird Sammlet ge-

lassen),

nach

dem

Ausdreschen,

nach

der Obsternte den Sinn der heidnischen Getreide- und Obstopfer (s. Opfer) %). Finnische Gebräuche zeigen deutlich die alte Opferform an hilfreiche Geister und bedrohliche Tiere, die das Christentum in A. für die Armen, besonders Witwen und Waisen, umgewandelt hat ®). Alte heidnische Opfer an Gottheiten bleiben als A. an Mönche und ihre Heiligen, die geradezu einen Zoll erheben, wie es einst Arndt auf einer Donaureise erlebt hat 33). Um vor dem Dämon des bösen Blicks des Bettlers geschützt zu sein, muß man das verlangte A. geben, ein allgemein verbreitetes Gefühl 3%), Namentlich eine

277

Almosen

Schwangere soll um jeden Preis allen Bettlern ein A. spenden ®), Der erste Bettler nach Geburt eines Kindes oder beim ersten Hervorgang der Wöchnerin bekommt ein Stück Brot, um Unglück fernzuhalten %®). Daher verteilt man auch A. am Hochzeitstag”). Ebenso gibt man beim Viehkauf dem ersten begegnenden Bettler oder Armen den ‚,Gottesheller‘* {s. d.), damit das neu erworbene Vieh gedeihe 3). Vor allem gefährlich sind Zigeuner-Gräfinnen: wenn sie ihr gewünschtes A., hauptsächlich Speck, nicht erhalten,

lassen

sie

das

Haus

verbrennen

(Luzern 1739) ®). Man schickt aber auch keine reisenden Handwerksburschen unbeschenkt fort ®). Sie könnten sich rächen wie die wandernden Müllerburschen der schlesischen Sage, die bösen Zauber über die ungastliche Mühle senden #). Nicht immer kann der Bettler mit dieser Abwehrsorge rechnen; daher suchte man sich einst A. auch durch andere Mittel zu

erzwingen, z. B. den Glauben, ‚wann einer ein von einem Aussezigen gebettletes Stuck Brot esse / könne einem solchen niemand kein A. mehr versagen / ob ers gleich weder werth noch nottürfftig sey‘‘ 22). ugen wohnt de Wirkung Dievorbe allgemein dem A. inne, wie einer Tiroler A.spende, die seit einer Pest im 14. Jh. eingeführt ist ®), oder der alljährlichen Verteilung eines halben Tagesertrages an Käse und Zieger unter die Armen in der Johannisnacht zur Fernhaltung der so gebannten Viehseuche %*). Gegen „Antoniusfeuer‘, eine Art Bräune, schützt das kirchliche Opfer von Antoniusferkeln, die Österreichische Bauern im Herbst einst Mönchen als Fürbittern dargebracht ®). A.geben bewahrt sogar vor dem Feind %). fürchtendes zu b) Wie man Unheil

durch

A.

bannt,

so wendet

man

böse auch wirklich eindringende Mächte durch A. zwingend ab. Man schleudert verfolgenden Irrlichtern einen Sechser zu, um sie unschädlich zu maMelusina, chen #). Wenn der Wind, heult, muß man Mehl und Salz, auch Butter, in den Ofen oder zum Fenster hinaus werfen ®) oder Salz und Mehl, auch

27 8

drei A., in die Luft streuen (s. tern) ®). Gerade diese stilisierte Gaben als drei — weiße (s. übt eine besondere Zauberkraft;

WindfütForm der d.) — A. sie gelten

als sehr „‚vornehm‘“‘, d.h. wirksam, um einen Wunsch zu erreichen, z. B. Mehl,

Milch, Eier ®). Merkwürdig ist eine frühere Schweizer Gewohnheit, einem regelmäßig erscheinenden, weißgekleideten Zug von Zigeuner-Wahrsagern von jedem Hausbesitzer drei weiße A. (Eier, Mehl, Butter) zu verabreichen 9). Eben drei A. finden

sich auch als Bußvorschrift °). Der Druck

derDru d (s. d.) wird verjagt, wenn man zu ihr zu sagen vermag: „Komm morgen um Salz zu mir‘‘, wozu diese dadurch gezwungen wird, oder sie wird auf 12 Uhr mittags des andern Tages bestellt und mit Brot und einem Viertelkreuzer lautlos abgefertigt 53). Man spricht zur Drud, sobald sie zu drücken beginnt: ,, Komm um drei A.‘ 54), ‚Komm morgen um die drei weißen Gaben‘‘ (ein Ei, eine Hand voll Salz und eine Handvoll Mehl) °). Die drei A. vertreiben auch andere Krankheitsgeister. Die Urheberin einer Krankheit wird durch Verbrennen des behexenden Federkranzes im Bett genötigt, dreimal etwas Weißes zu verlangen: Salz, Mehl, Kreide; hier wird umgekehrt durch die Verweigerung der

A. ihre Macht

gebrochen ®)

(s. leihen).

Sonst müssen auch dazu die drei A. gegeben werden, und zwar an Arme, so zur Bekräftigung eines Spruchs gegen Fieber, Friesel, Brand, Rotlauf, neben wiederholten dreimaligen Gebeten, die Spende jedesmal aus der rechten Hand des Kranken ”). Dies dreifache A. soll etwa Geld, Brot und „‚Schmutz‘‘ (Fett) sein ®)

oder

Brot,

Wein

und

Geld ®).,

Es

be-

deutet ein Mißtrauen gegen die Zauberkraft des A. selbst, wenn mit dem A. der Wunsch verknüpft wird, der Beschenkte solle für den Leidenden beten ©). Diese Macht zeigen aber drei A., die die Mutter für das kranke Kind morgens nüchtern und

unbeschrien

heischt, um

eine Suppe

daraus zu kochen %). So haben auch silberne Ringe aus erbetteltem A. die Kraft, „gewisse‘‘ Krankheiten zu heilen (s. betteln) %). Die gleiche wiederherstellende

279

Almrausch— Aloe

Wirkung wird für den Milchsegen des Viehs erwartet. Nach dem Kalben gibt man der Kuh selbst deshalb drei

weiße A.: Milch, Mehl, Butter oder auch an Arme Geld, Brot und Schmalz ®).

Nach dem Aussäugen opfert man den Armen drei Häfen voll Milch, um dadurch die Kuh zum Milchgeben für den eigenen Gebrauch zu veranlassen %). Ein Segensrezept des 16. Jh.s gebietet, nach Anbringen eines Amuletts die erste Milch, die in den Kübel kommt, dem ersten

Menschen zu geben,

der um ein A. bit-

tet, „unde acht nicht, wer er sey‘‘ ®), Wenn es nicht Käse und Anken geben will, soll man drei A, von einem, der sie um Gottes Willen geheischen hat, an einem Sonntag zu bekommen suchen und mit Angelikawurzeln der Kuh zu lecken geben, dazu vor dem Käsemachen drei Stäpfli Salz in das Kessi schütten %).,

Damit man mit gekauftem Rindvieh Glück habe, soll es (neben andern Mitteln) über beliebige Geldstücke, die einem

Bettler geschenkt werden müssen, den Stall betreten °), Anderseits darf man wieder, wenn eine Kuh gekälbert, drei Tage nichts aus dem Haus geben, auch kein A. ®). So erscheint das A. als ein hilfreicher Verbündeter im Kampf gegen böse Geister aller Art.

3%) Heckscher ı39; Grimm MyA. ı, 34. 9) Eberhard Landwirtschaft 7. 9. 12; vgl. FFC, Nr. 66, 161—209. %) FFC. Nr. 66, 187. ®) Heckscher 140. *%) Seligmann Blick ı, 9_ıf. 3451; Seligmann Zauberkraft x25. 135; Meyer Baden 346; Zingerle Tiyol 222; Sartori Silte u. Brauch

2,

170.

%)

Südbaden;

vgl.

Krauß

Sitte u. Brauch 536; Baumgarten Aus der Heimat 1869, 27. 32. 3%) John Westböhmen 108. ”) Birlinger Aus Schwaben 2, 297; Zingerle Tirol 21 Nr. ı31. ®%) Kuhn West-

falen 2, 63; ZirwVk. z, 293; Sartori Sitte u. Brauch 2, 140. %®) Lütolf Sagen 252 f.; vgl. Anm. 51, ‘) Meyer Baden 346.

4“) Peuckert

logra (1675) 149.

4)

46)

ner

Lütolf

Klapper

g3f.

*)

43) Heyl

Sagen 115.

Tirol

757

Magio-

Nr. 33.

%) Heckscher

Erzählungen

Reuß 207. %)

Anhorn

Nr. 55.

Grohmann

140.

*) Brück-

zf. *)

Bir-

linger Aus Schwaben ı, 100. ®) Lütolf Sagen 555 Nr. 567; Alpenburg Tirol 267;

Laistner Sphinx ı, 184. ") Rochholz Naturmythen 24. 5) Friedberg Bußbücher 5.

%) Vernaleken Mythen 270f. *) Zingerle Tivol 70 Nr. 593. %) Z{fVk. 8, 306;

280

Alpenberg Tirol 267. 302. %) Strackerjan! ı, 359 8 238d. ®) Höhn Volksheilkunde 1, 157. ®%) Meyer Baden 564. ®) Ebd. 347. °) Ebd. 347; Höhn a.a.0O. ®) Meyer Baden 43. %) Anhorn Magiologia 226; vgl.

Clemens

Alexandrinus

4b. IIT pae-

dag. c. 2; Rockenphilosophie (1706) 400, c. 84. ®) Eberhard Landwirtschaft 17. %) Ebd. 17; Schönbach Berthold v. R. 132. ®) Buchmüller Beatenberg 421. %) Eberhard Landwirtschaft 15. ”) Schramek Böhmer-

wald 240.

Müller-Bergström,

Almrausch s. Alpenrose. Almtier s. Alpgeister. Alo&. I. Pflanze. Die Droge stellt den eingetrockneten Saft von afrikanischen

und westindischen A.arten (hauptsächlich von A. ferox) dar, der aus den dickfleischigen Blättern gewonnen wird. Eine Reihe von A.arten werden als Zierpflan-

zen in Zimmern

gezogen.

Im Volke wird

nicht selten die amerikanische Agave (Agave americana), die alle hundert Jahre nur einmal blühen soll), als A. bezeichnet. Offenbar als Sympathiemittel werden A.blätter bei Nasenbluten aufgelegt ?) und gegen Krämpfe benutzt 3). Im Orient gilt die A. als Mittel gegen Hexerei und Zauberei %). 1) Z.B.

®) Urquell

54;

FL.

II.

Manz

4, 279.

19,

469.

Name

Sargans

*)

148.

?) Ebd.

Seligmann

einer

der

Blick

70.

2,

Marzell.

heiligen

drei

Frauen im Segen ®). Ein Zauberwort aAwv steht bereits auf einer antiken Hagelbeschwörung ©). Im koptischen Physiologus wird ein dem Phönix paralleler Vogel Allo@ bzw. Allö€ genannt 7); da dieser Vogel mit

der Auferstehung Christi in Beziehung gesetzt wird ®) und die Frau des Segens eine der 3 am Grabe Jesu weilenden Frauen ist, könnte eine Verbindung bestehen. Erwähnt sei auch, daß der hebr. Name m»7 (der Murmeler, Beschwörer)

Neh. 3, 12 ’A\Mw7%6 I0, 24 ’AlwYg geschrie-

ben wird;

es gab also einen bibl. Namen

dieses Klanges.

Nach von Lemm

Vogel seinen Namen Pflanze &A6n.

vermutlich

hat der

von

der

5) Kronfeld Krieg215; Frischbier Hexenspr. 36f.; ZAVfVk. 5, 37. °% Heim Incantamenta 542. ?) O. von Lemm Koptische Miscellen x (1914), 231. ®% ErmanKrebs Aus den Papyrus d. königl. Museen (1899), 251. Jacoby.

281

Aloysius— Alp

Aloysius, hl., S. J., geb. 1568, gest. 1591, 1726, durch Papst heilig gesprochen Benedikt XIII. i. J. 1729 zum Patron der Jugend, besonders der studierenden, er-

hoben, Fest 21. Juni !). Irrigerweise mit Loy, dem zu Cadillac bei Limoges geborenen, 659 als Bischof von Noyon gestorbenen Eligius, afrz. Eloi, gleichgesetzt, z. B. in Bechsteins Deutschem Sagenbuch, wozu u. a. die bayrisch-mund-

artliche Form Loisl (Aloys) leicht führen konnte. Bei Seligmann, Der böse Blick 2, 352—9353,

ist „sant

Alar‘‘

in Schutz-

gebeten für Pferde aus der Niederbretagne mit hl. A. wiedergegeben und von Prozessionen von Pferden um Kapellen des hl. „A‘* und von Weihegaben an „„diesen‘‘ zum Heile der Pferde oder gegen Pferdekrankheiten gehandelt. Hier liegt entweder eine ähnliche Verwechslung vor oder eine Übertragung, da sonst der hl. Eligius in Frankreich als Patron der Pferde verehrt wird, Translationsfest 25. Juni. Auch in Deutschland galt Eligius als Patron für Pferde in seiner Eigenschaft als Patron der Schmiede

(s. Eligius).

1) AA.SS. 21, Juni IV, 914—1057.

Wrede.

Alp (Alptraum). ı. Wesen u. Entstehung des A.traums. — z. Der A.mythus, — 3. Benennungen des As, — 4. Beschreibungen des A.s. — 5. Wer ist der A.? — 6. Warum drückt der A.? — 7. Tätigkeiten des A.s. — 8. Gegenmittel.

Entstehung und ı. Wesen des Atraums®*). Der A.traum hebt sich aus der Masse der gewöhnlichen Träume durch eine gewisse Typik seines Inhalts und seiner Formen heraus: der vom

A. befallene Schläfer glaubt meistens, daß ein Wesen tierischer oder menschlicher Gestalt sich auf seiner Brust niederlasse und ihn bis zur Erstickungsgefahr drücke; er fühlt sich dabei im Zustande hochgradiger Angst und außerstande, sich zu rühren oder einen Laut von sich zu geben

(eigentlicher A.traum), bis endlich eine energische Bewegung, ein Aufschrei oder dgl. ihn zum Erwachen bzw. zu traumlosem Weiterschlafen befreit. Nicht selten erotische sind mit dem A.druck Träume verbunden (erotischer A.traum)?).

282

Hervorgehoben wird von den meisten Beobachtern eine ungewöhnliche Lebhaftigkeit und Einprägsamkeit der A.traumvisionen 3). — Der A.traum entsteht dadurch, daß der Schläfer auf irgendeine Weise (Bedecken von Mund und Nase mit der Bettdecke, Bauchlage mit in die Kissen gedrücktem Gesicht, Schnupfen oder andre Erkrankungen der Atmungsorgane) im Atmen behindert wird; verbrauchte Luft im Schlafraum, Belastung des Magens mit schwer verdaulichen Speisen, gewisse Krankheiten befördern das Zustandekommen des A.traums. Die Art des im A.traum gesehenen Wesens (ob haarig oder glatt)und seiner Angriffsweise (ob plötzlich überfallend oder langsam beschleichend) hängt oft nachweislich mit der Beschaffenheit des die Atemhemmung bewirkenden Gegenstandes (ob Wolldecke oder Leinen) und mit dem Tempo des Eintretens der Atemhemmung zusammen %). — Häufig wiederholter A.traum kann schwere Gesundheitsstörungen, Geisteskrankheit, epileptische und hysterische Zustände, Schlagfluß herbeiführen 9). 1) J. Börner

Über d. A.drücken.

Würz-

-burg 1855; C.Cubasch Der 4. Berlin 1877; Roscher Ephialtes 5{£f.; E. Jones Der

Alptraum des

in s. Beziehungen zu gewissen Formen

milttelalterlichen

E.H.Sachs,

Aberglaubens,

Leipzig

zof. 27f. 3 Roscher 22. 5) Roscher 13.

1912.

ıof.

dtsch.

von

®%) Börner

*) Börner

2. Der A.mythus®%. Obgleich schon die antike?) und mittelalterliche ®) Wissenschaft die Entstehung des A.-

traums auf natürliche Weise zu erklären wußte, hat der Volksglaube aller Zeiten und Völker an der Realität des im A.traum Gesehenen und Erlebten festgehalten. Der aus dem A.traum entwickelte A.mythus gehört zu den ältesten und verbreitetsten mythischen Vorstellungen der Menschheit ®*) und ist auch heute im deutschen Volksglauben noch voll lebendig 19), da er dem Volke nicht nur durch zahllose Sagen und Bräuche bezeugt, sondern auch durch das Erlebnis des (in seinem Inhalt seinerseits oft wieder durch den A.mythus beeinflußten *!)) A.traums immer aufs neue wachgerufen wird. —

283

Alp

Die große Bedeutung des A.traums für die Mythenbildung hat vor allem L. Laistner in seinem bahnbrechenden, aber vielfach allzukühn vorstoßenden

Buch Das Rätsel der Sphinx. Grundzüge einer Mythengeschichte nachgewiesen. 5

Laistner

Sagen? ı4f.;

Sphinx

Höfler

ı,

41ff.;

Ranke

Krankheitsnamen 10 £.

?) Roscher Ephialtes 18f. ® Liebrecht Gervasius 39 u. Anm.; Vocabular v. 1482, vgl. Lexer Miütelhd, Hdwb. ı, 2041; ler BayWb, ı, 649; Hansen

SchmelHexenwahn

258; Cysat 48. ®% Schrader KReallex, ı?s, v.alp.; Ebert Reallex. 3, 346; Wundt Mythus u. Rel. ı, 205£; Tylor Cultur 2, 190f.; Maaß Mistral 24f; Sebillot Folk-Lore 4, 436 (s. Vv. cauchemar). 1) Vgl. z.B. ZfVk, 7, 249; Urquell 2, 168 f.; dagegen z.B. 1) Zahler SimKühnau Sagen 3, 118. mentlhal

32.

3. Benennungen des As). Der mythische Verursacher des A.traums wird in den verschiedenen Landschaften Deutschlands sehr verschieden bezeichnet. Das in die Schriftsprache aufgenommene Wort Alp gilt ihm im Volksmund, vor allem in Mitteldeutschland (einschl.

Sudetengebiet 13) und

Siebenbürgen) *%),

aber auch in Hinterpommern!®); es ist identisch mit Alb, Alf und Elbe (s. d.), dessen Bedeutung erst in neuerer Zeit (gegen Ende der mhd. Periode?) !) auf den Dämon des A.traums eingeengt wurde. — In Norddeutschland, von den Niederlanden bis Ostpreußen, herrscht die schon altgerm. Bezeichnung Mahr (s. d.) mit ihren Nebenformen Mahrt, Nachtmahr(t), Bocksmahrte (im Altenburgischen) !) und ihren slawischen Entsprechungen Mora (polnisch), Zmora (Kaschubisch), Murawa (wendisch) usw. Daneben gilt auf altem friesischem Gebiet (Oldenburg und Ostfriesland) Walriderske (s.d.) und Rittmeije (Baltrum) 1). — Süddeutschland und die Schweiz kennen als die beiden verbreitetsten Bezeichnungen das ebenfalls erst in neuerer Zeit auf den A.dämon eingeschränkte Schrättele (s. Schrat) mit seinen Nebenformen Schrättlig, Schrätzel, Schrecksel, Schreckle, Schrätzmännel, Strä-

del 19), Rettele, Rätzel, Ritzel ®), und zwar im allgemeinen mehr auf alemannischem

Boden

(während

im

5.0. Schr.

noch

in

284

der weiteren

Bedeutung

den Kobold be-

zeichnet, der nur gelegentlich auch den A.druck erzeugt und andere Tätigkeiten

des A.dämons ausübt), aber auch z.B. im Vogtland ®), und Dru d (s. d.), auch Trud, Drutt,

Trudd,

vor allem im bayr.-

österr. Gebiet, aber auch in Schwaben ??) und bis nach Mittelfranken ?®), Sachsen (neben dem männlichen Alp) 2), Lausitz 2), Vogtland 2%), Böhmen ?), im Kuhländchen %) und in Siebenbürgen ®); in Tirol sagt man: „Das Schrattl ist für das Vieh, was für den Menschen die Trud zst‘‘ %). In der Schweiz (allgemein), in Vorarlberg 3), im Elsaß ®) und am Kaiserstuhl 3) heißt der A.dämon auch

Dockeli

(s. d.), Toggeli, Doggi, Dockze.

— Andre vereinzelte Benennungen sind z. B. fränkisch Trempe (die Trampelnde, Tretende) *), mhd. Stempe (die Stampfende) ®), elsässisch Letzekäppel (der das Mützchen ‚letz‘, d. i. verkehrt, aufhat)

und Letzel %), und die durchsichtigen Neu-

bildungen Druckerle ”), Drück (er ) männchen 3%), Nachtmännle ®), Nachtfraueli.

2») Mogk Mythologie 2681.; Meyer Myth. d. Germ, ızof.; Heckscher 341. 3) Lehmann Sudeten 40. 1) Müller Siebenbürgen 40. 15) Knoop Hinterpommern 82. 18) Mhd.Wb. ı, 24; Kluge Etym.Wb. s, v. Alp; Lütjens Zwerg ı10. !) Grimm Myth.

3,

372;

Kuhn

u.

Schwartz

520

zu XV. ®%) Kuhn u. Schwartz 420 Nr. 199, vgl. 505. ®) Stoll Zaubergl. 160. 2) Meyer Baden 550. 2) Wuttke Sächs. Volksk. 323. %) Meier Schwaben Nr. 194. 2) Panzer Beitrag 2, 550. %) Wuttke Sächs. Volksk. 323. %) Haupt Lausitz 1, 61.

2%) Köhler Voigtland 479£f£. ?”) John Westböhmen 267. Schram ek 258. ®%) Enders Kuhländchen 9ı£f. ®) Haltrich Siebenb. Sachsen 311. ®) Alpenburg Tirol 369. 2) Vonbun Sagen? 76, ®) Stöber Eisaß 1, 37 Nr. 54; Higelin ı02f, ®) Meyer Baden

550.

Sphinx

1,

%)

Grimm

Mytlh.

ı, 231, 3, 90;

Wolf Beiträge 2, 264. %®) Grimm Myth.ı 230. 3%) Stöber 176 u. 110; Laistner

Höhn

Rhein,

155.

”)

Meier

Volksheilkde

Volkshde? 133;

ı,

Schwaben

136.

%)

Lohmeyer

1, 171;

Wrede

Saarbr.

8. %) Meier Schwaben ı, ı7ı; Kühnau Sagen 3, 105 f.; Haupt Lausitz 73 Nr. 68.

4. Beschreibungen des As. Die Angaben über das Aussehen des A.s entsprechen zu einem großen Teil der in der A.traumvision gesehenen Schreckgestalt: der A. erscheint entweder als

285

Alp

Tier (‚‚darf jede Tiergestalt annehmen, nur nicht die der Taube, des Schafs, der Biene‘‘) 2), und zwar meistens rauh-

haarig, zottig ®%) (vgl. lat. p/losus) *), als Katze oder Kater (allgemein) %), mit glühenden Augen *°%), als Pudel *7), schwarzer Hund %), Affe 2), Fuchs ®), Bock („Bocksmahrte‘‘) #), Pferd mit feurigen Augen 2), „,Nachtpferd‘“ 3), als schwarze Henne *%), „‚Atzel‘‘ (Elster) 5), Vogel 5);

seltener „glatt wie ein Aal‘ 57), als Schlange ®), schleimiges kleines Tier ®), Kröte ®) oder (weißes) Schwein %); oder in menschlicher Gestalt, als schwarze Dame ®), weiße Frau ®), altes Weib %) mit langer Nase ®), großen Augen %), eiskalter Hand ©), mit schwerem Klotz in den Armen ®), mit langen Haaren ®), breiten latschigen %), platten %), siebeneckigen ”) Druden- oder Krotten-

füßen ®), die auch wie Vogelfüße beschrieben werden: mit drei langen Zehen, von denen zwei nach vorn, einer nach hinten

steht 7%, mit nur einem Fuß 7); oder als häßliches ?), buckliges 7), graues ?) oder rotes %) Männlein ®) mit dickem Kopf %) und unheimlichen Glotzaugen ®), ohne Rücken ®), als Soldat ®); oder mehr oder weniger gestaltlos: als häßliches Wesen mit großem Kopf, ohne Arme und Beine ®), „wie ein paar lange schwere Brüste ®), „‚wie ein Kuhwampen‘‘ 8), wie ein Faß ®), eine Kruke ®), ein Sieb ®), weich anzufühlen und ohne Knochen %), mit ekelhafter Feuchtigkeit ®?), als zottige Wolldecke ®), er fällt „wie ein Sack‘ vom Bett auf den Boden ®%), man hört ihn

kommen,

Sack

über

„Jlatscht,

‚‚wie

den

wenn

als wenn

einer einen

Boden

nassen

schleift‘ ®),

er

einer auf Filzschuhen

ginge‘ ®%), mit tappsenden, schwerfälligen Schritten ”), rollt ‚wie ein Kuderwickli‘ ins Zimmer ®), als Knäuel Wolle ®), und verschwindet wie eine Feuerflamme 1®), ein weißer Nebel 1%), ein Zugwind 12). — Aus der nächtlichen Situation und dem Motiv des A.fanges (s. Abschnitt 8) erklärt es sich, wenn der A. die Gestalt von irgendeinem Gegenstand aus dem Bett oder der Schlafkammer annehmen kann: man fängt oder findet ihn als Strohhalm (allgemein), Kornähre 1%),

286 Feder 10%), Pantoffel 1%), bleierne 10%) Nadel 197), Wollfaden 1), Menschenhaar !®); seltsamerweise auch als Apfel 1) und Birne 11) (N.O.-Deutschland). — Endlich spielen auch die Vorstellungen von der Gestalt der menschlichen Seele in den A.mythus hinein: der A. erscheint als Maus (allgemein), als Fliege 12) mit rotem Streifen um den Hals 18), als weiße Taube 114) (aber s. oben) %), als kleiner weißer oder grauer Schmetterling 15) („Toggeli‘‘ bezeichnet in der Schweiz sowohl den A. als den Schmetterling) 119), als Rauch 17); auf volksetymologischer Umdeutung des Namens ‚„‚Mahrt‘‘ wird es beruhen, daß der A. auch als Marder geht 1!) (oder ist der Marder Seelentier) 19? — Echt traumgemäß ist die Verwandlungsfähigkeit des A.s 12): er kann sich z. B. aus einer Maus in eine Katze mit haarigem Menschengesicht 12), aus einer Katze in einen Strohhalm !??) oder in eine Schlange und wieder zurück 12), aus einer Schlange in einen Frosch und in einen Strohhalm !?4) verwandeln; er kann sich wie ein Blutegel zum Knäuel zusammenziehen oder riesenhaft ausdehnen 12); um dünn zu werden und durchs Schlüsselloch schlüpfen zu können, haspelt er sich die Gedärme aus dem Leib 126), 4)

Strackerjan

I, 463

Nr.

250;

vgl.

Krauß Slav. Volkforschungen 148. %) Urquell 2, 119; Strackerjanzı,463; Birlinger Volksth. 1, 304. %*) Roscher Ephialtes 63 f. *°) Schon Cysat 48. *) Stoll

Zauberglauben

160f.

118;

u.

“*) Kuoni

Sagen 50f.; Strackerjan %*) Kühnau Sagen 3, 114.

Haas

Worm

77.

St. Galler

I, 463 Nr. 250. 120. %) Ebd.

®)

Kuoni

Nr. 185. 238. 239. 280. 318. ") Kno op Posen 65 Nr. 93; Wuttke Sächs. Volksk. 323; "Grimm Myth. 3, 372. 52) Schell Berg. Sagen 250 Nr. 234. ®) Kühnau Sagen 3, 120. 5) Ebd. ı33; Birlinger Volksth. I, 305 Nr. 481. 5) Wolf Sagen 58 Nr. 92. 5)

Haas

Pommern

20

Nr.

38;

BayHite

ı,

ı23f. ©) Urquell 2, 191. ®) Drechsler 2, 273; Leoprechting 39. ®) Sartori Westfalen 64. %) ZfAMyth. 2, 40. %) Jecklin Volksthüml. 364. %®) Schell Berg. Sagen 373

Nr.

ı1.

sitz

73

Nr.

®)

Meiche

Sagen

286 Nr. 374.

%) Kohlrusch Sagen 294. ®%) Kühnau Sagen 3, 114. °%) Ebd. 3, ı15; Mannhardt Germ. Mythen 259. ®”) Kuhn und Schwartz 298 Nr. 338. ®%) Haupt Lau68

=

Kühnau

Sagen

3,

105.

Alp

287 Grimm Sagen 3,

®) Keller Erzählungen 320, 36; Myth. 3, 466 Nr. 878; Kühnau Beiträge

Vonbun

ı21;

Stracker-

42;

jan ı, 475. °) Birlinger Volksth. 1, 305. 2) Graber Kärnten 160. ?) Vernaleken Mythen 270. ?) Kühnau Sagen 3, XXXII. 7) Vernaleken Mythen 268. 7) Z{Vk. ı, 68, Siebenbürgen 7%) Wittstock 216, ”) Kühnau Sa77) Drechslerz2, 173. 7%) Haupt Lausitz 73 gen 3, 131.134. 110f. Nr. 68. ®) Stoll Zaubergl. 160. %) Wrede Volksheilk. 1, Rhein. Volksk. 133. ®) Höhn 136. ®) Mannhardt ı, 121; ders. Germ. My-

then 259; %) Seyfarth Sachsen 6. ®) VonWestfalen 2, ®) Kuhn Sagen? 76. bun 2x Nr. 57. ®”) Reiterer Ennstalerisch 40. 8) Graber Kärnten 160 Nr. 204. ®) Meyer Sagen 3, 121 f. ®) Kühnau Rendsborg 98. %) Strackerjan ı, 473. ®) Manz Sar-

gans 105. ®) Graber Kärnten 160. %) Zahl %®) ZfVk. 4,304. %) Ebd. 4, ler Simmenta32. 304; Birlinger Volksth. ı, 305. ”) SeySachsen 9. ®) Meyer Baden 551. farth 46. Nr. 26 Hinterpommern ») Knoop

I, 474.

100) Strackerjan

Gander

}%)

Sagen Niederlausitz Nr. 78, ı. 1®) Kühnau 3,106. 19) Wolf Sagen 59 Nr. 93. !%) Heyl

Tirol

pfalz

289

x,

Nr.107;

Altbayern

214;

Ober-

Schönwerth

Birlinger

116;

Volksth. 1, 304; Wucke Werra Nr. 640, 776; 188; Wuttke Seefried-Gulgowski Sagen 58 Nr. 91; 1°) Wolf 274 8 404. 273 1%) Wuttke 2, 773. Drechsler $ 402.

1°)

Seyfarth

Simmenthal33;

8; Sachsen

Higeliniı1os.

!®)

Zahler

Drechs-

2%) Urquell 2, 189; 1) Ebd. ler 2, 173. Knoop 377 Nr. 480; Pommern Jahn Seefried-Gul83; Hinterpommern 29. Masuren Toeppen 188; gowski 11)

Ebd.;

vgl.

Laistner

Sphinx

1,

133;

1%) Groh14?) Drechsler 2,173. 2,7 mann 26Nr. 126. 114) W o1f Sagen 60 Nr 94. 13) Grimm Myth. ı, 382; Ders. Sagen Nr. 81; Sagen 286 Sargans 105; Meiche Manz Nr. 375; H a u pt Lausitz 73 Nr. 68. 11%) Rochholz Sagen 1, 347; vgl. Gün tert Kalypso 225. 1?) Grimm Sagen Nr. 249; Kühnau Altmark 81; 18) Temme Sagen 3 124. Kuhn Märk. Sagen 48, 374 u. VIII; ZfrwVk. 17, 48;

Sartori

Westfalen

64;

Bartsch

62 Posen Knoop ı, 197; Mecklenburg in Arch. f. d. Stud, Nr. 86. 1) Riegler d. n. Spr. 1926, 109 f. 12@) Laistner Sphinx 1,62f. 12) Pfister Hessen 94. 1?) Knoop Sagen 3, 13) Kühnau Posen 64 Nr. 90. 118f. 14) Toeppen Masuren 30. 1?) KohlSagen 22. rusch 317. 1%) Vonbun

5. Wer

ist

der

A.? Nur noch ver-

hältnismäßig selten und fast nur im 5.W. gilt der A. als selbständiger Dämon, nach Art der Zwerge und Kobolde (Schweiz und Steiermark) !?7) oder als Dorfgespenst (Elsaß) !2®); auch

288

der Teufel (s. incubus) !?) und die Habergeiß (s. d.) 1) können den A.druck verursachen. — Gelegentlich ist der A., wie im altgermanischen Wiedergängerglauben 31), der Geist eines Verstorbenen??) (man befreit sich vom A.druck,

indem

man

hl. Messen

für den

Toten lesen läßt) 1%); nach mittelalterlichem Glauben entsteht der A. aus

„unzeitigen‘‘ Kindern, ten) 199, — Die heute stellung ist durchaus,

d.h. Frühgeburherrschende Vordaß der A.druck

von einem lebenden Menschen weiblichen (allgemein) oder männlichen (mehr in N.- u. M.-Deutschland)}) 185) Ge-

schlechts herrühre, der entweder seine Seele, seinen ‚,Geist‘‘ als A. aussendet

oder, nach präanimistischer Denkweise13), leibhaftig und dann meist in verwandelter Gestalt, als A. über den Schläfer kommt. Im ersteren Falle schlüpft die Seele dem

A.sender in einer der in Abs. 4 genannten

Gestalten des Seelenglaubens aus dem Munde (allgemein), oder als Schmetterling aus seinen (zusammengewachsenen) Augenbrauen 197) und begibt sich auf die A.fahrt; bis zu ihrer Rückkehr liegt sein Leib Ileblos, wie in tiefem Schlaf; man darf ihn nicht anstoßen oder bewegen, sonst könnte die Seele den Rückweg nicht finden und der Mensch müßte sterben (allg.); ebenso versperren drei auf den Leib des A.senders gezeichnete Kreuze ihr den Rückweg !®3); ein beliebtes Sagenmotiv erzählt, daß die als A. gefangene Seele erst nach einigen Tagen freigelassen wird und wieder in ihren Leib schlüpft, der eben als tot beerdigt werden soll und nun wieder erwacht 1), Eine Vermischung dieser Vorstellung mit der vom selbständigen A.dämon ist es, wenn man

in Schlesien den vom A. ‚‚,besessenen‘‘ Menschen dadurch von seinem A.tum erlösen kann, daß man dem aus seinem

Mund entwichenen Mäuschen durch ein über seinen Kopf geworfenes Tuch den Rückweg versperrt 1%), — Nach der präanimistischen Denkweise muß der (in verwandelter Gestalt) gefangene A. am Morgen in seiner wahren Menschengestalt (meistens nackt) erscheinen, oder es zeigen sich die Spuren der dem A.

289

Alp

angetanen Mißhandlung am andern Tage am Leibe des Menschen 14), — Man erkennt

schen

einen

an

Augenbrauen

den

solchen

‚,alpenden‘‘

Men-

zusammengewachsenen

(Rätzel) 1%),

am

starren,

kalten Blick 1®), dem mageren und blassen Aussehen 14%, den platten Füßen 1%), blauen Lippen und doppelter Zahnreihe 146); solche Menschen schlafen be-

sonders leicht ein (hysterische Bewußtseinsstörung?) 197); wer sich auf zwei Schemel setzt, ist ein A.18); der A. läßt sich nicht ins Auge sehen, denn man sähe sich

darin

verkehrt

wie

im

Auge

der

Hexe 149); man erkennt, wer Trude (oder Hexe) ist, wenn man in der Christmesse auf einen aus neunerlei Holz gefertigten Schemel kniet 1%), — In Schlesien schreibt man auch gebrachten

den von den Fenixmänneln Wechselbälgen (s. d.) das

A.tum zu 15), — Dem über Norddeutschland (und in Dänemark) verbreiteten Sagentypus von der in einem Kahn, Mul-

de, Siebrand übers Wasser oder durch die Luft von weither, aus ‚„‚Engelland‘‘, kommenden Mahrt!®) scheinen alte Vorstellungen vom Totenreich jenseits des Wassers zugrunde zu liegen; dem heutigen Volksglauben ist auch die ,,Mahrt aus

Engelland‘‘ nicht mehr ein totes, sondern ein lebendes menschliches (oder dämonisches?) Wesen.

127) SAVk. 25, 1351; Lütolf Sagen 50{.; Rochholz Sagen ı, 348; Kohlrusch

Sagen

ı141£f.;

ırıf.;

Herzog

Vonbun

Sagen?

Schweizersagen 78;

2,

Krainz

Nr. 310. 1%) Stöber Elsaß 1, 37 Nr. 54. 129) Stemplinger Abergl.62; Schind-

ler Abergl. 283. 308; Hansen Hexenwahn 696 s. v. incubus; Hertz Elsaß 74; Mensing Wb. ı, 954. 19) Krainz Nr. 253. ısı) WS. 2, Baden 550;

161. 12) SAVk. 10, 3; Meyer Kühnanu Sagen ı, 179£.; 3,

109; MschlesVk. ı1ı, 77 f. (1591), 83; Grohmann Abergl. 191; Müllenhoff Sagen? 192 Nr. 286. 133) Seefried-Gulgowski 188.

1%)

182;

dazu

Hansen

Hexenwahn

208;

vgl.

3,

208;

Schmeller Bayr. Wb. 1, 64. 1) Beispiele aus dt. u. skandinav. Überlieferung: WS. 2, ZfVk.

ı,

71;

ZfrwVk.

Schell Bergische Sagen 215 Nr. 179. }3) N a umann Gemeinschaftskultur 50 £. 1?) Grimm Sagen Nr. 81. 1%) Wucke Werra Nr. 206.

19) z, B. Ranke Sagen? ı4f. (= Wolf Sagen Nr. 95); Schambach u. Müller Nr. 245 u. Anm.; Sommer Sagen 46 Nr. 40. Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

290 10) Kühnau Sagen 3, 115. 14) Laistner Sphinx ı, 55f. ı71ıf.; 2, 1ff.; Zahler Simmenlthal 33. 14?) Hertz Elsaß 73; Schambach u. Müller 366 zu Nr. 245. 1) Alpenburg Tirol267; Seyfarth Sachsen 7. 144) Vernaleken Mythen 268. 145) Graber Kärnten 160; Drechsler 2, 175. 146) Drechsler 2, 175. 7) Kühnau 3, 116 Nr. 1477 Anm., vgl. ıı2 Nr. 1467. 18) Drechsler 2, 175. 1) Ebd, 150) Weinhold Neunzahl 23 f. 1") Kühnau Sagen 2, 153. 154. 162; vgl. Schmeller BayWb. ı, 64. 1) Mannhardt Germ.

Mythen

344 1f.; ZIVk.

7, 283.

6. Warum drückt der A.? ‚Wenn ein junger Mann stark an seine Liebste denkt, kommt sie in der folgenden Nacht als Mahrt zu ihm‘‘ 18). Blickt hinter dieser Formulierung die Subjektivität des A.erlebnisses noch wie hinter Schleiern her-

vor, so kennt der dt. Volksglaube im allgemeinen den Wirkungszusammenhang

zwischen den Phantasien des A.träumers und seinem Traum nicht. Wer drücken geht, tut dies nach der herrschenden Vorstellung zwar nicht freiwillig, aber auch nicht durch den Träumer gerufen, sondern

entweder eigener Liebessehnsucht 1%), oder noch öfter einem krankhaften Drange folgend, der meist schon seit der Geburt oder seit frühester Kindheit in ihm liegt. Denn das „Schrattweisgehn‘‘ ist ein von der Mutter ererbter Zwang !®),

„Von 7 Knaben oder 7 Mädchen ist eines ein Nachtmahr, weiß aber selber nichts davon‘‘ 1°), Zum A. wird ein Kind, das mit Zähnen zur Welt kommt (gibt man ihm als Erstes Fleisch [d. h. die Mutter-

brust] in den Mund, so geht es als A. auf Menschen, falls Holz, auf Bäume) !7); zum A. werden ferner Kinder, die Sonntags 198) oder zur ‚„‚Scheechzeit‘* (in der Gespensterstunde) *®), in unglückseliger Stunde oder unter einem bösen Stern 1%) oder 3 Tage vor St. Galli (16. Okt.) geboren sind 1%); ferner solche, bei deren Geburt die Mutter in den Wehen den Teufel anrief oder die Wehmutter einen Zauber anwandte 1%), oder die einen A. zum Paten hatten !®), bei deren Taufe einer der Paten an den A. gedacht ?1%) oder dem Täufling angewünscht hat, Mahr zu werden 16), oder bei Verkündung des Taufnamens leise ,,Mahr‘‘ gesagt 1%), oder 10

291

Alp

sonst ein Versehen gemacht !®), z. B. das Kind auf der Fahrt zur Kirche vor der ersten Grenze auf den andern Arm um-

gebettet 168), oder mit dem Kind nicht an der Kirchentür gewartet hat, bis der Priester ihn hereinrief !®), oder bei deren

der Sakristei zugeschaut hat 179); ebenso

») 1)

ein Fremder

durchs

Schlüsselloch

Kinder, die der Geistliche anstatt im Namen des Vaters und des Sohnes im Namen ‚,des Mahrtes und des Mondes‘‘ getauft hat !7l) (man kann solche Men-

schen

dadurch

vom

A. tum

befreien,

daß

man sie nochmals tauft) !??); oder Kinder, deren Mutter vor Ablauf der 6 Wochen unausgesegnet zur Kirche gegangen ist !?), oder die (nach dem Tode eines spätergeborenen) von der Mutter noch einmal an die Brust gelegt 17%, also gewissermaßen zu unnatürlicher Sauglust erzogen wurden.



Aus

allen diesen

Bestimmungen

spricht die Auffassung des A.tums

nicht

als einer Bosheit oder Schuld, sondern als eines Verhängnisses oder einer Krankheit,

etwa ähnlich der Mondsucht (s. d.), die im Volksglauben dem A.tum nahesteht: Mondsüchtige man darf die Wanderung sonst ‚„‚kann chen‘‘176), Die

heißen Klettermahrten !79), Nachtmahrt während ihrer nicht beim Namen rufen, sie Arme und Beine breKrankheit kann schwinden,

wenn der Mensch zum zweitenmal getauft (s. oben) oder wenn ihm erlaubt wird, als A. das beste Pferd, die beste Kuh im Stalle, einen Hund, eine Henne oder sonst etwas Lebendes, das ihm freiwillig geschenkt ist, zu Tode zu drücken !77). Im allgemeinen wird die Mahrt oder; Drude von der aus Bosheit schädigenden Hexe unterschieden und mit einem aus Grauen und Mitleid gemischten Gefühl betrachtet 178); doch ist die Grenze zwischen A. und Hexe fließend !?): ‚aus jungen Truden werden alte Hexen“ 180); A. drükken nur beim Menschen, „beim Vieh ists

die Hexe‘‘ 181), Jedenfalls erscheint A.tum eines Mädchens als ausreichender

Grund,

ein Verhältnis mit ihr zu lösen 182), 3)

Haas

benius

Usedom

23

Atlantis ı, 107.

Nr. 38;

1%) z.B.

vgl.

Fro-

Schell

Bergische Sagen 52 Nr. 80, 215 Nr. 179; Kuhn u.Schwartz 419 Nr. 196; Gander Niederlausitz Nr. 78; Knoop Hinter-

10,

142;

Grohmann

Kuhn u. Seyfarth

burg

Tirol

267;

Abergl.

Schwartz Sachsen 7.

25

Nr.

Knabbern einer Maus oder den leisen Tritt einer Katze 1%), Wacht sein Opfer noch, so bewirkt er durch Blick oder Anhauch, daß es einschläft 19). Dann stürzt er mit einem Satz auf die Brust des Schläfers, oder kriecht ihm langsam von den Füßen

122.

419 Nr. 194. 16) Alpen-

Kühnau

Sagen

3,

herauf zur Brust, die er mit seinem schweren Gewicht drückt, zum Hals, den er würgt, oder bis zum Mund, in den er

125.

11) Strackerjan ı, 249a. 1°) Alpenburg Tirol 267. 1%) Kühnau Sagen 3, 110; Seefried-Gulgowski 188, 1%) Ebd. 122. 188. 165) Ebd. 1°) Frischbier Preuß.Wo. I, 465 Nr. 251. 1°’) Kuhn u. Schwartz ı;

Kuhn

Westf.

2,22

Nr. 59.

zat Sagen u. Sitten 52. 3, 146; Drechsler

1%)

seinen Finger !®) oder seine haarige Zunge !®) steckt, um den Schläfer zu erwürgen; er tastet ihm mit den Fingern in den Mund !*%) und nach den Zähnen, um sie zu zählen 1%), bläst ihm in den Mund 1%) oder ‚verschluckt seinen Atem‘‘ 197); er kneift ihn ins Bein 1®), zerkratzt sein Gesicht !®) und pißt ihm auf die Hand (Sommersprossen) %®), Das

Plen-

1°) Kühnau Sagen ı, 1935. 1) Enge-

lien u. Lahn 248. 2!) Jahn Pommern Nr. 480. 17) N.O.-deutsch: Mannhardt Germ. Mythen 633 u. Anm.; SeefriedGulgowski 189; Haas Usedom 22 Nr. 36; Toeppen Masuren 30. 1?) Kühnau Sagen 3, 146f. 1%) Strackerjan ı, 465 Nr. 251; Kühnau Sagen 3,146; Grohmann Abergl. 110. 175) Sommer Sagen 46; vgl. Kuhn Westf. 2, 22 Nr. 59. 1°) Kuhn Ebd. Nr. 58. !7”7) Laistner Sphinx 1, 105; vgl. z. B. Alpenburg Tiro/ 268; Zingerle Sagen 481 Nr. 818 und 819; Kuoni St.Galler Sagen

180;

Manz

Sargans

113;

Drücken

sein

SAVk. 2, 272 136; Meyer Tivol

266;

188.

1!)

z.B.

u. 275; Höhn Volksheilk. 1, Baden 550f.; Alpenburg

Z{föVk.

6,

ı24;

Kuhn Westfalen ı, ı8 Nr. MschlesVk, ı3, 84; Krauß 147f. 16) Leoprechting

ZfrwVk

17,

48;

22; 80 Nr. 71; Volk forschungen 9. 1) Aleman-

nia 25, 34; SAVk. 8, 3053. 1?) z. B. Schell Berg. Sagen 52 Nr. 80; Wucke? 368 Nr. 640; ZfVk. 7, 104; Kühnau Sagen 112 Nr. 1467.

7.

Tätigkeiten

des

As.

Opfer

(durch

Reiten,

wobei

Überwerfen

der A.

eines

ein Pferd verwandelt und die ganze Nacht tummelt: mhd. der alp zoumet dich, dich hät geriten der mar ®?), Der A. drückt auch kleine Kinder, die dann wimmern und verwirrt aus dem Schlaf auffahren (pavor nocturnus) %3), — Aber der A. drückt nicht nur, er saugt auch, bes. an Kindern %4), daß ihre Brüste schwellen und Milch geben %), aber auch an Männern %%) und Frauen, bes, Wöchnerinnen, deren Brüste dadurch unverhältnismäßig groß werden %7), Auf slawischem Gebiet berührt sich der saugende A. mit dem Vampyr (s. d.), indem er seinem Opfer das Blut aussaugt, er beißt es dazu in Arm und Beine %8). —. Der A. drückt, reitet und saugt auch Tiere, bes. Pferde (allg.), ihre Mähnen flicht er dabei zum Alp.-, Mär-, Druden-, Doggeli-, Schretteles- oder ‚,Weichselzopf‘‘ (s. d.), einem unauflösbaren Gewirr, das ihm bei seinem Ritt als Zügel und Steigbügel dient %%) und das man mit geweihter Kerze ausbrennen oder mit einem Kreuzschnitt ausschneiden und verbrennen muß 20); das vom A. gerittene Pferd ist am andern Morgen mit Schweiß bedeckt und keucht wie nach anstrengendem Ritt 21); ähnlich reitet und quält der A. Kühe (allg.) 2?), denen er die Euter an-

Aus Schwaben 1, 130; Künzig Bad. Sagen 55 Nr. 161; Vonbun Sagen? 23. 77f.; Reiser Allgäu ı, 198; Grohmann Abergl. 23. 8) z.B. ZfVk. 3, 393; Birlinger Volksthüml. 1, 305; Strackerjan I, 465;

Seefried-Gulgowski

wird zum

Halfters, vgl. ostpreuß. märzaum) 2) in

Birlinger

Die

Haupttätigkeit des A.s ist das „‚„Drükken‘‘ oder „Treten‘‘, vgl. schon anord.

mara trad han 18), mhd. mich drucket der alp 18%). Hierzu kommt er nachts (‚‚nur zwischen 12 und 1‘‘) 185) durchs Schlüssel-

loch, durch ein Astloch in Tür oder Wand („nur durch ein Loch, das mit einem

Harkenbohrer gemacht ist‘‘) 18), durchs Hühnerloch 17), durch den Rauchfang 18) oder sonst auf geheimnisvolle Weise (aber nie durch das geöffnete Fenster, die geöffnete Tür!) in die Schlafkammer; sein Kommen kündigt sich durch Rauschen

204

Alp

und Klingeln an 189), man hört ihn wie das

pommern 27; Engelien u. Lahn 124; skandinavisch: WS. 2, 172. 15) Birlinger Volksthüml, ı, 305, vgl. Plenzat Sagen wu.

Sitten 52. 1) Kuhn u. Schwartz 420 Nr. 198; vgl. Müllenhoff Sagen? 259 Nr. 387; Bartsch Mecklenburg 2, 41; Strackerjan I, 465 Nr. 251. 2157) ZföVk.

Taufe

293

292

zieht 28) und die Seile verflicht, mit denen sie im Stall angebunden sind 2%), Ziegen #5), Schweine %%), Kaninchen ?7) (die von ihm breit- und totgedrückt werden) #28), Gänse 29%) und Hühner ?%) (darum ‚,Hennenteufel‘‘) 221), — Der A. muß aber auch Holz, Balken, Bäume (bes. Birken und Eschen) und Büsche drücken oder reiten 22), die dann beständig zittern und schließlich eingehn %#3); zwischen dem gedrückten Baum und dem Leben des A.s besteht dabei ein geheimnisvoller Zusammenhang: wird der Baum gefällt, so muß der alpende Mensch sterben 24), — Wie die Hexe fährt

auch

der A.

(im

rollenden

oder als rollendes Rad) 22%) jm Wirbelwind ??), der darum Drudenwind genannt wird und den man anschreit: ‚Truht, Truht, Saudreck!‘‘ 22%), Wo der A. bei solcher Fahrt auf Bäumen rastet, oder als Folge seines Drückens, entsteht das „A.nest‘““, ‚,Mahrennest‘‘, der ,‚Drudenbusch‘‘, „Drudenpflätsche‘‘, ‚,Marentakken‘‘ 22), eine krankhafte Verwirrung der Zweige, bzw. die Mistel (s. d.) 2), Wer von Tauoder Regentropfen aus solchem A.nest getroffen wird, den drückt in der Nacht der A.21), — Wie die Hexe schießt der A. plötzlich auftauchende Krankheiten, sein Geschoß ist der Belemnit (s. d.), der darum A.schoß 22), Drudenstein, Schrattenstein, Mahrenzitze u. ä. heißt 23) und zur A.abwehr dient; aber auch der Tritt in die ‚,Trudentrappe‘‘ bringt plötzliche Lähmung ®%%), Besonders geistige Störungen, Verblödung werden, z. T. mit Recht (s. oben Abs. I), auf den A. zurückgeführt; ein törichter, linkischer, schwachsinniger Mensch heißt daher Alp, Elwe, Trottl (s. Drude) 25), Alpschuß 2%), Alpschwanz #7) oder Elbentrötsch (s. d.). — Wie der K ob o1d klopft oder schmiedet das Doggeli 28) und das Schratelmannel (Kärnten) ?®) in den Wänden der Schlafkammer; wie der Kobold setzt sich der A. auf Gegenstände, die nicht zu finden sind 2), — Der dem klassischen Altertum geläufige Glaube, daß der A. mit dem von ihm heimgesuchten Weibe buhle und Kinder zeug e 4), bildete (von dort | übernommen?) 22) im dt. MA. und bis 10*

Na

Siebrand 225

295

Alp

ins

18. Jh. ein vielbesprochenes

des

Hexen-

und

Kapitel

Teufelsglaubens 28)

(s,

auch incubus und succubus), scheint aber heute fast erloschen ?*). Als Frucht von A. und Weib gilt gelegentlich das „Al-

perkalb‘‘, eine Miß- und Frühgeburt 2%), — Die Sagen von der gefangenen, geheirateten,

zuletzt

wieder

entfliehenden

Mahrt (‚‚Mahrtenehe‘‘) 2%) sind zwar aus (A.-) Traumphantasien erwachsen, verlegen aber die Vereinigung nicht in den A.traum

selber,

gehören

also

für

den

Volksglauben nicht hierher (in der Schweiz holt die Hebamme die kleinen Kinder unterm ‚‚, Doggelistein‘‘ hervor) 2%7), — Dagegen wird der Wechselbalg (s. d.) gelegentlich (und ursprünglich ?) 2%) vom A. gebracht ?#). — Im Hühnerstall

bewirkt der A. dementsprechend das „Drudenei‘‘, ein ungewöhnlich kleines Ei, das nach dem Volksglauben von der Trud kommt, die das größere dafür weggenommen hat; ein solches Ei wirft man (rücklings) über das Hausdach: wenn es platzt, zerspringt die Trud 2%), 183) Yauglingasaga Kap. 13; vgl. WS. 2, 173. 184) ZfdA, 8, 514 v. 138. 185) Stoll Zaubergl. 16o0f. 6 Müllenhoff Sagen? 260, 17) Künzig Bad. Sagen 55 Nr. 162. 18) Hillner Siebenbürgen 24%; vgl. Maass Mistral

26.

1)

Schell

Berg.

Sagen

40

Nr. 53.

1%) Kuhn u. Schwartz 41:8 Nr. 188, 1») Drechsler 2,173. !”) Kühnau Sagen I, 183. 1%) Veckenstedt Wend. Sagen

132 Nr. 5; Laistner

Toeppen Masuren 29, vgl. Sphinx ı, 41rf. 1%) Kühnau

Sagen 3, 146. 195) ZfVk.z2, 5. 1%) StrackerJan I, 464. 1”) Tem me Altmark 81. 1%) Stoll Zaubergl. 160. 1®) ZirwVk. 4, 275. 20) Drechsler z2, 174. *) Frischbier Ostpr.Wb. 2, 53. %?) Ges.-Abenteuer 3, 60, 46; 61, 75; Grimm Myth. x, 384; Laistner Sphinx ı, 171; Mackensen Ndd. Sagen 48 Nr.68; Stracker jan A fı,471, 467. *®) Ro Scher

Ephialtes

24, 61;

Vonbun

1114;

Höfler

namen ı1ıb, 24) z.B. Cysat Sagen?

Krankheits-

48; SAVk. 8, 305;

76;

Meyer

Baden

42. %5) Meier Schwaben 1, 173; Zingerle Sagen 113 Nr. 184. ?%) Meier Schwaben 1,172; Kühnau Sagen 3, 126. ®7) Laistner Sphinz 1, 70;

ben

Zahler

1, 173.

268)

Simmenithal 33; Meier

Drechslerz,

178;

Schwa-

Groh-

mann Abergl. 24f£.; vgl. Krauß VolkforSschungen 147; Tylor Cultur 2,193. 2%) Meyer Rendsborg 98. ?) Strackerjan I, 467 b. zu) Höfler Krankheitsnamen ızb XII u. 243 a. *2) Vgl. Leg. aurea (= Wolf Beiträge 2,272). #3) Lütolf Sagen 512. %4) SAVk. 15,

296 x2,

%5)

Vonbun

Sagen?

65; Alpenburg BayrWb. ı, 64. *)

28) Meiche

Sagen

76.

218)

SAVk.

24,

Tirol369; Schmeller Alpenburg Tirol 369.

286 Nr. 373.

2)

Sey-

farth Sachsen 7. ®%®) Alpenburg Tirol 369. 221) Jecklin Volkstüml. 537 £. 22) Laistner Sphinx ı, 99; Kühnau

Sagen

3,

125.

I45;

Drechsler

2,

175;

Panzer Beitrag 1,88; Alpenburg Tirol 267; Zingerle Sagen 48ı Nr. 817; Vernaleken Mythen 272. 2%) ZfdMyth. 2, 1406; Strackerjan

ı,

479

Nr. 252;

Urquell

3,

219; Kühnau Sagen 3, 143. 2%) Kühnau Sagen 3, 138. 139f. 144; Laistner Sphinx ı, 99. 2%) Knoop Pommern 62 Nr. 85. 2%) Haas Pommern 1ı9 Nr. 55. 227) Mannhardt Germ. Mythen 45f.;

ZfidMyth

2, 141;

Alpenburg

Tirol

269;

Hillner Siebenbürgen 24%; Strackerjan ı,378f. %*) Panzer Beitrag 2, 164 u. 209. 2%) Wolf Niederländ. Sagen 689. 250) Meyer Germ. Myth. ı21; Wolf Betiiräge

2,

271;

Urquell

Siebenbürgen 142.

419 Nr. 192;

*1)

ZfVk.

3,

Kuhn

219;

Müller

u. Schwartz

19, 403.

%?)

Zedler

ı,

1040 S. v, 2%) Schmeller BayrWb. 2, 479 (vom Jahr 1618); Mannhardt Germ.

Mythen

2)

79;

Müller

Meyer

Germ.

Siebenbürgen

134.

Ges, Abh. 485; ZfdPh. 3, 33ı. Hessen 94. 2”) Kühnau

Anm.

28)

Cysat

48;

Mythol.

%S)

119.

Hertz

%%) Pfister Sagen 3, 106

SAVk.

1ı9,

47.

29) Grimm Myth. 3, 138. 24) SAVKk. 7, 133; ZfVk. 7, 253. 2) Roscher Ephialtes 34 ff. 2) Aber vgl. Jordanes De yeb. gest. Got. Cap. 24. *%) Soldan-Heppeı? 181; Roskoff Teufel ı, 321; 2, 232. 251; Wolf

Beiträge

2,

265f.;

Franz

Nik.

der letzten Mahlzeit) schlafen zu gehn %), oder, vom A. befallen, eine plötzliche Be-

wegung zu machen 22) oder sich auf die (rechte) Seite zu drehen %®3) (‚‚dann sieht

man den A. in seiner wahren Menschengestalt vorm Bett stehn‘‘) ®%); die Mehrzahl ist magisch; zum Mmindesten ins

Magische ausgebaut oder (wie das zuletzt

Ermit einer magischen angeführte) unterscheiden Wir klärung versehen. Mittel der‘ A.abwehr, der A.vertreibung und des A.fangs, ohne diese Einteilung durchaus innezuhalten, da das gleiche Mittel gelegentlich verschiedenen Zwekken dient. Den A. von Haus, Stall, Schlafkammer, Bett, Wiege oder vom Menschen dient allfernzuhalten, selber gemein das magische Zeichen des Penta(s. Drudenfuß), an oder Hexagramms Tür, Bett, Wiege usw. gemalt oder geschnitzt, evtl. durch die Buchstaben verstärkt ®), oder aus geC+M + B weihtem Wachs gefertigt und auf dem Herzen getragen 2%), Gleiche apotropäische Wirkung hat in Tirol das ‚„‚leicht aus 5 schmalen, ineinander geschobenen Spänen von geweihtem Palmholz zu fertigende‘‘ „Schrattlgatterl‘‘ 27).

de

Jawer 175; Vintler Pluemen v. 1797; Meyer Aberglaube 266; Prätorius Weltbeschreibung

1, 415 ff.; Bräuner

Curio-

sitäten 15; Höfler Mediz. Abergl. (= Zentralbl. f. Anthropol. usw. 1900 Heft 3). 24) ZföVk.

6, 123

(Hu ß

Vom

Abergl.).

%5)

ZfVk,

6,

Weltbeschreibung

1, 42;

54.

Kühnau

Sagen 3, 109. 147—149; Hillner bürgen 24; Müller Siebenbürgen 40;

SiebenJohn

6, ı23f. 20) Schmeller Schönwerth Oberpfalz

ı, 649; Nr. 3;

Westböhmen

107;

Manz

Sargans

106; ZföVk.

BayrWb, ı, 347

Schrattigatterl.

Nach Alpenburg

Tirol 369.

Lebendig-

Man haut zur A.abwehr auch. das Kreuzzeichen in den oberen Türsturz *) oder schreibt die Namen Enoch und Elias mit Dreikönigskreide an die Kammertür, oder

der Rat, spät (d. h. möglichst lang nach

E 4), den man dem Kind aufs Herz Palmen ?®), geweihte legt 2%), bringt Zweige von der Stechpalme (Schrattlzusammengebaum), mit Palmweiden flochten 26), oder einen hölzernen Kochlöffel 262) außen an der Tür an, stellt

DG.

8.

13,

205.

Gegenmittel.

Die

keit des A.glaubens erhellt am besten aus den fast zahllosen und sehr verschiedenartigen Angaben von Mitteln, den A. fernzuhalten, zu vertreiben oder seiner habhaft zu werden. Diese Mittel sind nur zum kleinsten Teil natürlicher Art wie

Besen (zwei gekreuzte) 2%) umgekehrt hinter die Tür 2) oder in die Stubenecke 26), legt einen Besen auch in die Wiege %68) und Stechpalmzweige in die Hühnersteige 2). — Andre durch ihre allgemeine magische Kraft dauernd wirkende Abwehrmittel gegen den A. sind bes. Brot 2), z. B. Weihwasser 2®), Allermanns(s. d.) 2%), Agathenbrot harnisch (s. d.) 271), die Mistel (Marentakken oder Alfranke) ???) und der Donnerstein (A.schoß) 23), ein Strohband unters Kopfkissen gelegt (vgl. den A.fang) 27%, ferner

das

Bock 25)

Horn

von

(der auch

einem

selber,

im

schwarzen

Stall

ge-

halten, diesen vor dem A. [und vor den Hexen] schützt) ??%), der Zahn von einem

Wolf ?77), ein Wolfs- oder Eselsfell als Zudecke ?%8), ein Pferdeschädel zu unterst in die Krippe gelegt ???) (von W. v. Unwerth als Rest eines alten Pferdeopfers gedeutet) %®). — Das Schlüsselloch oder andre Löcher, durch die der A. kommen könnte, sichert man, indem man sie (mit geweihtem Werg) %1) verstopft 2?) oder einen Schlüssel mit Kreuzzeichen hineinsteckt 23), etwas Heiliges, Bibel oder Gesangbuch, davorlegt ®%), oder ein Kleidungsstück davorhängt %); man bohrt aber auch eigens ein Loch in die Türschwelle oder unten in die Tür, füllt es mit geweihtem Wachs und verpflöckt es 26) (s, verpflöcken), oder verstopft es

mit Schweinsborsten 27) (um Pferde vor

26) Laistner Sphinx ı, 108 ff.; Tegethoff Amor u. Psyche 71. ?*) SAVK. ı1, 10. 28) Laistner Sphinx ı, 65ff. 2%) Prä-

torius

298

Alp

297

mit Rotstift auf einen Zettel (E +

u. +

dem A. zu schützen, legt man Haare von dem Pferde in ein zu diesem Zweck gebohrtes Loch und schlägt einen Pflock hinein) %), oder man läßt das Loch zwar offen, stellt aber einen Kübel voll Wasser an die Tür, so daß der A. hineinfällt und

ertrinkt 2). — Eine ähnliche Überrasch-

ung bereitet man dem A. in Stall und Stube durch Messer oder andre scharfe oder spitze Gegenstände aus Stahl, an denen

er sich verletzen

soll,

oder

die er

scheut, weil Stahl alles Ungerade vertreibt (s. Stahl): man steckt dazu ein oder zwei Messer mit der Schneide nach außen in den Eckpfeiler des Stalls ®®), oder mit der Schneide nach oben, am besten kreuzweis, ins Kopfstück der Bettlade ?!) oder in die Wand über der Bettstatt 2), in die

299

Alp

Tür 28) oder in die Türschwelle 2%), legt sie mit der Spitze gegen die Tür gerichtet

vors Bett %), unters Bett 2%), unters Kopfkissen 2”), oder (ein Messer, das vom Paten geschenkt sein muß) ®8) in die

Wiege ®). Ein solches ‚„‚Truden‘‘- 300), „Doggeli‘‘- oder ‚„‚Schrättelimesser‘‘ muß besonderer Art sein: ohne Feder und mit breitem Rücken 3%), mit 3 Kreuzzeichen versehen %2), Man hängt zwei Degen

kreuzweis in die Stube oder legt sie in die Wiege %%), legt einen Säbel aufs Bett %9), eine Scheere ins Bettstroh ®), Seiten-

gewehr

und

Scheide

kreuzweis

aufs

Bett %6), ein Beil mit der Schneide nach oben ins Bett (der Gebärenden) ®”) oder mit der Schneide nach der Wand unters Bett %8); man hängt Sensen mit der Schneide nach oben im Stall auf 3), desgleichen in den Rauchfang 3) oder hängt

dem Kind,

bzw. Tier,

einen Feuer-

stahl um den Hals 31). — Im Stall bringt

man an der Decke überm Pferdestand Spiegel (s. d.) an 22), ebenso in der Schlafkammer: 3 solche „Trudenspiegel‘, vor denen geweihte Kerzen brennen müssen, erschrecken die Trude so, daß sie sofort

verschwindet #8),

An

die

Wiege

hängt

man den ‚„‚Drutenstein‘‘, einen kleinen, runden Stein mit einem Loch 3), oder einen Spinnwirtel, dessen Klappern das Doggi vertreibt 3®), oder an dem es die

Nacht

über spinnen

muß #8); oder man

spaltet ein doppelt angespitztes Holz zur Hälfte, klemmt ein Bündlein Reiste hinein und steckt’s in die Wand: dann muß das Doggi daran spinnen 317); man macht eine Puppe aus Stroh und Lumpen und legt

sie in die Wiege (um den A. zu täuschen) oder bringt sie über der Tür an: wenn der A. kommt, spielt er mit ihr 38), — Abends

ißt man angerauchte Speisen, bes. angerauchte Milch 39%, nicht zu viel (von der Milch an Allerheiligen) 32%) oder um-

gekehrt tüchtig (vom Festessen am Berchtentag) (ezzet vaste, daz iuch Berhte [Stempe] niht trete) 31), 1äßt das Abendessen auf dem Tische stehn („‚denn wenn über Nacht der A. oder die Mahr kommt

und

einen

drückt

und

gedeckten

er die

das Vieh

Menschen

nicht

Tisch

nicht

findet, im

im Stall‘‘) 32)

so

Bett

oder

300

stellt Öl auf den Tisch %2@), beides wohl als Opfer an den A. gedacht. Man läßt einen Topf am Feuer sieden 32); man

rückt den Stuhl, auf dem man zuletzt gesessen hat %%), Vorm Schlafengehn kreuzt man Arme und Beine %6); beim Entkleiden stellt man die Schuhe, bzw. Pan-

toffeln, verkehrt vors Bett (allgemein) 327), oder so, daß die Spitzen sich berühren 2);

dann

meint der A., der Mensch

sei schon

wieder aus dem Bett gestiegen 3), altertümlicher: dann kann der A. in die Schuhe treten (und darum ins Bett gelangen) %°); man hängt hölzernen Stiefel über das Bett 3!)

setzt

einen Strauchbesen

davor,

auf

oder nicht nicht einen oder den

der A. sich niederläßt %?2), — Die Kindbetterin zieht ein altes Hemd ihres Mannes an 33), oder man legt ihr des Mannes Hose aufs Kindbett 3%) oder unter den Kopf 385); der Mann schmiert sich Kot auf die Brustwarzen 3%), dem Kind legt man die schmutzigen Windeln auf die Brust 3”) oder reibt seine Brüstchen mit Hühnermist und Tabakssaft 3) oder mit Steinöl ein %), — Beim Schlafengehn %) (oder vor Betzeitläuten) %1)

spricht man den Mahrtoder Trudensegen (s. A.drucksegen), der dem A. Aufgaben stellt, die er vor Tagesan-

bruch nicht lösen kann (s. Aufgabe), oder

sagt:

‚„‚Doggeli,

wenn

du

chunst,

so

bätt‘‘ 42), steigt rücklings ins Bett %83), legt sich auf den Bauch (!) #) oder zum mindesten nicht auf den Rücken 3%), oder schützt sich, indem man einen ungebleichten Garnfaden mit 3 Knoten %%), ein Kreuzchen aus Eichenholz, durch dessen

4 Enden und Mitte 5 spitze Stahlstifte (die fünf Wunden Christi bedeutend) geschlagen sind %7), eine Hechel %8) oder ein Messer %%, mit der Spitze, bzw. Schneide, nach oben sich auf die Brust legt (zwischen die gefalteten Hände nimmt) 93); oder man legt auch einen Holzklotz ins Bett, sich selber aber unter das Bett: der A., über die List erzürnt, kommt nicht wieder 32), 21) Birlinger Aus Schwaben 1, 129{.; vgl. Rochholz Sagen 2, 55. %2) Meyer Baden 551. ®?®) Ebd.; Meyer Rendsborg 98; Kühnau

Sagen

3,

1281;

Grohmann

301

Nieder2?) Gander Abergl. 24 Nr. 1x4. 182. 1905, 25) ZirwVk. Zausitz Nr. 78, ı. Tirol 268. ?") Ebd. 369; 255) Alpenburg 23, ZfVk. Bronner

134; Waldkult Höfler Andree148; u. Art.

119; Sitt

SarVolkskundliches 114. 2%) Manz Eysn Aus Schwaben X, gans 105. ?#) Birlinger 129. 20) Ders. Volkstüml. ı, 305. 2%) Hozz, 402. ?®) John u, Kronfeld vorka Volkst. I, Westböhmen 105. %®) Birlinger 305. 2%) Manz Sargans ı12. 25) DrechsSiebenbürgen 24. 2) Hillner ler 2,177. 1, 402. u. Kronfeld 257) Hovorka Sagen 25) Pfister Hessen 94; Kühnau ?°) Kohl3,116. 2%) Hillner Siebenb. 24. 101 2%) Wuttke 280f£f. Sagen rusch 271. Mythen 23%) Vernaleken 8 ı27.

z3)

260.

Müllenhoff?

”4%)

Gander

*”) Alpenburg ı. Sargans 113; Meyer

Niederlausitz Nr. 78, Tirol 268. ”%) Manz

Schwab.Wb, ı, 1242. Baden 371; Fischer 2?) Ebd. s.v. Alp. ı, 1328. 27) Zedler VWeltbeschr. 1, 162 £. 5%) Prätorius Tirol 2) Alpenburg 230) WS. 2, 174. Berg. Sagen 441 Nr. 39; 268. #3) Schell Beitr. 3, 274. 7%) Wolf ZiVk., 3, 393. I, 472. %5) ZfdMyth. x, 284) Strackerjan Sargans 106. 27) Grimm 33. 2%) Manz %3) Urquell 2, 120. Myth. 3, 466 Nr. 878; 289)

302

Alp

SAVk.

10, 3.

2°)

Ebd,

24,65.

?%)

Ebd.

10,

Sagen 7; SAVk. 7, 3; 21, 193. 32) Lütolf 2, 272. %) Birlinger 293) SAVk. 140. Volkst. ı, 305. %5) SAVk., ıo, 3. %®) Lütolf Sagen 118. 23”) Zf{Vk. ı, 190; Vern ale ken Alpensagen 395 Nr. 57. ?®) Zahler Simmenthal 45. ?®) Hillner Siebenbürgen 24 86; vgl. ferner Jahn

Gervasius Liebrecht z.B. ıo0, ZirwVk,. 467; Pommern

99; 219;

Oberpfalz ı, 214; Rappolt Schönwerth Kärnten 74; Graber Kärnten 204; Sebillot Ho3%) ZfVk. 20, 239; Folk-Lore 1, 141. vorka u. Kronfeld ı, 423; AndreeSagen Volkskundl. 136. °%) Lütolf Eysn Sagen 280; Meyer 512. 5%) Kohlrusch Elsaß 37 Nr. 54. %3) Stöber Baden 551. Bad. Künzig Baden 551; 304) Meyer Mecklenb, Sagen 56 Nr. 164. 35) Bartsch Niederlausitz Nr. 78, I. 2, 3. 3%) Gander 307) ZfrwVk. 1905, 178. %%) Gander NiederSagen 512; %% Lütolf Nr. 78. Jausitz Manz Sargans 112. 2) Hillner Siebenb. 248 31) Vonbun Sagen? 76f. 42) Reiser Sargans 113; vgl. SeAllgäu 2, 440; Manz Blick ı, 178. %2) ZföVk. 7, 180. ligmann 35) CyBeitr. 2, 164. 428%. 3) Panzer sat 48. 36) Lütolf Sagen 116 f. 97) SAVk. 19,41. 38) Kühnaug3, 132, 113. 3°) GrohWestmann Abergl. 26 Nr. 129. %%) John 493; D. Myth. %1) Golther 97. böhmen vgl. ZfVk. 14, 264. %?) Tettau u.Temme 78. MNiederlausitz Nr. %3) Gander 286. 324) John Huß 31 (= ZfdMyth. 311 Nr. 22). Myth. 3, 438 Nr. 125 (aus d. 35) Grimm Rockenphilosophie = D. alten Weiber Philo-

sophey:

ZfdMyth.

3,

310

Nr.ı5);

Wolf

Beitr. 2, 274; John Huß Westböhmen 267). 32%) Kuhn 419

304;

Nr.

189.

37)

Reiche

Skandinavisch:

31 (= John u.Schwartz

Literatur:

WS.

2,

175;

ZfVk.

4,

Wallonisch:

Sebillot Folk-Lore 1, 141. 323) Z{fVk. 1, 190. 329) ZfVk ı, 71; 2, 393; Seefried-Gulgowski 190. %0%) Meyer KRendsborg 97 Nr. 106; WS. 2, 173; Sebillot Folk-Lore I, 141. 1) Zingerle Sagen 113 Nr. 184. 332) Tettau u. Temme 275. %) Reiser Allgäu

2,

229.

%4)

Drechsler

I,

187.

335) Schramek Böhmerwald 184. %*) Wolf Beitr. 1, 227. 397) ZfrwVk. 1905, 181; Groh-

mann Sagen

3,

Abergl. 26 135

340) ZfrwVk. 551.

342)

f.

1905,

Nr. 128.

3%

281.

15, ı2.

SAVk.

%)

Kühnau

Lammert

41)

4%)

Meyer

Bartsch

118,

Baden

Meck-

lenburg 2, 3; Meyer Rendsborg 97 Nr. 106. %°) John West344) Wuttke 285 $ 419. Böhmerwald 8) Schramek böhmen 267.

259. 37) SAVk. 8, 313. 3%) Kuoni St. Galler Sagen 70; Lütolf Sagen 117; Manz Sargans

ız12; Vonbun Sagen? 79; Grimm Sagen Strackerjan I, Nr. 80; Z{fVk. 3, 393; Pommern Nr. 469; Bartsch 473; Jahn Sphinx Mecklenburg ı Nr.251; Laistner I, 108.

3)

Kohlrusch

Sagen 318; Wolf

Niederl. Sagen 344. *) Graber Kärnten 160. 351) Knoop Posen 62 Nr. 87, vgl. 65 Nr. 92.

Ist trotz aller Vorsichtsmaßnahmen der A. über einen Schläfer gekommen, so gilt

es, den Unhold

zu

vertreiben

und

ihm womöglich das Wiederkommen zu verleiden. Zu diesem Zweck müssen etwa Anwesende den Befallenen anrufen %2), und zwar bei seinem Taufnamen 35) (denn das ist der Name seines Schutzoder eine Schüssel mit heiligen) 3%, Wasser über ihn gießen %5). Oder der Be-

fallene selbst muß, sobald er dazu imstande ist, sich bewegen, sich auf die Seite

drehen (s. oben); die kleinste Bewegung genügt: die Daumen einziehen %%), den Bettzipfel um den Finger wickeln 357), mit der großen Zehe wackeln ®) oder dreimal gegen das Fußbrett drücken 9), mit der Zunge dreimal am Gaumen ein Kreuz schlagen 39); er muß einen Schrei %) oder Fluch 3) ausstoßen, beten 3%), die Namen Jesus 36), Jesus Maria und Joseph *®) aussprechen, den Namen von Vater und des Mutter 3%) oder den Taufnamen Bruders 39), oder, falls er vermutet, wer der A. ist, diesen beim Namen rufen %®), andernfalls ruft er aufs geratewohl verschiedene

tigen

trifft

Frauennamen,

(polnisch) 3);

bis er den rich-

denn

„kennt

303

Alp

man den Namen eines Doggi (oder eines Fänken), so hat man es in seiner Gewalt‘‘ 3%), — In dem Augenblick, in dem der A. entweicht, muß man ihm nachrufen und ihn auf den andern Morgen (oder den nächsten Sonntag) 3) einladen, indem man ihm eine Brotschnitte ??), das „‚Kleinbrötchen‘“ (das aus dem Rest des Teiges

gebackene zu

essen

Brot) 7%)

oder

zu

oder

sonst

trinken 3%)

oder

etwas

3 weißen Gaben‘‘ (Salz, Mehl, Ei) ®) spricht oder ihn auffordert, etwas zu leihen %%) (‚was wir nicht haben‘‘) 37) Feuer zu holen 38); der A. muß sich andern Morgen in seiner wahren

‚,die

verentoder am Ge-

stalt einfinden, ist also erkannt und kann

(mit Besen) hinausgehauen werden, oder er nimmt das Versprochene (das mit der linken Hand gereicht werden muß) 3) in Empfang und kommt nicht wieder. — Oder der vom A. Befallene muß, sobald der

Druck

nachläßt,

sein

Wasser

lassen

(ursprünglich wohl natürliches A.-prohibitiv) ®), und zwar in ein neues Gefäß, und dieses fest verschließen; dann kommt

der A, am andern Tag in seiner wahren

Gestalt und bittet, das Gefäß zu öffnen; denn solang es verschlossen ist, kann er selbst sein Wasser nicht lassen und muß,

wenn man ihm seine Bitte elend zugrunde gehn 3%),

abschlägt,

®2) Kuhn Westf. 2, 21 Nr, 57. ®%) z.B. Lütolf Sagen 557 Nr. 580; SAVk. 2, 272;

8, 150; I5, 12; 21, 193; Alpenburg Tivol 267; Meier Schwaben ı, 170f. Nr. 193; Schönwerth Oberpfalz x, 213. 223. 227;

Seyfarth Sachsen 9; Gander Niederlausitz Nr. 78; Engelien u. Lahn 124; Kuhn Märk. Sagen 185; Bartsch Mecklenburg 1, 971.; Knoop Hinterpommern 27. #4) Drechsler 2,7174; vgl. Kühnau Sagen 3, 117 Nr. 1478. ?®) Urquell ı, 69. %*) Alpenburg Tirol 267; Grimm Sagen Nr. 81; Knoop Posen 63 Nr. 89. 3) Kühnau Sagen 3, ı17f. %%) Gander Nziederlausitz Nr. 78; vgl. Grohmann Abergl. 25 Nr. 121; Plenzat Sage u. Sitte 52; Toeppen Masuren 29; Mailly Friaul 14. %% Veckenstedt Wend. Sagen 131. 3%) Grohmann Abergl. 24 Nr. 114. 3%) Stoll Zaubergl. 160. 161. 362) Birlinger Volkstüml. ı, 481; Manz Sargans 111. 36%) Alemannia 25, 34. 3%) Z{Vk. 2,5.

2,

65)

173.

Manz

°%°

Sargans

Kuhn

ı11;

Westf.

Drechsler

2, ı8

Nr.

52;

ZfVk. ı, 190. 36°) ZfVk. ı, 190. 3%) Kuhn u.Schwartz 419 Nr. f. 195.196; Schönwerth Oberpfalz 1, 212. 217; Grohmann

304 Abergl. 26 Nr. 126. 36) Drechsler 2, 174. 57%) Bühler Davos 1, 365 Nr. 28. 1) Meyer Baden 551. 9?) Urquell 2, 120. %) Kühnau Sagen 3, 110f. 113 f. 117. 120 f. 125. 132. 139; Gander Niederlausitz Nr. 78, ı; Laube Teplitz

jan

59.

374)

I, 474;

Nr. 194;

Urquell

Kuhn

Seyfarth

ı, 69;

u.

Stracker-

Schwartz

Sachsen

9;

419

Gander

Niederlausitz Nr. 78, 3; Kühnau Sagen 2, 153; 3, 105f. 114; Meyer Baden 551. 55) Alpenburg Tirol 267; vgl. Strakkerjan I, 359 $ 238 d; ZfVk. 8, 396; Zingerle Tirol 70 Nr. 593; Laistner Sphinx I,

184;

Salz

auch

Vernaleken

Mythen

270. ”°) Prätorius Weltbeschr. 2, 160 = Grimm Sagen Nr.81; Birlinger Volkstüml. 1, 304. 37) Meyer Baden 551. 3%) Reiser Allgäu 1, 198. 7) Alpenburg Tirol3zo2. %°) Vgl.Mailly Frraulı4 Nr. 16. %) Schell Berg. Sagen 41 Nr. 53; 165 Nr.62; Lütolf Sagen 118; Manz Sargans 110; SAVk. 21; 193; Stoll Zaubeygl. 161; Kuoni St.Gallen 178; Meyer Baden

‘551; Leoprechting Beiträge 1, 238 Nr. 443.

ız;

Um den A. zu fangen, man (meistens ein Kamerad

vgl.

Wolf

verstopft des Be-

fallenen), sobald er im Zimmer ist, das Loch, durch das er kam, so daß er nicht

mehr zurück kann (allgemein) 32). Oder der Befallene muß den entweichenden A. trotz aller Fluchtversuche und Verwandlungen (s. oben Abs. 4) festhalten; das geschieht am besten mit (Er-) Handschuhen 38), oder nachdem man sich die Hände mit grüner Seife eingeschmiert hat 31), oder mit einem Strohseil, das sich der Schläfer vorher unter den Leib gelegt hat, und dessen Enden er in den Händen hält 35), oder mit einem Tuch, das man vorher über den Schläfer gebreitet hat 3%), oder indem man das Ergriffene an der Wand festnagelt 37); man fängt den A. auch, indem man den Brotlaib in der Schublade umdreht (dann kann die Trude nicht aus dem Zimmer) %), oder indem man rechtzeitig ein Kopfkissen mitten ins Zimmer wirft, auf das der A. nun gebannt ist %?); ‚weil man aber in den meisten Fällen durch den Schrecken über das Erscheinen der Drud wie gefesselt ist, so gelingt dieses Mittel nie‘‘ 30), — Ist der A. gefangen, so erscheint er während der Nacht zunächst als Strohhalm, Nadel oder dgl. (s. Abs. 4); man kann ihn in dieser Gestalt mißhandeln (anbrennen, zum Ring biegen,

306

-abfahrt-—Al1p (druck) segen

Alpauffahrt,

305

peitschen, zerschneiden usw.) und dann freilassen; die Spuren der Mißhandlung zeigen sich andern Tags am Leibe des ‚,alpenden‘‘ Menschen, der nun nicht mehr wiederkommt (allgemein) 3%), (ähnlich ver-

giatur ab homine illo‘‘ 1). — Gewöhnlich treten in dieser Gruppe männliche

selzopf‘‘ geschnittenen Haarsträhne: man klopft sie zwischen zwei Feldsteinen und klopft damit ‚,die Mahr tot‘‘) %®2%). Man kann den gefangenen A. aber auch auf

...vt non noceatis huic famulo dei N‘?) (es ist von ‚„‚morbi corporıs et anıme‘‘ die Rede). In den deutschen Varianten 3) wollen Alp und Elbin (oder die Elben) gewöhnlich Bein brechen, Fleisch und Blut saugen, ganz wie in anderen Segen der Wurm oder andere Dämonen. Neben den bloß beschwörenden Formen (die sich mit einigen Verdrehungen auch als Scha-

‚, Weich-

fährt man auch mit der aus dem

ein

verweisen,

Ding

anderes

Baum 33), auf „den höchsten

auf einen

Mastbaum

in der See‘‘ 3) oder auf ein Tier, das einem gehört: erlaubt man dem A., dies so ist er von seinem

Tier totzudrücken,

177).

Anm.

oben

(s.

erlöst

A.tum



Bleibt der A. bis zum hellen Morgen gefangen, so erscheint er in seiner wahren Gestalt, meistens als nacktes Mädchen,

das nun als Magd oder auch als Gattin bei dem A.fänger bleibt, bis endlich das verstopfte Loch frei wird; dann, oder auf ein Scheltwort des Gatten oder dgl., ent-

flieht die A.frau 3®),

von der ‚,Mahrtenehe‘‘

Mit

diesem

Motiv

sind wir aus dem

Bereich des lebendigen A.glaubens bereits in das der episch ausgestalteten Volkssagen

übergetreten.

32) Laistner Sphinx 1, 110f.; Ranke Sagen? ı7f. %) Kuhn u.Schwartz 419

374. Sach-

Sagen Märk. Kuhn vgl. Nr. 188; %%) Seyfarth 584) ZfdMyth. 2, 140.

Berg. Sagen 9; Schell sen 8. %6) Wolf Sphinx Sagen ? 366 Nr. 948. 37) Laistner

Myth. 3, 459 Nr. 720. 38) Grimm 1, 55f. Allgdu ı, 198; 389) ZfirwVk 4,275; Reiser 1,212. 3%) Vernaleken Schönwerth 141. Anm. oben 3%) Vgl. 269f. Mythen Preuß. 392) Z{Vk ı, 71; vgl. Frischbier Wb.

2, 54.

kerjan Westf.

ı,

3%)

ZdfMyth.

I, 473.

218;

Tegethoff

3%)

2, 140.

Literatur

Laistner

94)

bei

Sphinx

Amor u. Psyche 71 fi.

Strak-

Kuhn

ı,

108 f.

Ranke.

Alpauffahrt, -abfahrt s. Austrieb. Alp (druck) segen. Je nach dem besprochenen Übel zerfallen diese in zwei Gruppen. I. Das Leiden (die Bezauberung) Art und wird allgemeinerer

ist gewöhnlich recht unbestimmt geschildert. Schon um 800 beschwört ein lateinischer Exorzismus (aus England) den Alp und zwar als teuflischen Geist: ‚„Adiuro te, satlanae diabulus, aelfae... ut refu-

und weibliche Dämonen zusammen auf, so in einigen lateinischen Beispielen dieser Art seit dem 15. Jh., z.B. „...adıuro vos eluos et eluas

denzauber finden), kommen im Deutschen vor, nach dem Muster des epische

Begegnungsschemas (s. Segen $ 5). In der ältesten epischen Variante aus dem 15. Jh.‘) sind die Namen in afel und

äflin verkehrt (und auf afel, Hautröte, Wundsucht, bezogen®) s. d.); diese begegnen mit ihren Kindern der ‚„‚fraw sand Amarey‘‘ (oder Santa Marei), sie wollen „vel reissen und pain prechen und plut lapffen‘‘; die Heilige gebietet ihnen übers Meer in einen ‚„Ääfligen‘‘ Brunnen zu fahren. — Mitunter will der Alp den Kühen zusetzen; „ick wilt, segt de Elhorn (sic, hier doch wohl die Elbin), to der koöen hus . . . ick will se milk und botter nehmen‘‘, Prozeß vom J. 1608 %), ähnlich auch lateinisch ?). Benediktionen 2, 578 Anm. 3. 1) Franz 2?) Ohrt Danmarks Tyylleformler z2 Nr. 1259. 3) z.B. Grimm Myth. 3, 502 f. Nr. XXXVIIL; Zeitschr. f. Kultur504 Nr. XLII; Diehl ZfVk. geschichte 8, 299; Alemannia 17, 245; wu. sein Der Brocken Jacobs Ed. 11, 83;

Gebiet 345 f. *) ZfVk. ı, 173. °) Vgl. Höfler Krankheitsnamen 128. ®) Zeitschr. der Gesellsch. f. schlesw.-holst. Geschichte 45, 121. ’) Hylten-Cavallius Wärend S. XIV.

2.

Das

besprochene

Übel

ist

der

nächtliche Alpdruck (pavor nockurnus u. dgl.). Keine lateinischen Belege; der älteste deutsche um 1300 83) (?),

wo alb unde elbelin mit der drückenden und reitenden mare zusammen (und wohl auch in derselben Bedeutung) stehen. Die übrigen Aufzeichnungen, alle in Versform,

stammen aus späterer Zeit und sind sich recht ähnlich, z. T. wohl dem Romanus-

3097

Alpenrose—Alpgeister,

büchlein

arten

entlehnt, oft

angepaßt,

also

jedoch den Mund-

sehr

populär.

Der

Alp ist hier in der Regel bloß einer, und zwar männlich. Besonders viele Aufzeichnungen liegen aus östlichem Gebiete (Schlesien, Böhmen) vor®. Eine recht typische Form ist diese: „Alp, Alp, du

bist geboren

wie ein

Kalb,

alle Wasser

sollst du waten, alle Bäume mußt du blaten (alle Berge mußt du steigen), alle

Kirchen mußt du meiden, und ob du das

wirst thun, derweile werd ich gut ruhn‘‘ 29), Dem Alp wird also eine innerhalb dieser Nacht

unerfüllbare

Bedingung

ge-

stellt (s. Aufgabe, Segen $ 3). Statt als Alp wird

in diesen u. ä. Sprüchen

der Dämon

auch als Mahrte, Nachtmahr oder Trude, Trottenkopf, Bettizaierle1) angeredet. Dem Trottenkopf wird auch der Zugang zu den Pferden und Kühen verboten. Eine tschechische und eine flämische Aufzeichnung !?) gehen auf den deutschen

Vers

zurück.

® Hälsig Zauberspruch 25. °) z.B. RoSagen 3, 107 ff. manusbüchlein 7; Kühnau ı3ı1ff.f;

6,

213f.

Grohmann

1%)

23

Nr. 113f.;

Grohmann

23

Nr.

ZfVk.

113.

1) ZfVk. 6, 213 ff.; 10, 64; Kuhn Westfalen 2, 191 Nr. 541; Hovorka u. Kronfeld

I, 424; MschlesVk. 2 (1897), H.3, 25;

H. 6, 32;

Hess.Bl.

8, so

Nr.

ı;

3 (18909),

Seyfarth

Sachsen 9 Anm. 8; ZfdMyth. 4, 114; ARw. 579; Hess.Bl. 8, 96. !!) Grohmann

ı12, 26

Myth.2, 1041; MannNr. 130; Grimm hard t Germ. Mythen 45; Volkskunde 26, 27; Wrede

Rhein.

Alpenrose

Volksk.

96 £.

Ohrt.

Donnerrösl;

(Almrausch,

Rhododendron-Arten). mit Heidekrautgewächse I. Alpine holzigem Stengel, lederartigen Blättern

und

glockig-trichterförmigen

roten

Blü-

die

rost-

ten. Die bei uns vorkommenden Arten, die

behaarte

(Rh.

hirsutum)

und

braune A. (Rh. ferrugineum), werden im Aberglauben nicht weiter unterschieden‘). 1) Marzell

Kräuterb.

503 £.

2. Nach dem Volksglauben zieht die A.

(wie

das

viele andere

Gewitter

(den

rotblühende

Blitz)

Pflanzen)

an %),

ander-

seits gilt sie aber in Nordtirol als blitzabwehrend 3%. Wenn die A, als Brennholz verwendet wird, dann brennt alles an (vgl. Seidelbast), und man muß die Feuer-

stätte

verändern %).

Ein

‚Dorrosen-

Almgeister

308

kranz‘‘ (Donnerrose = A.) verdorrt auf dem Haupt einer Jungfrau, bleibt aber frisch auf dem einer Gefallenen ®). Besonderes Ansehen genießen die weißblühenden A.n (vgl. die weiße Wegwarte), sie zeigen Schätze %) oder Goldadern an’). ?) ZfdMyth. ı, 75; Zingerle Sagen 162. 3) ZfdMyth. 3, 338. *%) Schweizer Aberglaube des 18. Jhs.: SchwVk. ı, 5. 5) Unger und Khull SteirWb. 162. %) Zingerle Sitten 1857, 60. ’) Andree-Eysn Volkskund!. 207. Marzell.

Alperkalb s. Alp 7. Alpgeister, Almgeister.

Von A.n, die im Herbst die Alphütten nach Abzug der

Sennen beziehen und bis zu deren Rückkehr im Frühjahr bewohnen, im Sommer

in Wäldern und Tobeln hausen, gelegent-

lich aber auch die Hütten heimsuchen, weiß der Volksglaube im ganzen Alpen-

gebiet !). Sie heißen auch Alm-, Alpenbütze (und werden dann gern nach der Alpe benannt, auf der sie hausen: Hüttlabutz, Novabutz usw.) ?), Alperer 3), Käsmanndeln %), Kasermanndln (Tirol) 5); auch das Alpmueterli (s. d.) gehört zu ihnen. In den A.n verkörpert sich das Grauen vor den in der Bergeinsamkeit leerstehenden menschlichen Behausungen. Sie erscheinen, einzeln oder in Scharen, seltener in tierischer (als Katze %), als Roß oder Stier mit feurigen Augen”), als „Almtier‘‘ ®, „‚in Geißen verwandelt‘‘) °)

als in menschlicher zwerghaft 1%), meist lichem, manchmal

Gestalt, nur selten von etwa menschauch von riesigem

Maß 11); das Kasermanndl hat gelegentlich nur ein Auge mitten auf der Stirn 12). Die A. treiben wie Kobolde die Verrichtungen der Sennen !®®): man hört sie in den Hütten die Kühe melken, buttern,

käsen,

mit

dem

Milchgeschirr

klappern !%), ihr gespenstisches Vieh austreiben, draußen die Schweine locken !®) und wie Naturdämenen pfeifen, johlen und lärmen !%). — Gegen die Menschen

sind die A., solange

man

sie nicht reizt,

im allgemeinen freundlich, können aber auch aufhocken !7), verblenden 18), Kinder auswechseln 19), 2 und Neckerei, Unfug

309

Alpgeschrei—Alphitomantie

oder Bosheit grausam bestrafen ®). — Sie scheuen Stahl und Stein, Hund und Geiß 2). — Beziehungen der A. zum Nachtvolk und Totenzug ergeben sich z. B., wenn die abziehenden Kasermanndeln dem Begegnenden das Beil in den Rücken schlagen oder ein Auge zustreichen 2), oder wenn die von den A.n nachts verspeiste Kuh am andern Morgen unversehrt

erscheint;

s.

Wiederbe-

lebung; Thors Böcke. Die A. gelten gelegentlich als Seelen gottloser Hirten oder Sennen ®) und können dann erlöst werden ®*); meist erscheinen sie als selbständige Gespenster. Im Walsertal hält man sie für gefallene Engel, die beim Höllensturz an den Bergschroffen hängen geblieben sind ?). — Weit verbreitet ist die Erzählung von der von Sennen geschnitzten und getauften Holzpuppe, die zum A. wurde und die gottlosen Spötter bestrafte ®%). s. Berggeister. 1) Auch in Frankreich: Se€billot FolkLore ı, 23of. *? Vonbun Sagen? 59 und 83ff.i; Reiser Allgäu 1, 342; Dörler

Innsbruck 21. 3) Zingerle Sagen ? 409, 410; ZfdMyth. 2, 61; Alpenburg Tirol 143. 4) Vernaleken Alpensagen 195 ff. °) z.B. Zingerle Sagen? Nr. ı41. 142; Heyl

Tirol 73. 441. 612; Alpenburg Tirol 133, 140oif.; Dörler Innsbruck ı7. %) Reiser Allgäu ı, 343; Vonbun Sagen ? 86. ?) Mannhardt

8) Ebd.

2,105;

Nr. 404;

Innsbruck

Zingerle

Urquell

Nr.25,1.

1%)

Sagen?

3, 244.

Nr. 414.

%*) Dörler

Vernaleken

Alpen-

sagen 195. 1) Jecklin Volkstüml. 1, 37. 2”) Mannhardt 2, 105. *!) Ebd. 104. 14) Urquell 3, 244; Vonbun Sagen? 83 {f.; Reiser Allgäu 1, 346. 1°) Vonbun Sagen? 87; Hauser Paznaun 33. *°) Reiser AUgdu I, 63, 344; Mannhardt 2, 104. 2”) Reiser Allgäu 1, 62. *) Ebd. !) Heyl Tirol 357 Nr. 30. ®) Zingerle Sagen? 235 ff. Nr. 404—409 u. 636 zu Nr. 404. ?*) Vonbun Sagen* 65; Zingerle Sagen* 411; Dörler Innsbruck ı8; Hauser Paznaun 44. ®) Dörler Innsbruck 25, 2—4. %) z.B. Reiser Allgäu 1,63. 342; Alpen burg Tirol 141 f.; Zingerle Sagen? 208 Nr.354; Dörler Innsbruck 23. %) Jecklin Volkstüml.ı, 37; Dörler Innsbruck 23. 25, 3; Hauser Paznaun

31 ff.; Reiser

Allgäu

ı, 346.

?) Von-

Paznaun

48;

Verna-

ı19{f.

Ranke.,

bun Sagen? 6o; vgl. Singer Zu Wolframs Parz. (Abhandlungen zur Germ. Philol. Halle 1898) 361f. ?%) z. B. Zingerle Sagen? Nr. 407 u. Anm.;

Hauser

leken Alpensagen

füml.

ı, 7;

Lütolf

203; vgl. Jecklin Sagen

Volks-

310

Alpgeschrei, Klagendes

Geschrei unbe-

kannter Herkunft (‚‚wehliches Kindergeschrei‘‘) in einigen Bergen der Schweiz, das als Vorzeichen von schlechtem Wetter oder Unglück gedeutet wird!). Vel. Klage, Wehklage. 1) Lütolf

Sagen

108.

130.

Ranke,

Alpha et O(mega), der aus Off. ı, 8. 11.

21, 6. 22, 13 bekannte Gottesname, der in der christlichen Kunst ?), aber auch im Zauber eine große Rolle spielt; er bezeichnet die Gottheit als die allumfassende (x und w, der erste und letzte Buchstabe des Alphabets), den Aion ?). Bei-

nicht selten

spiele im Zauber sind weit verbreitet 3).

2?)

und

Hauck RE. ı,ıff.; RGG. ı), 1; 1®, 228. Reitzenstein Poimandres 286; Dorn-

seiff

Alphabet

menta 543. 551;

Hemecht,

Bang

ı22 ff.

Heeg

%) Heim

Incanta-

Hermetica 34. 36; Ons

Festschrift 9; HessBl.

Hekseformularer

650

20 (1921),

(halfa

= alfa et 0); Worrell Studien sinischen Zauberwesen (1999), 22. 33;

1, 351. 430;

587; SAVk. 27 (1926), 85. Faust 403. 406. 448. 464.

Alphabet

asio

zum abesErman-

Aus den Papyrus der hgl. Krebs (Berlin (1899), 262 (A. O. Chr. Ch. Ch.); Benediktionen

+

3. 8.

Museen Franz

2, 95. 482. 483. 508.

Kiesewetter Jacoby.

s. ABC.

Alphitomantie, Weissagung durch Grau-

pen (von &igıra = Gerstengraupen). Die erste Erwähnung der A. findet sich bei Aelian (2. Jh. n. Chr.), wo sie neben der Koskino- und Tryomantie genannt wird !). Die späteren Quellen ?) fließen

für die A. ein wenig reichlicher, als für die mit ihr aufs engste verwandte Aleuro-

und Krithomantie, doch fehlt auch hier jegliche Angabe über die Ausführung, so daß wir auf die bei der Aleuromantie angeführten Vermutungen angewiesen sind;

auch hier deutet die Bevorzugung der Bezeichnung diyıtöpavtıg auf gewerbsmäßigen Betrieb. Ebenso ist, was das MA. und die Neuzeit betrifft, auf das zur Aleuromantie Gesagte zu verweisen. Auch die A. wird von Rabelais ® unter den Künsten des Monsieur Trippa genannt mit dem Zusatz: designee par Theocrite en sa Pharmaceutrie (2, 18). Vgl. noch Aleuromantie, Krithomantie, Mehl, Kleie,

311

Alpmutter—Alraun

1) De nat. anım. 8, 5. ®*) Pollux Onom. 7,188; Hesychs. v. &igyıtöpavtıg und d&igıt0ox6r0g; Anekd. Bekk. 52; Eusebios in Jes. 6, 198; Jamblichos De myst. 3, 17; Josephos Hypomn. ed. A. Fabricius (1741) cap. 144. ?) Gargantua 3 cap. 25, Deutsche Ausg. v. Gelbke ı, 398; Gerhardt Franz. Novelle 109. Boehm.

Alpmutter, Alpmueterli. Weiblicher Alpgeist (s. d.), der die Alphütten !), aber auch die Bauernhöfe ®%) heimsucht. Die

A. wird beschrieben als altes buckliges Weib, umgeben von dienenden Kobolden in Tiergestalt, deren einer auf ihren Befehl Schmalz „chotzt‘“ 1); ihr

Erscheinen zeigt schlechtes Wetter an 2). Ein

„Alpmutterloch‘‘

kennt

man

auch

im Allgäu ?). Von Singer wird die A. wohl zu Unrecht mit der Kornmutter (s. d.) zusammengestellt 9), )

Vonbun Beiträge 30 f.; ders, Sagen 85 = Jecklin Volkstüml. 345 und 535. ? Kuoni St.Galler Sagen 167 £., vgl. 140 .; SchweizId. 4, 591. 3) Reiser Allgäu 1, 137. *) Singer Schweiz. Mäychen 1,23. Ranke.

Alpranke

s. Mistel.

Alprücken

s.

Viehrücken.

Alprute oder Donnerbesen ist ein strup-

piges, verwirrtes, nestartiges Gewächs auf Baumästen, dessen Erzeugung der Aberglaube dem Blitz zuschreibt !). In Westfalen heißt es auch „Alfloddern‘‘; unter ihnen darf man nicht durchgehen, sonst bekommt man einen schlimmen Kopf 23). Wenn man eine solche A. von Erle oder Esche beim Schlafen unter den Kopf legt, bekommt man das Alpdrücken

nicht ®).

In

Nordthüringen

stellt

sich eine A. her, indem man aus Saalweide einen Stock schneidet, welchem

man

oben

an

der

Spitze

man

der an

drei

Astchen hat stehen lassen, die also eine Gabel bilden. Mit dieser A. berührt man krankes Vieh und spricht dazu: „Im Namen des Vaters usw.‘ Wenn man dies dreimal getan hat, wird das Vieh wieder gesund %). 3) Grimm

Seyfarth

Myth.

ı21;

Myth.ı,

Sachsen

Schwartz

153; vgl. ebd.

ı, 156;

Volksglaube

102 f.;

8;

Meyer

Germ.

Laistner MNebelsagen 3281. ?% Kuhn Westfalen 2, 55 Nr. 158; Kuhn u. Schwartz 419 Nr. ıo2. °%) Seyfarth Sachsen 8. (4 ZfVk. 10 (1900), 213. Bächtold-Stäubli.

312

Alpsegen.

ı. Kurze Zeit vor oder nach

dem Alpaufzuge wird die Alp von Geistlichen ausgesegnet, um Gefahr und Krankheit zu bannen 3). ) Sartori 2, 149; Niederberger Unterwalden 3, 377; Reiser Allgdu 2, 379 f.; Zfi{Vk. ı2 (1902), 13; Schweizld., 7, 451 f£., wo aber Alpsegen (= ‚„‚Alpsegnung“) mit dem Betruf zusammengeworfen wird.

2. A. wird auch oft der Segen genannt, den der Senn allabendlich über die Alp ausruft. In der Schweiz hat dieser bei den Alplern den Namen „Betruf,“ (s. d.)

Alpuntergang s. Untergang.

Stübe.

Alraun, ı. Name. — 2, Botanisches. Die Mandragorapflanze als Alraun. — 3. Der A.glaube im Altertum. — 4. Der A. im MA. — 5. Aussehen und Herstellung. Der Handel mit A.n. Der A. in Hexenprozessen. 6. Gewinnung des A.s. — 7. Eigenschaften des As — 8. Der A.glaube in der dt. Literaturgeschichte. — 9. Der A.glaube bei nichtdeutschen Völkern. — 10. Herkunft und Deutung des A.glaubens, — ır. Literatur.

1. Name. Nach Kluge‘) ist A. (ahd. alrüna) ‚ein uralter Name für altgermanische mythische Wesen, die im geheimen wirken; ahd. alaruna könnte Eigenname (wie Gudrun) für weibliche Kobolde sein‘. Etymologisch soll das Wort zu got. runa ‚‚Geheimnis‘“, ahd. rünen „heimlich und leise reden‘ (raunen), anord. run ‚Geheimnis, Rune“ gehören. Im besonderen bezeichnet A. die aus den fleischigen Wurzeln gewisser Pflanzen geschnitzten menschenähnlichen

Gestalten, verwendet

die zu zauberischen wurden.

Zwecken

1) EtWb.® ı2; vgl. auch Mod. Lang. Notes 34

(1919),

2.

Heft

ı.

Botanisches. Die A.pflanze des Altertums (und auch heute noch in Kleinasien) ist die Mandragora. Diese zu den Nachtschattengewächsen (Solanazeen) gehörige Gattung kommt in drei Arten im Mittelmeergebiet vor, besonders in Italien, Griechenland und Kleinasien; in Deutschland wachsen keine Mandragora-Arten. Die häufigste ist die M. officinarum L. Sie besitzt eine grünlichgelbe Blüte, kugelige Beeren und eine oft tief gespaltene Wurzel, die einer

313

primitiven Phantasie Anlaß zum Vergleich mit zwei menschlichen Beinen

geben kann. Die Mandragora ist gleich vielen anderen Nachtschattengewächsen StechBilsenkraut, (z. B. Tollkirsche, apfel) sehr giftig, da sie verschiedene enthält ?). Beide Solanazeen-Alkaloide Eigenschaften, menschenähnliche Gestalt der Wurzel und Giftigkeit, waren jedenfalls die Ursache für die Rolle der Mandragora im Zauberglauben. Die Solanazeen-Alkaloide verursachen Aufregungszustände (Schwindel, Unruhe, veitstanz-

ähnliche Bewegungen, Tobsucht usw.), denen das paralytische Stadium mit Schlaftrunkenheit folgt 3). Diese physiologischen Wirkungen mußten die Pflanze

dem Primitiven als wunderbar erscheinen Jassen. Auch andere Solanazeen wie die Tollkirsche, die Skopolie (Scopolia carniolica), ferner die ebenfalls giftige Zaunrübe (s. d.) werden da, wo die echte Mandragora fehlt, als Ersatz dafür gebraucht.

Schließlich treten dann auch nichtgiftige das Knabenkraut

Pflanzen, wie

des bzw. der Wurzelknollen, stockes, als Mandragora-Ersatz ?) M. WentzeI

Über die

und

die

der Gestalt

Schwertlilie, lediglich wegen

Wurzelauf.

chemischen Be-

standteile der Mandragorawurzel. Diss. Berlin Pflanzenstoffe 1911, 688. Wehmer 1900; Pharmakologie ® 1909, 3) Schmiedeberg 171 f.; vgl. auch Fühner Solanazeen als Berauschungsmittel in Arch. exper. Pathol. und

Pharmakol.

ı11

(1925),

281—2094-.

Alterim Aglaube 3. Der war die Im alten Ägypten tum. Mandragora sicher bekannt, wie aus Darder Grabwand einer auf stellungen XVIILI Dynastie hervorgeht; ob aber die Wurzel in der Zauberei eine Rolle spielte, steht nicht fest %. Die in der Genesis vorkommende Pflanze dudaim, der aphrodisische Wirkung zugeschrieben wird, deutet man vielfach als die Mandragora ®), jedenfalls läßt sich die Mandragorafabel auch bei den Juden nachweisen ®). Welche Pflanze botanisch unter Mandragora (der ghiah pers. mardom soll vom Name = Manneskraut oder mehr-e-giah = Lie-

beskraut

kommen’); die Ableitung

von

p4vöpx = Stall und &yeipw == sammle dürfte

ins

314

Alraun

Gebiet

der

gelehrten

‚,Volksetymo-

Jogie‘‘ zu weisen sein) zu verstehen sei, war offenbar den botanischen und medizinischen Schriftstellern der griechischen Antike schon nicht mehr man wohl schließen darf,

klar, woraus daß der A.-

glaube seine eigentliche Heimat nicht in Griechenland hat. Die Mandragora (ö pavöpayöpag)

des

Theophrast®

soll

die Tollkirsche sein. Er sagt von ihr, daß sie als schlafmachendes Mittel und zu Beim Liebestränken gebraucht werde. Ausgraben der Mandragora solle man die Pflanze dreimal mit einem Schwerte umschreiben und sie graben mit dem Antlitze gegen Westen. Ein anderer aber solle dabei im Kreise umhertanzen und viel WirLiebeswerk (aphrodisische vom kung!) sprechen. Theophrast betrachtet

übrigens das Ganze als eine betrügerische DioskuFabel der Wurzelgräber. handelt ausführlich über die rides®)

Mandragora, schildert ihr Aussehen und ihre physiologische Wirkung, schreibt aber Eigenschafzauberischen von nichts der ten. Jedoch weist das Synonym

Pflanze, Kıpxaia (= Kraut der Kirke), und die Abbildungen in den alten Handschriften auf die zauberische Verwendung der Pflanze hin. Plinius”!) gibt die Grabevorschrift des Theophrast wieder. Die

Hauptquelle

jedoch

alterlichen A.glauben

für den

mittel-

ist eine Stelle aus

der Geschichte des jüdischen Krieges Josephus (geb. 37 von Flavius n. Chr.). Er schreibt 1): ‚„‚Das Tal, welches die Stadt Machärus auf der Nordseite einschließt, heißt Baara und erzeugt eine wunderbare Wurzel gleichen Namens. Sie ist flammend rot und wirft des Abends rote Strahlen aus; sie auszureißen ist sehr schwer, denn dem Nahenden entzieht sie sich und hält nur dann still,

wenn man Urin und Blutfluß (Menstrualblut) daraufgießt. Auch dann ist bei jeder Berührung der Tod gewiß, es trage denn

einer die ganze Wurzel in der Hand davon. Doch bekommt man sie auf andere Weise und zwar so. Man umgräbt sie rings so, daß nur noch ein kleiner Rest der Wurzel unsichtbar ist: dann bindet man einen Hund daran, und wenn dieser dem Anbinder schnell folgen will, so reißt er

315

Alraun

die Wurzel aus, stirbt aber auf der Stelle als ein stellvertretendes Opfer dessen, der die Pflanze nehmen will. Hat man sie einmal, so ist keine Gefahr mehr. Man gibt sich aber soviel Mühe um sie wegen folgender Eigenschaften: Die Dämonen, d.h. böse Geister schlechter Menschen, welche in die Lebenden hineinfahren und sie töten, wenn nicht schnell Hilfe geleistet wird, werden von dieser Pflanze ausgetrieben, sobald man sie dem Kranken auch nur nahebringt.‘“ Ganz ähnlich wie Flavius Josephus das Ausgraben der Wurzel baara(s) schildert, beschreibt Aelian??) das der Pflanze xvvosmwctog und

äyilxorwiig.

*‘) Keimer Die Gartenpflanzen im alten Ägypten ı (1924), 20; vgl. dagegen Heide Alyunen i det gamle Aegypten in Tidskr. for hist. Bot. ı (1918/19), 9—22. %) Frazer Jacob and the Mandrakes. In Proceed. Brit. Acad. 8 (1917); Ders. Folklore in the Old Testam. 2 (1918), 372—379; ARw. 1ı3, 77. %) Loew Flora d. Juden 3 (1924), 363 ff. ?) ZfEthn. 23 (737). ®) Hist, plant. VI, 2,9; IX, 8, 8 und 9, 1; es ist jedoch zu beachten, daß das 9. Buch des Theophrast höchst wahrscheinlich unecht und späteren Datums ist! °%) Mat. med. 4, 75. 10)

6,3;

Nat. hist. 25, 148. Werke

Philadelphia

4. Der

übers. von

1838,

A.

im

1)

762.

Bellum judaicum VII,

Cotta

und Gförer

!?®) Hist, anım.

14, 27.

Mittelalter.

Auf

die obige Schilderung des Flavius Josephus und des Aelian beziehen sich die meisten mittelalterlichen bildlichen Darstellungen des Grabens der Zauberwurzel, besonders in medizinischen Handschriften,

z. B.

in

Dioskurides-Handschriften

(vgl. oben) und vor allem in denen des (Pseudo-)Apuleius (4./5. Jh.) 13). Ausführlich schreibt die hl. Hildegard, die 1179 als Äbtissin auf dem Rupertsberge bei Bingen starb, über die Mandragora. Wegen ihrer Menschenähnlichkeit wohne der Pflanze der Teufel mehr inne

als anderen

Kräutern.

Wenn

man

sie aus

der Erde gezogen, solle man sie baldigst in Quellwasser (queckborn) einen Tag und eine Nacht legen, so werde alles Böse aus ihr getrieben. Wenn man aber die Mandragora nicht in der beschriebenen Weise

wasche,

schen Mann

dann

könne

man

sie zu zauberi-

Zwecken verwenden. Wenn ein infolge magischer Einflüsse oder

,

316

aus Begierlichkeit des Körpers unenthalt-

sam sei, dann solle er einen „weiblichen‘‘ A. (s. unten), der in Quellwasser gereinigt ist, zwischen Brust und Nabel anbinden,

sodann die Frucht (Wurzel?) in zwei Teile spalten und über die Lenden binden; ferner die linke Hand dieser Gestalt (des A.s?) zerreiben, mit etwas Kampfer mischen und so essen, dann werde er geheilt werden .... Wenn ein Mensch von

Natur aus melancholisch sei, dann solle er die Mandragora nehmen, sie gewaschen, wie oben beschrieben, ins Bett legen, bis das Kraut von seinem Schweiß warm werde, und sprechen: ‚‚Gott, der du den Menschen aus Erde ohne Schmerzen ge-

schaffen, jetzt lege ich dies in diese Erde, die niemals gesündigt, neben mich, damit auch mein irdischer Leib den Frieden fühle, wie du ihn geschaffen.‘ Habe man keine Mandragora, so schließt Hildegard, so genügten auch Buchentriebe. Albertus Magnus!) und Konrad von Megenberg!%) beschränken sich auf die Bemerkung, daß die Wurzel der Mandragora menschenähnlich sei, und bringen weiter nichts Abergläubisches. Dagegen berichten die Kräuterbücher des 16. Jhs.!?) mehr oder minder ausführlich über den A.aberglauben, von der Herstellung der A.e, den Fälschungen usw. 1») Vgl.

z.B.

Payne

Anglosax.

Medic.

1904, 72 f. 1) Physika 1, 56; der lateinische Text ausführlich wiedergegeben von Killer mann in Natw. Wochenschr. N. F. 16 (1917), 141. °°) De Veget, ed. Meyer u. Jessen 1867,

; VII,

2,

cap.

ı2,

379.

Franz Pfeiffer 406.

1°)

Buch

der

!') Z.B. Fuchs

Natur

ed.

Kreuter-

buch 1543, cap. 201; Bock Kreuterbuch 1551, 336 r; Matthioli Kreuterbuch, Prag 1563;

vgl. auch

5.

der

Marzell

Pflanzenwelt 95 £.

Aussehen,

Ace

und

Herstellung

Handel

mit

Aen.

Wenn auch ab und zu durch Reisende | echt orientalische A.figuren nach Deutschland gekommen sein mögen, so wurden doch sicher die meisten der in Deutschland gebrauchten A.e aus den Wurzeln einheimischer Pflanzen hergestellt. Es fanden z. B. Verwendung die Wurzeln der Zaunrübe, des Enzians, der Tormentille (Blutwurz) oder auch des Wegeriches 28).

Die

im

Abendlande

verfertigten

A.e

317

Alraun

unterscheiden sich von den orientalischen dadurch, daß sie bekleidet sind. Ihre Form war sehr verschieden, gewöhnlich waren sie nicht mehr als handbreit, es soll aber auch solche von einigen Fuß Länge gegeben haben !®). Auch männliche und weibliche A.e wurden unterschieden. In Museen und wohl auch im Privatbesitz sind noch vielfach solche A.figuren erhalten, z. B. in der einstigen K. K. Bibliothek zu Wien, wo sie seit 1680 aufbewahrt werden 2%). Auch das märkische Museum in Berlin 2%) und das pflanzenphysiologische Institut in München besitzen solche A.e. Es wurde ein

schwunghafter Handel damit getrieben. So wurde 1690 ein gewisser Hartmann Hanß

beschuldigt,

auf

dem

Zurzacher

Markt (Schweiz) versucht zu haben, eine „allraune‘‘ zu verkaufen

und sie um

100

Taler feilgeboten zu haben ??). Die „A.krämer‘‘ waren neben anderen Gauklern eine bekannte Erscheinung auf Märkten ?®3).

1540 wurden

in Cölln bei Meißen

A.e das Stück bis zu 10 Taler verkauft ?), Zu Anfang dieses Jahrhunderts verkaufte das Warenhaus Wertheim in Berlin „Glücksa,ne‘ (s, Allermannsharnisch), das Stück für 2,25 Mark. Sie bestanden aus Stücken vom Allermannsharnisch und der Siegwurz (Gladiolus communis), die in einem kleinen Medaillon eingeschlossen waren. Dem Medaillon war ein kleiner, bedruckter Zettel beigegeben, auf dem vermerkt war, daß der Glücksa. Reichtum und Gesundheit verschaffe, die Liebe einer Person erwerbe, wider Inkubus und Sukkubus schütze, Schätze finden und Prozesse gewinnen lasse 2). Anfangs der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden in Goldap (Ostpreußen) Wurzelstöcke der ‚‚,Glückswurzel‘‘ (von der

gelben

Schwertlilie,

Iris

pseuda-

corus, stammend) für 10—50 Pfennig das Stück verkauft. Diese ‚, Wurzeln‘, die bis nach

Berlin Absatz

fanden,

soll-

318

18) ZföVk.

6, ı25.

2%) ZfEthn.

23 (738).

159. %) ZfEthn. 23, 745 f. ?”) Z.B.

Soldan-

20) Vgl. Perger in den Ber. u. Mitt. des Altertumsver, zu Wien 5 (1861), 259 ff. !) ZfVk. 13, 126. 2) SAVk. 16, z02. %®) Praetorius Von der Zauberei ... gründlicher Bericht 1613, 52. 2%) Ztschr. f. Kulturgesch. 5 (1898), 338. 2) Trojan Aus d. Reiche der Flora 1910, Heppe I, 29. 531; Hansen 231; ZfdMyth. 2, 70; SAVk. 24,

Hexenwahn 127.

6. Gewinnung des A.s. Die Gewinnung des A.s (mit Hilfe des schwarzen

Hundes usw.) wird im deutschen Volksaberglauben öfters so geschildert 2), wie wir sie bei Flavius Josephus und Aelian

(s. 0.) kennen lernten. Das A.männchen wächst besonders auf dem Falkenberg bei Neukirch und in der Muskauer Heide (Lausitz). Man gräbt es in der Mitternachtsstunde der Johannisnacht (vgl. Farn) aus, wobei es einen Schrei aus-

stößt,

durch

den

man

sich

aber

nicht

schrecken lassen darf ®). Hier spielt deut-

lich

der

Volksglaube

vom ‚, Johannis-

händchen‘‘ (vgl. Knabenkraut) mit herein. Der A. heißt auch Galgenmännlein. Es entsteht aus dem Harne oder dem Sperma eines gehängten Diebes unter dem Galgen. Beim Ausgraben schreit der A. so entsetzlich, daß der Ausgräber, an dessen Ohr dieser Schrei dringt, sterben muß. Um den A. zu erlangen, muß man am Freitag vor Sonnenaufgang, nachdem man die Ohren mit Baumwolle, Pech oder Wachs verstopft hat, mit einem schwarzen Hund hinausgehen,

drei Kreuze

über

den A. machen

und den Hund mit dem Schwanz an die Wurzel des A.s binden. Dann hält man dem Hund ein Stück Brot vor und läuft eiligst davon. Der Hund, gierig nach dem Bissen, schnappt danach und zieht so die

Wurzel aus dem Boden, fällt aber auf den

Schrei des A.s hin tot zu Boden ®). Auch Thurneyssers Reim %): „der grabt Alrauna undrem Gricht Loufft weck das ers hör schreien nicht‘

ten Reichtum und Kindersegen verschaffen ?), was beweist, daß auch heute noch der A.glaube nicht ganz verschwunden ist. Schließlich spielt der A. auch

spielt gleichfalls auf den Aberglauben an,

Rolle 27),

sich

in

Hexenprozessen

nicht

selten

eine

In einem Rottenburger (Württemberg) Hexenprozeß v. J. 1650 soll der Angeschuldigte behauptet haben, um sich

jederzeit Geld zu verschaffen

im

Walde

nackt

müsse man

ausziehen,

seinen

v Alraun

Samen (der A. entsteht auch aus dem Sperma des Gehenkten!) in ein kleines

Geschirr lassen und dieses in der Erde verbergen. Daraus entstehe dann ein Ding, das jederzeit Geld verschaffe 32), Noch im Jahre 1820 soll unter dem Hochgericht auf dem Leinberg bei Göttingen das ‚„‚Alruneken‘* mit Hilfe des schwarzen Hundes gewonnen worden sein %). Sonst heißt es noch, daß der A. unter einer

dreigipfeligen Haselstaude gegraben werden müsse, oder daß man ihn unter

einer

‚‚weissen‘‘

Haselstaude

der Mistel wächst 3), Vgl. dazu

finde,

auf

Hasel-

Wurm.

2)

z, B.

Drechsler

Schlesien

2,

212.

2%) Kühnau Myth. 2, 953.

Sagen 2, 45. %) Grimm, 1005 ff.; Sagen 75 Nr. 83, 484;

©) Archidoxa

1575,

Grohmann

88;

MnböhmExc.

49 v.

%)

25,

355.

Birlinger

Aus Schwaben ı, 162; hier zeigt sich eine deutliche Beziehung zum zauberischen ‚Farnsamen‘‘, s, Farn. °) Korrespondenzbl. d.

Deutsch.

Ges,

f.

34) Appenzell: ı2;

Anthropol.

SAVk.

Lütolf

Sagen

ı0, 127;

192.

7. Eigenschaften

40

(1909),

vgl. Z{fVk.

und

52.

ır,

Wir-

kungen des As. Der A. gilt als Glück und Reichtum bringend:

Ein Geldstück, das man zu ihm legt, hat sich bis zum nächsten Morgen verdoppelt, der Wohlstand mehrt sich ®). Das Geld trägt der A. durch den Schornstein ins Haus 3%. Von einem, der schnell reich geworden ist, sagte man in der Gegend

von Dortmund: „‚De hat’n Arun‘“?), und in Wien heißt im Spiel hat:

es von einem, der Glück „Der muß a Oraunl im

Sack haben‘ %), Häufig erscheint der A.

als aphrodisisches Mittel ®), was vielleicht auf einen Import aus dem Orient deutet (vgl. auch oben die Stelle aus Theophrast). Heute gelten ja in Kleinasien die geschnitzten Mandragorawurzeln als unfehlbare Aphrodisiaka %). Im Bergischen müssen Schwangere den A. bei sich tragen, das erleichtert die Geburt #). Der A. ist ferner der Hausgeist (Spiritus familiaris) (s. d.). In der althessischen Familie

der

Freiherrn

von

Riedesel

be-

wahrte man eine Puppe, die in einem gläsernen Kästchen lag und die man jeden Tag aufmerksam beobachtete. Was

nämlich einem Familienmitglied geschah,

Galgenmännlein °2). Im 19. Jh. benutzte Achim von Arnim) und De la Fouqu&%) das A.motiv als Motte läßt Goethe novellistischen Stoff. im ‚Faust‘ 5) den Mephisto sprechen:

das ereignete sich vorher, oder doch gleichzeitig, an der Puppe. Stürzte z. B. eines und brach sich Arm oder Bein, so lag auch der A. mit gebrochenen Gliedern da %2),

Der A. erscheint auch als der Satan,

mit

dem man ein Bündnis geschlossen hat %3), oder als der „Geist in der Flasche‘, übrigens ein Motiv orientalischen Ursprungs %). In Niederösterreich spricht das Volk auch von ‚‚Uraundeln‘‘ und „Tragerin‘‘, die teils gute, teils böse Wirkung haben. Als böse Geschöpfe quälen

sie das Vieh,

machen

es krank

und

‚Da stehen sie umher und staunen, Vertrauen nicht dem hohen Fund, Der eine faselt von Alraunen, Der andre von dem schwarzen Hund.“

Schließlich hat in Hans steller seinem grotesken (1911) den alten

ver-

leben lassen. 51) Ausg. v. A.

ursachen, daß die Kühe keine Milch geben, andrerseits teilen sie aber ihrem Besitzer die größten Geheimnisse mit. Sie müssen in einer Flasche oder in einer Schachtel an einem geheimen Orte aufbewahrt werden %). Auch als Kröte %), als geflügeltes Tier (Drache), das alle Tage ein Goldei legt *), als wunderliches Tier, das nachts mit rollenden Augen herumläuft %), wird der A. geschildert. Wer als

9.

Grimm

Sagen

! Oldenburg ? ı, 484.

75;

Strackerjan

°) Strackerjan a.a. O. 57) Kuhn Westfalen 2, 27. ®%) Hovorka-Kronfeld 1,17. ®) Vgl. auch Macchiavellis Komödie „La Mandragola‘‘.

‘) ZfEthn. 23 (728). 4%) Leithaeuser Berg. Pflanzennamen 1912, 6; vgl. auch Lam-

mert

150.

%®) Wolf

Sagen

man muß, um den A. zu bekommen,

58.

%)

Oder

ein Bündnis

mit dem Teufel eingehen: Strackerjan Oldenburg * ı, 484. %) Starck Alraun 60. *) Vernaleken Mythen 258. %) Lütolf Sagen 192 f.; Herzog Schweizersagen 2,78f.

”) z.B.

Vernaleken

Rochholz Sagen 2, 43. a.a.0. 2, 42. %) Meyer 5) Manz Sargans 99.

®%)

8. Der A.glaube ist inder

| Literatur

vielfach

Mythen

9,

16.

Auch

in

nichtdeutschen

Tschechen wird die A.wurzel (muZicek) ebenfalls zu abergläubischen Zwecken

260;

Rochholz Aberglaube 64.

ausgegraben ®).

Auch

„hospodäricek‘‘

(Hausväterchen) heißt sie dort %). Bei den Litauern zeigt die mit der Mandragora verwandte Scopoliawurzel in ihrer

deutschen

verwertet

(Tübingen)

Ländern ist der A.- bzw. Mandragoraglaube noch vielfach lebendig. Es gilt dies vor allem für den Orient, der ja wohl die Heimat des Mandragorakultes ®) ist. Bei den Chinesen hat Lauffer®“”) den In nachgewiesen. Mandragoraglauben Griechenland werden der M. noch heute Zauberkräfte zugeschrieben 5). Eine armenische Überlieferung kennt das Motiv der mit Hilfe des Hundes aus der Erde gezogenen Zauberpflanze 5%. Als Adamowa golowa (Adamshaupt)®) und als „pevenka trava‘‘ (= das Kraut, das schreit [beim Herausziehen aus der Erde]) ©) ist der A. bei den Russen bekannt. Bei den Südrussen gilt die Pflanze „‚perestupeny‘“ (Zaunrübe, s. d.) als geheimnisvolle Wurzel. Sie entsteht aus den ungedie Wer Kindern. ermordeten tauft Pflanze schneidet oder sie ausreißt, den lähmt sie und nimmt ihm den Verstand. Durch Opferung eines Stückes Brot, geweihter Butter und eines Kreuzers kann man die Pflanze versöhnen ®?). Bei den

Brot und Geld ins Grab mitgeben %). Der Besitzer des A.s war dem Teufel verfallen. Diesem Schicksal konnte er nur durch Verschenken des A.s entrinnen. Kam aber die Wurzel auf diese Weise in die dritte Hand, so konnte man sie nicht mehr los werden, sie kehrte immer in die Hand des Besitzers zurück ®), 3)

neuester Zeit der Schriftin Ewers Heinz Roman ‚Die Alraune‘‘ Sagenstoff wieder auf-

Keller

wor-

den. Hans Sachs spricht von gefälschten A.en, die ein Krämer verkaufte 51). Grimmelshausen

Verwendung manche sonst dem A. eigene

Züge ®). Bei den Rumänen in Galizien ist ‚„,‚matraguna‘‘ (aus mandragora) ge-

schreibt an verschiedenen Orten über das

Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

radezu Kollektivname für Hexentrank geworden %). Im besonderen ist ‚,matraguna‘‘ im Rumänischen die Bezeichnung für die Tollkirsche (Atropa belladonna). in den Bevölkerung Die italienische Abruzzen kennt ebenfalls das Graben der Mandragora mit Hilfe des schwarzen

Hundes *®), desgleichen ist der Glaube an

z, 5Iff.; Schlosser 52) Amersbach Alraun 53. Starck Galgenmännlein 54f1.; 54) »‚Mandra53) In ‚Isabella von Ägypten‘‘.. gora‘‘, eine Novelle. 1827. ®) 2. Teil 4977 ff.

Besitzer eines A.s starb, dem mußte man

322

Alraun

321

320

TE

319

den A. bei den Franzosen nachgewiesen®). Nach verschiedenen Stellenbei Shake speare®) muß die Mandragora (Mandrake) auch in England recht bekannt gewesen sein 7). Auf Island ist die „thjofaröt‘‘ (Diebswurzel), die unter einem Galgen gewachsen ist und vermittels des Hundes herausgezogen wird, deutlich das Skandinavien In Galgenmännchen 7). ist

die

wohlbekannt 72). die

‚‚alrune‘‘

Zauberwurzel

holländische

Schließlich

Benennung

ebenfalls

spielt

für den A. auf die Gewinnung genmännleins an 73),

auch

‚‚pisdiefje“‘

des Gal-

56) ZfEthn. 23 (726 ff.); Stern Türkei I, In: T‘oung-pao, 5) La Mandragore. 316 ff. 28 Serie Vol. XVIII (1917), 1—30. ®) Heldreich Nutzpflanzen 1862, 36; ZfVk. 15, 391. 5) Rolland Flore pop. 8, 124. %) P al las Reise durch versch. Provinzen des russ. Reiches x (1776), 33. %) Gubernatis Myth. des plant. I, 123. %) ZföVk. 2, 352 ff. ®%) HovorkaKronfeld

ı,

286.

%)

Grohmann

Skopoliawurzel als Gift 65) H. Fühner Heilmittel bei den Litauern und Letten.

19.

und In:

221—227. (1919), 33 Therap. Monatshefte HoGalizien 158; vgl. auch %) Hoelzl ı, 287. ®) Atrad pop. vorka-Kronfeld 8 (1889), 213. ®%) Rolland Flore pop. 8, 126. HerShakespeare 34; %) Ackermann rigs Archiv 142, Heft 3/4; BayHfte 1, 199; 213 f. (1914), Shakespeare .1 Schelenz 233 ff. 7°) Vgl. auch die altenglische ApuleiusLeechdoms 1 Übersetzung bei Cockayne [Isländ. Volkssag. (1864), 245. 7) Maurer

1860, 178.

?)

Feilberg

Ordbog 4, 10. 359;

Falku. Torp Norw.-Dän. Wb. 1911, 151 f.; Laegeurter Reichborn-Kjennerud Andel 20, 46—48; 82 f. 7) Volkskunde Volksgeneeskunst 50 ff.

und Deutung 10. Herkunft des Aglaubens. Zusammenfassend Jäßt sich sagen, daß der A.-Mandragoraglaube orientalischen Ursprungs ist, daß er auf verschiedenen Wegen (von Südosten und von Süden her), und zwar hauptsächlich durch die gelehrt-magische Literatur, nach Mitteleuropa kam und 1

323

alt,

Alter,

sich da mit schon vorhandenen Anschau-

ungen über gewisse Zauberpflanzen (s. Farn 7%), Irrwurz %®), Knabenkraut, Springwurz) vermischte, Ebenso wur-

den auf germanischem Gebiet Anschauungen über den Hauskobold, der Reichtum verschafft, gepflegt werden muß usw. 7%), mit dem A.-Mandragorakult vermengt. Wirklich volkstümlich waren die

Sagen

vom

Graben

des

A.,

vom

Gal-

genmännlein usw. in Deutschland wohl nicht. Inwieweit indogermanische Vorstellungen über die Blitz-, Soma- und Totenpflanze bei der Entstehung des A.glaubens mitgewirkt haben 7), wird sich schwer feststellen lassen: einstweilen handelt es sich hier um nicht beweisbare mythologische Spekulationen.

7%) Z.B. Meyer Aberglaube 212. 75) Urquell ı, 110, 7%) Vgl.z. B.Kuhn v.Schwartz 423. 521; Müllenhoff Sagen 321 ff.

7)

Vgl. Kuhn

fußend

Herabkunft 260 ff. und darauf

Schlosser

Galgenmännlein

103 ff.

II. Die Literatur über den A.aberglauben ist außerordentlich reich. Viele Schriften sind aber nur Zusammenfassungen früherer und bringen nichts Neues, Am besten unterrichtet A. T. Starck®%). Sehr wichtiges und kritisch gesichtetes Material bringen v. Luschan, Ascherson und Beyer®). Ch. B. Randolph®) geht vor allem auf die medizinische Verwendung der Mandragora und den damit verbundenen

Zauberglauben ein. Reichen, aber unkritisch verarbeiteten Stoff bringt A. Schlossers Dissertation ®%). Kürzer gefaßt sind die guten Darstellungen von A. v.Perger®) E.v.Lippmann®) und S. Killermann®), Sehr bemerkenswertes Material über einzelne Züge des A.-glaubens verzeichnet W. Hertz®). Genaue bibliographische Angaben macht J. G. Th. Graesse®), Altere Darstellungen und Berichte wie von Schmidel®”), Thomasius®), J.S. Schmid®), J.Praetorius®), Frommann®%), Roth®), Keyßler®%), Bräuner®“), Tharsander®), Horst®), Scheible”), bringen z. T.

sehr bemerkenswertes kulturgeschichtliches Material über den A.glauben.

324

altern

7%) Der Alraun. Ein Beitrag zur Pflanzensagenkunde, Baltimore 1917. VIII, 85 S. ?9) Verhandl. d. Berl. anthropol. Gesellsch. Sitzung v. 17. Okt. 1891 in ZfEthn. 23 (726)— (746). ®) The Mandragora of the Ancients in Folk-Lore and Medicine. In Proceed. of the Americ. Acad. of Arts and Sciences. XL (1905), 487—537, vgl. die Besprechung in ZfVk. ıS8, 343. ®) Die Sage vom Galgenmännlein im

Volksglauben und in der Literatur. Münster i. W.

1912.

139 S. %) Ber. u. Mitt. des Altert.-Ver.,

zu

Wien 5 (1861), 259—269. ®) Über einen naturwissenschaftlichen Aberglauben. In Abhandl. der

naturforsch. Gesellsch. zu 259—270. %) Der Alraun

Naturwissensch.

Halle XX (1894), [Mandragora]. In

Wochenschr.

N. F. 16 (1917),

137—144; mit wichtigen Abbildungen. ®) Abhandl. 259. 273 ff. ®) Beitr. z. Literatur und Sage des Mittelalters 1850, 45—60. 87) Dissertatio de Mandragora 1655. ®) De Mandragora 1653 und 1669. ®) De alrunis Germanorum. Halle 1739. ®) Saturnalia. Lipsiae 1663, 154 f£f.; Anthropodemus Plutonicus 2, 172 ff. ®) De Jascinatione 1675, 666—677. %®) De imagunculis Germanorum magicis quos Alrunas vocant 1737. ®) Antiq. sel. Germaniae septenty. 1720, 504— 520. %) Curiositäten 1737, 225 ff. ®) Schauplatz vieler ungereimter Meinungen 1735, 1, 556 bis 571. %) Zauberbibliothek 5 (1825), 321— 345; 6 (1826), 277—310. %) Kloster 6 (1847), 180 ff. Marzell.

alt, Alter, altern.

ı. Das gesunde Volk

kennt keine Verneinung des Lebens, also keinen Pessimismus als System, es will leben und alt werden. Gewisse Vorzeichen bekunden, ob ein Kind alt wird oder jung sterben muß !): Neugeborene Kinder, die mit den Augen nach dem Himmel schauen, werden selten alt; die Mutter hat genau in acht zu nehmen, wie viel Wochen ihr Kind bei diesem Anlasse alt ist ?). Man soll die Kinder nicht Altmännchen (s. Altvater) oder Altweibchen nennen, sonst altern sie %. Die Kräfte Altgewordener erhalten sich, indem die Alten

junge, kräftig gedeihende Kinder bei sich schlafen lassen, den Kindern aber schadet es, Das Alter zehrt von den Kräften der Jugend. Greise werden verjüngt, wenn

sie sich mit jungen Mädchen verheiraten, die Jugend aber altert *), — Die Kinder der Wasserfrau altern nicht °). Unter dcn Wassern liegt nach irischem Glauben ein

von Elfen bewohntes Land, ‚‚,das Land der Jugend‘‘, weil darin niemand altert.

Dort scheint die Sonne,

die Wiesen grü-

nen, die Bäume blühen. Leute, die viele Jahre dort zubrachten, glaubten, nur

325

Altar

einen Augenblick dort gewesen zu sein 9%). Der Gedanke des Nichtalterns durch Gemeinschaft mit Geistern oder Toten kehrt wieder in der Erzählung vom Kuhlenmaker, dem Totengräber, der lange Jahre unter den Toten weilt, und als er zu den

Seinen zurückkehren will, des Glaubens ist, nur wenige Stunden unter der Erde geweilt zu haben. Er nimmt das hl. Abendmahl, sinkt zusammen und stirbt”). SAVk.

1)

Lammert

2,

218,

118.

?) Wuttke

°% Grimm

8

Myth.

6os;

3,

Erzgeb. 57; 435 u. 443; DWb. ı, 273; John Pollinger Landshut 277. *) Mitt. Anhalt. Pennsylvania 43 Fogel ı4, 22; Gesch.

Nr. 2,

85;

250;

Lammert

SchwVk.

ıo,

245;

4;

Stern

Türkei

Niederberger

Unterwalden 1,79. °) Schönwerth Oberpfalz 2,2121. ) Mannhardt Germ. Mythen 457. Sagen (1921) Nr. 269. 7) Müllenhoff

2. Das Alter der Geister ist im Verhältnis zu der Lebensdauer der Menschen verschieden. Die Zwerge sind mit 3 Jahren ausgewachsen und mit 7 Jahren Greise. Der Wechselbalg (s. d.) kann von sich sagen, daß er älter sei als der Westerwald. Noch älter ist das wilde Weiblein in Oberpurstein ®). Die Idee der Vergeltung wird wirksam, wenn die Herren einer Burg verzaubert waren, sobald sie ein gewisses Alter erreicht hatten ®), oder wenn auf ein Zauberer im Karfunkelschloß lange Zeit verwünscht ist !%). Greise dürfen ihr Alter nicht sagen, sonst müssen sie bald sterben !!). In der deutschen Sage verlangt der Kobold zuweilen, daß sein Alter erraten werde !?), und der Teufel verrät sein Alter selbst, da er den Bauer, listig versteckt, in einem Baume des Waldes rufen hört und spricht: Hunderttausend Jahre bin ich alt, und nie hörte ich den Kuckuck zu dieser Jahreszeit.

Tirol 606. °%) Ebd. 461 Nr. 20. Heyl 1) Ebd. 459 Nr. 19. *) Seligmann 2,260 I, 48; Urquell 6 Strackerjan u. 263; 8)

(1896),

11.

!)

Bolte-Polivka

I, 497Boette.,

Altar, Er findet sich fast bei allen heid-

nischen Völkern !), im Judentum ?) wie im Christentum ®). Auf die Form des christlichen A. wirkte beeinflussend Abendmahlstisch und Märtyrergrab. Auch soll er Abbild sein des himmlischen As, unter dem die Seelen der Märtyrer sind (Apoc.

326 Joh. 6, 9). Seit dem 4. Jh. besteht der A, aus Stein, wird feierlich konsekriert, mit Weihwasser und Chrisam gesalbt, sowie Daneben ausgestattet. Reliquien mit gibt es auch noch bewegliche A, für die Reise oder für den Krieg (Felda.)%. Die sog. „Ha us a.ch en‘ dienen lediglich der privaten Andacht ®). Infolge seiner Bedeutung im Kultus und seiner hohen Weihe gilt der A. als heilig und unverletzlich. Daher rührt der Glaube, daß daraufstei-

die frevelhafterweise

solche,

gen, dort festgehalten werden, bis sie Gebet oder Zauberspruch löst ®%) — der A. ist eben ‚,tabu‘‘ 7). Andererseits ist der A. wieder in so hohem Maße wunderkräftig, daß sogar schon seine Nähe besondere Wirkungen ausstrahlt. Das Gewand, in dem man vor den A. tritt, schützt gegen böse Mächte®). Beißt man, hinter dem A. stehend, in eine so vergeht das Zahnweh ®); Semmel, wirft man die Nabelschnur hinter (oder unter) den A., so hilft das gegen Bauchweh !°) des Kindes, oder das Kind lernt

dadurch gut laufen

Wasser,

und wird fromm !!),

unter den A. gestellt, wird wun-

derkräftig !?). Sand, der davor freit von Behexung 13). Wenn

liegt, beein Paar

vor dem A. steht, so stirbt der zuerst, unter dessen Füssen der Boden feucht

wird 14), Fromme Priester können die Seelen Abgeschiedener auf dem Altar beschwören und ihr Schicksal erfahren !®), Auch beim Losorakel

der A. eine

spielte

Schlupfaltäre Rolle 16), Krankheiten !7). Besondere natürlich Materie, die dem nommen ist oder auch bloß desselben. So war es schon wie uns Wunderinschriften

befreien von Kraft besitzt A. selbst entdie Berührung in der Antike, aus dem As-

klepiostempel auf der Tiberinsel zu Rom berichten 1). Diese Anschauungen gingen

auch

in

das

Christentum

schabsel vom Holz oder schützt gegen Zahnweh,

andere Übel 2%).

über !®)., Ab-

Stein des A.s Epilepsie und

Am meisten geübt wird jedoch der „Umg ang‘ (s. d.) des A.s. Diese Sitte ist uns wiederum schon aus griechisch-

römischem

Kult bekannt ?%). Aus

diesem

ging sie ins Christentum über. Man findet 11*

327

Alte,

der;

Alte,

sie auch bei Neugriechen und Slaven. In Frankreich wendet man diesen Ritus hauptsächlich gegen Kinderkrankheiten an 2), Auf deutschem Gebiet ist der A.umgang nach der Taufe eines Kindes weit

verbreitet; meist wird dabei noch „geopfert‘“ 23), Diese Sitte ist bereits verwischt, wo man mit dem Neugetauften nur an den Stufen des A.s niederkniet 2%). Dieser Umgang soll, ganz wie in der An-

tike, Reinigung des Umwandelnden und Bindung der Dämonen bewirken ?). Als Reinigungsritus ist es wohl auch anzusprechen, wenn Leidtragende während des Totengottesdienstes um den A. gehen und

darnach von den Anwesenden mit ‚, Glück

ins Leid‘* begrüßt werden ?). Als Frucht-

barkeitsritus wird der Umgang von Frauen gemacht, welche schwanger werden wollen ?). Auch zu Heilzwecken ist

der Umgang bezeugt ®), manchmal findet er an bestimmten Heiligenfesten statt. Die Kraft des A. geht ferner auch auf die ihn umhüllenden Tücher über, man deckte

solche

über

Besessene

und

Epi-

leptiker, um sie zu heilen %). Eine besondere Rolle spielt die A.kerze%) (s.a. Kerr z e), die gern als Lichtorakel verwendet wird. Ihr Erlöschen zeigt einen Sterbefall an, und zwar stirbt eines von der Seite der Kirche, auf der sie erlosch 32), Mancherorts zeigt das Erlöschen aber den Tod des Pfarrers oder Küsters an 3). Solange nach einem Seelenamt der Docht der aus-

gelöschten

Kerze

glimmt,

steigen

arme

Seelen ‚aus dem Fegfeuer‘ 34), Das Wachs der Kerzen heilt Nabelbrüche und

Zahnschmerzen ®)

oder

dient

sonst

als

Zaubermittel 3%), Auch beim ‚„‚Mord- und

Diebesbestrafungszauber‘‘ spielt die A.kerze eine Rolle 3). Der A. kommt auch in Sagen vor (goldener A. usw.) 38), ')

RGG?

86.

Pauly-Wissowa

ı, 229ff.

®) Marti

3) Fr. Wieland

München

1906;

Jos.

Mensa

1ı,

2,

Altes

und

Braun,

1640

ff.;

Testament

Confessio.

S.J.

Der

Christliche Altar in seiner geschicht!. Entwicklung, 2 Bde. 1924. %) Kronfeld Krieg 143. ° Meyer Baden 353. *) Knoo pP Hinter-

pommern 129; ') Pfister

Bartsch Mecklenburg ı, 362. Relguienkult 2, 477 u. 531.

® Bohnenberger Nr. ı, 24. % Seyfarth Sachsen 270. 1) Meyer Baden 26.

die; 2)

alte

Leute

328

Drechsler

Schlesieı, n 183;

Bartsch

lc. 2, 45. 12) Franz Benediktionen 1, 80. ») Seligmann ı, 281. 1) Wolf Beifräge I, 211. %) Strackerjan I, 220; 2,9 Nr. 265. 1) Stemplinger Abergl. 51. 7) Pollinger Landshut 277; Panzer Beitrag 2, 432. %®) Weinreich Hetlungswunder 63. 64 Anm. 2. »” Günter Legendenstudien. Köln 1906, 144; Lucius Heiligenkult 402. 407 Anm. 5. 466. 20) Reiser Allgäu 2, 153; Wuttke 355 $ 532; Heyl 7irolNr 2.911 20. %) Mannhardt

Myth. Forschungen 138 f.;

Goldmann

führung ıoof. ®) Knuchel Sebillot Folk-Lore 2, 278;

Ern-

8. 9. 20. 59; 4, 152; RTrp.

21,165 %®) Meyer Baden 28. 393; Jensen Nordfries. Inseln 235.) Knuchel 8.

4%) Meyer Le. 28. ®%) Knuchel 9. *% Meyer 1. c. 595. ?) RTrp. 21, 164 £. 8) ZfVk. 14, 117; 17, 97. 2®) Meyer Le. 497. °) Stemplinger lc. qaı. 3) Albers Das Jahr 187. *) Wuttke 215 $ 301;

438.

und

®)

Bartsch

Grimm

473

Nr.

1038;

Lc.2,

Mythol, Z{fVk.

56;

ı5,

3, 439

ZfVk.

347;

Nr.

15,

150

2,

208;

Kuhn

und

Wuttke 215 $ 301. 3%) Birlinger Volkst, 1, 284. %®) Wuttke 142 $ 1905; Drechsler Schlesien 2,244. %) Köhler Voigtland 419. 3”) Drechsler 1l.c. 2, 260 und 244. % Meiche Sagen 476 Nr. 617; 572 Nr, 711; Schell Bergische Sagen 497 Nr.7; Kühnau

Schwartz

Sagen

141, 486.

2, 625;

Schneider.

Alte, der; Alte, die; alte Leute,

1. Allgemeines, — 2, Alte Weiber als Unglücksbringer. — 3. Der Alte, die Alte als Personifikation des Winters, — 4. Dämonische Gestalten. — 5. Mythos oder sprachliches Symbol? — 6. Verweise,

1. Die a. L. erfreuen sich bei den meisten Naturvölkern einer so bevorzugten und einflußreichen Stellung !), daß die geringschätzige Art, mit der sie in unserm Volksleben oft behandelt und angesehen

werden,

nicht

gelten

unverständlich wäre, wollte man

dieses den

berücksichtigen:

Naturvölkern

alle

als

„alt“

Personen

zwischen 35 und 60 Jahren ?); das gebrechliche und untätige Alter, das meist nach diesem Zeitpunkt beginnt, genießt durchaus keine Hochschätzung, und Tötung und Aussetzung der für das Staatsund Volksleben unnützen und hinderlich scheinenden Greise ist keine Seltenheit. Von hier aus versteht sich das tiefe Mißtrauen, das das Volk bei uns den Alten entgegenbringt und das sich in einer Reihe abergläubischer und symbolisierender Meinungen kundtut.

329

1

Alte,

Ebert

Reallex.

Reallex.

1ı*, 431f.

1,

112;

?) Ebert

der;

Alte,

Schrader

Reallex.

1, 114.

2. Die Abneigung gegen die a.n L. beruht zum großen Teil auf ihrem häßlichen und verrunzelten Aussehen. Kinder soll man nicht ‚„‚Altmännchen‘‘ nennen, sonst „verbutschen‘‘ sie und bekommen Runzeln an der Stirn 3); auch lasse man Kinder nicht bei Alten schlafen, weil diese sich an dem jungen Leben stärken und dadurch die Kinder siechen machen *). Zwar gelten die a.n L. allgemein als klug ©); aber ihre Klugheit, besonders die der alten Weiber, hat etwas Unheimliches und Übernatürliches. Sie richtet sich auch vorzugsweise auf geheimnisvolle Dinge, die andern Menschen verschlossen sind; alte Weiber als Traumdeuterinnen sind uns in Deutschland seit dem 14. Jh. %, als Wahrsagerinnen aus nicht viel späterer Zeit”) bezeugt. Daher sind denn auch die alten Weiber nicht nur ganz allgemein als Kräutersammlerinnen berühmt®); sie sind auch die prädestinierten Hexen®) und verstehen sich aufs ‚„‚,Brauchen‘‘ ©). Auch der Alp erscheint gelegentlich in Gestalt eines alten Weibes !!). So sieht man sie als unheilbringend an; begegnet man morgens 1?) oder auf der Freite 1) einem alten Weibe, so hat man Unglück; ein altes Weib darf nicht als erste ein neues

Haus betreten !*) und wird ängstlich von

der Wochenstube ferngehalten 1). Kommt beim Liebesorakel des Harzer Mädchens in der Andreasnacht zuerst ein altes Weib, so wird das Mädchen noch ein Jahr ledig gehen 16). Flachs soll man in Ellwangen {am 13. Juni) säen, ehe die alten Weiber aufstehen, sonst nimmt ihn der Altweiber-

wind

aus

3)

fort ?7).

DWb. I, 273. dem übrigen

*) SAVk. 10, 4; mir Deutschland (Berlin,

auch Ost-

preußen, Baden) bekannt. 5) RheinWb. I, 136 ff. ®) In einer schles. Hs. aus der Mitte des 14. Jhs. findet vsset obseruare

sich die Stelle: quod vetularım sompnia; vgl. Klapper Evr-

:ählungen 241. °) Lorichius berichtet 1593, daß alte Weiber aus Fastnachtsfeuern zu wahrsagen pflegten. Vgl. Jahn Opfergebräuche 91. *) Vgl. z. B. Müllenhoff Sagen (1921), 238 Nr. 352. °) Vgl. z. B. ebd. 229 £. Nr. 338;

230

Nr. 339;

Nr. 356; 246 Wb. ı, ı40;

Meisinger

235

Nr. 347;

239 Nr. 354;

Nr. 368; 247 Nr. Krauß Relig.

RappenauWb.

52.

240

370; RheinBrauch 112;

2)

Mei-

die;

alte Leute

330

singer RappenauWb. 52. 1) Mackensen Niedersächsische Sagen (1925), 49 Nr. 68. 2?) RheinWb. ı, ı39; Finder Vierlande 2, 249; Lehmann SudetenVk. 106; Wuttke® 5.208. 1) Hesemann Ravensberg (Diss. 1909}

S. 67. 1) Wuttke? S. 209. !°) Wrede En feler Vk.? 138. 1°) Wuttke S.254. !’) Eberhard

Landwirtschaft

Nr. 3, 3.

3. Als deutliche Personifikation Winters erscheinen der A. und

A.

in einigen

Frühjahrs-

des die

und besonders

Fastnachtsbräuchen, die darauf hinauslaufen, das Ende der winterlichen, den Beginn der sommerlichen Herrschaft anzuzeigen. In einigen Gegenden wird das

alte Weib

Großmutter)

(die

als

Strohhexe,

Strohpuppe

des Winters an

einem

Tag der Fastenzeit verbrannt (Hessen, Schweiz, Schwaben 18), Welschtirol) ?®); diese Gestalt, sei sie nun als Weib oder Mann gedacht, als Tod zu bezeichnen, scheint (nach Usener) zunächst slavische Besonderheit ”). Einige Fastnachtsbräuche zeigen deutliche Anklänge an die alte Sitte; so jener aus Groß-Badegast ?) und Porst ?) (Anhalt), der die Mädchen des Dorfes eine als alten Mann gedachte Strohpuppe um die Wette in eine Grube karren läßt, ein lich in Burg b.

daß

es

hier

Brauch, der ganz ähnHalle wiederkehrt, nur

die Burschen

zu

Pfingsten

versuchen, mit verbundenen Augen ‚‚den alten Mann ins Loch zu karren‘‘ ®), In ganz ähnlicher Weise bildet im alemannischen Gebiet ‚,den Alten verlochen‘‘

einen Teil eines Frühlingsfestes *). Anderwärts — wiederum zunächst in slavisch

oder romanisch beeinflußten Gebieten — wird die A. (der Tod als Strohweib, der A. usw.) ersäuft ®); romanische Eigentümlichkeit ist es, die A. zu zersägen, eine Sitte, die in Italien, Südtirol, Südschweiz, Portugal und Spanien, in Kärnten, Krain

| und

bei

Umfange, Hermann

den

verwandte

Zigeunern

teils

in

vollem

teils rudimentär geübt wird ?%), Usener hat über diese und

es scheint, nach seinen

Bräuche

ausführlich

und, wie

abschließend gehandelt ”); Ausführungen ist es wahr-

scheinlich, daß diese Sitten auf römische Tradition (Ersäufen der Anna Perenna an den Iden des März) zurückgehen, eine

; Beobachtung,

die gut zum Verbreitungs-

331

Alte,

der;

Alte,

gebiet der Bräuche stimmt. Als ursprüng-

lich deutsch können diese Anschauungen

von einem als altes Weib oder alter Mann gedachten Winter demnach wohl nicht gelten; wären sie germanisch, so hätten wir mehr Belege aus den skandinavischen und norddeutschen Ländern, Vielmehr treten sie in größerer Dichte und stärkerer Durchbildung nur da in deutschem Sprachgebiet auf, wo römischer oder slavischer Einfluß wirksam war oder ist; das sollte zu denken geben. Auch die

Tatsache, daß der Winter zuweilen (in Südtirol ®), lausitzisch-wendisch ®), als altes Paar gedacht wird, ist geeignet Useners

und

Ansicht

Anna

zu

stützen

Perenna) ®).

(vgl.

Bei

den

Mars

Wen-

den %) und in England ®2?) taucht der A., die A. oder das alte Paar auch in Weihnachts- und Neujahrsumzügen auf, in denen die Figuren anscheinend das alte Jahr symbolisieren sollen. Vgl. im übrigen den Artikel Todaustragen. 3) Jahn Opfergebräuche 9ı ff. ”) Schneller Welschtirol 234 f. ®) H. Usener Kleine Schriften 4 (1913), 100. 2%) Z{fVk, 7, 9ı.

22) Ebd. ®) Sommer Sagen 152. %) Schweiz Id. ı, 295. %®) Usener Kl. Schr. 4, 100 ff. 2) SAVk, 2, 145; Sartori Sitte und Brauch

510;

3,

81;

Mannhardt

Wlislocki

Mythologie ı, ı02 ff.; dazu

Zigeuner

Germ.

145;

Mythen

Grimm

505; Usener Kl. Schr. 4, Liebrecht Zur Volkskunde

409. ”) Usener a.a.O. 4,100ff. ®%) Jörger Vals 61; Mannhardt ı, 427. ») Mannhardt 1,427; Schulenburg Wend. Volkstum 128. %) Vgl. ferner hierzu: Preller Röm. Myth. ı, 345; Reich Mr-

Mus

90.

245. 593. 649. 875;

Rigveda

Sitte und Brauch 3, 81. %®)

Schrö-

169 f., 440.

Sartori

der

Schröder

%”)

Schulenburg

Rigveda 440 £.

4. Hinter manchen

137;

Gestalten des Volks-

glaubens, die als der oder die A. bezeichnet werden, mögen ältere mythologische Ideen stehen. Wenn zwar am Rhein der

Schneefall als ein Staubwirbel aufgefaßt

wird, der entsteht, wenn de al weiwer im Himmel ihre Röcke ausschütteln 3), so kann dies sehr wohl ein recht junger mythologischer Gedanke sein; bedenklicher muß es uns schon stimmen, wenn im niederdeutschen und friesischen Sprachbezirk der Teufel als de Lütje 6le %),

de

uvald,

de

uald

Knecht ®®)

bezeichnet

die;

alte

Leute

332

wird. Es ist nicht unmöglich, daß wir hier Rudimente einer alten Gewittergottheit

vor

heute

uns

haben;

noch

bei

in

Schweden

Gewittern:

heißt

es

‚„Goldgubben

äker‘ = der gute A. fährt 3). Die Zeug-

nisse sind zu dürftig, als daß es erlaubt ist, weitere Schlüsse zu ziehen, wie das oft und gern geschehen ist (Verselbigung des Alten mit Donar usw.); die Möglichkeit von Beziehungen zum altgerm. Kult kann nicht geleugnet werden, wie diese Beziehungen aber aussehen, ist durchaus nicht zu erkennen. Auch am Rhein wird der Wind Kindern gegenüber als der al van ze johren personifiziert 3) ; diese Gestalt gilt heute nur noch als Kinderschreck, und wesentliche Beziehungen nach rückwärts lassen sich auch hier nicht aufzeigen. Daß die Modocindianer den Wirbelwind u. a. auch Kennitch = „den Alten‘ nennen 3), kann höchstens als Parallele, nicht als Beweis

gelten. — Am Rhein wird die Sonne de al

= „die Alte“ genannt 3), ohne daß diese Personifikation als alt erwiesen werden könnte. — Dämonische Gestalten von nur lokaler Bedeutung sind die ‚‚Alten‘‘, die auf der Löffelspitz und dem Greiner

(Tirol) hausen: uralte Männer riesischen Charakters, mit weißen Haaren und

Bärten, zur Bauerntracht Wetterhut und

grüne Strümpfe tragend, die Wetter machen und sich beliebig verwandeln können. Mit Vorliebe rauchen sie stinkigen Bauerntabak, und ihre Freßlust ist

bekannt; so läßt man ihnen beim Herbst-

abzug von der Alm Butter, Käse und Brot zurück %), — In einer niedersächsischen Sage 4) bringt ein nicht näher bezeichneter

und

beachteter

oler,

swaker

mann es fertig, einen Glockenstein, den 10 andere Männer nicht bewegen konnten, mit einer Hand vom Platze zu bringen; möglicherweise verbirgt sich auch hinter

ihm, uns heute unerkennbar, eine dämonische Figur. — Ein altes Weib, das bei

Mondschein

im Monde

der sie anruft,

Wiederau

bei

in den

Rochlitz

spinnt

Tod

und

den,

hetzt, ist aus

bekannt ®).

33) RheinWb. I, 140, 143. *) Andree Braunschweig ? 396. ®%) Müllenhoff Sagen (1921) 282 f. Nr. 415; Mannhardt Germ.

Alte

333

Jungfer,

Germ. Mythen Mythen 143. %) Mannhardt 3”) RheinWb. 233; ZfdMyth. 2 (1854), 304. I, 143. ®) Urquell 2 (1891), 2. %) RheinWb. 104. Tirol %) Alpenburg I, 143. Niedersächsische Sagen ) Mackensen Religion %) Wilke (1925), 194 f. Nr. 262. der Indogermanen (1923), 148.

5. Es ist nicht ausgeschlossen, daß hinter mancher Redensart, die ‚,den alten Mann‘‘ oder ‚das alte Weib‘ anführt, ältere mythische Tatsachen stehen. Ich

führe hier einiges an, ohne mehr als Möglichkeiten andeuten zu wollen. Ein abgebauter Stollen heißt ganz allgemein bergmännisch alter mann; stoßen die Bergleute auf ein solches Feld, so heißt es: „Wir haben ’nen alten mann erschlahn!‘‘ und: „Der alte ist schon an dem orte gewesen! 13)‘ Möglicherweise dürfen wir in diesen Ausdrücken Erinnerungen an einen Berggeist wiederfinden. — Manche Tiere heißen im Volksmund ‚,der Alte‘‘, so der Bär in Schweden (den gamle) und

Siebenbürgen (‚‚der alte kluge Mann‘‘) *), ein großer, schwer zu fangender Fisch in Basel, Zürich und im Elsaß (‚‚du hast den Alten gefangen‘‘ = dein Meisterstück

gemacht) %),

der

(getötete)

Hühner-

habicht in Siebenbürgen, mit dem die Kinder von Haus zu Haus ziehen und dazu singen: „Wir bringen euch den alten Mann!‘ 46), Mythische Beziehungen sind hier überall möglich, ohne daß sie auch nur wahrscheinlich gemacht werden könnten. In der Rappenau heißt ein Wurm im Obst Altvater #7) (s. d.). Als Gebäcknamen ist sowohl altes weib wie alter mann in Holland %), Baden *%) und

der

Schweiz ®)

bekannt.

Beim

hoch-

zeitlichen Altweibertanz %”), sowie bei der rhein. Altweiberfastnacht 5) sind abergläubische Gebräuche nicht zu beobachten. Seltsam bleibt ein ziemlich verbreiteter Segen gegen das Fieber, in der ‚,die Alte‘‘

vom Teufel geholt werden muß, wenn die erkrankte Person genesen soll ®2), ‚Die

Alte‘ steht hier in irgendeiner nicht näher erkennbaren Beziehung zum Fieber, das

so mit ihr verbunden ist, daß es mit jener

verschwindet. Augenscheinlich sind die uns vorliegenden Fassungen so verstümmelt, daß alle intensiveren Deutungsver-

334

Junggeselle

suche nicht

über den Wert von Hypothesen herauskommen können.

43) RheinWb. 1, 413; DWb. 1, 264. **) Meyer Germ. Mythol. 104. *°) SchweizlId. ı, 295; ElsässWb. I, 34. 1°) Siebenbürg.-Sächs.Wb. ı, 88. 7) Meisinger RappenauWb. 2,9. %®) Dijkstraa I, 31. %) BadWb. ı, 36. ®) SchweizlId. I, 293. 9) Wrede Rhein. Volkskunde* 134; Andree Braunschweig? 310. 5) Wrede Rhein, Volkskunde? 134; Becker Pfalz 302. 53) Gesammelt bei Wuttke 169 2, 325. Hovorka-Kronfeld

6.

Über

Zwerg; Alte‘‘ im

‚,die

Alten‘

=

$ 227;

Zwerge

s.

über „den Alten‘‘ oder ‚,die s. KorndäErntebrauch

monen.

Mackensen.

Alte Jungfer, Junggeselle. 1. Allgemeine Grundlagen. — 2. Straforte. —

3. Fastnachtsspiele. — 4. Verspottung der Unfruchtbarkeit. — 5. Strafarbeiten. — 6. Verwandlungen. — 7. Junggesellen. — 8. Vereinzeltes.

ı. A. J.n, d.h. Jungfrauen höheren Alters, sind bei den Naturvölkern so gut wie unbekannt !); auch außerehelicher Geschlechtsverkehr wird im allgemeinen nicht als unmoralisch angesehen, selbst wenn er Folgen hat — im Gegenteil wird dies sogar oft begrüßt und als Empfehlung für das Mädchen, das somit eine gewisse Befähigung nachgewiesen hat, betrachtet ?). Sterilität bedeutet für den auf sein Zweckdasein eingestellten Volksmenschen einen Fluch, und wo sich die a. J.n nicht, wie im germanischen Altertum und im MA., in den Schutz des Kultes oder der Kirche flüchten konnten, waren und sind sie überall dem Spott und der Verachtung des Volkes ausgesetzt. Diese setzen sofort ein, nachdem die Heiratsgrenze um ein paar Jahre überschritten ist: auf Korea gelten Mädchen mit 20 Jahren schon als a. J. und kommen ins Gerede der Leute?) ; bei uns ist es gewöhnlich das 25.—30. Lebensjahr, das als äußerste Grenze im Volksleben betrachtet wird. In zahllosen, z. T. den a. J. selbst in den Mund gelegten, Spottliedern wird die Heiratsgier der Mädchen besungen, die diese Grenze überschritten haben %); sie werden mit wenig schmeichelhaften Namen belegt, die zumeist auf ihre Un| fruchtbarkeit und ihr unnützes Leben

335

Alte

Jungfer,

Junggeselle

zielen („‚altes Scheit‘‘: Innsbruck, ‚„‚vzetlle guenille = Lumpen: Normandie 5), „alte

schan 85;

si‘‘ 1)!

sonntag auf Montag fällt !?); im Oberinntal läuft zu Fasching ein verkleideter Barbier den a. J. nach, um ihnen mit hölzernem Rahmmesser den Bart abzuscheren ?3): es ist vielleicht nicht zufällig, daß es in den beiden letzten Belegen Früh-

Ploß

Weibz2,65.

läßt

®?) Fehlinger

| |

Ge-

Schlechtsleben der Nalurvölker ı7f. Einen ähnlichen Grund mag es haben, wenn man sich — nicht nur im Bergischen — vor dem Rückgang einer Verlobung fürchtet, weil die Mädchen leicht a. J. werden: Schell Berg. Volksk. 114 Vgl. zum folgenden auch Orfnit 171, wo eine kinderlose

A.

gen,

Dexel wie

sie

Witwe

Über

in den

epen hervortyeten

Landes

verwiesen

geselischaflliche mhd.

höfischen

wird:

Anschauunund

(phil. Diss. 1900), 31.

%

Volks-

Bu-

80;

Volkslieder-

Andree

Braun-

Die

Basler

Mundart

(1879),

182;

Mädchen,

die

als

Bräute

„Zeit, Zeit, Überzeit, wia mei liaba Vada schreit‘‘29)!

und sie eben als Außenstehende zur Zielscheibe des Spottes und der meist mythisch arbeitenden Phantasie des Volkes macht. 1)

Nr. XIX,

Schotltkys

sterben, müssen auf Kreuzwegen so lange tanzen, bis die Verlobten nachsterben !9), und am Lichtmeßtage stehen die a. J. auf der Traunbrücke und rufen:

liche ihres Lebens, das die a. J. außerhalb

stehen

Blümml

Skälebänk 1).

breitete Brauch, den a. J. als Ersatz für ihre nie erlebte Hochzeit beim Begräbnis den Brautschmuck zu gewähren; es ist vielmehr das Ungewöhnliche, Unverständ-

Gemeinschaft

Ravensberg 68; SAVk. 2, Lehmann Sudeten Vk.

einer a. }. übliche Redensart beweist: „S’ischt € Seel us (d)em Fegfür erlöst worde!‘‘ 16), Oder man gibt ihnen (in Ostpreußen) leer stehende Speicher oder einsame Wälder zum Aufenthaltsort ?!?); auf den Färöern kommen die a, J. auf die

Fruchtbarkeitszauber sind, die mit den a. J. in Beziehung gebracht werden (vgl. Abschnitt 3). Daß all diese Neckereien nicht allzu böse gemeint sind, zeigt schon der in Deutschland ehemals weitver-

übrigen

*) Vgl.

worden zu sein, wie die bei der Hochzeit

zum

Tendenz

(1915), 4.

2. Ihrer Unfruchtbarkeit und der allgemeinen Abneigung gegen diese entsprechend, hat man denn den a. J. auch besonders einsame und unfruchtbare Örtlichkeiten zum Aufenthalt nach dem Tode angewiesen. Diese Absonderung auch nach dem Tode scheint recht weit verbreitet 14). Bei den Parsen mußten die a. J. bis zur Auferstehung in der Hölle bleiben !®); ähnliches scheint auch im Alemannischen (Luzern) angenommen

es, sie werde heiraten, wenn der Sommer-

der

ı5

2

Züricher Kinderlieder Nr. 4582 ff. 1) Rhein Wb. ı, 139. 1) Drechsler Schlesien 1, Volksleben 11. 282. 18) Hörmann

Ein im Rheinischen übliches Lied gibt den Rat, sie als etwas völlig Unbrauchbares in eine Kanone zu laden und nach Amsterdam zu schießen, und eine in der gleichen Gegend übliche Redensart besagt, wo eine a. J. wohne, da sei auch der Teufel nicht weit !). In Schlesien heißt

starker

K.

Seiler

Hett Hüener und kaini Aijer, Hett Räbe und kai Wi — Wär möcht au Jumpfere Maijer

der Völker

schweig® 297; v. Reinsberg Meran 538. 5) Reinsberg ebd. 58. °%) Schmeller 1? 868. 7) SchweizId. ı, 32. ®%) Knortz ®) In Lothringen Volkskundl. Streifzüge 41x. bedeutet das bloße jwffer ‚‚alte Jungfer‘‘ : M. F. Follmann Wörterbuch der deutschlothr. Mundarten (1909), 269. 1) z.B. G.A.

Maijer,

mit

E.

nachlaß

bab‘‘ = nichts mehr wert: Schweiz) ”), oder an ihre Unansehnlichkeit (,, Vogelscheuche‘‘)®) erinnern®); man ruft ihnen nach:

lingsfeiern

Sitten

z.B.Hesemann 29; 7,79; 19, 127f.;

Schachtel‘, „‚Alteisen‘‘: allgemein, ‚,Altwis‘ = alte Wiese, die nur einmal im Jahre gemäht werden kann: Bayern ®), ‚, Tscha-

„„Jumfere

336

1

; '

|!1 !

|

Gelegentlich findet man sie auch auf kahle Bergspitzen verbannt: der Breitenund Röthelstein im Voigtland %), in Bayern die Einöde des Pfötschengartens 22), der Gletscher des Rottals (unterhalb der Jungfrau im Berner Oberland) ®) sind so als Aufenthaltsorte gestorbener a. J. bekannt. Vornehmlich aber sind es Sümpfe, Moore und Wassergegenden, an denen sie hausen müssen, sie, die ebenso unfruchtbar sind wie jene; schon Pomponius Mela erzählt von 9 zur ewigen Jungfrauschaft verdammten Jungfrauen, die auf der sumpfigen Insel Sena im

337

Alte Jungfer,

Atlant. Ozean lebten 2%). Für Ostpreussen gilt die Zählau, ein großer Bruch bei Friedberg, in erster Linie als Altjungfernort (auf die Zählau kommen = nicht heiraten) 2); in Sachsen ist es der Altjungfernteich bei Grimma, der die Seelen der a. J. aufnimmt ?%®); in Bayern sitzen sie im sumpfigen Haidweiher bei Amberg, strecken ihre dürftigen Arme über das Wasser und rufen: „Einen. Mann! Einen Mann!‘ 2), Für Luxemburg spielt der Wawerner Weiher %®), für die Schweiz das Wangener Ried ??) und das Giritzenmoos ®), für Tirol das Sterzinger Moos 3), das auch in Kärnten bekannt ist 3), und das Plausermoos, für den Pinzgau das Brugger Moos ®), für Appenzell das Hühnermoos 3%) die gleiche Rolle. Am bekanntesten unter diesen allen sind das Sterzinger- und das Giritzenmoos (obd. moos = Moor, Sumpf), jenes ein ehemaliger Seeboden, der sich an der tief‚sten Stelle des Sterzinger Talbeckens 1/12 Quadratmeile weit erstreckt, dieses örtlich nicht gebunden, ein mythischer Strafort, den man sich kahl, nur mit Disteln, Stauden und verkrüppelten Bäumen bestanden denkt%®) und den man entweder 7 Meilen hinter der Hölle %) oder in unmittelbarer Nähe des Dorfes ansetzt. Giritz ist = Kiebitz, Girıtzenmo0s bedeutet also ‚,Kiebitzbruch‘‘ (pfälz. Kiwitzenwed als Altjungfernort); der Kiebitz gilt ganz allgemein für den Gesellen euphemistisch kommt des Kuckucks; „Kiebitz‘‘ auch für ‚,Teufel‘‘ vor?). Als Republikaner unter den Vögeln %®) wird er als Einsiedler und zanksüchtig angesehen; auch im Harz gilt ein Kiebitzbruch als geeignetster Strafort für eine besonders unbeliebte Person ®). 14) Vgl. Bastian Verbleibsorte dey abgeschiedenen Seelen (1893), 21. 1) Hertz Abhandlungen 214 = Ploß Weib 2, 645. 16) SAVk. 2, 56; vgl. tirolisch: ‚„,‚Von 10 JungZingerle frauen fahren 9 zum Teufel!‘‘: Tirol 59 Nr. 512 = Sartori Sitte und Brauch 1, ı2ıf. ”) Reinsberg Meran 59. 1) Ebd. 39f. Im Statut einer Kilbigesellschaft vom Anfang des 19. Jhs. werden den a. J.n die Schiffig (?) oder gar der Nobiskralten verheißen: SAVk., 19, 184. ®”) Naumann Gemeinschaftskultur 39. %) Baumgarten Jahr u. s. Tage (1866), 17. %) Köhler Voigtiand

Junggeselle %)

519.

338 Baiwaren

Quitzmann

23) Tobler

Zeitschrift f. Völkerpsych.

69 = Kl. Schr. 136.

123.

14,

vgl.Becker

%) III, 48;

Frauenrvechtliches 74. ®) Reinsberg Meran Sagenbuch 153 Nr. 205. %) Meiche 59. 2)

Quitzmann

8%)

Reinsberg

Luxemburg

taine

135.

Baiwaren

25.

Meran

%)

®)

Fon-

Schweizld. 4, 471. Tobler

60;

Zeit-

schrift für Völkerpsych. 14, 78 if. = Kl. Schr, Schweizersagen 2, 44137 ff.; Rochholz Baiwaren 123; ZfdMyth. a) Quitzmann Volksleben 24, 2 (1854), 360. %) Hörmann wo auch ein neapolitanisches Volkslied erwähnt wird, das gleichen Inhalt wie das SterzingerMeran 60. mooslied hat. %) Reinsberg %) Schweizld. 4, 470; das wird nun 3) Ebd, in buntester Weise ausgemalt: es gibt dort nur rotes

Flöschwasser,

statt

Blumen

Binsen,

als

Obst näspli und bramberi, Bremsen plagen die Bewohner usw. Sal. Landolt hat ein Gemälde vom Giritzenmoos gemalt. 5%) SchwVk. 3, 73; ®) DWb. vgl. oben das zu Anm, 16 Gesagte! %) Vgl. das bekannte Fabelmärchen 5, 657. von der Königswahl der Vögel (s. a. Adler):

Märchen Nr. 117; ferner Andree Grimm Braunschweig * 645, wo der gleiche Glaube für den ganzen Norden von Oldenburg bis Rügen

bezeugt ist. ®) Tobler Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 73 = Pröhle Unterharz Nr. 125 = Rochholz Schweizersagen 2,47. Vgl. im übrigen den Artikel Kiebitz.

3. An die Volkssage vom Sterzingerund Giritzenmoos knüpfen sich nun Fast-

nachtsbräuche, die ihrerseits wohl sehr zum Fortbestande jener älteren abergläu-

bischen

Ideen

beigetragen

haben.

In

Sterzing werden die a. J. — d.h. die jungen Burschen des Orts in der Maske der a. J. — auf einen Wagen geladen, um unter Gesang ‚aufs Moos‘‘ gefahren zu werden, wo sie der Verwalter desselben in Empfang nehmen wird. Das Spiel endet mit einem Tanz im Wirtshaus *°). Ganz ähnlich ist das Grättziehen, wie es im Allund Vinschgau geübt wird; auch hier wurden die als „alte Madeln‘‘ verkleideten Burschen auf einem großen Karren (grätt) ins Moos gefahren; die Burschen, die den Wagen zogen, waren als ‚,Schemen‘‘ maskiert; eine Hauptrolle spielte das Krautweibele, das die Umstehenden mit stinkigem Kraut zu bewerfen hatte #). An vielen schweizerischen Orten wird statt dessen die Giritzenmoosfahrt aufgeführt;

die

einzelnen

Spiele,

die

unter

sich

sehr verschieden sind, stimmen in diesen mit den und untereinander Punkten

Tiroler

Spielen

überein:

Vermummung

Y 339

von

Alte

Burschen

als a. J. (oder auch

liche ledige Mädchen

über

Jungfer,

Junggeselle

340

wirk-

mummung

der Jungfern redet; auch hier

24 Jahre

als

Spielerinnen), die gezwungen werden, auf einem Wagen Platz zu nehmen, um ins

Giritzenmoos gefahren zu werden %), Im Fricktal (Aargau) wird der Wagen beim ersten Graben umgeworfen, die ganze Ge-

sellschaft

zieht

ins

Wirtshaus,

wo

den

Mädchen Wein in die Schürze gegossen und dann mit ihnen getanzt wird. Im Rottal (Luzern) wird der Wagen vom Tod, in Luzern vom Giritzenvater geführt. Gelegentlich (Fricktal, Luzern) wird auch Gericht über die a. J. abgehalten, ihre Sünden werden ihnen vorge-

halten und sie werden — leibhaftig oder die vermummten Burschen — abends versteigert. Auch die jungen Burschen werden gelegentlich durchgehechelt. Im Muotatal (Schwyz) sollen in früheren Zei-

ten die ledigen Mädchen,

als Kühe

ver-

kleidet und benannt, mitgespielt haben; ähnlich war das Salzburger Kuhtreiben ®). Anscheinend auf Veranlassung der Geistlichkeit ist das Giritzenspiel an einigen Orten heute durch ein Kampfspiel zwischen Bacchus und einem Bußprediger ersetzt, dem der Name ‚Moosfahrt‘ seltsam ansteht 4%). Schon die kritische Sichtung dieser Belege kann uns auf den eigentlichen Kern dieser Fastnachtsbräuche führen. Die große Rolle, die das Krautweibel im Vinschgau spielt, muß uns bedenklich stimmen; wesentlicher noch ist wohl die Tatsache, daß im Fricktal den Mädchen nach der Moos$fahrt und vor dem Tanz

Wein in den Schoß gegossen wird; auch die beim Spiel beteiligten Schemen weisen

auf die Grundgedanken des Brauches. Die vermummten Burschen sind zweifellos Substitute der wirklichen a. J., die sich begreiflicherweise nicht überall gutwillig zu den oft derben Späßen der Burschen bei Umfahrt und Versteigerung hergeben. Das Giritzengericht erinnert sehr stark an das Mailehen und wird wohl nur eine etwas modifizierte Form desselben darstellen, also ursprünglich nichts mit der Moosfahrt zu tun haben. Sehr eigentümlich endlich ist das alte Zeugnis aus dem Muotatal, das von der Kuhver-

liegen die Beziehungen zu Fruchtbarkeits-

bräuchen auf der Hand. Wir erhalten also etwa dieses Grundschema der ursprünglichen Moosfahrt: Umfahrt der ledigen Mädchen auf einem Wagen, die mit irgendeinem Fruchtbarkeitszauber (Krautweibele, Schemen, Wein in die Schürze, Kuhvermummung) in Verbindung steht. Hierzu stellen wir einige historische Zeugnisse, die eine deutlichere Sprache reden: Pfeiffer erzählt uns in seiner Leipziger Chronik (II 53) um 1500: mos

erat anliquitus Lipsiae, ut... (zur Fastnachtszeit) personati iuvenes fer vicos oppidi aratrum circumducerent, puellas obvzas per lasciviam ad illius jugum accedere etiam repugnantes cogerent, hoc veluti ludicro poenam exfetentes ab is, quae innupßtae ad eum usque diem mansissent. Den gleichen Brauch berichtet Hans Sachs von Regensburg (hsg. Keller V 179), Wiedemann in seiner Chronik von Hof %) und Sebastian Frank in seinem Weltbuch

(S. 51 a) vom Rhein, Franken ‚und etlichen andern orten‘‘. Bei diesen Pflugumzügen zu Fastnacht handelt es sich ganz deutlich um Fruchtbarkeitsriten; die Verwandtschaft mit unserm Moosfahren liegt auf der Hand. Sehr ähnlich ist das Blockziehen, wie es noch heute im Gailtal

(Dellach) geübt wird: wenn ein Jahr lang kein Mädchen geheiratet hat, müssen alle Mädchen unter Führung eines als Narr

verkleideten Burschen einen Baumstamm,

auf dem ein riesiger Strohmann sitzt („der Bräutigam der sitzengebliebenen Mädchen!‘‘), auf einem Schlitten durchs

Dorf ziehen;

ein fast gleicher Brauch

ist

in Tirol bekannt %). Eine recht ähnliche Sitte wird in Luxemburg geübt, wo die

a. J. am Aschermittwoch ‚„‚auf den Wawerweiher geführt‘‘ werden, ebenfalls in Form eines Umzuges mit Wagen *7). Eine

dürftige

Erinnerung

barkeitszauber

zum

an solchen Besten

Frucht-

der

a. J.

endlich finden wir in der Pfalz, wo am Sonntag Lätare der Hansl Fingerhut in dem nach ihm genannten Spiele sagt: „Ich

hab’

schon

lang’

im

Bruch

und hab’ mit den Kiebitzen die machen: quä‘ 4%)!

gesessen

gefressen,

341

Alte

Jungfer,

Von saarländischen Fastnachtsspielen, in

denen verkleidete Burschen (bis ins 20. Jh. herein) die verklagten Weiber dar-

stellten, wissen wir zu wenig, als daß wir sie mit Bestimmtheit hierher stellen

könnten ®).

4) Z{Vk, ı0o (1900), 83; Hörmann Volksleben ı8 ff. %) Reinsberg Festjahr 65 f.; ZfdMythol. 2 (1854), 360; Hörmann Volksleben ırf. %) Tobler in Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 78f.; SAVk. ılı, 265{f.; I, ı39ff.; 3, 123ff.; 4, 471; 7, 295 .; 9, 131; 8,89; ZfdPhil. 18, 473£f.; Lütolf Sagen 172.

566. 177; Estermann Rickenbach 194; Hoffmann-Krapyer 131, 59, 132; Laistner Nebelsagen 230f.; SeEbillot Haute-Bretagne 89; Stauber Zürich 2,145. 43) Tobler in Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 83. 44) SchweizId. ı, 1035; Herzog Volksfeste 224 f. %) Sächs. Provinzbl. 8, 347. Vgl. im übrigen den Artikel Pflugziehen. %*%) Franzisci Kärnten ı19f. Vgl. im übrigen den Artikel Blockziehen., %”) Fontaine Luxemburg 25. %) Becker Frauenrechtliches 54. %) Fox Saarland 408.

4. An diese Fastnachtsbräuche schließt

sich oft noch eine besondere Verspottung dera. J., die darin besteht, daß man ihnen etwas schenkt, was sie ganz besonders auf ihre Unfruchtbarkeit hinweist. So nagelt man ihnen einen Strohmann an die Haustür (Uri, Luzern) ©), hängt ihn vors Fenster (Neuvorpommern, Rügen) 5) oder stellt den ‚„,Dottermann‘‘

aufs Dach

(Westböhmen) ®2), an die Dachrinne (Mülhausen, Sarganserland) ®), einen Tannenbusch aufs Haus (Schweiz) °*), malt ein Pfingstmannli an ihr Haus (Rüthi, Kanton St. Gallen) °) oder schenkt ihnen vorjähriges Moos (Schweiz) °%. Ahnlich ist der Brauch der südslavischen Burschen,

ihren

a. J.

zu

Aschermittwoch

Röhricht an die Haustüren zu hängen ”).

5) Reinsberg Festjahr 65 £. *) Anthropophyteia 7, 210. 5) John Westböhmen 174. 53) Sartori Sitte und Brauch 3, 65; SAVk.

I, 153.

56)

5°) SAVk.

SchweizId.

6, 116.

4, 471.

®)

”) Ploß

SAVk.

Weib

8, 166.

2, 645.

5. An den Orten, an die sie nach dem Tode verbannt sind, müssen nun die a. J. eine Reihe von Arbeiten erledigen, die ebenso

zwecklos

sind,

wie



nach

der

Anschauung des Volkes — ihr Leben war. Der Volkswitz ist hier unerschöpflich gewesen, sich neue unsinnige Arbeiten aus-

zudenken.

Im Sterzinger Moos sitzen sie

Junggeselle

342

unter Aufsicht einer Vorbeterin, die ruft: „Mi reut’s, daß i net g’heirat’ hab!‘“, worauf alle antworten: ‚„‚Mi aa! Mi aa!‘‘, und stößeln Leinsamen auf oder säubern Bachscheiter ®); sie müssen das Moos nach Fingerspannen ausmessen ®), Kleie auseinander lesen ®), Schnee reitern, Felsen abreiben, in Thüringen: die Löwenburg scheuern, Brücken abreiben,

Schneeflocken

zupfen,

Kiebitzen

oder

Fröschen Gamaschen stricken, in Hohenstein: Frösche mit langen Peitschen über den Hag treiben, in Schlesien: Fleder-

wische verkaufen %), den Knopf des Patschkauer Kirchturms scheuern ®), in Straßburg: die Zitadelle einbändeln helfen, in Wien: den Stephansturm abreiben, in Frankfurt a. M. und Basel: den Pfarr(Münster) turm bohnen (wischen) ®); im Böhmerwald: Federn sieben %), Schnee rieseln ®), in Breslau: die Magdalenenbrücke kehren 9), in Österreich: alte Karten scheuern ®), in Nürnberg: den weißen

Turm mit den Bärten von Junggesellen fegen ®%), in der Oberpfalz: Kiebitze hüten ®); oft sind ihre Aufgaben auch geradezu unästhetisch, freilich wiederum mit deutlicher Beziehung auf das Sexuelle: so müssen sie in Tirol Hosenlätze dreschen, kauen (Solothurn) *) oder plätzen (flicken) ”). In Frankreich frisieren sie die hl. Katharina, in Belgien helfen sie der hl. Anna bei der Garderobe, in England

führen sie Affen zur Hölle oder flechten das Haar der hl. Katharina ”?). Oder sie müssen aus abgenutzten Sonnen Sterne zuschneiden 73), einen Berg durchsägen helfen (Lausitz) 7%) oder schmutzige Ziegen aufschwänzen (ostpreuß.) 7°), Frösche nach Jerusalem treiben 7%) und was solcher Strafen, die mit jeder Generation wechseln können, mehr sind. Bei Moscherosch heißt es, sie müßten in der Hölle Schwefel und Zunder feilhalten ”); Gryphius kennt bereits den Handel mit Flederwischen, der eine schlesische Eigentümlichkeit zu sein scheint ®). Mit diesen gewinnt die HypoStrafen verglichen these an Wahrscheinlichkeit, daß auch die Danaiden ursprünglich als a. J. ihre

Strafe im Hades erlitten haben 7); daß zwischen den deutschen und griechischen

343

Alte

Altjungfernstrafen

direkte

Jungfer,

Beziehungen

bestehen (insofern nämlich diese jene historisch veranlaßt hätten), } halte ich nicht für wahrscheinlich. ®)

Hörmann

Volksleben 18.

®)

Al pen-

burg Tivol 350 f. ©) Kuoni St. Galler Sagen 87; Friedli Bärndütsch 6,334. %) Becker Frauenrechtliches 50 £f.; z. T. = Urquell 3 (1892) 165; Drechsler Schlesien ı, 282. ®) Drechsler Schlesien 2, 31; Kühnau Sagen 3,47. %) ZfdMyth. ı, 405; A. Askenasy Die Frankfurter Mundart (1904), 31, wo ein Bild vom Jahre 1801 drei a. J.n zeigt, die den Pfarrturm bohnen, In Frankfurt mußten die a. J.n auch „de Pingstwääd plästern‘‘ = die Pfingstweide (ehem. Hammeltrift) pflastern. Ebd. 30. %) Schramek Böhmerwald 249. %) John Westböhmen 237. %) Kühnau Sagen 3, 46 f. ©) ZfiöVk. 13 (1907), 133. %) Ploß Weib 2, 784. ®) Schönwerth Oberpfalz z, 175. °) Tobler Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 81. ”l) Schweizld. 4, 471. %) Reinsberg Meran 58. ’) Mannhardt Germ. Mythen 378 = Müllenhoff Sagen 359 Nr. 482 = Ausgabe ı921 378 Nr. 558. %*) Haupt Lausit 1, 220. z 75) Reinsberg Meran 59. %) Fehrle Volksfeste 91. 77) Ausgabe 1642, 6. Gedicht, 389. 7) ı (1662), 953.

%#) Waser

Becker

ARw.

2, 61;

ders.

Frauenrechtliches

73.

SAVk.

2, 55 ff.;

Junggeselle

344

YPAde, cep(ı)yog, vopgen),

deren

Blick

jedem

Schaden brachte, a. J.8%). Im südlichen Ostdeutschland (Sachsen, Böhmen, Mäh-

ren) hält man die Unken für verwandelte

a. J. 87). %)

Naumann

Fehrle

Keuschheit

Gemeinschaftskultur

Globus

34,

205 ff. ®)

Gemeinschaftskultur

39.

20.

3%)

38;

%) Naumann

Haberland

Traditionisme

1906,

74:

) Vernaleken Alpen39 6a s £.g ; Wu ett nke? 56; Ackermann Shakespeare 40.

®) Tobler in: Zeitschr. f. Völkerpsych. 14, 73. %) Ebd. “) Grohmann Aberglaube 83;

Meiche

Sagen

153

Nr. 205.

7. Die Junggesellen (Hagestolze) sind, obwohl auch sie nicht gerade gern gesehen werden ®), doch weit weniger dem allgemeinen Spott ausgesetzt als die

a. J.

Zwar setzt man

auch für sie Straf-

orte (Tirol: Floiten und Stilup, Seitentäler des hintern Zillertales®), Roßkopf, Petereck, Wipptal ®), Solothurn: Affenwald, Wallis: Aucendakluft bei Gex 91), ferner: Bruch bei Fischhausen ®) usw.) und Strafarbeiten an (Stubben roden, Wolken

schieben, Felsen abreiben, Stein-

böcke — die es in der Gegend nicht gibt 6. Religionspsychologisch älter als die — einsalzen, Nebel schichten, einer winVerbannung der a. J. an Straforte und zigen Ameisensorte Ringe durch die Nase ihre Beschäftigung mit unnötigen Arziehen, Linsen aufklaftern 93), sich mit beiten ist es wohl, wenn sie nach dem den Gaubitzeln = Kiebitzen unterhalTode Verwandlungen durchzumachen haten), a. J. oder Kühe (vgl. den 3. Abben. So werden a. J. allenthalben als Wie- | schnitt) auf den Hintern klatschen 94), dergänger in durchlöcherten Körben aus der Rhone ®) (bei den Wadschagga als böse Geister ®%), bei den Sand zu Berge tragen %), schwarzen Serben als Vilen) ®) sehr gefürchtet. Ihre VerbanGänsekot zu weißem Wachs kauen 96) nung aufs Giritzenmoos, wo sie Giritze Schnee sieben, sich mit dem Stiefelknecht (Kiebitze) hüten müssen, ist wohl jüngere verheiraten ?) usw.), aber all diese Dinge Umbildung einer älteren Anschauung, stellen sich doch deutlich als Nachahmunnach der sie selbst zu Kiebitzen vergen zu den Altjungfernstrafen und -orten wandelt im Sumpf leben müssen. Darauf dar und haben daher keinen primären deuten noch gelegentliche Anspielungen: Wert. Am deutlichsten läßt sich das in Luxemburg müssen sie nach dem Verhältnis bei den Spottliedern beobTode „Pivitsch!‘ rufen ®); andernorts achten, die auf Junggesellen gesungen werden die an den Straforten umherfliewerden (z. B. das Tiroler Peterecklied) ®); genden Kiebitze noch geradezu als a. J. diese sind offensichtliche Nachbildungen aufgefaßt %), In Esthland glaubt man in der Altjungfernlieder, die am gleichen leicht durchschaubarer Ort, etwa bei Fastnachtsspielen, gesunSymbolik, die Brachvögel seien a. J. ®), in Wollbach gen werden, (Baden) läßt man sie in Bremsen, in %) Schrader Reallexikon x ?, 548; Bekker Pfalz 226; Pforzheim in Eidechsen verwandelt werUsener Kl. Schr. 4, 297. ®) Hörmann Volksleben 22. %) Reinsden; der griechische Glaube sah in einer berg Meran 61;

Art

Grille

oder

Heuschrecke

(navtıc,

123;

Quitzmann Baiwaren Alpenburg Tirol 350f. %) Tobler

345

Älterlein—Altes Weib

Zeitschr. £. Völkerpsych. 14, 69; SAWVk. ı, 220. 2) Reinsberg Meran 61. ®) Ebd. *) Hörmann Volksleben 22. ®%) Tobler Zeitschr. 350f.

”)

Drechsler

®% Hörmann

Tirol

®%) Alpenburg

f. Völkerpsych. 14, 69.

Volksleben

Schlesien

ı,

23 £.

282 f.

8, In den übrigen Verspottungen der a. J. findet sich nur vereinzelt Abergläubisches. Eine märkische Sage erzählt, daß eine a. J. abseits, an abgesonderter Stelle auf dem Friedhof, begraben sei®); als außerhalb der Gemeinschaft: Stehende (vgl. Abschnitt 1) und als daher gefährliche Tote (vgl. Abschnitt 6) dürfen sie auch im Tode nicht an der Gemeinschaft teilnehmen. Wie der alten Weiber, so bedeutet auch der a. J. Angang Unglück, bes. zu Neujahr (tirol.)!®). Ganz vereinzelt glaubt man auch an eine Feind-

schaft

zwischen

Mäusen

und

a. J.

(wo

viel Mäuse, da wenig a. J. und umgekehrt) 1%), eine Ansicht, die vielleicht auf die Katzenliebhaberei der a. J. zurückzuführen ist. ®) Engelien-Lahn ıI,81:. !®) ZAMyth. 2 (1884), 421. 1%) MschlesVk. 9 (1902), 9 f. Mackensen,

Älterlein,

Atrophie

Die

Kinder

der

nennt man: Ä., Elterlein. ‚Wenn das Kind

nicht zunimmt, so hat es das E.‘‘ 1). Diese Erscheinung, wenn die Kinder ein greisenhaftes Aussehen und eine runzelige, pergamentartige Haut im Gesicht und auf der Stirne haben, heißt in Oberösterreich

’sGölta (das Gealtetsein) ?). In der Oberpfalz und im Egerland sagt man, solche „Altvater‘‘3) den haben Kinder (s. d.), oder anderswo heißt es, sie haben

den „Altmann“, das „Altmännchen‘; in den Niederlanden legte man solche Patienten unter den hl. Lindenbaum; das von den Blättern fallende Naß

sollte die Krankheit beseitigen *). Anders(s. wo glaubte man durch Abbacken d. II), das Leiden heben zu können, das nicht selten ‚,beschrieen‘‘ schien ®). 1)

ler

Nemnich

unter

Krankheitsnamen

9.

d. W.

und

*®) ZföVk.

Höf-

9,

21l.

3) Schönwerth ı, ı87 Nr. 13; Grüner Egerland 36; John Oberlohma 131, 160. 4) Urquell N.F. ı, 34f. °) Schönwerth a.a, O0. Stemplinger.

Alter Mann,

chung

des

Man

gesamten

wird

bei

Materials

Untersuzur

An-

346

setzung einer Figur den numinosen

gelangen, die man Alten benennen

kann. Sie liegt auch den Vorstellungen Altvater I und 2 letzten Endes zugrunde, Eine Hildesheimer Sage vom steinalten Mann am Eichbaum mit Donnerwetter und Feuerstrahl scheint von ihren Nacherzählern willkürlich stark nach Donar stilisiert ?!). Man muß sich hüten, unmittelbar an verblaßte heidnische Göttergestalten zu denken, vielmehr wird

der numi-

nose Alte auch jenen zuweilen zugrunde liegen. Die auch aus Deutschland belegte Wandersage vom alten einkehrenden Bettler mit Lohn und Strafe für Gewährung oder Verweigerung der Gastfreundschaft ?) ist in erster Linie eine Bettlersage; ihn numinoser erscheinen zu lassen,

gesellt sich das Alter hinzu. Ein a.M. bringt glücklichen Angang®) oder ist bei Antritt der Jagd (durch bösen Blick) von numinoser Bedeutung *). In Böhmen geht vor der wilden Jagd ein Greis her und warnt die Leute vor Gefahr ®). Ein a. M. in Stülphosen erschien im Kanton Baselland als Spukgestalt %; s. a. Eckart. ı) Mannhardt in ZfdMyth. 2 (1854), 305 nach Seifart Sagen aus Hildesheim 9. 2 Wolf Beiträge 2, 41ıff.; Zingerle Sagen ı, 106. 3) Schönwerth Oberpfalz 3, 274. *) Seligmann Blick ı, 232. °*) Grohmann Sagen 79. °% Lenggenhager Sagen 53. H. Naumann.

Altersklassen s. Burschenschaft.

Altersstufen

s. Jahr.

alterwicken

s. wicken.

Altes Weib.

ı. Angang

(s. d.). Der

Aberglaube vom Angang hat durch das ganze MA. die tiefsten Wurzeln geschlagen. Worauf ein Mensch frühmorgens beim ersten Ausgang stieß, das bezeichnete ihm Heil oder Unheil, es konnte Mensch, Tier oder Sache sein ?!). Im allgemeinen

gilt die Begegnung übles Vorzeichen,

alter Leute

die Begegnung

für ein junger

dagegen für ein glückliches ?). Wer irgend etwas Wichtiges vorhatte, stand davon ab, wenn ihm alte Leute begegnet waren 3%). Dem gesunden, strebenden Menschen ist alles Ungesunde und Verwelkende, Kranke, Krüppel und alte Weiber, auf die mit der Zeit der ganze Zauber

347

Altes

herabsank %), widerwärtig und unheimlich 5). Man kann in diesem Angstglauben

eine dreifache Steigerung unterscheiden: I. Die Begegnung alter Weiber wird überhaupt als unheilverkündend angesehen 9). Einem Fischer darf kein altes Weib begegnen, sonst fängt er nichts 7’). Ein Jäger kehrt wieder um, oder schlägt einen Seitenweg ein, oder spuckt aus, wenn ihm beim Aufbruch zur Jagd eine alte Frau aufgestoßen ist. Es gibt eine Reihe von Mitteln, durch die der üble Angang un-

wirksam

gemacht

wird ®).

Grimm

er-

wähnt das Beschreien ®). 2. Schlimmer als sonst wirkt die Begegnung alter Weiber am frühen Morgen !9). Der Glaube, daß man alsdann kein Glück habe, zum mindesten nicht für den ganzen Tag, ist

allgemein 11). Wenn

sich vor der Markt-

bude eines Krämers zuerst ein a. W. einstellt, so hat der Verkäufer am ganzen Tag kein Glück ?!?%). Ein junger Bursch,

der

frühmorgens

zur

Verlobung

ausge-

gangen ist, dreht wieder um, falls die erste Begegnende eine alte Frau war ?!93), 3. Am schlimmsten wirkt die Begegnung alter Weiber am Neujahrsmorgen 1%). Wem dann eine Alte das Neujahr abgewonnen hat, der kann sich vor Schaden noch bewahren, indem er spricht: Euch ebensoviel 15), l) Grimm gesch, ı, ı21.

Myth. 2, 937; Helm ?) Müller /Zsergeb. 9;

Relig.SAVk.

19, 21. 3) Urquell ı (1890), 65. ‘*) Grimm Myth. 2, 10281; Stemplinger Abergl. 95. °) Panzer Beitrag 2, 302. ®°) Rogasener FamBl, ı (1897), 23; Schönwerth Oberpfalz 3, 293. 1, 405. ’) Fogel Pennsylvania 265; Sartori 2,102. % Stracker-

jan

ı, 29;

Drechsler

Schlesien

2,

194.

* Grimm Myth. 2, 940. ®) Wuttke $ 288; Dirksen Meiderich 49 Nr. 7; ZföVk. 13 (1907), 134. 1!) Grohmann Abergl. 220; Stoll Zauberglauben 187; Grimm Myth. 3, 441 Nr. 380; Schw.Vk. 4, 42 (Baselland). 2) Reiser Allgäu 2, 427; Bartsch Mecklenburg 2, 313. 1) Jensen MNordfries,

Inseln 290. 14) Vernaleken Mythen 352; Reiser Allgäu 2, 23; Sartori Sitte und

Brauch 3, 64; ZAVfVk. 8, 400; Strackerjan 1, 29. ®) Grimm Myth. 3, 471 Nr. 976.

2. In der Ablenkungsformel: ‚‚Euch ebensoviel‘* bezeugt sich die Furcht des

Gegrüßten,

kräfte

habe

daß

und

die

sie

alte

zum

Frau

Zauber-

Unheil

des

Weib

348

Nächsten anwende. Alte Weiber sind He xen?!®%, im wilden Heer reiten sie mit, sie können die verschiedensten Gestalten annehmen, als Katzen gehen sie um ?), den ungetreuen Liebhaber wissen sie durch einen ausgesandten Bock zurückzuholen. Die Verwandtschaft mit Geistern !®) und Gespenstern !®), die man alten Leuten gern zutraut, wird in besonderer Weise den alten Weibern zuerkannt. Unordentliches Wesen, wirres Haar, stechender Blick erhöhen den üblen Eindruck %®), In den Beschwörungsformeln spielen die alten Weiber eine Rolle %), Die Pest wird gedacht als eine bleiche, dürre Alte ®), Das Sprichwort: ‚Lange Nase, spitzes Kinn, sitzt gewiß der Teufel drin‘, ist gang und gäbe. Eine Reihe von Volkserzählungen hat am Ende die Lehre: Wo der Teufel nicht hinmag, da schickt er ein a. W. hin %®). — So gelten alte Weiber vielfach als die Verkörperung alles Bösen %). In ihnen können sich sogar kinderraubende Dämonen verbergen 2%), und die Wöchnerin hat es oft nicht gern, wenn sich alte Weiber über die Wiege ihres Kindes beugen 2%), Kinder wissen zu berichten, daß sie beim Beerensammeln im Walde eine beerensuchende Alte erblickt haben, die plötzlich verschwunden war ?). Aus härteren Zeiten ist bei uns der Brauch geblieben, drohendes Unheil auf alte Frauen abzuladen. Deshalb wird eine alte Frau als erste Person in die Wohnung der Neuvermählten geschickt. Das drohende Unheil trifft die Alte 28),

1) Grimm Myth.2,902 u. I, 223. ”) Sebillot Folk-Lore 3, ı22f. 2) Urquell 2 (1891), 149. ”) Correvon Gespenstergesch.

6f.

%)

(1912),

Krauß 132.

%)

Relig. Brauch 12; ZAVfVk. 22 Meier

Schwaben

2,

519,

2) Grimm Myth. 2, 994. %®) Kühnau Sagen 2, 577 f.; Schönwerth Oberpfalz 3, 86 f.; Lütolf Sagen 187 f.; Bavaria 2, 232. 2) Schönwerth Oberpfalz ı, 114 Nr. 78. 3) Radermacher Beitr.93. %) Meyer Baden 36; Baumgarten Aus der Heimat 3,27. ”) Kühnau Sagen ı, 468; Meiche Sagen 347 Nr. 458; Sepp Sagen 606 Nr. 165. 28) Seligmann 2, 292.

3.

Weil

alte

Frauen

Zauberkraft

ha-

ben ®), so werden sie oft zu Beschwörungen gebraucht ®), Ein verschrienes

349

AÄltester—Altvater

Kind wird von einem alten Weibe als Büßerin geheilt 2). — Eine „kluge Frau‘ macht ein Kind gesund, es wird aber wieder krank, da es dem bösen alten Weibe aufs Neue begegnet %). Der böse Blick ist manchen a.n W.n eigen ®). Ein Gutsbesitzer will hartherzig einen Schuldner auspfänden lassen. Die alte Frau im Hause des Schuldners weiß es so einzurichten, daß sie den Mann sieht, worauf dieser dann sofort ruft: Meine Beine sind gebrochen %), 2) Grimm 30) Hovorka trich Siebenb. 2,868; Kuhn

Franz Egerland 3)

Myth. 2, 868; ZfdMyth. 3, 309. u. Kronfeld 2,58; HalSachsen 276; Grimm Myth, u.Schwartz 451 Nr. 386;

Nikol. Jawer 155 f. 3) Grüner 36, ®”) Strackerjan ı, 373.

ZdVfVk.

2

(1901),

Seligmann

Ältester

ı,

248.

320.

%)

Ebd.

ıı,

318;

Boette.

(s. a. Jüngster).

Der Be-

griff vom Ältesten schließt ein gewisses Vorrecht vor dem Jüngeren in sich. Der

Älteste

schneidet,

wenn

die

Ernte

be-

gonnen wird, die ersten Halme und macht

von Ähren,

Buchsbaum

und künstlichen

Blumen einen Strauß, der dem Gutsherrn

überbracht wird !). — Wenn das älteste Kind im Hause das Kalb anbindet, so

kann keine Hexe Schaden tun 2%. Bei mystischen Krankenheilungen, also zu

dem

„Betreten

der Kranken‘‘,

wird

der

älteste Sohn oder die älteste Tochter herbeigeholt, zu Beschwörungsformeln das älteste Kind 3). Der älteste Sohn

erscheint so geweiht,

daß sein Name

wie

ein Tabu wirkt *). Dem ältesten Sohne im Hause stehen gewisse Vorrechte zu, weil er die Erstgeburt ist, die erste Äußerung von der Kraft der Eltern. Die Verbindung mit den Vorfahren wird

durch den ältesten Sohn erhalten, er wird nach dem Großvater genannt, wie die Tochter nach der Großmutter °). An den Rechten des Ältesten soll nichts gekürzt werden. Es bringt, wie das Volk urteilt, dem Hof keinen Segen. Die zärtliche Sorge um das Wohlergehen des ältesten

und jüngsten (s. d.) Kindes äußert sich in der Vorschrift, nichts auf dem Tische liegen zu lassen, sonst kann das älteste oder jüngste schlafen %).

Kind

im

Hause

nicht

350

) Mannhardt ı, 204. %* Grimm Myth. 3, 456 Nr. 439. %) Hovorka und Kronfeld z, 288. *) Frazer 1ı2, 255f. 5) Höhn Geburt Nr. 4, 274. %) Grimm Myth. 3, 437 Nr. 91. Boette.

Althe

s. Eibisch.

Altmütter heißen in Böhmen ‚noch heute‘ die Wolken; erhebt sich ein Gewitter, so sagt man: ‚„‚die A. erheben sich‘‘!). Im böhm. Märchen heißen die 3 weissen Schicksalsfrauen A.chen?). — Den hessischen Flurnamen Ellermutter im Stammheimer Walde hat wohl nur Weigand fälschlich als Ältermutter gedeutet 3). l) Grohmann Sagen 87. O. 3. %) ZfdMyth. ı (1853), 3.

?) Ders. a.a. H. Naumann,

Alto, schottischer Edelmann, Mitte 8. Jh.s nach Bayern gewandert, gest. 760, Fest

9. Febr.

1. Er stiftete zwischen München und Augsburg ein Kloster, Altomünster genannt, bei dem sich ein gleichnamiger Markt entwickelte. Unter den Reliquien des Heiligen gilt als Hauptstück die Hirnschale in moderner Silberfassung; aus dieser wurde an seinem Feste den Gläubigen Wein gereicht ?). 2. In Altomünster ein von ihm geweihter Brunnen, dem keine Frauensperson

sich nahen darf ?). 1)

Bavaria

2) Höfler

ı,

308;

Waldkult

ZfVk.

70, 13.

22

(1912),

ı2.

Wrede,

Altvater. ı. A., Älterlein (s.d.), Altmänn-

chen, ndl. de oude man, nordfranz. le petit vieillard, heißt eine Kinderkrankheit und nach primitiver Denkart kollektivistisch auch zugleich das Kraut, das dagegen gewachsen ist, desgleichen die ver-

meintliche Ursache der Krankheit, der Bilwis. Unter dem Namen A, ist ein hexenvertreibendes Kraut bezeugt aus Freystadt in der Oberpfalz !); anderwärts heißt es

Altmann- oder Greiskraut (daraus fälschlich Kreuzkraut), Erigeron acre, Senecio, senex vulgaris oder Berufs-, Beschreikraut, engl. oldmans

auch

wird

woozard

das

(Clematis vitalba);

A.-mark

(s. 2.),

Sterca

montana, als Heilmittel gebraucht ?). Krankheit hat ihren Namen von greisenhaft-abgezehrten Aussehn des des und von der Vorstellung, daß Kind nicht mehr das rechte Kind

Die dem Kindies sei,

351

Altweibermühle—A1tweibersommer

(Bilsondern ein von Unterirdischen wissen), die selbst als alte Männchen gedacht sind, eingetauschter Wechselbalg, mindestens

Machenschaft

schon vor männchen,

sehr

ein

aber,

und

daß

es

Zauber,

durch

deren

womöglich

der Geburt, selbst zum AltA. geworden sei 3). A. ist also

interessanter

Kollektivbegriff,

und wir befinden uns mit diesem Kapitel nach Denkart und Glauben auf dem Boden der primitivsten Gemeinschaftsmedizin. 1) SAVk. 23 (1921), 171. ®*) Urquell N. F, ı Oldenburg ı, (1897), 33. 3) Strackerjan 497. 498; Urquell a. a. O.

2.

A. ist der Name

eines

Berggei-

stes oder des Obersten der Berggeister in weißer Gestalt, mit großem weißen oder grauen Bart %); er bestraft in mährischer Sage den habsüchtigen Schäfer, den er vorher in seine Schatzkammer ge-

führt hat 5). Oft erscheint diese Figur in Mehrzahl %, besonders in Dreizahl ’); drei

A. sitzen in einem verwunschenen, nicht wiederaufzufindenden Gemach auf der

Kynsburg (Kreis Waldenburg) in langen Kleidern, mit weißen Bärten, an einem Tisch, auf dem ein großes Buch liegt 8). Manchmal erinnert der Aspekt des A.s an den Kaiser im Berg ®). Lowags ®) A.sagen sind stark verfälscht, sie lassen ihn mit seinen Gnomen meist als deus ex machina auftreten. Die mährische Sage endet: ‚Seitdem steht da, wo die schöne Wiese lag, ein hoher Berg, welcher der A. genannt wird.‘ Ein großer Felsblock bei Kalmbach im Schwarzwald (im Walde bei Calw) heißt A. 1), der zu Unrecht

früher mit Donar in Verbindung gebracht

wurde. Es besteht also eine Beziehung zwischen dem Namen des Berggeistes und dem Bergnamen A. Den Bergnamen A. bezog auf Donar als Herrn des ihm geheiligten Berges zuerst J. Grimm ?2). Aber Regell 1) wies nach Veith Vater als Bergmannswort nach: ‚die Stelle, wo ein nutzbares Mineral in seiner natürlichen Lagerstätte neu aufgedeckt wird.‘‘ Dies Etymon sei auch für den mährischen A. anzusetzen. Der nicht mehr verstandene

Name hätte den Anlaß zur Sagenbildung

als Deutungsversuch ergeben. ‚‚Aus der Verbindung mit dem Glauben an ver-

352

grabene Schätze . . erwuchs dann sehr na-

türlich (!} die Erzählung von den Schätze hütenden (!) drei (!) A.n.‘“ Unsere Aus-

rufungszeichen deuten die Sprünge dieser Erklärungsweise an. Die Vorstellung des numinosen Alten liegt jedenfalls noch dahinter; ihre Herbeiziehung mag der mißverstandene Terminus vielleicht veranlaßt haben. ‘) E.H.

Meyer

Germ. Myth. 243;

Gra-

ber Kärnten 99 Nr. 118, 5; Kuhn Westfalen x, 69ff. Nr. 57 ff. 5) Kühnau Sagen (nach Büsching) 3, 663; 2, 407. % Binde-

wald Sagenbuch ıf£ff., 10. 7’) Ebd. 10, 137. 83 Kühnau Sagen ı, 539. °) E.H.Meyer Germ. Myth. 243; Graber, Kuhn a.a.O. ») Vgl. Kühnau Sagen 2, 407. 1!) Meier Schwaben

schatz

81.

ı, XIX,

97;

1?) Mythol.

Sepp

ı,

Altbayr.

140.

Sagen-

14) Beiträge

zur Volkskunde, Festschrift für Weinhold, 139; Veith Deutsches Bergwörterbuch

1895, x871.

3.

Aväterchen hießen bis zum 14. Jhdt. die Hausgötter in Böhmen 1%). 1)

Grohmann

Altweibermühle

Aberglaube 16 f. H. Naumann,

s. Verjüngung.

Altweibersommer. A. Entstehung des As. ı., Terminbezeichnungen. — 2. Flugsommer. — 3. Gespinste, —4. Kleiderfetzen. — 5. Altweibersommer. — 6. Vereinzeltes, — B. Abergläubisches.

A. I. Die von winzigen jungen Spinnen herrührenden Fäden, die an sonnigen und warmen Frühlings- und besonders Herbsttagen durch die Luft fliegen, werden, da ihre eigentliche Herkunft zumeist unbekannt ist, vom Volke verschieden ausgedeutet. Eine große Reihe von Bezeich-

nungen deutet lediglich auf die Zeit hin, in der diese Spinnweben beobachtet werden; die hierher gehörigen Namen [Nachsommer !); Sommerfäden ?); Sonnenfäden 3); Herbstfäden?)%; Spätsommer, ungar. utönyar = Nachsommer%); franz. St. Mauritiussommer (22. IX.) 1); tschech. St. Wenzelssommer (28. IX.) 1); vlämisch, ungarisch Michelssommer (29. 1X.) %); schwed. Brittasommer (83. X.) %); franz. Dionysiussommer (9. X.) 1; lombard. Sommer der hl. Theresia (15. X.) %); brandenb. %), tirol. °) Gallussommer (16. X.); griech., russ. Demetriussommer (26. X.) %; deutsch Allerheiligensommer %) ®) = schwed. Allerheiligenruhe %) (1. XI.)]

entbehren jedes abergläubischen Inhalts und sind als Terminbezeichnungen aufzufassen. Grimm

1)

fer

358f.

Niederdeutsche

3) BadWb.

Volksk.? 74.

ı,

Altweibersommer

Lehmann

*%*) A.

?) Lauf-

Mythologie 2, 654.

(phil, Diss. Berlin 1911 = Landwirtschaftl. Jb. ZEtym. Wb. % 14. 5 Kluge 1911), 3, 10. %) RheinWb. ı, 151,

2. Verhältnismäßig nahe lag der Gedanke, die fliegenden Fäden als geflügelte Boten des Sommers, wenn sie im Frühling, als seinen Scheidegruß zu empfinden, wenn sie im Winter erschienen. Darauf deuten Namen wie fliegender Sommer, Flugsommer, Sommerflug ”), dän. flyvende sommer ®), tschech. babj leto ljta (‚‚der Weibersommer fliegt umher‘‘) ®%, Herbstflug %, ziehendes Sommergewebe ®). Man meint, die im Frühling bemerkten Fäden bringen den Sommer, mit den Herbstfäden fliege der Sommer hinweg !%). Für Deutschland ist dieser Glaube, soweit ich

1739 zuerst bezeugt !); in der sehe, Literatur des 18. und. 19 Jh.s findet er sich häufig, bes. bei Jean Paul ?23).

7) Grimm Mythologie z, 654; Lauffer Niederdeutsche Volksk? 74; P. Herrmann Deutsche Mythologie (1898) 99. ®%) A. Leh1ıo. Ebd. °%) 6. Altweibersommer mann

1)

Ebd. 6.

1)

Kirsch

„Der im Herbst fliegende 1795 Fixlein 182 u. 6.

Cornu

copiae

Sommer‘‘.

12)

2, 299:

Z.B.

3. Wesentlich länger bezeugt als diese Anschauung ist, wenigstens für deutsche Verhältnisse, eine andere, die in den Fäden Gespinste erblickt. In vielen Fällen begnügt man sich mit dieser Erkenntnis,

354

Altweibersommer

353

ohne

weiter

nach

dem

Urheber

der

Gespinste zu fragen; Bezeichnungen solcher Art sind: Graswebe 1%), Herbstgarn 1%), schweiz. Spinnwubbele ?®), frz. filandres, engl. floating cobwebs 1%), Feldwebe, Sommerseide (Altmark), Herbstgewebe, tschech. Spinnwebensommer !7). Meist jedoch arbeitet die Phantasie des Volkes weiter; man fragt nach der Spinnerin und findet diese inder Jungfrau Maria, die mit den 11 000 Jungfrauen im Herbst umzieht und das Land mit Seide überspinnt (Altmühltal, dafür im Donautal: Mutter Gnut mit den 11 000 Jungfrauen, in Passau: die Madonna mit Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I,

den Elben) !®). Daher denn auch die Bezeichnungen: Marienfäden, Mariensommer 1%), Mariengarn ®), westf. Unser laiwe Fruen Suemer %), Unser lieben Frauen Gespinst (bayr.), Muttergottesgespinst, Marienseide ??), Liebfrauenfäden, Frauensommer, Garn der hl. Jungfrau, Unserer lieben Frauen Sommer, frz. fils de la Vierge, holl. Mariendraadjes, poln. lato swieto marcinskie (= Mariensommer), ital. filamenti della Madonna ®), Wenn man mit Grimm%) geneigt ist, die Stelle des Indiculus: de petendo quod boni vocant sanctae Mariae durch Konjektur (pendulo statt petendo) auf unsern Glauben zu beziehen, würde dieser auf ein beträchtliches Alter zurückblicken; für das 17. Jh. wird er durch drei über den

Gegenstand angefertigte Dissertationen (De filamentis D. Virginis 1665 Halle, 1666 Wittenberg, 1671 Jena) deutlich bezeugt 2). Kein Zweifel jedoch kann darüber bestehen, daß Maria hier wie in vielen andern Fällen die Nachfolge älterer mythol.

Gestalten

angetreten

hat,

die

sich gelegentlich im Volksbewußtsein erhalten haben. So wird die Mondspinnerin®%) für die Fäden des A.s verantwortlich gemacht (Altmark ?), Oberpfalz 2%), südslav.)%), oder Frau Holle ist es, die als Spinnerin, den Fleiß der Mädchen prüfend, durch das Land geht (schles.) %); auch die Zwerge sollen daran schuld sein %) (bes. nd.%2), vgl. schwed. dvärgsnät = Zwergnetz für Spinngewebe). In Niederdeutschland, und zwar, wie es scheint, über das ganze Gebiet hin, sind es die Metten (Metken, Mättchen), die die Fäden spinnen %) (daher metjensamer, falsch verhochdeutscht als mädchensommer), mythische Weiber, die auch im Wasser sitzen und mit langen Armen die Kinder zu sich

herabziehen 3),

Der

Name

mefje, metke

gehört wohl zu Matthias; ursprünglich würde metkensamer also = Matthiassommer sein und sich zu den unter I. aufgeführten Bezeichnungen stellen, die sich vom Termin des Erscheinens der Fäden herleiten; die Mythologisierung dieser Personen wäre also, freilich nach älteren Vorbildern, erst in verhältnismäßig später 12

355

Altweibersommer

Zeit erfolgt. Eine Identifizierung der Metten mit den altgerm. Schicksalsgöt-

tinnen ist jedenfalls abzulehnen. Diese scheinen sich nur in Schweden als Urheberinnen des Altweibersommers im

Gedächtnis ben ®); das hanno filato mit dem die

des Volkes erhalten zu haital. Sprichwort ve’ quant' questa notte le tre Marie 3), Fäden im Frühling begrüßt

werden, beruht wohl därer Bildung.

auf jüngerer legen-

13) Grimm Mythologie 2, 654; Laudffer Niederdeutsche Volksh.? 74. 1) BadWb. ı, 38 f. 3) Friedli Bädärndütsch 6, 694. 1) Lehmann Altweibersommer 9. 2”) Ebd. 1ıo0.

2% Mannhardt Germ., Mythen 640. »”) Grimm Mythologie x, 390; Wuttke

28827. %) Wuttke28 827. %2) Mannhardt Germ. Mythen 6391. %) Kluge EtymWb® 14. %®) Lehmann Altweibersommer ı0. ?%) Mythologie 3, 234. ®) Lehmann Altweibersommer 7. Die Diss. von 1665 ist von Prätorius (Sacra filamenta Dive virginis), die von 1671 von Madeweis.,

26) Über

die

Beziehungen

Spinnen s. Wilke

(1923)

640.

148.

%)

des

Mondes

zum

"Religion der Indogermanen

”) Mannhardt

Schönwerth

Germ. Mythen

Oberpfalz

2,

69.

2) Krauß Relig. Brauch 13. %) Klapper Schlesien 221. %) Bei den Zwergen sitzt eine Alte und spinnt: Mannhardt Germ. Mythen 304 1. ®) Grimm Mythologie 1, 390; Lauffer

Niederdeutsche

Volksk.

?

74.

3) Meyer Germ. Myth. 169; Grimm Myth. 3, 234; 2, 654; Lau ffe r Niederdeutsche Volksk.? 74; Mannhardt Germ. Mythen 639 f.; Müllenhoff Sagen (1921), 378 Nr. 556; Lehmann Altweibersommer 11. Das Wort entspricht völlig einem metke,

metje = Made, mit dem es die Volksetymologie auch

V

zusammenbringt;

so

kommt

es,

daß

in

Bremen und Hamburg slammetje = Regenwurm auch den Flugsommer bedeuten kann. #%) Heckscher 338; Strackerjan I, 419; Meyer Germ. Myth. 130. Das Wort melte = Altweibersommer findet sich bei Klop-

stock, Voß, Annette v. Droste u.a. ®) Rochholz Schweizersagen 1, 356. %) Grimm Myth. 3, 234.

4. Auf beträchtliches Alter läßt die An-

schauung schließen, die die Spinnweben des A.s von einem göttlichen Wesen herrühren läßt und sie als Fetzen oder Fäden vom Gewand der Göttin betrachtet, Nach einer Krakauer Sage stammten sie von

den Heidengöttern Lel und Polel, die sich auf dem Felde jagen und dabei ihre Gewänder zerreißen ?), Die gleiche Vorstel-

lung scheint aus der Vermutung zu spre-

356

chen, daß sich die Fäden bei der Verfolgung „des alten Weibes‘ losgelöst hätten ®). Auch dieser Glaube hat sich wiederum an die Jungfrau Maria angeschlos-

sen:

aus

dem

Mantel,

den

sie bei

ihrer

Himmelfahrt trug, sollen die Fäden stammen %). Engl. gossamer, auch einfach samar, simar = (Gottes) Schleppkleid scheint auf den gleichen Aberglauben zu deuten %); die Bezeichnung capillitium Veneris, die für den A. in der Humanistenzeit auftaucht #), möchte ich angesichts dieser Parallelen als gelehrte Übersetzung einer hierher gehörigen volkstümlichen Vorstellung auffassen. ”) Grimm Myth. z, 654. %) Liebrecht Gervasius 188, ®) Wuttke 198 $ 267 u. 6. ‘“) Mannhardt Germ. Myth. 639f.; Grimm Myth. 2, 654. Es geht aber nicht an, das Wort sommer in Zusammensetzungen wie mariensommer u.ä. als volksetym. Umdeutung von samar = Schleppe aufzufassen, 4%) Lehmann

Altweibersommer

7.

5. Die Bezeichnung A. endlich, heute die gebräuchlichste, ist recht jung (zuerst bei Campe 1807 gebucht) %) und

wird daher wohl mit den eben erwähnten myth. Vorstellungen (Verfolgung des „alten Weibes‘) nichts zu tun haben. Sie faßt vielmehr die Spätsommererscheinung als Nachblüte des Sommers auf und vergleicht sie sentimentalisch mit gealterten Frauen, vgl. rhein.: die alte jungfer kömmt en den aulwiwersommer (Rhein. Wb. 1, 151); hierher gehören auch Benennungen wie schweiz. Witwensömmerle #), bayr. Änlsommer %). Es ist möglich, daß sie durch Beeinflussung von Osten her in Deutschland Eingang ge-

funden hat; vgl. tschech. babj leto, böhm. babi leto, babske leto, babj, poln. babckie lato, babie lato, russ. babje leto, ungar. ven asszonyok nyara = A.%), “#) Kluge

mann

EiymWb. © 14.

Altweibersommer

%)

Leh-

10; SchweizlId. 7, 980.

‘#) Schmeller BayrWb. ı, 85. mann Altweibersommer 11,

%)

Leh-

6. Nur vereinzelt findet sich die Auffassung der Sommerfäden als Engelshaar (Vierlande) %). Der Inder bezeichnet sie als Maruddhvag’a = Fahne des Marots %7). Die franz. Benennung fiets de saint Martin %) mischt Vorstellungen, wie sie unter

357

Alviß—Amara

4. besprochen wurden,

mit einer Termin-

bezeichnung. In Böhmen heißt scheinung wläc’ka = Egge %).

die

Er-

4) Finder Vierlande 2, 231. *) Wolf Beitr. x, 53. *) ZidA. 5, 490. %) Grimm Myth. 2, 654.

B.

Ganz allgemein ist die Vorstellung,

daß die fliegenden Fäden dem Menschen, an dessen Kleider sie sich heften, Glück bringen ®); wer sie mit sich herumträgt, wird berühmt (Schweiz) ®); kranke Augen soll man mit dem Tau, der an ihnen hängt, bestreichen 5°), Andernorts hält man sie für giftig und gibt acht, daß sie das Vieh nicht zugleich mit dem Grummet frißt ®). Daß sie zu Zauberzwecken

benutzt

wurden,

läßt

eine

Notiz

aus

Schlesien vermuten 51), Im übrigen dienen sie als günstige Wetterboten: Aldewiwersommer — Herwst drög (rhein.) ®), die auf einen guten Herbst schließen lassen ®), 5%) Drechsler Schlesien 2, 193; Wolf Beiträge 2, 237i Wuttke 198; Herrmann Deutsche Mythologie (1898) 099. 5) FriedIl1i Bärndütsch 6, 694. 2) Aus Czarnikau: ZdVfVk. 22 (1912) 91. %) Lehmann Altweibersommer 9. %) Kühnau Sagen 3, 19. ®) RheinWb. I, 151. %) Auch russisch: Lehmann Altweibersommer 7, Mackensen.

Alviß

s. Zwerg.

Amacha borum, Schwindeformel?), d.h.

Zauberwort, bei dem links und rechts immer je ein Buchstabe weggelassen wird; die dadurch entstehenden verkürzten Worte werden stets unter das vorhergehende gesetzt, bis nur noch ein Buchstabe, hier ein a, übrig bleibt. Solche Schwindeformeln sind schon aus dem antiken Zauberbrauch bekannt und werden

dort xAip«£ genannt 2).

1) Köhler Voigtland 410. 411; Seyfarth Sachsen 172. ®%) Pap. Berl. ı, ı3 ff. Parthey 120; Dornseiff Alphabet 58 {.

63 ff,

Die Formel wird gegen Zahnschmerzen und Fieber gebraucht. Verbirgt sich hinter amacha 3227,,0 Wunde, Krankheit‘ und hinter borum "23, 5 „Gesundheit‘‘,

vgl. als Mittel gegen Nasenbluten Aufschrift: Boris, Borus®). 3) Thiers

I, 365.

die

Jacoby.

35 8

Amalberga, hl., Name zweier, in den Niederlanden vielverehrter Heiligen, einer älteren um 690 gestorbenen Verwandten Pipins von Landen, und einer jüngeren, 740 in Flandern aus fürstlichem Geschlecht geborenen

und

772

als Kloster-

frau verstorbenen; Fest 10. Juli !). Unter den Amalbergasagen spielen die vom gebrochenen oder ausgerissenen Arm, von einem Stör, auf dessen Rücken die Heilige bis gegen Temsche getragen wird, und von der wunderbaren Erweckung einer heilkräftigen Quelle eine Rolle, besonders letztere, in der es heißt, daß A. aus dem Brünnlein eines Geizigen mittels eines Siebes mit vielen Löchern Wasser geschöpft und an der Stelle der neuen Quelle ausgegossen habe, worauf das Brünnlein des Geizigen versiegt sei 2). Künstle

/konographie

der Heiligen

50—51. *) Wolf Niederländische Sagen 166. 659. 679. 707; Ders. Beiträge ı, 186; 2, 90; Laistner Nebelsagen 204. 347. Wrede.

Amara, Zauberwort in Formeln wie: Amara Tonta Tyra post hos usw.1), vgl.

amara + thauta + thirin usw.?), amara -+ tauta + Cyri usw.3%), vielleicht auch: amatha + anathola + yo usw.%), ferner unter hebr. Gottesnamen 5): Tetragrammaton, Adonai, Agla, Sabaoth, Ladi, A., Eli usw. Schon in den hellen. Zauberpapyri kommt ein solches Wort apaxpa %)

vor (Name?),

auch

&papm7) und im Pa-

lindrom Aryetapapaı opapx tayel 8), hier vielleicht *a-, vgl. apxpeı Icw = I DIR 9);

die Form mit w weist vielleicht auf eine

aramaisierende, verdumpfte Aussprache des m, hin, und das Wort wäre dann semitisch. Dafür spricht auch das A. unter

den

hebr,

Gottesnamen.

’Apapınk 10) = by

kommt

Ein

Engel

im Henoch-

buch vor, vgl. dazu den Eigennamen ’Apapia(c) = N ‚Gott hat gesprochen‘‘ und ’Appt bzw. ’Apapi = "8 ‚mein Wort‘‘ oder ähnlich im A. T. Im griechischen Schatzzauber des MA.s wird % PuptOvupOy övopa ’Apapi$ xtA genannt 1), was

wie eine Femininbildung auf M* aussieht *?): nmma8, Man könnte demnach in A. eine Form von "8 suchen und den Anfang der Formel, die gegen Besessenheit und Irrsinn wirken soll, umschreiben: 12*

359

Amazapta-—Ambrosius

NY NZ AN „Sprich, Irrgeist (vgl. wer behaft ist mit dem posen veint, so spreche ym ain priester dise wort in daz ore, so meldet er sich, wes man in fragt), du sollst dich fürchten (im folgenden ist wohl zu lesen: post hoc...; Elypolis,

d. i. wohl Heliopolis, dürfte vielleicht auf Jes. 19, 18. Jer. 43, 13 zurückweisen).

1) ZdVfVk., ı (1891), 139 (15. Jh.); Heim Incantamenta 538 A. 2. *) Aufruf8. ®%) Ebd. 14. ‘) Ebd. 8. °) Horst Zauberbibliothek z, 132. 6) Wessely I, 65 Z. 827; Dieterich Mithrasliturgie 2181. °) Wessely 1ı, 107 Z. 2516; R. Wünsch Aus einem griech. Zauberpapyrus (1911), ı0. ®% Wessely ı, 89, Z. 1793. °®) Ebd. ı, 49, Z. 204. 2%) Das Buch Henoch ed. Flemming-Radermacher (1901), 24 Nach Syncellus. !) Byzant. = Neugriech, Jahrbücher hrsg. von N, Bees 3 (1922), 277. 2) Strack-Siegfried Lehrbuch d. neuhebr. Sprache (1884), 50 $ 64 b. Jacoby.

Amazapta

Amboß,

abend!)

s. Ananisapta.

An

oder

Samstagen

jeden

Abend?)

vor

Feier-

fällt

der

Schmied einen!) oder drei?) gewaltige Schläge auf den leeren A. Innerhalb eines geschlossenen Gebietes vom nördlichen Abhang der Alpen bis zur Donau 3), darüber hinaus nur in Böhmen %), ist der Brauch mit der Vorstellung vom ge-

fesselten Luzifer verbunden, der seine Kette, die durch die Schläge wieder fest wird, durchzufeilen sucht. Sonst sind

Brauch und Sage verbreitet bei den Slaven 5) und südlich des Kaukasus, wo

der Brauch seit dem 5. Jh. n. Chr. bekannt ist, aber nur an bestimmten Festtagen geübt wird. Wahrscheinlich ist der Brauch älter als die Legende ®). Vergleicht man die Be-

handlung

schluß der Sitte, den damit die richten, so

anderer

Werkzeuge

nach

Ab-

Arbeit, besonders die dänische Hammer auf den A. zu legen, Kobolde kein Unheil damit anscheint der ursprüngliche Sinn

der Schläge Abwehr gegen böse Mächte zu sein. Dafür sprechen auch die verschiedenen Zeitpunkte: Ende des Tagewerkes,

Ende

der

Woche,

Anfang

der

Woche (Westschweiz), Festtage: Jakobitag (Bayern), Michaelstag (Böhmen) ”). Vgl. Hammer, Kette, Sams-

tag,

Schmied.

360

') Heyl Tirol 766 Nr. 73. ®) Rosegger Steiermark 67. ®) ZfdMyth. 4, 413 Nr. 15

(Kärnten); Zingerle Nr. 516; Alpenburg

Sagen (1859), 290 Tirol252; Mann-

hardt Germ. Mythen 87 (Salzburg); zer Beitrag 2, 56 Nr.69 = Sepp

607; v.d. Leyen

PanSagen

in Volkskunst u. Volkskunde

(1907), 65 (Bayern); Quitzmann Rochholz G/aube 2, 58; S&Ebillot

100; Meg-

tiers 16 (Westschweiz); Bächtold-Stäubli in SchwVk. 14 (1924), 9ff. Den Schmiede-

brauch erzählt dem Hörensagen nach eine Sage: Jahn

Pommern

narök

234 ff.

298

Nr.

378;

%)

Grohmann

Arab.

ambar,

Olrik

27

Nr.

Rag-

133.

5) Schneeweiß 116, Anm. ı. °) Ein andrer außerdeutscher Zweig der Legende läßt Gott jährlich die Kette erneuern: Olrik Ragnarök 241 ff. ’) Ebd. 240. Weiser.

Ambra,

griech.

&uß«p,

lat. ambar, mhd. amber, amer, franz. ambre, ital. ambra ?). Aus dem Amber stellte man früher eine wohlriechende Essenz her, auch schrieb man dieser Spezerei unbekannter Her-

kunft

Haupt,

große

Heilkräfte,

besonders

Herz und Magen

eine

stärkende Wir-

kung zu ?). Lange Zeit war man im Ungewissen, ob diese auf dem Meere schwim-

mende, wohlriechende Masse vom Pflanzen- oder Tierreich stamme ®%), bis sie als

ein Erzeugnis des Pottfisches festgestellt wurde.

Von

dem

grauen

Amber

unter-

schied man den hellgelben (amber citrius), den Zedler succinum nennt. Es ist der Agtstein, unser Bernstein %). Grimm weist darauf hin, daß der Amber mit Unrecht mit dem Bernstein verglichen werde 5). Die zahnenden Kindern umgehängten A.perlen bestehen aus Veilchenwurzeln 8). l)

vgl.

ı8f.

DWb.

Schade

s.v.

Seligmann

°) Zedler ı,

277.

®)

2,

Zedler

54.

ı, 1691 ff.;

%) Bergmann

a.a. O.u.3,1394.

© Most

5) Grimm

Enzyklopädie

13. Olbrich,

Ambrosius, hl., Bischof von Mailand, einer der vier großen abendländischen Kirchenlehrer, gest. 397, Fest 7. Dez.}). Vielfach als Bienenpatron aufgeführt,

weil nach der Legende Bienen einst auf die Lippen des Kindes Honig nieder-

legten und in seinem Munde eine Weile ein- und ausflogen, um sich dann so hoch

in die Lüfte zu erheben, daß keines Menschen Auge sie sehen konnte. Trotz dieser

anmutigen

Erzählung

hat

es

A.

bei

362

Amecht— Ameise

361

Imkern nicht zur Volkstümlichkeit bringen können. Das Volk wandte sich für seine Bienen an beliebtere, weil viel bekanntere Tierpatrone, in Bayern an den hl. Leonhard, an dessen Verehrungsstätten sich Bienen aus Wachs und Eisenblech oder Bienenkörbe aus Eisenblech als Weihegaben finden. Dem hl. A. werden die Hymnen ‚‚Squalent arva soli pulvere multo‘‘ und „Obduxere polum nubila coeli‘‘ zugeschrieben, die in Zeiten der Dürre, bzw. anhaltenden Regens, zur Erflehung guter Witterung gebräuchlich des Heiligen, waren ®). Der Todestag der 4. April, heißt der Brosientag, an dem früher ein Schulbischof unter den Kindern gefeiert ein Kinderfest und ernannt wurde 3). Ikonographie der Heiligen 53 l) Künstle bis 56; Nied Heiligenverehrung 59. *) Franz Benediktionen 2, 137 und 8. %) Nied a.a.O. Wrede,

Amecht (auch Amicht) (das), ein Ernte-

feuer in Luxemburg, das nach der Erntezeit auf den Kirchweihsonntag fiel. Es wurden Feuer angezündet und dabei in einem Korbe eine Katze lebendig verDas Wort stammt vom ahd. brannt. ambaht,

nhd. Amt,

mhd. ambet,

zeichnete ursprünglich und Feldgericht, auch N.

Gredt

und

be-

eine Art WaldSittengericht.

Das Amecht, eine mythologische

Studie. Progr. d. Athenaeums zu Luxemburg 1870—771, 45—863; Joh. Engling Die früher Aierlands

üblichen

‚‚Amichter‘‘.

Publications

299—302;

Jos.

Kalbersch

Gebrauch

de

Ja Section historique de 1’Institut 25 (1869/70),

und

Mißbrauch geistiger Getränke, oder Wein und Branntwein im Mittelalter und in unserer Zeit 2 (1854), 179—183; Dom. Const. Münchens Versuch einer kurz gefaßten Stalistisch-Bürger-

lichen Geschichte des (geschr. 1814—1818),

Lützelburg Herzogtums herausgeg. von Martin

Jahn Luxemburg 1898, 313—314; Blum. PfannenOpfergebräuche 231. 242 ff.; Erntefeste 593 ff.; La Fonschmid

taine

Luxemburg

83if.

Ameise 1). Über die

Bächtold-Stäubli,

Herkunft

der

A. gibt es verschiedene Legenden ?). Nach der hl. Hildegard entstehen sie aus der Feuchtigkeit, welche die Gewürze hervorbringen 3; die oberpfälzische Volkssage weiß, daß St. Petrus sie erschuf *). In Basel, der Ostschweiz und Altbayern

sagt man den Kindern, aus den in den Honig gefallenen Ranftbrosamen entstünden A.n. Kannte schon die Antike eine Menge

der Verwandlungssagen von A.5), so weiß auch unser Volk von Riesen ®), die in A. verwandelt wurden, von Verstorbenen, die zu bestimmten Zeiten in A.ngestalt die Familienstätten aufsuchen ?’), von Gottlosen, die in A. ver-

zaubert wurden ®). Damit hängt die Ansicht zusammen, daß A. durch den Klang geweihter Glocken vertrieben werden ®). Wie die Antike!) weiß auch unser Aberglaube viel von der mantischen Bedeutung der A. zu erzählen 2). Ein rascher Todesfall trifft ein, wenn plötzlich (schwarze) A.n im Haus erscheinen !2). Sie prophezeien auch das Wetter. Sind die A.n im Herbst oben im Bau, so wird

der Winter mild, sonst ist Kälte zu erwarten 1); tragen sie ihre Larven an die Oberfläche des Baues, gibt es schönes Wetter 1%); fliegende A.n, die um den Laurentiustag herum erscheinen, bedeuten

heftigen Sturm oder starke Gewitter ?®), Will man wissen, ob ein Neugeborenes lang leben wird, legt man vor Sonnenaufgang ein Stück von der Nachgeburt in einen A.nhaufen; schleppen es die A.n bis Sonnenuntergang fort, ist ein langes Leben sicher !®). Findet man am Johannismorgen unter einem Stück Rasen rote A.n, so bedeutet dies Glück !’). A.n im

Geldkasten

verheißen

Geld 18),

drum

steckt man sie sogar hinein !). A.n werden im Zauber vielfach gebraucht. A.neier oder der Stein, den man in einem A.nhaufen findet, machen unsichtbar 2); in A.nhaufen gelegte Zau-

bermittel

erlangen

besondere

Kraft 2);

so verleiht eine Flasche mit Wein, die man lange Zeit in einem A.nhaufen

lagern läßt, riesenhafte Stärke ®?); der Geruch von A.n stärkt das Gedächtnis??); beim Liebeszauber legt man einen Zettel mit dem Namen der geliebten Person oder einen

Frosch

in

einen

A.nhaufen,

und

jener ist die Liebe angetan ?). Ähnliches gilt beim Schußzauber ®), In manchen ein Ei finden man A.nhaufen kann (Pechkugel); welches Vieh man damit be-

363

streicht, das findet auf dem Markt sofort einen Käufer 2%), Schwarze A.n gelten auch als Schatzwächter 27), Am meisten aber werden sei tike ®) die An zu Heilz w Se gebraucht, A.n essen schützt vor Fieber 29) und hilft gegen den „Satt‘“‘ ®), Anneier nützen bei schlechtem Gehör %) Kopfgrind 32), Wassersucht 33), Augenleiden 34) Kolik 3); unter das Bett des Kranken gestellt, vertreiben sie Fieber 35), Der Saft getöteter A.n ist gut bei Triefaugen %), „‚verwachsenen‘ Ohren 87), englischer Krankheit ®%), Schwindel 89) und „Ritzigkeit‘‘ der Pferde %). Das Pech aus A.nhaufen ist nützlich gegen alte Schäden 4), Am wirksamsten bei Gicht und allen rheumatischen Schmerzen ist deer r AnA. i aus gebrüh ü ten lebenEigentümlich ist schließlich noch das Verfahren, mit Hilfe eines Zwischenträgers Krankheiten in einen A.nhaufen zu vergraben und so auf diese Tiere zu übertragen (s. Übertra gen). ll Baumgarten

108; 105.

Aus

d

z

Caru Ss Zoologie 136; ng Teimat 3’ 12, 161; Ders, Totemism 4 325

Gubernatis orakel 38, 208; 36

364

Ameisenei—Amen

$ 149.

Nebelsagen

Gervasius 73;

229,

Lütolf

237;

Saven

359; Marzell Pflanzennamen 211; Pau ly. Wissowa ı, 2, 1820; Praet i

Delie. Pruss, 187; Sartori Westfalen 48: zcheftelowitz Schlingenmotiv 37; Schr a:Sir Reallex, 39; Vonbun Beitr. 114; N oet Dieren 430 ff. ®*) Reusch Samland Dr. 36. ) Hovorka-Kronfeld ı, ı8

Mecklenburg

2)

2,

Bartsch

320;

Wuttke

Mecklenburg

Techsler Schlesien 2, 265; Westböhmen 319; Strackerjan

2,

352;

John Olden-

burg 1, 114; Wuttke $ 149. 455; ZA V{fVk. 8 176 23) SAVk. 21 (1917), 59. 24) Hovorka . K ronfeld 2, 175; ZrheinVk, ı, 61. nn %

aumgarten Aus der Heimat2 9 Bartsch Mecklenburg 2, 351; Grimm

7 ythol

3,

441

Nr. 199;

eoprechting

227;

S

149.

Pfister

710;

) Knoop

mann

ZföVk.

91;

John

Meyer

Hessen

4,

Schatzsagen

Überlingen 401;

Erzgeb.

308;

167;

205;

Aber

Wuttke

SAVk.

22 Nr. 42;

Meiche

25,

155

Lach.

Sagenbuch

zZ

„8,170. %) Jühling 84. %) Ebd, 85, ) Ebd, 86. %) Leoprechting Lechram 9; Meyer

Baden 572; Panzer Beitr. 2, 2 7, uttke & 149. 494; ZdVfVk. 8, 176. ) dVfVk, 8, 177. ”) Ebd. ®) ZrheinVk. ı 203 ) Bartsch Mecklenburg 2, 425.

)

ZdVfVk. 8, 176, 4) Jühling

86; ZAViVk

8,176. *) Hellwig Abergl.134, 12; Höhn Volksheilk, ı, 128, 142;

Hovor

ka -Kr

on-

feld ı,1ı8; 2, 237.245. 284; Jühling 84 &5- 87.88; Lammert 157.226. 269; Manz Qu gans 82; Rosegger Steiermark 69; SEO Zaubergl. 97; Zahler Simmental 69;

k, 2,258; ZföVk.9, 241; 13, 131; ZirwVk: I, 198; 3, 186; 4, 293; Urquell 3, 69. '

.

Stemplinger,

Ameisenei als

Amen,

s. Weihrauchstein.

Das

Adverbium

hebräische Wort im

Alten

A.

Testament

wird im

Sinne von „Ja, also geschehe es‘ gebraucht und zwar immer zur Bekräfti-

gung

‚der

Worte

anderer,

nicht

der eigenen Rede, So wurde es auch am Schluß eines Gebetes von der jüdischen und altchristlichen Gemeinde Y,Sch6ö nwerth Oberpfalz 3, 307. 5) Paulyals Zustimmungsformel gesprochen. SpäK En wa 1,2,182x. °) Haupt Lausitz 1, 82; x ühnau Sagen 2,5I11f.; Meiche Sage ter hat im christlichen Gottesdienst das n 586 I. 729; Grässe Sachsen 529. 7) ZdVfVk A. sa ge nd er Priester übernommen‘). 20, 127. ®) Meiche Sagenbuch 586 Nr. 729. Aus dem jüdischen Gottesdienst also ) Hey1l Tirol 651 Nr. 120. 20) Pauly-Wi s| stammend sowa 2, 1821. 1) Agrippa ha t A. als fremdsprachiges v.Nettes| aeim 1, 255; Wort auch die Bedeutung der vielen Franzisci Kärnten 48; riımm Mythol, 2,951. !) Höhn Tod 30 övöpara donpo und Skpfapx angenommen, di 8: e Hopf Tierorakel 211; Messikom mer 1, als Zauberworte eine Rolle spielen ?) ' Im z9r SAVK 2,217. ®) Bartsch Mecklenburg Griechischen % cr ) Schramek hat das Wort Ayzv- die Böhmerwald 250. 6 yth. 3, 274; Lynker Psephos 99, d. h. der Wert der als ZahlSagen 133. . rquell 3, 147. V)

Drechsler Schlesien L 144; 2, 219; Hopf Tierorakel 211 ) John Erzgebirge 240. ») Köhler Vo tgt. land 646; Wuttke $ 149. 633. 2%) Kl ing. ner Lulher 117; Weinhold Neunzahl 19.

")

Strackerjan

2,176

Nr. 409;

L.

303 Nr. 393. %) Pauly-Wissowa ı 2 1821. 2%) Hovorka-Kronfeld I, 15 2. Ze etek 8,177. %) Jühling 85. 86. 341;

Tiere 371; Hopf Tier. Hovorka-Kronfeld

Laistner

iebrecht

|! Bartsch

zeichen dienenden griechischen Buchstaben von A. ergibt zusammengezählt

99. Daher

wird

A,

in griechischen

und

koptischen Schriften gelegentlich durch ! die Zahl 99 ersetzt 3). — Bei Zauber-

365

Amethyst

sprüchen und Gebeten, die als Zauberspruch dienen, wird zum Schluß öfters das A. gesprochen. Häufig aber findet sich auch das Verbot, bei dieser Gelegenheit A. zu sagen. Schlesien: In den Zwölfnächten werden schadenbringende des Gegenstände geweiht im Namen Dreieinigen, ohne A., ebenso heilbringende Gegenstände am Johannisabend 4). bei BeschwörungsIn gleicher Weise formeln aus Ostpreußen 5), Böhmen ®), Angerburg: sonst ®%. und Preußen?) Kommt man mit dem Vieh zum erstenmal auf dem Felde an, so muß man niederknien und das Vaterunser ohne A. beten; diese Handlung schützt gegen den Wolf ®). Oder es wird vorgeschrieben, erst nach dreimaligem Sagen des Spruchs das A. zu sprechen 1°), oder es wird dreimaliges A.sagen befohlen 1). Zu einem Spruch gegen die Rose heißt es: Dreimal wird A. gesagt, bei jedem A. läßt man einen hörbaren Wind fahren, der ungefähr klingt wie ‚, Wat‘ 22), So hat auch das A. als heiliges Wort übelabwehrende und zauberlösende Bedeutung. Eine Sage aus Oberschlesien erzählt vom Teufel, der durch einen mächtigen Felsblock eine Kirche zerschmettern wollte: Aber noch ehe er sein Vorhaben ausführen konnte, sagte auf das Krähen des Hahnes der Geistliche „Amen‘‘ in der Kirche und entkräftete dadurch den Satan, so daß er den Stein von sich werfen mußte 1). Unerklärt ist aus Neu-Ruppin !%): der Gichtspruch „Die A. und die Gicht, / Die gingen beide zu Gericht; / Die A. die gewann, / Die Gicht verschwand‘‘. In Varianten dieses „Der SchlagSpruches heißt es auch: fluß, die Vormundschaft und die Gicht‘‘ oder „Der Heidmann und die Gicht‘ oder ‚, Jesus Christus und die Gicht“,

1) Glaue in Ztschr. f. Kgesch. 44 (1925), *) Dornseiff 184 ff. und RGG? ı, 293. Kl. Schr. 488. Alphabet 35f.; Dieterich 112. 131; Phil. Wochenschr. % Dornseiff 143. ı, 18. ‘) Drechsler 1926, 1427. Ho ; 128 26. . pr ns xe He er bi ch is Fr 5) vorka

vorka mann

u.

Kronfeld

128.

%

Ho-

Groh2, 54; u. Kronfeld 164. ’) ZfVk. 7 (1897) 65. % Kuhn

Westfalen 2, 204 Nr. 580;

garten

z2,

Aus

der

206 Nr. 587;

Heimat

2,

84;

Baum-

Wein-

366

kopf Naturgesch. auf dem Dorfe 1926, 36. 115. ©) Grohmann 1ısı. % Frischbier 129; Frischbier Nr. 599; Hovorka

12) Bartsch nau

Sagen

2,

Umwandlung 86;

*) Kuhn 26. u. Kronfeld

*°)

Mecklenburg

2, 418.

Löwis

of Menar

628

f.;

2, 21:1 2, 406.

Küh-

Knuchel

S. auch

Balten

46 f.; Mitteil. Anhalt. Gesch, 18; über arabische

Amenformeln: Goldziher Riv. degli Studi Orientali 1, 207. 1!) ZfVk. 7 (1897), 166. Pfister,

Amethyst. Griech. &ne&istnc, nicht, wie meistens angenommen wird, &-privativum und pe#i6 = trunken sein, sondern wahrscheinlich verderbt aus &p&dvoog weinfar-

ben, wenn nicht entstanden aus arab. gamast, Demnach kann die dem Stein zugeschriebene Wirkung gegen Trunkenheit erst aus der irrtümlichen Ableitung von pe$bw entstanden sein. Mhd. ametiste

aus gr.-lat. amethysta, 1561 als A, zuerst verzeichnet *!). Aus dem Altertum übernahm das MA. den Aberglauben, daß der A. als Amulett gegen Gift, giftige Schlangen, vor allem aber gegen Trunkenheit schütze 2). Seine Wirkung gegen das Trunkenwerden erklärte man sich dadurch, daß er die Dünste nicht in den Kopf steigen lasse. Wer nicht trunken werden wollte, trug den A. im Fingerring oder legte ihn auf den Nabel oder nahm ihn in zerriebenem Zustande ein 3%. Von den Tugenden des A. rühmt Konrad v. Megenberg: ‚,macht den Menschen wächig (wacker) und vertreibt die bösen Gedanken, bringt gute

Vernunft, macht ihn mild und sanft‘‘ %). Nach dem Buche ‚„‚Adeliches Weydwerk‘““ (1661) trugen Jäger und Weidmänner gern einen A. bei sich, weil sie glaubten, er bringe gut Glück zum Jagen und

Streiten 5). Ähnliches berichtet John aus

Westböhmen %). Auch der A.,

im

Ringe,

im

Kriege

getragen,

wurde

als Schutz-

mittel geschätzt 7). Im Altertum wurde dem A. die Kraft Gewitterund Regenzugeschrieben, wolken zu vertreiben 8). Von all diesen fabelhaften Wirkungen

des A. ist heute kaum noch etwas bekannt. Doch führt ihn Mörike in seinem „Stuttgarter Hutzelmännlein‘‘ noch an: „Er (der Bauren-Schweiger, von „ge-

schweigen,

stillen‘‘)

war

gemacht

aus

367

Amiant—Ammonit

einem großen A., des Name besagen will: Wider den Trunk, weil er den schweren Dunst des Weines geschwinde aus dem Kopf vertreibet, ja schon von Anbeginn dawider tut, daß einen guten Zecher das Selige berühre; darum ihn auch weltliche und geistliche Herren sonst häufig pflegten am Finger zu tragen“, Der A. gehört seit jeher zu den Monatssteinen und wird als solcher noch heute von den im Februar Geborenen gern als glückbringender Stein gekauft 9). N” Schrader Pauly-Wissowa Etym. Wörterb., s.v.;

136 und

stoteles 86;

Bergmann Plin.

Reallexikon? ı, 211; ı, 1828{,.; Kluge vgl. Brückmann

ı9.

n.h. 37,

®%) Ruska

$124;

Ari-

Volmar

5, 219 f.; Schade s. v. 1321 f;; Meyer Aberglaube 57; Hovorka-Kronfeld ı,

106;

Frazer

perus

„Das

1,65.

3) Jacobus

biblische

Schop-

Edelgesteinbüchlein‘‘

(1614), 171; vgl. Zedler s. v. 1,1728. *) Megenberg B.d.N. 371f., vgl. Schade a.a.0.

und

Zedler

a.a.0.;

59. °®) Alemannia 7 (1879), 82; Jägerbrevier ı, 106 Nr.1ı4 u. ı21. Westböhmen 324. ’) Kronfeld

Lonicer

Grässe %) John Krieg 41.

* Andrian Wetterzauberei 86; Plin.a.a. O.; Meyer Aberglauben 57; vgl. Frazer I, 345 (Wetterzauber am Obernil). °®% Hovorka-Kronfeld 2, 883; vgl. Monatsstein und Th. Körner „Die Monatssteine', Str. 2. Olbrich,

Amiant Ammal

s. Asbest. s. Muttermal.

Ammer,.

Von

der

Goldammer

(Emberiza citrinella Amritze, Ammerling,

Amring,

bauch,

itsche, man,

sie

in

Emmerling,

Gelartsche,

Gelbgänschen,

Galammer,

Gel-

Gelmöschen,

Gold-

Leckschit) !) sagt

sie zeige baldigen Schnee an, wenn

Scharen

zieht?)

oder

sich

auf

dem Misthaufen niederläßt ®). Wenn man eine G. in die Erde picken sieht, so wird eine große Hitze eintreten, wie sie in der Hölle herrscht. Die Felder werden

verdorren, und deswegen trägt die G. ihre Nahrung in die Erde, um dann, wenn alles vertrocknet ist, Nahrung zu haben %), Ihr Ruf wird so ausgedeutet, daß sie im Winter den Bauer um Unterkunft oder Nahrung bitte, im Sommer ihn verachte,

oder

im

Winter

zu

ihm

sage:

Vetter, Herr Vetter‘, im Sommer:

„Herr

‚edel

368

edel edel bin ich‘‘. Daneben gibt es auch

andere In

Stimmendeutungen ©).

Böhmen

glaubt

man,

daß

die

G.

deshalb von den Landleuten verfolgt werde, weil sie am I. Mai drei Tropfen von des Teufels Blut erhalte 9). G.n ziehen Gelbsucht an”).

1) Österreichische Namen s. ZfVk. ı2, 459; pommersche: BlpomVk. 5, 30; Sschlesische: MschlesVk, H. ı9, 86. Weiteres ZfVk. ı, 2855. 3) Ebd.; Bartsch Meckl.2,212. °) Schönwerth Oberpf. 2,136. *) Veckenstedt Ztschr.

3, 394. °) ZfVk. 23, 189; 10, 222; I2, 459;

13,

93; ZfdMyth. 3, 178; Urquell 5, 53; ZföVk. Suppl. ı, 43; Rochholz Kinderl. 75; Müllenhoff Natur 48. °) Grohmann Aberglaube 73 Nr. 518. ’) MschlesVk, H. 19, 86. Hoffmann-Krayer,

Ammonit.

monshorn;

Griech.

&ppovit:ng

=

Am-

bei Zedler: Ammonshörnlein.

Die bei Plinius bezeugte lateinische Benennung Ammonis cornu bezieht sich auf die ebenso gewundenen Widderhörner des Jupiter Ammon }?). A.en sind Schalen ausgestorbener Kephalopoden. Ihre versteinerten Gehäuse sind scheibenförmig, in einer Ebene spiralig eingerollt, im Innern in Kammern geteilt. Diese seltsame Gestalt, zusammen mit den mannigfach gewundenen Linien, in denen die Scheidewände mit den Kammerwänden verwachsen sind, erregten des Volkes Staunen und gaben Anlaß zu mancherlei Deutungen. Als deutsche Benennungen führt Abel an Ziehorn, Scherhorn, Drachenstein ?). Auch Gesner scheint den auf den Schweizerbergen oft gefundenen, gewundenen Stein für die Versteinerung einer Schlange zu halten 3). In Bayern nennt man den A. Somnenstein, in Schwaben Sonnenstein, Sonne, Mond. Man glaubte, auf dem A. ein rundes, strahlendes Gesicht zu erblicken und meinte, die Sonne habe ihr Bild darauf eingebrannt oder ein Riese habe seinen Kopf (gemeint ist wohl Gesicht) darauf gestoßen ?). Veranlassung zu diesem schnurrigen Glauben gab außer der Scheibengestalt wohl die Auffindung von A.en, die ihre prächtige Perlmutterfarbe noch hatten (Mond) oder, von Schwefelkies durchzogen, goldartig glänzten

(Sonne).

Darauf

bezieht

sich

auch

das

370

) Amniomantie— Amor

369

„goldgelbe Auge‘‘ (der Steinkern), das in Schwaben zu der Benennung ‚,Goldmucken‘‘ führte, und das als ‚„‚,goldfarbi-

ger Edelstein‘‘ beschriebene cornu Ammonis des Plinius ©). Wahrscheinlich wegen seiner gewundenen Linien glaubt man in der Oberpfalz, der A. sei die Spur, die der Teufel oder die Hexen beim Tanzen zurücklassen %. In Schwaben verführte der goldige Glanz des A.en zu dem Glauben, diese Versteinerungen enthielman

weshalb

Gold,

ten

oft

sie

zer-

schlägt 7). Die in Baden hier und da eingemauerten A.en sollen vermutlich ebenso

wie Belemnit, Donnerkeil und Echenit die Gebäude vor Blitzschlag schützen ®). Wie diese legte man auch den A. in den Melkeimer der Kühe zum Schutze gegen Hexen ®). In der Volksheilkunde galt der A. als gutes Mittel gegen Rheumatis-

mus 19),

Etym. Wörterb., s. v. ®) Abel 1) Kluge Fossilien 115 (der auch erwähnt, daß die Wolga‚,Goldrad‘‘

Ammonit

den

russen

nennen);

Gesner d.f.}. 47 u. 159 (Beschreibung nach Plin. und Agricola); Zedler 6, 1385 (Drachenstein); Grimm DWb.2, 1325 (Drachenstein).

hält man

Patrik

hl.

holen

sie

die Ammoniten

in

aus

167. —

d.f.}.

®3) Gesner

Stein

Irland,

In Irland

für Schlangen, die der

verwandelte; um

sie als

Engländer

Schutz

ihrer

Gärten gegen giftige Würmer zu benutzen (Tylor Cultur ı, 366). *) Sepp Sagen 104; Meier Schwaben ı, 254 Nr. 283; vgl. Sim ©) Meier a.a. O.,; Mylh. 552. rock 370; Plin. A. mu. 37 $ 167. Brückmann z ’) Meier 3, 44. % Schönwerth Oberpfal a.a. 0.254; Sepp a.a.0O. ®%) Meyer Baden 361. °) Abela.a.O. ®*) Lammert 269 u. 399;

Hovorka-Kronfeld

Amniomantie.

innere

Weissagung

Embryonalhülle

Der Name

(&pvioy).

2, 283. Olbrich,

durch

die

ist nicht antik, sondern eine

der zahlreichen

gelehrten

Neubildungen

der Divinationsliteratur des 16. und 17. Jhs. Er taucht anscheinend zuerst bei Del-

rio !) auf und wird in der Folgezeit mehrfach erwähnt 2). Daß man schon im Altertum der bisweilen dem neugeborenen Kinde noch anhaftenden Hülle besondere Bedeutung beimaß, zeigt eine Notiz über den

Sohn des Kaisers Macrinus‘ (217—218 n.

Chr.), Antoninus, dem bei der Geburt das Amnion in Gestalt einer Stirnbinde an-

haftete, weswegen er Diadematus, später Diadumenos benannt wurde 3%). Offenbar sah man darin ein günstiges Omen für die

Nachfolge in der Regierung (das Diadem entspricht im Altertum der Krone). Der römische Historiker fügt hinzu, daß die

Hebammen solche Hüllen verkauften, da sie vor Gericht Glück brächten. Möglicherweise wurde, wie im deutschen Aberglauben, das Geborenwerden mit solcher.

Haube allgemein als glückliches Vorzeidie weissagten doch gedeutet; chen Frauen im MA. auch aus der Farbe des

Amnions die Zukunft des Kindes, wobei rötliche Färbung als Glück, schwärzliche als Unglück vorbedeutend ausgelegt wurde; zur Abwehr des Unheils mischte man Stückchen der Haut in den Trank des

Kindes %). Ob sich hinter den ‚,detestanda‘‘, die mit dem Amnion nach Angabe des Zisterziensers Rudolfus (1250) getrieben wurden ©), auch Divinationsgebräuche verbergen, ist ungewiß. Für den deutschen Aberglauben s. Glückshaube. 1) Disqu. Mag. 2 (1603), 177. %* BulenFabricius Opusc. (1621) 220; gerus *%) Aelius 593. (1760) anliqu.? Bibliogr. Scriptores Hist, Aug. 4, 1, Lampridius a.a.O.; 197 ed, Peter; vgl. Bulengerus De Roscher Omphalos ı6. *) Lemnius occultis naturae miraculis (1573) 178 (die hier zitierte Stelle des Jovius findet sich Opera 2 (Basel 1578), 298 im Leben des Fernando a.a.O.; Delrio d’Avalos von Pescara); Bulengerus Lex. ı, 1761. °)

Universala.a.O.; Zedler in MschlesVk. 17, Klapper

30; vgl. a. G. Fr. Pico della Mirandola De rverum praenotione (1507) VII 7. — Alg.: Ploß

Das

Amor,

Kind®

ı, 54{ff.

Boehm.

hl., angeblich ein Schüler Pir-

mins und Stifter des Klosters Amorbach am Main, Patron der Kirche zu Amorsdem 17. August ?!). Aus Fest brunn, Brunnen der dem Heiligen geweihten Kapelle bei Amorbach pflegten (und pflegen?) unfruchtbare Frauen zu trinken, um Kindersegen zu erlangen 23). Elisabeth, Gemahlin Karls VI., und deren Tochter Maria Theresia sollen sich des haben; bedient Erfolg mit Wassers letztere habe sich Amorwasser nach Wien kommen lassen ®%). Offenbar geht dieser auf eine naive Exegese des Brauch Namens Amor zurück,

371

Ampfer—Amsel

') Künstle

[Ikonographie

hast Wegweiser 25; Nach diesem

2, 1161. Meyer

Hovorka-Kronfeld

mert

25 Anm. I.

?

Pott-

Lammert Abergl. 98 und

ı, 361.

Ampfer (Rumex-Arten).

Sches.,

56;

®%) Lam-

Wrede,

ı. Botani-

Gattung der Knöterichgewächse

(Polygonazeen)

mit

grünen,

unschein-

baren, in traubigen oder rispigen Ständen angeordneten Blüten. Am bekanntesten ist der überall auf Wiesen wachsende Sauer-A. (R. acetosa), dessen Blätter, eine alte Sammelnahrung, häufig von den

Kindern gegessen werden !). Auch einige

großblättrige

A.arten

wie

der

Grind-

({R. obtusifolius), der Kraus- (R. crispus) und der Knäuel-A. (R. conglomeratus) 2) spielen im Volksaberglauben eine Rolle. ') Marzell

Kräuterb,

355 f

Pflanzenwelt

54£.

?) Ders.

2. Volksmedizinisches, Vielerorts, z, B. im Bergischen 3), in Oberbayern %), in der Schweiz 5), glaubt man,

daß mit

der Genuß des Sauer-A.s, besonders Blüten und Früchten, Läuse ver-

ursache ®), Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß in Hungerzeiten, wo wegen der schlechten Ernährung Parasiten häufig auftraten, Sauer-A. gegessen wurde”), oder man verglich die zahlreichen kleinen Früchte des A.s mit Läusen (Signaturlehre). Die Samen des Sauer-A.s, als Amulett getragen, sollen, besonders wenn sie von einem unschul-

372

(Kräuterwisch an Mariä Himmelfahrt, 15. August) und läßt sie mitweihen. Die Samen werden dann gegen Durchfall des

| Viehes

teils in Gestalt einer Räucherung

verwendet,

teils

werden

sie

unter

das

Futter gestreut 1), Der beim Schneiden des Getreides gefundene A. wird in die Garbe

zum

Krankheit

Schutz

des

Rindviehs

gebunden 12).

vor

°) Leithaeuser Berg. Pflanzennamen 6. *) Orig.-Mitt, von Stock 1907. 5) SAVk. 8, 153; Wa rtmann St.Gallen 67; Ulrich Volksbotanik 38; Rochholz Kinderlied 317. %) Ebenso in den Vereinigten Staaten von Amerika: Bergen Anımal and Plant Lore 120. ’) Vgl. Höfler Botanik 27; BrockmannJerosch Surampfele und Surchrut I92T1, 6. ® Staricius Heldenschatz 1689, 30; Most Sympathie 160; Lammert 154; Höhn Volksheilkunde ı, 118; vgl. auch Höfler Botanik 28. °) Osthavelland: Z{fVk. 8, 309.

%®)

Schambach

Schwaben 48,

3. Wenn

W.

79.

1?) Kt. Zürich:

die Jäterin

4) Neidhart

SchweizId.,

oder

ı, 240.

Schnitterin

bei ihrer Arbeit auf einen A. stößt, dann wird dessen Wurzel ausgegraben. Wohin

die Wurzel

zeigt

(die Pfahlwurzeln

des

A.s sind nicht selten etwas gebogen), aus

dieser Richtung kommt der Zukünftige?) 33)

64;

Oberbayern: Marzell Bayr. Volksbot. Aargau: SchweizId. 4, 1091; vgl. auch

B aumga

Grimm

rten

Aus

Myth. 3, 372.

Amputation

der Heimat

1862,

134;

Marzell,

s. Glied. Amsel (Turdus merula), 1. Biologi-

scher Aberglaube, Konr. v. Megendigen Knaben oder einer Jungfrau geberg berichtet von einer weißen A. Pflückt wurden, gegen nächtlichen Saim Besitze des Dompropstes von Regensmenfluß (Pollutionen) dienlich sein 8), burg, deren weiße Farbe er damit zu erHier dürfte es sich kaum um einen „ger- ! klären sucht, ‚„‚daz der selb vogel von manischen‘‘ Aberglauben handeln, sonainem kalten sämen komen was und daz dern eher um eine alte medizinische Schulsein vater ain kalt dinch gezzen het, meinung, Vielleicht bestehen hier Beoder in der pruot ist ain kaltes dinch zuo ziehungen zu dem früher in Klostergärten dem ai gevallen, wan (denn) in dem nest gezogenen „Mönchsrhabarber“, einer A.wären zwuo swarz A.n und zwuo weiz und art (Rumex Patientia). Gegen die „Maden ain swarzen, diu het ainen weizen zagel“‘ des Viehs‘ wird das kranke Tier mit zu(Schwanz) 2). sammengefalteten Sauer-A.blättern unter ?) Buch d. Natur ed. Pfeiffer 206, Hersagen einer Besegnung bestrichen ®). 2. Magische Kräfte wo hn en Räucherungen mit den abgestreiften der A. inne: In ein Haus, wo sie weilt, Samen des Kraus-A.s gelten als heilsam schlägt der Blitz nicht ein 2). Streut gegen das „hilge Wark‘“ (Rotlauf) 29). man ihr im Winter Futter, so bringt sie Im bayrischen Schwaben gibt man die Glück und verhindert Fieber 3). Samen des Kraus-A.s in die „Weihsange‘“‘ Wird eine Feder aus dem rechten

373

Amtmann— Amulett

Flügel an einem roten Faden aufgehängt, so können die Hausbewohner keinen Schlaf finden (Tirol) *). Ein A.herz, unter das Kopfkissen gelegt, bewirkt, daß der Schlafende auf Fragen antworten muß ®). 2? Montanus Volksfeste 177. 178. *) Alpenburg Tirol 378 =

*®) Ebd. Z{fVk. 8,

374

5. Gespenstische

Töne

den in Schlesien als Amselgesang zeichnet (Aberglaube?) ?7). 2) Kühnau Sagen ler Schlesien 2, 228.

Amtmann.

Schwer

1,

wer-

be-

454; DrechsHoffmann-Krayer.

und hart mag oft

3. Volksmedizin%.A.fleisch wird gegen Bauchweh, rote Ruhr, „hinder sich starrenden Hals‘‘ (steifen Nacken?), Hüftweh”) und Melancholie®) verwendet, A.kot im MA. gegen Hautkrankheiten ®). „Bindet man die Beine eines Menschen mit einem A.kopf zusammen, so wird der Mensch kühn und fürchtet den Tod nicht; legt man sie [!] unter den linken Arm, so kommt man hin, wohin man will und sonder Gefahr wieder heim. Gibt man

die Hand des zehent- und robotfordernden A.s den armen Bauer gedrückt haben, und nicht ohne Schärfe wird seiner in Sage und Sprichwort gedacht. ‚„Amtmänner kommen schwer in den Himmel‘‘, lautet ein altes Sprichwort, und eine oberösterr. Sage berichtet, daß die Teufel einander vom Tode eines A.s Botschaft sagen !). Nach anderen Überlieferungen finden schlechte und meineidige Amtmänner keine Ruhe im Grabe, sondern sind zum Umgehen ?) als Irrwisch?), wilder Jäger % verdammt. Ein ungerechter A. wird um Mitternacht in einer Kutsche von Gespenstern über die Heide gehetzt °).

herzen zusammen zu fressen, so gibt er fortan keinen Laut mehr von sich, sollte man ihn sogar töten‘‘ 29).

Sagen?‘ 114 Nr. 175. 3 Lynker Nr. 348. ‘) Köhler Voirgtland 511 Nr. 101. 5) Mon-

169 = Propyläen (München) 9 (1912), 571 (n. „Mizald Arcana 2, 74 [1592]‘). ° Ebd.

572.

sie [!] einem

Hunde

mit einem Wiesel-

8) Verschiedenes aus dem Altertum: Journal f. Ornithologie 73 (1925), 61 (stuhlanhaltend;

Aus der Heimat 2, 105. ) Baumgarten 2) Birlinger Aus Schwaben ı, 208 Nr. 201; u. I12I1 Sagen 2, 97 Nr.329 Rochholz tanus

Vorzeit

Amulett,

ı.

512

2,

Schömer.

Anm.

Etymologie

und

gegen Kolik). 62 (gegen Ischias). ’) Gesner Vogelbuch XVIITIa. ®%) Propyläen 9, 572 (n. „Mizald Centur. II, ı4‘“). %" Vincen-

Sprachgebrauch. kommt vom lateinischen

%) Grässe Jägerhörnlein 132 (ohne Quellenund Ortsangabe; in ihrer Unklarheit höchst

Plinius bezeugt ist, im übrigen aber in der römischen Literatur nicht allzu oft begegnet. Die alte Erklärung !), wonach

tius

Bello

v. Speculum

naturale XVI,

107.

zweifelhaft).

4

Orakel.

Einen harten

Winter

kündigt sie an, wenn sie hoch baut 1), baldigen Schnee, wenn sie 3 Tage hintereinander an derselben Stelle erscheint !?), Regen, wenn sie anhaltend singt !%). Singt eine A. vor März, so wird das Korn teuer!). Ihr Angang bedeutet Unglück ®); singt sie auf dem Hauszaun: Tod eines Hausbewohners 18). 1) BlpomVk. 9, 174; vgl.

Se billot

Folk-

16. Isergebirge 1°) Müller Lore 3, 202. 3) Fogel Pennsylv. 227; vgl. Swainson Folk-Lore of British Birds 7; Sebillot Vfeste 177. F.-L. 3, 202. 14) Montanus Myth. 3, 323 (n. „Wirsung 1) Grimm Cal. J 2b“); in Frankreich Glück: S&billot F.-L. 3, 191. 1) Wuttke 8 28 („Süd - Deutschland‘) = Rochholz Glaube I, 153.

uns

zuerst

durch

Varro,

Das Wort A. ämuletum, das dann

durch

das Wort vom arabischen hamalet kommt, ist abzulehnen, zumal hamalet nicht Anhängsel, sondern Obliegenheit bedeutet 2). Auch der vielfach angenommene Zusam-

menhang von amuletum mit amöliri ist ganz unsicher. R. Wünsch) stellt es mit &uulov, Stärkemehl, zusammen. Zu untersuchen wäre, ob es zu pölu gehört, dem

Namen

des

schützenden

aus

der

Odyssee

Zauberkrautes,

bekannten

über dessen

Etymologie Günter t *) gehandelt hat, freilich ohne Berücksichtigung von amu-

letum. Von andern antiken Namen, die bei aufgezählt sind, beKropatschek°®% gegnen in lateinischen Schriften des MA.s ligamentum, ligatura, phylacterium, während amuletum so gut wie nicht hier Im Althochdeutschen hieß vorkommt.

375

Amulett

das A. zoubar (Zauber), im Altnordischen

entsprechend

faufr;

in althochdeutschen

Glossen wird phylacterium mit pleh, plehhir übersetzt, weil die A. vielfach aus Blech bestanden. Ein späterer deutscher Name ist Angehenke (s. d.) ®%. Im 16. und 17. Jh. werden diejenigen, die A. oder Schutz-

briefe im Krieg bei sich trugen, Pessulanten oder Charakteristiker genannt 7). Heutzutage gebraucht man etwa in Schwaben ®) die Wörter Bändele und Bändelesmacher, im Badischen ®) Mam-

lette und Ammenetli, in der Schweiz 19) Eündeli, in der Oberpfalz !l) Büscherl, in der Landshuter Gegend 1?) Amadedl. Das Wort A. selbst tritt in der deutschen Sprache erst zu Anfang des 18. Jhs. vereinzelt auf, im Französischen Ende des

16. Jhs.

1) Vonv.Hammer

nommen

u.a,

von

1814 aufgestellt, über-

Seligmann

Blick

2, 3;

Seyfarth Sachsen 250. 2?) Gildemeister ZDMG. 38, ı40f. ®%) Glotta 2, 219 ff. *) Göttersprache 93 £. 5) De amuletorum

apud antiquos usu. Diss, 1907, 9. % Grimm Myth. 2, 982; 3, 466 Nr. 869 f. 7) Fox Saarl.

Volksk. 1927, 464 f. ®) Höhn Volksheilkunde I, 143. °*) Meyer Baden 38. 1) SAVk. 21 (1917), 47; Schweizld. 4, 1364 f. 1!) Wuttke 182 $ 247. ?!?) Pollinger Landshut 274.

2.Begriffsbestimmung und Zweck. A. ist ein kleinerer, krafterfüllter (orendistischer) Gegenstand, dessen Kraft sich dort wirksam zeigt, wo er angehängt oder befestigt wird 1%). Vom

Talisman (s. d.) unterscheidet sich das A.

höchstens dadurch, daß das Wort Talisman gelegentlich auch auf größere Gegenstände wie Bildsäulen angewandt wird. Zum Wesen des A. aber gehört seine leichte Tragbarkeit und Anhängbarkeit. Das A. kann einem vierfachen Zweck dienen, denselben 4 Zwecken !), deren

Erreichung allgemein im Gebiet der Religion wie in dem der Zauberei durch Kult- bzw. Zauberhandlungen hervorgerufen werden kann. Das A. kann also ll. apotropäisch wirken, d.h. es kann böse Geister, Einflüsse usw. abwehren (s. d.). Es kann 2. Zwangshandlungen ausüben, insbesondere zu Analogiezauber (s. d.) gebraucht werden.

Ferner kann es 3. die Kraft des Trägers

stärken,

d.h.

die Kraft

des A. wird

376

377

der

A.

Kraft des Trägers zugefügt, beide werden vereinigt (sakramentale Wirkung). Und 4. kann durch das A, die Kraft göttlicher Wesen gestärkt, diese erfreut werden (euergetische Wirkung).

») Pauly-Wissowa ı1ı, 2156. 2169; Suppl. 4, 337 f.; Die Völkerkunde 1926, 42 f. 1) Pauly-Wissowa ı1l, 2108. 2151. 2164; Suppl. 4, 331; BlBayVk, ıo0 (1925) 65 f.

3.Ursprung des A.glaubens. Der Ursprung der Kleidung, den man gelegentlich entweder in einem physischen (Schutz gegen Witterung) oder in einem psychologisch-moralischen (Schamgefühl) oder in einem ästhetisch-sexuellen Grund (Wirkung auf das andere Geschlecht) suchte, ist wahrscheinlich, der des Schmuckes (s. d.) sicher in einem mystisch-magischen Grund zu sehen. Man schmückte sich mit Teilen der Jagdbeute (Felle, Krallen, Zähne, Federn) oder erschlagener Menschen (Skalp, Stück des trepanierten Schädels), um sich die Kraft und Eigenschaften dieser Menschen und Tiere anzueignen. Man hängte sich Teile von Pflanzen (Blätterschmuck, Kränze) und bunte, glänzende Steine usw. an, um die darin vermuteten Kräfte sich zuzufügen. Man bemalte und tätowierte (s. d.) seinen Körper, um seine eigene Kraft zu stärken. Das sind alles zugleich primitive

Formen des A., die aber auch bei Kulturvölkern vorkommen; der primitive

Schmuck wirkt also als A. Einem Forschungsreisenden 1°) wurde ein Hals-

schmuck geschenkt, der aus dem Schwanzhaar eines Elefanten bestand, an dem die Kralle eines Leoparden und eines Adlers, der Zahn eines Seefisches und eines Kro-

kodils hing (zugleich Beispiel eines Komposit-A.; s. u. $ 5.). Haar und Krallen

sollten

und

auf der Jagd

Gras

schützen,

scharfsichtig

und

im Wald

behende

machen; die Zähne sollten vor den Gefahren des Wassers behüten. Oder: Hera-

kles wickelte nach griechischer Sage 2%) den kleinen Aias in das Fell des unverwundbaren Löwen von Nemea, wodurch sich die Unverwundbarkeit auf den Kleinen

übertrug.

liche Bedeutung

So

ist

die

des Schmucks

ursprüng-

und

des

Amulett

die

Zufügung

von

Kraft

auf

den

Träger, also die sakramentale Bedeutung. Von diesem orendistischen Glauben aus, der sich im Gebrauch des A. bereits in der Steinzeit nachweisen läßt, konnten sich die übrigen Formen des A.-

Gebrauchs entwickeln. 3)

Peschue&l1-Loesche

Loango-Ex-

pedition 3, 2, 352. 1%) Berl. phil. Wochenschr. 1912, 1028 ff.; Pauly-Wissowa ı1l, 2158.

4. Verbreitung und Geschichte; Vergleichendes Material. Der Gebrauch von A.n ist eine der einfachsten Formen im Bereich der orendistischen Vorstellungen und daher überall bei Natur- und Kulturvölkern verbreitet und von den prähistorischen Zeiten bis zur Gegenwart zu verfolgen. Auf das Wesentliche gesehen, gibt es in dem Vergleichsmaterial, das andere Völker bieten, nichts, was nicht auch im deutschen Volksglauben vorkäme. Einzelheiten unten. Es sei vorerst allgemein hingewiesen auf verschiedene primitive Völker !?), ferner auf die Inder !%, Assyrer und Babylonier ?®), Ägypter 2), Israeliten 2), Griechen und Römer ??), Zigeuner %®), Chinesen %), Japaner ®%®), ferner auf die Italiener 2) und auf die Prähistorie ”). So hat also das sich verbreitende Christentum überall den Gebrauch von A. vorgefunden, und es hat seinerseits auch hier christlichen Ersatz zu bieten gesucht, was um so leichter geschehen konnte, als auch dem N.T. orendistische Vorstellungen nicht fremd waren %). Insbesondere die Reliquien (s. d.) im weitesten Sinn, sowie die Heiligenbilder (s. d.), Skapuliere (s. d.) und sonstige geweihte Gegenstände wurden schon früh im Sinne von A. verwendet; dabei ist zu

beachten,

daß

der

christliche

Reli-

quienkult von Anfang an im allgemeinen sehr viel mehr orendistisch war als der antike. Der Gebrauch von Reliquienpartikeln

als A. ist nicht antik, sondern

geht auf orientalischen Einfluß zurück ?). Auch geschriebene A. mit Stellen aus dem A. und N. T. waren bei den Christen im Gebrauch ®); s. a. Bibelamulett. Die katholische Kirche hat dabei von jeher den Unterschied zwischen eigentlichen A., die

378

vom christlichen Standpunkt aus nicht er-

laubt waren, und den kirchlich gebilligten Heiltümern gemacht, erstere als Zaubermittel und Aberglaube verboten, den Gebrauch letzterer als religiös empfohlen.

Dieser Kampf gegen die magischen A. zieht sich durch alle Jahrhunderte hin %), Es ist derselbe Kampf, in welchem z. B.

die Christen der ersten Jahrhunderte die heidnischen Wundertaten im Gegensatz zu den Taten Christi als Zauberei bezeichneten, während die Heiden umgekehrt Christus und die Apostel als Zauberer hinstellten 9%), Jener Unterschied wird demgemäß auch von der katholischen Religionswissenschaft vertreten 3), während der Volksglaube der katholischen Bevölkerung eine solche Unterscheidung im praktischen Gebrauch kaum, sondern nur in der Theorie 3%) macht. Aber selbst hohe katholische Geistliche wie der 1749 verstorbene Fürstbischof Anselm Franz von Würzburg trugen gelegentlich magische

A. 3). Der Protestantismus kennt keine A.-ähnlichen heiligen Gegenstände; doch finden sich A. selbstverständlich auch

bei der protestantischen Bevölkerung, sogar oft A., die von katholischen Priestern oder Mönchen geweiht sind ®). — Wie in den Ländern des Mittelmeergebiets, so hatte das Christentum auch in Deutschland gegen den nichtkirchlichen Gebrauch der A. zu kämpfen, da auch den Germanen der Gebrauch etwa von Runenzeichen und Bildern als A. nicht unbekannt war ”). Dazu kam im abendländischen MA. auch der Einfluß der antiken Kultur und ihrer Ausläufer, der den Glauben an A. förderte und in zahlreichen Schriften einen Niederschlag fand. Die Vorschriften für Verwendung und Herstellung von A. wurden zu einer Pseudo-Wissenschaft, wie sie uns etwa

bei Arnold von Villanova ®) im 13. Jh. und später bei Agrippa von Nettesheim ®) entgegentritt. Dieser okkulten Literatur des MAs. läßt sich etwa die moderne Schrift von Laarss %) zur Seite stellen. Insbesondere im 16. und 17. Jh. ist dann eine bedeutende Zunahme des A.glaubens

festzustellen #), A. wurden fabrikmäßig hergestellt, so etwa von Leonhard Thurn-

379

Amulett

eysser %)

aus

Basel

auch heute noch Wunderdoktoren

im

16. Jh.,

so wie

viele ‚,Braucher‘‘ A. anfertigen %)

und und

besonders auch während des Weltkriegs in den Handel gebracht haben 4); denn insbesondere Leute, die im Besitze magischer Kenntnisse und Kräfte %) gelten, vermögen A. herzustellen, bei uns der Braucher, oft auch, besonders im MA., Geistliche und Mönche %), bei den Mo-

hammedanern Scheiks, Derwische und besonders Europäer *); von letzteren auch sonst den Eingeborenen gegebene medizinische Rezepte werden von diesen oft als A. um den Hals gehängt %). Im wesentlichen ist die mittelalterliche Verwendung der A. nicht verschieden von der der Jetztzeit, so daß sich aus den von Schindler und Meyer verwendeten und genannten Quellenschriften zahlreiche

Parallelen zu dem heutigen ben anführen lassen. Daher

auch,

daß sogar mancher

Volksglaukommt es

antike Brauch

im A.wesen noch im heutigen Volksglauben weiterlebt %).

V) Bartels Medizin 225ff.; Schurtz AAnthr. 22 (1894), 57 ff.; Stumme Z{Ethn. 1911, gıff.; Bellucci Paralleles ethnographiques 1915 (mit vielen Abb.); Graebner Weltbild dey Primitiven 1924. !®) Oldenberg Religion des Veda* 1923. *) Hastings 3, 409 ff. In diesem Artikel Charms and amulets findet sich Material für fast alle Völker, ebenso

in den Werken von Seligmann, insbesondere in dem im Druck befindlichen Die magischen Heil- und Schutzmittel. 2%) Wiede-

mann 12,

Die Amulette der alten Agypter (DAO.

I, 1910);

Z.f.Äg.

ARw.

43 (1907);

8, Beih. 23 ff.;

45 (1909).

%)

21, 481 ff.;

Hastings

3, 451 ff. ®?) Pauly-Wissowa ı, 1984 ff.; 3, 1048 If.; 6, 2009 ff.; 11, 2156. 2169; KroPpatscheka.a.0O.;; van Hoorn De vita

alque cultu puerorum. Diss, Amsterdam 1909, 22 ff.; Stemplinger Sympathieglaube 1919;

s. auch

u.

Anm.

58;

Fahney

De

Pseudo-

Theodori additamentis, Diss. Münster 1913. ?8) Globus 59, 257. *%) ARw 18, 457f. ®) Chantepie Lehrbuch‘ ı, 309 ff. ®%) Bayon Amulettes d’Italie RTrp. 5, 219; Bellucci Catalogo dei Amuleti italiani contemporanei 1898, 27) Wilke

Rel. der Indogermanen;

Schrader-

Nehring ı, 47f.; Ebert Reallexikon ı, 158 ff. %®% Pauly-Wissowa ıl, 21716. 2158. 2») Pfister Reliqguienkult 2, 607 ff. 3%) Pa-

pyri

Jandanae

ed.

Kalbfleisch

I, 1912;

Eitrem und Fridrichsen Ein christHches A. auf Papyrus 1921. Antike Gegenstücke bei Heim [Incantamenta. %) Herzog-

380

Hauck ı, 467ff. %) Pauly-Wissowa Suppl. 4, 325. 342 f. ®) Wunderle Religion und Magie 1926, 1o0f.; Grabinski Mystik 84. %) Sage vom teuflischen A., das man durch kirchliche Hilfe wieder los wird: Meiche Sa560 ge Nr.n 695. ®%) Lammert 274. %) SAVk. 21 (1917), 47. ®”) Hoops Reallexikon

ı,

8off.;

Helm

Religgesch.

1,

164ff. 3%) Lehmann Aberglaube? 192 ff. %®) Agrippa v.Nettesheim ı,20gff,; 5, 286 ff. %) Das Geheimnis der Amulette und

Talismane. Herstellung derselben nach alten Autoren auf magisch-astrologische Weise 1919. 4) Schindler Aberglaube 123 ff.; Meyer Aberglaube 2551f. *) Schindler 127; Meyer Abergl. 31. %) Meyer Baden 565;

ZirwVk. 7 (1910), 64. *) Hellwig Weltkrieg 51f. %) Pfister Schwaben 26 ff. %) Schindler

1ı28f1f.;

Hovorka

u.

Kronfeld

ı,

22. #) Seligmann Blick 2, 302, %) Ebd. 2, 303. %) Stemplinger Aberglaube; Ders. Volksmedizin.

5. Stoff der A. Da das Wesentliche des A.s die in ihm wohnende Kraft ist, kann als A. alles dienen, dem nach dem

Glauben des Trägers eine solche Kraft innewohnt: und das ist nahezu alles, Also Teile von Menschen (Haare, Nägel, Knochen, Menstrualblut, Nabelschnur, Nachgeburt) oder Nachbildungen von Körperteilen wie Phallos und Vulva und die sog. Feige oder etwa die Zunge des Nepomuk®) und das Auge; ferner Tiere 5), Pflanzen®?2), Steine 5), Metalle *) (s, Einzelartikel). Ferner Münzen

und besonders

die Brak-

teaten ®), prähistorische Steingeräte 59), Donnerkeile 5), Faden und Knoten %). Besonders zu erwähnen sind noch die geschriebenen A., die heute wie im Altertum

zahlreich

vertreten

sind:

Himmels-

briefe (s. d.), Gichtzettel, magische Qua! drate (s. d.) usw. Ihre Verwendung beruht auf dem Glauben an die magische Kraft des Buchstabens, der Zahl, des Wortes, Namens oder Spruchs, die durch das Auf-

schreiben auf das Papier übertragen wird und so auch dieses zu einem orendistischen Gegenstand macht; s. auch Bibelamulett, Gebet, Zauberspruch. Auch sinnlose, unverständliche, fremdsprachige Worte spielen dabei eine Rolle. Da häufig die Kraft des Zauberspruchs durch die in ihm erzählte Geschichte gegeben wird, kann man ein A. auch dadurch herstellen, daß man auf einem Gegenstand die Geschichte bildlich darstellt, deren Verwirklichung man

381

Amulett

durch einen Analogiezauber {(s. d.) erhofft. Auch andere geweihte Bilder können als A. gebraucht werden. Neben solchen Bild-A. gibt es auch andere, die ein orendistisches Zeichen wie Doppelaxt, Kreuz, Trudenfuß, Pentagramm, Hörner, den kreuzartigen Buchstaben T (Tau) u.a, m. enthalten, wie uns solche seit der alt-

kretischen Kultur bekannt sind; s. Bild, Tätowieren. Aber auch Gebet- und Zauberbücher (s. d.), die Bibel (s. d.) u.a. heilige und orendistische Bücher können als A. dienen. Als besonders erwähnenswert nenne ich noch das KompositA., das aus vielen Bestandteilen besteht und ebenfalls seit der prähistorischen Zeit allgemein verbreitet ist. Ein solches wurde in einem Brandgrab (Bronzezeit) auf Seeland bei Lyngby gefunden: Ledertasche, darin

Schwanz

einer

Natter,

eine

kleine

Konchylie aus dem Mittelmeer, ein kleines zugeschnittenes Stück Holz, Bruchstück einer Bernsteinperle, Stück eines roten Steines, Feuersteinsplitter, Falkenklaue, ein Lederfutteral mit Unterkiefer

eines Eichhorns und einige in ein Stück Blase eingehüllte Steinchen ®). Ähnliche Komposit-A. kennen wir aus dem KongoGebiet ®), aus der Türkei %), aus dem Germanischen Museum in Nürnberg ®) und sonst ®), Weshalb ein einzelner Stoff als wirksam galt, ist oft schwer zu sagen %).

5) Andree-Eysn Volkskundliches 127{f. 5) Zahler Simmenthal 40; Fahne y 55 ff. Jühling Tiere; Andree-Eysn ı42 ff. Auch Nachbildungen von Tieren wie die ägypt. Skarabäen. *) Fahney 47ff.; Marzells Arbeiten; Kropatschek 4ıff. ®) Meyer Aberglaube 55ff.; Fühner Lithotherapie 1903; Andree-Eysn 1ı3z9ff. %) Z.B. Eisen, daher eiserne Ringe; Pauly-Wissowa I A,8o7ff.i; Andree-Eysn 136f,; Goldziher ARw. 10 (1907), 41 ff.; Pfister Schwaben 64 ff.; Höfler Volksmed, 1741f. ®) Hoops Reallexikon ı, 81. 307; Andree-Eysn Volkskundliches 126f. 56) ZfVk. 13 (1903), 312. ®”) S.d.; Fox Saarl, Volksk. 291. %) Wolters und Bissing ARw. 8 Beih. ıff.; Scheftelowitz Schlingenmotiv; Pley De lanae usu 9gı{f.,;

Heckenbach

De nuditate 106 ff, ®) Schra-

der-Nehring ı, 47; Helm Religionsgesch. ı, 165 ff. ®) Söderblom Werden des Gottesglaubens 771f.; Pauly-Wissowa I1, 2187. ®) Seligmann Blick 2, 100.

382

®) Kronfeld Krieg 44.

®)

Seligmann

Blich 2, 96f.; Seyfarth Sachsen 139; Kropatschek 6ogf.;; Schönwerth

Oberpfalz 3, 256; Andree-Eysn 144. %) Vermutungen bei Netolitzky Pharmazeut. Nachr.

1926,

H.

ı1.

6. Verwendung des A. Der vierfache Zweck, dem die A. dienen können, läßt sich bei Betrachtung der vielfachen praktischen Verwendung oft nicht scharf auseinanderhalten. Der wichtigste Zweck ist im heutigen Volksglaugen der apotropäische. Wenn A. oder andere orendistische oder geweihte Gegenstände (z. B. Palmen oder Weihbüschel) in die Bettzipfel, insbesondere des Brautbettes, eingenäht werden ®), so soll damit Glück und Fruchtbarkeit in der Ehe erzielt, d. h. die Kraft des A. dem

Ehebett zugefügt werden (sakramentaler Zweck). Am Bett der Wöchnerin %) befestigt oder am Körper der Schwangeren

und Wöchnerin ©) getragen, oder am Bett des Säuglings ®) oder des Kranken ®) angebracht, soll das A. die drohenden Dämonen, Hexen oder Krankheiten abwehren (apotropäischer Zweck). Wenn

Brautleute beim Kirchgang A., Rosmarin,

Salz, Kornähren das abwehrende

u. a. tragen ©), so kann und stärkende Bedeu-

tung haben, ebenso wenn Soldaten im Krieg A. tragen 7!), Vielfach führt man sein ganzes Leben lang ein A. bei sich, oft auch nur bei besonderen Gelegenheiten, bei Geburt, Hochzeit und Krankheit. Insbesondere in Krankheitsfällen wurden zu jeder Zeit A. empfohlen 72). Sie helfen aber auch gegen Wetter und Blitz 7”), gegen den bösen Blick 7) und werden auch den Toten mit ins Grab gegeben ?°). Als Indikations-A. zeigen sie schon durch gewisse charakteristische Veränderungen an, wenn der böse Blick auf sie fällt, und warnen so den Träger 7%. Bei Zauberhandlungen wehren sie böse Einflüsse ab 7”), Bergleute tragen sie zum Schutz 7), Ebenso helfen A. auch den Tieren. Um einer Sau die Geburt zu erleichtern, hing eine katholische Frau dem Tier ihr in der Kirche geweihtes A. um,

das

einst

in

schwerer

Stunde

ihr

selbst gegeben war 7). Auch sonst werden Tiere

mit A.

geschmückt ®),

Schließlich

383

Anadl

kann man A. und A.artige Gegenstände auch an Häusern, Ställen, Türen usw. anbringen oder dort die entsprechenden Zeichen, Bilder, Buchstaben, Worte di-

rekt aufmalen oder einschneiden %), Meist wirkt so das A. apotropäisch; doch ist auch die sakramentale Bedeutung nicht ganz verschwunden, wofür schon einzelne Beispiele angeführt sind. Sie zeigt sich besonders in dem Brauch, das A. zu essen. Entweder

wird es in Wasser getaucht und dann das Wasser, das jetzt die Kraft des A. enthält, getrunken, oder das A. wird pulverisiert eingenommen, oder besonders hierzu bestimmte ‚, Eßzettel‘‘ werden ver-

schluckt 8), Auch durch A.

kann

nen ®).

man

Auch

sich

dessen

aus

der

Küssen Kraft

allgemeinen

des

aneig-

An-

schauung, daß das A. berühmt, reich, stark, klug, beliebt macht %), kann man auf den Glauben an die kraftzuführende Eigenschaft des A. schließen. Um Zauberkraft zu erhalten, trägt es der Zauberer wie der Schamane ®). Der euergetische Gebrauch des A. läßt sich nur da nachweisen, wo Götterbilder und Fetische existieren, deren Kraft durch Anhängen von A. verstärkt wird, wie z. B. beim ägyptischen Horus. Analogiezauber {s. d.) bewirken A., auf denen durch Wort oder Bild das dargestellt ist, dessen wirkliche Erfüllung man von ihm erwartet, Ebenso glaubt man an eine magische Wirkung, wenn man im Erzgebirge und sonst dem Säugling den einer lebendigen Maus abgebissenen Kopf anhängt, um ihm das Zahnen zu erleichtern ®%), ®) Birlinger Aus Schwaben 1, 396. %) Grüner Egerland 35. ®) Höhn Geburt 260; Pollinger Landshut 239. ®%) Grüner

36;

Meyer

Baden

26;

Sartori

Sitte und Brauch 1, 27; Egerl. 4 (1900), 6; John Westböhmen 107; Pollinger 239. ®) Manz Sargans 80. %) Sartori Sitte und Brauch Hellwig

ı, 82. ") Weltkrieg;

Kronfeld Sartori

Krieg; 2, 169;

384

stellungen der alten Ägypter 1926,

249;

Ebert

Reallexi I, 158 kon ff.; Kropatschek ı64f; Meyer Aberglaube 256. %) Seligmann Blick ı, 266; Zauberkraft 446. ") KroPatschek ız; Fahz Docirina magica 35. ®%

Drechsler

2,

170.

”)

Maack

Lü-

beck 27. %) Zingerle Tivol 223; Zelenin Russ, Volksk. 64. %) Sartori 2,19; Meyer D. Volksk. 69 ff.; Andree Votive 52; Andree-Eysn 63ff. 99 ff. 123. 5) ZfVk. 8 (1898), 248f.; Andree-Eysn ı20ff.; Pauly-Wissowa 11, 2156. 2171 ff;; Pfister Schwab33 enf. 36; KroPatschek ı9., ®%) Kropatschek 1ı9; Pauly-Wissowa ır, 2158f. %) Kropatschek 1ı6ff.; Meiche Sagen 560

Nr. 695;

ZfVk.

10 (1900),

Sachsen

298;

Lammert

288 f.;

Lammert

151. ®) Nioradze Der Schamanismus bei den sibir. Völkern 1925, 60 ff. ®%) Seyfarth

andre

Mittel angegeben

sind.

126f.,

wo

noch

7. Die Kraft des A. Die Kraft, die in dem A. wirkt, kommt ihm ent-

weder an sich zu durch das Material, aus dem es besteht, oder durch die magischen Zeichen, Worte und Bilder, die es trägt,

Oder auch sie ist ihm vom Zauberer oder vom Priester durch eine magische Handlung oder Weihung verliehen worden, oder sie ist durch Berührung mit geweihten Gegenständen (Heiligenbilder, Reliquien) in das A, übergegangen. Letztere A. sind sog. „angerührte‘‘ Gegenstände ®), Sie beruhen auf dem allgemeinen Glauben, wonach man auch künstliche Reliquien durch Berührung mit wirklichen Reliquien %) oder, wie in Polynesien, A. aus roten Federn herstellen kann, die man mit einem Götterbild in Berührung gebracht hat ®). Da das A. ein orendistischer Gegenstand ist, ist es auch tabu; daher findet man gelegentlich das Verbot, ein A. zu öffnen ®) oder es anzuhauchen ®%). Eine umfassende Darstellung des A.wesens fehlt noch; eine listenartige Sammlung aller A.typen wäre wünschenswert. 5) Andree-Eysn ı17. ®) Pfister Reliquienkult 2, 431 f.; 533f. ®) Visscher Naturvölker 1, 241 if. ®) Meyer Baden 565;

Hovorka-Kronfeld

1,22;

Andree-

Meyer Aberglaube 277; ZfVKk. 14 (1904), 126; Fox Saarl, Volksk. 240; 464 f. ?) Hovor-

Eysn 125; ZfrwVk, 7 (1910), 64. linger Aus Schwaben 1, 397.

Kropatschek

Anal, ein Großfürst der Hölle unter dem Planeten Venus, dessen Regent Ha-

ka

und

Kronfeld

ı4ff.;

I,

ı9

ff.

mit

Abb.;

Andree-Eysn

Volkskundliches 63 {f.; HÖöfler Volksmedizin 38ff. 7) Sartoriz2, 14; Andree-Eysn

ı22f. %) Seligmann Blick; Ders. Zauberkraft. %) Kees Totenglauben u. Jenseitsvor-

%)

BirPfister.

niel heißt, ein Thronengel Jehovas; er er-

scheint

Freitags

als schöne

Jungfrau ').

385

Analogiezauber

Beim Schatzheben wurde ‚das 7. Sigillum Ana&l‘* gebraucht, ein Stein mit Engel-

namen,

darunter

der

letzte

A.%.

Der

Name ist der gleiche wie der Num. 34, 23. I. Chron. 7, 39 genannte Eigenname 284m, auch nabatäisch bxınm ‚mein Erbarmen ist Gott‘, griech. ’Avı%X\ und ’Avwii, Vulgata:

Hanniel

und

Haniel.

Als

Engelname

in

jüdischen Zaubertexten ®), ebenso in grie-

chischen des MA.s %) als ’Avil und ’Avı%A, in koptischen Amuletten ®), als Stundenengel

der 7. Stunde des Freitags ’Av:4\ %) und als Engel der Aphrodite ?), Aus solchen Verzeichnissen ist der Name wohl auch in Fausts Höllenzwang übergegangen. 1) Kiesewetter aus dem 17. Jh. %

Faust 161. ?) Handschr. Stübe J/üdisch-Baby-

lonische Zaubertexte (1895), 23 ff.;

Reitzen-

stein Poimandyes 292; MjdVk. ı9 (1906), 117. *%) Reitzenstein a. a. O. 30. 5 Erman-Krebs Aus den Papyri der

königl. Museen

(Berlin 1899), 262; Ägyptische

Urkunden a. d. kgl. Museen Berlin. Kopt. Urk. ı (1902), 23 Nr, 24. % Heeg Hermetica ı9 Z.ı2. 7) Ders. a.a.O. 40 Z. 33. Jacoby.

Analogiezauber.

ı.

Begriffsbe-

stimmung. Unter A. soll hier der Zauber verstanden werden, bei welchem durch eine vom Subjekt, etwa dem Zauberer, vorgenommene Darstellung die tatsächliche Erreichung des Dargestellten beabsichtigt wird, wobei Dar-

stellung und erwartete Wirklichkeit in ihrer Erscheinung parallel miteinander gehen und in einem magischen Zusammenhang stehend gedacht werden. Eine solche Darstellung kann, wie jede Darstellung, durch viererlei Mittel oder Ausdrucksmöglichkeiten geschehen: A. Durch das gesprochene Wort, durch eine Erzählung; B. durch das geschrie-

bene Wort, d. h. die Erzählung wird aufgeschrieben; C. durch bildliche Darstel-

lung, Bild, Zeichnung usw.; D. durch eine mimische Handlung. Danach kann man also je nach dem Mittel der Darstellung vier Arten von A. unterscheiden: Analogie-Wortzauber, Analogie - Schriftzauber, Analogie - Bildzauber, Analogie-Handlungszauber. Das Wesentliche am A. ist also die begriffliche (münd-

liche oder schriftliche) oder bildliche oder mimische Darstellung, ausgeBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

386

führt durch das Subjekt, das einen der Darstellung analogen wirklichen Vorgang zu bewirken sucht. Wo eine solche Darstellung fehlt, möchte ich von einem eigentlichen A. nicht reden, zum Unterschied von andern Forschern, die den Begriff A. weiter fassen. Der Zauber- und Heilbrauch, z. B. similia similibus, bei welchem eine Krankheit durch ein Heil-

mittel geheilt oder eine andere Wirkung durch ein Mittel hervorgebracht wird, das durch irgendeine Eigenschaft in Beziehung zur Krankheit oder zur beabsichtigten Wirkung steht (etwa: Donnerkeil hilft gegen Blitz; gelbes Johanniskraut heilt Gelbsucht; Auge einer Katze heilt kranke Augen; Körner des Stechapfels gegen

Seitenstechen angewandt; Ähnliches z. B.

von Paracelsus !) empfohlen), fällt nicht unter den Begriff A. in unserem Sinne und wird unter dem Stichwort Similia similibus besprochen. Dieser Gedankengang begegnet auch beim Gebrauch von Amuletten: Der Eskimo näht ein Stückchen des Herdsteins in die Kleider und hofft dadurch auf langes Leben und Stärke im Unglück, da es Generationen hindurch

dem

Feuer

widerstanden

hat,

und seine Frau trägt den Kopf eines Vogels bei sich, der kleine Eier legt, um nicht zu große Kinder zu gebären ?3). Ebensowenig ist A. im engeren Sinn die in vielen Berichten mit dem Motiv 6

tpeaag Kal ikosta. wiederkehrende

Erschei-

nung, wobei das, was den Schaden verursacht hat, ihn auch heilt. Und ebenso hat nur entfernte Verwandtschaft mit dem A. die geglaubte magische Verbindung einer unabhängig vom Zauberer oder wünschenden Subjekt vor-

handenen Erscheinung mit dem Erstrebten, da hier die zum Begriff des A, notwendige, vom Subjekt selbst vorge-

nommene Darstellung fehlt; also etwa: Warzen soll man bei abnehmendem Mond (s. d.) besprechen, damit sie abnehmen 3), oder Bohnen soll man stecken, wenn

viele Leute zum Markte gehen, damit es viele Bohnen werden *). Sowie aber eine solche Erscheinung vom Zauberer auch nur begrifflich dargestellt wird, ist es ein A., wenn etwa im Zauberspruch vom 13

387

Analogiezauber

Abnehmen des Mondes erzählt wird 5. Also die irgendwie (auf eine der vier genannten Weisen) gegebene Darstellung gehört notwendig zum A., wie wir ihn hier fassen. Eine weitere Erscheinung, die man ebenfalls gelegentlich unter A. begreift, s. unter Etymologie; anderes unter Sympathie. Auch Weissagungen und Deutungen von Zeichen beruhen häufig auf der Schlußfolgerung aus ähnlichen Erscheinungen. Beispiele: Weibspersonen, die beim Waschen nasse Schürzen bekommen, kriegen einst einen Säufer zum

Mann ®), Wenn das Herzle(in) der Pflanze

weiß ist, stirbt jemand im Haus 7), Wenn das Feuer im Ofen pratzelt, entsteht Zank im Haus®) u. a. m. 1!) Bavaria ı, 462; Reuschel Volksk. 2, 16f.; Schönwerth Oberpfalz ı, 152 Nr. 2.

*) ARw.

4)

14,220.

°%) Grimm

Eberhardt

Landwirtschaft

Myth.2, 595 £. 3, 2; ähnliches

bei Grimm Myth. 3, 461 Nr. 762. 5) Seyfarth Sachsen 95 ff. %) Panzer Beitrag 1, 267 Nr. 184. 7) Höhn Tod z3og. ®%) Panzer I, 264 Nr. 134.

2.Mittel des Ass; Beispiele®). Diese vier Arten des A. sollen zunächst durch Beispiele belegt werden, eine Auswahl aus dem ungeheuern Material, das alle Zeiten und alle Völker bieten. A. und B. Analogie-Wortu. Schriftzauber. Der durch das geSprochene Wort, eine Erzählung (Historiola nach Heim!) benannt), hervorgerufene A.: Es wird eine Geschichte

im Zauberspruch

erzählt, und analog soll

das Gewünschte geschehen. Belege hierzu bieten die Zaubersprüche in Masse. Schreibt man diese Geschichte oder diesen Zauberspruch auf, so hat man ein Amulett oder einen wunderkräftigen Zettel, der das gleiche hervorruft. Im 2. Merseburger Zauberspruch (s, d.) wird erzählt, wie Balders Fohlen seinen Fuß verrenkte und dann geheilt wird: so hilft auch der Spruch mit dieser Erzählung

gegen ähnlichen Schaden. Dieser Spruch war in unendlich vielen Abwandlungen im Gebrauch !!), Oder der sog. Jordan-

segen !?), der in einfachster Form etwa lautet: Blut, steh’ still, wie das Wasser im Jordan still stand; es ist eine Sym-

Ppathie

(s. d.)

zwischen

Gleichnis

und

388

Wirklichkeit. Solche einfachen Gleichnisse begegnen oft in Zaubersprüchen, z. B. „Blatter fall’ aus dem Aug’ / Wie der Regen aus der Trauf’““ 2), Oder: In der Ilias wird geschildert, wie der verwundete Diomedes von Athena geheilt wird; Dunkelheit hat schon seine Augen umfangen. Da erfüllt ihn die Göttin mit

neuem

Leben

und

sagt

zu

ihm:

„Auch

das Dunkel nahm ich den Augen dir, welches sie deckte, daß du wohl erkennest den Gott und den sterblichen Menschen.‘ Diese Verse werden in späterer Zeit als Zauberspruch für Augenkranke benützt !*). In vielen Fällen wird die Erzählung des Zauberspruchs dem Mythus oder der religiösen Legende entnommen, etwa aus dem homerischen Epos oder

dem

Alten

oder

Neuen

Testament 25),

So sind auch die ägyptischen Mythen von Anubis !%), der von einem Skorpion gestochen und von Isis geheilt wird, und von Horus ”), den Thot heilt, im Zaubersegen verwendet worden. Oder: Will die Bauersfrau in Bretten (Baden) viele junge Hühnchen und wenig Hähnchen bekommen, so sagt sie zur Henne, die sie auf die Eier setzt: „Es geht a Hochzich in d’Kerch, ’senn lauter Weibsleut un numma a Mann‘‘ 2), Oder um einer Kuh das geschwollene Euter zu heilen: „De Hisch

un Hasch / die

geh’n über’'n

Bach / un

nemme de Kuh / ’s g’schwollene Euter ab‘ 1), In jeder Sammlung von Zauberformeln (s. d.) finden sich solche Beispiele %), Erwähnt sei noch der Gichtzettel ?), in dessen Text die Geschichte von Gicht und Gichtin erzählt wird, die über Land gehen und dabei Christus begegnen; er frägt sie, wohin sie gehen wollen; sie antworten: zu den Menschen. Christus verbietet ihnen das und bannt sie in den wilden Wald. „Das sei dir, N.N., zu Buß gezählt. Im Namen usw.“ *) Die Völkerkunde 1926, 42 ff. 1%) Incanfamenta 495 ff. 1) Ebermann Blutsegen x ff. 32) Ders. 24 ff.; Grimm Myth. 3, 508. 13) Seyfarth Sachsen 76f.; Ganzlin Sächs. Zauberformeln 8. 4) Lukian Charon 7; Heim Incantamenta 495 ££, ) Seyfarth Sachsen 130 ff, 1%) Reitzenstein ARw.8, 167 ff.; Abt Apuleius 278, 1) PaulyWissowa 8, 2447. ®) Fehrle Baden I,

389

Analogiezauber

64. ”) Ders. ı, 65. *) Abt ı55f.;; Pradel Gebete 86; Tambornino De antiquor.

daemonismo 79. 101; Seyfarth Sachsen 101 ff. Ganzlin a.a.0O. 9f; Frazer

7,104 ff. ?) Die Völkerkunde 1926, 38 ff.; ähnliche Sprüche: Panzer Beitrag 2, Hovorka u. Kronfeld ı, 455; 2, Höfler Volksmedizin 31 f.; SchwVk.

98 £f.

ganz 305; 700; 1916,

C. Der Analogiebildzauber. Man braucht eine Geschichte nicht durch Worte zu erzählen oder durch Buchstaben

aufzuzeichnen, sondern kann sie auch durch ein gezeichnetes, gemaltes, geschnitztes usw., mehr oder minder deutlich ausgeführtes oder auch nur andeutendes Bild darstellen. Durch ein solches Bild erhält der damit versehene Gegenstand, auch wenn es nur ein Stück Papier ist, die Kraft eines Amuletts oder Fetischs, vorausgesetzt, daß das Bild eine wirkende Kraft enthält. Ein solches Bild kann lediglich Kraft zufügend, d.h. heiligend, weihend, sakramental, kräfti-

gend wirken (z. B. in Altkreta das Bild der Doppelaxt, bei den Germanen der Hammer), oder es kann apotropäisch wirken (z. B. abgebildete Hörner, schreckhafte Masken) — über diese beiden Erscheinungen s. u. Bild u. Bildzauber — oder es kann einen A. hervorrufen: dies letztere, wenn das Bild einen Vorgang darstellt, der analog dem gewünschten ist. Diesem Zweck verdankt wahrscheinlich ein Teil der aus der Steinzeit stammenden, an die Höhlenwände: in Südfrankreich und Spanien gemalten Bilder ihr Dasein, insbesondere soweit sie Jagdszenen darstellen, und dasselbe ist bei den Buschmannszeichnungen neueren Da-

tums der Fall ?): Wie aus Südafrika auf dem Bild das Tier vom Jäger erlegt

wird, so soll auch in Wirklichkeit ihm das Jagdglück hold sein. So ist auch die in der hellenistischen und römischen Kunst öfters sich findende Darstellung zu erklären: Horus, der auf den Köpfen zweier Krokodile steht oder mit der Lanze ein Krokodil erlegt ®). Auch die Darstellung des heiligen Georg, der mit dem Drachen kämpft, ist hier zu nennen, eine Legende, die doch wohl irgendwie mit dem Mythus von Horus zusammenhängt ?*). Derartige

390

Bilder, ursprünglich als A, gedacht, können dann auch als apotropäisch wirkende Talismane {(s. d.) aufgestellt werden, auf jeden Fall sind sie, eben durch die bildliche Darstellung, orendistische Gegenstände. Hierher gehören auch die spätantiken Amulette %®), die etwa Salomon oder einen Engel darstellen, der eine weibliche Gestalt mit einem Speer durchbohrt; dabei die Inschrift, etwa: geüye, pepLoNLEYN,

Zuiopev ce Zımxeı, — Moderner Jagdzauber aus Schwaben %): ‚,Bei dem Bannen des Wildes verfährt man also: Man macht aus Silber, Kupfer oder Zinn das Bild eines Mannes, der in der rechten Hand einen gespannten Bogen hält, worauf ein Pfeil liegt; im Gießen und Stechen spricht man: Durch dieses Bild binde ich alles Wild im Walde, Hirsche, Rehe, Hasen, Füchse usw. Wenn nun der dritte Grad des Löwen aufsteigt, so steche man auf ein gleiches Metall alle Arten Wild, und bei der Arbeit spreche man: Durch dieses Bild binde ich alles Wild usw. Hierauf werden beide Bilder so zusammengelegt, daß die Seiten, worauf gestochen, zusammenstoßen, und dann festgebunden und in ein grünseidenes Tuch gewickelt und bei sich getragen. Man darf aber zu keiner andern Zeit auf die Jagd gehen, als wenn der Mond im Widder, Löwen oder Schützen ist,‘ Als A. sollte wohl auch das Bild dienen (den Kopf eines Gendarmen darstellend, umgeben von vier Messern, die auf ihn zugerichtet sind), das Zigeuner einige Tage vor der von ihnen ausgeführten Ermordung des Betreffenden auf eine halbverfallene Mauer zeichneten %). Altgermanische und altgriechische Amulette stellen einen durch einen Vogel oder einen Menschen gefangenen Fisch dar und dienten als Fischfangzauber ®). Eine Art von Analogiebildzauber stellen auch diejenigen Zauberzettel dar, die ein Zauberwort durch Weglassen immer des letzten Buchstabens so oft wiederholen, bis nur ein Buchstabe noch übrig bleibt; z. B. Abraham

Abraham Abraham

Julita

Julit Juli

usw. Wie das Wort abnimmt, so soll das Fieber zurückgehen. Der A. wird hier 13*

noch verstärkt durch das beigezeichnete Bild des Krebses, des rückwärts gehenden Tieres 2), S. auch Artikel Tätowieren. Nicht zu verwechseln mit diesem A.bildzauber ist der gleich zu besprechende A., der durch Behandlung eines Bildes ausgeübt wird, wobei also das Bild in einer Zauberhandlung das Medium darstellt. 22) R.R. Schmidt Die Kunst der Eiszeit 1923; Kühn Kunst der Primitiven ı, 923; v. Sydow Kunst der Naturvölker und der Vorzeit 1923; Hörnes Urgesch. der bildenden Kunst? 1925; Mainage Les religions de la

prehistoire 1921;

Ebert

Reallexikon 7, 142 ff.;

Lehmann Aberglaube* z9f.; ZfEthn. 58 (1926), 58 ff. 23) Bilderatlas zur Rel.gesch. Lief, 2—4, Abb. 126; Roscher Myth. Lex.

I,

392

Analogiezauber

391

2750.

2%) Berl.

phil,

Woch.

1914,

1492.

25) Rev, des et. gr. 4, 287 ff.; 5, 74 ff.; PaulyWissowa 4, 2376; Heim [Incantamenta 480f.; Roscher Lex. 3, 2c27f.; Eitrem Videnskapsselskapets Forhandlinger 1921, 17 ff. 26) Birlinger Aus Schwaben 1,484. 7”) Groß

Handbuch

ı,

4161.

%®) Scheftelowitz

ARw. 14, 372. 391. ”) Fehrle Seyfarth Sachsen 169 f£.

Zauber 61 f.;

D. Der Analogiehandlungszauber. Durch eine mimische Darstellung oder Handlung wird das parallel damit Gehende, was wirklich sich ereignen soll, hervorgerufen. Bei dieser Gruppe können wir wieder zwei Arten unterscheiden: Entweder ist die Darstellung eine einfache parallele, mehr oder minder deutliche oder auch nur einige wesentliche Punkte hervorhebende Nachahmung, oder aber durch ein Medium kommt eine Verbindung zwischen mimischer Darstellung und Wirklichkeit zustande; das Medium gehört der Wirklichkeit an und wird in der Darstellung benützt; es kann sich dabei um ein Bild, um ein Kleidungsstück, Teil einer Person, um Namen oder auch nur Schatten handeln. — Beispiele für die einfache parallele Darstellung. Hier handelt es sich um Körperbewegungen, Tänze, mimische Handlungen: Hierher gehören die Jagd- und Fischtänze der Primitiven, Büffeltänze der Indianer, Känguruhtänze in Australien u.a. m., der Regenzauber in einem altmexikanischen Fest %®). In ersterem Falle ahmen die Indianer, als Büffel verkleidet (s. Maske), die Bewegungen dieser

d

Tiere nach, und andere Indianer schießen mit stumpfen Pfeilen auf sie. Also, was auf den prähistorischen Höhlenbildern und nach der schwäbischen Vorschrift

bildlich dargestellt wird, wird hier mimisch vorgeführt: immer zum gleichen Zweck des A. Auch die alten Griechen kannten solche 86pevx 3), die

auch zu beachten sind, wenn man nach der Entstehung des griechischen Dramas frägt 9). Etwa der Regenzauber in Arkadien, wobei bei anhaltender Dürre die Oberfläche einer Quelle unter Gebeten

vom Priester mit einem Eichenzweig gerührt wurde 3), oder in Rom das Fest der Robigalia %), bei dem eine Hündin getötet wurde: Wie sie getötet wird, so soll der schädigende Rost des Getreides vernichtet werden. Ähnlicher A. auch bei den Hethitern und sonst nachgewiesen ®). Auch von deutschen Gebräuchen gehören unzählige hierher: die Begattung auf dem Feld (Heilige Hochzeit, Fruchtbarkeitszauber) 3); das Feuerrad, das, an Fastnacht angezündet, den Berg herabgerollt wird 3) (Sonnen-

zauber;

er

wird

auf

den

schwedischen

Felszeichnungen der Bronzezeit 3) durch eine bildlich e Darstellung bewirkt); der Brauch mit dem Pfingstlümmel (s. d.) und andere Arten des Regenzaubers (s. d. u. Anm. 33); das Werfen des süßen Rahms in den Nidelnächten (s. d.) u. a. m. Noch ein paar Einzelheiten: Beim Säen des Flachses soll man den Beutel oder das Säetuch recht hoch in die Luft werfen, damit der Flachs hoch wächst 3). In Anhalt steckt man,

bevor man mit der Aus-

saat beginnt, einen möglichst langen Holunderstock in alle vier Ecken des Flachsfeldes, umtanzt ihn und ruft: So lang sollst du werden %), In Württemberg soll sein Wachsen dadurch gefördert werden, daß man an Fastnacht das Spinnrad hoch oben unter das Dach schiebt 4) oder daß man mit entsprechenden Liedern (z. B. Flix, Flax, daß mein Flachs über vier Ela wachs) möglichst hoch durch das Johannisfeuer springt %). In Schlesien sollen die Kleidungsstücke, die das Kind bei der Taufe getragen hat, an einer hochgelegenen Stelle im Hause aufbe-

393

Analogiezauber

wahrt werden, damit das Kind später im Leben zu einer hohen Lebensstellung gelangt %). Aus Böhmen, wenn ein Bursche ein Mädchen verläßt und eine andere heiratet: Dann nimmt wohl die Verlassene, während der Bursche mit der andern in der Kirche bei der Trauung ist, einen Hund, eine Katze und eine Henne und sperrt alle drei in eine Stube ein. Das neue Ehepaar wird sich dann ebenso zanken, wie sich Hund, Katze und Henne in der Stube während ihrer Trauung raufen *%). Auch in kleineren Handlungen tritt dieser A. oft zutage: Wird im Tale der Kleinen Vils der Gevatter zur Taufe gebeten, so zieht er eiligst den Gevatterrock an; dies muß schnell geschehen, damit der Neugeborene recht flink werde ®). Oder: Wird die Aussteuer der Braut in das neue Heim gefahren, so darf der Knecht, der den Wagen fährt, nicht mit der Peitsche schnalzen, da sonst die Braut im Ehestand Hiebe bekäme %). Vor allem auch im Heilzauber spielt die analoge Handlung eine Rolle: Um einen Beinbruch zu heilen, umwickelt man ein vorher zerbrochenes Stuhlbein und stellt den Stuhl in die Ecke *). Oft wird auch ohne Willen des Handelnden ein A. durch eine Handlung oder einen Vorgang hervorgerufen: Wenn man eine Weide zum Holzbinden in einem Stalle dreht, darin Hühner, Gänse, Enten brükrumme die Jungen ten, bekommen

Hälse 4%), Wenn beim erstmaligen Baden

des Kindes die Badewanne rinnt, wird das Kind ein Bettnässer %).

3) Preuß in Globus 86, 378. 388 1.; Schröter Anfänge der Kunst. Diss. 1914; BerthoGeschäftl. Mitteil. 1926/27, 5f. NGG, let 1l, 2142. 2164 ff. 3a) Pauly-Wissowa 32) Dieterich ARw. 11, 163 ff.; vergleichenDer Urdes Material bei Winterstein sprung dey Tragoedie (Imago-Bücher 8) 1925. 7, 2208. 2210; 9, 3) Pauly-Wissowa 2135; Pfister Schwaben 85ff.; ARw. 13, 34; Franz Benediktionen 2, ı7ff.; Gesemann *) Pauly-Wissowa Regenzauber 63. ®%) Friedrich Aus dem hethit, ı,A 949ff. BSB. 1925, 267; Schrifttum 1925; Ehelolf

Lesky

ARw.24,73.

%)

Pauly-Wisso-

Mutter Erde Dieterich Il, 2168f;; wa Hochzeit 59 f. ”) Pfister 92 ff.; Höfler Schwaben 84 f.; anderer Sonnenzauber: ARw. 1, Abb. 10. Lief. %) Bilderatlas ı5of. II,

394

3) Andree Braunschweig 226; Sartori Sitte u. Brauch 2, 57.109 f.; Grimm Myth.3, 475 Nr. 1078; s. auch 3, 448 Nr. 432. *) Knuchel Umwandlung 77. *%*) Eberhardt Landwirtschaft 5. *) Pfister Schwaben 83; Marzell Volksleben 66 f. 43) Drechsler Schlesien

211.

Grohmann

%*)

198.

ı,

45) Pollinger Landshut 240. 1) Ders. 253. “) Seyfarth Sachsen 176 ff. %®) Grimm Myth. 3, 446 Nr. 373. %) Pollinger 243; Wettstein Disentis 172.

Die zweite Art des Analogiehandlungszaubers ist die mimische Darstellung, bei der man sich eines Mediums bedient, das eine Verbindung mit der Medium Dies herstellt. Wirklichkeit kann etwa ein Bild sein, das eine Person darstellt. Mit dem Bild werden

durch die Handlungen vorgenommen, man analog die Person selbst beeinflußt.

Dieser Bildzauber (s. d. und den Art, Atzmann) wird vor allem zum Liebes- und Schadenzauber gebraucht. Aber auch ein Kleidungsstück der betr. Person, ein Stück ihres Eigentums, ein Teil ihres Schweiß in Nägel, (Haare, Körpers einem Lappen) kann als Objekt dienen, mit dem, ebenfalls zu beiden Zwecken, die Zauberhandlung vorgenommen wird, Der Zauberer in Australien tötet dadurch einen

daß

Menschen,

er ein

Stückchen

mit Leichenfett am seiner Kleidung Feuer röstet ©). Nach deutschem Aberglauben bearbeitet man den Rock eines mit Haselruten und glaubt, Menschen daß die betreffende Person unsichtbare Hiebe verspürt. Es braucht nicht einmal der Rock jenes Menschen

es

genügt

welchen

Menschen

man

ein

beliebiger

den

selbst zu sein;

Namen

ausspricht @).

Rock,

Damit

des

im

über

betr.

Zu-

sammenhang steht auch der verbreitete Glaube, daß, wenn das Kleidungsstück eines Lebenden in einen Sarg mit eingeschlossen wird, er dahinsiecht, so wie das

Stück im Grabe verfault 2). Der Glaube, daß man mit Haaren, Nägeln usw. einen A. ausführen kann, ist seit Apuleius in mancher Erzählung, auch humoristisch, verwertet 5). Schließlich kann man auch mit dem Namen (s. d.) einer. Person, auch mit ihrem Schatten (s. d.), einen A, aus-

führen. Auch das Tritt- oder Stapfenstechen, d. h. das Zaubern mit der Fuß-

395

Ananisapta—Anastasiushaupt

spur (s. d.), gehört hierher. Oder: Hat eine Hexe durch ihre Künste einer Kuh die Milch ausgemolken, so muß man bald hernach die Kuh noch einmal melken. Diese Milch setzt man aufs Feuer und schlägt dann mit einem Stock drein, bis das letzte Tröpflein aus dem Gefäß weg ist; je mehr man zuhaut, desto besser. Jeden Schlag bekommt die Hexe vom Teufel auf den Rücken ®9. ®%) Chantepie‘*

Volksk.

95;

ı, 155.

Fehrle

%) Wrede

Zauber

65;

Eifler

Groß

Handbuch x, 541; s. Art. Prügeln, 9) Wuttke 186, 255. %) Apul. met. 3, 16 ff.; Pfister Schwaben 44f.; Bartsch Mecklenburg 2, 352;

Wesselski

weise.

5)

Märchen

Wolf

196, wo weitere Nach-

Niederländische

Sagen

370 f.

3. Zweck. Der Zweck des A, kann nach vorstehenden Beispielen ein mannigfaltiger sein. Er kann sich an Personen richten als Liebes-, Heil- und Schadenzauber, gegen Tiere als Jagdzauber, und schließlich kann er Fruchtbarkeits-, Wachstums- und Wetterzauber sein; s. die Einzelartikel, Zur Erklärung s. noch W. Stern Die Analogie im volkstümlichen Denken 1893; Dieterich Mutter Erde 99; Preuß ARw. 9, 97; 13, 416. 434; Bohnenberger 106ff. (S.-A. 16ff.). Pfister. Ananisapta, auch Ananizapta und Amazapta, alte Pestabwehrformel, die im Aus-

gang des MA.s auftritt und gewöhnlich als

Akrostichon

Nazareni

Sanctificet

erklärt

auferat

mecem

alimenta

Amen‘‘ 1). Nach

wird:

„Antidotum

intoxicationis,

poculaque

frinitas.

Bergner 2) ist das Wort

ein Notarikon wie Agla, dessen Deutung noch ausstehe. Ein Versuch, das Wort auf Mt. 27, 46; Mk. 15, 34: „asabthani‘

zurückzuführen 3), scheitert an der Über-

lieferung; das aram. PP3% wird griech. oxßaxdFevei, von der Vulg. sabacthani (nur in vereinzelten

Lesarten

Saydavei,

zapthani

u. ä.) umschrieben %) und somit dem A. wenig entsprechend. Auch die von Seligmann ®) gegebene Erklärung 58 4231 mW

„erhöre mich, Zabd (Engel) Gottes“, hat eine Reihe Bedenken. Delrio u. a. 6) denken an Anani-divinatio, aber die Wörterbücher verzeichnen kein solches Wort und 29, aram. 8 müßte doch wohl mit

O-laut

transskribiert

werden,

wie

396

397

von

anbauen. Das Fieber wird ‚gewendet‘ oder „angebaut‘‘, indem man Leinsamen unter Hersagen eines Segens auf dem Acker anbaut: wie der Same aufgeht, muß das Fieber weichen !). Vgl. Fieber, (Krankheit) übertragen.

Theodotion zu Jes. 57, 3: viol Gvevd (20).

Am wahrscheinlichsten ist noch die akrostichische Deutung, vgl. auch den nicht lange danach auftretenden Zacha-

rias- und den Benedictussegen 7).

1) HessBl. 20 (1921), ıff.; 21 {1922), 56 f.; Dornseiff Alphabet 179. ?) H. Bergner Grundriß d, kirchl. Kunstaltertümer (1900), 353. °) HessBl. 21 (1922), 36f. *) Dalman Gramm, d. jüd.-paläst. Aramdisch (1905), 365; Tischendorf Novum Testamentum Graece 1 (1869), 202. 5) HessBl. 20 (1921), 12. %) a.a.0. 9.7) Vgl. noch J. Wolff Serutinium amuletorum medicum (Leipzig u. Jena 1690), 371 mit Literatur aus den Schriften über die Pest. Jacoby.

Anasages, Zauberwort zur Heilung von

Zahnschmerz 2). N) Thiers

ı, 361.

Anastasia,

hl.,

Jacoby.

Märtyrin,

genoß

hohe

Verehrung in den römischen Donauprovinzen, Fest 25. Dez.1). Von der Hirnschale der Heiligen ruht ein Stück seit 1053 in Benediktbeuren (Bayern). Kopfleidenden wird diese Reliquie aufs Haupt gesetzt, um sie zu heilen ?). Ähnliche Heilkraft maß man den Anastasiahäublein bei, Häubchen von schwarzem Taft, die während einer Messe zuerst der Hirnschale der Heiligen aufgesetzt wurden 3).

Außerdem

bringend

sollen

Anastasiazettel

wirken 4).

heil-

) Künstle Zkonographie 56—57. ?!) Andree-Eysn Volkskundl. 120. 3 Schmeller Bay.Wb. ı (1872), 86, nach dieser Quelle (1. Ausg. 1, 64) La m mert 26, ebenso wohl

ZdVfVk.

a.a. O0,

ı

(1891),

295.

Anastasiushaupt.

*‘

Andree-Eysn

Wrede.

Auf Pestschutzbrie-

fen (s. Breve) kommt neben andern Heiligenbildern nicht selten das anscheinend gewaltsam vom Körper abgetrennte

Haupt des hl. Märtyrers Anastasius, des Persers, vor, das noch überdies eine deut-

liche Hiebwunde an der Stirn trägt 2). Das Bild scheint in der Legende begrün-

det, nach der Anastasius mit einer Axt erschlagen und enthauptet worden ist 2).

Aus diesem Grunde gegen Kopfweh 3).

ist er auch

Patron

’) Abbildung s. Andree-Eysn Volkskundliches 68. ®) AA. SS. Ball. (22.) Jan. 3, 35 ff, 3) Kerler

Patronate

der

Heiligen

(1905)

206.

Hoffmann-Krayer.

anbauen— Andreas,

l) Höfer Wb. der... in Österreich üblichen Mundart 3 (Linz 1815), 131 = Grimm Myth., Bächtold-Stäubli.

2, 981 f.

anbinden.

angebunden,

Heilkräftige

umgeknüpft,

Mittel um

werden

den Arm,

Hals, Leib getragen. Die lateinischen Quellen des MA.s nennen dies ligaphylacligaturae, menta, terial). Der neuere Name ist ‚„Angehenke‘‘2), vgl. Angebinde (s. d.)%. In Schlesien wird a. im Sinne von „‚stellen‘‘ {s. bannen) gebraucht %). Angehenke, S. Amulett, Einbund.

Bündelchen,

Myth. 2, 982. 1003 f.; 3, 345. 1 Grimm 2) Ebd. 2, 982; 3, 466 Nr. 869. 870 (aus Ettners Hebamme 859 u. 862). %) DW. ı, 338. Sagen 3, 189 Nr. 1561; 3, 224 s) Kühnau Bächtold-Stäubli, Nr. 1586.

anblasen

s. blasen.

Anblick. Ausdruck für den bösen Blick bei den Wenden im Spreewald. Schulenburg 107. 202.

Wend, Volkstum 100. 106. Seligmann.

Anblicks- oder Angesichtskörner, d. s.

Päonienkörner.

Sie

schützen

bei

den

Wenden die Menschen vor dem bösen Blick, epileptischen Krämpfen und plötzlichem Unwohlsein, das Vieh vor dem Igel. Veckenstedt

ZfEthn.

1877, 450;

Andorn

Wend. Sagen

470, $ 20—22;

Seligmann

(Gottvergeß,

Blick 2, 79. Seligmann.

Berghopfen, wei-

Marrubium ßer Dorant, Mariennessel; vulgare). 1. Botanisches, Lippenblütler (La-

398

hl,

Auch der bereits in den ahd. Glossen be-

legte Name

‚,Gottvergeß‘‘

(‘gotvirgeze’,

‘gotvergeze’) weist auf abergläubische Beziehungen. Als hexenvertreibend erweist sich der A., wenn er, nachts zwischen II und 12 Uhr auf einem Friedhof gepflückt, zum Scheuern der Milchgefäße benutzt wird, damit die Butter zusammengeht 3), oder wenn er dem freßunlustigen Vieh an den Hals ge-

hängt wird *). Der A. muß in der Johan-

geholt werden ®). Unter die nisnacht Bienenstöcke gelegt, soll er die Bienen zum Brüten reizen ®). In der Sympathiemedizin scheint der A. früher öfter gebraucht worden zu sein 7). 2) SAVk. 23, 167. 171 f. ®) Anhalt: Pfalz 4, Pflanzen 32. *) Wilde

Wirth ®°) Prov.

Sachsen: Veckenstedts Zs. 3, 308. °% Urquell 5,22. 7) HessBl. 5, 166; Se billot Folk-Lore 3,

497;

ZfVk.

21,

153.

Marzell.

Andreas, hl. Der erstberufene Apostel, im Range nur dem Petrus und dem Paulus nachstehend. Sein Attribut ist das schief gestellte Kreuz (s. A.kreuz). (30. Nov.), der ı. Mit dem A.tage fast mit dem Beginn des Kirchenjahres

zusammenfällt und daher manche Neujahrsbräuche an sich gezogen hat, beginnt eine aller Art von Weissagung offene Zeit. Was einem in der A.nacht

geht in Erfüllung !). Der träumt, Bursche, der am A.tage einem Mädchen wird ihr Mann 23. zuerst begegnet, LosDie A.nacht ist eine der sog. Vor allem suchen heiratsnächte. lustige Mädchen den zukünftigen

Liebhaber zu Gesichte zu bekommen, sei es im Traume oder in einer Spukgestalt, oder wenigstens irgendeinen Anhaltspunkt für seine Herkunft und Art zu gewinnen 3). Die dazu angewendeten Mittel sind fast zahllos, wiederholen sich

übrigens zum großen Teile auch zu andebiate) mit gegenständigen, filzig behaarrer Zeit und Gelegenheit, namentlich zu ten Blättern und weißen Blüten, deren Die häufigsten sind folNeujahr. Kelchzipfel zottig behaart sind. Hin und gende: Das Mädchen kniet am Abend vor wieder auf Schutt und an Dorfstraßen?). ihr Bett und bittet den hl. A. in einem 1) Marzell Kräuterbuch 332 £. herkömmlichen Spruche, ihrim Traum den künftigen Liebsten zu zeigen %). Oder 2. Der A. wird manchmal dem geheimnisvollen Dorant (s. d.), dem bekannten es setzt sich dazu auf den Bettrand ®) oder gleichgesetzt ?).| steigt rückwärts oder mit dem linken Mittel, hexenwidrigen

399

Andreas, hl.

Fuße zuerst ins Bett %, springt darauf herum’), tritt gegen die Bettlade 8) und

schüttelt

sie).

Geschüt-

telt wird auch der Zipfel der Bettdecke 1%, der Zaun), im besonderen der Gartenzaun (der erste, der vorbeigeht, ist der Zukünftige) ??) oder ein Erbzaun (ein bellender Hund zeigt dann die Richtung an, woher der Ersehnte kommt) !); ferner die Wäschestange 14) oder ein Baum ?®), Auch wickeln die Mädchen bunte Bänder um Zaunpflöcke, sehen am andern Morgen zu, wie der Zaun beschaffen ist und. entnehmen daraus die Art ihres Bräutigams 1%). Das Mädchen legt auch ein Silberstück vors Bett, tritt mit dem Fuße darauf und betet, daß ihr der Zukünftige im Traume erscheine !”), Zu gleichem Zwecke streut es Getreide oder Leinsaat unter das Kopfkissen 1) oder in alle vier Winkel der Kammer!®%. Oder es legt Zettel und Sprüche unter den Kopf %) oder einen Spiegel 21); oder es sieht in den Spiegel ®) oder durch ein Astloch®). Auch setzt es sich an den Herd und sagt ein Vaterunser rückwärts her %) oder sieht nackt in den Schornstein?) (Nacktheitist überhaupt bei vielen dieser Handlungen Vorschrift 2%),) Verbreiteter Brauch ist, daß das Mädchen (nackt, mit einem neuen Besen) die Stube fegt?) oder den Tisch deckt und mit Speisen besetzt 2). Allerlei Schlüsse kann man auch aus dem Bleigießen ziehen ?), sowie aus dem ins Wasser geschütteten Weißen eines Eies 30), aus schwimmenden Schälchen und Lichtern) oder Papierpfennigen®), Im klaren Wasserspiegel, selbst im Wasserglase, kann man den Freier schauen 3), Das Greifen von Gegenständen aus dem Wasser gibt manchen Hinweis 3%), desgleichen das Scheitergreifen®®) und das Greife in den n Schafstal1®), Nicht minder bedeutsam ist das Horchen auf das Echo 3”), auf die Reden im Nachbarhause %), auf die Stimmen im Hühnerstall nach dem Anklopfen ®) oder auf die Antwort der Kuh “%), Auch Kreuz-

400

wege laden zum Horchengehen ein 41), und selbst auf das frische Grün legt das Mädchen sein Ohr und lauscht, ob nichts zu hören sei %), Das Körnerpicken des Hahnes%) und der sich der Glücklichen zuwendende Gänse-

rich %) verheißen schreibt auch die

Heirat. Das Mädchen 24 Buchstaben

mit Kreide an die Tür und greift mit verbundenen Augen danach. Der getroffene

ist der Anfangsbuchstabe des Namens des künftigen Geliebten %), So werden auch auf zwölf Zettel die Namen be-

gehrenswerter

Freier

geschrieben

und

unter dem Zwölfuhrläuten zum Fenster hinausgeworfen bis auf einen, den das Mädchen unter das Kopfkissen legt; am andern Morgen weiß sie ihren Zukünftigen %), In verschiedener Art kommt

das

lich

Werfen

des

kranzes

zur Anwendung, nament-

Schuhes“”),

oder

Holzspanes

eines

Stroh-

auf

einen

Baum %), oder einer heil gebliebenen Apfelschale, die den Namensanfang des künftigen Liebhabers ergibt 49). Das Essen eines Apfels bewirkt dessen Erscheinen ©); auch das Essen eines Herings). Die Mädchen tun auch Strumpf- oder Kopfbänder in eine Mulde, schwingen sie, und die, deren Band zuerst herausspringt, heiratet zuerst °), Aus den in Wasser gestellten Apfel- oder Hollerzweigen, die zu Weihnachten blühen, schließt man auf die Zeit der Hochzeit ®). Wenn ein Mädchen am A.morgen an einem Gewässer eine Knospe an einem Strauche entdeckt, wird es bald heiraten 54). Im Emmental backen die Mädchen Bröt-

chen,

Häusern

ben.

Im

zu denen

sie das

Mehl

aus drei

erscheint

dann

der Zu-

zusam mengebettelt

Traum

ha-

künftige 5), Im Sarganserland zwingt das Mädchen den künftigen Freier zu einem

Stelldichein, wennes „Gschirrblätz“ siedet und immer darin herumstochert 56),

Alle diese Mittel und noch manche andere

gehen untereinander verschiedenartige Verbindungen ein und sind oft noch mit allen möglichen Einzelbestimmungen be-

lastet und in ihrer Ausführung erschwert. Obrigkeit und Kirche verurteilen diese

Andreas,

401

32) John Erzgeb. 141. %) ZföVk. 3, 9; Me s1,158;Hoffmann-Krayer sikommer

„schädliche superstitiones‘‘, auch wenn sie nicht unter Anrufung des Teufels

geschehen ”), der sich mitunter hineingemischt haben soll ®). Die Fra uen überwiegen in der Anwendung dieser werden sie Doch Wahrsagungsmittel. ver-

nicht

Männern

den

von

auch

schmäht 5%). So sagt Logau: ‚Wann St. A.-Abend kümt, pflegt jeder, der sich

will beweiben, Auch die, die sich bemannen wil, ein hitziges Gebet zu treiben‘‘ ®). Böhmerwald 113. ?) Hof f23) Urquell N.F. ı, 96.

'» Schramek mann-Krayer Sartori

69ff.;

ser

*) Urquell x, 70;

ı,3f.

Drechsler

Brauch

u.

Sitte

10 f.;

3,

Rei-

Allgäu 2, 177; ZfdMyth. 1, 87 (Oberharz);

Strackerjan

Frischbier

108;

ı,

I, I157f. Hexenspr. 162. 5) Messikommer ıo, 28; Hoffmannı, 14; 6) SchwVk. Alpensagen

Vernaleken

97;

Krayer

Erzgeb. 143f. ’) Reinsberg John 337; 2, 455; Schwaben ®%) Meier 517. Böhmen Volksth. 1, 342 f.; SchwVk. r, Birlinger Alpensag. 337; ZiVk, 5, 86; Vernaleken 1ı62z; Köh415. 8, 398.; Frischbier Westböhmen 5; John Voigtland 383; ler Schramek Böhmerwald 113; Urquell ı, 100 Baden 167. ®) ebd. (Isergebirge). *°) Meyer Volksth. 2, 444; John Birlinger 167; Sudeten19) Lehmann 3. Westböhmen Ur140; Sargans deutsche 127. 1) Manz Festkalender 750; ?) Nork quell ı, 100. ı,

Beitr.

Wolf

400;

Voigtl.

Köhler

402

hl.

121

%) Köhler Zaubergl. 178f. Stoll 96; Westb. 2; John Voigtl. 400; aus Töpfen: ı12. %®) ZfVKk. 9, 442; SchuSchramek Reins126; Volkst. Wend. lenburg berg Böhmen 515 f.; SAVk. ı5, 3; Kapff Festgeby. 5. %) SAVk. ı5, 3; HoffmannKrayer 96. 7) Wuttke 367 (Ostpreußen). Reinsberg 383; Vorgtl. 3) Köhler ı,ıı1; John Böhmen 516. 2) Drechsler Erzgeb. 142. ©) John Erzgeb. 142. *1) Drechsler ı, 11; Köhler Vozgtl. 383. *) Bruna, ı!. ner Ostd. Vk. 160. %) Drechsler 333. Abergl. 215. *) Wuttke 4) Meyer Ähnlich das „‚Stippeln‘‘ in Ostpreußen: Br un Erzgeb. 142; *%) John ner Ostd. Vk. 159. vgl.Schramek Böhmerwald ı12. *) Messikommer ı, 158; Hoffmann-Krayer Westb2 .f. 97; Manz Sargans 140; John SudeErzgeb. 140; Lehmann 4) John Verna140; %) Manz tendeutsche 128. FolkAlpensag. 337 f.; Sebillot leken Lore 3, 398. %) Urquell N.F. ı, 71 f. (Elsaß); Wuttke Volksth. I, 341; Birlinger Vorgtl. 380; *) Köhler 371. Sächs.Vk. *) SchulenOstd. Vk. 160. Brunner %) Mitt. Anhalt. Wend.Volkst. 126. burg Böhmen Gesch. ı4, ı7f. %*) Reinsberg 519 5) SAVk. 15,3. °) Manz Sargans 140. Beitr. 2, 271. 273. ®) Meyer 5) Panzer Baden

ı69.

®)

Meyer

Baden

168;

Bir-

linger A.Schw. x, 380. In Schlesien tun sich Lehzusammen: und Burschen Mädchen ®) DrechsSudetendeutsche 128. mann ler ı, 3.

Hovor-

2. A. gilt überhaupt als Heiratsvermittler und wird daher von den Mädchen um einen Mann angefleht ®).

gdu 2,177. 1%) Frischbier Hexenspr. 162, g Böhmen ») Haupt Lausitz 1, 200; Reinsber Baden 517 (auf den Fußboden). %®) Meyer 167; Urquell N.F. ı, 73 f. (Polen). 2%) Stoll

Holz ab und trägt dies immer bei sich °2).

(Oberharz); Urquell N. F. ı, 71 (Harz). Bloßes Myth. 3, 479 (964) Grimm Hundebellen: ErzJohn Voigt. 382. 572; M) Köhler

geb. 142.

Erzgeb.ı41.

John

')

2,

ka-Kronfeld

176.

*”)

*%

Reiser

All-

Nziederd, %®) Lauffer 152. Zauberglauben Böhmen 517. Volksk. 115. ®%) Reinsberg 24) Urquell N.F. ı, 79. %®) SchambachMüller

Ritus

Weinhold

®)

238.

6f.;

S. 4. Volksk. 2,21; Sartori Reuschel Schwaben 2, 455; Br. 3, 10, A 2. ”) Meier Volksth., ı, 341; SAVk. 2, 216; Birlinger SchwVk. ıo, 28; Hoffmann-Krayer

Zaubergl. Schön-

Stoll Sargans 140; 96; Manz ®) Baden 168. Meyer ı152f.;

Beitr, Oberpfalz ı, ı140£f; Wolf werth ı, 13; Urquell N.F. Drechsler ı2ıf.;;

73£f%.;

Köhler

Voigtl. 383;

SAVk.

I, ı,

13, 3; 25,

Sagen 144; Manz Sargans 140; Grimm 14, 17. Gesch. Mitt. Anhalt, 149 (115); BirlinVolksleben 204; 2%) Hörmann BöhmerVolksth. ı, 341; Schramek ger ®) Meier 2. Westb. John ıı11; wald Schwaben

31) Urquell

2,

454%;

N.F.

ı,

Meyer

73;

Baden

Schramek

166.

112,

Um einen Freier zu bekommen, schneidet das Mädchen sich am A.abend von dem ‚„Gesichte‘‘ am Bienenstock ein Spänchen

In der ermländischen Kathedrale küßt es zu gleichem Zwecke die am A.tage ausgestellte Statue des Heiligen ®), Durch Kranzbinden wird auch die Treue des Schatzes erforscht %). Endlich wird A, im südlichen Baden auch um Kinderangefleht ®), und das Kloster segen Arnsburg hatte die Verpflichtung, den Frauen von Münzenberg, die guter Hoffnung waren, jährlich am A.tage einen mit Weizen gemästeten Eber zu liefern ®). der Bedeutung Erklärung Zur des hl. A. für Ehe, Liebe und weibliche Fruchtbarkeit führt man verschiedene Gründe an: eine Beziehung zum Gotte

Frö,

zum

Gleichnis

von

den

10

Jung-

403

Andreas, hl.

frauen am letzten Sonntage vor Advent, zur Antiphon „concede nobis hominem

justum

etc.‘

im

Festes-Offizium

wird

zur

Zauberkraft

tage und

meiste

am

zum griechischen &wip ®), des

Tasche getragen, dem Körper”). segen gelten als helfen auch gegen

A.-

Das

Tages

die

schon der Umstand beigetragen haben, daß er eben die zauber- und geheimnisreiche Adventszeit eröffnet. )

wolf

Urquell

N.

Beitr. 2,

F,

Tor”

5

Kor

er

er

Auch

der

Tod

kündet

sich

;

Baume

sehen,

einen

so

Sarg

sterben

an

hinter einem

sie

abendglocke wickelt 87).

ledig ®).

Wenn beim Horchen am Fenster Nachbarn von einem Begräbnis

der die

SAVKk. 15, 4; Hoffmann-Krayer 96. ®) John Westb. 3. %) Köhler Voigt}. 381; Wuttke 330. %) Schramek Böhmerwald 111,

füllt, geben Auskunft über die Witterung der nächsten zwölf Monate 7).

7?) Urquell N.F ı, 77. ’%) Sartori Sitte u. Br. 3, 11, A. 4. 7) Urquell N. F. ı, 77. 78. ) Leoprechting Lechrainzo:; Reiser

Allgäu 2, 179; SAVk. 2, 280; John Westb. 5; Schönwerth 2, 135; Urquell ı, zoo, N.F. 1, 77. %) Drechsler 1ı, 14; Grimm

Myth.

3, 470

(963).

7)

SAVk.

2, 222.

5. A. ist der Gesundheit förderlich. Er wird als Gichtpatron und gegen die A.krankheit

(ignis sacer = Milzbrand, Rotlauf) angerufen %), Ein am A.tage von einem Weiß-

dorn geschnittenes „Sprisenhölzli‘, in der

müssen

die

läutet, mit Strohseilen um-

6. Besonders günstig ist die A.nacht, um verborgene Schätze zu heben 83).

6)

dürres Jahr folgen werde ?%). Zwiebeloder Nußschalen, mit Wasser ge-

leiden,

®) Birlinger A4.Schw. x, ; ZfVk. ; Urquell N.F. 1, 71; vgl. 192. 79) io ffmann. Krayer 96. %) Hovorka u. Kronfeld z, 372. *%) ZföVk. ı3, 102. 8) Sebillot Folk-Lore 4, 150. %3) Ebd. 4, 160. %) Diener Hunsrück 81. ®%) Hovorka u. Kronfeld 2, ı77. ®%) Hörmann Volksleben 204; Urquell N.F. ı, 71. °) Drechsler I, 14.

Rede ist, erfolgt ein Todesfall ®). Das Auseinanderfallen eines Häufleins Salz oder Mehl droht das gleiche an ®). Aus der Lage des geworfenen Schuhes ergibt sich Auswanderung, Sterben oder Gesundbleiben 7).

4. A. wird um gutes Wetter angegangen 72). Sein Tag ist für die Witterung maßgebend”), Er bringt den Winter heran’), A,schnee „tut den Saaten weh‘ und bleibt hundert Tage liegen ’5). Aus einem Glase Wasser kann man sehen, ob ein nasses oder ein

Husten

am A.abend baden, werden davon gesund und heiraten bald ®). Und wer am A.tage stirbt, kommt vom Mund auf in den Himmel 8%), Auch die Fruchtbarkeit der Bäume fördert es, wenn man sie am A.abend, während die Feier-

diesem Tage an. Wenn ein Bursche oder

ein Mädchen

an

zieht Holzsplitter aus Münzen mit dem A.blutstillendes Mittel 80), Schlagfluß %), Kinder,

Statue des Heiligen umarmen 82) oder sein angebliches Grab berühren 83), Vom A.brunnen in einem Seitentale des Idarbaches holte man sich noch um 1680 heilwirkendes Wasser %), Mädchen, die

land 381. %®) Brunner Ostd, Vhk. 246. %) Schramek Böhmerwald ı12. %) Meyer Di 168, %) Urquell N.F. ı, 192. *) Ebd.

‚3.

404

In einem über Nacht aufgestellten Wassergefäße hofft man Geld zu finden 89). Überhaupt treibt allerlei S puk und

Za uber sein Wesen. Wenn man sich in der A.nacht auf einen Kreuzweg stellt,

so bringt der Teufel Schätze®). Die Hexen von Meseritz feiern ihre Zusammenkünfte ®). Am A.abend soll man Zweige abschneiden und ins

Wasser

stellen;

Weihnachtsabend

wenn

einer

blüht,

dann

soll

am

man

ihn in die Kirche mitnehmen, dann sieht man dort alle Hexen ?®Z), Milch darf

am A.tage nicht aus dem Hause gegeben werden, sonst wird sie behext®). Der Feuermann zeigt sich in der A.nacht *%). Wer mit einem in dieser Nacht

geschnittenen

Haselstock

auf

ein

Kleid schlägt, kann damit die Person treffen, die er im Sinne hat ®). Die Fischer drees macht 88

Dr

)

von den

Hartheim sagen: Lachs bös 96)

An-

Hoffmann-Krayer

96.

Meyer Baden 481;

158.

®)

) Vernaleken

Posen

82;

vgl.

Messikommer

Alpensag.

337.

*) Knoop

Hoffmann-Krayer

96.

Andreaskreuz— Anfang,

405

126; Volkst. Reiser, auf A.

Wend. %) Schulenburg Mythen 285; Vernaleken Wasser

in

gestellt,

gehen

Weihnachten

auf:

Blühen sie dann, so 3, Ir! A.5. Sartori kommt der Bund mit der Liebsten zustande: John Erzgeb. 143; blühen sie nicht, so blüht auch das Geschäft nicht: ebd 252. ®) Wuttke

*) Meiche Sagen 482. °) Ebd. 463.

$ 705. Baden

Meyer

®)

280.

7. Schon am A.tage beginnen die der ganzen Adventszeit eigentümlichen U mzüge verkleideter und mehr oder weniger lärmender Gestalten, die der Ausund Mächte böser treibung Felder der Fruchtbarkeit der dienen”). Die A.nacht ist die erste ®). Klöpflesnacht (s. Klopfnacht) umArme ziehen als Sternsinger her”) und gehen um das „Andreas Troad‘‘ Kinder hängen (Getreide) betteln 1®). ihre Strümpfe ans Fenster und kriegen darin beschert!). — Von der Bedeutung des A.tages als Feiertag zeugen noch Sagen, die von seiner En tweihung durch Arbeit am Vorabend dafür erzähund von der Strafe

len 12),

Tage

Am

spinnen 193),

vorher

niemand

soll

1ıo3;

”) Hoffmann-Krayer

Beitr. Wolf 104; Sagen tolf Wend. Volkst. 126; Schulenburg

Lü-

101; 2, Witz-

schel Thüringen 2,155; Meyer Baden 33. 3, ı2 A. IL. Sartori ı, 304; %) ZfVk. Volks%®) ZfdMyth. 3, 336 f. 1) Hörmann Böhmen 518. 1%) Reinsberg leben 204. w2) Meier Schwaben ı, 294 f.; Birlinger A.Schw. x, 73. 173 f. ®) Schulenburg Folk-Lore I, Wend. Volkst. 126; Sebillot 140 (Nieder-Bretagne). In Böhmen aber gehört den

Mädchen

Abend

alles

spinnen:

Garn,

das

Reinsberg

sie

an

diesem

Böhmen 518. Sartori.

Andreaskreuz nennt man ein Kreuz, das

aus zwei schräggestellten Balken ( X) besteht. Die Tradition erzählt, daß der Apostel Andreas an einem solchen Kreuz den Märtyrertod erlitten habe, doch ist diese Überlieferung erst mittelalterlich und läßt sich im christlichen Altertum noch nicht nachweisen !). Es wird im Zauber gebraucht, so bei einer Praxis, um Diebe zu entdecken ?): ‚„„deinde scutella cum aqua imponatur circulo, transversa obliquaque mixtim cruce insignito‘‘, als Schutzmittel gegen Blitz %), man lost

damit %), benutzt Schlüssel, in deren Bart

406

anfangen

sich ein A. befindet 5); auch wird seine Form für die gewöhnliche } öfters in angewendet,

Formeln

um

anzudeuten,

daß ein Kreuz geschlagen werden soll. Das A. findet sich häufig auf übelabwehrenden Gegenständen, Real-Encycel. 11, 96; Herzog-Hauck Das Kreuz Christi (1875), 75; O. Zöckler

L.Couard wu. d.

Apostel

Blick

2,

Altchristl. Sagen (1909),

85;

a. d. Leben Jesu

Albers

Das

Jahr

298; Wuttke Sachs. Volksk. 453 £.; Schönwerth Oberpfalz 3, 276; Bechstein ThüSchlesien 1, 14; ringen 1,259; Drechsler Liebrecht Zur Volksk. 388. ?*) Wier De praestigiis daemonum (Basel 1577), 523 lib. 5 c. Sitte u. Brauch 2, 14. *) Ur5.3) Sartori ®) Seligmann quell N.F, ı (1897), 191. Jacoby:

10,

Andreasmonat

Andvari

Anemone

Anfang,

man

s. Dezember.

s. Zwerg.

s. Windröschen.

anfangen.

A.szauber

die Anstalten, welche

durch

nennt

beson-

dere Vorsicht und Berücksichtigung der magischen Zusammenhänge!) bei Inangriffnahme eines Unternehmens diesem die besondere Gunst des Schicksals sichern sollen?). Dachte® man doch, daß vom

Anfang eines Unternehmens oder Vorgangs auf dessen Fortgang weitgehende Wirkungen ausgeübt werden *%). Man war daher bestrebt, Tage von allgemein günstigem Einfluß auszuwählen, ungünstige zu vermeiden. Solche Tagwäh®), lerei (s. d.) kannte schon das Judentum noch mehr das alte Babylon und Ägypten %). Nach altem Kalenderglauben standen die einzelnen Tage der Woche in Zusammenhang mit gewissen planetarischen

Ereignissen,

welche ihrerseits den

Fort-

gang jeder Arbeit, wie eben jedes irdische Geschehen, beeinflussen. Da jeder Planet

mit einem besonderen Gott in Verbindung gebracht war, galt es entsprechend auch für angebracht, gerade am Tage des Gottes jene Geschäfte zu besorgen, denen eben dieser Gott vorstand, wie auch jene zu

unterlassen,

die ihm

zuwider

waren.

So beginnt man einen Kampf am Dienstag, dem dies Martis (s. Krieg), obwohl dieser Tag ebenso wie der Mittwoch sonst nicht als Glückstag gilt. Am Donnerstagabend soll man nicht spinnen, am Don-

a 407

nerstag,

Anfang,

dem

Thorstag,

auch

kein

Holz

hauen. Heiraten soll man am Dienstag, damit bei Beachtung der drei Tobiasnächte das erste Beilager am Freitag, dem Tage der Freya stattfinde; allenfalls auch am Donnerstag 7). Neben den Wochentagen spielt für den Anfang eines Werkes auch wohl der Mondund Gestirnstand eine Rolle. Heiraten soll man bei zunehmendem Monde 8); zunehmender Mond ist allem Beginnen, das eine Zunahme herbeiführen will, günstig. Nichts Neues soll man am Unschuldigen Kindertag®), am Freitag 1°), am Samstag 1), Mittwoch??) oder Dienstag 1?) anfangen; am Donnerstag (Hexentag) nichts Wichtiges, vor allem keine Ehe beginnen !4), Ein Werk soll man am Montag 1°) oder am kürzesten Tage 1%) oder zu Neujahr !’) beginnen, wobei die symbolischen Zusammenhänge zwischen dem

Wachsen der Woche (der Tageslänge) und dem Wachsen der Arbeit zutage liegen. Doch soll man nach anderer Über-

liceferung Montags nicht anfangen zu säen !8), und ebenso meinen andere, es bringe Glück, Freitags eine Arbeit zu beginnen !®), Dieser scheinbare Widerspruch

begegnet schon in alten Traditionen. Der Sabbattag als Saturntag galt bald als günstig, bald als ungünstig ®), weil Saturn selbst ein ambivalenter Planet ist. Die Tage haben auch Einfluß auf den Verlauf des Wetters. Wie das Wetter sich an einem Monatsersten, der auf einen Donnerstag fällt, anläßt, so bleibt es 2), Wenn

es Freitag anfängt zu regnen, regnet es die ganze Woche ®?), Das Wetter am Neujahrstag ist maßgebend für das ganze Jahr ®%).

‚Das mittelalterliche Christentum (Eligius) bekämpfte bisweilen die Tagwählerei %),

1) Widlak Synode v. Liftinae 27.?) Schmidt Gottesidee ı, 468. ?) Meyer Weihnacht 73 ff. *) Bohnenberger Nr. ı, 19. 9) Jeremias Altorientalische Geisteskultur 170. °) Ders. Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients 63 f. ’') Simrock Mythologie 600. ®) Ebd. 60oo, °) Grab d. Aberglaubens z, 237. ©) Fogel Pennyslvania 260 Nr. 1360; 261 Nr. 1364. 1!) Ebd. 261 Nr. 1361. 12) Ebd, 250 Nr. ı298f. 1) Schultz Alltagsleben 241. !*) Liebrecht Zur Volksk. 337; Wolf

anfangen

408

Beiträge 1, 691f. 1) Grimm Myth. 3, 463 Nr, 821. 16) Grab d, Aberglaubens ı, 13. »”) Grimm Myth, 3, 480 Anm. 7. %®) Ebd. 3, 441. 9 Fogel Pennsylvania 250 Nr. 129. 2) Jeremias Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients 65. %) ZdVfVk. 1914, 60. ?) Ebd. 1914, 59. ®) Nilsson Studien zur Vorgeschichte d. Weih-

nachtsfestes, ARw. 1ı9, Myth, 3, 401; ARw. 20

69 ff. (1920),

2) Grimm 116,

2. Man versucht deshalb auch bei Beginn einer Fahrt sich durch ein „Weiß Gott der liebe Herr‘ %®) unter höheren Schutz zu stellen ?), „,Helf Gott‘ sagt der Bauer, bevor er ein Gerät anfaßt oder eine neue Arbeit beginnt ?), Das Brot wird vor dem Anschneiden (s. d.) mit dem Kreuzeszeichen, das Butterfaß mit Salz und Weihwasser gesegnet (s. Abwehrzauber). Aller wichtigen landwirtschaftlichen Tätigkeiten A. ist mit einer Weihe verbunden %®). Der Einzug des Neuen Jahres wird mit festlichen Gelagen gefeiert, damit das Jahr so weiter in Überfluß sich fortsetze %). In ähnlicher Gedankenverbindung läßt man von den Speisen etwas über Nacht übrig %). Ein Kind, das zum erstenmal ausgetragen wird, bringt man

zuerst die Treppen

hinauf,

ehe man

hin-

untersteigt, damit es auch im Leben steige 9%); wird es zum erstenmal in eine fremde Wohnung gebracht, reicht man ihm etwas Eßbares, ein Ei 3). Beim ersten Kleidchen des Kindes darf nichts abgehandelt werden %), das erste Geschenk muß ihm entweder die Mutter %) oder der Pate ®) geben. Den ersten Käufer darf man nicht fortgehen lassen ®); auch der Preis, den Kauf-

leute und Gastwirte für den ersten Verkauf erhalten, ist bedeutungsvoll?), Der A. vom Hochzeitstag ist bedeutsam für die Ehe3); das Hochzeitsfest ist denn auch überall mit A.szauberbräuchen umgeben ®).

Beim Beziehen einer neuen Wohnung wird zuerst Brot und Geld %) hineinge-

bracht, fen 41),

man

läßt

eine

Katze

voranlau-

Nicht eigentlich A. im aktiv magischen Sinn, sondern Zauber im passiv abergläubischen, ist die Beobachtung der verschiedenen Zeichen (s. Angang), durch welche die Schicksalsmächte ihre Hilfe und Zustimmung versprechen oder verweigern,

Fängt ein Unternehmen schlecht an, so ist dies als Warnung des Schicksals aufzufassen, daß es einen üblen Verlauf haben wird %). Man soll eben deshalb sich eines guten A.s nicht allzu sehr rühmen. „Den Vogel, der früh singt, frißt abends die Katze‘ %), Man bemüht sich daher durch Befragung %*4) des Schicksals, den Willen Gottes oder die Verhängung des Fatums zu erforschen (s. Los). Vor Beginn einer Treibjagd wirft der Treiber seinen Stock in die Höhe: fällt er flach, gibt es keinen Erfolg; spießt er sich in die Erde, so hat man Glück und zwar auf das sovielte Mal, als der Stock geworfen %). 2) Drechsler

Schlesien z, 18. ®*) Tiede

Gotteserkenninis 332. ”) Maack Lübeck 16 ff. %®%) Sartori 2,54. ®”) Ebd. 3, 266. ®) Ebd. 3, 29. %M) Fogel Pennsylvania 38 Nr. 55; 39 Nr. 58, 59. %) SartorilI, 26. 3) Rockenphilosophie 2, 198. *) Fogel Pennsylvania 37 Nr. 44. ®) Ebd. 37 Nr. 45. %) Rockenphilosophie 1, 139; 2, 109, ”) ZdVfVk. ı1 (1901),

278. ®% Bohnenberger Nr. ı, ı9. ») Schönwerth Oberpfalz passim; Sar-

tori ı,93. *) Sartori 2,1ıı. %) Liebrecht Zur Volksk. 358. 1%) Köhler Voigtland 394; John Erzgebirge 34; Wuttke 209 und 290; Drechsler Schlesien 2, 194.

4) Strackerjan Oldenburg I, 47. *) ARw. 20, 384. %) Schönwerth 3, z273{ff. K. Beth.

anfassen

410

anfassen—Angang

409

s. berühren.

Angang. Vorbemerkung. Im Interesse einer möglichst klaren Darstel-

lung des außerordentlich vielseitigen A.saberglaubens empfiehlt sich zunächst die Festlegung einer bestimmten Termino-

logie. Der einfachste Fall eines A.s kann

auf zwei Weisen ausgedrückt werden: 1. ,,Der Jäger begegnet einem alten Weib‘‘ und 2. ‚Dem Jäger begegnet ein altes Weib‘‘. In diesem Musterbeispiel können Subjekt und Objekt vertauscht werden, ohne daß sich der Sinn verändert. Nicht möglich wäre dies in dem gleichfalls noch zum A.saberglauben zu rechnenden Beispiel: ,,Der Wanderer findet eine Nadel‘‘, Da außerdem in dem ersten Beispiel der Jäger die bewußte, denkende, die Begegnung deutende und von ihr beeinflußte, das alte Weib dagegen die zufällige, unbewußt wirkende Komponente des Vorgangs ist, bezeichnen wir in unserer Darstellung die dem Jäger des

Musterbeispiels entsprechenden Faktoren als Subjekt des A.s, die dem alten Weibe entsprechenden als Objekt des As. Begriffsbestimmung. Unter A. versteht man im allgemeinen das zufällige Zusammentreffen eines, meist menschlichen, Subjektes mit einem oder mehreren Objekten aus der belebten, seltener der unbelebten Natur, insoweit diesem Zusammentreffen nach geltender abergläubischer Meinung eine für das Subjekt zukunftkündende Bedeutung innewohnt. Die überaus zahlreichen Wettervorzeichen,

die

aus

dem

Erscheinen

oder dem Verhalten gewisser Tiere gezogen werden, sowie andere, einer persönlichen Beziehung auf das Subjekt entbehrenden Deutungen bleiben daher hier unberücksichtigt. Verbreitung (allgemeine). Der Glaube an den A. ist eine der am weitesten über Zeiten und Räume verbreiteten Erscheinungsformen des Aberglaubens !), er ist bei den alten Babyloniern und Assyrern ?) ebenso festzustellen wie in der Neuzeit, in Neuseeland % ebenso wie in Deutschland. Hier kann, von gelegentlichen Vergleichen abgesehen, nur der deutsche A.sglaube behandelt werden, wobei jedoch auf sein Auftreten im germanischen und griechisch-römischen Altertum kurz eingegangen werden muß, da hier vielfach zweifellos eine wurzelhafte Verbindung vorliegt. Germanische und antike Wurzeln des Assglaubens. Der heutige A.sglaube geht einerseits auf Anschauungen der germanischen Vorzeit, andererseits auf antike Einflüsse zurück, die im dt. Aberglauben, z. T. als ungewollte Wirkung kirchlicher Verbote und Beichtfragen, vielfach zu beobachten sind. Die Hauptstelle für A.sglauben im Altnordischen ist Reginsmäl 20 ff. %, wo Odin den Sigurd über die für den zum Kampf Ziehenden günstigen Angänge belehrt (vorauffliegender Rabe, vorbeiziehendes Kriegerpaar, heulender und vorauslaufender Wolf). Von den Germanen berichtet Tacitus ®), daß sie auf

411

Angang

Vorzeichen (auspicia) ebenso wie auf Losweissagung großen Wert legten; unter ersteren dürften die Angänge miteinbegriffen sein. Auf A. ist auch die weitere Angabe des Tacitus zu. beziehen, daß es bei den Germanen üblich gewesen sei,

avium voces volatusque interrogare °), Im griech.-röm. Altertum war, wie u. a. die unten zusammengestellte reichhaltige Nomenklatur beweist, der Glaube an A. außerordentlich stark verbreitet und zwar sowohl in der Form der Deutung zufälliger Begegnungen, als auch in der einer kunstmäßig nach bestimmten Re-

geln vollzogenen Beobachtung, wie sie vor allem in der römischen Vogelschau vorliegt ’). So nimmt denn auch der Glaube an den A. in der Polemik der Kirche gegen das Heidentum eine wichtige Stelle ein; Ausgangspunkt ist z. T. der ins Decretum Gratiani aufgenom-

mene und dann immer wiederholte Passus des Augustinus gegen den A, und andere heidnische Meinungen. Die Konzilienkanone sowie die Bußordnungen und Predigten vom frühen MA. bis tief in die Neuzeit hinein wiederholen das Verbot immer aufs neue, und zwar meist in wörtlicher Übereinstimmung. Schon daraus geht hervor, daß man dabei nicht den speziellen A.sglauben der verschiedenen Länder, sondern die aus dem Altertum bekannten Formen im Auge hatte 8). Eine zusammenfassende Darstellung auch nur des deutschen A.sglaubens gibt es noch nicht, doch wird er, wie die folgende Zusammenstellung zeigt, an zahlreichen Stellen der vkdl. Literatur mehr oder

weniger ausführlich behandelt.

Vollstän-

digkeit der Quellenangaben ist, zumal bei seinen bekanntesten und verbreitetsten Erscheinungsformen, unmöglich und gerade in diesen Fällen auch kaum er-

forderlich.

l) Tylor

Primitive

Culture

1 (1920),

119;

deutsche Ausg. von Sprengel und Poske ı, 120; Andree Parallelen ı, 8; Hopf Tierorakel ıff. ?) Ungnad Deutung der Zukunft (Der Alte Orient 10, 3) 29. %) Danzel Magie und Geheimwissenschaften ııif. *) Edda übers. v.Genzmer (Thule ı) 130; Grimm Myth, 2, 940; Golther Myth. 639; Gering Weissagung 10; weitere Stellen s. Grimm a. a. O0. Anm. 2, °) Germ. cap. 10, dazu Mül-

412

lenhoff

hoff

Altertumsk,

a.a.O.

Antiqu.

Jud.

4, 222 f. %) Müllen-

229 verweist auf

ı8,

6, 7, wo

Josephus

ein gefangener

Ger-

mane dem späteren König Agrippa das Erschei-

nen eines Uhus als glückverheißend deutet, freilich im Gegensatz zu der sonst üblichen Be-

deutung seines Greece ı (1818),

A. ?) Potter Antiqu. of 397; Grimm Myth.z, 937;

Bouche-Leclerq

ı21;

Greek

Hopf

Orakeltiere

Divination

Aberglaube chryist.

2,

Hist,

44.

20;

172.

°%)

Decret.

253;

9fif.;

de

la

divin.

ı,

Halliday

Stemplinger

Augustin. Gratiani

26,

de

q.

doctr.

2 c.

6;

Klapper MschlesVk. 21, 88 f. Zusammenstellung der Konzilienbeschlüsse usw. bei

Thiers

Boese

Tyraitle ı, 196,

am reichhaltigsten bei

Swperstit, Arelat. 12. 42. 47. 64.

Name. Die allgemeinste Bezeichnung ist altn. heil! ahd. heil, ags. hel, auf alle Arten von Vorzeichen bezüglich; die Beobachtung derselben wird ahd. mit hezlisön, heil scouwön, ags. mit hälsian, hel scedvian

bezeichnet ®).

Eine

besondere

Form der A.sbeobachtung, die bei dem Subjekt das Motiv des Zufälligen dadurch aufhebt, daß der A. unter bestimmten Zeremonien erwartet wird, war vielleicht die in nordischen Quellen vielfach erwähnte dtiseta 10), bei der sich der Seher oder die Seherin nachts draußen, d.h. im Freien, hinsetzen mußte. Damit zu vergleichen ist ahd. Aleodarsäza = sitzen, um

Orakel

(ahd.

hliodar,

ags.

hleödor

Stimme, Orakel) zu hören. Ebenso das Christenrecht der norwegischen

setze (nicht der isländischen)

=

wie Ge-

die dfiseta

als heidnisch bekämpft und hleodarsäza von der Kirche verdammt wurde, wird in mittelalterlichen Beichtfragen das ‚‚Sitzen am Kreuzweg auf einer Stierhaut, um die Zukunft zu erkennen‘ als heidnische Sünde bezeichnet 11). Die mhd. Be-

zeichnung ist aneganc, widerganc, widerlouf, mnl. ghemoet (schwed. mot). Im ma. Latein werden neben dem klassischen augurium, das sich ursprünglich nur auf die Vogelschau bezieht, auch die Bezeichnungen superventa, congressionum inılia, initialia 1?) , observantiae 13) gebraucht. Im Griechischen bezeichnet man die A. als

&v68ıo.

obpßolor 14),

&v63ux

oöpfßol« 15),

Evödım GUVAVINPATA, EX GUVAVYTYLATOG OlWViOHATA,

änavtHoeıg 18), auch &v680v schlechtweg 7),

man sprach von einem Eöpßolog 5pvıs 18), einem Suodvintov Seaypa oder einem siopnLOW

413

;

uAnddviopa 19),

Angang

Im

heutigen

deutschen

Sprachgebrauch ist die Bezeichnung „Angang‘‘ mehr ein volkskundlicher Fach-

ausdruck als ein im Munde des Volkes lebendes Wort, und zwar bezeichnet man

damit sowohl den Vorgang der Begegnung selbst als auch die gute oder schlechte Bedeutung des Objektes (‚der Hase hat einen schlechten A.‘“) oder auch das Objekt selbst; vereinzelt findet sich auch für die tierischen Objekte die Bezeichnung „Lostiere‘. Eine Spur des A.sglaubens liegt vielleicht in der Ausdrucksweise: ‘ u. ä. vor 2), n Was ist dir denn begegnet gg 9

Grimm

Myth.

Altertumskh. 4, 2209. 100. 1) Ebd. ı102;

2, 940;

Müllenhoff

®) Meißner Z{fVk. 27, Müllenhoff a.a.O.

3) Grimm Myth. 2, 937. 940; 3, 323; Franz Nik. de Jawor 189. 1%) Vincentius Bellov. Spec. Mor, (Ausg. v. 1624) 1119. X) Aischylos Prom, 487. 1) Eustathios Il. ı, 62. Nach Suidas s. v, Meidptoug gab es unter dem Namen dieses apokryphen Autors

eine

Sonderabhandlung

rzepi

cuppokwv.

1) Bouche-Leclergq

Hist, de la divin. ı,

Pseudol, 8. 17. ®) Höfler

Organotherapie 289.

121. ”) Cramer Anekdota 4, 241. stoph. Aves 721. ®) Lukian

Art,

Zeit,

Ort

und

®) AriAEuwun. 6;

Verlauf

des A.s. Im allgemeinen beschränkt sich das Subjekt des A.s darauf, die sich ihm zufällig irgendwie bietenden Objekte zu

beachten und zu deuten. Doch kommt es auch vor, daß der A. gewissermaßen her-

ausgefordert wird, indem sich das Subjekt an Orten und zu Zeiten, die irgendwie zauberische Bedeutung haben oder annehmen können, hinsetzt oder aufstellt

und

auf die dort sich bietenden

sonders

den

mäßigsten

ersten,

ist diese

wartet.

Form

Am

in der

A., bekunst-

etrus-

kisch-römischen Vogelschau ausgebildet, doch findet sich Verwandtes auch im Deutschen 2). Das bewußt Zauberische dieser Form des A.sglaubens spricht sich auch darin aus, daß das Subjekt bestimmte magisch wirkende oder als Opfergaben zu deutende Gegenstände

mit sich führen oder gewisse magische Handlungen vollziehen muß. In Siebenbürgen reitet z. B. die Schwangere, um

das Geschlecht des Kindes zu erkunden, auf einem Stecken mit geschlossenen

Augen

auf die Gasse und wartet auf A.

414

von Mann oder Frau ®?}. In Oberösterreich geht die Dirne mit den Abfällen des Störi (= Fastnachts)-Brotes am Weihnachtsfasttag 12 Uhr mittags auf ein Weizenfeld und späht, ob nicht irgendwo ein Mann geht. In der Richtung heiratet sie im nächsten Jahr. Oder man geht am hl. Abend während des Gebetläutens

zum Brunnen, um Wasser zu holen; wer einem auf dem Wege begegnet, den heiratet man ®), Sehr häufig wird allein oder hauptsächlich die erste Begegnung auf einem Gange im Jahre, in der Woche, am

Tage berücksichtigt ?%). Neben diesen als Anfangstermine (s. d.}

zu deutenden Zeiten sind gewisse Tages-, Jahres- und Festzeiten besonders wichtig zur Beobachtung von Angängen. So

Mittag ?), Mitternacht 2%), Frühjahr 27), Dreikönigstag ®), Weihnachten ®).

2) Meißner ZfVk. 27, 100ff. (dütiseta); Wuttke 248 $ 359; ZrwVk. 3, 65 (Silvesternacht,

Kreuzweg);

Schönwerth

Ober-

pfalz ı, 140 (Neujahrsmorgen, Torweg, nach Genuß bestimmten Gebäcks). ?%2) Hillner Siebenbürgen ı2. %) Baumgarten Das Jahr, neu hrsg. von Depiny Heimatgaue (Linz) 7, of.; vgl. Pfister Hessen 166. 2%) Lukian Pseudol. ı7 &xtpenopeta xml

HAALOTA Ei Ewdey LoupeV Adtobe... &v &pyY 8 xal Ev düpaıg Ent tn mpOTN EEOBtp xal Ewtev toD &novtog Etovug, vgl. Eunuch. 6; Ovid Fasti ı, 178: omina principiis inesse solent; Agrippa

De occ. philos, 1 cap. 54 (1, 78 ed. Bering, Dt.

Ausg. 1916, ı, 252); Unoth ı, 182; ZrwVk. ız2, 58; SAVk. 24, 64; Heyl Tirol 417. 751 £.; Grimm Myth. 2, 942 (Saxo über Slaven).

Vgl. das Märchenmotiv der Weihung des Erst-

begegnenden. — Neujahr: Grimm Myth, 2, 941; Wuttke 208 $ 288; Sartori Sitte u. Brauch 3, 64; Albers Das Jahr 49; Baumgarten Das Jahr, Heimatgaue 7, 13;

Vernaleken

ber

118;

Zürich 2,127;

Manz

Alpensagen 343. 345;

Stau-

Hoffmann-Krayer

Sargans

123;

Wrede

Rhein.

Volkskh? 120; Fogel Pennsylvania 98 nr. 399; ZfVk. 4, 318; 8, 400; 27, 2; SAVK. 12, 214; 21,

201; Alemannia 25, 52. wertih Oberpfalz 3, 8288;

— Montag: Schön274; Wuttke 208

Herrmann ZfVk. 4, 306;

Eh97. — Mor st gen e ns:

941;

3,

471;

Wuttke

Aberglaube 135; Schönwerth

208

ZfVk,

4, 326;

Thiers Traite& ı, Lore 3, 22); SAVk.

25) ZrwVk.

8288;

Myth. 2,

Meyer

Caspari Homilia 7 8 9; Oberpfalz 3, 273; Wrede

Rhein. Volksh.?* 120; Fogel

nr. 459;

Grimm

Boecler

Pennsylvania

17, 453

(Perrault,

108

vgl.

209; Sebillot Folkı2, 214; ZrwVk, ı2, 58,

ır, 258 (Spinne, vgl. ı2, 58; Unoth

ı, 186 nr. 114;

Gerhard

Franz. Novelle

73;

*

*

415

Angang

Hovorka u, Kronfeld ı, Warten auf A.‘ Baumgarten Heimatgaue

7, 9.

2)

Fogel

30); beim Das Jahr,

Pennsylvania

99

nr. 402, vgl. Se billot Folk-Lore 3, 100. 27) Allgemein beim Erblicken erster Zugvögel,

wie Kuckuck, Schwalbe, Storch, auch des ersten Bauern und der ersten Bachstelzen, Grimm

Myth. 3, 475

nr. 1086/87.

*®) Hoffmann-

Krayer ı22 (Dämmerung); He y1 Tirol 417. 2) Meyer Baden ı99; Baumgarten in Heimatgaue 7, 10,

Allgemeine und besondere Deutungen des As. In den meisten Fällen wird ein A. schlechthin als günstig

(g.) oder ungünstig (ug.) bezeichnet. Hat

das Subjekt einen bestimmten Beruf (s. u.), so spezialisiert sich dementsprechend die Bedeutung des A.s; der Jäger hat günstigen oder ungünstigen Jagderfolg, der Kaufmann Gewinn oder Verlust zu erwarten usf. Andere Spezialbedeutungen sind durch die Natur des Objekts oder eine naheliegende sympathetische Auslegung zu erklären. Dahin gehört vor allem die Bestimmung des Geschlech- ! tes des nächsten Kindes ®), des nächsten |

Toten %), des zu erwartenden

Kalbes ®%2),

je nachdem der Begegnende ein Mann oder eine Frau ist. Aus dem Vornamen oder Namen der ersten Person des anderen Geschlechtes, der man unter bestimmten Voraussetzungen begegnet, schließt man auf den Namen des oder der Zukünftigen ®), bisweilen ist sie überhaupt das zukünftige Gemahl%); ein Arzt bedeutet Krankheit ®), ein Soldat

oder

Richter

Gefängnis %).

Tiere,

die

durch ihr Aussehen oder ihre Stimme unheimlich sind, künden den Tod, so Krähe, Dohle, Elster, Uhu und andere Eulen, Kiebitz ?), heulender Hund ®%). Schwarze Farbe ist stets von ug. Bedeutung, weiß

meist, wenn auch nicht immer, g. %), Sympathievorstellungen liegen zugrunde, wenn das auf dem Dache singende Rotschwänzchen Feuer %), die schwatzhafte Elster Besuch %), ein dem Leichenzug begegnendes Zwiegespann %?) oder auch dem Brautzug begegnende Verwandte ®%) eine unglückliche Ehe, eine Frau mit leeren Händen einen vergeblichen Besuch *) bedeuten. Zum Teil auf mythische oder sympathetische Bedeutung, z. T. wohl auf Willkür geht es zurück, wenn der

416

Hase ®) oder das Rebhuhn %) Feuer, Bachstelze und Katze einen Brief %), ein Schimmel Verheiratung %), der Kuckuck

Geld ®), die Bachstelze Zusammentreffen mit Bekannten ©) verkündet. Andere Sonderbedeutungen werden bei der Behandlung der einzelnen A.stiere zur Sprache kommen, besonders bei Storch und Schmetterling. ®)

Grimm

Myth. 3,437;

Grimmelshausen

2,

75;

Amersbach

Bartsch

Mecklen-

burg 2, 45; Hillner Siebenbürgen ız. 38; Wolf Beiträge ı, 212. %) Grüner Egerland 61; Höhn Tod 7, 345; John West-

böhmen

166;

Ders.

Oberlohma

161;

Reiser

Allgäu 2, 313; Strackerjan Oldenburg ı, 32; SAVk. 2, 218; 7, 132; Urquell ı, 9; ZfVk. 5,97. %) Witzschel Thüringen 2, 278. 5)

Pfister

Hessen

166;

Wolf

Beiträge

1,

210. %) Meyer Baden 199 (auf dem Kirchgang am ersten Weihnachtstag). ®%) Wuttke 208 $ 288. %) Wuttke ebd. ”) Drechsler Schlesien z, 230f.; Wuttke 201 $ 274;

Unoth

ı,

183

nr.

66.

Wuttke 108 8 268. ®) Hund, Katze, Pferd, Rind, ler Schlesien 2, 227. Qvigstad Lappischer ‘2) Köhler Voigiland

210

$

291.

45) Drechsler

205

4)

%)

allgemein,

s, u. Sp. 424 f. unter Nadel. *) Drechs*) Ebd. 2, 230, vgl. Aberglaube (1920) 14. 254. %) Wuttke

Köhler

Schlesien z, 234.

8 281. %) ZrwVk.

vgl.

ız, 58.

Voigtland *)

393.

Wuttke

%) ZfVk. ı2, 388.

4) Drechsler Schlesien 2, 193. 228; II, 258. ®) ZrwVk. ı2, 58.

ZrtwVk.

Ist das Objekt ein lebendes Wesen, so ist die übliche und daher meist nicht besonders betonte Form des A.,s das Entgegenkommen oder Kreuzen des Weges. Bisweilen jedoch werden Unterschiede gemacht; entgegenkommende Schafe bedeuten Glück, von rechts nach links kreuzende Unglück ®), ein entgegenkommender Sämann ebenfalls Glück 52). Während im allgemeinen den Griechen die rechte, den Römern die linke Seite als günstig gilt, gibt es im deutschen Aberglauben darüber keine Einheitlichkeit, wie sich unten bei der Behandlung der einzelnen Objekte erweisen wird. Unterschieden wird auch, ob das Objekt an dem Subjekt vorbei- ®) oder ihm voran-) oder hinter ihm hergeht ®). Handelt es sich um zwei Subjekte, so wird das Hindurchgehen des Objekts zwischen beiden allgemein als ug. angesehen °%); ebenso gilt das Hindurchgehen zwischen zwei Objekten als ug.”).

417

Angang

Die Anzahl der Objekte ist auch sonst bedeutungsvoll ®), ebenso die drei- oder desselben ObBegegnung mehrmalige jekts. Bei Schwalbe, Käfer, Storch (s. d.) wird beobachtet, ob man sie fliegend (g.) oder sitzend (ug.), beim Frosch (s. d.), ob man ihn im Wasser (g.) oder auf der Erde

(ug.) sieht; weitere Spezialbestimmungen über Art und Ort der Begegnung werden bei der Einzelbehandlung der Objekte erwähnt werden. Von Wichtigkeit ist auch Zweck und Ziel des Weges, auf dem der A. eintritt. In den meisten und daher hier nicht einzeln zu belegenden Fällen

heißt es: ‚wenn man über Land geht, auf einem Besuch oder Geschäftsgange, einer Reise ist‘ u. dgl.; von besonderer Wichtigkeit sind die Angänge, die sich auf dem Wege zur Taufe ®), Trauung ®) und zum Begräbnis %), zur oder von der Kirche %®) einstellen. Dasselbe gilt, wenn sich das

Subjekt

einem

in

Zustand

bestimmten

befindet, daher müssen Freunde ®), LieFreiersleute ®%), Ledige %®), und bende Schwangere ©), Hochzeitsreisende %), Wöchnerinnen ®) besonders sorgfältig auf selbst beim neugeborenen A. achten; Kind wird beobachtet, was es außer Mutter und Hebamme zuerst sieht ®). 51) Klapper MschlesVk, 21, 85; Grimm Myth. 2, 944; 3, 466. ®) Wuttke 208 8 288. 53) Katze g., sonst meist ug., Hund ug.: Foge1 Pennsylvania 101 nr. 417. %*) Grimm Myth. a.a. O. 108 nr. 464 (Hase 2,938. 940; Foge1l g., sonst fast immer ug.). 5) Wuttke 199 $ 268 (Hund g., sonst oft ug.); Grimm Myth. 2, 947 (Elster von vorn gesehen g., von hinten

ug);

Weg

Wuttke laufend

202

ug.).

$8 275

°)

doctr, christ. 2, 20 (Hase, im Decretum Gratiani

(Elster über den

Augustinus

de

Hund, Knabe), daraus und in ma. Hss., s.

Klapper MschlesVk. 21, 85 f., vgl. Grimm Myth. 3, 467 nr. 894. ”) Fogel Pennsyl-

418

2, 313;

Wuttke

469

8 746;

Urquell

ı, 9.

®%)

Myth.2,

942;

Hesemann

Meyer

SAVk.

Baden

199;

2, 218; SAVk.

Myth. 3, 467 nr. 894; 24, 66. %) Grimm Fogel Pennsylvania 99 nr. 405; Liebrecht Zur Volksk. 327; Urquell 3, 247. *) Grimm

Boecler

Ehsten

71;

Ravensberg 67, vgl.

Thiers

Traite

1, 297.

5) Grimm Myth. 3, 475 nr. 1087; Wuttke 208 $ 275. %) SAVk. 7, ı32. ®°) Hillner Siebenbürgen ı2; Zfi{Vk, 4, 318. ®%) Grimm Myth. 3, 437; Amersbach Grimmelshausen 2,75; Bartsch Mecklenburg z, 45; Wolf

Beiträge

209 $ 288.

®%) Wuttke

ı, 212.

Beschaffenheit und Verhalten des Subjekts. Abgesehen von den im vorigen Abschnitt aufgezählten Modifikationen spielt der A. für

bestimmte Berufe,

meist für solche, die

besonders von der Gunst des Zufalls abhängig sind, eine bedeutsame Rolle, in erster Linie für Jäger”), ferner für Bettler 71), Diebe ??), Fischer ?3), Handwerksburschen 7), Krieger 75), Milchfrauen ?9%,

Säende ”), Schiffer %®), Totengräber”). Auch für Tiere kann der A. von Bedeu-

tung sein, so für die Kuh, die vom Bullen kommt; hier bestimmt das Geschlecht des Objekts das des zu erwartenden Kalbes 8), Je nach ug. oder g. Bedeutung des As

regelt sich das Subjekts. meist

empfohlen

Verhalten Im ersten Fall umzukehren,

des wird

wieder

heimzugehen und auf den Weg zu verzichten 8); übrigens ist unzeitiges Umkehren selbst ein böses Vorzeichen ®2), ebenso wie das Stolpern (s. d.). Sehr zahlreich sind die apotropäischen Handlungen

bei einmal erblicktem A., wenn man nicht etwa aus der Ferne dem A. ausweicht und

einen anderen Weg einschlägt ®) oder das A.stier einfach verjagt oder erschießt %)

pfalz ı, 168 nr, 6. ®%) Grimm Myth. 3, 463 nr. 833. 475 nr. 1088; Fogel Pennsylvania 67

oder dem A. ausweicht, wobei bald die linke, bald die rechte ®) Seite empfohlen wird. Solche Abwehrmittel sind: Man spuckt aus ®), man geht drei Schritte zurück ®), man dreht sich dreimal um ®), man bekreuzt sich®) oder spricht eine Besegnungsformel ®), man wirft drei Steine über die Übergangsstelle %), man

210 $ 291; SAVKk. 12, 214; I5, 19; ZTrwVk. 5, 118, %) Höhn Tod7,345; John Erzgebirge 115; Westböhmen 166; Grüner Egerland 61;

sagt

vania Iıı nr. 478; Grimm Myth. 2, 941. 5) Zwei Elstern g.; eine ug.: Drechsler Schlesien 2, 230; drei Männer g.: Grimm Myth. 3, 323; SAVk. 2, 211; ähnlich in Italien: Andree Parallelen x, 9; in Belgien: RTrp. 27, 144. ”) Hillner Siebenbürgen 38; Höhn

nr.

215;

Köhler

Geburt 4, 270;

Schönwerth

Grohmann

Voigtland

Bächtold-Stäubli,

nr.

254;

916;

Wuttke

Reiser

Aberglaube

Ober-

I.

Allgäu

hält den Daumen gegen das A.stier ®2), man macht drei Verbeugungen ®), man „Euch

zu

der

begegnenden

ebensoviel‘‘ %). Wer

alten

14

einen

Frau:

Rot-

x 419

Angang

. haarigen gesehen hat, trachtet danach, hinterher einen Schimmel zu erblicken ®). Der Jäger, dem eine alte Frau begegnet ist, legt sich zu Boden und läßt sie über sich wegschreiten®®), oder er geht zurück, umschreitet einmal sein Haus und verrichtet seine Notdurft”), oder er kehrt um, sieht in der Küche zum Rauchfang empor und dreht sich um oder setzt sich im Zimmer einen Augenblick nieder ®). In bestimmten Fällen muß man, um sich die Erfüllung eines g. A.s zu sichern, gewisse Handlungen vornehmen, so sich wälzen oder auf die Tasche klopfen, z. B.

Kuckuck,

beim ersten Erblicken von Schwalbe und Bachstelze ®).

%) Grimm Myth. 2, 940 ff.; 3, 323; Fogel Pennsylvania 98 nr. 401; Klapper MschlesVk. 21, 87; Ders. Schles. Volhsk. 257; Sartori Sitte u. Brauch 2, 164; Witzschel Thüringen 2,277; ZrtwVk., ı1, 257, vgl. Andree Parallelen 2, 42; Boecler Ehsten 71; Thiers Tyraite ı, 208. *) Schönwerth

Oberpfalz

38)

3,

Grimm

275.

Myth.

7) Wuttke 2, 940;

9,

204

323;

$

280.

Fogel

Pennsylvania 112 nr. 486; Sartori Sitte u. Brauch ı, 162; vgl. Boecler Ehsten 71; Harou La mer 413; Sebillot Folk-Lore 3, 99. %) Schönwerth Oberpfalz 3, 275. 5) Grimm Myth. 2, 939. ’°%) Grohmann 230. 7”) Kronauer Amt mdl. Mitt. ®) Grimm Myth. 2,938 (MA.). *) ZfVk.5,97. ®%) Witzschel Thüringen 2, 278. %) Zahllose Belege; bereits im Altertum, s. Lukian. Eunuch. c. 6 und im MA.Me y er Aberglaube 227. ®) Drechsler Schlesien 2, 194; John Westböhmen 251. 83) Wuttke 208 8 288; 288 8 422 u. ©. 8)

Drechsler

Schlesien

85)

Dähnhardt

Volkst. 2, 89; Wuttke

Elster mit einem Besen);

2, 230

Wuttke

(schreiende

2008270.

200

$ 270 (Schweineherde, Von links kommender Hase; dabei muß man wegsehen). ®) Drechsler Schlesien 2, 193. 227 (dreimal), 234 (auf einen Stein und wirft diesen über die Stelle); MschlesVk. 2, 64 (dreimal auf die Übergangsstelle); Haltrich Siebenb. Sachsen 317 (dabei eine Nadel und etwas Heu fallen lassen); Schönwerth Oberpfalz3, 273; vgl. BoecJer Ehsten (dreimal, dabei fluchen). ”) Bräuner 159;

Curiositäten 489; Bronner Sitt u, Art Drechsler Schlesien2, 234; Laube

Teplitz 50 (dabei ausspeien); Schönwerth Oberpfalz 3, 274. ®) Drechsler Schlesien 2, 234; Wuttke 200 $ 270; ZfdMyth. 3, 310 (a. 1612). ®%) Grimm Myth.2,942.®) Wolf Beiträge

1, 257, doch ist hier vielleicht mehr ein

Mittel gegen Räuber gemeint; s. John Ervzgebivge 34. %*) Drechsler Schlesien 2, 234; MschlesVk.

2, 65; vgl.

Theophrast

Char,

16. ®) Grimm Myth. 3, 456 nr. 643 (a. 1787). »*%) Drechsler Schlesien 2, 234 (Schweine),

420

118 (Schweine, 3 Knickse, 3 Verbeugungen und Berührung von Eisen), vgl. die Sitte, dem Wiesel Schmeicheleien zu sagen: Sebillot Folk-Lore 3, 24, dort weitere Entsprechungen aus franz. Aberglauben.

471

nr.

976.

®)

*)

Fogel

Grimm

Myth.3,

Pennsylvania

104

nr. 435. °) Grimm Myth. 2,941. ”) Drechsler Schlesien z, 201. ®) John Westböhmen 251, ®) Drechsler Schlesien 2, 193. 227. 228.

Die Objekte des A.s. A. Menschen. I. Nähere Bestimmungen allgemeiner Art. Der A. eines guten oder eines schlechten Menschen am Neujahrstage ist vorbedeutend für den Charakter des ganzen Jahres 1®), besonders g. ist, zumal für Jäger, ein schönes Mädchen 1), g. sind fröhliche Männer !®?), ug. zornige1%), Junge!) Menschen gelten fast ausnahmslos als g., alte!®) als ug., unverheiratete!) Personen und schwangere!) Frauen als g. Die sorgfältige oder nachlässige Kleidung des ersten zu Neujahr begegnenden Mannes ist maßgebend für den Verlauf des ganzen Jahres !®), ein Begegnender in Trauerkleidung ist g., wenn man auf dem Wege zum Trauerhause ist !®), eine Person in blauem Kleid galt im 17. Jh. als ug. 1). Rothaarige sind ug. 1), Männer mit dem Vornamen Johannes g.!!2), Wichtig ist darauf zu ach-

ten, was der Begegnende trägt): Wasser 114) oder leere Gefäße 1!) oder gar nichts 1!) Tragende, besonders wenn es Frauen

sind, sind

ug.,

ebenso

Kranz-

träger 17); Leute mit vollen Gefäßen dagegen g. 18), Gehende sindug., Reitende im allgemeinen g.!?), Pflügende g.1%), Grabende ug.121), Säende g.!®), Menschen, die mit einer Krankheit oder körperlichen Gebrechen behaftet sind, gelten im allgemeinen als ug.!2®), doch kommt auch die gegenteilige Ansicht vor. Krüppel 1%), Hinkende ?®), Blinde oder Einäugige 126) werden als ug., Schielende 1?) und Bucklige 12%) bald als g. bald als ug. gedeutet; Aussätzige 1?) galten im MA. als g. Geliebte Personen sin g., ebend so Hausgenossen und Freunde, besonders wenn man sie nicht gleich erkennt *®), Verwandte dagegen für einen Brautzug

421

Angang

ug.19). Ein Taufzug 1%) ist g., ein Leichenzug 1%) ug., besonders für einen Taufoder Brautzug sowie für Soldaten 1%), Bisweilen gilt ein Leichenzug mit einem leeren Leichenwagen als ug., mit einem

gefüllten als g.1%), 0)

Sartori

dree

Parallelen

Sitte u. Brauch 3, 64. ı, 9;

SAVk.

24, 64;

)An-

häßliche

ug. in England: Wolf Beiträge ı, 246. x) Grimm Myth. 3, 323. 13) Urquell 4, 160. 24) (a. 1791);

Grimm 3, 323;

Myth. 3, Andrgee

473 nr. 1015 Braunschweig

402; Bartsch Mecklenburg 2,128; Grohmann 220; John Westböhmen 27; Meyer Baden 515; Sartori Sitte u. Brauch 3, 64; Strackerjan Oldenburg 2,204; Verna-

leken Alpensagen 343; Wuttke 208 $ 288; SAVKk. 15, 10; 23, 206; 24, 66; MschlesVk. 2, 64; Unoth ı, 182 nr. 44; Urquell ı, 66; ZrwVk. 3, 65; ı2, 58; ZfVk. 8, 400; 20, 382.

Vereinzelt

frauen ug.: „Mädchen‘‘

nur ist ein junger Mann

für Milch-

Dähnhardt Volkst, 2, 86; bei Wuttke Sächs. Vk. 300 handelt

es sich vermutlich um Jungfrauen im engeren Sinne; deren A. bekanntlich ug. (s. u.). 1%) Vgl. das unten

zu ‚„‚Mann‘‘ und

‚Frau‘

Angeführte,

106) Unoth ı, 182 nr. 44/45. }”) Hillner Siebenbürgen 13; John Westböhmen 27; Sartori Sitte u. Brauch 3, 64. *®) Drechsler Schlesien 1, 47. *®) John Erzgebirge 115. 20) Amersbach Grimmelshausen 2, 75. an) Fogel Pennsylvania 104 nr. 435; Wun-

derlich Rote Farbe 66; 323 (engl.). *?*) Grimm

des hl. Eligius, 530;

Boese

observet..

Migne

Swuperst.

quid..

Grimm Myth. 3, ebd, 19) Traktat

Patrol. Lat.

Arvelat,

portantem

64:

87 col.

nullus ..

viderit,

vgl.

Cramer Anekd. 4, 24%: 1652 Baotdlwv Yı t65E; Grimm Myth.z, 938; 3, 403. 14) Grimm Myth. 2, 942; 3, 443 nr. 257; Meyer Aberglaube 227. 165) Grohmann 220; Haltrich Siebenb. Sachsen 316; John Erzgebirge 34; Zachariae in ZfVk. ı5, 77;

Urquell

land 393.

4, 116. 1)

vorbeigehen, 1) S, Anm.

Ostindien:

273.

ZrwVk.

um ır3

1)

Köhler

ıı, 218

(man

kein Unglück zu (genau so bei den

Andree

Parallelen

Voigt-

muß links

haben). Kols in 1,

10).

29) Grimm Myth. 941 f.; ZfVk. 20, 382 vgl. 12, 384 (Bokhara); 27, 2 (Schottland); nur für einen Leichenzug ist ein Reiter ug.: Wuttke 469 8 746. 12) Grimm Myth. 3, 475 nr. 1086 (a. 1791); auch der pflügende Ochse ist g.: ZrwVk. ıı, 258. 1%) ZfVk. 27, 2 (Schottland). 12) Wuttke 208 $ 288 (entgegenkommend). 128) ZfVk. 8, 400; Grimm Myth. 2, 941. 14) Grimm2,938 (MA.). 12) Ebd. 2, 940; 3, 323; Birlinger Aus Schwaben ı, 376 (Zimmernsche Chronik); auch in der Antike: Lukian Pseudol. 17 (00 Xwiohg TO def Entpencpeda). 1226) Grimm Myth.2, 938 (Antike und MA.); Wuttke Sächs. Volksk. 300. 1?) Fogel Pennsylvania 107 nr. 455—457. 12) Grimm

422

Myth. 2, 938. 942 (MA.})}; Wuttke Sächs. Volksk, 300; ZrwVk. ıı, 255 (Ein Buckel zur Rechten gibt was zu fechten, Ein Buckel zur Linken gibt was zu winken) ı1, 268; vgl. RTrp.

27, 144 (1 oder 2 bucklige Frauen = ug., eine 3, hebt die Wirkung auf; ein buckl. Mann = g. Antwerpen). !?®) Grimm Myth. 2, 938. 942. Im Altertum Epilektiker und Eunuch ug: Theophrast Char. 16; Lu kian Eunuch 6; Pseudol. 17; s. Grimm Myth. 3, 323; vgl.

ZfVk. ı7, 453 (Perrault, 17. Jh. französ.); Liebrecht Zur Volksk. 359 (Molukken). 1) Grimm Myth. 2, 942; Urquell 3, 247; Fogel Pennsylvania 99 nr. 405 (im nor-

wegischen Abergl. dagegen ist das Nichterkennen sich begegnender Freunde ug.: L i eb-

Techt Zur Volksk. 327. }) Wuttke 210 $ 291. 1%) ZfVk. 6, 254. 1%) Amersbach Grimmelshausen 2, 75; Bartsch Mecklenburg 2, 97; John Erzgebirge 33; Meyer Baden 593; Strackerjan Oldenburg ı, 32. 14) Höhn Geburt nr. 4, 270; SAVk. 12, 214; ZrwVk. 5, 118; mdl. Mitt. 1%) Fogel Pennsylvania 101 nr. 415.

2. Besonderheiten

in

Geschlecht,

Na-

tionalität, Beruf. Für das Geschlecht

des Objekts gilt im allgemeinen die Regel: Männer g., Frauen ug.1®), Eine

Ausnahme von der ug. Bedeutung der Frau tritt nur ein, wenn es sich um eine Braut 197) oder eine junge Person handelt

(s. 0.); beim Mann wird die g. Bedeutung

durch Jugend verstärkt, daher gelten Knaben ?%) als besonders g. Andrerseits macht das Alter auch den A. des Mannes

ug.13), und kein Aberglaube ist wohl ver-

breiteter als der von dem

üblen A. eines

alten Weibes 1%). Während Jungfrauen 141) im Altertum und MA., vielleicht auch in neuerer Zeit als ug. gelten, ist der A. einer

Hure 1%) allgemein g. Über

die Bedeu-

tung des A. von Mann oder Frau für das Geschlecht des nächsten Kindes, des nächsten Toten usw. s. o. Sp. 415. Ähnlich entscheidet sich für Hochzeitsreisende

nach dem ersten A., wer von beiden zuerst

sterben wird 193), Auch die Nationalität des Objekts ist von Bedeutung, ohne daß man ein einheitliches Prinzip für die Ausdeutung feststellen könnte. Juden sind teils g.1#*), teils ug.1%5), Zigeuner g.1%), in Siebenbürgen gilt der A. eines walachi-

schen Popen den Deutschen als ug.1%). Von den Berufen, denen die A.person angehört, gelten als g.: Essen14*

w 423

Angang

kehrer 148), Jäger 19), Krankenschwester 19), Sämann !%1), Schäfer ?°2), als ug.: Arzt 193), Gerichtspersonen 154), Mönche und Priester !®); schwankend ist die Wertung beim Bettler 1) und Krieger oder Soldaten 1°), 16) Männer: Bartsch Mecklenburg 2, 128; 2,45 (für Wöchnerin beim ı. Kirchgang, vgl. Wolf Beiträge ı, 212); Fogel Pennsyl-

vanta 98 nr. 399 (Neujahr). 108 nr. 459; Höhn Geburt Nr. 4, 270 (für Taufzug); Liebrecht Zur Volksk. 323; Meyer Baden 515; Sar-

tori Sitte u. Brauch 3, 64; Schönwerth Oberpfalz ı, 168; Stauber Zürich 2, 127 (Neujahr); Wrede Rhein. Volksk.? ı20; SAVk.

Vgl.

21, 201; 2, 211

Boecler

(3 Männer);

Ehsten

71;

Urquell

Z£iVk.

4,

1,65.

318

(Magyaren). 27, 2 (Schotten). — Frauen: Grimm Myth. 2, 938. 941 f. (mit unbedeck-

tem

Kopf,

vgl.

dagegen

Thiers

Tvraitg

ı,

209 mit aufgelösten Haaren, vgl. Liebrecht

Zur

Volksk.

323:

ohne

Schürze);

3, 323;

3, 439

(spinnend, vgl. Potter Antıqu. of Greece I (Ausg. v. 1818), 397; ZfdMyth. 3, 315); Fogel 108 nr. 459; 98 nr. 399 (Neujahr); ı12 nr. 486 (für Fischer); Höhn Geburt Nr. 4, 270 (für Taufzug); mdl. a. d. Kronauer Amt (für Sämann); Stauber Zürich 2, 127 (Neujahr); Vernaleken Alpensagen 345 (dgl.); Wrede

52; SAVk,

Rhein.

Volksk.*

21, 201. Vgl.

120;

Alemannia

Boecler

25,

Ehsten 71;

Grimm Myth. 2,941 (Samogitien, Schweden); Harou La mer 413 (Frankreich); Z{Vk. 4, 306. 318 (Montag, Neujahr, Schweden). 3, 135 (Juden, mittelalterlich, zwischen Freunden durchlaufend). Bei Köhler Voirgtland 393 gilt eine etwas tragende Frau als g., eine mit leeren Händen als ug. (s. 0. Sp. 420). 1”) Dähn-

hardt

Krayer

Volkst.

1ı18;

2,

89.

Manz

1%)

Hoffmann-

Sargans

123;

Sar-

tori Sitte u. Brauch 3, 64 (Neujahr); Klapper MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh., als erster Käufer); Meyer Baden 515; Schönwerth Oberpfalz 3, 274; %, 168 (für Taufzug); Wuttke 208 8 288. Als ug. galt im Altertum

ein

Knabe,

wenn

er

zwischen

zwei

Freunden hindurchlief: Augustin de doctr. christ, 2, 20, vgl. Klapper MschlesVk. 21, 85. Den Namen des Zukünftigen kündend: Wolf Beiträge ı, 210. 1”) Vernaleken Alpensagen 343; Wuttke 208 $ 288; SAVk. 15, 10; Z£{Vk., 8, 400 vgl. 4, 318 (Magyaren) und Liebrecht Zur Volksk. 359 (Molukken). Nur nach Schönwerth Oberpfalz 3, 274 gilt der A, eines Greises als g. 1) Grimm Myth.z2, 940 f.; 3, 323 (mhd,); 471 nr. 976; 473 Nr. 1015 (a. 1791); Bartsch Mecklenburg 2,

128;

Birlinger

(Zimmernsche Chronik); Art 159; Drechsler Jäger);

Fogel

Aus

Schwaben

ı,

376

Bronner Sit u. Schlesien 2, 201 (für

Pennsylvania

ıı1

nr.

482;

Hesemann Ravensberg 67 (für Freiersleute); John Erzgebirge 34; Westböhmen 251 (für

424

Jäger);

Klapper

MschlesVk.

2,

64;

21,

88 (Hss. 14./15. Jh.); Meier Schwaben 2, | 500; Meyer Baden 515; Schönwerth Oberpfalz ı, 168 (für Taufzug); 3,273; Schulenburg Wend. Volksthum 124; Schultz Alltagsleben 241; Vernaleken Alpensagen 343; Witzschel Thüringen 2, 277; Wuttke Sächs. Volksk. 300; Wuttke 208 $ 288; SAVk. 12, 214; 15, 10; I9, 44; 21, 81; 24, 64; Urquell ı, 65; 3, 39; ZföVk. 6, 109; ZrwVk. ı1, 255; 12, 58; ZfVk. 4, 326; 8, 400; 20, 382. (Die Belege ließen sich nach Belieben vervielfachen;

auf

außerdeutsche

Entspre-

chungen kann nicht eingegangen werden.) 141) Grimm Myth. 2, 938. 941; Stemplinger Aberglaube 44; Thiers Tyraitg ı, 209; Wuttke SächsVk. 300. 1?) Grimm

Myth.

z, 938.

941

(Antike

u. MA.);

Stemp-

linger Aberglaube 44 (dgl.); Meyer Aberglaube 135 (MA.); Klapper MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.); Schönwerth Oberpfalz 3, 274; Wuttke Sächs.Vk. 300; vgl. Thiers Traite ı, 208. Dagegen galt in der

Antike

der

A.

eines

Kinäden

als

ug.,

S.

Lukian Pseudol. 17; Grimm Myth. 3, 323. 143) SAVk., 7, ı32. 14) John Westböhmen 251; vgl. ZfVk. 4, 318 (Magyaren). 1) Klapper MsechlesVk., 21, 85; Ders. SchlesVkh. 257 (14./15. Jh.); Wuttke 2088288, 16) Haltrich Siebenb, Sachsen 317; Zf£fVk. 4, 318 (Magyaren). 1) Hillner Siebenbürgen 38 u.Haltrich a.a.O. In der Antike galt der A. eines Mohren als ug.: Stemplinger Aberglaube 45 (nach Theophrast Char. 16). 18) John Erzgebirge 38. 1) Meyer Baden 515. 1%) ZrwVk. 11, 268. 15) Wuttke 208 8 288 (entgegenkommend). 1%) Meyer Baden 515. 3) Wuttke 208 8 288 (kündet Krankheit); in Indien auch der Barbier: Zachariae in ZfVk. ı3, 76. 1!) Wuttke ebd. (Neujahr; kündet Gefängnis). 1!) Grimm Myth, 2, 938. 941 f.; 3, 323 (MA. und neuere Zeit); Caspari Homilia 8 8 ıı (MA.); Ha sak Christl.Glaube 105 (a. 1483); 192 (a. 1495); Klapper MschlesVk. 21, 87; Ders. SchlesVR. 257 (14./15. Jh.); Wuttke SädächsVR. 299; vgl. Thiers

Franz.

Grimm

Novelle 2,

Traite 1,209;

64f.

940f.;

3,

und

323;

Gerhardt

Anm.

26)

ug.:

Amersbach

Grimmelshausen 2, 75. g.: Sartori Sitte u. Brauch 1, 170, vgl. ZfVk. ı2, 383 (Indien). i 157 )g.: . Grimm Myth. 2, 939 ff. (Edda); ug.: Wuttke 208 8 288 (kündet Gefängnis}.

B. Tiere. I. Säugetiere. Von den Haustieren gilt als vorwiegend g. nur das Pferd 1%), als vorwiegend ug. angesehen werden Katze 15) und Ziege!®), im MA. auch Esel 1%) und Maultier 1%), für die aus neuerem Aberglauben keine

sicheren Zeugnisse vorliegen. Schwankend ist die Bewertung bei Hund !%)J, Rind 164), Schaf 16%) und Schwein 1),

425

Angang

Pennsylvania 101 nr. 417 (vor159; Fogel Phorm., 4, beilaufend); Antike: Terentius

chen hier religiöse und: kulturgeschichtliche Bedingtheiten mit.

15) Grimm Myth, 2, 938 (MA.); Wre de RheinVk.? 120 (besonders Schimmel); ZrwVk. 11, 258 (bes. wiehernd); ZfVk. ız, 383. 388 (Schimmel Ehe kündend). Vgl. Sebillot Folkdelle

126;

18,

pop.

trad.

15, 20 (Schimmel für Nüchterne ug.). Über die

apotropäische Bedeutung des Schimmels beim A. eines Rothaarigen s. o. Sp. 420, Anm. 111. Als ug. (todkündend) gilt der A. des Schimmels $ 269,

199

Wuttke

in Böhmen:

weil

wohl

man Schimmel als Leichenwagenpferde beMyth. 3, nutzte, sonst der Rappe: Grimm

323. Nicht zum A.glauben gehört das PferdeMyth. 2, 940; 1) Grimm orakel (s. d.). 3, 456 nr. 643 (über Verwandlung von Hexen in Sitt u. Art 159; Katzen 2, 918 f.); Bronner Schlesien 2,227; Fogel PennDrechsler

sylvania

Tierorakel

98

nr. 400. 401

Hoops

53;

Leoprechting Sächs.

Vk. 299;

(für

Reallexikon

Lechrain

ZrwVk.

Jäger);

Hopf 1,

7;

Wuttke

89;

ıı, 258; Zf{Vk. 20, 382;

MschlesVk. z, 65; 5, 9. Besonders ug. ist der A. Westböhmen John einer schwarzen Katze: 251; Drechsler

Schlesien 2,193; Witzschel

200 $ 271, vgl. Thüringen z, 284; Wuttke Sebillot Beiträge x, 246 (engl.); Wolf

Folk-Lore

3, 98 f. Eine

schwarze

treffen, ist ug., eine weiße g.: sylvania

99

nr,

402,

eine

K.

nachts

Fogel

vorbeigehende

zu

Penn-

ist g.:

ebd. 101 nr. 417. Schlechtweg g.: Klapper MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh., vgl. Grimm

Myth. 58. 11,

3, 324);

A. Brief kündend:

ZrwVk.

Sebillot

Bronner Sit u, Art

1998268);

Wuttke

über diesen A. stark, wie, abgesehen von Abweichungen im deutschen Aberglauben, besonders Vergleiche mit dem fremder Völker beweisen. Ohne Zweifel spre-

Archivio

ı,

Trail#

Myth. 2, 938 Folk-Lore 3, 29. 1%) Grimm Grimmelshausen 2, 75. (MA.); Amersbach b. Joseph. c. Ap. I, Antike: Hermippos 22 (FHG 3, 41); vgl. Georgeakis-Pinaud Mytlh. 2, Folkl. de Lesbos 302. 1) Grimm Myth. 2, 940; 938 (MA.) 1%) ug.: Grimm Augustin. de doctr. Christ. 2, 20 (zwischen zwei Freunden hindurchlaufend); vgl. Klap(14./15. Jahrh.); 85 MschlesVk. 21, per

Eichhörnchen 169), Eber !®), Bär_ 1”), Hirsch 1), Wolf 171); größer ist die Anzahl Fledermaus !7%), Wertungen: ug. der Gemse 17), Hase 14), Fuchs 1), MaulDoch wurf 178), Maus !7”), Wiesel 1), schwankt die Stellung des Volkes gegen-

3, 98;

252;

ı,

Beiträge

Wolf

=

269

Thiers

vgl.

Bock);

(schwarzer

Etwas reichhaltiger ist die Liste der für den A. in Betracht kommenden, in der Säugelebenden Freiheit tiere, was erklärlich ist, da bei ihnen eher von einem zufälligen Begegnen die Für Rede ist als bei den Haustieren. manche freilich liegen nur Zeugnisse aus dem älteren Aberglauben vor, da sie in heutiger Zeit in Deutschland kaum noch wild vorkommen. Wie bei den Haustieren wird auch der A. der wild lebenden Tiere ziemlich selten als g. gedeutet, so beim

Lore

426

ız2,

Myth. 2, 938 (MA.); ZrwVk. 16) Grimm Lechrain 89 Leoprechting 2538;

30;

4,

carm.

384.

Juden:

2; MA.

3,27,

4,

ZfVk,

Ungnad

Babylonien:

4;

Horaz

23,

3, 135;

der

Deutung

Beiträge 1, 246.

Wolf

England:

Zukunft 29;

5,

Cas.

Plautus

8 268;

ZrwVk.

Ir, 258

99; Archivio delle trad.

pop.

15, 24.

1%) g.:

(pflügender Ochse).ug.:

Franz

Nik.



g.: Wuitke

199

Folk-Lore 3,

(bes. kleiner H.); vgl. S&billot Myth.

Grimm

2, 938 (MA.);

ZrwVk.

ı1, 258

de Jawor

189 (MA. Odhse); ZrwVk. 4, 261; 11, 258 (Kuh);

Z{Vk. ır, 278 (15. Jh. Stier); Drechsler 1®) g.: Kuh). (schwarze 2, 193 Schlesien Myth. 2, 938 (MA.). 944; 3, 466 Grimm AMechlenburg 2, 128 Bartsch nr. 882; (Herde); Grohmann 220 (Herde); K 1a p(14./15. Jh.) (entMschlesVk. 21, 88 per OberSchönwerth gegenkommend); Thüringen 2, 284; pfalz 3, 2741 Witzschel SAVk.

120;

Rhein.Vk.?

Wrede

24,

64;

Zrw-

Vk. ız, 58; Unoth ı, 186 nr... 15 (Herde). — Nik. de Jawor 189; Hovorka ug.: Franz ı, 30; ZfVk. 11, 278 (15. Jh.). u. Kronfeld der A. von Schafen verschieden — Oft wird

nachdem sie von 1. nach r. oder von

beurteilt, je

r. nach 1. über den Weg laufen: 1. g.. — 1. ug.: 3, 466 nr. 882; 2, 944; |Myth. Grimm Drechsler Schlesien 2, 117. 193 (mit Vers); ı2, 58 ZrıwVk. 299; SächsVk. Wuttke| (Vers); Urglell 3, 107. — 1. g.: — 1. ug.: ZrwVk.

11, 258;

Urquell 3, 107. Vgl.

Lore 3, 99 (wenn

men

sieht,

heiraten,

wird

der

ihr

ein Mädchen

sie den

Sebillot

Folk-

jungen

Mann

9 Hammel

ersten

hinterher

die

Hand

kom-

gibt);

FL. 20, 72 (ug., wenn man Lämmer blöken hört, bevor man sie zum ersten Male sieht). erverschieden dem von 166) Abweichend Spielersprache der aus vielleicht klärten, stammenden Ausdruck »Schwein haben« wird der A. des Schweines meist als ug. gedeutet. ı, 30; Kronfeld u. Hovorka g.: Wuttke

philos.); 119

ZrwVk.

(Herde,

Ehsten

SächsVk.

71;

299

ır, 258

(Chemn.

(nach Montanus);

für Hochzeitszug),

Andree

Rocken-

Parallelen

vgl.

1,

5,

Boec ler 9.

Durch

drei Verbeugungen kann man den ug. A. abwenden oder g. machen: Drechsler Schlesien 2, 235; MschlesVk. 2, 64. Bisweilen gilt nur der A. einer trächtigen Sau oder einer Sau mit Ferkein als g.: Andree a.a.0O.; Simrock Myth. 541; vgl. die bekannte römische Sage von der Sau des Aeneas, Vergil Aen

a 427

Angang

3, 389ff.; Varro de King. Lat, 5, 144; Dionys. Halic. ı, 56f.— ug.: Grimm Myth. 2, 944; 3, 466 nr. 882; Bartsch Mecklenburg

2,

128

(Herde);

Drechsler

Schles2, ie 11n8; Grohmann 220; KlappP er Mschles.Vk. 21, 88 (14./15. Jh.); Meier Schwaben 2, 500; Witzschel Thüringen 2

284; Wrede SächsVk. 299; Herde); ZrwVk.

Vgl. Sebillot

„Tegrogne‘‘).

RheinVk.? 119; Wuttke 200 ız, 58; Unoth 1,

Wuttke 2 Mc (DES

Folk-Lore 3, 98 (on sera

Bisweilen

wird,

wie

beim

Schaf

rechte und linke Seite des A. verschieden bewertet, und zwar gilt 1. als g., r. als ug.:Drec hsler Schlesien 2, 118. 193 (Vers). 1) Grimm Myth. 2, 943 (norw.); 3, 438 nr. 128 (Chemn Rockenphilos.). 1%) Grimm Myth. z 943; 3, 438 nr. 128; ZfdMyth. 3, 310 (a. 1612); da.

gegen ug. II,

258;

Thiers

dagegen

ug.

Traite ı, 209. Grimm

1%)

ZrwVk

Myth.

2

940

(Sschwed.); Boecler Ehsten 140. 270) Grimm Myth. 2,943; 3, 438 nr. 128; dagegen ug. Thiers a.a.0.; ZfVk. 3, 135 (MA, Juden); Hovorka * Kronfeld ı, 32 (Dayaks). 21) Grimm My, 938 ff. 943; 3, 438 nr. 128 {altnordisch, A. Neuzeit); ZfVk. ı2, 9 (MA.); Klapper MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.); Hasak Christl. Glaube 105. 192 {a. 1483. 1495); ZfVk. 11, 278 (15. Jh.); ZfdMyth.. 3, 310 (a. 1612); Camerarius b. Wolf Beiträge ı, 231:

Wuttke 200 8 271. — ug.: Amersbach Grimmelshausen 2, 75, vgl. Thiers Trail ı 209 = Wolf Beiträge ı, 252, dagegen g. im heutigen Frankreich: Sebillot Folk-Lore 3, 22. Schwankende Wertung bei den Römern:

Hopf

Volksgl.

Tierorakel 60. 1?) Wlislocki Sieb. 162.

176;

Ders.

Ders. Magyaren 71.

Zigeuner

3) Wuttke

114.

115;

201 $ 272

(doch nur weiße, todkündend). !!) Grimm Mylh. 2,938—944; 3,323.492 nr.9 (Antike, MA. N: euzeit, Schweden, Litauen, Preußen); Au Z gustin, de doctr. Christ, 2, 20 (zwischen zwei

Freunden hindurchlaufend); Meyer Aberglaube 143; ZfVk. ı2, 9 (MA.); Klapper MschlesVk. 21, 85 (14./15. Jh.); Hasak Christl. Glaube 105. 192 (a. 1483. 1495); ZfVk. 11, 278 (15. Jh.); Birlinger Aus Schwaben

I, 376 (15. Jh. Camerarius

u. b.

Zimmernsche Chronik); Wolf Beiträge ı, 231:

Amersbach Grimmelshausen 2,75; Brä u. ner Curiositäten 489; Männl i ng b

Sch ultz Sitt u. Art

193.

Alltagsleben 241; 159; Drechsler

234;

Hesemann

Bronn er Schlesien 2

Ravensberg

67;

H Öfler Organotherapie 58; John West. böhmen 251; Leoprechting Lechrain 88 (mit apotropäischem Vers); Meyer Baden 514; Schö nwerth Oberpfalz 3, 274{f (Brand kündend); Witzschel Thüringen

2, 277;

$ 270

Wuttke

(bes,

von

Zn 82; ZföVk.

SächsVk,

299;

1. kommend);

13, 134; ZrwVk.

Wuttke

Unoth

II, 258;

ı

200

184

12, 58;

£ VKk. 4, 326; 20, 382; 23, 17 (Kindervers). Vgl. oecler

SEebillot

Ehsten 71;

Thiers

Traite I, 209;

Folk-Lore 3, 23. 26; Archivio delle

428

429

Angang

trad. pop. 15, 136 (Siena, 15. Jh.); Geo kis-Pinaud Folklore de a 339; Lieb:

den von des Aberglaubens, Formen heidnisch-antiken Vorstellungen aus, trotz

Verschiedene Wertung je nach Art des A.: Drechsler Schlesien 2 23 (nicht ug., wenn man dreimal ausspuckt wenn der H. von links nach rechts kreuzt oder wenn er auf einen zukommt); Fo gel Pennsylvania 108 nr, 464; 110 nr. 475 (ug. wenn er üb Weg springt, g. wenn er voranläuft). U ne icher heit in der Deutung auch in der Antike: Gr im m

War schon in der Antike die Auswahl der prophezeienden Vögel beschränkt, so ist,

recht Zur Volksh. 314 (Norwegen): ZIVk, & 246 (Südslaven),

Myth. 2, 944. 15) Grimm Myth. 2, 940 £.; 3, 492 nr. 9 (auch Preußen); auch im alten Rom

und in Frankreich: Horaz carm. 3, 27, 4; Sebillot Folk-Lore 3, 23 f. Bisweile n Such g.: Wuttke 200 5271 (Ostpreußen); Gr imm M yth. 2, 944. }76) Leoprechting Lechrain 89; vgl. SeEbillot Folk-Lore 3, 23 ) Grimm Myth, 2, 949; Klapper MschlesVk. zı, ‚888 (14 ./1 /1 5. Jh.); ; Wuttk 8273 (bes, vor die Füße laufend). 278) Hö f ler Organotherapie 78. . Auch in der Antitike: Grii mm Myih, 944. 1081; 3, 324; Frankreich: Se biot a.a.O.3,24f.; Rolland Faune pop. I, 53; 7, 123; Z£Vk. 174, 53 (Perrault): 5 (MA. Juden). g.: Boecler Ehsten 3 135

2. Vögel. Für die Griechen und Römer waren die Vögel die wichtigsten irdische n

Künder der Zukunft; es ist zwar drastisc h ausgedrückt, entspricht aber im Grunde

den Tatsachen, wenn in den Vögeln‘‘ des Aristophanes der Chorführervogel sagt: „Wir sind euch der wahre Orakelapollon‘‘ 1), Die Worte für Vogel‘‘ (öpv15, Giwvös,

avis)

sind

im

Griechischen

wie im Lateinischen zur weiteren Bedeutung „Vorzeichen“ gekommen, der oi-

wwotg

Wie der augur ist vielfach der Pro-

phet schlechthin, die „Vogelschau‘‘ auSpicium hat nicht nur dieselbe Bedeutungserweiterung wie avis und auguriun erfahren, sondern ist zu einem wichtige n staatsrechtlichen Begriff geworden. Die einfache Beobachtung des zufälligenA. hat sich bei bei den Völkern, besonders bei den Römern, zu einer verwickelten, kunstmäßigen Disziplin ausgebildet und als solche

sich eine eigene Fachliteratur geschaffen Das Althochdeutsche übersetzt auguriunm mit fogalrarta, auspicium mit fogilryartöd 18), doch von einer entsprechenden Ausdehnung des Glaubens an die Vogelwelssagung kann bei den Germanen keine Rede sein 191), Die Polemik der christlichen Bekehrer gegen die Beobachtung des Fluges und der Stimmen der Vögel 182) geht oft zweifellos, wie bei vielen anderen

der Angabe

des Tacitus

(s. o. Sp. 410).

wie die folgende Übersicht zeigt, ihre An-

zahl im Deutschen ziemlich klein, zumal wenn man sich auf den eigentlichen A. beschränkt und besonders von den Wetdurch Vogelgeschrei terankündigungen

absieht, die häufig auftreten.

Noch spärlicher als bei den Säugetieren ist die Ausbeute bei dem HausAn erster Stelle sind hier geflügel. zu nennen Hahn und Huhn !®), während für Eule 1%), Gans 185) und Taube 1!) nur ganz wenige Zeugnisse vorliegen, die sich noch dazu bei der Ente ausschließlich und bei der Gans z. T. auf die wilde Form beziehen. Die etwas reichlicher fließenden Zeugnisse für die in Freiheit lebenden Vögel geben wir in alphabetischer Folge: Adler 19), Amsel18), Bachstelze !®), Dohle 1%), Elster 1%), Eulen 12), Falke 199), Kuckuck !®), Krähe 1%), Kiebitz 19%), Martinsvogel 1”), Mäusebussard 1®), Rabe 1%), Rebhuhn 2), Rotkehlchen??), RotSchwalschwänzchen ®2), Schnepfe%23), Sperbe 24), Schwan 2%), Specht %%, ling 27), Star %), Storch ®®).

Myth. 3, 324. 29) Aves 724. 1) Grimm 1ı) Über Vogelwahrsagung bei den Germanen

Myth. 2, 945; 3, im allgemeinen s, Grimm Myth. 3, 403; Caspari 324. 12) Grimm

Homilia 7/8‘ 8 9/11; Boese Swuperstit. Avelat. 47 £.; Klapper MschlesVk. 21, 75. 79.

Schlesien 2, 90 13) Hahn ug.: Drechsler (über den Weg laufend); Leoprechting 202 $ 276 Lechrain 89 (schwarzer); Wuttke (g. und ug., in das Haus hineinkrähend oder ins Fenster

hineinsehend);

nicht eigentlich zum

sehr

aber

verbreitet,

A. gehörend,

ist das ug.

Klapper des unzeitigen Krähens: Omen Grimm MschlesVk. 21, 88 (14./15. Jh.); a.a.0O. — Huhn: Myth. 2, 949; Wuttke Myth. 2, 947 ug.: ZrwVk. ır, 258; Grimm Wolf gerupftes); und kahles (Frankr.,

Beiträge ı, 246 (Engld. roughfooted hen); ZfVk. 27, 2 (Schottld., Kopf unter den Flügeln). Allgemein ug. krähende Henne: 2,

949;

Klapper

Grimm

MschlesVk.

Myth,

21,

88;

Cua.a.0. 1) ug. Bräuner Wuttke riositäten 489 (über den Weg fliegend); ZfVk. 27, 2 (Schottld., Kopf unter den Flügeln), Pennsylvania 101 nr. 420; 165) ug.: Fogel a.a.0O. (wilde, über den Weg Bräuner



2, 938 Myth. 2°) g.: Grimm fliegend). nr. (Petrus v. Blois ep. 65); Grohmann 203 8 277. !”) g., wenn er 916; Wuttke „‚taschenhalb‘ (d. h. von rechts) kommt: HartGrimm 43; bei Ulm c. 67, ed. lieb Myth. 2, 946; Raubvögel überhaupt g.: Sim rock Myth, 541; ZrwVk, ır, 258; Wuttke Myth. 3, 323; 201 $ 274. 1) ug.: Grimm Tierorakel 135. 1®) g.: Drechsler Hopf Schlesien 2, x93. 228 (Geldgewinn kündend, dreimal auf die Tasche schlagen); ZrwVk. 12, Myth. 3, 475 nr. 1087 (a. 1791, 58; Grimm 278.

$

203

Wuttke

für Ledige);

2 Stück,

Schlesien 2, 230, vgl. 1%) ug.: Drechsler Deutung Ehsten 67; Ungnad Boecler der Zukunft 29 (Babylonien, von rechts nach links oder voranfliegend g.). !®) ug.: Bron-

Leoprechting Art ı59; Oberpfalz 3, Schönwerth

Sitt u. ner Lechrain 89;

275

vogtes,

allem

vor

(bedeutet

„Schergen

daher

des Bettel-

Kommen

genannt);

- Elster“

Thüringen 2, 277; Wuttke Witzschel 202 8 275 (über den Weg laufend); SAVk. 21, 201; ZrwVk. ır, 258. — Von vorn gesehen g.; Myth. 2, 947; zwei von hinten ug.: Grimm Schlesien 2, 230, g., eine ug.: Drechsler Myth. 3, 326 (Pies en nombre vgl. Grimm impair — signe de malheur); ug., wenn man sie man

g., wenn

hört, ohne sie zu sehen,

sie sieht:

202 $ 275. 1?) Gemeint ist wohl Wuttke in den meisten Fällen das Käuzchen, ug.: Grimm (Frankr.);

2, 939. Myth. 17, vgl. ZfVk.

3, 327. 485 Rolland

950; 453;

Faune pop. 2, 46; Klapper MschlesVk. 21, Schlesien 2, 88 (14./15. Jh.); Drechsler 231; ZrwVk. ır, 258. 1) Der von Grimm v.SaMyth. 2, 938. 946 nach Johannes 13

ı,

Polycrat.

lisbury

als g. genannte

al-

Tierorakel 92 idenbarellus ist nach Hopf tisch mit dem Baumfalken, !**) ug.: Drechsler Schlesien 2, 231. 1®) Was Johannes Myth. v. Salisb, Polycrat. ı, 13, Grimm 2, 938 von der Krähe im allgemeinen sagt, ist für die verschiedenen beim A. zu beobachtenden

(s. o.

Besonderheiten

Sp. 415)

vortrefflich

so

ausgeführt,

daß wir die Stelle im Wortlaut

contemnas.

refert

an-

führen: quid cornix loquatur, diligenter ausculta, situmque eius sedentis aut volantis nullo modo enim

plurimum,

a dextris

sıt

an a sinistra, qua positione respiciat cubitum gradientis, loquax sit an clamosa an Ssilens transeuntis sequatur, an praecedat omnino, exspectet adventum an fugiat quove discedat, Wie Grimm Myth. 2, 947 notiert, beobachtete Olaf Tryggvason, obgleich Christ, ob die K, auf dem rechten oder linken Fuß stand und weissagte sich

daraus

Böses;

seine

Feinde

Swuperst, delle Alpi

Venete

196, —

Gutes

oder

nannten ihn daher kräkubein. Der A. der Kr. Myth. 2, ist sonst fast immer ug.: Grimm 946; Drechsler Schlesien 2, 230; Schön201 Wuttke Oberpfalz 3, 274; werth $ 274; Unoth ı, 183 nr. 66. Auch in Italien: Archivio delle trad. pop. 15, 16 (Siena, 15. Jh.); Bastanzi

Von

links nach rechts

fliegend

g.:

Grimm

2, 946; 3, 408 (Burchard v. Worms); Klapper MschlesVk, 21, 87 (14./15. Jh.). — g.: Leoprechting Lechrain 89. 16) Die Zeug-

vatterstehen, Unglück;

zerbrechen;

selten sichtbar ist. Er ist, beim Ausgehen gehört, g., für einen Dieb ug.: Wuttke 204

wälzen,

tos

$ 280. Zum erstenmal gehört, bedeutet er Geld : Drechsler Schlesien 2, 193, 228 (3 mal auf die Tasche klopfen); ZrwVk. 11, 258. Öfters ist der Ruf von rechts g., von links ug.: Grim m Myth. 2, 945. 563; Kla P Per MschlesVk, 21, 88 (14./15. Jh.). Das Kuckuckorakel (Zahl de r Lebensjahre, Kinder usw.) gehört nicht mehr zum A, 17) g.: Grimm Myth. 2, 938. 946; 3, 326 (nach Johannes v. Salisbury u. Später en). Nach Grimm eine Falkenart (albanellus ?),

18)

g.:

Hopf

Orakeltiere

Grimm

Myth.

146 der Buntspecht. 2,

939.

946;

3,

325

(Burchard v. Worms, Berthold v. Regensburg: müsar); Klapper _MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.). 1) Von H opf Tierorakel 110 mit Recht als der deutsche Orakelvogel xxr7'

&50%%v bezeichnet, bei den Römern rechts g., links ug.: Cicero de div. 1, 12; ı, 85; Plautus Auwul, 4, 3, ı (dagegen links g. Corrector Burchardi b. Friedber g Bu ßbücher 93; Gerhardt Franz. Novelle 73; Wuttke 201 $ 274). S. ferner Jahrb. d. V.

f. Volksk,

u. Linguistik

in Prag

1593;

Duhn

ARw. 12, 167. g.: Grimm Myth.z2, 938. 940 (Edda, Kriegern folgend); Leoprechti n g Lechrain 89; ZrwVk. ı1, 258. —— ug.: Bron ner Süt u, Art 159; Drechsler Schlesien 2, 218;

Höfler

Organotherapie

ı24;

Kla

pper

MschlesVk, 21, 88; Schönw erth OberPfalz 3, 274; Wuttke 201 $ 274; Unoth ı, 183 nr. 66. 2%) ug: Wuttke 2058281; Jo hn

Oberlohma 164 (übers Haus fliegend, Feuer kündend); vgl. Archivio delle trad. Pop. 15, 136 (Siena, 15. Jh.). 2) g: Grohmann nr. 916; Drechsler Schlesien 2, 227. 2) ug: Drechsler

a.a. O.; ZrwWVk.

ıı, 258 (Brand kündend).

23) ug.: Grohmann Nr. 916; Wuttke 20 5 8281. %4) g.: Grimm Myth. 3,475 nr. 1086 (a. 1791. Erste im Frühjahr); Drechsle r

Schlesien

mann

89. —

2,

Nr.

227

916;

(dgl., sich

wälzen);

Leoprechting

fliegend g., sitzend ug.: ZrwVk.

Groh-

Lechrain

ıı, 258;

Wuttke 203 $ 278 (außerdem: bei Ersterscheinen im Frühjahr einzelne = Heirat, mehrere = Ledigbleiben oder auch umgekehr t. Junggesell muß unter seinem Fuß nachsehen,

ob darunter ein Haar liegt; dies zeigt Ha arfarbe

der Zukünftigen). In der Antike meist ug.: Hopf Tierorakel 136. 25) Grimm Myth.z, 938 (Johann von Salisb.): g. für Schiffer, vgl. Hopf Tierovrakel 176. 2%6) Von rechts g.: Grimm Myth. 2, 947 (MA.). 2”) Caspar i 7.$ 9 (MA. nichts über g. oder ug.). 28) ug: Grimm Myt3, h. 323. %) g.: Leoprechting Lechrain 89. Reichhaltige Kasuistik

b. Wuttke 203 8 279 (beim Ersterscheinen im Frühling für Mädchen: fliegend = Fleiß,

Brautwagen,

Glück;

stehend

=

Faulheit,

Ge-

sich

klappernd

putzend

=

=

Geschirr

Krankheit

und

Tod. In Haufen über Menschen fliegend = Tod. Hat man beim ersten Erblicken Geld in der Tasche, so hat man es das ganze Jahr . Sich

nisse beziehen sich ausnahmslos auf den Ruf, offenbar weil der K. sehr scheu und daher nu r

nach

432

Angang

431

schon

Epist.

8).

im

Altertum,

3. Sonstige tieren und

s.

Philostra-

Tiere. Von Lurchen

Kriechwerden Ei-

dechse 2), Schlange 21), Frosch 212) und Kröte 28) bald als g., bald als ug. ge-

deutet. Von den Insekten ist an erster Stelle die Spinne 214) zu nennen, bei der fast immer die Tageszeit, zu der

sie erscheint (s. o. Sp. 414, Anm. 25), und

die Richtung, in der sie spinnt, berücksichtigt wird. Beim Schmetterling 25) fällt besonders die verschiedene Deutung der Farbe auf. Vereinzelte Zeugnisse beweisen außerdem für MA. und Neuzeit die Beachtung des A.s von Biene 216), Floh 227), Heuschrecke 2), Marienkäfer 219) und Zikade 220), 20) g.: Schönwerth Oberpfalz 3, 274; ug.: Leoprechting Lechrain 88, so auch im Altertum: Hopf Tierorakel 181 und in Frankr eich:

Thiers

Traite I, 209.

21)

g.: Franz

Nik.

de

Jawor 189 (MA.); Klapper MschlesVk. 21, 87 (14./15. Jh.); Panzer Beitrag 2, 259; ZfiVk. 11, 278 (15. Jh.); vgl. Archivio delie trad. POP. 15, 136 (Siena, 15. Jh.); ZfVk. 3, 37 (MA. Juden, aufs Bett fallend); Liebrecht Zur Volksk . 328 (Norw.); Georgeakis u. Pinaud Folklore de Lesbos 339. — ug.: ZrwVk. 11, 258; vgl. ZfVk. 3, 135 (MA. Juden, rechts vorbei od er zwischen mehreren hindurchlaufend); in der Antike war die Deutung ebenfalls Schwanke nd,

ug.z.

B.:

Theophrast

Char. 16;

Th iers Tyraite Sit u. Ayt 159.

*4) Im allgemeinen gilt das Schema des in ve rschiedenen Fassungen gebräuchlichen Vers es’ (Mocorgen — Sorgen, Mittag — Glück am 3. Ta g oder kleiner Gewinn, Abend — labend):

franz.:

ka

ıı,

2538;

Unoth

Gerhardt

u, Kronfeld

Morgen

1,

186

nr.

Franz. Nov. 73;

(ug.) genannt:

ı, 30;

oft

Grimm

morgens

Schwaben

221;

g.: Witz-

g. von Ferner: Thüringen 2, 277). schel oben spinnend oder an jemand aufwärtslauMyth.

rimm

;

2,

Wuttke

938;

Ns 285 ug. für einen Kranken an der Wand neben dem Bett oder über das Bett laufend oder an jmd. abwärts laufend: Meier Schwaben 221; Wuttke a. a. O. Große ug. (Zank), Beiträge 2, 457; kleine g. (Glück): Wolf weiße ug. (Tod): Fogel a. a. O0. 115 nr. 503.

18) Erster im Frühling weiß = Glück in Geldsachen oder Unglüück und Tod, grau == Ung lück , gelb

Augenschmerzen,

rot =

==

Glück,

Gevat-

hen Wuttke 205 $ 282. 2%) ug. einen Schwarm in einem Baum zu finden ZfdMyth. 3, 311 (a. 1612), So auch in der Antike, Grimm Myth. 2, 951. 2) Auf die Hand springend = unerwartete

a. a.O. 91 nr. 359 (Brief). 2, 938 (Johann v. Salisb.).

feste 136; Fogel 38) ug. Grimm

29)

g. Unoth

$ 282 (bes.

die Hand

338

(Joh.

Volks-

Montanus

Neuigkeit,

nr. 145; Wuttke

ı, 187

205

auf jemand zufliegend oder sich auf

setzend).

v. Salisb.).

2) g. Grimm

Myth.

2,

4. Pflanzen und Gegenstände. Das zufällige Stoßen auf gewisse Pflanzen und Gegenstände kann nur zum Teil zum

A.sglauben gerechnet werden, da das Moment der Belebtheit des Objekts fort-

fällt. Bewegt ist dieses wenigstens im Falle des Wagens, dessen A. etwa mit dem des Leichenzuges (s. o. Sp. 415) zu vergleichen ist, bei welcher Gelegenheit er als Leichenwagen auch schon genannt wurde.

Er wird, meist mit Rücksicht auf

Gr imm

hüpft im Frühjahr ein F. über den trockene n Weg, so muß man das Jahr über so viel Tränen weinen, daß er sich baden kann. 23) gg. Fran z Nik. de Jawor 189 (MA., ebenso Antike: Ho pf

ZrwVk.

(doch

58

ız,

ZrwVk.

Meier

Jungen zu finden 22), Schließlich sei noch auf das Finden einer Nadel hingewiesen, wo die genaue Beobachtung

2, 947; ZrwVk. II, 258; Boecler 140; Dähnhardt Volhst, 2, 87:

Tierorakel 196; Frankreich: I, 209). — ug.: Bronner

nr. 384;

95

AL

Clemens

g. im Wasser, ug. auf dem Lande:

Myth. Ehsten

vgl. 80 nr.

Pennsylvania 106 nr. 446;

ogel

seine Ladung, g. oder ug. gedeutet 221). Im Zusammenhang mit dem A, der Vögel

Al Strom. 7, 4, 25; Horatius carm, 3, 27, 5; Terentius Phorm. 4, 4, 29. g.: Cicero de div. ı, 36; Scriptores hist. Aug. rec, Peter ı, 125, 19; 2, 25, 6; vgl. Kü ster Schlange 131fi.; Grimm Myth. 2, 949.

22)

Angang

433

114;

auch

Hovor-

auch

nur

der

Myth. 2, 951;

verdient Erwähnung, daß es g. ist, ein Vogelnest mit brütendem Weibchen und

der Lage an ähnliche

Spezialbestimmun-

gen bei belebten Objekten erinnert 223), Dagegen sind für das Finden bestimmdes vierblätter Pflanzen, besonders trigen Kleeblattes, sowie des Hufeisens, die entsprechenden Sonderartikel zu vergleichen.

434

Tod 7, 345 Voirgtlland 254; Höhn Köhler (Zwiegespann Leichenzug begegnend = Zwiespalt in der Ehe); Drechs le r Schlesien 2, Myth. 3, 193 (mit Stroh beladen); G rimm 475 Nr. 1088 (a. 1791, mit Mist beladen, für 22) ZfVk. ıı, 277. 462f.; 19, Brautpaare). Nik. de Jawor 189; 142 f. 228) g.: Franz 106 Pennsylvania Fogel Z{Vk. ıı, 279; nr. 451. Kopf dem Subjekt zugekehrt ebd, nr. 449. 466. Spitze zugekehrt 107 nr. 450; 109 nr. 467. ug.: Nähnadel mit schwarzem Faden

Drechsler

Schlesien

2,

200.

Allem A.sglauben Entstehung. und so auch dem deutschen liegen verTeil primitive mutlich zum größten Charakters magischen Gedankengänge zugrunde, besonders spielen, wie sich aus den vorgebrachten Beispielen leicht erkennen

lungen

läßt,

sympathetische

Vorstel-

den

häufigen

eine große

Grundregeln

kasuistischen

Rolle.

wie auch

in

Sowohl

Unterscheidungen

in den

(rechts

— links, schwarz — weiß, für dieses Subjekt g., für jenes ug. usw.) besteht engste Verwandtschaft mit der auf die gleichen

primitiven Vorstellungen zurückgehenden „symbolischen‘“‘ Traumdeutung, wie sie z. B. aus dem Traumbuch Artemidors be-

kannt ist. So ist es nicht nötig, ja nicht zulässig, in den A.stieren grundsätzlich die Verkörperungen von Totenseelen 224) oder Dämonen ?) zu sehen; aus der Eigenart, der Farbe, der Stimme der Tiere erklären sich vielfach die Deutungen von selbst?) . Doch ist es andrerseits auch unmöglich, alle Erscheinungen des Tier-A.sglaubens auf diese Weise zu erklären, etwa alle „kampflichen‘‘ Tiere für g., alle „unkriegerischen‘‘ für ug. zu erklären 2?7); z. B. würde sich die g. Deutung des Hirsches diesem Schema nicht einfügen. Vielmehr wird man annehmen müssen, daß dem weiten Sammelbecken des A.Sglaubens neben jenen allgemeinen primi-

tiven Anschauungen auch spezielle, aus der Religion, dem Mythus und der Kultur des eigenen Volkes entsprungene oder von fremden Völkern übernommene Vor-

erklärt So sind. sen zugeflos en stellung | Sitte u. Brauch 3, 64; 221) g.: Sartori Grimm den ug. A. der alten Frau aus dem Wuttke „209 27; Westböhmen John Schlesien 2, Drec h sler aus der $ 290 (beladen); des Priesters Hexenglauben, 193 (mit Heu beladen); Dä h nhard t Volkst. irdische Geschäfte unterbrechenden und

2, 89

(dgl., doch

muß

man

links vorbeigehen);

ZfVk. 20, 382 (von jungem Mann gelenkt). 469 $ 746 (für Leichenzug); ug.: Wuttke

vereitelnden Erscheinung des heidnischen und später des’ christlichen Gottesmannes,

435

Angebinde— Angst

den g. A. des Wolfes aus seiner Natur als siegbringendes Tier des Odin u. a. m. 228),

Doch auch er muß Frage, warum eines und Bettlers A. für und Aussätzigen als klärung verzichten.

in den

dasselbe

meisten

z. B. gegenüber der Blinden, Hinkenden ug., eines Buckligen g. galt, auf eine ErDasselbe gilt auch

Fällen,

Tier

in denen

schlechthin

ein. und

bald

als g.,

bald als ug. gedeutet wird, eine Erscheinung, die auch im A.sglauben der Antike, der zweifellos durch christliche Ver-

436

den wächst, macht man den kindern ein a., neun stücklein in einen zundel mit einem rothseidnen faden, so dass er auf der herzgrube liegt.“ S. 862: „a. vom rechten auge des wolfs, säcklein von st einen, blinden schwalben aus dem magen geschnitten.“ Das Wort Amulett (s. d. ) kommt in der deutschen Literatur er st

Spät

s.

)

mittlung vielfach auf den deutschen eingewirkt hat, wiederholt zu beobachten

vor.

anhängen,

Grimm

Myth.

angeln

24) Mogk Myth. 229. 25) Bronner Sitt u. Art 159. 2%) Auf eine interessante spon tane A.sdeutung auf christlicher Grundlage bei J. Gotthelf (zwei weiße Tauben = Friede un d Eintracht) verweist Spren ger in ZfdU. 6, 438. ”) Simrock Myth. 640 £. 228) Grimm Myth. 2, 941 £. Boehm.

Angelusläuten

Noch

lebende

Bräuche

lassen erkennen, daß man Gaben, die man heute A. nennt, ohne sich etwas Besonderes dabei zu denken, wenn schon der Sprachgebrauch das Wort auf bestimmte

Geschenke zu beschränken scheint (Patengeschenke, Geschenke für ganz kleine Kinder), ehedem wirklich angebunden

hat, um sie dauernd mit dem Beschenkten zu verbinden ?!). In Heimstetten (Baden) binden die Paten dem Kinde nach der Taufe hinten in der Kirche je eine Mark ein ?). Vergleichbar ist das Anbinden als Form der Weihung. Im Württembergischen entspricht dem das sog. Kisse-

steket.

Vgl.anbinden, binden, Eingebinde, Patengeschenk. ') Kondziella

Myth

2,982 f.;

Ders.

191 ff., wo eingehend

die Abhandlung

alterthümliche

Volkseposı00;

von

Grimm

Kl. Schriften z (1865),

über das A. gehandelt ist;

J. J.Hornus

Sitte der A. bei Deutschen,

Über die Slaven

4. Litauern. Prag 1855, war uns nicht zugänglich. %) Meyer Baden 25. Aly.

Angehenke, Name für heilkräftige Mit-

tel, die angehängt, angebunden, angeknüpft werden, etwa Amulette (s. d.). Grimm!) zitiert aus Ettner, Des getreuen Eckhards unvorsichtige Hebamme (1715) S. 859: „Vom hollunder, der in den wei-

3, 465;

vgl.

2, 982. Pfister.

Angelica s. Engelwurz.

ist.

Angebinde.

Anhängzettel.

s. fischen.

s. Abendläuten

Betglocke.

Angesicht s. Gesicht. Angla achila achtila, Zauberworte

Liebeszauber, um ein Mädchen Willen zu zwingen 2).

) Urquell 3 (1892), 3; 2, 89.

Angst (Furcht,

Ohrt

Schrecken).



im

sich zu

Trylleformley Jacoby.

Die Sorge

um die Sicherheit im Leben begleitet die wilden Völker mehr als die Völker der gesicherten Kultur, Die Sorge steigert sich in manchen schwachbegabten Völkerschaften bis zur fortwährenden A. vor Unglück bringenden Dämonen 1). Die Furcht vom Tage her vollendet sich im A.traum der Nacht ?). Mit der steigenden Kultur ermäßigt sich allmählich die Furcht vor Träumen ®), doch wird es immer Menschen geben, die von gewissen A.gefühlen geplagt sind. Gegen ihre unerklärliche Herrschaft hilft der Zauber, Wer die Zehe eines Toten anrührt, wird frei von der A.%. Das Verfahren, jemandem die „A. anzutun‘“ und einen entlaufenen Liebhaber zurückzubringen, be-

schreibt

Grimm

Myth.

3, 470

Nr. 961.

„Die A.‘ bedeutet in Bayern ein Gebet, das, am Gründonnerstag abends im Stall gebetet, das Vieh vor Krankheit schützt 5). l) Frazer 9, 72fif.; Visscher Naturvölker 2, 192 u. 196. 2? Wundt Mythus und

Rel. 2, ı25ff. 3%) Ders. ı, 577. *) Grimm Myth. 3, 453 Nr. 544. 5) Reiser Allgäu 2, 113 Nr. 5; Fischer

ler

Bayr.Wb.

Schwäb.Wb.

ı, 105.

1,213;

Schmel-

Boette,

437

anhängen—Animatismus

anhängen. Das heimliche A. von kleinen Gegenständen oder das Anbringen von

Spottfiguren

an

den Kleidern

der

Straßengänger muß trotz den spärlichen Belegen, die wir bis jetzt finden konnten, in ganz Westeuropa verbreitet gewesen

sein. Eine allgemein befriedigende Erklärung kann ebensowenig gegeben ‚werden, wie für die Foppbräuche im April (s. d.), zumal da die Tage, an denen das A. ausgeübt wird, verschiedene sind: 2. Febr. (Lichtmeß) !), Fastnacht %), Aschermittwoch 3%), Donnerstag nach Asch.*), in den Fasten 5), speziell Mittfasten %, am häufigsten 1. April ”), vereinzelt Palmsonn-

tag ®), bei der Weinlese ®. Meist werden Tuchläppchen in einer bestimmten Figur ausgeschnitten, mit Kreide geweißt und unmerklich auf dem Kleide abgedrückt.

Solche Figuren sind: Esel(skopf) ?) (Usener) %), 8), Teufel(skopf) %), Säge ?) (Us.)°), Leiter ?) (Us.); Fisch? ?), oder es werangeselbst Tuchfetzchen die den hängt ?) (Lancashire) ”) (Franche-Ct6); andere Gegenstände: schmutzige Lappen ?) (Sizilien), Papierstreifen %) (Portugal) 7) (Belgien), Aschensack 3), Klämmerchen *), Zopf”’) (Belgien), LämmerKalbsschwanz 7) schwanz 2?) (Sizilien), (Sizilien), tote Maus?) (Franche-Cte), tote Ratte (Franche-Ct€), Püppchen ®), Papierpfropfen !). Eine Sonderstellung nimmt der Würzburger Brauch ein, insofern, als der ‚„‚Palmesel‘ nicht heimlich angebracht wird, sondern als Schanden-

bezeugung für Kinder, die am Palmsonntag keine neuen Kleider angezogen hatten ®). Die „Poppeli‘, die in Graubünden bei der Weinernte angehängt wurden, werden von Bühler®) als Phallus, d. h. als Fruchtbarkeitssymbol, gedeutet. Möglicherweise hängen mit diesem Brauch die Redensarten zusammen: ein Blechlein ®), Siechblechlein 11), Bletzlein??), Flecken?®),

14), Klämperlein?®), KläpperKlämmerlein ?®), Schellein 1), Klette!7), Klebläpplein le 29), Schlötterlein, -ling, Schletterlein, Schlätter 2), Spettlein, Spätlein, Spätzle 21), eins oder etwas anhängen ??) i. 5. V.

„verspotten, schmähen, übel nachreden‘‘. 1) G. u. F, Hegi Tösstal (Zür. 1913), 66.

®) Liebrecht

Z. Volksk. 408, verweist auch

438

auf Usener in Rhein. Mus. N.F. 30, 192 (Sizilien, Portugal). 3) Aus dem Posener Lande

4 (1909), 79. *%) ‚„Chlupper-Donstig‘“, d.i. Klämmerchen-Donnerstag (Appenzell) SAVk. I, 275. °*) Liebrecht Z. Volksh, 408 (Lancashire). %° Gubernatis Tiere 284, A. I (Piemont). ’) SAVk. 6, 143 (Thurgau); eigene Erinnerung (Basel); Reinsberg Festjahr 94

(Vlamen);

Reinsberg

Traditions

I,

203 (Belgien); Albers Festpostille = Das Jahr ı42 (Friesland, Holland); Beauquier Les Mois en Franche-Comte (Paris 1900), 52; La Tradition 10, 76 (Südostfrankr.). ®% Schöppner Sagen 3, 56. ®) Bühler Davos 1, 373; dazu

»)

Wb.

SAVk.

DWb. ı,

ıı,

268;

ı, 367;

1186;

2, 85;

Schweizld.

SchweizlId.

Fischer 5,

6;

Hs.

4,

1423.

Schwäb,

Sachs

Bay.Wb. Schwänke 26, 33. !) Schmeller 1,322. 2) Geiler Granatapfel 151% bij 1a; DWb. 2, 110. 1) Ebd. ı, 367. 1) Ebd. 5, 940.

5, 943. !%) Ebd. 5, 943. 954. 969. 1143. 15) Ebd. 1152; 9, 651 a. 1’) Ebd.g, 651 1) Ebd. 8, 24941) Ebd. u. 9, 651 u. ®) Ebd. u. 788; Schweiz9,

Id.

476;

965.

985.

994;

Schmeller

Martin-Lienh.

BayWb.

2,

2, 537; Fischer

Narren%) Brant 900. 901. Schwäab.Wb. schiff (ed. Zarncke) 21, 5; 42, 14 (mit Anm.); Ders. 25; 18, Schelmenzunft Murner

Narrenbeschw. 601;

22)

DWb.

DWb.

77, 44;

Ders.

Mühle

v. Schw.

ı0, 1998. 2195 f.; Schweizld. 9, 785.

I, 368.

Hoffmann-Krayer.

Anhängsel s. Schmuck. Anhängzettel. Man nennt so eine besondere Art von Amulett (s. d.); es ist ein

um den Hals gehängter Zettel, auf den, wie die Beispiele bei v. Lindern zeigen, unverständliche Zauberformeln geschrieben sind. Unter der Voraussetzung, daß der Benutzer nicht lesen kann, hat wohl auch ein Schalk Banalitäten darauf geschrieben, so gegen Schwangerschaft: Lege dich nicht zum Manne, so wirst du nicht schwanger !). Das Wort fehlt in Wörterbuch, der Brauch ist Grimms vorauszujedoch schon für Luther setzen, der Spr. Sal. 3, 3 übersetzt: Gnade und Treue werden dich nicht lassen. Hänge sie an deinen Hals und schreibe sie an die Tafel deines Herzens ?). S. Amulett, Brief, Zettel.

1) Venusspiegel 3. Aufl. Straßburg 1743; vgl. ?) DWb. ı, 367f. unter Alemannia 8, 285. Aly.

„anhängen“.

anhauchen

s. Hauch.

Animatismus bedeutet die Anschauung

von der Beseelung sämtlicher Gegenstände der Natur und des menschlichen Ge-

439

Animismus

brauchs (Allbeseelung). Der Ausdruck erhielt besondere Bedeutung in der Theorie R. R. Maretts, welcher davon ausgeht, daß der naive Mensch in allem, was ihm Auffälliges begegnet oder was auf ihn nachdrücklich einwirkt, etwas Seelisches erkennt !). Indem der Mensch solchen Gegenständen gegenüber seine psychische Grundregung entfaltet, erscheinen sie ihm als etwas „Supernaturales‘. Die Regungen nämlich, durch welche der Mensch seine Einstellung zu den Dingen gewinnt, sind nach Marett die Gefühle der Furcht, des Schauders und der ehrfurchtsvollen Scheu. Diesen A. ordnet Marett dem Animismus (s. d.) als allgemeinere Form über, da er letzteren Ausdruck in dem engen Sinn Tylors als Geisterglauben nimmt. Sonach sei der A. auch der Anfang alles religiösen Glaubens. Man wird sagen dürfen, daß die Neigung des Menschen zur Allbeseelung der lebensvollen religiösen Anschauung diensam gewesen ist und die Bildung religiöser Vorstellungen unterstützt hat, daher auch immer wieder gelegentlich bei Bildung abergläubischer Vorstellungen beteiligt ist. Man kann auch gegen Wundts ganz abweisende Kritik des A.?) zugeben, daß in dem Sinne, wie Marett den A. faßt, etwas von ursprunghaft religiösen Regungen damit bezeichnet wird: dies nämlich, daß in den Dingen, welche beseelt werden, etwas „UÜbernatürliches‘‘ erfaßt und mit heiliger Scheu betrachtet wird. l) R.R. Marett The threshold of religion ®, 1914. *) W. Wundt Mythus und Religion 2, 173 ff. K. Beth.

Animismus. ı. A. ist ein zuerst in der Medizin eingebürgerter, von G. E. Stahl in seinem Werke über die Drüsen (erstes Drittel 18. Jh.) geprägter Aus-

druck für die Auffassung, daß das oberste Prinzip des lebenden Organismus die Seele (anima) ist, die jedoch einerseits

etwas

Unsterbliches

und

Überlogisches,

anderseits als anıma vegetativa nichts anderes als die natura der Alten ist.

Jeder Körperteil hat nach Stahl ein Leben für sich, das auch für sich allein gestört werden kann !). Die Vorstellung

440

von der Körperseele und den Organseelen, wie sie Wundt bei den Naturvölkern findet ?), ist auch in dieser Stahlschen Theorie vorhanden, und diese Ansicht von dem in dem Leib waltenden Seelischen zeigt ihre Nachwirkungen in sehr vielen volkstümlichen, dem Aberglauben angehörigen Heilmitteln und -verfahren. !}) Franz Car] M üller

Geschichte der organi-

schen Naturwissenschaften 9{. Mythus u. Religion 1, 139 ff.

2) Wundt

2.Alsethnologisch-religionsgeschichtlicher _Fachausdruck wird A. gleichfalls im zweifachen Sinne verwendet: a) für den Glauben an ein besonderes Seelisches, gleich-

sam

ein

Seelenwesen

im

Körper

oder

außerhalb desselben, und b) für den Glau-

ben

an den

Lebendige

Vitalstoff,

durchzieht

und,

als

der

alles

unsicht-

bares Fluidum anhaftend, alles charakterisiert, was mit einer Person in Berüh-

rung gekommen a) Nach

B. G.

ist.

Tylor

ist der A. als

Glaube an die Existenz geistiger Wesen

mit oder ohne bestimmte Körper „die Religion und Philosophie aller nichtzivilisierter Völker‘‘ und die Grundlage oder erste Stufe aller Menschheitsentwicklung, aus der jede höhere geistige Betätigung, vor allem Religion und Kunst hervorgegangen sind (an i mistische

Theorie) ®). Sicher ist indessen nur, daß der A. sehr alt, allgemein verbreitet und bis in unsere Zeit und Kultursphäre

hinein dauerhaft ist. Nicht haltbar hingegen ist die Meinung, daß dieser A. die

älteste geistige Stufe der Menschheit bezeichne. Denn das würde besagen, daß die Vorstellung von Seelen- oder Geistwesen und der Glaube an eine im menschlichen

Körper

vorhandene,

ihm

gegenüber

ir-

gendwie selbständige Seele früher vorhanden gewesen sei, als die Idee des in den Körpern vorhandenen Unsinnlichen,

eine Annahme, die mit den Ergebnissen der Primitivenforschung in Widerspruch

steht. Man kannte sowohl ein selbständiges Unsinnliches, das nicht seelischer Art ist, wie auch den als völlige Einheit existierenden und lebenden Menschen, ehe

441

man

Animismus

animistisch

empfand

und

dachte,

worüber im besonderen Zusammenhange zu verhandeln ist (s. Präanimismus). Tylor definiert die Seele in dem Sinn der Primitiven, der sich jedoch durch alle Kulturschichten hindurch erhalten hat, als dünnes, körperloses Gebilde, das auch

dort, wo der Körper nicht ist, das Individuum darstellt und erkennen läßt. Der hierauf gegründete A. ist der Meinung, daß alles, was irgendwie auf den Menschen einwirkt, und überhaupt alle Erscheinungen, die ihm aufstoßen, von einem denkenden und wollenden Geistwesen hervorgerufen sind und daß alle Wesen und Dinge, welche irgendeine Erscheinung verursachen, von solchem Geist

oder

solcher

Seele

getrieben

werden.

Dieser A., eine eigentlich dualistische Ansicht, besagt, daß in allem Lebendigen eine Seele die Ursache der Lebendigkeit, der einzelnen Lebenserscheinungen, ist. Er beruht daher auf dem Versuch einer rationalen Erklärung der Lebenserscheinungen und bewährte sich wahrscheinlich zuerst an den Erfahrungen, die der Mensch mit Schlaf, Traum und Sterben machte. Das Entschwinden des Wachbewußtseins im Schlaf, das Auswandern des Ich im Traum und der Besuch der anderen

Iche während

unseres Traumes,

das Aufhören der Lebenserscheinungen mit dem Moment des Sterbens, schließlich das Erschlaffen der Lebensfunktion bei Krankheit, legen den Schluß nahe, daß es eine besondere Ursache der Lebenserscheinungen gibt. Analog erkannte der Mensch bei den Tieren, von denen sich der Primitive grundsätzlich nicht zu unterscheiden pflegt, dasselbe Agens (s. Tiere). Weiter stellte er aber in den leblosen Naturgebilden und -erscheinungen dasselbe Agens als ein Seelisches fest und stellte sie dadurch als belebt vor. Diesen Vorstellungs- oder Denkprozeß, durch welchen schließlich alles mit Seelen begabt gedacht wird, nennt man auch Animatismus (s. d.) = Vorstellung von der Belebtheit alles Seienden. Mit dem Seelischen meinte der Mensch zunächst sicherlich nichts weiter als das Prinzip der Bewegung (wie ja

442

got. sarwala = Seele, die Bewegliche, das sich Bewegende, bedeuten und mit griech. aiolos = Wind verwandt sein wird). Möglich ist indes auch, daß die Wurzelbedeutung Wind bestimmend war, nach E. H.

Meyer*%):

Wurzel an, führt zum Begriff

Ahne und Verstorbener;

darum wird eine

ausgepreßte Tod gewaltsamen durch Seele zum heftigen Wind, entsteht bei Selbsterhängung Sturm, beim beichtelosen Tod einer Wöchnerin Wirbelwind, und die Seelen Unverheirateter müssen als Wind Nebel schöbern und Felsen ab-

reiben 5). Nach Einführung des Christentums ziehen im wütenden Heere nur noch die Seelen der Bösen stürmisch dahin, während ursprünglich alle Seelen nach dem Tode in die Windsphäre eintraten. Auch im Winde ist aber die Bewegung (sowohl das sich Bewegende, wie das das andere Bewegende) das hervorstechende Merkmal und dasjenige, was auf den

Primitiven den größten Eindruck macht, wie auch der sich bewegende Schatten, der gleichfalls als Seele aufgefaßt wurde; denn diese Bewegung ist das sinnlich Her-

vortretende dessen, was an sich etwas Unsinnliches als Kern enthält, und es ist doch zugleich die geheimnisvolle Kraft

der

Veränderungen. Gegenstände,

die

verbunden

sind;

sich bewegen oder sich zu bewegen scheinen, machen auf den naiven Menschen den Eindruck von Körpern, die durch eine verborgene Kraft in Bewegung gesetzt werden, oder von Körpern, die, wie der eigene, mit einem bewegenden Agens, wie dem Willen, begabt sind. Und von dem System der so angeschauten Dinge gab es und gibt es für den primitiven Menschen seines kraft denn Ausnahme; keine symbiotisch-sympathetiweiß Grundgefühles® schen er sich mit allen einzelnen Teilen, lebenden wie leblosen, des Universums ebenso eins, wie jene alle unter sich gleichsam wie Teile eines

Ganzen

Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge, Quellen, Flüsse, Himmelskörper sind vermöge der universellen Symbiose als wesenhaft gleiche Gegebenheiten betrachtet. Diese animistische Vorstellung kommt in der Anschauung von den Toten zu

443

Animismus

besonderer Geltung. Bei Eintritt des Todes wird das Fenster, die Tür oder Luke geöffnet, auf daß die Seele hinaus kann, ebenso wie bei Geburt des Kindes, damit eine Seele hinein kann. Die Seele geht beim Sterben hinweg als Tier, indem sie sich verwandelt in einen Vogel oder ein Insekt (Käfer, Schmetterling), oder in ein kriechendes Tier (Schlange, Eidechse, Maus). Wie nach der Vorstellung der vorangegangenen Epoche der Verstorbene jederzeit als ganze Persönlichkeit wiederkehren kann, so nach der Vorstellung der animistischen Epoche seine Seele. Die Vorstellung der Seele als Schatten ergab sich aus dem Schatten, welcher dem Menschen folgt oder voraufgeht usw., und daraus wieder entwickelte sich der Glaube an den Folgegeist (an. fylgja), den weiblichen Schutzgeist, welcher den Menschen stets be-

gleitet oder wie sein zweites schützendes

Ich (der ägyptische Ka) gleichsam an Oder hinter ihm wie angehaftet ist. Indem sich die fylgja mehr und mehr von der

Person ablöste, wurde sie zu einer selbständigen, Tod und Gefahr verkündenden

höheren Macht ”); vgl. später die weiße (Ahn-) Frau (s. d.). Ebenso wie schützende gibt es auch schädliche und verfolgende Geister, Bringer von Landplagen und Hausunglück. Als solche treten die Seele eines Verstorbenen oder ein Drache oder andere, phantastisch gestaltete,

Tiere auf, die die Vorstellung

einer unangenehmen Kraft bedeuten.

Es

ist indessen eine von Irreführung nicht ganz freie Hypothese, allgemeinhin zu behaupten, daß alle persönlich gearteten Geistwesen, Dämonen usw., animistischen

Ursprungs, durch einen Akt der Beseelung von etwas an sich auch seelenlos zu Denkendem entstanden seien. Riesen und Zwerge sind zweifellos voranimistisch und daher auch eine ganze Reihe von anderen Geistern, ohne daß es gelingen könnte, die Grenze zwischen beiderlei Bildungen theoretisch rein auszuziehen®).

®) Tylor Kultur ı, 422. *) Mythologie 91. °%) Laistner Nebelsagen 42 u. 237. © Beth Rehkigion u. Magie? 185{ff. 321 ff.

444

3971.

’) Njals

®) Naumann

Saga

ı2;

Vatnsdaela

Gemeinschaftskultur

Saga 36.

83 ff.

b) Von entschieden größerer Bedeutung ist die Seelenstoff-Anschauung, die von vielen als der eigentliche A. im engeren Sinne heute gewertet wird. Der Seelenstoff, besser Vitalstoff®), setzt nicht die Vorstellung einer Seele voraus und geht nicht

aus einer irgendwie und -wo vorhandenen Seele hervor, sondern wird auch dort angenommen, wo an ein einheitliches seelisches Gebilde in dem Lebewesen noch nicht gedacht ist, findet sich aber auch

noch neben einer solchen Seele angenom-

men vor. Der Seelenstoff ist ein dem Körper immanentes, ihn völlig durchdringendes, in allen seinen Teilen gleicherweise vorhandenes Agens. Es ist so

wesentlich für den Körper und seine Teile,

daß es auch abgeschnittenen Teilen, wie Haaren und Nagelspitzen, dem Speichel und Auswurf und selbst der Kleidung (Kräft, Ausdünstung und Schweiß) und auch Gebrauchsgegenständen anhaftet. Man könnte versucht sein, diese Auffassung für älter zu halten, als die Annahme einer den Körper leitenden, ihm gegenüber jedoch mehr selbständigen Seele. Zu einer Zeit, aus der die selbständige und selbständig überlebende Seele im germanischen Norden noch nicht bezeugt ist, wo vielmehr der Verstorbene als ganze Persönlichkeit weiterlebend gedacht wurde, existierte der animistische Eigentumsbe-

griff.

lung,

daß

Lebzeiten

Dieser gründet alles,

was

mit

zusammenhing,

in der Vorsteldem

von

Toten

bei

seinem

vitalen Fluidum an sich trägt und dadurch ihm für immer zugehört. Hierauf, und nicht allein auf dem Gedanken, daß der Tote alles wirklich noch brauche,

ruht der Brauch, die hauptsächlichsten Geräte, Waffen und Kleidungsstücke mit ins Grab zu geben, bzw. mit zu verbrennen; denn auch durch Verbrennung wird der Seelenstoff nicht verzehrt. Interessant hiefür ist, wie das große periodische Sterben in der Sippe des Bauern Thoroolf dadurch zum Stillstand gebracht wird, daß das liegen gebliebene

445

Animismus

Vermögen einer Verstorbenen ihr durchs Feuer nachgesandt wird 1%); der Tote selbst müßte aber auch immer wieder an den Ort seines Vitalstoffes zurückkommen, solange sich derselbe auf der Erde befindet 17). An der Selbständigkeit, Beweglichkeit

und Beharrlichkeit des Vitalstoffes hängt Gesundheit. Krank Lebenund

wird der Mensch, wenn der Vitalstoff ganz oder teilweise entweicht oder wenn

sein Zusammenhang mit dem Körper gelockert wird. Der Schamane heilt die Krankheit dadurch, daß er den entwichenen Vitalstoff zurückholt, den gelocker-

ten festigt. Gelingt ihm dies nicht, so stirbt der Kranke. Die Prozedur des Zurückholens ist mannigfaltig, stets aber dreht sich die Handlung darum, des

entflohenen Seelenteilchens durch Anrufen, Pfeifen, Beschwatzen oder Drohen habhaft zu werden. An der Schnur der „Seelenpeitsche‘‘, eines hierfür bewährten bewird ein Päckchen Instrumentes, festigt, das nicht einmal immer Vitalträger (Haare, Kleidung) des Patienten enthalten muß, sondern bloß von ihm oder von einem ihm Nahestehenden berührt zu sein braucht, um dermaßen mit des Kranken Vitalität imprägniert zu sein, daß dasselbe, wenn der Arzt nächtlicher-

weile im Walde die Peitsche schwingt, den entschwundenen Seelenstoff des Kranken anzieht. Triumphierend bringt der Schamane die Seele ins Haus und praktiziert sie in den Leib genest 22). Mit dem Atem hat wie sich nachweisen nichts zu tun, sondern klar zu unterscheiden. stralischen Wurunjerri

des Patienten, dieser

der

Vitalstoff,

läßt, in der Regel ist von demselben Z. B. bei den aufand der herbeigeholte Arzt den murup des Kranken schon weit weg, bloß noch etwas Atem in dem Manne. Der Medizinmann ging nun auf die Suche und brachte den murup nach einiger Zeit in seinem Opossumfelle heim;

er

hatte

ihn

noch

eben

an

der

Grenze des Sonnenunterganges gefunden. Hätte der murup diese Grenze überschritten, so wäre er unwiederbringlich verloren gewesen und der Kranke gestorben 2%).

446

Im günstigsten Falle wirft sich der Arzt mitsamt dem wiedergeholten Seelenstoff über den Kranken und treibt jenen in diesen hinein. Das Weggehen und -bleiben des (hierbei wenigstens zum kleinsten

Teile

wohl

irgendwie

‚,seelisch‘‘

vorge-

stellten) Vitalstoffes erinnert an die Rolle des Todes in deutschen Märchen. Wie der Medizinmann herausfindet, wo die Seele ist, so weiß der Jüngling, ob der Tod zu Häupten

Mägdeleins

oder

zu

steht,

Füßen

ob

er

des

kranken

bleiben

oder

gehen will. Mittels solchen ‚,Seelenträgers‘‘ oder Vitalstoffes kann jede Art guten oder

bösen Zaubers ausgeübt werden. Man verschafft sich irgendeinen Fetzen von der Kleidung eines Menschen, oder ein paar Haare oder Nägelschnitzel, oder Auswurf, oder von ihm gekauten Betel und behandelt sie, in Blätter oder andere Hüllen, oder in ein Bambusrohr gesteckt, ebenso wie man den ganzen Menschen behandelt wissen will. Umständliche Ver-

richtungen folgen hieraus, z. B. der bekannte Guliwill bei den südöstlichen Australiern. Man darf jedoch nicht mit

Wundt behaupten, das ganze Zauberwesen sei aus dem Animismus hervorgegangen, da es ja ‚,direkten‘‘ Zauber gibt, der keines Vitalagens bedarf, bzw. solchen Zauber, der ohne irgendwelche sinnl - konkrete Vermittlung stattich

findet !). Seine Wurzel hat der Vitalstoff-

glaubein der Repräsentatividee: vom Körper gelöste Teile vermögen den ganzen

Körper

zu

vertreten

oder

zu

er-

setzen. Daß zu Zeiten das eine oder andere Organ des Leibes im besonderen als Sitz des Vitalstoffes angesehen wurde, ist für das Verständnis der Anschauung als solcher fast belanglos. Daß der Jäger die Krallen des Jaguars, die Zähne des Büffels bei sich trägt, erklärt sich am ungezwungensten animistisch, ähnlich wie die Gepflogenheit der Kopfjagd und der Schädelkult, oder das Umhängen von getrockneten Menschennieren mit dazu gehörigen Fett-Teilen, oder wie die Menschenfresserei

und

das

Verschlingen

des rohen Kamelfleisches bei arabischen Riten und das Rohfleischessen bei der

ersten orphischen Einweihung!®): es handelt sich allemal um die Zueignung des Vitalstoffes, der eigentlichen Lebensenergie eines Wesens, das in irgendwelcher Hinsicht einen Vorzug hat. — Hierher gehören auch die häufigen Maßnahmen, die Seele eines Menschen durch eine höherwertige zu ersetzen, was unter Umständen auf Dämonen und Götter der Fruchtbarkeit angewendet wird, indem der Gott desscheidenden Jahres mit der neuen Haut eines zu diesem Zwecke geschlachteten Menschen bekleidet wird (klassisches Land hierfür Mexiko) 1%). Hierher gehört ferner die Sitte, Könige, Häuptlinge oder Zauberer beim ersten Anzeichen herannahenden Todes zu töten, damit die Vitalstoffe, die Lebensenergien auf den Stamm übergehen und in ihm bewahrt bleiben, gegebenenfalls auch dem Nachfolger zugute kommen.

(Über

dachten

die Verehrung

Naturgegenstände

der

beseelt ge-

und

-erschei-

nungen, über Dämonenkult, Gespenster und ähnliches, was im Anschluß an die

Tylorsche Definition und Theorie vielfach noch in den A. einbezogen wird, s. die betreffenden Artikel.)

*) Beth Religion u. Magie? 153. 1) Eyrbyggya Saga 52—55. 1) Hans Schreuer in Ztschr. f. vgl. Rechtswiss. 33 u. 34 (1916). 2) Ch. Keysser in R. Neuhauß Neuguinea 3. 141 ff. 1) Howitt Native Tribes of Southeast

Religion

u.

Australia

Magie?

385 ff.

ı42.

5)

1)

K.

Beth

Euripides

Bakchen 135. !%) K. Th. Preuß Phallische Bräuche in Arch. f. Anthropol. N.F., ı (1904), 140 ff. Im allgemeinen vgl. A. E. Kruyt Het Animisme in den Indischen Archipel. 1906; Jul. Lippert Seelenkult 1881; Ders. Kulturgeschichte; A. W. Nieuwenhuis Die Wurzeln des A. Supplement zu Internat, Arch. f. Ethnographie 24 (1917). K. Beth.

Anis

(Pimpinella anisum).

ı. Bota-

nisches. Aus den östlichen Mittelmeerländern stammendes Doldengewächs (Umbellifere), dessen eirunde Früchte als Gewürz dienen. Die Grundblätter sind Janggestielt, ungeteilt oder dreilappig, die Stengelblätter dreiteilig, die Blüten sind weiß. Bei uns wird der A. ab und zu

angepflanzt 2). ) Marzell x03 f.

Kräuterb.

200;

Heilpflanzen

448

hl.

Anis— Anna,

447

2. Ähnlich wie der verwandte Kümmel dient auch der A. wegen seines aromatischen Geruches als antidämonisches Mittel?). Gekauften Tauben gibt man A., um sie an den Schlag zu fesseln 3). Man buk an Lichtmeß A.brote und fütterte vier Wochen lang die Tauben, damit sie recht gedeihen sollten %). 2?

Bechstein

Thüringen

3 Staricius 1679, 476; Landwirtschaft 20. *) Mitteil. 1922,

19.

Ankehrkraut

ankleiden

2,

106

f.

Eberhardt Anhalt. Gesch,

Marzell.

s. Mondraute.

s. Kleid.

anklopfen. Wenn

man bei Nacht einen

Besuch macht, so soll man an der Zimmertür nicht a.; denn bei Nacht klopfen die Hexen an. Wer mit den Füßen anklopft, ist willkommen, weil man weiß, daß er die Hände voll hat?!). S. w. klopfen, Klopfnächte. ')

Fischer

ankünden anmessen

Schwäb.Wb.

ı, 225. Bächtold-Stäubli.

(sich) s. künden. s.

messen.

Anna, hl., Mutter Marias, Fest 26. Juli. 1. Der A.kult kam in Deutschland seit dem 14. Jh. in großen Aufschwung, in erster Linie als ein Mutterkult. Hier wurden Mainz und später Düren, wo sich

seit

1501

die

ehemals

in

Mainz

aufbe-

Anna,

449

Messen de sancta Anna für solche Frauen empfohlen und von diesen gebraucht ©). Weil A. selbst, der kirchlichen Überlieferung gemäß, vor der Geburt Marias lange Jahre kinderlos war, verrichteten und verrichten noch heute unfruchtbare oder kinderlose Frauen täglich Gebete zu ihr, um durch ihre Fürbitte Leibeserben zu erhalten *%). u.

Wetzer

23

Welte

Benediktionen 2, 190—200. 1, 862. %) Franz 202; ZdVfVk. ı (1891), 300; 6 (1896), 252. 4) Stoll Zauberglauben 105; ReinsbergDüringsfeld Festkalender aus Böhmen 369.

3. In weiterer Entwicklung dieses Pa-

tronatsgedankens erscheint A. als Schutzheilige der Ehe und Eheleute, der Eltern und vorzüglich der Mütter, in letzterer Hinsicht oft durch die Kunst verherrlicht 5. Junge Mädchen wenden sich an sie, um vor Schande bewahrt zu bleiben, anderseits, um einen Mann zu erlangen: Hl. St. A., Gib alle Meitschi Manna! 9%. 5) Samson Kirchenpatrone 122; ReinsDas festliche Jahr berg-Düringsfeld 112; Luxemburg %) Fontaine 217—218. Kuoni

St. Galler

Sagen

bzw. Reinsberg-Dürings-

1) Korth Die Patrozinien im Erzbistum Köln 15—19; daselbst umfangreiche Quellenu. Literaturangabe; Samson Kirchen-

Festhalender aus Böhmen gen 3, 728—9729.

Kultus

der

Beissel

son

2.

hl. Anna

E.

am

Schaumkell

Ausgang

Heiligen-Verehrung

Die Schutzheiligen 51 ff.

Der

des MA.s;

2, 135;

Sam-

Frühzeitig galt die Mutter Marias als mächtige Patronin der Schwangeren und Gebärenden ?). Deshalb wurde ihr Name

in gesprochenen und geschriebenen

Segensformeln

für

diese

besonders

auf-

geführt, letztere auch als ‚,Briefe‘‘, also wohl Zettelchen, von hoffnungsvollen

Frauen

getragen;

desgleichen

wurden

steht

die Rolle, die sie als Beschützerin armer Witwen und Helferin ärmerer Stände wie Dienstboten, Arbeiterinnen, Näherinnen, Spitzenklöpplerinnen (Flandern) spielt 7).

wahrte Annenreliquie befindet, ein Stück von der Hirnschale der Heiligen, Stätten ihrer Verehrung. A.s große volkstümliche Beliebtheit spricht sich in zahlreichen ihr geweihten Kirchen und in vielen Patronaten aus 2).

119—123;

20 Nr. 35.

Mutterwesen

4. Sehr nahe ihrem

7) Samson feld a.a.O.

Patrone

Kirchenlexikon

5.

wurde

Bemerkenswerterweise

sie

auch Patronin der Schiffer, an der Elbe früher Nothelferin in Wassersgefahren ®). 8

Samson

ne ReinsKirchenpatro121;

berg-Düringsfeld

370;

a.a.0O.;

Ders.

Kühnau

Sa-

6. Nicht minder eigenartig ist ihr Schutzpatronat für den Bergbau und die Bergleute. Bereits im MA. schrieb man reiche Ausbeute der Bergwerke ihrer Hilfe zu; der Glaube daran ist in Sagen genugsam verbreitet. Infolgedessen finden sich in erzreichen, namentlich silber-

reichen ‘Gebirgen kirchen 9).

häufig

St.

Annen-

® Samson Kirchenpatrone 121; ReinsDers. a.a.0O.; berg-Düringsfeld SaFesthalender aus Böhmen 370; Kühnau gen

3, 728—9729.

Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

450

hl.

7. Mit diesem Bergwerkspatronat hängt wohl wiederum der Glaube an die Heilige als Geldspenderin zusammen; wenigstens soll sie früher ad numos elargiendos angerufen worden sein. In einer Anweisung, durch eine Beschwörung Geld zu erlangen, heißt es zum Schluß: Es kommt die hl. Mutter A. zu dir hinein in das Zimmer, bringt dir ein Gelt 2). u) Vernaleken

(1905), 424-

Mythen 264; ZAVfVk.

15

8. Auch gegen eine Reihe leiblicher Gebrechen wurde und wird sie angerufen. Als Medium diente außer Gebeten das zu ihrer Ehre geweihte Annenwasser, Aqua sanctae Annae, das auf deutschem Boden am Ausgang des MA.s, zur Zeit der höchsten Blüte des A.kultes, entstand. Es galt als Heilmittel in allen möglichen Nöten: nach einem der Weiheformel angeschlossenen Verzeichnis gegen das Fieber, gegen die „,Franzosen‘‘, für schwangere Frauen, gegen Kopf-, Brust- und Bauchweh und viele andere Krankheiten, auch gegen Besessene !!), A.brünnlein oder - Quellen waren häufig und weitverehrt und in Volkssagen gepriesen, weil ihr Wasser In hatte??. Blinde sehend gemacht Luxemburg empfahl man sich bei Erkrankung der Augen St. A. zu Mecher 28). Mit Hilfe der hl. A. beschwor man die Gicht und bannte sie durch Sprüche, ın denen St. A. den personifizierten Gichtern gebieterisch entgegentritt und sie in das wilde Heer, in das wild Granit (so!), ın das wilde Grummet usw. verweist 1%). Auch als Beschützerin gegen die Pest erscheint sie laut Pestblättern des 16. u. 17. Jhs. und Weihetafeln ?®). u)

Franz

12) ZdVfVk.ı

1,

Benediktionen

(1891), 300;

Panzer

212—214.

Beitrag2,

94; Weihwasser 46; Pfannenschmid Meiche Sagen 612 Nr. 755. !) Fontaine Luxemburg 107. *) Lammert 82; Meyer Baden 39; Birlinger Aus Schwaben ı, 488; Fehrle Zauber u. Segen 53. 1°) AndreeVolksk. 33; DG. 5, 125. Eysn

9. Von den Wochentagen ist ihr der Dienstag gewidmet, da sie nach der kirchlichen Überlieferung an einem solchen geboren wurde und starb. Deshalb wird dieser Tag als Vermählungs- und Hochzeitstag empfohlen und auch gewählt !%). 16) Allgemein;

Grohmann

15

1ı17 Nr. 878.

451

Anniversarium—anschneiden

10. Der Annentag (26. Juli) wird vielfach noch heute festlich begangen mit kirchlichen Feiern, Volksbelustigungen, Feuerbränden und Illuminationen. Feiert man ihn nicht gebührend, so entstehen furchtbare Gewitter !’). Für die Landwirtschaft bedeutet dieser Tag einen besonderen Merk- und Lostag, namentlich einen Merktag für die Frucht, vorzugsweise das Korn, für das Wachstum der Kartoffeln, der Rüben usw. Für diesen Tag gelten daher mancherlei Bauernregeln. Regen an St.A,tag wird vom Volk in Süddeutschland Mitgift der hl. A. genannt. ”)

Schramek

Westböhmen

feld

91;

Böhmen

Böhmerwald

160;

John

Reinsberg-Dürings-

368;

Leoprechting

189;

Meier Schwaben 2, 436; Nork Festkalender I, 492; Reinsberg-Düringsfeld

Das festliche Jahr 218—219.

11. Vor dem Schneiden des Korns ruft man sie an mit den Worten: HI. Anne,

treib’s 1)

Gewitter von danne!

ZfirwVk.

ı2, 110; RheinWb.

usw.38). I,

196;

Bad-

Wb. ı, 57; Reinsberg-Düringsfeld Böhmen 375; Meyer Baden 426; Schmitt Hettingen 18; Wettstein Disentis 1652.

12. Der Taufname A. ist neben Maria, wenigstens früher allgemein und in länd-

lichen Gegenden vielfach noch heute, der gebräuchlichste gewesen. Infolgedessen erscheint er auch in zahlreichen Redensarten, Reimsprüchen und Kinderliedchen, auch im Volkslied, Wrede.

O

453

Anniversarium s. Jahrtag. anpusten s. blasen, pusten. anreden s.Geist, reden,schweigen. anrühren s. berühren. Ansa, Zauberwort in der Formel 1): lipeo.

ansa.

amur.

eus,

theus.

hus.

Mon. liberatius Geratius (11. Jh., contra sagittam diaboli), vgl.: ansa amurhus deus, hus mun, hus anger, liberazius, jerosus ?) gegen Fieber (10./11. Jh.). Es läßt sich $e66 bzw. deus erkennen, sonst unverständlich, ) Heim Incantamenta Benediktionen 2, 484.

ansagen

s. Tod

anschauen

551.

ansagen.

s. Auge.

?) Franz Jacoby.

452

anschneiden. ı. Entsprechend der heiligen Ehrfurcht, die dem Brote (s. d.) erwiesen

wird,

ist das A.

des

Brotes

ehe-

mals eine ernst gemeinte Zeremonie gewesen, die nur der Brotherr !) vornehmen durfte; als sich einst im Kanton Zürich ein ‚‚Brotesser‘‘%, ein Knecht, dieses

Hausherrnrecht anmaßte, bekam er eine Ohrfeige 3); das Kind darf vor der Konfirmation kein Brot a.*); wenn der Hausvater den Laib anschneidet, so bleibt das

Glück im Haus ®). Schon Liebrecht ®) in

seinem Kommentar zu den Otia imperialia des Gervasius von Tilbury weist auf die apotropäische Bedeutung des A.s mit dem Messer hin und zitiert den schwäbischen Spruch 7): Eine Frau soll das Brot nie unangeschnitten auf den Tisch bringen. Rieß®) möchte damit die schon in der Antike verschieden erklärte Vorschrift der Pythagoreer in Verbindung bringen:

scheint

tv &ptov ih xatayvovaı 9); der Sinn

aber

nach einer

ganz

anderen

Richtung zu deuten, Daß das A, mit dem

Messer wirklich apotropäisch gemeint ist, zeigt eine andere Vorschrift, nach der man über Nacht ein Messer ins Brot stecken muß 1°). Apotropäisch und bannlösend wirkt das A. im Namen Gottes; als ein Bauer in einer schlesischen Sage!) die verhexte Butter anschneidet, wird sie zu Kuhdreck; von dieser Sage aus wird der feierliche Akt des A.s, bei dem das

Kreuzzeichen

besonders

eine

beleuchtet 12),

Rolle

spielt,

1) Staub Broft57; Kluge Etymol.Wb.10 74—75; Drechsler Schlesienz, 14; John Erzgebirge 30; Urquell N.F. ı (1897), 178; Sartori Sitte u. Brauch 2, 33; Mühlhause 55—56. ?) Psalm 41, 16; Staub 56. 3) SAVk, ı (1897), 77; Schweizld. 5, 944. *) SchweizId.1.c. 5) UrquellN.F.L c. %) Liebrecht Gervasius 100; umgekehrt übt das A. auf das Metzgermesser die Wirkung aus, daß es die „‚Tödtung“ verliert: Alpen burg Tirol 365; ZfVölkerpsychol, 18, 280.’) Meier Schwaben 498, 327. Ebenso sagt man: wenn der Laib Brot unangeschnitten in der Tischlade legt und

es kommt während der Zeit jemand vatterbitten‘, so stirbt das Kind:

garten Wa

I,

50;

ins ‚„,GeBaum-

Heimat3, 16. °) Pauly-Wissodas

ganze

Material

bei

Boehm

De symbolis Pythagoreis., Diss, Berl. 1905, 43 bis 44. °) Göttling Gesammelte akademische Abhandlungen aus dem klassischen Altertum ı

(Halle

1851),

anschneiden

313f.

®%) Staub

55,

vgl.

22;

Höfler Ostern 16; bei den Inselesten beißt man, bevor man das Brot aus der neuen Ernte

ißt, auf ein

38, 18; vgl. Scheible

Stück Eisen: dagegen Kloster

ZfVölkerpsychol.

die Sitte der Preußen: 9, 193; für die Juden

berichtet Bu xtorf, daß der Hausvater ‚ab ca parte, ubi bene et eleganter coctus est, £incisuram imprimit (penitus enim dissecare nefas);

hierauf wird

das Brot gebrochen:

Anschneiden

als Trauersitte

denschul

(Basel

1641),

Ju-

186 vgl. 188; über

in der jüdischen

Literatur: ARw. 17, 136. !) Kühnau Sagen 3, 79. 1436; vgl. 81. ??) Höfler Ostern 16.

2. Zu diesem Zeremoniell, mit dem das

Brot und besonders das A. umgeben war, berichtet schon Praetorius 1): ‚Wenn man das Brot auff schneidet / so muß man es unten fein be-Creutzen; sonst

kann

es

bezaubert

werden;

es ist zwar

ein altes / daß man das liebe Brot zeichne / und ist solches schon bey den Juden üblich gewesen: vide Schickard in scriptis‘‘; der gute Praetorius fährt dann fort 14): „Die Bürger machen gemeinlich auch nach / subtiler Höfflichkeit / Kleine Creutze übers Brod: die Bauern aber pflegen / nach angebohrener Grobheit / das Creutz über das ganze Brot zu machen‘‘ (1). Dieser Brauch war früher allgemein verbreitet und wird von der konservativen Bauernfrau noch geübt: man macht (kritzelt) mit der Messerspitze 15), mit dem Messerrücken 1%) oder dem Daumen !’) gewöhnlich drei Kreuze 18) oder auch ein 1!) Kreuz meist auf die Unterseite des Brotes oder das Kreuzzeichen über dieses 2%), der Querstrich muß nach der Brust hin gezogen werden 2); auch der Gast, dem man zum Segen des Hauses den Laib Brot reicht, macht ein Kreuz darüber und schneidet ihn mit einem frommen Spruch an ??); dabei muß man das Brot aufsetzen und auf der rechten Seite a.2®); nach Berliner Anschauung soll man mit dem Messer dreimal das Kreuz auf der Unterseite schlagen

oder

leicht

soll das A.

einritzen %);

nur in der

im

Stube

Erzgebirge geschehen

(Angst vor bösen Dämonen, vgl. Brot). Man legt auch den Anschnitt über das Brot und bekreuzt es so ?®); man drückt die drei Kreuze mit einem Model auf den Laib 25). Wenn überhaupt Gründe für diese heilige Handlung angegeben werden,

454

so sind es folgende: Das Brot gibt länger

aus und gedeiht besser ?’), es geht nie aus 2), es wird nicht behext ?), es gereicht dem Genießenden zum Segen ®) und sättigt mehr %), sonst bekommt man Mitesser 3), die Tochter des Hauses muß noch ein Jahr umsonst freien %)., Man darf beim A. nicht das Messer im Brot stecken lassen, sonst sticht man den

Heiland ®%s),

13) Philosophia colus 42; Maennling

14) Philosophia colus 43. *®) Reiser 447, 228; Meier Schwaben 493, 309;

ger

Schwaben

Allgäu 2, Birlin-

21 (1917), 203, h;

SAVk.

2,379;

302.

Ausland 1874, 469. 1°) Bartsch Mecklenburg z, 135, 585. *) John Westböhm. 247. 1) Staub 57; Lütolf Sagen 554. 563; Dähnhardt Volkst. ı, 97, 4. Beispiel vom Jahre 1400 im Schweizld.

5,

Schönwerth

945;

Ober-

Ku hnpfalz ı, 403, 4; Vgl. 3, 26, 179; Tirol 805, Heyl 445, 350; Schwartz Beitrag 1, 257, 14; Bir277; vgl. Panzer Meier Volkst. ı, 493, 706; linger Schwaben 2, 493, 309; Reiser Allgäu 2, 447,

228; Frischbier Hexenspr.124; Müller Schwäb.Wb. ı, Rhein.Wb. ı, 1615; Fischer

Westböhmen 247; Ders. Erz1440; John 161—162; Oberlohma Ders. 30; gebirge

Laube Voiglland 430; Köhler Landshut 164; Pollinger 52;

Teplitz Witz-

schel Thüringen 2, 285, 97; Urquellı (1890), 47,14; 3 (1892), 40; W. 457, vgl. Alemannia 24,

145;

Kuhn

102;

Luxemburg

Fontaine

Westfalen 2, 61, 186; Urquell ı (1890), 185, 16; Höfler 69; MNiederöst. Landsteiner Ostern 16; Staub 22; Enders Kuhländchen Meck*”) Bartsch Bavaria 2, 305. 80;

lenburg 2, 135, 585; 379;

Birlinger

Schwaben 2,

Braunschweig 402; Bohnen-

Andree

Märkische Sagen Kuhn ı, 24; berger 254; Böhmerwald Schramek 381, 41; SAVk.21 (1917), 203, h.; ZdVfVk. 1894, 81; Rogasener Familienbl. 2 (1898), 48; R 0 Seg-

ger

ı,

Steiermark

65/66;

besonders

feierlich

ist das A. des Neujahrbrotes in Dänemark: Neujahrsgebäcke: bei Höfler Feilberg BraunZföVk. 9 (1903), 193. ®) Andree Hexenspr. 124; schweig 402; Frischbier

Fox Saarländer Volkskunde 399; BIPommVk, 3, 150; Birlinger Volkst. 1,493, 706; Panzer

14;

I, 257,

Schönwerth ı,

403; vgl.

Höfler 1.c.; Globus 42, 105. 2%) ZdVfVk. 1894, 81 (Schlesien). ®) Rosegger Steiermark 1,

Fontaine 65—66; Schwaben Birlinger

vgl. Luxemburg 96; 2, 379, 8; Fischer

Grohmann Schwab.Wb. ı, 1440; 2?) Staub 1080—81. 146, glaube SchweizlId.

5, 944.

25) Schönwerth

%*)

ZfEthnol.

ı, 404;

Aber57;

15 (1883),90.

Bavaria

2, 305.

26) Bronner Sitt’ u. Art 203. ”) Frischbier Hexenspr. 124; Heyl Tirol 805, 277;

vgl.

Panzer

Beitrag 2, 257, 14;

15*

Pollinger

455

anschneiden

Landshut 164; Schön werth I, 403, 4; Urquell ı (1890), 185, 16; 47, 14; 3 (1892), 40; ZdVfVk. 4 (1894), 81; SAVk. 21 (1917), 203; W. 457; Mensing Schleswig-Holsteinisches Wb. ı, 528. 2%) Andree Braunschweig 402. ®) Bartsch 2, 135, 585; John Erzgeb. 30; besonders auf Rügen: Haas 1.c. 76, 134 II. ®) Bartsch l.c.; Kuhn Märkische Sagen 381, 41; ZfEthnol. 15, 90. %) Kuhn-Schwartz 445, 350; Birlinger Volkst, ı, 494,8. %) Bartsch l.c. ®% Mensin g Schleswig-Holst.Wb. ı, 528. 38) SchweizId. 5, 945.

3. Wenn man diese schützende und segnende Maßregel unterläßt, so wird man nicht satt #), man ‚‚verkirnt‘ sich 3), es kommt Unglück in die Familie 3%); alle Laibe, welche der Mensch beim A. nicht mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes bezeichnet, fallen dem Höllenbuben zum Opfer 3), oder ‚Trank und Speise derer, die unter dem Galgen sich versammeln, besteht aus den Nägeln und Überresten von Bier und Wein, welche die Menschen in den Gläsern stehen lassen, und jenem Brot, über welches die Menschen beim A. kein Kreuzzeichen gemacht haben“ 38). Der Anschnitt soll nicht gegen die Tür und Sonnenuntergang liegen, sonst zieht der Höllenbube die Hälfte für sich hin-

man

etwas

Salz

Fuhrmann %®)

hineinstecken %).

darf

kein

Brot

a.,

456

457

Ein

Brot kein ein Mann Wenn wörter: schneiden kann, so darf er keine Frau weil er sie nicht ernähren nehmen, kann %), und kann eine Frau kein Brot a., so kann sie auch keinen Mann krie-

sonst

fällt der Wagen um; in einer schlesischen Sage darf ein wandernder Müller Brot und Butter nicht a. ®) (Zauberer !). Den Kuchen, welchen die Zwerge dem pflügenden Bauern anbieten (über dieses in Thüringen, Sachsen und Schlesien sehr verbreitete Motiv vgl. Backen $ 1), muß dieser zuweilen essen „ohne ihn anzuschneiden‘‘, wie der Kutscher in der Kamenzer Sage 51), welcher „aus dem Kuchen das Mittlere herausschnitt‘‘ (in einer andern Sage gibt der hilfreiche Wassermann dem Knecht: diesen Trick an) 2), dadurch rettet sich der Knecht vor dem Tode (vgl. dagegen die Stromberger Sage, wo der Knecht später grausam getötet wird) 2). Unklar ist die vereinzelte schwäbische Vorschrift: Man soll kein Brot schneiden, sondern brechen; vielleicht stammt sie vom Kult des Abendmahlsbrotes her 5); oder handelt es sich einfach um Brot, das schon abgeschnitten ist? #) Witzschel

Thüringen z, 285, 98: das

3) Birlinger Volhst, 1, 494, 8. %) lc. 494, 13; wenn man das Vorbrot gierig ißt, blutet

Brot würde sonst fest werden. werth Tr, 404, 4. *) John 2) Witzschel 2, 265, 18. werth x, 407, 17; ZrtwVk. 1905,

2 (1898)48. , ”) Schönwerth

Oberlohma 161 ff.; Globus 42, 105. %) Drechsler l.c. 14. %) John Erzgebirge 30; vgl.

aus 3a),

das Brot beim A.: Rochholz Sagen 1, 50 (vgl. blutendes Brot). %) Rogasener Familienbl. 3, 179. %8)

ders.

I, 404,

5.

3, 26. ®) Ders.

4. Das Brot darf nicht da angeschnitten werden, wo es aufgeplatzt ist 3) oder wo es den Anschuß hat ®), sonst geht der nächste Teig nicht mehr im Trog; schneidet man im Erzgebirge 4!) den Anstoß an, So stößt man überall an; gepiptes %) Brot Brot

muß man zuletzt a.; während das im Ofen backt, darf man keinen

Kuchen

a.®%). Wenn

man ein bereits an-

geschnittenes Brot an einer anderen Stelle nochmals anschneidet, so schneidet

man dem lieben Gott die Ferse 4) oder den Arm %) ab. Wird ein Brot abends angeschnitten,

so schwindet

der Segen aus

dem Hause %); wenn man aber an jedem der drei heiligen Abende der Rauch-

nächte ein frisches Brot anschneidet, so schützt das gegen Unglück #7). Wird ein noch warmes Brot angeschnitten, so muß

4)

154

Drechsler

(Butter).

Schlesien

*)

W.

2,

451.

(1890), 47, 15; Frischbier %) W. 717. ©) Kühnau

5) Meich

380, 501.

e Sagen

5)

Ders.

Sagen 2, 71, 738. *) 494, 10; vgl. Rieß

wa

I,

50

vgl. Glotta

u.

392,

ı21;

%)

John

Urquell

ı,

Hexenspr. 123. Sagen 3, 201,

514.

211, 276?

%) SchönErzgebirge 30. 4%) Schön205; W. 620.

=

®)

Ders.

Kühnau

Birlinger Volkst, ı, bei Pauly-Wisso-

Liebrecht

15 (1926), 62.

Gervasius

100;

5. Überall finden wir die Meinung, daß

Liebespfand und Orakel verwendet wird (s. Brot), so gilt das insbesondere vom In Dänemark 7%) A. und Anschnitt: schneidet der Bauer feierlich das Neujahrsbrot an und bewahrt den Anschnitt Weihnachtszelten feierlich angeschnitten. In Tirol und Bayern laden die Mädchen ihre Liebhaber am Stephanstag zum A, des Klötzenbrotes, zum Schörzela. ein 73);

2, 57, 166a 57; Bartsch 5) Staub 245, 77i u. Lahn Engelien und b; Curtze Waldeck 375, 25; Meiche Sagen 121, ı1; John Erzgebirge 75; Laube Tepltz 52; Seefried-Gulgowski Kaschubei 109; W. 547. 553; Urquell ı (1890), 123, 4; MschlesVk. 8 (1901), 28; Köhler VoigtBraunschweig 296; land 427, 438; Andree ı2 Schlesien ı, 226; SAVk. Drechsler (1908), 214; weitere Literatur:

man geht in Rauris in d’Schörz *). Von

einem der beim A. gebräuchlichen Liebesorakel berichtet Baumgarten 7); In Elbestal-Zell, wo auch sonst noch viele

Globus 42, 105;

alte Gebräuche

SchweizId. 5, 945. 5%) ZrtwVk. 2 (1905), 206. 5») Drechsler ı, 226; vgl. 8 229. 58) SAVk.

MschlesVk. 1905 Heft ı3, 45 Nr. 23. ®) W. 553. %) Drechsler 2, 14; John Erzgeb. Lc.; Sartori Sitte u. Brauch 2,33. %) ZAV£Vk, 23 (1913), 280 ff.; Schramek Böhmerwald 254. ®) W. 717.

oder

ben %); man darf den Anschnitt nicht verschenken, sonst gibt man das Glück

muß ©) (?). 63)

(1901),

John 28;

®%)

1, 177.

%) MschlesVk,

30.

Erzgebirge

158,

Hinterpommern

Knoop

1, 584,

Sagen

Kühnau

dagegen:

14

2,

Drechsler

618;

Globus

2) Höfler Neujahr = ZföVk. 9 (1903), 193Weihnachten 32, vgl. 73; Leo2) Ders.

prechting ten

8

36. 42,

Aberglaube hat seinen Grund darin, daß das Brota. Sache des Hausherrn ist, das Buttera. aber Hausrecht der Frau ®); im Zusammenhang damit stehen die Sprich-

Anschnitt eine durch den Kult gesteigerte Bedeutung und Kraft; wie das Fruchtbarkeit der Rauchnächte Brot überträgt und daher für Liebesleute als

Brautleuten

Streit

entsteht 5).

Dieser

2, 135,

UrquellN.F. ı (1897), 178;

587a,b,

österveich

69;

458.

%)

c;

ZdVfVk.

Schleswig-Holst.Wb.

W.

Beitrag

1, 267,

7. Bei

1914,

529;

Bartsch 181;

Bartsch

Nieder-

Landsteiner Sartori

1

Bavaria

Festbroten

Mensing

55;

.c.

®)

2, 305;

327;

2,

34;

Panzer W.

vgl.

hat das A. und

Lechrain

211.

28—29;

vgl.

4, 830; ZdViVk. 1898, 252;

498, Schwaben %) Meier brecht Gervasius 100,

%)

Im Voigtland 7) schneidet

der Anschnitt wird als Haussegen. in Schlesien, Sachsen, Oldenburg, Böhmen aufgehoben ®).

eine unverheiratete Person oder Brautleute, die Brot oder Kuchen oder Butter a., noch sieben Jahre warten müssen 5) (wenn nicht noch in demselben Jahre die Hochzeit ist) ®) oder, daß die Jungfrau (ausgenommen die Jungfer-Pate) ”) keinen Mann bekommt ®) oder unter den

105.

davon,

man

läuft

Bräutigam;

die Braut feierlich das Hochzeitsbrot an;

antreiben

er es beständig

daß

der

Schatz treu.

aus dem Haus ©); wenn man ihn weggeben muß, so schneidet man in Mecklenkreuzweis aus ihm Stück ein burg heraus ®); 2 wer den Anschnitt allein ißt, wird geizig ®); nach schwäbischem Aberglauben läuft ihm beim Fahren das Vieh so

sind, stellt man

so fliegt einem ein Messer nach. Auch am Ostermontag 7%) erhält der Bursch den Anschnitt als Liebespfand. In Schwa+ ben 7) sagt man: Wenn die Mädchen die Knauzen (Anfangs- und Endstück) vom Brote allemal essen, so bleibt ihnen der

6. Weil der Hausherr allein das Recht des Abschneidens hat, so gehört der Anschnitt ihm ®); auf alle Fälle gehört das ‚,Ramftla‘‘ den Verheirateten ®); die Mädchen, die den Anschnitt essen, bekommen Zwillinge ®) oder nur Kna-

nicht,

erhalten

sich mit dem Weihnachtsstöri nachts 12 Uhr auf den Misthaufen und spricht: „Wer mir vor Gott und der Welt beschaffen ist, der komme und schneide dieses Störi an‘‘; dann kommt die Braut

7 (1903), 134, 34;

(1908), 214 (Schaffh.);

x2

wird der

Inntal?)

bis zur Saatzeit; im

(vgl. abschneiden 1I1.).

gen %)

ss)

458

anschneiden

457.

Lie-

der

74;

vgl.

(1901), 28.

7%) Höfler

Neujahrsbrezel,

das

73) Bavaria 1, 387;

Höfler Weihnach-

aber

l.c.

Geschenk

MschlesVk. 8

73 bis 74; des

die

Burschen,

darf am Kaiserstuhl das Mädchen erst an Dreikönig a.: Meyer Baden zo1; Jahrbuch f. Geschichte Sprache u. Literatur f. E.-Lothringen Jahr 10; Höf7, 202. %) Baumgarten ler lc. 22. 7) ZdVfVk. 1911, 258/59 (Isartal). 7) Birlinger Aus Schwaben 1, 415. °%) Köhler Voigtland 235. ?*) MschlesVk. (1897) Heft 4, 57; Seyfarth Sachsen 270; Strackerjan Oldenburg ı, 31; John Wesitböhmen 247; Kloster ı2, 169; das Brautränftel hilft gegen Krankheit:

Meiche

8. Opfer

Sagen

122,

19.

bei der Zeremonie des A.s.

Beim Brota. gibt man dem Hunde etwas von der ersten Scheibe ®); in der Oberpfalz geht folgende Sage um %): Eine

Frau wird dafür,

daß sie ihr Kind

mit

459

ansegnen—Anthropogonie

Brot

reinigte,

vom

Engel®)

gestraft,

der die Getreidehalme auf ihrem Acker von unten nach oben abstreift; sie bittet

um Halme wenigstens für Hund und Katze; da läßt der Engel die oberen Ahren stehen; dafür wird seither vom er-

sten Brot der neuen Ernte das erste Stück

dem

Hund

und

der Katze

gegeben;

bei

den Esten wirft man vom ersten Brot etwas beiseite für den unsichtbaren

Geist 3), In Schleswig-Holstein wirft die

Hausfrau die erste Scheibe unter den Tisch oder vor die Tür für die Haustiere %), Beim Brota. (in Estland) schneiden schwangere Mütter einen Bissen ab, damit die Kinder einen schönen Mund bekommen ®); vom ersten selbstgebackenen Brot gibt das junge Paar beim A. etwas in den Backkübel, damit das Brot nie ausgehe %), ®)

Bartsch

werth

2,

135,

586.

I, 408, 20; vgl. Brot

Bu xtorf

Judenschul

191:

%)

$ 7b.

Schön-

angelum

%)

Vgl.

nomine

Nabel huic muneri propositum (esse), ut illos observet, quibus panis in terram excidit, ita ut pedibus conculcetur: illos enim in pauperta-

tem

conicit.

®)

Grimm

Myth.

Boecler Esten 129; Grimm Norden wird der Anschnitt von

auf

den

Boden

geworfen:

3, 491,

87;

1, c. 197; im Käse u. Brot

Niederd.

ZfVk.

ı

(1926), x4. ®) M ensing Schleswig-HolstWb, . 1,528. ®) Grimm 3, 488, 24; das erste Stück eines a, Brotes muß klein sein, sonst bekommen die Kinder einen großen Mund: Boecler Esten 40. %) Grüner Egerland 54-

9. Wie beim Abschneiden (s. d.), wo die

Quellen oft keine Klarheit geben, ob es sich dabei zugleich um a. handelt, gilt auch hier der Spruch 9): Schneid So

wirst

das

du

Brot

reich.

gleich,

Wer das Brot krumm anschneidet, muß noch 7 Jahre ledig bleiben ®), darf nicht heiraten ®), hat gelogen); schneidet ein Mädchen das Brot in der Mitte an, so bekommt es einen Witwer %). Wenn das Brot beim A. viele Löcher hat, so wird jemand krank ?2) (s. abbacken u. backen). ®) Dähnhardt Volkstüml, ı, 97, 5; ZdVfVk. 1895, 416 (Franken); SchweizId. 5, 945; Siehe abschneiden ®) Mühlhause 55

bis 56, ®”) Birlinger Volkstüml. ı, 493, 2 (Rottenburg). ®) H. L. Fischer Das Buch vom Aberglauben (1790) 240 (Exzerpt aus der Rockenphilosophie); Birlin gerl.c.; An-

dree

460

Braunschweig

402; Schmitt HetAlemannia 333 (1905), » 30. 304 (Heide i l-

#ingen

17;

mek

Böhmerwald

berg); ZdVfVk. 1895, 416 (Franken). *) Sen 146,

IV 10.

254.

%®)

SAVk.

8

(1905)

10. Was vom Brota. Unverheirateter gesagt wurde, hat für das Buttera. erhöhte Gültigkeit. Das Journal 1787 berichtet als Aberglaube aus dem Erzgebirge um Chemnitz ®): „,Butterbüchsen sind bei Tauf- und Hochzeitsmahlen immer angeschnitten, sonst bekommen die gegenwärtigen Junggesellen, wenn sie freien Körbe.‘ Dieser Glaube ist weit verbreitet:

das Mädchen

bekommt

keinen Mann 92)

muß 7 Jahre ledig bleiben ®),

aber

auch: „wer der Butter de Jungfernschop nimmt, heiratet noch in diesem Jahr‘‘?); kommt aber am hl. Abend ein angeschnittenes Stückchen Butter auf den Tisch, so zieht Nahrungsmangel ein?). Hexenbutter schneidet man im Namen Gottes an dann wird sie zu Kuhdreck ®). '

*) Grimm Myth. 3, 450, 480; Mensing Schleswig-Holst. Wb. 1,460. %) Andree

Braunschweig 296; SAVk. 7 (1903), 134, 345) Me ier Schwaben 506, 383; Martin y

Molkerei ı2 = W.547 u. Grimm DW. 2 584; Bartsch Mecklenburg 2, 57, 166 b; Curtze Waldeck 375, 25; Meiche Le. I21, 11; MschlesVk, 1905, Heft 19, 45 Nr. 23; Laube Teplitz 52; John Erzgebirge 75; Strackerjan Oldenbur ı, 50, g 42 b; 2,225,

476;

ZrwVk.

1906, 82;

Urquell

ı

(1890),

11, I

(Ostpreußen); 3 (1892), 40; Mensin g Lo.; SAVk, 8, 281; vgl. 7, 731 ff. 9%) Mensing l.c.; Meier Schwaben 1.c. ”) John Erzgebirge 154. %) Kühnau Sagen 3, 79, 1436 vgl. 81; vgl. 201. Fokstern.

ansegnen

s. besprechen.

ansingen s. Neujahr. | ansprechen s. besprechen, anspucken s. spucken. anstoßen s. stolpern. Ante, Zauberwort in der Formel: Ante,

parante,

suparante

etc.!) zur Heilung Bedeutung?

in

nomine

verrenkter

N Thiers ı, 361rf.; Delrio sıtones magıcae (Köln 1679), 492.

Patris

Pferde.

DisquiJacoby.

Anthropogonie, Sage oder Mythus von der Entstehung des Menschengeschlechts

bzw. einzelner Menschen, findet sich bei Natur- wie Kulturvölkern, ist aber in der

461

Anthropogonie

Regel von der Welterschaffung nicht deutlich abgetrennt, bisweilen mit der Theogonie unmittelbar verbunden. Der Mensch wird daher durch die A. gern in eine

besonders

Beziehung

enge verwandtschaftliche

zu anderen

Teilen

der Welt,

namentlich zu Tieren und Pflanzen, oder auch zu den Göttern gesetzt. Daß er so-

wohl mit diesen wie jenen als etwas irgend-

wie zu ihnen Gehöriges zusammengenommen werden kann, ist schon im Grundzuge mancher ganz primitiver A.n erkennbar und kehrt in geistiger Vertiefung in höheren Kulturlagen immer wieder, hat daher auch in Sage und Märchen der Völker mancherlei Spuren hinterlassen. Im folgenden unterscheiden wir die A.n nach den Subjekten, von denen die Menschheit oder Menschen ihren Ursprung herleiten, also nach Baumursprung, Steinursprung, Tierursprung, Herkunft von Heroen und Herkunft von Göttern. Menschen 1. Daß die ersten haihren Ursprung in Bäumen ben sollen, ist eine gar nicht verwunderliche Vorstellung, sobald man erwägt, daß Menschen, welche mit der Natur aufs engste zusammenleben und sich zu den verschiedenen Teilen der Naturwelt in

einem Verhältnis symbiotischer und symihre Innigkeit befinden, pathetischer ganze Lebenssphäre an die Natur gebunden fühlen und daher sich ebenso mit Bäumen wie mit Tieren in einem wurzelwissen. Lebenszusammenhange haften Bei Indianern und Kariben hat man den Glauben angetroffen, daß ein bestimmter Baum als Vater angesehen und angeredet und

als

stammes

der

Ursprungsort

des

Volks-

(und damit der Menschheit) er-

klärt wird; und solcher Glaube wird in abgewandelter Form dort vorliegen, wo in einem Baum der Ahne eines Hauses an-

wesend gedacht wird !). Auch der Ritus der Bestattung in Bäumen, ebenso wie die Sagen von Verwandlung eines Menschen in einen Baum oder in eine Frucht eines Baumes, wie die Verwandlung des Bata in die Baumfrucht in dem ägyptischen Märchen ‚Von den zwei Brüdern‘‘ %),

legen nahe, an die Nachwirkung solchen Glaubens zu denken; wie ja auch die

462

Seele des Verstorbenen nicht selten in einen Baum oder eine Pflanze übergeht.

Jedoch sind diese Sagen nur auf das Individuum bezüglich, ebenso wie das Wort der Penelope an Odysseus: ‚Du stammst ja nicht von der vielbesprochenen Eiche oder vom Felsen her‘‘ ®) ; hiermit läßt sich

der Volksglaube vergleichen, daß, wenn jemand seinen Vater nicht zu nennen weiß, letzterer „auf einem Apfel- oder Nußbaum ertrunken‘‘ ist *). Daß mensch-

liche Wesen aus Früchten oder Bäumen entstanden sind, findet sich besonders häufig in griechischen Volksmärchen °) und hat wohl dort seine letzte psychische Wurzel darin, daß im alten Griechenland das Menschengeschlecht von gewissen Bäumen hergeleitet wurde. Solcher Baumursprung der Menschheit ist ausdrücklich bezeugt bei Hesychios, wo die Menschen als die „‚Früchte‘‘ der Honig träufelnden Esche, der Melia, bezeichnet werden. Bei Hesiod hat das dritte eherne Geschlecht der Menschen eben diesen Ursprung ®). Da wir diesen Glauben als primitiv kennen, so daß die Anmerkung ist anzunehmen, eines Scholiasten zu Hesiod, daß die Meliai genannten Nymphen die Urheber der Menschen seien, auch eine Anschauung jüngeren Datums verrät und selbst auf Unkenntnis der älteren beruht”). Nicht unmöglich ist ein wenigstens geistiger

(s. Elementargedanke) Zusammenhang dieser griechischen Anschauung mit der germanischen

Erzählung,

schon gelegentlich fung aus Blut und

daß,

nachdem

der ZwergenerschafGebein einige men-

schenähnliche Wesen entstanden waren, die Börssöhne das erste Menschenpaar Askr und Embla (Esche und Ulme?) entweder am Strande in noch unfertigem Zustande, kraft- und blutlos vorfanden

und

zu leibhaftig-lebendigen

machten,

oder

nach

Menschen

anderer Auffas-

sung aus zwei am Strande gefundenen Bäumen erschufen, indem Odin durch Spendung von Seele und Leben, Vili (oder Hodr) durch Spendung von Vernunft, Ve (oder Lodr) durch Spendung von Sprache, Gehör und Gesicht daran beteiligt waren®), *) AlBaumkulte 32. 1) Mannhardt Ägyptische Sagen und fred Wiedemann

463

Anthropogonie

Märchen 58ff. °) Homer Odyssee 19, 163 f. 4) Gri mm Myth. 538 Anm. ı.°) Schmidt Griech. Märchen u. Volkslieder 5. °) Hesiod Werke U. Tage 147. ’) O. Gruppe Griech. Mythologie u. Religionsgesch. 439. ®) Edda Völuspä 17. 22—24.

2. Ziemlich häufig wird auch behauptet, daß die Menschheit aus Steinen oder einem Fels hervorgegangen ist. Der Felsstein ist das Urbeständige in den Augen der SiouxIndianer, welche die ganze Welt durch eine Eruption des im chaotischen Urmeere ragenden Urgesteins erklären, auch die Menschen darauf zurückführen und deshalb in heiligen Liedern den Fels als den Urvater ihres Volkes besingen und anrufen®). Auch der erste König der Sachsen, Aschanes, ist aus einem Felsen im Harz erwachsen, mitten im

Walde

bei rieselndem

Quell!®),

Dieselbe

Anschauung bei den Griechen bezeugt schon das oben (Sp. 462) angeführte Wort der Penelope. Daher ist auch die Sage von Deukalion, dem griechischen Noah, der nach der Sintflut auf Geheiß des Hermes Steine hinter sich wirft, die sich in Männer verwandeln, während die von seiner Frau Pyrrha geworfenen Steine Frauen werden, aus einer sowohl ethnologisch wie atıch im hellenischen Geiste selbst gesicherten Grundanschauung verständlich und braucht nicht, wie manche wollten, auf den Gleichklang der griechischen

Worte für Leute (laoi) und Steine (laes)

zurückgeführt zu werden. Der ganze lokrische Adel leitete sich persönlich von Deukalion her, während das ihnenuntergebene Volk aus den Steinen geworden sein sollte 1), Die Herkunft der Menschen aus Steinen ist auch den Australiern bekannt und ebenso wie diejenige aus Bäumen in ihrer totemistischen Gesamtanschauung begründet (s. Totemismus). Die mittelaustralischen Aranda glauben, daß der

Keim jedes Menschen entweder aus einem Felsen (oder von einem Steinhaufen), oder

aus einem sehr alten Baume in die Mutter hineinfliegt, weil die betreffenden Felsen, Steine oder Bäume das Totemgrundwesen in sich enthalten und nach den totemistischen Sagen selbst aus Totemurwesen, den sagenhaften Ur-

464

fahren aus

der Klans,

dem

sind 12),

irdischen

bei ihrem Dasein

Abscheiden entstanden

*) Beth Religion u. Magie ®* 360 f. 10) ‚G rimm Sagen 293 Nr. 408. 1!) Gruppe Griech. Mythologie u. Religionsgesch. 95. 97. 441. ) Beth Religion u. Magie ? 305. 309.

3. Daß auch Tiere die un mittelbaren Erzeuger von Menschen, Urväter eines Stammes, d.i. des einen Volkes — und damit auch, da die Sagen in die Urzeit, in welcher das Volk sich nur mit sich selbst beschäftigte, zurückgehen, der Menschheit — sind, liegt im Wesen naiver Auffassung. Der Übergang von der tierischen zur menschlichen Existenzform wird bei australischen Völkern nach dem Schema folgender Beispiele beschrieben: Der Stammvater des Unmatjera-Volkes war zuerst eine Eidechse, Er lag in der Sonne, wärmte sich und streckte seine Beine, und wie er neben sich schaute, war da eine zweite Eidechse. Verwundert rief er aus: „Das ist ja mein Ebenbild‘‘. Und wieder

lag er, und wieder schaute er, und wieder war eine neue Eidechse da, und so ver-

vielfältigte er fortgesetzt durch Hinschauen sein Sein. Sie alle kamen aus seinem Leibe, sprangen von demselben ab, ohne daß er es merkte. Und wie er nun

wieder stille dalag, wuchs er zu einem Menschen. Nun belehrte er das Wallaby, auf dieselbe Weise'sowohl andere Wallabys zu erzeugen als auch zu einem Menschen zu werden. Andere Menschen, Stammväter eines Volkes oder eines Klans, sind von einer Krähe (oder einem anderen Vogel) gemacht worden, die an den halbfertigen, noch unvollständigen Menschen mit ihrem Schnabel herumhackte, Wieder andere entstanden aus Vögeln und Oppossums, welche selbst durch mancherlei Umbildungen aus anderen Tierformen zu diesen Tieren geworden waren. Eine ganze Reihe ähnlicher Erzählungen werden aus dem Bereiche der Australneger berichtet 1). Volksstämme, welche sich mit gewissen Tieren identisch wissen, wie die Bakairi Südamerikas mit dem roten Papagei, haben auch irgendeine anthropogonische Sage über ihren entsprechenden

Anthropogonie

465

Ursprung !*). Aus Griechenland ist die Geschlechtersage bekannt, nach welcher die Aiakiden ihre Untertanen von den fleißigen Ameisen, die Zeus in Menschen verwandelte, ableiteten (das Volk der Myrmidonen): eins der vielen Beispiele, wie der griechische Adel seine eigenen Geschlechtssagen bildete, um sich von dem gewöhnlichen Volk auch hierdurch zu unterscheiden. Im Märchen lebt solche A. nicht selten fort als Erzählung von Schicksalstieren und Schicksalspflanzen, in Märchen, die den einen Elternteil aus der Tierwelt gekommen sein lassen und die, ähnlich wie jene einfachen Mythen, das Verlangen des Menschen erkennen lassen, seine Existenz noch aus einer andern, in irgendeinem Sinne für höher oder reiner gedachten Welt herzuleiten. 1) thern

The NorGillen and Spencer Tribes of Centyal Australia 399 ff. 1*) K.

Umnter den Naturvölkern Zenv.d. Steinen tralbrasiliens ? (Volksausgabe) 308 ff.

4. Wie in der einen Version der unter 3 die Anschauungsformen angegebenen menschlichen Wesen in einer noch nicht

ganz vollendeten Form einfach vorausgesetzt werden, ohne daß gefragt wird, woher sie sind, so wird diese selbe Annahme

auch dort gemacht, wo man gewisse he roenartige Wesen, Urfahren mit dem Geschäft der Klans, des Menschenbildnerei betraut weiß. In der Urzeit, erzählen die Aranda, lebten Urfahren der verschiedenen Totemklans, die mit gewaltigenKräften ausgerüstet waren. Nach ihrer Herkunft fragt man nicht und darf nicht fragen, und ihr Name alt-

jirangamitjina bedeutet nach Strehlow die „ewigen Unerschaffenen‘‘ *), Sie traten meist in menschlicher oder teilweise menschlicher Gestalt auf, haben diejenigen Tiere, deren Namen sie führten, hervorgebracht und konnten sich jederzeit selbst in solche Tiere verwandeln. Sie sind also Urtiere und Urmenschen zugleich 1°). Mit ihnen gleichzeitig lebten nun auch schenähnliche

schon menmit Wesen

466

des Mundes, mit an der Brust angewachsenen Händen und in den Leib eingezogenen Beinen; ja diese Wesen waren sogar aneinander gewachsen. Einige lebten auf dem wird

Lande, andere im Wasser. Immer nun erzählt, daß sie durch einen

mächtigen Urfahren (Totemgott nennt man ihn auch mißverständlicherweise) mit einem Steinmesser operiert und dadurch zu wirklichen Menschen gemacht wur-

den ?’). Ähnlich erzählen die Loritja!®). Die

Urfahren der primitiven Völker, welche als Leben-, Kultur- und Heilbringer tätig sind, gehören auf dieselbe Linie wie die Kulturvölker der Heroen und sind gewissermaßen als ihre religionsgeschichtliche Vorstufe zu bezeichnen. Es ist im Grunde dieselbe Vorstellung dort wie hier, daß nämlich demiurgische halbgöttliche, vormenschlich-übermenschliche Wesen dem Menschen ins Dasein verhelfen. Die Vorstellung wandelt sich nach und nach insofern, als man die Heroen mehr mit ihrer persönlichen Kraft an der Menschenentstehung beteiligt sein läßt und dabei das außermenschliche Gebiet der Natur allmählich ausscheidet. War in der Deukalionsage die Person des Heros eigentlich nur ein an sich entbehrliches durch welches den Instrument, Steinen der Antrieb zur Wandlung in Menschen gegeben wurde, so setzt eine mitseiner Heros e er Zeit einen spät an Wirkung persönlichen die Stelle der instrumentalen Figur. Man fragte, woher denn Deukalion stamme, daß er jene Bedeutung haben konnte, und wußte nun, daß er von Prometheus abstammt, dieser jedoch von dem halbgöttlichen Urmenschen Japetos !), dem Sohne des Uranos und der Gaia, des Himmels und der Erde; oder Prometheus war der Sohn der Zeustochter Themis oder der Sohn des Eurymedon und der Hera ®); er wurde nun selbst zum Menschenbildner (nach Norden zuerst als solcher nachweisbar bei Protagoras) 2), der die Menschen aus Lehm

formt. Ein anderer Sagenkreis nennt Pe-

leus als den Erschaffer der Menschen (seizusammengewachsenen Glienem Namen gemäß aus ‚‚,Lehm‘‘). Es ist dern, ungeöffneten Augen und Ohren und mit einer kleinen Öffnung an Stelle ! aber zugleich ersichtlich, daß der Ur-

467

Anthropogonie

sprung des Menschengeschlechts letzten Endes auf die Mutter Erde oder den Himmel (und die Erde) zurückgeführt werden soll. Auch manche Geschlechtssagen leiten den Ahnherrn urtümlich aus der Erde (oder von einem Baum) ab, oder sie begnügen sich damit, den Ahnherrn aus der

Verbindung eines Gottes mit einer Frau

oder einer Göttin mit einem Mann zu begreifen und setzen dabei, ähnlich wie die Klansagen, das Vorhandensein von Menschen voraus, da ihnen lediglich an der Erklärung des eigenen Stammes gelegen ist ?). In dem indischen Rig-Veda, wo beiläufig der Gott Agni als Erschaffer der Menschen genannt wird ®), erscheinen „der Gandharva in den Wassern und die Wasserfrau‘‘ als Eltern des Urmenschenpaars Yama und Yami, aber auch das Ur-

elternpaar

Himmel

und

Erde 2%),

1) C. Strehlow Mythen, Sagen Märchen des Aranda-Stammes (Die ArandaLoritja-Stämme I) 3. 1) Beth Religion Magie? 304 f. ”) Strehlow 3—8. 1%)

und und und Ebd.

2, 4. ”) Gruppe Griech. Mythologie und Relig.gesch. 415. ®) Ebd. 440{ff. 2%) Ebd. 441 Anm. 8, ?) Ebd. 435f. 438f. ®) H.Oldenberg Religion des Veda ı25f. %) Ebd. 154 Anm. 275.

5. Die mittelbare Ableitung der Menschheit von den Urgottheiten (Uranos und Gaia) wird zur unmittelbaren, indem man einen Gott selbst mit der Erschaffungderersten Menschen befaßt sein läßt. In

Agypten wurde der Gott Chnum dargestellt, wie er auf der Töpfer-

Scheibe Menschen bildet. Aber der Zauberpapyrus Nesiamsu läßt die Menschen von dem höchsten Gott abstammen, der zugleich der Sonnengott und der Ewige, durch nichts anderes und aus sich selbst Gewordene ist, Cheperj, der Werdende. Er ist der Schöpfer zunächst der großen Götter, derart daß, nachdem er „Sich selbst begattet und seinen Schatten umarmt‘‘ hatte, aus seinem Munde die Götter Schu und Tefnut emaniert wurden. Diese erzeugten den Erdgott und die Himmelsgöttin und diese die vier Geschwister Osiris, Seth, Isis und Nephthys, und da fügt der Text die Worte an:

„Deren

Kinder

aber sind viele auf dieser

468

Erde.‘ Und hernach hat derselbe Sonnengott ein Auge verloren, worüber er viele

Tränen vergießt, und „da entstanden die Menschen aus den Tränen, die aus dem Auge kamen‘, eine Sage, die, wie viele in ägyptischen Texten, auf bloßem Wortspiel zwischen

den ähnlichen Worten remjt (Träne) und romet (Mensch) beruht 25), Unter den griechischen hierher gehörigen A.n sei die orphische erwähnt. Mit Persephone zeugte Zeus in Schlangenge-

stalt den Dionysos-Zagreus, in welchem der Urlicht-Gott Phanes wiedergeboren

wird, Zagreus wird von den Titanen zer-

rissen und teilweise verzehrt, diese werden

dafür von Zeus mit dem Blitz erschlagen,

und aus ihrer Asche machte Zeus die ersten Menschen, die sonach zwar in der Hauptsache titanisch-materiell sind, aber doch Dionysos-Elemente, Zeus-Substanz in sich tragen %). — Die iranische A.

kennt den einen Gott Ahura Mazda als den Schöpfer des Alls, der zuerst die Geschöpfe „auf himmlische Weise‘‘ schuf, welche sich zur Vollendung eignen und die

sich 3000

Jahre selig im Himmel

befan-

den. Als aber der böse Geist Ahriman seinen Angriff unternahm, nach seiner Zurückschlagung wieder erschien und auf

einen nach 9000 Jahren abzuhaltenden Kampftag einging, schuf Ahura Mazda die materiellen Geschöpfe: Himmel, Was-

ser, Erde, Bäume, Tiere und zuletzt die Menschen. Was aber die letzteren betrifft, so schuf er zunächst nur die Frohars der Menschen, welche, vor die Wahl gestellt, ob sie himmlisch oder irdisch leben woll-

ten, die irdische Lebensweise des Kamp- . fes gegen die Mächte des Bösen wählten, um nach Abschluß des Kampfes vollendet zu werden, d. h., wie Kap. 15 des '„Bundehesch‘‘ den Text der „Din‘‘ auslegt: zuerst wurde der selbsttätige Geist

des Menschen geschaffen und dann der Leib für diesen ?). Der Bundehesch kennt

nun, nach neue schioi auch dem

ganz wie die Edda, eine zweite A. dem Weltuntergang, indem sich das Menschenpaar Maschia und Maerhebt. Die indischen Veden kennen die Entstehung der Menschheit aus Leibe des großen tausendköpfigen

469

Anthropogonie

und tausendfüßigen Urmenschen Puruscha. Als die Götter mit ihm als Opfertier ein Opfer darbrachten, ward dabei aus seinen Teilen Himmel und Erde, Sonne und Mond, der Brahmane aus seinem Ge-

sicht, der Fürst aus seinen Armen, der Bauer aus seinen Schenkeln und der Knecht aus seinen Füßen ®). In der Periode der Brahmanas wurde der Gott, der vor allen andern dagewesen war, zum Erschaffer der Menschheit, der ‚„‚Herr der Geschöpfe‘‘, Prajäpati, der ‚‚eine Mehrheit zu sein‘‘ verlangte, deshalb sich in Kasteiung mit der Glutenergie (dem Tapas) anfüllte, merkte, wie in ihm die Kraft sich mehrte, und indem er sich nun entleerte, die Welten und Wesen erschuf, auch den Menschen ®). In einer Upanischad heißt es: der Schöpfer hatte die Götter gemacht, denen er ein Rind vorführte, das ihnen aber nicht genügte; ebensowenig ein Pferd; da führte er ihnen einen Menschen vor, und sie sagten: das ist wohl gelungen ®), Eine andere Upanischad wieder macht Puruscha zum Urheber der Menschheit, jedoch in der daß er das eigentümlichen Wendung, Universum selbst ist und sich nun nach einem zweiten (seines Selbst) sehnt. Zu diesem Zwecke spaltet sich der mannweiblich gedachte Puruscha, erhält dadurch eine Gattin und zeugt mit dieser die Menschen 3%). — Ganz anders sind die Andeutungen von A.n in babylonischen Texten. Ea schuf in seinem Herzen ein

Bild und bildete so einen Menschen (,, Höllenfahrt der Ischtar‘‘). Das Opfer wird auch hier als Ursprungsmittel der Menschheit angesehen: ‚„‚Gott Lamga, wohlan, wir wollen schlachten

die

Menschheit

und aus dem

schaffen‘‘ 3).

In

Blut

dem

Schöpfungsepos ‚„‚Enuma elisch‘‘ wird Tafel 6 erzählt, wie, nachdem alles andere schon erschaffen war, Marduk beschließt, Blut (oder Lehm?) zu nehmen, ein Bein zu bilden, den Menschen herzustellen ®). Im Gilgameschepos erschafft die Göttin Aaru, nachdem sie gebeten worden ist, in

ihrem Herzen ein Ebenbild oder des Gilgamesch?). Sie Hände, kniff Lehm ab, spuckte schuf einen Gewaltigen, den

(des Anu? wusch ihre darauf und Engidu %).

470

Immer suchen die Menschen nach einem Ursprung ihres Geschlechtes jenseits der Grenzen der materiellen Welt. Das in dem Menschen vorhandene Bewußtsein eines unsinnlichen Bestandteiles, der als der wichtigere empfunden wird, weckt etwas wie Ahnung eines Zusammenhanges mit der anderen, unsinnlichen Welt. Daher denn auch die Vorstellung von einem Zustande nach dem

Tode hin,

und von der Überleitung zu ihm

die

Seligkeit,

Vorstellung

mit

von

Erlösung

und

der A. in Zusammenhang

stehen. Das Verhältnis zwischen den bei-

den Vorstellungsreihen ist aber dies, daß die Zukunft die Anteilnahme mehr in Anspruch nimmt als die Vergangenheit, daß

daher das Sinnen sich zunächst mehr auf

den zukünftigen Zustand erstreckt und daß auf die Vergangenheit, den Ursprung zumal, zurückgeschlossen wird von dem Bilde, das von der Zukunft besteht. Bei den Primitiven sind es unsinnliche Kräfte, welche in symbiotischer Verbindung mit

den natürlichen Gestalten erfaßt werden, Totemkräfte, Manakräfte usw., die in irgendeiner Weise an der A. beteiligt gedacht werden. In dem Maße wie die persönlich gestalteten Götter als die bestimmenden Gewalten des Schicksals des Menschen erkannt werden, werden sie folglich auch an seinem Ursprung beteiligt gedacht, während in den Zeiträumen,

da der Mensch sein eigentliches Sein und

Wesen, auch sein unsinnliches Teil, in den

Kräften

der ihn umgebenden

Natur er-

späht, aus dieser zugleich der Anfang der Menschheit zu begreifen versucht wird. So erklärt sich auch, weshalb die Hochgötter der Naturvölker nur in Ausnahmefällen als Schöpfergottheiten auftreten; sie werden es erst dann und insoweit, wann und wie sie Garanten des Seins oder Lebens nach diesem Leben werden, Altägyptische Religion 31. 25) A. Erman a.a.O.431f. 7) Windisch26) Gruppe %) OlZoroastrische Studien 215. mann denberg Religion des Veda 276 f. ”) Ders.

Weltanschauung der Brahmanatexte 166. ®) Ebd. Lehre der Upani9) Oldenberg z80f.

Das Alte %) A. Jeremias schaden 79. im Lichte des alten Orients 42. Testament

33) Ebd.

%)

Ebd.

43.

K. Beth,

471

Anthropomantie— Anthropomorphismus

Anthropomantie.

Weissagung

durch

Menschen, d. h. menschliche Eingeweide. Die Bezeichnung ist nicht antik, sondern eine humanistische Neubildung auf Grund antiker Zeugnisse über die Verwen-

dung menschlicher Eingeweide (s. d.) zur Erforschung der Zukunft. Der Vorwurf, diese ungeheuerliche Art der Eingeweideschau !) zu betreiben, wurde nicht nur gegen Zauberer, Hexen usw.2) im allgemeinen, sondern auch gegen bestimmte historische Persönlichkeiten erhoben, so von Domitian gegen Apollonius von Tyana %), ferner gegen die Kaiser Heliogabal *), Valerian®, Maxentius ®) und Julian”), sowie gegen Simon Magus 8).

Die humanistische Divinationsliteratur beschränkt sich in der Hauptsache auf die

antiken Berichte, wobei gewöhnlich nur das Beispiel des Heliogabal angeführt wird ?), Da in den meisten Fällen Kinder

als Opfer der A. bezeichnet wurden, findet sich im „Ackermann aus Böhmen‘‘ auch

472

Recogn. 2, 13; Migne P.G.ı, 1254. °) Pictorius Magia (1539) 2, 54; bei Agrippa Op. ed. Bering ı, 479, Dt. Ausg. 4, 162, danach Freudenberg Wahrsagekunst 36; die A. auch unter den Künsten des M. Trippa bei Rabelais Garg. 3 cap. 25, Dt. Ausg. v. Gelbcke ı, 400, vgl. Gerhardt Franz. Nov. 110;

von

ihm

abhängig

Cardanus

De

sa-

pientia Hb. 4, Opera (Lugd. 1663) 1, 563. Reichhaltiger die Darstellung bei Delrio Disqu. Mag. (1603) 2, 176, davon abhängig Bulengerus Opusc. (1621) 198; Fabricius

Bibliogr. antiqu.? (1760) 594. !) Cap. 26 Z. 33 bis 34: Pedomancia mit kindergedirme..... luplerin, dazu Burdach Ackermann 364. 2)

Epod. 5, 32 ff,

Anthropometrie

gen,

zählen;

Boehm,

s.

messen,

vgl. ZfVk.

256. 353 ff.; 15 (1905), 349 f.

wä-

13 (1903),

Anthropomorphismus wird gewöhnlich

im Sinne der Vorstellung Gottes, eines Gottes, einer göttlichen Kraft unter menschlichen Eigenschaften gemeint. Der griechische Philosoph Xenophanes wurde

durch den von ihm an den alten griechidie Bezeichnung Päd o man tie), die | schen Göttergestalten festgestellten A. zu scharfer Kritik veranlaßt und behaupsich jedoch in der späteren Literatur nicht tete, daß diese Vorstellung etwas Allzudurchgesetzt hat. Daß A. im MA. und menschliches sei, dessen Unwert man sich später tatsächlich oder auch nur angebam besten dadurch klarmache, daß Kühe, lich ausgeübt wurde, scheint sich quelLöwen und Pferde, falls sie ein entsprelenmäßig nicht belegen zu lassen. Das chendes Vermögen besäßen, ihre Götter Schlachten von Kindern gehört zwar zu sich in ihrer Gestalt denken würden — den stehenden Klagepunkten in den Hewie es ja in Äthiopien eine schwarze Maria xenprozessen, doch geschah dies angebgibt. Der daraufhin oft wiederholte Satz lich, um die Kinder zu verzehren oder aus aber, daß sich der Mensch immer die ihren Eingeweiden Salben und Tränke herGötter nach seinem Bilde forme und vorzustellen, etwa wie es in der bekannten stelle, ist falsch, weil zu sehr verallgeCanidiaepode des Horaz !l) der Fall ist. meinert. Denn erstens hat es einer beN) -Tzetzes Exeg. Iliad. 108, ı4ff.; ed. trächtlichen Entwicklung bedurft, bis Hermann (1812) beginnt die Besprechung der sich die Menschen bei ihren religiösen Eingeweideschau mit den Worten: äv#pwrov üvatenövtes N tı C@ov Etspov. ?) Juvenal. 6, Vorstellungen des A. bedienten, bis sie 548; Lucan. Pharsal 6, 706. ?%) Philoüberhaupt das Göttliche unte r dem strat. Vit, Ap. 7, 20. 8, 5. 7 ed. Kayser ı, Bilde von irdis chen Gest alte n sich dach274. 300. 315. 318 ff. Hopfner Offenba-

ryungszauber pridius

Aug. =

ed.

ı

$& 633 ff.

Hehog.

Peter?

Euseb.

8,

1.2

ı, 225.

‘) Aelius =

Scriptores

5) Rufin.

Kirchengesch,

ed.

ten, und

Lam-

7,

Hist.

10,

Schwartz

4

2,

650/51. °) A.a.O. 8, 14, 5, ed. Schwartz 2, 780;8x1; doch diente in diesem Falle die Schlachtung der Kinder

nicht unmittelbar

der Mantik,

sondern der Beschwörung weissagender Dämonen, s. Ammian, 39,2, 17, vgl. Cicero in Vatin. 14. ?’) Theodoret Hist. eccl, 3, 26

cd. Parmentier 205 = Cassiodor. 6, 48, Migne P.L. 69, 1026. ®) Ps.-Clemens

zweitens war

auch dann der A.

noch nicht die erste Vorstellungsform für das Göttliche. Ihm ist nicht selten voraufgegangen, was man in entsprechender Wortbildung Chrematomorphismus und Theriomorphismus nennen darf, die Vorstellung des Göttlichen unter dem Bilde von Dinglichem und unter dem Bilde von Tieren ?).

473

Anthropomorphismus

Jedoch

auch

mit

diesen

beiden

in

diesem Zusammenhange notwendig zu besprechenden Vorstellungsweisen verhält es sich nicht so einfach, wie man oft gemeint hat. Nur mit großer Bedachtsamkeit dürfen wir von diesen beiden Ausdrücken Gebrauch machen. Die Religionsgeschichte hat immer wieder und immer nachdrücklicher darauf hingewiesen, daß es Zeiten gegeben hat, in denen der Mensch das Göttliche unter gar keinem Bilde von irdischer Wesenheit oder Dinglichkeit vorgestellt hat, sondern wo vielmehr die irdischen Dinge und Wesen bloß gelegentlich als Manifestationen (oder auch Behausungen, Beherbergungen) der göttlichen Kraft dienten, diese selbst jedoch frei von Umhüllungen und irgendwelcher endlichen Erscheinungsweise gedacht wurde. Es erscheint uns immer wieder höchst verwunderlich und durchaus achtunggebietend, daß primitive Menschen mit unausgebildeten Geistesfunktionen, mit schwach betätigtem Denkvermögen zu dieser Vorstellung des Göttlichen gekommen sind; denn wir erblicken gewöhnlich in solchen Ideen von göttlicher Wesenheit etwas „rein Geistiges‘. Indessen, dies letztere ist nicht der Fall,

auf

man

sich

primitiver

Stufe

freilich

nicht

von

diesen

mit der Idee der Gottheit verbunden, und erklärlich wird jener Sachverhalt, wenn klarmacht,

daß

Menschen das Göttliche überhaupt nicht durch das Mittel des Verstandes und Denkens erfaßt wird, sondern allein gefühlsmäßig, durch Einr und Zusammenfühlung mit dem unerklärlichen Unsinnlichen, unter dessen Gewalt, oder sollen wir vielleicht besser sagen: in dessen Seins-Sphäre man sich mit dem Universum zusammen, soweit man dieses kennt,

befindet.

In diesem

Stadium

der

Religion werden Gegenstände, von denen Wirkungen, die man für „göttliche‘ halten muß, ausgehen, mit Scheu und Ehrfurcht betrachtet (s. Präanimismus). Die unsinnliche Kraft wird nicht mit dem Gegenstande gleichgesetzt, auch nicht unter dem Bilde des Gegenstandes vorgestellt, sondern lediglich in ihm enthalten gedacht. Das Zepter des Agamemnon, von

474

dem Pausanias berichtet ?) und das kurzweg „Holz‘“ hieß, wurde in Chaeronea höher als alle Götter verehrt, in der Woh-

nung des Priesters verwahrt und mit Speise bedacht. Dieser letztere Zug zeigt einen Übergang von der chrematischen Manifestation zur Personifikation, aber noch nicht zur Vermenschlichung. Das Beispiel ist besonders gut geeignet, den Unterschied von A. und Personifikation (s. d.) anzuzeigen. Die meisten heiligen Steine sind zur selben Zeit etwa bei den Griechen noch nicht personifiziert; man wickelt sie in schöne Tücher ein, färbt sie auch wohl, aber speist sie nicht und richtet nicht

Gebete

an sie;

man

erwartet

nur

Wirkungen von ihnen. Wodan, der in Naturerscheinungen, wie dem Sturme, erkannt wird, ist in diesem Falle durchaus nicht anthropomorph gemeint. Tatsächlich ist denn auch diese Naturerscheinung erst ziemlich spät, nachdem sie als solche

schon längst religiöse Verehrung genossen hatte, auf einen Gott namens Wodan übertragen worden; genauer müßte man

sagen, daß die Anwendung des göttlichen Personennamens auf die im Sturm manifestierte göttliche Macht eine Übertragung auf Andersartiges ist. Es steht mit Wodan hier ähnlich wie mit Jahweh, zur Zeit, da dieser in der Bundeslade manifestiert gedacht wurde. Überhaupt

ist Jahweh höchst selten anthropomorph gedacht, da, wenn der Prophet von seiner „ausgereckten Hand‘ u. a. spricht, reine

Bildrede vorliegt. Der A. wird aber in den Geschichtsbüchern des Alten Testaments bisweilen ganz naiv auf ‚,Gott‘‘ (Elohim) angewendet, der sich im Paradies ergeht,

sein eigenes Werk begutachtet, dem Noah die Tür der Arche selbst zuschließt u. ä. Daneben findet sich jedoch der Chrematomorphismus und desgleichen — ob später, wie einige meinen, das läßt sich beim besten Willen nicht entscheiden, vielleicht auch früher — der TherioChrematoUnter morphismus. ist die Vorstellung morphismus zu verstehen, nach welcher das Gött-

liche sich nicht mehr bloß in Dingen bekundet, sondern die Dinge selbst für das Göttliche angesehen werden. Die auf

Da

475

Anthropomorphismus

altgriechischem

fene

Boden

Doppelaxt,

häufig

ebenso

angetrofwie

die

einfache Axt, ist selbst als der Inbegriff der göttlichen Kraft, der Gottheit, angesehen ®%). In demselben Sinne ist der Theriomorphismus diejenige Vorstellung, in welcher die Tiere nicht mehr als Träger des göttlichen Fluidums, sondern selbst als göttliche Mächte angesehen werden %). Es scheint, daß diese beiden Wandlungen einer sicherlich älteren Vorstellung zu diesen Vergegenwärtigungen der Gottheit selbst unter der Gestalt endlicher Bildungen sich durch ein Nachlassen der ursprünglichen An-

spannung religiöser Scheu vollzogen hat. Weiter begegnet die Mischform des Therio-Anthropomorphism us. Der Hochgott Altjira der australischen Aranda ist zwar im wesentlichen als Mensch beschrieben, jedoch mit Hundebeinen und Emufüßen, und ähnlich seine Familienglieder. In Ägypten ist

nicht nur die Sphinx von dieser Art, sondern zahlreiche Götter vereinen Tier-

merkmale mit menschlicher Oberpartie., Die dabei obwaltende Tendenz ist einleuchtend. An sich strebt die volkstüm-

liche Vorstellung vom Gott dem A. entgegen, sie wird indes auf diesem Wege durch mancherlei Empfindungen und Erwägungen aufgehalten und gekreuzt; denn der Mensch hält sich gegenwärtig,

daß die Gottheit, welche das Gedeihen von Tieren und Pflanzen bedingt, sicher-

lich das Grundkraftprinzip der Tiere und Pflanzen gleicherweise in sich enthalten

muß, wie nicht minder das der Menschen, deren Vater oder Mutter oder Patron ein

Gott ist. Es ist im letzten Grunde derselbe Gesichtspunkt, der hierbei den Ausschlag gibt, wie auch bei der Ausgestaltung eines polytheistischen Götter-

systems. Denn die verschiedenen mensch-

lich gebildeten Götter dienen eben mit der Fülle der von ihnen insgesamt beherrsch-

ten Seinsgebiete der Möglichkeit, die Ursprünge und Bedingungen aller mannigfaltigen Seinsweisen in sie hineinzusehen,

oder, bei anderer Betrachtungsweise, aus ihnen herzuleiten. Es ist auch derselbe Gesichtspunkt, welcher sich bei ausge-

476

bildetem A. sinnenfällig zur Geltung bringt in der Vorstellung der mannweiblichen Wesenheit vieler Götter. Schon der Polytheist kann sich seinen Gott und seine Götter nicht ohne weiteres und unbedenklich als einem der beiden Geschlechter angehörig denken, und um

das Übergeschlechtige, mindestens das die beiden Geschlechtspotenzen in sich befassende und daher vor der geschlechtlichen Einseitigkeit bewahrte göttliche Wesen zum Ausdrucke zu bringen, wählt er die androgyne Form in Darstellung und Beschreibung, überträgt er seinen bedeutenden Gottheiten die Kräfte, Prädikate und Wirkungen sowohl des männ-

lichen wie des weiblichen Prinzips in einem. Auf germanischem Gebiet beobachten wir den Prozeß der Anthropomorphisierung in verschiedener Stärke gegenüber verschiedenen Göttern. Bei den Nordgermanen ist, ganz im Gegensatz gegen süd-

liche Völker, noch in der Bronzezeit der Sonnengott nicht anthropomorphisiert.

Der Sonnenwagen von Trundholm zeigt, daß man nur der auf dem Wagen einherzufahrenden Sonnenscheibe für den Sonnenkult bedurfte 5). Und noch die Sagas

lassen erkennen, daß man die Sonne als Naturerscheinung und Naturkraft selbst göttlich verehrt, aber keineswegs einen

menschengestaltigen Gott dabei vorstellt, Zahlreich finden sich, namentlich im Norden, die Rad-Darstellungen als Abbildungen der Sonne, während man nichts von einem menschengestaltigen Sonnengotte aus diesen Gegenden weiß. Desto

menschlicher werden die Gewittergewalten. Lange Zeit hindurch ist allerdings die

Gewittermacht hauptsächlich durch den Hammer, die Axt, dargestellt worden, auch durch Blitzsteine, die wohl auf dem berühmten Grabwandstein von Kivik neben den Äxten dargestellt sind %), und noch dem menschengestaltigen Gewittergott Thor merkt man an, daß er ein

menschgewordener Hammer ist: wenn sein Hammer ihm entwendet wird, so ist er selbst kraft- und tatenlos, weil er eigentlich der Hammer ist, sowie Odin der | Speer ist. D.h. in diesen menschge-

A

477

Anthropomorphismus

wordenen Kraftsymbolen ist noch immer nicht dieselbe anthropomorphe Umgestaltung der Idee der Götter erreicht worden, wie sie z. B. bei den olympischen

Göttern Griechenlands vorhanden war. Das bedeutet, daß sich die Ehrfurcht

nicht so sehr der menschlichen Gestalt als

vielmehr der unsinnlichen Gottheit zuwendet, die nur mehr zufällig menschlich eingekleidet erscheint. Etwas anders ist die Entwicklung abgelaufen, wo hölzerne Idole mit menschlichen Gliedern und Köpfen gebildet wurden, wie sie z. B. die Figur von Friesack in Brandenburg zeigt”). Da liegt wahrscheinlich ein Erzeugnis naiver Anthropomorphisierung vor, die einen ähnlichen Weg nimmt, wie die beiden Hochsitzsäulen

in der Halle des nordischen Hauses, die nicht selten in dem Kopf des Gottes Thor endeten. Von hier aus wird verständlich, wie auch die ‚‚Hermensäulen‘‘, die ja ursprünglich nichts als Holzklötze oder

Pfeiler waren (vgl. die semitischen Acheren), allmählich menschengestaltig aus-

geformt wurden und wie sie vor allem das Haupt und die Flügel des Gottes erhalten, der als der Götterbote angeschaut wurde. — Was Tacitus über die südlichen Germanen auf dem Festlande erzählt, spricht dafür, daß auch ihre Vorstellungen von

den göttlichen Wesen noch keinen durchgeführten A. hatten. Schon die Bildlosigkeit legt ganz allgemein dafür Zeugnis ab. Der heilige Hain der Semnonen enthielt augenscheinlich kein Götterbild, wenn auch das dort begangene Fest mit der Opferung eines Menschen eingeleitet wurde. Der ganze Hain galt als vom Wesen

des Göttlichen durchwaltet, und die Ehrfurcht vor dem Walde war so groß, daß, wer darin zum Straucheln gekommen war, nicht wieder aufstehen durfte, sondern kriechend auf den Knien den Aus-

weg zu gewinnen suchen mußte, weil die den Hain durchwebende Gottheit ihn zu Falle gebracht hatte ®). Auch die Göttin Nerthus (Herthus, Hertha), die nach Tacitus bei den sieben Stämmen an der Ostsee verehrt wurde, ist nicht anthropomorph vorgestellt. Der Kultus dieser Göttin war wohl weiter verbreitet als

478

nach Tacitus scheinen könnte, da in Ortsnamen wie Erdingen in Bayern und Har-

thagau im Harz der Name anzuklingen scheint. Uns interessiert hier die Eigenart der in diesem Kult zum Ausdruck gelangenden Frömmigkeit. Im heiligen Hain stand der geweihte Wagen, den allein die Priester berühren durften. In Prozession wurde er umhergefahren, wenn das große Fest der Göttin, das Fest des Erntesegens, gefeiert wurde. Der Priester allein weiß, wann die sprossende Erdgottheit im Wagen anwesend ist. Gezogen wurde das Gefährt von Kühen, den Repräsentanten der göttlichen Fruchtbar-

keit (vgl. die Urkuh Audhumbla, das lebengebende Prinzip in der Edda). Von einem Bilde der Göttin wird nichts berichtet ®. Im Wagen ist das ‚„‚numen ipsum‘‘ (wäre das in diesem Falle ein Bild, Tacitus hätte diese Abweichung von seinem sonstigen Befund nicht verschwiegen). Auf einer fortgeschritteneren Stufe des A. macht man Statuen der Götter. Nicht als wären Statue und Gottheit identisch. Wir kennen zufällig aus der ägyptischen Religionsgeschichte die Vorstellungsweise, daß die Götter die für sie gefertigten Statuen besiedeln. Der Gott Ptah,

so heißt

es in einer

Urkunde,

habe

die

Statuen der Götter gebildet, auf daß die

Götter selbst in sie einziehen und zeitweilig in ihnen Wohnung nehmen. Die hier unverkennbar vorliegende VorstelJung, daß die Götter selbst etwas gegen-

über solchen

Bildnissen

durchaus

Selb-

ständiges sind, ist es ja auch, welche bei den Germanen im großen und ganzen die bildliche Darstellung überhaupt verhindert hat. Die großen Götter des skandinavisch-isländischen Nordens werden in der mythologischen Darstellung nach Menschenart gezeichnet, leidend und liebend, strebend und irrend, mit Fehlern und Tugenden, im Kampf und Frieden, werden verwundet und verlieren Glieder ihres Leibes, bedürfen der Speise und des Tranks, sind auch letzten Endes nicht unsterblich. Alle diese menschlichen Züge eignen ihnen (Anthropopathismus), ohne daß sie bildlich dargestellt wurden.

479

Antichrist

1) Beth Relig.gesch. 16. *) Pausanias Griechische Reise IX, 40. ?) Beth Relig.gesch. 10—16. %) Ebd. 26—30. 5) Helm Relig.gesch. I, 173 ff. ®) Ebd. 189 Abb. 29; Ebert Reallex. 6, 368 ff. 7) Helm 217. ®) Tacitus Germania K. Beth. cap. 39. ®*) Ebd. cap. 40.

Antichrist. I. Der

A.in

derBibel.

Die Sage vom A. geht auf eschatologische Äußerungen im N.T. zurück. I. Joh. 2, 18; 4, 3; 2. Joh. 7 kennen allein die Gestalt

unter dem Namen &vriypıotos. — Die Stelle

wird als Zeugnis angeführt, daß zur Zeit der Abfassung des Briefes der A.-Glauben durchaus verbreitet war. Man wird einschränken müssen: in den kleinasiatischen Gemeinden, an die der Brief gerichtet ist. Der Schreiber wendet den Ausdruck (2, 18) auf christl. Häretiker an (4, 3; 2,22; 2., 7); es sind viele A,e, und das sind die gnostischen Irrlehrer !). Damit wird eine Deutung angeschlagen, die lange nachklingt, und die später von Origines bevorzugt wurde. — Der pau-

linische Begriff vom A. ist (sofern 2. Thessal. von Paulus herrührt) ?) wesentlich anschaulicher. Zwar wird der Name nicht genannt, aber man ist seit den ältesten Zeiten darin in Übereinstimmung, daß der große Frevler der A, sein soll. Er ist hier so gezeichnet, wie ihn die spätere Sage kennt: der Gesetzlose, den Satan mit Kraft begabt,

der im Tempel

sitzen

wird (das spricht für jüdische Herkunft der Sage?3); die Tempelschändung ist das

ärgste; vgl. Dan. 9. 27; II, 36) und sich dort als Gott ausgibt, der Wunder tut, bis ihn Christus mit dem Hauch seines Mundes tötet. Noch wird er zurückgehalten: „‚xxtexew‘‘ heißt in dem wohl absichtlich zwischen masc. und neutr. schwankenden apokalyptischen Terminus ‘in Banden

halten’ %). Der A. ist der Gebundene, der am Ende der Welt hervorkommt und Vernichtung bringt, der gefesselte Unhold, Satan selbst ®). Joh. sucht In der Apokalypse man den A, in einem der beiden Tiere c. 13, und zwar deutete man das Tier aus dem Meere auf das röm. Imperium, das zweite Tier auf den A. Die sieben Häupter des ersten Tieres sind sieben Cäsaren. Ein Haupt scheint tödlich wund, wird aber heil, Zur Zeit des sechsten Hauptes

schreibt

Johannes

(17,

10);

das

Tier

(17, 8) ist das achte. Die Deutung auf Nero

als das wiederkehrende Tier wird durch Zeugnisse aus dem damaligen Volksglauben ebenso gestützt ®, wie durch die Ausrechnung der Zahl 666 = als Dreieckszahl von 8, was auf 17, 11, den wiederkehrenden Nero gehen würde, oder gematrisch ji“ 155 = Käsar Neron. 7). Das zweite, nicht näher gekennzeichnete Tier,

wird

16,

13;

I9,

20;

20,

I0

&euBorpoph tens

genannt. Bousset erklärt: ‚,Die spätere Apokalyptik des Judentums hat eine doppelte Ausprägung des großen göttlichen Widersachers geschaffen; sie faßte diesen bald als einen gottfeindlichen, furchtbaren Herrscher, bald als einen verführerischen Propheten‘‘ ®). Lohmeyer weist dagegen ®) auf Mark. 13, 2I f. hin, deyv86öyssotc. ul deudovorm Ende daß zpopYtaı erscheinen würden. — Von allen

neueren

Gunkels für die

Exegeten

angenommen

!°)

ist

Erklärung 1), daß als Prototyp beiden Tiere die Urungeheuer

Behemoth (s. d.) und Leviathan (s. d.) zu gelten haben, die aus dem Tausendgebirge und dem Meer aufsteigen und gegen Gott angehen. Die alten Widersacher aus der Urzeit leihen jetzt dem A. Gestalt, werden christianisiert und po-

litisiert. Johannes sah Nero redivivus als

A. kommen ?!?). — Zu diesem Bilde haben

die Synoptiker (Mark. 13, 21 f.; Luk. 21, 8; Matth. 24, 4£f. und Johannes 5, 43)

einzelne Züge gefügt, die uns doppelt wichtig wären, wenn wir sie als echte Herrenworte ansehen dürften. Nicht sehr viel später als die A.Schilderung der Joh.-Apokalypse — um

die Wende des I. Jhs. ®) — entstand eine Beschreibung des A.s, welche bereits viele der späteren Züge aufweist; das Stück ist in die Ascensio Jesaiae aufgenommen. Beliar steigt herab, nimmt die Gestalt des Muttermörders (Nero) an, zerstört die Pflanzung der I2 Apostel; einer der 12 fällt ihm zu. Wunder tut er; er läßt sich als Gott anbeten, stellt sein Bild auf,

die Gläubigen fliehen zur Wüste, So regiert er 3 Jahre 7 Monate und 27 Tage =

Antichrist

480

1332

Tage

(vgl.

Dan.

ı2,

12),

bis

Christus mit seinem Heer herniedersteigt

und

Beliar

mit seinem

henna schleppt

(Asc.

Heer

Jes. 4,

in die

Ge-

1—15) 2%.

Wenn man mit Bousset !®) eine mündÄiche Tradition annimmt, die bis in die Tage des Hippolyt und Martin von Tours

reichte, wird man sich den A. der münd-

lichen Überlieferung ungefähr in dieser Gestalt vorstellen dürfen ?9). Ob und wie groß der Einfluß

eines

geostisch infizierten Judentums auf die ildung der A.-Legende gewesen ist, hat

M. Friedländer !?) festzustellen versucht.

M. E. sind zeitgeschichtliche Begebenheiten nicht stark genug, solchen Nachdruck zu hinterlassen, und wir werden um die mythische Grundlage nicht herumkommen. 1) W. Bauer Evangelium, Briefe und Offenbarung d, Johannes 1908? 336. 348. ?}) Ma rtin Dibelius im Lietzmannschen

Handbuch

z. N.T.

1925, Bd. ı1?, 481.

Ragnarök

c. 5.6;

Kaarle

39.

*) Ebd.

°) Ebd.

4goff.;

nisch-ugrische

Forschungen

1926,

Bauer

vgl.

Ebd.

A.

Olrik

ı29ff.;

v.

Krohn

7,

%)

in Fin-

d.

Leyen in „Prager deutsche Studien‘ H. 7. Satan: Aug. Frh. v. Gall Basiheix ou deov 295 f.

2,377.

°)

401 f.; Rohde

’) Lohmeyer

neutestament].

Wiss.

Psyche

1ı1ı5f. u. Ztschr. f.

13,

293 ff. Vgl.

ebd.

ı9,

ırff.; Wilh, Bousset Die Offenbarung Johannis 1906, 374. 369 ff. ®) Ebd. 377f£f. Vgl. Carl Weizsäcker Apostol. Zeitalter d. christl. Kirche 1892 ®, 496 ff. ®* Lohmeyer im Lietzmannschen Handbuch 1926, Bd. 16, ı11 f. Doch vgl. dazu unten III3 u. Carl Weizsäcker Das apostol. Zeitalter d. christ}. Kirche 1892, 496 ff. 2) Ebd. ı10 ff.; Bousset 3781.; RGG.? ı, 375 4f.; v. Gall 292 Nr. ı. 1) Schöpfung und Chaos 51; H. Gunkel

Genesis

1917%,

122;

Bousset-

Greßmann Religion des Judentums 1926, 251. 254. !!) RGG.? ı, 3751. 1) Edgar Hennecke Neutestamentl. Apokryphen 1904,

292.

1)

Ebd.

295f.; v.

Gall

294.

!*) Antli-

christ ı8f. 2°) Vgl. dagegen Bousset 53 zu dieser Stelle, dessen Bedenken (jüd. Herkunft) m. E. hier nichts austragen. 1’) Der Antichrist in den vorchristl. jüdischen Quellen 1901,

132 ff,

Il. Jüdische Grundlagen der A.- Sage. Bousset setzt die Entstehung der A.-Legende vor die Abfassung der Apoc. Joh., ja geraume Zeit vor die Zerstörung Jerusalems. Dann müssen ihre Grundlagen jüdisch sein. Der Endkampf Gottes ist ein Kampf gegen Ungetüme (siehe I). Auch der Kampf gegen die Weltmächte wird als solcher gezeichBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

482

net: Jes. 27; Dan. 7, ııf; 8, ıff.; Ps. Sal. 2, 25; endlich gestaltet sich der Endkampf zum Kampf gegen Beliar !8); Buch der Jubiläen 23, 291%), Testamente der 12 Patriarchen, Levi 18%a), Evg. Joh. 16,

11, Assumptio Mos. 8 ff.2), Apoc. Joh. 17.

— Die Vorzeichen des Weltendes sind ebenfalls der jüd. Apokalyptik entnom-

men

(vgl.

Eschatologie).

Hinter

Judentum steht die spätiranische schauung vom Wiedererscheinen letzten ‚,Gesandten‘‘ = Mithras:

dem

Andes ein

falscher Gesandter erscheint; es gibt auf

der Welt nicht solchen Trug, List, Zauberei, die er nicht vermöchte durch die Kraft seines Vaters, des Dämonen. Er

verkündet: Seit langem habt ihr gehofft, Gottes Sohn, Mithra, der Erlöser, soll

kommen; jetzt bin ich gekommen; Verehrung sollt ihr mir darbringen, an mich

sollt daß von den von lebt,

ihr glauben. Reitzenstein sagt dazu, auf einem Boden, wo die Vorstellung einem Kampf des Lichtgottes gegen Dämon uralt ist und die Vorstellung &vwtdsoı in hellenistischer Zeit fortdie A.-Vorstellung ihre Wurzel ge-

habt haben muß; in das sie nur übertragen.

Judentum

ist

%) Bousset-Greßmann Religion d. Judentums im spälhellenistischen Zeitalter 1926, 251

ff.;

Hauck

RE.

ıs.

v.;

Bousset

Ahnltichrist 81. ”) Bousset-Greßmann 333 ff. %a) Kautzsch Apokryphen u. Pseud-

epigraphen d. alten Testaments 1900. %*b) Reitzenstein in Ztschr. f. neutestamentl. Wissensch. 20, 161. Doch vgl. v. Gall Baoilsıo zouy de0u

1926,

291. 296 ff.;

in ZfMissionskunde

42

Scheftelowitz

(1927),

287 f.

III Die A.Sage im ı. Jahrtausend. I. Der A. ist die Hauptgestalt der mittelalterlichen Eschatologie.

Verhältnismäßig wenig wird im 2. und 3. Jh.: von ihm gefabelt. Dieser Zeit ist

der A. = Nero redivivus, so schon im I. Jh.: Sib. 5, 33 f., 214—227; 8, 139 bis 159; Ascensio Jesaia 4, 2 ff., später Victorinus von Pettau (* 303) in seinem Apoc. Kommentar %), Lactanz, de morte pers. 2, Hieronymus in Dan. 11, 17, Augustin, de civitate dei 20, 13 2%). Das währt bis ins späte MA.: Beatus von Liebana (+ 798) 2) und Otto v. Freising, Chronicon I. 3 c. 16: Arbitrantur, Nero16

NW 483

Antichrist

nem non mortuum, vivum subtractum,

sed humanis rebus usque ad ultimum

tempus in ea qua tunc fuit aetate appariturum, ipsumque fore Antichristum **). 2. Daneben geht der Glaube an den Katechon her, als den man das imperium verstand 2); der A. kann erst erscheinen, wenn dieses untergeht ?%), wenn der römische Kaiser auf dem Ölberg seine Krone . Gott zurückgibt 7). Bousset

3.

hat

nachzuweisen

ver-

sucht 2), daß Irenäus ?) wie Hippolyt noch einer mündlichen Tradition gefolgt sind. Hippolyt parallelisierte Christus und den

A.

Hegl too ’Avtıyplotou

c. 6 heißt

es:

Ein Löwe ist Christus und ein Löwe der

A.:; in der Beschneidung kam der Heiland in die Welt, und er wird in gleicher Weise kommen usw.®), H. hat auf diese Weise wohl neue Züge für das Bild des A.s gewonnen; daneben benützte er uns verein und (c. 15: lorene Traditionen andrer Prophet sagt, der A. wird seine

Macht versammeln von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang usw.) %). Bousset 92) hat diese Traditionen in Verbindung gebracht mit einer Sibylle (deren Überarbeitung Sib. 2, 154 ff.), die wieder Lactantius (Inst. div. 7, 16) und Commodian

(Carmen apologeticum) benützten ®). Ge-

mein ist der Gruppe Lactanz, Commodian und Martin v. Tours (Sulpicius Severus

Dialogus 2, 14) der Glaube an einen doppelten A.%), Die beiden Tiere Apoc. Joh.

13 werden auf Nero, den dämonischen Herrscher, und einen in Jerusalem erscheinenden A. gedeutet. Diese Anschau-

ung läßt sich bis in das 16. Jh. verfolgen®®). Die Deutung des ersten Tieres auf Nero

lag, wie wir sahen, nahe; daß man im zweiten Tier den A. sah, dürfte seinen Grund darin haben, daß es zwei Hörner

hatte gleich wie ein Lamm, ohne ein Lamm zu sein. Der gehörnte Widder ist in Israel Symbol

des Messias: ,,Mann der

Hörner‘‘ wird er genannt %). Die Fassung der A.-Legende bei Sulpicius Severus, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, gibt wieder, was man im 4. Jh. im Westen vom A. zu erzählen wußte. 4. Den größten Einfluß auf die Aus-

gestaltung des Glaubens hat eine Gruppe

484

eschatologischer Schriften oströmischer Herkunft gehabt. Dort entstand im 4. Jh. eine Sibylle. Sackur findet in ihr 3) Begebenheiten aus der Zeit um

360

widergespiegelt;

zweifelnd

Bousset

dachte %)

an die Zeit Constantins

I., die

wohl in Frage kommt, wie ein Vergleich der Sibylle ®) mit Eusebius K. G.. VIII—X ergibt; der ungerechte Herrscher ist Maximin, der verheißene Constans Constantin I. Aber dahinter scheint noch ein älterer, Alexander der Große, zu stehen %). Fast zu gleicher Zeit entstand Pseudo-Ephraems Sermon von A.4l); aus ihm und der Sibylle geht die syrische Schrift des Pseudo-Methodius Ende des 7. Jhs. hervor *?), die von einem fränkischen Mönch syrischer Herkunft, Petrus, ins Lateinische übersetzt wurde %). Doch müssen, wie sich aus der Scholasticus Fredegarius Chronik c. 66 erweist, schon um 642 Nachrichten über Gog und Magog (s. d.), deren Zusammenhang mit der A.-

Legende bekannt ist, nach dem Westen gekommen sein 41). Wir haben dabei wohl an die Sibylle zu denken ®). Das Fortleben sibyll. Schriften im Osten bezeugt im 10. Jh. noch Liudprands Gesandtschaftsbericht 1%). Vgl. weiteres unter Sibylle, Aus Pseudo-Method. und westlichen Überlieferungen entstand zwischen 949 und 954 Adsos, des Abtes von Mou-

tier-en- Der #), Epistola ad Gerbergam

Antiet tempore ortu de reginam christi, die immer und immer wieder ausgeschriebene Schrift über diesen Ge%®). — Adsos Quellen sind außer genstand Pseudo-Method. und (Michael tötet den

A.) der tiburtinischen

Sibylle vor allem

Haymo Halberstadensis %), Alcuin, de fide Trinitatis ©), Hippolyt %) und eine Reihe von Notizen, die bei Sulpicius Severus belegt sind: Nascetur autem ex patris et matris copulatione, sicut et all! homines, non, ut quidam dicunt, de sola virgine, sagt Adso, und Martin weiß ihn malo spiritus conceptus 5%); Templum etiam destructum, in statum suum reab illo dürfte mit Martins staurabit et urbem et templum esse reparandum

zusammengehen °®). Das scheint auf un-

gelehrte Überlieferungen zu deuten, denn

485

Antichrist

an andrer Stelle bemerkt Adso ausdrücklich: Tradunt autem doctores, quod in monte Oliveti A. occidetur in papilione et in solio suo, in illo 1oco, contra quem ascendit Dominos ad celos %). Auf mündliche, ungelehrte Überlieferung möchte ich auch die Angabe „„triginta annos tunc latebit incognitus a populo‘‘ in einem Rhythmus des 10. Jh.) zurückführen. Solche Überlieferung wird bezeugt durch

Sulpicius Severus Angabe, er habe die A.Sage nach einem mündlichen Vermächtnis des Martin v. Tours aufgezeichnet %). — Wir sind demnach in der glücklichen Lage, ein Zeugnis aus dem 4. und eins

aus dem 10. Jh. für die A.-Tradition im westlichen Europa zu besitzen. Die Me-

rovinger- und Karolingerzeit ist reich an Äußerungen über den A.57).

2) Bousset Antichrist 1895, 52. 110. %) Vgl. ferner die Angaben bei Bousset 57 ff. ») F. Kampers Katseridee 14 und Noten. *) Vgl. ferner Ottonis Frisingensis chronic. ı. 8 c.ı ff. ®%) WetzerWelte

ı,

923;

Hauck

RE.

ı 3

580;

Kampers ı2. ®*) Dionysius v. Lützenburg Leben Antichristi 1716, 13 f. ?) So

die Überlieferungsreihe III, 4. %) Bousset

Kommentar 49f. 51, ®) Stolle Kirchenväter 88. %) Bousset Antichrist 15. %) Ebd. 17. 3) Ebd. 51. ®) Ebd. 50; Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 110 f. #) Bousset Antichrist 50; Kampers ı3f.; Ivo Decretorum opus bei Migne Patr.lat. 161, 1009. Vgl. auch Ztschr. f. Kirchengesch. 20, 109 ff. %®) Hauck RE. ı, 584. %) Kam pers in MschlesVk. 17, 145f. S)Ernst Sackur Sibyllinische Texte u. Forschungen 1898, 158 ff. 162 f. ®) Antichrist 39. 3) Sackur 183 Mitte — 185 oben. %) Zitschr. f. Kirchen-

gesch. 20, 280 ff. 285 f. christ 34 ff.; Ztschr.

41) Bousset

f. Kirchengesch,

20,

Anti-

117 f.

‘) Bousset z3off.; Sackur 451. 53 ff. Über spätere Einschübe vgl. Ztschr. f, Kirchen-

gesch.

20,

261 ff, bes. 280.

4)

Sackur

56.

4‘) Zeitschr. f, Kirchengesch, zo, ır4 zählt Bousset die Fundorte auf; diese sind so ent-

legen, daß

wohl

nur tiburt. Sibylle

in Betracht

kommt. ©) Sackur 186. 4°) Mon. Germ. SS. 3,347 = Kampers Note zu 50. ©) Gerhard v. Zezschwitz Vom römischen Kaisertum deutscher Nation 1877; Gutschmid in Hist., Ztschr. 41, 148; Bousset 27 ff.; Sackur 97 ff., Textabdruck ebd. 104 ff. “) K.Reuschel Untersuchungen z. d. deutschen Weltgerichtsdichtungen des 11.—14. Jhs. Diss. Leipzig 1895, 2. %) Vgl. Sackurs Noten zum Text: Sackur ıo4ff. %) Alcuin ebd. “) Sackur 105 Abs. I, vgl. zur Hippolytstelle II, 3. %) Ders. 107 Abs, 2;

Sulp.

Severus

Dialogus 2, 14; doch vgl.

486

Pseudo-Ephraem 6 (zit. Bousset 92): ex semine viri et ex immunda vel turpissima virgine malo spiritu vel nequissimo mixto con-

cipitur,

®)

Severuz

Sackur Dialogus

z,

1ıo7 unten; 14;

Sul pic.

Bousset

105

mit weiterer Parallele aus Haymo, 5) Sackur 113 oben. 5) Poetae latini aevi Carolini 4,544 £. 5) Bousset ı9. ”) Poetae latini aevi Carolini 4, 491 ff.: De Enoch et Haeliae .. Passio Leudegarii in SS. Meroving. 5, 296; Vita Bononi ebd. 6, 129. De tempore Antichristi unter des Theodulfi carmina: Poetae latini ı, 475; Predicatio sancti Eligii episc. de supremo judicio: SS. Meroving. 5, 758 f.; vgl. dazu ZfdPh. 41, 410 f,

IV. Der A. im hohen MA. ı. Mit Adsos Schrift ist die Entwicklung der Legende

wesentlich

abgeschlossen;

seine

Darstellung wird in der Redaktion Albwins®) übernommen und weitergegeben. Das MA.®), die Scholastik ®), die katholische Kirche bis auf Suarez (1601) %) ken-

nen nur den A. Adsos, Auch die späteren Redaktionen der tiburtinischen Sibylle aus der Zeit Heinrichs III. und aus dem 12. Jh. 2), auf die Honorius v. Autun zurückgeht ®), fügen nichts Neues zu. Erwähnt seien von den auf Adso beruhenden epischen Dichtungen: der Friedberger

A.%), der Linzer Enticrist ®), von dem Anticriste %) (Anfang des 13. Jhs.) und Freidanks Spruch 49, wie der northumbrische Cursor mundi ®), während Frau Avas Gedicht auf mehrere Quellen, auch auf des Honorius Elucidarius ®), des Pamphilus Gengenbach Nollhart (1517) ®) auf den neugedruckten Ps. Method zurück-

geht ”). Auch der ludus de Antichristo aus

Tegernsee 7) hat in Adso seine Quelle; dies Spiel mit politischem Untergrunde muß s.Zt. oft gemimt worden sein; Zezschwitz hat Teile desselben in einem Benediktbeurer Weihnachtsspiel entdeckt 72).

A.-Spiele scheinen überhaupt beliebt gewesen zu sein; in Frankfurt a. M. wurde 1469 eins, wohl das „von den Herzogen von Burgund‘ 73), wegen der Judenschaft verboten *); in Xanten ward 1473 und 1481 das „alte große spil vom uff- und untergang des Antichrists aus dem Ila-

teinischen verdeutscht‘‘ Ein „Schimpf‘“ war „des

nacht‘‘ 7) aus dem 15. Jh.,

aufgeführt 7). Entkrist Vaswie das engl.

Chesterspiel vom Antichristen 7). Es ist verständlich, daß ein mönchisch gesinnter 16*

487

Mann

wie Gerloh von Reichersberg (1093

bis 1069) in einer großen Schrift de investigatione Antichristi ®) gegen die spectaculis theatricis auftrat. Otto von Freising, der in seiner Chronik den augustinischen Gedanken vom Gottesstaat durchzuführen versuchte, handelt im 8. Buch der Chronik c. 1—8, wie eine Reihe mhd.

Spruchdichter ?),

vom

A.®).

Es

seien

schließlich aus den kaiserlich-päpstlichen Kämpfen des I4. Jhs. noch Lupold von

Bebenburg 8) und Engelbert von Admont 8) erwähnt. 2. Diese Schriftsteller sind trotz ihrer politischen Haltung für uns nicht unwichtig. Man war sich dessen sicher, daß der A. als König erscheinen werde 3); im

Tyrannen,

im rex iniquus,

in jedem,

der

sub specie religionis handelte, sah man den A. oder einen A.%). Denn Augustin de civ. dei XX, 10 hatte auf Grund der johann. Ausführungen (siehe I. 1) geschlossen, daß es mehrere A. gebe, die Epi(Antiochus, Antichristi figurae phanes, Nero... und manger der noch hiute lebt) ®), deren letzter der eigentliche sei 8%), Man war jederzeit gewärtig, den letzten A. vor sich zu haben ®); so hat Bernhard von Clairvaux in Anaklet IT, den A. gesehen; erst nach seinem Tode, als die böse Zeit anhielt, machte er ihn zu einem Vorläufer des A.®); hier ist es, wo sich der augustin-gregorianische Begriff des Tyrannen mit dem eschatologischen des A. verbindet ®). 3. Es ist begreiflich, daß es nahe lag, auch den unrechtmäßigen Papst zum A. zu machen. Nicht nur die johann. Anschauung gab dafür Stützen; es kam dazu, daß man den Tempel, in dem er sein Bild aufrichten würde, in Rom sah. Die Variante, daß der A. sein Idolum im Tempel errichten wird, ist in der Tradition so verwischt worden, daß man unter dem Idolum den A. selber verstand. Daher konnte in Zeiten des Schismas Papst und Gegenpapst als idolum in sancta sede bezeichnet werden. So kann die Meinung entstehen, der A. werde als Papst erscheinen ®). Arnulf v. Orl&ans deutet schon 991 dergleichen an®!); Siegmund Meisterlin

488

Antichrist

erhebt

1488

in

seiner

Chronik

der

Reichsstadt Nürnberg den begründeten Vorwurf, Ludwigs des Bayern Kanzler Ulrich Hangenor habe schändliche Schreiben gemacht und „hieß den babst ein thier ®?)., Der und bestia und den entecrist‘‘ Name wird mehr und mehr zur Allegorie; die „geistlichen“ Auslegungsarten nahmen überhand; Hus ®) sei erwähnt, die böhmischen Brüder, Joachim v. Fiore, Ka-

®), Luther (adv. tharer und Waldenser execrabilem A. bullam) bis zu den Schmalkaldischen Artikeln (der Papst ist der rechte Endchrist oder Widerchrist) ®). Nur die Flugblattliteratur kennt noch den persönlichen A. 9%). Im catalogus testium veritatis hat Flaccius Illyricus die geistliche Auslegung der Lutheraner

(der A. ist keine individuelle Person) dem „persönlichen A.‘ der Katholiken (er gegenübergeaus Dan usw.) komme stellt ”). Der Katholik Cochlaeus aber versuchte,

widernatürlich

Luthern,

ge-

zeugt, den Anschein des A. zu geben: Sunt qui affirmant Lutherum a spiritu immundo sub Incubi specie prognatum Und Luther: Cocleus heißt mich esse. einen Wechselbalk und einer Bademagd Endlich ist das Wort zum Sohn ®). Schimpfwort geworden ®). 4. Erwähnt sei Joachim von Fiore, der

im 13. Jh. in Italien von vielen Antichristen zu sagen wußte und den letzten erwartete 1%); mit ihm vor allem setzt die Auffassung ein, die A.-Legende sei als Allegorie zu deuten, eine Auffassung, die

bis zu Luther und weiter gilt, während die Katholiken daran festhielten,

daß der A.

Seine Anwirklich erscheinen werde. hänger sorgten für die Verbreitung und Auslegung der Idee, wovon besonders Salimbene von Parma ein ergötzliches Beispiel liefert, der erzählt, wie einer Alphons X. von Castilien zum A. machte 10), Salimbene hat übrigens Friedrich II. selbst ganz antichristliche Züge gegeben 1°); hat doch auch Telesphorus von Cosenza geschrieben, ‚,Friderich der drit (der erwartete Friedensfürst), der wirt der groß endecrist‘‘ 103), 5)

Sackur

Homilie

Passus

99.

(Grimm

(Sackur

®)

Myth.

1ırr1

Schon 678)

oben)

Bernhard v. Clairvaux ist dieser Beweis trotz %®) Zu60 noch nicht erbracht. Radcke der scholast. Auffassungen: sammenfassung Hans Preuß Die Vorstellungen vom A. im späteren MA., bei Luther . .. 1906, 1x ff. Hierher gehört auch der Basler Elucidarius: Wilh.

Die altdeutschen HandWackernagel schriften d. Basler Univ.-Bibl. Rektorats-ProComgramm 1836, 22 f. ®%) P. Fr. Suarez mentayriorum ac disputalionum in terliam partem D. Thomae T. II, 1601 Praef.

252f.

= Preuß

Kaiseridee 49ff.; Sackur ®) Kampers 126 ff. Die Texte: Mon. Germ, SS, 22, 145. animae ]. III c. 134. %®) Gemma 375 ff.

1892°%,

si) MSD.

N.

®) Heinr.

33.

Nr.

110. 2 (1837), Fundgruben Hoffmann 6) ZfdA. 6, 369 ff. Ausführungen über den A. in größeren Dichtungen vgl. K. Reuschel Unters. z. d. deutschen Weltgerichtsdichtungen, Diss. Leipzig 1895, 19 ff. Ins 14. Jh. gehört das von

Schauspiele

Mone

ı, 306

erwähnte

dicht aus Kreuzlingen bei Konstanz.

®)

Ge-

Eberts

6ff. Text: Jahrb. 5, 191 ff. ®%) Reuschel ®) K. Gödeke ZfaPh. ı9, ı28ff. 355ff. 3f. %) Sackur ıı4ff. Gengenbach P. Kaisertum vöm. Vom 2) Zezschwitz aus deutscher Nation 1877; Wilh. Meyer Speier Ges. Abhandlungen z. mittellateinischen Rhythmik ı (1905), 136ff.; Michaelis in und Meyer ZidA. 54, 6ıff. Texte bei Friedr. Wilhelm Münchener Texte (1912) ”) Bibl. 242ff. 7) Zezschwitz Nr.ı. %) G. L. literar. Ver, Stuttgart 28, 169ff. Kriegk Deutsches Bürgertum im MA. 1868, 104. 7%) Bibliothek 440. ®) Zezschwitz d. literar, Ver. Stuttgart 29, 593 ff. 7) Zezschwitz ı95ff. ®) Opera I. ed Friedrich Scheibelberger 1875 ı, I, c. 5. *) Reuschel 32 f. ®) Ottonis Frisingensis episc. Chronica, Mon. Germ. SS. in usum schol. %) Rıtmaticum querulosum 113 f.: Nec in meo (sc, Roman. imper.) tempore Antichristus nascetur, Deus nequaquam sinet, quod mecum domineFontes ı, 482. %) Riezler tur: Böhmer Die literar. Widersacher d. Päpste z. Zeit Ludwigs c. 6, d. Bayern 1879, 168. ®) Hippolyt König ist Christus und König der A. ®%) Ernst Bernheim Mittelalterliche Weltanschauungen ı, 73. 93 f. Vgl. Ottonis Fris. Chron. 8 c. 3. ®) Adso bei Sackur 105 unten. Von dem Antichriste = ZfdA. 6, 371 Zeile 72 ff.; Reuschel 18, N.2; Hans Preuß Die

Vorstellungen vom A. im späteren MA. 1906, 25. 47f;Stolle Kirchenväter 277 N. 3. %) Bern-

heim

74,

N.

ı;

Ottonis

#) Bernheim 75. z104 und Radcke. ®)

Chron.

8, c.

X.

®% Wadstein 39, Bernheim, ®) Ebd,

2) Wadstein 39, 101f. ®) Die Chroniken d. deutschen Städte. Nürnberg 3, 123. ®) Hans Preuß Die Vorstellungen v. A. im späteren

einer

ags.

MA., bei Luther usw. 1906, 49 ff. %) Ebd. 45 ff.; Wadstein 39, 117 ff. %®) Ausführlich über Luthers Anschauungen handelt Preuß von

wörtlich.

Für

198 ff. — Flugblätter: ebd. 183 ff. 239 f. ”) Ebd.

in

findet sich ein

490

Antichrist

489

S. 83 ab. %)

In der

Kunst:

ebd.

28 ff. 66 If.

222 f. ®) Ebd. 215

u. Nr. 2; Peuckert

Schle-

sien 47. ”) Erwähnt sei noch die Feststellung von Preuß 247ff., daß niemals von katholischer Seite

L,

als

A.

hingestellt

worden

ist,

lag. nahe Gegner für den was immerhin 30) Preuß 45ff. 2) Geschichtsschreiber d. deutsch, Vorzeit 94, 118. 1°) Ebd. 93, 355 ff. 3) Kampers Kaitseridee 95 ff.

Die A. im 16.—17. Jh. V. Der Buchdruckerkunst ermöglichte, dem Volk zeitungsartige Literatur zuzuführen; so wird Deutschland seit dem Ende des 15. Jhs. mit fliegenden Blättern überschüttet, unter denen Prognostica usw. die erste Stelle einnehmen. Der persönliche A. wird wieder geglaubt. Die Praktika

1492

verheißt:

In

Oberdeutschland

wird ein Prophet auftreten; man wird ihn den A. nennen 1%), Und um 1500: Corda nostra plurimum concutiuntur, dum de die extremi judicii et de A. tanta dicuntur 165), Heinrich Vogel kannte 1605 eine alte Weissagung, daß der A. kommen werde, wenn das Evangelium und die Alchemie wiederum herfürkommen, das eine aber habe Luther, das andere Para-

celsus vollbracht 1%). Die von Paracelsus 107) ausgehende pansophische Bewegung, die joachitische Ideen aufnahm 1%), kannte auch den A.-Glauben!®), und er hat sich bei den Pansophen ebenso wie bei Schwärmern bis in den Anfang des 18. Jhs. gehalten 119), Die „geistliche Auslegung‘‘, seit Joachim bei allen gegenkatholischen Strömungen geübt, mußte als der Kampf gegen die absterben, durch einen Frieden beendet Kirche wurde, der den evangelischen Kirchen Gleichberechtigung gab und so den Anlaß zum Kriege beseitigte. Dafür erwachte unter den Katholiken (Malvenda) der alte Glaube an den wirklichen A. zu neuem Leben, und er hat sich in katholischen Landen bis heute gehalten, ein letztes lebendes Stück Barock 11). Vom 21. Jan. 1707 haben wir eine Flugblatt-Copia eines von Malta gekommenen „Schreibens des zu Babylon neugebohrnen Antechrists‘“ betreffend. Aus dem Jahre

1716

stammt

das

bombastisch-

barocke Buch des Paters Dionysius von Lützenburg, das einen wahrhaftigen Roman vom A. darstellt !?). In vielen Sek-

491

Antichrist

ten ist von

ihm,

geistlichen A.,

schen

fürchtete

freilich wieder als vom

die Rede 1a), man,

Im Badi-

früher

noch

mehr

als jetzt, den Endechrist, für dessen Vorläufer man den alten Napoleon hielt 112 b), 24) Preuß 25 N. 4. 1) Ebd. 27. 1°) Offenbarung der Geheymnussen der Alchimy 1605, Aijr = Peuckert Rosenkreutzer 1927. 2) Sermones de Antichristo 1619, Vgl. K. Sudhoff Versuch einer Kritik d, Echtheit d. Paracels. Schriften 1899, I, Nr. 311. 313; 2, 764 (Nr. 199) 412. 579. 587. 596 f. Vor allem 552 und Schriften P.ed. Huser 9, 191. 1®) Sudhoff 2, 764

Nr. 199. 1) Ebd. 2, 571 mit Prognostica auf 1579 und 1600. Vgl. Peuckert Rosenkreutzer 1927 und Peuckert Die pansophische Bewegung 1928. 19) Christ. Kotters Weißgerbers in Sprottau Weissagungen

über den A, bei A. Comenius ı (1655) c.9,

Ausgabe mann,

45; 16, 4off.;

v. 1730 im

Gichtel

usw.

Jakob

Register. 11)

/ux e tenebris Böhme

Quirinus

ZfVk.

30/32,

Kuhl-

109.

23) Leben Antichristi 1716. 28a) Bernheim 78 Nr. ı; Angelus Silesius Ecclesiologie 1677. I, 713f. 2b) Meyer Baden 521.

VI. Erscheinungen des A. Ich verzeichne eine Reihe von Angaben über die Erscheinung usw. des A., die den dauernden Glauben an ihn beweisen. In der Verfolgung des Septimus Severus dachte ein Mann aus Juda ihn ganz nahe13), 380 meinte Martin v. Tours, er

sei schon im Knabenalter 114), 591 wollte Gregor v. Tours einen Betrüger, der sich

für Christus ausgab,

den A. nennen 115),

854 erklärte Alvarus, seine Zeit sei da und

Mohammed sein Vorläufer 1); auch Otto von Cluny !?7) (Anfang 10. Jh.) hielt seine Zeit für gekommen; Notker schrieb: Sanctus Paulus kehiez tien, die in sin&n ziten uändön des suonetagen, taz er &r nechäme, &r romanum imperium zegienge unde Antichristus richesön begondi... So ist nü zegangen romanum impe-

rium 18),

Abbo

v.

Fleury

schrieb

990:

Über das Ende der Welt habe ich in meiner frühen Jugend eine Predigt in einer Kirche zu Paris gehört, daß sofort, nachdem das 1000. Jahr abgelaufen sein würde, der A. erscheinen werde 19), 1080 war es Bischof Ranieri v. Florenz gewiß, daß er schon lebe 1%), Walther von Lille sah in Barbarossa seinen Vorläufer 121), 1105 hielt man zu Florenz eine Synode, in

quo (concilio) cum episcopi loci de Anti-

492

christo, quia eum natum dicebat, satis disputatum est!2?), 1185 hielt aus astro-

logischen Gründen Magister Johannes von

Toledo

seine

Zeit

für

gekommen !?? a),

493

Antichrist

rignon nach einer Vision erklärt: Cet est n€, ja plus d’un an Antechrist passe 140),

Stadt Rom geboren (R. = Babylon) 123). 1210 ist ein Pseudoprophet aufgestanden, qui dicebat A. jam esse adultum 1%), 1227

us) Eusebius Kirchengesch. VI. 7. 14) Sulpici Severi Libri qui supersunt, ed, Halm 1866; Dialogus II. 14 p. 197. 1) Gregorius Turens. Hist. Franc. 10 c. 25. 1*) Indiculus 121, 554 ff. Paschasius Zuminosus: Migne Radbertus sah ihn von den Sarazenen kommen: in der Ztschr. f. wissensch. Wadstein

in Acre, er wachse heran und werde im März 10 Jahre sein !®), 1297 setzt Arnold

für den A.: Migne 216, 818; (Vgl. Joh. Albr. Bengel Erklärte Offenbarung Joh. 1746, 1112.) Hier beginnt die von Joachim aufgenommene

fest 126), 1321 erklärt ein Begharde auf Grund der Lektüre des Johannis Olivi,

Curs. patr. lat. 133, der westl. 1’) Migne Vorrede zum Boethius. 18) Notker 641. u) Vita S. Abbonis Floracensis: Bouquet 10, 332. 12) Döllinger im Hist. Taschenb.

II90 antwortete Joachim von Fiore dem Richard Löwenherz, er sei schon in der

de Boreth

39, 124;

von Villanova ihn zwischen 1300 und 1400

Lehre,

die Türken

; verkündet

der Minorit

Petrus

er sei schon geboren et habebat ultra XX

annos aetatis 127), Die Lehninsche Weissagung sah in Ludwig d. Bayern den A.128), Barthol. Janovesius aus Mallorca erwartete ihn Pfingsten 1360 12), Auch Roger Baco wollte seine Zeit berechnen 13), Mili£ von Kremsier wußte ihn 1346 geboren und schlug das 1367 an der

Peterskirche an, ja erklärte Karl IV., dieser sei der A. major 11), Sein Schüler Matthäus v. Janov meinte: Tanta fama fuit et est de adventu A, per universam ecclesiam, et ita est descriptus, ut etiam Pueri decipi non possent per eundem 132), Der gewaltige Dominikaner Ferrer schrieb 1412 Papst Benedikt XIII, daß er 1403 geboren und jetzt schon 9 Jahre sei 1%), Seit dem Anfang des großen Schismas glaubte ihn das Volk 1385 in Babylon

I, 270.

5. F.

III. hielt Mohammed

Innozenz

Theol.

seien der östl, A., der Papst

Ebenso

Stifter

der

des

Prämon-

Magdeburg: von Norbert stratenserordens zıff. Acta SS. Maii 7 pag. 139; Radcke 1859 des... 10 Gedichte 122) Müldner Nr, 5. 6.

7.

Bibl.

d. literar.

Ver.

16,

Stuttgart

Vitae Rom. pont. 2, 6 49. 2) Watterich = Bengel Erklärte Offenb. 1108. 1%8) Annales Marbarenses M.G.SS. in usum scholarum ed. Reinike-Bloch 1907, 56. 3) Joachim Expositio in Apocal. 1527, 133 = Wadstein 212) Ebd. 82 f. 124) Mon. Germ., SS. 8, 466. 23, 920. 12) Wadstein 91. !?”) Ebd. und Nr. 4. 1%) Kampers Kaiseridee 131. 1?) Malvenda de Antichristo 1647. I, 119. 1”) Wadstein go. !%) Ebd. 84 f. Vgl. Fontes rer. Austriac.

6.

2,

40 ff.;

Preuß

Nr.

50,

4.

Concilia Pragensia in Abhand1) Höfler lungen kgl. böhm. Ges. Wissensch. 5. F. ı2, XLI.

stein

13)

Malvenda

88 nach Opp.

ı, 119ff.

1M)

Gersonis, edid.

Kampers 1) I, 517. In 89. ıse) Wadstein

Wad-

Du

Pin,

Katseridee 137. Flandern hielten

geboren 1%). Zum Jahre 1401 verheißt ihn

Wahnsinnige sich selbst für den A.: J. Huizinga Herbst des MA.s 1924, 262. 1”) Preuß

Mehr als 100 Männer und 300 Frauen aus der niederen lombardischen Bevölkerung

18)

die

Prophezeiung

der

hl. Hildegard 18),

traten in den ‚dritten Orden‘‘ des hl. Dominikus ein und zogen 1420 unter Ferrers Ordensbruder Manfred von Ver-

celli nach Rom, wo ihnen Manfred martyrium et victoriam contra A. versprach 1%), Seit 1522 erwartete ihn Lu-

ther 1”), Auch

christ

est desja

Rabelais n€ 1%),

wußte:

Und

L’Anti-

etwa

1550

wurde gedruckt: Antichristus, seu Prognosticatio finis mundi. 1574 ist er zu Babilonia auf der Grenzen Labea geboren worden, dann 1578, und endlich

in diesem

jetzt

laufenden

Jahr

1592

in

einer Stadt Consa 13), 1664 hat A. Bou-

168. Vgl. Malvenda

Gerhardt

I, 119 zum Jahre 1533.

Franz. Novelle 114. 1)

Janssen Gesch. d. deutschen Volkes 10) Bengel Erkl. Offenb. 1160.

Joh.

6, 432.

VIL Beziehungen zu fremden Mythologien. I. Armillus. Armillus ist die hebräische Form für Pwpölog; den Juden ist Rom der A. Satan oder frevelhafte Heiden zeugen ihn, indem sie mit einem steinernen Jungfrauenbild Unzucht treiben, das Gott selbst schuf und das in Rom steht. Nach 9 Monaten spaltet es sich und gebiert ein riesenhaftes Kind 14), ein Ungeheuer, mit roten Augen und zwei Köpfen 112), das von den Juden in der Wüste Anbetung verlangt. Da er keine Wunder tun kann,

494

kehren sie sich ab; er verfolgt sie; Michael und Gabriel werden ihn töten, oder der Messias ben David wird ihn mit dem Hauch seines Mundes niederwerfen. Bousset setzt die Entstehung der von der A.-Sage abhängigen Sage ins 7./8. Jh. 1%), 2. Deddjal. Mohammed hatte geglaubt, daß in seiner Zeit der A. al masih al deddjal, der falsche Messias, lebe und hat nach der Tradition einen Juden aus Medina, Saf ibn Said, dafür gehalten. Die Mohammedaner haben den Mythus vom gefesselten Unhold auf ihn übertragen; er ist mit Eisenketten gebunden und an eine eiserne Säule angeschmiedet 144), 3. Der A. im ahd. Gedicht Muspilli 145) aus Bayern in der 2. Hälfte des 9. Jh. 14) hat zu vielen Deutungsversuchen Anlaß gegeben. Grimm suchte in ihm einen heidnischen Gott der Bayern und Alemannen, ein dem nord. Surtr ähnliches

Wesen 1#7), Karl Bartsch den Fenriswolf 1), Müllenhoff hielt christliche Unterlage für gegeben 119), und Zarncke forderte nachdrücklichst, daß man versuchen müsse, solche Deutungen zu mit christl. unterlassen, solange man Motiven auskomme 1%), Weder Grau 1%) noch Guntermann !®) haben eine christl. Quelle für den Passus vom A. gefunden,

Ehrismann !%3) endlich hat keine Einzelquelle, sondern die lateinische Predigtliteratur als Vorlage angesprochen. Schon Vetter erklärt: Um das alles (die Kirchenlehre) kümmert sich unser Dichter nicht; er gab eben einfach, was Glaube war, voll volkstümlicher Züge 1). Der A.-Abschnitt findet sich wieder in der as. Genesis !®). Dort streitet Henoch allein gegen den A., während in Muspilli Elias allein steht. Dieser Zug läßt sich sonst nirgends mehr nachweisen; nur in der Vita Landiberti des Sigebert von Gembloux

aus dem

11. Jh. heißt es noch

einmal: Helyas in celum raptus expectat adhuc per A. gladium victorie palmam®9), Handelt es sich hier um eine sächsische uueroltrehtuuison Die — Tradition? sagen, daz sculi der antichristo mit Eliase pägan, sprechen also von einem Zweikampf, und zwar in der Luft, in dem der A. sigalös wird. Auch davon wissen die

495

kirchlichen Quellen nichts; die schreiben: Doh uuanit des vilo.., gotmanno, daz Elias in demo uuige aruuartit uuerde.

Und so mag Neckel recht haben, wenn er hier einen älteren, wurzelverwandten Mythus durchschimmern sieht 1”), End-

lich ist fremd, daß Satan den A, varsenkan scal. Ehrismann hat für dieses Stück (v. 37—47) bereits gesehen, daß die Quelle volkstümlich ist; weil sie nicht kirchlich ist, findet sie sich auch sonst nicht in der

geistlichen Literatur 1%), Ich möchte dabei die Vermutung äußern, daß v. 50

an v. 47 angeschlossen war und nur v. 48 f.

Einschub ist; wäre das der Fall, dann wäre der A., der „uunt pivallan‘“ sollte, derjenige, von dessen Blut die Erde entbrennt. Auf Elias wurde das erst bezogen,

als

496

Antichrist

durch

den

Einschub

v.

48f.

von

Elias als dem Verwundeten die Rede war; ein gedankenloser Abschreiber hat dann „SÖ daz Antichristes pluot‘‘ in „sö daz Eliases pluot‘‘ geändert. Dafür, daß durch ihn die Erde entzündet wird, würden wir heimische Belege haben, für Elias als Stifter des Weltbrandes nur östliche !®),

4. Den Kampf zwischen dem A. und Elias hat Grimm auch im Norden wiederfinden wollen 1%); Simrock hat den A. in der Mitgardsschlange 1%), E. H. Meyer in Surtr (Völuspä Str. 52) 1%?) und dem Kinde der Alten im Eisenwalde (Völuspä) 16) erkennen wollen. Man wird zugeben dür-

fen, daß christliche Motive nach dem Norden gewandert sind und zwar, als dort der alte Glaube noch galt; Dichter haben sie aufgenommen und verwertet. Aber eine bewußte Verkleidung christlicher Lehren in Göttermythen dürfte kaum vorgekommen sein. Was Surtr betrifft, so scheint mir Neckels Versuch beachtenswert, welcher in ihm den gefes-

selten Unhold sieht !*), der in einer Höhle liegt und sich nach seinem Flammen-

schwert

reckt.

11) J. Scheftelowitz Alt-palästinensischer Bauernglaube 1925, 33. 14?) Bousset Anlichrist 66 ff. u. Register s. v. Vgl. Liebrecht

Gervasius

690;

Löwis

of

Menar

im ARw. 13, 517 ff. 14, 641 ff. 15, 305 ff. 3) Dionysius v. Lützenburg Leben Antichristi 1716, 421 f.; Ztschr. f, Kirchengesch,

20, 120.

1%)

Paul

Casanova

Mohammed

et la

fin

du

monde

1911,

29.

47;

A.

Olrik

Ragnarvök 1922, 276 ff. 15) Ich zitiere nach Wilh. Braune Althochdeutsches Lesebuch

1911°, 82 ff. — 1M6) v, Unwerth-Siebs Gesch. der deutschen Literatur bis zuy Mitte des

II. Jhs. 1920, 153. 147) Myth.2, 677. 18) Germania 3, 17. 1%) ZfdA. ıı, 392. 1®) Berichte d. kgl. sächs. Ges, d. Wissensch, Phil.-hist, X]. 18, 213 ff. 5) Gustav Grau Quellen u. Verwandtschaften d. ält, germ. Darstellungen d. jüngsten Gerichts = Stud, z. engl. Phil. 371, 232 ff. 152) ZfdPh. 41, 410f. 412. Vgl. AfdA, 35, 192 f. 14) Ferd. Vetter Zum Muspilli 1872, 119 ff. 124; v. Unwerth deutet auf Crist III als Quelle hin, dort fehlt aber die A.Episode: PBB. 40, 365f. Vgl. auch Necke1l in Sitzb. Heidelb. 9,32 f. 15) v. 139 bff. = Grau 233f. = Bousset 180. 1%) Mon. Germ. SS. Meroving. 6, 398. 1”) Neckel 3of. 1%) Eine Scheidung zwischen beiden Kampfschilderungen hat Eh rismann AfdA. 35, 192 f. vorgeschlagen, der auch v. Unwerth PBB. 40, 365 f. zustimmt. 169) Ztschr. f. d. Österr. Gymnasien 43, 748 (Christus entzündet Brand = Anton E. Schönbach

14).

162)

16°) Myth.

Völuspd

Altdeutsche

z, 676.

1889,

Predigten

1888,

2,

19) Mythologie. 5 133 f.

206 ff.; Germ.

Myth.

149 £.

163) Myth. d. Germanen 459{if. 1%) Gust. Neckel Studien zu d. germ. Dichtungen v. Weltuntergang. Sitzber. Heidelb. Akad. 9, 30. 46. 48 f.

VII. DerA.in

Nur

aus

derVolkssage.

katholischen

Gegenden,

wie ja

die Menschen

werden

des Flavius Illyrius Bemerkung erwarten ließ, liegen Aufzeichnungen vor. Er heißt Antenchrist,

denn

am Ende tierartig, mit Entenschnäbeln geboren !®) (die im MA. üblichen Namen 16) sind vergessen). Er kommt, wenn alle zu Christus bekehrt sein werden 19), zur Zeit allgemeinen Abfalls 168); wenn er I9 Jahre ist, wird fast die ganze Welt abgefallen sein 1%), Pseudopropheten treten auf !®); so wie der Teufel

ledig ist !’l). Stürme im Christmonat zeigen Ankunft an !??), Manche glauben, er regiere schon 2’); besonders 1848 dachte man das !74); andere denken, cs wird noch lange dauern !5), Sichere Vorzeichen sind: eine vierzigjährige Dürre und Hungersnot 17), in welcher Zeit kein Regenbogen zu sehen sein wird 17); Bruderhaß 18); wenn die Pfarrkirche zu Söll (Tirol) versinkt 18a), der ganze Küchelberg bei Meran urbar gemacht ist 1b); im Kanton St. Gallen glaubt man, er komme, wenn die eisernen Stan-

gen auf dem Breitfelde ausgeackert wer-

497

Antichrist

den und das dort vergrabene Bäumchen ausschlagen und so groß sein wird, daß ein Offizier aufrecht darunter stehen kann !”); er kommt nach der Walser Schlacht ?!®), wenn Karl V. oder Kaiser Friedrichs Bart

dreimal um den Tisch gewachsen ist 1@02),

wenn der in der Königskaul bei TrittenKönig den Türken heim versunkene schlägt 1895, wenn die Leute hohe Hüte tragen und ohne Rosse fahren werden!) ; nachdem 7 Jahre kein Kind mehr ?®), nur Mädchen geboren wurden 183); im Kreise Leobschütz glaubt man, es werden 30 Jahre nur Mädchen und dann nur Knaben geboren; der erste derselben ist

der A.18), Unter Donner und Blitz wird er geboren 185), außerm Fern tuts drei Donnerschläge 18); Feuer fällt vom Himme1187), die Blumen schwitzen Blut 18), Er kommt aus dem Stamme Dan 18), Seine Mutter ist ein altes 19), böses Weib 1%), eine alte Witwe 192), eine Hexe 1®), eine Hure ?4), von der 9. Hure her !®), eine zojährige Jüdin?!®), eine jüdische Hure !?) (die Tochter eines jüdischen Fürsten aus dem Stamme Juda, eine Zauberin und angebliche Jungfrau !®), ein lediges Judenmädchen !®), eine Jungfrau, die ihn von Dämonen empfängt) %®); aus dem Stamm Dan werden 12 Fischer einen Fisch fangen; dessen Kopf ißt eine Jungfrau und wird mit dem A. schwanger 2),

Er gehört der babylonischen Hure 2), Sein Vater ist ein gojähriger Greis 23) (ein jüdischer Zauberer aus Dan) %*) oder er wird vom Teufel empfangen %®), (der Teufel ist bei der Empfängnis mitwirkend beteiligt) 2%). Mönch und Nonne sind seine Eltern %7)., Vater und Tochter zeugen ihn %8), Seine Mutter erschricket unde zevert in der gepurt ouf der stat ®®). Er wird von einer Schlange mit einer alten Jüdin erzeugt 29); ist ein Lintwurm aus dem Ei eines 7jährigen Hahnes, und wird durch die Anbetung eines Mädchens zum schönen Jüngling 22), ist ein Unterweltwesen %2), der Drache %®%), Geboren wird er zu Babylon %) (am Euphrat) 2). Gott ordnet ihm wie jedem Menschen einen Schutzengel bei 2%), obwohl Satan in ihm wohnt ?”7), Seine Mutter trägt ihn zwei Jahre 238); er pei-

498

nigt

sie

im

Mutterleibe 2);

sobald

er

zur Welt kommt, kann er laufen und sprechen 220), Jeder sieht ihn in andrer

Gestalt 2%), Sonst wird er als klein 222) und rothaarig 22%) geschildert, mit einem Mal an der Stirn, wo ihn der Blitz treffen wird 22), oder an der rechten Hand und

am linken Fuß 2%), Als Ungeheuer mit sieben Köpfen soll er erscheinen %®%) (Zauberer erziehen ihn) 2”). Er wird auftreten,

wenn

der römische

Kaiser sein Reich Gott zurückgibt 22); wenn Gog und Magog, die roten Juden im Kaukasus, erscheinen *?*), die sein Vorläufer, der sich Elias nennen wird, ruft 20),

Mit

30

Jahren,

wenn

wieder

abwechselnd Knaben und Mädchen geboren werden 21), fängt er an ®2Z); so lange hält er sich (in Galiläa) ?®), unsern Herrn nachahmend, verborgen ?®%); dann zieht er nach Jerusalem 2%), Er tut Wunder 2%), weiß alles, weswegen man 1445

einen

2ojährigen

Spanier

an

der

Pariser Universität, wie Trithemius erzählt, für den A. hielt %”); kann alle Sprachen der Welt ®8), Er gewinnt mit Ehrungen, Liebkosungen und Geld die

Leute 29), Alle vergrabenen und ungemit hobenen Schätze werden sein %); ihnen lockt er die Menschen *4), er fährt Land mit vier schwarzen Rossen durchs und sät Geld aus %?); wer ein einziges Geldstück aufhebt, gehört schon dem Teufel an 2), Der A. will die Weltherrschaft gewinnen *2); er sendet 12 Jünger predigend aus %5), Das mosaische Gesetz wird wieder gültig *). Die Juden fallen ihm zu 27), und er läßt sich in Jerusalem beschneiden ®), oder ist es schon seit dem 8. Tage seiner Geburt 4); er wird ihr Messias 2) und baut den Tempel wieder auf 251), In diesem sitzt er 2%?) oder er setzt sich in den Tabernakel ®3) und läßt sich anbeten %4), Die Christen müssen Gott abschwören 2%); er wütet gegen den eine Glauben 2%); fängt katholischen und Elias an ?”); Christenverfolgung Henoch predigen umsonst ®), doch ist auch einmal von Bekehrungen durch sie die Rede ?®%), 30 Jahre predigt er wie Christus 2%), andere reden von 3 Jahren 21), oder er lebe 3 Jahre verborgen und

499

Antichrist

3 öffentlich 22), Seine Anhänger erhalten ein Mal an die Stirn und zwar ein N., was

500

Schlesien

71.

18)

Preuß

24;

Lützen-

burg 23ff. 1) Ebd. grf. 2%) Sulpic. Severus Vita S, Martin c. i 24. 1") Schön-

nego bedeutet %3); von anderen Zeichen werth Oberpfalz 3, 334. 1?) Ebd. 3, 338. weiß man im MA. 24), Dann werden die 3) Ebd. 338. 2) Birlinger Volkhsth. ı, 182. Menschen wild leben 2%); es gibt nur ; 5) Meyer Baden 401. 6%) Preuß 24; Bousset ı29. 1”) Preuß 24. !) Bousset 76. noch sieben oder neun Katholische 2%), 8a) Zingerle Sage n 1859 , 260 Nr. 463; die Elias unter einem Birnbaum 2), ZfdMyth. 4, 207. 8b) Zingerle Sagen einem Apfelbaum sammelt 2%), Auf einem 1859, 406. 1”) Kuoni St. Galler Sagen 297 f. Esel will er Leute übers Wasser setzen und 10) Grimm Myth. 2, 799. 1%a) Grimm Sagen Nr. 28; Bechstein Volkssagen Österläßt sie ertrinken %). reic hs ı (184 0), 75. 189b) Sepp Sagen 629. Elias wird sein Beiläufer sein 2); oder 1) Reiser Allgdu ı, 419. 12) Zingerle Elias und Enoch ?) (und Johannes) 272), Tirol 227. 1%) Peuckert Schlesien 70. oder Moses und Elias treten gegen ihn 34) Birlinger Volksth. ı, 181; Reiser Allgäu ı, 419. !®) Schönwerth Oberpfalz auf und besiegen ihn 23); Enoch predigt 3, 334. 335. %) Zin ger le Tirol 227. den Heiden, Elias den Juden 7%). Nach 1897) Ebd. 337; Aurbacher Ein Volksbücheiner Disputation 75), läßt er sie, — sie lein (ed. Jos. Sarreiter) 2, 62. 18) Kuoni haben 34 Jahre gewirkt 7) — mit allen St. Galler Sagen 306. 1) Bousset ıı2ff. 10) Quitzmann 203; Vernaleken Foltern martern 2”) und erschlagen 28), Alpensagen 68, aus Salzburg; Preuß ı5 Seine letzte Freveltat wird seine HimmelNr. 4. 19) Wilh. Wackernagel Die altfahrt sein ??). Es heißt auch, er wolle deutschen Handschriften d. Basler Univ.-Bibl. nach 3 Jahren im feurigen Wagen aufRektoratsprogramm 1835, 22: Elucidarius des 14. Jhs. !?) Zingerle Sagen 408. 1%) (Gosfahren 29), oder er stirbt und fährt nach sensaß) ZfVk. 6, 306. 1) Aurbacher 2, 3 Tagen auf%1), Da erschlägt ihn 62. 1%) Schönwerth Oberpfalz 3, 335; Christus mit dem Hauch seines MunPreuß 15. 1%) Ebd. 334.338 f.; Preuß ı5, des ®2), oder dem Ruf: Getötet werde der N. 4. 1’) Birlinger Volksth. 1, 18o. 1) Lützenburg 57ff. 71f0. 1) PeukA.! 288), oder ein Blitz ®%); unter Donner kert Schlesien 70. ?®%®) Sac kur Sibyll. und Blitz im Schwefelregen vertilgt ihn Texie 106; vgl. oben III. 4; Liebrecht Gott 25), Michael 2%) oder Elias 2) töten 21) Gervasius 6, 68. Zeitschrift für Kirchenge-

ihn. Es heißt auch, Elias streite mit einem Engelsheer gegen ihn 28); der schlafende Kaiser wird auf dem Walser-

feld mit ihm häuser zum Gottes Blitz er muß zur

kämpfen ®?) oder vom KyffÖlberg gegen ihn ziehen *). schlägt ihn in die Erde ?*1), Hölle fahren 22); die Erde

berstet und verschlingt ihn %%), Der Blitz, der ihn bei seiner Himmelfahrt trifft, wirft ihn nieder, daß er in tausend Stücke berstet; wo ein solches Stück hinfällt, entzündet sich die Erde ®%), Oder man sagt, Elias werfe ihn ins Meer ?®®), Die Erde aber wird nach seinem Sturz lauter Wasser ®%)., Vierzig Tage darnach erscheint der Herr zum Gericht 2”), Ich zitiere ausgiebig

der

die Zeit

Zungen

bis Adso,

vom Antichrist,

sammenfaßt

Bousset

und

Preuß

Dionys

Anlichrist,

Die

Vorstel-

der die Scholastiker zu-

der die barocke Meinung

von

Lützenburg,

über den A. spiegelt.

165) Schön werth Oberpfalz 3, 338; Quitzmann 203. 1%) Bousset Antıchrist 86 ff. 99 f.; Bernheim Mittelalter.

Weltanschauungen

x,

76f.

1)

Peuckert

schichte 20, 288 nach einem griech. Ps. Method. 22) Reiser Allgäu 1, 419. %2%) Schönwerth Oberpfalz 3, 334; Preuß ı5 N. 4. 24) Lützenburg 7ıf. ®5) Reiser Al-

gäu

I, 419;

Bousset

g9ı.

%%

Bousset

92; Preuß 1ı5. ®”) Franz Nic. de Jawer ı51f.; Preuß 1ı5N. 4. %®) Ebd, 2%) Hein-

Trich

v. Neustadt

von gotes zuokunft ed.

Strobl 1875, V. 4921f.; vgl. Reuschel a.a.0. 27; Aytingers Ps, Method. von 1498. 20) Schönwerth Oberpf3, al338 z £.;

Aurbacher

2,

62.

2)

Vernaleken

Alpensagen 68 aus Salzburg = Quitzmann 203 = ZfdMyth. 4,203; vgl.A.Olr ik Ragna-

rök

218)

pfalz

1922,

Ebd. 3,

1o0of.

941f.

339;

g97ff.

2)

%2

Bousset

Schönwerth

Aurbacher

2,

62;

99.

Ober-

Zin-

gerle Sagen 408; Bousset ıı13; Preuß 16. 26) Lützenburg 63 entscheidet sich zwischen einem afrikan. und asiat. B. für letzteres. B. = Rom: Preuß ı6, %) Lützenburg 77; Preuß ı5f. 2”) Bousset 88 f.90;

A.Olrik

Bousset

8g9f.

Ragnarök

9ı.

2%)

85; A.

=

Satan

Schönwerth

Oberpfalz 3, 335. %%) Ebd. 2%) Birlinger Volksth. ı, 180. 21) Schönwerth Oberpfalz 3, 338; Georg Steindorff Die Apokalypse des Elias 1899, 91. 2?) Schönwerth

3, 335.

*) Ebd.335.

226) Simrock

Myth.5

**) Ebd. 335.

482;

Bousset

22%) 337. ıo1f.;

so1

Antimon

vgl. auch

Steindorf

Apokalypse

d. Elias

1899,91 f. *?7) Wackernagela.a.O.22f.; Lützenburg 83f.; Preuß 17. *®) Vgl. die Literatur zum ludus de Antichristo; Bousset 77ff. 27ff.; Preuß 17. 24. Nr. 3; Lützenburg 45f. *%Y Lützenburg

ı13if.; Preuß 1ı7f.; Ztschr. f. Kirchengesch., 20, ırzff. 20) Lützenburg 11713 ff. 23) Peuckert Schlesien 70. *®) Schön-

werth Oberpfalz 3, 338. 339; Aurbacher 2,62; Birlinger Volksth, ı, 181. *?) Preuß 17. 2) Birlinger Volksth. ı, 181. 235) Preuß 17. 2%) Schönwerth Oberpfalz 3, 335. 339; einzelne Wunder werden

außer der Himmelfahrt nicht genannt; vgl. dagegen Bousset ıı5ff.; Preuß ıog9f,.; G.

Steindorff

Apok.

d.

Elias

1899,

89.

27) Wadstein in Zeitschrift f. wissensch. Theologie 39, 87f.; Lützenburg 84; Preuß 24. 2%) Lützenburg 83. 289) Schönwerth Oberpfalz 3, 337. Vgl.

dazu Adso bei Preuß 1ı18ff.iz;

Sackur Anton

Sib. Texte 108; Schönbach

Altdeutsche Predigten z (1888), 13. 2) Renner 5100 bei Grimm Myth.z2,8ı9; Zingerle Sagen 408;

20;

24)

Lützenburg

92.102;

Schönwerth

Ebd.

337.

339;

Preuß

202.

%?)

werth

Oberpfalz

Preuß

Oberpfalz

Zingerle

Peuckert

3,

339.

Sagen

408;

Preuß

ı8;

251)

Aurbacher

Schon bei Adso, vgl. III. 104 ff. 253) Zingerle

24)

Ebd.;

Aurbacher

2,63;

Preuß 18.

4. %®?) Bousset Sagen 1859, 408.

2,62;

Preuß

18.

265) Vernaleken Alpensagen 68. ®°) Schönwerth Oberpfalz 3, 335. ?”) Reiser Allgäu ı, 419; Vernaleken Alpensagen 68 f.; Zingerle Sagen 1859, 408; Bousset I39ff.7

Preuß

2ı.

?®)

Schönwerth

Oberpfalz 3, 336; Bousset Kommentar 51. 25) Ebd. 337f.; Peuckert Schlesien 70 f£.; Bousset 139. *®) Schönwerth Oberpfalz 3, 337. ®%) Ebd. 338; Aurbacherz, 63; 2%) (Gossensaß) ZfVk. 6, 306. 2%) Schönwerth Oberpfalz 3, 337; Aurbacher 2, 63. 24) Bousset ız3zff.i; Radcke a.a. O. ı4 Nr.

6;

Schönbach

Predigten

2, 13;

Lützenburg 333ff. %) Preuß 16 Nr. 7. 6) Schönwerth Oberpfalz 3, 337. 336. 29) Ebd. 336 = Quitzmann 205. 268) Schönwerth Oberpfalz 3, 338. 2%) (Gossensaß) ZfVk.6, 306. 2) Schönwerth 3, 338. 335. Vgl. Zarncke in Ber. d, kgl. sächs. Ges. d. Wissensch. ı8, 213 ff, 218. 2) Schönwerth Oberpfalz3, 337. 339; Quit zmann 204;

Allgäu

Peuckert

ı, 419;

Schlesien

Bousset

70f.;

ı34ff.;

7%)

Zarncke

216f,

Oberpfalz

3, 339;

(Hieronymus); Stolle Kirchenvater 133; Olrik Ragnarök 358; Bousset 1ı37f. 273) Zingerle Sagen 1859, 408. ”4) Preuß 22. 35) Ebd. 22. 2%) Birlinger Volksth. 1, 181. 27) Ebd. 2?) Ebd; Schönwerth Oberpfalz 3, 337. 339. ?*) Ebd. 336. 338; Birlinger Volksth. ı, 181. %%) Aurbacher 2, 63.

2)

Bousset

Schönwerth ı52;

Preuß

20.23;

Lützen-

burg 372 ff. Vgl. auch Bousset 095{ff. 22) Bousset 149. Vgl. ZfdA. 52, 273 (nd. Apokalypse). 2%) Preuß 23. %®) Schönwerth Oberpfalz 3, 336. 337; Quitzmann

204;

Birlinger

Volksth.

ı,

181.

25) Schönwerth Oberpfalz3, 339; Lützenburg 379. %) Schönwerth Oberpfalz 3, 338.339; Quitzmann 204; Aurbacher 2, 63; Bousset 1ı50ff. 175; Preuß 23. #® Quitzmann 204; Elias u. Enoch: G. Steindorff Apok. d. Elias 1899,

68f.;

105.

%8)

vgl.

1899,97 ff.

G.

2)

Vernaleken

Steindorff Grimm

Alpensagen

Apok.

Sagen Nr. 28;

d. Elias Si m-

rock Mythologie® 148. %) E. H. Meyer Mythologie der Germanen 1903, 63 (382); vgl. Bousset 153. %®) Birlinger Volksth,

ı,

181.

®®?)

Reiser

Allgäu

1, 419;

124 ff.

246) Lützenburg 178. 198f1.; Bousset 108; Preuß 17. *) Preuß ı7. 2%) Preuß 17. %) Lützenburg 77f. ®%) Bousset 108 ff.

2,13.

25) Vernaleken Alpensagen 68 f. aus Salzburg. %®e) Schönwerth Oberpfalz 3,

Bousset

Bousset

Predigten

ı26 ff.

70;

Vgl. auch die barocken Ausführungen Lützenburgs. 2%) Birlinger Volksth. 1, 181;

bach

G. Steindorff Apok. d. Elias 1899, 105. »3) Aurbacher 2, 63; Lützenburg 377. 379. 4) Schönwerth Oberpfalz 3, 386; Quitzmann 2o3; Birlinger

Schlesien

Schönwerth Oberpfalz3, 335. 338. 22) Ebd. 338; Peuckert Schlesien 70. *4) Schön2, 336;

502

Reiser

Schön-

Volksth.

ı,

337.

Preuß

2”)

181.

Vgl.

Bousset

23.

159ff.

Peuckert.,

Antimon. Im Altertum wurde das Anti-

monium als Schminke und in Form von Pulver oder Schmalz bei Flüssen, Geschwüren, Wunden usw. verwendet !). Bis zum 15. Jh. verstand man unter Stibium, Antimonium, Spießglas immer

die natürlich vorkommende dunkle Schwefelverbindung des A.s, die zu äußerlichen Zwecken, namentlich gegen Fisteln, Krebs, Blutungen, Augentriefen, in der Heilkunst verwendet wurde. Das metallische A. fand im 17. und 18. Jh.

medizinische Verwendung. In den Klöstern dienten aus diesem Metall hergestellte

Becher

dem

löblichen

Zwecke,

Mönchen, die dem Bacchus bu sehr ergeben waren, den Geschmack zu verleiden und ihnen Widerwillen gegen jedes Trinken zu erzeugen. Von A.metall waren auch die „ewigen Pillen‘‘ unserer Vorfahren, die als teure Familienerbstücke sich auf ganze Geschlechter vererbten; denn

‚wenn

sie

gleich

hundertmal

ein-

503

Antipathie— Antonius,

der

Einsiedler

504

genommen und wieder ausgegeben, wür- | Plag, Pein, Rache) werden im MA. Karden sie doch alle Zeit purgieren und man | bunkel, Lupus, Rose, Pestbeulen usw. begroße Not haben zu merken, daß sie zeichnet ?). Im Jahre 1090 sollen durch die Reliquien des Heiligen in Frankreich etwas verringert werden‘‘ 2). viele Menschen von der Rose 1) Pauly-Wissowa ı, 2436f.; Plinius geheilt

33 8 z10of. ?) Peters Pharmazeutik 2, 121 f. und ı, 208; Lonicer 55; vgl. Bresl. Samml, Regb. 514 und 308. Zur weiteren Verwendung des A.s in der älteren Volksmedizin vgl. F1ü ge1 Volksmedizin

16;

Schwenkfelt

Kräutermann

Catalogus

97ff.

ı,

393;

Olbrich,

Antipathie s. Sympathie.

oder Antoniuskreuz des Kreuzes (T, crux”

die Dämonen

vertrieben,

die Götzen gestürzt und die Pest bekämpft

haben soll !). Er habe es auf seinem Mantel und an seinem Stab getragen, eine

Tracht, die in Wirklichkeit auf die Antonierherren des MA.s zurückgeht, einen Orden, dessen Geschichte mit dem Wüten einer Epidemie, des Antoniusfeuers (morbus sacer), zusammenhängt ?). Daher soll das A. gegen Pest und ähnliche Krankheiten schützen 3). Man hat es auch mit dem sogenannten Henkelkreuz, daher ägyptisches Kreuz%), und mit dem Thorshammer ©) in Verbindung gebracht. Vgl. auch u. Thau (nicht Tau). )

Zöckler

Das

Kreuz

Christi

(1875),

76;

Herzog RE. 8 (1857), 61; Bergner Grundr, d. kirchl. Kunstaltertümer (1910), 338. 345; Hauck RE. ı1, 96. ?*) Hauck RE. ı, 606;

Franz

Benediktionen

X, 214;

2, 131.

3) Vgl. HessBl. ı1ı1, 49off.; ARw.ı3, 81; Elworthy Evi Eye 278; Folklore 21, 60 ff. Storfer Jungfr. Mutterschaft 158. *) Dornseiff Alphabet 109. *) Urquell 2 (1891), 4. Jacoby.

Antonius, der

der

Abt

Einsiedler,

auch

starb angeblich

356 in

genannt,

schen Wüste

und

lebte in der thebai-

seinem 105. Lebensjahre. Sein Tag ist der 17.

Januar.

I. In Neapel und Sizilien ist er Beschützer gegen Feuersnot und Hüter des Herdfeuers®%). Als An-

toniusfeuer

(s.

d.)

(St.

In

Graveson

(Rhone-

mündung) tauchte man am 27. April seine Statue dreimal in einen Bach, um gute Ernte, Schutz vor epidemischen Krank-

heiten und gefahrlose Entbindungen zu erzielen *). A, war auch Pestpatron, und es wurden ihm seit der großen Seuche Pesthäuser

commissa) genannt, weil sie nach einer späten Überlieferung auf den ägyptischen Einsiedler Antonius zurückgeht, der mit diesem Zeichen

sein®).

von 1348 oft Armen- und Krankenhäuser,

Antlaß s. Gründonnerstag. Anton s. Zwerg. Antoniterkreuz wird die Thauform

worden

Antons

und

Kapellen

geweiht °).

1) Trede Heidentum 3, 98. 105. ler Krankheitsnamen 134. 472. 488;

?} HöfReins-

berg Böhmen 22. ®%) Nork Festkal. 95; HmtbIRE., 2, 125. *) Sebillot Folk-Lore 2, 378. 5) Andree-Eysn Volkshundl. 66; HmtbIRE. 2, 119 ff.

2. In Italien ist St. Antonio Schutzpatron der Haustiere ®). An seinem Festtage werden diese an seinen Kirchen mit Weihwasser besprengt und gesegnet;

das soll sie gegen bösen Blick schützen und das ganze Jahr vor Unglück bewahren”). In Frankreich läßt man in der Messe Hafer segnen und gibt ihn dem Vieh, den Schweinen und den Hühnern 9). Auch in Süddeutschland schützt A. vor Viehkrankheiten ®). Im Kt. Tessin werden an seinem Tage die Pferde gesegnet 1°). Die Fischpredigt wird ihm, aber auch dem hl. A, von Padua zugeschrieben 1). In einigen Sagen wird er mit wunderbaren Fischen in Beziehung gebracht 22), 8) Trede

Symbolik

ı, 69.

Heidentum

7’) Trede

3, 98 ff.;

Menzel

3, 102 ff. 108, 400;

Andree Votive 36; Nork 98f.; Meyer Abergl. 191

Festkhalender Rochholz

Naturmythen 23 (Madrid). ®%) Sebillot Folk-Lore 3, 490. *) Zingerle Tirol 130 (1153); ZfVk. 8, 400; Meyer Baden 169. 409. %) Hoffmann-Krayer 123. !) Nork Festkal,

3.

96.

Vor

*?)

ZirwVk.

allem

3, 298.

nimmt

sich

A.

der

Schweine an, undseinen Bildern ist häufig das Schwein beigegeben !3). Man hat darin u.a. einen Hinweis auf die Dämonen gesehen, die dem Heiligen so grimmig zu schaffen machten. Aber das Schwein schmiegt sich ihm meist

von

Antonius

505

freundlich an. Es wird daher auf seine nahen Beziehungen zu Ackerbau und in Die Mönche hinweisen. Viehzucht den Klöstern und Kirchen des A. waren hervorragende Schweinezüchter 1%), An manchen Orten wurde das „Tönlschwein‘ auf Gemeindekosten gehalten und lief mit einem Glöckchen am Halse frei in Stadt und Dorf herum. Zu Weihnachten oder Silvester wurde es, mit dem

gegen Bräune und Bezauberung schützen-

Efeu bekränzt,

den

ge-

zum Schlachter

führt, sein Fleisch zur Weihe in die Kirche gebracht und dann an die Armen verschenkt !®). — Wie der Heilige in Italien Antonio del porco genannt wird — die Esten haben Tönn gar zum Schweinegott gemacht 1°) —, so heißt er im westfäliim Swiene-Tüns, Münsterlande schen Arnsberg Fickelntüenes ??), in Tirol Kr. SäuFackentoni 1%), in der Schweiz Antoni !®), in Baden Su-Antoni ®), Er ist Patron der Schweinehirten, der

und

Metzger%)

der

Bürsten-

Man nennt die am 17. Jan. macher, geschlachteten Schweine Antoniusund opfert Fleisch von schweine und Rückenstücke Halbköpfe, ihnen, Schinken am Altare des Heiligen ?2),

In Herdringen (Kr. Arnsberg) verzehrte

an diesem Tage jede Familie ein Huhn). In der Umgegend von Liesborn redete wegen des Soap-Tüns man von Frühschoppens, mit dem man den halben

Feiertag beging ?).

ı5, 33. 2, Iıı9({ff.; HessBl. 13) HmtbIRE. 24) Volkskunde ı4, 195 f.; Trede Heident. 3, 101. !°) HmtbIRE. 2, 122. 123. 1%) Eisen-

149. !) HmtbIRE. 2, 124. ® AnErkes dree Votive 35. ”) Hoffmann-Krayer Baden 409. *) Nach Wolf 123. %) Meyer Beitr.

22)

z, 86

soll das ein anderer

Sartori

23) ZirwVk.

Sitte und

ı7, 49.

Brauch

Antonius

%) HmtbiRE.

3, 28

A.

sein.

12.

2, 124. 311.

4. Auf St. A.tag wird Brot gesegnet; es schimmelt nicht, ist heilkräftig, auch gut auf das Flachsfeld zu legen ®) und wehrt von den Haustieren Unheil ab %). Heute besagt die Inschrift „für St. A.brot‘‘ an Opferstöcken in Kirchen und Klöstern vielfach nur noch, daß von den

Gaben Lebensmittel für Arme angekauft werden 7).

Padua,

506

hl.

Westfalen 2, 11x (332); Jahn 2) Kuhn Fastnacht %) Höfler Opfergebr. 75. 196. Votive 36 f.

Andree

ıo0f.;

2”)

HessBl. 8, 69.

5. Wetter- u. Bauernregeln: Am Niederrhein sagt man: ‚„‚Zint Tüenes

mäckt Is, off hä breckt öt‘‘ ®). Die Esten Wintersmitte, haltenseinen Tagfür und früher gingen viele abends in die Schenken, um ‚„‚des Winters Rückgrat zu zerbrechen‘‘ 2), Wenn der Schlern, ein Berg bei Kastelruth, eine Nebelkappe hat, gedeihen ®). wird das Heidekraut Ein Spruch warnt für den A.tag vor das tot oder blind Aderlassen, mache 31), 2%) HmtbIRE.

Ehsten

75.

31) ZföVk.

2,

126.

®) Zingerle

9, 234.

%”)

Boecler

Tirol 130

(1154).

6. Im östl. Allgäu wird A. als Patron angerufen und heißt gegen Wanzen ‚‚,Wanzentone‘‘. davon 17. Januar kein Zimmer mit man keine Wanzen 32) Reiser

Allgdu

soll Man auskehren, kriege ®).

2, 41.

am da-

Sartori.

Antonius von Padua, hl., geb. in Lissa-

bon 11095, gest. in Padua am 13. Juni Er war ein Franziskaner von 1231. solcher Heiligkeit, daß er das Christuskind auf dem Arme tragen durfte. I. Sein Festtag gilt in Italien als Beund die ginn der Sommerzeit, Frauen und Mädchen in Neapel legen die schneeweiße Jackean!). Im Gegensatze zu ihm wird A., der Abt in Baden, ‚,Winterantoni‘‘ genannt ?). Weil er Portugiese war, verehren ihn besonders die binden Seeleute, portugiesischen und bedrohen aber auch sein Bild, damit er ihnen guten Wind gebe ®). In der Bretagne glauben die Matrosen, wenn Windstille eintritt, der Heilige (Patron des Windes) sei eingeschlafen, schimpfen auf ihn und pfeifen aus Leibeskräften %). Heidentum ı, 191. ?) Meyer 1» Trede Baden 409. 3) ZfVk. 35/36, 156 f. *) Sebil-

lot

Folk-Lore

ı, 103.

2. Das Bild des Heiligen wird ständiger Begleiter und Schützer Tasche getragen und bei Nacht Kopfkissen gelegt °). Ein solches chen, das später viele Wunder tat, einst die Schweine von Oberachern

als bein der unters Bildgruben aus ®).

507

Antoniusfeuer—Antoniussegen

5) Stoll Blick 2, 327.

3.

Um

Zaubergl. 60; Seligmann *) Baader NSagen 54{.

Verlorenes

oder

Ge-

stohlenes wieder zu erhalten, wallfahrtet oder betet man zu A.”). In der Kirche zu Lauterbach läutet man die Glocke, um den Heiligen aufmerksam zu machen ®). Selbst Mörder ausfindig zu machen, mutet man ihm zu 9%). In Schlesien heißt es, wenn man trotz eifrigen Suchens etwas nicht

finden

kann,

der Teufel

halte seinen

Schwanz darüber. Drei Vaterunser zum hl. A. vertreiben ihn *). — Wie auch sonst nicht selten, wird A. von Padua mit dem Einsiedler verwechselt und auch diesem die Fähigkeit, Verlorenes, namentlich verlaufene Gänse und Hühner wiederzufinden, zugeschrieben 12), ?)

Andree-Eysn

Volkskundl.

17;

Meyer Baden 531. 567; Stoll Zaubergl. 6ıf.; SchwVk. ı0, 38; Zingerle Tirol 157 (1341). In Frankreich: ZfVk. 24, 140. 151. In Italien: Trede Heident, ı, 128. Ein Beispiel persönlichen Eingreifens des Heiligen: Reiser Allgäu x, 437. ®) Andree-Eysn Volksk. 17. °) HmtbIRE. z, 82. ®*) Drechsler 2, 124. !) Meyer Baden 409. 410.

4.

Auch

den

verlorenen

Ge-

liebten schafft A. wieder !?). Den Mädchen beschert er einen Mann). Zum Antonibrunnen gehen die Mädchen, um sich einen Bräutigam zu erbitten und auch um Verlorenes wiederzufinden !4), Die Frauen bitten A. um Kindersegen®). 12) SAVk. 2, 282. 1) Meyer Baden 169; Pollinger Landshut 248; Andree Votive ız2; Zingerle Tirol 157 (1342); ZfVk. 17, 102 (Böhmerwald); Trede Heidentum 3, 48. 1) Höfler Waldkult 86. 15) ZfVk. 4, 199 A. 3 (Tirol).

5. Sein Tag ist in Bayern

beliebt zur

Leinsaat?%. Der Antoni-Flachs gilt als der beste 77). 1 Leopre chtin P 1?) ZföVk. 5,196.

Antoniusfeuer,

Der

g

ignis

Lechrain 181. Sartori.

sacer

der

Römer, die Gesichtsrose, der im MA. unter gefährlichen Symptomen auftretende Ergotismus gangraenosus, wurde „A.‘“, Antoniplage, Antoniraach (Rache), engl. Anthony’s fire genannt. Im Feld-

arzneibuch von Gersdorf (1517) betet ein

508

Mann, dessen rechter Fuß abgefallen und dessen Hand angeschwollen und verunstaltet ist: „O

heiliger

Antoni

groß,

Erwirb uns Gnad’ ohn’ Unterloß, Ablaß der Sünden, Gottes Huld und Gunst, Behüt uns vor deiner schweren Brunst‘ !}).

Zur Pflege derer, welche am A. erkrankt waren, wurde 1095 in Südfrankreich ein Orden des hl. Antonius (Antoniter) gestiftet, welcher ein T als Ordensabzeichen trug; er besaß angeblich ein Geheimmittel gegen das hl. Feuer?) (s. Antoniterkreuz). Die Übertragung des

lateinischen Namens auf den Heiligen ist schon im 12. Jh. nachweisbar; damals schon half Wasser, in das man Reliquien des Heiligen getaucht hatte, wider das Leiden 3). In Schlesien vergeht das Lei-

den, wenn an einer männlichen Person eine weibliche (u. umgekehrt) mit einem

Feuerstahl dreimal Funken denden Teil schlägt %).

auf den

Ilei-

1) ZdVfVk., ı (1891), 297. ?) Beissel Hetiligenverehrung z, 81; Lammert 5. ?) Höfler Krankheitsn, 134. *) Drechsler Schlesien 2,292;

Hovorka-Kronfeldz2,

(Milzbrandrotlauf), dagegen Epilobium

folium

(Unholdenkraut).

736

angusti-

Stemplinger,

Antoniussegen, Die alte Antiphon „Ecce crucem etc.“ (s. d.) wurde auch als „Segen des hl. Antonius

von Padua‘

bezeichnet und zum Schutz gegen böse Geister gebraucht !); ein Zachariaskreuz (s. d.) zeigt das Bild des A. mit der

Antiphon®). Die Kirche hat den abergläubischen Brauch des Spruchs zensuriert 3). Diese Verwendung der Worte geht zurück auf eine Erzählung in den Miracula des Hl. %), nach der er einer Besessenen im Schlaf einen Zettel mit

der Antiphon um den Hals hängte und sie so heilte. Auch im Schatzzauber wird Antonius von Padua zum Bannen der bösen Geister, die den Schatz hüten, angerufen ©).

) Stoiber Armamentayium ecclesiasticum X (1726), 270; Behringer Die Ablässe, ihr Wesen und Gebrauch (1900), 126; Nisard Histoire des livres populaires z (1864), 55; Abraham a.S. Clara I/udas der ErtzSchelm z (M. Haan, Salzburg 1689), 259ff.; in einer „Oratio contra omnes tum maleficorum, tum Daemonum incursus‘‘, approbiert

509 von

antun— Apfel(baum) Fr.

Bartholomaeus

fliegendes Blatt verbreitet wurde

Rocca,

die

auch

als

im 1ı7. Jhdt. gedruckt und (Exempl. in meinem Besitz).

2) Deutsches Archiv f. Gesch, d. Medizin u. med. Geographie hrsg. von H. Rohlfs (1885), 467. *) Acta S. Sedis 31 (1898), 742 decret. de

indulg. apocr. fol. IX. *) Acta Sanct. Boll. Juni 2, 736. °) WürttVjh. 13 (1890), 249 Nr. 375. Jacoby.

antun

s. verhexen.

Antwort, antworten, ‚, Wenn eine Hexe einen um etwas fraget, soll man nicht mit Ja antworten, sonst kann sie durch ihre Zauberey einem etwas nehmen‘‘ !). Wer auf die Fragen (s. d.) der Mittagsfrau (s. d.}) nicht zu antworten weiß, wird von ihr getötet 2). Mittagsfrau, S. w. Geist, schweigen. reden, 1) Rockenphilosophie 78 Nr. 60 = Grimm Myth. 3, 436 Nr. 59 (der den Aberglauben jedoch

nur

2) Meiche

unvollständig

Sagen

wiedergibt);

2,

923.

354 Nr. 463. Bächtold-Stäubli.

Anula, Zauberwort in einer Fieberbeschwörung: A. Sinula. Adea!) (10. Jh.); Bedeutung? Die Vermutung von Franz, A. hänge vielleicht mit Ani El = „Ich bin Gott‘‘ zusammen, ist nicht wahrscheinlich. 1) Franz

Anwaht.

Benediktionen

2, 481.

Im Alemannischen

Jacoby-

heißt ein

plötzlich auftretendes Kopfweh A., das man einem dämonischen Anblasen, Anhauchen (von anwehen) zuschrieb, so schon Paracelsus!) ; in einem Blaubeurer Zauberspruch heißt es geradezu ‚‚,das wilde Geschoß Anwart‘‘?), und Paracelsus stellt „Drachenschuß‘‘ (Hexenschuß) und A. nebeneinander; bei dieser Krankheit wird das Vermessen (s. d.) mit Vorliebe angewendet. 1) opera 2 (1616), 1, ı21; Fischer

anwünschen Anzeichen

Aper, hl., Bischof von

19. ?) Höhn Volksheilk. SchwäbWb, ı, 284. Stemplinger.

s. verhexen. s. Vorzeichen.

im Martyr. Rom. Aprus, Toul in Lothringen, gest.

zu Anfang des 6. Jh.s, Fest 15. Sept.!) Schutzpatron der Schweinehirten, wohl auf Grund einer realistischen Erklärung

510

seines Namens. Eine von einem Fischbacher Bürger kurz nach 1477 gestiftete Kapelle wird noch jetzt vom Volk besucht,

wenn

ansteckende

unter den Schweinen 1) Samson

patyone

130.

Die

Krankheiten

herrschen 2).

Heiligen

?}) SAVk.

2, 282.

als

KiychenWrede,

Apfel(baum) (Pirus malus).

1. Vorgeschichtliches, — 2. Gedeihen des A.baumes. — 3. Der A.(baum) in der Fruchtbarkeitssymbolik, a) in der Antike, b) im deutschen Volksglauben, c) in Hochzeitsbräuchen, d) der A.(baum) als Liebessymbol, e) der A.(baum) als

Liebesorakel.



4.

Der

A.baum

als

‚‚Le-

bensbaum‘‘. — 5. Der A.(baum) in der Sage a) an Weihnachten blühende A.bäume, b) der A.baum als unheimlicher Baum. — 6. Der A, in der Volksmedizin.

1. Vorgeschichtliches. Während die meisten heutzutage in Deutschland gezogenen Obstsorten erst durch die Römer bei uns bekannt wurden, läßt sich die Kultur des A.baumes in Mittel- und

Nordeuropa bis in die Steinzeit verfolgen. Dagegen dürften die zahlreichen heute kultivierten A.sorten nicht von dem A. der Pfahlbauern

abstammen,

sondern

wie die anderen Obstsorten durch die Römer nach Deutschland gekommen sein !). Das hohe Alter des A.baumes als Fruchtspender erklärt auch den zahlreichen Aberglauben, der sich an Baum und Frucht knüpft. 1)

Hoops

Reallex.

ı,

112 ff.

2.Gedeihen des A.baumes. Damit die A.bäume gut tragen, müssen sie am

Karsamstag beim Glorialäuten ?) oder am 25. März vor Sonnenaufgang 3) geschüttelt werden. Der A.baum wird mit einem Stock geschlagen?) oder an Silvester während des Glockenläutens mit Stroh umwunden °), Wenn man den Kadaver eines jungen Schafes in den A.baum hängt, dann trägt er besser ®. Bei der A.-ernte

muß

man

ein

oder zwei Ä. am

Baum

hängen lassen (Opfer an den Baumgeist)”). Trägt ein A.baum zum erstenmal, so darf man die Ä. nicht pflücken, sondern muß sie abfallen lassen, sonst trägt der Baum nie wieder ®). Die Früchte eines zum erstenmal tragenden A.baumes muß man (auch wenn es nur ein A. ist) in einem großen Korb nach Hause tragen ®). Die

SII

Apfel(baum)

Kerne der anWeihnachten verspeisten Ä., in den Garten gepflanzt, geben das beste Obst und bedürfen keiner Veredelung !°). Vgl. auch Baum, Obstbaum.

?) Oberbayern: Niedermaier Glonn 1909, 162. °%) Fogel Pennsylvania 211. *) Mannhardt ı, 276. °) ZidMda. 1918, 135; Fogel Pennsylvania 209; vgl. auch Rolland Flore pop. 5, 79. ®) Fogel Pennsylvania 210. ?) DbotMonatschr.4, 44; Urquell 1, 50; Hüser Beiträge 2, 26; H aas Rügen 1891; Becker Pfalz 247; vgl. Sartori 3, 121, 8) DbotMonatschr, 4, 44. °?) Niederbayern (Originalmitt.). !*) Montanus Vorzeit ı (1870), 240; Schell Berg. Volkskde 107; Leeb Sagen Niederösterr. 1892, 70.

3. Der A. als keitssymbol.

Fruchtbar-

a) In der Antike spielt der A. (ebenso

wie die a.ähnliche Quitte) eine bedeutsame Rolle in der Fruchtbarkeitssymbolik1). Ä. waren Attribute der Demeter

und besonders (wie Quitte und Granata.) der Aphrodite, Die goldenen ‚„Ä.‘“ der Hesperiden, die Gaia als Hochzeitsgeschenk für Hera hatte aufsprießen las-

sen, sind wohl als Quitten

zu deuten !2).,

b) Auch die nordische Sage (Edda) von den goldenen Ä.n der Idun und den elf Goldä.n, mit denen Freyr um Gerd wirbt, zeigt deutliche Beziehung zur Fruchtbarkeitssymbolik 1). Die Motive sind möglicherweise den antiken Hesperidenä.n und dem biblischen Lebensbaum nachgebildet 14). Wölsungs Zeugung wird durch einen A. vermittelt ?$). In Märchen und Sagen verleiht der Genuß eines A,s die (ersehnte) Fruchtbarkeit 16), Bei den Kirgisen wälzen sich unfruchtbare Frauen unter einem einzelstehenden A.baum,

um

Nachkommen

zu

erhalten !’). Auch im deutschen Volksglauben steht der A. häufig in Beziehung

zur Fruchtbarkeitssymbolik. „Sie hat des A.s Kunde nit‘, heißt es von einem Mädchen, das noch nichts vom ge-

schlechtlichen

Umgang

weiß 1),

Gibt es

in einem Jahre viel Ä., so gibt es im nächsten Jahre viele Buben 1). Eine Jungfrau soll keinen Doppela. essen, sonst bekommt sie Zwillinge ®), ein Glaube, der sich auch sonst an den Genuß von Doppelfrüchten durch eine Frau findet. Im besonderen symbolisiert der A. das weibliche

512

513

Apfel(baum)

Geschlecht (vgl. dagegen unter 6.). Vergräbt man die Nachgeburt einer Wöchnerin unter einem A.baum, so bekommt sie das nächste Mal ein Mädchen, vergräbt man die Nachgeburt unter einen Birnbaum, so kriegt sie einen Buben 21). Noch häufiger gilt dieser Glaube von der | kalbenden Kuh: vergräbt man deren Nachgeburt unter einem A.baum, so gibt es das nächste Mal ein Kuhkalb ??). c) Entsprechend seiner Bedeutung als

ein Mädchen bestimmt, von diesem einem Schwein gegeben wurde, das dann den Hersteller des A.s unablässig verfolgte ®). Mit cinem A., der unter der Achsel %) oder auf den Genitalien ?) gelegen war und tüchtig durchschwitzt wurde, kann man die Liebe eines Mädchens erwerben, Andrerseits wird auch umgekehrt be-

bei allen indogermanischen Völkern in Hochzeitsbräuchen®). Hieher

tag im Neumond zu essen gegeben *). A.kerne, zu Staub gebrannt und mit dem

Fruchtbarkeitssymbol

erscheint

der

A.

gehört der Wettlauf nach dem ‚„Brauta.‘, einem mit Geld gespickten A. 2%), Die Braut läßt hinter dem Altar zwischen ihrem Leib und Gürtel einen A.

hinabgleiten zur Erleichterung der künftigen Entbindung ®), Der Tänzer auf der Hochzeit überreicht seiner Tänzerin einen Krug Bier und bekommt dafür einen A.29). In Siebenbürgen winkt der Brautführer der Braut in der Kirche mit einem roten A. (oder einer Pomeranze) ?). Aus den Figuren, welche die Schalen des beim Hochzeitsmahle von den Brautleuten und dem Brautführer geschälten A.s bil-

den, wird geweissagt ®), Bei den Südslaven tritt der A. in verschiedenen Hochzeitsbräuchen immer wieder hervor ®), In Frankreich bestand zur Zeit der Renaissance der Brauch, daß der Bewerber seiner Auserwählten einen A. überreichte, den sie verzehren mußte %), d) Als Liebessymbol tritt der A. vielfach auf. Schon in der Antike galt das Zuwerfen eines A.s als Liebeszeichen %!). Um auf zauberische Weise die Liebe einer Person des anderen Geschlechtes zu erwerben, werden geheimnisvolle Buchstaben auf einen A. geschrieben, und dieser wird der betr. Person zu essen gegeben %%, oder es wird in einen A. ein

Papier, auf das mit Blut der eigene und der geliebten Person Name geschrieben

ist, gesteckt und der A. unter das Kopf-

kissen des Mädchens gelegt 3). Anscheinend aus der italienischen Novellenliteratur stammt die schon von Pauli

in „„Schimpf und Ernst“ %) gebrachte Erzählung von einem ‚‚Liebesapfel‘‘, der, für

hauptet,

daß dieses Mittel die Liebe aus-

einanderreiße 3%).

Im

Liebes-

slavischen

zauber wird dem Mädchen ein A., der ein Stück Fledermausherz enthält, am SonnMenstruationsblut vermischt, einem Jüng-

ling in die Speise gemengt, soll ihn zu toller Liebe treiben %). Beim sog. ‚,Goldapfeln‘‘ in der Christnacht wird ein A. und nach Abauf die Erde geworfen beten eines Vaterunsers mit dem linken

Fuß rückwärts in den nächsten Bach ge-

schleudert. Um 12 Uhr begibt man sich an jene Stelle und sucht den A., muß aber um I Uhr wieder unter der Dachtraufe seines Hauses sein, sonst, kann man nie wieder trinkbares Wasser aus dem Bache schöpfen. Hat man den A. glücklich gefunden, so wird er mit Salz und Brot an einen verborgenen Ort gelegt, wo er

am

anderen Morgen

gefunden

wird.

als ein goldener

A.

Er ist aber so klein wie

ein Stecknadelkopf

Trägt ein

geworden.

Mädchen diesen ‚,Goldapfel‘‘ im Haar, so werden ihm alle Burschen geneigt“), e) Im besonderen bedient man sich des

Ass

im

Allgemein

Liebesorakel.

durch Deutschland ist der Brauch verbreitet, am Andreasabend %2), an Weihnachten %), an Silvester 4) oder Neujahr ®) einen A. so zu schälen, daß die Schale nicht abreißt, und diese dann über die Schulter nach rückwärts zu werfen. Aus der Figur der am Boden liegenden den Anfangsbuchman kann Schale staben des ‚„‚Zukünftigen‘‘ herauslesen. Häufig wird auch keine besondere Zeit

für die Anstellung dieses Orakels angegeben %), Das geschilderte Orakel ist auch in Ungarn #?), Frankreich %), England *) und

in

den

Vereinigten

Staaten

von

Amerika ®) bekannt. A.kerne werden an einer Nadel über eine Flamme gehalBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

514

ten. Wenn sie in der Hitze mit Geknister

platzen, so geht der Wunsch, den man sich dabei denkt, in Erfüllung ©!) ; Mädchen finden auf diese Weise, welcher von mehreren Freiern der Gatte wird 52).

Oder es wird ein A.kern (meist mit Her-

sagung eines Spruches) zwischen Daumen und Zeigefinger fortgeschnellt; wohin er springt, daher kommt der Zukünftige ®)., Dieses in ganz ähnlicher Weise bereits

in der Antike 5) geübte Orakel wird auch aus Frankreich ®%) und England %) berichtet. Der Zukünftige erscheint, wenn man

sich in der Thomasnacht

nackt

ins

Bett legt, dreimal in einen erbettelten A.

und mit einem Spruch ähnlich beißt wie beim ‚„‚Bettstatt-Treten‘‘ den Zukünftigen herbeibeschwört ©). Oder man legt am Andreasabend einen (angebissenen) A. unter das Kopfkissen, dann erscheint der Zukünftige im Traum ®), In England wird dieses Orakel an Aller-

heiligen

drei Ä. mit dreasabend

beschreibt

Man

angestellt 5).

Namen und legt sie am unter das Kopfkissen.

AnEr-

wacht das Mädchen nachts, so ergreift es

einen A. und iß t ihn. Derjenige, dessen Name auf dem verzehrten A. steht, heiratet das Mädchen ®). Das Mädchen schneidet am Christabend einen A., der aber nicht mit der bloßen Hand berührt werden darf, nachdem es ein Vaterunser vor- und rückwärts gebetet, mit dem Messerrücken entzwei und spricht dabei: „In zwoa Deil schnaid’ i’ dih— Zaig ma’s

Lieb, i bid schen dih!‘‘ Die linke Hälfte des

A.s

wird

hinter

die

Tür

rechte im Mieder verborgen.

gelegt,

Sieht

die

man

nun um 12 Uhr Mitternachts hinter die Tür, so kann man sein Lieb sehen ®). Häufig wird ein Weihnachts-A, vom Mädder Haustür®) am chen unter ersten Weihnachtsfeiertag oder am Neujahrstag ®) verzehrt; der erste Mann, der dann vorbeigeht, zeigt den Vornamen

oder den Stand des Zukünftigen an oder ist dieser selbst %). In der Silvesternacht

stellt das Mädchen auf den Tisch vor dem Bett eine Schüssel mit Wasser, legt Seife, Handtuch und einen A. dazu und spricht: „A., A., sag mir, wer einst mein Gatte | wird sein‘, dann kommt der Zukünftige 17

515

Apfel(baum)}

und wäscht sich ®). Das Mädchen drückt

so viele A.kerne an die Stirne als sie Ver-

ehrer hat. Derjenige ist der treueste, dessen Namen durch den am längsten haftenden Kern bezeichnet wird. So viele Kerne das Mädchen beim Verteilen eines A.s durchschneidet, so viele Verehrer hat es %), Ab und zu erscheint auch der A.baum im Liebesorakel. In den Rauhnächten werfen die Mädchen einen Schuh dreimal

über einen A.baum;

woher

dann

ein Hund bellt, daher kommt der Zukünftige ©). Oder es wird ein Stecken auf einen (Birn- oder) A.baum geworfen, bleibt er das drittemal hängen, so wird aus der Liebschaft eine Hochzeit ®). In der Thomasnacht laufen die Mädchen mit

A.schalen

ins

Freie

und

werfen

sie ®).

im nächsten

Jahre der Mann

u) Vgl.auch E. Galtier La fecondite. In: RTrp. 14, 65—71. Pflanzenwelt

sSowa

ı,

2,

1890,

2700ff.;

55ff.;

Hehn

Cults,

Manchester

1919;

205;

Eberhardt

Pauly-Wis-

Kulturpflanz.®

Drury

Landwirtschaft

Wirth Tiere 6. %) Vgl. auch Weltenmantel 2, 776. %) Hüser

214;

Eisler Beiträge

1893,6; Bahlmann Münsterländische Märchen 1898, 279; Sartori Westfalen 98; vgl. auch Fehrle Volksfeste 99; Knoop

Pflanzenwelt ı1, 54. ®) Drechsler Schlesten 1, 262; ZfVk. 9, 443. %) Kuhn und Schwartz 435. ”) Schullerus Siebenb.Wb. ı, 168. 2%) Sarmensdorf in der Schweiz: Düringsfe ld Hochzeitsbuch 1871, 108. %®) Düringsfeld a.a.O. 78; Krauß Sitte u. Brauch 386. 396. 401. 417. 419. 430. 459. ®) Sebillot Folk-Lore 3,

392.

9) H. Gaidoz

La

tigen Griechenland). *) Scheible Kloster 6 (1847), 201. %) Urquell 3, 59; vgl.auch Gander Niederlausitz 26. %) Urquell 5, 81 (galizische Juden). ”) Schulenburg Wend. Volksthum 117. ®) Urquell 6, ı5 (Eiderstedt) = ZfVk, 23, 280. %) Anthropophyteia 6, 224. 40) Urquell 3, ı2. *) Vernaleken Mythen 334 (Niederösterreich); A., der an Weihnachten zu Gold wird, auch: ZfrwVk. 5, 227. *?) Pröhle

Harzbilder 1855, 48; Drechsler 1, 6; MnböhmExc. 18, 348; John

Schlesien Erzgebirge

kenstedts

el

141. %) Schütze Holstein, Idiotik, ı (1800), 44; Drechsler Schlesien 1, 24. %*) Vek-

Zs.

3, 441.

für

Legends of the Apple. Cincinnati 1904, 52 p. 18) Vgl. v. d. Leyen Sagenbuch 1, 200, 1) Hoops Reallex. ı, 115. !9). Simrock Mythologie * 175. 1°) v.d. Leyen Märchen 94; Hartland Paternity ı, 36. 40. 60. 113. 134. !”) Frazer 2, 57. % Wander Sprichwörterlex. x (1863), ı09. !*) Egerl. ıo, 132; s. Hasel. ®) Knoop Pflanzenwelt ı1, 54. 4) Meier Schwaben 475. %*) Kuhn Märk, Sagen 379; ZfVk. 8, 44 (Tirol); BayHfte. 6,

Kloster 6 (1847), 197; FL. 10, 169 (aus dem heu-

Beiträge 1, 210; stedts Zs. 3, 148;

pomme et la 1?) Murr

A.G.

Bartholomaeus hrsg. v. Oefele 1894, 1048 (Mittelalter); FL. 21, 376 (17. Jh.). %) Secrets merv. du Petit Albert. Lyon 1744 = Scheible

sie

241 ff.; vgl. auch Schroeder Ar. Relig. 2, 25; B.O. Foster The Symbolisme of the apple in classical Antiquity, In: Harvard Studies in classical philology ı0 (1899); J. Rendel Harris Origin and meaning of Apple

ka 3, 111; Krauß Sitte u. Brauch 168; Gubernatis Myth. des plantes 2, 301 ff.; Böckel Handbuch zo2. °®%) Practica des

franken

auf den Weg, Woher dann ein Hund bellt, kommt

516

reEquisition d’amour

et le symbolisme de 1a pomme. In: Annuaire de V’Ecole prat. des hautes Etud, 1902, 5—33, vgl. dazu ZfVk. 13, 318; ferner Bolte-Poliv-

Andree

161;

*)

Engelien

Braunschweig

Jäck

328.

vu.

*)

Lahn

z.B.

Ober241;

Wolf

SAVk, 7, ı32; VeckenSchullerus Sie-

benb.Wb. ı, 168; Meier Schwaben 507. 47) ZfVk. 4, 318. %) Rolland Flore pop. 5, 87; Se€billot Folk-Lore3, 398. *) Brand

Pop.

Ant.

1900,

208,

%) Bergen

Suwuper-

stit, 1896, 38; Fogel Pennsylvania 64. 5) Bartsch Meckhlenb.z2,3ı2. *) Drechs-

ler

Schlesien

z,

218;

ähnlich

auch

in

Nord-

Ohio: Bergen Suwuperstit, 39. %) Strakkerjan ı, 104; Schullerus Siebenb, Wb, ı, 168. %*) Horaz Sat, 2, 3, 272; vgl. Stemplinger Antiker Aberglaube 51. 5) Rolland Flore pop. 5, 89. %) Dyer Folkl. of plants 93. ©”) ZirwVk. z, 201; Diener Hunsrück 99. ®%) Meier Schwaben 454;

Drechsler

Schlesien

ı,

7;

Wuttke

plants 99; Frazer Balder ı Brand Pop. Ant. 209; ähnlich

(1913), 238; in Amerika:

Sächs. reich: land

Vk. 37ı (Wenden); ebenso in FrankSebillot Folk-Lore 3, 398; RolFlore pop. 5, 88. ”) Dyer Folkl. of

Bergen

Schlesien

1,

Suwperstit, 67;

ein

38.

%) Drechsler

ähnliches

Orakel

mit

A.-

schalen: DVöB. 9 (1909), 30 (Isergebirge). “) Vernaleken Mythen 331 f. (NiederÖsterreich). ®%) Vor der Kirchentür: Köhler Voigtland 364; bei den Südslaven wird der A. von den Burschen verzehrt: Schnee“ weis Weihnachten 137; an der Straßenecke: Dähnhardt Volkst, ı, 76. %®) Am Matthiastag: Heßler Hessen 2, 94. *) Spieß Öbererzgebirge 1862, 16; John Erzgebirge 181; Drechsler Schlesien 1, 24; drian Altaussee 128; ZfVk. 8, 398;

AnGer-

mania 21 (1876), 412; Egerl. 10, 48; ebenso bei den Südslaven: Schneeweis Weihnachten 63. ©) Z£Vk. 1, 179 (Brandenburg). %) Wirth Pflanzen ıı. *) Schönwerth Oberpfalz ı, 139. %®) Bavaria 2, 270 (Oberpfalz). %) Oberösterreich: Heimatgaue 3 (1922),

291,

517

Apfel(baum)

4. Da der A.baum der ‚„‚Lebensbaum‘‘ (vgl. oben 3b) ist, dient seine Frucht als Orakel (vor allem an Weih-

nachten und Neujahr) über Leben und Tod ®). Schneidet man beim Zerteilen des „,Weihnachtsa.s‘‘ Kerne auseinander, so muß der Betreffende im Laufe des kommenden Jahres sterben 7). Da sich dieser Glaube besonders im östlichen Deutschland findet und auch bei den Slaven allgemein bekannt ist”?), ist slavischer Ursprung wahrscheinlich. Erscheint beim Durchschneiden des Weihnachtsa.s eine kreuzförmige Figur, so bedeutet das Tod, wenn eine sternförmige, Leben ?%). Oder man beißt am Weihnachtsabend in einen roten A. und wirft ihn in die Höhe; fällt er auf die weiße Seite (Fruchtfleisch), so stirbt der Werfende binnen Jahresfrist 7%). So viele Kerne beim Zerteilen des ‚,Weihnachtsa.s‘‘ durchschnitten werden, um so viele

Jahre hat die betreffende Person weniger zu leben, als sie sonst zu leben hätte ”®). Die Figur der über den Kopf geworfenen A.schale gibt die Zahl der Jahre an, die man noch zu leben hat”%®. Es bedeutet Glück, wenn beim Schälen des ‚,Weihnachtsa.s‘‘ die Schale ganz bleibt 7). Träumt man im Winter von A.n, so bedeutet das eine Leiche %®). Es bedeutet Tod, wenn ein A.baum im Herbste blüht 7”), Das gleiche gilt auch vom Blühen anderer Obstbäume (s. d.). An

den am hl. Abend ®) oder an Neujahr %) gegessenen A. muß man denken, wenn man sich im kommenden Jahr verirrt,

dann findet man sicher den Weg. Ist damit der Glaube zu vergleichen, daß der Genuß von Ä.n ein gutes Gedächtnis machen soll 82)?

auch %) Vgl. 2) Drechsler

Tille Schlesien

Werhnacht 1, 27; Egerl.

50. ı0,

Schra16; Westböhmen John 49. 132; Vernaleken 116; Böhmerwald mek

Weihnachten Mythen 338. ?) Schneeweis 63. 133. ’) DVöB. 9 (1909), 27 (Isergebirge); eben)

Kuhn

hardt mark 85.

u.

einen

Strick

Müärk.

ein12%),

Sagen

380;

Mann-

Germ. Myth. ıı1=Temme Alt®) Reiser Allgäu 2,375. ®) Kuhn

Schwartz

Germ, Myth. ®) Reiser

447.

”) Mannhardt

ı3. ®) Grohmann 136. Allgäu 2z, 438. 1) Boecler

Ehsten 116, 1%) Reiser Allgäu 2, 375; Leoprechting Lechrain 170. 1°) Reinsberg Festl. Jahr? 175. 1%) Meyer Baden 96; Iı,

Pollinger

9;

Landshut

Mannhardt

156.

19%)

Wald-

u.

ZdVfiVk. Fk.

ı,

2721. = Leoprechting Lechrain 170. 0x5) Woeste Mark 25; Kuhn Westfalen 2, 157;

Herabhunft

Westfalen

47%i.;

114;

des

Feuers

Sitte 3, 182;

Mannhardt

185;

Sartori

Maack

Wald-

u.

Fk.

Lübeck

ı,

271;

Kück u. Sohnrey Feste? 122. 19) ZaVfVk. 8, 360. 3”) Kück u. Sohnrey Feste? 123. 1%) Meyer Baden 137. !”) Hörmann Tirol ı37£f. 1W) Birlinger Aus Schwaben 2,94 f. 349; Meyer Baden 135. 137; SAVk. 24, 67; Eberhardt Landwirtschaft Nr. 3, 19; ZrwVk. 3, 194; Bartsch Mecklenburg 2, 283; Kück u. Sohnrey Feste? 127; Sartori Sitte 2, 150. 11) Kuhn Westfalen 2, 157. 1?) Hörmann Tivol 100; ZaVfVk.

ı4,

141;

John

Westböhmen

zıtz.

23) Reiser Allgäu 2, 374; Höfler Ostergebäcke 33. 14) Meyer Baden 500. 15) Boecler Ehsten 57. 1) Haltrich Siebenb. 277;

Landsteiner

Niederösterreich

Westfalen 2, 28;

Kuhn

120)

61.

58;

Kuhn

und Schwartz

447.

27) Kuhn Westfalen 2, 28. 18) ZAVfVk. 4, 397. 1) Haltrich Siebenbürgen 277. ZAdVfVk.

24,

Iı. Als tierisches Zaubermittel wird beim A, unter die Schwelle ein Ei gegraben 12), Der Hirte muß das Vieh mit einem Ei umkreisen, damit es beisammen bleibe 12), Für das Stumpfen der Hörner erhält er ein Ei!®), Zum Schutz gegen die Läuse werden den Kühen beim A. Haare ausgerissen und

unter einem Baum vergraben !2%). Der Mensch wirkt als magisches Mittel, wenn beim A. der Schweine der Hirt nackt sein muß 12%), wenn die Hausfrau das Vieh dreimal nackt umlaufen

| muß 12%), wenn der Hirte es dreimal um gehen muß!?”), wenn er über jede Kuh spucken muß !%®), wenn beim A. der Schweine die Magd ihr Fürtuch

(als sex u elles

Zaubermittel)

vor die

Schwelle legen muß, damit die Tiere von selbst wiederkommen 1%), oder wenn am

24

739

Abend

Automobil—Aventinus

tanzt

nach

dem A. auf dem

wird 180),

ısı) Boecler

Sagen

Ehsten 116;

Mannhardt

380;

Felde

ge-

Myth.

Germ,

ıı

|

1%) Knuchel | Altmark 85. = Temme LandwirtUmwandlung 36. 1%) Eberhard

schaft

Nr.

3,

19;

Sartori

Sitte

2,

148 f.

124) Wliislocki Magyaren 48, 1?) HaltRıtus ‘rich Siebenbürgen 279; Weinhold 43. 126) Wlislocki Magyaren 48. 1”) Knu1%) Reuschel 35. Umwandlung chel Volksk. 1, 321.

2, 35. 1”) Schönwerth Siffe 2, 151. 1%) Sartori

Automobil. ı. Der sich A.-fahren anknüpfende meist international und lungen unterworfen. Nach

Oberpfalz

Heckscher,

an das A. und Aberglaube ist raschen Wandeinem mir nur

aus Zeitungsnotizen bekannten englischen

„Handbuch

der

okkulten

Wissenschaf-

ten‘‘, dessen erste Auflage in 3333

Exem-

plaren erschienen und nach wenigen Wochen vergriffen gewesen sein soll, bedeutet z. B. das Platzen eincs A.-reifens die baldige Entscheidung in einer wich-

tigen Lebensangelegenheit, ein plötzliches Versagen des Motors „Beginn neuer Be-

ziehungen‘‘. Eine Panne auf offener Straße ist eine günstige Vorbedeutung, in unmittelbarer Nähe eines fließenden Gewässers deutet sie aber auf Ereignisse, die viel Seelenkraft und Energie erfordern. In einem frisch aus der Fabrik gekomme-

nen A. darf man,

wenn

man

Rennen nicht nur keine heraus, sondern auch keine welche Zahl die Italiener haben. Ja, im Grand Prix haupt keine ungeraden (s,

Nr. 13 mehr Nr. 17, gegen ein Vorurteil werden überd.) Nummern

mehr ausgeteilt 3). Dagegen betrachtet der italienische Flieger Mario de Benardi

die Zahl 13 als seine Glückszahl: er reiste am 13. des Monats mit 13 Mann für den

amerikanischen

Flugrekord

ab;

dieser

Ihren Niederschlag in dem wichtigen Ab-

Weit verbreitet sind heute die „Schutz-

Volkskunde bietet außer sonstigem volks-

Hotelzimmer

ebenso *) (s. Zahlen

B 13).

puppen‘‘ (mascottes) (s, Abwehrzauber Sp. 143), die im Innern der Ace aufgehängt sind. Die a.fahrenden Frauen in Paris schwören auf die wunderwirkende Kraft derselben: sie bewahren vor Unfällen, Motordefekten, Polizeistrafen usw. Die männlichen Automobilisten führen

den „Pere Jeannot‘, einen Bauer mit Zipfelmütze, mit sich; er soll u. a. auch für guten Geschäftsgang sorgen. Diese

Puppen haben heute die früheren Talismane (Hufeisen, Elefanten, Kleeblätter usw.) fast vollständig verdrängt 5); s.a. Puppe.

1) Nationalzeitung, Basel 1927. 2?) Sport (Zürich) Nr, 53 vom 10. Mai 1926. 3) Schweizer Sport 9 (Basel 1926) Nr. 35 (20. Mai). 4) Sport (Zürich) Nr. 146 vom 15. Dezember 1926. >) Nationalzeitung, Basel 1927.

2. In zahlreichen Prophezeiungen vom Weltuntergange heißt es: „Wenn die Bauernleute sich tragen wie die Herrenleute; wenn die roten Hüte kommen; wenn die Wagen auf der Straße ohne Roß laufen: dann dauert es nicht mehr lang. Es wird ein großer Krieg kommen usw.‘‘8), °) Vgl.

Selbstfahrer

ist, weder mit seiner Braut oder jungen Frau noch mit seiner Schwiegermutter fahren !). Bei A.rennen in Amerika werden keine Startnummern 13 mehr ausgegeben; es geschah dies auf französische Anregung im Jahre 1925, weil die Renner Nr. 13 mehrfach tödlich verunglückten 3). Der berühmte italienische Rennfahrer Graf Masetti verunglückte auf Nr. 13. Der französische A.-Club gibt aber bei

einem 13. statt, sein Apparat 13, sein Auto desgleichen, sein

| fand an trug Nr.

Märk,

Kuhn

740

z,

B.

Pollinger

Landshut

170.

Bächtold-Stäubli.

Aventinus.

W. Di ttmar Aventin. Nördlingen 1862; J. v.D 611i nger Akad, Vorträge 1, 318 ff.; W. Vogt in der Gesamtausgabe Bd. ı (Ss. Anm.

I);

Fr.

Bibliothek

X.

v.

Wegele

ıo0, Bamberg

1890.

Aventinus.,

Bayr. .

Johannes Turmair, geb. 1477 zu Abensberg (danach der latinisierte Name), gest. 1534 zu Ingolstadt. Humanist, Schüler des Konr. Celtes; 1509—1512 Erzieher von drei bayrischen Prinzen, 1517 bayrischer Historiograph. Als Geschichtschreiber epochemachend durch seine klare Einsicht in die Notwendigkeit, möglichst auf primäre Quellen zurückzugehen. Seine Hauptwerke!) sind die Annales Boiorum 1517—1521

und

deren

deutsche

Bear-

beitung, die Bayrische Chronika, 1526 bis 1533. Auf seinen zu Quellenstudien unternommenen mehrjährigen Reisen beruht ! seine Kenntnis von Land und Leuten, die

742

Avigazirtor—Axinomantie

241

schnitt über die Sitten des Landes Bayern hat ?).

gefunden

Material

kundlichen

erste

Diese

auch

bayrische

wichtige An-

gaben über den Aberglauben, über Tiere und Pflanzen im Volksglauben, Bedeutung des Vogelflugs, geweihte Dinge in

der Hand der Schwarzkünstler, Astrologisches (dabei Euringsweg, d. h. Iringesweg als Bezeichnung der Milchstraße). Versuche, an Altes anzuknüpfen, sind manchmal Druden

von

verfehlt, so die Herleitung der den

Druiden,

der Wallfahrt

(als Waldfahrt) vom germanischen Waldheiligtum und anderes.

1) Sämtliche Werke hg. von der bayr. Akad. d, 1881—886. Wissenschaften, 5 Bde., München

% Georg Leidinger

Joh. Aventinus und die

Volkskunde. Bayerland 30, 259—270.

Helm.

zur

Heilung

Avigazirtor, Zauberwort des Nestelknüpfens *).

erwähnten auch andere Arten der A. im Altertum gab, von deren Weiterleben dann die ziemlich zahlreichen Angaben späterer Zeit über A. zeugen würden. unterschieden: werden Formen Zwei 1. Man wirft eine Axt ins Wasser und weissagt aus den sich dabei ergebenden Bewegungen °); gemeint ist damit vielleicht entweder das Aufschlagen auf die Wasserfläche bei flachem Wurf ®) oder die Wellenkreise beim Versinken”). 2. Weit häufiger wird eine andere Ausführung der A. erwähnt, die mit der Koskinomantie (s. d.) eine gewisse Verwandtschaft hat

und deshalb auch bisweilen gleichzeitig mit dieser behandelt wird ®). Bei beiden

handelt es sich um Gleichgewichtsschwankungen eines Körpers, und beide werden vorzugsweise zur Entdeckung eines Die-

bes vorgenommen. Bei der A. wird eine Axt in ein Rundholz geschlagen und zwar offenbar

so,

daß

sich

dieses,

horizontal

auf eine Ebene gelegt, zusammen mit der genau senkrecht über dieser befindlichen Avis, gravis, seps, sipa, Zauberworte *), Axt im labilen Gleichgewicht befindet, von denen avis = &yıcg ist, vgl. auis Man nannte nun die Namen der verotheus, auis ageatus, eleison usw.2), d. 1. dächtigen Personen und hielt diejenige die Ayıoc 6 Seig, &yı0g &divyurtoc, EXENcOY; für die schuldige, bei deren Namen der Abfolge der Entstellung ist agyos-aiosAufbau umkippte, was bei dieser Anordaius-auis. Zu sipa s. u. sepa. nung natürlich bei der leisesten Bewegung °) Franz 46. Hexenwahn 1) Hansen eintreten mußte %). Einfacher ist der für Jacoby. Benediktionen 2, 481. die Neuzeit belegte Modus: man schlägt und tamm Eichens einen in Axt eine st tel mit ver g gun ssa Wei e. ti an om in Ax der bei ; spruch Zauber einen dabei spricht | wm). (48i les Bei es ein r ode Axt er ein Axtder ert erzitt s Täter des ung Nenn bei mal ein nur ist ng hnu eic Bez Die stiel 19), Plinius !) überliefert: nach dieser Notiz benutzten die Magier den Gagatstein ( Jet) 3) Thiers

I, 359.

Jacoby.

bei der sog. A.; sein Nichtverbrennen deuteten sie als Zeichen dafür, daß das,

1) Nat. hist, 36, 142. ?) Ebd. 30, 14. 3) Rose Garg. 3, in Hermes 9, 485. *) Rabelais Cap. 25, dt. Ausg. von Gelbcke ı, 399; vgl.

anderer Formen

und Stein in rein äußerlicher Weise, dgl. Delrio Disqu. Mag. (1603) 2, 171; BulenFabricius (1621) 216; Opusc. gerus °) G. F. Pico Bibliogr. antiqu. (1760) 596. Magia (1539) v. Mirandola bei Pictorius Op. ed. Bering I, cap. 18, 67 = Agrippa 487, dt. Ausg. 4, 177; vgl. auch Pico De yerum

was man sich wünschte,

eintreffen werde.

Außerdem erwähnt Plinius an Stelle unter mehreren anderen

orientalischer Weissagung auch eine mit Hilfe von Äxten (securibus) vorgenom-

mene ?). Wie diese antike A. ausgeführt

wurde, wissen wir nicht; wenn in der Tat

der Gagatstein,

dem

mancherlei

Kräfte

zugeschrieben wurden 3), dabei eine Rolle spielte, so ließe dies darauf schließen, daß

sie von der im MA. und später geübten Form verschieden war *%). Möglich ist andererseits, daß es neben der von Plinius

Gerhardt

praenotione

Franz.

Nov.

(1507) VII, 7.

110,

verbindet

Beil

°) Freudenberg

Abergl, Wahrsagekunst 39. °) Schindler 213. °) Peucer Commentarius 160 v; Zan-

Longinus 12; (1610) div. De chius Electa Pfuel Trinum magicum (1611) 93; Aberglaube 284. physica (1665) 150; Meyer a. a. O. (dagegen wiederholt % Pictorius dt. ı, 692, bei Agrippa der Anonymus 24+*

8

er

743

Axt

Ausg. 5, Delrio

1, 567a;

362 nur die Angabe z, 171; Cardanus

Bulcngerus216;

Peucer, Zanchius, Pfuel a.a.0O.;; Thiers

Schindler

Myth. 2, 929. ®) nach Montanus); Melusine 4, 283.

Axt

Aberglaube

des Plinius); Opera (1663)

Fabricius,

!

Longinus, Tyraite I, 219;

217;

Grimm

Schell in ZrwVk. ır, 267 vgl. a. Tuchmann in Bochm

|

(Beil).

Vorbemerkung. Die Volkssprache ununterscheidet im allgemeinen, wie die Hand-

werkersprache, das keilförmig

hacken

und

die meist zweihändige Axt, wirkende Werkzeug zum An-

Spalten

der

Stämme,

von

dem

|

meist einhändigen, einseitig geschliffenen Beil zum Behauen und Schlichten der Balken. Im Schrifttum und auch im täglichen Sprachgebrauch

werden

die

„Sachen“

indes

| !

!'

vielerorts

nicht mehr so auseinandergehalten, im Bayrisch-Österreichischen sind sie oft in dem allgemeineren

ı1

Ausdruck

‚„‚,Hack’l“

zusammenge-

|

744

über der Einhegung in den Vordergrund tritt (St. Wolfgangslegende) %). Als Heiligenattribut haben Beil und A., unter dem Begriff der „,Hacke‘‘ zusammengefaßt, in Süddeutschland die Gestalt tragbarer Amulette (Wolfgangihackl) gewonnen, wofür typologische Vorformen schon aus der Antike zu verzeichnen sind 5). Inwieweit historisch oder psychologisch Brücken vom neuzeitlichen Aberglauben zur fetischistisch anmutenden Errichtung eines Beilaltars etwa zu schlagen sind, steht noch dahin 9). b) Als Urwaffe mit dämonischer Kraft erscheinen A., Beil (oder „„Hackel‘‘ kurz-

weg) in der Hand der Percht, der Elben und Zwerge oder anderen Nachtvolks, die es dem Wanderer nächtlicherweile

in den Rücken oder ins Knie hauen. Erst nach Jahresfrist werden sie gegebenenfalls von diesem „Hexenschuß‘“ erlöst 7), Ist cs die Erinnerung an das Hackel in der

flossen, was bei abergläubischen Vorstellungen um so leichter durchgreifen konnte, als hier nicht oder nicht mehr auf spezifische Leistungen Bezug genommen wird (Schmeller, BayrWb. ı, 165; 2, 148).

Hand solcher elbischen Wesen, daß Hexen | just aus dem Helm einer in die Türsäule geschlagenen Axt nach dem alten Volksglauben zu melken verstehen? Geiler von Keysersperg hielt im Jahr 1508 Freitag nach Mitfasten sogar eine Predigt: „Wie das die Hexen Milch aus einem A.helm melken‘‘, 1562 nehmen auch Büdinger Hexenprozeßakten darauf Bezug und ein zeitgenössischer Holzschnitt zeigt,

1. a) Als die ältesten dem Aberglauben richtunggebenden Grundformen haben

wir wohl die Steinäxte unserer Altvordern aufzufassen, von denen sich Thors Hammer im Mythus herleitet und die auch das Vorbild der Äxte und Beile der Percht und anderer dämonischer Wesen, Riesen und Elben sein mögen, wenn sie auch unter neuzeitlicheren Formen vorgestellt werden, als es jene urtümlichen Steinwic lebhaft die Phantasie den Vorgang werkzeuge waren, zu denen das Volk als damals sich malte 8). „Donnerkeilen“‘ (s. d.) ja seine besondere Als Erinnerung an den Hammer in Einstellung hat 1). Bekannt ist das alt- | Tho rs Hand darf es wohl gewertet europäischer Waffenübung entsprechende werden, wenn man in Dänemark am Werfen des Hammers, wie der A. und | Vora bend des Gründonnerstags Beile auf des Beiles, als reckenhafte Handlung, die Saatfelder wirft. Ähnlicher Aberder in der Mythologie natursymbolhafte glaube begegnet auch in Schweden 9).

Bedeutung zuwuchs ?). Im Angelsächs. drischt der Donner mit einer feurigen A., Wodan haut sein Beil, d.i. den Blitz, in den Eichstamm®). Anderseits ist der

Wurf

zum

Abgrenzung bzw.

zur

Rechtssymbol

eines

Besitzbereichs

Begründung

bestimmten und

einer

im

für

l) Schrader

Siecke Götterattribute 298 f1.; gesch. ı, 187 ff.; Mannhardt

109; Ebert

die

Germ,

besondern

ge-

worden. Das Motiv ist solchermaßen auch in die Heiligenlegende eingegangen, wobei die Platzwahl für die Kultstätte bei magischer Erstreckung des Wurfs gegen-

Mythen

Helm ReligGerm, Mythen

Reallex.s.v. Axt. ?) Mannhardt 180;

Strackerjan

Oldenburg

2, 233 Nr. 494; Waibel u. Flamm 2, 248; Vordemfelde Religion 1,22. %) ZfdMyth. | 3, 105. *) Grimm RA. ı,758ff.; Panzer Beitrag ı, 243; Meyer Germ. Myth, zırd.; Andree-KEysn 5; Heyl Tir 68:o Nrl . 1; Sepp Altbair, Sagenschatz 93 Nr. 29. 5) An-

Macht-

Wohnstätte

Sprachvergleichung 2, 111 £.;

f

dree-Eysn

6f.;

Höfler

Waldkult

36.;

Seligmann 2, 16. ®) Helm, Religgesch, 1, 189. *) ZfdMyth. 3, 105; Mannhard t

‚045

Axt

Germ. Myyth, Meyer Germ. Mythen 661; z19; Vonbun Beiträge 9; Sagen 38 Nr. 41;

Waschnitius

Perht 32.98. 110. 154. 174.

Mannhardt Myth. 2, 896; %9 Grimm Germ. Germ, Mythen 341. ®) Mannhardt Gervasius 100, Myihen 138; Liebrecht

e spitzige und 2. Als schneidend aus Eisen sind A. Werkzeuge und B. ferner Abwehrmittel gegen dämonische Wesen und Einflüsse aller

Art, wobei der Anwendungsbereich der A. (so die Belege!) sich in ganz auffälliger Art mit dem des Besens (s. d.) deckt.

a) Aus dem Jahr 1585 ist uns aus Böhmen bezeugt, daß man, um den Hagel-

schlag zu verscheuchen, beim Herannahen eines Unwetters eine Hacke so warf, Himmel den gegen wie man

nach

Palladius

I 35,

I in der

Antike drohend blutige Beile zum Himmel erhob !°). Heute noch legt man ein Beil mit der Schneide nach oben, damit der

Hagel

das Getreide

nicht

vernichte *),

und in einem Drudensegen im niederöster-

reichischen Wechselgebiet kommt gleichfalls das Werfen eines blutigen Hackl’s gegen die Erscheinung vor 1). In Oberpfalz schlägt man bei Gewitter

der mit

der Hacke drei Kreuze auf den Boden *®), in Ostpreußen wird der Wirbelwind gestillt, wenn man mit der A, in die Tür. schwelle haut). b) A. und Besen kreuzweis bewehren die Schwelle). Sie schützen die Wöchnerin 16) wie einen Kranken, wobei die A. mit Wasser und Kohlen besprengt wird?’).

Die Person, die das Kind zur Taufe trägt, oder der ganze Taufzug, schreiten

über die A. hinweg, in Ostpreußen legt die Hebamme noch glühende Kohlen darauf !®). Auch die jungen Eheleute steigen bei ihrem Einzug in das neue Haus in Hessen (Waldeck) !) und in Ostpreußen über die mit der auf der Schwelle

Schneide nach oben gerichtete A., zu der manchmal auch der Besen gelegt wird.

In Ostpreußen muß auch, wenn eine Lei-

che aus dem Haus getragen wird, eine A. oder ein Schloß auf der Schwelle liegen. Auch wird der Sarg gelegentlich an der Grenze des Grundstücks über zwei kreuzweis gelegte Äxte getragen %). In Ungarn darf ein am Luzientag (13. Dez.) ein-

746

tretender Fremder nur über eine A. sich entfernen, damit er das Glück des Hauses nicht mit sich nehme ?!). Indes, schreitet ein Weib unversehens über eine A., so verliert sie ihre Schärfe gegen Geister. Kinder wachsen im gleichen Fall nicht, ziehen also hier den kürzern **). Mit der A. auf der Schwelle bannt man auch den (Apoplexie) ?). Schlag Entbindung wird die A. der c) 8 unter das Bett der Wöchnerin gelegt, wie es in der Pfalz heißt, damit das Herzblut nicht entfließe %). Kinder schützt sie gegen Mahre und Schrättel ®); im Erzgebirge verhindert eine Hacke solchermaßen

das Wundliegen,

und selbst in

Pennsylvanien lebt der Aberglaube noch fort 2%). Auch neben dem Bett schützt sie gegen böse Geister, wenn man sie nicht gar gleich Bibel und Gesangbuch sich legt”). das Kopfkissen unter Auch wird, wie bei den Römern, zum Schutz der Wöchnerin mit dem Beil in

die Schwelle gehauen %). Kann ein Kind

nicht

schlafen,

haut

so

man

mit

der

Hacke in den Hackblock und legt sie dann wieder in die Wiege ®). In Schlesien braucht man am Karfreitage nur mit einer Hacke an die Bettstelle zu schlagen, so verschwinden die Wanzen %). d) Schreiten über die A. schützt das beim Einstand wie beim ersten Vieh Weidegang — wie in Frankreich, Skandinavien oder Rußland — wobei die Schneide nach außen gelegt wird. (S. a. Ei, Besen). Schon in einem Papierkodex des 14. Jhs. zu S. Florian heißt es: „So man ein chue an die waid treibt, so grebt man ein ekkl unter den gatern und treibt das viech dar-

über, so mag man sew nicht zaubern‘ 3).

In Mecklenburg wickelt man die A. in ein Stück rotes Zeug, deckt einen roten Rock, eine Schürze oder einen Strumpf darüber, alles, damit das Vieh nicht das rote Wasser bekommt 32), manchmal ist

es auch

eine

Preußen), oder dazu 3). Auch

tür den

blaue

Schürze

(Osterode,

man fügt ein Feuerzeug Stallder über

wird die A, hingelegt 3%). Wird

Zwölften,

wo

der

Schutz

in

besonders

nötig ist 3), in Mecklenburg das Vieh zur

Vi

au

Tränke getrieben, so legt man eine A. mit der Schneide zum Stall vor die Tür %), am Neujahrsabend haut man ein Beil in die Schwelle 3). Treibt man das Vieh darüber, so ist es das ganze Jahr vor Hexen geschützt. Am Weihnachtsund Neujahrsabend oder am Maitag legt man A. oder Beil in die Krippe selbst 3).

®)

©) “

erbtes

gedeckt,

Waldfrau #).

Beil,

bannt

lig 22).

Ein

über

ihn

Grohmann

33)

zeichnet

W. 8 565, ”) Kuhn

u,

Hovorka

Krauß

sh

wart

‘ schmiere,

Geo-

gay NEE

Sitte

Kronfeld

u.

Brauch

2,

535.

339;

®)

2, 126 f,

eine Art

dreimal

das

Verband

Kreuz

und

unter Anru-

und

wie

diese

allmählich

ver-

trocknet, heilt auch die Wunde %*), Auch vergräbt man zu diesem Zweck eine A. unter der Dachtraufe %). Bei Verrenkung (‚„‚Knirrband‘* in Mecklenburg) legt man die Hand oder den Arm auf den Hackblock und haut unter Frage und Antwort des Geschehens dreimal nebenhin, um die Zerrung in den Klotz zu hauen %). (s. besprechen; abhauen).

$ 729, $ 736. 1°) Mülhause 3. u. Schwartz 443 Nr. 337; u.

Urquell

$ 645;

fung der drei höchsten Namen darüber. Die Feuchtigkeit tritt aus der Wagen-

Ponica 15, 20. !') Grohmann 38. !*) Mündlich durch Pfr. Teufelsbauer, ®) Schönwerth Oberpfalz 2, 117 Nr. ı. 1) Liebrecht Gervasius 99 (Anm.) = W. 30 .

13) Kuhn

415

Ebd. 4, 159; Mannhardt ı, ı33 ff. Strackerjan Oldenburg 2, 233 Nr. 494.

behandlung,

zeitwei-

Fehrle

%)

W.

Wesen betrachten will. Auch stellt man ein Beil aufrecht, macht über die Schneide mit harziger Wagenschmiere und einem Leinwandfleck, wie sonst bei Wund-

Schatz

wenigstens

I, 21.

=

sche Handlung (s. o.) nicht als Abschrekkungsmagie gegenüber den geisterhaften

ver-

einen

Deitrag ı, 265

3. Nach dem Grundsatz similia similibus stillt man Blut, heilt Wunden, indem man die A. in den Boden haut®) — sofern man diese typi-

ebenso wie vom Besen, von einer A. zu fressen, und der behutsame Auerhahnjäger reicht in der Volkssage solchermaßen die Speise auch einer har-

pyenartigen

Panzer

Bohnenberger

In den Hühnerstall gelegt, bringt ein Beil gestohlene oder verlorene Hühner wieder); in Galizien macht die in der Stube aufgehängteHacke sogar einen Dieb stellig ®). Jungen Hunden gibt man,

1)

748

Axt

747

“) Reiser

vgl.

Frisch-

Allgäu

2, 441.

4)

Panzer

bier Hexenspr. 10. *) Lippert Christentum 393; Seligmann 2, ı6f. ®%) W, 371

Beitrag 2, 304; Fogel Pennsylvania 298 |! Nr. I1573ff. ®) Pollinger Landshut 284. ) Bartsch Mecklenburg z, 111.

Meyer German. Myth. 213. %) ZfVk. 4, 310. 2?) Urquell 4, 116; vgl. Boecler Ehsten 128. ®) Grimm Myth. 2, 975. %) Meyer Baden 389; Lammert 168 = W. 378 $ 574. %®) Meyer Baden 43; Gaßner

4. Die Handlung des Hauens und das Haften der A. im Baum beschäftigt die Volksphantasie mit allen ihren Weiterungen immer wieder. Sagen be:

$$

563.

565;

Fehrle

Mettersdorf 18; Z£Vk. 6, 178, vgl. Drechsler

26) Joh n Erzgeb. vanta 267 Nr. 1389.

W.

285

8 419.

®%)

Geoponica

20;

vgl.

253; ZirwVk. 1905, Schlesien ı, 182.

ıı1; Fogel Pennsyl”) Seligmann 2,17;

Liebrecht

Gervasius 99.

#”) Grohmann 109 = W. 386 $ 587. %®) Drechsler Schlesien ı, 88. 3) LipPpert Christentum 393 = W,. 8565; Grimm

Myth. 3, 460 Nr. 752, recht Gervasius 100;

468 Nr. Kolbe

927; LiebHessen 135 1.;

Engelien und Lahn 270; Eberhardt Landwirtschaft 3, ı5; ZirwVk. 1906, 204; Mannhardt Germ. Myth. ı0£%£; W. 439 $ 691; 440 $ 693; Zelenin Russ. Volksk. 58.

$)

ha

Bartsch r d t

Mecklenburg z, 141.

Germ.

Mythen

ıo;

®) Mann-

Z{£fVk.

8,

389;

Seligmann 2,17. *) Grimm Myth. 3, 451 Nr. 516; Liebrecht Volksk. 320. ®) Frischbier ı3. %) Bartsch Mecklenburg 2, 228. 247. ”) Ebd. 2, 233. ®) Ebd. 2, 193. ısı f.

|

richten von Beilen, die von selbst wieder an den Baum zurückkehren, und von

Beilen und Äxten, die in ungehemmtem Schwung bis an den Mond fliegen *). Ein Beil wird auch in eine Kugel gehauen, um einen Schuldigen zu ermitteln. Bei Nennung des richtigen Namens setzt sich diese mit dem B. von selbst in Bewegung, ein Orakel, das offenkundig mit dem Sieborakel zusammenhängt %) vgl. Sieb; Axinomantie. S.a. Messer, Schneidendes., “) Bartsch

kerjan

Myth.

Mecklenburg ı, 176;

Oldenburg z, 233 Nr. 494.

2, 896. —

Love 4, 457; 307.

Vgl.

Frazer

dazu:

Strak-

®) Grimm

S&billot

Golden

Folk-

Bough ı2, 173. Haberlandt.

750

Azazel, Aziel—Azoth

749

Azazel, Aziel, begegnet im Aberglauben

Cloim,

per

et Uriel

Gabriel,

Raphael

HayvspüV

TPOOAyYOpEDEL,

in

secula et aeonas, amen.‘‘ Der Anfang der als Höllenfürst 1), der beschworen wird 9%). Der Name A. stammt aus dem Ritual | Formel bezieht sich auf Gen. 2, 4 ff.; der Lebensbaum wird aber offenbar mit der des jüdischen Versöhnungstages Lev. 16, arbor cabbalistica ?) verknüpft, denn die 8. 10. 26 und bezeichnet einen Wüstendrei Namen N., H., J. bezeichnen die dämon 3), der sonst im A. T. und in der 3 (Sieg), Yin (Hoheit, 7.—9. Sephirah semitischen Mythologie nicht vorkommt. Glorie) und VS) (Basis, Fundament), die Die Etymologie ist strittig 1). Neuerdings oder Prinzipien der Erscheinungswelt erklären Greßmann °) und Dalman ®) die natura naturans 3). Ähnlich deutet schon Form “INT als absichtliche Änderung mit Simon Magus *) den Baum Dan. 4, 8. 17 Umstellung des x aus >xim, d.i. ‚Gott als den Weltbaum, aus dem alles’ Sichtist stark‘; das würde zu ?8Y, dem Namen bare emaniert: er ist rndvtwyv tTÖv Evtwv eines gefallenen Engels Gen. 6, 4, passen”), wicdNtOy te xal vonNtüv, Öv &xetvog (Sim. Mag.) der nach Targ. Jon. >8"W lautet®): „Gott

ist meine Stärke‘. Schon im apokryphen Henochbuch ®%) wird ’AGaf% (griech.) = Azazel (äthiop.) als ein gefallener Engel und Verführer der Menschen erwähnt,

ebenso nennt ihn Irenaeus!®) ’ACxCA, auch Jalkut Schim. und Bereschith r. 44 2), der Talmud im Tr. Joma f, 67, die Pirge de R. Elieser 56, das Buch Zohar 2 f. 184

col. 212) kennen ihn. Er ging dann in die spätere Dämonologie über ?$). 160. *}) Schindler ter Faust ı) Kiesewet Aberglaube x14. °) RGG.* ı, 842. ‘) Hauck RE. 2, 321. °) RGG.?* ı, 1021. %) Dalman 309. Ayram.- neuheby. Handwörterbuch (1922),

% Ders. a. a. 0. 309. % Buxtorf Lexicon °®) Das chaldaicum ed. Fischer (1879), 797. Buch Henoch ed. Flemming-Rader-

(1901), 26. 27. 1) Adv. haer. 1, 8. macher (1857), I, 156. 1!) Weber ı7 ed. Harvey

1?) Niork Theologie (1897), 253. Jüdische 451; (1842), Wörterbuch Hebr.-Chald.-Rabb. Vocabulaire 321. 329. 1) MannSchwab hardt Forschungen 131; Albers Das Jahr Fra

17;

Meyer

zer

Germ.

Golden

Myth.

Bough

156.

9,

210;

E.H.

Jacoby.

Azod Ariel Mirei, Hagelbeschwörung *), etwa Kan bs N „weiche zurück, Ariel, Dämon‘‘? Zu Ariel vgl. d. Art. 1) Vernaleken

Alpensagen 414.

Jacoby.

in einem magischer Name Azoth, Schutzbrief !), der mit kabbalistischen Elementen

cinis

ad

fiat terra

untermischt

fontem

ist: ‚„,Revertatur

aquarum

fructificans

viventium

et

et germinit arbo-

rem vita per tria nomina quae Netsah, Hod, et Jesod in principis fine, per alpha et omega qui sunt in tus Azoth amen. In sale sapientiae nae et in aqua regenerationis et in germinante terram novam omnia

sunt: et in spiriaetercinere fiant

XpuiwY

zd

xöp

XXL

to

OÖrepoupdvioyv.

Dann

NOXUPÖG,

folgt

eine

Beziehung auf Apc. Joh. I, 8. 21. 6. Der spiritus A. stammt aus der Alchemie und ist dort Bezeichnung für das Quecksilber ®), das als Urstoff, mercurius materia prima galt ©), philosophorum, eigentlich Azoc, Azok, Azoch (arab. Wort), das die älteren lat. Wörterbücher als spätlat. aufführen. Aus Azoch hat Paracelsus den, Geist A.“ gebildet ?), denn das Quecksilber galt seit alters als cöpa und zvsipa®)

und lebenspendend®); A. ist für den Mystiker das Symbol der Entstehung aller Dinge 1). Ein unter dem Namen des Basilius Valentinus gehender alchem. Traktat führt den Titel: A. Philosophorum seu Aureliae occultae de materia lapidis (Frankfurt 1613) !!). Den Schluß der Formel bilden Worte, die deutlich christlichen Ursprung verraten und auf die Taufe anspielen; sal sapientiae nennen die alten Taufformulare das bei dem Sakrament verwendete Salz !?), hier vermutlich mit dem sal philosophorum 1%) vermengt, und ist Tit. 3, 5: zu aqua regenerationis lavacrum regenerationis, das Taufbad, zu vergleichen 1). Statt Cloim ist Eloim (s. d.) zu lesen. Vielleicht ist auch Azod (s. d.) nach dem Vorstehenden zu erklären, was die Änderung des 7 in 5 unnötig machte. RE. 1) SAVk. ı9 (1915), 222 f. ?) Hauck Kabbalah (1903), 53; Bischoff 9, 675; Herzog RE. 7 (1857), 199. 3) Bischoff

a.a.0O. RE.

usw.

7,

ed.

wetter

59;

200;

Hauck

RE.

Buxtorf

Fischer

Occultismus

4) Hippolyt

9, 674;

Lexicon

(1879),

396;

507;

Ders.

Herzog

chaldaicum

Kiese-

Faust

405.

Refut. omn., haer. 6, 9, 8. 9 ed.

Baba-—Bachstelze

Wendland 1 . * Lippmann 137 Entstehung und Ausbreitung der Alchemie (1919), 359; A. Kircher Mundus subterraneus z (1678), 278 ff. 281. 283. 288. 344; Ducange I, 519;

Scheible ling Neues

(1874),

034;

des Dictionnaires

;

1,

751. © Lippmann a.a.0. 41. 97. 99. 303. 345. 368. 391. ’) Ders, a. a. O0. 606. 8) Ders.

Baba, ‚In einzelnen Teilen Kärntens pflegt man um Mittfasten auf einem Holzladen die Gestalt der Berchta-B, aufzuzeichnen. In Anwesenheit aller Hausge-

nossen wird dann ein Bauernbursche aufgefordert, den Laden zurechtzurichten, zu welchem Behufe ihm der Laden so übergeben wird, daß er von der Zeichnung nichts wahrnimmt. Trifft es sich nun so, daß er die Zeichnung am Brettladen zerschneidet oder durchschlägt, so hat er den

1) Glossarium

a. M.

Laden unwissentlich zerschneidet oder verstümmelt‘‘ !)., Während hier B. mit Berchta zusammengebracht ist, ist B. bei den Slawen und in einzelnen Gebieten Ostdeutschlands die „Alte“ (s. d.) oder „Kornalte‘“ 2), Die Weiberfratze eines! Napfkuchen-Models deutet Höfler als B.3. i

S. a.

Bibiabinka,

Bachs telze (Mota cilla alba Z.). Die dt. | Nam 2. . . sehr:

Weiß-,

Grau-,

Blau-, Haus-, Stein-, Wasser- Stelz(e), Wege-, Quäck-, Quick-, Wäpp-, Wipp-Sterz, Bebe-, Wedel-, WippSchwanz, Klosterfräulein, Nonne, Ackermännchen. . Bei Diefenbach !) finden sich folgende (in Ducange nicht vorkommende) mittel-

1. Biologisches. Dasich die Ban gern in der Nähe des weidenden Viehes | aufhalten, glaubt man im Tirol, sie seien die Seelen verstorbener Haustiere, besonders der Kühe 2). *) ZfMyth.

Vieh, auch

2, 422. Über ihr Verweilen beim

Schafen, vgl. Swainson

Folk-Lore

of British Birds 44 £.; in Pommern heißt die B. deshalb ‚„,‚Häumelknecht‘‘: BIPomVk. 5, 30.

2. Die B. ist so gut wie

heilig. Wersie

den trifft ein Unglück. Zerstört man ihr Nest oder tötet man sie, so hat man Unglück durch Wasser zu befürchten, der | Bach tritt aus), Auch für He ssen (Wetterau) gilt: „Wer eine B. tötet, den trifft

Bach s. Fluß. vari]eren

337 b. c.

(Frankfurt

heißt es allgemeiner: wer B.n beunruhigt,

*) ZföVk. 2 (1897), 218. %?) Mannhardt Forschungen 299 ff. 328 ff.; Frazer 7,144 1.; 8, 332. 333. °) ZfVk. ı1 (1901), 341 (wo weitere Literatur über B. angegeben ist); Höfler Weihnacht 52; DWB. ı, 1057. Bächtold-Stäubli.

en

1857),

latino-germanicum

beunruhigt oder ihr die Jungen ausnimmt, wird „zitternd‘‘; ebenso wer ihrem Rufe nachspottet. In Altmünster (Oberösterr.) |

Babiabinka.

Wer im 3. Die B. ist Orakeltier. Frühjahr 2 B.n nebeneinander sieht, h ei ratet in diesem Jahr (Oberpfalz, Schlesien, Westböhmen) ®). Anderseits heißt es: Sieht man im Frühjahr zum erstenmal 4 B.n beieinander, so bedeuten diese 4 „Toten männer‘, welche dieses Jahr

macht ist und noch die Eier enthält; dieses legt sie über das leidende Haupt mit

Eheleute zuerst eine B. allein, so stirbt das andere vorher (Oberpfalz) ®%). In Schlesien

eine B.nzunge einem schlafenden Menschen unter den Kopf legt, so erwacht er spät oder nie‘‘ !9),

Einen

Grabe

zu

sieht eines der

tragen;

in der Tasche habe, dem gehe es das ganze

lat. Namen: Iucida, luecilia, lucilius, Iucil()us, Iucinio, luscinius (sonst Nachtigall!), ripivaga, furita, spitella, und dabei die mhd.: bach-, beg-, bein-, pflüg-, wasser-stelz(e), -sterz. Wörterbücher des 16. Jhs. geben als lat. Form: codatremula, Ducange: caudatremula.

Unglück‘ 4),

3) Baumgarten Aus d. Heimat *) Wolf Beitr. ı, 232; Wuttke ı22 ı In der Languedoc stirbt demjenigen ein der eine B. tötet: S&billot Folk-Lore Auf den Azoren darf man sie deshalb töten, weil sie nach der Legende auf der

nach

Ägypten

der heiligen Familie

ı, 88. 8 160. Schaf, 3, 188, nicht Flucht

die Weg-

Spuren im Sande verwischt habe, um die Verfolger irre zu machen. Daher bringt der Angang der B. auch Glück: Dähnhardt ; Naturs. 2, 272.

754

Bachtier— Backen

753 So

dagegen heißt es wie vom Kuckucksruf: wer beim Erblicken der ersten B. Geld

B.

Spott aller zu ertragen. Ebenso ists der Fall, wenn man den Laden einer Dirne darreicht, und dieselbe die Zeichnung am

2

a. 0.a 83.. 365. % Ders. .‚a a..a. a.0 O0. 365 . 438 8 ff. 4471. ®) H. Schelenz Geschichte der Pharmazie (1904), 391. 1) Kiesewetter Die Geheimwissenschaften 69. 1°) Franz Benediktionen 1, 91. 225; L. Duchesne Origin es du culte chretien (1925), 314. 1°) Kiesewetter Die Geheimwissenschaften 64f. 87 f. 15 5. 4) Vgl. auch Duchesne a.2.0. 329. Jacoby.

Klo:ter 3, 229; H. von FehHandwörterbuch der Chemie ı

Dictionnaire



rm

751

Jahr nicht aus’); dabei muß er dreimal ®). stillschweigend auf seine Tasche klopfen Baut

„Güß“

die

B.

Ufer,

am

hoch

(Überflutung)

so ist eine

zu befürch-

ten ®. Sieht man im Frühjahr die erste B. ruhig sitzend, so bleibt man in diesem Jahre, wo man ist; fliegt sie aber unruhig hin und her, so bedeutet das Wohnungswechsel oder Wanderung (Krugsreut

in Westböhmen) 1°). Wer eine B. im Frühjahr zuerst auf einem Dache sieht, wird viel geehrt werden; wer sie auf einem erRasenplatze sieht, wird Freude leben; wer sie am Wasser oder auf dem Acker sieht, wird trauern und weinen

müssen (Schlesien) !!). Ohne nähere Bestimmung bezeichnet Grimm !?) den Angang der B. als bedeutsam. 5 Grimm

Myth.

3,

475

Nr.

1087

=

16; Nr. ı, 146 Oberpf. Schönwerth Drechsler Schlesien 2, 229; John WestOberpf. böhmen 254. 295. %) Schönwerth 1, 265 Nr. 46/7. — In Dorset (Engl.) bedeutet das Picken der B. am Fenster Tod: Swainson Folk-Lore of British Birds 44. ?’) Urquell Schlesien 2, 193. 3, 107f. ®) Drechsler Aus d. Heimat ı, 228£f. ?) Baumgarten 1) GraWestböhmen 219. ©) John 88. Schlesien Sagen 47; Drechsler binski 2, 229. 1?) Myth. 3, 327 (nach Klemm Allg. Kulturgesch. d. Menschheit 2, 329); S. a. Anm. 4.

4. Volksmedizin.

Erscheinen

Erde

werfen

einer

und

B.

muß

wälzen;

Beim

man

das

ersten

sich zur schützt

vor Krankheiten (Oldenb.) !®). Hat eine Kindbetterin dadurch Kopfweh bekommen, daß von ihren ausgefallenen Haaren

welche in ein Vogelnest gebracht worden sind, so muß sie trachten, ein B.n- (oder zu erhalten, Rotschwänzchen-) Nest welches innen aus Menschenhaaren ge-

der Seite, auf haben, und das pfalz) 14). „Das wird mit gutem an den Hals Schlag !®). Im

welcher die Eier gelegen Kopfweh vergeht (OberHertz von einer B. Nutzen als ein Amuletum gehänget‘‘ gegen den Zauber: „Wenn man

Über einen stein) wissen

B.nstein (s. a. BlendPlinius !?) und die islän-

dische Volkssage 1) Deutschland vermag nicht nachzuweisen. 23)

Strackerjan

1%) Schönwerth Organotherapie 257 =

zu berichten; in ich den Glauben

ı, 68;

2, 169 Nr.

399.

ı, 161. 5) Höfler Jühling Tiere 249.

16) ZfVk. 13, 275 (ca. 1720, deutsch). !) Plinius NH.37, 56, 4: „Der Stein Chloritis

hat

eine

grasgrüne

Farbe.

Die

Magier

sagen,

er finde sich in dem Bauche der B. (motacilla), mit welcher er erzeugt werde, und geben die Vorschrift, man solle ihn in Eisen einfassen und

zu gewissen Wunderdingen nach ihrer Art gebrauchen.‘‘ 18) In Island wird im Nest der B, ein Stein gefunden; man muß ihn in einem blutigen Halstuch bei sich tragen. Wenn man ihn in das rechte

Ohr

legt, so hört

man

alles,

was

man wissen will: S1oet Dieren 221 f. (n. Mau rer Volkssagen 183). Hoffmann-Krayer.,

Bachtier

s. Dorftier.

Backe

s. Wange. Backen ?). ı. B. der Fruchtbarkeitsdämonen. — 2. B. = Zeugung der Menschen. — 3. Das B. als Zeremonie mit Apotropaia. — 4. Das Bekreuzen und Pipen des Teiges. — 5. Vorsichtsmaßregeln beim Einschießen. — 6. Opfer beim B. — 7. Vor-

schriften für das Aufgehen des Brotes im Back-

ofen. — 8. Backzeit und Backtage. — 9. Orakel beim B. — 10. B. und Zauber. a) Liebeszauber. b) Schadenzauber. — 11. Backverbot für Bräute und Schwangere, — 12. Sympathiekuren beim B. — 13. Allerlei Aberglaube. — 14. Hexen und Backgerät. — symbol.

15. Backtrog als Fruchtbarkeits-

I. Die Vertrautheit mit diesem lebenswichtigen Geschäft sitzt so tief im Bewußtsein des Volkes (B. im Kinderlied und -spiel!) 2), daß es alle ähnlichen Vorgänge in Natur und Leben, die auf die Phantasie eine große Wirkung ausüben, unwillkürlich mit der ihm heiligen Tätig-

keit des B.s vergleicht. Das Brauen (vgl.

755

Backen

Bier und brauen) sphäre (s. d.), hinstreichen des das Poltern der gänge vereinigen tasie zum Bilde

und Kochen der Atmodas Aufsteigen und DaNebels?) an den Bergen, Gewitter, all diese Vorsich in der Volksphanvon der Tätigkeit der

Vegetationsdämonen

im

Mahl ®). Weit verbreitet ist die Sage von

den zwei Riesen”), welche sich, da sie nur einen Backofen haben, durch Zeichen mit dem Backgerät verständigen; oft aber vermeint der eine den anderen lärmen zu hören, wobei sich aber der nur am

Kopfe

gekratzt

hat.

In Schlesien ®) und

auch sonst hören wir oft davon, wie ein pflügender Bauer oder Knecht das Backgeräusch der Erdgeister hört und im Scherze ruft: ‚„„Backt mir doch einen Kuchen mit‘; er bekommt dann auf einem

eisernen

Tisch

(= Pflug ®)) einen

Sage; in der Kärntner Sage verschwindet das selige Fräulein mit den Worten 23): „Hinten

ge-

waltigen Backofen der Natur*®. Wenn der Dampf aufsteigt, kochen die Zwerge ®), oder die Else kocht ihr

feinen

Kuchen serviert; sobald der Knecht aber frägt, warum kein Salz !°) im Kuchen ist, verschwindet dieser; weil er ihn nur unangeschnitten essen darf, verzehrt er ihn

listig, indem er ihn rundum ausschneidet !!) (Salz und anschneiden wirken apotropäisch gegen alle Geister; vgl. anschneiden). Die Holzweibel im Voigtlande schenken der Magd Kuchen, in vier Teile geschnitten, auf einem weißen Tuche 2?) (vgl. Milch). Oft wird der Kuchen zu Stein oder Blei, oder es rollt Gold heraus !®), der Kuchen geht nicht aus 1); in Frankreich 15) bekommt der Bauer, welcher die heißen Brote der Feen in der Furche holen will, eine Ohrfeige; in Kärnten 1°) b. die Seligen aus dem Mehl der

Ähren, die der Bauer für sie auf dem Felde liegen läßt, Brot, das Segen ins Haus

bringt; nach einer badischen Sage!) haben die Erdmännlein !®) ein besonderes Backgeheimnis, das sie nicht verraten. Diese Sagen sind verschieden ausgelegt worden; die Deutung Mannhardts !) ist wohl der poetischeren und bestechenden Erklärung Laistners %) vorzuziehen. Wenn man die backenden Zwerge belauscht ®) oder ihnen ein Kleid gibt ?%), verschwinden sie: so in der bergischen

756

!

schön,

vür

schön,

I kann nit mehr in Tag (Teig) gehn.‘ 1) Über die Geschichte und Technik des B.s und die sich daran knüpfenden Gebräuche und „Sprichwörter: Staub Brot, passim, bes. 20 ff.; Sartori Sitte und Brauch 2, 33; Weinhold Frauen 2, 53—57; Ders. Altnoyrdisches Leben 227—228; Müllenhoff Alteytumsk.} 4, 1, 150.358; Schultz Alltagsleben 147; Wrede

Eifeler

Rhein.

Volksk.

Volksk. 49 und

59.

194.

194;

283;

Ders.

Diener

Huns-

rück 46. 206 ff.; Sartori Westfalen 28. 110; Drechsler Schlesien 2, 13ff.; Bartsch

Mecklenburg 2, ıff. ı3ff. 35;

134 ff.; Coler

Kühnanu Brot ı34£; Mensing

Schlesw.- Holst. Wb, ı, 203—206; Heimat 2 (1892), 98 ff.; Müller RhAein.Wb. ı, 367 f£.

374 ff.

556 ff.; Meyer Heyne Reallex.

380ff.;

Fischer

Schwäb.Wb.

ı,

Schweiz.Id. 4, 957ff.; 5, 930{ff.; Baden 376; ZirwVk. ı1ı (1914), 54 ff.; Hausaltertümer 2, 268 ff.; Hoo Ps ı, ı50ff‚; Rütimeyer Urethno-

graphie 241 ff. (Urzeit); K. Mohr Unser Backofen %. Stuttgart 1926, 42 ff.; Richen-

tal

über

fahrende

W., Hacker

Backöfen:

Das B. bei den

Kloster

6,

324;

Völkern der Erde:

Deutscher Hausschatz, Ill. Fam, Zs. (Regensburg, Pustet) 46. Jahrg. (1919—20), Heft 2,

6o ff.; aus der Literatur des XVII.

vom Brotbacken .,.

gestellt durch

Zelenin

Russ.

Volksk.

Wissowa

II,

Müllern, Preußen L.

ditionen

Jhs.: ‚Bericht

Sebaldum

Bürgern zu Königsberg in 1616; über B. bei den Slawen:

aus

der

antiken

2, 2090

ıı1 ff.)

Technik:

ff.;

H.

über

Tra-

Pauly-

Blüuümmer

Die Römischen Privataltertümer 48. 164. ?) Wrede Etffeler Vk. 141; Staub Brot 20. 3)

„De

Püschweiblein

kocha‘‘

sagt

der

Schle-

sier, wenn der Nebel steigt: Kühnau Sagen 2,186 Nr. 817; vgl. 95. 102. 106. 177; BIPomVk. 4,36. *) Kühnau Brof ı3 ff. (grundlegend), vgl. Deutsche Literaturzeitung XXIV Nr. 41

Sp. 2494; Polivka in ZfVk. 1915, 119 und Bolte-Polivka ı, 206ff.; Grimm Mythol. x, 378; 3, 131; Bartsch Mecklenburg 1, 41 Nr, 61; 86 Nr. 92; Mannhardt ı, 65.

80. 103;

Rochholz

°) Schambach

und

Sagen

ı, 276. 281. 336.

Müller

1ı14—115.

% Bindewald Sagen 93.7) Ranke Sagen 224; Curtze Waldeck 215, 35,1; Schambach und Müller 148—1 50; Kühnau 1l.c. 14 und

32; Laistner Nebelsagen 270; land: ZfrwVk. 9 (1912), 89 ff.; ı2

*) Kühnau

fürs Rhein(1915), 232.

Sagen 2, 92 und 94; 4, 101;

vgl.

vgl. v. d. Hagens

Germania

weil

Knecht,

Witzschel Müllenhoffi

Tisch,

vgl.

335—36.

%)

er

den

Kuchein

Rochholz

Kühnau

M) L.c. 272 Nr. 738.

ferner:

Müllenhoff

Sagen? 300 Nr. 445, vgl. 447; Rochholz ! Sagen ı, 281 Nr. 194; 282 Nr. 195; 335—36;

sich wirft:

ı, 282 Nr.

l.c.

Sagen

194.

2, 76 Nr. 743.

Voigtland 106,

27; 18, 28; 24, 43; 25, 47-—48; 26, 49. 2) KühSagen 2, 104—107; vgl. Witzschel nau l.c,2, 96 Nr. 751; lc. ı, 226. 1) Kühnau 3, 109 Nr. 755; Witzschel 1l.c. I, 226, 223. 4, 28. *) Graber Kärnten 15 Sebillot

56 Nr. 63. ”) Künzig Bad, Sagen 41x Nr. 119; vgl. Nr. 118; 46 Nr. 133. !®) Kloster 9, 522: Erdmannskuchen; in der Schweizer Sage ju„Heute wasch’ ich, moT-

belt ein Erdmännlein:

gen back’ ich...‘ Schweiz. Id. 4, 957 = Lüı, Sagen 476. *) Mannhardt tolf

A. ı.

2%) Laistner

Nebelsagen

2098.

523 Nr. 61. Sagen Bergische u) Schell 2) Graber l.c. 65 Nr. 72,5. ®) Ders, L.c.; Le. Schell 1915, 116. 119; vgl. ZfVk.

erzählt man ten

sich von einem

Backofen;

wenn

verhex-

man

sich ihm

nähert, bekommt man eine Ohrfeige 37); ein anderer ist von einem Wanderburschen, der vergebens um Brot bittet, verwunschen 3%), Die thüringischen Waldweiblein 3) schenken den Frauen, die ihnen mit Brot aushelfen und dies auf den Kreuzweg legen, Brot mit Talern gefüllt. Diese backenden Zwerge %), Fenixmänn-

Holzweiblein *2), und Venuslein 4), Waldweibchen %), Erdmännlein *), UnHollen %), Seligen %), terirdischen %), Frau Holle %) deutet der christliche Glaube

um;

sowohl

das

Dämoni-

sche wie das Gütig-Helfende in ihrem Wesen: Wenn ein Gewitter lärmt, sagt man in Dithmarschen ®): Der liebe Gott

wirft mit dem Brotknust; wenn der Wind Getreide fährt, ‚,scheubt‘‘ die durchs

Mutter Gottes Brot ©) (hier wirkt Daß die Hausgeister beim B. helfen, ist die mittelalterlich-mystische Vorstellung bekannt aus der Sage von den Kölner Heinzelmännchen ®*); von einem eigen- ; herein von Maria mit dem ährendurchwirkten Mantel) ®); bei Sonnenschein und artigen Hausgeist berichtet Haupt ?): Regen ‚‚chüechlet‘‘ die Mutter Gottes ®?); „Anno 1650... wurde ein armer Mensch wenn das Abendrot glüht und gutes Wetgesehen, welcher. ... sich einen spiritum familiarem gekauft, der ihm zum Mahlen ! ter ankündigt, backt in Schwaben ®) die das sonst Küchlein, Gottes Mutter und B. beförderlich gewesen. Weil er aber s St. Nikola®), Christkindlein®), denselben nicht recht gebrauchte, ist er „d’r Samichlaus‘‘ 5%) oder der heilige verrückt geworden.‘ So verfolgt das Volk

von den Riesen ?) bis zu den Kobolden 2) und Erdmännlein das Koch- und Back-

geschäft der Naturgeister, mögen sie beim B. freundlich helfen ®) oder, sobald sie b. oder ihre Gelüste stillen wollen, den Teig stehlen ?), wie z. B. die wilde Jagd ®) vom Teige raubt; manchmal leihen sie den Backtrog %) und lassen dafür kostbare Brote zurück, oder die Unterirdischen

lassen den Brotschieber 3) bei den Bauern reparieren und geben dafür Kuchen; sie benutzen auch gerne die Backöfen ®) der Menschen und geben dafür Brot und Bier (b. und brauen!). In diesem Zusammenhang kann man auf die Vorliebe

B.

451;

von

??*) Eisel

billot

ı,

Sagen 2, 98.

Thüringen ı, 213 Nr. 211; bei lc. erscheint cin gedeckter

der elbischen Wesen

Se-

Curtze

127—28. 131. 133—134; in Thüringen stirbt der

Schambach und Müller 119—120; Bartsch Mecklenburg ı, 41 Nr. 61; Meiche Sagen 211. 391—92; ZfVk. 1915, 119; Kühnau Brot 3zoff.; Kuhn Westfalen ı,

131 Nr, 139; dieselbe Sage in Frankreich:

9, 97;

Waldeck 222 a u. b. ?) Kühnau

80

758

Backen

757

Backofen

und Hexen

hinweisen:

für den

sie heißen

im

‚‚Backofentrescherlein‘‘ %), Gargantua man sah einmal die Strazeln zu sechs im

dreschen ®); ?

die

Vegetationsgeister

und Totendämonen der Rauchnächte %) halten sich im Backofen auf; in Pommern

Mann ”); beim Morgenrot im Dezember backt nach havelländischem Glauben der heilige Christ Honigkuchen ®); wenn in Westböhmen weiße Wolken am Himmel

Brot. DaPetrus®) stehen, backt gegen sagt man in der Mark ©) und in Schleswig-Holstein %), wenn es bei Sonb. Hexen die regnet: nenschein Pfannkuchen; auch sonst b. in der Sage und.im Märchen, wenn atmosphärische Vorgänge sich regen, die Hexen ®), welche ja nur eine dämonische Form der atmosphärischen Geister sind; Kühnau %) behandelt diese backenden Hexen mit ihren roten Haaren; man darf nur an die Backofenhexe in ‚, Hänsel und Gretel‘‘ erinnern. Auch von Tieren, in die sich elbische Wesen und Hexen gerne verwandeln,

berichtet die Volkssage: Wenn nach Regen der Nebel aufsteigt %) oder der Wald ®) raucht ®), b. die H as en; in Waldeck * b. die Hühner Kuchen. Mit diesen atmo-

759

Backen

sphärisch-mythischen Vorstellungenhängt die Bedeutung von b. == gefrieren ®) wohl nicht zusammen, diese geht von der Vorstellung b. = kleben, fest werden, aus. 24)

Kloster 9, 195—6; Wolff Elfen 2, 33. %) Meiche

der Nr. 392.

%)

29 IIIff.

Kühnau

%®)

L.c.35ff.;

Brof

Ders.

M ythologie Sagen 302

ıyff.

Sagen

”)

L.c.

2, 127;

Meier Schwaben ı, 57, 6. %) Kühnau Sagen 2, 94 Nr. 751, 1; Mannhardt ı, 75. 92. 107; Schönwerth Oberpfalz 2, 377; interessant ist, daß in einer badischen Sage eine Hexe als schwarze Katze beim Bäcker den Teig stiehlt: Künzig 1l.c. 62 Nr. ı81, %) Ranke Volkssagen 78; Frau Gaudens Hund: Mannhardt Germanische Mythen 303; Bartsch Loc. ı, 23; 2, 478 Nr. 677; dagegen schenkt der Nachtjäger in

Schlesien

Kuchen,

die“ man

nicht

abschlagen

darf: Kühnau Sagen 2, 474 Nr. 1082, 2. 4) Bartsch 1.c.ı, 47. 66; BIPomVk. ı, 179, 50. %) Müllenhoff Sagen®* 315, 472. %) Bartsch Lc. 1,86 Nr. 92; 80 Nr. 88; Schambach

und

Müller

120,

3;

Schell Berg. Sagen 523 Nr. 61. *) Grimm Myihol. 9, 131; Ders. DWb. ı, 1068. ®%) Ders. l.c.;; Schönwerth Oberpfalz 2, 299—300. %) Waschnitius Perht 18; E, H. Meyer Germanische Myth. 121; Bartsch

1.c. ı, 311; der Ofen ist der Wohn-

sitz der Hausgeister:

Simrock

Mythol.

5

453; Grimm DWb.7, 1155. ”) BlPomVk. 7, 179 Nr. 109; Kühnau Sagen ı, 491; 2, 503. %) BIPomVk. 3, ı26. % Witzschel x, 226.

4)

Eisel

Voigtland

16, 27;

Roch-

holz Sagen ı, 335—36; SchambachMüller 119—20. 114—15. 278 Nr. 191; Kloster 9, 522;

Schell

1.c. 523, 61; BIPom-

Vk, ı, 179. 50. 4) Kühnau Sagen 4, 121. #) Ders. 1.c, 2, 96. 98, 109—2, 94. 140—2, 176; MschlesVk. 15 (1913), 136. %) Witzschel lc.

182;

I,

225,

223.

4#)

Lütolf

Waibel-Flamm

Sagen

476;

2,

Rochholz

Sagen ı, 281, 194; Kü nzig l.c. 41, 119; 46, 133. *°) Bartsch l.c.ı, 80,88; Müllen-

hoff? 315, 472; 300, 445 vgl. 447.

*) Gra-

ber l.c. 56, 63. *) Curtze Waldeck 2222 u.b; Mannhardt 1,65.154. %) Grimm Märchen Nr. 24; Bolte-Polivka ı, 207 bis 227. %) Müllenhoff Sagen? 377 Nr. 555; Mensing Schleswig- Holst. Wb. x, 530; Kuhn-Schwartz 475 A. 57. ®%) F. Schroller Schlesien 3, 331. 51) ZföVk. 1912, 137—38; Mannhardt ı, 231—32; M.

ist in den altdeutschen

der von

bach

Gottes Tau

Altdeutsche

Predigten der

Korn trägt: A. SchönPredigten

%) Lütolf Sagen 386 Nr, 371. Schwaben

ı, 401;

Acker;

Fischer

3,

217

Z.

6,

®) Birlinger

Schwäb.Wb..ı1, 556;

vgl. SchwVk. 10, 37; in den altdeutschen Predigten ist Maria das Morgenrot: Schönbach lc. ı, 60 Z. 10. %) Laistner Nebelsagen 244; Müller Rhein.Wb. ı, 369. 5) ZifrwVk. ı2 (1915), 233. 5) Schweiz.Id. 4, 957—8.

760

”) Müller RAein.Wb, 1,369. ®) Schwartz Studien 153. ®) Grohmann 32 Nr. 178. %) Kuhn-Schwartz 458 Nr. 430. “) Mensing l.c,207. %) Kühnau Brot I15—16. ®) L. c. 14 11.; ZföVk. 3 (1897), 290; Peter Österreichisch-Schlesien 2, 164 ff.; über „Hänsel

u.

Gretel‘;

Bolte-Polivka

I,

115—126., %) Meier Schwaben 264 Nr. 296; Fischer Schwäb.Wb. ı, 556. %) Birlinger Schwaben ı, 377, ı; vgl. Bindewald Sagen 93; BIPomVk. 4,36. %) Curtze Waldeck 215 Nr. 35, 2. ®) DWb. ı, 1066; Laistner lc. 230. 323.

2. Entsprechend dem Backprozeß in der Natur wird auch das Zeugen des Menschen mit dem Brotb.®) verglichen; besonders die Franzosen lieben diese Metapher; so wird in Balzacs Contes drölatiques (le dangier d’estre trop cocquebin) die junge Frau nach der Brautnacht gefragt: ®) ‚„‚combien de pains vous ha prins vostre mari sur la fournge.‘“ Die deutschen ähnlichen Redensarten bieten Grimm %) und Wander 7%); wir sprechen von „ungebacken aussehen‘‘ 72) = schlecht aussehen und nennen einen „halbgeb.‘73) ‘ ; in der Schweiz ist einer „Hsbache‘“ 7%) = verzärtelt, dort kennt man

„erb.‘‘ 75) =

einen

schwächlichen

Menschen am Leben erhalten. Eine ganz bildliche Assoziation vergleicht das Gewölbe des Backofens mit dem gewölb-

ten Mutterleib, s. Backofen 6. So verstehen wir auch, daß ein schwäch-

liches Kind mit greisenhaftem 7°) Aussehen umgeb. wird (s. abb.) 7).

®) Drechsler Schlesien ı, 181; MöschlesVk. 1901, 26; auf Hispaniola ist der Menschen-

Schöpfer ein Bäcker: Liebrecht Volhksk. 304. ©) Oeuvres completes de Balzac, ed. L& v y 42, 134 (Paris 1891). ’°) Grimm DW. ı, 1066. 1068; 7, 1155 (Ofen). 663—64 (neugebacken); vgl. Ochs

RheinWb.

F. W.

ı, 371;

Wander

BadWb.

SchweizlId.

Deutsches

ı, 106;

Müller

4, 958 ff.

2)

K.

Sprichwörterlexik.

I, 215. 7) SchweizId. 4, 959. 7”) Grimm DWb. 4, 2, 201. 7*) SchweizlId. 4, 960, ?) L.c. 962; vgl. Grimm DWb. 3, 700. *) Grimm Mythol, 3, 437 Nr. 75. ”) John Westböhmen 108; ARw. 1899, 92 ff.; W. 20. 588; über den Altvater der Kinder besonders: Brevinus

Noricus Fago-Villanus (= Zimmermann s. Goedecke Grundriß 3, 242) Den in vielen Stücken abergläubischen Christen ı2 ff, (Frankf,

u.

L.

1721,

Exemplar

in

München,

Döllingerbibliothek) ; ZföVk. 9 (1903), 211—12; 1908, ı22; Hellwig Aberglaube 55 ff. 134, Il;

Drechsler

Schlesien

Hovorka-Kronfeld

2,

x,

34.

188.

722.

211;

755;

+

76 I 4

4 ö

Backen

Klingner Luther 76; Weinhold Neunzahl 29; vgl. ZirwVk. ı2 (1915), 259; siehe Ge-

bildbrote; Sartori Sitte und Brauch 1, 24; ZfVk. 1917, 149; Mensing 1.c. 200. Wenn in Tirol ein Weib unfruchtbar ist, soll sie in

einen warmen B. hineinkriechen: Zingerle Tirol 26 Nr. 152; Schmitz Bußbücher ı, 316 cap. 92; I, 537 XV, 2; vgl. 2, 535 cap. 116. 2, 430 cp. 95; Königer Burchard v. Worms

234-

3. Das

B.

ist

762

essen, wenn sie Mehl an der Nase haben®), die Männer müssen sich dann aus dem Hause machen ®). Besonders sucht man sich gegen den Schadenzauher der Hexen und, was dasselbe ist, gegen die Katzen ®) zu schützen ®), und gegen den bösen Blick ®); » nach badischer ®) Sage stahl eine Hexe als Katze dem Bäcker immer vom Teig. Wie alt dieser Glaube an die Möglichkeit eines Schadenzaubers beim B. ist, zeigt eine Stelle aus einem Münchener Zauberbuch (14. Jh.) ®): „„Ut paniıs non intret. Accipe parum funis predicti (sc. suspensi hominis) et pone(in) instrumentum, cum quo mittitur panis in

ein heiliges Geauf den Marquesasinseln ist ! schäft; für den Mann beim B. geschlechtliche Enthaltung vorgeschrieben ”); im Züricher Unterland ”%) ist die Backmulde heilig; sie wird apotropäisch gegen die Hexen ®) gebraucht (vgl. Brot). Auch der Backofen furnum et cum pistor voluerit mittere ist heilig, wie der Herd; vor ihm wird panem in furnum, non poterit, sed sogar in Skandinavien geopfert ®) (s. exiliet‘; die ungarischen Hexen miBackofen). Das Backgeschäft war in der schen Tau in den Teig, wodurch das GeZeit der Eigenwirtschaft Domäne der Hausfrau®) (ags. heißt Hausfrau: hlaef- ! bäck blutigrot wird, und von einer Hexe dige = Brotkneterin, ne. lady) ®) und ist | heißt es im Protokoll: ‚„,Fermentum alterius ac massam farinaceam ita corrumpere auch heute noch das wichtige Ehrenamt attentassc, ut nulli panes inde pinsi poder Bauersfrau ®). In Mecklenburg bittet die Braut beim Eintritt ins Haus um ‚ tuerint‘‘®). Andererseits sollen die Bäcker in abstrusestem Aberglauben früher einen Segen für ihre Hauptaufgaben ®): Lappen mit dem Blut eines armen Help Herr Got: Sünders in den Teig getan haben, daWenn ik bru, so hew ik Bier, mit die Kundschaft angezogen Wenn ik back, so hew ik Brot, Wenn ik starw, so bün ik dot. werde ®%), Ein DBäckermeister gesteht 1615, daß er aus den Furchen, welche 2) Frazer 23, 201. ”) SAVk. 1925, 100; vgl. den Umgang um den Backtrog bei den durch die Räder eines Leichenwagens Slawen: Knuchel 20. ®%) Meyer Baden entstanden waren, Wasser schöpfte und 376; Grohmann 3, I4; 39, 234; 43, 270. unter den Teig mischte, damit das Brot 2) Sartori Sitte u. Brauch 3, 87 A. 18; gut gerate und Abgang finde 9). ZimmerKühnau Brot ı2. 17 ff.; W. 620. 430; vgl. Grimm Myth. ı, 5221f.; Jah n Opfermann (= Brevinus Noricus Fago-Villabräuche ıı19ff,;; Höfler Weihnacht 56; nus) berichtet ®): ‚Nimm ein Stück von Peter Österreichisch-Schlesien 2, 259. ®) Weineinem Diebesstrick und lege cs auf die hold Frauen 2,57; Sartori Westfalen 110; Platte, damit man das Brot in den Ofen Baumgarten /ahr (1860) 20; vgl. Plinius 18, 107 = 3, 172, 1 ff.; Mayhoff: schießt, so wird es nicht verbrennen‘‘ istores Romae non fuere ad Persicum usque (vgl. oben den Münchener Zauber) ®). lum annis ab u. c. super DCXXX; ipsi Die Vorsichtsmaßregeln der panem faciebant Quirites, mulierumque Bauersfrau sind verschieden: In der Oberid opus maxime erat sicut etiam nunc in plurimis gentium. %®) Hoops Reallex, 1, 150. pfalz 1® soll, während das ‚„‚Dampfl‘ ge4) John Westböohmen 246; Mülhause macht wird, die Stubentür nicht geöffnet 55. 5) Bartsch 1l.c. 2, 65 Nr. 236. werden; auch die slowenischen !%) HausIn Schwedisch-Finnland 8%) darf ein frauen pflegen sich einzuschließen, damit Knabe kein Brot b., so sehr ist das B. keiner mit seinem Blick den Teig verhexe. Tabu der Hausfrau, vielleicht spielt auch Die Rockenphilosophie warnt 1°): ‚Wer die Hexengefahr herein. Bei diesem wichTeig im Trog hat, kehre die Stube nicht tigen Geschäft sind besondere Voraus, bis der Teig hinausgetragen ist, sonst sichtsmaßregeln“”) nötig; daher kehrt er ein Brot mit hinaus‘; von demist mit den Weibern nicht gut Kirschen | selben Aberglauben berichtet Fogel 13)

763

Facken

für die Deutschamerikaner. Den Teig darf man in Schlesien 1) nicht loben, weil dann das Gebäck nicht gerät. Interessant ist der österreichische Aberglaube 1%), daß der von einem sanguinischen Weib angemachte Teig gut gärt, jener von einem phlegmatischen schlecht; nach dem Glauben in Rendsburg 1%) (Schleswig-Holstein) verhindert Märzschnee als „Sürwater‘‘ das Schimmeln des Brotes; in Holstein 1°) deckte man früher den Teig so mit einem Sack zu, daß das offene Ende der Tür zugekehrt war, Wenn der Backtrog leer ist, muß man ihn gut ausbrühen, damit die Seele nichts zu leiden habe, den „Ura‘* verbrennt man oder gibt ihn dem Vieh 1068), Auch der Tisch, auf dem die Brote liegen, bevor sie in den Ofen kommen, muß rasch reingewaschen werden !®) ; soll das Brot gut aufgehen, so muß das Stroh, auf dem das Brot lag, rasch und

ı | | |

|

‚ |

764

4. Um den Teig und das Brot zu schützen war und ist besonders eine Zeremonie gebräuchlich: Man macht über den ungesäuerten und gesäuerten Teig 1!) und über die Laibe, die man in den Ofen schießt, ein !2) oder drei 3) Kreuze; im Böhmerwald 114) wird während de s Backgeschäftes neunmal das Kreuz geschlagen. In der Oberpfalz 15) bespritzt die Bauersfrau den Teig mit Weihwasser; genau so wird das Gerstenmehl für den geweihten Bissen im MA. mit Weihwasser angemacht 146), Man drückt sogar dem Teig ein 17) oder drei 18)

| Kreuze ein, in Schlesien 12) mit der For-

| mel: „‚Im Namen Gottes...‘ In Hol| stein !®) wird mit der Hand das Zeichen des Kreuzes in den Teig gedrückt oder | drei Kreuze gegen die Hexen und Nacht| geister 12); dazu sagt die Frau die Forı mel, die wir aus Schlesien kennen, od er hoch aufbewahrt werden 119), „Nu dieh (gedeihe) as en Lögen int 86) Folkloristiska och ethnografiska Studier 2 Dörp.“ In der Eifel (und auch in Luxem(1916), 27; vgl. Syrien, wo man die Kinder vom burg) 1?) wird das erste 1%) oder letzte 124) B.fernhält: Stern Türkei 1, 399—400. 8) Sa rBr ot , welches in den Ofen kommt, mit tori S. u. B. 2, 33; Bavaria 2, 304; man ; einem Kreuz 126) schlägt 3mal mit der flachen Hand auf den verschen, es heißt Sauerteig, daß es der Ofen hört, und sagt: „B. ‚ Kreuzbrot und wird zuletzt gegesricht’ Dich“!; W.

620;

besondere

‘sen und nicht verschenkt 12%), In Westböhmen 1?) drückt man sogar das Zeichen

Zeremonien

an Weihnachten: ZföVk. 19712, 49. %3) ZfdMyth. 2 (1854), 108 Nr. ı2. ®) Schweizld. 4, 957 (a. 1779). °°) Man erkennt die Hexen am Katzengeschmack, so laut Aussage eines Hexenmeisters in einem Graubündner Hexenprozeß (1655);

vgl.

Waibel-Flamm

2,

134;

IF-1S auf das Hausbrot.

: dung heiliger Zeichen als A PpPotropaia

Müllen-

hoff Sagen? 244—45; Schambach und Müller 179 Nr. 196. %) Staub Brot

20—21; Rochholz Sagen 2, 188; für Frankreich: Sebillot 3, 99. ®%) Grohmann

1, c. 103 Nr, 723; ZfVk. 1911, 307 ff. ®%) Kün| zig Bad. Sagen 62 Nr. 181, %) Codex lat. Monacensis 7021, 1539b bei Schönbach Berthold v. R. 149. ®%) Wlislocki Magyaren 155 . | ®%) Strack Blut 45. ®) ZfVk. 1897, 193. ®) L. | C. 199. 332. ®) vgl. Anm. 157—58. 100) Schönwerth Oberpfalz x, 406, 15. 11) Seligmann Blick ı, 236. 1%) Grimm Myth. 3, 435 Nr. 33; daraus Fischer Das Buch v. A, | 200; Birlinger A. Schwaben ı, 414 (ein Brot | weniger). 1%) Pennsylvania 188 Nr. 917. | 4) Drechsler Schlesien 2, 259; vgl. Trac- | | fatus Polyhistoricus magicomedicus cuYiOSuUSs ... |

von Eberhardo Gockelio (Frankf. u. L. 1699) 46—47 (Exemplar in Karlsruhe);

Grimm

Myth.

2, 923.

165)

ZföVk.

1897,

119

Nr. 213. 106) Mensing lc, ı, 207. 307) Ders , 1,527. !®) Schönwerth lc. ı, 248 Nr . 13. 1) Mensing l.c. 528. 1) BIPOomWVk, 3, 18%, vgl. 1349.

Diese Verwen-

!

|!

. ist die christliche Ablösung 12) des aber | gläubischen Zeichnens des Brotes (panis ‚ Punctus) !?); unter den erstaunlich vi elen Gottheiten, die Lasicz 180) aufzählt, ' gibt es auch eine Matergabia: „M. deae offertur a femina ea placenta, quae prima e mactra sumpta di gi toque notata in furno coquitur.‘‘ Gegen die Holzweiblein und andere Vegetationsdämonen, welche gerne Brot und Teig stehlen, um sich für die Hilfe beim B. bezahlt zu machen, wird das

Brot gepipt!'!), d.h. die Fingerspitze 12) wird in den Laib gedrückt ; es gnügt auch, die Laibe zu zählen 133) In Schwaben drückt man in den letzte n Laib, den man einschiebt, die Finger-

||‚ spitzen der linken Hand, dann haben die Hexen keine Gewalt über das Brot 134), | Die Holzweiblein se lbst geben gute Leh! ren 1885);

765

Backen

Hauses mitnehmen. Überhaupt hängt an gepipten Broten (placenta digito nota-

Pip’ kein Brot, Schäl’ keinen Baum,

Erzähl’ keinen Traum, Back’ keinen Kümmel !*6) ins Brot, So hilft dir Gott aus aller Not.

| ta) '!®) großer

a») Curtze Waldeck 391 Nr. 106; BlPomVk. 3, 149; 4, 72 1if.; Heimat 2 (1892), 98 ff.; Fox Saarländische Volksk, 399 (über jeden gefüllten Teigkorb); vgl. Liebrecht Gervasius 240 Nr. 252 (afrz. Aberglaube). !!?) Meyer Baden 375; Andree Braunschweig 401; Mülhause 55; Frischbier Hexenspruch 122; Bartsch Mecklenburg 2, 134 Nr. 5806; Fox l.c.;; Liebrecht Le.

23) John Westböhmen 246; Schramek Böhmerwald 254; Witzschel Thür. 2, 265 Nr. 17 und 285 Nr. 97; Seligmann Blick

2, 352. 354; Curtze l.c.;H.L. Fischer lc. 199; BIPomVk. 3, 149; W. 620. 14) Schra-

mek lLc. 95) Schönwerth Loc. ı, 401 Nr. 15; vgl. Birlinger Volksth. ı, 198 ff, Ne) M G legum sectio 5, 691 Z. ı2 ff. 1) Staub Brot 22; Andree Lc. 401; Frischbier }.c.; ZirwVk. 56; Heimat

1905, 200; 1906, 202; Z{Vk. 1914, 2 (1892), 98—99; Kühnau

Brot 27; Alemannia 24, 145. 1%) KuhnSchwartz 164; Birlinger Volksth. 1, 493 Nr. 706, 4. 1®)ZfVk. 1894, 81; vgl. England: Seligmann Blick 2, 352. 1%) Mensing lc. I, 207. 527. 1%) Heimat 1. c. 3) Fontaine Luxemb. 102. 1®) Schmitz Eifel ı, 68; SartoriS.w.B.2,33; Wrede ı Eifel.Vkh. 290 (Nachtrag zu 194); Müller Rhein. Wb. 1, 1015. 1%) Wrede Rhein.Vkh. 193. 2%) Kreuz als Apotropaion: Franz Benediktionen ı, 17; 2, 50—51;

Heckscher

1, 135 ff.; Grimm Mythol, 2, 923—24. 16) Müller lc, 1015. 1”) John Westböhmen 247. ‘%®) Höfler Weihnachten 70 bis

71;

Ders.

Ostern

14;

Kühnau

Brot

27—28; Pfannenschmid Erntefeste 246 ff. X) DuCange 6, 135. 19) Userne Götternamen 95; Grimm Mythol.2,923. 19) Kühnau

l.c.;

Grimm

Mythol.

ı, 401

ff.; 2, 923;

Mannhardt ı, 75; Ranke Volkssagen 171; Höfler Ostern 25—26. 13) Usener Le. 168) Grohmann 1.c. 14 Nr. 65; ZföVk.

1908, 115; dagegen Bronner Sitt’ u. Art 207: Laibe im Ofen nicht zählen. 1%) Birlinger Volkstih. ı, 494 Nr. ı2. 1%) Grimm Mythol. ı, 401; Witzschel Lc. ı, 214

Nr.212;

Ranke

Volkssagen

171,

Daß das Bekreuzen wirklich die Ablösung des Pipens ist, beweisen die

Sagen,

nach

denen

die

Unterirdischen

aus Rügen !”) und der Halbinsel Mönchgut 158) auswandern, weil die Menschen Brot

und

Getreide

bekreuzen

und

den

Besen mit dem Stiel nach unten hinstellen (Hexen!). In Thüringen 1%) rächen sich die vertriebenen Waldweiblein, dem sie auf ihrer Flucht den Segen

766

Segen;

sie schützen

gegen

Feuersgefahr, so das „Behtenbrot‘ 11) in Schwaben; in Thüringen 1?) schützen „drei Stopfen‘, die in das erste Brot (vgl. Kreuzbrot) mit dem Finger im Namen Gottes gestochen werden, das Haus vor den Tücken der Hexen. Dies Brot wird zuletzt angeschnitten; die drei ausgeschnittenen „‚Stopfen‘‘ vermehren, dem Vieh gefüttert, die Milch und schützen vor „‚Antun‘‘, Zum Zeichnen der

Brote wird neben dem Kreuzzeichen !#3) auch der Hausschlüssel ver-

wandt: Mit dem Schlüsselzeichen auf dem

Brot verjagt man Gespenster, die sich aufdringlich zur Tafel setzen, so die

Geistergäste beim Müller aus der Haarthmühle zu Neukirch 14). In Steiermark 14) macht die Hausfrau mit dem Schlüsselbart Eindrücke ins Kletzenbrot; wird das unterlassen, so läßt die Perht das Brot verbrennen, oder es ruht kein Segen darauf. 186)

Fenchel

und

Kümmel

im

Brot

ver-

scheuchen im Voigtland die Zwerge: Eisel Voigtland 14 Nr. 26; über Kümmel: Franz Benediktionen

1, 417;

Kühnau

145; Festschrift für Vollmöller

Sagen

2, 65.

10; Köhler

Voigtland 461; 453 Nr. 460; Simrock Myth.> 439; Festschrift für H. Baas (Hamb, u. L. 1908) 187—88 (Kümmelbrot als Heilbrot, weil dämonenabwehrend); Wünsch im Jahrb. d. kaiserl. deutsch. archäol, Instituts 6. Erg.Band

(1905), 28;

F.

Söhns

Pflanzen? 52 ff.;

BadHmt, x (1914), 90. Schon das Brotsalzen wirkt geistervertreibend; denn das Zwergbrot ist nicht gesalzen: Kühnau Sagen 2, 76. 1) Haas Rügensche Sagen 37 Nr. 68; ZfiMyth. 2, 144 ff. 1%) Haas u. Worm Mönchgut 95 ff. 19) Witzschel 2,285 Nr. 100. 1) Rochholz

Grimm

2, 923.

I, 324 Nr. 526; Höfler Ostern

14)

ı,214—215; Sagen ı, 338;

Birlinger

Volksth.

Panzer Beitrag 2, 527; 26; vgl. Grohmann l1.c.

41 Nr. 256. 142) Witzschel 2, 265 Nr. 18. 143) Die österlichen Kreuzbrote sind dämonenabwehrend und heilkräftig: Höfler Ostern 15; Ders. in Festschrift für H. Baas 178, 14) Meiche Sagen 525 Nr. 671; Ders. Sagenbuch der sächs. Schweiz 51 Nr. 42. 1%) ZföVk. X, 249.

5. Nächst dem Bereiten des Teiges ist das Einschießen des Brotes und indas B. selbst mit abergläubischen Maßdes | regeln und Zeremonien umgeben. Beim

767

Backen

Heizen stellt man in Mecklenburg Auguria an 146), Ehe in Pommern 17) die Frau das Brot in den Ofen schiebt, spritzt sie dreimal mit dem Lappen gegen die Öffnung, damit das Brot gerät. In Böhmen 1%) wirft man apotropäisch Erbsen in den

Öfen; in Schlesien spuckt man dreimal hinein 1%), Beim Einschieben erfleht man

besonders in Mecklenburg 1!) durch einen frommen Spruch Segen für das Brot; derselbe Spruch ist in SchleswigHolstein 1) belegt; entweder sagt man: „uns Härgott segne dat Brot in’n Aben(d)‘‘ oder: Uns

Uns

Un

Brot

is in

Herrgott

all,

de

Aben,

dorbaben,

dorvun

et,

Dat de em nich verget. #6) Bartsch lc. 2, 134 Nr. 582; ähnlich auguriert die Tiroler Bauerndirne, wenn sie Brennholz holt zum Kochen der ‚„‚Gstampanudeln‘: Heyl Tirol 733 Nr. 9. 1#) BlPomVk. 3, 185. 1!) Grohmann 1ı03 Nr. 722. 19)

Drechsler

Alyth. 2,923.

Frischbier

Knoop

Nr. 14

u.

1)

Schlesien 2, 13; vgl.Grimm

Bartsch

lc.

123;

Hinterpommern 15;

ZirwVk,

175; ZfVk.

1905,

200;

3,

1914,

185;

Urquell

56

(1890), 18. 15) Z{Vk. 1914, 56 Nr. 15; Mensing l.c. ı, 13. 207; vgl. BIPommVk. 3, 175. 185; ebenso in der Mark: Kuhn Märkische Sagen 381 Nr. 47.

ı

Früher pflegten die Frauen, wenn der Ofen verschlossen war, hochzuspringen und zu jauchzen, damit das Brot ge-

rate 12), Im Saarland 1) schlägt die Frau nach dem Einschieben ein Kreuz

über den Backofen. Wenn das Brot im Backofen ist, darf man in Mecklenburg!#4) nicht auf den Schieber treten, sonst geht es nicht auf. Eine alte Urkunde aus Winterthur 15) schreibt den Bäckern vor, daß sie den Backofen nicht verlassen dürfen, ohne ein „gewachsen Mensch‘‘ davor zu stellen; und die Rockenphilosophie 156) warnt, einen Hund in den Ofen sehen zu lassen, sonst mißrät das Brot (s. abb.). Bei Mittweida !®) ist 1697 beobachtet worden, wie das Brot im Backofen sich bewegte oder gar heraussprang, und eine Hexe in Wismar 1) ließ 1425 das Brot ‚„lopen‘, Hat man das Brot in

den Ofen geschoben (kommt während des

Einschiebens Besuch, so orakelt man für ihn) !°9), muß man den Tisch, worauf cs

rasch rein waschen 19); während

des B.s darf nichts Frischgebackenes auf dem Tisch liegen 1°, und

man darf nicht

vor dem Öfen Urin lassen 1%), sonst wird das

Brot

„klamm‘‘.

Vor

allem

darf man

die Laibe im Ofen nicht zählen !®%). Das

zuletzt in den Ofen geschobene Brot hieß man nach Christian Weise’s Drei Erz-

narren ‚, Wirt‘‘ 16%), mit ihm war der Segen des

Hauses

verbunden.

Der

Scherrlaib

wird bis zur nächsten Bachet aufgehoben 19); er heißt in Westböhmen 1%) ‚„Klatschlaibeln‘‘, ‚,Goteisch‘‘ usw. 12) Heimat 2 (1892), 99. 15) Fox Saarl. Vk. 399; in Hinterpommern 3 Kreuze: Knoop Hinterpommern 175; nach einer schlesischen Sage verunglückte eine schwangere Frau, die das Kreuzzeichen vergaß: Kühnau Sagen 2,108. 1%) Bartsch lc. 2,134 Nr. 583. 15) Staub Le. 21. 1%) Grimm Myth. 3, 435 Nr. 32. !”) Meiche Sagen 565 Nr. 703; vgl. A. 99. '*) Bartsch lc. 2, 36 Nr, 15. 159) ZföVk. 1898, 215 Nr. 515. !®) Ebd, 1914, 56. 161) John Westböhmen 246. 1%) Z{Vk. ı89I,

186

1.c. 134 Nr. 584;

BlPomVk.

gelegen,

Nr.

4.

198) Bronner

Siütt’ u. Art.

2097.

164) Grimm Myth. 3, 469 Nr. 946. 16) Birtlinger Wolksth. 1,494 Nr. 14; vgl.Schramek Böhmerwald 254. 1%) John Westböhmen 246.

6.

Restc alter Opfer!) für die Vegetationsdämonen haben wir z. B. im Norden !®), wo man früher ein Brot für die Unterirdischen hinlegte; in der Oberpfalz 1%) backt man für die Holzweiblein ein oder zwei Aschenkuchen mit; in Thüringen !) spritzt man für die Holzfrauchen etwas Mehl und Wasser auf die Kohlen; speziell die Hausgeister werden

bedacht: so bei den Finnen !7l) und Alt-

letten !???); hier wirft die Hausfrau 3 Stücklein vom neugebackenen Brot für den verstorbenen Hausherrn in den Backofen; in der Mark 23) wirft man, wenn das Brot beim B. einen Knutsch treibt,

drei Stückchen davon rücklings in den B.ofen, auch der Scherrlaib aus den Teigresten ist für die Hausgeister bestimmt!”4), In Tirol !?) macht man aus den Resten

den „Got t‘. In Mecklenburg 6%) ist das „Utschrapels‘‘ von ‚„‚de Nijorsback‘‘ für das Vieh heilkräftig. In der Oberpfalz 17) bekommen die armen Seelen ihr Teigopfer oder Mehlopfer in den Backofen geworfen. Ins Christliche übertragen, sind die Flammfladen für die lieben

770

Backen

768

7. Wenn das Brot im Ofen ist, darf man nicht hineinblasen 1%), man darf

Engelein!®); im Rheinland !?) backt man Flammschkuchen. Abgelöst sind diese _ Opfer durch Spenden an die ArBettler. Wenn man in men und der Heimat des ‚‚Poppele von Hohenkrähen‘ backt, muß man dem ersten Bettler

keinen Kuchen mit dem Messer anschneiden, sonst wird das Brot spindig !®?) und hohl 1). Findet man ein oder mehrere Löcher im Brot, so sagt man, der Bäkker 1%) ist hindurch geschlüpft, oder seine Seele!®) wohnt darin, oder es gibt Trauer !®%) in der Familie; in Mün-

einen ganzen Laib Brot geben, sonst ver-

schwindet das übrige Brot !®); diese Hauskobolde werden totgeb. 18); in der Oberpfalz 182) backte man früher für ein armes Weib den „‚Gotteskuchen‘‘ mit, in Westböhmen !®), in der Oberpfalz !*) und

Österreich 1%)

oder

1oibl‘

ist, der Kuckuck ist darin. Nach Zimmermann 1%) soll das Brot „‚„erschüp-

fen‘

„Guats-

das

kennt man

chen !”) sagt man, wenn eine Semmel hohl

„Gottes-

‚Guatslaiwl‘,

gab‘, in Westfalen !®) die „Liewekeukens‘‘, in der Eifel!) die ‚Arme-

leutsplätzchen“, in der Schweiz 18) die „‚Lieb-Seelen-Mutscheli‘; auch der altfranz. Aberglaube kennt diese Opferbrötchen 189). Der Besuch erhält am

Backtag einen Laib 187) Rochholz

Brot !®).

Z-

16)

323 ff.

1,

Glaube

!®”) Schönwerth {Vk. 1898, 137. 142. l.c.2,377; Mannhardt ı,80A.ı; Jahn Opfergebräuche 290 A. 2. 9%) Witzschel

18, 14;

lc. 2, 285 Nr. 100. 71) Z£Völkerpsychol.

vgl. das Opfer an die Matergabia: Anm. 130. 18) Ausland 1874 Nr. I, 213. 9) Kuhn Märk. Sagen 381 Nr. 43; Festschrift für Vo11l-

möller (1908) 6. 4) Birlinger Volhsth. 1, 494 Nr. 14; Höfler in der Festschrift für Vollmöller ıı vergleicht den xvnotög &21t0g bei Athenaeus IH ı11d (u. 516 d) u. XII 516d, #5) Zingerle Tirol 36, 293; in Ungarn formt aus

man

den

Gestalt

liche

Teigresten

und

opfert

menschenähn-

eine

den

sie

Frauen: ZfVk, ı894, 311; Höfler l1.c. 16) Bartsch wachten 56. lc. Nr. 12530. 1”) Schönwerth

bis 286 Nr. 5;

stäubt

man

Sartori

in Westböhmen

schönen

Weih2, 241 ı, 285

Totenspeisung

48;

die Backschüssel

Seele in den Ofen, so hat man eine arme Westböhmen 246; ZiöVk. 1908, erlöst: John

315. 28) Urquell 3 (1892), 247, 31. 179) ZfrwVk. ı, 258; 1%) Waibel-Flamm 3905, 205. Glaube ı, 323—24; in Pommern Rochholz

bekommt BlPomVk. 367.

32)

der Bettler frischgeback. Brot: 3, 149. 9) Rochholz Sagen I,

Schörwerth

ı,

lc.

18.

407,

%*) SchönWestböhmen 246. 3) John werth 1l.c. 15) ZföVk. 1807, 116. 16) Sartori Westfalen 110; grundlegend: ZirwVk, 11

(1914), 54—356; dagegen das „‚Liwbrot‘ in Meck1253 b. Nr. 2, 241 Bartsch ljenburg:

Eifel ı, 68. 8) Lütolf WW) Schmitz Ger1%) Liebrecht Sayen 555 Nr. 566.

wasius 240

Nr. 252;

Sebillot

auperstitions de la boulangerie

1893, 52.

Bächtold-Stäubli,

Truditions

0)

ıı ff.

Abergiaube

I.

et

Z£Vk.

(die Rinde von den Brosamen fal-

len, s. abbacken), „wenn man auskehret und ist der Teig noch im Backtrog‘‘; um das Erschüpfen zu verhüten, soll man, wenn man ein Probebrot anschneidet, die erste Scheibe zuletzt abbrechen !®). In Westböhmen ist es verboten, auf dem Backkübel zu sitzen 2"), wenn das Brot gut ausb. soll. Beim Herausnehmen der Brote macht man wieder das Kreuzzeichen); man darf die Brote nicht heiß auf den Tisch legen ?®2), sonst werden die Pferde bei der Arbeit müde. Sind zwei Brote zusammengeb., so zerbricht man sie im Nahetal über zwei körperlich zurückgebliebenen Kindern %3) (vgl. Brot). 11) ZfrwVk. 1905, 200. 12) Schönwerth lLc.ı, 407 Nr. 17; vgl. Schmeller Bavaria 2, W. 620; Bayr.Wb. 2, 677—978; 304. 1%) ZirwVk. 1905, 205. !*%) Staub Brot 56; Alemannia 33 (1905), 304; Zingerle Tirol 57 Nr. 494. !”) Staub 1l.c.; Baumgarten Jahr (1860), 7; DWb. Seele $ 25 a, y; Pennsylvania 188 Z{Vk. 19714, 56; Fogel Nr. 916. 19%) SAVk. 8, 269 Nr. 33; Urquell ı (1890), 9. 19) ZfdMyth. 3, 400; über Kuckuck Myth. 2, 564; 3, 441 Grimm = Bäcker: Nr. 197; Rochholz Gaugöttinnen 166; Kloster 9, 385. 931; Heckscher 2, 349 z2, 334 (vgl. Bäcker). A.ı35; Mannhardt »8) Brevinus Noricus Fago-Villanus 121—22;

vgl.

erschüpfen

A. 102;

nach

bei DWb.

dieser

3, 975

Stelle

wäre

zu erklären;

2, vgl. SchweizId. 8, 1082. !®) Bartsch 135 Nr. 590. %% John Westböhmen 246. l.c. 254; Bartsch l.c. 20) Schramek 2, 135 Nr. 599°. 2%) Frischbier spruch 123. 20°) ZirwVk. 1905, 200,

8. Backzeit

Während

bei uns

und

Hexen-

Backtage:

die Hausfrau

auf dem

Lande ungefähr alle zwei Wochen backt**4), wird in Schweden %5) das Knakebrod 2—4 mal im Jahre zubereitet, ebenso oft im Jahre buk man früher im Wallis %6); 25

771

Backen

natürlich ist dies Brot steinhart wie im alten Lakonien %7). Zu J. Gotthelfs %8) Zeiten backte man aufs kürzeste alle 3 Wochen. Iulagalt ®%) muß man immer in

gleicher

Zahl b., sonst kommt ein

Todesfall. Über den Backtag 2) bestehen bestimmte abergläubische Vorschriften. Eine alte Schweizer Urkunde (a. 1380) bestimmt #1): „es soll niemand an dem ‘Mänta g’ backen, wenn es nicht die Gebieter gebieten‘‘; in Thüringen ist der Backtag für Hochzeiten der Montag22); eine Holsteiner #3) Hexe (a. 1584) stellte mit Brot, dasam Donnerstag geb. war, in * Namen mit Satans Hilfe ein Orakel darüber an, ob der Abwesende lebendig oder tot sei. Am Freitag ®%) darf man nicht b., das bringt Not und Zank oder einen Laib weniger #®); ein Holzweiblein ruft einer fränkischen Bäuerin zu ®®): Reiß nicht aus einen fruchtbaren Erzähl keinen nüchternen Traum,

Baum,

Back kein Freitagsbrot, So hilft dir Gott aus aller Not.

204) SchweizId. 4, 957. ®°) Heckscher 292 und 525. 2%) Staub Brotg; SAVk. 1916, 285. ?%07) ZfEthnol. 57 (1925), 156. 2%) SAVk., 18 (1914), 114. *®) Höfler Weihnachten 60.

20)

Staub

l.c.

ZfiVk. 1894, 402. 211) Schweizld. 4,

61;

404 957.

Kühnau

Brot

18;

(Ungarn); W. 620. %22) Witzschel

l,c.2,235. 28) Bartsch l.c.2, 21. 214) Haltrich Siebenbürg. Sachsen 288; John Westböhmen 247; W.7xı; Bavaria 2, 238; ZföVk.

1908, 115. %5) Meier Schwaben 391 216) Bavaria 3, 300; ZfVölkerpsychol.

am

In

Nr. 61. 18, 24.

Schleswig-Holstein 2’) bäckt man Samstag; B. am Sonntag?)

ist eine

Entweihung

und

wurde

a.

1558

schwer geahndet. In Horb %?) wird am Sonntag nie geb., weil die Fische das Brot verweigerten. Auch für bestimmte Jahresfeste und -tage kennt das Volk feste Gebräuche. In der Christnacht?) darf man nicht b., weil sonst der Teufel ins Brot pfuscht, ebenso in den Rauchnächten ??1), In Pommern 22) muß

man aber am Abend

vor

Neujahr

auf

dem Herde b.; wenn man auf Rügen 22) am Neujahrsabend nicht bäckt, muß man

das ganze Jahr den Puk füttern; als eine arme Frau 3 Aschenkuchen backt, ver-

wandeln

Wenn

sich diese in schönes Weißbrot.

man

am

Gründonnerstag®%)

772

backt, regnet es das ganze Jahr nicht. Am Karfreitag?) ist das B. wegen Hexengefahr verboten, nur in Schlesien 2%) ist an diesem Tag gut b. Dieses Brot

hält sich nach rheinischem ??) Aberglau-

ben ein ganzes

Jahr;

tagsbrot

für

der

nach

Deutschamerikaner 2%)

gut

dem

Wunden.

ist

Glauben

In

Karfrei-

Öster-

reich ?2®) darf man in der ersten Woche von Ostern den Sauerteig nicht über Nacht stehen lassen, sonst kommt der Theodor und das Brot mißrät. In Meck-

lenburg

%®)

muß

man

an

Fast-

nacht auf dem Herde b., sonst tanzen die Hexen darauf. Nach rheinischem 2%) Aberglauben schimmelt das Brot nicht, das man an Walpurgis bäckt, und die

Mäuse

fressen

(Urbanstag)

es nicht.

soll man

Am

25. Mai

kein Brot b.,

sonst schimmelt es das ganze Jahr 2%), Backt man am Vierteljahrstag 233), so trocknet alles ein, was vom Rauch betroffen wird. Im Erzgebirge 24) darf, solange ein Toter im Hause ist, niemand b., sonst fallen die Zähne aus. Am Backtag darf man nicht im Garten ®) arbeiten, vor allem keine Bohnen und Erb-

773

BIPomVk. 10, 74. *2) Müller RAcınWb. I, 1015. 2%) ZföVk. 1898, 145. *%*) ZfVk. 1891, 186. 234) Arch. f. Anthrop. N.F. 3 (1905), 97.

235) Fogel l.c. 187 Nr. 911. ®%% Ders, 188 Nr. 912. 2”) W. 664. *®) Bohnenberger Nr. ı, 18; Eberhardt

Landwirtschaft Nr. 3, 3.

B.: Bei dieser beim 9. Orakel wichtigen, mit Opfern verbundenen Handlung stellt man natürlich auch Auguria

wie an. Christnachtauguria, sie die Mädchen in Ungarn %*) am Back-

ofen anstellen, um den Licbhaber zu sehen, sind bei uns weniger bekannt; dagegen berichtet Zingerle *% von einem

Orakel beim Zeltenb. am Thomastage und

an den Klöpfelabenden *), ähnlich in Schleswig-Holstein %?). Baumgarten %) berichtet, daß das Mädchen, wenn es am Thomastag das erste Brot einschießt, den Schatz auf der Ofenschüssel zu sehen

hofft. Wenn in Schleswig-Holstein ?*) die

Frau beim Teigkneten niest, so stirbt ein Mitglied der Familie, ehe der Back auf-

gegessen ist. An Neujahr steigt man mit

der Multer, in der der Neujahrsteig gemacht wurde, aufs Dach und kann alle sehen, die im Laufe des Jahres sterben *).

Besonders

ist das

und

Aufgehen

das Aufgehen

des

der Laibe

sen %%) säen, keine Rübenblätter 27) ho-

Teiges

Schwaben wird das Verbot, im Garten zu

tigkeit. Die Hexen stören vor allem das Aufgehen des Teiges *%6), Schon derIndiculus®?) eifert gegen die observatio

len,

sonst

werden

die

Rüben

dürr.

In

arbeiten, damit begründet, daß man sonst

Maulwurfshaufen 28) hineinbringt logiezauber: Maulwurfshaufen = laibe); s. arbeiten. 27) Mensing 957. *) Meier

(AnaBrot-

l.c, 203. ?8) Schweizld. 4, lc. 222 Nr. 251. 2) Höf-

ler Weihnachten ı2. 1) Meyer Baden 482; Müllenhoff Sagen? 372 Nr. 500; Ranke Volkssagen 77 f.; DG. 13, 121; Sartori Totenspeisung 591 (Vogesen); W. 620; auch nach französischem Aberglauben

bringt B. zwischen Nativit& u. Circoncision Unglück: Liebrecht Gervasius 229, 127. 222) BIPomVk, 10, 74. %%) Haas Rügensche Sagen * 93 Nr. 163. %4) Bartsch l.c.2, 256

Nr. 1339;

257

Ostern

John

Nr. 1341

(das

Brot

schimmelt);

Gesemann Regenzauber 33 A.2; Kuhn Märk. Sagen 387 Nr. 102; W. 86. 25) Höfler ı2;

Westböhmen

61; Fontaine

Luxemburg 37; vgl. Fogel Pennsylvania 188 Nr. 913; ebenso in Frankreich während der Rogations: Liebrecht Gervasius 233

Nr.

163.

%6)

Drechsler

Lc.

ı,

91.

27) ZfrwVk. ı2 (1915), Go. 2) Fogel Loc. 279 Nr. 1465. %®%) ZföVk. 1897, 181 Nr. 247. 2%) Bartsch lc. 2, 255 Nr. 1327; vgl.

774

Backen

im Ofen von zukunftsverkündender Wich-

pagana in foco beim Anfangszauber,

und

Burchard von Worms %) warnt ausdrücklich vor dem Orakeln aus dem Aufgehen des Brotes in der Neujahrsnacht: vel si panes praedicta nocte coquere

fecisti tuo nomine 4%, ut, si bene elevarentur etspissi et alti fierent, inde prosperitatem tuae vitae eo anno praevideres; fast denselben Aberglauben erwähnt Grunau (Dominikanermönch aus Tolsemit, 16. Jh.) in seiner preußischen Chronik vom J. 1397 2%): „so ein person jemant lieb hatte und der anderstwo war, so nam die Person ein Teig (am Feste circumcisionis domini) und machte ein Kicchlein und legte es in die Kachel, gieng es hoch auf, so war es ein Zeichen, und er fröhlich war und es im wol ging, gieng es aber nit auf, so

glaubten sie und stunde nit wol umb in

oder were todt.‘‘ Auch heute noch weissagt die oberbayrische Bäuerin aus dem schlechten Aufgehen des Leblaibes 21) oder Kletzenbrotes %2) den Tod eines Familienmitgliedes (vgl. Neujahrsgebild-

brote). Wenn beim B. das Brot (in der Mitte) ?®3) springt, so bedeutet das eine Beerdigung ?%%); ebenso ist nach all-

gemein verbreitetem Aberglauben das Grab für ein Familienmitglied offen, wenn das Brot auf dem Rücken springt ®%) (Analogie); dagegen im AHarbachtal: springt ein Brot, kommt man zu Ehren,

springen zwei, stirbt man %); ‚„‚ist aber das Weißbrot in Dithmarschen ausgeJaufen ®7), so werden Gäste kommen

und mit davon essen‘‘; ein Riß auf dem Laibrücken der Länge nach bedeutet bei

den Sachsen in Siebenbürgen ®%®) eine Niederkunft; in den Vierlanden ®%) bedeutet ein quer gerissenes Brot eine Braut, längs gerissen einen Toten; ist das

Brot auf der Seite gerissen, so gibt es Arbeit (Schleswig-Holstein) ?®), reißt es unten, so kommt bald Hochzeit %) (Oberpfalz); hat es einen Mund, so gibt es Gäste 22) (Schleswig-Holstein); schwarze Blasen deutet der Westböhme ?3) auf Unglück; wenn man Brot einzuschießen 2%) oder herauszunehmen vergißt %), so deutet das der Amerikaner %%) auf einen Todesfall. Wer Brot mit weißer Rinde backt, stirbt bald 27), „Wer bi’n Brotbacken dat Brot mit Bosten (Borsten) makt, kricht einen rugen Mann, wer den Deig glatt

makt, kricht einen schiven‘‘ (Mecklenburg) 28); wenn ein Mädchen in Holstein den Teig nicht leicht von den Händen löst, gilt es als geizig 2%); wenn aber eine Magd dem Burschen mit den Teigfingern ins Gesicht greift, bekommt er keinen

Bart 2%),

229 W]Jislocki Magyaren 88, 2) ZinTirol 184 Nr. 1520. %1) Ders. 183 gerle 2%) Mensing Nr. 1519; vgl. 36 Nr. 294. Jahr 6. 2%) Baumgarten ].c. 201. 2?) ZföVk. 9 1. c. I, 527. 24) Mensing (1903), 192--93. 246) Fogel Lc. 138 Nr. 632; 3,

Sebillot

99;

Staub

1. c.

21—22;

vgl. Wlislocki l.c. 155. 2) MGleg Il, ı, Myth. 3, 403c 17; Saupe 223; Grimm Indiculus 22 ff.; vgl. Aberglaubenverzeichnis

des

Antoninus:

68 Nr.27.

*8)

MschlesVk,

Schmitz

21

Bußbücher 25*

(1919),

2, 423

cap. 62; Wasserschleben 663—64 c. 53a; ARw. 20, 363; Radermacher Beiträge 104; Jahn Opfergebräuche 280; Höfler Ostern 31; ZiöVk. 1905, 235. *®) ARw. 20, 418; vgl. MschlesVk, 16 (1914), 179 ff. 250) Simon Grunaus Preußische Chronik, hrg. v. M. Perlbach 1 (Leipzig 1875), 694. ?%) Leuprechting Lechrain 210—11. %2) Höfler Weihnachten

28;

W,

300;

Knoop

Hinter-

pommern 178; Globus 42, 105. 2) Curtze Waldeck 382 Nr. 65; Fogel 1l.c. 116 Nr, 515 (Kaiserslautern). 2%) Urquell 4 (1893), 19;

Baumgarten

l.c.

53;

ner Mettersdorf (wenn das Brot

Unoth

Heimat

Bartsch

Drechsler

189;

Schles.

3, 102.

le. ı,

2,

13.

So; Höhn von selbst

*%)

ı24

287;

Staub

Nr. 406;

Gass-

Tod Nr. 7, 310 entzweibricht);

Kuhn-Schwartz

436

Nr.

298; Mensing Lc.ı, 528; Strackerjan ı, 38 (abgebacken oder quergeborsten); 2, 224 Nr. 475; Urquell ı (1890), 9; W. 297; ZfiVk. 1891, 184. %0) ZfVk. 1912, 162. 2”) Ebd. 1914, 56 Nr.ı1; Mensing lc. ı, 528. 25) Gassner Metlersdorf 17, anders in Dithmarschen: Mensing lc. ®) EE, Finder Vierlande 2, 222. %*®) Z{£{Vk. 1914, 56 Nr. 10; Mensing le, 26) W, 294.

262?)

776

Backen

775

ZfVk.

1014,

56

Nr.

ı2;

Bartsch

lc.

2, 134 Nr. 582. 2?) John Westböhmen 246; ZiöVk. 1908, 115. °%) Fogel le. 116 Nr. 513. 265) Ders. ı17 Nr. 523. ®%®) Drechsler Schles, ı, 287; 2, 13 (Unglück u. Tod). 267) John Westböhmen 246; ZfiöVk. 1908, 115. ?®) Bartsch l.c. 2, 134. °®) Mensing l.c. I, 530. ”9) Rockenphilosophie: Grimm Myth. 3, 444 Nr. 303.

]10. B. und Zauber. a) Liebeszauber. Im Samland 21) soll eine Frau, wenn sie wahrnimmt, daß ihr Mann gleichgültig gegen sie wird, beim Brotoder Fladenb. neunmal hintereinander etwas vom rohen Teig zurücklegen und ihm zuletzt einen Fladen daraus machen,

so wird Licbe

sich

bei dessen

wiederfinden.

Das

Genuß

die alte

Poenitentiale

Arundel ??2) und Burchard von Worms ?3)

tadeln einen Liebeszauber der Weiber, welche ‚„‚super nates discoopertas‘‘ den Teig zu einem erotisch stimulierenden Brot kneten; eine schlagende Parallele bringt Krauß in seinen Anthropophyteia 271); die serbischen Weiber kneten den Teig zu ihren Rundkuchen, mit dem sie den Mann licbestoll machen, ebenfalls auf diesem Körperteil, b) Schadenzauber. In der Oberpfalz 2) „schießt man einem ein Laibl‘‘: Manche tun cs aus Bosheit, weil von nun an keine Bäck mehr vollständig gerät,

bis man einen neuen Herd hineinmacht; die meisten finden darin ein sympathetisches Mittel gegen den ‚,Frera‘‘ 27%), wenn sie einen Laib, mit allen menschlichen

Abgängen vermischt, unbeschrien in den fremden Backofen bringen und verbren-

' nen

lassen;

damit

verbrennt

auch

der

„Frera‘*; vgl. auch den $ 3 angeführten Schadenzauber. Eine Schmalkaldener Hexe backt nach einem Protokoll zum Jahre 1598 „das aus dem Munde genommene Abendmahlsbrot in ein anderes Brot und gibt es auf Anstiften des Teufels ihrem Sohn zu essen 2”). Ein alter Schadenzauber rät: Gieß einem das Wasser, womit man beim B. das Brot bestreicht,

Namen %),

vor

die

Tür

in

des

Teufels

2) Grimm Myth.2,922—23. "?) Schmitz Bußbücher 1, 459 cap. 81. ”%) Ders, 2, 447 cap. 173; Wasserschleben 661 cap. 161; Grimm Myth. 3, 409—10. ?4) 5, 245 Nr. 30.

25)

Schönwerth

I,

407—08

Nr.

19.

276) Frera = Kaltes Fieber: Höfler Krankheitsnamen 169; vgl. Birlinger Volksth. X, 200 (gegen das wilde Feuer abbacken). a7) Soldan-Heppe I, 524. 78) ZfdMyth. 3, 320; in Ungarn gießt man das Wasser, mit dem das Brot bestrichen wird, gegen die Hexen auf den Boden: Wlislocki Magyaren 23.

II. Backverbot für Schwangere und Bräute., Fast überall finden wir besondere Vorschriften und Einschränkungen für Bräute. In Thüringen und im Vogtland darf sich die Braut am B. des Hochzeitsbrotes nicht

beteiligen ?9), ebenso kennen die Slawen %0) das Verbot für die Bräute, beim B. zu helfen; der böhmische 2%!) Volks-

glaube begründet das Verbot damit, daß die Braut sonst an allem Mangel haben wird; beim ersten B. im neuen Haushalt gab früher das junge Paar von den ersten ‘ Schnitten Brot in den Backkübel, damit

nie Mangel an Brot entstehe %2), In Schlesien 23) darf eine Wöchnerin nicht

„Kuchen schieben‘‘; wenn in der Sächsischen Schweiz 2%) cine Schwangere in den Backofen sicht, bekommt das Kind rote Haare. Nach der Rockenphilosophie 28) soll eine Wöchnerin nicht in den Teig greiKind die Hände auf. ! fen, sonst reißen dem In Schwaben ®®) mußte nach einer Vor' schrift von 1612 ein schwangeres Weib

277 beim

vom

Stück

B. ein

Teig wegreißen

(Opfer?) 2) und ins Feuer werfen; geht das Kind von ihr, so ist die Unterlassung schuld. 28)

S.%.B.1ı,66A.3;

Sartori

Köhler

Slaven 372. Voigtland 235. %°) Tetzner 21) Grohmann Le. 118 Nr. 888, ®?) Gr üner

108

778

Backen

Egerland

Nr. 753.

sächsischen lenburg

54.

%3)

Kühnau

%4) Meiche

Sagen

2,

Sagenbuch

der

erzählt

von

Schweiz ı22 Nr. 23; vgl. Schu[Isergebirge 21; Müller 107;

Staricius

Heldenschatz

341

einem alten Verbot (a. 1679), daß eine Schwan-

gere nicht den Backofen mit Lehm bestreichen

darf; vgl. Globus

92, 286; eine Erklärung

gibt

dieser Brauch auch nicht. %®5) Grimm Myth. 3, 449 Nr. 460. %°) Birlinger A. Schwaben ı, 390—391. &°) Sartori S. uw. B.ı,22.

12. B.u.

Sympathiekuren:

Als

geSympathiemittel gegen Warzen braucht man in der Oberpfalz %8®) das Wasser, mit dem man das Brot geglättet hat. In Ostpreußen %®) bekommen dies

im Backofen (vgl. $ 2).

bedeutet

:5) Birlinger

Frischbier

buch

Ayrtemidori

Volksth.

Hexenspr.

des

Kindersegen 2%) 123.

1,

griechischen

494

?%)

NT. 9;

Traum-

Philosophen

Mesampt einer Erinserung Philippi (Siraßb. 1624) 112. lanchthonis

Backgerät: und 14. Hexen Die guten und schlimmen Vegetationsgeister haben, wie wir sahen, für die Volksphantasie eine wichtige Rolle im gewaltigen Back- und Brauprozeß der Natur; daher ist die Vorliebe der Elfen und Hexen für alle Backgeräte sehr verständ lich. Auf Backtrögen (s. d.) fahren in der schlesischen Sage die Venusmändel 27) übers Wasser; die Sigristin?®) von Bremgarten fuhr im Brotkorb oder in der

Backmulde

die Reuß

hinab;

im Vogtland reiten die Hexen auf Backschaufeln 2) (s. d.). In Mecklenburg *) Backalle Walpurgisnacht der in man muß Backwasser die Schweine, damit sie glatt Hexen die sonst weil fortschaffen, geräte werden. In Bayern ?®) legt man auf jede Der reiten. Blocksberg zum ihnen auf Warze ein Stückchen Teig; ist der Ofen ein wie %) hohl ist Teufels des Rücken in Bowed (Glut), löst man die getrockVorstellungen diesen Mit Backtrog“*2?). sie wirft und ab neten Teigstückchen als Hexen die an Glauben dem mit und ZimNach rückwärts in den Backofen. zues hängt Wetterdämonen und Winddie auf mermann drückt man Erbsen Brotschieber neben man wenn sammen, Warzen und wirft diese in den Backofen; gegen g Backtro den -schüssel und man muß aber davonlaufen, damit man der mit ihn man indem verwendet, Feuer die Erbsen nicht krachen hört %?%). In und stellt Wind den gegen Seite hohlen Rendsburg *®2) schlägt man über Warzen kreuzBrot ein ihm in oder dreht dreimal und uch sselt Schlü drei Kreuze mit einem stecken Messer das und vierteilt weise Glut die in r wirft dies über die Schulte Zim%%), wenden zu Wind den um 1äßt, | *®), des Backofens; die Deutschamerikaner Beispiele mehrere erörtert %4) mermann en. werfen Bohnen und Salz in den Backof fortund fing Wind den man daß dafür, Wirft man beim B. drei Gerstenkörner PomAus Erfolg. mit Teil zum trug, hinter sich in den Backofen, so verliert Fall ein 1895 Jahr das für ist %5) n mer am Auge man das Gerstenkorn ahr zgef Blit n gege er Bau ein daß ugt, beze (Westböhmen) 24), be, Glau Der lte. stel e Frei ins og ktr Bac den Le. 3, 237 Nr. 3; vgl. 28) Schönwerth mer Zim wie t, fäng d Win den man daß 688, W. ??) 23. Magyaren Wlislocki sw) Pollinger Landshut 289—90; vgl. Birmann sagt, will doch wohl bedeuten, daß linger Volksth. ı, 484; Töppen Masuren man die böse Wetterhexe in dem ihr verFagoNoricus 9) Brevinus 55. t? og fäng ktr Bac ten trau Le, lc. 364. :®) Mensing Villanus 306) el reg ern Nach einer bayrischen Bau vgl. ZfVk. 1898, 199 Nr. 16 b; 1, 200—201; Engelien u.Lahn 263 Nr. 140. °®) Fosoll man, wenn Hagel fällt, ein Brotkörbgel 320 Nr. 1697; 322 Nr. 1710. %4) John chen ins Freie stellen; der Backtrog ist ein Westböhmen 246; ZföVk. 1908, 115. ehrwürdiges Hausgerät, in ihm bewahrte Ißt 13. Allerlei Aberglaube. die Frau in alter Zeit das Geld auf %”). man von frischgebackenem, ofenwarmem Sagen 2, 95. !®) Roch27) Kühnau Brot, so wächst einem der Roggen aus holz Sagen z, 58. 159; auch Geiler von Kaisersdem Magen ®°), Träumen vom Feuer berg erwähnt einen Fall: Rochholz 1.c.2,

779

Backenstreich-—Bäcker

59. lc. 300

°®) Frazer 75, 2, 73. %%) Bartsch 2, 265 Nr. 1382b, %1) Graber Kärnten Nr, 409. %®) Waschnitius Perhl

175ff. %83) ZföVk. 1913, 35—36; W. 443; Meyer Baden 376; vgl. Grimm Myth. 3,449 Nr. 450; Mannhardt Germ. Mythen 133. 304) Nnus

v

Brevinus 1.c,

306) Jahn

95—098,

Noricus 478.

%°)

Fago-Villa-

BlPomVk.

3, 188

Opferbräuche 59. %i) ARw. 17, 136.

15. Die Rockenphilosophie 2%) erwähnt einen heute noch in Schlesien %%) üblichen Brauch: Will die Braut über den Mann in der Ehe herrschen, so soll sie sich am Hochzeitim st Baa ckg tre og !s.d.) anziehen.

Ein Spiel

mit dem

Backtrog

(Frucht-

barkeitssymbol?) als Augurium treffen wir in Siebenbürgen 32); Die Frauen springen über den Backtrog, auf dem ein Licht steht; wer sich weigert, bekommt Mädchen. Auch mit dem Ofen-

haken

stellt man

Orakel

an 31),

38)

Grimm Myt Ü 308) D rechsler Seht 157 Han s i Een Stock Siebenbürgen 84. %1) ZfdMyth. 4, 48. Eckstein.

Backenstreich

s. Ohrfeige.

Bäcker. Das B.gewerbe, das in den dt.

Ländern seit dem frühen MA. nachweisbar ist, leitet seine Entstehung auf die Pfistereien der Gutshöfe und Klöster zu-

rück ?). In alten Zeiten wurde

in jedem

780 76

den ein geiziges altes Weib, cine B.stochter oder eine Bauersfrau von dieser Strafe ereiit %. Dieselbe Anschauung, daß der Kuckuck ein verwandelter B. sei, scheint auch in dem Sprüchlein anzuklingen womit der Frager diesem Vogel die Zahl seiner Lebensjahre ablauschen kann: „Kuckuck, Beckerknecht, sag’ mir rccht

wieviel Jahr’ ich leben soll“ ®). Ebenso in

den Redensarten, wenn eine Semmel hohl ist: „Da ist der B., hineingeschlüpft‘‘ oder „Da ist der DB. drinnen‘‘ %, Rüh-

mend gedenkt die Volkssage aber auch der B., die sich durch ihre Tapferkeit hervorgetan haben: Durch die Wachsam-

keit eines B.gesellen wurde Wien während der Türkenbelagerung vor einer feindlichen Mine gerettet”), und B.jungen heißt es, ist der glückliche Ausgang der schweizerischen Mordnächte zu danken®). Häufig wird eine solche wackere Tat als Ursache eines Zunftvorrechtes angegeben 7).

Die B. nehmen auch, wie andere Handwerker, am Brauchtum teil, das den Ver-

lauf des

Jahres

begleitet:

Neujahrswün-

schen ®) und Schlagen mit der Lebensrute !°) durch die B.jungen, sowie Heischeumzüge !!) zu Fastnacht in Norddeutschland, Eierlesen zu Ostern in der Schweiz 1?) und Pfingsttänze zu Frankfurt ®) in alter Zeit. In Schweinsberg (Hessen) geht man in den Zwölften abends

Bauernhof und Haushalt das notwendige Brot von den Frauen selbst gebacken, wie dies auf dem Lande auch heute noch der Vall ist. Eine Art Übergangsstufe liegt vor, : ı zu den Bäckern, um dort Backwerk und wenn der B. den zubereiteten Teig zum Honigkuchen auszuwürfeln 14), Backen übernimmt. B. und Müller nehmen ungefähr die Das Volk achtet ‚,das liebe Brot“ (s, d.), | gleiche Stel lung im Volksglauben ein, so die tägliche Speise, als etwas Heiliges, und daß Vieles von dem, was hier über den B. um so schärfer rügt es den B., wenn er das | gesagt wurde, auch für den Müller gilt 15), Gewicht nicht einhält oder sich an dem Beiden war in Velburg (Oberpfalz) der ihm anvertrauten Teig vergreift ?). BrotSonderbrauch eigen, bei ihren Hochzeiten wucher, insbesondere in Zeiten der Not Gespann und Fuhrmann des Brautwagens gab immer ein schweres Ärgernis, und die ;i mit blauen, nicht wie gewöhnlich mit roVolkssage weiß zu erzählen, daß einem | ten Bändern zu schmücken 16). B. und B. in Dortmund, der sich dieses VerMüller werden auch mit dem Wetter in gehens schuldig gemacht hatte, all sein Beziehung gebracht. Si e spielen eine Brot zu Stein wurde %). Weit verbreitet Rolle in einer Gruppe von Bauernregeln, und beachtenswert sind die Sagen von die an den Jakobitag (25. Juli) geknüpft dem B.%), der zur Strafe für den Teigdicbsind und sich mit dem Ausfall der komstahl oder für seine Hartherzigkeit in menden Ernte beschäftigen, z. B.: Wenns einen Kuckuck (s. d.) verwandelt wurde. an Jakobi regnet, so darf der Müller zum In anderen Sagen desselben Typus wer- | We in gehen, aber der B. muß Wasser

781

Backofen

trinken (so gibt’s viel, aber schlechtes Mehl) u. ä.!7). Wenn es schneit, sagt man in Schwaben: Es schlagen sich B. und Müller u. ä.2). Hier werden die herabals das im Schneeflocken rieselnden

Kampf verstäubte Mehl aufgefaßt.

Ein interessantes Beispiel für den Aberglauben der B. selbst bietet die Nachricht, daß ein B. in Franken für den Teufel täglich 3 Weißbrote in den Schornstein

warf, um Glück im Geschäft zu haben *®).

die volkstüml, Sprichwörter:

SchwäbWb.

Fischer

und

SchweizId. 4, 1108

Klenz

ı, 741;

ferner die ma.liche ‚‚,Beckenschupfens‘‘

ız u. 100; des Strafe

ScheltenWb. schimpfliche

?) Vgl. z. B.

ı, 150ff.

Reallex.

l) Hoops

Sagen 3) Grimm RA.2, 324. s. Grimm 13, 287 Nr. 241. *) Ders. Myth. 2, 564 nach Weltbeschreibung ı (1668), 656: Prätorius

„Desselbigen gleichen schwatzet man auch von Störchen, von dem Guckuck, daß er ein Bek2, a.a.O. Grimm kenknecht gewesen‘‘;

68

Grohmann

608;

La

Coremans

Belgique

(Deutschböhmen);

et la

Bohöme

46

(Flämen); Mannhardt 2, 334. °*) Grimm a.a. 0. 2, 441 (a. d. Chemnitzer Rockenphilosophie) u. 2, 563 ff.; Mannhardt in ZfdMyth.

3, 236 ff.

Herabkunft

(aus d.

Rochholz

117;

Feuers

Kuhn

400;

u.

Österreich)

349 Gaugöttinnen 165 ff.; Heckscher Anm. 135. %) ZfdMyth. 3, 400; Fogel PennTirol 57 Zingerle sylvania 188 Nr. 916; Aus Schwaben 2, ’) Birlinger Nr. 494. ®) Sartori 529. 3) Schweizld. 4, 1109. Brauch

Sitte u.

101

1)

47.

Anm.

SchweizId.

2, 58 Anm.

3,

12) A.a.O.

®)

21.

2,

SAVk.

1124;

95

A.a.O.2,

Anm.

ıı,

17.

260off.;

Frankfurter Z{fVk. ı2, 210ff. 13) Lersner Chronik ı (1706), 473. 1) Heßler Hessen 2, S. den Artikel ‚,Müller‘‘,

165 ff. 1°)

1%) Schö6ön-

werth Oberpfalz ı, 69. 1) Eine ganze Reihe gesammelt bei Fischer solcher Regeln SchwäbWb. 4, 66/67; vgl. auch a. a. O. I, 658, auf Bartholomäus bezogen; Birlinger %®) Meier Schwaben Aus Schwaben 1, 387. 1,

261;

linger 5438;

Fischer

Volksth.

Tylor

a.a,

ı, 198.

Cultur z, 409;

O0.

ı,

741;

®*) Wuttke Sebillot

at Superstit, de la boulangerie ııff.; Brot 11.

Bir-

298

Trad.

Kühnau Schömer.

Backofen.

1.Sachkundliches. Obdie alten

Germanen

schon

B.

kannten,

ist immer

Ansichten Rhamms noch zweifelhaft. darüber !) haben sich namentlich in etymologischer Hinsicht nicht als haltbar erwiesen ?). Wohl aber sind in den letzten

Jahren auf heutigem süddeutschem Boden, nämlich im Federseemoor, pfahlbau-

782

zeitliche, in Entringen (O.-A. Herrenberg) hallstattzeitliche und in Hungerberg b. Hocheneck keltische, aus Lehm geformte Feuerstättenreste gefunden worden ®%), die man ihrer Form und der im selben Raume gefundenen Gegenstände (Mahlsteine, Getreidereste u. dgl.) halber als B. anspricht. Es ist also, falls die Germanen in älterer Zeit auch keine B. gehabt hätten (das got. Wort auhns spricht eher für Backtöpfe) *) wahrscheinlich, daß der lehmgewölbte und ausschließlich dem Backzweck dienende kuppelförmige B. mit der keltoromanischen Kultur von Süden her zu den germ. Völkern gekommen ist, wobei auch der Einfluß des römischen B.s5) geltend geworden sein wird. Diese B. unterscheiden sich wesentlich von der Hauptfeuerstätte des Hauses, vom Herd, und sind häufig aus der Küche hinausgebaut, oft auch ganz im Freien oder in einem eigenen Backhaus errichtet, bisweilen auch einem ganzen Dorfe oder einer Häusergruppe gemeinsam %, was vielleicht z. T. mit dem galloroman. Vorbild der Sippschaftsbacköfen (Fochanza

> focarium) zusammenhängt ”). Eine ganz andere Art von B,, die heute einem nordischen und östlichen Kultur-

kreis gemeinsam ist, drang von Osten her ins deutsche Gebiet ein. Diese Öfen sind aus Stein gebaut und dienen nicht nur zum Backen, sondern auch zum Kochen. Sie sind also gleichzeitig die Hauptfeuerstätte des Hauses, weshalb man sie mit Recht ‚‚Herdöfen‘‘ nennt. Auf ihnen wurde auch geschlafen und das Schwitzbad bereitet. Sie finden sich im skandıi-

navischen Rauchofen, in den finnischen Rauchstuben, sie sind die slawische pec und die Feuerstätte des alpinen Rauchstubenhauses ®), Da sich ihr Einfluß mit den Badestuben weit ins deutsche Gebiet

verbreitete,

so hat das auch

auf den mit

dem B. verbundenen dt. Volksglauben stark eingewirkt. In diesem spielt daher der B. verschiedene Rollen: Die mit dem

Feuer und der Hauptfeuerstätte, dem Herde, zusammenhängenden Meinungen haben sich hier mit denen, die sich nur

auf den Backzweck beziehen und mit denen, die sich aus dem in der Ofenhöhle

eingeschlossenen Feuer erklären, reichlich und mannigfaltig vermengt und so den B. zur Stätte verschiedenartigster kultischer und mythischer Vorstellungen werden lassen. !) K. Rhamm Braunschweig 1908, 630 20 (1910), 335f. %3) H. derseemoor. Schussenried

seits haben die Riesen und Zwerge auch in Felshöhlen ihre eigenen B., zu denen sie sich aber von den Menschen allerlei Backgerät entlehnen!’). Bei anderen myth. Gestalten im B. spielt wohl auch der Glaube an Feuerdämonen mit, so besonders bei den Hexen. In SchleswigHolstein weiß man, daß die Hexen, welche die Gestalt von Hasen oder

DUrzeitliche Bauernhöfe. ff. u. a. a. O0. 2) ZiVk. Reinerth Das Fe1923 und Der Wohnbau

der Pfahlbaukultur. Winterthur

1924, und brief-

liche Mitteilungen von Otto Schlenker in Stuttgart. *) IF. 23, 289 ff. u. 295£f.; Schra-

der Reallex. 592; W. Schulz-Minden Das germ, Haus. Mannusbibl. Nr. II, 98. 5) K, Mohs Unser Backofen ?. Stuttgart 1926, 42 ff. °) Hoops Reall, ı, I51 f.; SAVK. ıı, 179 f.; ZirwVk. 6, 60 ff, 196 f.; 7,63 f. 150.;

8, 149f.;

tori

349 ff.; (1903),

Wrede

Westfalen

John

191.

Rauchstuben

%®%

in:

28,

RheinVk. 110;

MsächsVk.

Erzgebirge

ı2.

Geramb

WuS

144,100;

(1924).

Sar-

4 (1908),

?) Zi6Vk.

Kulturgesch,

führerin ‚„‚Bercht‘ oder die Gestalten des Seelenheeres, der wilden Jagd, spuken na-

mentlich in den Zwölften im B.?). Vielleicht spielt hier neben dem Ahnen- Geisterglauben und der beim B. besonders wich-

tigen Rolle des Windes ®) auch ein letzter

Rest der Sitte herein, Leichen anzubrennen, zu dörren, wie sie aus dem altheidni-

schen Bestattungswesen bekannt ist 21). Dafür würde die in einem engeren mdt. Kreis noch im 19. Jh. bezeugte Sitte sprechen, Leichen bis zur Einsargung in den B. zu legen !?), Es versteht sich aus auch,

daß

der

B.

Sitz

anderer

elbischer Wesen ist. Schon im hübschen Schwank vom „Schretel und Wasserbären‘‘ (um 1300) hat der Schretel seinen

Aufenthalt im Backhaus, und der Wasser-

bär verkriecht sich vor ihm in den B.B), Gerne hausen hier auch die Zwerge, die

schon

im

Gargantua

‚,B.trescherlein‘‘

genannt werden 1%). In der Oberpfalz sah man einmal die ‚„Strazeln‘‘ (Zwerge) zu

sechst im B. dreschen, ein andermal ihrer vierzehn darinnen arbeiten !®). Auch in

der Schweiz hausen die Zwerge in den B. oder es hat doch noch der Hauskobold dort seinen Sitz, wie auch sonst im Alemannischen, wo nach einer Sage gelegentlich die

Zwerge

im B. übernachten 1), Anderer-

9

d.

2. Der B. als Aufenthaltsort mythischer Wesen. Totengeister wie die steir.-kärntische Seelen-

alledem

784

Backofen

Füchsen angenommen haben, vom Jäger angeschossen, in den B. flüchten, aus dem sie in ihrer Menschengestalt wieder

herausschlüpfen 1), Die brotbackenden wilden Frauen und rothaarigen Hexen 19), die im Märchen und in der Sage wiederholt erscheinen %), sind in ihrer Verbindung als Wetter-, Wind- und Feuerdämonen beim B. besonders erklärlich. Bei einer Feuersbrunst muß man zuerst

den B. aus dem Haus schleifen, dann muß

die

Flamme

nach

hinaus ®).,

Wenn

die

Magd um Mitternacht Feuer anmacht, um

Brot zu backen,

so soll sie, ehe sie den

Strohwisch anzündet, Weihwasser auf ihn spritzen, damit das Feuer nicht wild wird

und zum B. hinausschlägt ??). Dieses wild herauslodernde Feuer heißt in Schlesien

„die Feuermutter‘‘ ®) und in Mecklenburg „der Waul‘‘, der mit Hundgekläff durch die Lüfte tobt ?). Daher soll man

auch nicht in den B. blasen, weil dies den

Wind reizt ®), und eine Schwangere soll nicht in den B. kriechen, sonst bekommt das Kind rote Haare 2%) ?

Waschnitius

Märk. Sagen 71ı£.; 121; Gander Pommern 132;

Perht

E.H.Me

18;

Kuhn

y er Germ., Myth.

Niederlausitz 13 Nr. 3; Bartsch Mecklenburg

Jahn I, 311;

Strackerjan ı,q40f. %) Kühnau Brot 13 ff. zoff. 24. 1!) Schrader Reallex. 83; Hoops Reallex. 4, 335; Naumann Gemeinschaftskultur 31; C. Schuch-

hardt

Sitzb. Berl.

1920,

478.

1)

Kond-

ziella Volksepos 133; John Westhöhmen 168; Bavaria 3a, 365. 1?) ZfdA.6, 179 V, 167 und 181 v. 264. !!) Grimm Myth. 3, 131. ”) Schönwerth Oberpfalz 2, 292—300.

1)

Rochholz Sagen

1,3351.)

Kühnau

Brot ı4f. u. 3zf. ®% Müllenhoff Sagen 230 Nr. 316 (neue Ausgabe 246 Nr. 369); Laistner Sphinx 2, 4f. ») Kühnau Brot 14 ff.; ZföVk, 3 (1897), 290. 20) Neben der

bekannten

bes.

B.-Hexe

Müllenhoff

in ‚Hänsel

Sagen

u. Gretel‘

449£f.

vgl.

u. Peter

Österreichisch-Schlesien 2, 164 ff. 2) Grimm

Myth.

3,

449

Nr.450

und

Mannhardt

3 85

Backofen

Volksth. © Germ. Mythen 133. ?) Birlinger DS 3, 198 ff. 2) Kühnau Bro! 18. *) Bartsch # Wr

783

1 Mecklenburg 1,12. ®) Ebd.2, 136. *) Schu107;

jlenburg

[Isergebirge 21.

Müller

. 3.Opfer an den B.sindz. T. aus "dem Glauben an die eben erwähnten ‚ mythischen Wesen, z. T. aus seiner EigenFachaft als Feuerstätte erklärlich. Im ungerischen Kalotaszeger Bezirk knetet man aus den Brotabfällen des WeihnachtsGestalt + tisches eine menschenähnliche und wirft sie in den B. mit den Worten: „Esset, schöne Frauen‘‘ (euphemistisch für böse Feien) ?”). In Schweden und Norwegen ist um Lichtmeß das dricka eld-

borgs skdl üblich: Frühmorgens hat schon die Frau Feuer in dem B. gemacht und

versammelt nun ihr Gesinde in einem Halbkreis um denselben. Alle beugen die

Knie, essen einen Bissen Kuchen und trinken eldborgs skal. Was von Kuchen und Getränken übrigbleibt, wird in die Flamme geworfen 2%). Im Oberamt Hall (Württemberg) steckt man beim Ausbruch einer Gänseseuche, um nicht alle Tiere zu verlieren, eine Gans lebend in den B.?). In Gernsberg b. Speyer tat man dasselbe noch im 18. Jh. mit Enten, Schweinen und anderen Tieren,

Hühnern,

in der Meinung, daß mit dem Opfer auch die Hexe, die die Seuche hervorgezaubert habe, mit verderben müsse 3). Als eine Art Umkehrung solcher Vorstellungen mag vielleicht der böhmische Volksglaube anzusehen sein, daß sämtliche Jungen einer Gans ersticken müssen, wenn man

Feder

eine

ihr

gerissen

Schwanz

dem

aus

im

und

Flügel

B.

oder

verbrannt

hat ®). Man opfert dem B. in Franken und in Böhmen

auch die erste Garbe mitsamt

einem geweihten einer

Brote %) und wirft bei

Feuersbrunst

erste

das

frischge-

backene Brot, oder in Böhmen ein am Neujahrstag in der Gestalt eines Wolfes geformtes

Gebäck,

in den B.%).

genannt ‚,Hauswolf“‘,

2) ZfVk. 4 (1894), 311; Höfler Weihwacht 56. ®) Grimm Myth.ı,522zf.; Jahn Opfergebräuche 119 f.; Z{Vk. 15 (1905), 21, 314. # Bohnenberger Nr. 1,20.%) Grimm

Myth. 3, 453 Nr. 569 (vgl. 3, 456 Nr. 645). %) Globus 34, 77; Wuttke 8 430. %) Bavaria 3, 937. %®) Peter Österreichisch-Schles. 8,

259;

Kühnau

Brot

ı2.

786

4. Der B. als Mittelpunkt des Hauses, eine deutliche Funktion der Hauptfeuerstätte %), gibt sich in folgenden Vorstellungen zu erkennen: Gegen Heimweh steckt der Bäcker den Lehrling in den kalten B.®). Eine Katze, die nicht heimisch

werden

will, läßt man

in einen

geheizten B. sehen 3%). Dasselbe tut man mit einem Hund, der nicht anschlägt 7). Als eine Umkehrung der letztern Meinung erscheint der in der Chemnitzer Rockenphilosophie erwähnte Glaube, daß das Brot schön abgelöset und ausgebacken wird, wenn ein Hund in den B. schaut, in dem man gerade bäckt 3). 34) S, „Herd‘‘, mit dem der B., wie u.a. auch

Sartori 2,133 und Bächtold-Stäubli SchwVk. 14, 77 betonen, bisweilen gleichgestellt erscheint. %) John Erzgebirge 34. 3) ZfiVk. 23 (1913), 183. ”) Ebd. 23 (1913), 183 und Müller /sergebirge 13 f. ®) Grimm Mywih. 3, 435 Nr. 32.

5.

Der

B.

als

Ort

von

Ora-

keln und allerlei Zauber erscheint nach dem Gesagten leicht begreiflich. Schon in einer altdt. Predigt des 14. Jhs. heißt es: ut panis non intret. Accipe parum funis predicti (sc. suspensi hominis) et pone (in) instrumentum, cum mittitur panis in furnum, et cum pistor voluerit mittere panem in furnum, non poterit, sed exiliet %). Bezieht sich dieser Zauber vor allem auf die Öfenschüssel, so betrifft es den B. selbst in folgen-

den Bräuchen: Wer in den B. guckt, erblickt eine Leiche, wenn bald jemand aus dem Haus sterben wird, und wer hineinhorcht, erfährt sein eigenes Ge-

schick: einer, der beten hört, mag sich zum Sterben bereiten, wer aber musizieren

hört, wird bald Hochzeit halten %). Kräht

hinter dem B. ein Hahn, zu der Zeit, in der jemand im Hause im Sterben liegt, so stirbt im selben Jahr noch jemand aus demselben Hause nach 4!). Mehrfach bezeugt ist folgender B.-Zauber: In der Christnacht macht ein Mädchen aus drei Holzstückchen Feuer im B.; wenn dieses abgebrannt ist, kriecht das Mädchen nackt in den B., dreht sich drinnen auf den Rücken und kriecht so, auf dem Rücken liegend, langsam heraus. Wenn nur noch ihre Füße im B. sind, legt sie ihr

787

Backofen

Haupt auf die Erde vor dem B. nieder und merkt sich die Stelle, wo ihr Kopf gelegen ist. Dann kleidet sie sich an und legt sich zum Schlafen auf jene Stelle nieder. Im Traum wird sie dann ihren

künftigen Gatten sehen %?), In Oberöster-

reich reicht der Künftige dem Mädchen, das in der Christnacht nackt in den B. kriecht, das Hemd hinein. Manchmal aber

ist es der Tod ®), Im Lüneburgischen und Braunschweigischen sagt man zu einem, der sich vor etwas fürchtet: „Kriech’ in den B., dann bist du aus der Welt‘‘ 4),

Anderswo genügt es, tigen Gatten (bzw. schauen, in der ersten in einen B, zu gucken, kein Feuer gebrannt an einen gefegten B.

um den zukünfdie Gattin) zu erStunde des Jahres in dem 3 Jahre lang hat, oder rücklings heranzugehen und

hineinzublicken ®), oder in der Metten-, Neujahrs- oder Thomasnacht in den B. zu horchen oder zu schauen %%), Der Brauch, in den B. zu horchen und aus seinem „Singen‘‘ zu orakeln (s. o.), hat sich auch

bei den Deutschamerikanern

erhalten %).

Bisweilen muß der B. auch zum Schadenzauber herhalten. Will man zwei Liebende auseinanderbringen, so kratzt man von zwei B., die mit den Hinterseiten („Ärschen‘) zusammenstehen, etwas ab und zwar neunmal von jedem B. und wirft das Abgekratzte zwischen die beiden Men-

schen. „Dann

können sie sich nicht mehr

sehen (leiden) und die Liebe geht fort‘ #),

Um ein gestohlenes Pferd wieder zu erhalten, nimmt man alles Reitzeug, das das Pferd jemals auf sich getragen hat, als Sattel, Decke, Zaum, Halfter usw., tut solches nach dem Backen in den noch heißen B., stopft das Loch mit nassem Stroh so fest zu, daß keine Hitze heraus und keine Luft hineindringen kann, und das Pferd muß dann nach Hause kommen. Dieser in Siebenbürgen erhaltene Glaube ®) wird schon in einem Nürnberger Druckwerk des Jahres 1705 erwähnt ®). ”) Schönbach Altd. Predigt SbW. 142/I1, 149. %) ZfdMyth. 3, 336. %#) Grüner Egerland 62. 4) ZfVk. 4 (1894), 316 (aus

Ungarn). %) Baum garten Jahr u. Ss. Tage ı1. *) Urquell4 (1893), 79. 45) Bartsch

Mecklenburg

2, 238.

1%) ZfdMyth.

2,

241;

3,

788

336;

Baumgarten

Jahr

Pennsylvania

Nr.

Landsteiner

gel

u.

s.

557.

%)

Tage

Niederösterreich 43. *) ı23

11;

Fo -

Schu-

fen

lenburg Wend. Volksthum 118 f. ®) H a 1trich Siebenbürgen 278. 5) Germania ı2, 258.

venn

das Herausziehen

des gebackenen

Brotes

(für

man

Asche

ßt 59).

oder

z. B.

in

nordischen

Ländern

B.

nehmen

Krankheiten

Salzbäder

Früher

So,

erklärlich.

Schwitzbäder)

Wei gewissen

6. Der B. als Mutterleib. Leicht einzusehen ist die volkstümliche Assoziation, die den kuppel- oder tonnenförmigen B. als schwangeren Leib und

war

die

im

heißen

Sand,

Gepflogenheit

Buch auf deutschem Boden viel mehr ververschiedenen bei zwar und Breiter

als Geburt ansieht 5). Ist die Niederkunft einer Frau zu erwarten, so sagt man, ‚der B. wird bald einfallen‘‘, und nach erfolgter Geburt, ‚,der Backofen ist eingefallen‘ 52). Ein Ratloser, Unentschlossener und auch Kranker muß (schon in Grimmelshausens Simplizissimus) ‚,um-

in5 rankheiten, wie Wassersucht, Rheuma, Fieber, Ausschlägen ®). Daß der Brauch 2A ist, geht aus den verschiedenen ma.-

gebacken‘‘ gilt 5). Die Kinder aus der Verwandtschaft vergleicht man mit je

7

gebacken‘‘ werden,

einem

Gebäcke,

da er als

z.B.

„er

„nicht aus-

ist

das

kleine

Brotel aus dem vierzehnten Gebäcke‘‘ 54), Mit solchen Assoziationen hängt es wohl zusammen, wenn die schon für das Jahr 1679 bezeugte Vorstellung 5), daß eine Schwangere den B. nicht mit Lehm ausschmieren darf, da sie sonst eine schwere Niederkunft hätte, noch heute z. B. in Rumänien 5) Geltung hat. Vielleicht gehört hierher auch der Brauch, daß die Hausfrau, wenn ein B. neugebaut wird, den letzten Stein einfügen muß ”). Daß die Assoziation alt ist, bezeugt ein Rätsel des ags. Exegetenbuches aus dem 8. Jahrh., in dem der Bäckerknecht als ein Mann erscheint, der einem Weib (B.) Gewalt antut 53). 5) Drechsler Schlesien 1, 181 f; Grimm DWb.s. v. „backen“ u. ‚Ofen‘; Liebrecht

Zur

Volksk.

304.

®)

Hillner

Siebenbürgen

17; Höhn Geburt Nr, 4, 260; Laistner Sphinx2,4f.; Baumgarten A.d. Heimat 3, 37; BadWb., ı, 106; Schweizld. ı, 110;

Müller-Fraureuth ObersächsWb. ı, 53; DWb. 7, 1155; RheinWb. ı, 382. 53) Drechs-

ler

Schlesien 1, 181 ff, 5) Weinhold

14. Anh, unter ‚,backen‘‘,

56)

Kaindl

im Globus

55)

Staricius

92, 286.

403 _$& 620 und Woeste 58) ZfdA. ır, 476.

in SbW.

Mark

5)

341.

Wuttke

54

Nr.

8.

7. Der B.als Krankenheiler ist z. T. aus der oben behandelten Asso-

ziation backen,

(ein Kranker ist nicht ausgeer wird im B. wiedergeboren),

z. T. vielleicht als Sitz von Wechselbälgen

lichen Kirchenverordnungen hervor, die 48 als Aberglauben verboten, „si qua muler filium suum ponit .. in fornacem pro jsanitate febrium‘‘ ®) (s, backen 2). Na} | mentlich gegen allerlei Hautkrankheiten ]t das Schwitzbad im B. als heilsam.

. Bediermark

steckt

B.°2), in Pommern

* dern,

790

Backofen

| 89

die

man

Krätzige

In

in den

tut man es mit Kin-

Sommersprossen

haben ®),

in

Schwaben gegen das „wild Feuer‘‘ %), in * Litauen gegen Mitesser ®). Am häufigsten wird der B. unter verschiedenen Handlungen gegen Warzen zu Hilfe gerufen: Man wirft da und dort, in einen Teig ge-

wickelt, so viele Erbsen in einen glühenden B. als man Warzen hat, muß dann

aber gleich, nach rückwärts gewendet, wegspringen, da das Übel sonst schlimmer würde ®), Bei den Deutschameri+ kanern wirft man zum selben Zweck Bohnen oder Salz in den B.°). In Walchow

(Grafschaft

Ruppin)

nimmt

man

ein

Wischtuch, streicht damit über die War-

gen, immer von sich weg, und wirft dann

das Tuch in den geheizten B.®). In Brandenburg braucht man gar nur so zu tun,

als ob man die Warzen ‚rin in den Backowen schmit‘‘. Wenns nur stillschweigend eschieht, vergehn die ‚„‚Wratten‘‘ %). Biatich gehört es wohl auch noch hieher, wenn man sich in Schlesien bei ‚‚,Reißen‘‘

(Rheuma, Neuralgien) auf die Stelle setzt, wo ein eben aus dem B. gekommenes Brot

gelegen hat 7).

Spielt bei allen diesen Prozeduren einerseits die Schwitzkur des Badeofens, anderseits die magische Heilkraft des

Feuers hinein, so dürfte bei der folgenden Gruppe von B.-Heilungen schwächlicher,

also ‚nicht ausgebackener‘‘, Kinder wohl

auch die früher behandelte Assoziation der Geburt (bzw. Wiedergeburt) aus dem B. zugrunde liegen, wobei die Vorstellung des aus dem Totenreich vertauschten

‚„„Wechselbalges‘‘ 7?) zu dem

Glauben vom

Sitz der Totengeister im B. noch dazu tritt. Ist doch gerade dazu der Aufenthalt des Wechselbalges im B. bezeugt 2),

wie auch das von der Hexe beschriene Kind durch Einschieben in den B. aus

ihrer Macht befreit wird 73). Das runzelige solcher Kinder,

Aussehen backener‘‘

ausgewenig vom ‚‚Alter‘‘,

‚„‚zu die

„Älterlein‘‘, „‚Altvater‘ befallen sind, er-

innert genügend an den noch nicht wiedergeborenen, aus dem Totenreich stammenden, Wechselbalg, und es wird ein solches Kind auch geradezu „‚verwechseltes‘‘ genannt 7%). Man legt es — und zwar tut es ein Mann, wenn es ein Knabe, ein Weib, wenn es ein Mädchen ist — auf die Ofenschüssel und schiebt es dreimal in den noch warmen B. mit den Worten: ‚,Alter, ich schüß Dich ein, Junger, ich nehm dich heraus, im Namen der hl. Dreifaltigkeit‘‘?®). Der Brauch, der gegendweise stillschweigend vorgenommen wird, war im 18. Jh. vielen Dorfhebammen bekannt ”®), ist vielfach — auch schon in der Chemnitzer

Rockenphilosophie 7) — und aus verschiedenen dt. Gebieten bezeugt 7%, im Kreis Wittenberg sogar noch am Ende des 19. Jhs.”). Vgl. auch backen

6)

Martin

Sachsen 229; ken in: Arch,

361

Nr. 82;

ff.

®%)

2,

Kronfeld

u.

Hovorka

5)

Bad.

2,

Seyfarth

126;

Badewesen

Hellwig Das Backen f. Kriminal-Anthropol.

Myth.

Grimm

10, 14 Anm. 4; 408 Nr. Wasserschleben

76.

2,

675;

von Kran28 (1907),

3,

406

193 c; Urquell 4, 117 und 173,

Volksmedizin 135. 200, XV 8 2. ®) Fossel Volksth. 63) Urquell 5, 279. %) Birlinger 79. Hexenspr. %) Frischbier 1, 200. 65)

Pollinger

Landshut

289£.;

Birlin-

OberVolksth, ı, 484; Schönwerth ger Masuren 55. £) Fopfalz 3, 237; Töppen gel Pennsylvania 320 Nr. 1697 u. 322 Nr. 1710. 63) ZfVk. 8 (1898), 199 Nr. 16 b. ®) Enge263 Nr. 140. 7% Drechslien u. Lahn ler

Schlesien

2, 308.

’!}

Höfler

in:

ZfVk,

6,

Sagen 127. 7°) Verna532 ff. 7°) Ranke Alpensagen 343 Nr. 7. **) G rüner leken *°) H. L. Fischer Egerland 36. 7°) Ebd. Buch vom Aberglauben 3, ı39f. 7) Grimm Westböhmen Myth. 3, 437 Nr. 75. ®) John

791

Backschaufel—Backtrog

247;

Ders.

Oberlohma

160;

Schönwerth

Oberpfalz ı, 187 Nr. 13; Schleich er Sonneberg 145; Haltrich Siebenbürg. Sachsen 263f.; ZföVk. 9 (1903), 240 (Böh merwald).

%”)

Reichhardt

Backschaufel

Geburt,

Hochzeit

(Backschießet,

schüssel [mundartl. bayr. oder -schössel). Wie mit

u,

Tod

Geramb,

Ofen-

u. sächs. fem.] dem Backtrog

(s. d.), wurde auch mit der Backschau fel (Ofenschüssel) in Niederösterreich un d Steiermark noch vor einem Menschena lter das ‚,Umbacken‘‘ oder „Göltawende n‘‘

an Neugeborenen mit greisenhaftem Aus-

sehen (Gölta = mhd. Elterlein, Atroph ie) geübt. Das Kind wird nach dem Ausbacken des Brotes auf den OÖfenschüs sel] gebunden und dreimal in den noch warmen Backofen eingeschossen mit dem Spruch: „A olts schiaß i nei, A jungs tua i aussa.‘“ Diese Heilprozedur wurde schon in den Dekreten Burchards von Worms (+ 1024) bei Strafe verbot en 2). Wenn das Brot eingeschossen ist, wirft man mit jeder B. drei Hände vo ll Erde

auf die Kohlen,

8.

dann wächst das Brot im

Ofen (Oberpfalz) %). In Ostpreuße n bestreicht man ein Pferd bei Kolik dreimal mit der B. („Brotschieber‘), wobei man eine Formel spricht und dreima l ausspuckt ®%). Wind bei drohenden Unwett ern

wendet man, indem man drei Stücke Rasen aussticht und umkehrt, unterdes

dreht die Hausfrau die B. an der Dachleiter dreimal um und legt sie da nn neben die Leiter %). Der Opfergedanke tritt

rein hervor, wenn es in West böhmen heißt, daß man eine arme Seele er löst hat,

wenn man die Backschüssel in de n Ofen stäubt 5) Auch soll man in der Oberpfalz wä hrend des Backens nicht über die Backschaufel steigen ®). Vor oder nebe n dem Hause wurden im Nahegebiet am ı. Mai die Backschieße und der „Backkiß“ kreuzweise übereinander gelegt, was die Hexen fernhielt 7). Hexen reiten auf Ba ckofen-

krücken, die aber nicht, wie Schulenburg, Wend. Volkst, 76 will, di enen, um

Brot in den Ofen zu schieben, so ndern um die Glut auszuräumen. In der Ob erpfalz und südlich bis zur Donau nenn t man den Wettlauf der Hochzeitsgäst e nach

792

einem Hut Backtrog). ') ZföVk.

?) W. 402

pen

„Backofenschüssellauf 9, zır f;;

8 620.

Masuren

43.

°) Schönwerth *) Z£Vk. ı2, 425.

3) W. 5)

Grimm

452

John

M34h.

8 713.

Oberpfalz

(vgl. 3, 406.

*) Toep-

Westböhren

181.

ı, 407 Nr. 16. Haberlandt,

Backstein, Dieser ist in Gegenden | de s || Mangels an natürlichem Maue rstein er; funden worden und dürfte in Babylonien?) | seinen Ursprung haben. Da der B. ein schlechter Wärmel eiter | ist, verwendet ihn die Volksm edizin als Wärmespeicher. Der Aberglaube benützt den B. als Zaubermittel, indem man die gichtkranke Stelle ?) unter Rez itierung eines Zauberspruches dreimal bestreicht. Dem Wunsche, die Luft eines Raumes zu Verbessern, entspringt der Gedanke, einen heißen B. aufzustellen, der die Gerüche in sich aufnehmen soll. So legt man zu diesem Zwecke in GächingenUrach 3) einen glühenden B. in die Leiche nkammer. Orientalischer Auffassung entspric ht die Sitte in Persien®), auf einen u ngebrannten B. ÖI zu tropfen, die Stelle n, wohin das Öl gefallen ist, auszukratze n und sie als Augen zu bezeichnen, Das Ve rbrennen einer auf den B. gelegten Watte bezeichnet wohl die Vernichtung des Auges, das den bösen Blick bewirkt. Alle angeführten Beispiele w eisen auf den Umstand hin, daß die aris che Volksreligion aus dem Ursprungsland e des B.

stammende

Bräuche

übernommen

hat,

') H. Schurtz Urgeschichte der Kultur 323. ?) Hovorka u. Kronfeld 2, 273. * Höhn Tod Nr. 7, 341. *) Seligm ann | Blick 2, 240 £. K

lusemann.

Backtrog.

3

Backtrog

der Oberpfalz und noch weiter östlich gelegenen Gebieten fand {(s. u.), zunächst als ältere Form gegenüberstellt ?), wobei

der Tisch einfach

an Stelle des

B.s ge-

treten wäre. Nun erforderte dies zunächst aber die Feststellung, ob der Aberglaube an die alte Muldenform sich wirklich aüoch gebunden zeigt, was in Westböhmen, nach dem dort wie in Schlesien ihn

häufig vertretenden „Backkübel‘“ — der Sache nach ein runder Bottich — zu

schließen, jedenfalls schon nicht mehr der

Fall ist. So bliebe als weitere Begründung für die Unterschiedlichkeit von Ost und

West die Zugehörigkeit zu verschiedenen der

Tat

Kulturen.

In

Ostslawen

besonders

in Glaube

und

Brauch

begegnet

der

B.

der West-

und

lich auch bei der Hochzeitsfeier —

und

wenn

man

dazu

häufig %, vornehm-

hält, was hier das

als solches wie auch

Brot

der Sauerteig und

altes Brot als Nahrungs- und GenußMittelspender bedeuten, so werden wir diese Tatsache wohl auch bei der kulturgeographischen Betrachtung in den Vor-

dergrund rücken müssen und in dem B.-

aberglauben ein aus dem slawischen Osten nach Deutschland hereinreichendes Kul. turmoment sehen.

b) Der Aberglaube nimmt in Deutschland auch kaum in besonderer Art auf die Bereitung des Brotes Bezug).

Doch soll

man

in der Oberpfalz nicht

auf dem B. sitzen, wenn Teig darin ist, sonst wird das Brot spindig (ie. speckig),

noch Stube wenn men)

den B. während des Backens in der lassen 5); auch wird man geizig, man sich auf den B. setzt (Böh©). Daß Scheuern des B.es

1. a) Aus einem Klotz oder Stam mstück gehöhlt, hat der primitive B. oder die Backmulde mindestens seit altd t. Zeit!) wohl auch beim Bauern allgem eine Verbreitung besessen. Als einfa che Mulde wird das Behältnis in unsern Lä ndern indes kaum mehr angetroffen. So wäre es von diesem Gesichtspunkt au s anspre-

guteil wird, Über den Teig im B. werden öfter ein oder drei Kreuze gemacht ?). Teigabschabsel vom RB. ergeben ein

des Tisches bei Feuersbrünsten in seinem westlichen Heimatgebiet (s. Ti sch) den

Heilwirkung 8).

chend, wenn E. H. Meyer dem Umstürzen

entsprechenden

B.aberglauben,

den er in

Teuerung bedeutet, kann nur sekundär als Aberglaube bezeichnet werden, da der

leichmäßigen Gärung halber diese BeKndlung ihm nur höchst ungern bei längerem Stillstand des Backgeschäfts

me ot‘‘, oder man erhofft „Ar - Seelenbr sich von solchen „Schrappkügelchen‘“‘ ') Heyne Nahrungswesen 279 (mit Anm, Ma), ®) Meyer Baden 376. ®%) Zelenin

794 5

‚114. *) Maurizio Getreideah rne 10 5) Se a5 nwerth Oberpfalz ı,

406f. Nr. 16. % Grohmann

229 = W. 403

8 620. ?) Spieß Fränkisch-Henneberg 131; Schramek Böhmerwald 254; W. 402 $ 620.

8)

Ebda,

442

$ 696.

.

2. Als klar umschriebener Ritus tritt uns das Ankleiden der Braut im B. entgegen, so in der Chemnitzer Rockenphilosophie®), in Oberösterreich 1°) und Schlesien 1). Es hat seine Entsprechung bei Serben, Tschechen, Polen, wie besonders in der Ukraine im Rituale der Haubung (oder des Kämmens der Braut) auf dem B. ?2). In der Oberpfalz und südlich bis zur Donau heißt der um den Siegespreis eines emporgeworfenen Hutes von den Hochzeitsgästen nach dem Hochamt ausgetragene Wettlauf das ‚,Backofenschüssellaufen‘‘ (s. Backschaufel), und man mag auch hiebei an die geradezu kultisch ausgestaltete Umgehung oder das „„Umreiten‘‘ des B.s denken, wie es im gleichen Abschnitt der Hochzeitsfeierlichkeiten noch heute bei den Ukrainern geübt wird !3). Wenigstens dem Namen nach wurde bei dem germ., Wettlauf die Entsprechung herbeigeführt. Während bei den Hochzeiten der Slawen die Beziehung zur vegetativen Fruchtbarkeit ganz unverkennbar ist, sagt der dt. Aberglaube in Schlesien nur mehr, daß die Braut dabei häuslich bleibe, oder sie soll wenigstens die Brautschuhe im B. anziehen, „um in der Ehe vor Schlägen sicher zu Sein‘‘11), Nach der Rockenphilosophie will sie die Herrschaft über ihren Mann haben. . Bedeutet es darum auch eine Taufe bei den Siebenbürger Sachsen, wenn man über den B. springt !®)? In Waidhofen a. d. Thaya im nördlichen Niederösterreich legt man in der Weihnacht einen Bund Kornstroh erst unter den B., dann gehen sämtliche Hausgenossen damit in den Hausgarten und umwinden jeden Baum mit einigen Halmen, damit er nächstes Jahr desto besser trage !89). Schweine schützt man vor Behexung und hitziger Krankheit, indem man dreimal in den B. spuckt (Oldenburg) 17). Der richtige Entwicklung des Teigs gewährende B. erweist sich auch als übelab-

795

Backwisch—Bad,

wehrend, sofern man bei Konvulsionen der Kinder über die Wiege einen B. zu stülpen hat und einen Topf daran zerwirft, was Anrufung und Opfergedanken mit anklingen läßt 18). Von daher rührt wohl auch die Weisung der Rockenphilo-

der

Tisch,

wird

manchmal

so weit gedichen sein, daß es dort heißt, Riesinnen, Ellekoner und Huldrefrauen trügen einen Trog auf dem Rücken 27), Schon Mannhardt hat hiebei mit vollem

Recht Anknüpfung an die Anschauung hohler Bäume als Seelensitze gesucht ?),

auch

Auch leicht

der B. bei amerikanischen Deutschen ins Haus vorangetragen ®). In der Oberpfalz ?) und in Westböhmen wird der B. bei einem Todesfall gereinigt, bzw. aufgehoben und niedergesetzt, sonst soll der Teig nicht gehen 22),

60;

3. Von

John

Westböhmen

der Oberpfalz

streckt sich über Böhmen

und

hardt

!

haben.

ı,

121.

Perht gozf.

87. 88. 175. ®%) MannHaberlandt.

Backwisch (Backofenwischer). In Elbestalzell (Oberösterr.) wird auf Weihnach-

ten 12 Uhr mittags der B. mit den Tischab-

fällen von der Großdirne auf das Weizen| 419 getragen !). Er gilt einfach als Besen (s. d.). Raupen werden in Schwaben vernichtet, wenn man (ausdrücklich) mit dem B. über das Kraut fährt und sagt: ‚,’s ist nirgends nichts‘‘?). Knistert der B. beim Herausschaffen der Glut, so glaubt die

167.

Sachsen

gefördert

2) Waschnitius “) Grimm Myth. 2,

® Grimm Myth. 3, 441 Nr. 204. 1) Bau mgarten Aus der Heimat 3, 93. 1) Drechsler Schlesien x, 257. 1) Piprek Hochzeitsbrauch 17, bes, 31 ff. 58. 68. 75. 80. 86. 107. 1%) Schönwerth Oberpfalz ı, 93. *) Drechslera.a.O. ») Wittstock Siebenbürgen 80. 1°) Piprek a.a. O0. 361., 40f.; Österr.-Ungarn, Niederösterr. . 2) W. „28 Öste rr. 215. 438 ar $ th 088. ")Sachse Urqnuell270.4 (1893), 170. !)1) Seyf %) Fogel Pennsylvania 147 Nr.683. 2) Schönwerth Oberpfalz ı, 248 Nr. ı3. ®) Grüner

Egerland

die Technik, Holzbildwerke vielschon heidnischer Überlieferung,

vor allem aber christliche Heiligenstatucn, an der Rückenscite trogförmig auszuhöhlen, mag diese Vorstellung geweckt oder

er-

und die Lausitz

hinweg bis Schlesien, anderseits auch nach

| Magd im Steirischen, es komme ein „Selt-

nach der der Wind zu weht, oder vor die Tür einen B. mit der Höhlung gegen

) Baumgarten Jahr u. ss. Tage 10. °) Eberhardt Landwirtschaft 3, 4- %) Reiterer Ennmnstalerisch 100. Haberlandt.

Niederösterreich, die Gepflogenheit, bei Gewitter oder Feuersbrunst auf die Seite,

das

Feuer

samer‘‘

aufzustellen®),

2)

Schönwerth

Schulenburg

böhmen

274;

Wuttke

Oberpfalz

Wenden

Drechsler

Sächs.

Volksk.

125;

25)

MschlesVk,

ı,

10,

84.

John

Schlesien

370;

(1892), 108; Meiche Sagen Kühnau Brot 13; Gander

27 Nr. 70; Monatsbl. Österr, 7 (1908), 102.

2,

2,

I. Entwicklung

West-

zu ihr 9).

des deutschen

B.ewesens.



in Tau, Flachs, Korn und Sand. — 7. B. im Fluß, See, Teich, Meer. — 8, B.estube und

140;

3

563 Nr. 699; Niedeylausitz

f, Landesk, v. Nieder*) Grohmann 39.

4. Nicht entschließen können wir uns, von all diesem Aberglauben eine Brücke zu der Vorstellung vom B.artig hohlen

Gast)

2. Abergl. Begründung des Nichtb.s. — 3. Die Wochentage, a) Sonntag und Freitag. b) Samstag. c) Andere Badetage. d) Donnerstag. — 4. Einfluß der Gestirne auf die Wahl des B.etages. — 5. Zahlenaberglaube bei der B.ekur. — 6. Jahreszeiten, a) Winter, b) Dreikönigstag. c) Märzenbäder, d}) Karfreitag und Ostern. e) Frühlingsbäder. f) Sommerkultbadezeit (Johannisb.). g) Hochsommer und Herbst. h) B.

86;

Urquell

(unverhoffter

Bad, baden.

Bei Gewitter legt man nach einer Nachricht aus Prag ein Brot darein, schneidet es kreuzweis in vier Teile und läßt das Messer darin stecken, um es zum Verziehen zu bringen **); auch wird der Wind durch dreimaliges Herumdrehen des Trogs gewendet).

|

Bad, baden

796

Rücken der Percht und &nderer elbischer Wesen und Riesen zu schlagen ®), mag diese Vorstellung im Norden auch

sophie: Wer Schwären am Leibe hat, der soll sich in einen B. legen, so vergehen sie wieder. (V, 83.) !9). Wie

baden

Ofen. a) B.estube. b) Ofen. — 9. Das B. in der Wohnung, Zauberbäder. — 1ıo. B. zu Heilzwecken in kalten Quellen usw. a) Kalte Quelle, b) Eintauchen. c) Fernerkur. d) Kalmus, e) Meerbäder, — 11. Heilbäder, — 12. Das B, der Gebärmutter,

I. Ein kurzer

Bericht über die

wicklung des | zum Verständnis

Ent-

dt. Biewesenist s des B.eaberglaubens

notwendig.

Sicher hat der Deutsche früh-

geitig das warme Wasserb. benutzt. Dageben erscheint das Dampf- (Schwitz-) B., in dem der Dampf durch Begießen glühend gemachter Steine mit Wasser ergeugt und bei dem der Körper mit dem B.equast oder -wedel, einer meist aus geRute, gebundenen Birkenzweigen peitscht wird. Dieses B. findet sich bei

den Nordgermanen, den baltischen Völkern und den Slawen und war in Deutsch-

land Jahrhunderte lang das Reinigungsb.

des Volkes. Seit wann es gebraucht wurde,

ob die Slawen es den Germanen oder diese

den Slawen brachten, ist strittig. Schrader!) erörtert die Fragen eingehend. Im Dampfb.

rieb man

eigentlichen

B.e,

den Körper

dem

vor dem

Schwitzen,

mit

Lauge, einer Pottasche- (Kalium carbonieum-) Lösung ab, die man dadurch hergtellte, daß Holzasche in einem Sack mit heißem Wasser übergossen wurde, aus

dem sie abfloß. Seit dem Ende des 15. Jhs. nahm dies B. in Deutschland (auch in Skandinavien) allmählich ab. Zunächst wirkte der damals einsetzende HolzMmangel. Das Auftreten der Syphilis und Kriege, namentlich der dreißigjährige,

ließen es allmählich zu dem alle Quartal

genommenen Schröpfb.e herabsinken, bei dem auch an Stelle des Dampfes Heißluft trat, das mit dem ausgehenden 18. Jh. verschwand. — Mit dem Auftreten des

Dampfb.es

als Reinigungsb.

bekam

das

warme Wasserb. eine besondere Stellung.

Es wurde das B. der Vornehmen, der Besitzenden, das B. zum Vergnügen und zu

Heilzwecken. Man aß und trank darin wie

In den natürlichen Heilbädern. Es wurde

In der privaten und der öffentlichen B.e-

tube genommen. — Mit dem Verschwin-

den der alten dt. B.estube verlor sich das B.ebedürfnis. Von den größeren Städten aus dringt

seit den letzten

Jahrzehnten

das B.en wieder ins Volk, wenn auch bei der

Landbevölkerung

sehr

langsam.



Das Flußb.en wurde, wo Gelegenheit dazu vorhanden war und dann nicht immer, von der Jugend, besonders der

Müännlichen, mehr zur Erfrischung und sum Vergnügen, denn zur Reinigung, von jeher gepflegt. Fehlte die Gelegenheit, so

798

war für viele, auch heute noch Lebende, das letzte Kindsb. das letzte B. im Leben. Auch bei den Völkern, in deren Kult das Wasser als Reinigungsmittel eine Rolle ! spielt, ist es oft mit dem wirklichen Reinigen durch Waschen und B.en schlecht bestellt. Das Eintauchen der Fingerspitzen genügt symbolisch als Waschung, das kultisch gebrauchte Wasser ist manchmal schmutziger als der Körper,

und aus Aberglauben wird selbst das ärzt-

lich für notwendig

gert. l) Schrader

übrigen s. Martin stets nur Martin

erachtete

B.

verwei-

Reallex.? ı, 77. 461. Im Badewesen (im folgenden zitiert).

2. Eine abergläubische Begründung des Nichtb.ens ist selten. In Hänner bei Säckingen (Baden) ist

das

erste

B.

auch

das

letzte;

denn

Bäder sollen den Augen schädlich sein 2). Aus dem Frankenwald liegt ein recht unbestimmter Bericht vor: das Neugeborene zu ben, ist wenig gebräuchlich, man ist dem B.en sogar sehr abge-

neigt und redet ihm allerlei Übles nach 3).

Hovorka und Kronfeld geben als im Volke weit verbreitete Anschauung an, daß regelmäßiges und gar häufiges B.en die Kinder schwäche, und beziehen dies auf das B.en des Kleinkindes %). In Dessau zehrt das B., wobei man das viele und lange B.en in der Mulde im Auge hat 5). Büßen de badeten nicht. Der Teichner klagt im 14. Jh., daß Wallfahrer, die doch zu den Büßenden zählen, sich scheren und „gen gein pat‘‘. Der exkommunizierte Kaiser Heinrich IV. brachte die

Weihnachtsfeiertage

1105 in Bichelsheim

non balneatus et intonsus (nicht gebadet und ungeschoren) zu %). Auch Fastenbadeten nicht (s. 3 b), womit das de Nichtb.en am Freitag (s. 3 a) zu erklären ist. Besonders fromme Personen ba-

deten nie, so der Bischof Reginald von Lüttich (+ 1037); Cäsarius von Heister-

bach erzählt von einem frommen Mönche, dessen Körper vor Unsauberkeit und Un-

geziefer starrte %). B.en galt eben als Vergnügen. Clemens von Alexandrien sagt, B.en zur Lust ist verboten; den Weibern ist es erlaubt, wenn sie es tun, sich zu

799

Bad,

reinigen und ihrer Gesundheit halber, den

Mannspersonen aber nur der Gesundheit halber ?). Der hl. Benedikt gestattete in seiner 515 entworfenen ÖOrdensregel den Ordensbrüdern mäßigen Gebrauch der| Bäder. Kranke sollten b., so oft cs der Zustand erforderte, junge Leute nur sel-

ten?). Nach Wilhelm von Hirsau (+ 1091) war cs zu seiner Zeit bei den Menschen üblich, nach dem Haarschneiden zu b. Aber von unseren Bädern (im Benediktinerkloster Hirsau in Württemberg) ist nicht viel zu sagen, denn nur an 2 Tagen

darf man ohne besondere Erlaubnis b., in vor Weihnachten und vor Ostern, Krankheitsfällen mit Erlaubnis auch zu

anderen Zeiten. Das im Kloster genommene B. (auch die Lauge) war zu segnen

baden

800

Bad,

801

wurde, wie jedermann im Vollmonde schen kann !%). B. am Sonntag s. 10, an Sonntagen im Mai, an Himmelfahrt s. 6 e, im August s. 6g. — Vom Freitag

4 und

(in der B.estubc) lere‘‘ 12), Besondere Ver-

| Feyrtägen (Sommer und Winter), in das gemeine feil und besondere Schweißb.

dermaßen steiff vnd starck ..., daß sie vermeyneten viel verloren vnd verabsaumbt zu haben, wann sie nit alle Sambstag vor dem Sontag, oder alle Feyrabend vor den Fest- und

heißt cs 1466: „so findt er dann die kubel

bote für das Heizen der B.estuben am Freitag wurden erlassen in Nürnberg (13. u. 14. Jh.), Luzern 1320, Eßlingen (auch für die Fastenzeit) 1487. Eine Ausnahme machte Konstanz, wo 1483 den meisten mit „„‚erlobung ains zunftmaisters” B. zu halten gestattet wurde, aber nur für die, welche das B, „gefrümpt‘‘ hatten 19).

— Auch das Kind soll an diesem Tage nicht gebadet werden, in Steiermark 1%, in Schwaben !?), nach der Chemnitzer

Rockenphilosophie, weil das Kind aus der Ruhe kommt !®8). — Im Berner Jura ver(Formel bei Franz)®). Das Aachener bietet der Volksglaube das Eintauchen Konzil von 817 machte die Bäder der kranker Kinder in den (kalten) Brunnen Mönche von der Erlaubnis des Priors abhängig 19). Die B.canlage im Kloster St. der hl. Columba am Freitag), B. an 3 Freitagen im März s. 6c, in der KarGallen und das öftere Vorkommen des freitagsnacht s. 6 d. — B.es in St. Galler Quellen !!) spricht für häufige Erteilung dieser Erlaubnis. b) Der Hauptb.etag ist und war der Samstag, altnord. laugardagr = B.e? Meyer Baden 16. 3) P108ß Kind ı, 217 = Flügel Volksmedizin 51. *) 2, 641. tag, schwed. lördag, dän. löverdag ®). 5) Eigene Jugenderinnerung. °%) Martin 9. Christlicherseits wurde das Samstagsb. ?) Stolle Kirchenväter 101 Nr. XXIV. von Gläubigen als Kultb. (der körper8) Martin 8. ®) Franz Benediklionen 1, lichen und geistigen Reinigung) wenig644. °) Weinhold Frauen! 342. 1) Martin 6{ff, stens in früherer Zeit aufgefaßt. Die 3. Die Wochentage. Ein altes Eltern des gelehrten St. Galler Mönchs Spruchgedicht sagt: ‚Am Montag b. die Iso (* 871) badeten nach 4otägigem truncken, am Aftermontag die reichen, Fasten am hl. Samstag vor Ostern, und, am Mittwoch die witzigen, am Donnersals sie danach geschlechtlich verkehrt tag die gryndig vnd lausig seind, am hatten, zum 2. Male %), Ein Bischof von Freytag die vngehorsamen, am samsstag Neustrien, der zur Fastenzeit Fleisch gedie hochvertigen‘‘ 12), gessen hatte, forderte am hl. Osterabend a) Sonntag und Freitag wurde aus der ganzen Stadt viele B.ewannen zunicht gebadet. 1599 erhielt der Türmer ; sammen und ließ allen Dürftigen warme von Würzburg einen Verweis, weil er am Bäder darbieten. Er selbst nahm jeden Sonntag statt am Samstag B. gehaleinzelnen den Bart ab und reinigte mit ten !). — Bei den Esten wird das B. am seinen Fingern die Geschwüre der borstiSonntag für eine sündhafte Handlung angen Körper. Zuletzt ging er selbst ins Bad geschen, und sie verweisen dabei auf die und stieg mit gereinigtem Bewußtsein beiden ‚„‚Mondleute‘‘, ein Ehepaar, das daraus hervor (Mönch von St. Gallen) 22). am Sonntag in die B.estube ging und, als — Das Volk sah im Samstagsb. ein Reinies gerade den mit Wasser angefüllten gungsb. vor dem Feiertag ohne kultischen Zuber forttragen wollte, von den zürnenGedanken. Zu Anfang des 17. Jhs. sagt den Göttern samt dem Wassergeschirr der steirische Physikus Guarinonius, der von der Erde aufgehoben und zum war- { gemeine ‚,Böffel‘‘ und vicle anschnliche nenden Beispiel im Monde aufgestellt| Bürger aller Stände halten am „schweiß-

dempfb....

%.

gehen,

sich reiben, fegen, schwitzen, butzen, vnd abwaschen lassen sollten.‘ Alle Samstag laufen die Handwerker dem B.e zu, nicht allein ihren Schmutz und Wust, sondern auch den an ihnen ver-

geringen

durch

Schweiß

trockneten

Schweiß wieder vom Leib „abzuschwent-

zen‘‘ 23), Man kann dies B. auch als Abschluß der Arbeitszeit auffassen, denn

nicht nur am Ende der Arbeitswoche ging

man ins B. (hörte früher mit der Arbeit auf und erhielt vom Arbeitgeber noch B.geld), sondern auch nach Abschluß größe-

rer Arbeiten, nach Vollendung von Bauten (Frankfurt 1429, 1436), der Ernte (Basel 1559, Mosbach 1527, Kloster Denkendorf bei Eßlingen), der Weinlese (Klosterneuburg 15. Jh.), der Jagd (Frankfurt 1338) 2). Auch die Pariser Fakultät ging in der 2. Hälfte des 15. Jhs. einmal und zwar im Winter nach der letzten Disputation im Schuljahr auf Kosten der

Baccalaurei ins B.?). — Die Auffassung des Samstagsb.es als Kultb. bestand in der Ukraine. Gogol beschreibt in einer der Saporoth’skaja Setsch Erzählung, oder Retsch, einc Sitte, nach der in alten Zeiten jeder, der in den Bund der Ukr.aufgenommen werden sollte, Kosaken gefragt wurde, ob er orthodox sei, nach Bejahung der Frage, ob er Samstags auch regelmäßig sein Dampfb. nehme. Darauf wurde er aufgefordert, zur Be-

stätigung sich vor allen zu bekreuzigen. Am Samstag nicht zu b. (auch nicht das

zu

Haar

waschen),

schneiden

nach

zählt

den

und

Johannes

Kopf

zu

Herolt

(aus Basel, ı. Hälfte des 15. Jhs.)*%) zum Aberglauben ?), weil damit nach jüdischer Art der Sabbat statt des Sonntags Feiertag gemacht wird. — Die gum Esten machen (1641) am Sonnabend (welches ihr B.etag ist) ‚„‚niemaln die Lauge,

des

womit

sie sich

Nachmittags,

Bächtold-Stäubli,

waschen

sondern

Aberglaube

wollen,

verfertigen I.

802

baden

selbige des Sonnabends

Freitags vorher Vormittag. Nun

oder des hat einst-

mals ein sonst feiner und ehrbarer Mann

aus ihnen erzählet,

es sei einst in seinem

Hause aus Unbedachtsamkeit der Magd des Sonnabends nachmittags Lauge ge-

macht worden, da wäre dieselbe alsobald zusammen gelofen und als geronnenes Blut geworden.‘ In Wierland, wo von einigen (1854) die B.elauge, namentlich wenn sie damit ihren Kindern den Kopf waschen wollen, tags vorher bereitet

wurde, gab man dafür als Grund an, die am Sonnabend bereitete Lauge verursache leicht Kopfausschläge %®), Im ostrussischen Gouvernement Wjatka, wo man am Freitag badet, wird die Lauge am Donnerstagmorgen bereitet, wie mir eine dortige deutsche Dame mitteilte. In Dörfern B.etage. c) Andere und kleinen Städten wurde nur Samstags gebadet, in Frankfurt a. M. aber durfte es während der Messe und an Fürstentagen mit Ausnahme der Karwoche und der geschehen. Feiertage an allen Tagen Zwickau hatte 1284 Montag, Mittwoch und Samstag als B.etage, öfter kommen Dienstag, Donnerstag und Samstag vor,

z. B. 1536 in Durlach, so wo nach der Ordnung der von 1604 im Sommer an Tagen gemeiniglich nicht

auch in Zürich, 5 Meister Bader den ungeraden geheizt wurde,

für Fremde aber auchan anderen Tagen !*). — Wenn nach dem obigen Spruchgedicht am Montag die Trunkenen b. (auch Clara Hätzlerin sagt das) ®), so hängt dies wohl mit dem guten (blauen) Montag, an dem oft nicht gearbeitet wurde, zusammen. durften die Gesellen alle In Amberg 14 Tage ihren guten Montag, den sog. B.tag, erst des Nachmittags nach beendetem Tagwerk halten, und die Ulmer Meistersingertabulatur von 1644 bestimmte, daß der Krongewinner gleich den Montag nach der Freischule ein Singb. anstellen solle). — In Schwaben soll das I. Kindsb. am Mittwoch gegeben werden !’). d) Eine besondere Stellung hat der als B.etag. In ganz Donnerstag Schweden enthielt man sich am Donnerstag (Helga pör)-Abend des Schwim-

mens %), Die Esten heizten (1641) keine 26

803

B.estube

Bad,

am

Donnerstagabend

baden

(die Zau-

] Gazette 480.

FEhsten

Eaux

1914,

751.

2%)

")

ZfVk.

102 f.

22

%®)

R.

Cruel

(Detmold 1879) (1912), 242. ®%) Boecler

Martin

r18o.

90)

Ebd.

181.

3) Mannhardt Germ, Mythen 147. 2) Eisen Jistnische A ythologie 10. 33) Boecler Ehsten z01 1, 9%) Ebd, 62, NK Martin ı6ff,

sind) ®), und während 1854 im Werroschen Kreise die Samstagsb.stube nur als kör-

4. Einfluß der

perliches Reinigungsmittel gcachtet ist, geschicht das B.stubenheizen zu Heilzwecken nur am Donnerstag 3). Dazu sei aus obigem Spruchgedicht wiederholt, daß am Donnerstag b., die grindig und lausig sind. — Hat sich eine Schwangere über einen Wolf erschreckt, dann soll das Neugeborene nach dem Glauben der Esten im Werroschen Kreise (1854) die Wolfs-

Gestirne

auf

die Wahl des B.etages, Die Bestimmung der B.ezeiten auf astrologischer Unterlage ist, w enigstens die uns bekannte, fremdes, durch die Ärzte in unser

Volk hineingetragenes Gut. Naturlehre

aus

dem

Ende

Die Mainauer des

13. Jhs,,

die älteste Bearbeitung des Regimen sanitatis, stimmt beinahe, wenn auch nicht wörtlich, mit einer in Basel aufbewahrten provenzalischen Handschrift aus Montpellier überein. Die auf obrigkeitlichen Befehl von Ärzten verfaßten Volkskalender, deren Unterlage meist der des Regiomontanus (Johannes Müller von Königsberg) ist, machten nach Erfindung des Buchdrucks das Volk mit dem Einfluß der Gestirne auf das B. bekannt. Im St. Galler Codex 760 ist angegeben, im abnehmenden Mond zu b. und wenn der Mond im Widder, Skorpion, Krebs oder den Fischen ist. Zugefügt ist noch, daß Meister Halevy spricht, in keinem heißen Zeichen als im Löwen, Jungfrau, Zwillingen und Steinbock in das B. zu gehen. Viele werden sich danach gerichtet | haben. Sicher wird das bewiesen durch

seuche bekommen. Das Kind schreit mit heiserer Stimme, verdreht die Augen und ist dabei sehr schreckhaft. Dagegen heizt

man am Donnerstag die B.estube, badet und quästet (d.h, peitscht mit dem B.equast) dort das Kind, trägt es dann dreimal um die B.estube und schreit dabei: Hurjoh! Hurjoh!, als hetze man einen Wolf von der Herde fort. Schlägt die Kur nicht an, macht man 3 Donnerstage hintereinander ein Kreuz über das Kind und stößt dabei den obigen Ruf aus 34), — In einem Fastnachtsspiele des 15. Jhs. werden die Wünsche einer Frau für jeden Tag angeführt: „Am phinztag sie zum pad begert‘‘ 19), Die B.stuben- oder B.waidordnung von Sonthofen in Bayern von 1544 schrieb vor, im ganzen Jahr wöchentlich ı B. am Samstag zu halten,

die Ordnung der 5 Meister Bader in Zürich von 1604: „Demnach söllent die fünff Meister ein täfeli haben, darjnnen sy mit

den dreyen phinztagen im Merzen die Merzenpäder‘‘ statt. In Kalenderversen Oswalds von Wolkenstein (15. Jh.) heißt es bei März: „Adryänus der wardt gesund! phincztages inn merczischen pad‘ 3), ı Man schreibt dem Donnerstagsb. also | | eine besondere Heilkraft zu, während der| | Abend zum B. gemieden wird. — B. der | Kinder an 3 Mittwochen im Mai s.6e. | |

»”) Lammert 57, !) Martin 175. 1#) Boecler Ehsten 103. 1) Martin 183. 1%) Fossel Volksmedizin 67. ") Ploß Kind n 30. %) Grimm Myth. 3, 437 Nr. 88. »”) Martin 20. En ME 7I, 104. *1) GddV. 10. Jh. 9. Bd. (1878),4 )Martin 8f. 2%) Ebd. 176. %) Ebd. =. {. 25) La

des

| Gesch, d. dt. Predigt im MA.

berer zeigen besonders Donnerstagsabend ihre Tätigkeit, namentlich in der B.estube, obgleich auch an anderen Tagen die Menschen von ihrer Schädigung nicht frei

aber ‚„‚mörzenbäder an den 3 Domstag in Mörzen‘‘, und zu Rohrbach fanden „an

So}

jren nammen

je

der

vnnd

eltist

dann

geschriben sind. Da sol nun Meister

zum

also ein anderen

vorderisten,

nach,

vom

kräps, biß jnn Zwiling, diß täfeli by synen hannden haben. Derselbig Meister

soll alßdann die anfrag thun, wann vnnd wie man jm schützen vand jm waßer-

man heitzen welle, vnnd waß sich dann dryg (3) vnnder jnnen mit einanderen verglichen thetind, sol alßdann der meiste r, der die Vmfrag vnnd diß täfeli hat, | sölliches den vberigen beiden Meisteren verkünden, damit man also einheilig heitzen khönne, vßgenommen alle Sambstag | doran ein jeder sonst ze heitzen befügt | jst.‘‘ Die zum B. günstigen Himmels-

805

Bad, baden

806

zeichen sind im Züricher Kalender bis Eine gesetzliche Festlegung der Bu.e1826 samt dem Aderlaßmännlein angedauer gab es in Baden-Baden für Bettler geben. 1827 findet sich eine moderne An- | um 1528, nämlich 3 Wochen *). Für die weisung zum Gebrauch der Bäder mit Städte Baden und Brugg im Aargau bedem Zusatze, daß die Alten einigen Wert stand um 1544 während der B.ekur Beauf den Einfluß, den der Mond auf unsefreiung von der Zwangsgewalt der ordentren Körper habe, legten und deswegen lichen Gerichte: ‚,Welcher heimischer der Kalender die Himmelszeichen noch oder fremder zü Baden (in der Schweiz) bringe, damit niemand nichts vermisse, ein b.fart zu haben willens, der soll und Von 1833 an wird das B. nicht mehr ermag ein b.fart haben sechs wuchen und wähnt 38), dri tag und soll von mengklichen in diser zit aller anspr ach halbe r fri sin‘‘ 42), Hans 3) Martin 173 ff. { Stockar von Schaffhausen gebraucht 1528 in seiner Hausb.estube eine Kur: „Uff 5. Ein Zahlenaberglaube bei dye Zitt hein jch 33 Dag Wasser badett jn der B.ekur, auch seitens Gebildeter, bemim Hus, und schlug heffdyg us‘* (besteht heute noch. Zuweilen erklären mir kam einen starken Badeausschlag) %). Der Kranke in Bad Nauheim, die Kur sei nur Augsburger Großkaufmann Lukas Rem wirksam, wenn sie 21 Bäder nehmen, hat über seine B.ekuren, die er wegen seltener, daß die Kur 3 Jahre hintereines immer wiederkehrenden, einander gebraucht werden muß. In den akuten Gelenkrheumatismus gebrauchte, genau meisten Schweizer Kurorten betrug Mitte Tagebuch geführt. Er badete 1511 in des 19. Jhs. die Kur 21 Tage 3”). In ChurPfäfers vom 20. Mai an 19 Tage täglich rätien ist aber 1862 von einer ganzen Kur 1—11 Stunden {(auf- und. absteigend), von 3—4 Wochen die Rede 3), im ganzen 127 Stunden, im württembergiIm Mitterbad im Ultental (dessen Arschen Wildbad 1521 vom 23. September geneisenquelle seit ungefähr einem Jahran 28 Tage (162 Stunden), 1525 vom hundert namentlich bei Rheumatismus, 13. August an 28 Tage (177 Stunden), 1530 Rückenmarksleiden, Bleichsucht und vom 7. März an, bei einem Aufenthalt von Frauenkrankheiten von Leuten aus der 28 Tagen, 27 Tage (177 Stunden), 1533 Meraner Gegend, dem oberen Etschtal vom I. September an während 41 Tagen und seinen Seitentälern besucht wird) b. Aufenthalt an 40 Tagen (188 Stunden), gahlreiche Tiroler Bauern im Sommer 1538 vom 26. August an 28 Tage (16x ihre Blutreinigungskur. Meistens bleiben Stunden) und 1540 vom 3. August an sie 14 Tage; immer wird eine ungerade 29 Tage (160 Stunden) *). Die DurchZahl von Bädern genommen, meist 9, 11, schnittsdauer war also 4 Wochen. Die 13, mitunter auch bloß 3—7, in seltenen Abweichungen sind durch das Auftreten Fällen 17, 19, 21. Selten badet man des B.eausschlags und dessen Abheilen unter 1, meist bis 2 Stunden ®). Auch in bedingt. Nach damaliger humeralpatholoKärnten spielt im Bauernbad die ungischer Auffassung, bei der ich nicht entgerade Zahl eine Rolle. Im Karlbad am scheiden möchte, ob sie ursprünglich der Fuße des Königstuhls kostet das B. 9 Kreuzer, wenn man die glühend geSchulmedizin oder dem Volksglauben angehört, trat die Krankheit mit dem Aufmachten Steine vom Ofen in der hölzertreten des B.eausschlags aus dem Innern nen Mulde in den B.etrog zum Erhitzen des Wassers selbst trägt, 13, wenn man es des Körpers auf die Haut und war mit dem Abheilen desselben aus dem Körper den Wirt tun läßt. 7 Bäder muß der Kurentfernt. (Kam übrigens [1642] die Heiast wenigstens nehmen, wenn er eine irkung verspüren will, 15 stellen den lung ohne B.eausschlag zustande, dann

Kranken vollständig her, 21 heilen alle Gichtleiden und 27 machen auch Krüpel so frisch, daß sie an Kirchtagen tanzen Önnen 2).

hatte

das Wasser

[von

Pfäfers]

durch

seine Kraft und Wärme die bösen Flüsse | und Feuchtigkeiten ohne alle Schmerzen und Verletzung der Haut trotzdem aus26*

807

Bad,

gezogen) %). So kam es, daß die bei einer Kur gebrauchte B.ezcit und Bäderzahl dem Zahlenaberglauben nicht unterstand.

— In früherer Zeit scheint die Zahl 9 eine

Rolle gespielt zu haben. Nach dem Göttinger Bellifortis (des Konrad Kieser von 1405) °°) sollten Kräuterbäder in jedem Monat mit Ausnahme des Hundsmonats 9 Tage hintereinander erlaubt sein ®), und in Schwaben heißt cs, daß ein einziges

Bad in der Johannisnacht soviel wirkt wie 9 Bäder zu anderer Zeit ®), Anders verhielt es sich mit den verkürzten B.ekuren. An 3 Donnerstagen, auch an 3 Freitagen werden Bäder im März (s. 60), an 3 Mittwochen und an

3

Sonntagen

im

Mai (s. 6c)

und

an

Sonntagen im August (s. 6 g) gehalten. Beim Kinderb. spielt die Zahl 3, gelegentlich auch die 9, eine Rolle, wie auch beim Gebrauch der kalten Bäder durch Erwachsene und einigen anderen (s. 6 e, 6f, Sh, 9, 103, 10 b, 10 e.). — Der Nordindier, der gegen die Angriffe des Tigers gefeit scin und selbst dessen Höhle ohne Gefahr betreten will, badet sich 7 mal an

7

Dienstagen ®),

kommt %”)

”)

die

Martin

Auch

7 vor.

Hovorka

253.

u.

®)

in

Vonbun

3

Nordafrika

Beiträge 133.

Kronfeld

2,

257.

0) ZAIpV. 20 (1889), 210 f. 1!) Carl Kochne Kaurortwesen und Kiutrtaxe Cr geschichtlicher Entwicklung (Berlin 1912) 18. *) Ebd. 17 u. 33. #) Martin 127. *%!) Medizinische Klinik

1917, 748 ff. 1°) Martinz52ff. 1°) Ebd. 161. “) Oskar Rößler Wann und wig einst in Baden-Baden die B.ckur gebraucht wurde 5. S. A. Ärztl. Mitteilungen

aus u, {ür Baden

1909

Nr. 2u. 3. %) Meier Schwaben 2, 427 Nr. 116. 1%) ARw. 17 (1914), 407.

6.

Jahreszeiten

(das

B.

unter

freiem Himmel zum Erfrischen und Vergnügen [s. 7] ist hier nicht aufgeführt). — Als Zeiten feierlicher Brunnenreinigung finde ich genannt den Sonntag Lätare im März, Pfingsten und den Johannistag %), oder Ostern, Pfingsten und Johannistag °!). Das sind Hauptzeiten des alten Brunnenkultus und damit auch der aus alter Kultzeit stammenden Bäder, die, nur ein oder einige Male gebraucht, die Gesundheit das ganze Jahr erhalten oder gleich einer ganzen Badekur Krankheiten heilen.

baden

R

Wir finden die 3 Zeiten in einem Brauch

809

Bad,

wobei

‘; weh 5),

dem

Übersetzer

wohl

ein

der Hildesheimer Schneidergilde. Deren Mitglieder waren verpflichtet, an den sog. „freien Montagen“, d. h. am Montag nach

5 auf beide Tage gehendes in vigiliis in der

unmittelbar nach Beendigung der Mess« das B. (in der B.estube) aufzusuchen.

besonders Frankreichs, Teile * mehrere * Eure et Loire, hat man den Brauch festgestellt, Kinder, bei denen man nicht

Ostern, St. Johannis und in der Maiwoche,

„Wem

nicht gelüstet zu b., der soll den:

Schaffer einen Pfennig zahlen‘ 52), — Im Aberglauben begegnet uns noch eine 4. Jahreszeit, der Winter, mit 2 besonderen Tagen, den Vorabenden von Weihnachten und der Fastenzeit, Für letztere ist, wie aus dem Nachfolgenden hervorgeht, die Überlieferung verworren; ich halte den Aberglauben des Fastendienstags für fremdes, durch die Beichtspiegel in unser Volk hineingetragencs Gut, das vielleich" gar nicht angewandt wurde und lediglich in Beichtfragen und Verboten vorhanden war, Da der Aberglaube vom Fastendienstag und Weihnachtsabend in den

Quellen miteinander verbunden vorkommt, gilt dies auch für den am Weihnachtsabend. a) Winter. Ein „Merkzettel für die Beichte‘‘ einer Münchener Handschrift (Clm. 17523 f. 132"—132%, geschrieben

1468) 5) erklärt für Aberglauben, wenn jemand am Fastendienst(fe rin ag tertia carnis breuii) nicht ins B. geht 52);

| Johannes Herolt ergänzt, weil das

(1. Hälfte 15. Jh.) ®; wirksam gegen Fieber

ist), Im Gegensatz dazu bezeichnet Nikolaus de Jawer in seiner Schrift de super-

stitionibus 1405 Weihnacht

das B. am Vorabend und der Fastenzeit

der gce-

gen Fieber und Zahnschmerzen als Aberglauben %), ebenso Delrio (disquisitiones magicae) ”). — Das Landgebot Herzoz Maximilians in Bayern wider Aberglauben usw. von 1611 spricht von ‚denjenigen,

welche am weynachtabent oder Faßnachttag wider das fieber und zahnweh b., so nit weniger abzustraffen‘‘ 3), Hier ist aus dem Fastendienstag der Ascher-

mittwoch geworden. Nach Johannes Wuschilburgk (Cod. 113 der Bibl. des Dom-

gymnasiums in Magdeburg, im 15. Jh. wahrscheinlich in Erfurt entstanden} schützt das B. am Aschermittwoch und an Weihnachten gegen Fieber und Zahn-

‘. schwer leserlichen Handschrift entgangen

ı ist (eine diesbezügliche Anfrage bei der Bibliothek blieb unbeantwortet). — Für

mehr weiß, welche Behandlung man ihnen

angedeihen lassen soll, in Quellen einzutauchen. So badete man ehemals die mit Fieber behafteten gegen die Weihnachtszeit in einer sehr kühlen Quelle zu Lury. Die Hälfte erlag der Behandlung ©). —

Vom

Aschermittwoch

führt

Wuschil-

burgk als Aberglauben an: wer dann badet oder den Kopf wäscht, hat in dem-

gelben

Jahre

keine

Rückenschmerzen,

„und in demselben Jahre soll man nicht am Dienstag b.‘‘®). Philander von Sittewald gibt aber 1650 das Fernbleiben von Rückenweh im ganzen Jahr für das B. Fastendienstag am nüchtern morgens an %), die Rockenphilosophie jedoch für das B. am Fastnachtstage früh. Von der Christnacht sagt sie, wer dann ins kalte Wasser geht, der bekommt selbiges Jahr die Krätze nicht, und wenn er sie hat, vergeht sie ®), Nach südslawischem Aberglauben darf man am Aschermittwoch ein Kind nicht b., sonst wird cs krätzig ®). l’romme Menschen badeten nicht in der Fastenzeit (s. 3 b), auch kommt das Verbot

des B.heizens vor (s. 3 a). — Nicht zum Aberglauben gehört, wenn 1521 zu Weißenhorn in Schwaben am hl. Tag zu Weihnachten

etliche

‚von

wunders

wegen‘‘

badeten %) (wegen des milden Wetters). b) In Böhmen erhält man die Gesundheit, wenn man am hl. Dreikönigs-

tage (6. Januar, dem Tauftag Christi, der großen Wasserweihe der griechischen badet ®), vor Sonnenaufgang Kirche) nach anderem Bericht bleibt man dann dort das ganze Jahr gesund %). — In Schlesien badet oder wäscht man sich an

diesem Tage im fließenden Wasser eines Flusses oder einer Quelle, das ist heilkräftig und läuternd ®). — Bei den Bojken (Ruthenen) wird am Vorabende der hl. Dreikönige bei der Vesper Wasser geweiht. In manchen Gegenden pflegen

baden

810

Männer und Frauen mit ihren Kleidern in solches geweihte Wasser zu springen, um hierdurch gegen das Böse gefeit zu

sein ®%. — Wenn auch kein Tag angegeben ist, gehört hierher wohl die Tat-

sache, daß Weihwasser

der hl. Wilfried Bäder in zu nehmen pflegte, was viel

Nachahmer gefunden haben muß, denn Bischof Atto von Vercelli (* um 961) ver-

bot dies B. als dem Zwecke des Weihwassers und der kirchlichen Tradition widersprechend ®).

5) BIlHessVk. 3 (1901), 2. %) Weinhold 1ı9. Verehrung d. Quellen 34. ”) Martin 53) Mitteilung der Handschriftenabteilung der München. in Staatsbibliothek bayerischen

22

54) ZfVk.

(1912),

©)

242.

R.

Cruel

Ge-

schichte d. dt. Predigt i. MA, (Detmold 1879), 480. 56) Franz Nik. de Jawer 182. ”) Wolf Beitrag Beiträge 1, 219 Nr. 260. ®%) Panzer 2, 283. ®) ZfVk. ır (1901), 273. ®) Sebillot Folk-Lore 2, 278. %) Martin 24. 6) Seyfarth Sachsen 256. %®) Krauß Sitte und Brauch 548. %) Martin 72.

65) Wuttke

5)

308 8 453.

Drechsler

407£.

®)

Franz

2, 147.

°%) Ebd. 69 $ 79.

®%) ARw.

Benediktionen

17 (1914),

1,

109.

c) Im März und zur Osterzeit haben wir die Bäder des Vorfrühlings. Mär(aber keine Maibäder) an zenbäder den

3

Donnerstagen

im

März

kommen,

wie schon angeführt, in Sonthofen (1544) und Rohrbach (Bayern) vor, und Hadrian gesund ward Donnerstags im Märzb. (15. Jh.) (s. 3 d). In Schwaben hatte laut Rechnungen von 1558 der Sigertshofer Bader „ein guots wolgehaizts B., darzu zwei Maien- und zwei Merzenb. zu geben‘‘. Auch in Augsburg wird ein Merzen- und ein Maienb. genannt”). Die genannten Bäder wurden in der B.estube genommen. Ein Heilb. betrifft der Aberglaube, von dem der im württembergischen Wildbad tätige Geistliche Keller 1786 berichtet, wer im Märzen 3 Freitage nacheinander, besonders am Karfreitage badet, habe nicht

nötig,

eine

ganze

Badekur

von

24

Bädern zu tun 2). d) Ein Bad in fließendem Wasser in der Karfreitagsnacht soll das Reißen vertreiben (Sayda in Sachsen), noch vor wenigen Jahren sollen deswegen im Erzgebirge Männer in besagter Nacht in einem kleinen, über Felsen rauschenden Bach

811

Bad,

baden

gebadet haben, obgleich rund herum alles mit Schnee und Eis bedeckt war. In Rochlitz in Sachsen ging 1905 in der Karfreitagsnacht eine kranke Frau nackt, wie es der Aberglaube vorschreibt, in die Mulde, um sich gegen ein langwieriges Halsleiden mit Osterwasser zu waschen, rutschte aus und ertrank ??), Wenn man in der Nacht vom grünen Donnerstag auf den Karfreitag ‚„„unbraffelt‘‘ seine Füße in dem Bach badet, der durch Mulfingen (Schwaben) fließt, so glauben die Mulfinger, es könne das ganze Jahr kein Rotlauf an die Füße kommen. Man sieht daher in dieser Nacht oft den ganzen Bach voll

1788) ®), alle Art Ausschläge usw. (Prov. Preußen) ®%), Ein Bauernknecht, der gehört hatte, daß das Osterb. vor Sonnenaufgang die Krätze vertreibe, badete so und ertrank dabei (Chemnitzer Rockenphilosophie 1722) 52), Wer sich am I. Ostertag in kaltem Wasser badet, bleibt das ganze Jahr gesund (Bunzlau 1791), Gegend der Mittelelbe und Mitteldeutschland) %). Ein B. oder eine Waschung mit Osterwasser bringt Schönheit und Gesundheit und befreit von Sommersprossen, Geschwüren, Flechten und Hautausschlägen (Sayda in Sachsen). Kranke Kinder, vor allem mit dem „Ansprung“, einer Art Ausschlag, werden in

Leute stehen, ganz still, und die Füße b.?3). In Brötzingen (Pforzheim) gehen manche am Karfreitagmorgen an den Bach, wa-

schen,

selbst

b.

sich

unbeschrien

Osterwasser

als

aufgestauten

das

Schlesien) 7”), ist heilkräftig und läuternd (Schlesien) %). Vor dem kalten

Fieber (Malaria) schützt man sich, wenn

man am Karfreitag badet ®). Nach Lammert badete man einst gegen Malaria am

|

Satir. II. 3. 288 ff.) ®). — Im Kalotaszeger und Aranyosszeker Bezirk (Ungarn) b. am Karfreitag die Hirten das Vieh, damit es gesund bleibe 84), '

Am Ostermorgen vor Sonnenaufgang gebadet, hilft gegen Grind oder

sonst

dergleichen

(Osterode

am

Harz

mache ®).

Hochstein,

Im

weil

Odenwald

am Harz treibt man am Ostermorgen das Vieh ins Wasser, um es das Jahr über vor Krankheit zu bewahren ®), in Sachsenburg a. d. Unstrut wird dabei vor „Sonnenaufgang‘‘ betont %2),

(Österr.-

Karfreitage oder Östertage morgens nackt in den Flüssen. (Er nennt dies eine römische Sitte mit Bezug auf Horat.

am

Jahr *®%). In einigen Gegenden Thüringens

schwäbisches Grenzgebiet 1825 7), Olden-

Wichtel

fruchtbar

Quelle

nacht zwischen 11 und ı2z Uhr seinen Schlecht genährten Gaul in die Modau, damit er gesund werde und sich besser füttere®), und in Ostpreußen schwemmt man die Pferde in der Osternacht zum Fernhalten von Krankheit fürs ganze

lich (Bunzlau 1791) 7). Das B. in fließendem Wasser vertreibt Krätze (fränkisch-

vom

(Reichenbach) 52),

trieb um 1875 ein Fuhrmann in der Oster-

im folgenden Jahr von Krätze verschont und ist auch sonst an Leib und Seele fröh-

befreit

gebadet

— In der Oberlausitz badeten die Bewohner von Rauschwitz und Kindisch am Östermorgen sich und ihr Vieh in der

Mittel gegen alle Krankheiten 74). B. vor Sonnenaufgang erhält die Gesundheit (Schlesien 7°); Bayern, Erzgebirge, Böhmen unter Betonung, daß es im Fluß geschieht) 7%), heilt Krätze und Ausschlag (Militsch-Trachenberger Gegend, Schlesien) 7). Ein B. aus dem um Mitternacht des Karfreitags geschöpften Wasser läßt schwächliche Kinder gedeihen (Schlesien) *). Ohne Angabe der Tageszeit liegen folgende Angaben vor: Wer sich im Wunderwasser des Karfreitags badet, bleibt

burg) ©),

812

|

_ “) Birlinger Aus Schwaben 396 f. “) (Keller) Grab d. Abergl, 5, 42. 7) Seyfarth Sachsen 254f, %) Birli nger Volksth. 1, 140. *%) Meyer Baden 502. 2) Wuttke 308 8 453. 7% ARw. ı7 (1914), 408. ”) Drechsler ı, 83. 78) John Erzgebirge 193. 9) Panzer Beitrag ı, 258. 80) Strakker Jan ı, 70. %) Drechsler 2, 147. 5) Wuttke 3538528. ®) Lammertz260. $t) ZfVk. 4 (1894), 395. 85) Journ, von u, für Deutschland 1788, 2. Hälfte, 425. ®%) Frisch-

bier Hexenspr66 . , %) Drechsler 2, 264. %) Martin 23. ®%) Weinhold Verehrung

d. Quellen 26 = Haupt Lausitz x, 16. 90) BlHessVk, 3 (1901), ı. %) Albers Das Jahr 185. ®%) Kuhn u. Schwartz 374 Nr. 20.

‚e)

Die

Frühlingsbäder

fanden

! im Mai, zu Himmelfahrt und Pfingsten ; statt. Die Quelle von Pfäfers verjüngt

3: 3

Bad, baden

„sich mit dem Frühling (Paracelsus), das 5 Wasser vom Leuker B. im Wallis ist im 18. Jh. dem Volksglauben nach im Mai am kräftigsten, ebenso das von Pyrmont 1597.

sind

„Man

die

sagt

brünlein

wol:

in dem

gsund‘‘

meien

da

(Volkslied).

Darum erklärt die Mainauer Naturlehre (13. Jh.) vom Lenz: „So ist och dechaine

zit

besser...

kalender heit

und

äußern

zu

badenne.‘‘

Anweisungen

sich

ebenso.



Die

zur

Volks-

Gesund-

Das Maibad

ist immer ein Wasserb., sei es in der B.estube oder im Kurort. Ja, wir finden den

Maibad Namen Warmwasserbad Dampfbad),

für schlechthin Gegensatz (im

allerdings ‚„fürnemlichen

das zum im

früling‘‘, wie der Straßburger Chirurg Ryff 1549 sagt. Er spricht vom Warm‚Zum Badewanne: in der wasserb.

wasser Badt oder gemeinen Mayen Badt, ist auch das Regenwasser, wo man es haben mag, am aller bequemsten‘‘ und besser als Brunnen- und fließendes Wasser, weil es reiner, subtiler ist, die Wärme des Sonnenscheins und kräftige Influenz des Gestirns und dadurch seine schädliche

Kraft zum Teil verändert und gemildert hat. (Die Stelle mag zugleich als Beirglaubens ten - Badeabe spiel des Gelehr dienen.) — Besonders gebrauchte man für das gedie Bezeichnung Maibad wöhnliche Wasserb., wenn es ein lustiges B., mit Schmausen, Zechen und zuweilen auch Liebeleien verbunden war %®). Nach der Zimmerschen Chronik ertrank Graf

beim

814 Mai.

„Bad

ist

gut

vnd

besunder

wurtz beder (Msc. E. 102 vom Jahr 1467

der Züricher Zentralbibliothek). Auch Kräuter und Wurzeln haben im Frühling besondere Kraft. — In den Kurorten galt die Maib.ekur für die beste. „Im Meyen ist die beste Zeit, ein Badenfahrt anstellen‘‘ (Johann Jakob Müller in Luzern, 16. Jh.). ‚Im meyen farend wir

gen baden‘‘ (in der Schweiz; Thomas Murner in der Geuchmatt 1519) ®). Die ursprüngliche

Auffassung

des

Maibades

als Gesundheit erhaltendes und bringen-

des B. hat auch zu einer anderen Veralldes Begriffs geführt, es gemeinerung wurde gleichbedeutend mit Heilb.: ‚, Wie ain maien bad auffkam für die lemi und schäden von der Frantzosen plattern (Syphilis) Anno dni 1513 da stund ain

maien bad auff, ligt im Pairland % meil

von Starenberg, haist im Zeidelbach oder sant Petters brunnen.‘‘ Gebadet wurde dort nicht nur im Mai, sondern von Sonntag Exaudi

(zwischen 3. Mai

und 6. Juni

fallend) bis Matthäus (21. Sept.) ®). Aus dem Angeführten geht hervor, daß man

die Maib.ekur

nicht nur im

Heilb.,

sondern überall, also auch im eigenen Hause, gebrauchen konnte. Kaspar Scheid sagt im Meyenlob (abgedr. in Hubs Volksbl. d. XVI. Jhs. S. 316), die Bresthaften, die ihre Häuser nicht verlassen können, lassen sich im Mai daheim warme Bäder

zurichten ?). Häufig wird es in der öffent-

Liebesabenteuer im Rhein. Am hl. Abend fanden Fischer die Leiche, ‚,die haben in ußer dem maienbad widerumb zu landt gebracht‘‘%). Die Maibilder der

lichen B.estube genommen, wobei zu beachten ist, daß einzelnen B.estuben in Süddeutschland, mehr noch in der Schweiz, heilkräftige oder als solche geltende Quellen zur Verfügung standen. 1429 fing „Caspar Sommer in Augsburg ein Maien-

prediger Martinus Bohemus donnert 1608 gegen dieses Wohlleben der Weltkinder im Mai (wenn er auch das B. dabei nicht

net ®), Es handelt sich hier um eine ältere Stiftung, denn Heinrich von Pflummern

Jörg

von

Werdenberg

1415

bei

einem

Volkskalender des 15. und 16. Jhs. zeigen Mann und Frau in der Wanne mit Essen und Trinken %®). Der lutherische Sitten-

nennt), erklärt dagegen die Maibäder für recht: ‚,das man seiner Gesundheit pflege, das man warm b.e, auch kreuter-

bade gebrauche‘‘ ®). ‚Alle bad seind gutt,

besonder kreuter bad‘‘, sagt eine astrologische Gesundheitsanweisung von 1556

bad an, daß man badete für dem Wertachbruggerthor‘. In einer Biberacher Chronik des 17. Jhs. wird Maienb. und Maienmilch den Kranken im Spital verord-

berichtet vor der Reformation: ‚Man hat auch im Mayen allweg die armen Leuth auch in Züber badet im spittal vor der Badtstuben. Da hat man dann Ihnen aber die handt boten mit Zuobussen: mit essen vnd Trinckhen.‘‘ ,,Man hat auch

815

Bad, baden

den frembden vnd Haimbischen ain Badstuben da gehabt vnd sie badet: hat sie auch im Mayen Wasser badet‘‘ ®). Die „Kinder im Feld‘ (Aussätzigen) zu St. Georg bei Winterthur in der Schweiz hielten in der Mitte des 16. Jhs. eine jährliche B.ekur in der B.estube des Sondersiechenhauses (Leproserie) ab. ‚Wenn sie im Mai baden, gibt man einem jeden, soviel im Hause sind, alle Fleischtage sein Pfund Fleisch und eine halbe Maß Wein

und

in

der

Badenfahrt

7 oder

8

Pfund süße Butter, auch einen Teller mit Eiern und Zieger (Kräuterkäse) und nach der Badenfahrt 2 Pfund B.geld und in der Badenfahrt ı Viertel Mehl für Küchly“, Neben dem Maib. im Hause gab es also

noch eine B.fahrt in einen Kurort (1813 im Juli) 1). — Lorichius (Heidelberg, 16. Jh.) erklärt es für Sünde, am 1. Mai als

heiligen Tag (der hl. Walpurga) „anfahen baden“, d.h. eine B.ekur zu beginnen, „eh sie in der Kirch gewesen oder auch der Meinung (sind), das es besser sey,

dann an folgenden Tagen‘ ®).

Ich komme zu den konzentrierten Bädern dieser Zeit. Vom Dorf Leimen im elsässischen Sundgau eine halbe Stunde entfernt, fließt im Orte Helgenbronn neben der dortigen Walpurgiskapelle eine kräftige Wasserquelle, Helgenbronn und Kinderbrunnen genannt. Am 1ı. Mai kommen die Mütter mit ihren siechen Kindern hierher, um sie zu b. (Häufiger noch geschieht es auch an Johannis, daß man hier die durch Sommersprossen ver-

unstaltete Haut wäscht) !®). — Berühmt ist die Pfingstmontagswallfahrt zur

Kapelle St. Pirmin im luxemburgischen Kanton Wilz mit dem etwas davon liegenden Pirminiusbrunnen, wobei skrophulöse Kinder 3mal eingetaucht werden 102), — In einzelnen Gebieten von Cornwallis werden die Kinder, die an Rachitis und Gekrösekrankheiten leiden, die ersten 3 Mittwoche im Mai 3mal, gegen die Sonne gewandt, in eine Quelle getaucht, dann 3mal in der Richtung auf die Sonne zu über den Rasen bei der Quelle gezogen!), Im Westen von Cornwallis geschah es vor 50 Jahren an den ersten 3 Sonntagen im Mai vor Sonnenaufgang, um Gürtelrose

816

(zona), Flechten und andere Krankheiten zu heilen und gegen den bösen Blick zu schützen. Die Eltern tauchten die Kinder, das Gesicht gegen die Sonne, ganz nackt 3mal ein. Dann gingen sie gmal von Westen nach Osten um die Quelle, und während die Kinder nachher angekleidet

schliefen, achtete man

ruhten warf.

darauf,

ob sie gut

und das Wasser viel Blasen auf-

Das

galt

als

gute

Vorbedeutung.

Alles mußte stillschweigend geschehen. Ein aus der Kleidung des Kindes gerissener (nicht geschnittener) Lappen

wurde bei der am meisten gebrauchten Quelle nahe der Kapelle von St. Madron an einem in der Kapellenwand befestigten

Dorn aufgehängt oder zwischen die Randsteine des Bächleins gesteckt. Die Frau, die dort Anweisung gab, durfte nicht in Geld, sondern nur in Naturalien bezahlt werden, oder man legte die Geschenke für sie neben der Quellfassung nieder 1%), In Ost-Cornwallis ist es üblich, an den 3 ersten Sonntagmorgen im Mai in der See zu b.1®), — Westendorf berichtet,

daß in einigen Gegenden Hollands am ! Maimorgen in lebendem, strömendem Wasser gebadet wird, um von allen Hautkrankheiten zu genesen oder dagegen gesichert zu sein 1%), —. An der süditalischen und sizilianischen Küste nehmen viele in der Nacht

vor

Himmelfahrt

ein Meerb.,

das als heilkräftig gilt !”); auch in Armenien badet man in der Himmelfahrtsnacht wegen der kräftigen Heilwirkung *®). —

Lorichius sagt: „In der ersten Maynacht, weyl die Klock zwölfe schlecht, in eyl Wasser schöpfen, im selben den ganzen Tag für rauth vnd andere leybsgebresten b., ist ein spöttlicher ärgerlicher Aberglaub, dardurch der Dienst Gottes denselbigen Tag verhindert wird‘ ®). Viel-

leicht

gehört

das

Druselwasser

hierher,

von dem Jul. Schmidt Reichenfels in Kassel hörte. In ihm zu b. wurde als heilsam gerühmt, es müsse aber mit dem

Lauf, nicht gegen den Lauf geschöpft werden. (Wahrscheinlich ist die rechte Zeit dazu Walpurgis oder Johannis) 1°). Weit bequemer war das Walpur-

gisnachtb. in den Kurorten, besonders in den natürlich warmen Bädern. Ich

Bad,

817

baden

518

schreibt 1673 ein Franzose, der dort die kenne es nur im deutschen Sprachgebiet. Kur gebrauchte: „Am I. Mai kommen Dies Dauerb. findet vereinzelt auch an Scharen schwäbischer Bauern, erkenntHimmelfahrt statt. Es ist gegenüber dem weit verbreiteten B. in der Johan- | lich an ihren althergebrachten Trachten, nisnacht verhältnismäßig selten. Um | aus der weiteren Umgebung, um zusamnicht zu wiederholen füge ich das Jo- | men mit ihren Frauen ein ‚„,Maib.‘‘ zu nehmen. Sie legen sich ins B. hinein, trinken hannisb., wenn cs am gleichen Ort auch und essen — so will es die deutsche Sitte vorkommt, hier ein. — —, dann legen sie sich zum Schlafen hin. 1631 heißt es von der Therme Pfäfers in der Schweiz: „‚Vnder andern, so pflegt | Haben sie auf diese Art gebadet, bilden auff den ersten Tag Maij, alten Calenders, | sie sich ein, sie blieben das ganze Jahr von Krankheiten verschont. So hält es ein vnzehlbare menge Volcks, zu Vesper die katholische Bevölkerung.‘‘ Die Nichtvnd Abendts zeit, auß allen benachbarten katholiken erscheinen I0 Tage später, am Dörffern, Thälern vnd Gebirgen, mit I. Mai alten Kalenders !!?)., 1632 kam einem Wort alles gemein, vnnd lauffige theyls Zeiller abends um 8 Uhr nach BadenGesund(heits), theyls Gesinde, Baden und fand erst nach 1 %stündigem Lust vnd Fürwitz halber, herbey zuQuartier, ‚„‚weiln so viel BadSuchen kommen, in die Badschwämme, einzuvorhanden Bauern, sonderlich sitzen, vnnd die gantze Nacht, darinn | leuthe, waren, die wegen S. Johans Nacht jhnen wachtsamb zuzubringen, auch dise Nachteinbildeten, wann sie selbigen Abent bafrist, einer gantzen Bad Chur, jhres Sinns deten, daß sie hierdurch das gantze Jahr abzuschätzen; alsdann, folgenden Morgen, für Kranckheiten solten befreyet sein‘ 43). wann sie abreisen wöllen, jhre Hembder, zuvor in das Badwasser (das keine mineıoff. ®) Bibl. d. literar. Ver. %) Martin %) Birlinger in Stuttgart 93 (1860), 3. ralischen Bestandteile hat) wol cinzuAus Schwaben 2, 94. ®) Die Chroniken der dt. trucken, vnd also anzuziehen, mit mal-

nung, einer mit großen gefunden

Städte 25, 7f. ”) Rochholz Gaugöllinnen Aus Schwaben 2, 92f. 61. ®) Birlinger ı7 (1889), 99. 1°) Martin %) Alemannia 60{f, Gaugöttinnen 10) Rochholz ı19f. Qwzellen 43 = Gredt Lu102) Weinhold Paganisme xemburg Nr. 30. 1%) Sebillot 67. 19) Ebd. 67 u. 80. 1°) Sartori Sitte und Germ. !%) Mannhardt 3, 180. Brauch Sitte und Brauch Mythen 31. ") Sartori

sich hinweg tragenden Krafft‘‘ (Kolweck). Im

Basler Gebiet bei dem damals schwer zugänglichen (nicht natürlich warmen) B. Ramsen

(Ramsach)

‚„‚tryben

sy uff

den

mey und Sant Johans oben (Abend) Super-

stitiones‘‘ 1572 1°, 1600 wird „im bad zu Ramseln uff St. Johannis abend und nacht neben großem muttwillen super-

3,

Trede

D.

Heidentum

aus u. AÄrztl. Mitteilungen 22. Nr. 16. 93) Martin

halben dem Bad große Krafft zuschreiben‘‘, und 1605 „wird geklaget von wegen der Bädern Ramsen und anderswo, dz man deren kraft auf gewisse tage lege,

f) Die

sonderlich auf den tag S. Johannis Baptistae‘‘ 11), 1606 wird das B. „aus Aberglauben vom Landvolck auff den tag der

B. nicht zu heizen !!%). — Von BadenBaden, das natürlich warmes Wasser hat,

=

i.

d.

röm.

Kirche 3, 224. '%) Ebd. = Abeghian Der armen. Volksglaube 6x ff. 1%) Grimm Myth, 29) Ebd. 21. 151 10) Martin 1, 487. Ein Bericht über die Rößler u2) Oskar Bäder von Baden-Baden aus d. J. 1673. S.A.

stition und Aberglauben getriben, sonderlich von unsern Leuten (d.h. denen aus dem Basler Gebiet), welche diß tags

Himmelfahrt, Meytag und S. Johanstag besucht.‘‘ Die (evangelische) Kirchenbehörde schlug zur Abstellung des Aberglaubens vor, den Bader anzuhalten, an diesen Tagen keine Gäste aufzunehmen und das

188

1

für

Baden

1915

Sommerkultbadezeit

ist bei uns, aber auch anderswo, der Vors Sonabend des Johannistagebis nenaufgang, in Portugal auch noch der des Peters- und des Antoniustages. Der hl. Augustin sah in Lybien — er nennt es einen heidnischen Brauch und eifert dagegen —, daß Christen am Johannistage zum Meer gingen, um sich zu

b.; und an anderer Stelle schreibt er, daß sie sich in der Nacht oder in den Morgenstunden des Johannistages in Quellen,

819

Bad

Sümpfen oder Flüssen zu waschen (b.) wagten 14), Mit den gleichen Worten beschreibt Bischof Caesareus von Arles

(+ 1. Hälfte 6. Jhs.) den Brauch und beschwört seine Landsleute, davon zu lassen 18), Nochmals finden sich die Worte

in einem Freisinger Homiliar des 8, Jhs, 16)

— 1330 sah Petrarca in Köln, wie er in einem Briefe an den Kardinal Colonna schreibt, am Vorabend des Johannistages

einen alten Brauch. Bei Sonnenuntergang war das ganze Rheinufer mit Frauen bedeckt. Unglaublich war der Zulauf. Ein

‚ baden

820

in dieser Nacht genommen, eine Kur von 3—4 Wochen ersetzt 2.

ganze — In

Schwaben heißt es, ein einziges B. in der

Johannisnacht wirkt soviel als 9 Bäder, die man zu anderer Zeit nimmt. Deshalb badeten die Leute früher immer während dieser Nacht in dem Mineralb.e Laimnau

(O.-A. Tettnang); jetzt (1852) hält man | weniger mehr darauf 122), 1591

hatten

„an Joannis

Baptistae

uff

die Achzehn doch mehrentheils weibs| personen das Badt in der Eßlinger Vor-

stadt allhie (Stuttgart) besucht, die ganze

Teil der Frauen war mit wohlriechenden nacht und den Tag, und allßo zwanzig Kräuterranken bedeckt. Mit zurückge- ‚vier stundt gebadet, welc hes auch andere schobenem Gewand fingen Frauen und Jahr uff Joannis Baptistae abends beMädchen plötzlich an, ihre weißen Arme schehen‘‘. Die Stuttgarter Synode bein den Fluß zu tauchen und abzuwaschen. | kämpfte dies als Abergl auben und drohte Dabei wechselten sie in ihrer Sprache Bestrafung von Badern und B.leuten an. lächelnd einige Sprüche miteinander. 1602 war das Konsistorium der gleichen Man erklärte ihm, daß dies ein uralter Meinung, weswegen es „dem Sulzbäder Brauch unter der weiblichen Bevölkerung zu Cannstat die St. Johanns Bäder zu Kölns sei, die meine, daß alles Elend des halten abstricken ließ, doch zu der Oberganzen Jahres durch die bei ihnen an diekeit fernerem Erwägen‘‘, Der zu diesem sem Tag gewöhnliche Abwaschung im Gutachten eingeholte Bericht des Vogts Flusse weggespült würde und gleich darvon Kannstatt lautete dahin, daß diese auf alles nach Wunsch gelinge. Von einem Bäder ein Überrest des Papsttums seien ähnlichen Brauch in Neapel am Vorabend und hauptsächlich nur noch von den bedes Johannistages berichtet Benedikt de ‚ nachbarten Katholiken zu Hofen und Falco 1580, wo Männer und Frauen zum Öffingen gebraucht würden und desMeer gingen und sich nackt wuschen 117), wegen um so mehr abgeschafft zu werden Bei Nogent-le-Rotrou (Frankreich) gibt verdienten, als sie nur Veranlassung zu es eine Quelle, die wegen ihrer Heilkraft ı Unfug gäben 12), 1639 und 1666 wurden während der ganzen Johannisnacht bedie Johannisbäder in Württemberg nochrühmt ist, In ihr b. Männer und Frauen | mals verboten !2%), 1673 spricht Salomon am Abend vor Johannis, und kein unBraun in der Beschreibung des nach der züchtiger Gedanke stört den Vorgang 128). ‚ Zerstörung ncu errich teten Biberacher Bis in die jüngste Zeit badete man sich (also auch eines Württemberger) Bades in Wallonien in den Flüssen oder trank von Mißbräuchen beim B., ‚darunter auch das Wasser gerade um Mitternacht auch noch einer, als nicht der geringste zu des Johannistages, um sich verschiedene / mercken, daß auch bey uns dieser übele Vorteile zu verschaffen, darunter das ' Gebrauch bey vielen sich gefunden (also Recht, nicht zu ertrinken 19). 4 ı im alten Biberacher B.e), die da zu verVon den Dauerbädern in Heilbädern | kürtzung der Zeit und Bade Cur desto während der Johannisnacht wurden die länger, und wol gar continuirlich 24 Stunzu Ramsen und Baden-Baden bereits be- i den im Zuber sitzen blieben, darinnen schrieben (s. 6 e). Bäder in der Johannis- | geessen, getruncken, ge schlaffen, und ja nacht, heißt es im Kanton Luzern, sind : theils so eine sonderlich e Zeit, nemblich besonders heilsam 129), Von „altfränki- ‘ S. Johannis Baptistae Nach t dazu erwehschen‘‘ Leuten wurde 1862 noch im Bade | let, und meynen solche Leuthe, wenn sic Schönau zu Tschaggüns (Churrätien) in ! nur frisch wider he imgehen können, haben der Johannisnacht gebadet, weil ein B., ; sie die Sache wol getrof fen‘ 125),

821

Bad, baden

Vom

im Wasgau

Niederbronn

Solbad

(Unterelsaß) heißt es 1593, daß ‚„sonderlich vmb Johannis Baptistae alle jar ein große menge vom Landvolck dahin kommen, so ein tag zwen da gebliben, tag vnd nacht im wasser gesessen, in den Burgers Heusern dasselbig wärmen lassen, vnd darein in Bütten gesessen, daß das gantz

Dorff voll Badgest vnd erfüllet gewesen,

vyermeynend,

hernacher

ynd sicher‘‘.

von

sie

seien

das

kranckheiten

gantz

Jar

verwaret

Heliseus Rößlin, vom Sulz-

bad im Unterelsaß

1647: „Ich habe ge-

gehen, zwar nicht in dem Sauerbrunnen, sondern in vnserm Sultzbad, das gemeine

Leuthe

an

St. Johanns

tag 24 stunden

continue nach einander in dem bade gegessen, die baden Cur in solcher Zeit zu

ende geführt, getruncken,

vnd

in dem

geschlaffen,

gessen,

bade

auch wol, wann

sie in der grösten hitze gewesen vnd köpffe, so roth als die Zinßkappen gehabt, ein Glaß nach dem andern von dem gegaltzenen Wasser auß getruncken.‘‘ (Sebitz) 12%). 1854 suchte der Straßburger gegen die JohannisKirchenkonvent bäder

als einen

Brauch

abergläubischen

einzuschreiten 127). Schwenckfeldt

1607

schreibt

von

Warmbrunn bei Hirschberg in Schlesien: „Denn an S. Johannis Abendt, vnd an Johannis Tage vberaus viel Volckes von nahen

findet,

und

fernen

Gesunde,

Orthen,

gesunden

dahin

Leib

sich

vbers

Krancke, Lahme, Krätjre! Gichtbrüchige, Außsetzige,

Jahr zubehalten,

gige, Kranckheit

zuwenden.

Fellet

hauffen-

weise vbereinander in Brunnen wie die Gänse, gäntzlicher meinung, daß Warme

Bad were diesen Tag viel kräfftiger, als

andere Zeit deß Jahres, vnd gebe in einer halben Stunde dem Leibe mehr Krafft als sonsten Vier oder Fünff Wochen.‘ (Hier kam hinzu, daß dort St. Johannis zu

Ehren eine Kapelle errichtet war, in der vor Zeiten am Tage des Heiligen den B.egästen eine Messe gelesen wurde, wozu große Wallfahrt war) 125). Dasselbe zilt,

sagt Drechsler, von dem Johannisbrunnen

(Johannisb. [wohl das warme B. in Böhmen]) und dem Johannisbach im Riesengebirge, wohin am Johannistage viele

822

Leute wallfahrten und dort b. und trinken, in der Meinung, Gesundheit davon zu schöpfen 128), In Norwegen wurden die heiligen Quellen vorzüglich am Johannisabend besucht, weil sie dann am kräftigsten sind 1!?7), Es wurde, wie aus dem obigen ersichtlich ist, nicht immer nur die Nacht, sondern auch noch den Tag hindurch, ja 2 Tage gebadet. Das ursprüngliche war das Nachtb. Um zu wissen, welche Quelle man zur Heilung am vorteilhaftesten gebraucht, wirft man in der französischen Provinz Limousin in ein mit Wasser gefülltes Gefäß Kohlen, aus Haselruten gebrannt, die

am

Vorabend

des

Johannistages

ge-

schnitten sind. Jede Kohle bezeichnet | eine Quelle; die zuerst zu Boden fällt, zeigt die Quelle an, die man gebrauchen

muß 129), Von den im Hause genommenen [Johannisbädern kenne ich nur eins. Noch heutzutage rüstet man in Schlesien (z. B. in der Sprottauer Gegend) ein Johannisb., zu dem

man

nerlei Hölzer sind 128), 34)

2,

18) Ebd.

Arelat

302.

3,

nimmt,

oder

Kräuter

Myth.

Grimm

Superstit,

Wb.

Wasser

19.

1”)

487

16)

I,

worin

gekocht

196)

490.

Boese

Schmeller

Grimm

Nr.33.

neu-

Myth.

ı,

Bay.-

489.

21) S&billot

Paganisme 300. 1?) Hoffmann-Kra yer Beiträge 133. 1?) Meier 163. 19) Vonbun 20. Schwaben 2, 427 Nr. 116. 13) Martin 124) Ebd. 399. !2%) Ebd. 22f. 1%) Ebd. 21ıf.

1) Weinhold Quellen 44. ler I, 143. 19) Sebillot

}®) DrechsPaganisme 78.

g) Für den Hochsommer und den Herbst (ungefähr die Zeit der Hundstage) ist mir nur ein B. be-

kannt, das man als Kultb. auffassen kann. In früherer Zeit zog während der 3 ersten Sonntage im August, an den sog. ‚„kalten B.sonntagen‘‘ viel Volk ins Krauchtal im Glarnerland, um im Krauchtaler B., einem Wasserbecken von mehreren Minuten Umfang, in das sich kalte Quellen

ergießen, zu b. 1680 besuchten es die | jungen Leute aus dem Glarner und Sarganser Land um den Anfang August, mehr

um

heitshalber.

sich

Um

zu

erfrischen

die

Mitte

als

des

krank-

19. Jhs.

823

Bad,

baden

824

hörte die Benutzung auf 18), Daß nur ein solches B. für diese Zeit vorliegt, ist um so auffallender, weil die Volkskalender ge-

— Ohne Angabe einer Zeit heißt es in der Oberpfalz, daß B. im Tau den Mädchen die verlorene Jungfrauschaft wieder rade das kalte B. empfehlen, während sie gibt 198). Es wird erzählt, daß sich Hexen vor dem warmen B. warnen 1%), Demnackend im Sande oder im Korn entsprechend wird im Göttinger Bellib.19), In Böhmen wälzen sich manche am fortis (des Konrad Kieser, 1405) 192) das ÖOstersonntag vor Sonnenaufgang nackt Kräuterb. (9 Tage hintereinander), das | im Tau der Wiesen (Masch akotten) 129), für jeden Monat erlaubt ist, im HundsIn Mersburg hörte Weinhold, daß die monat verboten. Auch vom Baden-Ba- ! Jungen Uhldingerinnen noch in der 1. Maidener B. sagt der dortige Arzt Matthäus nacht im taunassen Klec badeten 11), 1609: „In den Hundstagen soll man| Noch heute ist es in Sachsen Brauch, sich aber nicht b.‘““13), Die Meinauer Naturam Johannistage früh vollständig nackt lchre (13. Jh.) warnt im Herbst vor den im taufrischen Gras zu wälzen, um KrätThermen 13), Nach Emmentaler Glauben ze, Ausschläge und sonstige Unreinlichsoll man während der Hundstage im Aukeit aus der Haut zu beseitigen 12). Im gust nicht b., es wird sonst eine KrankSaalfeldischen tanzen (1790) die Mädchen heit im Gefolge haben, aber Mädchen b. in der Johannisnacht um den Flachs , dort gerne, während die Rosen blühen, ziehen sich nackt aus und wälzen sich das gibt eine schöne gesunde Haut 1%), | darin 18), — In Schweden und Island 1) Martin badete man sich in der Johannisnacht im 27. 1%) Ebd. 153. 132) Ebd, 1v0f, 13) Oskar Rößler Wann und wie einst Tau, damit die Krankheiten des Körpers in Baden-Baden die Badıkur gebraucht wurde, durch Wunder (miraculose) geheilt würS. A. Ärztl. Mitteilungen aus und für Baden.

1909 Nr. 2 u. 3, 5.

1%)

SAVk.

24

(1922), 66.

h) Das B. im Tau, Flachs, Korn und Sand. Um nicht zu wiederholen, sei hier alles Hergehörige angeführt, auch wenn bestimmte Tage nicht genannt sind. — Als nach der Ermordung

; den 4), — Nach der Morningpost vom 2. Mai 1791 gingen in England am ı. Mai 4

| Scharen auf die Felder und badeten ihr | Gesicht im betauten Grase, um dadurch Schönheit zu erlangen 1%), Zu Gervasius’ von Tilbury Zeiten (1211) war das Pfingstbad selbst noch bei Vornehmen Kaiser Albrechts i. J. 1308 dessen Tochter in Brauch !%), In Launcaston hält man Agnes die 63 Mann der Besatzung von dafür, daß Kinder, die ein schwaches Farwangen hatte hinrichten lassen, soll | Kreuz haben, dadurc h geheilt werden sie durch deren Blut mit den Worten gekönnen, daß man sie am Morgen des I., sch

ritten sein: ‚, Jetzt im Blute derer gehend, die meinen frommen Herrn ermordet haben, bade ich im Maien-

tau‘‘1%), Nach Chronik spazierte

Tschudis sie in der

Schweizer Entleibten

2. oder 3. Mais durch das taubenetzte Gras zieht !?). Um 1850 badete man in Cornwallis das kranke Kind am 1ı. Mai | auf dem taubedeckten Rasen, was, um

wirksam zu sein, an den 2 folgenden Morgen wiederholt werden mußte 1), — Das B. am Johannistage im Tau ist in der Normandie üblich, um gegen Krätze und andere Hautkrankheiten geschützt zu

Blut und sagte, sie b.e im Maientau 136), So wird mancherorts unter B. im Maitau cin Durchschreiten der taunassen Wiesen oder Felder zu verstehen sein. In Groningen, im zütphenschen Teil von Gelderland sein, in den Pyrenäen zur Genesung von und in Südholland nennt man das daawHautkrankheiten, in der Bretagne gegen trappen (Tautreten) oder daawslaan (TauFieber in einem betauten Haferfeld 145), schlagen), man versammelt sich dazu im Sebillot sagt, daß in mehreren Gegenden Mai oder am Morgen des 1. Pfingsttages | Frankreichs das Taub. am Morgen des vor Sonnenaufgang (‚‚vor dag en daauw“‘) Johannistages von Krätze befreit. In im Feld und bekränzt sich mit Laub und Bearn (Nie - Py dre e när en) spaziert der Blumen **?), Aber auch das B. des ganzen Kranke vollständig entkleidet in verund zwar nackten Körpers kommt vor. schiedenen Richtungen durch ein Hafer-

|

| ren

Tagen (Pennsylvaniendeutsche) !), es wird sonst eine Krankheit im Gefolge haben (Emmental) 11), man soll nicht schwimmen gehen, sonst bekommt man

’ feld und spricht wiederholt ein Gebet im Dialekt: „‚Reinige mich gut, frischer Tau‘ ; usw. Auch in Asturien (Spanien) wird man von Krätze frei, wenn man sich um Mitternacht des Johannistages ganz nackt im Tau wälzt, unter denselben Bedingungen in den Abruzzen (Italien), hier

‚„Geschwüre‘‘

Rochholz

linger hardt werth

Gaugöttinnen 61.

19%) Bir-

Aus Schwaben 2, 93. 1”) Mann1%) Schön29. Germ. Mythen

Oberpfalz 2, 33.

13)

Myth.

Grimm

2,911. 19) John Westböhmen 65. 11) Meyer Baden 220 = Weinhold Ritus 41. 1?) Se yfarth Sachsen 252. 13% Grimm Myth. 3, 452 Nr. 519. 1!) Mannhardt Germ, Myth. 3of.

145)

Ebd.

1#) yasius 57. 1%) Ebd. 125.

28.

1%)

Liebrecht

Sebillot

Paganisıne

Ger-

68.

7. Das B. unter freiem Himmel ım Fluß, See, Teich undim Meer

zur Erfrischung und zum Vergnügen hat

seinen besonderen Aberglauben. Er gweckt, die Gefahren dieses B.s zu

bebe-

19)

seitigen und gibt Schutz vor Ertrinken (s. Ertrinken und Wasseropfer). Ich muß aber doch darauf aufmerksam machen, daß gewisse Tage, an deren Vorabend die Nacht hindurch bis zum Sonnenaufgang das B. für besonders heilkräftig gilt im Freib. zur Erfrischung und zum Vergnügen verrufen sind, weil sie ein oder mehrere Opfer fordern, so der 1. Mai, der

Himmelfahrtstag, besonders der Johannistag und auch der Peter- (und Pauls-)

8.

|

Tage vor, bei denen das B. in der vorhergehenden Nacht nicht üblich ist. Für unser Klima bedeutet der Johannistag den Beginn des Freib.s, wenn auch an ihm | selbst nicht gebadet werden soll. Eine besondere Stellung haben die Hundstage. Wie schon gesagt (s. 6 g) rieten die Volkskalender vom warmen B. im Hause und in | der B.estube, wie in den Thermen, für diese : Zeit ab, empfahlen aber das kalte B. Vielleicht geht ein Teil der nachfolgenden B.everbote auch nicht auf das kalte, sondern auf das warme B., wo nicht ausdrückIn

den

Schwimmen

Hundstagen

die Rede darf

man

ist.

nicht

b., denn dann ist das Wasser giftig (Norwegen) 129), es ist gefährlicher als an ande-

und

Penn-

Liebrecht

Zur

Volksk.

337

.

150) Fogel Pennsylvania 260. 191) SAVKk. 24 (1922), 66. 15) ZfVk. 4 (1894), 405. 1°) Gr ohhmann 82.

Tag. Es kommen auch noch einige andere

lich vom

(Heidelberg

sylvaniendeutsche) 1%). Somit könnten bei uns für frühere Zeiten die Hundstage den Schluß des Freib.s bedeutet haben. — Am Laurentiustag (10. August) pißt in Ungarn der Hirsch ins Wasser, dann wird die Witterung kühl, und man darf nicht mehr b., und vom Stephanstage (20. August) heißt es ebenda, von diesem Tage an darf man nicht mehr b., denn der Hirsch pißt ins Wasser, und man wird krank davon 1); vom gleichen Tage sagen die mährischen Tschechen, daß in der Nacht in jedem Gewässer Schlangen b. und ihr Gift in dasselbe lassen, daher soll niemand nach Stephani b.!®). So ist für Ungarn und Tschechen Stephani der Schlußtag des Freib.s.

auch zu Himmelfahrt 1%), 1)

826

baden

Bad,

825



Bestube

und

Ofen.

hat in Deutscha) Die Biestube land wenig Aberglauben hinterlassen, da sie zu einer Zeit einging, als man den noch nicht aufzeichnete. Aberglauben Wenn sie in den Beichtfragen nicht vorkommt, wird damit nur bewiesen, daß diese vom Süden zu uns gelangten, wo es B.equast samt Dampfb.estube unsere nicht gab. Das deutsche und nordische Seelb. und die Stellung des Donnerstags mit (s. 3d) im B.estubenaberglauben ihren Parallelen im Baltikum und bei den Nordslawen lassen schließen, daß mancher bei diesen Völkern noch bestehende Aberglaube auch bei uns einst vorhanden war. Bei den alten Juden galt trotz der Liebe zum B.e das B.ehaus als ein Ort des Schmutzes, der mit dem Abtritt auf gleicher Stufe steht, und jedes Thoragespräch ist daher im B.e verpönt. Mußte doch selbst das für das B. momentan zu erteilende Wort in profaner Sprache gesprochen werden. Der Hurenlohn und der Hundepreis sollen verwendet werden zu

827

Bad, baden

Abtritten

und

Bädern !*).

Im

Glauben

| Hängebirke (das ist der B.equast) kräftig B.edurchpeitscht 1%),

der Wotjaken heißt es: „„, In die kammer trag dein Heilkreuz nicht mit; das in die B.ekammer mitgenommene Kreuz verliert seine (Fetisch-) Kraft und ist daher von keinem Nutzen mehr‘‘ 185), Bei der weißrussischen Landbevölke-

rung, bei der die Geburt im Sommer in der Banja (B.hütte) oder in einem leeren Stall, im Winter im Hause stattfindet 1%), vergräbt die Babka (Hebamme) die Nach-

geburt wobei

meist

sie sich

unter

nach

der Diele

828

der Banja,

allen 4 Himmelsrich-

Die Russen kennen einen ‚,Mitter| nachtsgeist‘‘, welcher den Kindern die

nächtliche Ruhe raubt. Man vertreibt ihn mit 7 aus einem B.ewisch (wohl B.e-

quast)

genommenen

Ruten,

indem

man

die Haustür öffnet und Besprechungsformeln hersagt 161), Zu Anfang des 19. Jhs. wurde in Wierland (Estland) das sog. Saksa-wihawötmine — Befreiung von der deutschen Bosheit (Zorn) — häufig angewandt, wobei der Weise den vom Zorn Betroffenen in einer B.estube mit besprochenem Salz

tungen verbeugt, aber nicht bekreuzt, sondern die Hände auf dem Rücken hält, weil die Banja ein ungeweihter Raum badete und dabei 3mal rief: ‚Die Herrist 1”), — Den alten Letten galt die B.eschaft unter den Fußboden, du auf dem stube teils für heilig, teils für behext, In Fußboden!‘ Dabei verlangten manche der Sage von Kurbrand werden 3 schöne Weise Blut von dem Schützling, der das Königstöchter, als sie sich einmal in der Ansinnen oft (als Scelenverkauf) zurückB.estube wuschen, von einem bösen Geist wies 162), Die Esten gießen (1854), wenn entführt. In derselben B.estube kocht einem Kind durch ein „böses Auge‘ ein Kurbrand einen Kessel Grütze. Der böse Leid zugefügt wurde, Wasser durch die Geist wird vom Geruch angelockt. KurGlühsteine eines B.stubenofens, werfen brand klemmt ihn in der Tür fest und verdarauf 3mal 7 glühende Kohlen ins Wasprügelt ihn, bis er ihm willfährig ist 15), ser. Man gibt zuerst davon dem Kinde zu Bei den Esten rufen die Zauberer oft trinken und badet es dann darin. So wird Krankheiten in der B.estube (Saun) herdas Übel glücklich gehoben, das böse vor, aber die Weisen heilen die Kranken ı Auge aber nicht selten mit einer Entauch in der B.estube, und suchen sie zündung bestraft !®8) (s, auch 3b, 3 d). von Zauberei zu befreien. Dabei muß Die Granen, die Krankheitsdämonen des vollständige Ruhe herrschen, auch ist es Wechselfiebers, kommen gewöhnlich aus in keiner Weise erlaubt, die Pfeife des geLappland nach Estland, in den heißen hörnten Johannes (Sarve Jaan) zu blasen Öfen und in die Hitze der B.estube wagen (pfeifen). Der Gesang oder die Pfeife des sie dem Kranken nicht nachzugehen 1%) gehörnten Johannes ruft diesen sonst in (s. noch 3c). Nach dem Poenitentiale die B.estube und macht die Heilung un- | Bedas wird die Mutter bestraft, wenn wirksam. Der Weise heilt hauptsächlich sie zur Heilung des Fiebers ihren Sohn mit B.cequast und Worten. Gegen Geaufs Dach oder in den Ofen (supra tecschwüre und ähnliche Schwellungen (!) tum aut in fornacem) legt, nach dem Egschlägt er 3mal mit dem Quast unter die berti eboracensis (a. 748) auf das Haus Fußsohlen und spricht dazu: „Kraut heroder den Ofen (supra domum vel fornaaus!‘‘ Darauf schlägt er die kranke Stelle, cem) setzt 165), Wird vermutet, daß den Kindern eine Daß Mädchen in Schlesien den Teufel Krankheit angezaubert ist (aber oft auch (Wodan) zum B. in der Kloake (B.estube) im Fall anderer Krankheiten), beschwört baten, damit er ihnen den zukünftigen der Weise beim Schlagen: „Schmutz, Mann zeige, berichtet Frater Rudolfus. Schmutz ist über die Ader, QuastClm. 5931 der bayerischen Staatsbibliothek

blatt

über

das

(bezauberte) Blut‘‘ 159),

Bei den Wenden der Lausitz entledigt man sich des Wechselbalgs, indem man ihn mit einer Rute von Zweigen der

(im 15. Jh. geschrieben) 1%) hat (unter der

Überschrift

„De

variis

remediis,

herbis

usw.) 166) die Stelle: „‚Pilsensamen in die padstuben auf den (Stein-)ofen gegossen,

Bad, baden macht dy läut an einander slahen mit den

padschefflein‘‘ 19)

etwa

(nicht

B.ewan-

nen, wie neuerdings gedeutet, sondern mit den kleinen Holzgefäßen, aus denen man Wasser auf die glühenden Steine des Ofens und am Schluß des B.es auf sich selbst goß). Für uns Heutige ist das kein Aberglaube, sondern Bilsensamenvergiftung. Ich erinnere mich einer Stelle, deren

Quelle mir entfallen ist: „Machen,

daß

die Weiber nackend aus dem B. gehen, leg Bilsensamen unter die Schwelle der B.estube.‘‘ glühenden

Die Skythen warfen auf die Steine Hanfsamen (Herodot

IV, 75) und schwitzten in dem Dampf. Das war ihr Reinigungsb. Wie Herodot meint, brüllten sie vor Freude 1%), in Wirklichkeit infolge der Haschischvergiftung. Vielleicht spielte bei den Deutschen

in der Urzeit der Bilsensamen als Rauschmittel eine gleiche Rolle, damit wäre die Badestube dem Geisterglauben und dem Zauber weit offen gewesen. In Norwegen glaubt man, wenn man einen Gang gehe und sich unterwegs bade, so kehre man unverrichteter Dinge zu-

rück 1%), Die Wotjaken in Rußland sagen: „Nachdem du 3mal in die einmal geheizte B.ekammer hineingegangen bist, tritt zum 4. Mal nicht hinein, dann geht der Albasti (Wesen, das beim Alpdruck eine Rolle spielt) hinein‘‘ 17). Die Esten

gingen 1641, wenn sie zum Abendmahl gewesen, nicht vor 3 Tagen nachher in die B.estube !7l), — In Agypten wird man

830

Erkältungs-, aber auch viele andere Krankheiten in der B.estube, wo die Temperatur bei gesättigter Dampfatmosphäre auf bis 50—609 Celsius steigt. Nachdem er sich alle möglichen Extrakte eingerieben hat, legt er sich auf das Treppenpodium, wobei er sich auf den Kopf entweder einen Tontopf oder einen Birken-

besen in der Art eines Hutes setzt. Nach dem Schweißausbruch schlägt man sich

— wie beim B. — den ganzen Körper mit Birkenruten rot und trinkt dann das vorgeschriebene Kräuterinfus. Man geht aber auch nach Einnahme des Tranks in den russischen Öfen, wo die nötige Temperatur durch etwas auf die Steine gegossenes Wasser bestimmt wird — es darf nicht zischen, sondern muß ruhig verdampfen —, die OÖfentür wird geschlossen, und der Kranke schwitzt. Laut Statistik von Rd. Tisjakow starben 1910 im Gouvernement

im

Ofen 23%

Saratow 792 Menschen

(s. auch

8 a).



Auch

in

Deutschland schwitzte man im Ofen, allerdings dem Backofen und zwar auf Brettern nach Herausholen des Brotes. Nach Ryff (16. Jh.) muß sich zuweilen der arme Mann auf den Dörfern aus Notdurft gegen Wassersucht mit dieser Art B. behelfen. ‚Aber die meister der artznei bruchen es wenig‘, sagt Phries

(16. Jh.). Todesfälle werden 1610 und 1748 gemeldet !7%), In der Schweiz hat man deshalb (bekannt seit 1645) über

dem Backofen besondere B.estuben erdurch Anstoßen mit dem Fuß in der richtet, die Bäckerb.stuben hießen und B.estube von Dämonen überfallen 272), fast wie die öffentlichen betrieben wurden. Das B. nannte man Brotb., wurde Hafer 14) Krauß Talmudische Archäologie ı im Ofen gedörrt, Haferb., schüttete man {Leipzig 1910), 232 f. 15) Liebrecht Zur Volksk. 337. 19) Zf£Vk. 17 (1907), 165. 1”) Ebd. 1 Glas Essig in den heißen Backofen, 167. 15) Victor v.Andrejanoff Let- | Essigdampfb. geDie Bäder wurden tische Märchen. Reclams Univ-Bibl. 3518, 27. wöhnlich %—1%stündig 6 Tage lang 19) Eisen Estnische Myth. 16f. 16) Ploß geGicht und Rheumatismus gegen Kind ı, 104. 1%) Ebd. ı, 108 f, 16) Boecler Ehsten

145.

Myth. 55.

1®)

Ebd.

*°) Grimm

62.

16)

Eisen

Myth. 3, 406.

Estn.

16) Mitt.

d. Handschriftenabt. d. bayer. Staatsbibliothek München, 1°) Schmeller BayWb. ı, 208. 16) Schrader Reallex.? ı, 74. 1%) Liebrecht Zur Volksk. 337. 7°) Urquell z (1893),

144. 3) Boecler EhAsten 64, 7 (1917), 3 Anm. I.

17?) Der Islam

b) Ofen. Im russischen Gouvernement Jaroslaw schwitzt der Kranke gegen

braucht. Sie kommen heute noch vor. Ein Zusammenhang mit Brotaberglauben ist ganz verloren gegangen 175), Sicher war sich der ‚,Gandahannes‘*, der wegen

schweren Rheumatismus in der Valser Therme mit Erfolg gebadet hatte und, um den Weg zu sparen, daheim auf

einem Brett als Sitz im verschlossenen Backofen die Kur mit gleichem Erfolg

fortsetzte !7°),

Bad,

keines

Aberglaubens

baden

be-

wußt. Auch in der Behandlung der Krätze im Backofen (Ungarn, Oberschlesien) 17) kann ich keinen Aberglauben sehen. Er besteht nur bei der Behandlung des Kindes. Der rasch fortschreitende Körperschwund, eine schwere Erkrankung, bei der das Kind ein greisenhaftes Aussehen

bekommt, die heute als Dekompensation (Finkelstein) bezeichnet wird !®), in Karlsbad und Umgegend ‚„Altvater‘“ 1), in Steiermark das ‚Älter‘ 18), in der Rokkenphilosophie ‚, Elterlein‘‘ 18), jn Siebenbürgen das ‚,Hundsalter‘‘ 182), in Nieder-

Österreich (Neunkirchen) ‚,’s Gölta‘‘ 183) heißt, wurde durch Einschießen des Kin-

das Neugeborene ein Weilchen in den Backofen, so wird es keine Sommersprossen bekommen !®) (s, auch 8 a).

”%) Arch. f. Gesch. d. Med. 18 (1926), 264. 4) Martin 126f. !5) Ebd. ı12 f.; SAVk. 22, 120 ff. ”6) Jörger Vals 65, 1”) Arch, f. Kriminalanthropologie 28 (1907), 362. 18) E, Feer Diagnostik der Kinderkrankheiten (Berlin 1924)

HL

des auf einer Brotschüssel in den Backofen meist unter Hersagen eines Spruches vermeintlich geheilt. Man nannte das gewöhnlich Umbacken, in Niederösterreich

Göltawenden. (S. weiteres bei backen Sp. 9 u, 760.) In Ungarn schiebt die Hebamme den vom Wassermann untergeschobenen Wechselbalg mit den Worten ein: „Hier hast du den Teufel, gib mir mein rechtes Kind zurück‘‘ 1%), In Stettin steckt man

832

| kann, tut man verrostetes Eisen ins B. — wie das Eisen stark ist, soll auch das Kind stark werden —, dann reibt man das Aa

831

Kind mit Natternfett ein 18), — In Franken badet man beschriene Kinder mit Beschreikraut (Sideritis, wahrscheinlich Stachys recta) 18), Im Voigtland wird gegen die englische Krankheit ein 2- bis 3maliges B. empfohlen, in dem ein vom Schindanger geholter Pferdekopf abgekocht ist (Reichenbach) !®). In dem dem Voigtland benachbarten Reußischen nimmt man das Wasser zum B. aus einem Bach, über den eine Leiche getragen wurde, gegen Fräsel (Gefraisch) 1%). — In Schlesien weicht die Abzehrung (= Alterlein), wenn man das kranke Kind in dem Wasser badet, worin am Fronleichnam zusammengelesener Kalmus gekocht worden ist (Breslau, Brieg, Kreuzburg). Auch wird Kirchhoferde von 3 Gräbern in Flußwasser gekocht und das Kind darin gebadet. Am Abend streut man die Erde wieder auf die Gräber und gießt das Wasser in den Fluß zurück. Das wird dreimal gemacht, doch muß die Erde jedesmal von 3 anderen Gräbern genommen werden (Leobschütz). Man setzt das Kind auch in eine Wanne mit

warmem Wasser, schmiert es mit einem Brei aus Weizenmehl und Milch, die beide geschenkt sein müssen, an 3 Freitagen ein,

badet es und gießt dann das Wasser von einem Bergel herunter (Kreuzburg) 192), 228. 9) Ploß Kind ı, 130. 1) Fosse1 Volksmedizin 84. 11) Grimm Myth. 3, 437 Nr. 75. Hat man in der Grafschaft Glatz (Schle2) Hillner Siebenbürgen 51 Anm. 183. sien) zur Genesung eines kranken Kindes 3) Hovorka u. Kronfeld 2, 657. (wohl auch beim Älterlein) einen Teig34) Ploß Kind ı, 107. }) Urquell 5, 279. abdruck ohne Erfolg im Ofen gebacken, so 9. Bad in der Wohnung, | geht man nachts 12 Uhr auf den Kirchhof, Zauberbäder. Im Hause wird das nimmt 3 Hände voll Gras und betet ein 1. Kindsb. genommen, dessen Aberglaube Vaterunser für die armen Seelen. Das meist auf die späteren äußeren VerhältGras wird gekocht und das Kind in dem nisse, auch auf die Erhaltung der GeAbsud gebadet. In 3 Tagen genest das sundheit wirken soll. — Kleine WiegenKind oder stirbt 1%), Die Siebenbürger kinder bekommen im Böhmerwald TerSachsen b. das Kind gegen das Hundsminalknospen der Fichten und Tannen alter (Alterlein) in Bädern aus Erbsenund andere Kräuter ins B., damit sie stroh oder aus Heublumen; besonders kräftiz werden !®%). Die Siebenbürger kräftig ist das B., in dem zuerst ein Junger Sachsen gebrauchen bei schwachen KinHund gebadet wurde (Rätsch) !*). Sind dern Zusätze von Eidotter, Kornschleim, die Geschlechtsteile des Neugeborenen altem Wein !®), Milch; wenn das Kind durch Quetschung bei der Geburt anvor Schwäche nicht stehen und gehen geschwollen, so wird eine Nuß, die

5 833

Bad,

mit dem

erwärmt

Wasser

wird,

Heilung in jedes B. gelegt 19), Um eines

gelbe

Rüben,

wird

heilen,

zu

Kindes

sucht

bis zur

Gelb-

ein

Seidel Wein ins B.ewasser geschüttet, und welche

Schnitten

in feine

geschnitten und an einen Faden gereiht gegeben werden ins Wasser wurden,

(Leschkirch

in Siebenbürgen) !®).

bei den Bäder beliebt sind Sehr Tschechen und Slowaken gegen Tuberkulose der Kinder. Hovorka und Kronfeld teilen eine Menge mit, bei denen die Herstellung und Anwendung meist sehr umständlich ist !®%). Grohmann gibt für die Tschechen nur an: Will man das Kind von der Schwindsucht (suchoty) heilen,

es mit

so b.e man

einem

Hunde

oder mit einer Katze, nach dem Geschlecht des Kindes, im Wasser, welches

aus

9

Quellen

oder

geschöpft

Brunnen

ist 197), Von den Rumänen in der Bukowina sei ein Rezept gegen Konvulsionen der Kinder mitgeteilt. Man nimmt 9

Schaffüße, kocht sie an einem Fasttage in einem neuen Topf in ‚„,‚unangefangenem‘‘ Wasser, womit man dann das Kind vor den heiligen Bildern vor Sonnenaufgang, zu Mittag mitten im*Zimmer und dann vor Sonnenuntergang bei der Tür badet

und dann sogleich das B. hinausschüttet; tritt die Heilung nicht nach einem eintägigen B.en ein, so muß dieses an Montagen, Mittwochen und Freitagen wieder-

holt werden 19). Auch bei Erwachsenen sind derartige Bäder üblich. In altirischen Sagen macht man den Helden ein B. aus Fleischsu d (Schweinefett und Kälberfleisch)!®), sicher zur Stärkung. In Oberbayern ist heute noch cin Kälberfußbad volksüblich!®). Gegen die Abzehrung gebrauchen die Bewohner des Riesengebirges Bäder aus Schafsfüßen,

Rindsknochen und Rin-

dermagen (Kuttelflecke genannt) mit aromatischen Kräutern im zunehmenden Mond, oder sie b. im Schlamm, in welchem

neunerlei

Hölzer

verfault sind !®?), Pan-

taleon, Arzt in Basel, empfahl 1578 den Lungensüchtigen Wasserbäder, „so ab Kalbsköpfen und -füßen gesotten‘‘, an

Stelle

der

Thermen.

Pictorius

1560 Bäder von Baumöl, Bächtold-Stäubli,

Milch,

Aberglaube

I.

erwähnt Molken,

baden

834

| Wein, Öl, in dem ein Fuchs oder Dachs zu| vor gesotten wurde (wohl zu dem gleichen | Zwecke), sagt aber, ‚man schreibt von ihnen‘‘ %0), Der Züricher Stadtarzt von Muralt schreibt 1711, daß einem Kranken, der durch Zauberei zu ‚„‚verdorren‘‘ anfängt, jeweils nach dem B.e alle Gelenke mit destilliertem Ol von Menschenschmalz und Beinen geschmiert werden sollen. Das soll dem Leib und auch der Vernunft des Kranken sehr wohl bekommen %1). — Poppaca Sabina, Kaiser Neros Gemahlin, badete alle Morgen in und führte auf ihren Eselinnenmilch Reisen nach dem Bericht des Dio Cassius

50 Eselinnen in ihrem Gefolge mit; die Gemahlin des Kaisers Augustus soll gar die Milch gefangener keltischer und germani-

scher Frauen zu Bädern benutzt haben 22), in beiden Fällen wohl als Schönheit erhaltendes Mittel, Nach Ryff (16. Jh.)

war

bei

den

Deutschen

in Milch

zu b.

ebenso ungewohnt wie in Wein und Öl. 1793 aber benutzte man Milch- und Molkenbäder, wobei man glaubte, die Kranken damit zu ernähren “). Das B. in Menschenblut galt als

Mittel gegen Aussatz. Nach Plinius (hist. nat. 26,

8) wandten

es

die ägyptischen

Könige gegen Elephantiasis (Aussatz?) an 23), Ein Menschenblutb. soll von Aretaios (2. Jh. n. Chr.) als angeblich kelti-

sches Heilmittel erwähnt worden sein !®). Marcellus (Emp. XIX, 18, im 5. Jh. n. Chr.) empfahl es gegen Elephantiasis (Frankreich) 2%), Die hl. Hildegard, Abtissin auf dem Ruppertsberg bei Bingen, rühmt Men-

strualbäder gegen Aussatz%5). Als Kaiser Konstantin der Große am Aussatz erkrankt war, wurden ihm Bäder aus kindlichem Blut verordnet; der Kaiser gab aber

die gewaltsam beigebrachten Knaben und Mädchen den Müttern zurück, weil die Gottlosigkeit einer solchen verbrecherischen Tat ersichtlich, der Erfolg doch nur ungewiß sei 26). Konrad von Würzburg Jäßt

den

Kaiser

in Rom

Meister des Kapitols

krank

raten

ihm,

sein,

die

im Blut

unschuldiger Kinder zu b., worauf er 3000 nach Rom bringen läßt, „„‚daz im würde ein bat gemachet üz ihr bluote dö‘‘ 2”). ! Dem aussätzigen König Richard von Eng-

27

Bad,

835

land rät ein Jude, sich zur Befreiung von seiner Krankheit im frischen Blut eines neugeborenen Kindes zu b. und dessen

Herz

ganz

warm

und

roh, so wie es aus

dem Leibe genommen, zu verzehren (Marbachs Volksbücher, Leipzig 1841, 22). Für den Armen Heinrich (von Hartmann

von Aue) kennt der berühmteste Arzt von Salerno zur Heilung des Aussatzes nur ein Mittel: das Blut einer reinen Jungfrau %). In den 7 weisen Meistern erklären 30 große Meister und Ärzte aus

allen Ländern, daß sie den aussätzigen König Alcxander von Ägypten nicht heilen können; eine Stimme sagt ihm aber, während er betet, sein Freund, Kaiser Ludwig von Rom, werde ihn heilen, wenn dieser ihn mit dem Blut seiner beiden, von ihm selbst getöteten Söhne wasche, was

auch geschah %9), Allen Ernstes berichtet

der Zürcher Chorherr Wyck von einem Schreiben aus Ferrara vom 27. April 1587

an J. Hanns Ulrich Grebell (in Zürich), nach dem Signora Biancha Capella, Ge-

mahlin des Herzogs von Florenz, ‚als sie etwas krank gewesen‘, auf den Rat jüdischer Ärzte 200 Kinder töten ließ, in deren Blut die Juden sie badeten. „Ist

aber glich wol Ir kranckheit nit hingangen‘‘. Und der Berner Chronist Anshelm schreibt, 1483 habe sich König Ludwig XI. von Frankreich gen Tours zu St. Martin tragen lassen, der vor seinem Tode „insunders von wegen der Malacy

(Aussatz)

vil

Kinderblut

gebrucht‘‘ 207),

Tierbäder, d.h. Bäder, bei denen der ganze Mensch oder einz.Ine Körperteile in frisch geschlachtete Tiere oder Organe derselben gehüllt wurden, sind nach Hovorka und Kronfeld ein allgemein verwendetes Volksmittel 2), Bartels gibt an, daß ihm bei Naturvölkern nur ein Beispiel bekannt sei. Bei den Onkanagan-Indianern Nordamerikas wurde ein verzweifelter Fall von Schwindsucht angeblich dadurch geheilt, daß sie 42 Tage hindurch täglich einen Hund töteten, den Bauch aufschnitten und die Beine des Kranken in die noch warmen Eingeweide legten, wobei noch gewisse Rindenabkochungen gebraucht wurden 21), Struck und Pototzky meinen (ohne Beleg), sie kämen

baden

836

bei Indianern nicht so selten, wie Bartel s

glaubt, vor, und sie seien in Afrika auch wohl bekannt. In Südwestafrika schlachtet der Reiche einen Ochsen und hüllt sich in den noch warmen Mageninhalt

desselben ein, indem der Magen selbst soweit als möglich zur Bedeckung ver-

wandt wird 22), — Der spätere Abt Purchard von St. Gallen wurde 14 Tage vor der Zeit aus der toten Mutter durch Kaiserschnitt geboren und in das Fett eines frisch ausgenommenen Schweines gewickelt (10. Jh.) 21), Caesar Borgia wird gegen Arsenvergiftung (nach anderer unwahrscheinlicher Vermutung gegen Schüttelfröste) in die Haut einer frisch geschlachteten Eselin eingehüllt 214), Johannes

von

Muralt

sagt

1697,

daß

man

bei Schwindung von Gliedern einem Hund den Bauch öffnen, das Glied also warm hineinstoßen und hernach mit Menschen-, Dachs- oder Fuchsschmalz schmieren soll 2%), In der Bukowina wickeln die Rumänen ein tuberkulöses Kind in den einem geschlachteten Tier entnommenen Darm 25),

In Gutentag (Herrschaft zwischen Radkersburg und Pettau in Steiermark)

hatte 1661 eine Frau mit Hilfe einer Hexe einem Mann eine schwere Krankheit angezaubert. Sie bat später dieselbe Hexe um Rat, die Krankheit zu beseitigen, „welliche disser 9 felberne (Weiden-) Ruethen in ain Padt, absonderlich aber dass Fuepper Khrautt, Guldes Krautt zu kochen, die Stain aber mit denen von sich selbsten verdorbenen Kronobethern (Kranewitbeeren, Wachholder) zu hizen anbevolchen‘‘, Darein wurde der Kranke gebracht und genas 26), Erklärend sei bemerkt, daß man heute noch in einzelnen Bädern Tirols das Wasser dadurch erwärmt, daß man erhitzte Steine in die hölzernen B.ewannen legt 27). In der Practica des Berthol. Carrichter, Leibarztes Maximilians II, wird (wie Grimm aus Wolfg. Hildebrand, Von der Zauberei, Leipzig 1631 S. 226 entnimmt) ein Zau‘ berb. beschrieben, das nicht an gemeinem | (stahlgeschlagnem) Feuer gekocht werden darf. Es heißt: ‚„,Geh zu einem Apfelbaum, da der Donner eingeschlagen hat,

Bad, baden 5

aus dessen

Holz laß dir eine Säge machen,

mit dieser Sägen soltu auf einer hölzen Schwelle, darüber viel Volks geht, so lange sägen, bis es sich anzündet. Dann mach Holz aus Birkenschwämmen und zünd es bei diesem Feuer an, mit dem du das B. zurichtest, und laß es beileibe nicht ausgehn‘‘ 218), Es sei hier auch des Glaubens aus der Rockenphilosophie gedacht, ein gebrauchtes Fußb. soll nicht eher als den anderen Tag ausgegossen werden, man gieße sonst das Glück mit weg 29), 386) Schramek Böhmerwald 181. 17) Hillner Siebenbürgen 16. 18) Gaßner Mettersdorf 15. 18) Lammert 83. ”) Köhler Voigtland 354. 1) Seyfarth Sachsen 214. ®) Drechsler 2, 314f. 1®) Ploß Kind I, 535. 1) Haltrich Siebenb, Sachsen 264. 5) Hillner Siebenbürgen 50. 1) Hovorka u. Kronfeld z2,65s59ff. !”) Grohmann 179. 19%) ZföVk. 4 (1898), 218. 1®) Zeitschr. f.

Balneologie

6 (1913—14),

375.

%°) Martin

129. 20) OttoObschlager Der Züricher Stadtarzt Joh. von Muralt. Diss, (Zürich 1926), 41. %?) Marshall Arznei-Kästlein 96.

#3) Urquell 3 (1892), 115. %%) Zeitschr. f. Balneologie 4 (1911—12), 6o. %5) Hovorka u. Kronfeld z2, 616. %° Marshall Arznei-Kästlein 75. %”) Martin 203f. %8) Lammert 190. %) Richard Benz Die deutschen

{Jena

1911),

Volksbücher,

145ff.

die 7 weisen

2%) Hovorka

Kronfeld z, 246. 2) Bartels 135. 22) Struck u. Pototzky

Meister

und

Medizin Die Hy-

drotherapie der Afrikaner. SA. 6. Deutsche med. Wochenschr. 1908 Nr. 30. ?*%) GddV. ıo. Jh.

Ir (Leipzig 1878), ı291f. 21) Mitteilungen z,. Gesch, d. Med. 25 (1926), 320. *!%) Hovorka 2, 663. 216) ZfVk. 7 (1897), u. Kronfeld 191 f. 227) ZAIpV. 20 (1889), 195. %8) Grimm Myth. ı, 505. 2) Ebd. 3, 445 Nr. 350.

10. Das B. zu Heilzwecken in kalten Quellen, in Gletscherspalten, in Fluß und See, im Meer. Zu einem Teil untersteht dieses B. dem Zeitaberglauben (s. 6). a) Über die verschiedenen Gebrauchsarten der kalten Quellen in England gegen die englische Krankheit der Kinder sind wir durch einen Brief Ellisons aus dem Jahre 1700 an den Arzt Floyer gut unterrichtet: „Nichts

ist

gemeiner

in

diesem

Lande

und

wird gemeiniglich nützlich zur Verhütung oder Kurierung

der

Rachitis

befunden,

als Kinder

von ı Jahr und darüber zu St, Bedes, Honwick oder St. Mungos Brunnen (welches sehr kalte

1

838

Quellen sind) zu schicken und in den Monaten Juni und Juli des Abends ı4 Tage lang und länger einzutauchen.‘ Wenn die Kinder sehr zart sind, wird ein oder mehrere Tage ausgesetzt. ‚‚,Einige tauchen sie 2-—3mal über Kopf in ihren Nachthemden und Kappen

den und

lassen sie zwischen jedem Eintauchen ein wenig

verblasen, andere tunken sie nur bis an den Hals

(weil

das

könnte),

Wasser

ihnen

den

Atem

benehmen

tunken aber die Nachtkappen

treulich

ein und setzen sie naß auf ihr Haupt. Andere (wo der Brunnen nicht räumlich genug) sind zu-

frieden, ihre Kinder in einen Kübel voll von der Quelle gesammelten Wassers zu stecken und ihnen das Wasser über den Kopf zu gießen.‘ Alles geschieht geschwind; in 3 Minuten erholen sich die Kinder vom Eintauchen. Andere tauchen aus Zärtlichkeit nur Hemd und Nacht-

kappen ein und legen sie den Kindern an. Nach

dem Eintauchen werden diese mit den nassen Kleidern in warme Decken gehüllt, ins Bett gelegt und schwitzen. So liegen sie bis zum Morgen und bekommen dann trockene Hemden und Nachtkappen an. Man gibt ihnen stärkende Gallerten von Hirschhorn und Kalbsfüßen usw,

Wenn das Laub zu fallen beginnt, sind sie völlig

gesund oder doch besser. Hat das Eintauchen nicht geholfen, wird es im nächsten Jahr wie-

derholt. Die Diät wird nicht geändert, Purgiermittel

werden

vor

und

nachher

nicht

gegeben,

auch Herzstärkungen nicht, außer einem Löffel Sektwein

vor und

nach dem

Eintauchen,

wenn

ihn die Kinder nehmen wollen. Es muß acht gegeben werden, daß der Nacken der Kinder warm gehalten wird, damit sie sich nicht erkälten,“

Ellison versichert, daß kein Todesfall bekannt geworden ist und seine eigenen 4 Kinder mit guter Wirkung eingetaucht worden seien. Von einer sehr kalten Quelle zu Scarborough in der Grafschaft York an der Nordsee sagt 1678 Robert Witte, daß dort die Mütter ihre rachitischen Kinder 5 bis 9mal mehrere Tage nacheinander eintauchen und sie nachher in warmen Betten schwitzen lassen *2). Was hier von Ärzten berichtet wird, ist eine kunstgerecht ausgeführte, feuchte Pak-

kung. Außer der Tatsache, daß sie am hl. Quell stattfindet und dessen Wasser verwendet wird, hören wir nichts von Aber-

glauben, im Gegensatz zu den Berichten der

Volkskundler,

Sonnenkult

und

wo

bestimmte

Lappenaufhängen

Tage,

eine

Rolle spielen. Außer den eben und unter 6e genannten Quellen sei eine am Fuß des Cheviotberges bei Wooler in Cornwallis genannt, in der man die Kinder badete, nachdem man „Hey, how!‘ ge. 27*

839

Bad,

baden

schrien hatte. Nachher opferte man cin ! Stück Brot oder Käse darin ®21), In Frankreich gebraucht man eine große Anzahl Quellen zur Heilung der Schwäche und der Rachitis der Kinder. !

840

Wuschilburgk (15. JIh., wahrscheinlich Erfurter Gegend): „Einen mit einer Krankheit behafteten Knaben tragen sie

zu einer sprudelnden Quelle und b. ihn darin (ex hoc [wohl besser mit „Wasser aus dieser‘* zu übersetzen]) an drei Tagen vor Sonnenaufgang und nehmen von dem Wasser etwas mit und tragen den Knaben in eine Pferdekrippe, die sie mit dem

Man läßt sie Wasser aus der hl. Quelle trinken oder taucht sie bis zum Hals ein. In eine Quelle von St. Vizia in Finistere (Nordwestfrankreich) werden die Kinder drei aufeinander folgende Montage cingetaucht. Man besprengt den Kopf mit dem

sprechen:

Rücken, trägt sie 3mal um die Kapelle und rollt sie dann über den Altarstein. Auch der Brauch, das Hemd des kranken Kindes in die hl. Quelle zu tauchen und cs

b) Weniger hören wir vom B., bzw. Eintauchen kranker Glieder der Erwachsenen in die kalten Quellen der Gebiete, wo es bei Kindern Brauch ist.

Wasser, giceßt cs in die Ärmel und auf den

ihm anzulegen, ist in ganz Frankreich verbreitet (auch im Veltlin an der Quelle des hl. Luigi, die gegen Behextsein hilft) *2), In Finist&rce kam es 1830 vor, daß eine Mutter, deren Säugling am

Fieber litt, 3 Bettler zur hl. Quelle schickte, die dort 9 Tage beteten und das

eingetauchte Hemd zur Heilung mitbrachten 23), —. Bei Courfaivre im Berner

Jura fällt in einer Grotte die ziemlich starke Quelle der hl. Columba in ein

schmuckloses Becken. In dieses tauchen die Eltern ihre rachitischen (nach anderer Mitteilung verkümmernden) Kinder. Oft, wenn man dic Straße entlang geht, hört man ein Gebrülle und Geschrei. Das sind die Kinder, die man eben ins kalte Wasser taucht. Nach Runge geht der Eintauchung ein Gebet voran, und der Volks-

glaube

Kinder

verbietet

am

das

Freitag 224),

Eintauchen

der

Im deutschen Sprachgebiet sind die kalten Quellenbäder der Kinder selten. Sie kommen im Luxemburgischen, im

Elsässer Sundgau

(s. 6 e) vor. In Schlatt

bei Staufen (Baden) übte vor 50 Jahren der Müller über die am Bergli entspringende, schwach eisenhaltige, kalte Quelle das B.erecht aus, indem er am Sonntag vor der Vesper kranke Kinder 3mal mit einem Heilspruch hindurchzog und sie dann unter dem Gebet des Pfarrers auf den Altar des später durch St. Sebastian ersetzten St. Apollinaris legte 22), Daß bei uns dieser Aberglaube einst stark heidnisches Gepräge trug, zeigt Johannes

Wasser

begießen, „Loß

indem

sie

den

Reim

dich lung und leber von

dem ripp, Als das futir von der cripp‘‘ 226)

Der erwähnte Dr. Davison sagt | 1700) von England, daß Leute

(um vom

' 6. Monat bis zum 80. Jahr die Brunnen gegen eingewurzelte Schmerzen in Gelcnken und Muskeln nach langwierigen

Flüssen (Rheumatismen) und Quartanfiebern, wie auch von Verdrehung der Vlechsen und Quetschungen, gegen Ra-

chitis und alle Schwäche der Nerven entweder überhaupt oder eines besonderen Glicdes anwandten. Erwachsene blieben Ya—)az Stunde im Wasser, Kranke schwitzten darnach im Bette, Gesunde kleideten sich an und bewegten sich bis zur Erwärmung. Die Kur erforderte keine Vorbereitung und keinen Wechsel der Lebensweise und dauerte 14 Tage. Täglich wurde 2mal eingetaucht. In der Quelle von

Scarborough (York) sollen (1678) Krampf-

kranke !5 Stunde ausgehalten haben. In St. Winfreds Brunnen (Wales), der schon i. J. 644 Wunder bewirkte, wurden ein Ritter von Bath von Aussatz geheilt (1606), ein Geschwür nach 3maligem B., cin gelähmter Quäker und eine Abgezchrte, die in England, Frankreich und Portugal vergebens Hilfe gesucht hatte,

auf

einmaliges

stehen mehrere

B.2%0), —

In Frankreiclı

Quellen auf der äduischen

Hochebene im Ruf, gewisse Krankheiten zu heilen. Die Kranken machen das Zeichen des Kreuzes, rufen den Heiligen an, werfen, während sie die Glieder eintauchen, Geld und auch Nahrungsmittel in die

Quelle

heilmittel

und

nehmen

mit 227),

Wasser

als

All-

841

Bad,

In Steiermark entspringt seit ‚,undenkbarer Zeit‘‘ am ‚,‚Stein‘‘ bei Mittendorf am Fuße des Grimming eine Quelle gegen Gicht und Geschwüre und heißt „Heilbrunn‘‘. In alten Zeiten war dort ein gteinernes Becken vorhanden,

und einem

in der

deutschen

Bilde nach

Weit

man

badete

wurden

häufiger

darin.

die Füße

Schweiz die kalten Quellen von Erwachsenen benutzt. Man nannte sie Kaltbäder, auch Kaltwehbrunnen (wegen des Gebrauchs gegen Kaltweh, Malaria). In der Regel bestand die Kur in einem 3maligen Eintauchen,

Stumpf

so

hat

1546 sagt.

man

genug,

Rigikaltbad

wie

bestand

aus einem Trog, in den der nie über 5° C

warme Schwesternbrunnen (bei der Kapelle des Erzengels Michael) floß. 1661 heilte es Fieber und andere Gebrechen. Ein Kaltb. im Entlibuch hatte 1661 ähnliche Wirkung. Schwendikaltb. (Unter-

1576 nach Adam von walden) wurde Bodenstein von vielen besucht, „aber sie verharren nit lang darin, vertreibt etliche

Seit 1706 kranckheiten gar schnell‘. wurde es gewärmt benutzt, die Kur dauerte 1826 in der Regel 10 Tage, und zum Beschluß pflegte man noch einige

Male den Körper oder das kranke Glied in kaltes Wasser einzutauchen. Im kalten B. im Krauchtal (Glarus) wurde an den 3 ersten Sonntagen im August, den kalten

B.sonntagen, viel gebadet. Nach Stumpf (1546) wurden verfinsterte Augen er-

leuchtet, etliche bekamen das Gehör wieder, doch fügt er hinzu, daß etliche Gebrechen auch böser geworden seien. 1714 wurde dort, wenn auch nur zuweilen, noch

gebadet **)., Zur Krankheiten gegen Quelle von Augsport (Wallis) wallte 1574 täglich eine große Menge Menschen, die

zum Teil aus weiter Ferne kamen, sie tranken von dem sehr kalten Wasser soviel sie vermochten, wuschen darauf den ganzen Körper oder das kranke Glied mit dem Wasser, das sie mit den Händen schöpften, und nahmen Heilwasser in Flaschen mit nach Hause *8), Die Quelle von Sakramentswald in Unterwalden, die entstand, als Räuber auf der Alp das gestohlene Sakrament niedergelegt hatten, über der sofort eine Kapelle errichtet

baden

842

wurde, befreit die Badenden von allen Krankheiten, läßt sich aber nicht trinken und kann auch nicht herausgeführt wer-

den 224),

Schwendikaltb. erwähnten In dem behielt man zu Anfang des 18. Jhs., wenn auch nicht immer, beim Eintauchen dic Kleider an, 1826 tauchte man nur noch bekleidet den ganzen Körper oder einzelne Teile ein, und trocknete die Kleider dann an der Sonne. Hier bestand auch vormals die Sitte, Leute für Geld zu dingen, um sich für einige Minuten ins kalte B. zu setzen für Rechnung und Frommen irgendeines Kranken, welcher diese Verrichtung an dem wilden, sehr entlegenen Orte nicht selbst übernehmen

wollte oder konnte ?%), c) Die Tiroler Bauern

gebrauchen eine

Menschen, die an den Fernerkur. „unteren Extremitäten‘ leiden, halten sich dann und wann in einer dem Gletscher nahe gelegenen Hütte auf und lassen den Fuß in eine Spalte hineinhän‚„‚,ausalles Gletscher ein weil gen,

zieht‘‘ 22). Nach Paracelsus werden Räude (Pruritus) und Krätze (Scabies) durch Schneewasser in Gebirgen geheilt. Die erkrankten

Glieder seien darin zu b., wo-

durch sie narkotisiert würden ®), d) Eine Eigentümlichkeit von Kärnten ist der ziemlich verbreitete Glaube an den gemeinen

Kalmus,

der insbesondere

gegen Schwäche wirken soll, Man badet gern entweder in einem See oder in einem Fluß, an deren Ufer die Schäfte dieser Pflanze in Menge gedeihen, wie beispielsweise im Ausfluß des Ossiacher Sees zu

St. Andrä bei Villach, welcher Ort als „Kalmusb.‘ weit bekannt ist; oder man die man in schneidet Kalmusstengel, irgend einem Sumpfe gesammelt hat, in eine Badewanne und gießt Wasser darauf, wie es im sogenannten Kalmusb. bei

Feldkirchen geschieht ®), e) Weit verbreitet ist der Glaube, durch Meerbäder Tollwut heilen zu können.

Der Legende nach wurde der Dichter Euripides, als er vom tollen Hunde gebissen, von den ägyptischen Priestern ins Meer getaucht. In Italien, Frankreich, Hol-

land und England waren sie in Gebrauch.

843

Bad,

1783 nahm man sie am Mittelländischen Meer 9 Tage. In Marseille setzte man den Kranken

dem

auf

den

Ufer und

Knien

ins

ließ 9 Wellen

Meer

nahe

über ihn er-

gehen, wobei ihn 2 kräftige Leute niederdrückten. In Artois tauchte man 3mal ins Meer zu Ehren der Hl. Eurone und

Hubertus.

Vom

17. bis

ins

I9. Jh.

war

besonders das Meer bei Dieppe heilsam. 1775 hatte die Stadt dort besondere Leute zum Eintauchen angestellt, die es allein besorgen durften. Sie und der Kranke mußten vollkommen nackt sein (selbst die Ringe wurden abgezogen). 5mal mußte die Woge über den Kranken hinweggehen 22), — In Portugal nahmen fiebernde Kinder 9 Kieselsteine, warfen sie zu dreien ins Wasser und riefen: „Fieber, Fieber, gehe ins Meer, während ich mich b.e, Fieber, gehe heraus aus meinem Körper‘‘ 283), In Swinemünde herrscht die Sitte, daß

in

der

See

b.de

Frauen,

wenn

sie

das

letzte B. genommen, einen Kranz in das Meer werfen. Nimmt ihn die See mit fort kommt das Uebel nicht wieder 24), Glei-

ches wird aus Memel und anderen preußischen und kurischen B.eorten berichtet. Die Opfergaben sind Blumen, Kränze auch kleine Münzen. Die B.efrauen glau-

ben, zuweilen eine weiße Frau in der See zu sehen, die nach dem Lande hinwinke, denn eine der B.den müsse in jedem Jahr sterben, damit die anderen genesen können %5), Alt können Glaube und Brauch, wenigstens in dieser Ueberlieferung, nicht sein, da die Ostseebäder erst Ende des 18. Jhs. aufkamen 2%), 320)

Martin

»isme 67. 2, 278f.

Baden

4x

29ff.

%1)

??) Ebd. 66 ff. %1) Martin

u.

569.

2%)

SEbillot

Paga-

®3) De rs. Folk-Lore 24ff. 225) Meyer

Z{Vk.

ır

(1901),

275.

57) Humbert Molliere Memoire sür le mode de captage et ’amenagement des sources hermales de la Gaule vomaine 52, SA, Memoires de l’Academie de Lyon (1893). 2%) Martin 226. ?%9) ZAIpV. 20 (1889), 204 f. 230) Martin 28. ?%31) ZAIpV. 20 (1889), 209. 232) Bulletin de la Societe francaise d’histoire de la medecine 6 (1907), 182 ff. und E. Wickersheimer Hundegalskab og Strandbade (Kopenhagen 1913), ı ff. ?3) Sebillot Paganisme 303f. %4) Kuhn u. Schwartz 464 Nr. 478. 2%) Weinhold Quellen 54. ?3) Martin 62f

baden

844

II. Der B.eaberglaube in den Heilbädern hat schon mehrfach Erwäh; nung gefunden (s. 5, 6c, 6e, 6f). He ute noch beruht die wissenschaftliche Bäderanwendung zum großen Teil auf der Erfahrung, für die meist eine erschöpfende Erklärung nicht gegeben werden kann. Sie hat sich aus dem Volksgebrauch und dem Volksglauben entwickelt. Das Eintauchen kranker Kinder in die kalten heiligen Quellen Englands z. B. gab dem Arzt Floyer die Unterlagen für eine aberglaubenfreie Wasserheilkunde, die den Gebrauch der See- und später der Solbäder nach sich zog und die Flußbadeanstalten veranlaßte 237),

Das Volk hat heute noch eigene Anschauungen, die mit der Wissenschaft nicht in Einklang stehen. Zahlreich sind die Quellen, die gewöhnliches Wasser enthalten und die, auch wenn sie mit einem Kult keine Verbindung haben, für heilkräftiger als dieses gelten und zu B.ekuren gebraucht werden. Schon bei einzelnen kalt benutzten heiligen Quellen Englands sahen wir, allerdings nur wo Ärzte berichten, einen kurgemäßen Gebrauch (s. 10 a). — In den Tiroler Bauernbädern ist die Unterscheidung der Wasser in Augen-, Magen-, Glieder- und auch Herz-

wasser zu hohen Ehren gelangt und wird unter den verschiedenen Brunnen einer B.eörtlichkeit fast allgemein anerkannt.

In einer Anempfehlung des Bades Ramswald (1203 m), über Ehrenburg im

Pustertal gelegen, liest man, daß 5 Brunnen ncbencinander fließen. Eine Augen-

quelle

hilft

gegen

Schwäche

des

Seh-

vermögens, eine Eisenquelle hilft blutarmen Leuten, die 3. ist die Magenquelle, die 4. eine Schwefelquelle gegen Rheuma, di e 5. ei ne Schwefelquelle gegen Hä| morrhoidalleiden, (Vermutlich enthalten alle das gleiche Brunnenwasser.) Dem „Geist des Wassers‘* schenken die bäuerlichen Sommerfrischler ihr ganzes Vertrauen %8), In den Bauernbädern des Schwarzwalds wachte man eifrig darüber daß ihre Heilkraft auch anerkannt wu rd e %) , — Zuweilen kamen Brunnen | mit und noch mehr ohne mineralische Be| standteile plötzlich und meist nur für

Bad,

843 >

846

baden

den

folg. Das hatte einen abergläubischen erHildanus Fabricius Dem Grund. | zählten 1610 die Einwohner von Pfäfers,

Wasser enthielt 2%). Namentlich im 17. Jh.

da sei der Brunnen verschwunden, bis der

kurze Zeit in den Ruf, Heilwunder zu bewirken, so der ‚gute Brunnen‘‘ bei Treis

in

18. und

des

Ende

a. d. Lumde

30er Jahren des 19. Jhs., der gewöhnliches

entstanden solche Wunderbrunnen, so die zu Hornhausen, 3 im Amt Stolzenau bei

Müslering, die beim Dorf Lose und beim

Kloster Lüne im Lüneburgischen, beim Dorf Nordhausen im Amt Kassel, zu Rastenberg bei Weimar %), zu Bielefeld *2), zu Weihenzell bei Ansbach, zu

Ham, die zu Walkertshofen (1551) und zu

Burgbernheim in Bayern *), der zu Gontenschwyl im Aargau 23). Hornhausen hatte das Schicksal, wie der Balneologe

und gelobt

besucht

Zückert sagt, 3 mal

und 3mal vergessen und verachtet zu werden *4)., Auch das heutige B. Pyrmont

Ruf

seinen

begann

als Wun-

1556

derbrunnen. ‚‚,Vnnd ist yetz ein so grosses zülauffen dahin von allen orten vnnd enden, von den armen krüppeln, lamen, tauben, blinden, vnd besessenen menschen, ja auch was sie für kranckheiten haben das man nicht herberg noch behausung gnüg mag haben, sondern machen alda vff dem feld hütten, gleich wie in einem läger‘‘, sagt Dr. Metobius 2).

Die Abbildungen zeigen, daß man im Freien unter Zelten und Hütten badete

und das Wasser in Kesseln über dem offenen Feuer erwärmte %5), Das Heilwasser mußte als Gabe Gottes den Benutzern ohne Entgelt überlassen werden, in späterer Zeit wenigstens den Armen. ‚„‚Es mögen zu diesem Brunnen kommen vngehindert, Adel oder vnadel,

Reich oder Arm‘, montanus)

1597

sagt Feurbergk (Pyr-

von

Pyrmont,

„gratis

daß

letztere

datur gratis accipitur‘‘ 2%), wobei Koehne darauf

aufmerksam

macht,

Stelle Matthäus 10, 8 steht ?*7). In Baden

in der Schweiz bezog das Freibad mit mehreren Wirtshäusern zusammen sein Wasser aus einer Quelle. Es wurde ängst-

lich darauf gesehen, daß zuerst die Armen genügend

#0 noch

mit

1641.

Wasser

versorgt

In Baden-Baden

wurden,

beschwer-

ten sich die Einwohner 1488 beim Markgrafen Christoph, als der Bader von den Armen Geld genommen hatte, mit Er-

ein Abt habe das B. mit Abgaben belegt,

Zoll aufgehoben wurde. Ähnliches berichtet Wagner von Gontenschwyl bei | Reinach im Aargau. Dort wurde 1640 eine Quelle entdeckt, die bei massenhafvollZulauf viele Wunderkuren tem brachte. Aber schon im folgenden Jahre hatte der Brunnen seine seltsame Heil-

kraft vollständig verloren, weil die Bauern aus Habgier das Wasser verkauften ?®). Auch von Carlsbad ‚‚ist vor etlichen Jaren ein Geschrey in viel Lender kommen, als solte das Wasser wegen der Inwohner

Geitz aussen blieben sein‘, wie Fabian Sommer im 16. Jh. berichtet, nachdem der Sprudel aber nur aufgehört, weil das Wasser an einem anderen Ort sich gesammelt und aufgesprungen war 2%), Metobius erzählt 1556, der Pyrmonter Brunnen habe 300 Jahre vorher große Krankheiten geheilt, als aber der Herr der

Herrschaft Zins erheischte, versiegte der Brunnen %), Dem Brunnen sollte aber nicht göttliche Ehre erwiesen und er nicht zu einem Abgott gemacht werden. wie es im

I. Artikel der 1556 an einem

Linden-

baum aufgehängten B.eordnung am (Wunder-) Brunnen von Pyrmont heißt *9). Die B.eordnung des Glotterbades im Schwarz-

wald bestimmte: ‚,Item es sollen auch die

Bäder (B.den), noch Fremde, so die Bäder besuchen, dem B. nit Wasser sagen,

! bey Straff eines Fueder Weins mit zweyen

Reiffen

(= ı Maß

Wein)

gepunden‘‘ ?®),

und die von Baden bei Wien 1679, wer das heilsame B. gemeinhin ‚,Wasser‘‘ nenne,

zahle 24 Pfund ®1) (1 Pfund Strafgeld = I Pfennig) ?®), wobei zu beachten ist,

| daß

es

sich

um

halbscherzhafte

Strafen

des B.gerichts handelt, bei dem die B.gesellen eine mit eigenen Ausdrücken gespickte Sprache (ähnlich der der Jäger und Studenten) führten %2), — Verhöhnung des Heilbrunnens zog Strafe nach sich. Als 3 Landsknechte 1556 die Kraft ! und Wirkung des Pyrmonter Wassers verlachten, wurden 2 wahnsinnig und der | 3. vom Teufel besessen wegen Verach-

847

Bad,

tung der Gaben Gottes ®3), und als ein Jahr darauf der große Zulauf zum selben Brunnen aufhörte, vermutete man ein

göttliches Strafgericht, das dem Wasser seine Kraft nehmen ließ, weil der gemeine Haufe öffentlich Sünde, Schande und Hurerei bei dem Brunnen getrieben und vornehme Weibspersonen den Brunnen beschuldigt hatten, durch ihn wassersüchtig geworden zu sein, welche Bosheit aber Gott durch die Geburt schöner Knäblein zuschanden machte ?®), — Das Heilwasser duldete nichts Unreines. Nach Leucippaeus (1598) kamen im württembergischen Wildbad beim gemeinsamen B. keine Ansteckungen vor, „dieweil des wassers natur nichts vnreines annimmt‘‘ 24). Von Pfäfers heißt es 1610,

cs

verletze

die,

welche

mit

Franzosen

(Syphilis) behaftet seien, weil die hohe und heilige Arznei solche unreine und wüste Krankheit nicht annchme. Nach Thurneisser (1572) sollten sich vor Pfäfers auch die Goldschmiede hüten, die viel vergoldet hatten, die schwämen empor

darin. Er kannte einen aus Lindau, der viel vergoldet und deshalb viel Queck-

silber an sich nun, mit dem

Pfäfers Wasser wieder

gezogen hatte. Als dieser Podagra beschwert, nach

kam, konnte er nicht unter bleiben und mußte ungebadet heimziehen, weil das Wasser

kein Quecksilber litt 2%), Einzelne Bäder hatten die Eigenschaft, nur zu bessern, bzw. zu heilen oder zu ver-

schlechtern, ja zu töten. Paracelsus sagt von Plombieres, einem von Deutschen viel besuchten B.e in Frankreich unter

württembergischer

Herrschaft,

es

habe

einen unangenehmen Anhang: was zum Guten auf der Bahn sei, fördere es, aber auch das Böse, so zum Bösen geschickt

sei%6®), Vom Liebenzeller B. schreibt Foltz (um 1480): wer mit Gelbsucht und gleichzeitig mit Schwindsucht behaftet

ist und in 14 Tagen nicht gesund wird, muß sterben, und von der Leuker Therme: daß der Aussätzige beizeiten mag Heilung erwerben; badet er zu lange, so muß er

drin sterben %7),

Metobius

art wann

1556:

Von

„der

Pyrmont

brunn

schreibt

ist auch

der

ein krancker dahin geradt, vnd

baden

848

jn das wasser nit dolen will so wirffts jn auß, oder tödtet jn gar, bey dem villeicht ein kranckheit hat gar überhand genom-

men, Welches doch selten geschicht“‘ 258), Pfäfers warf 1663 zwei Wassersüchtige aus, ein dritter badete weiter und starb 259) Als Herzog Christoph von Württemberg

1545 cin scin des

in Wildbad badete und Schlemmerleben führte, Vater Herzog Ulrich, sich B.es wohl vorzusehen,

würgts

dich,

anscheinend warnte ihn in Hinsicht „sonst er-

che du dichs versichst‘‘ 26),

Aus all diesem klingt heraus, daß das B. immer heilt und nur die Menschen an einem unglücklichen Ausgang der B.ekur Schuld trugen, die entweder nicht kurgemäß lebten oder noch häufiger die War-

nung des Bades (das Auswerfen oder daß die Krankheit in bestimmter Zeit nicht geheilt war) unbeachtet ließen. Anschließend sei das B. im Stein Aptor erwähnt (Wigamur). „Vnd in dem selben stain badet kain man Der falschen muet

ye gewan, Er wurde kranck, plaich, missefar Vnd des Jeybs vnkrefftig gar. Wer aber jn das pad gye, Der raine tugent mynnet ye, Von des staines macht und türe Vnd von des prunnen natüre, So er in dem pad gesaß, Aller swere er vergaß, Sein leyb ward ring, sein hercz fro, Sein kraft starck sein gemüt hoh, Der synnen ward er weiße, Sein leyb stund gar nach preiße;

Suß lebt er ain manat

schlacht not Von mocht‘‘ 261), Im Karlbad am

Das jm kainerlay

freuden

geschaiden

Fuße des Königsstuhls in Kärnten (1700 m hoch gelegen) erhitzt man das B. dadurch, daß man glühend gemachte Steine in die Badewanne (einen ausgehöhlten Baumstamm) wirft. Nicht im Wasser liegt dem Volksglauben nach die Kraft, sondern in den Steinen, womit cs erwärmt ist, die im Bach sorgfältig ausgewählt werden. Nur Grauwacke ist das richtige Gestein ®%2). In den Tiroler Bauernbädern muß das Wasser ordentlich gekocht sein. Über das

„B.sicden‘‘ liegen 2 Berichte vor. Dr. Holer, Arzt in Reutte, schreibt 1823 in einer

über wald

das angebliche Schwefelb. (Bezirkshauptmannschaft

SchattReutte)

Bad,

849

wasser und mit Erfolg. Da einige Tage nachher in dem Karlsbade (wo er eben-

verfaßten B.eschrift: ‚, Jetzt (nach zweistündiger Kochung) jubelt und jauchzt das Volk: nun hat das Wasser erst volle Kraft, Macht und Herrlichkeit.‘‘ „,Kocht das Wasser nicht wenigstens durch vier

falls nicht hausen sollte) mehrere Menschen ertranken, glaubte man, das habe dieser Teufel bewirkt und schloß das B.

„für immer‘‘ 269),

Stunden, so hilft es nicht‘, glaubten da-

mals

die Leute,

wie

Wasser-

Dr. Philipp

mann (Das B. Ratzes, 1823) berichtet %3), — In Pfäfers tauchten nicht nur die Bauern, die an Walpurgis badeten, ihre Hemden am Schluß in das (nicht Mineralien enthaltende) B.ewasser und zogen sie so an, in der Meinung „einer mit sich hinweg tragenden großen gesunden Krafft‘‘, sondern auch Vornehme und und LeiEdle netzten ihre Hemden lacher (B.etücher) bei ihrem Weggang mit B.ewasser ein, die sie also getrocknet mit nach Hause nahmen und später ge. . brauchten %%), Auffallend ist, daß man mit wenigen Ausnahmen bis in neuere Zeit die (kalten) Sauerbrunnen zum B. nicht benutzte, man trank sie. 1641 sagt Sebitz ausdrücklich vom 24stündigen B. am Johannistag, daß es nicht im Sauerbrunnen, sondern im Sulzb.e (im Unterelsaß) genommen getrunken und Salzwasser in Unmaß werde 25), In Afrika benutzt man kalte Quellen überhaupt nicht zum B.%°),. Von den Indianern sagt von Öfele, daß sie die „auffälligen Säuerlinge‘‘ wenig beachteten 267), Vielleicht hielt bei uns das mächtige Aufbrausen des Wassers durch Entweichen der Kohlensäure beim Einwerfen der heißen Steine vom Gebrauch

zum B. ab, hatten doch schon die höher temperierten Schwefelthermen etwas Unheimliches an sich. Als Pipin vor der Erbauung der B.ehäuser in Aachen zum B.c

ging, wirbelte, nach dem Mönch von St. Gallen, plötzlich der Dampf auf und trübte sich das Wasser, was er als einen Angriff des Teufels deutete, den er mit und dem des Kreuzes Zeichen dem Schwerte abwehrte, das dabei tief in den Boden fuhr 28), Als 1374 in Aachen die

Das deutsche Heilbadewesen, 27) Martin S, A. Balneologische Zeitung 1912. *32) ZAIpV. 568. Baden 2?) Meyer 194. 20 (1889), 206. (1858), 7 240) Z, d. Ver. f. hess. Gesch.

zu) Martin 2951f. 2) Ebd, 257. *2) Ebd.

ein Mädchen,

chen

wollte,

bis an

den

Mund

in Weih-

286 ff.

Ebd. 330.

%)

2)

Ebd. Abb.

Carl

105. 124.

Koehne

Kurortwesen u, Kurtaxe in geschicht!, Entwick405. %®) Martin lung (Berlin 1912), 19. 219) Ebd. 293. 2°) Ebd. 343. ?%) Mitteilungen d. histor. Vereines für Steiermark 33. Heft

(1885),

289.

332.

20

2?)

87.

38off.

Martin

2%) Ebd. 269. 25°) Ebd. 331.

?”7) Ebd.

294.

260)

(1889),

201.

Ebd. 302.

210.

%%)

Tirols 32. wesen ?%) richten (1905).

2%)

2%)

Ebd,

290.

Ebd.225f.

Nevinny

2?)

Ebd.

?*®)

Ebd.

?%) Ebd.

?®) ZAIpV.

Bade-

Das

S.A. Innsbrucker, Nach15. ?%®) Ebd. Martin

21 f. %6) Zeitschr. f, Balneologie 2 (1909-—10), 47 ff. 267) Mitteilungen z. Gesch, d. Mediz, 13 %®@) Z{Vk. 230. ?®%) Martin (1914), 344.

(1914), 229 f.

12. Das B.der Gebärmutter. Eine besondere Stellung nimmt das B. in

der

Heilung

von

Unterleibsleiden

der

| Frauen ein, aus der Vorstellung heraus, daß die Gebärmutter eine Kröte ist. Nach

Beispielen aus Tirol (Zill) und der Oberpfalz (Sulzbach) wandert die Bermutter,

auch mit den daran hängenden Mutterı bändern, wenn die Frau oder das Mädchen schlafend beim Weiher oder Bach im Grase liegt, zum Munde heraus, badet im Wasser und geht den gleichen Weg zurück. Dann ist das Unterleibsleiden gehoben. ‚In

Oberbayern (Tandern bei Aichbach) wird

| vorgeschlagen, den offenen Mund über | eine Schüssel mit warmem Wasser zu | halten, worauf die Bermutter das Gleiche tut. In Tirol und der Oberpfalz wandert | sie auch aus dem Munde im Grase schlafender Männer, badet und kehrt zurück, demnach und Krankheit von wobei Krankheitsheilung nicht die Rede sein

kann 29). 20)

dessen

Teufel keiner anderen Beschwörung wei-

%5)

126.127.

Bericht eines gleichzeitigen Niederländers, Simon

Ebd.

241)

333.

Tanzkrankheit wütete, tauchte, nach dem

der Priester

850

baden

*

Panzer

Beitrag

2,

195 f.

S.a.Hochzeitsb., Jungbrunnen, Leichenwaschung. Kindsbad,

Martin,

851

Bader— Balder

Bader (und Barbier). Die B.!), deren eigentliche Tätigkeit, wie schon ihr Name

besagt, in der Verabreichung von Bädern an ihre Kunden bestand, befaßten sich, gleich den Barbieren, auch mit dem Haar- und Bartscheren, doch durften

sie

dies

nur

innerhalb

der

Badestuben,

während die Barbiere nicht an ihre Scherstuben gebunden waren. Beide übten auch seit alters die niedere Wundarznei aus, indem sie auf Verlangen schröpften, zur Ader ließen, Brüche und

Verrenkungen

kurierten ?). Diese gleich-

artige Tätigkeit führte später dazu, daß mit dem ausgehenden MA., als die großen Seuchen in Europa heerten und die öffentlichen Badestuben wegen der großen Ansteckungsgefahr, gegen die man sich damals noch nicht zu schützen wußte, mehr und mehr gemieden wurden, das B.-Handwerk allmählich mit dem der Barbiere verschmolz und in ihm aufging. Die Angehörigen beider Zünfte waren nicht sonderlich hoch geachtet, gehörten sie doch zu den unehrlichen Leuten, und besonders den B.n wurden als üble Eigenschaften Trunksucht und große Geschwätzigkeit nachgesagt %), auch standen die Badestuben in einem üblen Ruf.

Beide verschmähten es auch nicht z. B. die einfache Prozedur des Aderlasses mit allerlei abergläubischem Humbug zu ver-

brämen,

um sich dadurch bei ihren Kun-

den mit dem Nimbus geheimer Wissenschaft zu umgeben, wie ihnen der alte Guarinonius vorhält %). Da das Haar- und Bartscheren

reiche Gelegenheit zu komischer Ausgestaltung bot, ist es zu einer beliebten Einrichtung bei der Aufnahme in volkstümliche Genossenschaften ®), sowie bei den studentischen Depositionen geworden; ferner wird es als komischer Tanz an vielen Orten zu Fastnacht ®) (auch bei Hochzeiten ®)) aufgeführt. In einer eigenen Gruppe von Volkssagen tritt ein gespenstischer Barbier auf, der den Mut seines Gegners auf eine harte Probe stellt ?’) (zum ersten Male in Grimmelshausens Simplizissimus von 1669 nachgewiesen). |

852

1) Zusammenfassende Darstellung bei Mar tin Badewesen 68 ff. ?) Lammert s.of.; Höhn Volksheilkunde ı, 66. 74; Hovorka u. Kronfeld 2, 355. ?) Vgl. ‚,Salbaderei‘‘, *) Die Grewel der Verwüstung Menschlichen Geschlechts 1610, ı040{ff. 5) Reiche Literaturangaben bei Becker Pfälzer Frühlingsfeiern (HessBl.

6. 162.

166 ff.);

Meier

Schwaben

2,

374; Reinsberg Festjahr 62; Jörger Vals 62. °) Urquell ı (1890), 140; Strakkerjan Oldenburg z, 80; weitere Belege bei Feilberg Ordbog 4, Suppl. 22 (unter „Balberdans‘“).

mit

’)

zahlreichen

Bahre

Bolte-Polikva

Belegen.

1, 24

Schömer.

s. Totenbahre.

Bahrrecht

s.

Gottesurteil.

Baktromantie, Stabwahrsagung (Sexzpov

== Stab), eine vereinzelt!) auftretende Bezcichnung für Rhabdomantie (s. d.). ) van

latr'ae

Dale,

(Amst,

Balder.

Dissertationes de origine Ido-

1696)

Um

370.

den

Boehm,

german.

Gott

B.

selbst ?), seinen vermutlich einheimischprimitivagrarischen Kern ?) und die fremden orientalisch-hellenistischen Beziehungen in seinem Kultus und Mythos 3), kann

es sich hier nicht handeln. Daß ihn auch

die Südgermanen kannten, sehen wir durch sein Vorkommen in einigen alten

dt. Ortsnamen %) und im 2. Merseburger

Zauberspruch (s.d.), sowie aus allgemeinen Erwägungen für hinreichend erwiesen an. Hier kann es sich nur um die Möglichkeit seines Fortlebens im späteren Volksglauben handeln und um die etwaigen Zeugnisse dafür. Sie sind sehr dürftig und äußerst unsicher, Zu Hackelberg (s. d.), der nach beunruhigenden Träumen durch den Zahn eines Ebers stirbt, wird heute niemand mehr direkte Beziehung des Gottes annehmen °); es handelt sich um ein weitverbreitetes Sagenmotiv, das B. wie Hackelberg miteinander teilen 6); in den Einzelheiten gibt es mannigfache Divergenzen. Nicht anders liegen die Dinge in der vermeintlichen Identität des

Gottes

mit

dem

Heiligen

Gangolf

oder

Wolfgang (s. d.), zu dessen Legende die bei Saxo Grammaticus verzeichnete Fassung der B.- und Hothersage heranzuziehen war 7). Bei Gangolf handelt es sich nicht um eine Quellerweckung wie bei B,,

sondern

gende

um

eine

verbreitete

auch

sonst

in

der

Le-

Quellenübertragung

853

Baldrian

(durch eine Wolke);

B.s

Quellerweckung

ist ein besonderer Zug, der mit der Sagennovelle selbst gar nicht in Beziehung steht. Die Untreue der Gattin des Heiligen hat keine Parallele in dem Verhalten

Nannas

in Saxos Hothersage, Nanna liebt Hother, und

nicht

B., von

vornherein.

Es bleibt

nur die Tötung beider durch den Nebenbuhler und die Verwundung in der Seite.

Das Wesentlichste

der B.sage,

die Ver-

wundung durch den einen oder durch den übersehenen Gegenstand ®), fehlt in

der Gangolflegende. So bleibt vom Fortleben B.s in neuerer Zeit allein die nordschleswigsche Sage des 17. Jhs. von König Bolder in Boldersleben (Kreis Apenrade) und seinem Streit mit König Hother in Hadersleben. Er erschlug Hother und ruht im Hügel von Boldershöi®. Ähnliches wird um 1700 aus Jütland überliefert. Hier ist entweder anzunehmen, daß eine alte dänische Kleinkönigssage sich im Anschluß an die Ortsnamen

bis ins

17. Jh.

gehalten

hat,

oder

daß die Sage von 1700 überhaupt erst durch gelehrte Saxokenner der Humanistenzeit in die Welt gesetzt ist. In beiden Fällen hätte die Angelegenheit mit dem Gotte B. wenig zu tun. Das Fortleben des von Snorri bezeugten Namens der Hundskamille Baldrsbrär (B.s Braue) in ganz Skandinavien ®) will für ein Fortleben der Gottheit selber im Volksglauben wenig oder nichts besagen. Neuerdings wird das Wort zu ball-,Ball’ und brehan ‚schimmern’ gestellt und in Baldrsbrar eine gelehrte Etymologie Snorris gesehen 2). l)

Kauffmann

Balder

1902;

Hoops

Reallex. ı, 158€. ?) Fr. R. Schröder Ger®°) Schon 1924. Hellenismus u. manentum Schwartz Volksglaube 273; Liebrecht Die ÜberZur Volksk. 258; dann Neckel Heferungen vom Gotte B. 1920.

der

*) Kd w.Schrö-

Balder in Deutschland Namn och Bygd 10

(1922), 1—13; die mit Phol, der vielleicht mit }B. identisch ist, gebildeten Ortsnamen sind noch nicht wieder kritisch untersucht, s. Grimm Myth. 1, 184.186; 3,79; Pfannenschmidt

Losch Balder 178; GerWeihwasser 8ıf.; mania 11 (1866), 429 1. 5) So zuerst W. Müller Altdeutsche Religion 257, dann E. H. Meyer German, Myth. 260 u.a. °) Simrock Mylh. 201.

°)

(1866),

Wolf

427;

Beiträge

ausführlich

1,

136;

Germania

Laistner

sagen 196—294; danach E. H. Me

II

Nebel-

y er German.

854

AMyth. 260; kritisch Beer in PBB. 13 (1888), 75. ®) Material dazu bei Bolte-Polivka ı 3, 441. %) Müllenhoff Sagen 373 f.; die schleswigschen und jütischen Varianten Ka u ffmann 8S9—g92; wenn hiernach, wie Kauffmann

92

steht dies 1%) Grimm buch

mer

109 f.;

Arkiv

sagt,

B.

von

Hother

getötet

der Quelle natürlich 2A7yih, ı, 154; v.d. Leyen Hoops

Reallex.

1, 158.

1)

wird,

näher, SagenPal-

f. nord. Filologie 34 (1917), 138. H. Naumann. SA - le) ak

Baldrian (Augenwurzel, Dennenmark, Katzenwurzel; Valeriana officinalis). ı1.Botanisches.

%Z4—1% m

hohes

ausdauerndes Kraut mit gegenständigen, unpaarig gefiederten Blättern und hellroten Blütendolden. Der Wurzelstock hat Geruch. Der B. einen unangenehmen wächst gern an etwas feuchten Stellen (feuchte Wiesen, Ufergebüsch, Gräben) ?). Ob die bei uns vorkommende B.art in der Antike bekannt war, ist unbestimmt, im dt. MA. war der B. jedenfalls eine vielfach verwendete Heilpflanze 2). 1) Marzell Kräuterbuch 422 f£.. ?) Ders. Heilpflanzen 193.

2. Offenbar wegen des starken Geruches des Wurzelstockes gilt der B. seit altersals hexenwidrige Pflanze. Als solche erscheint er besonders in Verbindung mit Dosten und Dorant (s. d.) 9). B. ist gut für allen Zauber *), besonders wenn er am Himmelfahrtstag gesammelt wird (Oberhessen)®). In den Stall gestreut oder gehängt, schützt der B. das Vieh vor Hexen ®). ‚,Verzauberten‘‘ Pferden wird u. a. der an einem Freitag mor-

gens vor Sonnenaufgang gegrabene B., ge-

geben’). Gegen Euteranschwellung (eine elbische Krankheit) der Haustiere hilft der an den drei Sonntagen zwischen den beiden Frauentagen bei Sonnenaufgang ausgegrabene B.®) (Zillertal). Wenn die Milch nicht zu Butter werden will, wird sie durch einen Kranz von B. gegossen ®). Der B., ins Zimmer gehängt, läßt die Hexen erkennen !°). Alshe xe n widriges Kraut ist der B. auch nicht selten ein Bestandteil des an Mariae Himmelfahrt geweihten Kräuterbüschels !?!). Vor Sonntag Nüsse pflückenden dem am | Knaben (Mädchen), der in der Hand B. || hat, ergreift ; der Teufel die; Flucht 12 ?*).

; Auch in Schweden schützt der B. vor dem

855

Balken

Neid der Elfen ?), und die Unholdin sagt:

„Tibast och Vänderot stä mig emot‘‘ („„Seidelbast und B. sind mir zuwider‘‘); vgl. Dosten und Dorant 11). Ebenso genießt der B. bei den sehen ?$).

Serben großes An-

3) Wuttke 104. 281; SAVk. 23, 161 ff,; Meyer Germ. Myth. 136; Marzell Bayer. Volksbot, 220. *) Jahn Hexenwesen 180. 356. 5) ZfdMda 1918, 135. °) Curtze Waldeck 394; Bartsch Mecklenburg 2,37. ’) Deigendesch Pferdearznei 1821, 80 = Alemannia ı1, 94. 3) Schrank u. Moll Naturhistor. Briefe 2 (1785), ı10. ®%) Schiller Tierbuch 1, 16. 0) Schambach Wb. 81; Andree Braunschweig 382; vgl. Meyer Germ. Myth. 141. u) ZB. Philipp Beitr. z. Ermländ, Volkskde 1906,

126;

Volksbotanik

in Unterfranken:

55,

*)

Kuhn

Marzell

Westfalen

Bayer.

2, 29;

Bartsch Mecklenburg z, 106; Jahn Volkssagen 1886, 491. ?%) Afzelius Volkssagen,

übers. v. Ungewitter 2 (1842), 295; Mannhardt ı, 62. *) Fries Krit. ordbok öfver

Svenska

Växtnamnen

1880,

Reichborn-Kjennerud

3)

Grimm

Myth.

3,

1010,

142;

vgl.

auch

Laegeurter 91.

ler

Voigtland

497;

Meiche

Sagen

856

837

316;

dene Arten vor den Mächte zu schützen.

Marzell Bayer. Volksbot. 184; Schulenburg Wend. Volkstum 162; Veckenstedt

Wend. Sagen

1880, 336; vgl. auch

Drechsler

Schlesien 2,213. 18) John Erzgebirge 50. 1) Z.B. Bock Kreutterbuch 1551,24 r. ®) Schweizld. 4, 1364. ®) Schullerus Pflanzen 407. ®) Marzell Bayer. Volksbot, 165. ?) Grohmann 93. 24) Schambach Wb, 256. ®) Schönbach

Berthold

v. R. 148.

4. De B. gilt r als aphrodisisches Mittel. Wenn Mann und Weib B. in Wein trinken, so macht das gut ‚,Freund-

schaft‘‘ 2%), Damit die Frauen nichts abschlagen

können,

trage

man

Eberwurz

(s. d.) und B. bei sich ”). Vielleicht hängt

dies

damit

zusammen,

daß

die

Katzen,

die ja in der Erotik eine große Rolle spielen, eine besondere Vorliebe für den B. (Katzenkraut) haben sollen. Auch kann die B.wurzel als diuretisch wirkendes Mittel ®) immerhin etwas auf die Geschlechtssphäre einwirken. 26) 15. Jh.: ZfVk. ı, 323; vgl. auch Br un fels Kreutterbuch 1532, 117. ”) Lammert 151; Bartsch Mecklenburg 2, 353; Manz Sargans 144. ®%) Schulz Arzneipflanzen

3. In der Volksmedizin gilt der B. vor allem als Pestmittel 1%). Als solches 1919, 283. Marzell, wird er wie die Bibernelle (s. d.) und öfter zusammen mit dieser in Pestsagen geBalken. Die Vorstellungen, die sich an nannt, nach denen eine geheimnisvolle B. knüpfen, haben z. T. eine sehr alte Stimme (Vogel usw.) das rettende Mittel Grundlage. Meringer*) hat auf Grund verkündete !’). Ins erste Badwasser wird zahlreicher sprachlicher Gleichungen B. dem Kinde B. gegeben, um Krankheiten, = Götze im Indogermanischen gezeigt, vor allem die Pest, fernzuhalten !®). In daß die Indogermanen und damit die den alten Kräuterbüchern !%) wird der B. alten Germanen B., Pfosten und Pfähle häufig als Augenmittel (daher auch ‚‚,Augöttlich verehrt haben. Ausgrabungen genwurz‘‘) erwähnt. Die ‚„‚Augebündeli‘‘, haben das bestätigt ?). Wahrscheinlich gedas sind Kräuterbündelchen, die als hört die Bedeutung des B. und Pfahles Sympathiemittel bei entzündeten Augen als Zeichen des Gerichtes in diesen Voram Hals getragen werden, enthalten B.- {| stellungskreis 3). Auch im neueren Volkswurzel (St. Gallen) %). In Siebenbürgen glauben erscheinen Haus- und Waldkaut man gegen trübe Augen B.wurzel geister in Gestalt eines B.?). Nicht nur und haucht den Atem über sich in die einzelne B., sondern vor allem auch traAugen %). Dem an ‚,‚Gichtern‘‘ (Eklampgende B. im Hausc wurden, in Norwegen sie) leidenden Kind wird B. unter das noch bis in die neueste Zeit ®), verehrt. Kopfkissen gelegt ??). Der B. soll bei Ver- | Der Hauptb. spielt im Volksglauben eine wundungen so heilsam sein, daß cr das ähnliche Rolle wie andere wichtige Stellen Fleisch im Topfe (vgl. Sanikel) zusammendes Hauses, Herd, Schwelle, Dach, Boheilt ®), Beim Ausgraben des B.s (zu denluke. Es sind die Lieblingsplätze der Heilzwecken) wird eine Beschwörung geGeister, sowohl guter Hausgeister als sprochen %). Auch alte B.segen sind beauch schadenbringender Mächte. Unter kannt %), dem B. steht der Sarg der Hausleute bis zum Begräbnis, hier kann man Orakel 16) So auch in den alten Kräuterbüchern z. 3,

bei

Bock

Kreultterbuch

1551,

241.

") Köh-

einholen, und man sucht ihn auf verschie-

Balken Einflüssen

böser

N

Meringer IF 16, 151; 17, 159; 18, 272; 19, 445; 21, 296; WS. ı, 168 ff. 199. Die indo-

germanischen WS.

ı, 39;

Religgesch.

Pfahlgötzen

De

Visser

1, 214 ff.

WS.

9/2;

passim.

%) Lippert

Much

®*) Helm

Christentum

686. 1) NdZfVk. 4 (1926), 10 f. Sogar der Teufel erscheint als B.: Sch mid t Griechische Mär-

chen 141

Nr. 8.

°) Berge

Husgudar

passim.

Il.Geister in B. Der Kobold wohnt besonders gerne im Gebälk des Hauses ®); deshalb darf man beim Umbau die B. nicht achtlos fortwerfen, sondern muß so viele wie möglich zum neuen Haus verwenden. Es kam vor, daß der Puck mit dem Gebälk verkauft wurde 7). Der Hausgeist zieht nach dem Glauben der Schweden Finnlands im ersten B. ins Haus ®). Das Gegenstück dazu findet sich im Oberwallis: beim Abbruch eines Hauses sieht man ein kleines Männchen auf dem letzten B. sitzen?). Nach Abbruch des Hauses verschwindet der lästige Geist, aber die B. mußten noch jahrelang auf dem Platze liegen bleiben, bis sie verfaulten !°). Ein Gespenst sah man in einen B. verschwinden !!). Wie der Kobold in den B. hineinkommt, kann man am Klabautermann {s. d.) sehen. Die Seele eines Menschen geht in einen Baum (s. d.) ein und kommt so auf das Schiff oder in das Haus 22). Ähnliche Vorstellungen sind verbreitet: der B. aus einer Tanne,

an der ein armer

Bauer aufgeknüpft wurde, schließt einen

Juden und einen Jäger ein?!®), oder eine Jungfrau mit Hündchen !). In Norddeutschland glaubt man, daß sich in der Schwelle und den Türpfosten Seelen- oder Vegetationsdämonen aufhalten, die im Frühjahr herausgeklopft werden ?!®). Im Julblock (s. d.) sitzt der Sommervogel. ° Rochholz Sagen ı, 73 Nr. 58. 59; Alpenburg Tirol 208 Nr. 85; Zingerle ı, 44. Sagen 349 Nr. 598; Mannhardt ?) Kuhnu, Schwartz ı5 Nr. 17, 18; Kuoni St, Galler Sagen 211 Nr. 373. °) Krohn 38. %) Jegerlehner Sagen 2, 258 Nr. 35. *) Lütolf Sagen 161 Nr. 98; Kuoni St. Galler Sagen 223 Nr. 386c. !!) Rochholz Naturmythen 73. ?) Temme Pommern 302 Nr. 253; Frazer 2,39. !?) Lenggenhager Sagen 113. 1) Ebd. 114. !°) Schade Klopfan 137.

2.In

B.gebannt.

Außerdem wer-

den mitunter lästige Dämonen, wie Niß-

858

i puck 16), Hexe !7), Gespenst !8), sogar

Pest !?) in B. gebannt;

s. verpflöcken.

die

1%) Müllenhoff Sagen 337 Nr. ı. »”) Eberhardt Landwirtschaft 14 Nr. 3. 18) Lütolf Sagenı57 Nr.90; Kohlrusch Sagen 371 £. *) Jecklin Volkstümliches 292 £.

3. Kranke und Tote unter B. stellen. Der Sarg steht unter dem Leichenb.%). Das Bett eines Schwerkranken wird unter den Hauptb. der Stube gestellt, damit er sterben kann (Voigtland) 2). In Böhmen soll dagegen das Bett eines Kranken nie unter einem Träger (Querb., der die hölzerne Stubendecke trägt) stehen, denn das verursacht ihm Schmerzen ??2).

20) ZirwVk. 1907, 275. ?!) ZfVk. 18, 446. Vgl.: Wenn ein Hausb. oder Pfosten springt, so bedeutet das den Tod eines der Hausleute, Südslaw. ZfVk. z (1892), 184. ?) Grohmann 151.

4. Orakel. In Südnorwegen ritt der Bräutigam nach der Trauung in die Stube und hieb mit seinem Schwert in den Hauptb., oder den B., der den Kessel trug. Je tiefer der Hieb ging, desto glücklicher sollte die Ehe sein ®). Leute, die ein Feuer vorbrennen sehen, bezeichnen den B., der herausgenommen werden muß, um den Brand zu verhüten *). Waren beim Vorgesicht die Pfosten kalt, so dauert es noch lange, bis das Gesicht in

Erfüllung geht, waren sie heiß, brennt es

bald 2). Der erste Traum in einem neuen Haus

ist wichtig,

doch

müssen

vor dem

Einschlafen die B. gezählt sein %®). Die neue Magd soll die B. zählen, wenn sie ins Bett geht, dann bekommt sie kein Heimweh ?”). Stellt man sich in der Silvester-

nacht unter einen B. oder ein Gerüst, das gegen Sonnenaufgang gerichtet ist, so sieht man alles, was im nächsten Jahre

(Niederösterreich ®), wird geschehen Sachsen) *). Wenn der Deckenb. nach der Mitte der Stubentür oder nach einem Fensterkreuz zuläuft, so kann

man

auch

an der Stubentür oder am Fenster in der Weihnachts-, Neujahrs- oder Dreikönigsnacht ‚„‚horchen‘‘ (Voigtland, Erzgebirge) 30).

23) Berge Husgudar 105ff. %) Grimm Myth. 3, 173. ®) Sartori Westfalen 76. 26) Grimm Myth. z, 960; Fogel Pennsylvania 76 Nr. 267. ”) Fogel ebd. 154 i Nr, 296. ®) Vernaleken Mythen 342

8 59

Nr. 3%)

Ballspiel

43.

*) Meiche

Wutike

8 359.

Sagen

234

Nr.

206.

| bal

Messer

man

in den

beim

B.®),

selben

Gegen

Anlaß

Hexen

ein

und

5) Knoop Hinterpommern 171 Nr. 146; Drechsler Schlesien 2, 111. 3) Heurgren 13. %) Ebd. 14. %) Andree-Eysn 13.

%)

Fischer

®)

Schmitz

Oststeivisches

20.

Eifel

ı,

6. Legendenhaft ist die ErzähJung von dem bei einem Kirchenbau zu kurzen B., den der hl. Cyrillus auf Bitte des Geistlichen länger werden läßt, und dessen abgeschnittenes Ende Kranke heilt ”), s. Kreuzesholz 38). ®) Hey1

Lebensbaum

Tirol 119 Nr, 10. *) Vgl. Wünsche 31,

37.

66.

|

Vgl.Decke, Firstsäule, Haus I, Hausabbruch, Julblock, Kla- ; bautermann, Kreuzesholz, Pfahl, Schwelle, Tür, ver-: flöcken. 7ei | pP Wei

ser,

Ballspiel.

1. Das B. ist uns bereits aus dem klassi-

schen Altertum bekannt; es wurde bei den

Griechen und Römern als gymnastische Übung viel gepflegt !). Bei den Germanen

ist es eins der beliebtesten

Spiele 2). In

Deutschland ist es im MA, sehr beliebt; in den Städten bestehen zu seiner Pflege besondere Ballhäuser ®). Ob es in allen Schichten geübt wurde, ist fraglich *®) daß es bei den Bauern ®) als Frühlingsspiel bel c iebt . war, bezeugt Walther:

„Sache ich die megde

an der sträze den

der

vogele

gischen Dörfern der Wesergegend”). Belegt ist es aus früherer Zeit aus Brandenburg ®), Oldenburg ®%), der Lüneburger Heide 10), Westfalen !), Sylt !%), England 1%), An den verschiedenen Orten ist der erste, zweite oder dritte Ostertag zum Spiel bestimmt; der Termin darf nicht

setten oder heilige Zeichen 3%) auf dem Mittelb. der Bauernstube ursprünglich übelabwehrenden Zweck. :

107.

uns

2. Als Frühlingsspiel tritt uns das B. in der Sitte des Osterballes ! entgegen. Das Osterb. war in ganz Norddeutschland und England verbreitet und besteht noch jetzt in einigen braunschwei-

Krankheit wird in den bayrisch-österreichischen Alpenländern und ganz Norddeutschland in den Mittelb. des Dachstuhles schon beim Zimmern ein Antlassei eingepflockt %). An Lichtmeß wird ein Wachskreuz am B., befestigt 3%). Vielleicht hatten auch die Schnitzereien, Ro-

Volkskundliches

so kaeme

)Pauly-Wissowa 2,2, 2832. ?) Hoops Reallex. ı, 160. 3) Ebd. 161; Sepp Religion 153; Fischer Altertumsk, 104. *) Schultz Höfisches Leben ı, 421. *) Ebd. 6) Hg. W. Willmann (1886), 74.

Butter %). In Dänemark heftet man einen Zettel mit einer Beschwörung an den B., wenn die Kuh kalben soll 3}, In Norstößt

/ Werfen!

schal‘‘ 9),

5. Schutz des B.s. Darauf, daß sich im B. feindliche Dämonen bergen, scheint die Vorschrift zu deuten, man dürfe nicht unter dem B. buttern, sonst wird keine

wegen

860

verlegt werden !4), Alt und jung zieht an diesem Tag hinaus auf den Anger zum Ballschlagen; abends beschließt ein Tanz das Spiel. Dies heißt, ‚„‚den Osterball feiern‘. Daß es Sache der ganzen Gemeinschaft war, bestätigt der englische Brauch, wo die Beamtenschaft des Ortes dem Spiel in Amtstracht beiwohnt 22). In diesem österlichen B. einen mythologischen Grundgedanken zu suchen, d. h. an eine dramatische Versinnbildlichung des Kampfes von Göttern und Riesen, der zu dieser Zeit stattgefunden haben soll, oder ähnliches zu glauben, ist reichlich abgelegen und entbehrt der Beweise 1), An eine rituelle Verknüpfung des B.s mit Ostern könnte man vielleicht da denken, wo es Sitte ist, am ersten Ostertag vor Sonnenaufgang Ball zu en

; spielen ?), wenn die Sonne drei Freudensprünge

| macht.

über

Aber

die

warum

Auferstehung spielt

man

an

Christi dem-

| selben Tag auch bei Sonnenuntergang!8) ?

; Wenn von Osten nach Westen gespielt wird, soll der Ball vielleicht magisch die Kraft der aufsteigenden Sonne beein-

| flussen 1%), Dieser Gedanke würde be‚ stärkt werden dadurch, daß ähnliche | Osterspiele mit Eiern und Holzscheiben veranstaltet werden, die Symbole der

‘ Fruchtbarkeit

und

der

Sonne

sind.

Von

; diesen gelegentlichen Zeugnissen abge' sehen, ist anscheinend der Osterball mit

861

Ballspiel

keitsgedanke zugrunde. Etwas verdunkelt ist derselbe Gedanke in dem Brauch, die jungen Eheleute ‚‚in die Knospen zu treiben‘‘ 34). Am dritten Ostertag verstecken sie sich, werden gefunden und müssen ein paar junge Knospen essen. Dann entfliehen sie wieder und müssen sich, wenn sie nun gefunden worden sind, mit Bällen für die Kinder und jungen Leute loskaufen. — Jetzt ist die Sitte des ‘ ,,Ballholens‘‘ in Bettelei ausgeartet. In den Brautball wird Geld gesteckt, das derjenige erhält, der ihn zerschlägt %®) oder, wie es in der Normandie Sitte ist, auffängt) Man wirft ihn nämlich manchmal über das Tor des Hauses. Noch deutlicher ist der Gedanke der Bettelei im englischen Brauch ausgedrückt, wo junge Leute mit irgendeinem Ball von Haus zu Haus ziehen und Geld fordern ?).

keinem abergläubischen Gedanken verknüpft 2%). Er ist also im allgemeinen den andern B.en gleichzustellen ?), nur daß der Osterball als Frühlingsspiel (wie der Kreisel und das Reifenschlagen der Kinder) eine besondere Freude auslöst. Auch daß zu andern Zeiten: Himmelfahrt ®?), Mittsommer 2%), Fastnacht 2), Weihnachten %®), die Sitte eines gemeinsamen B.s üblich ist, bestätigt die Gleichstellung. 7) Andree

Braunschweig

339.

®) Kuhn

Märk. Sagen 313. ®*) Strackerjan zz, 46. ©) Kück Lüneburger Heide 38. *) Sartori Westfalen 156; Jostes Westfäl. Trachtenbuch 89; Kuhn Westfalen 2, 148. ?) Jensen

Nordfries.

Inseln

366;

Sartori

Sitte

u, Brauch 3, 161—163. !?) Mannhardtı, 476. 14) Jostes Westfäl. Trachtenbuch 89;

Kuhn

Märk. Sagen 313.

!°) Mannhardt

!) Kuhn 29. 1°) Mülhause I, 476. Märk. Sagen 313; Mannhardt I, 479. 1) Simrock Mythologie 576. ”) Sartori Westfalen 156; Kück u. Sohnrey 87.

%) Sartori mann

Nordfries.

Gemeinschaftiskultur

2) Frazer

2)

Ebd.

Sitte u. Brauch 3, 162.

Inseln

478.

366.

I, 195.

9;

Jensen

*) Mannhardt

29.

1ı, 475.

3. Wo beim Osterball der Unterschied der Jungverheirateten und Unverheira-

teten betont wird ®), da mag er sich vielleicht auf den Brautball zurückführen lassen; denn diese Sitte des ‚‚Brautballholens‘‘ findet gewöhnlich zu Ostern oder Weihnachten statt ?) und zwar auch in Norddeutschland und England. Belegt ist sie aus Brandenburg *%%), Thüringen ®), dem Südharz ®), Celle %), England 32). Zwei Wochen vorher kommen die Burschen und Mädchen des Dorfes zu den Eheleuten, die zuletzt im Jahr geheiratet haben, und bitten in einem Reimspruch um den Brautball. Am Ostertag, bzw. in der Weihnachtszeit, kommen sie wieder und fordern den Brautball von der jungen Frau. Wenn der Ball, der im Hause ver steckt liegt, gefunden ist, geht es im gemeinsamen Zug zum Wirtshaus, wobei ein junges Mädchen den Ball vorantragen muß. Dort wird er an der Decke befestigt, und ein Tanz findet statt. Ist eine heimliche Braut

unter

2) Mannhardtı, 479. ”) Kuhn und Schwartz 372; Kuhn Märk. Sagen 313; Kück u. Sohnrey 87. %*) Kuhn Märk. Sagen 313. ®) Kück u. Sohnrey 87. 3) Ebd. %) Ebd. %®) Mannhardt ı, 479. 3) Hoops Sassenart 29. %) Kück u. Sohn-

®”) Nau-

?%2) Mülhause

den Tanzenden,

so er-

hält sie am Schluß den gespendeten Brautball 3). Dieser Sitte des ‚„‚Ballholens‘‘ liegt zweifelsohne ein Fruchtbar-

862

|

u. Schwartz rey 87. %®) Ebd.; Kuhn 372; Reinsber g Festjahr 116. 3%) Mannhardtı, 473. ”) Ebd. 475.

4. Vereinzelt findet sich der Brauch, den Ball als Orakel zu benutzen. Den Kindern soll er die Lebensdauer prophezeien, ähnlich wie der Kuckuck. So oft der Ball beim Spielen auf die Erde prallt, so lange lebt man. Bekannt ist dies in der Schweiz %®). In Baden heißt es: „Bällchen, Bällchen, sag’ mir doch, wieviel Jahre leb’ ich noch?‘‘ Dabei wird der Ball auf den Boden oder an die Wand oder mit der Handfläche in die Luft geschlagen ®). In Pommern gilt derselbe Brauch %). 3)

Frau

SAVk. 25, 199.

Dr. M.

%)

Mündl. Mitteilung von

Mackensen.

%®) mündlich.

5. Ganz vereinzelt ist auch die Sitte, von der Johann Beleth berichtet: Die

Geistlichen von Poitiers spielten dort im

Dezember in der Kirche mitihren Untergebenen nach einer alten Tradition

Ball 41), Wieviel davon wahr ist, mag dahingestellt bleiben; besondere aber-

gläubische genommen

Handlungen, die dabei vorseien, werden nicht erwähnt.

863

Balsam-—Band

4“) Beleth Divinorum officiorum explicatio 2 (1605), 546; Ss. auch Mannhardtı, 472. Schmekel.

Balsam, tum!) im

Der B. spielt seit dem Alterdeutschen Volksglauben eine

große Rolle. Megenbergs ‚„‚Buch der Natur‘ ?) mischt Wahrheit und Dichtung vertrauensselig durcheinander. So wird das babylonische B.feld von einem Brunnen gewässert, in dem unsere liebe Frau

unseren Herrn hat. Getreulich

Jesus Christus gebadet zählt er auch die fabel-

Fessel vorherrscht,

864

die sich in der abwei-

chenden Bildung der Mehrzahl (die B.e, Bänder) äußert. Das Bild von den Todes-

; b.en, den Fesseln des Todes, wird schon

im Alten Testament (2. Sam. 22, 6; Ps. 18,

5 f.) gebraucht; auch Horaz (carm. IIl. 24, 8) spricht von den Zaquei mortıs 9).

1) DWb. ı, 1096; Fischer SchwäblWVb. ı, Goz ff. ?) Vgl. Schmeller BayWb, ı, 247. %) DWb. ı, 1096 ff.; vgl. M. Heyne DWb.? 1,276. °') H.Güntert (Halle 1923), 126.

Weltkönig u. Heiland

haften Heilwirkungen des B.s auf; noch heute kauft das Volk den ‚,Wunderb.‘‘

2. Für den mit dem B. verknüpften Abcerglauben sind namentlich drei auf, wie z. B. in der Schweiz viele SolPunkte wichtig, dic Farbe des Bıes, daten stets ein Fläschlein „englischen die meist rot (s. d.) ist, dann der B.za u Wunderb.‘‘ bei sich führen 3). ber sclbst, der Umstand, daß etwas Ge! Pauly-Wissowa 2,2, 2836. ?) Neu- | bundencs, ein Knüpfen oder Verknoten bearbeitet v. H. Schulz 307. ?) SAVKk. 19, vorliegt (s. binden), und endlich die Be214. Stemplinger. ziehung zum religiösen Kult. Ein B.zauber liegt in dem einBalthasar. Einer der hl. drei Könige, für fachen B. selbst, wenn es um etwas gedie sich Eigennamen zuerst bei Beda bunden wird. Erhöht wird er aber, wenn finden. In der Kirchenmalerei wird B. Knoten (s, d.) in das B. gemacht werden. (seit dem 15. Jh.) als Mohr dargeDieses Schließen oder Schlingen eines stellt *). Sein Tag ist der 11. Januar 2). B.es oder Knotens, zu dem auch das im Unter den Sternsingern im westfälischen MA. so häufige Nestelknüpfen (s. d.) geSauerlande ist Kaspar schwarz, Melchior hört, findet sich im Aberglauben aller weiß und fein und B. gewöhnlich eigentVölker, Die christliche Kirche hat ihn lich nur ein Anhängsel, er „schlürt so wiederholt bekämpft 5). Wenn es sich um mit‘‘ %), Weil er auf den Bildern der „hindie Übertragung einer Krankheit hantere‘* der drei Könige ist, bezeichnet man delte, so sollte das geschlungene B. wahrauch wohl den Podex als B.%). Wenn die scheinlich die Einschließung der KrankWünschelrute Silber anzeigen soll, so heit andeuten ®%), die man auf andere Menmuß man sie auf den Namen B. taufen 5). schen, auf Bäume, an welchen man dic 1) MenzelSymbolik ı, 499. ?) Nor k Festkalender 83. ?%) Grimme Bänder befestigte, in das Wasser und auf Schwänke u. Gedichte 351. %) Höfler Krankheitsnamen 26. andere Dinge übertragen wollte. In die> Alpenburg Tivyol

393.

Sartori,

Band.

I. Das Wort B. bezeichnet im allgemeinen alles, was bindet oder was gebunden wird, z. B. Achselb., Armb. (s. Schmuck), Blumenb. (s. Kranz), Brustb., Gürtelb. (s. Gürtel), Haarb. (s. Haar), Halsb. (s. Schmuck), Hauptb., Hosenb. (s. Hose), Hutb, (s. Hut), Kopfb., Schuhb.

(s. d.), Stirnb., Strohb., Strumpfb. (s. Zopfb.!). Auch der alte Ausdruck bände (Kopfputz) gehört hierher 2). Im übertragenen Sinn spricht man dem B. der Zunge, von Liebesb.en,

desb.en ®) u. a., wobei die Bedeutung

sem Falle sind die Bänder einfache Zwischenträger der Krankheit. Böser Zauber

liegt dann vor, wenn man die Krankheit mittels eines B.es auf eine bestimmte Person übertragen will und bei diesem B.zauber entsprechende Begleitworte spricht, etwa den Namen des Feindes nennt, dessen Krankheit oder Tod man herbeiführen will 7). d)., Anderseits erscheint aber auch die UmGekehrung dieses Glaubens. Wie man anderen durch den B.zauber Schaden zufügen von kann, so sichert man sich selbst durch das Togleiche oder das mit gleichen Knoten vervon ! sehene B. So entstand das zum eigenen

865

Band

(s. d.) getragene Schutz als Amulett B., das entweder allein getragen wird oder

nur dazu dient, daß daran ein anderes Zaubermittel befestigt wird. Im zweiten Falle ist das B. zur Nebensache geworden.

Auf

einer

späteren

Entwicklungsstufe

wurden solche Amulette

z. B. Halsbänder,

(s. d.) verwendet.

und Anhängsel,

zu bloßem

Schmuck 8)

Im religiösen Kult waren B, oder Binde schon in alter Zeit Sinnbilder der Gebundenheit. So sollten z. B. die (offendimenta, Priesterbinden taeniae, infulae) ihre Träger als ‚„,Gebun-

dene‘‘, als Diener und Sklaven des Gottes bezeichnen ®). Zu dieser passiven Rolle gesellte sich aber bald auch eine aktive. Es wurde ihnen eine bindende Kraft zugeschrieben, vor allem gebrauchte man diese Binden zum Liebeszauber !°). Ebenfalls bei den antiken Völkern findet sich der Brauch, Bäume (s. Lappenbäume) dadurch für einen bestimmten Zweck zu weihen, daß man sie mit hl. Bändern behängte. Diese Bänder oder Binden wurden an dem Baume nicht als Weihegeschenke befestigt, sondern der hl. Weihe halber. Man hat Weihgegenstände, wenn sie nur neben dem Stamme aufgestellt wurden, ebenfalls durch Umwindung mit konsekriert 11). Dassolchen Bändern selbe liegt vor, wenn Opfertiere mit Bändern, an deren Stelle oft Blumen treten !?), umwunden werden. Auch in christlicher Zeit schrieb und schreibt man noch heute dem B., das eine kirchliche

Weihe

erfuhr,

beson-

dere Kraft zu. Schon der hl. Eligius (588 bis 659) wendet sich mit den folgenden Worten gegen diesen Aberglauben: ‚,Nullus (Christianus) ad colla vel hominis vel cuiuslibet animalis ligamina dependere praesumat, etiamsi a clericis fiant, et si dicatur quod res sancta sit et lectiones divinas contineat, quia non est in eis Christi, sed venenum remedium boli‘‘ 13). In Baden verwendet man

dianoch

gegenwärtig sogar das B., das die geweihten Kräuter umgibt, zu Heilzwecken (s. u.), und in der Provinz Caserta in Campanien trägt man am linken Arm die, „Misure‘‘ genannten, ungefähr 50 cm Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

866

langen Bänder, Pantaleon oder

sind 14),

die im Namen der hl. Lucia

des hl. geweiht

5) Widlak Synode v. Liftinae 18. ®) Wundt Mythus u. Religion ı, 278. 7) Ebd. ı, 281;

vgl. ı, 420. ®) Ebd. ı,293f.u. 296. *) H.Güntert Weltkönig u. Heiland (Halle 1923) 128.

©») Fahz Doctrina magica ı23; Abt Apuleius 71. 1) Pley de lanae usu 55 ff. 1?) Vgl. Jahn Opfergebräuche 340. 1) Grimm Myth. 3, 402. 11) Seligmann Blick 2, 327.

3. Bändern, namentlich von roter Farbe,

begegnet

man

oft bei bestimmten

Sa-

gengestalten. Vor allem wird vom Wassermann häufig überliefert, daß er mit bunten oder roten Bändern, bei welchen man vielleicht auch an Wasserblumen und an die bunten Lichtstrahlen der im Wasser sich spiegelnden Sonne denken kann, die Menschen an sich lockt, wie ein

richtiger B.krämer solche Bänder, aber auch Schnüre, Tücher u. a. am Ufer ausbreitet ?°) und die, welche sich in einen Kauf einlassen oder nach diesen Dingen greifen, in die Tiefe zieht 1%). Umgekehrt kann man nach tschechischem Glauben den Wassermann mit farbigen Bändern abwehren, die man in den Teich wirft. Denn er springt ncugierig danach und verwickelt

sich

darin

so,

daß

er

nicht

herauskann und man Zeit zur Flucht hat !7). Ein schmales rotes B. hat der nach einer schlesischen Sage vom Wassermann

getötete rohe Fleischer um den Hals 18).

Dies zeigt den gewaltsamen Tod durch Erwürgen an. Ebenso heißt es von der nach der Meinung des Volkes nachts in Düsseldorf erdrosselten Jakobe von Baden, daß ihr Geist mit einem roten B. um den Hals umgeht !®), Dagegen gehört zu den verderbenbringenden Geistergeschen-

ken (s. Gürtel) das rotseidene B., das nach

einer Sage aus Hinterpommern ein Fremder einem Bauern schenkt, damit er es, um guten Wind zu bekommen, an den Mast des Schiffes binde, daheim aber dann seiner Tochter gebe. Als diese das B. um den Hals legt, wird es zur Flamme und verbrennt sie 2), Ein Kobold kann die Gestalt eines B.es annehmen. Wer ein solches findet und | 24 Stunden bei sich läßt, wird den Kobold, 25

Band

der dann nicht

seine wahre

so leicht

wieder

Gestalt

los %).

annimmt,

Von

einem

Hauskobold zu Pausitz bei Riesa wird berichtet, daß sein weißes Hemd mit roten Bändern am Hals und an den Armeln ge-

schmückt war *), Rote Halsbänder haben

drei weiße, gespensterhafte Hasen, welche

am hl. Schutzengelfest Jägern erscheinen %®). An einem roten Halsb. trägt ein weißes Schatzhündchen den Schlüsselbund (oder auch eine Schelle) %). Ein mit magischen Zeichen geziertes Halsb. soll der schwarze Hund getragen haben, in dessen Gestalt der Teufel den Zauberer Agrippa von Nettesheim (s. d.) begleitete. Als Agrippa vor seinem Tode das B. löste, enteilte der Hund und stürzte sich in die Saöne ®). Ein häufiges Sagenmotiv ist, daß mit einem roten B. oder einer roten Masche gekennzeichnete Enten oder Gänse oder andere Tiere zur Erforschung eines unterirdischen Ganges bei einem Erdloch hineingejagt werden und dann meist an einer ganz

unerwarteten

Stelle

wieder

zum

Vorschein kommen ?®), Vereinzelt heißt es vonden Zwergen am Dittersberge bei Schönau auf dem Eigen, daß sie bei dem Leichenzuge, der

alle fünf Jahre in der Johannisnacht zu sehen ist, an den Hüten lange Trauerbänder haben 2), Erwähnt sei endlich, daß nach allgemeinem Glauben der Tote im Grabe, wenn ihm ein B. oder ein Tuch

(s. d.) in den Mund kommt, zehrer (s. d.) wird ®3).

zum

Nach-

13) Jungbauer Böhmerwald 532 = Joh. Micko Volkskunde des Marktes Muttersdorf (Muttersdorf in Westböhmen 1926) 25; Peukkert Schlesien 205 f. 16) Vernaleken Mythen 188 = Kühnau Sagen 2, 335 £f. Vgl. ebd. 2, 283. 289. 295. 323. ”’) Grohmann

868

:

4. Als 1 | mittel | {

Schutzund kommt das B.,

Abwehrvornchmlich

wieder das rote, zunächst bei der Geburt und während der allerersten Kind-

| heit, dann aber besonders bei der Hoch| zeit in Betracht, wobei sich allerdings zumeist das ursprüngliche Schutzmittel später in einen bloßen Schmuck verwandelte. Dies war schon bei den Römern der Fall, wo die Kinder an einem Brustb. allerlei kleine Gegenstände trugen, die

Crepundia (s. Klapper) hießen und danach

den

Zweck

hatten,

beim

Gehen

oder

Schütteln einen Lärm zu verursachen (crepare klappern) ?*). Später nur als Schmuck getragen, hatten sie ursprünglich wohl die gleiche Schutzkraft, die man

l

867

heute den bunten, meist roten Bändern zuschreibt, welche man den Kindern, aber auch dem Vieh um den Hals bindet. In Österreich tragen die Kinder dieses

rote B., gewöhnlich am rechten Handgelenk, in Schlesien am linken Handgelenk oder am Arm. Im Erzgebirge ist es meist ein rotes Seidenb.®), Im Marchfeld schützt dieses rote B. die Kinder vor dem Verschreien %). In Königsberg legt man ein B. aus blauer Schafwolle in die Wiege des Kindes, damit es nicht verhext werde 3), Bei den Magyaren bindet

man dem Kind, bevor man es zur Taufe trägt, ein B. um den Leib oder um den Arm mit der Begründung, daß die liebe Jungfrau daran eine Freude habe, weil sie selbst stets ein B. um den Leib gewun-

den trug ®), An Stelle des roten B.es können auch rote Fäden (s. d.), Lappen (s. d.},

Tüc her (s. d.) u. a. treten, ein Beweis, daß | hier weniger der B.zauber als die Farbe in Betracht kommt. Andere Schutzmittel, ı2 Nr. 49. 18) Peter Österveichisch-Schlesien 2 z. B. Geldstücke in Estland %), den Ro(1867), 131. = Kühnau Sagen 2, 330 sen kra nz im. Böhmerwal. d 3%), befestigt = Peuckert Schlesien 207. ”) Zaunert

Rheinland ı, 231.

%)

Kn

oo p Hinterpommern

137. M) A. Haas Rügensche Sagen u. Mürchen? (Stettin 1896) Nr. 23 = Ranke Sagen? 166f. ®) Sieber Sachsen 257. %®) Jungbauer Böhmerwald 193. Vgl. Zaunert West-

| man

am

Wickeltb.

des Kindes.

Schon vor der Hochzeit spielt das B. im Liebesleben eine Rolle. Besonders im 18. Jh. war es Sitte, daß sich Liebende mit Bändern beschenkten und falen 271. %) Wucke Werra 296 Nr. 513. Vgl. 56 Nr. 105. ®) Zaunert Rheinland 2, 7. den Zweck dadurch erhöhten, daß sie der *) Jungbauer Böhmerwald 49; Peuckert ı geliebt en Person selbst das B. umb.en %). Schlesien 268; Quensel Thüringen 158. 2) Haupt Lausitz ı, 35 Nr. 30; Sieber | Goethes „mit einem gemalten B.‘* überSachsen 141. %®) Vgl. Sieber Sachsen 281 f. ı sandtes Liebeslied ‚, Kleine Blumen, kleine

869

Band

Blätter‘‘ ist vielleicht das verbreitetste volkstümliche Kunstlied 9). Ein B.zauber liegt wohl auch in Goethes „Braut von Korinth‘‘ vor in der Kette, die das Mädchen dem Geliebten zurückläßt 3). Umgekehrt bedeutet das zufällige Aufgehen bestimmter Bänder, z. B. der Schürze (s. d.), Untreue des Liebsten ®%).

Rot, die Farbe des Blutes, ist auch die Farbe der Liebe. Daraus erklärt sich die Vorliebe für rote Bänder bei der Hoch-

zeit, denen allerdings auch noch anderer Sinn zukommt. Im Saterlande soll es früher Sitte gewesen sein, daß heiratslustige Burschen, um sich als solche kundzutun, an Sonn- und Festtagen einen roten oder sonst bunten Lappen auf den Rücken hefteten und so zur Kirche gin-

gen ®). Auch zur Besiegelung des versprechens

dienten

Ehe -

neben

an-

dern Dingen Bänder, so nach einer Nachricht aus dem Aargau im Jahre 1772 ein

Samt- und ein Strumpfb.#) (s. d.). Bei der Hochzeit selbst trägt die Braut

häufig ein meist rotes

in Westfalen

trägt

B., in Baden

sie ein solches

und

aus

roter Seide im Haar *?). In Gröden gehört zu ihrem

Hochzeitsschmuck

ein breites,

schwarzes Samtb. um die Stirn ®). Auch sonst sind rote Stirn-, Haar- oder Zopfbänder im Brautschmuck der Alpenländer üblich zum Schutz gegen böse Einflüsse, aber vielleicht auch in Erinnerung an die frühere Sitte, die Braut mit dem Blute geschlachteter Opfertiere zu besprengen. Im Gailtale tragen auch die Männer bei der Hochzeit außer künstlichen Blumensträußen ein blutrotes B. am oberen Hutrande 4), Bei den Weißrussen kommt dem roten Brautb. eine andere, an den Gürtel (s. d.), den Schleier und das auch im Brautschmuck eine Rolle spielende

rote Tuch (s. d.) erinnernde Bedeutung zu. Dort tragen die Mädchen bis zum Hochzeitstage ein rotes Bändchen aus Wolle als Zeichen

der

Jungfräu-

lichkeit. Wenn der Bräutigam am Hochzeitstage der Braut die Zöpfe aufbindet,

nimmt

er

das

Bändchen

und

schleudert es zu Boden %). Um den bösen Blick abzuwehren, wirft um Reval die Braut in jedes Dorf, durch das der Hoch-

870

zeitszug geht, ein B.4%). Eine leichte Geburt bezweckt das Lösen der Bänder an den Schuhen (s. d.) oder der Strumpfbänder (s. d.) bei Hochzeiten *). Heute überwiegt das B. im Hochzeitskleid als bloßes Schmuckstück. Schön

der Hochzeitslader

ist gewöhnlich

mit bunten Bändern geschmückt *%). In der Bergstraße und dem Odenwald wird

die Braut von ihren Freundinnen mit Bändern beschenkt, die sie nebst Zweigen von Rosmarin und Lorbeer beim Kirchgang an der Brust trägt %). Ein

schwäbischer Hochzeitstanz, der Bändele-

tanz, der nicht zu dem gleichnamigen

i. B. (s. Jahr),

verwechseln ist mit Umzug in Freiburg

hat seinen Namen davon,

daß der tanzende Bursch an die um ihn tanzenden Mädchen mit deren Zopfbändern festgebunden war. Wenn die Bänder

gelöst wurden, mußte sich die Braut auf die Hand des Tänzers (auf dem Boden) stellen ®). Auch die Maibra ut (s. d.) hat meist Bänderschmuck und war in der Mark am 2. Pfingsttage so bebändert, daß ihr das Brautb. hinten bis zur Erde herabhing 1), Mit bunten Bändern pflegt man endlich auch den Maibaum (s. d.) zu schmükken 2),

Bunte Bänder, meist Halsbänder, dienten schon bei den alten Völkern zur Ab -

wehr des bösen Blickes®). Heute zieht man hiezu nicht bloß in Deutschland,

sondern

auch

in

anderen

Ländern, z.B. in Skandinavien Schottland, rote Bänder vor 5).

und

2) Seligmann Blick 2, 100. 166. 272. 3) Ebd. 2, 228. 248 ff. 3) Pfalz Marchfeld 85. 139. Vgl. WZfVk. 32 (1927), 44. ®*) Pl10oß Kind ı, 135 = Seligmann Blick 2, 121. 246. Vgl. Wuttke 382 858:. 3) Wlislocki Magyaren 160. %) Seligmann Blick 2, 20. 35) Verf, %) DWb,. ı (1854), 1096. 2) Vgl. Jung-

bauer Bibliogr. 269 Nr. 1781; Erich Schmidt Charakteristiken 2?, ı951£. ®%) Wundt My-

thus u. Religion 1, 46841. ®) Pfalz Marchfeld 101. %°) Strackerjan 2,189 Nr. 435. 4) Bächtold Hochzeit 1, 134. *) Seligmann Blick 2, 250. 4) Zingerle Tirol 24. 44) Geramb Brauchtum ı21. %*) Stern Rußland ı, 433; 2, 378. 1°) Boecler 37 = Seligmann Blick 2, 228. 290.

Heckscher

4%)

Wolf

364.

Beiträge

%“) Meyer

1,

211.

Ehsten *) Vgl.

Baden

269.

©) Fischer 28*

SchwaäbWb.

Sagen

ı (1904),

314 ff.

=

604.

Grimm

5)

Kuhn

Myth.

2,

Märk.

657.

Jahr u. s. Tage 24 5) Baumgarten ı, 170. ®%) Seligmann := Mannhardt Blick 2, 232 ff. 242. %) ZfVk. 23 (1913), 257.

5. Bänder aller Art finden in der Volksmeist als Zwischenträger medizin, der Krankheit, reiche Verwendung, besonders bei Halskrankheiten, Husten und Heiserkeit ®). Zu diesem Zwecke geht man in neuester Zeit in Berlin in einen Posamentierladen Unter den Linden und fordert schweigend und ohne zu zahlen oder zu danken ein Stückchen Floretb., das man um den Hals bindet ®%). Hat bei den pennsylvanischen Deutschen ein Kind Keuchhusten, so holt man ein rotes B. aus einem Laden, ohne es zu bezahlen, bindet es um einen Fingerhut, in dem eine Spinne ist, und hängt es dem Kinde um”). In Lippc näht man ein schmales Samtb. so um den Hals, daß es nicht leicht weggenommen werden kann. Wenn es endlich von selbst abfällt, hat auch das Halsleiden ein Ende ®)., Die Pennsylvanier befreien sich von einem dadurch, daß sie ein BändGewächs chen einem Toten um den Finger wickeln, dann um das Gewächs geben und endlich

das Bändchen in den Sarg legen. Wenn es verfault ist, vergeht auch das Gewächs ®) (s. Grabbeigabe, Leichenfetisch). Farbenanalogie spielt mit, wenn sie bei Rotein rotlauf oder Wildfeuer seidenes B. nehmen und damit über die geröteten Körperstellen streichen ®). In leiSachsen muß das an Krämpfen dende Kind acht Tage lang ein schwarzes Samtb. um den Hals tragen, worauf cs ins Wasser geworfen wird %). Einem solchen Kinde kann man auch das Halsband einer Ziege umbinden ®%%). In Häg im Wiesental gibt man das B., mit dem geweihte

einen

Tiroler

872

Band

871

Kräuter

umwunden

verrenkten Giuuben

waren,

Arm®).

bekommt

man,

um

Nach

wenn

man ein B. oder eine Schnur mit Knöpfen findet, so viele Aißen als Knöpfe daran sind %%), im deutschen Ostböhmen heißt cs allgemein, daß man sein eigen Unglück aufhebt, wenn man am Wege ein B. mit Knoten findet und zu sich nimmt ®).

Bei den Tschechen verwendet man Bänder als Heilmittel, bzw. Zwischenträger, gegen Wechselfieber®), Kropf ®)

und

Kinderausschlag®).

Bei

den Magyaren bindet man einem kranken

Kinde ein B. um den Arm, das es so lange tragen muß, bis es cinen Hut oder ein Kopftuch bekommt ®). In Santiago und Villacosta in Galizien bindet man einem behexten Kinde mit einem B. die Daumen und großen Zchen zusammen, und die Mutter wartet nach Mitternacht auf einem Wege, bis jemand kommt, der das B. durchschneiden muß 7°). In Frankreich trägt man gegen Wassersucht ein B., das in das Wasser einer hl. Quelle ge-

taucht wurde, neun Tage lang?!) und heilt das Fie be r durch Anhängen eines B.es an eine Espe, deren Zittern an die Krankheit erinnert ?’%). Früher pflegten Weiber bei unregelmäßiger Menstruation ein weißes B., wenn sie verlangsamt, ein rotes B., wenn sie beschleunigt werden sollte, am Standbild der hl. Venice in der Kirche N.-D. von Nogent-le-Rotrou aufzuhängen 73). 5) Wuttke 357 8537. °) Ebd. 132 8 181. 5”) Fogel Pennsylvania 337 Nr. 1794. 3) ZfrwVk. 4 (1907), 232. ®) Fo gel Pennsylvania 281 Nr. 1479. %) Ebd. 367 Nr. 1961. %) Sey-

farth Sachsen 126. %) John

Sachsen 187.

gerle

Tirol

221 Nr. 1524.

2,

®)

33of.

Ebd.

”)

223. Vgl. Pfalz Marchfeld Erzgebirge 53 = Seyfarth

®%) Meyer 35

%

Nr. 278.

Baden 570. *%) Zin -

Hovorka

Grohmann

Nr. 1273.

®%)

Grohmann

u. Kronfeld 182

®%) Wlislocki

ven 160. %) Seligmann Blick 2) SEbillot Folk-Lore 2, 287. 7) 413. 7) Ebd. 4, 170.

Nr. 1278.

Magya-

ı, 328. Ebd. 3,

6. Auch zum Schutz der Tiere bedient man sich in Frankreich roter Bänder, hängt solche in Paris an den Vogelkäfig 7%), in Wallonien an den Schwanz einer Henne’) und schmückt damit bei besonderen Anlässen den Bienenstock 7%). Für die Verwendung des B.zaubers bei Tieren liefert bereits eine Handschrift der Bibliothek zu St. Florian aus dem 14. oder 15. Jh. einen Beleg, wonach man einem Vieh, das nicht gehen mag, an einem Sonntag ein B. umbinden und den Knopf oben zumachen soll”). Die heute meist als Schmuck dienenden

873

Bank—Dann,

S&billot

Folk-Lore

3,

Magyarcn

160.

191.

*%)

ist mit Bänken und Stühlen, auf denen der Sarg gestanden hat, auch in Mitteldeutschland, der Pfalz und Österreich der

Fall?)

%) Wlislocki

Ebd.

werth Oberpfalz ı, 181 Nr. 11 °) Mannu. hard tt Germ. Mythen 280. °) Kuhn 435. ’) Lippert Christentum Schwartz 390 = W $ 435; Grimm Myth. 3, 416 Nr. 9. Haberlandt.

7. Rote Bänder wehren überhaupt bösen Zauber ab. In Hinterpommern legt man sie sogar auf beschriene Butterfässer 8), und in Syrien bindet man sie um damit sie gedie Weinstöcke, deihen und gute Früchte tragen ®).

®%®) ZfVk. Blick ı, 331. Seligmann Zum B.zauber vgl. noch 23 (1913), 258. — Scheftelowitz Schlingenmotiv, bes. 17 f. 59. sı)

Gürtel, Vgl. Faden, Schmuck, Lappen,

Schürzenb.,

Knoten, Schuhb,,

Strumpfb,,

!

Tuch.

Jungbauer,

Bank. An Stelle des Tisches erscheint beim Legen des Neugeborenen auf den Stubenboden manchmal auch die Stu-

benb. als der Ort, wo die Handlung in hergebrachter Art vollzogen wird. In der Schweiz (Appenzell) wurde und wird das Kind sogleich nach der Geburt unter die

B. gelegt. Es sollte geschehen, wenn es ctwas Wechselbalgartiges an sich hatte (so schon 1599), in der Neuzeit begründet man es damit, daß es solchermaßen sein

Lebtag nicht den Geistern anfalle oder (mehr poetisch) damit es schamhaft sei*). Im Schwäbischen legt man es in seinem

ersten Tragkissen unter die B., bevor man

ins Bett reicht ?). Es kann

|

In der Mark bekommt kein Heimweh. tut man so bei der Heimkehr von der

| |

es der Mutter

sich dann später überall gut einleben und

Taufe; hierauf legt man das Kind in die Wiege und dreht es mehrmals um und um 3). Windeln soll man in den Sechswochen nicht unter die B. werfen, sonst bekommt das Kind kein Ansehen *). Im

(s. Leichenzug).

?) Höhn ll) Rochholz Kinderlied 279. Geburt 4, 260. 3) Kuhn u. Schwartz 430 *) Schöna.a.0O. 290. = Rochholz

Myth, 3, 315. 7) Grimm Heckscher 294. *) Verf.

3, 228. 7°) Ebd. 3, 416 Nr. 17. ®)

874

tragen ist, die B. um ®), und ein Gleiches

Halsbänder der Zugtiere ”) waren früher Schutzmittel. Im deutschen Südböhmen hat man aber noch jetzt am Geschirr rote Bänder oder Fleckchen, die ‚,Neidfleckerl‘‘ heißen 7%). Dasselbe bezwecken die roten Bänder, welche die Magyaren den Füllen in die Mähnen binden ®). 1)

bannen

Banrı (= B.), banncn (= b.), stellen (= st.), Stellung (= St.) ist der Zwang, den ein Mensch mittelst cines oder einer ZauberhandZauberwortes lung auf andere Wesen (Menschen, Tierc, Geister u. a.) ausübt, meistens mit dem Zweck, den Gebannten unschädlich oder unfähig zu machen, seinen Willen zu betätigen. Das kann geschehen durch das d. h. die zeitweilige StillStellen, stellung oder Behinderung, das Verbannen (s.d.), d.h. die zauberische Versetzung aus dem Ort, wo der zu Bannende Schaden bringt, an einen andern, Bedas wo er unschädlich bleibt, (s. d.), d.h. das zaubeschwören rische Verbieten des Übeltuns, oder auch, bei Geistern, das zauberische Zitieren. B. wird zurückgeführt auf die TäZautigkeit von Geistern, Es wird und Hexen. berern gebannt, wer in das Revier eines Geistes, besonders eines selbst gebannten, kommt 2). Sostellt auch der wilde Jäger 9%). Eigentümlich ist, daß Zigarrenrauchen das Gestelltwerden durch einen gespenstischen Leichenzug verhindert %). Deutlich erzieherischen Charakter hat die vom Untersee berichtete Erzählung, daß ein Bauer wegen Sonntagsarbeit von einem Geist gestellt wurde und von morgens 7 Uhr bis abends 7 Uhr zum Gespött aller

Vorbeigehenden stehen mußte 5). Daß auch Freimaurer (s. d.) in dieser Gesellschaft erscheinen °®), ist bei der Einstellung weiter Volkskreise diesen gegenüber nicht verwunderlich. Sonst ist das B. nur weniNorddeutschen Kinderlied ist insbesonders vom Legen des wechselbalgartig ver- | gen Leuten bekannt, die mit B.-sprüchen und Beschwörungsformeln arbeiten (Veränderlichen Kindes auf die B. die Rede ®). ?) ’). So kann ein SonnMan stürzt, sobald die Leiche hinausge- ! balsuggestionen

875

Bann,

tagskind den Wind st.®). Außerdem sind zu solchen Künsten nur in der Schwarzkunst (s. Schwarzkünstler, Nekromantie) erfahrene Leute, besonders aber, offenbar von hrer Tätigkeit als Exorzisten her (s. a. Geisterb.), katholische Geistliche

befähigt.

Im

Bergischen

hält

man

den

Abend für die einzige erfolgversprechende Zeit für das B., wofür der Ausübende Y% Stunde Vorbereitungszeit benötigt ?). Für das St., das in Tirol auch bezeichnend „gefroren machen‘‘, in der Oberpfalz ‚‚,an-

frören‘‘ heißt !%, werden mannigfache Hilfsmittel genannt: so betet der

Banner das Vaterunser rückwärts !!), denselben Dienst tut das Umkehren des Glases oder eines Bildes 1?) oder das Festnageln eines in Beziehung zu dem zu Bannenden stehenden Gegenstandes (s. a. verpflöcken) !). Eine besondere Rolle spielt hierbei der B.-kreis, in den sich der Bannende entweder selbst hineinstellt !*) oder aber, was weit häufiger ist, den zu Bannenden hineinb.!®), Wir haben

hier eine Erinnerung an den bei allen indogermanischen Stämmen, besonders

bei den Slawen, z. T. noch heute geübten Brauch, den zu sakralen Zwecken dienenden oder sakral zu bannenden Gegenstand

dreimal zu umkreisen!®),

Schließlich geht

bannen

876

berspruch und magische Handlung b. 22), Besonders verbreitet ist das B. des Obstdiebs auf dem Baum ®), Im Kt. Zürich glaubte man, einen Dieb mit Hilfe von Nägeln festzustellen oder ihn zu bewegen, die Beute wieder zu erstatten 2). Das B. des Diebs erfolgt durch den Diebssegen (s. d.) ®), Man spricht ihn, indem man nach Sonnenuntergang dreimal um die Stelle geht (s. a. umkreisen), zu der

vermutlich der Dieb kommt; dabei darf man sich aber nicht umsehen und muß genau an dem Punkt aufhören, wo man den Umgang begonnen hat. Wenn man dann

zum Schluß noch dreimal ‚Im Namen Gottes‘‘ usw. sagt, so findet man am anderen Morgen den Dieb an der Stelle festgebannt %). Ein solcher Segen lautet: „Ich hier nene deinen Namen (s. d.), Kannst Du über mein gutt gehen oder Reiten,

Dach,

außer dem

Dach

oder unter dem

kannst Du es nicht, so bleib stille

stehen, zähle vorher alle Rägentropfen, alle Sterne, die am Firmament stehen und

alle Steine, die in der Erde liegen, alles

grüne

Gras,

So auf der Erde

Stehed, alle

Sandkörnlein, So im Meer liegen und alle Brunnen, so unter der Erde liegen. Kannst

Du es nicht zählen, so Sollst und must Du

stihle stehen, wie ein Block und Dich umauch die Sitte, die Hühner an bestimmten sehen wie ein Bock‘ 2), Ein Pforzheimer Tagen innerhalb einer Sperrkette zu fütArtzneybüchlein von Carl Ludwig Schneitern, damit sie die Eier nicht verlegen, demann Ao. 1768 empfiehlt als sicher wirauf diesen B.-kreis zurück !’). kendes Mittel zum B. eines Diebes das beSagen und Geschichten, in denen das kannte Sator (s. d.): „Auf ein Zettelein B. eine Rolle spielt, sind sehr zahlreich. muß es aber stehen und an die Thür hinEinmal wird ein Knabe durch den Fluch gegleibt werden. Welcher Dieb das an der des jähzornigen Vaters gestellt und muß Thür ansiehet wird nicht mehr weggehen 3 Jahre auf derselben Stelle stehen, im | können bis er drappirt wird ‘“2®), Wenn der 8. Halbjahr kann er wenigstens sitzen und Dieb sich allerdings selbst auf das B. ver-

wird nach 7 Jahren durch den Tod erlöst 18), Anderwärts wirkt sich der Stellzauber beim Essen dahin aus, daß die

steht, kommt es darauf an, wer die stärke-

ren Sprüche weiß ?); dabei geht es dann oft recht erheiternd zu, wenn z. B. der Speisen stahlfest gemacht werden, so daß Wilddieb die revidierenden Forstbeamten niemand abschneiden kann !®), oder ein auf die Stühle am heißen Ofen bannt Wirt stellt Gäste zwei Tage lang, bis ein und sie schwitzen läßt 3), oder wenn der Fremder sie löst ®). Sonst werden gebannt Banner die Diebe mit ‚„‚Knitteln ordoTänzer und Streitende, böse Nachbarn, nanzmäßig durchbritschen und abschmieZauberer, Zigeuner, selbst ein Leichenren‘‘ läßt und sie nach Lösung des Bannes zug 21), noch durch die ‚,Mistlache‘‘ jagt 3%). Wie die Hexen so kann man Diebe, In Kriegsläuften nahm man natürRäuber und Mörder durch Zau- |! lich ebenfalls gern seine Zuflucht zum B.,

877

Bann,

so der „Krieger Bäthle‘‘ in Wurmlingen,

der im Schwedenkrieg einige Schweden-

reiter auf 20 Schritte stellte, indem er mit

seinem Pflugstecken dreimal in der Luft herumfuchtelte 32), oder jener Bauer in

der

Sotzbach,

eine

Schwadron

im

Siebenjährigen bannte,

Reiter

Krieg

daß

sie

einen halben Tag lang weder vorwärts noch rückwärts konnten %®). Man bediente sich dabei in der Regel einer „sehr geschwinden Stellung‘‘, wie sie etwa das Romanusbüchlein lehrt: „Du Reiter und Fußknecht kommst daher, wohl unter deinem Hut, du bist besprengt mit Jesu

Christi Blut, mit den heiligen 5 Wunden

sind dir deine Rohr, Flinten und Pistol gebunden, Säbel, Degen und Messer gebannet und verbunden, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes.

Man

sprechen) %).

zu

(dreimal

Amen‘‘

verstand es demnach auch, wie man der Treffsicherheit anWaffe eigenen zaubern konnte, die des Gegners zu stellen oder zu „bescheißen‘‘, Hieb- und Stich-

waffen zu b. Eine Reihe der dazu nötigen Beschwörungsformeln sind erhalten. Neben dem Heiland und der Muttergottes werden dabei oft die Heiligen, vor allem

die hl. Drei Könige, die vier Evangelisten, die Erzengel, die ‚12 Botten der Patriarchen‘ u.a. angerufen 3%). Wie man so einen Angreifer oder Verfolger ®) unschädlich machen konnte, so glaubte man

auch,

einen

oder

Feind

dem

Flüchtling

Verfolger in die Hände b. zu können *”). muß man vor Den Stellzauber Sonnenaufgang (Sonnenuntergang) ®) 15 gen, sonst stirbt der Gebannte, und sein Leib wird kohlschwarz. Der Gestellte

ist zum Teufel geworden 3). Diese Vorstellung beruht auf dem Glauben, daß man

einem

Seele

anderen

(s. d.)

worauf der bleibt, bis zurückgibt.

durch

Zauber

entlocken

die

kann,

seelenlose Leib unbeweglich der Banner ihm die Seele Dies geschieht durch Los-

sprechung

oder

Abdankung

von der Art: ‚„‚Bist hergegangen

in Teu-

fels Namen, geh hinweg in Gottes Namen, lege ab das Gestohlene‘‘ %). Ist der Gebannte selbst zauberkundig, so kann er unter Umständen den Stell-

bannen

878

zauber selbst beseitigen, indem er die Schuhe auszieht und in den Strümpfen fortgeht oder den rechten Schuh an den linken Fuß, den linken an den rechten anzieht *l). Kann er sich gar seinen Hosenträger zerschneiden, so büßt der Banner mit sofortigem Tod *2). Bei den Tieren wurde das B. vor allem zum St. von Wild zu bequemen um aber auch angewendet, Abschuß Krebse und Fische aus dem Wasser zu fangen %). Hunden und Mäusen konnte man die Mäuler durch B. verschließen, Wanzen in ein anderes Haus b., Schlangen und Ungeziefer (Raupen, Erdflöhe, Käfer u. dgl.) vertreiben %). Das B. eines Wagens %®) wurde gern von gewinnsüchtigen Handwerkern (Schmieden) praktiziert, um eine Ausbesserung vornehmen zu können®% oder aus

Übermut *?). Durch Besprechen wird das

Fahrzeug wieder flott gemacht %). Drastischer sind folgende Mittel: man schlägt auf alle Radnägel des gebannten Fahr-

zeugs %)

oder

haut

mit der Axt

auf

die

Deichsel®), Zerschlägt man gar eine Radspeiche, so wird dem Banner dadurch mindestens ein Fuß abgehauen, meist trifft ihn der Schlag ins Herz, so daß er sofort tot ist 1).

Krankheiten werden als Dämonen gefaßt und können deshalb durch B. vertrieben werden (s.a. Incantatio). Besonders geschieht das beim Alpdrücken, Schon die Alten kannten es ebenso wie das heute noch weit verbreitete Sympathiemittel des Verpflöckens (s. d.). Auch wird die Krankheit in einen Zauberkreis (s. a. Kreis) gebannt: in Franken und Österreich legt man auf eine Flechte ein Geldstück, macht dann einen Kreis herum und darauf kreuzweise Eindrücke. Ein ganz ähnliches Verfahren empfiehlt schon Marcellus °?)., Noch in der Gegenwart verschreibt man sich in der Lausitz ‚,Bannmänner‘‘ aus dem

benachbarten Böhmen,

vornehmlich

um plötzlich krank gewordenes, d. h. behextes Vieh zu kurieren °), Andere bringen selbst stark fließendes Blut oder Schlangengift durch B. zum Stehen ®). Eisel Sagen 176 Nr.240; 1) Meiche Voigtland 78 Nr. 199; Andree Braunschweig

879

Bannbüchlein

387; Vk.

8,

Köhler 155;

1598216.

Nr.

721;

ZfVk.

Voigtland ır

?) Meiche

Reiser

528 Nr. 133;

(1901),

Zfrw-

68;

Wuttke

ı, 422;

Kühnau

Sagen 214 Nr. 277; 580

Allgäu

Sagen ı, 500. 3 Kuhn Westfalen ı, 178 Nr. 189, *) Meich e Sagen 242 Nr. 309. 5) SAVk. 2 (1898), 18. ° Kühn a u Sagen 3,252. %) Stoll Zauberglauben 128; Agrippa v.Nettesheim ı, 153 ff.; (Keller) Grab d. Abergl. ı, 39 ff.; Luck Alpensagen 75; Lessiak Gicht 156; Amersbach Grimmelshausen 2, 37; Niderberger Unterwalden 3, 549; Fient Prättigau? 173; Kiesewetter Faust 226; ZfVk. 25 (1915), 352; MschlesVk, 6 (1899), 36; 7 (13) (1905), 96; DG. 13, 17f.; SAVk. 21 (1917), 55. ®) Lütolf Sagen 383. ®%) Schell Bergische Sagen 2091

Nr. 1a; 293 Nr. 1ıc.

1%) Hey1l

Tirol 285 Nr.

103; 426 Nr. 113; Schönwerth Oberpfalz 3, 215f£. 2) Schell Bergische Sagen 442 Nr. 43. !*) Rank Böhmerwald ı, 166; Meiche Sagen 566 Nr. 704. 13) ZfVk. 25 (1915), 352. 4) Rochholz Sagen 2, 167. 19) Kuhnund Schwartz

449

Nr.378;

Liebrecht

Zur Volksk. 306. 1) Goldmann ‚Einführung 98 Anm. 3. ”) Knuchel Umwandlung

880

Schwartz 449 Nr. 378. %) Schramek Böhmerwald 275; Luck Alpensagen 75; ZfVk. 5 (1895), 297. 4) Heyl Tirol 164 Nr. 72; Jecklin Volkstüml. 391; ZfiVk. 4 (18904), 156. %) Schell Bergische Sagen 186 Nr. 112. 4) Ranke Sagen 32; Andree-Eysn Volkskundliches 215; Reiser Allgäu, 207f.;

SAVKk. 25 (1925), melshausen 2, 37.

69; 4%)

Amersbach Amersbach

GrimGryim-

melshausen 2, 37. %) Baumgarten Aus der Heimat 2, 79; Meyer Baden 427; ZiVk. 11 (1901), 69. *) Kühnau Sagen 3, 2361. 4) ZfVk.ır (1901), 69. % Schell Newe berg. Sagen 21 Nr.6. %) Grimm Myth. 3, 471 ! Nr. 977. %) Meiche Sagen 581 Nr. 723. 5) Andree-Eysn Volkskundliches 215; Eisel Voigiland 223f.; Schell Bergische

| Sagen

86

Nr. 5;

Nr. 165; Neue

tels

150

Nr.27;

177

Nr.93;

209

berg. Sagen 50 Nr. 27. ”) Bar-

Medizin

ı1941f.;

Naumann

Ge-

meinschaftskultur 143 f.; Stemplin ger Sympathie 75 £.; Wrede Rhein, Volkskunde ? 133. ®%) Kühnau Sagen 2, 539. %) Heyl Tirol 802 Nr. 261. ;

S.a.Geisterb.,

Übertragung,

37. ®) Meiche Sagen 561 Nr. 696. ?) Ebd. 559 Nr. 693. %) Schell Bergische Sagen 7 Nr. 8. %*) Leoprechting 58f. 6off.; Schell Bergische Sagen 49 Nr. 742; 399

verfluchen.

372. *) Knuchel Umwandlung 85; Schell Bergische Sagen 27 Nr. 23; Neue berg. Sagen 83 Nr. 14; Andree Braunschweig 387; Andree-Eysn Volkskundliches 215 Nr. 38; Müllenhoff Sagen 517f. Nr.34; Wolf Beiträge 1, 153; Kuoni St. Galler Sagen 26 £. 86; SAVk., ı5 (1911), 184f.; 21 (1917), 199; ZföVk., 3 (1897), 6. ®) Birlinger Volhsth.

Sprüche und Mittel zum Stellen der Jagdtiere, der Diebe, zur Unschädlichmachung von reißenden Tieren und Schlangen, zum Bannen der Geister und des Teufels enthalten !). Damit sie bannkräftig werden, legt man sie einem Primizianten unbemerkt unter das Altarblatt. Um den Gefahren beim Gebrauch der B. zu entgehen, muß man sie rückwärts lesen können, wodurch der Zauber aufgehoben wird ?). Bannen bedeutet: festhalten, zaubern, bezwingen ®), vgl. Schlangen und Nattern bannen *), Diebe ®), den Teufel oder die Geister bannen ®), in der älteren Sprache: bannen und bennen, durch Zauber- oder Segenssprüche binden); s. bannen.

Nr.6;

I, 510;

Reiser

Allgäu ı, 209; ZfVk. 9 (1899),

Müllenhoff(-Mensing)

Sagen

202 Nr. 302; Lütolf Sagen 2501. %) ZfVk. 25 (1915), 352 f. 2) Grimm Myth. 3, 505; Frischbier

Hexenspr.

ı13;

Waibelu.,

Flamm 2, 133; ZfVk. ı 1 (1901), 68. ®) Kuhn u.Schwartz 449 Nr. 378; Ranke Sagen

27ıf.

mek

schrift

Eisel

”)

SAVk.z

(1898), 264;

Böhmerwald 270.

1151.

®)

vgl.

Weinhold

%®) Rochholz

Voigtland

223 f.;

Schra-

Sagen

Fest-

2, 60;

Andree-Eysn

Volkskundliches 215 Nr. 41 f. ®) Schell Neue berg. Sagen 62 Nr. 9. %) Reiser Allgäu x, 209. ®) Birlinger Volksth. ı, 331. ®%) Bindewald Sagen ı27f. %) Romanusbüchlein 13; Schramek Böhmerwald 267; SAVk.

25 (z921), 67; vgl. Weinhold Festschrift 118; ZfrwVk. 1904, 301. 3%) Geistl, Schild 164;

Amersbach

mek

Grimmelshausen

Böhmerwald

273;

ZiVk.

2, 37;

23

Schra-

(1913),

15;

SAVk. ı9 (1915), 228 f.; 25 (1921), 68. %) Schell Bergische Sagen 286 Nr. 53b.; Müller Siebenbürgen 75f. ”) Amersbach Grimmelshausen 2, 37; Meiche Sagen 566 Nr. 704. %) Kuoni St. Galler Sagen 69. ®) Ranke Sagen 251. 271%; LeoPrechting Lechrain 37; Kuhn und

Mengis.

Bannbüchlein. Mit diesem Namen zeichnet man Beschwörungsbücher,

N) Reiser

272;

Allgäu

Birlinger

ı, 206;

Aus

ZiVk.

Schwaben

bedie

9 (1899), 1ı,

405;

Höhn Volksheilkunde x, 80. ?) Dornseiff Alphabet 63; ZfVk. 25 (1915), 246; Wuttke

183 $ 250; HessBl. 20 (1921), ı5ff.; Sey| farth Sachsen 165. 169. 3) Grimm DIVb. 1, 1116. *) Panzer Beitrag 2, 272 Nr. 12;

i G rimm a.a.O. (Grimmelshausen, Simplizissimus). 5°) WürttVjh. 13 (1890), 205 Nr. 213; 213 Nr. 244. % Panzera.,a.O.2, 142. 201. 271

Nr. 8. 302; WürttVjh.

SAVk. 20 (1916), | (1872), 123. 381.

435.

a. a. O. 215 Nr. 250;

') Lexer

MhdWb.

Jacoby.

ı

Banuprozession

881 Bannprozession

Bannsegen nung.

s,

Fluru

mgang.

Verban-

s. Segen,

Bär (Sternbild) s. Sternbilder

Il.

Bär (Tier). ı. Name. Der idg. Name des braunen

B.en (Ursus arctos) gehört zu der Gruppe scr. Iksha-, avest. areSa-, gr. äpxtog, lat. ursus !). Aus religiösen Gründen (Verbot, den Namen des Tieres zu nennen; vgl. Wolf) ?) haben die germanischen und lituslawischen Sprachen das Wort verloren ®%). Die Germanen, wie die Wogulen und Lappen %), haben dafür ‚„‚Bär‘‘, ‚,der Braune‘ 5), den aus der Tiersage bekannten Namen %), Petz, (betz, bätz), eine Kurzform von B. mit dem Kosesuffix -ze 7). Die Slawen ersetzten schon in urslaw. Zeit den Namen durch medv6di = Honigesser, was in der Gegenwart wieder durch ‚,Er‘‘, ‚„,Hausherr‘* usw. verdrängt ward ®), so wie die Finnen von mesikämmen (Honighand), otso (Breitstirn) ®) und vom ‚‚,Alten‘‘ sprechen. Die

Russen

brauchen

zveri

Wild !), für

=

den Jungbären Lontschak = Jährling, für den zwei- bis dreijährigen Pestun Kinderwärter;

=

er

ist

ein

Owsjannik

= Haferesser oder ein Sterwjätnik, ein Esten nennen ihn Aasfresser 1). Die laijalg (Breitfuß) 1?). Bei verschiedenen türkischen und tatarischen Völkern hat der B. Bezeichnungen wie Vater, Mutter, Großvater; von den Schweden wird er hin gamle, store, storfan, Großväterchen, genannt 13) oder auch kuse, bjäss und gullfot (Goldfuß), sötfot (Süßfuß)1#). — Auch die Ungarn nennen ihn öreg = der die Fußschlepper, = toporjan Alte, Szekler: f£reg, den schleppend gehenden Wurm !5), die Lappen vari-aija (kluger Vater), während des B.festes: soive olma (heiliger Mann) oder härra (Herr), fruvva (Frau) ?9). 1)

Schrader

Reallex.*

ı,

81;

Feist

a. Indogermanen 1913, 181. *) Schrader Quelques hypotheses a.O. nach A. Meillet sur des interdictions du vocabulaire dans des langues indo-europeennes in Festschr. f, A. J. Vendryes zum 3.7. 06 u. Ztschr. für deutsche Antike Wortforschung 10, 167 ff.; Keller Tierwelt ı, 178. *) Schradera.a.0O. *) Kel-

!

Bär

882

ler Antike Tierwelt ı, 178. Tiernamen Ahd. lander

Usener

Reinhart Loewe

5) Hugo Pa1899 56{.; vgl.

Kl. Schr. 4,57 Anm. 11x.

®%) Grimm

Fuchs CCXXII ff. ’}) Richard Germ. Sprachwissenschaft ı (1922), 87.

% Grimm 8) Schrader Reallex.* ı, 81. Reinhart Fuchs LVI. ®) Schrader Reallex.? Lebens1, 8:. 2) Meerwarth-Soffel bilder aus d. Tierwelt Europas 1 (1020), 72.

2)

Grimm

Reinhart

Fuchs

LVI.

*%) Kel-

in WS. 4, 175. Riegler Tiere ı10; ler 1) Grimm Reinhart Fuchs LV, 5) Keller Antike Tierwelt ı, 178. ') Hammarstedt‘ in Beiträge z. Rel.wissenschaft z (1918), 124f.

2.Der B.im Glauben deralten und primitiven Völker. Als prähistorisches Jagdtier kannte man sowohl den Höhlen- wie den braunen B.en!?). Die Knochen verarbeitete man zu Geräten ?8®). Im Burgwall von Mecklenburg (slawische Zeit) fand man bei einer. Grabung einen GräB.enschädel!®); in germanischen bern %) kamen B.enknochen zum Vorschein. Bei den Römern war er ein beliebtes Jagdtier; die lebend gefangenen wurden, abgerichtet, viel bei den Spielen im Zirkus verbraucht %), In der griechischen Mythologie erscheint er öfters. Er war das Tier der Artemis, deren Hypostase Kallisto B.engestalt hat, und deren Priesterinnen (brauronische A.) B.enkleider tragen ?); an ihren Tempeln wurden erbeutete B.enköpfe aufgehängt ®); ihr wurden B.en geopfert *%). Im Heiligtum der syrischen Göttin Artemis zu Munichia wurden B.en gehalten ?®); in peloponnesischen (arkadischen) und attischen Kulten war er ihr Symbol ?%®). Der großen Göttin der Syrer war er heilig ”). Die meisten Völker der nördlichen Zone

wissen vom B.en zu erzählen. Über den B.en

als

Totemtier

handelte

Reuter-

skiöld %), Bei den Algonkins haben B.engestalt ?); Unterweltdämonen

die die

Blackfoot wissen von plagenden Dämonen in B.engestalt %); die den Menomini (Algonkins) benachbarten Skidi-Pawnee kennen Bien als Begleiter der Hexe %); bei den Nahavos (Pueblas) bewachen B.en das Haus der Sonnenfrau 3). Häufig ist in der indianischen Tiersage von ihm

die Rede 33), wie auch die Eskimos*%) und

nordamerikanischen Neger ®) von ihm erzählen.

883

Bär

Auch die sibirischen Völker haben sich

mit ihm beschäftigt. In einer Höhle Innerasiens fand Gmelin das Steinbild eines sitzenden B.en 3%), Die Ainos verehrten einen B.engott, an dessen Hauptfest ein von einer Frau gesäugter

B. getötet und gegessen wurde 37), Auch

die Japaner kannten eine Berggottheit, welche als B. erschien %). Die Giljaken (an der Amurmündung und auf Sachalin) kennen einen Berg- und Waldgott Pal’ys’, der ihnen seine Hunde, die Bien, als Nahrung sendet. Diese B.en sind „Bergmenschen‘‘, niedere Götter, zugleich aber Gentilgenossen der Giljaken. Wieder finden sich bei den sibirischen Völkern Tiersagen, die an diejenigen der Indianer erinnern ®), In Lappland wurde der B. im 18. Jh. noch als saivo = heilig, passe-

vaitse = heiliges Wild, bezeichnet 40), Die

Ungarn sind von einem B.enkult Vorfahren überzeugt 1). Die Finnen ten, wenn sie den Kopf des getöteten an einem Baum aufhingen, ein Fest wobei ein Knabe und ein Mädchen

Brautpaar erschienen %2),

W.

»”)

Ebert

Soergel

Reallexikon Die

Jagd

6,

der

1409;

7,

Vorzeit

ihrer hielB.en ab, als

134f.;

1922,

54ff.; O0. Profe im Mannus 6, 107 ff.; W. Soergel Das Aussterben diluvialer Säugetiere u. d. Jagd d. dil. Menschen 1912 = FestSchr. z. XLIII allgem. Vers, d., deutsch. anthropol. Ges. 47 ff.; vgl. auch Hoernes-Menghin Urgesch. d. bild, Kunst 1925, 147. 233 . 244 f. 144—146. 38) Sokolowsky in Mediz. Klinik 1918, 395 f. 1) Nachrichtenbl. f. qd. Vorzeit 3, 6. %®) Keller Tiere 365. 366. 2) Ders. Antike Tierwelt 1, 178ff.; vgl. Tiere ı15ff. %2) Keller Antike Tierwelt 1, 176; Pauly-Wissowa 2, 1344. 1434. *) Ebd. %) Ebd. 2°) Ebd. 2%) Pauly-WisSOwa 2, 1434. ”) Keller Tiere 114. 2%) Reuterskiöld Speisesakramente 14. 26. 29. 48. 77f. ®*) W. Kricke berg Indianer märchen aus Nordamerika 1924, 52. 82. 37 3; vgl. Siuts Jenseitsmotive 269. 3%) Ebd. 135. 3) Ebd. 143. 157. %) Ebd. 338. 3) Dähnhardt Natursagen 3, 6. 58. 50. 57. 29. 253 f. 63. 77. 83f. 97; 4, 207; Krickeberg 108. 217 ff. 176. %) Dähnhardt 3, 18. 252; Sock Eskimomärchen (1921), 70 ff. 78 f. ®%) Dähnhardt 3, 50 f.; 4, 44. 3) Keller Tiere 110 = Ahtike Tierwelt I, 177.

3) Höfler Organotheyrapie 65; ZfVk. 6, 344; Andree Parallelen ı, 132; Globus 39, 232 f.;

vgl. ebd.

32,

117;

Keller

Antike

Tierwelt

I,

177. 3) Karl Florenz Die historischen Quellen d. Shintoreligion 1919, 4 Nr. 18, 86;

884 vgl. Grimm Myth. 3, 191: B.enfest der Lappen; Muus Altgerman, Religion 30 f.

®) Dähnhardt 4, 282 f. %) Keller Antike Tierwelt ı, 137. 4) Ebd. 4%) Beitr. z. Rel.wissensch.

2,

1194,

3. Naturgeschichtlicher Aberglaube. Die Menschenähnlichkeit eines enthäuteten B.en ist stets st ark aufgefalle®%n); die Ainos empfanden sie*4) wie die Giljaken %); die Esten erklären , ein abgehäuteter B. habe große Ähnlichkeit mit einem Mädchen, besonders an Brust, Hüften und Beinen 1%). Seine Füße gleichen Menschenfüßen (mongolisch *), serbisch %), polnisch ®), ru ssisch) ®); er hat menschlichen Verstand (Altajer 59), mongolisch) 5%), aber nu r einen kleinen, weil er von einer Frau ab stammt (lettisch) 5), Seine Zitzen sitzen wie bei den Menschenfrauen an der Brust, nicht am Bauch (Smolensk) °), und er hat eine weiße Brust wie eine Jungfer (est nisch) 5). — Nach deutschem Volksglauben ist er ohne Knochen, besteht nur au s Muskeln und Sehnen 56), Solinus sagt, die B.en verehren die B.innen, die stärker sind als die B.en,

heimlich ”). Sie kohabitieren in gestreckter Lage wie die Menschen 538). Die B.in wirft am 30. Tage darnach ein Jun-

ges, wenig größer als eine Maus 5), Das ist ein ungeformter Fleischklumpen, der erst durch Belecken Glieder bekommt; vorher sind nur die Klauen zu sehen 60), Wenn Zedler das 1733 abstreitet, muß also der Glaube damals noch lebendig gewesen sein %!), Es ist nichts seltsamer anzusehen als eine gebärende B.in %). Die B.en ge-

nicßen Ameisen und Krebse als Arznei, nach antiken Autoren kennen sie die Heil-

kräuter ®), Der B. wächst fast unaufhörlich 9); kocht man B.enfleisch, so wächst es auch ®), Älian und Äsop behaupten, er

rühre keinen Leichnam an $6), Aristoteles,

er fresse erst fauliges Fleisch 67). Er ist so

verpestet, daß verfault, was er anbläst 53), Man habe ihn gefangen, erzählt Megenberg, indem man ihn mit Honig in eine Fanggrube lockte ®) oder ihn durch Vorhalten eines glühenden KEisens blendete 7). Die auf den Bıen bezüglichen Ausdrücke der Jägersprache zählt Zedler

885

Bär

auf 7!). Sein Brummen deuten die Siebenbürger Sachsen: „,Ech bän der grest! oder: ech kun, ech fr&sen dich‘ 7?)! Sie wissen auch, daß man nur 99, nie 100 schießen kann 7 2), %

“)

Megenberg

Dähnhardt

Buch

der

Natur

133.

Natursagen 3, 449. 4) Leo

Sternberg im ARw. 8, 267. *) Dähnhardt 2,278 Nr. 2a. *) Ebd. 3, 450 Nr. 13 b. %) Ebd. Nr. 22. *) Ebd.2,099 Nr. 7. ©) A ug. v.Löwis of Menar Russische Volksmär-

218.

Ne

5)

Ebd.

Dähnhardt

3, 1

Nr. 13 b.

5)

3,

Ebd.

451

3,

452 Nr. ı9b. ) Ebd. 2, 99 Nr. 4. °) Ebd. Nr. 10. 5%) Montanus Volksfeste 167. ”) Megenber fg Buch der Natur 134; Keller Tiere123.376 Nr. 207. ®) Megenberg 134. °) Ebd., nach Ambrosius, ®) Ebd, nach Plinius,

der

auf

Aristoteles

zurückgeht;

vgl.

Keller Tiere ı22f. 375 Nr. 199; Keller Antike Tierwelt ı, 180. %) Zedler Universallexikon 2, 115. ®%) Megenberg 134. %) Ebd, nach Aristoteles. (Vgl. Keller Tiere 122. 375

Nr.

193.

194.)

Heilkräuter:

Keller

Tiere 122. 374 Nr. 188. 189; Höfler Organotherapie 65. %) Megenbe rg 134. ©) Ebd.

nach Plinius, %) Keller %) Megenberg 134.

Tiere 123. ®) Ebd. *®) Ebd. nach So-

linus. 7”) Ebd. ?) Universallexikon 2 (1733), 116. %®) Haltrich Sziebenb. Sachsen 152.

na)

Müller

4. Der

Siebenbürgen

B.ist

25 f.

ein verwandelter

Mensch; Bärensohn. Der B. ist asiatischen und slawischen Völkern ein Weib, andern Europäern ein männliches Wesen,

das sich verwandelt

hat. —

Für

die Verwandlung werden manche Gründe angegeben;

Menschen

die B.engöttin heiratet einen

(Ainos) 73), der Waldgeist

ein

halbtierisches Weib (Samojeden) 7%), oder

weibliche Waldgeister Heldensöhne (Ostjaken, Wogulen) 75); die Kinder sind B.en. Bei Mongolen, Bulgaren und Finnen ist der Mensch verwünscht 7%), in russischen, serbischen und bulgarischen Märchen strafweise verwandelt worden”). Am reinsten ist diese Sagenform ausgebildet in den Stücken, die von einer Verwandlung der Menschen berichten, welche den wandelnden Gott mißachten, entweder

886

die beim Jungschmieden Mißratenen zu B.en %), Norwegische, sibirische und finnische Sagen berichten, daß sich jemand freiwillig in einen B.en verwandelt habe®2) oder durch einen Zauberer verwandelt worden sei (lettisch) ®). Daß der B. ein verwandelter Mensch sei, ist in Rußland noch Volksglaube #%); im Märchen verwandelt sich der Vater, um den Mut der Tochter zu prüfen, in einen B.en®), ebenso der Jüngling, der sich vorm allwissenden Zaren verbergen soll8) ; die Hexe, die gegen den Helden kämpft ®), Zigeuner und Zauberer ?®), im schwedischen Volkslied die Stiefmutter zwei

Brüder®%).

Zauberer verwandeln

im

Märchen häufig andere in B.en; die späteren Hexen können das nicht mehr %2), Der in einen B.en verwünschte Prinz oder König ist ein beliebtes Märchenthe-

ma, das bei Grimm ®), im Niedersächsischen ®%) an der Bergstraße, im Odenwald ®), in Bayern ®), Schleswig - Holstein ®), Pommern %2), bei Vlämen und Franzose®), n auf dem Balkan ®), in Est-

land ®)

und

anderwärts

vorkommt.

Oft

spielt das Psychemotiv hinein, so in nor-

wegischen ®) und estnischen Stücken”), bei den Franzose®), n und im Pentamerone findet sich eine verwünschte Prinzessin ®),

bei den ungarischen Armeniern geht eine Königstochter im B.enkleide nachts wie ein Werwolf aus !®), Die Entzauberung erfolgt gewöhnlich durch Enthauptung,

Verbrennen der Tierhülle oder Kuß 1°), Nahe steht diesem Motiv das von der B.enehe, ist sogar meist mit ihm verbunden 1%), Das in dieser Ehe erzeugte Kind ist ein dämonisches Wesen; Zeus als B. zeugt mit der Kallisto den Arcas !®); in obd. und dänischen Berichten ist das Kind

französisch) ”?)

ein Ungeheuer 1°), in einem russischen ist Ivanko-Medviedko (Ivan B.ensohn) zur Hälfte Mensch, zur Hälfte Bär *°), in deutschen Märchen ein mit Riesenkräften Begabter 1%): Peter B., B.enhansl, im Französischen Jean de l’ours 1”), Alte Geschlechter oder Völker leiteten ihre Herkunft von einer solchen B.enehe her; so berichtet Olaus Magnus von den Goten,

sei (polnisch) ©). In den Abruzzen werden

Borussia communissima narratur historia,

ihn durch Verkleidung oder Schreien erschrecken wollen (burjätisch, russisch, polnisch, ruthenisch, rumänisch, lettisch, litauisch, estnisch, französisch) ?) oder

ihn verspotten

(estnisch,

oder auf die Probe stellen, ob er allwissend

Saxo von einem

Schweden

Ulvo!®),

In

887

Bär

virginem ab urso impregnatam filium peperisse, cui nomen Ursini . , . 19), B.en-

kraft erhält, wer mit B.enmilch gesäugt worden ist; die Ammen des Zeus

wohnen als B.innen in einem Gebirge bei Kyzikos 1!°); Atalante wie Alexandros, der Sohn des Priamos, wurden ausgesetzt

und von B.innen aufgesäugt 11); auch auf Island weiß man davon 112), Deshalb wird auch der Märchenheld ausgesandt, B.enmilch zu holen, um die kranke Schwester zu heilen (russisch, lettisch) !2@). Kraftprobcen wenden sich oft an den B.en, so soll der Held fünf lebendige B.en fangen (finnisch) 1%), einen B.en müde reiten (lettisch) !®). Das kluge Schneiderlein erreicht durch List, was

seiner Kraft unmöglich war 1%), In Tirol

zähmt cin Knabe die B.en durch Harfenspiel !!?), so wie das Balkanmärchen von einem Derwisch weiß, der dem B.en vorredet, er sei stärker 18), Hat nicht cin Schildbürger gar den B.en gefangen, indem er ihn eine Wagendeichsel in den Leib lecken ließ 1%), während die Schippenbeiler „‚B.enstecher‘‘ ihren Bürgermeister, der einen B.enpelz trug, als B.en erlegten (vgl. 5) 1%). s. a. Bärcnhäuter. 3) Dähnhardt Natursagen 3, 449 Nr. 11. 4) Ebd. Nr. 12, 71) Ebd. 3, 450 Nr. 14. 7% Ebd. 3, 450 Nr. 13 a. 21.24b. 7) Löwis of Menar

Russische

Volksmärchen

218 ff.;

Dähn-

hardt 3, 451 Nr. 18 und ı, 222; 3, 452f. Nr. 22; I, 316. %) Burj. ebd. 2, 278 Nr. ı russ. St. 99 Nr. ı—4; poln. St. 278 Nr. 3; ruten, St. 99 Nr. 5; rumän. ebd. Nr. 6; lettisch ebd. Nr. 8 und St. 279; litauisch St. 99 Nr. 9 und St. 279; estnisch St. 99 Nr. 10; franz. St. 278 Nr. 3. Vgl. Se bi1llo t Folk-Lore 3, 5. %) Dähnhardt 2, 278 Nr. 2 St. 101 Nr. ı1.

3)

Ebd.

3, 450 ff.

AÄlyth.

2, 100 Nr, 7.

Nr. 14.

2, 918.

®)

15.

Ebd.

#3)

16.

Ebd.

17.

3, 452

2, 166.

24a;

Nr.

82)

Ebd,

Grimm

19 b.

Vgl.

ı,

141 Note, %) Hovorka-Kronfeld ı, 49f. ®5) Löwis of Menar Russ, Volksmärcher. 178, 86) Ebd. 259. ®°) Grimm Myth.

3, 317; vgl. Bockhm-Specht Lettisch-litanische Märchen 1924, 98 £f. 2) Luc k Alpen-

sagen 68; Heyl Tr7rol 180 f. ®) ZfVk. 30/32, 77. ®a) Grimm M3#4h, 3, 317. ©) Grimm KHM. Nr. 161. Ich verweise auch auf meine Märchen d, deutschen Schlester. a) Schambach-Müller 263if. ®“) Wolf Beiträge 2, 65ff. ") Quitzmann 243; Panzer Beitrag x, 191 if. %“) Müllenhoff Saren

384f.

®"8) Jahn

Porımern 435 f. ®) Bolte-

388 Polivka 3, 260; vgl. auch 1,533 f. *) Aug. Leskien Märchen aus d. Balkan 1915, 190. %) Friedr, Kreutzwald Estn. Märchen 2 (1869), 341. ®) Klara Stroebe Nordische Volksmärchen 2 (1915), 159. 1741f. = Gubernatis Tiere 430 = Wolf Beiträge 65 f.; vgl. Gering Werssagung 16. ”) Verhandl. gel. estn. Gesellsch, 20, 139. %) Se billot FolkLore 3,52.53. ”) Gubernatis 430 == Pentamerone 2, 6. 10) Heinr, v, Wlislocki

Märchen 1. Sagen d. Bukowinaer 1. Siebenbürger

Armenier 1891, 91 ff. 19) Bolte-Polivka 1,9. 1%) Vgl. Anm. 89 ff.; ARw. 8, 249; Wolf Beiträge

2,

billot

64ff.;

Gubernatis

Folk-Lore I, 436; 3, 60.

1%)

430;

Laistner

Köhler

Sphinx

z,

v.d.

SC-

Ebd. 431.

Le

yen

Märchen 64. 154 (ff. Hierher stellen wird man auch Zaunert Deutsche Märychen seit Grimm 1912, 44; Wlislocki Volksglaube 92 £. und Paul S oc k Eskimomärchen (1921), 67 f£. 7) Se billot Folk-Lore ı, 436; 3, 60.

ws) Wolf

Beiträge

2, 64f. Vgl. auch Ham

marstedt in Beitr, z. Rel.wissensch. 2, 123; Liebrecht Zur Vk. ı8; Arkiv för nordisk

filologi

19;

Volkskdl.

Zeitschriftenschau

1903,

160. 1) Männling Curiositäten 1713, 152. 10) Keller Antike Tierwelt 1, 176. 12) Schra-

der

Reallex?

x, 82 f.;

Usener

Sintflut 111.

22) Naumann /s/änd. Volksmärchen 1924, 97. us) Löwis of Menar Russ. Volksmärche:n 102 = Gubernatis Trere 430; BoehmSpecht Lettisch-litauische Märchen 53. u) Löwis of Menar Finnische u. estnische Märchen 120; Boehm-S pecht Lettisch-Ittauische Mäychen 58. Wohl auch russ. : ZfVk. 33/34, 36. 11%) Grimm KHM. Nr. 114;

Kuhn

Märk, Sagen 293 ff.; vgl. dazu

Polivka

2,

529

ff.;

ı,

690;

Boltc-

Laistner

Sphinxz, 10 ff. 12”) Zaunert Deutsche Märchen aus d. Donaulande 1926, 215. 1218) Aug. Leskicen Märchen as dem Balkan 208. 29) Hauffen Goftschee 120. 12) E, Krollmann Ostpreuß, Sagenbuch 1915, 94f.

5. Der B. als Seelentier. Die Fylgja crscheint in B.engestalt, so die

Bjarkis, während Bjarki schläft 12); die Gunnars sicht Höskuld im Traum als B.en !?2). Im Alptraum erscheint die wandernde Seele zuweilen in B.engestalt 12), wie wir von b.engestaltigem Spuk hören (Schlesien 12%), Voigtland 12), Thüringen !*), Sachsen !?7), Böhmen 12), Bay-

ern*!?), Baden 12%), vielleicht auch West-

falen 1%), Bassce-Normandie, la mort) 1), Der Norden im

! (s.

B.enhemd

d.).

umgehenden

am Char de kannte den

‚,‚Berserker‘‘

gleiche

Me

F.

ı27f.

Germ.

Genzmer

Myth,

Edda

67. ı,

Doch

181

ver-

Nr.

ı.

12%)

Quensel

Thüringen

338; Wit z-

schel Thüringen ı, 184 Nr. 181. 12) Fr. Sieber Sachsen 297; Niedersachsen: Scham- ! bach-Müller 196. !®) Quitzmann 243. u Grohmann Sagen 238. 1®a) Baader N.Sagen 70. 39) Kuhn Westfalen ı, 153 156 b.

1%)

SEebillot

(Seele des Jägers

Folk-Lore

geht

1, 156;

in B.en über).

6. Der B. als Dämon. Dämonen und Elben nehmen zuweilen B.engestalt an 132); so waren die wendischen Feldgeister, die Graben, in B.enhaut einge-

näht 193); in der Oberpfalz schreckt man

Kinder

-

y er

12) Njala 23; vgl. ZfdA. 42, 288. 1®) Meyer 77. 104. 7%) Grässe Preußen 2, 204 1. 15) Köhler Vorgtland 535; Eisel Voigiland

vgl. 3, 6

Kl. Schr. ı, 543 £.;

zıff.;

1)

Nr.

©») Heyl Tirol 235 Nr. 48; Gubernatis ! 431. 5) Löwis of Menar Russ. Märchen 214 = Gubernatis 431. 9%) Wolf Beiträge 2, 67 f. Vgl. ferner

Bär

889

mit

dem

Buzl-

oder

Böycherl-

b.en 1); der wilde Mann (Tirol) ist zottig „wie ein B.‘ 14a); im polnischen Oberschlesien erschien ein b.enartiges Wald-

tier 1385); in Rußland ist der B. des Waldgeistes Ljeschi Diener, der bei ihm wacht 13); ein B. bewacht den Eingang zur Abendburg im Isergebirge 197), Vielleicht hängt dieser B. mit Rübezahl zu-

sammen, denn von diesem berichtet der Wale Hans Man von Regensburg, er zeige sich unter anderm an der Abendburg in eines großen B.en Gestalt 1); in einem Rübezahlabenteuer Lindners benützt der

Berggeist einen B.en als Zugtier 1), Vielleicht auch hütet er, wie in obd. Sagen 14), den Schatz. Im Eisacktal erscheint der Klaubauf als B.11) ‚Der Blutschink (s. d.) des Paznauntales

entsteigt seinem See in

B.engestalt 12). Fischer in einem See bei

Groningen hörten aus dem Wasser rufen: „Laat mij ouden beer toch leven!‘“ Da scheint ein Wassergeist B.engestalt gehabt

zu haben 13), Die zu erlösende SchlangenJungfrau erscheint zuweilen als B. (Westfalen, Schwaben) 14). Im Isental (Uri) hielt man 1820 einen B.en für den Flühlerteufel 15), Die B.en sind die schwarzen Kühe der Hexe (russ.) 14), die Herde der Trolle (norweg.) !??), der Riesen (Tirol) 1%); sie gehören

zu den Waldgespenstern

im

Zauberwalde (estnisch) !) und hüten den Eingang zum Zauber-, Unterweltschloß 1%) oder zur Hexenhöhle 151), zum verborgenen Schatz 192), B.enfleisch essen die Riesen (Alsen) *). Der B. (Eisernes-

890

Fell) verwüstet Rußland wie jener in Ostpreußen, den die Sensburger erlegten 1%), ein B. raubt dem Pechvogel, den das Unglück treffen soll, die Kinder (türkisch)!®); er fordert, was

(russisch) 15)

Wunschdinge,

man

zu Hause

wie

einer

und

ist

im

nicht weiß

Besitz

goldenen

der

Ku-

gel 197), Daneben steht der dem Menschen wohlwollende B., der mit dem bösen Zwerge kämpft 18), den bösen Hofmeister verjagt (Preußen) !*) und der unter den hilfreichen Tieren, die den dritten Sohn begleiten, häufig vertreten ist 1®), aber (estnisch) doch nicht gegen die Hundsköpfe aufkommt 1%). Von der B.engestalt des Teufels ist oft die Rede 1®2); er erscheint so dem Wachtposten 163); ist er in Menschengestalt, so hat er B.enklauen !®), besonders als Buhlteufel der Hexen 16). Den Mystikern des 17. Jhs. ist der B. ein Symbol des Teufels 168), ja der Teufel selbst 197), Beim Namen gerufen, erscheint der B. wie der Teufel (s. 13) 1%), und er erntet wie dieser die Farnblüte (litauisch) !®). — Der Lauterfresser, ein Schwarzkünstler im obern Eisacktal, verwandelte sich in einen B.en !), Die alten Weiber, die H. Sachs dem

Teufel

schenken

läßt,

werden

mit

einer B.enhaut bedeckt !7l). Zuweilen nimmt auch die Hexe B.engestalt an, so die Müllerin in der behexten Mühle !72) oder die mecklenburgische, die ein Jäger mit dem Erbknopf erschoß !%), Doch ist der B. der Hexen Feind. Die bis vor kurzem überall umziehenden B.enführer mit tanzenden B.en!?%), von denen schon im Ruodlieb die Rede ist !”?), sind gern gesehene Gäste, weil die B.en Behexungen festzustellen vermögen. Sie weigern sich, in behexte Ställe zu gehen, solange der B.enführer den Zauber nicht entfernt hat (Ostpreußen !), Lechrain !”), Schwaben 8) und an andern Orten) !9). In Westpreußen kratzt der B. selbst den Zauber heraus 18), wie in Schlesien (Zobtenebene) 1%), In Rußland wird an gewissen Feiertagen zum Zweck der Reinigung ein Bock oder B. ums Dorf geführt !®2). Nahe liegt hier, an die Sage vom Schrättel und vom Wasserb.en zu erinnern. Die ursprünglich vom Wasserb.en

(Eisb.en) erzählte Sage ist auf den braunen B.en übertragen worden, der in der Mühle mit einem boshaften Kobold oder Wassermann kämpft und ihn bezwingt. Sie begegnet das erste Mal in einer mhd. Verserzählung des Heinrich von

1290 und 1205 183), Freiberg zwischen Bolte hat einen Überblick über das Vorkommen der Sage gegeben, nach dem sie weder westlich einer Linie Oberrhein-

Weser,

noch

ausgenommen)

Dänemark,

östlich der Oder (Pommern vorkäme;

Schweden,

ferner gehören

Finn-

Norwegen,

land, Estland, Wendei und Böhmen-Mäh-

ren in dieses Gebiet !®), Einige Ergänzungen zu seinem Vorrat folgen 185). Über die Sage handelten Grimm?®%), Laistner1#) und Bolte 18), Die von Joh. Christoph Männling aus Bernstadt (Schlesien) berichtete Geschichte (Diebe stehlen Bu.en |! aus Kuhstall) erinnert an unsere Sage 18).

132) SE€billot Folk-Lore 3, 57. 13) Schulenburg Wend, Volksihum 69; vgl. Fr. Sie ber Wendische Sagen 1925, 23. 13%) Schönwerth Oberpfalz 2, 351 f. 1%8a) Hey 1 Tirol 235 Nr. 48. 49. 1%) Kühnau Sagen 2, 203 f. 136) Mannhardt ı, 141. !”) Kühnau 3, 752. 138) Peuckert Rübezahlsagen 1926, 17.

139) Ebd. 53. 1°) Baader N. Sagen31; Panzer

Beitrag 2, 99; Quitzmann 243; Wuttke 859. 14) Heyl Tirol 762 Nr. 56. 1?) Laistner Sphinx 2, 30 = Alpenburg Tirol 421; Meyer Mythologie 104. 18) J. W. Wolf Niederländische Sagen 1843, 332 = Wolf Beiträge 2, 416. 144) Meyer Germ. Myth. 283; Kuhn Westfalen ı, 242; Meier Schwaben Nr. 363. 145) SchwVk. 4, ı. 2. 14) Löwis of Menar Russ. Volksmärchen 179. 14) Klara

Stroebe Nord. Volksmärchen 2, 4f1.; wohl auch 2, 134, wo sie den Baum im Zauberwald

umtanzen. 1%) Zaunert Deutsche M. aus d. Donaulande 214{f. 1%) Verhandlungen gel. estn.

Gesellsch. 20, 152 f. 1%) Wilh. Busch Welt 1910, 98 1.;

Zaunert

Ut öler

Deutsche M,

seit

Grimm ı, 411; Knoop Hinterpommern 227. 151) Friedr. Kreutzwald Estn. Märchen 2 (1869), 74.15) Ebd. 94. 1!) Müllenhoff Sagen 573. 1%) Löwis of Menar Russ. Volksmärchen 100 = Gubernatis Tiere 429. Vgl. Gubernatis 430; Grässe Preußen 2,630. 155) Fr. Giese Türkische Märchen 1925, 162. 15) Gubernatis Tiere 4281. 1”) Pan-

zer

Beitrag

158) Grimm

ı,

ı91

ff.;

KHM.Nr.161.

vgl.

ZfVk.

4,

285.

Vgl.aberZaunert

Deutsche M. seit Grimm 2,4f. 1”) Grässe Preußen 2,605 ff. 1) Grimm KHM. Nr. 6o u.

öfter, Vgl. dazu Bolte-Polikva ı, 530ff. 332 Anm. I; 2, 22 Anm. 451; 3, 23 ff. 322. Leider ist hier oft nicht angegeben, um welche

8092 Tiere es sich handelt. Zaunert Deutsche Panzer

Beitrag

M. aus werth 102;

2, 93 f.;

Zaunert

Deutsche

27,

Löwis

d. Donaulande 131f. Oberpfalz 2, 220 f.;

märchen

of

Ich trage darum nach: M, seit Grimm 4. 10;

230;

Menar v.

Germania

Russische

Taube

Gubernatis

Russ,

81; SchönWolf Haus-

104;

Volksmärchen

Tiere

Mäychen 430;

26.

1919,

78,

83;

Boehm-

Specht Lettisch-litauische M. 45. 531%. 75; Aug. Leskien Märchen aus d. Balkan 167. 199.

293;

Löwis

of

Menar

Finnische

u. estn. Märchen 27. 64 f£. 148 1f.; Verhandlung. estn. Gesellsch. 20, 146. 148. 151; Stier Unmgavische Sagen u. Märchen z ff. 19) Bolte ZfVk. 33/34, 36. — Vgl. Köhler Kl. Schr. _, 478; Aug. Wünsche Der Sagenkreis v. gepreilten Teufel 1905, 94 ff. 168) Drechsler Schlesien ı, 310f.; 137; Zaunert

Bindewald Westfalen 299;

Sagenbuch Grässe

Preußen 2, 565 f. 16) Erasmus Francisci Höllischer Proteus 1725, 308; Müllenhof{f{f Sagen 548 f. = Theatrum Euryopaeum 12, 1143 = J.W. Wolf Deutsche Märchen u. Sagen 1845, 448. 1%) Joh. Praetorius Blockes-Berges

Verrichtung 1668, 363 nach Carpzow Praxis Criminalis P. I. Quaest. 50 Num. 66. Sent. XXVI;

Anabaptisticum

et enthusiasticum

Pan-

theon 1702, 336. 1°) E. Francisci Höll. ı Proteus 1725, 863 nach Benedict Carpzow Pyactica nova F. 340. 2. 16) In den Visionen der von Pordage 1651 gestifteten philadelphischen Gesellschaft: Horst Zauberbibliothek

I (1821), 1.—8,

319.

Tractätel

1°)

von

Adam deß

ä Lebenwaldt

Teuffels

List

und

Be-

trug. Saltzburg 8 (1680), 77. 1®) Grimm Reinhart Fuchs CXXX; Myth. 2, 556. 1%) BoehmSpecht Lettisch-Iktauische Märchen 2092 £. 1%) Hey Tirol 180£, 17) Simrock Mythologie 1878, 537. ”?) Laistner Sphinx 2, 8 f£.; Stöber Elsaß 334; Jecklin Volkstüml.! 3, 173f. 18) Bartsch Mecklenburg ı, 131. 174) SAVk. 25, ı20. !7°) Seiler Rwuodlieb 1882. 5, 84 1f.; Heyne Rudlieb 1897. 5, 87 ff. we) Frischbier Hexenspr. 8 Anm. Vgl. Seligmann ı, 266; Meyer Aberglaube 252. 1”) Leoprechting Lechrain 28, 1%) Birlinger 2, 138. *”*) Jahn Hexenwesen 13; vgl. Seligmann ı, 266; Meyer Germ, Myth. 104; Grimm Myth. 3, 476 Nr. 1099. 1%) Mannhardt Aberglaube 49 ff. 84 Anm. 26. 11) Urquell N. F. ı (1897), 20;

Kühnanu Sagen 3, 25f. So auch Jägerhörnlein 126f. 1?) ARw. 8, 274. 1%) holte in ZfVk. 33/34, 33 ff. 14) Ebd. 15) Peuckert Schlesien 215; Kühnau Sagen 2,338; Sieber

Wendische Sagen 1925, 391.; Ders. Sachsen 180f. 332; Heinr. Lohre Märkische Sagen 1921, 31 f.; Brandenburg 175; Panzer Beifrag 2, 160 f. 186) Myth. ı, 396. 1) Laistner

Sphinx 2, 151ff.; Meyer Germ. 168) Z{Vk. 33/34, 33 ff. 16) 288f.

7.

Der

B.

terlehre.

Myth.

indergerman.

Der

104.

Göt-

B. ist Thors Tier !®);

893

Bär

er erscheint — wie der Donnergott — zu Sommeranfang. Bei Lappen und Finnen steht der Vertraute, der heilige Hund Gottes, ebenfalls dem Donnergott nahe 1%), Infolgedessen erscheint Bjorn als Beiname Thors?!®), und in Zusammensetzungen wie Asbjörn ahd. Anspero, Thorbjörn. Schwed. hin gamle, der Alte, siebenb. -sächsisch Buschherrgott, Buschkönig, „der im braunen Kotzen‘‘, im Zonder (grauer Mantel, der ‚,alte, kluge

schüttet man in NW-Böhmen die Reste vom Christnachtmahl in den Garten zu

den

CCXCV;

Me

yer

103. 1%) Haltrich Siebenb. 1) Meyer Germ. Myth. 104.

Germ.,

Sachsen

bekommt

den

B.en

machte,

schen

und mit Forken sie B.enstäker kranz, Erntefest sien, begleitet

6, 7.

auch

hüllter B.

ein

B.

verbrannt

wird %2?),

Durch

ganz

umwickelt, unter Musik umgeführt wird, wobei man Gaben sammelt; das Geld wird im Wirtshaus vertanzt und verfeiert,

damit Flachs und Getreide gedeihe, denn je höher man springt, desto größer der Segen 28); so ziehen im Leitmeritzer, im

Saazer Kreise, im Riesengebirge, um Warnsdorf die als B. verkleideten Knaben oder Männer um, bei Warnsdorf in Be-

für einen B.en hielten

Haferalte %3), Haferb. oder Gratenb. ist in Lindau a. Isar, wer beim Hafer- oder Gerstedreschen den letzten Schlag tut 2%),

wurde

in Erbsenstroh gehüllt, mit Strohbändern

bzw. die letzte

das B.enweib und B.enkind die

(12. Jh.)

Böhmen, bei Deutschen wie bei Tschechen, kennt man den Fastnachtsb.en, der

ins Haus,

auf ihn losgingen, wovon heißen %2), Beim Haferder Haferernte in Schleein in Schotenstroh ge-

Karneval

ner Knabe, als B. am Seil herumgeführt, wie in Würmlingen bei Rothenburg 219), In Bühl bei Tübingen ist der Fastnachtsb. ein Strohmann mit einer Blutwurst um den Hals, der angeklagt wird, eine blinde Katze getötet zu haben; er wird verurteilt, hingerichtet und am Aschermittwoch nach der Kirche beerdigt; das war: die Fastnacht begraben 22), wie der Erbsenb.

Myth,

Dorf geführt 21), Daher mags kommen, ; daß die Mohriner (Brandenburg) ein| Erbsenstroh

B.?%),

umgeführt und getötet %%), So wird in Baden der Bandli, ein in Stroh gebunde-

Garbe ausdrischt, wird in verschiedenen Landschaften in Roggen-, bzw. Erbsenstroh eingewickelt und als Roggenb., Strohb., Erbsenb. gabensammelnd durchs Bund

der

weil der B. als Frühlingsbote, Sommerbringer galt %8) (vgl. 14). Beim römi-

wer zuletzt mit der Ernte fertig ist 2%), Wer Gen letzten Schnitt bei der Korn-

oder Erbsenernte

bekommt

marstedt glaubt, der Fastnachtsb..sei das Primäre, und der Brauch sei entstanden,

8. Der B. als Vegetationsdäm on. Der B. ist eine der vielen Gestalten des Vegetationsdämons !®), Wenn in Schweden der Wind durchs Korn geht, sagt man: Da laufen die Kornb.en!®), In Gr. Berndten (Prov. Sachsen) ist der Kornb. der Sohn der Kornmutter !?), Er sitzt im Korn !®) und findet sich bei der Ernte in der letzten Garbe. Im Kreis Flatow (Westpreußen) wird diese in der rohen Gestalt eines B.en gemacht und unter Schelten und Brummen zum jüngsten Bauer gebracht !®). In NiederÖsterreich

das

Erbsenb. (s. u.) erscheint, während Ham-

») Meyer Germ. Myth. 208. 1%) Hammarstedt in Beitr. z. Religionswissensch, 2,129f. 1) Grimm Myth. 2, 556; Reinhart ff.

Bäumen:

Da das Dreschen gewöhnlich um Fastnacht beendet ist, läßt sich leicht erklären, wie der B. in die Fastnachtgebräuche %7) geraten ist, wo er besonders als

Mann‘‘) können auf Verehrung hinweisen 1®), Erich der Rote soll ja einen B.en göttlich verehrt haben 1%),

XLVIII

894 Wer beim letzten Flegelschlag nachklappt, heißt Betze 25), Weihnachten

Il

Bär

891

| ! |

gleitung eines B.enführers und Strohmannes 24), Um Saaz rupfen beim ‚„‚,B.en ausführen‘‘, wie in tschechischen Dörfern, die Weiber Stroh vom B.en ab und legen es in die Hühnernester oder unter die Brutgans, weil das das Eierlegen und Brüten befördert 2%). Solche Umzüge finden in den Tagen Fastnachtssonntag bis Aschermittwoch statt 226). Im Trebnitzer Kreise (Schlesien) zog ein Mann, die

Beine

mit

Stroh

umwickelt,

als

B.,

rechts und links je einen kleinen B.en, um 27), So wird in Österreich.-Schlesien

895

Bär

ein Strohb. umgeführt #8), in Oberschlesien 2) wie in der Niederlausitz %%) der B. in Gesellschaft des Schimmelreiters, In Niederhessen *?) und auch bei Höxter (am Köterberg) tritt neben dem FastnachtSchimmel ein B. auf ®???), In Germete, Kreis Warburg (Westfalen), verkleideten

sich Burschen Tanzb. wurde,

als Büffel und B.en, ein in Erbsen- oder Bohnen-

stroh gehüllt, von einem Zigeuner umgeführt ?3); in Hörde am Hellweg hieß dieser B. Wullbär 224), am Niederrhein Ääzeb. 225), Auch die Wenden kennen den Brauch; sie führen neben dem Pferd bara wozyc, den B.en um, in umgekehrtem Schafpelze, mit Stroh umwickelt; gewöhnlich

ist das Haidusch- (Buchweizen-) Stroh; ein anderer führt ihn und läßt ihn tanzen %%), In Zürich erschien der B., ein in neben ein B.enfell gekleideter Mann, andern Butzen im Fastnachtsumzug der Metzger, die den halben Isengrimm umtrugen; dabei ist auch eine Braut und ein Bräutigam umgezogen, die man am Ende in den Brunnen warf ??”). In Dalekarlien tritt er am 24. Februar (Frühlingsbeginn) in Begleitung cines Brautpaares auf ®2), Hölzerne B.masken waren im Obd. zu Fasching gebräuchlich 282), Vom Umführen des B.en zu andrer Zeit haben wir eine Reihe von Nachrichten. So mußte

des

Anfang

16. Jhs. zu Lätare

in Halberstadt der Dompropst einen B.en umführen lassen und erhielt dafür ein Präsent, das B.enbrot; ähnliche Nachrichten haben wir aus Mainz und Straßburg ??%), In Molmerswende am Harz, wie in Hermerode und Berga, erscheinen B.en und Schimmel am 3. Pfingstfeiertag %9); in der Grafschaft Kamburg stellen die sammelnden Burschen Pfingsten, in der Grafschaft Ziegenhain zum Frühjahrsumzug 231), B.en und B.enführer dar ?2), In Hessen wird, wie in Schwaben die Fastnacht, von einem Zuge, in dem der B, die wichtigste Rolle spielte, die Kirmes

begraben *3), und in Andlau (Elsaß) geht ein ausgestopfter B. im (Kirchweih-) Zuge, dem

jeder

Brot

in

den

Rachen

werfen

muß (s. u.) 234), In Pirow in der Westpriegnitz findet das Borenleihen = B.enführen in der Woche vor Weihnachten

896

statt 25), In der Uckermark begegnet am Weihnachtstage und schon am Nikolaus-

tage ein Umzug, die drei Witten oder Vorspöker, wobei auch B.en und Schimmel im Gefolge waren, ähnlich wie am Vorabende des Festes in Ermland, wo die Tiermasken (Schimmel ohne Kopf, B.en)

Höllkröst

heißen %%),

In der Begleitung

des rü Clas erscheint Weihnachten am Elm zu Kl. Scheppenstedt und Cremlin-

gen auch der B. an langer Kette ®”), Am

Hochzeitabend erscheint an vielen norddeutschen Orten (Rügen, Altmark) der Schimmelreiter, und oft tritt da auch ein

B.

mit

auf %8),

Nordschweden

In

kannte

Pommern %88) man

cinen

wie

Hoch-

zeitsb.en, der von einem in B.enhaut gehüllten Burschen dargestellt und symbolisch getötet wurde. Der Bräutigan aber wurde B. genannt. Thor Trunkb. (Drykkjebassen) wird zur Hochzeit des Grafen Genselein geladen; in Uppland hieß der erfolgreiche Brautbitter Dräggebasse ®9), In Dänemark wurde beim Maifest der Gadeb., Gassenb. umgeführt und mit der Gadinde getraut ?), Aber auch in Rußland kennt man zu Weihnachten und zur Hochzeit die Vermummung als B.21). In Böhmen war der B.entanz oder das Graupenstoßen ein Silvesterspiel, bei dem zwei sich mit dem Rücken gegeneinander stellen, mit den Händen umfassen und einander so wechselseitig aufheben 22), Beim festlichen Umzuge führten chemals die Kürschnergesellen einen in einen B.en verkleideten Mann mit sich (Siebenbürg.-Sachsen) 28), 15)

109.

Reuters

1%)

kiöld

Mannhardt

Speisesakramente

Korndäimonen

2;

Forschungen 166. 1”) Ebd. ı12. 1%) Ebd. 166. 19) Ebd, 200) Ebd, 2%) Ebd.; Sepp Religion 282. Zum Namen: Mannhardt Korndämonen 4. 0) B.enstäker: Brandenburg 221 = Kuhn Märk. Sagen 244 f. = Herm. Gloede Märkisch - pommerische Volkssagen 1907, 10. Vgl. auch Birlinger Volkst, ı, 445. ?®) Klapper Schlesien 277 f. %) Mannhardt Forschungen 112. 05) E. H. Meyer Dt. Volksk. 1921, 237; Mannhardt Roggenwolf 23. 2068) Lehmann Sudetendt, Volksk. 1926, 134.

207) Gubernatis 430. 426 Nr. 2. träge zur Rel.wissenschaft 2, ı22f.;

?%) BeiMone

Niederländ, Volksl. 35. 36; Altd. Blätter ı, 333. 209) ARw. 20, 392. %19) Meyer Baden 208; Meier Schwaben 373. *1) Ebd, 371; Mann-

897

Bär

2?) Mannhardt Kornhardt ı, 335ff. dämonen XII. ?3) Reinsberg Festjahr 63 f.; Böhmen 49{ff. ?!4) Ebd. so; Spruch d. B.enführers: Jungbauer Brbliogr. 148 Nr. 899. 25) Reinsberg Böhmen 51. 52. 2) Lehmann Sudetendt. Volksk. 1926, 137 f.; John Westböhmen 38. 2) Peuckert Schles. VolksAd. 1928, 91. ?!®) Drechsler ı, 58 f. ?®) Ebd. 220)

Ostdtisch.

Brunner

Brandenburg schaft 2, 121.

212;

1925,

Volksk.

242. ?!1l) Beiträge z. Rel.wissen2°) Kuhn u. Schwartz 369.

2?) ZfdMyth, Westfalen 146. 23) Sartori 1, 396 = Sartori Westfalen 146. ?*$) Wrede Rhein. Volksk. 247. ®®) Schulenburg Wend. ®”) Vernaleken Volkstum 136. 138. 140.

in Alpensagen 35441. ?®) Hammarstedt Beitr. z. Rel.wissensch. 2, ı20f. 22a) Von-

bun Beitrag 2) Grimm Schwartz

93;

Albers

Schwartz

a:)

104; Panzer Beitrag 2, 463. u, Kuhn 2Myth. 2, 653. 655;

513 Nr. 68;

Das

384.

Witzschel

Jahr

Kolbe

131.

®*%) Grimm

Thüringen

°®)

Hessen

1886,

Kuhn

u.

Myth. 2, 654.

2, 205 = Sar-

Saarländ, tori Sitte u. Brauch 3, 198; Fox 3, 255; %3) Sartori 231. Volksk. 927, Kolbe Hessen 90 ff. 4) Albers Das Jahr 331. 235) Z{Vk.2r1, 179. ®%) Brunner Ostdt, Volksk. 1925, 203. 205. Vgl. Brandenburg 240.

357) Kuhn u. Schwartz 4ozf. = Meyer Germ. Myth. 218. *®) Kuhn u. Schwartz 433. 38a) Jahn Pommern 435. 2%) Hammarstedt in Beiträge z. Rel.wissenschaft Myth. 2, 655; *) Grimm 2, 118. ı3ıf. Germ. Myth. 217; Liebrecht Meyer Gervasius 188 Nr. 60, 21) Zelenin Russ, Mythen 22) Vernaleken Volksk. 354. 332 = Reinsberg Böhmen 602. *) Haltrich Siebenb. Sachsen 10 f.

9. Gebildbrote. Daraus, daß der B. den Vegetationsdämon verkörpert, erklärt Reuterskiöld das Vorkommen von Gebildbroten (Brot als Machtkonzentration) in B.engestalt 24). Höfler nennt als solches den Berner Mutz *®), Auf Tellerbroten im Lüneburger Museum findet sich die B.entatze, nach Höfler als Zeichen des Jagdglückes, das zu Neujahr ge-

wünscht

wird 26),

244) Speisesakramente

Weihnacht

66.

?4)

Ebd.

118.

25)

Höfler

10. B.enwerdengchalten. Bereits im 9. Jh. hören wir, daß B.en von Spielleuten umgeführt werden **); Ruodlieb berichtet davon 28), Von Zirkusspieicn mit B.en ist in den Heldenepen die Rede ?®), das dürfte auf römische Zeit zurückgehen. Daß B.en gehalten werden, hören wir aus vielen Orten. Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

898 Die hl. Richardis erbaute bei Andlau (s. 8) ein Kloster über einer B.enhöhle ®), Die Höhle — in einer unterirdischen Kapelle — galt als heilkräftig bei Beinschäden. Im Kloster hielt man zum Andenken B.en und begabte jeden B.enführer mit einem Brot und drei Gulden ®1), Auch im Kloster, das der hl. Gislen im Hennegau baute an dem Ort, den ein B. und Adler wies, ernährte man B.en *2), Bern, das seinen Namen von B.en herleitet %3), hegt als Wappentier B.en, die im vorigen Jh. noch ihren eignen Unterhaltsfonds und ihre besondere Stadtbäckerei hatten 2). Böblingen in Württemberg nährte laut alter Stiftung im Schloßgraben B.en, doch ist die Stiftung später umgewandelt worden ?), Die von Köln bis Italien vorkommenden ‚,Berlich‘‘ werden als B.enzwinger gedeutet; sie gehen wohl bis auf die Römerzeit zurück, so daß man für den Berner Brauch gleichen Ursprung annehmen dürfte ®%), Es ist begreiflich, daß auch andere Orte ihren Namen vom B.en herleiteten, wie B.walde in Hinterpommern ?”), daß Wappensagen von ihm wissen?), und daß er als Hausname (Brandenburg) %%) und Hauszeichen (Breslau) erscheint 2); der Name großer B., kleiner B. in Breslau dagegen dürfte sich auf alte Befestigungen beziehen.

Über

auch

die

das Halten von alten

B.en berichten

Rechtsquellen 21).

Klö-

stern war die Unterhaltung der Tiere untersagt %2), 207) Hincmar Capit. ad. presbyt. Regino De ecel. discipl. 2, 213 = ZidA. 185. ?#) Friedr. Seiler Ruodlieb 1882. 84 ff. = Moriz Heyne Rudlicb 1897. 5, 87

14; 6, 5, ff.

249) ZfdA., 110, 5 ff.;

6, 185: Rolandslicd 14, 29; 21, 9; Keller Antike Tierwelt 1, x78 ff.;

251)

25)

Tiere

ı1ı51f.

Ebd,

2%)

Ebd.

Wolf 405

Beiträge

nach

Wolf

2,

416.

Nzeder-

länd. Sagen 225. Als weisendes Tier erscheint der B. auch Schulenbur g Wend, Volkstum 2.

28)

Wolf

Beiträge

2,

405

nach

Wolf

Dt. Märchen u. Sagen 1845, 405; M. J. R. Der politische u. lustige Passagier, Eisenberg 1684,

63f.; ZfdA. 6, 157; Rochholz Eidgenössische Liederchronik ıI1 ff. %4) Rochholz Kinderlieder 71, *) Birlinger Aus Schwaben z, 528. ?®%%) Alfons Dopsch Wirtschaftl. u. soziale Grundlagen d. europ. Kulturentwicklung x (1918), 149f.; Rich. Koebner A4nfänge d. Gemeinwesens d, Stadt Köln. 1922. 53 f.

29

Bär

899 257) Knoop Niederylausitz 630 Nr. 688

Hinterponmern 142; Gander 110. ?®) Grässe Preußen z, = Toeppen Masuren 136;

Haltrich Sziebenb. Sachsen 13. ?*®) Brandenburg 88. 260) ZfdA. 6, 185. ?%%) Sachsenspiegel

Landrecht

z, 62;

Schwabenspiegel

Landrecht

202; Augsburger Stadtrecht. rı2. Vgl. ZidA. 6, 185. :®) Ebd. nach Rau mer Hohenstaufen 6, 410. 423.

11. Der B.in der deutschen Heiligensage. Er ist das Tier der Mutter Gottes ?®a), In Heiligensagen erscheint der B. als Reittier oder Diener.

Corbinian, dem er das Roß zerrissen ®%3), ebenso ein ungenannter Heiliger (Gossen-

saß) *64), Romedius 25), Lukan?%) haben ihn als Reit- oder Saumtier gebraucht; der hl. Gallus ließ ihn Holz zum Feuer tragen 29); dem hl. Magnus wies ein B. Silber- 268) oder Eisenerzadern 2®), dem hl. Severin zeigte er den Weg 2); Columban befahl einem andern, mit Äpfellesen einzuhalten, weil er welche brauche, ähnlich wie der hl. Maximin 2), St. Ve-

dast verweist ihn 21a), Hierher ist auch

zu stellen: Ein vom B.en überfallener Bauer (Pustertal) gelobte eine Kirche, da

kuschte das Tier wie ein Hund nieder ?72), 26za)

Zingerle

Sagen

1859, 381.

26) Wolf

Beiträge 2, 417; Zingecrle Sagen 1859, 122. Vgl. SeEbillot Folk-Lore 4, 128. ®%*) Z{Vk. 2,294. 2°) Zingerle Sagen 1859, 121, *8) Ebd. ı21f.; Vonbun Beitrag 104; Her -

zog fräge

Schweizersagen 2, 219f. z, 417 f. nach Walafrid

des hl. Gallus x, 11.

28)

Wolf

2%) Wolf Strabos

BeiVita

Beiträge 2, 418

nach Theodorus eremita Vita des hl. Magnus c. 12 = Kuoni St. Gallen 2 f. %) Heyl Tivol ı2 f. %9) Vita s. Severini in Mon, Germ.

Auctores antiqu. 1, 2. St. 21f. = c. 29 (nicht 28, wie Grimm Myth. 2, 954f. sagt) = Migne Patrolog. 62, 1190 = c, 37. ?!) Wolf

Beiträge

2, 418

nach

nach Meichelbeck

218)

Tirol

Wolf 551.

derselben

Niederländ,

Vita c. 2 und

Histor, frising. 1, 10. 11.

Sagen

224.

??)

Heyl

12. Weissagende Kraft; Angang. Brummt der B. beim Anblick eines Mädchens, ist es nicht mehr rein, sondern eine heimliche Hure (Hinterpommern) ?3), Die Zigeuner speien aus, wenn er brummt,

denn

Träumt

er

sieht

man

dann

einen

Toten ?74),

von ihm, so entsteht Feuer

(Ostpreußen) ?5), oder es steht einem eine

schwere Arbeit bevor (Siebenbürgen) 27%), Sieht man einen B.en, so hat man nach

900 altem Glauben Glück 2”); im 18. Jh. hielt man den Angang für unglückverheißend #8), Nach siebenbürg. Glauben

wird man, wenn man seinem Unternehmen

einen B. sieht, in schwer vorwärts-

kommen *®), Bei den Zigeunern gilt ein aufrecht gehender B. den Schwangeren

glückverheißend; spielende Junge zeigen einem Brautpaar Treue und Eintracht

an %9), B.enspuren #3) Knoop

verheißen

Glück 2%),

Hinterpommern 158.

#4) Wlis-

locki Auvus dem inneren Leben der Zigeuner 1892, 118, %%) Urquell ı, 203 Nr. 1. Vgl. Altdt, Blätter ı, 217. #°%) Wlislocki Siebenb. Volksgl. 166. Vgl. Negelein Traumschlüssel des Somadeva 206 f. 27) H opf Tierovakel 27. Vgl.

Sebillot

15. Jh.;

Grimm

Folk-Lore

Myth.

z,

3,

22,

943;

2%) Bräuner Curiositäten 488. locki Sriebenb, Volksgl. 166. %)

geuner

1892,

118.

aus

3,

dem

435.

2) WlisDers, Zi-

13. Schutz. Eine Breslauer Handschrift (Anfang 15. Jh.) verbietet Segen der Hirten gegen Wolf und B.21), wie etwa der Sarganser Betruf einen enthält:

„Sant Peter, nimm die Schlüssel wol in die rechti Hand: Bschließ wol dem Bien sin Gang‘ 22), und wie sie im Westfinni-

schen üblich sind %2), Seinen Namen auszusprechen, ist gefährlich; man muß ihn Breitschädel nennen ®), Man wirft die Flinte vor ihn hin und spricht: Wenn du Verstand hast, schreitest du über diese

Flinte nicht

hinweg 26),

21) MschlesVk. 18, 40. %2) ARw. Tobler Schweizer. Volkslieder

8, 558 nach ı (1882),

198, %) F. A. Hästesko Motivverzeichnis westfinnischer Zaubersprüche 1914 = FF C.

Nr. 19, 46. 49 ff. %) Adam ä Lebenwald

1.—8, Tractätl von deß Teuffels List. Salzburg 1680. 8, 26; vgl. S€billot Folk-Lore 3, 20. 285) Urquell 4, 116.

14.DerB.im Wetterglauben. Nach Gubernatis ist der B. ein Gewitterdämon 2%): der starke B. der Maruts oder Winde in der donnernden Wolke wird

schon

in

den

vedischen

Hymnen

er-

wähnt ®7). Noch heute nennt man die finstere Regenwolke einen schwarzen B.n, einen schwarzen Mann ®), Dem B.en schreibt man das Wissen ums künftige

Wetter zu; Mariae Lichtmeß ist sein Los-

tag %9), Wenn zu Lichtmeß der B. seinen Schatten sicht, so kriecht er wieder auf

901

902

Bär

sechs Wochen ins Loch, sagt eine Bauernrege] ?®). Regnets oder schneits, so ist der Frühling nahe, und der B. reißt seine

Hütte ein (Schlesien) ?). Ähnliches weiß

man in Ungarn; sieht da der B. Lichtmeß seinen Schatten, kriecht er noch tiefer in die Höhle, legt er sich auf die andere Seitc ?*2), Dasselbe, behaupten die Schweden, geschehe am 24. Februar *®), In Kärnten heißts von Lichtmeß: Wenns am Morgen stürmt, so bleibt der B. außerhalb

seiner

Höhle;

ist

es aber

klar,

so

macht er einen Rundsprung und kriecht wieder hinein 24), Aber: Um Gertraud steht der B. auf (Vinschgau) %®). So konnte der B. zum Frühlingsboten werden %6), Auch den Winter zeigt er an:,, Wan der Peer zeitlich in den Lueg hinwökh gehet oder auch balt oder zeitlich im hörbst

schwarz wierdet, so schnaibt es balt zue et

e contra also auch mit seiner Prunfft‘‘ 2), Gräbt er seine Höhle nahe dem Dorf, wird das Jahr wildreich sein %®), Von einem Barmonat ist in alem. Quellen die Rede ?®), Nach finnischem Glauben pflegt

ihn während des Winters die Waldgöttin, nach

nordschwedischem

göttin 30%). 286)

hardt

die

Unterwelts-

Tiere 423; ZfVk. 4, 285 Nr. ı; MannGötter 193. ®*)

Gubernatis

a.a.O.,

nach Rigveda 5, 56, 3. 28) ZfVk. 9, 231; Mannhardt Korndämonen ı. %9) Zedler Universallexikon 2 (1733), 115. ?) Haldy

Die deutschen Bauernregeln billot Folk-Lore 3, 13.

I, 53.

%°)

ZfVk.

Wlislocki

4,

320.

Zigeuner 154.

1923, 22. Vgl. Se ?) Drechsler

321.

Vgl.

dagegen

*®) Hammar-

stedt in Beiträge z. Rel.wissensch. 2 (1918), 123. 24) ZföVk., ı0, 52 Nr. 23. ®?®) Zingerle Tirol 92 Nr. 711. %t%) Beiträge z. Rel.wissensch.

2,

II,

92.

122 f. Vgl. auch

Fataburen

1918,

159 ff.

£97) ZIöVk. 10, 52. %8) Urquell 4, 88. 2?) SAVk. 300)

Beitzäge

z.

Rel.wissensch.

2,

126,

15. Medizin. Aberglaube. Schweißige Hände heilt man, indem man das Fell eines lebenden B.en streichelt

(Schlesien, Thüringen) 3%). Ein B.enfellager wird dem bereitet, den ein toller Hund gebissen hat ®2). Auf einer B.enhaut kniend, pflegten manche Völker zu schwören 33), bei den schwedischen Südlappen sitzt das Brautpaar auf einem

B.enfell, ja sie werden „‚B.en‘‘ genannt3%),

Beenklauen

trug

man

auf

Lesbos

gegen den bösen Blick 35), trugen im MA. Schwangere als Amulett 3%), ebenso

wie heut Zigeunerinnen, weil davon die Kinder stark werden 3”); sie wurden überhaupt gegen Zauberei angewendet %8) und von den alten Preußen den Toten mitgegeben, damit die den Jenseitsberg er-

steigen konnten 9), Der Zah n war wohl in germanischer Zeit ein Amulett 39). Der Schaum war kräftig (finnisch) und wurde gesammelt 41), B.enblut galt nach dänischen Sagen als Stärkungsmittel, ebenso wie als Mittel zur Hautverschöne-

rung 312); das Trinken wurde von Lappen, Finnen, Schweden als kultische Handlung geübt #3), Im MA. vertrieb man damit Warzen #1), Der Genuß des Herzens gab Heldenmut ®3). Plinius und Celsus

erwähnen das B.engehirn nicht, aber

Agrippa v. Nettesheim spricht davon 318), Wenn jemand B.en- oder Katzenhirn gegessen, so gerät er darüber in eine solche Phantasie 9”) und starke Imagination, daß er meint, er sei ein B. oder eine Katze

geworden. Also hat auch eine Dirne zu Breslau in Schlesien sich eingebildet 38), ! und Wierus erzählt es von einem spanischen Edelmann 3%). B.enfett war ein angesehenes Heilmittel 32), Noch Zedler rühmt es 3%), und ein neumärkischer Apotheker verkaufte im vorigen Jh. jähr-

lich 15 bis 20 Zentner amerikanisches Schweinefett als B.enfett für Frauen, B.Hundeschmalz, innenfett für Männer,

! Fuchslungenfett

usw.%22), In alten Salben | wider die Zauberei war es ein wichtiger Bestandteil, es gehörte auch zur rechten Waffensalbe 323) nach der Descriptio Monachi Cumicensis 3), zu Herzog Hans Friedrichs Stichpflaster, so in 24 Stunden eine Wunde heilen soll 35), zum Wasserpflaster Meister Jakobs 3%) und zu einem bewährten Fischköder 32), B.enfett galt im Altertum als Haarwuchsmittel 3), doch färbt es nach Zedler die Haare weiß 329), Schrunden und Ritz an Händen und Füßen, so einem die scharfe Märzluft auftreibt, heilt B.enschmalz 39), ebenso wie das Geschwür hinter den Ohren (Ornickel) %1), an den Schienbeinen und Schenkeln 32), den Bützel und andere 29*

r Bär

903

904

| | )

Drüsen ®3), Es ist gut zu verstrupften, tägige Fieber?%); das rechte ausgegraben verriegelten und troffenen Gliedern 34%), !| und exficcieret, hängt man den Kindern gegen den Brand ®®), das von den Nieren wider das Schrecken und Auffahren im geschundene gegen das wilde Feuer %), f Schlafe an 3). 301) Urquell NF. ı, 48; Drechsler 2, 288; In einer Salbe heilt es Lendenweh 33”), Wuttke 8 513. ©) Jühling Tiere 4. Genickweh®); es dient auch wider Läh303) Simrock Mythol. 1878, 537. %%) Ham| mung und Podagra®), gegen das Reimarstedtin Beitr, z, Rel.wissensch. 2 (1918), ßen (Schlesien) %°), hilft in einer Salbe, ı17f. %5) Seligmann 2, 113. %) Rochholz Kinderlieder 339. 30) W}islocki Zrwenn der Mensch kontrakt ist an Händen geuner 1892, 43 = Wlislocki Volksglaube und Füßen *1). Ein Pflaster davon heilt 92. 93. 3%) Montanus Volksfeste 167. Bruchschäden %2), eine Salbe den Bruch %9) ARw. 17, 487. Vgl. Gri m m AMyth. 3, 191; des Gemächtes 38), das reine Fett ward Panzer Beitrag 2, 468 f. 9) Keller An| tike Tierwelt 1, 179. 3) Grimm Myth. 3, 191. gegen den Vorfall der Gebärmutter ange32) Hovorka-Kronfeld ı, 417; Jägerwendet 34), Das Fett zusammen mit der hörniein 126 f, pach Saxo. 483) Beiträge z. Rel.Blater (Blase) hilft gegen den Grind 3%), wissensch. z, 124. %4) Jühling Tiere 3. M. Christoph Hartknoch erzählt 1684 im 315) Montanus Volksfeste 167. Vgl. ARw. 8,

8

|

alten und neuen Preußen,

man habe dem

Brautpaar testiculi vom B.en gebraten und vorgesetzt, das sollte die Braut fruchtbar machen 31); sonst werden seit Plinius B.enhoden gegen die fallende Sucht angewendet 5), B.enmilch ward gegen Ohrenkrankheiten in die Ohren geträuft 8). Ein wichtiges Mittel ist auch die B.engalle. Sie galt (1683) als schweißtreibend 3); Erfrorene wurden in Wasser gebadet, in dem man B.engalle aufgelöst hatte 3), In Finnland brauchte man sie als eine Panacee, nahm sie ein und schwitzte darauf %1), Sie war gut gegen Gliederbeschwerden (schon Plinius) %®2), wurde gebraucht bei stumpfem Gesicht %3), bei den Zigeunern gegen Schneeblindheit 3%), Zahnweh®), mit Honig gegen Husten®), dämpfigte (asthmatische) Leute tranken sic in Wasser 37); sie vertreibt die fallende Siechtage 38), Schlag ®) und andere Lähme %0); Dioskurides wandte sic bei Ohrenflüssen

und Hautleiden

an39);

später ward sie gegen Gelbsucht gebraucht 32). Sie heilt den Krebs und andere umfressende Schäden %3). Sic gilt, vorm Coitus als Zäpfchen eingeführt, empfängnisfördernd 31); ‚welcher eine B.engallen (B.engeil?) über die rechte hufft

bindet,

der

ist

Mann

so

offt

er

/

/|

458; Höfler Organotherapie 238 f. 96) Höfler 65; Agrippa v. Nettesheim ı, 196. 37) Männling Curiositäten 37. Vgl. Sebillot Folk-Lore 3, 48. 9) Höfler 65 f.; Eberhard Gockelius Tractatus .. . von dem Beschreyen und Bezaubern 1717, 31. 3?) De praestigiis Daemonum ]. 3. c. 18. 30) Fehrle Geoponica 15. 31) Zedlier Universallexi| kon 2 (1733), x16. 32?) Brandenburg 159. 323) Staricius MHeldenschatz 1706, 130. 494. 34) Die Mylianische zusammengesammelten geheimen Artzneymittel; Zugabe zu Eberhard { Gock eliu Tract s atus, von .. dem Be| schreyen und Bezaubern 1717 (von der Hand des Dr. Georg Abraham Merklin). 170 (103). 185. 209. Vgl. auch Scheible 9, 1042. 325) Jühling Tiere 4. %%) Ebd, %) Mangolt Fischbuch 164 $ ı1. %®) Keller Tiere ızı; Plinius Nat.hist, 24, 8, ı27; Dioscorid. 2, 68

|

|

/

Platonicus

(330

p.

Chr.):

Hovorka-Kronfeldı,

ler

Tiere

Universallexikon 2.

31)

Ebd.

ı

2, 116.

13; 28, 163; usw.; Sextus

Höfler

50.

%°)

3)

65;

Zed-

Jühling

und

Zedler

2,

116.

307;

Zedler

2,

116.

332) Jühling z und Zedler 2, 116. 333) Jühling a.a.0O. %%) Ebd. 2. %3) Ebd. ı. 336) Ebd, ı. 37) Ebd x. %®%) Ebd, ı, 3) Ebd. ı. 3)

31)

Drechsler

Jühling

2,

Tiere

4.

9)

ZirwVk.

1914,

170. 176; Zediler z, ı16. 3) Jühling { Tiere 4. %4) Ebd. 4 und Zedler 2, 116.

545)

Jühling

4;

ZfVk,

8, 4o.

2%)

ZfEthn.

16, 133. 3”) Hovorka-Kronfeld 2, 211; Jühling T7ierye3; Keller Tiere 121 nach Plinius Mat.hist, XXVIIL 167. 38) Jühling Tvrere 3. Vgl. Montanus Volksfeste 167. %) Höfler Organotherapie 199. 350) Ebd. %1) Zedler 2, 116. 32) Jühling 198 nach Plinius XXVIII, 62. 38%) Ebd, 199;

will‘ 365), Schon Dioskurides wandte sie Zedler 2, 116. 34) Wlislocki Volksglaube 176. 3) Höfler und Jühling Tiere 2; gegen giftigen Tierbiß an %6), und in alt198 nach 116. %) Höfler Zedlerz2, gesie wird nordischen Hexenformularen Plinius XXVHIT, 53; Jühling Tiere 2. gen Wurm-(Schlangen-) Biß genannt 37), XXVIIL, 355) Höfler 198 nach Plinius Das B.enauge3) hilft gegen das vier- | 55; ebd. nach Sextus Platonicus; Jühling

905

Barbara

2, 116. Zedier ı99; Tiere 2; Höfler 3%) Dioskurides 2, 96 = Höfler 198; Sextus

Platonicus: Ebd. A. 1563: Jühling Tiere 3; ı99; Zedler zz, 116. 3) JühHöfler ling ebd,; Höfler ebd. 3®) Ebd. %1) 2, 96 5) Pseudo-Dioskurides 198. Höfler = ı98; 1563: Jühling (4. Jh.) = Höfler Tiere

2;

Höfler

363) A. ı563:

1683:

A,

199;

ıo99;

Jühling Ebd.

ı99;

Zedler

z,

116.

Zedler

2,

116.

Tiere 2 = Höfler

34) A. 1563: Jühling Tiere 3 = Höfler mit Bibergeil. Verwechslung 199 vermutet 865) A, 1563: Jühling 2 = Höfler 199. 366) 2,96 = Höfler 198. 3°) Ebd. 199. 38) Gubernatis T7i7ere 432. 39) Jühling Tiere 3;

Zedler

116,

2,

3%)

Zedler

2, 116, Peuckert.

Barbara, Jungfrau und Märtyrerin aus

Nikomedien, Tochter eines reichen Heiden, wegen ihrer Schönheit in einem Turme verborgen gehalten, nach der

von

Überlieferung

Origenes

im

christ-

lichen Glauben unterrichtet, deswegen vom eignen Vater dem Richter überliefert und hingerichtet, Fest am 4. Dezember, auch in der griechischen Kirche an diesem Tage gefeiert, zählt zu den vierzehn Nothelfern und ist überhaupt

eine vielseitige Patronin *?).

als KirchenHeiligen Die 1) Samson Korth Die Patrozinien patrone 136—139; [IkonoKünstle im Erzbistum Köln 29; graphie 112—115.

1. Aus ihrem reichen Legendenkranz sei wegen des Motivs jene Erzähjung herausgegriffen, nach der sie durch einen Felsen hindurch der Verfolgung ihres Vaters entkam und den Hirten zu Stein verwünschte, der ihren Weg dem Verfolger verriet ?). Eine andere, nach der des Tempels drei sie der Steinwand Kreuze mit dem Finger eindrückte, wird von Seb. Brant, Leben der Heiligen 2, 83, mitgeteilt 3). In der deutschen Sagen geschichte spielt sie eine gewisse Rolle. Sie trat an - Barbet Borbetet die Stelle der Ge-rp (Werbet), die zu den Saligen Fräulein, Gerbet, den drei Schwestern Ainbet, Werbet gehört *). In einer badischen Sage ist sie zur Weißen Frau geworden °). s) Laistner

Beitr.

2,

31.

*)

Nebelsagen 166. 239. Höfler

Waldkult

°) Wolf 9.

59;

Panzer Beitrag 64; Simrock Myth. 584, 86; Wolf Beitr. 2, 173. °) Baader Sagen 161; ZfVk, 13 (1903), 436.

906

2. Der B.t ag, bereits in den ältesten Kölner Festkalendern aufgeführt ®), gilt

als besonderer Festtag, vorzüglich gefeiert von Bergleuten und Grubenarbeitern, Artilleristen und andern. In Hassel (Luxemburg), wo sie z. B. zu den besonderen Heiligen der Diözese gehört, lassen

(oder ließen) die Frauen eine Messe lesen, legen beim Opfergang um den Altar ein Gebund feinsten Flachses oder Werges auf den Muttergottesaltar als Opfer bzw. Ge-

schenk für den Geistlichen, der die Messe

liest?). Der Tag ist am Rhein, ähnlich dem folgenden

unmittelbar

ein

Nikolaustag,

Geschenktag für die Kinderwelt ®). Bei den Christen in Aleppo erhalten die Kinder einen Teller mit gekochten Weizenein worin Zuckerwerk, und körnern Kranz von kleinen Kerzen steckt ®). In Kroatien gehen die Knaben im Dorf Gaben heischen. s) Zilliken Kölner Festkalender 120. 131. ®%) Wrede 2. Luxemburg 7) Fontaine Rhein. Volksh.? 227; Ethnol. Mitt. a. Ungarn 4, 173. °) Sartori 3, 12.

3. Man soll am B.tag nicht nähen, sonst legen die Hühner das ganze Jahr

nicht !°).

hindurch

an ihm fastet,

Wer

abends vor dem Schlafen einen Weiberrock

unter das Kissen legt, kann im Traume seine zukünftige Lebensgefährtin sehen, wenigstens nach dem Glauben oder der

Überlieferung

Südslawen !).

der

Magyaren gilt er als einer der Tage, denen man versuchen soll, Schätze

Den

an zu

graben !?). Bei den Südslawen ist er vorzugsweise der Tag der Zauberei. Die altgläubige Bäuerin kocht an ihm ‚,varice‘‘ (Feldfrucht) zu Brei und prophezeit aus diesem vielerlei heraus !?). Er gilt auch als Lostag, wie der Spruch bezeugt: Kalt mit Schnee — Verspricht viel Korn auf jener (!) Höh 24). u)

%)

Aus

Krauß

locki

Ungarn:

Sitte u. Brauch

Magyaren

forschungen

ZfVk.

83.

98,

4

179.

*) Wlis-

1») Krauß

1) Drechsler

407.

(1804),

I,

Volk-

166.

4. Als Schutzheilige der SterbenSchwerverwundeter, vorzüglich den,

wird sie in der Todesstunde angerufen *®). Wer

B. verehrte,

wird vor einem

und unbußfertigen Tode,

d.i. Tod

jähen

ohne

Barbara

907

Sterbesakramente, bewahrt 1), Sie soll Schildwacht halten, wenn das letzte (!) Sterbestündlein nachts zwischen fünf und sechs fällt. Auf ihrc Hilfe in Todesnöten

weisen

bereits

ältere

Sprüche

und

noch

908

mannl auf den Tisch der großen Stube des Berghauses, wie man sonst z.B. am Allerseelentag tut, Seelenopfer am Hausaltar. Die Bergleute empfehlen sich ihrem Schutze gegen plötzlichen Tod. Ein Bergmann, der ihr zu Ehren an ihrem Tage

in jüngerer Zeit lebendige Gebete hin !7). Nach der Legenda aurca wurde sie auch in der Grube ein Licht brennen läßt, von (gebärenden) Frauen in unmittelbarer ı stirbt eines natürlichen Todes ®), Bei der Lebensgefahr angerufen 18), Einfahrt ins Bergwerk stimmen Berg15) ZfVk, ı (1891), 304; 8 (1898), 396. 399; |! knappen des Gonzenbergwerks im Kanton Drechslerz, 274. !) Hörmann VolksSt. Gallen ein Lied an, in dem am Schluß leben 205; Drechsler 128f.

5.

E.

Schmidt

2, 274.

%)

Franz

Von

den

!)

Geistl,

Benediktionen

Volhsk.

2,

Schild

202.

Artilleristen

126;

126.

204.

wird

die Heilige zum Schutz gegen feindliche Geschosse angerufen und ihr Tag in außer-

ordentlicher Weise gefeiert 1), Auf Arse-

nalen brachte oder bringt man ihr Bild an, und auf französischen und spanischen Kriegsschiffen heißt nach ihr die Pulverkammer „Ste Barbe‘. Auch tragen wohl Kanoniere ihr Bild wie ein Amulett, mit einem Spruch versehen, etwa mit der Bitte: „Heilige Barbara, hilf in der Not, Schenk uns den Sieg, den Feinden den Tod‘‘%), Anlaß zu diesem Patronat mag der Turm gegeben haben, den sie auf Abbildungen in der einen Hand oder in den Armen oder neben sich hat. Weiter wurde sie Schutzheilige aller, die mit Pulver arbeiten oder Feuer zu bekämpfen haben. 1)

ZfVk.

Krayero7;

ı

(1891), Wolf

304;

Beiträge

Hoffmann-

z, 90 (mit Hin-

weis auf Lasicz 144). %®) Kronfeld Krieg 73. 141 f. Die an letzterer Stelle ausgesprochene Vermutung (B. als Nachfolgerin weiblicher Schlachtgottheiten aus heidnischer Zeit} ist abzulehnen.

6. Sie wurde auch Patronin der Berg und Grubenarbeiter®%), die an ihrem Tage die Arbeit ruhen lassen, in festtäglicher Tracht und feierlichem Kirchgang ihr Fest begehen und in manchen Gegenden von den Grubenbesitzern bewirtet werden ??). Das B.brot genannte Gebäck, das die Knappen des Rauriser Goldbergwerks von der Bergwerksköchin |! auf Grund des Knappenrechts erhalten, ist eine sogenannte Strutz aus Lebzelten-

teig. Die Knappen selbst stellen in der B.nacht Speise

und Trank

für die Berg-

ihr Beistand erfleht wird: „Und wenn’s wir aus- und einfahren, St. B. steh’ uns

| bei‘ 24),

2) Waibel u. Flamm 2, 247; ZfVk. ı (1891), 304. ?®) MschlesVk. 13 (1905), 81; Klapper Schles, Volksk. 151. ?®%@) ZfIö6Vk. 4 (1898), 146. %) Baumberger St. Galler Land (1903), 165; Albers Das Jahr 305.

7. Auchgegen Blitzgefahr mußte und muß sie helfen und wird deshalb in Formeln (Wettersegen) des 15. und 16.

Jhs. wiederholt

genannt 2), auch

in Ge-

wittersprüchen %) oder Bannsprüchen, z. B. bei den Südslawen (HI. B., schiebe die Wolken auseinander) ?), und in Lie-

dern,

singen,

die die Kinder

besonders

bei einem

nachts 2%),

Gewitter

*) Franz Benediktionen 2, 98. 104. ®%) Schneller Wälschtirol 247. ”) Krauß Volkforschungen 82, %) Liebrecht Zur Volksk.

391;

S&billot

Folk-Lore

1,

106.

8, Nach ihr und den heiligen Jungfrauen Margareta und Katharina werden häufig

Kirchen glocken

benannt,

be-

sonders Wetterglocken, die bei schweren Gewittern geläutet werden ®). Daher wird sie auch von den Glöcknern als Patronin verehrt. An ihrem Tage stattet man z. B. in der Schweiz den Glocken der Dorfkirche einen Besuch ab %), ®) Albers

Das Jahr 301. 303.

%) SchwVk.

12, 3. 9. Seltsamerweise wurde sie (oder wird

sie) in Nennig gegen Blattern angerufen, die selbst B.blattern heißen 3). Der Besitz der B.wurzel (Allium victoriale, Siegwurz, Kraftwurz) verleiht Unverletzbarkeit (Allermannsharnisch) 22). 31) Fontaine 1 (1891), 304.

Luxemburg

107.

%)

ZfVk.

10. Der mit mannigfaltigen Meinungen |! verknüpfte Brauch, am B.tage Zweige

von Obst-, vorzüglich von Kirschbäumen (Weichsel), oder von einer Birke, oder von

anderen

Bäumen

zu

brechen,

in

einen

Wassernapf oder in eine Flasche zu stellen und an den oder auf den warmen Ofen zu setzen oder in die Zimmerecke zu bergen, wird noch in sehr vielen Gegenden gehegt 3). In einigen gibt es noch bestimmte

Zweige

Vorschriften,

holen

soll,

z. B.

wann

beim

läuten 3%) oder ehe die Sonne

man

die

Vesper-

anschlägt,

d. i. voll drauf scheint 3%). Man erwartet, daß diese B.zweige am Christtage grünen

und blühen. Bauer und Bäuerin orakeln aus dem Blühen das Gedeihen des kommenden Jahres, z. B. eine gute Obst- und vorzüglich Kirschenernte, oder allgemein, ein fruchtbares Jahr 3). In manchen Fa-

milien wird für jedes Mitglied ein besonderer Zweig aufgestellt. Wessen Zweig

zuerst oder am schönsten blüht, hat Glück

zu erwarten %”). Mädchen schreiben den Namen des Geliebten auf den Zweig, um aus dessen Grünen und Blühen auf Erfüllung ihrer Hoffnungen und Sehnsüchte zu schließen %). In Dellingen (Oberamt Ellwangen) glaubt man, daß jemand aus dem Haus im kommenden Jahr stirbt, wenn der Zweig nicht blüht %). Man mißt ihm auch sonst magische Kraft zu und glaubt, man könne verborgene Dinge

sehen, wenn man ihn zur Christmette mit

in die Kirche nimmt %), Vereinzelt wird *?), erauch als Weihnachtsbaum aufgestellt aber mehr noch, ähnlich wie Zweige bei andern Gelegenheiten, als Lebensrute benutzt, in der die Triebkraft der Natur in

den kommenden Frühling hineingetragen wird und mit der die weiblichen Mitglieder der Familie, das weibliche Gesinde und die Mädchen im Dorf an den Weihnachtstagen oder am Neujahrstage gepeitscht oder ‚„‚gefitzelt‘‘ werden %?). Martin Greif hat den Brauch in seinem Gedicht „B.zweige‘‘ verherrlicht. 3)

Germania 21 (1876), 412;

Baumgar-

ten Jahr u. s. Tage (1860), 31; Vernaleken Mythen 340. %) Meyer Baden 385. 35) ZfVk. 4 (1894), 100. %) HoffmannKrayer 97; ZrwVk. 4 (1907), 8; Meyer Baden 385; Meier Schwaben 2, 462. %) Niederösterreich: Vernaleken Aıfthen 340.

#)

910

Barbarossa— Bärenhäuter

909

John

Westböhmen

5;

ZfVk. 4 (1894), 109.

3) Höhn Tod 309. ®%) Schramek Böhmerwald 113. 4) Kapff Festgebräuche 8. %) Leoprechting 202; ZfdMyth. 2, 335; Reichenberger Deutsche Volkszeitung (Böhmen) vom 4.12.19; Sartori Westfalen 134. Wrede.

Barbarossa

s. bergentrückt,

Kyffhäuser.

Barbe (Flußbarbe, Barbus fluviatilis). „Sein rog/ vnnd sunderlich im/ Magen/

hatt die krafft vnnd natur zuo laxieren vnnd stuolgang zemachen/ sonderlich an müessiggendenn leüten/ dann ich erfahrenn hab/ dasz er an arbeitsamen nit gewürcket hat‘‘ !). ) Mangold

Fischbuch

147. Hoffmann-Krayer.

Barbiel, Höllenfürst !), vgl. schon

im

Pariser Zauberpapyrus den magischen Gottesnamen ßui8%\ %), der mit Vertauschung der beiden Liquiden auch ßBxpß4% lauten

konnte %,

wie

neben

Bapfnpw

ein

Bapindo für die Muttergöttin der Barbelognostiker stand *). Part. Palpel von 5353 oder 9372, mit abgeworfenem Praefix 9 „der Verwirrende‘? Oder verkürzt aus BasiapınA 5), d.i. be-3ns „Barbarengott‘‘, vgl. Sxpfapxdwvai u. a. %)? Doch kann peÜAßnı

auch Bal, BA ‚Baal, B&l‘‘ (israel. und babyl.) Aussprache des gleichen Gottesnamens

viclleicht

sein

(das

palmyr.

darauf

Bo}).

folgende

ßoA ist

1) Kiesewetter Faust 158. ?®?) Wessely ı, 69 Z. 1010. ®) Strack-Siegfried Lehrb. d. neuhebr. Spr. (1884), ı5 $ 8. 4) Bousset Hauptprobleme der Gnosis (1907), ı14f. 5) Wesselyzı,70Z. 1030. %) a. a. O. I, 54 Z. 385. 47 Z. 91. Jacoby.

Barbier s. Bader. Bärenhäuter. Der Glaubc an B. gehört

zu den Resten des Tierglaubens, einer typischen und geläufigen Äußerung des primitiv-mythischen Denkens, die jenseits aller Erfahrungsquelle liegt. Er stellt eine spezielle, auf den Bären bezogene Abwandlung desselben dar. Der Mensch, lebend oder tot, kann zugleich ein Tier, in unserm Falle ein Bär sein, zunächst völlig präanimistisch, leibhaftig, ohne das Medium einer Seele. Der Bär als Seelentier ist nicht anders cine sekundäre Vorstellung, wie die Vorstellung von dem Be| Sitz

einer

bloßen

Haut,

eines

Hemdes,

9II

barfuß

Eisenhalsbandes, Ringes oder Gürtels, der den Menschen zum Bären macht. Dergestalt gehört der altnordische Berserkerglaube (s. d.) in diesen Zusammenhang, er bildet die nordische Parallele zu dem statt dessen in Deutschland verbreiteteren Werwolfglauben (s. d.). Und vor allen Dingen empfängt die nordische Bjarki(= Bärchen-) Sage!) von hier ihre Beleuchtung: solange Bjarki unbeweglich zu Hause bleibt, kämpft sein anderes Ich in Bärengestalt vor dem König her, sobald aber Bjarki, geweckt, sich zum Kampf erhebt, ist der Bär verschwunden, und die Kraft des Helden vermag ihn nicht zu ersetzen. Hier ist der Tierglaube auf deutlich dualistischer Stufe angelangt, und wir könnten diesen Bären bereits als Sympathietier (s. d.) Bjarkis bezeichnen. Auf meist ganz präanimistischer Stufe

gehört das deutsche B.-Märchen hierher, Verwandter einer internationalen Sippe,

bereits bei Grimmelshausen belegt ?). Im

Dienst des Teufels muß ein Mann

7 Jahre

lang Bär sein, altnordisch ausgedrückt „den Berserksgang‘‘ gehen, bis er erlöst ist 9). Das weitverbreitete Bärensohnmärchen hängt damit aufs engste zusam-

men *). Eine Frau wird im Walde von einem Bär ergriffen, der selbst schon kein

gewöhnlicher Bär, sondern ein Verwunschener ist °); beider Sohn wird der Held außerordentlicher Taten, trägt aber die Spuren der zwiespältigen Abkunft an sich (ist halb Bär, halb Mensch; sicht wie ein Bär aus; ist rauh; hat Bärenohren; heißt Hans Bär, Hans Bärensohn), die sich, wie man sieht, im Laufe der Zeit bis auf Andeutungen verflüchtigen. In gleicher Weise ist das Wort B. selbst in seiner Bedeutung mehr und mehr verblaßt, bis es als Schimpfwort identisch mit Faulenzer wurde, ein Vorgang, in den eine humanistische Ausschmückung von Tacitus, Germania 15 und 17, mit hineinspielen mag ®). — Ob ein 1728 aus Zürich bezeugter Brauch ’) hierher gehört, erscheint mir ungewiß. s. a. Bär Sp. 885. ) Vgl.Panzer Beowulf 364 ff. ®*) A mersbach Grimmelshausen 1, 27; Bolte-Po-

livkaz,

429.

3)

Grimm

Märchen

Nr.

912

913

101;

cssen: uptig barhä und b. nur l nmah Mane | den in trom Zaubers mter wie ein ungehem . 18, 260; anderseits ist aber ychol kerps ZfVöl Menschen hinüber, besonders im Frühauch die Entblößung für die Juden die größte

Gaismaier Die Bärenhäutersage. Progr. Ricd 1904. *) Panzer Beowulf I—240; Ders. Siegfried 17 ff.; ZfVk. 21 (1911), 288; Anglia Beiblatt 31 Nr. 4; Strackerjan Oldenburg 2, 154 Nr. 382; Singer Schweizer Märchen 1, 74ff.; Bolte u. Polivka 2, 293. 300. 317. 429 ff. 433. °) Wolf Beitr, 2, 67. %)

Fischer

SchwäblWb.

leken Alpensagen 354.

barfuß.

ı, 641.

’) Verna-

H. Naumann.

ı. Das Gebot der Barfüßigkeit,

das wir bei verschiedenen Zauberhandlungen finden, hat seinen tieferen Grund in uralten Kultanschauungen und ist ein Ersatz für ursprüngliche kultische Nacktheit!) (s. nackt); dazu kommt, daß gerade an den Schuhen viele Knoten sind, die ja jeden Zauber binden und hemmen würden ?). Daß die Barfüßigkeit wie die Nacktheit in religiösen Anschauungen und Vorschriften fußen, zeigen jüdisch - antik - christliche Parallelen: Im alten Testament dürfen die Leviten nur b. das Gerät in den Tempel tragen %, und die Gläubigen dürfen nur | b. den Tempel betreten; die gleiche Vorschrift gilt für Griechen und Römer; bcesonders die Pythagorecr“) beachteten diesen Ritus genau; im römischen Kult war bei der lavatio des Kultbildes der magna mater Entblößung der Füße vorgeschrieben, wie uns Prudentius in einem Märtyrerhymnus mitteilt 5); bei Prozessionen‘) treffen wir überhaupt diese Kultvorschrift immer; Usener”?) hat in seinem Vergleich der antiken und christlichen ®) Prozessionen auch dieses Moment betont, und noch in heutiger Zeit finden sich Reste bei katholischen Prozessionen ®); Dieterich !%) hat bei der Analyse des berühmten Gemäldes zu Ostia ebenfalls hervorgehoben, daß die Kinder aus ritucellen Gründen b. dargestellt sind. In den Zauberriten wirkt aber neben der Anlehnung an den religiösen Kult noch eine andere nicht weniger wichtige Vorstellung herein: das Antaeusmotiv!). Die Erde, ! empirisch die gewaltigste Kraftquelle, verleiht dem Priester, aber auch dem Zauberer 12), übernatürliche Kräfte und Orakelkraft 1?), und diese Zauberkräfte fließen ! natürlich bei unmittelbarer Berührung

barfuß

jahr, wenn die Erde zu neuer Fruchtbar-

keit erwacht. Überall in den Prozeßvor-

schriften des MA.s treffen wir auf die besondere Vorschrift, bei der Verhaftung einer Hexe die Gefangene von der Erde aufzuheben, damit ihr nicht durch die Berührung mit der bloßen Erde Zauberkräfte zufließen; so erwähnt der Henker Diepolt Hartmann von Miltenberg aus sei-

ner Berufspraxis folgende Maßregeln !®): „Item wan man eyn zeyberin angriffen,

so sollen die sie fahen .... alsbalde sie von der erden uff eynen Karen heben und sunst, daß sie die erden oder steyn nit ruren, ire augen zubinden und den münt verstoppen.‘“ Auch im Malleus maleficarum 19) wird auf diese Schutzmaßnahme gegen bösen Blick und Berührung mit der Erde besonders hingewiesen. Die Rockenphilosophie knüpft an den Gebrauch, eine „zur Exekution oder Scheiterhaufen geführte Hexe nicht die bloße Erde berühren zu lassen‘‘, allerlei leere Bemerkungen 1°). In der Erzählung von Angelburg, der Geliebten Friedrichs von Schwaben,

fliegt

diese

zwei

mit

in Taubengestalt

Jungfrauen durch die Luft; sobald die Tauben die Erde berühren, werden sie zu

Mädchen !%). Sommer !’) vergleicht dieses Motiv mit dem Glauben, daß den Hexen vom bloßen Boden Kräfte zuströmen;

dessen wird in dem eines Unbekannten

in-

Elaborat die Ver-

dürftigen (14. Jh.)

wandlung nicht entsprechend hervorgehoben. Zu beachten ist, daß in Zauber und Magie diese (dämonische) Kraft der Erde bald zauberbrechend und bald za uberbindend wirken kann.

1) Deubner de incubatione 24; Nilsson ıo0 Philologus N.F. Griechische Feste 345; (1897), 5ff.; für den deutschen Aberglauben Weinhold

vor allem:

Ritus5;

Wächter

Reinheit 24; Döller Speisegesetze 289 zu S. 159. ?) Wächter lc. mit A. 2 (vgl. binden

u. Knoten);

Priap

die

capillo‘‘:

Döller

Zauberin

Satiren

ı,

l.c.;

bei Horaz

‚„‚pedibus 8,

24;

nudis

Frazer

sieht

passoque 2, 311

A. 1; schon Servius zu Vergil A4eneis 4, 518 sagt: „in sacris nihil solet esse religatum‘‘, 3)

21

Heckenbach

(1922),

237 f.;

de

nuditate

Weinhold

26, 31;

Ritus

ARW.

4f.;

Sartori in ZfVk. 1894, 178; Exodus 3, 5; Josua 5, 15; auch die Brahmanen dürfen beim

914

Schande: ARw. 1. c.; Jsaias 20,4. *) Heckenbach lc. 24; Nilsson l.c. 345; Wächter

23f.; später schrieb man diese Vorschrift dem zu, daß das Leder, aus der Haut Umstand

toter Tiere verfertigt, unrein sei: Varro Lingua latina 7, 84; Gruppe Griech, AMyth. 2, 912 A. 5; Zf{Vk. 1894, 178. Eine wichtige Bestimmung der Symbola Pythagorea bezog sich auf dvurodnoia im Kult: düetv XpY Üvoncintoy xl mphe t& leod mposLEvxı. Boehm hat in seiner Dissertation (De symbolis Pythagoreis. die antiken Belegstellen Berlin 1905, 9—10)

und die moderne Literatur gesammelt; antike und moderne Parallelen: ZiVk. 1894, 178—180.

5) Hepding Attis 174 mit Literatur; Fehrle Kultische Keuschheit 219; vgl. Wissowa Religion? 101; Heckenbach 67f.; Wächter 23f. % Nilsson Lc. 339, 351; Gruppe Griech. Myth. ı, 912 A. 5; Dieterich Mutter *) Weihnachtsfest * 303 ff. 81 A.2. Erde? ®%) Dietelc. Heckenbach 306 ff.i;

Votive 31 ff. rich Kl. Schr, 349; Andree Heidentum 1, 151; 2, 105. ©) Kl. * Trede 44—45. 47; Schr. 349. 2) Heckenbach Das

Anrich

1894, 212. B. betont: 149

vgl.

303,

A. 5.

den

antike

Gött.

!1a) Beim Zauberer Merlin wird die Kloster 9, 715. 1!) Fehrlel.c.

1)

Hansen

„Layenspiegel‘‘

19—20.

Mysterienwesen,

14)

Hexenwahn

Tenglers:

Heckenbach

593,

14;

Hansen 45

nach

Geschichte der Magie 808. Ennemoser 15) 4. Hundert (1706) 309—12; Grimm Myth. 3, 444, 310; Lütolf Sagen 264, 134; Frazer 7,13, 5f.; vgl. Grimm Myfh. 3, 173, Wo eine feuerlöschende Sechswöchnerin die Erde nicht berühren darf, 1°) v. d. Hagens Germania Deutsche Dichtungen im Goedeke 7, 105;

Sagen 168 f. MA. (1854), 865. *) Sommer A. 9 zu Seite ı2; zitiert bei SchambachMüller 359.

und 2. Im germanischen Kult und Aberglauben deutschen

wurzeln die Vorschriften oder die Verbote

der Barfüßigkeit in diesen kultlichen oder abergläubischen Vorstellungen. Ausgangs-

punkt für alle Untersuchungen ist Weinholds „Zur Geschichte des heidnischen Ritus‘, Wohl die erste Nachricht über die kultliche Barfüssigkeit bei einem Germanenstamm bringt uns Strabo!®): Die Priesterinnen der Zimbern opferten mit

bloßen !?) Füßen die Gefangenen und weissagten aus ihrem Blute:

zpojpkvteıg NApnKO-

A0dSc0V... YUpVOnEBEg... £% SE TOD NpOXEOLEVOD Ainatog eig TV XpPUTHPX PAyTELAY TLVA ETOLODVYTO

(hier erhöht die Verbindung mit der Erde die Orakelkraft). Einen Rest der ‚‚ävuro-

915

barfuß

Ensia ®)

religiosa‘‘

haben

wir

in

dem

Gebot, daß man den heiligen Forst des Pulch, den Kammerforst bei Trier, nicht mit „gesteppten Leimeln‘‘ (genagelten Schuhen) betreten durfte 2), Früher zogen in Oldenburg die Wallfahrer zur Kapelle des hl. Nikolaus in Hatten, bevor sie die Hunte überschritten, die Schuhe

aus 2),

Daß

auch

die

Wallfahrten

mit

bloßen Füßen ein Substitut für nacktes Bittgehen sind, zeigen die von Andree erwähnten Beispiele; in einem Falle wird die Wallfahrt nackend und mit ausgespannten Armen gelobt; auch Altarumgänge mit bloßen Knien werden versprochen ®3), In Böhmen geht die fromme Sage, daß nur der die heilige Maria an dem Wunderort ihrer Epiphanie erblickt, der, von Sünden frei, sich dem Ort b. nähert %), In einer Sammlung von Wunderlegenden, welche Klapper nach einer Breslauer

Handschrift ediert hat 2) (de conversione

peccatoris in sexta feria magna), sicht ein Räuber am Karfreitag eine Prozession von Pilgern ‚,nudis pedibus 2) incedere sanctorum limina‘‘; als er einem Eremiten

beichtet, bekommt er die Buße: „ut nudi-

pes iret‘‘ 2”); dasselbe Motiv nahm Wolfram v. Eschenbach aus Chretien de Troyes

auf %®): Parzival wird durch den Anblick einer büßenden Ritterfamilie zur Einkehr

gebracht: ‚si giengen alle barfuoz‘‘. Hier kommt zur kultlichen Bedeutung der

Barfüßigkeit bei einem heiligen Gang die uralte Rechtsanschauung, daß

man

zum

Zeichen

der

Unterwerfung,

Buße und Demütigung b. geht ?); in der Vita Liudgeri?) wird erzählt, wie ein junger Mann, der seinen Bruder im Streit getötet hat, ‚„‚indicante Jona episcopo ... discalceatus in exilium missus est‘. B. verzichtet man auf das Erbe) und b. schwört der Bauer 32), Für die vornehme Dame des Frühmittelalters war es eine Schmach, wenn sie von

einem

Fremden

b.

gesehen

wurde;

das Chronicon Salernitanum 3) berichtet uns von den schweren Folgen, die ein Er-

lebnis der Adelchisa nach sich zieht, als ein

vornehmer Langobarde

wie sie die Füße wäscht;

soll

niht

vor

frowen

sie im Zelt sieht,

gän

auch

„ein riter

barfuoz‘‘ 39);

916

sonst war B.gehen ein Zeichen niederen Standes®); „der b. Begrabene kommt arm im Himmel an, und der Gang zum jüngsten Gericht wird ihm sauer‘‘ 36),

Der Wöchnerin aber, welche im Kindbett stirbt, muß man Schuhe anzichen, damit sie nicht b. ihr Kindlein zu

besuchen braucht %). Schließlich ist Barfüßigkeit, besonders in der Antike, ein Zeichen der Trauer®%).

%) 7, 2, 3 = Vol. Heckenbach 27;

u.

79;

vgl.

Kloster

2, 404, 4 Meineke; Grimm AMyth. 1, 45

9, 836;

der

Seher

auf

den

Hebriden geht bei einer Divinationshandlung b, und barhäuptig zur Türschwelle: Z{Vk. 1917, 1. !% E contrario dürfen auf Borneo Priesterinnen bei rituellen Handlungen nicht

die bloße

Erde

berühren:

Frazer

73,

1, 5;

917

barfuß

der Bursch beim Schatz seinen Funkenring holt, tanzen die Mädchen ‚alle ohne Ausnahme in Strümpfen‘‘®%)., Ganz alt ist der Brautlauf in der Oberpfalz südlich der Donau, das sogenannte Backofenschüssellaufen, bei dem die Gäste vor der Kirche einen Wettlauf b. veranstalten 41), Schwaben

3%) Meier

451;

vgl.

143;

437,

Birlinger Schwaben 2, zogff.; Ders, Volkst. 2, 280. %) Ders. Schwaben 2, 64; das Strümpfigsein ist ein Ersatz der Nacktheit, wie die Vorschrift beim Hühnersetzen, daß die Strümpfe ‚„‚lottern‘‘ sollen und die

Haare fliegen: Grimm Myth. 3, 454, 575. 4) Schönwerth Oberpfalz ı, 93, 3; Z£Vk. 1893, 154.

vgl. Grimm Myth. 3, 173 (Feuerlöschen durch Sechswöchnerin). %) ZfVk. 1894, 178. 2) Grimm Myth. 3, 85: Anmerk. zu 1, 189. 2) Strackerjan 2,2095B; vgl. FL. 7, 50; Weinhold Ritus 5, ®) Andree Votive 31 f.; in Frankreich macht man für einen Sterbenden einen Umgang mit nackten Füßen um die Kapelle von N.-D. de Rumengol: S6billot 4,136. *) Grohmannz227, 1628, 2%) Klapper Erzählungen 314 Nr. 101, 25 ff. 2) hc, 315, 1. ”) 315, 5. %) Parzival 9, 447, 21 = Lachmann® 216; Klapper Le.

der im Frühjahr 4. Übertragung sich regenden Kräfte der Erde und der Wunderkraft des Frühjahrs, besonders des Maientaues auf den Menschen, soll das B.laufen im Frühjahr bewirken #2), Wer während des ersten Mairegens b. und barhäuptig sich im Kreise dreht, dem wachsen die Haare gut (Böh-

179;

Glauben

im

die Erde

geweiht

2)

Grimm

RA.

ı, 215;

2, 305;

vgl. Isaias 20, 2—4.

ZfVk.

1894,

%) M. G. Historica II,

vita S. Liudgeri c. III, 19 = P-4718,19; Grimm l.c.2, 336. %) Berühmt ist Ruth 4, 7—8: wenn einer ein Gut nicht beerben wollte, so „ZOg der eine seinen Schvh aus und gab ihn dem andern‘; Grimm Le. 215; ZfVk. 1894,

178—180; Rochholz Sagen 2) Grimm Lc. ı, 166; 2, 556 f.

Historica

tom V, 505,

2, LIV. 33) M.G.

18 ff.; vgl. c. 83; Wein-

hold Frauen I, 145. 3) Scb. Brants Cato, vgl. Grimm DW. ı, 1132. 3) Heyne Hausaltertümer 3, 267—68. 316; vgl. die &vuroönoi%

bei

Platon

1894, 178 A. ı und

Protagoras

179.

%)

3216;

John

ZfVk.

Erzeebirge

123; wenn man das Messer auf den Rücken legt, müssen die armen Seclen darauf b. gehen: Schönwerth Oberpfalz ı, 286; 3, 280.

”) Lütolf Sagen 551, 538; vgl. 552, 548; vgl. Pollinger Landshut 298; Bastian Elementargedanke

31—32;

Samter

18.

3%)

Geburt

Heckenbach

110.

3. Rituelle Reste alter Opferfeiern sind gewisse Wettläufe und Tänze; auch hier finden wir die Barfüßigkeit als Rest ritueller Nacktheit: Am Bartholomäustag laufen beim Schäferlauf zu Mark-

gröningen ®) lcdige Schäfermädchen und Burschen b. über ein Stoppelfeld, und am Funkensonntag, wenn in Oberschwaben

b. geht,

wenn

man

im

Tau

(Oberpfalz) 1);

doch

ist

es nach

men) ®);

zieht er alle Unreinigkeit aus dem Leibe bayrischen

erst nach Ostern 42) Höfler

Steiermark W.280.

#4)

231.

5.

In

b. zu laufen,

ist ®).

Ostern

%)

41;

vgl.

ratsam,

weil dann

Rosegger

Grohmann

Schönwerth

4“) Bronner

Wald

dem

52,

331;

2, 132,3; W. 113.

Stitt’ u. Art. 137.

dieser

Vorschrift

steckt

die

ins

Christliche übertragene Angst vor bösen Kräften und Dämonen der Erde, die naturgemäß am Johannistag am stärksten ist: In Mecklenburg *®) durften die Kinder nicht am Johannistag b. gehen, weil der böse Krebs) an dem Tage fliegt, dessen Stiche tödlich sind. Interessant ist eine Stelle bei Buxtorf ®): Die Kinder sollen nicht b. gehen ‚‚mense praesertim Decembri et Januario, quo feles catulientes discurrunt; facile enim

aliquid venenati tis

calcare

possent,

a felibus promananquo

calcato

pedes

intumescerent nec adeo prompta et facilis sanatio foret‘‘.

Beim

Viehaustrei-

ben darf die Dirne nicht b. gehen, damit das Vieh nicht hinkend wird (Oberpf.) %),

918

das gleiche gilt im Böhmerwald®) für den Hirten. Die Wöchnerin (die besonders sich vor bösen Kräften hüten muß) darf nicht mit bloßen Füßen auf die Erde treten, sonst küßt ihr der Teufel die Fuß-

stapfen $!); wer böse Nachbarn hat, soll nicht früh des Morgens über eine Wiese oder eine betaute grüne Stell: b. gehen, sonst kann ein Feind die Spur mit dem Rasen ausschneiden;

wenn er das Rasen-

stück im Rauch aufhängt, schwindet der Mensch in dem Maße, wie der Rasen eintrocknet 52). Schon im Corrector Bur-

chardi lesen wir: ‚,Fecisti, quod quaedam mulieres facere solent, diabolicis adimpletae disc plinis? quae observant vestigia vel indagines christianorum et tollunt de eorum vestigio caespitem et illum observant, et inde sperant sanitatem

aufferre‘‘ 9)? Wer

€eorum

vitam

aut

beim ersten Kuckucksruf

b. ist, be-

kommt böse Füße %). Harmloser warnt soll ‚Man die Rockenphilosophie 5): kleine Kinder nicht b. auf den Tisch sie böse

bekommen

sonst

treten,

Jassen

Füße.‘ Wo eine Schwangere ging (Ruthenen) °) oder eine Kuh zum erstenmal

geworfen hat (Rumänien) ”), darf man nicht b. gehen, sonst bekommt man Geschwüre (besonders in diesen Fällen ist die Dämonengefahr groß). Mecklenburg z, 289 f. 1441 6;

4) Bartsch E.

vgl.

“) Bartsch (1641)

W.

684.

108f.

51) W. 577. 4;

®)

Kühnau

vgl.

®)

%®)

2,

hat

74.

Sagen ®)

%®) Judenschul ı, 320,

Böhmerwald

Schönwerth Ritus

3,

98;

ı®,

Grimm

2, 447.

41;

W.

99.

Mythol.

Schönwerth

Frazer

Schmitz

1432.

2, 285,

Schramek

Weinhold

Frage

German.

Meyer

H.

6;

241.

3, 200; 2, 133,

dasselbe

395;

ı, 207—212

Mytfh.

die

Motiv:

ganze

erörtert;

3, 410,

200;

Wassersch-

175;

E. Gocke661 c. 163; W.305; leben lius Tractatus polyhist. (F. u. L. 1699) 92;

*) Köhler VoigtMyth. 3, 440, 165;

Tharsander 2, 612. land 389. ©) Grimm Fischer

Kronfeld 207, 15.

Aberglaube

z2,

392.

213.

”)

%)

Hovorka-

Urquell

3

(1802),

6. Bei allen Zauberhandlungen spielt, wie bei den heiligen Kulten, das berühmte Horazische ®) ‚„‚pedibus nudis passoque capillo‘* eine große Rolle; wie die Zauberin und Hexe Medea bei Ovid ®) ‚„‚nude pede‘‘ ihre Zauberkünste ausführt bei

919

barfuß

Vollmond in nächtlicher Stille, so soll man

nach

böhmischem

Aberglauben ®)

die

Wegwarte am ersten Montag oder Freitag im neuen Mond mit einem Zauberspruch ausgraben; man muß beim Anfassen der Pflanze aber die Hand in ein weißes Tuch Wickeln; auffallend paßt hierzu, was Plinius von den Druiden berichtet %): „Selago legitur sine ferro dextra manu per tunicam, qua sinistra exuitur velut a furante, candida veste vestito pureque lotis nudis pedibus, sacro facto priusquam legatur, pane vinoque..... hanc contra omnem perniciem habendam prodidere druidae Gallorum‘‘. An einer andern Stelle beschreibt Plinius das

Pflücken

der

Granatblüte ®):

‚si

quis

unum ex his, solutus vinculo omni cinctus et discalciatus atque etiam anuli decerpserit duobus digitis, pollice et quarto, sinistrae manus atque ita lustratis levi tactu oculis in os additum devovaverit, ne dente contingat, adfirmatur nullam oculorum imbecillitatem passurus eodem anno.‘ So muß auch im bekannten, von Burchard überlieferten Regenzauber die „puella nudata minimo digito dexterae manus‘‘ das Bilsenkraut pflükken ®). Nicht nur der Zauber beim Pflükken der Heilkräuter, sondern auch der Heilzauber selbst schreibt Bar-

füßigkeit

vor:

Gegen

Zahnweh

läßt

in

Österreich ®%) die Frau, welche „wenden“

kann, den Patienten im Keller b. auf einen Stein treten, dann fährt sie unter Zaubersprüchen dreimal über den Körper;

in Mecklenburg gräbt leidende ®) stillschweigend

der ein

GichtLoch,

setzt einen Gichtbaum hinein, tritt die Erde b. an den Baum, ‚wie die Sonne geht‘, geht schweigend um den Baum und spricht: Im Namen Gottes usw. Gegen Nabelbruch ®) schlägt der Leidende schweigend einen Sargnagel in den Baum, mit dem er den Nabel berührt hat. Ans-

bachischer

Aberglaube

(Journal

1786)

schreibt vor®): „Tritt man am ostertag nicht b. auf den stubenboden, so ist man vor fieber sicher.‘‘ In Frankreich wird die Barfüßigkeit im Heilzauber ebenfalls vorgeschrieben; so geht der Rheumakranke b. zur Font Saint -Irieis de Lubersac,

620 —

wäscht sich und opfert Votivgaben %). In Langenau in Schlesien ist der Hausherr bei der Heilkur und Segnung eines kranken Rindes gewöhnlich b.®). Im proPphylaktischen Gegenzauber treffen wir die Entblößung der Füße bei den Steiermärkern ”); Man wandelt in den Ennstaler Bergen am Pfingstsonntagmorgen b. im taunassen Gras, dann ist man das ganze Jahr gegen Hexenzauber gefeit. In Steiermark läuft man während der ‚‚Todesangstzeit‘ (Avcläu-

ten) b. auf dem grünen Rasen, dann ist man das ganze Jahr vor Blitz geschützt ?!). Im Riesengebirge geht man am Karfreitag vor Sonnenaufgang b. durch alle Räume des Hauses und pfeift auf einem Pfeif-

chen,

das

aus

dem

Röhrenknochen

des

linken Hinterbeines einer Ratte gemacht ist; das vertreibt die Mäuse 2); auf ähnliche Weise vertreiben die Schlesier am Gründonnerstag die Maulwürfe®), Beim Schatzgraben verstärkt die Barfüßigkeit die Kraft des Schatzhebers: Bei der Öttomühle (Sächs. Schweiz) haben die Franzosen 1813 einen Schatz vergraben; als einer diesen heben wollte, hielt

ihn eine unsichtbare

Kraft zurück;

auch

nicht als er ein Beil hinwarf und b. ging, konnte er zum Ziel kommen”), Im Fruchtbarkeitszauber treffen wir die Barfüßigkeit schon als rituellen Teil des römischen Regenzaubers an den nudipedalia”); das war ein aquaelicium 7%, ein Bittfest um Regen; bei ‘größerer Dürre brachten die Beamten ein Opfer dar; daran schloß sich eine Bittprozession der Matronen 7): „„ibant nudis pedibus in clivum passis capillis, mentibus puris et Jovem aquam exorabant‘‘; ‚dann

regnete es in Kübeln‘‘, sagt Ganymedes in Petrons Cena Trimalchionis 7), „und wir waren naß wie nasse Mäuse‘‘, Um die Raupen zu vertreiben, macht eine „Mulier incitati mensis nudis pedibus recineta‘* einen Umgang ”); hierher gehört die Barfüßigkeit zur Entblößung der «iZo0ix als Apotropaion. Sonstiger Aberglaube: Wenn ein barfüßiger Mensch zuerst mit dem einen Fuß in alle Kleider fährt, so fährt |! er ins Unglück; fährt er aber mit dem

921

barhaupt

Fuß

heraus,

so fährt

er ins

Glück ®),

Auch von barfüßigen Gespenstern weiß das Volk zu erzählen: eine feine Dame muß b. und barhäuptig herumgeistern, weil sie im Leben immer nur in der

Kutsche fuhr und ihr Fuß nie den Boden berührte ®). In früheren Zeiten hielten die Mütter streng darauf, daß die Kinder nicht eher b. li.fen, ehe der Kuckuck

gerufen hatte. — In frischem Schnee b. laufen, bis die Füße brennen, hilft gegen Frostbeulen 818),

58) Satıyen ı, 8, 24. ®”) Metamorphosen 7, 182; vgl. Columella ı1, 3, 64, wo einer Zauberin vorgeschrieben ist: solutis crinibus et nudo pede. %) Grohmann 91; W. 139 u. 467. «) Nat, Hist.

24, 103

=

4, 88, 9 Mayhoff;

Grimm Myth. 2, 1010; 3, 351; PaulyWissowa ı, 56ff. %) Plimius 23, 110 = 4,35,51f. Mayhoff. ®%) Wasserschleben 664f.; Schmitz 2, 432, 194; Grimm 3, 410, 201 b: ‚,nudis wandelt auch im röm.

pedibus recincta‘‘ umZauber die Frau ‚„inci-

tati mensis‘‘ die Bäume, um die Raupen zu vertreiben: Plinius 17, 266 = 3, 140, 22 Mayhoff; vgl. 28, 78; Heckenbach lc. 51ıff, %) ZfVk. 1898, 228. ®°) Bartsch

Mecklenburg

15893.

2, 409,

%) Ders.

2, 104,

Myth. 3, 459, 711; vgl. 387. °) Grimm 92 (Kur gegen Auszehrung); 99 Gockel Heilkur gegen Liebeszauber); 162 (gegen Bezauberung); Hovorka-Kronfeld 2, 324; Lammert

260.

®%)

Sebillot

2,

287;

Bulgarien bei Epilepsie: Hovorka-Kr

in

on-

feld z, 224; für Tierheilzauber vgl. Seli gmann Blick ı, 336: man pflückt an Johanni

vor Sonnenaufgang mit nacktem Fuß 3 Handvoll Roggen. ®) Drechsler Haustiere 12.

©) ZfVk.

1895, 407;

ZrwVk. 1913, N) Rosegger Apollo

holz ler

155;

191; Krauß Südslaven 538. Steiermark 231.7) Grohmann

Smintheus

ı,

vgl. Urquell 4 (1893),

(1862), 66;

Gaugöttinnen

ganz

81f.;

179—180.

W. 616;

ähnlich:

?)

S&b

Roch-

Drechsillot

3,

Sage

die

38—39; 37—38. 71) Meiche Sagen 720, 892. In einer schlesischen Sage kann nur ein nackter Mann einen Schatz heben: Kühnau Sagen 3,

710;

also

ist

in

der

sächsischen

Barfüßigkeit ganz klar ein Substitut der völligen Nacktheit. 7°) ARw. 21 (1922), 331—22; Heckenbach

") Festus manorum

29;

Wissowa

z, 24 Lindsay;

precationibus 203.

Religion?

Appel

ı21.

de Ro-

7) Geschildert bei

Petron Satiren c. 44 = Bücheler * 23—30; Kommentar v. Friedländer 241. ”) Petron 30, ı Bücheler. ”) Plinius 17, 266 = 3, 140, 22; Mayhoff 28, 78 = 4, 303, 6 M.; vgl. Samter Geburt 115; Keller Grab 5, 256 ff. %) ZfVk. 1898, 160. ®%) Herzog Schweizersagen z, 199—201; vgl. Drech s1 er 2, 180: Waldgeist Barfuß. 98) Mensing Schlesw.-Holst.Wb, 1, 233.

|

922

7. Barfüßigkeit, auf einen Fuß beschränkt: Als Dido, zum den Göttern Selbstmord entschlossen, der Unterwelt opfert, tritt sie zum Altar unum exuta pedem vinclis in veste recincta®?); wenn die Plataeer bei Thukydides 8) %30v edotaheig 1 TH Önkioer, xal Thy

&protepdv pövov m680 Önod:dspEevoı, SO hat Fra-

zer 8%) sicher recht, wenn er gegenüber der rein praktischen Begründung des Thukydides betont, daß dahinter ein in tieferer Sinn steckt, die Weihe großer Gefahr. In der Jasonfabel ®)

ist

die

Nacktheit

des

einen

Fußes

von

schlimmer Vorbedeutung für Pelias; diese Deutung gibt ihr auch der deutsche Aberglauben: Wer nur in einem Schuh oder Strumpf geht, bekommt den Schnupfen (Rockenphilosophie) 8%); nach dem Journal warnte der Aberglaube in Bielefeld?) : ‚,Geht jemand, den einen fuß bloß, den andern beschuht, die Straßen einher, so erkrankt alles vieh, das dieses weges kommt‘‘; Kinder®) dürfen nie

an einem Fuß unbekleidet sein, weil sie sonst nach ostpreußischer Ansicht nie zu Brot kommen; eine Frauoder Braut darf nie an einem Fuß b. sein, sonst stirbt

der Mann

oder

Bräutigam ®).

82) Vergil Aeneis 4, 518; Heckenbach 48—49; 27—28. ®) 3, 22, 2 = 203, 17 ff. Hude. ®*) 2, 3% 311 ff. mit Erörterung der gesamten Literatur; vgl. dagegen Philologus 35, 578;

sicher rein praktisch

Tugurthinum

Barfüßigkeit

c. 94

ist Sallust

aufzufassen;

möchte

man

eher

Bellum

die einseitige aus

sakralen

Motiven herzuleiten geneigt sein; vgl. Vergil 4eneis 7, 689—90. ®) Pindar Pythien

4, 133 = 110 Schröder: töv HOvoxXpYTLö® KANTE &v eulaxd oysdepev peydia, 8°) Grimm Myth. 3, 445, 321; KRockenphilosophie 329—30. 87) Grimm 3, 462, 788. ®) W. 606. ®) ZfVk. 1912, 163. Eckstein,

barhaupt.

Das Entblößen des Hauptes

ist der äußere Ausdruck der Huldigung, Ehrfurcht und Demut vor dem Göttlichen !) und allem, was Ehrfurcht heischt; die Barhäuptigkeit ist also ein Teil des Ritus bei Gebet und Opfer, wie

Grimm mit viel Material beweist ?); nur die Priester der Goten „opertis catiaris litabant‘‘. So finden pitibus wir die Barhäuptigkeit in den Opferriten | jeder Art, vor allem bei Fruchtbar-

923

barhaupt

keits-% und Ernteriten, bei Huldigungs- und Opferriten an Bäumen und Quellen. In dem Register de superstitionibus des Magisters Nicolaus von Gawe wird als besonders verwerflicher Aberglaube gerügt %): ‚„‚Insuper hodie inveniuntur homines tam layii quam clerici, literati quam illiterati, et quod plus dolendum est, valde magni, qui cum novilunium primo viderint flexis genibus adorant; vel deposito capucio vel pileo inclinato capite honorant alloquendo et suscipiendo.‘‘ In der Danziger Nehrung entblößen die Männer beim ersten Donnerschlag (des Jahres) unter Stoßgebeten das Haupt ®); die Siebenbürger Sachsen sind bei Wetterbeschwörung barhäuptig %; in Schlesien entblößt man wohl auch das Haupt in abergläubischer Angst, wenn man an einen Ort kommt, wo ein Geist umgeht ’). Einen Rest jener Verehrung der Quellen und Wasser mit Gebet und Opfer, die z. B. auch Burchard von Worms tadelt ®), finden wir in einer alten Badeordnung ®) des 17. Jhs. in Baden bei Wien: Nach der Badeordnung wird der bestraft, der das Bad nicht mit entblößtem Haupte beim Ein- und Ausgehen grüßte

und

segnete

oder

dasselbe

„ein

Wasser‘‘ nannte. Bevor man in Sachsen!)

das Österwasser aus dem Bach schöpft, betet man mit entblößtem Haupt ein stil-

les Vaterunser. Bevor man im alten Schles-

wig den Ellhorn (Holunder) niederhieb, sagte man ein Gebet, „welches teils mit gebeugten Knien, entblößtem Haupt und

gefalteten Händen

zu tun gewohnt‘‘ 21),

Häufig findet sich das Entblößen des Hauptes bei Frühlings- und Erntefesten und Säezeremonien: Am Scheibensonntag tanzt man in der Eifel !?) um die ‚Burg‘ mit entblößtem Haupt. In Mittelfranken!) und Steiermark sät man b., in Leiselheim spricht der Bauer mit entblößtem Haupt den Saatscegen „und streut drei Handvoll gegen Osten unter

Anrufung Häufig

der drei höchsten Namen‘‘ 14).

begegnet

häuptigkeit

bei

uns

den

die

Opfern

rituelle

am

Bar-

Schluß

des Mähens: Nicolaus Gryse entrüstet sich (1593) über die Verehrung vom ‚„‚Aff-

gade

024

Woden‘‘ 15):

die

Schnitter

lassen

einen kleinen Platz stehen, ‚‚alle Meyers syn darumme hergetreden, ere Höde vam Koppe genamen‘‘, und dann beteten sie den ‚,Wodendüvel‘‘ an; dieselbe Sitte

925

nicht

Bärlapp

mit bloßem

fallen die Haare 1) Vgl.

Korinther

A. 1;

Haupte

aus %).

die berühmte I, ı1, 3—8;

Pley

de lanae

Stelle:

Fehrle

usu

ı2;

stehen,

sonst

Paulus

an die

Keuschheit 39

14;

Cassel

Kirchenbuch 83 ff.; Zf£Völkerpsychol. 18, 260 (Brahmanen), ?) Myth. ı, 26; 3, 21; der Seher auf den Hebriden ist b.: Z{Vk. 1917, X.

beschreibt uns Grupen !%) (1752) für Niedersachsen; bei diesem auch in Schaumburg Lippe!”), Westfalen, Hessen!®), Eisenach !®) bezeugten Ernteopfer entblößen die Schnitter das Haupt; am Steinhuter Meer umtanzen die Burschen nach

3 Krauß bringt in seinen Anthropophyteia ein schlagendes Beispiel aus dem Liebesfrucht-

ken ?). Im Heilzauber und Wachstumszauber ist das Entblößen des Hauptes oft mit Entblößen der Füße (s.

?) Drechsler 2, 322; die Irländer glauben, daß ein Gespenst einem nackten Mann nichts

der

Ernte

ein

Feuer

mit

Hutschwen-

barfuß) verbunden; so läuft man vor dem Fieberanfall b. über 7 oder 9 Raine 2); Barhäuptigkeit beim Ausgraben von Heilpflanzen finden wir in Frankreich 22) zusammen mit der Barfüßigkeit (Böhm.). Wer im ersten Maireg een barfüßig und b. ohne

Rock

sich im Kreise

dreht,

dem

wachsen die Haare gut %); in Westböhmen *) genügt die Barhäuptigkeit im Mai, um schöne Haare zu bekommen. Von einem singulären Aberglauben berichtet Feilberg ®): In einer Gerichtsverhandlung zu Andershöf (Schonen) 1704 trat bei der Untersuchung über einen eigentümlichen Brauch beim ‚,‚,Gänsegehen‘‘ die Ansicht zutage, daß, ‚wenn ein Mädchen, das sich nicht richtig gehalten, b. mit geflochtenem Haar umhergehe,

schwangere und

Weiber

das Vieh Schaden

klärung

gibt

und

ihre

nehmen‘‘;

Seligmann

(Blick

Frucht

die Er-

1,

93).

Wenn einem eine Fledermaus auf den Kopf seicht oder in die Haare kommt,

gibt es eine Glatze%?);

Kopf gewaschen hat blößtem Haupt, so

wenn man den

und geht schüttet

mit der

entAlp

Läuse darauf ?”); wer im Mondschein ohne Kopfbedeckung schläft, verliert das

Haar oder bekommt vorzeitig weiße Haare 2), In den Rechts- und Volksgebräuchen spielt das Entblößen des Hauptes beim Schwören ®) und bei Trauerfällen %%) eine Rolle; im Fränkischen 31) und in Braunschweig ®%) haben die Män-

ner

das

während

Haupt

der

Bestattungszeremonie

entblößt,

auch

allgemein ®);

aber bei der Leiche darf man in Schlesien

barkeitszauber:

3, 32.

14;

in Sitte

u.

Brauch

53 finden wir die Barhäuptigkeit beim Sippenfest als religiöse Zeremonie, %) Grimm 3, 414, Ir r. a. °) Frischbier Hexenspr. 107. ® Haltrich Siebenbürg. Sachsen 280. antut:

Weinhold

Ritus

zo;

Liebrecht

Zur Volksk. 370, 20. ®) Schmitz Bußbücher 2,424, 66; Grimm 3, 407, 193 d. ®) Savignys ZfRw. 15, 215—16; Grimm 3, 165. 1%) Seyfarth Sachsen 253. 1!) Müllenhoff Sagen 510, 6; vgl. die oblationes ad arbores bei Burchard 1l.c. ®) Jahn Opfergebräuche 86 u. 97 = Schmitz Eifel ı, 21. 2) Z{Vk. 1904, 136. 14) Meyer Baden 419; W. 652. 1) Jahn Opfergebräuche 163 f. = Bartsch Mecklenburg z, 307 Nr. 1491; vgl. Grimm I, 128—129. 1% Jahn 164. !) Ders. 166.

») Ders, 167; ®%) Ders. 238. 52, 331. mann

vgl. 168f. ®") Ders. 173. %) W. 530 = Grohmann

2) Grimm Myth. 2, 1010. ®%) Groh52, 331; Böhme Kinderlied 211

Nr. 1044 f. Köhler

%) John Voigiland

Westböhmen 76; vgl. 266, ?®) Z£{Vk. 1901,

420—22; in der Bretagne „on perd son bapteme, si on sort tete nue, quand le soleil n’est

plus visible‘: Pennsylvania Ders.

1830

Kinderlied 147

61r. 59.

S&billot ı, 160, 2%) Fogel 343, 1829 = ZfdMyth. 4, 47; =

ZfAMyth.

Nr. 683 b;

”) Schultz

4,

49;

BlPomVk.

Böhme

Alltagsleben

Maennling

313.

%)

SAVk,

Haupt,

man

die

Leiche

8

(1900),

242 #f.;

15 (1911),

150

(Zigeuner). ?®) Grimm RA. 2, 556. %) So entblößt man in Baden beim Leichenzug das sobald

absetzt

oder

bei Gebetseinlagen: Meyer 594. %) Höhn Tod Nr. 7, 346. ®) Andree Braunschweig 318. 2) Für Rumänien u. Bukowina: Sartori Sitte und Brauch 1, 148; hier wohl Schutz gegen die Totengeister; vgl. Weinhold

Ritus 10; Liebrecht Z. % Drechsler ı, 204.

Volksk.

370, 20. Eckstein.

Bärlapp (Drudenfuß, Hexenmehl, Krä-

henfuß,

Johannisgürtel,

Schlangenmoos,

Teufelsklauen; Lycopodium-Arten). I1.Botanisch es. Blütenlose Pflanzen mit aufrechten (L. selago) oder meist am Boden schlangenartig hinkriechenden Stengeln, die dicht mit kleinen Blättchen besetzt sind. Die beim Keulen-B. (L.

926

clavatum) gegabelten Sporenähren entsenden einen weißlichgelben Sporenstaub (Hexenmehl). Der Keulen-B., die im Volke bekannteste (und oft zu den ‚„,Moosen‘‘ gerechnete) Art, ist in Nadelwäldern, auf Waldlichtungen usw. nicht selten anzutreffen !). Die antiken Schriftsteller scheinen den B. nicht zu erwähnen. Ob die Pflanze selago des Plinius?®), die von den gallischen Druiden mit einem Zauberritus gesammelt wurde®), eine B.Art ist, läßt sich nicht feststellen %), ) Marzell

Krduterbuch

496f.

?) Nat.

hist. 24, 103. ?) Vgl. Grimm Myth. 2, 1010; Dyer Plants 282. *) Marzell Heilpflanzen 14.

2. Wie viele Volksnamen beweisen (vgl.

oben), gilt der B. als ein Hexenkraut. Im Böhmerwald schützt er vor Verhexung®). Besonders bei den Slawen ist der B. als zauberwidriges Mittel bekannt. Das Vieh bekommt B. gegen bösen Blick), die Schafhirten in der mährischen Walachei tragen B. am Hut gegen Verzauberung ”), und bei den Slowaken schützt er gegen böse Geister ®). Die Estländer

legen den B. (offenbar als Apotropaeum) auf die Zunge der ungetauften Kinder 9). Man hängt Kränze aus dem ‚,Hexenkraut‘“ über die Stubentür, ein solcher

Kranz bewegt sich immerfort, ausgenommen, wenn eine Hexe oder ein Zauberer ins Zimmer kommt, dann bleibt der Kranz still stehen !%. Die erwähnten Kränze werden auch zum Schutz vor Hexereien in Sofas und Stühle gestopft!!). Wohl als hexenwidriges Mittel ist der B. ein Bestandteil des ‚‚Palms‘‘; als. „Alfkräutig‘ (Alpkraut) wird in Unterfranken der an Lätare umhergetragene B. in die Hühnerställe gebracht !2). 5) Schreiber

Wiesen 145.

®%) Bezzen-

Marzell

Bayer.

berger Litauische Forschungen 75. 7) Z{öVk. 13, 24. ® Hovorkau. Kronfeld ı, 51. *) Boecler Ehsten 143. ) Pröhle Harzbilder 1855, 855 = Andree-Eysn Volks-

kundliches

90

=

bot, 212. 1) Pröhle Bayer. Volksbot, 28.

a.a.O.

Volks-

!*) Marzell

3. Der B. ist auch eine Unglückspflanze. Er darf nicht ins Haus gebracht werden, weil er den Blitz anzieht 1%), Desgleichen verhindert er, daß

927

Barmgrundsegen -- Barsch

die jungen Hühner aus den Eiern auskriechen (vgl. Küchenschelle und Gewitterblumen). Wenn man B. unter die Leute bringt, so entsteht Streit (Slowaken) 4). 13) Rogasener Familienblatt = HessBl. 3, 124; vgl. auch

der als

4. In der B.

Teufelsabbiß,

vgl.

ı, 51;

feld

1) Hovorka

147.

Volksfeste

4 (1900), 36 Montanus

u.

Kron-

dient gegen

Volksmedizin zauberisches Mittel

Krampf’); er wird daher in Oberbayern auch als „Gramkraut‘‘ (Krampfkraut) bezeichnet 1%). 15) Wartmann

Lüneburger

pflanzen

17.

Heide

9.

Barmgrundsegen segen 3b. s.

Bärmutter

Barnabas,

Kück

47;

St.Gallen

1°) Marzecll

Heil-

Marzell,

s. Krankheits-

Gebärmutter

der Überliefe-

hl.!), gemäß

rung einer der siebzig Jünger Christi, aber nicht Apostel im eigentlichen Sinne, obwohl er öfter mit den Aposteln zusammen genannt wird, z. B. auch in einer Exorzismusformel?) gegen Besessene a. d. 9. Jh.

(laut Hdschr. westfränkischen Ursprungs), bekannt als Begleiter des hl. Paulus auf dessen erster großen Missionsreise. Kalendertag: 11. Juni. Während B, als Heiliger in Deutschland nicht volkstümlich ist, wird sein Tag in Volkssprüchen genannt, vorzüglich in Wetterregeln. Regen am B.tage soll der Rebenblüte schaden.

In Baselland heißt es: „‚Rägnet’s am B. — So schwynt der Wy bis i’s Faß‘‘ 3).

Die

Erfahrung

verbundene

daß

lehrt,

Kälterückfälle

mit

Regen

im Juni nicht

selten sind. Es fällt auf, daß gerade der Der B.tag als Stichtag genannt wird. B.tag fiel im Julianischen Kalender auf den 22. Juni, lag also der Sommersonnenwende näher als der B.tag des Gregorianischen Kalenders (11. Juni). Noch bis

in

die

neuere

Zeit

hat

man

diese

Sonnenwende in Deutschland, Frankreich und England mit dem B.tag in Verbindung gebracht %).

) Braunsberger Der Apostel Barnabas, Heiligenkult 161, Lucius Mainz 1576; 2) Franz Benediktionen 2, 588. 3) SAVKk. ı2 (1908), 16;

Drechsler

ı,134;

Eberhardt

Landwirtschaft 3, 11. *) SEbillot Fo/k-Lore 4: 431. Bei Yermoloff Die landwirischaft-

928

liche Volksweisheit 1, 14. 282 als Beweis f. d, Alter der Wetterregeln angeführt. Wrede.

Barsch (Flußbarsch, Bersig (-ch), Egli,

Krätzer, Bürste(l), Bürstling, Rauhegel, Schratz, Anbeiß, Warschinger, Re(ch)ling, Zängel, Heuerling, Rührling !); Perca fluviatilis L.).

Biologisches. „Es ist die sag der fischeren umb den Genffer sec / daß die

Egle winters zeyt / so sy in ein garn gezogen / ein rotes bläterle zum maul auss henckind / welches sy mit gewalt bezwingt / oben in dem wasser entbor zu schwümmen / vermeinend es geschähe jnen von zorn‘‘ ®%). Im russischen Volksmärchen begründet der B. seine roten Finnen damit, daß er von dem Feuer des brennenden Rastoff-Seces angesengt wor den sei %., Die Legen de berichtet: Einmal war dem heiligen Petrus der Himmelsschlüssel entglitten und fiel in den Sec. Der B. er-

Sonstiges. In den polnischen Dör- | lassen. Um die Israeliten zu kränken, fern am Goplosee (Posen) glauben die schoren die Ammoniter Davids Boten den Leute: ‚, Wenn ein Mensch einen B. mit B. zur Hälfte ab (2. Kön. 10, 4); daher goldenen Stacheln nahe bei sich sieht (?), stammen die Ausdrücke: ‚,Gott läßt sich dann ist er dem Tode verfallen, und wenn nicht in den B. greifen‘‘, d.h. nicht zu er auch nur bis an die Knie im Wasser nahe treten, und „einem etwas in den geht‘®. Wenn man die Augen eines B. werfen‘, d. i. einem einen Schimpf B.es ißt, wird man klug (Rogasen) !). antun, so daß etwas an ihm hängen Vgl. Kaulbarsch. bleibt 9). Die Bedeutung des B.es erhellt auch 2 Gesner Fischb. 168 b: „‚zü mercken ist, daß er seinen nammen verenderet nach der zal aus der weitverbreiteten Sitte, daß der jaren oder alter. Dann so bald sy worden / schwörende Männer den B. berühren. nach dem leych / werdend syheurling geDer gleichen Auffassung entspringt es, nant: so er größer worden doch im ersten jar / Tränle., Im anderen jar / E g le. Im dritten wenn der Flehende oder Beschwörende jar / Stichling (mit St, wird heute der den B. des Mannes anfaßt; vgl. Il. 10, Gasterosteus aculcatus bezeichnet; s. Stichling). Im vierdten und weyter werdend sy Reeling /vnd Bersich genant. Bey vns vmb den Costentzer sce erstlich Hürling / so er größer worden / Kretzer / Stich-

ling. letzten

Im dritten Schoubfisch. Zum Egle.‘“ ?) Ebd. %) Dähnhardt

Natursagen gowski

3, 75. *) Seefried-Gul1ıo2. 5 Gesner Fischb. 168 b;

! hielt den Auftrag, den Schlüssel nach dem Himmel zu tragen. Aber er weigerte sich. Da wurden die andern Fische böse und schlugen auf ihn ein, daß cr breite Striemen sein Lebtag herumschleppen muß. Nun wurde der Plötz (s. d.) entsandt,

Aelian Hzpi Cowv 9, 7. %) Organotherapie 151. 7) Ebd.; zitiert Marcellus aus Side p. 319. ) Gesner Fischb. 169a. ®) Veckenstedts Zs. 3, 395 = Knoop Tierwelt 2 f. 1) Ebd. 3. Hoffmann-Krayer.

mit Blut unterlie-

keit, enthält wie das Haar gleichsam die

aber

der

Schlüssel

war

dem Boten die Augen

so

schwer,

daß

fen. Seit der Zeit hat der Plötz rote, wie mit Blut unterlaufene Augen %).

Das Männchen hat einen Stein in seinem Kopf (s. Fisch 1), welcher volkswird ®). Nach verwendet medizinisch Höfler %) sind es zwei kleine Knochen am Ende des Hinterkopfes (B.knochen, Ber-

ingsteine),

die arzneilich verwendet wer-

den. Der ganze Fisch war ein Mittel, um Hautverletzungen zur narbenlosen Heilung zu bringen 7).

Zu denantiken Vorstellungen den B. s. Pauly-Wiss. 3, I, 27 f., wo | nicht ganz klar, ob sie sich auf den oder den Flußb. beziehen. Volksmedizin., „Bey den

über aber Meer-

Teut-

schen werdend die Egle zu einer jeden zeyt des jars gelobt / aussgenommen im

Mertzen vnd Aprellen so sy leichend. Bey vns (Schweiz) werdend die Egle im Augstmonat insonderheit geprisen / die Reling | im Meyen‘‘ 8).

930

Bart

920
) Tylor Cultur 2, 458. ?) Stolle Kirchenuväter, Register, ?) Meyer Aberglaube 289; Jean Bodin Daemonomania z, 3.

Stemplinger.

Bauchweh. Unter B. versteht das Volk alle Schmerzen, die im Leib sich fühlbar machen, mögen die verschiedensten Krankheitszustände

sie verursachen.

939

In Altbayern hilft der hl. Erasmus dagegen, dem die Eingeweide aus dem Leib gehaspelt wurden 1!) (Analogie!); in Franken drückt man den Daumen der rechten Hand auf den Nabel des Patienten und spricht dreimal darüber den Koliksegen ?). In der Schweiz hilft gegen Kolik, wenn man ein Messer mit einem weißen Heft bei sich trägt ®); in Tirol nagelt man eine lebende Kröte am Estrich an und läßt sie so hängen: sie saugt alle „‚bösen Winde‘ an sich *); in Norddeutschland gibt man dem Patienten Käse zum Essen ein,

auf dem

zwei Zeichen

eingeritzt sind ®).

') Hovorka-Kronfeld 2, 124. ?) Ebd, 2,126 u. 128. °) Busch Volksgl, 124. *) ZföVk., 2,149. 5) ZiVk. 13, 269. Stemplinger,

bauen

s. Hausbau.

Bauer. Der B.nstand

bildet den Kern

des ganzen Volkes und eine Quelle gesunder Lebenskraft, aus der die übrigen Schichten der Bevölkerung immer wieder schöpfen. Kein Mensch ist so sehr mit der heimatlichen Scholle verwachsen wie der Landmann, dessen Hof in vielen Fällen schon die Arbeit seines Ahns und Urahns gewidmet war. In seinem Denken und

Fühlen unterscheidet sich der aus grobem, aber festem Holz geschnitzte B. oft wesentlich von dem leichter beweglichen, der Natur bereits entfremdeten Städter. Zähe

hält er am Althergebrachten und Über-

lieferten fest, weshalb bei keinem anderen Stand Leben und Arbeit so sehr von alten Überlieferungen umsponnen sind wie bei ihm. Viel altes Gut, das anderwärts längst geschwunden

oder

zu

einem

unverstan-

denen Rest geworden ist, hat die bäuerliche Bevölkerung noch treu bewahrt, so daß hier für die Volkskundeforschung eine ergiebige Quelle fließt. Ackerbau!) und

Viehzucht

940

bauen — Bauer

!),

die

beiden

Grundpfeiler

menschlicher Kultur, bilden auch die Sammelpunkte für den alten Glauben !) und Brauch ?!), der sich aus germanischheidnischen, antiken und christlichen Vorstellungen aufbaut. Gedeihliches Wachstum und Vermehrung bei Ackerpflanzen und Haustieren sollten hervorgerufen, Schadenzauber !) und Unheil !) abgewehrt werden. Diesen Zwecken dienten

'

altertümliche Bräuche !) beim Pflügen !), Säen ?) und Ernten ?), wie bei der Pflege

des Nutzviehs !). Sie reichen z. T. bis in die idg. Vorzeit hinauf ?) und haben zahlreiche Parallelen bei ackerbau- und viehzuchttreibenden Völkern alter und neuer Zeit, Aus dieser Sphäre stammt die vielgestaltige Schar der Vegetationsdämonen 2), die Fruchtbarkeit!) und Gedeihen für Pflanze, Tier und Mensch verkörpern, denn auch das menschliche Leben dachte man diesen Gewalten unterworfen 3). Sonne!) und Regen !), den befruchtenden Faktoren des Pflanzenlebens und mittelbar dadurch auch der Viehzucht, sind besondere Bräuche *) gewidmet. Auch dem

Mond‘) und den Zeichen des Tierkreises !)

wird seit alters fördernder oder schädigender Einfluß zugeschrieben. Gewisse Zei-

ten ®) und

Tage®)

lösen dunkle und ge-

fährliche Kräfte aus, so daß sie zu Brenn-

punkten für allen Zauber !)- und Dämonenglauben !) werden. Orakel!), Lostage!) und B.nregeln !) sollen den Gang des Jahres und die Gestaltung der Zukunft erforschen helfen, Beschwörungen !) und Segen?!) werden gegen Krankheit !) und Unglück!) bei Mensch und Vieh !) gesprochen. Gerne nimmt man auch Zuflucht zu verschiedenen Heiligen, die wegen einer oft nur lose hergestellten Beziehung zu ihrer Legende in bestimmten Fällen angerufen werden ®) und manchmal noch die Wesenszüge einer heidnischen Gottheit durchschimmern lassen 7). Wallfahrten!) zu berühmten Gnadenorten werden von einzelnen wie von ganzen Dörfern gelobt und oft jährlich wiederholt, gemeinsame Flurumgänge!) und Schauerfeiern !) zum Schutze der keimenden Saaten!) abgehalten. Auch an Haus 2)8) und Hof mit Hausrat?!) und Wirtschaftsgerät?), wie an die Arbeitsverrichtungen !) 9

selbst, sind vielfach alte Überlieferungen

geknüpft. Als heilig und unverletzlich wurde der Markstein geachtet und wer ihn verrückte, mußte solange als feuriger, glühender Geist umgehen, bis der Stein wieder an seinen Platz kam. Sitte!) und Brauch!) umgeben das ganze bäuerliche Leben mit festen, ge-

T

941

Bauernpraktik

regelten Formen %) und schaffen ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das den B. und seine Familie, zu der auch das Gesinde!) zu rechnen ist, mit den Nachbarn?) zu gemeinsamer Arbeit, Hilfe und Lustbarkeit verbindet. Denn wenn der Erntesegen geborgen ist, Stall, Scheune und Keller gefüllt sind, dann darf auch die Lebensfreude ihr Recht fordern und ist es Zeit, mit Schmaus und Trunk, Tanz!) und Spiel !}) Feste?) *) zu feiern. Literatur:

Feilberg

Jysk

Ordbog

Suppl.

57. ‘) S. das betreffende Schlagwort. ®) Z. B. der Schlag mit der Lebensrute. °) Maibaum (Maie), Perchten, *) Sonnenwende, Regenzauber. 5) Mitternacht, Advent, die Zwölfien, Weihnachten, Neujahr, Fastnacht, Ostern,

Walpurgisnacht, Pfingsten, Sonnenwende, der Frauendreißiger; ferner beim Menschen Geburt, Hochzeit, Tod und die vorausgehenden

und folgenden Übergangszeiten, Tagewählerei. %) Der

%)

S.

a.

hl.

Blasius

Balken,

Schwelle, Stube.

dreschen,

Dach,

7) Der

Decke,

hl.

Leonhard,

Ecke,

Herd,

*) Z. B. pflügen, säen, mähen,

melken,

1) Altersklassen.

u.a.

!!)

buttern,

spinnen,

Kirchweih,

weben,

Schömer.,

Bauernpraktik. B. ist ein noch heute in

manchen europäischen Ländern gekanntes und wohl auch häufig eingesehenes Büchlein, vornehmlich zur Bestimmung der Witterung des kommenden Jahres aus der planetarischen Natur und dem Wetter des Christtags. Die B. gehört den meteorologischen Schriften des MA.s an und fußt mit ihren Regeln größtenteils auf dem antiken Neujahrsglauben und der hellenistischen Zeitmystik von den die Monate und Jahre regierenden Sternen (Planeten oder Tierkreisbildern. Vgl. Sterndeutung). Die Wege, auf denen diese Vorstellungen im Laufe der Jahrhunderte nach dem Norden kamen, sind nicht deutlich; von den religiösen Momenten, die dem Glauben der alten Mit-

942

tom für die seit dem 1o./11. Jh. vom italienischen Süden heraufgedrungene, von der Astrologie nicht unwesentlich beeinflußte Religiosität, die seit 1500 auch die niederen Volkskreise in Deutschland und in den umliegenden Ländern zu durchsetzen beginnt (s. Sterndeutung). I. Titel der Erstausgabe und spätere Erweiterungen desselben. Die Erstausgabe der B. vom Jahre 15068 zeigt als Titel auf dem ersten, größtenteils von einem Holzschnitt ausgefüllten Blatt über dem Holzschnitt den Satz: „In disem biechlein wirt ge- / funden der Pauren / Practick vnnd / regel darauff sy das gantz / iar ain auffmercken / haben vnnd / halten.‘ Es ist ein 6 Quartblätter umfassender Druck (Blattzahlen auf dem R® in der rechten unteren Ecke); er befindet sich in je einem Exemplar auf der Staatsbibliothek in Berlin und der Wiener Nationalbibliothek. Die zweitälteste datierte Ausgabe (1512) vermehrt den über einem großen, schönen Holzschnitt (Astronom am Pult beobachtet astrale Erscheinungen) gedruckten Titel um den bezeichnenden,

hinter

‚‚gefunden‘‘

einge-

schobenen Zusatz !): ‚„‚vnd / verstanden der pauren Lyessen vnd Regel Wie dan die weysen vndklugen maister vndsternseherhabentfunden darauff dan die paur treu das gantz iar“‘ usw. Die folgenden 32 deutschen datierten Ausgaben — die 34. wurde im Jahre 1854 gedruckt — vermehren den Titel

immer mehr und verbinden mit der B. Anweisungen zum Aderlassen, ‚„schrepffen‘‘, reden vom Ab- und Zunehmen des | Mondes (s. 27. Ausgabe) usw., so daß der Umfang der B. ständig wächst: die 32. Ausgabe von 1758 hat 110 gezählte Seiten! Die interessanteste Titelerweitetelmeerwelt an die hervorragende Berung dürfte die der undatierten Züricher deutung des den Jahresanfang regierenAusgabe von ca. I517 sein, in der die practica‘‘ als cine Offen„Buren den Himmelszeichens innewohnen, ist in dem krausen Schriftchen wenig mehr barung Raphaels an Heiny von Vre zu spüren. Es ist eine naive Sammlung bezeichnet wird (fol. I): ‚,Es ist zu wissen von Sprüchen, deren wahrer Sinn in das ein altt / man genant Heiny von Vre Volkskreisen damals wohl nie mehr vollfrum vnd gerecht gewe /sen siech worden ständig begriffen war. Aber die Tatsache ist vnnd im der geyst entzückt dem / hatt der weiten Verbreitung des Buches und | gott durch den engel Raphael in dem seine große Auflagenzahl sind ein Symp- | entzückten geyst ge /offenbart disc her

943

Bauernpraktik

nach geschribne zeichen / das er sy solt kuntt / thün allen menschen‘‘ / usw.; — bis ins Einzelne zeigt sich hier eine Nach-

944

Viel wichtiger ist der auf der selben Seite beginnende Abschnitt: Von dem Christtag, eine Bestimmung der Witte-

ahmung der stereotypen Formeln, die wir rung des Jahres nach dem Zusammenin den antiken Apokalypsen finden und treffen des einzelnen planetarisch regierderen Kenntnis nicht sowohl der Apoka- ; ten Wochentags mit dem Christtag. Der lypse Johannis als den astrologischen Of- ‚ Brauch leitet sich aus der Antike her; in fenbarungsbüchern, hermetischen Schrif- ı Rom wurden, ursprünglich allerdings bei ten und anderer derartiger Literatur verJahresbeginn, Opfer zur Bestimmung der dankt wird ?). — Weiteres über die TextWitterung des kommenden Jahres vorgeschichte findet man in der eingehenden | genommen ®°). Von Planeten als JahresBibliographie der B. in der Einleitung des regenten und ihrer Beobachtung in Faksimiledrucks der Ausgabe von 1508 | Agypten berichtet das Werk des Vettius

ed.

G. Hellmann 3).

1) Dieser Zusatz steht in der Ausgabe von 1508 am Anfang der Einleitung Fol. Iv. ?) Vgl. über die Frage der Offenbarungen: Bol11 Off. Johannis 4 ff. Texte findet man in Cat. cod, Astr. z. B. VIII 3, 134 ff. insbes, 135, 27ff. (Ms. XV, saec.). Ferner müssen Offenbarungsschriften der Hermetik herangezogen werden. Eine Arbeit über den Einfluß antiker Apokalypsen auf das nordische Mittelalter und das Mittelalter überhaupt fchlt noch, Als Aus-

gangspunkt

von

Studien

über

diese

wichtige

Frage muß die Textgeschichte astrologischer Hss, des Mittelalters gewählt werden; wichtige Vorarbeiten enthält das Buch von Ruska Tabula Smaragdina (= Arbeiten d. Inst. f. Geschichte d. Naturwissenschaft 4) Heidelberg 1926. Ferner vgl. Picatrix Ein arabisches Handbuch hellenistischer Magie (= Vorträge Bibliothek Warburg 1921/22, S. 94 ff.). Auch für die formale Seite der astrologischen und alchemistischen Geheimliteratur werden die Araber die Vermittler zwischen Antike und späterem Mittelalter gewesen sein. 3) Neudrucke von Schriften und Karten über Meteorologie und Erdmagnetismus herausg. von G., Hellmann, Berlin. Nr. 5: Die BawuernPraktik. Dice in der KEinleitung enthaltene Bibliographie sowie der kurze Kommentar S. 54 ff. werden durch manche der im folgenden dargestellten Ergebnisse meiner eigenen Untersuchung sowie der in den Anmerkungen zitierten Literatur ergänzt,

2. Beschreibung des Textes. Quellenfragen. Bei der folgenden Beschreibung des Textes beschränken wir uns darauf, die Erstausgabe zu betrachten. Fol. I Einleitung: „‚Die weisen und klügen Maister vnd sternschauwer haben funnden, wie man in der hailigen Christnacht mag sehen ufi mercken an dem wetter wie das gantz Jar in wirckung sein zükunft werd thün.‘‘ Dann folgt eine Jahresweissagung aus dem am Christtag vorherrschenden Winde %). |

|! Valens (2. Jh. n.)®. Im Cat. cod. astr. VII 126 ist ein wohl judaisierter Text unter dem Namen des Astrologen Antiochos von Athen (2. Jh. n. Chr.) erhalten, der in den meisten Punkten mit dem Text der B. übereinstimmt. (Die antiken Texte erscheinen gelegentlich auch als Offenbarungen, so der gleichfalls unserm Text verwandte Abschnitt Cat. cod. astr. VII 171, 20 ff.) 7). Als dann später der Jahresanfang des bürgerlichen Jahres auf den 25. Dezember übertragen wurde, gingen die an Neujahr geübten Bräuche auf den Weihnachtstag über; außerdem berichten uns Plinius und Cassianus Bassus (aus Didymos), daß man auch in Griechenland

schon

die

Gewohnheit

hatte,

aus

der

Witterung des dies brumalis auf die Witterung des Jahres zu schließen ®). Vom

6. Jh. an ist der Brauch dann kontinuier-

lich zu belegen bis ins 18. Jh.®). In seiner letzten Konsequenz geht er, wenn man die Einwirkung der Planetennatur des Neujahrstages berücksichtigt, auf den Hellenismus zurück, wo er sich (in Ägypten?)

aus

verwandten

Tendenzen

der

babyl. Astrologie, die aus den Sternen am Neujahrsfest das Schicksal des kommenden Jahres weissagte, entwickelte !%), — Von Rom breitete der Brauch sich über Gallien und England aus, wo wir bei Beda (+ 732) (der in der B. Fol. III auch zitiert wird s. u.) genau das Schema unscrcs Kalendologions der B. vor uns haben 12). Fol. II”: Von der Pauren practica überschreibt sich ein bis Fol, VT reichen der Teil, der im wesentlichen Weissagungen in

945

Bauernpraktik

Anlehnung an den Zwölf-Nächteglauben

946

den 3 Rauhnächten ‚, Weihnacht,

Neujahr

— Weihnachten bis Epiphanias — bringt. Jeder. Tag symbolisiert einen Monat des

und

che

auf Buch I, 441—464. Dann folgen zwei Verse in lateinischer Sprache, ein Hexa-

kommenden Jahres!?), Da das erste Kapi-

Heil. drei König‘,

Überschrift

„ein

alter

sowie

Paur‘‘

unter

der

Voraus-

| sagen aus dem Wetter des St. Jakobstags tel dieses Teils sich ausdrücklich ‚‚,von der | (25. Juli). Diese letzten Abschnitte dürfSonnenschein die 12 zaichen‘‘ überschreibt, i ten größtenteils deutsch und christlich so vergleicht man ihm am besten die anti- | sein. Der Abschnitt ‚Wie es sol wittern ken Dodekaeteriden-Listen !®) mit ihren nach den zwölff Monaten‘ (Fol. V') entProphezeiungen: z. B. CCA, III 30; II hält eine Sammlung von teilweise plane144£ff.; V, I, 21 4. Sind mir zwischen dietarischen, teilweise atmosphärischen Witgen Texten und der B. zwar nur einige terungsbestimmungen. Als Autoren für Identifizierungen gelungen 14), so bin ich etliche dieser Regeln, nach denen man trotzdem überzeugt, daß Listen dieser Art aus den Wolkenfarben und den Farben bereits mehr oder weniger überarbeitet, der Sonne und des Mondes die Witterung dem unbekannten Verfasser der Erstauserschließen soll, zitiert die B. zwar Soligabe der B. vorlagen. Auch das folgende nus und Petrus %); beide Abschnitte überschriftslose Kapitel vom Wind in gehen aber durch Mittelquellen auf Verden 12 Nächten geht vermutlich auf die gils Wetterregeln in den Georgica zurück, Dodekaeteriden zurück !®). Auffällig ist und zwar der erste (von Fol. VF Zeile ı hier die Verteilung der Ereignisse: Manvon unten — Fol. VY Zeile 8 von oben) Tage

tragen

nur

politische

Weis-

sagungen, manche nur Fruchtbarkeitsprophezeiungen !®), Da meines Wissens die antiken Dodekaeteriden stets in dieser Hinsicht ein einheitliches Gepräge tragen, d. h. entweder einseitig landwirtschaft-

lich oder politisch eingestellt sind !’), so

scheint es fast, als sei dieser Abschnitt der B. aus einer Kompilation mehrerer solcher Listen hervorgegangen; doch so, daß bereits die Vorlage des Verfassers der B. diese Vermengung aufwies, aus der dann

ein (willkürlicher?) Auszug in unserer B. Aufnahme fand. Doch darf diese Ansicht nur als ein vorläufiges Resultat gelten. Diese ganzen Abschnitte sind einmal vor allem im Zusammenhang mit dem in seinem Ursprung noch immer unklaren Zwölfnächteglauben genau zu untersuchen 18), Das

3. Kap.

‚von

der zeyt zu Weyhe-

nachten‘ bringt wieder Regeln zur Bestimmung des Jahres aus dem Wetter und dem Wind der Christnacht. Dann folgen eine Reihe aus den Lostagen der 12 Monate (s. Bauernregeln) und ihrer Witterung abgeleiteter Wetterbestimmungen für die Monate und das Jahr. Fol. III wird als Quelle an einer Stelle, deren Zusammenhang mir unverständlich ist, Beda zitiert (Zeile 4 v. unten) 9). Fol. V" folgen Wetterweissagungen aus

meter und ein mittelalterlicher Reimspruch, beide aus Vergilschen Reminiszenzen zusammengeflickt. Die daran anschließenden Zeilen entsprechen wieder genau Vergil Georg. I, 424—435 21). Ein ganz heterogener Abschnitt, „Von den XII gueten Freytagen‘‘ überschrieben, schließt das ganze Werk ab. Er enthält eine Aufzählung der ı2 Fastentage nach St. Clemens (wohl Clemens von

Rom

gemeint) ?), mit deren Einhaltung

man sich sein Seelenheil erwirbt. Dies Stück soll dem sonst stark auf heidnischer Weisheit aufgebauten Buche den christlichen Mantel umhängen. Es geht auf eine lateinische Vorlage zurück, die dem cod. Vat. lat. 3838 (XII. saec.) entstammt.

Der Text

setzung

der B. ist eine bloße

aus dem

Lateinischen ®),

Über-

*) Verwandtes in den Dodekaeteridenlisten des Altertums und Mittelalters: aus der Natur des das Jahr regierenden Tierkreiszeichens und des Windes weissagte man die Fruchtbarkeit des Jahres: Cat, cod. astr, II 144, 6ff.; Bol11 Offenb. Joh. 80. 5) s. Bilfinger Das germanische Julfest (Progr. Stuttgart 1901) 58 ff. Über den antiken Kalendenglauben ebd. 40 ff, Vor allem erhalten wir manche wertvolle Nachricht aus der christlichen Polemik gegen den Kalendenunfug: vgl. Joh. Chrysostomos (Migne P.G., 48, 953ff.). °% Vettius Valens ed. Kroll I, 11, 27, wohl aus Nechepso-

947

Bauernregeln

Petosiris. ’) Ähnliche Kalendologien in griechischer und lateinischer Sprache als Offenbarung Esras bei Boissonade Notices et Extraits XI, 2, 186;

Du

Cange

Gloss. gracc. 548;

Studi

e Testi V, 77 ff. Hier und Cat. cod. astr. VII, 126 A. I weiteres Material. ®) Plinius Nat,

hist. XVII, 26, 62; Cassianus Bassus = Geoponica ed. Beckh I, 25. Weiteres Material

über Prognosen der alten Völker am Jahresanfang (auch aus dem Aufgehen der Sothis [Sirius] in Ägypten) s. Hellmann a. a. O, 69. Bilfinger a.a.O. 58ff. % Bilfinger a. a. O0. 59. Ältestes Zeugnis Ly dus de mens, ed. Wünsch IV, 10; 71, ı ff. 9) s.H, Zimmern Das babylon. Neujahrsfest = Der alte Orient 25 (1926),

Heft

3,

11.

16f.

Auf

die

dort

zum

ı. Nisan (Neujahrstag) vorgenommene Schicksalbestimmungsfeier gehen wohl die Dodekaeteridenlisten zurück. Vgl. auch Fr. Boll Sphaera 329{f. "') Be da Pronostica Tempo-

zum

(Migne L. go, 951). 1?) Über den Zwölf-

nächteglauben Hellmann a.a.0O. 64 und die A. 69—72. Ferner Bilfingers gründliche Untersuchung der Frage: Das germanische Julfest (Stuttg. Progr. 1901). — Die Zeit zwischen Weihnachten und Epiphanias galt schon dem 4. Jh. als heilig. 1%) Vgl. A. 10, 16) Der 7. Tag mit seiner Teuerung und dem Mangel an (?}) Wein und Korn entspricht anscheinend dem 7. Monat (Wage) einiger Dodekaeteriden: CCA VII 185, 24; 166, ıo, Vgl. Boll Offenb. Johannis 85. Zum Frieden am 1. Tag vgl. CCA III 30, 6 (Widder) usw. ?®) Vgl. ‚„‚Ist die 6. Nacht

windig,

so wird

Wein,

Korn

und Öl genug sein: ähnlich CCA II ı51, 64f. 16) Hierzu vgl. CCA VII, 25, mit dem dieser Abschnitt der B. für die ı., 3. u. 12. Nacht parallel geht. Der Text des Catalogus reicht in seinen Grundbestandteilen bis in babylon. Zeit hinauf (Boll-Bezold Reflexe astrolog. KetlInschriften bei griech, Schriftstellern in Abh. Heidelberger Ak. der Wiss, 1911, 7, 50 f£.). 2) Vgl, die in den Anm, 1—15 zitierten Texte des Catalogus codicum astrologorum, !®) Vgl. A. 5. ») „Es spricht Beda drey tag vnd drey nächt seind / wirt dann ain kind geboren der leib bleybet gantz bis an den jüngsten tag. Das ist der Abent des Hornungs vnnd sein gehaym seind wunderlich vnnd wann ain holtz dar gehawen wirdt / das faullet nymer.,‘‘ In dieser Zeit regierte bereits der Wassermann den

Februar, Nach Hephaistion von Theben wird unter dem Wassermann der zukünftige Weltenherrscher und -heiland geboren, der die Erde beglückt und befriedet. Sollte das die Erklärung für dasBedazitat sein ? Zu der Hephaistionstelle: Boll Sulla quartia ecloga di Virgilio,

Mem. della R. Acc. di Bologna, sc, mor. ser, II, V-—VII 1923 S. A. 1ı—22, %®) Wen man sich unter diesen beiden Gewährsmännern vorzustellen hat, ist nicht klar. An den spätantiken Kompilator Solinus ist doch wohl kaum zu denken. °1) Vergil selbst greift wiederum auf

die

ters

‚,Wetterzeichen‘‘

Aratos

von

Soloi

des

hellenistischen

(ca.

200)

zurück.

Dich-

Vgl.

945

Phain, 773—861. e Testi

?®) So G. Mercati

V (Roma

1901),

S. 8of.;

in Studi

Hellmann

a.a. O. 55 denkt an den Kirchenvater Clemens V. Alexandria. 2%) Das erkannte zuerst MM, Förster in Archiv f, Neuere Sprachen 110 (1903), 421.

3. Verbreitung und Nachwirkung. Kein Buch ist lange Zeit in Deutschland von solch gewaltigem Ein-, fluß gewesen wie die B. In Deutschland feierte es in den

Jahren

1530—1590

mit

29 Auflagen einen großen Triumph; das 16. Jh. kennt 40 Ausgaben; dann erfolgt ein starker Rückgang: das 17. Jh. weist 7, das

18. Jh.

Ausgaben

10;

das

auf ?),

19.

Kaum

Jh.

nur

wird

noch

man

2

ein

bedeutenderes Symptom für die Verbreitung der Astrologie vor und während der Reformation bis in die Landbevölke-

rung hinein finden können. Von Deutschland verbreitet sich die Schrift nach England,

Frankreich,

und

nach

Schweden,

Dänemark,

Finnland, Holland und der Cechei. jüngste Ausgabe ist aus Schweden kannt; sie wurde 1893 gedruckt 2). Die späten Ausgaben sind vielfach Reynmanns Wetterbüchlein (s.

prognosen

Beda

aus dem

entworfenen

Donner

Die be— mit d.)

Jahres-

(s. Progno-

stikum) in den einzelnen Monaten kombiniert worden. In Schweden war die Blütezeit des Buches die Mitte des vorigen Jahrhunderts; der schwedische Text entstammt der gereimten deutschen Textfassung des 16. Jhs.%). In den ostslawischen und romanischen Ländern hat die B. merkwürdigerweise nie Eingang gefunden ?). 2) s, Hellmann aa, O. 25. Bei den Angaben sind die massenhaft aus der B. gemachten

Auszüge

25) Ders.

nicht 52.

mitgerechnet.

Ebd.

s.

alle Hellmann

ebd,

26 ff.

bekannten

Praktiken. Ergänzt wurde das Verzeichnis für das angelsächsische Sprachgebiet durch M. Försters Aufsätze: Archiv f. neuere Spra-

chen 110 (1903), 346 ff. 421; 120 (1908), 43 ff. 296 ff; ı21 (1908), 3off, %) Ders, ı21, 50. 2) Ders. 54. Die der B. zugrunde liegende Idee ist, wie sich aus der Analyse ergibt, auch den romanischen Völkern bekannt. Vgl. Ders.

66,

Stegemann,

Bauernregeln nennt man die sich meist

auf die Wettervorhersage beziehenden Sprüche des Volksmundes. Meist bei Kulturnationen vorhanden, feh-

r

949

len

Bauernregeln

sie

auch

primitiven

ganz. (Vgl. Hellmann

Völkern

nicht

Deutsche Rund-

schau 1924, I, 45). Bald gereimt, bald un-

gereimt, sind die B., deren Kenntnis naturgemäß unter der Landbevölkerung am ausgedehntesten ist, teils auf lokale Witterungserscheinungen

gegründet,

teils

als

Traditionsgut aus der Antike übernommen (s. Bauernpraktik). Soweit die Sprüche antikes Gut bergen, sind sie durch Vermittlung der Kirche in Deutschland verbreitet worden; bekanntlich gehörte es schon frühe zu der Tätigkeit der Mönche, Feld- und Gartenbaukultur zu pflegen. Von diesen meist astrologisch beeinflußten Regeln, die vielfach das Ergebnis eingehender meteorologischer Beobachtungen des Altertums enthalten, sind ganz jene andern Sprüche zu trennen,

die aus ungeschulter, naiver Natur-

beobachtung des deutschen Volkes hervorgegangen sind und in die sich teilweise noch Relikte der deutschen Mythologie gerettet haben. Heute sind beide Richtungen so stark aneinander angeglichen, daß es unmöglich scheint, die Verbrei-

tungsgebiete einzelner Vorstellungen geographisch gegeneinander abzugrenzen.

Die Form dieser, B. genannten, Sprüche ist stets ein Bedingungssatz. Nach den in dem Nebensatz dieser Perioden enthaltenen Bedingungen darf man die B. etwa in folgende vier Gruppen gliedern: 1. Astrologische Sprüche. 2. Sprüche,

in denen aus der Witterung bestimmter Tage und Monate Aussagen für Ernte usw. gemacht werden. 3. An Windeswehen, Donner und Blitzerscheinungen angeknüpfte Regeln. 4. Weissagungen aus Erscheinungen der Tier- und Pflanzenwelt.

Die unter I. genanntenastrologi-

schen B. sind, wie gesagt, zum großen Teil auf antike Einflüsse zurückzuführen,

die teils im Gefolge der Christianisierung der Germanen, teils auch mit dem Einzug der Astrologie im 11./12. Jh. in Deutschland Eingang gefunden haben. Besonders müssen hier Vergils Georgica von Einfluß gewesen sein, die Buch I, 351—463 eine Fülle dieser Vorzeichen enthalten. Die

ältesten deutschen Sammlungen solcher Sprüche sind die Bauernpraktik (s. d.}) von

1508

930

und

Reynmanns

Wetterbüchlein

(s. d.) von 1510. Die unter 2. erwähnten Ernte weiissagungen aus der Witterung bestimm-

ter Monate

und Tage gehören zu den auf

lokale Beobachtungen

durch die Landbe-

völkerung zurückgehenden Regeln. Beispiele: a) Monatsregeln: „März trocken, April naß, Mai lustig von beiden was, bringt Korn in’n Sack und Wein ins Faß.‘ ‚Der Mai kühl, der Brachmonat nicht naß, füllt dem Landmann Speicher,

Keller, Kasten und Faß‘‘ (Pfalz). b) Wo -

chentagsregeln: „Freitagswetter — Sonntagswetter.‘‘ „‚„Regnets Sonntags über das Meßbuch, so hat man die ganze Woch’ genug‘ (Eifel). c) Gehören in gewissem Sinne hierher auch die an die Witterung bestimmter Tage im Jahr (sog. Lostage) angeknüpften Regeln. Von Bedeutung sind: &) die Tage von Weihnachten bis Epiphanias, die sog. Zwölften (s. d.). Der Brauch, aus der Witterung dieser Nächte (in seinem Ursprung scheint er mir noch nicht aufgeklärt) die Witterung der Monate des kommenden Jahres zu erforschen, ist über ganz Europa verbreitet; in Deutschland

findet

er sich wohl

frühestens

1468

erwähnt (in England schon um 1120 bekannt). Mit den Lostagen beschäftigt sich

manche B. Ein Beispiel: ,, Wie sich die Witterung vom Christtag bis hl. Dreikönig verhält, so ist das ganze Jahr bestellt“

(Eifel). Vgl. Bauernpraktik. ß) Eine Reihe meist kirchlicher Festtage:

Lichtmeß (2. 2.), Mamertus, Pankratius, Servatius (11.—13. 5.), Urban (25. 5.), Medardus (8. 6.), Johannistag (24. 6.), Siebenschläfer (27. 6.), Maria Heimsuchung

(2.7.), Elias (20. 7.), Lorenz (10. 8.), Bar| tholomäus (24. 8.), Agidius (1. 9.), Michae-

| lis (29. 9.), Gallus (10. 10.), Lukas (18. 10.), Allerheiligen

Luzia

(1. 11.),

(13. 12.;

Martini

ehemals

(11. 11.),

25. 12.),

Weih-

| nachten (25. 12.). Ein Teil der zu diesen Tagen gedichteten Regeln besteht mit

seinen Beobachtungen und Weissagungen der Witterung zu Recht: vor allem die an

Weihnachten und den Johannistag an| geknüpften Prophezeiungen, da mit der

' in diese Zeit fallenden Sonnenwende Wit-

951

Bauernregeln

terungswechsel einzutreten pflegt. Die in diesen Versen geweissagte Länge von Regenperioden ist in ihrer Zahlangabe oft allerdings nur durch den Reim bedingt und entbehrt so jeder Beobachtungsgrundlage. Bei den hier verwendeten Zahlen spielt 40 eine große Rolle (wohl biblischen Ursprungs; vom Sintflutregen abgeleitet?). Außerdem beachte man, daß den B.n, die an die Lostage anknüpfen, der alte Cäsarische Kalender zugrunde liegt; zu dem heutigen Datum sind also stets 12 bzw. 13 Tage hinzuzuaddieren. Diese Feststellung ist das wichtige Ergebnis der großen Sammlung und Bearbeitung landwirtschaftlicher Volksweisheit in Sprichwort und Wetterregelform, die A. Yermoloff durchführte. Yermoloff hat den zwingenden Beweis liefern können, daß weitaus die meisten Regeln bis über das 16. Jh. zurückreichen und bis auf den heutigen Tag eine uralte, durch Gregors Kalenderreform (1582) ungebrochene Volkstradition darstellen (A. Yermoloff, Der landwirtschaftliche Volkskalender 1905, 13 f.). Zur Illustrierung auch hier wieder einige Beispiele: ‚Wenn an Lichtmeß die Sonne scheint, dauert der Winter noch lang‘ (Oelsnitz: Voigtland). „Nach Pankraz und Servaz schaden die Nachtfröste den Früchten nicht mehr‘* (allgemein). ,,‚Wenn es am Tage der Siebenschläfer regnet, so hat man vier Wochen lang Regen zu erwarten‘ (Planschwitz, Voigtland). ‚„„Egide Sonnenschein, tritt schöner Herbst ein“ (Oelsnitz: Voigtland) usw. Als 3. Gruppe nannten wir die Wind-, Blitz- und Donnersprüche. Beispiele: a) „Wie der Wind am 3,, besonders aber am 4. und 5. Tage nach dem Neumond ist, so weht er den ganzen

Monat hindurch.‘‘ Diese auf Tage berechneten Windsprüche scheinen wieder auf antike Einflüsse zurückzugehen; auch das Altertum kennt Monats- und Jahresweissagungen aus den am Anfang des Zeitabschnittes wehenden Winden (s. Prognostikum, Bauernpraktik). Deutscher Beobachtung aber verdanken Regeln ihre Entstehung wie: ‚Wind vom Niedergang ist Regens Aufgang; Wind vom Aufgang,

952

schönen

Wetters

Anfang‘‘

oder

‚Großer

Wind ist selten ohne Regen‘‘. b) ‚Wenn es im Westen blitzt, so blitzt

es nicht

um

Nichts;

wenn

es

aber

im

Norden blitzt, so ist es ein Zeichen von Hitz.‘ Auch in diesen Sprüchen möchte

| man antike Einflüsse aus den Blitz! büchern (s. Blitz) vermuten. Antike Einflüsse sind gleichfalls wohl für die Donnerweissagungen maßgebend; wenn man Sprüche hört wie: „Wenn es donnert über

dem

nackten

Holz,

kommt

der

Schnee über das belaubte‘‘, oder: ‚Von wo im Frühjahr der erste Donner herkommt, von dort kommen im Sommer die gefährlichsten Wetter‘‘, oder: „Wenn es im Märzen donnert, wird es im Win-

ter schneien‘‘, muß man an Verwandtes aus der antiken Literaturgattung der

Donnerbücher (s. Donner) denken. Unter den an atmosphärische Erscheinungen angeknüpften Regeln spielt auch der Regenbogen (s. d.) keine un-

bedeutende Rolle: „Regenbogen am Morgen, macht dem Schäfer Sorgen, Regen-

bogen am Abend, ist dem Schäfer labend‘‘, oder: „Zeigt sich ein Regenbogen, wird für den Augenblick schönes Wetter, bald regnets aber nach Ungnaden‘‘. Die letzte Gruppe umfaßt die Regeln, die sich auf Erscheinungen der Tierund Pflanzenwelt beziehen. Bei-

spiele: ,, Wenn

die Bäume

zweimal

blü-

hen, wird sich der Winter bis Mai hinziehen.‘ „Wenn im Hornung die Mücken

schwärmen, muß man im März die Ohren wärmen.‘‘ Oder man erkennt die Witterung für die folgenden Tage aus dem Tun gewisser Kleintiere. So sagt der Bauer den Regen voraus, wenn er die Frösche schreien hört, wenn die Taube badet, die Gänse auf einem Fuß stehen, Hühner die Schwänze hängen lassen, Regenwürmer aus der Erde kriechen, wenn die Bienen sich nicht weit vom Bienenstock entfernen, massenhaft leer zurückfliegen

USW. Die

eigentlich

astrologischen

Witte-

rungsregeln spielen heute wohl kaum mehr eine Rolle, Die Kenntnis der andern Regeln wird aber bis auf unsere Tage durch die jährlich erscheinenden Bauern-

kalender, Kalender

ferner durch die I100jährigen wachgehalten; diese Kalender

sind neben dem Kreisblatt die fast täg-

liche, aber auch einzige Lektüre des Landmanns. Wie wichtig dem Bauern die Regeln dieser Kalender sind, mag ein.Fall aus dem Jahre 1779 beweisen: Der von der Berliner Akademie der Wissenschaften herausgegebene und auf astrologischen Voraussetzungen aufgebaute 100jährige Kalender enthielt bis 1779 die astrologischen Regeln. Dann versuchte die Akademie, das unnütze Zeug fortzulassen; aber

bereits

1781

mußte

man

es wieder

aufnehmen, da der Kalender nicht gekauft worden war. Und dieses Traditionsbewußtsein ist in abseits gelegenen Dörfern bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. — Im letzten Grunde geht die ganze Weisheit dieser Kalender auf die Praktikliteratur des späten MA.s zurück (s. Prognostikum), unter der das berühmteste Buch die schon erwähnte Bauernpraktik (s. d.) von 1508 ist. Ferner ist für die Verbreitung der Regeln, die übrigens schon lange vorher im Volksmunde umgegangen sein müssen,

Reynmanns

Wet-

terbüchlein (s. d.) von 1510 wichtig. Die Textgeschichte (s. Bauernpraktik II) dieser beiden Schriften läßt über die Macht des Glaubens an diese Sprüche manches ahnen. Während die Bauernpraktik im wesentlichen auf astrologischen Voraus-

setzungen aufgebaut ist, bringt das Wetterbüchlein vor allem die auf atmosphärische Erscheinungen gegründeten Beobachtungen. Ganz astrologisch fundiert ist das Calendarium perpetuum des Langheimer Abtes Knauer von 1701 (s. Kalender).

954

Baum

953

Eine Bearbeitung der B. unter starker Benützung antiker Parallelen — sicher sind Vergils Georgica, Germanicus Aratea, vielleicht auch Arats Diosemeia von Einfluß gewesen (s. Bauernpraktik II) — gibt es nicht. Inwieweit psychologische Unterschiede der Zeiten und Gegenden

vermag sagen.

ich

Als Grundlage men die großen

noch

natürlich

nicht

zu

für eine derartige Arbeit käSammlungen der B. in Be-

tracht, die für deutsche und ausländische B. A. Yermoloff Der landwirtschaftliche Volks-

kalender (1905) unter besonderer Berücksichtigung der russischen B. machte. Ferner G. He11lmann Über den Ursprung der volkstüml, Wetterregeln. Berl, Sitzber., phys.-math. Kl. 1923, 148 ff.; Reinsberg-Düringsfeld Das Wetter im Sprichwort. Leipzig 1864. Mit Literaturverzeichnis. Einzelne Gebiete DeutschVoigtland Kap. X; Leolands: Köhler prechting Lechrain 154 ff.; MschlesVk, 6 Wetterglaube in der Kück (1899), ı3ff.; Lüneburger Heide. Hamburg 1915; R.-O, Frick Le peuple et la prevision du temps: SAVk. 26 (1926). Über die Fragen antiker Tradition der B. gibt Anregungen G. Hellmann Wetterweisheit des Volkes. Deutsche Rundschau 1924, Stegemann. z. Teil, 45 ff.

Baum. ı. Kultische Verehrung.



2. B. als ‚„‚Seelen-

sitz‘. Opfer an den Baumgeist. — 3. Anthropogene Mythen. Kleinkinderbäume. — 4. Wesensgleichheit von Mensch

und B.; Lebens- und

Schicksalsbäume. — 5. Übertragung der Vege-

tationskraft des B.es auf den Menschen. — 6. B. im Orakelwesen. — 7. Übertragen von Krankheiten auf B.e. Verpflöcken von Krankheiten.

Die kultische Verehrung des B.es, die sich bei allen indogermanischen Völkern nachweisen läßt, ist jedenfalls aus verschiedenen Wurzeln entsprungen!), Ausführlich über diese Fragen haben gehandelt Boetticher%Z%), Wundt®%, J. H. Mannhardt®%, Grant Frazer®, Philpot®, Weniger, Tylor®, Allen”), Höfler 0%). Über Aberglauben, der sich auf bestimmte B.e bezieht, vgl. die betr. Stichwörter, z. B. Apfel(baum), Buche, Eibe, Eiche, Esche, Linde, Hasel, Holunder, Kirsche, Walnuß(baum), ferner Obstbaum (hier besonders der auf Fruchtbarkeitskulte bezüglichen Aberglauben), Rute, Weihnachtsb., Yggdrasil, Zweig. ı.

ı) Hoops Reallex. ı, 181 f, ?) Der Baumkult der Hellenen. 1856. 3) Wald- und Feldkulte der Germanen ?. 2 Bde. 1904/05. *) Z. B. Völkerpsychologie 4.—6. Band: Mythus und Religion,

sich herausarbeiten lassen, und darauf I, /15, 1914 d? Ban 3. und 2. , 1920 d? Ban I. müßte der Bearbeiter unbedingt achten, ff. 510; 2, 231 ff. °) The sacred Tree or the 165 da sich manches für den deutschen VolksTree in Religion and Myth. London 1897, 179. glauben daraus ergeben wird, z. B. in 6) Z. B. Golden Bough z, ı2 ff.; Totemism 4, 374. der Wahl der Bilder und Vergleiche usw., |’) The Atltis of Caius Valerius Catullus. London

955

Baum

3892, vgl. ZfVk. 3, 985. ®) Anfänge der Cultur, ins Deutsche übertragen von Sprengelund Poske 2, 116. 224. 458. °) Altgermanischer Baumkultus, Leipzig 1919, vgl. Phil. Woch. 49, 170—200. 1) Wald- und Baumkult in Beziehung zur Volksmedizin Oberbayerns. München 1894.

2. Der B. gilt als Seelensitz, eine Vorstellung, zu der in einzelnen Fällen wohl die Sitte, daß Sterbende sich im Wald verbargen, Anlaß gegeben hat 12). Der Wald (s. d.) gilt überhaupt als Aufenthaltsort der Abgestorbenen. Der B., der aus der Erde !?) hervorsprießt, und besonders der aus den Gräbern Verstorbener !®) hervorwachsende B. soll die Seele beherbergen. In der Sage wird der Geist in den B. gebannt !#). Die Hexen halten sich zwischen Rinde und Holz des B.es auf !®). Auf die Anschauung des B.es als eines beseelten Wesens gehen vielfach abergläubische Bräuche zurück. Der Holz-

fäller bittet den B., den er fällen will, vorher um Verzeihung 1). Aus dem mit

der Axt verletzten B. quillt Blut hervor 17). Dem B.geist werden Opfer dargebracht 28),

die „„oblationes ad arbores‘‘ werden häufig

in alten

Bußbüchern

2) Wundt

auch

Frazer

Mythus

Unterirdischen:

2,

29f.

erwähnt !®)

und Religion ı, 165; vgl. 12)

Weim.,

Schr.

ı, 6of,

und Religion ı, 167;

4)

Wohnung

der

die Zwerge wohnen unter Bäu-

men vgl. Mannhardt

Mythus

Als

Jb. ı, 73 ff.;

Koberstein

Köhler

Z.B.Herzo

®) Wundt

im

ebd. 479 = Kl.

g Schweizersagen

2, 42;

Hesemann Ravensberg 103; Meiche Sagen 125; vgl. Grimm Myth. 2, 544 f. 16) Alpenburg Tirol 266. 1) Sartori Sitte u. Brauch 2,165; Hepding Altfıs 133. ”) Z.B. Frazer

2, 18;

Mannhardt

ı, 34£f.;

Schönwerth

Oberpfalz 2, 335; Urquell N. F. ı, 67f.;Höfler Waldkult

5,

Hepding

25.

Attis

57;

Gunkel

Märchen

1066; Wundt

Mythus

Religion ı, 167; SAVKk. 2, 108. 3 AMyth. ı, 540f; Mannhardt

Kolbe

Hessen

109;

Jahn

205 ff.; Liebrecht Zur I, 59. ”) Mannhardt

3.

42;

und

Grimm I, 59f.;

Opfergebräuche

Volksk. ı, 71.

8; ZirwVk.

Bei vielen Natur- und Kulturvölkern

sind Mythen bekannt, nach denen die Menschen aus B.en entstanden sind. Die Edda (Völuspa) läßt die ersten Menschen

aus askr (Esche, s. d.) und embla (Ulme?) entstehen %), Möglicherweise beruht die-

ser Schöpfungsmythus auf totemistischer Grundlage ?), Damit wäre die Volkssage

zu vergleichen,

daß

die kleinen

Kinder

956 aus B.en kommen 22), Die Hebamme holt die kleinen Kinder aus einem bestimmten

hohlen B. (in der Schweiz ‚„„Kindlib.‘‘ ge-

nannt) ®3), %)

Grimm

Myth.

ı,

465;

Schäfer

Verwandlung 6 ff.; He 1m Relig.gesch. 1, 160 f.;

Frazer?ı,

74.

")

Beitr.

Helm

ı,

188;

1706;

v.d.

Leyen

Sagenbuch

ı,

Relig.gesch, 1, 157 ff. ?) Wolf

Schwebel

Tod

und

EWIEES

Leben 22 ff.; Mey erGerm, Myth. 86. ?) Wolf Beiträge z, 358; ZfdMyth. 2, 92; Lütolf Sagen 366 f. 550; SchwVk. 3, 78; Meyer Baden 9. 14.

4. Tief eingewurzelt ist der Glaube an eine Wesensgleichheit von Mensch und B. Gewisse B.e werden mit „Frau‘‘ angeredet, z. B. die Hasel als „Frau Hasel‘‘ 2%). Der Holunder wird in Krankheitsbeschwörungen mit „Herr Flieder‘ begrüßt ®). Im allgemeinen gelten die B.e (Fruchtbarkeit) als weiblich 28), Die B.e reden und singen 2). Was dem Familien- oder Schutzb. geschieht, das geschieht auch dem Menschen ?®). Das Verdorren des ‚„‚Lebensbaumes‘‘ bedeutet

auch den Tod seines Besitzers ®), Der B., an dem sich einer erhängt hat, verdorrt

ebenfalls %). Den B.en wird, wie den Haustieren, der Tod ihres Besitzers angesagt und sie werden geschüttelt, damit

sie nicht absterben 3%). Häufig besteht die Sitte, daß für den Neugeborenen ein

Bäumchen gepflanzt wird. Wie dieses gedeiht, so gedeiht auch das Kind®?). Der Alp drückt nicht nur Menschen, sondern auch B.e 3). MM) Mannhardt Germ. Mythen 475. ?) Ebd. ı, 20. %®) Fehrle Kult. Keuschheit 166; Kolbe Hessen 94. ”) Schönwerth Oberpfalz 2, 335; ARw. 17, 132 ff. 2) Mannhardt ı, 50. 53; Pfannenschmid Erntefeste 572 f.; ZfVk. 8, I41; Schwebel Tod und ewiges Leben 24 ff. 28 £. 2) Meiche Sagen ı1; Panzer Beitrag ı, 266; Roch-

holz Kinderlieder

287;

John

Erzgebirge 184.

%) ZirwVk. ı, 63; 3, 210. 3) Frischbier Hexenspr. 132; Urquell ı, 10. %) Z. B. ZfrwVk. 5, 226. %) Kühnau Sagen 3, 138{ff.; Meyer Germ. Myth. 121.

5. Die dem B.e innewohnende Vegetationskraft kann auf magische Weise Menschen und Tieren mitgeteilt werden. Über die hieher gehörigen Vegetations- bzw. Fruchtbarkeitskulte und den sich daran knüpfen-

den Aberglauben vgl. Lebensrute, Maib., Obstb., Palmzweig. 6. Aus den obenerwähnten Anschauungen über den B. als Geistersitz, als beseeltes Wesen, als ein Wesen, dessen Wurzeln in die Tiefe, den Sitz der Unterirdischen, reichen, als Symbol und Verkörperung der Fruchtbarkeit entspringt die Verwendung des B.cs im Orakel-

wesen),

Ähnlich wie die Priester der

griechischen Antike aus dem Rauschen der Zeuseiche in Dodona die Stimme des Gottes vernahmen und daraus weissagten, so werden auch im deutschen Volksglauben die B.e häufig als weissagend gedacht. Besonders verbreitet ist die Sage

vom dürren B. (s. d.), dessen Grünen die kommende Weltschlacht ankündigt®°). Andere B.e (besonders Obstb.e) wieder

werden im Liebesorakel gebraucht, sie werden in der Andreasnacht usw. geschüttelt; aus welcher Gegend dann ein Hund bellt, aus der wird der künftige (vgl. Apfel-, Birn-, Freier erscheinen Zwetschgenb.). Ungewöhnliche Blütezeit

von B.en sagt Unglück man

958

Baumgans

957

im Wald

einen

voraus %), Hört

B. krachend fallen,

so ist es eine böse Vorbedeutung %),

34) Vgl. auch Philpot a.a.O. 93—108. 3) Meyer Germ. Myth. 86 f.; Zurbonsen

Die Völkerschlacht am Birkenbaum 3, Köln 1910;

vgl. auch Birke, Birnbaum., *%% ZfdMyth. ı, 236; vgl. auch Apfelbaum. ©) Urquell 5, 88.

dienen 7. In der Volksmedizin von Übertragen viele B.e zum die Krankheit wird Krankheiten, in den B. gebannt ®). Ganz allgemein wer-

den die Krankheiten

auch

in den Wald

verbannt %), Gegen Gicht wird ein Gicht-

baum gesetzt, mit dessen Wachsen die Krankheit abnimmt %). Ebenso werden die Krankheiten in B.e verkeilt oder verpflöckt 41). Die ersten ausgefallenen Zähne eines Kindes müssen in einen hohlen B. geworfen werden, das schützt gegen künftiges Zahnweh %2). Besonders gerne werden Finger- und Zehennägel, Haare, aber auch Kleidungsstücke (oder Fetzen davon) des Kranken in den B. verbohrt. Kleidungsstücke werden auch an den B. („Lappenb.e‘‘) ®) gehängt. Eiserne Nägel werden in den B. geschlagen, um das

Zahnweh zu vertreiben 4%), Gegen Zahnweh nimmt man ein Stück Holz von einem blitzgetroffenen B. und stochert mit einem Splitter davon den schmerzenden Zahn blutig%). Ahnlich schreibt daß man gegen ZahnPlinius%%), schmerzen aus einem vom Blitz getroffenen Holz mit den auf den Rücken gelegten Händen (das Holz darf also nicht mit der Hand berührt werden!) etwas herausbeißen und an den Zahn halten kricchen

Kranke

müsse.

durch

B.e, die

von Natur oder künstlich gespalten sind, (s. sie werden hindurchgezogen oder 2. durchkriechen). 3) Grimm Myth. z2, 979; Mannhardt u. Kronfeld ı, 116f.; ı, 20; Hovorka BayHefte 10, 35 ff. ®) ZfVk. 5,25. ©) Enge -

lien u. Lahn 267. %) Literatur z. B. bei Zahler Simmental 93. *) Rochho1lz Kinderlieder 337. ®%) Hovorkau. Kronfeld ı, 267. 44) Andree Braunschweig 420; vgl. auch Hovorkau. Kronfeld2,874. *°) Z.B. Andree Braunschweig 422; ein Span von einem solchen Holz bei sich getragen, macht stark: Wuttke 97.

4%) Nat.

Baum

hist,

Marzell.

28. 45.

s. dürrer

Baum.

Baumgans, nach der einen (häufigeren)

Überlieferung

die

Bernikelgans

(Brehm*): auch Nonnen-, See-, Nordgans, Branta leucopsis Bechst.; Leunis ?): Bernicla leucopsis; Carus 3): Anser bernicla), nach anderer die Ringelgans (Brehm:

auch Bronk-, Kloster-, Rottgans, Branta bernicla Linn., Anser torquatus; Leu-

nis: Bernicla brenta Steph., Anser torquatus Frisch). So verworren, wie die

zoologische Bestimmung der B.*), ist die anscheinend in Deutschland nie Volksglaube gewordene Sage von ihrer Entstehung aus Baumfrucht oder aus Muscheln. Der Ursprung der Sage ist noch unaufgeklärt ®), aber beide Vorstellungen sind wohl im ı2. und 13. Jh. aus Irland oder England in Nordeuropa eingedrungen. Der älteste sichergestellte Bericht findet sich in den arabischen Reisenotizen

aus dem 10. Jh., die Qawzini überliefert ®): „Am

Strande des Meeres der Insel Schä-

schin*)

wachsen

Bäume,

und

bisweilen

stürzen die Ufer ab, und ein Baum fällt ins Meer und schwankt infolge der Wogen, bis sich ein weißer Nebel bildet.

Baumgans

959

Das

geht

dann

so fort

und

der Nebel

nimmt zu, bis er sich in Gestalt eines Eis zusammenballt. Dann furcht sich das Ei in Gestalt eines Vogels: nur mit seinen beiden Füßen und mit seinem Schnabel haftet er noch fest. Wann dann Allah will, daß der Wind ihn anbläst, werden seine Federn erzeugt, und es

lösen sich Füße und Schnabel vom Holz. So wird er ein Vogel, der über das Meer an der Oberfläche des Wassers dahin-

schießt.

Niemals

dig; wann

ihn

findet

man

ihn leben-

aber das Meer brandet, wirft

das Wasser

an

den

Strand,

welcher

al-gattäsa (der Taucher) genannt wird. Ahmed ibn ‘Omer al-“Uhdri / erzählt: Ein Mann brachte ein Holz, an dem sich schon ein Ansatz zu Eiern gebildet hatte, einem König, und der König befahl, darüber einen Kuppelbau, ähnlich einem Käfig zu bauen und es im Wasser zu lassen, und unausgesetzt blieb es am Ufer, bis sich die Vögel von dem Holze lösten innerhalb des Kuppelbaues.‘‘ Weitere Berichte in den Otia imperialia

des Gervasius

von Tilbury (c. 1210)®8),

nach welchem es an der Meeresküste von Kent bei Faversham weidenartige Bäume gebe, in deren Früchten Vögel wüchsen, die dann, größer gewachsen, ins Meer fielen. Diese bekämen dic Größe einer mittelmäßigen Gans und würden in Fastenzeiten gegessen. Das Volk heiße den Vogel Barnet(a). Ähnliches berichtet Silvester. Giraldus (Cambrensis, geb. 1146) %. Nach Angabe des Jacobus de Vitriaco (f 1240)!) sollen die B.e an der flandrischen Küste entstehen. Thomas Cantimpratensis (ft 1270) 1), der sich auf Aristoteles beruft !?), sagt: „die Barliaten (barliates) wachsen auf Bäumen; es sind die Vögel,

welche

das Volk

Barnescas

nennt‘‘;

ähn-

lich Vincentius Bellovacensis2®):; De Barliathe (nachher: Bartlathes) sive Berneka. Konrad v. Megenberg, der in seinem „Buch der Natur“ {c. 1350) sonst Thomas Cant. folgt, braucht die uns unerklärlichen Namen Bachadi(is), wek: (ed. Pfeiffer, S. 172): . „Bachadis

haizt ain bachad

und

haizt etswä

ain wek, daz ist ain vogel der wehst von holz,

960

und

daz

holz

hät

vil

äst

an

im,

dar

auz

die

vogel wachsent, alsö daz ir zemäl vil an dem paum hangt. die vögel sint klainer wan die gens und habent füez sam die änten, si sint aber swarz an der varb reht sam aschenvar, si hangent an den paumen mit den snäbeln und

hangent an den paum. si fallent auf dem mer, etleich läut äzen

rinden und an den stammen der pei zeit in daz mer und wahsent unz si beginnent ze fliegen. die vogel, aber Innocentius der

vierd päbist des namen verpöt die selben vogel in einem concili ze Lateran.‘

Albertus

Magnus

(1193—128o)

tuf bei der Beschreibung der verschiedenen Gänsearten den Aberglauben mit den Worten ab: „(genus) quod vulgus dicit nasci de arbore‘ 14), Auch Roger Bacon soll ihn (It. Carus 193) ablehnen. Wann zuerst die Ansicht von der Entstehung aus der Muschel Lepas anatifere aufgetaucht ist, vermag ich nicht zu sagen. Im 16. Jh. kommt sie bei verschiedenen Schriftstellern vor. So Olaus Magnus, C. Gesner®), Seb. Münster!), John Gerardf(e) u, a.!7). Interessant ist namentlich dieses letztern ‚,Herbal‘‘ (1596) 1), weil er behauptet, die aus Muscheln entstandenen Vögel selbst gesehen zu haben. Ferner berichtet der Basler Thomas

Plater

der Jüngere 1599 in seiner eng-

lischen Reise, die handschriftlich auf der Universitätsbibliothek Basel aufbewahrt wird, daß er sowohl die Muscheln als einen Kopf dieser B. gesehen habe: „Der

Baumgänsen,

Languedock

einen

wie

Krug

ich

naher

voller Muschlen

schickt habe, hadt es in Engellandt,

aber

in

Schodtlandt

Basel

auch

viel.

aus

ver-

sonderlich

Und

wagsen

solche muschlen an alten beümen, schiffen, steinen und anderstwo, da sich der samen hin-

setzen (?), werden erstlich kleine muschlen, die nach vnndt nach zunemmen biß endtlich die muschlen aufgeht vnndt wie auß einem Ey ein Baumgans (Bernick) herfür kompt vnndt schön groß halb weiß halb schwartz oder eschenfarb wirdt, wie dann solches glaubwirdige leut, vnndt ich einen rechten kopf solcher gans gesehen hab.‘

Die Anschauung schleppte sich weiter durch das 17. u. 18. Jh.; ja noch i. J. 1801 war in London „‚the wonderful goosetree or barnacle-tree, a tree bearing geese‘ ausgestellt. . Vermutlich handelte es sich bei diesen gänseerzeugenden Muscheln um die sog.

961

Entenmuscheln, die Pedunculaten, eine Unterordnung der Cirripedien, welche jedem Badegast am Meere bekannt sein dürften und in großer Menge an Pfählen und Baumstämmen hängen. Da nun die n de an en st Kü n ne je an h ic zl öt pl e ns Gä ewi ld ba d un en in he sc er n el ns ni de ka Or der verschwinden, glaubte das Volk, jene Muscheln mit den federartigen Füßchen wären die jungen Gänschen, die dann schließlich aus der Schale hervorkröchen. Der Forscher Wilhelm Barentz, ein Holländer, sah jedoch 1595 diese Rotgänse in Grönland brüten und klärte die Sage auf. über die Be: volucri ayborea

Ausführlich handeln ferner Tractatus de Mich. Maier

absque patre et matre in insulis Orcadum forma

1619 Francof, proveniente ,.. anserculorum (zitiert Plutarch, der aber, wie Aristoteles, nur von der Entstehung !*) der Insekten aus oder in Bäumen spricht); F. Bassett Legends and Superstitions of the Sea and of Satlors. Chicago 1885, revised 1892, der die älteren Berichte zusammengestellt hat oder aus Les monstres marins entnimmt, Landrin hat in seinen Lectures on Auch Max Müller znd series, 1864, of Language, the Science 533—351 die Sage und den Namen von der

| Bernikelgans behandelt. Der von Liebrecht 2%) beigezogene Bericht Wilhelms v. Malmesbury (c. 1095 bis c. 1142)

Eng von r ga Ed g ni Kö ch na wo 58, 8, c. , 1.2 land, „‚dum ad cacumen arboris oculos intendit,

vidit poma, unum et alterum, delapsa in fluvium, quorum collisione bullis aquatilibus inter se crispantibus, vox articulata insonuit: ‚Well is thee‘, i. e. bene est tibi‘‘, scheint fernzuliegen, ®) Synopsis 8 332, 2. 1) Tierleben 6, 263. 3) Zoologie 190. *) Heute heißt die auf Bäumen nistende Gans Alopochen Stejn (Brehm 6,

250), die aber offenbar mit unserer sagenhaften

auf Bäumen wachsenden B. nichts zu tun hat. 5) Carus Zoologie 193 f. zitiert unter anderm

Petrus

in Indien‘), und

962

Baumhacker—Bauopfer

Damianus

(‚‚Insel Thilon

die cabbalistische Schrift

Schulchan

Aruch,

breitung im Orient schließen Jacob Arabische Berichte germanische Fürstenhöfe aus 7) In S.32. (Berlin 1927)

was

So har

auf

Aus-

läßt. S) Georg von Gesandtien an dem 9. u. 10. Jh. „‚Schäschin‘‘ ver-

Holt mutet Jacob ‚‚Sachsen‘‘ = England, 15 Monatschrift in Germ.-Rom. hausen (1927), 380: Irland. ®) Tertia Decisio, cap. 123.

Dazu die Anm. von Liebrecht in s. Ausgabe, S. 163. ®*) Topographia Hiberniae cap. 11: De Bernacis ex abietibus nascentibus (nach ia tor His der In 1°) ). 162 A. 191 ie log Zoo s ru Ca Dei ta Ges den in kt uc dr ge ab a, an it ym ol os er Hi per Francos. Hanoviae 1611, 1112 (n. Carus Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

192, A. 163). 1!) De natura rerum (n. Carus 192, ohne genaues Zitat). !°) Bei Aristoteles ist nur die Entstehung von Insekten aus 1%) Speculum nafaulendem Holz erwähnt. turale 16, 40. }*) De animalibus ed. Stadler 23, 22. 15) Vogelbuch. Frankf. 1600, 73 (zitiert in einem längeren Bericht Turnerus, Gyral-

Münster, Olaus, Eliota, dus, [als Albertus Aristoteles, Saxo,

ablehnend], Boethius [d.i. Bo&ce Cosmographie of Albioun 1541)). *°) Cosmographie Basel 1544, 40, wo noch ein Holzschnitt beige!) Über die Verbreitung der Übergeben. lieferung im 16. u. 17. Jh. s. G. Fun ck (resp. De avis britannicae vulgo G. Schmidt) anseris arborei ortu et generatione, Regiomonti J. E. Hering (resp. Joh, Junghans) 1689; De ortu avis britannicae. Witebergae 1665. — Beitr. z. Kunde des MA.s Ferner Grässe 1850, 80 (nach Liebrecht Gervastus 163). 3) s, K. Knortz Vögel 37f.; Swainson Folk-Lore of British Birds (London 1886) 150. *) Gervasius 163 unten. 19) Vögel 38 Anm, Hoffmann-Krayer.

Baumhacker Bauopfer.

s. Specht. Das B.!) ist ein über

die

ganze Erde und bei Völkern aller Kulturstufen verbreiteter Brauch. Wir finden ihn in China, Japan, Indien, Siam, Borneo, in Afrika, bei den Semiten, auf Neuseeland, Tahiti, Hawaii, den Fidschi-Inseln und den Chibchas in Südamerika. Bei allen europäischen Völkern ist es im MA. verbreitet und lebt vielfach noch bis zur Gegenwart in einzelnen Bräuchen ®). Der Glaube, jeder Neubau fordere ein Opfer, beruht auf dem

sche Mächte

söhnt

werden

Gedanken,

daß

dämoni-

(Erd- und Flußgötter) müssen,

in

deren

ver-

Herr-

schaftsbereich der Mensch durch seine Bauten eingreift. So besteht in Schottland der Glaube, daß bei großen Bauten, z. B. alten Burgen, Menschenopfer Gebrauch seien. Eine gaelische Tradition, daß zur Versöhnung der Geister des :n Mensch Bodens bei einem Klosterbauei eingemauert sei, zeigt noch deutlich den . ursprünglichen Sinn des B.s %). Besonders bei slawischen Völkern ist das B. bis zur Gegenwart als Brauch erhalten 9). Zweifellos waren die ursprünglichen B. Menschen, die lebend in die Fundamente eingemauert wurden 5). Besonders das Opfer von Kindern ist hier außerordent-

lich häufig %). Bei weiterer Entwicklung 31

96 3

mildert sich der Eier, Geld®), Schatten !°) als lösungsbräuche zurücktreten.

Brauch; es treten Tiere ?), Spielkarten ®), sogar der B. auf und allerlei Ab!!) lassen das Opfer ganz

Besonders das Kinderopfer bei Bauten tritt stark hervor in Sagen wie auch in Funden. Durch Einmauern eines Kindes wird eine Burg unüberwindlich gemacht ??), und bei Dammbrüchen gelingt das Schließen der Lücke erst durch das Hineinwerfen eines Kindes, das bisweilen von armen Müttern oder Zigeunerinnen dazu gekauft wird 13), Das Kinderopfer soll öfter freiwillig gebracht sein!*), Auch zum

Tode

Verurteilte

vor 15),

kommen

als

B.

S.a.Abwehrza 5 ub (1, 146. er) ;

Einmauern;

Kinderopfer.

1) Als allgemeine Darstellungen vgl. Tylor

Cultury ı, 94 ff.; Frazer3,goff.; Andree Parallelen ı (1878), 18 ff.” Grimm Myth. ı, 37; 2,813. 956 ff.; 3, 451 Nr. 4909; R.M.Meyer

Relig.gesch.

kunde

2,

2001,

61;

426;

Böckel

Reuschel

Volks-

Volkssage

144

£.;

Schwenn Menschenopfer 197; Jahn Opfergebräuche 340; Soldan-Heppe 2, 425; Lewalter-Schläger 2,254 A; Kuhn und Schwartz 77. 479; Meiche Sagen 444 Nr. 580, 933 Nr. 1140; Hellwig Aber-

glaube 111 ff.; Strack Blut 203; Sartori 2, 195; ZfEthnol. 30 (1898), ı ff.; Kurt Kluse-

mann Das Bauopfer. Eine ethnographischPrähistovisch-linguistische Studie, Graz 1919. ?) Liebrecht Zur Volksk, 287. Für Indien: Urquell 4 (1593), 195; Crooke Northern India 297; ZiVk, 23 (1913), 149. Semiten: Marti Altes Testament 27; Urquell 5 (1894), 188;

Seligmann

z2,

291;

Siam:

Lip-

pert Christentum 457. %) Liebrecht Gervyasius 170 *) Krauß Religiöser Brauch 158 1f.; Mitteil. d. Anthropol. Ges. in Wien 17 (1887), 16 ff.; Kaindl Hausbau und Bauopfer bei den Ruthenen in Urquell ı, 83 f, und ZfVk. ı (1891), 114; für Polen: Urquell 3 (1892), 165; Strauß Bulgaren 511, °) Einmauerung eines Gefangenen im Detmolder Schloß: ZirwVk. 9 (1912), 229. Menschenopfer bei Deichbruch im friesischen Recht: Urquell 2 (1891), 190. ®% Kinderopfer bei Bauten: Andree Parallelen ı (1878), 18; Urquell 2 (z891), 110; Strackerjan ı, 126.

133;

Bartsch

Schulenburg

W. S.

Mecklenburg

39;

Kuhn

/alen ı, 115 Nr. 122. Bei Brückenbau:

ı,

283;

West-

Wuttke

$ 440°; Witzschel Thüringen ı, 281 Nr. 5; 2, 63 Nr. 74; Bechstein Thüring. Sagenbuch 1, 92. 246. 7) Urquell z (1891), 110; 3 (1892), 165. 209. 233; 4 (1893), 195; Drechs-

ler

964

bäuten—Beatus

Schlesien

2,

ı;

John

Oberlohma

164;

Frischbier

Hexenspr.

106;

Scheftelo-

witz Huhnopfer 20. 66. ®) Urquell 2 (1891), 190. ?) Karten verschiedener Farben bei Stallbau eingemauert: John Westböhmen 245. ») Wittstock Siebenbürgen 60; Z{Vk. 21 (1911), ıır. 12) Seligmann 2, 285; ZfEthnolog. 1898, 49; ZirheinVk, 5 (1908), 173. ”) Schambach u. Müller 326 Nr, 6

(Anm.); Grimm Myth. 2, 956; Müllenhoff Sagen 331; Grimm D.S. 182. 13) Urquell 2 (1891), 189f. 25; Strackerjan ı,

127f; Wuttke 300 $ 440; !‘) Müllenhoff Sagen 242 Nr. 331 !%) Witzschel Thüringen ı, 282 Nr. 280, Stübe,

bäuten s. besprechen. Bazarachiel, Stammgeist !), einer der

mit El-Gott zusammengesetzten Geisterund Engelnamen. Es ist wohl eine mit Einfügung der Silbe % gebildete Erweiterung von 983733 BapayıyA, Vulg. Barachel Hiob 32, 2, d.i. ‚Gott hat gesegnet‘. Oder es ist an den Namen des Engels

Baragiel

Bapaxıyi?)

zu

denken,

der

x und x werden oft vertauscht. Die Zusatzsilbe £@ z. B. in dem Gottesnamen namen

oder

"Iafayayı %) usw,

in

dem

Engel-

) Kiesewette Fau rst 446. ?) Das Buch Henoched. Flemming-Radermacher (1901), 24. 25. 87; vgl. MjdVk N. F. 2 (1906), 117; Reitzenstein Poimandres (1904), 292. %) Le Musee Belge 18 (1914), 23 ff. ‘ Reitzenstein a.a.0O. 298. Jacoby.

Beatrix s. Abdontag. Beatus, hl. Bekenner, Fest 9. Mai, ge-

hört zu den alten Patronen des Schweizerlandes 1), wo er als Einsiedler lebte und seine Zelle in dem später nach ihm benannten Sankt Batten (Beatushöhle) am Thunersee hatte, einer uralten Siedlungs- (und Kult-?)stätte, geschichtlich dunkel, da eine alte Vita fehlt und eine solche erst in des Basler Minoriten Agricola Heiligenbüchlein, der 1511 in Basel gedruckten Vita Beati, vorliegt. Seit Beginn des 13. Jh.s als Patron der Kirche von Beatenberg nachweisbar. Das Augustinerkloster Interlaken hatte die Gebeine des Heiligen mit Silberdraht aneinanderfügen und in einem silberbeschlagenen Sarg in der Höhlenkapelle

Beatenberg beisetzen lassen ?). Um

wurde

er

auch

durch

einen

Altar

Becher— Becken

Fraumünster zu Zürich geehrt. Das alte Sankt Batten war bis 1528 der größte Wallfahrtsort Berns, Besonders in Pestzeiten wallfahrtete man zum Haupt und

zu den Gebeinen des hl. Beat, sonst auch

wegen Heilung erkrankter Kinder oder Erwachsener, wie das Sprüchlein eines Knaben zeigt: ‚,Gott grüeß di, Sant Batt!

Diesen Chääs schickt dir myn Att. Er het

böösi Scheichen, Weltist rung verleichen‘‘ %.

(wollest)

1300 im

Besse-

3 Stückelberg Die schweizer. Heiligen ı14f.; Künstle Zkonographie 122; vgl. weiter R. Steck Zur Beatusfrage in BMBernische Bächtold ız (1916), 273—2095; Gesch. (Frauenfeld 1877), LII; Styetlinger Chronik Buchmüller Beatenberg 26 ff.; Gelpke Sagengeschichte 1—24; WyBß Reise ı, 297 ff.; 3, 5 1f.*) St ükNiderberger Unterwalden kelberg Reliquien in der Schweiz ı, XXXVI 80. 104; 2,32. °) Buchmüller a.a. 0. 52. Wrede,

auf

58-273 „mein Glanz, Blitz ist Gott“, vgl. auch ‘273 ‚Morgenstern‘, zurückgeht;

Baxux — Batayoyx %)

965

Auf

Becher.

Grund

genaueren

der

Fundkritik in der Vorgeschichtsforschung kann es als erwiesen gelten, daß die Sagen von B., die den Elben, Zwergen und Geistern, oft bei Gelegenheit eines

G&Ylages

in

Grabhügel,

einem

entführt

wurden, auf tatsächliche Bodenfunde zurückgehen, wenn auch das Motiv in seiner zunächst Entwicklung volkstümlichen werden überprüft Wandermotiv als

muß ?!). Der

aus

vorgeschichtlicher

Zeit

fortgeerbten Form des Maserb.s schrieb Kräfte man vielleicht giftabwehrende zu ?). Außer den ledernen oder hölzernen B.n zum Würfeln kennt unser Volk dieSeit der aber kaum. sen Gefäßtypus

Vorgeschichte ist er vielmehr den höheren Ständen eigen ®), und so ist denn der B. auch in den hergebrachten Kom-

plex magischer Handlungen nicht einbezogen worden. Trünke aus einem B. schildert uns das Volksmärchen freilich oft genug als verhängnisvoll oder irgend-

wie

bedeutsam,

doch

eigentlich

nur

in

jener lebensnahen Art, in der sie in älterer

Zeit tatsächlich im gesellschaftlichen und

politischen Leben Europas und namentlich des Orients eine solche Rolle spielten *). Es ist wohl kein Zufall, daß eine Sage von einem in neun Ecken gearbei-

teten

wundertätigen

Pokal

der

Familie

966

Neuneck in Württemberg diesen als Geschenk des Patriarchen von Konstantinopel an einen Vorfahren des Geschlechts gelegentlich eines Kreuzzugs bezeichnet ®). Beitr. 2, 154; Müllenhoff ı) Wolf Sagen 293 ff. 576f.; Liebrecht Gervasius 129; Ranke Volkssagen 26 Nr. 10; Hey1 Tirol 409 Voigtland 554; Meiche Müller Siebenbürgen 140

131; Sepp Sagen Nr. 95; Köhler Sagen 31 Nr. 29; f. ®) INVk. 3, 374.

3) Vgl. Wolf Beitry. 2, 275. *) Meyer Germ. Zeitrechnung 32{ff.; 218; Schultz Myth. 4, 296. °) Birlinger Sebillot Folk-Lore Volksth.

Haberlandt.,

1, 228.

Becherpilz s. Pilz. Becherwahrsagung s. Le kan oman-

tie.

Becken

(Musikinstrument).

I.

Aus-

schwärmenden Bienen (s. d.) soll man, damit sie sich sammeln und anlegen, mit klingenden B. folgen !). Die Ansicht geht auf Angaben antiker Naturforscher ?) zurück und wird auch durch Vergil und Ovid ®) vertreten; ein Teil der Schriftsteller rät unbestimmt oder allgemein zu Geklingel mit Erz %). Furcht oder Musikliebe der Bienen soll der Grund für die Wirksamkeit des Mittels sein. Tharsander 5) bezweifelt aus rationalistischen Gründen die Richtigkeit der Anschauung; Reaumur °%) hat sie experimentell widerlegt. »

[Nikel

Jacob]

Gründtlicher

Tractetlin

|von

vnd nütz-

licher unterricht von wartunge dey Bienen (Görlitz ıs593) cp. V; Andreas Picus Ein

Büchlin

oder

den

Ihmen]...

o. O. 1595, der ander Theil, Kap. 2 (Bl. B V); Joh. Colerus Oeconomia ruralis ı (Mayntz 1645), 547 u. 554; Becher Erster Theil des klugen Hausvaters (1708), 186 = BlPomVk 2 (1893), 26 = Heckscher z2, 384; Zedler Univ. Lex. 2 (1732), 980; s. ferner: Bartholomaei Anglici de... vevum proprietatibus (Francofurti 1601) lib.

XVHI cp. 11 (S. 1019); [Fischart] Bienenkorb deß heil, Röm. Immenschwarms [1588] 7. Stück 6 Kap., S. 265 b; bildlich dargestellt auf dem Titelblatt von Thomae Cantipratani Bonum Vniversale de Apibus (1627). DEr veldtbaw od’ das büch von der veld ardem Constantino von dem Kayser beyt ... vierdten |... beschriten, Vnd yetz newlich durch StraßD. Michael Herren |... vertolmeischt. burg 1545 Bl. cxxxj v°; Ulyssio Aldrovandi Philosophie de Animalibvs insectis libri septem. Francofvrti M.DC. XXIII S. 38,

31*

967

Beckenzauber— bedecken

Sp. b; in einem

auf

die

Bienen,

Gedichte Harsdörfers von 1657 s. a.

Idunna

und

Hermode,

hgg. von Gräter, Jg. 1814, 109. Angeblich noch heute geübt: Jakob Mayer Fachlicher Sachkommentar zu Vergils Preisgedicht auf die Bienen

(Budweis

Anmnotaliones 1870),

5;

Literatur, Varro

in

Hmtl.

1902},

29;

H.

(1924),

40

Seemann

Vergilit Georgicon ... ır

mit

?) Geoponicorum lib. XV,

rerum

rusticarum

lb.

III,

(Neisse

weiterer

cp.

3, 7i

16,

7.

9) Virgil Georgicon lib. IV, 64; Ovid fasti lib, III, 739 ff. %) Belege aus der Antike bei Pauly-Wissowa 3, 444; Vince. Bellovacensis Spec, nat, (s. 1.e. a.) ib, XXX, cp. 77 u. 86; Megenberg ed. Pfeiffer 292; AlbertusMagnus de animalibus \b. VIII tract. 4, cp. 4 (ed. Stadler ı, 645/6); Joh. Jonstonus Historiae Natvralis de Insecti-

bus lib. 111,

S.

12;

Insectorum

sive minimorum

Animaliuin Theatrum Th o. Movfeti (London 1634), S. 17 usw. 5) Schauplatz 3, 383. %) Memoires pour servir ä l’histoire des Insectes, Tome 5eme sec. Partie (Amsterdam 1741), 299. — s. w. Biene $ 4.

2. Bei vielen Völkern herrscht der Glaube an die dämonenabwehrende Kraft des B.klangs”); er war

auch in der Antike verbreitet und führte zu kultischer Verwendung des B.s®8). Die Herstellung aus Erz (s. d. und Glocke) und der lärmende Klang des Instrumentes (s. Lärm) gaben Anlaß zu dieser Vorstellung. Wenn bei manchen deutschen, der Dämonenabwehr dienenden

Umzügen

Blechdeckel

als

Lärminstru-

mente Verwendung finden®), so gibt sich darin ein auf gleicher Grundlage er‚wachsener Aberglaube zu erkennen. 7) Beispiele bei Samter Geburt 58 ff.; dazu ARw. 3, 108, 141; Fra zer Scapegoat 147. °%) Pauly-Wissowa 1ır, 2152 ff. (Pfister); Roscher Lex. d. Myth, IL, x.

1615; mente

Curt Sachs Reallex, d. Musikinstru(Berlin 1913) 42 b; Ders. Die Musik-

insirumente

(Breslau

tiniweiwel‘‘: BadHmt.

1923),

22.

14, 278;

®) Z. B.

‚„Mar-

Einglöckeln des

Kasmandels: Adrian Von Salzburger Sitt und Brauch (Wien 1924), 211; bei Hochzeitsgebräuchen: ZfVk. 10, 202. 402. Seemann,

Beckenzauber s. Hydromantie. Beda venerabilis s. Kreuzwörter,

sieben.

bedauern, beklagen, beweinen. Wie man

Sterbende (s. d.) nicht beklagen darf, weil es das Sterben erschwert !), und die Mutter das Kinderwehe nur vergrößert, wenn sie ihren Säugling mitleidig anblickt ?), darf man auch Vieh, das ge-

968

schlachtet

wird,

nicht

bedauern,

weil

es

sonst nicht sterben kann ®) und dadurch zu lange gequält wird %). s.a.

der,

Schlachten,

Tränenkrüglein,

) Strackerjan

Sterben-

weinen.

Oldenburg z, 215;

An-

dree Braunschweig 315. 2?) Rochholz Kinderlied 334 Nr. 906. ?3) Rockenphilosophie 561 Nr. ı9 (Nr. 319) = Grimm Myth. 3, 444 Nr. 297; Wolf Beiträge ı, 220 Nr. 218; Fogel Pennsylvania 160 Nr. 758; Wuttke 450 8 710; Se billot Folk-Lore 3, 89. *) Grohmann 143 Nr. 1049; Müller Isergebirge 13.

Bächtold-Stäubli.

bedecken.

Im

religiösen

Kult

hat

das B. und Verhüllen der Häupter eine cbenso tiefe Wurzel in der Scheu vor der Majestät des Göttlichen, wie die Barhäuptigkeit; Moses verhüllt sein Antlitz vor Gott 1); denn der Mensch kann nicht Gott sehen und leben ?); so wurde auch Tiresias nach einer von Callimachus % überlieferten Version in seiner Jugend geblendet, als er Athene nackt im Bade sah; während die Griechen aperto

capite

Varro*) Aeneas

beteten,

führte

die Sitte vclandi

nach

capitis

ein, „zur Abhaltung profaner Eindrücke‘

und innern Sammlung; im Germanischen Kult waren die Priester der Goten nach Jordanis’ Getica c. XI: pilleati geheißen: „Sacerdotes, nomen illis pilleatorum contradens, ut reor, quia opertis capitibus tyaris, quos pilleos alio nomine nuncupamus, litabant‘‘ ®); bei Leutkirch ®) im bayrischen Allgäu umschreiten die Verwandten beim Seelenamt für einen Verstorbenen mit bedecktem Haupt den Altar (Verhüllen bei Trauerfällen ?), ebenso im badischen Kinzigtal’). Im Rechtsleben finden wir einen eigentümlichen, nur durch Sagen belegten Brauch; darnach kann man eine solche Fläche Landes in Besitz nehmen, welche mit Erde, Samen oder einer Tierhaut (Dido!) ®) bedeckt werden kann; Widukind von Corvey beschreibt in seinen Res gestae Saxonicae ®), wie nach der Landung ein junger Sachse von einem Thüringer Erde kaufte, einen „sinus‘‘ voll; „SUumpta humo per vicinos agros quam potest subtiliter sparsit et castrorum loca occupavit‘‘ 1); neben dem Bestreuen mit

969

bedecken

Erde ist bezeugt: Besäen mit Gerste oder Leinsamen und B. mit Ochsenhaut *!3. Außerdem wird als Buße für einen erschlagenen Hofhund auferlegt: man soll den Hund aufhängen, bis er mit der Schnauze den soll mit rohem

Boden Weizen

berührt, und er begossen werden,

bis er bedeckt ist !?). Der heutige Primi-

tive kennt das B. des Körpers oder der Körperteile vor allem als Hauptmittel

gegen den bösen Blick oder sonstigen Schadenzauber von Dämonen und bösen Menschen;

und auch im deutschen

Aberglauben haben sich Reste erhalten. Seligmann hat hier das meiste Material zusammengestellt; ob sich die Süditalienerin !) die Schürze über den Kopf deckt, wenn sie einen Fremden sieht, und die Frau auf Neuguinea 1!) vor dem Weißen das Gesicht mit den Händen bedeckt, oder ob viele Stämme Afrikas die Trinkgefäße verdecken und das Gesicht verhüllen, wenn der Häuptling speist !5), oder ob die Braut!% mit einem roten Schleier verdeckt wird, oder ob in Schweden !’) und auch sonst !8) beim Eintritt verdächtiger Personen das Kind mit einem Tuch bedeckt wird, immer ist die Angst vor dem bösen Blick die Ursache. Zimmermann berichtet (I. c. 4) als eine der Maßnahmen nach dem Genuß des Abendmahles, man dürfe drei Tage nicht mit bloßen Füßen gehen und ‚‚,man müsse etliche Tage noch

970

im Norden deckt man über das Bier, sobald man das böse Auge fürchtet, ein Tuch ??) (vgl. Backen, Brauen). In Oldenburg ®) und Ostpreußen %) bedeckt man die Schweine mit einem Stück Zeug. In Norwegen ®) wird das Wasser zugedeckt, das für die kalbenden Kühe bestimmt ist, während man in Estland 2) die Fische mit einem Tuch oder einer Schürze zudeckt. Entsetzliche Angst haben die meisten Völker vor dem Auge der Toten: der Grieche 7) bedeckte die Leiche, das altindische ®) Zeremoniell schreibt Bedeckung aller Gesichtsöffnungen vor, die Mongolen ®) nähen die Augen der Leiche zu und b. sie mit einem schwarzen Tuch, der Kroate ®) bedeckt das Auge mit einem Kreuzer, bei den Germanen %) mußte der Leichnam unbedingt bedeckt werden, sogar der Mörder achtete dieses Gebot; der Nordländer 32) nähert sich der Leiche nur von rückwärts und mit bedecktem Kopf; in Mecklenburg %) muß in dem Zimmer, in dem eine Leiche liegt, sofort nach dem Tode der Spiegel verhängt werden, damit die Leiche nicht durch Abspiegelung sich verdoppelt, d. h. jemand im Hause stirbt. Die Juden in Galizien b. den Kranken mit einem schwarzen Tuch %). Menschen,

welche

lichen

sich

besonders

bewußt

sind,

Blick zu haben,

Frauen,

einen

gefähr-

b. selbst das

Ge-

mit

sicht oder man verbindet ihnen die Augen (Hexen 3), Verbrecher); das ist besonders bei den Frauen in menstruis

(vgl. A 1). Als apotropäische Maßnahme ist wohl ursprünglich auch die bei Buxtor£!% und auch in der Schweiz %) belegte

tieren; Frazer 7) und Seligmann ®) bieten alles Material, besonders für primitive Völker. In der nordischen Sage ®) wird erzählt, wie Svanhild von Pferden zer-

darnach

eine

aufsetzen / und

weisse dörffe

(s. weiß)

3 Tage

Haube

nicht

blossem Haupte gehen‘‘; hier ist die weiße Farbe apotropäisch und das Bedecken. Zimmermann faßt die Zeremonie im Sinne der jüdischen Vorschrift auf

Vorschrift zu erklären, daß die Wöchnerin

die Brust und das Haupt nicht entblößen

soll; Buxtorf erklärt dieses Gebot mit der

Achtung vor der göttlichen Majestät. In Deutschland bedeckt man die But-

ter, Milch oder Milch- und Buttergefäße, die man über den Hof oder die Straße tragen muß, mit einem Tuch oder

der Schürze 2%) (vgl. Butter, Milch), und

der Fall; der Römer glaubte ja, daß der Blick der menstruierenden Frau bewirken könne, daß trächtige Stuten abor-

treten werden soll, wie aber die Pferde ihren Blick fürchten, worauf man ihr Haupt mit einem Sack bedeckt; eine

Hexe in Norwegen ®), der man die Binde von den Augen nimmt, versengt Felder und Wiesen; ebenso macht Stigandi in 4) durch ein Loch des der Laxdaela-Saga Sackes, den man über seinen Kopf geworfen

hat,

eine

Wiese

unfruchtbar.

971

bedecken

Im

Fruchtbarkeitsritu fin sden wir das rituelle B. anläßlich des Einholens des Kreuzbaumes bei den Elb-

wenden *), Der gefällte Baum

wird, mit

den Röcken der Hauswirte bedeckt, ins Dorf gefahren. Die Rockenphilosophie schreibt vor: „Wer großköpfigte Hühner wünscht, tue beim Ansetzen der Gluckhenne einen feinen großen Strohhut

auf‘‘ %); derselbe Gebrauch lebt noch in Baden *), Im Heilzauber erwähnt Seligmann %) das B. des Gesichtes eines Kranken mit einem weißen Tuch (Indier). Der Gespensterabergliauben der Böhmen %) schreibt vor, daß man das Gesicht b. muß, sobald man ein Irrlicht verspottet, sonst kratzt dies einem die Augen aus (vgl. dagegen barhaupt A 5). Vgl. barhaupt, bloß, entblößen, verhüllen. 1) Moses

II. Buch

3, 6;

vgl. III, 21,10;

über

die Entblößung des Hauptes als Zeichen der Ehrfurcht vgl. Brevinus Noricus Fago Vil1 lanus 5 ; f.; der Bramane bedeckt das Haupt beim Verrichten der Bedürfnisse: Seli gmann 1, 173. ?) Moses II, 33, 20; vgl. III, 16, 13; Rich-

ter 13, 22; Seligmann Blick ı, 184—-185. 3) Hymnus auf das Bad der Pallas: 5, 75—82, P- 47 Wilamowitz; vgl. Anchisss: Roscher Lexikon 1, 337 ff. 1) Bei Macrobius Satur-

nalien 3, 6, 17

Gebärden Paulus

=

181, 9 ff Eyssenhardt;

177; vgl. dagegen

an

die

die berühmte

Korinther

I,

ır,

3—8;

Sittl

Stelle dazu

Brevinus Noricus 6; vgl. Fechrle Keuschheit 39 A; über andere Kultgebräuche vgl. Pley

de lanae usu 12, 14;

Cassel

Kirchenbuch

83 £f.

* Grimm Myth. 1,26; Jordanis Getica MG. auctores antiquissimi 5, 74. 22; Rochholz

Glaube

2,

233;

die

Seher

auf

den

Hebriden

aber amtieren mit unbedecktem Haupt: ZfVk. 1917, I; vgl. Z£Völkerpsych. 18, 260. ®) Rei-

ser Allgäu 2, 302 ff. ’) Meyer Baden 593. ®*) Vergil Aeneis ı, 368. °?) MGSS. 3, 418, 16ff. 2) lc. 418, 32. 2) Grimm RA. I, 124—127; Kloster 9, 992. !!) Grimm l.c.z, 239 ff,; Kloster ı2, 1125 (B. mit Gerste). »”) Seligmann Blick 2, 280; Fehrle

Keuschheit 39 A. 14) Seligmannı,

47, Vgl. 46.

15) le. ı, 239; Frazer 23, 117if. 120. 1) Seligmann 2, 252 (Tartaren); vgl. 254.

224;

I,

101.

103;

2,

278

(zusammenfassend);

Rochholz Lc. 2,284. !) lc.2,279. B) Le. 2, 248 (Böhmen); vgl. ı, 132; auch die Wöchnerin: 2, 280; 2, 70 (hier auch Knoblauch als

Apotropaion);

2, 243; W. 575.

®) Buxtorf

Judenschul 151—152. %) Lütolf 535—36: die Wöchnerin, die noch

gesegnet ist, nimmt eine Schindel oder

Sagen nicht

550. aus-

beim Verlassen des Hauses ein Brett auf den Kopf;

972

973

Beer—Befana,

cine schwangere Frau darf nicht mit unbedeckten Haaren ausgehen, sonst würde eine Frühgeburt erfolgen: Grohmann 114 Nr,

€) l.c. 1, 223; 2, von Kr. Kalund

den Kopf mit dem Tuch b., bedeutet bei den Südslaven das Ende der Mädchenzeit: Krauß

3, 435. 19; Fischer Aberglaube 197; nach der alten Weiber Philosophy (1612) muß man „den sack auff das haupt setzen, dass die

847; ebenso darf eine Wöchnerin nicht mit unbedecktem Haupte ausgehen: ders, 115 Nr. 863;

Anthropophyteia

durfte

Haupte,

früher

8,

118ff.

keine

ohne

Frau

Mütze,

vor

In Niedersachsen

mit

die

unbedecktem

Haustür

treten,

sonst war sie den Zwergen verfallen: Scham bach-Müller

300.

23;

vgl.

Frazer

7,

1°, 22. 24. 25. 29. 44 ff. 48 ff. 90—92; wenn im Norden ein Verbrecher die bloße Brust einer Wöchnerin anschaut, geht die Milch aus: Seligmann Blick 1, 93. 2) Liebrecht Zur Volksk, 318, 45; Bartsch Mecklenburg 2, 136, 599; Seligmann 235. 280; W. 706. 709;

ı, 167. 226. Bavaria 2 a,

2306. 393;

aber die Gefäße der Holdae müssen unbedeckt scin: Nach einem vor allem in französischen Quellen

überlieferten,

aber

auch

in Deutsch-

land nachweisbaren Aberglauben vermehren die Dominae oder Holdae die Opferspeisen, Si vasa escarum sint discooperta et vasa poculorum non obstructa eis in nocte relinquantur; die Stellen aus Guilelmus Alvernus bietet Grimm Myth. ı, 237—38; weitere

| Parallelen auch für Deutschland: MschlesVk. | 1915, 47—49 mit Literatur; 1. c. 1925, 6 | Nr. 17; auch der Tisch darf nicht über . Nac Nacht ht bedeckt bleiben, weil sonst die Engel, die daran

wachen, im Himmel zu lange beten müssen: Drechsler 2,12; W. 461. 2?) ZfVk. 1901, 306. 321; Seligmann I, 236, 23) Strackerjan ı, 372 Nr. 210. %) Lemke Ostpreußen 1, 83;

sein

Seligmannı,

Pferd:

215;

Seligmann

?)

Ebd. 2, 226:

®)

Seligmann

mit

der Araber

ı,

Kittel, Hose

214;

oder

bedeckt

vgl.

171.

Schürze;

in Backnang muß eine frischmelkige Kuh zugedeckt werden, wenn man sie aus dem Stall führt; Eberhardt Landwirtschaft Nr. 3, 18.

2, 279;

auch in Ägypten:

ı,

237. ”) Sophokles Aftas 915 ff.; Wächter Reinheit 45 A. 53; in Rom bedeckte man die Leiche vor dem Pontifex Maximus: Seli Bmann r, 185, %) Ebd. ı, 161; ®) Ebd, ı, 160. 3) Ebd, ı, 160; vgl. ı, 181; 2, 454. %) Paul Grundriß 3, 427. %) Seli gmann ı, 160, %) Bartschz,

157 (Südslaven);

Frazer

2,

89, 278;

ı,

94 ff;

185

vgl.

90, 279;

ZfVk.,

1891.

(Mark Brandenburg); Grimm

27yth,

3,

492, 2 (Litauer); Fox Saarland 371. 3) Urquell 4 (1893), 170. 124; in der alten christlichen Kirche bedeckte man den Kranken mit dem cilicium, das man auch über den Kopf des Toten legte: Pley de lanaz usu 18 u. 20 A. ®) Schindler Aberglaube 292: Die Hexen werden rückwärts zum Verhör geführt wegen des bösen Blickes, %) Plinius 28, 79 = 4, 303. 14 Mayhoff: equas si sint gravidae, tactas abortium pati, ”) 2, 7, ı® 22—25, 44 1£. 48 ff. 55,92. ®) 1, 95—96. 213; 2, 132. 279—284. 286. ®) Seligmann ı,213;2, 285. %) Ebd. 2, 284; in Schweden bedeckt man den Kopf des Zau-

berers

mit

einem

‘“) Mannhardt

Seehundsfell:

1. c.

2, 232.

284 Laxdela-Saga, hrsg. (Halle 1896), 112—113.

ı, 174.

®%) Grimm

Myth.

zipfelein über sich gewendet sind‘': Z{dMythol. 3, 315. 68; dagegen Grimm 1.c. 454. 575 (Ersatz für Nacktheit) vgl. Z£Vk, 1893, 38 u. 91. “) Meyer Baden 412. %) Blick ı, 331. ) Grohmann 232, 1682, Eckstein.

Beer, Johannes, Sohn eines Schweid-

nitzer Bäckers, hat in Krakau die schwarze Kunst studiert, dann aber die Bücher der heidnischen und fürwitzigen Künste hinweggetan, fleißig die heilige Schrift und Thauler gelesen. Um 1570 lebte er nicht weit von Bolkenhain, war Schulmeister

in Reichenau und hauste in Schönberg. 1600 starb er und hinterließ eine Tochter, die mit dem Prediger in Adelsbach verheiratet war?!). Sein Schüler Johannes Springer, in schlechtgemeinem Dorfhabit nichtsdestoweniger ein gelehrter Philosophus und geübter Medikus, bewahrte eine von B. hinterbliebene Handschrift ‚, Gewinn und Verlust‘ auf, die er 1624 Abraham V. Franckenberg übergab, der sie veröffentlichte. Springer war es auch, der über B.s Gang zu den drei Männern im Zobten berichtete 2). B. gehörte zu den Pansophen des 16. Jh., die des Mysterii biblici und Magisterii philosophici nicht unkundig waren, die Gottes Wunder in der Natur auf philosophische Weise beschauten, und die durch Gebet endlich neben göttlicher und natürlicher Erkenntnis der Arznei auch die Gabe bekommen, in die untersten Orte der Erde einzugehen und den Geistern im Gefängnis zu predigen 3). 1) Bohn

kert

Leben

Peuckert

!) Grimm

in MschlVk.

J. Böhmes

20,

AMRosenkreutzer

Sagen

144 =

109ff.;

110 ff.

1928,

Peuk-

Vgl.

auch

Register.

Peuckert

Schle-

sien 66; ausführlicher: Kühnau Sagen I, 540 ff. = MschlVk. 20, 109 ff. Der altein noch

benützbare Text Peuckert ırı ff. 2) Vgl. Pansophie.

Leben J. Böhmes Peuckert.

Beere, ı. Die eßbaren B.n des Waldes bildeten in der Urzeit eine wichtige und jedenfalls allgemein gesammelte Zukost. Funde in den steinzeitlichen Pfahlbauten beweisen ihre Beliebtheit ?*)}. Es kommen

Befania

974

vor allem in Betracht Erd-, Preisel- und Himbeere (s. d.). 1)

Hoops

Botanik

57.

Reallex.

ı,

203f.;

Heidel-, Höfler

2. Weit verbreitet ist die Sitte der Kinder beim B.nsammeln die (drei) ersten gefundenen B.n auf einen Baumstumpf oder einen Stein zulegen oder über den Kopf (oder die linke Schulter) zu werfen; dann glauben sie, viele B.n zu finden.

Diese

ersten

B.n

„gehören

den

armen Seelen‘. In all diesen Bräuchen dürfen wir wohl den Rest eines Opfers an die Waldgeister sehen. Auch in den zahlreichen B.nliedern, wie sie beim Sammeln der Waldbeeren von den Kindern gesungen werden 2), finden sich oft noch Anspielungen auf die Waldgeister. Über all diese Bräuche hat in ausgezeichneter Weise Hepding %) gehandelt. ?) Vgl. z. B. Marzell Bayer. Volksbot, 75 £f. 3 Hepding Die Heidelbeere im Volksbyauch in: HessBl. 22, 1—38. Mit reichen Literaturangaben. Marzell.

Befana, Befania, die Fee B., eine der Holda, Perchta, Abundia (s. d.) ver-

wandte, italienische Dämonin der Adventszeit, scheint auf den ersten Blick

nichts anderes als die Personifikation eines Kalenderbegriffes, nämlich des Epiphaniasfestes (6. Jan.) zu sein, womit ihr Name natürlich auf jeden Fall zusammenhängt ?). Schon J. Grimm äußert die Vermutung, daß ebenso auch die Figur der engverwandten Perchta im Deutschen aus der ahd. Übersetzung des Epiphanienfestes zz deru perchtun naht, perh-

tenabend, perchtenlag abgeleitet sei ?); der Name des Tages ist dann als Tag der Perchta verstanden worden. Wenigstens was den Namen anbelangt, so ist diese Ableitung ebenso wahrscheinlich ®%), wie die Ableitung der B. aus dem Epiphaniasfest sicher ist. Aber man darf nicht glauben, daß mit dem Namen auch schon die Figur der Dämonin selbst erklärt und

gegeben sei. Es liegt in beiden Fällen der ältere Glaube an ein weibliches Ge-

spenst, eine Totenführerin zugrunde, deren Erfindung der Name des Festes natürlich nicht erst veranlaßt hat, wie schon J. Grimm gleichfalls vermutete.

975

Er verlieh ihr nur einen neuen Namen; der unbestimmt kollektive Charakter solcher Gespenster und die numinose

Scheu, ihren eigentlichen Namen zu nennen, mag diesen Umstand begünstigt

haben. 1)

976

Befleckung— Begräbnis

Grimm

Mythol.

Kl.

4, 500;

Gervasius 197;

184; Usener

Schr.

ı, 234;

Liebrecht

Fedor

Schneider

in Rhein. Museum

30,

Rom u, Romgedanke 31. 33. ®?) Grimm Mythol. ı, 233; vgl. Mannhardt 2, 185, woselbst weitere derartige Personifizierungen. 3 Waschnitius Perht 148. 149. H. Naumann,

Befleckung s. unrein. begegnen s. Angang. begießen s. Wasserguß.

begleiten, Begleiter.

Gei-

In zahllosen

ster- und Gespenstergeschichten berichtet das Volk von

Geistern,

die nachts

in die

Nähe derjenigen kommen, die noch außerhalb des schützenden Hauses sind und sie in Menschen- oder Tiergestalt eine Strecke weit begleiten, um dann plötzlich

wieder zu verschwinden !). In einer bergischen Sage sah ein abends heimkehrender Weber einen Mann ‚‚an der andern Wegseite dahinschreiten. Ging unser Weber schneller, so ging der geheimnisvolle Mann auch schneller, und ebenso verlangsamte er seinen Schritt, wenn jener weniger schnell ging. Blieb der Weber stehen, so ahmte sein Begleiter das sofort nach. Darnach wurde der rätselhafte Fremde immer größer und größer, bis zum Schultenhof, wo er plötzlich verschwand‘‘ 2). Nachtbuben oder Mörder, die einem Geistlichen auflauern, sehen ihn plötzlich nicht allein, sondern in Begleitung Unbekannter (d. h. Engel) 3. s.a. Schutzgeist. 1) Vgl. z. B. Reiser Allgäu 1, 304 Nr. 387; 1, 336 Nr. 4; Sche 111 Berg. Sagen 168 Nr. 69; Jegerlechner

2, 298.

3) Ebd.

?)

ı, 69 Nr. 13 und Anmerkung

Schell

Berg.

Sagen

167

Nr.

68,

167 Nr. 68; 183 Nr. 109 und Anmerkung

fleckten Blättern. Wenn sie im Frühjahr nicht mehr austreibt, bedeutet das den Tod eines Hausmitgliedes!), Die B. stört, im Zimmer gehalten, den Frieden bei Brautleuten und Jungvermählten (vgl. Hortensie) 2). l) Meyer Märk. Heide

Baden 178.

377.

Handtmann Marzell.

Begräbnis, I. ı. Allgemeines, 2. Teil- u. Doppelbestattung. 3. Lebendig begraben. 4. Grab machen. 5. Offenes Grab. 6. Grab schließen. 6. Umwandlung. 7. Schießen. 8. Vorzeichen. — II. B.ort, — III. B.zeit. — IV. B.wetter. — V, B.kosten.

I. ı. Das B. unter Beobachtung aller Riten hat ursprünglich den Zweck, die Überlebenden von der Befleckung durch den Leichnam zu befreien und zugleich dem Verstorbenen den Übergang in eine andere Welt, zu dem Volk der Toten, zu

erleichtern,

damit

cr

nicht

weiter

die

Überlebenden beunruhige oder gar durch seine Bosheit schädige (Trennungsriten).

Darum finden wir zweierlei Gefühle, die oft noch sehr deutlich aus den Bestattungsriten durchschimmern: einerseits Furcht vor dem Toten, der sehr oft als böse vorgestellt wird, ander-

seits Liebe und Pietät gegenüber !). Eine psychologische

klärung fühle,

dieser dieser

ihm Er-

entgegengesetzten GeAmbivalenz, versucht

Freud ?%), Aus beiden Gefühlen erklärt sich die große Sorge der Hinterbliebenen, daß bei der Bestattung alles richtig, der

alten Sitte gemäß, hergehe, wobei oft noch der Glaube herrscht, der Tote beobachte und fühle alles, was um ihn her geschieht. Darum bemerkt man auch gerade bei den B.gebräuchen ein besonders

zähes Festhalten an alter Sitte %). Heutzutage ist es unmöglich bei jedem Brauch zu bestimmen, ob er durch Liebe veranlaßt sei, weil

Furcht oder oft dieselbe

Handlung von dem einen noch als Abwehr gegen den Toten, von dem andern Bächtold-Stäubli. aber als pietätvolle Pflicht zur Ehrung Begonie (Schiefblatt; Begonia-Arten). des Verstorbenen empfunden oder erHäufig gezogene, aus den Tropen stamklärt wird. mende Zimmerzierpflanze mit ungleichSchon der Lebende sorgt, daß für seinen seitigen, schief-herzförmigen, oft ge- | Tod alles Nötige bereit sei (Bruder-

S. 580; vgl.Caesariusv.Heisterbach 8, c. 43; Grimm Mythol. 2, 729.

schaften), und daß alles nach altem Brauch und nicht zu ärmlich zugehen werde (s. Leichenmahl). Das ist auch die Sorge der Hinterbliebenen, meist mit der Begründung, es sei eine Ehrung des Toten.

Doch glaubt man auch, der Tote müsse sonst zurückkehren %). Darum hat alles, was beim B. unerwartet, gegen den gewöhnlichen Brauch geschieht, schlimme Vorbedeutung. Vor allem war und ist es wichtig, daß der Tote überhaupt begraben werden kann (s. unbegraben), und daß er in der Heimat bei seinen Angehörigen liege.

werden alle Anstrengungen geDrum macht, z. B. die Leiche eines Ertrunkenen

(s. d.) zu finden ®). Bleibt die Leiche aber

verschwunden, so soll ein Scheinb. dem Toten Ruhe verschaffen. Aus alter Zeit stammt der Bericht des Paulus Diaconus, daß bei den Langobarden, wenn einer im Kriege oder sonstwo umgekommen, seine Verwandten auf ihre Gräber eine Stange (perticae, id est trabes erectae) aufstellten, auf deren Spitze eine hölzerne Taube befestigt war, die nach der Gegend schaute, wo der Betreffende gestorben (ut sciri possit, in quam partem

his

978

Begräbnis

977

qui

defunctus

fuerat

quiescceret) 9).

Als Seelenvogel, als eine Bannung des Toten in die Stange, wird man das kaum

auffassen können.

Eine sichere Deutung

scheint mir unmöglich; wahrscheinlich soll es ein „Heimweisen‘‘ des Toten sein, damit er bei seinem Geschlechte ruhe. Am nächsten damit verwandt scheint mir ein bei Crooke erwähnter indischer

Brauch %. In Siebenbürgen begräbt man ein Kleidungsstück des in der Fremde

Verstorbenen in die Erde eines Berges beim Heimatdorf ?). Auf Föhr hält man einen Trauergottesdienst ®), in Frank-

reich eine eigentliche Leichenfeier, wobei ein Kreuz den Toten vertritt ®), ein Zeichen, daß man nur durch Ausführung der B.riten dem Toten zur Ruhe ver-

hilft 1%). Die B.pflicht liegt den Verwandten ob, aber auch jedem,

der eine Leiche

antrifft (Sagen vom dankbaren Toten) !). Die Angehörigen sind am meisten den Angriffen des Toten ausgesetzt, und es heißt darum

bis heute

sehr oft, daß

der

Tote einen von ihnen nachholt, falls irgend etwas beim B. versehen wird. Seit der Einführung des Christentums

legte man Wert auf regelrechte Bestattung, weil man die Auferstehung des Leibes davon abhängig ansah, und dann besonders,

weil alle die Riten der Kirche,

insbesondere

weihter

die

Erde,

Bestattung

in

ge-

als Hilfe für das See-

lenheil des Toten betrachtet wurden ?!%). In Sagen spuken Ermordete oder andere Tote, die in ungeweihter Erde begraben worden

den

sind,

geweihten

bis man

ihre

Friedhof

Gebeine

bringt !®).

auf

Die

Juden glaubten, wer in fremden Ländern

sterbe, müsse sich durch unterirdische Klüfte wälzen bis ins gelobte Land, sonst

werde er nicht auferstehen 11). Verweigerung des ‚„‚ehrlichen‘‘ Begräbnisses galt

immer schon als Bestrafung und wurde gegen Verbrecher angewandt. Der Brauch geht in heidnische Zeit zurück und bestand wohl in der Versagung der üblichen Riten und im B. abgesondert von den Toten der Sippe ?!®). In der christlichen Zeit liegt die Bestrafung darin,

daß der Tote ohne die kirchlichen Zeremonien und in ungeweihte Erde bestattet wird, ein Vorgehen, an dem auch die protestantische Kirche anfangs festhielt 16), Eine Verschärfung (in heidnischer und christlicher Zeit) war es, wenn die Leiche noch vernichtet oder wegge-

schafft, d.h. dem Feuer oder Wasser übergeben wurde; denn sie einfach liegen zu lassen, wäre zu gefährlich gewesen, da man gerade solche Tote besonders fürch-

ten mußte. Selbstmörder, :)

ERE.

Rites de Fonctions

5S. Leichenverbrennung, Wiedergänger 17).

4, 419.

passage mentales

426;

2, 21f.;

v.

Gennep

209 ff;; Levy-Bruhl 352 ff.; Scherke Primi-

tive 156 ff,; Wasmansdorff

Die religiösen

Motive d. Totenbestattung (Progr. Berlin 1884); Lehrbuch d. Rel.gesch.* 2, 563 ff. ?) S. Freud Totem

u.

Tabu

(1922)

7o ff. *) Meyer

Germ.

Myth. 6ıf. %) Wittstock Siebenbürgen zoo; John Erzgebirge 115; Strackerjan 2, 217; Baumgarten Aus der Heimat 3, 112; Hoops Sassen 119; Lucius Heiligenkult 26; vgl. Pauly-Wissowa 3, 333. Bondeliv z, ıı1f. Dansk 347; Feilberg 5) MschlesVk, 9. Heft 21, 53. 87; Sartori

Sitte u. Brauch 1, 154; Kühn a u Sagen 2, 281; Wittstock Siebenbürgen 60; Fo ge 1 Penn-

979

Begräbnis

sylvania

135

Nr.

622;

Le

Braz

Legende

I,

395; vgl.Dieterich Muller Erde 52. °) Pau]us Diaconus 5, 34; vgl. Meyer Germ. Myth. 63; Ebert AReallex. 4, 2, 492; Weicker Seelenvogel 10; Grimm Kl. Schr. 5, 447; Crooke Northern India 223, 7) Wlislocki Magyaren ı2; vgl. FFC. 41, 182; Melusine 2, 418. ®) Z{Vk. 19, 277. °) RTrp. 12,

396;

14, 346;

©) ERE. 4, 428; Z{Vk.

14,

401;

Le

Braz

Scherke

15,5;

Legende

ı, 424 ff.

Primitive 60 u. 170;

Liebrecht

Z.

Volksk.

398f.; Pauly-Wissowag3, 333f.; Cr o oke Northern India 230 f.; FL. 8, 334 f.; I5, 123; Zelenin Russ, Volksk. 326. !!) Simrock

Mythologie

117 £.; Brunner

Deutsche

Rechts-

geschichte? ı, ı27; Pauly-Wissowa 3, 347; ERE. 4, 420; Z£Vk. 14, 3off.; BoltePolivka 3, 49off. sırf.; Schwebel Tod u. ewiges Leben 3281f.; ZfvglRechtswiss. 33, 359. !% Lucius Heiligenkult 25 f£.;

Wasmansdorff

Die veligiösen Motive

Totenbestattung 17%. !) Meyer 351; Kühnanu Sagen I, 44.

der

Aberglaube 46 1f. 56;

Haupt Lausitz ı, 148 Nr. 169; Meiche Sagen 183 Nr. 251; Stemplinger Aberglaube 60; Meier Schwaben ı, 303; Feil-

berg Dansk Bondeliv 2, 128 f. u. 132. 1) Buxtorf Judenschul 617. !) Brunner Deutsche Rechtsgeschichte? ı, 244. 246 {f.; Amira Grundriß 238. 1) Bodemeyer Kechtsalterih. 176 ff. 1") AfIdA. 28, 315 ff;

SAVk.

26,

145 ff.

2. Teil- und Doppelbestattung kommen in älterer Zeit noch vor. Bei Fürstenleichen wurden etwa Herz, Eingeweide, Kopf oder Gebeine besonders begraben. Dies wird z. B. von Barbarossas Leichnam berichtet !®). Oder nur der Kopf wurde begraben, wahrscheinlich, weil er als Sitz der Scele galt !®), Noch Durand erklärt: ‚„‚,Religiosa sunt, ubi cadaver hominis integrum, vel etiam caput tantum sepelitur ... corpus vero

980

schen,

noch

daß

an

etwa

den

der

Glaube

Knochen

zu

etwas

herr- !

vom

Toten haftet (s. Totenknochen). Ein Totengräber legt die Gebeine seiner Verwandten in das Grab eines unschuldigen Kindes mit der Behauptung, das tue den Toten noch im Himmel wohl, und es verkürze die Büßung 2).

Begräbnis

18) Chron. d. Otto v. St, Blasien c. 33; Sitzb. Beılin 1920, 478; Lünig Theaty. Ceremon. 2,7651.; Simrock 1Myth. 577; Schwebel Tod u. ewiges Leben 244%; Witzschel

fertig waren 1). Es kommt auch vor, daß den Leuten eine Spende an Geld oder Brot und Bier verabreicht wird ®2).

2, 464 f.; noch bei Franz Joseph (nach Zeitungsberichten Nov, 1916). *) Deonna Croyances 457; Amira Todesstr. 212; Weinhold D.

zu Beginn oder Ende der Arbeit, oder wenn das Grab zur Hälfte gegraben ist,

Thüringen

heidn,

Reallex.

2,

17;

Schultz

Totenbestattung 4, 4551%4.;

42

Helm

u.

Höfisches

128;

Religgesch.

Leben

Ebert

1, 132 f.;

vgl. Graber Kärnten 168 Nr. 218. %) Durand Rationale (1565) 21b. ?!) Alpenrosen, ein Schweizer-Almanach 1813, 180; vgl. Jörger Vals 54; ERE. 4, 442; Scherke Primitive 74ff.; Lammert 109; Pauly-Wissowa 3, 357; Z{Vk. 18, 360; Rochholz Sagen 2,

Als

Abwehr

ist

es

aufzufassen,

mit

einem

Gebet

Sinn eines Opfers (Bauopfer) ®). Als Rechtsstrafe kam cs früher häufig vor ®),

der ‚„‚gehen‘‘ muß, ins Grab, und das hat die Folge, daß die ganze Ortschaft aus-

ZfVk.

14,

33;

ARw.

9,

385 ff.

Berichten; besonders wird es von den alten ‚„,Heiden‘‘ erzählt, oder es hat den

2) Schell Berg. Sagen 506 Nr. 24; Korth Jülich 117 f.; Ders. Berghein 26 1. Müllenhoff Sagen 5337 Nr. 530; Lüt o1£ Sagen 253; Kuhn Westfalen 106 Nr. 109; Kuhn u. Schwartz 72 Nr. 74; Tetzner Slaven 377; Graber Kärnten 208 Nr. 281; 423 Nr. 576; vgl. Amira Todesstr. 214. ®) Grimm RA. 2, 274 ff.

4.

Schon

das

Grabmachen

ist

mit Gefahr verbunden. Wenn es nicht Aufgabe eines besonderen Totengräbers ist, so besorgen Nachbarn %) oder die Träger ®) diese Arbeit. In Schwaben und

Anhalt kam es vor, daß der jüngstverheiratete Bürger den Totengräberdienst übernehmen mußte, dafür aber je-

ziehen ®),

Die

Grabmacher

essen

und

trinken fleißig; doch darf von den Speisen und Getränken, die man ihnen auf den ! Friedhof schickt, nichts ins Trauerhaus ! zurückgebracht werden, sonst stirbt bald jemand aus dem Haus ®°). Die Nachbarn gossen von dem gespendeten Branntwein ins offene Grab, wenn sie mit der Arbeit

Braunschweig Schäßb.

mündl.

Braunschweig Eifler Volksk.

Westböhmen

317; ZfVk. 128; HessBl.

411; ZfVk, ı9, 273; ‘87; Wirth Beiträge Luxemburg

153;

rı, 10,

176;

Hunsrück

182;

Bodemeyer

Mecklenburg

*) Tetzner

2, 95;

Slaven

160.

ı, 294;

Graubünden

%®) HessBl.

Thüringen 2,259;

30/32,

119.

Wirth

Braz Le41; Volks-

3%) Höhn

Myth. 3, 469 Nr. 935; Tetzner Volksleven 8, ı9. % Höhn Drechsler Schlesien 1, 2883;

Tod

Slaven 85; Tod 344; Panzer

Beitrag 1, 263. %) Höhn Tod 344; Le Braz Legende 2, 312; ZföVk. 7, ı22. %) Höhn Tod 326. ®) Z{rwVk, 153, 109. ®%) Lammert III; Zürcher Stadtbücher

ı, 62; Niderber-

ger Unterwalden 3, 178({f.; HessBl. 24, 88 f. ä) Wuttke 466 8 739; SAVk. 21, 5; Strackerjan I, 106. ®) Gander Nze-

vor im Umdas des die

derlausitz

83

Nr.

211.

5. Ein offenes

%)

Bern

Grab

schriftl.

ist gefährlich;

denn, wie oben bemerkt, können sich böse Geister drin verbergen, besonders wenn es über Nacht offensteht *), speziell über die Neujahrsnacht %). Dasselbe ist wohl gemeint, wenn es heißt, cs sterbe bald jemand, falls der Mond in cin offenes Grab scheine %), Man legt daher Bretter drauf *) oder einen schwarzgestrichenen Deckel als Schutz gegen böse Geister %). Der Gräber muß seine Grabwerkzeuge kreuzweis drüber legen, dann haben die

Hexen

keine

Macht

über das

Grab“%).

Fällt eines der Werkzeuge hinein, so stirbt bald jemand aus der Familie; Hacke oder Schaufel weisen auf Mann oder Frau wie beim Grabschließen ®). Besonders über Sonntag soll kein Grab offen sein, sonst stirbt noch in derselben Woche jemand aus der Pfarre ®1), oder in den nächsten 4 Wochen 2), speziell ein Verheiratetes ®3), Auch über Freitag soll kein Grab offen sein, sonst erfolgt in der nächsten oder in

den 3 folgenden Wochen ein Todesfall 54),

ebenso wenn am Karfreitag ein Grab offen steht 5), und wenn dies in den Zwölften der Fall ist, gibt es im nächsten Jahr viel Leichen 5), Weiteres siche bei B.zeit

der

2, 218; Diener

KRechtsalter-

fümer 195; Volksleven 8, 17 u. 19; vgl. Thur ston Southern India 210. ®%) HessBl. 6, 102;

Legende

v.

348; vgl. ZfVk. 18, 368; vgl. Frazer 3, 141 £.; ZfEthn. 8, 190; Globus 69, 90. ®) Grimm

Gaßner Mettersdorf 2/3, 61; Fontaine

Heimat 3, ı15; Strackerjan SchwVk. ı2, 5; Volkskunde ı3, 98;

Progr.

Pop. Ant. 2, 240; vgl. Globus 89, 197.

leven 8, 20; Z{Vk.

Andree

Aus

Braz

z02; Brunner Ostd.Vk. 192; Le gende ı, 357; Otte Glockenkunde

220; Wrede 109; Bavaria I,

Baumgarten

Le

Andree

Beiträge 2{/3, 61; vgl. Frazer 3, 142. 3) Witzschel Thüringen z, 255 f. %) Bavaria I, 411; Graubünden mündl, %3) HessBl. 6,

gräber belästigen 3); der Tote oder die Seele muß also sofort die Wohnung bereit finden. Stößt einer der Nachbarn beim Grabmachen auf einen Knochen, so stirbt er im selben Jahr ®). Wichtig ist auch, daß das Grab tief genug sei; alte Verordnungen verlangen es meist aus sanitären Gründen %); es heißt aber auch, der Tote könne sonst umgehen %l); drum findet ein spukender Toter Ruhe, als man seine Gebeine tiefer begräbt 1%). Wenn das Grab zu klein gemacht worden, so gehört der Tote nicht hinein, d. h. er ist scheintot %). John

1, 304;

Schuller

6, 102; Witzschel

arme Secle keine Ruhe finden, müsse umherirren oder Angehörige und Toten-

2%)

Schlesien

61;

2%) Bartsch

seine Ruhe habe 3%), Schaufelt man alle Erde heraus, so fährt ein feuriger Drache,

stirbt 3). Es liegt hier die Furcht bösen Geistern zugrunde, die sich offenen Grab verstecken könnten. gekehrt heißt es auch, man müsse Grab womöglich noch am Abend Todestages beginnen, sonst könnte

317;

1863,

Brand

beendigt 3),

3. Daß Leute lebendig begraben wurden, findet sich in sagenhaften

159;

?”) Drechsler

mit der Glocke ein Zeichen geläutet wird 3), oder wenn der Totengräber seine

Arbeit

982

ZfVk. 8, 437. %°) Birlinger Volksth. 2, 208; Wirth Beiträge 2/3, 61; vgl. Argovia 4, 421.

wenn

Das Grab darf nicht zu früh gegraben werden, erst am B.tage, sonst hat man vor dem Toten keine Ruhe 3), oder es soll nicht an einem Tag fertig gemacht werden, die Arbeit muß dreimal unterbrochen und erst am Beerdigungstag fertiggestellt werden, damit der Tote

! mand anstellte %). Seltener wurde es durch Verwandte besorgt 2), es ist Anvel aliquod aliud membrum absque capite gehörigen im Gegenteil verboten, beim sepultum, non facit locum religiosum‘‘ %) Graben und Zuwerfen des Grabes be(s. Totenschädel). schäftigt zu sein, sonst stirbt bald jeDoppelbestattung kann man es nennen, mand aus der Familie ®), Manchmal bewenn nach der Verwesung die Gebeine | stimmt der Sterbende selbst noch die wieder begraben oder sorgfältig in einem Leute, die das Grab fertig machen sollen, Beinhaus gesammelt werden. Es | und keiner darf sich dieser Pflicht ent-

scheint

981

!

(III, 4).

983

Begräbnis

Ist während einer Hochzeit ein Grab offen, so stirbt bald ein Teil des Braut-

paares, oder die Kinder werden ihm sterben ”), im Thurgau heißt es: Brut und Bohr, Lich übers Johr 5). Der Mann stirbt zuerst, wenn ein weibliches oder auch ein männliches Grab offen ist ®). Ist am Tauftag ein Grab offen, so stirbt der Täufling bald ®). Regnet oder schneit es in ein offenes Grab, so stirbt bald wieder jemand %). Was die Witterung beim B. für das Schicksal der Toten bedeutet, siehe unter B.wetter (unten IV). 4)

Köhler

nau

Voigiland

Sagen 3, 255.

442;

vgl.

*°) ZA1IpV. 54, 14.

Küh-

*°) Pol-

linger Landshut 295; vgl. Schiller Braut v. Messina V. 2611. #) Caminada Fyriedhöfe 40. %) Bern schriftl. *) Zingerle Tirol 50; Wuttke 467 8 740; Mülhause 8o; |! Knoop Hinterpommern 166; Kuhn Westfalen 2, 52 Nr. 147. ©) Ebd. #) Baumgarten Aus der Heimat 3, 103; Wuttke 467 $ 740; Thiers Traite (1679), 270; BF. 2, 364. 5) Meier Schwaben 2, 491; Birlinger

Aus

Schwaben

Stauber

ı,

Zürich

Lütolf

Sagen

395;

552;

Wuttke

ı, 30;

zı4

SchweizId.

SAVk.

zı,

201;

$ 299;

2, 677;

Höhn

Tod 345; RTrp. ı5, 152. ®) Höhn Tod 345. 5%) Reiser Allgäu 2, 313; Höhn Tod 344; RTrp. 15, 152; vgl. Le Bra z Legende 1, 357. 5) Birlinger 4us Schwaben 1, 386. 5%) Wuttkez215 8 300. ”) Pollinger Landshut 256; Baumgarten Aus der Heimat 3, 93; MschlesVk.

47 Nr. 438; Voigtland

John

ıı,

94;

Rothenbach

Strackerjanı,3ı;

438;

Drechsler

Erzgebirge 96; John

Lammert

Österr.-Schlesien

Erzgebirge

154;

96.

SAVk.

2, 226.

%®)

Köhler

Schlesien

2, 200;

Westböhmei

21,

%) Mündl.

Köhler

Bern

50;

%)

181;

Peter

Voigtland

John

436;

John Erzgebirge 62; vgl. Höhn Tod 270; Mensing Schlesw. Holst, Wb, ı, 754. %) Z£Vk. 14,

429;

8,

290;

Höhn

Tod

344.

6. Das Schließendes Grabes ist ein wichtiger Augenblick, weil nun der Tote endgültig in seine neue Wohnung verwiesen wird und man sorgen muß, daß ja nichts unterlassen werde, ihn darin festzuhalten. Nicht mit dem Tod, sondern erst mit der Bestattung erfolgt die Trennung des Toten von den Lebenden. Das Grab wird noch manchmal im Beisein der Trauerversammlung geschlossen, die Träger besorgen es, indem sie ein Kirchenlied singen, oder die jüng-

sten

Männer

des

Geleites ®),

bei

den

Juden

die

meinde %), Der

männlichen

Rest

einer älteren

984

985

es auch, wenn die Trauernden das Grab dicht umstellen müssen, weil sonst bald jemand nachstürbe®, oder daß früher 2 Träger beim Zuschütten zugegen sein mußten, für den Fall, daß etwas vor-

Glieder

der

Ge-

Sitte,

daß

alle

Angehörigen, das ganze Gefolge oder die ganze Gemeinde, sich am Zuschütten des Grabes beteiligen mußten %), wie es noch in einer Kärntner Sage vorkommt, wo jeder Soldat einen Helm voll Erde auf einen Toten wirft ®), ist wohl in dem weitverbreiteten

Brauch

erhalten,

dem

Toten einige Handvoll Erde nachzuwerfen. Der Priester ®), die Verwandten ®) oder alle Teilnehmer ®) werfen eine oder 3

Hand

oder

Schaufeln

voll

Erde

in

Kreuzesform ®) auf den Sarg, damit man den Toten leichter vergesse 7”), um die

Ruhe

des Toten

zu befördern ?!), damit

der Verstorbene weniger Langeweile habe 2), in Bulgarien, damit die Verwandten hiermit die Seele loskaufen ?3). Die Seele verläßt den Leichnam, wenn der Priester eine Handvoll Erde ins Grab wirft **). Zwar wird dabei der Wunsch ausgesprochen: „Möge dir die Erde leicht sein‘*, und es kommt vor, daß sogar zuerst Heu auf den Sarg geworfen wird, damit diesem Wunsch Genüge getan werde 75); doch wird der wahre Zweck im Gegenteil sein, den Toten festzuhalten 7); darum sind vielleicht auch die Verwandten als die am meisten Gefährdeten von der Pflicht ausgenommen 7”). Bei den Huzulen sprechen die 2 Männer, die zuerst eine Schaufel voll Erde ins Grab werfen: „Damit du nicht wegläufst‘‘ und: ‚Damit du nicht heraufsteigst‘‘ ?®), Nach dänischem Glauben soll das Gebet des Geistlichen den Toten ins Grab bannen”). Auch Kränze und Blumen werden hin-

untergeworfen ®),

Wenn man von der Erde, die der Priester ins Grab geworfen, nimmt, sie in der Messe segnen läßt und über die Kirchtürschwelle legt, so können Hexen nicht drüber gehen, cin Glaube, der von der Friedhoferde (s. d.) her übertragen ist ®). Die Männer, manchmal nur Verwandte und Träger, müssen mit entblößtem Haupt das Grab umstehen. Die Angehörigen bleiben bis zuletzt auf dem Kirchhof, oder sie gehen zuerst hinaus ®2),

Als

Vorsichtsmaßregel

aufzufassen

ist

Begräbnis

kommen

sollte 8%).

Über das Klagen der Angehörigen, das Vorgangs

die Wichtigkeit des siehe Totenklage. Kirchliche

Maßnahmen,

die

beweist,

Ruhe

des

Toten zu sichern, sind das Besprengen des Grabes mit Weihwasser, im Wallis mit der Absicht, daß Gras und Blumen darauf gedeihen ®), das Aufstellen des Grabkreuzes 8%), und auch wohl das Andauern des Glockengeläutes, bis die letzten Rasenstücke aufs Grab gelegt sind ®). Grab

Das

muß

geschlossen

bleiben,

der Tote darf nicht herauskommen; es ist ein schlimmes Zeichen, wenn eine Stelle des Grabes sich nicht schließen will ®). Darum werden noch verschiedene Maßregeln ergriffen. Wird einer in einem Erbbegräbnis beigesetzt, so muß man den Schlüssel wegwerfen, sonst sterben die andern bald nach ®%). Schaufel oder Spaten und Hacke werden nach dem Zuschütten des Grabs darein gesteckt oder kreuzweise draufgelegt ®), damit der Tote Ruhe habe und der Böse nicht Macht darüber erlange %). Das zuletzt benutzte oder hingeworfene Werkzeug deutet auf das Geschlecht der nächsten Leiche, meist bedeutet Hacke = Mann, Schaufel = Frau®?); dasselbe gilt je nach das beim Zuschaufeln dem Werkzeug, zuerst benützt wird ®). Die Richtung, in der zuletzt gehauen wird, oder in der der Schaufelstiel liegt, zeigt an, woher die nächste Leiche kommen wird %). Geräte, die beim Grabmachen benutzt unrein,

worden

sind,

werden

zeugen

einige

Tage %)

oder

er-

halten Zauberkraft ®). Auch die Bahre bleibt 8 Tage, oder Bahre samt Werk-

auf

dem.

Grab

stehen, damit der Tote nicht wiederkomme ”); ferner ebenfalls das Heck mit

den

Kränzen®).

Deckel,

in

In

Hannover

Sargans ein

wird

ein

schwarzes

Holzkreuz in Rahmen auf das fertige Grab gelegt ®); ’ in Braunschweig wurde ein Totengestell aus Weidenruten, mit

986

buntem Papier umwickelt und einer Wetterfahne aus Knittergold an der Spitze, aufgepflanzt. An andern Orten geschieht dies nur bei ledigen Toten

(s. Totenkrone);

auch eine Art Netz von

farbigem Papier wird übers Grab gelegt 19), Auch als Abwehr zu verstehen ist es wohl, wenn Kohlenstaub, Hammerschlag oder Eisenfeilspäne aufs Grab gestreut 19) und brennende Lichter aufgestellt werden. Wenn im Kt. Graubünden die Butter aus der Lampe, die bei der Totenwache brennt, aufs fertige Grab geschüttet wird, muß man es eher als Totenspeisung betrachten 12), Nach Durand wurden ins Grab Weihwasser, Weihrauch und Kohle geworfen, letztere „quod terra illa ad communes usus amplius redigi non potest. Plus enim durat carbo sub terra quam aliud‘‘ 1%), Das Verschließen des Grabes sollte wohl auch dadurch verdeutlicht werden, daß man über Rasenstücke die ausgestochenen dem Grab sorgfältig zusammenlegte, oder ein Rasenstück auf den Platz setzte, wo

das Gesicht lag 19%),

Daß solche Vorkehrungen zur Abwehr dienen, ersieht man deutlicher aus den Ausnahmeriten, besonders bei Wöchnerinnen. In Schlesien wurden anfangs des 18. Jh.s ihrc Gräber mit ‚,Gegitter‘‘ umgeben 1%), in neuerer Zeit werden vier Holzpflöcke ins Grab geschlagen und

durch

weiße

verbunden,

Leinenbänder

das soll

die Ruhe

oder Faden

der Toten

sichern 1%), Oder es wurde ein Garngewinde um 4 aufs Grab gesteckte Spindeln geschlungen, ein sog. Garnschneller, den die Tote bei ihrer kirchlichen Aussegnung zu opfern gehabt hätte 1”). Anderswo wurde das Bettuch, worauf sie verstorben, aufs Grab gelegt, 3 Löcher hineingeschnitten und das Tuch mit Pflöcken oder Steinen befestigt; es blieb auf dem Grab, bis es vermodert war 1%); in Meiderich wurde nur ein weißes Läppchen mit Schleifen an den 4 Enden aufs Grab gelegt 19). In Graubünden müssen einige Jungfrauen während der Leichenrede das weiße Tuch, das man sonst ums Bett der Wöchnerin hängt, über ihr offenes Grab halten 29), Tote Wöchnerinnen kehren

987

Begräbnis

besonders gern zurück, sie gehörten früher bei uns wie heute noch bei andern Völkern zu den gefürchteten Toten, nach Burchard v. Worms wurden ihre Leichen gepfählt. Die Fäden und Tücher sollten also wohl denselben Zweck erfüllen wie anderswo aufs Grab gelegte Dornbüsche 1!) (vgl. Grabbeigabe A 7). Auch Gräber ungetauft oder sechrfrüh verstorbenerKinder (die nach weitverbreitetem Glauben als Irrlichter herumstreifen müssen) wur-

den ähnlich verwahrt, indem man eine Windel drauf befestigte, auch Tränen-

tüchlein genannt 12), Fetzen davon hatten Heilkraft, besonders gegen Zahnweh 213), Drastische Mittel, um den Toten im

Grab zu halten, waren außer dem Pfählen das Bedecken mit Gestrüpp oder Dornen, das man gegen gefährliche Tote anwandte. Es hat sich beim Lebendigbegraben von Verbrechern bis übers Mittelalter hinaus erhalten. Mit dieser

Dornenbedeckung wird man auch das Pflanzen von Dornbüschen auf Gräbern zusammenstellen

Bosnien

müssen,

vorkommt 1);

wie es noch in

noch

deutlicher

ist der Zweck ersichtlich, wenn in Bulgarien eine Vampirleiche mit wilden Dornrosen umgürtet wurde, um ihr das

Aufstehen zu verunmöglichen 128),

®) Höhn Tod 347; Jensen Nordjries. Inseln 345; Ga ß ner Metteysdorf 93; Z£Vk. 8, 437. ®%) Höhn Tod 347; vgl. Buxtorf Judenschul 608, %) R os en död och begravning zı; Feilberg Dansk Bondeliv z, 118; We 11hausen Reste 180; ZfVk. 14, 34; Krünitz Encyclop. 73, 615; Koch Animismus

96; ZfEthn. 30, 354; ERE. 4, 437. ©) Graber Kärnten 399 Nr. 552. %) Egerl. 9, 32; John Westböhmen 176; Seefried-Gul-

gowskiz223; Jensen Nordfries. Inseln 344; Brand Pop. Ant. 2, 284; Globus 69, 198; Le Braz Legende x, 365. ®) Bern u. Graubünden schriftl.; SAVk. 24, 63; ZfVk. 6, 410; Gaßner Mettersdorf 93; ZfVk. 14, 30{f.; ZiöVk. 7, 123; Me y er Baden 594; Volksleven 11, 57; Feilberg Dansk Bondeliv 2, 118; Thurston Southern India 166. ®%) Brückner Reuß 193; Grimm Mythol. 3, 458; Globus

Wirth 128;

78,

322;

Beiträge

Lemke

Fontaine

Tod 346; BF. derberger

2/3,

66;

Ostpreußen

John

Luxemburg

153;

2,

279;

Erzgebirge Höhn

2, 363; ZföVk. ı0, 106. ®%) NiUnterwalden 3, 163. ©) Köh-

988

ler Voigtland 254. ") Grimm Mythol. 3, 458; Wirth Beiträge 2/3, 66. 7?) SAVKk. 24, 63. 78) ZfVk. 14, 34. 7) Seefried-Gul g0owskiz223; vgl. Le Braz Legende 1, 211 u. 234; RTrp. 12, 447; Se billot Folk-Love 3, 250; Andree Juden 184; FL. 18, 366, 75) ZfVk. 13, 390; vgl. BF, 2, 362. 76) NieddZ. ı, 93 ff.; ZIVk. 14, 30; vgl. Scherke Primitive 64; Heyl1 Tirol 313 Nr. 130. 7) MschlesVk. 3, 7. %®) Globus 69, 9ı; vgl. Zelenin Russ.

Volksk, 326. *) Feilberg Dansk Bondeliv 2, 119 u. 132; vgl. ZföVk. ıo, 106. ®%) John Erzgebirge 128; Brand Pop. Ant. 2, 312; RTrp. ır, 311. %) Theatrum Diabol. (1569), 1212; BF. 2, 363. ®) Höhn Tod 346 f.; vgl.

Gaßner Mettersdovrf 93; Brand Pop. 2, 274. %®) Drechsler Schlesien ı,

Anl, 304.

*) Höhn Tod 347; vgl. MschlesVk. 25, 124; 5) Osenbrüggen Wanderstudien 4, 24; Homeyer Dreißigste 156; BF. 2, 363; ZI{Vk., 18, 367; SchwVk. 17, 13. %) Niderber ger Unterwalden

3, 171;

Thalhofer

Liturgik

2,

473. ©) SAVk., ı, 46; Wirth Beiträge 2/3, 63. %) ZfdMyth. ı, 189; Meiche Sagen 522 Nr. 668; Kühn au Sagen ı, 183f. 9%) Kuhn

Märk. Sagen 387 Nr. 101 = Wuttke 468. 0) HessBl. 6, 102; Bartsch Mecklenburg 2, 98;

Engelienu.Lahn

249;

Wirth

Bei-

träge 2/3, 63; vgl. Feilberg Dansk Bondeliv 2, 119. ”) Witzschel Thüringen 2, 253. ®”) Engelien u. Lahn 249; Bartsch Mecklenburg 2, 98; Knoop Hinterpommern 167; SAVK. ı, 46; Wuttke 214 $ 299; Wallis u. Graubünden schriftl.; Wolf Beiträge 1, 215f.; Kuhn Westfalen 2, 51 Nr. 146; Wirth Beiträge 2/3, 52. ®) John Erzgebirge 117; Kuhn u. Schwartz 436 Nr. 303; Lammert 106. %*) Kuhn Märk. Sagen 368;

Gaßner

Metteysdorf

81;

Rochholz

Glaube 1, 198; Wutt ke2148$82099. ®*) Wirth Beiträge 2/3, 63; Krauß Relig. Brauch 135;

Scherke Thüringen

Ku 2, 119, 2/3,

nitz

63;

2,

Primitive 129;

®%) ZfVk.

Andree

Excyclop.

74;

vgl.

Feilber

Witzschel

g Dansk

8, 437; Wirth

Braunschweig

73,

411;

318;

Zelenin

Bonde-

Beiträge Krü-

Russ.

8, 20. und

19) ZfrwVk. 5, 270.

mündl.

NJbb.

HessBl.

49,

MschlesVk.

7,

Heft

13,

101 ff. 106) Ebd. 7, Heft 14, 59f.; Höhn Tod 356; vgl. Crooke Northern India 225, 1”) Meyer Baden 586; vgl. Rochholz Kinderlieder 354. 1%) Kolbe Hessen 74;

Mülhause

8o;

HessBl.

6,

106;

Volksleven

80,

111;

1123) HessBl.

ıo,

112.

8o;

112) Mülhause 112.

Deutsche Rechts-

WeihPfannenschmid 54; Totenkult wasser 53; NieddZschr. ı, 88 ff.; NJbb. 46,

205 ff.; Koch Anımismus 98; Le vy-Bruhl Fonctions mentales 399 f.; Crooke Northern India 170. 15) ARw. 13, 159.

7. Ein selten gewordener Ritus ist die Der Sarg wird einUmwandlung. oder dreimal um die Kirche getragen 1), speziell wenn die Tote eine Wöchnerin ist 17); die Angehörigen oder nur die Frauen 118) gehen dreimal um das zugeschüttete Grab; den Hügel Beowulfs umritten 12 Edelinge !?®), Der ursprüngliche Zweck ist Abwehr; der Tote soll an den Ort (Friedhof, Kirche, Grab) gebunden werden !®), Die Ausübung ist aber mit Gefahr verbunden, eine Schwangere darf die Umwandlung nicht mitmachen, sonst stirbt ihr Kind 1%). Eine richtige Einhegung durch Zaun, Wall oder Graben wird in alter Zeit noch als Abwehr gebraucht 122).

Umwandlung 381f. (mit 186) Knuchel Lit.); Urquell 3, 300; Caminada Friedhöfe

193; Rochholz Glaube ı, 198; Sartori Vierlande 23; Le Westfalen 06; Finder Braz Legende ı, 296; Volksleven 8, 21; vgl.

Pop. Ant. 2, 268, ı7, 486; Brand ARw. 17) Tem m ee Pommern 338. 1) Strackerjan

2,

Diener

19)

218.

Hunsrück

Knuchel

Knuchela.a.0O.

bürgen

72.

1%)

Thule

185.

1%)

a.a. O.

11) Wittstock 7, 88;

15,

RTrp.

Diener

43f.;

154;

SiebenHuns-

116; Umwandlung Knuchel 186; ır, 266; Koch Animismus 98; N Jbb.

Bondeliv

1%)

10,

Globus

11)

K/. Schr. 2, 244; gesch.? ı, 246; Grimm Grimm Myth. 3, 353; AfdA. 28 (1902), 316 f.; ZRG. 35, 3541f.; 39, 264ff.; Unwerth

828; vgl.

119.

214ff.

12) SAVk. 18, 165 f.

14) ZföVk. 6, 65; Brunner

Volksk. 326. ®) Z{Vk. 13, 390. ®%) Sartori Sitte u. Brauch I, 157; vgl. BF, 3, 32; Feilberg Dansk Bondeliv 2, 119. ®) SAVk. 6, 41; Tetzner Slaven 376; vgl. Reiser Allgdıu 2, 304. 1°) Andree Braunschweig 318; HessBl. 10, 112; Volksleven 8, 20; 10, 75; vgl. Z1föVk. 6, 65. 1%) Schweizld. 3, 1014; HovorkaKronfeldı, 188 f.; Reiser Allgäu 2, 304; vgl. Zelenin Russ, Volksk. 326, 1) Reiser Allgäu z, 304; vgl. ZIVk, 17, 375 ff.; SAVk. 14, 81. 1®) Durand Rationale (1565) 454; 2,

Mitteilungen.

106;

6,

yück ZiVk.

vgl. ZfVk. 18, 367. 1%) Wirth Beiträge 2/3, 63; HessBl. 10, 112; vgl. Feilberg Dansk

990

Begräbnis

989

49, 214 ff.

8. Nicht als Ritus, sondern nur als Ehrung empfunden wird das dreimalige

Schießen beim B. eines Soldaten !2), Der Brauch kommt in unserer Zeit auch noch vor. 123)

ZföVk.

4, 294;

Hörmann

Volksleben

428; Tetzner Slaven 326; vgl. Fischer SchwäbWb. 3, 777; Krünitz Encyclop. 73, buch 271.

Soldatenlieder

z, B. Böck

e 1 Hand-

9. Wie mit allen wichtigen Handlungen,

die mit dem Toten vorgenommen werden, sind auch mit der Beerdigung allerlei

Vorzeichen verbunden. Jede Störung im Lauf der B.handlungen wird als schädlich, gefahrbringend für den Toten

oder

die

Überlebenden

So

empfunden.

heißt es, wenn beim offenen Grab Erde herunterfällt, ein Stück, eine Seite einstürzt, wenn beim Herausschaufeln die Erde immer wieder zurückfällt, so stirbt

bald wieder jemand aus der Familie, der Tote holt einen nach 1%). Die Seite, die einfällt,

weist

drauf

der

woher

hin,

nächste Tote aus dem Dorfe kommt !2), Wenn die Erdschollen, die man ins Grab

wirft, auf dem Sarg dumpf oder stark poltern, so stirbt bald jemand aus der

Familie oder dem Orte 126) (vgl. die Vorbedeutung des dumpfen Tons beim B.läuten(s. d.)). Fällt die erste Scholle aufs Fußende des Sargs, so ist die nächste Leiche ein Kind, wenn aufs Kopfende, ein Erwachsener 12); wer von den Angehörigen die erste Schaufel Erde auf den Sarg wirft, stirbt zuerst 12), Reißt beim Hinabsenken des Sargs das Seil, so stirbt die ganze Familie aus 12); geht der Strick vom Sarg nicht los, so verwest der Tote bald 1%). Man muß den Sarg recht grad ins Grab senken, damit der Körper nicht schief liege 191). Drecht

sich

der

Pastor

beim

B.

um,

so

stirbt bald jemand aus der Familie !®2). Schlägt die Kirchenuhr, solange der Sarg noch nicht unter der Erde ist, so stirbt vor dem 30. Tag jemand aus der Verwandtschaft 133). Auf ein fröhliches Leichenbegängnis folgt ein trauriges 1%). Ein übles Vorzeichen ist auch das geschlossedes Einsinken nen Grabes. Tritt dies bald ein, so stirbt bald jemand aus der Familie !®),

oder die ganze Familie stirbt aus 1%); oder

man sagt, der Tote habe Grenzsteine ver-

rückt 17), er war ein Geizhals 1%), der Tote sei in die Hölle gekommen !*%). Hier liegt wohl der Glaube- zugrunde, das Einsinken sei ein Zeichen, daß der Tote das Grab verlassen habe und umgehe. 14)

Baumgarten

Aus

der

Heima,

Hetlingen 15; Kuhn 3, 194; Schmitt 436 Nr. 302; Schuller u. Schwartz Progr. v. Schäßb. 1863, 30; T etzner Thüringen 2, 257; Slaven 339; Witzschel MschlesVk. 8, Heft ı5, 74; Strackerjan

I, 33; SAVk., 21, 32; Rothenbach Bern 114; Manz 43 Nr. 390; Schulenburg Sargans ı22; Meyer Baden 595; Andree Braunschweig 314; Le m ke Ostpreußen I, 59;

Toeppen

Masuren 110; Schweizer, Merkur 2

(1835), 236; Graubünden münd]. 1?) Bartsch Mecklenburg 2, 97. 1) Meyer Baden 595;

Baumgarten Aus der Heimat 3, 104; La m mert Witzschel Thüringen 2, 253; 107;

359. ler

Urquell

ı, 17;

Krünitz

Encyclop.

73,

1) Wuttkezi14$299. 1%) DrechsSchlesien 2, 200. 1%) John Erzgebirge

128; Mensing Schlesw.Holst, Wb. 1, 754. 130) Tetzner Slaven 375. 1%) Keller Grab d. Abergl. 3, 57. }*) Tetzner Slaven 239. 13) Hartmann Dachau u. Bruck 228.

I, 189; St

134) Unoth

o11 Zauberglauben 141 £.

135) ZfrwVk. 15, 110; MschlesVk, 8, Heft 15, 74; Fogel Pennsylvania 126 Nr. 577; Brückner Reuß 195; Reiser Allgau 2, 314; Meier Schwaben 2, 511; Höhn Tod 357; SAVk. ı2, 214;

Lam

mert

ı07;

Birlinger

Volksth,

Il, 474; Zingerle Tirol 47; Schultz Alltagsleben 235; SchweizId. 2, 332; Kuhn Westfalen 2, 52 Nr. 148. 1%) Meyer Baden 595 = Rochholz Glaube ı, 203. 1”) Drechs-

ler ı, 305. 1®) Grohmann Tod 357; umgekehrt RTrp.

IL

992

Begräbnis

991

ı93. 1”) I5, 152.

Höhn

B.ort.

I. Der B.ort ist wichtig,

haltung

aller

Riten

der

weil bei Ein-

Tote

oder

die

Seele an den Ort, wo der Körper liegt, gebannt bleibt. Je nach den Gefühlen, die man beim Toten vermutet, oder die

die Überlebenden ihm gegenüber haben, wird man nicht der

den B.ort wählen, falls ihn Verstorbene zu Lebzeiten

selbstbestimmt hat wie Hrappr in der Laxdelasaga 140), In alter Zeit scheinen Gräber und Fried-

höfe an Straßen und Kreuzwegen gelegen zu haben; später galten letztere als entehrende B.plätze 141)

(s. Selbstmörder).

Seit der Einführung des Christentums suchte manin oder bei derKirche

begraben

zu

werden 1%),

und

bis

ins

19. Jh. hielt sich der Brauch, daß vornehme Personen und Geistliche in der Kirche oder wenigstens außen an der

Mauer begraben wurden 13. In Graubünden soll es bis in die neueste Zeit vor-

gekommen

sein,

daß

alle

Leute

in

der

Kirche begraben wurden (mündl. Mitt.). B. in der Kirche sollte es der Seele erleichtern, in den Himmel zu kommen 144), Wenn dies nicht möglich war, so wollte

man wenigstens in geweihter Erde, im Friedhof (s. d.) ruhen. Nur in Ausnahmefällen und in Sagen finden wir andere B.orte. Nach mündlichen Mitteilungen wurden im letzten Jahrhundert im Thurgau und Bern Frühgeburten und ungetaufte Kinder nachts im Keller beerdigt, in Schlesien (16. Jh.)

unter

der

Schwelle 142).

Die

Tiroler

Sage berichtet, man habe in alter Zeit ein Kind getötet und unter dem Herd begraben, das habe Glück gebracht 1%); nur komisch gemeint ist jedenfalls der Spruch der PennsylvaniaDeutschen: Wenn der Koch sich tot frißt, begräbt man ihn unter dem Herd 1%), Sagenhaft ist auch das B. bei oder in dem Haus bei boshaften Menschen angewendet; sie werden dadurch des Vorteils der geweihten Erde beraubt und an

ihr Haus gebannt !*7). (Vgl. Arme Seelen.)

Schreuer vermutet, die Sitte der Friesen im 13. Jh., den Leichnam eines Erschlagenen im Hause über den Rauch zu hängen, bis Blutrache geübt war, sei noch ein Rest des Brauchs, den Toten im Hause zu behalten und zu bestatten 1%), Um eine alte Bestattungsart handelt es sich wohl auch, wenn Alboins Leiche untereiner Treppe am Palast begraben wurde; der Tote wurde als Hüter des Palastes betrach-

tet 149);

ein

Ausnahmeritus

war

am

Platz aus zwei Gründen: es betraf einen König und einen gewaltsam Getöteten. Ein ähnlicher Ausnahmeritus einem toten

König gegenüber war es wohl, wenn die Westgoten den Alarich im Flußbett des Busento begruben und den Fluß

wieder drüber leiteten; genau dasselbe Verfahren, auch beim Tode eines Häuptlings, wird aus Afrika berichtet, sogar

993

Begraben

liegen, eine Vereinigung von und Wegschwemmen !%2),

146) C, 17; ZfvglRw. 34, 102 ff.; ZfrwVk. 14, ıff.; ERE. 4, 422; Urquell 3, 118. 14) ERE, 2, 26 ff.; MschlesVk. ı1, 74; Amira Todesstr. 263 {f.; Christentum Lippert 12) 215. 61; Weihwasser Pfannenschmid Volksepos 37; HessBl. 24, Kondziella 6sff.; Wetzer u. Welte 7, 718f.; Herzog-Hauck ıo, 494; Paulus DiacoNuS 4, 47. 142) MschlesVk. 25, 87; Caminada Friedhöfe 22; Niderberger Unterwalden 3, 177; SAVk. 24, 75; Osenbrüggen Der Gotthard (1877) 112; Pupikofer Gesch.

Thurgaus®

d.

805.

z,

14)

Keller

Grab

d.

Abergl. 3, 104; 5, 4; Lu ci us Heiligenkult 305. 1468) MschlesVk. 27, 143. 14°) Hey1 Tirol 597

Reallex.®% ı, 334; Nr. 59; vgl. Schrader Frazer I, 104 f. 14°) Fogel Pennsylvania 187 Nr. 909. 17) Müllenhoff Sagen 191 Voigiland 225 Nr. 572. Nr. 262; Eisel 214) ZfvgiRw. 34, 91. 105. I28f.; vgl. ZfEthn. 231;

42,

ERE.

4, 423;

Weinhold

Altnord,

121;

Journal

Leben 502 f. 1%) ZfvglRw. 34, 102 ff.; Koch Animismus 78 ff.; ZfEthn. 30, 352. 19) Jorc.30; Spencer Prinzipien 1, danes 199;

Ratzel

Anthrop.

Instit.

Völkerkunde

ı,

ı5, 65f.;

Frazer

ı, 249f.;

Germania

3, I5.

ul) Schwartz Volksglaube 271; The Jewish Encyclopedia 7, 170; vgl. Arch. f. Anthrop. NF. ı2, 190 f. 15) Vgl. ERE. 4,421; Brunner D, Rechtsgesch.®*

2.

B.orte

Besondere

17,

erhielten

215.

auch

Verbrecher, Hingerichtete, Selbstmörder, Andersgläubige, in christlicher Zeit immer in dem

Erde und

Sinne, daß ihnen die geweihte

somit jede Hilfe zur Erlangung des Seelen-

heils verweigert wurde !®), Doch geht aus den Spukgeschichten klar hervor, daß man den Toten damit an einen besonderen Ort gebannt glaubte. meist ist Verbrecher der B.ort der die Hinrichtungsstätte, (vgl. Selbstmörder). Schindanger Wenn geländete Leichen nicht im Friedhof,

sondern

im

Dünensand

be-

mit derselben Begründung: daß man dadurch die Grabstelle geheimhalten wolle 199), Und in einer jüdischen Schrift des MA. (Toledoth Jeschu) heißt es,

graben wurden, so kommt dies wohl von der Furcht der Leute, es könnte sich um einen Selbstmörder oder um einen auf

Garten unter einem Wasserfluß begraben, den er zuerst ab- und dann wieder darüber geleitet habe 1%). Der ursprüngliche Grund wird wohl in einer Abwehr des mächtigen Toten durch das Wasser

Über Unterschiede, die man auch beim B. innerhalb des Friedhofs machte, siehe

Judas

habe

die Leiche

Christi in seinem

994

Begräbnis

andere

‚‚schlechte‘‘

handeln 1%),

Art

Verstorbenen

Friedhof. Ein in

Sagen und Legenden häufig vorkommender Zug sind die weisenBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

den Tiere,

die anzeigen, wo der Tote

begraben sein will. Oder der Tote findet, wohl mit göttlicher Hilfe, selbst den Weg, wie die Leichen, die man der Sage nach im Sarg die Rhone hinunterschwimmen

ließ, bis sie von selbst bei Arles in

Elisius) haltCampus (= Alischanz machten und in dem besonders geheiligten Friedhof begraben wurden 18),

158) RGG. ı?, 1011; Klapper Erzählungen 114 Nr. 104; 164 Nr. 171; vgl. Rosen Dödsrike 57. 67; Zelenin Russ. Volksk. 328 f. vgl. Inseln 352; MNordfries, Jensen 15) Meyer Baden 595; Feilberg Dansk Bondeliv 2, 132. 19) Liebrech t Gervasius 3, 90; Mannhardt Germ. Mythen 360.

II. B.zeit. ı. Hie und da erkennt man noch, wie sich die zwei Auffassungen bekämpfen: entweder den Toten, dessen Unreinheit man fürchtet, möglichst schnell zu begraben, oder ihn möglichst lange bei sich zu behalten, im Glauben, er könnte übergroße Hast übel empfinden, man müsse der Seele Zeit lassen, sich vom Körper zu trennen; die Ausführung der verschiedenen Riten beansprucht an sich schon eine gewisse Zeit. Nach kirchlicher Lehre soll eine Frist eingehalten werden, damit man sicher den Tod konstatieren

könne 1%), Vielleicht liegt in älteren, obrig-

keitlichen Verboten, den Toten vor Ablauf einer bestimmten Frist zu bestatten, daß das Volk es eilig ein Hinweis,

hatte 127). Bei Wasserscheuen

gestattete

die württembergische Regierung rasche Beerdigung 1%), Lange Fristen bis zu 5 Tagen kamen im Bergischen vor, und wird ausnahmsweise in Württemberg deren Kind lebt, 3 eine Wöchnerin, Nächte

im Hause

Tote

andere

behalten,

nur 2, vielleicht eine Vorsichtsmaßregel, um ihre Wiederkehr unnötig zu machen 199).

e e Juden 156) ZfVk. ı1, 19 ff.; 14, 23; Andr 165. 184; Wellhausen Reste 178; ZföVk,

7, ı22; hofer

Pop. Ant. 2, 249; ThalBrand Liturgik 2, 466; Th ur st on Southern

India 207. 1”) Lam mert Kirchengebräuche

alterth.

188 1.;

139;

Bode

Krünitz

ıı12; Frickart me

yer

Encyclop.

Rechts-

73,

172

(damit der Tote zur Ruhe komme). !*) BirJinger Aus Schwaben 2, 318. 19) ZfrwVk. 5, 258; Höhn Tod 334. 32

2. Als Tageszeit wird meist der Vormittag!®), auch der Morgen!%) gewählt, selten der Nachmittag 162). Man zog wahrscheinlich die zunehmende Hälfte des Tages vor. Abendsodernachts werden nur besondere Tote begraben. So die Selbstmörder. Kleine (ungetaufte) Kinder

werden

abends,

während

des

Abendläutens, oder nachts bestattet 18%), ein Abortus wird nachts auf den Kirchhof gebracht und neben einem Freunde begraben; man darf dabei niemand

grüßen,

dem

man

begegnet 1%),

Abend

und Nacht werden wohl als gefährlich für den Toten oder auch für das Gefolge angesehen 165), 160)

Wallis,

Thurgau

schriftl.;

Schön-

werth Oberpfalz ı, 253; ZiöVk. 4, 268; Höhn Tod 335; SAVk. 25, 72; Reiser Allgäu 2, 298; Spieß Fränk. Henneberg 154;

Seefried-GulgowsKki linger Aus Schwaben 2, 315.

222; Bir1%) Unterwal-

den u. Luzern schriftl.; v. Rodt Bern £. 19. Jh. 91; ZföVk. 4, 294; ZfrwVk. 4, 280; Wrede Eifler Volkskh. ı27; Hörmann Volksleben

427; Becker Pfalz 237f. 1%) Gaßner Mettersdorf 90; ZirwVk. 5, 255. 1°) Gaßner Mettersdorf 86; Strackerjan ı, 33; J. Staffelbach AReiseskizzen (Luzern 1882)

31;

vgl.

Sagen mündl.

341.

996

Begräbnis

995

Le

554; Mitt.

Braz

Legende

z,

36;

Lütolf

Wallis, Graubünden, Thurgau 1%) Jensen Nordfries. Inseln

165) RTrp.

15, 152;

FFC.

41, 96;

426; Pauly-Wissowag3,336; Primitive 62.

ERE.

4,

Scherke

3. Gewisse Tage werden für B. vorgezogen oder vermieden: So ist der Sonntag belicbt 16%), gemieden werden Mon-

tag 1®7), Mittwoch 16%), Freitag 1%), Samstag 17), sonst stirbt jemand aus der Fami-

lie oder aus dem Dorf 1%), oder es wird eine Ehe durch Tod geschieden (Mittwoch oder Freitag)!’?), Doch kommt auch umgekehrt der Freitag als bevorzugter Tag vor 173), 1665) Jensen Nordfries. Inseln 341; ZfVk. 19, 277; Appenzell u. Thurgau mündlich; im Gegenteil: Baumgarten Aus der Heimat 3, 103; Höhn Tod 345. 1°) Z£Vk, 19, 276; Thur-

gau mündlich; Höhn Tod 345; BF. 2, 364; ZföVk. ıo, 106; Flachs Rumänen 55. 168) ZfVk. ı9, 276; Höhn Tod 345. 1®) Globus 59, 381; Höhn Tod 344; BF. 2, 364; Graubünden mündlich; FL, 10, 268, 10) ZfVk. 19, 276; Thurgau mündlich; Höhn Tod 345.

1) Höhn Tod 344; 364; ZföVk. 1ıo, 106.

Globus 59, 381; BF. 2, 1) Höhn Tod 344f.

v8)

Jensen

19,

276,

Nordfries.

Inseln

341;

ZiVk.

4. B. am Neujahr läßt im kommenden Jahr ız Ehepaare auseinander sterben; wenn der Kirchhof offen ist zwischen Weihnacht und Neujahr, gibts viel Leichen im nächsten Jahr 1”), „Eine Leiche auf der Bahre zur Himmelfahrt — Be-

deutet: die Gewitter haben keine Art‘, oder B. an Himmelfahrt, Karfreitag oder

in der Marterwoche hält witter vom Orte fern 175),

Wird

eine

Leiche

im

schwere

Ge-

Vollinond

be-

graben, so nimmt sie den Segen aus dem

Hause 168),

a) John Erzgebirge 128; F o ge 1 Pennsylyanta 128 Nr. 584. 1°) John Erzgebirge 128. 6) Wuttke 58 865; Mensing Schlesw.Holst, Wb, ı, 754; Lütolf Sagen 552 f{f.

IV.

B.wetter.

Das Wetter beim B. wird meist als Anzeichen für das Schicksal des Toten, der Seele, aufgefaßt. Manchmal aber steht

es in anderem Zusammenhang, besonders mit der Todesart (Selbstmörder), und es ist der Tote selbst, der das Wetter macht.

Weit verbreitet ist der Glaube, daß der Tote selig sei, wenn es vor oder beim B. ins Grab regnet, „dem Gerechten, Glücklichen regnets ins Grab‘ 1”), oder „die Engel weinen über den Tod‘ 18), Zugrunde liegt ursprünglich der Glaube an die dämonenabwehrende Macht des Wassers 17), was später nicht mehr verstanden und anders ausgedeutet wurde. Drum heißt es auch: Regen am B.tag ist ein Zeichen, daß der Tote viel gelitten hat und nicht gern gestorben ist 1%), oder ein Zeichen, daß über den nächsten Toten viel geweint wird 181), oder daß der Tote gern Bier getrunken habe 182), auch, daß ein naher Freund sterben wird 183), Unwetter beim B. bedeutet fast immer, daß der Tote böse war und in die Hölle kommt 18). Ausnahmsweise verkünden Donner und Blitz, daß der Seele die himm-

lische Pforte geöffnet werde 18). Weht der Wind nach dem Gehöfte, so bleibt die

Wirtschaft im alten Geleise, weht er vom

Gehöft weg, so kommt 17)

#ingen

Grohmann

18; Kolbe

189;

Hessen

sie zurück 18), Schmitt

82; Wolf

Het-

Beiträge

998

Begräbnisläuten

997 2,

216;

1,

367;

Meyer

ıo5s;

Lammert

Baden 595; Fogel Pennsylvania 91 Nr. 361; 135 Nr. 620; Rochholz Glaube ı, 198; Globus 59, 381; ZföVk. 3, 373; ZirwVk. 2, 498; Brand Pop. Ant. 2, 285; Le Braz Legende

1, 365. 1) Grohmann 189. 1”) ARw. 13, zoff. 1) John Erzgebirge 128. 1) Tetz189. 2%) Grohmann Slaven 375. ner Nr. 575. 126 Pennsylvania 3) Fogel 14) Rochholz

SAVk.

ı, 198;

Glaube

8, 274;

Bern mündl.; Grohmann 198; FL. 15, 453. 1, 464; Müllenhoff Sagen Kühnau Sagen 32 Nr. 30; Meiche Sagen 175 Nr. 238; Le

773;

Nr.

628

Braz

Erzählungen Klapper 189. Grohmann 35) Masuren

V.

Legende

176 1%)

109.

f.

2, 313;

vgl.

180, Nr. Toeppen

B.kosten.

Um anständig begraben zu werden, sparen sich die Leute schon bei Lebzeiten das

niemand

Geld zusammen;

will „von

werden 17). bestattet wegen‘‘ Armen „Was von Toten herkommt‘‘ muß ehrlich erworben und bar bezahlt werden 1%), Die Gebühren an Pfarrer und Lehrer sollen möglichst bald, schon am Beerdigungstage, erlegt werden 1%), damit der Tote seine Ruhe habe und nicht wiederkommen müsse 19). Man fragt den Schreiner nicht nach der Schuldigkeit, sondern 291) . nung Beloh e essen angem eine gibt (Vgl. Sarg.) 1) Strackerjanz2, 2717. 1) HessBl, 4, Mettersdorf 93; 18) Gaßner 10; 10, 110. 1®) Keller Grab d. Baden 596. Meyer 1) BirTod 348. Abergl. 5, 42; Höhn Geiger. linger Volksth. 2, 405.

Begräbnisläuten,

ı.

Selten

wird

das

Geläute mit einem kurzen einseitigen Anschlagen der Glocken (Kleppen, Klenken) begonnen *). Häufig wird je nach Alter

oder

Geschlecht

größeren

oder

der

Leiche

kleineren

mit

Glocke

einer

ange-

fangen ?). Das Geläute erfolgt einige Zeit vor Beginn des Leichenzugs 3), oder beim Aufbruch %, während des Zuges ©), bis die Leiche zum Dorf hinaus ist %, wenn der Zug ins Kirchdorf kommt”), solange er ein Dorf passiert ®) oder bei einem Gotteshaus vorbeikommt ®), und wenn die Leiche ins Grab gesenkt und mit Erde bedeckt wird 19). Die Glocken sind geweiht, wehren daher Dämonen ab 1!l); das Geläute wird als Hilfe für den Toten aufgefaßt, so wohl

auch, wenn seine Freunde es besorgen 12), Die Verweigerung des Geläutes wird als Strafe empfunden !?); ungern hat man weil

Karwoche,

der

in

Todesfall

einen

dann nicht geläutet werden darf !%). Die Seele verläßt die Erde in dem Augenblick, wo der Sarg unter Glockengeläute aus dem Hause gehoben wird; man läutet, um die arme Seele leichter aus dem Fegfeuer zu lupfen !®); der Tote verändert seine Farbe erst, wenn das Glockengeläute verkündet, daß das Grab fertig ist 19). Bei der Beerdigung besonders frommer beginnen die Glocken von Menschen selbst zu läuten !?). die Leben-

soll aber auch

Geläute

Das

den vor dem Toten oder den Totengeistern schützen, so wenn beim Passieren eines Dorfes geläutet wird. Denn wenn man einen Toten über die Feldmark führt, ohne daß in dem Orte geläutet schlagen 28).

ı5,

1) ZfVk.

93;

zer-

Hagel

die Felder

SchweizId.

3, 660;

Otte

SAVk,

6, 41;

der

so wird

wird,

Glockenkunde 44; Volksleven 8, 20; ZfVk. 30/32, Tod 335. 341; Merz Rechts119. 2?) Höhn

I, 6, 115;

d, Kt. Aargau

quellen

8, 20;

Volksleven

Stauber

Zürich

1, 41 ff.

3) Höhn Tod 335; Bavaria I, 994. *) Höhn Erzgebirge 126; ZfVk. ı9, Tod 335; John 275; DHmt. 4, 4; Egerl. 9, 3of. ©) Durand Rationale (1565), 2ob; Wittstock Sieben427; Volkslieben Hörmann ı01; bürgen Volksleven 8, 20. % Jensen Nordfries. Inseln 350; Egerl. 9, 31. ’) Hoops Sassenart 120.

®%) Reiser

berger

schriftl.;

Unterwalden

ZfVk.

2,

Allgäu

ı3,

3, 163.

1) Unterwalden 120;

30/32,

390;

Nider-

%)

299.

mann Volksleben 427; Bode me y e Beiträge alterth. 171 ff; Wirth 2) Thalhofer Liturgik 1, 474 ff.; (1569), 119; Von Gespänsten ter 1) Bern schriftl.; Aberglauben 185. Tod

Volksleven

335;

vgl.

20;

8,

Hör-

rt Rechts2/3, 62. La vaMeyer Höhn

Diener

Hunsrück 183; ZfVk. 30/32, 119; ZfrwVk. 6, 207; 7, 170. 19) Sartori Sitte u. Brauch 1, Glockenkunde 43; Z£Vk. 8, 30. 153; Otte Volksleben 424; Eidgenöss. 2) Hörmann Abschiede VI, 1, 1254. 1°) Wittstock SieBavaria

62;

benbürgen

1,

412;

Schulen-

burg Wend, Volksth. 113; vgl. Feilberg Dansk Bondeliv 2, 117; Grimm Myth, 3, 417.

16) ZfVk. 8, 35. *) Sche11l Bergische Sagen 8; Tirol 570 Nr. 25; Baumgarten Heyl Aus der Heimat 1, 71. ®) Haltrich Siebenb. Sachsen

301.

2. Beim

trieben;

B. wird

denn

Heilzauber

die Glocken

32*

ge-

haben, weil

Begräbnisläuten

999

dämonenabwehrend, Heilkraft, und durch Spruch, Nachwerfen, Begraben, Wegschwemmen, wird dabei symbolisch das Leiden der Leiche mit ins Grab gegeben !®). Um Schmerzen zu beheben, reibe man den leidenden Teil mit dem Innern einer Speckschwarte und spreche: „Böses und Unrat, du sollst vergehn wie der Tot’ im Grabe‘, und 3 Vaterunser; die Schwarte vergrabe man unter einer Dachtraufe %), Wenn man Hühner-

wurzeln hat, eile man

während

des Läu-

tens hinter dem Sarg her, reiße die Hühnerwurzeln ab und werfe sie mit den Worten: „Sie läuten einer Leiche, ich meine Hühnerwurzel streiche. Im Namen Gottes usw.‘ in der Richtung auf die Leiche zu %), Um Gewächse oder Hühner-

augen

man

zu

vertreiben,

muß

einen alten Menschen

man,

begräbt

wenn

und

es läutet, sprechen: „Man läutet zu der Leich, und was ich greif das weich, und

was ich greif nimm ab, wie der Tote im Grab ++t‘. Dabei muß man den Schaden in der Hand halten oder mit dem Finger drüber streichen, und solange es läutet den Spruch wiederholen. Wie der Tote verwest, so vergeht das Leiden. Bei einem Mann muß ein Mann begraben werden, bei einer Frau eine Frau 2%). Gegen Hühneraugen nimmt man ein Fußbad und sagt den Spruch %), Einen Leibschaden oder Geschwüre wäscht man mit Bachwasser %), oft genügt der einfache Spruch ®)., Besonders häufig werden Warzen während des B.s vertrieben. Man reibt sie während des Läutens und sagt dazu den Spruch: Sie läuten einer Leiche, Meine Warze zu gleiche,

Man bestreicht die Warzen 3mal Speck und vergräbt ihn während Läutens unter Hersagen des Spruchs oder man bestreicht sie mit Speichel sagt den Spruch ?®), Häufig muß man

mit des ?), und da-

waschen ®) im fließenden

Wasser ®), worüber

die Leiche

hersagen: ‚Sie läuten den Toten wohl in das Grab, ich wasche mir meine Warzen ab‘‘%#). Es muß bei einer weiblichen Leiche geschehen ®). Eine alte Vorschrift von 1790 lautet,

gefahren

wird %), im Brunnen bei der Kirche ®2), im Bachschaum 3), dazu den Spruch

man

solle

einem

»)

ZfVk.

8, 35;

») Hovorkau,

Seyfarth

Kronfeldz,

Todesfall

71.

Sachsen

2)

ZfVk.

213 f.;

7,

165.

%)

Yoptstein

Disentis 174;

212.

Seyfarth

ylhen 314; Wuttke

Nr.ı1, 14;

Vernaleken

173 8 234; 335

Wirth Beiträge 2/3, 58. ”) John Br 110; Wuttkez33r 8 492. %®) Tetzner Slaven 163. %) Blätter f. Bernische Gesch. 9 (1913),

9; SAVk.

2, 280;

ZfVk.

I, 203; 4, 325; ZirwVk,

20/1, 44; Hese mann Ravensberg 91; Pol1linger Landshut 290. %) Z{rwVk, 5, 97. 270; Woeste Mark 55 Nr. ı4; Witzschel

Thüringen z, 291. %) Strackerjan ı, 90. 32) SAVk. 15, 8; Zug schriftl. 2) SAVk. 8, 147; Aargau mündl. %) SAVk, 8, 147; 2, 28o; Strackerjan ı, 90; ZfrwVk. 5, 97; 20/1, 44; ZfVk. 4, 325; I, 203; Hesemann Ra-

vensberg 91.

%®) SAVk.

15, 8. %) HessBl. 15, 130.

3. Die Zeit, da der Tote hinausgetragen und begraben wird, ist besonders gefährlich; daher finden wir auch das Verbot, während des B.s zu essen, sonst bekommt man Zahnweh %) oder die Zähne fallen einem aus %), Ebensowenig soll man schlafen, sonst

stirbt man %). Doch heißt es auch, man

solle während des B.s Obstbäume rütteln, um sie tragbar zu machen %). (s. Leichenzug.) #”) Grimm Myth. 3, 435 Nr. 39; Sartori Totenspeisung 59; Vernaleken Alpensagen 349 Nr. 77; Fossel Volksmedizin Beiträge

ı, 224;

Wuttke

310

$ 459; Wirth Beiträge 2/3, 63; Witzschel Thüringen z, 259 Nr. 73. ®%) Spieß Fränkisch-Henneberg 153; Höhn Tod 345; ZfVk. 8, 30. ®%) Wuttke 313 $ 462. *) Wirth

Beiträge

4. Aus

2/3, 63.

dem

B. entnimmt

Vorzeichen, teils

für

die

teils für

Hinterbliebenen.

man

den

allerlei

Toten,

Tönt

das

Geläute hell, so ist der Tote „‚an einem guten Ort‘ 4), tönt es dumpf, so ist der Tote schlecht gestorben %2). Zerspringt

es

Familie **),

der

in

bald

folgt

;

ein

stirbt

Glocke zeigt Tod einer ältern Person an, das der mittlern: Tod einer jüngern, das der

Kindes,

eines

Tod

kleinen:

betrifft Standesunterschiede ®),

es

oder

Auf welche Seite der Klöppel zuletzt anschlägt, von der wird die nächste Leiche im Dorf kommen ®!), Schlägt eine Glocke an, wenn die Leiche schon ins Grab versenkt worden ist, so folgen bald Verwandte 5), Wenn ein Hund ins Grabgeläute heult, stirbt bald jemand ®), ebenso wenn das Glockenseil beim Läuten sonderbar zittert °%). Wenn die Uhr ins Grabgeläute schlägt, so stirbt bald jemand aus der Familie 5) oder aus der Gemeinde ®). (Vgl. Sterbegeläute.) Aus

4) Baumgarten

der Heimat 3, 124;

Pete r Österreichisch-Schlesien 2, 247; Rocken-

philosophie 630. %) Wallis schriftl.; Meyer Legende 2, 4. Baden 595; vgl. Le Braz “) John Erzgebirge 128. %) Ebd.; Wirth Beiträge 2/3, 50; Rockenphilosophie 535; Fe il-

berg Dansk Bondeliv 2, 98. *) Peter Öster*%) Schweizer.Merveichisch-Schlesien 2, 247. kur 2 (1835), 235. %*) ZfrwVk. 4, 271; vgl. 236.

John

%®)

Spieß

Erzgebirge

Wend.

burg

ZfVk. 8, 33; Schulen

Volksth.

Fränkisch-Henneberg

Wirth

116;

153;

Beiträge 2/3,

50. %) Bühler Davos ı, 365; Wirth Beifräge 2/3, 50. ”) John Erzgebirge 117; Witz-

Thüringen

schel

®) Grimm

chisch-Schlesien 2, 247. 476;

den

Mecklenburg

Bartsch

thenbach mündl.

5)

Peter

259;

2,

Bern 43.

Schild

2, 95.

%) Ebd.

Österrei-

Myth. ”)

3,

Ro-

°) Graubün-

Grossätti 127; Witz-

schel Thüringen 2, 257; Brückner Reuß 195; Keller Grab des Aberglaubens 3, 64. Myth. 3, 450; Bühler Davos %) Grimm 1, 368; 2, 491;

Hessen

677;

Höhn Tod 345; ZfVk. 8, 34; ı3,

165;

HessBl.

Mensing

x5,

Meier Schwaben 390; Pfister

129;

SchweizId.

Schlesw.Holst,.Wb.

40,

Hiob

beim nächsten Todesfall große Trauer gein %). Aber auch wenn die Glocken hell läuten, folgt bald ein Trauergeläute 47). Wenn eine Glocke ein wenig nachläutet, stirbt bald jemand %). Tönt die große Glocke zuletzt, so ist die nächste Leiche ein Mann, ist’s die kleine, eine Frau #); oder Nachklingen der großen

362. !) M-

Bohnenberger

tönt,

dumpf

1002

Behemoth, das biblische Fabeltier, das

einer von den Begleitern %), oder es wird

schlesVk. 25, 89. %®) Lammert 184 u. 219; BayHfte, 6, 203. ®) Stoll Zauberglauben 77. 2) Grimm Myth. 3, 462 Nr. 798; Wolf Beiträge ı, 256 Nr. 15; Zahler Simmental 51. ı100f.;; Witzschel Thüringen 2, 273

Nr,

es

Wenn

Toten

Sachsen

Behemoth—Beichte

®. 1001

gar die Glocke, so wird ein Mensch mit schwerbelastetem Gewissen begraben %),

zu Grabe läuten und dann die Warzen an fließendem Wasser waschen %),

109 f.; Wolf

Sie läuten ins Grab, Meine Warze geh ab ?%).

bei die Hände

1000

2,

1, 754. Geiger,

15 ff. mit

Phan-

orientalischer

tasie zur Verherrlichung Gottes geschildert wird, ist für den Aberglauben insofern von Bedeutung, als es die EntwickDrachenvorlung der volkstümlichen stellung beeinflußt hatl). Diese Beeinflussung zeigt sich vielleicht weniger in der Übertragung einzelner Züge, als vielmehr darin, daß in B. und seinem Genossen Leviathan die Existenz des Drachens biblisch sanktioniert ist und so der Glaube an das Vorhandensein ungeheuerlicher Drachenwesen auch in der Ge-

dankenwelt christlicher Kreise lebendig blieb. B. selbst ist nicht zu einem Bestandteil des Volksaberglaubens geworden. Das unverletzbare, schnaubende Ungetüm Bemoth, von dem die isländische

Novellistik des 14. Jh.s weiß ?®), steht vereinzelt da. Ob der nordische Fenriswolf Züge von B. übernommen hat, wie Elard Hugo Meyer meint®%, ist doch recht zweifelhaft. Beiden sind vielmehr nur die allgemeinen Wesensmerkmale des Dra-

ohne daß unmittelchen gemeinsam, bare Abhängigkeit anzunehmen ist. Wir können heute mit Sicherheit sagen, daß B. ein Nilpferd ist, das in die Sphäre des Mythischen erhoben wurde — ein Motiv, das die alten Israeliten aus Ägypten übernommen haben. Frühere Geschlechter des hatten in völligem Mißverstehen

Textes in B. den Teufel gesehen, z. B. Gregor der Große %) und noch Luther ®), auch an den Elefanten hatte man gedacht %. E.H.Me

ring

y er German, Mythol. 96.?) Ge -

Aeventyri

ı,

3084f.;

2,

244.

°)

E.

H.

Meyer Mythol. der Germanen 346. *) Migne Ser. Lat. 76, 644 ff. 5) Klingner Luther 26. % Braeuner Curiositäten 584. Rühle.

behexen

s. verhexen.

Beichtbücher

s. Poenitentiale.

Beichte (ahd. bi-jiht-Bekenntnis, zu bi-

jehan) ist das vor dem Priester abgelegte Bekenntnis der Sünden. Zuerst geschah dies öffentlich; seit dem 9. Jh. ist jedoch die geheime B. und Buße im Abendland völlig eingebürgert. Von alters her ist

die Quadragesimalzeit (Aschermittwoch-

1003

Beifuß

Gründonnerstag) für B. und Buße reser-

viert. Seit 1215 ist jeder verpflichtet, um

die Öösterliche Zeit!) zu beichten. Sonstige Anlässe, bei denen das Volk in größerer Anzahl zur B. geht (‚,B.tage‘‘) ?) sind: die Adventszeit, Anfang August (Portiunkula), das Kirchenpatronsfest und Allerheiligen; der Einzelne geht auch gerne

vor

Antritt

schäftes 3). Für

eines

wichtigen

die Osterb.

erhält

Ge-

man-

cherorts der Pfarrer noch seine „B.eier‘‘ 1), wohl die Ablösung des früher üblichen ‚„‚B.pfennigs‘‘. Andere Naturalien erhält er mancherorts bei der Erstb.

der Kinder ©). Kann

nicht mehr beichten,

ein Schwerkranker

so bekennt

er wohl

auch einem Laien seine Sünden. Diese „Laienb.‘ war im Orient schon frühe beliebt, auch das MA. kannte und übte sie, jetzt ist sie wohl in Abgang gekommen und dient nur noch Schwänken als Unterlage ®). Von besonderer Bedeutung sind die frühen Bußbücher ’) und B.spiegel 3). Zahlreich sind die Wirkungen, die man nach dem Volksglauben von der B. erwartete. Cäsarius v. Heisterbach erzählt viele Geschichten von solchen, denen ihre — meist sexuellen — Sünden von einem Besessenen vorgehalten werden. Gehen sie aber dann zur B., so muß der Besessene nachher bekennen, daß er gelogen und der Betreffende rein sei®). Ahnlich liegt der Fall bei den Ordalien. Wer sich einem solchen unterziehen mußte, der hoffte, trotz aller Schuld die Probe getrost bestehen zu können, wenn er seine Sünde vorher beichtete. Nur mußte er sich dann vor Rückfall hüten, sonst kam die Wahrheit doch noch ans Licht !°), Ferner glaubt man, wer ohne B. zum Abendmahl gehe, dem bleibe der Mund offen bis er gebeichtet 1!). Hexen, welche an einem Wallfahrtsort zur B. gehen, verlieren ihre Kunst !?). Der Sage nach sitzt auch der Teufel hie und da einmal im B.stuhl 2), Aus altdeutschem Glauben (Feueranbetung) ist es zu erklären, wenn ein drückendes Geheimnis in den Ofen „gebeichtet‘‘ wird oder in die Erde, einem

Stein,

einer Pflanze 19),

1004

Die

B.

bei

nichtchristlichen

s. Hastingss.

v. Confessions.

1) Meyer Baden 522. Steiermark 225 f. Meyer

de

Rhein,

Volksk.

Völkern

186;

°®) Rosegger l.c. 522. ‘) Wre-

auch

vielerorts

im

Badischen. °) Pollinger Landshut 245. ®) ZfVk. 8, 329. ’) Schmitz Bußbücher u. Bußdisciplin 1883 und Bußbücher u. Bußverfahren 1898, ®) MSD. 1892; ZfVk. 22, 241 f. * Cäsarius v. Heisterbach 3,2; 6 u. 6. V) Franz Benediktionen 2, 330 ff. 1!) Argovia 9 Nr. 1. 1?) SAVk. 3, 298. 1) Meiche Sagen 462 Nr. 599. 11) Grimm Myth. 1, 523 £.; vgl. Bächtold-Stäubli Ofenbeichte in SchwVk. 14, 73 ff. Schneider,

Beifuß, (Buck, St. Johanniskraut, -gür-

tel, Sonnwendgürtel; Artemisia vulgaris.)

1. Botanisches. — 2. B. als Apotropaeum. — 3. B. am Johannistag. — 4. B. gegen Müdwer-

den. — 5. B. im Liebeszauber, — 6. Volksmedizinisches, — 7. B. verhindert das Abziehen des

Bienenschwarmes,



8. Kohlen

unter dem

B.

1.Botanisches. % bis 1% m hoher Korbblütler mit fiederteiligen, auf der Oberseite dunkelgrünen, unten weißfilzigen Blättern. Die kleinen unscheinbaren Blütenköpfchen sind ährig oder traubig angeordnet, Der B. ist meist häufig auf Schutt, in Hecken, an Wegen, Zäunen und Mauern?). Bei den antiken Schriftstellern?) stand die ‚„artemisia‘ 3) als Heilpflanze in hohem Ansehen; unter diesem Namen erscheint der B. auch öfter im deutschen Volksaberglauben (z. B. in Segensprüchen) %). ll)

Marzell

kurides

Kräuterb.

Mat.med,

3,

360f.

ı13;

®%)

Dios-

Plinius

Nat.

hist, 25, 73. %) Bezeichnung für den B. und verwandte Arten, vgl. auch Demitsch Russ. Volksheilmittel 182, *) Marzell Heilpflanzen 222 ff,

2. Die „artemisia‘‘ ist (wohl wegen ihres aromatischen Geruches) zeitlich. und örtlich als zauberwidriges Mittel weit verbreitet. Ein griechischer Zauberpapyrus erwähnt ihren Saft als Zaubermittel 5) und nach dem Kräuterbuch des (Pseudo-)Apuleius (4./5. Jh. n. Chr.) soll die im Hause aufgehängte artemisia die Dämonen vertreiben und den bösen Blick abwenden ®). Ebenso erwähnt Vintlers Aberglaubenliste?) den ‚pipffis‘‘, was möglicherweise den B. (ahd. pipöz) bedeuten könnte®), Eine Gießener Hs. v. J. 1400 °) und eine solche aus

Y

dem Schlosse Wolfsthurn bei Sterzing aus dem 15. Jh. 1%) kennen gleichfalls die „artemisia‘‘ als Mittel gegen Zauberei 11). Die Kräuterbücher des 15. und 16. Jh.s erwähnen,

jedenfalls

Apuleius

auf

zu-

rückgehend, den B. als zauberwidriges Mittel ??). Wenn auch der B.aberglaube zum Teil auf antike Überlieferung zurückgeht 1%), so scheint der B. doch auch eine echt germanische Zauberpflanze gewesen zu sein !%). Der B. wird gegen angezauberte Krankheiten verwendet (Solingen) !®). Behexte Milch und Eier werden durch B. entzaubert !%. Wenn das Vieh bezaubert ist, wird der am Philippus- und Jakobustag gesammelte B. im Stall aufgehängt !7). In Mittelfranken und im Fichtelgebirge ®) sowie in Tirol 1) hält der B. bösen Zauber fern. Gegen Blitz und Seuchen schützt der am Dachfirst aufgehängte B. (Steiermark) %°). Auch bei anderen germanischen Völkern stand der B. in hohen Ehren. Im alteng-

lischen Neunkräutersegen als „Mutter

der

Kräuter‘‘

(s. d.) wird er (‚‚mater

her-

barum‘‘ im Mittellateinischen) angerufen ®), und auch in Dänemark ??) vertreibt er den Teufel. Ahnliches gilt auch für Frankreich 2), Belgien %), für die Isle of Man 2), Die Ainos in Japan und die Chinesen verwenden Art gegen Dämonen ®),

eine

Artemisia-

5) Denkschr. Akad. Wiss. Wien. Phil. hist. Kl. 42 (1893), 15. %° Apuleius De medicam, 1788, 165 = herbarum rec. Ackermann Thesaurus pauperum 1576, 112. ?) Pluemen der Tugen! V. 7795. ®) ZfVk. 23, 118. %) ZfdMyth. 2, 172. 1) ZfVk. ı, 323. 1) Vgl. auch Schönbach Berthold v. R. 148. *) Z. B. Hortus Sanitatis, Mainz 1485, cap. 1: Tabernaemontanus Kreuterbuch 1588, 37. 1) Hoops Pflanzennamen 48 f. 1) Höfler Botanik 74 if.; ZiVk. 24, 14. 1°) ZirwVk. ır, Volksfeste 141. ”) Saal172. 1%) Montanus tal: Schrift. d. Ver. f. Sachs.-Mein. Geschichte 1898, 54; Württemberg: Eberhardt Landwirtschaft 211; Anhalt: Mitteil. Anhalt, Gesch, 1922, 20. 1) Marzell Bayer. Volksbotanik 201, 204. 1?) ZfVk. ı5, 59. ®) Kronfeld Zauberpflanzen 1898, 18. %) Hoops Pflanzennamen 47.57. ®) Feilberg Ordbog ı, 506. 2) SEbillot Folk-Lore 3, 483. 486; Frazer Balder z, 58. *) Reinsberg-Düringsfeld Ethnogr. Kur. 2 (1879), 142; Frazer Balder z, 60.

zer

1006

Beifuß

1005

?®) Frazera.

a.a. 0,60;

a. O. 59. %) Fra-

Seligmann

Blick 2, 55f.

3. Die apotropäische Verwendung des B.es gegen Krankheiten wird besonders bzw. dem mit dem Johannistag, -feuer in Verbindung gebracht ?”). Beim Tanz um das Johannisfeuer umgürtete man sich mit den Stengeln des B.es und warf diese dann ins Feuer. Das schützte das ganze folgende Jahr gegen Krankmit der heiten ®), Das Umgürten

vor Sonnenaufgang mit der linken Hand ausgerissenen artemisia als Mittel gegen Lendenschmerzen erwähnt schon der Gal-

lier Marcellus von Bordeaux (4. Jh. n. Chr.) 2). Heutzutage scheint die Verwendung des B.es beim Johannisfeuer nicht mehr bekannt zu sein, jedoch weisen Volksnamen wie Sonnwend- oder Johan-

nisgürtel auf die alte Sitte hin. In Niederbayern werden zur Sonnwendzeit B.kränze in den Ställen aufgehängt %). Auch in anderen Ländern werden dem an Johanni gesammelten B. besondere Kräfte (vor allem gegen Zauberei und Krankheiten) zugeschrieben, so auf Sizilien 3), in Frankreich ®), in Mähren ®), in Böhmen %), Als ‚, Johanniskraut‘ (s, d.) schützt der an Johanni gesammelte B. das Haus gegen den Blitz, wenn die Pflanze über die Haustür gelegt wird ®), oder das Feld gegen Hagelschlag, wenn die

vier

B. besteckt werden

mit

Ecken

(vgl. Arnika) 3%). In Vorarlberg schützt das aus dem B. verfertigte und über die Haustür gehängte ‚, Johannisschäppel‘‘ das Haus vor Gefahren ®). Mylh. ı, 514; Zingerle ”) Grimm Germ. Myth. Johannissegen 2ızf.; Meyer

Kreuterbuch 1532, 237; 99. %®) Brunfels Fuchs New Kreuterbuch 1543 cap. 13; Matthioli Kreuterbuch 1563, 357; Sebastian Frank Weltbuch 1534, 51 b; Boe mus Omnium gentium mores 1539, 219; vgl. auch ZfVk. 24, 13f.; 29, 41 f.; Schmeller

Bair.Wb.*

2,

Grimm 42; Opfergebräuche Jahn 302; Myth.z, 1013. ?) De medicamentis ed, Helm Kelten 245. reich 26, 41; vgl. Höfler 3%) Marzell Bayer. Volksbotanik 43. %) Pitre

Usi

Frazer

®)

257.

3,

Balder

2,

59;

Galizien 153. RTrp. 25, 464. %®%) Hoelzl 34) Grohmanngo;Hovorkau. Kronfeld 2, 193; FL. 35, 43. °%®°) Montanus Volksfeste

land

Feldbau

141;

Flore pop. 1598,

3) Vonbun

ebenso

10

7, 64. =

in

Frankreich:

%) Sebizius

Meyer

Beiträge 131.

Baden

Rol-

Vom

366.

4. Als ,,Machtwurz‘‘, wie Höfler 3) das englische mug-wort (vgl. auch die niederdeutschen Bezeichnungen Mägert, Muggerk, Müggerk) deutet (ob mit Recht?), verleiht der B. Kraft und Stärke, Nach einem verbreiteten Zauberrezept gibt der Saft vom B., wenn die Glieder damit eingerieben werden, große Stär-

ke). Es geht dies wohl auf die Angabe des Plinius *°) zurück, daß die an die Füße gebundene artemisia den Wanderer vor Müdigkeit schütze. Das Mittel ist (oft in der Form, daß der B. im Schuh getragen werden müsse) allgemein in die mittelalterliche Zauber- und Medizinliteratur übergegangen #) und erscheint häufig als ‚„‚deutscher‘‘ Aberglaube %2). Der Name B. wird (wohl volksetymologisch) mit diesem Aberglauben in Verbindung gebracht (weil man die Pflanze „bei Fuß‘‘ tragen müsse). Der gleiche Aberglaube gilt auch vom Eisenkraut (s. d.), das übrigens ebenfalls ein ‚, Johanniskraut‘‘ ist. Möglicherweise ist der den Wanderer vor Müdigkeit schützende B. ursprünglich ein Apotropaeum. %)

Botanik

75.

®)

Jahn

Hexenwesen

356;

B u ck Volksmedizin 33; Wirth Beiträge 6/7, 31. %°) Nat. hist. 26, 150. *) Vgl. z. B. Megenberg Buch d. Natur, hrsg. von Pfeiffer 385; Meddygon Myddfai, transl. by Pughe 1861, 422; Hortus Sanitatis, Mainz 1485, cap. ı. %) Z.B.Zingerle Tirol 1857, 64; SAVKk. 7, 48; 19, 216; ZirwVk.

8, 146; Höhn nenberger

Volksheilkunde ı, 158; Bohı13; Woeste Mark 56;

Fogel Pennsylvania 284 (von der ähnlichen Ambrosia artemisifolia!); vgl. auch ZfVk., 4,

154.

5. Als „, Johanniskraut‘ (s. d.} wird der B. auch im Liebeszauber ge-

braucht. Auch die antike Verwendung der artemisia als gynäkologisches Mit-

tel %)

wesen

1008

Beifuß

1007

dürfte

hier

mitbestimmend

sein. Als Zaubermittel,

um

ge-

Liebe

und Freundschaft zu erlangen (vgl. Eisenkraut), wird die artemisia in einem griechischen Zauberpapyrus (Pap. Lugdunensis) genannt **). Heiratslustige Witwen tragen den B. als Liebeszauber bei sich (Posen) %). Das ‚‚,Bifotbrecken‘‘ (B.-

brechen) der Mädchen an Johanni, um einen Blick in die Zukunft, besonders in

Liebesangelegenheiten,

zu

tun,

dürfte

ebenfalls hierher gehören %). Auch sonst wurde anscheinend die artemisia in der Wahrsagerei benutzt *7). ‘“) Plinius

Nat.

hist, 25, 73.

*) Fleck-

eisens Jahrb. 16. Suppl. Bd. 1888, 784 = Abt Apyuleius 92. 4) Wuttke 106, %) Brunner Ostid, Vh. 234. %*) Philo Magiologia 1675,

316.

6. In der antiken Medizin war die artemisia (Kraut der Artemis!) vor allem ein gynäkologisches Mittel %), Sie wird daher in den alten Kräuterbüchern ®) ein „sonderlich frawenkraut‘ genannt. Ein Kranz davon gemacht, auf den Nabel gelegt und hernach bald wieder abgenommen, hilft in Kindsnöten ®); auch zur Hervorrufung der Menses dient der B. in der Volksmedizin #). Wenn man den B. nach oben zu abschneidet, so stillt er den zu starken Monatsfluß, wenn nach unten (gegen die Erde), ruft er diesen

hervor 5), Überhaupt ist der B. ein Mittel;

das Blut (auch bei Verwundungen) z u stellen (Simmental) 5), was offenbar auf die Signaturenlehre zurückgeht, da die Stengel öfter rötlich über-

laufen sind (daher auch in alten Kräuter-

büchern als „roter Buck‘‘ bezeichnet). In Schottland verkündet eine Meermaid

die Heilkraft des B.es (mugwort) ®), vgl.

Bibernelle. ohne daß er gelegt wird so wird er

Wenn der B. einem Kranken, davon weiß, unter das Haupt und der Kranke einschläft, genesen. Wenn kein Schlaf

kommt, wird der Kranke sterben ®). Das gleiche gilt vom Eisenkraut (s. d.), mit dem ja der B. öfter zusammengeworfen wird.

Vereinzelt steht der Aberglaube, daß die am Tag der hl. Rosalie gesammelte Wurzel des B.es unter das Kopfkissen gelegt gegen Zahnschmerzen gut sei %), Vielleicht darf man hier an die nicht seltene

Verbindung Feuer (B. als Pflanze des Johannisfeuers!) — Blitz — Zahn denken”). %*)

Marzell

Brunfels

der

Heilpflanzen

Kreuterbuch

Med.-Chym.

237.

Apotheke

222. ®)

1693,

%)

Z.B.

881;

nach

Schroe-

Plinius Nal. hist, 25, 73 führt die Pflanze ihren Namen nach der Artemis Ilithya, der Geburtshelferin! 5) Dioskurides Mat.

med.

3, 113;

Zauberglauben 1717,

nus

99;

Zahler

108.

Most

®)

Simmenthal

Gockel

Sympathie

Volksfeste 141; Lammert

161;

147.

64;

Sto11

Tractatus

Monta-

®) SAVk.

1009 230.

z9,

%*)

Dyer

1014;

Myth.

Grimm

and HolFolkl. of plants 296; Britten land Plant-Names 346. %) Lammert 98. gr. ”) Vgl. auch Mar%) Grohmann gell

Bayer.

7. Um

Volksbotanik

45.

Bie-

des

das Abziehen

nenschwarmeszuverhindern

legt man B. in den Stock ®). Zu dem gleichen Zweck werden auch andere aromatisch riechende Pflanzen wie die Melisse

und

der

verwendet °).

Quendel

4) Urquell 5, 22.

351.

1010

Beil—Bein

158.

®) Marzell

Heilpflanzen

8. Der Glaube, daß man am Johannistag unter dem B. Kohlen, die gegen Epi-

lepsie und Fieber wirksam seien, finde, ist häufig in der älteren botanischen und

medizinischen Literatur verzeichnet ®). Der Aberglaube wird auch aus der neuesten Zeit noch vielfach angegeben. Mit diesen unter dem B. gegrabenen Kohlen bestreicht man ein Stück Vieh, das man zum Markte führen will, tags zuvor, dann erhält es auf 48 Stunden ein feistes, stattliches Aussehen %). Sie helfen gegen Epi-

lepsie und Krampf %). Man findet diese Kohlen

am

Johannistag,

während

es

ı2 Uhr mittags schlägt; hat die Glocke ausgeschlagen, sind sie verschwunden ®). Auch bei den Litauern helfen die in der Johannisnacht zwischen 11 und 12 Uhr gegrabenen Kohlen gegen Fieber. Sie werden von einem schwarzen Hund bewacht %). Die „B.kohlen‘“‘ kennt auch der russische Aberglaube ®). In England werden diese Kohlen im Liebeszauber gebraucht %). Da der B. häufig auf

Schuttstellen, verlassenen Kulturstätten und an ähnlichen Orten wächst, wäre der

Fund von Kohlenresten erklärlich. Nach anderen sollen unter den ‚„„‚B.kohlen‘“ die abgestorbenen

sein %).

Wurzelreste

Vielleicht

weisen

zu verstehen

aber

diese

„Kohlen‘‘, die ab und zu als „glühend‘‘ bezeichnet werden, auf den Feuerkult der Sommersonnenwende hin %). Nach einem

böhmischen Aberglauben

kann

man

am

Karfreitag an der Wurzel vom B. ein (Gegenstück Würmlein schwarzes zur schwarzen Kohle?) finden, das man in ein Fläschchen tun und sorgfältig aufbewahren muß. Der Besitzer des Würm-

leins

darf

neun

Tage

sich nicht waschen

lang

und

nicht

beten,

muß jeden Tag

beim Mittagessen einen Bissen Brot unter

den Tisch werfen. Am neunten Tag fängt das Würmchen zu reden an und gewährt dem Besitzer alles, was er will ®). Hier spielt deutlich der Glaube an den Alraun (s. d.) herein (‚Geist in der Flasche‘*‘!).

237; Kreuterbuch Brunfels 6%) Z,B. Wolff Scrutinium amulet, medic. 1690, 371; 1693, Apotheke Med.-Chym. Schroeder

881; Ephemerides naturae Curiosorum 1706, 243 ff.; Wolf Beiträge ı, 235; Brand Pop. Ant. 183; SAVk., 15, 180. ®) Frischbier

Hexenspr. 154; ähnlich auch im oberen Frankenwald: Marzell Bayer. Volksbotanik 43. 62) Urquell 3, 67; Kn oo p Hinterpommern 181; Jahn Hexenwesen 361 = Knorrn Pommern 123. %) Bartsch Mecklenburg 2, 290. e rY) ch, 76. ®® Fors er Lit, rg si) Bezzenbe moloff Volkskalender 295. %) Kuhn Westjalen 2, 176. ®) Marzell Heilpflanzen 224. %) ReinsVolksleben 92. %®) Marzell Böhmen 130; vgl. berg-Düringsfeld Marzell, Marzell Heilpflanzen 225.

Beils. Axt.

Bein, Der Ausdruck: „Der Storch hat die Mutter ins Bein gebissen‘‘ scheint auf

die mythologische Vorstellung von der Geburt aus dem Bein zurückzugreifen ?). Ob es sich dabei ursprünglich um einen Adoptions- bzw. Legitimationsritus handelt ?), oder dieser später erst angeknüpft wurde, ist nicht zu erweisen. Jedenfalls weisen manche altertümlichen Bräuche noch auf einen solchen Ritus hin. So muß in norddeutschen Gegenden das Kind zwischen den B.en des Vaters hindurchgehen ?); im MA. mußte die Dienerschaft zwischen den B.en der Herrschaft durchkriechen *%); beim Tierkauf soll das betreffende Tier dreimal um das rechte B. des Käufers gehen ®) (s. a. durchziehen). Einer ganz andern Sphäre gehört der Brauch an, bei gewissen Zaubereien zwischen den B.en hindurchzuschauen, Ursprünglich spielt der Abscheuzauber herein %); später blieb diese Geste nur mehr beim Zukunftsorakel erhalten. Wenn ledige Leute erfahren wollen, ob sie im kommenden Jahr sich verheiraten oder nicht, müssen sie in der Silvester-

nacht sich rückwärts vor den brennenden

1011

Beinbruch—Beine

kreuzen,

Öfen stellen und zwischen den B.en hindurch ins Feuer schauen (Pommern, Westfalen) 7). Geht ein Mann am Karfreitag in Hemd und Unterhose auf den

Frau

(Ungarn) ®);

auch

bayern hat sich ein schwacher an diesen Brauch erhalten ?).

in NiederAnklang

gestaltet, bald wie ein Arm, bald wie ein Bein, oder auch ein Finger; ja einer dieser Steine soll ganz die Gestalt eines Men-

schen gehabt haben. Er ist besonders heil-

sam

Bein

Beinkleid

Beine

daß

du

9. Tag,/

wieder wie

werdest

diesen

hl.

Tag,/

Vater,

Gott

Wunde,/

heil-

gerad,/

nun der liebe

Gott

ist

diese

gebrochene

Volhks-

verschränken.

man

1

1013

Beine

Luft; das Feuer ist von rother wenn er Geld bringt, von blauer, er Getraide trägt. Es gibt auch um den durch die Luft ziehenden oder

Drachen

festzumachen;

Ein

in Mecklenburg Leib-

er habe einen Kobold, welcher ihm Geld und Getraide zubringe, und zwar fliegt er dann als feuriger Drache durch die

es

kreuzen,

Farbe, sobald Mittel, Draak

müssen

gekreuzten mit nämlich zwei stelB. sich gegeneinander len, dann wird der Drachen gezwungen,

etwas von dem, was er trägt, abzugeben.‘

Das B.kreuzen findet sich auch als Schutzmittel. Wiederum in Norddeutschland®) hilft gegen das Märdrücken (Alpdruck) besonders, daß man Arme und B. vor dem Schlafengehen kreuze.

Wenn man in Niederösterreich der wilden Jagd (dem Helljäger) begegnet, muß man

sich schnell mit dem Angesicht zu Boden werfen und Hände und Füße kreuzen ®). Im Badischen legten die Leute früher im Wirtshause gern die Füße in Kreuzform übereinander und tranken nie aus dem Glase eines andern, ohne zu sagen: „St, Johannessegen‘‘, wegen der Hexen, und noch machen sie ein Kreuzzeichen über den Mund, wenn sie nachts draußen gähnen. Als (ebenfalls im Badischen) einem Bauern zu Anfang der 1860iger Jahre alle Schweine krepierten,

Hose.

erklärt wird: „Es geht ein Engel durchs Zimmer‘‘ 9), Der zauberische Zweck des B.kreuzens tritt bei den weitern Beispielen sofort klar zutage: ‚Wenn jemand in der Mark 7) schnell reich wird, so sagt man von ihm,

bis auf den

sam ist dieser Tag,/ da Jesus Christus geboren ward./ Jetzt nehme ich diese Stunde, Stehe über diese gebrochene Wunde,/ daß diese gebrochene Wunde nicht schwelle 5)

Fossel

schmerzen ?), oder wird bewirkt, daß die am Tische sitzende Gesellschaft nicht mehr spricht oder in Streit gerät 3). Deshalb pflegt man in der Oberpfalz % undin Tirol ®), wenn in einer Gesellschaft die Unterhaltung stockt und Stille eintritt, zu sagen: „Hat gewiß jemand die B. übereinandergeschlagen!‘“, ähnlich wie anderwärts spaßhaft

Sohn und Gott heiliger Geist es haben mag./

Heilsam

s.

kreuzen,

so bekommt

Brixen die Papierschnitzel, die man in den Fußspuren des ‚„‚Kerzengeistes‘‘ finden kann ?). In Hanstedt (Lüneburg) sammelt man Gaben für den ‚„‚Pingsvoss‘‘, da er ein Bein gebrochen habe %. Die Mittel, gebrochene Beine zu heilen, sind recht mannigfaltig. Volksmedizinische *) werden oft verstärkt durch Segen (s. d.), wie z. B. den folgenden aus dem obersten Murtale: auf

408 ff.;

mehrfach überlieferter Glaube besagt, es sei nicht gut, beim Essen die Beine über’s Kreuz zu legen!). Tut man es doch,

ein Bein ?). Vor B. schützen in Albeins bei

dich

oder ein

Bächtold-Stäubli.

Die Spur, welche ein Ehe-

segne

Arm

medizin 161 f.; Höfler Volksmedizin 214 ff; Flügel Volksmedizin 75f. °%) Fossel a.a.0O.; Jahn Hexenwesen 88 f. Nr. 157. ° Grimm Myth, 2, 897; Seyfarth Sachsen 177; Kohlrusch Sagen 34°; Buck Volksmedizin 70; ARw. 5, 3; ZfEthnol. 17, 230; vgl. Mannhardt Germ. Mythen 72. ’) Haupt Lausitz 246 f. Nr. 300.

eingedrückt hat, heißt im Sater-

ich

haben‘‘?).

ka-Kronfeldz2,

land eine „quade‘‘; wer hineintritt, bricht

B.,

gebrochen

einen

4) Über volksmedizinische Mittel vgl.Hovor-

stalt wie die meinige.‘ (Ebd. 429). 7) ZfVk. ıı, 430; Kuhn Westfalen 2, 111. ®) ZfVk, 11, 430. ?) Pollinger Landshut 135?2, Stemplinger.

brecher

für die, welche

l) Strackerjan ı, 53 $ 50. ®) Heyl Tirol 143 Nr. 35. %) Sartori Sitte 3, 196 Anm. 21 = Kück u. Sohnrey?®* 134.

auch nicht als schwarzer Rabe oder zum Brennholz, sondern in der Ge-

Beinbruch.

weit verbreitet ist der

Analogiezauber, unter Anrufung der hl. Dreifaltigkeit ein vorher zerbrochenes Stuhlbein wie ein gebrochenes Bein zu binden und zu verschindeln und den Stuhl so in die Ecke zu stellen; das Bein des Patienten heilt dann in ganz kurzer Zeit ®). Der ‚„‚Walstein‘“ oder „B.‘ bei Besko (Lausitz) ist „auf mancherlei Art

') Mannhardt Germ, Myth. 305. Dionysos reifte im Schenkel des Zeus (PNPOTPEwTC); schon Euripides (Bakch, 285) hatte eine rationalistische Deutung dieser Schenkelgeburt versucht. Ebenso ward nach iranischer Sage Aurva von seiner Mutter Vämöru (d. i, Linksschenkel) in ihrem Schenkel verborgen gehalten worden; aus dem geriebenen linken Schenkel des toten Vena kam ein Mann hervor, Licbrecht Z, Volksk. 490; SchwVk, ı5 (1925), 21ı ff. ? Bachofen Mutterrecht 8 16. 3) Kuhn u. Schwartz 462. ‘*) Meyer Abergl. 222. ®* Grimm Myth, 3, 474 Nr. 1061. ®) So schreitet das isländische Zauberweib heute noch gebückt und durch ihre B. hindurchschauend rückwärts (ZfVk. 2, 426); in Rußland geht man am Johannisabend in den Wald, fällt eine junge Espe, sodaß sie nach Osten zu liegen kommt, bückt sich und spricht zwischen die B. hindurchschauend: „Onkel Ljeshy, erscheine nicht als Grauwolf, als Föhre

1012

Außerordentlich

Friedhof und schaut durch die gespreizten B.e hindurch, sieht er seine zukünf-

tige

verschränken

riet ihm einer,

am nächsten Sonntag Nachmittag ein Päckchen in die Hände zu nehmen und die Füße übers Kreuz zu stellen, wenn die (von ihm auf diese Weise) „gestellte‘‘ Person

erschiene.

Bei

der

Mahlzeit

fing

nun daraufhin die gestellte Frau zu zittern an und stürzte fort. Von da an war alles in Ordnung im Schweinestall 19), Auch bei anderen Zaubereien spielt das B.kreuzen eine Rolle. Der Zauberer Hans Träxler aus dem Lungau !2), gegen den im Jahre 1603 ein Prozeß geführt wurde,

erzählte in gütlichem Verhör, daß ihm der böse Feind erschienen sei und von ihm begehrt habe, daß er sich in seinen Schoß setze, die Füße über den Stuhl kreuzweise halte und mit ihm ins Lurnfeld fahren solle. ‚„,. .. In ähnlicher Weise ist es ein Zauber‘‘, schreibt Agrippa von Nettesheim in seinen „Magischen Werken‘ 12), ‚wenn man die Füße übereinander schlägt, und es ist dies deshalb bei den Beratungen der Fürsten und anderer Machthaber verboten, als etwas, das allen

verschränken

Handlungen

1014

ein

Hindernis

entgegen-

setzt‘‘. Agrippa schöpfte diese Stelle aus

der Naturgeschichte des Plinius, der Buch XXVIILI, cap. 17 sagt: „. . . Noch schlimmer ist’s, wenn man die Hände um ein auch wenn legt, oder beide Knie

man die B. übereinander schlägt. Daher haben die Alten verboten, dies in den Versammlungen der Feldherrn und Staatsmänner zu tun, weil dadurch jede Handlung vereitelt würde; ferner, in solcher Stellung Opfern und Gelübden beizu-

feurige wahrhaftige ‚„‚Der wohnen.‘ Drache‘‘, eines der Zauberbücher, aus denen das 6. und 7. Buch Mosis zusammengesetzt ist, empfiehlt (S. 64), beim

Anschlagen des Gewehres ‚‚,das linke Bein

kreuzweise über das rechte‘ zu stellen und dazu einen Zauberspruch zusprechen. Mehr als zweifelhaft ist ein Zeugnis aus EhFischarts ‚‚Philosophisch Johann zuchtbüchlein‘‘ (Straßburg 1578), wo uns Fischart die ‚,Mäßigung‘‘ wie folgt schildert 13): ‚Was dan die Mäsigung berürt, hat man sie ganz schlecht vnd aynfaltig in Jungfrauengestalt angebildet, beydes an kleydern vnd geberden, auf dem Haupt mit eim kranz von allerhand Blumen, ausserhalb der Rosen, dieweil dieselben der Veneri verwandt sint: vnd war solcher kranz mit jrem eygenen Haar vmflochten, wie die Bräut des Landes pflegten: auch hett sie die Recht Hand auff die Brust gelegt, vnd mit der Lincken hielte sie das weisse dünne Gewand an ansich, wider das stürmend wähen der Wind, schrencket auch zum behelff darwider die sonderlich vor welche Füss, andern beschucht waren...‘ Goldmann

gibt diese Fischartstelle so stark gekürzt

wieder, daß sie ganz aus dem Zusammenhang gerissen ist und die Meinung entstehen kann, die ‚,Mäßigung‘‘ kreuze ihre B., um eine Art von Windzauber auszuüben. Uns scheint aber hier von einem Zauber‘ keine Rede zu sein; die Beine

werden wohl nur deshalb gekreuzt, um zusammen mit der linken Hand zu verhüten, daß „das stürmend anwähen der Wind‘ ‚,das weiße dünne Gewand‘ Aufflattern bringe.

zum

1015

Beinverrenku — beißen, ng

Gefährlich

handlung

wirkte

namentlich

Der Verfasser des glaubens‘‘ teilt mit:

das

bei

B. als Zauber-

der

Geburt.

‚‚Grab des Aber‚Bey Gebährenden

soll man weder mit ineinander geschlage-

nen Händen, noch mit übereinander gelegten Füssen sitzen. Ein Spruch, der in

den Öhren der alten Wehemütter ein Silberton ist.‘‘ Er führt darauf die Stelle

aus Plinius (XXVIII, ı7) an: „Wenn man bey schwangern Weibern, oder wenn man jemand Arzney eingibt, mit ineinander geschlagenen Fingern, wie ein Kamm, sitzt, so ist dies eine schändliche Zauberey, und wie man sagt, hat solches die Erfahrung gezeigt, als Alkmene den Herkules zur Welt gebracht; noch schlimmer ist es, wenn man die Hände über eines oder beyde Knie zusammen-

schlägt‘ 1). Reste dieses alten Glaubens

finden sich noch da und dort. Alte Hebammen, erfuhr Panzer !%) in Niederbayern, rieten den Männern, deren Frauen schwere Geburten hatten, die Knic aneinander zu drücken, in Unterfranken muß der Mann in solchen Fällen seine Frau so lange auf seinen Schoß setzen, bis die Geburt erfolgt, und oft werden die Knie zusammengebunden, ‚,damit er länger aushalten kann‘ 17), Dadurch soll wohl das B. unmöglich gemacht werden? In einer norwegischen Sage kneift ein Mann seine Hände über die Knie, damit die Frau nicht gebären kann. Es wird ihm nun vorgegeben, sie habe geboren, da läßt er

los und die Geburt geht von statten 28).

Das B. ist eine alte Zauberhandlung (Hemmungszauber) und verwandt mit dem Flechten, Binden, Knüpfen oder Verschlingen (s. dd.). Dem Richter war

nicht

nur vorgeschrieben,

daß er sitzen,

sondern auch daß er ‚„,ain pain auf das ander legen‘‘ müsse, gleich wie Walther von der Vogelweide in der Liederhandschrift dargestellt ist und wie der „„Herzogsbauer‘‘ bei der Kärntner Herzogseinsetzung sich mit überschlagenen B.n auf den Fürstenstein setzen und den neugewählten Herzog so erwarten mußte 19), ‚!) Wolf Beiträge ı (1852), 217 Nr. 188 (rheinisch). ?) Bartsch Mecklenburg 2, 133 Nr. 574. °%) Schönwerth Oberpfalz 3, 273

$ 43;

Biß

1016

Grohmann

222

Nr.

1550.

*) Pan-

zer Beitrag 2, 303. °) Alpenburg Tirol 372. %) SchwVk. 4 (1914), 95. ’) Kuh n Märk. Sagen 373; vgl. die etwas andere, unklarere Redaktion bei Kuhn u. Schwartz 422 Nr. 219 = Bartsch Mecklenburg 2, 202 Nr. 976b. ®) Kuhn u. Schwartz 419 Nr. 189. ®) Landsteiner Niederösterreich 22 f.; vgl. auch als Schutz vor dem Teufel: Kühnau Sagen 2, 691 Nr. 1316. 2) Meyer Baden 559; vgl. weiter ausländische Paral-

lelen

bei

Seligmann

Blick

2,

354.

289;

SAVk. 14, 264. 1!) Goldmann Einführung 214. 1®*) ı (Berlin 1916), 233f. 1%) Goldmann Einführung 214; Scheible Kloster 10 (1848), 530. !*) Keller Grab d. Aberglaubens 5 (Stuttgart 1786), 257 ff. 15) Samter

Geburt

ı2ıf.)

Panzer

Beitrag

2,

336 {f.;

Z£fVk. 25 (1915), 28 f. Nr. 28; Frazer Taboo (London 1919), 298 f. (= The golden Bough? 111). 1) Panzer Beitrag 2, 347. \) Ebd. 2, 306 Nr. 72. %®) Grimm Myth. 3, 345; Lieb Techt Zur Volksk. 322 Nr. 72; vgl. Frazer Taboo 295. 298. 1) Grimm RA.2, 375 $ 17; Goldmann

Einführung

told-Stäubli

in

SAVk.

209ff.;

Bäch-

26 (1925), 47 ff. Bächtold-Stäubli.

Beinverrenkung s. Verrenkung. Beinwurm. Diese Art Knochenfraß

(Caries) wurde vom Volk einem fressenden und zehrenden Wurm zugeschrieben; da vom kariösen Bein Splitter abgehen, ähnlich denen eines wurmstichigen Holzes, kam man zu dieser Anschauung !} (vgl. Wurm). Man sucht dem Leiden durch Beinsegen (s. Segen) und sympathetische Mittel beizukommen. So nimmt man in Steiermark um Mitternacht schweigend vom Friedhof weg ein Totenbein, bekreuzt damit dreimal die leidende

Stelle und verscharrt den Knochen wieder nach einem Gebet für die arme Seele 2).

) Höfler Kyankheitsnamen sel Steiermark 314.

823. ?) FosStemplinger.

Beischlaf s. Geschlechtsverkehr.

beißen s. jucken. beißen !), Biß. ı. Beim Zah nen gibt

man dem Kinde schon seit dem Altertum

Iriswurzeln u. ä. zum B. in den Mund 3);

ein Aberglaube

ist es, wenn

man

dafür

in der deutschen Schweiz Jungfernwachskerzen (s. Jungfernwachs) wählt ®). In Durlach heißt es, ein Kind zahne leicht,

wenn man es auf ein Ei b. läßt, das dann

gebacken und von ihm verzehrt wird %), eine Vorstellung, die sich offenbar aus

beißen,

1017

dem bekannten Brauch entwickelt hat, dem Säugling beim ersten Besuch in einem befreundeten Haus ein oder drei Eier zu schenken und sie dabei ihm an den Mund zu drücken oder darin herumzudrehen 5). Im Zürcher Oberland beißt man mit den eigenen Zähnen einem lebenden Hasen die vorderen Zähne aus und hängt diese dem Kind um, damit das Zahnen leicht vor sich gehe), also ein ähnliches Amulett wie der abgebissene Mauskopf und die Maulwurfspfote (s. abb., Maus, Maulwurf). In Kurhessen bestreicht die Mutter dem Kind vor dem ersten Zahnen die sog. „Bälle‘‘ stillschweigend mit drei Weckbrocken, die sie an ihrem Hochzeitstag von dem ihr beim Empfang in ihrem neuen Heim gereichten Milch-

brot abgebissen und für diesen Zweck aufbewahrt hat”). Das abgebissene oder abgeschnittene Brautränftel hat ja Heilkraft und bringt Segen 9). 1) Vgl.

SchwVk.

6, ı4f.

®) Hovorka

u.

Kronfeldz, 832. 3) Ebd. 83ı f. *) Meyer Baden 50. °) Z. B. Wuttke 8599; Pröhle ’) Mül%) SAVk. 8, 144. Harzbilder 83. hause ı0. ®) MschlesVk. 4, H. 8, 31 f.; Hö-

ser Volksheilkunde mern 160,

20;

Kuno op

Hinterpom-

in Biel 2. Wenn bei Zahnweh empfohlen wird, auf ein Nägeli (Gewürznelke) zu b. ®), so ist das kein Aberglaube. Das B. auf einen harten Gegenstand kann wohl in manchen Fällen ein Nachlassen der Schmerzen bewirken. Aber meist werden solchen volksmedizinischen Ratschlägen irgendwelche abergläubische Bestimmungen beigefügt, so heißt es z. B.

in einer Predigt des Bernardino da Siena von 1443: „cum pulsantur campanae in

die sabbati sancti, ponunt ferrum inter dentes‘‘ 19) (also in heiliger, durch Glokkenklang geweihter Stunde), oder in der Mark Brandenburg: man zerbeißt auf dem Kirchhof Erbsen und wirft sie in

ein frisches Grab !!); hier wird durch das

B. der Zahnschmerz auf die Erbsen übertragen und mit ihnen in das Grab geworfen, um dort zu vergehen oder zu ersterben 12). Ganz ähnliche Mittel gegen Zahnweh kommen auch ohne die Vorschrift des B.s auf den Zwischenträger vor !). Auch der Berührung mit Leichen-

Biß

1018

mit Totenknochen, besonders teilen, schreibt man Heilkraft zu 1); statt des bioßen Berührens wird gelegentlich das B. auf ein Totenbein empfohlen, und zwar unberufen nachts 12 Uhr oder vor Sonbeliebt bei nenaufgang 15). Besonders Zahnschmerz ist natürlich die Verwendung eines Leichenzahns 1%), der aber nicht mit den Händen berührt werden darf ?), im 17. Jh. sogar einer aufgebaehrten Leiche ausgebissen werden mußte 18), ein Aberglaube, der ganz ähnlich auch für Nordengland bezeugt ist: Man trage immer einen auf dem Kirchhof einem Schädel ausgebissenen Zahn in der Tasche zum Schutze gegen Zahnschmerzen *). Auch hier genügt es nach anderen Vorschriften, den kranken Zahn mit dem Leichenzahn zu berühren ®) oder diesen (in Island) in den Mund zu nehmen ?!)

(s. Totenzahn). In der Provinz Namur beißt man bei Zahnschmerzen in ein am Weg errichtetes Sühnekreuz ??), Auch das beliebte Krankwird bei heitsübertragen auf Bäume Zahnschmerzen in verschiedenen Formen geübt 2%), eine besonders intensive Verbindung wird dabei durch B. in den Baum hergestellt 2), wobei neben dem Holunder ®) gern ein durch Blitzschlag geheiligter Baum gewählt wird ®). Schon im Altertum wurde bei Zahnschmerzen empfohlen, die Hände auf dem Rücken, ein Stück von blitzgetroffenem Holze ab-

zub. und an den Zahn zu bringen ?), und noch heute findet sich bei der Gewinnung von Zahnstochern aus Blitzbäumen %) bisweilen der Brauch, sie mit den Zähnen

herauszub. 2%). In Hirschberg (Schlesien) geht man an einen Bach, an welchem

Weiden stehen, und umbeißt von einem Weidenbaum drei Ruten mit den Zähnen

und trinkt darauf drei Schluck Wasser aus dem Bach ®) (häufiger ist das Verknoten des Zahnwehs in Weidenruten) %). In Warmbrunn geht man vor Sonnenaufgang an eine Stelle, wo drei zusammenstoßende

Raine

mit Getreide besät sind,

und beißt die keimende Saat mit den Zähnen ab ®2). Zugrunde liegt wohl dieselbe Vorstellung, die wir für das Verzehren der ersten Blüten gewisser Pflan-

1019

beißen,

zen 3) voraussetzen müssen, denen man besondere Heil- und Schutzkräfte zuschreibt. So schützt man sich auch in der Gironde gegen Zahnweh, wenn man in das erste Farnkraut im Frühling beißt (dasselbe Mittel soll in der Bretagne vor Fieber bewahren) %). Im Spreewald beißt man einem Rietwurm oder einem Molch den Kopf ab und spuckt ihn schnell aus ®). Im Voigtland glaubt man sich von Zahnschmerzen befreien zu können, wenn man beim Genusse des Abendmahls hinter dem Altar in eine mitgenommene Semmel beißt %). Wenn man damit z. B. den aus Belfort belegten Brauch gegen Zahnschmerzen, einen Apfel in die Mitternachtsmesse mitzunehmen und dann zu Hause zu essen”), vergleicht, so darf man wohl annehmen, daß in dem voigtländischen Aberglauben das Abendmahl an die Stelle der heiligen Messe getreten ist. 9) SchwVk. ı0, 33. 19) ZfVk. 22,122. 1) ZfVk. I, 193 = Correspondenzbl. f. Zahnärzte 34,

247.

1)

33) Z. B.

Vgl.

Seyfarth

Seyfarth

Sachsen

210 ff.

a, a. O, 215; BayHite

ı,

231 Nr. 42. 1‘) Vgl. Seyfarth a.a. O. 286 if., für Zahnschmerzen z.B. Töppen Masuren 54. 1) Birlinger Volksth, 1, 482 f.;

Lammert

237.

1% Vgl.

Seyfarth

290.

”) Köhler Voiglland 418. 1%) Seyfarth a.a.0, ®) W. Henderson Northern countries of England 145. %®*) Seyfarth a.a.O., 21) ZfVk. 8, 287. ®) Hartland Perseus 2, 166. 2%) Seyfarth 196ff, %) HessBl. 22, 21. 25)

Drechsler

2,

300.

?®°)

Urquell

ı,

19.

2) Plin. nal. hist, XXVIII 45; vgl. HessBl. 22, 21. %) Ebd. A 3. ®) Krohn Die folklorist, Arbeitsmethode 31. %) ZiVk. 4, 270.

31) Seyfarth

(B. in die Saat s. FFC. 55, 17). 34) SEbillot lenburg 224. 5) Sebillot

196.

%) Drechslerz2,

301

im finnischen Schadenzauber %3) HessBl. 22, 38f.; 23, 124. Folk-Lore 3, 490. %) Schu%) Köhler Voigtland 412. a.a. O. 3, 422.

3. Auch bei anderen Krankheiten kann man durch B.in einen Baum das

Übel auf diesen übertragen (Estland, Sizilien, Frankreich) ®%), und von Blitzbäumen abgebissene Späne sind für vieles gut (Schweiz) ®). Gegen Keuchhusten läßt man in Posen das Kind vor Sonnenaufgang in den

Schweinetrog %®) Frazer

137.

$ ı0.

Maori

138.

%)

6%, 54;

HessBl.

4°) Wuttke ARw.

Io,

b.%).

Se€billot

22,

21;

vgl.

Paganisme

auch

unten

$ 544; vgl. den Brauch der

555.

Biß

1020

4. „Gegen Biß hilft B.‘ nach altnordischer Überlieferung. Und in Schweden glaubte man noch in der neueren Zeit, ein erstgeborenes Kind, das mit Zähnen auf die Welt gekommen sei, könne durch B. über einen schlimmen Biß diesen heilen *). Gegen den Biß toller Hunde schützt man sich in Böhmen, wenn man sich sofort in den Daumen der rechten Hand beißt %). Nach norwegischem Aberglauben soll ein Hirte, wenn ihn der W o1f zuerst sieht und dadurch bezaubern kann, sich über die beiden Gelenke des Daumens oder auch in den Rockkragen oder Handschuh, kurz in etwas Wollenes, b. %). Die Südslaven lassen ein Überbein dreimal von einem nachgeborenen (posthumen) Kind behauchen und darein b. *4), “) Grimm Myth. 3, 344 zu 982; 2, 964 und 3, 478 Nr. 29. *%) Wuttke 8 450. ‘) Liebrecht Zur Volksk, 334; vgl. ZfVk. II, 316. %*) Urquell N.F. I, 24.

5. Wenn

im Frühjahr

infolge schlech-

ten Futters ein Stück Vieh so abgemagert

war, daß es vor Schwäche nicht aufstehen

konnte, sagte man (am Hellweg): „He hett’n Wulf in’n Stiärt‘“. Man ließ dann eine gewisse alte Frau kommen, die mußte dem Tier in den Schwanz b. Dann sprang die Kuh auf, und man glaubte, die Frau hätte den „Wolf“ weggebissen ®). Im Visitationsbuch der Grafschaft

Nassau-Idstein-Wiesbaden aus dem Jahre 1594 gesteht jemand, ‚„‚wan ein gaul den Unflat hab, so beiß er denselben in ein Ohr vnd sprech einen gutten

Segen‘“‘‘ 4).

45) ZrwVk. 17, 41; vgl. das Zehenb. bei epileptischen Anfällen in Südslavien: Urquell N.F. 1, 25.

%%) Volk

und

Scholle

5

(1927),

101 f,

6. Die Zwieb elspielt in der Volksmedizin eine große Rolle (s. Zwiebel). Im Land ob der Enns ließ man um 1787 die Wöchnerin sofort nach der Geburt des Kindes dreimal in ein Zwiebelhaupt b. 97). 5)

Grimm

7. Für das

Myth.

3, 460 Nr.

732.

Zeh enb-. bei Leichen so-

wohl, wie in Fastnachts- und Erntebräuchen s. Zehe, vgl. auch oben Anm. 44.

beißen,

1021

8. Auf Regenbogen, Sonne, Mond und Sterne soll man nicht mit den Fingern

deuten %). Hat man es aus doch getan, so muß man sich den Finger b., dann schadet (Westfalen, Rheinland) *). Man durch

Bestrafung

des

Fingers

4) Vgl. z. B. Volkskunde ke 8 ı1.

ı7, 46f.

nugtuung

geben.

Versehen sofort in es nichts will wohl eine

Ge-

%) Wutt-

9. Wenn einem das linke Ohr klingt, soll man in der französischen Schweiz es

mit dem Finger berühren und dann auf diesen b., dann wird sich der Verleumder auf die Zunge b. ®). In Schwaben beißt man sich dagegen auf die Zunge, dann soll der Tadler davon eine Blatter auf die Zunge bekommen 51), und in Ol-

denburg

beißt

man

in den linken Rock-

oder Schürzenzipfel oder in den Ellenbogen, dann beißt sich der Verleumder auf die Zunge 2). 50) SAVk. 25, 282.

503 Nr. 362. 20, 386.

5)

%) Meier

Wuttke

8 421;

Schwaben

2,

vgl. ZfVk.,

10. Für den Hänselbrauch des „Kettenb.s‘“, der heute fast nur noch in der scherzhaften Drohung weiterlebt, mit der

man

Kinder,

die

zum

erstenmal

in

die

Biß

1022

die Zerzeralpe steht der sog. Dunderbam, der Stumpf eines Baumes, den der Donner gespalten hat; davon muß

das Kind, das zum erstenmal auf die Alpe geht, zwei Splitter wegb., um vor dem Donner gesichert zu sein (Burgeis) ”).

Hier hat sich das Necken des Neulings mit dem Glauben an die Schutz- und Heilkraft eines Spans aus einem Blitz-

baum 2) 3) verbunden. Mit Recht wird auch das in der Basler Schmiedezunft 1674 geübte „In den Schlüssel

b.‘* mit solchen Hänselbräuchen, die sehr nahe mit manchen Bräuchen bei der Aufnahme in Zünfte u. ä. verwandt sind, zu-

sammengestellt 58). 53) SAVk., 7, 305.

2, 162.

®)

SchwVWVk.

*) Waibel 6, ı5.

°)

u. Flamm

HessBl.

22,

20;

23. ”) Zingerle Tirol 101 Nr. 866 = HessBl. 22, 21. ®) SchwVk. 6, ı4 f.

11. Werden eisernenKnopfam Elisabethentor des Heidelberger Schlosses zu zerb. vermag, wird Herr über das Schloß mit allem seinem Reichtum. Deutliche Beißspuren seien daran zu sehen ®). Ich könnte mir denken, daß diese Vorstellung auch auf einen Hänselbrauch, wie die in $ 10 behandelten, zurückgeht, halte aber Hoffmann-Krayers Zusammenstel-

Stadt mitgenommen werden wollen, schreckt und hier sogar zu abergläubischem Tun führen kann ®), s. Kette. Hierhin gehört auch das Ängstigen der Kinder von Schönau mit dem sog. Klepf-

lung mit dem im folgenden Paragraphen besprochenen Luxemburger Brauch unter dem Gesichtspunkt der Sicherung des Reichtums ®) nicht für richtig.

moos pilgert, muß durch einen Biß in diesen Stein seine Würdigkeit erproben 5%), und wohl auch der Glaube in Ostfranken, es verirre sich nicht beim Beerensuchen, wer in einen Stein beißt 5), Denn in Hergersdorf (Oberhessen) muß das Kind, das zum erstenmal mit in die Heidelbeeren geht, in einen der Nägel einer alten Hainbuche am Wege b., „sonst hat es Unglück auf dem Wege‘‘, Aus derselben Gegend wird berichtet, daß Kinder beim ersten Gang in die Beeren von zwei alten Bäumen Blätterabreißenund zer b. mußten. Das könnte eine abgeschwächte Form jenes Brauchs sein °). Auf dem Wege in |

mentlich auf die Kronentaler, in der Mei-

stein, der von einem Bären bewacht werde: Jeder, der zum erstenmal ins Todt-

59) SAVk. 8, 224. ©) SchwVk. 6, 14 f.

12. In Luxemburg biß das Volk früher auf die größeren Geldstücke, nanung, sich hierdurch ihren Besitz zu sichern; es geschah dies größtenteils aus Furcht vor den Zigeunern, denen man die Macht zutraute, sich fremdes Geld durch Zauberkräfte anzueignen %). %) La Fontaine Luxerıburg 157. Entzauberndes B, auf Sichel oder Sense in Finn-

land

s. FFC.

13. Hat

62,

man

16.

sich einen

Dorn

oder

Splitter ausgezogen, so muß man ihn zerb., daß er nicht noch mehr schade ®?2), die Wunde (Schlesien,

nicht schmerze und Schwaben, Bayern,

eitere Pom-

mern) ®), oder damit er nicht noch andere Personen steche (Württemberg) %).

Bekker—Belemnit

1023

%) Rockenphilosophie

Grimm

$ 516;

Volksth.

Cent.

Mytlh. 3, 446 Nr. 362.

ı, 486;

Schwaben

Meier

94

=

®) Wuttke 1,

Schwaben

Aus

Birlinger

4 Kap.

2, 511

405;

Nr.

426; Reiser Allgäu 2, 445 Nr. 213; Jahn Hexenwesen 154 Nr. 477. %*) Bohnenberger Nr. ı, 19.

14. Das ‚Se m m e1 b.“ heiratslustiger Mädchen in Hof gehört zu den Liebesorakeln des Andreasabends (s. Andreas):

man aß auf der Straße in der Dämmerung, solange der Verkehr noch nicht ganz erstorben war, auf drei Bissen eine halbe

Kreuzersemmel; dann ging man lautlos auf der Straße hin. Der erste Mann, welchem das Mädchen nun begegnete, mußte aufmerksam betrachtet werden, denn ganz nach seinen Verhältnissen im bürgerlichen Leben gestalteten sich auch

die des künftigen %)

1024

Köhler

Ehemannes ®).

Voigiland

380.

15. Heiratslustige Mädchen b. in das Heidem vor Gitter eiserne in der Wallfahrtskapelle ligenbild N.-D. de Nable€haye (zwischen Herve und Bolland, Liege) °%. Man sieht darin — ob mit Recht? — eine Nachwirkung des Glaubens an die magische Kraft des Eisens. Auch hier könnte vielleicht ursprünglich ein Hänselbrauch wie das „Kettenb.‘‘ (8 10) zugrunde liegen, das wir auch bei Wallfahrtskirchen und Kapellen finden ®).

%) RTrp. 22, 457; Hartland Perseus 2, 213, I spricht von einer St. Josephskapelle

bei Herve mit demselben Brauch linger Volksth. ı, 249 Nr. 390.

®)

Bir-

16. In Schweden soll eine Braut, nachdem sie beim Hochzeitsmahl von allen aufgetragenen Speisen gekostet hat, ins Tischtuch b., dann wird sie nicht lüstern ®). %®) Düringsfeld

Hochzeitsbuch

2.

17. Wenn auf der Hochzeit die Hunde sich b., so schlagen später die Eheleute einander ®). ®) Grimm Myth. Rockenphilosophie).

Bekker,

Balthasar.

3, 448

Nr. 433

(aus der Hepding.

Reformierter

Pre-

diger zu Amsterdam, gest. 16982). In seinem vierteiligen Werk De betoverde wereld (Die bezauberte Welt) ?) bekämpft er, vom Teufelsglauben ausgehend, die

| gesamte Dämonologie. nach ihm keine Macht,

Der Teufel ist sondern ein hilf-

loser gefallener Engel ohne besonderes Wissen und ohne die Fähigkeit, sich dem Menschen in sinnlich wahrnehmbarer Gestalt zu zeigen oder gar in seinem Dienst handelnd aufzutreten. Der ganze Glauben

vom angeblichen Teufelspakt, von Zauberern und Hexen sei hinfällig.

Wegen dieser Ansichten wurde B. als Leugner des wahren Glaubens durch die

Synode von Alkmaar 1692 seines Amtes enthoben. Doch datiert von seinem Auftreten der Umschwung in der Stellung der protestantischen Theologie zum He-

xenglauben.

) Soldan-Heppe? 2, 233—243; Meyer Aberglauben 333 ff. ®*) Leeuwen 1691 bis 1693; deutsch Leipzig 1693. Helm,

beklagen s. bedauern. bekleiden s. Kleid. bekränzen

s.

Kranz.

bekreuzen s. Kreuz. belecken s. lecken.

Belemnit, Griech. Beispvitng (tb Belepvov db ßalköpevov), das Geschleuderte, Ge= schoß, Blitz. Als vom Himmel unter Blitz und Donner herabgeschleuderte und gegen den Blitz schützende Steine gelten im Volks-

aberglauben die prähistorischen Donnerkeile, die Echeniten und B.en1!). Unter

B.en versteht man die in der Jura- und Kreideformation häufig sich findenden versteinerten Reste von Vorläufern der Tintenfische. Es sind schlanke, nach oben spitz zulaufende, außen mit einem festen Feuersteinmantel bedeckte, innen mei-

stens mit Kreidekalk gefüllte Hohlkegel, die genau der Form einer Zigarre gleichen ?). Bei den Badegästen auf Rügen und an der Ostseeküste gelten sie noch

heute als Blitzröhren, die durch die Glut einschlagender Blitze aus Kies und Sand zusammengeschmolzen sind 3). Das Volk aber glaubt, sie seien beim Gewitter herabgeschleudert worden; als Schutz gegen das Gewitter legt man sie deshalb, wenn ein Wetter heranzieht, auf den Tisch, Herd oder auch auf das Fensterbrett *). Im Unterelsaß und Schaffhausen

1025

Als Phallussymbole wurden B.en auch gegen Geschlechtskrankheiten, Sterilität usw. verwendet 18). Der Name Donnerkeil ist außer für die Steinbeile auch für die B.en in Gebrauch, und mit dem Namen werden diesen auch fast genau dieselben Eigenschaften beigelegt 1%). Zu Gesners Zeiten hielten einige Arzte den B.en für den ‚„‚Luchsstein‘‘ der Alten 2%), In der Tat entsteht, wenn man

nennt man den B.en wegen seiner Gestalt ‚, Teufelsfinger‘‘, im Aargau kommt daneben der Name ‚,‚Stechehörndli‘‘ vor

(Vergleich mit den spitzen Hörnlein des

Hörndlimä = Teufels), auch ,, Hämmerle‘‘, Nach „Galützelstein‘‘, ‚,Donnerstein‘‘. dem Glauben des Aargauer Landvolkes sollen die B.en vor ihrer Versteinerung Kohlen gewesen sein und den Zwergen gedient haben %. In Schwaben hält man (Finger) einer den B. für Abdrücke Hand oder (der Zehen) eines Fußes; man nennt sie ‚‚Schrettelfüße‘‘ (Füße eines

elbischen Wesens) ®%.

den B.en stark reibt, ein leichter, an Öl

oder Ammoniak erinnernder Geruch; Abel bringt damit die Entstehung des Aberglaubens zusammen, die durch ihre hellgelbe, durchscheinende Farbe sich auszeichnenden B.en in der norddeutschen und niederländischen Kreide seien versteinerter Luchsurin, den diese Tiere in der Erde verscharrten %). Schade berichtet, daß in den alten Offizinen weinklare B.en unter dem Namen ‚„Luchs-

In der Oberpfalz

heißen sie ‚,Teufelszehe‘‘, im Jura ‚„Alpoder Strahlsteine‘, in Ostpreußen ‚,Pillersteen‘‘, „‚Ottertött‘‘ (Otterzitze), ,,Mohrenzitzchen‘‘, ‚,Marezitze‘‘ ?). Gesner sagt: Der B. stellt die Figur eines Pfeiles dar, weshalb ihn die Sachsen ‚„Alpfescht‘‘, „Alpschoß‘‘ nennen und behaupten, er helfe bei Alpdrücken, gegen Behexung WahrBlendwerk®). nächtliches und scheinlich hielt man sie in der Urzeit für Geschosse elbischer Geister, die im Ge-

stein‘‘ verkauft wurden ??). Auch ein Bergmännisches Wörterbuch verzeichnet den Alpschoß und unter Luchsstein B.en ®). Zu der vielseitigen Anwendung des B.en gegen mancherlei Krankheiten,

witter einherfuhren®); an ihre Stelle traten später die Hexen (Hexenschuß!). Bei den Angelsachsen herrschte z. B. der

besonders bei Harn-, Stein- und Blasenbeschwerden, vgl. M. B. Valentini Naturund Materialienkammer (1705), S. V.,

Glaube, stechende Schmerzen rührten von dem Geschoß der Elfen oder Hexen

u. P. Pomet, Histoire generale des Drogues (1694), 107, desgleichen Zedler s. v. Alpschoß I, 1040 f.

her 1°). Auch Gesner berichtet, daß man die „‚Schoßsteine‘‘ (= B.) gegen die immer an einer Stelle stechenden Schmerzen

der

1026

Belemnit

Pleuritis

verwendete !!).

Einen

l)

ge-

Natur

nicht schadet 14) (vgl. Schreckstein). Im Jura und Harz gibt man kranken Kindern etwas vom B.en abgeschabtes Pulver ein 15); solches Pulver verwendet man

Aberglaube

I.

Nr.

Rochholz

im Kiessande finden, säugende Mütter sie als Schutzmittel gegen plötzliches Erschrecken, damit den Kindern die Milch

Bächtold-Stäubli



feld 2, 564. 5) u. I, 226.

geritzt waren 1%). Heute tragen in der Mark Brandenburg, wo B.en sich häufig

Sachsen zum Brechen des Blasensteins !).

Seligmann Seligmann

2, ı,

25. 233; Gesnerd. f.1l. 91; Wossidl10o Zooloona-Kr ng bu Ho vork bei ei gie 322; Beschr feld ı, 59. % mündlich; vgl. Müllenhoff

fundenen B.en soll man aufheben, denn er bringt Glück !?). Als vorzügliches Heilmittel galten die B.en bei den Nordgermanen, besonders wenn Runen darauf

in der Oberpfalz und in der Gegend von Wehdem zur Heilung von Wunden !®). Zu gleichen Zwecken benutzten es früher in ’ die Ärzte in Preußen und Pommern,

2, ı3f.; Sartori ?) Abbildungen bei

|

33

und

Hovorka-Kron-

Vierlande 2, 243 *) Finder Stöber Elsaß 445 Nr. 330;

Sagen

ı, 193

Nr.

155

u. 2, 205;

Naturmyihen 118 oben; Grimm Myth. I, 149 Natur ı5 Nr. 23. u. 2, 860; Müllenhoff 6) Meier Schwaben ı72. ’) Schönwerth Oberpfalz 2, 248; Meyer Germ. Myth. 119 8 162; Frischbier Hexenspr. 107; ZfVk. 15 (1905), 92. °) Gesner a.a.O. 89; Schönwertha.a. O.; vgl. Agrippa v. N. ı, 93 Schwenkfeld Catalogus 3, (Luchsstein); 369. ?) Grimm Myth. ı, 149. 381 u. 3, 363; a.a.0O. 91 $ 126; Mannvgl. Meyer hardt Germ. Myth. 48; Schwartz Studien Seyfarth 42. 410; Andree-Eysnzs; %) Fischer Angelsachsen ı5. *) Gesner a.a. 0. 92. 1°) ZfVk. 20 (1910), 384; vgl. Ausland 63 (1890), 534. !) Weinhold Altnord, 33

Leben (1856), 386. 1) Ploß Weib 2, 399. a.a.O. 2, 205; ZIöVk. 13 15) Rochholz (1908), 95; vgl. Sartori Westfalen 71;

Lemke

2,278.)

Schönwertha.a.O,;

ZirwVk. 5 (1908), 95; vgl. Z£Vk. 15, 92 (Mohrenzitzchen). !”) Gesner a.a.0O. 91; Haas

Rügen

Volksk..

157. 16.

1%) Vortrag in der Züricher Ges. f,

12.

1919.

1!) Zf£fVk. ı3 (1903),

352;

Seyfarth 261. ”) Gesner a.a. O. 89f.; vgl. Plin., mat, hist, 37 $ 52 und 8 $ 137; Ruska Aristoteles 4 u. 5*. 4) Abel Fossilien 114. ®?) Schade s. v. Luchsstein 1394. 2) Bergmann 336 u. 17. Olbrich.

Belial

oder

II. Kor.

Beliar,

Name

6, 15 Behi«p,

des

aus

Satans

hebr. ya

„Nichtsnutz‘‘, häufig in den jüdischen Apokryphen !); nach Bousset?) Name des Antichrist. Greßmann®%) vermutet Zusammenhang mit der babylonischen

Unterweltgöttin Belili (&byz).

Aus

dem

NT. übergegangen in den Volksglauben und Zauber *). Der Augsburger Büchsenmeister Zimmermann ®) bildete davon das Wort „Belialia‘‘ zur Bezeichnung von Zaubermitteln. 1) Hauck RE. 2, 548. ®!) Bousset Der Ahntichrist (1895), 86 ff. 99 1ff.; De rs. Die Religion des Judentums (1906), 292. 384 If. 3) RGG. I, 1021, *‘) Agrippavon Nettesheim 3,

109;

Kiesewetter

Faust

201;

Bang

Hexeformularer 647. 650 (bilial). 648 (Balligel, verstümmelt); Franz Benediktionen 2, 431. 569; Ohrt Hd. Gotha

Tryllieformler Nr. 566 (ca.

schrift in meinem

Besitz).

ı, 521 Reg. °) Bezoar, 1591) fol. 75 b (Ab-

Jacoby.

Belomantie, Wahrsagung

(B4\06g

= Wurfgeschoß,

durch Pfeile

Pfeil).

Die

Be-

zeichnung findet sich in der ausgehenden Antike nur einmal bei Hieronymus!) zu Ezechiel 21, 26: „Denn der König zu Babel wird sich an die Wegscheide stellen, vorn an den zwei Wegen, daß er sich weissagen lasse, mit den Pfeilen das Los werfe, seinen Abgott frage und schaue die Leber an. Und die Wahrsagung wird auf die rechte Seite zu Jerusalem deuten...‘ So Luther; Joh. Herrmann übersetzt ?Z): „Der König... um das Losorakel einzuholen, hat die Pfeile geschüttelt... In seiner Rechten ist das Los Jerusalem‘. Hieronymus erklärt die

1028

Belial— Belomantie

1027

Stelle

Namen

der

so,

daß

die

Pfeile

anzugreifenden

mit

dem

feindlichen

Städte bezeichnet seien; der zuerst aus dem Köcher gegriffene Pfeil gäbe den

Aufschluß. Er fügt hinzu, die Griechen hätten dafür die Bezeichnung B. oder Rhabdomantie. Über ihre Anwendung bei den Griechen ist sonst nichts bekannt, auch der Bericht Herodots?®}) über die

Losbräuche

der

Skythen,

der

öfters

in

diesem Zusammenhange angeführt wird, spricht nicht von Pfeilen, sondern von Stäben. Dagegen war die B. im Orient seit alters weit verbreitet. Für die baby-

lonisch-assyrische

Kultur

beweist

es die

Ezechielstelle, andere Belege, wie angebliche bildliche Darstellungen von Lospfeilen in der Hand von Göttern %), werden heute bezweifelt, auch die keilschrift-

lichen Quellen schweigen davon 5). Die Kulte des Hubal bei der Kaaba und des Dhu 1 Chalaga in Tabäla und andere vorislamitische Kulte waren ebenfalls mit einem Pfeilorakel (Istigsäm) verbunden; die Pfeile waren hier mit ‚‚ja‘‘ und „nein“ und anderen allgemeinen Aufschriften ver-

sehen und wurden aus einem Sack gezogen ®). Die 5. Sure des Koran verbietet diesen heidnischen Brauch 7). Die Lospfeile waren stumpf und ohne Federn®), also Stäbchen, so daß hier in der Tat zwischen B. und Rhabdomantie kein wesentlicher Unterschied besteht. Doch gab es bei den

Arabern

auch

eine andere Methode, nach

der ein Priester aufs Geratewohl zwölf mit brennendem Werg umwickelte Pfeile abschoß, um je nach der Art ihres Niederfallens die Zukunft vorauszusagen ®). Ob diese Form an zwei Stellen des AT. 1°) vorauszusetzen sei, wie meist geschieht, erscheint zweifelhaft. Von einer dritten Form der B. endlich berichtet der französische Reisende Thevenot (+ 1697), die bei den berberischen Seeräubern Sitte war: zwei Leute fassen je ein Paar Pfeile, von denen eins die Türken,

eins die Chri-

sten bezeichnet, an den Spitzen an und haken die Kerben gegenseitig ineinander; beim Verlesen einer Zauberformel beginnen die Pfeile sich spontan zu bewegen, das eine Paar erhebt sich über das andere, und dementsprechend wird der Ausgang des bevorstehenden Gefechtes gedeutet. Eine nach Marco Polos Bericht vor Tschingiskhan mit einem gespaltenen Rohr in ähnlicher Weise vor-

1029

Belzebub

genommene Divination sah P. della Valle (t 1652) in Aleppo mit vier Pfeilen ausgeführt, deren Spitzen sich unter den Beschwörungen eines Zauberers spontan näherten. In Indien wurde eine fast genau entsprechende B. mit zwei Pfeilen unter

zwecks

dem

Namen

Ermittlung

1833

noch

‚„damo‘‘

ange-

Diebes

eines

stellt 23). In der Divinationsliteratur der neueren Zeit wird die B, nur selten genannt ?2). Auf divinatorischen Gebrauch der Pfeile im deutschen Aberglauben des Mittelalters weist anscheinend nur das Verbot des Lanzkranna in der ‚‚Hymelstraß‘‘

(1484)

schäcz

‚‚verborgen

gegen

mit

pfeilen sıchen oder mit andern vnzimlichen dingen‘‘ 1), Vgl.a. Lose, Rhabdomantie, ı) Migne

Komm.

mant

z. AT.

Magie

PL.

25,

ıı, 130.

ı25b.

?) E.

3) IV 67.

u. Wahrsagehunst

Dt. Ausg. (Jena tung der Zukunft und Assyrien 2 dian Antiquary 45 ff. 131 ff. ?)

Sellin

*) Lenor-

der Chaldäer,

1878) 432. °*) Ung nad Deu157; Meißner Babylonien (1925), 275. %) Batein Inı2, ı ff.; Wellhausen Reste v. 4, 92. ®) Lenormant

a.a.O. 433. ?) Ebd. 436. 1) I. Sam. 20, 20—22; II. Reg. 13, 14 ff. 1) H. Yule Marco Polo ı (London 1874),

bricius Bibliogr. 33) SAVk. 27, 132.

Belzebub,

Name

The Book of Ser 237f. }) Fa-

antiqu.®

des

(1760) 597. Boehm,

Teufels,

der

im

Volksmund durch das bekannte ‚,den Teufel mit B. austreiben‘‘ allgemein gebräuchlich ist. Er entstammt dem NT. Mrk. 3, 22; Mt. 10, 25; 12, 24. 27; Luk. 11, 15. 18. 19, wo aber in den Hdd. Beei\feßodl

neben

dem

weniger

häufigen

Beeifeßobß

steht; dagegen hat Vulgata und Syrus B.

und 3wır >p3, auch belzebud. Nach der Erzählung der Evv. ist er &pywv ty Saıpoviav, woraus seine Rolle als Satan, Ober-

haupt der Teufel, sich erklärt !). Merkwürdig ist nur, daß der Name Beelzebul sich nicht außerhalb des NT. findet, es sei denn, daß er deutlich auf die nt. Stellen zurückgehe ?®). Das macht auch die

Ableitung

aus

b1sı bvs

„Mistbaal‘“

als

Spottname 3) schwierig; nirgends verraten die Rabbinen oder die jüdisch- apokryphe Literatur eine Kenntnis des Namens. Auch Reitzensteins *) Hinweis auf jüdische Planetengebete, wo er als Dämon

1030

des Saturn erscheint,

kann

nicht helfen,

weil die Gebete doch spät sind; daß der Dämon einer astrologischen Geheimlehre angehört, läßt sich nicht erweisen. Andererseits ist auch die Form 3131 >v5 der Vulg. und des Syrers kaum ursprünglich,

sondern wohl eher eine Angleichung an den phönizischen Beelzebub, den Gott von Ekron. II. Kön. 1, 2. 6, wo Symmachus Beei\feßodß transskribiert, die Sepalso tuaginta Baoı puta, $ı4e ’Axadpwv, ‚Fliege‘, über„Fliegenbaal‘‘, von =

setzen 5). Man sieht nicht ein, wie und warum der Stadtgott von Ekron im NT. zum Haupt der Dämonen wurde. Nach mittelalterlichen arabischen Berichten ist Beelzebul der König der Dschinnen, der stirbt und beklagt wird, vgl. das Motiv vom toten Pan, vielleicht ein Nachklang des Tammuz- oder Adoniskults ©). Bar Bahlul erläutert B. als elaha aziza verabba d. i. „starker und großer Gott‘ 7). Möglicherweise ist auch an das Wort 53!

„Wohnung‘‘ zu denken im Sinne der also des Himmels, Gottes, Wohnung „Herr des Himmels‘, oder im Sinne von olxo3sorötng Mt. 10, 24 „Hausherr‘* (For-

heißt so

men Baals); der vierte Himmel

5318). Nebenformen sind Belzebuth, Bel-

zebuc, Besebuci usw. Im Zauber begegnet der Name oft ?). l)

Hauck

RE.

ı, 514ff.;

RGG.,

2,

1223;

Pauly-Wissowa 3, ı, 185. ?) Z.B.Hippolyt Re/ut. omn. haer. 6, 34, ı Wendland 162; Ev.

Nicod.

xz,

ı:

Tischendorf

Evangelia

apocrypha (1876), 216; Testamentum Salomonis: Migne PG. ı22, 1329; L. Allatius de templis Graecorum (1645), 126f. 3% Buxtorf Lexicon Chaldaicum etc. ed. Fischer (1879),

175; Dalman

Grammalik

des jüd.-pal. Ara-

im Klostermann 137; (1905), mäisch Handbuch z. NT. hrsg. von Lietzmann 2 (1919), 31. *) Poimandres 75. °) Auch im Targum Dal man Aram.-neuhebr. Handwörterbuch (1922),

123.

°) GrafBaudissin

Esmun und Ado-

nis (1911), 119. 7) Castelli Lexicon Syriacum ed. Michaelis (1778), 290. ®*) Klostermann %) Heeg a.a. O.; Dalman Handw. ı23. Hermetica 38 Z. 5; Vassiliev A4necdota GraecoByzantina ı (1893), 336; Reitzenstein Poimandres

299;

Liebrecht

Gervasius

182;

Golther Mythologie 410; Grimm Myth. 3, 3,295; Agrippa von Nettesheim 108; Zachariae Kl. Schr. 377 ff.; Sepp Religson 321 ff.; Schmid-Sprecher 30; ZfVk.z22 (1912), 124.237 f.; Go e de k e EveryMan

(1865), 99;

Kronfeldogo;

33*

Bang

He-

1031

bemalen — Benedikt

xeformularer 647. 648;

521

Ohrt

Reg.

bemalen

s. Bild,

Trylleformler

ı,

Jacoby.

tätowieren.

Benedikt, hl., Ab*,

ländischen Mönchtums,

Vater

des abend-

geb. 480 zu Nur-

sia

(Umbrien),

Einsiedler

in der

da

543,

21. März.

Übertragung

Nähe

von Subiaco, gründete 530 zu Monte Cassino das Stammkloster des nach ihm genannten Benediktinerordens, gest. eben-

Fest

eines Teiles der Reliquien des Heiligen nach Fleury (St. Benoit-sur-Loire) 653. Partikeln in Benediktbeuern, Einsiedeln, Metten bei Straubing a. d. Donau und anderswo *). )

aevi

im

Potthast

2

(1896),

Erzbistum

227—230;

1199;

Bibliotheca

Köln

Korth

33;

historica

Nork

medii

Kirchenpatyone

Festkalender

Sa ms on Die Heiligen als Kirchen-

patrone 143—144; L’Huillier St. (1905); Herwegen Der hl. Benedikt

Benoit (1921).

1. Der Lebensbeschreibung des Heiligen

hat Gregor d. Gr. das ganze zweite Buch seiner Dialoge (594) gewidmet 2). In dieser Vita sind eine große Fülle bekannter und sich in der Hagiographie wiederholender Legendenmotive über B. ausgebreitet. Der Heilige macht ein zerbrochenes Gefäß wieder ganz, heißt einen Bruder über einen See eilen, um einen Ertrinkenden zu retten, füllt durch

Gebet

die leeren Ölfässer

des Klosters,

bewirkt durch sein Vertrauen und Ausharren im Glauben an Hilfe für die darbenden Brüder 200 Säcke Mehl, findet Goldstücke im Getreidekasten, um einem Armen zu helfen, befreit durch einen Blick einen gefangenen armen Bauer von seinen Fesseln, rettet sich selbst vor dem ihm zugedachten Giftbecher und wirkt vieles andere an Wundern und Taten, wie sie dem Zeitgeist gefielen oder gar Bedürfnis waren. Infolgedessen werden B. außer Abtsstab und Weihel mancherlei Attribute beigesellt: Dornbusch, Becher mit Schlange, Kind das er segnet, auf-

geschlagenes

Buch,

Rabe

mit

Brot

im

Schnabel u. a. 3%, und findet er sich auch im Eingang von Zaubersprüchen %).

?) Migne Patrol. lat. 77, 149—429. Auszug daraus MG SS. rer. Langobard. 6—10 (1878), 525—540. 3) Künstle Zkonographie 123—125. *‘) Ackermann Shakespeare 100.

1032

2. Durch den von ihm gegründeten, weitverbreiteten Orden gelangte der Heilige in der Andacht des Volkes zu hohen Ehren. Der reiche Legendenkranz machte ihn zu einem zugkräftigen Volksheiligen, besonders in ländlich-bäuerlichen Kreisen. Weil er sich neun Tage vor seinem Tode das Grab öffnen und sich am sechsten in die Kirche tragen ließ, um sich dort mittels Empfangung des Altarssakramentes auf die „,Reise zu richten‘‘, also in ebenso vorbildlicher wie vorsorglicher Weise sich auf den Tod vorbereitete, empfahl man

sich ihm für die Sterbestunde und erbat ihn als ‚„‚Schildwächter‘‘ für die Stunde von „9 Uhr des Tages bis auf 10 Uhr‘ im

Falle des Todes 5), 5) Geistl. Schild

113.

3. Der Festtag des Heiligen fällt in die Zeit der Frühlingssonnenwende, der Tag- und Nachtgleiche des Frühlings und des Frühlingsanfangs. Was dieser Tag als Einschnitt in das Kalender- und Wirtschaftsjahr im Glauben und Brauch des Volkes besonders an sich trug oder noch trägt, wurde gutenteils an den Namen des Heiligen geknüpft oder zu dem Heiligen in Beziehung gebracht. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß das dem Namen B. zugrunde liegende benedicere, segnen, in der Form benedeien, mhd. benedien in den deutschen Wortschatz aufgenommen, den Glauben bestimmter Volksteile und Volkskreise an die apotropäische und überhaupt an die magische Kraft des Tages oder der Zeit stärkte und stützte, wie dies in Vorschriften für die Landwirtschaft hervortritt. Zwar wenn es z. B. nach dem Volksglauben der Esten®) heißt, am B.tag erwachen die Schlangen, oder wenn man bei den Kroaten in Muraköz”) an diesem Tage die Rosse nicht aus dem Stall läßt, damit sie nicht behext werden, so spielt hier ohne Zweifel der eigentliche Kalendertag die bestimmende Rolle, ebenso wenn nach der Meinung der Gurkfelder die jungen Hühner der am B.tag gelegten und ausgebrüteten Eier besonders fleißig legen ®), oder wenn man in Tschernembl meint, Schnee am B.tag

1033

Benedikt

deute auf eine gute Heuernte ®). Wenn dagegen die steirischen und kroatischen Slowenen am B.tag verschiedene Kräuter und Wurzeln weihen lassen, um mit diesen die Viehställe auszuräuchern und

alles Hexenwerk

zu vertreiben !°), dann

eben spielt wohl mehr Benedictus-benedicere eine Rolle oder überdeckt Alteres in Glaube und Brauch. Halb Ernst, halb Scherz mag die Vorschrift oder Empfehlung sein, Mohrrüben am B.tag zu säen, damit sie dick werden, „benedik‘‘ (beinedick)!!). Auch setzt der Bauer Zwiebeln oder Knoblauch an diesem Tage um so lieber, als er, durch den Namen Benedikt verleitet, wünschend glaubt, daß solche Gewächse dann besonders dick werden. „Benedict, macht Zwiebel dick‘*, sagt man geradezu, oder ähnlich ‚‚,Benedik macht Zwiewele und Knowli dick‘ !2), Man erkennt, wie die naive Buchstabenoder Namensexegese vielleicht zunächst vom Scherzhaften aus allmählich sich zu Glaubensvorstellungen entwickelt. Ahnlich wie an andern Heiligentagen, früher und vielfach noch jetzt, wurden auch am B.tag im Kloster Chiemsee die sogenannten B.zeltel gereicht, kleine süße Brötchen in flacher Form, deren Genuß

Segen bringen sollte !3). s) Boecler

Ehsten

81.

7) Ethnolog.

Mitt,

a. Ungarn 4, 173. ®) ZföVk. 4 (1898), 145. ®) Vgl. andere

Wetterregeln:

Baumgarten

Heimat

I, 45; Wettstein Disenlis 164. *) ZfiöVk, a.a.0. 2") Engelien u.Lahn 271. *) Le o-

prechting Lechrain 167; Meyer Baden 423; Sch mitt Heitingen 18; Lachmann Überlingen 401. ‘3) Höfler Fastengebäcke 96; Bavaria 1, 367.

4. Das

kraut,

sogenannte spätmhd.

Benedikten-

benedictenkrüt,

eine

besonders in ihrer Wurzel heilkräftige Pflanze (Geum reptans L.), sowie die Benediktenwurz (Geum montanum L.), auch Blutwurz, Petersbart genannt, haben als vermutlich alte Kultpflanzen ursprünglich zu dem Tag der Frühlingstag- und Nachtgleiche Beziehung 11) und wahrscheinlich mit fortschreitender volksmedizinischer Verwendung in christlicher Zeit ihre Anlehnung an B. erhalten. Erwähnt wird die „‚Benedictenwurzel‘‘ in einem magischen Mittel,

1034

gestohlenes Holz erlangen ?®). 14) ZfVk.

2 (1854),

(Stämme)

wieder

ı (1891), 295. !°) Wolf

zu

Beiträge

117.

5. Durch des Heiligen Namen sind wie durch eine Art Marke mehrere Dinge besonders charakterisiert, die zu bestimmten abwehrenden, schützenden und heilwirkenden Zwecken verwandt wurden und noch werden, die B.sch elle sowie das B.kreuz und der B.pfennig oder die B.medaille. Mit ersterer klingelte man in der Eifel 16) dem Sterbenden oder um das Bett des Sterbenden in der Meinung und Absicht, böse Geister fernzuhalten. Auch in Westböhmen !) ging man (geht man?) klingelnd mit einem Glöckchen um das Bett des Kranken. Maß oder mißt man der Schelle allgemein apotropäische und ähnliche Wirkungen zu (s. Glocke), wie dies aus Umzügen, z. B. aus dem

Perchtenlaufen

bekannt

ist, so

konnte man dies bei einer B.schelle genannten Schelle wegen des im Namen So um benedicere-segnen steckenden mehr.

16) Schmitz

*) ZfVk. 17

Eifel 1, 65.

(1907), 362. 6. Sehr starke Verbreitung gewannen das B.kreuz und der B.pfennig im

Volk und spielten besonders in der Zeit der Hexenprozesse (17. Jh.) eine große Rolle 18). Über die Kräfte dieses zwei-

gestaltigen (Kreuz- und Pfennigform) Amulettes verbreiten sich ältere Zusammenfassungen und Beschreibungen

ausführlich. Nach dem Volksglauben eignen ihnen therapeutische und prophylak-

tische Kräfte mit Wirkung bei Menschen

und Tieren, bei Wetter und Zauber aller Art. Man trägt die Medaille, hängt sie auf in Räumen und an Gegenständen

oder

an Tieren,

vergräbt

sie

unter

der

Infolge Schwelle oder anderswo usw. ihrer großen Beliebtheit ist die litera-

rische Überlieferung stark 1%), Nach der Seite sind volkstümgeographischen licher Gebrauch und Überlieferung vorzüglich in Süddeutschland im weitesten

Sinne nachweislich.

1) SAVk. 15 (1911), 182; Dettling HexenProzesse 40. 1?) Geist]. Schild 36; SAVk, a. a. O.;

Benediktenkraut—Benediktussegen

1035

1036

Panzer Beitrag 2, 485—86; Leoprechting Lechrain 28. 222; Alpenburg Tirol 325; Schön werth Oberpfalz ı, 311; 3, 105.

rückgeführt:

3 (1893), 173; Urquell 4 (1893), 154 u. genau so ZrwVk. ı1ı (1914), 163; Andrian Wetterzauberei 98; Heyl Tirol 292. 706; Weinhold Neunzahl 35; ZföVk. 4 (1898), 231—32; ZfVk. 8 (1898), 339; Meyer Baden 38. 290. 575. 560; John Westböhmen 282; Pol-

so ergebe sich doch die Herkunft von dem Heiligen aus den Wirkungen und Nutzbarkeiten. Zur Bekräftigung dessen wird auf ein Ereignis aus dem Jahre 1647 verwiesen: damals sei in Natternberg (einem Schloß, nicht weit vom Kloster Metten in Bayern gelegen) ein Hexennest ausgehoben worden und die Hexen hätten im Verhör bekannt, sie vermöchten nichts über Menschen und Orte, die durch dies Kreuz geschützt seien, Sie hätten auch keine Macht wider das Kloster Metten, weil dort ein solches Kreuz verborgen sei. Die daraufhin angestellten Nachforschungen ließen zunächst nur Benediktuskreuze der üblichen Art zutage kommen, bis man auf eine Handschrift stieß, in der sich ein Bild des Heiligen fand, auf dem die bisher nur als Buchstabenreihen bekannten und daher unverständlichen

106;

Birlinger

linger

Aus Schwaben

Landshut

ı54;

Unterwalden 3, 612; Z£Vk.

Niderberger

19 (1909), 245; An -

dree-Eysn Volkskundliches Abbildungen); Seligmann 2, 337 (mit einer Abbildung).

7.

Besonders

x, 428; ZfVk.

100. 126 Blick 1,

bemerkenswert

ist

(mit 151;

die

Hineinziehung des B.pfennigs in das Gebiet des Liebeszaubers, wie es in einem Spruch „Sich lieb und wert zu machen‘‘

geschieht %). 2)

Grimm

Myth.

3, 505

Nr. 4.

Wrede.

Benediktenkraut s. Nelkenwurz. Benediktion s. segnen.

Benediktsminne. Ein Minnetrunk zu Ehren des heiligen Benedikt wird für das frühe 11. Jh. durch die miracula s. Benedicti !) bezeugt. Der Brauch beruht augenscheinlich auf der Legende, nach der verbrecherische Mönche vergeblich versuchten, den Heiligen durch Gift zu töten. Außer dieser einen Nachricht, die nach Fleury weist, ist die B. nicht belegt 2). 1) Lib. II. Die Quelle entstammt etwa dem Jahre 1005. ?®) Vgl. Franz Benediktionen

1, 291

und den Artikel Minne,

Mackensen.

Benediktussegen, ein Doppelspruch

in

lateinischen gereimten Versen, der gewöhnlich nur mit den Wortinitialen geschrieben auf den Benediktuskreuzen und -medaillen steht: 1. Vade Vana

Retro

Satana,

Nunquam

Sunt Mala Quae Libas Ipse 2. Crux Sacra Sit Mihi. Lux Non Draco Sit Mihi Dux.

Suade

Venena

Mihi Bibas,

Der erste Spruch dient auf den Medaillen als Umschrift, der zweite als Aufschrift des Kreuzes; in den 4 Kreuzwinkeln steht noch: Crux

Sancti Patris Benedicti,

In den auf den B. bezüglichen Schriften werden die Sprüche auf den hl. Benedikt, den Stifter des Benediktinerordens, zu-

nauen

könne

Ursprung

des

man

auch

unter

den

ge-

Benedikts

Namen gesegneten Kreuzes nicht wissen,

Verse aufgelöst waren !). Dieses Buch, mit Gold und Edelsteinen, vor allem aber mit Reliquien ausgeschmückt (in den Holzdeckeln), sei dann nach Ingolstadt, später nach München an den Kurfürsten gesandt worden und habe an beiden Orten

die Approbation erhalten. Es folgen danach die Ausführungen über Verehrung und Gebrauch des Kreuzes durch den hl. Benedikt, ferner die Angaben über den Nutzen der Benediktskreuze, die gegen Teufelswerk, Hexen, zum Schutz der Tiere, beim Melken und Buttern, bei Besessenheit helfen sollen. Man hängt sie

um, taucht sie ins Wasser, das man zum Trinken oder Waschen benutzt, heftet sie an die Hauspfosten oder vergräbt sie

unter der Schwelle. Auf der andern Seite des

Kreuzes

stehen

25

Charaktere,

der

Zachariassegen (s. d.). Den Hauptteil des Schriftchens, das anonym ist, aber von einem Benediktiner stammt, bildet die Benediktion der Kreuze und Medaillen, eine Sammlung von Litaneien und Gebeten usw. 2). Auf die Geschichte des Mettener Codex I nimmt dann Bezug eine weitere Mettener Handschrift %) des 18. Jhs. Der resignierte Abt J. Romanus Senior berichtet

Benediktussegen

1037

dort, daß der nach München ausgeliehene Codex nach vieler Mühe zurückgegeben wurde. Als ihn 1678 die Universität Salzburg zur Einsicht erbat, gab man nur

eine Zeichnung des Benediktbildes,

und

ebenso 1712 im Zusammenhang mit Angriffen eines Klerikers auf die Kreuze und Medaillen, wo der Codex wieder nach München sollte. Der gleiche Abt gab 1682 ein Attestat de venerabili Cruce S. P. Benedicti *), in dem er mitteilt, die Prozeßakten von 1647 seien wohl ‚in hostilibus irruptionibus‘*‘ verloren gegangen, aber nach Angaben zweier Greise hätte die Verbrennung der Hexen 1622 stattgefunden. Schorno gibt in seinem Auszug 1643. Aus den Widersprüchen erhellt, was man von der Geschichte zu halten hat. Kritisch sehr wichtig ist für die ganze Erzählung des Büchleins, was Köhler ®) angibt: ‚‚Es hat der Cantzler Adlzreiter seine vortrefflichen Bayrischen Geschichtsbücher mit den herrlichen Thaten Churfürst Maximilians des grossen beschlossen, und hat dessen viele ReligionsUbungen dabey sehr sorgfältig erzehlet. Er hat aber weder von dem A. 1647. vorgegangenen Straubingischen Hexen Process, noch auch von der darauf angestellten Churfürstl. Methenschen St. Benedicts Müntz Untersuchung nicht das geringste gemeldet, und weil er seine Historie aus lauter Archivischen Urkunden geschrieben, so muß er davon nichts im Archiv gefunden haben; dadurch dann der Warheit dieser Geschichte ein großes Zeugnuss abermals abgehet.‘‘ Im Jahre 1678 verbot die Indexkongregation das Büchlein ‚,Effectus etc.‘, vermutlich auch die Medaille ®). Daher rührt auch die große Seltenheit der Schriftchen, die auch de Vigneul Marville ?) schon 1725

bezeugt

und

ebenso

Coffinet®);

es sind

nur Abschriften von manchen heute noch erhalten. Zur nämlichen Zeit richtete Thiers ®) einen scharfen Angriff gegen Schrift und Medaille, die er als abergläubisch bekämpfte. Auf die Angriffe 1712 ist oben hingewiesen. Ein Brief des Erzbischofs von Mecheln vom 10. März 1745 handelt, unter Berufung auf eine Bro-

1038

schüre: Veragten van de medaillen van den H. Benedictus, ‚‚De S. Benedicti medaliis prohibitis a card. Thomas Philip‘‘ 19).

1743

wehrt

sich

Benno

Löbel

(s. u.) gegen die Äußerung des Büchleins, daß der „erste Ursprung‘‘ der Münze nicht feststehe. Der Prager Abt setzte auch 1741 in Rom die Bestätigung der Medaille durch Benedikt XIV. durch; er und seine Nachfolger durften sie allein weihen !!). Ebenso erhielt Abt Martin Schmidt von Prag 1756 für sich und seine

Nachfolger, Äbte, Priore und Mönche seines Visitationsbezirks das Recht privative benedicendi numismata etc. 22), ‘Das vorgeschriebene Benediktionsexemplar nach einem Druck von Monte Cassino 1844 gibt Gueranger 1%). Die Literatur über das Benediktuskreuz ist sehr umfangreich, besteht aber zum größten Teil nur aus erbaulichen, wissenschaftlich wertlosen Ausführungen, kurzen Notizen und Veröffentlichungen älterer und neuerer Kreuze und Medaillen 1%). Das ganze Material werde ich später ausführlich zusammen mit einer Behandlung des Zachariaskreuzes (s. d.) geben. 1) Es ist gemeint Cod. lat. Monac. 8zo1 (Cod. Mett. ı), eine Zimelie der Münchner Bibliothek vgl. den Catalogus Codd. lat. Bibl. regiae Monac, von C.Halm u. W, Meyerz2, ı (1874), 7; Bernh. Pez Thesaurus anecdotorum novissimus I (1721), XLVIII Nr. 69 (mit dem interessanten Reliquienverzeichnis und einer Abbildung des Bildes Benedikts). %}) Es handelt sich um ein Schriftchen des Namens: Effectus et virtules crucis sive numismaltis s. palriarchae Benedicti. Item medicamentum spirituale contra morbos et pestem in eodem numismate characteribus expressum, cum addita benedictione. — Permissu superiorum. Einsiedlen, per Jacobum Ammon, A. 1668, Ein Original ist nicht auffindbar, dagegen besitzt die Bibliothek des Institut

Grand

Ducal,

Sect,

hist,, Luxemburg,

eine Abschrift aus dem Ende des ı7. Jh.s (Nr. 76 des Katal., 26 Seiten). Ein zweites Exemplar, von dem gleichfalls ein Original nicht mehr zu finden ist, steht abgedruckt bei Doro-

theus Ascianus Montes pietatis Romanenses historice, canonice, theologice detecti (Lipsiae 1670}, 611—618, erschienen: Cum permissu superiorum., Salisburgi, typis J. B. Mayr, AulicoAcademiae Typographi 1669. Eine Edition Salisburgi 1664 erwähnen Benno Löbel

(s. u.) und Piolin (s. u.). Eine verkürzte Ausgabe (ohne die Benediktion) von 1664 im Arz| neibuch des W. Schorno SAVk.ı5 (1911),

1039

Benediktussegen

182 in Abschrift; der gleiche Text Fulda 1674 (nach d. Geistl. Schild, Ex, d. Straßburger Bibl, S.6, vgl. auch Geistlich Schild-Wacht 1705} und in: „Hiülff und Trost dey Sterbenden oder: Heylsame Bruderschafft etc. So in... Wessobrunn ... An, 1734 eingesetzt ist worden‘‘, Ausgaben: Fridtberg in Bayern, A. Gugger; Augspurg,

A. M.

Heiß,

beide

Stark 1754; lat.: Auxilium

tium etc. Fridtbergae,

o. J.;

Kaufbeyren,

et solatium morien-

s. a. Französisch:

fets des vertus etc. Extrait de UImprime

Les ef-

d’Alle-

magne, Paris, Nicolas Bessin 1678,s. Thiers {s. u.) , ebenso Troyes, Charles Briden 1700

nach einer Abschrift im Archiv der Societe academique etc. du departement de 1’Aube in deren Memoires (s, u.). Eine Benedictio numismatum erschien Benedicti erucis sanclissimi patris Tegernsee 1665; sie ist rein liturgisch und enthält das Historische nicht, ?%) Cod. lat. Monac, 8250 (Cod. Mett. 50) fol. 2zı b vgl. HalmCatal. 2, 1, 11. *) Auxilium et solaMeyer tium morientium etc, 17 $ 5; vgl. auch ChurTeil Vierter Calender, Bayerisch-Geistlicher Das Rend-Amt Straubing etc. Verlegt durch (1752), Zimmermann Antonium Josephum 245 f. (darnach war der Codex von 1414 Vergraben, als man ihn fand). 5) Johann David Köhlers P.P. Im Jahr 1734 wöchentMüntz-BeHistorischer lich herausgegebener lustigung Sechster Teil. Nürnberg, Christoph Weigel 1734, 105 ff. %) Index librorum prohibitorum Innoc. XI. P.M. iussu editus, Usque ad annum 1681. Eidem accedit in fine Appendix usque ad mensem Junij 1704. Romae, Typis Rer. Camerae Apost., 1704. Cum privilegio, p. 173, Catalogue des ouvrages mis ä l’'index contenant le nom de tous les livres condamnes par la cour de Rome avec les dates des decrets de leur condamnation. Bruxelles (3. &d. 1828), 128. Vermutlich auch in Peignot Dichonnaire crilique literaire et bibliographique des principaux livres condamnes au feu, supprimes ou censures. Paris 1806 (mir unzug.). *) Meglanges d’histoire et de littdyature (4 ed., 1725) 3, 206ff.; Köhler a.a.O. ı05ff. ®%) Memoires de la societe academique ... du departement de l’Aube 29 (1865 Troyes), 265. *) Thiers ı, 303 ff. ®) Revue belge de Numismatique 31 (1875), 278 ff. !l) Fid. Busum in Stud. u. Mitt. a. d. Benediktiner- und Zisterzienser-Orden 24 (1903), 82 ff. 1?) Rescripta authentica sacrae Congregationis Indulgentiis sacrisque Reliquiis praepositae, Schneider, Ratisbonn 2 (1885), 159 ff. Nr. 199. 1) Dom ProsperGueranger Essait sur V’origine, Za signification et les privileges de 1a medaille ou

croix de Saint-Benoit. Paris 1890 (11. &d.), 179 ff.

4) Bucelinus Benedictus redivivus (Veldkirch 1679), 207; Benno Lö be1 (oder Lö b]J), Disquisitio sacra numismatica de origine, quidditate, virtule pioque usu numismatum seu Crucularum S. Benedicti, (Wien, Kaliwoda 1743); Migne Nowuvelle Encyclopedie theol., 2, ser. 26 (1862) s. v.; Dom ProsperGuerangor Essat sur Vorigine, la significalion et les

1040

privilöges

de

la medaille ou croix de Saint Be-

noit (Paris, Oudin 1890, 10. Aufl.); P.Laurenz

Hecht Der St. Benediktspfennig (Einsiedeln u. New-York, Benziger 1858); Ders. St. Benediktus-Büchlein ... nach dem Französ, d. Dom P. Guegyranger (3. Aufl., Einsiedeln 1877, Benziger); Studien u. Mitteilungen aus dem Benediktiner- und Zisterzienser- Orden 24 (1903), 82 ff. 321 ff.; deutschlands

Monatsschrift f. d. Gesch. West7 (1881), 270 ff.; P. Piolin

Recherches sur les origines de la medaille de Benoit Arras 1880 = Revue de l’art chretien (1880), 5—58; L. PapinDupont Über Ursprung und die wunderbaren Wirkungen

St.

Benediktusmedaille,

Lcopoldo

D.

St. 13 den der

Francesco-

Zelli-Jacobuzy

Origine

et mirabili effecti della croce o medaglia di S. Benedelto. Monte Cassino (auch französ, übers. von

d’Avrainville, Paris 1860); Magasin pittoresque

9 (1841), 32; Fr. E. Bruckmann Epistolae itinerariae (Wolfenbüttel 1737), 11;Revue des societe&s savantes des departements publ.

s. 1. auspices du ministre de l’instruct. publ.D 9

(1869), 418 ff.; F 5 (1877), 261 ff.; Memoires de la societe academique d’Agriculture, des sciences, arts et belles-lettres du d&part. de l’Aube 29 (Troyes 1865), 253 ff.; The medal or Cross of

St, Benedict (London 1880); Linzer Theol. prakt, Quartalschrift 46 (1893), 876ff.; P. Corn. Kniel Die St. Benediktsmedaille (Ravensburg 1895); (Gabriel Peignot) Le livre des singularites par G. P. Philomnesive (1841), 98—100; P. H. Cahier Characleristiques des saints dans l’art populaire (Paris 1867) I, 112.210. 234. 282; 2, 549; Illustrierte Zeitung 1853, 30. April Nr. 513; King

Amulets, (1869),

in:

230;

The

Che

Talismans and

archacological

valier

Journal

Repertoire

z6

des sorxr-

ces historiques du moyen-dge, Bio-Bibliogr. 518 f.; B. Picart Ceremonies et coulümes religieuses de tous les peuples du monde (Amsterdam 1723), 1, 2, Taf. zu S. 176; F. H. Re usch Die deut-

schen Bischöfe und der Aberglaube (1879), 49 ff.; Publications d. 1. soc. p. 1. conserv. d. mon. hist, et d. oeuvres d’art dans la province de Luxem-

bourg 4 (Arlon 1856), 55; Revue belge de numismatique 37 (1881), 446 f.; 38 (1882), 640 ff; 40 (1884), 318 ff.; Numismatic Chronicle N. Ser. UlrichsFriesenegger 128; 3 (1863), kreuze (1885), 36 ff.; A. J. Corbierre Numismatique Benedictine (Rom 1904), second album (o. J.); Deutsches Archiv f. Gesch, d. Medizin u. medizin. Geographie hrsg. von

Rohlfs 8 (1885), 465 ff.; Oberbayr. Archiv f. Gesch, ı7 (1857), 39ff.; 27 (1886), 6. 30; L. Pestilentia in Ruland u.C. Pfeiffer nummis (1882); Mitteil. d. numism. Ges. Wien 14 (1918), 89. 120; 15 (1919), Taf. ı Nr. 1.3. 4; Blum Miscellanea (Luxemburg 1897), 36 = Ons Hemecht 3 (Luxemb, 1897), 260 ff. 3109 ff. 886f.; BirKronfeldz, Hovorkau. linger Aus Schwaben x, 397. 418. 424. 433; Andree-Eysn Volkskundliches 100. 126; Grimm Beitrag 2, 253. 4851; Panzer Myth. 3, 505. Jacoby.

1041

beneiden— Benno

beneiden

s. Neid.

Benevent, J. Bolte!) hat die von den Brüdern Grimm 1821 aus mündlicher

Überlieferung

aufgezeichnete

Sage

Nußbaum zu B. behandelt. Sie „Zu B. stand bei einer Höhle ein Nußbaum, worunter die Hexen ihre Tänze und Zusammenkünfte

vom

lautet: großer nachts hielten.

Zu Rom war ein Mann, dessen Frau war auch eine Hexe, ohne daß man es wußte, und war oft nachts in B. Einmal ist er noch nicht eingeschlafen, da sieht er, wie seine Frau aufsteht und den ganzen Leib

mit einem gewissen Öl bestreicht und darauf die Zauberworte spricht: Öl, bring mich in der Nacht geschwind / Zu dem Nußbaum von B.! Damit verschwindet

sie vor seinen Augen und kommt

erst am

Die folgende andern Morgen wieder, Nacht paßt der Mann wieder auf und gibt genau Achtung auf die Worte. Kaum ist seine Frau fort, so steht er auch vom Bett

auf, streicht sich das Öl an den Leib und

spricht die Worte, und in der Minute befindet er sich zu B. unter dem Nußbaum in einer großen Gesellschaft Hexen, darunter auch seine Frau ist. Es geht lustig her, und er wird mit an den Tisch geführt, wo alles vollauf ist. Die Speisen wollen

ihm

aber

nicht

schmecken,

weil

sie alle ungesalzen sind; er bittet seinen

Nachbar um ein wenig Salz, der hört aber nicht darauf; er wendet sich zu einem andern, der will sich auch keine Mühe

geben; endlich wird ihm von einem drit-

ten etwas gereicht. Wie er das Salz sieht, ruft er aus: ‚Gottlob, daß Salz da ist’! Kaum hat er das Wort Gott gesprochen, so ist alles verschwunden, und er liegt ohne Kleider in der dunklen Höhle von B. Endlich bricht der Morgen an, er sieht

nichts als ein einsames Feld und ein paar

Ackerleute,

die ihm

einen Mantel

schen-

ken; damit läuft er nach Rom zum Papst und erzählt ihm, was er in der Nacht gesehen und gehört hat. Der Papst läßt den Nußbaum zu B. abhauen, und seit‘ der Zeit gibts keine Hexen mehr.‘ Das italienische Volk nennt diese Zusammenkunft b.ische Hochzeit. Grimm führt die Sage auf den Glauben an den

1042

heiligen Baum der Langobarden zu B. zurück, den der hl. Barbatus im 7. Jh. gefällt habe. Bolte verweist auf den Bericht des Grillanitalienischen Juristen Paulus

dus %, wonach ein sabinischer Bauer eine Frau

hatte,

die mit dämonischen

ten in Verbindung stand.

Mäch-

Er belauschte

sie einmal, wie sie sich zur nächtlichen Ausfahrt salbte. Das nächste Mal wurde er von ihr zum Teufelsfeste mitgenommen, rief aber, als er beim Essen endlich das verlangte Salz bekam: ‚,Hor laudato sia Dio, pure venne questo sale!‘‘ Da verschwindet alles vor seinen Augen und er bleibt allein unter dem Nußbaum von B.

Nach der Heimkehr verklagt er seine Frau und ihre Genossinnen beim Burg-

herrn. Dieser läßt alle beteiligten Frauen als Hexen verbrennen. Der Nußbaum von B. ist, besonders in öfters als VerQuellen, italienischen sammlungsort der Hexen genannt (Stel-

len bei Bolte).

Ein Arzt aus B. hat ihm

eine Monographie gewidmet: De nuce maga Beneventana. Neapoli 1635 und 1647. Der Sage liegen verschiedenartige Bestandteile zugrunde: Vom Nußbaum geht nach dem Glauben der alten Griechen

und Römer eine schädliche Wirkung aus, die nur teilweise auf physische Gründe teilweise wie die Auszurückgeführt,

strahlung einer dämonischen Macht erklärt wird %. So lag es nahe, unter ihm die Hexen ihre Feste feiern zu lassen. Möglich ist, daß auch die Baumhochzeit mitgewirkt hat %). Bei B. mag ein Nuß-

baum besonders auffällig — der Bericht sagt: bei einer Höhle — gestanden haben. Deshalb mögen die Sagenelemente, die sonst an keinen bestimmten Nußbaum gebunden waren, sich um ihn vereinigt haben.

1) ZfVk. 19, 312 ff. ®*) Tractatus de heyveticis et sortilegiis. Lugduni 1536, Bl. 39 b. qu. 7, 25. 3) Plut. Mor. 647 B; vgl. Plin. N.H. 17, 89; Varro ves yust, ı, 16, 6. *) R. Corso Folklore. Roma 1923, 58f.; vgl. La Pie 4 (1923), Fehrle. 151 ff,

Benno, hl., vom hl. Bernward in Hildesheim erzogen !), eigentlich Berno, das als Kurzform für die mit Bern gebildeten

1043

Bensozia— Berg

Namen gilt, 1066 Bischof in Meißen, gest. dort 16. Juni 1106. Wie viele andere Orte im Mittelalter ihren eigenen Heiligen Oder ihre eigenen Heiligen haben mußten

und erstrebten, so begehrte auch Meißen einen solchen und förderte seit 1489 mit

Eifer B.s Heiligsprechung, die 1523 ausgesprochen wurde ?). Seine Gebeine wurden 1576 nach München (Frauenkirche) überführt und er selbst dort als Stadt-

patron adoptiert, da Meißen lutherisch geworden war. B. entwickelte sich seitdem immer mehr als Patron Bayerns und ist auch Patron Sachsens. In seinem reichen Legendenkranz findet sich eine Variante zum alten Polykratesring-

Motiv: Aus seinem Bistum verjagt (Investiturstreit, Heinrich IV.) sollen nach seiner Weisung die Schlüssel zur Domkirche in die Elbe geworfen worden sein. Bei seiner Rückkehr wurden sie in einem Fisch oder an den Flossen eines Fisches wiedergefunden. B. gehört auch zu den Quellenerweckern, woran jetzt noch St. B.s Brunnen (in der Stadt Meißen) erinnert 3), ») Künstle /konographie 126. ?) Hieronymus Emser Vita S. Bennonis (1517); AA.SS. 16. Juni 3, 147 (Kanonisation). Gegen diese Luther Wider den neuen Abgott; vgl. auch Klingner Luther. 3) Meiche Sagen 641—646, wo eine ganze Reihe Legenden mitgeteilt sind. Wrede.

Bensozia s. Herodias. beräuchern s. räuchern. Berberitze s. Sauerdorn. Berchta s. Perchta. bereden s. besprechen.

Berg. Einleitung. Das einsame, öde!) B.land und durch Lage, Form und Wolkenbildungen am Gipfel auffallende

B.e werden überall seit alters als Tummelund Wohnplätze verschiedener Dämonen und Wohnsitze von Göttern angesehen ?). B.e, auf denen man sich Götterwohnungen dachte, wurden oft an den Himmel verlegt (z. B. Walhall), wobei die b.artigen Wolkenbildungen sicher eine große Rolle gespielt haben. Wilde Naturgeister, die den durch Anstrengung, oft auch durch Hunger geschwäch-

1044

ten, zu Halluzinationen neigenden einsamen Wanderer irreführen 3), bevölkern vor allem die B.e. Vielleicht hat gelegentlich besonders in jüngerer Zeit die B.krankheit %), die einen geschwollenen Kopf und Schwindelzustände zur Folge hat, den alten Glauben scheinbar neu bestätigt. In alter Zeit wird man wohl kaum so hoch gestiegen sein, daß die B.krankheit beim Entstehen des Glaubens eine Rolle spielen kann. Teilweise knüpft sich der Glaube an Gräber Ermordeter oder Verunglückter. In flachen Gegenden fällt der Begriff B. und Grabhügel zusammen; Zwergensagen knüpfen sich an vorgeschichtliche Hügelgräber 4a), Der Erdbestattung entsprechend liegen Totenreiche unter der Erde oder in B.en. Aber auch unabhängig von der Grabstätte gehen Tote in B.e ein (z. B. Helgafell, s. u. 3). Die zahlreichen Glaubensvorstellungen, die sich auf deutschem Gebiet an B.e knüpfen, lassen einen ausgedehnten vorchristlichen B.kult vermuten. Wie er aber im einzelnen beschaffen war, läßt sich für manche weitverbreitete Züge nur aus der ausführlicheren nordgermanischen Überlieferung erschließen.

') Wundt Mythus u, Religion 2, 40 f.?) A ndrian Höhenkultus passım; Wundt Volkerpsych. 3, 334; Gri

m m Myth.

ı, 536; 3, 34.

37. 184 f.; Wolf Beiträge 2, 96. 3) Schönwerth Oberpfalz 3, 275 8 45; Stöber Elsaß ı (1852), 46 Nr, 37; Mannhardtı, 129. 140. *) Rochholz Naturmythen VI. *a) z. B. ags. beorg = ı. Hügel, 2. Grabhügel.

NdZ{Vk. 3, 88. 1. B.alsAufenthaltsortvon Geistern. Geister auf B.en gelten im allgemeinen als besonders boshaft und gefährlich ©). Zahlreiche B.e®) auf deutschem Gebiet, z. B. der Pilatus”) (s. d.), sind als Versammlungsort böser Geister bekannt. Aus diesem Grunde hat auch der Verkehr der Menschen mit dem Teu-

fel

hier

die

Nekromanten

größte

weihen

Wirkung, auf

hohen,

und

die

wilden

B.en ihr gesegnetcs Buch dem Teufel (s. u. I, c). a) Hexenb.e. Besonders Hexen halten

ihre nächtlichen Versammlungen und Zusammenkünfte mit dem Teufel zu be-

| stimmten Zeiten (s. Hexentage) auf B.en

1045

Berg

ab (s. Blocksb., Heub., Hexenb.e). Deshalb werden sie auf solchen B.en von jungen Burschen ausgepeitscht®), d.h. durch Peitschenlärm vertrieben (s. Hexenpeitschen).

b) Geister auf Be bannen. Lästige Geister bannt man seit alters in „die wilden B.e‘, wie es schon in der Ilias heißt ®), man entsendet den Dämon in die Heimat der Geister. Diese Bannung wurde von den Christen beibehalten 1°), im neueren Volksglauben ist sie sehr häufig bezeugt !!l). Besonders viele Geister sind auf den Feldb. gebannt 1?). Auf den Belchen sind zahlreiche Feldmesser gebannt, die im Leben die Leute betrogen haben. immerzu den B. ausmessen

Sie müssen und führen

den Wanderer stundenlang irre 2). Aus besteigen. c) B. nicht Angst vor Dämonen darf man in Indien 1*), in Bosnien !®) einen solchen B. nicht besteigen. So wird auch ein ziemlich unklarer und abgeblaßter Bericht aus Südhannover, man dürfe den Zwergenb. nicht besteigen 1%), zu verstehen

sein. Die Besteigung des Nekromantenb.es Pilatus war bei hoher Buße und Gefangenschaft verboten. Nach dem Volksbuch von Pilatus (1478) entstand ein heftiges Unwetter, falls jemand die Besteigung versuchte 188). 5) Z. B. bei den Siamesen: An d ri an Höhenkultus ı22. %) Praetorius BlockesbergesVerrichtung ı ff. (Aufzählung); Rochholz Naturmythen

93, 27;

Se billot

Folk-Lore

1,

237. ’) Lütolf Sagen 4. } Schönwerth Gebete 104. % Pradel Oberpfalz ı, 316. ©) MschlesVk. 13/14, 27. 1) Pollinger Landshut

2, 53.82;

99a;

Niderberger

Jecklin

Volkstüml.

Unterwalden

24;

Kuoni

St. Galler Sagen 35 Nr. 77; 70 Nr. 147. 1) Baader Sagen 8. 1) Stöber Elsaß ı (1852), 46 Nr. 37. 1) Crooke Northern India 36. 1°) A ndrian Höhenkultus 342, 345. 1% Eckart Südhannover. Sagen 22 ff. 1a) Kluge Bunte

Blätter 76.

2. B.kult. a) Spuren höherer Religionsübung auf Bien, Die alten Isländer bauten ihre Heiligtümer

vorzugsweise

auf Anhöhen !’). Bei wich-

tigen Beschlüssen begaben sie sich auf einen heiligen Hügel !®). B.e waren im Norden wie in Deutschland Gerichts- und

1046

Kultstätten !?). In Deutschland ®) und England 2%) sind B.e nach Odin als Windund Totengott benannt. Der Zobtenb. ist wahrscheinlich eine Kultstätte der germanischen Dioskuren gewesen ??). Vielleicht wurde auch der Gewittergott Thor auf B.en verehrt. Direkte Zeugnisse da für sind nicht erhalten. Das Volk glaubt, der Donner komme aus dem B.e®%) (s. u. 10). Für den Norden läßt sich ein Zusammenhang zwischen B.kult und bestimmten Göttern nicht nachweisen. Auf eine ähnliche Vorstellung von Odin im B.e wie in Deutschland weisen nur die B.namen Walhall (s. u. 3). In der von Mythologien %) mitunter zum Beweise herangezogenen

Stelle,

in der sich

Odin

„,der

Alte vom B.‘ 2®) nennt, ist B. nur als Odins Aufenthaltsort augenblicklicher aufzufassen %), Die zahllosen Kirchen und Kapellen Deutschlands auf B.en 7) deuten auf vorchristliche Kultstätten. Auf alten b) B.prozessionen. Kult weisen auch die B.prozessionen, die häufig um Ostern stattfinden. Oft wird dabei um Regen gebetet %), das ist auch Gebiet sehr verauf außerdeutschem breitet ®). Aber auch außerkirchliche B.prozessionen haben sich erhalten (zu Ostern



da

konnte

man

morgens

die

Sonne tanzen sehen ®) —, am Mariä Himmelfahrtstag) 3%, wurden aber z. T. zu Kinderfesten 3), das Verkleiden und das Tanzen alter Leute wurde behördlich verboten ®3). An Fastnacht %), zu c) Bfeuer. Ostern 3), vor allem am Johannistag %), auch zu Martini?) entfacht man B-.-

feuer. d) Steinopfer auf B.en. Wenn ein Kind das erstemal auf eine Alpe steigt, muß es einen Stein aufheben, ihn auf den Steinhaufen, unter dem die wilden Fräulein wohnen, werfen und sagen: ‚‚Ich opfere dem wilden Fräulein‘ ®). In christlichem Gewande lebt das alte Opfer als

Bußübung weiter, schwere Steine werden zu hochgelegenen Wallfahrtsorten geschleppt und zu Hügeln, gewaltigen Wällen aufgeschichtet 3). Solche Steinopfer sind sehr alt und auf der ganzen Erde

1047

Berg

üblich %).

chard Steine e) keit. die

In

einer

Beichtfrage

des

Bur-

von Worms (+ 1024) wird verboten, zu Hügeln zusammenzutragen %). Opfer um FruchtbarDie alten Isländer, wie heute noch

Dänen

und

Schweden

zur

Julzeit

(s. d.), brachten Hügeln Opfer dar, um Fruchtbarkeit zu erlangen %?). Die Opfer gelten den Alven, Vegetationsdämonen, in alter Zeit auch Gräbern von Königen, in deren Regierungszeit besonders fruchtbare

Jahre

waren;

diese

Fruchtbarkeit

sucht man sich durch Opfer zu erhalten %3), f) Salbenb.e. Von großer Wichtigkeit für das Verständnis der nordischen Vorstellungen ist der Glaube der Lappen. Sie verehren heilige B.e, in denen die Toten wohnen. Sie dürfen nur in Feiertagskleidern zum hl. B., auf ihm kein Tier

töten,

den

nicht

da

schlafen.

Frauen

B. nicht anschen %*), Um

dürfen

ihrer Be-

wohner willen wurden die B.e mit Opfern geehrt, auf ihnen stand oft ein großer Stein, der mit Blut, vor allem mit Fett ein-

gerieben wurde %), Einzelne Züge dieser B.verehrung finden sich auch bei den alten Isländern: für den heiligen B. Helgafell hegte Thorolf so große Verehrung,

daß niemand dorthin sehen sollte, ohne sich vorher gewaschen zu haben. Man sollte nichts auf dem B. töten, weder

Mensch

noch

Norden, z. T. in die neuere

Tier %),

Fettopfer

sind im

in den Alpenländern, Zeit üblich geblieben,

bis sie

gelten Steinen und Hausgötzen *7), Aber die in Schweden vorkommenden B.-

namen smörkulle, Salbenb. %®), lassen den Schluß zu, daß solche Opfer früher auch in Schweden auf B.en dargebracht wurden. Im ganzen muß man annehmen, daß die Opfer auf Bien nicht nur Toten, sondern auch Vegetations- und B.dämonen galten und daß sich der germanische B.kult, wie die angeführten Beispiele zeigen, nicht

leiten

ausschließlich

läßt,

wie

vom

Mogk

Totenkult

annimmt %).

ab-

»”) Helm Relig.gesch. ı, 260 = PBB. 35, 21 ff. ®) Eyrbyggjasaga 28; Gunnlaugssaga 4;

1048

| ®) H oo ps Reallex. s. v. B.kult. Im späteren nordischen Volksglauben steigt Thor als B.schmied mit Zange und Hammer in der Hand

aus dem B. Ek 63. %) Meyer Relig.gesch. = Golther Mythol. 289. ?) Reginsmäl 18. 2%) Detter-Heinzel zu Reginsmäl ı8

=

AfnF.

14,

200.

Das

von

Golther

M ythol. 298 herangezogene /jallgautr, Snorra Edda, Skaldskaparmäl 4 Vers 55, bezieht sich

nicht

auf

Odin;

es

bleibt

ein

Beiname

Odins

Hallgeigupr Snorra Edda (Arnamagnaeanische Ausg.) 2, 555, einem Fragment aus der Mitte des 14. Jh.s, auf das man kein Gewicht wird legen können. ”) Lammert 24; Sepp Sagen 140 Nr. 43; Höfler Waldkult 36 if.; ZfVk. 5, 207 ff. %) ZfVk. 5, 208. %) Tylor Cultur 2, 261; Andrian Höhenkultus 343 ff. %) Kuhn Westfalen 2, 142 Nr. 412. 413; Meier Schwaben 2, 401 Nr. 88. 3) Meiche Sagen 656 Nr. 814; Rochholz Tell ız. *) Meier Schwaben 2, 431; Rochholz Tell ı2. %) Meier Schwaben z, 431. %) Fehrle Volksfeste 31 ff, 3) Grimm Myth. ı, 511; Fehrle Volksfeste 57%. %) Grimm

Myth.

1,

513.

3”)

13 ff.

4°) Andree

Schmitz

Erf

ı,

46.

%) Wolf Beiträge 2, 279; ähnlich Meier Schwaben 3, 4. ®) Andree-Eysn Volks-

Aundliches

Liebrecht

Zur

Volksk.

Parallelen

267 ff.

4)

1, 46;

Zf£fVk.

I2, 209 = Grimm Myth. 3, 497 Nr. 195 b. 42) Fornaldarsögur 2, 137. 413) Heimskringla 40 f.; vgl. FoF. ı2, Heft 2, 15. 4) Unwerth 8 ff. *°) Ebd. ı0. 4°) Eyrbyggjasaga 4. *) NdZ-

fVk. 4 (1926), 12. 13; Mitt. d. Anthr. G. Wien 56, 2. %) Fataburen 1910, 193 ff. %) Hoops

! Reallex. B.kult; vgl. FoF, 13 (1926), 169 ff. 3. Totenb.e, Besonders zahlreich sind die Zeugnisse, nach denen die Toten in B.en hausen ®), Im Altnordischen findet sich daher gelegentlich der Ausdruck „in den B. gehen“, bzw. ‚,in den B. sterben‘‘ °l), Das in den B.-Gehen wird aber öfter auch von Lebenden berich-

tet 5)

(s. b.entrückt).

Den

Felsen,

an

dessen Fuß er sich auf Island ansiedelte,

nannte Thorolf Helgafall (Heiligenb.). Er

glaubte

nach

seinem

Tode

in ihn einzu-

/ gehen (er wurde aber nicht in H. begraben) und ebenso alle seine Verwandten ®), Als sein Sohn Thorstein später ertrank, sah | man, wie sich der B. öffnete und seine Insassen am Feuer fröhlich lärmend den Ertrunkenen empfingen °). Flosi träumte,

der B, öffne sich, ein Mann trete heraus, | der die Namen der Leute rief, die dann

im bald darauf folgenden ZfVk, ı2, 206, ®) Grimm RA.z2, 421 ff.; vgl. ‚ len ®). Noch heute heiße n Eyrbyggjasaga 4; Grimm Myth. ı, 126. ; in Skandinavien Walhall, d. 2) Meyer Germ. Myth, 251. %) Hoops Reallex. s. v. B.kult, ®) MschlesVk. 27, 20 ff. | Schlachttoten 5). Z. T. auf

Kampfe fiemehrere B.e i. Halle der diesen Vor-

1049

Berg

stellungen bauen die über das ganze ger-

manische Gebiet Königen, Helden fortleben sollen, sich dabei um

verbreiteten Sagen von und Heeren, die im B.e sich auf, z. T. handelt es B.entrückungen (s. d.).

Nach deutschem Glauben ruht der Sturm, d. s. die Seelen, das wilde Heer, im B.,

z. B. im Harlungen- und Eckartsb. 52), Im B. ist das Totenheim (s. Berchta, Holda, Hörselb, Rosengarten, Venusb.). Die Totenschar im B.e kann von Lebenden besucht werden, z. B. im Untersb. 57). Auch die Heimchen kann man im B. aufsuchen und dann wieder herauskommen 5), allerdings oft mit verstörtem Aussehen ®). Ein Wilddieb hat die Toten in einer Nebelkirche auf dem B. Messe halten sehen und hören, er mußte aber neun Tage nachher sterben ©), Mit diesen Vorstellungen und der vom offenen B. hängt es zusammen, daß man am Karfreitag auf einem B. alle Engel und alle Verstorbenen sehen kann %), Soll der Burgbesitzer sterben, so löst sich im B. ein mächtiger Fels und poltert in den Burghof 2). 5) Mannhardt Germ. Mythen 240; Meyer Germ. Myth. 72; Golther Mythologie 88 ff.; Meyer Mythol. d. Germanen 43. 126; Meyer Relig.gesch. 82; Ranke Sagen 95 ff. 51) Eyrbyggjasaga 4; Landnämabök 2, 5.16; 3,7. %) Necke1 Walhall 65 ff. 5) Eyrtbyggjasaga 4. *) Ebd. ır; ähnlich Njälssaga 14. 5) Njälssaga 133. %) Neckel Walhall 51ff. %a) Panzer Heldensage. “) ZfidA. 47, 67%. %) Eisel Voigtland 101 Nr. 260, # Schambach u, Müller 397. ®%) Laistner Nebelsagen 123 = Pröhle Harz ı, 96 ff. ®%) SchwVk. ı0, 30. %) Kuoni St. Galler Sagen 40 Nr. 87.

4.

Das

Binnere.

Im

Innern

des

B.es wird oft eine schöne Wiese, die zur germanischen Unterweltsvorstellung gehört, geschildert ®). Häufig ist das B.-

innere ganz aus Gold und Silber %). Diese Vorstellung erklärt sich einerseits aus der

wunderbaren

Schönheit

des

Paradieses,

oft wird die andere Welt als Gold- oder Glasb. ®) (s. u. 14) beschrieben, andererseits hängt sie mit dem B.segen, den die Zwerge verwalten (s. 5), zusammen. Durch christliche Umdeutung wird die Hölle in den B. verlegt %), ®) Kuhn u. Schwartz 217 Nr. 247; Mannhardt Germ. Mythen 447; Z£dA. 47,

1050

67ff.;; Neckel Walhall 65 ff.; Siuts Jenseitsmotive 551if. %) wie Anm. 63; Bechstein Thüringen 2, 215 Nr. 355. ®) Liebrecht Gervasius 152; Wlislocki Zigeuner 275. 325. %) Wolf Beiträge 2, 154; SAVk., 25,

der B.e Meyer

131;

besonders

hielt man Aberglaube

Der

feuerspeien-

für Zugänge zur Hölle, 126; Grimm Sagen 227

Nr. 283. Außereuropäisch: kultus 143. 305. 330.

5.

Krater

hohle

An drian

B.

Im

Höhen-

hohlen

B.

wohnen die Zwerge ®) mitten unter Gold und Edelsteinen ®) in einem B.palast ®) und haben oft ihre Schmiede da ®), Man kann auch aus dem B. öfter klopfen und hämmern hören, wahrscheinlich werden dann die Schätze anders aufgestapelt 71). Im Jura begann man im Glauben an die Zwergenwirtschaft, in den Strichenb.en nach Gold zu graben und stellte das Unternehmen aus Angst vor den Erdmännlein wieder ein ?2). Der hohle B. ist auch noch der Sammelplatz von Kobolden, Erd- 73) oder Graumännchen %), In oder auf dem B. kann man sie mit goldenen Kegeln spielen sehen ?5). Aus dem hohlen B. kam früher täglich ein Bulle und weidete mit der Herde ?®). Ein Mann sah einmal eine ganze Stadt im B, liegen 7). In heilige B.e, z. B. in den Untersb., verlegt der christliche

Glaube große Dome ®), oder einen goldenen Altar”). (Tiere, besonders Drachen

im

B.

u. 7 und

15;

s. B.werk.)}

®) Grimm Myth. ı, 376; Schambach u. Müller 133 Nr. 149; Mannhardt Germ. Mythen 209, 450; Schön wer h Ober t pfalz 2, 235; Lütjens Zwerg 88 ff. 104; Ranke Sagen ı22 ff. ®%) Kuhnu. Schwartz z217 Nr. 247; Mannhardt Germ. Mythen 447. ®%) Sommer Sagen 3. ”) Grimm Myth. ı, 379; Ranke Sagen 132. *l) Kühnau Sagen 1,231. ”) Rochho Sagen 1,271. ?) Verlz

naleken Alpensagen291 Nr. 209. 7) Eisel Voigtland 47 Nr. 105; 48 Nr. 106. 75) Grimm

Myth, 2, 796; Bechstein Thüringen 2, 109 Nr. 242. ’°) Kuhn Westfalen x, 287 Nr. 333 ff.

7) Ranke Sagen 109, Vgl. LehmannFilhes Isländische Volkssagen 2, 175 i. %®) Sepp Sagen 3 Nr.1 = Grohmann 298. %) Ebd. = Pröhle Harz 156; Witzschel

Thüringen

1, 190.

6. B.klingeln. Die Musik ®), manchmal auch den Gesang?) der B.männlein

kann man hören, mancherorts nennt man

es B.klingeln oder Schellenpeter, det gutes Wetter ®).

es kün-

1051

Berg

so) Wossidlo

B.sagen;

Kuoni

St. Galler

Sagen 41. 134; Birlinger Volkst, ı, 239 = Rochholz Sagen ı, 371. 368; Feilberg Bjaergtagen 122. ®%) Bechstein Thüringen 2,179 Nr. 316; Wossidlo B.sagen. ®) Rochholz Sagen 1, 371.

7. Schatzim B. Vor allem sind im B.e reiche Schätze verborgen ®). Der

Glaube steht z. T. in engster Verbindung mit den Zwergen, oft aber liegt das Gold in einem versunkenen Schloß %). Der Schatz wird von einer Jungfrau, einer weißen Frau, einem schwarzen Hund, mitunter von Drachen behütet. Der Eingang zum B. zeigt sich nur zu bestimmten Zeiten, s. 9 (s. Schatz, Schatzhüter). 83)

Z. B.

Bechstein

Thüringen

2,

254

Nr. 391; Schmitz Eifel 2,53 ff.; Wossidlo B.sagen. ®%) Z.B. Bechstein Thüringen 2, 162 Nr. 300; Witzschel Thüringen 2, 6o Nr. 71; Kühnau Sagen ı, 231.

8. B.öffnen. Zwerge öffnen den B. mit der blauen Blume ®). Auch Menschen können mit Hilfe der blauen Blume ®%%), einer Springwurzel 8), dem Kraute Lunaria ®), mit einem Zwergenhut ®) den B. aufmachen. Eine Kröte öffnet ihn mit den Worten: „Epraim tu dich auf‘‘ ®), Der B. öffnet sich auf das Wort der Venediger®), mitunter können nur sie (s. Ve-

nediger) den Schatz heben ®?) (s. Schatz-

heben). Für ihr Musizieren ®), Flötenblasen ®) werden manche im B. bewirtet und beschenkt. 8) Schambachu.Müller133

86) ZfdMyth. 3, 384. 178

Nr.

200,

2;

Nr. 149.

”) Kuhnu.Schwartz

Bechstein

Thüringen

2,

254 Nr. 391. ®%) Meiche Sagen 28 Nr. 27. ®) Mannhar d t Germ. Mythen 449 = Wolf Deutsche Märchen u. Sagen 13, 67 b. ®”) Müllenhoff Sagen 287 Nr. 393; vgl. Sesam öffne dich, 2”) Sommer Sagen 66 Nr. 158.

2) SchönwerthOberpfal 2, 238.®) z Bechstein Zhüringen 2, 14 Nr. 159; Eis e 1 Voigtland 98 Nr. 252. *) Pollinger Landshut 580.

9. Der B. steht offen. An bestimmten Stunden, oft über Mittag®®), um

Mitternacht ®), meist zu heiligen Zeiten”), zu Weihnachten, am Karfreitag während der Passion ®), am Ostersonntag ®), wenn zum Hochamt geläutet wird (Salzkammergut) !®), am Walpurgis- 1%) und Johannistage 192) steht der B., mancherorts nur

alle drei 193) oder sieben !%) Jahre, offen.

Wer

da

hineingeht,

nehmen,

als

kann

er tragen

kann

1052

1053

Geld

Viele

terer Zeit einem Stein, der auf dem B. liegt, einem im B.innern schlafenden Ein-

sie davon

u2) Kuhn Westfalen 2, 89 Nr. 276; Witzschel Thüringen ı, 275 Nr. 285; 2, 56 Nr. 64;

so viel

1®),

wagen aber nicht im rechten Augenblick zuzugreifen 1%), andere, die sich Geld holen, kommen schwerkrank heraus 2), manche

müssen

sterben, wenn

erzählen !®), Eine Mutter vergaß über dem Gelde ihr Kind im B., erst nach 100 Jahren (gewöhnlich nach 1 Jahr) kam es wieder heraus, es war gut gepflegt und nur um ein Jahr älter geworden !®), Verwandt ist die Erzählung, ein Schwein einer Herde sei in einen B. gegangen und später wohlgemästet zurückgekommen !!) (s. B.entrückt). Zu Zeiten öffnet sich der B. und man sieht auf einige Minuten einen Kaufladen 122). %5) Kuhnu.Schwartz5oNr.54;Eisel

Voigtland 173 Nr. 468.

ringen 2, 80 Nr. 210. Nr. 911.

mann

® Kühnau

Sagen 57.

®) Bechstein

”) Meiche

Thü-

Sagen 740

Sagen ı, 558 = Gro h-

”) Wossidlo

B.sagen.

10) Vernaleken Mythen 135. *) Bechstein Thüringen 1, 219 Nr. 123. 1%) Ebd.;

Kuhnu.

Schwartz

50 Nr. 54; Verna-

leken Mythen 109. 1®) Bechstein TAhüringen I, 219 Nr. 123. 1%) Ebd. 2, 179 Nr. 316. 15) Sommer Sagen 3; Eisel Voigtland 48 Nr. 108; Müller Siebenbürgen 93. 1) Pan-

zer Beitrag z, 198 f.; Bechste inThüringen 2, 80 Nr. 210. 1”) Eisel Voigtland 47 Nr. 105. 1068) Ebd. 48 Nr. 106. 9) Müller Siebenbürgen

93; Schön werth Oberpfalz 2, 241; Vernaleken Mythen 129. 1) Kuh n Westfalen I, 327 Nr. 3. 12) Müller Siebenbürgen 95.

10. Wetterb.e. B.e, die durch ihre besondere Lage und Höhe Wolken an ihrem Gipfel ansammeln oder Gewitter teilen, Hut- oder Wetterb.e, gelten als Wetterpropheten. Der Alte zieht seine Kappe über, das bedeutet Regen, sagt

man !!?2?), Vom Kyffhäuser, heißt es z, B.:

„Steht Kaiser Friedrich ohne Hut, so wird

gewiß das Wetter gut. Ist er mit dem Hut zu sehen, wird das Wetter nicht bestehen‘‘ 28), Solche B.e heißen Hutb.e (s. d.), Eisenhut (Dänemark), Sturmhaube (Steiermark), Nebelhelm (Cumberland) !4). Auch die zahlreichen Donnersb.e gehören hierher. Man hört im B. arges Brausen und Tosen bevor ein Gewitter ausbricht (s. o. 2 a) 11). Viele Wetterb.e sind seit alters heilige B.e wie der Kyffhäuser, Brocken, Zobtenb., Untersb. Die Gewitter abwehrende Kraft wird in spä-

Berg

horn 16), oft den auf Gipfeln errichteten Kreuzen 1!!?’) zugeschrieben.

Laistner Nebelsagen 244;

Aus

der

Heimat

ı,

56;

Laube

Baumgarten Teplitz

47;

Kühnanu Sagen 2, 447; Sebillot FolkLore 1, 249. 112) Urquell 5, 213. 1!) Rochholz Naturmythen 205 ff. 1°) Ranke Sagen 96.

116) BlBayVk,

8 (1920),

24.

1!)

Ebd.

22.

Il. Personifikation. Gerade Wetterb.e werden leicht personifiziert (s. u. I2 b). Die verschiedenen Lagerungen und Gestalten der Wolken werden Mantel, Kragen, Degen genannt 18), Bezeichnend sind Namen wie Altvater, Mönch, Jungfrau und zahlreiche B.namen auf -er wie Glockner, Eiger, die wie Personennamen gebildet sind. 28)

Rochholz

Naturmythen

205 ff.

z2.ÄtiologischeSagen:a) B.riesen. Nicht zum eigentlichen Volksglauben, sondern zur Volksdichtung gehören die B.riesen. Aus der Größe gewisser Felsbildungen, die man als Fuß-

spur, faßt,

Fingereindruck, Wohnstätten, aufschließt man auf riesische Urhe-

ber 49). Zu diesen Erklärungssagen gehören die verbreiteten Erzählungen von der b) Entstehung der Bie. B.- und Talbildungen werden als Fußstapfen von Riesen 12), alleinstehende B.e oft als von Riesen 1), noch häufiger vom Teufel 122) (s. d.) geschleudert gedacht. B.e werden auch als versteinerte Riesen (Watzmann) oder Menschen (Frau Hütt) angesehen 12), c) B.sturz. Erklärungssagen halten B.stürze für die Strafe einer gottlosen Gemeinde 1%), Auf Volksglauben beruht die Erzählung, ein B.sturz sei von B.-geistern aus Rache an einem Menschen verursacht (s. 15 b) 12),

1054

13. Heiligkeit bestimmter B.e wird im Volksglauben anschaulich gemacht durch Erzählungen, er könne nicht abgetragen werden, was tagsüber weggenommen. wird, ist am nächsten Morgen wieder da, oder wird von Kröten wieder zusammengetragen 12%), Verbreitet ist die Sage, der hl. B. dulde nicht, daß eine Kirche auf ihm erbaut werde; trotz der Wächter wird bei Nacht der hinaufgeführte Baustoff immer wieder heruntergeschafft 1?). Hierher gehört wohl auch die verbreitete Vorstellung, B.e seien mit Ketten umgeben; die Kette scheint als Umfriedung des heiligen B.es vorgestellt zu werden (s. u. 15 c) 1%), 16)

Wossidlo

B.sagen.

1?)

Bech-

stein Thüringen 2, 213 Nr. 352. 1) Mannhardt Germ. Mythen 647; Meier Schwaben 5 Nr. 3;P Bei tragn a 155z ; Sce hön r werth Oberpfalz 3, 346; Lüt o1f Sagen 259 Nr. 195; Kühnau Unterwalden

14.

Sagen 1, 90.

Weltb.

2,

82;

Niderberger

und

Himmels-

stütze. Bei den asiatischen Völkern ist die Vorstellung, im Mittelpunkt der Erde stehe ein hoher B. 1%), auf dem die Gottheit wohnt 1), der sog. Weltb., weit-

verbreitet. Das Paradies 13) liegt auf ihm, er ist von Gold 1?) oder Eisen 1%), dasLebenskraut !34) wächst da,das Lebens-

28) Sydow Jättarna 21 ff.; W und t Myfhus u. Religion 1, 642f; Ranke Sagen 216. 1%) Sepp Sagen 446 Nr. 120 = Schönwerth Cberpfalz 2, 263 ff.;, Ranke Sagen

wasser 1%) oder der Göttertrank 1%) quillt aus ihm. Oft wird das Weltzentrum mit der Weltsäule, die den Himmel trägt, mit dem Weltb, vereinigt. Entsprechende Vorstellungen finden sich im altnordischen Himmelsb. (himinbjörg), dem Wohnsitze Heimdalls, der der östlichen Vorstellung von der Himmelsstütze entspricht 127); oder vom Dichtermet, den Odin aus dem B.e holt 138); oder auf deutschem Gebiet vom B., auf dem der Himmelsvater seit Jahrtausenden thront, und auf dem der hl. Oswald einen Jungbrunnen erweckte 1%), Im Märchen kommt der goldene B., auf dem das Lebenskraut wächst, vor 14), So entspricht auch die Vorstellung, B.e ruhen auf 4 goldenen Säulen 141),

Lore ı, 214. 1) Golther Mythologie 191. 14) Bechstein Thüringen ı, 46; Sebillot Folk-Lore ı, 220. 1%) Alpenburg Sagen 106 f,

Wie die Erde von verschiedenen Tieren 14), besonders Fischen 1%), getragen

216. 12) SEebillot Folk-Lore I, 213 ff. 122) Eisel Voigtland 4 Nr. 5; S&billot Folk-

Pfeilern, Füßen 142), den Stützen des Himmels bzw. der Weltsäule 18) (s, Firstsäule), oder den Stützen der Erde 144),

1055

Bergentrückt

wird, so sind auch unter dem B. oder in ihm solche Tiere (u. 15). Wahrscheinlich gehört die goldene Ente oder Gans, die auf ihren Eiern unter dem B. sitzen soll, in diesen Vorstellungskreis 1#7), Baum des Lebens 33 ff. 128) Holmberg 130) Ebd. 37 ff. 1%) Tylor Cultur 2, 60of,; 2) Radloff Gunkel Märchen 46. 50. Sibirien 2, 6; in den Himmel verlegt: berg Baum des Lebens 39{ff. 138)

berga. a. O. 52.65. 186) Kuhn Herabkunft disk

Filologi

16

(1925),

HolmHolm-

1%) Ebd. 64. 1%) Ebd. 178. 1”) Studier i nor2;

17,

3; Budkavlen

6

(1927), ı ff. 1%) Snorra Edda Skaldskaparmäl 1. 13) Sepp Sagen 16 Nr. 6. !®) Liebrecht Gervasius 152; SEbillot Folk-Lore I, 251; 19) Sepp Siuts Jenseitsmotive 42 ff. 57. 1!) Ebd. 5 Nr. ı; Sagen ı Nr. ı. 1) Ebd. Baum des Lebens Reg. unter Holmberg Weltsäule. 144) In Norwegen z. T. verbunden mit Weltuntergangsvorstellungen s. 15; BudRagnarök 278. kavlen 6, ı. 3. 15) Olrik 146) ObZfVk. 2 (1928), Heft ı. !#°) Sommer Sagen 63 Nr. 56.

ı5. Weltuntergangsvorstellungen. Auch WeltuntergangsvorstelJungen sind an zahlreiche B.e geknüpft. a) Gefesselte Ungeheuerim B. Wenn der in einer B.höhle gefesselte Loki loskommt,

so tritt nach

nordischer

Überlieferung der allgemeine Weltuntergang ein 18), Wenn in Dänemark der Lindwurm 1%), in Schweden eine gefes-

selte Kuh !®) aus dem B. bricht, geht die

Welt unter. In örtlich begrenzten b) B.sturz. Weissagungen heißt es: Wenn der Drache im B. den Schweif bewegt, wird das ganze Dorf verschüttet werden 1). Drei Drachen höhlen den B. aus, bis er zusammenstürzt 152), rn.es c) WasserimB.inneWenn einmal ausbricht, wird die ganze Gegend

überflutet 15). In anderer Fassung heißt

es: ganz Thüringen werde einst durch aus dem B.e hervorbrechenden Wein aus verschütteten Kellern überflutet werden 1%), Auf einem B. im Sumpf haust ein Drache; einst wird er aufsteigen und dann wird alles überschwemmt 1). Zum Teil gehören vielleicht auch die mit Ketten umgebenen B.e hierher (0. 13); auf diese Weise wird der gespaltene Bürgenb. zusammengehalten, oder mit einer Eisenstange. Wenn einmal das Stück in den

1056

See fällt,

gehen 15),

wird

18) Olrik

die

Stadt

Luzern

Ragnarök bes. 282.

unter-

1) Ebd. 99.

150) Ebd. 323 f. 19) Ku oni St. Galler Sagen 75 Nr. 156. 12) Vernaleken Alpensagen 259

Nr. 180.

1%)

Kruspe

Erfurt

ı Nr. 11/1

=

Bechstein Thüringen 2, 153 Nr. 5; Kunze Suhler Sagen 46 f. 14) Witzschel ThüU-

yingen 2, 71 Nr. 82. 15) 156) Lütolf Sagen 259

Ranke Nr. 195.

Sagen

206.

16. Vorbedeutung. Aus dem Ringb. (Steiermark) sah man früher alle sieben Jahre in der Silvesternacht ein Schwein herauskommen. War es mager und hatte Stoppelhalme im Maul, so bedeutete es sieben Hungerjahre; war es fett und trug goldene Ähren im Rachen,

eine segensreiche

Zeit 7“),

b.a uf. Träumt man, man gehe b.auf, so bedeutet es etwas Gutes, geht man aber abwärts, das Umgekehrte 13), Das vergebliche B.aufwälzen schwerer Gegenstände gilt als Strafe nach dem Tode für

Viehschinder und ähnliche Übeltäter 159). 157)

151.

ZföVk.

2,2 300 f.

19) Laistner

1%)

Spieß P

Nebelsagen

Henneber E

41,

43 ff. Weiser.

Bergentrückt. 1. Geographische Übersicht. — 2. Namen und Stand der B.en. — 3. Gefolge und Heer. —

4. Betätigung im Berg; Schlaf. — 5. Langer Bart. — 6. Die Besucher. — 7. Zeitbegriff im Berg. — 8. Gründe der Entrückung. — 9. Ziel der Entrückung. — 1ıo, Mythische Wurzel: Totenreich im Berg. — ıı1. Mischung mit anderen Motiven.

1. Allenthalben auf germanischem Boden existieren Sagen, die vom Fortleben Einzelner, Mehrerer oder ganzer Scharen und Heere in Bergestiefen berichten, Wie

weit dieser Glaube sich ausdehnt, mag eine knappe, topographische Übersicht lehren. Wir finden ihn: in SchleswigHolstein!) bis nach Dänemark %, in Ostfriesland und Niedersachsen 3), im Harzgebiet *), in Westfalen ®), in Hessen und

Nassau %,

in Thüringen”)

der Provinz Sachsen ®), ®?2), Bayern !®) Schwaben im Salzburgischen !?) und in der Schweiz !*) und in Baden!) und in der in der Eifel!) und im

und

in Franken und Tirol im Allgäu im Elsaß Rheinpfalz Rheinland

in

®%), 29), 213), !5), !?), *®),

1057

Bergentrückt

Ebenso kehren diese Sagen auf dem Kolonialboden wieder: in der Mark Brandenburg®) und in Mecklenburg %), in Obersachsen ??), in der Lausitz ®) und in Niederschlesien %), im Sudetengebiet 2), im

Österreichischen ®) und in Kärnten 7) bis hin nach Siebenbürgen ®), auf Rügen ?), in Pommern ®) und Ostpreußen 3). Gerade auf polnischem Boden hat sich der Glaube zäh erhalten: in Oberschlesien 32), im Posenschen 3) und bei Krakau 9%). 1) Müllenhoff Sagen Nr. 504—507; Urquellz, 42; Meyer Rendsborg Nr. 9. ®*) Kronfeld Krieg 131; Feilberg in DanSt. 1920, 97if. 5 Lübbing Fries. Sagen 85 f.; Schambach

u.

Müller

328;

Kuhn

u. Schwartz Nr. 267; Harrys Niedersachsen ı Nr.2; Kuhn Westfalen Nr. 365; Kahlo Harz Nr.1ı31; Mackensen Nds. Sagen Nr. 2. 8. 16. 47. *) Kuhn u. Schwartz

Nr. 208; Pröhle Harz zf. 28f.; Voges Braunschweig Nr. 19; Kahlo Harz Nr. 19;

Sieber Harzlandsagen 70. °) Sepp Sagen 619;

Kuhn Westfalen Nr. 49. 58. 233. 312; Zaunert Westfalen ı5{f. 38. 69ff. 82 f. 162 ff. 245. 331. © Lyncker Sagen Nr. 6—8. 14;

Wolf 18;

Sagen

Nr.1ı.2;

Wehrhan

Pfister

Hesset-Nassau

Hessen

Nr.

170.

7?) Witzschel Thüringen 1, 126. 143 £f. 180. 183 f. 258 f. 265 ff. 269; 2, I. 74. 108; Bechstein Thüringen Nr. 158. 300, 303; Wucke Werra? Nr. 79. 728; Quensel Thüringen 160f. °) Sommer Sagen Nr. 60; Kahlo Nds, Sagen Nr. 28. 70. 311. % Grimm Sagen Nr. 22; Panzer Beitrag 2 Nr. 56; Baader Sagen Nr. 434. 481. ?2) Zimmerische Chronik 2, 155; Kapff Schwäb. Sagen ı5{f. ©) Panzer Beitragz Nr. 436; Schö pp ner Sagen Nr. 476; Quitzmannı7z7f.; Schön-

wert h Oberpfalz3, 344 ff. 351 ff.

1!) Alpen-

burg Tivol 232. *) Grimm Sagen Nr. 28; Panzer Beitrag ı Nr. 15; 2 Nr, 54; Wolf Beiträge 59f.; Vernaleken Alpensagen Nr. 49. 50; ZfVk. r, 215. 14) Journal des Luxus und der Moden 1805, 38; Vernaleken Alpensagen Nr. 231; Lü t o1f Sagen 56 f. 86 £.

91ff,;; Urner

Rochholz

Sagen

ı,

Sagen

ı14f.

Nr.

9.

Nr.

10;

167;

Müller

Rochholz

Tell 133 ff.; Sepp Sagen Nr. 142; Kuoni St. Galler Sagen 134; Niderberger Unterwalden

I,

154.

x, 126 f. 129;

156.

191f.;

Herzog

z,

16.

62zf.

Schweizersagen

5)

Grimm

Sagen Nr. 21; Stöber Elsaß (1852) Nr. 34. 35. 244; Rochholz Sagen ı, 379; Meier Schwaben Nr. 137. 1) Baader Sagen Nr. 40. 67. ”) Kuhnu. Schwartz 497f.; ZfdMyth. ı, 189. ®) Schmitz Etffel 2, 57 ff. ») Schell Rheinland

Berg. Sagen Nr. 54. 55. 58; Ders.

Nr.

ı2.

251f. ”) Kuhn 2») Bartsch

13;

u.

Bächtold-Stäubli,

Zaunert

Rheinland

2,

Schwartz Nr. 63. Mecklenburg Nr. 440. Aberglaube

I.

1058

2) Graesse Sachsen ı, 516; Meiche Sagen Nr. 26—28. 32. 35. 36; Sie ber Sachsen

313. 315 ff. 342.

®) Hau

pt Lausitz ı Nr. 198.

247. 258. 259. 263. 270. 271; 2 Nr. 135; Küh nau Sagen 3, 613f.; Sieber Sachsen 315.

317.

*) Kühnanu

naleken

Mythen

Quitzmann

Sagen ı, 537 ff.

47f.;

109ff.

113.

Sepp

Sagen

GrohmannSagen8 ff.; Egerl.

®) Ver-

116.

8, 22;

139;

Nr. 142; Küh

nau Sagen I, 554f.; Kronfeld Krieg 131; Sieber Sachsen 151. 315 f. 2%) Journal des Luxus und der Moden 1806, ı5rf.; Mailly

Nied.-Öst,. Sagen Nr. 18-—20; Heller

Nr. 43.

66c.”) Gr a be rt Kärnten 96 ff. 100 f. ®%) Müller Siebenbürgen 29f. 43£f. %) ZfdMyth. 2, 50off. ®) Sepp Sagen Nr. 142; Tettauu.

Temme

Nr.

265;

Nr. 51. %) Re usch Posen

Ders.

Nr.’51;

Knoop

Samland 130. %) Knoop

Kühnau

Oberschles.

Hinterpommern

Sagen

Sagen

Nr.

291.

3,

329.

519{f.;

399.

516; Peuckert Schles. Sagen 66. 68 f. 3) Knoop Posen Nr. 52—54. 58—60. Vgl.Clara Viebigs Roman Das schlafende Heer (1904). %) Vernaleken Mythen ı21.

2. Wechselnd ist der Na me der b.en Person; doch meist ist der Einzelne ein Held, ein Herrscher oder sonst ein Mäch-

tiger der Erde. Häufig heißt er nur: ein Kaiser

(so in Österreich,

Franken,

Thü-

Rheinland,

Fich-

ringen, Harz) ®), ein König (Posen, Hinterpommern,

Sudeten,

telgebirge) 3), eine Königin (Posen) %), ein Herzog (Mähren) ®), ein Ritter (Österreich, Niedersachsen, Thüringen, Hol-

stein) ®), der Burg- oder Schloßherr (Oberschlesien, Sudeten, Schweiz, Prov. Sachsen, Thüringen, Westfalen) %), der Amtmann (Niedersachsen) %), die Bürger-

meister (Lausitz) *?). Auch Heidenkönige

(Hinterpommern, Rheinland, Westfa len) %) und Riesen (Posen, Sudeten) **) werden erwähnt. Doch in sehr vielen Fällen ist dem B.en ein bestimmter Name gegeben, der an historische Persönlichkeiten anknüpft. Kaiser Karlder Große lebt auch da am wirksamsten in der Erinnerung fort (Schweiz, Rheinpfalz, Fichtelgebirge, Franken, Salzburg, Hes-

sen, Westfalen) ®), auch als König Karl oder einfach der Karle bezeichnet (Salzburg, Franken, Hessen) *%); an ihn dachte

wohl auch das Volk meist, wenn es von „dem Kaiser‘‘ sprach. In katholischen Gegenden wurde Karl der Große in

Karl V. umgewandelt, der als Vorkämpfer des katholischen Glaubens im Bewußtsein

der

Unterschicht

34

fortlebt

-

1059

Bergentrückt

(Salzburg) #); er heißt mitunter direkt Karlquintes (Hessen) %) oder Karl Quint

(Westfalen) %). Eine merkwürdige Abspaltung von Karl dem Großen ist der Prinz Karl, der im Fichtelgebirge und in der Schweiz erscheint ®). Hier liegt wohl eine Erinnerung an den österreichischen Erzherzog Karl vor, welcher Süddeutschland und die Schweiz von der Franzosenherrschaft befreite und Napoleon I. bei Aspern schlug. Nächst Karl dem Großen ist KaiserFriedrich Barbarossa (Rotbar«t) der populärste b.e Herrscher (Elsaß, Rheinpfalz, Salzburg, Kärnten, Harz, Prov. Sachsen) 9). Bei Harzburg sitzt er mit Kaiser Otto und Kaiser Heinrich im Berg 52). Der Sachse Heinrich I. taucht als Kaiser(!)HeinrichderVogler bei Goslar und bei Hildesheim auf %), während man in Wien von Kaiser Josefspricht*%) und ein König Ot-

ter

(Oder)

sich im Otterberg (N.-Ö.)

verbirgt 5); sollte bei diesem eine letzte Reminiszenz an den einst mächtigsten böhmischen König Ottokar, den Gegner Rudolfs von Habsburg, nachspuken? Daß Westfalen seinen König Wittekind (Weking), Jever sein Fräulein Maria hat 5), erscheint ebenso begreiflich wie der Wendenfürst Ziszibor in der Lausitz ”), Wenn Hermann der Cherusker in westfälischen Bergen schläft ®), scheint das erst durch gelehrten literarischen Einfluß geweckte Sage zu sein, und wenn gar im Elsaß des 17. Jh.s Ariovist, Armin, Wittekind und Sieg-

fried als gemeinsam entrückte Helden genannt werden, so handelt es sich zweifellos um bewußte barockale Aufschwellung oder gar Erfindung ®); treten doch gerade diese vier Helden häufig in barocken Dicht- und Romanwerken als Mahner deutscher Vergangenheit und Größe auf. Bayern hat seinen vor dem Staufenkaiser in den Berg fliehenden We1lfen Etticho®), die Schweiz ihren Wilhelm Tell, der auch in der Dreizahl erscheint (s. u. $ 3) %). In Schleswig und Däne sitzt ma rk HolgerDa nske

verzaubert im Berg %), der in Dithmar-

1060

schen

zum

König

Dan

verkürzt

er-

scheint ®). Der im Fichtelgebirge ruhende König Salomon und der in den Nürnberger Schloßbrunnen gebannte Kaiser Nero®“®) gehen wohl auf gelehrte ma.liche Erfindung zurück. Und ebenso wird der b.e Heerführer Goi Magoi in Mähren ®), in Böhmen zu Meinhart umgedeutscht %), dem riesigen biblischen Volk der Gog und Magog, das in der ma.lichen Alexandersage eine

große Rolle spielt, seine Bezeichnung verdanken. Auch die ritterlichen Herren erscheinen mitunter benamst: so der alte Schlippe inn der bMar k Bra ac hndenburg ®), in der Altmark Hackel-

berg“"”*, GrafBodo von Homburg® undder RitterTill(Tils, Dill) in Niedersachsen ®). Aus der LegendeistderheiligeDominikus in eine Schweizer Bergentrückungssage hinübergewandert ®). Hie und da sind es auch einmal Gestalten aus der sozialen Unterschicht, die inden Berg gebannt sind: in Nebra an der Unstrut ein Dienstmädchen (Schlüsselkathrine) 7), im Osnabrückischen ein Schmied”9, in

der

Lausitz

3)

207f.;

ein

Pröhle

Baader

Thüringen

Mailly

werth

ı

Weber?3).

Harz

Sagen

Sieber

Nr. 434;

Nr.270;

3,

Nr, 660;

ZfdMyth.

Nr. 55;

land Nr. 12. 13; Zaunert

Sachsen 315 f.;

Tettau

Witzschel

Heller

351;

Berg. Sagen

Sieber

Harzland

Nied.-Öst, Sagen Nr. 19. %) SchönOberpfalz

Schell

28£.;

ı,

Ders.

189;

Rhein-

Rheinland 2, 251 f.;

Sepp

u. Temme Nr. 265;

Sagen

Knoop

Nr. 142; Posen

Nr. 60, 7”) Ebd. Nr. 59. %) Vernaleken Mythen ı39. %*) Meyer KRendsborg Nr. 9; Bechstein Thüringen Nr. 158; Quensel Thüringen

Mailly

nert Nr.

28;

leken 151; 399.

#)

161;

Kahlo

Nied.-Öst,

Westfalen

Sagen

162 ff.;

Sommer

Nds.

Sagen

Nr. 18.

Kahlo

Sagen

Nr.

60;

%)

Nr. 131;

Nds,

Zau-

Sagen

Verna-

Alpensagen Nr. 231; Sie ber Sachsen

Kühnau Oberschles. Sagen Nr. 291. 4%) Mackensen Nds. Sagen Nr. 2.

Haupt

Sagen

Nr. 35.

Lausitz %)

ı

Nr.247;

Zaunert

Meiche

Westfalen

15;

Schell Berg. Sagen Nr. 58a; K no op Hinterpommern Nr. 51. %*) Egerl. 8, 22 (deutliche gelehrte Erfindung mit dem Ziel auf Wodan); Vernaleken Mythen ızı. %) Schönwerth Oberpfalz 3, 353 f.; Zauner t Westfalen 82 f.; Sepp Sagen 619; Panzer Beitrag

2

Nr. 56;

Vernaleken

Grimm

Sagen

Nr.

22.

28;

AlpensageNr. n 49. 50; Meier

1061

Bergentrückt

Schwaben Nr. 137; Kuhn u. Schwartz 497f. %) Lyncker Sagen Nr. 6; Pfister Hessen 18; Vernaleken Alpensagen Nr.

Eine besondere Stellung nimmt unter diesen unbestimmten Mengen das schlafende Heer ein. Der Glaube, daß in irgendeinem Berg ein gewaffnetes Heer, mit oder ohne Anführer, schlafe, findet sich allenthalben und ist in der mannigfachsten Art ausgestaltet worden. Entweder wird nur allgemein von einem schlafenden Heer oder von schlafenden Rittern und Soldaten gefabelt ®). Mitunter wird dem Heer ein ungenannter König, Feldherr oder Offizier beigegeben ®) oder über seine Herkunft (Polen vor den Tataren oder Schweden oder

49d und e, £*) Ebd. Nr. 4. a; Panzer Beitrag 2 Nr. 54; Grimm Sagen Nr. 28, ®# Lyncker Sagen Nr. 6—8. *%*) Zaunert Westfalen 245. ®) Schönwerth Oberpfalz 3, 353; Lütolf Sagen 93. *) Z{Vk. ı, 215; Wolf Beiträge 59f.; Panzer Beitrag ı Nr. 14. 15; Grimm Sagen Nr. 28; Sieber Harzland 207;

Elsaß

ı100f. allein

Rochholz

(1852)

Sagen

Nr. 35. 244;

5) Pröhle Harz im Kyffhäuser und

ı,

379;

Graber

Stöber

Kärnten

zf.; Kaiser Otto unter dem Qued-

linburger Schlosse: Sieber Harzland 207. ®) Schambach u. Müller 328; Kuhn u. Schwartz Nr, 208. 5) Journal des Luxus und der Moden 1806, 151 f. ®) Heller Nr. 43;

Mailly

Nied,-Öst, Sagen Nr. 20.

%)

Russen

Kuhn

Fries. Sagen 85 f. ”) Haupt

Lau-

sitz ı Nr. 258; dazu 2, 231. ®) Zaunert Westfalen 16. ®) Moscherosch Gesichte Philanders von Sittewald z (1665), 32. %) MGH.SS. 6,

761; Schöppner Sagen Nr. 476; Quitzmann ı7f. %) Journal des Luxus und der Moden 1805, 38; Rochholz Tell ı33 ff, ®) Müllenhoff Sagen Nr. 504; Kron-

feld Krieg 131; DanSt, 1920, 97 ff. ®%) Müllenhoff Sagen Nr. 505; vgl. Simrock Mythologie 200. %) Schönwerth Oberpfalz 3,354 f.; Rochholz Tellı36; Singer in ZfdA. 35, 177 ff. %) Vernaleken Mythen 109 ff. 113. 116; Quitzmann 47f. %) Vernaleken Mythen 109. ”) Kuhn u. Schwartz

Nr. 63; Schwartz Mark Brandenburg Nr. 81. wa) Sieber Harzlandsagen 70, ®%) Mackensen

Nds. Sagen

Nr. 47.

®)

Harrys

Nieder-

von

den

Hussi-

Daneben stehen die B.en in bestimm-

ter Mehrheit.

Zunächst treten die „aber-

gläubischen‘ Zahlen stark hervor: drei®), sieben ®), zwölf®), dreißig ®) (vgl. auch Zahlen B 3, 7, 12, 30). Für Bösewichter findet sich auffallenderweise zweimal die Zahl zehn ®). Der Welfe Etticho mit seinen 12 Vasallen liefert einen Beitrag zur Geschichte des ‚‚Dreizehnten‘‘ %).

3. Meist ist dem b.en Herrscher ein G efolge beigegeben. Dies schläft, gleich dem Herrn, mit oder auf den Pferden, und erwacht nur zu bestimmten Zeiten, um zu spielen oder zu schmausen; an manchen Orten reitet der Herrscher oder Feldherr nachts mit dem Gefolge aus ”%).

#) Grimm Sagen Nr. 28; Panzer Beityag Nr. 56; Witzschel Thüringen ı, 267; Pfister

Oder eine, nicht zahlenmäßig angegebene, Anzahl von Personen ist in den Berg ge-

Bestimmung 7).

Reiter

(s. Vineta).

sachsen ı Nr.2; Kuhn Westfalen Nr. 365; Kahlo Harz Nr. 131. °) Rochholz Tell 136. !) Kahlo Nds. Sagen Nr. 70. 7?) Kuhn Westfalen Nr. 49; Zaunert Westfalen 38. 2) Sieber Sachsen 317.

bannt: entweder Ritter, die sich mit Kegeln, Würfeln, Kartenspielen, Zechen und Schmausen die Zeit vertreiben 7°), oder eine höfische Gesellschaft von Herren und Damen, die sich im Tanze drehen 7%), oder auch überhaupt nur alte Männer, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder ohne nähere

fliehend;

ten verfolgt; Schweden aus dem 30ojährigen Kriege) einiges erzählt ®). Am häufigsten jedoch wird ein bestimmter Feldherr oder Herrscher an die Spitze des Heeres gestellt: Karl der Große ®%) oder „Prinz Karl‘ ®2), die Söhne Ludwigs des Frommen ®), Friedrich Barbarossa ®%), Holger Danske oder „König Dan‘‘ 8), die heilige Hedwig und ihre Söhne 8), Goi Magoi oder ‚‚Meinhart®). ‘ Schließlich gehören noch hierher die b.en Klöster ®) und Dörfer ®), die samt ihren ruchlosen Bewohnern in solcher Art bestraft wurden und eine Parallele zu den versunkenen Ortschaften bilden

Westfalen Nr. 312; Zauner t Westfalen 69 £. 82;

Lübbing

1062

Hessen

69f. 82 f.; Mailly

18;

Zaunert

Nied.-Öst,

Westfalen

Sagen Nr. 19.

20; Heller Nr. 43. 66 c. ®) Bechstein Thüringen Nr. 158; Witzschel Thüringen

|

1,276;Kuhnu. SchwartzNr. 63; Wucke Werr 3a Nr. 79; Meiche Sagen Nr. 26; Her zZ 0 g Schweizersagen 1, 191 f.; Kühnau Sagen 3,

613f.;

Sieber

Sachsen

315;

Zaunert

Westfalen 162 ff,; Quensel Thüringen 161. %) Sieber Sachsen 313; Witzschel ThAüyingen 1, 258. ”) Haupt Lausitz ı Nr. 270;

Rochholz Sagen Nr. 167; Kapff Schwab. Sagen ı5f. ’%) ZfdMyth. 2, 146; Egerl. 8, 22;

34*

1063

Bergentrückt

Kühnau

Nr.

135;

Sagen ı, 554 f.;

Meiche

Hau

Sagen

Sagen Nr. 40. 481; Quensel

Nr.

36;

pt Lausitz2 Baader

Thüringen 1604.;

Lyncker Sagen Nr. 14; Wehrhan Hessen-Nassau Nr. 170; Kuhn u. Schwartz Nr. 267;

Graber

Berg. Sagen

walden

ı,

Kärnten

96ff.;

Schell

Allgäu

1, 297 f.;

Nr. 55; Niderberger

126ff.;

Witzschel

Reiser

Thüringen ı, 183;

Vernaleken Sagen Nr. 434;

2, 42 f.;

Mythen 109ff. ”) Baader ZfdMyth. ı, 189; Schön-

werth Oberpfalz 3, 351 f.; land Nr. ı2. 13; Ders. Berg. Zaunert Rheinland z, 251; 3151; Knoop Posen Nr.

Siebenbürgen

Urquell

Unter-

Schell RAeinSagen Nr. 54. 55; Sieber Sachsen 59. 60; Müller

43 f.; Müllenhoff

Sagen

Nr.

506. 507; Vernaleken Mythen 113. 116. 8) Knoop Posen Nr. 51—54. 58; Sieber Sachsen 316. 342; Haupt Lausitz ı Nr. 198. 8) Vernaleken Alpensagen Nr. 49©; Kuhn werth

u. Schwartz 497f; SchönOberpfalz 3, 353 ff.; Meier Schwaben

Nr. 137; Grimm Sagen Sagen Nr. 6. ®%®) Lütolf

Nr. 26; Lyncker Sagen 93; Schön -

werth Oberpfalz 3, 353. ®) (1852) Nr. 34. °%) Panzer Zf{Vk.ı, 215; Gr a

lenhoff Krieg

ı3ı.

Sagen %)

Stöber Elsaß Beitrag ı, 14 f.;

ber Kärnten

Nr. 504.

Kühnau

505;

100 £. 8) M ül-

Kronfeld

Sagen

Nr,

1929;

Ders. Oberschles. Sagen Nr. 329. 516; Peukkert Schles. Sagen 68. ”) Vernaleken Mythen 109. 113. 116. ®) Panzer Beitrag 2

Nr. 436; Herzog Schweizersagen 8) Alpenburg Tirol 232. ®) Drei Journal

des

Luxus

und

der

Moden

2, 16. Telle:

1805,

38;

Rochholz Tell 133 ff.; Müller Urner Sagen ı, 14; Sepp Sagen Nr. 142. Ferner: Meiche Sagen Nr. 34; Haupt Lausitz ı Nr. 259; Kühnau Sagen Nr. 590; Peukkert Schles. Sagen 66. Vgl. Weinhold Festschrift 138. Die Dreizahl verdoppelt auf sechs Männer: Bechstein Thüringen Nr. 300;

Witzschel

Thüringen

z

Nr.

108;

Quensel Thüringen 161. %) Wolf Sagen Nr. 2; Haupt Lausitz ı Nr. 263; Meiche Sagen Nr. 32. 34; Sieber Sachsen 315; ders. Harzland 207. %) Baader Sagen Nr. 67;

Kahlo Harz Nr. ı9; Wolf Sagen Nr. ı; Wucke Werra? Nr. 728; Quensel Thüringen 160; Meiche Sagen Nr. 28; Graesse

Sachsen 1, 516; Sieber Sachsen 315; Kühnau Sagen Nr. 587; Müller Siebenbürgen 29f. ®%a) Sieber Harzland 206. ®) Meiche Sagen Nr. 27; Sieber Sachsen 317. *) S.

Anm, 60.

dische

Vgl.

Studien

Weinreich

(1916).

Triskaideka-

4. Verschieden ist, wie schon angedeutet wurde, die Existenz, welche die Entrückten im Berge führen. Mitunter wird bloß erzählt, daß sie unten um einen

Tisch stehen oder sitzen, der hie und da schwarzverhangen ist ®). Aber auch Tätigkeit herrscht. Die Bewaffneten exer-

1064

zieren oder lärmen mit ihren Waffen, dann gibt es Krieg ®). Oder man tanzt, schmaust und zecht”), kegelt ®), würfelt ®) und kartet 1®). Geizhälse, Räuber oder Münzfälscher müssen (feuriges) Geld

zählen 1%), Handwerker ihr Amt ausüben 12), Dreimal kehrt der schreibende Mann wieder 1%), ohne daß ersichtlich

wird, was und wozu er schreibt. Aber die meisten befällt nach ihrer Entrückung der magische Schlaf.

Die Herrscher

folge und

versenkt,

Heer

ebenso

und

Feldherren

mit

sind sämtlich

Ge-

in Schlaf

die Bewohner

des ent-

rückten schweizer Dorfes 1%), die drei Telle 165), die zwölf Tempelritter im Drachenberg bei Meiningen 1%) usw. Manche wachen zu Zeiten von selbst auf !”), andere müssen daraus geweckt werden 1%), Dies kann aus Versehen und Unachtsamkeit geschehen !®). Werden sie durch einen Unbefugten aufgestört, so erfolgt ihrerseits die Frage nach der Zeit oder nach bestimmten äußeren Umständen

(Raben

oder

Elstern

um

den

Berg flie-

gend); ist es noch nicht so weit, versinken sie wieder in Schlaf 11%), Manchmal ist eine Glocke dazu bestimmt, die Schläfer zum letzten Gericht, zur letzten Schlacht zu wecken #1). Doch auch zum Jüngsten Tag, zum letzten Kampf erwachen manche

von selbst !!?), Mitunter können die Schlä-

fer durch

einen

bestimmten

Gruß,

eine

bestimmte Wahl, ein bestimmtes Tun für immer

den 113),

erweckt

und

damit

erlöst

wer-

®») Vernaleken Alpensagen Nr. 231; Haupt Lausitz ı Nr. 259. 270; Harrys Niedersachsen ı Nr.2; Kahlo Harz Nr. 19. 131; Schmitz Eifel 2, 57 1f.; Wolf Sagen Nr. 1; Kühnau Sagen Nr. 590. %) Haupt Lausitz 2 Nr. 135; Lyncker Sagen Nr. 14; Baader Sagen Nr. 40; Lütolf Sagen 93; Reiser

Allgäu

ı,

297fi.;

Vernaleken

Mythen ı09£.; Schönwerth Oberpfalz 3, 351. 353; Kn oo p Posen Nr. 52 ff.; Panzer Beitrag ı, 15. ”) Zu Anm. 75 und 76 noch folgende Belege: Pröhle Harz 2 f. 28f.; Mailly Nied.-Öst, Sagen Nr. 20; Heller Nr. 43; Haupt Lausitz ı Nr. 198; Meiche Sagen Nr. 28; Baader Sagen Nr. 67. ®) Pfister

Hessen sel Nr.

18 f.; Sieber

Thüringen

158;

Sachsen

315;

161; Bechstein

Witzschel

Thüringen

Quen-

Thüringen 1,

267;

Baader Sagen Nr. 67. ”) Meiche Sagen Nr. 26.32; Si be r e Sachsen 315. *) Haupt

1065

Bergentrückt

Lausitz ı Nr. 247; Kühnau Sagen 3, 613 f.; Kuhn u. Schwartz Nr.63; Witz-

schel

Thüringen

2

Nr.

108;

Bechstein

Thüringen Nr. 300; Quensel Thüringen 161; Sommer Sagen Nr. 60. 1) Haupt Lausitz ı Nr. 263; Meiche Sagen Nr, 27. 34. 35; Sieber Sachsen 317; Te m me Pommern Nr. 211. !®) Vgl. Anm. 72 und 73. 1) Haupt Lausitz x Nr.271; Kuhn Westfalen Nr. 58 (über dem Schreiben eingeschlafen!). 365. 104) Vgl. Anm. 89. 1%) Vgl. Anm. 90. 1%) Quensel Thüringen 160. 1”) Kuhnu. Schwartz Nr. 267. 497; Schönwerth Oberpfalz 3, 353; Mailly Nied.-Öst, Sagen Nr. 18. ı9; Heller Nr. 66 c. Bestimmte Zeiten: Panzer

Beitrag

ı,

14f.;

Mackensen

Nds.

Sagen Nr. 47; Zaunert Westfalen 15; Kah10 Nds. Sagen Nr. 28 (jede Mitternacht). 70 (jede Fastnacht); Zaunert Westfalen 82{f, (jede Osternacht); Ha u pt Lausitz ı Nr. 270 (jede Christnacht); Vernaleken Mythen 116 (jedes Jahr einmal); Meier Schwaben Nr. 137 (alle 7 Jahre); Lyncker Sagen Nr. 6 (alle 7 oder 100 Jahre); Pfister Hessen 18 .; Meyer Rendsborg Nr. 9 (alle 100 Jahre). 2%) Müllenhoff Sagen Nr. 507; Vernaleken Alpensagen Nr. 49c; Kühna u Oberschles. Sagen Nr. 516. 1) Müllenhoff Sagen Nr. 505; Stöber Elsaß (1852) Nr. 34. 12) Journal des Luxus und der Moden 1805, 38; Sepp Sagen Nr. 142; Alpenburg Tirol 232; Urquell 2, 42 f.; Müllenhoff Sagen Nr. 506; Schell Rheinland Nr. ı2; Ders.

Berg.

Sagen

2, 251 f.; Meiche

Nr. 55;

Zaunert

Rheinland

Quense!l Thüringen Sagen Nr. 36; ZfdMyth.

160 f.; z, 146;

Knoop Posen Nr. 52f.; Kühnau Oberschles. Sagen Nr. 329; Ders. Sagen Nr. 1929;

Vernaleken Mythen 109. Eine Mischung aus eigenem Erwachen und Frage: Kuhn u. Schwartz Nr. 267; Mackensen Nds. Sagen Nr. 2. 1) Knoop Posen Nr. 51.

54.

59.

9?)

Panzer

Beitrag

ı,

15;

ZfVk.

I, 215; Baader Sagen Nr. 40; Sieber Sachsen 315f. 342; Kuhn u. Schwartz Nr. 208; Zaunert Westfalen 16. 69£.; Lü tolf Sagen 93; Rochholz Tell ı334f.; Müllenhoff Sagen Nr. 504; Kronfeld

Krieg 131. 13) Wehrhan Hessen-Nassau Nr. 170; Wucke Werra® Nr. 728; Quen-

sel TZhüringen 160; Sieber Sachsen 151; Kuhnu, Schwartz Nr. 208; Schmitz

Eifel

2,

Meiche

Nr. 167;

57ff.;

Sagen

Meyer

Kahlo

Nr. 31;

Nds.

Sagen

Rochholz

Nr. 28;

Rendsborg Nr. 9.

Sagen

5. Als Sinnbild des langen Schlafs gilt vielfach derlange Bart, der dem B.en durch oder um den steinernen Tisch gewachsen ist, an welchem er sitzt 114). Im Elsaß hört man sogar den Bart Barbarossas

stein

bei

wachsen,

der unter

Sennheim

dem

ruht 25).

Die

Bibel-

Er-

1066

lösung oder die letzte Schlacht werden mitunter damit verbunden: wenn der Bart dreimal !16) oder siebenmal 17) oder neunmal !8) um den Tisch gewachsen ist, naht das Jüngste Gericht oder der Entscheidungskampf gegen den Antichristen oder den Türken, 24)

Grimm

Sagen

Nr.22.28;

Zaunert

Westfalen 82 f.; Quensel Thüringen 160 f.; Kahlo Harz 131; Harr ys Niedersachsen ı Nr. 2; Pröhle Harz 2f.; Müllenhoff

Sagen Nr. 505; Pfister Hessen

Bärte:

Müller

Meiche

Sagen

Siebenbürgen Nr.

28.

36;

18, Nur lange

29f.

(golden!);

Rochholz

Tell ı34; Meier Schwaben Nr. ı37; Wolf Sagen Nr. 2. 15) Stöber Elsaß (1852) Nr. 35. 26) Grimm Sagen Nr. 28; Vernaleken

Alpensagen Nr. 49a; Baader Sagen Nr. 434; Vernaleken Mythen ıogff.; Quitzmann 47f.; ZfdMyth. ı, 189; Schönwerth Oberpfalz 3, 351; Panzer Beitrag z

Nr. 56; ZfVk, ı, 215. 1?) Sepp Sagen 619; Schönwerth Oberpfalz 3, 355 f. 12%) Ebd.

3, 353 f.

6. Manche der Besucher erhalten Schätze oder Gold zum Lohn !?), manche kehren auch nicht wieder 12), Eine besondere Rolle spielt unter ihnen der Schmied, welcher in den Berg geholt wird, um die Pferde der B.en zu beschlagen; auch er erhält seinen Lohn 1%), An manchen Orten muß heimlich ein Bäckerjunge (oder ein Mädchen) !??) jeden Morgen Brötchen oder Bretzeln in den Berg tragen

und wird dafür mit uralten Münzen bezahlt; als er das gelobte Schweigen seinem

Meister gegenüber bricht, findet er den Eingang zum Berg nicht mehr 1%) oder kommt nicht mehr von dort zurück 1%), In Ostdeutschland verkauft ein Bauer

Hafer

oder

29)

Meiche

Heer 12),

Heu

Sagen

an

das

Nr. 28.

schlafende

34.

35;

Pfi-

ster Hessen 18 f.; Panzer Beitrag2 Nr. 56; Kahlo Harz Nr. 131; Haupt Lausitz ı

Nr. 259. 263. 270; Wehrhan Hessen-Nassau Nr. 170; Quensel Thüringen 160f.; Zaunert

Westfalen 82 f.; Baader

Kühnau

313. 315;

Sagen

Pröhle

land 208; Wolf

Sagen Nr. 67;

3, 613 f.; Sieber Harz 28 f.;

Sieber

Sagen Nr. ı;3Kuhn

Sachsen Harz-

West-

falen Nr. 312; Lyncker Sagen Nr. 8. 1%) Müller Siebenbürgen Nr. 44. Tod nach drei Tagen:

Mackensen

Nds,

Sagen

Nr.

2;

Kapff Schwäb, Sagen ı5f.; nach 30 Tagen: Zaunert Westfalen 162 f.; nach drei Jahbren: Reiser Allgäu ı, 297 f.; Ro chholz Tell 136; nach 33 Jahren: Haupt Lausitz

1067

Bergentrückt

ı Nr. 198. 11) Schönwerth Oberpfalz 3, 351 f.; Sieber Sachsen 316. 342; Urquell 2,42 f.; Schell Berg. Sagen Nr. 54; Ders. Rheinland Nr. 13; Zaunert Rheinland 2, 251f.;

Meiche Sagen Nr. 36; Kühn a u Oberschles., Sagen Nr. 329; De rs. Sagen 1, 554 f.; 3, 519 f.; Egerl. 8, 22; Kn oo p Posen Nr. 60; Haupt Lausitz Nr. 247; Witzschel Thüringen 1,

267. der

1%) Meier Schwaben Nr. 137. Sagen Nr. 434. Vgl. Grimm

13) BaaMythol. 2,

796. 1%) Baader Sagen Nr. 481; Panzer Beitrag 2 Nr. 56. 12%) ZfdMyth. 2, 146 f.; Knoop Posen Nr. 52—54; Kühna u Ober-

schles. Sagen

Nr. 329.

7. Manche der Besucher glauben nur wenige Stunden weggewesen zu sein; als sie wieder ans Tageslicht gelangen, sind indes drei Tage 1%), sieben 1?), zehn !®), hundert 1?) Jahre oder gar mehrere Jahr-

hunderte 1)

verflossen.

126) Baader Sagen Nr. 67. ”)Lyncker Sagen Nr. 7; Meiche Sagen Nr. 36; Haupt Lausitz ı Nr. 247; Kuhn u. Schwartz Nr. 247. 1%) Schönwerth Oberpfalz 3, 351 f. 129) Vernaleken Alpensagen Nr. 496; Witzschel Thüringen 2, 74. 108; Pröhle Deutsche Sagen Nr. 220. 19) Bartsch Mecklenburg Nr. 440.

8. Die Gründe der Entrückung gehen mannigfach auseinander. Entweder

sollen dadurch

Bösewichter,

Verbrecher,

Raubritter, Gotteslästerer gestraft werden 11), Auch hohe Herren können deshalb verdammt sein 12), Oder Herrscher, Feldherren, Ritter mit ihren Scharen flüchten sich in den Berg vor den verfolgenden Feinden!®), Aus dem Märchen ist der Sage das Motiv der Verzauberung in den Berg einverleibt worden 1%), 13) Mackensen Nds. Sagen Nr. 2. 16; Meiche Sagen Nr. 26. 27; Alpenburg Tirol

232;

Kahlo

Nds.

Sagen

Nr.

28.

70;

Schmitz Eifel 2, 57ff.; Vernaleken Alpensagen Nr. 231; Zschr. d, Histor, V. £. Niedersachsen

1877,

Sagen

Nr. 291.

ringen

Nr. 158;

Kahlo

Harz

951.;

399;

Nr.

Kühnau

Sieber

131;

Oberschles.

Sachsen

Bechstein

Quensel

Thüringen

317;

ThAü-

161;

Zaunert Westfalen 38; Meier Schwaben Nr. 137; Kühnau Sagen ı, 540ff.; Pan-

zer Beitrag z Nr. 436; Herzog Schweizersagen 2,16. 1%) Kaiser Karl: Sschönwerth Oberpfalz 3, 353 f.; Kaiser (!) Heinrich der Vogler: Kuhn u. Schwartz Nr. 208; Graf Bodo von Homburg: Mackensen Nds. Sagen Nr. 47. 13) Lyncker Sagen Nr. 6; Grimm

Sagen

Nr.

26; Urquell

2, 42 f.; Sie -

ber Sachsen 316. 342; Quitzmann ı7f. 47£.; Vernaleken Mythen 109 ff.; Küh -

nau Posen 476.

1068 OÖberschles. Sagen Nr. 516; Knoop Nr. 51. 58; Schöppner Sagen Nr. 1) Vernaleken Mythen 121;

Meiche

Nr. 507;

Sagen Nr.32;Müllenhoff Sagen

Sieber

Harzland

207.

9. Dagegen ist das Ziel, die Erlösung oder das Ende der Bergentrückung, stets dasselbe: die Befreiung des Landes von seinen Feinden 1%) oder der Welt vom Türken 13) oder Antichristen 197), In letzterem Falle trifft das Ende der Bergentrückung zusammen mit der Schlacht am Birkenbaum oder auf dem Walser Feld und mit dem Jüngsten Tag. Vgl. Kaiser-

sage.

185) Für das Deutsche Reich: Gr i m m Sagen

Nr. 21 (vgl. oben Anm. 59 und Text dazu); Baader Sagen Nr.67; Schönwerth Oberpfalz 3, 353 ff.; Sch e 11 Berg. Sagen Nr. 55; Ders. Rheinland Nr. ı2; Zaunert West-

falen 16, 82 f. (Modernisierung: ‚,bis Deutschland einig‘ !); Sieber Sachsen 316. — Öster-

reich: Vernaleken Alpensagen Nr, 50. — Stadt Goslar: Kuhnu. Schwartz Nr. 208. — Stadt Löbau: Haupt Lausitz ı Nr. 247.

— Schleswig: Müllenhoff Sagen Nr. 506. — Böhmen und Mähren: Sieber Sachsen 315f.; Vernaleken Mythen 109. 116. —

Schweiz: Rochholz Tell ı331if.; Sepp Sagen Nr. 142. — Dänemark: Müllenhoff Sagen Nr. 504. 505; DanSt. 1920, 97 ff. 186) Baader Sagen Nr. 40; ZfdMyth. ı, 189; Müllenhoff Sagen Nr. 507; Kühnau Oberschles, Sagen Nr. 516. 1”) Grimm Sagen Nr. 28; Vernaleken Alpensagen Nr. 49 u. 50;

Panzer

Beitrag

ı, 15;

ZfVk.

1,

215;

Kuhn u. Schwartz Nr. 208; Schönwer th Oberpfalz3, 355 f.; Lü o1f Sagen t 93;

DanSt.

1920,

97 ff,

10. Nachdem derart das Material bereitgestellt und analysiert ist, erhebt sich die Frage nach dem mythischen Fundament dieses Glaubens. Rohde 138) war der Meinung, daß diese b.en Helden an die Stelle alter Göttergestalten getreten seien, denen ewiges Leben in der Erdtiefe von jeher eigen gewesen wäre; die Götter seien vergessen worden, an ihre Stelle Helden getreten. Diese Deutung trifft nicht zu. Denn, wie wir gesehen haben, sind es keineswegs nur Helden, sondern ebensogut Menschen aus mittleren und unteren sozialen Schichten sowie minderwertige und zweifelhafte Gestalten, die in den Bergen sich aufhalten müssen. Vielmehr lehren uns die Vergleiche mit anderen Völkern, daß der

1069

Bergentrückt

Berg das Totenreich, den Aufenthaltsort der Gestorbenen, in sich birgt. Schon bei den Babyloniern wird der Lichtgott Bel (Marduk) eine bestimmte Zeit des Jahres im Berg, d. i. im Totenland, festgehalten 1%). Nach Herodot 4, 93. 94 glaubten die thrakischen Geten, daß die Toten ihres Stammes zu dem Gott Zalmoxis gelangten, der im Berge sitze. Ewiges Leben nach dem Tode führen viele griechische Sagenhelden in Ber-

Bergen

1070

verschwinden.

U-Bootführers

An

Weddigen

vielfach nicht in Westfalen,

den

Tod

glaubte

des

man

sondern ver-

setzte ihn in einen Berg 19), Außerhalb der irdischen Zeit leben die Toten im Berge. Daher stammt die Unwissenheit in der Zeitberechnung, welche der Eindringling hegt (vgl. oben 8 7). Daher rührt es, daß manche Besucher nach der Rückkehr dahinsterben (vgl. Anm. 120): sie haben im Totenreich geweilt und können das Licht der Sonne und die Luft gen 1%), Heilige Männer leben entrückt der Erde nicht mehr vertragen. Den plauin Bergen fort (wie die christliche Heiderhaften Bäckerjungen halten die Toten lige Thekla) und kommen dereinst wiefest (oben $ 6 und Anm. 124). Das Kind, der nach Sagen mohammedanischer Völwelches die schätzegierige Mutter oder ker 11); bei den Zulus leben die Toten als Magd im Berge versehentlich zurückläßt, Zwerge in der Erde 1%), und bis nach stirbt nach der Wiederfindung !®), und Mexiko hin kennt man b.e Heroen 18), der glückliche Ausgang der Sage 11) reNach dem Hinscheiden verschwinden präsentiert nur eine verchristlichte Abdie Seelen der Toten in den hohlen Berschwächung des ursprünglichen Gedangen und halten sich dort auf. Der Schlaf kens. Im Untersberg begehen die Zwerge symboliert das Gestorbensein. Im Berge den Geburtstag des entrückten Kaisers feiern die Toten Gelage, von dort brausen Karl! durch eine feierliche Prozession; der sie im Sturm als „‚wütendes Heer‘‘ (s. d.) durch die Luft 14). Wenn man es in den | Mensch, welcher dazwischen gerät, wird getötet 12); denn er ist der Macht des Bergen brodeln oder singen hört 1), so Totenreiches verfallen. In der Prinzendeutet das auf dieselbe Eigenschaft als höhle bei Sundwig versammeln sich um Seelenaufenthalt hin. Thorolf Mosterbart Mitternacht die Toten aller Stände mit hofft mit all seinen Verwandten nach dem Kerzen zur Messe *3), Tod in den „Heiligen Berg‘‘ (Helgafell) einzugehen (Eyrbyggjasaga c. 4 u. 11); An feurigen Getränken, Speisen, Kleiauch Snorres Vorfahren nimmt Helgafell dungsstücken erkennt der menschliche auf, und in der Haraldssaga geht König Besucher die Versammelten als verHerlaug mit zwölf Mannen in den Hügel, dammte Seelen: das heidnische Totenum sich Haralds Alleinherrschaft nicht reich ist zum Fegfeuer oder zur Hölle unterwerfen zu müssen (vgl. oben den christianisiert 154), Welfen Etticho, Anm. 60 und 94 mit Text). Auch die als Wache oder zur BegleiIn die Schatzhöhle von Stubbenkammer tung dienenden Hun d e , welche typisch auf Rügen kehren die 1000 hingerichteten chthonische Tiere sind, bezeugen die UnStörtebeker, des Seeräubers Genossen terwelt 155), mit dem Kopf unter dem Arm, zurück 188) Psyche 1, 124 f. 19) H. Zimmern Beund zählen ihre Schätze 146): ebenfalls richte der Sächs, Gesellsch. d. Wissensch. zu eine Erinnerung an das Totenreich im Leipzig, Phil.-histor. Kl. 70 (1918), Heft 5. Berge. Ein Ritter flucht seinem Kutscher: 10) Rohde Psyche1, 113 ff.; Pauly-Wissowa Iı,2, 1886 ff.; 10, 2, 1504 f.; II, 2, 2013; „Fahr mich zum Teufel!‘‘, sofort öffnet Unverwundbarkeit 20 f. 14) A. v. Berthold sich der Berg und verschlingt das FuhrKulturgeschichtliche Streifzüge auf Kremer werk mit den Insassen !#7), 1257 sah ein dem Gebiete des Islams 50; D er s. Geschichte der Mönch in Sizilien, wie der verstorbene herrschenden Ideen des Islams 375 ff. 13) H. Schurtz in: Das Ausland 1891, 43. 1) MülKaiser Friedrich II. mit einem glänzender amerikanischen Urreligion Geschichte ler den Gefolge von 5000 Rittern in den Ätna Germ, Myth. 43; Sim14) Meyer 582. hineinritt *#), Und es gibt der Berichte Wilder Schweda Mythologie 610; rock Götter 149 f.; noch mehr, nach denen Verstorbene in Jäger 59ff.; Mannhardt

nA 1071

Berggeister

Ders. Germ. Mythen 263. 145) Eisel Vorgt-‘ land (1871) Nr. 631; Bechstein Thüringen Nr. 316; Que nse 1 Thüringen 158. Vgl. auch Venusberg. 14) Temme Pommern Nr. 211. 17) Kahlo Nds. Sagen Nr. 311. 14) MGH.SS.

18, 568.

Vaterländ.

19) Bartsch Archiv

2

Mecklenburg Nr. 440;

(Hannover

1820),

251

f.;

Mackensen Nds. Sagen Nr. 16. 137; Upstalsboomblätter 8, 44f. 1) Bechstein Thüringen Nr. 303; Quensel Thüringen 250; Sieber Sachsen 156. 330; Müllenhoff Sagen Nr. 472. 19") Lyncker Sagen

Nr. 8; Wolf

Sagen Nr. 2; Künzig

Nr. 255;

Kühna u Oberschles. Sagen Nr. 52. 12) Vernaleken Alpensagen Nr. 49d. 153) Zaunert Westfalen 331. 1%) Sommer Sagen Nr.

60;

Herzog

Schweizersagen

I,

191 {.;

Zaunert Westfalen 163 f. Vgl. die Ballade der Annette v. Droste-Hülshoff Das Fegefeuer des westfälischen Adels (Ausgabe von Arens 2, 16) und die des Börries v. Münchhausen Das Fegefeuer des hannoverschen Adels im Süntel (Das Herz im Harnisch 1911, 64). 15) Schönwert hh Oberpfalz 3, 351; Kuhn Westfalen Nr. 365; Kühnau

Sagen Nr.

18.

3,

6ı13f.;

Mailly

Nzied.-Öst.

Sagen

11. Im Laufe der Entwicklung haben die verschiedensten Mischungen und Kreuzungen der Bergentrückungssage mit anderen Motiven stattgefunden: Schätze, (weiße) Jungfrauen, Zwerge sind beigetreten, das Erlösungsmotiv (vgl. Anm. 113 mit Text) hat sich eingedrängt. Das alles darf an dem ursprünglichen Charakter der Bergentrückungssage als mythischen Unterweltund Totenglaubens nicht irre machen. Vgl. ferner Hörselberg, Kaisersage, Kyffhäuser, Rattenfänger, Rodensteiner,

Tannhäuser, Venusberg, Heer. Wütendes Stammler.

Berggeister, I. Bergwerksgeister: ı. Grundlagen. — 2. B. allgemein menschlicher Gestalt. — 3. Bergmönch. — 4. Bergmännchen. —- 5. Weibliche

B. — II. B. bäuerlicher Art: ı. Bergmännchen,

— 2. Bergfräulein, Bergmütter, — 3. Bergriesen. — 4. Bergfeen, Weinbergsgeister.

I. 1. Die oft geheimnisvolle, seltsam belebte Welt des Berginnern von Geistern anthropomorpher Gestalt be-

völkert zu glauben, dieser Gedanke lag für den nach einer Erklärung unverständlicher Geräusche suchenden Volksmenschen von jeher nahe. Es muß eine

1072

Person sein, die in verlassenen Gängen, in denen niemand sonst weilt, klopft und hämmert, die zu Zeiten, in denen keine Menschenseele im Bergwerk ist, dort herumpoltert, deren Licht plötzlich am

Ende des Ganges, wo bestimmt kein Ge-

fährte arbeitet, aufblitzt, die Gruben verschüttet, schlagende Wetter schickt und ihren Lieblingen vergönnt, kostbare Metalladern im Gestein zu finden. Daß es sich dabei um Naturerscheinungen handeln könnte, diese nüchterne Erklärung genügt dem Bergarbeiter nicht; selbst beseelt, beseelt er auch seine Umwelt, und Klopf- und Poltergeräusche können für ihn, der aus seiner eigenen Arbeit weiß, wie solche Geräusche entstehen, nur von einer menschenähnlichen Hand erzeugt werden. Das Geheimnis, das diese Hand und die Person, der sie gehört, umgibt, befruchtet die ausschmückende Phantasie, die nun den B. mit allen bunten und erstaunlichen Farben umkleidet, die ihr nur irgend zu Gebote stehen. Damit sind die Grundlagen für den Glauben an die B. kurz umrissen. Eine Entwicklung etwa dieses Glaubens aufzeigen zu wollen, wäre vergebliche Mühe: er ist nicht nur alt, sondern er ist ewig; er muß, wo immer ein Bergwerk neu entsteht, aufkeimen; daher gleichen sich auch die B.sagen der verschiedenen Länder so weitgehend. Dabei ist es natürlich, daß an den verschiedenen Orten verschiedene andere Sagenkreise befruchtend und ausschmückend den B.glauben beeinflußt haben: auch in dieser Hinsicht wird eine einheitliche fortlaufende Entwicklungs-

linie nicht festzustellen sein. So ist auch die Frage nach dem Alter der einzelnen Sagen geklärt: vor der Entstehung des Bergwerks kann es keine B. geben, wie sie auch den Bewohnern der Ebene naturgemäß unbekannt sind. Aber in allen deutschen Gebirgen, in denen Bergbau getrieben wird oder wurde, sind sie zu Hause und treiben ihr gespenstiges Wesen. 2. In den ostdeutschen Mittelgebirgen hat dieser B. zumeist menschengleiche Gestalt; er sieht aus „wie ein richtiger Bergmann, nur hat er rote Augen“ 2),

1073

Berggeister

oder er nimmt die Gestalt des Steigers 2), eines Bergamtsobern 3), eines Markscheiders %) an. Sein Licht brennt heller als das anderer Bergleute °);. zu gelben Lederhosen trägt er große Stulpstiefel und deren spitze Haken Blechhandschuhe, beim Ohrfeigengeben besonders schmerzhaft wirken ®%), oder er trägt zwar dunkle Bergmannstracht, aber weiße Strümpfe, glänzend schwarze Schuhe und einen Napoleonshut; auch hat er einen langen weißen Bart 7). Im Erzgebirge stellt man sich ihn mit ungewöhnlich großem Kopf und herkulischem Oberleib, jedoch kurzen Beinen vor®). Gestalt und Eigen: schaften gehen oft ins Riesenhafte, Furchteinflößende ®); der Herr der Kohlen und Metalle (poln. Skarbnik = Schatzmeister) 1°) hat, wenn er zürnt, ein ‚„,‚Maul wie ein Spaten‘‘ 1). Man tut deshalb gut, ihn nicht zu reizen: man soll seinen Namen nicht unter Tage aussprechen und sagt statt dessen lieber nur „‚Er‘‘ (poln. on) !?); wenn er um Feuer bittet, tut man gut, es ihm auf einer Schaufel **) oder dem Stiel der Keilhaue 1%) zu reichen, sonst reißt er dem Dienstbeflissenen die Hand ab oder ohrfeigt ihn, daß das Gesicht anschwillt. Wer sich weigert, weiter zu arbeiten, wenn er es befiehlt, den frißt er lebendig auf !$); wer ihn nicht grüßt, den züchtigt er 18), Andern Orts wiederum heißt es, daß man seinen Gruß nicht beantworten dürfe ?). Er hält strenge Zucht im Bergwerk: Eigennutz, Trunkenheit, Wortbruch, Uhtreue, Faulheit, ganz besonders aber Pfeifen und Fluchen bestraft er streng !); trifft man ihn etwa in Steigers Gestalt bei der Arbeit, so darf man diese beileibe nicht tadeln 1%); seinen Befehlen muß man unverzüglich Folge leisten 2%). Zuweilen geht er auch geradezu darauf aus, die Bergleute zu töten, oder er setzt sie so kräftig auf einen Stein, daß alle Rippen krachen %). Man kann jedoch, um sicher‘ vor ihm zu sein, auch einen Vertrag mit ihm schließen: man bringt ihm täglich eine Semmel ?), wehe aber, wenn man dies einmal vergißt: der Tod ist dem Säumigen sicher, den seine Kameraden dann inmitten der vertrockneten Semmeln mit zerschmetterten Gliedern

1074

auffinden! Seine Begegnung bedeutet meist Unglück 2); schon Paracelsus weiß,

daß

er den

Bergleuten

den

Tod

ankün-

digt *%). Wen er um Feuer bittet, der muß sterben ?®); andrerseits ist ein dreimaliges Klopfen an der Wand ein gutes Omen 9). So fehlen auch liebenswürdige Züge dem Bilde nicht: er singt mit hoher, schöner Stimme ?), zeigt seinen Lieblingen ver-

steckte

Metälladern:

man

braucht

nur

die Hacke in die Gesteinsöffnung, die sich auf sein Geheiß auftut, zu werfen, so bleibt sie offen %®); er schenkt auch Zauberschlägel

Häuern

und

Zaubereisen

als Patengabe ®),

und

armen

wem

er

von seinem Öl abgibt, der braucht seine Lampe nie wieder aufzufüllen ®). Andere führt er stunden-, tage- oder gar jahre-

lang durch sein an Schätzen reiches unterirdisches Reich und erlaubt ihnen wohl gar, sich die Taschen mit Gold zu füllen %)., Zuweilen hält man ihn für den Geist eines alten Bergmannes, der sich — ähnlich wie Hackelbernd — im Tode

selbst

nicht

von

seiner

geliebten

Tätig-

keit trennen mochte ®%); so verschwindet

er nach

Geisterart wohl auch, wenn

man

an ihn herantritt 3). Nachts hört man ihn im Bergwerk rumoren %), doch ist das Mundloch des Schachtes die Grenze seines

Reiches %),

Daß dieser ostmitteldeutsche B., dessen einzelne Wesenszüge ihre Herkunft leicht verraten, eine Mischung von Natur- und

Seelengeist darstellt, zeigt auch der Um-

stand, daß er neben seiner menschlichen

Gestalt sich zuweilen als Tier (Roß mit feurigen Augen, Fliege, Spinne, Maus) %), oder gar als Metall (Gold) %7), als Flamme oder Feuerrad oder -kugel ®) zeigt. » Kühnau Sagen 2, 409 f. ?) Ebd. 2, 419. 420; MschlesVk. 18 (1907), 71; Endt Sagen 188 ff. u.ö. % Bechstein Thüringen ı, 248. *) Kühnanu Sagen 2, 422 f. ®) Ebd. 2, 420; Meiche Sagen 401. ®%) Kuhn u. Schwartz 207. ’) Meiche Sagen 401. 8 Endt Sagen 188 ff. *) Bechstein Thürvingen I, 248; Kühnau Sagen 2, 410. ©) Drechsler Schlesien 2, 169. 1) Kühnau Sagen 2, 415. 1?) Ebd. 2, 408. 13) Ebd. 2, 412. 14) Ebd.; Drechsler Schlesien 2, 170. 3) Kühnau Sagen 2, 415. 1%) Endt Sagen 188 ff. ”) Kühnau Sagen 2, 409 f. 1) M. schlesVk, 18 (1907), 71; Bräuner Currosi_

1075

Berggeister

täten (1737), 203 f.; Drechsler Schlesien 2, a u Sagen 170; Grimm Sagen Nr. 3; Kühn f. 415; Wuttke47$51. ”) Küh2,413.414 nau Sagen 2, 415. %®) Meiche Sagen 400. 2ı) Ebd. 402. %) Ebd. 401; Grimm Myth. 1, Sagen 2, 426. 427. *) Mschles370: Kühnau Vk. 18 (1907), 71; Kühnau Sagen 2, 409 f. 422 £. 424. 416 f. 418 f.; En dt Sagen 188 ff.;

Drechsler Schlesien 2, 170. *) Vgl. Meyer 2) MMythologie der Germanen (1903), 65. schlesVk. 18 (1907), 71. 2) En dt Sagen 188 ff. 2)

Ebd.

Sagen

2,

®) Meiche

415f.

3%) Drechsler

®

403;

Sagen

Meiche

Schlesien

2, 171;

Kühnau

Sagen

317.

Kühnau

Sagen 2,419. %) Ebd.2, 442. 443. 419; MschlesVk. 13 (1905), 71. %) Bechstein Thüringen 1,

3)

248;

Kühnau

Drechsler

Sagen

Schlesien

2,

2,

170.

421f. %)

408.

Endt

Sagen 188 ff. 3) MschlesVk. 18, 71.) Meiche Schlesien 2, 170; Sagen 403; Drechsler Kühnau Sagen 2, 409. ”) Kühnau Sagen 2, 411. %®) Ebd, 400.‘

3. Diesem B. ist der Bergmönch nah verwandt, der im Harz %®), in Baden %), Graubünden 41), Siebenbürgen %?) und Sachsen ®) sein Wesen treibt: auch er meist von übermenschlicher Größe, mit grauem oder weißem Haar, der Unrecht bestraft, besonders Pfeifen, Fluchen und Leuteschinden nicht duldet, dessen Hauch aber auch zuweilen grundlos Bergleute tötet. Seine Erscheinung bringt Unglück, sein Pochen kündigt ein Grubenunglück an. Am Freitag tollt er neckend in den Siebenbürger Bergwerken; verirrten Arbeitern gibt er neues Öl, doch verlangt er, daß sie über seine Hilfe strengstes Schweigen bewahren. Gespenstergleich haust er mit vielen Schicksalsgenossen auch in unterirdischen Klostergängen: mit Totengesichtern hocken da die Bergmönche an langer Tafel, die Wachskerzen schmük-

ken; deutlich zeigt sich hier (Sachsen) ®)

ältere Berggeistsage und jüngere Seelensage vermischt, und fast möchte man annehmen, daß diese Sagenform eine sozuUmbildung Vvolksetymologische sagen einer Zeit darstellt, die keine Beziehung die Bergbau hatte. Auch mehr zum Mönchsgestalt scheint aus der ursprünglichen Bergmannstracht, die die Kapuze gegen Feuchtigkeit und zum Schutz gegen

entGestein kennt, herabschlagendes stellt zu sein: aus dem kapuzentragenden sich, wiederum entwickelt Bergmann gleichsam in volksetymologischer .Ent-

1076

stellung, der Bergmönch, der somit die sagengeschichtlich jüngere Erscheinungsform darstellen würde %), 3)

Sagen

Grimm

hannover. Flamm

Nr. 3;

Eckart

%) Sagen 6. 31. 33. 2, 250. 4) Grimm

Süd-

u. Waibel Sagen Nr. 3.

42) Müller Siebenbürgen 218. %) Grimm Sagen Nr. 3; Meich ee Sagen 307. *t) Vgl. ferner: Meyer Myth. d. Germanen (1903), 63; Simrock Mythologie 486; Me y er German. Volkssage 74. Mythologie 128; Böckel

4.

Gleichen

oder

doch

ähnlichen

Gei-

kaum

drei

stes, aber in der Gestalt an die Zwerge angelehnt und vielfach von deren Wesen beeinflußt, sind die Bergmännchen (Bergteufelchen, Stollen-, Schacht-, Gruben-, K&wesmännlein). Schwenkfeld schildert sie, die Bewohner der Abendburg, als

„kleine

graue

männdel‘‘,

Spannen lang ®%), und die Beschreibung des Georg Agricola 4) trifft in ihren Hauptzügen auch heute noch zu: ‚,daemon subterraneus truculentus bergteufel, mitis bergmenlein, kobel, güttel. Oder daemon metallicus bergmenlein, dessenteine fundige zech liegen wegen man läßt‘ #), Auch sie tragen Bergmannstracht mit spitzer Kapuze ®), auch sie verrichten polternd bergmännische Arbeit %), oft freilich nur zum Schein ®), auch sie töten Knappen, die unziemlich lärmen 51) und bestrafen eitle Verschwendung streng °2), warnen vor Gefahr ®) und zeigen den Tod des Bergknappen durch Pochen oder Erscheinen an 5), empfangen Opfer, über deren genaue Einhaltung sie eifersüchtig wachen 5); auch sie werden zuweilen als Totengeister angesehen ®), und durch das Zeichen des Kreuzes schützt man sich gegen sie ”). Eine Reihe liebenswürdiger Züge haben sie von den Zwergen übernommen: sie zeigen bereitwilliger

als jene

zuvor

besprochenen

B.

die Schätze des Berges ®), besonders gern armen oder kranken, frommen Bergleuten ®), die ihnen dann wohl gelegentlich ein Ständchen bringen, um belohnt zu werden ®). Durch den Klang einer Schafglocke können sie herbeigerufen werden %); auch Zauberbücher verschenken sie ihren Lieblingen ©) und weissagen ihnen ®). Verirrten zeigen sie den rechten Weg %); Holz, das zu Gold wird,

1077

Berggeister

ist manchmal ihr Geschenk ®), und ihr Erscheinen bringt Glück ®). Wie die Zwerge werden sie vom CGilockenklang

oder durch die Täppischkeit der Menschen vertrieben ©), vom Kobold haben sie die Vorliebe für Neckerei und Schabernack ®), vom Schatzzwerg die Sucht nach Edelmetall, das sie auch wohl stehlen ®), und mit den Wasserzwergen stehen sie in freundnachbarlichen Beziehungen 7): es ist deutlich, woher diese Wesenszüge stammen. Zu ihnen gehören auch z. T. die Venedigermännlein (s. d.). Daß sie gelegentlich in Roßgestalt erscheinen ’l), erinnert uns an früher besprochene B.: so zeigt sich auf Schritt und Tritt die Mischung von Bergwerksgeist und Zwerg, und wir werden vom sagengeschichtlichen Standpunkt aus die Bergmännlein für die jüngere Gestaltungsform halten müssen: Berggeist + Zwerg = Bergmännchen. — In der Schweiz soll neuerdings der Glaube an sie schwinden 72). 45) Weinhold Festschrift 145. *) De ve meitallica libri XII (1657), 704 b. ©) Vgl.Grimm Sagen Nr. 37; DWb. ı, 1515; Schell Sagen 527; Heyl Tirol 390; Meiche Sagen 120. 195 ff. 404; Lütolf Sagen 495; Alpenburg

ken 444-

Tirol

9ı f£.; ZfVk.

ı, 216;

Vernale-

Mythen 232; Kühnau Sagen 2, 430f. 425 (Gestalt eines kleinen Kindes};

Drechsler

Schlesien

2,

169;

Schön-

werth Oberpfalz 2, 328f. ®% Alpenburg Tirol gı£f.; Witzschel Thür.ı, 192; Meiche

Sagen

120.

195 ff.;

“) Schönwerth

Grimm

Oberpfalz

Sagen

Nr. 37.

z, 324.

328 {.;

Alpenburg 120; Grimm

Tirol 9ı f. ©) Meiche Sagen Sagen Nr. 37. %) Lütolf

Kuoni

Galler

Sagen 495. ®) ZfidMyth. ı, 267f.; Vernaleken Alpensagen 40. ®) Vernaleken Aipensagen 40; Alpenburg Tirol gıf.; SS.

Sagen

83;

Walliser

Sagen 2, 50; I, 225; Gempeler 5, 104; Kohlrusch Sagen zı. 28. 29£.; Jeger-

lehner Sagen 2, 16. %) Wuttke 47 $ 51; Grimm Sagen Nr. 37. °) Z£Vk. 14, 258{.; Grimm Sagen Nr. 37; Meiche Sagen 404; Jecklin Volkstümliches (1916), 188. 5) M e iche Sagen 195ff. 404; Kuoni St. Gal-

ler

#)

Sagen

83f.;

Kohlrusch

Kühnau

Sagen

321.

Sagen

®)

3,

746 {.

Meiche

Sagen 195 ff. 855 ff. %) ebd. 195 1ff. Jecklin Volkstümliches (1916) 188; Myth. 43of.

ı, 266; Kühnau Sagen ®%) Witzschel Thüringen

®) Alpenburg

Tirol

ı23f.

404; Zifd-

2, 444. 2, 978.

®%) Meiche

Sagen 195 ff. %) Se p p Religion 314 f. %) M e i-

1078

che Sagen 326; Alpenburg Tivol 9ıf. 6) Meiche Sagen 326. % Schönwerth

Oberpfalz

2,

328f.;

21

52 f.

Meiche

Sagen

120.

#) Alpenburg Tivol ı25; Bechstein Thüringen 1, 264 1£. ®) G ri m m Sagen Nr. 37; Graber Kärnten 24; Meiche Sagen 143 f. ®) Schönwerth Oberpfalz 2, 324. 7°) Ebd. 2, 180. 7) Kühnau Sagen 2, 425. 7?) SAVk. (1917),

5. All diese B. tragen männlichen Charakter, Weibliche Stollengeister sind sehr selten; als feenhafte Mädchen tanzten sie z. B., durch ihr Erscheinen reiche Ausbeute verheißend, vor den Stollen der Chemnitzer Bergwerke”?3). Das märchenhafte Kolorit und die Vereinzeltheit des Auftretens läßt Zweifel an der Echtheit des Zeugnisses nicht unberechtigt erscheinen.

73) ZfdMyth. 1, 266 f.

II. ı. Von diesen unter I besprochenen B.n, die den Bergwerken und Bergarbeitern ihre Entstehung und Ausschmückung verdanken, unterscheiden sich sehr deutlich andere, die offensichtlich bäurischer, dörflicher Kultur entstammen. Man darf sich nicht durch manche wesensverwandte Züge irre machen lassen; freilich gehen Beziehungen hinüber und herüber, aber die Unterschiede sind deutlich und schwerwiegend: während jene nur im Berginnern hausen und mit der Ausfahrt des Stollens ihre Macht verlieren, wirken diese hauptsächlich außerhalb der Berge, treten mit Menschen in mannigfachen Wechselverkehr,

und nur ihre Wohnung,

in die sie höchst selten einmal ein Glückskind mitnehmen, ist im oder am Berge gelegen. So zeigen diese Bergmännchen schon meist durch ihre Tracht, daß sie nicht im Kreise der Bergleute, sondern der Bauern entstanden sind. Eine einheitliche Gattung bilden sie — wieder im Gegensatz zu jenen — nicht; meist kennzeichnen sie sich durch Gewandung und Gesittung als bloße Zwerge, Kobolde oder Hausgeister, und in diesen Artikeln wird also des Näheren von ihnen zu reden sein. Einzig die Almgeisterlein der Alpen haben eine individuellere Ausprägung erhalten: kleine, gesellige und gefällige Gesellen, die verstiegene Kühe retten und aus Dank von den Sennleuten

verpflegt werden, die sich auch wohl einmal Almvieh zu Arbeit ausleihen und diesen Dienst reich lohnen durch Geld oder unerschöpfliche Wundergaben, die auch wohl selbst Kuh- oder Gemsen-

zucht

treiben

und

dann,

wie

sie

über-

haupt leicht erregbar und reizbar sind, die Verfolgung ihres Viehs streng und

grausam bestrafen. Sie locken wohl auch Wanderer an Abgründe und spielen Menschen und Vieh mancherlei Schabernack,

doch

1080

Berggeister

1079

zeigt

ihr

Erscheinen

(Tanzen)

im

allgemeinen ein fruchtbares Jahr an, daher man ihnen denn auch Korn und Ver-

pflegung beim Abzug von der Alm bereitstellt. Andere wieder werden durch Geschenke nach Zwergenart beleidigt und vertrieben. Sie singen gern, aber nicht immer schön;

mitten

im Heu

können

sie

(wie die Zigeuner) Feuer entzünden, ohne Brandschaden zu stiften. Armen Kindern und Sennen, auch Verirrten, zeigen sie sich oft hilfreich 74). Die anderen B. sind nur Spielarten anderer Geister, von denen

sie meist nur der Name unterscheidet; es genüge hier, die Fülle der Motive und ihre Herkunft anzudeuten:

a) Zwerge: tragen Tarnkappe ”®), Name: ‚,Rotmännlein‘‘?®), leben in Familien”), können keinen Lärm vertrage®), n daher oft Auswanderung, schenken unscheinbare Kostbarkeiten”®), helfen Armen durch Geschenke oder Hilfeleistung ®), entleihen auf Wunsch und gegen strikte zu bezahlenden Lohn kostbare alte Geräte (Braupfanne) ®%), schrecken Kinder 8), bringen Wanderer zum Verirren 3), lassen sich nicht schlecht behandeln %). b) Zwergschmiede: in Bergen wohnend, erledigen für menschliche Kun-

den Reparaturen,

die auf einen bestimm-

ten Platz gelegt werden müssen, von wo sie am nächsten Tage gegen Bezahlung abgeholt werden können. Besonders ausgeprägt: der westfälische Grinkenschmied ®). c) Schatzzwerge: hüten in Bergen oder Ruinen Schätze ®), feurige Gestalt 7), wohnen in prächtigen Palästen oder Sälen ®), hindern ®) oder unterstützen ®) Schatzgräber, können be-

1081

schworen oder gefangen werden %), geben 3 Wünsche auf®), haben Zauberbücher ®), sind verwunschen ®4). d) Schrat, Alp: Kinderstehlen ®), Rumpelstilzchenmotiv ®%), Pferdefüße ®). e) Hausgeister: nächtliche Hilfe ®) gegen Lohn ®); verbunden mit dem Gehöft, mit dessen Vernichtung sie verschwinden 1%); Opfer 19); besonders ausgeprägt: Napfhans!°2), Zuweilen Annäherung an Teufel: Hilfe gegen Verschreibung der Seele, Überlistung 1), 74) Vgl.Alpe Tirol nb 109. ur 112; Gra g-

ber Kärnten 29f.; Vernaleken Alpensagen 204. 198. 223; W y ß Reise 2, 406; Alpen-

rosen 1826, ı5; Kohlrusch Sagen 27{.; Tissot La Sutsse inconnue; Sartoriz, 83. 154; Herzog Schweizersagen 1, 107 ff. 150 f. 70. 71; Ku oni St. Galler Sagen 276; Niderberger

Unterwalden

ı, 27 £f. 29 ff.; Mann-

hardt German, Mythen 54. 472; Jecklin Volkstümliches (1916), 1551.; SAVk. 2, 2; 8, 297; Vernaleken Mythen 3106; Grimm Sagen Nr. 299. %) Kuhn u. Schwartz 297f.; Kühnau Sagen z, 126f.; Reiser

Allgäu ı, 147; mißverstanden: Gr a be r Kärn-

ten 28. %) Drechsler Schlesien z, 171 (Szarlin). 7”) MschlesVk. 18 (1907), 73; Reiser Allgäu 1, 47. ®) Ebd. ®*) Ebd.; Rochholz Schweizersagen ı, 2; Vernaleken Alpensagen 179 ff. u. 6. %) Kühnau Sagen 2, 123. 142 f.; 3, 745f1.; Reiser Allgäu ı, 146; Lü tolf Sagen 54; Graber Kärnten 23{f.; Meyer German, Mythol, ı27f£f. %) Meiche Sagen 209 ff.; Witzschel Thüringen z, 87.

®%) Rochholz Sagen ı, 284. ®) Birlin ger Volksth. ı, 293; Kühn a u Sagen z, 142 f. $*) Kn oo p Hinterpommern 33; Meyer Mythol. d. Germanen (1903), 81; Gr a be r Kärnten 40. ®°) Kuh n Westfalen 1, 84; Mannhardt

2, 110; vgl. ferner Si mrock

Mythologie 486;

Me yer German. Mythol. 131; Gri m m Myth. 1, 3791; Golther Myth. 149. ®) ZfVk. ı, 216; Herzog Schweizersagen 1,194; Grimm Myth. 2, 818%; Meiche Sagen 133. 209 ff.

5)

Ebd.

Wuttke

ı33;

Birlinger

47 8 51.

Volksth.

®%) Müller

ı, 287;

Siebenbürgen

52; Meiche Sagen 41 fi. ®) Graber Kärnten 36f; Vernaleken Mythen 123. ®%) Graber Kärnten 23. %") Grimm Sagen Nr. 38; Vonbun

Beiträge 40;

ten 27f. 25f. ®”) Graber ®) Grimm Sagen Nr. 38; En

Graber

Kärnten dt Sagen

Kärn-

23. 177.

%) Vernaleken Mythen ız3; Meiche Sagen 41rf. ®) SAVk. 24, 192; Heyl Tirol 500;

Sagen

®)

Kühnau

475f.

SAVKk.

23,

”)

Sagen

2,

1261.

21,

197;

Kühnau

206;

®%) Lütolf

Sagen

2,

Kuhn

411 f. u.

Schwartz 3ız; Rochholz Sagen ı, 277; Alpenburg Tivol ıırf. %”Alpenburg Tirol ı11 f.; Z£Vk. 8, 137. *) Alpen-

burg

ırıf.

Tirol

Volksk. 276.

„Hauri‘‘:

ebd.

Rochholz Kärnten

-

1082

Berggeister

27.

1)

27;

Liebrecht

1)

Sagen

Kohlrusch

Sagen

‚Die

28{f.

1,

frommen

335.

!®)

Zur

144;

Leute‘:

Graber

2. Zu dieser höchst uneinheitlichen, mannigfach beeinflußten und durchaus unselbständigen Gruppe von B.n gehören (wilden Bergfräulein die auch Frauen, Bergwibli), die in Ruinen oder nächtliche Wanderer Bergen wohnen, irreführen, Schätze hüten, Kinder versorgen, aber auch Kinder stehlen, fleißige Spinnerinnen mit unerschöpflichen Wun-

derknäueln beschenken 1%), Hier wie dort mischen sich die Züge verschiedenster Sie sind völlig verschieden Herkunft.

von den Bergmüttern,

turgeistern,

die durch

Brauen,

reinen NaSchießen,

Wasserkochen !®) und lärmendes Umherlaufen 1%) Nebel in Wald und Gebirge erzeugen: dies ihre einzige Betätigung, von der man zu erzählen weiß. Sie sind also lediglich zur Erklärung eines besonund geschaffen Naturvorgangs deren spielen im übrigen keine Rolle im Volksglauben. 4) Heer

Schwaben

x,

Altglarner Heidentum zo; Meier 14;

Vernaleken

224; Waschnitius

Perht 166;

Alpensagen

Singer

WestSchweizer Märchen 1, 23. 15) Kuhn falen 2, 88 = Grohmann 32; Maa ß Mistral 8, ıı. 1%) Reiser Allgäu ı, 139.

3. Wie die Bergarbeiter sich im Bergmönch, im gespenstigen Steiger, im Bergmännchen Personifikationen des Berginnern zur Erklärung der dortigen geheimnisvollen Geräusche und Vorgänge gebildet haben, so mußte das Äußere der (hohen) Berge, ihre vielfach zerklüftete Gestalt, in die man menschliche Figuren hineinsah, der sie umgebende Nebel, die von ihnen herabpolternden Steinschläge und Lawinen und die schauerlich-geheimnisvolle Einsamkeit ihrer Gipfel die Almund Talbewohner zu parallelem Tun anregen. Die letzte Klasse der B., zu der wir somit gelangen, umfaßt die Personifikationen ganzer Berge oder Bergzüge, auch dies Gestalten des Aberglaubens, die überzeitlich sind und überall auftauchen, wo ragende Gipfel der ewigen Primitivität des Volksmen-

schen eine Beseelung der Natur aufdrängen. So stellen sich die Zeugnisse des lebenden deutschen Volksglaubens neben die altnordischen Bergriesen (bergrisar, bergbüar, bergjarlar, bergdanir, bergmeri, bergstjörar, bjarga gelir usw.); schon der heilige Gallus soll in Bregenz ein Zwiegespräch des dortigen ‚‚daemo de culmine montis‘‘ mit dem Wasser-

dämon des Bodensees belauscht haben 1). Wenn wir in den Alpen den Watzmann, Frau Hütt, den Serles 1%), im Voigtland

den Katzenveit, im Harz den Gübich, im Riesengebirge den Rübezahl, im Böhmer

Bergland Hans Heiling!®), in den Pyre12), in näen den ‚Geist der Pyrenäen‘‘ als den Dovrealten 19) Skandinavien Personifikationen von Bergspitzen oder -zügen antreffen — die Aufzählung ließe

sich leicht vermehren —, so wissen wir, daß zwischen diesen allen keine andere direkte Beziehung besteht als eben jener

eben angedeutete, ewig-menschliche GeDiese staltungs- und Beseelungstrieb. riesenhaften

B. sind unverwundbar,

Ku-

geln gehen durch sie hindurch, und wer sie vernichten will, den stoßen sie in den Abgrund 42), Sie bewirken Steinschläge gefährKräutersammlern und werden lich 13); sie machen das Wetter: wenn sie backen, brauen oder rauchen, nebelt es, und erhalten sie von den Almleuten nicht die gewohnten Opfergaben (Käse, Brot, Schnaps), so stopfen sie sich ihre Tabakspfeifen, und es gibt ein Unwet-

ter 14), Die Gemsen sind ihre Herde; wer sie jagt, wird verwarnt oder streng bestraft 25), Sie sind die Obersten aller Geister und Bergschätze 1%), helfen wohl gelegentlich in veränderter, vermenschlichter Gestalt Bedürftigen !?), bestrafen aber Vorwitzige streng 128).

Diesen B.n verwandt ist zweifellos der

eine seltsame Mischung von Alber, Bergriese und Gelddrache, bald als feuriger Schatzdrache, der sich nur von Gold nährt, bald als täppisch-riesenhafter Almgeist geschildert, dessen schmalzige Füße den Almwiesen Fruchtbarkeit spenden. Er ist sehr häßlich, halb Mensch, halb

Pferd; jede Nacht läßt er sich vom Alm| knecht den Rücken kraulen. Manch-

ba

1083

mal

Bergspiegel—Bergwerk

heißt

es auch,

daß

er hinten

sei 219), Die Bergkönige

hohl

Skandinaviens und der mhd. Epik sind wohl als verhöfischte Bergriesen dieser Gattung aufzufassen 1%), ww) Wetti Vita S. Galli 7 = MG. Scrip. Mer. 4, 261. !®) Golther Mythol. 185 u. 6.

x») Wuttke 47 $ 51; MschlesVk, 18 (1917), 219ff; Meyer Relig.gesch. 101; Kühnau

Sagen 2, 404 ff. 1) SEbillot Folk-Lore ı, 223 ff. 1) Meyer Mythol. d. Germanen (1903)

240.

112)

So

der

„Schwarzbart‘“:

Vernale-

ken Alpensagen 195. 13) So der „graue Mann“ an der Gonzenwand: SAVk. 25, 230. 1!) Jahn Opfergebräuche 321 (Tirol); Laistner Nebelsagen 133 f. 307 f.; Meyer German. Mythol. 158 f.; vgl.

v.

den

Artikel

Bonstetten

Grimm

Herzog

Sagen

„Alte,

Schriften

Nr. 301;

Die

der‘.

25)

(1793),

Schweiz

K,

V.

118{.;

3, 142;

Schweizersagen 1, 73 ff.; vgl. Sch

il-

lers Gedicht „‚Der Alpenjäger‘‘. 1) Graber Kärnten 31. 1”) Ebd. 24; Kühnau Sagen 2, 495f. 1%) Kühnau Sagen 2, 404 f. 12) Vgl. Waschnitius Perht 175. 176; Alpen-

burg Tirol 283f.; Mannhardt 2, 104; Rochholz Naturmythen 27; Hörmann Tiroler Volksleben ı99ff.; Quitzmann Baiwaren 167. 175; Graber Kärnten 31; Grimm My#h. 3, 124; Hey 1 Tivol 36. 817; Amersbach Lichtgeister 8%i.; Höfiler Waldkult 27. 134. 1) Meyer Mythol. d. Germanen (1904), 155; Urquell 2, 193; Sepp

1084

Bergwerk.

Die

Überlieferungen

der

Bergleute, die aus dem alten Erzbergbau herstammen und in den eingesesse-

nen Bergmannsfamilien von Kind auf Kindeskind weitergegeben wurden, bilden ein festgeschlossenes Ganzes, das durch eine Reihe mythischer Züge ein hohes Alter verrät. Hierher gehören: 1. Der Glaube an Berggeister, 2. die Vor-

stellung von einer Unterwelt, 3. die Walensagen. Häufig tritt auch eine Ver-

mengung mit den Zwergen - und Schatzsagen auf. Die mühevolle und gefährliche Arbeit in der Grube, wo die Abgeschiedenheit von der Oberwelt und dem Tageslicht einen mächtigen Einfluß auf den Menschen ausübte, machte die Phantasie des Bergmanns für abergläubische Vorstellungen empfänglich. Diese gipfeln im

Glauben

an

den

Berggeist!)

(Berg-

mönch, s. Berggeister 3), der in verschiedenartiger menschlicher oder tierischer Gestalt, wie auch als Flamme erscheint 2). Er ist der Herr des Bergsegens und tritt als solcher dem in sein Reich 3) eindringen-

den Bergmann bald feindlich*) und bald freundlich %) entgegen. Seine Gaben beAltbair. Sagenschatz 16; Grimm Myth. ı halten jedoch nur solange ihre Unerschöpf386. lichkeit, als der Beschenkte das Geheim4. Kein Heimatrecht auf deutschem nis wahrt ®); furchtbare Rache jedoch Boden haben anscheinend die in Franknimmt der Dämon an jenen, die seine reich 1%) und bei den Magyaren 12) so Mithilfe bei der Arbeit verraten ®) oder ihn beliebten Bergfeen, zu deren Gehöhnen wollen ?). Wenn mehrere Bergschlecht auch die Bergkönigin Virgigeister (Bergmännlein) auftreten, so liegt nal der mhd. Dietrichepen gehört 12), ! eine Jüngere Vermischung mit der ZwerIn einer Kärntner Sage lehrt eine solche gensage vor, die leicht stattfinden konnte, Bergfee die Bauern, in deren Dienst sie da auch diese Wesen im Berge wohnend tritt, das Singen; als sie’s gelernt haben, | gedacht wurden und ihre Beschä ftigung verschwindet sie wieder 12), Auch diese der des Bergmanns gleicht 9). Sage scheint fremden Ursprungs. Viele Traditionen der Bergleute, die urWeinbergsgeister, wie das schweiz. sprünglich in den Gold- und Silbergruben

Trubamannl1i1l®),

sind keine voll-

wertigen mythologischen Gestalten; sie dienen als Kinderschreck und sind nur zu diesem Zweck erfunden worden. 21) Sebillot Folk-Lore ı, 224. 12) WIlislocki Magyaren 175; Ders. Volksglauben 25 ff, 123) Lütjens Zwerg 41. 1‘) Graber Kärnten

33 f.

Bergspiegel

1?)

SAVk.

25,

238.

s. Spiegel.

Mackensen,

entstanden sind, lassen deutlich den Einfluß der Schatzsagen erkennen. Diese Be-

einflussung

erklärt sich aus dem

Volks-

glauben, daß im Berge!) große Schätze zu finden sind, nach denen der Schatz‘ gräber wie der auf Edelmetall schürfende Bergmann trachtet. Beiden dient dabei die Wünschelrute®*), die dem einen im realen und dem andern im magischen Sinne

den

Fundort

erschließt.

Bisweilen

1085

Bergwerk

öffnet auch der Berggeist vor den Augen des erstaunten Bergmanns eine Gold und Silber bergende Kluft im Gestein ®), aber

wenn dieser nicht mit rascher Hand ein Stück des Gezähes hineinwirft, so schließt

sie sich wieder,

so wie der sichtbar ge-

wordene Schatz dem Finder entschwindet, wenn er ihn nicht durch einen daraufgeworfenen Gegenstand bannen konnte.

Das oftmals vergebliche Suchen des Berg-

nach der Gold- oder Silbermanns ader wurde also im Volksglauben dem Schatzgraben gleichgesetzt und von der Sage mit denselben Einzelheiten ausgeschmückt. Ungehobenes edles Metall im Bergesinnern !°) leuchtet und glüht wie ein verborgener Schatz 1!) und zuweilen deutet die Erscheinung eines goldenen Tieres !?) bei beiden auf die Fundstelle hin. Damit stehen die Klumpen gediegenen Goldes in Tierform !®) in Zusammenhang, deren Auffindung zur Errichtung von B.en Anlaß gab. Hierher gehören auch die goldenen Tiere der Venediger ?), mit denen sie ihre Gäste aus Deutschland

und

den

beschenken.

Alpen

Diese

Einzelzüge leiten zu der mythischen Vor-

stellung von einer Unterwelt !*) zurück,

in der alles aus edlem Metall und Gestein besteht, in der auch goldene und silberne Tiere und Pflanzen leben. Der Glaube an ein organisches Wachstum der Erze und Gesteine kehrt noch in den Schriften der Gelehrten des ausgehenden MA. wieder 2%). Zahlreiche Sagen berichten von der Entstehung der B.e1%®, wobei die zufällige Bloßlegung des Erzganges durch einen glücklichen Finder oder durch ein Tier oft in dem Namen des Schachtes zum Ausdruck kommt. Ein weiterer Sagentyp

handelt

von

der

glücklichen

Er-

rettung eingeschlossener Bergleute durch den Berggeist oder durch himmlische Mächte?’). Häufig ist ein ethischer Grundzug zu erkennen, der sich in der Zerstörung eines B.s wegen Gottlosigkeit !®) oder Frevelmut 1) der Besitzer und in strenger Bestrafung unwürdiger Bergleute !?) kundgibt. Der Bergsegen kann auch durch einen Meineid, Zauber oder Fluch %) zum Versiegen gebracht wer-

1086

Fluchen ist in der

den. (Das Pfeifen und Grube verboten.)

1) Siehe das betreffende Stichwort. ?*) Wrubel Sammlung bergmännischer Sagen 1883,

29 Nr. ı ff. 3) Das Machtgebiet des Berggeistes

erstreckt sich auf die unterirdischen Räume und den Schacht bis zur obersten Fahrt (Wrubela.a. O. 7). *) Sein Erscheinen zeigt Erz

an

(Wrubela.a.O.

78 Nr. 44);

40 Nr. 23;

verkündigt aber auch Unglück (Wrubel 54 Wrubelzz2 Nr. 9. 10. 14. 16. Nr. 34. 35). 18. 21. 33. %) Ebd. 46 Nr. 29; 57 Nr. 39; 81 Nr. 47. 7’) Ebd. 29 Nr. 3 mit Literaturangaben. 8) Wie lebendig der Glaube an die Zwerge und ihre Betätigung war, geht aus der Nachricht hervor, daß

geringer Stollen

Bauern

auf Grund

alter Sagen

treiben

begannen,

aber

in den

Goldfunde

zu

Strichenberg

und

einen

aus

Angst

32

Nr.

vor der Rache der Erdmännchen die Arbeit wieder einstellten (Rochholz Sagen 1, 271 Nr. 184 c). ®2) Vgl. „‚Wünscheirute‘“: Heckscher Volkskunde 386 Anm. 284; Goethe

Faust

II,

®) Wrubel

5898 ff.

9.

Sagen 326 Nr. 569; vgl. %) Zingerle Goethe Faust I 3913 ff. 1) Zingerle 327 Nr. 572 ff. (u. d. Anm.). !?) Ebd. 254 Nr. 447; 349 Nr. 615; 351 Nr. 620 u. d. Anm,; Wrubel 31 Nr. 6. 1) J. v.Sparges Tyrolische Bergwerksgeschichte 1765, 24. 1!) Kühnau Sagen 3, 68; MschlesVk. 8 (1906), 127 ff.; Zingerle !%) Wrubel 154 Sagen 96 Nr. 159 u. Anm. Nr. 43. 1%) Ebd. 19 Nr. ı ff. !’) Ebd. 125 Nr. 13; 136 Nr. 22. !) Ebd. 143 Nr. 32. 33; 151 Nr. 39; 161 Nr. 49; Müller 38 Nr. 19. %) Ebd. Nr. 27.

Uri 1, 272 ff. ®) Wrubel 145 Nr. 36. %) Ebd. 139

Auch an dem Bergmannsgruß ‚,Glück auf‘, der seit 1684 literarisch nachzuweisen ist ®), haftet der Aberglaube; er

ist glückbringend,

während

der gewöhn-

liche Gruß ‚‚Glück zu‘‘ Unheil auf das B. herabbeschwören würde. Das Leben des Bergmanns entbehrt nicht der Frömmigkeit. Die besondere Schutzpatronin der Bergleute ist die hl. Barbara. Zu Beginn der Schicht wird meist von den Einfahrenden ein Gebet weltliche und Kirchliche gesprochen.

Feiern ?) 2) vereinigen die Bergleute in althergebrachter Weise zu gemeinsamer Begehung. Die Zunft der Bergleute bildet

also

seit

Körperschaft

alters

mit

eine

eigenen

geschlossene

Sitten

und

Bräuchen, sowie eigener Sprache, in der die Wörter durchwegs deutscher Herkunft sind. Im Laufe des MA. wurden deutsche Bergknappen zur Einrichtung

von

B.en%)

nach

Südtirol,

Böhmen,

1087

Bernardino

von

Mähren, Schlesien, Ungarn, Toskana und Schweden %) berufen und brachten außer ihrer Fachkenntnis auch ihre Traditionen in die neue Heimat mit, so daß deutscher Einfluß für diese Gebiete als sicher angenommen werden kann. Ein Beispiel hierfür bietet der Berggeist Rübezahl, der, wie aus einer Tiroler Chronik des 17. Jh.s hervorgeht, im Harz heimisch war und von dort durch ausgewanderte Bergleute ins Riesengebirge übertragen wurde 27), 2?) Drechsler

MschlesVk.

7 (1905),

69 ff,;

Kirnbauer in Forschungen u. Fortschritte 4 (1928), ı. ?3) An ihrem Tage (4. Dez.) wurde dem Rauriser Bergmandl von den Bergleuten ein Speise- und Kleideropfer dargebracht. Andree-Eysn Volkskundliches 205. >) Sartori Sitte u. Brauch 2, 167 ff. 2053. 2) John Erzgebirge 191. 207. ®%) Klostermann ZfBergrecht 13 (1872), 48 ff. 7?) S.Tunberg Stora Kopparbergets Historia x (1922), 93; MschlesVk. 7 (1905), 79 ff. Schömer.

Bernardino

(Albiceschi) von Siena.

Toussaint Das Leben des hl. B. Regensburg 1873; Alessio Storia di S. B. di Siena

e del

B.

suo

tempore.

Mondovi

1380—1440,

1899.

Franziskaner,

berühm-

ter Bußprediger. Seine Predigten !), namentlich die de Idolatriae cultu enthalten zahlreiche Zeugnisse ?) zum ma.lichen Aberglauben, die zwar nicht direkt für

Deutschland in Betracht kommen, aber als Vergleichsmaterial von Wert sind.

') Hrsg. von Petrus Rudolph, 4 Bde. Venedig ı591; die italienischen von L. Ban -

chi,

3 Bde.,

Siena

Zachariae

1880—1888.

Abergläubische

2) Theod.

Meinungen

und

Gebräuche des MA, in den Predigten B.s von Siena ZfVk. 22, 113—134. 225—244 = Kl. Schriften 339—386. Helm.

Bernikelgans s. Baumgans.

Bernhard hl., Abt von Clairvaux, Kir-

chenlehrer, geb. 1090 bei Dijon aus burgundischem Hochadel, gest. 1153, vielgerühmt und vielgesucht, mit dem Beinamen „Doctor mellifluus‘‘ geehrt, Fest 20. August, Haupt im Dom zu Troyes, die andern Überreste zu Fontaines V. ?)

AASS.

20. Aug.

hl. B., (Stuttg.

Predigten in altfranzös. ÜbertraLitt. Ver. Bd. 203); A. Nean-

4, 256 ff.;

MG

SS.

26,

95ff.; Migne Patrologia lat. 185, 469 ff,; Potthast Bibliotheca historica 2, 1206;

Der gung

der

Der

Al.

B.

u.

sein Zeitalter * (1891);

,

E.

Siena— Bernhard

1088

Vacandard

Leben des Al. B. von

Clairvaux,

deutsch von M. Sierp (beste Biographie); Kampschulte Die westfäl. Kiychen- Patyo-

cinien

Erzb.

bis

181;

Köln

130.

Korth

34;

Die

Künstle

Kirchenpatrone

Ikonographie

im

127

1.

B. aus Berinhard (bärenstark) ist als Taufname ehedem sehr verbreitet ge-

wesen, z. B. in der Kurzform Bernet, Bernt (Bernd) u.ä., übrigens einer der wenigen altdeutschen Namen, die sich

unter hagiologischem Neuzeit hielten 2).

Einfluß

bis in die

?) Vgl. dazu die allgemeinen Ausführungen bei Nied Heiligenverehrung u. Namengebung 17.

26.

2. In einer aus dem Zisterzienserstift Hohenfurt in Böhmen stammenden latei-

nischen Segensformel für Gebärende wird neben der Geburt Samuels, Johannis d. Täufers, Mariae, Christi und des hl. Remigius auch die des hl. B. als Analogie zu dem Gegenstand der Bitte (leichte Entbindung) erwähnt, freilich nur hier ohne weitere Nachahmung 3), ein Beweis für das Bestreben der einzelnen Zisterzienserklöster, den Glauben an die Macht ihres großen Ordensheiligen verbreiten zu helfen. °) Franz

3. Als

Benediktionen

Abzeichen

2, 201.

(Attribut)

203.

führt

B.

der Heiligen

27.

Wundern

B.s

außer andern einen Bienenkorb und wird nebst Ambrosius (s. d.) als Bienenpatron *) (s. Biene) aufgeführt. Er hat es freilich als solcher ebensowenig wie Ambrosius zur Volkstümlichkeit bringen können. In Wahrheit führt das Attribut auf B.s große Wirksamkeit als theologischer Schriftsteller und als hinreißender Redner zurück. ‘)

Kerler

4. Unter

Die

den

Patronate

Taten

und

treten Beschwörungen und Heilungen be-

sessener oder dämonischer Menschen sehr

hervor ®). Am

besitzt

er einen

Beschwörungswesen besonderen

Anteil.

selbst Meh-

rere Schriftverse, die Psalmen 12, 4. 5 (Illumina oculos meos) und 115, ı16f. (Dirupisti, domine, vincula mea), gehören zu den Psalmenstellen, die angeblich ein Dämon dem hl. B. als kräftige Abwehrmittel gegen Dämonen bezeichnete, in vielen Handschriften und gedruckten Gebetbüchern ®) aus dem Anfang des

1090

Berndietrich—Bernhardsminne

1089

16. Jh.s überliefert. Ein Wettersegen, der aus einem Zisterzienserkloster der Salzburger Gegend stammt und dem 15. Jh. angehört, trägt den Namen des Heiligen wegen des ihm zugeschriebenen Exorzismus: Benedictio beati Bernhardi abbatis contra tempestates 7).

ter gewesen zu sein, als die dürftigen Zeugnisse ausweisen. Der älteste Beleg, der dem 14. Jh. entstammt ?), läßt erkennen, daß es üblich war, bereits am frühen Morgen Bernhards Minne auszu-

bringen;

woher

diese

Beschränkung

auf

eine bestimmte Tageszeit, die bei den nt unbekan völlig Heiliger anderer Minnen n Hai % 551. 2, n ione dikt Bene 5) Franz ist, kommt, läßt sich nicht erklären. Doch Repertorium bibliographicum* 7507. ’) Franz a.a. O. 2, 90. scheint die Sitte, die durch die Tätigkeit der Zisterzienser verbreitet wurde, sehr 5. Auch die Tierbannung, ein beliebtes Legendenmotiv, kehrt in B.s Vita wieder. | bald Mißstände gezeitigt zu haben: aus dem Frühtrunk wurde ein Gelage, das Das Wort des Heiligen (,,Excommuoft sogar zur Versäumung der sonntägnico‘‘) genügte, bei der Einweihung des Klosters Foigny lästige Fliegenschwärme | lichen Messe Veranlassung gab. Der hl. Bernhard geriet dadurch in den Ruf, zu bannen ®). Einer förmlichen BeschwöSchutzpatron der Trunkenbolde zu sein, rung (Adiuratio) bedurfte es nicht, ebenwie denn auch ein Schwank des 15. Jh.s sowenig anscheinend bei der Vertreibung („Ein pantaiding im Himmel‘‘) ihm aus von Mäusen, von der in einer Sage aus diesem Grunde die größte Schuld an der Freiburg (Baden) die Rede ist®). Hier Die Zimmernsche Trunksucht zumißt. hatte die bloße Anwesenheit B.s genügt, Chronik deutet an, daß die B. zeitweise den Raum, den er bewohnte, für immer sogar der Beliebtheit der Johannisminne von der Plage frei zu machen. Eintrag getan habe: „Zu unser zeiten wil % Baader a.a.O. 2, 144. 8) Franz NSagen (1859), 35. man an teil orten nit vergüt haben, da man eim Sant Johannessegen darbeut — — 6. Aus dem Streben des Zisterziensersonder es ist von etlichen hofleuten ein ordens, die Verehrung für den großen anderer segen darfür uf die ban kommen, Abt von Clairvaux möglichst zu verich hab haißt Sant Bernhardtssegen. breiten, mag der Brauch entstanden sein, auch gesehen, das zu unser lebzeiten etB. im Todeskampf!®) anzurufen, seiner liche, do Sant Bernhartsegen so überFürbitte besonders teilhaftig zu werden, flüssig angenommen, derhalben unter die wenn die Sterbestunde zwischen 3 und ros gefallen, arm und bain des segens 4 Uhr nachts fallen sollte !!). Sehr merkwol empfunden haben‘‘%. Man nannte bar ist der Brauch in Wochern (Kr. Saardiese Sitte „einen Bernhart trinken‘‘*) burg), die Hilfe des Heiligen bei Kinderund erhoffte von ihr Schutz gegen Unkrämpfen zu erflehen, weshalb die Krankglücksfälle 5) und — wie von der Gerheit im Volksmund entweder Wocherntruden- und Johannisminne (s. dd.) — kränkt oder nach dem Heiligen selbst einen kurzen und glücklichen Verlauf Berenskränkt heißt ??). Diese ®). Reise n mene enom vorg einer . Geistl 1) 112. burg Luxem %) Fontaine letzte Bedeutung der B. ist zweifellos Schild 124—126. !) Fontainea.a. O. 107. die der mit e, minn nnis Joha der von 7. B.tag zählt am Rhein auch zu den rb bewe Wett in ja hard Bern des Minne Merk- oder Lostagen für die LandwirtBedem Mit men. enom berg herü 7), stand schaft. ‚„,Berendsdag as den eschte (ist auszu Sitte die nt schei Jh.s 18, des ginn der erste) Sämann‘‘ 33). von mt stam Beleg letzte der en; sterb Wrede. 13) RheinWb. 1, 624. 17298). von Berndietrich s. Dietrich ?) Bei Franz 1) Vgl. den Artikel Minne. Bern.

Bernhardsminne. Die Sitte, die Minne des heiligen BernhardvonClairzu trinken ?), scheint verbreitevauXx Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I,

Benediktionen 1, 292 f. 3) Vgl. Böck el Volks*) Vgl. Goedeke in Weim Jb. 6, lieder 39.

30; AltdBl. ı, 413; Zingerle Johannissegen | 190 Anm, ı, ©) Vgl. AltdBl. x, 413: „Se hin, * trink ein guten Pernhart, das dir kein geluek

35

1091

Bernkes

Jagd——Bernstein

schad‘‘, °) Germania 21, 215: „was, sagt der andere, was schere ich mich um des Hänßl seinen seegen; ich halt mehr auf Bernhards namen,

so kommen wir bald wieder zusammen‘‘ (Jahr: 1729). ”) Vgl. Anm, 3 und 6. ®) Abrahamisches Gehab dich wohl; vgl. Anm. 6, Mackensen,

Bernkes

Jagd s. wilde

Bernstein,

nannten

aus

das

Agtstein.

versteinerte

Jagd. Die

Griechen

Nadelholzharz

der Tertiärzeit %iextpov, weil

es

die-

selbe Färbung und Wertschätzung wie diese Goldsilbermischung besaß, die Römer succinum (Saft, Harz) oder mit Herübernahme der altgermanischen Bezeichnung glesum (Glas, Glanz). Die deutsche Bezeichnung war bis ins 18. Jh. (weißer) Agtstein (Achatstein, Achat?); daneben tritt seit dem 13. Jh. ndd. bornstein, börnstein (Brennstein) auf, das dann ins Nhd. als B. übernommen wurde 2), Glanz, Farbe, Verbrennbarkeit, elektrische Eigenschaft hoben den B. vor anderen Steinen heraus und führten frühzeitig zu dem Aberglauben, er schütze gegen Krankheiten und Dämonen. Seine Verwendung als Gegenzauber war bereits im Altertum verbreitet ?). Umgehängte Ketten aus B.perlen galten im frühen MA. als Schutzmittel. Kirchliche Verbote bekämpften es als heidnischen Brauch 3). Noch heute wird in Dänemark ein B.herz den Kindern als Schutz gegen Beschreiung umgehängt *). Die bereits im Altertum geübte Sitte, Kindern B.ketten um den Hals zu legen, lebt heute noch in ganz Deutschland weiter; ursprünglich ein Abwehrmittel, sollen sie jetzt das Zahnen erleichtern ®). B. gilt besonders als Vorbeugungs- und Heilmittel bei gichtig-rheumatischen Leiden, dem Fluß, dem Reißen und Ziehen in den Gliedern; der Kranke trägt ihn im Ring, als Kette oder im Hemd oder in ein Säckchen eingenäht ®%. In Norddeutschland trägt man ein Stück gelben B. am Halse oder am bloßen Leibe gegen Gelbsucht (similia similibus curantur)”’). B.ketten gelten auch als wirksam bei Kopfweh, Ohrenfluß, Augenentzündungen und Zahnschmerzen ®%). Überhaupt wird dem B. eine anhaltende Kraft beigemessen,

die sich bei übermäßigem Harnen, Samen-

und

soll ®.

1092

Blutfluß

Im

MA.

und

Durchlauf

wurde

B.

bewähren

innerlich

ge-

braucht bei Herzzittern, Magenschmerzen, Wassersucht; B.öl wird bei hohlem Zahn und als Abortivum verwendet, B.rauch als geburtsförderndes Mittel !°%). In Westfalen tragen Frauen und Mädchen

B.ketten

als Schutz

gegen

allerlei Übel,

vornehmlich Halsbeschwerden 1); im Kanton Bern trägt man B.halsbänder gegen den Kropf ?2). Lonicer bringt den Agtstein mit dem ebenfalls gelbfarbenen Luchsstein zusammen und behauptet, er ziche das Eisen

aus den Wunden, sei heilsam bei Gelbsucht, Verstopfung usw. 18), (Vgl. Luchsstein s. v. Belemnit.) Sagen des Samlandes, Pommerns und Mecklenburgs zeigen, wie der B. die Phan-

tasie

des

anregte 14),

fabulierenden

Volkes

lebhaft

N) Pliniusmw. A. 37 $20ff.; Schrader Reallex.* ı, 94 1f.; Kluge EtWb., s. v. Bernstein und Glas; Fischer Altertumsk. 90 f.; Grimm

DWb,

Kauffmann

Nord,

Altert,

2,

ı,

1526

u.

Altertumsk,

110;

Much

Myth.

ı,

113;

Hermat

2,

10191;

Müller

d.

Indo-

germ. ı40; Hoops Realiex, ı, 260; Bergman v. Agt n steı in; Hov 4 ork s a-K . ronfeldı,5sof. ?) Pliniusa.a. O.851;Daremberg-Saglioz2, 535; Meyer Aberglaube 258, 3) SchwVk. 10, 13 (8. Jh.); Grimm Myth. 3, 402 u. 407; Saupe Indiculus 14; Boese Superst, Arelat. 15, 24. 28; 55 cap. 33. 4) Feilberg Dansk Bondeliv 2, 84. 5) Plinius %.h. 37, 850 = Meyer Aberglaube 257; Boese a. a. O. 69f.; ZföVk. ı3 (1907), 113; John Erzgeb. 54; Hovorka-Kronfeld ı, 60. % Hovorka-Kronfeldz2, 282;

ı,

60;

Lammert

269;

Schulen-

Berserker—Berthold

1003

Rügen 612. Nr. 612 u. 194 Nr. 244; Haas Zu der Bezeichnung des B.s als gelbe Ambra vgl. Ambra und ZfdA. 18 (1875), 409 C. 14. Olbrich.

ber- Bär und serkr

Berserker, altnord.

Hemd,

gleich

also

dem

Bärenhäuter

Werwolf

(s. d.),

(s. d.) eine Gestalt-

nahme der in der Ekstase (s. d.) ausgesandten menschlichen Seele. In der altnord. Saga ist B. schon meist verblaßt zum Helden, der sich in „Ekstase‘‘ und tierische Raserei, eine Art Amoklaufens von oft krankhafter Entstehung, zu verprahlerisch setzen vermag, oder zum

einen jeden herausfordernden Kämpfer, schließlich zum tapfern Streiter überhaupt !). In Deutschland findet sich nur die Vorstellung des Werwolfs; die besondere Art des B.tums ist rein nordisch (auch irokeltisch), in Deutschland erst seit Beginn des 19. Jh. bekannt?). Doch eine Art wilder Berufskämpfer, ähnlich den altnord. B., erwähnt Tacitus

bei den Chatten 3). Der B.wut (berserksgangr) entspricht

bei den deutschen Germanen noch später einigermaßen die fast berufsmäßige Tollheit mancher leidenschaftlicher Raufer in gewissen Gegenden, besonders in Bayern und Tirol, die gleich den wikingischen B.n um jeden Preis „anbandeln‘‘ wollen *). Auch tirolische Frauenzimmer können in solche unbändige, wahnsinnige Raserei verfallen und, alles scheltend, mit zerrauften Haaren und zerrissenen Kleidern herumlaufen, eine „Füa‘‘ oder „‚Fuire‘‘®).

Schon

vor

Tacitus

furor

hat

Lucanus

Teutonicus

den

ge-

burg 100; Most Encyklopädie 582. ?) Wuttke 355 8 531; Stemplinger Sympathie 86; vgl. Hovorka-Kronfeld 2, 115 (Rußland). ® Hovorka-Kronfeld 2; 78s; Lammert 229 u. 232; Frauenzimmerlexikon

Ausdruck

(1890), 19. %* Zedler 2,1397; Kenntmanni Nomenclaturae rer, foss. (1565), z0. 1%) Hovorka-Kronfeld ı, 164 u. 2, 838; Megen-

in Deutschland mit trotzigem Stolz genannt, im Ausland ringsum aber mit

42

SS, v. Agtstein;

berg

B.d.N.

Seyfarth

Staricius

mert

169;

231;

Urquell 4 (1893), 211

384 u.

Höhn

397;

Lonicer

Volksheilkunde

Heldenschatz (1679),

Franz

und ı

62;

1, 99;

409; Lam-

Benediktionen

2,

499;

Urquell 5 (1894), 252; Lemke Ostpreußen 1, 53. 4) Sartori Westfalen 35; vgl. Meyer Aberglaube 258 (Italien). !?) SAVk. 8, 152 u. 272. 3) Lonicer 62zf.; vgl. Plinius nm. 37 $52. 1) Reusch Sagen 52 Nr. 46; Bartsch Mecklenburg ı, 390f.; Jahn Pommern 492

prägt ®),

der

um

1100

nach

ihm

in der

lateinisch gebildeten Welt recht geläufig geworden ist und gerne die oft sinnlose Kampfeswut der Deutschen bezeichnet,

verächtlichem Haß, bis diese Wendung im 15. Jh. allmählich wieder in Vergessenheit gerät, um im 19. Jh. cine zweite, h schrte Auferstehung zu er- gele politi fahren’). Sie erweist eine der nordischen verwandte Anlage auch der deutschen Germanen.

1) Hoops Reallex.

ı, 260 f., H.Güntert

Über altisländische B.geschichten, Progr. Heidel-

von

Regensburg

berg

1912, bes.

satz

zu

Hngsweihen

1094 9. 19. 23. 27;

43—61:

Güntert

Weiser

u,a.,

die

Weiser

faßt, B.

im

nur

Jüng-

Gegen-

als

„in

Bärenfell gekleidete Krieger‘ auf und versucht, sie gleich den Chattenhelden als Männerbünde kultischen Ursprungs zu deuten, die einst in Tiermasken

das Totenheer

darstellten,

später zu rein kriegerischen Verbänden wurden, zuletzt durch die Wikingerbünde ersetzt; Golther Mythologie 100 ff.; Me y er Germ. Altertumsk. 119; Myth. 69 899; Fischer Mannhardt gesch. 78. 130;

Relig.Meyer Götter 166; Sagenbuch 75. v.d. Leyen

172; Keller Tiere 121; MschlesVk, 18 (1917), 1a4f.; ZfVk. 7, 342. 347. ?) Goethes Werke 29, 87 (Dichtung und Wahrheit). 3) Germania

c.

31;

Müllenhoff

Altertumsk.

4,

418;

Weiser a.a.O.35{ff. *) ZfVk. 7, 343. °) VerMythen 45; vgl. schwäb. furen; naleken Furie! %) De bello civ. 1, 255 f. *’) E. DümmSitzb.Berl. Übey den furor Teutonicus, ler 1897, 116—124; F. Vigener Bezeichnungen

für Volk und Land der Deutschen vom 10. bis zum 13. Jahrhundert. Heidelberg 1901, 69. 86 ff,

261; vgl. ferner N, F. 22, 311.

MG.SS.

25,

351 f.; ZfGORh. Müller-Bergström.

Berthold von Regensburg. Jac. Grimm Kleine Schriften 4, 296—360; Re K.9; n. 2, 546—54 ADB Hambergeri Ant. E. horn in Germania 26, 316—338;

Schönbach Studien zur Geschichte der altdeutschen Predigt Stück 2—5. 7. 8 in Sitzb. Wien

142. 147. 151. 152. I54. 155 (1900—1907).

Geb. um 1220 wahrscheinlich zu Regensburg, Schüler des Predigers David von Augsburg, Franziskanermönch zu Regensburg, dann etwa seit 1250 :als Wanderprediger in einem großen Teil DeutschOberdeutschland, (Mittelrhein, lands Böhmen, Mähren, Schweiz, Österreich, Schlesien, Thüringen, Franken) tätig und weit berühmt. Gest. zu Regensburg 1272. B.s Predigten!) sind voll von Zeugnissen zur Volkskunde, die von Schönbach zusammengetragen und z. T. erläutert ?) sind. Außer Nachrichten über Spielleute, Volkslieder, Sprichwörter und enthalten sie mancherlei Volksbrauch vieles über abergläubische Vorstellungen, die der Bußprediger bekämpft (a. a. O. S. 7—55). Er spricht von Geistern und gespenstischen Tieren, u.a. vom Werwolf,

von

Wahrsagerei,

Wahrsagerinnen

und ihrem betrügerischen Treiben, von Hulden und Unhulden, von nächtlichen Dämonen böser und freundlicher Art, von Orakel von Angang, Krankenheilung, 35*

Berufe——berufen,

1095

beschreien

1096

und Unglückstagen, von incantatio, Zau- ! ber und Besprechung aller Art, Zauber mit Pflanzen (wichtig die Betonie 3)) und Tieren, Bildzauber, Mondzauber, Zauber ; mit Totenknochen, Gebetzauber (Mordbeten) usw. | Die Frage nach den Quellen all dieser Angaben ist noch nicht voll befriedigend beantwortet. In vielen, ja den meisten Fällen wird B. von Dingen sprechen, die ihm und seinen Hörern aus den Erfahrungen des wirklichen Lebens bekannt waren. Hinzu tritt aber mit Sicherheit in noch nicht festgestelltem Umfang auch Material, das aus literarischer Überlieferung (Beichtbüchern u. a.) stammt %). |!

Mönch, Müller 1°), Nachtwächter, Nonne, Richter, Scharfrichter (Henker, Nachrichter), Schiffer!!), Schlosser, Schmied12), Schneider ?!?), Schreiner, Schuhmacher 23), Schüler, Soldat!) (Heer, Militär), Spielmann, Steinhauer, Taucher, Tischler, Totengräber, Waschfrau (Wäscherin}), Weber, Wilderer, Wirt und Zimmermann 14). Zahlreiche B. haben sich, oft an die Heiligenlegende anknüpfend, bestimmte Schutzpatrone!$) erkoren, z. B.: St. Leonhard (u. a.) ?), Barbara %), Martin %), Notburga ®), Isidor ®, Wendelin ®), Hubertus 7), Laurentius ®, Johannes d. T.%), Katharina !°), , Nikolaus 1), Eligius 22), Crispinus 1%, Josef 14), Die für den künftigen Lebensgang des 1} Vollständig herausgegeben sind nur die | deutschen, von Franz Pfeiffer und Jos. Kindes wichtige B.swahl suchte man Strobl, z2 Bde., Wien 186z und 1880; von | durch Orakel 1®) zu erforschen. Einzelne den weit zahlreicheren lateinischen nur die B. haben Sondersprachen !?) ausgebildet, Sermones ad religiosas XX von Hötzl. Mündenen bei Fischern, Schiffern und Jägern chen 1882. Vgl. ferner dazu Georg Jakob Die lateinischen Reden des seligen Berthold von zum Teil magische Bedeutung zukommt Regensburg. Regensburg 1882; Schönbach (s. Handwerker, Heilige, Orakel, SonderÜber eine Grazer Hs. lateinisch-deutscher Presprachen, Tabu). Volkskundlich wichtig digten 1890 und desselben Studien (s. 0.), Stück sind die B.sschelten, von denen manche 2—35. ?) Studien Stück 2, °) a. a. O. 35—50. *a.a. O. ı21 ff. Zachariae Kl. Schr. 334. als Deckname für die eigentliche, jedoch Helm, anstößig gewordene Bezeichnung die-

Berufe. Zu den ältesten B.n, die durch die Eigenart ihres Brauchtums noch an primitive Kulturstufen gemahnen, zäh-

len der Hirt, Fischer und Jäger, wie auch der Bauer, der seit alters in seiner Wirtschaft viele Tätigkeiten ausübt, die mit

fortschreitender

Besiedelung

eigenen

Handwerken !) zugewiesen wurden. Alter Glaube und Brauch sind vielen B.n eigen, so daß eine stattliche Anzahl von ihnen in diesem Werke behandelt wird

und

Abdecker

mann,

zwar:

Arzt,

(Schinder),

Bäcker,

Advokat,

Amt-

Bader und Barbier,

Bauer ?), Bergmann 3) s. Bergwerk, Bettler*), (Bierbrauer, s. Bier, brauen), Brief-

träger, Buchdrucker, Dachdecker, Dieb, Dienstboten®) (Gesinde), fahrendes Volk, Fährmann, Feilenhauer, Fischer, Förster, Fuhrmann, Gärtner, Gauner, Geistlicher (Pfarrer, Priester), Hausierer (Maus-

fallenhändler), Hebamme, Hirte (Hüter, Schäfer, Senne)®), Jäger’), Kaminfeger, Koch®), Köhler, Küfer, Küster (Meßner, Sigrist), Landmesser, Maurer®), Metzger,

nen 28),

') s. Handwerker. ?) bis !!) Diese Verweise beziehen sich auf die im nächsten Absatz angeführten Schutzpatrone, !5) Vgl. Andree Votive ıoff.; s. Heilige, 1%) Wuttke 241 $ 346; John Westböhmen 2; Wettstein Disentis 174, 43; Fo ge 1 Pennsylvania 43 ff.; s. Orakel, 2!) s, Sondersprachen, Tabu. *) s, Abdecker, C Scharfrichter; Wb.4,

berufen, beschreien.

Klenz

ScheltenSchömer.

ı. Allgemei-

nes: b. (auch behexen, verhexen, bezaubern, verschreien, bereden, vermeinen *), vermälen ?) u. ä. genannt) bedeu-

tet: be- oder verzaubern (s. a. verhexen), ist also ein Besprechen im bösen, Schaden zufügenden Sinn (s. besprechen, bes. I und ‘B’.). Der bloße Wortzauber erscheint hier sehr häufig mit Blickzauber (dem bösen Blick) verbunden, dem mitunter allein schon die Wirkung des B.s zugeschrieben wird. Die Bezeichnungen besprechen, be-

rufen, beschreien, lassen sich nicht immer

streng auseinanderhalten,

Mitunter

wird

berufen,

10097

für Dämonenvertreibung geb. auch braucht ®), während umgekehrt besprechen auch Be- oder Verzauberung bedeuten kann, Im allgemeinen hat jedoch besprechen neben der umfassenden Bedeutung von Wortzauber überhaupt die besondere von Entzauberung (s. besprechen), während B. für Be- oder Verzaubern gebraucht wird.

fremdes Haus tritt und unter der Stubentür stehen bleibt, alle Menschen, deren er drinnen ansichtig wird 5), kann b., wer zweimal Muttermilch getrunken hat ®), u. dgl. m.

b) Werwirdberufen?

kann jedermann und alles. ders gefährdet erscheinen

Sachsen

45;

Hovorka-Kronfeld

2. Wie wird berufen? Das B. kann durch böse Worte (Zaubersprüu.ä. m.), che, abfällige Bemerkungen aber auch durch gute Worte, insbes.

durch Lob und unvorsichtiges Bewundern erfolgen. Es geschieht also absichtlich wie auch unabsichtlich, ja wider Willen der lobenden Person. Zur Verhütung von Unheil pflegt man daher bei rühmendem Hervorheben von Glück, Gesundheit, Schönheit, Kraft oder guten Eigenschaften irgendwelcher Art, sei es bei andern oder sich selbst, meist ein ‚„,unberufen, unbeschrien‘‘ (s. d.; vgl. a. u. 5a) hinzuzufügen. Erfolgt das B. durch bloßes (blinzelndes, von der Seite her, düsteres, scharfes, feindseliges, aber auch bewun-

ders Jungvieh, b. Kühen, bzw. Ziegen und anderswohin

‘) Drechsler 2, 258; Alemannia 37 (1909), 4; Wuttke 1ı65 8224; Krauß Relig. Brauch 41%.

3. a) Wer beruft? B. kann jeder den andern, wie auch sich selbst. Besonders verstehen es die Hexen, zu deren Haupttätigkeiten es gehört, sowie jene Menschen, die mit dem bösen Blick behaftet sind; daneben alte Weiber, insbesondere, wenn man ihnen morgens, beim Ausgehen begegnet, und unreine oder ungewaschene, sowie auch nicht zum Haus gehörige Personen. Mitunter er-

scheint diese Fähigkeit an besondere Umstände geknüpft: so beschreit, wer in ein

Ganz besonKinder, vor

und dadurch den die Milch entzogen übertragen, „,ver-

hext‘‘%). Laufende Pferde werden durch B. zum Stehen ®), bellende Hunde zum Schweigen gebracht !°). Auch der Wetter| und der Liebeszauber (s. d.) gehört zum

Teil hieher (vgl. besprechen 7b). Aber auch leblose Gegenstände sind dem B.werden ausgesetzt, z. B. Waffen, Getreide 1), Butter!?), trocknende Wäsche, die bis Sonnenuntergang auf den Stangen hängen gelassen wurde — wer sie anzieht, b. alles 1) u. dgl. m. 5) Schönwerth a.a.O. 5 Gaßner Mettersdorf ı9.

tori

Sitte

u.

Brauch

X,

19.

?)

3,

261 Vgl.

50.

59.

Nr, 5. Sar124.

3 Grimm Myth. 3, 409 Nr. 199d. ®*) Sartori Westfalen 74. ©) ebd. !!) z.B. Hell-

wig

derndes) Anschauen, so wird es gleichsam

als Ausfluß des bösen Blicks betrachtet, als der gewissermaßen in Worte übersetzte böse Blick *). Die Verbindung von Wort- und Blickzauber ist beim B. die denkbar engste.

B. werden

allem Neugeborene und im Schlafe befindliche, dann Wöchnerinnen, Verlobte, Brautleute, wie überhaupt Personen in Übergangsstadien ?). Mit besonderer Vorliebe wird auch das Vieh im Stall, beson-

1) Z.B. Schön werth Oberpfalz x, 185 ff. Tivol 291; 310; 3, 260; Alpenburtg Sit’ u. Art 158. ®) SchönBronner wertha.a.O.z, 188 Nr. ı3; 3, 260. ?%) Seyfarth I, 62.

1098

beschreien

|

Aberglaube

9.

1)

Grohmann

1) Grimm Myth. 3, 447 Nr. 406; werth a.a.O. ı, 188 Nr. 15.

155.

Schön-

4. Die Wirkungen des B.seins machen sich rasch bemerkbar. Kleine Kinder beginnen abzunehmen, gähnen viel und weinen häufig, werden immer schwächer und siechen endlich ganz dahin!). Auch Erwachsene werden von allerlei Übeln befallen; insbesondere gelten als beschrien: Hexenschuß, Hitzschlag, Seitenstechen, Gicht u. ä. plötzlich und ohne erkennbare Ursache auftre-

tende Krankheiten und Leiden!®). Wöch-

nerinnen verlieren durch B. die Milch und werden schwindsüchtig 1%). In manchen Gegenden ist es geradezu sprichwörtlich, Menschen, deren Aussehen sich plötzlich verschlechtert, zu sagen: ‚Du siehst aus, wie wenn du b. wärest‘‘ 17). Beschriene Tiere beginnen zu zittern und

N 1099

berufen,

zu schwitzen, werden immer magerer, bis sie hinfallen und verenden!®), Leichtere Symptome sind: Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Lockerwerden der Zähne, wodurch sie am Fressen gehindert werden, oder, wenn die Kühe keine, oder auffallend wenig, oder rötliche Milch geben !®). So verwandelt sich Gesundheit in Krankheit, Glück in Unglück, Gutes in Böses. MM) Haltrich Siebenbürger Sachsen 259. 2) Seyfarth Sachsen 44; vgl. Hellwig Aberglaube 9. 1) Haltrich a. a. O. ”)

B)

Schönwerth

jan

Drechsler

310;

ı, 374.

Die

ı,

185

Nr.

der

Sudetend,

9 u. 11,

1.

Stracker-

Schönwertha.a.O.

Aberglaube

Zahl

0.

a.a.O.2,2532;

Lehmann

Hellwig

5.

®)

a.a.

Volksk.

ı,

118;

Schutzmittel

gegen das B. ist außerordentlich groß. Sie lassen sich naturgemäß in 2 Hauptgruppen teilen: in die prophylaktischer und in die therapeutischer Natur. Es kehren die auch gegen andre Übel und Gefahren immer wieder angewendeten

zauberischen

Mittel hier wieder.

a) Als vorbeugend

gilt:

Das Räuchern, insbesondere mit Kehricht aus den 4 Winkeln, Abschabseln von

den 4 Tischecken, mit neunerlei Holz ®) u. dgl. m., das Tragen bestimmter Kräuter, z. B. von Wermut %) und verschie-

beschreien

1100

verschiedene, teils obszöne (Dämonenabwehr %)), teils segnende Redensarten, vor allem aber das apotropäische Ausspucken %) des Besuchenden beim Anblick des Säuglings. Die wirksamste Vorbeugung bei gehörtem oder gesprochenem Lob ist die sofortige Verwahrung, das Hinzusetzen von ‚„unberufen, unbeschrien‘‘ (s. d.) verbunden mit meist 3maligem an den Tisch (besonders die untere Seite der Tischplatte) klopfen (s. abklopfen), ausspucken, an anderes denken, Abwehrworte murmeln, auf das vorher Gelobte schimpfen, Daumen hal-

ten,

u. ä. m. 3).

Gegen das B. ist weiters gefeit, wer ein Stück Wäsche verkehrt, oder von links anzieht %), wer unter seiner eigenen Tür

steht %), Brautleute,

die sich am

Hoch-

zeitstag übers Kreuz waschen %), u. dgl. m. Auch Schweigen, Verweigerung der Antwort an fremde Besucher der Wöchnerinnenstube ”), die Anwendung bild! licher Ausdrücke bei den Verlobungs- und Hochzeitsgebräuchen ®), dient als Schutzmittel. | b) heilend: Ist das B. bereits erfolgt, sucht man den Schaden teils durch Worte, teils durch Manipulationen, bzw.

durch beides, wieder gut zu machen. Hie-

her

gehören: | Verschiedene Zauber- und mehr noch Segensformeln und Gebete, meist wieder mit Ausspucken, Bekreuzen u. ä. m. verbunden. Die Sprüche weisen den charakteristischen Aufbau der Zauberformeln überhaupt (s. d.) auf; nach Aufzählung der verschiedenen Möglichkeiten,

dener Amulette, unter denen metallene Gegenstände eine besondere Rolle spielen. So werden dem Kind alte Münzen 2?) um den Hals gehängt, oder am Häubchen über der Stirn aufgenäht, Messer, verrostetes Eisen, Stahl, Scheren ®) u. ä. m. in die Wiege oder ins Bett gelegt. Als schützend wird auch Korallenpulver oder durch die das B. erfolgt sein konnte, wird Korallenschnüre ?%) angesehen, auch sog. | diese, meist unter Anrufung göttlicher „Beschreibändchen‘‘ ®), die den Kindern ‚ Personen, vor allem der hl. Dreifaltigums Handgelenk gebunden, — gewöhnkeit, zum Schwinden aufgefordert 2). lich 3 eckige — Stoffsäckchen, die, mit Auch Beschwören und Verwünschen %) stark riechendem Gewürz, oder Weih- ! des B.s wird erwähnt. rauch oder Getreidekörnern u. dgl. m. Die Wirkung des B.s wird aufgehoben, gefüllt 2%), auch mit eingesticktem Natwenn man dem Beschreienden ins Gesicht ternkopf versehen ”), umgehängt werden; sagt, daß er beschrien habe #!), oder wenn kleine Kinder, besonders Säuglinge, nicht man dem Frevler etwas Böses an-

allein zu lassen ?®); das Lecken des Kreuzzeichens ?) auf die Stirn des Kindes durch

die Mutter oder Amme; das Aussprengen von Weihwasser, Kreuze schlagen ®) und

wünscht *2). Unter den Handlungen begegnet wieder: Räucherung ®) des Kindes mit neunerlei Holz, Umhängen von Amuletten,

1101

berufen,

beschreien

z.B. sog. „‚Froaszetteln‘‘ 4), Umhüllung mit dem sog. „Chrisamhemd‘‘ (d. i. ein

trich a.a. 0.

5) Ebd.

Hemd, das 3 ehrliche Mütter für ihre Knaben gebraucht haben) %), Verwendung von (Pflug-) Eisen 4%), Belecken der Stirn %), wiederholtes Spucken %®) über

*)

endlich

die

schnur ®),

der

getrockneten

Riemenstückchen

Backofenprodezur

©),

%®)

a.a.0O;;

stock

%)

a.O.;

Seligmann

a.a.0O.

Blick z, 98.

Haltrich

a.a. 0.

2,287;

459

Nr.

438;

a.

Witt-

a.a.O,

Seligmann

Landsteiner

Niederöster-

€) Schönwerth a.a.O.ı, 186 €) Ebd. %) Ebd. Nr. ıı, 310; Hal-

343;

Sieben-

O. Nr. 11;

®%)

Schönwerth

Schönwerth

ebd.

a.a. O. 187

Hovorka-Kronfeld

Leoprechting

Furcht

vor

Lechrain

a.a.O.

18.

dem B.werden

läßt

®) vgl. Wuttke 166 $ 224; Hellwig Aberglaube 9; Strackerjan I, 47. Dazu Meyer Relig.gesch. 139.

veich 42. Wuttke 282 8 413; 308 $ 453. *) Grimm a.a.O. 3, 434 Nr. 3. ®) Schönwerth a.a. O0, 3, 261 Nr, 5. %) Grimm a. a. O. 3, 450 Nr. 488. 7) Schönwerth a.a, O. ı, 186 Nr. 7. ®%) Sartori Sitte u, Brauch 1, 54; vgl. auch 2, 81 und die dort angeführten Stellen. ®) Z,B. Urquell z (1891), 63. %) Grohmann a. a. O. 157. %4) Ebd. 155. 42) ZfVk.23, 134. %) Schönwertha.a. O0. 1, 187 Nr. 11. «) Ebd. 5) Ebd. “) Haltrich a.a.0. Nr. 10.

ı1.

sich psychologisch dahin erklären, daß, wie bösen Worten: Bosheitszauber, so Lob und Schmeichelei: versteckter Neid innewohnend gedacht wird. Dieser Gedanke liegt dem Egoismus des Naturmenschen besonders nahe, der, was er lobt, was ihm gefällt, auch besitzen will. Wie Fluch und Segen, so wird auch dem Neid nach allgemeinem Volksglauben unmittelbare Wirkung zugeschrieben. Man fürchtet also, daß das gelobte Kind oder Vieh oder sonstige Stücke des Eigentums infolge des Neides des Lobenden zugrundegehen müßten. Um dies zu verhüten, muß der Lobende die früher erwähnten Vorsichtsmaßregeln beachten ®).

%®) Ebd. %®) Schönwertha.a.O. ı, 185 Nr. 4. 3%) Ebd. 186 Nr. 5. ®) Ebd.; Kuhn u. Schwartz 459 Nr. 438. ®%) Kuhn u.

Schwartz

Hillner

Alpensagen

7. Die

das

Haltrich

”)

78;

Nr.

”) Ebd. 260;

®%) Schönwertha.a,

%)

sowie

Wittstock

a.a.O.

187

bürgen 22.

Nr. 966;

a.a, O.;PloßKindı,ı3zf. *) HovorkaKronfelda.a.O. ®) Drechsle 2, 265. r

2%) Haltrich

a. O. ®) Ebd,

rı,

®) Grimma. a, O. 3, 434 Nr. 2; Schön werth a.a.0O. 186 Nr.9. %) Schönwerth ebd. °) Grimm a.a.O. 3, 470

%) Grimm Myth, 3, 434 Nr. 2; Vernaleken Alpensagen 413. %) Grimm Myth. 3, 442 Nr. 234. *) Wittstock Siebenbürgen a.a.O.

O.

a.a.O.

6. Will eine Mutter wissen, ob ihr Kind beschrien ist, so lecke sie an seiner Stirn; ist es b., schmeckt die Stirn gesalzen ®). Daher lecken Mütter jeden Morgen die Stirn ihres Kindes %), Auch stellt man unter seine Wiege ein Gefäß mit fließendem Wasser und wirft ein Ei hinein; schwimmt es oben, dann ist das Kind b., im andern Falle sinkt es unter ®), Oder man steckt ein Messer ins Brot, wird es rostig, ist das Kind b. %) u. ä. m.

dann entweder bald, oder gedeiht wieder. Dies ist eine uralte, heidnische Sitte, filium in fornacem ponere %2),

Haltrich

Schönwerth a a.a.

Nr. 13.

Kind wird 3mal schnell in den Backofen hinein- und wieder herausgelegt. Es stirbt

73f.;

5) Alpenburg

I, 310. ” Haltricha.a.O.; Wittstock a.a.0. ®) Haltrich ebd. ®%) Vernaleken

Nabel-

%):

®) ebd.; Schönwerth %) Schönwerth a.a.O.

Nr. ı3.

Wittstock

anderer Körperteile in Wasser, in welchem glühende Kohlen gelöscht wurden ®), Trinken davon 5%), Eingeben von sog. „Äscherchen‘‘ ”), von Geschabsel, Kehricht aus den 4 Winkeln, Abgeschabtem von den 4 Tischecken 5), von pulveri-

Teilen

a.a.0O. ı, 130.

5) Haltricha.

Kopf und Rücken, auf die Seite, meist mit Hersagen eines Spruches verbunden. Als Heilmittel dient weiters: das Streichen oder Abwischen %) von Gesicht, Rücken usw. mit Windeln, nassen, in ekelerregende Substanz getauchten Tüchern ©), Auflegen von Hühnerdarm %}), Kot 5) u. dgl. m., Baden in einem Absud von sog. ‚„‚Beschrei- und Berufkraut‘‘ 5) (s. d.), in gekochtem Frauenflachs, Süßholz u.ä. m. %), Waschen des Kopfes oder

sierten

1102

8. Zur Literatur (vgl. a. besprechen) sei noch hingewiesen auf Pauly-

Wissowa,

Art.

‘fascinum’;

Ploß,

Kind

I, 122—136; Wundt, Mythus u. Religion 1, 488 ff.; WS. 7 (1921), I02 ff.; Schnippel O.- u. W.preußen 1, 9 ff.

;

Perkmann.

1103

Berufkraut—berühren

Berufkraut

ron

acer).

(blaue

Dürrwurz;

Erige-

ı., Botanisches. Korbblütler mit lineallanzettlichen Blättern und blaßrot oder lila gefärbten, innen gelben Blütenköpfen. Die Früchte tragen eine weißliche Federkrone. Häufig an Wegrändern, an Rainen, an Mauern, an sandigen Plätzen usw. 1). Der Name B. gilt auch noch für eine Anzahl anderer Kräuter, die im Aberglauben gegen das „Berufen‘‘ gebraucht werden, so für das Christophskraut (Actaea spicata), die Dürrwurz (Inula conyza), den Frauenflachs (Linaria vulgaris), das Kreuzkraut (Senecio vulgaris), die Sumpfgarbe (Achillea ptarmica), den Wundklee (Anthyllis vulne-

raria), den Ziest (Stachys recta), s. diese.

Im gleichen Sinn wird für die genannten Pflanzen die Bezeichnung ‘Beschreikraut’ gebraucht. 1

Marzell

Krduterbuch

309 f.

2. Ist ein Kind beschrien, so wäscht es die Mutter mit dem Absud des ‚„‚Beschreikrautes‘*‘ (welche Pflanze?). Wird die Brühe nach dem Waschen gallertartig, so war das Kind beschrien, bleibt sie klar, so war dem Kind auf andere Weise |! etwas angetan ?). Wer B. bei sich hat, dem kann niemand etwas antun, Wenn B. im Stall ist, ist auch das Vieh ge-

schützt 3%. Das

kanadische

B.

(Erigeron

canadensis) wird als ‚‚Widerruf‘‘ zum Räuchern (des behexten Viehs) verwendet (Jena) ®). Auch in Berliner Apotheken soll diese Art gegen das „‚Beschreien‘‘ verkauft werden. Die Verwendung des kanadischen B.s im deutschen Aberglauben ist insofern bemerkenswert, als diese aus Nordamerika stammende Art sich erst im 18. Jh. bei uns einbürgerte 5).

? Witzschel Thüringen 2, 231; ähnlich bei den Slowenen: Hovorka-Kronfeld z2, 228f.; vgl. auch Meyer Baden 569. 3 Schulenbur g Volkstum 162. %) Irmi-

schia 2 (1882), 38.

°) Über B.er im allgemeinen

vgl. Grimm Myth. 2, 1000; HovorkaKronfeld ı, 6ıf.; Seligmann Blick 2, 56; Marzell Pflanzenwelt 111 f.

3. Gegen den Donner steckt man B. an die Fenster und in die Ställe (Oberösterreich) %, oder hängt es unter das Dach oder an den Dachsparren 7).

1104

®) Hoefer Etym., Wb. der in Obeydeutschl, üblichen Mundart, ı (1815), 146; Baumgar-

ten

Aus

der Heimat

halt, Gesch,

Vgl.

14,

auch

14.

1862,

129.

7) Mitteil.

Dürrwurz.

An-

Marzell.

berühren. ı. B. als magische Handlung gedacht, vermittelt den Übergang ge-

heimer, einem überirdischen oder irdischen Wesen, bzw. leblosen Ding, innewohnender Kräfte auf ein anderes und

stellt

dadurch

eine

engere

Beziehung

zwischen diesen beiden, bzw. zwischen einer größern Gemeinschaft, her. Die magische Kraft (das Orenda) ist nach primitiver Vorstellung etwas Körperliches, eine Art Stoff (Fluidum), der ausstrahlt und sich dem Berührten mitteilt; seine Rezeption glaubt man mit-

unter sogar durch Gewichtszunahme feststellen zu können ?!). Durch B. kann alles, körperliche und geistige Eigenschaften,

übertragen werden, so z. B. auch die Weisheit des Lehrers auf den Schüler ?); durch

B. wird die persönliche Verbindung mit der Gottheit herbeigeführt 3): ‚die Heiligkeit ist ein Fluidum, das durch B. übergeht‘ 9). Das B. wird vor allem unmittelbar gedacht, verstärkt wird seine Wirkung durch Essen und Trinken (s. d., vgl. auch Kommunion), kann aber auch mittelbar (durch Anwesenheit im selben Raum) erfolgen ®). Die Übertragung des Orenda erfolgt

in erster Linie

durch

die

Gottheit,

bzw.

das von göttlicher Kraft erfüllt gedachte Öbjekt selbst, weiterhin aber, in logischer Fortführung des Gedankens, auch durch Objekte, die mit jenem in B. gebracht wurden, also mittelbar. Darauf beruht die christliche Praktik der künstlichen Reliquien (s. d.; vgl. auch weihen, segnen). Aus der sakramentalen Bedeutung hat sich die kathartisch-apotropäische cntwickelt. Die magische Kraft geht auf alles über, was mit ihr in B. kommt. So z. B. haben Kleider und Marterwerkzeuge eines Märtyrers ®,

die

Fußspur,

die

er

(vgl. den „‚Herrgottstritt‘‘) 7), sein Schatten ®) Wunderkraft.

getreten

ja sogar

1105

berühren

Durch gemeinsames B. eines von göttlichem Geist erfüllt gedachten Wesens

oder Gegenstandes seitens mehrerer Menschen wird ein Bund dieser Menschen hergestellt ®°). Hieher gehört z. B. die Verwendung des Fürstensteins der Slovenen

bei der Herzogswahl!) (vgl. a. die Kultsteine der Semiten)!!), oder die Kettenbildung zwischen Lehrer und Schülern behufs Gedankenübertragung ??),

1) vgl. 666 f. 3) die dort

d. Semiten

?®) ARw. 14, 314 f.; 17, Reliquien. Einführung 148 und Goldmann Rel. *) Smith zitierten Stellen. 155 Anm.

304;

Oldenberg

Rel.

d. Veda 332. 482. 498 f.; vgl. ARw. 14, 314 f. 5) ARw. I4, 314 f.; vgl. Pfisterin PaulyWissowa I1ı (Kultus). %) Z. B. Matth. 9, 20; Marc. 5, 25; Luk. 8, 43; Apostelgesch. Act. 19, ı2. 7) z.B. Pfister Schwaben 43 f. °) Apostelin Paulygesch. Act. 5, 15. °) Pfister Wissowa ebd. ) Goldmann ebd. u) Smith ebd. !?) ARw. 17, 666 f.

2. Die Wirkung des B.s hängt von der Art der rezeptierten Kraft ab. a) Das B. einer Gottheit bringt nach antikem Glauben den Tod); hier ist das Orenda offenbar zu ‚„‚stark‘‘, als daß es von einem Sterblichen ertragen werden könnte. Ebenso wirkt das B. eines von der Gottheit erfüllt gedachten Objekts (Nerthuswagen und -schiff 1%), Bundeslade der Israeliten 1°), Schmackosterrute 16) u. ä. m.). b) Das B. als Heilzauber, prophylaktischer wie auch therapeutischer Art gedacht, liegt den Bräuchen zugrunde, die sich auf den Zweigsegen beziehen (Schlag mit der Lebensrute, s. d.), verschiedenen Gebräuchen bei Geburt, Hochzeit und Tod ?), Weihe- und Segnungsriten (vgl. Kuß), der Anwendung sympathetischer Mittel in der Volksmedizin !) (s. a. Amulett, Reliquien) und tritt am deutlichsten beim Handauflegen hervor (s. d.). c) Als Schadenzauber verur-

sacht das B. alle erdenklichen Übel und

Schäden ?®), Krankheit %®) und Tod 2). Hier sind es besonders bestimmte We-

sen, die als Träger des schadenbringenden Orenda immer wiederkehren: Dämonen,

geisterhafte Tiere (z. B. Frosch ?), Kröte 23), Eidechse ?**), Teufel?), Hexe 2®)) bzw. in Verruf stehende Personen ?),

1106

d) Durch B. eines von göttlicher Kraft erfüllten Gegenstandes werden auch Diebe gebannt ®%). e) Das B. kann auch Zauber ®) und | Heilkraft aufheben %), entzaubernd undentweihend wirken (vgl. unten

die Verbote). f) Schließlich wird es als Gegenz a uber gegen die Wirkung des bösen Blicks angewendet. Durch B. des Objektes, das er ansieht, verhindert der Besucher eine etwaige schädliche Beeinflussung desselben durch seinen Blick %).

3) Mannhardt ı, 595 (vgl. den Schlag durch Erlkönigs Tochter! s. a. Schlag). !4) Tacitus Germ. 40; dazu Mannhardt I, 575.

595. 35) IV. Mos., 4, 15 u. I9 f.; II. Sam. 6, 6 f.; I. Chron. 14, 9; 16, 13. 1°) Mannhardtı,

595. 7”) Z.B. Grimm R.ı4A.ı, 96 ff. 1) z.B. Hey]l Tirol 788 Nr. 147. !®) z.B. Strackerjan ı, 345; Meyer Aberglaube 253; Heyl Tirol 795 Nr. 207. ®) Strackerjan ebd.; Birlinger Volksth. ı, 145; ZfdMyth, 2 (1854), 69; Foge l Pennsylvania 333 Nr. 1773; Lenggenhager Sagen 57; Kühnau Sagen 2, 561. 2%) Alemannia 37 (1909), 9; SAVk. 2, 106; Kühnanu Sagen 2, 562; Mei-

che Sagen 44; Meyer Aberglaube 153. ®) Hey 1 Tirol 787 Nr. 142. °®%) Ebd. *%*) Schönwerth Oberpfalz 3, 259. ?) Kühnau Sagen 2, 561. ?®°) Seligmann 2, 561. 288; Alemannia 37 (1909), 9; Me y e r Aberglaube 253; Z{dMyth. ebd.; Loh me yer Saarbrücken 14; Strak-

kerjan

2) Wolf

r,

345.

”)

Seligmann

Beitr, 2, 50; Menschen

z, 288.

sich willenlos

zu eigen gemacht: Heyl Tirol 787 Nr. 142; *) Grimm vgl. dazu Meiche Sagen 44. Myth. 3, 466 Nr. 884. ®) Lütolf Sagen 139; vgl. auch Kuß. %) Seligmann 2, 288.

3. Die schädlichen Wirkungen des B.s haben die Aufstellung verschiedener Vo rsichtsmaßregeln und Verbote zur Folge gehabt. Träger des göttlichen Numens oder eines Dämons dürfen nicht sonst

mit bloßer Hand berührt stirbt der Berührende.

werden, Ebenso

Gegenstände, die für Geister bestimmt sind, z. B. Nixenspeise, ANlerseelenspeise u. ä. Den Körper der Drud darf man nicht anrühren, da sie sonst stirbt ®?) (Entzauberung). Zunder darf man nicht mit den Fingern b., sonst fängt er nicht ®); gefundene Hufeisen %), sympathetische Mittel verschiedener Art®%®) verlieren durch B. ihre Kraft, wiederkehrende Tote entschwinden %3),

1107

berußen—Beryil

Sieht man an Jemandem einen äußern Schaden, ein Geschwür u.ä. oder beschreibt man dies, so darf man weder sich noch andere an der betreffenden Stelle b., sonst bekommt man dasselbe Leiden @). Unter den Schutzmaßregeln spielt das sofortige Zurückb. als Abwehrzauber eine besondere Rolle 3), Gegenmaßregeln solcher Art treten im Zauber immer wieder hervor (vgl. den Art. besprechen). ®) Schönwerth Oberpfalz ı, 217; vgl. dazu Lütolf Sagen 481. ®%) Grimm Myth. 3, 443 Nr. 270. %) Fogel Pennsylyanta 332 Nr. 1764. %®) Grimm Myth. 3, 466 Nr. 884; Heyl Tirol 758 Nr. 41; ZföVk. 9,

216. ler

4.

% Kühnau Sagenz2,9x. 7”) Drechs2, 264f. ®%) Seligmann 2, 288.

Der

Glaube

an

den

B.zauber

ist

sehr alt und weitverbreitet. Er findet sich bei Natur- ®) und Kulturvölkern: in Agypten ®), Indien 4), Griechenland %2), bei Juden %), bei Germanen %), im alten Christentum ®) wie im MA. %), Er lebt

auf im Zeitalter der Renaissance *) und später zu Beginn des 19. Jhs. durch die Lehre vom tierischen Magnetismus und

ist auch heute storben %),

noch

keineswegs

ausge-

Die ursprüngliche Bedeutung des B.aktes, durch welchen der rezeptierende Teil gänzlich dem Gebenden verfällt, in

1108

und Heilung, im Recht als Sicherung des Eides und der Besitznahme (vgl. Grimm RA. I, 96 if.; 2, „126 ff. 545 ff.), im Symbol des Backenstreichs (bei der Firmung), des RitterSchlags, wie des Handschlags im Alltag. “) PfisterinPauly-Wissowa a.a.O.

Als Eidzeremonie

begegnet

uns

das B. bei den Indogermanen %) und in der Bibel ®), und für ihre Wichtigkeit spricht auch die Möglichkeit einer Etymologie, die das Schwören geradezu nach dem Anfassen benennt 52). ®)

Schrader Reallex. ı, 66. 51) I. Mose 24, 2; 47, 29. ®)s. a. ARw. I5, 348; vgl. Grimm RA. 2, 545 ff, Perkmann.

berußen Beryll

s. Maske, (Aquamarin).

Ruß. Griech. ß“gudkog

durchsichtige Abarten des Halbedelsteins (ebenso wie den vielfach mit ihm

verwechselten Bergkristall) in Monstranzen und Reliquienbehälter ein, um den Inhalt sichtbar zu machen. Dies führte durc h Beobachtung der optischen Wir| kung um 1300 zur Verwendung des B.s zu der nach ihm genannten Brille 2). Die Alten schrieben dem B. Heilkräfte

bei Augenerkrankungen zu. Er sollte auch die Eigentümlichkeit haben, in den Händen falscher Zeugen schwarz zu werden ®).

den

von

gedachten

Stab

göttlicher

(s. d.),

Kraft

erfüllt

wodurch

er

ihr

verfällt. Ist er ein Meineidiger, wird er tabu im schlechten Sinne, stirbt. Die

magische Kraft ihm %),

nimmt

dann

Besitz von

®) Lehmann Aberglaube 28, *) F, Preisigke Vom göttl, Fluidum nach ägypt. Anschau“ng (Papyr. Inst. Heidelb, ı, 1920). 4!) ARw. I4, 314 ff. %2) Ebd.; ZfVk. ı5, 76 u. die ‘dort angeführten Stellen; Pfister Art. Kultus,

Pauly-Wissowalr,2,

2169 ff,

4) ARw.

17, 666 f. 4) Ta cit.Germ. 40; dazu Mannhardt ı, 575. 593. %) Z. B. Matth. 9, 20; Mark, 5, 25; Luk, 8, 43; Act. 3, 6f.; 5, 15; 6, 6; Clemen Reste 119. 128. *) Stemplinger Aberglaube 4of.; Pfister Schwaben 42if.;

2158. T,

Ders.,

Pauly-Wissowa

a.a.

O0.

#’) SprengelinErsch-Gruber

I1ozff.

%)

Z. B.:

B.

im

Kult

zur

Weihe

Hineinschauenden die Zukunft enthüllen sollte (vgl. Kristall) %. Paracelsus erwähnt wiederholt diese Verwendung des B.s in der Schwarzkunst %. Im MA. glaubte man, Wasser, in dem ein B. gelegen, sei gut für die Augen, beseitige, getrunken, den Schlucken, verhindere das Anschwellen der Halsdrüsen und heile Halsentzündungen. Auch andere Heilwirkungen, vor allem bei Krankheiten des Magens und der Leber, wurden ihm beigemessen 5). Eine gelbgrüne Abart des B.s galt nach dem Grundsatze similia similibus curantur als besonders wirksam gegen Gelbsucht und Leberleiden 9).

Der B. ist Monatsstein für die im Ok-

tober Geborenen; noch heute wird er als solcher gern getragen. Er soll dem, der

beschreien—Beschwörung,

ihn trägt, Ansehen verleihen und Liebe und Einigkeit zwischen Eheleuten erhalten 7). der

Brille)

Reallex.

Greef

1324 f.;

v. berille

ı) Schade.

1,

2,

Nic.

Kluge

211;

Cusa

v.

de

Schra-

EtWb.s,

beryllo

v.

=

Ztschr. f. ophthalmol. Optik 1917, 42 ff. ?) Pau-

a ex, ader Reall Schrow ss 3,32of.; 1ly-Wi O0.; Grimm

a.a.

Aberglaube

ler

Myth. 2, 1019f. ?) Schind-

Grimm

253;

DWb.

5, 2483

s. v. Kristall. 4) Paracelsus 125. 155. 114; Beitrag 2, 270. °) Z{dA. 18 vgl. Panzer (1875), 431 Nr. ı1; Megenberg Buch der

Natur 375; Marbod 203f.; Lonicer 6o; a.a.O. Schade 2, 1455 S. v.; Zedler 2, 107. Hovorka-Kronfeld

a. a. O.; 60; Megenberg 7) Lonicer s. Monatssteine u. Th. Körner Die MonatsOlbrich, steine Str. 10.

beschreien

lat. beryllus, mhd. berille, wegen seiner meergrünen Farbe auch Aquamarin genannt. Im MA. setzte man geschliffene

seine Gewalt übergeht (vgl, oben 2d mit Anm. 29), hat sich am klarsten bei der | Wie der Kristall wurde der durchsichtige B. als Zauberspiegel verwendet, der dem Eidablegung erhalten: hier b. der Schwö-

rende

1109

s. berufen.

Beschreikräuter

Beschwörung,

d)

Die

befehlende

Formel.

e) Christliche Elemente, -— 9. Die begleitenden Handlungen.



ır.

Zeit

renen

Ort

Macht. und

10, Erscheinung

Rück-B.

Gefahren

der B. —

der beschwo-

der

12. Zweck

B.



der B.

I. B. ist die mit magischen Worten und Handlungen erfolgende Herbeirufung einer stärkeren Macht, um diese dem Willen des Beschwörers untertan zu machen. Häufig tritt hinzu ein Sichberufen auf ein noch Stärkeres, z.B.: ‚‚,Ich beschwöre dich, du Gicht oder Gesicht, bei dem unschuldigen Blut unseres Herrn Jesu Christi‘‘!). Von diesem Gesichtspunkte aus geschah im Deutschen die Wahl des Wortes: b. heißt, jemand unter Anrufung eines heiligen oder geliebten Gegenstandes dringend, inständig bitten ?). Diese Bedeutung hat das Wort, neben der noch heute gebräuchlichen Bedeutung: beteuern, schon im Ahd. und wird so zugleich mit den Ausdrücken: munigön und manön gebraucht: ‚,Sis bimunigöt thuruh then himilisgon got, bisuoran thuruh thes forahta, ther alla

worolt worahta!‘‘ 3).

Gewalt beugen, sie ist ein aufgenommener

Kampf. Dadurch unterscheidet sie sich im Prinzip von Besprechung (s. d.) und Segen (s. d.), die, ohne persönliche Auseinandersetzung mit der beschworenen Macht und ohne den großen

Hintergrund der Magie nur zu Heilzwekken geübt, stets volkstümliche Zauberhandlungen bleiben, während die Kunst der B. mehr den gesellschaftlich höher-

stehenden

Kreisen,

den Alchimisten

und

„Gelehrten‘‘, zukam und großen Anteil hat an den Geheimwissenschaften des MA.s, über die hinweg ihre Fäden zur Theurgie der Antike und Ägyptens laufen %). In der Praxis freilich gehen die geÜbungen

oft

ineinander

Doch haben Besprechung und wie auch der Exorcismus

s. Berufkraut.

beschwören.

Formel,

1110

Die B. soll den Willen eines andern mit

nannten

ı. Begriff. — 2. B. bei den Primitiven. — 3. B. bei den alten Kulturvölkern. — 4. B. im germanischen Altertum. — 5. Arten der B. — 6. Person des Beschwörers. Vorbereitung. — 7. Hilfsmittel zur B. — 8. B.sformel. a) Magische Kraft der Worte und Namen. b) Magische Kraft der Sprache und Musik. c) Die erzählende

beschwören

stets mon

über.

Segen, (s. d.)

den Zweck, den beschworenen zu verjagen, während er bei

Däder

Bannung (s. d.) festgehalten wird. Die B. ist auch dem Gebet (s.d.) verwandt, doch tritt sie nicht demütig an

die Gottheit heran, sondern fordert von ihr oder ruft ihre Hilfe im bevorstehenden Kampfe an 9).

1) Formel aus d., Böhmerwalde s, Z{Vk. ı, 210. ®%) Grimm DW, ı, 1607. ®% Otfr. 4, 19, 47. *%* Lehmann Aberglaube? 144.

5) ZfVk, 5, 4ff.

2. Die B. ist schon in den niedrigsten Kulturschichten vorhanden. Sie gehört zu den primitivsten menschlichen Affektäußerungen, die den Kultus erst vorbereiten ®. Durch B. wird ein beliebiges Objekt zum Fetisch erhoben”?), und sie bleibt stets ein wesentlicher Bestand-

teil des Fetischkults ®). Die Intichiumazeremonien der Australier sind B.en der Totem-tiere und -pflanzen®). Auf animistischer Stufe ist die B. eine dem Opfer ähnliche kultische Handlung, um Götter oder Dämonen zu gewinnen !°). Die B. ist dem Primitiven Beherrschung der ihn umgebenden Welt. Nach australischen Mythen haben die Kulturbringer der früheren Zeit die Menschen die B.

gelehrt !!); namentlich die ärztliche Kunst des Primitiven ist reich an B.en!?), und der Geist des Toten wird durch B. von

Beschwörung,

IIIE

den Wohnstätten gehalten 3).

Mythus u. Religion 2, 62.7) Vis-

s) Wundt

scher

Naturvölker

®) Frazer

310.

%

1, 234.

Wundt

z2, 462.

3. Von

kern

lichen

1ı?,

Totemism ı, 105 ff. *) Wundt

3, 26. 64. 78. 106 u. a. *!)Ebd., 2, 342.

scher

fern-

Lebenden

der

den

hatten

Wundt

®)

alten

schon

Bewohner

1ı?, 246.

!?) Vis-

Kulturvöl-

die

vorgeschicht-

Mesopotamiens

eine

reiche B.sliteratur entwickelt **), die alten Ägypter besaßen eine ausgebildete Götter-B.skunst ?®), die Juden kannten, obwohl der Grundsatz des AT. war: alles Zauberwesen ist Heidentum, doch Toten- und Dämonen-B. 1%), und besonders reich ist unsere Kenntnis von B.en der Griechen ?) und Römer ?). In der hellenistischen Zeit nahm der Neuplatonismus die Götter-B., die Theurgie, in sein philosophisches System auf, ja er machte sie zur Gottesverehrung !®). Von der Antike hat das Christentum die Praxis der B. übernommen %), Das Dämonenb. wurde sogar zu einem Akte des kirchlichen Amtes gemacht 2), und auch heute noch ist eine der niederen Weihen des katholischen Priesters das Exorzistat. M) Lehmann Aberglaube? 4441.; Soldan-Heppe I, ı6f. !% Lehmann? 140 ff.

16)

ı.

Buch

dan-Heppe 23ff.; Pindar

Samueclis,

ı, 27ff. Pyth. 4,

cap.

26.;

Sol-

2”) Odyssee ır, 214; Platon

Thedätet 149; Euthydem 209; T heocri

t Phar-

maceutriai; Apollonius Argonaut, 3, 1032. 3) Ovid Fast, 3, 321 ff.; Plinius nat. hist,

28,

2;

Lucan

Pharsal.

6,

554 ff.;

Virgil

Ecloge8. ” Lehmann®83f.144f. *) Tertull. Apol. 23; Stemplinger Volksmedizin sof, 2) Döllinger Lehrb. d. Kirch. 1, 49.

4.

Auch

das

germanische

Al-

tertum kennt B.en, wenn auch nicht auf derselben dämonologischen Grund-

lage wie der Orient ??).

Der Zauberer der

eddischen Havamäl rühmt sich, 18 B.sformeln zu wissen %®); mit Drohung und B. bricht Skirnir Gerdas Widerstand gegen die Vereinigung mit Freyr %), in der Eirikssaga stellt die Zauberin einen magischen Kreis von Menschen her und läßt ein Mädchen ein Geisterlied, vardhlok(k)a, singen, das Geister herbeizieht, aus deren Erscheinen sie die Zukunft weissagt 2%). Besonders häufig aber wer-

1112

beschwören

den Totengeister beschworen %®). Diese altgermanische B., die sich auch in den beiden Merseburger Zaubersprüchen ”) und einigen gleichzeitigen angelsächsiwiderspiegelt, Zauberliedern ®) schen mischte sich im MA. mit der kirchlichen B.sübung ®). Aus diesen Quellen fließt also die B.spraktik des deutschen Volkes. 22) Lehmann

Aberglaube 3 107.

2?) v. 147

bis 164. 2) Skirnisför, v. 25—36; Meyer Relig.gesch. 134. ?°) Ebd. 146 f.; ZfVk. 27, 98 f.; MOoM. 1916, ı ff. ®) Grimm Myth. 2, 1027 f; 3, 368. ”) Ebd. 2, 1029f. %®) Me yer Mythol. d. Germanen 33. %®) Ebd. 33 f. 584.

5. Die Arten der B. richten sich nach dem beschworenen Objekt. Es gibt:

Krankheits-, Toten-, Geister- und Teufels-B.en, B.en zur Bannung von Dieben und Herbeizitierung geliebter Menschen,

B.en von Feuer und Wetter, Haftlieder und ähnliche Formeln zum Öffnen ver-

schlossener Dinge, Waffenb.en, B.en von Tieren, insbesondere Schlangen, und von Pflanzen.

Krankheitsb.en s. ZfVk. 5, 1—40; Wuttke* 8 227 if.; Birlinger Aus Schwaben 1, 442 £f.; Frischbier Hexenspr. 27 ff.; HovorkaKronfeld

2, 861 ff.;

Urquell 2 (1891),

43 ff.;

5 (1894), 225; ZfVk. 8, 56 ff, 379 ff.; Seyfarth

Sachsen 72 ff.; vgl. Wundt

ı*,

und

tikel

280;

s. auch

besprechen.

segen, segen,

Toten-B.,

die

Artikel

Mythus u. Religion Krankheitssegen

Zum weiteren s. auch die Ar-

Geister-B.,

Diebssegen,

Liebes-

Feuersegen, Wettersegen, SchlangenWünschelrute (Segen). -Toten-B.en s.

Vegtamskvidha, v. 4; Grimm

Myth.*2,

1027 f.;

vgl. Odysee ı1, 23 ff.; Bolland Acta Sanctor, Mart. ı, 438. 439; Vitae patrum 2, 37; Klapper Erzählungen Nr. 24. 158; ZfVk. 27, 100 f. A.r.; Kühnau Sagen 3, 191 f. 203. 214f. Geister-B.en s. HessBl. 4, 167 ff.; Birlinger Aus Schwaben ı, 360 ff.; Klapper Schlesien 236 f.; vgl. Lukian Phiülopseudes cap. 30 u. Plinius Ep. 7, 27; Cäsarius v. Heisterbach Dialogus 5,3; Benvenuto Cellini Selbstbiogr. übers. v. Goethe 2, c. 1. 2. Teufels-B.en s. Vintler Pluemen v. 35 {f.; ZfiVk. 9, 271. 361 f.; Klapper Erzählungen Nr. 63. 120. 194; Gr a ber Kärnten 34 f. 281 f. 289 f. 304 f.; SAVk. 14, 233f%.; Grohmann 211; Kiesewetter Faust 499f.; Kühnau Sagen 2, 690. Diebssegen s. Frischbier

Hexenspr.

112 ff.; Birlinger

Aus Schwaben

1, 452 f.; Fehr le Zauber u. Segen 58 £. Feuersegen s. Frischbier Hexenspr. 109 f. Wet-

tersegen

ebd.

58;

billot

s.

Grimm

Panzer

Folk-Lore

Frischbier

Myth.

1028;

Beitrag 2, 272

ı,

108.

Hexenspr.

Nr.

Fehrle 13;

Liebessegen

161 ff.;

ZfVk,

Se -

Ss,

8,

Beschwörung,

1113

beschwören

1114

Gottes, also unter Beistand Gottes, vor. 167f.; ZfiVk. 26, Baden 3, 260f.; Meyer Besonders wichtig ist die geistige EigSitte u. Brauch 168 £. 194 ff.; vgl. Krauß allem vor sich der örers, Beschw des nung Myth. 1029. B. von Haftlieder s. Grimm der Sitten ausSchloß und Riegel s. Grimm Myth. 1028. | durch Reinheit zeichnen soll ®). In Sagen aus Kärnten, B.en der Schatzsucher und -gräber s. Kühnau Sagen 3, 772 f. und 769; Gr a be rt KärnSüdtirol, Schlesien usw. werden ihm vom len 227. 234 f.; Birlinger Aus Schwaben 1, | vorgeSünden seine Geiste enenen erschi 456; Panzer Beitrag z, 279 Nr. 22; MülHeister von us Caesari bei und %), worfen vgl. 384; Nr. 276 ı, Uri ld hto lJer- Bäc s. Waffen-B. Folk-Lore 1, 775. bach ist das Motiv dahin umgebildet, Sebillot Schlesien 233; Ztschr. f. histor. | daß der Dämon eines Besessenen jedem Klapper | Frischbier 8 Heft ı. 2; Waffenkunde vorSünden hteten gebeic nicht noch die Hexenspr. ızıf. B. von Tieren s. Attenörer Beschw en sündig dem Ja, 3). wirft hrsg. ik Chron che eris hofer Sursee 94; Zimm kann der beschworene Geist sogar gev. Barack 3 (Stuttgart 1869), 272 ff.; MSD.

398;

I,

Drechsler

8; Frischbier Beitrag 2, 272;

13;

Hexenspr.

SAVk.

Kühnau

Sagen

137 f.; Panzer

14, 214 f.; vgl. auch

der Würmer feierliche Verfluchung Berner Chronik sanne: Anshelm 1825), 206 und Stettler Schweitzer ı (Bern 1626), 278; Zbornik za nar.

die

zu Lauı (Bern Chronic Ziv. 15,

fährlich werden; so wird bei den Darmstädter B.en von 1717 und 1718 ein Kreis gezogen, „damit wan einer darbey, so | nicht in statu gratiae, nicht etwan ihm

3), durch den geist ein schaden geschehe‘‘ 105 ff, ı, Totemism Frazer 132—140; des gerufenen . Rück-B das auch wird Oft s. RhMus. 1905, 315 ff.; vgl. Schlangen-B. von nur dieser sich da ig, schwier Geistes an Luki 4; rerz. Wunde Reitzenstein einem Beschwörer abdanken läßt, von Philopseudes c. 12; Philipp-Acten, BonnetLipsius 102, 39f. B.sformel beim Ausgraben ; dem er nicht den geringsten Fehltritt von Heilkräuterns. Kla p per Schlesien 99 f.; BeDer . Rück-B unter r darübe S. weiß. Birlinger Aus Schwaben ı, 458. Beim Abnung Beloh keine auch darf er schwör 7 esVk. Mschl s. te helru Wünsc der iden schne annehmen ®) oder erst nach glücklichem Heft ı3, 53ff.; Birlinger Aus Schwaben I, 455%; vgl. Frazer Totemism 1, 107. Gelingen der B.%). Mit der geistigen 6. Der Beschwörer selbst eigne | Eignung des Beschwörers hängt auch die die zuweilen zusammen, Vorbereitung sich geistig und körperlich zur B. Er der B. vorangeht. das trage ein bestimmtes Gewand, Nach einer Hs, der Breslauer Stadtbinach Agrippa von Nettesheim von reiner bliothek aus dem 16. Jh. muß der Beweißer Leinwand und nach allen Seiten geschlossen sei %). Nach dem Aberglauben | schwörer 7 Tage und Nächte keusch und züchtig leben 41), und nach den Gerichtsdarf ein Hagelbeschwörer in Böhmen akten von Blankenburg a. d. Sieg gilt kein gestärktes Hemd anhaben %). Auf 3tägiges Fasten als Vorbereitung ehemalige Nacktheit des Beschwözur B. %), Diese Anordnungen gehen auf rers geht wohl die Forderung im Aberdie Magie des MA. zurück, wie Agrıppas glauben Preußens zurück, die B. entvon Nettesheim ähnliche Forderungen blößten Hauptes vorzunehmen ®2), ferner beweisen %), und finden sich im Volkseinige Bräuche im badischen Liebeszauglauben dahin weitergebildet, daß einer, ber, wenn das Mädchen nackt oder im der den Teufel b. will, 9 Tage nicht beten bloßen Hemd in der Andreas- oder Thound Weihwasser nehmen darf %#). Die masnacht ihr Sprüchlein sagt oder die ndig, notwe ppa Agri nach ist tung erei Vorb des ung hein Ersc die um , kehrt e Stub ten, erhal zu n sitio Dispo e nötig die „um Auch %®), en hwör besc eizu herb n ebte Geli einen Geist zu sehen und dessen Gedanwenn nach jütischem Aberglauben ein ken in sich aufnehmen zu können“ ®), unheilbar Kranker, während der Priester Die Zeit der Vorbereitung ist bei ihm gar auf der Kanzel steht, ganz nackt in die ein Monat %). Kirche treten muß, dreimal auf die AltarDer B. kun dig gelten im Volke nastufen laufen und den Namen der Krankmentlich gewisse Stände, so die Hirten heit laut sagen muß 9%), liegt wohl eine und die Abdecker #7). Besonders Frauen B. des Krankheitsdämons durch einen In sind in dieser Kunst erfahren %). nackten Beschwörer vor dem Angesichte

1115

Beschwörung,

manchen

Häusern

vererbt

sich

durch

Arzt 9).

Besonders

sich im MA. als an den

den

1116

schrieb man dies alles dem Teufel zu ”). Auch in der Antike nimmt der Geisterbeschwörer ein Licht zu seiner B. mit 58),

Zauberbücher die Kunst der B. %). Auch Geistliche gelten als der B. kundig ®).

Bei Besessenen wandte man lieber an den Geistlichen

beschwören

und ebenso werden in der gelehrten Magie

des

MAs.

bei

der

: vier Weltgegenden | und Feuer scheinen

katholischen

B.

Lichter

nach

aufgestellt %).

den

Licht

Geistlichen, und unter diesen namentlich einen Schutz des Beden Kapuzinern, traut man geheime schwörers darzustellen; daher drehen im Kenntnisse zu und wendet sich an sie | Märchen die Gespenster jedem den Hals auch in protestantischen Gegenden 52). um, der versucht Feuer zu machen ®), Zuweilen nimmt der Geisterbeschwörer Das in der ma.lichen Magie, bei Agrippa ein Medium mit in den Kreis, das die von Nettesheim @) und in Fausts „Höldem Beschwörer unsichtbaren lenzwang‘‘ ®) Geister geforderte Räucherwahrnimmt. Bei den Darmstädter B.en werk, „eine starke Geißlung der Geiist es ein Mann, der im Quatember ge- | ster, damit man sie zwingen kann“, hat boren ist ®3), in der Magie meist ein reiner, sich vielleicht in einem Brauch des preußiunschuldiger Knabe ®), schen Landvolkes erhalten, schädliche

Tiere im Felde auszuräuchern ®), Das wichtigste Hilfsmittel des Beschwörers ist der Kreis. Er hat sich auch der Volksphantasie am schärfsten eingeprägt und fehlt selten in Sagen und Berichten, die eine B. erwähnen. Der Kreis dient zum Schutze des Beschwörers

%)

Agrippa v. Nettesheim* 4, 97. 2) Grohmann 34. ®”) Frischbier Hexenspr. 26. %) Meyer Baden 168 f.;s. auch Gerhardt Franz. Novelle 129. 4%) Meyer a. a. O. 575. °) Für das MA. s. Me y et Aberglaube 294. 3%) Graber Kärnten 35. 169;

Müller

Ur

ı, 290

Nr. 405;

ZfVk.

9,

77f.;

Kühnau Sagen 2, 690. ”) Caesarius v. Heisterbach Diralogus 3, x. 2. ®%) Hess3l. 4, 169. ®) Urquell 2, 14. %°) Kühnau Sagen 3, 203. #9) Klapper Schlesien 236. %?) ZiVk. 16, 174. %) Agrippa v. Nettesheim%t 4; 95 f. 44) ZföVk, 3, 279 Nr.9. %) Agrippa

vor

8,

379

u.

Hovorka-Kronfeld

2,863. ®) Meyer Baden 573. ®) Für Frankreich s, Gerhardt Fyanz. Novelle 127 ff. *1) Meyer Aberglaube 292 f. %) Ebd. 2095f.; Frischbier Hexenspr. 24 f.; HessBl. 4, 174; Sebillot

Folk-Lore

ı,

108 ff,

53)

4, 1069. #) Kiesecwetter Faust 421 ff.; Brugsch-Pascha Aus dem Morgenlande 44.

B. gewisse Hilfsmittel. In einer Kärntner Sage hält jeder der drei Beschwörer ein Talglich tin der Hand ®), und in schlesischen Sagen werden schwarze und andere Kerzen zur B. verwendet ®), Bei der sog. ‚, Jenaischen Con-

Totenwache

in Ohnmacht

fiel,

Besonders

mon gezogen %), In einer schlesischen B. aus dem 16. Jh. wird der Geist in ein mit Wasser gefülltes Glas beschworen ®), vgl. Flaschengeister, An Stelle des Kreises findet sich bei nordischen Toten-B.en ein viereckiges Gehege, das zur Verstärkung

7. Der Beschwörer verwendet bei seiner

gestellte

Mächten.

anweist, um ihn darin festzuhalten. Bei den Darmstädter B.en wird ein Kreis für den Beschwörer, ein zweiter für den Dä-

HessBl.

Juration‘‘, einer 1715 in einem Rebhäuschen bei Jena um eines angeblichen Schatzes willen vorgenommenen B., wurde ein großes Kohlenfeuer entfacht; als infolge des dabei entstandenen Kohlendampfes mehrere Teilnehmer erstickten und auch die in der folgenden Nacht auf-

gerufenen

bei Geister- und Teufels-B.en tritt oft sinnfällig hervor, wie die Macht der Dämonen am Rand des gezogenen Kreises endet (s. Asyl, Kreis). Meist steht der Beschwörer in dem Kreis, doch kann der Kreis auch der Aufenthalt sein, den der Beschwörer dem beschworenen Dämon

v. Nettesheim* 4, 95f. *) Ebd. 96. “) Frischbier Hexenspr. 24; HessBl. 15, 18f. ®% Frischbier Hexenspr, 24; vgl.

ZiVk.

den

des wird sitzt ; Bei

||

Schutzes von neun Linien umzogen ®), und im faerörischen Aberglauben der Beschwörer auf einem Tierfell ®). einer spätgriechischen B. gräbt der

Beschwörer eine Grube ®). Zuweilen hat der Beschwörer ein Zauberbuch bei sich, aus dem er die B. abliest ®) (s. Zauberbuch). Von den Gegenständen, die nach ma.licher Magie der Beschwörer als

weitere

wie

Hilfsmittel

heilige Tafeln,

bei

sich

Bilder,

haben

Szepter,

soll,

ein

1117

Beschwörung,

Schwert, Kleider den Volksglauben

usw. 7%), ist nichts in übergegangen. Nur im

eben erwähnten faerörischen Aberglauben

hat

der

Beschwörer

Schwert

eine

bei sich 7).

Axt

und

ein

5) Graber Kärnten 289. 5%) Kühnau Sagen 3, 192. 769. 772f. ”) Keil Geschichte d. jenaischen Studentenlebens 189 ff. ®) Plinius Ep. 7, 27. ”) Kiesewetter Faust 397; Agrippa v. Nettesheim*4, 100. ı,25f. %) Agrippa ®) Bolte-Polivka v. Nettesheim 4, 97ff. %®) Kiesewetter Faust 398 f. ®%) Frischbier

beschwören

1118

| Griechen ?®) und Römern”), schen Volke?) und anderen bekannt.

Besonders

die

schworenen

Waffen Wer

den

in

der

Namen

Namen

Macht

Hand

kennt,

des

dem deutVölkern ”®)

der

sind

be-

starke

Beschwörers,

hat Macht

über

seinen Träger, denn der Name drückt das Wesen des Trägers aus (s. Name). Im täglichen Gebrauch scheut man sich oft, die Namen gewaltiger Mächte zu nennen, daher die Geheimnamen der DäHexenspr. 138; vgl. Kiesewetter Faust monen ®), bei der B. aber wird der Name | Klapper 502 A... ss) HessBl. 4, 169. %) ausdrücklich genannt und wirkt schon Schlesien 236. 2%) Z{Vk. 27, ı100 f, A. I. ) Ebd. 103 f. ®%) Lukian Philopseudes c. 14. so als B. So zwingt der griechische Ma®) Kühnau Sagen 3, 192. 769. 773; Graber gier nur mit „7 heiligen Namen‘‘ die v. NettesKärnten 289. ”) Agrippa Schlangen des ganzen Umkreises herheim“ 4, 105. 7!) ZfVk. 27, 103 f. bei %), Um sich eines Dämons besonders 8. a) Die B. selbst zerfällt in das Hergut zu versichern, werden alle seine Nasagen der B.sformel und in die begleimen genannt, z. B.: „N. N. ich begreife tenden Handlungen. Von der B.sfordeine Gicht, die Markgicht, Beingicht, m el sei nur soviel erwähnt, als zum VerAdergicht, Blutgicht, Fleischgicht‘‘ ®2). ständnis der B.sformel als magischen InMit der möglichst vollständigen Aufzähstruments in der Hand des Beschwörers lung der Namen im Zusammenhang steht notwendig ist. (Weiteres s. Segen, Beauch das Nennen von ‚‚neunerlei Feuer‘‘ sprechung.) Die aus Worten bestehende und andere Zahlenangaben ®). Die zu beFormel ist ein starkes und keineswegs schwörende Macht wird auch ‚„‚gefaßt‘‘ geistiges, sondern durchaus materielles durch Nennung ihrer Eigenschaften %), Zaubermittel ’?). ‚Noch stärkere Macht ihres Geschlechts und ihrer Herkunft ®), als in Kraut und Stein liegt in dem Schilderung ihrer Wirkungen ®) und ErWort‘‘ 73), groß ist die Gewalt der verba wähnung ihres Sitzes, weshalb bei Kranket incantamenta carminum auch in der heits-B.en zuweilen zahlreiche KörperAntike 7%), und dem indischen Magier ist teile aufgezählt werden ®). Doch auch der die B.sformel eine ‚,mächtige Waffe‘‘, Mensch ist mit seinem Namen innig vermit der er den Beschworenen zwingt: knüpft; daher wird bei Krankheits-B.en „Die Aländu und Calanu (d. s. Würmer) oft der Name des Kranken genannt und zermalmen alle wir durchs Wort! Mit zwar wird er meist an den Anfang gemächtiger Waffe töt’ ich die Aländu setzt ®), Auch die Namen Gottes —*‘‘ 75) (s. Wort). Nicht selten ist jeder undandereheilige Namen werBuchstabe des Zauberwortes das Sym den von den ‚„‚Beschwerern und Segenbolum eines ganzen Wortbildes, wie sprechern mißbraucht‘‘ 8), um Gott und dies bei den Abracadabra-, Sator- und andere heilige Mächte zum Beistand ın ähnlichen Formeln der Fall ist. Doch gibt dem aufgenommenen Kampfe anzurufen es auch B.s- und überhaupt Zauberfor(s. unten Christliche Elemente). meln, denen Sinn und Verständlichkeit 8225. ?) Grimm Myth, Wuttke‘ 2) gänzlich mangeln, deren geheimnisvolle 1023. 7%) Plinius naf. hist. 28, 2. 7%) Julius Macht aber für den Abergläubischen geGrill Hundert Lieder des Atharva-Veda 6. rade in der Unverständlich7) Wessely Ephesia grammata 22 Nr. 210. 7) Cato De re yustica 160, %) ZfVk. 8, 60of.; keit liegt und die vergleichbar sind er Hexenspr. 52. 104; Z{Vk. 20, Frischbi dem Zaubergerät, das sonst zu keinem 385 Nr. 3, 3 u. 10. ”) ZfVk. 5, 39 f. ®°) Günsinnvollen, alltäglichen Gebrauche dient. Phitert Göttersprache 5ff. %) Lukian Solche unverständliche Formeln sind | lopseudes c. 12. ®) ZfVk. x, 209 Nr. 10; s. auch

Da 1119 208

74;

8)

Beschwörung, Nr.

6 u. 9;

Frischbier

Stemplinger

Frischbier

5, 33;

ebd.

x,

194 d.

Volksmedizin

Hexenspr. 211.

Hexenspr.

%)

63.

Vgl.

101;

49.

46.

ZfVk,

die christ-

lichen Litaneien. %) ZfVk. 5, 3zf. %) Soldan-Heppe I, ı7. ®”) HovorkaKronfeldz2,864; Birlinge Aus Schwa r ben 1, 450; ZfVk. ı, 2101. ®) Stemplinger Volksmedizin 45f.; Frischbier Hexenspr. 27. 30. 58. 74. 82. 92. ®) Conrad Wolff Platz Kurtzer, nothwendiger und wolgegründter Bericht von dem Zauberischen Beschweren und Segensprechen. Nürnberg 1681, 6.

b) Die B.sformel war ursprünglich in gebundener Rede abgefaßt und wurde gesungen (vgl. lat. carmen „Zauberformel‘‘, franz. enchanter). So sang in der altnordischen Eirikssaga Gudrid ein Geisterlied ®); so ist es auch gekommen, daß viele Ausdrücke des Beschwörens und überhaupt des Zauberns von solchen des Singens und Sagens abgeleitet sind ®%). Diese gebundenen, feierlich gefaßten Worte (verba concepta) erklären auch den Zusammenhang alles Zaubers mit der Poesie ®), Beide Momente, gebundene Rede sowie Verbindung mit Musik, erhöhen die suggestive und damit auch magische Kraft der B. Doch ist jetzt die gebundene Form der B. zumeist der prosaischen gewichen, und ein Singen der B.sformel findet sich nur noch bei den Primitiven %). Einen gewissen Ersatz bietet die Monotonie mancher Formeln, die durch Wiederholung von gleichen Worten ®%) oder ähnlichen Wortgruppen ®) eine suggestive Wirkung ausüben, die die Kraft und Eindringlichkeit der B. in hohem Maße ver-

stärkt.

%) Cap. 4; Meyer KRelig.gesch. ®) Grimm Myth. 2, 1023. %) Ebd. ®) zer Totemism ı, 105 f. %) Substantiva: bena, bluot zi bluoda, etc. s, Grimm 2, 1030 f.; Adjectiva: ZfVk. ı, 207

146. Fraben zi Myth. Nr. 4;

ZfVk. 8, 384 Nr. ı; Numeralia: Stern Türkei I, 355; Verba: ZfVk. ı, 209ff.; Klapper

Schlesien 235. °%) Z{Vk. ı, 203 vorka-Kronfeld 2, 864.

Nr.

6;

Ho-

c) Die B.sformel ist als Anrufung und Zwang einer Macht ihrer Natur nach befehlend. Doch ist sie zuweilen auch er zählend, d.h. sie weist, meist am Anfang, einen epischen Teil auf, der dann in die befehlende B. übergeht, doch auch

beschwören

1120

allein vorkommt. Die erzählende Formel, deren klassische Beispiele die 2 Mer-

seburger Zaubersprüche ®) sind, beruht auf der Anschauung von der Sympathie alles Seins: aus der Erzählung einer früheren Heilung, Diebsbannung usw. leitet sich die magische Kraft für den vor-

liegenden Fall ab. So hat auch bei den Primitiven die bloße Erzählung schon Zauberwirkung ?). Wuttke ®) hält daher

die erzählende Form für die ältere, während Hälsig ®) und Seyfarth !®) die be-

fehlende für ursprünglicher ansehen.

Die

Erzählung hat gewisse stereotype Formen angenommen. Gerne wird, namentlich in Krankheits-B.en, ein Dialog gebracht: Gott, Jesus, Maria oder ein Heiliger, die alle den alten Wodan der 2. Merseburger Formel verdrängt haben, begeg-

nen dem Krankheitsdämon !°%), dem Erkrankten !®), einer erkrankten göttlichen Person !®3), 3 Brüdern, die ein Heilkraut suchen 1%), einer göttlichen Person, die eben heilen geht 1%), dem Beschwörer 1%)

usw. Zuweilen wird auch von einem Streit zwischen der Krankheit und einer anderen Sache, wobei die Krankheit verdrängt wird, erzählt 19). Von magischer Kraft ist auch die Anführung

eines Vergleiches!®), der am häufigsten mit dem ab- und zunehmenden Monde, der auf- und untergehenden Sonne angestellt wird und zwar nach dem Schema:

‚,Wie

der

Mond

abnimmt,

soll die Krankheit abnehmen‘‘,

so

oder ‚wie

der Mond zunimmt, so soll umgekehrt die Krankheit abnehmen‘‘. Auch der Vergleich setzt eine Sympathie des Seins voraus. %) Grimm

Zauber

u. Segen

Myth.

35 ff.

1029 f.; s. auch Fehr le

”) Wundt

Mythus

u.

Religion 2, 110. ®% Wuttke* $ 226. ®) Zauberspruch 8. 1®) Sachsen 73. 1) Frischbier

Hexenspr.

59

91

Nr.

Hovorka-Kronfeld

6ı.

95f.

Nr.

ı;

Meyer

Baden

574;

Wuttke* 8228; Hovorka-Kronfeld 2, 865. 1!) Frischbier Hexenspr. 90 Nr.2; 3;

2,

863.

103) ZfVk. 8, 289. 104) s, Dreibrüdersegen 1065) Frischbier Hexenspr. 55 Nr. ı1; 57. 16) Ebd. 83 Nr. 4. 2”) Grimm Myth. 1043; Frischbier Hexenspr. 57. Bod.; Meyer Baden 574. ) Stemplinger Volksmedizin 46 £.; Frischbier Hexenspr. 99f.;

Birlinger

Aus

443. 445. 448. 450; Seyfarth

Schwaben

Sachsen

ı,

94 ff.

2 Beschwörung,

1121

d) Die befehlende B.sformel wendet sich direkt an die zu beschwörende Macht und teilt in klaren Worten den Willen des Beschwörers mit: „Ich beswer ewch ruetten pey der macht des vaters

en.

das Ir mich firt und laittet‘“ 1),

„Nun ruffe ich N. dich Hölle, das Höllische Feuer und alle höllischen Quahlen und Martern und euch vorgesetzten der Hölle ... ... ... ‚ daß ihr alsobald vor meinem Creysse erscheinet‘‘110), „‚Herzwurm und Fruchtwurm und Darmgicht,

ich gebiete dir bei Gottes Gericht, daß du dich sollst legen‘‘ 11), ‚Ich gebiete dir, Feuer... ... ‚ du wollest stille stehen und nicht weiter gehn‘ 22), ‚Ihr Im-

men, Wis’ und Bienen... ... ... ‚, ich ge-

beschwören

121.

farth

15)

spiele 18)

s.

1122

Grimm

79.

Sachsen

Fehrle

Grimm

Myth.

Myth.

1032.

Zauber

und

1”)

Ebd.

1030f.;

81;

Sey-

1)

weitere Bei-

Segen

Grill

Hundert

Lieder des Atharva-Veda ı8 Nr. 4, 12. *)

farth

Sachsen

784{f.;

ZfiVk.

5,

6 ff.

ı41f.;

Sey-

zur

Drohung vgl. Agrippav. Nettesheim“ 4, 109. 1%) Skirnisför v. 25 ff.; s. Simrock

Mythologie * 62.

55

Nr. 10.

1?)

1) Frischbier

Grohmann

211,

Hexenspr.

e) Wie in der Antike Dichterverse in die B.sformeln aufgenommen werden !®), so sind in späterer Zeit Bibelsprüche von Gebete christliche und großer magischer Kraft. Durch das Evangelium Johannis wird das Fieber vertrieben 1%), das Vaterunser, Ave Maria, De Profundis, Avete omnes, Requiem hilft bei Geister-B.en !?), die Passio Christi heilt den Krampf !®) und beschwichtigt das Wetter 1?), nach dem Walenbüchlein des Hans Man von Regensburg aus dem

biete euch und beschwöre euch, daß ihr herunter kommt‘‘ 23). „Somit beschwöre ich allen Stahl und Eisen, Pulver und , damit sie mir keinen Blei... ... .. Ave 5 ter, Paternos 5 n verhelfe 1615 Jahre Noch 44). ‘‘ thun! Schaden noch Leid cher Schatzsu dem Credo I und Maria ativ: Imper bloße unmittelbarer ist der zu r Felsentü zur Schlüssel den dazu, linessik nigun „Gang ut nesso mid zählt 1%) Platz Wolff Conr. 12), finden Geböse non‘‘ 115), ‚, Fahr’ aus Gicht, alle Wort‘‘, en göttlich und „guten die als stille sicht‘‘ 116), „Schwinden, du sollst Segenund eren ‚,Beschw zum welche Verund stehen‘ 17), Bei Verletzungen folgende noch werden, benutzt ‘‘ sprechen renkungen taucht eine alte, scheinbar Stamm am er da Christi, Wort 7 „die auf: r indogermanische Formel immer wiede Überdie en, gesproch Creutz heiligen des auf, die ebenfalls befehlend ist: „‚Bein zu das an Pilatus Pontius welche schrifft, Beine, Blut zu Blute, Glied zu Gliede‘‘ 118) | Item hat. gehefft Christo oberhalb Creutz Namentlich die Krankheits-B.en sind und Cap. I. am Johannis ium Evangel das reich an Variationen des Befehls: die sten. Evangeli dem aus Sprüch andere rt forde aufge ich Krankheit wird höfl Maria, Ave das Gruß, e Englisch der Item rheit sich zu entfernen, ihr wird zur Siche kann wer und Unser Vatter heilige das angeein ferner Aufenthaltsort e, gottselig gute, Diese erzählen alles es wiesen (s. Verbannung), der Wald, das Elehe christlic Andere Wort?‘ göttliche Gee Meer, „Unstätten‘‘, d. s. unwirtlich Bei : folgende sind ln B.sforme in mente genden, und andere Orte, ihr wird schließGedas ‚gern wird n its-B.e Krankhe lich gedroht!®?). Die Drohung wird 1“); betont Kranken des ein taufts weiter zur Beschimpfung, Ver„heidder hat n Getaufte den über denn wünschung 1%) und Verfluchung: Häufig Gewalt. keine Dämon nische‘‘ „Du verfluchtes Fieber, ich beschwöre und te eläu keng Gloc auch werden dich... ...... ‘“ 121), Die magische Kraft eronien Zerem liche kirch des Fluches beweist der Aberglaube in einer mit oft beginnt B. Die 1%). wähnt Böhmen, daß einer, der den Teufel b. ‚Im endet und 12) Gottes g Anrufun will, diesen in einem Kreise 24 Stunden | 183), G.‘* h. d. u. S. d. V., d. G. Namen lang verfluchen muß 222), n NaZahllos aber sind dieh eilige 109) MschlesVk. 7, Heft ı3, 54. 1) Kiesemen und Dinge, die der Beschwörer wetter Faust 406£f. !1) Seyfarth Sache ampf B.sk im er Helf um ft, anru sen 75. 1) Bartsch Mecklenburg z, 357 £. „Das unschuldige Blut gewinnen: 1») Ebd. 2, 452. 1!) Frischbier Hexenspr, | zu Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

36

N 1123

Beschwörung,

Christi, die hl. 5 Wunden, das hl. Grab, die Stricke, Bande und Nägel, das Kreuz, Christi Marter,

diejenigen

die das Kreuz

umstanden, die hl. Namen Christi‘‘ 1%), „die hl. Dreifaltigkeit, die Menschheit Christi, seine Geburt, Beschneidung, Taufe, seine Predigten, seinen Tod, sein Begräbnis, seine Himmelfahrt, die Gewalt Gottes, der Tag des Urteils‘* 15) u. a. m, 36), Überhaupt alles Christliche ist zur B. gut !”). Das alles erklärt sich wohl

damit,

daß

sich so manches

aber-

gläubische Gemüt über das Sündhafte seines Tuns beruhigt fühlte, wenn es die B. in ein christliches und kirchliches Gewand gehüllt sah. Die Kirche selbst erklärt die Verwendung heiliger Namen und christlicher Gebete zur B. einerseits für Aberglauben und Sünde), andererseits sucht sie die alten Formeln mit christlichem Gehalt zu erfüllen 1) und sieht nur solche B.en für sündhaft an, die nicht durch Gottes „‚heiliges Wort‘‘140)

oder mit „christlichen geistlichen zulässigen Mitteln‘ 141) geschehen und wird

schließlich mit ihren ma.lichen Benediktionen und Exorcisationen Vorbild für die volkstümlichen B.en 142), 123)

Stemplinge

24) Pisanski

r Volksmedizin

Von einigen

48.

Überbleibseln

des Heidenthums u. Pabstthums in Preußen, Königsberg 1756, Nr. 24 $ ıs. 12) Gerhardt Franz. Novelle 124. 12%) Z{fVk. 22,

123f. 1”) SE billot Folk-Lore 1, 109. 12) Kühnau Sagen 3, 750. 1%) Bericht v. d. zauberischen Beschweren u. Segensprechen p. 6 f. 18) Frischbier Hexenspr. 33. 35. 61. 63.

65.67. 14) SeyfarthSachsengif.; Frischbier Hexenspr. 59 Nr. 1; 101 Nr, 7. 1%) Vgl. Klapper Schlesien 236£f. 1%) Seyfarth Sachsen 75 ff. 134) ZfVk. ı, 209 ff. 15) Klapper Schlesien 237. 1%) S. auch ebd. 234 ff.; Schindler Aberglaube ı14ff.; Anrufung von Sonne und Mond s. Seyfarth Sachsen 93. 1”) Z{Vk.2, 385. 18) Conrad Wolff Platz Bericht v. d. Zauberischen Beschweren u. Segensprechen p. 7 u. 33. 1”) Meyer Mythologie der Germanen 31 ff. 14) ZfVk. 9, 271; vgl. die Rück-B.sformel. 14) Panzer Beitragz2, 271 Nr. 8. 12) Schindler Aberglaube 114 df.; Klapper Schlesien 234.

9. Die Handlungen, die die B. begleiten, stehen natürlich mit dem Zweck der B. in einem gewissen Zusammenhang, der zuweilen noch deutlich erkennbar ist. So hat Bartels 14) nach der B.s-

beschwören

1124

handlung einer alten sumerischen Formel die darin beschworene Krankheit Tiu als Kopfrose diagnostizieren können. Die Handlung ist nämlich da in der B.sformel selbst überliefert, sie wird vorgesagt und beschrieben, was bei Krankheits-B.en öfters vorkommt. Diese Beschreibung ist entweder ein Bericht darüber, was jetzt während der B. geschieht 14), oder eine Erzählung, was ein heilender Gott befohlen 145) oder einst selbst getan. Namentlich letzteres scheint dem Volke eine eigene B.shandlung zu ersetzen, daher die Häufigkeit der erzählenden Formel (s. oben). B.shandlungen finden sich meist bei Krankheits-B.en. Der Krankheitsdämon wird geschlagen, geschnitten, gebunden 1, Andere begleitende Handlungen sind: Anhauchen, Blasen, Anspeien, Berühren, Handauflegen, Streichen, Kneten, Drücken und namentlich Bekreuzen (s. die betr. Art). Im altgermanischen Zauber schneidet Skirnir während seiner

B. Runen !#7), Schatzsucherschlagen

unter B, an den Felsen 1%), welchen Bergund Waldgeister durch bloßes Sch wenken des Zauberstabes oder Berühren ohne B. öffnen 1%), Um Gewitter zu b., schlagen im französischen Aberglauben die Winzer mit Rebpfählen auf ihre Kiepen und die Schnitter lassen ihre

Sensenklirren!®), AuchÄhnlich-

keitszauber wird mit der B. verbunden !%1), Doch handelt es sich in allen den Fällen, wo die Zauberhandlung in den Vordergrund tritt und nicht dem Spruch, sondern ihr die magische Wirkung zugeschrieben wird, nicht mehr um B., sondern um Zauber. S. die Artikel Schlagen, Lärmzauber, Analogiezauber. Die B. wird mit einem Opfer verbunden in einer von Fausts ‚„‚Höllenzwang‘‘ beeinflußten Sage, nach welcher bei der B. von Zwergen für diese ein Mahl gerichtet wird, das sie anlocken

soll 152),

143) Zeitschr. f. Assyriologie 8, 179 ff. 144) ZfVk. 5, 26f. 34ff.; Seyfarth Sachsen 84{f.; Skirnisför v, 34—36; s. Simrock Mythologie * 217. 145) ZfVk. 5, 39; Frischbier 47.

1125 M6) Seyfarth

Sachsen 85 u. 87.

beschwören

1#) Skirnis-

kann 16), Häufig findet sich das Motiv, daß Schüler gegen Verbot des Zaubermeisters oder Unberufene in Abwesenheit des Kundigen leichtfertig eine B. vornehmen und die Geister, die sie riefen, nicht mehr los werden können. Von einem Schüler der Magie Ägyptens wird solches erzählt 1®), ebenund Fausts !71) so von Agrippas 1) Schülern, und auch heute noch begegnen wir dem Motiv in einigen Alpensagen !72), Die B. birgt überhaupt große Gefahren für den Beschwörer. Sie ist eben ein Kampf, und wie der Beschwörer

för V. 34—36. 1%) Kühnau Sagen 3, 773. 19) Ebd. 3, 746; Gr a be r Kärnten 112.1”) Sebillot Folk-Lore 1, 108. 1%) ZfVk. 26, 194 f.; vgl. Kra

u B Sitte und Brauch

168 f. 620, A. 1;

Tonpuppe bei Krankheits-B,en s. ZföVk. 8, 240. 12) Kiesewetter Faust 280,

10. Im B.skampfe weigert sich oft die beschworene Macht zu gehorchen. Dann wird die B. 2—3mal wiederholt!) ja auch öfter; denn Beharrlichkeit vermehrt die Kraft und Autorität des Beschwörers 194). Daher werden viele Formeln gleich 3mal gesprochen. Die Weigerung eines zitierten Dämons zeigt sich auch

darin,

daß

1126

Beschwörung,

er in seltsamen,

furcht-

erregenden Gestalten erscheint: als feurige Kugel?®), in einem Flammenmeer 156), als mächtiger König, von einer in Tiergeumgeben !”), Ritterschar stalt 198) und anderen abenteuerlichen Gestalten 1), als Räuber, als Heuwagen 1%), als Kutsche, die über den Be-

schwörer zu fahren scheint oder als Reiter, der ihn überreiten will!®). Andererseits erscheinen oft auchungerufene

Geister bei einer B. 12), Bei Geister- und Teufels-B. ist eine Rück-B,, d.i. eine ausdrückliche Entlassung des dämonischen Wesens durch den Beschwörer, notwendig. Nach den Lehren der ma.lichen Magie soll sie auch geschehen, wenn kein Geist erschienen

ist; denn er kann unsichtbar vorhanden sein und dem aus dem Kreise Tretenden

Schaden zufügen 1%). Die Rück-B. geschieht durch Rückwärtslesen der B.sformel 19%) oder durch eine eigene Formel, die die Entlassung ausdrückt !®) (s, Abdankung). In der Magie kommt dazu noch Räuchern mit Dingen, deren Geruch dem Geiste widerwärtig ist 1%). Die Rück-B. ist oft sehr schwierig. In einer Kärntner Sage müssen die Beschwörer 3 Tage im Kreise bleiben, da die Geistlichen, die man holt, nicht imstande sind, die RückB. auszuführen, weil ihr Gewissen nicht rein ist; erst einem alten Klostergeistlichen gelingt es, den Bösen fortzuschicken 19%) (s. oben Sittenreinheit des Beschwörers). In einer andern Kärntner Sage nennt der zitierte Geist selbst den Geistlichen, der ihn wieder wegbringen

dem

Dämon

droht,

ihn zu töten !’3), so

kann die B. ihm selbst das Leben kosten, wenn er sich entweder zu schwach erweist, wie in den unter Rück-B, ge-

nannten Beispielen, oder sich nicht genau an alle B.sregeln und -vorschriften hält. Hagelbeschwörer, die sich nur mit einem Wort versprechen, tötet der Hagel !4), und Geister- und Teufelsbeschwörer, die aus dem Kreise treten, sind verloren 15), Aber auch der Beschwörer, der keinerlei Verstöße beim B.sritual begangen, schwebt bei der B. in Gefahr. Faust!) und Wagner!”) werden von den beschworenen Geistern arg bedrängt und nach schlesischem und Tiroler Aberglauben nimmt sich der zitierte Geist einen der Beschwörer mit 1), Auch Axt und Schwert, die im Färörischen Aberglauben der Beschwörer bei sich hat, waren wohl ursprünglich Verteidigungswaffen des Beschwörers im

B.skampfe !®).

15) 170.

Klapper Schlesien 237; HessBl. 4, 14) Agrippa v. Nettesheim‘t

4, 106 f.

15)

Grohmann

ı,

211.

156) Kiesewetter Faust 499. 1”) Klapper Erzählungen Nr. 120. 1%) HessBl. ı5, 19. 1) Soldan-Heppe 1ı,148f.; Kiesewetter Faust 102. 502. 16) ZföVk. 3, 279. 161) SAVk, ıg4, 189. 1%) Kronfeld Krieg I17f. 19) Agrippav. Nettesheim*4, 107 f. 164) ZfVk. 9, 271; Meyer Baden 573; Müller-Bächtold Uri ı, 221 Nr. 325; G.L. Weisel 4us dem Neumarker Landestor 79. 165) ZfVk. 9, 271; Kla p pe r Schlesien 237. 166) Agrippa v. Nettesheim*% 4, 107. 165) Graber Kärnten 289. 1®) Ebd. 35. 16) Lukian Patilopseudes cap. 34 ff.; danach Goethes Zauberlehrling. 1°) Meyer Aberglaube 290 f. 1) Kiesewetter Faust 499 £.

36*

1127

Beschwörung,

22 Graber Kärnten 35; Müller-Bächtold Uvxi ı, 221 Nr. 325; vgl. 276 Nr. 384; ZfVk. 9, 271f.; s. auch Meyer Baden 573. »3)

34.

ZfVk.

ı, 208f.

Nr.9.

7%)

Grohmann

16) Ebd. 211; Cäsariusv.Heister-

bach

Dialogus

5, 3;

ZfidMyth.

z, 29;

Pan-

zer Beitrag 2, 72; vgl. Kiesewetter Faust 503. 1°) Widmanns Faustbuch von 1681, p. 44. 1’) Kiesewetter Faust 502 f.

»s)

Kühnau

Tirol?

128.

19)

Sagen

Zf£Vk.

3,

27,

ı91f.;

104;

Zingerle

2, 13 Nr.

15.

11. Der Ort der B. soll ebenfalls beitragen, die B. gelingen zu lassen. Im germanischen Altertum werden Zauberhandlungen meist unter freiem Himmel vorgenommen 1%). Die in der altnordischen Literatur oft erwähnte ‚„ütiseta‘ 181), das „Draußensitzen‘, eine Art der Divination (s. d.), die der B.

nahekommt,

hat

sogar

den

Namen

beschwören

1128

Daher wird der Teufel zuweilen im Ke1 ler!) beschworen, auch in einer alten, abgelegenen Scheune!) Höhlen als Stätten der B. finden sich bei Primitiven 1®5) und im französischen Aberglauben 1), doch im deutschen nicht. Die Wolfsschlucht des Kind’schen Freischütz ist nur vom Dichter willkürlich gewählt, während die Quellen Kreuzwege haben 1”). Dagegen sind Berggipfel, die sowohl einsam als auch nach allen Seiten frei sind und den Raum beherrschen, als B.sorte in Fausts ‚‚Höllenzwang‘‘ !®) und im Wagnerbuche !®) genannt, und auf dem Pilatus vermeint das Volk heute noch die Kreise der Beschwörer zu sehen %9), Die Zeit der B. ist meist die mitternächtige Stunde ®%1), zwischen 12 und I Uhr 22), oder 11 und 12 Uhr ®3), Auch vor Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang wird sie vorgenommen %%), schließlich aber auch ‚bey lichte und aller zeit‘ 25), Gut ist der Donnerstag %%) zur B., ferner Tage bei zunehmendem *°), abnehmendem %) oder vollem Mond *®), Die in Kinds ‚,Freischütz‘‘ genannte totale Mondfinsternis 20) dürfte konstruiert sein. Der B. günstig sind ferner die Weihnachtsnach t 2%), die Osternacht und Os te rzeit überhaupt 22) und die alte Dreizehnte Nacht ®3) (s. Tagewählerei).

davon erhalten. Auch im deutschen Volke findet sich ein entsprechendes „Sitzen‘‘ auf Kreuzwegen und an anderen Orten 182) und überhaupt Zauberhandlung im Freien 18), Zu Kreisstehen s. Kreis. Unter freiem Himmel sind die Geister leichter zu zwingen; daher beschwört der Faust des Faustbuches den Teufel erst im Freien, um ihn zur festgesetzten Stunde in seine Behausung zu bestellen. Der Ort der B. soll aber auch der Natur der beschworenen Macht entsprechen%), Die TotenB. erfolgt an den Gräbern und Hügeln der Toten !®), und gespenstige Orte sind der Geister- und Teufels-B. günstig, da sie 1) Meyer Relig.gesch. 148. 11) Z{Vk. 27, der Aufenthaltsort dieser Dämonen sind. 100 ff. 182) Ebd. 27, ıoz. 1) Frischbier Namentlich der Kreuzweg, der schon | Hexenspr. 26. %®4) Vgl. Agrippa v. Net-

von alters her 1%) Gespenster beherbergt, ist ein häufiger B.sort. Ein ‚landtgebott‘‘ von 1611 kehrt sich gegen die,

„welche

bey nächtlicher weil sich auf die

! tesheim*4, 104. ®5) Grimm Myth, 1027 £. 16) Hekate am Kreuzweg: Sophokles fragm. 491. 1) Panzer Beitrag 2, 2972. 15) Wuttke*$8384; Graber Kärnten 282, 189) ZfVk. 2, 13; 27, 104. 1”) ZfdMyth. z, 29. 1) Klapper Schlesien 237. 1) Agrippa

creutzstrassen begeben, dasselbs craiss v. Nettesheim* 4, 96. ®) Graber Kärnmachen, .inn denselben die böse geister ten 289; vgl. Klapper Erzählungen Nr. 120. beschweren‘‘ 187), und im heutigen Volks1”) Kiesewetter Faust 499. 1°) Fraglauben wird der Teufel meist dort bezer Totemism I, 105. 1) Se&billot Folkschworen 18) s, Kreuzweg. Besonders ein | Lore 1, 478. 1”) Kronfeld Krieg 116. 1%) Kiesewetter Faust 278. 1”) Ebd. 501 f. Kreuzweg, der zugleich ein Totenweg ist, 20) SAVKk. 14, 234. 2) Wuttke“* 8 384. d. h. zu Kirchen und also auch Fried- | 22) Gra ber Kärnten 281, 289; Kinds Freihöfen führt 19), und ebenso Fried-/ schütz; Kiesewetter Faust 402. ®3) Zingerle Tirol! 97. 125; ebenso im Vorbild des höfe!®) sind zur B. geeignet. Der Ort Kind’schen Freischütz, der ı. Novelle des der B. soll auch einsam sein, „heim1810 erschienenen Gespensterbuches, ®*) K1a plich‘ 19), abgeschieden vom Welttreiben per Schlesien 237; Frischbier Hexenspr. und fremden Blicken unzugänglich‘‘ 192), 26; Kiesewetter Faust 502. %5) Klap-

1129

Besen

per Schlesien 237; HessBl. 4, 170; Kiesewetter Faust 278. 280. %*) Frischbier Hexenspr. 7. 43. 77. 7) Ebd. 61. 95. 99f.

®) Ebd. 77. 2%) Widmanns Faustbuch V. 168r, p. 43. 2) ı, 6. 21) Kühnau Sagen I,

245; 3, 260; ZföVk. 3, 279; Wuttke*‘ 8 384. ar Zingerle Tirol! 1,97.125; Meyer Baden 503. 29) ZfVk. 2, 13.

12. Der Z weck der B. kann sehr verschieden sein, doch finden sich gewisse

Motive häufiger wiederholt. B.en werden aus bloßer Neugier vorgenommen %#%), um reich zu werden %5) und geheime Kräfte

in seine Gewalt zu bekommen %6), oder

um Aufklärung über das Jenseits 28) oder schwörer unbekannte

die Zukunft 27), andere, dem BeDinge 2%?) zu er-

langen. Sehr oft bezweckt die B. etwas Negatives, nämlich die Verjagung der beschworenen Macht *%).

214) Kühnau Sagen 3, 191. 214 f.; Caesarius v. Heisterbach Dialogus 5, 3. 25) Vintler Pluemen der tugent v. 35f.; ZfVk. 9, 271. 362; Graber Kärnten 35. 281. 289 f.; vgl. Klapper Erzählungen Nr. 120. 216) Klapper Schlesien 99 £.; MschlesVk. 7, Heft ı3, 53ff. 27) Vegtamskvidha v. 4, S. Grimm Myth. 1028; vgl. Odysee ıı, 23 ff. 28)

per

A.ı;

Kühnau

Sagen

3, 191.

Erzählungen Nr. 24. SAVk.

14,

vgl. Klapper

sonders cismen.

233f.;

203;

vgl. Klap-

?%*) ZfVk. 27, 100 f.

Grohmann

Erzählungen Nr. 194.

Krankheits-B.en

und

211;

*?*) Be-

Dämonen-ExorSchusser.

Besen. Der B. ist nicht nur in Deutsch-

land, sondern weit über Europa hinaus Gegenstand reichlichen Aberglaubens. Es leiten sich seine Bedeutungsgrundlagen naturgemäß von der Funktion des Fegens und Abstreifens her, soweit seine prak-

tische Verwendung in Betracht kommt; indes verblieben ihm dabei auch jene Qualitäten, die sich aus seiner Erneuerung aus Baumreisern im Umlauf des Vegetations-

und Wirtschaftsjahres bei einer darauf eingestellten Weltanschauung ganz folgerichtig ergeben haben. Wir stecken zu-

nächst den Umfang dieser Beziehungen ab. I. a) Das Materialfüden r B. sind im deutschen Volksgebiet in erster Linie Birkenruten, doch wird auch die Buche und Tanne herangezogen (Schweiz, Mecklenburg). E. Kunze !) hat sogar gemeint, die magischen Eigenschaften des B.s

1130

von denen, die dem Birkenreis und der Birke (s. d.) im europäischen Volksglauben zugeschrieben werden, im besonderen und elementar ableiten zu können, wobei er die Birke als Baum des Donar, den B. als sein Symbol auffaßte. Aber mit solchen vereinheitlichenden Ideologien wird man den komplexen und kollektivistischen Gedankengängen, mit denen das Volk arbeitet, nicht gerecht. Schon seit Jahrtausenden tritt zudem der B.aberglaube in weitester Verbreitung auf, im griech - römisc ischen Altertum sowohl, h wie in China und Japan, wo sich fast Zug um Zug Entsprechungen zum europäischen Aberglauben nachweisen lassen, von auffälligen Gleichungen auch in Indien, Indonesien, im Kongogebiet und bei den Negern Jamaikas ganz zu schweigen. Der deutsche Aberglaube ist somit nur als ein Ausschnitt eines weit verbreiteten Vorstellungskreises aufzufassen, für dessen Zusammenhänge und Verbreitungswege uns vorläufig nur geringfügige Anhaltspunkte vorliegen. Einzelne Anschauungen scheinen allerdings nur in Teilgebieten des deutschen Volksbereichs entwickelt zu sein 2). b) Mehrfache Beziehungen ergeben sich zwischen dem Aufstecken von B. in den Feldern, dem Abstreifen und Umschreiten u. dgl. (s. u.) und dem Aufstecken und der Anwendung des Birkengrüns als Lebensrute, Pfingstmai, und es scheint auch der Erwähnung wert, daß in Japan das Wort für B. ‚„‚,hahaki‘‘ sich in „haha ki‘, d.i. ,,‚Mutter-Baum“‘ auflösen läßt, was den ganzen Vorstellungskreis dem des Lebensbaumes noch näher angliedern würde 3). Es geht aber doch zu weit, wenn E. H. Meyer meinte, der gewöhnliche, meist aus Birkenreis gebundene B. sei nichts anderes als die rohere, nicht verkirchlichte Form der Palmen *). Er ist vielmehr als Gegenstück dazu anzusehen ‘' und darum ihnen in der Wirkung viel| fach entgegengesetzt. Er ist der ‚‚Kehraus‘‘ machende Wisch der Vergangenheit gegenüber dem zukunftverheißenden grünen Reis, darum auch Sinnbild und Attribut winterlicher Gestalten, des Krampus, Knecht Ruprecht usw., denen

Frühling und Sommer mit der Lebensrute und im grünen Laubkleid gegenüberstehen,

auch

wenn

vielfach

ein

Ineinan-

derspielen ihrer magischen Beschaffenheit festgestellt werden kann und Eigenschaften des Baumes (Birke) auch am grünen und alten Rutenbündel als wirksam angenommen werden. Im Faschingsaufzug wird in Tirol, Steiermark,

in

Eifel,

der

wie

bei

den

Deutschen Ungarns ein B. vorangetragen; auch kehrt man den Weg mit ihm ®). Mit kotigen B. werden in Tirol die Zuschauer abgekehrt. Am I. Mai wird in Baden wie anderwärts unbeliebten oder anrüchigen Mädchen statt des Maibaums der Stallb, vor die Tür oder auf den Dunghaufen gesteckt ®). Vermengung der Heil-

wirkung

neuer

B.

mit dem

Palm-

brauch ist mehrfach eingetreten. Im ersten am werden Lüdenscheidschen Pfingsttage den Kühen weiße B. mit weißem Stiel ans Horn gebunden, manchmal zwei, ein großer und ein kleiner, Mit diesen B. wird in manchen Ortschaften einmal durchs Haus gekehrt, worauf man

sie vor, über oder neben der

Haus- oder Kuhstalltür aufhängt 7). Sie werden mit Eichen- oder Stechsowie mit goldsmeele palmenzweigen, (Briza) geschmückt. Ähnlich werden im Braunschweigischen zur Fastnacht von den Gaben sammelnden Knechten B. mit Bändern und Schleifen herumgetragen und in der folgenden Nacht als heilkräftig verkauft ®), In Westfalen gab es unter den Knechten und Mägden des Klosters Welwer eine B.fastnacht. Der Hauptscherz bestand in einem Wettziehen an einem großen B.®). Ungleich dem Maiengrün erscheint der B. nur ganz ausnahmsweise als Abwehrmittel gegen Gewitter"), was um so auffälliger ist, als er als Schutzmittel gegen Hexen aller Art eine besondere Rolle spielt. Auch wird das Aufrühren eines Gewitters im Wassertopf mit B. viel seltener vorgenommen als mit Ruten, Reisern u. dgl.12).

im Übergangsritus c) Die Stellung

von jederlei Art im Menschendasein wird

letzten

1132

Besen

1131

Endes

durch

den

schlesischen

B.tanz verdeutlicht. Ein überzähliger Partner im Kreis junger Leute hält einen B. in der Hand und tanzt zunächst allein mit diesem. Plötzlich wirft er ihn weg und

ergreift das ihm passende Mädchen, alle andern Paare trachten sich zu finden, der Überzählige behält den B., worauf sich

das Spiel bei der nächsten Runde wiederholt !?). Im deutschen Recht ist ferner das

B.tragen eine Ehrenstrafe namentlich für Ehebrecher und scheltende Weiber

geworden.

Über

letztere

konnte

jeder-

mann auch hinwegschreiten, während sie an der Kirchentür lagen, und sie dabei mit einem B. schlagen. In Holland wurde dem vor Gericht geschleppten Dieb Schere und B. (Sinnbild des Stäupens!) auf den Rücken gebunden ?3). des d) Personifikationen B.s treffen wir nur vereinzelt an. Man erinnere sich an Goethes Zauberlehrling, bzw. dessen Vorbild aus dem Altertum. Eine Erzählung aus dem Riesengebirge kennt den B. als Helfer einer Bäuerin, an Stelle der im Walpurgistreiben entrückten Magd. In der Oberpfalz erzählt man vom Tanz eines B.s mit der Ofengabel, und im Erzgebirge meint man, daß Ver storbene ihre Strafe unter anderm in B., Strohbündeln (!), Misthaufen ausstehen müssen und daß man sie durch

Zerstörung des B.s erlösen kann 14). In anderer Art verbindet der deutsche Aberglaube den B. mit Hausgeistern, sofern man den Kehricht als Seelensitz

ansieht und meint, daß sich beim Kehren die Geister in den Ruten verfangen und dann in irgendeiner Gestalt (Nadel) sicht-

bar werden !®). Nach schlesischer Vorstellung sitzen die armen Seelen mit Vorliebe im Kehrb. Man darf darum nie einen B. werfen noch mit einem Gegenstand darauf schlagen ?).

harten

ı) IAE. 13 (1900), 81 ff. 125 ff. ?) Samter Geburt 29{1f.; FL. 30, 169 ff.; Anthr, 12/13, 709 f. 3) Ausland 52 (1879), 908 f.; FL. 30, 201. *) Baden 97. 5) Hörmann Volksleben 12; Z£iVk.

8,

441;

Schmitz

Eifel

ı,

20;

2,

41

= Sartori Sitte u. Brauch 3, 99; Anz. Ungar. Mus. 6, 145; Kuhn Westfalen 2, 168; Reinsberg Festkalender 213. Auch in Schottland

trägt der Anführer den ‚‚Guisars‘‘ Orten einen B. voran, mit dem

einen

magischen

Kreis

ausfegt,

an manchen er hernach

in dem er mit

1134

Besen

1133

1o., Heckscher seinen Genossen tanzt: % Meyer Baden 223; Mannhardt ı, 167, ?) ZfdMyth. z (1857), 86 = Kuhn Westfalen

bei den Slowenen, in Steiermark usw.?).

%) Andree Braunschweig 238. %) Sartori 37. 38 = Westfalen 146. *) Grohmann ı31 8 178; 303 8445; IAE. 13, Wuttke 93 ff. 145 ff.; Ausland 52, 908f. !) Grimm

Sachsen, Böhmen, Niederschlesien) %) und

2,

Sitte

Sartori

=

167

u.

Brauch

3,

t Gervasius Liebrech

‚ Myth. 2, 897, 910;

195.

218

2%) MschlesVk. 21, 175 f. (Thiers Nr. 7). 13) Grimm Weist. ı, 504; ders. RA. $ 714g. 4) Kühnau Sagen 3, 102; Eisel Voigiland Oberpfalz ı, 387; 167; Schönwerth $ 755. 198 = Wuttke Grohmann In Japan werden an aufrecht stehenden B., man

denen

ein

Kopftuch,

auch

Gürtel

oder

Schürze umbindet, regelrecht Beschwörungen zur Abschaffung lästig werdender Gäste, auch zur Eintreibung von Schulden, wenn sie abgereist sind, sowie zur Übermittlung von Nachrichten entfernter Hausangehöriger vollzogen, FL. 30, 187 f. 193 f. ı, 189. kommer

1°) ZfVk. ıı, 263; Messi1%) Drechsler 2, 236.

2.Der neue und der alte B. a) Erneuerung der B. Brachte ein rauher Frühlingstag in der Schweiz nochmals Schnee, so blieben die Kleinen in der Stube, spielten und sangen im Ringelreihen den „Zug ins B.reis‘‘, mit einem auf den noch nicht vollendeten Jahresübergang anspielenden Text !’). Für das praktische Leben gilt Erneuerung in den Jahresanfangszeiten. In Mecklenburg, Westfalen und wohl auch anderwärts schützen B., in den Zwölften gebunden, gegen Hexen, helfen die Milch entzaubern, kurzum bringen Glück 1), In Böhmen findet die Erneuerung zu Ostern statt, in Oberösterreich auch zu Georgi. In Rom werden zu Johanni neue B. mit der Eigenschaft, Hexen zu vertreiben, verkauft %). Um die gleiche Zeit findet das Verbrennen der alten B. in den kultischen Feuern statt, zu Ostern in Oberschlesien wie im wendischen Gebiet 2%), zu Walpurgis („Hexenbrennen‘‘) in Tirol, im Erzgebirge, Voigtland, Altenburg, Mecklenburg ?), zu Johanni in den Sudetenländern, auch in Oberösterreich ®); » in der Eifel

erscheinen

sie

als

Fackeln

zu

Mi-

chaeli %). b) Aufstecken von B. Bei den Jahresfeuern sch wenkt man die brennenden

B.

im

Kreis,

wirft

sie in die

Luft, der Aberglaube macht sie in Polen zum Teufel, oder Teufelsgefährt

Man schwenkt sie beim nächtlichen Fakkellauf durch die Fluren (Thüringen,

steckt die halbangebrannten Stumpen gleich den Palmbuschen in die Felder, so allgemein in den Sudetenländern zu Johanni, um Ungeziefer ferne zu halten. Dasselbe geschieht auch sonst (Oberösterreich, Böhmen, Lausitz) mit alten B.; in der Lausitz, „„,damit der böse Anblick nicht schadet‘ 2”), Bezeichnenderweise sind es außer den Äckern immer wieder die Flachsfelder und die hausnahen, den Weibern überantworteten Krautgärten, denen dieser Schutz zuteil wird. Im Erzgebirge steckt man, wenn Kraut gepflanzt wird, in eine Ecke des Feldes einen B. bis zum Oswaldtage (5. August), so kommen die Raupen nicht hinein, und auch in der Schweiz muß man, wenn man den Kabis und Kohl vor den Graswürmern bewahren will, am Freitag vor Sonnenaufgang vier B.stiele kreuzweise gegeneinander in den vier Ecken des Platzes aufstellen ®). Weitergehende magische Handlungen sind das Streichen über die Felder (s. u.) und das Umreiten mit dem

B. (s. B.ıritt).

Es knüpft diese B.magic

übrigens noch des öftern an Jahresfeiern und Hauptstufen des Menschendaseins an. In der Walpurgisnacht darf man keinen B. im Freien lassen, damit ihn die Hexen nicht brauchen. Auch das Kreuzweislegen der B. vor der Haus- oder Stalltür, auf dem Dunghaufen, wird in manchen Gegenden Deutschlands für diesen Termin, wie das Aufstellen in der Küche zu den Zwölften, besonders hervorgehoben. In Ostpreußen und der Lausitz gilt dies

für

Johanni ®).

Auf

Rügen

stellt

man

sie ohne solche Zeitbeschränkung in die Getreidehaufen, da ziehen die Unterirdischen fort. In Böhmen schützt der B.,

unter Dach gestellt, gegen Hagel und böses Wetter. Auch bei Sturm stellt man

einen

B. vors Haus

(ähnlich

nischen Zigeunern) ®). In Gauen Deutschlands wird sonst üblichen Kranzes oder ein B., auf die Giebelspitze und bei Hamburg tut man

bei rumä-

nördlichen anstatt des Bäumchens gesteckt. In es aber nur,

1735

Besen

wenn beim Richtfest die Bauleute nicht bewirtet werden %). In der Wesergegend bindet man beim Verkauf eines (alten) Schiffes einen alten B. an den Mast ®), In der englischen Marine führten ihn die

1136

Winkel der Stube (Schlesien, Rußland), kann das ‚„‚Kreuzweislegen‘‘ zusammen

mit einer Axt u. dgl. angesehen werden; auch kommt Verdoppelung der B. an der Türe vor. Alt bedeutungsvoll ist auch das

Schiffe solchermaßen auch bei kriegeriBestreuen der B. mit Salz (s. u.). Auch scher Fahrt in den Seeschlachten ®). Im | der vor den Eingang oder unter das preußischen Werder wird der vom Altar Bett, in, über und unter die Wiege einheimkehrenden Braut zuvörderst ein B. fach hingelegte B. bewahrt letzten Endes überreicht, ganz so wie in Unterkrain und in Deutschland seine Wirksamkeit ®). bei den Slawen Istriens. Der Brauch, der Daß sich das Aufrechtstellen vor der sich auch auf anderes Hausgerät erTür besonders zäh im Haushalt erhalten streckt, hat Entsprechung auch im Wezeigt, ist wohl nicht zuletzt praktischen sten, wo der B. ganz besonders bunt ausErwägungen zuzuschreiben, die den B. geputzt und von einem Knaben oder Mädvor unnötiger Abnützung bewahren wolchen der Brautfuhre vorangetragen wird. len und so dem Aufrechtstellen über Am Niederrhein prangt er, mit bunten allen Aberglauben hinaus in jedem orBändern geschmückt, auf dem Kammerdentlichen Haushalt Fortdauer sichern. wagen selbst (so auch in der französischen Schutz wird nach dem alten Aberglauben Schweiz). In den Niederlanden wiederum damit Mensch und Tier (besonders der wird das ‚„‚Fürziehen‘‘ mit ihm geübt %). Wöchnerin und dem Neugeborenen) 3) Unheilvoll offenbart sich seine Handgewährt vor Hexen, den Druden und habung aus dem B.stehen. Um Schaden Alpen, vor einer Wöchnerir. ®), schließlich tun zu können, stellt man sich auf einen überhaupt vor lästigen Gästen, so ZigeuMisthaufen, nimmt einen B., nach oben nern“). In Westfalen und Niedersachsen gekehrt, in die Hand und ruft: ‚Hier steh verschließt der aufrecht an die Tür geich auf dem Mist und entsage Jesum lehnte Besen, oder eine Rute wie auch Christ.‘ In der Thomasnacht stecken die ein grünes Reis im Türring, in AbwesenMädchen in Österreich einen B. in die heit seiner Bewohner nach altem HerErde und stellen die Schuhe unten hin; kommen das Haus jedem Fremden %). man findet sie am Morgen nach einer d) Aus dem Voranstehenden erklärt bestimmten Richtung (gegen den Kirchsich eine ganze Reihe von kleinen Zügen hof zu usw.) verschoben. Auf dem B. im Hausbrauch, die zugleich auch das stehend kann man losen, oder in Böhmen | Obsoletwerden der Bedeutung verandie Smrt (Drud) den Kranken bearbeiten schaulichen. In Westfalen soll der B. des sehen ®). Abends nicht verkehrt gestellt werden, c) Der aufrecht an die Haustür oder sonst zieht das die Hexen herbei%), Der vor den Stall gestellte B. gewährt nun Segen des Hauses schwindet, wenn der auch dem Hause ganz im allgemeinen B. in der Stube bleibt (Erzgebirge); man Schutz. Die vorangestellten Gepflogenkann nicht schlafen (Bayern). Dagegen heiten des Aufsteckens und aufrechten hält man ihn in Franken, Hessen und Tragens, den Palmbuschen analog, erTirol ständig in der Stube. Einen auf der klären zur Genüge die Bedeutsamkeit Straße liegenden B. darf man nicht in die dieser Stellung, wogegen die Vermutung, Stube tragen, sonst kommen einem die

es handle sich dabei

um

eine Abschwä-

chung des Fegeritus, ebensowenig als befriedigend angesehen werden kann, wie die, daß die Hexen, denen diese Abwehr gilt, im B. einfach ihr eigenes Wahrzei-

chen achten %). d) Als Abwandlung des Aufrechtstellens des B.s an der Tür, aber auch im

Hexen bei; ein Fremder bringt damit Zank ins Haus (Erzgebirge) ®). In ein neues Haus muß man einen alten B. tragen, dann entsteht kein Heimweh; doch ist man auch gegenteiliger Ansicht %*), Sucht man eine Wohnung und es stehen Schaufel und B. vor der Tür, so bekommt man sie nicht ®),

1137

Besen

1138

In Mecklenburg lockt ein aufrechter B. Hühner zurück; im Rudolstädtischen erfüllt ein an die Raufenkette gebundener B. bei verirrten Rindern den gleichen Zweck. In Pommern wird der B. unter das Butterfaß gelegt (gegen das Verhexen der

Zakynthos, Indien, Japan. In China hängt man sie zu Neujahr vor die Tür, begnügt man sich damit, sie zur Wöchnerin hinzulegen u,

man

hause 8 581;

Butter),

auch

in

die noch

der

Schweiz

grünen,

neuen B.

SAVk.

25,

120;

Züricher

Nr. 2572 ff.; Wolf Beiträge ® Bartsch Mecklenburg

Kuhn

Sagen

286 Nr. 79;

dgl. mehr.

bei der

1, 120; 2, 127. 2, 231. 248 {.;

Westfalen

2, 28 Nr. 75 = Kuhnu. Schwartz 410 Nr. 155 = Sartori Sitte u. Brauch 3, 23.

377

Nr. 37,

512;

IAE.

13,

kommt

Kuhn

Tirol

22x

Westfalen 2,99. 135.

garten Heimat ı, 26; 31; Strackerjanz2, (1924),

Nr. 31;

9ff.

2?)

151.

161,

?%°) ZfdMyth.

ı,

Anm,

Bau m-

3;

79;

BIfH.

Urquell

2

3.

6,

155 1f.; Reinsberg Böhmen 221 ff. = IAE. 13, 151. ”) Baumgarten Jahr u. s. Tage 24. 28; Reinsberg Böhmen 307; Schulen-

burg

Wend.Volkstum

u. Brauch

117

z, 69; Ausland

ke 425 $665; Liebrecht

Nr. 147, 264);

=

Sartori

52, 908,

SAVk. 21, 51; Gervasius 231.

Finnland:

FFC.

Sitte

®) Wutt-

Frankreich: 241 (Thiers

Nr. 55, 06 f.

® Bartsch Mecklenburg 2, 265; John Erzgebirge 197; Urquell 5, 107; ZfVk. 4, 84; 12, 424 ff.; 145;

Wuttke

$17.

Grohmann

38

24.

®)

Nr.222;

ZfidMyth.

Ausland

2,

52,

909; Wlislocki Zigeuner XIII. 3%) IAE. 13, 153; Sartori Sitte u. Brauch z, 7. ®) Strakkerjan 2,233. ®%) Heckscher 485. *) IAE.

13, 159f.); Reinsberg zeitsbuch 77. 87. 92. 106.

ıo3; ders. Hoch%®) SAVk. 2, 269;

|

Wuttke 333 8332; Vernaleken Mythen 345; ZfVk. ı, 162; Rogasener Familienblatt 3 (1899), 12. Gleichfalls hierher gehört es wohl, wenn es in der talmudischen Tosefta (3. Jahrh. n. Chr.) heißt: „Setze dich auf den Kehrb., damit du Träume habest‘“ (oder): „Setze

keine

dich

Träume

nicht

auf

habest‘‘

den



Kehrb.,

das

emoritischen Gebräuchen, womit

damit

gehört

du

zu den

136;

Wolf

Beiträge

1, 226;

Grimm

137. IAE.

Myth,

3, 477 Nr. 1007; Kuhn u. Schwartz 215, 494; Bartsch Mecklenburg 2, 132; Kühnau

Sagen

3, 108,

125;

Drechsler

3; Meyer Baden 36; Höhn Geburt 4, 261;

35;

Mül-

Wuttke Samter

382 Ge-

Besuch,

FL.

30, 187.

%*)

John

Erz-

Überschreiten

des

Bıs.

a) Schon in den pythagoräischen Lehren begegnet das Verbot, den B. zu überschreiten %). Nach deutschem Volksglauben überschreiten die Hexen keinen B., wohl aber wird es sonst in der verschiedensten Art nicht nur ausgedeutet, sondern auch angewendet. Man darf in dem Glauben, daß die Hexen dieses Tabu streng befolgen, vielleicht die Anschauung lebendig sehen, daß die Hexen eben dem vorchristlichen Gedankenkreis sich durchaus ergeben zeigen. Der Aberglaube betont auch, daß sie an diesem Vermeiden erkennbar werden (Hexenprobe). Des Hexens verdächtigen Personen wirft man deshalb einen B. vor den Zugang; in Polen hält man einen in einen Bären ver-

Verkehren bzw. Aufrechtstellen des B.s, während die Hexe im Haus ist, hindert diese am Weggehen 5), Während oben die Hexe daran kenntlich wird, daß sie den B. meidet, einen Umweg macht,

zugleich Licht

330 $ 178; IAE. 286 $ 420 (allgemein);

Egerland

wandelten Bauern in gleicher Weise vom Hause fern ®).

auf das Alter des Gebrauches fällt: ZfVk. 3, 32.

% Wuttke 7”) Wutt ke

®) Grüner

Spieß Fränkisch-Henneberg 148. %) Wuttke $ 222. %) Bartsch Mecklenburg 2, 334; Knoop Hinterpommern 171; Rochholz Glaube 2, 42. *) Lie brech t Gervasius (Thiers Nr. 308); Samter Geburt 36; FL. 30, 202 ff.

Kühnau Sagen 2, 233 Nr. 493; Hey1

IAE.

2, 426; Haltrich Siebenb. auch in Frankreich, Italien,

gebirge 351.; Panzer Beitrag 1, 259. 266 = Wuttke 397 8610. *) Fogel Pennsylvania 147 Nr. 166; 148 Nr. 693; Witzschel Thüringen 2, 285; Köhler Voigtland 429;

3) Vernaleken Mythen 307; Peter Österr.-Schlesien 2, 287; Enders Kuhländchen 77 = Wuttke 8658; Baumgarten Jahr u. s. Tage 26. %*) Schmitz Etffel 1, 44; 2,45;

52. 34;

wesenheit der Frau auf Hauskamin, im Fenster FL. 30, 181; ZfVk. 5, 416. Ostengl. Abergl.: Stellt man den B. in eine Zimmerecke, so

”) Baumgarten Jahr u, s. Tage 23. ®) Seligmann Blich 2, 93. ?) Z{Vk. ı, 233. ?%) ZfdMyth. z (1854), 89; Grimm Myth. ı, 522; Wuttke8 89; Kuhn und Schwartz

John Erzgebirge Graber Kärnten

burt 35, 36; Hillner Siebenbürgen 28; FL. 30, 20z f. %) Drechsler ı, 204. *) Vernaleken Alpensagen 417 f.; Müller Isergebirge 35; Veckenstedt Sagen 468; Grohmann Nr. 830, *) ZfadMyth. 2 (1854), 861; Wuttke 397 $ 609; England in Ab-

Kinderlieder

Ders.

177. 250; ır, 263;

Reiser Allgäu Sachsen 73. So

braucht

Milch- und Butterwirtschaft *). »”)

1, 188; 2, 55; ZfVk.

|

einen andern

Eingang benützt,

hebt

wegstößt

oder

ihn

51),

hat

ihn auf-

der

nüch-

1139

Besen

1140

terne Hausverstand des Landvolkes aus Böhmen, Schlesien, Mecklenburg, Siebendem Hinlegen des B.s aber auch ein bürgen läßt man das Vieh beim ersten Dienstbotenorakel gemacht, Weidegang ebenso wie neugekauftes Vieh oder solches, das man zum Markt treibt, bei dem der Sinn des Aberglaubens stellenweise völlig in sein Gegenteil verkehrt gleichfalls an der Schwelle über einen B. ist. So erzählt eine Bauerngeschichte aus schreiten ®), dem Voigtland von der Brautschau eines b) Die Hintergründe dieses Aberglaureichen Bauern für seinen Sohn, es sei bens dürften verschiedene sein. Scheint ihm bekannt gewesen, daß alle Hexen es sich in den letzterwähnten Fällen um über einen hingelegten B. springen müßeinen typischen Übergangsritus zu hanten. Das letzte Mädchen, das beim Bedeln, sofern man üblen Einwirkungen, suche im Hause dies nicht tat, ihn vielwenn man sich verändert, damit eine mehr aufhob und in die Ecke stellte, Schranke setzt, so deutet anderseits ein wurde des Sohnes Frau °?). Ebenso glaubt englischer Aberglaube darauf hin, daß man in Böhmen und Kärnten, daß der | hier magische Einwirkungen des B.s selbst neu einstehende Dienstbote, der einen in Frage kommen; man befürchtet dort eigens zu diesem Zweck hingelegten B. vom Ueberschreiten des B.s unerwünschte nicht liegen läßt, sondern aufhebt und Schwangerschaft %). Am Rhein herrscht ins Haus trägt, fleißig wird). Zur der Glaube, daß man Zahnschmerzen Begründung dessen, daß Hexen loswerden und auf andere übertragen durch den B. aufgehalten werden, spinnt kann, wenn man einen B. in die Kirche man den Gedanken so aus, daß sie die legt; sie gehen auf denjenigen über, Ruten des Bündels oder auch die ausgeder zuerst darüber hinwegschreitet ®). In streuten Salz- oder Hirsekörner zählen Schlesien legt, wer aus Rache einem anmüßten, ein Zug, der auch in Sizilien dern etwas antun will, unter Verwünwiederkehrt 2). schungen einen alten B. aus. Schreitet der Nur aus Franken belegt ist die Be Betreffende darüber, so wird er krank. gründung, daß man über einen B. Man nennt das die böse Spur ®). Im Sarnicht hinwegschreiten solle, sonst können ganserland stellt man, offenbar mit dem einem die Hexen etwas anhaben ©). Begleichen Hintergedanken, gegen Furunkusonders während der Entbindung darf lose einen B. hinter die Türe, oder einen niemand über einen B. schreiten, sonst neugekauften B. des Morgens vor dem gebiert die Frau schwer — genau so in Betzeitläuten in die Kirche ®%). Es geht Bombay —, und das Kind wird ein Büttauch hier kaum an, das häufig vorkomling (bleibt klein mit dickem Kopf); ist mende ‚,Kreuzweis‘‘-legen als das primär aber doch jemand darübergeschritten, Wirksame anzusehen; vielmehr hängt der so muß er wieder rücklings zurückschreiBrauch mit dem Abstreifen (s. d.) zuten ®). Rücklings über den B. schreitet sammen (s. 4 c). man in Böhmen auch, um es wieder gut 4) ZfVk. 3,33; Plutarch Qu. Rom. 112.

FL. 30, 201. ”) Grohmann 220. ®% Grimm Myih. 3, 460 Nr. 746. ®) Curtze Waldeck 376; Mülhause Hessen 200; Zingerle Tirol 21; Wuttke 8 563; Fogel Pennsylvania 72 Nr. 245 ff. %) Wolf Beitr. 120;

altes Weib begegnet hat”).

men, dann kommt kein Brand hinein 7%). Im Unterharz wird es vorsichtiger beim

zu

machen,

ist

der

wenn

man

Wöchnerin,

in der

über

Früh

ein

Geboten den

B.

zu

schreiten, wenn sie zur Vorsegnung das erste Mal in die Kirche geht (Oberösterreich) %). Auch wenn der Taufzug in Ostpreußen und Westfalen zur Kirche geht, müssen alle Teilnehmer über einen auf die Schwelle gelegten B. schreiten; ebenso vielfach das Brautpaar in Hessen beim Heraustreten aus dem Hause oder bei der Rückkehr aus der Kirche ®), in Tirol

beim

Eintritt

ins

neue

Haus.

In

#) Frischbier

träge 2, 10.

Hexenspr.

®) ZfVk.

8, 397;

10; Hüser

ZirwVk.

Bei-

2, 202 £.;

Kühnau Sagen 3, 129; Birlinger Volhsth. x, 329. ©) ZfVk. 4, 304; ZirwVk. 3, 202; Strackerjan I,g422£f.; John Erzgebirge 27; Drechsler 2, 236; Wuttke 258 $ 376. 52) Köhler Voigtland 646. °) John Westböhmen 29; Schramek Böhmerwald 124; Carinthia 92 (1902), 107. In den französischen

Alpen und der Lombardei gehört das Aufheben des B.s durch die Braut zum Hochzeitsbrauch: Reinsberg Hochzeitsbuch 104. 254. 54) SAVk.2,270; Kühnau Sagen 256; Roch-

holz

Glaube

Schramek 5) Wuttke

2,

177;

Drechsler

ı,

30;

Böhmerwald 256; FL. 30, 198. 397 8 610. 5) Ders. 378 8578;

Zf{Vk. 8, 391; 23, 182; 26,61;

ger

ler

ı,24; 2,

103.

Schmitt 236;

Bohknenber-

Hettingen 15; Drechs-

Schramek

Böhmerwald

241; John Erzgebirge 226; Haltrich Siebenb. Sachsen 276 £f.; Wuttke 452 8 713; Seligmann

z,

9zf.

®%)

FL.

30,

201

(mit

Anm.). %) Wuttke 130 8178. ®) Drechsler 2, 236; Zf{Vk. 4, 312. *) Manz Sargans 68.

4. Streichen, Abstreifen, Schlagen. a) Im Flurritus ergeben sich hier mehrfache Übereinstimmungen mit dem Umschreiten und Schlagen mit dem Maienbuschen, Schlagen mit Birkenruten u. dgl. Mit dem Zwölftenb. oder überhaupt einem neuen B. hält man Maulwürfe vom Garten ab (Tirol) und

jagt Raupen aus Rüben und Kohl, indem

man an einem Freitagmorgen vor Sonnenaufgang (Schweiz), Sonnabend nach Sonnenuntergang (Baden und Mecklenburg), darüber hinwegstreicht ; in Solothurn glaubt man damit auch den Mehltau abzuhalten ®). Im Spreewalde fegt man die Raupen vom Kohl, wenn eine Leiche vorbeikommt und spricht: „Nimm mit, nimm mit‘‘ $), Im Brandenburgischen werden vor Sonnenaufgang die Obstbäume prophylaktisch mit einem B. umkehrt, so kommen keine Raupen in den Garten %).

Im

1142

Besen

1141

Oldenburgischen

wird

der

Kohl

zu

Johanni gefegt ®). Nach Berliner Aberglauben bindet man den B. an einen Fuß und zieht ihn so auf dem Acker herum

(Abklingen des Bu.rittes?)®). In Westfalen kehrt man das Getreide mit dem Zwölftenb. nach dem Dreschen zusamKalken

mit

einem

neuen

B. gewendet.

Selbst vor Käsemaden schützt der Besen: „Man lege Birkenlaub oder einen newen Besen auff die Kese‘‘ 798), Dieser Schutz vor Ungeziefer begegnet auch beim Fegen des Hauses. b) Bei Mensch und Tier hat das Streichen Heilwirkung. Schon 1584 ist für Mecklenburg das Kurieren von Pferden bezeugt, indem man ihnen mit

einer Segensformel über den Leib fegt 7). In Ostpreußen steckt man einen Kranken unter ein Tischtuch und streicht mit dem B. kreuzweis darüber ”2%), In der Priegnitz wird eine Kuh, wenn sie von einem Wiesel ins Euter gebissen wurde, dreimal mit einem Zwölftenb. gestrichen und dieser schweigend unter die Krippe gelegt. Auch wenn die Milch einer Kuh lang ist, heilt man sie in Mecklenburg durch dreimaliges Streichen über den Rücken, der B. wird hinter die Kuh gestellt 73). In Oldenburg streicht man die Kuh, die kalben soll, mit dem B. über den Rücken, streut kreuzweis Salz darüber und murmelt einen Segensspruch. Hier begegnet sich der Ritus mit dem des Schlagens; die Esten schlagen die Hühner, damit sie Eier legen 75). . c) Schlagen schafft im übrigen

überall

Schwundwirkung.

Kinder

darf

Würmer

im Speck (Unterharz) ®). Wohl

man nicht mit Rutenb. schlagen, sonst wachsen sie nicht mehr, magern ab, siechen hin (Westfalen, Baden, Lausitz, Sudetenländer) 7%, Erwachsene heiraten nicht oder bekommen die Auszehrung 7), das Vieh siecht hin, oder es stirbt Hausherr oder Hausfrau im neuen Jahr 3). In der Schweiz soll man das Vieh mit einem B. nicht einmal jagen (Bern) ”). Schweine soll man nicht schlagen, sonst bekommen sie Finnen und es sitzen die aber schlägt man den Wechselbalg, der dann schleunigst von den Geistern umgetauscht wird, oder schlägt ein Kind, das Fraisen hat, mit den Worten: ‚Wie der Gast, so die Bewirtung‘‘ ®%). In Bayern

schützt das Schlagen (‚‚Kindeln‘‘) mit B.-

reisern die Frauen vor dem Aussätzigwerden ®)., Milch, die gerinnt, schüttet man in Ostpreußen auf drei Schwellen und schlägt mit einem B. solange darauf, bis sie trocken ist ®%). Warzen werden in Böhmen vertrieben, indem man sie mit einem B. streicht, den man vor dem Brotbacken zum Ausfegen des Backofens verwendet hat. In Westpreußen soll man das Streichen dreimal üben und den B. schweigend wieder zurücklegen %). So erklärt es sich wohl, wenn in Schwaben (auch im bayrischen Anteil) und in der

MW 1143

Besen

Schweiz B. gegen Aißen in Kapellen, namentlich des heiligen Veit, geopfert werden; man trägt sie heimlich hin und steckt sie an einen Ort, wo weder Sonne noch Mond hinscheint, oder legt sie zu Haufen ®), Auf einen B. zu urinieren und diesen wegzuwerfen, wird Frauen empfohlen bei Schrecken und Brennen in der Vagina ®). Auch wird der B. nachgeworfen. Das geschieht auch beim Ausgang zu wichtigen Unternehmungen (Schweiz) ”). Bei den Wenden soll man

1144

a) In leicht erklärlicher Gedankenverbindung wurde in Frankreich (Dep. Loire

et Cher) das B.brennen auf die Hochzeit übertragen. Es begleitet dort den Abschied der Tochter vom Elternhaus. Alle erreichbaren B. im Dorfe werden auf einen Haufen zusammengeschleppt,

und der Brand wird im Reigen umtanzt®®). In Deutschland heißt es allgemein, man

solle alte B. nicht verbrennen, und in Bayern heißt es, wenn man alte B. nicht verbrennt, dann bleibt man vor Rotlauf jemand, der zum Fischen ausgeht, einen geschützt”), Im Egerlande geht 1823 der B. nachwerfen, doch so, daß er es nicht Aberglaube bei den Hausmüttern der merkt ®). Führt der Abdecker ein Stück Stadt und des Landes so weit: sie lassen gefallenes Vieh zum Hofe hinaus, so soll | nicht zu, daß jemand im Haus einen alten man ihm einen alten B. nachwerfen, B. ganz verbrenne, sondern man muß dann führt er nichts mehr aus diesem allzeit das Bundwerk aufschneiden und Haus hinaus ®). In Schottland wirft man öffnen; denn sie behaupten, daß in dem gleicherweise einen alten B. auf das Vieh, B. die armen Seelen zu leiden haben wenn man es zum Markte führt). Noch und auf diese Weise erlöst werden ®). deutlicher wird der Gedanke endgültiger In Schwaben wie in Mecklenburg zieht Verabschiedung in Schlesien: einem Fremdas B.verbrennen Unglück herbei: die den, dem man nicht traut, einem unbeHexen bekommen Macht, man bekommt schenkten Bettler, der eine Verwünschung „Besuch‘‘; im Berner Oberland gibt es, ausspricht, muß man einen alten B. oder | mit Stallb. geübt, Höllenfeuer. In Schwaeine Handvoll Salz nachwerfen oder Wasben schränkt man das Brennen auf den ser kreuzweise hinter ihm hergießen, dann Herd ein, verbrennt man sie im Ofen, so kann man nicht behext werden %). können Hexen und böse Leute einem d) Durch den B. ‚wird in Unterfranken etwas antun. In Münchingen wurde noch bei Urinverhaltung geharnt®); ein alter vor 20 Jahren beim Sieden des BrühwasAberglaube empfiehlt ähnliches, um die sers ein alter B. verbrannt, um Hexen Manneskraft wiederherzustellen %®). In zu verscheuchen ®). Anderseits glaubt Schlesien werden Kühe, wenn sie ein man in Mecklenburg, Thüringen, Böhmen, krankes Euter haben oder blutige Milch Schlesien, man bekäme Besuch von geben, in Mecklenburg auch solche die Frauensleuten, wenn man alte B. verlange Milch geben, durch einen B. gemolbrennt !®), In Schwaben verbrennt man ken, in Mecklenburg füttert man auch gegen Frostbeulen einen alten B. bei Hühner, die Schaleier legen, durch einen Nacht ungesehen auf dem Herd und B., d. h. man streut das Futter auf einen hält den Fuß über das Feuer. Dann wird solchen ®*). Auch wird in Mecklenburg der Fuß gesund. Mit einem angebrannten das Futter durch einen Zwölftenb. geB. heilt man in Böhmen auch Warzen. gossen (Krankheitsschutz), ebenso Wasser Umrühren des Kotes einer verhexten Kuh,

gegen die Behexung ®). 5. Fegen s. kehren,

Kehricht. 6. Wie die Erneuerung der B. ist auch ihre Vernichtung dem Volksempfinden nach ursprünglich anscheinend so stark im Jahresbrauch verwurzelt, daß ein Abweichen von dieser Ordnung ohne Not mit abergläubischer Scheu und positiver Bedeutsamkeit umgeben wurde.

Räuchern und Vergraben des B. bringt der Hexe im Samland sicheres Verderben.

In Skandinavien wurde ein Kranker mit einem brennenden B. dreimal der Sonne entgegen umkreist und sein Haar etwas angesengt 1°), b) Schließlich findet man das Besenverbrennen auch als Windzauber in Frankreich, Norddeutschland wie in

1146

Besen

1145

Pommern, wo der Stiel in die Richtung des erwünschten Windes gestellt wird, in Schlesien oder etwa in Oberösterreich um gutes Wetter zu erlangen !?), Ferner

Urquell ı, 203. ®) Panzer Beitrag 2, 307. 706. %) IAE. 13, 147; Vekss) WuttkeS$ kenstedt Wend. Sagen 457. ®) BirlinDers. Aus ger Volksth. 1, 484f.; 2, 444;

fen (ebenda und in Brandenburg) !®). Typisch ist im Nordseegebiet wie an der Ostsee schließlich auch das Windmachen

206;

8)

aus ins Meer wirft 1%); man wirft ihn nach der Seite, von der man den günstigen Wind herbeiwünscht, und die Schiffer auf

Hexenwesen 188, ®) Jahn 286. mert Mecklen$ 700; Bartsch %) Wuttke burg 1,227 ff.; 2, 248. °) Bartsch Meckhlenburg 2, 278. °%) RTrp. 15, 375. ®”) Panzer

der Besen

wird

man

daß

dadurch,

gegen

den Wind

gewor-

einen B. vom

Schiff

der Weser und Elbe (Hamburg) glauben sogar, daß man damit den Wind drehen und einem entgegenfahrenden Schiff abwendig machen könne, was zu allerhand

Mißhelligkeiten Anlaß gibt und als uner-

laubtes Manöver gilt 1%). Auf sprachliche Beziehungen (‚‚Donnerb.‘‘, „,Himmelsb,‘‘) in diesem Vorstellungskreis hat bereits Wuttke hingewiesen 1%), Früher wurden neue Reisb. auch dadurch eingeweiht, daß man sie über das Feuer hielt, neuerdings ist Einschneiden eines Kreuzes hinzu oder an die Stelle getreten 19). Schließlich waren und sind wohl noch im Böhmerwald beim Gang zur Christmette alte B. zur Wegbeleuchtung in Gebrauch — ein Sinnbild überwundenen Heidentums 1%), %) B.H.V. ı, 230 Nr. 36; SAVk, 24, 64; Meyer Baden 422 = Wuttke 425 $ 664; Bartsch Mecklenburg 2, 249, 458 = Wuttke

64

74,

8

Strackerjan

2;

Mitt.

2, 233;

Anhalt. Gesch. 14, 18; IAE. 13, 146. %) Schulenburg Wend. Volkstum 242. ®) Engelien und Lahn 273. ®%) Strackerjan z, 76. Ähnliche

mit

B.,

die

in

Riten

man

übt

Art

besonderer

in Frankreich

gebunden

wer-

den müssen, auch in Finnland. %®) ZfVk. 264. ı, 394. 7°8) ‚‚Des deutschen %) ZfdMyth. S. 60. Practica‘‘ von Grässe. Landmanns 2) Bartsch Mecklenburg2, 26. 7*) Frischbier

Hexenspr.

burg 2, 248.

27.

’%

Bartsch Mechklen-

7) Liebrecht

Gervasius

(Thiers

Nr. 197, 264); FFC. Nr. 55, 96 ff. 7°) StrakBoecler Ehsten kerjan ı, 433 Nr.231; 35. 123. ’°) Grimm Myth. 3, 475 Nr. 1006; ZfdMyth.2 (1854), 86; Urquell 3, 41; Kuhn Westfalen 2, 189 Nr. 535a; Meiche Sagen Grohmann Erzgebirge 56; John 126; 112;

Drechsler

ı, 211

=

Wuttke

393

8 603. 7) ZföVk. 3, 22. ®) Bartsch MeckKuhländchen 79; lenburg 2, 144; Enders Drechslerz2, 103; John Erzgebirge 224; Bern 35. ®°) ZfVk. 8, ®) Rothenbach Sagen 2, 158; 307; 10, 209. .%) Kühnau

Sagen

Lütolf

Nr.54;

Waldkult

Höfler

389

Schwaben

Meier

66f.;

ı, 55.

Schwaben

Lammert

367;

®) Rockenphilos.

138.

II Nr. 3 = Urquell 4, 141. ”) Sto11 Zaubergl. 194. ®%) Schulenburg Wend. Volkstum 114.

2,

John

%)

93.

Beitrag

693; ı10.

242. ©)

Westböhmen

2,

Drechsler

Seligmann

458

267;

Grimm

Myth.

3,

z, 498;

Meyer

Baden

334;

ı,

Lam-

%)

251.

Nr.

460 Nr. 731; 477 Nr. 388. ®®) ZföVk. 6, ®%) Birlinger Volksth. ı, 495; Meier

Schwaben

Mecklenburg 2, 132. Wuttke 212 $ 206;

Bartsch 8, 271; 1%) Bartsch a.a.O.; Dähnhardt

SAVk.,

ı,

Volkst,

Erzgebirge 33; Drechsler

Nr. 90;

97

")

2, 199.

John

Bir-

linger Volksth. ı, 485; Grohmann 173; Hexenspr. 91; ZfVk. 7, 52. Frischbier wz) Sebillot Folk-Lore ı, 103; Wuttke 302 8443; Kuhn u. Schwartz 454 Nr. 401; Lemkez2,289;

160;

882;

Aus

Engelien-Lahn

Drechslerz2,199;

der Heimat

a. a. O.

05)

Seespuk

Heims

I,

39.

Strackerjan

IAE. 13,

Ausland

52,

Baumgarten

*%®) Baumgarten

ı, 57.

1%)

283;

70;

Heims I, 106;

Seespuk

70.

2, 233 Nr. 493;

Fries, Sagen Lübbing 8326; Wuttke ı3ı 8178. ”) Lie184. 1%) Wuttke 1®) John Zur Volksk. 314. 320. brecht Westböhmen 20.

7. Die sympathische

und homöopathi-

sche Medizin machte auch von den TeiIn Österreich len des B.s Gebrauch. wird in das zum Schutze bei einer Geburt

“ entzündete Feuer ein Reis des Hausb.s . gegeben; auch in den Wundsegen bindet man eines ein (Westfalen) !®). Jungen, siechen Hunden legt man den Weidenreif eines noch ungebrauchten B.s um den Hals (Schaffhausen) 1°). Wenn ein Mädchen sich eine vom B. eines Essenkehrers heimlich losgelöste Rute in den Schuh steckt, vergnügt es sich trefflich beim Tanze 111), Neun oder drei Knospen vom (Zwölften-) B. gibt man der Kuh ein, wenn ihre Milch „Jang‘‘ ist (Mecklenburg,

Hessen) 12). Die Asche des B.s, auf Flechten gestreut, macht diese schwinden (Siebenbürgen) !!). B. begegnet als Schimpfwort für alte Weiber in der älteren Studentensprache. Der Volkswitz ist kaum ur-

1147

sprünglich

Besenginster—Besenritt

auf die Zusammenstellung ge-

kommen 1214),

x) Grimm Myth. 3, 460 Nr. 731; Kuhn und Schwartz 438 Nr.313. 1%) Unoth

184. 11) John Erzgebirge 76. 1?) Bartsch Mechlenburg 2, 248, 434; Wuttke 8 406. 23) WIıislocki Siebenb. Volksgl. 91. 24) Schöppner Bajyr. Sagenb. 2, 228;

Schollem Volkstümliches Nr. 50; Penthe Deutscher Slang 1892 Nr. 7; Rochholz Glaube 2, 82. Haberlandt.

Besenginster s. Ginster. Besenritt. Der B. darf nicht

ohne Eigen-

weiteres von den magischen schaften des Reisbesens, wie wir sie oben (s. Besen) kennengelernt haben, abgeleitet werden. Er ist vielmehr anscheinend ursprünglich an den Gebrauch einer Zaubergerte, eines Stengels oder Stabes geknüpft, wobei sich allerdings der Stiel des Reiserbesens ob dessen vielseitiger und bedeutsamer Wirksamkeit besonders empfohlen haben mag. Dazu kommt

dann noch das Besenwerfen, die Vorstellung von fliegenden, feurigen Besen (s. d.) und anderes.

I. a) In besonders ursprünglicher Form begegnen Vorstellungen von einem magisch-kultischen Durchdie-Lüfte-Reiten auf einem Stock noch heute im Osten Europas und in Zentralasien 1). Auch die indischen Hexen fahren auf Besen durch die Luft ?). Bei den Baikalburjäten haben die Schamanenstäbe am oberen Ende einen Pferdekopf und

am

unteren

einen

Huf,

um

die schnelle

Fortbewegung der Schamanen zu verkörpern, wenn sie zu den Geistern fahren ?). Die Inselesten behaupten gleich-

falls im Besitz von Stöcken zu sein, die sich in Pferde verwandeln, wenn sie auf Locksberrile reiten (wörtliche Entsprechung zum Blocksberg), und der Lappenzauberer reitet auf einem Stock, den er mit Zauberöl bestreicht, so wie die Hexe hiezu eine Zaubersalbe verwendet 3), b) Bezüglicder h Vorgeschichte des deutschen Aberglaubens sind wir, abgesehen von solchen rezenten Zeugnissen

altartiger Vorstellungen, in weiterer Verbreitung kaum über die seinerzeitigen Feststellungen von J. Grimm hinausgelangt, der sagt: „ich kann wirklich

1148

nur ein ziemlich altes Zeugnis für das Reiten auf Rohr und Binsen, die sich aber in ein leibliches Pferd verwandeln, beibringen. Guilelmus alvernus pag. 1064: „Si vero quaeritur de equo quem ad vectigationes suas facere se credunt malefici, credunt inquam facere de canna per characteres nefandos et scripturas, quas in ea inscribunt et impingunt, dico in hoc, quia non est possibile malignis spiritibus de canna verum equum facere vel formare, neque cannam ipsam ad hanc ludificationem eligunt, quia ipsa aptior sit, ut transfiguretur in equum, vel ex illa generetur equus, quam multae aliae materiae. Fortisan autem propter planitiem superficiei et facilitatem habendi cam alicui videatur adhoc praeelecta .... sic forsan hac de causa ludificationem istam efficere in canna sola et non alio ligno permittuntur maligni spiritus, ut facilitas et vanitas eorum per cannam hominibus insinuetur... si quis autem dicat, quia canna et calamus habitationes interdum malignorum spirituum sunt. . . ego non improbo.‘ Schließlich werden in künftige Unter-

suchungen

auch

die seit der Antike be-

kannten Steckenpferdritte in allerlei Festbrauch einzubeziehen sein. Auch hiefür hat J. Grimm schon die

geistige Brücke auf Grund der nordischen

UVeberlieferung geschlagen (Sage von Thorsteinn boearmagn, 15. Jh.?): „Thorsteinn lag im Ried verborgen und hörte einen Knaben in den Hügel rufen: „Mutter, reiche mir Krummstab und Bandhandschuhe, ich will auf den Zauberritt (gandreid), es ist Hochzeit unten in der

Welt!‘ Da wurde aus dem Hügel alsbald der krökstafr gereicht, der Knabe bestieg

ihn,

zog

die

Handschuhe

an,

und

ritt wie Kinder pflegen. Thorsteinn nahte sich dem Hügel und rief dieselben Worte: sogleich kam Stab und Handschuh heraus, Thorsteinn stieg auf den Stab und ritt dem Knaben nach. Sie gelangten an einen Fluß, stürzten sich hinein und fuhren zu einer Felsenburg, wo viele Leute an Tafel (sic!) saßen und alle Wein tranken aus Silberbechern, König und Königin waren auf einem goldnen Thron. Thorsteinn,

1149

1150

Besenstiel

den sein Stock unsichtbar gemacht hatte, erkühnte sich, einen kostbaren Ring und ein Tuch zu ergreifen, verlor aber darüber den Stock, wurde von allen erblickt und verfolgt. Glücklicherweise kam jedoch sein unsichtbarer Reisegefährte auf dem andern Stock, den nun Thorsteinn mit bestieg, und so entrannen beide‘‘ (fornm. sög. 3, 176—178). „Hat auch diese

Dichtung kein echtnordisches Gepräge‘‘ fährt Grimm fort, „so lehrt sie nichtsdestoweniger, welche Ansicht man im 14. oder 15. Jh. mit solchen Zauberritten verband; kein Teufel tritt dabei auf‘. Wir dürfen hin-

zufügen, daß mit dem ‚„‚Hügel‘‘ offenbar ein vorgeschichtlicher Grabhügel gemeint war, wie ihn die Volksüberlieferung ganz richtig auch mit dem Beiwerk zum Festmahl in der Totenwelt ausstattete. ‚Aber Stab und Stock scheinen erst spätere Behelfe des Hexentums. Weder die Nachtfrauen, noch das wütende Heer, noch die valkyrien bedürfen eines Geräts, um die Lüfte zu durchziehen, den Nachtfrauen wurden schon Kälber und

Böcke beigelegt.‘‘ Hiezu wäre zu bemerken, daß der B. eine schamanistische, nicht aber eine Geisterhandlung ist, wenn sie auch manchen vorzeitlichen Geschlech-

die Auch wurde. tern zugeschrieben „Guten Leute‘ schneiden sich aus Gerten Rosse (Erin ı, 136). So bedarf es nur einer Formel, einen Zaunstecken zu wecken, der zum Bock werden und die

Geliebte herholen soll, und in bayrischen Akten ist oft des sogenannten Mäuseoder Fackel- (Ferkel-)Machens erwähnt, wobei von der Hexe ein dunkelgelbes, vierbeiniges Gehartes, unbiegsames, stell mit übergeworfenem Tuch durch Besprechung zum Tier gemacht wird. Auch die irische Sage kennt Binsen und Halme, aus denen, sobald man sie beschreitet, Rosse werden %). In neuerer Zeit sind es dann eben Haus- und Wirtschaftsgeräte, die als Fahrzeuge dienen, so nach dem Zeugnis des Stricker oder eines seiner Lands- und Zeitgenossen

Hausbesen, auch Ofenstäbe, nach Hartlieb (1455) Bänke, Säulen, Ofengabeln oder Rechen, in Böhmen auch (Ofen-)

‚,BesenKrücken oder Spinnrocken®). reiterin‘‘ ist aber örtlich geradezu ein Synonym für Hexe geworden 9). 1) Nioradze

ture

25

(London

Schamanismus

1863).

78f.

%) Ausland

Myth. 2, 906 ff. ©) Ebd.;

*‘) Grimm

?) Na-

52,

882.

Kuhn

u. Schwartz 478; StrackerjanZz2, 233 John Vofigtland 418; Köhler Nr. 493; Westböhmen 73; W. ı30 8 178. % Grimm Myth.z, 895; Heckscher JAE. 13, 139.

ı22,

468 Anm.;

2. Magie des B.s: In Böhmen umam Karfreitag die reitet der Bauer Wiesen,

damit

sie die

Maulwürfe

nicht

durchwühlen (etwas anders in Schlesien). Analog bannt man in Serbien zu Weihnachten die Felddiebe 7). Gegen Fieber muß man in Ostpreußen auf einem Besen schweigend zu einem Kreuzwege reiten und den B. liegen lassen

oder zweimal durch die Stadt reiten, ohne sich umzusehen, dann verliert man es 8). Um zu „Jlosen‘‘ reiten Mädchen vielfach

in der Nacht auf einem B. zum Stall, wo die Laute der Tiere den Zukünftigen kennzeichnen. So reiten die Mädchen in Mecklenburg zum Schweinstall (in der Uckermark tun das auch die Burschen), in Ostpreußen (Samland) zum Pferdestall, in Hessen zum Hühnerstall oder sie In der bleiben hier im Ofenheck®). Ukraine reitet die Bräutigamsmutter, bevor der Hochzeitszug sich auf den Weg begibt, auf Gabel oder Rechen dreimal ‚„,tränkt ihr und den Backtrog um Roß‘‘ 10), ?) Grohmann 59; MschlesVk. ı, 52; 4, 63 = W. 416 5 647; Schnee weis 7. °) Frisch-

bier Hexenspr. 51 = W, 3 (1892), 68. ®) Bartsch

Frischbier

0) Zelenin

339 $ 508; Urquell Mecklenburg 2, 499;

Hexenspr. 163; W.

Russ. VR. 308.

8 341;

8 358.

Haberlandt,

Besenstiel wird manchmal in der glei-

chen Anwendung wie der Besen (s. d.) an und für sich erwähnt. Also: Ein Tier soll man nicht mit einem B. schlagen!); der Jäger darf seine Flinte nicht neben einem B. aufhängen oder hinstellen, sie trifft sonst neun Tage nicht ?). B.e kreuzweise in den Ecken von Kohlpflanzungen schützen diese vor Graswürmern 3).

2) Kohlrusch Sagen 341. !} Bartsch Mecklenburg 2, 128. ®) SAVk. 21 (1917), 51. Haberlandt.,

ba

Besessenheit, Das ganze Altertum war

durch die aus ihnen redenden Dämonen, die Subpriorin Maria Renata habe durch böse Praktiken den Teufel in sie gezaubert. Die Angeschuldigte wurde verbrannt ?5), In verschiedener Gestalt nimmt der Teufel von den Besessenen Besitz 1%), Er kommt als Fliege aus den Nasenlöchern eines Exorzisierten !), er erscheint als Fledermaus !8), fährt als „blauer Dunst“ aus 19). Der Teufel oder der Dämon wird durch Priester gebannt (s. Exorzismus), seitdem die Kirche ‚„,das Dämonenbeschwören zu einem Akt des kirchlichen Amtes gemacht und schon im 3. Jh. eine Klasse von Exorzisten zum Klerus gerechnet hat‘‘ %), Der Teufel kann in Grashalme gebannt werden oder fährt aus Besessenen dahinein (besonders in das Schmielengras), weil er auf diese Weise ins Vieh und durch den Fleischgenuß wieder in Menschen gelangen kann; man darf daher solche Grashalme nicht als Zahnstocher benützen, warnt man in Tirol 2) und

von der sog. B. einzelner Menschen über-

zeugt, d. h. von dem Glauben, man könne

Dämonen durch geschlechtliche Vereinigung oder durch den Genuß ihnen eigentümlicher Objekte in sich aufnehmen, oder dämonische Wesen könnten direkt und von selbst von Menschen Besitz ergreifen. Denselben Glauben treffen wir im NT. an: Hellseherei, Tobsucht, Epilepsie, Stummheit u. dgl. gelten als dämonisch; Jesus treibt wiederholt die „„unreinen Dämonen‘‘ aus, Das Christentum übernahm diese Ansichten !). Karl, Ludwigs des Deutschen Sohn, galt dem Chronisten als teufelsbesessen ?). In Frankfurt a. M. steckte eine besessene Magd (1536) Kleidungsstücke, Münzen, Nadeln, Nägel u. dgl. in den Mund 3). „Ein halbjährig Knäblein, einem Burger zu Lucern ao 1590 gebohren, ward verzauberet durch Hundshaar, in einem Müeßlein gegeben, und also ist es mit dem bösen Geist besessen worden‘‘ 4). Ungeheures Aufsehen erregte ein 12jähriges Mädchen zu Löwenberg in Schlesien, „‚welche der vermaledeyte Schandteufel 1605 ... Jeibhaftig besessen‘ 5). Ebenso bekannt wurde 1892 der Fall

eines angeblich besessenen Knaben in Wemding (Bayern), den ein Kapuzinerpater exorzisierte, der noch mehr Aufsehen erregte, als die Teufelaustreibung in Unterwalden 1848 °%); vgl. auch die Heilung der Gottliebin durch Chr. Blumhardt senior ”). Von der eigentlichen Geisteskrankheit wird im Volke die B. streng geschieden und gilt für viel schrecklicher ®). Die B. äußert sich in sehr mannigfaltiger Weise: Der Besessene redet in Sprachen, die er nie erlernt ®), er heult wie ein wildes Tier *), bellt wie ein Hund !), weiß künftige und verborgene Dinge !2), hat Riesenkräfte, weigert sich beharrlich, den

Namen

Christi

oder

Gottes

chen !3), läuft an den glatten hinauf 4). Die Hexenprozesse

auszuspre-

Wänden lieferten

massenhaftes Material von Besessenen, die andere der Verzauberung beschuldig-

ten.

1152

Besessenheit— Besitz

1151

So

Klosters

erklärten

Unterzell

mehrere bei

Nonnen

Würzburg

des

1749

Schwaben ?2),

|

1) Über die kirchliche Auffassung und Behandlung der B,: Franz Benediktionen 2, 514; RGG.

ı?, 948 f.; auch

feld 2, 233. 243. 3 Stemplinger

60.

5) „Überaus

Hovorka-Kron-

?) Pertz MG. ı, 495. Aberglaube 83. *) Cysat

schreckliche

Historie‘

‚..

Zu

Wittenberg erstlich gedruckt 1605. °) Niderberger Unterwalden 3, 555. ’)s. Zündel Leben Chr. Bl.s.®) Höhn Volksheilk. ı, 135. * Schott Physica curiosa 4, 7; 4, 9. I. 1) Ebd. 4, 9. 2. 1) So heilte der hl. Bernhard einen solchen (Wilhelmus abbas Vita S. Bernardi 2, 3). 1) Schott a.a.0O. 4, 7; 4, 9. 2; Meiche Sagen 452 Nr. 590. 3) Schott 4,9. 2. 1!) Dies erzählt Weier de praestig. daemon. 4, 10 von einer Klosterfrau im Brigittenkloster bei Xanten, *®) Horst Zauberbibl. 3, 165. 1°) Grimm Myth.z, 848; 3,

299.

?)

Acta

Sagen 57 Nr. 65.

rain

133.

!)

So

Osnabrückischen:

Benedict.

®

ı, 238;

Meiche

Leoprechting

beim

Räuber

Lech-

Hardemente

Strackerjan

ı,

im

319.

%) Döllinger Reden ı, 216. 2%) Zingerle Tirol 63. ®) Meier Schwaben 247. Stemplinger,

Besitz. Die Begriffe B. und Eigentum

decken sich nicht. Mit B. bezeichnet man das Verhältnis tatsächlicher Herrschaft, welches der Besitzer über Dinge oder Personen ausüben will, ausübt.

1154

Besitz

1153

Nach

wird

Rechtssprache

moderner

es

charakterisiert durch den animus possedendi, den ‚,Willen zum B.‘‘. Selbstverständlich muß aber dieser Wille auch der Außenwelt gegenüber in sichtbarer und eindeutiger Weise zum Ausdrucke gebracht werden. Dies muß nicht nur zum Schutze des Besitzers geschehen, sondern auch zum Schutze der Fremden. Denn wer sich aus dem

B.e eines andern etwas

aneignet, kann durch dessen Seelenstoff, der sich an alles Eigen des Menschen anhängt, geschädigt werden. B. und Tabu hängen eng zusammen !). Das Besessene steht mit dem Besitzer in magischer Wechselbeziehung, die auch durch den Tod nicht ohne weiteres gelöst wird. Der vergrabene Schatz hält die Seele fest ®) (s. Animismus II). Ebenso ist der Besitzer bei Lebzeiten und auch noch nach dem Tode mit seinem teuersten B. verbunden, insbesondere Eheleute, Braut-

verkauft, die Kanne, worin man sie fortträgt, zu weihen %). Was man am Weg

findet (s. finden), soll man deshalb auch nicht ohne weiteres aufheben 9). In pri-

mitiven Verhältnissen entschließt man sich daher nur sehr schwer, fremde Sachen an sich zu nehmen und aufzuheben. Der Fluch, der an einem Haus oder Gegenstande (vgl. das Rheingold) haftet, ergreift nämlich alle Besitzer oder doch eine Reihe von Generationen kraft der oben erwähnten sympathetischen Wech-

selwirkung ®). Ein Bananenschnitzelmes-

ser würden viele des besonders starken, ihm anhaftenden Tabus wegen nicht auf-

zuheben wagen”). Deswegen verwendet man zum Zaubern womöglich Erbsachen (s. Erbe), von denen man weiß, daß an ihnen kein hausfremder und daher möglicherweise widriger Stoff hängt.

leute untereinander, Mutter und Kind, so, daß eine Einwirkung auf das B.tum

1) Lang Magic and Religion 261 und passim, ?) Lütolf Sagen 61 Nr. 22.°%) Schönwerth Oberpfalz ı, 247. %) Spencer and Gillen Northern Tribes of Central Australia 315. Volksk., Zur *% Liebrecht 517% 5 Schönwerthı, 380. % Hey1 Tirol 168 Nr. 77. ') Gut mann Recht der Dschagga 423.

und

2. Das Wesen der B.ergreifung und -festhaltung besteht daher darin, daß der Besitzer das betreffende Objekt mit

auch des wenn muß

den Besitzer trifft. Die Loslösung Besitzers vom B. herbeizuführen, man es will, ist gar nicht leicht. Es deshalb den Bienen und anderem

Hausvieh

von

der Tod

Hausvater

Hausmutter angesagt werden, damit sie nicht sterben, ihnen nicht weiterhin (in das Totenreich) nachfolgen. Wenn ein Toter im Hause liegt, muß man den Leinsamen verkaufen oder vertauschen oder rütteln, oder dem Toten einige

Körnlein

in den

Sarg

das

geben;

Mehl

muß man umschaufeln, den Blumentopf von der Stelle rücken, die Bierfässer rühren, alles Mittel, um die Dinge vom Toten zu lösen. Wo man der Natur der Sache nach solche Loslösung nicht vornehmen kann oder will (die tote Wöchnerin und

das mitsterbende Kind), muß man dem Toten seinen ganzen B. oder die ihm liebsten, am häufigsten benützten Sachen

(Weib,

Kind,

Hausge-

Knechte,

räte, Arbeitsmaterial) in das Grab mitgeben. Bei primitiven Völkern wird das Haus, in welchem ein Toter gelegen ist, zerstört 3). Zur Lösung solcher Verbindung dient z. B. auch der Brauch, ehe man fremden Leuten Milch gibt, oder Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

seinem Seelenstoff erfülle, es tabu mache.

Dies geschieht sehr häufig, indem das betreffende Familienzeichen oder ein heiliges Zeichen an dem Tier angebracht wird. So werden Kreuze, wahrscheinlich Abänderungen der früher verwandten Hammerzeichen, aber auch die drei heiligen Namen, Kaspar, Melchior und

Balthasar sowohl als Schutz- (s. Abwehrzauber) wie als B.ergreifungszeichen durch die heilige Kraft des Christentums

an Haus- und Stalltüren angebracht 9). Auch das Brot wird mit dem Kreuzeszeichen besegnet. Junge Enten werden durch den Bausch des Gewandes durchgezogen %), ehe man sie zum ersten Male zum Bache treibt. Fremde Hühner ge-

wöhnt man ans Haus durch den Spruch: „‚peleib hie haim als die fut (vulva) pei meinem pain‘‘ 1%), Damit die Hühner die Eier nicht verlegen, macht man an Fastnacht ein Nest aus Stroh, steckt es drei37

1155

Besitz

mal durch die Beine und spricht: „Bleib beim Haus, wie’s Bein beim Leib‘ 12, Nicht nur zufällig erinnern diese Bräuche so auffallend an Adoptionsriten (s. Adop-

tion); in beiden Fällen soll bisher Frem-

des mit dem Seelenstoff des Besitzenden, bzw. des Hauses, erfüllt werden.

In anderen Bräuchen muß sich die B.ergreifung von Grund und Boden vollziehen. Für die älteste Zeit kommt an diesem ein Individualb. überhaupt nicht in Betracht. Der Gemeinb. der Gemeinschaft wird auf die Gottheit zurückge-

führt. Gott Thor erwarb den B. der Erde,

welchen er den Menschen vermittelt durch den Hammerwurf 12), Hammerwurf bestimmt daher auch die Mark (Grenze) des anzusiedelnden B.es. Mit

dem Werfen des Hammers (Blitzhammer)

hängt auch die B.ergreifung durch Feuer,

Notfeuer (Blitz) zusammen 13). Hammer bedeutet ursprünglich Stein, hängt also mit Steinmesser zusammen 14), Der Messerwurf dient daher demselben Zweck wie der Hammerwurf 1%), eine Vorstel-

lung, die sich auch heute noch im Kinder-

spiel erhalten hat !®), Auch Stahl und Schwert fungieren als Symbole dieser Art !), Frau Huldra geht einer Herde

voran, deren Eigentum der erwirbt, welcher einen Stahl über sie wirft 18), Auch wer einen Schatz sieht, muß etwas darauf werfen, um ihn dauernd zu er-

werben 9). Sollen Landstriche aus der im Gemeinb. befindlichen Flur an einzelne Gemeindemitglieder für längere oder kürzere Zeit zur Bebauung oder zu dauern-

der B.nahme (Allod, Sonnenlehen) überlassen werden %), so erfolgt dies durch Einhegung. Diese typische Einhegung

geschah

in mannigfachen

Formen;

meist

durch Umreiten 2%), durch Umpflügen 22), auch durch Umgehen ®%), wobei die Zeit,

innerhalb welcher die B.nahme erfolgen muß, meist begrenzt ist. So umspannte Dido mit einer Ochsenhaut das Gebiet

von Karthago 2%), Nicht hierher gehören

die verschiedenen Sagen, in denen ein Streit über die Grenze zwischen benachbarten Kantonen dadurch entschieden werden soll, wo sich die beiden Boten

1156

begegnen. Denn dies ist keine eigentliche B.nahme, sondern eine Wette. . Machtsymbol 2%) bei der B.ergreifung ist auch das Aufsetzen des Fußes auf das betreffende Land ®%), ein Ritus, der ebenfalls bei der Adoption vorkommt; auch haftet an der Fußspur der Seelenstoff 27),

so daß

sohle

die indischen Gurus mit der Fuß-

den

Segen

erteilen.

®) Liebrecht Zur Volksk. 311. ®) Urquell 4 (1898), 143. *) Liebrechta.a. O0. 356. 9) Wuttk 8e 674. 2) Mannhardt Germ. Mythen 132. 1) Simrock M ythol. 243. 1) Grimm Myth.ı, 165. 3) Liebre cht Gervasius 98 ff. 1) Rochholz Sagen 2, 67. ”) Goldmann Einführung 20 ff. 2%) E, H. Meyer Germ., Mythol. 281, »”) Lütolf

Sagen

66 Nr. 25. %) Max

Weber

hältnisse des Altertums im Handwb.

wissenschaften;

August

Meitzen

A gravver-

der StaatsSiedlungs-

u. Agrarwesen der Germanen; Karl Lam Precht Deutsches Wirtschaftsleben im MA. 2) Kuhnu Schwartzg7>, 479; Scham bach u. Müller 15. 330; Eckart Südhannov. Sagen 131. %) Müllenhof{f Sagen 65 Nr. 70. ®%) GrimmR4.1, 119 ff. 24) Knuchel Umwandlung 106. ®%) Hoo PS Reallex. Art. Rechtssymbole. 2) ZfVk, 4 (1894), 173. ”) Schönwerth

Oberpfalz 3, 200.

3. Eine magische Abart der B.ergreifung ist das Ziehen eines Zauberkreises, in den nichts Fremdes, Feindliches eindringen kann (s. Asyl und Abwehrzauber). Der Graf von Wolffstein zieht durch einen Schwertwurf einen magischen Kreis eine halbe Stunde im Umkreis von seinem Schloß, damit der Teufel sich nicht nähern und das ihm verfallene Kind nicht holen könne ®%), 2%) Ebd.

3, 65f.

4. Zufolge

des Wesens

des

B.es

muß

bei jeder Änderung in der Person des Besitzers aufs neue eine B.ergreifung stattfinden. Der Erbantritt geschieht in feierlicher Weise. Ererbtes Land wird auch vom König ®) feierlich umwandelt und umritten. Bei B.übernahme von Fremden wurde ein besonders ausführliches Zeremoniell geübt, bei dem das Auslöschen und Wiederanzünden des Feuers

eine

große

Rolle

spielte %).

Es

wurde

dabei besonderes Gewicht darauf gelegt alle wichtigen Einzelbestandteile beson. ders in B. zu nehmen, seine Verfügungsgewalt zu zeigen %), Der Erwerber eines

1157

besprechen

Grundstückes mußte sich auf diesem als

Herr

benehmen,

indem

er auf dreibeini-

gem (d.h. altväterlichem, zum Melken wie zu allerlei Zauberbrauch ebenfalls verwendetem) Stuhle dort saß und Gäste bewirtete oder Feuer anzündete. Das Ackergrundstück wird in gleichem Sinne mit einem Pflug oder Wagen befahren. Oder man tritt über die Schwelle des Hauses 3). Bezieht man ein Haus und will sich vergewissern, daß die früheren Mieter nicht das ‚„,‚Glück‘‘ weggenommen haben,

so

läßt

hineinflattern %).

man

eine Henne

vorher

2%) Knuchel Umwandlung 107. ®) ZtwVk. %) Strackerjan zz, 222 11 (1914), 222% Nr. 460. %) H oo ps Reallex. 3, 478. ®) Lie bM. Beth. recht Zur Volksk. 358.

besprechen. I. Begriff, — 2. Bezeichnungen. — 3. Besprechende Personen. — 4. Vorgang. — 5. Zeit und Mittel. — 6. Formeln. — 7. Anwendung. —8. Erklärung. — 9. Geschichte und Literatur,

1. Begriff. B. bedeutet: Ausübung des Wortzaubers (s. a. Wort, Zauberformel, -segen, -spruch, Zauber und Zauberei), vielfach begleitet von Ha uchund Berührungszauber und bildet schon in den ältesten Zeiten einen wesentlichen Bestandteil des Zauberns überhaupt. J. Grimm schreibt hierüber ?!): „Noch stärkere Macht als in Kraut und Stein

liegt in dem Wort?) und bei allen Völkern geht aus ihm Segen oder Fluch hervor. Es sind aber gebundene, feierlich gefaßte Worte, wenn sie wirken sollen,

erforderlich, Lied und Gesang. Darum hängt alle Kraft der Rede, deren sich Priester, Arzt, Zauberer bedienen, mit den Formen der Poesie zusammen. Ausdrücke des Sagens und Singens treten über in den Begriff des Zauberns, die &o34 wird &xao0ı3y (Od. 19, 457), Erpd%, sprechen, singen, wird b., besingen, cantare, incantare. Dem Segen gegenüber steht der Fluch, dem Heil der Schade*‘3). B. kann sowohl bezaubern oder verzaubern (s.a. verhexen), als auch entzaubern bedeuten. Weitaus überwiegend wird es im zweiten (guten) Sinne gebraucht.

1158

A. Unter b. im Sinne von entzau-

bern

(s.

a.

Zauber,

-kunst)

versteht

man nach antikem wie christlichem Glauben das Vertreiben eines Dämons, der in einem Menschen, Tiere oder Gegenstand hausend als die unsichtbare Ursache eines dort vorkommenden oder von dort ausgehenden Übels angesehen wird. Als solches ist es das älteste magische Heilverfahren. Denn Krankheit oder Gebrechen aller Art galten, auch wenn die Ursache deutlich erkennbar war, im Volksglauben von jeher als durch einen bösen Geist (Dämon) hervorgerufen, „angehext‘‘. Zahlreiche Bezeichnungen, wie: Hexenbanner, Teufelsbanner, Geisterbanner, Hexenmeister u.ä.*) für den das B. Ausübenden, sowie

das Anreden des Übels mit Schmeichel-

worten, um die feindlichen Mächte nicht zu erzürnen ®), weisen auf die Auffassung der Krankheit als Dämonenwirkung noch deutlich hin. Sie zu vertreiben, d. i. den bösen Geist (Dämon) zu überwältigen, bedurfte es daher besonderer, übernatürlicher Mittel: des Zaubers und zwar des entsprechenden Gegenzaubers. Gelang es, den Geist — sei es im Guten, sei es im Bösen — zu entfernen, so erfolgte die Genesung. Die Heilung ist im Grunde also immer ein Kampf %), eine Dämonenbändigung bzw. -austreibung, oder eine Dämonenversöhnung, ein ‚„‚Büßen‘‘, wie es der märkische Bauer noch nennt”). Nächtliche Beklemmung verursacht der

Alp, er heischt ein Opfer, eine ‚„‚Buße‘‘. Dies bezeichnet Lippert ®) als die älteste Auffassung einer Krankheit und ihrer Heilung.

Besprechung und Zauberspruch wurde als heidnischer Brauch vom Christentum bekämpft, ‚meist freilich mit dem geringen Ergebnis, daß die Sprüche entweder christianisiert oder durch christliche Gebete und Sprüche ersetzt wurden, oder sich gar völlig unverändert, mehr

oder minder verborgen, im Gebrauch erhielten‘‘ ®). Prinzipiell ist zwischen Zauberspruch und Gebet kein Unterschied, da beide Sprüche oder Worte enthalten, die mit wunderbarer Kraft erfüllt sind. Das Heidentum bannt die Dämonen 37*

1159

besprechen

durch Zaubersprüche, das Christentum durch Gebete. Nur daß im Gebet eine höhere Macht angerufen und zur Ausführung des Gewünschten veranlaßt wird, während der Zauberer es aus eigener Machtvollkommenheit unmittelbar erreichen kann ?2), 1) Myth, 2%, xo23. ?) Vgl.auch Lehmann Aberglaube? 101; Stemplinger Aberglaube

81 f.; Pfister Schwaben 3x. Mythus u. Religion ı, 499.

3) Vgl. *) z.B.

Volksheilkunde ı, 78; Saxrtori

Wundt Höhn

Westfalen 74.

5) Manz Sargans 68. %) Pfistera.a. O. 53; Lippert Christentum 177; John Westböhmen 268; Lauffer Niederd. Volksk. 73. 77. 79. ’) Lipperta.a.O. ®) ebd. ®) Pfister in Pauly-Wissowa Suppl. Bd. 4 (1924) ‚Epode‘; vgl. dazu: 3, 230; Lam mert

Schönwerth Oberpfalz 28; Hess, Bl. ı (1902), 2;

Fox Saarl, Volksk. 300; Stemplinger Volksmedizin 50. %®) Pfister ebd,

2. Vielerlei Bezeichnunge sin nd für das B. im Gebrauch, aus denen allein schon die mannigfaltigen Formen, in denen es geübt wird, erkennbar sind. Z. T. tritt aus ihnen der bloße Wortzauber, z. T. der damit verbundene ganze Handlungskomplex hervor; manche Bezeichnungen sind von einem bloßen Bestandteil des Heilverfahrens her genommen. Bloßer W ortzauber, später allerdings vielfach auch mit Handlung verbunden, liegt folgenden Bezeichnungen zugrunde: B. (über die Etymologie des Wortes ‚sprechen‘ (‚b.‘) s. F. Sommer, Beschreien

und

B.

beim

idg.

Urvolk)!),

anspre-

chen !!), versprechen !?); anreden 23), be-

reden !*), reden !5); abraten 16), raten!7); ansegnen 1), besegnen !®), segnen ®), versegnen 2); daneben verschiedene Dia-

lektformen wie ‚utsiägen‘ (aussegnen)

im

Landkreis Dortmund ??) u, ä.; beten (da-

von Beter, Beterin) ®), mit verschiedenen mundartlichen Nebenformen wie ‚biän‘,

wiägbiän‘ 2%) u. ä.; verbeten ®); vertreiben (syn. mit verbeten) 2%); festsetzen (syn. mit b., besegnen) ?); binden (syn. mit segnen und versprechen) ®); bannen ®); berufen ®) (s. a. dieses); pröpeln %) (nach J. Grimm 3): murmeln, verwirrt und unverständlich reden, plappern); bewispeln 3), pischbern 3), pespern ®) (flüstern) u. ä. m.

1160

Auf Handlungen, die das Wort begleiten, deutet eine Reihe von Bezeichnungen hin, die absichtlich ganz allgemein und unbestimmt gehalten sind, wie es im Zauber mit Vorliebe geschieht: Brauchen (nach J. Grimm ®%): uti, anwenden, üben) im Sinne von ‚zaubern‘, durch Sympathie heilen, ist besonders im Schwäbischen, aber auch in andern deutschen Gegenden bekannt, davon die Subst. ‚Braucher‘, ‚Brauchbüchlein‘ (Büchlein mit solchen Rezepten) 37), Brauchspruch, Brauchebaum (vgl. unten 4). Das Wort [die nächstliegende Herleitung von ‚gebrauchen‘, d. i. Sprüche u. ä. gegen Krankheit gebrauchen, vertritt neben Grimm u.a. Massing in Zfrw. Vk. (z, 141, vgl. Helm ebd. 5, 287 f.), während es von Esser (ebd. 5, 102, 207) künstlich von ‚berauchen‘ = ‚beräuchern‘ unter Annahme des Beräucherns als ursprünglicher Begleithandlung hergeleitet wird. In jüngster Zeit wird die in den Kreuzn. Heimatbl. ı (1921) Nr. 12 vom 11. August ausge-

sprochene Vermutung, wonach deutsch ‚brauchen‘ mit hebräisch ‚berech‘, d. i. ‚segnen‘, zusammenhängen solle, von

A. Becker befürwortet ®). Vgl. dagegen die klare Behandlung bei F. Pfister a. a. O.] wird in mannigfacher Weise angewendet. Niederd. ‚wat brüken‘ bedeutet: Arznei nehmen ®), die Kranken ‚lent sich brüche‘ %) (lassen sich brauchen), alte Frauen brauchen den (Dat.!) Leuten, der Sympathiedoktor braucht dem (Dat.!) Kranken 41). Pfister 42) weist auf die verblüffende

Übereinstimmung

schen

Wort

chenden

zwischen

‚brauchen‘

Bezeichnung

und

im

dem deut-

der entspre-

Griechischen

(xe@o&@:) hin, die auch neben der gewöhnlichen Bedeutung ‚machen‘, ‚tun‘, die magische: weissagen und zaubern hat und gibt eine geniale Interpretation von Od. 8, 79; 5, 396; 10, 64. Ebenda wird auf den Zusammenhang von yxpäsdaı mit xeip als dem Organ, mit dem vorzüglich gebraucht wird, hingewiesen. Für ‚brauchen‘ wird noch angewendet: (im elsäß. Sundgau) schirmen (mit ‚ret-

ten,

conservare‘

zusammengestellt) %);

1161

besprechen

1162

‚schurmen‘ (Breisachisch) aus dem frz. ‚charmer‘ abgeleitet 4), jüd. ‚schormen‘ = massieren %®); ‚stillen‘ (ältere Bezeichnung für br. %), ferner: dafür tun, was tun, dafür können, an einen Ort gehen u. dgl. unbestimmte Bezeichnungen mehr %). Daneben tritt ‚büssen‘ (ahd. puo-

ster

deri; dem Übel abhelfen, heilen %). Mhd.

1908, 207. ®) Myth. 3 *, 304 f.; vgl. Schmitt Heitingen 16, “) Andreea.a.O.; Lauf-

zan, betan

=

emmendare

aber auch me-

büezen, büzen (mit Dat.!): das Kopfweh durch B. heben %). Die buoze (das Zaubermittel) versuo-

chen,

Morolf

916.

Sühte

büezen,

Frei-

Büßen

heißt

dank 163, 16; de tene böten (Zahnschmerz

stillen)

bei

J. Grimm

5).

‚heilen‘, ‚sanare‘ wie Buße: Heilmittel. . Nebenformen: niederd. böten, boeten

(im Teuthonista ‚zaubern‘),

mnl:ut boe-

ten = sanare, Gefken boiten, bäute daun

= eine Besprechung vornehmen 5%), beuten, altn. byta °?), bäuten u. a. m. Von einem Teilverfahren hergenommen sind die Bezeichnungen: anblasen ®), blasen 5%), Blaser ®), anhauchen ®), anpusten ”), pusten, streichen ®), von damit verbundenen Hantierungen: messen ®) u. ä. m. x) WS. 7 (1921), 102 ff. 1) Schramek Böhmerwald 284, auch ‚onsprechen‘ ebd. 280;

ZirwVk. 5 (1908), 207;

bach

sen 68; ZirwVk.

Johnebd.;

Schön-

Berthold v. R. 35. 1% Se yfarth Haltrich ebd.; John

Sach-

Siebenb. Sachsen 274; a.a.0O.; Schulle-

rus Siebenb.-Sächs. Volksk. 4x£f. 1%) Vgl. Preuß Psych. Forsch. 2 (1922), 170 ff. 14) Seyfarth a.a.O. !*) Schullerus a.a.O., 3) Frischbier Hexenspr. 26. 2) Ebd.; Urquell x (1890), 204; Schullerus a,a.0O. 2% Panzer Beitrag 2, 265. 275. ») Zahler Simmenthal 96; Manz Sargans 61.

68;

(1906),

»%)

Frischbier

170;

Brunner

Haltrich

a.a.

O.;

a.a.0O.;

Ostd,

ZfVk.

Volksk.

Grüner

ı6

247.

Egerland

36; Bartschz, 3ı8f. %) Hellwig Aberglaube 57 f. 2®) Sartori a.a.O. 972. 33) Allgemein, z.B. Strackerjan ı, 78; Pfistera,a.0O. % Sartoria.a.O, 23) John a.a,O. 268; Weisel Landstor (Beitr. z. sudetend. Volksk. XVII) 35. 2) Weisel ebd. 2) ZfVk. 16 (1906), 170. %) Haltricha.a.O. ®) Brunner a.a, O0. ®%) Hovorka-Kronfeld

ner

a.a.

O0.

3)

ı,62;

Seyfarth

Brun-

aa.

OO.

3) Grimm DWb. %) Sartori a.a.O. 3) Diener Hunsrück 93. %) Schullerus a.a.0. %) Grimm DWbdb. 7) z.B. Pfi-

a.a.O.

Diener

®%) Becker

Hunsrück

92;

Pfalz

Fox

Saaryl.

137.

Vgl.

Volksk.

296 ff. ®) Me y er Baden 563. %) Ebd. *!) Pfi-

ster

a.a.O.;

Meyer

a.a.0O.;

Bartsch

a.a. O0. 4) a. a. O0. %) ZfrwVk. 3 (1908), 207. 4) Meyer Baden 563. %*) Fox a.a.O. 4) Bartsch z, 318f. #) Bohnenbergerı, ı2;Lipperta.a.O. 177; Zahler a.a. 0.96; Engelienu. Lahnz251;Seyfartha.a. 0.68. ®%) Grimm m Myth. 2 *, 866. 4)

Lexer

fera.a.0.

a.a. O. 84.

Mhd.Wb.

u.

‚büzen‘;

%) GrimmDWbd.

*)

Höhna.a.

s. ZfrwVk.

8) Lau{fifer

O0. 72.

®)

Ebd.;

Bohnenbergeraı, ı2; Pfistera.a. O. 27f. %) Allgemein, z. B. Bohnenberger

a.a.O.; Pfister a.a.0O. ”) Engelien u.Lahna.a.O.;Brunnera.a.0O.®) Bohnenberger ebd, ”) Brunner ebd,

3. Besprechende

Personen.

Nur wenige verstehen die geheimnisvolle Kunst des B.s und erfreuen sich daher sehr starken Zuspruchs ®). Häufig sind es Schäfer, die durch ihre innige Berührung mit der Natur über die wunderbare Gabe verfügen %). Daneben verstehen sich aber auch Schmiede ®), Metzger 6), Scharfrichter %), Schinder, Hebammen %) , Bauern ®%) , Kapuzinermönche ®%) u. a. m. auf diese Kunst. Solche Leute haben eine förmliche Praxis und daher auch eine Berufsbezeichnung wie: Braucher®), Blaser®), Büs(auf das Analogon ser"), Beter) im griechischen &enp

s. bei Beter),

oder

einfach, wieder möglichst unbestimmt: „der Mann‘‘??Z). Sie halten Sprechstunden ab wie berühmte Arzte und haben einen ausgedehnten Kundenkreis ?). Der Ruhm vieler von ihnen ist weit über die Grenzen der Gemarkung hinausgedrungen und lockt oft aus weiter Entfernung Rat- und Heilungsuchende herbei 7%). Es gibt Leute, die nur für dieses oder jenes 75). Übel, andere, die „für alles können‘‘ Das B. kann in der ganzen Gegend oft nur eine Person, die die Formel sehr geheim hält 7°). Man weiß auch in der Umgebung: dieser kann für das, jener für jenes, und die Leute helfen sich gegenseitig aus 7). beNach einigen Gewährsmännern sorgen das Brauchen „fast ausschließlich Männer‘‘%®), nach andern hingegen

db2 1163

besprechen

„ältere Personen, namentlich Frauen‘‘ ®), endlich ‚,meist alte Leute beiderlei Geschlechts‘‘ ®), Das B. ist eine geheime Kunst, dieerblich ist und sich oft durch Generationen in einer Familie forterbt %), Der berühmte Bauer von Feichten (Bayern) erweist urkundlich, daß seine Ahnen seit 200 Jahren durch heilkünstlerische Tätigkeit sich auszeichneten 82), Sie kann aber auch durch Mitteilung übertragen werden, jedoch nur von Mann auf Frau und umgekehrt, wie

mitunter

Weibsbild

auch

braucht‘‘

nur

und

ein

Mann

„am

umgekehrt ®).

Nach der Meinung mancher dürfen die Formeln nur Jüngern mitgeteilt werden, aber nicht zu vielen, sonst verlieren sie

ihre Kraft %). Nach Ansicht andrer sind sie „zu stark‘, als daß man sie jedem preisgeben könnte ®). Ihre wunderbare

Kraft kommt auch in der Sage zum Ausdruck, daß sie von Göttern oder Heroen den Menschen offenbart worden seien. — Das Brauchen soll den Brauchenden sehr angreifen ®)., Manche sind darum nicht gern geneigt, eine Besprechung vorzunehmen, weil die Gefahr besteht, daß

sie selbst vom

Übel befallen werden ®).

Für das B. darf nichts verlangt werden, sonst hilft es nicht ®). Wohl aber darf der Besprechende das, was man ihm unaufgefordert und frei-

willig gibt, annehmen ®). Früher hieß es allerdings, sie dürfen nicht mit Geld be-

zahlt, ja nicht einmal bedankt werden ®), (Ein Heilmittel, für das man dem Geber dankt, hilft nicht) ®%), ‚Heute schaut man darauf schon weniger, doch wird ihnen vielfach noch das Geld nicht direkt in die Hand gegeben, sondern irgendwo, wo man glaubt, sie finden es leicht, liegen gelassen‘‘ 92), ®) Manz a.a.O, 61; ZirwVk, 1907, 121; ebd. 1908, 93 und die dort angeführten Stellen. Sl) Lauffer

a.a.O.;

Pfister

a.a.0O.

26;

ZfVk. 23, 59; Höhn a.a.0.77; Fox a.a.O. 297. %) Höhn ebd.; Fox a.a.O. 297. ®) Höhn ebd. % Becker a.a.O. 134. °) Fox a.a.O.; Höhn ebd. %) Höhn ebd. #) Sartori Westfalen 72. 6) ZirwVk. 1908, 206;

Höhn

a.a.O.;

Pfister

Bohnenbergera.a.O.

Pfisterebd.27;

®)

a.a.O.

Höhn

24;

72;

Bohnenbergera.a.0.

%)

1164 Haltrich

a.a.O.

268;

258;

ZföVk.

Pfister

ebd.

6,

31;

7) Höhn a.a.0O. 70; Pfister nenberger a.a.0O.; Höhn

23)

Höhn

ebd;

115;

ZfirwVk.,

Bohnenberger

a.a.O.;;

ebd.

29. 72) Bohebd. 72. 78.

%) Bohnenberger a. a. O,; (1913), 290 f.; Urquell 4 (1893), 25f. trich

John

Weisel

ebd.

Z{Vk. 23 75) Hal-

a.a.O.

76.

76) ZfrwVk. 1908, 93; SAVKk. 17, 63. ”) Zahler a.a.O. 97. ®) Bohnenberger a.a.0O.; Strackerjan a.a.O. 73; Schramek a.a, O0. ”) Strackerjan a. a. O.; ZirwVk. 1905,

schweig

I41;

417;

1I913,

194;

Wrede

Andre

Rhein.

ee

Braun-

Volhsk.

132.

%®) Seyfarth a.a.O. 68; Meyer a.a.0O. 565. %) Allgemein, z. B. Andree a.a.O.;

ZirwVk. 1907, 121; Zahlerl.c. u. Anm. 4; Pfistera.a.O. 31; ZfVk. 23 {1913), 290 f.;

Diener

Hinsrück

8) Meyer Frischbier

42, ®) Bavaria

a.a.0O.; Hexensp.

I, ı, 460.

ders. Volksk. 266; 26; ZirwVk. 1905, 74;

ZfVk. 16 (1906), 170; Andree a.a.O0.; Strackerjana.a,O.; Lauffera.a.O. 85; Wrede Rhein. Volksk. 132; Bavaria 4 (1866), 222; Sartori Westfalen 72. 84) Manz

a.a.

OO.

58;

Bartsch

Mecklenburg

2,

323;

Zahlera.a. 0.97. ®) Vgl. Preuß Relig. ut. Mythol. ı (1921), 16. 8) ZirwVk. 1920, 56. $) ZfVk. 7 (1897), 411; Manz a.a.O. 68. 8) Grimm Myth. 975; ZfVk. ı (1891), 198;

9

(1899),

210;

23

(1913),

290 f.;

Manz

a.a. O0. 59; Strackerjan a.a.O. ı, 72; Seyfarth a.a.O. 70 mit Anm. 2; Zahler a. a. O. 97 und die dort angeführten Stellen, ®) ZfVk. ı (1891), 198; Seyfarth a.a. O0. %®) Zahler a.a. O. 97; Strackerjan ebd. %) Schweizld. in Zahler a.a.0., Anm, ®) Zahlera.a. O,; ZfVk.a.a, O.

4. Der Vorgang findet gewöhnlich in Anwesenheit des Patienten (in

seinem Haus, beim Arzt, aber auch andernorts, z. B. im Wirtshaus) statt, kann aber auch aus der Ferne erfolgen.

Als Vorbereitung wird wähnt: eine Räucherung

bzw., wo

mitunter erdes Hauses,

es sich um Viehkrankheit

han-

delt, des Stalles *); das Entzünden eines Feuers

am

offenen

Herd,

das

mit

be-

stimmten Kräutern, z.B. Wermuth, Fitzbohnenkraut u. ä., genährt werden muß ®) u. dgl. m. Anwesende werden meist vorher hinausgeschickt. Wenn sie geduldet werden, müssen sie sich ganz ruhig verhalten, mitunter sogar das Haupt entblößen ®). Der Erfolg der Behandlung wäre gefährdet, wenn jemand während des B.s hineinredete”), Kinder dürfen der Bespre-

1165

besprechen

chung nicht beiwohnen ®). Die helfende

Person darf auf dem Wege zum Kranken, während sie die Besprechung vornimmt und manchmal sogar beim Weggehen, keinen Menschen anreden und auch nicht grüßen, da die Handlung sonst erfolglos

wäre ®). Auch der Kranke soll während des Vorgangs schweigen und von der Kur, die oft Wochen und Monate in Anspruch nimmt, niemandem etwas mitteilen 1®), So muß alles möglichst unauffällig und geräuschlos vor sich gehen 1). Das Geheimnis spielt, wie im Zauber überhaupt, so auch hier eine hervorragende Rolle (Verhütung von Gegenzauber). In unzähligen Formen und Variationen

wird das B. geübt. Selten ist es ein bloßes Murmeln!?) geheimnisvoller Sprüche 13) und Gebete !®%); meist sind mit dem gesprochenen Wort allerlei Handlungen verbunden. Als solche sind zu nennen:

Anhauchen

der

leidenden

Kör-

perstelle 1%) (s. a. Hauch, hauchen, Atem),

Benetzen!®) derselben

und

mit

Bestreichen

Speichel),

auch bloßes Berühren), Kneten!®), Umkreisen der kranken Teile mit den Fingern 1), Auflegen der Händel!) (s. Handauflegung), Messungen!?) (so z. B. Abzählen des Geäders der Hand des Kranken zur

Feststellung des Übels und Heilmittels dagegen) 43) u. dgl. m. Sehr häufig ist das, gewöhnlich wiederholte, Kreuz-

schlagen!" und Anrufen heiliger Personen), wie sich überhaupt Christliches und Heidnisches in buntem Gemisch teils nebeneinander findet, teils ineinander aufgegangen ist 116), Wurde beim B. der Name dessen genannt, ‚für den‘ gebraucht wurde, so mußte es der richtige Taufname sein, nicht der Ruf- oder der Name, unter dem

die Person sonst wohl bekannt war. Deshalb

kamen

in früheren

Zeiten

oft

die

Leute und ließen sich im Kirchbuche nachschlagen, mit welchem Namen die einzelnen Personen in der Taufe belegt waren 117), Mehrfach wird erwähnt, daß der Besprecher den Patienten während der Be-

1166

handlung scharf fixiert!); auch erhält dieser mitunter die Aufforderung, dem Arzt ins Auge zu sehen, bis er sein ‚Augen-Mannli‘ (Spiegelbild im Auge) sieht 119), In Vilters warf sich ein des Warzenvertreibens Kundiger vor Vornahme der Besprechung in einen mit einem auffallend großen Knopf versehenen Rock, worauf der Patient den Knopf

fixieren mußte 1%) (über Mittel zur Förderung der Hypnose vgl. u. 8.). Wo Frauen die Kunst ausübten, bestand sie gewöhn-

lich darin, daß die Beterin die rechte Hand auf die kranke Stelle legte und betete, oder daß sie, nachdem sie die kranke Stelle berührt hatte, hinausging und draußen betend auf und ab wan-

delte 121), Häufig

äußert sich die Vorstellung, daß die Krankheit auf andere, selbst leblose Gegenstände übertragen, so z.B. auf ein Stück Baumstamm, genannt „Brauchebaum‘‘ !?*?), verpflöckt werden kann 1%) (s, verpflöcken). Die Behandlung kann auch durch Fernwirkung erfolgen, auf Grund genauer Beschreibung der Art und des

Sitzes des Übels 12).

Spruch und Gebet wirken aber nicht nur gesprochen; sie können, da die ihnen innewohnende magische Kraft auf Gegenstände übertragbar ist, auch in gemit Speise und Form schrieben er Trank eingenommen, bzw. als Amulette getragen werden 12%), Zur Verstärkung der Wirkung dient die Wiederholung !®), So wird die Behandlung auch mehrmals hinter-

einander vorgenommen.

*%) John a.a. O. 268; ZirwVk. 1908, 208, 5) ZirwVk. 1909, 293. ®) Engelien u. Lahn 251 Nr. 130; Frischbiera.a.0. ”) Seyfartha.a.O. 70. ®) ZirwVk. ebd. ®) ZföVk. 13, ı21; Wrede Rhein, Volksk. 96; HovorkaKronfeld

a, 63;

ZirwVk.

1913,

194;

nach

der Behandlung ist das Reden erlaubt: Strakkerjan ı, 73. 1%) Hovorka-Kronfeld a. a. O.; ZfrwVk. 1913, 194. 19) Z{Vk., 16 (1906), 170. 192) Geschrei und lautes B, zur Vertreibung der Krankheitsdämonen wird er-

wähnt

ws)

bei

Schramek

1908, 206;

Urquell

68;

Hovorka-Kronfeld

ı

Manz

a. a. O.

204;

a.a. O0.

61;

62,

280, 284;

ZirwVk.

Seyfarth

a.a. O,

Hovorka-Kronfeld

(1890),

ı,

Höhn

74;

ı, 104;

ZfitwVk,

1167

besprechen

1905,

I42;

104) ZfrwVk.

1908,

101;

1909,

1907, 121; 1908,

293.

101;

107.

12T.

Schramek

a.a.0O. 284; Strackerjan 1, 73. 195) ZfrwVk. 3907, 121; I908, 101; I909, 293; I913, 194 mit Anm, 38; ZfVk. 5 (1895), 34. 1%) ZirwVk. 1908, 101. 17) ZfVk. ebd.; ZirwVk. 1905, 142.

16)

Schramek

a.a. O.

280;

Strackerjan

a.a. O0. ı, 78; ZirwVk. 1907, 121; 1908, 101; 1909, 293. 1) ZfVk, ebd. 1!) Manz a,a. 0.67. 1) ZfrwVk. 1908, 206; ZföVk. 6 (1900), 115;

Strackerjana.a.0O; HovorkaKronfeld a, 144. !) Schramek a.a.0O. 2113) Urquell 4 (1893), 25f. 14) Lam-

mert 28; ZirwVk. 1913, 194; Strackerjan ı, 73; ZfVk. ebd.; ZföVk. 6 (1900), ı15;Hovorka-Kronfelda.a.O.

115) ZfVk.ebd.;

Höhn

26) Andreea.a.O, 86;

Lammert

74; ZirwVk.

303;

a. a. O.;

Lauffer ZfrwVk.

1905, 280.

a.a.O.

1905, 280.

27) ebd, 218) Z., B. Manz a.a.O. 61. 67, 28) Ders. und die dort angeführten Stellen. 1%) Manz a.a.0O. 61; vgl. dazu Lehmann aa. 0. 647; Brunner Ostd. Volksk. 251. a) Strackerjanaı, 78. 22) ZfVk. 19 (1909), 246. 1%) Hovorka-Kronfeld I,

184;

Lauffer

„aus dem

195;

a.a.O.

85.

Glied und ins Holz‘

u. Anm.

4; auf ein Beil:

Auf

eine Axt

ZfVk. 5 (1895),

Bartsch

2, ı11

u.a.m, 1% Strackerjan ı,72; ZfVk.9 (1899), 209. 125) Pfister in Pauly-WisSOWAa II, 2156 (Kultus). 2%) ebd. 2155.

5. Zeitund

Mittel.

Auch für die

Zeit, in welcher eine Besprechung vorgenommen werden soll, gelten verschiedene Bestimmungen. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Wirkung ist Phase und Stand des Mon des. Krankhafte Auswüchse werden mit Vorliebe in der Zeit des abnehmenden Mondes

zum Schwinden gebracht!?), auch Zahnschmerz 1%) (Analogiezauber) u. ä. m.

Freilich mitunter auch bei zunehmendem Mond 1%), Daneben gilt als günstig für

die Besprechung: Vollmond 1%), Neumond 131) oder ganz allgemein: die zweite Monatshälfte 132), Unter den Wochentagen

spielt der Freitag!) die Hauptrolle, insbesondere die Karfreitagnacht 1) als besondere Hexennacht. Als günstigster Zeitpunkt wird überhaupt

die

Nachtzeit

(der

Abend

nach Sonnenuntergang 135), der Morgen vor Sonnenaufgang 1%), um Mitternacht) 1”) betrachtet. Als ein besonders heilkräftiges Mit-

t e1zum B. wird der Überrest des Schmal-

zes gerühmt, „in dem an Fastnacht oder

1168

Aschermittwoch die Schmalzküchlein gebacken wurden‘‘188), Auch Butter oder ein

Becher

voll

Branntwein,

vor

der

Handlung in die Hand genommen 1%), fördert die Wirkung. Außerdem spielt die Verwendung gew. Kräuter, z. B. des Dills 14°) (vgl. auch oben 4), von Erde aus einem neuen Grabe (Strackerjan a. a. O.), sowie von allerlei Talismanen,

sog. ‚„‚Brauchsteinen‘‘ 141), deren große Zahl gibt, eine Rolle. 12”)

Manz

Kronfeld

ı,

a.a,. 0, 63;

58;

Panzer

es eine

HovorkaBeitr,

2, 300.

12) Lauffer a.a.O. 85. 1?) Z, B. Warzen Laufferebd. !%) Strackerjan ı, 78. 131)

Andreea.a,

O.;

ZföVk.

Hovorka-Kronfeld Hunsr. Volksk. 93 f. 1%)

6

(1900),

a, 144; Urquell

25f. 1%) Andreea. a, O.; ZföVk. Hovorka-Kronfeld a.a.O.;

115;

Diener 4 (1893),

a. a. O.; Höhn

a. a. O. 74. 88. 102. 108, 1%) Ka pff Festgebräuche 2,14; Haltrich a.a.O. 15) Lauffer a.a.O.; Schullerus a.a.O.; Andree a.a,O.; a.a. 0.

Frischbier a.a.O.; Haltrich 1%) Frischbier a. a. O.; Ho-

vorka-Kronfeld

kerjan

ı,

72.

!”)

a.a.O.;

Strak-

Haltrich

ebd. ;

Strackerjan ebd. Zu alle 3 Zein ten wird die Handlung vorgenommen Haltrich

ebd.;

Strackerjan

ebd.;

Kronfeld ebd. u.a. 1%) berger ı, 24. 2%) Urquell

Hovorka-

Bohnen4 (1893), 8.

140) Lauffer a.a.O. 86, 11) ZfrwVk. 1911, 65; Becker Pfalz 116; Diener Hunsrück 93.

6. Unübersehbar ist die Zahl der B.formeln, die noch heute im Volke im Umlauf sind. Wie das B. ein Bestandteil des Zauberns, so ist die B.formel ein Teil der Zauberformel, s. daher Beschwörung Sp. 1117 ff. und Zauberformel, Segen.

7. Anwendung.

a) Ein Überblick

über die KrankheitenundLeiden bei Mensch und Tier, gegen die das B. angewendet wird, zeigt, daß es so ziemlich alle, namentlich auf dem Lande vorkommenden, sind. Am häufigsten werden genannt: Blutungen 142), Wunden 14%), insbesondere Brandwunden 1%), Brand 15), Fieber 14%), Rose (Rotlauf) 147), insbesondere KGesichtsrose 1%), Auswüchse und Hautkrankheiten, wie Flechten 149), Hautausschlag 1%), Geschwülste 1°1), Grind 12), Räude 153), Fingerwurm 14), Zitterrochen 15), „Schußplattern‘‘ 15%), Warzen 17), Kropf 1), Leichdorn 19), dann: Schlangenbiß 1%),

1169

besprechen

Zahnschmerzen 1%),

Augenübel1®),

An

inneren Krankheiten und Leiden: Scharbock (Skorbut) !®), abzehrende Sucht 1%), Wassersucht 1%), Gicht 1%), Muskelzerrung 197), Knirrband 16), Brüche 1®), Verstauchungen 1), Fluß 171), Nagelfluß 272), Drüsenschwellungen??), Gliederreißen!*), Kopfschmerz 15), Magen- und Gedärmegrimmen 7!76), Rachitis!”) und alle übrigen Kinder krankheiten!®8); Unfälle, z. B. ein im Halse stecken gebliebener

Knochen

(oder eine Gräte) !®), — Auch

bei Erkrankung des Vieh s nimmt man mit Vorliebe seine Zuflucht zum B., z. B. bei Milzbrand 1®), „,Wild- und Zwangwürzen‘‘ (das sind schmerzhafte Gebilde zwischen den Klauen des Rindviehs, welche die Tiere am Laufen hindern) 199, geschwollenen Eutern 18), gegen das „Wambet‘‘ der Kühe (d.i. ein Anfall von Wildheit, in dem sie an den Wänden emporspringen) 1%), bei Säuen, die ihre neugebornen Ferkel auffressen 1%) und unzähligem anderm 1%),

b) Andere Fälle, in welchen das B. angewendet wird, zeigen deutlich

dessen

eingangs

erwähnten

Doppelsinn

1170

Aberglaube 82. 1”) Kuhn

u. Schwartz

440

Nr. 324; ZifrwVk. 1909, 293; HessBl. 1920, 120; Z{iVk. 7 (1897), 411; Kuhn u. Schwartz ebd.;

Schnippel

Volksk. 1, 56. 134. 136. 18) Meyer

Baden 566; ZfirwVk. ebd. 14) ZfrwVk. 1905, 142;

Manz Sargans 67 u. die dort angeführten Stellen. 1®) ZfrwVk. 1907, 120. 151) Urquell ı (1890), 204; Strackerjana.a. O. ı, 73; ZfVk. 9 (1899), 209; Hovorka-Kronfelda., a. O.; Diener Hunsrück 94. 1%) Zahler a.a. O0. 54. 198) Ebd. 15) Meyer a.a.O, 135) Schramek 28:, 1%) Meyer ebd, 157) Manz a.a.O. 58. 61; Zahler Lauffer ebd.; Höhn a. a.

ebd.; O0. 69;

Zahler

Manz

Meyer a.a.O.; Stoll Suggestion 414 ff. 542f. 18) Zahler ebd.; Bavaria 3, 2 (1865), 944. 1”) Lauffer ebd. 1°) Wuttke 346 8 517. 19) Stemplingera. a. O. 82; ebd.;

ZifrwVk.

a.a.O. 57 (und die dort ZfdU. ebd.; Urquell ebd.;

tingen

16;

1913,

194;

zitierten Stellen). Schmitt Het-

Frischbier a.a. 0.

Lauffer a.a.©. 1%) Meyer Hovorka-Kronfeld ı, 144;

(1900), 115; ZfrwVk, 1ı908, a.a. O.; Urquell a.a. O.;

Pfister

a.a.O,

27;

206; ZfdU.

100;

a.a.O.,; ZföVk, 6

Zahler a.a. O.;

Stemplinger

a.

a. O.; Lauffer a.a. O. 84. 19°) Meyer a.a. O0. 14) Engelienu.Lahnz51;Lip-

perta.a.0O.

165) ZfrwVk.

Schrameka.a.

a.a.0O.;

vgl. Lessi

O0. 284;

1907, 120.

1%) Ebd.;

Stemplinger

ak Gicht;

Urquell a. a. O.;

ZfdU. a. a. O.; Schramek a.a.O.; Diener Hunsrück a. a. O. 93. 19°) ZfVk. 5 (1895), 195. 16) Ebd.; Bartsch z,ıır. 1%) Höhn 69. 17) Hess, Bl. ı (1902), 2 ff.; Sartori Westfalen 72. ı) Wuttke 356 Nr. 533. ”?) Meyer

und somit die Begriffsgleichheit von B. mit Zaubern überhaupt. Dämonen vertreibung (Entzauberung) bezweckt . a. a. O. 173) Ebd. !”4) ZföVk. a. a. O.; Hodas B. einer Feuersbrunst %®%), hervorka-Kronfeld I, 144; ZfrwVk. beirufen (Ver- oder Bezauberung, 1908, 206 f. 75) Ebd.; Hovorka-Kronfeld ı, 144. 7°) ZföVk. a.a. O.; ZfrwVk. a.a. s. u. Abschnitt B) das B. von laufenden O.; Hovorka-Kronfelda.a.0O.; Höhn Pferden, um sie zum Stehen 18), von bellenden

Hunden,

um

sie zum

Schwei-

gen zu bringen !®8); von Waffen, damit sie nicht losgehen 18); hieher gehört auch der Glaube, sich durch B. unsichtbar machen zu können !®), der Liebeszauber (s. d.) u. a. m. Das B. von Sturm und Wetter kann sowohl Ver- als auch Entzauberung bezwecken. 142) ZirwVk.

1907,

120;

1913,

I94;

Meyer

Baden 566; Manza.a. O0. 72; Strackerjan ı, 72 u. 74; Urquell 3 (1892), 116. 236; Hovorka-Kronfeld a.a.0O. I, 63; Zahler a.a.0O. 54; Höhn a.a. O. 69;

Schrameka, a. O, 284; ZfdU. 6, 2, 124 ff.; Brunner a.a.0O.; Lauffer a.a.O. 85.

143) ZfrwVk.

1913,

194.

14) Zahler

a.a.O.;

Höhn a.a. O.; ZirwVk. a.a.O.; Wrede Eifler Volksk. 94. 14°) ZfdU. ebd.; Urquell a. a. O. 236; Diener Hunsrück 93 f. 14%) ZirwVk. Stemplinger 120; I913, 194; 1907,

69;

8)

Meyer

a.a.0.

Schullerus

Hunsrück

93 f.;

1”)

a.a.O.

ZirwVk.

Höhn

1913,

40;

a.a.O.

Diener

194 f.;

1918,

13) Lauffera. a. O. 86. 14) ZfrwVk. 99; Urquell 3 (1982), 256. 18) ZirwVk. I41 u. 280; 1907, 121; 1908, 13 u. 101;

1908, 1905, 1918,

194; Wrede Rhein. Volksk. 153. 1%) Urquell 1 (1890), 204. 1%) Fehrle Baden ı, 65. 231) SAVk, ı7, 63. 1) Fehrle a.a. OO.

194;

Meyer

Kronfeldz, Schramek

Zahlera. 1%)

a.a.0O.

563;

Hovorka-

184; Panzer Beitrag2, 265; a.a. 0. 280; ZfdU. a.a. O.;

a. O. 54 u. Anm. 4; Urquella. a. O0.

Grimm

DWb.;

Drechsler

2,

141;

Lauffer a.a.O.; Mogk Mythologie 404: ZirwVk. 1907, ı21; Diener a.a,O. 95. ) Sartori a.a.0O. 1) Ebd. 1) Grimm ebd. 1%) Lauffer a. a. O. 86.

8. Erklärung. Die Tatsache, daß sich das B. bis auf unsere Zeit erhalten konnte

und noch weit verbreitet ist, fin-

Y 1171

besprengen—Besuch,

det ihre Erklärung darin, daß in vielen Fällen wirkliche Heilerfolge damit erzielt wurden 1%), Sie beruhen auf Wesen und Wirkung der Suggestion, die sowohl aus dem Fixieren der Aufmerksamkeit 192) als aus der übereinstimmenden Angabe erwiesen ist, daß der Glaube an die Heilkraft die unerläßliche Vorbedingung für deren Wirksamkeit sei 1®), Man versteht ja unter Suggestion ‚eine solche Einwirkung auf einen Andern, daß durch

Mitteilung, Überredung,

mit

und

ohne angeschlossenen Befehl, Auftrag usw. sich ein fremdes Erlebnis derart in den geistigen Besitzstand des Suggestiblen einfügt, als ob es ein Selbsterlebtes, Selbsterlittenes, eine durch die Evidenz erwiesene Tatsache sei, welche sogleich oder später bestimmend auf sein Handeln einwirkt‘‘ 19), Wir sehen vom Volk unwillkürlich die Besprechung mit Zeremonien umgeben, die der Suggestion entgegenkommen. Dahin gehört außer dem Fixieren der Aufmerksamkeit auch das Geheimnis, mit dem man die Formel und die Handlung umgibt 19), — Die meisten Heilerfolge wurden bei Krankheiten nervöser Art, dann aber auch besonders bei, selbst

lebensgefährlichen,

Blutungen

1%)

und

Hautübeln erzielt, wie z. B. bei Warzen, deren Heilbarkeit „mit Umgehung des medikamentösen und chirurgischen Weges durch Suggestivbehandlung auch die exakte

Wissenschaft

gibt‘‘ 197),

ohne

weiteres

zu-

Es darf im übrigen nicht übersehen werden, ‚„‚daß sich die Natur oft auch selbst hilft und Heilung herbeiführt‘1%) ‘ und daß wohl die verschiedenen Heilerfolge, nicht aber die unzähligen Nieten bekannt geworden sind, die auch die magische Behandlung zweifellos zurückgelassen hat. 1)

Vgl.

Stoll

Suggestion

414ff.;

Hell-

wig Aberglaube 74; Zahler a.a. O0. 96; ZirwVk. 1905, 142; 1913, 194 £.; Urquell 3

(1892),

256;

Strackerjana.a.O.

®) Manz a.a.0O. 642. 3) Andree 70;

Manz

61. 67; Lehmann a.a.O.; Seyfarth

I, 73.

a. a. O. a.a.0.

a.a. O. 58 u. die dort angeführten

Stellen; ZirwVk. 1905, 74. 142; Zahlera.a.O. 96f.;Strackerjana.a.O.ı, 78.) Rein

besuchen

1172

Enz. Hdb, d. Pädag. 92, 73ff. 15) Manz a.a. 0. 58; Zahler a.a. O. 97 u. die dort

angeführten

Stellen;

ZirwVk. 1911,

65;

SAVk.

17, 63. 1) Stoll Suggestion 542; Geschlechtsleben 234; Manz a.a.O. 972. 27) Manz 61. 1%) Schramek a. a. O0. 280.

9. tur.

Geschichte und LiteraDie Geschichte des Bıs ist so

alt wie die Geschichte des Zaubers überhaupt. Das älteste Zeugnis bietet die B. der Wunde des Odysseus bei Homer (Od. 19, 457). Eine ausgezeichnete und erschöpfende Bearbeitung des griechischrömischen Materials mit reichen Literaturnachweisen bietet Pfister in seinem Artikel „„Epode‘‘ in Pauly-Wissowa, Erg.Bd. 4 (vgl. ders. Artikel ‚Kultus‘ $ 9, ebd. Bd. 11), worin er als die einzigen zusammenfassenden Behandlungen des antiken Stoffes: Welcker, Kl. Schriften 3, 64 ff. und Abt, Apuleius, erwähnt; vgl. noch: Stemplinger, Sympathie 76 ff. —

Bei den Germanen ist das B. nicht etwa als aus dem klass, Altertum übernommen,

sondern als bodenständiger Brauch zusekn, wie überhaupt schon bei ältesten Natur- und Kulturvölkern ren davon nachweisbar sind. Über B. im germanischen Altertum und vgl. Hälsig, Zauberspruch; s. auch a.a. O0. 300. Weitere einschlägige

anden Spudas MA. Fox Lite-

ratur: Ebermann, Blutsegen; Bartels, Medizin; Stoll, Suggestion; Sudhoff, Hdb. d. Gesch. d. Medizin (1922); Flü-

gel, Volksmedizin; Lessiak, Gicht. Für das Studium des B.s im MA. und in der Neuzeit bis J. Grimm sei vor allem auf theologische Handbücher, insbesondere auf Hefele, Conziliengeschichte verwiesen.

B. Über B. im Sinne von be- oder verzaubern (vgl. ı) s. berufen, beschreien.

Perkmann,

besprengen s. Wasserguß. Bestattung s. Begräbnis. Bestiarien s. Tierbücher. Besuch,

besuchen.

Besuch,

künde!); wäscht sie sich von vorne, dann kommt ein Mann, wäscht sie sich von hinten, eine alte Frau®%); leckt sie sich am Schwanz, so kommt ein unwerter Gast, schleckt sie sich aber am ganzen

Leib, kratzt mit der Pfote hinter dem Ohr und streicht sich über die Nase, dann kommt werter Besuch %) usw. (s. a. Katze). Wenn die Els tern ungewöhnlich lebhaft um das Haus fliegen, bedeutet es die Ankunft eines Bekannten oder Verwandten *). Nach der Berner Chronik Justingers sind Heuschrekkenzüge und reicher Salmen fang Vorzeichen fremder Gäste 5). Die Deutschen Pennsylvaniens haben noch die Kenntnis einer Reihe anderer Besuche anzeigender Tiere bewahrt: Wenn morgens eine Spinne gegen einen kommt, kann man B. erwarten ®%). Dasselbe trifft

ein, wenn der Hund sich in der Stube wälzt?), der Hahn in die Stube kommt 3) usw. — B. ist ferner zu erwarten, wenn man etwas Spitziges (s. d.) fallen

(s. d.) läßt und es dort stecken bleibt, ®); wenn sich am Stusich ‚„‚aufspießt‘‘ benboden

Splitter

nende

Scheiter

oder

Kohlen

kratzen‘‘, während ‚,Das Grab des Aberglaubens‘‘ 4 (1778), 246 bezeugt: „Wenn sich eine Krone von allerhand Farben, wie ein Regenbogen, um das Licht zeiget, am Tocht schwarz die Flamme und scheinet: so bedeutet es den B. eines

Tasse,

gemein verbreitet ist die Meinung, daß die sich putzende Katze Besuch an-

dem

aus

Ofen fallen 1). Die Rockenphilosophie (898 Nr. 28) 11) berichtet: „Wenn sich Abends der Respel am Span lich t sperret, so kommt des andern Tages ein Gast; und wenn man Salz darauf streuet, so muß sich derselbige Gast am Hindern



einem

Fällt

Kaffeetrinkens

die all-

wenn

ablösen!);

morgens beim Kehren ein Strohhalm in der Stube liegen bleibt !!); wenn das Feuer im Ofen prasselt !?) oder bren-

Gastes.‘‘

ı. Außerordentlich

zahlreich sind die Vorzeichen, kommenden Besuch anzeigen. Fast

1173

so

kommen

das

während Brot

Gäste 15);

bei

in

des

die

den

Deutschen Pennsylvaniens 1%) kündet ein

Teeblatt

im

Tee

dasselbe

an,

die

Zahl der Kaffeeringe in der Untertasse,

die sich nach dem Kaffeetrinken gebildet haben, gibt die Zahl der Gäste an”), usw. 18),

besuchen

1174

1) Meier Schwaben 2, 493 Nr. 306; SAVk, 21 (1917), 59 (mit weiterer Literatur); Reiser Allgäu 2, 436 Nr. 110; Alemannia 33 (1905), 303; Fischer Oststeirisches 114; Bartsch Mecklenburg z, 131 Nr. 556; Dähnhardt Volkst. 1, 97 Nr. 9; John Erzgebirge 33; Kuhn Märk. Sagen 386 Nr. 87; Müller Isergebirge 13; Grimm Myth. ı, 422 Anm. 2; 3, 437 Nr. 72 = Rockenphilosophie 95 Nr. 74; de Cock Volksgeloof ı, 100 (mit Literatur). ®*) SAVKk. 24 (1922),

66; vgl. Bartsch

Mecklenburg

2, 131

Nr. 556 c; vgl. John Erzgebirge 33. 3) SAVk. ı2, 151 Nr. 450; vgl. ı2, 279; Stoll Zauberglaube 135; Manz Sargans 118. *) Rank Böhmerwald

ı, 160;

Grohmann

67 Nr.

468;

Fischer Oststeirisches 114; Grim mn Mt. ‚ 437 Nr. 73 = Rockenphilosophie 97 Nr. 75; 3 467 Nr. 889; 3, 473 Nr. 1028. °) Nach Grimm Myth. 2, 951; 3, 328. ®%) Fogel Pennsylvania 80 Nr. 288; 95 Nr. 384. 7) Ebd. 92 Nr. 365 u. 366. ®) Ebd. 87 Nr. 337. ?) Alemannia 33 (1905), 303; Meier Schwaben 2, 493 Nr. 306; Schmitt Hettingen 18; Schönwerth Oberpfalz 3, 281; Pollin ger Lands-

hut

166;

Bartsch

Mecklenburg

2,

131

Nr.

557; Kuh n Märk. Sagen 386 Nr. 88; Dä hn hardt Volkst. ı, 97 Nr. 8; John Erzgebirge 33; Köhler Voigilland 395; Enders Kuhländchen 90; Fo gel Pennsylvania 94 Nr. 379. »)

Panzer

Beitrag

ı, 262

Nr.

89;

G rim

m

ı, 97 Nr.

7;

Myth. 3, 437 Nr. 71 = Rockenphilosophie 94 Nr. 73. 1") Bartsch Mecklenburg 2, 132

Nr.

558a;

Dähnhardt

Volkst.

2, 86 Nr. 344; Drechsler 2, 199 Nr. 569; Kuhn Westfalen 2, 60 Nr. 180; Müller

Isergebirge 34. 1) Grohmann 42 Nr. 261. 264; Urquell 4 (1893), 159 Nr. 153. 1) Urquell 4 (1893), 274 Nr. 16; 4, 74 Nr. ı5; John Erzgebirge 33. 1) = Grimm Myth. 3, 448 Nr. 435; S. a. weiter 3, 475 Nr. 1094; vgl. Rank Böhmerwald ı, ı59; Schönwert 8) Oberalz 3, 274 $ 44, 5. '°) SAVk. ı2 (1908), 279; Pi 1 Ö n we r Landshut 167. 1°) Fo ge 1 Pennsylvania 87 Nr. 336 (mit weiterer Literatur). »”) Ebd. 378 Nr. 2032. ®) Vgl. weitere Orakel bei Sartori Pennsylvania

Sitte u. Brauch 2, 178; Fogel 81 Nr.294; Dähnhardt

Volkst. 2, 86 Nr. 343 f.; John Erzgebirge 33. 252; Köhler Voigiland 395; Urquell 4 (1893), 74 Nr. 21.

2. Man hat die ganze Woche auf Gäste zu rechnen, wenn am Monta g sich ein solcher eingestellt hat!?) ; dagegen herrscht auch der Glaube, daß, wenn man jemanden Montag vormittags besucht, man ihm Unglück ins Haus bringe 2%), Wenn man jemanden im Zeichendes Fisches besucht, so regnet es immer ®), 2”) Urquell ı (1890), 46; vgl. Dähnhardt Volkst. x, 97 Nr. 6. 2%) ZfVk. 1(1891), 219 (Obersteiermark). %) Fogel Pennsylvania 245 Nr. 1273.

1175

Besuch, besuchen

3. Wenn man in einen Ort kommt, und die Schafe ziehen zugleich von der Weide ein, so ist man ein willkommener

Gast 2),

ins Haus

Stolpert

der

B.

mit dem rechten

beim

Eintritt

Fuß, so ist er

willkommen; stolpert er mit dem linken, so geht er besser wieder heim ®). Ein leer entgegenkommender Wagen läßt unsern B, nicht willkommen erscheinen %), Will man B. haben, so muß man drei Besen in den Ofen stecken, dann kommt welcher 2),

?) Kuhn u. Schwartz 463 Nr. 468. 2) Fo ge 1 Pennsylvania 85 Nr. 324. *) John

Erzgebirge 97

Nr.

4.

10;

Es

33.

?®)

Dähnhardt

Drechsler

ist

eine

2,

199

8

Volkst, 569.

weitverbreitete

ı,

Vor-

schrift, daß der B.er sich setzen muß, und wäre es auch nur für einen Augenblick, weil er sonst die ‚,Ruhe verträgt‘; das gilt namentlich dann, wenn eine Wöchnerin und ihr Neugeborenes besucht werden %). Der Glaube ist schon aus dem 18. Jh. als verbreitet belegt ??); wenn man, wie es auch heißt, bei einem B.e das Haus der B.ten schnell wieder verläßt, so nimmt man ihnen den sanften Schlaf 2). Ein Mädchen darf sich aber gelegentlich eines B.es nicht auf das Kanapee setzen, sonst heiratet es erst in sieben Jahren ®), — Eine weitere Vorschrift überliefert die Rockenphilosophie (823 Nr. 88): „Wenn jemand bey gehaltener Mahlzeit in die Stube

kommt,

so soll es mit essen,

und solte

es auch nur ein einiger Bissen seyn‘‘%), Es ist strenge Regel, daß man dem B.e etwas zum Essen und Trinken vorsetzt %) (s. u. 6); läßt der B.er das vorgesetzte Essen stehen, so wird schlecht Wetter %) oder bekommt er Zahnweh 33). — Wenn jemand auf B. kommt, wo Federn gerissen werden und hilft nicht, so bekommt er einen Ausschlag 3), Wenn man abends jemanden besucht, so darf man nicht anklopfen, es würde sehr

land

1176

424;

Drechsler

2,

22;

John

Erz-

gebirge 55; Hillner Siebenbürgen 21; Ga ß ner Metteyrsdorf 17; Müller Isergebirge 34; Grohmann 139 Nr, 1017; Strackerjanı,5sı;Andree Braunschweig 405; ZfVk.

24 (1914), 155; ZföVk. 13 (1907), 133; Fo gel Pennsylvania 51 Nr. 139d.; 105 Nr. 440{f.; Urquell 3 (1892), 247 Nr. 23; Sartori Sitte wu. Brauch 2, 176. ”) Bräuner Curiositaeten (1737), 489; Rockenphilosophie 26 Nr. 15 = Grimm Myth. 3, 435 Nr. 15; Grab des Aberglaubens 4 (1778), 249. %®) ZfVk. ı (1891), 219. 2) ZföVk. 13 (1907), 135. ®) =Grim m Myth. 3, 447 Nr. 407; vgl. auch das Orakel: Rocken-

Philosophie u. Brauch

2,

379;

622

z, 177;

Meyer

146 Nr.

1080;

Nr, 55.

Birlin

Baden

%)

Sartori

ger

347;

Drechsler,

Aus

Sitte

Schwaben

Grohmann 22.

32) Köh-

ler Vorgtland 395. 3) Panzer Beitrag 1, 258 Nr. 34. *% Engelienu.Lahnz273 Nr, 208. $) Meier Schwaben 2, 492 Nr. 303 = Sartori Sitte u, Brauch 2, 177.

5. Ehe die Gäste das Haus verlassen, | soll die Hausfrau den Tisch abzuräumen versuchen, damit jenen auf dem Heim-

wege

nichts

Übles

widerfahre %).

der käme %®). Schaut der B.er beim Weg-

gehen

lang ®).

oft zurück,

Bei

den

so lebt er nicht

Siebenbürger

mehr

Sachsen

wirft man Salz auf den Rücken des Gastes, so kann er das Glück nicht aus dem Hause forttragen %). In Norwegen öffnet man nach des Gastes Abschied nochmals die Tür, damit dessen Fylgje

nachkommen

scharfe Rüge, die so peinlich empfunden wird, wenn es in Gegenwart vieler Zeugen überreicht wird *2). Auch das Kind erhält, wenn es an einem Orte seinen ersten B. macht, ein Ei, das sog. „Plauderei““ (s. a. Ei). Die Deutschen Pennsylvaniens schmieren dem Kinde, das seinen ersten B. macht, den Gaumen mit Bratenfett aus der Pfanne ein; dann zahnt es leich-

ter 5).

könne 4),

%) John Erzgebirge 31. 7) Wuttke 4094 8624. ®%) Köhler Voigtland 424. ®) SchwVk. 8, 71. %) Haltrich Siebenb. Sachsen 298. “) Meyer Germ. Myth. 67; Liebrecht Zur Volksk. 323.

6. Wenn in Lippborg (Westfalen) jemand zum ersten Male einen Bauernhof betritt, so werden ihm zwei gekochte Eier vorgesetzt. Hat er keinen guten Eindru ck gem ach t, so wirft man ihm die übel aufgenommen werden; auch ruft Sch ale n der verzehrten Eier nach, das niemand herein, es möchten Hexen oder hei ßt: „Du bru kst mi nich wier int Hus gar der Böse hereintreten %). to kuomen.‘“ Ein Ei empfängt auf dem 2%) Meyer Baden 36. 391; Schmitt Helweg auch derjenige, der einen B., Hettingen 14; Bohnenbergerı8; Lamden man erwarten durfte, erst allzu spät mert 9ı; Rosegger Steiermark 64; FiScher Oststeirisches 116; Köhler Voigt- | macht. Das Geschenk bedeutet eine

Westfalen

4) Sartori 311 Nr. 1652.

%)

130.

Fogel

Eine besondere Stellung nehmen die B.er einer Wöchnerin ein (s. a. d.). In der Oberpfalz bleiben sie an der Türe stehen und sprechen: ‚„‚Zayges Christes!‘‘, worauf die Wöchnerin: „In Aiwigkeid, Amen!‘* erwidert. Nun fährt der B., noch immer unter der Türe stehend, fort: 7.

I winsch

Geht

der B. fort, so muß man an der Tür um ihn herumgehen, ohne ihn zu berühren, damit er das Glück nicht forttrage %); es hütet sich der Begleiter, zuerst hinauszukommen, weil dann der B. nicht wie-

beten——Beter

1177

da

Glick

in Winkl,

Mach di bal vira Und afs Gauar wida

hinti.

Dann erst tritt er vor. Wer auf B. kommt, darf nicht schwarz gekleidet sein, vor allem nicht die Hebamme; es wäre der Mutter wie dem Kinde zum Tode. Damit bei den B.en nicht Drud, nicht Hexe sich einschleichen könne, steckt in der Tür das Messer und liegt in der Lade das Brot auf dem Gesichte *).

Wird bei den Siebenbürger Sachsen eine Wöchnerin von einer säugenden Frau

besucht, so kann ihr diese die Milch nehmen; um dieses zu verhüten, muß die Besuchende aus ihren Brüsten ein paar Tropfen auf das Bett der Wöchnerin drücken. Unterläßt sie es, sich zu setzen oder irgend etwas (etwa ein entbehr-

liches

Stückchen

von

ihrer

Kleidung)

„abzuzupfen‘‘ und auf das Wochenbett zu legen, so nimmt sie dem Kinde den

Schlaf %),

4) Schönwerth Siebenbürgen 21.

S. weiter

ı, 158.

Fremder,Bettler.

beten s. abbeten,

bet.

*) Hillner

Bächtold-Stäubli.

Amen,

Ge-

Beter. In Württemberg wird der Wunderdoktor gelegentlich auch B. genannt ?).

1178 7

Diese Bezeichnung ist von einem wesentlichen Bestandteil des Heilens und Zau-

berns genommen, dem Sprechen der Gebete (s. d.) und Zaubersprüche (s. d.). Die

Kenntnis solcher Sprüche ist immer und überall eine Hauptsache für den Zauberer, Medizinmann und Priester. Daher finden wir genau so wie beim württembergischen B. es auch in andern Sprachen, daß die Bezeichnung eines solchen Mannes etymologisch mit einem Wort zusammenhängt, das auf Gebet und Zauberspruch hinweist. So heißt im homerischen Epos ?) der Priester

der

’Apnızp =

B.

{zu

d&pdopat,

&pd,

orare). Das Wort v%öng (Zauberer) und yontei@ (Zauberei) gehört zu 606 (Geheul), yo Zauberer (Hexe) + ostischer Korngeist; das umrankende und verwirrend bunte Beiwerk ist den verschiedensten angrenzenden Sagenkreisen entlehnt. Dabei müssen wir uns, wie mir scheint, bescheiden. Eine etymologische Deutung des Namens, oft und stets mit unbefriedigendem Ergebnis versucht, scheint angesichts der Fülle der Namenvarianten, die

1322

mit den frühesten Belegen einsetzt, ausgeschlossen. Vergessen wir doch auch

nicht, daß auch unsere ältesten Zeugnisse den B. wahrscheinlich nicht in ursprünglicher Gestalt zeigen: wie viel mag volksetymologische Entstellung an den Namen schon in vorliterarischer Zeit, d. h. ehe sie uns das erstemal begegnen, verändert haben! Erwähnt sei hier nur, daß außer den mit B. zusammenhängenden Namen (z. B. bielmann, bulmuz, bilmerschnitter,

binsenschnitter, bilgenschneider usw.) auch Synonyma wie hilpert-, wolfs-, wegele-, durch-, hexen-, bocks-, johannisschnitt(er) auftauchen, alle bedingt durch die letzte, dritte Phase der Entwicklung. Wo die Erinnerung an den B. schwand, hat sich doch die Bezeichnung Binsenschnitzerweg, Bilsen-, Wolfs- usw. -schnitt für leere Streifen in den Getreidefeldern erhalten.

75) Diese Belege bei Usener Gölternamen 83 f.92.98. 7°) Fischer Aberglauben 2 (1793), 124. ”) Eckartshausen Entdeckte Geheimnisse der Zauberey (1790), 140. 7%) Wit zschel Thüringen 2, 292 aus den Jahren 1796 bis 1804. 7) Bei Grimm Myth. 1, 3094. 8) Eisel Voigtland 209; Panzer Beitrag 2, 211; I, 240; Dähnhardt Volkstümliches 2, 82; Bavaria 2, 251; Ranke Volks-

sagen 283; John Oberlohma 162; Meyer Germ. Myth. ı32; Wuttke 268 $ 3094; Rochholz Schweizersagen 2, XLVIIf. = Leoprechting Lechrain 20; John Wesiböhmen

pfalz ı, 26z ff. schel

198,

267;

4281. = Köhler

Thüringen

Schönwerth

Ober-

221;

Thür,

Laistner Sphinx 2, Voigtland 343; Witz-

2,

Hertel

Sprachschatz 68; Bronner Sit und Art 146 if. Meiche Sagen 287; MdBIfVk. 2 (1927): Umfrage über B. %) Schönwerth Oberpfalz ı, 427; Bronner Sit und Art 1ı146fif.; John VWestböhmen 185, 198f.; Beitrag

Mannhardt ı, 210; Panzer 2, 209f.; Wuttke 268 8 304;

Köhler Voiglland 373, 374; Rank Böhmerwald ı, 160. ®) Grimm Myth. 3, 452 (Saalfeld); John Westböhmen 198; Unger Steir. Wortschatz 84; Grohmann 16. 83) Belege unter 81 und 82. %) John Westböhmen 185. %) Schönwerth Oberpfalz I, 428. %) Ebd.; Wuttke 268 8 394; Weinhold

Ritus

und 82. ©) Panzer che

Sagen

als Hirsch:

288.

®)

25

u. ö.;

siehe

John

Witzschel

2,176ff.;

81

Beitrag 2, 210 f, ®) MeiErzgebirge

Thüringen

®%) Quitzmann Batwaren passım; hardt

unter

Sartori

2,72;

225;

2, 221.

Mann-

Leo-

prechting Lechrain 20; Meyer Germ. Myth. ı32 u.ö. %) Seligmann ı, 156;

1323

Binde—Bindebrief

Meiche I,

Sagen

284f.;

288.

%®) Hoops

Meyer

Germ.

Wuttke 26 88 394; ringen 2,221; Panzer

214.

Myth.

240;

Meiche

der

Germ.

Landshut

land

220f£.

343;

116.

Bronner

121.

Beitr. 2, Wuttke

132;

Witzschel ThAüBeitrag I, 242, 0; 210.

Sagen

(1903),

Myth.

Reallex.

117;

164;

Sitt

288f.;

Voigt-

Art

146 {f.;

Bronner Sitt und Art 146f1ff;; Meiche Sagen 288f. %) Köhler Vorgiland 373; Panzer Beitrag 2, 211. °®) Ebd. 2, 211; Pollinger Landshut 117. ®%) Pollinger 213. ”) Wuttke 268 $ 394. ®) Ebd. ®) Höfler Ostern ız. 12) John Westböhmen 198, 261. 1!) Ebd. 22) John Erzgebirge 225. 1%) Eisel Voigtland 209. 101) Pollinger Landshut 116f. 220£f.; Panzer Beitrag 1, 240; 2, 210; Wuttke 268 8 394; Z{Vk. 7, 362; Leoprechting Lechrain 19 ff. 195) Meiche Sagen 288. 16) Panzer Beitrag 2, 214. 1”) Vgl. unter 104. 1®) Leoprechting Lechrain 10; Wuttke 268 $ 394. '®) Schönwerth Oberpfalz ı, 429. Witzschel

Voigtland

Thüringen

374.

114)

z,

Thüringen:

221;

119. 252;

1,

320;

Sommert

Egerland

118 {.;

Wuttke 259 $ 378. 11) Bavaria ı, 320; anzer Beitrag 2, 536 f.; 1, 240f.; Wuttke 268 8 394; Eisel Vorgiland 209f.; Meyer Aberglaube 229 (thür.); Köhler Voigtland 374 (thür.); Grimm Myth. ı, 394; Pollinger Landshut 117; John Erzgebirge 225. 9°) Seligmann ı, 178. 19) Eisel Voigtland 209 f£.; John Westböhmen 255; Volkskunst

und

Volkskunde

o,

85;

Panzer

Beitrag 2, 535; Meiche Sagen 287. 288, 7) Leoprechting Lechrain 21. 1) Bronner Sitt’ und Ayt 146 ff. 1) Hoops Reall.

1, 284f.; Pfingsten: Panzer Beitrag 2, 210f. = Meyer Germ. Myth. 137; krevzweis

schießen: Dähn

har

dt

Volkstümliches

2, 82.

120) John Oberlohma 162; Ders. Westböhmen 185. 11) John Erzgebirge 225. 1?) Schönwerth Oberpfalz ı, 399. 12%) John Westböhmen 267; Rochholz Naturmythen

30f.; Höfler Waldkult 133; Schönwerth Oberpfalz ı, 412; Panzer Beitrag 2, 210f., 14) Meiche Sagen 287. 1%) Ba-

varia 2, 251;

Sommert

Egerland

118;

Kar-

samstagskohle: ebd. 1%) Köhler Voigtland 412. 1”) Bechstein Thüringen 2, 59.

che

1) Pollinger

Eisel 118,

Sagen

1%)

Ebd.

287;

Köhler

209f.;

Jahn

Landshut 117.

1%) Mei-

Voigtland

Sommert

Opfergebräuche

374;

Egerland

ı1ız.

158;

Panzer Beitrag 2, 214. 1%) Leoprechting Lechrain 21, 192 f. 1%) Ebd, 1%) Vgl. Pollinger

Landshut

117;

Panzer

Reall.

gu binden und zu lösen gehabt zu haben‘,

Beitrag 2, 210; Voigtland 388.

seltsame Art dieser B.e: Man macht in einen seidenen Faden viele feste Knoten und sendet ihn einem Freunde, dessen

ı, 284 f.;

Mei-

weißer

Star 18),

19) Heyl Tirol 4rı. 271. 415%; Zingerle Sagen 288; Laistner Nebelsagen 315; Schönbach Berthold v. R. 24. ») Schulenburg 95. Mackensen.,

Binde

s. Band.

Bindebrief, namentlich aus dem 17. Jh.

Grimm

Leoprechting Lechrain 21; Rochholz Sagen 2, XLVIII = Panzer Beitrag 2, 536 £.; Bavaria

=

Köhler

Myth. ı, 392; Sommert Egerland u2) Panzer Beitrag ı, 240 f.; ZfVk. 9,

Hoops

|

belegt, doch z. T. bis heute erhalten, wird zum Namens- oder Geburtstag überreicht. „Wir pflegen unsere Geburtstage freudig zu begehen‘‘, schreibt Samuel v. Butschky, Pathmos (1677), S. 52), „schicken einander in gutem Anwunsche Bünde-

brieflein, geschenkte Bändlein‘. Wenzel Scherffer, Gedichte (1652), 253 sagt in einem ‚„‚Schutz- und B, im Namen einer

Frauen gesetzet, als sie einen fürnehmen Obristen an seinem Namenstag 1639 beschankte‘‘: „Möcht

Euer

ich

Gnaden

doch

auch

mitzubinden

In Baden?) hängte dem Gefeierten an

hängen)

etwas

2).‘“

finden,

man früher die B.e die Kleider (s. an-

oder warf sie ihm um den Hals,

die Helsete oder Würgete. Daher auf solchem Glückwunschzettel: „Ich

binde

Sondern

dich

nicht

mit

stand

Seil und Bast,

mit diesem Brieflein fast“

(= fest).

Auf den nordfriesischen Inseln wurde früher am Petritage Leuten, die Peter hießen, von den Kindern ein B. ins Haus getragen. Derselbe lautet: „Heute ist es Peters Tag, Da man Peter binden mag Wir

binden

Sondern

mit

ihn

nicht

diesem

mit

Seil oder Bast,

Brieflein

fast.‘

Der Gebundene mußte sich mit einem Schilling zu Kuchenwerk lösen, „und so scheint‘, meint Chr. Jensen %), „der Gebrauch eine Beziehung zum Amte Petri

1326

binden

* 1325

255; TAü-

4. Die Wilweisen Tirols, verwunschene hilfreiche, zukunftskundige Weiblein, die wohl auch als letzte Angehörige eines verwunschenen Geschlechts gelten und ihre Kinder mit Menschenkindern vertauschen !“”), gehören nicht hierher, ebensowenig wie der wendische Bielmann

Eisel Voigtland 209; daher auch in Thüringen ‚,Johannesschnitter‘‘: Witzschel Thüringen 2, 220. ®) Eisel Voigtland 209;

10)

John Westböhmen $ 661; Bechstein

che Sagen 288, 131) Panzer oft wiederholt. 1%) Köhler 136) Eisel ebd. 211.

Pollinger

und

210; 424

vingen 2,62;

Meyer

Köhler

1324

kennen

Die Dienstboten in Angeln

eine

Name an dem Tage im Kalender steht, in einem Briefe. Gelingt es dem Empfänger, die Knoten zu lösen, so ist er frei, sonst muß er sich durch Kaffee und Kuchen oder durch eine Bowle Punsch loskaufen.

Ähnliche Bräuche finden sich in England 5). Neben diesen Namens- und Geburtstags-

gebräuchen findet sich der B. auch in den

Erntebräuchen (s. binden II) 9.

Angebinde Vgl. zu diesen Bräuchen und nicht I, 435, wo es in Anm. ı Hanuß8

ist ein Analogiezauber, indem jedes Festhalten, Behindern oder Vereinigen durch ein konkretes B. dargestellt und zauberisch hervorgerufen wird. B. kann etwas Wünschenswertes am Entweichen verhindern, etwas Gefürchtetes in seiner Bewegungsfreiheit aufhalten und zwei zu-

sammengehörige

oder aufeinander

bezo-

gene Dinge zusammenbringen oder zusammenhalten. Die Handlung kann das Nichtlösenkönnen mit verschiedener Stärke betonen. Das stärkste Band ist wohl die Fessel, die ein Vonselbstlösen praktisch unmöglich machen soll. Auch der Knoten kann, wenn er fest angezogen

oder

mehrfach

(3fach

oder

7fach

o.ä.)

2,33; W. Spangenberg Anbinde- oder Fangbriefe, hrg. v. Behrend (Lit. Ver. CCLXII 1914);

angebracht ist, stark b. Da es sich seits nicht um ein reales B. handelt, alle jene Ersatzerscheinungen in ihr die man zu Unrecht als Symbole

ı, 3?) Vgl. Drechsler 1) DWb. 2, 31. 3 Meyer 219, wo noch weitere Literatur. Baden zo7. *) Jensen Nordfries, Inseln 357; Lübeck 82f{. *) Maack 3, 90. Sartori

kann ein schwacher Faden durch die ihm innewohnende Zauberkraft genügen; wertvolles Material vor allem auch unter

Germ. Hornus heißensoll) Mannhardt Volkskunde Reuschel 698 ff.; Mythen

Els.Jb.

30, 109; BlpommVk.

9, 138.

% Vgl. auch die sog. Bindelieder, z. B. DrechsMeier Z{fVk. 4, 85; 7, 153; ler ı, 219; Schwaben 2, 446; Maack Lübeck 82; PfanBenschmid

Erntefeste

94. 399 f. uSW. Bächtold-Stäubli,

binden,

lLAllgemeines: Unter allen abergläubischen Vornahmen, die den Verkehr mit Mächten, die nicht von dieser Welt sind, bezwecken und den daraus entwickelten kultischen Vorschriften ge-

hören B. und Lösen (s. d.) zu den bedeutsamsten. Alle Mittel, die eine über-

natürliche Fernwirkung schaffen, heißen schlechthin vincula *). Bei der großen Wichtigkeit, die man diesen Vorstellungen beilegt, sieht der Kultus oft die peinlichste Beseitigung alles Bindenden oder auch den Gebrauch von bestimmten B.mitteln vor, wie besonders die Arbeit von Heckenbach ®) zeigt. Je nach den besonderen Formen der entsprechenden Hand-

lungen

vergleiche

man

die

Art.

Band,

bannen, Faden, Fessel, Knoten u. a. Hier soll nur von der prinzipiellen Bedeutung jedweden B.s die Rede sein; bei der ungeheueren Masse des Materials kann nur ein kleiner Ausschnitt gegeben werden. B.

andertreten Recht, zu be-

zeichnen pflegt, die für den Zaubergläubigen aber vollen realen Wert besitzen. So

Band. Selbst eine zauberkräftige Handlung oder Haltung, in weiterer Abschwächung das gesprochene oder ge-

schriebene Wort, können dieselbe Wirkung haben. Wir nähern uns damit dem Bereiche des Zauberkreises, des Ringes, der Schlange, die sich in den Schwanz beißt, u.ä. Symbole, a) Hemmung einer Bewegung: So werden Defixionspuppen umschnürt oder dem zu Behexenden etwas Umschnürtes ins Bett gelegt (s. Defixion), so wird der Tote, dessenWiederkehr man fürchtet, gebunden (s. Fessel). In diesem Bereiche hat das Netz- und Schlingenmotiv eine über die ganze Erde verbreitete Ausbildung erfahren %). Besonders Krankheiten, d. h. die sie veranlassenden Dämonen, werden gern so gehemmt %). Gegen Malaria etwa werden entweder Schultern und Lenden mit Binden umwickelt oder auch nur der linke kleine Finger (für dessen Bedeutung vgl. Finger) mit der inneren Eihaut, oder der Kranke trägt den Strick eines Gehenkten um den Hals, das schon kein B. mehr, sondern nur die Örtliche Nähe einer Schlinge

1327

binden

ist 5); die ältesten Zeugnisse gerade dafür sind schon altassyrisch ®%). In ähnlicher Weise kann Gefangenschaft durch ein dingliches Symbol, wie durch das Tragen eines Ringes ersetzt werden (Prometheusmotiv)’) und dieses wieder durch die bloße Handlung des Umkreisens. Dahin gehören gewisse Formen des Abb.s (s. d.) in der Volksmedizin, aber auch jeder Flurumgang und viele andere Umwandlungen in Kult, Magie und KRechtsbrauch ®). Dafür nur zwei Beispiele: Das Vieh löst sich nicht, wenn man des Abends um den Tisch geht; ein Trunkenbold bleibt daheim, wenn man mit seinem Hut dreimal den Rauchmantel umkreist ®). Endlich genügt das bloße Wort in den zahlreichen Diebssegen (s. d.), die den Dieb am Fortlaufen hindern sollen 1°), Wie das einfache B., so wirkt auch jedes Verschränken. Einen Zwang übt das in Deutschland verbreitete, aber schon im römischen Altertum bezeugte Daumendrücken aus !!). Auch das Falten der Hände oder Kreuzen der Arme bedeutet in den meisten Fällen eine Hemmung. Bei der Geburt des Herakles sitzen die Geburtsdämonen mit verschlungenen Händen da, um so die „,Entbindung‘‘ unmöglich zu machen ?!?), während umgekehrt die ausgestreckte Hand die Entbindung befördert ?®). Diese üble Folge des Händefaltens war in Rom bei allen

offiziellen Akten verboten 4), Der christ-

liche Gebetsritus dürfte in irgendeiner Weise damit zusammenhängen. Soweit mansich auf die Vollständigkeit der Zeugnisse aus älterer Zeit verlassen kann, scheinen sie zu lehren, daß das Zusammenlegen der Hände alt ist in Indien. Die Haltung vor dem byzantinischen Kaiser mit gekreuzten Armen bezeichnete sicher eine Selbstfesselung. Unter Karl d. Gr. kommt das Händefalten im Verkehr mit dem Lehensherrn in gleichem Sinne vor. Dieser Ritus scheint um das Jahr 1000 von der weltlichen Obrigkeit auf den Herrgott

übertragen zu sein !®). Der Schluß Heilers freilich !%), daß sich hier altgermanischer Brauch erhalten habe (er denkt an die Selbstfesselung der Semnonen, s. Fessel), ist nicht ganz zwingend, da am Hofe Karls

1228 J

auch ein byzantinischer Brauch nicht ausgeschlossen ist. Vor allem aber hat der christliche Brauch mindestens Umdeutungen erfahren !’). Der Gedanke, durch das Falten die anwesend gedachte Gottheit zu binden (etwa wie beim Daumendrücken) hat immer nahe gelegen. Die Wollbinde spielt im antiken Kultus eine große Rolle 1); auch pflegen nicht bloß wir das Gebet mit einem bindenden Worte abzuschließen (s. Amen). Verpflichtende Kraft hat auch der Zwiesel (s. d.), die Form des griechischen Kerykeions 1%). Der antike Kult verwendet im gleichen Sinne den in sich zurücklaufenden Kranz, aber auch die Guirlande und Schlingpflanzen wie den Epheu %®), Eine schöne Sammlung zum B. und Lösen göttlicher Mächte bietet Eusebios praep. ev. V 8 u. 9.

b) Vereinigende Kraft: Die letzten Beispiele haben bereits in den Bereich hinübergeführt, wo das B. eine Vereinigung zum Ziele hat. Schon Tylor bringt Beispiele dafür, daß ein einfacher Strick genügt, um den Zauberarzt mit dem Kranken in wirksame Verbindung zu bringen %), Das kann ebenso gut heilsame wie schädliche Wirkung haben. Auch die Hexe bindet ihr Opfer mit einem Faden und erlangt dadurch wirk-

same

Verbindung %).

stellung,

Gegenstände

Alt

ist

durch

die

Vor-

sichtbare

Verbindung der Gottheit besonders ans Herz zu legen (s. Faden). Liebrecht ®) erwähnt den französischen Brauch der Dedikation einer ‘ceinture de cire‘, der sich bis ins Jahr 658 zurückverfolgen läßt (weiteres unter Angebinde). Etwas anders scheint die Vorstellung zu sein, wenn in Hessen das Patenkind zu Beginn oder bei Beendigung der Schulzeit eine rotseidene Schnur um den Hals gebunden und auf den Rücken der Länge nach angenestelt bekommt %) (s. auch Lebensfaden). Endlich beruhen auf wirksamer Bindung ebensowohl die römischrechtliche obligatio — hier verleihen die solemnia verba der Bindung des Schuldners volle Kraft — wie die päpstliche Schlüsselgewalt nach den Worten bei Matth. 18, 18: Was ihr auf Erden b. wer-

1329

binden

det, das soll auch im Himmel gebunden sein. Wie bei der Eheschließung überaufregelmäßig Bindebräuche haupt treten, so vereinigt die christliche Form derselben mit dem bindenden Symbol des

Ringes und der bindenden Handlung des Ineinanderlegens der Hände das bindende Wort, wozu im katholischen Ritus noch die sakramentale Handlung des Verbindens oder Umwickelns der Hände mit der Stola kommt. Ein besonderes Gebiet des B.s ist der Liebeszauber, der eine geliebte Person herbeiziehen oder festhalten soll (s. d.) ?). ı

Mannhardt

3 Heckenbach telowitz

linger

Zauberglaube

de nuditate.

Schlingenmotiv.

Volksmedizin

56.

‘)

53 ff.

3) SchefStemp-

°%) Hovorka-

Kronfeld 2,340 ff. ®) Ebd. 878. 7’) Grimm RA.4255.°) Knuchel Umwandlung. ?) Ders. 35. 1°) SAVk, 2, 264; Haltrich Siebenb. Sachsen 274; Sammlung bei Schindler Aberglaube. 1) Plinius Naturgesch. 28, 25; Horaz

Epist.

ı, 18, 66.

*)

Ovid

Metam.

9, 299 ff. Usener Kl. Schr. 4, 87; Gonzenbach Siztl. Märchen 2, 210. 1?) Wein1) Plinius Heilungswunder 9. reich 59.

28,

Naturg.

1) Heiler natsschr.

#) Pley sowa

f.

II,

Gebet

5)

Gesch.

Sittl

100%. d.

de lanae usu. 335f.

®%)

*)

Gebärden

Vgl.

Judentums

”)

Kl. Schr,

229;

34,

Mo-

43.

Pauly-Wis-

Köchling

uarum vi 9 ff. ®”) Anfänge ı, 116.

riae

z.B.

175{f.

Pradel

de coro-

%®) ZachaGebete

75;

vgl. Luc. ı3, 16 und den Choral: Ich lag in schweren Banden (P. Gerhard). ?%) Z. Volksk. 309. *) Kolbe Hessen 159; vgl. das hier abgedruckte

Kinderlied:

Storch,

%) Vgl. vor allem Ploss Apyleius 71.

Storch,

Weib

Steiner.

ı, 436;

Abt

II. B.im besonderen Sinne: Die mannigfache Bedeutung des B.s erschwert die Deutung desjenigen Brauches, der speziell „B.‘ genannt wird. Es handelt sich um einen Akt, der vorwiegend beim Kornschnitt, aber auch bei einigen Erntebräuchen und sonst vorgenommen wird. Es ist nicht sicher, ob alle diese Riten von vornherein dieselbe Erklärung

zulassen.

Beim

Kornschnitt

(beim

Dre-

schen scheint seltenere, sekundäre Übertragung zu sein) wird ein am Acker zufällig vorübergehender Fremder oder der Herr oder Verwalter oder jemand aus seiner Familie von den Schnittern in örtlich wechselnder Weise mit einem Stroh-

1330

seil gebunden und muß sich durch das Versprechen eines Trinkgeldes lösen. Der Brauch ist seit dem 17. Jh. nachzuweisen,

offenbar aber viel älter und heute noch weitverbreitet. Wir kennen ihn aus Westpreußen %), Pommern 7”), Mecklenburg®), Lübeck ?®), Oldenburg %), Hannover %), Braunschweig 32), Westfalen ®), Rheinprovinz %), dem Erzgebirge ®), Böhmer-

wald %) und Egerland ®), Schlesien 3), vereinzelt aus Baden (Tauberbischofsheim) ®) und der Schweiz %). Für Hessen wird er ausdrücklich in Abrede gestellt *2), für Bayern und Tirol fehlt es an Zeugnissen, vgl. aber die unten erwähnten anderen

Bindebräuche.

Das

B. geschieht

mit einem Strohband *?), an dem sich gelegentlich noch Ähren befinden müssen ®), um den Arm oder die Hände oder die Füße, so daß der Betreffende sogar umfällt 44). Die Mäher streichen wohl dazu ihre Sensen ®) oder es wird ein Hut auf die Sensen gesetzt %). Dazu wird regelmäßig ein Heischespruch aufgesagt. Mannhardt hat zuerst auf diese Bräu-

che aufmerksam

gemacht #7) und

des

Altertums

daran

erinnert, daß sie irgendwie mit dem im Kornbock verkörperten Erntesegen zusammenhängen müssen. Es scheint, daß man in dem Vorübergehenden den Dämon zu erkennen glaubte, der entweichen will, da der Kornschnitt seinen Tod bedeutet. Mannhardt hat bereits auf den Lityerses

griechischen

hingewiesen

und auf Bräuche, wo der Erwischte ins Wasser geworfen wird, und hält es für möglich, daß der/Gebundene einst getötet worden sei. Diese Deutung wird durch die festgestellten Bräuche nicht eindeutig als

richtig erwiesen %), Vor allem hat man auf die unten aufgeführten ähnlichen Vornahmen

bei anderen

Gelegenheiten

hin-

gewiesen %). Aber auch das älteste Ernte-

lied, das wir besitzen, der Lityerses des Theokrit®), weist in etwas anderer Rich-

tung. Lityerses ist der phrygische Korn| bock), Die 7.kurzen Strophen bitten De-

meter, für den Griechen die Kornmutter, um Fruchtbarkeit, ermuntern zur Arbeit, raten, wie die Ernte am reichsten ausfällt, und sprechen von Hunger und Durst. In letzterem Punkte stimmt dieses

1331

binden

Lied mit den Arbeitsliedern der Neger überein, und tatsächlich ist das Ziel des norddeutschen Brauches immer ein Heischen. Es gibt Anhaltspunkte, daß auch beim Heischen gebunden wird, vgl. unten und im Rhodischen Schwalbenlied 5%), Aber das erklärt nicht alles. Der damit verbundene Wasserzauber ist doch nur

verständlich, wenn er mit dem Dämon selbst vorgenommen wird, so wie man sich etwa des Nöcks oder des Silen bemächtigt, die sich durch Prophezeien

loskaufen. Es gewinnt also den Anschein, als seien hier zwei Vorstellungsreihen kontaminiert, das Ergreifen des flüchtigen, im vorübergehenden Fremden erkannten Kornbockes und das B. des Herrn als Heischebrauch. Auf die Möglichkeit der Mehrdeutigkeit solcher Riten muß immer wieder hingewiesen werden %), Es ist merkwürdig, daß diesen Vorübergehenden, der seine Bemerkungen macht, schon Theokrit erwähnt, und daß dessen Worte die Deutung zulassen, daß

der Erntesegen nicht eigentlich in den Ähren vorhanden ist, sondern (wahrscheinlich in Gestalt des Kornbocks) noch aus der reifen Ähre entweichen kann. Deshalb darf man ihn nicht entweichen lassen. Das scheint auf andere Erntevorgänge übertragen zu sein. Beim Rapsdreschen, das auf dem Felde in Segeltüchern geschieht, wird der Herr auf ein solches Segeltuch gesetzt °). Beim Hanf- oder Flachsbrechen ist das B. eines Zuschauers belegt aus Westfalen 5), Tirol 5), vom Bodensee ”), aus dem Böhmerwald ®). Man sieht allerdings nicht recht ein, wie das Schnüren von dort auf den Besucher eines Bauplatzes übertragen sein soll, der dort gebunden wird in Baden ®), ANgäu ©), Böhmen ®%), in der Eifel ®), in Westfalen ®%) und in Schlesien %). Die Schnürsprüche gehören nicht weniger zum Repertoire eines Zimmermanns wie die Richtsprüche ®). Mit der Ernte hat dieser Brauch unmittelbar nichts zu tun, Man könnte ihn für ein bloßes Heischen

halten, wie anderswo das ‚„,Schnüren‘‘ der Kinder, die im Erzgebirge den Weg mit einer Schnur sperren ®), wenn nicht

1332

dieser Brauch wahrscheinlich von einem alten Hochzeitsbrauch hergeleitet wäre. Denn in Schlesien und Hessen (mdl). wird dies besonders vor dem Brautwagen geübt ®”) und es ist wohl keine bloß äußerliche Ahnlichkeit, wenn das B. auch am Namenstage in Schlesien %), am Rhein ®) und in Hessen %) belegt ist. Hier kann der Spruch durch einen Bindebrief (s. d.) ersetzt werden. Die weite Verbreitung dieser Bräuche zeigt, daß sie einst allgemein gewesen sind. Das wird kaum auf sekundärer Übertragung beruhen, sondern es muß ein gemeinsamer Gedanke diese Gelegenheiten vereinigen, die alle einen neuen Anfang bedeuten, die Ernte ebenso gut wie der Neubau, Hochzeit und Namenstag. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man da Dämonen gegenwärtig dachte, die man festhalten oder gefangennehmen wollte. Daß besonders bei einem unfer-

tigen Hause der Teufel sein Spiel treibt,

zeigen zahlreiche Bausagen, wie etwa die vom Magdeburger Dom; nur beim Kornschnitt scheint sich mit diesen allgemeinen Vorstellungen die besondere des festzuhaltenden Kornbockes verbunden zu haben. Erst die Verdunkelung der ursprünglichen Absicht hat in allen Fällen den Heischebrauch in den Vordergrund treten lassen, der heute allein im Bewußtsein des Volkes lebt. 26) Urquell x, 20. ?) mdl. %®) Bartsch Mecklenburg z, 486f. 2%) Maack Lübeck 8of. ®%) Strackerjan z, 128. %) Krüger Landw. Bindebräuche 15, 208; Kück

Lüneburger Heide 75 f.; Pfannenschmid Erntefeste 398 f. ®) Andree Braunschweig

363. 3) ZirwVk. 1909, ı92. %) Ebd. 4, 53. %) John Erzgebirge 221. %) Schramek Böhmerwald 232. ”) John Westböhmen 192. % Drechsler 2, 62; ZfVk. ı2, 337d{.; MschlesVk. 8, 70. %®) Meyer Baden 436. %) Stauber Zürich 2, 79. 4!) mal. *%) Vgl. Anm. 35, 36, 37 u. ö. *) Vgl. Anm. 38 und 29. 46) ZirwVk. ı, 1910, 43. %) Sartori 2, 77. ‘) Bartsch Mecklenburg 2, 487 £. *) Korndämonen

feste

Gehurt

34fi.;

400. %®)

162 ff.

Pfannenschmid

Sartori

®)

10,

2,77.

42—55.

®)

Ernte-

Samter

%") Pauly-

Wissowa ı3, 806 f. °) Anthol, 1yrica VIC 32, 16. 5) Abt Apyuleius 71. *) Kuhn und Schwartz 400. 5) ZirwVk. 1909, 192; 1910, 43f. %) Heyl Tirol 795 Nr. 211. ”) Lachmann VUeberlingen 280 f. ®) Schramek Böhmerwald 235. ”) Meyer

1333

Bindfaden—Birke

Baden

378.

%)

Reiser

61) Sartori a.a.0. 8) Drechsler ı,

Allgäu

2%) Ebd. 258. 6)

2,

3095{f.

%) Ebd. Rowald

Bauleute 69; ZföVk. ı0, 109; ZfrwVk. 1908, ®*) Drechs173. %) John Erzgebirge 206. Yer Schlesien ı, 258. %) Ebd. x, 219. Rhein.Vk. 118. %) Hess. Chronik 6) Wrede

9 (1920),

166 (Beleg für 1620).

Bindfaden

Aly.

s. Faden.

Bindnagel

Pflock

von

1—1%

Fuß

Länge, an beiden Enden zugespitzt, bestimmt, das Garbenband zu einer Schleife zu binden. Das B.holz ist ein Zaubergegenstand, der die Garben vor Ungeziefer, die Scheunen besonders vor Mäusen schützt. Es muß vor Sonnenaufgang oder in der heiligen Nacht 12 Uhr in drei aufwärts geführten Schnitten unberufen in den drei höchsten Namen im Walde geschnitten werden. Mit dem B. wird auch, durch rasches Drehen mit einem Seil,

Feuer

gebohrt 2).

3 Birlinger Aus Schwaben ı, 386; Volksthüml. ı, 334. 466; Fischer Schwab.Wb. I, 1121. Heckscher.

Binse

(Juncus-Arten).

ı1.Botanisches, Die Ban, bei uns durch eine Anzahl von Arten vertreten,

sind gekennzeichnet durch meist borstenoder pfriemenförmige, stielrunde Blätter und die sechsblättrige, unscheinbare Blütenhülle. Die B.n bewohnen meist feuchte Standorte 7). )

Marzell

Kräuterbuch

400 f£.

2. Nach einer verbreiteten Sage sind die

Spitzen

der

B.n(blätter)

deshalb

dürr,

weil der Herrgott damit den Blindschleichen die Augen ausgestochen hat ?). Mit den B.n darf man sich nicht die Zähne ausstochern, weil man sonst den Teufel bekommen kann, der in diese dürren

Grashalme

gebannt

ist 3).

?) Meier Schwaben 247 = Dähnhardt Natursagen 3, 20; vgl. ebd. 2, 322;

ferner

Handtmann

Märk. Heide 43;

linck Folk-Lore flamand 1893, 37. Schwaben 247.

Teir-

3) Meier

3. B.n, deren markige Stengel man zu Dochten für Tranlampen benutzt, darf man nur zur Zeit des Vollmondes pflükken, da sie dann voll Mark sind, bei abnehmendem Monde sind sie leer (Dithmarschen) *). Das gleiche gilt von den zum

1334

Anbinden des Hopfens verwendeten B.n, die bei abnehmendem Mond hohl und daher leicht zerreißbar wären 5). 4) Dbot.Monatsschrift 4 (1886), 45; ebenso Altpreuß. Monatsschr. N.F. 31, 444. °*) Marzell Bayer. Volksbot. 102. Marzell,

Binsfeld,

Peter,

Suffraganbischof

zu

Trier. Schrieb 1589 einen Traktat de confessionibus maleficorum et sagarum *), worin er die Wahrheit der Hexenvorstellung zu erweisen sucht. 1) Gedruckt Trier Heppe 2,21 f.

1596;

vgl.

SoldanHelm.

Birke (Betula verrucosa). 1. Botanisches.

hexenabwehrend.

B.





2. Mythelogisches. 3.

vertreibt Ungeziefer.

haufen. —

Orakelbaum.

B.



als

B. als

„Lebensrute‘‘.

4. B. im Ameisen-

5. Volksmedizinisches. — 6. B. als —

7. Schlacht

am

B.nbaum.

Die Weißb., die I. Botanisches. an ihrer weißen Rinde und an den rautenförmigen Blättern ohne weiteres zu kennen ist, wird bei uns fast überall, besonders auf trockenem Boden, angetroffen. Die verwandte Moorb. (B. pubescens, B. odorata) unterscheidet sich von der Weißb. dadurch, daß die jungen Zweige und Blätter weichbehaart sind ?!). In der antiken Volkskunde spielte die B. kaum eine Rolle, da sie in Südeuropa selten ist, l) Marzell

Krädäuterb.

88 £.

2. Die B. ist ein von den nördlichen Indogermanen (besonders auch von den Slaven) seit alters hochverehrter Baum 2). In Skandinavien wurde B.n geopfert 3). Die von der Axt verletzte B. jammert wie ein menschliches Wesen %). Als Baum des Frühlings liefert sie die (s. d.) °%). Diese verleiht „Lebensrute‘‘

dem Vieh Gesundheit, vertreibt Ungeziefer %) und schützt vor Hexen. Ab und zu tritt der B.besen (s. Besen) an die Stelle der B.nzweige 7)” Vielfach steckt man am Walpurgisabend B.nzweige an

die Stalltüren oder auf die Düngerstätten,

den Eintritt zu verum den Hexen wehren ®). Im Volk wird diese hexenabwehrende Wirkung der B. öfter damit be-

gründet, daß die Hexen die Blättchen der aufgestellten

B.enzweige

zählen

müßten

und es dabei Tag werde ®). Wenn eine Kuh gekalbt hat, nagelt man drei B.n-

Birke

zweige an die Stalltür (Mittelfranken) 1) oder man schlägt einen Nagel aus B.nholz auf die Stelle, auf die das Kalb gefallen ist, so tief in die Erde, daß er nicht gesehen wird; das schützt gegen die Hexen !). Bei den Südslaven wird unter dem Lager der Kuh, deren Milch versiegt ist, ein B.nkeil in den Boden geschlagen. Ebendort wird die auf frischer Tat er-

tappte Hexe mit einem B.nbesen geschlagen, dann kann sie nicht mehr zaubern !?). Wenn die Milch der verhexten Kuh mit B.nruten geschlagen wird, dann

kommt am nächsten Tag die Hexe 13), Wenn eine junge Fahrkuh aus dem Stalle geleitet wird, so muß sie über eine vor die Stalltür gelegte B.nrute schreiten 14),

?) ARw. 2, 1—41. %) ZfVk. 8, 142. ‘) Mannhardt ı, 34; vgl. Baum. 5) Kuhn Herab-

kunft

d. Feuers

189;

Mannhardt

I, 261.

°) Marzell Volksleben 46 £. ?) Vgl.Kunze Der Birkenbesen ein Symbol des Donars. In:

Internat, Arch. f. Ethnogr. 13 (1900), 81—97. 125—16r. Eine fleißige, aber unkritische Ar-

beit,

die

zu

dem

Ergebnis

kommt,

daß

der

B.nbesen eines der vorzüglichsten Symbole des germanischen Donnergottes war und zwar deswegen, weil er eine bündelartige Vereinigung von Ruten der dem germanischen Blitzschleuderer geweihten B. darstellt. Vgl. dazu ZfVk. 10, 454. %) Knoo P Pflanzenwelt II,

54;

MschlesVk,

ı3,

86;

Köhler

Voigt-

land 427; Schönwerth Oberpfalz 3, 183. 314; Fischer Schwäb.Wb. 4, 1398 = Kapff Festgebräuch60 e . *) Schönwerth Oberpfalz ı, 314; MschlesVk. 13, 86 = Kühnau Sagen 3, 69. 2) Marzell Bayer. Volksbot. 203. 1) Haltrich Siebenbürger Sachsen 277. 1) Krauß Slav. VolksforSchung 74. 1) John Westböhmen 203. 4) Diener Hunsrück 97.

3. Besonders im Bayerischen und Böhmerwald wird am I. Mai das Vieh mit einer Ba.nrute ausgetrieben, die mit Palmzweigen usw. geschmückt ist (vgl. Palm, Wacholder). Der Schlag mit dieser Rute („‚Lebensrute‘‘) soll das ganze Jahr ein Haustier vor tödlicher Verwundung schützen !®), Um das Vieh gesund zu erhalten, schlägt man es in Slavonien mit B.nreisern !). Auch in Finnland wird vor allem ein B.nzweig als Peitsche für das Vieh benutzt, im Herbst wird er in die Decke des Kuhstalls gesteckt, um die Kühe zu beschützen !’). Fegt man mit einem B.nbesen, der am Weihnachtsabend beim

1336

Geläut der Glocken geschnitten ist, den Kühen den Rücken, so bleiben alle Läuse und Krankheiten dem Vieh fern 1), Mit

einem in den Zwölften aus B.nreisern ge-

bundenen Besen fegt man das Ungeziefer aus der Stube ?®). Steckt man in der Fastnacht B.n in den Hof, daß das Vieh sich daran reibt, so bleibt es vom Ungeziefer frei ”). Mit den an Petri Kettenfeier vo r Sonnenaufgang geschnittenen B.nbesen wird die Stube gekehrt, dann komme n keine Flöhe hinein %), Wer an Aschermittwoch mit B.nruten recht viele Hiebe bekommt, hat das ganze Jahr keine

Flöhe ?), Das gleiche gilt im Ermland von der „Osterrute‘23‘), Übrigens sind auch die frischen B.nblätter (wegen des

starken Geruches?)} ein Mittel gegen Flöhe ?), und in Pommern dienen Räu-

cherungen

mit den Blättern

der B. (be-

sonders der an Pfingsten als ‚„Maie‘* verwendeten), um angehextes Ungeziefer zu vertreiben ®), Damit der Kohl nicht von Erdflöhen befallen wird, steckt man ‚„„Maien‘‘, über die der Segen dreimal gesprochen ist, an Pfingsten ins Kappesland (Kohlfeld) (Rheingau im 17. Jh.) 2). Ahnlich nimmt man gegen die Raupen auf dem Kohl einen B.nzweig, der an Pfingsten als „‚Maie‘‘ gedient hat, umgeht damit dreimal das Feld und spricht: „Rupen packt ju. De Män geit weg

De

Sunn

kümmt“

27),

Zu dem gleichen Zweck wird der Kohl mit B.nruten geschlagen (Provinz Sachsen, Nordthüringen) ®), oder die „Maie‘* wird um das Feld getragen ®)., M. Luther 30) verspottet den Aberglauben, mit den bei der Prozession am Markustag (25. April) herumgetragenen „‚Maien‘‘ über die Erbsen- und Bohnenäcker zu fegen, damit die Vögel den Früchten nicht schaden können, Die Ratten vertreibt man, indem man während des Glockenläutens um das Haus läuft, mit einer Birkenrute an jede Tür klopft und dabei ruft: „Hallo, Hallo, zur Kirche!‘‘ (Mark Brandenburg) 3), Auch vor dem Einschlagen des Blitzes sollen die Fronleichnams- bzw. Pfingstbirken schützen ®), In vielen der oben angeführten Beispiele läßt sich der Über-

1337

Birke

gang der Gesundheit und Kraft spendenden B.nrute in das Apotropaeum deutlich verfolgen. 15) Rank

Westböhmen

Böhmerwald

211;

ı, 123;

Marzell

vgl. John

Bayer.

Volksbot,

59; Alemannia 23, 48. 1°) Krauß Slav. Volksforschung 75. 1) FFC. 30, 94. 1?) Bartsch

1338

gebohrt, der Saft getrunken und das Bohrloch mit einem Zapfen verspundet. Wie dieser anwächst, so heilt der Schaden ®2). Umdie verlorene Manneskraft wieder zu erhalten, uriniert man auf einen

Kranz aus B.nzweigen %®). Das Trinken des B.nsaftes macht gesund und in der Mecklenburg 2, 227. ”) Wirth Beiträge Ehe fruchtbar #4). Dagegen bekommen 6—7, 18. %) Drechsler 2, 217. 2) Pfister Hessen 164. ?%?) Niederlaus. Mitteil, ı die Kinder, die den B.nsaft viel lecken, (1888), 276. °%) Philipp Beitr. z. Erml. Kopfläuse®) (vgl. Ampfer). Die geVolkskde. 1906, 135. %) Wirth Tiere 26. trockneten Blätter der Pfingstmaien 25) Balt. Studien 33, 145. 2% Ztschr. f. Kulturgeben einen Tee gegen Rheumatisgesch. 2, 188. 2”) Kuhn Märk. Sagen 382. %) Veckenstedts Zs. 4, 388; ZfVk. ıo, 212. | m us4%), Eine besondere Rolle spielt in ») Wirth Beiträge 6—97, 18. ®) Werke, hrsg. der Volksmedizin der B.nbesen. Die v. Buchwald u. a. Volksausgabe ? Berlin 1898, mit einem B.nbesen abgekehrten Spinn7,64 = Klingner Luther 118. ®") Z{Vk. ı, weben sind, übergelegt, gut für das „Ver188. 3%) MschlesVk. 4, 63; Baumg ar ten Aus der Heimat 1862, 64; Sartori Westgicht‘‘ (Tirol im 18. Jh.) #7). Gegen Aißen falen 161. bettelt man einen B.nbesen, opfert ihn in 4. Wer aus einer B., die in einem Ameider Kirche und betet für die armen Seelen senhaufen gewachsen ist, hölzerne Schläu(bayr. Schwaben) %), auch opfert man che und Hähne dreht und damit Wein den Besen dem hl. Rochus ®), gegen Bettoder Bier verzapft, der wird geschwind nässen dem hl. Sigismund ©), gegen Drüausschenken 5). Vielleicht soll hier eine sen dem hl. Fulgentius (Basler Jura) ©). Parallele zwischen dem Gewimmel des Der ins Bett genommene B.nbesen ist gut Ameisenhaufens und dem schnellen Ausgegen Wadenkrampf ®2); schon M egenschenken gezogen werden? berg (14. Jh.) schreibt ®): „pirkenholz wer daz pei im tregt, daz ist für den 38) Rockenphilosophie 2 (1707), 163 Grimm Myth. 3, 437. krampf guot‘‘. Im 17. Jh. erscheint das 1]

1335

5. In der Volksmedizin

Krankheiten

wie

werden

Gicht%)

und

Fie-

ber 3) auf die B. übertragen bzw. darin verknotet. 1678 verknotete ein Hexenmeister Zettel in eine B., so daß eine

rau in 14 Tagen sterben mußte 9%), Seinem Feinde kann man schaden, wenn man

zur

Mitternachtsstunde

drei

neue

Nägel in eine B. einschlägt (Nassau im 17. Jh.) ”). Gegen das kalte Fieber uriniert man auf Blätter einer Hängeb.;

sind

diese

Krankheit

verdorrt,

so

ist

geschwunden ®).

auch

Mit

die

B.n-

ruten werden die Warzen vertrieben; sobald die Reiser verfault sind, sind auch

die

Warzen

verschwunden ®).

Gegen

Warzen bricht man von einer B. neun Zweigchen weg und schlägt damit die

Warzen, wenn es zur Kirche läutet %). Mit einem Holzsplitter von einer Fron-

leichnamsb. stochert man den schmerzenden Zahn und vergräbt den Splitter

auf einem Kreuzweg #1). Gegen irgen dwelche Schäden wird eine B. an-

B.nholz deshalb als ‚„‚lignum nervinum‘“‘; es muß zu diesem Zwecke im Juli am

gefällt

Gervasiustage

leicht liegt möopathie Windzug und den im

werden 54).

Viel-

dem Aberglauben eine Hozwischen den beim leisesten zitternden B.nblättern Krampf zitternden Glie-

den zugrunde ®).

MM) ZirwVk. 5, 227. %®) Töppen Masuren 44; Treichel Westpreußen 9, 74. %) KühSagen 3, 9. ®”) Zeitschr. f. Kulturgesch. nau N, F. 3 (1896), 225. %) Mnböhm. Exc. 20, 134. Böhmerwald 282. %) Schu3) Schramek lenburg 103. 4) Höser Volksheilkunde 24. *) Bohnenberger ızoz. %) Jahn Hexenwesen 356. *“) Grohmann 102, 45) Schulenburg Wend. Volkstum 163. 46) ZfrwVk. ı2, 259; vgl. SAVk. 15, 242. 47) Bay.Hefte ı, 230. %) Marzell Bayer. Volksbot.

5) 51) 53) 53) 34.

166.

%)

Bodenseebuch

2 (1915),

118.

Martin u. Lienhart EIsäß.Wb. 2, 98. SAVKk. ıı, 233. ©) Strackerjan 1, 85. Buch der Natur hrsg. v. Pfeiffer 331. Fabricius De signatura plantarum 1653, ®) Marzell Heilpflanzen 47.

6. Die B. als Orakelbaum. Drei vor dem Johannistag geholte B.nzweige,

1339

Birkenbaumschlacht—Birnbaum

von denen der erste seine Rinde behält, der zweite halb und der dritte ganz geschält sind, werden von den Mädchen am

nächsten Morgen unter dem Kopfkissen hervorgezogen und zeigen dann, ob sie einen reichen, mittelmäßig begüterten oder einen armen Mann erhalten (Posen) °). Das in der Neujahrsnacht als Eheorakel aus dem Holzstoß gezogene B.nscheit, bedeutet, daß das Mädchen einen Soldaten als Mann bekommt 5).

Wessen ‚„Pfingstmaie‘‘ in der Kirche umfällt, der stirbt im gleichen Jahr (Nassau

im 17. Jh.) 5). — Als Witterungsorakel bedeutet es einen strengen Winter, wenn die B.nblätter lang am Baum bleiben 9).

5) MschlesVk. 13, 46 = Knoop Pflanzenwelt 9, 92. ”) Rußwurm Sagen aus Haspal

1861, 153. °) Zeitschr, f. Kulturgesch. N.F. 3 (1896), 223. ”) Gottsched Flora prussica 1703, 26; Wilde Pfalz ı9; Wirth Beiträge 6/7, 14; auch in Rußland spielt die B. als Orakel für Witterung, Saat und Ernte eine wichtige Rolle: Yermolof{ff Volkskalender 113. 195. 249.

7. Als Baum, an dem die Entscheidungsschlacht am Weltende geschlagen wird, wird (besonders in Westfalen) auch die B. genannt ®). Vgl. auch Baum, Birnbaum. ®%) Kuhn Westfalen ı, 206 ff.; Sartori Westfalen 53; Beucker Die EntscheidungsSchlacht des europ. Krieges am B.baum. Dortm. 1917. Marzell.

Birkenbaumschlacht s. Schlachten-

baum,

Endschlacht.

Birnbaum

(und

Birne)

(Pirus

com-

munis). Il. Botanisches. Der B. ist zur Blütezeit an den reinweißen Blüten und den roten (nicht gelben) Staubbeuteln vom Apfelbaum ohne weiteres zu unterscheiden !), Reste von Holzbirnen finden sich bereits in den steinzeitlichen Pfahlbauten der Schweiz und Italiens. Die Kultursorten der Birnen lernten die Deutschen (und Kelten) durch die Römer, die Skandinavier durch die Angelsachsen kennen 3). 1) Marzell Kräuterbuch Reallexikon ı, 288,

103.

?) Hoops

1340

2. In kultischer und mythologischer Be-

ziehung tritt der B. und seine Frucht viel weniger als der Apfelbaum (bzw. Apfel) hervor. Zeugnisse von heidnisch

verehrten Bu.en sind selten ®. Im Wallfahrtsort Mariabirnbaum bei Sielenbach (Oberbayern) wurde „Unsere liebe Frau unterm B.‘‘ verehrt %), vielleicht als Rest eines alten Fruchtbarkeitskultes (vgl. unten). In verschiedenen Volkssagen spielen B.e eine Rolle: ein gefällter Holzb. blutet %), der Alp drückt zuerst einen Menschen, dann einen B. %), ein B. grünt zum Zeichen für einen unschuldig Hingerichteten ?’) usw. Am bekanntesten ist die Sage vom „Birnbaum auf dem Walserfeld‘‘ (vgl. Baum, Birke), dessen Blühen die große Weltschlacht verkünden soll 8). 3)

Grimm

Myth.

62;

Höfler

Wald-

kult 73. 94; Schulenburg Die Verehrung des B.es usw. In: Niederlausitzer Mitteil. 17, 84—100, *) Panzer Beitrag 2, 14; Höfler Waldkult 94 ff. °) Rochholz Sagen 1, 69 ff.; vgl. Baum. °% Kühnau Sagen 3, 143. ’) Ebd. 3, 282. %) Grimm Sagen 16; Freisa uff Salzburg 165 £f.; Merkel Kaiser Friedrich Rotbart am Un-

tersberg

und

der

B.

auf

dem

Walserfeld.

In:

Abhandl. d. liter. Ver. in Nürnberg 1862, 129 bis 139; Andree-Eysn Der B. auf dem Walserfeld, In BayHefte 2, 185—188.

3.

ImZOA.

Backnang

(Württemberg)

gab es einen alten B. („„Hexenbaum‘‘), dessen Zweige, am Karsamstag geholt und in die Raufe gehängt, die Hexen vertreiben sollten ®); auch in Böhmen !) und in Frankreich !) gilt der B. als zauberbrechend. ®* Eberhardt

mann

135.

")

Landwirtschaft 13.)

Seligmann

Blick

Groh-

2, 56,

4. Wie der Apfel (s. d.), so erscheint auch die Birne (bzw. der B.) als Fruchtbarkeitssymbol. Wenn die B.e schlecht tragen, dann sieht es schlecht für die heiratsfähigen Mädchen des Hofes aus !?), Gibt es viele Birnen, so gibt es im nächsten

Jahre

viele Mädchen ®). Über-

haupt gilt häufig der B. (im Gegensatz zum Apfel, der das männliche Geschlecht symbolisiert) als weiblich!. Wenn die Nachgeburt unter einen B. kommt, so folgt ein Mädchen !). Auch das erste Badwasser der weiblichen Kinder

1341

Birnbrot

wird unter einen B. geschüttet !®%). Als „Kleinkinderbaum‘‘ (s. Baum, Esche, Holunder) erscheint der B. in der Schweiz!) und in Siebenbürgen !®). Am Weißen Sonntag trägt man die kleinen Kinder unter einen B., damit sie groß und stattlich werden !®). In der Silvester- oder Christnacht schüttelt das Mädchen den Ast eines B.s; aus welcher Richtung dann

ein Hund bellt, aus der wird der Zukünftige kommen %). Um die Zukunft zu erforschen, klopft man in der Thomasnacht an einen B., der dann von dem redet, was das kommende Jahr bringt 2). Will man wissen, ob einem der ferne Geliebte treu ist, so geht man unter einen B. und sucht die abgefallenen Birnen: so viele man findet, so oft hat er bereits

ein anderes Mädchen geküßt ??). In Ober-

franken werden getrocknete Birnschnitze am Weihnachtsabend als Liebesorakel verwendet 2%), Auch in Bosnien ist der B.

ein Fruchtbarkeitssymbol ?%). 2)

men

Huntemann

unserer

Die

Kulturgewächse

plattdeutschen usw.

1913,

Na-

75.

13) Egerl. ı0, 132. 14) Vgl. Marzell Bayer. Volksbot. 156; dagegen Aigremont Pflanzenwelt ı, 7o. ') Bohnenberger 17. % Baumgarten Aus d. Heimat 1862, 128, ”) Rochholz Sagen ı, 87. *®) Hillner Siebenbürgen ı7 = Gaßner Mettersdorf 5. ») Baumgarten Aus der Heimat 1862, 128. %) Engelien u. Lahn 241 = Drechs-

ler Schlesien 1, 4, ähnlich auch im Erzgebirg: Wuttke 252; vgl. auch Pflaumenbaum, 3) Kapff Festgebräuche 50. %) Urquell N.F. I,

278.

2%)

3%) Urquell

5.

Marzell

3, 276.

Bayer.

Volksbot.

In der Volksmedizin

10.

werden

Krankheiten auf den B. übertragen bzw. in diesen verpflockt. So stand an der heiligen Quelle am Schauerberg (Fichtelgebirge) ein heiliger B., in den unzählige Namen eingeschnitten waren; der ganze Stamm, selbst viele Äste waren verbohrt und verpflockt, wodurch man sich von

Krankheit

„Reißen‘‘

zu

2%),

befreien

glaubte %®).

Zahnschmerzen

”),

Das

die

Gicht 2) werden auf den B. übertragen, indem man diesen umfaßt oder dreimal um ihn herumläuft. Das Fieber verliert man,

wenn

man

rückwärts

unter

einen

wilden B. geht ®). Der Auswurf des Schwindsüchtigen wird in einen B., (bei

1342

weiblichen Kranken in einen Apfelbaum) verbohrt (obere Nahe) ®). Blätter vom B. (bei Frauen vom Apfel-

baum) Birnen

stillen

erschweren

das

die

Nasenbluten %).

Niederkunft

der

Gebärenden %2), offenbar ein aus antiker Quelle (Dioskurides?) stammender Aberglaube. Konrad von Megenberg) schreibt: ‚„‚welheu fraw piren auf ir hab, wenn si gepern schüll, der werd ir gepurt gar swaer‘‘,

25) G. Schmitt Aus dem Fichtelgebirg (1896), 94. 2%) Seyfarth Sachsen 202. 2) Kuhn und Schwartz 441; ZirwVk., II, 171; ZfVk. 6, 216. %) Bei Männern; umfasFrauen müssen einen Apfelbaum sen: Bartsch Mecklenburg 2, 404. ®*) Grohmann 164. ®) ZfrwVk.z2, 284. ®) Schön-

werth Oberpfalz 3, 246. %) Meyer Aberglaube 61; Jühling Tiere 269. ®%) Buch der 340. Natur hrsg. von Pfeiffer

6. Der Dieb

muß das Gestohlene

zurückbringen,

wenn

man

mor-

gens vor Sonnenaufgang drei oder fünf Huf- oder Sargnägel mit einer Beschwörung in den B. schlägt (vgl. Wacholder)*). 34) ZfVk. 346; Schönwerth 3, 213; MVerBöhm. ı8 (1880), 157.

Oberpfalz

man von gelben Birnen, 7. Träumt in so bedeutet das einen Todesfall

der nächsten 3)

Wuttke

Verwandtschaft ®). 228

8 325.

Marzell.

Birnbrot. Das B. oder Kletzenb.}), ein Früchtebrot (vgl. Plumpudding) ?) mit eingebackenen Birnen oder Hutzeln, ist ein besonders in Süddeutschland beliebtes Weihnachtsb. 3). Die oberbayrische Bäuerin

weissagt

aus dem

Aufgehen

des

Teiges *); in der Schweiz versammelt sich

die Familie am Altjahrsabend um Nidel und B.®); in St. Vit ißt man an Weihnachten mit Vorliebe Brotscheiben mit Birnscheiben belegt, daher nennt man die Birnen Baumschinken ®%). Besonders feierlich und vorbedeutend ist das An-

schneiden

des B.s (vgl. Anschneiden

A. 149). Im Allgäu geht man zum ‚‚,Singat‚in sonst und in Rauris holen‘‘?), d’Scherzen‘‘ 8). Der Anschnitt ist für den Burschen ein wichtiges Liebespfand und wird ihm von den andern Burschen abgejagt. In Steiermark ißt man das Kletzenb. nach der Mette; die Hausfrau

1343

drückt

Bissen

den

Schlüsselbart

hinein,

sonst

ruht kein Segen darauf ®). Wer in Baden

„Bierewecke‘‘

kommt

vor

Weihnachten

ißt,

Eselsohren !) (Ettenheim).

be-

N) Lütolf Sagen 554, 565; Reiser Algdu 2,25, 29; Köhler Voigtiland 250; Sepp Altbayr. Sagenschatz 611 Nr. 166 (phantastisch!); Ders, Religion 22 ff.; Höfler Weihnachten 21. 29. 73—74; Ders. Fastengebäcke ı1ı; über Kletzenb, vgl. Grimm DW. 5, 1254.

*) Höfler Weihnachten linger Volksth. 2, 69;

29—30. ®%) Birin Saulgau Spende

ans Gesinde: Birlinger l.c.7; vgl. Birlinger Schwaben 2, ı1—12: „und sol im och ze Wihennächten weder Bimenzelten (= Birnenz.?) ... senden‘ (Konstanzer Verbot v. 1460). *) Leoprechting Lechrain 210—11; Höfler Weihnachten 28; W. 300; Knoop Hinterpommern 178; Globus 42, 105; vgl. Backen 250; 240—42. °) Herzo g Volksfeste 204—05. °) ZirwVk. ı7 (1920), 53?) Reiser l.c, 2, 26—27; Bavaria 2 b, 830. $) Höfler Weihnachten 73; Bavaria ı a, 387. 9)

ZföVk.

kasten.

ı, 249.

1%)

Ochs

Bad.Wb.

Zettel-

Eckstein,

Bissen !). Mit der Vorstellung, daß der Mensch bei der Einnahme der Speisen am

wehrlosesten den bösen Geistern und jedem Schadenzauber (vgl. Essen) preisgegeben ist *), hängen die meisten Gebräuche und Vorsichtsmaßregeln zusammen,

welche sich auf den B. beziehen

als die natürlichste und kleinste Mengebezeichnung fester Speisen; zugleich aber haftet an dem abgebissenen Stück das

persönliche Fluidum des Menschen (vgl. A. 13—15). ı. B.und Essen: Ein zur Erde gefallener B. wird als schlimme Vorbedeu-

tung bei fast allen Völkern aufgefaßt, dieser Glaube bestcht auch für die Antike 3) und die heutigen Primitiven %); fällt jemand ein guter B, zur Erde, so war er ihm nicht gegönnt °); dasselbe sagt man auch, wenn der B. drückt ®); wenn an der

Sklavenküste 7) der König dem Gast den besten ®) B. in den Mund steckt, darf die-

ser

ihn

weder

fallen

lassen,

noch

be-

rühren. Bei den alten Preußen ?) gehörten die zur Erde gefallenen B. den armen Seelen; die Südslaven !) werfen einige B. von jeder Speise auf den Weihnachtsklotz; bei den Juden 1) darf man beim Essen nicht sprechen, damit der B. nicht in die falsche Kehle kommt. Wer Brot

1344

isset, wird

davon ein anderer dem andern feind

Maennling

1)

stellt

dem

gebissen hat, und gram 12),

entgegen,

daß

man „einem Hund cinen angebissenen BE. Brot oder seinen Speichel reichet, nur damit man solchen per Sympathiam ver-

binde, daß er uns liebe und anhänge‘‘; die Rockenphilosophie berichtet 1): Steckt man eine Gans dreimal durch die Beine und gibt ihr drei B. gekautes Brot mit

den Worten: ‚‚,Lauf hin in Gottes Namen‘ zu fressen, so kehrt sie wieder heim. In

Schweden !®) gibt man B. Weihnachtsbrot.

dem Hund

einen

') Grimm DW. 2, 47; Imago 1927, 244. ?) Haberland in: Z, f, Völkerpsych. ı8 (1588), ı3 ff. 22. 149; Frazer IL? 117 ff. zählt die ängstlichen Vorsichtsmaßnahmen beim Essen der afrikan. Könige auf, 3 Plinius Nat, hist, XXVIII, 27 = IV, 284—83 (May hoff); (vgl. Brosamen A. 21—23); Arch. f,

Latein,

Lexikogr.

XV,

ır4;

Samter

Fa-

milienfeste 108—09 und ARw. 10, 373, dagegen Wissowa in ARw. 7, 45; Rohde Psyche 1%°245; Haberland l.c. ı3ff. 359. *) Haberland lc. ı3ff. 169. °) Kehrein Nassau 2, 255, ©; Meich e Sagenbuch der sächs. Schweiz 125, so; Witzschel Thüringen 2, 295, 170: wenn der B. aus dem Mund, der Hand oder von der Gabel fällt. % Panzer

Beitrag

1,

266;

Meier

Schwaben

512, 430;

Birlinger Schwaben 1, 413, 20; Haberland lc. 359; vgl. Witzschel Thüringen 2, 285, 102. °) Haberland 1.c. 169; vgl. 22; vgl. 149. ®) Bei den Hiongnu erhielten die jungen Helden als Ehrung die besten B.; vgl. Haberland 1.c., 141; der Araber steckt auch dem Gast die besten B. in den Mund: 1. c. 169—70. °%) Rohde Psyche ı, 245; Arch. f. Anthrop. N. F. 6 (1907), 95. 1) Haberland 1.c. 14; vgl. 360. 1) Buxtorf Jıtdenschul 289; Haberland Le. 263; die Brahmancen müssen bei den Opfern die Ehrenbissen zu gleicher Zeit schlucken; in Indostan glaubt

Apfel

man,

daß

Gott

dem

Adam,

als er vom

essen wollte, an die Kehle griff und daß

ihm der B. im Halse stecken blieb: Maennling 34; Haberland 1.c. 142. ?®) Rokkenphilosophie 2. Hundert 279—81 c. 54 = Grimm Myth. 3, 439, 146; Maennling

304; in Japan selben B. nicht

dürfen mit den

zwei Menschen denEßstäbchen anfassen,

sonst gibt es Streit: Anthropos 7 (1912), 398. ») Maennling 1l.c. 14) 3. Hundert 236.7 = Grimm Myth. 3, 441, 195. 13) Höfler Weihnachten 25 mit Lit.

2. Der erste B. Nach dem Aberglauben in Mähren 1) kommt das Fieber meist mit dem ersten B. (vgl. den ersten Brei des Kindes) oder dem ersten Löffel

1345

Bissen

Suppe; in Westböhmen *) darf man den ersten B. Brot vom neuen Getreide nicht

direkt in den Mund stecken, sondern man muß dabei mit der rechten Hand um den

Kopf langen; unterläßt man das, so tritt Teuerung ein. Wer etwas Eßbares findet,

der werfe nach ostfriesischem Glauben den ersten B. weg, sonst könnten die

Hexen schaden (Grimm 3, 477, 1120). Wichtig ist der erste B., den man bei Tagesbeginn zu sich nimmt. Früh morgens,

ehe man

einen B. Brot

genommen

hat, soll man nichts in den Mund nehmen (Rockenphilosophie) !®); der nüchterne B., durch den sich der Este vor dem Kuckuck

schützt, heißt ‚„,Kuckucksmundvoll‘‘, bei

den Schweden spricht man vom ‚,Vogelb.‘“ 1). In Pommern®) werden die ersten

B., welche Braut und Bräutigam aus dem Hochzeitsbrot herausbeißen, aufgehoben. In Mecklenburg ?) ist der erste ‚,Hochtidenbeten‘‘ von großer Bedeutung: Die Brautleute beißen von der Hochzeitssemmel ein tüchtiges Stück an der Spitze ab; dieses Stück wird nach der Hochzeit nochmal gebacken, daß es nicht schimist jemand

melt;

krank,

so bekommt

er

ein Stückchen davon als Heilbrot. In Thüringen steckt die Braut dem Bräutigam 3 B. Brot in den Rock, damit es nie an Brot fehlt??). Bei den Esten schneidet der Diener des Bräutigams einen kleinen B. von einem ganzen Brot, bestreicht ihn

mit Butter und steckt ihn der Frau in den

Mund; das verschafft glatten Mund ®)., 1)

Grohmann

144—45

Nr. 1068.

1)

163

den Kindern Nr. 1147.

3. Hundert

einen

”) Ders.

129

c. 53

=

1”) Haberland 3, 442, 236. Grimm lc. 23; ZfdMythol. 3 (1855), 263. 279. 403. ®%)

Kloster

ı2, 169;

bei

den

steckt

Slaven

die

Slonka der Braut von jedem Gericht den ersten B. in den Mund: 1.c. 164. ®) Bartsch

Mecklenburg

2, 66,

Thür. 2, 233, 65.

®)

238.

%2) Witzschel

Grimm

3. Im Heilzauber Rockenphilosophie

3, 488, 18 u. 24.

finden wir folgendes

von der Rezept

empfohlen 2): Für das Fieber: drei B. gestohlen Brot in zwei Nußschalen gespien und das Brieflein geschrieben: Kuh wilt du zu Stalle, Frörer so geh Du zu Walle. Gockelius ®) erwähnt gegen Viehund Weyhrauch Nimm bezauberung: Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

1346

Myrrhen und rothen Knoblauch, zerstoße es alles untereinander an einem Donnerstag nachmittag, wenn das Vieh ausgehet, alsdann kenen Laib Brot davon und thue selbigem darein, Salz gestreut.

nimm einen neugebakund schneid etliche B. in jedes ein wenig von darauf auch ein wenig

2) 2. Hundert 365—69 c. 933 = Grimm 3, 440, 183; Fischer Aberglauben (1790) 178, wie das meiste aus der Rockenphilosophie abgeschrieben, 2%) Tractatus polyhistoricus 1699, Sagen 177, 113,1. 102—3; vgl. Lütolf

4.

Aus.

den

Saturnalia

des

Prätorius

haben wir ein Augurium mit B.%®); Einige kaufen Christnachts für drei Heller Sem-

mel, teilen sie in drei B. und verzehren sie durch drei Gassen, in jeder Gasse ein Stück; in deı dritten Gasse wird man den sehen. Erasmus Francisci Liebsten berichtet in seinem Höllischen Proteus (Nürnberg 1690), p. 815, daß in Wien drei Edeljungfrauen auf den Rat einer Köchin

vom

Mittag-

aufhoben

und

und

Abendessen am

diese

Abend

einige

B.

„nebst

einem Trünklein Weins‘* auf den Tisch stellten, um die zukünftigen Cavaliere zu zitieren (vgl. Essen). 26)

5.

Grimm

Über

quell ?7).

3, 470, 959-

Brotb.

im

Rätsel siehe

27) 4 (1893), 251.

Ur-

N

6. Der geweihte B.®): Über die Geschichte des Gottesurteils mit dem g. B. (iudicium panis et casei, iudicium offae Hier oder offa iudicialis) siehe Brot. soll nur auf die Vorbereitung und die Hauptzüge dieser Zeremonie eingegangen werden. Das Material liegt in der Ausgabe von Zeumer ®) in den Monumenta vor, ein guter Index hilft das Gewünschte leicht finden: . Das Gerstenbrot muß trocken sein und

der Käse von Ziegenmilch

gewonnen *);

nach einem Codex des 14. Jhs. muß sogar der Priester mit dem Diakon das Gerstenmehl mit Weihwasser anmachen und

unter Gebeten backen %); die B. wiegen

gewöhnlich 9—12.3) denarii = 41 gr ®). Soll das iudicium stattfinden, so möge der Priester sein Meßkleid anlegen und eine Messe mit besonderem Gebet zelebrieren 43

1347

bitten—Bittgang

— gewöhnlich liegen die B., in ein Leintüchlein eingeschlagen, auf der rechten Seite des Altares %) — finita missarum sollempnitate adportetur caseus et panis ordeaceus et inscribatur in eo oratio dominica ®) — oder pater noster 3%) — et presentetur ante altare in patena argentea. Res enim, quae furata sunt, inscribantur in breviculo uno, simul et nomina eorum quibus furta imputantur®); eine andere Formelsammlung %®) beschreibt, unter welchen Zeremonien und Gebeten der B. gereicht wird: Et panem et caseum insimul debes ponere in os suum et facere duas cruces de tremulo et unam ponere sub pedem eius dextrum

1348

2. Der Name Alpranke (der aber auch für das Geißblatt und für die Mistel gilt) wird mit „Alp‘* (Dämon) in Verbindung

gebracht ?). Nach anderen soll der Name daher rühren,

weil man

mit dem

am

Jo-

hannistag gesammelten Samen der „Alfranke‘“ (ob wirklich Solanum dulcamara ?) den „Alf‘“3) zu heilen suchte %. Im 17. Jh. wurde B,. den Kindern gegen „Zauberei“ in die Wiegen gelegt 5). Ist die

Milch verhext, so daß sie sich nicht buttern läßt, so muß man sie durch die Stengel der Alpranke gießen ®). Die Wenden geben die Pflanze den Kühen, damit

quando ipsum panem in os eius mittis, debes coniurationem subscriptam dicere.

diese besser Milch geben und die Sahne besser zusammengeht ?). Im Ermland ist das B. ein Bestandteil des Kräuterbüschels ®). Bei den Ruthenen in Galizien steht das B. als ‚„‚matryguina‘ (= Mandragora, vgl. Alraun) in zauberischem Ansehen ®).

ben %),

®* Grimm Myth, I, 371; 3, 126. 360; Ho0ops Pflanzennamen 49; Vgl. auch Vo lkskunde 20, 52 f. 3) Blutgeschwür an Händen und Füßen, vgl. Höfler Krankheitsnamen

et aliam crucem sacerdos manu sua super caput eius teneat et furtum illud seriptum in tabula super caput illius iacere. Et

Einen Rest dieses Gottesurteils haben wir bekanntlich in der Verwünschung: Der B. möge mir im Halse stecken blei28)

929;

Grimm RA.2, 5067; Ders. Myth. 2, Matthias Gottesurteile 5; Glitsch

Gottesurteile legum

ster

sectio

12,

1097;

Schindler

30—31, V

Übersetzung

(formulae)

weitere

645, 409—646;

Literatur

Aberglaube

von

232;

MG.

Klo-

siehe Brot;

Pollinger

Landshut 164. °) MG. leg. sectio V (formulae). 30) Panis ordeatius esse debet siccus et caseus caprinus: Zeumer l.c. 650, ıff.; vgl. Tharsander Schauplatz 2, 279—82. 3) Zeumer 669g, ı24f. 3) lc. 629, ı8; 688, 10; 10 denarii: 671, 23. 33) ].c. 645 40; 690, 22. %) 646, ı ff. %) 671, 22. 36) 688, 9. 37) 668, 40 ff. %) 688, 8 u. 671,25 ff. ®) Grimm DWb. 2, 47; Pollinger Lc.; vgl. Brot; Wander Sprichwörterlex. I, 386. Eckstein.

bitten s. betteln.

Bittersüß (Alpranken, Hinschkraut, Mausholz; Solanum dulcamara).

I. Botanisches. Nachtschattengewächs (Solanazee) mit verholztem, windendem Stengel und herz-eiförmigen Blättern. Die violette Blumenkrone ist fünfzipfelig und radförmig ausgebreitet, Die Frucht ist eine rote Beere. Der Stengel schmeckt bittersüßlich. Das B. wächst nicht selten in feuchten Hecken, unter Gebüsch, an Ufern 2). )

Marzell

Kräuterbuch

431.

13. *) Kuhn Westfalen 2, 54. °) Schroeder Med.-chym. Apotheke 1693, 977; vg l. auch Montanus Volksfeste 140. ®) Urquell 5 282; ZfrwVk. ıo, 271. ?) Schulenbu rg 229. °%) Philipp Beitv. z. ermländ. Volkskunde 1906, 125. %) Hoelzl Galizien 158. Marzell.

Bittgang.

I. Bei den Alten, — 2. In der christlichen Kirche, — 3. Heutiger Brauch. — 4. Bittwoche.

1 B.e sind zunächst alle Gebetsprozessionen, die das Herabflehen von Heil in irgendeiner Form zum Zweck haben. Solche Prozessionen finden sich bei allen Völkern der Erde. Doch hat der Sprachgebrauch den Ausdruck „B.‘“ allmählich

beschränkt auf diejenigen Umzüge, die mit der Landwirtschaft in Verbindung stehen. Derartige Flurbegehungen, die dem Gedeihen der Feldfrüchte dienen sollen, sind uralt. Sie sind als Bittopfer

aus

dem

Beschwörungsopfer

hervorge-

gangen *), das dem Schutzdämon des Ackers dargebracht wird zur Versöhnung

seines Zornes über die vermeintliche Verletzung seines Hoheitsrechtes durch den die Erde schürfenden Ackerbauern 2) Besonders deutlich sind solche B.e in der

1349

Bittgang

Religion erkennbar. Im römischen Mai werden die Ambarvalien zu Ehren der Flurgöttin Dia Dea, die später mit Ceres verschmilzt, gefeiert. Es sind Flurumgänge zur Reinigung und Entsühnung der Felder, wobei als Priester die Arvalbrüder (fratres arvales von arvus =

Ackerland)

fungieren 3). Sinn ihres Got-

tesdienstes und ihrer Opfer ist die Fürbitte für das Gedeihen der Felder *). Ihr Bittgesang, das Arvallied, ist uns als eines der ältesten lateinischen Sprachdenkmäler erhalten °), jedoch nicht recht verständlich. Offenbar ist der Text mit alten, sinnlosen Zauberworten durchsetzt. In alter Zeit wurde tatsächlich die ganze Flur in feierlicher Prozession umschritten, wobei auch als rein praktischer Grund die Festsetzung der Flurgrenze eine Rolle spielte. Als der Grundbesitz sich stark vergrößerte, wurde der Umgang um die ganze Flur aufgelöst in eine Anzahl Opfer, die an den Grenzstellen gebracht wurden. Am 25. April wurden in Rom die Robigalia gefeiert. Um den Rost von den fand ein abzuwehren, Getreidefeldern Zug zum Hain des Robigus statt, wo ein dargebracht Schafopfer und Hundewurde. Galten diese Robigalia dem Schutz des sprossenden Getreides, so die vom 28. April bis 3. Mai gefeierten Floralia dem Schutz des blühenden Getreides, wie überhaupt dem Wachstum der Blumen ®). Auch die Ger m an e n kannten Flurbegehungen und -b.e. Zu Mittwinter feierten sie ein Bittopfer, um für die Felder Fruchtbarkeit zu erflehen. Die Schweden brachten den Sühneber dar zur Versöhnung der unterirdischen Götter, damit

sie Mißwachs, Mäusefraß u. a. Schäden ab-

hielten’). Die Nerthus-Umfahrt, von der Tacitus berichtet ®), trägt unverkennbar die Züge einer Flurprozession; Nerthus wird als befruchtende Göttin durch die Felder gefahren ®%). Der Indiculus superstitionum notiert unter can. 28: de simulacro quod per campos portant !°). Dieser

Brauch, die Götterbilder durch die Felder zu schleppen, hat seine Wurzel in dem primitiven Grundsatz des pars pro toto.

Man glaubt, das Bild berge die göttliche Kraft ebenso wie die Gottheit selbst.

1350

Diese Kraft soll durch den Umzug auf die

Saaten

Fluren

und

zu gutem

Gedeihen

ı, 49.

?) Wundt

übertragen werden. In Gallien pflegten die Bauern noch zur Zeit Gregors des Großen Götzenbilder, mit weißen Tüchern umhüllt, durch die Fluren zu tragen !2). Ebenso wurde das Bild der Muttergottheit Berecinthia auf einem Wagen pro salvatione agrorum et vinearum herum-

geführt !2).

Religgesch.

1) Helm

Religion I, 1796.

u. Mythus Wissowa

inser. lat. ı, 28.

|?)

Simrock

®% Meyer

32. Indiculus

S. Martini

2%) Pauly1, 554. *) Ebd. 2, 1472. ®) Cod,

% Wissowa

Mythologie

AReliggesch.

cap.

1)

12.

2041.

Sulpicii !?)

506.

MGSS.

Religion 196. ®%) Germ.

1)

40.

Saupe

Severi

rer. Merov.

Vita

I, 2,

793.

Kirche, 2. Die christliche der Bittprozessionen schon aus ihrem her geErbe) israelitisch-jüdischen läufig waren, hat die Bräuche bei Feldbegehungen, die sie vorfand, verchristlicht. Derartige Sitten als heidnischen Aberglauben auszurotten, hat sie gar nicht erst versucht; vielmehr hat sie sich mit der ihr in allen Situationen eignenden Anpassungsfähigkeit an die gegebenen Tatsachen gehalten und an vorhandene Vorstellungen angeknüpft. Die Prozession

heißt in der christlichen Frühzeit litania, wohl von dem monotonen, aber gerade in

seiner Monotonie ergreifenden Wechselgesang. Im Jahr 325 hatte Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erund schon ein Menschenalter hoben; später hat Papst Liberius (352—366) an Stelle der römischen Robigalien eine Feldprozession zum heiligen Markus auf den 25. April festgesetzt (litania maior)!%). An die Stelle der alten Ambarvalien treten die litaniae minores, die um Christi Himmelfahrt gefeiert werden. Im Volksglauben gilt der heilige Mamertus als Erfinder der christlichen Flurprozessionen !). Richtig ist daran soviel, daß er als Bischof von Vienne im 5. Jh. die Sitte der Begehungen neu belebt hat 16), Die Synode von Orleans ordnete für das fränkische Reich die drei Tage vor Himmelfahrt als Bittage (rogationes) an !7). Gregor der Große gab genaue Vor43*

1353

schriften für die Handhabung des Zeremoniells 18), Ein Kapitular aus der Zeit Karls des Großen verordnet, die Bıe

sollen

demütigen

und

bußfertigen

Her-

de Rebus Franciae Orient. ı (1729), 437; vgl. Jahn Opfergebräuche 147; Franz Bene-

diktionen 2,9. *) Sermon procession (1529) Weimarer

2)

Herzog

RE.?

3, 249.

von dem gepeet und Lutherausg, 2, 178.

%)

Pfannen-

schmid zens nach vorhergegangener Messe vollErntefeste 391. führt werden; aller Scherz und Unfug 3. Beim katholischen Landvolk habe zu unterbleiben ?®). Von besonderem Deutschlands sind die B.e noch heute Interesse ist eine uns erhaltene Verordallenthalben in der Übung ®). Dabei ist nung der Äbtissin Marksvith im westdie Abzweckung in den verschiefälischen Kloster Schildesche aus dem denen Gegenden je nach Klima verschieJahr 940, weil sie neben einem anschauden. Steht in trockenen Gegenden die lichen Bild von dem Flurumgang selbst Bitte um Regen im Vordergrund, so in in der Terminologie direkt an das alt- | feuchten die Bitte um Sonnenschein. römische Vorbild anknüpft: Statuimus Vielfach wird um Schonung vor Hagel ut annuatim secunda feria Pentecostes ' und Unwetter gefleht. Bei den Umzügen spiritu Sancto cooperante eundem Pawerden die geläufigen christlichen Lieder tronum in Parochiis vestris longo ambitu _ gesungen, die sich an Jesus und die Heilicircumferentes et domos vestras lustran- i gen wenden. Lokal zugeschn ittene Getes et pro gentilicis Ambarvali in lacrymis sänge, wie der von den Lobensteinern et et varia devotione vos ipsos mactetis ! überlieferte: et ad refectionum pauperum eleemo‚Greiz, Schleiz und Lobenstein synam comportetis: et in hac curti perBitten dich um Sonnenschein. noctantes super reliquias vigiliis et cantiUnd wollen die andern auch was haben, So mögen sie dirs selber sagen ?®})““ bus solennizetis ut praedicto mane de- ; terminatum e vobis ambitum pia lustrasind verhältnismäßig selten. In Weintione complentes ad monasterium cum gegenden wird zur Zeit der Rebenblüte honore debito reportetis. Confido autem das Bild des Rebenheiligen Urban in de Patroni huius misericordia quod sic feierlicher Prozession durch die Weinab eo gyrade terrae semina uberius berge getragen %). Vielerorts werden bei provenient et variae a@ris inclementiae den Flurbegehungen die Haustiere mitcessent %). Durch das ganze MA. herauf geführt, um sie nach dem Volksglauben sind die B.e im Schwange. Die Reforgleichfalls des göttlichen Segens teilhaftig mation legt auf jede Art von Prozessionen werden zu lassen. Doch ist das schwerkeinen Wert. Luther hält nicht viel dalich der ursprüngliche Sinn. Vielmehr von, da sie ja doch in ein großes Saufen haben wir hierin einen Überrest vom ausarten. Wenn man die Flurprozession heidnischen Mitführen der Opfertiere. doch begeht, so soll es mit Fleiß geWohl die bekannteste Flurprozession schehen nach I. Tim. 4, 5: Die Kreatur der Gegenwart ist der Weingartner wird geheiligt durch Gottes Wort und Blutritt am Tag nach Christi HimGebet 2). Die reformierten Kirchen hamelfahrt, dem sog. Blutfreitag. Seit Ende ben alle Begehungen radikal abgelehnt. des 15. Jhs. nachweisbar, stand der Einige lutherische Kirchenordnungen (z. Brauch bis Anfang des 19. Jhs. in hoher B, die mecklenburgische von 1540) haben Blüte, wurde dann durch behördliche die alten Umgänge beibehalten ??). Doch Maßnahmen so gut wie ausgerottet, bis wurden in den evangelischen Kirchen die der Blutritt durch königliches Dekret Umgänge mehr und mehr abgemildert 1849 wieder freigegeben wurde. Heutigen und zu Ernte-Bettagen umgewandelt ®). Tages ist der Blutfreitag das größte Volks13) Vgl. RGG.12, 872. 1) Usener Weihfest Oberschwabens. Bauern und Knechte nachtsfest 294 £f£. ») Albers Jahr 215. aus weiter Runde beteiligen sich daran zu 1) Sidonii Apollin. epist. 5, 14; 7, X. Pferd Über . das Zeremoniell im einzelnen »”) Lippert Christentum 643. 1) Vita ı, 42. gibt die noch heute im wesentlichen gül»”) Baluze Capitularia vegum Francorum 2 (1677), 1376. tige Prozessionsordnung von 1778—8ı %®) Eckhart Commentarii

blasen

Aufschluß: Die Feierlichkeit nimmt ihren Anfang am Freitag in der Früh um 6 Uhr. Die Mönche gehen zum Blutaltar, wo der Pater Custos, mit Chorrock und Stola angetan, das heilige Blut in einem silbernen Behältnis um den Hals hängt. Unter Gesang,

Böllerschüssen

und

Glockengeläut

steigt der Custos im äußeren Klosterhof,

wo die Reiter ihn erwarten, zu Pferd. Dann bewegt sich der Zug in genau vorgeschriebener Rangordnung durch den

Flecken in die umliegenden Felder, Musik erklingt, Standarten wehen. Während des

Zuges werden viermal die heiligen Evangelien abgelesen und die Feldfrüchte mit dem heiligen Blut gesegnet, damit sie

Gott

Ungewitter

vor

Unter-

bewahre.

dessen werden in der Kirche Messen gelesen, Beichten abgenommen, bis dann das heilige Blut von dem Konvent der

Mönche

geholt

nach

wird.

dem

Mit

Umzug

dem

findet die Feierlichkeit schluß 27). u)

feierlich ein-

heiligen

dann

Blutamt

ihren AbWuttke

Beitrag 2, 83 ff.,

Panzer

Voigtland Eber-

Volksk. 307 ff.; Köhler Sächs. 15; Festgebräuche Ka pff 629;

hardt Landwirtschaft 5; Wrede RheinVk. Baden 505; Fontaine 189; Meyer 2, 79; Strackerjan Luxemburg 42 f.;

John

Westböhmen

Böhmerwald

ı52;

76. 87;

Reiser

Schramek Allgäu

2,

354;

94; SAVk.2, 125; Hoffmann-Krayer Tiroler Volksleben 86 ££.; SarHörmann tori Sitte und Brauch 3, 164; MschlesVk. 9, 176; Egerl. 5, 30; 8, 13; Sebillot FolkVoigtlland 629. %®) Köhler Lore 4, 480. *”) Vgl. P. Opfergebräuche 221. %) Jahn Die Benediktinerabtei WeinAlb. Schmitt

garten

(1924),

101 ff.

4. Die Zeit, in der die B.e abgehalten werden, ist nicht ganz einheitlich: entweder am Markustag (25. April) oder in der Himmelfahrtswoche.

Entscheidend

ist, daß die Umgänge in der Frühlingszeit

stattfinden, wenn die Natur zu neuem Leben erwacht. Die Himmelfahrtswoche in Bayern ‚„‚Bittwoche‘‘, heißt auch

„Schauerwoche‘‘

(Schauer

=

Hagel) 2).

Am Lechrain werden vom ersten Freitag

nach der Heiligkreuz-Erfindung

(3. Mai)

an Schauermessen gelesen, wobei während

der Wandlung die Wetterkerzen angezündet werden. Von jedem Haus geht

1354

mindestens eine Person zu diesen Messen ®). In Baden heißt der Freitag nach Himmelfahrt der Hageltag %). Charakteristisch sind auch die norwegischen Bezeichnungen. Der 23. April heißt förste gangsdag = erster Prozessionstag, der Markustag (25. April) heißt Store gangsdag = großer Prozessionstag. An diesen Tagen arbeiten die Bauern nicht, damit die aus der Erde hervorkriechen-

den Würmer der Saat Ähnlich glaubt man in die in der Bittwoche bohnen mit schwarzen

nicht schaden %). Mecklenburg, daß gepflanzten VietsKöpfchen aus der

Erde kommen ®%?), d.h. also nicht gedeihen. Überhaupt begegnen wir häufig der Vorstellung, daß die Bittzeit unheilbringend ist. Das mag damit zusammenhängen, daß in diesen Tagen die bösen

Geister besonders gereizt sind. Vor allem Heiraten in der Bittwoche bringt Unglück ®), Ja, nicht einmal an dem den

Bittagen vorhergehenden ‚‚Bittsonntag‘‘ lassen sich Brautpaare von der Kanzel

verkünden 3). Auch waschen darf man nicht in der Bittwoche, sonst stirbt der Hausherr ®). vgl. Flurumritt. 2) Pfannenschmid 2) Leoprechting

3%)

Meyer

505.

Baden

®%)

Eyntefeste Lechrain

3971 £. 1977

Pfannen-

schmid Erntefeste 372. ®%) Strackerjan Westböhmen 70; %®) John I, 54; 2, 79.

Strackerjan men 70. 129. 260.

2,191. *%) John WestböhRühle. %) SchwVk. 4, ı2.

blasen (und ha uch en). Das B. hängt

aufs Engste mit der Vorstellung von Seele oder Geist als Lufterscheinung zusammen !). Das unsichtbare Agens des Luftzuges wird zu einer Form des Geistes,

griechisch Pneuma so mehr,

als Leben

(s. Geist, und

Atmen

hl.), um

vielfach

einander gleichgesetzt wird. Daher werden Geister im Winde gegenwärtig gedacht (s. Wind). Daraus erwächst die doppelte Bedeutung des B.s im Aber-

glauben: 1. Anb., d. h. Übertragung des

eigenen Pneumas auf einen anderen, Erzeugung einer sichtbaren oder unsichtbaren Wirkung durch B., 2. Fortb,.,

d. h. Überwindung

eines fremden Pneu-

mas durch B., Beseitigung einer von die-

blasen

1355

sem hervorgerufenen Erscheinung. Man spricht geradezu von einer B.kunst ?); ein solcher Künstler heißt Blaser; man rühmt

von ihm: 1)

wig

Er kann b.%).

Eisler

Weltenmantel

Aberglauben

9;

2,

786;

Heltl-

Köchling

de coro-

narum vr 55; Lippert Christentum 351; Pradel Gebete 84; Reuschel Volksk, 2, 24; Schwenn Menschenopfe90; r Stem Plinger Sympathie 75; Storfer Jungfräul. Mutterschaft 86; Wundt 4, 420; Alemannia 37, 8; ZföVk. ı, 288. ?) Becker Pfalz 136. 2?) Pfister Schwaben 27.

I. Zunächst

Dämon

diese

besitzt

Macht.

der

Die

Gott

primitive

oder An-

schauung steckt in Gen. 2, 7: Gott bläst dem Menschen den Odem und damit die Seele ein. In der griechischen Anthropogonie ist diese Anschauung nur bei den

Orphikern

nachzuweisen;

körperliches

Gedeihen schafft das Anhauchen Demeters *); aber in Sparta heißt der Lieb-

haber eines Knaben,

der ihm den rechten

Geist einflößt, eiszw,Aag „der Einbläser‘‘5).

Auch

Namenstausch,

d.h. Übertragung

eines neuen Wesens, ist mit B. verbunden ®%). Vergeistigt und doch an das fühlbare Anb. gebunden ist der Vorgang schon im Johannesev, 20, 22: Er blies sie an und spricht zu ihnen: Nehmet hin den hl. Geist. Das ist in den Taufritus übergegangen, nachweisbar schon bei

Augustin ?), dann in der katholischen Lehre ®) und bei Luther noch 1523, nicht

mehr 3 Jahre später, wo er es auch verwirft, den Kindern bei Krankheiten in den Hals zu b.®) (s. Kuß und Speichel). Wenn jemand nach Empfang der Kommunion, also vom göttlichen Pneuma gesättigt, einem kleinen Kind nüchtern in den Mund haucht, lernt es früh reden 10), vor

Im Aberglauben überwiegt die Furcht schädlichem

von Malaria,

Anhauch.

„böser Luft‘;

Man

spricht

eine Krank-

heit „fliegt uns an‘, und Goethes Wagner läßt alle 4 Winde unsere Gesundheit be-

drohen !);

aber

manches

Unwohlsein

ist auch wieder fort, „wie weggeb.‘‘,

Man-

che Krankheitsnamen sind davon hergeleitet !?) (vgl. Anwat). Aber auch das Neue

Testament

kennt schon die AnkaTn MVEH-

Harx Oder zvsöp% dodevsiag 13), Von besonderer Kraft ist der Hauch dämonischer

1356

Wesen, so der Berchta 14), der Elben 15), der weißen Frau !®), der Holzweiblein 17), der Zwerge 1), des Berggeistes 1), des sog. Wanzenschneiders 2%); er ist zumeist tödlich?) oder wenigstens betäubend 22), Des Teufels Anhauch läßt die Menschen erblinden ®); des Drachen Hauch zerstört alles Lebende *), Manchmal erscheint in Thüringen ein weißes Reh, das bei Nacht

einem Reiter aufs Pferd springt und durch

den bloßen Odem seine Haare plötzlich weiß werden läßt 2%), Wen der gespenstige Jäger anbläst, der bekommt einen geschwollenen Kopf %®); wenn man Kinder anbläst, bekommen sie Ausschlag 2); wenn man in ein Vogelnest schnauft, faulen die Eier®%)., In Mecklenburg darf man nicht in den Backofen b., sonst backt das Brot ab ®), Diese Wirkung wurde später von den Dämonen auf die Hexen übertragen, ihr Hauch ist giftig %), faszinierend 3), manchmal tödlich 3). Ein Zauberbegabter vermag sogar durch bloßes Anhauchen und den entsprechenden Zauberspruch dem Nächsten alle Kraft und Mannbarkeit zu nehmen 3), Anb. durch einen Geist 4), Teufel 34) oder Wiesel, Katze, Hermelin 35) (s. Name, Wiesel) ist ein Widerspiel zu dem belebenden Anhauche Gottes. Verwandt ist der Ausdruck: Einem das Lebenslicht (s. d.) ausb. So ist B. allgemein zum Schadenzauber geworden in Tirol: „So ein B. vergiftet die Luft‘“ 38) Man darf daher auch den Kindern nicht in den Brei b.”). Das Anb. Berchtas macht blind, das entspricht der in griechischer Mythologie häufigen Strafe der Blindheit (Teiresias, Phineus) 9%);

dies

„die

Augen

ausb.‘“

kennt

Hans

Sachs vom Teufel %), ebenso wie Goethe im Faust von Frau Sorge und der Verf. vom Weihnachtsmann %). Auch die Seele ausb. wird gesagt, weshalb der Jäger mit „Dunst‘ schießt 41), Sehr bedenklich ist es, wenn zweie gegeneinander ins Feuer b.*?); ins Feuer zu b. ist über-

haupt

unter

Umständen

zu

vermeiden,

Beispiele bei Primitiven bei Frazer, wo die Erklärung nicht eindeutig ist 43) *) Hymn.

169.

Hom.,

°) ZfVk. 4,

5, 238,

104.

5)

7) Ep.

Kallimachos

105;

F.,

Nider-

1357

blasen

berger

Unterwalden

3, 13;

Stemplin-

ger Volksmedizin 54. %) Lehrbuch der hathol. Religion. München 1886. °) Klingner

Luther

114;

Kohlrusch

339;

Kuhn

und

Schwartz 431 Nr. 270; Seligmann 2,216; Wuttke 85909. 8606; !") Peter Östery.-Schlesien 2, 211; ZrwVk. ı, 59. 1) Faust I im Osterspaziergang. 1!) Lessiak Gicht 153;

Germ.

ZfVk. 8, 393.

Myth.

2%) Le. 13, ı1.

276;

Grimm

1)

Myth.

Meyer

2,

1120.

Meyer Germ. Myth. ı20. 1%) Sommer Sagen 22 Nr. 17. !”) Meiche Sagen 352 Nr. 411. 461. ®) Grimm Myth. 1, 381; Kohlrusch 273. ”) Grimm

Sagen 2 Nr.2. %)

Hertz

®) Rochholz

Abhandl,

190.

®)

Sagen 2, 151.

Kohlrusch

25. ®) Eisel Voigtland 6 Nr. 8. 2) Heyl Tirol 484 Nr. 50. ®) Wuttke 859. %) Reiser Allgäu ı, 35; Schönwerth Ober-

pfalz ı, 267; Kuoni Sft.Galler Sagen 63. V) Reiser 2, 232. %) Fogel Pennsylvanıa 385 Nr. 2068 f. ®) Bartsch Mecklenburg 2, 136. %) Meyer Aberglaube 253. u) Lammert 82. ®) Meyer Abergl. 253; Birlinger A4us Schwaben ı, 143. ®) Drechs-

ler

2,

262;

Frischbier

Geist]. Schild 167; 1, 64; Kuhn

Wolf = 399. für das

Hexenspr.

6;

Hovorka-Krontield Westfalen 2, 101 Nr. 542;

Beiträge ı, 257; Wuttke 8 627 3) Kuoni 54f.; ZfdMyth. 2, 71 Jahr 1633. %) Sittl Gebärden ı21;

Schönwerth

213;

Sagen

Ranke

Oberpfalz z, 298. %) Alpenburg Tirol 348, Bir267. 3) Rockenphilosophie 53 Nr. 37; linger Aus Schwaben ı, 293. ®%) Grimm Myth.

ı, 229;

„ausblasen‘‘.

3,

©)

89.

”)

Faust

Ders.

II

5

DW,

gegen

unter

Ende;

Weihnachtsgeister schon Rockenphilosophie 6, 353. #) Grimm DWb. unter ‚„‚ausblasen 1‘. ®) Grohmann 42, 263. %) Frazer 2, 136. 256, aus Taylor New Zealand 165.

2. In der Vorstellung des Weg b.s kreuzt sich die bisher besprochene Reihe mit dem

Fortb.

einer

Flocke,

antik

Zeichen der Verachtung *) und der phy-

siologischen Tatsache, daß B. auf eine schmerzhafte Stelle, zumal wenn sie angefeuchtet ist (s. lecken), den Schmerz lindert. Auf der Grenze steht der Kindervers: „Heile heile Segen, drei Tag Regen, drei Tag Schnee, tut dem Kindchen nicht mehr weh‘‘, der in vielen Fassungen überliefert ist %), Wie konkret das

zu

verstehen

ist,

lehrt

der

Zusatz:

Da fliegt’s fort *°), oder daß man gleichzeitig mit der Hand darüberstreicht, als nähme man etwas fort. Ins Abergläubische übersetzt kann man alle Krankheiten, die angeb. sind, wieder fortb.??). Wir kennen das schon aus den Zauberpapyri

1358

von ägyptischen Zauberern des Altertums und von den Arabern %). Damit verbin-

den sich gern die bekannten Riten: Nennung der 3 hl. Namen, B. übers Kreuz, Zeit des abnehmenden Mondes oder Sonnen-

untergangs u. ä.%). Das gilt zunächst von Brandverletzungen °°%), dann von ähnlich aussehenden wie Rotlaufen der Füße ®), Fieber 5) oder Rose). Bezeichnend ist der aus Aschaffenburg belegte Glaube, daß dann zwar Blasen entstehen, das kann man nicht hindern, daß aber

die Verbrennung nicht zur Auszehrung führe 5). Ein Beleg von 1792 weiß noch, daß man dabei nicht auf einen andern zub. darf 5). Weiterhin kommen Beulen in Frage ®), die dann nicht anschwellen ®9), Zahnweh ”)

bestimmte

und

Verse

Schnittwunden ®),

das

Blut

Kühner ist die Anwendung

wo

stillen 5%).

bei einem ge-

brochenen Bein, das gleichzeitig besprochen wird (s. besprechen). Ähnliches kennen die Magyaren ©). Aber noch um 1850

hat ein Quacksalber in Halle solche Kuren

gemacht %). Hier ist das heilende Pneuma das entscheidende, das belebende Wir-

kung hat %®), Etwas

anders ist die Vor-

stellung, wenn eine Störung im Sehfeld weggeb. wird ®). Bei Mensch und Vieh hilft es gegen drohende Erblindung, zuweilen mit gewiß ganz nützlichen Räucherungen verbunden %). Gelbsucht wird in Mosbach i. B. weggeb.®); es hilft auch gegen Gichter ®) und Halskrankheiten ®), beim Vieh gegen Kolik ®), wobei die Bezeichnung ‚„vent du chretien‘‘ sehr hübsch zeigt, daß man sich die Kolik als „‚vent

du

diable‘‘ vorstellt. An Stelle des B.s kann auch ein Fächeln mit einem Blasebalg, Wedel oder Meßbuch treten, letzteres schon bei San Bernardino da Siena um 1400 %®), Das hilft allgemein gegen jede fascinatio, wie bei den Wakambo gegen den bösen Blick %). Eine ominöse Stelle ist der Brotanbiß, auf den man b. soll 7!) (umgekehrt verbietet schon Plinius, das auf den Boden gefallene Brot abzub., weil der Lar von ihm Besitz ergriffen hatte 72)). Dasselbe gilt vom Wasser bei Nacht 73), dem fremden Löffel17%. schützt B. vor Gift 79), Bei Brunnen

1359

Blasenstein—Blasius, hl.

bei Glas gegen Liebeszauber?%, Haucht man ein Glas dreimal an (unter Anrufung der Dreifaltigkeit), dann zerspringt es, wenn der Inhalt schädlich war 77). Bei Karten bringt es Glück 7), Selbst im Mützchen des Neugeborenen kann

in Mecklenburg

der

Teufel

sitzen,

weshalb die Amme hineinbläst?). Daran knüpfen sich allgemeinere, zauberische Wirkungen. Man kann Schlösser aufb.®). Und selbst das durchaus reale afflavit deus et dissipati sunt bekommt einen besonderen Klang, wenn man an den renommierenden Soldaten bei Plautus 81) oder die Märchen von den großen Windmachern ®) denkt. Wenn der Bettnässer oder Fiebernde ins Schlüsselloch der Kirchtüre bläst oder die Schwangere in eine Flasche, so wird damit der störende Geist eingesperrt 8), 4“) Sittl Gebärden 97. linger Volksth. ı, 210f; Sachsen

4)

245;

Drechsler

Bartels

Nebelsagen

*)

204.

Medizin 307;

z. B. BirSeyfarth

z, 280.

127 ff.”

Lessiak

4°)

Ebd.

Gicht

153;

Laistner

Alemannia 37, 8; Birlinger

A4us Schwaben

‘“#) Celsus bei Origenes Dieterich Abraxas 141;

in Cels. ı, 68; Reinfried

I, 441;

ZfdMyth. 4, 118. 416. 973; ZfVk., 1, 202.

Buchari 40 ff. %) Z{Vk. 8, 201; Bartsch Mecklenburgz, 416; Frischbier Hexenspry.

86 u. ss. ®) Mecklenburg

Bartsch

Lammert 209; Bartsch 2, 387; ZirwVk. ı, 203 usw.;

Mecklenburgz, 385;

Lammert

211; SAVk, 2, 210. #) Lammert 2z22ıf.; Pollinger Landshut 287. %) Wuttke 354 8530.

®%)

Bartsch

Mecklenburg 2, 416;

Kuhn Märk. Sagen 377; Frischbier Hexenspr. 82; ZfVk. 17, 451. 5) Z{£Vk. 16, 172. 5) Seyfarth Sachsen 245. °) ZiVk. 8, 56.

5)

Ebd.

203;

Birlinger

Aus

Schwaben

ı,

392; Rockenphilosophie 70 Nr. 54. ®%) Kuhn Wesifalen 2, 198 Nr. 556. ®) ZfVk. 7, 57; Schulenburg 06; Birlinger Volkst.

I, 480; Hovorka-Kronfeld 2, 371; Lammert 191. 193. 202; Romanusb. 17; Schramek Böhmerwald 269. %) ZfVk. 5,

35. %) ZfrwVk. 2, 96; vgl. Lam mert 213. 8) Agrippa v. Nettesheim I, 277. 3) Grimm Myth. 3,472 Nr. 1009; Pfister Schwaben 27; ZirwVk. ı, 58; Drechsler 2, 281, Grimm Myth. 3, 501 Nr. 33; Schmitt Hrettingen 19; Wuttke 8 525. 6) Drechsler 2,297. %) Meyer Baden 566. 6%) Becker Pfalz 136. ®*) Manz

Sargans 76; Klingner Luther 124; andere Krankheiten vgl. 23. 29; Lammert 125;

‚quell

Grimm

2,

44;

Myth.

3,

466

Frischbier

Nr.

873;

Hexenspry.

Ur-

50;

Lammert Volksheilk.

1360 204;

ı,

Urquell

100;

2,

177;

Rochholz

Höhn

Kinderlied

334; SAVk. 8, 149. ®) Z{Vk. 24, 149; Müllenhoff Sagen 511 Nr. 50. ®) ZfVk. z2, ı33f. %) Seligmann 2,217. ”) Drechsler 2, ı5. 7%) Plin. mnat. hist. 28, 27. ”3) Grohmann 44. *) Drechsler 2,12;

Seligmann

2, 216f.;

Bohnen-

berger Nr. ı, ı5; Meier Schwaben z, 258; Reiser Allgäu z, 448; Wuttke $ 251. %®) Schönwerth Oberpfalz 2, 172. 212. 7%) Manz Sargans 143. ”) Meyer Baden ı70. %) Urquell 5, 259. ”) Wuttke 378 8 573. ®) Heyl Tirol 73. ırrt. 123; Schönwerth Oberpfalz 3, 55f. %) Miles

glor. 17: legiones 8) Grimm KHM. Baden

575;

Wuttke Nr.

ı.

Bartsch

s. 33;

Blasenstein,

Anzahl

Kranken

difflavistt Nr. 71.

Steine,

spiritu. %) Meyer

Mecklenburg

Hillner

Gesner

2, 103;

Siebenbürgen 25 Aly.

beschreibt

eine

die sich in der Blase von

befanden

und

durch

Medika-

mente herausgetrieben wurden, auch die Breslauer Sammlungen handeln ausführlich darüber !). Ein Aberglaube ist mit dem B. nicht verbunden. Eigenartig sind nur die vom Volk angewendeten Heilmittel. So soll vor allem genossener Rettich den Stein auflösen, woran das

Tiroler Landvolk fest glaubt ?). Im Altertum brauchte man gegen den B. die Blase eines

Schweines

gleichen

Geschlechts;

bei Harnverhaltung wurde eine Schweinsblase, die die Erde nicht berührt hatte, auf das Glied gelegt 3). ) Gesner d.f.!l. 146£f. (mit Abbild.); Bressl. Samml. Regb. 332 f. % Müllenhoff Natur 71 Nr. 114. 3%) Höhn Volksheilkunde 1, 116. Olbrich.

Blasius, hl. I. Sein Tag ist der 3. Februar, der Tag nach Mariä Lichtmeß, dem Feste der Kerzenweihe. B. (Basilius), ein sehr volks-

tümlicher Heiliger, gehört zu den 14 Nothelfern und wird dargestellt mit zwei gekreuzten Kerzen in der Hand. Er erlitt um 316 den Märtyrertod und wurde, da er den Sohn einer Witwe rettete, der an einer Gräte (Kröte)!) zu ersticken drohte, Patron der Kehlkopfund Halsleidenden. Als solcher soll er schon 550 angerufen worden sein 2). Kranke und alle, die sich vor Halsweh sichern wollen, werden an seinem Tage vom Geistlichen ‚„eingeblaselt‘‘, indem er

1361

Blasius,

ihnen kreuzweise vor Gesicht und

Kinn

oder an die beiden Seiten des Halses geweihte Kerzen hält, das „Blasilicht‘‘%), oder sie anbläst *). Wer dabei zuletzt an die Reihe kommt, bleibt das ganze Jahr der ‚„Bläse‘‘ und wird ausgelacht ®). Im Böhmerwald wird an diesem Tage der Segen mit zwei gekreuzten Kerzen erteilt $). Auch wenn einem ein Knochen im Halse stecken geblieben ist, wird B. angerufen 7). In England heilt man Zahnweh durch Berührung des Zahnes mit der Kerze, die auf dem Altar der ihm geweihten Kirche gestanden hat. Dieselben Kerzen sind gut für HalsschmerViehkrankheiten®. und zen Vielleicht wird hier die Schätzung des Heiligen durch den Anklang seines Namens an engl. blaze = Flamme, Lichtschein unterstützt ®), wie im deutschen Sprachgebiet durch den an „blasen“. Sonst wird B. auch gegen eiternde Ge schwüre (bei den Siebenbürger Sachsen) 1%) und gegen Kolik zu Hilfe ge-

rufen 1). Übrigens gelten auch

Blasi-

Blasiwasser?) brunnen!, und Blasiwein!%) als heilkräftig. Baden

1) Meyer

?) Lammert

496.

3%) Sartori Baden 496. Meyer Grimm Myth.3, 467 (899); Wrede

25;

3, 87; Rhein.

WüsteDers. Eifler Vk. 206; Vk. 243; feld Eichsfeld 45; Hoffmann-Krayer Volksheilk. 1, 85; Rochholz 124; Höhn u. Kronfeld Sagen ı, 376. *) Hovorka 1, 470; Volksth. °) Birlinger I, 207.

Usener

KReligionsgesch.

Untersuch.

1,

315.

°) HoBöhmerwaid 133. % Schramek vorka u. Kronfeld 2,9.10. %) Courtney Cornish feasts and folk-lore 20. *) Nork 1) ZfVk. 5, 5. 1) Ebd. 24, 157. Festhal. 151.

Auch

gegen Blasenkrankheiten:

Mackensen

Name u, Mythos 27. 1?) Z£Vk. ı, 294; BirA. Schw. ı, 188; Reinsberg linger BeneBöhmen 43. 3) ZfVk. ı, 294; Franz 11) ZfVk. I, 294; diktionen ı, 106. 202 ff.

Birlinger

A. Schw.

I, 420.

2. B. wird als Schutzpatron der Haustiere verehrt, was durch eine Legende begründet wird !5). Auch das Vieh wird mit geweihtem Wachs „gewürgt‘‘ 1%). Zum schnitt man Schutz der Schweine

den Namen des B. in den Hirtenstab !?) oder schrieb ihn auf einen Zettel ®). gab man im St. Blasen-Wasser 14.—15. Jh. den jungen Hühnern und

hl,

1362

Gänsen

zu

sie

damit

trinken,

der

Fuchs nicht hole ?). In Schwaben werden am B.tage die Pferde in die B.kapellen geführt und gesegnet. Manchmal genügte es schon, wenn das Pferd während der heiligen Handlung nur draußen vor der Stalltür stand. In Rottenburg ließ man die Pferde in der Schmiede zur Ader ®), In Villars führt man Pferde, die sind, auf einem befallen von Kolik nach dem h. B. benannten Gelände um

einen Stein 2%). Im 16. Jh. wurde er zum Schutze der Herden gegen Wölfe anschützt er vor gerufen 2). Die Kühe dem Verwerfen ®). Auch in Italien ist B.

Viehpatron 2) und vor allem bei den slavischen Völkern wie schon bei den Griechen 2). Vielleicht byzantinischen seinem ist er, weil auch die Schafe nach mittelSchutze unterstehen — alterlicher Küchenregel soll man am B.tage Lämmer essen %) —, in England und Patron der Wollhändler Wollarbeiter geworden ?); andere führen das darauf zurück, daß er im Gezerfängnisse mit eisernen Kämmen kratzt worden sei ®). 15)

Nork

Mansikka

152;

Festkhal.

Ost-

Baden 496; vgl. 1°) Meyer slaven ı, 368. 1) Meyer Abergl. 251 f. 1) ZfVk. 23, 408. I25; Rochholz Sagen 1, 376; Agrippa v.Nettesheim 5, 43. !) Grimm Myth. Volksth. z, 20, 3, 417 (20). %) Birlinger Folk-Lore 1, 340. %) Ebd. 3, 2ı) Sebillot 36. 2%) Ebd. 3, 81. %) Trede Heidentum 3, 1, 3881. Ostslaven 2) Mansikka 105. 26) Wüstefeld

sikka

389.

Eichsfeld

%®) Nork

237.

Festhal,

”)

151.

Man-

3. Wie das Agathabrot, so schützt auch die Brot das am B.feste geweihte Äcker vor Ungeziefer und Menschen und Vieh vor Krankheit 2). Nach dem ‚,Einblasigen‘‘ werden auf dem Blasienberge bei Innsbruck Brötchen verteilt. Wer an Halsweh leidet, braucht nur ein Stück davon abzubeißen und zu verzehren. Die Brötchen sind zu diesem Zwecke mit

5—6

Einkerbungen

versehen ®).

In Fai-

mingen werden sog. „„Bubenschenkel‘‘ an Arme verteilt 3). 2) Birlinger A. Schw. 1, 421; ZfVk. 14, Sitte u. Br. 3, 87. ©) An432; Sartori Fastnacht 15. Höfler Votive 85; dree 31) ZfVk, I4, 431 df.; I5, 319.

Y 1363

Blasiussegen

4. Die volksetymologische Verbindung von B. und blasen hat manche Beziehungen des Heiligen zum Winde hergestellt oder gefördert 32). Er ist Patron der Windmüller und „Blasis ten‘ (d. h. der auf Blasinstrumenten spielenden Musikanten), so gut wie der Bäcker®)., Am B.tage darf nicht gesponnen werden, sonst zerreißt der Wind das Dach 3). Die Esten halten den Tag für unglücklich zum Fischen und Seefahren ®). In Steiermark werden recht viele Krapfen gegessen, damit die Winde das Dach nicht herunterwerfen 36),

In Böhmen streut man Salz, Mehl und Asche in den Wind. Tut dies ein Sonntagskind, so ist die Wirkung desto sicherer:

der Wind legt sich dann bald 37). In Neuern betet man ein Vaterunser für den h. B., daß der Wind den Flachs nicht hebe 3), %) 432.

Panzer Beitr, 2, %) Baumgarten

453. 9%) ZfVk. Jahr u. s. Tage

ı4, 18.

%®) Boecler Ehsten 9ı. ®%) Z{Vk. 14, 432. 3) Schramek Böhmerwald 133. ®% John Westb, 197.

5.

Daß

mit der Zeit um

Lichtmeß

der

Weihnachtsfestkreis abschließt und nun in der Ahnung des Volkes der Vorfrühling emporzusteigen beginnt, zeigt sich auch darin, daß der B.tag die kommende Witterung bestimmt. Es heißt: „Der h. B. macht den Winter us‘ 39); „St. Blas’ und Urban ohne Regen folgt ein guter Weinsegen‘‘ 4); „Weht es S. B., so gibt es im Jahr viel Wind‘ #), In Mecklenburg trug der Schäfer ein Bündel Erbsenstroh auf eine Anhöhe. Trieb der Wind es weg, so glaubte er, es werde ein gutes Frühjahr, weil das Stroh nun überflüssig sei 42), Hier und da beginnen die Frühlingsbegehungen. In Münstereifel] zogen die Wollweber

auf den

Radberg

und

rollten

1364

licht‘, nehmen

aber alles, was man ihnen

gibt ®). Auch bei den Siebenbürger Sachsen finden solche Heischegänge der Knaben

am

Vorabend

träge am B.tage zehrt werden %), ®) Hörmann Baden 1442. “)

*)

Bartsch

Lichtmeß:

Z{Vk.,

statt,

deren

Er-

gemeinschaftlich

ver-

Volksleben 40. %) Meyer ZfVk. 24, 58 (Holstein).

2, 253. 24,

58.

Ebenso %)

in Holstein

Wrede

an

Rhein.

VER. 243 f. 44) Alt-Recklinghausen 7 (192 6), 48. *) Fontaine 184. 4%) Fronius Siebenbürgen 44; Schullerus Siebenbürgen 140 f.

Blasiussegen.

Sartori.

Der hl. Blasius

gilt

als

Viehpatron !), Wetterpatron 2) und als Helfer gegen Halskrankheiten 3). Schon

im 6. Jh. kennt der Arzt Aötius von Amida %) eine Besegnung im Namen des Blasius zur Entfernung eines Knochens aus dem Halse. In einer Hs. des 12. bis 13. Jhs. steht eine latein - i des utc sch he Formel! gegen Kehlschwellung ®), in einer andern des 14. Jhs. eine solche gegen

Blutung), in einer weiteren wird Blasius gegen Viehkrankheiten angerufen”): ‚,Es war ein gutt Stund, do Gott geborn wahr, also

seye

diss

auch.

Es

komme

der lieb

St. Blasius mit seinem rechten Vir (?), er hube uff seine gebendeite handt, er segnete ihme die schöll und hauchen blatt und geschwell und alle ungefelle

und den Zap u. blat und breunt und alle ungemach und zwo und siebentzig suchten, who dern ein darunder ist, behuet

die Gott u. der heilig kirst“ (danach Kerzenrauch in den Mund blasen im Namen des Vaters usw. Amen). Man schützte auch das Vieh vor Wölfen durch einen Stab, in dem ein Zettel mit des Heiligen Namen steckte und den man bei der Herde aufrichtete 8). St. Blasiuswasser %) gab den Tieren Gedeihen und Schutz 10) )

‘120.

Franz

139;

Benediktionen

Acta

Sanct.

1, 202 ff. 271;

Boll.

2,

Febr, 1, 341; von dessen Gipfel ein Rad herunter, Auf | Schönbach Analecta Graeciensia 7, 32; der Straße vergnügte man sich damit, die | Birlinger Volkstümliches 2,20f. ?!) Franz Pritsche zu schlagen. In Köln „sagte‘‘ ‚a.a.0. 2, 17. 101. 104. %) Ders. a.a.0. ı » | 202. 459; Fontaine Luxemburg 18. 109; oder „‚jagte‘‘ man den B., und die ZunftWuttke 95; Sartori Sitte u. Brauch genossen sammelten den B.®), In Reck3,87; E. H. Meyer Deutsche Volksk. 2534; linghausen ist das Blesemjagen üblich 44), Wrede Raein.Vk. 173; ZföVk. 4 (1808) , 143; Jo hn Obderlohma 147. In Luxemburg ‘) Heim betteln /ncantaam Vorabend | menta 525 Nr. 174; Franz a.a.O. 1, 459. Scharen von Kindern „um ein Wachs° Franz a.a.0O. I, 459 Anm. 2.

°%

Ons

1365

Bläßhuhn-—blau

Hemecht Festschrift ı4f. 7) Luxemburger Hexenprozeß von 1614 (Ms. 222 des Archivs der Histor. Sektion des Großh. Instituts). ®) De1rio Disquisitiones magicae (Köln 1679), 971; Thiers

ı, 359;

Zimmermann

Bezaar

f. 76 b (hd.); Agrippav. Nettesheim 5, 43, alle nach Joh. Trithemius Liber octo quaestionum ad Maximilianum Caesarem.

verf, 1508 (Acht fragstuckg, Ingolstadt 1555). * Franz a.a.O.1,202. ®*) Grimm Myth. 3, 417; Birlinger Volkstümliches 2, 20{f. Jacoby.

Bläßhuhn

(Fulica

atra

Linn.),

ahd.

belihha, belihho, hd. belche, frühnhd. belchinen, bölhinen (Pluralform) u. ä.; außerdem 15 andere Benennungen }).

Aus dem häufigen Erscheinen des B.s schließt man auf einen frühen Winter®), wie es schon im Altertum als Wetterprophet galt 3). Volksmedizin: Das Herz eines B.s wurde gegen Epilepsie roh gegessen, eine Vorschrift, die Gesner *) verzeichnet, aber wohl der antiken

Literatur

entnommen

3 Brehm

lahti

hat 5).

Tierleben*

Vogelnamen

302;

7,

182;

SchweizId.

Suo-

4, 379.

1193; Fischer Schwäb.Wb. ı, 832; 4, 17543) Schweizld. 4, 1193 (Thurgau). 3) Wenn die Wasserhühner des Morgens schreien, verkünden sie Sturm. Plinius NH. 18, 87. ‚So die Bölhinen frü singend / bedeütet es ein vngewitter: item so sy ausz dem wasser fliegend / so sy jre flügel schwingend / so verkündznd sy wasser. So sy sich aber undertunckend / vund jre flügel erschwingend / gebend sy ein anzeigung eines winds.‘“ Gesner Tierbuch

XXIa.

Weiteres bei Aldrovandus

Orni-

thologia 3 (1613), 41 (Praesagia). *) Tierbuch XXII, darnach Jühling Tiere 244. %) Ulysses Aldrovandus l.c. 42: Secribit ex plurimorum relatis Aretaeus illustris ille, ac nobilis Capadocum medicus, quem Paulus Crassus interpretatus est, vulturis cerebrum, et crudae fulicae cor, et domesticos feles comesos epilepsiam discutere, sed graece legitur aethyiae, id est mergi. Hoffmann-Krayer.

Blatt s. Phyllomantie.

Blattern !). Seit Einführung der Schutz-

pockenimpfung haben die B. im Volke auch ihre Bedeutung verloren. Immerhin erhielt sich einiges volksmedizinisch Bedeutsame. So soll man, heißt es in Franken ?), von B. befallene Kinder durch einen Seiher blicken lassen, dann erblin-

den sie nicht. Im Ennstal ®) hält man viel

auf

1366

die

unter

Sperrkette,

das

Krankenbett

welche

das

‚,Gift‘‘

gelegte

anziehen

soll. Ebendort trägt man auch ein Stück roten Schwefels um den Hals, hängt Zwiebel- und Knoblauchkränze im Zimmer auf. Außerdem gibt es verschiedene B.segen. ll) Höfler Krankheitsnamen 49. ?*) Lammert 126. %) Hovorka-Kronfeld 2, 746. Vgl. auch Martin in Fortschritte der Therapie 1927 Nr. ır. Stemplinger.

Blatternstein

s. Pockenstein.

Blattläuse (Aphis), mit Honig vermengt,

kamen gegen ‘Ohrenzwang’. zur Anwendung. Auch gegen Zahnweh wurde der äußere Gehörgang mit einem Gemenge aus Rosenöl u. B.n eingerieben ?), 1)

Jühling

Tiüere

99. Bächtold-Stäubli,

blau.

1. Vorbemerkung. Die etymologischen Zusammenhänge des Wortes sind nicht sicher geklärt!). Die Farbentöne laufen von hellb. (Wasser und Eis, Stahl, Blei) bis zu dunkel- und schwarzb.?) (Wolke, Nacht, Sonnenfinsternis), nicht selten bis zu schwarz: anord. hrafnblär, blär sem Hel; Verg. Georg. I, 453 ‚„‚caeruleus pluviam denuntiat igneus Euros‘ wird ahd, glossiert ‚„‚,ceruleus, niger [synonym!] color pläwiu‘‘. Hervorzuheben sind von

Gegenständen

wechselnder Fär-

bung neben Himmel, Auge, Kleidung besonders die Hautfarbe blutunterlaufener Körperstellen und der in Verwesung übergehenden

Leichen,

die

Färbung

des

Feuers ®). So taucht in den Sagen der Zug auf, daß ein Gerippe erst b., dann grün anlief *). Die Feuerfarbe aber finden wir auch bei Krankheiten („‚es brennt wie Feuer‘‘) wieder: Rotlauf heißt auch B.feuer („et Blo‘‘5)). Von vornherein sei also hingewiesen auf den Bedeutungswandel vieler Farbennamen %), auf das Schwanken in der Bestimmung von grün und b., das vielfache Zusammentreffen von b. und schwarz, b. und rot (B.- und Rotkohl). Sprüche wie „„Blo un rut es Bauremud‘* mahnen überdies zur Vorsicht im Hinblick auf das Hineinphantasieren von Farben in ge-

1367

blau

wisse Vorstellungen und Erscheinungen (Anthropomorphismus) wie bei der Beurteilung farbiger Sinnestäuschungen. 1) Kluge

E/Wb.

s.

v.

(zu

Falk-Torp Norw.-dän, etym. Hirt Ztymol. nhd. Spr. 239

flavus);

vgl.

Wb. 1, 78; (zu HEA«E).

?) Schönwerth Oberpfalz 3, 176: b. gilt dem Volke stets als dunkelb. % Schwentner Sprachgesch. Untersuch. über Gebyauch u. Bedeutung d. altgerm. Farybenbezeichnungen (Göttingen 1915), 69ff. *) Meiche Sagen 182 Nr. 249. °) Rhein.Wb. ı, 761. % Kluge a.a.0.; Grimm DWb.s. v.b.; Schrader Reallex,? ı, 148ff. (blau) u. 296 ff. (Farbe),

Volksglauben. 2. Feuer und Licht erscheinen bald rot, bald b., bald b. und rot in einem. Da ist zunächst Blitz (s. d.) = B.feuer’); man vergleiche im Sprachgebrauch: die Verstärkung blitzb., den Vergleich ‚,b. wie en

Gewidder‘‘®), die Flüche „,Potz B.feuer‘‘®) und ‚‚donners blösken help!“ 29), Es macht Kreuzblitzer, daß einem das b.e Feuer vor den Augen herumfliegt 1), Der Teufel ruft bei herannahendem Gewitter: „Nun ist’s Zeit, daß ich mich fortpacke; denn da kommt der mit der b.en Peit-

sche‘ 12), Der Dunnerpiel (s, Donnerkeil),

ein Steinchen von grauer oder b.er Farbe, besitzt Heilkraft und wird für das einzige Mittel gegen Krämpfe gehalten 123). Viele

Pflanzen,

wegen

ihrer

b.en

(noch

mehr natürlich wegen ihrer roten) Blüte mit dem Blitz in Beziehung gebracht, sind blitzabwehrend oder -anziehend, worauf mehrfach schon die Volksnamen hindeuten: Wetterbleaml, Donnerrebe, Hausanzünder usw. 1). Viola odorata verliert nach dem ersten Donner den Geruch und wird zum Hundsveilchen 25), ’) Fischer Schwäb.Wb. ı, 1207. ®) Rhein]Wb. ı, 759. °) Schärtlins Fluch; vgl. a. Hans

Sachs Fastnachtsp. 3, 127 und Goethe (Weim, Ausg.) 13, 1, 273. *) Grimm Myth. I, 148 und 3, 66, 1) Schönwerth OberPfalz 2, 124; vgl. Meiche Sagen 640. ®”) Reusch Samland 95 Nr. 81, 5. Der Blitz wird an einem weißen und einem b.en Wollfaden gehalten: S&billot Folk-Lore 1, 106. 13) BlpomVk. ıo, 85. !) Grimm Myth. 2, 1014 und 3, 357; Bohnenberger 22; Marzell Kräuterbuch 270 £. 277. 474 und Volksbotanik 132 ff; Weißenburger Hmtbüch. ı (1921), 48 (Glockenblume). 15) Marzell

Krduterb,

474.

1368

3. Auf Vorstellungen von Seele und Fegefeuer wie auf wirkliche Naturerscheinungen mannigfacher Art (‚‚b.es Holz‘‘, = in der Dunkelheit leuchtendes, vermodertes Holz 1)) oder entsprechende Sinnestäuschungen gehen die vielfältigen Lichtgestalten des Volksglaubens zurück !?): die bläulich, „wie von

einem Spanlicht‘‘ schimmernden und tanzenden Flämmchen der Irrlichter, all die verwunschenen und verbannten Geister, die Seelen der Bösewichter wie der Unglücklichen, das in

b.en Lichtschein gehüllte Geisterschiff der

Meeresküste ®), Feuermänner (Landsknechte), leuchtend wie eine Fakkel, ruft man an: „He, Landsmann, bal

raud, bal b..... “ 1), Das „Sengwarder Licht‘ zeigt sich nachts als Mann mit b.en

Strümpfen, feurigem Oberkörper und einem Dreimaster auf dem Kopf ®) (man sieht das Feuer von unten auf nach b., rot und Rauch z. T. der Tracht gemäß ausgedeutet). Zu den Füßen eines aufrechten

Gerippes kommt ein kleines b.es Lichtlein aus dem Erdreich hervor, steigt bis zur Brust, verbreitet sich über den ganzen (vorher in seinen Umrissen von der Phantasie konzipierten) Körper zur großen heitern Flamme, bis endlich alles miteinander erlischt 2), Auch der Drak oder Drache, der nachts als b.er Streifen den Rauchfang ein- und auszieht 22), zeigt häufig rot und b.: entweder- sind die beiden Farben auf seine verschiedenen Körperteile verteilt (Kopf helleuchtend, Schwanz oder Flügel b. usw. %)), oder aber er trägt rot: Gold, b.: Getreide oder Unglück 2), Wir erkennen ihn, auch

wenn als Teufel bezeichnet wird, was in Gestalt eines feurigen Wiesbaums daherstreicht und sich als b.er Gickel auf das

Dach niederläßt ?®). Auch auf Kobolde wird die b.e Farbe gelegentlich übertragen ®), Wenn in den Rahen ein

b.liches Licht auf- und abtanzt, kommt bald der Klabautermann und holt sein Opfer 2). Im Getöse der Wilden Jagd zuckt todbringend das b.e Flämmchen empor, und den Hunden schlägt b.liche Glut aus dem Rachen ?)

{anders B.hütel; s. d.). Auch der

Berg-

in grauem

kommt

geist

Gewande

mit

b.lichem Lichte oder schwebt als b.e Flamme im Schacht auf und ab; wen er erwürgt, dessen Gesicht ist b. ®). Der Alp zieht wie die Pest als b.er Rauch

durchs Schlüsselloch %); b.e Lippen gelten

traals Alpmerkmal 3). Die Zwerge gen zu roten Hosen b.e Jacken oder um-

(sind

gekehrt 3)

oder

lichtb.

stahlgrau

gekleidet); %3) man sieht von ihnen nur den großen b.en Edelstein, den sie auf den Kappen haben, so daß bei Nacht lauter b.e Flämmchen auf der Wiese zu tanzen scheinen 9). Ahnlich stellt sich der norwegische Nisse graugekleidet dar, mit roter Pechhaube, ein b.es Licht bei Nacht tragend 3). Ein b.er Mantel kommt bei elbischen Wesen vor %®), wie das Ellefolk auch Vieh von b.er Farbe hat ®). — Selbst be Tiergespenster kommen vor 3). 16)

Rhein.Wb.

ı,

760.

Volks-

Ranke

”)

Fries, Sag. 1501. sagen 55 ff. ®) Lübbing ») Schönwerth Oberpfalz 2, 98. Zwei feurige Männer mit einem b.en Ring am Kopf: Hesselbergs des Bannkreis Im Börner ı, 22of. 2) Strackerjan (1927), 134. = ZfVk. 4, 414. 7) Lütolf Sagen 133 Nr.67. 421 Nr. 208; u. Schwartz 3) Kuhn OberBlpomVk. 4, 94. ?) Schönwerth pfalz ı, 393; Wirth Beiträge ı, 10. 15. Myth. 3, 492 Nr. ı; vgl. ebd, 491 u) Grimm

und

Nr. 102

Ranke

%) Wolf Sagen 75 36 (ein alter Mann Strümpfen verkauft Wirth Beiträge ı,

Volkssagen

1 (1890), 135. ®)

Knoop

1509{ff.

Nr. 115. %) BlpomVk. 10, in roter Jacke und b.en Hausgeister); ebd. 10, 78; 11; Zingerle Tirol 55

Nr. 470 (Pütze als b.e Flämmchen). Graher

Hinterpommern

?) Urquell

Kärnten 84 Nr. 99;

ı3ı1;

Sagen 426 Nr. 561; vgl. 844 Nr. 1047.

Meiche 29)

An-

Volkskhundl. 207; Kühnau dree-Eysn Sagen 2, 410. 414; Meiche a.a.O, 405. Sagen 40f. 3%) MschlesVk, ®) Grabinski 7 (1905), 100. %) BlpomVk. 8, 2. 3%) Thiele a.a.O., 2, Folkesagn 2, 194. %) Kühnau 149. %®%) Grimm Myth. ı, 420. %) Un-

ı52; b. als Farbe überTotenkult werth Ordbog 4,52. Feilberg natürl. Wesen: ”) Thiele Folkesagn 2,177. ®) Fox Saarland

287;

4.

1370

blau

1369

Andree

Im

Braunschweig

Walenbericht

379.

sieht

einer

den

andern „ganz b. unter dem Angesicht von der großen Glut der Metallen‘‘ 3); die Falschmünzerhöhle wird von b.em Feuer

erleuchtet ®). Wo die b.e Flamme brennt, gehütet von dem liegt ein Schatz,

Teufel oder den armen Seelen; oder sie ist

selber der Schatz, der gerade blüht. Wer so ein Geldfeuer sieht, muß etwas hineinwerfen: es u.a. mit einer neuen b.en Schürze bedecken 4). Die Schatzblüte wird, wie Ranke %) überzeugend dargetan hat, zu der (recht häufig b.en) zu Wunderblume, die den Zugang

unermeßlichen Schätzen (im Totenberg) erschließt (s. Schatzblume, -feuer) und zum Symbol romantischer Dichtung und Malerei geworden ist. Auch nimmt die b.e Flamme die Gestalt eines grauen Männchens an mit einem großen Schlüssel in der Hand ®%). B.e Zwetschgen, noch Tasche

in der

sich

wandeln

betaut,

zu

Talern 4). Vom Kreuzweg blickt man nach der b.en Flamme aus %), sucht nach am Gottesdienstes des ihr während Palmsonntag (= B.ostertag?) %). Volksetymologisch wird die Schatzsage be-

nutzt zur Herleitung des Namens Plauen < Blauen ®), Geht es auf natürliche Gesteinsfärbung zurück, wenn der Totenberg als „‚b.er Felsen‘‘ bezeichnet wird ®) ? ») Meiche Sagen 895 Nr. 1101, %) Schönwerth Oberpfalz 2, 407. 1!) Annalen d. hist, Ver. Niederrhein 52 (1891), 44 Nr. 4 = Korth Jülich 123 Anm. ı. 4?) Volkssagen 114. 239 ff. 285 f. 4°) Meiche a.a.O. Nr. 928. *) Schön%) Wlislocki a. a. O. 2, 260. werth Sieb. Volksgl. 50. 4) Jirasek Hmtkde Hohenelbe (1907), 661. %”) Meiche a.a. O. 813 Nr, 994. %®) Graber Kärnten 09 Nr. 128.

5. Der schwarze Tod (vgl. frz. morbleu), die Pest (s. d.), zuerst als roter, b. getupfter Flecken unter dem Herzen sichtbar %), zieht als b.er Dunst oder Rauch,

b.es

wegen

ihrer

Wölklein

oder

Flämmchen

heran %); sie heißt geradezu ef ba Flämmche 1). Sie wird u.a. verkündet durch eine b.e Taube ®2); die Einbeere, beere

wird

b.schwarzen

genannt,

im

feit

II. Jh.

die

Früchte

dagegen ®).

b.e

Farbe

Pest-

für

Auch

das

(Thau) doch wohl Antoniterkreuz zur Dämonenabwehr gewählt worden sein 5). #%

Schönwerth Grimm Myth.2,990;

5) Volksheilkunde Nr.

47.

48.

BlpomVk. Lit.);

50;

17.

4, 50;

Eisel

95;

Haas

Oberpfalz 3, 19. Zimmermann

Jahn

Pom.

Böckel

Voigtlland Nr.

Sag.*

Pommern

Volkssag.

456—58;

Nr.

119;

32 (m,

Mei-

1371

blau

che Sagen 806; ZfrwVk. 4, 218; Müller Uyner Sag. ı, 56 Nr. 85, 3; Schönwerth 3, 16; vgl. 3, 19 (Pest zieht in neugebackenes Brot und macht Rinde blau). Nach schwed. Glauben erscheint die Pestfrau in b.em Mantel: Unwerth Totenkult 152. %“)}) Rhein.Wb.s. v. blau. 5) Strackerjan zz, ı15. ©) Marzell Volksbotanik 157. 175 u. ZfVk. 24 (1914),

6 (m. Lit.).

5)

HessBl.

ı1

(19712), 53.

6. Wie zu erwarten, wird Farbe nicht selten auch mit

nun die b.e Wasser-

dämonen (s. a. grün, rot) in Beziehung gesetzt ®). Der Nix erscheint am ganzen Leibe b. ®); er ist gelbkraus von Haar und bläulich von Augen ”), wie auch das ganze Geschlecht, hervorgegangen aus der Verbindung von Mensch und Wasserfrau, kenntlich ist an dem besonderen B. der Augen ®), Das Meerweib trägt über schneeweißem Rock en ljusblä tröja °), ein rotes Leibchen mit b. eingefaßten Puffärmeln ®); der Wassermann läuft in b.er Hose und roten Strümpfen %) oder als Junge in b.er Hose, roter Jacke und grüner Mütze umher °?). Erwähnt sei, daß die Mexikaner solche Kinder, die sie gewissen, im Meere stehenden Felsen opferten, in b.e Gewänder kleideten ®). Was am Körper von Wasserleichen, vielleicht schon beim kalten Baden an der eigenen Haut beobachtet wurde, schrieb man natürlich auch Wasserdämonen zu: die Leichname Ertrunkener findet man „ganz voll b.er Flecken‘‘, ein Anzeichen der Ertränkung durch den Nix ®%), Ein vom Nickelmann geschnappter Knabe erschien am ganzen Leibe tief korn [blumen]b.®). Um die Füße der ertrunkenen Braut prägten sich in b.en Flecken deutlich die Finger menschlicher Hände aus vom Griff des Wassermanns %); sie taucht in b.er Nixentracht aus der Flut empor ®). Kein

Wunder

zauber gegen (s. $ 11).

also, wenn

b. im Abwehr-

Wasserdämonen

erscheint

5) Das Meer wird bezeichnet als b.es Pferd, b.e Stute oder Kuh: Sebillot Folk-Lore 2,

10; gefallene Engel als blue men im Meer: Campbell Highlands ı99. %) Meiche Sag. 359 Nr. 471. ”) Grimm Sag. Nr. 65.

®) Schönwerth Oberpfalz 2, 213; vgl. ebd. 224 (Märchenzug: Wasserfrau wirft b.en Sand).

5) Hylten-Cavallius ı, 245. ®) Mschles H.Vk, 9, 20. ®%) Haupt-Schmaler

Wend,

Volksl. 1, 64 Nr. 34. Ein Kerl mit b.em

1372

und

gelbem

Grimm

Strumpfe

steigt

aus

Myth. ı, 498 (estnisch).

Vk. H. 10, 26; vgl. 55.

%) Grimm Sag. Sag. 375 Nr. 494. 174 Nr. 197, 4. Nr. 508. ®) Ebd.

®)

dem

Bach:

%}) Mschles-

ZfVk. 23 (1913), 264.

Nr. 307; vgl. 54; Meiche %°) Kuhn u.Schwartz °%) Meiche a.a.0, 387 359 Nr. 471.

7. Himmels gottheiten sind bei allen Völkern schwerlich denkbar ohne das Attribut der b.en Farbe ®), — Christus wurde auf PalmsonntagUmzügen mit b.em Mantel dargestellt ®). Und Maria, die Himmelskönigin, in der bildlichen Darstellung mehrfach in b.em Mantel oder Schleier auftretend, wird geradezu die „b.e Frau‘‘ genannt 79). Sie sitzt in der Sonne, in der Hand ein b.es Kreuz oder Schwert 7l); das Kind auf ihrem Arm trägt ein weißes Kreuz an b.em Bande ??). Sterben die Kinder nacheinander in früher Jugend weg, so geloben die Eltern, ihr nächstes bis zum 14. Jahre b. zu kleiden, Maria zu Ehren 73) (s. u. $ 11). 6)

Mantel Much

Siecke

159.

Über Odins

(z.B. Grimnismö6l: i feldi bläm) s. Der german. Himmelsgott 37; anders:

Unwerth

gerle werth

Götterattribute

Totenkult

74.

150ff.

®) Zin-

Tivol 146 Nr. 1263. %) SchönOberpfalz 3, 67; vgl. 312. 317. "}) Ebd.

362. ”) Fox Saarland 253. 7) Seligmann Blick 2, 246 (Baden). Ein ähnliches Gelübde einer breton. Amme (blau und weiß)

erzählt Chateaubriand:

die am

beeren

Marientag

gehen

nach

wollen,

SchwVk.

Johanni

warnt

Schulenburg Wend. Marzell Kräuterb., 484.

ı, 71. Kinder,

man

in die Blauvor

Volksth.

Maria:

141

=

8. Wie stark auch die b.e Farbe mit allem Teufels-, Hexen-, Zauber-, Diebes-, Lügen- und Blendwerk verbunden ist („he lüggt, dat em de blage Damp ut’n Nacken treckt‘‘?4)), scheint doch der Teufel in Person (abgesehen von gewissen Redewendungen) 75), nur selten b., desto häufiger schwarz, rot, grün ausgestattet. Nur einmal finde ich die Bezeichnung „‚B.mantel‘‘ für ihn, weil er einen b.en Mantel trägt 7%), während blämadr, wie er anord. zuweilen heißt,

zugleich

die

gewöhnliche

Übersetzung

von ‚‚Aethiops‘‘ ist. B.er Dunst ist der Teufel wie die Pest 7); als b.licher Dunst zischt der in die Flasche gebannte böse Geist heraus ®); als schwarzer Kerl zählt

der Teufel bei b.em Licht Geld); er stellt ein b.es Fläschchen auf den Tisch, als er die bösen Ritter holt, und das Schloß kracht zusammen ®); wem er das Genick umdreht, der trägt ein b.es Halsband &).

Unheimlich erscheint das B. in der ge-

spenstischen Kirche: alle Lichter brennen mit b.er Flamme, die auch aus dem Kelch zuckt und dem Prediger aus dem Munde schlägt 8). — Durchaus typisch ist b.e

g Zauberer Gewandunfür

xen.

He-

und

Schon die Völven zogen in dunkel-

b.em Mantel umher 8). Von drei sagenhaften Zauberjungfrauen ist die im b.en Gewand am meisten gefürchtet und am

schwersten zu bannen %). Nach Prozeßakten wurden 1482 u. 1486 Frauen ‚in einem bösen bläwen mantel‘* oder Rock als Hexen gefänglich eingezogen ®). Der Gefolterte sagt aus, wie sein „‚Bul‘‘ „ein

gesteift b. Kröeß‘‘ getragen*®). Inb.en, rotgestreiften Röcken, ein Halbstrumpf rot, der andre schwarz — „so haben die Alten

allemal die Hexen sagt,

1374

blau

1373

„he

beschrieben‘‘ ”). Man

b. farwen‘‘ ®).

kann hexen un

Die Zauberkraft scheint an ein b.es Steinchen gebunden, das die Hexe in der Tasche trägt ®); vor Gebrauch des Zauberspiegels

breitete

man

vorerst

ein b.-

geiden Tuch mit allerhand eingestickten wunderlichen Bildern über eine Tafel ®). Zu Walpurgis sind Tiere und nackte He®!); xen um ein b.lichtes Feuer versammelt eine „„‚schweflichte b.e Flamme‘‘ leuchtet {Ihnen bei der üblichen Ausfahrt ®?). Die Wetterhexe läßt aus einer Grube seltsamen b.en Dunst aufsteigen, bis der

ganze Himmel mit dunklem Gewölk überzogen ist ®). Wem die Hexe schaden will, wirft sie b.en Sand ins Gesicht ®); mit einer b.en

Laterne

kommt

der Wöchnerin, das Kind Wenn das Vieh von dem bezauberten Wiese frißt, b. wie Indigo ®); in den

sie ans

Bett

zu verzaubern®). üppigen Klee der gibt es Milch so polnischen Brü-

chen wächst eine b.e Sternblume, mit der alte Weiber und Zigeuner die Kühe verhexen ”). B.e Milch scheint überall ein

Zeichen dafür zu sein, daß die Kuh verhext ist ®%). Die Hexen erkennt, wer Walpurgis einen Kranz von b.em Gunder-

mann aufsetzt und so zur Kirche geht ®).

Brachte man einem Geisterbeschwörer „ungefreute‘‘ Kinder, so schloß er aus dem b.en Schein verbrannter Haare, daß die Kleinen von lebenden Leuten verderbt waren, aus dem schwarzen hingegen, daß das Übel von bösen Geistern und durch Zauberei verursacht war !®), Und dann kommt der Gegenzauber (s. 8 11—15).

Schlesw.-Holst.Wb, ı, 376. #) Mensing 75) Z. B. Rhein.Wb. ı, 762. 7°) Bauern-Philosophie 1, 170 f.; „„Blaustrumpf‘‘ für Teufel in Schillers Räubern II, 3 geht nach Kluge EtymWb, 57 auf schwäb Blaustrumpf für Anim 17./18. Jh. geber, Verleumder zurück: mußten die Gerichtsdiener vielfach b.e Strümpfe tragen. Wohl von der b.en Seeräuberlagge her heißt ‚‚,das b.e Laken führen‘‘ soviel wie Dieberei

treiben;

DW.

vgl. Grimm

2,

83;

v.Liliencron Histor. Volksl. 4, 46 Nr. 436; Erk-Böhme Nr. 1497 f.; JbndSpr. 18, ı15f.; Lübbing Fries, Sag. 80. ”) Strackerjan z, 115. ®) Stöber Elsaß ı, 106 Nr. 147. u. Müller 162 Nr. 178. *) Schambach

so) Stöber Elsaß ı, 54 Nr. 74. %) Z.B.Harrys Niedersachsen

2, 24.

%®)

®%®) Mogk

14.

Ebd.

Myth.?* 174; vgl. Eiriks saga rauda (ed. Storm); Mannhardt

8) Heyl

Tirol

Germ.

Mythen

410 f. Nr.

96.

382

Anm.

®) ZfVk.

6;

7

(1867), 327. %) Fox Saarland 246. %) Müller Urner Sagen ı, 135 f. Nr. 188; vgl. ebd. 163 Nr. 240,2; Schönwerth Oberpfalz 3, 175. 1, 376. Schlesw.-Holst.Wb. 8) Mensing 8)

MschlesVk.

H.

13 (1905), 89.

°)

Anhorn

Magiologia 518 (nach Joh. Rist?) = TharRaimunds 3, ı7zı. Noch in sander Verschwender ı, 1x tritt die Fee Cheristane ‚,in ein lchtb.es Gewand gehüllt‘‘ mit dem Zauberstabe auf. %) Schönwerth Oberpf. 1, 384. ®%) Grimmelshausen (ed. Borcherdt) z, ı,3o°. ®) Schell 128; vgl. Amersbach Volkssag. Berg. Sagen 266 Nr. 25 = Ranke 176. 3, a.a.0. % Schönwerth 21. Sagen 606, 95) SAWVk. ı3z3, 88. %) Meiche Myth. 2, 1005 Anm. 1; über eine ”) Grimm

andere wunderwirkende Pflanze: ebd. 1017. Abergl. 138f.; Curtze %) Z,B. Fischer Myth. 3, 449 ®) Grimm Waldeck 405. ähnl. Balt, Stud. 33 Nr. 463; vgl. 2, 1014; Sagen 237 (1883), 145 Nr. 273. *°) Lütolf Nr. 172.

Vorbedeutung, Abwehr- und Heilzauber. 9. Durchweg ist die b.e Farbe von bösester Vorbedeutung. Wenn die Kerze (das Feuer) b. brennt, ist es ein Todeszeichen; die Neger glauben den Teufel nahe 19), Ebenso deuten Träume von b.en Pflaumen auf baldige Todesfälle hin 12), Im Angang galt eine Person in b.em

1375

blau

Kleid im 17. Jh. für ungünstig 1®%), Beim Losziehen zu Neujahr bedeuten b.e „Plötz‘‘ (Zeuglappen), daß man im folgenden Jahr in die Hölle kommt !°); mit b.en Karten angeben bringt im Whistspiel Glück 1®). Aus der Reihe fällt nur, daß ein günstiges Ereignis bevorsteht, wenn die weiße Frau eine b.e Blume

trägt 1%) (es sind hier zwei weiße Frauen

zusammengefallen). Zu der ältesten und verbreitetsten Schicht der hierher gehörigen Vorstellungen gehört es offenbar, wenn b.e Flecken am Körper (morgens beim Erwachen!) als Dodningekneb aufgefaßt werden, die den nahe bevorstehenden Tod von Verwandten oder Freunden anzeigen 1”); sie führen auch sonst bezeichnende Namen: ,, Kummermosen‘‘ 108), „Totenbäumchen‘‘, ‚„‚Duadenläddschen‘‘, „Kißfatt‘‘ (Sarg) !®), ‚‚Kirchhofblümlein‘‘ 40) usw. Besonders achtet man bei Kindern darauf und prophezeit solchen, die b.e Adern auf der Stirn oder zwischen den Augen haben, kein langes Leben 13), — Nur weniges noch mag kurz berührt werden. B.es Blut beim Aderlaß bedeutet nach der Kalenderweisheit Milzweh oder Melancholie 2112), Das adligb.e Blut scheint ursprünglich durch die hellere Hautfarbe und das durchschimmernde Venenblut des Adels gegenüber der maurischen Bevölkerung in Spanien veranlaßt zu sein 43). Vom vielen Wassertrinken wird spaßhaft behauptet, bekomme man b.e Därme; dazu sei erinnert an B.sucht = Bleichsucht !!). — Wenn im Spätherbst die Wolken stahlb. überlaufen, ist es die Blüte des Schnees 15). Gutes Wetter prophezeit der Bauer, wenn man am Himmel soviel B. sieht, wie zu einem Paar Hosen gehört 4%). Auf Weibertreue deutet es, wenn man im

Frühling zuerst eine b.e Blume sieht !?”)

(auf Grund bolik) 18),

der

bekannten

Farbensym-

2) Bergen Superstitions 125 Nr. 1167 u. 147 Nr. 1451. Ind. Belege für die Unglücksbedeutung der b.en Farbe s. Wiener Zs.f.d. Kde. des Morgenl. 17 (1903), 222 f. 192) ZfVk, 30/32 (1920—22), 151; ähnl. ZfrwVk. 4, 110. 13) Amers bach Grimmelshausen 2, 975. 101) SchweizId.s.v. b. 5) Strackerjanz2,115. 106) ZfdMyth. 3, 173. 1”) Thiele Folkesagn 166 Nr. 657 (m. Lit.) = Crimm Myth. 3, 483

1376 Nr. 144. }®) Lütolf Sagen 553 Nr. 553. 109) ZfrwVk. 10, 166, 1) Höhn Tod 313. 1) 5S.

hier

Art. Augenbraue;

I, 180;

MschlesVk.

H.

ferner:

14, 74; Jensen

fries. Inseln 304; Bergen usw.

122)

ZfrwVk.

ıo,

Schönwerth

Nord-

Superstit, 34 Nr. 122

230;

Pollinger

Landshut 273 £f.; SchweizId. a. a. O,

13)

Paul

DWb. 85; Haberlandt Deutschösterreich (1927), 197; Günther Rassenkunde? 54.

14) Fischer Schwäb.Wb. s. v. b.; vgl. SchweizId. a. a.0O. 1285) Schönwerth ı, 135. 96) Z. B. Thiele Folkesagn 22, 111: Sebillot Folk-Lore x, 13% (Marias Mantel).

117) Hmtl.

ır, 135.

18)

Lit, s. ZfVk,

23,

146;

vgl.a. Bergen Superst, 26 f. 30. 33; Men sing Schlesw.-Holst. Wb. ı, 376 (blaulacht). B. als Neidfarbe geht wohl auf lat, lividus zurück. Zur Verwandlung in eine b.e Blume: Weg-

warte:

Erk-Böhme

ı, Nr.

106;

Heine

Werke (ed, Elster) ı, 90 Nr. 62; Bolte-Polivka ı, 5orff.; vgl. 2, 125f. u. 3, 259; Greth im Busch: Marzell Volksbotanik 229. Weitere Märchenmotive: das b.e Licht Bolte-Polivka 2, 535ff.; das b.e Band Asbjörnsen o. Moe 293 Nr. 58; Helge-

Hal im ben Berg: Bergh Folke-Eventyr {(1879—82) 2, Nr. 42; der b.e Widder Elle-

kilde

Danske

Folkeaeventyr

(1928)

53.

10. Feuer glaubte man stillen zu können, indem man einen b.en Lappen hineinwarf und dazu sprach: Jeg staaer paa Jorden, hin grgane, Og seer til Himlen, hin skignne! Vi see den Ild at gigre. O milde Gud Fader, Sgn og Helligaand! Christus tog over sig kappen blaa, Slaa over Ilden og forbyd den lenger at

gaa! 119),

Auch warf man eine b.e Kornblume über das Haus 1%), 19) Thiele

frwWVk.

I, 152,

Folkesagn 33 Nr. 141.

120) Z-

II. Schon das neugeborene Kind legt die Hebamme in einem b.en Tuche unter den Tisch 1%), Man bindet abends die Tür mit einem b.en Schürzenbande zu (zur Sicherung gegen kinderraubende Wassermenschen oder Hexen) !?); man tut in die Wiege ein Band aus b.er Schafwolle (gegen Hexen) ??) oder Orant, b.en [!] Daust usw. (zum Schutz gegen den Nickert) 122). Kinder wie Tiere tragen am Halse b.e Perlen 12). Einem beschrienen Kinde legt man ein b.es Papierpflaster über den Magen, das man nach drei Tagen unter einem Holunder vergräbt 12). Ist das Kind vom bösen Blick einer Hure getroffen worden, so

N

1377

muß am Schluß einer längeren Abwehrbehandlung seine Brust mit Pflaumen gerieben und mit einem Stück Zuckerhutpapier bedeckt werden !?). Wenn ein Kind gefallen ist oder sich gestoßen hat, drückt die Mutter dreimal kreuzweise mit dem

b.en

einer

Zipfel

auf

Schürze

die

Stelle, damit sich keine ‚,Brausche‘‘ bildet 128). Einem stark hustenden

Kinde schenkt die Patin ein b.seidenes Band, das dann der Mutter Gottes ge(s. d.) opfert wird 1?). Gegen die Bräune wickelt man die Kinder in ein b.es Tuch !®) oder knüpft ihnen einen b.en Wollfaden um den Hals 131, Die Sympathie der

b.en Farbe wird angerufen gegen den ge-

weithin B.Keuchhusten, fürchteten husten!®) genannt, weil die Gesichter im Erstickungsanfalle b. anlaufen. Ein Mädchen, das den b.en Husten hatte, ge-

lobte, Maria zu Ehren ständig b.e Kleider

gu tragen, niemals rote, die ihr doch be-

sonders gut standen }3) (s. $ 7). Auch hängt man ‚,unberaffelt‘‘ einem Mutter-

gottesbild ein b.es Band um den Hals ?%)

oder ans

Gitter 1%);

gtohlenes b.es Band,

Kleeblumen, b.en

nen

man

trägt ein ge-

trinkt Tee aus b.en

gestohle-

trinkt aus einem aus

ißt

Glas,

Geschirr,

b.em

küßt einen Neger *%), atmet den Dampf

von b.en Kartoffeln ein 17). Über ein in liegendes Kind breitet Krämpfen

man ein b.es Leinentuch !), hüllt es in eine b.e Schürze 19), legt ihm in ‚„‚Ostertauf‘‘

1378

blau

getauchtes

b.es

Zuckerhutpapier

auf die Brust 1%), Oder man verbrennt ein Stück von einer b.en Leinenschürze und gibt dem Kind die Asche ein, darf es aber nur mit der b.en Schürze anfassen 14). 107 Nr. 769. 12) Witzul) Grohmann achel Thüringen = Sartori S.wu. Br.2, 84; W$858: = Meyer Baden 40. 12) Ploß

Blick 2, 246. Kind ı, 135; Seligmann 431 Nr. 266, u. Schwartz 6) Kuhn Auch gegen die Wöchnerin können die Nicker

vor dem b.en Orant nichts ausrichten: ebd. 94 f. Marzell Nr. 106; vgl. zu Dost u. Dorant I, 125) Strackerjan SAVk. 23, ıyz2f. 373. Eine Menge von Belegen sind, besonders für den nahen Osten, zusammengetragen von

Seligmann

in seinen

ZfVk. 23 (1913), 263 ff.; Zs.f. Kde d. Morgenl. Tracht 85 £. (Neger). 1°) 19) ZfVk. ır (1901), 328 Bächtold-Stäubli,

Schriften;

vgl.

a.

SAVKk. 17, 15; Wiener 17, 223f; Schurtz Drechsler TI, 209. (dän.). 1%) MdBIfVk. Aberglaube

I.

2 (1927), 98; ähnl. HessBl. 6 (1907), 58. 1®) Wettstein Baden 35. 129 Meyer Disentis 172 Nr. 10. 1%) W 8 537 = Seligmann Blick 2, 246 (Mecklenburg); vgl. Ho 2, 697 f. 1%) Mittel vorka-Kronfeld dagegen: Fogel Pennsylvania 336 ff. Nr. 1781 1%) Mündl. aus dem Schwarzwald; bis 1806. Baden 571. 1%) Meyer vgl. W. $ 424. Volksheilkunde 29. 135) Zimmermann 136) Fogel a.a.O. Nr. 1790. 1786. 1797. 1804. 1791 f.; Blauklee (Trifolium melilotus coerulea), Müller bei Brustkrankheiten: geschätzt Kräuterbuch (1871), 324. 1”) Zimmermann 125; Kolbe Hesa.a.0O. 1%) Lammert Baden 40 = W.$ 542 sen 75. 9) Meyer =Zimmermannaa.a.O. 49. 19) Meyer a.a,O. Zimmermann = 37 a.a.0.

11)

Andree

Braunschweig 421.

12. Wenn jemand durch Hexerei krank ist, soll man drei dreieckige Papierblätter, zwei schwarze und eins halb rot und halb

b., in den Schornstein hängen; der Hexe werden dann auf ihrem gewöhnlichen Wege die Augen und Zähne ausgerissen 142). Leichtbewegliche Deckengehänge mit roten und b.en Glanzpapierstückchen zeigen durch ihre „,Unruh‘‘ die Gegenwart von Hexen an; auch ein ausgeblasenes Ei, beklebt mit roten oder b.en Seidenoder Papierstückchen, hing man an die Stubendecke oder an einem Pferdehaar vor die Stalltür, um die Hexen am Eintritt zu hindern 1%), Ein Kranker durfte nur unter einer Bettdecke von b.gedruck-

ter

Leinwand

dete

Stellen

liegen;

band

auf

man

entzün-

eine

neue,

b.-

gefärbte, leinene Schürze; auch die Kamillensäckchen machte man aus b.em

Leinen 144),

Gegenein,,Geschwürr am Halß“ legte man, auf Zuckerhutpapier gestrichen, eine bestimmte Mischung auf 19); wurde während der gegen Halsweh Nacht der Hals mit einem b.en Strumpf umwunden 14), oder man trug ein b.es SeidenSchnürlein 17), ein indigob.es

band 1). B.en Rittersporn gegen angezauberte Krankheiten in die Schuhe zu legen, wird empfohlen 14%. B.e Kornblumen stillen das Blut!®); eine am Fronleichnamstag mit der Wurzel ausgeraufte b.e Kornblume soll das N a senbluten

stillen,

„wenn

man

sie

in der holen Hand so lange an dieselbe hält, bis sie erwärmt ist‘‘ 19), Ein Arznei-

44

1379

blau

buch verordnet: ‚Nimm ein Stück b. Laken, je höher die Färbe je besser es ist; brenne es zu Pulver; ein wenig von diesem Pulver in die Nase gezogen, stillet

das Bluten der Nase‘‘ 152),

142) MschlesVk, H. 14, 74 (poln.). 14) Andree-Eysn Volkskundliches 93. 82. 144) HessBl. 6 (1907), 58. 145) ZfrwVk. ız (1915), 116. 146) HessBl.a.a.O. 17) Zingerle Tirol29 Nr. 187. 14) Höhn Volksheilkunde 1, 84. 149) Haltrich Abergl. 297. 1%) Bartsch Mecklenburg 2, 372 Nr. 1740. 1%) Fischer Abergl.

228;

vgl.

Marzell

Krduterb.

381;

Scheffel Ekkehard Kap. 22 (vgl. Zimmermann Volksheilk, 85). 1°) BlpomVk. 8, 158.

13. Neben b.en Steinen (s. Saphir, Lasur) wurden, wie die wenigen herausgehobenen Beispiele zeigen sollen, namentlich b.e Pflanzen und Früchte in Fülle und mannigfacher Hinsicht akzessorisch oder ausschließlich wegen ihrer Farbe zu Abwehr und Heilung herangezogen. Der leicht adstringierenden, Ge-

schwülste und Oedeme aufreißenden,

schwüre zurückbildenden Heilkraft Indigopflanze, die schon bei Agyptern den Zunamen ‚„‚vor Schaden wahrend“* trug 1%), und des daraus

Ge-

der den bege-

wonnenen, mit purpurner Flamme brennenden, b.en Farbstoffes — von wundervoll b.en (Indigo) Steinen und ihren glück-

lichen Findern wissen Sagen zu berichten 1%) — gedenken Dioskurides, Plinius, die Araber u. a.165); und ebenso bekannt

ist, daß

sich schon

die alten

Bri-

tannier mit dem altheilkräftigen Waid 15) b. bemalten (s. Tätowierung): „„atque hoc horribiliores sunt in pugna aspectu‘‘ 157),

1380

Neben Kornblumen 1®) fanden noch Veilchen 1%), Wegwarte 165) und Teufelsabbiß 16%) mannigfache Verwendung. Wer die Augenkrankheit hat, gehe in b.er Schürze den Schafen beim Austrieb entgegen 19), Ein Quacksalber verkaufte eine Augensalbe, von der ein Teil in b.es Zuckerpapier eingewickelt war 1%). Umgekehrt schützt man sich in Ländern, wo B.äugige fremdartig wirken, wo man sie für gefährlich hält, ja tötet — der Teufel ist im Orient b.äugig — gegen den bösen

Blick

‚dieser

b.en

Augen

durch die b.e Farbe !®). B.e Augen, heißt es, sehen weiter als braune 17). Und noch etwas Vereinzeltes sei hier angeführt: die Hochzeitsmesse muß möglichst laut ge-

sungen werden, dann gibt es in der Ehe lauter Buben mit b.en Augen),

15) Brugsch-Pascha Aus dem Morgenlande 20. 15) Heyl Tirol 379f. Nr. 58 u. 651 f. Nr. 121. 1%) Schrader Reallex. ı, 539; Pauly-Wissowa 9, 2, 1367f.; Blümner Technologie der Griech, u. Röm. ı?, 255. 1%) Schrader a.a.0O. 2, 626f.

Über

Meletelle,

die

Göttin

der

b.en

Farbe:

Praetorius Deliciae pruss. 32. 1®”) Caesar De bell. Gall, V, 14. Die Belege für Tätowierung in Alteuropa sind bequem zusammengestellt: Schrader a.a.O. 2, 511. 15) Schlern ı (1920), 270. 1%) Land ı8 (1910), 422 =Marzell Heilpflanzen 207. 1) Vgl. Schmidt Volkskunde 103 f.; nach Francks Weltbuch 51 b, zitiert Grimm Myth. ı, 514 f.; Marzell Heilpflanzen 207; ZfVk. 24, 16. 1%) Gart der Gesuntheit 1507, 50a = ZfVk. a.a.O. 162) ZfVk. a.a.0. 16) BlpomVk, 7, 102;

Grohmann Böhmen 98 = Marzell Krduterbuch 381; Oberpfalz 7 (1913), 216 = Marzell Volksbotanik 179; Kuhländchen 9 (1927), 137. 1%) Witzschel TAü-

Natürlich sind viele b.blühende Pflanzen wie Vergißmeinnicht, Rittersporn, Kornringen 2, 285 = Marzell a.a.O, 16) Z{fVk, 24, 16. 1%) Panzer Beitrag 2, 205; gegen blumen besonders zu Augen wässern allen Zauber: Balt. Stud. 33 (1883), 145. verwendet worden 1®). Im Egerland blik17) Grohmann 174 Nr. 1234 (tschech.,) ken die Mädchen durch b.e Kornblumen= W. $ 524. 1®) Stoll Zauberglaube 86. kränze 169) SAVk, ı7 mit den Worten: (1913), 15; ZfVk, 23 (1913), ‚,Johannes263 f.; Frobenius Allantis 2, 241; in feuer, guck, guck! Stärk’ mir meine Arabien gibt es Leute, die einen großen AbAugen . . .‘“ 15), was schon 1520 Joh. scheu vor der bien Farbe haben: MaennBoemus aus Franken ganz ähnlich vom ling ı13. 79) Zingerle Tirol48 Nr. 423. Rittersporn erzählt 19), ‚,Rittersblumen in) Hager Chiemgau (1927), 273. dry in jungfrawenwachs gewirckt und | 14. „In sch ot t“ (Mil chve rsat z in der an den Hals gehenkt....: seyn augen Brust) bespricht man: blyben gesunt die wyle der mensch le-

bet‘ 161), Ein Büschlein Rittersporn auch

hing man über die Tür der darin sehen zu können 1%2),

Stube,

um

De Inschott dei plagt di, De blag Schört dei schad’t De

De

Inschott

blag

dei

Schört

verswinnt,

gewinnt 272),

di,

X

1381

blau

Nach einer bekannten Pflanzensage gab ein Waldfräulein einer kreißenden Tagelöhnersfrau die schöne b.e Blume ‚‚Nimmerweh‘‘ zu essen !7%). Wer am Ostermorgen die drei ersten Veilchen verspeist,

bekommt das kalte

Fieber

nicht !”),

toller Biß es hilft auch gegen den Hunde 25); Gundermann, ins Badwasser Korngetan, heilt alles Reißen!; blumentee wird gegen Wassersucht

empfohlen !7”). Zu dem bekannten

War -

zen zauber mit der Knotenschnur verwendet man b.seidene Bänder und versucht es so auch gegen Hühner-

augen!®), Gegen Mag enschmerzen legt man einen erwärmten b.leinenen Lappen auf den Leib !?); gegenOh r e n weh schreibt man seinen Namen mit b.er Kreide an die große Glocke im Kirchturm !®). Gegen Zahn weh windet man einen warmen b.en Lappen um den Kopf 19); zum Festmachen der Zähne benutzt man Salz Kopfund eine b.e Schürze 1). schwären behandelt man mit einer Mischung, zu der auch ein Teelöffel voll geschabten b.en Dachziegel gehört, oder man legt einen in Rüböl getränkten b.leinenen Lappen auf 1%), Bei Kopfweh ziehe man den Saft von b.en Lilien (Iris germanica) in die Nase 18), oder man binde b.es Papier an den Kopf, das man vorher mit einer Nadel durchstochen und mit

Weihrauch bestreut hat !®); man trage eine Wegwurzel an b.em Bande 1%), Dem Getroffenen hält man vom Schlag ein angebranntes Band von einer b.en Schürze unter die Nase 19), Ein Fieberkranker wickelt einen b.en Wollfaden neunmal um die Zehe des linken Fußes und bindet ihn dann unter Hersagen eines Spruches um einen Holunder !8%), Das

Mieser

Kräuterbuch

rezeptiert

gegen Rotlauf (s. $ 1): „Nim b.es Rockenmehl thue ein wenig Papier, darauf und lege es über oder streiche Silberklett Sälbel 18) darüber und nim ein paar mal ein zu schwitzen.‘‘ Oder man legt auf die kranke Stelle b.es Zuckerhutpapier, das auch mit Bleiweiß und Baumöl eingerieben wird!®). )

Bartsch

Mecklenburg z, 435 Nr. 2016

1382 = MdBIfVk. 2, 100. 3) Panzer Beitrag 2, Nr. 357 = Ranke Volkssag. 172 = Marzell Volksbotanik 228. "*) Bartsch Mecklenburg 2, 261; Fogel Pennsylvania 273 Nr. 1426. 175) Mülhause 24. !%) Balt, Stud. 33 (1883), 145. 1”) Kuhländchen 9 (1927), 137. ») Zimmermann Volksheilkunde 73. 75. 9) ZirwVk. ı (1904), 95. 1®) Pollinger Landshut 287. 191) ZirwVk. 14 (1917), 184. 12) Bartsch Mecklenburg 2, 148. 18) ZirwVk.ı, 202. 14) Drechsler 2,309. 15) Hovorka-Kronfeld 2,194. !) Pollinger a. a. O.; vgl. Marzell Heilpflanzen

185.

19)

eine

Klettenart;

Grohmann

184 Nr.

1292

es

Silberglätte-

= W.

8 533. 19%) W. 8 488 = Weinhold Neunzahl 322 =Hovorka-Kronfeld z, 878{f. 18) Schmidt denkt S. 61, Anm, 207 an allein

ist

Salbe gemeint, vgl. im folg. Rezept 1%) Pollinger Landshut 280.

Bleiweiß,

15. Fand man im Magen verendeter Tiere rote Zeuglappen, war also die Hexe schuld, dann sicherte der Abdecker

vor

seiner

Hexenabwehrprozedur

zu-

nächst alle Fenster mit einem b.wollenen Faden und verstopfte auch die Schlüssellöcher damit !®). B.en Rittersporn muß man über die Stalltüre (s. o. $ 12) stecken, dann sprechen die Truden: ‚Hier sind b.e Rittersporn, hier haben wir unsere Spur verlorn‘‘ 19%. Um das Vieh vor Krankheiten zu schützen, legt man in der Neujahrsnacht eine Axt in die Viehkrippe, umwickelt mit einer b.en Schürze 1%), Man läßt das Vieh drei blühende Blumen fressen, worunter auch die b.e, daß es nicht in den Berg ver-

führt

werde !%), Beim ersten Austrieb

im Frühling soll man

die

Kühe

durch

einen Kranz von Gundermann {(s. d.} melken!®), auch über Beil und Feuerstahl, in eine b.e Schürze gewunden, schreiten lassen 1%) und ähnlich verfahren, wenn man gekauftes Vieh zuerst in den Stall führt !??), Das schlimme Euter einer Kuh überstreicht man mit einer b.en Schürze 1%), die auch bei der Besprechung der Würmer eine Rolle spielt 1®). Ist das Euter einer Kuh behext, soll man ihr drei Kränzlein von Gundelreben zu fressen geben und

einen jeden Strich dreimal hinten durch die Füße melken %), Die Erstlingsmilch einer Kuh muß man, Schürze zugedeckt, aus

gen 0.



Schafen,

mit dem

einer b.en Stalle tra-

die sich nicht

44*

1383

blau

begatten lassen sollten, band man Stück b.e Schurzleinwand vor die ebenso

schlechtsteile;

Deckzeit %2).

der

den

Böcken

gab

Hunden

ein Ge-

nach

man

gegen die Seuche, mit Butter vermischt, neun Ellen b.e, mit Indigo gefärbte, gesponnene Wolle in drei Dosen ein ”3), Die brütende Gans bedeckt man mit einer b.en Schürze, damit sie die Eier nicht

ausschreie %%. Hühner zu gewöhnen, läßt man sie ebenfalls über eine b.e

Schürze gehen und sagt: ‚‚Geh hinaus in

Adamsgarten,

heute

Abend

will

ich

deiner erwarten‘ %5). Unter den Bienenkorb lege man eine Wurzel von b.en Lilien %6), a)

Voges Braunschweig 83 £f. Nr. 72. 13) SeligAbergl. 297. 1%) Haltrich mann Blick 2, 17 = MdBIlfVk. z, 100, 1) Grimm Myth. 3, 360. 1®) Ebd. 3, 449 Nr. 462; vgl. 2, 1014; ähnl. Balt, Stud. 33, 145. 16) Grimm Myth. 3, 460 Nr. 752; vgl. Mann-

hardt

Mythen

Germ.

Rochholz

1ıoff.;

Glaube 2, 275; Bauern-Philosophie 2, 76; Mülhause 61. 1”) ZfrwVk.z2, 293. !®) Bartsch

Mecklenburg 2, 152. 1”) Kolbe Hessen 90 f, 2, 32 = MarMagnus 20) Albertus zell Krduterb. 352; ähnl. MschlesVk, H. 6, 34;

59; vgl. 2%) Mülhause ZirwVk. ı2, 70. Z£Vk. ır, 329. %2) Wirth Beiträge 4/53, 15 =

MdBIl{Vk.

2

(1927),

98.

%3S)

Bartsch

Mecklenburg 2, 138. %1) Globus 34, 77 (Böhman legt ihr Gundermann unter, sie men); vor Zauber zu schützen: Drechsler 2,93. 205) Meyer Baden 413; Dt. Volksliedarchiv A 15600; Schmitt Hettingen 15; ZföVk. 8, 175. 2%) BlpomVk. 5,107; ähnl. Eberhardt Landwirtsch. 22,

16. Lein säe man aus b.er Schürze %7) oder am Tage Mariä Bekleidung (?) 28),

1384

Knaben

b.,

Mädchen

rot



stirbt

er

bald #3). B. ist mitunter die Farbe der Jungfrauen: sie tragen eine Kappe mit b.en Bändern %); der Hochzeitsbitter trägt weiß-b.e Bänder (weiß-rote, wenn die Braut nicht mehr Jungfer ist) 231°); im ‚,Dans der maegdekens‘ für eine gestorbene Gespielin spielt das Sargtuch von b.er Seide eine Rolle 216); auf Rügen wurde die Braut durch eine b.e Schürze gekennzeichnet ?!). Darum hängten die Mädchen zum Zeichen ihrer Heiratslust gerade eine b.e Schürze vor die

; Tür #8),

Vielleicht

ist

zu

vergleichen,

wenn anderwärts die Frau (der Mann) eine b.e Hose (Schürze) vors Haus hängt, sobald die Ehehälfte mehr als einen Tag auf eine fremde Kirmes gegangen ist 229), Oder wenn man dem Mädchen eine b.e Hose vors Fenster hängte, sobald ihm der

Bräutigam untreu geworden *®), Anderseits gilt b. auch für Verheiratete:

sie tragen als Hochzeitsgäste b.e (Ledige rote) Markierung 21); sind Braut und Bräutigam ledig, trägt man ihnen zwei Stangen mit roten Bändern voran, andernfalls ist ein Band oder sind beide Bänder b., je nachdem einer oder beide verwitwet sind 22), Vielerorts besteht unter mancherlei Begründung ein ausdrückliches Verbot für die Braut, in b.em

Kleide zu heiraten %3); nur Müllersleute lieben eineweg das B.e*2), Abwehr also wird während

es sein, wenn der Trauung

die Braut doch eine alte b.e

Schürze unterbinden soll ?®). Geiger hat bereits darauf hingew — iesen Trau erman binde Fastnacht eine b.e Leinwandfarbe (s. d.) ist ja ursprü nglich überschürze um %9); ’ wenn die Veilchen lange haupt Gegenz —, auber daß es Abwehr Stiele haben, wird auch der Flachs! sein wird, wenn gerade für Ledige, Wöchlang 210). nerinnen und Kinder vielfach b.e Särge, 207) Bartsch Mecklenburg 2, 163 Nr. 765; Leichentücher, Grabkreuze usw. verJohn Westböhmen 196. 251 = Sartori

S.u. Br. 3, 110; Schönwerth Oberpf. 3, 176. 208) W. 8 657. 2%) Spieß Obererzgeb. 10 = John Erzgeb. 191; Drechsler ı, ı2. 210) Marzell Kräuterb. 474.

Sitte

und

Brauch

17. In Basel ziert man bei Knaben mit rosa, Mädchen

23),

der Taufe mit b.en

wendet werden; oder wenn der Grund des

Hochzeitbettes Oberpfalz soll ges (nicht nur sondern auch fahrten usw.)

b. bemalt wird ?), In der am Ende eines jeden Zubei Leichenbegängnissen, bei Feldumgängen, Wallein altes Weib in b.em

Schurze gehen; ‚die letzte vom Zuge Schleifen, in Zürich ist es gerade umge- | muß ein b.es Fürtuch sein‘, ist das kehrt 22); ’ erhält der Täufling | Sprichwort 2”). Für das Trauergeleit ist nicht die richtigen Armbändchen — 1"! mit Recht an einen Rest der Klagewei-

: 1385

ber gedacht worden, aber da die Vorschrift für jeden Zug gilt, hat sie wohl auch Abwehrbedeutung: es soll sich nichts mehr anschließen. Denselben Sinn, wenn auch verdunkelt, scheint mir Meinung zu haben, bei jeder gei zuletzt ein altes Weib mit Schürze, und das ist eine Hexe

die Tiroler Prozession einer b.en *%®), Wenn

in Estland — das sei zum Vergleich herangezogen — der Leichenzug unter einem Baume haltmacht, bindet man einen b.en, roten oder gelben Wollfaden um den Stamm *?),

al) Auf den b.en Montag, den B.ostertag, die

b.en sechs

a8) Freundl.

usw.

Wochen

Mitteilung

Bächtold-Stäubli;

der

gehe ich nicht ein,

von

Brauch

Marguerite

Frau

(mit

ist

wech-

gelnden Farben) allgemein bekannt. ?!?) John Erzgeb. 61. **) Fox Saarland 97. %*) Sar%e) Erk-Böhme ı, 63. S. u. Br. tori

Nr. 1060. 227) Wilh. Müller Gedichte (ed. Hatfield) 284 (wohl nach Grümbkes Darstellung von

Rügen). 2!) Haas u. Worm Sartori S. u. Br. 2,35. Vgl.a. Volksl.

a.a. 0.

1386

Blaubeere—Blauhütel

aus

Schürze‘‘

279.

Pommern

Es

gibt

bei Nimtitz

Nr.

ein

15;

Mönchgut 82; Haas Plattd, Müller

Wilh,

‚,Blaue

Gasthaus

?%!*) Fon-

(Sachsen).

nit mih heim‘‘ 231), Er wird seine ursprüngliche Bedeutung als Kultstein in den

Verhältnissen

des

Ahnenkultus

ha-

ben 22), während für das Beiwort b. auch in diesem Falle (s. 8 4) auf die natürliche Färbung (z. B. Basalt) verwiesen werden kann 23), Bei dem Fehlen einer kritisch-umfassenden Untersuchung über die Bedeutung der b.en Farbe und deren Quellen — von einer wird man nicht sprechen können — kann zum Schluß nur noch ergänzend betont. werden, eine wie alte

und starke Wurzel aus dem Totenglauben heraufführt. Unholde Beobachtungen am lebenden und toten Menschenleib, die

das Gemüt außerordentlich erregen, wurden in Beziehung gesetzt zu Erscheinungen der Natur und der Vorstellungswelt (Seele). Wer denkt bei der eigentüm-

lich verhüllenden Kraft der b.en Farbe ?) nicht alsbald an den Totengott Odin, den Unwerth in Parallele setzt zu Rota, dem entsprechenden Gott der Lappen, von

2, 35. taine Luxemburg 91 = Sartori 3) Fontaine a. a. O.; Traditionisme 1906, I, 81 (im 135. 21) SAVk. 20, 158; Sartori

denen er den Zug erzählt, daß sie in der Nähe ihrer heiligen Totenberge ehrfurchtsvoll jedes b.e Kleidungsstück ablegen ®).

32 (1927),

Kuhn u. Schwartz 249f. Nr. 279. 231) Rhein.Wb. ı, 761. 22?) John Meier im Sonntagsbl. der Basler Nachr. Nr. 50 vom „‚b.e Der 2%) Mansikka 12.12.1926. stein‘ in der finnischen volkstrad. geht auf die

südl. Luxemburg haben Leute ein b.es Band am werth

Oberpf.

ı, 80.

%*3)

dagegen die jungen Arm). ??) SchönWZ{fVk.

Erzgeb. 94; John Westböhmen 79; John Beiträge 144. 250; Dt. Hmt. 4, 151; Wirth 2/3, 35; ZfVk. 8 (1898), 398. **) ZfVk. 21, 256; ı, 69 Nr.7 = Sartori Schönwerth 1,

69.

25)

Grimm

(Rockenphilosophie).

Myth.

Über

3,

449

b. neben

Nr. 456

rot

im

Der bad, Hochzeitsbrauch s. E. H. Meyer Hochzeitsbr. des Vorspannens im Freiburger Univ, Festprogr. 1896, 53. 56, 48 u. Zachariae Zum altind, Hochzeitsritual in WZ{£AK. ı57f. 20, d. Morgen]. 17,135 ff. 26) SAVk. Oberpfalz ı, 255 U. 3, a7) Schönwerth 175f.; vgl. Sartori ı, 147. *®) Zingerle Ehsten 69 Tirol 60 Nr. 516. %®*) Boecler = Sartori T, 149 Anm. 26.

18. Ein Weib klagt dem großen Stein am Rathaus ihr unseliges Geschick (Ofenbeichte): da wird der Stein, ursprünglich rot, aus Mitleiden dunkelb.%®). Gerade noch kenntlich ist in dieser Sage der alte Gerichtsstein, an den man in Köln und anderen rheinischen Orten den Verurteilten stieß, ihn dem Tode zu weihen: „Ich stüssen dich an de b.e Stein;

do küs ze Lebdag

no Vadder

un Moder

2)

ein:

Farbe

nicht

sehen

werden:

Finn.-ugr.

Forschungen

II

Gervasius

83

(1911), ı ff. 2M) Nur was von der b.en Farbe bedeckt ist, kann von dem Hellseher nicht ge-

Anm,

18.

2%)

Liebrecht

Unwerth

8. Über

Totenkult

„„Bläkulla-dödsgudinnan‘‘ s. Festshrift til FeilSchewe.

berg 537 f£.

Blaubeere

Blauhütel,

s. Heidelbeere.

eine

ganz

lokale

Bezeich-

nung des wilden Jägers, bezeugt nur in einer einzigen Sage aus der sächs. Lausitz, wonach der grausame jagdlustige Burgherr v. Biberstein vom Schönauer Hutberg bei Bernstadt, nach seinem Tode zur Nachtjägerei verdammt, den Namen Bl. im Munde der Leute führte !). Zur Lösung des Problems, ob etwa in diesem Namen eine ältere mythologische Vorstellung, nämlich die Wodans mit einer Kontamination aus dessen breitem Hut {(s. Breithut) und blauem Mantel fortlebt 2),

1387

Blech— bleichen

bietet die Sage selbst die Hand.

1388

Sie be-

den trotz ihrer Giftigkeit früher inrichtet von einem alten Bild in der Kirche nerlich gegen Krankheiten verwendet. zu Schönau, darauf zu sehen sei, wie der _ Das überaus giftige B.weiß gebr auchte Landvogt den Burgherrn zur Rede stellt, man noch Anfang des 19. Jhs. bei Fluß der in der Hand den gefürchteten blauen im Bein, faulem Fleisch in Wunden, Hut hält und von Jägern und JagdWarzen usw.®). Bei der Verwendung des hunden umgeben ist. Daß dies Gemälde ' B.s im Altertum spielte auch der Abersich auf unsern mythischen Gegenstand glaube eine Rolle, indem man auf dem wirklich bezog, ist kaum anzunehmen; Körper getragenen B.platten magische es mag eine Fürstenbegegnung oder dgl. Wirkungen zuschrieb. Aber nicht nur bei gewesen sein. Die Schönauer Kirchengeden Griechen und Römern, sondern auch meinde aber bezog es auf ihren Nachtjäger | bei den Germanen galten mit magisc hen und abstrahierte aus dem Bilde dessen Zeichen und Worten beschriebene B.ganz lokalen Namen. Dies ist wohl wahrtäfelchen als Zaubermittel bei Bescheinlicher als ein Zusammenhang mit schwörungen 7’). Solche kreisrunde B.Wodan. Der Hutberg selbst bleibt wohl amulette trug man im MA. gegen die aus dem Spiel. Pest ®. In das Gebiet des Vernagelns l) Haupt Lausitz ı, 122: Kühnau (s. d.) von Krankheiten fällt der von Sagen 2, 447; Meiche Sagen Nr. 561, 1047. Nicolaus von Jau er (1 35 5— 14 35 ) er? E. H. Meyer German. Mythol, 237. wähnte Brauch, bei Zahnschmerzen B.H. Naumann, nägel in die Wand zu schlagen ®). Der Blech, blechern. Im alten Herzogtum solchem Aberglauben vielleicht zugrunde Berg gehen Sagen um, nach welchen liegende Gedanke, daß das B. das Gift’an Geister in B.schuhen umgehen, die ihnen sich zieht, spiegelt sich in einer Tiroler zu bestimmten Zeiten erneuert werden |! Drache nsage wieder 19), Im Elsaß nagelt müssen !). Der ewige Jäger hat dort und man ein Stück geweihtes B. an die in der Rheinprovinz überhaupt oft einen Stalltür als Schutz gegen Hexerei 19, eisernen Stock und ist mit einem blecherB. im Orakel s. Bleigießen. nen Hute bekleidet, und heißt deshalb der N” Schrader Sprachvergleichung ? 1, 151; b.e Jäger 2). . Reallex.* 1, 194 ff.; Pauly-Wissowa 3, s. a. wilder I, 56ff;; Bergmann Jäger. 97. 2) Plin. m“. A. 34 8 166; Megenberg B.d.N. 413. °) Zahler Simmenthal 85. 4) Schmidt Mieser Kräuterbuch 50 (Deutsch-Böhmen);

')

Schell Bergische Sagen 76 Nr. 8; 313 Nr. 41. ?) Ebd, 505 Nr. 23; ZfdMyth. 3 (1855) >

53. 54-

Blei !).

Bächtold-Stäubli.

Im

Altertum

und

MA.

be-

nutzte man B. zum Kühlen und Niederdrücken. Megenberg sagt: B. beseitigt durch seinen Druck Schmerzen auf einige Zeit ?). Bei Reißen in den Gliedern wurde B. zum Aufbinden empfohlen 3). Überbeine wurden durch daraufgedrücktes B. beseitigt; als besonders dazu geeignet galten breitgeschlagene, schon oft benutzte B.kugeln, vor allem wenn sie aus geschossenem Wild herausgeschnitten waren; solche verwendete man auch gegen Rotlauf und, unter die Zunge gelegt, gegen

Zahnweh*). B.platten,

Auf

um

Geschwülste legte

sie

zu

zerteilen;

Huß Aberglauben 5 Nr. ı5; Staricius Heldenschatz (1706), 474 Nr. 8; HovorkaKronfeld ı, 73; Fossel Volksmedizin ız.

man

buck-

lige Leute schnürten die Chirurgen in B.platten ein, um den Buckel zurückzudrängen 5), B.verbindungen wur-

5) Zedler s. v.2, 139; vgl. Plin., $ 166. °©° Hovorka-Kronfeld

Lonicer

51;

Peters

»#.h. 34 I, 164;

Pharmazeutik

2,

96 u. 99 letzte Zeilen, 7) Pauly-Wissowa 3, 1, 564; Dieterich K/. Schr. 44; Sau pe

|

Tndiculus 14 f.; Pradel Gebete 147; Abbildungen H o v.-Kr. TI, 26. ®) HessBl. 20 {19271), 2 ff. (1400); Agrippa d. occe. phil. 3, 308 u. 4» 419. °) MschlesVk. 21 (1919), 100; vgl. 74. ©) Heyl Tirol 492 Nr. 54. 2) Stöber 6 Nr, 3. Olbrich,

Blei (Fisch) s. Brachsme. bleichen, Schauerwetter sind

zu

er-

warten, wenn man vor Georgi Leinwand bleicht oder die Bleichtücher nur auf grü| nem Wasen ausbreitet. In alter Zeit hat man um Linz solche Leinwand weggenommen und verbrannt; hätte man es nicht ge-

1389

Bleichsucht—Bleigießen

tan, wäre

ein großes

Leute gekommen !). —

Sterben

unter

Zahlreich

die

kom-

men in Sagen Wäsche b.de Geister vor 2).

l) Baumgarten Aus der Heimat ı, 61; audere Bleich-Tabutage s. ebd. ı, 18 Nr. 5.

%) Meiche Sagen 2,68; schel

Sagen 369 Nr. 487; Kühnau Grimm Myth.z2, 804; Witz-

Thüringen

Nebelsagen 99 f. 140.

ı, 287 Nr. 5;

165.

Bleichsucht !). Als

172.

Laistner

Bächtold-Stäubli.

das

beste

Mittel

gegen B. der Mädchen gilt in NiederÖsterreich, einen Draht aus reinem Du-

katengold um den Hals zu legen ?%). In der

Oberpfalz %) rät man, sich von einem Gesunden ins Gesicht spucken zu lassen; in Niederbayern *) legt man einen Totenknochen der B.igen unters Bett. In Franken und Steiermark 5) sticht die Patientin vor Sonnenaufgang im Freien ein Stück Rasen aus, uriniert hinein und setzt das Rasenstück wieder auf. ı) Höfler Krankheitsnamen 702. ?) Ho%9) Schönz, 262. vorka-Kronfeld werth Oberpf. 3, 270. *) Pollinger Landshut 284. °) Hovorka-Kronfeld 2, 262. 263. Stemplinger.

Bleigießen, In ganz Deutschland ist seit

alters der Brauch verbreitet, in der Zeit geschmolzenes Nächte der geweihten Blei (oder Zinn) in eine Schüssel zu gießen, um aus den sich im Wasser bildenden Fi-

guren die Zukunft zu erfahren !). Freybe vermutet, daß die Thomasnacht (21. Dez., der kürzeste Tag; s.d.), die im

Süden heute noch besondere Bedeutung hat, den Mittelpunkt bildete, von dem aus der Brauch sich rückwärts auf den Andreasabend, vorwärts auf den Christ-, verDreikönigsabend und Silvesterschob ?). Nach Grimm ist das B. vielleicht griechischer Herkunft ®); dagegen spricht, daß aus dem Altertum nichts Gleiches bekannt ist. Andere wollen es mit dem Loszusammenbrinzauber der Germanen

. gen 9). Erhöhte Bedeutung wird dem B. beigemessen, wenn es durch den Kamm eines Kreuzschlüssels, d.h. dessen Bart

ein Kreuz bildet, oder durch einen Erbschlüssel oder durch den Griff einer Erbschüssel oder aus einem Erblöffel durch einen Erbschlüssel in eine Erbschüssel

1390

geschieht %). Aus den Figuren, die sich bilden, sucht man sein Schicksal im nächsten Jahr zu erraten, wobei manchmal noch eine Kartenlegerin befragt wird. Sterne sollen z. B. Glück, Kreuze Leiden, Männchen oder Sackformen Reichtum, Tierchen Tod bedeuten (Schweiz) ®). Auch sucht man aus den verschiedenen Gestalten den künftigen

Beruf derer, die sie gegossen haben, zu er-

mitteln; so bedeuten Nadeln oder Nägelchen das Handwerk eines Schneiders oder Schusters, baumartige Formen den Beruf eines Gärtners, Landmannes, Försters usw.’). Vor allem spielt das Liebesleben beim B. eine große Rolle; es ist das Eheorakel und maßgebend für alle Heiratsfragen ®. Aus Buchstaben, die das Blei bildet, will man den Anfangsbuchstaben des Vornamens des künftigen Freiers erraten ®), aus anderen Gebilden

den Stand des künftigen

Gatten; bilden

sich z. B. Hämmer, so erhält das Mädchen einen Handwerker zum Manne usw.!°). Ein Kranz bedeutet Heirat in Jahresfrist, ein Sarg den Tod !}). 1) Albers Das Jahr 297 u. 345; Rehm Siıtt' u. Art 17; Volksfeste 45; Bronner MschlesVk. 21 (1919), 82; ZfVk. 22 (1912), 128; Penns. 64 ff. SAVk. 21 (1917), 43; Fogel v.N. 1,274; Meyer und 202; Agrippa Aberglauben

Andree

Gottschee

66;

285;

MschlesVk.

Parallelen

2,

zo;

ı7

(1915),

52;

228;

vgl.

Hauffen

Frauenzimmerlexikon

Volksabergl. 10, 242. ®*) Freybe Frazer Baden 166; Wuttke 59f.; vgl. Meyer (s. Thomastag): Thomasnacht $ 345; 241 Meyer ebd.; Vernaleken Mythen 352; Schwaben ı, 456 Nr. 189; Panzer Meier Beitrag 1, 256; vgl. Fontaine Luxemburg 4; Andreasabend (s. Andreastag): Urquell N. F. ı Überlingen 396 f.; (1897), 71; Lachmann WestVolksth. ı, 341; John Birlinger 471; Sagen 359 Nr. böhmen z; Meiche

Weihnachten u.a.; Sagen ıo3£f. Lütolf Tirol 764 Nr. 66; John (s. d.): Heyl a.a.0, 19 u.a.; vgl. Schulenburg Wend. (s. Neujahr): Neujahrsnacht 29; Volkst. Braunschweig 328; Hoffmann Andree Ortenau 48; SAVKk. 19, 21; ZfVk. 14 (1904), 424; 25; a. a. O. John Saarland 403; Fox

Mecklenburg 2, 234 Nr. 1219; Bartsch Voigtland 378; Strackerjan Köhler Schulenburg a.a.O. 132 I, 109; vgl. Beiträge ı, 122 (Belgien); Wolf (Wenden); Tirol 753 Nr. Io; Dreikönige (s. d.): Heyl Matthiasnacht (23. 2.) (s. d.): Lauffer NddVk. 87; Heßler Hessen 2, 94. 176 u.

1391

blenden

535. ° Grimm Myih, 2, 937; Lehmann Aberglauben 182; vgl. Pauly-Wissowa 3, 561 ff. *) Vgl. Freybe a.a.O.55; Klapper Schlesien 251. °) Wuttke 241 8 345; Grimm Myth. 3, 454 Nr.579; Meier Schwaben ı, 468f. Nr. 225; Birlinger Volkst, ı, 342 Nr. 4; Pfister Hessen 162; Witzschel 2, 176 Nr. 43; Andree Braunschweig 355; Lauffer a.a.0. 87; Joechn

Westböhmen

2;

Huß

Aberglauben

6

Nr. 4; Laube Teplitz 37; Witzschel Thüringen 2, 176 Nr. 43; Dähnhardt Volkst. 1, 77; Ka pff Festgebräuche 4; ZfAMyth.ı (1853), 87; Jahn Hexenwesen 169 Nr. 572; vgl. Wolf Beitr. ı, 122 (Belgien). ®) Vernaleken

Alpensagen 344 Nr. 9; SchwVk. 3, 90. 7 Grimm

Myth. 3, 342 Nr. 96; Vernaleken Mythen 348; Witzschel Thüringen 2, 178 Nr. 55; Bartsch Mecklenburg2, 234; Stracker}3an 2, 118 Nr. 345 u. 1, 109. ®%) Grimm Myth. 3, 437 Nr. 97 u. 323; Birlinger Aus Schwaben 2, 413; Reiser Allgäu 2, 29

Nr. 4;

Keller

Grab d. Abergl.

ı, 162 ff.

166;

Urquell ı (1890), 103. ®) ZfirwVk. 3 (1906), 81 und 64. 1) Reiser a.a.O.2,29; Stöber Elsaß ı, 25 Nr. 18; Kehrein Nassau 258 Nr. 112; Finder Vierlande 2, 54 u. 183; Alemannia 25, 52 (Siegelau); Witzschel a.a.O. 2, 178 Nr. 55; Meier Schwaben 454

Nr.

186;

SchwVk.

Erzgebirge 140; a.a.0.;

2,

g;

Lauffer

Köhler

vgl.

3,

87;

a.a.0.87;

Voigtland

366;

John

Kapff Heyl

Tirol 764 Nr. 66; Hörmann Tir. Volksl. 204 u. 231. 1) Drechsler ı, 7; Meyer Baden 199;

John

a.a.O.;

Alemannia a.a.O.;

vgl. Hey1l Tivol 765 Nr. 66 und Frischbier Hexenspr. 166 (Zinngießen).

An magischer Kraft gewinnt das B., wenn das Mädchen beim Brunnen rück-

lings

Wasser

schöpft,

das

ausgelassene

Blei hineingießt und, während des Giessens und bis das Wasser gefriert, durch ein Röhrchen hineinbläst (Schweiz) 22). In Niederösterreich stellen sich die Burschen

in der Thomasnacht auf ein am Boden gezeichnetes Kreuz vor der Tür ihres Mädchens, mit dem Rücken an die Tür ge-

lehnt, und werfen das gegossene Blei drei-

mal gegen das Tor; dann vergraben sie es

an einem Zaune, an dem das Mädchen oft vorbeigeht. Dort bleibt es bis Silvester liegen. Aus dem Ton, den das geworfene Blei hervorrief, und der Farbe des ausgegrabenen Bleis schließen sie auf Treue oder Untreue ihres Mädchens. Doch ist bei diesen Handlungen größte Vorsicht vonnöten; denn der Teufel achtet genau auf jeden dabei begangenen Fehler ®), In Ostpreußen muß, wer sein

1392

Schicksal erfahren will, die Schüssel über seinen Kopf halten und ein anderer das Zinn hineingießen; manchmal wird dazu fließendes Wasser gefordert 19), Das Zinn(Blei-) gießen zu dem Zwecke, künftige oder vergangene Dinge zu erkennen,

wurde als Zauberei den Christen kirchlich untersagt 1). Heute ist das Zinnund B. eine meist scherzhafte Unterhaltung und ein Zeitvertreib am Silvester-

abend. Einst aber spielte es im Hexenhammer eine unheimliche Rolle; man

wollte dadurch

herausbekommen,

ob der

betreffende Kranke vom bösen Blick ge-

troffen war, und unter Umständen auch, wer ihn verhext hatte 1%). Uralt ist die Beschwörung der die Kinder plagenden Würmer durch B.; auch gegen Hauptschmerzen wurde es früher verwendet 27),

2”) SAVk. 21 (1917), 43. leken Mythen 341 und 35of.

241 8 345;

Töppen

3) Verna4) Wuttke

Masuren 64. 1%) Grimm

Myth. 3, 432 Nr. 96; MschlesVk. 21

Töppen

a. a.

O., 61,

(1919),

82;

1%) Seligmann

1, 256; Scheible Kloster 2, 225; vgl. Knoop Hinterpommern 163; vgl. ZfVk. ıo (1909), 418 (Norw.); Hovorka-Kronfeld 2,

690 f.; Jahn Hexenwesen 194 Nr. 773; Hesemann Ravensberg 112; vgl. And-

rian Altaussee 137. 1?) ZfVk. 22 {1612), 128; Grohmann ı61; Egerl. 5 (1901), 4.

Zu dem Bleigießen bei anderen Völkern vgl.

Tetzner

Slaven

193;

Krauß

Sitte u. Brauch

181; ZfVk. 4 (1894), 318 (Ungarn); Liebrecht Gervasius 246 Nr. 329 (Frankreich). Olbrich.

blenden (s. a. blind). Bei der zauberhaften Blendung ist zu unterscheiden zwischen körperlichem B., das zur Erblindung des Auges führt, und geistigem B., das nur eine vorüber-

gehende

Täuschung

der

I. Körperliches

Sinne

bedeutet.

B. wird zunächst

nach allgemein menschlicher Ansicht durch den bösen Blick (s. d.) hervorgerufen, wie er ausgeht von Augenkranken, alten Frauen, Hexen und Zauberern überhaupt *). Auch die Begegnung eines Geistes kann zur Erblindung führen 2). Wenn einmal einem Scharfrichter nachts um elf von einer acht Tage zuvor Hingerichteten in die Augen geblasen (s. d.) wird, so daß diese erkranken, zeigt sich

eine Art rächender Strafe ®). B. ist als alte germanische Verstümmelungsstrafe nicht sehr gebräuchlich gewesen %). Aber

1393

B. begegnet als Strafwunder dennoch sehr häufig in der deutschen Volkssage. Es scheint hier ein Einfluß der Antike vorzuliegen, in der B. als eines der gewöhnlichsten Strafwunder auftritt, meist zur Bestrafung eines unerlaubten Anblicks, der aus Vorwitz oder Neugier ein göttliches Wesen gekränkt hat, das dann straft, womit gesündigt worden °®). In gleicher Weise zieht frevelhafte Beob-

achtung der Berchta, des wilden Heeres, des wilden Jägers, des Teufels, schließ-

lich auch des Hexentanzes (s. d.), oft durch ein Schlüsselloch oder einen Erbschlüssel versucht, Blendung durch Anblasen (s. blasen) nach sich, die genau nach

1394

blenden

einem

Jahr

am

gleichen

Ort,

zur

gleichen Zeit durch den wiederkehrenden Dämon gelöst werden kann %). Beim B. ruft zuweilen eine Geisterstimme dem Späher etwas zu wie: ‚Deck d’Luck’n zua‘‘ oder: „Streich dem da die Spältle zu!‘ (und nach einem Jahr: „Streich dem da auch die Spältle wieder auf !‘‘) 7). Auch andere Beleidigungen höherer Gewalten können

durch

B. gerächt werden,

so die

Verunreinigung von Nixenwäsche ®), die Verhöhnung des Weinwunders in der Christnacht ®%. Hierher gehört auch der Glaube, daß einem, der mit dem Finger auf einen Stern zeigt, der Stern ins Auge fällt, so daß er blind wird 1); heidnische

Westfalen sind einst wegen der Mißhandlung eines christlichen Heiligen plötzlich geblendet worden, bis die Taufe sie wieder geheilt *!). Mythische Blendung spielt in die Vertreibungsschelte des Win-

ı) Seligmann Blich 1,91. 197 f.; Ders. Zauberkraft 341; Grimm Myth. 3, 318. 2) Eisel Voigtland 96, 132; Beobachtung eines Irrlichts, einer Fledermaus macht blind: Sebillot Folk-Lore I, 159; 3, 14. ?) Eisel gof. ‘) Grimm RA.z2,295{f. (RA.?3 707 f.); Hoops Reallex. ı, 294; Kondziella Volksepos 73. 175; Klapper Erzählungen Nr. 76 f. 5) Weinreich Heilungswunder 56f. 147. 189 ff.; Aly Märchen 217 £.66. °) Waschnitius Perht ı8 (Steiermark). 30 (Tirol). 99 (Thüringen). 153; Grimm Myth. 1, 229; Reiser Allgau ı, 47 f.; Eisel Voigtland 6. 104; Mackensen Nds. Sagen 93 Nr. 118, I; Hüser Beiträge 2, 14 Nr. 22; MannhardtGerm.

Mythen 668 f. (dänisch);

Sebil-

lot a. a. O. 2,117. ?’) Waschnitius Perht 153; Grimm Myth. 3, 89; Meier Schwaben 136. ®) Eisel Voigfland 36. *) Bindewald Sagenbuch 233; Se€billot 2, 374. %) Grohmann 32. !) Schell Bergische Sagen 9. 1) Usenert Kl. Schr. 4, 254f. 30of.); Meyer Baden 86; vgl. Siecke Göttevaltryibule 137. 166; Schwartz Volksglaube

212;

Ders,

Studien

248;

Grimm

Mylh. 2, 792 Anm. ı. ®) Hertz Elsaß 115. 262 (Straßburg); Grohmann Sagen 61 (Prag); Sepp Sagen 579 Nr. 158; Meier Schwaben 2, 354 Nr. 391 (Blaubeuren).

2. Ein geistiges B., eine zeitweilige Verwirrung der Sinne, ist Zauberwerk. Viel Wunderwerk ist nur ‚‚Blenderey dess läidigen Satans‘‘ 1). Spukende Geister suchen durch Blendwerk in die Irre zu führen !®). Zauberer vermögen eine ganze Menge

zu b., gegen solches Blend-

werk schützt nur das Tragen von Heilkräutern (s. d.) oder eines vierblättrigen Kleeblatts 19). Diebe b. die Leute, indem

sie sie durch eine Diebskerze (s. Dieb $ 6) in Schlaf

Vintler:

versenken !). „ettlich

Schon

die lütt

1410

plendent

rügt

mit

ainer hand von dem galgen‘“ 1). Man kann ters herein, wie sie in der Rheinpfalz noch auch einen Mörder b., daß er wieder zu immer üblich ist: „Summerdag, Staab dem Ermordeten kommen muß: ‚‚so mach aus, Blost em Winter die Aache (Augen) ein feur von diehrem eichenholz und aus!‘ (s. Sommer und Winter), vielleicht würff in daß große hitz und nimb das verwandt mit den verschiedenen antiken bluoth, so von ihm geronnen und verkehr Blendungsmythen von Lykurgos, Orion, dem gestorbenen die schuh, den rechten Polyphem ?!?). Weit verbreitet ist schließ- | an den linkhen fuoß, so wirt der mörter lich die Sage des um seines Wunderblindt und vermeint, er wate im wasser werkes willen geblendeten Künstlers, der und kombt wider zue dem ermörten‘‘ 19). so kein zweites ähnliches mehr schaffen Vgl. Auge IV, 2 (Augen verblenden). können soll, welche Mär sich an viele Uh14) Anhorn Magiologia 46. 249 ff. 1°) Reiren, Orgeln, Schnitzbilder geheftet hat ?®). ser Allgäu 1, 65. 93. 125. 285. 1% BindeSagen Meiche Sagenbuch 133.7; wald B. als Strafzauber durch AusschlaTivol 108 Nr. 73. !) Heyl 515 Nr. 660. gen eines gemalten Auges (hellenistischen 18) Blume der Tugend, Grimm Myth.3, 424. Ursprungs) s. Dieb $ 5 d. Müller-Bergström. 1) Alemannia 2, 138.

1395

Blendstein—Blindschleiche

Bliendstein. B.e sollen nach dem Volks-

aberglauben den, der sie bei sich trägt, unsichtbar machen. Im Oberinntal, in der

Oberpfalz, Böhmen und Schlesien glaubt man, solche Steinchen fänden sich im Neste

der Zeisige und

machten

dies un-

sichtbar. Man sieht aber den Schatten des

Nestes

und

kann,

wenn

man

sich

die

Stelle genau merkt, hinaufsteigen und den Stein herausnehmen. Man kann auch, wenn man ein Zeisignest entdeckt hat, ein Junges herausnehmen und mit einem Faden an einem nahen Baum aufhängen. Dann fliegt der alte Zeisig ans Meer, holt dort den B. und steckt ihn dem jungen in

den Schnabel, damit man diesen nicht sehen kann; man kann ihn dann herausnehmen, da der Faden sichtbar bleibt

(vgl. Rabenstein). Wer ihn oder das ganze

Nest bei sich trägt, ist für alle unsichtbar. Im Vintschgau und in Westfalen vermeint man, solche B.e im Neste des Eichelhähers zu finden ?), in der Grafschaft Glatz außer im Zeisignest auch in dem des Finken (Finkenstein) ®). Auch das ‚,Gimmatsteinchen‘‘, das man nach Tiroler Aberglauben einem Vöglein durch Hersagen eines Zauberspruches abjagt, macht unsichtbar %). Vielleicht auch das Steinchen, das im Magen einer Bachstelze liegen soll ®). Im „wunderbaren Vogelnest‘“ benutzt Grimmelshausen den uralten Glauben an unsichtbar machende Steinchen, um den Nachweis zu liefern, daß der Besitz und die Benutzung solcher Zaubermittel durchaus verwerflich sei und den Eigentümer in zeitliches und ewiges

Verderben stürze %) (vgl. Rabenstein). Veranlassung zu dem Aberglauben an

die unsichtbar machende Kraft des Zeisig- und Hähersteines gab wohl der Umstand, daß ein Zeisignest schwer zu finden ist’), und der Häher seine Neststelle so geschickt auswählt, daß sie selbst einem geübten Auge nicht auffällt 8), Eine andere Deutung bei Grimm, Sagen ı Nr. 86. vgl. Rohrsperlingstein. ) Wuttke 2, 228 Nr. 603;

208; bun

3ı17f. $ 473; Drechsler Schönwerth Oberpfalz 3,

Liebrecht Beiträge 113;

melshausen z, 56 f.;

Gervasius ı11; Amersbach

Alpenburg

VonGrim-

Tirol 387;

1396

Zingerle Tirol gof. Nr, 769. 770; Kuhn Studien 1,190. *) Kuhn Westfalen 2, 77 Nr. 23; ZfdMyth. ı (1853), 236. % Drechslera.a. O. *) Heyl Tivol 795 Nr. 215 (vgl. altnord. Gimstein = Edelstein). °) Bergmann ss. v. Bachstelzenstein; vgl. Maurer [sl]. Sagen 183. ° Amersbach a.a.O. ı, 4. 7) Z{Vk. 8 (1898), 169. ®} A.u. K.Müller Wohnungen, Leben und Eigentümlichkeiten der höheren Tierwelt (1869}, 368. Olbrich,

Blick, böser

blind,

heiten,

s. Auge,

Blindheit

Spalte

685 ff.

s. Augenkrank-

Spalte 708ff.

Blindschleiche.

710.

711.

1. Biologisches. Die!) harmlose B. (anguis fragilis), eine fußlose Eidechse, gilt dem Volke als Schlange 2). Als solche | galt sie auch den Alten, weshalb man sie bei den antiken Autoren nicht konstatieren kann %, denn die serpentes caeci des Plinius (IX, ır, 6) lassen sich nicht

auf die B. beziehen, als unrein

allgemein

schwer

auch

für

(3. Mos.

für

Den Juden

11, 30). Man

blind%)

wahrnehmbaren

Österreich,

galt sie

giftig,

so

hält sie

(wegen

Augen),

z. B.

wo das Tier auch

in

der

häufig

Ober-

Haselwurm

(s. d.) heißt (vgl. holl. hazelworm). Wer darauf tritt, dem schneidet oder schießt es durch den Leib ®). Die Blindheit wird ätiologisch gedeutet. Sie wird als eine Strafe aufgefaßt, besonders für ruchloses Verhalten gegen die hl. Maria, die das Tier mit seinem Bisse bedrohte %). Oder es heißt in französischen und deutschen Gegenden

(Westfalen),

die

ursprünglich

einäugige B. habe der gleichfalls einäugigen Nachtigall ihr Auge geliehen und dieses nicht mehr zurückerhalten ’). Auch erscheint die Blindheit von Gott oder der hl. Jungfrau verhängt als Prophylaxe gegen die Gefährlichkeit des Tieres 8). Doch wußte schon der alte Geßner, daß die B. nicht giftig sei ®%. Immerhin läßt noch Shakespeare im Macbeth (IV, ı) die Hexen unter anderen Ingredienzien aus dem Tierreich auch den ‚Stachel‘ der B. (the blindworm’s sting) in den Zauberkessel werfen. — Nach schleswigischem Volksglauben kann die B. in der Mittagsstunde sehen !). Bei Harburg glaubt man, das Tier könne seine Blindheit auf den Menschen übertragen !!), Ruft auf der

1398

Blindschleiche

1397

Geest zwischen Stade und Harburg jemand: ‚‚de Hartwurm!‘‘, so rennt alles aus dem Wege, selbst ein Fuder Heu weicht ihm aus, denn „he springt‘‘, und wenn einer auf ihn tritt oder über ihn fährt, ‚„,dem springt he vör de boß (Brust) und he werd blind‘‘ ??). In Tirol sagt der Bauer von der B.: „Wenn die Ludern sehen könnten, wär’ der Reiter am Pferd nit sicher vor ihnen‘‘ 2). Im Spreewald glaubt man, die B. habe neun Augen, aber brauche davon nur eines, und zwar nicht das beste. Sie bekommt nur einmal ein Junges, das sich aus der Mutter herausbeißt, die dann stirbt !*). Auch für taub gilt die B., so in Holstein ?®), in

Mecklenburg !®) und auf der Insel Rügen !). In Tirol heißt es, sie sei gebrechlich, so zwar, daß sie in Stücke bricht,

70 ff. — Im Dep. Gironde glaubt man, der Biß der B. schade nur am Freitag, daher heißt sie dort dibendres < dies Veneris (Gomis Zoologia Nr. 1573; vgl. auch Meyer-Lübke REWb%, Nr. 9197). 7’) Nach Rolland und Dähnhardt bei de Cock Volksgeloof 135 Anm. ı. ®% Grohmann 82; Urquell 3, 218;

de

Cock

a.a.0O.;

Meier

Schwaben

1, 244. ) Hovorka u. Kronfeld ı, 78. 10) Urquell 2, 27. 11) ZfdMyth. 2, 295. 12) Nach Schiller Tiüer- u. Kräauterbuch 1, 2, bei Sloet De Dieren 303. 1) Dalla Torre Tiernamen 22. 1) Sloet a.a.QO, 3 Hovorka-Kronfeld ı, 78. 16) Bartsch Mecklenburg 2, 181. 1?) Daher die Namen holl. doofworm (doof = taub), de Cock Volksgeloof 135 Anm. ı u. engl. deaf adder (Nemnich ı, 747). *) Dalla Torre Tiernamenz22. 1) Bartsch Mecklenburg 2, 484 f., 181. %) Sloet De Dieren a.a.0. 2) Hopf Tierorakel 43.

2. In der Volksmedizin spielt die B. keine unbedeutende Rolle. Entwenn sie sich im Zorn streckt 1). Ahnweder wird das ganze Tier oder häufiger liches wird aus Mecklenburg berichtet !®?) dessen Kopf in einem Säckchen um den (vgl. die Namen Bruchschlange, GlasHals getragen, und zwar gegen Gelbwurm, span. culebra vidriosa, serpiente | sucht 2), Rotlauf 2) ‚ Trunksucht %), quebradiza, katal. serp de vidre). ManLungenleiden ®), beim Zahnen ?®). cherorts hält man die B. für gutartig, 2) Jühling 167. ®%) ebd. 162. 163; wenn sie nicht geplagt wird. Wird sie geLammert 220; Schweizld. 9, 9; SAVKk. 15, 183; Schönwerth Oberpfalz 3, 256; reizt, so beißt sie neun Wunden, von der Wuttke 30908. %) SchwVk. z, 78, ?5) ZföVk. jede ein Jahr zur Heilung braucht. Ist 13, 130. %) Manz Sargans 55; SchweizlId. die letzte geheilt, so stirbt der Gebis9, 9sene %). Schließlich schreibt man dem 3. Zauberm ittel. Der Kopf der Tier auch wahrsagende Kräfte zu %). B., in eine Jagdflinte geladen, verleiht 1) Oberösterr. auch das B: BaumgarTreffsicherheit (s. Schießzauber) 2). Eine ten Aus der Heimat 1, 120; nach Nemnich im Rauchfang getrocknete B. kann als 3, 308 der Blindschleicher, blinder Schlicher im Schweizerdeutsch des 17. Jhs. nach SAVk 1ı5, Zauberstab verwendet werden %®). Wer 183, vgl. ahd. plintsliho; in Mecklenburg Blennbeim Kegeln gewinnen will, muß am Äng: Natur u. Schule 6 (Leipz. 1907), 501. Peter- und Paultage eine B. töten und %) Noch Grimm DW. 2, 126 definiert sie sie mit Erbsen vergraben. Wenn diese geals ‚‚,blinde, giftige Schlange‘, in jedem Wort ein Irrtum. %) O. Keller Antike Tierwelt 2, wachsen sind, soll man davon zum Kegeln 303. *) Auch bei anderen Völkern: vgl. die in die Tasche nehmen. So viele Erbsen Namen engl. blind-worm, holl. blinde slang, man nimmt, so viele Kegel trifft man ®®), schwed. blind-orm, lat. caecilia, griech. tuyiivog (diese beiden nur vermutungsweise auf die B. bezogen), analog die Namen des Tieres in den

slavischen

Sprachen:

Edlinger

Tierna-

I, 308). Zu men Ss. v. B. und Nemnich den französischen Namen orvet (< lat. orbus), aveugle, borgne usw. vgl. Rolland Faune

pop. 11, 30 f. Die sehr interessanten italienischen

Analoga (bissa-sguerssa, bissa-orba usw.) findet man zusammengestellt und erläutert bei Gar-

5) Baum266 ff. Antroponimie bini garten a.a.0. % Drechsler 2, 223;

SchweizId.9,9; Reiser Allgäuz, 438; Birlinger Aus Schwaben ı, 381; Heyl Tivol 785 Nr. 126; Schneller Wälschtivol 246,

27) Brandenburgia 1916, 76; Dieren 303; Strackerjan 8, 172;

Wuttke

1168133;

Sloet De 1ı, 116; ZfVk.

Alpenburg

ı, 189. ®%®) UrTirol 357; Messikommer %) Hoffmann-Krayer quell 3, 238. 164; SchweizId. 9, 9.

4. Sonstiger Aberglaube: „Wenn d’Hägäse (Eidechse) oder B. über de Weg springet, na regnet’s bald 3).‘* Im Siegerland und anderwärts heißt es, die B. sterbe, wenn sie getötet wird, erst nach Sonnenuntergang vollends 3%) (der

1399

Blitz

Schwanz des getöteten Tieres zuckt nämlich noch einige Zeit). Der Körper einer toten B. bewegt sich noch einen vollen

Monat lang in der Erde und verwandelt sich dann in eine Otter 3). Wer das ganze Tier bei sich trägt oder davon ißt, kann sich nach Tiroler Glauben unsichtbar machen und selbst die Sprache der Pflanzen verstehen und dadurch erfahren, wozu sie nützlich sind 3). — Wenn in einer hessischen Sage %) ein Fäßlein voll B.n sich in Gold verwandelt, so führt wohl folgende Gedankenreihe: B. > Schlange > Drache > Schätzehüter zum Verständnis dieses Symbols. Möglich ist auch eine rationelle Deutung: die Vorstellung des Goldes, hervorgerufen durch die leuchtenden Reflexe auf der Haut des Tieres), Wenn ein unverheirateter Mann

drei B.n zusammengerollt liegen sieht, so kann er hoffen, daß er eine ruhige und stille Frau bekommen wird. Wenn ein verheirateter Mann’ drei B.n findet, die sich in eins zusammengewunden haben, so glaubt er, daß seine Frau einen Sohn gebären wird; denn man hält die B.ın für böse, des Weissagens kundige Tiere (Pol-

nische

Dörfer

bei

Gnesen) %).

3)

Fischer SchwäbWb. ı, 1205. 3) Natur u. Schule 6, 50. %) Urquella. a. O. (Polen).

3)

119.

Sloet

De

Dieren

303.

%)

Wolf

%) Vgl. den ital. Namen /ucignola:

Sagen

Gar-

bini Antroponimie 2, 1370. %) Knoop Tierwelt 4 £. Nr. 31; Veckenstedts Zs, 3 (1891), 395. Riegler,

Blitz. I. Mythologisches, — II. Der B. im deutschen

Volksglauben und die germanische Religion. ı. Sagen u.ä. a) Auf Donar-Gott-Vater zurück-

gehende B.sagen. b}) B.sagen, in denen Naturdämonenglaube enthalten ist. 2. B.zauber im heutigen Volksglauben. a) Den Menschen schädigende Pflanzen und Tiere usw. b) DonarThor als Schutzgott im B.zauber, Pflanzen, Tiere, Stoffe. — III. Christlich-antiker B.aber-

glaube kunft

in Deutschland,

zweifelhafter

fahrungstatsachen aberglauben.



IV.

In seiner Her-

B.volksglaube.



als Ausgangspunkt

V.

Er-

für B.-

LMythologisches. a) Naturdämonenglauben. Die noch primitiven Zeiten angehörige Erkenntnis der Abhängigkeit des Menschenlebens vom Wetter führte den Menschen hinaus aus dem sich dicht um ihn drängenden See-

1400

lenglauben in die unendliche Weite der Luftregion, die sehr bald zu einem alles Denken beherrschenden Mittelpunkt mythischer Phantasie wird. Außer Gewölk und Wind spielt vor allem das Gewitter (s. d.) bei der Bildung derNaturmythologie eine bedeutende Rolle. Die atmosphärischen Erscheinungen begreift man als irdische Naturgegenstände, z. B. als Berge oder Flüsse, dann bei steigender menschlicher Kultur als Geräte und Waffen, bis eine ganze mythische Landschaft ausgebildet ist, die von mythischen Menschen und Tieren bevölkert ist 2). Dem B. kommt in dieser mythischen Himmelslandschaft der Germanen meist entweder die Bedeutung einer Brücke oder einer Waffe zu. Auch als Schlange, springender Geißbock und Horn wird der B. angesehen 23). Andere Vorstellungen sind die glühender Geschosse; als solche macht er alle Wandlungen menschlicher Kultur vom rohen Stein und der Keule der Urzeit durch Hammer, Beil, Speer bis zum vom Helden geführten Goldschwert 3). Auch als Peitsche, Rute und Kugel in der Hand mythischer Gestalten dient der B., Dann wieder ist er die Eisenstange, die ein Trollweib — so erzählt ein nordisches Märchen — hinter einem

Mädchen

der und

her

schleudert ®),

Schlüssel zu Burgen (Wolken)

oder

auch

in Gewölben verborgenen

Schätzen, weil der B. die Wolken spaltet ®) (das “irdische Abbild ist die Haselnußgerte, s. u.). In einem schwedi-

schen

Märchen

sind

die

B.e

oder

ihre

Zacken die in die Burgmauer (Wolke) ge-

schlagenen Eisenkeile, an denen der Bräutigam hochklettern muß, wenn er ein in der Burg eingeschlossenes Mädchen sich zur Gattin erobern will 7); in der Edda ist das Wetter- und B.leuchten die Lohe, in der die Burgen (Wolken) der Riesen erglühen ®).

b) Ziu. Donar-Thor (menschengestaltiger Götterglaube). Bei der Weiterentwicklung

des Glaubens vom Naturdämonenglauben zum menschengestaltigen Götterglauben | wandelt sich der B. als Waffe, die von

1401

Blitz

Riesen und Elfen geschleudert, Krankheit und Verwüstung bringt, in das Attribut;des höchsten Himmelsgottes ®), der, um Adams von Bremen Charakteristik des germanischen Gottes Thor anzuführen, „in der Luft herrscht, Donner und B.e verwaltet, ferner die Winde und Regengüsse, das heitere Wetter und die Ackerfrüchte‘‘ 1°), und der der Menschheit und der Erde ein Schutz- und Segensgott ist. Nunmehr wird der B. zu einem segenWerkzeug; aus des Gottes spendenden

Hand

wirft er jene Riesen

geschleudert

nieder und schützt der Menschen Handel und Wandel. Wir kennen Märchen, in denen Thor ein dämonisches Wesen ver-

folgt, das er mit dem B. für seine bösen Taten bestraft (s. II b). Dieser Thor ist schon früh, vor allem bei den West- und Nordgermanen, an die Stelle des altgermanischen Obergottes Ziu

getreten.

mert

Trotz der Absplitterung schim-

auch

in der

Überlieferung

über

Ziu noch das Bild des indogermanischen Gewittergottes, mit

dem auch Zeus, Jupiter und Digespitä in einer Linie stehen !?), deutlich durch. Das

charakteristische Zeichen des Gottes ist die B.waffe, die ihm die Alfar schmieden, um ihm die ewige Herrschaft zu sichern, wie ähnlich die Kyklopen in der griechischen Mythologie dem Zeus den B. anfertigen. Die Waffe des Gottes ist in ältesten Zeiten ein dreikantiger Stein ??) oder Hammer und ‚„‚wird vom Gotte gegen Unholde geschleudert, die den für Götter und Menschen so erquicklichen Sommerregen in einem Kessel oder Berge

neidisch zurückhalten‘‘ ®). Man verehrt den als Kriegs-, Rechts- und Ackergott angebeteten Ziu vor allem in der Eiche, weil

sie den B. anzieht; in Gotland hämmert man, wenn der Regen ausbleibt, mit schweren Thorshämmern; die Symbolik

dieser Handlung

ist klar: da der B. die

Wolken spaltet, gewinnt man den Regen durch symbolisches Schwingen der göttlichen B.waffe !°). Die Hauptverehrungsstätte des Gottes war der Eichenhain im

Gebiet der Mark Brandenburg.

Er lag im

Suevenland, und stand in der Obhut des mächtigsten deutschen Stammes, der

1402

sich über ganz Mitteldeutschland ausbreitete. Hier thronte der alte Gewittergott, dem man nur gefesselt nahen durfte 16), Weitaus stärker wird die Feuernatur des germanischen Gewittergottes bei seinem Sohn, Donar-Thor, hervorgehoben, der Ziu ganz verdrängte und vor allem im Westen verehrt wurde, und dem man bis zum Jahre 1000 die meisten Tempel unter allen germanischen Gottheiten im Norden weihte !’). Auch Thor schwingt den B.hammer; er fährt auf einem Wagen, den die beiden Böcke Tanngniostr und Tanngrisnir, „Zahnknirscher‘‘, ziehen 1%. Die Böcke sind wohl mythische Ausdeutung der springenden und knatternden B.e. Auf die Vorstellung des B.bockes gehen manche der noch in unsern Tagen Kindern bekannten Märchen zurück, in denen ein Goldbock vor einem Wagen, der geraubt wird, eine Rolle spielt; dies scheint eine letzte Erinnerung an die von Thor-Donar um ihrer bösen Absichten willen verfolgten Riesen-

und Naturunholde (s. u. IIb).

Auch der

rote Bart Donars weist auf seine Feuernatur und B.natur genügsam hin; so spiegeln die Thorgeschichten der Edda im Grunde die mannigfachen und eindrucksvollen Gewittererscheinungen des Nordens wieder. Vor allem im Sommer entfaltet der Gott, wenn lange Dürre die Men-

schen gequält hat, seine Kraft in B.en und

Wetterleuchten: er spendet als segnender Himmelsherr das von Riesen und Drachen, die er im Kampfe besiegt, zurückgehaltene Naß. Dieser Gott ist der kriegerisch - männliche Vorkämpfer der Menschen; der Vorstellung blieb das Volk noch lange nach der Christianisierung treu; manche Volksbräuche beim Gewitter sind nur aus der engsten Verbundenheit des Germanen mit seinem Donar zu erklären. Alles, was irgendwie der Form nach dem Donarhammer zu gleichen schien, hatte in dem Volksglauben schon der ältesten Zeiten segens-

reiche Wirkung. Pflanzen, wie die Haselrute, symbolisierten den B. und waren Donar heilig; an ihre glückbringende Wirkung glaubt man noch heute. Nicht anders

1403

Blitz

geht es einer Masse Tieren, vor allem Vögeln, den Störchen, Hähnen usw., die mit ihrem Schnabel dem B., mit ihrer roten Farbe der Feuernatur des DonarThor entsprechen 18). Doch führt das

bereits in das Gebiet des heutigen Volksglaubens.

1) Meyer Germ. Myth. 80. ®) Ebd. 81. 100/101. %) Ders. Mythologie der Germanen 145. *) Ebd. °) Mannhardt Germ. Myth.

434. °) Ebd. 203. 341. ’) Ebd. 212 Anm. 3. 5) Meyer Germ. Myth. 88/89. °) Ders. Mythol. d. Germ. 356. 1) Mon. Germ. hist. SS. T. VII 379, 174f. 2) Meyer Mythol. d. Germ.

ı59 ff. !?) Helm Religgesch. 187 ff. 13) Meyer

M ythol. der Germ., 341. 14) Die Erklärung dafür ist, daß der B. Bäume mit dicker und rauher Borke, da sie in ihren Ritzen Regenwasser festhalten, am ehesten zur Erdung benutzen kann. 1) Meyer Mythol. d. Germ. 341. 1°) Ebd. 342.

?)

Ebd,

348.

!®) Ebd.

349.

!*) Ebd.

357.

IIL. Der B. im deutschen Volksglauben und die germanische Religion. Der Volks-

glaube von heute zeigt in ungemein starker Weise das Nachwirken germanischer Religion, deren Vorstellungen zwar zuweilen christianisiert sind, aber doch deutlich ihren Ursprung aus dem DonarZiuglauben verraten. Auch aus dem Naturdämonenglauben, dem der B. die Waffe in der Hand menschenfeindlicher böser Geister ist und dessen Nachwirken im Volksglauben zum B. gleichfalls noch spürbar ist, hat sich manches die Übertragung ins Christliche gefallen lassen

müssen; wie an Stelle des germanischen Acker- und Fruchtbarkeitsgottes Donar, der die Menschen beschirmt, Gott-Vater

trat, rückt an die Stelle der bösen Geister der Teufel.

I. Sagen u.ä. a) Auf Donar, Gott-Vater geht offenbar eine B.sage zurück, in der

erzählt

wird,

daß

der B.

den

Menschen

straft, der Brot (s. d.) mit Füßen tritt, eine

Krume wegwirft oder Kügelchen aus Brot dreht ®); denn Thor-Donar als Gott der Feldfrucht rächt mit dem B. jede Beleidigung und Mißachtung des Korns., Später wird Gott-Vater dem Donar als Feldgott substituiert, wie Maria die Göttin Freya als Feld- und Korngöttin ersetzt

(s. Atmosphäre 2): ein bekanntes Zeugnis

1404

ist die Tiroler Sage von der Frau

Hütt

(s. d.), deren Sohn sich einst eine Tanne

| zum Steckenpferd knicken wollte, dabei aber in einen Morast stürzte. Als er schwarz wie ein Köhler und heulend heimkam, wies Frau Hütt einen Diener an, den Buben mit weichen Brotkrumen sauber zu waschen. Kaum aber hatte dieser damit begonnen, so zog ein schweres schwarzes Gewitter auf, das den ganzen Himmel bedeckte. Plötzlich schlug grell der B. ein, ein furchtbarer Donner folgte — als es darauf klar wurde, war die Gegend in eine Wüste verwandelt, in de-

ren Mitte Frau Hütt versteinert stand 2%). Auch andere Vergehen werden durch B.schlag gestraft. Im Wendischen exi-

stiert ein Märchen, in dem ein Ludk vorkommt, dessen Genossenschaft ‚,Sünde‘‘ getan hat, wofür jedes Jahr der B. ein

Opfer fordert ??), Kirchenraub, Sonntagsschändung, Meineid, Undank gegen Gott, Zauberei 2), kurz alles, was die soziale Ordnung der menschlichen Gemeinschaft, die sich zu Gott als ihrem Schutzherrn

bekennt, zu zerstören oder zu schädigen imstande ist, wird durch B.schlag gesühnt. In diesen Zusammenhang gehören

noch zwei Sagen. Die eine stammt aus Hessen %*): „Am Samstag vorm Pfingstenfeste des Jahres 1670 stieg ein Wetter auf. Eine Bäuerin aus Obersuhl nahm eine Ackes, drohete damit gen oben, machte wohl auch sonst allerhand Gaukelei, die Wolken zu zerteilen. In dem Augenblicke traf sie ein B., fuhr durch ihren Zopf, als wäre selber von einer Büchsenkugel durchlöchert,

berührte auch

ihren

Schoß

und zeichnete sie allda — tötete sie aber wunderbarlich nicht. Also daß sie erkennete und lebenslang sich darnach ent-

sinnen möchte: Gott lasse sein nicht spotten‘. Die andere, der vorigen ähnliche

Sage stammt aus dem nordöstlichen Böhmen (Braunauer Ländchen) ®): Im Dreißigjährigen Kriege verfolgte eine Abteilung des Lichtensteinschen Korps einen dänischen Hauptmann mit seiner Geliebten, die sich vor der Verfolgung der Kaiserlichen in die Felsenstadt zu einem protestantischen Priester gerettet hatten. |! Indes werden sie entdeckt, und schon will

1405

Blitz

ein Verfolger den Hauptmann

und seine

1406

der B.

gender B. bevorstehende Hochzeit: es liegt ein Weissagungszeichen Thors vor, der wie Gott des Feldes, so auch Gott der Hochzeit ist %). Lebendiger Glauben an die Allgewalt des Himmelsgottes und seine Sorge um der Menschen Wohlergehen läßt den B. zum heiligen Warnungszeichen und zur strafenden Waffe werden. Gott spricht durch ihn mit den Menschen. So wird es klar, daß man teilweise in dem Aufsetzen eines B.ableiters aus Eisen auf das Haus einen Frevel sieht, da ein solches Tun einen Eingriff in die Rechte Gottes be-

Der Volksglaube läßt den Menschen die Sünde tun durch einen in ihm hausenden

b) Sagen, die auf den Naturdämonenglauben zurückgehen, gibt es nur noch in ganz geringer Zahl.

Geliebte erschlagen, als ein fürchterlicher

B. und Donnerschlag einen Felsen löste und den Verfolger mit sich in die Tiefe riß. Der Anführer der Krieger, des Hauptmanns Vater, erkannte Gotteshand, seg-

nete das Paar und ließ in den herabgestürzten Felsen den Spruch eingraben:

„Hier strafte Gott und warnte.‘‘ Derartige Sagen sind über das ganze deutsche Sprachgebiet verbreitet %). Ganz christlich ist dann die Anschauung, daß, hat, im entleibt wo sich jemand gleichen

Jahre in der Umgebung

einschlage. Hier liegt die christliche Verdammung des Selbstmordes zugrunde ?).

bösen Geist ®). So sind es in Wahrheit die die von Gott im bösen Geister, Gewitter verfolgt werden, damit sie die menschliche Gemeinschaft nicht schä-

digen und Recht und Sitte aufrecht erhalten bleiben. Auch dies ist ein letzter Rest uralter germanischer Mythologie von

Thor-Donar. So ist der vom B. Erschlagene ein Bösewicht: Aus dem schwäbischen Ertingen wird die Anschauung mitgeteilt, daß ein vom B. Getöteter der Leute Lob nicht habe ?®). Wenn es dagegen in Böhmen als ein besonderes Glück gilt, vom B. erschlagen zu werden und man darin ein

Seligwerden des Menschen sieht %), wenn man ebenda der Ansicht ist, daß dem

Toten, bei dessen Begräbnis es blitzt und donnert, der Himmel zugesichert sei %), so geht das auf andere Wurzeln zurück und nähert sich vielmehr dem antiken, vor allem römischen Glauben, daß der B. von Gott Erkorenes weiht und heiligt. In

Rom

wurden

Orte, in die der B. einge-

schlagen hatte, als gottberührt und heilig

dem Verkehr entzogen und eingehegt %2). Verwandt mit den böhmischen Anschauungen ist der Glaube des Erzgebirges, daß der Tod eines Familienmitgliedes dadurch angezeigt werde, daß der B. im Hausgarten den Gipfel eines Baumes herunter-

schlägt ®%). Wie der B. als Warnungszeichen in der Hand Gottes ist, ist er auch In Tirol Weissagungszeichen. bedeutet ein dicht neben einem einschla-

deutet 3),

Diese Sagen sehen den B. als Waffe (Ku-

gel, Peitsche, Eisenstange) in der Hand eines bösen Geistes an, der mit derselben die Menschen, mit denen er in Berührung kommt, zu schädigen sucht: einige dieser Sagen s. I.

Der Sieg des Donarglaubens über den Naturdämonenglauben %) brachte Erzählungen vom Siege Donars über die bösen Riesen in Umlauf. Manche Sage bildete sich, in denen Donar den Unholden ihre Waffe, die sie nur zum Unrechttun gebrauchten, abjagte. In einem dänischen Märchen erobert der ausziehende

Held (Donar) in einem Riesenhaus von einem Riesenweibe ein Licht (= B.), das ohne indem er sie

Leuchter brennt, in einen Brunnen stürzt

usw.%”). In dem schwedischen Märchen vom Pinkel besitzt ein Riesenweib einen

Goldbock (Bock als B. betrachtet s. Ib). Der Bock hat goldene Hörner, an denen kleine Glocken befestigt waren,

die einen schönen Klang gaben, wenn das Tier sich bewegte. Er mußte nachts immer in der eigenen Stube der Riesin schlafen. Pinkel, der nachher die Königstochter heiratet, erobert diesen Bock ®). Der-

artige Sagen gibt es noch massenhaft; immer wieder sind es Goldschätze (Harfen, Böcke, Schwerter, Hügel, Felle, Pelze, Lampen, Pferde), die die Riesen oft zu Unrecht verbergen (meist symbolisieren sie den B.) und die zu erobern die

1407

Blitz

rechttuenden Helden (Donar) ausziehen, wobei die Riesen sich zur Wehr setzen ®). Schon in der Edda begegnet der Riese Thrymr (= Donner); er hat Thors Hammer gestohlen und tief in der Erde verborgen. Er begehrt die Wasserfrau Freyja, an deren Stelle Thor als Weib verkleidet worauf ihm der Hammer

zu ihm kommt,

auf den Schoß gelegt wird. Als sich Thrymr lüstern naht, ergreift der Gott den Hammer und erschlägt den Riesen samt seinen Genossen %), Deutung: Durch den Diebstahl des B.s hat der Riese dem Thor die Möglichkeit genommen, für die Befruchtung der Erde durch Gewitterregen zu sorgen. Im Kampfe (Gewitter) jagt der Gott seine Waffe dem Unhold ab und erschlägt ihn 4). Die parallele Sage der Griechen vom Kampfe des Zeus mit Typhon %2) ist bekannt. Nach einer andern Version des Mythus kommt

drei

Thor

Haare,

zu

die

einem

Riesen,

den

gleichfalls

um

B.

ihm

be-

deuten, auszureißen. Dieser alte, schon von Saxo überlieferte %) Mythus, dessen ist, Inhalt ohne weiteres verständlich schimmert noch heute in der Volkssage

vom

Jüngling durch, der auszog, um drei

goldene Haare eines bösen Dämons, Riesen oder Drachens (bzw. christianisiert

des Teufels) zu erbeuten. Nach mancherlei Fährnis

findet

der

Jüngling den Bösen, der einen Schlüssel geraubt, einen Baum und Brunnen unfruchtbar gemacht hat, und zieht ihm die

drei Haare aus. Nachdem er durch diese Schwächung **) (das Haar ein Symbol für den B., der dem Riesen abgejagt wird) gezwungen wurde, die Ursache jener Unfruchtbarkeit anzugeben, tötet der Jüngling den Riesen. Der Schlüssel wird geträgt wieder, der funden, der Baum Brunnen fließt erneut *). An der Deutung des Schlüssels ist kein Zweifel; es ist der von Thor verlorene B., der wiedergewonnen

wird,

wie

geraubte Hammer.

in der

Eddasage

der

Auch diese Sagen haben sich die Über-

tragung ins Christliche gefallen lassen müssen, Noch heute erzählt man in Mecklenburg von den Guten oder Engeln, die den Teufel mit dem B. verfolgen *%),

1408 20) Mitteil. Anhalt. Gesch, 14, 16. 2?) Deutsche Sagen, ges. v. Gebr. Grimm, nacherz, von R. Münchgesang. Reutlingen (Enßlin und Laiblin) 61 f. ®) Schulenburg Wendisch. Volkstum 172. 2?) Kirchenraub: Meiche Sagen ı24 Nr. 161; ZfVk. 7 (1897), 272; Sonn-

tagsschändung: Bechstein Thüring. Sagen I, 45; Meineid: Müller Siebenbürgen 154; Undank gegen Gott (seitens der Wöchnerin, die ihren ersten Ausgang nicht in die Kirche macht): Höhn Geburt, 266; Zauberei s,w.u. 2) Pfister nau Sagen 3, 457 f.

Hessen 133. ®) Küh2%) ZfVk. 9 (1899), 385

aus Stillfried in Österreich, 7) Wuttke 475 8756. ®% Grohmann 36 Nr. 203. ?) Bir-

linger Volksth. ı, 194. ®%) Grohmann 36 Nr. 204. 3) Stemplinger Aberglaube

28. %) Stellen bei Wissowa Religion 107. 33) John Erzgebirge 115. %) Meyer Germ. Myth. 213. %®) Panzer Beitrag 2, 297;

Sartori Sitte u. Brauch 2, 12; SAVk. 21 (1917), 45. %) Helm Religgesch, 198. ”) Mannhardt Germ, Mythen 212. ®) Ebd. 176. %) Ebd. 175. %) Thrymskvida ı ff.

(Übs. in der

Thulcausgabe:

Edda

2,

ı1ı ff.).

“) Mannhardt Germ. Mythen 179{.; Helm Religgesch. 200. %) Hesiod Theog. 820—868. 1%) Mannhardt Germ. Myth. 203; Jegerlehner Sagen 1,135 Nr.29; 2,304. 4) Schwartz Ursprung d. Myth. 143 f. *) Wolf D. Hausmärchen 184; Müllenhoff Sagen 427 if. Nr. 13. %) Meyer Myth. der Germanen 356.

2. Bzauber im heutigen Volksglauben. Indes haben die meisten der heute noch im Volksmunde verbreiteten Meinungen über den B. einen mehr praktischen als moralischen Inhalt. Das führt hinüber in das Gebiet des Zaubers. Zauberei liegt mehr oder weniger allen im folgenden aufgezählten Bräuchen zugrunde. Auch hier dominiert die germanische Religion. Wie bei allem Zauber ist das ganze Pflanzen- und Tierreich, sind Mineralien, Metalle und Stoffe eingeteilt in solche, die den B. anziehen und solche, die ihn abwehren. Alle abwehrenden Kräfte stehen meist unter Donars Schutz; alle anziehenden gehen auf den germanischen Naturdämonen | glauben und seine Anschauung vom B. als Waffe in der Hand der menschenfeindlichen Wesen zurück. So liegt im tiefsten Grunde auch diesen Zaubervorstellungen der alte mythische Kampf Donars gegen die Riesen zugrunde. a) Den Menschen schädigende Pflanzen, Tiere usw.

In erster Linie ist es gefährlich, gewisse zu brechen oder Tiere zu Pflanzen fangen und ins Haus zu bringen, da diese Handlung

1410

Blitz

1409

den mit der Pflanze oder dem

Tiere in Sympathie stehenden Dämon ins Haus zieht und B.schlag verursacht. So

wird aus Österreich berichtet, daß man bei

Gefahr des B.es die Männertreu „genannte Donnerblume oder Pflanze nicht pflücken darf: ins Haus gebracht, verursacht sie B.schlag *7). Aus Kärnten hören wir, daß man Feuerwegen drohenden B.schlages lilien nicht abreißen darf %®). In Westböhmen wird es streng gemieden, Holz eines vom B. getroffenen Baumes ins Haus zu nehe men, da sonst der B. dort einschlüg®). Ebenda kann man Einschlagen des B.es verschulden oder veranlassen, wenn man Reisig, das der Regen im Walde zusammengeschwemmt hat, im Hause verbrennt. Es scheint sich um Holz zu handeln, das vom Gewitterregen berührt ist und dadurch in eine Beziehung zu der bösen Natur des dämonischen B.es getreten ist ©). Ähnliches gilt unter den Tieren vom Hirschkäfer%), den die Heidebewohner für gefährlich halten. Man nennt ihn dort Fürbouter oder Füerklemmer (= Feueranzünder). Man warnt zuweilen die Kinder, das Tier ins Haus zu bringen, da es während des Gewitters mit seinen Zangen feurige Kohlen auf das Strohdach tragen und den B. anziehen soll. In Westböhmen ist die Ansicht verbreitet, daß ein Wöchnerinnenkleid den B. anziehe. Die Deutung ist unklar. Ist die Wöchnerin als unrein angesehen? Auch darf die Wöchnerin in Westböhmen nicht nähen bis zur Vorsegnung, weil Kleider, die in dieser Zeit gefertigt seien, der Trägerin den Tod durch B.schlag bringen würden °?). Macht hingegen ihren ersten die Wöchnerin Ausgang nicht zur Kirche, so: erschlägt sie der B., weil es ein Undank gegen Gott ist, s. o. Weiter vertreten die den und Menschen feindlichen B.e Eulen Um das Haus vor Fledermäuse. B.schlag zu bewahren, nagelt man Eulen, Eulenflügel oder Fledermäuse an die

Haustüren ®3).

Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

b) Donar-Thor als Schutzgottim B.zauber. Gegen diese bösen zur

Geister setzt der Mensch sich

Wehr,

indem er sich unter Donar-Thors Schutz stellt und als äußeres Zeichen seiner Zugehörigkeit zum Himmels- und HausGotte heilige gotte eine dem oder ein Tier usw. als Pflanze Amulet (s. B.amulett, B.baumhölzer) bei sich trägt bzw. auf sein Haus setzt. Diese Pflanzen, Tiere, babwehrenden Hölzer usw., die wir im folgenden durchgehen, haben alle auch ihrerseits eine Beziehung zum B., den sie als Schutzwaffe Donars symbolisieren. Pflanzen: Weitaus am verbreitetsten ist der Glaube an die b.abwehrende

Kraft des Haselnußstrauches®), vor allem der Palmkätzchen®),

besonders wenn die Zweige in der Kirche

am

Palmsonntag

geweiht

sind.

(Auch

wirklichen Palmzweigen wohnt, wenn sie apotropäische sind, kirchlich geweiht Kraft inne). Man legt die Palmzweige in

die Stube (Österreich) 5) ; in den Nieder-

landen

verbrennt

man

sie ”), ebenso

in

der Heide 5); ähnlich berichtet Leoprechting vom Lechrain, daß ein am Palmsonntag kirchlich geweihter und bei Unwetter ins Herdfeuer geworfener Palmbusch vor B. schützt 5%). Aus Grüt bei

Geltwil (Schweiz) wird berichtet, daß hinter einem Häuschen noch Oktober 1913 ein am Palmsonntag des gleichen Jahres gesegneter Palmzweig mit drei Stechpalmenkränzen an einen Pfosten des Gartenzauns genagelt war ®). Der Zweig soll dort bis zum folgenden Frühjahr bleiben, um dann durch einen neuen ersetzt zu werden %). Die Lechtaler essen am Palmsonntag drei von einem Palmboschen stammende Kätzchen mit dem Glauben, durch diese Zeremonie den B.

fernzuhalten ®2). In Achau (Allgäu) brechen viele Leute von den Bäumen, die am zweiten

Fron-

die Kirche schmükleichnamfest ken (meist sind es Buchen oder Espen), Zweige ab, um sie an die Fensterscheiben zu heften und so das Haus vor B. zu

schützen ®). Ähnliches berichtet Wuttke

von der b.abwehrenden Kraft der von der 45

1411

Blitz

Kräuter weihe stammenden Büschel ®). Bei diesem Brauche scheint es sich um

Palmsonntagsdes Übertragung eine brauchs zu handeln, die in die Zeit der Christianisierung fällt ®). Diese Entstehungsursache schimmert noch aus einem anhaltischen Brauch durch: hier hängt man Blumen an Stall und Haus gegen den B. auf, die man am Tage der Abendma hlsfeier gepflückt und mit in die Kirche genommen hat, darunter besonders Katzenpfötchen®). Dagegen ist der Glaube an den Julblock vollkommen heidnisch. Das Julfest war das dem Donar-Thor heiligste und lag um die Zeit des neu beginnenden Sonnenlaufs. Es ist namentlich der Bitte um Wachstum gewidmet und wird als die Wiedergeburtszeit des Wachstumsgottes Thor aufgefaßt ©). Damit hängt zusam-

men,

daß B. im Januar (schwed.

Thors-

mänad) gute Ernte bedeutet ®). Das Julfeuer mit dem von einer Eiche genommenen Julblock bedeutet das wiedererweckte B.feuer, das die Verderblichkeit des Gewitters abwehrt, aber den Feldern die

Fruchtbarkeit sichert ®). Im Westfälischen nennt man solche Scheite Christbrand 7). Bei Gewitter legt man dieselben

ins Feuer, um auf diese Weise dämonische B.e vom Hause fernzuhalten. Ein ins Bett gelegter Splitter des Brandes hat dieselbe Wirkung 71). Davon abgeleitet scheint der Glaube an die den B. abwehrende Kraft nne der Weihnachtstazu sein. Im

Erzgebirge

hebt

man

sie in der Boden-

kammer auf ??), im Kreise Ülzen (Lüne-

burger Heide) verbrennt man die Nadeln vom letzten Weihnachtsbaum bei Gewitter auf dem Herde 7%). Wenn man beim Richt-

1412

der Glaube an Donar als Schutzgott des Feldes und Hauses der Brauch des Dorfes

Bodenteich (Kr. Ülzen, Lüneburger Hei-

de), bei herannahendem Gewitter eine doppelte ÄAhre hinter den Spiegel zu stecken ’®). Uralt ist der Glaube an die b.abwehrende Kraft der Haus-

wurz

(Sempervivum

tectorum),

deren

Beziehung zum Gewittergotte Donar Na-

men

wie

Donnerstock

(Oldenburg) 7),

Dönnerkrut (Lüneburger Heide) ?) verraten. Man setzt die Pflanze auf das Dach des Hauses in ein Gefäß und läßt sie dort wachsen ”). Das MA. übersetzte ihren germanischen Namen Donnersbart (od. ähnl.) mit Jovis barba, Jupiterbart. Die Sitte, den Donnersbart auf das Hausdach zu setzen, ist für viele Gegenden des deutschen Sprachgebietes bezeugt; wir haben in dem Capitulare de villis Karls des Großen ein altes Zeugnis dieses Brauchs:

domum

et ille hortulanus habeat super

suam Jovis

barbam

(Mon.

Germ. hist. ed. Pertz, Leg. tom. I 187, 1).

In der Lüneburger

im Abnehmen

Heide

begriffen ®).

ist der Glaube

Wie der Norden an die b.abwehrende Kraft des Jupiterbartes glaubt das braunschweigische Gebiet an die schützende Wirkung der Flechten an Kiefern und Fichten %), deren Entstehung man dem B. zuschreibt. Diese Donnerbesen pflanzt man gegen den B. auf die Hausdächer ®). Verbrennt man solche Flech-

ten, so schlägt der B. ins Haus, wohl weil sich darin eine Mißachtung Donars ausspricht, die er mit seinem B. rächt. Hier

sei auch die b.abwehrende Kraft des Farnkrautsamens erwähnt, die uns für die südl. Lüneburger-Heide und den fest eines Hauses ein Tannenbäumchen | Kreis Burgdorf bezeugt ist ®%), Auch sonst auf dem First errichtet, so soll das in der hat im Lüneburgischen der FarnkrautSchlußrede beschworene Bäumchen den same amulettartige Bedeutung %). Ob BeB. vom Hause fernhalten: das Haus ist ziehung zu Donar auch hier maßgebend Donar als dem Schirmgotte der Familie ist, weiß ich nicht. unterstellt 7%). Andere Pflanzen, die auf Tiere. Unter den Tieren haben vor den B. apotropäisch wirken, sind die sog. allen Dingen Vögel b.abwehrende „HAansblumen‘“?) = Kornblume, Kraft. Bald ist es die rote Farbe, bald der Klatschrose oder Rittersporn. Bei den scharfe Schnabel, der sie in Beziehung beiden letzten ist die Beziehung zu Donar zum B. treten läßt. So gilt vor allem der und seiner Feuernatur durch die rote Storch als Gewittervogel; ein Storch, Farbe der Blüten deutlich. Weiter zeigt der auf einem Hause nistet, bringt diesem

1413

Blitz

1414

nicht nur Kindersegen, sondern schützt auch vor B.®). Beim Storch wird der rote Schnabel als B. aufgefaßt; beim Specht, der gleichfalls als Gewittervogel bekannt ist, der scharfe Schnabel und die rote Haube ®), Weiter gilt als vor B. schützend die Heerschnepfe®®), vor allem aber (roter Kamm), dessen der Hahn®) Verwendung als Wetterhahn auf Häusern und Kirchtürmen hinreichend bekannt ist. Ein eingemauerter oder im Keller

d.h. Belemsog. Donnerkeilen, niten und Echineten (jene Versteinerun-

eine Wetter. Bei Gewitter sieht man Henne auf goldenen Eiern sitzen; verfolgt man sie, so brennt einem das Haus nieder ®), In engem Zusammenhang mit der Verehrung des Hahns als Donarvogel

bäume werden durch Anhängen von Donnerkeilen gegen B. geschützt ®). Der Idee nach heidnisch, Stoffe. dem Brauch und Zeremoniell nach wohl christlich, ist das Vertreiben des B.es

gut

unterhaltener

Hahn

steht so der in Tirol

und

gutes

bringt

Böhmen

ver-

breitete Glaube an die b.abwehrende Kraft eines Gründonnerstagseis, welches man

auf

den

Hausboden

legen

bzw. über das Haus werfen und an der der Stelle, wo es niederfiel, vergraben Schwalben von Nester sol18). gelten in Oldenburg und der Lüneburger Heide als Apotropaia (näm [= wo] aein Swoefelk nest, slait dai B. nich in: Amlinghausen, Kr. Lüneburg; in Brackel, Kr. Winsen,

werden

Schwalben

kinder bezeichnet) ®).

als

Gottes-

Hier sei der Vollständigkeit halber gleich auch die Katze erwähnt, wenn zu Donar nicht auch ihre Beziehung nachzuweisen ist. Eine in drei Farben blitzende Katze

(blitzend = elektrische Funken aus dem Fell sprühend) nennt man Blitzkatze. Sie

steht in dem Ruf, den B.schlag fernzuhalten. Die Tiere scheinen teuer bezahlt worden zu sein (bis zu 3 Mark) ®). Die dieses Glaubens ist vielleicht Wurzel antik. Darauf führt weniger das ‚,B.en‘“ in den drei Farben als die Beziehung der Katze zu den Hexen und zur Hekate

als der Göttin derselben ®). Auch die Versteinerungen sind zum Teil b.abwehrend. In Nordbaden (Helmstadt) steckt man versteinerte Muscheln, die sich gelegentlich auf den Feldern finden, wider den B. unter einen Dachsparren %). Die Beziehung zu Donar ist unsicher. Sicher aber ist sie-bei den

gen der Arme des Tintenfischs, diese versteinerte Seeigel), die man in Oldenburg und der Lüneburger Heide von Donar während eines Gewitters herabgesandt glaubt; als Amulett getragen schützen sie

gegen B. Wer einen solchen, in Oldenburg Grummelstein genannten®?), Donnerkeil verschenkt,

wird

vom

B. getrof-

fen ®). Vgl. die verwandte Lehre des antiken Amulettglaubens ®**). Auch Obst-

durch Entzünden schwarzer (GewitterKerfarbe) und roter (Feuerfarbe) zen®%). Derartige Kerzen konnten noch bis vor 15 Jahren am Lichtmeßtag auf dem Markte gekauft werden (an diesem Zeitpunkt feierte man im Norden früher das Julfest?)). Ähnliches wird aus Egerland berichtet ®). Dem böhmischen

Glauben, eine brennende während eines Gewitters zum Fenster herausgehaltene Kerze verhindere den B. am Einschlagen ®), liegt Christliches zugrunde (Kerzenlicht als Reinheitssymbol Christi), wie wir überhaupt die interessante Wahrnehmung machen, daß Böhmen und das Erzgebirge eine Menge Volksaberglauben zum B.schlag kennen, der seine Wurzeln nicht im deutschen (germanischen) Götterglauben hat. Im Basel-Land glaubt man, daß die der Dächer den B. Farbe braune

abhalte 1%),

304 47) ZföVk. 13 (1907), 134. %) Wuttke $ 447. °) John Westböhmen 240. ®) Wuttke 304 8 447. "“) Kück Wetterglaube 145; Meyer Germ. Myth. 113. ©) John Westböhmen 240, Auch die Oberpfalz kennt den Glauben, daß das Wöchnerinnenkleid den B. anzieht: Schön%) Nachteulen, Oberpfalz ı, x59({ff. werth in Bayern Holzweibel, sonst auch Nachtraben gelten als Unglücksvögel: Meyer genannt, Germ. Myth. ı12; Lüneburger Heide: Kück Wetterglaube 148 f.; Südbaden: Alemannia 24, 144. %) Meyer Germ. Mythol. 86. ®) ZfVk.

11 (1901), 5. °) ZföVk. ı3 (1907), 134. ®”) VerWettlerMythen 316. ®%) Kück naleken glaube 142. ®) Leoprechting Lechrain 169. Festgebräuche Nr. 2, 170; vgl. noch Kapff

45*

Blitz

1415 15. %) SAVk., 21 (1917), 202. ®) Vgl. John Erzgebirge 205: Gegen B. wird das Haus zu Johannis mit Kränzen behängt; s. a. Kapff Festgebräuche Nr. 2 ‚16 (Kranzmotiv). %) Reiser Allgäu 2, 108; ZfVk. 23 (1913), 117. 63) Reiser Allgäu2,147; vgl. Schramek Böhmerwald

156.

%)

Wuttke

304

8

448.

6) Blunt Ursprung religiöser Zeremonien u. Gebräuche der vöm.-kath. Kirche. Leipz. und Darmst. (1826) 186. %) Mitteil. Anhalt. Gesch, 14, 15. %°) Meyer Germ. Myth. 197. ®) Ebd. 218. %®) Ebd. ”) Ebd. 7!) Mannhardt I, 229. ’?) John Erzgebirge 26. 7%) Jelmstorf

Kr. Ülzen: Kück Wetterglaube 142. 7*) Mann-

hardt ı, 220. °) Kapff Festgebräuche 2, 19; s.a. 16. % Kück Wetterglaube 148. 7”) Strackerjan 2, 109. %) Kück Wetterglaube 146. %) Urquell N. F. 1 (1897), 268. %) Vgl. Kück Wetterglaube 145 {f. a) Grimm Mythol. x, 168. ®) ZfVk. x9 (1909), 429. 3) Kück Wetterglaube 149; Heimatklänge aus dem Kreis Burgdorf 5, 21. %) Kück a.a. 0. %) Meyer Germ., Mythol. 110; Ders. M ythol. der Germ. 357. %) Ders. Germ. Myth. ı1ı. 3) ZfVk. 8 (1898), 340. ®%) Kück Wetterglaube 148; Strackerjan 2, 109. 8) ZfVk. 21 (1911), 259. ®) Hopfner Offenbarungszauber 1, $ 437. ") Meyer Baden 361. ®) Strackerjan 2, 178. ®) Lüneburger Heide: Kück Wetterglaube 154. %) Boll Offenbarung 28: Zitat aus Cat, cod. astr. 179, 24. ®) Kück Wetterglaube 150 ff. VII,%) ZfVk. 15 (1905),

315. ”) Meyer.

Germ. Myth. zı7. ®) Egerl. 4 (1900), 33. ®) Schramek Böhmerwald 237. 1®) SchwVk. 5, 2 (Baselland).

IIL Christlich-antiker B-.aberglaube. Wo wir christlichen oder auch durch das Christentum mitge-

brachten antiken B.vorstellungen begegnen, faßt man den B. als bösen Dämon auf, den man mit allerlei Zauberhandlungen vom Hause fernhalten muß. In erster Linie soll man sich beim B.enbekreuzigen, ferner nicht unter der Türe stehen bleiben, Fenster und Türen schließen!), „daß der Glast den Auge nit wehtuet‘‘ (Hebel) 102), Es muß wohl daran gedacht sein, daß Gott sich im B. und Donner offenbart und es profan ist, dann nach ihm neugierig zu schauen oder nach ihm zu zeigen, denn wer nach dem B. mit dem Finger zeigt, dem wird derselbe ver-

letzt 1%) (Öhlstorf, Kr. Winsen, Lünebg. H.).

Andrerseitsfaßt man ihn als bösen Dämon,

der vor dem Kreuzeszeichen weicht wie der

Teufel.

Der-Glaube

an die

b.abwehrende

1416

Kraft des Kreuzzeichens ist in ganz Süd- und Mitteldeutschland, der Schweiz, Böhmen und Schlesien verbreitet 10%). In Böhmen legt man Schaufeln kreuzweise übereinander 10%),

Ein bekanntes Abwehrmittel alles Zauberglaubens ist das Rezitieren von heiligen Sprüchen, d.h. Bibel- und Gesangbuchversen. Vor allem die Naturpsalmen mit Schilderungen Gottes

im Gewitter haben beschützende Wirkung, weil der Inhalt dieser Verse stark die Donarfigur der germanischen Mythologie stützt 1%), In die gleiche Sphäre ge-

hören die Himmelsbriefe),

die

den Träger wie gegen Stich und Hieb, so auch gegen B.schaden schützen sollen. Endlich gewisse b.beschwörenden Charakter tragende Worte, die beim Aufleuchten des B.es zu sprechen sind und den Schutz Christi erflehen: „‚Helf is Gott‘‘ oder (bezeichnend!) „„Helf is Gott un verzeih is Gott‘‘ 168), Ähnlich im Kanton Schaffhausen: ‚,Helfis Gott‘‘ 199), Im Bergischen hat sich ein alter Spruch

erhalten:

‚, Jises Wahles!

Jodes Wahles!‘‘, unklar ist 19),

Die Deutung

dessen

Herus

Wahles!

Wortsinn

indes

des B.ens in einem reli-

giös-christlichen Sinne ist mir nur aus dem Südosten Deutschlands und aus Böhmen {(s. o. Sp. 1414) bekannt. Das B.en wird dort als Öffnen des Flammen-

himmels

angesehen.

‚Wenn

es blitzt, tut

sich der Himmel ganz auseinander, dann wird er frei‘, heißt es bei den Wenden 111); „wenn es blitzt, dann öffnet Gott ein Fenster oder eine Türe des Himmels‘‘ (Böhmen) 42), In Böhmen glaubt man auch, die Helligkeit des B.es entspreche der Helligkeit des Himmels; beim Öffnen des Flammenhimmels vermochte man Engelchöre zu sehen !®), Zu dem letzten Glauben ist als Parallele zu notieren, daß man in jüdischen Schriften der nachtalmudi-

schen Zeit die Engel als B.e bezeichnet11),

Rein antiker B.aberglaube hat sich nur sehr wenig erhalten, trotzdem im späten MA. 15) und der Reformationszeit die antiken, vor allem etruskischen B.lehren verbreitet waren, wie die weitläufigen Auseinandersetzungen bei Conrad v. Me-

1417

Blitz

genberg 116), die im wesentlichen aus Plinius 117) stammen — dieser wieder ex-

cerpierte für die abergläubischen Vorstellungen den Etrusker Caecina 118), — beweisen. Auch das Wetterbüchlein

(s. d.) von 1549 bietet einiges: „Werden aber mer plitzem gesehen dann donner gehört, so wirt der wind von dem tail, da die plitzen hergeen‘‘ 19); vgl. Cat. cod. astr. IV 120, 5: (e)! &v xapxivp BpovtHO%, peyddoı

Evspo.

mveboovo.. Beziehungen

schen B.richtung und in der etruskischen große Rolle 12%). Von

Zwi-

Erdgegend spielen eine B.literatur sonstigen B.weis-

sagungen ist wenig bekannt: in Schlesien prophezeit man aus B.wahrnehmung in

der Kirschblütezeit ein kirschenarmes Jahr 1?), während man in Württemberg

im Gegenteil darin ein Zeichen für großen Obstreichtum sieht (so in Geislingen) ???). Antik

Brauch zu

da,

muß

mir

scheint

aber

ein

Berner

sein: Gegen B.schlag, heißt es

man

einem

bei

Gewitter

ein

Leintuch mit drei Zipfeln unter die Dachtraufe halten!?), dazu vgl. Geoponica I, 16: Xwplov,

wohnt inne.

Innorotdpov xal

deppoa uatOpuEOV

0Ö NEGEITAL

einer

Haut

KEPAUVÖG

&viög 00

ExEIOE!

b.abwehrende

hier

Kraft

Ob die Sitte, durch Geräusch den B. zu bannen (s. Wetterläuten), wie man

einen Dämon bannt, dem antiken Zauberglauben entstammt !%) oder aus einem allen Völkern in einer Stufe gemeinsamen Zauberglauben heraus bei uns bodenständig war, vermag ich nicht zu entscheiden. Man neigt dazu, sie als antik anzusehen. Pauken, Klappern und Bekken sind bei der Zeremonie von hervorragender Bedeutung !®), Seit dem MA. verwendet man geweihte Glocken zur Abwehr der B.dämonen. Viele Glockeninschriften sagten dies von ihren Glocken aus: Waldenburgertal: ad fugandos daemones; St. Martino zu Ponte Valentino: huius campanae sonus vincit tempestates, daemones repellit. Die Glokke des Erfurter Doms (1497) rühmt sich der B.- und Dämonenabwehr: fulgur arcens et daemones malignos. Schaffhausen (sog. „Schillerglocke‘‘) und St. Johann (Schweiz): fulgura frango 1%),

1418

301) ZfVk. ıx (1901), 152;

Bartsch

Meck-

lenburg 2, 205. 19%) Statthalter v. Schopfheim Z. 6.103) Kück Wetterglaube 145; vergl. Alemannia 24, 155. Selbst nach B. wolken zu deuten ist gefährlich: Schramek Böhmerwald 236. 104) John Westböhmen 239; Z1öVk. 13 (1907),

134; Urquell 3 (1892), 108; Manz Sargans 87. Wetler3048 448. 1%) Kück 5) Wuttke 2, 109; 1%”) Strackerjan 145. glaube 1%) Südbaden: ı149f. Wetterglaube Kück Hebel Statthalter v. Schopfheim Z. 5; Meyer Baden 363. 1) Unoth 188; SAVk. ı1 (1907), Vorzeit ı, 21. 1) Schu230. 10) Montanus Wend, Volksth. 164. 12?) Grohe. lenburg mann 36 Nr. 205. Dort aus slavischer Mythologie erklärt; vgl. aber Chantepie de la Saus-

saye Lehrb. der Relig. 2, 509f. 1) Grohmann 37 Nr. 208, 1!) ZfVk. 7 (1897), 237. 115) Vgl. auch Einhard Vita Caroli c. 32: der

B. schlägt vor dem Tode Karls d. Gr. ins Aachener Münster, 1) Megenberg Buch der Natuy

76 ff.

12?)

Plin,

nal. hist, II,

112. 135.

1u8) Ebd, II, 137—148; vgl. Pauly-WisSOowa 7, 2441 ff. 11) Wetterbüchlein Ausg. v. 1510, S. 9 Mitte. 1%) Pauly-Wissowa 7, 2442. 121) Urquell 3 (1892), 108. 1?) Eberhardt Landwirtschaft Nr. 3, 13; Z{Vk. 4 (1894), 400. 12) SAVk. 7, 139. 1%) Stemp-

linger

Aberglaube

86.

125) Ebd.

IV. In seiner Herkunft felhafter Aberglaube. berichtet aus Baden

1%)

Ebd,

zweiWuttke

u. der Lausitz: ‚,So-

lange ein Kind im Hause ist, welches noch nicht sprechen kann“‘, schlägt der B. nicht ein 1”), Verwandt ist die Scheu des B.dämons (?) vor einem Leichenzug in Dimbach-Weinsberg (Württemberg) 12).

Höhn, der die letztgenannte Anschauung beibringt, glaubt, die B.sicherheit eines

Leichenzuges auf das dabei stattfindende dämonenabwehrende Glockengeläute zurückführen zu können 1%), Wichtig ist auch der Glaube der Erzgebirgler, daß das Haus eines, der in der Passionswoche bevor B.schlag behütet wurde, graben

ist 180),

$ 448. 305 17) Wuttke Nr. 7, 345. 1!) S. oben 1%) John Erzgebirge 128.

Tod 1%) Höhn unter III Ende,

V. Als Erfahrungstatsache endlich ist es aufzunehmen, wenn von der apotropäischen Wirkung des Eisens gesprochen wird. Es kann kaum Aberglaube in Betracht kommen, wenn man im Allgäu gegen B.schlag unweit vom Hause

eine Sense aufstellt !2), Diese stellt in ihrer Art einen primitiven Blitzableiter

1419

Blitzamulette— Blitzbaumholz

dar (dem wirklichen B.glauben ist das Aufstellen eines B.ableiters ein Eingriff in die Rechte Gottes s. o. II, 1, a). Nicht anders scheint man die Gewohnheit mancher Gegenden werten zu dürfen, die Messern, Gabeln, Beilen oder Scheren b.abwehrende Kraft zuschreiben !®?) oder deren Bewohner wie im Berner Gebiet gegen B.schlag ein Besteck unter die Dachtraufe legen133), Das Vertrauen in die schützende Wirkung dieses Tuns scheint sich doch aus der Erfahrung, daß Eisen den B. ableitet, zu erklären. Mit andern Worten: es ist kein Volksglauben bei diesen Bräuchen im Spiel, da sie nach ihren Wurzeln keinen Zusammenhang mit religiösem Gefühl haben. 13)

Reiser

linger

Allgäu 2, 430.

Aberglaube

81.

13)

1%)

Stem

SAVk.

7,

P-

139.

Stegemann.

Blitzamulette sind entweder Donn ee r-

steine (sog. Grummelsteine) = versteinerte Belemniten und Echineten, die als Thorhämmer flur- und hausbeschützende Kraft haben (s. Blitz II, 2, b) oder Blitzbaumhölzer (s. d.). Ein anderes B., dessen Wurzeln kaum in der germanischen Mythologie zu suchen sein

dürfte, beschreibt Stoll: „Drei junge Kleeblätter, drei junge Erdbeerblätter,

jedes an sich wieder dreiteilig und am Johannistag (s. d.) gepflückt, müssen in ein weißes viereckiges Täschchen eingenäht werden. Das Täschchen muß mit

einem Kreuzstich (!) vernäht 1) Stoll

Zauberglaube

170.

sein‘ 1).

Stegemann.

Blitzbaumholz nennt man die von blitz-

getroffenen Bäumen stammenden Späne. Obgleich es in Westböhmen !) heißt, man dürfe Holz von einem blitzgetroffenen Baume nicht im Hause aufbewahren (verbrennt man gar solches B., so läuft einem das Feuer aus dem Ofen heraus) 2), weil es den Blitz ins Haus ziehe (s.Blitz II, 2, a), ähnlich wie man in der Oberpfalz von dem weiteren Gebrauch von blitzgetroffenem Ackergerät warnt 3), gelten B. er doch in den meisten deutschen Gegenden als Schutz, nicht nur gegen den Blitz selbst, sondern auch gegen andere Übel, vor allem Krankheiten. Die Er-

1420

klärung des einzelnen B.zaubers ergibt sich meist aus der germanischen Mythologie, So ist außerordentlich weit der Brauch verbreitet, durch Eingraben %) eines solchen B.es oder durch Eintreiben

desselben in den Pflug 5) die Felder vor Unkraut (Disteln) zu schützen. Damit

ist eine speziell württembergische Anschauung verwandt, daß B. vor Würmern sicher sei (0. A. Marbach) %. Besonders gern werden B.er als Mittel gegen Zahnschmerz verwendet. Wir kennen den Brauch aus der Mark, Westfalen, Böhmen, Pfalz, Voigtland, Sachsen und Litauen ”}). Man fertigt sich beispielsweise (in Bayern) Zahnstocher an aus dem Holz eines im Frühjahr zuerst vom Blitz getroffenen Baumes®). Die gleiche Heilkraft für kranke

Zähne

haben

Zahnbürsten ®),

die

aus

solchem Holze hergestellt sind. Ein Zettel, der 1811 von einem Bauern in der Nähe von Leipzig geschrieben worden ist, enthält folgende interessante Anweisung: „Für Zahnschmerzen. Man nehme von einem Stück Holz, das der Donner Blitz berieret hat, es mag von einem Baume oder sonst woher es wolle . ... ein Stück wie eine halbe welsche Nuß groß und nehme es in den Mund auf den Zahn. Dieses hilft ganz gewis, bis auf eine Viertelstunde kann man wohl brauchen, bei mir hat es aber viele Mal in fünf Minuten geholfen, welches ich gewis bei 100ten selbst getan habe, mir aber keinen Nutzen gebracht hat. ist sehr probat. 1. III 1811 Heinrich Schmidt‘‘ 1%). Weiter bannt man

Zahnschmerz durch Einnageln (s. vernageln) von Holzstiften aus B. Dieselben werden unter Beobachtung gewisser For-

meln am Karfreitag vor Sonnenaufgang in einen Baum geschlagen (Voigtland) 22). Weiter heilen Ber Krämpfe, Gicht und Brüche?!?), Im Voigtlande vernagelt man zur Bannung der Krankheit das B. 23), in Sachsen vergräbt man es. Einem bruchkranken Kinde legt man einen Splitter von einer Weide, in die der Blitz geschlagen hat, dreimal drei Tage lang auf und vergräbt ihn an einem abgelegenen Ort,

wo niemand hinkommen kann 22). Auch in anderer Weise ist der Besitz von B. sehr von Nutzen. Wer solche

1421

Blitzfeuer— Blitzsteine

Späne mit sich trägt, erlangt große (Böhmen) !%), in das Heft Stärke Schwertes

eines

ver-

eingeschlossen,

leihen sie diesem die Kraft, jedes andere Schwert in Stücke zu schlagen ?$). Pappelholz, vom Blitz getroffen, schützt vor feindlichen Kuden Soldaten geln, hinter eine Schießscheibe gelegt, dieselbe nicht Schütze kann der treffen 17). Holzhauer im Voigtlande ma-

chen aus B. Keile, um beim HolzErleichterung zu haben; so spalten

ist ihnen Donar behilflich, wie der Name Donnerkeile für dieses Hilfsmittel beweist 18), Zum

Schluß

sei noch ein wotjakischer

Glaube notiert: Wenn Du das von Inmar blitzgetroffene Holz zu einer KirezHarfe (halbkreisförmige Harfe) verargutklingend beitest, wird die Harfe sein 19). 1) John

Westböhmen 240.2?) Böhmen: Wutt-

8 121. 3) Ebd. ı4 8 11. *) Sartori ke 97 Sitte und Brauch 2, 64; Wuttke 415 $ 646 (ebd. 99 $ 121). ®) ZfVk. 14 (1904), 137. 146. Nr. ı, 23. ’) Mark: % Bohnenberger Woeste Mark 54; Westfalen usw.: Wuttke Voigtland Köhler 97 $ ı21; Voigtland:

Sachsen 249; ı3f.; Sachsen: Seyfarth 103. Hexensp. Frischbier tauen: % Lammert 236. °) Wuttke 351 $ 526.

%) Seyfarth Sachsen 249. 1) Köhler Voigtland 413 f. 1?) Krämpfe: Hovorka u. Kronfeld 2, 208; Gicht: ZfVk. 21 (1911), John

259; Bruch:

Erzgebirge

110.

Köh-

1%)

40 Yer Voigtland 413£f. 1) Grohmann Nr. 239. 1°) Wolf Beiträge I ‚67. 1%) SAVk. 19,

217.

1)

SAVk.

ı09,

217;

Gesch. 14, 9. 1) Köhler 1) Urquell 4 (1893), 89.

Blitzfeuer.

Mitteil,

Anh.

Voigtlland 417. Stegemann.

Ist es trotz aller

Schutz-

mittel nicht möglich gewesen, das schlagen des Blitzes zu verhüten, so steht das B. Es hat die unheimliche genschaft, mit Wasser nicht gelöscht den zu können. Übergießt man es Wasser, so kann man Gefahr laufen,

EinentEiwermit wie

es bei den Wenden heißt, den Blitzbrand noch zu vergrößern !). Zu löschen ist ein

B. nur durch saure Milch oder durch Jauche, ferner durch Blut, Salz oder Bier 23). Für das Letztere ist die Erklärung

wohl darin zu suchen, daß man dem Blitz als Attribut Donars ein Fruchtbarkeitsopfer darbringen muß, um den Gott zu

1422

versöhnen. In Schwaben glaubt man, daß ein B. überhaupt nicht zu löschen sei, ebenda ist (wie ähnlich auch in Böhmen und Schlesien) die Ansicht verbreitet, daß der Blitz‘ das B. nur selbst wieder auslöschen kann, indem auf den ersten sogleich ein zweiter, sog. kalter Streich folgt 3). Der Glaube, daß B. nicht durch Wasser gelöscht werden kann, ist viel-

leicht (?) auf eine naturwissenschaftliche

Theorie des Aristoteles, die über Plinius und Seneca im MA. in Deutschland Eingang fand %), zurückzuführen. Aristoteles Ansicht,

daß

der

vertrat

nämlich

die

wolken

entsteht,

indem die in ihnen ein-

Blitz in den regenschwangeren Gewitter-

geschlossenen Feuerausstrahlungen der Erde durch das Aneinanderstoßen der Gewitterwolken frei werden und zur Erde niederfahren®). Die Feuerausstrahlungen sind demnach durch den Wasserdampf der Wolken nicht beeinflußt.

Volksth, 164. Wend. 1) Schulenburg Sitte u. Brauch 2, ı8; Birt2) Sartori Urquell 4 ı, 401; Aus Schwaben linger (1893), 89; ZfVk. 16 (1906), 171; Schulenburg Wend. Volksth. 12:. 3) Meier Schwaben 2, 502 Nr. 354; I, 258 Nr. 289, ı; Groh2, 138. Drechsler 37 Nr.215; mann ‘ Megenberg Buch der Natur (ed. Pfeiffer) gibt seitenweise die aristotelischen Lehren aus Plinius wieder. °) O0. Gilbert Die metereologischen Theorien des griech, Altertums 629f. Stegemann.

Blitzsteine (Strahlsteine).

B. sind alle

bei einem Gewitter vom Himmel angeblich herabfallenden Steine, wie Donnerkeil, Belemnit, Echenit (s. d.). Im besonderen versteht man unter B.n spitzige Quarzkristalle, die sich in Bäumen vorfinden sollen, in die der Blitz schlug *). In Kärnten glaubt man noch heute, beim Gewitter fielen kleine Bergkristalle vom Himmel herab 2). Gesner berichtet, in manchen Gegenden der Schweiz werde der Kristall von den Leuten ‚„Strahlstein‘‘ genannt, da sie überzeugt seien, er falle vom Blitz herab oder werde durch ihn erzeugt; die Gestalt des Kristalls habe diesen Aberglauben veranlaßt %), vielleicht auch die Beobachtung, daß der Quarz, mit Stahl geschlagen, Funken gibt.

s. a. Blitzfeuer.

Blocksberg

1423

1) Meier Schwaben 1, 254; Schönwerth Oberpfalz2, 124 Nr. 4; Wuttke gı 8 ıı11; Stemplinger Aberglaube 63. 2 Mannhardt Germ. Myth. 109 * = ZfdMyth. 3 (1855), 29, 11. 3) Gesner d./.1. 66; vgl. Bergmann 534 (Strahlstein); Bohnenberger 23; Lütolf Sagen 385. Olbrich.

Blocksberg.

Il. Name. Der Brocken gilt seit dem 17. Jh. hauptsächlich als Versammlungsort der Hexen und wird als solcher meist B. genannt. Der Brocken ist als höchste Erhebung des Harzes weithin sichtbar und durch besondere Wolkenbildungen ?!) am Gipfel (Wetterprophet, s. Berg 10) auffallend. Auf dem baumlosen Gipfel ragen hohe Felsen empor, zwischen denen ein angeblich nie versiegender Quell hervorsprudelt. Hier soll die wilde Jagd ihr Spiel treiben ?). Auch die Höhlenbildungen haben dazu beigetragen, daß man den Berg seit alter Zeit als Sammelplatz böser Geister

und

als Verwünschungsberg

an-

gesehen hat. Der ältere an dem Berge haftende und bei den Anwohnern gebräuch-

liche Name ist Brocken, Die Bezeichnung

B, ist auch außerhalb des Harzes — in der Oberpfalz 3), bei Ansbach %, im Bergischen ©), für zahlreiche Hügel in Schleswig - Holstein ®%, in Hinterpommern 7”), in Ost- und Westpreußen ®), bei Budapest ®*) — gebräuchlich, stets für Berge, die als Verwünschungsberge und Sammelpunkt von allerlei Unholden gelten 1%). Im Braunschweigischen wünscht man etwas nicht ins Pfefferland, sondern auf den B. 1). Ob im Münchner Nachtsegen (Anfang des 14. Jhs.), der ältesten bekannten Erwähnung, der brochelsberg als Aufenthaltsort (Verbannngsort) !®) nächtlicher Geister und Hexen oder als Versammlungsplatz der Hexen im späteren Sinne aufzufassen ist, wird aus der Stelle nicht klar. In einem Beichtbuche (Hs. aus dem Ende des 14. Jh.) wird der brockesberg schon als Hexenversammlungsort erwähnt !®). J. Grimm nimmt an, daß B. durch Übergang des 7 in / aus Brocksberg — vgl. Broccenbergus (1581) und Bloccenbergus (1588) !) — entstanden ist und sich mit dem schwedischen Bläkulla nicht berührt !®). Eine Etymologie der Namen

1424

ohne mythologische Beziehungen deuten Grimm (DWb s. v. Brocken), ähnlich (aber ausführlicher) Grienberger 12) an.

) Praetorius B.8zff.; Sahlgreen in NoB. 1915, 128 ff. ?!) Behrens Hercynia Curiosa (1703), 136; vgl. Meyer Religgesch. 68, 3) Schönwerth Oberpfalz ı, 383 Nr. 17. *) Ebd. 3, 178. °) Schell Berg. Sagen 131 Nr.2zı. % Müllenhoff Sagen 564 Nr. 570. ’) Knoop Hinterpommern 68, ®) ZfidMyth. 3, 321; Frischbier Hexenspr. ıf.*®*) Wlislocki Magyaren ıı2. ©) Andree

827.

Myth.

Braunschweig

1) Ebd. 274. 879,

274

=

Zs. d. Harzver,

3,

2?) ZfdA. 41,343. !) Grimm

fälschlich

ins

ı5. Jh.

verlegt;

s.

MschlesVk, 17, 44. 1) ZfdMyth. 3, 321. ) Grimm Myth. 878 Anm. 2. Zu Bläkulla NoB.

1915,

100 ff. 15a) ZfdA

41,

344.

2. Zeit. Prätorius gibt als B.zeiten Johannis, Allerheiligen, ı. Mai, Fastnacht, St. Michael, Weihnacht, 25. März an 16). Im neueren Volksglauben fahren die Hexen vor allem in der Walpurgisnacht (die Nacht zum 1. Mai) 7), dann in der Johannisnacht !%), zu Weihnachten??}), St. Michael ®), in der Neujahrsnacht 2%), zu nicht näher bezeichneten, aber jährlich

wiederkehrenden (s. Hexentage).

1) Praetorius Braunschweig 274;

212;

Pollinger

Zeiten ?)

auf

den

B.

B. 513. ”) Andree Müllenhoff Sagen

Landshut

213;

Schön-

werth Oberpfalz ı, 383 Nr. 17; Kuhn WestJalen 2, 155 Nr. 434; Frischbier Hexenspr, If. ® Strackerjan ı, 386. !) Frisch-

bier

Hexenspr. ıf.

375% 2") Knoop Vk. 4, 214.

%) Kuhn

u. Schwartz

Hinterpommern

68.

*?) Z£-

3. B.fahrt. Die Hexen reiten auf Böcken, Ziegen, Kälbern, Säuen, Wölfen, Katzen, Hunden, Rocken, Ofenkrücken, Ofen-, Mist-, Heugabeln, Schaufeln, Besen, Raufen, Backmulden, Kleidern, Bürsten, Hüten, Mänteln ®), auf Elstern ®), häufig auf Menschen (s. Hexenzaum), auf

einem schwarzen dreibeinigen Pferd ®), auf dem Satan ®), durch den Schornstein

ihres Hauses ausfahrend mit Windeseile auf den B. Darauf anspielend sagt man beim unvorsichtigen Handhaben scharfer

Geräte oder bei stumpfen nicht mehr gebrauchsfähigen Gegenständen: darauf könnten die Hexen. nach dem B. reiten ”). Oft schmieren sie sich oder die Gegenstände mit der Hexensalbe (s. d.) dazu

hi

1425

Blocksberg

ein %) und sagen: oben aus und nirgend an ®) (s. Hexenfahrt). Mitunter heißt es, nur der Teufel hätte sie hingeführt ©). Eine ganze Gesellschaft fährt, sich in aller Teufel Namen auf eine Schwinge setzend, fort %). Unterwegs ruhen sie an Dornhecken aus, brechen die Spitzen des Weißdorns aus und essen sie 3). Während die Hexe auf der Fahrt ist, liegt an ihrer oder

Baumstrunk

ein

Stelle

Besen

im

Kuhn

u.

Bett #3). Nach anderer Überlieferung fährt nur die Seele der Hexe aus, ihr Körper liegt wie tot im Bett %). B. 205.

2) Praetorius

*)

Schwartz 378 Nr. 46. ®) Frischbier Hexenspr. ıf. ?®) Bartsch Mechlenburg 2, 83.

rius

7”) Maack

B. 295.

Lübeck

®”) Ebd.

98.

3or.

®) Praeto-

®) Bartsch

Mecklenburg 2, 17. %) Urquell 3, 101.

®”) Kuhn

Westfalen 2, 155 Nr. 434. ®) Niderberger

Unterwalden 2, 154. *) Müllenhoff Sagen 64 Nr. 570; Vernaleken Alpensagen 128; 1, 131; vgl. Klapper Btrackerjan

Schlesien 216.

4. Teilnehmer.

Oft werden junge

Mädchen überredet mitzufahren, um dem

Teufel neue Anhänger zu verschaffen. Diese müssen sich dann meist in ein Buch eintragen (s. Hexenzunft), werden aber oft durch die Nennung des Namens Gottes oder Jesus gerettet. Noch im vorigen Jahrhundert (1860 und 1872) meldeten sich in mehreren Gemeinden in Dalarne

(Schweden) bis zu 83 Kinder, die angeblich von älteren Frauen auf den B. mitgenommen worden waren, bei den Pfarrern ®),

In der

Zeit

der

Hexenprozesse

Jauteten viele Anschuldigungen dahin, die Betreffenden seien auf dem B. gesehen worden.

Im nördlichen Deutschland wur-

de aber Ende des 17. Jhs. nachgeforscht, ob eine Anschuldigung auf gutem Grunde beruhe oder nur auf teuflischer Verblen-

dung, wozu auch die Beschuldigung gehörte, jemand auf dem B. gesehen zu

haben 3%). Als Teilnehmer

der B.fahrten

werden alte Leute, unverständige Kinder,

Weiber,

Männer,

geringen

und

hohen

Fürsten, Freiherren, Kaiser, Standes, Edelleute, Päpste, Bischöfe, Priester und

Doctores

aller

Fakultäten

genannt °).

sei so groß Eine Versammlung der Verteilung daß bei wesen, auf jeden einem Hinten Erbsen

gevon nur

1426

sei (Ülzener Hexeneine gekommen prozeß 1611) ®). Außerdem gibt es zahlreiche Geschichten von Neugierigen, die Hexen bei der Ausfahrt belauschen, sich mit der Salbe schmieren und den Spruch falsch nachsagen: oben aus und überall an, sich deshalb halb oder ganz totschlagen, oder seltener schließlich doch auf dem B. ankommen %) (s. Hexenfahrt). Solche Eindringlinge müssen, besonders wenn durch die Nennung Gottes die ganze ist, verschwunden Hexenversammlung oft sehr weit wandern, um wieder in ihre Heimat zurückzukommen %®). Um die B.fahrt mitmachen zu können, braucht man im Braunschweigischen nur zu sagen: Ik verswäre üsen Hergott un glöwe an düssen pott 4!). Die B.fahrt wird jetzt natürlich oft ins Scherzhafte gezogen, so ruft man am I. Mai den Frauen zu: Na

biste ök hüte nacht up’n B. west *?)?

2, off. H, ı022 Landsmäl 85) Svenska 3) Soldan-Heppe 2,228.246. ”) Praetorius B. ı29. % Soldan-Heppez2, %) Bräuner 106, ®) ZfrwVk. 1906, 201. Curiositäten 44 ff. = Praetorius B. Kap. 1; 154, 217. *) Azu. Schwartz Kuhn dree Braunschweig 276. 4?) Ebd. 274.

Zu Walpurgis werden 5. Abwehr. alle Besen und Ofengeräte versteckt ®), damit sie die Hexen nicht als Reittier benützen können. Ebenso werden Ziegen und Böcke aus dem Stalle genommen und

irgendwo zusammengesperrt. Eggen werden mit den Spitzen nach oben aufgestellt, Maien gesetzt, Fenster und Türen mit Kräutern besteckt, Kreuze an die Stall-

türen

gezeichnet #4).

Wenn

die

Hexen

so schon nichts anderes mitnehmen, Späne von der Tür zum Feueranmachen**). Zur Abwehr dient auch das sog. B‚reiten verkleideter Knaben, die auf Besen rei-

tend durch die Straßen toben %) (s. Hexenschutz, -vertreiben). 4)

Kuhn

u.Schwartz

35. “) Fehr -

Germ, *°) Mannhardt le Volksfeste 63. B. 437. Mythen 25 = Praetorius 4) Bartsch Mecklenburg 2, 264 f.; Fehrle Volksfeste 63.

6. Hexen

sehen.

Man kann

die

auf den B. fahrenden Hexen sehen, wenn man einen Kranz von Tausendguldenkraut aufsetzt, oder einen Kreis aus

1427

Blockziehen

Schlangenhaut um sich legt, oder Kopf und Leib mit Dost und Baldrian umwindet *), oder aus einem ziemlich verfaulten Sarg ein Gestell macht und sich damit auf dem B. unter eine Egge stellt %), wenn man sich in der Geisterstunde an einem Kreuzweg verbirgt %). dd #) Meyer Germ. Myth. 141 = Pröhle Harzsagen 39f. %) Knoop Hinterpommern 68. %) Andree Braunschweig 274.

7. B.fest (s. Hexenfest). Ein Teich mit grünem Wasser geht um den B., und es

schwimmt eine goldene Krone darauf, aber es ist nur des Teufels Trug ®). Auf dem B. ist ein Teich mit Karpfen ®) und anderen Fischen °). Neben der nie versiegbaren Quelle steht ein muldenförmig ausgehöhlter Granitblock, der sog. Teufelsnapf. Nach dem Ritte kühlen sich die Hexen in diesem Waschbecken. Der Teufel besprengt sie auch daraus zum Anfang und vor dem Heimritt mit Wasser 5). Mitten auf dem Feld steht ein Thron mit einem Bock, den alle Anwesenden auf das Hinterteil küssen müssen *). Die Hexe, die als letzte kommt, muß sich vom Teufel als Hackblock, auf dem er seine Würste bereitet, benützen lassen 5). Die Hexen er-

zählen dem Teufel ihre Taten ®) und erhalten Ratschläge von ihm ”). Mit dem

Teufel und anderen bösen Geistern treiben sie Unzucht 5). a) Essen. Man setzt sich auf Grasbänke, die in die Erde gegraben sind, es stehen Kirschen, Apfel, Birnen da ®), der Tisch ist mit Gras bestreut ®). Ochsen werden geschlachtet und Wein wird getrunken %). Braten und Bier trägt der Schwarze selbst auf ®2), Aber auch Wischtücher werden gebraten und gegessen %2),

Das

Mahl

wird

ohne

Salz

genossen %),

Mitgenommene Speisen erweisen sich am nächsten Tag als Kot ®).

b) Tanz. zen hinfällt,

Wenn eine Hexe beim Tansagt der Teufel: du wirst

dieses Jahr brennen %), oder nun mußt du

sterben %).

Eine

Hexe

stellt der

Teufel

auf den Kopf, sie muß als Lichthalter dienen, die anderen tanzen um sie herum ®). Es wird auf einer gespannten Leine linksherum ®), oder mit dem Ge-

sicht nach außen getanzt ”). Es heißt, die

1428

Hexen müßten auf dem B. den Schnee wegtanzen !) oder wegkehren 72).

c) Musik. Gute Musikanten werden gerne auf den B. mitgenommen. Das Instrument, das sie erhalten, scheint den Spielern besonders gut zu klingen, erbitten sie es sich zum Mitnehmen, ist es hinterher ein toter Kater ?3). Auf dem

Schwanz

einer

lebenden

Katze?%),

auf

einer Trommel, einem Schweinskopf 75) wird musiziert; es wird gepfiffen und posaunt 78). Das Fest dauert drei Stunden, bis

12 Uhr’%a) oder bis zum Hahnenschrei 7) (eine Frau. wurde um 1 Uhr wieder zurückgebracht) %) oder zwölf Tage ”9).

S.Berg, Brocken, Hexenabwehr, -austreiben, -berg, -fahrt, -sabbat, -salbe, -schutz, -tanz, -zaum, -zusammenkunft.

%) Bartsch Mecklenburg 2, 27. %) Ebd. 2,26. 5) Ebd.z2, ı9. ®) Pfannenschmid Weihwasser 108 = Brederlow Der Harz? 299. %) Praetorius B. 205 mit Abbil-

dung.

°)

linger B. 83.

Ebd.

35.

5°) Ebd.

Landshut 109. ®) 85; Pollinger

392.

”) Pol-

Praetorius Landshut 109.

%) Bartsch Mecklenburg 2, 19. ®) Ebd. 2, 10. ®%) Ebd.2, 17. %®%) Ebd. 2, 20. %) Ebd, 2, 264. %) Praetorius B.279. ®%) Andree Braunschweig 277. %) Bartsch Mechklenburg 2, 20. %) Ebd. 2, ı0. %®%) Ebd. 27. 29. ®) Frischbier Hexenspr. ıf. ®) Pfannenschmid Weirhwasser 108. 7) Kuhn u.Schwartz

35.

7)

ZfVk.9, 234.

7)

An-

dree Braunschweig 277. **) Bartsch Mecklenburg 1, ı151.; Knoop Hinterpommern 68, ’°) Frischbier Hexenspr. ıf, 7%) Bartsch Mecklenburg 2, 16. 7%) Pröhle Unterharz 118 Nr. 311. 7”) Praetorius B. 520. ®) Bartsch Mecklenburg z, 16. ”) Kuhn u. Schwartz 375.

Blockziehen,

Weiser,

eine Belustigung,

die in

Süddeutschland und in der Schweiz an bestimmten Tagen der Faschingszeit oder in ihrer Nähe vorgenommen wird, am | Montag nach Invocavit (Blochmäntig, Blöchlitag, Blochfest), am Donatustage, am ‚‚,unsinnigen Pfinztag‘‘ (Donnerstag vor Aschermittwoch) u.a. Sie besteht ! darin, daß die Burschen einen Baumstamm aus dem Walde holen, bekränzen und schmücken, auf einen Wagen oder Schlitten laden und unter Jauchzen und Schreien durchs Dorf führen. Auf dem

1429

Blödsinniger— bloß

Block sitzt der Leiter des Festes, oder ein Narr läuft darauf hin und her. Rundum In Masken). sich allerlei tummeln Naunders (Tirol) bohrt man ein Loch hinein und setzt ein verziertes Bäumchen hinein. Der Block wird dem Landrichter oder dem Geistlichen verehrt ?®). Das Ganze ist eigentlich eine Form der Maiein Zauber, der baumeinholung, die Fruchtbarkeit des Frühlings übermitteln soll. Manchmal wird das Fest nur begangen, wenn längere Zeit oder während des Faschings keine Hochzeit stattgefunden hat %), und mitunter werden die die das Jahr über nicht Mädchen, unter die Haube gekommen sind, zum B. verurteilt 4). Dann soll wohl der Vertreter der vegetativen Fruchtbarkeit auch

die der Menschen günstig beeinflussen. Im St. Galler und Appenzeller Lande sammeln die Jünglinge Sägeblöcke und

fahren sie in die Sägemühle oder den Müllern und Zimmerleuten vors Haus und lassen sie sich mit Wein abkaufen 5). 1) Sartori

Sitte

u.

Brauch

3,

103{f.

3, Beitr, 2, 246. °) Sartori %) Panzer 104 A. 58. In Steiermark am Ostermontag: Rosegger Steiermark 238 ff. *) Sartori 3, 104. A. 59. °) Vernaleken Alpensag. Natur353; SAVK. ıı, 253f.; Rochholz mylhen 6. Sartori.

Blödsinniger

heit.

s.

Geisteskrank-

bloß. Die Auswahl der hier zu behandelnden Fälle ist ganz zufällig abhängig von dem willkürlichen Gebrauch der Epitheta ‚„‚,bloß‘‘ und ‚‚,nackt‘‘; das Entblößen eines Körperteiles beruht auf der

aus rituellen, oft auch moralischen Gründen beschränkten Nacktheit

des

Körpers

bei

Trauer ?!),

und Krankheitswallfahrten,

Buß-

Zauber- und

Gegenzauberhandlungen der verschiedensten Art. Während nach Andree ®?) z. B. 1518 eine Wallfahrt nackend und mit ausgebreiteten Armen gelobt wurde, kennen wir zwei Fälle, wo man mit nackten Knien

um den Altar geht (vgl. barfuß 2). Bei Zauberhandlungen spielt besonders das Entblößen oder Verhüllen der Hand eine Rolle: Will man in der Lot terie®) gewinnen, so muß man vor Georgi einen

1430

Schmetterling mit bloßer Hand fangen, und dann setze man das Datum und die Zahl der schwarzen Flecken, die er hat; häufiger ist das Verbot, mit bloßer Hand eine Zauberhandlung vorzunehmen: Beim Pflücken gewisser Pflanzen zu Zauberzwecken tritt oft zum Gebot der Barfüßigkeit (s. barfuß) noch die Auflage, beim Pflücken die Hand mit einem

(weißen) Tuch zu umwickeln %): auf diese

Weise pflückt in Böhmen der Bursche das vierblätterige Kleeblatt 5), das er dem Mädchen in die Schuhe legt; nach einem # Liebeszauber ® darf man den grünen Laubfrosch, den man zum Zauber braucht, nicht mit bloßer Hand anfassen. Im Gegenzauber darf man das unter der Schwelle versteckte Liebeszaubermittel ?) nicht mit bloßer Hand anrühren, sondern muß es in ein altes Tuch hüllen und ins Wasser werfen; dagegen muß das Mäd-

chen das Kleeblatt ®) mit bloßer Hand aus dem Schuh nehmen und herauswerfen, damit der Zauber aufhört. Die Wurzeln eines ausgegrabenen Baumes, den man versetzen will, darf man nicht mit bloßer Hand berühren, sonst gedeiht er nicht ®). Ein säugendes Weib soll das Herz nicht entblößen 1°), damit die Milch nicht erkalte und das Kind keinen Schaden nehme;

sie

soll

auch

nicht

mit

bloßen

Füßen den Boden berühren 1). Nach Zimmermann herrschte zu seiner Zeit der Aberglaube, man dürfe nach dem Abendmahle drei Tage nicht mit bloßen Füßen auf den Boden treten?!?), nicht

gehen, sondern Haupte bloßem mit eine weiße Haube aufsetzen. Im Heilzauber 1%) treffen wir gegen Fieber die

Vorschrift an, vor Sonnenaufgang auf dem Rasen auf bloßen Knien 3 Tage dreimal beten.

3 Vaterunser

s.barfuß,

und Ave-Maria

barhaupt,

zu

nackt.

31 ?) Votive ııı. Geburt Samter bis 32; vgl. Krauß Relig. Brauch 42; Juerwähnt das Rutschen auf nackten venal Knien zum Zeichen der Buße: Satire VI, 525 bis °%) Groh526 = 154 Jahn-Bücheler-Leo. mann 85, 617. *) Vgl. ders. 91, 639 u. 92, 640; für die Römer gilt dieselbe Vorschrift: Plinius Nat, hist. 24, 103 = IV 88, 7 Mayhoff; vgl. Der Ritus der verhüllten Hände Dieterich 1)

1431

blühen — Blume

in Kleine Schriften 440—448; Bächtold in SAVk. 20, 6 ff. ©) Grohmann 1. c. 92, 640; ebenso im Schadenzauber: Grohmann 200, 1403. °) ZfdMyth. 3 (1855), 328. ’) Grohmann 209, 1451. ®%) Ders. 92, 640. °) Ders, 143, 1055. *) Buxtorf Jwdenschul

151.

4")

Grohmann

115,

859;

vgl. barfuß A. 48 u. 49; Seligmann Blick 1, 93. !?) Brevinus Noricus 4 f,; siehe bedecken. !) Hovorka u. Kronfeld 2, 337; vgl. barfuß A, 66 u. 67. Eckstein,

blühen,

1. Wenn ein (Obst-)Baum im Jahr /Herbst) zum zweitenmal, oder wenn er überhaupt zu einer ungewöhnlichen Zeit, blüht, so gilt dies als Zeichen, daß ein Familienmitglied bald stirbt !). Es bedeutet Krieg, wenn ein Kirschbaum zweimal blüht ?). Blüht eine vereinzelte Blume auf unfruchtbarem Boden, so fällt

die nächste

Ernte

reichlich

aus 3).

l) Höhn Tod 309; ZrwVk. 4, 271; 5, 245; vgl. auch Hauswurz. ?) Grimm Myth. 3, 477. 3) ZfdMyth. z, 418.

2. Kinder dürfen nicht zur Baumblüte entwöhnt werden, kommen sie weißes Haar *). Ein zur Zeit der Baumblüte geboren kommt frühzeitig weiße Haare

Zeit sonst Kind, wird, 5).

der bedas be-

‘) Grimm Myth. 3, 461; Wuttke 393 $ 601; Fo gel Pennsylvania 46. 49. *) John Erzgebirge 50. Marzell.

Blume.

1. Ebenso wie die Bäume (s. d.) so gelten im Volksglauben auch die B.n nicht selten als „beseelt‘ 1). Im Volkslied

werden

Menschen

in B.n verwandelt 2),

die Seele erscheint als B.%). Aus dem Blute bzw. dem Grabe unschuldig Getöteter wachsen B.n *?). Am hl. Abend werden die B.nstöcke (ebenso wie die Bäume) beschenkt®); auch Neujahr wünscht man den B.nstöcken an ®). Sieht man einen B.stock mit neidischen Augen an, so Stirbt er ab’). Eine Wöchnerin (die ja als unrein gilt) darf keine B.n begießen ®). Besonders deutlich zeigt sich der Glaube an die Beseeltheit der B.n in verschiedenen Bräuchen beim Tod eines Menschen. Die B.n des Verstorbenen gehen ein ®); sie werden daher bei einem Todesfalle geschüttelt oder in ihren Töpfen von der Stelle gerückt 1°) oder aus dem Sterbezimmer hinausge-

1432

3

tragen !!), Umgekehrt stirbt auch jemand, wenn die B.n im Zimmer eingehen 12)

Man muß dem Toten sämtliche Bınspenden mitgeben, sonst holt er sie sich ®), Die dem Toten geschenkten B.nstöcke setzt man teils auf den Grabhügel, teils pflegt man sie daheim. Damit sie nicht eingehen, werden sie 4 Wochen lang mit einem schwarzen Bändchen umwunden 1%), )

Grimm

Myth.

2,

689 d.;

Meyer

Religgesch. 97. ?) Böckel Handbuch 57%) Hocker Volksglaube 233, ‘) Koberstein Über die in Sage und Dichtung gangbare Vorstellung von dem Fortleben abgeschiedener menschlicher Seelen in der Pflanzenwelt. In: Weimar. Jahrb. ı (1854), 73—100, dazu Nachtr. v. Reinh, Köhler ebd. 479—483; Gol-

ther

Myth.

90;

Berthold

Unverwund-

barkeit 53; Bechstein Thüringen 2, 3 f. *) John Erzgebirge 163. °) Fo gel Pennsylvania 214. ?) ZfrwVk. z, 207. ®) Höhn Geburt 266. %) Maachk Lübeck 54 If. VW) Bartsch Mecklenburg 2, 89; Schönwerth Oberpfalz ı, 248; Meier Schwaben 489; Meyer Baden 584; Zürich ı, 28; Fogel Pennsylvania 131. 2") Andree Braunschweig 315; Höhn Tod 232. 1?) SAVK. 12, 150. 18) ZfVk. 13, 390. 4) John Erzgebirge 129.

2. Einer besonderen Beachtung werden die Grabesb.n (s. d.) teilhaftig. Sie gehörendem Toten unddürfennichtgepflückt werden, sonst erscheint einem der Tote im

Traum !$) oder streckt die Hand aus dem Grabe 16). Wenn man an den Grabesb.n riecht, verliert man den Geruch 2), Wenn man B.n von einem fremden Grabe pflückt, so bekommt man Kopfschmerzen und schwere Träume !8), nimmt man sie mit nach Hause, kann man von der nämlichen Krankheit, an der der Tote gestorben ist, befallen werden ?®), Bei den Wanderzigeunern gilt es sogar als todbringend, Ban von einem Grabe zu pflücken ®). Vielfach gelten B.n überhaupt als Todeszeichen: einem Kinde unter einem Jahre darf man keine B.n geben, sonst stirbt es 2), auch verliert es sonst den Geruch (Erzgebirge) 2). Bei einer Taufe dürfen frische B.n nicht als Schmuck verwendet werden, das hieße dem Kind B.n aufs Grab streuen ®),

Wenn

dann

kleine

werden

Kinder

sie

nicht

mit

B.n

alt 2),

spielen,

Solange

Blümlisalp— Blut

n kleinen Kindern keine B.n. in die nde gibt, können sie sich in der Handhe wie in einem Spiegel betrachten, hher nicht mehr ?®). Auch dem Kransonst

bringen,

B.n

keine

man

darf

Söken

Bird es schlimmer mit ihm 2%). B.n einer FWöchnerin geschickt, werden Nägel zu em Sarg 7). 4

Bayer.

„Tag11

+

Weg ı, 262;

2%) Z£Vk.

Öat. 70.

10, 133.

Spieß

hier wohl

70.

Bayer. Volks-

%) Drechsler

Fränkisch-Henne-

Höhn

10, 32;

bergr00; SchwVk. denkt

Volksbot,

Bayer.

1) Marzell

L 2312; ZfVk. 3, 149;

man

232; Urgquell 3, 41.

Lammert

SAVk. 8, 269.

Bei-

Panzer

)

70.

Volksbot.

Marzell

4, 52;

#600;

‘°) Mar-

Böhmerwald 248.

) Schramek

an die B.n

Geburt 277;

als Schmuck

der Kinderleiche. 2%) Wuttke 394 $ 604. %) ZirwVk. 2, 183. %) Engelien u. Lahn „.2) SAVKk. 15, 10; SchwVk. 10, 37; vgl. auch

Kochholz erjan?®

#83.

”)

318.

Kinderlied z,

ı, 55;

185;

Strackerjan?

3. Orakel

%®) Strak-

Drechsler

ı, 55.

mit B.n werden vor allem

in Liebesangelegenheiten Das

fragt.

2,

Auszupfen

der

be-

Strahlblüten

(s. d.) gibt den Stand

der Wucherblume

der Liebe kund. Auch sonst werden B.n

(z. B. Werfen eines B.nkranzes) als Eh eEin Kranz von benutzt ®). Orakel neunerlei B.n wird an Johanni unter das

Kopfkissen gelegt, dann träumt das Mädehen vom Bräutigam ?). Ebenso erkennt

man den Zukünftigen, wenn man sich in

der Nacht vom Pfingstsonntag auf -montag einen

Kranz

von

neunerlei

Haupt setzt ®). Träume bedeuten Freude %), aber auch einer Bekanntschaft %). Weiße den den bevorstehenden Tod

B.n aufs

von B.ın Trennung B.n kün(s. Rose).

®) Grimm Myth. z, 936; 3, 464; MschlesVk. ı3, 46; Frazer ı1,52{ff. 61. ”) Köh1ı, 145. ler Voigtland 376; Drechsler Baden 165. %) Urquell 1, 203; ®) Meyer Gaßner Metiersdorf 46. %®) Meyer Baden 165.

4.

derb.

In vielen

genannt,

Sagen

verborgene

wird

mit deren

die Wun-

Hilfe

Schätze

man

finden

kann. Dabei wird meist erzählt, daß der Finder der Schätze vergißt, die B. wieder mitzunehmen, obwohl ihm eine Stimme

guruft:

kann nicht

‚,Vergiß

das Beste nicht!‘

Dann

er den Eingang zur Schatzhöhle mehr finden 3). Der Besitz der

1434

Wunderb. macht geistersichtig 9). auch Farn, Schlüsselblume.

Vgl.

3) Grimm Sagen 169; Mannhardt Germ, Mythen 153; Schambach u.Müller ı33; Eisel Voigtland ı95£f.; Wolf Beitr. stein

2,242 f.; Pfister Hessenıg9; Thüringen 1, 212; Panzer

BechBeitrag

2, 159; Birlinger Volksthüml. ı, 78 £. (mit weiteren Literaturangaben); Baader N.-

Sagen 77; Rochholz 3) Sommer Sagen 4.

Sagen

ı,

261.

die am Gründon5. Gartenb.n, nerstag oder Karfreitag gesät wurden,

erhalten schöne

Farben

oder werden

ge-

füllt 3). Auch Ableger nimmt man am Gründonnerstag von den B.n ®%). B.n, bei Vollmond gesät bzw. gesteckt, werden ge-

füllt („‚voll‘‘), bei abnehmendem Monde werden sie einfach 2), vgl. auch Levkoie, Nelke. Vgl. noch blühen, Heilkräuter, Pflanzen.

3) Wuttke 73. 426; Marzell Bayer. 13; Hettingen Schmitt Volksbot. 23; Meyer Baden 50ozf.); Reiser Allgdu 2, 116; Fogel Pennsylvania 197. 205 f. Marzell. 73. ”) Ders. 58. 3%) Wuttke

Blümlisalp. Die Sagen vom Untergange

einer Alp wegen Sünde sind im Alpengebiete außerordentlich verbreitet !). s. a. Vergletscherung. ı) Jegerlehner Sagen 2, 8 Nr. ır u. Anm. S. 309; Kuoni St. Galler Sagen 123 f.; Wyss Reise 2, 902; Vonbun Beiträge 133f.; Rochh ol z Naturmythen 224 f£f.; Ranke Volkssagen 234; Simrock Mythologie 433; S&billot Folk-Lore ı, 217;

SAVk.

19, 89 ff,

Bächtold-Stäubli.

Blut !). Das B. verkörpert nach alter,

schon bei Moses (V, ı2, 23; III, 17, 11) geäußerter Ansicht das Lebensprinzip; entfließt das B., entschwindet das Leben, sah schon der Urmensch und zog daraus den Schluß. Diese primitive Anschauung kehrt wieder in den vielen Sagen von der Stimme

des B.es ?). Wenn das Kind seinen rechtmäßigen Vater sucht, der angeblich tot

ist, so holt man aus seinem Grab einen Knochen und läßt des Kindes B. auf des fließen. Knochen Vaters angeblichen Saugts der Knochen auf, so war der

Tote der Vater, sonst nicht %. Dieselbe Sympathie zwischen Mutter und Kind

1435

Blut

verrät die Tiroler Sage von Andreas, dem

Kind von Rinn; es wurde 1459 von Juden

getötet und zur selben Zeit fiel der Mutter auf dem Felde ein B.stropfen (s. d.) auf die Hand; von schrecklicher Ahnung herumgetrieben fand sie ihr langgesuchtes Kind endlich am sog. Judenstein ®%). Auch bei Ehegatten zeigt sich die Seele des B.es.: So erzählt man in Oldenburg von zwei Ertrunkenen, deren Leichen unkenntlich wurden. Da brachte man eine davon mit einer der hinterbliebenen Witwen in Berührung und siehe, der Leiche floß warmes B. aus der Nase; so ward ihr Mann Gedankenkreis Demselben erkannt 5).

entspringt die B.probe beim sog. Bahrrecht (s. Gottesurteil) und die Sage von dem b.enden Knochen (s. d.) eines Erschlagenen. Ist nun das B. die Verkörperung der Persönlichkeit, so bringt jede künstliche Vermischung verschiedener B.substanzen eine Seelen- und B.sverwandtschaft. Auf diesem Glauben beruht die B.sbrüderschaft (s. d.). Damit hängt der Aberglaube zusammen, mit B. könne man sich de m verschreiben, d.h. mit Teufel ihm einen Bund schließen. So schneiden sich, sagt der sächsische Aberglaube ®), Leute, welche mit dem Bösen einen Pakt schließen wollen, in den Finger und schreiben mit dem B. ihren Namen auf einen Zettel. Mit andern Worten: sie überliefern symbolisch ihre Seele dem Teufel. In dem Buie liegt die Seelenkraft. Aus B.das war Grund’ andern diesem üblich; denn man glaubte, trinken „durch das Trinken des B.es könne man die seelische Kraft des Menschen oder Tieres gewinnen‘‘ ’). Davon erzählt schon

1436 Moses verbot umsonst das B.trinken 11); auch der Koran untersagt den Genuß des

B.es 1?); ebenso kämpfen die Bußverordnungen des MA.s aufs heftigste dagegen. Ein Zweig dieses Aberglaubens blühte bis in die Neuzeit herein, das B.trinken im Liebeszauber. Das Poenitentiale Parisiense (18) sagt: „Wer sein B. um der Liebe wegen einen Mann oder eine Frau trinken macht, soll 3 Jahre büßen.‘‘ Diese Beichtvorschrift 1) wurde so streng eingehalten, daß eine damit zusammenhängende Bestimmung häufig wiederkehrt: Sanguinem sine voluntate sugere e dentibus non est peccatum !%). Noch heute wird das B. im Liebeszauber getrunken: Im Badischen schreibt der Bursche nicht bloß den ersten Brief an sein Mädchen mit B., er tröpfelt ihr auch davon in den Wein, während das Mädchen ihr Menstrualb. (s. d.) zu gleichem Zweck gebraucht ?®). In Hessen, Böhmen, Oldenburg schneidet sich das Mädchen in der letzten Jahresstunde in den Finger, mischt 3 Tropfen in einen Trank und gibt diesen dem Geliebten 1%); im Wendischen läßt das Mädchen Tropfen des Fingerb.es in ein Bierglas oder in einen Apfel oder eine Semmel tropfen, damit sie der Bursche

trinkt

oder

ißt!?);

auch

in der

Steier-

mark will auf diese Weise das Mädchen die Untreue des Geliebten verhüten 28), Weil dem B. eine besondere Kraft innewohnt, sind besonders die Toten darauf aus, damit gestärkt zu werden; diesem Glauben entsprang der entsetzliche Glaubean Vampire (s. Nachzehrer). Andrerseits hat das B.opfer die Bedeutung, das Orenda (s. Orendismus) der Götter und Dämonen wieder aufzufrischen; später verblaßte es zu der Meinung, man erfreue und versöhne sie damit (s. Opfer) !9%. Ganz besonders aber ist das B. zu Heilzwecken dienlich und wirksam %), In den ‚sieben weisen Meistern‘'‘

das Nibelungenlied, V. 2054: ‚„,‚Dä von gewan vil krefte ir etliches lip.‘‘ Von den Ungarn schreibt die Chronik des Abtes trinken B., „Sie von Prüm: Regino verschlingen als Heilmittel die in Stücke zerteilten Herzen derer, die sie zu Gefangenen gemacht‘‘ 8). Daher rührt auch die Sitte, das B. gewisser Tiere zu trinken. | des MA.s lesen wir, daß ‚,der Meister kranken König Alexander mit dem So trinkt der obersteirische Jäger das B. seiner 5 Kinder wusch‘‘; ‚‚da ward er des frisch aufgebrochenen Wildes, um einmal frisch und ganz gesund‘‘, In sich eine ‚feste Brust‘‘ zu erhalten®). Ochsenb. mit Wein und Honig gemischt | „Curiösen Hausapotheke‘‘ (1700 S. ist ein altgermanischer Krafttrank !°). | lesen wir von einem 2} ‚,Elixier vitae‘‘

1437

dem

Blut

eines jungen

Geblüt

ge-

Menschen

macht, das alte Männer wieder verjünge, Sterbenden noch die Kraft verleihe, ihr

Testament über

einen

blatt

vom

aufzusetzen.

unsichtbaren

Wer warmes

B.

Schmerzensort

fließen läßt, heilt ihn, heißt es in Schwaben 2). In Sachsen bestreicht man sich die Warzen mit dem B. eines andern, dann verschwinden sie *?). Das Berliner Tage1891

November

ı1.

brachte

eine Zuschrift aus Elbing in der Kassubei, wonach

Nachbarn

die

einer

kranken

Frau von einem Anverwandten derselben

warmes, rotes B. forderten und nicht eher

nachließen,

als bis er sich in den Mittel-

finger schnitt ®).

Oft wird auch das

Volksmedizin

eigene

verwendet %),

B.in der

Der Glaube, daß Menschenb. den Aussatz (s. d.) heile ®), kam vom Orient ins Abendland; so rät ein Jude dem aussätzigen König Richard von England, sich zur Lösung von der Krankheit iın frischen B. eines neugeborenen und getöteten Kindes zu baden %). Der Grundgedanke des armen Heinrich beruht auf KinderGegen dieser Vorstellung ”). krämpfe sticht sich in Bayern der Vater in den Finger und gibt dem Patienten drei B.stropfen auf den Mund ®); das gleiche tut der Neustettiner Vater wider ‚die

Staupe bei kleinen Kindern ?). Aber auch das B. gewisser Tiere ist heilkräftig 3), zunächst der Opfertiere, wie heute noch bei den Naturvölkern %). Dioskurides (1197) hebt bei den einzelnen Tieren die Heilwirkungen hervor. Abgesehen von den Opfertieren, die durch

die Zuweisung

an

Götter

ohnehin

mit

einem außerordentlichen Orenda ausgestattet werden, werden einzelne Tiere wegen ihrer besonderen Eigenschaften bevorzugt (s. d. einzelnen Tiere); noch Hufe-

land empfiehlt frisches Tierb. gegen Epi-

der

lepsie. Einige Beispiele: Wer die Augenbrauen mit Fledermausb., bestreicht, sieht nachts so gut wie bei Tag. Bocksb. ist gut für Impotente. Die Wechselbeziehungen sind offensichtlich %2). Insbesondere wurde das B. Hinge-

aus

einem

den B.e

auf 40)

richteter

gesunden

(s.d.) geschätzt ®). Mit B. Jüngling im Mai

durch

1438 Aderlaß

entzogen —

dasselbe Prinzip —

wurde das oleum rectificatum hergestellt

und damit wieder ein balsamus antipodagricus (gegen Gicht) und ein spiritus antiepilepticus (gegen Fallsucht). Eine bedeutende Rolle spielt der B.zauber. Zunächst ist’s ein mächtiges Abwehrmittel gegen Dämonen und Hexen, In Rom beschmierte man die Pfosten der Haustüren deswegen mit B. und Fett. Der Ritus der B.taufe wurde durch orientalische Kulte weit verbreitet und

gelangte so zu den Germanen 3%). Nach mittelalterlichem Glauben hielt das B.

der Hyäne, eines schwarzen Hundes, das Menstruationsb., auf die Türpfosten gestrichen, alle Hexen fern %®); das B. des Basilisken schützte überhaupt vor jedem Zauber 3%) — eine Übertragung antiken Dämonenglaubens auf die Hexen. Am 13. Juli

1784

wurden

in

Hamburg

zwei

Weiber gerädert, welche einen Juden umgebracht

hatten,

‚um

sein

B.

zur

Ban-

nung des Teufels und zu anderen Hexereien zu brauchen‘‘?”), Ein mit Uterinb. getränktes Hemd, heißt es in Franken %), macht fest gegen Hieb und Stich und stillt, in die Flammen geworfen, Feuersbrünste. In der Lausitz heißt es, Suppe

aus dem Herzb. ungeborener Kinder mache stichfest 3). Wenn eine Flinte behext ist, bestreicht man sie mit dem B. eines erschossenen Tieres (Böhmen) %). In Mittelfranken glaubte man, das B. aus den Genitalien eines unschuldigen Knaben aufgefangen und mitgetragen mache bei Diebstählen unsichtbar #). Als die Stadt Crossen am 27. Juni 1481 abbrannte, blieb nur die Sakristei stehen, weil man das B. eines eiligst abgestochenen Kalbes hineingoß *2), Die Hexe verliert aber auch ihre Macht,

wenn man ihr B. entzieht. Wenn man also in Schweden %) auf eine Person den Verdacht hat, sie habe den bösen Blick und könne hexen, dürfe man sie nur bis

aufs B. schlagen und jede Gefahr sei vorüber. Dasselbe glaubt man in England und Schottland *), Mit dem B. eines Menschen kann auch getrieben werSchadenzauber den %), Darum darf man z. B. Aderlaßb.

1439

nicht in ein fließendes Wasser schütten, sonst können Hexen damit Unfug treiben %); wenn z. B. Vögel davon fressen, wird der Patient schwermütig oder verrückt 27), Will man einer Person schaden, so eignet man sich unvermerkt etwas B. von ihr an und schmiert dies auf die linke Fußsohle eines Toten kurz vor der Beerdigung; dann magert die Person immer mehr ab und stirbt bald 4%. Stellt man Aderlaßb. in einem Gefäß in den heißen Ofen, so muß der Patient heftige Fieberschmerzen erdulden %%). Es sind das lauter Belege für den festen Glauben, daß im B. die Lebenskraft des betreffenden Menschen oder Tieres wohnt. Zweifellos sind schon viele Morde °)

aus B.aberglauben begangen worden; im MA. beschuldigte man insbesondere die

dieses Verbrechens 1). In UnJuden garn glaubt man heute noch, die Juden

raubten jedes Jahr im Herbst eine christliche Jungfrau oder ein christliches Kind, welches sie dann mit ihren Gebetriemen erdrosseln; dann zapfen sie das B. ab,

mit dem sie die Genitalien ihrer Kinder einschmieren, damit sie fruchtbar würden 52), Juden müssen sich in Christenb. waschen, heißt es in Oldenburg 5%). Oder, sagte eine siebenbürgische Zigeunerin, die Juden gäben christlichen Weibern B. unschuldiger Kinder — mit einem Geheimmittel vermischt — ein, damit sie unfruchtbar würden. Daß die Frage der jüdischen Ritualmorde immer noch nicht verschwunden ist, lehren Prozesse neue-

rer Zeit 94). vergosseDaß unschuldig nes B. sich durch wunderbare Erschei-

nungen äußert, ist ein uralter, weitverbreiteter Glaube. Vergossenes B. schreit

zu Gott um Rache, sagt die Bibel °®): „Die Erde gibt das B. wieder‘‘. In einer großen Zahl von Sagen kehrt der Zug wieder, daß B.flecken unschuldig Ermordeter sich nicht mehr austilgen lassen. So weiß die Zimmernsche Chronik (11262) zu melden, daß an den „zwe Scheffellin“* (lanceola), womit Graf von Sonnenberg 1511 ermordet worden war, ‚‚die Masen des Schweiß (Blut) nit megen ausgeputzt

oder ausgefegt

1440

Blut

werden,

da hat kein Ar-

beit an geholfen‘‘; ebenso (I 333), daß „das unschuldig B. des alten Grafen (v. Kirchberg) etlich hundert Jahr uf der Stegen gesehen worden, das es nit megen außgedilket werden und also pliben ist bis um 1400*‘‘. Auf den Färöerinseln heißt es, wo unschuldig B. vergossen wurde, wächst kein Gras mehr oder nur rotes, daß Quellen ausbleiben, die mit solchem Blut in

Berührung

kommen 5).

In

amerikani-

schen Kreisen kursiert der B.zauber besonders stark. Auf einer neuschottischen Bark hatte um das Jahr 1870 die Besatzung den Kapitän nebst Familie, die Steuerleute, den Koch und Zimmermann umgebracht und dann das Schiff verlassen. Später suchte man die B.flecken durch Abhobeln der Bretter, ja durch neue Bretter zu entfernen, vergebens; die Flecken erschienen sofort wieder ”). Aber auch die B.spuren der vom |

Menschen geholten Teufel bleiben erhalten ®), Einen Herrn von

Hagemeister (Mecklenburg) entführte der Teufel in einer stürmischen Nacht durch die

Decke

des

Wohnzimmers;

von

ihm

sah man nie mehr eine Spur; nur der große B.fleck an der Zimmerdecke zeigte die Stelle seiner Höllenfahrt an). In

einer Luzerner Sage fährt der Teufel mit

einem

Frevler durchs Fenster, daß das B.

an den Scheiben hängen bleibt und nicht mehr abgewaschen werden kann ®). Der B.kultus, der aus dem Heidentum bewußt oder unbewußt im MA. weitergepflegt wurde, erklärt auch die verschieDazu gehört in denen B.wunder. erster Linie, daß sich das B. unschuldig verwandelt; Hingerichteter in Milch | das bekannteste Beispiel gibt Grimm in seiner Sagensammlung (Nr. 97) von der Gemahlin Kaiser Ottos III. Aber auch die Heiligenlegende verwendet das Motiv: so floß z. B. Milch aus den Wunden der Märtyrerin Martina und aus dem Halse der hl. Katharina. Daß verletzte Heiligenbilder b.en, ist ein oft erwähntes Wunder ®); Hostien ebenso daß durchstochene b.en ©), Im MA. wurden auch viele Legenden von b.schwitzenden Chrierzählt, z. B. zu Walstusstatuen

persbach am Stainfeld (Österreich); der Geschichtschreiber dieses Kirchleins (Joh. Rasch 1588) führt viele andere derartige Beispiele auf und die vielen Kirchen „zum hl. B.‘‘ (B.kirchen) waren ehemalige Wunderstätten ®). Am meisten Aufsehen verursacht heute noch das Wunderb. des hl. Januarius in der Kathedrale zu Neapel %). Endlich hat das B.prophetische Bedeutung. In der Schweiz sagt man ®), B. von Verbrechern, das am zweiten Januar fließt, künde Teuerung an. Träumt man von B., so bedeutet das Feuer, heißt

es in Dithmarschen ®), so wird ein B.sverwandter bald sterben, sagt man in Thüringen ©). Dagegen ist's ein gutes Zeichen in Polen, wenn man träumt, man

trinke B. oder sammle solches ®).

1) Das grundlegende Werk ist L. Strack Das Blut im Glauben u. Aberglauben der Menschheit? (München 1900); vgl. Wundt Mythus und Religion ı, 578; 2, 484; Hastings 2, 714if. ?) Vgl. Germania 7 (1862), 413: ‚,das schreiende Blut‘. 3 Hovorka-Kronfeld ı, 87. *) SchweizVk. 5, 28. ®*) Strakkerjan I, 34. °%° Seyfarth Sachsen 39; ausführlicher berichtet darüber Wuttke 8381; Strackerjan 2, 180. ’) Wundt ®) HoElemente der Völkerpsychologie 207. vorka-Kronfeld

ı, 80. Als der Herzog

von Montmorenci 1632 in Toulouse hingerichtet wurde, tranken Soldaten sein Blut, um sich seine Tapferkeit anzueignen (Chateaubriand Mem. d’outre tombe 3, 120). Als 1649 der Jesuit Jean de Brebeuf von den Irokesen zu Tod gemartert nicht ein einzigesmal zuckte, kamen die Indianer von allen Seiten herbei, um die Tapferkeit eines solchen Feindes mit seinem

Blut

1442

Blüte—Blutegel

1441

einzuschlürfen

(Parkman

Jesuits

in

North America 389). Ein verwundeter Somali trinkt sein eigenes Blut im Glauben, die entströmende Lebenskraft dadurch wieder zu erEthnogr. Nordsetzen (Ph. Paulitschke zz, afrikas 186). °) Hovorka-Kronfeld 29. ©) Ebd. 1, 79. *) 3. Mos. 17, 11. !?*) Sure 6, 146—47. ) Schönbach Berthold v. R, Ba49. !*) Meyer 135. 1) Friedberg den 171. 1) Wuttke 8552. ”) Schulenburg Wend. Volhst. ı17. %®) Reiterer Ennstalerisch 100. *) Strack ıof{ff. %®) Ebd.

27ff. 2) Buck Volksmedizin 44. %) Seyfarth Sachsen 276. ?) Ähnliche ‚‚,Heidenbräuche‘‘ werden vom nördlichen Italien erzählt (Andree Parallelen ı, z8). %) Strack 40 ff. ®5) Ebd. 36 ff. 2°) Marbachs Volksbücher Symbolik des B.s (1841), 22. 7”) P. Cassel u. der Arme

Heinrich.

1882;

D.

Med.

Wochen-

schrift 44 (1918), 918 f.; Martin Badewesen 203. 2% Hovorka-Kronfeld ı, 8.

Bächtold-Stäubli, Aberglaube I.

2) Ebd. %®) Strack 55ff. %) Bartels Medizin 197. ®) Stemplinger Volksmedizin 62. 3) Strack 43 ff. *) Belege bei Grimm Myth. ı, 49. %® Hovorka-Kronfeld 1,79. 3%) Seligmann 2,217. ”) Geiger Gesch. d. Juden 5 (1892), 398. ®%) Lammert 147. 9) Haupt Lausitz ı, 204. %) Wuttke $ 714. 9%) Lammert 384. *) Schles. Merkwürdigk. (1742), 28. %) Urquell 3 (1892), ı. 4) Seligmann 2, 218. %) Zu Verbrechen verwendetes B.: Strack 7ıff. *°) Drechsler 2,249. *) Liebrecht Zur Volksk. 332. 48) Urquell 3 (1892), 268%. %) Bartsch Mecklenburg 2, 383. ®) Strack 58ff. 7ıff. 51) Ebd. 85(ff, %) Urquell 3 (1892), 93. 53) Strackerjan ı, 451 Nr. 247. *) Ur°) 1. Mos. 4, 10; Jesai. 26, quell 3 (1892), 94. 21. 5) Urquell 3 (1892), 5; vgl. Waibel und Flamm ı, 189. ®) Urquell 4 (1893), 134. 5) Haupt Lausitz 1ıo02. ®) Bartsch Mecklenburg ı, 104; Graber Kärnten 295 ff; vgl. weiter Gräße Preuss, Sagen 38 Nr. 25; Urquell 3 (1892), 5; SchwVk. 5, 29. ®) Wolf Sagen Beitr. 2, 18. %) Müllenhoff 126 Nr. 163. %) Strackz34ff.; Scheible Kloster 12, 1048; ADB. 109, 369 von eine Geschichte der Ludecus Math., der Hostienblutsverehrung zu Wilßnagk schrieb, 60. Zu den Re63) Vgl. auch Friedberg liquien des Passionsb.es s. Wetzer und Welte?2,928ff. %) Unter den älteren NachWissenrichten ist am objektivsten Fleck Reise durch Italien Il, ı, 117 ff, schaftl. %) Zf£fVk. 20 Sagen 339. 6) Kohlrusch Tod 3ır. ®%) Urquell (1910), 387. °) Höhn 3 (1892), 147. Stemplinger,

(mit Nachträgen von E. Hoffmann-Krayer).

Blüte

s.

blühen.

Blutegel. 1. Biologisches. Ähnlich wie den Aal (s. d.) glaubt das Volk auch den zu den Ringelwürmern gehörigen B. (Hirudo

medicinalis) aus Pferde- oder Weiberhaaren entstanden, die lange im Wasser lagen !). Als imaginärer Gehirnwurm hat er im Gehirn des Menschen seinen Sitz (s. Wurm) und verursacht Geistesstörungen ?®). Das realistische Vorbild dieses imaginären Egels ist natürlich nicht der B., sondern der zu den Saugwürmern gehörige Leberegel (Distomum hepaticum), der zwar nicht im Gehirn, wohl aber — wie schon der Name sagt — in der Leber verschiedener Haustiere schmarotzt und, wenn er sich vermehrt, namentlich bei Schafen, die sogenannte Egelseuche oder Leberfäule erzeugt %). Es gibt übrigens einen wirklichen Gehirnwurm, d.i. die 46

1443

Blutkugel

Larve eines Bandwurms, der bei Schafen die Drehkrankheit hervorruft (s. Wurm). Auf diesen pathologischen Egel bezieht sich bayrisch egeln im Sinne von „besinnungslos

sein‘‘,

sieren‘‘ *). Aber

„„‚taumeln‘‘,

auch

„phanta-

im Unterleibe

des

Menschen kann er sich einnisten und als ‚„Feuerigel‘‘ (‚‚Igel‘‘ hier = Egel) Hitze und Kolik verursachen. Im Dorfe Langenholdinghausen (Siegerland), heißt er dbrßdir, d.h. Anbeißtier, in anderen Dörfern derselben Gegend bloddir ‚‚Bluttier‘‘). a) Urquell 4, 150.

®?) Höfler

Krankheits-

namen 109; WS, 7, 135. 3 Marzell Pflanzennamen 172 Nr. 76. °) Schmeller Bay-

Wb., ı, 52. 5) J.Heinzerling Tiere (Siegen 1870).

Wirbellose

2. Volksmedizin. Der B. spielt schon in der Medizin des Altertums eine sehr bedeutende Rolle. Bei den alten

Juden wurden gegen Milzanschwellung getrocknete B. in den Wein gelegt und getrunken ®). 63 v. Chr. finden wir ihn als gewöhnliches Mittel zur Blutentziehung ”) bei vielerlei Krankheiten, wie Pleuritis, Epilepsie, Hundswut. Plinius erzählt von einem Mann, der sich B. an die Knie ge-

legt hatte 8). Bediente man sich so des Tieres einerseits als Heilmittels, so galt

es andrerseits als lebensgefährlich. Viele klassische Schriftsteller wie Cassianus, Columella, Plinius geben Mittel an für den Fall, daß ein Mensch oder ein Stück Vieh beim Trinken einen B. verschluckt®). Im vorrömischen Germanien war der heilmäßige Gebrauch des B.s nicht üblich, wenn auch das Tier selbst, ahd.

egala mhd. egele, egel wohl schon bekannt war 1°), Wann man anfing, ihn zu Heil-

zwecken zu gebrauchen, läßt sich nicht feststellen. So viel ist sicher, daß sowohl Ärzte wie Laien davon überzeugt waren, der B. sauge das ungesunde Blut weg,

wie dies aus Stellen bei Thomas von Chantimpre und Konrad von Megenberg hervorgeht 11). Bei den Nordgermanen

war der Aderlaß durch B. sehr beliebt, worauf noch heute im Englischen der

Name des B.s hinweist: lech < altengl. lece „„Heilender, Arzt‘ 1?). Die Verwendung des Tieres zur Blutentziehung erhält sich nicht nur in der Volks-, sondern

auch

in der

wissenschaftlichen

Medizin

1444

bis in die neuere Zeit. Welcher Mißbrauch

mit

dem

‚,Egelsetzen‘‘

getrieben

wurde,

ist allgemein bekannt. Die Beliebtheit des B.s erklärt sich aus dem Glauben, mit dem Blute schwände jede Unreinigkeit aus dem Körper !®). Hauptsächlich wandte man das Tier bei Lungenentzündungen oder sonstigen großen Entzündungen an 1%). Bei Zahnschmerzen setzte man den Egel in den Mund, sonst auch in den Schlund, ja selbst in die Vagina 1°). Dem Herzen durfte das Tier nicht nahe kommen, da man sonst befürchtete, es sauge das ‚„,Herzblut‘‘ aus 1%). Auch gegen Haarausfall !”) und Warzen 1) verwendete man den Egel. $ Hovorka-Kronfeld 2,268. 7) Daher heißt der B. im Altgriech. ßö£\l« von ßöcdiieıv ‚saugen‘, lat. sanguisuga, das das altital. hirudo verdrängte. Vgl. die steirischen Namen Blutsugel, Blutsutzel (Unger-Khul). ®) Keller Antike Tierwelt 2, 502 f. ?) Keller

a.a.0,

©)

Hoops

Reallex.

1,

2095.

2) Ebd. !?) Schütte Dänisches Heidentum 143. *) Hovorka-Kronfeld ı, 88, 14) ZföVk. o, 241. !) Hovorka-Kronfeld z, 389. 1°) Ebd.z2,26. !) Staricius Heldenschatz 480 f.; Z{Vk. 8, 179. ®) Stemp-

linger

Sympathie

15.

3. Sonstiger Aberglaube. In Oldenburg hält man das Tier als Wetterpropheten in Wasserflaschen (Ruhe = gutes Wetter, Unruhe = schlechtes Wetter) 19). Ahnliches wird aus Mecklenburg berichtet %). Von B.n zu träumen ist ein gutes Zeichen, es deutet auf pekuniären Gewinn %). Das Schrätteli (Alp) kann auch die Gestalt eines B.s annehmen ??), ”m) Strackerjan 2, ı7 Nr. 402, 2%) Bartsch Mecklenburg z, 206. 2) Urquell 1, 203 Nr. 3. ®) Laistner Sphinx 1, 44. Riegler,

Blutkugel. Unter B.n versteht der Jäger

Zaubergeschosse, die, losgefeuert, Blut haben müssen. Sie treffen, selbst blind-

lings in den Wald abgeschossen, das Wild;

finden sie keines vor, so sausen sie gegen den Schützen und treffen diesen !). Nach

Tiroler Aberglauben muß man die B. in der Christnacht auf einem Kreuzwege zur Mitternachtsstunde gießen, ohne sich von Teufelsspuk auftretenden dabei dem schrecken zu lassen ?). Ein ausführliches Rezept zur Herstellung von B.n ist uns

F 1445

Blutregen

+

überliefert 3). In Steier-

‚ aus Westböhmen

mark verbindet sich die Anschauung von den B.n in der Form mit dem Glauben an

Freikugeln (s. d.), daß man annimmt, letztere müßten noch am Tage ihrer Ladung auf ‚etwas von Fleisch und Blut‘ abgeschossen

nicht,

wenn

werden;

gehe

der Schuß auf den Jäger selbst und über-

liefere ihn dem Teufel %). In rheinischen

Sagen 5) unterscheidet sich die B. nur noch durch ihren Namen von einer Frei-

kugel.

2) Joh.

Ludw.

Hartmann

Neue

Teuf-

feis-Stücklein (Frankfurt 1678), 35; Der Gewehr-

Aeschte Jäger (Stuttgart 1762), 239; vgl. noch artmann a.a.0, 19 = Grässe Jäger-

Brevier *? (Wien

Fr.

1869), 154;

schützbuch (Leipzig 1843), 223.

Tirol

ı93.

2°) ZföVk.

Westböhmen ? 325 unten.

ır,

Kind

PFrei-

?) Zingerle

174

=

‘) Andrian

John

Alt-

Aussee 132. °) Schell Bergische Sagen? 250 Nr. 668; Gottfried Henßen Neue Sagen aus

Berg

und

Mark

(Elberfeld

1927), 77; des-

gleichen in einer Ueberlieferung aus der Schweiz: chwVk.

ı7

Blutregen.

(1927),

66.

Unter

Seemann,

B.

(auch

Wunder-

regen, Staubregen usw. genannt) ist ein meist rötlich gefärbter Staubfall zu verstehen, der sich aus Kieselsäure, Tonerde,

Eisen- und Kupferoxyden in feinsten Teilen zusammensetzt. Er ist ein Ver-

witterungsprodukt der Sahara, wo er durch ungeheuere Winde in einer Ausdehnung von ca. I0 Breitengraden aufge-

wirbelt und im westlichen Küstengebiet Afrikas niedergeschlagen wird. Durch

hohen Luftdruck wird zuweilen ein Teil dieser Staubmassen in hohe Regionen

emporgehoben, hier von andern von S. nach N. streichenden Winden mitgerissen und über Südeuropa, gelegentlich auch über Nordeuropa abgelagert, zuweilen mit Regen untermischt, aber auch trokken. Nach Verdunstung des Wassers bleiben vom Staubregen die Staubsubstanzen in rötlicher oder gelblicher Farbe zurück. Diesem durch Passatstaub

gebildeten B. steht der durch

Tiere

hervorgerufene B. gegenüber, der dadurch hervorgerufen wird, daß Bienen

und Schmetterlinge beim Ausfliegen bzw. Auskriechen aus der Puppe einige Tropfen Blut lassen. Ferner veranlaßt das massenhafte Auftreten der Blut-

1446

alge sowie der Wundermonade roten Flüssigkeitsfall !). Der B. ist als Prodigium von allen antiken Völkern, den Arabern und den Völkern des abendländischen MA.s anerkannt worden. Vor allem den Römern galt,

wie aus der zu

vielen Jahren

römi-

scher Geschichte von Livius gegebenen Prodigienliste hervorgeht (XXI1 1; XLII 13), der B. — meist übrigens mit Meteorfall und Erdbeben verbunden — als Wunderzeichen

des

Himmels,

das

entweder

den Zorn der Gottheit ankündigte oder Krieg bzw. ein anderes Unglück als dem Staate drohend ansagte (vgl. die Prodigien bei Caesars Ermordung: Ovid, Met. XV 788: saepe inter nimbos guttae cecidere cruentae). Die erste Nachricht von einem B. in Deutschland stammt aus dem Jahre 640. Auch in Deutschland wurde B. im allgemeinen als böses Wunderzeichen Gottes aufgefaßt. Mit Weihungen und frommen Stiftungen suchte man den Zorn Gottes zu versöhnen. Da so die Kirche diesen Wunderzeichen Beachtung zu schenken scheint, wird der an den B. anknüpfende deutsche Aberglaube auf antiken Einfluß zurückgehen und mit der Christianisierung nach Deutschland gekommen sein. Auch für die Deutschen bezeichnete B. vor allem kommenden Krieg. Als Guis nach Spanien auszog, regnete

es Blut, wie

wir in den Chansons de geste lesen. Erasmus Franziscus ‚‚Luftkreys‘‘ berichtet zum Jahre 1668, daß auf den in dieser Zeit beobachteten B. der Krieg zwischen Deutschland und Frankreich gefolgt sei. — Ob die Verse in Schillers Wallenstein:

„Und

aus

Sinne

deutete

den

Wolken

blutigrot,

hängt

der Herrgott den Kriegsmantel runter‘ hierher gehören, bezweifle ich; ich möchte sie lieber auf das Krieg kündende Abendrot (s, Abendröte) deuten. Außer Krieg und Blutvergießen weissagte man aus niedergefallenem B. gelegentlich auch die Pest. In diesem burg

man

den

in Siebenbürgen

1646

in

Schäß-

niedergegangenen

B. Den 1349 in Süddeutschland und Öster-

reich beobachteten B. sühnte man in Kelheim a. Donau, wie Lycostenes in seinen 46+*

1447

Blutsauger—Blutsbrüderschaft

Prodigia berichtet, durch einen steinernen Tempel, den man ‚zum heiligen Blute‘‘ benannte, wohl mit Beziehung des B.s auf das Blut Christi. Gelegentlich be-

gegnet sogar die Nachricht, daß man die Erscheinung, zumal mit Blitz, Donner und Sturm wahrgenommen, als Ankündigung des jüngsten Gerichts auffaßte. Die Vorstellungen sind bis auf unsere Zeit unverändert im Volksmunde weiter überliefert worden. Aus Böhmen-Mähren und andern deutschen Gebieten ist immer die Vorstellung vom Krieg und Blutver-

gießen als Folge von B. zu belegen 2).

” Ehrenberg Passatstaub u. B. in Abhdl. Meiund Hellmann Berl. Ak. 1847; nardi Der große Staubfall vom 9.—12. 3. I90I1, Abhdl. Berl. Ak. 1901; Hand Wb. d. Naturwiss. ı (Jena 1912), 623 s. v. Passatstaub. Einzel-

beobachtungen

schrift

1903.

?)

lokaler

Art

in Meteorol.

Viel Material

zu datierten

Zeit-

B.-

erscheinungen findet man bei Ehrenberg l.c., ferner bei Lycostenes Prodigia

{stets in Verbindung mit Krieg). Ich verweise auf die Notizen zu folgenden Jahren (die Angaben in der Klammer bezeichnen den Ort, wo der B. beobachtet wurde): 541 (Gallien), 1114 (Oberitalien), 1165 (Dall [England]), 1137 (ohne Ortsangabe), 153% (Lissabon) 1539 (Belgien), 1542 (bei Warendorf [Westfalen]), 1552 (Frankreich), Vgl. auch A mersba ch Grimmelshausen 2, 73 (mit vielen Zitaten); Keller Grab des Aberglaubens 3, 167 f.; 4, 90 {f, Stegemann.

Blutsauger s. Nachzehrer. Blutsbrüderschaft,

I. Der blutsfremde Gott Loki, der in die Gemeinschaft der Asen Aufzunehmende, wird Odins Blutsbruder !).Denn Blutmischung bildete bei den Germanen

wie auch anderswärts das gebräuchliche Zeremoniell des Friedens- oder Freundschaftsschlusses (s. Frieden) ?). Die zugrunde liegende Vorstellung ist uralt. Ein Blutbund umschließt die Volksgemeinschaft 3) und umfaßt auch den Gott des Stammes ®), von welchem die Helden abzustammen und Könige oft direkt glauben, ein Glaube, der auf totemistischer Stufe am deutlichsten ausgeprägt erscheint 5). Gemeinsame sakramentale

Mahle, bei welchen ein Opfertier (häufig der Gott selbst) verzehrt und sein Blut

getrunken wird, dienten der Erinnerung und Verstärkung dieses Blutbandes. Wer

1448

nun in ein enges Friedens- und Freundschaftsverhältnis mit einer Einzelperson, einer Sippe oder einem Volke treten will, muß künstlich gleichen Blutes gemacht werden,

eben

durch

den

Blutbund,

das wichtigste und älteste Element Gruppenbildung gewesen ist ®).

der

der

1) Simrock Mythologie 14. ?) Ebd, 226; Visscher Naturvölker 2, 151. %) Hartland Primitive Paternity ı, 258{ff.; Wundt My-

thus u. Religion ı, 431, 578. *%) Reuterskiöld Speisesakramente 16. 76; ı. Mose 34, 15f. 5 v. Gennep Le probleme du totemisme. 5 Gutmann Recht der Dschagga 252 £f.; Urquell

3

Schwenn

(1892),

82;

Herodot

Menschenopfer

198.

4,

70;

2. Da nach animistischer Anschauung (s. Animismus) auch kleinste Teile den Seelenstoff übertragen, insbesondere beim Blut in jedem einzelnen Tröpfchen ‚,die Seele‘‘, das „‚Leben‘‘ 7?) stecken kann ®), so genügt schon der Austausch einer verhältnismäßig kleinen Blutmenge, um das Band der Bluteinheit um die Wahlbrüder herzustellen. Als einseitiger Blutbund, wobei der andere Partner ein übernatürliches Wesen ist, ist die Beschneidung zu werten 9). Beim zweiseitigen Bund besteht oft die Sitte, gegenseitig einige Tropfen Blutes zu trinken, ursprünglich ohne jede Beimischung ?), später meist mit Wein !} vermengt. Ein Nachklang dieses Brau-

ches ist das „,Bruderschafttrinken‘‘, wobei noch in späterer Zeit studentische Kreise des Blutzusatzes nicht vergaßen. Einen einseitigen Blutbund schließt auch der Teufel mit dem Menschen, der sich mit

seinem eigenen Blute in des Teufels Buch (das Gegenstück zu dem göttlichen Buch des Lebens) eintragen muß (Faust). Echt germanisch ist der Ritus, daß beide Freunde ihr Blut in eine Grube zu-

sammenrinnen lassen, daß es sich mit der

Erde (ist die Erde hier der dritte Bundespartner?) vermische ??), Oervarodd und Hjalmar treten unter den Rasen und lassen ihr Blut in ihrer Fußspur zusammenfließen. Solche Fußspur zeigt dann, je nachdem sie sich mit Erde, Wasser oder Blut füllt, das Ergehen des andern ?!3). B. erzeugt das engste Freundschaftsband, das bis über den Tod verpflichtet 1).

4. 1449

Blutschande

Wollen zwei Freunde in die Ferne sich Nachricht geben, so lassen sie in gegenseitig gemachte Narben Blut voneinander

1450

wald Ethnogr, Rösselsprünge 327 ff.; Hammarstedt ABrorskäl och blodsfärbund in Fataburen 1908, 220 ff.;; Strack Blut 22 ff. M. Beth.

Schwester begangenen B. Diese konnte nur dadurch gesühnt werden, daß die zwei Sprossen dieser unheiligen Verbindung verbrannt und ihre Asche ins Wasser geworfen wurde ®%). Eine andere irische Legende erzählt von der B. des Cairbre Musc mit seiner Schwester. Hier mußten die Sprossen wohl außer Land gebracht werden, konnten aber durch einen merkwürdigen Ritus Entsühnung finden”). Auch nach deutschem Glauben bringt B. Unglück, nicht nur denen, die sie begehen, sondern auch denen, welche nach ihnen z. B. dasselbe Haus bewohnen %). Die Strafe der B. war der Tod durch Ein-

zwischen Verwandten gewisser Grade, wobei freilich der Kreis bei verschiedenen

solche Frevler keine Ruhe !%®). Eine bezeichnende Sage erzählt, daß die Köpfe der Grabfiguren auf dem Leichenstein eines solchen Geschwisterpaares immer wieder verschwunden seien 2).

träufeln; wenn einer in vorher redeter Zeichengebung in die sticht, spürt es dann der andere. ?) 2. Mose 4,25

Lippert 8 (1892), 83.

Ciszewski

!)

verabNarbe

®) Rochholz Glaube ı, 40 ff.

Christentum 25. 83. Lippert

Künstl,

1%) Urquell

Christentum 687;

Verwandtschaft

60 f£.;

Kircher Wein 79. *) Grimm RA. ı, 265 ff, ) Rochholz Glaube 1, 52. 1*) E.H.Meyer

German. Mythol, 72; vgl. im allgemeinen: He1l-

Blutschande ist eine Verletzung der von der Gesellschaft vorgeschriebenen Regeln der geschlechtlichen Beziehungen, insbesondere eine Übertretung der Eheverbote

Völkern sehr verschieden weit gezogen wird. Schon die Primitiven legten der Korfektheit der sexuellen Beziehungen den größten Wert bei. 1. Die ganze totemistische Organisation ist auf der Voraussetzung aufgebaut, daß der Stamm mit seinen verschiedenen Unterabteilungen den Kosmos repräsentiert und daß es zur Erhaltung des Gleichgewichtes der Natur notwendig ist, daß

immer ein Glied der einen Stammeshälfte ein Glied der anderen Stammeshälfte heirate, bzw. mit ihm in geschlechtliche Beziehung trete, damit der entsprechende magische Einfluß auf den Kosmos ausgeübt werde !). Tritt im Gegenteil ein Mitglied des Stammes in geschlechtliche

Verbindung mit einem anderen Mitglied, das zu heiraten ihm verpönt ist, so ist die

Folge

davon

ein

auf die Harmonie

vernichtender

Einfluß

des Weltalls, insbeson-

dere auf die Wohlfahrt des Stammes 3). Solche B. wird bei den primitiven Völkern mit grausamsten Mitteln ausgetilgt: die Frevler werden verbrannt ®%), ertränkt %), lebendig begraben ®). Auch aus Irland sind Sagen überliefert, daß Münster im 3. Jh. unserer Zeitrechnung von einem schweren Mißwachs und anderem Unglück heimgesucht worden sei, und zwar infolge der von dem König mit seiner

mauern ®). Über das Grab hinaus finden

) Beth Die Exogamie bei den Naturvölkern. Bericht der anthropologischen Gesellschaft (1912). 2% Frazer Psyches Task 44 {f.;

Sophocles Oedipus Tyrannus 22 f£. 95 ff.; 3) Leviticus 20, 14; C.H. W. Johns Babylonian and Assyrian Laws, Contvacts and Letters 54 und 56. *) G.J. van Dongen De Koeboes, Bijdragen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neederlandsch-Indi& (1910), 293.

5) G. A. Wilken Verspreide Geschryiften 481f. % P. W. Joyce Social History

Ancient

Ireland

2

(London

1903),

2, of

512 ff.

7) John Rhys Celtic Heathendom (London and Edinburgh 1888), 308 ff. ®) Strackerjan ı, 46. ®% Grohmann Sagen 42. ») Schell Bergische Sagen 405 Nr. 20. u) Grimm DS. 253 Nr. 357.

2. Die Gruppe jener Menschen, welche zueinander in einem solchen Verhältnis gedacht werden, daß eine geschlechtliche Beziehung zwischen ihnen ausgeschlossen werden soll, umfaßt bei totemistischexogamischen Stämmen sowohl Menschen,

welche nach unseren Begriffen in einem ebenfalls die Ehe ausschließenden Verwandtschaftsverhältnis, wie auch solche, welche überhaupt nicht in einer in nur sondern Blutsverwandtschaft, einer totemistischen Verwandtschaft zueinander stehen. Andererseits kann es dort geschehen, daß Verbindungen gebilligt werden, welche nach unseren Begriffen ganz unmöglich sind, so daß der Großvater mit der Enkelin oder die Groß-

Y 1451

Blutschink-—Blutsegen

mutter mit dem Enkel in geschlechtliche Beziehungen treten können !?). Aber nicht nur solche Totemverwandtschaft schafft Ehehindernisse, sondern auch das Blutband (s. Blutsbrüderschaft) durch Bündnis ohne wirkliche Verwandtschaft ?®), ja die zufällige Berührung mit dem Blute des anderen 1%), Weiterhin wird auch das Band, welches durch Schwägerschaft eintritt, als ein geschlechtliche Beziehungen ausschließendes sehr häufig aufgefaßt 15), Auch die Milchbruderschaft wirkt bis-

weilen

in

dieser

Richtung !®.

Bei

den

Südslaven ist Blutverwandtschaft Ehehindernis bis zum achten bzw. neunten Grad, eine nahezu Verwandte zu heiraten, bringt Unglück über das ganze Haus, verkrüppelte Kinder gelten noch heute dort als Strafe dessen. 2”)

Spencer

and

Gillen

Native Tribes

of Central Australia 63, 73; Westermarck

History of Human Marriage ?, 40 ff. 1!) Har tland Primitive Pateynity 1, 261. 1) Ebd. 13) Westermarck History of Human Maryriage 151 ff. 16) Krauß Sitte u. Brauch 14. 17) Ebd. 172. 197. 221.

3. Andererseits aber gibt es genug Berichte von Verbindungen, welche wir als blutschänderisch auffassen würden. Eine der bekanntesten ist die von den Beziehungen Lots mit seinen Töchtern 2), zwischen Smyrna und Myrha !®), Diese Verbindungen sind zum Teile sicherlich dadurch erklärlich, daß gerade im Mittelmeerkulturkreis sich ziemlich lang die Endogamie (s. Müutterrecht) erhalten haben muß, welche in Ägypten bis in unsere Zeitrechnung hinauf im Königshause die Regel blieb 2%). Aber auch in streng exogamischen Ländern wird bei gewissen Feierlichkeiten und zu gewissen Zwecken, so insbesondere bei den magischen Fruchtbarkeitsriten und bei den Jünglings- und Mädchenweihen die sonst so strenge Trennung zwischen den verbotenen Graden aufgehoben und gerade die sonst verbotenen Beziehungen müssen zum magischen Zweck vollzogen werden. Freilich wird hiebei ein Verkehr zwischen wirklichen Blutsverwandten in unserem Sinne bisweilen noch immer vermieden 21), Aber auch diese Regel gilt nicht ausnahmslos, und es ist eine ganze Reihe

1452

von Fällen überliefert, wo zur Erzielung eines besonderen Effektes auf der Jagd 2?) oder bei anderen Gelegenheiten 2) ein Akt wirklicher B. verübt werden muß. Auch in der deutschen Mythologie spielt die B. in der Wölsungensage eine eigentümliche Rolle, indem sie sowohl die höchste Blüte als auch den Untergang des Geschlechts herbeiführt. 18) 217f. ken 59, 8.

Genesis ı9, 30—48; Gunkel Genesis ”) Roscher Lexikon ı, 69. ®) WilDie Ehe zwischen Blutsverwandten, Globus 20. 35; Ernst Kornemann Die

Stellung der Frau in der vorgriechischen Mittelmeerkultur

2)

(Orient

Spencer

Tribes

und

and

Antike,

Heft

Gillen

of Central Australia

The

4)

92 ff. 971£.;

1927.

Native

Dies.

The Northern Tribes of Central Australia 136. ») Frazer Psyches Task 57. *%) Ebd. 59. M. Beth.

Blutschink.

mon

Tiergestaltiger

in Tirol und

Kärnten,

Wasserdä-

erscheint als

Bär, auch halb Bär, halb Mensch. Seinen Namen hat der B. nach seinen stets blutigen Füßen. Man warnt vor ihm die Kinder !). — Der B. überfällt die Menschen im Schlaf, würgt sie und schleppt sie in den See ?). — Der Vergleich mit Grendel liegt nahe 3). !) ZfaMyth. ı, 237; 3, 30 Nr. 21. ?) Alpenburg Tirol 58 ff. 421; Heyl Tirol 791 Nr. 179. %) Simrock Mythol. 418; Laistner Nebelsagen 90. Ranke.,

Blutsegen !). Segen, die rinnendes

{aus

len

Wunden,

Nase,

menses)

Blut

stil-

sollen (s. Wundsegen). Einige Segen

werden bald als B.-, bald als Wundsegen verwendet. Deutsche und (christl.-) lateinische B.- und Wundsegen liegen durch tausend Jahre vor; ein deutscher aus dem 10. Jh. ist der Trierer: ‚„‚Christ uuarth giuund‘“ usw.?) (die Sprachform weist vermutlich auf eine ältere Vorlage); ein lateinischer um 900 der sog. ‚,Jordan-

segen‘‘ (s. d.). — Die Hauptmotive lassen

sich zum

grunde

latenten) 1) Lit.

Teil nach dem

liegenden

Prinzip

(ausdrücklichen

Vergleiches

ordnen.

s. Wundsegen.

*) ZfdA,

52,

des zu-

oder

171.

1. Vergleich des Stehens (Wasser 0. a. stand oder steht, Blut steht)... So

schon in einigen Blutsprüchen aus dem klass, Altertum, z. B. „sisti debere cruo-

1453

Blutsegen

rem, ut lapis ille (ein Mühlstein) viae solitos iam destitit orbes‘‘ %); solche einfache Vergleiche sind aber in deutschen

B. (und Wundsegen) sehr selten; fast immer gilt der Vergleich einem biblischen

oder fiktiven Vorfall. Das Blut soll stehen a) wieder Jordan (s. Jordansegen). b) Wie Christus am Kreuze®%, z. B. „Blude, du mußt stille stan, wie Jesus am Kreuze stand‘‘®). Dieser weithin bekannte %) Segen ist urspr. sicher lateinisch, in dürftigen Reimen, verfaßt:

„Stans (Sta) sangwis in te — sicut stetit Jesus

in se, stans

sangwis fixus

— sicut

J. stetit crucifixus, st. s. in tua vena (vena tua) — sicut J. stetit in morte sua (auch: in sua pena)‘‘, von 1349”). Fast

in derselben lat. Form war er vom 14. bis ins I9. Jh. auch in Deutschland üblich.

Fassungen liegen seit dem Deutsche 16. Jh. vor, gew. in gekürzter Form ®).

Das ‚‚stetit, stand‘* will natürlich sagen: (Jesus) „stand fest‘, wohl anstatt zu fliehen, oder: statt seiner früheren freien Beweglichkeit. Einige spätere Varianten setzen „mane‘‘ für „sta‘‘ oder sagen (Chr. ist) ‚gestanden mit hertten banden‘‘?). Das Bild an sich, J. „stand‘‘, entspricht der bis um 1250 in der Kunst und noch viel später in der Andachtsliteratur üblichen Darstellung (resp. Ausdrucksweise), nach welcher Jesus am Kreuze nicht „hängt“,

sondern auf einem Fußbrett festgenagelt steht. In einigen modernen Formen, wo

dies nicht mehr verstanden wurde, ist dann das ‚„‚Stehen‘‘ auf die Wunden übergeführt, z.B. „Blut, stehe still... wie ... Christi hl. fünf Wunden am Kreuze

still standen‘‘ 2). c) „Zu

Hierusalem

im Dohme

dar steiht ein rosenen blome: so stil als die steith, so schal (soll) dith bluth‘‘ (J. 1584) 1); der Segen scheint auf Norddeutschland begrenzt; hierzu paßt sehr wohl, daß hinter demselben nach Ebermann !?) die norddeutsche Fassung des Rätsels vom Ei liegt: „To Wittenborg in’n Doom, dar steit ‘ne gäle Bloom‘‘ usw. (ganz anderer Schluß). Der Segner denkt wohl an eine ‚,Blutrose‘‘ auf Jesu Grab (vgl. Dreirosensegen). „In dem haid) Drei Brunnen.

1454

ligen Jordan do stene drei edelen brunnen; der ein flos, der ander gos, der dritt stunde still; also verstehe‘‘ (usw.), 16. Jh. 1), mit dem Anfang ‚‚,In Gottes Reich später durch ein gedrucktes stehen‘‘ Buch verbreitet 11) (die älteste bekannte Fassung, 15. Jh., scheint von den Dreiblumensegen beeinflußt) !®). — Liegen die zwei Jordanquellen, über die im MA. öfters geschrieben wurde, dahinter?

3 Serenus Sammonicus De medicina v. 651 (Poetae latini minores ed. Baehrens III).

*) Lit:

Ebermann

Blutsegen

75 £f.;

% Bartsch Vrid og Blod ı28f£f. Ohrt Mechlenburg z, 375 Nr. 1754. ®) Ital.: Pradel Blutsegen 77; Gebete 24; ndl.: Ebermann engl.: G1y de The Norfolk Garland 39; nord.: 100; ı Nr. Trylleformler Danmarks Ohrt

Bang

finnisch:

Norske

Nr.

Hexeformularer

Levö&n

Verensulkusanat

1255;

58

ff.

HSG. Nr. 848; vgl. z.B. 7) Schönbach Birlinger Aus Schwaben ı, 514; Thiers Traite

x, 469.

Wurmsegen)

Urquell N.F, 2,

®)

Bartsch

102

und

Mecklenburg

(als

2, 25

und (16. Jh.); Jahn Pommern 69; Kuhn Schwartz 438 usw. *}) SchönbachHSG,. *) Bartsch $230. 2%) Wuttke Nr. 918. Mecklenburg 2, 18. Andere Belege: Eber1) Ebermann Blutsegen ı10ff. mann ebd. !) Urquell N. F. 2, 105. !t) Z. B. Württ70. Vih. 13, 218 Nr. 258. 1°) Ebermann

107.

im Wirken 2. Gleichheit oder Verlauf (Heilung damals, Heilung jetzt o. ä.).

Elias: epischer deutscher Segen, im 14.—16. Jh. belegt. Elias „‚saz in der ainöde‘‘ und rief zu Gott wegen seines Nasenblutens: „betwing dicz pluot, als du betwunge den Jordan, & daz dich 5. a)

Johans

dar

us

tauffet‘‘ 1). Vgl. ı. Kön.

19, 4 mit 20, 37 f. oder vgl. ı. Kön. 17, I

(Luc.

4, 25)?

will an b) Der Name Veronica die Geschichte des blutflüssigen Weibes, Matt. cap. 9, erinnern;

mit dieser Person

wurde nämlich Veronica (das Weib dem Schweißtuch Jesu) schon in Gesta Pilati !) gleichgesetzt. Als B. nur in (byzant.®®) u.) lat. gefaßten

mit den fast Tex-

ten; in einer Trierer Hs. schon im 10. Jh. Beronice‘‘ mit Zitierung von „nomen Matt. 9, 21 ®).

c) Hierher gehört weiter das Wort ‚Con est“ oder „Es ist vollsummatum bracht‘, (lat.) vom 14. Jh. an”); alte

Blutstein

‚Christus

gesund‘,

wund

gew. als Wund-

segen (s. d.); endlich Dreifrauen-, Dreiblumen-, Dreirosensegen, Philipp von Flandern (Tumb o?) (s. diese).

16) MSD. 2, 275 f.; vgl. AfdA. 1865, 350; Urquell N.F. 2, 105; Jühling Tiere 288 usw. ; anders griech.: Catalogus codd. astrol. VI App., 88.1) Evang. Nicodemi A cap. 7. !®) Nicolai Myrepsi (13. Jh.) Medicamenta, trad. Fuchs (Basel 15409), 118. ?) Steinmeyer 302; Franz Benediktionen 2, 510 f.; vgl. Schönbach HSG. Nr. 730. 1009. ®) Vgl.Jacoby in Ons Hemecht 1924, 18; auch Germania 24, 73 (15. Jh.); Bartsch Mecklenburg 2, 376 Nr. 1764.

3. Gegensatz.

a) Christi

Blut

— dieses Blut: „Ich beudt... bei dem hl. rosenfarben bluet, das . . . Christo durch sein hl. fünf wunden wndt (lies: wudt ‚„‚watete, floß‘), das du still stest „..‘ 21), 16. Jh.; eine Parallele aus dem 14. Jh.?) hat diese Pointe nicht.

b) Ada ms Blut — Christ Bluti?»),

vgl. Röm.

5, 9. 12. 17. Von der hl. Hilde-

gard im 12. Jh. empfohlen und vermutlich auch verfaßt: ‚,In sanguine Adae orta est mors, in sanguine Christi extincta est mors; in eodem s. Chr. impero tibi“ etc, %). Verdeutschungen 15.—19. Jh.;

auch englisch ®). c) Wassersteh — Blut geh?) (nach Joh. 19, 34?). Lat. vereinzelt im

14. Jh. „Sanguis (sc. Veronicae, von der der Anfang des Segens spricht?) obstitit, unda perfluit‘‘ 27), Deutsch viele aber späte Aufzeichnun-

gen; entweder kurz: „Bl. steh, W.

oder

mit

epischer

(recht

geh‘‘;

ungeschickter)

Einleitung, wie „Ich ging durch eine Gasse, da fand ich Blut u. Wasser‘‘ 2%); auch „„... Christus ging über die Brücke, das Blut floß wie Wasser‘‘ 29),

4. Ohne

Vergleich

einer

heil-

kräftigen Macht wird erwähnt. Hier ist bes. zu merken: Die „glückselige(n) Stunde(n)‘“ oder Orte (s. d.)

s.a. Blutstein,

21)

Urquell

23) Lit.

N.F.

2, 103.

Ebermann

Blutstillen. ?)

ZfdA.

Blutsegen

13,

78 {ff.

Belegen; Franz Benediktionen 2, 24) Franz ebd.; vgl. Schönbach

Nr. 921

(14. Jh.).

2°) Dalyell

The

216.

mit

511. HSG,

darker

superstitions of Scotland 320. ®) Lit.: Ebermann Blutsegen 64 if. mit Belegen. 2”) Schönbach HSG. Nr. 730. ®% Kuhn Westfalen 2, 197 Nr. 555. ®”) Engelien u. Lahn 2351. Ohrt.,

Blutstein

(Hämatit).

Griech.

diese Steine als Amulett

Wird der Stein abgeschabt oder zerstampft, so tritt seine innere blutrote

Farbe hervor, die ihm den Namen B. verschaffte ?!) und nach dem Grundsatze similia similibus curantur Veranlassung

zu dem Aberglauben gab, der Stein sei ein

treffliches Mittel bei Blutungen jeder Art 2). Diese Meinung herrschte bereits im Altertum, geht durch das ganze MA. hindurch und reicht bis in die neuere Zeit hinein 3). Man verwendete ihn bei Nasenbluten, vor allem aber bei starken Uterusblutungen der Frauen *%). Bei diesen Blutbesprechungen wird er entweder in der rechten Hand getragen®) oder aufgelöst getrunken %. Am Lechrain gehört er zum Handwerkszeug der Hebammen, die ihn, abgeschabt und aufgelöst, der Wöchnerin eingeben’). Auch wenn eine Frau die Menstruation verloren hat, soll man ihr

gepulverten B. eingeben ®). In der Volks-

heilkunde wird der Stein außer gegen Blutungen, Blutgerinnsel, Frauenleiden auch bei Magen- und Nierenbeschwerden

u. a. verwendet ®). In das Magische gehört es, wenn man den blutigen Schaden unter Hersagen eines Zauberspruches mit

dem roten B. bestreicht, oder über einem Gewächse mit ihm das Kreuzeszeichen macht und neunmal mit ihm über die Stelle fährt 1°). Die gelegentliche Wirkung des echten Hämatits als blutstillendes

Mittel steht mit seinem Eisengehalt in Verbindung; Eisenverbindungen sind ja noch heute blutstillende Mittel1!). Als B. gelten auch der Blutachat, roter Marmor, der rote Jaspis; in der Steiermark und Oberösterreich werden

gegen den Rot-

lauf getragen !2). 1)

Quenstedt

617;

ı, Bohnenberger d.f.1. 149; Lammert linger Sagen

Z{Vk.23

282;

Landshut

AinatirNG

(zö ano = Blut), mhd. emathites, nhd. B., in der Bergmannssprache „Roter Glaskopf‘‘. Der echte B. ist ein Konglomerat, dessen Hauptbestandteil Roteisenstein ist. Seine schwarze Außenseite gleicht geronnenem Blute, man glaubte deshalb, er sei daraus entstanden. In Leonberg heißt er ‚‚Geronnenblutstein‘‘.

Blutstillen

184.

Bergmann 102;

23. 1ı96;

?%) Gesner Pollinger

(1913), 256;

m pSte

Sympathie 46; vgl. Maurer 7,

3) Pauly-Wissowa

Isländ.

2215[{.;

|

Plin., ».h. 36, $ 144 f.; Megen berg Buch 59; Schade ı33ıf. der Natur 382; Lonicer

ir

und wieder

von

1457

HessBl. 20 (1921), 33. 5) Lammert 167; Hovorka-Kronfeld z2, 468 f.; ZföVk.

%

Sa

Aufzeichnungen

1456

vwd

1455

De Me1y 201. 8. v. ematites;

179.185; Zedler

4.2098. s. v. Blutstein; Grimm DWb. 2, 192 f. ) Zedler a.a. O.; Heimatgaue I (1919), 50; Andree-Eysn 139; ZföVk. 13 (1907), 102;

8.a.0.; Fossel Volksmedizin 147. *) Alemannia

81, 181 Nr. ı5. 7) Leoprechting Lech“ gain 92. ®) Alemannia a. a. O.; ZföVk. a. a. O.

% Megenberg

geutik 2, 109;

a.a.O.;

Zedler

%) Drechsler

z, 288;

Peters

a.a.O.;

Pharma-

Lemke 1ı, 54.

Hovorka-Kron-

feld 2, 395; Fossel a.a. O. 157. !!) Grabinski Mystik 72.1%) Staricius Heldenöchatz

zızf.;

(1706),

467;

Zachariä

ZföVk.

8, 30.

O.

Kl. Schr. 348.

Blutstein als ‚,Schreckstein‘‘

vorka-Kronfeld

a.a.

2,680;

s,

dort

103

und

Über den u.

Ho-

Seligmann

Olbrich,

Blutstillen. Blutungen zu stillen, gehört zu den wichtigsten Heilmethoden. Das erste Bestreben zielt stets darauf hin,

den ausströmenden „„Lebensgeistern‘‘ Einhalt zu tun, indem man das Entweichen

des kostbaren Lebenssaftes einzudämmen sucht. Die meisten Vorschriften der Volkschirurgischen Blutstillung beziehen sich auf die am wenigsten gefährliche Gewebeblutung; spritzende Blutgefäße kommen ja meist nur bei schwereren Ver-

letzungen vor.

Die Volksmedizin kennt eine sehr große Zahl b.der Mittel; viele derselben aus dem Pflanzen-, Tier- und Steinreich mögen tatsächlich wirksam sein,

viele andere

logischen)

aber abergläubischen (ana-

Anschauungen

entspringen ?).

In Landshut z. B. legt man auf die blutende Stelle eine Kupfermünze, und verwendet man Blutstein oder Hundsgunge ?), anderwärts einfach etwas Rotes z. B. Blutstein (s. d.) %, Gauchheil

(mit roter

Blüte)

(s. d.) %, in Böhmen

bindet man einen Groschen oder Öhr auf

die Wunde,

auf die ein Marienbild

ge-

prägt ist 5), usw. Das ‚„,Artzney-Büchlein vor Carl Ludwig Schneidemann Ao

1458

1768 in Pforzheim‘‘ empfiehlt: ‚„‚Nim einen Kuchen Lumpen, je schmoziger er ist je besser es ist, diesen verbrenne zu Aschen, nim und streue sie in die Wunden so stehet das Blut zur Hand und wann man ein Roß schneidet und das Blut nicht kan gestilt werden, so ist es gewiß gut. Oder auch vor Menschen und Buchuntenstehende Schreibe Vieh:

staben mit seinem eigenen Blut an die Stirn es seye Menschen oder Vieh: I. N. R. I.“ 9). In der Grazer Gegend schreibt man mit dem Blute oipulk (s. d.) auf die Stirne. Wiederum um Landshut

fängt man, wenn die Menstruation (im übrigen s. d.) krankhaft auftritt und der Blutverlust zu groß ist, einen Löffel voll des Blutes auf und verschluckt das Blut,

und,

wenn

bei

Geburten

(s. d.)

ein so

starker Blutverlust eintritt, daß Gefahr für das Leben besteht, muß man drei Löffel voll davon auffangen und das Blut der Gebärenden eingeben 7). ‚Were es‘, schreibt Staricius ®%), „daß man das Blut nit stillen köndte / am Menschen oder Viehe / so nimb einen Keyl aus einer Sprossen von einer Leiteren / oder sonst

einen Keyl / da ein fuß eines Schemels / oder eine Banck ist mit eingepflöckt / besudel den Keyl mit dem Blut / schlage ihn umgekehret widerumb in das Loch / da er vorhin gesteckt / so gestehet das Blut / das ist gar gewiß / unnd ist mir ein guter Freund bekandt / der mit Verwunderung vieler Leut einem Landherrn in Mähren ein Roß durch diß Mittel bey den Leben erhalten / so nach dem Schnitt 3. gantzer Tag geblutet hat‘. Ein weitverbreitetes Mittel ist, daß man ein Stück Obstbaumzweige aufwärts von einem abschneidet, dies an die frische Wunde hält, so daß das Blut daran kleben bleibt, und es dann an einen Ort des Hauses legt, wo es ganz finster ist; dann hört die

Blutung auf ?®). Wer im Allgäu am Kar-

freitag vor Sonnenaufgang mit einem Streich ein „eldernes‘‘ Ästle „abhaut, kann damit b.; er braucht das Ästle nur auf die Wunde zu legen 1), oder: Man suche am Karfreitag vor Sonnenaufgang Froschlaich und reibe damit eine Hand ein, so erhält man in derselben die Kraft,

Blutstropfen

Blut zu stillen; man braucht mit dieser Hand nur die blutende Körperstelle zu

bestreichen *!). Nasenbluten (s. d.) wird im Baulande (Hettingen) !?) gestillt, wenn man das Blut auf zwei übers Kreuz ge-

legte Strohhälmchen tropfen läßt. Ebenda werden Blutungen von Wunden gestillt mit einem Steinchen, das man unter der Dachtraufe wegnimmt und mit dem man die blutende Stelle in den drei höchsten Namen umfährt; das Steinchen muß genau an seinen früheren Ort wieder zurückgebracht werden. Die Deutschen in Pennsylvanien glauben, daß man B. könne, indem man das Taschenmesser aus dem einen Sack des Rockes in den andern tue 19), oder indem man die Wand starr und ohne zu blinzeln anschaut und von fünfzig bis drei rückwärts zählt 19). In der Oberpfalz verwendet man zum B. „alte Ehe‘, d.h. Leichenfett aus Gräbern, Öl aus Regenwürmern, Froschhaut usw. 15), in Pommern „ein kleines Bein-

lein von s.

a.

einem

Menschen‘‘ 18),

Blutsegen,

Menstruation, ten,

verpflöcken.

Geburt,

Nasenblu-

2, 369 ff. 1) Hovorka-Kronfeld 8 477. %3 Wuttke 2) Pollinger 282. %) Huß 4) Hovorka- Kronfeld 2, 371. Fest% Weinhold Aberglaube ı8 Nr.o. 282, schrift ı17 Nr.ı2. ’) Pollinger °% Kuhn8) Heldenschatz (1679), ı23f. *) Reiser 2, 437 Nr. 308. Schwartz 116 Nr. 25. !l) Ebd. Nr. 26.. !?) Schmitt 16; vgl. auch Kuhn Märk. Sagen 384 Nr. 65. 14) Ebd. 304 Nr. 1) Fogel 289 Nr. 1528. 1615 (schon 1820 belegt). *)Schönwerth 3,233 ff... Hovorka-Kronfeld

Hexenwesen 16) Jahn Egypt. Geheimn. 2, 7.

163

2,

371.

Nr. 535, nach Bächtold-Stäubli.

Blutstropfen, „Nach einer besonders in Schwaben vielfach kreisenden Meinung sind im Gehirne an ganz feinen Fäden ‚‚,drei B. auf-

gehangen‘‘, welche eine Reihe von Leiden

hervorrufen. Fällt ein B. herab, so entsteht Schwindel, welchen ein Aderlaß beseitigt. Fällt der zweite herab, so wird der Betreffende vom Schlage „gerührt‘‘, ‚‚be-

rührt‘ und, nach der seitlichen Richtung

des Tropfens, die eine oder andere Körperhälfte gelähmt, wo noch ein ergiebiger

1460

Aderlaß gemacht werden muß. Fallen aber alle drei Tropfen zugleich herab, dann hat „der Schlag getroffen‘‘, und um diese Gefahr, in welcher alle Menschen wegen der zarten Fäden, die plötzlich zerreißen können, sich befinden, fernzuhalten, muß periodisch zur Ader gelassen werden‘‘!), Im Kanton Bern herrscht der

Glaube:

Drei

N. N.

dich

Blutstropfen

Zur Volksk. 352 Nr.

% Zingerle Voigtland 397.

Massa

denti

°) Köhler Glaube ı, 41

Tivol 48 Nr. 420. °%) Rochholz

2. Drei B. sind entsprechend dem oben

gkizzierten, aber abgeschwächten Glauben auch vorbedeutend: Den Schleit-

heimer Wildschützen Strauhannes warnten drei B., die er schwitzte, davor, an das Freischießen nach Donaueschingen su gehen, wo er gerichtet werden sollte ®).

Wer das ‚„‚Steinenkreuz‘*‘ bei Rüdlingen, das zwei Brüder setzten, welche die Reformation getrennt hatte, entfernen will, dem schießen drei B. aus der Nase, d. h. er stirbt !°). Der alte Glaube entwickelt sich aber noch weiter: Fast allgemein heißt es, daß, wenn

einem

Familiengliede

drei

B.

aus

der Nase tröpfeln oder ihm ein solcher auf die Hand fällt, jemand aus der Familie oder der Freundschaft stirbt oder ge-

storben ist 11). Drei aus der Nase fallende

B. bedeuten auch einfach ‚was sonderlichs‘‘ 129); einem Mädchen zeigen sie, daß ihm der Schatz untreu ist !®). Drei B. am Messer beim Essen sind im isländischen Märchen dem einen Bruder ein Zeichen, daß der andere in Gefahr schwebt oder gar tot ist 14).

%) Unoth 1, 127f. = Herzog Schweizer12) Ur1) Unoth ı, 128f. sagen 2, 240. uell 4 (1893), 19; Gassner Mettersdorf 81;

-Schles, 2, 246; Drechslerı, De 99; Strackerj an, 34; #88; La m mert Rothenbach Bern 45 Nr. 419; Z{dMyth.

8, 100; häufig auch in Sagen z, B. He y 1 77rul 18 Nr. 14; Zingerle Sagen 194 Nr. 323; Müllenhoff Nr. 353; Sagen Grimm

ich dir entziehen,

lantien ”).

%) SAVk. 7, 139 Nr. 95.

Grimm Myth. 3, 505 Nr. XLIX; Hocker Volksglaube 220 Nr. 15; Haltrich Siebenb. 275 Nr. 3. °) Kuhn Westfalen 2, 196 Nr. 548; Losch Balder 141 f.

Den ersten aus deinem Herzen, Den andern aus deiner Leber, Den dritten aus deiner Lebenskraft, Damit nehme ich dir deine Stärke und Mann Habi

19.

a.a.0.”’) Kuhn Wesffalen 2, =Liebrecht 391 Nr. 542; vgl. W o1f Beiträge 1, 257 Nr. 20;

anhauchen,

thu’

Hovorka-

=

Kronfeldz2, 245; Fossel Steiermark 89. H Rochholz Glaube ı, 40 = Liebrecht

Über den Augen in der Stirne

thu

225

Lammert

1)

hangen an einem Knöchlein drei B., davon fällt der erste ab nach Verlauf der Kindheit, der zweite, wenn die Jugend vorüber ist, der dritte beim Tode ?). Eine Frau, die den Boden scheuerte, hielt sich plötzlich die Hände vors Gesicht und blieb einige Zeit ganz unbeweglich; als man sie frug, was sie habe, antwortete sie, sie habe sich in den drei höchsten Namen besegnen müssen, denn die drei höchsten B. seien „„fürers gfalle‘‘ 3). Ähnlich heißt es in Tirol: Im Kopfe hangen drei B. Fällt jener, der rechts ist, wird die rechte Seite gelähmt; fällt der linke Tropfen, ist die linke Seite lahm. Das Fallen des mittleren bringt den Tod %. Wenn das Ohr klingt, sagt man im Voigtlande, so hängt in demselben ein B. an einem Haar; fällt er herunter, so trifft einen der Schlag; man muß deshalb beim Klingen des Ohres ein Vaterunser beten 5). Solcher Glaube scheint alt zu sein; denn schon Geiler schreibt im Evangelibuch: ‚Sie sagen das der brest im hirn sei, vnd die ederli, die zuo dem hirn gond, wenn sie gantz verstopffet sein von wuost, so werd sant Veltins siechtag daruß, so sprechet ir, es hangen drei tropffen am hirn‘‘ ®). Aus diesen Anschauungen konnte Schadenzauber entspringen, wie im westfälischen Segen z. B.: ‚„‚Einem die Kraft zu nehmen: Ich

Blutwurst

1461

[schaft,

oder aus dem linken Ohre eines schwarzen Schafes 1%). Um ihre Zauberkraft, Feuersbrünste zu löschen, auf die Tochter zu übertragen, tropfte die Siebenbürgerin ihrer auf freiem Felde nackt vor ihrliegenden Tochter drei B. in die linke, offene

Hand !7). Drei B., dem andern auf irgend-

eine Weise eingegeben, spielen auch eine Rolle im Liebeszauber ®8) (s. d.). s.a.Freischütz,Hostie,verpflöcken. 13) Lammert

125;

ZrwVk.

2 (1905),

187.

16) FrischbierHexenspr. 73,22. ”)Wlislocki Siebenb. Volksgl. 851 = Weinhold Ritus 35. 1) SchwVk. ı2 (1922), 66 (Beleg von 1588); SAVk. 7, 132 Nr. 7; Germania 37 (1892), 118 Nr. 34 (Lüneburger Heide); Drechsler I, , 231. Bächtold-Stäubli.

Blutwurst !). B. aus Hafergrütze (Brot),

Rosinen, Korinthen, Gewürz und Fett mit

Ochsen- oder Schweineblut ist in Schleswig-Holstein ®?) ein beliebtes Wintergericht, in Ostpreußen ®) ißt man an Weihnachten

B.

und

Backobst,

im

Rhein-

land *) den Bönek, eine Speise aus Blut, Mehl und Leber, Daß die Wertschätzung der B. auf die Heiligkeit und Heilkraft ®) des Blutes der Opfertiere zurückgeht, möchte Höfler ®) vermuten; für bestimmte Fälle mag es zutreffen, und folgender Glaube könnte darauf hinweisen, wenn nicht auch von andern Fastnacht- und Frühlingsspeisen die Heilkraft betont würde (vgl. Bratwurst, Brei, Bretzel): Am Fastnachtdienstag gibt man abends dem Vieh in der Oberpfalz 7) B. oder gebratenes Blut, damit es keine Blattern im Maul bekommt; wer in Bayern, Franken und

Niederdeutschland

vor

Sonnenaufgang

Hirsebrei und B. ißt, hat das ganze Jahr Geld und ist fieberfrei 3); wer in Westböhmen und auch in Bayern nüchtern B. ißt, der ist gegen Rotlauf ®) geschützt und gegen Flohstiche ©),

Sagen 184 Nr. 251. 1) Grimm Myth. 3, 477 Nr. 1130. 1%) Bartsch Mecklenburg 2, 58 Nr. 182; Wo1{f Beiträge ı, 210 Nr. 77. 4) Ur-

Paten

Obertherapie 247 A. ı. ’) Schönwerth Fastnacht 30; pfalz ı, 311, 8. %) Höfler 88 453. 97W. Beitrag 2, 304; Panzer Tiere Westböhmen 41; Jühling ) John Ds}. Seligmann l.c.; Höfler Fastnacht Eckstein, 28. 1) Bavaria 2, 300.

3 (1892),

3. Drei

B.

5.

des

Vaters

oder

des

dem Säugling eingegeben heilen ihn von Gichtern !?) (vgl. Spalte 1437), im Sam-

Damit kontaminiert sich sehr oft der Segen von den hl. (drei) B. Christi (s. Christus in der Segen) 8).

1462

?) Mensing 2, 197. DW. 1) Grimm 3) Höfler Schleswig-Holstein. Wb. xı, 399. Weihnachten 13. *) ZirwVk, 19053, 39; Höf-

4uell

Jande verwendet man dafür 3 B. von einer

Suu,

ih

1459

v

die zum

ersten Male

geferkelt

hat,

ler l.c. 18. 5) Jahn Opfergebräuche 317 bis Blick 2, 217. %) Organo318; Seligmann

1463

Blutwurz—Bodin,

Blutwurz (Armetill, Birkwurz, Tormen-

Marzell

pflanzen

67.

Kräuterbuch

469;

ders.

Bodensee.

ohne

der

Johannisnacht

gebraucht %).

Das

standene Gefahr um und war tot.!) Die Sage, die durch G. Schwabs Gedicht namentlich weiter bekannt wurde, wird auch von anderen Seen erzählt. Im B. soll ein Nebelmännlein wohnen (s. Nebelmännchen), im sog. Löchle, einem Fleck, der bei größter Kälte niemals zugefriert. Nach einer schwedischen Volkssage steht der B. in geheimnisvoller Verbin dung mit dem Wettersee.2).

Heil-

gepflückt,

Tragen

der

Wurzel soll im Riesengebirge®) vor Zauber

bewahren. Auch Alraune (s. d.) sollen aus der B. geschnitzt worden sein. ?

Kolbe Hessen go. ®) Veckenstedts Zs. 3, 308. *) Maurer Isländ. Volkssagen 1860, 179. 5) Schreiber Wiesen 110.

3.

In der

Sympathiemedizin

gilt die B. vorzüglich als ein Mittel gegen ansteckende Krankheiten (Pest usw.).

Gegen diese wird sie angehängt ®), auch kommt sie in die ‚„Auge-Bündeli‘ 7), Wenn eine Jungfer ihre Zeit (menses) nicht hat, soll sie ein Stück Mannshemd zu Zunder brennen, mit gleichviel Pulver vom Tormentillkraut, Hauswurz und Lilienöl mischen und einnehmen ®). Auch

Besegnungen der B. („crementilla‘‘) aus dem 15. Jh. sind bekannt ®). Öfter wird die Tormentille (Armetill) zusammen mit der Bibernelle (s. d.) im „Pestspruch‘ genannt, $) Manz

Sargans 84. 7) Schw.Id. 4, 1364. ®) Zauberbüchlein der Iglauer Sprachinsel: ZföVk, 3, 277. °) Schönbach Berthold v. R. 148; MschlesVk. ı3, 25. Marzell,

Bobole s. Poppele, Boppelgebet. Bochselnächte s. Klopfnächte. Bock s. Ziegenbock.

die glatte Fläche

aufklärte, fiel er vor Schreck über die be-

was auf zauberische Verwendung (Liebeszauber?) schließen läßt. Auch auf Island wird die B. („blodrot‘“) zu magischen

Künsten

‚Bedeutung. Wie viele andere galt auch B. seinen ; 6 Zeitgenossen selbst als Schwarzkünstler, ‚dem z. B. ein Dämon dienstbar gewesen sein soll 2). In Deutschland wurde B.s Werk be+

Ein Fußgänger oder Reiter

es zu wissen, daß

1) Paul Beck Eine Quelle für Gustav Schwabs Gedicht: Der Reiter und der Bodensee in Alemannia 34, 225 ff.; vgl. weiter ZfVk. 18, 91. 305 £.;

;

Lachmann ner

Nebelsagen

Überlingen 78.

258.

26ff.

Boel— Bögg

‚nationalen Verbreitung der Erscheinung k das Werk des Franzosen von allgemeiner

der See sei. Als man ihn am Ufer darüber

chen) zusammen mit ‚‚,Manneskraft‘‘ (s. Nelkenwurz), in der Provinz Sach-

in

} 1465

soll über den gefrorenen B. gegangen sein,

2. In Hessen ?) wird die B. am Himmelfahrtstag (vgl. Aronstab, Katzenpfötsen 3)

1464

Bocksmahrte s. Mahr. Bocksschnitt s. Bilwis. Boden s. Erde.

till; Potentilla erecta, P. tormentilla). 1.Botanisches. Rosenblütle- aus der Gattung der Fingerkräuter mit schwarzbraunem, innen rötlichem Wurzelstock, drei- bis fünfzähligen Blättern und gelben vierblättrigen (nicht fünfblättrigen!) Blüten. Die B. ist häufig an lichten Waldstellen, an Waldrändern und in Mooren. In der Volksmedizin wird sie gegen Durchfall, Blutfluß usw. häufig gebraucht 2). 1)

Jean

?) Laist-

1)

Paris

a

Traitlg

de

la

de&monomanie

(von

lateinisch

1580;

des

Joh.

sorcitres.

Franziscus

Ju-

qnins) De magorum demonomania et opinionum ‚ Jo. Wieri confutatio. Basel 1581. ®*) Bezold Fin Hist. Zs. 105, 2 Anm. ı. ?) De Demonomania magorum. Vom ausgelassenen, wüligen Teufels-

Unsinnigen, Hexen und heer der Besessenen, A, Hexenmeister, Unholden, Teufelsbeschwerer,

5 Wahrsager, Schwarzkünstler, Vergifter, NestelStraßburg 1581; Hauffen & verknipfer usw. ä: in Euphorion 4, 1—16. 251—261. Heim,

Boel!), Booel?), auch Ba@l%), Name des 7. Engels, des Planeten Saturn. Schon in

3

S

Fehrle,

den hellenistischen Zauberpapyri wird der genannt:

Name

Eowdev,

6

6 xdprog

Bou%k

ze. 4) und „der du thronst innerhalb der

; sieben Pole .... dein Name ist Bapßapız)* # Bapßapxinı) dedg Bapßapayı) BHA* Boumık‘‘ 5).

Bodin, Jean.

F. von Bezold Jean Bodin als Okkultist und seine Demonomanie, Hist, Zeitschr. 105 (1910), 1—64; Ders. Aus Mittelalter und Renaissance (1918), 294 ff.

+ Danach

>

Der bekannte französische Philosoph (1530—1596). Er stellte sich in dem von

4

Agrippa von Nettesheim (s. d.) und Joh. Weier (s. d.) eingeleiteten Kampf gegen die Hexenverfolgungen ganz auf den Boden der herrschenden Wahnvorstel-

lungen. Von Jugend auf hatte er Informationen über Zauberei und Hexenwesen gesammelt, war dadurch zu der Überzeugung von der Realität dieser Dinge gekommen und faßte den Entschluß, mit dem ganzen Gewicht seines Ansehens diese Realität auch literarisch zu begründen und zugleich schärfste Maßnahmen gegen diese todeswürdigen Verbrechen zu fordern. Dies geschah in dem zuerst französisch geschriebenen Werk über die Dämonologie der Hexen 1). Weiers Gegenargumente wurden in einem Anhang eifrig bekämpft. In den Beispielen ist reiches Material zur Geschichte der Hexenprozesse enthalten; deshalb ist bei der inter-

Übersetzung?)

BR kannt durch die [ Fischarts (s. d.).

ist

es

Dehnung

aus

BA,

der

babyl.-assyr. Form des Namens Baal 9); i Baal wurde in der Tat mit Kpövoc, Saturn

identifiziert’). Es dürfte Partizip von 73 „herrschen‘‘

sein, bpyia „der Regierende‘‘,

xöpıog, als Deutung von 3

myrenisch hieß ' B6\®); weniger sammensetzung

‚Herr‘; pal-

der Gott bia Box, auch wahrscheinlich ist Zuaus

der

Kürzung

des

= Bopiixag Bovpikkag 10)

ken-

byps ins oder 13, wie wir sie aus Eigennamen (xa“2, sa = Böl-rapha ?), bes und

;

„.

n-pbas

nen und >8 == Gott, Aussprache

des

Badl ist wohl aram.

Partizips

793.

In einer

Lekanomantie wird der Name Bei\Seß0dlBelzebul (s. d.) geschrieben BepfeßouyA 11) (Bep = Bei mit Wechsel der Liquidae p und ı, wie oft); das ist wohl zu deuten

als byin mi a3

„Bel,

das ist der Herr-

schende‘‘; vgl. der Teufel = der Fürst dieser Welt Joh. 12, 31. I4, 30. 16, II usw, Als prepose au 7° tröne ceEleste ou A la 2° partie du 4° parvis celeste kommt

nach Schwab?!?)

ein Engel bxıs vor, was

Schwab als „in ihm (13) ist Gott‘‘ erklärt; man kann dafür auf Ex. 23, 21

1466

verweisen: ‚Mein Name ist in ihm (dem Engel)‘‘, aber vielleicht ist es auch nur andere Orthographie für >yı3 mit Vertauschung von v und x, die nicht selten ist. Castelli 1) nennt einen syrischen Namen xbxız, den er erklärt „i. q. Lacon. Bela, Sol‘‘ vgl. dazu die Hesychiusglosse1%):

Bela, HALog xal adyn. Baal — BEI

ist auch Sonnengott !). Nicht zu verwechseln ist damit der Engelname Ban auf einem koptischen Fresko!®), dessen Bildung auf dem Alphabet beruht.

1) Scheible Kloster 3, 325 (im Buch Semiphoras Salomonis Regis). ?) Agrippa v. Nettesheim 4, 148 (im Heptameron des Petrus von Abano). 3 Kiesewetter Faust 2 (1921), 108 (in Wiers Pseudomonarchia Daemonum). *) Wessely ı, 69 Z. 972. 5) Ebd. ı, 70 Z. 1030 f.; vgl. auch Hopfner Offenbarungszauber z (1924), $ 216. 219. 264. 295. ° Hauck RE.2, 324. ’) Ebd. 2, 331 333; Mo vers Die Phönizier ı (1841), 185 ff. 8) Hauck RE, 2, 324. *) v. Baudissin Adonis und Esmun (1911), 318. *) M. A.Levy Phönizisches Wörterbuch (1864), 10. 1) ARw. 12 (1909), 149. 1?) Vocabulaire 193. 13) Castelli-Michaelis Lexicon Syriacum (1788), a.a.O. ı, 169, !°) Hauck 85. *) Movers RE.z2,330ff. 1%) Dornseiff Alphabet 143. Jacoby. 168,

Bögg (alemann. Form). Die Bedeutun-

gen sind: I. Popanz, Schreckgespenst: gemein-schweiz. 3.1), Lungern (Kt. Unter-

walden) (Nacht-) Bökel?). 2. Maske: a) an Fastnacht: gemein-schweiz. B. 3), daneben Brögg %; bei Seb. Brant: böuck: „jnn böucken wisz‘“ 5); Zusammensetzungen: Blätzli-, Rölleli-B.®); Eifel Bokert?) und

(Fastnacht-) Boak®); bayr. (?) (Fasnacht-) Böck?); b) am Sechseläuten (s. d.) in Zürich ?°). 3. Die den Winter darstellende Strohpuppe, die am Sechseläuten auf öffentlichem Platze verbrannt wird 2). 4. Trockener Nasenschleim !?); vgl. dazu deutsch Popel, dän. Bussemand, in denen auch Bedeutung 1., 2. u. 4. enthalten ist. Vielleicht gehört hieher die Bedeutung: 5. Nachteule, Uhu: im kärnt. Lesachtal pöggl, im Tirol bögl®). Etymologisch wird B. weder zu Bock 1%) noch zu Pauke ®) gehören, sondern symbolisch einen furchterregenden Laut ausdrücken, wie Bölimann, Baubutz, (Bo-) Bau, Bobe, Babo, Butzibau, Baubau u. v. a. Zu Bed, 5. vgl. lat. bubo, gr. Büas.

1467

Bohemus— Böhme

1) SchweizId. 4,1083. ?) L ü to 1f Sagen 125. ®) Schweizld. 4, 1082 f. (Luzern anno 1417 und weiteres); SAVk. ı, 186 (Basel anno 1418); Lütolf34; Vernaleken Alpens. 363. *) SAVk., 1, 184. °) Narreinschiff 110 b, 7(dazuZarncke in s. Ausg. 469). °) SAVk, ı, 184. ”’) ZfdMa. (Frommann)

6,

13, wo

auch

nl.

bokene

‚„‚phan-

tasma, spectrum‘‘ erwähnt wird. ®) Schmeller

BayWb.ı, 205; ZrwVk. ı2, 103. *) Schmeller lc. ®) Vernaleken Alpens. 361, nach Senn Charakterbilder 2 (1871), 151. 1!) Schw. Id.

3,

1512;

4,

1083;

SAVk.

Hoffmann-Krayer

1?)

SchweizId,

4,

1083

u.

ı,

ı37;

178;

11,

Senn

Anm.

239;

Le.

13) From-

mann Dr, Mda. 4, 493. 54. 1) Rochholz Sagen 2,201. 1°) Zarncke zu Brants Narrenschiff 464. Hoffmann-Krayer,

Bohemus

(Boemus),

Johann,

geboren

zu Aub in Franken um 1485, Theologe und Humanist, 1515 Deutschordenspre-

diger zu Ulm,

später

(nach

1522} luthe-

risch, gest. 1535 zu Rothenburg o. d. Tau-

ber. Über eine frühe Verwechslung mit einem älteren Joh. Behaim, Cantor zu Ulm, vgl. Schmidt a. a. O. So ff, Schmidt

B.

schrieb,

Volksk.

außer

2, 60—107.

einigen

verlorenen

Werken, Briefe und Carmina, darunter ein volkskundlich interessantes Gedicht

über die vier Jahreszeiten !). Sein Hauptwerk Omnium gentium mores leges et ritus ®) ist eine Völkerkunde, für die er das Material einigen alten und neueren Schriftstellern, soweit Deutschland ins-

besondere

Schwaben,

Franken und

Sach-

sen in Betracht kommt, aber auch eigener Erfahrung verdankt. Das dritte Buch dieses Werkes ist eine Darstellung des deutschen Volkes in seinen Lebensverhältnissen, eine systematische Darstel-

lung der deutschen Volkskunde. In das Ge-

biet des Aberglaubensfallen seineAngaben über Nixen, Teufels- und Hexenabwehr und allerlei abergläubische Bräuche des Volkslebens. B.s Werk war mehrere Generationen wohl bekannt 3); auf seinem volkskundlichen Teil fußt *) sehr stark, oft in wört-

1468

43 Drucke. *) Ders. ZiVk. 3, 309—372.

Böhme,

Jakob.

a.a.O,

B.,

der

ı19ff.;

vgl. Helm.

philosophus

Teutonicus, geb. 1575 in Alt-Seidenberg OL., + 16. 11. 1624 zu Görlitz, jüngster Sohn eines Bauern, erlernte das Schuhmacherhandwerk, das er in Görlitz bis etwa 1613 ausübte; später lebte er von gelegentlicher Arbeit und von Unter-

stützungen

seiner

Anhänger.

Seit

1600

verkehrt er mit Schwärmern und Pansophen und hat 1600 seine Erleuchtung, nachdem er schon einmal sieben Tage entzückt gewesen sein soll. Bei dieser Erleuchtung 1600 sieht er durch das Äußere

! ;1; Zentrum, durch den Schein ins Wesen der Dinge (s. Signatur). Ein Melancholi-

cus, zergrübelte er sich über den Gegensatz Gut und Böse, Gott und Teufel, bis er Gott erkannte an allen Kreaturen, sowohl an Kraut und Gras, wer der sei und wie der sei und was sein Wille sei. 1612 schrieb er diese seine Erkenntnisse im Buch ‚„‚Morgenröte‘‘ nieder, das aber nicht vollendet wurde. Der Rat nahm ihm das Manuskript fort. Doch war es vorher von einem pansophisch interessierten Edelmann abgeschrieben worden. Er geriet nun in dessen Kreis, wurde mit den Büchern der Paracelsus, Weigel bekannt; ein Alchimist, Balthasar Walter, teilte ihm aus der Kabbala, die er selbst nicht lesen konnte, mit. Die späteren

Schr ifte n (dre i Prin zipi en, dreifaches Le| ben usw.) zeigen den Einfluß dieser Studien. Endlich ringt er sich durch zum Christosophen, der in Gottes Herz stille ruht, dessen Begier nur noch auf metaphysische Erkenntnis gerichtet ist. Den Alchimisten vom Schlage des Staricius wurde er ein Spott. Einer seiner adligen Freunde

ließ

eine

Schrift

B.s

drucken;

der Konflikt von 1613 wiederholte sich; B. wurde auf Betreiben der Geistlichkeit vor den Rat gefordert und ihm bedeutet, er mög sich e beiseite machen. Die see| lische Erschütterung dieser Wochen ist licher Übertragung, Seb. Franck (s. d.) wohl die Hauptursache seines Todes geund durch diesen indirekt auch Seb. wesen 1). Münster (s. d.). Sch zu on Leb zei hat man ten gem un) Schmidt a.a.0. 66—68, 2?) Zuerst gedruckt 1520. % Schmidt verzeichnet ;' kelt, B. habe einen Geist, den er seinen S. 147 ff. bis zum Jahre 1620 nicht weniger als | Anhängern durch Einblasen übermittle,

1469

wobei er sich auf den Novizen lege, Glied auf Glied ?). Ebenso wußten seine Anhänger, und er selbst glaubte es, daß er die Natursprache®) verstünde, in der die Eigenschaften der Dinge im Namen und Wort gekennzeichnet seien. Den Glauben Paracelsi an Gespenster, magische Künste, an elementarische Wesen, teilte er *); er war Alchimist 5) und hielt die Astrologie

hoch %), Eine Übersicht über das, was wir

heut Aberglauben zu nennen pflegen, in B.s Schriften, habe ich gegeben ”). Die schönsten und bekanntesten B.Sagen ®) hat Abraham von Franckenberg, sein Schüler, 1651 in einer erneuten Ausgabe der von ihm verfaßten Vita gegeben: der Gang in den hohlen Berg (nicht die Landeskrone, sondern der Burgberg von Seidenberg ®%, die Begegnung mit dem Fremden und der Schuhkauf !°), das

Simon - Maguserlebnis 1!!), B. weissagend

bei David v. Schweinitz in Seifersdorf bei Liegnitz 1622/23 !?); sein Tod bei himmlischer Musik ?), — Sagen, wie sie zwar mehr oder weniger allen Propheten eigen sind, von Franckenberg aber pansophisch gewendet. Heut erinnert man sich nur noch des Propheten B.!%), obwohl er fast nie pro-

phezeit

auf

außer

hat,

Drängen

seiner

Freunde 15). Da man aber solche Propheten für von Gott inspiriert hält, schimmert noch etwas vom theosophischen

Sinn seines Lebens

durch ?%).

1) Festschrift d. Stadt Görlitz z. 300. TodesDas Leben Jakob Peuckert tage 1924; Böhmes 1924; ders. Rosenkreutzer 1928, 256 bis 294. ?) Peuckert Leben 63. %) Ebd. 60 ff. ,

Auson. Mos. 90).

Biol.:

Stein im Koj!

(28 a). Med.: Die Steine „werdend ı1 silber vnd gold eyngefasset / getregt :l ein sonder secret wider das bauch grin:

men vnd die Müter / doch söllend :., nitt kaufft /sonder geschenckt wu:

den seyn‘ (28 b). Lat-B., „Latus‘‘ (Sciaena?). Me ı „gebärend ein güt geblüet‘‘ (29a). „Coracinus‘‘ (Sparı Meerrabe, chromis). Med.: „Das Fleisch ı«ı fischen ist krefftig wider den stich «I ı Scorpionen aufgelegt. Sein gall in dv augen geschmiert / nimpt hin die tünch! / finstere der augen / die fläcken vıvl anmäler

/ stelt

die

flüß

imüter

der augen

(v;'

Plin. NH. 32, 24, I). Die stein au seinem Kopff pflägt man in gold vnd : ı!

ber eynzefassen / welche krafft sölle1.! haben wider den stich der seyten / das ı

/ söllend

hindern

die stein der

mieren / vnd so sy gewachsen

/ außtrey-

ben / gepülffert vnd eyngegeben“ (29 b).

, Auch die Angaben von Füber die volksmedizinische

"des Ba.nkopfs

Höfler“ Verwendung

gegen Geschwüre, Hüh-

gHeraugen, Feigwarzen und einer Sulze jyon Schnauzen -B. (Sparus smaris)

Meer-BE,

„Erythrinus Rubellio‘‘ (Sparus erythrınus L.?). Med.: Gut für das Fieber, „gestellend den bauchfluß / bewegend zii vnkünschheit. In weyn ertrenckt / der selbig getruncken / sol bringen ein ver druß weyn zetrincken‘‘ (25 b). Großer roter Meer-B., Pa

Braten—Bratwurst

Bgegen

; Quellen

Ähnliches

beruhen

(Dioscurides,

auf

Plinius,

#$idetes u. a.).

antiken

Marcellus

l) Seefried-Gulgowski ıo2. 2) Fol. 65 ff. °) Fol. 21 a—32b. *) Organotherapie

47 f.

3

Hoffmann-Krayer,

Braten ?!). B. ist der Hauptbestandteil der Festspeise und für den einfachen BE Mann auf dem Lande der Inbegriff alles f Festlichen und Köstlichen, z. B. der AWeihnachts-?) und Österb.93, | der B. beim Er ntefest% und Hochäseitsfest5); Lichtb.% ist ein Herbstfest der Handwerker auf Rügen

‘gewesen, „Brotisgiger‘“ heißt in A Bchlatt 7) bei Staufen der an Festen auf3 öpielende Musikant; auch die auf B. sich

Ybeziehenden Sagen ®) und Sprichwörter ®)

3

deweisen S an

diese

das

Hochschätzung

Brustbein

des

des B.s;

Gansb.s

an

30 ist auch B. ihre LieblingsbeschäftiEgung: Auf Rügen!) duftet es in der

Nähe eines Hünengrabes nach Schweine-

Kb;

won

der dort

den

ackernde

Zwergen

B.

Knecht

bekommt

vorgelegt

(vgl.

Backen, Brot, Kuchen); den Farnröder 2?) ‚Neujahrssängern reicht ein Männlein B.; dieser wird bei dem, der davon ißt, zu Gold (vgl. Brot, Kuchen); die wilde

E, Jagd zu Schönermark 13) gibt dem Bauern

ne Öchsenkeule; in Mecklenburg !4) verSieht ein Unterirdischer das Geschäft des

; B.wendersin der Herrschaftsküche; dieses SE Geschäft war nach einer von Grimm 15)

SE Mitierten Urkunde

| gonderes Ehrenamt.

(1454) früher ein beAuch ein besonderer

JE Glaube knüpft sich an die B.geräte: in Bl Tirol 16) 1äßt die Bäuerin den Pfannknecht zZ wach dem Gebrauch nicht leer auf dem

1510

Feuer,

sonst

müssen

die

armen

Seelen

darauf braten. Die Siebenbürger Sachsen legen den Bratspieß apotropäisch in den Ofen, um den Schaden vom Kind abzuwehren !7). In Lichtenberg 2) bei Ruppin gebraucht man das in der Pfanne haftende B.fett als Einreibemittel gegen Herzgespann der Kinder; nach Ekkehards 1) benedictiones ad mensas war Bärenb. heilkräftig. ) Grimm DW. 2, 309f.; Graff Summarium Heinrici in Steinme yer-Sievers; Ekkehard Benedictiones ad mensas

V. 117—135 in Mitt. d. antiquar. Gesellsch. Zürich 1846—47, 110 f. 118,; Heyne 2, 290 ff,; Schultz

Das

höfische

Leben

I,

55.

384;

Ders. Alltagsleben 145; Weinhold Frauen 2, 69. ®) Leoprech ting Lechrain 208. *) Der Osterbraten wird in Tirol geweiht : Zingerle

Tirol

ı50,

1295.

*) Meyer

Baden 434. °) Der Hochzeitsbraten in Thüringen wird am Ehrentisch vom Schulmeister zerlegt: Witzschel Thüringen 2, 237, 68; in Bayern bekommt die Braut vom Schweinebraten stets das Schwänzlein: DG. 13, 95; bei den Südslaven ist der B, als Fruchtbarkeitssymbol bedeutsam: vor dem Brautlager legt man einen Teller mit Wurst und einer gebratenen Henne auf den Schoß der Braut: Krauß Sitte und Brauch 460. *®) Jahrb.d.Ver.f.ndd. Sprachforschung 1875, 111; Bremer Wb. 2, 889; BlpommVk, 3, 165 ff; Weiberb, heißt ein Fest für die Frauen zu Berghausen bei Speier: Ba-

varia 4b, 388. ’) Meyer Le. 8) Die Greifswalder heißen Lammsbraten, weil sie 1429 dem

}

dänischen Admiral Lammsbraten sandten: Temme Pommern 162, ı21; den bekannten Brotsagen (vgl. Brot) anzugliedern, ist eine Erzählung bei Klapper (343, 142): Der Sohn verweigert dem hungernden Vater den

B.,

der

B.

wird

zur

Kröte.

*

Grimm

l.c.;

ZfVk. 1915, 301. ®) Grimm Myth. 3, 445, 341 (vgl. 433); 468, 911. 1!) Haas Pommersche Sagen* 30, 59. 1?) Witzschell.c. I, 125, 123; dagegen kann der chinesische Wassergeist keinen B. riechen: Maennlin g 128. 3) Schwartz Sagen der Mark Brandenburg 129, 81. 1) Bartsch Mecklenburg 2, 469

Nr. 660;

vgl.

Bolte-Polivka

2,

298.

15) RA. x, 487; vgl. Grimm DW. 2, 311; Schultz Alltagsleben 144—45; vgl. Walliser Sagen 123 Nr, 96; über B. als Apparat: Zed -

ler

Universallexikon

1%) Hey] Tirol 38,

4, 1122;

Grimm

Tirol 783, ıı11; vgl. 306. ”) Müller

(1857), 44. 60.

1) ZfVk.

V. II9 = PD. 110, 119,

1897,

Zi ngerle Siebenbürgen

288,

Bratwurst !). B.e werden

lc.

6. ®) 1.c. Eckstein.

in Anhalt ?)

bei den Weihnachts- und Neujahrsumzügen spendiert, meist zusammen mit 48*

Brauch

I5II

Hirsebrei;

in der

bach 3) (Arnsberg) Stammgästen B.e

Gegend

von

und

Hilchen-

setzen die Wirte den vor. In Saalfeld darf

man am Weihnachtsabend nicht spinnen,

sonst gibt es lauter B.*). An MariaLichtmeß°) muß man in Baden und Hessen Hirsebrei und eine lange B. essen, damit der Flachs recht gut gerät (vgl. gehört B. zu Brei). An Fastnacht den besonders beliebten Speisen: Ezt chund die lustig Fasnachtzit, Wos Brotwürst regnet und Chüechli schnit ®),

Im 16. und 17. Jh. trug man große Riesenwürste bei den Umzügen herum”). Im Pfingstzug reitet Luther mit ein paar B.en, welche er zu zahlen vergaß ®). Der Stelle bei Tharsander %, wo die Zauberer sich in Katzen verwandeln und die B. auffressen, darf man wohl keine besondere Bedeutung beimessen (vgl. Wurst). Nach Rochholz?) legt man in Galizien den Verstorbenen B. in den Sarg neben

Getreidekörnern.

chen:

Über

die B. im Mär-

Bolte-Polivkal).

Haus1) Zur Geschichte der B.: Heyne Steinmeyer-Sie2, 294; altertümer Ahd. Glossen 3, 613, 27ff.;g Grimm vers DWb. 2, 313; A. Schultz Das höfische Leben Von v. Würzburg Conrad I, 384; alten Wibes List bei F.H.v.d. Hagen Gesamtabenteuer 1, 196 v. 37 ff.; am Mittwoch vor Michaeli 1480 errichtete der Magistrat der Stadt Gerolshofen eine Bratwürste-Ordnung über Beschaffenheit und Preis der B.e: Archiv des historischen Vereins f. d. Untermainkreis 3 (1836), z. Heft, 162; Lam mert Oeconomia ı, 78, 468. ®*) Har41; Coler in ZfVk, 1896, 429—31. Im Kalender tung des K, v. Dankrotsheim lesen wir: Do kam der heilige Sylvester und braht ein brotwurst in der hende: Schmeller Bayr. Wb. I, 271; bei Umzügen: der Würste Sammeln zum Jahn Opfergebräuche 88. 104. ?) Kuhn Westfalen 2, 1ır, 331; Sartori Sitte u. Brauch 3, 54; ZrwVk. 1907, 10. *}) Praetorius Blocksberg 457. °) Z£Vk. 1905, 317 f.; Me y er Baden

274; W. 95. 658. °%) Der Kanton St. Gallen, Denkschrift zur Feier seines hundertjährigen

Bestandes (St. Gallen 1903) 626; Rockenphilosophie 2. Hundert, 336. ’) H öfler Fastnacht 28. 61. ®) Bavaria 1a, 376. %) Tharsander Schauplatz 2, 475. }) Glaube ı, 325. 1!) 1, 204 ff, 3, 558 If.

1512

Sitte—Brauchbüchlein

Eckstein,

Brauch und Sitte, Die eigentliche Volks-

sitte hat zum größten Teile ihre Wurzel in der Religion (im weitesten Sinne), oder ist doch früher oder später eine enge

Verbindung mit ihr eingegangen. Sie ist, wie man gesagt hat, „der Kultus des täglichen Lebens geworden‘‘ ?). Darum können S.u.B. zu einer so zwingenden Macht werden, daß ein Verstoß gegen sic als ‚„‚Sünde‘‘ betrachtet wird. Diese Anschauung hat nicht bloß etwa ein Volk wie die Batak, für die jeder, der „etwas tut, was noch nie da war‘‘, ein Verbrecher gegen Götter und Ahnen ist 23); auch in Tirol heißt es, wenn jemand eine neue Mode aufbringt, muß er nach dem Tode so lange herumleiden, bis die Mode wieder abgekommen ist 3). Vielen Bräuchen liegen freilich am letzten Ende bloße äußerliche Reak-

gegen starke Gefühlstionen reize zugrunde *). Sobald aber die

Reflexion in Tätigkeit tritt, stellen sich magisch-religiöse Beweggründe ein, der die dann entweder die Abwehr bösen Mächte oder die Herbeiführung von Fruchtbarkeit und Gedeihen im Auge haben und die, wenn der Glaube zur Anerkennung von Dämonen und Göt-

tern vorgeschritten gewinnen

und

ist,

deren Gunst

zu

Feindseligkeit zu brechen

trachten. Namentlich alle Übergänge

im menschlichen Leben, in der Arbeit, in den Zeitabschnitten des Jahres pflegen von magisch-religiösen Formen umkleidet

zu werden®) (s. Trennungsritus, Übergangsritus). Dabei macht sich eine starke der zauberiNeigung zur Häufung ®). Groß ist auch die schen Mittel geltend Macht des Beharrens in diesen Bräuchen, die sich durch allen Wandel des religiösen Bekenntnisses hindurch zu halten vermögen 7), wenn ihnen auch oft ein anderer Sinn untergeschoben wird ®). 74. ı, Brauch u. Sitte 1) Sartori D. Relig. der Batak 114. 129. 2 Warneck *%) VierTirvol 53 (453). 3) Zingerle ® A. van im Globus 92, 21ff. kandt Les vites de passage. Paris 1909. Gennep Sartori in SAVk. 20, 177ff.” $ Helm 21, ı13 ff. in ZfVk, *') Andree ı, 8f. Sartori. ı, ııff. 8 Sartori

Brauchbüchlein, Die B. sind meist ge-

schriebene und von Geschlecht zu Geschlecht überlieferte Bücher, die Heil- und Zaubermittel, Segen und Beschwörungsformeln usw. enthalten!). Das Wort

& 1513

eg„bes von e Sinn im wird ‘‘ chen brau A „nen, besprechen‘* verwendet ®) und kann zurückgehen auf den Sondersinn des Wor} tes, wie er sich etwa aus einem Satze: „das man kein Zauberei, abersegen noch +

chen‘ 3) %% deutsche

berakha „Segen,

ambs

soll

prau-

ergibt, oder auf das jüdisch„Broche, Broiche, Bruche‘‘ aus

1) Fehrle

f 225;

creaturen

der

; beschwerung,

8 292

Feste

Becker

83.

Pfalz

Glück‘ *).

* Wuttke

(1925),

134.

166

137; A.

Über den Aberglauben im Elsaß (1880),

- 81; Martin-Lienhart E/sWb.2 (1904), Deutsche Volksk. (1898), 266. 279; Meyer

N.

1514

brauchen— brauen

*% MartinDWb. 2, 317. 3 Grimm Lienhart a.a.O.; Becker a.a. O. 137. Dagegen vgl. BlBayrVk. 11 (1927), 64. Jacoby.

brauchen s. besprechen. brauen. I. Das

Bierb.!) war

ebenso

Ehrenauf-

gabe der Hausfrau?) wie das Backen (s. d.): Als die beiden Weiber des Königs

Alrek von Hördaland zankten, veranstal-

tete der König einen Wettbewerb im Bierb.; die jüngere siegte, da ihr Odin seinen Speichel zum Gären des Bieres gab 3); auch sonst wird erwähnt, wie der Götterspeichel das Bier zum Schäumen bringt; nach der Sage der Esten brachte Noa das Bier mit dem Schaume des Ebers zum Gären®). Die Braut betet:in Mecklen-

burg beim

Eintritt

ins Haus 5):

Help Herr Gott! Wenn ik bru, so hew ik Bier, Wenn ik back, so hew ik Brot Wenn ich starw, so bun ik dot,

Mit diesem Gebet will die eben getraute Hausfrau Gelingen und Glück erflehen für ihre Haupttätigkeiten: Backen und B.; wo wir in Schleswig-Holstein Aufzählungen von wichtigen Hausgeräten haben, werden immer die Braugeräte angeführt®). Natürlich ging das gewerbsmäßige Braugewerbe immer mehr auf Männer über, aber auch hier überwogen die Frauen oft, und sogar kirchliche Behörden mit Braurecht hatten braxatrices angestellt, wie die Erzählung von der wunderbaren Rettung des Hauses der braxatrix ecclesiae sanctorum Apostolorum bei Caesarius v. Heisterbach zeigt’); doch finden wir schon im Capitulare de villis Karls des

Großen (um 80o) unter der Aufzählung der Handwerker, welche der iudex in seinem Dienstbereich haben soll, sicavatores, id est qui cervisam.... facere sciant ®); für die Pfalz soll der iudex gutes Malz (bracios) stellen „et simul veniant ibidem magistri qui cervisam bonam facere debeant‘‘ ®). Noch bis zum 15. Jh. weist Bücher 2%) für Frankfurt ein Überwiegen der Frauen im Braugewerbe nach. Im Norden haben wir 1282 das erste Edikt, das den Hausbesitzern das Brau-

recht zuerkennt 1). In Westfalen braute bis ins 19. Jh. jede Hausfrau ihr eigenes Bier 12), Im MA. blüht neben dem Hausb. ein bedeutendes Braugewerbe, das B. wird Privilegium der Klöster, Städte 1%) und Adligen 1), eines der frühesten Privilegien ist das Grutrecht, das Otto II. am

11. April 999 der bischöflichen Kirche von Utrecht verleiht und das von Heinrich II, 1002 erneuert wird 1°); seit dem 13. Jh. entbrennt zwischen den durch gutes Bier berühmten Städten ein rühriger Wett-

eifer 16); die Bierbrauer mußten als Abgabe den Bierpfennig!?) (Ravensburg 1639) oder Bierheller 18) (Aulendorf 1680) ent-

richten; neben diesen Einnahmen war vor allem das Grutmonopol, vergeben an Städte, Klöster und Adelige, eine gute

Einnahmequelle !); Grutbierb.s waren

der

Hauptsitz

des

die Klöster; seit 1300

drängt aber das Hopfenbier das Grutbier zurück 2%); auch viele Dörfer hatten öffentliche Brauhäuser %); die Bauern brauten bis in die jüngste Zeit besonders zur Ernte ??), bei Hochzeiten und Taufen ®) ihr Bier selbst, oft nur aus Mohrrüben, Zucker und Hopfen?) ; schon Liubene braute sein Grutbier, als er seine

Tochter verheiratete 2). Über die Braue-

reianlagen der Klöster sind wir durch den

St. Galler Plan sehr gut unterrichtet %); wie die Bauern Schleswig-Holsteins noch heute b., darüber gibt Mensing 7) eine kurze Schilderung mit den volkstümlichen Bezeichnungen bei Jostes steht alles über Westfalen ®%).

der Braugeräte, Wünschenswerte

Knaust befaßt sich weniger mit dem B. des Bieres 2), dagegen geht Stengel näher auf die Braumaßregeln, auf Be-

handlung der Fässer und Lagerung des Bieres ein ®), aus beiden schöpft Coler %).

1) In einer litauischen Version der Wechselbalgsage staunt der Wechselbalg die Hausfrau beim Brauen von alus an: ARw, 6 (1903), 160. ? Weinhold Frauen? 2, 5. 9; Hoops Reallex. ı, 283. 3) Altnordische Sagabibliothek

herausg, v. G. Cederschiöld, H. Gering und E. Mogk, Heft 14: Half{s-Saga v. A. Le Roy Andrews. 2, 21;

Halle 1909, 69—971. *) Ebert ZfVk. 1906, 392—93; bei den

Reallex. Göttern

spielen das B. und die Braukunst eine große Rolle: Edda: Die Sage von Hymir = 46 ff, Simrock u. Oegirs Trinkgelage = 52 ff. Simrock; vgl. Veröffentlichungen der Gesellschaft für die Geschichte und Bibliographie des Brauwesens: Bier und Bierbereitung bei den Völkern der Urzeit ı, Babylonien u. Aegypten (Berlin 1926) 24 ff. °) Bartsch Mecklenburg z, 65, 236; Finder Vierlande ı, 168. %) Mensing Schlesw.-H.Wb. ı, 536ff.); Fischer Schwäb.Wb. ı, 1367 (Augsburg 1324). ?) Dialogus

1516

brauen

1515

miraculorum

Strange;

vgl.

VIII,

62

=

II,

X, 31 = II, 240 Strange.

legum sectio II tom.

I, 87, 18.)

134—135

®) MG.

1. c. 88, 38 bis

39; vgl. 86, ı1. ©) Bücher Frauenfrage im Mittelalter? 80, II. 1) Weinhold Alt-

nordisches

Leben

153.

1)

Jostes

West-

fälisches Trachtenbuch 81; Sartori 2, 32; vgl. Wuttke Sächs, Volksk. 188. 1%) Heyne Hausaltertümer 2, 341 ff.; vgl. Bier A. ı; Schulte in den Annalen des hist. Vereins f. d.

Niederrhein,

Heft

85,

ı3off.;

Wuttke

Sächs. Volksk. 156. 11) AKultg. 1919, 4; auch andere Güter: Wuttke l.c. 448; 457—359. 1°) MG. Diplomata regum et imperatorum II, 739, 17/18 = III, 18, 5. 1) Heyne Le. 349ff. 1”) Fischer SchwäbWb, ı, 1104. 18) l.c. 1103. ®) Schulte Le. 133—139. %) Ders, 140. %) Heyne Lc. ı, 195. ®) Mensing lLc.; Jostesl.c.; BlpommVk, 4,71. ®) Finder Vierlande 2, 207; ZiVk. 1893, 399 (Saterland). 2%) ZfVk. 1901, 469 (Mark); Ebert AReallex. 2, 21. ®) Steinmeyer Ahd, Sprachdenkmäler

(1916), 401 Nr. 82, 1. %®) Heynelec. 2, 343. 27) lc. 536 ff. 2%) Tostes Le. 78 IM, 2») Knaust Fünff Bücher von der Göttlichen und Edien Gabe, der Philosophischen, hochthewren und wunderbaren Kunst, Bier zu brawen. 1573; hier wird die spätere Er-

furter Ausgabe

1614

in diesem Lande

allerhand auffmerkungen

(Exemplar

in der Frank-

furter Stadtbibliothek) zitiert: p. 8 ff, u. 14 ff. %) Bewerte Bierkünste; welcher Maßen das Bier .,...

beschrieben durch Justum Stengel, Erffurdt 1616; cap. 1—6; Stengel bringt auch viele Mittel gegen Schadenzauber böser Leute, 3) Coler 2off.; 31 ff.

2. Das B., vor allem das B. der Hausfrau im Norden, wird infolge der Angst vor Dämoneneinwirkung und vor dem

bösen Blick gehässiger Nachbarn zu einer

mit Vorsichtsmaßregeln umrahmten Zeremonie, wie das Backen; beide Geschäfte stören die bösartigen Kobolde, diese werden beschuldigt, wenn das Brot oder das Bier nicht gerät; in Niederdeutschland heißt schlecht gebackenes Brot Quarges back (Quarg = Zwerg) und mißratenes Bier Quargesbier ®); nach sächsischem Aberglauben wohnt die Braukatze 3) im Brauhaus, ein Kobold, der aber besonders

die Nachtwächter ärgert (vgl. Bier 4—5), und schon die alten Ägypter hatten ihren Bierdämon 3); die Litauer verehrten

einen

besonderen

Gott,

„Raugupatis,

der gott, der die gehr hilfft, wenn das bier

wol

giret,

der

teich

wol

säuret‘,

nach

Matthäus Praetorius 3), und Lasicius berichtet 3%): Rauguzemapati offerunt posteaque ebibunt primum vel cervisiae vel aquae mulsae e dolio haustum. Heute wird Nikolaus ®”) von den Bierbrauern verehrt; in Flandern verehrt man

den Gambrinus ®) (s. d.); bei den Esten durfte man am Thomastag nicht b., weil sonst der schwarze Thomas im Küwen saß und das Gebräu verdarb 3), Als Gegenmittel gegen Schadenkobolde legt man in Gotland ein Steinbeil in den Braukessel *); die Braugefäße werden aus Vogelbaumholz gemacht 41) (vgl. Butter und Milch); der Kessel wird in Norwegen geweiht, bevor das Malz hineinkommt *2). In Schleswig %) legte man beim B. ein Holzkreuz auf den Bottich und streute auf jedes Ende Salz gegen Verrufen des Bieres; Stengel 4) empfiehlt gegen Donner, reine Tücher auf den Bottich zu legen und ins Gebräu Salz, Kieselsteince und Lorbeerblätter; auch stellte man

einen Querbaum in die Türe, um Unreine fern zu halten, die das Bier verderben

konnten %). Stengel %) bringt schon die Ansicht, daß eine foemina menstrualis das Bier sauer werden lasse, und in Thüringen heißt es: Wenn eine Frau die Menstruation hat, soll sie keine Brauerei betreiben,

sonst schlagen Bier (s. Milch), Wein und Essig um *), Feilberg berichtet, wie sehr

die nordische Hausfrau ®) beim Bierb. (wie beim Backen) den bösen Blick fürchtet; eine Hexe kann bewirken, daß das Bier von Ungeziefer wimmelt; kommt eine verdäch-

tige Person, so deckt man rasch den BotF tich zu ®); der Schwede steckt beim Ein-

einen Feuerbrand in

tritt eines Fremden

die Bierpfanne ©). Ist ein Braugefäß in Estland beschrien, so läßt man ein Pferd darauf nießen 52), ist es vom bösen Blick besehen, so rührt man mit dem Stock

ı eines Bettlers darin 2). „Beim B. lege ” man einen Strauß großer Brennesseln aufs Faß, so schadet kein Donner dem Bier‘‘,sagt dieRockenphilosophie ®) ; diese rät auch: „beim B. gesungen, gerät das

5; Bier‘ 5) (vgl. Bier 87). Ehe man die Bierhefe in die Maische legt, wird sie mit einem grünen Eichenzweige bestrichen®®); wenn man die Hefe ins Bier wirft, muß

man kreischen, damit das Bier gärt ®). Wenn das Bierb. mißlingt, trifft Unglück

ein ®).

%) NddZfVk. 79.

Volksk.

%)

5;

1926,

Meiche

Lauffer Sagen

53,

Nädd,

53.

%) Sphinx 15, 130 ff.; ARw. 17, 208; über Bier im Götterkult der Babylonier vgl. die A. 3 ziUsener %°) S. 32; zierte Abhandlung.

Po%) Joh. Lasicii Götternamen 100. loni de diis Samogitarum libellus hg. vV. Riga 1868, 122; Usener

W.Mannhardt.

3) Albers

lc.

%) Ablei-

Das Jahr 311.

von

primus

Jan

Herzog

von

tung

Bra-

bant ist bestechend: Monatsschrift f. d. Gesch. K. G. Westdeutschlands 4 (1878), 88—89;

Über deutsche Volksetymologie © Andersen 241; aber wahrscheinlicher ist die Herleitung

von

1518

braun

1517

cambrarius:

Schulte

37ıf.;

l.c.

natürlich

logische

L. L.

Thes.

145—146;

ist

Verbindung

eine

mit

s. v. cambarius;

Heyne

spätere

Jan

lc.

2,

volksetymo-

primus

nicht

ausgeschlossen, vgl. Coler 20 ff.; über Dionysos als Gott des Bieres vgl. Frazer 5,1,2 A.I; Classical Review 15 (1901), 23. ”) Boecler Ehstien

93;

in Norwegen

darf

man

am

Sonn-

und b., weil sich backen nicht wendtage sonst der Rost im Brauhause umdrehen würde:

Liebrecht Zur Volksk. 315, 32. %°) Mon69; Schwedens Kulturgeschichte telius NddZfVk. 1926, 5 A. 'ı. 4) Germ. Mythen

101. %) Liebrecht 1l.c, 315, 30. *) Mensing 1l.c. 537 mit Literatur; Zf{Vk. 1914, 56, lc. 315, 31; Heck28; vgl. Liebrecht scher 383; Seligmann Blick 2, 16. l.c. 406 c. 58. 4) l.c. cap. 8; vgl. Coler ) Mensing Lc.ı, 537; vgl. A. 43. *9)1.c.

Thüringen 2, 278 cap. 8. °) Witzschel Nr. 24. ®) Aus ähnlichen abergläubischen Mo-

tiven wird bei den Birmanesen das B. zur heiligen Aufgabe: Zwei Weiber werden ausgelost; sie dürfen

nichts

Saueres essen und kei-

nen Geschlechtsverkehr haben, sonst wird das Bier sauer: Frazer 23, 200. %) ZfVk. 1901, 306; 321—22; Feilberg Dansk Bondeliv ı®,

89ff.; Seligmann Blick 1, 236; vgl. Sartori Sitte u. Brauch 2, 32. ®) Mannhardt GM. ıor. ®%) Seligmann ı, 289. Mythologie 3, 52) Ders. ı, 336. ®) Grimm 445, 336; vgl. Bier A, 134—135; Sartori 2, 16 A. 34; vgl. A. 42a. *%) Grimm l1.c. 1ı, 126; °) Strackerjan 3, 445, 347. W.

tori

477.

717;

2,

5)

PommWVk.

Seligmann

32;

4, 71;

2,

60;

Strackerjan

vgl.

Knoop

l.c.

Hinterpommern

Sartori

4 (1893), 159, 145.

2,32.

”)

2,

Sar-

183;

226,

Bl.

Urquell

3. Weniger romantisch und nicht abergläubisch, aber nicht weniger gewissenhaft war die Sorge der Stadtbehörden beim B.; nach den Nürnberger Polizeigesetzen wurde der Braumeister vereidigt; ungenießbares Bier schüttete der Henker öffentlich aus ®); in Schwaben mußte der Bierküster 5) das Gebräu besichtigen und prüfen (Verordnung von

1543); schlechtes Bier wurde durch die Polizei ausgerufen ©); daher die Redensart: einander das Bier verrufen = einander schlecht machen (Augsburger Verord. v. J. 1552). Die Bierbrauer haben Zunftgepflogenheiten, ihre besonderen besonders die Brauburschen %), wenn sie auf Wanderschaft eine Gabe heischen,

5) Peters Pharmazeutik 2, 209 ff. ®”) Fiı, ®) Ders. ı, ı103. SchwäbWb. scher 313; Überlingen %) Lachmann 1104. MschlesVk. 1897 Heft 4, 61; Erl. Hmtbit. 3 Eckstein. (x920), 154.

braun. Für den Ursprung der Farbenbezeichnung b. im entsprechenden Tier-

fell sprechen älteste und häufigste Verwendung wie auch Etymologie: zur nämlichen Wurzel gehören ‚„‚Meister Braun‘ (s. Bär) und Biber (s. d.); vgl. auch #pöwn (s. Kröte) ?). Vorbedeutung. Alte Bauernbeobachtung schließt aus dem Winterpelz der Tiere auf das Eintreten rauher Witterung. Behalten im Spätherbst die Wiesel lange Zeit ihren b.en Pelz, wird der Winter mild; färbt sich der Pelz aber bald weiß, gibt es einen strengen Winter mit viel Schnee ?). Aus dem Brustbein der Martinsgans, gegen das Licht gehalten, kann man schließen, wie der Winter werden wird: weiße Flecken deuten auf

Schnee, b.e (seltener: rote) auf Frost und Kälte, und zwar so, daß der vordere (am

braun

nachten

weiß

bezeichnet %.

das auch

Die

in Reimen

Bauernregel

auszudrücken:

Ist’s Brustbein der Gans b., Wirst du viel Kälte schaun, Ist’s aber weiß, Viel Schnee und Eis %),

Schon

1455

klagt

der

Leibarzt

des

Herzogs Albrecht von Bayern: ‚,Vorzeiten giengen die alten pawren uff den ainöden damit umb, nun ist der ungelaub gewachsen in küngen fürsten und dem ganzen adel, die an sölich sach gelauben ®).‘‘ — Begegnet man einem Schimmel und einem B.en, sieht man heut noch seinen Geliebten 9). Volksmedizinisches, Man nagle eine b.e Schnecke mit hölzernem Hammer an den Türpfosten; sobald sie

vertrocknet,

dörren

auch

die Warzen

ab”). Gegen die „häutige‘‘ (s. d.) 8 kocht man sieben rote in Weinessig und bindet den tauchten Leinlappen möglichst den Hals mit den Worten:

Bräune Schnecken darein gewarm um

Tod und Bräune gingen durch das Land, Da begegnete ihnen der göttliche Heiland Und jagte sie über die Felder In

alle

Wälder ®).

Der Saft der Brunelle (s. d.), auch „Braunheil‘* genannt, ist als Gurgelwasser ein altbewährtes Mittel gegen Bräune und Mundfäule 1°); auch gegen Frauenleiden *!) und als Augenwasser !?) fand die Pflanze Verwendung. — Mit Bra unkohl— wer dies verbreitete Gericht zu Weihnachten nicht ißt, bekommt Eselsohren — füttert der Knecht am Heiligabend oder in der Silvesternacht die Pferde, möglichst mit gestohlenem, um das ganze Jahr wohlgenährte, glänzende Tiere zu haben !); deutlich wird gesagt: jede Kuh und auch jedes Pferd bekam ein Blatt Braunkohl, die Schweine

dagegen nicht 1%). Verschiedenes.

behalten

im

Tode

Be

ihr Licht,

Augen

blaue

bre-

chen ?®). Sonst ist die Wertschätzung b.er und blauer Augen landschaftlich natürlich

sehr verschieden !%), — Auf Rügen unter-

scheidet man neben weißen und schwarzen auch bie Unterirdische?).

)Schwentner Untersuch, über Gebrauch u. Bedeutg. d, altgerm. Faybenbezeichn, 56 ff,; Schrader Reallex.? ı, 161; Kluge EtW. 67. Mhd, kann b. auch violett und purpurrot

bedeuten. ?) Pollinger Landshut 229 und 230; vgl. Zingerle Tivol 92 Nr, 785 und 118 Nr. 1055. °) Thiele Folkesagn 11 Nr. 53

(m. Lit.);

Wirth

Beiträge

4/5,

ı19 und

455 Nr. 414.

*) BlpomVk,

8, 118 Nr. 16; vgl.

a. Nr. ı7 und 18. 5) Grimm Myth. 3, 433. °) Müller RheinWb. ı, 930. ’) Grimm Myth. 3, 471 Nr. 975. ®) Im allgem. bezeichnete man mit Bräune eine ganze Anzahl von Krankheitserscheinungen, nicht nur Halserkran-

kungen; man ‚,beutete‘“ die Kopfrose noch 1905: „OBraun, wo webst du? , . . Ich will Kräu-

ter suchen und dich vertreiben.‘ (ZfrwVk. 5, 94.) Bräune = Rotlauf: Arndts Schrift. 3, 512f. (bei Heckscher 126. 140). 9 Meyer Baden 575 = Zimmermann Volksheilkde 30, 1) Müller Kryduterbuch (1871), 5281.; Frischbier Preuß, Wb. 105; Schweizld. 5, 652; SchwVk. 7, ıo (15. Jh.); Marzell Kräuterb. 275. 1") Zahler Simmenthal 68 f. Ist dabei etwa an die Gleichung mit mhd, briune (vulva) zu denken?

12) SchwId, 5, 187. 1%) Kuhn Märk. Sag. 379 Nr. 27; Abergl. und Sympathie in d. Alt-

Engelien

u.

Beitr. 4/5, 13; 6/7, Wirth 239; Lahn 5. 1) ZfVk, ı (1896), 430. *°) Zingerle Tirol 48 Nr. 423. *%) Vgl. z. B. Fischer SchwäbWb. x, 1180 und SchweizId, 5, 647. (ed. Meisner u. Geerds) »”) E. M. Arndt 5, 104; vgl. dazu und zu den schottischen Myth, ı, 368; 3, 125; „brownies‘‘ Grimm B. als Farbe

Heckscher Reg.;

Wesen: 1895,

Ordbog

Feilberg

4, 67.

übernatürl,

7, 114 Nr. 12;

29; BlpomVk.

©) ZfVk.

117 Nr. 5.

”) Megenberg ») Schrader a.a.O. Buch der Natur 41. %") Fischer Aberglaube 280f. %®) Lammert 248. %®) Reiser AUgdu 2, 314. *) Schönwerth Oberpfalz ı, 428; vgl. a. die Hexentanzringe (gelb und rot). Schewe,

Bräune. Für Angina und Diphtheritis

gab es früher die Bezeichnung ‚‚Häutige

BD).

Zukächst gilt die Homöopathie: Man bindet ein mit Butter bestrichenes blaues

Zuckerpapier um den Hals des kranken Kindes (Unterfranken) ?) oder ein blaues Tuch (Schweiz) %. In Mecklenburg bewahrt

man

sich

vor

der

B.,

wenn

einen blauen Wollfaden um den bunden trägt %). In Tirol hängt Kranken einen roten Faden, mit wurde, erwürgt Kreuzotter

Hals 5).

40;

ZirwVk. ı0, 22; Fogel Pennsylvania 238 f. Nr. 1233 (m. Lit.); Grimm Myth. 3, 445 Nr. 341 (Rockenphilos.) und 468 Nr. 911; Steiner Tiere 2, 245; Tettauu. Temme 279 Nr. 15; rot: Jahrb. d. Ver, f. mecklenb. Gesch. u. Altertumskde 9 (1844), 219 (m. Lit.); BaltStud. 33 (1883), 123; Curtze Waldeck 403 Nr, 164 (m. Lit.); Kuhn u. Schwartz

6;

1894),

(Bismark

mark

he a

beins die Winterzeit vor bzw. nach Weih-

— In Besprechungsformeln spielt die b.e Farbe eine geringe Rolle einmal zur Bezeichnung der erkrankten Tiere, dann um ja keinen der in Betracht kommenden, durch die Farbe zu kennzeichnenden Krankheitsdämonen zu übersehen (Schlangen, Würmer, Rotlauf) 1). — Oft schwankt b. nach schwarz (s. Trauerfarbe), rot (s. a. Anm. 8) und gelb, wie ja die Einzelsprachen das B. oft im Hinblick auf diese Farben benennen !9). Dafür noch einige Beispiele. Wer träumt, er sehe viel schwarze oder b.e Dinge, hat viel schwarze Galle oder Melancholie im Leibe 2%), Die Zigeuner vernageln gegen Feuer b.e Kugeln an den Hauptbalken der Scheune 2), Gelbsucht wird von Gegenständen gelber, b.er oder schwarzer Farbe angezogen oder auf dieselbe übertragen ??). Vereinzelt gegenüber gelb (s. d.) heißt es: wer b.e Finger bekommt, stirbt bald 2%). Wo der Bilmschnitter ging, sind die Halme ganz b. 2%).

Ca

Brust-

mL

Teil des

Ba

der hintere

A

bzw.

Bräune—Braut,

‘1521

EL oe

Halse)

1520

EEE

1519

Hals man dem um

man

gedem eine den

Oder man macht einen Umschlag aus einem frischen, in Wein oder Milch gekochten Schwalbenneste %) oder aus dem Hirn einer schwarzen Katze’); oder man ißt am Palmsonntag Palmkätzchen ®). St. Blasius ®) gelten Als Heilpatrone und Jodocus 29). )

Höfler

Krankheitsnamen

65;

Höhn

31%

?) Ho-

Volksheilk. ı, 139; Hovorka-Kronfeld

2,

697;

Hoops

Reallex.

ı,

%) Wettebd. vorka-Kronfeld Volksabergl. stein Disentis 172. *‘) Busch 76. ©) ZfVk. 8, 172. %) Staricius Heldenschatz (1679), 523; Schwalbennester empfehlen (4, 4) u. Plinius (30, 4). schon Celsus Steiermark %) Fossel 8537. ) Wuttke Oberpfalz 3, 262. Schönwerth 99; Bayrisch Land und Volk 72; * Schlicht

Fontaine Eifler Volksk.

Luxemburg 65.

ı9;

*) Wrede Stemplinger,

Braunwurz (Scrophularia nodosa). ı. Botanisches.

einen Meter

hohes,

(Skrofulariazeen)

zu

Einen halben bis

den B.gewächsen

gehöriges

Kraut

mit

vierkantigem Stengel und gegenständigen, eiförmigen Blättern. Die Blüten sind

1522

Bräutigam

schmutzig-braun. Die B. wächst häufig an Gräben, Bächen und im feuchten Gebüsch 2). ı) Marzell

Kräuterb.

359 £,

2. Die am Hals getragene B. soll ein gutes Mittel gegen Kröpfe sein ”). Sie wird gegen Skropheln verwendet, und zwar muß sie zu diesem Zweck zwischen den beiden Frauentagen gesammelt sein ®). Jedenfalls gab der knollig verdickte Wurzelstock der B. Anlaß zu diesem Aberglauben (signatura rerum!). Aus dem gleichen Grunde (oder wegen der Ahnlichkeit der Blüten) wird die B. gegen Blutgeschwüre in der Tasche getragen *), ferner wird sie beim Blutharnen der Kühe gebraucht 5). Früher scheint überhaupt die B. häufig zu sympathetischen Kuren gebraucht worden zu sein, denn Bock °) schreibt, daß die ‚‚Weiber seltzamer superstition‘‘ damit treiben. In der mährischen Walachei gebrauchen die Schafhirten die Pflanze gegen Verzauberung ”). Krdu2) Z.B. Tabernaemontanus terbuch 1731, 930; ZföVk. 6, 111; vgl. Ampfer, Gottschee ı8, *) Wartmann 3) Satter St, Gallen

71;

in Bosnien

wird

die B.

auf

Kar-

bunkel aufgelegt: Wiss. Mitt. Bosn. Herceg. 7, 363. °) Krüger Mecklenburg 77. %) KräuterMarzell. buch 155%, Jır. 7?) ZfÖVk. 13, 24.

Braut (= B.), Bräutigam (= Bg.).

ı. Bedeutung des Brautstandes, — 2, In Erwartung der Brautzeit, — 3. Gewinnung der Braut. — 4. Das glückhafte Brautpaar. — 5. Das gefährdete Brautpaar. — 6. Allerlei Aberglauben im Hinblick auf die Ehe, — 7. Fortwirkendes Brautglück in der Ehe, — 8. Braut als Glückstitel, Maibraut. — 9. Gottes- und Teufelsbraut,

gilt als ein Stand des 1. Der B.stand Glückes, verleiht tieferes Lebensgefühl, erhöhte Lebensmacht. Der Volksglaube sucht das Wann und Wie dieser Glückszeit zu erkennen, sie herbeizuführen, ihren

Segen für Gegenwart

und Zukunft

aus-

zunutzen und ihre Gefahren abzuwehren. B.zeit ist mehr noch als Geburt der Ge-

genpol zu Sterbezeit; die Wege, auf denen B. und Bahr kommen, sind bedeutungsvoll. Selbst die Kirche, wo sie den weltlichen Sinn gemeistert und das wahre Leben ins Jenseits verlegt hat, führt die Seelen als Bräute dem himmlischen Bg.

1523

Braut,

zu, so dem Volksglauben das tiefbegründete Recht auf eine besondere Beachtung der B.zeit als einer Zeit der notwendigen Erlösung des Ich im Du nachdrücklich bestätigend. „Dat is man ‘ne ulle slechte Dirn, de kenen Broegam hett‘, sagt man in der Lüneburger Heide !). Wie in Indien heute auch die untersten Kasten, vornehmlich

aus abergläubischer Furcht vor der „Schande‘‘, ein unverheiratetes Mädchen im Hause zu haben, immer mehr zu den

Kinderheiraten

übergehen ?),

so

auch bei uns der Volksglaube keine

digen

(s. d.)%,

daher

gibt

man

duldet Le-

dem

unverlobt verstorbenen Jüngling eine schwarz-verschleierte ‚,B.‘ mit ins Trauergefolge *) und ledig gestorbenen Mädchen, ja selbst Kindern, den B.kranz ins Grab, oder man richtet zum Leichenbegängnis dem Toten die versäumte Hochzeit zu ®). Andererseits glaubt man, daß Mädchen, die als Bräute sterben, auf Kreuzwegen so lange tanzen, bis ihnen der Bg. nachgestorben ist ®). Der alte Aberglaube an

die bindende Gewalt des gegebenen Versprechens und an die Notwendigkeit seiner Erfüllung, weniger aus sittlicher Frei-

heit als aus der zwingenden Wirkungskraft des gesprochenen Wortes selbst (vgl. Wikingergelübde, Weissagungen und Verwünschungen im anord. Schrifttum), zeigt sich hier noch wirksam. Ihren vor tausend Jahren gefallenen Verlobten erneuern nach französischer Sage die „Dames des Pres‘ alljährlich einmal das einst gegebene Gelöbnis ?), und eine andere Sage deutet drei menschenähnliche Felsenriffe als drei treue Bräute, die hier einst am Meerstrand auf ihre Verlobten

vergeblich warteten ®). Das Märchen erzählt von verzauberter B. oder verzaubertem Bg. in Tiergestalt, die durch

Treue erlöst werden, von vergessener und untreuer B.%. Eine B., die sich verschwur: ‚Wenn ich einen anderen denn Dich nehme, so hole mich der Teufel auf der Hochzeit‘, wird, da sie es dennoch

tut, und

vom Teufel pünktlich abgeholt 1%, Volkslieder singen vom höllischen

Reiter, der die untreue B. in seinen ewigen Unfrieden entführt 2).

Bräutigam

1524

') Kück Züneburg 154. ®) Joll y Recht u. Sitte 58; 3) Naumann Gemeinschaftskultur 38 ff. *) Laube Teplitz 33. 5) SchwVk, 11, ı3ff. % Rochho 1z Sagen 1, 291. ?) Sebillot Folk-Lore 2, 204. %) Ebd. 2, 95. *) Tegethoff Amorwu. Psyche 27 ff. 50 ff. ©) Meiche Sagen 466, 1) Erk-Böhme I,

625—631.

1525

Bi zu

drei Lichter in einer

Stube,

so

wird ein Mädchen B.!®), und wen’s in der Nase juckt,

der „riecht‘‘ eine B. oder er-

wird

das

Mädchen

B.,

noch

ehe

das

Kleid abgetragen ist !7). Bleibt ein Zweiglein am Kleid eines Mädchens hängen, so wird sie bald B.18); ein junges Mädchen,

das Trauzeuge ist, wird binnen Jahresfrist B.19), desgleichen, wenn es beim Essen zwischen zwei Schwestern oder zwei Brüdern oder an der Tischecke zu sitzen kommt ®), Hierher gehören auch die vielfachen Versuche bei Mädchenzusammenkünften (Flachsrupfen, Spinnen, B.kaffee u. a.), die nächste B. herauszu-

bekommen. Wer in seinem Anteil (Kuchen u. a.) einen bestimmten, versteckten Gegenstand findet, wird die nächste B. Beim B.kranzaustanzen pflegt in Niederschlesien die B. mit verbundenen Augen einer

Gefährtin

den

Kranz

aufzusetzen,

erhascht %), Schmuck zu

hofft selbst tragen. Und

und diese ist dann die nächste B.2). Wer beim Zerreißen des Kranzes die erste Blume bekommt ??) oder ein Stück vom

Brautschleier bald solchen

Stücke vom B.kuchen, der über dem Kopf der B. zerbrochen und unter dic Mädchen verteilt wird, legen sich die

Heiratslustigen unter das Kopfkissen, um den Zukünftigen im Traum zu sehen *), Von der Thomasnacht bis zur Weihnacht brauchen die Mädchen nur ein Wachskerzchen in den Schuhen

es

dann

und

stellt sich

ihnen

zur

Seite %®), Be-

erfahren, und ist nur in Zeiten, wo eine strenge sittliche Ordnung und hohe Persönlichkeitsgeltung der Frau (wie im heidnischen Island) durch Sittenverfall und Herabsetzung der Frau abgelöst wird,

der zukünftige | licher Zeit keine wesentliche

* Bg.schau. Nacktheit und Wasser (Quell, ‘ fließendes, stehendes Wasser, Wasch-

” gchüssel) 2), aber auch Kranz, Laub und Lichter u.a. spielen dabei eine wesent-

liche Rolle 7). Dem Mädchen, das sich im Bache wäscht, über den ‚,B. und Bahr‘ ziehen, und sich mit nassem Gesicht ins Bett legt, wird im Traum der Zukünftige erscheinen, es abzutrocknen ®%). Die Viel-

fältigkeit dieser B.orakel und Vorstellungen vom Bg. als Traumgast macht vollständige Angabe unmöglich (s. a. f Liebesorakel). Bedeutungsvoll ist der A

letzterwähnte Wunschtraum vom Zukünftigen als eine Wurzel des Märchentypus von Amor und Psyche *%), in klassischer Dichtung verklärt durch Kleists

$. Käthchen von Heilbronn (IV, 2). 2”)

hi

Grohmann 71. 1) ZfVk. 24 (1914), 55. *) Birlinger Aus Schw. 1, 415. 15) Unoth 183 Nr. 61. 1%) Ebd, 184 Nr. 93. 2) Ebd, 183 Nr. 55. 2?) SchwVk, 3, 74. ») Strackerjan ı, 31. % Meier Schwaben 2, 506. %) Drechsler ı, 277; John Erzgebirge 101. ?) ebd. °3) Ebd. 102. M) Mannhardt Forschungen 361. ®%®) Franzisci Kärnten 32. ®%) Kuhn Westfalen 2, 123 ff. 2) ZirwVk. 3, 63ff. ®%) Franzisci Kärnten 32. *) Tegethoff Amor u. Psyche 85.

3.

Die

Worte

„„‚B.‘

und

1526

| bzw. deren Sippenvertreter, in geschicht-

sonders sind die Andreas-, Matthias- und Thomasnacht (s. d.) geeignet zu solcher

Bg.

Bräutigam

der

während

a} ®.

fährt sonst eine große Neuigkeit 1%), Zerbrechen beim Nähen viele Nadeln,

so

und

Mette anzuzünden,

marschen glaubt man eine heimliche B. im Hause, wenn das Schüssel-Aufwaschwas-

Brennen

tragen

3

2. Wenn um das Haus die Schwalben fliegen, wird bald ein Mädchen darin B.; denn über jeder B., sie mag sein, wo sie will, fliegen die Schwalben !2), In Dithser kocht !%). In Weingarten (Schwaben) gibt’s eine B. im Haus, wenn an einem Gefäß ein hölzerner Reifen springt 14).

Braut,

‚,Bg.‘‘,

heute

bei uns vorwiegend auf die Verlobten angewandt, bezeichneten ursprünglich nur die B.leute am Hochzeitstage, daneben dann auch die Jungverheirateten. Erst im späten MA. kommt der Gebrauch der Worte für die ‚‚Verlobten‘‘ auf, in England und Skandinavien bleibt er überhaupt unbekannt %). Gleichwohl sind nach altgermanischer Sitte „, Verlöbnis und Vermählung‘‘ durchaus nicht „eins‘‘ 3); die anord. Quellen berichten viel volkskundlich Beachtliches über die B.zeit 2), die durch bösen Zauber gestört, durch Treuc geheiligt wird. Die Form der B.gewinnung, der B.ka uf (s. Verlobung), — das Wort ‚,Kauf‘‘ gemäß der Bedeutung des anord. kaupa genügend weit gefaßt 3), — hat als Unterhandlung zwischen Bg., bzw. Werber, und B.,

von freier Übereinkunft

Änderung

zu rohem

Ge-

schäft ausgeartet. Der B.preis kann im Altgermanischen, wo jeder Gabentausch innerlich bindende Kraft hatte %), nur die nötige Gegenleistung der Sippe des Bg.s zur Voll-

endung des mit der Verlobung bedingten Sippenbündnisses gewesen sein %®)., ‚„‚Es

kann also nicht davon die Rede sein, daß der germanische Vater seine Töchter an die Schwiegersöhne verhandelt habe‘‘ 3), Der in der B.zeit beliebte Austausch von Geschenken verrät gleichfalls nur das Bestreben, ‚ein künstliches Verwandtschaftsverhältnis zwischen den beiden Familien zu begründen und so fest wie möglich zu knüpfen‘‘ 9). Der B.raub (s. Verlobung) ist bei germanischen Völkern nicht als Entwicklungsstufe nachweisbar, sondern war im-

mer nur eine je nach der herrschenden Gesellschaftsordnung und dem Stand der Sitten in verschiedenem Umfange mög-

liche Trotzhandlung abgewiesener oder die im heidaussichtsloser Bewerber, nischen Norden von Menschen und Gottheit (Thor) geahndet wurde. Wir deuten die im Volksbrauch fortlebenden B.Bu.raubspiele falsch, und kaufbräuche wenn wir diese Bräuche als Reste einer „barbarischen‘‘ Sitte betrachten, und wir können die Glücksmacht, die der Volksglaube gerade der B. zuschreibt, und die sorgende Liebe, mit der die sie umgebende Gemeinschaft sie auf dem Wege zur Hochzeit begleitet, nicht verstehen, wenn wir sie statt aus ererbter Achtung vor jenem heidnischen ‚„‚sanctum et providum‘‘ aus Veredelung durch christliche Zucht erursprünglich der klären. Der B.l1lauf, Zug des Bg.s mit der B. ins eigene

Heim 3), Umzug,

später

wurde

vielfach

schließlich

ein

feierlicher

vielerorts

ein

Wettlaufspiel am Hochzeitstage (s. d.). Auch die merkwürdige Sitte der B.s-

Braut,

1527

schau, im alten Testament erwähnt, am byzantinischen Hofe im 8. und 9. Jh. bezeugt, von da mit dem Byzantinismus und der orientalischen Bewertung der Frau an abendländische Höfe übertra-

gen 9), ist auf germanischem fremd. Die in der Snorra-Edda teilte Sage von der Riesentochter die sich aus der Schar der Götter Gatten nach den schönsten Füßen

Boden mitgeSkadi, einen wäh-

len darf, und so statt dem erhofften Baldr den Njörd bekommt, zeigt im Gegenteil eine Art Bg.sschau, die sich aber freilich ebensowenig als altgermanische Sitte nachweisen läßt. Ländliche B.märkte am Himmelfahrtstage, wie jener aus Kindleben bei Gotha bezeugte ®), sind entsprechend zu beurteilen. %) Hoops Reallex, ı, 510. %) Müllenhoff Altertumskunde 4, 304. %) Vgl. Kormäkssaga, Gunnlaugssaga, Bjarnarsaga Hitdcelakappa u.a. %) G. Neckel Altgerm. Kultur 45; %) V.Grönbech Vor Folkeaet % oldtiden 3, 6off. ®) Amira N.O.R. ı, 533 ff.; z, 659 ff. 3%) Neckel Altgerm. Kul-

tur 45.

7”)

%®) Hoops Byzanz ı0,

4. Der

Bächtold

Hochzeit

ı,

232

ff.

Reall. ı, 511. ”) Dieterich %) Mannhardt ı, 449.

im

Germanischen

so wichtige

Glücksbegriff 41), ‚„‚ein Punkt im Herzblatt germanischen Lebens‘ 2), hilft den Aberglauben an die besondere Glückhaftigkeit von B. und Bg. erklären. Dem B.paar mit seiner vereinigten und erhöhten Glücksmacht, die nach der Hochzeit hin ständig sich zu vermehren scheint, kann, wie man im Allgäu glaubt, selbst die Wilde Fahrt nichts anhaben %). Gern wählt man aus demselben Grunde ein B.paar zu Paten **) und glaubt, das getaufte Kind werde nun besonders viel Glück haben ®). Wenn einem ein B.paar begegnet, hat man Glück *), andererseits schließt man, wenn einem Hochzeitszug ein anderes B.paar begegnet, auf frühe Trennung der geschlossenen Ehe durch den Tod *). In Basel soll als altes Heil-

mittel gegen Überbeine empfohlen worden sein, das Überbein reibend auf ein

B.paar zu blicken, und diesem durch einen Spruch das Übel anzuwünschen,

d. h., es damit aus der Welt zu schaffen®). Sagen und Märchen knüpfen sich gern an

Bräutigam

Braut,

1528

diese Zeit übernormaler Lebensmacht. Das Fräulein von Karpfenstein (Grafschaft Glatz) erscheint alle hundert Jahr einmal einer B., und diese zieht aus der Art der Erscheinung Schlüsse auf den Ausfall der Ehe %). Und nach einer Thüringer Sage ging ein armes B.paar, auf sein Glück vertrauend, zur „Prinzessin‘ in den Kyffhäuser, dort Teller und Schüsseln zum Hochzeitsschmaus zu leihen, und kam nach kurzweiliger Bewirtung — 200 Jahre später — wieder ans Licht der Sonne ®),

(trat und heimwärts dann von einem Dämon übel zugerichtet wurde *°). Ob man ggum Vergleich auf gewisse Tabu-Vorstelungen Primitiver verweisen darf, wonach der Bg. kurz vor der Hochzeit (Malabar) Hoder das B.paar eine gewisse Zeit nach

der Hochzeit (Borneo) ”) den Boden "nicht berühren darf, ist angesichts der Tatsache, daß Tabu - Vorstellungen auf rmanischem Gebiete nicht einwandfrei Dezeuet sind, von vornherein zweifelhaft,

367 8553. ®) Frazer To3) Wuttke 8 Kl. Schr. 4, Kiemism 4, 256f£ff. 5) Usener Bulgaren 88. %) Ebd. 63. ggf. 5) Strauß

“) Grönbech Vor Folkeaet I. *?) A. Anwander Die Religionen der Menschheit 128. %) Reiser Allgäu I, 45. 4) Meyer Baden 22, %) Höhn Geburt 207; Z{Vk. 23,

279.

%) Dähnhardt

Volkst.

2,

Bräutigam

‚%) Rochholz

Sagen

2, 24.

6. Künftiges

Glück

und

F 20, 5.

89.

”) Frazer

Unglück,

vor

4, 46.

F allem in der erhofften Ehe, hängen von

5. Man sagt, „B.leute dürfen einander nicht zu sehr lieben, sonst gibt es einc

; stimmter Vorschriften ab ®). Sprichwör-

#)

#)

John

Erzgebirge

Kühnau

stein

Sagen

Thüringen

2,

96.

ı,

252.

%)

SchwVk.

233ff.

unglückliche Ehe‘‘ #), Wieweit

“allerlei Zufälligkeiten, aber auch vom KE Beobachten oder Außerachtlassen be-

%) Bech-

Ehglück‘‘

hier Le-

benserfahrung , wieweit „Angst vor dem Neid des Schicksals‘‘ den Aberglauben

gebildet hat, bleibe dahingestellt. Im allgemeinen gilt nicht schon der B.stand, sondern erst Hochzeitstag und Hochzeitsnacht (s. d.) dem Aberglauben als eine besonders gefährliche Zeit, die dem Neid des Schicksals und der Macht der bösen Geister besonders ausgesetzt ist. Zumal die Vermummung der B. und das Ver-

tauschen der B. (bei Primitiven °2) und

dann besonders auf slavischem Gebiet) 5) gehören hierher. In der Angst davor, daß ; Feinde der B. sie „berufen‘‘ und zur Ehe untauglich machen könnten, zieht siclı die bulgarische B. schon tagelang vor der Hochzeit abends sorgsam zurück 5%), und auch der Bg. wird dort vielfach in den letzten Tagen von ähnlicher Angst an das Herdfeuer gebannt und darf nichts arbeiten 9). Die Angst vor der Behexung (besonders vor der „impotentia ex malefico‘‘) ist auch in Deutschland, besonders am Hochzeitstage, vielerorten groß gewesen (s. Hochzeit und Geschlechtsverkehr). Nach einem Schweizer Brauch soll der Bg. zwei Wochen vor der Hochzeit die Dachtraufe nicht überschreiten, und die Sage weiß von einem, der das Gebot über-

wie:

ter

‚stand

wird

; baldigen

B.stand

‚Langer

oder:

kein

einem

„Aus

Ehstand‘‘,

kurzes

langen B.-

mahnen

zur

Mitternacht

Nach

Heirat ®).



E kann eine B. vor einem Haus, in dem keine Mannsperson ist, erfahren, wie sich der

| Bg. in der Ehe geben wird ®). Wünscht die B. einem Wiegenkind Böses, so stirbt . sie im ersten Kindbett %), und macht sie : einem

Kind

‘80 bekommt

ein

unfreundliches

böse

sie selbst

Gesicht,

Kinder ®).

f Das B.paar — oder nur die B. — darf an

den Sonntagen des Aufgebotes die Kirche | vielerorts nicht besuchen (Münsterland®), Mecklenburg %) u. a. O.), sonst wird die Ehe nicht glücklich ®), oder es gibt viel dürfen Bisweilen Streit ®). Wk ehelichen 'gelbst die Verwandten nicht beim Auf-

‘gebot zugegen sein ®). Teilnahme des B.-

# paares

an einer

Beerdigung

hat baldige

‘ Trennung der künftigen Ehe durch frühen

A

Tod zur Folge ®). Allerlei

Vorschriften

f, die Vorbereitungen Die

nicht

knüpfen

der Hochzeit

Ausstattungswäsche

mit

K zeichnen,

dem

sonst

künftigen geht

die

darf

sich

an

die

B.

(s. d.).

Frauennamen

Partie

ausein-

sie beim

ersten

; ander ®), Beim Nähen des B.hemdes 4. darf die B. nicht eher aufhören, als bis es

fertig

ist,

sonst

stirbt

den

1530

Gänsen

haben

will,

muß

sie es im

Gänsestall anziehen 7!). Sturmwetter

bei

der B.wäsche bedeutet Unfrieden in der Ehe”?). Dem Beg. ist jeder Blick in das Zimmer, in dem der B.st a at angefertigt wird, streng verwehrt ”3), und die B. darf sich ihm nicht vor der Zeit im B.staat zeigen, sonst gibt es eine unglückliche Ehe 7%), das unbedingt ein B.kleid, Vom neues sein muß ”), darf kein Flick fortkommen *°); auch meint man (Bern), daß es Unglück bringt, wenn eine B. ihr B.kleid selbst näht 7”). Auch den Hochzeitskuchen darf sie bisweilen nicht selbst backen ®); überhaupt darf, besonders auf

slavischem Gebiet, weder B. noch Bg. bei der Zubereitung der Hochzeitsspeisen helfen 7°). Aber man schenkt der B,., wenn sie selbst (oder der Hochzeitslader)

die Gäste einlädt, aus jedem Haushalt eine Schnitte Brot für die erste Suppe in

der Ehe, Eheleben Wichtig tag (s. d.),

um ihr damit ein glückliches zu sichern ®). ist das Wetter am Hochzeitsdenn Regen in den B.kranz

bedeutet zwar bisweilen (und wohl ursprünglich) Glück, Reichtum und Kindersegen %) (s. d.), meist aber Tränen und Unglück 8%). Deshalb soll nach allgemeinem Brauch die Braut die Katzen gut

füttern 3), Dabei an eine Beziehung

zur

altgermanischen Göttin Frigg = Freyja zu denken ®), weil in spätnordischer Mythologie die Katzen als Zugtiere von Freyjas Wagen auftreten, erscheint sehr gesucht. Von allen den Kleidungsstücken und Gegenständen, die, von der B. am Hochzeitstage getragen, ihre abergläubische Bedeutung außer durch die Trägerin durch den festlichen Tag gewinnen, B.band (s. Band), B.gürtel, B.haube, B.hemd, B.kleid, B.ring (s. Trauring), B.B.seide, B.schürze, schleier, B.schuhe, spielt der B.kranz eine besondere Rolle, Er muß mit Fröhlichkeit gebunden werden, wenn die Ehe gedeihen soll ®), er muß frisch ins Haar kommen ®); bekommt die B. zwei Kränze, so muß sie beide in einen zusammenbinden ®) und Getreide aller Art soll, kommende Frucht-

1531

Braut,

barkeit

den 8),

wirkend,

hineingeflochten

Bräutigam

wer-

Dieser Schmuck, als Ehrenzeichen am Ehrentag, steht nur Würdigen zu. Mit der

Drohung: „Wer einen B.kranz aufsetzt, ohne B. zu sein, wird nie B.‘‘, verhütet der Aberglaube jeden Mißbrauch ®). Da die Sitte dieses B.kranzes

(u. der B.krone)

wahrscheinlich durch die Kirche vermittelt wurde ®), um sich über germanisches und slavisches Gebiet gleichmäßig zu verbreiten, lag seine Anwendung als Tugendzeichen aus erzieherischen Gründen nahe: Der „gefallenen B.‘ ist er verwehrt, und die fromme Nachbarschaft wacht gern

darüber, daß keine ihn trägt, die ihn nicht verdient. ‚,Das Kränzel reißen die Buben ihr, und Häckerling streuen wir vor die

Tür!‘ (Faust I, Am Brunnen). Nach einer Sage aus Polnisch-Oberschlesien sprachen die Leute einst einer tugendsamen B, auf dem Wege zur Trauung die Berechtigung, den Kranz zu tragen, ab. ‚„„Da möge er verdorren‘‘ rief sie, und warf ihn fort. Aber er grünte an der Kirchhofsmauer viele Jahre lang %) (vgl. a. August Strindberg: Die Kronb.). Es ist in diesem Zusammenhange bedeutsam, daß aus

Östergötland der Aberglaube bekannt ist,

daß ein Mädchen, das einmal die Pfingstb. (s. d.) gespielt hat, nie eine wirkliche B.krone tragen wird ®), (Weiteres s.u. Trauung und Hochzeit.) Eine reizvolle Dramatisierung des verbreiteten Volksliedes: ‚‚,Es trieb ein Schäfer oben rein‘ ®), im Anhaltischen beim Mädchentanz aufgeführt ®%), 1äßt den Teufel der B., die durch ihr verstecktes und vom Schäfer gefundenes Kind als des Kranzes unwürdig erwiesen wird, denselben wieder zum Vergnügen der Zuschauer abjagen. ®%) Meyer

stock jan ı,

316.

Aberglaube

219.

®)

Witt-

Siebenbürgen 9ı. ®) Stracker-ii 109. %) Rochholz Kinderlied

©) Ebd.

316.

®%) Strackerjan

2, 193. %) Bartsch Mecklenburg z, 58. ®) Birlinger Volksth, 2, 342; John Erzgebirge 89; John VWestböhmen 255. %) Wuttke 369 $ 559. °) Andree Braunschweig

298,

%®)

John

Erzgebirge

6) Urquell ı, ı2. %) ZirwVk. 2") Bartsch Mecklenburg 2, 60.

und

Andree

Braunschweig 296, 7)

5, 7?)

89.

117. Ebd.

ZirwVk.

1532

Braut,

| 5, 119. 7%) Ebd, %) SAVk. 8, 268. 78) Urquell ı, ı2, ”) SAVk, 7, 132. %) Wuttke 369 8 560. ”) Tetzner Slaven 258, %) Höhn Nr. 5, 14 (1). %) Wuttke 371 8 563; Drechsler 2, 149. ®%) Andree Braun. schweig 304; Urquell 3, 165; Stracke rjan 2, 199 u.a. ®) Dirksen AMetiderich 45; ZfVk. 4, 326; Strackerjan ı, 21u.a3. $) Simrock Mythol. 601. 85) Bartsch Mecklenburg 2, 6o. ®%) Ebd. #) Andree Braunschweig 304. %) Bartsch Mecklenburg 2, 60. ®) SAVk., 7, 134. ®) ZfVk. 12, 473.

”) Kühnau Sagen 3, 283. %®) Mannhardt ı, 43zff. ®%) Erk-Böhme Nr. 212 a—f. *) Z{Vk. 7, 88.

7. Auch in der Ehe (s. d.) sucht sich die Frau und Mutter die Glückskräfte ihrer B.zeit und besonders des Hochzeitstages noch nutzbar zu machen. Sorgsam werden B.hemd, Schürze, Band, Strümpfe,

Schuhe, Kranz, Strauß u, a. aufbewahrt; die in diesen Dingen geborgenen Heilskräfte sollen die einstige Trägerin und Urheberin dieser Kräfte bis ins Grab begleiten ®). Das B.band der Mutter muß zur ersten Windel genommen werden 96).

das

Halstuch

der

einstigen

Braut

heilt

jetzt das Kind von Beschwerden 97), bes.

von, Gichtern‘‘®), Das von Krämpfen gequälte Kind erlöst die Mutter, indem sic es mit ihrem Brautkleid zudeckt 99), Streifen davon, um die Handwurzel gebunden, heilen die Fraisen bei den Kin-

dern 1%),

Auch

zieht

die

Bäuerin,

um

Flachs zu säen, einen Teil ihrer Hochzeits-

kleidung an 103, Der B.kranz, der Gebärenden in die Bettdecke genäht, befördert die Geburt; dem Kinde aufgelegt, erleichtert er das Zahnen 12) und vertreibt Fieber, Krämpfe 16) und jedes Gebrechen 1%), Auch zu Viehkuren ist er zu gebrauchen 105), und die Milch, durch den B.kranz geseiht, ge-

rinnt

nicht 1%),

Sein

rasches Vergilben

kündigt baldigen Tod 197),

Ahnliche Heilkraft Trauring (s. d.) auch

ı und

die B.schürze !®),

hat außer dem der B.schleier 2%)

In Siebenbürgen

(Propstdorf) muß der Täufling in die B.schürze gewickelt und mit dem Bıuıtucl zugedeckt werden 1). Auch die Zöpfe der „B.wocken‘‘ können „als Heilmittel gegen das kalte Fieber‘ gelten 1), Und von den B.schuhen glaubt man hier und da, daß

sie, solange sie nicht zerrissen sind,

die

F Frau vor Schlägen schützen 12),

») Gaßner Mettersdorf 84; Höhn Tod Nr.7, 320. %) Kuhn Müärk. Sagen 364. k#) Wuttke 360 8 542. ®) Meyer Baden

„40.

®) Frischbier

kvorka

u. Kronfeld

bmann

‚#) ler a») K';2) E. Nr. ‚)

182;

B 302.

a

1!)

73;

Ho-

Groh-

Böhmerwald

284.

John Westböhmen 196. 1) Drechsı, 279. 2) John Erzgebirge 53. Wuttke 360 8542. 1°) Ebd. 375 $ 569. Wuttke 448 8 406. 1”) Höhn Tod 7, 313. 1) Seyfarth Sachsen 274 u. a. Meyer Baden 40; Drechsler ı, 211;

360 8 542.

Siebenbürgen 82.

f MA

2, 206.

Schramek

EWuttke

I

Hexenspr.

1)

1% Wittstock

Andree

Braunschweig

112) ZIVK. 4, 160.

8. In teilweise übertragener Bedeutung erscheint der Glückstitel „‚B.‘ in mancherlei Volkssitten.

ä bei

den

Wir

vielfältigen

haben

vielleicht

Frühlings-

bräuchen die mimische Darstellung einer himmlischen oder dämonischen Hochzeit (s. d.), die bis zum symbolischen

Beilager (s. d.) als Fruchtbarkeitszauber k: getrieben werden kann; aber die Tat3 sache ist beachtenswert, daß sich der

%

&

deutsche Volksglaube dabei oft mit dem ! B.paar oder der B. begnügt, und also mehr an die der B. als solcher innewohnende Glücksmacht, als an eine grobe Beziehung zwischen menschlicher und „natürlicher‘‘ Fruchtbarkeit denkt. Ein „B.paar‘“, nicht ein Ehepaar, sucht man „im Grünen‘‘ 13) und holt es im

— fröhlichen Zug ins Dorf 1), Oft sind da# bei zur Erhöhung des Vergnügens (oder ‘ im Anklang

an

die

Sitte

des

schens [s. 0. 5] zur Irreführung

B.vertau-

dämoni-

scher Angriffe) die Rollen vertauscht, die

B. stellt ein Bursche, den Bg. ein Mädchen dar 115), Oft, besonders bei den ‚,Mädchentänzen‘‘,

sind

beide

B.leute

Mäd-

chen 116), Ledig müssen die Spieler dieser

Posse immer sein. Oft ist es auch nur die B. (s. Maib., Pfingstb.), die von Haus zu Haus ihren segnenden Umgang hält 117),

oder man

trägt eine schön geschmückte

Puppe als „‚B.‘“ umher 28), wie man auf den Hebriden (am 2. Februar) die aus einer

Hafergarbe

hergestellte

Puppe

als

B. willkommen hieß und sich von ihrer Gunst gute Ernte und glückliches Jahr versprach 11, Innere Beziehungen zum

Bräutigam

1534

Grundgebet anord. Bauernfrömmigkeit: „til ars ok fridar‘‘ 1%) (um gute Ernte und

Frieden) und zum saatensegnenden Umzug der Gottheit (Nerthus — Freyr) wie

auch zum altgermanischen Glauben an die besondere Eignung des weiblichen Geschlechtes zur Vermittelung des Hei-

ligen sind hier offenbar vorhanden. Beachtenswert ist die vereinzelte Darstellung einer verlassenen B.1%) oder eines von seiner B. verlassenen Burschen 122), In Westböhmen bekommt das, Mädchen,

den

das zum

schönsten

Fest beim

Kranz

Johannisfeuer

beigesteuert

hat,

den Glückstitel ‚,B.‘ 12), oft heißt die letzte, für das Glück des nächsten Jahres bedeutungsvolle Garbe die B.1%), oder sie muß von einer B. gebunden werden, die dann als Roggen-, Weizen- oder Haferb. ausgeschmückt und gefeiert wird. Auch im letzten Büschel Flachs sitzt die „B.‘‘ 125), oder es heißt „„Bg.‘*, und gehört

jener Brechlerin, die am letzten Brecheltage zuerst fertig war 18); und im Chiem-

gau bindet ein Mädchen in eines der letzten Flachsbündel ein als „„B.‘* bezeichnetes Geschenk von Äpfeln, Birnen, Nüssen oder Zigarren für den zu erwählenden „Hochzeiter‘‘, (Brechelb.) 12). — Auch die hübsche Sitte des B.einläutens in einigen Alpentälern gehört hierher, Wer das letzte Bündel in die Scheune bringt,

„hat die B, gekriegt‘‘ und wird gefeiert 12), Daß auch diese Sitten, wie auch die Ehrungen der schlesischen Weizenb., der deutsch-ungarischen Ernteb. usw. „auf der mythischen Grundlage des Dankes

gegen die mütterliche Erde beruhen‘‘ 229), also in altheidnische Frömmigkeit zurückweisen, ist möglich, wenn man auch jede direkte Anknüpfung an eine bestimmte mythologische Gestalt besser vermeidet.

Wie sehr aber noch religiöses Gefühl an den Maib.bräuchen beteiligt ist, beweisen die „B.pfade‘, die man am Himmelfahrtstage mit Blumen und Grün

von Tür zu Tür legt oder streut !®), zugleich eine Erinnerung an das Einholen

der Maib. und eine Huldigung an den Auferstandenen. 1,

23)

Mannhardt

607;

Sommer

ı,

g43rff.

Sagen

14)

ı51f.;

Ders.

Sar-

Braut in Haaren— bräutlen

ihrer Diener begründend 18) —, ob auch

die fromme Andacht vor der unerkannten Erotik des Hohenliedes und seine Deutung als ‚,unio mystica‘‘ die Grenzen zwi-

schen

Sinnlichem

und

Übersinnlichem

stark verwischten und mittelalterliche Nonnen ihres Seelenbg.s Umarmungen ;

„erlebten‘‘ 191), sich doch bei uns die Vor-

stellung vom nur erwartenden B.stand der Seele gegen die andere vom Ssinnlichen Einswerden mit der Gottheit siegreich behauptet. Dieser abendländische Begriff der Gottesb. gehört aber in keiner Weise in das Gebiet des Aberglaubens. Aucheine,, Liebesgeschichte des Himmels‘‘ im astralmythologischen Sinne (weißes und schwarzes Mondmädchen als B. des Sonnengottes u. a.) !®) ist nur mit Gewalt dem wenig astrologischen Germanentum aufzudrängen und spielt deshalb im Volksglauben keine Rolle. Die Teufelsb. dagegen (s. Teufel) erscheint hier und da. Wenn der Wirbelwind einherbraust, so sagt man, darin fahre die B., die sich der Teufel von der

Erde holt (bes. in Böhmen) 1%).

In Ma-

suren meint man, ‚„‚der Teufel fährt zur Hochzeit‘, in Rußland sieht man im Wirbelwind den Tanz des Waldgeistes

mit

seiner

B. In

Deutschland

hieß

die

geichnung der aus dem Regen (s. d.) gefolgerten Witterungs- und sonstigen Voraussagen 1). Als 5s:cpavtıg wird die Krähe

bei Euphorion Regenbogen

Dieterich Mithrasliturgie 131. 132) Ebd. ı24f. 1%) Harnack Lehre der zwölf Apostel 44f. 1%) S. u.a. Weinhold Frauen 69. 21%) Siecke Liebesgeschichte des Himmels bes. 7 if. 1%) Grohmann 35; Mannhardt 2, 96. 1”) Mann-

462

£f.

Nr. 600. Kummer.

Magie 1878,

Bräutlingsbaden.

Dem

B.

oder Bb., besonders in Sigmaringen bekannt, müssen sich alle seit Jahresfrist verheirateten Männer unterziehen. Im Fastnachtszug und als Teufel und Hexen vermummt ziehen die Bräutler, den Narren voran, durchs Dorf, holen den jungen Ehemann aus seiner Wohnung oder einem Versteck und führen ihn zum Rohrbrunnen, ihn nach dreimaligem Umgang hin-

des

Boehm.

455-

i i#

besonders

B. war

1. Der

Brautball s. Ballspiel. bräutlen,

Der

(6. Jh.

und Wahrsagekunst der Chaldäer *, Jena

Brei,

s. Hochzeitsbad.

Bräutigamskraut s. Erdrauch.

2. Teil

Olympiodoros

Bibliogr. antiqu.® (1760) 1) Fabricius Alexandrina Analecta *) Meineke 597. Euphorionis (1843) 105; Scheidweiler fragmenta (Diss. Bonn 1908); Lenormant

Braut in Haaren s. Schwarzkümmel. Brautbad

der

des Werkes auguralwissenschaftlichen Königs Sargon war anscheinend den Vorbedeutungen der Regengüsse gewidmet °).

2, 96. 1%) Ebd. r, 445. 1%) Ebd. 2, Sagen

bei

und

(3. Jh. v. Chr.)

bezeichnet ?).

n. Chr.)

1)

39. 149) Meiche 141) In. E. c. 41.

Knaben-

der

brechen s. zerbrechen. Brechomantie,. Wahrsagung aus dem Regen (8seysıv = regnen). Gelehrte Be-

prellt.

hardt

Festen

den

zu

Volksf. 2, 49 ff. ?) Ebd. 2, l) Birlinger 1, 488 ff. k 46. 3) Ebd. z, 45. *) Mannhardt Kummer. Regenzauber 74. ‚89 Gesemann

eiBi

9. Das alttestamentliche Bild von der Ehe Israels mit seinem Gott und von der Hurerei mit anderen Göttern !3) hat ebenso wie der himmlische iepdg yaApos der Griechen und ihre gottesbräutlichen Mysterien 192) auf altgermanischem Gebiete aus einleuchtenden Gründen (6s. Geschlechtsverkehr) kein Gegenstück. Daher hat , ob auch alte Kirchenschriftsteller argumentierten, daß die Kirche nicht nur B., sondern Fleisch Christi sei — damit die Forderung der Ehelosigkeit

eher

weihe 5) (s. d.).

gefährlich, dem Brautzug dieser unholden Geister zu begegnen !3), Nach sächsischen Sagen 1%) sucht sich der Teufel auch gern ein braves Mädchen als B. durch außerordentliche Hilfeleistung zu verdienen, wird aber gleich jenem Riesen, der den nordischen Göttern um Freyjas Hand die Burg baute1!#), schließlich ge-

Altertum

im

und MA. die Hauptnahrung der germanischen und überhaupt der ackerbautrei-

benden Völker; viele Umstände weisen darauf hin, daß die B.nahrung *) älter ist

als das Brot, das zunächst nichts anderes als in Asche gerösteter Getreideb. war ?)

(vgl. Brot); so bedeutet B. überhaupt Nahrung 3). Nach Plinius war die Haupt-

nahrung der Germanen Haferb.*): Primum omnium frumenti vitium avena est et hordeum in eam degenerat sic ut ipsa

sit instar,

frumenti

cum

quippe

Ger-

er für das ihm ersparte Bad die Zeche im Wirtshaus bezahlen 2). Dieser Fastnachtsscherz, teilweise auf den Hochzeitstag und den jeweiligen

maniae populi serant eam neque alia pulte vivant; und im Rheinland®) war Haferb. bis 1850 die Hauptnahrung der Bauern, ähnlich der ‚„,Brie‘‘ in Schleswig-Holstein ©). In der Edda wird der B. besungen 7), und nach der Sage des Saxo GramBaldr durch einen maticus bekommt

bad), hat sicher nicht von je den ihm bei-

auffallend

einzuwerfen.

Wählt

er

auf

die

Frage:

„Wasser oder Wein‘ das letztere, so muß

Bräutigam

übertragen ?)

(s. Hochzeits-

gelegten sittlich-religiösen Sinn, daß der

junge Mann

nun ‚alles Unmännliche

ab-

legen und ein rechter und ehrenfester Bürger werden soll‘ 3%, — wohl kaum aber auch eine Beziehung zum Regenzauber und Vegetationsritus %), sondern

Zauberb. rius

1538

brechen— Brei

gehört

19

2, 57.

Erscheinung seit alters auch Windsb,, Pfaffenhure, Concubina sacerdotis 197), und der wilde Jäger, der verkommene Wodan, jagt noch hier und da seine B. im sturmgepeitschten Wald 138); es ist

A

115) ZfVk. tori Sitte u. Brauch 3, 204—205. 7, 88. 116) Ebd. 7, 87ff. 1”) Mannhardt ı,7ı. !?) MannI, 437. 18) Drechsler Vor Folhardt ı, 436. 1®) Grönbech keaet 4, 48 f. 12) Mannhardt ı, 435. 446£ff. Westböhmen 86. 122) Ebd. ı, 434. 1%) John 124) Mannhardt Forschungen 173. 1?) Ebd. Iıı2. 126) Schramek Böhmerwald 235. 340. 3, 21%) ZfdMyth. 322. 16, 127) ZfVk. 21%) UrBaiwaren 122. 122%) Quitzmann Volkskunde quell z (1891), 174; Reuschel

1537

1536

f ib

1535

kaitis,

gewaltige Kräfte ®). Unter den vielen

aufzählt,

den

finden

Gott

die Präto-

Gottheiten,

der

wir

auch

Wursz-

Milchspeisen ?).

1) Auch für die Römer bezeugt Plinius, daß sie vor dem Brot die B.nahrung gekannt haben: Nat. hist, XVIII, 83 = 1II, 165, 15 Mayhoff: pulte autem, non pane vixisse longo

tempore

Romanos

manifestum

Bächtold-Stäubli,

est;

Aberglaube

I.

Blüm-

ner Römische Privataltertümer? 162, ?) Schrader Reallex. 111; Fischer Altertumsk. 56;

Weinhold

ZfVk.

1904,

Weinhold

Lc.;

2, 58—59;

Frauen?

265; 1905, 318; Beilage zur allgemeinen Zeitung Christentum 421. 1901 Nr. 271, 2; Lippert 58, 22 = 120 Bezzenberger; 3 Freidank Narrenschiff 13, 2 83, 27 = 143 B.; Brant =

Zarncke,

1ı5

vgl.

323;

2, 438 Kloster 6, 1078; Bolte-Polivka A. ı; Summarium Henrici bei SteinmeyerSievers Ahd. Glossen 3, 284, 21; 306, 24; Heyne Ahd. Sprachsch. 3, 261; Graff DWb.2, Grimm Hausaltert. 2, 266 u. 323; 353—4; die Beliebtheit der B.nahrung beweiMüllenhoff die B.sagen: auch sen Mecklenburg ı, Bartsch Sagen? 71, 78; 340, 464; Lütolf Sagen 381, 359; Heimat 178, 2 (1892), 88; Schambach-Müller Siebenbürgen 106, 143 (Ausgabe 3; Müller Rügen? 26, 46; im Märchen Haas 1857);

essen Königin und Magd von demselben und gebären Söhne: Bolte-Polivka 545; in Siebenbürgen seitdem Paulus und

wurden

B, ı,

heißt der Welschkornb,, Lukas damit bewirtet

(Philemon - Baucis - Motiv),

Palukes:

*) H.N. 133, 173. Siebenbürgen Müller XVII, 149 = III, 183, 19 ff. Mayhoff; Kloster

l.c.; 150;

vgl. Weinhold Reallex. Ebert

Altnordisches Leben Höfler 5, 1ı7ff.;

lc. 32off.; Schrader Weihnachten 18; AReallex, 2, Hoops Hirseb: über Waldbäume 235. 323. 355; 529ff.; Hoops 380, 359; in Süddeutschland heißt Lütolf

B.:

Hehn

Erntefeste 603;

Coler

die

Hirse

Kulturpflanzen ® 545;

Archiv für Anthropologie N. F. 6 (1907), I0I; Meyer Badenz2731f.; Pfannenschmid Oeconomia 47;

E bert

Reallex, 5, 327 ff.; nach Ekkehards Benedictiones ad mensas ist Hirseb. für Fieberkranke schädlich: v. 173—74 = Mitteil. der Antiquarischen Gesellschaft Zürich 3 (1846—47), 112. Für die Römer vgl. Wünschs berühmten 219-— 230; Glotta 2 (1909— 10), Aufsatz: Technologie und Terminologie der Blümner Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern ı * (L. 1912), 95—06. %) Wrede Rhein, Volksk. 197. °) Mensing Schlesw.-Holst. Wb. ı, 519;

in Tirol gibt es jetzt das Mues zum Frühstück: Altnordisches ZfVk. 1894, 78. 7) Weinhold ®%) Ausgabe v. P. Herrmann Leben 150. 2, 231. ®*) Deliciae pruss. 25; Usener Gölternamen 104.

2. Wie bei den Römern ®), so ist auch

bei uns diese Hauptkraftnahrung die gefür Götter, gebene Opferspeise Hausgeister, Kobolde und Vegetationsgeister; letztere backen und kochen ja selbst gern (s. backen); in Oberhessen sagt man den Kindern, das Hünnelche In Hirseb. 1). koche am Hünnsteine Schwaben kochen die Engel dem Kind

B. 119),

49

Brei

seine

Grütze

mit

Honig.

am

Julabend 128)

Auch

Zwerge

essen B. und machen den Rest zu Gold ?®); man opfert ihnen in den Zwölften ®); die Billeweiß im Görtschitztal bekommt von der Bäuerin „„Sterz‘‘ gekocht %); der hun-

gernde Waldmann erhält Milchsuppe; ein andermal

vom Bauern verbrennt er

sich durch heißen B. die Hand ?2), Die unsichtbaren Zwerge in Kohnsen essen den Hochzeitsreisb. auf %), In Baabe auf

Rügen bitten die ‚,witten Hochzeitsgrütze %). Auch balg will B., verschwindet Schuhsohlen anstatt Speck

Wiwer‘‘ um der Wechselaber, sobald darin sind ®).

Ins Dämonische hinüber spielt die Erscheinung des Drachen im Erzgebirge, der Hirseb. bekommt und dafür Geld in die

Schüssel legt 2), oder er bringt Hirseb. an

das Fenster ”) (vgl. die Butterschlepper und -speier, s. Butter). So schleppt der Skratek ®) in Görz (Steiermark) Geld herbei und alles, was man wünscht, indem er als glühender Besen durch die Luft

saust; man muß ihm aber aufs Fenster Hirseb. stellen. Die Alraunwurzel, welche

goldausbrütende Kraft besitzt, verliert diese Eigenschaft, wenn man sie nicht in Wein badet und mit Milchb, füt-

tert °82), (1454)

Nach

macht

viel B.%);

das

Schweizer

eine Hexe

nähert

Prozeßakten

aus wenig Hirse

sich

dem

Motiv

kocht %).

Im

vom

Töpflein,

Blankenhäger

das

über-

Forst

in

Mecklenburg muß einem schatzhütenden . Geist B. geopfert werden; als einer einen Topf mit steifer Grütze hinstellt, ist am andern Morgen Schatz und Topf verschwunden 3), b) Besonders an hohen Festen bekommen die Vegetations- und Seelengeister ihren Teil vom Festmahl, namentlich B.32). Die Hauptkultzeit fällt in die Rauchnächte, die ausgesprochene Domäne der Seelen- und Wachstumsdämonen, und da ist es fast ausschließlich die Perchta, der man Versöhnungs- und Hul-

digungsopfer darbringt. x. Opfer in der

Zeit der Rauchnächte: Während am Nikolausfest %) das B.opfer fehlt, opfert man im Bergischen %) den Zwergen in den heiligen Nächten B. Dagegen berichtet Fischer, der gewöhnlich die Rockenphilosophie abschreibt: wer in den Zwölften Erbsen ißt, wird krank ®), und in der Christnacht darf man keine Erbsen, Lin-

sen oder andere Früchte

unter die Bäume und ruft: ‚„Bäum’ eßt’s‘‘; auch Heyl%*) berichtet von einem schneeweißen Weihnachtsb.; in Olden-

% j

%‘ j 3.

4‘,

Familienmitglied

am

man Semmelmilchb. für ‚,die Engel‘ auf %). Sogar die Tiere nehmen am Kultsegen teil: 1793 gab man den Hühnern Hirseb., damit sie viel Eier legten %). Wer am Neujahr Hirseb. ißt, hat das

auch

auf

Dreikönig

Lichtmeß

handelt

und Baden muß Jange Bratwurst

Höfler 5%); in Hessen

man Hirseb. und eine verzehren, damit der

Flachs gut gerate 53). ß. Der Hirseb. spielt

auch

an

Fast-

nacht 5) eine Rolle, daneben das Fastenmus ”) aus Frühlingsgemüsen. Wer (nach dem Journal) im Ansbachischen Hirseb. aß, dem ging das Geld nicht aus ®); und die Rockenphilosophie rät: Fastnacht Hirsen gegessen, quillt das Geld ®); ein gereimter Index superstitionum sagt ®32): ißt, dem

Mist,

Vor Sonnenaufgang muß man Hirseb. und Blutwurst essen, das schafft Geld und bewahrt vor Fieber ©). In Hessen ®%) ißt man Erbsenb. und Schweinsrippchen; die abgenagten Knochen steckt man in den Leinsamen, um diesen durch die Opferreste fruchtbar zu machen; auch im Egerland 2) ißt man an Fastnacht Erbsenb.;

in Thüringen ®) muß man an Fastnacht,

Aschermittwoch

Weihnachts-

morgen süßen Haferb.‘%); in Neuhaus (Böhmen) muß jeder Bettler Semmelmilch essen %). In Glatz (Schlesien) hebt

Werre

Wer an Fastnacht Hirseb. Dem wächst das Geld auf

burg 4) treffen wir Milchreis mit Rullke (Röllchen aus Rindfleisch usw.); in Pommern *%?) gibt es am ersten Feiertag Buchweizengrütze, Fleisch und Mehlklöße, in Anhalt am zweiten Tag Hirseb. und Bratwurst %); in Schottland erhält

jedes

der

übertragen; sie füllt den Bauch mit Häckerling und näht ihn mit Pflugschar und Kette zu 5). Über die B.opfer an W %

1542

Brei

Rache

essen, sonst be-

kommt man Krätze und Schwären 3%), ebenso an Karfreitag 3), Über das B.opfer an Weihnachten hat Höfler 3) ausführlich gehandelt. Im Pinzgau ®) ißt am Bachabend (24. ı2.) die ganze Familie das „Bachlkoch‘‘; wer bei diesem heiligen Kultmahl fehlt, dem zürnt die Perht; mit dem Rest des Koches tritt die Bäuerin

1541

\ ganze Jahr Geld %). Am heiligen Abend — des neuen Jahres muß man Polse %) ‚ (Zemmede) ®) essen, sonst reißt die Werre den Bauch auf und füllt Kieselsteine ‘hinein, und die Perht zürnt denen, welche am Silvesterabend nicht Grütze und . Hering essen ®). In Thüringen essen viele Leute an Neujahr Klöße und Hering, weil sonst die Perchta den Bauch aufschneidet und mit Pflugschar und Röhmkette zunäht °%). Im Voigtland wird die

en

hält der Niß besonders

Märchens

Ga

im B, haben; als er sie einst nicht fand, drehte er der Kuh den Hals herum. Da haben wir alle charakteristischen Züge dieser nach der Seelenspeise gierigen Seelen- und Hausgeister; sie werden boshaft, die als Heinzelmännchen gutartig im Hause helfen, sobald sie ihre Butter 1%) in B. und Grütze oder gar den B. nicht finden; der Onnerbänkis !’) auf Amrum verschwindet, als die Frau die Butter vergißt; in Schweden und Norwegen er-

des

EEE

a) Allgemeine Opfer für Hausgeister: Vor alle im Nord men ist dieser Kult noch sehr lebendig; Jahn !2) hat die Literatur für seine Zeit vollständig zusammengestellt; zur Charakteristik dieser Hausgeister vergleiche man Feilberg !%) und Lily Weiser 1%), Der Nische Puk in Husum !®) half bei der Heuernte und wollte dafür seine Butter

1540

HR

1539

)

und

Donnerstag

B.,

Schmalzkrapfen und Sauerkraut mit Schweinefleisch essen und die Knochen %) in den Samenlein stecken. Am vierten Fastensonntag ißt man in England Weizenb. gegen Saatunglück ®). Y. Der Genuß von Erbsenb. am Gründonnerstag %) ist segensreich für das Gedeihen der Erbsen (Böhmen); nach A. John ®) bringt bei den Westböhmen Linsenb.genuß an diesem Tage Geld (vgl. Neujahr). Nach Chr. Weises Drei Erznarren muß man an Aschermittwoch

„gelbe muß‘‘ essen, sonst wird man vor Martini zum Esel ®), Berühmt ist die B.stiftung der weißen Frau zu Neuhaus in

Böhmen, der Perhta von Rosenberg ®); diese baute als Witwe ein Schloß und versprach den Arbeitern einen süßen Brei, wenn sie den Bau zu Ende führten (= festl. Mahlzeit) ”); sie hielt ihr Wort und machte eine Stiftung, daß alljährlich die Rosenberge den Armen B. spenden sollten; in Teltsch wurde eine gleiche B.stiftung zuletzt 1783 erfüllt 7!) ; die Perhta

hält sehr auf die Erfüllung dieser Stiftung, und als einst im Dreißigjährigen Krieg die Schweden das Schloß eroberten und die B.spende unterblieb, machte sie einen großen Tumult??); diese weiße Frau v. Rosenberg ist auf irgendeine Weise mit der Perhta und dem B.opfer an diese zusammengebracht worden; eine genau ebenso motivierte Holunderb.stiftung ha-

ben wir zu Spachendorf ?3). Ähnlich wie in Neuhaus wurde auch zu Strakoniz in Böhmen ein uraltes B.opfer für Seelenund Vegetationsgeister durch die Stiftung eines früheren Vorfahren der Besitzer motiviert ’*), Am Osterdienstag ißt man in Westböhmen B. aus Milch und Semmeln, um sich gegen Mückenbisse bei der Heuarbeit zu schützen 79).

c) B. als Windund Vegetationsopfer: Ein B.opfer am

Sonnwendfest erwähnt Jahn”); in der Oberpfalz streut ein Sonntagskind, wenn der Wind stark weht, eine Handvoll Mehl für den Wind und sein Kind ins

Freie

für einen

B.”);

in Munderkingen

stellte eine Frau schwarzes Mus zum Dach hinaus, um die Windhunde zu füt-

tern ®). In Bayern?) und am Niederrhein genießt man nach dem Flachsbrechen Hirseb. und Mehlkuchen. Bei einem Maivegetationsfest in Selva (Schweiz) essen die Kinder auf einer Anhöhe süße

Polenta; dann singen sie ein Lied: „Der Gedanke an die Rahmpolenta wird uns Mut und Kraft stärken‘‘; zum Schluß fällen sie eine Lärche und hängen den

Mehlsack in die Krone ®%),. Als Abschluß der Almtätigkeit feiern die Sennen im Unterinntal die Schoppwoche, wobei es Braten, Melkermus und Schnaps gibt®), 49*

1543

Brei

d) B.als Totenopfer: Während wir in Rußland ®), bei den Albanesen ®) und in Limburg ®) deutliche Beweise von B.opfern für die Toten haben, finden wir in Deutschland ®) nur spärliche Reste: In Mecklenburg ®) wird beim Leichenschmaus Erbsenb. aufgetragen, in der Priegnitz ®%) Hirseb.; Heulgrütze ®) heißt ein pommersches Begräbnismahl. Die Deutsch-Österreicher zwischen Brenta

und Dreve stellten bis zur Zeit Josefs II. am Allerseelentag Bohnenb. in hölzernen Töpfen auf das Grab der Angehörigen; der B. blieb mehrere Stunden und wurde dann an die Armen verteilt mit der Begründung, daß die Toten nichts genießen

wollten ®); bei den Letten bekommen die Toten von der Grütze ihren Teil ®); in Dänemark ®2) treffen wir auch die Grütze beim Totenmahl an der Grabstätte. e) B. als Hochzeitsfestspeise: Diese uralte Kraftnahrung, insbesondere der Hirseb., fehlt bei keiner Festmahlzeit und spielt bei der Hochzeit als Fruchtbarkeitssymbol eine große Rolle ®%); die Absicht, mit dem Hirseb. Fruchtbarkeit zu übertragen, ist ganz klar, wenn z. B. die Brautleute mit Hirseb, beworfen werden) (vgl. das Überschütten mit Reis und Getreide); in Westböhmen ®) wird der Hirseb. in der Stube herumgeschleudert, das bedeutet für die Brautleute Glück in der Ehe (Opfer, das apotropäisch wirkt, da alles, was Fruchtbarkeit und Kraft spendet, apotropäisch ®82) wirkt); in Thüringen liest man am Sonntag vor der Hochzeit Hirse für den Hochzeitsb., in Hessen Erbsen ®); im Saarland gibt es als Nachtisch beim Hochzeitsmahl stets Reisb.”). ») Plinius N. H. XVIII 19 = Mayhoff: et hodie sacra prisca atque natalium pulte fritilla conficiuntur; der Opferb, wird zum heilkräftigen Zauberbrei: Wünsch l.c.

226—228;

Liebrecht

3 (2), 112. 176

Wissowa

Zur

KReligion?

411;

Volksk. 259; vgl. Frazer

u. A.'95a:

B. als Apotropaion.

2) HessBl. ı, 10; Höfler Fastnacht 31; in einer altenglischen Sage wird ein Kind von zwei blondhaarigen Zwergen mit safrangefärbtem B. bewirtet: Haupt’s Zeitschr, 6, 534; Rochholz Glaube 2, 269; in Frankreich löscht man auf dem Felde das Feuer nicht aus, damit die Jungfrau dem Jesuskind seinen B.

1544

Brei

kochen kann: RTrp.18, 122 Nr.4.!!a) Birlinger Volksth.

A. 2,

23) Hess. Bl. 5 (1906),

4 (1926),

507;

1, 198, 313, 1. ??) Opfergebräuche 290 f. 4.

!5)

31.

Müllenhoff

BE Sassenart 23. *?) BlpommVk. 3, 184. 1%) ZfVk. 13.3896, 430. *‘) Höfler 1l.c. 72. 4) Lc. 19.

11) NddZfVk Sagen?

V8l. 351, 517. 353, 518. 337, 499;

343,

} Tr l.c. 20; in Böhmen

'{Elben)

Men-

sing l.c. ı, 460; Weiser 1. c. 9. 1°) ZfVk. 1898, 130 ff. 138. 7) Müllenhoff lc. 334, 520,2. ®) Weiser Lc. 3; Feilberg l.c.; vgl. die schwedische Sage bei Weinhold Weirhnachtsspiele 15; Rochholz Glaube 2, 48. ”) Schell Bergische Sagen 254, 4. Div schweizer Erdmännchen essen gern Ziberlisturm, dafür besorgen sie das Vieh: Lütolf Sagen 474, 4360 a und b; vgl. 3609, 335 %) 1.c. 374, 13a. *!) Graber Kärnten 66, d. 22) l.c. 75, 55 u. 86. ®%) SchambachMüller 124, 146, ı. %) Haas Rügen ® 44, 79. ?®) Schwartz Sagen der Mark Bran-

denburg? 67, 39. %) Meiche Sagen 303, W. 49; Köhler Voigtland 360, 422; W. Eine Frau in einem Dorfe bei Hohnstein von 2 Knechten beobachtet, wie sie zum chen sagt: ‚,‚Matzel, Matzel, hier steht Semmelmilch,

gieb

die Wurst

her‘‘;

als

9

1899,

Rochholz 36.

®)

Glaube

Curtze

ı, 8.

Waldeck

®)

SAVk.

170,

Noricus

444;

Sı4;

Sartori

Totenspeisung

84

'’schel

L

274;

wer

in

Anhalt

in

den

Zwölften

früchte ißt, wird taub: ZfVk. 13896, 430; in Thüringen muß man Linsen und Fische essen: Witzschel Thüringen z, 187, 85. ”) Wolf Beiträge 2, 324; Höfler Ostergebäcke 13. %) Höfler Weihnachten 16—20; Grimm Myth. 1, 226—27. % Andree-Eysn Volkskundl. 160; Archiv f. Anthropologie 3 (1904), ı25; Höfler Weihnachten 18; Panzer Beitrag 2, 515; im Norden erhält der Niss am Julabend Honig u. Grütze: HessBl. 5 (1906), 31; Höfler Weihnachten 19; vgl. 17; vgl. den Scgen des Grünkohlgerichtes (vgl. A. 67) und das Märchen bei Kuhn AMärk. Sagen

Nr.

130;

Kloster

9, 496 f.;

Wei-

104,

262

A.;

265;

Sagen

408,

145.

W.

451;

359;

381,

*) Eisel

Grimm

Myth.

Waschnitius

303.

©)

Perht

Grimm

Thüringen

2, 173,

lc,

13;

155;

ZföVk.

227;

Witz-

Eisel

Le.

Beim Kindstaufschmaus wird der Mann geawungen, die Schüssel mit Brotzemmede zu

9,

457f.;

Grimm

1.c.

226;

in

Hessen

He-

ring u. Haferb.: Bastian Elementargedanke ı, 21; W.25; Witzschel Thüringen

° 8,

187,

82;

Mühlhause

119.

229;

bei den

mern mußte man am ı. 6. Schweinefleisch mit Bohnen und Spelt essen, damit nicht die

6

Eingeweide verletzt werden: Ovid Fast. 6, 181 ff.; Pauly-Wissowa I, 45. ©”) Witz-

3, 452, gchel 7Zhür. 2, 134, 166; Grimm 25; Linsen und Fische essen bringt Geld: itzschel2, 187, 85. %) Weinhold Weihwachisspiele 25; Grimm lc. 1,227; Eisel )c.; ZfVk. 1904, 265; Grimm Sagen 197,

Ss

868; Simrock

Mythologie 394—095;

Kloster 9,

458; vgl. die Sage von der Berchtra in Kärnten: „ wer am Perchtentag keinen Mohnkuchen ißt,

gem schneidet die Graber Kärnten gı7f.

5) ZiVk.

Percht den Bauch auf: 91, x11. 5) ZfVk. 1905,

1905, 317—18;

Meyer

Baden

874; W. 95 u. 658, vgl. Bratwurst, 5) Darüber ausführlich: Höfler Fastnacht 30 ff. ”) HöfE ler 1.c. 72; M. J. Koch Confecturae de spiris Pistoriis vulgo von Bretzeln. Drasdae 1733 (Exemplar in München): nach dem Todaustreiben bekamen die Knaben Bretzeln und

A.2;

Hülsen-

Lütolf

1904,

leeren: Witzschell.c. 251, 68. *) Kloster

29;

Schwartz Sagen der Mark Brandenburg? 70, 40; an einer andern Stelle heißt cs aber: Wer an Weihnacht- oder Christabend keine Bohnen isset, der wird zum Esel: 3. Hundert c, 94, p. 215ff. = Grimm 3, 443,

f‘;

1896,

Roch-

59

Vernaleken

8, 226 A.I; 3, 29; Meyer Germ. Myth. 275; Kloster 9, 458; zur Gastrotomie: Kloster 9,

holz Glaube 2, 47. %) Fischer 330 = Rockenphilosophie ı. Hundert c. 57, p. 86; Witzschel Thüringen 2, 174, 26; vgl. 156, 8; bei Grimm 3, 436, 56. 458, 687. 463,

ZfVk.

Lc.;

Voigiland

(L. 1790), 337; vgl. Braunschweiger Anzeiger 1760, p. 1392 = Grimm Myth. ı, 226 A. 3;

Brevinus

188 f.;

Kuhn-Schwartz

Bolte-Polivka z, 438; das gleiche Motiv in der Erzählung von der überkochenden Milchsuppe: Kloster 9, 946—7. 3%) Bartsch Mecklenburg 2, 471, 665. ®) Grimm Myth. 1, 48; vgl. Jahn 1.c. 290. %) ZfVk. 1902, 83. 4) Schell Bergische Sagen 374, 13 a; ZföVk. 9 (1903), 18. %®) Fischer Aberglauben

vgl.

(1903),

Meyer

andern Tag Milchbrei und Wurst gibt, verlassen die beiden den Dienst: Meiche Sagenbuch der

#%a)

hin:

‘der sächsischen Schweiz 124, 38; ZfiVk. 1896, ‚A432: Höfler Weihnachten 16f.; ZföVk.

am

sächsischen Schweiz 19, 5. ”) Meiche Sagen 303, 393. ®) Krauß Volkforschungen 88 A. ı.

Erbsenbrei

den Mäusen

yihen 315. %*) Tille Weihnachten 1979; eyer Baden 273. *%) Meiche Sagenbuch

394; 126. wird Dradeine

es

stellt man

{ 8: glixa legumina

p. 12.

®)

Grimm

Myth.

3,

58, 682; Haupt Lausitz 320; Lütolf Bazen 381, 359; Mannhardt Germ. Myth,

a.

152;

Höfler l.c.

3, 438A. ®)

30;

Grimm

Bolte-Polivka

l.c.

i, kenphilosophie 3. Hundert #2)

Brevinus

8, 304.

©)

30;

c. 40, p. 102—104.

Noricus

Rochholz Glaube

‘© Fastnacht

442, 225 = Rok-

W. 453.

2, 49. ®

97;

Mühlhause

444;

vgl.

Höfler

Panzer Hessen

Beitrag

111.

322;

W. 98; Jahn 1.c. 104—5 mit Literatur. In Marksuhl steckt man ebenfalls Knochen und

; Rippen des an Fastnacht verzehrten Schweine-

” fleisches

3

;

ü,

©

Thür. 9%

2,

in

den

218,

Witzschel

36.

Leinsack:

kopf in den

Märchen

bei

®%) Höfler

Thüringen

Kuhn-Schwartz Zwölften

Kuhn

Witzschel

411,

2, 189,

161:

u. Grünkohl;

Märk,

Sagen

Lc.

2.

11;

vgl.

dazu

das

SchweinsNr.

130;

1546 Kloster

9,

496 f.

%) In

Österreich

steckt

man nach dem Pfingstritt die Knochen des geopferten Schafes ins Korn: Vernaleken

Mythen

A. 51. 9gof.

geister

schen:

u.

Böhmen

306, 28;

Mannhardt

®5) Höfler 96;

vgl.

nach

Globus 93;

der

das

1.c. 89f.;

B.opfer

Aussaat

63,

322.

Höfler

bringt der Genuß von Journal für Pforzheim)

bei %)

I, 400;

vgl.

die

Erd-

vgl. Erbsenb.: für

den Tschuwa-

Reinsberg

Ostergebäcke

3;

ebenso

Linsenb. (nach dem am Karfreitag Geld:

Grimm 3, 454, 586. ®) Westböhmen 61; Höfler 1. c.; vgl. den Gründonnerstagsb, aus 9 Kräutern: Rochholz Glaube 2, 43; vgl. A, 39. ®%) Grimm 3, 469, 940, vgl.

A.

36.

®)

Kühnanu

Sage

und

Sagen

Quellen 1,

ausführlich

98—105

Nr.

bei

115;

Grimm Sagen 197, 267; Kloster 7, 70; 9, 475, vgl. 458 u. 496; Lip per t Christentum 421 f.; E.H. Meyer Germ. Mythologie 285; Grimm Myth. ı, 232; Simrock Mythologie 394—95; Tharsander Schauplatz ı (1737), 280; vgl. Kloster 9, 628; Höfler Ostergebäcke 3; genaue Schilderung der Mahlszene im Höllischen Proteus (vgl. A. 70) 84—89,

7)

Simrock

1].c.;

die Mahlzeit

besteht

aus

folgenden Speisen: „‚erstlich wird ein dreipfündiges Brot aufgelegt, hernach eine Suppe von Bier oder anderer Brühe aufgesetzt, ... demnächst zweyerlei Speisen von Karpffen und endlich der sogenannte süße Brey..... und zuletzt jedwedem auch sieben Pretzel von Semmel-Meel‘‘ nach: Der höllische Proteus durch Erasmum Franscisci (Nürnberg 1690) 85 ff. 7!) Kloster 9, 628. *) Bräuner Curiositäten 531 f.. Kühnanu Le. 104 f. 2) Kühnau Lc. 2, 138, 5. 7) Kloster 9,

839f.; Lippert lc. 422. 7”) John Westböhmen 69; Höfler Ostergebäcke 6x und 63. ’°) Jahn Opfergebräuche 60. 7”) Schön-

werth Oberpfalz 2, 105, 1. ®) Birlinger Schwaben 1, 191 u. Nr.301; Rochholz Gaugöttinnen 22. *) Jahn 1. c. 200; vgl. das B.opfer der Tschuwaschen nach der Aussaat: A. 65. %) Ebd. 202. ®) Herzog Volksfeste 242 fi. ®%) Zingerle Tirol 226, 1790. %) Der Tote bekommt eine Portion Reis- oder Weizenb.: Tylor Cultur 2, 35; Kloster ı2, 472; Sartori Totenspeisung 68; vgl. 2—3. 4. 61 f.; vgl. Höfler im Arch, f. Anthropol. N. F, 3 (1904), 99; N. F. 6 (1907), 101; vgl. Globus 66, 43 ff. Sartori 1.c. 50 A. ı. %) Arch, f. Anthr. N. F, 3 (1904), 99; vgl. N. F. 6 (1907), 101; Globus 80, 381. ®%) Sartori lc. 23. 86) Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1901 Nr. 271, 2; Arch. f. Anthr, N. F. 6 (1907), 101. Am Lechrain opfert man an Allerseelen auf dem Seitenaltar Muesmehl: Leoprechting Lechrain 199 (Seelnapf). ®) Kloster 9, 194; Rochholz Glaube 2, 47. ®%) Kloster 1. c. #8) BlpommVk. 3, ı1r2. ®%) Zingerle Tirol 226, 1790; Rochholz Glaube 1, 318; vgl. 303. %) Sartori l.c. 24; Globus 82, 367. 370. °%) Archiv f. Anthrop. N. F. 6, 95. ®) Dar-

über ausführlich:

Höfler

in ZföVk,

Suppl.

1547

Brei

7 (1911), 13—16; Meyer Baden 273{.; für das Rheinland: ZrwVk, ıo (1913), 87; Sartori Sitte u. Brauch 1, 92; vgl. Hirseb. als besondere Festspeise an Mariä Geburt in Unterfranken: Bavaria 4a, 254. %) Düringsfeld Hochzeitsbuch 125, 187. ®”) John Westböhmen 153; dieselbe Sitte in Mähren: Kloster 12, 187; vgl. 205 f.; vgl. Höfler lLc.ı4u. 16. Bei den Serben prophezeit man am Vorabend des Barbaratages aus den Formen des aufkochenden B.s über den Ertrag des Erntejahres: Krauß Relig. Brauch x65 f£.; vgl. das B.orakel bei den Magyaren: Wlislocki Magyaren 83. ®5a) Interessant ist, wie man in Afrika sich mit Mehlb, (weiße

Farbe!)

beschmiert,

wenn

man

auf

die

Reise

geht, und wenn man zurückkehrt: Frazer 3 (2), 112. 176; vgl. A. 10; für die weiße Farbe, mit der man sich apotropäisch bestreicht: ZfVk, 1913, 158. %) Düringsfeld Loc. 149. 251. ”) Fox Saarland 365. Der Kirchweihtag heißt an der Eifel B.tag (Schmitz Eifel ı, 51), weil es früher am Kirmestag auf dem Maifelde B. gab; in Eupen gibt es nach dem Martinsfeuer B. und Waffeln: Pfan-

nenschmid

Erntefeste

504.

3. B.orakel: Diese beweisen, wenn es noch nötig ist, den Opfercharakter des

Festb.s ®). Im Papierkodex aus der Bibliothek zu St. Florian lesen wir ®): Item

an dem vaschangtag, so werfeyt sy prein an die dillen, velt er herab, so stirbt er des jars. Für Dreikönig berichten Krainz und Höfler von einer Sitte in Steiermark: die Dirne, deren Löffel im Milchb. während der Nacht herunterfällt oder die

Lage

verändert,

muß

sterben !®),

Am

Andreasabend gehen die Mädchen mit einem Löffel Hirseb. vor die Türe; wer zuerst von den ledigen Burschen vorbei-

geht, der wird der Zukünftige !%), In Tirol essen die Mädchen am Weihnachts-

abend auf 9 Türschwellen gesalzenes Mus, wobei sie 9 Hüte auf dem Kopf haben; darnach achten sie auf das Geräusch im

Mohnmörser 102), In Schweden stellen die Mädchen beim „Jungfernb.‘* Orakel an, ob sie in demselben Jahre noch Bräute werden 1®), In der Rockenphilosophie lesen wir 1%): „,Ißt eine ledige Jungfrau das Angebrannte vom B. aus dem Topf, so regnet’s auf ihrer Hochzeit und so es regnet, werden die neuen Eheleute reich.‘‘ Ißt eine Magd gesotten Milch oder B. aus der Pfanne, so regnet’s bald und sie bekommt einen Mann sauer wie Sauerkraut 1®), Wer nach

1548

«3549

norwegischem Aberglauben zuerst aus der

[° a) Rochholz

B.schüssel ißt, wird nicht selig oder stirbt von den Mitessenden zuerst 19%), %®) Vgl. das B.orakel der Serben

ren:

A.95;

wenn

in der Bukowina

und

der

(ersten) B.1®”) des Kindes verbunden: Die Furcht vor allerlei Schadenzauber (diese Gefahr ist beim Essen 1%) besonders groß; veranlaßt z. B. die Esten 1®), den ersten B. mit einem fünfästigen Stab umzurühren (die Zahl fünf schützt vor allem Übel). Nach Zwickauer 1) Aberglaube darf der erste B. nicht kalt geblasen werden,

sonst

verbrennt

sich

das

Kind

den

Mund an der heißen Suppe. Gibt maı cinem Säugling zuerst statt des B.s von einem roten gebratenen Apfel zu essen, so bekommt er rote Backen 1!) (Rocken

philosophie).

Im Aargau 12)

muß

Conziliengesch,

a

Maisb,

4. Besondere Gebräuche, meist abergläubischen Ursprungs, sind mit dem

Fischer Es. Hundert

‚5.

das

Kind

%.

an die Wiege 15), 17) Rochholz

291 f.

19)

Val

„Essen‘“ u, Frazer 23%, ıry7ff. 1% Selig mann Blick 2, 259f. 1) Fischer 4b Rockenphilosoph:-" = 203 (1790) glauben ı. Hundert, c. 37, p. Siıf. = Grimm x 435, 37; Köhler Voigtland 437; Z£Völkveı psychol.

1. c.

256;

auch

in

Schwaben:

linger Volksth. 1, 392. 1) C. 9, P. 259—61 = Grimm

B.

in

Heilzauber

und

E. bonum et sanum unguentum, interius sa* nat; ähnlich wirkt der cap. 4 beschriebene a Gerstenb.; Weizenb.1!®) mit Eiweiß empKR‘ fiehlt Hildegard als Pflaster für Hunde3 bisse; ähnliche Rezepte gibt der von diea. sem Werk beeinflußte Vinzenz v. Beauvais Fin seinem Speculum naturale 1%), Im Aar” gau 1%) gebraucht man Erbsenb., der 3

beim Johannisfeuer gekocht ist, als Salbe

1550

alicam coctam cum absinthio aut cum carceno accipiat quasi jeiunus: HessBl. 5 (1906), 167; Höfler Fastnacht 72; über Speltb, vgl. Hilde-

gard bei Migne 197, 1131 c. 5 u. Vinzenz über alica: lib. XII, c. 59; zu alica: Joh. Placotomus (Brettschneider) X tuenda bona valetudine, libellus Eobani Hesst

commentariis doctisstmis illustratus (Exemplar in München) 6rf. 1) .St. Hildegardis

Liber subtilitatum diversarum nalurarum creitturarum c. 5 = Migne Patrologia latina 197, 1131. 12) l.c. 112g9—30 c. ı; über Hafer als Heilmittel vgl. c. 3 p. 1130—31; über Hirse

urteilt Hildegard sehr abfällig: 1. c. 1133 c.91%) Vincentii Bellovacensis Open: speculi natıralis tom. I, liber XII, c. 54—56:

amylum;

c. 91:

Gerstenb.;

c.

108:

Weizenb.;

c. 63 bis 64: Erbsenb.; c. 60: Haferrezepte. 2!) Rochholz Sagen 2, 227; Jahn lc.

44-

1)

mittellehre 123) Fox Magyaren

Oesterlen

Handbuch

Heil-

1861, 598; Höfler Fastnacht 31. Saarland 323. 1%) Wlislocki 143f. 25) Gockelius Tra-

tatus polyhistoricus (1699), 102.

le.

der

112,

12%) Gockel

6. Sonstiges: Wenn man von Hirse- und Reisgemüse träumt, bedeutet das Armut und Dürftigkeit 1?). Im Schadenzauber finden wir B. in Thüringen:

Um

die

Sperlinge

auf

das Weizenfeld

eines Feindes zu locken, kaut man fünf Weizenkörner zu B. und spuckt diesen auf

den Acker

des Feindes 1%),

a. bei Verletzungen. Gegen Durchfall 2??) der £ Kinder gebrauchte man früher aufge-

griechischen Philosophi, sampt einer Erinnerung

‘ man I Pfund Mehl an den Wallfahrtsort mit und kocht dort B., der besondere

Eckstein.

. wärmten

Hirseb.

Im

Saarland ?®) nimmt

Kraft hat. Die Magyaren 1%) kennen einen B. aus Bohnen,

Linsen und Hirse mit den

Knospen von 9 Bäumen zusammengekocht als Mittel gegen Syphilis, Gockel!2)

erwähnt unter seinen abstrusen Arznei$ mitteln gegen Bezauberung der Kinder:

Kräuterpulver auf B. gestreut und 30 f Tage dem Kind gegeben. Natürlich mischt 8 man dem B. gelegentlich Sympathie- oder F Antipathiemittel bei 12), Anthimi

de

observatione

ciborum

epistula ed. Rose (L. 1877) 18, 7ff. 17) PliE nius Nat. hist. XXIL, 127 = III, 480, 14 * Mayhoff sagt: pulte corpus augetur; er erwähnt

E auch ;

Bir

4. Hundert 3, 444: 255.

1. c. 204 = Rockenphilosophie c. 63, p. 68 = Grimm 3, 436, 62.

et da hoc infirmo comedendum et eum, ut

26)

Kinderlied

15

ä.; und zur Blutauffrischung 12): accipe $ integra grana speltarum et ea in aqua coque, sagimine addito aut vitello ovi...

In

der Schweiz 1!) kocht man ein aus de: Bibel gerissenes Blatt in kleinen Stück chen im crsten B., damit das Kinıl fromm wird (vgl. Essen); singt mai beim ersten B., so lernt das Kind schö: singen 14), Gegen das Jüdel bläst mo Eier in den B. und hängt die Schalen

24, 61.

einen Speltb. gegen allgemeine Schwäche

man

Schnupfen.

den

3, 339. 1!) SAVk.

Döller Hefele

@ Volksmedizin: Anthimus berichtet in seinem Brief an den Frankenkönig E Theuderich 16): Fit etiam de hordeo opus bonum, quod nos graece dicimus alfita, latine 1!) vero polentam, Gothi vero barbarice fenca, magnum remedium cum 3“ vino calido temperatum. Die Äbtissin &; Hildegard empfiehlt in ihren Physica

immer der Katze (Hauskobold?) vor: Kinderb. übrig lassen; schnüffelt si“ hungrig am Pfännchen herum, so be

kommt

1.c. 291; ZfVölkerpsychol.

BE lc. 15. 219) SAVk. 24 (1923), 61; a | Speisegesetze 1683; Ezechiel 2, 8—3,4;

Magvya-

verschüttet wird und sich in zwei Hälften teilt, stirbt jemand: ZföVk. 1897, 20, 98. ®) Grimm Myth. 3,415 F.2; Jahn Opfergebräuche 117; Höfler Fastnacht 30. 1) ZföVk. z (1896), 303; Weinhold Weihnachtsspiele 26; ZfVk. 1904, 265. 1°) Meyer Lc.: vgl. Witzschel Thüringen 2, 178 f.; 179; vgl. Ebert Reallex. 5, 18. 1°) Zingerle Tirol 194, 1590. 13) Höfler Hochzeit 6. 1%) 3. Hundert c. 10, pP. 31—34 = Grimm 3,441, 198. 1°) Grimm 3, 462, 803; ZfVölkerpsych. 18 (1888), 272. 1°) Liebrecht Z. Volksk. 337, 186; vgl. Z{£{Völkerpsychol. 1l.c. 167.

Breithut

N | K

Heilb.

gegen

morbus

regius:

XX,

52

18 Mayhoff vgl. XXVIL, 49 = IV, 844, 22 M.; über den Heilb. in der Antike vgl.

die klassische Abhandlung von Wünsch in Glotta 1. c.; vgl. Tbheodorus Priscia-

nus = Pseudo-Theodori Additamenta p. 2095, 3 Rose gegen Gicht: mense

XLVI, Martio

19)

Traumbuch

Artemidori

ds

Philippi Melanchthonis. Straßburg 1624, 183. 128) Witzschel Thüringen 2, 214, 7.

Breithut.

Eine

mythische

Figur

di-

monischer Art mit breitem Hut, B. oder Langhut genannt, erscheint in mancherlei Form: als Hockaufgeist !), als gespensti-

scher Baum oder Baumklotz ?), und auch Zwerge können so erscheinen 3%). Besonders aber erscheint der gespenstische Jäger, der Nachtjäger gern in dieser Gestalt. Das Problem ist dann, ob hier von einem Fortleben Wodans im deutschen Volksglauben die Rede sein kann oder ob die Dinge so liegen, daß Wodan, der nach nordischen Zeugnissen gleichfalls öfters dämonisch mit breitkrämpigem Hut er-

scheint

und

deshalb

übernommen

hatte.

auch

Sidhöttr,

der

Breithütige, heißt %), vielmehr selbst die vielleicht ältere und verbreitetere Rolle des mythischen B.s hier zeitweilig mit

1551

brennen— Brennessel

Zuweilen trägt der breite Hut merkbar Jüngere modische Züge und verbindet sich an dem Gespenst mit Knichosen, langen weißen Strümpfen, Schnallenschuhen und weitem Rock; der Dämon sitzt im Feuer, beschäftigt sich mit Goldmünzen oder verschenkt glühende Kohlen, die sich in Goldstücke verwandeln ®). Es handelt sich dann um weitverbreitete Sagenzüge, die mit Wodan sicherlich nichts zu tun haben und um Gespenster, die, wie das oft der Fall ist, in Trachten des 17./18. Jhs. erscheinen. Diese Sagen sind wohl hier abzusondern. Aber es erscheint auch der Nachtjäger, der schwarze Mann ®), der einäugige Kopflose 7), der alte bösartige tote Burgherr, der Nachts mit vier schwarzen kopflosen Pferden daherrast 8), den Kinder gelegentlich im Spiel nachahmen ®), der allgäuische Jägerhansl und Schimmelreiter 1°) mit breitkrämpigem Hut, als Langhut oder B., und hier ist die Beziehung zu Wodan in der Form eines Fortlebens des Gottes stets mit großer Sicherheit angenommen worden 11). Prüft man diese Sicherheit, so kann sie sich mit einiger Unangreifbarkeit wohl nur darauf stützen, daß im Aargauischen die Form des Wodansnamens Muot oder Muet direkt in Verbindung mit dem B. erscheint. So wird der Herr des wilden Heeres der Muet mit dem breit Huet genannt 12), so begegnet die Verbindung in dem aargauischen Rätsel: der Muot mit dem Breit

huot hat mehr Gäste als der Wald Tannenäste, dessen Auflösung der Sternenhim-

mel ist *9). Hier mag also die direkte Beziehung zu dem Gotte wirklich noch vor-

liegen,

standen,

des

wiewohl

Gottes

so

daß

selbst

natürlich von

doch

völlig

einem

nicht

sein kann, nur von einem seines unverstandenen Namens

unver-

Fortleben

die Rede

Fortleben und eines

Zuges seiner Erscheinung. Eine ältere, verbreitetere dämonische breithutige Figur mag indessen dieser einzelnen Seite des Gottes sowie den eingangs erwähnten Erscheinungsformen sehr wohl gemeinsam zugrunde liegen.

(S. noch

Blauhütel.)

) Kühnanu Volksth. 1, 9f.

Sagen ı, 511; Birlinger ®?) Birlinger a.a.0.,;

A

1552

danach Mannhardt

ı,41.

4853 1

; Ders. Volkslieben 63—63; B. P. van ;@er Voo De brandnetel als tooverplant. In: T ragen v. d. dag 30 (1915), 321—326; J.L. Moluby Die B. bei den Slovaken des Trent-

3) E.H.Meyer

Germ. Myth, 127. *) Die nordischen Zeugnisse bei Grimm Myth. 1, ı21. % Vernaleken Mythen ı1, 32. %) Ebd, 30. 7 Grimm Sagen 129; Sepp Sagen 160, ®) Birlinger a. a. O.; Meier Schwaben ı, 23. 18. * Birlinger u. Meier Schwaben a. a.0 ») Herrmann Deutsche Mythologie 306; vgl.Drechsler 2, 156; Birlinger Ans Schwaben 1, 97. 1) Birlinger und Meieı a.a.0.; E. H. Meyer Germ. Mytlh. 231

237f1.;

Sepp

Sagen

160;

53

Männer.

Männer

4

Botanisches. Die große L. (U. dioica) ist wegen ihrer mit Brenn haaren besetzten Blätter allgemein be kannt, Die unscheinbaren Blüten stehen büschelig an herabhängenden Spindeln. An Zäunen und Hecken, aber auch an feuchten Waldstellen ist die große R. überall häufig. Die kleine B. (U. urens‘, auch Hitter- oder Eiternessel genann!, hat eiförmige, nicht zugespitzte Blätter. Sie wächst fast immer in der Nähe dceı menschlichen Siedelungen (an Mauern, auf Schutt, auf bebautem Boden) 1). Die der Brennhaare entbehrenden Taubnesseln haben als Lippenblütler botanisc!ı mit der B. nichts zu tun; sie gleichen die der Blätter. Dive

Taubnessel spielt (im Gegensatz zur B.) im Aberglauben nur eine untergeordnet“ Rolle. Die volkskundliche Stellung deı B. wurde schon verschiedentlich behan

delt 2). nen

d.

?} OO. Kor

Über die B. im Volksglauben, In: 40. Bei

westfäl.

1911—12,

Prov.-Ver,

7—9;

f. Wissensch.

Marzell

Die

u.

B. im

glauben, In: Natw. Wochenschr. N. (1911), 401—406; Ders, Heilpflanzen

oder

dornige

| Pflanzen (s. Dornstrauch) gilt die B. seit

antidämonisch3.

als

alten

der

Zauberliteratur

(Hermes

gehalten gegen alle ‚,Forcht

Sympathiebuches: ,, Wär Neßlen Würtzen

„+ dürfte hierher gehören. Vor allem gilt die

feurigrt

356 ff.

stachlige

7 bei imtreit, so mag kein Wurmschaden‘‘5),

4} B. als antidämonisches Mittel im StallZiegen sind vor dem ‚„AnA. gauber. £ daun‘“ (Behexen) sicher, wenn man ein

£ Büschel

Kun! Volk.

F. 48

ı Ys.

B. im Stall aufhängt ®%. Wenn

‚dem Vieh etwas angetan ist, schlage B., Taubnessel und Natternesselwurz (?) mit

EA einem Stein breit, gehe damit zum Vieh

A‘ und streiche es dreimal im Namen Gottes

I.

Krduterbuch

14

DbotMonatsschr.

} and Fantasey*' (teuflische Anfechtungen) “’gchütze *). Auch das Rezept eines alten

I. Botanisches, — 2, B. als antidämonische:. Mittel besonders im Stallzauber, — 3. Bezichungen zu Blitz und Donner, — 4. B. als Aphre disiacum., — 5. B. als Orakelpflanze. — 6, 3 als Kultspeise, — 7. Volksmedizinisches,

') Marzell

wie

4:Fr in der Hand

Brennessel (Urtica-Arten).

ser lediglich in der Form

In:

1 MTrismegistos?) stammt die Angabe, daß x 4 .Bın mit ‚‚Tausendblatt‘‘ (Schafgarbe?)

Quitzmann

s.

2. Ebenso

‚| Aus

s. Feuersbrunst.

brennende

iner Komitates. ] X (1896), 138—140.

‚Alters

24f.; Weinhold Weihnachtsspiele 14: Vonbun Beiträge 73; Golther AM ythol. 285f. 1!) Rochholz Sagen X, 122. 124. E.H. Meyer Germ. Myith. 231. 23) Rochholz a.a.O.; Herrmann Deutsche AM ythologie 306, H, Naumann

brennen

Brennessel

Aıvom

Maul

bis

zur

Schwanzwurzel

und

a“werfe dann die Wurzel hinter sich weg 7).

Ein Amulett

gegen

das

‚‚Verschreien“

enthielt neben einem Strohhalm und einer Hahnenfeder ein B.blatt ®. B.n werden in der Walpurgisnacht (vgl. Dornsträu-

ß, eher) auf den Düngerhaufen gesteckt und

E mit einem Stock geschlagen; die Hexen |. spüren diesen Schlag und haben dann

, keine Macht mehr über das Vieh (Deut-

3

a

R sches Westböhmen) ®). Nach altem isländischem Aberglauben läßt der Hexenmeister von seinem Treiben ab, wenn man

{Ihn mit

B.n peitscht 1%).

Der russische

£° Baucr hängt in der Johannisnacht an die

Fenster und Stalltüren B.n 1). Auch in ‘ Finnland 1?) und in Ungarn !®) schützen ) die B.n das Vieh vor Verzauberung. VielM fach wird die B. auch im Milchzau-

ber verwendet, Wenn sich die Butter & nicht ausrühren ließ, geißelte man das

| Butterfaß mit B.n. War dann die Butter BF gewonnen, so wurde die Buttermilch in

; ein Loch gegossen, darauf ein Pfahl ge$ schlagen und die gebrauchte Nesselrute

daneben einem

vergraben

(17./18. Jh.) !%).

siebenbürgischen

Hexenprozeß

In v.

1554

J. 1641 wird berichtet, daß die Milch der Kuh auf eine B.staude geschüttet und

dann die Pflanze geschlagen wurde; die Hexe, die das Vieh verzaubert habe, müsse dann erscheinen !*). Wenn die Butter nicht zusammengehen will, hole man eine Nessel und spreche beim Holen: „Grüß dich Gott, Nesselstrauch, Hast so und sein (oder ‚‚,kein‘‘) Rauch (?), Gieb mir den besten, laß mich aufschließen, der Zauberin ihr Schloß, Daß ich kann herausnehmen Butterkloß, Das helfe mir Gott + + +‘ 29),

In die zur Käsebereitung bestimmte Milch

wird am Weihnachtsabend eine B.wurzel gelegt und das Ganze an Dreikönig in den Mist gegossen, dann kann die Milchwirtschaft durch Behexung nicht geschädigt

werden ?’). Auch bei den Wenden ?®) und

bei den Slowaken?!?) dient die B. im Milch-

zauber.

Die Praxis einer Berliner

Milch-

händlerin, an einem heißen Sommertag die Milch durch Einlegen von B.n vor dem Sauerwerden zu bewahren (vgl. unten d. B. als Mittel gegen das Sauerwerden des Bieres), führte i. J. 1902 zu einer Klage

wegen Lebensmittelfälschung. Die Angeklagte wurde jedoch freigesprochen, weil sie „ein allgemein geübtes Verfahren‘‘ in Anwendung brachte %). Im Agrarzauber wird beim Setzen des Kohles (Krautes) eine B.staude in die Erde gesteckt und mit einem Stein angedrückt, das bewahrt den Kohl vor Raupenfraß 2%), oder man steckt gegen Vogelfraß in eine Ecke des Feldes einen B.stock und einen Besenstiel mit den Worten: „Da Und

Krah, das ist dein was ich steck’, das ist mein!‘ ??)

Andrerseits ist aber auch die B. eine Pflanze der Hexen, die pflücken sie zu ihren Zaubertränken 2). Von den Zusammenkünften der Hexen auf Kreuzwegen geben die dort stehenden B.n Kun-

de 2),

102. Mythen Germ, 3 Mannhardt 2; cap. 1508, Magnus ‘ Albertus Mizaldus Centuriae IX (1592), 91; Alpen(kein Tiroler Volksglaube). Tirol 397 burg °% Andree 170. Simmental 5 Zahler Altenburg 448 Braunschweig 386. 7) Locbe Zs. 2, 360. ®%) Andrian = Veckenstedts

Altaussee 153. ®}) Schaffende Arbeit 5 (1917), 448. %) Olafsen AKReise duych Island. ı

Bronnessel

%®) Teichert

in Milchzeitung,15, Leipzig

1903. 2) Frischbier Naturkunde 326; ebenso in Estland: FFC. 32, 31; an Stelle der B. wird auch die stechende Distel genommen: Mannhardt ı, ı3. *) Spieß Obererz-

gebirge 28; John Erzgebirge 220. ®) Knoop Pflanzenwelt ı1, 80. %) John Erzgebirge 133.

3. B. und Blitz (Donner, Gewitter) werden oft miteinander in Verbindung

gebracht. ‚Wenn man Bier brauet, soll man einen guten Strauß B.nauf den Rand des Bottichs legen, so schadet der Donner

dem Bier nicht‘ ®),

Eine rationalistische

Erklärung dieses besonders in Mecklenburg häufigen Aberglaubens versucht bereits Paulli%), ebenso Keller?.

Möglicherweise

hemmen

tatsächlich

die

in der B. vorhandenen chemischen wirksamen Stoffe (Ameisensäure, Glykoside?) die Entwicklung der Essigsäure- (Bacterium aceti usw.) und der Milchsäurebakterien (vgl. oben die Verwendung der B. im Milchzauber), die vor allem bei schwüler Witterung (also vor Gewitter) ihre Tätigkeit entfalten (Oxydation des Alkohols zu Essigsäure). In der Antike legte man Lorbeerblätter zum Wein, damit dieser bei Gewitter nicht umschlägt 2). Es bestehen jedoch sicher auch Beziehungen der B. (wegen des Brennens) zum Blitz (Feuer) ?), daher auch der niederdeutsche Volksname ‚„Dunnernettel‘‘ %)_ Wo B.n stehen, schlägt der Blitz nicht ein). Am Gründonnerstag (Tag des Gewittergottes!) gesammelte B.n, auf dem Dachboden verwahrt, schützen das Haus vor Blitzschlag %). Wenn es donnert, legt man den Eiern des Bruttieres Stahl und B.n unter, damit die Eier nicht taub werden 3). Eine Beziehung zum Blitz (Feuer) ergibt sich auch, wenn am russischen Johannisfest über Feuer und Nesseln gesprungen wird %4), 25) Rockenphilosophie 1707, 4, 364 = Grimm Myth. 3, 445; ebenso Danneil Wb, der altmärk.-plattd, Mda. 1859, 43; Bartsch Mecklenburg 2, 133; Knorrn Pommern 145; Drechsler 2, 210. ®%®) OQuadripartitum

botan!cum 1667, 519. 7) Grab des Aberglauben, 2 (1785), 144. ®) Geoponica Z7, 11 ®) Mannhardt Germ. Myth. 102; Drechsler 2, 210. %®) Auch bei den Mordwinen ist die B. die ‚‚,Donnernessel‘‘ Journ. de la Soc. Finno-Ougrienne 12 (1894), vo %) Baumgarten Aus d. Heimat 64; da gegen gilt in Mittelfranken die B. als blitzan ziehend: Marzell Bayer. Volksbot. 134

5)

Steierer

Slovenen:

ZföVk,

4,

148.

üd

37 geit

de

in

im

Rheinischen,

Brennessle‘‘ 3),

Schwaben

als

‚,dat

Die

let

B.samen

och

ausgegrabenen

B.wurzel,

die

unter

*

jetzt flattern kann). Der besprochen: Nesselbusch wurde dann auf die Tü: schwelle gelegt, die der Bursche an nächsten Morgen überschreiten mußte *!. Auch die mohammedanischen Mädchun in Bosnien und in der Herzegowina hi

nutzen die am Vorabend

des Georgitag“

gesteckte B. als Liebecsorakel 42). Vielfa.h gibt man den Hühnern den im Dreißig«: gesammelten %3) B.samen, damit sie rech:! gut legen *1). Auch ist die B.wurzel ein Trächtigkeitsmittel ®). 35) Dioskurides Maf. med. 4, 9, 3%) Plinius Nat, hist. 22, 36. 9”) Z. B. „div nezzel erwecket die unkäusch‘‘: Megenber | Buch dey Natur hrsg. v. Pfeiffer 42;

%®)

Müller

Rhein.

Wb.,

ı, 969.

®)

Lam

190;

5, Die

Alemannia

240;

17,

ferner

u. Herceg. 3, 564; 4, 469;

B.als

ob

“gehen,

2,

210.

*)

Eberli

Orakelpflanze.

ein

Kranker

oder

stirbt

am

5 Leben bleibt: Der Harn des Kranken wird

+ ” 2

auf grüne Nesseln gegossen. Bleiben diese frisch, so wird der Kranke am Leben bleiben, verdorren sie, so wird der Kranke gterben (12./13. Jh.) %), oder es wird unter

S

geln gestellt, bleiben sie grün, so wird er

5

das Bett des Kranken ein Topf mit Nes-

+

nee verwelken | iner Nessel wird ein men der Hausfrau A Pflanze dann in eine 3

gefüllte Strohschüssel

* vor Sonnenaufgang ” die Nessel

verwelkt,

sie, so stirbt er %). Zettel mit dem Naangehängt und die mit feuchtem Sand Am

gesetzt.

sieht man

1. Mai

nach:

ist

stirbt die Hausfrau

{m Lauf des Jahres %®). Wachsen im Sommer

Altartuch gelegt wird ®), In der Marl. schwenkte das liebesdurstige Mädchen

(Krauskopf [= Nessel], locke den Kraukopf [= Burschen] heran, ach, wie d.

Fascina-

;# In den alten Arznei- bzw. Sympathie;* büchern ist das Rezept zu finden, um zu

da

‚„„Kruskopp, treck den Kruskopp ran, Huch, wat’s allewiel fleddern kann!‘

1854,

16/7, 33; Drechsler hurgau 184.

®

einen abends gebrochenen Nesselbuse', vor Lippen und Augen mit den Worten

de

„ 339. 9°) Marzell Bayer. Volksbot, 58. ) Z. B. MsächsVk. 2, 359; Wirth Beiträge

gelten

Um Liebe zu erwecken („‚ad amorem con ciliandum“‘) berührt man die zu gewin nende Person mit einer am Johannista: unter Hersagung von drei Ave Mari.

Fromann

®: @) Wiss. Mitt. Bosn.

ei

fruchtbarmachend

©)

R Yranz Fyater Rudolfus 426 in MschlesVk. 17, 34. ©“) Handtmann Märk. Heide 149.

cbenso angeblich in Ungarn und Piemont Gubernatis Myth. des plant, 2, 271. 274 ®) Treichel Westpreußen 12, 426. 4) Yer moloff Volkskalender 292,

man

158.

one 1675, 704; vgl. auch Anz. f. Kunde d. Vor-

152,

4. Die B. gilt schon in der Antike al. aphrodisisches (bzw. Fruchtbar keits-)Mittel. Der Genuß des Samens reizt zum Beischlaf ®), vierfüßigen Tieren, di: sich begatten wollen, reibt man die Geni talien mit B.n ein®), was auch ins ma. liche Schrifttum übergegangen ist 3; Von einem mannstollen Mädchen sag!

Brennessel

mert

Am!

139.

8557

nf

(1774), 10. 1!) Ausland 18353, 1301; Yermo1off Volkshalender 295. 1) FFC. 30 (1919), 57. 13) ZfVk. 4, 401. !!) MVerBöhm. 18 (1880), 204. !5) KblndLkde 5 (1883), 100. 1%) MsächsVk. 2, 359; Wirth Beiträge 6/7, 32. 7) Grohmann 1ı39. !®*) Schulenburg Wend. Volkstum 162. 1) DbotMonatsschr. 14 (1896),

1556

F

1555

und

Herbst

die

B.n

recht

hoch,

so

gibt es einen strengen Winter ®). Blühen die Nesseln bald, so muß man bald säen;

3

3: wie sie blühen,

so fällt auch

die Dinkel-

A gaat aus, haben sie oben die meisten Samen,

£°

so wird die letzte Winterfrucht

die

E° beste %). Wenn im Frühjahr die B.n mit 3. durchlöcherten Blättern (infolge von InRi; gektenfraß?) emporwachsen, so wird es

im Sommer Hagelschlag geben #). Wenn [; die Nesseln mit weißen Blättern (vgl. A: Bohne, Erbse, Kohl) am Haus oder Gar3 tenzaun wachsen, so verkündigen sie

MB

einen Trauerfall 52). Auch sonst wird die

&

wie

%

B. mit dem Tod in Verbindung gebracht, die

aargauische

Redensart:

„er

ist

Tod 308.

1558 ©)

SchweizId.

4, 805; in Frankreich

ist ‚,jardin aux orties‘‘ (Nesselgarten) zeichnung für Friedhof,

eine Be-

6. Dice B.als Kultspeise. Als Frühlingspflanze ist die B,., bzw. das aus ihr hergestellte Gemüse, eine Kultspeise, die Gesundheit und Kraft verleihen soll $%). Bereits Plinius®) erwähnt die im Frühjahr hervorsprießende Nessel als kultische Speise („multis etiam religioso in cibo‘‘), die für das ganze Jahr die Krankheit fernhält. B.n sind ein häufiger Bestandteil der Gründonnerstagssuppe 5%). Ein Gemüse von Nesseln, die am Gründonnerstag ge-

holt sind, schützt vor Geldmangel5’). Un-

ter den siebener- bzw. neunerlei Kücheln oder Krapfen (Kultspeise), die in Süddeutschland, Tirol usw. am Johannistag gebacken werden, befinden sich meist auch Nesselkücheln %). Wer ein gutes Jahr haben will, muß am ersten Januar

B.kuchen

essen ®).

51) Höfler

5s) Z, B.

Botanik 78,

Drechsler

z,

55) Nat. hist. 21, 93.

210.

)

zell Bayer. Volksbot. 23. ) ZiöVk. ı6, 92; ZfdMyth. 3, 339; Heimatgaue. Linz ı (1919 bis 20), 292; Marzell Bayer, Volksbot, 49; Mannhardt Germ., Myth. ı02. 9) Leit-

häuser

Berg.

Pflanzennamen

10.

7. In der sympathetischen Medizin wird die B. häufig benutzt, um das Fieber zu bannen. Pli-

nius®)

schreibt,

daß

die Wurzel

ki

Magnus®

Toledo

4,

14.

*) Grimm

Mytih. 3, 474; Drechsler z2, 210. . #% Reinsberg Böhmen 207. ®) Fischer | SchwäbWb.6, 858; ZföVk. 10, 53. ©) Fischer ‘ SchwäbWb. ı, 1402. %) SAVk. 2,280. ®) Höhn

der

Herbstnessel (‚„‚autumnalis urtica‘‘) aufgebunden das drei- und viertägige Fieber heile, wenn man beim Ausgraben den Namen des Kranken nenne und hinzufüge, wessen Sohn der Kranke sei. Mit

verschiedenen Segensformeln (z. B. Nessel ich klage dir — Meine 77erlei Fieber plagen mich‘‘ usw. oder ‚„‚Ich streue den Samen durch Christi Blut, es ist für 77erlei

Fieber gut‘ usw.) wird Salz auf die Nessel („unter der Dachtraufe‘‘) gestreut. Viel-

fach heißt es, das Fieber vergehe, 850 Weckerus De Secyetis 1701, 124; olf Beiträge I, 251; vgl. auch Albertus

Mar-

wenn

die B. daraufhin vertrockne (osmotische Wirkung des auf die Blätter gestreuten Salzes!) °). Um Gliedwasser (Synovitis?) zu heilen, bespreche man die B.:

B. ich will dich behalten Für das faule Fleisch Und für die Mutter und für

das

Gliedwasser

1559

Brennessel

Inwendig

und

auswendig

Daß du heilest allen Schmerz

und alle Schäden.

(„Aus einem gedruckten Zauberbuch‘‘) ®2).

Einean Gebärmutterkrebs Leidende soll B.samen vor Sonnenaufgang nach den vier Himmelsrichtungen streuen und sie wird genesen (Oberbayern) %). Wenn man Necsselsucht (Similia similibus!) hat, so trinkt man Tee von B.n (Lunden) %) oder läßt seinen Harn auf B.n ©). Bei den Marchfeld-Slowaken gilt letztgenanntes Mittel als wirksam gegen Unterleibsbeschwerden ®), in den Vogesen gegen Gelbsucht ©). Für „Hitze und Brand‘ bei Mensch und Vieh dient zusammen mit Schneckenschalenmehl und gepulvertem Schädelstück zerkleinerte B.wurzel,

die unter der Dachtraufe

gewachsen und an Maria Himmelfahrt (oder im Mai am ersten Tag des Kreb-

ses vor Sonnenaufgang) gesammelt sein muß ®), Das Öl, in dem vor Sonnenaufgang gepflückte B.n abgesotten werden,

schützt die Glieder vor dem Erfrieren ®). Vielfach wird die B. gegen Viehkrankheiten verwendet. Gegen Würmer und

Maden beim Vieh knickt man drei Stengel der B. und spricht jedesmal: Nettel knick di Dat de oll Soeg (bzw, schwart Schap usw.) De Purrik (= Wurm) rut geht 7),

Gegen die Mauche bricht man durch den Zaun drei B.n und spricht dazu: Die ist for den Ochs Die andere ist for den Fuß Die dritte ist, die heilen muß (Birkenfeld) 7!),

Hat ein Tier die Fußfäule, so schneidet man ein Stück Rasen aus, nimmt drei Nesseln, zieht sie dem Tier zwischen den Zehen durch, macht einen Schnitt in das Rasenstück, steckt die B. hincin und stellt

alles über die Feuergrube und läßt es verdorren (Emmental) ’?). Die B. dient ferner zum

‚,Verstellen‘‘ des Blutes beim

Vieh 73). Hat man sich mit B.n gebrannt, so reibt man

die schmerzende

„Heimina'‘ (Chenopodium cus) und spreche: Nomini Patri Neßje machund Blattre Mit Heimina rib’n, Das tüets sus vertrib’n

Stelle mit

bonus

Henri-

(Wallis) 72).

1560

Ähnliche Beschwörungen sprechen die von B.n Gebrannten in England, wo die schmerzende Stelle meist mit den Blättern der großen Ampferarten gerieben wird ?), Ein „‚wahrhafter‘‘ Jüngling oder eine solche Jungfrau können B.n angreifen, ohne sich zu brennen 7%). Die B.n brennen nicht, wenn man beim Berühren den Atem anhält (häufiger Volksglaube) 7). Kein „deutscher‘‘ Volksglaube (sondern wohl aus alten Sympathiebüchern stammend) ist die Probe, um zu sehen, ob ein Mädchen noch Jungfrau ist: Man läßt es auf B.n pissen; verdorren die Pflanzen, so ist das Mädchen keine Jungfrau mehr ®). Hängt damit vielleicht die schweizer Rcdensart zusammen: ‚Die Dochter hat villicht in die Nessie brunzelt‘‘ (d.h. einen Fehltritt begangen) ”)? Verdorrt die Nessel, auf die der Harn der Frau ge schüttet wird, so ist diese unfruchtbar ®). 60)

Nat. hist. 22, 38.

Hexenwesen

258;

%)

Zf{Vk.7, 69;

Engelien

Jahn

u.

Lahn

259; Geschichtsbl. f. Stadt u. Land Magdebur; 16 (1881), 250; Marzell Bayer. Volksbof 160; Höhn Volksheilkunde 1, 155; auch in England: Germania 7 (1846), 429. ®) Jahn Hexenwesen 268. %) Originalmitteil. %) Uı quell 4, 279; Reichborn-Kjennerul Laegeurter 49. %®%) Drechsler 2, 254 6) D. Land 5 (1897), 384. ®) SE billol Folk-Lore 3, 497 = Rolland Flore pop. 10. 16. ®%) Wartmann St. Gallen 80 = Schweiz Id. 4, 805. ®) Handschr. Brauchbuch au. Schlesien: Drechsler 2, 210; das Mitt“! geht zurück auf eine Schrift des mittelniede: deutschen Magister Bartholomaeus: Höfleı Botanik 77 f. ®") Bartsch Mechlenbuw 2, 459. ”) ZrwVk, 8, 71; ähnliche Besegnungen gegen Viehkrankheiten auch bei den Sieben bürger Sachsen: Haltrich Siebenbürgen 270, den transsilvanischen Zeltzigeunern: Ei!

nol. Mitt, aus Ungarn ı (1887), 144 £f. un! den Kroaten in Niederösterreich: ZföVk. ı, 214. 7) SAVk. ıs, 8. ®) Wilde Pfalz ;:

72)

SchwVk.

4, 15; einen anderen

Segen:

Pfüäl:

Museum 43 (1926), 60. 7°) Grimm Myih. 507; Germania 7 (1846), 429; Dyer Folk Lore of plants 1889, 298; Gutch Count;

folkl. of Yorksh. 1912, % Baumgarten 129.

%)

Auch

70; Aus

in der franz.

MschlesVk, 16, ıder Heimat 156:

Schweiz:

SAVk.

>,

283. %®) Vgl.Gubernatis Myth. des plan! 2, 273f. ”) SchweizId. 4, So5. ®) Ebd. 4 1415; vgl. damit den Glauben der Schwah«n, daß die Empfängnis verhindert wird, wenn « Frau nach dem Beischlaf den Harn auf !ı Jäßt: D. bot. Monatsschr, 14 (1896), 130. Marzı

1!

'

Brephomantie, Kinderwahrsagung (Bos-

‚go = Kind).

; Wahrsagung

Gelehrte

aus

den

Bezeichnung

Eingeweiden

der

von

‚Kindern, s. Anthropomantie, Paedomantice. Nr

1) Fabricius

Brbliogr.

antiqu.®?

(1760), Boehm.

Bretzel. ı ı Herkunft und Name dieses Gebäckes sind verschieden!) gedeutet ” worden; Koch ?), A. v. Preter ®%, Höffer‘) und

F. Nork 5) zählen

die zum

Teil

jächerlichen Einfälle auf; v. Preter %) und

Gräter?) deuten dieses Gebildbrot aus dem Sonnenrad ®%, wobei Preter noch ; auf das ptolemäische Münzzeichen ver-

fallt (!) ?); selbst ein Feind aller haltlosen Kombinationen wie A. Dieterich 2) hielt en Zusammenhang der B. mit dem Bonnenrad für möglich; ihn leitete offen-

dar der

Gedanke,

daß

sich

die Verwen-

dung dieses Gebäckes beim Lätare-UmAug am besten so erkläre, Höfler !!) hat in ‚einer besonderen Abhandlung das sprachÜche und bildlich-monumentale Material +qnd die literarischen Zeugnisse zusamMengestellt und die B. als Teigsubstitut

L. des früher dem

Grabe

beigelegten To-

7 @rustulum,

panis

oleo conspersus,

"$enschmuckes (Armring, Halsring und Spange) gedeutet. Das Glossarium Lingenbrogi (10./11. Jh.) erklärt !?): brecita: genus

{m medio concavus et tortus. Diese Glosse

fand nach den Angaben des Arevalo (1747/1824), eines spanischen Kommen| Cators,

Mazzocchi

(1684/1771)

in

einer

Handschrift der Origines ®) XX cz des

ü Jaldor v. Sevilla (570/636): crustula dimi’Öutivum est a crusta: panis oleo con-

8 apersus in medio concavus et tortus 1%), Daraus j Man bis WB, vor FKlöster

kann man schließen, daß — was jetzt nur vermuten konnte — die der Entstehung der deutschen im Süden bekannt war; oder der

FAutor des Glossarium Lindenbrogi übersrug die bei Isidor gefundene Erklärung der crustula einfach auf die B.; als Form

| dieser crustula torta ist wohl die der Mar-

Öburger Neujahrskringel anzunehmen 15); auch Ekkehard!) erwähnt eine torta

‚ganis

1562

Brephomantie—Bretzel

1% s61

in seiner

benedictio

ad

mensas;

dagegen suchen wir bei ihm auffallenderweise das ‚„„brachiolum‘‘ vergebens. Eine andere Glosse (10. Jh.) lautet !?): prezitella: collyridam !®) panis, oder wir lesen !): prezita: colliridam (12. Jh.), oder crustula 2); auch das bekannte Summarium Henrici zitiert 2): crustula: brezita, brezitella. Als erster leitete Wachter 2?) das Wort von brachile 2) ab, dachte also

an Arm,

Armschmuck.

Besser ist die Be-

ziehung zu brachiale ?), die auch Wachter freiläßt, und bracellus ®) zu bracchium gehörig, vgl. ital. bracciatello; Höfler zieht noch das Beugel-2%) und Kringelgebäck ?) heran und kommt so auf die Deutung, daß die B. eine alte Totengabe ist und die bekannten den Toten beigelegten Ringe und Spangen ersetzt. Zwei Stellen hat Höfler nicht beachtet, Grimm %) und Du

Cange ®) zitieren sie: in den Gesta abbatum Trudonensium (Kloster St. Trond im Haspengau) werden die Fastengerichte der Mönche aufgezählt ®): Quatuor diebus nativitatis Domini, paschae et pen-

tecostes ad prandium duas portiones piscis ... et ad cenam prima die placentam cum bracchiolo; und die direkte Bezeichnung bracellus finden wir in den veteres consuetudines Floriacensis coenobii, wobei bracellus gedeutet wird: signum.... ut de duobus bracchiis facias unum ponendo super aliud. Daraus ist klar, daß man das Gebäck als „Ärmchen‘‘ 31) deutete; B. gehört sprachlich einwandfrei zu bracellus und das ahd.

brezitella

zu

ital.

bracciatello 32).

Die

Annahme, daß dieses klösterliche Fastengebäck ein von den Mönchen in frommer Phantasie als „Ärmchen‘‘ gedeutetes ursprüngliches Totengebildbrot und eine Ablösung der armillae und spirae ist, scheint manche Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Auch die Abbildungen ®)

sprechen zunächst nicht dagegen. Es ist kein Gebildbrot, das die Hausfrau zubereitet, sondern erscheint immer als „genus pistorii operis‘‘ 92); daraus schloß man, daß die B. aus dem Süden eingeführt

wurde 3),

1) Von den älteren Autoren sind besonders zu erwähnen Jo. Georgii ab Eckhart

commentarii de vebus Franciae orientalis et epi-

| ; |

1563

Bretzel

scopatus

Wirceburgensis

tom

I

(1729),

435:

tempore jeiunii quadragesimalis panis tortilis coquitur, quem Braetzel hoc est armillam nominamus;

nam

Barbaro-Latinis

brachile

et

brachiale Gallice bracelet, Italice braccialetto denotat armillam. Panem hunc alıi bracellum aliı brachiolum

...

vocant;

er zitiert

dann

die

vonDu Cange I, 729 zu bracellus und 730 zu brachiolum erwähnten Stellen u. möchte die B.n als ligamina superstitiosa erklären {vgl. 419). Da haben wir schon die ganze Argumentenreihe, die wir bei Höfler antreffen werden, der dieses Buch aus der von ihm benutzten Literatur wohl gekannt hat, aber nicht zitiert, 2? M. Johannis Christiani Kochii Coniecturae de spiris pistoyits, vulgo von Breizeln. Dresdae 1733; in dieser wohl ältesten Spezialabhandlung über die Bretzeln erwähnt der Verfasser nach langatmigen Untersuchungen über ‚‚spira‘‘ die Ableitungen von preculae und Brechen (11—12) und deutet selbst (21 ff.) das Gebäck als ‚,figura crucis‘‘; ein Exemplar der seltenen Schrift ist in München, Die Ableitung des Wortes B. von preculae und pretiola bringt auch: Brevinus Noricus Fago-Villanus Den in vielen Stücken allzu abergläubigen Christen . .. Leipzig 1721, pP. 139 (in München); vgl. Praetorius Blockesbergs Verr. 491. 3) Mitteilungen der K. K. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale (Wien 1869) 14, 5; Höfer Et/ymologisches Wb. ı, ı15; Koch Dissertatio de spiris pistorum 22; zu brettstel: Grimm DWb, 2, 378; Kloster 7, 135 A, 4) Beilage zur Allgemeinen Zeitung 1901 (München) Nr. 272, 6; Arch. f. Anthropol,. N. F, 3 (1905), 104, im folgenden zitiert: Höfler Brezel; ZföVk. 9 (1903), 195 f.; Deutung des Wortes angenommen v. Kluge EWb.® 73 und

Paul

378—79;

DWb.?

Höfler

Ostergebäcke 19; Frischbier Fischer

92;

Grimm

Fastengebäcke

DW.

72.

2,

91 1f.;

Becker Frühlingsfeiern 17; Preußisches Wb. 2, 179;

Schwäb.Wb,

ı, 1412 ff.;

Müller-

Fraureuth Wb, der obersächsischen und erzgebirgischen Mundarten 1, 152; Adelung Wb. ı, 1192. 5) Kloster 7, 133 1f.; noch

Albers

Das

Jahr

123

leitet

Brezel

von

„‚pretiolum‘‘ ab; Höfler Fastengebäicke 88; Koch 14; zu brätstelle vgl. PfannenSchmid Erntefeste 495. °) 1.c. 5—66. 7) Iduna u. Hermode h. v. Gräter 1814 Nr. 5, 18—20, 5) Höfler Weihnachten 42ff. ®%) Ders. Brezel 104. 1) ARw, 8, Beiheft ı02 A, I; ebenso

Fox

Saarland 417;

Rochholz

Glaube

2, 157; Kolbe Hessen 36, 1) Brezei = Arch, f. Anthr. N. F. 3, 94-—110; vgl. die Rezension von Lauffer: ZfVk. 16 (1906), 234 bis 235; Ho»>ps Reallex. ı, 152. 1?) Graff .Ahd. Sprachschatz 3, 317. 23) Lobeck .Aglaophamos 2, 1074 Ax. 1%) Abgedruckt bei Migne Patrol, lat. 82, 1044 N. 18, !°) HÖöfler Brezel 106 Nr. 22. 1% Benedictiones ad mensas Immoni abbati de sancto Gregorio fratri germano compactie yogantı in Mitt. d. antiquar.

4 565

1564

Gesellschaft Zürich v. 8. 7”) Graff Aynardi

ist

(= Brettschneider) De /uenda bona valetudine, Jibellus Eobani Hessi, commentariis doctissimis llustratus p. 62; vgl. Wrede Rhein, Volksk.

3 (Zürich 1846—47), 106, le. !?) Im Glossarium

collirida

mit

bracidelli

erklärt:

K296. 237.

Corpus glossariorum latinorum ed. Goetz 5, 618, 18; vgl. Thesaurus linguae latinae 3, 1667;

Glossarium

germanicum

212.

?3)

2. Die

ist ein Gewandstück = zona, es kommt vo:: braca: Thesaurus linguae latinae 2, 2162 und 2154; Isidor Origines 19, 33, 5; Du Cange I, 731; MGS. 10, 315, 7; daher paßı

Tobler-Lommatsch Altfranzösisches WB. 1, 1104: bracel u. bracelet, *5) Du Cange I, 729 circuli ex auro. 2) Bresel 95f.; 109;

lc.;

Reiser

Domäne

der

B.

ist

die

Fa-

stenzeit®%) vor Ostern oder erweitert die Zeit von Neujahr 2) bis Ostern. Sie

bracile

die von Lippert Christentum 604—5 und andern zitierte Stelle aus der lex salica nicht: H. Geffken Lex Salica (L. 1898) 27 8 10. 141. %) Du Cange ı, 729 armilla; vgl.

*%) Murmellius

‚Allgäu 2, 86, 305; John Erzgebirge 190; Koch l.c. 11.13.22 ff. ®%) Wuttke Sächs. Volksk. 304; Globus 80, 96.

corpus gloss. lat. ed Goetz 5, 380, 25: panis collyri: panis quadrangulus. !) Graff Le. 2%) l.c. 2) Steinmeyer-Sievers Akhd. Glossen3, 153. *®) v.Preter l.c.5; Wach-

ter

Bretzel

kommt besonders häufig als Schmuck der

bei den Frühjahrsriten umher| getragenen Baumsymbole 3) (Lätare) %)

neben

andern

Gebildbroten

(z. B.

Vö-

geln) %°) und Eierschalen vor; und dazu 35 paßt auch die Rolle der B.im Frucht‚barkeitsritus des Schlages mit der Lebensrute, wobei sich die Mädchen

v. Preter Lc. 5f. ”) Dazu paßt die Glosse des Murmellius (im Pappa puervrum cap. de cıbi generibus) sehr gut: spira: bretschel oder ring, genus pistorii operis: vgl. Steinmeyer-Sievers l.c. 3, 153, 617, 42; 1, 414! colliridam-halstan als Glosse zur Vulgata 2. Reg. 6, 19; vgl. Hoop=s Reallex. Stpentci Lobek

(=

dicebantur

circuli,

qui

ex

a) u. b)

moöosthenes Kranzrede 260; Athenaeu.” 4, 130d = I, 296, 8 Kaibel; Bekker Anc: dota x, 302; unseren B.n sind wohl die arcır

Jata am meisten zu vergleichen. %) DWb. 379. *) ı, 729. %®) MG. Hist. scriptores ton 10, 314, 40. %) Vgl. Wuttke Sächs. Volksk 3094; John Erzgebirge 190; Fischer .1. tertumsk. 57; Kloster 7, 134; Heyne Nah rungswesen 277; A. Schultz Das höfischt Leben ı (1889), 395; J. L. Frisch Deufs/hLat, Wb. (1741), 136: spira pistoria panis Iı guram bracchiorum plicatorum habens; Adv -

Wb. der hochdeutschen Mundarten 1, M. Krämer Dictionarium Teutsch

Italiänischer Sprache 3, 297%, 3) Höfleı Brezel 105 ff.; zwei Abbildungen bietet uns di: Äbtissin Herrad von Landsperg ı Hortus

deliciarum

auf

dem

Bilde,

di

an festlicher Tafıl und Mardochai Esther schmausend darstellt: Engelhard Herr; von Landsperg Tafel 4; Henne am Rhvwvnu Kulturgeschichte ı (1886), 205; A, v. Pretvcı Lc.;

3%) Höfler Brezel 96 ff.; Fastengebäck 80 ff. 68; John Erzgebirge 190. 219; Wuttke Sächs. Volksk. 304. 9”) Köhler Vorgtland 170. %) Becker l.c. 17; Mannhardt ı, 155 ff. 157, 223, 288. %®) Nach Koch (12) erhielten die Kinder, nachdem sie an Laetare die larva mortis de stramine facta verbrannt hatten, nach der Zeremonie B.n als Geschenk neben elixa legumina; Bavaria za, 273; 4b, 358. 4)C.C. van de Gra ft in Die maandelijksche Bladen 7, 3 ff.; Beckerl.c. 17. 4) Mannhardt zı, 545—46. *) Birlinger Volkstürl. 2, 63—64. 43) Ders. Schwaben 2, 136; Globus 80, 96; Beilage zur allg. Zeitung 1901 Nr. 272, 6; Sartori Totenspeisung 68—69; Höfler Brezel 102; Grimm DW. 10, 1, 6; E. H. Meyer Deutsche Volkskunde 115.

farin.ı

in circulis fiebant (Festus ı6 = 15, 10 Lind say); circuli sind Ringe aus Mehl, Käse unıl Wasser: Varro Lingua latina 5, 106 = 33, 17 Goetz-Schoell; in Schwaben heißen die Neujahrsb.n Neujahrsringe: Meie ı Schwaben 470, 228; zu den otpentol vgl. De-

ihrem

birge bekommen die Träger nach dem Begräbnis B.n *); in Bayern gibt es beim Totenmahl B.n %), Bier und Brot.

1, 152; Arculata, spirae und circuli, sind auch in der Antike belegt Aglaophamos 2, 1073—75; arculatıı

fibulae)

lung 1073. 3)

1566

Weinhold

Frauen?

2,

60;

Heyn:

Nahrungswesen 272—277; A. Schultz 1. 376; vgl. Kloster 6, 1081 u. Abbild, 157 u. 151 Eine andere Abbildung zusammen mit andı1:

bei Johann Gebildbroten

Placotomunu

Formen

d)

im

Vatic. 3867. u, e) Formen bei Herrad

* durch B.n loskaufen 4); das will aber zur

6 B. als Substitut der Grabgaben gar nicht

| passen

besonders

en 12) gebackene

eine

z. B.

in

Schwa-

besondere Art der B.,

; der „‚Funkenring‘, den das Mädchen am ' Funkensonntag ihrem

EB‘ jet

doch

niemals

Burschen schenkt,

Substitut

einer

den

$ Toten beigelegten Armspange gewesen, ‚obwohl gerade diese nicht geflochtene Ge| bäckart der Armbandform äußerlich am

| hnlichsten ist. Wir werden später sehen,

wie B.n allgemein als Liebeszeichen ver8 gchenkt werden. Daß die B. auch als ‚Totengabe vorkommt — das wäre für

8 die Fundierung der Höflerschen Theorie & besonders

, der

früher

wichtig

im



zeigt

ein

Wertachgebiete

Brauch,

geübt

wurde, wo man 32 ‚‚Seelenbrezgen‘‘ an den } Grabkreuzen aufhängte 4); im Erzge}

44)

c) Nördlinger v, Landsperg %).

John

ting 10, I,

3.

»,

Erzgebirge

Lechrain 6,

252;

127.

vgl.

Brezgen ®).

%)

Leoprech-

Grimm

DW.

Gegen die Höflersche Theorie und . die auf Eckhart fußende Erklärung der B. als Totenschmucksubstitut kann man zusammenfassend kurz folgendes vorbringen: a) Das Wort halstan, mit dem collyridam in einer alten Glosse erklärt wird (vgl. A. 27), hat mit ags. heals nichts zu tun %), also fällt die Beziehung zu Halsring und damit das Hauptargument Höflers. b) Wieso kommt die B. als Totengebildbrot in die Frühlingsriten? c) Warum genügt die Deutung der Mönche als bracchiolum = Ärmchen nicht?

d) Die Behauptung, daß wir unter den Abbildungen der römisch-christlichen Gebildbrote keine B.form finden, daß wir es also mit einem erst in den Klöstern aufgekommenen Fastengebäck zu tun haben, kann nicht aufrecht erhalten werden. Wir besitzen nämlich eine Abbildung aus der frühchristlichen Kulturepoche, die rund 700 Jahre älter ist als das Zeugnis mit wir der Herrad welches Mlustration, Neben den v. Landsperg verdanken. Kreuzbroten “), die typischen runden uns bes. auf Skulpturen begegnen (Fisch mit Broten), fällt eine Szene auf, die uns cine illustrierte Handschrift, der cod. Vaticanus 3867 (5. Jh.), bietet %); dargestellt ist eine Mahlzeit .des Aneas und der Dido; auf dem Tischchen liegt ein Fisch, und am Rand im Halbkreis sehen wir 3 Gebildbrote, von denen besonders

das mittlere der aus dem hortus deliciarum bekannten Form entspricht; zu betonen ist, daß auch bei Herrad v. Landsperg Fisch und Brote auf dem Tischchen liegen; wir haben es also mit einem nach Form und Inhalt durchgehenden Motiv zu tun ®).

Da haben wir also eine feste Überliefe-

rungskette vom 5. Jh. alterlichen Klöster bis darnach wäre die B. ein Kultgebäck (vielleicht

über die mittelauf unsere Zeit; antik-christliches die arculata, vgl.

das als Fastengebäck

28),

A.

(in Ring-

wurde.

übernommen

und Ärmchenform)

46) Kluge erwähnt in seinem A ngelsächsischen Lesebuch 183 ‘halstan’ s. v. ‚healstan’ ohne Beziehung zu heals, ebenso O0. Gröger in seinen Ahd. Komposita, *) Abbildungen bei Dölger IXOYS III Tafel XXXVII Nr. 6; XXXIX Nr. 3; XL Nr. 4; XLII Nr. 2 u. Nr. ı; LVII LI; LVI

LXI u.

1568

Bretzei

1567

8;

Nr. ı; LXIII; LXXX

Nr. 4;

LXXII; XCI

Nr.

Tafel

70;

Nr. 3;

LXXVIIE ı;

die

3 u. 4; LVIIIL;

Nr. 7

Haupt-

formen sind ® oder KB: vgl. Jahreshefte des Österreichischen Archäol. Institutes in Wien 17 (1914),

2. Heft 95

150

Tafel 135;

ARw. 15, 160 Tafel ı Nr. 6. %) Abbildung bei Lc. Tafel LII; vgl. ARw. 15, 160 Dölger Tafel ı Nr. 6: vielleicht sind hier die 3 länglichen

Gegenstände

bildbrote

dieser

Art;

auf

dem

Jos.

Tisch

auch

Wilpert

Ge-

Die

Malereien der Katakomben Roms, Freiburg 1903, 292; Tafelband Tafel 133; Wendland Hel-

tenistisch-römische Kultur? 428 Abb. 4. °) Auch ein Bild des Codex Egberti (10. Jh.) hat dieses Brezei 2, 272. ®”) Höfler Sujet: Heyne

den tieferen Sinn: Dieses spezielle Festigebäck bringt Glück und Gesundheit,

Ders. Fastnacht 92 Fig. 47. 106 Nr. ı9; 51) Vgl. die Krackeling in Friesland: Höfler Bre:el Nr. 31.

4. Neujahrsb.n®):

Besonders

in

Baden 5) schenken die Burschen beim Neujahransagen dem Schatz B.n; diese darf man am Kaiserstuhl >) und im Elsaß 5) vor Dreikönig nicht anschneiden; Neujahrsb.n schenken die Paten %) den Kindern oder diese den Lehrern ®), die Bäcker ®) den Kunden. In München teilte der B.reiter in der Neujahrsnacht

B.n aus 5%). Zwischen Neujahr und Fastnacht liegt der Sebastianstag ©); die B.-

händler hatten neben dem Stand den B.baum; man glaubte, daß der hl. Sebastian die B.n segne; daher kaufte jeder Baucr für

man

Familie

und

vergnügte

Gesinde

sich

mit

Sebastiansb.n;

dem

Bı.reißen;

für die Bäcker war B.tanz; nach diesem wurden die B.n an Musikanten, Mädchen und Kinder verteilt.

52) Höfler ZföVk. 9 (1903), 194; Brezel 103; ZrwVk. 16 (1919), 47—49; Bavaria 3 b, 354 Baden 201. 235; Schmitt 5) Meyer Hetlingen 20: eine B. aus Stroh wird den: Mädchen ans Haus gehängt, das den Burschen Schwaben 470, 225 mißleidig ist; Meier 5) Meyer Loc. 201. %) JbElsaß-Lothr. 7, 20: z, 18; Wrede« Schwaben 5) Birlinger 401 Saarland Fox 238—39; RheinVk. ®) Ders. 494; Meici l.c. 7ı. 5) Meyer 1. c. über da, lc. 470, 228; vgl. Wrede Herauskarten der Nb.: ZrwVk. 16 (1919), 47 49; 13 (1916), 213f.; Meyer Baden 71—7:.

Müller RheinWb, x, 993. 5) Zf6Vk, 9 (1903), 195; Radermacher Beiträge 107 A. ı. vgl. die Wallerb.n: v. Preterl1.c.5; ZföVk

1Lc.; Schmeller 14, 145. 146 ff.

BayrWb.

ı, 376. ;

®) Di

Im 5. Baın der Fastenzeit®): Allgäu ®) und im Erzgebirge ®) wechseln ab, mit der „‚Bretzget‘“ die Bäcker Koch %) bezeugt (1733), daß nur „ten:

pore quadragesimali‘‘ die B.n gebacken werden. Im Augsburger Jareinmal (um

1750) lesen wir ®): Man

hört in

Reimen

hübsch

pie mit

und fein

Den Sommer und den Winter streiien, Welch'r besser sei zu diesen Zeiten, Auch nimmt jetzt mancher für den G’schlier Ein Fasten-Pretzen zu dem Bier.

In der Gegend von Aschersleben %) heit't

es: Wer die Fastenb.n verachtet, be kommt Eselsohren ©). Das hat doch wohl

die andern Fruchtbarkeitssymbole, denen zusammen die B. den Früh-

Aingsbaum schmückt (vgl. Lätare- und ‘Gründonnerstagsb.); die Fastnachtsspei-

sen %)

sind zudem

als

Frühlingsspeise

(vgl. A. 78) von großer Bedeutung und mit Opfern verbunden; nach Praetorius AVerrichtung 112. 115) vertreiben B.n an (Fastnacht, Gründonnerstag und Drei‚könig Hexen (vgl. A. 60). i‘ Was in Anhalt ®) Spiel ist, das Schen-

Uken der Fastenb. am Aschermittwoch für das Ausstäuben mit Ruten, war ursprüng-

flich das Gegengeschenk für eine Frucht-

barkeitsübertragung; bei Hall in Tirol Epeitscht ein maskierter Bauer die Buben [durch und wirft B.n unter die Kinder 7), In Württemberg verteilen die Narren an

(Fastnacht B.n 7). Eine große Rolle spielt hdieses Gebildbrot beim Vegetationsritus an Invocavit; in Schwaben??) schenkt das

| Mädchen am ‚„‚Funkensonntag‘‘ dem Bur-

‚chen den Funkenring; beim MädchenMverschreiben an der Mosel ?) brechen die

Paare nach altem Brauch die B.; auch für das Rheinland ?°) sind solche uralte Ge-

| bräuche

speziell

Fastnachtsdienstag

für

kund Lätare bezeugt: die Mädchen sandten

M(1579) den Burschen B.n, und die Burjachen stifteten Würzwein. Noch heute

kaufen die Burschen den Mädchen an yLätare B.n; lehnt das Mädchen diese ab,

60 bedeutet das eine Absage’). In Böhi.men ’°) hängt man am Vorabend des Fu Fuchssonntages‘‘ B.n (Bängeln) in die te der Bäume; zu den Kindern sagt man: Der Fuchs 7”) hat die B.n verloren;

kdie Kinder essen die B.n prophylaktisch pgegen Zahnweh; also ruht auch hier Segen und Heilkraft auf der Opfergabe an die ‚Vegetationsdämonen ®). Am Gregorius(tag, der in der Rhön der B.tag heißt, erhalten seit alter Zeit die Schulkinder erGregoriusb.n diese EB.spenden 7%); ähnt schon Koch ®): „‚patroni pueris in spiras dabant‘‘; igentiae praemium

An

Donaueschingen %)

bekommen

die

vormittags B.n, und am Schulkinder Nachmittag ist Volksbelustigung; über Bein altes Schulfest am Gregoriustag mit Bächtold-Stäubli,

Ei

1570

Bretzel

K1569

Aberglaube

I.

B.verteilung berichtet Vulpius in seinen Curiositäten 8), An Lätare, dem „Bretzgensonntag‘‘ im Allgäu ®) und sonst ®%),

„sollen ... die Pretzel zuerst gebacken seyn, welche sie unter die Kinder außgetheilet und ihnen Anlaß gegeben fleißig zu beten oder precari und preculas

oder precationes sonderlich umb selbige Zeit abzulegen, daher sie auch sollen benahmet seyn‘‘®); im Rheinland ist am Sonntag nach Halbfasten B.ziehen zwischen Lehrer und Schülern ®%), An Lätare tragen nach dem Papistenbuch ®) die Knaben Fastenb.n an langen Stecken herum. Diese Frühlingsbräuche sind in

der Pfalz und am Rhein noch besonders lebendig, kein geringerer als A. Diete-

rich ®) hat diesen Ritus eingehend unter-

sucht. Früher und auch jetzt an manchen Orten trieben die Knaben, ‚‚,die B. in der Linken und einen hölzernen Degen in der rechten Hand, den Winter aus‘‘®); in Eisenach war früher der „‚Sommer‘‘ mit

B.n und Eierschalen geschmückt ®); in Luxemburg heißt der Sonntag Lätare Fastenbohnensonntag; die Verheirateten müssen allen Gästen, die ein Stück vom Strumpfband der Frau geraubt haben, B.n geben ®). In Baden finden wir das B.umtragen auch an Judica ®). Am Palmsonntag sind die Palmen ®) in Tirol zuweilen mit B.n geziert, und beim Umzug ist der Zaum, den Christus auf dem Esel sitzend hält, mit einem Dutzend B.n ge-

schmückt ®%). Bei Altenrieth (Schwaben) wird ein B.markt ®) abgehalten, wobei die Burschen den Mädchen ganze Schürzen voll B.n schenken, dafür bekommen

sie an Ostern Ostereier ®%); beim ‚,Bratzel-

tanz‘

in

Ottenhausen

bei

Neuenbürg

holt der Bursch nur die Auserwählte zum

Einzeltanz?”). Im Gothaischen erhalten die Schulkinder an diesem Tag B. von den Jungverheirateten ®). In der Gründon-

nerstagsnacht bringen die Burschen in Marbach den Mädchen B.n ans Fenster ®); wenn die Mädchen nüchtern davon essen, bekommen sie das Fieber nicht, und so-

lange die B. nicht schimmelt, ist die Liebe echt 16) (vgl. die oben erwähnte Kraft der Fastenb. als Kultspeise und den Genuß des Eis) 19); daß man am Gründonners50

Bretzel

bezeugt 1% 2),

1) Höfler Brezel 98 ff. 103 ff.; ZiöVk. 9 (1903), 80 ff. 91 ff. An der Elbe gibt es nach

dem Fastenbeten B.n:

sächsischen

Schweiz

Meiche 115;

Sagenbuch der

Preter

Lc.

6) Reiser Allgäu 2, 86; vgl. Fischer SchwäbWb. 1, 1413. ®%) John Erzgebirge 190. 8) 1. c.20. 23; für Sachsen: Müller-Fraureuth Loc. r, I52. ®%) Birlinger Schwaben 2, 148. %) Mannhardt Germ. Myth. 25. 412; Wolf Beiträge ı, 79; Jahn Opfergebräuche 117. 145; W. 97. ®) Wer in Waldeck am Gründonnerstag kein ‚,Grünes’‘ ißt, bekommt Eselsohren: Curtze Waldeck 398, 134; Jahn l.c. 145; Bechstein I, 161; im Rheinland muß man Lauch essen: ZrwVk.

18 (1921), 36. ®%) Jahn l.c. 116f.; Höfler Brezel 103. ®) ZfVk. 1897, 75; Mannhardt I, 545; über die Ablösung des Schlages

durch die B, an Aschermittwoch: Bavarıla 2a, 273. ®*) Mannhardt ı, 269; Zingerle Tirol 139; im Rheinland finden wir das B.schleudern unter die Kinder am Fastnachtsonntag: Müller RheinWb. 1, 993, nachmittags ıst Wettlauf, wobei der Sieger eine

Bretzel erhält; vgl. SAVk, ı (1897), 190 If. 2) Kapff Fesigebräuche Nr. 2, 11; für die schles.

Fastnachtb.n: Mschles Vk, 1906 H. 15, 145. 2) Birlinger Volhsth. 2, 63 £.; Schwaben 2, 6zff.; Mannhardt ı, 539; Höfler Fastengebäcke 80f.; Brezelggf.; Meier Schwaben 383, 25; vgl. Fo x Saarland 418. 7°) Mannhardt ı, 4533; vgl. Fontaine Luxemburg 32; ZfVk. 1915, 301. *) Wrede RheinVk.

248—49. 75) Müller 1.c. 994; für das SaarJand: Fox Saarland 343: am Lehenfest gibt das Mädchen dem Burschen eine B. als Liebeszeichen. 7° Reinsberg Festl. Jahr 68; Höfler

Brezel 95;

Ders.

Fastengebäcke

73.

7) Über Opfer an den Fuchs: Jahn Opfergebräuche 118; Meier Schwaben 375, 9.

3) Über

Opfergaben

für

Vegetationsdämonen

an Fastnacht: Jahn lc. 116. ®”) Höfler Brezel 100; Ders, Fastengebäcke 87 f.; vgl. Vulpius Curiositätenim Kloster 7, 207; Hi1scher wollte allen Ernstes den Namen der B.n davon ableiten, daß die Fraeceptores am Gregorsfest den Schülern B.n schenken (Ösierlicher

Aterglaube

20;

v.

Preter

lc.

5);

Adelung 1ı, 1073 wies auf „‚preciuncula“‘: Die Schüler, meint er, mußten für die Ban beten: Koch 1l.c. ı3f.; Kloster 7, 135 A.; vgl. A. 86; in Tirol gibt es Wein, Brot und Käse: Zingerle Tirol 142, ı231. ®) Loc. 14. 81) Alemannia 22, 145. %) Kloster 7, 2061; vgl.

|

Brezei 100.%) Meyer Baden 9off.®) Prae-« torius Blockes-Berges Verrichtung (L. 1668)

491; über die Ableitung 8) Müller le. 993. 100;

92.

Koch

%®)

lc.

Kl.

ı2—13;

Schr.

von precari vgl. A 2. ®%) Höfler Brezel

324—352

Höfler

=

ARw.

Fastengeb.

8 (1905),

Beiheft 82 ff.; Becker Frühlingsfeiern 17; Meyer 1l.c. 87. goff.; Höfler Brezel 100;

Ders. Fastengebäcke 88. 92; Bavaria 4b, 358. 8) Dieterich l.c. 325; auch am ‚,Fähnleins-

tag‘

= St. Gregoritag

hatten

ben Holzsäbel: Höfler %) Mannhardt ı, 156f. Luxemburg

Meyer Höfler 146,

1260;

früher die Kna-

Fastengebüicke 88, ") Fontaine

32; vgl. den Brauch im Gothaischen:

lc. 116. %®) Meyer 1.c. Brezel 101. ®) Zingerle Mannhardt

ı,288;

116; Tirol

Höf-

Jer Le. % Zingerle 147, 1263; Hörmann Volksleben 50 ff. ®) Meier Schwaben 385, 36; Birlinger Schwaben 2, 65, 10; Meyer l.c. 116; Sartori Sitte u. Brauch 3, 136. ®°) Meier L1c. 393, 67; vgl. Müller RheinWb, ı, 994. ") Kapff Festgebräiuche I9; vgl. Müller Lc. % Meyer Loc. 116, ®) Birlinger Schwaben 2,71-—72; Meyer Baden 501. 0) Meier 1.c, 387, 40; 388, 48; vgl. Witzschel Thüringen 2, 195, 10. 101) Meier 386, 39 u. 389, 55; Jahn Le, 138f. 102) Blockes-Berges Verrichtung 214; Höfler Brezel 101; Ders, Ostern 91.; Seyfarth Sachsen 270; Maennling 193. 13) Grimm A7yth, 3, 436, 44; Z£IVk. 1891, 191e I (Brandenburg); Mannhardt Germ. Mythen 134; Keller Grab des Aberglaubens 5, 375; Jahn 1. c. 145 mit Literatur; Fischer Aberglauben (L. 1790), 228, schöpft fast alles aus der Rockenphilosophie; auch wer am Gründonnerstag fastet, ist fieberfrei; Fischer lc. 217 = Rockenphilosophie 1, Hundert c. 57,

pP.

130.

1018) ARw.

1%)

185.

Andree

24, 174;

Braunschweig

AfKulturg. z (1895),

341.

18.

7)

v5)

Höfler

45ff.

Meyer

66.

Breiel

103;

2106) Albers

Baden

235——36;

Ders.

Das

Bavaria

Jahr

4b,

% 5

K

Fi

|

4

+

Ostern

250.

387;

8;

am

Lechrain

gibt

es

am

1. Weihnachtstag nach der Vesper B. u. Bier: Leoprechting Lechrain 209; vgl. Gün tert Kalypso 242. \) Meyer Baden 117; vgl. B.spende beim Kirchgang: Witz schel Thüringen 2, 312. 11) Höfler ZföVk. ı911 Suppl. 7, 39ff.; Brezel 102; In Mecklenburg aß man früher an der Grenzscheide zweier Dörfer bei der Rückkehr von der Trauung Kringel, so groß wie Wagenräder, und trank Branntwein: Bartsch Mecklenburg 2, 83,

1574

Breve— Brief

Festgebräuche

266;

über

B.

und

Rad:

v., Preter

lc. 5 mit Literatur; Grimm DWb.2, 378. 2) Köhler Vorgtland 230; ZfVölkerpsychol, 18 (1888), 384. 13) Loc. 23f. Eckstein,

Breve (Zimmerische Chron.; tirol. Brefe,

bayr.-österr.

Alpen

Breferl,

steir.

auch

Brefel, kärnt. Brefile, schwäb. (16. Jh.?) ‚Brevi-Zettel‘).

183 1f.

6. An Ostern 1®), Johanni!®), der Kirchweih !@) und Martini 1®8), an Weihnachten !®), am Konfirmationstag 1!) und an der Hochzeit 11) spielen die B.n eine weniger wichtige Rolle. Zu erwähnen ist noch ein eigenartiger Brauch in Möschlitz (Voigtland) #2): man stellt hier die Gemeindebeamten durch Handschlag und Einhändigung von zwei Fastenb.n an, wie man etwa bei Wein und Bier Kontrakte abschließt. Ein eigentümliches Zeugnis über den medizinischen Wert der B. bringt Koch 13).

1573

Höfler B. 102. !®) Höfler B, 102—3; Meyer Baden 7ı (Geschenk an die Paten). ww) Höfler Weihnachten 43; ZrwVk. 2 (1905), 161; Köhler Vorglland ı71; Kapff

4/

bi

(Rüdesheim)

B.examen: Müller-Fraureuth ı, 13532. 3) Reiser Allgdu 2, 112; vgl. 105; Höfler

#1

A

tag B.n gegen Fieber ißt, erwähnt schon J. Prätorius 192), ebenso die Rockenphilosophie 19); nach Prätorius hing man dieses Kultgebäck im Hause gegen Fieber und Zauberei auf, so noch heute ın Braunschweig 1%). B.n als Geschenk der Paten am Gründonnerstag sind 1601 am Rhein

1572

n

1571

1. Amulett mit geweihten Sachen, welches man den Kindern umhängt 2). 2. Gedenkpfennig, Anhängsel, Wallfahrtsandenken, Amulett, Agnus Dei usw. ?%. 3. Ein Kindern umgehängtes Amulett, Talisman, bestehend aus einem geweihten viereckigen kleinen Pölsterchen 3). Auch mhd. ‚brievelin‘ ist aus Glossen in der Bedeutung „Amulett‘ bezeugt %). Die Zimmerische Chronik kennt B. als Zaubermittel 5), und in einer schwäbischen Quelle des 17. (?) Jhs.®) heißt es: „Von den Brevi-Zettel. Seynd gut, und werden gebraucht, so wohl zum bey sich tragen, alsz zu legen, und einzugraben.‘‘ Das Breferl ist heute noch in lebendem Brauch im bayerisch-österreichischen Alpengebiet ’), und als Sache, wenn auch nicht als Wort, weit über dieses Gebiet hinaus, wie süddeutsche und schweizerische Volkskundemuseen lehren. Sowohl kleine kissenund taschen-

förmige Amulette mit religiösen Zetteln und Dingen, als auch (meist neun-

teilige) Faltzettel mit in Kupfer gestochenen Heiligenbildern, Segen usw. und aufgeklebten Dingen (Kreuzchen, Samen, Kräutern u. dgl.) werden Breferl genannt. Zuweilen sind unter einzelne Heiligenbildchen noch weitere Schutzzettel eingeschoben ®), oder der mittlere

Teil mit den aufgeklebten Dingen ist von einem Heiligenbild bedeckt ®). Das bei Andree-Eysn abgebildete B. enthält: I. St. Franziscus Seraphicus, 2. ein Doppelkreuz mit den Initialen des Zachariassegens (s. d.) und des Benedictussegens (s. d.) nebst den Pestpatronen St. Sebastian u. Rochus, Unterschrift ‚contra pestem‘, darunter gelegt: Dreikönigszettel (s. d.), 3. St. Antonius von Padua, 4. St. Ignatius, darunter: lat. Gebet gegen Dämonen und in dieses eingeschlagen die Früchte von Widerton (Polytrichum commune), 5. St. Johannes von Nepomuk, darunter: Pestblatt !), 6. St. Franciscus Solanus, 7. Anastasiushaupt (s. d.),

darunter: Agathenzettel (s. d.), 8. Jacobus de Marchia, 9. (im Mittelfeld) kleine Sebastianspfeile, Kreuzesnägel, Gnadenmünzen, Nepomukszunge, Fetzchen von

Heiligengewändern, Benedictuskreuz, Agnus Dei, Palmkätzchen, Same von Lithospermum arvense, rotes Tuchfleckchen (gegen Hexen), dreieckiges Zettelchen mit lat. Gebet. Darüber gelegt: Marienbildchen (Kupferstich). ') Schöpf Tirol. Idiotikon (1866), 56. * Unger u.Khull Steir. Wortschatz (1903),

113. °) Lexer Kärnt.Wb, (1862), 40. *) Lexer Mhd. Wo. ı, 353. °) 2, 380; nach Fischer Schwäb.Wb, ı, 1413. 6) Carnifex exarmaltus, bei Birlinger Aus Schwaben ı, 431. ’) Andree-Eysn Volkshdl. 67 ff. 100. ®) Z. B. ein Pestblatt, ebd. 69. %) Ebd. 67.

2)

Genaue

Brief.

Beschreibung

Ein

ebd.

69f.

Hoffmann-Krayer,

B. ist, wie die griechische

Bezeichnung &x.0toAn, lateinisch epistula lehrt, zunächst ein mündlicher Auftrag. Diese Form ist nur bei Primitiven nachweisbar, wo die Kunst des Schreibens noch unbekannt ist. So töteten die Geten (in Thrakien) alle 4 Jahr einen Menschen als Boten an ihren Gott Zalmoxis, nachdem sie ihm die erforderlichen Aufträge gesagt hatten ?). Sehr bald schreibt man

dem Boten seinen Auftrag auf. Dadurch verbinden sich damit alle abergläubischen Vorstellungen, die an dem geschriebenen Wort haften. Solche Zettel — B., latei-

nisch breve, ist in der Erinnerung des Volkes ein kurzes Schriftstück — verleihen dem gesprochenen Worte Dauer und 50*

1575

Brief

intensive Wirkung.

Diese Anschauung ist

älter als die Schrift; jedes Amulett (s. d.)

spricht durch Bild oder Buchstaben 2). Aber ein Fülle von Anwendungsmöglichkeiten ist daraus erwachsen, seit man mit Worten seine Absicht deutlicher auszusprechen gelernt hatte. Das Altertum kennt vornehmlich den B. an die Unterirdischen, um einen Feind zu verfluchen (s. Defixion). Das MA. benutzt sowohl eigentliche Briefe (Auftrag, Mitteilung an eine höhere Macht) als auch amulettartige Zettel und andere Gegenstände mit Worten, Buchstaben oder Zeichen in mannigfachen Nöten. Das erstreckt sich von der Zeit, da die Schrift den Germanen bekannt wurde und in den Runen (s. d.) frühzeitig abergläubische Verwendung fand, bis in die Gegenwart.

Ältester Beleg zufällig bei Beda3). Jüngste Belege

in der Literatur

um 1900 *%*), ohne

daß ein Aufhören dieses Glaubens anzunehmen ist. Die besondere Wirksamkeit

in Beziehung

auf eine bestimmte

Person

erhält der Brief durch Berührung, indem

man ihn auf der bloßen Haut trägt oder indem er auch bloß im Hause des Betr. sich befindet °). Eine besonders intensive Sympathie besitzt natürlich der blutgeschriebene B., den die Faustsage ®) aus der Zauberpraxis übernommen hat (s. Blut). Besonders hervorstechende Anwendungsbereiche sind der Blutsegen zum Stillen von Blutung ”), eine intensivere Form des Besprechens (s. Blutsegen ‚, besprechen). Daraus dürfte sich der kugelfest machende B. erst sckundär entwickelt haben, den man als „‚Anhängzettel‘‘ (s. d.) um den Hals trägt ®) oder in eine Wunde einheilen läßt oder verschluckt ®). Es ist das die sog. Passauer Kunst (s. d.), die 1611

aufgekommen sein soll *0). Wie zäh dieser Glaube im Volke wurzelt, zeigt eine Züricher

Handschrift

von

1393,

wo

solche

B.e nur verstattet werden, wenn sie Glaubensbekenntnis und Paternoster, d.h. christliche Texte, enthalten !). Konnte man sie nicht ganz verbieten, so zog man ihnen ein christliches Mäntelchen an. Es gab und gibt auch gedruckte Briefe, die für sehr verschiedenartige Sachen (Geburt !?), Liebeszauber !®), Fieber ?!%),

Briefträger— Brigittengebet

1576

Briefträger, Der B. wird wie der Bettler, Glöckner oder Totengräber am Neu-

kalten Brand !°)) angewandt werden. Ein schwacher Nachhall dieses schriftlichen

jahrsmorgen trachtet *).

Verkehrs mit den Unterirdischen, für den schließlich auch das Mene mene tekel ein Beleg sein dürfte, ist der B. an das Christkindchen, wie vielerorts der Weihnachtswunschzettel der Kinder genannt

als

schlechter

3 In einer schlesischen der Teufel in Gestalt

Angang

be-

Sage verhindert eines B.s einen

(Bauer an der Gewinnung eines Schatzes ?).

wird 16),

) Sartori Sitte u. Brauch 3, 64 Anm. 41. Kühnau %) MschlesVk. H. 16 (1906), 94;

Andererseits knüpfen sich an den gewöhnlichen B., der soviel Gutes und Schlechtes enthalten kann, mannigfache Vorstellungen. Ein B. kommt, wenn sich die Katze hinter den Ohren wäscht !7) ? wenn ein Floh auf der Hand sitzt !8®), wenn das Licht eine Schnuppe (Rose, Stern, Butzen) hat?®) oder einen zettelähnlichen Lappen ®), oder wenn die Lampe flackert 2), oder wenn man von einem Pferde (= reitender Bote) träumt ??}). Ein B. im Häubchen macht ebenso wie unter dem Kopf ein Kind das Buch

. Sagen

Schömer.

3, 692.

Brigitta, hl.

\ I. Die h. B., geboren in Schottland | oder Irland (Ulster), war (die erste) Nonne

in Irland. Sie soll um 521 gestorben sein.

‚Ihr Tag ist der 1. Februar, der Tag vor | Mariä Lichtmeß. Das, sowie der Anklang ‚ihrer englischen Namensform Bride (Brid-

Fb get) an bright = Glanz, hat wohl ihre Be-

F ziehungen zum Feuer unterstützt. Über | ihrem Wohnhause soll sich oft eine FlamF me gezeigt haben, und bei dem Kloster ; Kildare soll ihr ewiges Feuer unterhalten

klug 2). Daß ein B. rasch und allen befördert Trotz zum Schwierigkeiten wird, erfüllt die Phantasie der Sage; so

& worden sein!). Ihre Kirche lag unter einem Eichenbaum, und Frazer nimmt an,

1578

baumes sichert (in England) gegen Verwundung und bösen Blick 1), Die ‚„Brigittenkrone‘‘ beten schützt vor allen Teufeln !?). Sie füllt die leeren Scheunen mit Getreide und ist Nothelferin für gebärende Frauen !?). Vielleicht sind Züge von ihr (und von der h. Elisabeth) auf die Sage von der Gattin des Ritters von Hohinrot übergegangen 33). 1) Nork Festkal. ı4of. ?) 2, 240. 242. 3) Lady Wilde Ancient legends of Ireland 222f.; HessBl.

Rochholz Naturmythen 255 ff.; Folk-Lore ı, ıo, 72. *) SeE€billot

366. 372. 376. °) Wrede

5) Sartori

EifelerVk.

84;

Sitte u. Br. 3, 85. RheinVk.

333;

Heurck u. Boekenoogen in Belgv. ien: Histoire de V’imagerie populaire flamande 50 f£. ı, 209. %) Ebd. 3, xzı0. 363. 7) Sebillot Tirol 362; Seligmann ®*) Alpenburg Blick

u)

13)

2,

326.

Birlinger Baader

©)

I,

Seligmann

NSagen

44.

55{f.

!*) ZfVk.

2,

15,

35!.

314.

2. Eine zweite B. war eine königliche Prinzessin aus Schweden, machte sich durch viele Offenbarungen bekannt und starb 1373 auf der Rückreise von Jerusalem. Man hat 8 Bücher von ihren Weissagungen. Verwechslungen mit der irischen B. kommen vor 1).

ist der B. am Pfeil ein altes und verbreitetes Wandermotiv %); auch Geister werden durch einen rasch beförderten B. er-

daß sie an die Stelle einer früheren Göttin getreten sei ?). Zahlreiche Mirakel werden ; von ihr erzählt ®. In Frankreich zeigt

unter Bindeb., Freib., Gesundb., Hausb,., Himmelsb., Michaelsb.e, Schutzb., Sonntagsb., Brevi-Zettel.

% Hände %). Auf den westlichen britischen

gen

#1. Februar legt die Hausfrau eine Puppe aus Hafer in einen Korb und einen Knittel E daneben, und alle heißen Bride willkommen. Am andern Morgen sieht man nach der Herdasche, und wenn man den Eindruck von Brides Knittel darin gewahrt, so gilt das als Vorzeichen guter Ernte und eines gesegneten Jahres ®). In der ErzA diözese Köln und im Bistum Trier, wo

gen Brigitta!) wurde schon im 15. Jh. ein apokryphes Gebet bzw. ein Zyklus von 15 Gebeten zugeschrieben, der eine

iman

löst 2); der Uriasb.?) ist bekannt. Weiteres

Herodot 4,94. ?}} Plinius NH, 28, 20. °%) Hist, gentis Angl. 4, 22 bei Franz Benediktionen 2, 299, 3. *) Kondziella Westböhmen 278. %) John Volksepos ı59£. R. von herausg. Volksbücher, 6) Deutsche 1912: Historia von D. Johann Fausten Benz 13. ’) Jühling Tiere 282; Seyfarth Sachsen 173. ®%) Kronfeld Krieg 87

*) Ebd. ®) Hovorka-Kronfeld 2,370. 2) Grimm Myth. 3, 413. 7?!) ZfdMyth. 2,

2;

V.

ältester

155 ff.

Beleg

Homer

[I/tas

6.

Gesang

Aly

ihrer

Füße,

Kniee

und

$ Inseln gilt sie als Frühlingskünderin. Am

N

77. 13) Im Volkslied: Ein Brieflein schrieb sic mir usw.; s. auch Defixion. 1%) Alemannia 27, 390. 2, Mecklenburg 235) Bartsch 114. !) SchwVk. ıo, 36. 1) Fi16) Verf, mündl. scher Osisteierisches 114; Fogel Pennsyle. 91 Nr, 356. 1) Spieß Fränkisch-Hennebey: Meier Mark 57 Nr.28; Woeste 151; Schwaben 2, 504; Zi{Vk. 11, 448. ®) SAVk. 21, Pennsylw. 141. 2) ZfVk. 24. 55. ®) Fogel Siebenbürgen 52 %®) Hillner 78 Nr. 281. Nr. 17. 2%) Rochholz Tell 28; vgl. Alv Etr/e/ Märychen 51. 145. 187. ®%®) Schmitz 2, 279 2, 13; dazu auch Strackerjan 25) Gunkel Märchen 132; Aly Märchen 1306,

Spuren

B. seit dem 10. Jh. Kirchen und Kapellen

© hat, vertraut man ihr besonders die Kühe . an, und in den Legenden von ihr spielen $ die Haustiere eine große Rolle ®%. Die

E



;

) ‘

‘ .

Bauern bei Lüttich holen von ihren Kapellen geweihte Erde für sich und ihr Vieh, um die Ställe vor bösem Zauber zu schützen’). Im 15. Jh. hinderte ein Gebet zur Sainte Bride allzu gewaltsame Bewegungen der Kühe beim Melken 9). Auch in Tirol hilft ein Gebet zu ihr (und Kirchhofserde) gegen ‚‚Vermeinung‘‘ des Viehes ®). Das Hersagen ihres Stamm-

MM) Vgl.z. B.v.Heurck a.a. O0. 50f.

u.Boekenoo-

Sartori,

Brigittengebet, Der schwedischen Heili-

Offenbarung an sie, die hl. Elisabeth (vermutlich die Visionärin E. von Schönau t 1164) %) und die hl. Mechthild (M. von Magdeburg t 1280 oder M. von Hacke born + 1310, beide Visionärinnen) ®) durch Jesum über seine Passion enthält (quinde

cim orationes de passione domini — revelate a domino Jesu — sancte Brigitte, regine Suecie) *). Es werden darin alle Wunden, Schläge, Martern des Heilands mit genauen Zahlenangaben aufgezählt und dem Ganzen, das als Amulett getragen wurde (‚,Kleiner Seelenschatz,

allezeit bey sich zu tragen‘‘), eine Fülle

von Gnaden und Schutz vor allerlei Übel

zugeschrieben. Wie der Himmelsbrief (s. d.), die Länge Christi (s. d.) u. ä. Zettel soll das Gebet 1555 (was aber zu seinem früheren Auftreten nicht paßt) im hl. Grab

1579

Brocken

zu Jerusalem gefunden worden sein, Auch die Zusammenstellung der 3 Frauen zeigt zeitliche Widersprüche, die den apokryphen Charakter des Schutzzettels ohne weiteres erkennen lassen. Die Kirche hat das Gebet frühzeitig auf den Index gesetzt und verurteilt %), ohne daß sie dadurch verhindern konnte, daß es bis heute umläuft und benutzt wird ®). Auch nach China hat es, wohl durch die Jesuiten, den Weg gefunden und seine Spuren in einem taoistischen Leben Jesu vom Jahre 1701 n. Chr. hinterlassen 7). l) Hauck RE. 3, 239. ®) a.a. O., 5, 308. 3) a.a.O. ı2, 482 ff. %) Trierer Hd. von 1570 Liturg. Hdd,, Verzeichnis Heft 4 (1897), 53; Salicetus Antfidotarius animae (Straßburg 1490, Grüninger, ı4ff.; Thiers 4, 65; Dorothei Asciani Montes pietatis Romanenses historice, canonice, theologice detecti (Lipsiae 1670) 401 8 123 nach einer Edition Trident

Über

den

1648;

Geistl.

Aberglauben

Schild

im

109;

Elsaß

A.

Lambs

(1880),

74.

5) Analecta Ecclesiastica Roman. 3 (1895), 353 Indulg. Nr, 665; Thiers 4,25; SAVk. 17 (1913), 186f. %) Z. B. in einer italienischen Lettera di Gesü Cristo, gedruckt zu Fiorenzuola d’Arda 1893, Tip. Pennaroli. ?) Zeitschr. für Missionskunde u. Relig.wiss, 40 (1925), 285f. Jacoby.

Brocken. Als höchste und weithin sicht-

bare Erhebung des Harzes, durch auffallende Wolkenbildungen am Gipfel, durch

großartige Felsen und Höhlen die Phan-

tasie anregend, ist der B. seit Alters von zahlreichen Sagen umwoben (s. Berg). Die älteste bekannte Erwähnung des B.

(brochilsberg) als Aufenthaltsort und Sammelplatz böser Unholde und Hexen steht im Münchner Nachtsegen (14. Jh.) 2). Seit dem 17. Jh. ist der Name Blocksberg (s. d. I.) für den B. als Versamm-

lungsplatz der Hexen gebräuchlich geworden. Doch wird auch, besonders im Harz selbst, von der B.fahrt der Hexen oit am 12. Mai, an dem die Hirten im Harz ins Gebirge ziehen, erzählt. I. B.fahrt. Am I2. Mai?) reiten die Hexen auf Enten, Gänsen, Mulden, Ofengabeln, Mistgrepen %, auf einem Puterhahn *) auf den B., oder ein Schluck aus einem kleinen Glase versetzt sie im Augenblick dahin ®). In der Walpurgisnacht springen die Spitzen des Weißdorns ab,

1580

daran ist die B.fahrt schuld (s. Blocksberg 3) ®). Auch Fremde können mitfahren, ein Mädchen nahm ihren Bräutigam mit ’) (s. Blocksberg 4). Wenn man Kopf und Leib mit Dost und Baldrian umwindet, kann man die Hexen auf den B.

fahren sehen ®) (s. Blocksberg 6). Auf dem

B. müssen die Hexen den Schnee wegtanzen ®) (s. Blocksberg 7 b). Das Fest wird ähnlich wie das Blocksbergfest geschildert (s. Blocksberg 7). Auch ein Hexenaltar, -brunnen und -waschbecken wird erwähnt. „Beim Hexenaltar sieht man am ı. Mai Besen, Katzen und Hunde und den Tanz der Erwachsenen mit Fakkeln. Unter dem Hexenaltar soll sich ein unterirdischer Gang befinden; eine Art Licht, Kobolz genannt, kommt zuweilen darunter vor‘ 92) (s, u. 5). 1) ZfdA.

41, 3or ff.

?) Pröhle

Unterhay:

115 Nr. 311; ı2zı Nr, 316. 9%) 119 Nr. 312. *) ı19 Nr. 313. 5) 120 Nr. 314. %) 117. 7?) 1109, Nr. 313. ®) 119 Nr. 312. ®) 117. ?3) 121 Nr. 315

2. Tanzwiese., Am frühen Morgen des 12. Mai kamen Leute auf den B.; da hörten sie schon Musik von oben. Aber es waren nur Katzen, die spielten und zechten. Als die Leute davon in der Hütte erzählten, stürzten die Katzen herein un. wollten sie zerreißen 19). ») Pröhle

Unterharz

3. Brunnen.

ı21

Pröhle

316.

Aus dem Brunnen auf

dem B. (vgl. Blocksberg Wein quellen 1). 2)

Nr.

Unterharz

ı und

122

7)

soll

Nr. 318.

4. Brautklippe. Am I. Mai, wenn die Hexen den B. bekränzen, wird die sogenannte Brautklippe, hauptsächlich von Beerensucherinnen, unter Singen von Liebesliedern bekränzt. Dadurch werden sie Glück beim Aufsuchen der Beeren haben 22), 2”)

Pröhle

5. Licht.

ein Licht Krieg 23). B)

6.

auf

Pröhle

Unterharz

Im

dem

Juli

Unterharz

136

B.,

Nr.

brennt

das

347.

zuweilen

bedeutet

122 Nr. 317.

B.-Gespenst. Die Erscheinung des B.gespenstes, der Schatten des Be obachters oder anderer Personen auf einer Nebelwand 1%), liegt folgenden Er

E 1581

A 8

Brombeere

zählungen zugrunde: läßt

Zeit

gewissen

zu einer

Alle Jahre

B.gespenst,

das

sich

eine Riesengestalt, sehen. Es vertreibt die

vom

Leute

Ein Hirt sah

Frau ®).

eine

ist

und

B.

in einem besonders

trocke-

nen Sommer einen riesigen Mann über den B. schreiten, dessen Schritte das Gras versengten ?%). 14) MtdöAlpenver,

121.

1%

1890,

25) Pröhle

Kuhn

u.

49;

Unmnterharz

Schwartz

7. Außerdem

knüpfen

ZAIlpV.

136

179

Nr.

Nr.

188o,

348.

201.

sich Sagen

von

Venedigern, verborgenen Schätzen, von der Springwurzel, von Werwölfen, der Johannisblume, verschiedenen Spukgestalten, vom Teufel und von einem

Wunschsumpf, »”)

Pröhle

Vgl.

Berg,

nediger.

an

den

Unterharz

B. *7).

122—135.

Blocksberg,

VeWeiser.

Brombeere

(Rubus fruticosus).

Il. Botanisches. Die B. (botanisch in eine große Anzahl von Arten gegliedert) ist überall häufig im Gebüsch, in Hecken und in Wäldern. Die Beeren

sind schwarz,

bei der auf Äckern

zu fin-

denden Kratzbeere (R. caesius) blau bereift. Die Schößlinge vieler Arten hängen bogig über und bewurzeln sich dann meist im Herbst an der Spitze (vgl. unten das „Durchkriechen‘‘) !). 1 Marzell

2. Das

Krduterbuch

132.

Durchkriechen

(s. d.)

durch einen (an der Spitze bewurzelten, vgl. oben) B.schößling schützt vor

Krankheit und Verzauberung. Das Mittel wird angewendet (an drei Freitagen), wenn ein Kind nicht gehen lernen will ?), gegen Eißen (am Karfreitag vor Sonnenaufgang) 3), gegen Husten *). Auch von Eheleuten, die durch Zauber einer Dorfhexe einander spinnefeind geworden sind, wurde das Mittel an-

gewendet (17. Jh.) ®). Besonders häufig findet sich das Durchkriechen durch einen B.schößling in England ®) und in Frankreich”). Bei den Slowaken Ungarns ist das dreimalige Durchkriechen ein Mittel gegen Alpdrücken 3). 3

Grimm

Myth.

3,

463.

2°) SAVk.

2,

260; 15, 5; als Mittel gegen Schwären schon ge-

1582

nannt

im

Tractatus

v. Erkanntnus

der Magnet,

Ursachen usw. beschrieben durch einen Naturae Curiosum. Frankf. a.M. 1ı1y7or. *) Fogel Pennsylvania 294. °) Seyfarth Sachsen 209. °) Schon in einem angelsächs, Arzneibuch angegeben als Mittel gegen Ruhr: Cockayne

Leechdoms

2,

291;

ferner

Frazer

Balder

ı,

242; 2, 180; FL. ı3, 172; Bartels Pflanzen 10, 19; Sterne Sommerblumen 1884, 189. ?) Vor allem auf keltischem Boden: Höfler

Kelten 29; Sebillot Folk-Lore 3, 385; vgl. auch Mannhardt ı, 226, 237. ®) DbotMonatsschr. 10 (18062), 82.

3. Die „,Walridersken‘‘?) setzen sich in einen B.strauch, der dann verdorrt 2). Offenbar liegt hier die Vorstellung zugrunde, daß die B. vom Alp gedrückt wird. Andrerseits dient der B.strauch zum Erkennen und zum Vertreiben (s. Dornsträucher) der Hexen. Wenn man an Pfingsten einen Kranz von B.wurzeln in den Hut legt, so erscheinen einem die Hexen mit einem Achtelfaß auf dem Kopf 2!) (vgl. Gundermann). Ein angelsächsisches Rezept gegen Verzauberung enthält neben anderen pflanzlichen Mitteln B.(-zweige?), die unter das Altartuch gelegt und über die neun Messen gelesen werden müssen !?)., Ein im Halbkreis gebogener, an beiden Enden bewurzelter (vgl. oben!) B.zweig über der Stalltür schützt das Vieh vor Verhexung (Frankreich) *®). Das Einfüllen der Federn in das Ehebett geschieht durch einen aus B.zweigen geflochtenen Rost, dann sind die Eheleute vor Hexerei geschützt (Slowaken Nordungarns) !%), % Meyer Germ. Mythen 118. %) Strakkerjan ı, 390. 1!) Ders. ı, 342; Aus dem Posener Land 3 (1908), Nr. ır; vgl. auch ZfVk. 3, 389. 1!) Cockayne 139. 1°) Rolland Flore pop. botMonatsschr. ıo0 (1892), 82.

4. Nach

Leechdoms 2, 5, 187. 14) D-

Bartholomaei

(24.

August) darf man keine B.n mehr essen und man sagt, der „‚Barthel habe sie voll gemacht‘‘ (= mit seinem Kot verunreinigt) !®). „Wenn Bartholomäus over de Brambeere gekropen es, dann ös der Worm drin‘‘ 19), 22,

15) Kuhn 9; der

land:

u. Schwartz

Glaube

Wolf

400, 516; HessBl.

ist besonders

Beiträge

1, 55;

häufig in Eng-

FL.

16,

454;

Dähnhardt Natursagen ı, 203. Ganz ähnliche Anschauungen gehen auch über die Heidelbeere (s. d.). 1%) Müller Rhein.Wb, ı, 903.

1583

Brosamen

5. Um die Tauben zu fesseln, muß

anden Schlag man am Grün-

donnerstag vor Sonnenaufgang Sstillschweigend einen B.strauch holen und ihn ins Gegitter flechten !’). Hier licgt viel-

leicht

der

Gedanke

zugrunde,

stachligen B.ranken ten sollen. »”) Witzschel

die Tauben Thüringen

daß

die

festhal-

2, 195.

6. Um Bsträucher (Rubus caesius) vom Äckerzuentfernen, dengle man die Pflugschar am Karfreitag vor Sonnenaufgang und pflüge dann damit das Land !8). In Frankreich muß man zu dem gleichen Zweck die B.sträucher am Vorabend von Mariae Himmelfahrt

ausreißen !9).

») Witzschel

J]and

Thüringen 2, 195.

Flore pop. 5, 183.

?) Rol-

7. Wie von anderen Baum- und Strauch-

früchten (vgl. z. B. Buche, Eberesche, Eichel, Hasel) heißt es auch von den B.n, daß ihr zahlreiches Auftreten einen harten Winter verkünde %), Viele B.n im Herbst versprechen eine gute Roggenernte %) oder ein reiches Weinjahr 2) (vgl. Efeu). B.n deuten einen Trauerfall in der Familie (wohl wegen derschwarzen Farbe) an ®). 2)

Strackerjan?z2, 120; Drechsler 2, 218; Knoo p Hinterpbommern 181. 2) Strackerjan?ı,28. ®) Wilde Pfalz 35. %®) Höhn Tod 3ı1. Marzell.

Brosamen, Für die heilige Verehrung der B. und die kultliche Bedeutung

derselben als Opfer und Apotropaion gilt genau dasselbe, was über Brot gesagt ist. 1. Wer die B. nicht achtet, achtet die Brocken nicht?!). Schon Ekkehard IV hat in seiner interessanten Benedictio ad mensas einen besonderen Abschnitt „super fragmenta‘‘ ?) eingefügt: Nil leve Fratrum

nil vanıum violet tot fragmina panum., fragmentis assıt manus ommnipotentis.

In der Schweiz sagt man: lieb haben es klys Brösemli 3). Wenn man Brotkrumen wegwirft, ohne daß die Hühner sie fressen können, ist das eine Sünde *) oder der Segen des Hauses verschwindet 5); wenn die Kinder mit ihnen wüsten, müssen sie alle B. nach dem Tode mit blutenden Au-

1584

gen suchen ®); wer sie schändet, wird mit Hunger und Mangel von Gott gestraft 7); wer auf dem Kirchweg essend B. fallen läßt, muß sie nach dem Tode sammeln 8);

findet man ein unter den Tisch gefallenes Krümchen nicht, so betet man (in Hessen)

ein ®) oder drei !°) Vaterunser; in Rumänien *!) küßt man jedes heruntergefallene Stücklein Brot. Besonders in Tirol achtet man ängstlich darauf, kein Brosämchen auf dem Boden liegen zu lassen; denn alle verunehrten B. sammelt der Teufel in einem Sack und schlägt diesen dem Schänder auf dem Tod-

bett um die Ohren ??); er backt daraus einen Laib Brot, den der Frevler glühend essen muß !®), oder wirft sie diesem glühend ins Gesicht 1%), oder wirft den aus den B. gebackenen Laib in die Wagschale der Sünden ?®), oder jede Brotkrume,

die

unbeachtet

auf

dem

Boden

liegen bleibt, wird in der Hölle zu einem glühenden Scheit 1%); nach dem Aberglauben in Nassau muß einer bald sterben, sobald er ein Krümchen Brot aus dem Munde fallen 1äßt !?). Die Sage von der Frau Hütt 18), welche ihre beschmutzten Kinder mit B. und Semmelkrumen reinigen läßt, zeigt, wie schwer die Schänder der B. bestraft werden; die badische Sage *) berichtet, daß die Einwohner einer Stadt beim Titisee versanken, weil sie dem Vieh B. fütterten und die Brotkruste als Schuh benutzten (siehe Brot $ 7b). Wenn man auf Brotkrumen tritt, müssen die armen Seelen leiden %), oder die

B.,

über

die

man

fährt,

schreien

so

laut, daß man taub wird 2%), Schon in einer Schrift des Humanisten Giraldi ?2) aus Ferrara wird ein angebliches symbolum Pythagoreum überliefert: minuta panis pedibus conculcare turpe. ) Zingerle Tirol 37, 304. ?) Verölfentlicht von Keller in den Mitt. d. antiquar. Gesellschaft Zürich 3 (1846—47), 107 v.20{.; über tot steht die Glosse sacra. ?) Schweizld. 5, 804. *% Reiser Allgäu 2, 447, 233-

5 John Erzgebirge 30. %) Drechsler 15; vgl. MschlesVk, 1897, 8; W. 458; genau

2, so

in Böhmen: Grohmann 103, 716. 7) Lütolf Sagen 554, 563; vgl. Bronner Sitt' u. Art 203. ®) Bartsch Mecklenburg 2, 136, 593; vgl. Heyl Tirol 815, 322. *) Staub Brot

10

A.2;

vgl.

Fischer

Aberglauben

56; Land1) Frazer

(1790), 239. %) Mühlhause Niederösterreich 69. steiner 7,

13,

102,

1586

Brosamen

i 1585

in Böhmen:

dasselbe

13;

*)

714.

Zingerle

Grohmann

Tirol

37,

209;

lc. !%) Zingerle Heyl 1.c. 815, 322. 37, 297; Heyl 1.c.; W. 458 !*) Zingerle

l.c. 37, 298; W. 548. !*) Zingerle l.c. 300; nimmt der Aberglauben nach böhmischem Satan die Seele, sobald die verunehrten B. mehr wiegen als der Mensch: Grohmann Jahr 103, 715; W. 458. '%) Baumgarten Nassau 2, 269, 238; fällt 7. 7) Kehrein

dem Serben beim Brechen des Weihnachtskuchens ein Stück zu Boden, so bedeutet das einen Todesfall: ZfVölkerpsychol, 18 (1888),

360. 1!) Literatur siehe Brot (Brotsagen); ausführlich bei Alpenburg Tirol 239—40; vgl. Kloster9, 540; Grimm Sagen 174,233; Ranke 2, ®) Waibel-Flamm Volkssagen 230. 717. 1ı03, Grohmann 123—24. ®”) 2, 378 (SalzW., 458; vgl. 769; Heckscher

körner).

lc.

%) Grohmann

103,

718.

1) Philosophi Pylhagorae symbolorum interprein fatio: symbolum Nr. 18 ediert v. Boehm ZfVk. 1915, 26 u. 21 f.

kommen die B. den 2. Als Opfer armen Seelen zugute, denen man auch

sonst die Abfälle vom Tische opfert; diese

Vorstellung ist schon antik und allgemein. Bekannt ist das symbolum Pythagoreum ®):

dvapiigd«,

704 neddyr

das gehörte

oder Totenseelen; ten das den

Laren,

And

TÄs

TOUMELNS

UN

alles den Heroen

die Römer *) spendesie verbrannten

von

jeder Mahlzeit eine Abgabe im HerdFrater Rudolphus ®%) Schon feuer 2). tadelt, daß man den Hausgeistern auf dem Herde opfert; in Krems 7) warfen früher die alten Weiber täglich etwas von jeder Speise ins Herdfeuer für die armen Seelen; in Schleswig-Holstein ®) bekommen die Unterirdischen die B., welche vom Tisch fallen; die alten Preußen ®) vergruben nach dem großen Dorffest B.

und Knochen.

In der Oberpfalz ©) sam-

melt man die Woche über die B. im Tischtuch 3) und verbrennt sie am Samstag für die armen Seelen. ‚Welcher (nach der 1612) des Philosophey, alten Weiber

abends

das tischtuch

lässet liegen,

auff

dem tisch gedecket und die mäus darauff

kommen schwartze faul‘ 32). zur Erde

und essen die brosam, der wird zähn kriegen und werden ihm In Tirol sagt man, wenn eine B. fällt ®):

Arme Seelen rappet, Daß ’s der Tuifel nit dertappet.

Am Treffelstein (Oberpfalz) stellt man Weihwasser mit B. am Allerseelentag aufs Grab 3). Wie man Mehl und Brot dem Sturm und Wind opfert (Sturm und Wind = Seelengeister) ®), so auch B.; in der Schweiz %) und in Baden ”) legt man gegen Sturm und Gewitter B. vor das Fenster; 1675 wird in Tirol ein Topf mit B. und Speiseresten auf die Torsäule in der Dreikönigsnacht gesetzt 3), „dem windt damit zufuedern, daß selbiger das ganze Jahr hindurch seine (des Bäckermeisters) Gründt und sachen kheinen schaden zuefüegen mögen‘‘. Nach altem Tiroler %®) Aberglauben muß man gegen Donner in drei Rauchnächten die „Brotpresin‘‘ im Tischtuch sammeln (Opfer und Apotropaion). Im Schaumburgischen streuten die Weiber beim Erntefest vor 140 Jahren B. auf die Stoppelfelder, gerade wie sie eine Libation von Bier oder Branntwein darbrachten (Fruchtbarkeitsopfer). Opferaugurium finden wir in Elbestal-Zell 4), wo die Großdirn mit B. und Speiseresten auf dem Weizenfeld Eheaugurien anstellt; in Pommern %?) schließt man aus B. und Speiseresten auf das kommende Jahr. In Frankreich erprobt man mit B. die Güte des Wassers %3). 23) Athenaeus 10, 427 E: toig tet8EA80TNXxögL TÖV OiAwWY ÄnEvepOV TA TINTOVIA ING TPOMNG &ünd tv tpaneßAvV; vgl. Diogenes Laertius alle Stellen bei 8, 34 = 212, 19 ff. Cobet; m De symRohde Psyche ı, 245 A.ı; Boeh bolis Pythagoreis (1905), 26f.; D ers. Z{Vk. 1915, 26; Usener Götternamen 249 (Euripides fr. 667 = 3, 179—8o Nauck); Dölger Samter Familienfeste Ichthys 2, 514 A.ı; 108 f.; ARw. 7, 45; dagegen ıo, 373; Ndd-

I, Wissowa ZfVk. 1926, 14; Pauly91; ZfVölkerpsychol. 18 (1888), 13 ff.; MschlesVk. 1908, Heft 19, 9f.; Archiv f. Anthropol.

N.F, 6 (1907), 95. *) Plinius Naf, hist. 28, 27 = 4, 284—#85 Mayhoff: Cibus etiam e manu prolapsus reddebatur utique per mensas Vvetabantque munditiarum causa deflare et sunt condita auguria quid loquenti cogitantive id acciderit, inter execratissima, si pontifici accidat dicis causa epulanti; in mensa utique id reponi adolerique ad Larem piatio est; ZfVölkerpsychol. ı8, 359. ?5) Servius zu Aeneis Il,

730

=

Servii

Grammatici

Corm-

ı, 204, ıff.: mentariz ed. Thilo-Hagen apud Romanos etiam cena edita sublatisque mensis primis silentium fieri solebat, quoad ea, * quae de cena libata fuerant, ad focum ferrentur

1587

Brosamen

et in ignem darentur; vgl. Pauly-Wissowa TI, 30. ?®) MschlesVk. 1915, 36 Nr. 43,

vgl. 51 u. 1908 Heft 19, 13. ”) Landsteiner Niederösterreich 32; Lippert Chri-

stentum 441; Sartori Totenspeisung 47 b; was vom Beerdigungsschmaus der Altletten zu Boden fiel, gehörte den armen Seelen: Ausland 1874 Nr. 1, 213; vgl. Boehm l.c. 27 (Frankreich). In Schlesien läßt man am Christabend Speiscreste für die armen Seelen stehen: Peter Österreichisch-Schlesien 274; Z£Völkerpsychol. 18, 372; oder die armen Seelen essen

die

Vorräte

auf:

MschlesVk.

1903

Heft

9, 26;

vgl. ZfVölkerpsychol. 1. c. ı3f.7; Schönwerth Oberpfalz ı, 286; Z£Völkerpsychol. lc. 267. % Müllenhoff Sagen? 343,

508; NddZfVk. 1926, 3; in der Oberpfalz die Holzfräulein: Bavaria 2, 238; ZfVölkerpsychol, 18 (1888), 373 u. 13 f. 15 (Chinesen). %) Tetzner Slaven 3584 A.; vgl. Rohde Psyche

I, 245 A. ı; auch Frater Rudolphus l.c. wettert gegen das Eingraben von Opfern für die ‚,Stetewaldiu‘‘, In novis domibus sive quas de novo intrare contigerit ollas plenas rebus diversis diis penatibus, quos Stetewaldiu vulgus appellat, sub terra in diversis angulis et quandoque fodiunt retro larem., %) Schönwerth Oberpfulz ı, 284 f.; 403, 3; 2, 88 Nr. 4; allgemein: MschlesVk, 1908, Heft 19, 9 f.; Archiv f. Anthropol. N. F. 6 (1907), 95; Rochholz Glaube 1, 323; Zf{VölkerPsych. 18 (1888), 373; vgl. 366 (Brotreste vom Paschafest verbrannt); vgl. 370 (Reste vom Manenkuchen, Bramanen); Zingerle lc. 37,

301;

Drechsler

2,

ı2.

139;

W.

458;

ZföVk. 1897, 116; John Westböhmen 247; Baumgarten Jahr 7; Grohmann 41, 257; 198; 1392: damit die armen Seelen Kühlung erhalten; vgl. W. 430; Sartori Lc. 47b; Lippert Christentum 441;

NddZfVk. Literatur;

len“,

in

3)

einem

1926, sonst

16; dazu die A. 22 zitierte siehe Artikel ‚‚,Arme See-

In Graubünden über

dem

sammelt

Tisch

man

hangenden

die B.

Korb:

Staub Brot 13; vgl. Rochholz Sagen ı, 303; auch bei Regensburg wirft man die B. ins

Feuer: Bavaria 2, 305. %) ZfdMyth. 3, 316, 82. 3) Zingerle 1l.c. 37, 300; vgl. Liebrecht Zur Volksk. 399 ff.; Boehm l.c, 26; Beilage zur Allg. Zeitung 1901 Nr, 271, ıf. 4) Schönwerth Lc. ı, 283; Sartori

lc. 54a; Bavaria 2, 312; Lippert Christentum 441; vgl. die Esten: Kloster ı2, 243. 9%) Bei z.l, Allg. Zeitung 1901 Nr. 271, 2; Meyer Baden 367; Höfler Weihnachten 274f.; Jahn Opfergebräuche 57. %) Wettstein Disentis 174, 45. 7) Schmitt Hettingen 17. ®%) Jahn Opfergebräuche 59 f.; Z£Vk. 1897, 1095 f. %) BayHfte ı (1914), 230 Nr. 34 (18, Jh.. %) Jahn 1.c. 168. 4*) Baumgarten Jahr 9; Höfler Weihnachten 21 f.; vgl. ZfVölkerpsychol. 18, 268f.: weitere Augurien mit B. u. Speiseresten. %?) BiPommVk. 3, 185. 4) Sebillot 2, 215: si les miettes de pain etees sur l’ecau vont tranquillement et vite au

fond, vgl.

1588

on

2, 298,

peut

en

boire

en

toute

confiance;

3. Besondere Kraft haben die B. des Weihnachtsfestbrotes: „die prosen, die ze weihnachten uber werden,

di gib ze essen dem, der tob von hunden oder anders‘ 42) (13. Jh.). Nach Maennling ®) haben die B., die man am Christ-

abend „bey schüttet, die

chen‘.

Die

die Wurtzeln der Kraft, sie tragend

B. gibt man

zwecks

Bäume zu ma-

Über-

tragung von Fruchtbarkeit auch dem Vich %®), Die Rockenphilosophie berichtet ”): ‚wo man weihnachten das tischtuch nach der mahlzeit auf die bloße erde ausschüttet unter freiem himmel, da wächst brosamkraut‘ (B. volksetymo-

logisch als Brotsamen gedeutet nach Höfler *)). Das Tischtuch, worauf gegessen wurde, räuchere man mit abgefallenen B. und

wickle

das

Kind

hinein %).

44) Sitzber, Wien. 71, 488; Höfler Weihnacht 25. %) Maennling 201; Heckscher 398;

Drechsler

Haustiere

16; in Schweden

B, vom Julbrot: Globus 72, 375; Höfler lc. 27. %) Schönwerth 403, 2; W. 458; Reiser Allgäu 2, 447, 233; dagegen Wa i-

bel-Flamm 2, ı23f.; Kühnau Sagen 2, 32, 685 (Skrzolek vertrieben); auch die Bramanen geben die Reste des Manenkuchens dem Vieh: ZfVölkerpsychol. 18, 370. %) Grimm Myth. 3, 446, 369; Zingerle 1.c. 187, 1547: wenn man B, vom hl, Abend in der hl. Nacht sät, geht das Brösmenkraut auf (Zillertalj;

vgl. 1858 Nr. 1348: sät man in der hl. Nacht B., gehen sic auf; ZfdMyth. 2, 422, 64; Birlinger Schwaben ı, 382; Fogel Pennsywlvanıa 261, 1362; Staub Brot 55 (B. werden zu Blumen), vgl. 148. %) Höfler lc. 27. %) Land ob der Enz, Journal: Grimm 3,

/ . 1589

man

Brosamkraut-—Brot

3

B.

England

in

sich 5);

bei

°%)

legt man gegen bösen Blick 3 B. ins 5 Kopfkissen (vgl. Brot); nach der Rockensoll

philosophie ®)

abende

die drei Christ-

man

‚sie

alle B. aufheben;

83 wenn man

eingibt,

sie einem

gut,

sind

dems ge-

teuscht hat‘; auch in Ungarn °) sind die

( B. vom Weihnachtsbrot besonders übelab-

wehrend und glücksbringend für das Haus “ und die Hühner; wenn die Hühner ver-

legen, stiehlt man 3 Strohbänder, macht ein Nest und legt 3 Federchen und 3 B. vom oberen Brotrand hinein”); am Lechrain ®)

verpflöckt

man

3 Brösele Oster-

$ brot u. a. in der Stalltürschwelle, um das Vieh zu enthexen. Wenn

Butter nicht

die

zusammengehen will, legt man 3 B. unter das Faß (Mergentheim) ®) oder wirft 3 B. $; in den 3 höchsten Namen hinein®) (vgl.

Damit der

Milchhexe).

Schatz

wahren

Gestalt

erscheint,

zauber

wirken

B.

in seiner

wirft man

B.

auf ihn, so auf den Schatz unter der Hochburg %), der in Gestalt von Bohnenschoten gesonnt wird. Auch im Schießbannlösend:

‚Wenn

ein Hase Männlein macht und deshalb die Flinte nicht losgeht, soll man B. hineinladen ®); der Jägerbursche aus Makkensen

in die

lädt 3 Brotkrumen

und erlöst ein verzaubertes zwei Schüsse ®); wenn man krumen nach Gewitterhexen len sie in Menschengestalt tot Wie das Brot, so wirken auch reinigend: und tropäisch Wasser

verliert

Flinte

Reh durch mit Brotschießt, falzur Erde ®). die B. apoUngesundes

die Kraft, wenn

man

B.

hineinstreut ®), Im Schadenzauber werden die B. ebenfalls erwähnt: Im Jahre 1675 ge-

460, 743. 4. Wie durch Brot, so erhalten die Hexen“) auch durch B. Macht über

stand

bestimmt

der Sonne Staub und B. aus den Fenstern zusammengewischt und vor sein Haus

die Menschen; zu Semlin mußte ciner, der verhexte Krumen aß, die für die Hühner

waren,

Eier legen 51).

5) Kühnau Brot 29; W. 458. *) Kuhn Schwartz 106, ı2ı, 2; vgl. BoltePolivka 3, 365.

5. Als Apotropaion sind B. ebenso wirkungsvoll wie Brot: Nach dem Journal 1786 trug man im Ansbachischen °2) „drei brodkrummen, drei Salzkörner, drei Kohlen bei sich wider

zauber‘‘;

um

immer Geld

zu haben

trägt

daß

ein

Bäckermeister

er „zur

in Steiermark,

Kirchtagszeit vor Aufgang

gestreut habe, damit seine Wirtschaft gedeihe und die des Nachbarn Schaden leide‘‘ 6), 5)

Grimm

Myth.

3, 459,

713;

Staub

Lc. 55; 3 Brotbrosmen als Amulett in der Schweiz: SchweizId. 5, 806. %) W. 633. Blick 2, 94. %) Grimm 5) Seligmann Weihnacht 26, 5) Höfler l.c. 449, 446. 5) SAVk. 24, 65. ®% Leoprechting Lechrain 28. ®) Eberhard t Landwirt-

1590

schaft 18, ®) Birlinger Volksth. 1, 497, 23; Fogel Pennsylv. 376, 2020; W. 707 dagegen 708. %) Waibel-Flamm 2, 328; vgl.

Schön

holz

Sagen

werth

I,

143,

Lc.

226;

I, 405,

10;

Roch-

Baumgarten

Jahr 7; W. 640. ®%) Zingerle 1l.c. 92, 787; vgl. Kühnau Brot27; Strackerjanz, 224, 475; 1, 473, 252; W. 415; vgl. Wettstein Disentis 175, 54: gegen verhexte Tiere wird die Flinte mit Brot geladen, %) Eckart Südhannov. Sagenb. 204. %) ZfVk, 1893, 389; vgl. Weinhold Rıtus 14. ®) Bavaria 2, 305; vgl. Sebillot 3, 215; 2, 298. %) ZfVk. 1897, 195. Eckstein,

Brosamkraut

s. Mutterkraut.

Brot.

A. ı.—3. Name, Ursprung, Art.— und in der B. B.im Volksglauben Sage. 4—6. Das heilige B. 7. B.schänder und Geizige. 8. Blutendes B. — C. B.im AberZauberritus. I. 9. bis und glauben 11. Weihnachts-, Neujahrsopferfest, Julfest, ı12.—15. Acker- und Saatriten, 16. Opfer für Wasserdämonen. 17. Auffindung Ertrunkener, 18. Opfer für Wind- und Wetterdämonen, 19. Opfer für Feuer. II. 20. B. und Salz. 21. B. (apotroB. als 22.—30. als Apotropaion. päisches) Opfer. III. 31.—34. B. im Liebes-, Schaden-, Schieß- usw. Zauber, 35.—38. B. im Heilzauber (s. Heilb.e), IV. 39.—43. B.orakel, —D.B.in

Liebe,

Ehe

und

Familie,

44. Allgemeines, 45. Hochzeitsb, (s. d.) 46. Taufb. (s. d.) 47. Tod u. B. (s, Totenopfer). 48. Heimwehbrot (s. d.). 49. Kind, ı. Schulgang (s. d.). 50. Vieh angewöhnen. 51.—57. B.zeremonie, 58. B. im Traum,

Art. Ursprung, A. ı. Name, Das älteste germanische Wort ist Laib!); der Name B. findet sich zuerst in der Zusammensetzung biebrot ?). Die Verwandtschaft von B. mit Brauen 3%) lehnen Paul und Kluge ab und neigen eher zu Sievers

Ableitung von ags. bread. Eine Vorstufe des gebackenen B.es ist der heute noch aus im Norden sehr geschätzte Brei

bestimmten Fruchtarten. Brei bedeutete früher wie B. so viel wie Speise °). Als dann die Germanen und überhaupt die indogermanischen Völker den gekochten oder rohen Brei in der heißen Asche buken oder rösteten ®%, entstand so das flache, ungesäuerte?) Fladenb.®) (derbes B.) ®). Im Rigsmal der Edda nimmt die alte Edda einen Laib aus der Asche, klebricht und voll von und schwer Kleien 1°). Später kam das erhabene B. auf (Panis fermentatus), mit Hilfe eines

Gärungsmittels gebacken 11).

1591

Brot

») Kluge E/Wb.'® 290; Paul DIVb.? 93; Hoops Reallex. 1, 330—31; Hehn Kulturpflanzen® 540—41; Grimm DIWb. 2, 399

bis 400. ?) Graff Ahd. Sprachschatz 3, 232; Lexer Mhd. Wb, ı, 266. %) Höfler Fastengebäcke 32; ders. Ostern 27; ZföVk. 1903, 189 ff.; Schrader Reallex. 111 ff. 4‘) Weinhold Frauen 2, 52—53; Wissowa Religion ? 145; ZfVk. 1904, 265; Blümner im Handbuch v. Iwan Müller 4, 2, 2° p. 162; 0. Benndorf im Eranos Vindobonensis 375; Schrader Reallex. 111; Mommsen Römische Gesch®

19;

ZiVk.

1904,

265;

ZföVk.

9

(1903),

18.

5) Freidank 83, 27: „Ist dem Toren Brei zur Hand, was kümmert ihn das Vaterland ?“ Grimm DW. 2, 354; vgl. Kloster 6, 1078. ®) Die Zubereitung kann man sich etwa so vorstellen, wie die schwedische Kavallerie im MA. ihre B.e in der Asche röstete: Argovia 1886, 57; Bartholomäus Carrichter Der Teutschen Speiskammer (Straßburg 1614), 100;

vgl.

Schullerus

Siebenbürgen

76;

Klapper Erzählungen 252, 19: panis cinerecus; für die Antike: Pauly-Wissowa II, 2,

2090 ff. 7} Über die kultliche Verwendung des ungesäuerten B.es vgl. Jacoby ARw. 13

(1910), 559; Gihr Meßopfer® 456—57; der flamen dialis in Rom durfte kein gesäuertes B. berühren: Frazer 2, ı3 mit Lit.,; Ekkehard IV Benedictiones ad mensas = Mitt. d. antiquar. Gesellsch, Zürich III (1846—47), V. 17 pP. 106: azima signetur cruce paschaque

commemoretur;

vgl. MG,

script.

Meroving. 4,

266 Z. 6 = 297 Z. 17: panes azymi (= non fermentati: Isidor Origines XX, 2, 15 (Lindsay). ®) ZföVk. 1914, 23—35 m. Lit.; Schrader

l.c;;

Hoopsl.c.;;

Benndorf

Le.

* Graff Ahd, Spr.2,291; SteinmeverSievers Ahd, Glossen 3, 153 (summayium Heinrici, XII. Jahrh.); Murmellius Pappa Puerorum: de cibi generibus (Ausgabe von G e rvasius Sopherus Brisacensis 1517):

panis subcinericius; vgl. auch die Bu.arten, welche Ekkehard IV benedictiones ad mensas

aufführt

v.

10—28

(p. 106—107

und

117): panis frixus, ‚„„gebregelt in oleo vel butyro‘“; p. fermentatus; p. de spelta; p. triticeus;

p. sigalinus;

p. de hordeo;

p. de avena;

P.subcineritius; vgl. Isidor Oryigines XX, 2, 15 (Lindsay). !°) Neckel276f.; Simrock Edda XV, 4 = p. 97; Kloster 6, 1079; vgl. Grimmelshausen Simplizissimus 1, c.9. 1) Weinhold Frauen? 2, 52 ff.;

Höfler Ostern 27-—28; Graff Le. 2, 291 bis 292; Heckscher ı, 292—93 und 525 bis

526;

ZfVk.

Hehn‘

Fischer

1914,

54off.iz;

369;

Staub

Blümner

Altertumsk.

57;

B.

Glotta

129

Le.

u. Ö.;

74 1£.;

ı5, 62;

A.

Maurizio Die Getreidenahrung im Wandel der Zeiten. Zürich 1916; ZfVk. 1917, 163. 260; ZföVk. 1914, 23ff.; E. Hahn Unser 1ägliches B, im Wandel der Völker und Zeiten Lübecker

Blätter

60,

106 ff,;;

Müllenhoff

Alteriumsk, 4 (1920), 150 ff.; Heyne Hayusallertümer 2,270 ff.; Lippert Kulturgeschichte

d.

1592 Menschheit

(B.arten);

149f.

ı,

Über bayr.

auch

Alte

4

1922, 506— 510.

der

2,194 ff.;

Weinhold

Heimatblätter

vgl.

588;

Anfang

der

B.arten,

(1921),

und

neue

13 ff.

Altnordisches

Leben

B.sitten: Erlanger

185 ff.

Über B. und

Physica

Coler

Welt,

189f.

B.arten

193;

Einsiedeln

der Äbtissin

ist auch

Hilde-

gard interessant = Migne Patr. lat. 197, 1130 ff,; über Notb.e, die man in Zeiten der Not zubereitet, Kräuter- und Rindenb.e vgl. Höfler Engel-, Not-, Hungerb, in ZföVk. 20 (1914), 77—84; Kloster 6, 237; auch Coler 20. Zu den russischen Hungerb.en

vgl.

ZfEthnol,

B.formen

1892,

vergleiche

506 ff,

man

Über

die

frühere

Abbildung

2. Am meisten Kraft hat nach deutschem Volksglauben das Schwarz-Hausbackenb.?!?); die Seele des Hauses sitzt im grauen oder schwarzen Haus- oder Heimb. 18); das Weißb. wird noch in vielen Gegenden, z. B. im Schwarzwald, wie ein Leckerbissen gegessen !4). Aber auch das gewöhnliche B. ist ein Leckerbissen: „disen sumer hät er si gekowen gar für b.!5)‘. Auf Island heißt ein Kuchenfest ‘B.mahlzeit’ 16). Die Flitterwochen heißen im nl. ‘witteburetsweke’ !’), in Westfalen ‘“Stubenwiäken’ 18) (vgl. Kaswochen in Kärnten) !). Mathias Kramer%) berichtet (1676), daß man von einem Ehegatten, der mit dem andern nicht fürlieb nehmen wolle, sagt, er wolle Beckenb. (= Weißb.) essen; also Hausb. Symbol für Familie und Ehe; dies hat auch mehr Gehalt als das Beckenb. Bauernbroud

macht

macht

Backe

Backe

doud,

roud 21),

2) Grimm Sagen 176 Nr. 236; Strakkerjan 2,225; Eifelvereinsblatt 29, 31—32;

MschlesVk.

1906, Heft 15, 145;

Krauß

Süd-

slaven 658, 1) Meyer DVolksk. 209; Wrede Rhein Vk. 194; vgl. Plinius N.H. 22, 138; Petronius Satiren c. 66. 14) Birlinger Schwaben 2, 380; Meyer Baden 371. 1») Weinhold Frauen ı, 212. 16) Z{Vk. 1896, 390. ”) Weinholdloc.z,1ı. %) Sartori Westfalen 110; vgl. ‚,‚Wääkwochen‘: Wrede EifelerVkh, 169; ders. Rheinische VR.

184. 9) Staub B.g.%) M. Kramer DicHonario tedesco-italiano ı (Nürnberg 1676), 753. 2) Schmitt Hettingen 16; vgl. Frischbier Preuß. Wb, ı, 110; besondere Kraft hat die B.rinde: Müller Rhein, Wb. 1, 1018; vgl. A. 423,

Brot

3. Als vegetatives Fruchtbarkeitssym; bol des Ackerbauers, als Substitut der - konzentrierten

F ders

Kraft,

die Symbolik

der

wobei

noch beson-

Gottesgabe

B.??)

f im Vaterunser ?) für Nahrung einwirkt (vgl. Psalm 41, 10), bedeutet das B. die tägliche

Nahrung ?4):

Versöhnungsb.

k' Versöhnungsmahlzeit %);

Tränenbrot

' Leichenmahl ?%). In weiterer Entwicklung

ist B. = Leben ”):

Nun hab ich mich getan vom B., seht, Lieber, seht, ich bin steintot ?).

bei

Joh. Placotomus (= Brettschneider} De tuenda bona valetudine, libellus Eobani Hess i commentariis doctissimis illustratus pP. 62; dazu Kloster 6, 1081 (Abbild. 157 und 159). 1096; Carrichter l.c. 93 ff. 96-—104; über christliche B.arten s. Dölger Ichthys.

Beckebroud

} 1593

Bei den Südslaven ist das B. besonders hoch gehalten als Symbol der Familie, der Nahrung und Existenz: Bei der Teilung — einer Hausgemeinschaft zerschneidet der bisherige Hausvorstand einen Laib B. in so viel Teile, als Partien da sind; von — jetzt an muß jede Familie ihr eigenes B. erwerben und essen ®); zu ergänzen ist diese symbolische Bedeutung des B.es durch die Zeremonie beim Sippenmahl mit Orakel, von Krauß genau beschrie-

ben %), 2) B.

und

Wein

ist ein

Geschenk

Gottes,

welches dieser jährlich aus der Erde hervorsprießen läßt: Anhorn Magiologia (1675), 789 (Psalm 104, 14—15); das gilt besonders für die Völker, bei denen B. und Wein die einfachste Form der Mahlzeit ausmachen, z.B. bei den Griechen und Römern: Glotta 15, 64; ARw. 14,25 ff.; Bastian Elementargedanke ı, 121. 3) Mathaeus 6, 11; Lucas ır, 3. *) Staub B. ı1—6. 11 A. 3.47; Grimm DWb. ı, 400;

Höfler

Ostern 49;

W.v. Eschenbach Weinhold Frauen

Kramer

1.c. 2, 1178;

MParzival 803, 26; ı, 212; Gryphius

Peter Squenz p. 22 (Ausgabe v. 1663);

scher

ı, 466.

®)

Staub

Heck-

l.c. 18; vgl. das

Anbieten von B. als Zeichen der Versöhnung in Italien: Manzoni / promessi sposi cap. 4; vgl.

Diels

Vorsokratiker?

ı,

279

Z. 43:

bei

B. versammeln sich die Freunde, jetzt die Bar-

baren (= Diogenes Laertius 8, 35 = 212, 31 ff. Cobet); vgl. Pauly-Wissowa ı, 50. ®%) Wittstock Siebenbürgen

108.

”)

Grimm

DWb., ı, 400—401;

Staub

lc. 2; Krauß Südslaven 55 (Märchen). 2) Gryphius Peter Squenz p. 36= p. 37 Neudrucke; M, Kramer l.c. 3, 300; vgl. die

Redensarten:

Sein (letztes) B. ist ihm gebacken

und avoir ses carottes cuites

= er muß

sterben;

G. Wustmann Sprichwörtliche Redensarten 3 85. ”) Krauß Südslaven 128. 55. %) Ebd. 55—57; vgl. ZfVölkerpsychol, 18, 377 {f.

in

B.

B.im Volksglauben der Sage.

und

1594

4. Das heilige B. Dieses letzte und beste Produkt (die letzte Gabe, der

letzte Bissen B., überhaupt alles, was zuletzt übrig bleibt, hat die größte Kraft) %) des Getreides ist für alle, besonders die ackerbautreibenden Völker aller Kulturstufen, das Symbol konzentrierter Kraft und die lebenserhaltende Speise ®). Der vitalistische Mensch sieht in ihm die Vereinigung aller Fruchtbarkeit der Erde; im Seelen- und Dämonenkult ist es die beste Gabe der chthonischen Geister und Fruchtbarkeitsdämonen 3); später wird es zum heiligen Geschenk der Götter; als Lebensbringer dringt es in die Kulte ein %), 3) Reuterskiöld Speisesakramente 115; Zf{Vk. 1891, 189; Pauly-Wissowa 11, 2185; Beer ’Ana«oyei. Würzburg 1913;

NiederdZfVk. 1926, 15. %) Reuterskiöld 115—125; Glotta 2, 226—228. 3) Kühnau B. 5ff. % Reuterskiöld ı22; ARw. 7, 114 If.

5.

Im deutschen Volksglauben lagern die verschiedenen Schichten der B.verehrung und des B.kultes über- und durcheinander: der Pflugritus zeigt ältestes Gut 3%), Der Kraftvermittler B. bekommt das Kreuzzeichen %), die kirchlichen Weihen, welche nun der Träger dieser Kraft werden 37). Das Christentum macht sich die dem heidnischen Ackerbauer innewohnende Scheu vor dem Fruchtbarkeitserhalter und -spender dienstbar: Christus, das B. des Lebens 3), der Wei-

zen auf dem Acker Marias ®) in der mittelalterlichen Mystik, wird zum Schirmherr der Gottesgabe ®); diese ist seit der Speisung der 5000 geweiht. Daher sättigt nach Männling (216—17) das Lätareb. am meisten. Dieses Wunder wirkt auf die Legenden ein, so haben wir dieses Motiv in der Tiroler Sage vom Bruder Batho *?) und in den B.wundersagen des Dialogus miraculorum des Caesarius von Heisterbach, welcher zum Jahre 1197 berichtet, daß kleine Teiglaibe im Ofen zu großen B.en aufgingen ®). Zu vergleichen ist auch die Sage vom Wundermehl

bei Frei-

berg anläßlich einer Teuerung **), die Speisung eines verirrten Kindes in Baden %®), die Sage vom frommen Bäcker in Thüringen %); auch in der Vita Co-

Brot

hl. Columban B. und Bier vermehrt nach dem Vorbild Christi ?7), 3)

Mannhardt

x,

158.

%

Heck-

scher ı, 135ff.; 2, 393 ff. ”) Franz Benedictkionen I, 262—278 und 2, 138; Reuter-

skiöld ı2z1; Haas Rügen 44; Müller RheinWb., ı, 1015. ®%) Gun kel1 Märchen 58 f. 3%) In den mittelalterlichen Predigten ist Maria der Acker, welcher durch Gottes Tau Korn

trägt: Schönbach Predigten 3, 217, 6; ZföVk. 1912, 138; vgl. die Madonna mit der Weizenähre: Sepp Sagenschatz 617—619.

4) Mannhardt ı, 230—243; Reuterskiöld ı211ff.; Fontaine Luxemburg 37; ARw. 13, 558 ff.; Lippert Christentum 209, 4“) Meyer Baden 372. *) Heyl 14; über Engel- und Wunderb.e:

Tirol 561, ZföVk. 20

(1914), 77—79. 43) IV, 65 = I, 23, 4 Strange;

vgl. Klap per Erzählungen 344, 4. 41) Meiche Sagen 625, 770; vgl. 660, 818; vgl. Kühnau Sagen

3,

455,

1835.

%)

Waibel-Flamm

2, 106; vgl.Hau pt Lausitz 1, 253, 314: Engel speist Kinder mit Wunderb, *‘% Bechstein Thüringen 280, 146. #7) MG. seript. Meroving. IV, 84, ırff.; vgl. Haupt Lausitz ı, 278,

367. 6. Diese Gottesgab e®), in ältester Zeit Opfer auf dem Tisch als Hausaltar *?), ‘dat leiwe B.’, (‘uns Herrgott ist dor baben’) ©), das tägliche B.51), Gottes Speise ), ist so heilig und verehrungs-

würdig, daß man in seiner Gegenwart nicht fluchen darf ®)., Wenn man die Himmelsgabe fallen läßt, muß man sie

küssen und um Verzeihung bitten).

Im

Rheinland sagt man, wenn das Kind B. fallen läßt: ‘Das Herrgöttcher kommt’ °). In Dänemark heißt es, eine fromme Mut-

ter soll ihre Kinder

dazu anhalten,

herab-

gefallenes B. aufzuheben und zu küssen®®); wer auf B. tritt, hat Unglück ”); nach dem Glauben in Nassau muß er bald sterben ?®). Auf jeder Mißachtung steht

die schwerste

Strafe %®). Wenn

man

drei

Tage nicht an Gott denkt und kein Weihwasser nimmt und sich am zehnten Tage auf einen Laib B. setzt, so ist man dem Teufel verfallen ©). Auch B.reste und B.krümchen (s. Brosamen) dürfen nicht weggeworfen werden %), In einem Indiculus der Humanistenzeit, welcher auf Vorschriften der Pythagoräer zurückgeht (Plinius XXVIIT, 27 = Diog. Laertius VIIT, 34), lesen wir: minuta panis pedibus conculcare, turpe ®). Darauf geht eine

1597

essen ®) (pädagogisch), verdorbenes verbrennen ®); wer mit B. wirft, kommt

nicht in den Himmel ®). Bronner

Vierlande

I, 403ff.; Reiser

Sitt u, Art

2, 222;

203;

Rosegger Allgäu 2, 447;

Landsteiner

Oberpfalz

Steiermark 1, 61 ff.; Kühnanu Brot 5;

Niedevösterveich

69;

Sar-

tori Sitte u. Brauch 2, 32; Globus 42, 76 1f.; SAVk.5,92; Lessing Sinngedichte Nr. 109; Drechsler 2, ı4ff.i; Meyer Baden 371 M.; Rosegger Steiermark 1, 61—66; Unoth ı, 453; Buxtorf /udenschul 191; SchwVk. 5, 92; Meiche Sagen 607, 749; Grohmann ıoz2{ff., %) ZfEthnolog. 34, 62 ff. 65; ZfVk. 25, 341; Pauly-Wissowa ır, 134; 2, Mecklenburg 5) Bartsch 49. Frischbier Hexenspruch ı22 ff.; Ders. PreußWb. 1, ır10. 5) Mülhause 55{ff.;

Frischbier

hardt

Finder

Schönwerth

PreußWb.1, 110.

X

7

Allgäu

2,

447;

®) Bolte-

Sartori

Sitte

u,

Brauch z, 33; Schönwerth Oberpfalz ı, 403; Urquell 4, 116; Vernaleken Mythen 41ff.; Laistner Nebelsagen 302 ff.; Zingerle Tirol 36, 289; W, 458; Globus 42, 90 ff.; Staub B.ıo; Wettstein Disentis 174, 38; ZfVk. 1893, 27; 1894, 291; 1895, 416; Köhler Voigfland 395; Frazer 7,1, 13; Buxtorf 191; vgl. denselben Glauben in Spanien: Bibliotheca de las traditiones populares ı (Sevilla 1883), 256, 153. ®) Müller RheinWb, 1, 1015; ähnlich in Braunschweig: Andree 402. °) J. M. Thiele Den danske Almues overtroiske Meninger 41, 181. 5) l.c. 41, 180; wer auf B tritt, wird am linken Ohre taub: Grohmann 103, 719. %) Kehrein Nassau 269, 238; über die ehrfurchtsvolle Behandlung vgl. BlpommVk. 4, 73; vgl. Oberholzer Das B. im Glauben und Aberglauben unseres Volkes: Alte und neue Welt (Einsiedeln) 1922, 506—10. Nach Berliner Glaube zieht es schwere Strafe nach sich, wenn man B.reste wegwirft: ZfEthnol, 15, 91. $) ZfVk. 1894, 291; Staub B.ıo; Andree

Heyl

Tirol

815,

322;

ı, 81—82;

Grohmann

198,

1392.

6) Wenn die armen Seelen die Brosamen nicht holen, freut sich der Teufel darüber: Zingerle Tirol 37 Nr. 297—301. ®%) Staub ıo0; W. 458; Temme Pommern 340; Lütol{f Sagen 554 Nr. 563; Strackerjan ı, 49; John Erzgebirge 31; in Mecklenburg werden Hirtenknaben, die mit B.kugeln spielen, zu Stein: Bartsch ı, 427 Nr, 599. ®) SAVk. 1925, 103. %) Ebd. ®) Grohmann 103, 717. 727; Schramek Böhmerwald 254; vgl. Frazer 7,1, 13. ”) Strackerjan I, 49.

7. Entsprechend der heiligen Verehrung und dem Kulte, welchen das Volk mit dem B.e treibt, berichtet die Volks-

sage”) von der furchtbaren Bestrafung der B.schänder 72). So frevelt der

Polivka 3, 461—63; Germania 1857, 247; Meiche Sagen Go7, 749. %) Kühnau B. 5; vgl. Frazer 7,1, 13; vgl. BlIpommVk, 4, 73; B. verschwenden ist Sünde: Fox Saarland 399. *) Drechsler ı, 287 und 2, 14; Grohmann 102—03, 714—718; Fischer Aberglauben (1790), 239; Kühnau B. 5;

Reiser

402;

Strackerjan ı, 49; Wolf Beiträge ı, 218. ®%) Baumgarten Heimat 2, 103. ) Liebrecht Zur Volksk. 399; Zingerle Tirol 37 Nr. 297—300; Grohmann 102—03; ZrwVk., 1913, 244; Drechsler 2, 12 und 15; Lütolf Sagen 554, 563; Globus 42, 90; Urquell 4, 118; ZfVk. 1914, 56; W. 458; Heyl Tirol l.c.; Strackerjan I, 49. 62) ZfVk. 1915, 22 und 26; vgl. Buxtorf Judenschul 191: angelum nomine Nabel huic muneri propositum esse, ut illos observet, quibus panis in terram excidit, ita ut pedibus conculcetur: illos enim in paupertatem conicit, ®) Anhorn Magiologia 147. *) Mann-

len %) geopfert ®), Mit B.kugeln spielen %), ja schon sie formen ®), ist ein Sakrileg. Schimmliges B. muß man

4)

Brot

Braunschweig

Stelle der Magiologia: Abergläubische Leute halten es für ein Unglück, wenn einer ein Stück B. fallen läßt und das wiederaufgehobene ‚nicht auf alte heidnische pythagoreische Weise mit diesen Worten: ‘O du heiliges B.’ küßt‘‘ ®), B.reste werden im Feuer den armen See-

ATS

lumbani ist eine Episode eingefügt, wo der

1596

az

1595

X

böhmische Winddämon Banadietrich, der so fromm und tugendsam, daß ihm der Wind (Wetterdämon!) den Mantel trug; als er aber wegen eines Vergehens sich das Mißfallen Gottes zuzog, beschloß er die größte Sünde zu begehen und B. in seine Schuhe zu legen, um so die Gottesgabe mit Füßen zu treten. Ganz parallel geht die Sage, nach der Friesland überschwemmt wurde, weil ein Priester die Hostie mit Füßen trat”) und ein Friese die Hostien verschüttete. Als Strafe mußte Banadietrich bis zum jüngsten Tage jagen ”’1). Nach anderer Version entführte ihn ein Wagen in die Luft (Siebengestirn) 7°). Noch berühmter ist die Sage von Vinetas Untergang, dessen Einwohner die Mauerlöcher mit B. ausbesserten 7%). Es gibt viel ätiologische Wandersagen, welche sich, natürlich mit einigen Kompromissen, inhaltlich und geographisch, in vier Gruppen zerlegen lassen: a) In einem vorwiegend norddeutschschlesisch-österreichischen Kreis besudeln

1598

oder schlagen Hirtenbuben aus Unzufriedenheit über das einfache schwarze Hausb. die Gottesgabe, oder Fuhrmänner verwenden es als Brücke und Radschuh;

zur

Strafe

wird

der

Frevler

in Stein verwandelt (Ausdeutung bizarrer Gebirgsformen), er versinkt oder muß umherirren, So erzählt den Hirtensteinen bei

(Glatz) ®):

Die

man sich von Kieslingswalde

b.schändenden

Hirten-

buben werden zu Stein. Vom Versinken berichten die vielen Versionen über den Moosbruch bei Reihwiesen (Oberschlesien) ”), wo auch die Strafen gehäuft werden, Auch die sagenhafte Stadt Niniveh bei Greifswald geht zugrunde und versinkt, weil eine Frau B. in einen Wasserlauf warf ®), b) In einer süddeutsch-rheinischen Gruppe (vgl. die Alpensagen über Schändung von Butter und Käse) ®%) verunehren namentlich Ritterfräulein

oder ganze Gemeinschaften in Luxus und Übermut

das B., indem sie darauf gehen

und Tümpel damit anfüllen ®). Als Strafe folgt Versinken und Entstehung eines Sees,

Oft klingt das alte Philemon-BaucisMotiv an, das jedoch in Frankreich ins Christliche übersetzt rein sich findet ®). In einer Sage in Pommern %) bittet ein Bettler vergebens um B.; er verflucht das Schloß, welches versinkt. In Tirol wird erzählt, wie ein zauberhafter Bettler (Anklang an die christliche Version) nur von einer alten Witwe aufgenommen wird; das ganze Dorf versinkt ®). Die Schloß-

bewohner bei St. Georgen (Baden) ließen sich eine Eisbahn aus Salz herstellen und

gingen bei schlechtem Wetter in ausgehöhlten ®%) B.laiben 8). Die Bewohner der Burg Ailthornberg forderten das Strafgericht Gottes heraus, indem sie am Weihnachtsabend tanzten und sich Batzenwecke unter die Füße banden ®). Laistner deutet diese Sagen meteorologisch ®), Spärlicher berichten darüber böhmischschlesische ®), niederrheinische ®) und holsteinische ®) Sagen. Sogar die Notdurft verrichten die Frevler ins aus-

gehöhlte B.®), Auch das Reinigen der Kinder mit B.®) und Ähren ®) gehört zu diesen Ursprungssagen. Die Sage, die er-

1599

Brot

klärt, weshalb die Getreidehalme nur oben Ahren tragen, hat in Schlesien die Version, daß der Engel Gabriel die Strafe vollzieht. In Frankreich wird eine Frau, welche den Tisch mit B. abwischt, von Jesus und dem Erzengel Gabriel bestraft ®). In Tirol sagt man zu den Kindern: Spart euere Brosamen für die Armen, damit es euch nicht geht wie der Frau Hütt. Diese ließ durch einen Diener ihr Kind mit Brosamen reinigen und wurde zur Strafe versteinert ”). Von einer andern Strafe für dieses Verbrechen erzählt die oberpfälzische Sage ®). c) In den Zeiten der Hungersnot wird diese Hauptnahrung den Armen versagt ®). Das B. wird zu Stein !®) (und blutet) oder zu Schlangen 1), oder der

Geizige wird von Mäusen aufgefressen 12), Diese Sagen finden sich überall. In der Thüringischen Sage sitzt nach dem Tode

des Vaters, dem die Kinder das B. verweigern, eine Kröte auf dem B.schrank.

Das B. mit der Kröte wird in Stein gezeigt am Rathaus zu Neustadt 1°), Auch im Volkslied hören wir oft von der unbarmherzigen reichen Schwester, welche der armen Schwester B. für die sechs Kinder verweigert 1%): Und als der Herr aus der Kirche Wollt er aufschneiden das B,: Das B. war wie die Steine, Das Messer von Biut so rot,

kam,

Die steinernen Laibe werden sogar noch gezeigt 19). Anderseits hat die Versteinerung des B.es in der Sage einen guten Zweck: Als der mildtätige Torwart Seemoser vom Freisinger Dom das für die Armen bestimmte B. dem geizigen Bischof Gerold zeigen sollte, verwandelte sich das B. in Stein 1%), d) In der Schweiz, in Schlesien und in Kärnten wird die Gottesgabe in schweren Zeiten den Schweinen gegeben !”); oder es wird zu Wuchergeschäften benutzt, so vom Metzger von Horb in Schwaben?®); zur Strafe muß der Geizige herumgei-

stern ”)

Sitten,

(als Schwein) !°).

Sieghardt Erl.

Hmtbl.

Nordbayr.

(1920),

185 ff.

Brofsagen 186 ff.

u.

193;

vgl. SAVk. ı1, 49. 20. °) Kühnau B.5ff,; Globus 42, 91—92; vgl. auch Kornfrevler- und Wucherer und ihre Strafe: SAVk. 17 (1913),

1600

133—34; Künzig

Temme Pommern 130 Nr. 94; Badische Sagen ı3 Nr. 25. 7) Cae-

sarius

Dralogus

2,

4

c.

3;

2,

209

74) Z{£Vk. 1894, 291; vgl. Grohmann 75ff.

79.

90.

953;

Laistner

c.

55.

Sagen

Nebelsagen

302 if.; E.H_ Meyer Germ. Mythologie 237; Drechsler 2, ı5. ’) Rochholz Sagen 2, LIV. 7°) Raumer /nsel Wollin (1851) 24; vgl. Grimm Sagen 177 Nr. 238 bis 39; Ranke Sagen 236. 7”) Kühnau

1, 575;

3,

327—330.

331 ff. 335. 336—37.

338. 374. 388. 391—93. 396; Böckel Volkssage 104; Grabinski Sagen 12—13; Kühnau B., 5; ZfVk, 1902, 68. vgl. 67; Kuhn Märk, Sagen 248; De rs. Märk. Märchen 233; Ders. Westfalen ı, 287 Nr. 336; 308 Nr. 348; Kuhn-Schwartz 109. 475: 482 A.; Grimm Sagen 176 Nr. 236; Temme Altmark 100; Müllenhoff Sagen?ı53 Nr.227; Bartsch Meckl. ı, 427. 429; ZfVk. 1897, 103. %) Kühnau Sagen 3, 393

bis 397; vgl. I, 576; 2, 202. 610; 3, 336. 340. 374;

in seinem

Index

(=

Sagen

4, 112—113)

bietet

Kühnau eine gute Übersicht über die Art der

Freveltaten;

zum

Spielen

Ders.

mit

Brot

B.kugeln

5; ZfVk.

oder

1897,

B.kegeln

193;

vgl.

Bartsch Meckl. ı, 427. 599; Schell Berg. Sagen 349 Nr. 53; Kuhn-Schwartz 54 Nr.57. ”) Kühnau Sagen 3, 371—82; vgl. ı, 575ff. ®) Haas Rügensche Sagen >

134 Nr. 234; vgl.

Flamm

135 Nr. 236.

2, 75—77.

123—25.

%)

Waibel-

294—95.

333

bis 335; Ochs BadischesWb. ı, 127; Reiser Allgäu 1, 233; vgl. Graber Kärnten 245 ff.; Alpenburg Tirol 191 Nr. 61; Engelien u. Lahn ı, 64. ®) Ovid Metam., 1. VHEII v. 610—698; vgl. SEbillot 2, 392 bis 394: Jesus wird als Bettler überall abgewiesen, nur eine alte Frau nimmt ihn auf; diese und ihre Ziege werden zu Stein, das Dorf versinkt. %) BlpommVk, 3, 38 Nr. ı8. 8%) Alpenburg Tirol 233, 4 (Lago santo); nach einer Siebenbürgischen Sage bittet der Heiland eine Frau um B.; als diese ihn abweist, wird sie zur Schildkröte: Müller Siebenbürgen 128 Nr. 168; nach Shakespeare Hamlet IV, 5 wird eine Bäckerstochter, die dem Heiland B. verweigert, zur Eule; vgl. Kloster 9, 384 ff., nach der schlesischen Sage bittet ein Berggeist um B., und tötet, abgewiesen, den Frevler: MschlesVk., 1906 Heft 15, 110. ®%) Köhler Kl. Schr, 1, 437 A. ®) Waibel-Flamm 2, 75—77; nach einer Pommerschen Sage wird eine Prinzessin, die den Armen B. verweigert und auf Salz Schlitten fährt, vom Blitz getötet und die Stadt bei Werben versinkt: Temme Ponımern

207

Nr.

164;

auch

die

Nonnen

bei

Bergen versinken, weil sie auf Salz Schlitten fahren: Haas Rügensche Sagen > 85 Nr. 147. ®) Ochs Bad.Wb. ı, ı27. ®) Laistner Nebelsagen 246 ff. 302 ff.; Grohmann 32 Nr. 1758; Kuhn-Schwartz 475 Nr. 57; Bedenken gegen Laistners Methode äußert mit Recht: R. M, Meyer MReliggesch. 34. 624. %) Kühnau Sagen 3, 370 ff.; 2, 498. 507;

1601 k

Brot

Mschles.

Grimm

84;

20,

Heft

1908

Vk.

ÖsterSagen

Sagen 176 Nr. 235 und 237; Peter Grohmann ; yveichisch-Schlesien 88;

Berg. Sagen 552 Nr. 25; 553 Nr. 174 a; 168 Westfalen 174 Nr. 234. ®) Müllen-

78. %) Schell Kuhn Nr.28; Sagen Grimm

Montanus

Nr.226;

ı53

Sagen?

hoff

Sagen 3, Volksfeste ı, 218. ®) Kühnau Sagen Grabinski vgl. Nr. 1717; 3, 417; nach einer Bolte-Polivka dersächsischen Sage bestreicht die Gräfin u. Müller B. mit Kot: Schambach

233;

174,

Sagen

®%) Grimm

Nr. 71.

337 13; niedas 5ı

Al-

penburg Tivol ı22. 238, 11. 239—40; Rei und ser Allgäu ı, 239 und 263; Tettau

Temme

Ders.

287;

208—209; Märk.

Sagen

®) Nebelsagen 159 und 303. 376 Nr. 348; Witzschel 25;

in

der

VWesffalen

Kuhn

und

schlesischen

1,

Laistner

81;

Sagen Lütolf Thüringen 2, 34, oberpfälzischen

Version reinigt die Frau das Kind mit B.: Schönwerth Sagen ı3; Grabinski Oberpfalz ı, 408, 20; zur Literatur: Bolte3, 417—20; vgl. die BerchtesPolivka Sagenschatz bei Se pp gadener Ährensage 3, 448. ®) SEbillot 617 if, Nr. 169. Sagen 233; Alpenburg ®) Grimm 238,

ı1;

240,

1;

Volkssagen

Ranke

230;

Böckel Volkssage 104. Nach einer türkischen Sage wird die Frau, die ihr Kind mit B. reinigt, in eine Schildkröte verwandelt, das Kind

in einen Affen:

Stern

Türkei

399 ff.;

1.15.

inden Cevennen reinigt kein Mädchen den Teller mit einer B.rinde, sonst regnet es am Hochzeits-

tag: ZfdMyth., 2, 418, ı2. ®)

I, 408, 20.

Meier

®)

Schönwerth

Schwaben

1, 319, 361;

Pollinger Landshut 84 mit A.; Grimm Kärnten 251, 3409; Sagen 180, 240; Graber

Sagen? 151—52 Nr, 224 und Müllenhoff vgl. die 2, 92; Waibel-Flamm 225; bei Schloßjungfrau Sage von der geizigen Bad. Sagen (L. 1925) 4, 7 und ebenKünzig da vom geizigen Kaufmann und der geizigen Müllerin: 14, 27 und 15, 50; die Bergische Sage weiß von der hartherzigen Bäuerin zu berichten 84, 3) und dem Getreidewucherer (Schell Schell 92, 16. 1%) Pollinger Landshut Kloster 9, Sagen 180, 240; Grimm 84; 982 ff.; hier spielt ebenfalls wie in den oben er-

Sagen das Philemon-Baucis-Motiv wähnten herein, indem der Heilige bei der armen Witwe in einer großen Stadt um Almosen bittet; vgl, Glaube rı, 50. 19) WaibelRochholz

Flamm 2, 79—8o; ZfdMyth. ı, 243; Klapper Erzählungen 343, 13 If. bringt eine Sage, nach der der Braten, der aus Hartherzigkeit vom Sohn vor dem Vater verborgen wird, sich in Kröten

verwandelt;

für Brot:

Bolte-

Polivka 3,462 A. 1; 168 A. ı. 1®) Grimm Sagen 181, 241; Liebrecht Zur Volksk.

Religion 308 ff.; in einer Sage ıff.; Sepp Mecklenburgs wird ein Bauer, der B. verweigert, von Ratten in einem Haus auf einem See verfolgt: Bartsch I, 299, 398. 1°) Witz-

schel

Thüringen

1,

Bächtold-Stäubli,

233,

1%)

234.

Aberglaube

I.

Erk-

1602 Böhme

ı, Nr. 209 a—f

Polivka

3,

Müllenhoff

46rf.

mit Anmerk.;

zu

Sagen?

Nr. 205;

152—53,

Bolte-

462

A.ıI;

224-—25i

BipommVk. 4, 122—24 mit Literatur; Niderberger Unterwalden 1, 32 ff. 1°) Meier Schwaben 84

m. A.;

1, 319, 361; Kloster

9,

Pollinger 982;

ein

Landshut

anderes

Motiv

liegt dem steinernen B. auf dem Wappen im Friedhof zu Hofen bei Cannstatt zugrunde; Birlinger Volkstüml. ı, 155, 241; vgl. Arch, f. Anthropol. N. F. 4 (1906), 148. In der Sage vom frommen Bäcker wird das B. zu Hobelspänen vor den Augen des Abtes: Bechstein Thüringen ı, 281; Witzschel ı, 146, 142. Dieses Motiv ist vor allem aus der Legende von der Landgräfin Elisabeth von Thüringen bekannt; die mildtätige Fürstin antwortet auf die Frage, was im Korbe sei: „Herr, Blumen'‘; und im Korbe sieht der Landgraf Blumen:

Bechstein

l.c.ı,

171;

auf-

fallend dasselbe in Frankreich: Sebillot 3, 449-—42; das B, der Verena verwandelt sich in einen Kamm: Rochholz Gaugöttinnen 96. 121—22, 19) Rochholz Sagen 2, 136, 362;

SAVk.

1925,

125;

Staub

BB.

5—6;

Kühnau Sagen 1, 116; dagegen 2, 32 Grabinski Sagen 24; Meier Schwaben 269 Nr. 301; vgl. Gra ber Kärnten 166, 215; Schell Berg. Sagen 84, 3. 1%) Meier Schwaben 1, 275, 309; Rochholz Sagen 2, 137, 363; nach der badischen Sage verlangt ein Priester im Kloster zu Ottersweier einen Acker

für einen Laib B.: Künzig Bad. Sagen 8 Nr. 11. 19°) Graber Kärntenl.c.; Stöber Elsaß 2, 96, 131; Künzig Lc. I5, 59; vgl. 14, 28; vgl. Schell 84, 3 und 92, 16.

4, 7; 14, 27; Berg. Sagen

8. Das blutende B.!); Diese Wandersage, beeinflußt durch die Erzählungen von der blutenden Hostie 22), treffen wir in zwei grundverschiedenen Versionen: a) In der schlesischen Sage von der Schändung des lieben B.es durch die Kühjungen bei Reihwiesen wird das B., wie wir gesehen haben, zu Stein; aber eine Variation der Sage berichtet auch, daß Blut heraustropfte und eine Stimme erscholl: „‚Weil du meine Gabe mit Peitschenhieben entwürdigt hast, so sollst du zur Strafe... umherirren‘‘ 22), In der Kärntner Sage von der Kirche zum heiligen Blut zu Wolfsberg (1338) stechen die Juden

die

Hostien

mit

Messern,

worauf

Blut fließt 13), In Niederbayern wird aus dem

Jahr

1908 ein Fall erzählt,

wo

eine

Hostie das Bier blutig färbte 44). b) Eine andere, in Oberdeutschland1!®), Schleswig 18), Sachsen 1!??) und Dort51

1603

Brot

mund 18) auftauchende Sage erscheint immer in Verbindung mit Mißwachs (feuchtes Jahr), Krieg 11%, Hungersnot

oder der damit verbundenen Hartherzigkeit. So berichtet Thietmar !%®) von Merseburg aus seiner Zeit (11. Jh.): Als

einmal während einer mühvollen Ernte die ermüdeten Schnitter sich erheben wollten, sahen sie, wie ein eben angeschnittener Laib B. Blut vergoß. Im Jahre 1016 floß bei einem Landmann in Meißen 121) Blut aus dem B.; es folgt Krieg und vergossenes Menschenblut. Auch aus dem B. der Hartherzigen fließt Blut: im Volkslied von der unbarmherzigen Schwester wird in drei Variationen 1?) das B. zu Stein und das Messer blutig, eine Bearbeitung 1%) spricht nur vom blutenden B.e, und damit stimmt eine spanische Ballade auffallend überein, vom Lokal-

kolorit abgesehen und vom

Schlusse 1%);

Tomo, un pan y lo partio, Lollo que sangue vertia!

Rochholz 1®) erklärt den Ursprung dieser Sage aus der Eigenart eines Bacterium prodigiosum. Diese Bakterien sollen in neuester Zeit (1841 in Paris, 1869 in Chemnitz) als blutrot stinkende Masse auf dem B. nachgewiesen worden sein, in oberdeutscher Mundart spricht man von Speiseblut 12), Zu vergleichen ist eine Lausitzer Blutwundersage, nach welcher 1616 auf Äckern und Kornhalmen Blut gefunden wurde und ein erkalteter Mehlbrei mit Blut bedeckt war 1?7), Blut, als Analogicorakel blutiger Kriege, fließt aus Holz 12%), aus einem Fuhrmannslöser 1®), Eine Parallele zur bretonischen Sage ‘Le pain change en une t&te de mort’, bietet

die deutsche 10)

Sage

Zur Literatur:

nicht !®).

Bolte-Polivka

3,

461—63; Tharsander Schauplatz ı (1737), 303. 11) Argovia 1886, 48—53 dazu Caesarius Dialogus 2, 183, c. 25, wo die geschändete Hostie in sanguinem coagulum ver-

wandelt

ist; vgl.

das Wunderblut

zu

Wilsnack:

W.Schwartz Sagen und alte Geschichten der Mark Brandenburg? (B. 1921) 173, 116, dazu Caesarius Dialogus 9, c. 16 = 2, 178 Strange; auch in einer Mecklenburger Sage blutet die geschändete Hostie: Bartsch ı, 355, 483; vgl. Heyl Tirol 678, 154, wo aus

der

gestochenen

ratur:

Strack

Hostie

Blut

Blut

fließt;

35—36;

zur

Lite-

Tharsan-

1604 der

4fif.;

1. c. 1, 317; Brevinus Franzisci

Der

Noricus

höllische

(1721),

Proteus

(1690)

47f£f. 1?) Kühnau Sagen ı, 576 = 3, 374; vgl. Bartsch Mecklenburg 1, 427, 599. In Pom-

mern sagt man: Wenn man mit dem Messer ins B. sticht, sticht man dem lieben Gott ins Herz: Temme Pommern 340; vgl, Z£Völkerpsychol. 18, 279. 1) Graber Kärnten 404 Nr. 559; 333 Nr. 467; in mittelalterlichen Erzählungen durchbohren Juden das Christusbild, worauf Blut fließt: Klapper Erzählungen 307, ı2 und 324, 13; Heyl Tirol 678, 154; Kloster 12, 323 ff. 1048. 114) DG. 10, 15. 1®) Rochholz Glaube ı, 50; Argovia 1886, 48 ff.; vgl. Schöppner Sagenbuch Nr. 882 und Reiser Allgäu 1, 419. 16) Müllenhoff Sagen ? 151 Nr. 224. 1’) Meiche Sagen 637, 789; 633, 779; vgl. Wolf Niederländ, Sagen Nr, 153. 18) Grimm Sagen Nr. 240. 119) Literarisch

verwertet

von

Löns

Weywolf

c.

ı.

1%) Meiche 1.c. 633, 779 = MG.SS. 3, 858, 40. 19) Ders. lc. 637, 789. 1?) Erk-Böhme 1, Nr. 209 a—c. 12%) Ebd. Nr. 209 d. 12!) Abh. Wiener Akad, phil.-hist. Kl. 31 (1859), 143—45; vgl. Bolte-Polivka 3, 462. 12) Argovia 1886, 60-—65; vgl. Strack Blut 35—36 mit Literatur. 12%) Argovia 1886, 60. 12”) Kühnau Sagen 3, 429, 1797. 1%) Meiche Sagen pP. 638 (im J. 1636). 1%) Ebd, lc. 622, 766

(im J. 1587).

1%)

Köhler

Kl,Schr.

1, 154.

C. Das B. im Aberglauben und Zauberritus. I. Abergläubische Vorstellungen und rituelle Zauberhandlungen, welche auf der Eigenschaft des B.es als Opfer und als Opfersubstitut beruhen (über die Gebildb.e dieser Kultzeiten s. Gebildb.e) und als Übertragungsmedium. 9. Weihnachts-, Neujahrsopferfest, Julfest. Uralte Wachstumsfruchtbarkeitsriten haben sich in diesen Rauchnächten mit versöhnenden Opfern für die Seelendämonen verbunden, und beides lebt in Opfern für das Christkindchen und die heiligen Personen der christlichen Weihnachtszeit weiter (s. Speiseopfer). Die Fruchtbarkeitsdämonen werden zur Percht, Frau Holle, ja zur Diana 192), Die Opfergabe dieser Opfer (der Weihnachtstisch als Opferaltar bleibt im Norden bis Dreikönig für die Speisung der Geister gedeckt) 1%) ist vorzugsweise das B., neben Brei im Norden 19%), Höhepunkt ist das „heilige Mahl‘ am Weihnachtsabend 13) (s, d.). 131)

ZföVk.

Weihnachten

terskiöld

ı903,

1—6.

10.

1:8ff.;

ı51f.

74;

ı186ff.i;

W.741f.;

für den

Höfler

Einfluß

Reu-

der rö-

1605

Brot

mischen Neujahrsgebräuche: Schneider im ARw. 20, 82—87 m. Lit. !®) Prätorius

Weihnachtsfralzen 395, 403. 13) Schubert Reisen 3, 202; Globus 72, 375; Feilberg in HessBl. 5 (1906), 35. 28 1ff.; Männling 205. 14) Höfler Weihnachten 18—19. 26 bis 30. 1%) Ders.l.c. ı3—14; ZfVk. 1894, 78.

10. Der älteste Beleg für das B.Opfer an Weihnachten in Deutschland ist eine Stelle in der sog. Homilia sancti Augustini de sacrilegia, der Predigt eines Heidenmissionars 19%). ‚,Quicumquec in Kalendas Januarias mensas panibus et aliis cybis ornat et per noctem ponet et diem ipsum colit et auguria aspicet . .‘‘ Etwas später fallen die Capitula cum italicis episcopis deliberata !??): ‚ut nullus Kalendis Januariis .. aut mensas cum Japidibus in domibus praeparare . . nisi voluerint ad ecclesiam panem offerre, simpliciter offerant, cum aliqua de ipsa impia commixtione‘‘ (offenbar Opferb., mit besonderm Ritus zubereitet). Nach der Sage ist es ein ausnehmend fein schmeckendes B., das man gemeinsam verzehrt 13), Bereits im 12. Jh. wird es aus Weißmehl hergestellt 19). Als B.-Substitut früherer Tieropfer hat es neben der einfachen Laibform mannigfaltigeGebildformen (s. Gebildvon b.e) Tieren, welche auch beim Ackerritus 11) eine Rolle spielen. Nebendiesen Festgebäcken darf das Hausb. nicht fehlen, sonst geht der Segen aus dem Haus !#?), Es darf am hl. Abend nicht aus dem Hause getragen werden 1%), 186) ARw. 20, 110; ein B.opfer an Quellen, dargebracht an Neujahr, erwähnt auch Mar-

tin von Braga vgl. A. 268. 12) MG, leg. 2tom., 202 Z. 21; ZfVk. 1904, 262 ff. 1%) Höfler Lc. 24; Baumgarten Jahr 8. 139) Höfler l.c. 30, 149°) Ebd. 6. 59 u. passim; Globus 72, 371 ff.; Nilsson Jahresfeste 50; Reuterskiöld 116—118; Z{fVk. 1902, 437—39. 19) Reuterskiöld lc.; Ss. Gebildb.e. 1?) Drechsler ı, 33.35; John Erzgebirge 155. 1%) John lc. 114.

11. Durch Größe zeichnen sich besonders die Spaltgebäcke aus, so das 24 Pfund schwere Julbrot der Dänen 14) und das westfälische Mittwinterb.!®). Das Gesinde bekommt in Schwaben Weißund Birnb.!%) (s. Birnb.). In Baden bekommen die Hausgenossen das Mettenb. 197),

1606 Viele Beispiele zeigen, wie das Christentum auch beim B.-Opfer die alten Gebräuche übernimmt (das beweisen vor

allem die Gebildb.e). Die hl. drei Könige

übernehmen die Rolle der tres illae sorores (Parcae = Nornen). Im Frankenwald stellt der Bauer vor dem Bettgehen einen Krug Wasser und einen B.laib auf den Tisch und lädt die heiligen Dreikönige ein!47a); dasselbe stellte früher der Bauer im Kanton Bern den Hausgeistern hin1#?b), Sebastian Frank (1567) erzählt von einem ähnlichen Opfer, erweitert auf Christus

und Maria mit Augurium1#76), An andern Orten schlägt man ein Stück B. für Christus !#7d) ein, und zwar in ein weißes Tuch (s. weiß und Speiseopfer).

Eine schlagende Parallele zu diesem weihnachtsopfer in Deutschland, das antik-römischen Brauch zurückweist, Usener im böhmischen Brauch des gum sero aufgezeigt: man stellt B.e Messern für die Götter hin, ut in tibus veniant di et comedant!#®), flandrischen Volksliede backen die

B.auf hat larmit nocIm drei

Könige selbst B. in der Bäckerei !#7); in Steiermark 19) ziehen die Dreikönigs-

sängerinnen gabenheischend umher; und in Obersteiermark erhalten die Perchten neben Milch auch B.!®), von dem man zuvor gekostet hat. In Schlesien bleibt

nach

dem

oder

Julb.

Mahl

B. und ein Pfennig auf

dem Tisch liegen, damit man im nächsten Jahr nicht Mangel habe 15), Die Haustiere, welche sonst kein B. erhalten sollen, bekommen am hl. Abend B. und Pfeffernüsse oder B.schnitten mit Salz bestreut in Schlesien 162)

im

Norden !58),

Im Allgäu

besprengt man dieses B. noch mit Weihwasser 1%), Diese Spende an das Hausvieh wird in Ungarn in naiver Bedingung mit dem Windopfer verbunden 19), In Bayern bekommt das Vieh nach der Mette oder während derselben Kletzenb. oder B.1%), InSteiermark drückt die Frau in das nach der Mette genossene Kletzenb. vor dem Backen einen Schlüsselbart ein; sonst läßt die Percht das B. verbrennen oder es ruht kein Segen darauf 1”), In Mecklenburg füttert man dem Vieh Neujahrsb., „,Liwb.‘‘. Dasselbe tat manfrüher 51*

1607

Brot

in Frankreich, um der Kuh das Kalben zu

erleichtern !°°), In Muggensturm (Baden) erhalten an Dreikönig alle Glieder der Familie und das Vieh B. und Salz, beides geweiht 1), im Erzgebirge bekommen die

Pferde

und

Kühe

B.schnitten

mit

Salz

und Zwiebeln 1®), in Österreich am Stephanstag B. mit geweihtem Salz 1°, Auf dem Kultb. ruht reichster Segen. Es ist heilig und besonders schmackhaft, verdirbt und schimmelt nicht, zumal vom Christtau benetzt 1®), ‚Das B. so auff Weihnachten gebacken wird, soll sich sehr lang halten‘ (1663) 18). Es hat wunderbare, durch die Weihen der Kirche 164) besonders zauberhafte Heil- und andere Kräfte 16), z. B. im Krieg 16). Im 13. Jh. gab man die ‚,Brosen, die ze Weihnachten über werden dem, der tol von hunden oder

anders‘ 167), Besonders das Mettenb. ist ein Heilmittel (Pfalz) 1%), in Schlesien der Christstriezel 1%) und das vom Christtau benetzte!?) B, (wie die Christgarbe 171) bis 1523 in Stralsund). Schon Gervasius v. Tilbury schreibt über die alten Britannier: „sed et de pane nocte illa (natalis Domini) sub dio composito compertum habeo, quod febricantibus proderit, si tamen adsit fides, quae operatur‘‘ 172),

Dasselbe bei den Deutschamerikanern 173)

und in Nassau 17%, Dieses gesegnete Kultb. wirkt apotropäisch: mit Honig beschmiert oder Dill bestreut wurde es in Mitteldeutschland im 17. Jh. gegen Verzauberung angewandt 1). Coler schreibt: „B.,

welches

an

Weihnachten

ist, hält sich bis Pfingsten,

gebacken

gibt aus, soll

dem Haus sehr schutzlich sein, schimmelt

nicht; in Wälschland gibt man es den Kindern am St. Paulstag, um sie vor Schlangenbissen zu bewahren.‘ Und ein

alter Tiroler Aberglaube meint !®8): ‚Ein laib Weinachtb. über den thenn heibn,

bleibn keine Mäus’ mehr, ist gut firs fieber.‘‘ In Schweden !?) schützt das Julb., in Frankreich !®) das in den drei Weihnachtsmessen geweihte B. vor Unglück im Krieg.

Als Opfer für die Vegetationsdämonen streicht die Bäuerin in Tirol und Mähren

die mit Teig beklebten Finger an den Bäumen 18) ab. Im Kreise Allenstein

1608

steckt

man

Neujahrsgebäck

ins

Stroh,

mit dem man die Bäume umwickelt 182), in Pommern neben Backobst und Geld vor allem B.183). In Österreich füttert man die Erde mit einem daumenförmigen (Phallus ?) 18) B., und an der Nahe ist das Opfer für die Fruchtbarkeitsgeister dem Christkind geschenkt worden 18%), Oft sind diese Opfer durch B.-Spenden an Arme oder Kinder abgelöst, so nach dem Rastetter Hofrecht von 1378 18), wonach das aus den ausgescharrten Teigresten hergestellte Mutschellaiblein, das für die Hausgeister bestimmt ist (vgl. backen), den Armen gegeben wurde. Vielleicht ist auch der Chiemgauer Mettenlaib, den der Meßmer für langes, dämonenabwehrendes Läuten erhält, eine Ablösung der die Dämonen vertreibenden Opfer in der Christnacht 19), Werden die Vegetationsgeister nicht gespeist, so rächen sie sich durch Schadenzauber und verursachen eine

Mißernte 188),

In Elbestalzell kann man mit Störilaib den Bräutigam (die Braut)

beizaubern 18%),

den mit

die

Großdirn

stellt

dem her-

mit

Speiseresten Liebesauguria an !®), B., Kohle und Kränzlein auguriert

man in Egerland 1%), Alle Arten von Opfer- und Kultgebräu-

chen (Geschenke, Opfer in Form von tationsspenden und kristallisieren sich nachtsstöri; maßen das Muster

Augurien, abgelöste Armenspenden, VegeFruchtbarkeitsriten) um den Weihdieser ist so gewissereines Gemeinschafts-

opfers und Kultb.s 19), Baumgarten

hat

folgende Gebräuche unterschieden 1): Neben dem Störilaib backt man 1. einen kleinen Laib, den der erste Arme bekommt (die Großmutter reicht ihn mit einem Geldstück, einem Ei und Fleisch), 2. mehrere Laibchen für das Vieh, 3. vier bis fünf daumenförmige B.e für Luft, Wasser, Feuer, Erde. Am Abend vor Dreikönig steckt man ein B. auf einen Baum, ein anderes wirft man in die Hauslache, 4. Brosamen, Abfälle und Backofenwisch trägt die Großdirn in einem Tischtuch auf das Weizenfeld; in der Richtung, wo sie einen Mann sieht, heiratet sie,

Brot

1609 Die

verschiedenen

Spaltgebäckarten

des Weihnachtfestb.s und die andern Gewerden

bildiformen

gezählt.

auf-

Gebildb.

unter

14) Höfler l.c. 31. !45) Ebd. 1. c. 29—31; Sartori Westfalen 137; K.Ch.L. Schmidt

Idiotikon 43. 1°) Birlinger Volkstüml. 1,7; Höfler 204—205; Volksfeste Herzog

l.c. 29; ZföVk, 9 (1903), 18. 19) Meyer Baden 488; Höfler 1.c. 24. 17a) Bavaria 3, z, 309;

Jahn

1. c. 279;

fen. 21. 1#7b) SAVk. 1897,

Höfler

Weihnach-

zı9; über das Julb,

1ı4 ff. 1926, NddZfiVk. vgl. Norden im 17c) Jahn 1.c. 279; vgl. Weihnachtsgebildb.e, zur Erweiterung auf Christus Bohnenkönig; Kl. Schr. 4, 428. und Maria vgl. Usener 147d) John Erzgebirge 156; in Schlesien für die Engel: Grabinski Sagen 51. }7e) Usener Religionsgeschichtliche Untersuchungen 2 (189), 46 ff.; ARw. 20, 376 ff.; vgl. ZfiVk. 1904, 265 ff,; Tille Weihnachten 49; Höfler 1.c. 31; über B.opfer in den Rauchnächten hanZföVk. 9 (1903), Z{fVk. 1904, 1)

delt ausführlich Höfler: 258. 1904, 18—20; ZfVk.

263; NdlTVk. 8, 3; ıı, 124. 1) ZföVk. 1896, 304. 1%) Jahn Opfergebräuche 283; ZfdMyth. Weihnachtsspiele 25; Weinhold 4, 300; bekommt Z£fVk. 1004, 266 ff.; im Mölltal die Percht an Dreikönig B. und gefüllte Nudeln; wenn sie davon genießt, gibt es ein gutes Jahr: Graber Kärnten 9ı Nr. ı11. 1%) DrechsFeste 15; an manchen ler ı, 35; Fehrle Orten läßt man das B. für die Engel liegen: Sagen 51. 1) Drechsler Grabinski Brunner 13; Ders. Haustiere 35—36; Ostd. Volksk. 208; vgl. ZfVk. 1602, 438; vgl. Balc. 25—26. 12; varia 2a, 302. !®) Höfler Sartori Sitte u. Brauch3, 32 A. 34; Boecler Ehsten 93; W. 683. 692; Jahn OpfergeMecklenburg 2, 24; bräuche 118; Bartsch Meyer Baden 488; Zah ler Simmenthal 47. 14) Höfler 1.c. 25.1) Ebd. 26. 15°) BaumJahr ırı; BayHfte,. ı (1914), 230 garten Nr, 35; vgl. BlpommVk. 3, 184; in der Pfalz das ‚‚Gelecker‘‘: geweihtes B. u. Salz: Bavaria 2a, 302, 1”) ZföVk. ı, 249. 1%) Bartsch

Mechkl, 2, Gervasius

Nr. 160.

Erzgebirge

241 228

Nr.ı253ff.; Liebrecht 233 XNr. 243; 239 Nr. 106;

18) Meyer 162;

Banat erhalten nachtstage B.:

auch

Baden bei

494.

den

1%)

John

Schwaben

im

die Pferde am ersten WeihBell Banat = D. Deutsch-

1%) ZföVk, 124. (1926), tum im Ausland Opfergebräuche 280—81; 1%) Jahn I, 251. Birlinger Schwaben ı, 382; Strackerl.c. 24; Höfler W. 175; 2, 224; jan Baumgarten

J/ahr8;

Liebrecht

Ger-

Lc. 23. 16°) Höfler vasius 233 Nr. 160. 161) Franz Benediktionen 1, 593—94. 1°) Höfler l.c. 25—28; Globus 72, 375; Jahn l.c. 277; John Erzgebirge 154; Se y far t h Sachsen 269. 1%) Globus 72, 375; Seligmann Blick 2,

329.

1®)

Sitzb.

Wiener

Akad.

phil.

hist,

1610 Kl.

LXXI

488.

1®)

Höfler

1. c.

24.

168) Drechsler ı, 34 Nr.27; Schramek Böhmerwald 116. 17) W. 78; Höfler 1.c. 24

26; im Rheinland essen es Vieh und Menschen ZrwVk. 16 (1919), 55. !) Mannhardt ı,

233; Heckscher 2, 397—98. !?) Liebrecht Gervasius 2 c. XII de rore coeli; vgl, Tharsander Schau-Platz ı, 86. 3) Fogel Pennsylvania

26x

Nr.

1362.

1)

Kehrein

Nassau z, 259 Nr. 116; vgl. BayHifte. ı (1914), 233 Nr. 65. 15) Höfler lc. 26. 27—28. 6) Coler l.c. 13 c.3. 1”) Schneller Wälschtirol 240”. 18) BayHfte. ı (1914), 233, 65; vgl. Thiers bei Liebrecht Geryvasius

237, 210: B., gesegnet in den drei Weihnachtsmessen, heilt alle Krankheiten. !?*) Globus 72, 375; vgl. 373. 1%) Seligmann Blick 2, 329. In Frankreich backte man nach Thiers vor Noel ein gros pain, le pain de calende;

man

schnitt es in Stücke

Stücke

mit

dem

Messer

und machte 3

oder

4

auf die

Kreuze;

diese Stücke bewahrte man als heilkräftig auf; der Rest wird für den jour des rois aufgehoben: Liebrecht Gervasius. 232, 153. 1%) HöfGlobus 72, 375. W. 431; 27; Le. ler 182) Höfler Neujahrsgebäcke = ZiöVk. 1903, 1%) Jahn 7, 89. 283) BlpommVk. 201. 201; Männling 279; Opfergebräuch. Baumgarten Heimat ı, 42; Ders, Jahr Site und Brauch 3, 47 185) Sartori off. A. ı10; Höfler lc. 32 vgl. 17. 1) HöfRA. ı, Grimm l.c. 21. 27. 17—18; ler 497; ZfVk. 1904, 262—63; vgl. SAVk. 1898, 69. 142: nach einem Legat von 1762 werden les miches de no&l an die Armen verteilt,

l.c. 1857) DG. ı3, ı8z ff. 1®) Höfler Loc. 1%) Höfler 188. 1897, ZfiVk, Baumgarten Jahr 9. ©”) Höfler 21—22.

3, 36.

19)

Ebd. 25; vgl.

192) Höfler

Sartori

le. 21ff.

22; 22; Le,

S.wu.B.

’®) Baum-

Jahr 9{ff.; ZfVk. 1904, 259 ff.; vgl. garten Gemeinschaftskultur 72 ff. Naumann

12. Ackerund Saatriten: Als Fruchtbarkeitssymbol eignet sich das Jul- und Weihnachtsb. besonders für die private Pflug- und Säezeremonie; Jahn (Opfergebräuche) betont zu sehr den Opfercharakter dieser heiligen Handlungen; dagegen hebt Reuterskiöld (Speisesakramente) mit Recht die zentrale Bedeutung des Übertragungszaubers im Bewußtsein der Menschen hervor; beide Vorstellungen verschlingen sich hier. Das Kultb. der Rauchnächte erhält und bewahrt die Fruchtbarkeit (Analogiezauber und Übertragungszauber), der magische Zauber, in dem es verwendet wird, zwingt die Erde zur Fruchtbarkeit !®), wie das Julb., das in den Saathaufen gesteckt wird, die Körner keimkräftig erhält !%). In Ost-

1611

Brot

preußen bindet man in einen Zipfel des Säetuches B., Geld, Salz und Fenchel (Musterbeispiel für die Verbindung von Fruchtbarkeitsübertragung, Opfer und Apotropaion), dann gedeiht die Saat 19), Sogar das Säetuch wird auf den Opfertisch am Weihnachtsabend gelegt!?7), und

ein

bayrischer

Beichtspiegel

(1468)

be-

richtet 1®), daß man eine Pflugschar unter

den Weihnachtstisch legte, um die Geräte

für die Ackerbestellung recht fruchtbar zu machen. Um auch auf sich selbst, das Ge-

sinde und das Vieh den

Segen zu über-

tragen, bewahrt der Bauer vom Festb. für Mensch und Tier einen Teil auf; so berichtet der pommersche Bürgermeister Wessel (um 1500): „Dadt nyejar dadt se backeden, dadt wart thom dele vorwaret beth de meyer meyen wolden, so ethen se darvon; meneden se konden sick denne nen verdrot dhon‘‘1®), Als Kraftb. wird es besonders beim Pflügen an Menschen und Hausvieh ausgeteilt *®); in St. Gallen bekommen nach dem ersten Pflügen alle Beteiligten ein Stück B.®1), das an Ort und Stelle gegessen wird. Der erste Pfluggang und das Ziehen der ersten Furche ist für den ackerbautreibenden Germanen eine heilige Handlung ®%) mit Opfer an die Allmutter%®S) oder später an die Wachstumsdämonen, das teils aus Korn %4), welches über den Pflug geschüttet wird, teils aus B. besteht, wenn irgend möglich aus dem aufbewahrten

Festb. 25), Daß diese Zeremonie gemein-

germanisch war, können wir aus einer alten Ackerbuße ersehen, welche um das Jahr 1000 aufgezeichnet ist, ein Musterbeispiel dafür, wie Christliches auf Altheidnisches aufgepfropft wurde; E. H. Meyer

hat dieses Dokument interpretiert 2%), Nachdem der Pflug besonders geweiht ist, heißt es (l. c. 131): „Nimm dann jeder Art Mehl und ein Mann backe einen Laib von der Breite der innern Handfläche und knete ihn mit Milch und heiligem Wasser und lege ihn unter die erste

Furche . .. .‘‘; Meyer tührt (139—144) die modernen Parallelen an 2”); die Opferspende ist in Baden und Schwaben durch eine Spende an Kinder und Arme abgelöst („Glücks b.‘“, ‚„‚Meneb.‘“) 2%8), In

1612

Baden ist das er-te Pflügen noch eine Zeremonie %), Eine Sage kündet von der

tieferen Bedeutung des ‚,Glücks‘‘- oder „Meneb.es‘* beim Pflugritus: Ein Bauer verweigerte einst das Meneb. für die

Menebuben, welche die Pflugtiere trieben; als er aber allein mit den Ochsen das Feld pflügte, fielen diese tot um %0). Man legt auch unter den ausfahrenden Pflug ein B., so in Böhmen %1); alle diese B.e erhalten meistens die Armen %?); besonders segenund fruchtspendend ist geweihtes B.; so heißt es im carnifex exarmatus, daß ‚,das in festis St. Blasii und St. Agathae geweihte B. gut ist vor die Aeckher, auf welchen die Früchtengewaechs wegen den Ungeziefer Schaden leyden‘‘ 28). In den Niederlanden spielt das St. Pauls-Brötchen als Pflugb. und Apotropaion gegen Würmer eine Rolle ?14). Auch das dem Körneraugurium ähnliche B.augurium fehlt nicht: ‚Bleibt die Schüssel mit Mehl, B. und einem Ey unversehrt, so ist es ein gutes Zeichen für die Ernte; die Schüssel wird dann unter die Armen verteilt, da-

mit sie beten für das Gedeihen der Saat; die Gabe heißt Pflug sb.‘ 26), 11)

Baumgarten 375; Männling

Jahrg. *®) Globus 205: Die Schweden

72, backen an Weihnachten Kuchen und mischen davon unter das Getreide, damit der Acker

fruchtbar wird; vgl.

J. G.abEckhart

Com-

mentarii de vebus Franciae orientalis et episcopatus Wircehurgensis I (1729), 409 ff. 1) Jahn Opfergebräuche 332; W. 652. 1”) W. 652. 1®) ZfVk. 1904, 144. 256. 1!) Franz Wessels Schilderung des kathol. Gottesdienstes in Stralsund (Stralsund 1837) 4; Jahn 1. c. 162. 281; BlpommVk. 5, 55; ZföVk. 1903, 201. 200) Globus 72, 375: ZfVk. 1914, 141; Höfler lc. 39; Reuterskiöld 117; Du Cange 7, 491—92 (simulacrum). 2%) SAVk. 11 (1907), 251. 2%) Sartori Sitte u. B. 2,54. 60 ff.; W.428 ff. 23%) Dieterich Mutter Erde*®* 97 £f. ıo7ff. ®%) Fischer Angelsachsen 7. ?%) Globus 72, 375; Höfler Ostern 50; Du Cange l.c. 2?) ZiVk, 1904, 130 ff. 20) Jahn Opfergebräuche 74 ff. 77; Mannhardt ı, 158. 317. 538ff.; Reuschel Volkskunde 2, 30. %8) Meyer Baden 119. 417; Z{Vk. 1c04, 139. %%) Meyer lc. 417. 2%) Lachmann Überlingen 442 ff. 2) Grohmann 143 Nr. 1056: in Mähring an der bayrischen Grenze legt man unter den ersten Pflug ein Ei und ein

Stück

B.,

das

man

dem

ersten

Bettler

gibt; vgl. 1057: ein Ei u. B, aufs Feld gelegt, damit es gute Früchte bringt. 2%?) Meyer

lc. 75. 214)

1614

Brot

1613 140; Meyer Baden 417; Jahn 3) Birlinger Schwaben 1,

HÖöfler

Fastnacht

fruchtbarkeitsübertragende

14;

eine

Bedeutung

Loc. 421.

ähnliche

hatte

nach Höfler der Meinradswecken für die Winzer (?) l.c. ı2; in Rußland bindet man

B., das an Mariä Verkündigung geweiht ist, an das Saatgefäß: Höfler Fastnacht 97 ff. 25) Schönwerth Oberpfalz ı, 400 Nr. 2; Jahn 1.c. 75. 76—978.

13.Analogiezauber beim Ritus der ersten Flachs-, Hirseaussaat 29: Parallel zur Pflug- und Säeczeremonie wird auch hier neben Samen oder Eiern B. geopfert; von den Festb.en wird das Antoniusb. bevorzugt ?!7); vom Weihnachtsfestessen werden für Bauer und Gesinde Eierkuchen aufbewahrt und beim Säen verzehrt %8) (s, Ei). 216) tori

Haltrich Szebenbürgen 299. ?”) SarSitte u. B. 2, ı12; W. ı75; Jahn

194 ff. 204;

1. c. 196.

14.

Janus

B. beim

7,

234—236.

Ernteritus:

%8)

Jahn

B. wird

als Fruchtbarkeitssymbol in die erste?) oder letzte Garbe gebunden ( Jahn ??®) faßt diese Zeremonie zu einseitig als reines Opfer auf, dagegen Reuterskiöld ??1) und wieder anders Mannhardt ®?) und Frazer®3)) oder stellvertretend in die letzten

(drei) Halme *4); in La Palisse (Dep. de V’Allier) hängt man an die Spitze der im letzten Getreidefuder aufgestellten Tanne einen Mann aus Brotteig, der nach Ernteschluß unter das Volk verteilt wird %2) (siehe Gebildb.e $ 3); auch in die drei Ahren für den Oswald steckt man B.226)

und in Bayern ?”) für die Waudlhunde., Nach der Rügenschen Sage verzehrt der Roggenwolf gern das Frühstück- und

Vesperb. der Schnitter, das diese vergebens verbergen 28), Schnitterb. bekommt in der Schweiz jeder Schnitter nach der Sichellöse 2823) Nach der Kärntner Sage läßt ein Bauer für die Saligen Ahren liegen; diese backen B. daraus, das nie ausgeht ?), Dieselben Fruchtbarkeitsriten schließen die Flachs- 23) und Heuernte ?31) ab; ein reines Opfer

haben

wir beim Weideschluß

auf

der Alm, wo man B., Milch und Käse für die Vegetationsund Fruchtbarkeits-

dämonen

zurückläßt 22),

219) W, 438; in Pommern wird in die letzte Hafergarbe das Vesperb. gebunden: BlpommVk. 3, 31; NiederdZfVk. 1926, 15. 22) 1.c. 163 bis 193. 221) Speisesakramente 112 ff. 22) Waldu. Feldk. ı, 158. 209. 217; Ders. Forschungen 21 ff. 30. 35 ff. 223) ı, 2, 46 ff.; 8, 51. **) Saru.

Sitte

tori

Br.

2,

88;

Mannhardt

ı,

lc. 158. 160. 172. 180. 248; W. Jahn 209; 437; Vk, Zur 25) Liebrecht 433 ff. lc. ı, 205. Dieses Gebildb. Mannhardt

hat Zauberkraft, wie das am Palmen angebrachte B.: Fehrle Feste 54; vgl. Bretzel; bei den Römern heilen die am Oktoberroß Chantepie

Be:

angehängten

de

la

Saus-

saye 2, 424; vgl. 435. *%) Mannhardt l.c. 1, 209; Jahn l.c. 176; W. 434. ?”) Jahn le.

165.

Haas

28)

Rügensche

Sagen ®

64

22a) SAVk. 24, 102. 2) Graber Nr. 114. Kärnten 56 Nr. 63. ®®) Jahn Le. 197—204; %?) Ebd, W. 435. 1) Jahn 1l.c. 205—206. 321—22; Rochholz Sagen 1, 384; Alpen-

burg

Tirol

13.

104.

15. Vom neuen Mehl bringt man ein Erstlingsopfer dar (schon bei den Römern die mola salsa) ®3), um den Segen des ersten Teiles der Hauptnahrung zu erzwingen (Anfangszauber) (vgl. die reispflanzenden Völker) ?*); an der Wolga ?®®) verteilt der Priester das neue B. mit einer Zeremonie unter die Dorfgemeinde, verbunden mit Segensspruch; Chateaubriand erzählt Ähnliches vom Herbstfest der Natchez 23) am Mississippi, welche die ersten Maiskolben auf dem Altare opfern und aus dem neuen Mehl ungesäuertes B. bereiten, um es in feierlicher communio zu

genießen. Jn Langenbielau *) in Schlesien bereitet man aus dem Mehl der letzten Garbe einen Laib, der Zauber- und Heilkraft hat und unter die Familie ver-

teilt wird. Mannhardt ?38) hat (Oktoberroß) den römischen Gebrauch, das Haupt des Pferdes mit einem B.kranz zu schmükken, in Parallele zu deutschen Gebräuchen so gedeutet, daß das Oktoberroß den Getreidegott symbolisieren soll (ihm folgt Frazer) 23%), dagegen Wissowa ?*%) und Höfler 241), Das Opfer aus dem neuen Mehl

ist jetzt durch die Armenspende abgelöst; in Westfalen stellte man in alter Zeit bei der ersten ‚„‚Backete‘‘ vom neuen Korn „Liewe

Keuken‘‘

her, die man

an Nach-

barn und Verwandte verteilte ?®), in Siebenbürgen?#3), der Schweiz?) jetzt noch an Ortsarme; in der Stargarder Gegend werden vom neuen Mehl halbmondförmige

Brot

Brötchen

gebacken,

eine Kirsche

worauf

eingedrückt ist %®). Die ganze Familie nimmt am Opfer teil, so in Schottland, wo man für den Erzengel einen großen Kuchen backt, von dem jeder in dem Hause

bekommt *48); wic hier an die Stelle der

Fruchtbarkeitsdämonen ein Heiliger tritt, so hat die kath. Kirche überhaupt dieses

Erstlingsopfer in der benedictio panıis novi*?7) in ihren Kult aufgenommen; dieses B. bringt Gesundheit. Prätorius

zählt unter den auffallend vielen Göttern der Preußen und Litauer auch ‚,‚Skalsa‘* auf, die Göttin des Getreidescgens, welcher vom ersten ausgedroschenen Getreide B.e gebacken werden; einen Teil bewahrt man in der Vorratskammer auf als Gewähr für den Segen des Hauses *#8), Eine oberpfälzische Sage erklärt, warum man Hund und Katze des Hauses das Erstlingsopfer darbringt **). Auch das Augurium fehlt nicht: Wenn man in Böhmen zum erstenmal vom neuen B. ißt, steckt man es mit der rechten rückwärts um den Kopf gedrehten Hand in den Mund; geschicht dies leicht, so wird ein billiges Jahr, sonst kommt Teuerung ?); in Böhmen opfert man ein Stück vom neuen B. dem Feuer, damit das B. nicht verbrennt ®°). 233) Wissowa Religion? 159; in Griechenland brachte man an den Thargelien den $apynids äptog als Erstlingsopfer dar: Athenaeus 3, 114 a; Pauly-Wissowa 1II, 2, 2c97; vgl. Bavaria 4, 381; Zf Völkerpsychol. 18, 18. 23%) ARw.

9,

268;

auf

Celebes

ist

das

Essen

des

ersten

Reises eine heilige Zeremonie: Frazer 5,2,54. 55—356. %35) Frazer 5, 2, 51; vgl. das Fest der Litauer: Frazer 5,2, 49—50. 2%) Ebd. 136; dazu 360.

2”)

Drechsler

2,67; Fra-

zer 5, ı %, 148—149; Mannhardt Forschungen 334 ff,; in Schlesien herrscht der Glaube, daß man vom neuen B. nicht viel essen

darf, sonst wird man nicht recht satt: Zf£Völkerpsychol. 18, 18. ®3®8) Forschungen 156—201; bes. 169 f. 281 ff.; diese B.e haben Heilkraft: Chan-

tepie de la Saussaye-Bertholet 2, 424, vgl. 435. ?®) Frazer 5,2%, 42—43. 240) Religion 145. ?1) BayHfte, 1914, 151—52. 22) Sartecri Westfalen 110; Frazer 8, 136 ff. 2) Jahn Lc. 249. ?*#) Staub B. 60 ff, 245) BlpommVk. 3, 1409; 4, 73. %°) Jahn lc. 250. 332 A, 2°) Franz Benediktionen ı, 268—6g.

2%)

Prätorius

68;

Usener

Götternamen 101; ?%*) Schönwerth Oberpfalz x, 408 Nr. 20; vgl. A, 94—96. 2:0) W, 3309; Jahn Lc. 249; Grohmann 144—45 Nr. 1069. ®) Grohmann 103 Nr. 721.

1617

1616

16. B.als

Opfer

für

Wasser-

dämonen: Das Wasser ist nicht nur das reinigende apotropäische Element ?*?), sondern auch der Sitz von Dämonen (Wasser entgiftet man durch B.) 23), namentlich von Fruchtbarkeitsdämonen,

welche

chrt

mit Vorlicbe

werden.

cap. II erwähnt

Schon

an

Quellen 252) ver-

der

Indiculus 25)

die Opferquellen,

gegen

die auch die admonitio generalis ®) sich wendet (789), welche auch schon die bei solchen Gelegenheiten angestellten Auguricen verdammt *”), Die Sagen (auch französische) ®38) weisen darauf hin, daß man ursprünglich den Wassergeistern

Menschen

opferte,

besonders

bei Wasserbauten ®), „Am Himmelfahrtstage verlangt die Enz bei Vaihingen und Bietigheim einen Laib B., ein Schaf und einen Menschen als Opfer, weshalb sich an diesem Tage niemand badet‘“2&); nach den meisten Sagen ist der Johannistag *%1) der Opfertag *). Das jetzige B.opfer (auch antik) %%3) ist also ein Sub-

stitut für Menschen- oder Tieropfer; nach dem Dämonenglauben empfangen bestimmte Wassermänner oder Nixen das Opfer, der Diemelnix bekommt B., der Nickelman einen schwarzen Hahn, einen

Hund

und eine Katze %4), Diese B.opfer

an Quellen fand schon Burchard von Worms vor: Venisti.... ad fontes vel

ad lapides %) vel ad arbores... aut panem aut aliquam oblationem detulisti aut ibi comedisti aut aliquam salutem corporis *%) aut animae ibi requisisti %), Der älteste früh-mittelalterliche Beleg für B.opfer (an Neujahr) an Quellen steht bei Martin v. Braga (} 580) de correctione rusticorum *®) ; Vulcanalia et Kalendas observare, mensas ornare, lauros ponere, pedem observare, effundere in foco super truncum frugem et vinum et panem in fontem mittere, quid cst aliud nisi cultura diaboli. Ein schönes Beispiel für die Ablösung alter B.riten durch kirchliche Zeremonien haben wir in Österreich an der Salzach, wo der Geistliche nach feier-

licher Prozession geweihte Hostien in den Fluß wirft *69), Der ursprüngliche Opfergedanke ist zugunsten der dämonenabwehrenden Kraft des B.es in den Hinter-

Ar

1615

Brot

grund getreten, wenn in Schlesien neunmal geweihtes Johannisb., in die Kleider genäht, gegen den Wassermann“) schützt, auch sonst belegt ?1), Anderseits verlangt der Wassermann B. für bestimmte Dienste 27), Wichtel versprechen für die Überfahrt über dasWasser B.??%). Andere Opfer richten sich an das Wasser als Fruchtbarkeitsfaktor im großen Backofen der Natur. Wasserfräulein backen in Baden 2%) Kuchen und geben den Mähdern Pflaumkuchen. Im Elsaß legt man in der Silvesternacht eine Waffel und Flachs auf den Brunnenstock 75), eine schlagende Parallele zu der Braga-Stelle. An alte Quellopfer gemahnt auch der Kuchenritt in Schwaben ?%), Noch vor 70 Jahren warfen die Kinder in den Ikenborn bei Sievershausen B., Zwieback und Blumen; und ebenso ließen die Mütter ihre Kinder in den Reinhardsbrunnen bei Göttingen Kuchen werfen, als Gabe für die ungeborenen Kinder?”), B.- und Kuchenopfer,

mit denen man sich von Übeln befreien oder

vor

solchen

bewahren

will,

kennt

man besonders in Frankreich 78). Zu vergleichen ist die Sitte in St. Georgskirchen ??), wo man am Georgitag (da sam-

melt man auch Tau) B. in einen Brunnen taucht und dem Vieh gibt; apotropäisch aber ist es, wenn man am selben Tag dem Pferde etwas vom Palmbusch und etwas B. gibt ®0); dagegen hat der Brauch in

Schöten bei Apolda offenbar den Sinn, daß man durch das Essen des in den Brunnen getauchten B.es an der Kraft des Frühlingstaues, -wassers teilnehmen will %1), Den Opfercharakter beweisen auch die Jahres- und Liebesauguria, so wirft man Gebäck ins Wasser (vgl. A. 263) und prophezeit aus dem Wasserstand ®?) ; typische B.auguria über Schicksal, Liebe und Treue haben wir besonders

reich %83),

in Frank-

252) Seligmann Blick 2, 234—37; Döl1ler Speisegesetze x48 ff. 156 ff. 259 ff.; Franz Benediktionen 1, 43 ff.; Höfler Volksmedizin 43 ff. 2353) Lammert 46. ®) Döller Le. 259ff.; Jahn Opfergebräuche 118 ff. 140 {. 151; Sebillot z, 216ff.; vgl. Lütolf Sagen 24 ff. 2%) MGleg 2, I, 223 Z. 11; vgl. Z. 26—28; Hefele Conzilieng. 3®, 505—511; Saupe Indiculus 15. ?*%) MGleg.

1618 2, I, 59 c. 65. 2%) Vgl. das Capitulare MG, l.c. 104, 5. ?®) SEbillot 2, 170—171. 25) Grimm Myth. ı, 37 A.2; Sebillot 2, 170. 2% Meier Schwaben 400 Nr. 86 und 87; H.L. Fischer Aberglauben 3009. 261) Johanni in Thüringen: Witzschel Thür. 2,212 Nr. 35. ?®) Meier Schwaben 429 Nr. 121—22; Birlinger Volhst. ı, 133

Nr. 202;

Bergische

mersche

Grimm

Sagen

Sagen*

392 36;

Myth,

Nr.

_ı, 409;

40;

Schell

Haas

Kühnau

Pom-

BB.

goff,;

Stöber-Mündel Sag desen Elsaßes 1, 40; Meyer Baden 506-—507; Weinhold Quellen 56 u.ö.; Frazer 7,2,28;r1,2°% ı57ff.; Sebillot 2, 1ı70ff. 382; W. 43. 429. 263) Sepp Religion 293; Pausanias X 8, 10 und VII, 23, 3 (hier ist die Frage, cb nicht der andere Zweck, nämlich unterirdische Verbindungen herzustellen, die Hauptsache war). 26) Jahn Opfergebräuche 151; W. 429; Grohmann l.c. 50 Nr. 318. 2) Sebillot 4,64. 51 ff. ®) Ebd. 2; 297. 302. 321. 382. 2657) Schmitz Bußbücher 2, 424 cc. 66; Pfannenschmid Erntefeste 31; Franz Benediktionen

20, 120. min vgl. 12,

109.

Nr.

105.

ı, 44;

2) c. 16 = OberdZ{Vk. Beim

Gebet

Grohmann

43; ARw.

p. 30 Caspari; über Pir1927, 99. 105. 2°) DG., um

Regen

werfen

die

Tschuwaschen B.laibe ins Wasser: Globus 63, 323. 2%) Drechsler 2, 16. 167. 256. 316; auch Kümmelsuppe und B. vertreibt den Wassermann (rein apotropäisch!): Taubmann Nordböhmen 45. ?*1) Kühnau Sagen 2,218 1ff.; Haupt Lausitz ı, 53 ff.; W. 429; Fogel Pennsylvania 138 Nr. 631. 7?) Keller Grab 5, 306; W. 576; Schönwerth Oberpf. ı, 406 Nr. ı1; Grohmann Sagen I, 153; Kühnau B. 39; Ders. Sagen 2, 326. 3) Kühnau B. 39. ?”*) Alemannia 1897, ı2. ”5) Jahn Opfergebräuche 285. 117 bis 118. 140. 204; Höfler Weihnachten 27; Sebillot 1, 476; 2, 297. 302. 320—21; Kühnau B. 10. 13 ff,; MschlesVk, 1901, 38; Sepp Religion 293 ff.; Meier I. c. 400 Nr. 87; Mannhardt ı,245)Heckscher 1, 137. 395 A.3ı1. 7%”) Meier Le. 421

27)

Schambach

u.

Müller

60 Nr. 81; Sepp Religion 293; Sebillot I, 476. 8) S&Ebillot z, 297; im 17%. Jh. opferte man Butterb.: 2, 302; dem Brunnen von Champsac opferten Magenkranke: 2, 320 bis 321; vor allem schützt in Wasser getauchtes B. (vcrher ein Evangelium lesen) gegen

29)

2%)

Hundswut:

2,

Baumgarten

Witzschel

273.

Jahr

Thür.

2,

319;

%?) Opfergebr. 327. 22) Jahn 2, 215, 223. 243-—44. 253. 294.

24.

212

3,

®%)

Nr.

136.

1. c. 35.

Sebillot

17. Eine interessante Mischung von Opfer an die Wasserdämonen und Sympathiezauber ist das auch bei sehr vielen andern Völkern verbreitete Aufsuchen

Ertrunkener (s. d.) durch B.®%),

1619

Brot

%4)

371;

Baden 87 ff.;

Liebrecht

Haltrich

Siebenbürgen

507—508; MschlesVk. ZfVk. 1907, 372—373;

Siebenbürgen

64;

Wolf Beiträge bis 385.

18.

Z. Volksk. 344 ff,; W. 175.

ZiEthnol.

ı, 236;

B.opfer

für

269;

Meyer

ı902, 21 ff. 53. Wittstock

1902,

SeEbillot

62

Wind-

Wetterdämonen:

Die

A.6;

2, 384

und

atmo-

sphärischen Dämonen, welche B. backen (Backgeräusch = Gewitter siehe backen: der liebe Gott schmeißt beim Gewitter mit der B.kruste) ®®), sollen andererseits durch B.opfer versöhnt werden ®), In Österreich füttert man die Windgeister mit Störib.®7), In Tirol steigt man am Gregoritag auf einen Baum, windet es nicht, so gibt man den Kindern B. (Ablösung) %8); auch opfert man am Abend vor Dreikönig dem Wind einen Laib B. und spricht dazu: Söh, Wind, da hast Du das Laß ma Du a das Mein %),

Dein,

fürchten,

sonst

muß

man

sich

vor

Stürmen hüten %), Sind die Wind- und Gewitterdämonen entfesselt, so legt man B.krumen vor das Fenster *%), im Rheinland ®) ein Stück B. ins Fenster, in Tirol „zweiB.läden kreuzweise‘‘auf den Weg?*®), im Emmental Messer und Gabel kreuzweise

und

darauf

B., alles in die Dach-

traufe ?®); hier ist das Opfer zum Apotropaion gegen die Hexen geworden (Kreuz). Schon Cäsarius v. Heisterbach

erzählt, daß von einer Frau in Eudenich eine Hostie gegen Hagel eingegraben

wurde,

offenbar

als Apotropaion 5),

der

Oberpfalz

In

teilen

die Juden

das

Ge-

witter, indem sie ein B. zerteilen %%), den Laib wicder zusammenkleben und unter Zauberformeln rücklings in den Öfen schieben (Analogiezauber) 3). Bei Sonnenfinsternis werden Brosamen %83) und Palmen 3%) ins Feuer geworfen. Auch B.korb %°) und B.schaufel 3%) vertreiben die Winddämonen 3”) (vgl. backen), ebenso der Backtrog 3%) (a. 1895). Anhorn 3%) erwähnt in seiner Magiologia die B.schüs-

sel als Apotropaion gegen Hagel; noch jetzt benützt man in Böhmen die B.schüssel gegen den Wind bei Feuersbrunst #2), in Heidenhein (Baden) gegen

Hagel 311),

%5) Müllenhoff Sagen? 377 Nr. 555; Mensing Schleswig-Holst.Wb, ı, 530; KuhnSchwartz

475

schüttelt der Heyl Tirol

A.57;

Herrgott das 796 Nr. 220;

vgl. Kühnanu

Am Blasitag *) stellt man in Steiermark für den Wind Milch und B. vor das Haus, oder man opferte 1675 in der „reichen Nacht‘‘ Brosamen und Speisereste auf einer ‚, Thorsäule‘‘, ‚den Wind damit zu fuedern‘‘ #1); am Bachlabend legt man ein Stück B. für den Wind auf den Zaunpfahl #?). In Schlesien legt man der Melusine B. und Mehl aufs Fenster ®), Eine Erinnerung an alte prophylaktische Opfer lebt noch in vielen Flurprozessionen weiter, so im Kanton Luzern ?), Auch Auguria werden angestellt: so legt man in Niederösterreich am 20. Dezember Mehl und Salz auf den Dachfirst; nimmt der Wind das Opfer an, so sind keine Stürme zu

1620

B.20off.;

wenn

es donnert,

B. in die Truhe: Kloster 9, 932;

Laistner

Nebel-

sagen 247—249. %6) Kühnanu B. 244; Meyer Baden 200 ff.; W1lislocki Magyaren 112;

mit

62.

63;

Vorsicht

ist

Caminada

Friedhöfe

Rcchholz’

Deu-

tung zu lesen: Gaugöttinnen 22 ff. %®) Höfler Weihnachten 27. %) Zingerle Tirol 142 Nr. 1234. %) Jahn Opfergebräuche 59 bis 60; Birlinger Schwaben 1, 402; vgl. Archiv f, Anthr, N, F, 3 (1905), 125. 2) ZföVk. 2,307. 2) Jahn l.c.59—60, ®2) AndreeEysn Volkskundl. 160, 2%) Drechsler 2, 160 Nr. 540; vgl. H ö fler in ZföVk. 9 (1903), 186—87. 2%) Jahn-.l.c. 149ff. ®) Jahn 95; der Wind ist ein gefräßiger Dämon: nach Prätorius schüttete zu Bamberg ein altes Weib einen Sack Mehl in die Luft und sagte: „Lege Dich lieber Wind, bring’ das Deinem Kind“:

Grimm Myth. Germ. Myth. 754;

ı, 520; Frazer

Mannhardt 13, ı, 327 A. 5.

*e) Weitstein Disentis 174 Nr. 45; Schmitt Hetäingen 17. 7) Müller Rhei-

nisches Wb. ı, 1015; Caminada L cc. 112. 28) ZfdMyth. 2, 421 Nr. 53; Zingerle Tirol

61 Nr. 529 oder zwei lange B.e kreuzweise auf den Tisch: W. 444; Jahn 1.c. 49. ®®) SAVk, 15 (1911), 6. 50) Dialogus IX, c. 25 = 2, 183 Strange. 3") Schönwerth Le. 2, 119 Nr. 6; vgl. Schell Berg. Sagen 104 Nr. 47; Haltrich Siebenbürgen 299. 3) Jahn

Lc.

59;

W.

449.

3®3)

Schönweith

Le.

2, 55 Nr, 2, wenn es im Ofen saust, wirft man Mehl u. B, hinein in Gottes Namen für die armen Seelen: Ebd, 2, 88 Nr. 4. 3%) W. 449. 305) Jahn 1 c. 59; W. 445, vgl. backen. %6) Drechsler z, 58; Baumgarten Heimat x, 64. 3”) Grohmann Le. 42 Nr. 269—70. 3%) BlpommVk. 3, 188. 3%) Anhorn Magiologia (1675), 702. 30) W. 443. 31) Meyer Baden 361.

1621

Brot

19. Ganz

parallel

zum

Windopfer

ist

das B.opferbei Feuersbrünsten®?) (s. d.) zu verstehen (neben dem Tieropfer) 33); wie der erste Laib, der beim Backen

Wetter

in

den

Ofen

schützt 4%),

so

kommt,

vor

gebraucht

dem

man

auch das B., welches unter Hersagen der drei höchsten Namen in den Backofen

(s. d. und backen) geschoben wird, prophylaktisch gegen die Feuersgefahr #5) oder „gewichenes‘‘ 3416) oder gepiptes 377) B. In Schlesien 31) stürzt man bei einem

Feuer in der Nachbarschaft den Tisch um und legt auf jeden Fuß ein Stückchen B.; man opfert dem Feuer die Brosamen (s. d.) vom Tisch #9), und wenn man aus neuem Korn B. backt %), weil die Feuermännlein B. verlangen 91). Eine Hexe im oberen Murtale #2) sagte 1602 aus: Die Leute sollen am Ostersonntag ein Stück Weizenb. auf den Scheiterhaufen vor das Haus legen, dann schadet kein Wetter. In Thüringen macht man mit dem Laib B. einen Umgang um das brennende Haus 32a), In ausgebrochenes Feuer wirft man einen warmen %3) Laib B.%4), besonders wirkungsvoll (unter Anrufung der drei heiligen Namen) ist gepiptes ®5) B., geweihtes 6) B., oder Festb.*?7), Weihnachtsb.%2), insbesondere Agathenb.%%), das man noch jetzt in der Bar auf dem Speicher aufhängt; nach der Legende soll die heilige Agathe die Stadt Catania vor dem Ätna

geschützt haben ®%°%; erwähnt werden auch Weihnachtsbrötchen (Wickelkinder) %1); eine „Sechswöchnerin‘‘3) muß

ein neugebackenes B. unter Zaubersprüchen ins Feuer werfen, ohne die Erde zu berühren (s. barfuß). Besondere Kraft gegen das Feuer schreibt das Volk den Judenmatzen 983) zu oder B. mit hebräischen Zeichen %%), Überhaupt heben die alten Aberglaubenwerke gerade die Juden als Feuerbeschwörer hervor. Anhorn 95) führt mehrere Fälle auf, wo man einen Zettel mit ‚Magen David‘

beschrieb und

in ein B. backte, das man ins Feuer warf; mit solchem B. soll ein Jude an einem Fürstenhof das Feuer gelöscht haben; Zimmermann 9%) erörtert auch mehrere Fälle dieser Art, wo Juden mit B. dem Feuer Einhalt geboten haben sollen; Thar-

1622

sander 37) berichtet auch, daß die Juden

einen Zauberzettel (Zauberwort: „Aghel.ı‘‘, s. Agla) ins B. backten und damit Brände löschten. Eine Bergische Sage 3) berichtet, wie die Krutscheider bei einer furchtbaren Feuersbrunst einen Juden holten, der als Zauberer verschrien war; der warf ein B. unter Gemurmel rückwärts in die Glut, die sofort erlosch. Der Rat, nach dem B.opfer rasch davonzulaufen, ist häufig gegeben %2%), Ganz besondere Zauberkraft schrieb man der Hostie 34) zu. Auch die Backgeräte 31) spielen eine Rolle. Wenn bei einer Feuersbrunst das B. mitverbrennt, brennt es bald wieder 32) (Schles.Erzgeb.). Ein pädagogischer Aberglaube liegt wohl dem Verbot zugrunde, das B. ins Feuer zu werfen, weil man sonst

hungere 943), Zu

erwähnen

sind

noch

B.opfer

an

Himmelfahrt %**), am St. Georgsabend 3), B.opfer an Sträuchern und Bäumen 3); Wenn ein Mädchen einem Burschen gefallen will, geht es an einem Sonntag im Fasching mit ihrer Mutter ins Feld, gräbt eine Tollkirschwurzel aus und legt in das Erdloch B., Salz und Branntwein; auf dem Heimweg hält sie die Wurzel über den Kopf und darf mit niemand streiten. B.opfer werden in manchen Fällen abgelöst durch B.stiftungen 997), 32) Kühnau B.:off.; Staub B.ıL2ff. ARw. 13, 530. 3%) Grchmann lc. 41 Nr. 258 A.; Schönwerth Lc.2, 85: eine Katze mit schwarzen, roten und weißen Streifen (= Feuerkatze) oder einen warmen Laib B. 31) Birlinger Schwaben I, 402. %5) Panzer Beitrag 2, 527. 9%) Meyer Baden 498. 317) Birlinger Schwaben ı, 324; Höfler

Ostern 26 ; s. backen, %®) Z£Völkerpsychol. 18, 264; gegen Feuersgefahr liegt in 4 Winkeln B.: Rochholz Glaube 2, 121. 39%) Drechsler vgl. 320)

2, 139; Grohmann Le. 41 Nr. 257; Schönwerth Lc. 2, 88 Nr. 4.

W.620;

Grohmann

Loc.

41

Nr,

256;

vgl. Panzer Beitr. z, 214 Nr. 385; vgl. 5353; Jahn Opfergebr. 120; Drechsler Lc.z, 139. %1 Schönwerth Lc. 2, 94 $ 17 Nr.2; Drechsler lc. 2, 139—40. 52) ZfVk. 1897, 190. 5®a) Witzschel Thüringen 2, 293, 156. 3 Schönwerth Loc. 2, 85. 324) MschlesVk, 1897, 63; Grohmann 41

Nr. 258;

Jahn

Le.

12;

Baumgarten

Jahr (1860) 30; ZföVk, 8, 113 = Drechsler 2, 140;

Haltrich

Siebenbürgen

309;

Schell

Berg. Sagen 104 Nr. 47. %®5) Bohnenberger 1,25; Panzer Beitrag 2, 527. %%) Schön-

Brot

werth

le.

(Priester wirft

das

2, 84

er segnet);

8 ı2

(dreimal

geweiht);

W., 61:8;

Meyer

Baden

ausgehöhlten

Laib

85

ins Feuer,

375,

52) Höfler Ostern 26. 8) Bavaria 3, I, 340. 329) Meyer lc. 375. 498; Drechsler 2, 139; W.618. 3) Franz Benediktionen I, 272 ff.; Künstle Zkonographie der Heiligen 37—38; wer in diesem Buch Material für die Volkskunde

sucht,

ist enttäuscht;

dafür

stößt

der Verf. in seiner überheblichen Kritik an Soltau und Usener offene Türen ein. 31) Höfler Weihnachten 76. %®?) Grimm AMMyth. 3, 173. 333) Schönwerthl.c.z2, 85—86. 87 Nr. 4; W. 618; in Hettingen bewahrt man Judenmatzen im Haus auf gegen Blitz: Schmitt Hettingen 18; ebenso in Schwaben: Birlinger

Volkstüml,

ı,

195

Nr.

308.

5.

34) Meyer l.c.377; Bischof{if Kabbalah 2, 194 11.7; W. 618; vgl. J., HK. Fischer lc. 169. 35) Anhorn Magiologia 796; vgl. Männling 193. %6%) Brevinus Noricus

l.c. 103—107., 413. 336. 371 If.

3") Tharsander lc. 2, 38) Schell Berg. Sagen 104

Nr. 47; vgl. Haltrich Siebenbürgen 269. 330) MschlesVk. 1896, 48; Schönwerth lLc.2,85—86; Grohmann 1.c. 41 Nr. 258; Meyer 1.c.,377; W. 443. 39%) Staub B.ı5 A.ı; Hefele Conzilieng. 4, 672; Drechsler 2, 140; Thiers Tvraitg 2 (Paris 1741), 314 ff. 9) Schönwerth 1l.c,z2, 84, c. 12; 86 Nr.ı; Grohmann lc, 42 Nr. 269; 43 Nr. 270; W. 443. 92) W. 295. %3 Wettstein Disentis 174 Nr. 37. *14) Heyl Tirol 757 Nr. 35; vgl. B.opfer an Lichtmeß: Meyer

Baden

499. -Über

B.opfer

bei

den

Persern:

Chantepie de la Saussaye 2, 250; über die heilige Verehrung der Opferb,e bei den Ägyptern: ders, I, 490; zum wunderbaren Opferb.

im

Gral:

Rochholz

Glaube

1, 33;

vgl. A. 233. #5) Heyl l.c. 758. 1) ZföVk. 1897, 117, 174; über Baumopfer siehe: Höfler Waldkult 54, 58. 9) Reiser Allgäu 2, 307; Niderberger Unterwalden 1, 144; vgl. A. ı86; Höfler Weihnachten 21,

II. Das B. wirkt apotropäisch. 20. B.und Salz sind seit alters und

bei allen Völkern $), besonders bei den Russen 3) und Germanen 3), offenbar auf Grund urgemeinsamer Anschauungen, als kraftspendende und konservierende Stoffe nicht nur der Gegenstand größter Verehrung, sondern auch die sichersten Abwehrmittel gegen alle bösen Geister und Übel. „Brot und Salz segnet Gott‘ 351), Im Simmental sagt man: „Es kamen 3 ding vom Himmel herab, das eine das war die sunnen, das andere war der mon, dann 3 das was das heilig däglich brot, dass schlug alle bösse gichte und gesüchte dott‘ %2), Sobald der Mensch empirisch

nicht holen %7%); im Stall hängt man B. und Salz gegen Hexen auf 95), und nach Coler 376) schützt es gegen Krankheit und Ansteckung. Auch hier hat der christliche Glaube und Aberglaube uraltes Gut über-

festgestellt hat, daß diese Nahrungsmittel die Gesundheit erhalten und fördern, haben sie für ihn apotropäische Kräfte; denn kraftspendende Wirkung und Abwehr des Bösen sind nicht zu trennen. An Stelle des B.es tritt bei den Reis pflanzenden und verehrenden Völkern der Reis 93), B. und Salz sind (wie Wein) beim Hexenmahl meist ausgeschlos-

sen %4),

B. als Gottesgabe

und

deckt und oft verschüttet; über die abergläubische Verehrung des kirchlich geweihten B.es und Salzes handelt vor allem

Element

des Abendmahles, In den Hexenprozessen wird erzählt, daß gelegentlich beim Mahl B. und Wein gereicht wurden, „aber‘‘, so sagt eine Hexe in Langwies bei Davos aus %5), ‚der Wein habe gesellet‘‘ 36), das B. aber „habe nit ein imen (= Beigeschmack, belegt für Davos, jetzt ausgestorben) 3”) ghan, wie anderß Brod, sondern ein imen, dergleichen sie an B. nie gesechen‘‘; ein andermal ist das B. wie „roßzorten‘‘ 38) gewesen. In einem Steiermärker Prozeß (1673) sagt eine Hexe: Der Wein habe wie Rosenwasser geschmeckt und das B. habe sich am andern Tag in ein Stück Schwein verwandelt 39);

ein

andermal

schmeckt

das

Birnb.

wie

„Küchli-Rinda‘‘ 36), B, wird zu „roßkot‘‘ 361), die Speisen sind Teufelstrug, „Kogebein und Mist‘‘ 3%); eine Mecklenburger Hexe bekam ‚„‚swartz broth, wer süße gewesen‘‘ 363); oder das B., in dem das Salz fehlt, ist aus schwarzer Hirse zubereitet 364), Die Hexe ist Feindin des B.es 365) und hat keine Macht darüber, besonders wenn es mit dem Kreuz gezeichnet ist %6), Die größte Macht hat das Hausb., Grau-Schwarzb.3), und davon schreibt man wieder der Rinde %) die größte Wirkung zu. Nach einer Barnimer 38) Sage bannt Salz die Hexen sicher; nach einem Grimmschen Märchen 37) hat der Teufel über B. keine Macht; geweihtes B. und Salz retten in der badischen Sage vom Spuk auf dem Schloß von Münzesheim den tapferen Hecheler vor dem Geist 71), Dem Kind legt man B. und Salz in die Windel ??), um es vor Dämonen zu schützen. B. und Salz schützt vor Drachen und Hexen 373); wäscht man das Geld in reinem Wasser und legt B. und Salz dazu, so können es der Drache und böse Leute

Brot

1625

1624

Zn

1623

7

Franz ®7)., „Also getaufft B. soll helfen wider die Anfechtung der Teuffel, bevorab wenn Saltz dabey ist‘‘®8); B, und Salz, an Dreikönig geweiht, hilft in Baden gegen Krankheit 37). Die Schänder von B. und Salz werden, wie die B.schänder, furchtbar bestraft 39). B. und Salz bietet man dem Gaste%?) an, bringt es auch selbst zu Besuch mit %®2), legt man dem Täufling vor der Taufe und auch sonst in die Windel 38) (Norddeutschland Wetterau, Böhmen, Siebenb., Speier), in der Schweiz vertritt der Käse %) das Salz. B. und Salz nimmt man in die neue Wohnung %) mit und trägt es als Amulett bei sich, um sich vor Zauber zu schützen %%9): „‚B. und Salz bei sich getragen sichert wider Zauberei‘‘, sagt die Rockenphilosophie®”), B. und Salz steckt die Braut in die Schuhe %8), man sieht darin ein Mittel gegen böse Hunde 3%) (Oberpf.), es wird in Siebenbürgen gegen die Wetterdämonen 9%) verwendet, in der Volksmedizin gegen Fieber 32); das Volk sagt: Salz und B. macht Backen rot %), Gegen Viehverhexung kennt man im Egerland folgendes Mittel: man schneidet von einem frischen Laib B. drei Stücklein und gibt diese, mit Salz bestreut, dem Vieh 33). 3%)

Wissowa

159;

Döller

Speisege-

selze 31ff.; Plinius MHist. nat. 30, 101; Samter Geburt 51—61; Seligmann 2, 33 ff. 37 ff. 93ff.; Hehn Le. 27; Buxtorf 186. 3%) ZfVk. 1905, 147—140; im Kriege trugen viele Russen in der Gefangenschaft Säckchen mit B. und Salz als Amulette am Hals: ZfrwVk. ı3 (1916), 80; vgl.

Bischoff Kabbalah2, 194 ff. 3) Seligmann l.c.;; Wilutzki Recht 2, 145;

Drechsler

2,13. 101.

110;

Heckscher

1, 1261; 2, 378 f.; Z£Vk. 1905, 145. °2) Grimm Sagen 460, 566. 32) Zahler Simmental 107; ZfVk. 1904, 267. 35%) Döller lc.; Seligmann lc. %4) Grimm Myth. 2, 877; Anhorn Magi olog 644; Soldan-H ia eppe I, 204.

285;

Lütolf

Schönwerth

174,

223;

1l.c. 3, 179,

Schreiber

8;

Hexen-

1626 prozesse 66 1£f.; aus cinem ProzeS in Baden (1614): ZfVk. 1904, 418, 3; Waibel-Flamm

2,48; Niderberger Unterwalden 2, 161; Birlinger Schwaben ı, 132 (t600 Rottenburg); 141, 16 (1601); 144, I7 (1601); 148, 28; Baumgarten Jahr 7; HessBl. 4 (1905), 210, 4; über ein hessisches Zeugnis aus dem Jahre 1597: ZfdMyth. 2, 67; Lütolf Le. 204, I35. 174, 112; Gockel ı1; ArchfAnthr., N.F, 3 (1904), 97£f.; vgl. Graber 225, 306. Aus einem Hexenprozeß 1335 zu Toulouse (bei

Hansen

Hexenwahn

453,

4)

erfahren

wir auch, daß Salz mangelte. 3) SchmidSprecher 47. °%% Gesellen — nach Essig schmecken: Schweizld. ı, 530. 3”) Ebd. ı, 222. 3538) Ebd. 3) ZfVk. 1897, 193. 3°) SchmidSprecher 133. 93) Le. 201. 32) Le, 212, 5383) Bartsch Mecklenburg z ‚10 (1576). 364) Tharsander 2, 454. %) Kühnau B. 26ff.; Seligmann 2, 94; Lütolf 204; Baumgarten Herimatz2,1ı24; Ders. Jahr 15; Staub 54ff.; Samter 1l.c, 153; Bartsch lc.z, 36; wenn das B, schimmelt, ist die Hexe daran schuld: Grabinski Sagen 39. 366) Schönwerth 3, 179; Heckscher 1ı35ff.; nur B. kann man gefahrlos aufheben, da das Böse keine Macht darüber hat: W. 452; Alpenburg Tirol 264; dagegen Birlınger Volkstüml, ı, 322, 521. 35) Kühnau lc; Seyfarth Sachsen 299if.; Schönwerth ı, 405; Meyer Baden

371 ff.;

Müller

RheinWb,

ı,

1018,

54; W. 175. 451. 576. 619. 682; 38) Staub Jahn Opfergebräuche 160; Grimm Myth, I, 177; ZirwVk, Drechsler 3, 455, 612; 31. 38. 66; Erzgebirge John 1905, 208; SAVk. 2 (1898), 271, 181: wenn man von der oberen Rinde etwas in die Tasche steckt, ist man vor Verhexung sicher, 3) Schwartz Sagen usw. d. Mark Brandenburg? 115, 70. 350) Bolte-Polivkaz,ı1ı87—88.71) Künzig Bad. Sagen 70, 200; vgl. Bartsch 2, Mythol. 3, 453, 564; Sam26. #2) Grimm

ter

tüml,

153

Geburt

419;

2, 447,

Volhkhs-

Birlinger

A.3;

Franz

Benediktionen

#1) 1l.c. ı23. 228. #3) Fischer Mythol, 3, 434, 6. ”5) Scultetus

1,

Grimm 127—29;

Praetorius Blocksberg 116, 118. 119. 121.124. Le. I, 3) Franz 3768) Oeconomia 2, 288. 2, Seligmann 223 ff. 262. 271; z, 138; 332 ff.; Wrede RAeinVkh. 256. %) Prätorius Phil.

39)

58.

W.

Meyer

79;

Baden

494.

453,

564;

30) Waibel-Flamm 2, 76. %1) Z{fVk. 1892, 185; Grohmann 146, 1080—81, %3) W. 175. 414. 591; 382) Urquell 1890, 46. Grimm

Myth.

2,

923

Döller

31;

über

Hillner Völker:

Siebenbürgen

und

3,

38 Nr. ı; für andere B, als Apotropaion

Höfler bei Wöchnerinnen und Kindern: ZiöVk. 10909, 91—904. 34) Staub 54. Volkskunde 43; Globus 91, 336; 35) Haas Seligmann 2, 37—38; Grimm Myth. 3, RheinVk, 69. 3%) W. 413, 442, 238; Wrede 414; Bohnenberger ı, 3. 24; Groh1128. 1129. 3) Grimm l.c. 156, mann

1627

Brot

AMyth. 3, 562. %®9) 428. 9%) Beiheft 6 (1900),

oft

440, 182; J. H. Fischer 138, %) W, W, 450. 30) Schuster Mythologie W. 499; ZfVk. 1905, 137; ARw. 7, 33 ff. %®?) Staub 31. %3) Z£öVk. 124.

21. B. 34): In den Hexenprozessen wird das

‚„‚gottgesegnete

B.‘‘

als

Apotro-

paion erwähnt; so sagt eine Graubündner 395) Hexe aus, „als der Böse ihr mal stark zugesetzt, habe sie B. aus dem Sack genommen und darin gebissen, da sei alles vor ihr verschwinnen, wie daz gestüb in der sunnen’”’; interessant ist auch die moderne

Verwendung beim

von

Ballbesuch,

richtet;

wenn

B.

als Übelabwehrer

wovon

der Bauer

Wünsch ®®) ausgeht,

be-

steckt

er B. zu sich: „A weng a Brad is a guata Gfört‘‘ 397), Besondere apotropäische Kraft hat das sogenannte Hexenb. oder der Hexenzelten (Schweiz), in welches Kräuter gebacken sind und das mit Weihwasser geweiht ist 38); allgemein wurden früher die von der Kirche geweihten %) B.e zu Zauberzwecken mißbraucht, besonders die Heiligenb.e (Agathen- und St. Blasib.) 4% und Osterb.e 401), „Von Brodrinde drey Kreuze geschnitten und am Östermorgen in der Kirche geweiht und dann unter Stalltür und Barren gelegt, hilft gegen bösen Zauber‘‘ %2), Auch das im Namen Gottes gepipte B. schützt das Haus vor den Hexen (vgl. backen); interessant, wie hier die Hexen an Stelle der Vegetationskobolde treten 403); man schützt sich auch, indem man ein Messer ins B. steckt und es so in den Schrank legt 44); Bettlerb. 165) dient als Amulett fürs Vieh. Um das Haus und die eigene Person prophylaktisch vor Hexen zu schützen, steckt man ein Stück der oberen B.rinde ein %%) oder bricht zwei zusammengebackene B.e auf dem Kopf *7) oder trägt (mit der hl. Dreizahl): drei Brosamen, drei Salzkörner #8), dazu drei Kohlen *®9), gegen bösen Blick B. und Käse 40) bei sich; besonders schützt man sich so nach Sonnenuntergang 41) und vor Tagesgrauen; daher steckt man beim Schlafengehen ein Stück B.rinde in die Tasche gegen das ,‚,Antun‘‘ (Schweiz) 422), auch in Schweden #3) ißt man morgens nüchtern B. 414); Bähschnitten 45) sind

1628

vor allem wirksam; hier möge auch eine interessante Variation des bekannten Spruches der Holzweiblein: Erzähl’ keinen Traum usw, erwähnt werden, der dem Geist eines erschlagenen Bergmannes in den Mund gelegt wird: Und röste kein B.416); nüchtern B. cssen schützt auch gegen den Wassermann #7) (vgl. Bissen). DreiBrosamen im Geldbeutel schützen vor Schadenzauber 418) (Berg., Bö.); einer ins Haus eintretenden Hexe gibt man ein Stück B. mit drei Körnern Salz 49), Ist eine Hexe in der Stube gefangen, so verklebt man das Schlüsselloch mit B.%”); eine ganze Hexenbeschwörung in neuerer Zeit aus der Ortenau lesen wir in der Alemannia *); geht man über Feld, so trägt man gegen das Antun drei Stückchen B. bei sich %*?); überhaupt: wer gern B.rinde ißt, den verläßt das Glück nicht (Bö.) #3), Wenn man zum B. noch einen heiligen Gegenstand hinzufügt, ist die Wirkung um so schärfer; so stecken die Bauern bei Pestalozzi (Lienhard u. Gertrud) B., Psalter und Testament zu sich, um vor dem Teufel sich zu schützen ®4), %4) Seligmann z,37f.03ff.; Franz Lc. ı, 262; Globus 42, 76 ff.; Bayernland 39,

20; W. 175. 411. 452; Meier Schwaben I, 250, 278; Meyer Baden 37ıff.; Krauß

Volkforsch. 71; Alpenburg 349—350; Schindler Aberglaube 349; Sebillot 1, 162; Schramek Böhmerw, 254; John Westböhmen 247. %°) Schmid-Sprecher 57. %°) Glotta 2, 398. %”) Baumgarten Jahr 7; dagegen ı5 (Kreisstehen). B. in der Tasche schützt vor Bezauberung und Heimweh: Rochholz Glaube 2, 118. 308; Bavaria 4 b, 405; dem armen Soldaten in der Fremde bringt das Graumännlein B., an dem er nur zu riechen braucht, wenn er Hunger hat: Curtze Waldeck 56. 3) Staub 55; Janus 7, 302; Landsteiner MNziederösterreich 69. %*%) Geweihtes B, gegen Zauber: Schönwerth 3, 220; gegen Malefiz bringt die Apotheca spiritualis (zitiert bei Birlinger Schwaben ı, 426) folgende Mittel: äußerlich zwei Bäuschlein mit geweihter Asche und Sand, innerlich benediziertes B, oder St. Johannwein in benediziertem B. angefeuchtet. Das vom Geistlichen geweihte B, schimmelt nach Jahren nicht: Alemannia 25, 53. 1°) Das in festo St. Agathac gewceihte B. ist gut _ı in Feuersbrün-

sten,

Öfen,

2.

wenn

man

Unglück

3. in schwermütig

leidet in Schmelz-

und verzweifelten

Ge-

danken, 4. wenn die Kinder durch malefizischen Atem oder zauberischen Anblick am

Wachstum oder an den Gliedern Schaden leiden,

1629

Brot

5. das Brandmal der Hexen zu vernichten: Birlinger Schwaben ı, 421; gegen zweifelhafte Zustände zerstoßenes Agathab.: l.c. 424; zum Einnehmen wird angeraten gegen philtrum

amatorium: Agathab. neben andern Mitteln wie Benedikten- und Tausendguldenkraut: 1. c. 426: gegen Malefiz bei Erwachsenen: St. Agathab., parum auri, thuris et Myrrhae, cardo benedict; über Agathab. in der bayrischen Pfalz: Bavaria ıa, 367; Franz lc. ı, 262. 268 bis 278; vgl. eine bayrische Kirchenvorschrift Argovia 5, 347; Seligmann 2, 333. 41) Schönwerthı,405,10; Leoprech-

ting

Lechrain

28ff.

Le; J. Scultetus von Zauberey Zauberwesen

1°)

Schönwerth

Gründlicher 127. 129;

Bericht Hoff-

mann-Krayer 124. 149; vgl. Karfreitagsb. gegen Viehschelm: Alpenburg Tivol 350; Carrichter Von gründlicher Heilung (Straßburg 1551), 30 erwähnt als Mittel

gegen Viehbezauberung ein Stück neugebackenes

B.

und

Knoblauch

mit

Weihwasser;

vgl.

Gockel ıozf.; nach Lütolf Sagen 177, 113 schützt Meisterwurz, ein Stück geweihte Kerze und ein Bißchen B. vor Hexen, *°%) Witzschel Thür. 2, 265, 18; vgl. die Verwendung des B.stempels ARw. 21, 230; 23, 160; Pfälzer Museum 36, 58; 37, 57. 1%) SAVk. 1898, 271, 177; eine drastischere Methode bei Sebillot ı, 162; mit geweihtem B. kann man auch die Glocken der versunkenen Stadt läuten hören: Ders, 2, 454. ‘°) Alpenburfg 350, vgl. A. 483. 1%) SAVk, 2, 271; Vernaleken Alpensagen 418; bes, bei Festen: Rogas, FamBlatt 2 (1898), 48. 40) ZrwVk, 1905, 200. 406) Staub 55. %°) Grimm Myth, 3, 459, 713; W. 414; Seligmann z, 98; Bavaria 2 a, 305. 40) Seligmann 2, 48. 94; Staub 54; Jacoby in ARw. 16 (1913), 560 ff.; Anthropophyteia 10, 553. 41) Seligmann 2, 94; Meyer Baden 372. 142) Staub Loc; Landsteiner 430. 9) Grimm

l.c. 69. 43) ZfdMyth. 3, Myth. 3, 442, 236; Z£Völ-

kerpsych. 18, 24; ZfdMyth. 3, 403; Urquell 5 (1894), 227. 41°) Grimm DWb. ı, 1080; Taubmann Nordböhmen 45. 49. 52; Anthropophyteia 3, 39, 29. 41°) Schambach-Müller 238, 247. 1) Grohmann Le. 163; der Este ißt morgens nüchtern B., so ist er vor dem Kuckuck geschützt: ZfVölkerpsych, 18, 263. 48) W. 175; John Westböhmen 247. 49) Grimm Myth. 3, 454, 570°; Seligmann 2, 37. 40) Jecklin Volkstüml. 2, 144. 12) Alemannia 23, 32; Leoprechting Lechrain 87; noch interessanter ist eine Stallbeschwörung

mit

Osterb,:

28 ff.;

mit

B.

und Salz stört man auch den Hexeneinfluß beim Buttermachen: Lütolf 225, 159; damit die Pferde nicht gestohlen werden oder krank werden, geben ihnen die Zigeuner unter Zauberformeln B. und Salz und spucken ihnen 7mal in die Augen: SAVk, 15 (1911), 116. 4?) Staub (1869), 6; Heimat Baumgarten l.c.; Unoth ı, 181, 32; Schönwerth 1Lc.r, 405, 9; Meyer Baden 372; Birlinger

1630 Volkstüml. ı, 493; ein ganz modernes Beispiel für B. als Amulett im Ballsaal: Glotta 2, 398; vgl. A. 396. 42) Grohmann l.c, 104. 732. 44) Staub lc. 55; Baumgarten Heimat

2,

104—105;

Jägerhörnlein

130;

vgl. Glo-

bus 93, 336 (Salz und Bibel neben Salz u, B.); vgl. ZfdM. 4, 5, 43: Psalmbuch in der linken, ein Stückchen frisches B. in der rechten Hard und Salz in der Westentasche,

22. Die Auffassung des B.es als Opfergabe ist noch ganz deutlich, wenn ein Bäcker in Franken täglich drei Weißb.e in den Schornstein wirft und spricht: Herr Teufel, sie sind Dein *®); ein apotropäisches Gegenopfer bringt der Schlesier dar, der glaubt, daß der Meineid nichts

schade,

wenn

man

während

des

Schwures ein Stück B. im Munde hat und

dann ausspuckt;

so kann sich der Teufel

nicht des Meineidigen bemächtigen ®%); in Süddeutschland dient zu diesem Zweck

eine geweihte Hostie *?7),

425) W, 438. 4%) Drechsler 2, 1ı7; ARw. ı2, 61; Gerichtssaal 66 (1905), 84 ff.; man trägt auch das B. unter der Achsel und gibt es dem

427)

Hund:

MschlesVk,

Gerichtssaal 1. c.

23. Ist jemand

dem

(1906), Heft 15, 111.

behext,

so hilft B. mit

Kreuzzeichen %8) oder neun

Stück-

chen B. und neun Kohlen %?), besonders aber stellt man mit B. ein Augurium darüber an, ob jemand behext ist oder nicht; Leoprechting beschreibt z. B. den Apparat, der augurialisch und apotropäisch in diesem Falle ins Werk gesetzt wird %9), #28)

Seligmann

Grohmann 156 Nr, Ehsten 19; Liebrecht

varia

3,

035.

%°)

1.c.

B.

im

W.,

413;

1129; Boecler Gervasius 320; Ba-

Lechrain

Gockel 1. c. 75 ist jemand ihm das B. zuwider ist,

24.

%%

18—19;

verhext,

Bannzauber:

Mit

nach

wenn

B.-

krumen und B.kugeln kann man Hexen schießen, so daß sie in Menschengestalt zu Boden fallen (Ostfriesl., Schw.,

Schles.) #1), man kann den Werwolf %2), den Heidelbeermann (Frk.)*%3), einen

Fischkobold %%) zwingen, die wahre Gestalt zu zeigen; B. schützt vor dem wilden Jäger %5) und dem wilden Heer %%); denn das Wildheer in Schwaben ®%7) und Mutter Gauerken %8) in Mecklenburg bringen Unheil und Krankheit; B., auf verhextem Feld oder dem Hexenplatz vergraben,

X B. bey sich haben‘‘ 49%); e contrario darf man kein Brot mitnehmen, um die Geister nicht zu verscheuchen %1), Wenn man den Schatz sieht (wenn er glüht), wirft man rasch eine B.rinde darüber %), um seine Rückkehr in die Geisterwelt zu verhüten, oder süßes Marktb.%3); wenn eine schöne Jungfrau den Schatz unter ciner Schutzgestalt (Böhmen) sonnt, wirft man rasch Brosamen oder Schwarzb. darauf, damit der Schatz in wahrer Gestalt erscheint ®%, Am wirksamsten ist es natürlich, wenn man, wie die beiden Schatzheber in Schlierstadt, drei Bröcklein B. und Weihwasser im Namen Gottes verwendet %5),

46)

Verhexung 44)

42) Schramek Böhmerwald 241. 443) Drechsler 2,111. 44) W, 408; Birlinger Volkstüml. ı, 497; Seligmann 2, 38.

26.

B. gegen

Krankheitsdämonen:

Im

Luzerner Pestbüchlein steht (1611), daß Präservativmittel

mit

Anken,

Salz

und B. zu essen seien 45); dem Vieh gibt man in den Rauchnächten geweihtes B., Salz und Kreide 46); B, erhält in Westfalen und Luxemburg das Vieh beim Austrieb 47), in Österreich B. in Stephaniwasser getaucht %#8), Staub 56; Quitzmann Baiwaren Schönwerth 3, ı9. 46) W. 682;

Drechsler taine

448) ZföVk,

2,

105.

Luxemburg

I, 25%.

*7)

64;

W.

vgl.

175; A.

Fon-

375—76.

27. B. als Apotropaion beim Schatzgraben: Hier sind die Dämonen besonders tätig, man schützt sich durch B.“9); „wer wolle, daß ihme, indem er einen Schaz außgrabe, kein Schaden widerfahre, der müsse B. bey sich haben; denn der Teufel habe manchmalen selber bekennet, er könne denen keinen Schaden zufügen, die

4%)

Grimm

Myth.

Schadenzauber,

3, 455.

B.

die

Hexen

Milch

selbst ist, mit dessen

und wenn es auch nur

stehlen,

so

kann

man

auch durch des Teufels Hilfe B. an sich ziehen, so die behexten Schweizerbuben *%), Nach einer pommerschen Sage

verfällt eine Frau, die der Hexe B. bringt, dieser und dem Teufel, vergeblich gewarnt von drei Tauben 4%); mit B.krumen, welche vom Weihnachtstisch

fallen, machen die Hexen Zauber %®2) (Ungarn); damit die bösen Dämonen keine Gewalt über das B. bekommen, darf man es nicht auf den bloßen Boden legen, sonst wird man wahnsinnig 43).

hat

sie

eine

Gewalt

z,

447;

Grohmann

ı8,

103,

255;

725.

169,

Schön-

liehen

und

dafür

Zwergenb.

gaben;

aber die Leute hatten keine Ruhe Rast mehr; bei Selbitz (Bayreuth)

da

eine B.krume ist %%), Dem Teufelsb. fehlt das Scherzchen %”7), vom Hexenb. betont eine Hexe in Graubünden 4%) seinen besonderen Geschmack. Die Hexe schielt sehnsüchtig nach dem B., sogar im Kinderlied %9%), Wie im Milchzauber

Wenn

ist 465) (siehe backen), bei der man sie nicht stören darf 1%), geben dem Menschen B.167), oder sie stehlen es. Dem Backofenfeste in Lüthorst 18) (Niedersachsen) wohnten früher Zwerge bei, die in der Not

Besitz sie auch den Menschen selbst in ihre Gewalt bekommen,

gibt,

458.

anschauungen; für die Seelengeister ist es natürlich die ersehnte Haupt- und Kraftspeise, die sie im Leben genossen haben, nach der sie jetzt im Tode lechzen; vgl. $ 10 u. II, Bier, Butter. Diese Geister, deren Lieblingsbeschäftigung das Backen

es zugleich ein Schutz und ein kostbarer

Teil des Menschen

B.

W.

hier haben wir Reste alter Fruchtbarkeits-

28. Umgekehrt ist das B. in den Händen der Hexen und Dämonen ein Mittel den

Person

29;

29. B. und Fruchtbarkeitsdämonen: Ganz anders stellen sich die Vegetationsdämonen, Seelengeister, Elben, Zwerglein, auch bergentrückte Helden zu dem B. als letzte und beste Gabe der Erde 464);

612 (aus dem Journal); vgl. 2, 8ı1; nach Graber Kärnten 107 Nr. 126 gibt man dem schatzhütenden Hund einen Laib B, mit einem Messer darin. 4% Rochholz Sagen 1ı, 240. 451) Ebd, ı, 143, 226; Waibel-Flamm 2, 3258; Schönwerth I, 405, 10. 4%) Künzig Bad, Sagen 96, 256.

für

einer

B.

1194; ZfVölkerpsychol. werth I, 4035, 10.

ie

vor

Allgäu

ba

B. auch die Butter (siehe Butter).

290.

Kühnau

458) Schmid-Sprecher 47. *®) Staub 55. 460) SAVk. 2 (1898), 274, 5. 4%) Jahn Pommern 337 ff. 162) Wlislocki Magyaren 84. 468) Zingerle 37 Nr. 303; Reiser

4) Grimm Myth, 3, 441, 218; Heckscher 2, 380, %°% Anhorn Magtologia 858; Tharsander ı, 539. 4%) Meyer

Aberglaube

Brot

über sie: MschlesVk, 1905 Heft ı3, 89. 90 ff. 457) Schönwerth Oberpfalz x, 135—36.

U

25. B. und Nahrungsmittel: „, Beim Verkauf süßer Milch (siche Milch) geben manche ein Stückchen B. in diese, um sie vor Verzauberung zu schützen‘‘ (Bö.) 42), auch in Schlesien 43), vor allem schützt

Hexe

EA

“i) Kühnau B. 27; Z{Vk. 1893, 389; W. 415; Strackerjan 2, 224, 475; vgl. I, 473, 252; Wettstein Disentis 175, 54: B. in die Flinte gesteckt. 4%?) Toeppen Masuren 32; W. 408; Sebillot r, 286, 433) W. 436. 4%) Peter Oesterreichisch-Schlesien 4; Meyer Baaen 372. 1%) Baumgarten Jahr 7£%.; ders. Heimat 2, 118. 4%) Wolf Beiträge 2, 159; Meyer Baden 372. *Y) Meier Schwaben ı, 138. %%) Bartsch ı, 25. 43) Staub 54—55; Rochholz Sagen 2, 169; Herzog Schweizersagen 2, 180. 420) W, 175. 41) Grimm A7yth. 3, 458, 685.

45) 138;

1633

E

macht die verhexte Erde wieder fruchtbar 19); es reinigt das von Krankheitsdämonen verhexte Wasser 149); nach altem Aberglauben im Ansbachischen sieht man in der Walpurgisnacht alle Hexen mit Melkkübeln auf dem Kopf, wenn man drei Getreidekörner, die man im B. gefunden hat, bei sich trägt 41),

alle

1632

Brot

ra 1 SEA

1631

und lieh

einst ein Zwergweiblein ein B. von einem Bauern und gab dafür einen Laib *®). Die Kobolde verlangen, wenn sie B. geben, Dankbarkeit und belohnen diese mit Gold, wie die Graumännlein bei Landshut *”9), die Berggeister in Fränkisch-Gmünd *71) oder die Holzweiblein in Sachsen *?); in Schlesien #3) erhalten die Zwerglein Milch,

B. und einige Pfennige (Fruchtbarkeitsopfer), in Schwaben die Erdmännlein Kuchen“), Die „guten Leutchen‘‘ helfen in Kärnten beim Roggenschnitt und bekommen dafür B. und Käse *%), die Bergmännlein im Stromberg (Lausitz) verlangen Weißb. für das Ausleihen der Braupfanne #8); auch die Hausgeister verlangen B., so der Nisebok in Schleswig *7),

Das Lichtmeßgebäck ist speziell für die Hausgeister als Opfer gedacht #8); die Letten hatten einen eigenen Gott des Hauses

und

Hofes,

dem

sie in

Hainen

auch B. opferten *?), Interessant ist, wie in Sachsen Puppen aus Alraunwurzeln Bächtold-Stäubli

Aberglaube

I.

1634 (Hausgötzen) gebadet und durch B.opfer geehrt werden %%) (vgl. Butter A. 327). Das Koboldmännchen besorgt für Kuchen das Vieh %1) (Schwaben); die wilde Jagd dankt für B. dadurch, daß sie das B. nicht

mehr

ausgehen

läßt %?).

Die Krone

der

Königsschlange bekommt man, wenn man warmes B. auf ein rotes Tuch legt

(Kärnten) 2a),

464) I, 75.

Kühnau B.29—35; 465) Bartsch ı, 31;

Krayer

billot 9,

192.

Knecht

Mannhardt Hoffmann-

in ZfVk. 1915, 119; vgl. 116. 468) S6-

4, 28. 4°)

540;

die

B,

(siehe

Bartsch

Bartsch ı, 591;

Kloster

backen),

pflügt:

Unterirdischen

geben

wenn

er

dem

ı, 41, 61. 80; dem kranken Knecht

geben sie B.suppe: Ders. in Rügen verwandelt den

ı, 82, 90; der Puk Aschenkuchen der

armen Frau in schönes Weißbrot: Haas Rügensche Sagen 93, 163. 4%) Schambach-Müller 120, 143. *%*®) Grimm Sagen 29, 34; diese Zwerge haben sehr christliche Grundsätze; denn sie verschwinden, als die Leute fluchen und die Bauern vor der Kirche den Acker besuchen; vgl. 213, 298; Mannhardt ı, 103; 92 A, ı; vgl. dagegen Graber 1.c. 65 Nr. 72, 5. *°) Kühnau Sagen 2, 202; vgl. Temme Pommern 302, 254.

#1) Grimm Mythol. 2, 796. *”?) Meiche Sagen 342—43. 93) Kühnau B, 37; Kloster 9, 200; Grimm Sagen Nr. 34. 37. 154; Meiche Le. 211. #*) Meier Schwaben ı, 64; Waibel-Flamm 2, 182; Haupt Lausitz x, 37; die schlesischen Erdmännlein geben dem Heulpeter Steinb. und Steinbutter: Kühnau Sazen 2, 131, 765; Müllen-

hoff? 300 Nr. 445. 447; aber der ‚„‚,Bölima‘‘ gibt den unfolgsamen Kindern B. aus Hobelspänen:

#5)

Rochholz

Graber

Kärnten

Sagen

64, 72; vgl.

Lausitz I, 37.

337,

499;

391;

NddZfVk.

MNiederdZfVk.

182,

407.

Lütolf

Sagen 2, 73, 739;

475, 436 d. %°) Kühnau Haupt

2,

*7?) Müllenhoff? 10926,

14 ff;

vgl.

Rochholz Glaube 2, 135. *®) Höfler 19) Usener Gölternamen Fastnacht 14—15. 108; Mannhardt ı, 52 ff.; zu diesem B.opfer an Bäumen vgl. auch das B.- und Weinopfer beim Kräutergraben: Plinius 24, II; Grimm Mythol. 2, 1010. %) Meiche 3or, 1926,

ı2.

41)

ı3 ff.

Bir-

linger Schwaben ı, 257 f.; nach preußischem Aberglauben quält die Mahr das Vieh nicht, auf dem abends man Tettau-Temme

wenn läßt:

Tisch 286;

B., liegen W. 194;

Zf£{Völkerpsychol. 18, 372; vgl. S€billot 3, 9ı. %2) W. ı7; Bartsch ı, 24f.; vgl. ı, 23, 26; Müllenhoff? 388, 574; Kloster 9, z103; Müllenhoff 1l.c. 355, 521; MschlesVk. 1906 Heft 15, 110; vgl. Niderberger Unterwalden ı, 36; Zingerle Sagen 26, 31; ı, 103; S&Ebillot 2, 109. Mannhardt 392;

4,

29;

oft werden

die

von

52

den

Zwergen

1635

Brot

geschenkten B.e zum Talisman: Haupt Lawsitz 2, 27, 34; oder die Waschweiblein geben einen Laib voll Gold zurück: Wiitizschel l.c.

I,

225,

223.

483)

ZfdMyth.

3,

39,

24.

30. Dem Alp verspricht man ein B.opfer %3); beim Alp, dessen Rücken wie ein Teigtrog ist 48%), wird das Opfer meist zum Apotropaion wic beim Wassermann;

man verspricht ihm ein Stück B.%), ein B.%”7), ein neugebackenes Weichb.%%,

Brotel 28), eine Schnitte %?), ein Kleinbrotel 19); beim Begraben der Elben gibt ihnen die Hexe unter anderm auch B. mit ins Grab #9), für die Beziehung des B.ces zur Vegetation ist eine Oberpfälzer Sage lehrreich: wo der Regenbogen zu Boden geht, liegt ein Laib B. und Geld *?); von einem seltsamen B.opfer für einen Höllenhund berichtet Schell #3); Wodans SeeJlenhunde fallen in die Backstube ein und

schlürfen Teig %4),

45)

Kühnau

I. c.

3,

135.122.

3,

1X.

Zauber “%6) (Fruchtbar-

siehe Acker-

und

Ernteriten

und Auguria). er: eine 31.a) Im LiebeszaubAuf ältere gemeinsame Stelle muß man aus folgenden Bußvorschriften schließen: Ein-

mal lesen wir im Poenitentiale Arundel 4%) (9. Jahrh.): si qua piscem in puerperio suo mortuum vel panem super nates 497)

(vascs cod.) confectum suas vel menstruum sanguinem suum %®) marito suo ad manducandum vel ad bibendum de-

derit, V annos graviter poeniteat 19), Weiter überliefert uns der Korrektor Burchardi ©) (+ 1024): Fecisti quod quaedam mulieres facere solent? Prosternunt se in faciem et discoopertis natibus iubent, ut supra nudas nates conficiatur panis, et

eo decocto

tradunt

ut plus exar-

descant in amorem illarum. Si fecisti, duos annos per legitimas ferias poeniteas, Ein anderes Liebesb. wurde hergestellt, indem man Körperteile hinein backte; Frater Rudolfus 5%) berichtet uns von solchen Kuchen: tortulas dant eis, ad quas de omnibus crinibus sui corporis et de sanguine suo apponunt. Solche Haarbrötchen kennen auch die Esthen 2), Wie

man im Mittelalter das Körperfluidum mit den supra nates confecti pancs wirken ließ, so gibt in Braunschweig %3) der Bursch seinem Mädchen ein Stück B. heimlich zu essen, das mit dem Schweiß®4) der Achselhöhle durchtränkt ist; ein noch weniger appetitliches Zauberb. ist in Mecklenburg 5) im Brauch. Um den ungetreuen Ehemann wieder an sich zu fesseln, kocht die Frau am grünen Don-

117;

%8) 1. c.

päisches Opfer an den Werwolf haben wir in Frankreich: SE€billot ı,286. *) Grimm l.c. #2) Schönwerth 2, 129—30. 1%) ZrwVk. 1905, 91. 4) Höfler Neujahr 202.

keitszauber

ideo faciunt

Haare unter die Speisen, um Gegenliebe zu erzeugen 8), Auch hier hat geweihtes

MschlesVk, 1905 Heft 13, 99; Janus 7 (1902), 3, 113; ein Butterb. 3, 125. 304. *°) Kühnau 490) ]. c. 3, II4. II7. I29. 131—132; ein apotro-

III. B.im

Hoc

Sagen 3, 109. 133.

Gegen das Toggeli bettelt man in drei Nachbarhäusern ein Stück B, und legt das in die Wiege: ZfdMyth. 4, 112. *%) Kühnau 3, 127,

487)

dendum.

nerstag aus 3 Stückchen B. (aus 3 Ehen) eine Suppe und gibt sie dem Mann ®), Für die Südslaven erwähnt Krauß 7) B. und Salz im Liebeszauber; in Bayern

129ff.; 122, 3, Sagen 43) Kühnau 26, 130; vgl. B. u. Wechselbalg: Grohmann Mythol. %*) Grimm BlpommVk. 10, 375.

3, 504, 42.

1636

maritis suis ad come-

mischt

man

jetzt

noch

Blut,

Nägel

und

B. besondere Kraft: man weiht zwei Bıe, die zuerst in den Backofen kamen, unbemerkt auf dem Altar und gibt sie dann der Person, deren Gunst man erringen will %9); in der Bukowina verwendete man B. und Salz im Liebeszauber 5%), 495) Anthropophyteia 10, 54 ff. behandelt Krauß ausführlich das B. im Zauber. 48) Schmitz lc, _ı, 459 c. 81, 47) ARw. 1927, 332—337 mit modernen Parallelen,

4%) Katamenienblut auch sonst in den Pönitentialen im Liebeszauber: Schmitz lc.

2, 448, 176, vgl. 1, 429;

ARw. 1927, 335—336

mit Lit.; Hovorka-Kronfeld z, 172. 175; Döller 50—54. 56ff.; Bartsch Mecklenburg zz, 353, 1657; Pollinger Landshut 247 1.; Andree Braunschweig 297. 4%) Schmitz I, 314, c. 90. 5°) Ebd. 2, 447,

c.

173;

Wasserschleben

661,

c.

161;

Grimm Myth. z, 922; 3, 409f.; Friedberg 67. 87; Weinhold Ritus 48. Krauß bringt in den Anthropophyteia 5, 245 Nr.3d eine schlagende Parallele: Die Südslavinnen kneten den Rundkuchen, mit dem sie den Mann verrückt machen wollen, auf ihren nates; vgl. 5, 244ff.; 6, 225 ff. 501) MschlesVk. 1915, 33 f. Nr. 30; Theol. Quartalschr. 1906, 425; ARw. 20, 417 ff.; Hovorka-Kronfeld 2, 172. 178—79; RVV.

1637

Brot

4, 180; Bavaria 2a, 270; Pollinger Le.; Grimm Mythol, z, 923; WIL.islocki Magyaren 50; Z£Vk., 1907, 73 f. 9%) Grimm l.c,; vgl. Krauß Südslaven 168; Anthropo-

phyteia 3, 165—68. 5°) Andree Braunschweig 297; vgl. Grimm Sagen 97, 116; ARw. ı927 lc. 5%) MschlesVk. 1915, 41; Z{Vk., 1801, 182 Nr.3; Grohmann 209, 1452; Hovorka-Kronfeld z, 169. 179;

Stoll Zauberglaube 70 1f.; SAVk. 2 (1898), 268, 155; 9 (1905), 154: Küchlein mit Haaren und Nägeln (a. 1504). 5°) Bartsch 2, 58, 183; Hovorka-Kronfeld 2, 170. 5066) Höhn Volksheilk. ı, 120. 7 Krauß Volkforsch., 169. 5) Pollinger L.c.; Bavaria 2a, 270; Meyer D. Volkskunde 167, 509) ZföVk. 1897, 119, 226. Nach den Akten eines Prozesses in Altenburg (1927) aß eine von ihrem Liebhaber verlassene Kuhmagd ein

von einem Wunderdoktor geweihtes Stück B.: Frankfurter Zeitung v. 24. 8. 1927 erstes Mor-

genbl.

512) l.c.

117,

174.

32.b) Im Schadenzauber. Das älteste Zeugnis für die Verwendung des B.es im Schadenzauber bietet uns der Korrektor Burchardi ©) (= Regino II c. 5): Fecisti ligaturas et incantationes 51?) et illas varias fascinationes quas nefarii

homines, subulci vel bubulci et interdum venatores faciunt, dum dicunt diabolica carmina super panem et super herbas et super quaedam nefaria ligamenta et haec aut in arbore abscondunt aut in bivio aut in trivio proiciunt ut aut sua animalia vel canes liberent peste et a clade et alterius perdant? Auch für den

Liebeszauber erwähnt der Korrektor ein Schadenzauberb.®): Fecisti quod quae-

dam mulieres facere solent? Deponunt vestimenta sua et totum corpus nudum melle inungunt, et sic mellito suo corpore supra triticum in quodam linteo in terra deposito sese hac atque illac saepius re-

volvunt ®4) et cuncta tritici grana,

quae

humido corpore adhaerent, cautissime colligunt et in molam mittunt et retrorsum contra solem a molam circuire faciunt et sic in farinam redigunt et de

illa farina panem conficiunt et sic maritis

suis ad comedendum tradunt, ut comesto pane marcescant et deficiant; dasselbe

Zauberb. wird nach der Lesart des cod. Vind. 926 %5) auch als Liebeszauberb. verwendet wie das oben erwähnte: conficiunt posterioribus prementes et sic maritis suis dant ad edendum, ut ab eis

1638

amplius amentur; genau denselben Zauber mit Hafer berichtet Schell aus dem

Bergischen %%), B., heimlich in die Feder-

betten eingenäht, bringt Unglück und Tod #7); die Magyaren #8) kennen ein Schadenzauberb., mit dem Samen des Mannes beschmiert. Ein ganz anderer Schadenzauber ist in Gegenden mit viel Milchwirtschaft schr geläufig: Wenn man B. in die Milch schneidet, statt es zu brocken, so schneidet man der Kuh das

Euter 9%) (die Milch) oder den Rahm 5%) ab, oder die Mutter Gottes weint 521),

Wenn man das und es taucht setzt sich die ißt, den quält und dabei von

gehen B.

wird

diese in

B. in die Milch schneidet ein Stück nicht unter, so Drud darauf, und wer es sie 5); wenn man B. ißt jungen Vögeln spricht, so

ein 3),

den

Schadenzauber

Hexenprozessen

oft

mit

er-

wähnt; B. ist ja das gegebene Medium, um damit Präparate einzugeben: eine Schweizer Hexe (1528, Luzern) spritzt Krötengift auf B.®%); ’ die medizinische Fakultät in Rostock untersuchte 1681 einen Fall, wo eine Hexe B. mit Fett einem Mann gab, der nach dem Genuß Vebelkeit verspürte 5),

31) Schmitz 2, 423 c. 63; Wasserschleben 644, c. 94; Grimm Mythol, 3, 404, Patr. Lat. 132, 284 43; Regino bei Migne Nr. 44; Friedberg 26—27. %?) Schmitz 1, 463, c. 94. 52%) Ebd, 2, 451 c. 163; Wasserschleben 664, 179; Weinhold Ritus 49. 4) Hovorka-Kronfeld 2, 169. 51%) Schmitz 2, 452; ZfVk. 1907, 74. 516) ZrwVk. 1906, 62, 5. °) Fall aus dem Jahre 1730: ZfVk, 1894, 61; Wlislocki Magyaven 84. 58) Wlislocki Lc. 133; vgl. die Pönitentialen: Schmitz 2, 445, 166; 541, 191; vgl. 1, 314,90; Grohmann 209, 1454; Stern Türkei 2, 320. %) Eberhardt Landwirtschaft ı8; Pollinger Landshut 164;

Drechsler

2,

ı6;

Birlinger

Volkst, 1, 495; ZfdMyth. 4, 48; Grohmann 104, 733; Schönwerth ı, 334; SAVk. 1917, 34; W. 458. 705. 5%) Meier Schwaben 2, 498, 324; Panzer Beitr. ı, 264; W. 705. 1) Birlinger Schwaben 1, 410; Rochholz Glauı, 50. ©%) Grohmann be 25, 125; W. 403; ZfVölkerpsychol. 18, 278, 523) Drechsler 2, 16; W, 458. 4) SAVk., 3 (18909), 192. 5%) Bartsch Mecklenburg 2, 34. Nach Praetorius Blockesberg 246 macht eine Hexe mit vergiftetem B. Schadenzauber; ungewiß ist, ob auch das in einem Frankfurter Prozeß (1494) erwähnte Mittel

52*

für

1640

Brot

1639 bestimmt

Schadenzauber

war

(Hansen

1. c. 594, 16 ff.): Recipe kole quinte, ı firtel von eyn appel in der appoteken, solich uff eyn snyd brots geleet.

33. c) Im Jäger-, Schicß- und B. ins eigene Blut Waffenzauber: getaucht 58), besonders geweihtes Festb., In diesem macht kugelfest „girorn‘‘: wird das Lammlb., zusammenmit dem Blute eines während

Glauben geknetet

der Christmette abgestochenen Lammes, von den Pustertaler Wildschützen ge-

gessen 527), ebenso

Lammblut;

Osterkuchen ®%®) Hexen

wie man

mit

mit

B.kru-

lutamen) °°) noch gestützt wurde, war offenbar auch in Frankreich gebräuchlich; denn J. B. Thiers 9%) berichtet darüber;

man

muß

nüchtern

eine

B.kruste

essen, auf der die Worte stehen: Senozam, Gozoza, Gober usw. 533)

Argovia 5, 70; Germania 21, 80;

55; Vgl. A. 539.

1)

Staub

Argovia 5, 346 f. 5%) Ebd.

347; vgl. Franz Benediktionen 1, 270: salvos fac eos in omni periculo, 5%) Liebrecht Gervasius 253 Nr. 418.

35. e) Sonstiger Zauber: Anhorn schreibt in seiner Magiologia ®7): Es ist Aberglaube, dafür zu halten, wann einer ein von einem Aussätzigen gebettel-

men schießen *) kann (s. Brosamen), so steckt man B. in die Flinte gegen verhexte Tiere (Hasen) °). Auf eine Elster, welche einem nachfliegt (== Hexe), darf man nicht mit gewöhnlicher Ladung schießen, sondern muß B. darunter mischen), gebannt („g'leiddas Gewehr Wenn wärchet‘) ist, legt man im Sarganser Land Agathenb. unter den Lauf 18); sogar Waffen konnte man mit Osterb. zauberkräftig machen °*). Zschokke erwähnt im ‚„Adderich im Moos‘‘ c. 20 (= Werke IV, 161), daß der Degen sicher sticht, wenn er vorher in warmes B. gesteckt wird.

niemand mehr kein Almosen mehr versagen, ob ers gleich weder wert noch dürftig sei. Als einer den Stein der Weisen finden wollte, setzte er nach Anhorn einen umständlichen B.zauber ins Werk: Einer, der in der Christnacht um die Gnade betete, den Stein der Weisen zu finden, hörte die Worte: „B., B., B.“; hierauf knetet er Mehl mit Maientau und macht daraus große runde B.e; die Rinde schenkt er den Armen, die heiße Krume

52) Grohmann 205, 1427; W. 475. 527) ZfdMyth. 3, 343; Alpenburg 1. c. 358. 351; Zingerle Tivol 75, 627; Höfler

backen gab, wodurch sie Schlösser öffnen konnte), Auch zum Lösen des Bannes wird B. erwähnt: Der verzauberte Kater

Weihnachten

63;

Ders.

Ostern

29;

Globus

42, 77. 528) W. 475; Sep p Religion 142. 52) Weinhold Rılıus 14. ®%%) Wettstein Disentis 175, 54; Mecier Schwaben 1, 250. 278. 51) SAVk.2 (1898), 219. 47; vgl. Soldan-Heppe 2, 40. 140ff;; SAVk. 1925, 136. 528) SAVk. 1923, 288. 52) Freytag Bilder a. deutscher Vergangenheit 2 (1859), 73; Franz

Benediktlionen

2,

2996 ff.

34. d) Durch geweihtes B. werden sogar nach einer Handschrift (1390) Gefangene befreit®): Item ist dir ein frind gefangen: Man näht einen gemischten Bissen B. in den Achselbesatz eines Hemdes und sendet dieses dem Gefangenen; das Mittel ist bei Friedrich °%) dem Schönen probiert worden, als er in Trausnitz gefangen saß (1322). Dieser Aberglaube, der in diesen strenggläubigen Kreisen durch die kirchliche B.weiheformel (ut sit contra universas cunctorum inimicorum insidias auxilium et

tes

Stück

B.

esse,

könne

einem

solchen

destilliert er °®), Eine Hexe gestand 1602, daß ihr der Teufel einen Zettel in B. ge-

in

Malchow

Frau

mitnahm

wird

und

erlöst,

mit

weil

ihn

die

B. speiste 59a),

#37) AMagiologia 149. 5%) lc. 905—907. 539) ZfVk, 1897, 190, a) K, Rosenow Sagen des Kreises Schlawe 71, 78.

36. f) DiebesbannzauberDie : Verwendung des B.es im Dicbeszauber geht auf das iudicium offae (panis adiurati) zurück; das Ordal mit B. und Käse war ursprünglich kirchlich anerkannt; es entartete aber immer mehr zu einer abergläubischen Zeremonie, welche die Kirche schließlich streng verfolgen mußte. Während Patetta 5%) in seinem Werk über das Gottesurteil behauptet, daß nur die „‚leges anglo-sassoni‘‘ diese Institution kennen, beweist Jacoby 54) in einem

grundlegenden Aufsatz, daß das iudicium offae christlichen Ursprunges ist; Jacoby erweist den Zusammenhang zwischen

1641

Brot

Abendmahlsprobe und der Probe mit dem geweihten Bissen, die in Anlehnung

an abergläubische Verwendungen der Eucharistie entstand. Beim iudicium offae (offa = bizzo) 5?) oder offa iudicialis wird dem Angeklagten, der fast immer ein Dieb ist, unter Gebeten und Beschwörungen trockenes Gerstenb. und Schafs- oder Ziegenkäse gereicht; auf das B. (oft auch auf den Käse) setzt man eine Inschrift °®8) (Psalmzitat oder Vaterunser, aber auch andere Buchstaben); kann der Angeklagte den Bissen hinunter-

schlucken, so ist er unschuldig, bleibt ihm

der Bissen im Halse stecken, so ist er schuldig; daher kommt die Verwünschungsformel: Das Stück B. soll mir den Tod bringen, wenn ich die Unwahr-

heit gesagt

(Baden

und öfters) 4);

und

die Rockenphilosophie sagt: wer gestohlen Käse oder B. ißt, bekommt das Schlucken davon 2); die Zeremonien und Formeln sind alle im fünften Band der MG legum sectio 629 ff. zusammen-

gestellt, auch für die Probe mit dem hängenden B. 54); der Gang des Ordals ist immer ungefähr also 57); incipit probatio a cunetis furtis probandis: Antequam incipias, canitur missa de sancta Trinitate... Domine.... te invocamus, ut, quicumque

de

isto

furto

culpabilis

est,

aponatur ei panis et caseus, ut te iubente constringantur fauces illius et guttur eius claudatur, ut qui istud furtum comisit,

antea

removat

quam

deus

meus

pertran-

seat, ut sciat, quod tu es deus.... Daß Ordale mit Erfolg durchgeführt wurden, ist erwiesen, und nur so kann man die Zähigkeit begreifen, mit der diese Zeremonie sich hielt 5%), Nach Hartlieb war zu dessen Zeit (das Buch ist 1455 geschrieben) das Käseordal noch im Volke üblich 52), Auch Bartsch berichtet davon, wie man einst in Mecklenburg einen Dieb mit Käse überführte 5): Ein Familienbuch aus dem Jahre 1566 schreibt vor: Auf einen weißen Käse schreibt man die

Worte:

+

+

+}

max

+ pax + vivax; der Dieb kann den Käse nicht essen, wird im Gesicht wie eine Kornblume, und sein Mund schäumt wie

der eines

Bären.

In

einem

isländischen

1642 Zauberbuch vom Jahre 1664 ist bei Diebstahl das B.-Käseordal angeraten; man soll auf B. oder Käse die Worte makk, rakk, fenakk ritzen und dem Verdächtigen geben %). Es ist wohl kein Zweifel, daß die wichtige Rolle des B.es im Diebesordal auf dessen Verwendung im Diebesbannzauber eingewirkt hat. Anhorn erwähnt einen Zauber, um Entwendetes zu bekommen: Wann einer bey einem Becken

ein B. ohne Reden kauffte, dasselbige in ein Gut-Leut- oder Siechenhaus trage, daselbst auf den Tisch lege und wieder-

umb hinweggehe, niemanden grüße, keinem grüßend danke.... dem solle. ... was ihme entwendet worden, widerumb

Eine

kommen $?).,

zu hauß

zeßurkunde,

zitiert

Genfer Pro-

bei Hansen

526, bie-

tet das Geständnis einer Hexe (10. Mai 1401), die von Bestohlenen um den Zauber ersucht wurde: Sie zitiert den Teu-

fel

in

einer

darin

Kammer;

steht

ein

Tisch, bedeckt mit einem Tuch, und B. darauf; auf einen Zauberspruch erscheint der Teufel und nennt den Tag des Diebstahles. Die Szene hat Ähnlichkeit mit dem

A. 572

erwähnten

Augurialzauber

(vgl. Essen); dieser Zauberapparat kann völlig unabhängig vom B.ordal entstan-

den

sein.

Schon Hartlieb

warnt 53) vor

einem im Liebeszauber geläufigen Sympathiezauber, der wohl auch vom iudicium offae kaum beeinflußt ist: es ist aber ain ungelaub, wann man ain verlust tuet, so sind lüt, die beswern ein prot und stechen darein driu messer in driu crütz und ain spindel und ainen enspin daran und halten das zwain person uf den ungenannten vinger und beswert bei den hailigen zwölfboten. Um den Dieb zu zwingen, das Gestohlene zu bringen, in der ist folgender Sympathiezauber Schweiz, in Mecklenburg (hier mit kurzer Beschwörung, ebenso in Pommern) und öfters belegt 5) : und drey „Nim 3 Bröcklein Brod Sprätlein (= Prise, kleines Maß) Salz und 3 Bröcklein

Schmalz:

mache

eine Starke

glut, und Lege alle Stücke darauf und Sprich dise Worte drey mahl dazu und bleibe allein: Ich lege dir Dieb oder Diebin, Brod, Salz und Schmalz auf die

1643

Brot

Glut, wegen deiner Sünde und Übermuth., ich lege es Dir auf die Lung Leber und Herzen, das dich ankommt ein großer es Sol dich anstosen eine Schmerzen,

grosse Noth, als wen es dir thät der bitere Tod; es Solen dir alle adern Krachen und Todes Schmerzen machen, das du keine Ruhe nicht hast, bis du das gestohlene bringst, und hinthust wo du es gestohlen

hast; dis 3 mal gesprochen und jedesmahl die 3 höchsten Namen dazu gesprochen.“‘‘ Um vom Dieb zu träumen, bindet man B. und Knoblauch unter den Arm (Pommern) 5). 540)

Ordalie

Le

Patetta

Benediktionen 2, 358. 5) sprung des Judicium offae

202;

Franz

Der UrJacoby im ARw., 13 (19710),

Benediktionen 2, 335 ff. Franz 524—566; RA.2, 597; Kloster 341 ff. 358 ff.; Grimm

2) Steinmeyer-Sievers 1097. 12, Ahd, Glossen 3, 154 (Summarium Henrici). 533) Dieterich Abraxas 159. 1) Meyer 164; Landshut Pollinger 372; Baden Staub

B.54;

A.de

Cock

Oude Gebruiken

112 ff. 45) Grimm Myth, 3, 449, 188 = Fi213; bleibt einem das B. im Halse scher stecken, so soll man davon in beide Ohren tun: lc. *°% Franz 3, 489. Tharsander 5”) MG. leg. sectio 5, 633, 33{f. 2, 360ff, Schindler l.c. 563—66; 53) Jacoby Aberglaube 232; vgl. W. v. Eschenbach 283—84; in Parzival 803, 26; Männling der Weltliteratur finden wir das iudicium offae In der 6. Geschichte des bei Boccaccio: 8. Tages seines Decamerone werden anstatt Käse

und B. Weißwein mit Ingwerpillen zum iudicium verwendet, durch das zum Scherz der Be-

stohlene selbst als Dieb eines Schweines erwiesen werden soll; in Rußland Proben mit l.c. 2, 336. *) Grimm Kreuzb.: Franz MeckMyth. 3, 428, cap. 51. 5%) Bartsch 539 13, ARw. lenburg 2, 3409, 1624; vgl. 51) ZfVk. 1903, 271, 10. 5) Anbis 542.

horn

Magiologia

771—972;

Vgl.

786:

von

9 Häusern mit bloßen Gebärden... B.... 428, 3, Myth. 5%) Grimm betteln....

cap. 50. 5) SAVKk. 1898, 266, 144; Bartsch Mecklenburg 2, 339, 1623; Zf{Vk. 1905, 145; BipommVk., 4, 47, 13; W. 241. 643; eine andere Zaubermethode mit B. gibt Thiers Traitg Gervasius 222, 38; Thobei Liebrecht (Welsh fairy book p. 296) erwähnt eine mas Art B.orakel, um den Namen des Diebes festzustellen: man wirft B. ins Wasser und nennt dis Namen der vermuteten Diebe; das B, sinkt, sobald man den Namen des wahren Diebes nennt; dasselbe Orakel bei SEbillot 2,223 (vgl. B.orakel); vgl. das B.-Weinopfer bei 291. 5) BlpommVk, 4, 120, 5; Männling vgl. ZfVk. 1903, 271, 10.

37. g) B. im Heilzauber s. Heilb.e

1644

IV. Verwendung des Boes zu Augurien. Tief in den alten Ritus und das Zauberwesen hinein führt uns das mit dem Fest b. angestellte Augurium besonders in den Rauchnächten), 38.a) Weihnachts- und Neujahrs augurien (Opferweissagung und

Anfangszauber), beeinflußt vom gewaltigen römischen Augurial- und Anfangs-

ritus 55), werden schon beim Backen angestellt (s. backen), besonders aber beim Weihnachtskultb. Ein sehr altes Zeugnis haben wir in einem Papierkodex des 14. Jhs. zu St. Florian in Oberösterreich ®8) ; Item in der letzten Rauchnacht (d.i. am Dreikönigsabend) tragent sy ain ganczen laib und ches umb das haus und peissent darab. Als manig pissen man tan hat, so vil schober wernt im auf dem veld. Aus dem Messer, welches man ins B. steckt, weissagt man ein trockenes oder feuchtes Jahr °) oder man auguriert, je

nachdem die Percht vom B. und den Nudeln ißt oder nicht ®®), Sebastian Frank (bei Jahn 1. ec.) berichtet in seinem Weltbuch, daß man am Dreikönigs-

tag in einen „guten leckkuchen oder lebzälten‘‘ einen Pfennig hineinbackte; beim Verteilen bekamen Christus, Maria und die drei Könige je ein Stück; wer von den Hausgenossen das Stück mit dem Pfennig erhielt, wurde König und schützte das Haus durch Kreuze an den Balken vor Unglück (vgl. auch Neujahrsgebäcke). Wenn bei den Wenden die Hausfrau

zum

erstenmal

backt,

macht

sie in das schönste B. soviel Löcher, als Seelen zur Familie gehören, und schüttet in jedes Loch ein paar Salzkörner; wessen Loch nach dem Backen schwarz

ist,

aufgesprungen,

sehr breit,

der

stirbt

so wird

so wandert

zuerst;

er krank;

ist

es

ist es

er aus % 08),

556) Man kann hier in weiterem Sinne die Zeit vom Andreastag bis Dreikönig zusammenfassen: vgl. ZföVk. 9 (1903), 15 ff. Für die Silvesterb.orakel der Russen vgl. Globus 63, 77. 5") ARw. 20, 86 ff. u. ö.; Radermacher Beiträge 100 ff. 3%) Jahn Opfergebräuche 280; XMyth. 3, 418, 33; über NeujahrsGrimm auguria, mit B, unter drei oder zwölf Dingen, wobei B. Zufriedenheit bedeutet und Wohl-

1645 stand

Brot vgl.

Dähnhardt

Volkstüml,

ı, 28

Nr. 53; am Klöpfelabend in Tirol orakelt man mit B., Hafer und Erde: Zingerle Tirol 183 Nr. 1519. 5)

Jahn

1.c.;

W.329;

Drechs-

ler I, 26—27. 5%) W. 437; Graber Kärnten 91, 111: wenn die Percht ißt, gibt es ein gutes Jahr; vgl. Jahn 1.c. 279. 288. 58a) Schulenburg W, V. 133.

39. b) B.auguria im Liebeszauber. Die meisten Orakel stellen die Mädchen in der Andreasnacht 5%) an, daneben

auch in der Thomasnacht, Christ- und Neujahrsnacht. Eine Sage zeugt von dem hohen Alter dieser mit dem alten Opfer-

rituszusammenhängenden Weissagung®®?) : Das Mädchen geht mit einem Stück Rinde einer Semmel in der Christnacht ins Bett, nachdem es die Rinde tagsüber unter dem rechten Arm %) getragen

hat,

und

sagt:

‚Jetzt

hab’

ich

mich

gelegt und B. bei mir, wenn doch mein feins Lieb käme und äße mit mir.‘‘ Ist am Morgen die Semmel abgenagt, so bringt das Jahr die Heirat. Im Emmental betteln die Mädchen Mehl aus drei Häusern

und backen B. davon; mit diesem sehen sie den Schatz im Traum; es genügt auch, B. und Käse auf den Tisch zu stellen 5%), In Bayern ®5) legt man B.kügelchen in einen Kreis; wessen Kügelchen eine Gans zuerst frißt, dieses Mädchen heiratet zuerst; man kann so erfahren, ob man

im kommenden Jahr heiratet, indem man mit dem Störilaib °%) Auguria anstellt, oder ob man den Geliebten zum Mann bekommt °*); ja sogar über Beruf und Namen des Zukünftigen kann man das B.orakel befragen, indem man B.kugeln ins Wasser wirft, und ihn im Traum zitieren 5®). Eine Kärntner Sage erzählt, daß die Mädchen auf Grund eines Zaubers mit B. und Messer nackt (vgl. Weinhold, Ritus) ihren Zukünftigen schauen könnten und erwähnt einen Fall, wo das „Leas’In‘*‘ sich bewährte 5®), In Frankreich auguriert man aus dem ‚„‚flottement“ der ins Wasser geworfenen B.stückchen 5%), auch die Ehemänner orakeln so, ob die Frau treu ist °%), Ein eigentümliches Orakel stellte eine Züricher Meistersfrau an, welche auf 4 Tische je ein B. und ein Maß Wein setzte; sie sprach die Einsegnungsworte des Abendmahles und

1646

sah als Vision den Tod ihres alten Mannes und die Heirat mit einem jungen Bur-

schen 57) (s. essen). Wenn man im B., ein Roggenkorn findet und es auf die Türschwelle legt, wird man den heiraten, der zuerst darauf tritt 3). 561) Ritus

Grimm Sagen 95, 114; 6; Ders. Frauen z,

Westböhmen z10— 11;

z47;

Brevinus

Bräuner

Tharsander

ı, 84. °)

Weinhold 261; Johan

Noricus

Curiositäten

Grimm

87 £f,;

Sagen

6f. Nr. 115 und 116; Mythol. 3, 470, 957; vgl. Witzschel I, 209, 208; eine ähnliche Einladung bei Tharsander ı, 84. 53) Vgl. Liebeszauber A. 504. 5%) SAVk. 15 (1911), 3. 5°) Pollinger Landshut 195; Hovorka-Kronfeld 2,176. %%) Höfler Weihnachten 21—22. 5) Urquell 1890, ı2. 568) Drechsler l.c.ı, 7.13.49; John Westböhmen 2; Staub 56; vgl. Wlislocki Magyaren 88. *®) Graber 1.c. 201, 268; vgl. Tharsander ı, 84. ") SEbillot 2, 243—44. 223. I) 1. c. 253. 52) Staub B. 56. ”%) Mensing l.c. 529.

40. c) Brautbaugurium®”%4; Die Zürcher Kirchensynode ”5) klagt

1861 darüber, daß man das Brautb. zur Weissagung mißbrauche; man gab dem Brautpaar bei der Rückkehr von der Trauung, B. und der Teil, dessen B. zuerst schimmelte, mußte zuerst sterben (vgl. Hochzeitsb.). Dieses Orakeln aus dem

Hochzeitsb.

ist verbreitet,

man weissagt

sogar, je nachdem das ‚„‚Köppl‘‘ unten oder oben schimmelt, für den ‚„incubus‘‘ und die „succuba‘‘ 576), In Westfalen

sagte man früher nach Weddigen: schimmelt die Rinde des aufbewahrten Hochzeitsb.es, so steht eine unzufriedene Ehe bevor 57).

574) Vgl. das Brautb.orakel in Rumänien: Stern Türkei 2, 12—13. ”°) Staub Lc. 53. ”°) Höfler Hochzeit 18; Baumgarten Jahr 7; dasselbe in Frankreich: Sebillot 2,251. 194. ©”) Grimm Mythol. 3, 466, 883.

41.d) Auch bei der Pflugzeremonie und mit dem aus dem neuen Korn gebackenen B. stellt man Augurien an (s. backen). Bäckt man das erste B. aus neuem Korn, so werden in einen

Laib vier Ähren gesteckt, davon jede ein Vierteljahr bezeichnet; je verbrannter eine Ähre ist, desto teuerer wird der durch

sie bezeichnete Zeitabschnitt ®8),

1647

Brot

e) Nächst diesen Opferaugurien stehen die täglichen Omina aus der Art des

B.abschneidens,

Lage

der Brosamen

und andern Begleiterscheinungen des B.gebrauches im Leben; diese Vorbedeutungen 9) bezichen sich auf das Auffinden von Korn %) im B., was Glück bedeutet; wer im B. gebackene Getreidekörner findet, kanndie Hexen erkennen *%), oder man hat einen hungrigen Freund 5?) zu erwarten, wenn man ‚„‚,doppelt abschneidet‘‘, man auguriert über Wünsche ®3); wenn man fünf B.kügelchen dreimal so wirft, daß ein Kreuz entsteht,

erfüllen sich alle Wünsche ®%); man befrägt das B. über Teuerung, Glück und Unglück 5), man findet sogar eine Bedeutung dahinter, wenn ein Stück B. in den Kaffee fällt %®); 1 wenn das B. auf

der

braunen

Seite

liegt,

bedeutet

das Unglück und Streit (vgl. 8 53). Wer die kleine Seite einer B.schnitte bestreicht, heiratet einen Witwer oder gibt eine schlechte Stiefmutter 7); bestreicht jemand

in

Gedanken

ein

zweites

B.,

ehe

das erste aufgezehrt ist, so ist Besuch zu erwarten 9), ”*) Grimm 31. AErzgebirge 58) John KErzgebirge 30. %°) John z, 937. Mythol. 51) Schindler Aberglaube 290. ®?) Prätorius

Phil.

166;

Wolf

Beiträge

218;

Men-

Schwasing lc. 429. #3) W. 328; Meier ben 2, 504, 367. ®*) Curtze Waldeck 373, 15. Beitr. ı, 266; SAVK, 1917, 44; 55) Panzer 99. %®%) SAAlemannia 33, 303; Lammert 1l.c. Vk. 7, 133; I2, 214. 279. ”) Mensing 528; Fogel Pennsylvania 369, 1974. %) Mensing Le,

42. f) Endlich beziehen sich eine Reihe

von Vorzeichen auf Gedeihen des B.getreides und B.pre ises. Den Wachtelruf deutet der Bauer 5); Gib mer Brod, ’shet kei Nod; wenn man im Frühjahr die ersten erblickten Kornähren durch den Mund zieht oder die abgestreiften Ähren verzehrt, wird man an B. nicht Mangel

haben *®) (Fruchtbarkeitszauber mit Au-

gurium). ‚,Großi Mutten (Erdschollen), großi Stückı Brod‘‘ sagt der Schweizer®%); in Mecklenburg °) muß an „‚Nijorsabend dat Gasselgeschir unnert Dak bröcht war’n, süs gerät ’t B. nich in dat Jor.‘ In Ostpreußen *®3) dürfen die Kinder an

1648 einem

Fuß

nicht unbekleidet

sein, sonst

kommen sie nie zu B.(= Lebensunterhalt). B.preisorakel 5%) stellt man an aus der Beobachtung der Bahn des Heerewagens ®5) (= Bär) bei Rorschach, aus dem Ruf der Wachtel ®®), aus dem Spielen der Kinder *7), aus der Punktierung des Pferdewürmchens ®®8), aus der Rük-

kenlage des B.es ®9) (vgl. $ 53); wenn die Kinder mit dem Finger im B.e bohren oder mit dem Messer hineinstechen, gibt

es eine Teuerung %), 59)

ler

Staub

®)

2, 43.

19.

5%) W.

Staub

53.

126; ”)

Drechs-

Bartsch

Mecklenburg 2, 230, 1197 b. 23) W. 606. 51) Staub szff. 5) Ders. Lc. ©) Lc.; Müller RheinWb, ı, 1015. 5”) Urquell 3 (1892), 390; Müller lc. %) John 56) Urquell 1892, 40; Engelien u. 271. %) Enders Kuhländchen 8o,

43. g)

In

Holstein

gesteht

eine

Lc.z3r. Lahn

Hexe

(1584): „Sie habe drei Bissen B. gebissen, von dem B.e, das Donnerstags gebacken in tausend $ Namen, habe Wasser gefüllt in deren Namen, die Bissen auf das Wasser aus dem Munde fallen lassen, den Satan beschworen, er solle ihr sagen bei dem Brote und Wasser, ob der Abwesende lebend oder tot sei; wenn lebend, so liefe das B. rund umher, wenn tot, gingen die

Bissen 1)

17. Jh.

reich

zu

Grunde‘‘ 61),

Bartsch stellte

man

Orakel an:

Mecklenburg

auf

diese Weise

S&billot

2,

21;

im

in Frank-

2, 223.

D.B.in Liebe, Ehe und Familie. 44. Die Verbindung der die Fruchtbarkeit der Erde bedingenden Vegetationsvorgänge mit dem B.kultus läuft mit Opferriten und andern Vorstellungen (vor allem Versöhnung der Geister) ®?) in der Bedeutung des B.es für Liebe, Ehe und Familie zusammen; das Zeugen und Werden in der Natur und das menschliche Fruchtbarkeits- und Liebesleben werden durch Analogie verbunden ®3), Backen (s. d.), Wachstum, Zeu-

gen und Gebären in Bildern und Redewendungen gleichgesetzt®4); dazu kommt

die Vorstellung von B. als Symbol der Kraft, der Speise, des Haussegens, der Hausehre (vgl. A. 20) und die übelab-

wehrende

Kraft

dieses Hauptnahrungs-

1649

Brot

mittels;

denn

nirgends

sind

die

übel-

wollenden Dämonen gefährlicher als bei der Liebe und Hochzeit ®®), so verbindet

sich

hier

Fruchtbarkeits-

Übertragungszauber

und

(sonst

Überschütten mit Reis und Weizen) ®%) und Analogiezauber mit apotropäischer Kraft, zugleich soll das B.opfer die alten Hausgeister versöhnen und die neuen ge-

winnen.

602) ZfVk. 1915, 337, 8. ©) Kühnau BB, 14. 20ff.; Jahn Opfergebräuche 31; vgl.

backen. %%) 1, 181, 206;

Staub 38—39; Drechsler Kühnau B. 20—21; Höfler

Neujahr x98. %®5°) Döller 74—76. 153 ff.; Bartsch rı, 63—65; Höfler Hochzeit 22, 58. %%) Ilbergs NJ. 27 (1911), 501; Höf1er 1l.c. 58; Globus 60 (1891), 354; Kloster 12, 187. 195f.; vgl. Te m me Altmark 74; Kloster 9, 492; RVV. 14, 3, I13—14; B. und Korn über die Braut ausgeworfen: SAVk. ı, 49 ff. 20 ff.;

die Schuhe

man

der Braut:

45. B. bei der zeitsb. 46.

legt

auch

Getreidekörner

Kloster

9,4 92.

Hochzeit

B. bei der Taufe

in

s. Hoch-

s. Taufb.

47. Tod u. B. s. Totenopfer. 48. Heimwehb. (s. d.). 49. Kind (s. d.), I. Schulgang (s. d.). 50. Ganz dieselbe Vorstellung wie beim Heimwehb. und Gewöhnb. liegt zugrunde,

wenn

man

dem

Vieh,

das

ja,

abge-

sehen vom segenbringenden Weihnachtskultb., die Gottesspeise nicht erhält ®”7), beim Wechsel des Besitzers B. gibt ®); einer neu eingestellten Kuh oder einem sonstigen in. die Hausgemeinschaft neu aufgenommenen Tier gibt man geweihtes %®) (Schwab., Bay., Lux.) oder gewöhnliches B.%0, oft mit Weihsalz %1) (apotropäisch wie auch das geweihte B.); klar ist die apotropäische Bedeutung auch in Dänemark, wo das neue Stück Vieh Schwarzb. und ein Stückchen Eberesche erhält ©?), Beim Ausscheiden aus der Hausgemeinschaft gibt der Verkäufer dem Tier B. mit (Heimwehb.!), welches das Tier oder der Käufer verzehrt %3) (Frk., Oberpfalz, Westf., Bad.), Glücksb. in Baden %*%), Winneb. in Westfalen %6), An dieses B. knüpft sich oft ein Augurium für Vieh und Käufer #%). Um das Vieh beim Austreiben zusammenzuhalten

1650 und an die Weide zu gewöhnen, bekommt es B.%7) vom ‚, Gewöhngetreide‘‘; apotro-

päischen Sinn hat das B. und das geweihte Salz beim ersten Austrieb oder Anspann gegen giftige Kräuter und böse Dämonen %8), Die Mittel für das Gewöhnen von Hunden und Schweinen erinnern an den Liebeszauber: Man durchtränkt das B.

mit dem Schweiß %9%) des Hausherrn unter

der Achsel (Wetterau, Westf., Schles.) oder im Stiefel (Böh.). In Pommern %) verwendet man auch ein Stück Kringel, auf das man dreimal gespuckt hat, oder man schabt etwas von der Zunge ab und

gibt es auf B. dem Hunde; um zwei Kühe

aneinander zu gewöhnen, gibt man jeder ein Stück B. mit ein paar Haaren der andern %1), Damit sich die Kuh nach dem Kalbe nicht zu tot schreit, reißt man dem Kalb drei (Büschel) Haare aus und gibt diese im B. der Kuh zu fressen ®?), Der St. Florianer Papierkodex enthält auch diese Notiz: item so aine ain chalb verchauft, so sneyt sy dem chalb das wedl ab, ab seinem swenczl, und des hars ab dem rechten arm, und gibts der chue ze essen, so rert sy nicht noch dem

chalb ®3), Hunden gibt man die B.marke

zu fressen, damit der Dieb ihnen das Bel-

len

nicht

nehmen

kann 4%);

natürlich

wirkt das Weihnachtsb. besonders apotropäisch mit Knoblauch ®), Hennen gibt man B., damit sie sich angewöhnen und gut legen %6); Abendmahlsb. schützt

gegen den Habicht ”); wenn die Hühner

verlegen, so stiehlt ®%) man einige Strohbänder, macht ein Nest davon und legt drei Federchen und drei B.krumen (von

der oberen Rinde) hinein ®*),

807) Drechsler 2, 16. %) Sartori z2, 141 ff.; Globus 42, 80. %°%) Pollinger Landshut 155; Eberhardt Landwirtschaft 18; Fontaine Luxemburg 64. ©) W. 175; 679; Staub 54; Strackerj}jan I, 124; Birlinger Schwaben 498;

Schwaben ı, 403; Bartsch 2, 144,

Meier 640, hier

zusammen mit Kreuzdorn rein apotropäisch, sl) Eberhardt und Birlinger Lc. 612) Z£Vk, 1912, 185. %®) W. 690 und 687; Hüser Beiträge 2, 26; Bayernland 29, 20; Bavaria 2a, 300. %4) Meyer 373. 614) Sartori Westfalen ıı2. %°) John Westböhmen 211 und 247—48; W.690. 7) John l.c. 211 u. 248, %®®) Eberhardt Landwirtschaft 19; Bartsch Mecklenburg z, 167, 793

1651

Brot

aus dem Jahre 1572; Schramek Böhmerwald 238 und 254; W. 175.693; Birlinger Volkst. ı, 122; ausführlich Heimat 37 (1927), III,

2;

ıIr2,

3;

Brevinus

MNoricus

352 ff,

si) W. 687. 679; Drechsler 2, 16—17. 96; Köhler Voigtland 429; John Erz-

gebivge 233; ZrwVk. 1909, 269g; Drechsler Haustiere 10. %) BlpommVk, 7, 44; Drechsler 2, 16—17; Sebillot 3, 109 (16. Jh.); in Frankreich gibt man auch, um die Ratten zu vertreiben, diesen B. vom Nachbarhaus, dann ziehen die Tiere in dieses Hausum: Sebillot 3, 31. %1) Pollinger Landshut 155; ZrtwVk. 2,293; Sartori Sitte und Brauch 2, 141. 62) W. 699; Grohmann 137, 995; Drechsler

63)

Grimm

Kuhn

2,

102;

Myth.

Ders.

3, 417, 21.

AMärk. Sagen 381, 42.

Haustiere

92)

7.

W. 680;

Über den zau-

berhaften Zweck der B.marke und des B.stempels: ARw, 21, 230; 23, 160; Pfälz. Museum 36 (1919), 58 und 37 (1920), 57; Witzschel Thüringen 2, 265, 18, %®) Drechsler 2, 209; W. 680; Bartsch Aeckl, 2, 243, 1262 b; Sartori 3,32. ®%) Meier Schwaben 514, 441; Grimm Mythol. 3, 455 Nr. 616; Grohmann Nr. 1045; Zf Völkerpsychol, 18, 205; Birlinger Schwaben ı, 400; Wolf Beiträge ı, 221. %”) SAVE. 24, 65. %%) Theol. Quartalschr, 1906, 419—20. %*%) SAVk. 24

(1923), 65.

51. Als Gottesgabe, als Opfergabe, als Apotropaion und Symbol des Hausglückes und der Familie (der Besuch erhält, um dem Haus Glück und Segen zu bringen, Hausb; vgl. anschneiden) ®%% wird das B. im Hause mit feierlichem Zeremoniell %1) umgeben. Es ist der besonderen Hut des Hausherrn

anvertraut;

dieser schneidet den Laib an

(s. anschneiden), dieser bricht das B. 2);

es ist das bevorzugte Opfer für die Haus-

geister %3), 60)

Grohmann

Lammert

234;

bei

146, den

1080—1081;

Südslaven

B.

vgl.

und

Salz: Krauß Sitte und Brauch 647; vgl. A. 348 ff. %1) John Erzgebirge 31; Buxtaorf

Judenschul 186. 191. 236; SAVk. 1906, 114; Erlanger Heimatblätter 4 (1921), 185 ff. 189 ff. 193(bayr. B.sitten), ®%°2) Krauß Sitte und Brauch 88, ®%3) B.opfer an Zenopatis: Usener Götlternamen 105; vgl. $ 29; bevor die Esten vom B. genießen, opfern sie ein Stücklein den Hausgeistern: Boecler Ehsten 129; vgl. Grimm Mythol, 3, 431, 97.

52.B.und

Tisch:

Man

deckt

den

Tisch nicht, ohne zugleich B. aufzulegen, widrigenfalls soll man einen Zipfel des Tischtuches überschlagen ®%%); man darf es aber nicht auf den bloßen Tisch legen;

1652

vor

allem

soll

man

einen

ganzen

Laib

nicht unaufgeschnitten (Messer im ange

schnittenen B. schützt gegen Hexen und Teufel) ®°) vom Tisch tragen, sonst gehen die Leute hungrig davon ®%), e contrario

an Weihnachten ®7) (Erzgeb.): „wer von

der mahlzeit aufsteht, soll das brot, davon er gegessen, nicht liegen lassen; nimmt es ein anderer und wirft es über den Galgen, so kann jener dem Galgen nicht entgehen‘‘ $88); wer den letzten Bissen B. einem Hund oder einer Katze gibt, dem

schwinden die Kräfte ®?), Wenn man ver-

reist, muß man das B. vom Tisch nehmen und in den Schrank legen %®), Wenn man das B. über Nacht auf dem

Tisch liegen läßt, weinen die armen Seelen $41); man steckt ein Messer hinein ®) und muß es einwickeln %), denn es will schlafen; als Symbol des Hauses und Apotropaion darf es über Nacht nicht aus-

gehen %%), sonst gibt es Unglück ®%), vor allem nicht an Weihnachten %®), In Pommern holt man, wenn ein B. aufgegessen,

sofort einen ganzen Laib, damit die Engelkens B. finden, wenn sie über Nacht ins

Haus kommen %7),

631) Rockenphilosophie: Grimm Myth. 3, 435, 16; J.H. Fischer l.c, 239; vgl. John Erzgebirge 30. %®°) Schönwerth I, 405, 10;

Heckscher

ı28ff.;

Pauly-Wis-

SOWa I, 50—51; Chantepie de la Saussaye 2, 357; vgl. anschneiden; Staub 55; Liebrecht Gervasius 100 A. 2; dagegen die Ruthenen, welche das B. nur brechen vgl. Beilage z. allgem, Literaturzeitung 1903 Nr. 202, pP. 462. %®8) Rockenphilosophie: Grimm Mythol, 3, 436, 63; Meier z, 498, 327; John Erzgebirge 30; W. 457, dagegen Grohmann 104, 729—30; das B. muss immer angeschnitten in der Lade liegen: Rochholz Glaube z, 118,

67) John 104,

Erzgebirge 154; vgl. Groh

729—30.

%%8)

Grimm

Myth.

man'n 3,

440,

168; J.H. Fischer 1. c. 152; ZfVölkerpsvchol. 18, 369; Urquell 1890, 185; John Erzgebirge 31; oder Zahnschmerzen (paedag. ?) Grimm 2yth. 3, 458, 7or (aus dem Journal); W. 458. ®%%) Müller /sergebirge 34; dagegen Schönwerth ı, 408, 20; Hildegard warnt in ihren Physika (de cane) B. zu essen, in das ein Hund gebissen hat, weil man damit sich vergiften kann: Migne Patrologia lat, 197, 13283. 69) Sartori S. u. B.2, 51; Köhler Voigtland 429. %1) Schönwerth I, 404, 7; W. 458. 769. 2) Staub 55; zur Erklärung vgl. Liebrecht Geyvasius 100 A.2; vgl. dagegen A. 674[ff. %®) Grohmann 104, 735; Bronner Sitt’ u. Art 205; Bux-

1653

Brot

torf Judenschul 236; W. 438. %4) Z{Vk, 1891, 189; John Erzgebirge 30; Köhler Voigtland 425; Schönwerth I, 404—405, 7. 5) Grohmann 104, 736; Alemannia 33 (1905), 300;

646) W.

293.

W. 175; vgl. ZirwVk.

%7) BlpommVk.

53. Wie man auf das Bett,

(päd.) $®);

15 (1918), 88.

3, 150.

B. legen muß: 1. Nicht sonst ruht die Arbeit

2. nicht auf den Rücken %®)

(vgl. Messer) %°) (früher war das Legen des B.es auf den Rücken die Strafe für Edelleute) 1); zur Sonderbundszeit fiel einem Schweizer Soldaten das B. auf den Rücken: ‚,Jetz hed’s gfählt‘, sagte er, „mir ligged uf em Rügge, bevor ’s Obig isch‘‘; allgemein hat das Liegen des B.es auf dem Rücken üble Vorbedeutung; man darf das B. nicht auf die obere (runde) schwarze Seite legen ®?): a) sonst kommen die Hexen oder der Teufel ins Haus ®%), der Tod %®%, ’ der

Scherge ®) holt es; b) es weinen die Mutter Gottes ®) oder

die Engel im Himmel ®), oder die armen Seclen ®) leiden; c) Unglück kommt ins Haus ®%, ein

Schiff ist in Not ®), es ertrinkt einer %1); d) es gibt Streit im Haus %2); e) das B. gedeiht nicht %3); f) man muß noch sieben Jahre ledig bleiben %41); wenn ein junger Mann das B.

verkehrt auf den Tisch legt, bekommt er eine „sygelig‘‘ Frau °%S). Wenn ein Kind ins Feuer (Wasser) fällt, muß man zuerst das auf dem Rücken liegende B. wenden und dann das Kind retten %6), Andererseits wirkt B., verkehrt gelegt, apotropäisch gegen Hexen und Drude

und deren Einfluß: a) die Hexe, die ins Haus eingedrungen ist, wird gebannt %); b) schwärmende Bienen werden zurückgehalten %68);

c) allgemein kehren entlaufene Tiere zurück %9), 3. Das B. darf nicht über den Tischrand ragen, sonst bricht eine Krankheit

aus 67), 4.

Das

B.

darf

nicht

mit

dem

ange-

schnittenen Teil gegen die Türe schauen,

weil sonst das Glück oder die Nahrung aus dem Hause geht °), Es muß gegen Sonnenaufgang schauen und dem Herr-

1654

gott ins Gesicht ®?). Aber auch diese Lage wehrt Hexen im Hause ab ®3), Man darf kein Messer aufs B. legen ®%) und keines

hinein stecken: a) Sonst sticht man

Christus oder die Engel 5), es fließt Blut ®°) (vgl. blutendes B.); b) die armen Seelen weinen ®7); c) man hat Unglück ®8); d) man bekommt Zahnweh %9), Messer im B. wehrt, besonders auf offenem Feld %°), ebenfalls böse Dämonen %1) ab und hält Bienen zurück ®2), 8) ZfVk. 1891, 189 (Brandenburg). *) Prae torius Phil. 32; Bronner Sit’ u. Art 206; Bartsch z, 135, 591; Globus 42, 104—105; Grabinski Sagen 34; Fox Saarl.Vk.

308.

399;

Schönwerth

I, 404,

5; Grimm Myth. 3, 443, 278; Ders. RA.1, 713; Staub 56ff.; John Oberlohma 161;

Grchmann 104, 731; Kuhn Märk. Sagen 387, 94; Lan dsteiner Niederöst, 69;

Laube Teplitz 52; Meyer Baden 226; Panzer Beitrag 2, 293; Sartori S.w B. 2, 34; Schmitt Hettingen 17; DG., 5, 214; Schmitz Erfel ı, 68; Vernaleken Al pensagen 418; Z£Vk. 1892, 187; 1914, 56; vgl. Lares 4, 57; SAVk. 21, 28 ff. ®%0) ZrwVk., 1905, 199; Buxtor£f Judenschul 193; Zf£Völkerpsychol, 18, 274 ff.; W. 460. 1) Grimm RA. 2, 304; Staub 57 A.ı. %2) ZföVk. 1897, 116. 653) Grimm Myth, 3, 453, 548; Reiser Allgdu 2, 447, 229; SAVk. 25

(1925), 283; MHessBl. 1ı5, ı30 XNr. 29; ZfdMyth. ı, 243; John Erzgebirge 30; ZrwVk, 1905, 199—200; Müller Rhein. Wo. I, 1015. %4) Heyl Tirol 783, 114. ®) Zingerle 36, 287; böse Leute haben darüber Gewalt: SAVk., ı2z (1908), 280. %®) Schra-

mek 247;

157.

Böhmerwald

Fontaine

°%)

Reiser

254;

John

Luxemburg

Westböhmen

102;

Allgäu2, 447,229;

Staub

Fogel

Pennsylvania 373, 2004. %®%) Drechsler ı, 310; Schönwerth ı, 288, ı5; Müller RheinWb, ı, 1015; Grabinski Sagen 34.

55)

Andree

Braunschweig 402;

Bartsch

2, 135, 591 (oder die Frau bekommt das Regiment: Bartsch 2, 136, 592); ZfEthnol, 15,

cı; Schönwerth ı, 404; Wol{£ Beiträge 1, 218; John Erzgebirge 30; Grohmann 104, 731; Staub 57; Urquell 1892, 40; Engelien und Lahn 271; ZfVk. 1895, 416. °%) Mensing Schleswig-HolstWb. ı, 529. *%) Kehrein Nassau 2, 269, 239. %) Pollinger Landshut

164; Fogel Pennsylvania 378, 2030; Rogasener Familienbl. 3, 1899, 40; Unoth ı, 186, 124; W. 457; ZfVk. 1891, 189; Bartsch 2,

136,

592.

%3) W.

457;

ZfdMyth.

4,

413.

664) Alemannia 1905, 302. °%) Thiele Le. 41, 182. %6) Müller RheinWb. I. 1015; Schmitz Eifel ı, 68; Z{Völkerpsychol, 18,

1655

Brot

276. %) Grimm M yth. 3, 459, 720; BronSagen 226 g; Lütolf Sitt u. Art 206; ner ı, 158, 13; 215, 4; 3, 175; Schönwerth

W. 415; man verliert den Schlickser: Kehrrein Nassau 2, 268 Nr. 228. %®) Meier Pennsylvania Schwaben 2, 514, 445; Fogel PolI, 3535; Schönwerth 217, 1097; Eber671; 157; W. Landshut linger hardt Landwirtschaft 3, 22. %) Bartsch 2, 334, 1612. 9) ZfVk. 1891, 1890; Drechsler 2,14. ©!) Practorius Pha/l. 32; AnI, 529; Braunschweig 402; Mensing dree z2, MschlesVk, 1,06 Heft ı5, 113; Bartsch 136, 592; Drechsler 2, 15; John Zrzgebirge

475;

30;

Strackerjan

I,

Volksliedarchiv

Deutsches

Urquell 1890, 47; ZrwVk.

1905,

53;

200;

2,

224,

A. 65892;

Finder

Vierlande 2, 222; Grimm Myth. 3, 444, 298; I, 236; ZfVk, 1914, W. 457; Seligmann Erzgebirge John 55; für Weihnachten vgl. 155. #2) Schönwerth ı, 404, 5. ®%) Ebd, 3, 175. 94) Vgl. Buxtorf Judenschul 191: 9°) Grohmann nullum illi vas imponitur, 104, 737 u. 739; W. 457; Hey1l Tirol 18, 13; Temme Volkstüml. 1, 494; Birlinger 1.ec.; ZfVölker%°) Heoeyl 340. Pommern psychol, 18, 279. 7) W. 457. 767; Schön3, I, 404, 6. ®) Schönwerth werth 104, 741; W. 457. ®) Grohmann 280. 60) Schönwerth ı, 405, 10. ®) Ders, I, 405; 3, I75; Leoprechting Lechrain 18; vgl. A. 463. ®%) Fogel Pennsylvania 217, 1097.

54. Über die heilige Handlung des An-

schneidens

s. anschneiden;

man

schließt

auf Charakter®®2), Schicksal®%), Fortkommen %65), Eheaussichten ®%%). Am Christtag darf man kein B. anschneiden usw. %®7), 63)

Grimm

Noricus

200; ler

Myth. 3, 437, 99;

ı22—26;

Brevinus

J.H.Fischer

lc.

Thür,.2,185; DrechsBechstein 226, 1601; John 2,14; Grohmann

Pollinger 251; 247% Westböhmen Böhmerwald Schramek 164; Landshut Strackerjan 254; W. 317; Alemannia 1905, 105;

Drechsler

lc.;

I, 37; 2, 224. 475; 304. %4) Globus 42, Bronner

Stitt

u. Art 205—206; Sartori Sitte u. Brauch 2, Erzgebirge 36; John 57ff.i) Staub 33; Westböhmen 247; Urquell 1890, 185; John 97, 5; Schultz l, stüm Volkı, Dähnhardt 254. 5) Schramek 148. Alltagsleben Voigfland 686) ZfVk. 1913, 280ff.i; Köhler Braunschweig 402. ®) Bre395; Andree 186, vinus Noricus

55. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man B. ausgibt oder verschenkt ®), besonders warmes B, (ist der Gier und Gewalt der Dämonen ausgesetzt) ®) darf man nicht ausgeben, weil sonst jemand

stirbt °),

man

muß

es mit

Salz gegen

1656 Schabernack schützen ®); » warmes B. dient aber auch dazu, um angehexte Wunden zu heilen ®?), Kindern gibt man vom frischgebackenen B. nur dann, wenn sie vorher ein Vaterunser gebetet haben ®%3);

auch

Knust

„ken

schenktes einhüllen schneiden Stück B.

Hus‘ ®4); » ge-

ut’n

oder ausgeliehenes B. muß man ®) oder vorher ein Stück ab%%); man soll kein angebissenes ausgeben, weil man die Kraft

ausgibt %”7), stück %8),

?

und keinem Bettler das End-

68) Sartori Sitte u. Brauch 2, 34; am Freitag darf man kein B. ausleihen: Brevinus Noricus z2:oyf. ®%) Frischbier Hexenspruch 123; Birlinger Volks-

tüml,

1, 494.

®°)

Strackerjan

I, 38;

2,

224, 473; W. 620; Bartsch hc.z2, 1235. 588. 1) Frischbier hLoe.; ZfVk. 109005, 145. 62) Alemannia 41 (1913), 6 (Hexenprozeß von 1563). %3) Zingerle Tirol 9, 77. 3) Bartsch 1l.c. 2, 135, 5878, b u. c; Sartori Lc.; John ZErvzgebirge 1. c.; Mensing l.c. 1, 52); MschlesVk. 1906 H. 15, 113 (Ränftel). %°) Drechsler 2, 16. 696) ZfVk, 1891, 189; Schulenburg Wend, Volkst, 117; W. 625; John Erzgebirge 30; Köhler Voigtland 426; Urquell 1800, 47. 178; man muß den Knust behalten, sonst gibt man das Glück aus dem Haus: BlpommVk. 3, 106. 6) Prätorius Phil. ı22; W. 458;

vgl. ZfVk.

56.

1891,

189.

Angebotenes

®%) W. 625.

B.

muß

man

ganz

aufessen ®), für geliehenes darf man sich nicht bedanken %); bekommt man Magendrücken, so ist das B. nicht gegönnt”), ebenso, wenn einem das B. aus der Hand

fällt 7°?). Angebissenes B. 7%) darf man nicht essen und kein gefundenes *%) (dagegen ist gefundenes B. in Böhmen und Tirol segenbringend) *®°), in Tirol muß man ein Kreuz darüber machen”); schimmliges B. (pädagog.) macht nach der Rockenphilosophic reich und alt 7”), schafft weiße Zähne %8), eine gute Stimme 7%), helle Augen 719), bringt Geld 712) und Segen ins Haus ”!?) und heilt Krankheiten 713). 69) Schönwerth Lc.,1, 404, 8; Grimm Myth. 3, 458, 701; Panzer DBeitr. 1, 258; Brevinus Noricus 73. ””) Drechsler 2,23, 383; W. 625. 9) Meier Schwaben 2, 512, 430; Reiser Allgäu 2, 447; Witzschel Lc, 2, 285, 102. 7%) Curtze Waldeck 417, 227; ZIVk, 1902, 178, 122; Zingerle Tirol 36, 291; Z{fVölkerpsychol. 18, 359.

#83) Grimm

My/h.

3, 439,

146;

44%, 448;

1657

Brot

1658

W. 458; ZfVk. 1891, 189; Zf£fVölkerpsychol, 18, 158. 7%%%) Drechsler 2, 249; W. 458; Birlinger Schwaben 1, 410. 7°) Grohmann 103, 720; Alpenburg Tivol 264; John Erzgebirge 31; vgl. W. 454. 7°) Zingerle Tivol 37, 296. 7”) Grimm Myth. 3, 443, 272; Wolf Beitr. ı, 218; Drechsler l.c.2, 15.265; Haltrich Siebenbürgen 299; Lammert 97; Bartsch 1.c.2, 136, 594; 135, 589; Panzer Beitr. ı, 258; W. 454. 705) Meier Schwaben z, 508, 403; Birlinger Volkst. 1, 498, 28. 7”) Schönwerth lc. I, 406, 14; Bohnenberger Nr. ı, 24; Birlinger Schwaben ı, 410; Bayernland

Lewenklaw sind die Träume über Nahrung zusammengestellt; über B. sagt er: Wann einem traumcet, wie er gar brühheiß B. esse, so wird er Reichtum mit Angst erlangen wegen des Feuers, nach dem das

70) Seyfifarth Sachsen 269; Köhler Voigtland 433; John Westböhmen 248. 71) Andree

gegebene B.stücklein bedecken; weil sie das nicht können, sagen sie ‚Gott Jlohn’s‘‘ 724), Auf eine Wallfahrt

29

(1917),

20;

Braunschweig

Zingerle

402;

Müller

1.c.

36,

RheinWb.

22) Bartschl.c. 2, 135, 589. mann l1.c. 104, 738; W. 175.

7)

290.

1, 1015.

Groh-

57. Teile des B.es: Das letzte von den Naturprodukten, die letzte Garbe, hat die

B. sehr heiß gewesen; isset er kalt Käse, so wird cr Reichtum und fahrt haben usw, 7?), Wem die weit auseinander stehen, der muß

B. mit WohlZähne sein B.

in der Ferne suchen 72), Wenn ein Armer seine Schuld bezahlen will, muß er so viel Vaterunser beten, als Grashalme das ihm

nimmt man B. mit; aber man darf nichts davon zurückbringen, sonst schleppt man

58. Interessanter Aberglaube knüpft sich auch sonst an das B.’2®); so legt man

eine Krankheit ins Haus 7). Geht man irgend wohin zum Zwirnen des Garnes, muß man den Korb, worin die Spulen sind, zudecken und ein Stück B. hineinlegen 7%) (apotrop. Schutz?). In Schwedisch-Finnland 7?) darf man nicht das Mehl vom B. blasen, sonst gehört es dem Troll. Wenn man beim B.essen von jungen Vögeln spricht, gehen diese ein 72), Den Kehricht darf man nicht über die Türschwelle kehren, sonst kehrt man das B. hinaus 2), Aberglaube knüpft sich auch an das B.messer: Liegt es auf dem Rücken 7%), so geht die Nahrung fort oder die armen Seelen leiden 7%); schneidet man Bäume mit dem B.messer, so werden sie brandicht 7?) ; ein B.messer verwendet man auch bei der Beschwörung, sobald ein Pferd das Hufeisen verloren hat 73); item ain pfärd, das ein isen verliert, so nim ain brotmesser und umbschnit im den huf an den wenden von ainer fersen zue der ander . . . In Mecklenburg darf die Schwangere und die Wöchnerin nicht vor dem B.schrank stehen, sonst wird das Kind heißhungrig 7%). Der Zürcher Spruch: „Wer Käse ohne B. ißt, bekommt Läuse‘‘ ist bei Staub 73) erklärt; nach schleswig-holsteinischem Aberglauben muß man Eier mit B. essen, sonst bekommt man kaltes Fieber 73), Wenn man B. ißt, woran die Mäuse genagt haben, bekommt man gute Zähne ??),

glück aus’),

7%) ZfVk. 1914, 56; John Erzgeb, 224; Drechsler z2, 235. *!) Caminada Fried-

größte Kraft, so auch in Braunschweig der letzte Bissen B. 71); in Mecklenburg und Schleswig-Holstein spielen die beiden Knuste eine besondere Rolle 71); in Westfalen und Schleswig heißt das obere Knüstchen

beim

Anschneiden

der Lach-

knust, das andere der griene Knust 718); ein Stück aus der Mitte des Leibes geschnitten, heißt in Böhmen Witfrau oder Witmann; wer davon ißt, bekommt eine Witfrau oder einen Witmann 7!) ; wer den Anschnitt ißt, wird geizig 718); für die Mädchen knüpft sich an das Knauzessen allerlei erotischer Aberglauben 729), sie bekommen starke Brüste, sie gebären nur

Knaben, wenn sie heiraten schneiden und Birnb.).

(vgl.

an-

714) Z{Vk. 1891, ı89; W. 458; Sartori Sitte u, Brauch 2, 34; John Erzgebirge 30. 715) ZfVk, 1913, 281; 1914, 55—56; Mensing l.c. ı, 529. 71%) Grimm Myth. 3, 471, 984; Mensing Le. 77) John Westböhmen 251. 78) Panzer Beitr, ı, 267; W. 457. 7) Höfler Weihnachten 28—29;

wenn die Mädchen die Knauzen essen, bleibt ihnen der Schatz treu: Birlinger Schwaben ı, 415; Kühnanu Sagen 1, 584; Knoop Hinterpommern 158: Mensing

lc. 529; Rochholz Sagen 2, 319, 495 (B.rinde); Grabinski Sagen 47; vgl. das Anschneiden des Bodenscherzes an Sebastian: Höfler Fastnacht ıx.

das Träumen

von B. als Glück

oder Un-

Im Traumbuch des Johann

1659

Bruch—Brücke

höfe 112; Urquell ı (1890), 203, 4; Drechsler 2, 203. 7?) Traumbuch Apomasaris von Joh. Lewenklaw (Frankfurt 1655) im Anhang zur Oeconomia ruralis v. J. Coler pP- 50; bei den Juden der Bukowina bedeutet Träumen von B. Glück: Globus So, 159; vgl. das Traumbiuch Artemidori (Straßb. 1624) 184, 66. 72) Mensingl.c.1, 729; Meiche Sagenb. d. sächs. Schweiz 127 Nr. 77. 7?) Grimm M yth, 3, 472, 994. 7®) Drechsler 2, 235. 7%) Caminada Friedhöfe 112. 7%”) Hembygden 6, 84. 7%) Drechsler lc. 2, 16, 72) Mensingl.c, r, 530. 73) ZfVk. 1914, 57, 50. 79) Grabinski Sagen 34.7%) Drechsler 2, 81 aus dem schlesischen Wirtschaftsbuch (1712), p. 212. 3) Grimm Ayth. 3, 502, 36. 4) Bartsch 2, 41, 47a; 43, 64. 735) B. 8. 6) Mensing lc. XI, 529.

797) Grabinski Sagen 46. Zu diesem Sympathicaberglauben vgl. Sebillot 3, 51. Eckstein,

Bruch ?). ‚„‚Leibschäden‘‘ kommen namentlich bei der ländlichen Bevölkerung

sehr häufig vor. Zunächst suchte

man

prophylaktische

Mittel dagegen. In Süddeutschland heißt es allgemein: Eier, am Gründonnerstag

gelegt, noch mehr aber Karfreitagseier, schützen vor Leibesschaden und B. 3. B.e heilt man mittels Durchziehen (s. d.), Verbohren {(s. d.), Verknüpfen {(s.

d.), Wegschwemmen (s. d.), Verpflanzen (s. d.) in sog. B.stöcke. Seltener ist, daß man b.leidenden Kindern den Leib mit Glockenschmieröl der Kirchen einreibt ®) oder besondere Segen (s. d.) anwendet, )

Höfler

Krankheitsnamen

75;

Hovor-

ka-Kronfeld 2, 478; Hoops Reall. ı, 331. ?) Wuttke $ 85. 87; HovorkaKronfeld 2, 479. °) Wuttke 8 193. Stemplinger.

Bruchkraut

s. Fetthenne.

Brücke. 1.

jeder

Primitivem

Fluß

seine

Glauben

Gottheit.

gemäß

Wird

hat

durch

1660

„Baumeister“ gewesen zu sein, sondern als Priesfer auch gleichzeitig die Aufgabe gehabt zu haben, den Gott des überbrückten Flusses durch besondern Kult zu verchren resp. zu besänftigen 2), Es ist nicht erstaunlich, wenn sich auch im deutschen Volksglauben noch Überreste dieser Anschauungen finden. Wie manche Rechts- und Zauberhandlungen (über letztere s, unten 3) an resp. auf der

Grenze

kommt

(s.d.)

zu

geschehen

haben,

es auch vor, daß sie bei oder auf

der B. erfolgen müssen. In Niederdeutsch-

land hatte sich bis ins 18. Jh. die alte Sitte verbreitet, feierliche Feste, Mahlzeit und

Trinkgelag, auf der B. zu halten %). An Stelle alter Flußgötter wurden Standbilder Heiliger *) (s. Nepomuk) in

Mitten der B.n errichtet, und die letzten Nachfahren dieser Flußdämonen stellen vielleicht manche der Geister dar, die sich um und unter der B. aufhalten

(s. u. 2). Daß beim Bau von Ban Opfer dargebracht werden mußten, davon weiß auch die Sage zu berichten 5). Das weitverbreitete kindliche B.nspiel scheint

eine Reminiszenz an diese sein %). Die Schwierigkeit mancher B.n führte dazu, des Teufels erklären zu felsb.). ll) Hastings

Wissowa

Religion

5)

Myth,

2,

848 ff.

503 ®%. %

2, 419; Liebrecht *) Vgl. z.B. Meiche Grimm

B.nbauopfer zu der Errichtung sie nur als Werk können (s. Teu-

ı, 37;

Zur Sagen

?) Ebd.

Grimm

855;

Myth,

Volksk. 435f. 433 Nr. 572.

Zf£thnol.

1898,

10;

Krauß Relig. Brauch 161 ff. ®) Hastings 2, 852; Böhme Kinderlied 522 ff, Nr. 289 ff.

2. Ban sind gefürchtete Geisterorte. Zunächst sind es Wassergeister oder ihnen ähnliche Gespen-

Grenze, welche der Fluß bildet, aufgehoben, so muß die Flußgottheit durch einmalige oder regelmäßig wiederkehrenwird

wässer überhaupt)

de

B.

Opfer

oder

einen

besänftigt

Steg

die

werden.

die B. unter ihren

natürliche

Schutz

Dadurch

gestellt

und wird ihrerseits heilig !). Spuren dieser Anschauung finden sich noch in der altrömischen Religion; denn der „‚Pontifex‘‘ (zusammengesetzt aus pontem und fa-

cere) scheint ursprünglich nicht nur B.n-

Brücke

1662

as

ster, die dort ihr Wesen treiben und die voraussichtlich Abkömmlinge der alten Fluß- und B.ngötter sind; über sie s. bei Wassermann. Daneben finden sich auf, unter und bei den B.n andere Geister,

eine

1661

für welche die B.n bzw. Flüsse (und Ge-

die Grenzen ihres Re-

viers (s. Geisterort, -revier) darstellen. Sie halten sich gerne dort auf, weil sie dann die über die B. kommenden Menschen durch ihr ganzes Revier begleiten, sie entweder möglichst lange plagen oder

ihnen Anlaß zur Erlösung geben können. Aus diesen Gründen wollen Geister oft unter eine B. (ohne Joch) gebannt werden 7). Zahlreiche Sagen wissen von solchen Geisterb.n

zu

erzählen,

wo

man

nachts

nicht weiter kommt, irregeführt, mißhandelt, gedrückt usw. wird 8). Die Geister zeigen sich oft als Lichter ®) oder sie erscheinen als Kopflose 1); die auf Erlösung (s. d.) hoffenden niesen (s. d.) 1) oder geben ihre Sehnsucht auf andere Weise kund !?) (Traum vom Schatz auf

der B.) !®). Vielfach hat der Geist die Gestalt eines Hundes (B.nhund)!!) oder einer Katze (B.nkatze) !®) oder anderer Tiere 1°). Auch bekannte Geistergestalten

machen B.n und ihre Nähe unsicher, so der Schimmelreiter !), die Feuermänner ?8), die weiße Frau !®), das Graumänn-

chen %),

der

Wechselbalg 2),

Manche

Geister führen den Namen des Baches oder Flusses, so z. B. das Hirschbach-, das Kübeles- und Tonesbüchelweible im All-

gäu ??); mancherorts kommen eigentliche „B.nmännchen‘“ und -,,fräuli‘‘ vor 23), Wenn der wilde Jäger über die B, zieht, steht auf der B. ein Mann, der die Leute warnt, über die B. zu gehen *). Wohl zum Schutz vor allen dieser Geistern und zu ihrer Seelen Heil soll, wer über eine B. geht, ein Vaterunser beten (anno 1787) %®), ’) Meiche Sagen 146 Nr. 194; Schönwerth Oberpfalz 3, 116 Nr. 2. ®) John Erzgebirge 131; Birlinger Aus Schwaben ı, 207 Nr. 13; Kohlrusch Sagen 135 f. Nr. 5;

Wolf

Beiträge

2,

302;

(1859), 16; SAVKk. 25, 133;

Baader Reiser

NSagen

Allgdu ı,

ı211i.; Heyl Tirol 594 Nr.54; Waibel und Flamm ı, 3ozf.; 2, 126f.; Meier Schwaben ı, 85 Nr. 94; 1, 277 Nr. 312; Müllenhoff Sagen 246 Nr. 337; Lachmann Überlingen 65; Kuoni St. Galler Sagen 25; Leoprechting Lechrain ı17f.; Schell Berg. Sagen 523 Nr. 59. °®) SAVk. 21 (1917), 175; Witzschel Thüringen ı, 1ı23f. %) Reiser Allgäu ı, 308 Nr. 396; Heyl Tirol 321 Nr. 138; 223 Nr. 34; Witzschel Thüringen ı, 199 Nr.194; Köhler Voigtland 523 Nr. 119; Kühnau Sagen 1, 332 Nr. 320; ı, 338 f. Nr. 328. 11) SAVk. 25, 233 £f.; Jecklin Volkst, (1916), 367; Stöber Elsaß ı, 58 Nr. 78; Ranke Volkssagen 48. 2) Knoop Hinterpommern 135 Nr. 275. 3) Jegerlehner Sagen 2, 272 Nr. 30 und 328, Anm. dazu (mit Lit.); Knoop Schatzsagen 5 Nr. 3. }*) Waibel u. Flamm 2,

264 (Dorftier); Jegerlehner Sagen 2, 211; Reiser Allgäu ı, 283 Nr. 348; Panzer Beitrag 1, 147f. Nr. 165; Stracker-

jan z, 314. 323; Schambach u. Müller 195 Nr. 212, ı; Kuhn Westfalen 1, 355 Nr. 393; Grohmann Sagen 234f.; Kühnau Sagen 1, 324 f. Nr. 303; ı, 326 Nr. 306; 1, 329 Nr. 312; ı, 331 Nr. 318. 1) Reiser

Allgäu ı, 276 f. Nr. 334. 1°) Ebd. ı, 294 Nr. 370 (weißes Roß); Kühnau Sagen ı, 326 f. Nr. 308 (Ziegenbock). !) Graber Kärnten 88. 1) Pollinger Landshut 133i. *) Kuhn Westfalen x, 339 Nr. 375. %®) Eisel Voigt-

land 44 Nr.97; Schulenburg Volkstum 82. %") Schell Berg. Sagen 351 f. Nr. 54; 459 Nr.65; Bräuner Cuwriositäten 9. 2) Reiser I, 122; I, 123 f. Nr. 123; ı, 121 Nr. 119. %) Meiche Sagen 938 Nr. 1147; Verhandl. d, histor, Vereins v. Oberpfalz und Regensburg

Galler 477.

68

(1918),

Sagen 2541. Nr. 1087. %)

Nr, 595.

3. B.ın

sind

xenorte;

1ı73ff.iz;

St.

*) Kühnau Sagen 2, Grimm Myth. 3, 454

weiter

vor

Kuoni

berüchtigte

allem

betreiben

He-

die

Hexen dort ihr zauberhaftes Buttern 2),

Eine Hexe, die ihrer Tochter das Hexen nicht lehren wollte, wurde deshalb jeden Mittag zwischen II und ı2 Uhr vom Teufel unter einer B. mit Drahtruten ge-

peitscht ?). Hexen

können

sich erlösen,

wenn sie unter einer B, stehen, sobald ein

Täufling über sie getragen wird. Aus dem

Kinde wird aber nach 14 Jahren entweder

eine Hexe oder ein Hexenmeister 2%), — Auf und unter B.n, vor allem solchen, über die Hochzeits- und Leichenzüge gehen, wird allerlei Zauber getrieben. Wer am Sonnwendabend den Mut und das erforderliche Glück hat, nachts zwischen II und 12 Uhr unter einer solchen B. neun kleine Kegel und eine Kugel aus einem Holze

auszuschneiden,

der

muß

beim

Kegelschieben gewinnen; er braucht dann nur in der einen Hand so viel von jenen Kegeln zu halten als er mit der andern umwerfen will (Kärnten) ”). Karfreitagswasser muß man im Isergebirge unterhalb einer B., über die im Laufe des Jahres eine Leiche getragen wurde, schöpfen ®); der Weg zum Holen des Osterwassers (s. d.) muß im Erzgebirge über eine B. führen, über welche die letzte Leiche getragen wurde 3), Wasser, unter einer B. geschöpft, über die ein Brautpaar und ein Leichenzug geschritten wa-

ren, heilt vom „,Vermanten‘‘ 32), Das Mädchen, das sich in Steiermark an Weihnacht, beim Kirchgang, unter einer B,, worüber man die Leichen in den Kirch-

hof trägt, wäscht

und,

ohne

sich abzu-

trocknen, zur Kirche geht, wird dort von

ihrem Zukünftigen

1664

Brücke

1663

abgetrocknet 3). Um

Sack schauen, sich umsehen, am Blumenstrauß riechen usw. 4#!), Fährt in der Kaschubei der Taufzug über eine B., so darf das Kind nicht schlafen, sonst wird es ein Bettnässer *?). Ein Segen für Stillen des Blutes aus Swinemünde lautet: Ich

ging

über

eine

B.,

sich von Warzen zu befreien, stellt man sich unter eine B., über die ein Leichen-

der erste hieß Gut usw.

weise mit einem Läppchen, das man dann hinter sich wirft mit den Worten: „Nimm

”) Eckart

zug geht, und streicht die Warzen kreuz-

sie mit usw.‘‘ (Sachsen) *), oder mangeht, wenn die Totenglocke läutet, mit einem Bekannten über eine B., und dieser muß auf die Warzen spucken (Böhmen) ®). Besonders reich ist hierher gehöriger Aberglaube in Böhmen: Jemand, der das Fieber hat, darf nicht über eine B. gehen, ohne dreimal ins Wasser zu spucken, sonst kann er nie vom Fieber geheilt werden 3%). Wenn eine Wöchnerin zum ersten Male ausgeht, und sie muß über eine B., so soll sie, sobald sie die B. betritt, einige Geldstücke in das Wasser werfen, damit der Wassermann ihr Kind nicht ins Wasser ziehe 3”). Kommt ein Kind tot auf die Welt, so schneidet sein Vater einem neugeborenen Kalbe den Kopf ab, stellt sich mit diesem auf eine B., wirft den Kalbkopf über den seinen weg ins Wasser und eilt dann, ohne sich umzusehen, nach Hause. Das totgeborene Kind wird dann lebendig %). Eine Erblindete erhielt von einer Kärntner Zauberin einen Lederring um den bloßen Leib, ihr Vater drei Nähte. ‚Wenn sie über eine B. kämen, über die man Tote

führte, sollten sie jedesmal eine Naht hin-

terrücks in den Bach werfen. Das taten sie getreulich, und die Tochter wurde wieder sehend‘‘ 3%). Nach einer siebenbürgischen Sage wurde ein Mann, der mit einer andern Frau davongelaufen war, durch eine Hexe wieder zu seinem Weibe zurückgezwungen; doch bald verließ er sie wieder; um aber zu verhüten, daß er zurückgezaubert nicht ein zweitesmal werden könnte, soll er bei jeder B. einen Kreuzer gelassen haben ®). Bei der Erlösung eines Geistes darf man erst, wenn man über die dritte B. gegangen ist, in den

worunter

drei

Ströme

[liefen,

26) Kühnau Sagen 3, 41 f. Nr. 1398; 3, 54 Nr. 1413; Peter Oesteryv,-Schlesien 2, 972.

2)

Kuoni

2) ZfdMyth.

Südhannover.,

St. Galler

4,

412

Sagen

Nr.ı2z.

Sagen

120

126.

Nr. 243.

3) Müller

Isergebirge 26. %“) John Erzgebirge 194. 3) Graber Kärnten 203 Nr. 271; vgl. ZfVk. 11 (1901), 328 (gegen bösen Blick, nordisch); FL. 8, 92. %) ZfdMyth. 2,29. %) Seyfarth Sachsen 214. ®) Grohmann ı171 Nr. 1211, 36) Ebd. 164 Nr. 1152. 3) Ebd. ır5 Nr, 858; vgl. Meyer Baden ırf. ®%) Grohmann 106 Nr. 755; Ders, Sagen ı, 135. ”) Graber Kärnten 215 Nr. 292. %®) Müller Siebenbürgen 144 Nr.207. %) Pröhle Unfterharz 107% Nr, 262. 269. %*) SeefriedGulgowski ı22. *) Kuhn u. Schwartz 438 Nr. 315.

4. Mythologisches. Ein Bestandteil alter und weltverbreiteter Jenseitsvorstellungen sind der Fluß, der vor dem Eingang zur Unterwelt (Hölle) (s. d.) dahinfließt, und die B., über die die Toten zu gehen haben *). Diese Anschauung findet sich auch im alten Norden ®); sie kam,

wie neuerdings

angenommen

wird,

dorthin aus dem hellenistisch-römischen Kulturkreise 4%). Eine letzte Spur von dieser ‚„‚Seelenb.‘“ wird in den Zwergensagen gesehen, in denen der Übergang über einen Fluß beim Auszug der Zwerge sich sehr häufig findet *). Milchstraße (s. d.) und Regenbogen (s. d.) erscheinen in der Lieder-Edda und der Snorri-Edda als „‚schwankende Zitterstraße‘‘, als Himmelsb., über die die Seelen der Gefallenen nach Walhall ziehen %). Ob zwischen der goldenen B. des Kinderlieds %) und der gläsernen ®), wie sie auch in Märchen sich finden, und diesen alten mythischen Vorstellungen irgendwelche Beziehungen bestehen, bleibe dahingestellt; solche Zusammenhänge wurden von Forschern romantischer Richtung auch in den ledernen B. gesehen, von denen Sage und alte

Überlieferungen berichten ®). In Prophezeiungen

von der Zukunfts-

schlacht und vom Weltende kommen B.n ebenfalls vor. Wenn die B. zu Köln fertig sein wird, wird gleich Kriegervolk darüber Jannes-Pitter der verkündete ziehen, (Johann Peter Knopp), und Spielbernd (beides Rembold) Bernhard (Johann Rheinländer): Zu Mondorf an der Siegmündung wird man die B. bauen über den Rhein; geschieht es oberhalb der Sieg, dann können die Leute glücklich sein; geschieht es aber unterhalb, dann wehe dem bergischen Lande! Dann gehe man Rheinseite,

auf die linke

weil es auf der

rechten nicht taugt, und nehme ein Brot

mit; hat man es aber aufgegessen, so ist es Zeit, schnell zurückzugehen, weil es auf

der linken Seite nicht taugt °?). 4)

1666

Bruder

1665

Hastings

2,

Grimm

%*)

85z2ff.

51 ff. Walhall Neckel 2, 69zff.;; Myth. 4) Schröder Germanentum 34 ff. °) Grimm

Myth. 2, 696 f.; Kuhn Myth. Stud. 2, 70f.; Mannhardt Germ. Mythen 363. %) Schröder a.a.O. 33; Grimm Myth. ı, 295 f.; 2,

6ioff;;

Germ.

Meyer

Myth.

190 f.; Lieb-

Kinderrecht Gervasius 90 ff, *) Böhme Germ. Myth, lied 5231. Nr. 2901ff.) Meyer Altbayr. Sepp 134; ZfdMyth. 2, ı90f.; Sagenschatz 640 ff. Nr. 175. ®) Meyer Germ. Myth. ı35; Mannhardt Germ. Mythen 330 f. Nr. 428; 2, 2161. Sagen 5) Rochholz 250{f.; 178. 102. AMNebelsagen Laistner Birlinger Volksth. ı, 175 Nr. 272; 1, 237 £. Panzer Sagen 257f1.; Lütolf Nr. 365; Rheinland 2, Beitrag 1, 354. ®”) Zaunert 248 f.; Schell Berg. Sagen 489 Nr. 51.

5. Über die Lügenb. s. lügen.

Bächtold-Stäubli.

Bruder

die

ist bei allen Völkern

Be-

zeichnung für die engste kollaterale Verwandtschaftsbeziehung, mag diese durch Gemeinsamkeit der Totems!) oder Gemeinsamkeit des Blutes hergestellt sein. Hiebei gelten als „,Brüder‘‘ bisweilen nur Söhne derselben Mutter ?), bisweilen nur

Söhne

schen

desselben

wurde

Im

Vaters ®).

offenbar

alte

das

griechi-

&#pHrnp,

welches die Verwandtschaft durch den Vater bezeichnete, durch den Ausdruck

&B:A4bg,

d.i.

die

demselben

Mutterschoß

Entsproßenen verdrängt, vielleicht als die vaterrechtlich organisierten einwandernden Stämme sich mit mutterrechtlichen Ureinwohnern berührten *). B. nennen sich oft aber auch alle derselben Altersklasse 5) angehörigen MitBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

glieder

einer

Gruppe,

im übertragenen

Sinne alle jene, welche im Sinne der Gleichberechtigung und Gleichstellung (s. Vater) einander besonders enge verbunden sind (s. Blutsbrüderschaft, Wahlbrüderschaft), sei diese Verbindung durch persönliche Gesellung oder durch

heit

des

stande Priester Frater, in den

Berufes ®

oder

Gleich-

Amtes”)

zu-

gekommen. So nennen sich die untereinander B. (4. Mos. 8, 26). d.i. B., heißt der dienende Bruder katholischen Orden. In weiterer

Abschwächung verwendet dieses Wort der Volksmund, wie in der Geschichte vom „Bruder Lustig‘‘ ®, den „Brüdern Wohl-

oder in der dem Paulus

gemut‘‘®) im Schwertsegen Wendung ‚‚B. Petrus‘, die beigelegt wird *).

The Native Gillen and 1) Spencer Tribes of Central Australia 57. *) Hartland Pyrimitive Paternity x, 263 ff. 3) Wilutzky Recht 2, ı72 ff. *) P. Kretschmer Glotta z, zor ff.; Schrader Reallex. 1, 169. 5 Schurtz Altersklassen, passim; G u tmann Recht der Dschagga 321 ff. %) Jeremias Das Alte Testament im Lichte des Alten Orients 361, ?) Ebd. 200. ®) Grimm KHM. Nr. 81 °) SAVk. 21 (1917), 235. ®) Grimm

KHM.

5, 148.

Brüdertum bedeutete einst die engste Schicksalsgemeinschaft !!} (die Goldkinder, das Heldenpaar Baltram und SinVermögensgemeinund Haustram), schaft !2), wie sie heute noch bei den Südslaven vorherrscht !?). Um innerhalb derselben noch eine hierarchische Schichtung zu ermöglichen, wird meist schon bei primitiven Völkern dem älteren B. 1) eine Vorrangstellung eingeräumt. ‚,Auf das Wort Deines älteren B.s wie auf das Wort eines Greises mögest Du Dein Ohr richten‘‘ 1), heißt es. Andererseits spiegelt das deutsche Märchen vielfach eine (s. d. und des Jüngsten Bevorzugung Erbe). spielte einst im Das Brüdermotiv Mythos 1) ebenso wie im Kultus !’) eine große Rolle zur Bezeichnung der inneren Verbundenheit scheinbar gegensätzlicher Gestaltungen; so sind Zeus, Poseidon und Hades, die Götter des lichten Himmels,

der Meeres-Feuchte und des dunklen Erdinnern Brüder (s. Zwillinge). Deshalb sind Brüder zur Ausübung mancher magischen 53

1667

Bruderschaft

Prozeduren

von

, wie z. B. zur

Notfeuern 18)

und

zum

Entzündung

‚‚Durchzie-

hen‘‘ 1%), besonders berufen, Vorstellungen, welche vielleicht Übertragung von der Idee der Himmelsmacht von Zwillingen auf nacheinander geborene Brüder bilden %), 2) Grimm KMHM, 5, 144; Lüttich Zahlen 16; Losch DBaldey ı5. *) Schrader Reallex. 1, 247 1. 1°) Krauß Sitte und Brauch

641£f.;

Wilutzky

Recht

2,

102 ff.

1) Spencer and Gillen The Northern Tribes of Central Australia 79; Gutmann Recht der Dschagga 320. }°) A. Jeremias a.a. O0, 584. 21%) P. W. Schmidt ı, 310 ff,

377 ff. *) Dieterich Mithrasliturgie 149. 3) Grimm Myth. 3,174; Bartsch Mecklenburg 2, 150. ®*) Grimm Myth. 2, 976.

2)

Golther

Myth.

214 ff.

Eben deshalb bedeutet es höchste Tragik ?%), Zusammenbruch aller sozialen

Ordnung, eines der Zeichen der Götterdämmerung ??), wenn die allgemeine Entsittlichung soweit geht, daß Brüder einander ermorden, ebenso wie Brüdermord

Kennzeichen der Endzeit %®), des Jüngsten Tages 2) ist, Andererseits ist das Motiv der feindlichen ?), kämpfenden, sich gegenseitig vernichtenden Brüder in fast allen Religionen und Sagenkreisen anzutreffen. Sicherlich bietet sehr häufig historisches Geschehen die Unterlage der mannigfachen 2%) B.morderzählungen, in Germanien ”) sowohl als im Orient. Die ägyptische Mythologie ist beherrscht von der Idee des B.mordes des Seth an Osiris. Nach dem Alten Testament ist der erste Mord ein B.mord, bekämpfen sich die

Brüder (Zwillinge) Jakob und Esau schon im Mutterleibe; Josef wird von seinen Brüdern verkauft; dem Jotham stellen seine Brüder nach dem Leben. In der griechischen Sage begegnen u. a. die feindlichen Brüder Herakles und Iphikles, Eteokles und Polyneikes, Atreus und Thyest; in Rom Romulus und Remus, in Germanien Fafnir und Regin usw.2), Der B.mord Hödurs an Baldur wird von dem dritten B. Wali sogleich gerächt; er ist Angelpunkt der kosmischen Geschehnisse, Im allgemeinen scheint gegen einen B. Blutrache nicht geübt worden zu sein,

1668

mag er auch den Vater oder den Gatten getötet haben 2); doch kann dies, wo es sich um eine Verletzung der Rechte der Schwester durch ihren B. handelt, auch so zu erklären sein, daß der B., insbesondere nach dem Tode des Vaters, aber auch schon vorher, der natürliche Beschützer seiner Schwester war %), des: sen Schutz ihr auch in das Haus des Gatten folgte 9%). Nach germanischem Rechte stand B.mord nicht unter strengerer

Strafsanktion wie anderer Mord 32); erst die Kirche setzte besonders harte Buße darauf %), So wurde dem Herrn von Burgwall als Buße auferlegt, die Kirche zu Hatten zu bauen 34). Ursache der Feindschaft ist meist Herrschsucht, Habsucht ®) oder Eifersucht 3), sei es auf Braut ”), Gattin %) oder die gemeinsame Schwester ®), ein

Motiv, ferung

gespielt

der

das nach orientalischer Überlieauch bei Abels Ermordung mit-

haben

Tragik

soll ®),

Als

empfindet

Gipfelpunkt

das Volk den un-

freiwilligen, gegenseitigen B.mord 4), besonders wenn die Brüder im Krieg auf

verschiedenen Seiten gedient hatten. Der B.mörder geht als feuriger Mann *?) oder auch als Irrlicht ®%) um. 2)

2)

Wundt

Simrock

13, 12. %) billot Religgesch.

Mythus

Mythologie

und

Religion 2, 277.

115. 221.

?%) Marc.

Meyer Religgesch. 17. ?®) SEFolk-Lore 4, 454. %) Meyer

106;

SAVk,

25,

51;

Rochholz

2,74; Herzog Schweizersag. 2, 24. ”) Strakkerjan 2, 219 Nr, 462. %®) Bugge Heldensagen 310. ®) Simrock Mythologie 135. %) Schrader Reallex,r?, 169. %) O. Hoffmann Die Verwandtschaft mit der Sippe der

Frau

(Breslauer Festschrift)

1911, 179; Gut-

mann Recht der Dschagga 10, 164 ff. %) Wilda Strafrecht 7141f, %3) Friedberg 10. 2) Strackerjan 2,297. ®%) Birlinger Volkst, ı, 257. %) Kuhn TVestfalen ı, 245 Nr. 279. ”) Birlinger Volksth. 1, 257. %) Grimm KHM, 5, ıo3z. ®) Schell

Berg. Sagen 560 a.a.0. 1061. %) Nr. 141; 107, %)

Strackerjan Ebd. 77.

Bruderschaft.

tiver den tisch nach

Nr. 41. %) Jeremias Stöber Elsaß ı, 103 2,288.

%) Kuoni M. Beth.

Die Organisation

primi-

Gesellschaften wird nicht nur durch Blutsverband bestimmt, sei er agna!), agnatisch territorial ?), rechne er der Mutter 3), oder werde er religiös

mystisch bedingt ?). Eine gleich enge Verbindung, die B., kann auch zwischen Unverwandten zufällig entstehen oder bewußt herbeigeführt werden °). Durch Zufall entsteht B. z. B. durch gemeinsame Pilgerschaft nach dem Kloster des hl. Johannes von Rila oder nach dem Grabe Christi, durch ein gemeinsames Bad im Jordan, zwischen im gleichen Monat geborenen oder im selben Wasser getauften Kindern, zwischen Sippen, welche den gleichen Schutzheiligen

feiern %), durch Teilnahme an den gleichen Mysterien ’), durch Annahme der Bitte

einer sich in Not befindlichen Person, die sogenannte ‚,‚Notbrüderschaft‘‘ ®), durch Milchgemeinschaft und FErziehungsgemeinschaft (Pflegebrüderschaft) %), durch einen weisenden Traum !). Oft ist der Partner ein überirdisches Wesen 1); so neigt sich Kara schwesterlich zu Helgi. Daneben wird B. meist durch mit Absicht und unter bedeutsamen Zeremonien abgeschlossene Einzelbündnisse begründet. Bei den Germanen findet man besonders die drei Formalakte des Gangs unter dem Rasenstreifen, der Vermischung des Blutes und der Ableistung des Eidschwures, unter welchen der Eid-

schwur eine besonders bedeutsame Rolle spielte 12). Gemeinsames Genießen eines Trunkes

Wein,

mit

oder

ohne

Blutzu-

satz !®), an Stelle des primitiveren unvermischten Bluttrunks, Intervention eines Geistlichen, kirchliche Einsegnung, Festsetzung bestimmter Tage für die Abschließung der B., was auch auf religiösen Einschlag deutet !%), und andere Mo-

tive !®)

1670

Brunelle—Brünhild

1669

können

hinzukommen

(s. Wahl-

brüderschaft), doch bleibt der Gedanke der künstlichen faktischen, magisch herbeigeführten Blutsgemeinschaft vorherrschend 1%), welcher Unverletzlichkeit zukam ”), bis ins Kinderspiel 18). Die rechtliche Tragweite der B. ist oft sehr weitreichend !%), selbst Gütergemeinschaft herrscht oft zwischen den ‚„‚Brüdern‘‘. N) Schrader /ndogermanen 101 f. ?) Ebd. 38ff. 3) Kornemann Die Stellung der Frau in der vorgriechischen Mitteleerkultur (1927), 23 ff. *) Levy-Bruhl Das Denken dey Naturvölker (Wien 1921), zoff.; Frazer I2, 197; Visscher Nefurcölker 2, 557.

5) Kondziella

Volksepos

154.

°%) Cis-

zewski Künstliche Verwandtschaft 4 {if£.; Krauß Sitte und Brauch 619 1f, ?) Perdelwitz r. Petrusbrief 80. ®) Ciszewski 7xf. °%) ZfVk. 3 (1893), 103 ff. 2) Urquell 2 (1891), 50. *) Strauß Bulgaren 53. 1?) ZIVE, 3 (1893), ı105f. 1%) Kircher Wein 83f. 1) Ciszweski 4ıff.; Krauß Sitte u, Brauch 630; ZfVk, 20 (1910), 144. 1) Urquell Nf, ı (1897), 253 ff.; v. Genne p Rites de passage 72 Anm. I. 1%) ZfVk. 3 (1893), 103. !’) Rochholz Sagen 2, 48. ’) Urquell 2 (1891), 49. 19) ZfVk. 3 (1893), 105.

2. Auf einer anderen, wenn auch verwandten Grundlage beruhen die männerbundartigen B.en 2%). Sie gliedern sich bisweilen nach Berufen, wie die B.en der Bergknappen *%), die B. der Kästräger in

Hagenau am See ??); oder sie dienen Wohltätigkeitsbestrebungen ®). Diese Gebilde zeigen einen offenbaren Zusammen-

hang mit den germanischen Gilden 24), Eine Zwangsgenossenschaft, nach Stand bzw. Alter gegliedert, ist die B. der kon-

firmierten

unverheirateten

Siebenbürgen 2).

Burschen

in

Die Aufnahmebräuche

versinnbildlichen, daß die Aufgenommenen sich unter allen Umständen der strengen Zucht zu fügen haben, s. a. Knabenschaft. Eine Parallele bilden die schweren Mannbarkeitsprüfungen bei den Primitiven, sowie das B.sband, welches alle zur selben Altersklasse gehörigen Männer umschließt, noch enger aber diejenigen, welche zugleich die Riten durchmachten %)., Eine losere, moderner anmutende Form unter einem selbstgewählten Führer wurde in Afrika entwickelt 2), die den

Übergang

gen zeigt.

zu

Wahlbrüderschaftsbildun-

2») Niderberger Unterwalden 3, 457 ££. 2) John Erzgebirge 202. 210. ®) Sartori 2, 188. 2%) dela Cheneliegere Les Charites en Normandie in RTrp. 6, 423. *) Meyer Baden 527. °®%) Fronius Siebenbürgen 8, 48

ff.

Wittstock

2) Gutmann Recht 309 ff.; Schur tz 2) Frobenius Die (Jena 1926), 37 f.

Brunelle

s.

Siebenbürgen

81

ff,

der Dschagga (1926), Altersklassen passim. atlantische Götterlehre M, Beth.

Knabenkräuter.

Brünhild. ı. Zu der problematischen Gleichung Br. = Dornröschen s. d. Hier

handelt

es sich um

das Vorkommen 53*

des

1671

Brunnen

Namens B. in der Naturnamengebung in Deutschland (und Frankreich) und damit um Zeugnisse für ihre Existenz im Volksglauben. Diese Zeugnisse sind: I. das Brunhildenbett auf dem Feldberg im Taunus, belegt in einer Urkunde des Erzbischofs Bardo von Mainz vom Jahre 1043: et inde in medium montem veltberc ad eum lapidem qui vulgo dicitur lectulus Brunihilde?); 2. ad Brunhildenstein aus der Markbeschreibung des Klosters Blei-

denstatt, Zeit des Willegis 975—1011, zurückzuführen bis 812, betrifft einen Fels in der Nähe von Wörsdorf, die jetzige

‘Hohe Kanzel’ von Engenhahn, welches 10 km nördlich Wiesbaden liegt ?); 3. die Brunihiltwisi in einer Wormser Urkunde von 1141 3) und viell. der Brünhiltegraben in einer Wormser Urkunde von 1355 %);

4.

der

Brünoldesstuol

Dürkheim in einer Amorbacher

von

1360 5); 5. der Pierre

bei

Bad

Urkunde

Brunehaut

im

Felde bei Tournai %) und 6. vielleicht der Breundelstein bei bayr. Wasserburg ”). Besonders die Komposition mit -bett, -stein, -stuhl macht eine Beziehung auf die B. der Heldensage wahrscheinlich. Hat das 9.—12. Jh. riesenhafte Felsbetten auf Bergen nach Br. benannt, so ist damit bezeugt, daß das Motiv von B.s Zauberschlaf und Erlösung, die Figur der schlafenden Kampfjungfrau auf der Felsenburg

und die Erweckungssage, vor der Abfassung und Kodifizierung der Epen, die das Motiv nicht mehr kennen, in Deutsch-

land, besonders in der Rhein-Maingegend,

volkstümlich war ®. — Wie der Name Brunhille in einen Blutstillsegen neueren Datums aus der Mark Brandenburg geraten ist®), ist damit freilich noch nicht erklärt. Sauer Cod. dipl. Nassoicus 1, 6x Nr. 117 = Boehmer Regesta archiep. Magunt, ı, 172; 1ı, Heldensage? 169. ®%) Sauer W.Grimm Cod, dipl. ı, 14 Nr. 46; vgl. 1, 15 ff. =Guden )

479;

Schliephake

Gesch. von Nassau

1,

47x Nr. 4; 1, ı114ff. ı20ff, 406 ff. ®?) Boos Wormser Urkunden 2, 717. *) Ders. 2, 322, 49 (1907), 482; ZfdA. 5 Henning 13. Sprater Pfälz. Museum 36, 34—37; SpraDer B.stuhl bei Bad D. u. Becker ter MSB. 1871, 675 .; 1917. %) K. Hofmann Sebillot Folk-Lore 4,329. ?’) Sepp Sagen 1ı6 (z892), 81; PBB. ®%) John Meier 96,

W.

1672 Braune

PBB.

23 (1898), 246 ff.;

Hen-

ning ZfdA. 49 (1907), 480; früher W, Müller Mythologie d. dt. Heldensage 85. *) Z£fVk. ı (1891), 195.

2. Auf die Merowingerkönigin B.e indessen sind vielleicht die bei Sebillot 1°)

undatiert notierten Bezeichnungen de Brunehaut zu beziehen, die in Frankreich Römerstraßen, Schlösser, Türme tragen (falls nicht ein Mannsname Brunehaldus zugrunde liegt); auch die Milchstraße heißt in Nordfrankreich und Belgien chaussge de Brunehaut, ndl. ver Broeneldenstraete 1). Aus dem 14. Jh. belegt ist der Name der Straße de Cameraco usque ad mare Witsantum mit calceria Brunechildis, ausdrücklich auf die Königin be-

zogen !?). Vgl.

noch

Pharaild.

2%) SEbillot Folk-Lore 4, 102. 329. u) Verdam Mnd. Woordenb. 7, 2278; Grimm Myth, ı, 326; 3, 106; Meißner ZfdA. 56 (1919), 83. 2%) Johannis Longi Chronicon S. Bertini (MG, SS. XXV 759); Grimm Kl. Schriften 8, 4983; Meißner

a. a. 0,

H.

Naumann,

Brunnen. 1. Abgrenzung des Gebiets. und wunderbare Kraft, —

Spenden,



4. Weissagung.



— 2. Heilende 3. Wunderbare

5. Schädliche

Wirkung. — 6. Dämonen und Gottheiten, — 7. Heilige. — 8. Eingang in die Unterwelt und Hölle. — 9. Entstehungssagen, — 1ı0o, Kul-

tische

Bräuche

und

Verehrung.

1 Abgrenzung des Gebiets. „B.‘‘ bedeutet im Deutschen sowohl die Quelle?) als die künstlich gefaßte oder mechanisch erschlossene Wasserader., Wenn seit dem 16. Jh. in der nhd. Schriftsprache ‚,Quelle‘‘ u. ‚,B.‘“ geschieden werden, so ist das nie volkstümlich geworden; wir betrachten daher beide gemeinsam.

Anderseits ist ‚‚,B.‘‘ ein Teil des

Gebietes ‚, Wasser‘‘ u. berührt sich somit vielfach mit ‚‚Meer‘‘, ‚‚See‘‘, ‚,Teich‘‘, „Strom‘‘, ‚Fluß‘, „„Bach‘‘ (s. dd.). Wir haben hier in erster Linie von dem Glauben zu reden, der sich an die Quelle als den Ursprung des Wassers und den B. als wichtigen Teil einer Siedlung knüpft. 3

Grimm

Myth.3®

550;

DWb.

2, 433 f.

2. Heilende u. wunderbare Kraft. Der Glaube an die Heilkraft des

B.wassers knüpft sich an natürliche obachtungen: das Wasser reinigt,

Beder

1673

Brunnen

Trunk frischen Quellwassers erquickt, manche Quelle (Mineralquelle) bietet heiJende Bäder und heilenden Trunk. Somit sind es meist ganz bestimmte B., denen man diese Kraft zuschreibt. Das Volk glaubt jedoch öfters an die Heilkraft des B.wassers überhaupt zu bestimmten heiligen Zeiten, besonders zu Beginn eines neuen Abschnittes, an Neujahr, an den beiden Sonnwendfesten (Johannis und Weihnachten), am 1. Mai, an Fastnacht (s. auch Osterwasser, Pfingstwasser), oder an den Tagen bestimmter Heiliger, an Peter und Paul, am Maria-Magdalenentag, an Jakobi, im Allgäu auch am Mange(Magnus-)tag (6. Sept. ?)). ‚‚,Wasser, zu

heiliger

aufgang,

Zeit, in

mitternachts, vor

feierlicher

Stille

Sonnen-

geschöpft,

führt noch späterhin den Namen heil (a)wäc, heilwege‘* (s. d.) %. Das Wasser ist da am heilkräftigsten, wo es unmittelbar aus dem Schoß der Mutter Erde hervorquillt; besonders wird dies von flieBßendem B.wasser betont %). Bestimmte B. helfen gegen bestimmte Krankheiten: gegen Fieber 5) (vereinzelt heilt Fieber dasselbe B.wasser, durch das man es sich zugezogen hat) ®%, Lausweh, Zahnweh, Reißen im Kopf”), Augenleiden®), Hunde-

biß®), Sommersprossen !°), Kröpfe!), den weißen Fluß der Frauen ?!?), Unfruchtbarkeit der Frauen ?); sie schaffen Kindbetterinnen Erleichterung !*), sind gut für kranke Kinder!®); das Hänschesbörnchen bei Vadenrod (Hessen) verhilft zu besonderer Schlauheit !%). Der Gesundbrunnen bei Dünschenberg (Mecklenburg) tat den

Arzten

solchen

Abbruch,

daß

sie

einen

des Wassers

hörte

Schäfer zwangen, seinen Hund hineinzu-

werfen;

die Heilkraft

auf !7), Der B., der aus der mütterlichen Erde hervorquillt, liefert auch die kleinen Kinder (s. Kinderb.).

?) Reiser Allgäu 2, 165. °%) Grimm Myth.? 551. *) Sitte wald Aberglauben 804 5) Grohmann 163; Meyer Baden 41; Birlinger Aus’ Schwaben 1, 192; ZfVk. 5,212. ©) Hovorka u, Kronfeld 2, 335. ’) Ebd. %) SAVk., 8, 146, ®%) Sebil-

lot Folk-Lore 2, 245. ®) Rochholz Drei Gaugöttinnen 60 f, 1) Panzer Beitrag 2, 205.

12) Wolf Beiträge 2, 186 f. 1) Weinhold Quellen 25; ZirwVk 1905, 249; HessBl. 16, 7.

1M) Köhler Voigtland 366.

'°) Rochholz

1674

a.a, O. 60, 1%) HessBl. Mecklenburg 1, 357.

3.

16, 8.

”) Bartsch

Wunderbare

Spenden.

Aber der B. gibt nicht nur gewöhnliches

Wasser. Im Kalotaszeger Bezirk holen sich die Mädchen in der Dämmerung am B. ‚„„goldenes‘‘ Wasser. Wer sich damit

wäscht, wird schön. Aber der Neid gönnt diese Gabe den Genossinnen nicht: die erste, die dort ist, wirft Spreu hinein, so daß die andern kein goldenes Wasser bekommen können !®). Die Tatsache, daß

in manchen Landstädten beim Empfang des neuen Landesfürsten aus dem Marktb. Wein floß, ließ den Wunsch entstehen, der B. möge dieses edle Naß selbsttätig spenden. So schöpft man Wein aus dem B., wenn man nicht hineinsieht, in der

Christnacht ?) oder in der Osternacht um 12 Uhr%®) (s. Wasser u. Wein). Aus dem B. der heiligen Hunna im Elsaß floß in einem

armen

Jahre

aus

allen

Röhren

Wein“) (auch das Märchen kennt einen Marktb., aus dem Wein fließt) ?). Einen Milchb. kennt das Elsaß ®), Aus einem B. bei Cronweißenburg quoll ‚‚,Karchsalb‘‘ und Wagenschmiere *), 1) ZfVk.

glaube

804;

4,

319.

®)

Sittewald

Drechsler

Festgebräuche 9 XNr.2. 2) Wolf Beitr. 2,5. ®)

ı,

Weissagung.

Wunderbaren

Kapff

%) HessBl. ı6, 8. Grimm KHM.29:

23) Stöber Elsaß ı, 38 Nr. 57. holz Sagen 2, 242.

4.

23;

Aber:

*)

Roch-

Neben

diesem

haftet dem B. noch manch

Geheimnisvolles an: er wirft das Spiegel-+ bild zurück, und in der Dunkelheit scheint es oft ein anderes zu sein; er führt hinab in das Reich der Unterirdischen (s. 8); er versiegt plötzlich oder läuft über, oder die Quelle ändert ihren Lauf: deshalb schreibt

man

ihm

die

Gabe

der Weissagung

zu.

731 verbot Papst Gregor III. in seinem Erlaß an die Fürsten und an das Volk der germanischen Provinz die fontium auguria ®), Durch Trinken erfährt man die Zukunft: wer in der Weihnachtszeit während des Zusammenläutens der ersten Messe an drei B. unangeredet trinkt, aber noch während des Läutens in die Kirche kommt und über die rechte Ahsel z u-

rückschaut, sieht sein Zukünftiges (Wol-

1675

Brunnen

perdingen bei St. Blasien), und Heiratslustige trinken aus einem B. Wasser und warten bei der Kirchtüre: wer zuerst

herauskommt, ist Braut oder Bräutigam %). In der Westschweiz muß ein

Bursche

aus

7,

9

oder

ı1

B.

je

drei

Schluck Wasser trinken, im Simmental muß dies zwischen II und 12 Uhr nachts geschehen, im Emmental dürfen dabei

keine B.leitungen überschritten werden: dann sieht er die ihm bestimmte Frau vor der Kirchentür stehen ?”). — Die Eisfiguren des gefrorenen Wassers, in einem Geschirr aus 3 oder 7 laufenden

B. beim

Betzeitläuten des heiligen Abends geholt und unter die Dachtraufe gestellt, zeigen am Schluß der Engelmesse anderen Tages den Stand des Zukünftigen %). In Böhmen wirft man in der Karwoche Kreuzchen aus Zweigen geschnitzt in den B., um die Zukunft zu erraten ®). — Ein anderes Mittel ist das B.sehen. Dem Mädchen zeigt sich so der Zukünftige am heiligen Abend®), in der Neujahrsnacht 3), am Silvesterabend (es muß sich aber mit einem Brautschleier und einem Licht, das

bei einer Trauung gebrannt hat, ausrüsten), am Andreasabend in der Dämmerung 2), in der Andreasnacht um 12 Uhr (es sieht aber zugleich den Teufel) 3), im Elsaß in gewissen B. zwischen II und 12 Uhr %), Wenn man an II B. Wasser trinkt, dabei aber jedesmal rücklings zum B. tritt, erscheint beim 11. B. das Bild des Zukünftigen 3). Wäscht sich das Mädchen zwischen II und ı2 Uhr nachts an drei Morgenb. (die nach Morgen fließen), dann steht er an der Kirchentür mit einem Tüchel in der Hand, sie abzutrocknen 3%). Zuweilen erfährt man auch anderes, wenn man in den B. sicht. Eine

Weibsperson,

die

in den

B.

sah,

hörte

Musik, weinen, lachen, „und noch anderes muß sie gesehen und gehört haben, weil sie ganz blaß und krank in die Stube zurückkam‘‘ ”). — Weit verbreitet, bes. in

Oberdeutschland,

sind die Hungerb.:

sie

fließen nur dann, wenn ein unfruchtbares

Jahr bevorsteht ®). Seltener zeigt ein B.,

der ganz voll ist, ein fruchtbares Jahr an ®). — Den Tod verkündet der B.

eines adligen

Stammhauses

in Franken:

1676

wenn jemand aus dem Geschlecht sterben

soll,

versiegt

auf

einige

Wochen

sein

Wasser ®); bei einem andern fränkischen Geschlecht wird bei bevorstehendem Todesfall der Quell durch einen unbekannten Wurm getrübt *!). Verlangt ein Kranker nach Wasser aus dem Ehlborn zu

1677

Brunnen

daraus entsteht Hagel und Unwetter %).

Über einen B. darf man kein Haus bauen,

da sonst bald jemand darin stirbt ®). Die letzten Beispiele führen uns schon zum Glauben an den B.dämon (s. 6.). 41) HessBl.

7f.

*) Panzer

Beitrag 2, 295.

Gambach (Hessen), so ist dies ein Zeichen

46) SAVk. 21 (1917), 42. %) Wuttke 83 $ 98. %®) Bartsch Mecklenburg 2, 314. “#) Grohmann Sagen 255. ”) Urquell ı, 9.

Schlacht im Lande geschlagen ®). — Über die unmittelbare Weissagung des

6. Dämonen und Gottheiten. Diese wunderbaren Eigenschaften, die dem B. anhaften, die guten wie die

des nahen Todes 22), Verändert der B. seinen Lauf, so wird bald eine große B.geistes

s. 6 (s. auch

‚,Wasserorakel‘‘).

bösen,

haben

schon

in

alter

Zeit

den

2) Weinhold Quellen 28. %) Meyer Baden 199. %) SchwVk., 3, 88. %) Meyer a.a. 0.199. ®) Grohmann 49. ®) ZföVk. 4, 146. %) Bartsch Mecklenburg 2, 238. #) Hovorka u. Kronfeld 2, 177. %) Meier Schwaben z, 454. %) Urquell NF. I, 71. 9) SAVk, 8, 2671. 3%) ZfVk, 8, 250. ) Vernaleken Mylhen 346. ®%) Gramm Myth.3 557%; Birlinger Volksth. 1, 141;

Glauben an im B. waltende Wesen veranlaßt. Die B.dämonen vermischen sich jedoch vielfach mit anderen: Wasserfrauen, die die Menschen besuchen und

Meier Schwaben ı, 262. %) Ebd. ı, 263. %) Grimm Sagen Nr. 104. *) Lammert 47. 4%) HessBl. 16, 22. %) Rein Brunnen im Volksglauben 122.

einem Haken

Lammert

g7f.;

Reiser

Allgäu

1, 236;

5. Schädliche Wirkung. Aber auch Unheil kann der B. bringen. Hier sind ebenfalls wieder natürliche Beobachtungen der Ausgangspunkt: ein kalter Trunk schädigt den erhitzten Menschen, mancher B, hat ungesundes Wasser, verunreinigte B. bringen Krankheit; der

überlaufende

B.

richtet

Schaden

an,

mancher hat durch Sturz in den B. sein Ende genommen. Vor fremdem Wasser (in anderen Dörfern) soll man sich in acht

nehmen,

cs

verursacht

leicht

Krank-

heiten, bes. Hautausschlag; wer aus dem Krockeborn bei Allmenrod (Hessen) trinkt, bekommt Grinder %*), wer aus dem Kropfb. bei Grieningen (Bayern) trinkt, einen Kropf ®). Das Vich erkrankt, wenn man an Sonntagen den B.trog auswäscht %). Die Hühner vertragen die Eier, wenn die Hausfrau an Fastnacht zum

B. geht *). Unglück

cs

hervor,

wird

am

in der Familie ruft

ersten

Weihnachts-

tage und Neujahr Wasser aus dem B. geholt ®). Tödlich wirkt die Berührung des schwarzen Wassers eines B.s am Fuße des Radelsteins in Böhmen; an heißen Tagen kommt dichter Nebel aus ihm hervor, und

ihnen helfen, aber vor 12 Uhr zu Hause sein müssen, Wassermänner, die die Menschen schrecken und zu sich hinabziehen (der ‚„„Hakenmann‘* zieht Kinder mit

hinunter);

solche,

die auf

dreimaligen Anruf das Wasser überlaufen lassen und der rufenden Person den

Tod bringen, sind für den B. nicht bezeichnend (s. Wasserelben, Wasserfräulein, Wassergeist, Wassermann). Häufig herrscht hier auch die Vorstellung, daß

Seen, Flüsse und B. durch unterirdische Gänge miteinander verbunden sind, so daß der B. für den Wassergeist nur ein

Ausgang zur Oberwelt ist (vgl. Mörikes „Historie von der schönen Lau*‘). Die Tatsache spielt mit herein, daß von manchen B. unterirdische Gänge ihren An-

fang nehmen. — Andere B.dämonen sind unterirdische

Gottheiten,

da

der

B.

der

Eingang zur Unterwelt ist (s. 8). Besonders deutlich wird dies bei Holda oder Holla (s. d.), in deren unterirdisches Reich es durch den B. geht und die auch Kinder schenkt (s. ‚,Kinderb.‘‘). Bei Frischborn (Hessen) heißt ein B. ‚,Frau-Rolle-Loch‘‘ (entstellt aus ,, Frau-Holle-Loch‘‘) 1). Zum Wesen der Unterirdischen paßt auch das Weissagen der B.geister ®%) (und der Wassergeister überhaupt, vgl. Hagen und die Meerfrauen im Nibelungenlied). — Und schließlich vermengen sich die B.geister öfters mit verwünschten Gestalten. Manchmal hüten sie auch Schätze, die schwer zu heben sind. Veranlassung

1678

zu diesem Glauben mögen mancherlei Funde gegeben haben; in Kriegszeiten wurde Geld und Gut, mitunter auch die Kirchturmglocke in B. und Seen ver-

senkt (s. Schatz,

Glocke). — Die B.gott-

heiten sind, dem nährenden, reinigenden und heiligenden Wesen des Wassers entsprechend, meist weiblich ®). Die badenden Jungfrauen sind ein Zeichen für gutes Heuwetter, d.h. die Nebel und Wolken haben sich gesenkt. Während diese auch an Flüssen und Seen zu Hause sind, gehören die waschenden Jungfrauen vielleicht enger zum B. „Die Handlung des Waschens selbst dieser geisterhaften Weiber ist von dem Plätschern des Wassers abgeleitet‘‘ 54), Der Nebel veranlaßt wieder die Vorstellung, daß sie ihre Leinenwäsche an den Nußhecken trocknen, wie beim Seileborn am Roteberg (Hes-

sen) ®). — Tiere

im B.,

Altertümliche

B.geister sind

Kröte, Krebs, Forelle

u. a.,

die den B. rein halten °); giftige Dünste, die dem B. entsteigen, kommen von einem giftspeienden Lindwurm”) (s. Lindwurm; vgl. auch die Kröte im B. bei Grimm KHM. 29). — Böse B.geister sind auch die Frauen im B. in der Gegend von Merklin (Böhmen), die Fieber über die Menschen bringen. Will man sich davon befreien, so muß man das ausgezogene

Hemd zu einer bestimmten Stunde der Nacht über das Dach werfen; gelingt dies

auf den ersten Wurf, ist man fieberfrei, muß der Wurf wiederholt werden, so ver-

liert sich das Fieber erst nach einiger Zeit. Man darf sich aber inzwischen nicht nachts

im Freien blicken lassen, denn der Geist lauert einem auf, um sich zu rächen (be-

ruht auf der Erfahrung, daß der Aufenthalt abends im Freien in Sumpfgegenden gefährlich ist) ®). — In manchen Gegenden nimmt es der B.geist übel, wenn man in den B. hineinblickt; er zieht einen ‘hinunter®), bedeckt einen mit einem Aus-

schlag oder schlägt einen über den Kopf ®);

wer

in Trachenberg

(Schlesien)

in

der

Christnacht um 12 Uhr in den B. sieht, wird

von den Nixen hinabgezogen ®), Erwähnt sei hier noch der Mimirsb.

der Edda, wie-

wohles fraglich bleiben muß, wie viel davon auf alten Volksglauben zurückgeht.

1679

Brunnen

51) HessBl. 16, 22. 5%) Weinhold Quellen 281. %®) Ebd. ı7. *) Ebd. 22. 5) HessBl. 16, 35. 5°) Ebd. 8f. ”) Panzer Beitrag 1, 233 f. Andere solche Tiere: Weinhold a.a.O.23; Basilisk: Mailly Niederösterreich 27 Nr. 61. #) Hovorka u. Kronfeld 2,330. 5) Müller Siebenbürgen 34f. ®) SAVKk. 25, 50. ®%) Drechsler ı, 23.

7. Heilige. Die christliche Kirche konnte diesen B.dämonen gegenüber zweierlei Stellung einnehmen: sie konnte sie bekämpfen oder durch Heilige ersetzen. Der heilige Remaclus vertrieb ein heidnisches Wasserweib aus einem B.°2). Meist ließ sich aber das Volk seine B.geister nicht nehmen, und so treffen wir zahlreiche B.heilige, den heidnischen B.frauen entsprechend meist heilige Jungfrauen ®), neben bekannten Heiligen wie Hedwig, Walburgis u.a. zuweilen ‚,drei Jungfrauen‘‘ *%), Hier liegt die Beziehung nahe zu den drei Schicksalsschwestern, die am B. spinnen (vgl. auch die drei Nornen der Edda an Mimirs B.). Im Salzburger Land und in Tirol verdrängten die Geistlichen die alten B.heiligen durch die Notre Dame de Lourdes ®). Die Muttergottes gibt Mariabrunn den Namen %), sie tränkt die mutterlosen Kinder im Milchb.®), sie sitzt mit dem heiligen Johannes im B. und geigt und spielt mit den Kindern ®). 6)

8)

Rochholz

ZfVk.

Wolf

6)

ıı,

Drei

201.

%)

Beitr. 2, 187.

Wolf

Grohmann

®%) Meyer

Beitr. 2, 415.

1, 38 Nr. 57.

Gaugöttinnen

Baden

®”) Stöber

®%) Wolf

a.a.0O.

130.

I, 165.

47;

533.

Elsaß

8. Eingang in die Unterwelt und Hölle. Die gewaltige, unheimliche Tiefe vieler B. vergrößert die

Volksphantasie ins Ungemessene, die christliche Kirche verwandelt das unterirdische Reich, in das sie führen, in die Hölle und die unheimlichen Wesen, die dort weilen und durch den B. heraufkommen, in Teufelsgestalten. Das, ,Schiffsloch‘‘ bei Nieder-Florstadt (Hessen) ist so tief, daß eine Kirche mit ihrem Turm

hineingehen (Hessen)

schütteten Steine

ist

soll ®); ein

einmal

hinunter,

tiefer

bei

B.;

hundert

und

man

Volkartshain die

Bauern

Wagen

merkte

voll

nicht,

wo sie hinkamen ®). In Ried bei Petersbrunn (Oberbayern)

hat man einen B. so

1680

tief gegraben, daß die Arbeiter den Hahn krähen hörten’), in Graustein hörten die grabenden Arbeiter Gänse schreien 72), Der Escherb. in Kreutzendorf (Schlesien) ließ sich nicht zuschütten, in seiner grundlosen Tiefe sah man alle möglichen Gestalten?) (s. auch unergründlich). Namen wie Erdmännlisbronnen 7?), Wichtelb75), . Doggelib. 7%) weisen auf die Unterwelt, Teufelsborn heißt ein B. in Zell (Hessen) ”), zahlreiche B. werden als Eingang zur Hölle betrachtet ®). In Holsterschlag in Böhmen entstiegen dem Kellerb. grünröckige Männer mit einem Pferdefuß, also Teufel”). Der

B.

mhd.

erscheint

Gedicht

als

„Reinhart

‚„‚,helle‘‘

in

Fuchs‘‘ ®),

dem

%$) HessBl. 16, 10. ©) Ebd. 56. 7!) Panzer Beitrag 2, 135. ”) Schulenburg Wendisches Volksthum 168. **) Kühnan Sagen 3, 304 f. 74) Zimmernsche Chronik 4, 229. 75) Zeitschr. f. hess, Gesch. 7, 210. ’°) Rochholz Sagen I, 270. 7”) HessBl. 16, 59. ”) Groh231. Quellen % Weirhold Sagen 167. %) Altdeutsche Textbibl. mann 7 V. 910.

Die 9. Entstehungssagen. heilige Scheu, die man vor der Wunderkraft des B.wassers und den B.gottheiten und -heiligen empfand, veranlaßte man-

cherlei Das

Sagen

Alteste

über

Entstehung

ist vielleicht,

daß

der

man

B.

sie

durch den Blitz des Himmels ins Dasein treten läßt, dann ist es der Speer oder Stab eines Helden oder Heiligen, der die

Quelle hervorsprudeln läßt, auch durch Gebet entsteht sie, manchmal auch durch den Hufschlag eines Rosses oder eines anderen Tiers; ein Drache wühlt sie auf,

eine Taube

läßt einen

Tropfen

aus dem

Schnabel fallen, der den Fels aushöhlt und mit Wasser anfüllt. Meist veranlaßt Wassersnot die Entstehung, mitunter ist sie ein göttliches Zeichen zur Bestätigung

einer Tatsache #1). Hervorgerufen sind solche Sagen z. T. wohl auch durch die „B.schmecker‘‘ 82); schon die Alten spürten Quellen durch magische Mittel auf; es ist nicht immer die Wünschelrute (s. d.).

81) Zahlreiche Belege für all diese Sagen bei ®%®) SÄAVKk, 3, 174. Quellen 41f. Weinhold

10. Kultische

Verehrung.

Die

Bräuche

Heiligkeit

des

und

B.s

1682

Brunnen

1681

veranlaßt verschiedene Bräuche. Die ungeheure Wichtigkeit, die der B. seit alters für Mensch und Vieh, für die ganze Siedlung hat, macht es zur Pflicht, für seine Reinhaltung zu sorgen. Daher finden alljährlich B.reinigungen statt, meist zu Pfingsten oder zu Johannis ®), im schwäbischen Rottenburg am Dienstag nach

Bettnässer 1%), — „Wer in eine Quelle spuckt, speit dem lieben Gott ins Gesicht‘ 194). Kinder dürfen keine Steine in

Nachbarschaft Gekommene in den B. steigen und helfen ausputzen; waren mehrere neue Nachbarn da, so wurde gelost, jeder B.nachbar stiftete einen Kreuzer, ein Trinkgelage schloß sich an ®). Anderswo tun es die jungen Leute: die Burschen reinigen die B. und streuen Salz hinein, die jungen Mädchen müssen dann mit ihren Schürzen den Burschen die Füße abtrocknen ®). Die Mädchen entfernen mit ihren Händen den Schlamm (in Böhmen®) und in der Eifel) ®). An den

Tod des Hausherrn angesagt 1!*”). Eine neu aufziehende Magd muß in den B. sehen, um recht lange bei der Herrschaft zu bleiben !®). — Dem B.dämon müssen Opfer gebracht werden, daß er keinen Schaden anrichtet und weiterhin Gutes spendet. Selten fordert er alljährlich ein Menschenopfer, wie der B. am Mainzer Tor in Friedberg 1); sonst verlangen dies Flußgeister. Gelegentlich haben wir noch die Ablösung des Menschen durch ein Tier 10); wenn der überquellende B.

daß ihn der Drache nicht vergifte oder verunreinige®), auch bei Sonnenfinster-

geworfen wird, sich beruhigt, klingt wiederum der Glaube an die Unterirdischen an (s. auch Menschenopfer, Tieropfer, Wasseropfer). Bei der Vernichtung des Heidentums in Böhmen wurden ausdrücklich die Opfer am B. verboten, die man zu Frühlingsbeginn darzubringen pflegte 11). — Die Hauptsorge ist, daß der B. nicht versiege. Deshalb wirft man

Trinitatis;

beiden

nissen,

dort mußte

Sonnwenden

weil

der zuletzt in die

wird der B. bedeckt,

während

dieser

Zeit

Gift

fällt 8), und bei Mondfinsternissen ®). Weiterhin muß der B. geschützt werden gegen böse Geister, die das Wasser unrein und schädlich machen für Menschen und

Vieh, in den Zwölften: man schießt in der Christnacht und Silvesternacht ein Feuergewehr in den B. ab ®). In den synodalen Statuten der Diözese von Meaux heißt es: „Die Quellen sollen durch einen Riegel verschlossen und bewacht werden wegen

der Zauberei‘‘®), Auch Feuerbrände wirft man in der Christnacht in den B. zum Schutz gegen Hexen, oder ein nacktes Mädchen wird Hhinabgelassen und wirft Stahl

und

Feuerstein

hinein,

um

das

Haus gegen Blitz zu schützen ®). Der B.

versiegt, wenn eine „unreine‘‘ Frau daraus schöpft: während sie in der Periode ist %), während der Schwangerschaft ®), in den sechs Wochen nach der Niederkunft ®); im Voigtland muß sie vorher ein kleines Geldstück hineinwerfen ”), andernorts drei Brotrinden ®) oder eine

Handvoll Salz ®); das Wasser wird rot, wenn die Wöchnerin schöpft !®), es bekommt Ungeziefer !), sie selbst wird außerdem lausig 12), das Kind wird ein

den B. werfen,

‚,denn es ist Gottes Auge

darin‘‘ 1%), Auch sonst wird Achtung vor der Heiligkeit des B.s verlangt. Wer dem B. in Glotterbad

‚‚,Wasser‘‘ sagte, mußte

ein Fuder Wein zahlen 1%), Wie vielerorts dem

Vieh,

durch

ein

wird in Schlesien

schwarzes

Tier,

dem

B. der

das

hinein-

Geld hinein. am heiligen Abend !!?) und zur Wintersonnenwende 13), die Wöchnerin tut es beim Kirchgang 114), und wenn sie zum erstenmal zum B. geht 2”). Sonst

spendet man Speisen. Im Böhmerwald steckt man am Fasttag vor dem Weihnachtsfest Brot in die B.röhre, dann geht das Wasser das ganze Jahr nicht aus !!%) ; in den neugegrabenen B. wirft man Salz *”),

ebenso

in den

Weihnachten

B. zur Osterzeit 18), an

Salz 1%),

Brosamen

1%),

Honig 12), von jeder Speise einen Löffel voll auf einem besonderen Teller 1??); auf Käseopfer weisen Namen wie ‚,Käseb.‘‘ 128), Teilweise vermischt sich bei diesen Bräuchen die Opferhandlung mit einer Zauberhandlung. — An der Hochzeit wirft bei den Esten die Braut Geld und Bänder in den B.!2*), in Bulgarien speit sie eine Münze hinab und schüttet Hirse hinein 12); bei Tauberbischofsheim

1683

Brunnen

ein Stück Zucker in

wirft die Hebamme

den B., damit die Frau ein Kind bekommt (Kinderb.!). — Auch zwecks Heilung von Krankheit müssen dem B. Opfer gebracht

Geld häufig Metallgegen-

neben

werden:

stände, besonders gebogene Nadeln, die an die Fibeln erinnern, die den Nymphen geopfert wurden 1%), dem Quell des hei-

ligen Quirinus getrocknetes Schweinefleisch gegen Augen- und Hautkrankheiten 127), Bei Krankheiten kommen öfters noch andere Bräuche in Frage. In Unterfranken wird der Fieberkranke zur Ader

1684

beim

Kirchweihfest 1),

Es handelt sich

hier um einen Fruchtbarkeitszauber, der — in Oberdeutschland z. T. bis in die Ge-

genwart — mit der B.tauche verbunden ist, einem alten Regenzauber (s. d. u. Wasserguß). Zwei ledige Burschen oder der Jüngstverheiratete Mann mußten am Aschermittwoch in den Marktbrunnen springen, dann rannten sie unter die Menge und küßten einige Mädchen 141), In Scheer und Sigmaringen wurden an Silvester oder am Fastnachtmontag die

im letzten Jahre Neuvermählten in den B.

gelassen, ein reines Tüchlein mit dem Blute benetzt und in den B. gelegt: so wird das

getaucht 142), Als Gesellentaufe finden wir

eine Wöchnerin keine Milch, netzt eine alte Frau ein Weizenkringel des Morgens an drei B., wobei sie nicht reden darf, damit die badenden Nymphen sie nicht

Lehrlinge von sich ab!®), Am Aschermittwoch springt der Fastnachtsnarr in den B. (in Waldshut bis 1869 üblich);

gewahren.

Wöchnerin,

gekühlt 1%).

Kranken

des

Fieber

Dies

damit

das Wasser vom

Weizengebäck ihre

Milch

B. 12). —

ißt

fließe

Hierher

Hat

die

wie

ge-

hören auch die vielen Brunnenwallfahrten und der Umgang um den B.: dreimal (auch sechs-, neun- oder zwölfmal) muß der B. umgangen oder umritten werden

von Osten nach Westen 1%), drei Vaterunser werden dabei gebetet !31), dreimal wird der Mund dabei voll Wasser genommen. Wer die Wallfahrt in Stellvertretung übernimmt, wäscht sich den Körperteil, an dem der Kranke leidet ?22), Die Kranken hängen Kleidungsstücke die

(wohl

des

kranken

Körperteils)

an

Bäume und Büsche und lassen sie zurück 193), — Auch Zaubersprüche werden

am B. gesprochen zur Behebung von gegen Fieber 1%), gegen Krankheiten: Zahnschmerzen (das Zahnweh soll in

den

B.

fallen) 198); ?

ein

krankes

Roß

wird bespritzt und besprochen 1%) (s, auch Heilzauber). Treibt der Hirt am Pfingsttage zum erstenmal das Vieh auf die Weide, führt er es erst zum B. und schreit ihm ins Ohr: ‚Kommt wieder

nach

Haus!‘

13%),

Oder

er

betet

mit

abgezogenem Hut am B. 18), — Auch der Dorf- oder Stadtb. wird an vielen Orten umwandelt und umritten (wie die Heilquelle, s. o.), und zwar an Neujahr, Fastnacht, Pfingsten 1); manchmal auch

den Brauch in Bayern: die freigesagten Gesellen waschen so alle Unarten der

heute wird vielfach statt dessen eine Strohpuppe verbrannt oder ersäuft (am Montag nach Aschermittwoch geschah dies in Zürich) !t) (s. Fastnacht begraben); der „‚Pfingstdreck‘‘ in St. Georgen mußte in allen B.trögen ein Bad nehmen. Eine Spur der B.tauche hat sich in dem Hildesheimer Maigrafenritt „über den

B.‘*‘ noch erhalten 12). — Ein anderer Fruchtbarkeitszauber ist das B.schmükken. Im Mai 1%) oder an Ostern 1?) oder an Pfingsten 14) wird der B. mit Blumen und Kränzen geschmückt, ein Baum wird an Neujahr 1%) oder am I. Mai auf den B.rand gesteckt 1°); mancherorts wird das

Vieh

am

getränkt

I. Mai

1%),

aus

Die

dem

bekränzten

Fruchtbarkeit

B.

des

Baums soll auf den B. übertragen werden, daß das Wasser nicht versiegt (s. Maien). — Aus Bıreinigen, B.tauche und B.schmücken sind somit vielerorts B.feste entstanden, die heute noch vielfach bestehen, ohne daß die Bräuche noch verstanden werden. Bisweilen finden sie bei der Wahl des neuen B.herrn statt, und das anschließende Gelage, manchmal verbunden mit nachfolgendem Tanz, ist die Hauptsache geworden 192), 5) Weinhold Quellen 34. ®%) Birlinger Volksth 2, 205. , ®) ZfVk 7,093. %) Grohmann 52. %) Schmitz Erfel ı, 99, ®%) Wolf Beiträge 2, 387. ®) Panzer Beitrag 2, 315;

Wuttke

®)

Sartori

30r

Nr. 442;

2,27.

®)

Grohmann

Bartsch

28.

Mecklen-

1685

Brüste—brüten

burg 2, 226. 244. ®) Seligmann ı, 237. ») Wuttke 68 $ 78; Z{Vk. 4, 402; Sartori 3,232. %) Birlinger Aus Schwaben I, 192. ®°) Wuttke 376 8571; Höhn Geburt Nr. 4, 258. %) Panzer a.a.O. I, 259; Kühnau Sagen 2, 690. ”) Köhler Voigtland 437. %®) Wuttke 379 $ 576. 71%) HessBl. ı6, ı, 204f. ®) Drechsler 28f. 19) Bohnenberger Nr.ı, 3. 21. 102) Lammert 173, 13) Höhn a.a.O, Nr. 4, 266. 1%) Rochholz Drei Gaugötinnen 131. 1%) Wuttke 14$12. !®) Meyer Baden 569. 1”) Drechsler 1ı,291. !®%) Ebd, 2, 149. 19) HessBl. 16, 21. 1!) Liebrecht Zur Volksk. 335. 11) Vgl.Grohmann 74f. u2) John Erzgebirge 163. 173) Grohmann 50. 124) John a.a.0O. 65. 15) Wuttke 293 8 429; Köhler Voigtlland 419, 26) Schramek Böhmerwald 114. 1) Sartori 2,27. 1®) Birlinger a.a.O.2, 82, 2) Schramek a,‚a.0O, 116. 12%) John Wesiböhmen 16. 1%) Drechsler 1ı, 40; Sartori 2, 27. 1?) Grohmann 50. 123) Sepp Sagen 331; Rochholz a.a.O. 6. 14) Wuttke 292 8 428. 1%) Meyer Baden ııl. 1%) Weinhold a.a. 0. 6o.

127) Ebd. 41. 1%) Lammert 198, 1?) Z{Vk., 4, 146. 1%) SEbillot 2, 245. 295; Moore

in: FL. 5, 224. 19) 216. 132) Sebillot

u.

163.

ler

Kronfeld

195) Wuttke

2,

114.

Müller 2,277. 19)

'%)

ı, 268,

1”)

336 $501.

Siebenbürgen Hovorka

Grohmann

1%)

Kuhn

u.

B.

werden

Drechs-

Schwartz

389. 1%) Meyer Baden 138. 1”) Knuchel Umwandlung 90. #9) Mannhardt ı, 430. 1) Birlinger Volksth.2, 30 ff. 12) Mannhardt ı, 488. 1%) Panzer a.a. ©. ı, 229. 14) Vernaleken Alpensagen 364. ı,377. 14) SAVk.2, 16 f. 15) Mannhardt 1) Meyer 3, 152. II, 36. 19) Sartori a. a. 0.157; ZfVk. 14,421. !) Mannhardt I, 241. 1”) Sartori Sitte u. Brauch 3, 70. 11) Meyer a.a, O. 220. }®) Wolf a.a.O. 1, 229 f.; NAddZ{£Vk. 4, 245 ff. Hünnerkopf,

Brüste !). Volle

gerne

ge-

unverhüllt

ans

schen; im Niederbayrischen ?) wendet man, um‘ solche zu bekommen, Weihwasser an; im Österreichischen ®) stellen sich Mädchen, die vollbusig werden wollen, nachts

Fenster

und

„Herr Schein Daß ’s Hab i

bei Vollmond

sagen:

Man (Mond) mei Brust an, wird wie ein Essigkrug, mei Lebtag Brust genug.‘

Die Brustdrüsenentzündung gehört zu den gefürchtetsten Erkrankungen von Wöchnerinnen. Es wird geraten, den rechten Schurzzipfel oben in das Schurzband zu stecken oder Milch aus der Brust

1686

auf ein heißes

Bügeleisen

zu träufeln®).

Bei Brustschwellungen (Einschuß) soll der Mann früh morgens einen Feldstein nehmen, dreimal das Kreuzzeichen über die B. machen, dann den Stein wieder

genau

einsetzen,

wie

er

vorher

lag 9).

tivb.

(s. Votiv) in Wallfahrtskapellen®).

Gegen Brustwarzen verwendet man im Ennstal sog. Menschenschmalz, d.h. aus Frauenmilch bereitete Butter®). Bei Wochenbettfieber glaubt man in Bayern, „daß die Spinn der Kranken zum Kopf gestiegen sei‘‘ 7). Häufig findet man Vo -

2)

3

Hovorka

Pollinger

u.

Kronfeld

Landshut 248.

2,

606.

3?) ZfiöVk, 3, 7.

4‘ Hovorka u. Kronfeld 2, 606, 5 Wuttke 84095. © Hovorka u. Kronfeld 2, 607. 7) Ebl. ®*) Andree Votive 117. Stemplinger.

brüten. Von Bedeutung ist der Tag, an

dem man die Henne ansetzt. Am OÖstermorgen zwischen II und ı2 Uhr gesetzte Eier geben Hühner, die jedes Jahr die geGründonnerstag wechseln, Farbe setzte geben bunte Hühner *!). Die Küken gedeihen gut, wenn man die Eier an einem Kirchtag unterlegt %), am Sonntag während des Läutens %), zwischen II und I2 Uhr, wenn der Pastor den Segen spricht), wenn die Leute die Kirche verlassen ©): solche Hühner laufen nicht auseinander®). Günstig ist es, Hennen Freitag mittags I! Uhr”) oder an allen Wochentagen von 11 bis 12 Uhr anzusetzen ®%. Morgens um 6 Uhr und mittags um 12 Uhr gesetzte Eier geben lauter Hennenküken ®). Der Sophientag gilt als günstig, der Valentinstag als ungünstig für den Brutbeginn 19). Man muß die Eier bei neuem !) oder wachsendem Lichte ansetzen !?) und zwar in ungerader Zahl !%), dann gibt es mehr Hennen- als Hahnenküken !®). Bevor man die Henne setzt, muß man die Eier in eine Mütze, am besten die eines Juden, legen 15). Will man Hühner mit einem Schopf haben, muß man beim An-

setzen

einen

große

Mütze

der

Henne

hohen

einen

Hut

solchen

tragen !®) oder wie

aufstülpen !).

auch

Legt

eine

man

cinen Reifen um das Brutnest, so nehmen die Küken später keinen Schaden 8). Wenn man Eier setzt, darf man bei Tisch

1687

Bryonia— Buch

nicht

davon

reden,

sonst

kommen

sie

nicht aus !%). Will man mehr Hennen als

Hähne haben, so muß man das Brutnest von Stroh machen, das man aus einem Frauenbett zieht, in einem Neste von

Männerbettstroh ausgebrütetes Geflügel wird männlich 2). Aus einem Neste, auf

dem eine Gans brütet, darf man keinen Strohhalm ziehen, sonst verderben die Eier 2%), wie man überhaupt Geflügelnester nicht mit der Hand berühren darf, weil sonst die Hennen nicht hinein-

gehen 2). Der brütenden Gans wird Quendel untergelegt ?®). Besonders empfindlich ist die keimende Frucht gegen Lärm. Wo das Geflügel brütet, darf nicht mit Peitschen geknallt und mit Wagen gerasselt werden %)., Während des Gewitters stellt man einen großen Kessel neben

die

Nester,

der

den

Schall

auf-

fangen soll ®), In der Brutzeit darf kein Nagel in die Wand geschlagen werden und ist alles Schießen verboten %). Hühner b. leicht, wenn man sie mit den Resten

füttert, die nach Sack bleiben ??). l) Heckscher

)S

pie



der

Frühlingssaat

Hann,

Volksk.

ı,

Fränkisch - Hennebergisch

im

8

79.

152.

3) John Erzgebirge 234. *) Fogel 183. 5 Drechsler 2, 87; Grimm Myth. 3, 18. % Heckscher Hann,Vkh. ı, $ 79. ?) Birlinger Aus Schwab. ı, 473. ®%) Fogel 183. °%) Ebd. 180, ©) Drechsler 2, 87; John Westböhmen 216. 1) Grohmann ı41; Drechsler 2,88, !) Leoprechting Lechrain 150. 1%) Bartsch Mecklenburg 2, 159; Schmitt Hettingen 15; Alemannia 27, 241; Fogel 183. !*) John Erzgebirge 234. ?°) Toeppen Masuren 101. 1%) Reiser Allgäu 2, 79; Drechsler 2, 88,

”)

Drechsler

z,

88,

!®)

Ebd,

2,

85.

») Fogel 183. ®) Bartsch Mecklenburg 2, 159; Drechsler 2, 88. 2%) Grohmann 140. ?%?) Fogel 180. ?3) Grohmann 140; Drechsler 2,88. %) Heckscher ı24, 369; Bartsch Mecklenburg 2, 158. 25) Heckscher = Birlinger Aus

2)

Meyer

Bryonia

Baden

411.

370. ?%) Ebd. Schwaben I,

370 403.

Heckscher.

s. Zaunrübe.,

Buccomantie (Mundwahrsagung, bucca

= Mund). Eine um die Mitte des 19. Jhs. von dem Zahnarzt Rogers nach antikem Muster geprägte Bezeichnung für ‚die Kunst, die Vergangenheit, Gegenwart

1688

und Zukunft eines Menschen auf Grund der Betrachtung seines Mundes zu erkennen‘‘, also einer Unterabteilung der

Physiognomonik 2).

) William Rogers

1851);

nach

H,Gauß

dem

La Buccomancie (Paris

Französischen

bearb.

(Weimar 1853, mit Abb.)

Buch,

von

Boehm.

1. Neben der Bibel (s. d.), dem Gebet-

und Gesangb. (s. d.) spielt auch das gewöhnliche B. eine Rolle in Glaube und Brauch des Volkes; es ist in manchen Fällen einfach an die Stelle derselben getreten. So legt man gegen das Berufen in Siebenbürgen ein B. in die Wiege unter das Hauptkissen des Kindes; es hilft auch gegen den Alp !). Gegen Krankheit steckt man die ererbten (handschriftlichen) Hefte (Büchlein) mit Rezepten und Segen dem Patienten unter den Kopf ?). Das Beisichtragen von Zauberbüchlein (wie z.B. des Geistlichen Schildes) sichert „vor allen Feinden, sie seien sichtbar oder unsichtbar und auch den, der dieses Büchlein bei sich hat, der kann ohne den ganzen Fronleichnam Jesu Christi nicht ersterben, in keinem Wasser ertrinken, in keinem Feuer verbrennen, auch kann kein unrecht Urteil über ihn gesprochen wer-

den‘‘ 3). — Meist verwendet man jedoch heute die heiligen Bücher (Bibel, Gebet-

und Gesangb.), wenn man sich gegen Gefahr schützen oder Unheil abwehren will, mit dem gewöhnlichen B. (oft muß es aber ein ‚,Erbb.‘‘ sein) verfolgt man andere Zwecke: In Westböhmen steckt man vor dem Gang zur Taufe zwei Messer oder zwei Gabeln oberhalb der Tür in den Türstock und legt ein B. darauf; dann lernt das Kind leichter lesen %); die Siebenbürger glauben, daß ein Kind gelehrig wird, wenn man ihm ein B. unter das Köpfchen legt oder wenn man ihm einen Brief in sein Häubchen steckt ®); in Pommern lassen die Angehörigen das necugeborene Kind bald nach der Geburt in ein B. sehen; dann lernt es später sehr

gut %. seinen

Das erste B. soll ein Paten bekommen”).

Kind von Das sind

zweifellos sekundäre Abwandlungendes ursprünglichen

breitet

Schutzmittels. —

ist der

Glaube,

daß,

Weit ver-

wenn

man

1689

Buchdrucker

etwas auswendig lernen will, man abends das B. unter das Kopfkissen legen müsse®), Läßt man ein B. nachts offen liegen, so vergißt man alles, was man daraus ge-

lernt hat ®). — Schon die Rockenphilosophie 1% erklärt: „Wenn ein Bräutigam seiner

Braut

ein

B.

kauft

oder

schenkt,

so wird dadurch die Liebe verblättert‘‘; der Glaube ist noch heute weitverbreitet !). — Kirchlich gelehrten Ursprungs, aber volkstümliche Übung geworden, ist das dem Bibelorakel (s. d.) entsprechende B.orakel, das uns aus dem MA.!?) und der Neuzeit !®) viel belegt ist: man öffnet wahllos ein B. und glaubt aus dem, worauf das Auge zuerst fällt, die Zukunft zu erkennen. — Wie Erbbücher (Bibel, Gebetb.) so dienen auch gewöhnliche oder aber Zauberbücher zur Entdeckung eines Diebes: man nahm im obern Nahetal ein B. und ging morgens vor Sonnenaufgang ins Freie, schlug dann in dem B. Blatt für Blatt herum und nannte bei jedem Blatt den Namen eines des Diebstahls Verdächtigen. Sobald der Name des wirklichen Diebes genannt wurde, schlug das Blatt von selbst herum,

chen

wenn

regte *%),

sich auch

sonst kein Lüft-

ll) Haltrich Siebenb. Sachsen 260 Nr. 3; Seligmann Blick 2, 302. ®*) Seyfarth Sachsen 149. ?) Geistl. Schild. 170 f. *) John Westböhmen 263. 5) Hillner Siebenbürgen 52 Nr. 17; vgl. auch Rochholz Kinderlied 282; Höhn Geburt 278; Fogel Pennsylvanıa 37 Nr. 46 ff. %) Urquell 5 (1894), 279. 7) Fogel 37 Nr. 45 ff. ® Bartsch Mecklenburg 2, 314 Nr. 1536; Strackerjan ı, 114; Drechsler 2, 267; Urquell ı (1890), 165 Nr. 59;

Sartori

Sitte u. Brauch

I, 45;

Fogel Pennsylvania 360 Nr. 1920; Lammert 92. ®) Fogel a.a.O. 365 Nr. 1953; vgl. Liebrecht Z. Volksk. 331 Nr. 159 (Norwegen). 2) 106 Nr. 83 = Grimm Myth. 3, 437 Nr. 80. 1) Panzer Beitrag ı, 261 Nr. 72; Köhler Voiglland 438; Drechsler ı, 232. ??) ZfVk. ıı (1901), 277 f.; MschlesWk. 21 (1919), 83 f. Nr. 19. 1!) Wuttke 242 $ 349. 1%) ZfrheinVk. 2 (1905), 298.

2. In einer

unterfränkischen Schatz-

sage gesteht der schatzhütende Geist: „Den Schatz kann nur derjenige heben, welcher das B. des Lebens mitbringt und anwendet; das wird im Kloster der schwarzen Karmeliter in Würzburg

1690

aufbewahrt.‘‘ Weil aber die Karmeliter das B. nur gegen ein Pfand von zehntausend Gulden herausgeben wollten, die Schatzgräber aber diese Bürgschaft nicht leisten konnten, ist der Schatz noch heute ungehoben !°). Nach Cäsarius von Heisterbach (VII, 38) halten Enoch und Elias das B. des Lebens; wird die letzte weiße Seite desselben gefüllt, so ist der Untergang der Welt gekommen !®). In

einer niedersächsischen Sage besitzt der Teufel ein B. des Lebens !’). 15) ZfdMyth. ı (1853), 303f. 1% KaufSagen Caesarius 142. 1) Harrys mann

Niedersachsens Nr. 33. bens vgl. Hastings Märchen 104.

Über das Buch des Le2, 792ff.i; Gunkel

3. Die grüne Jungfer auf dem Hausberge kann nur erlösen, wer das B. lesen kann, das ihre und des Schlosses Geschichte enthält. Doch ist es in so alter Schrift geschrieben, daß noch niemand es zu lesen vermochte. Wenn aber einst jemand das B. wird lesen können, so wird sich das Schloß aus dem Berg auf den Gipfel desselben heben und die Jungfer

wird erlöst sein 1). Bergentrückte haben oft ein B. bei sich ?9).

Über vom Himmel gefallene Bücher s. Himmelsbriefe. 3®)

Sommer

Beiträge 2, 70.

Sagen

ı7

Nr. ı2.

®)

Wolf

Bächtold-Stäubli.

Buchdrucker (Schriftgießer und Schrift-

setzer). Bei den B.n hat sich noch ein Rest der alten Gesellenweihe *!) erhalten, die seit dem MA. in vielen Handwerken üblich war und die letzten Endes auf uralte, primitive Jünglingsweihen zurückgeht. Es ist dies das sog. „‚Gautschen‘‘ ?), wobei der Lehrling nach Beendigung seiner Lehrzeit von den in derselben Offizin arbeitenden Gesellen in einem mit oder mittels Wasser gefüllten Gefäß nasser Schwämme gründlich befeuchtet wird. Zur Bestätigung wird ihm ein sog. ‚„Gautschbrief‘‘ ausgestellt, den (der Prin-

zipal und) alle Gehilfen unterzeichnen, wofür der neue Geselle ihnen einen Trunk spenden muß. In früherer Zeit wurde die Aufnahme in den Gesellenstand von einem Spiel, der „Depositio cornuum‘‘ 3), begleitet, wofür

1691

Buche

aber in diesem Falle nicht der verwandte Handwerksbrauch, sondern die akademische Deposition, der sich die jungen Studenten an der Universität unterziehen mußten, das nächste Vorbild abgab. Diese Beeinflussung erklärt sich aus den Beziehungen der B., denen eine gewisse Bildung und die Kenntnis der alten Sprachen nicht fehlen durften, zu den Universitätskreisen. Angehörige dieses Berufes waren an den Hochschulen eingeschrieben, und heute erinnert noch der Titel Universitätsb. an diese Verbindung. Der junge Geselle, der nach seinem mit Hörnern versehenen Hut „Cornut‘ (Gehörnter) genannt wurde, mußte erst eine Reihe grotesker und beschämender Zeremonien über sich ergehen lassen, bevor er der Aufnahme in den neuen

Stand würdig erachtet wurde. Wie bei anderen derartigen Bräuchen sollte er

durch fingiertes Behauen, Behobeln, Befeilen, Haar- und Bartscheeren, Zahnreißen, durch Ohrfeigen, Abschlagen des Cornutenhutes, Beichte und Taufe symbolisch zu einem neuen Menschen gemacht werden, Aus dem 17. und 18. Jh. sind mehrere Depositionsspiele für B. erhalten, von denen das älteste aus dem Jahre 1621 von dem Danziger B. Paulus de Vise stammt, nach welchem der Dichter Joh, Rist sein Stück von 1655 verfaßte. Daß die B.kunst einst von einem gewissen Nimbus umgeben war, zeigt die

früher allgemeine Verwechslung des Mainzer B.s Joh. Fust mit Dr. Joh. Faust, wovon sich (neben der Beziehung auf die B.schwärze) die scherzhaften Bezeichnungen

Schwarzkünstler

und

schwarze

Kunst für die B. und ihre Tätigkeit her-

leiten dürften *).

l) Z. B. die Lehrlings- und Gesellenweihe zünftiger Handwerke, das Hänseln der Kaufund Fuhrleute, die Wehrhaftmachung der Jäger vgl. Sch a de Weimar. Jahrbuch 4, 258{ff.; 6, 292 ff.; Otto D. altd. Handwerk * 113 ff. ?) SchweizVk, 7, ı7ff.;; W. Fabricius Die akad. Deposition 1895, 65 Anm. 3) Schade a.a. 0. 6, 369ff.; Gädertz Akad. Blätter 1884, 385ff;; Fabricius a.a.0O.; Klenz Die deutsche Druckersprache 1900, 62 ff. 4) Klenz a.a.O. 96. Schömer,

1692

Buche (Rot-, Waldb.; Fagus silvatica).

]l. Botanisches. Die B., leicht kenntlich an der glatten silbergrauen

Rinde, hat ihr Hauptverbreitungsgebiet im westlichen Europa (etwa bis zur Linie Königsberg-Kaukasus). In der Urzeit war sie wegen ihrer ölhaltigen Früchte (Bucheckern) ein wichtiger Nahrungsbaum. Schon in der vorgeschichtlichen Zeit hat sich die B. auf Kosten der Eiche weit ausgebreitet !). Die Rotb. darf nicht mit der zu den Birkengewächsen gehörigen Weißb. (Hainb.; Carpinus betulus), die etwas gefaltete, am Rande scharf gezähnte Blätter hat, verwechselt werden 2),

') Hoops Reallex, Kräuterb. 88. 97.

2. Die

Sage

wunderbare B.n, so

t, 344.

kennt

*) Marzell

verschiedene

Hexenb.n,

unter

denen die Hexen tanzten %) und Blutb.n (botanisch ist darunter die var. purpurea mit rötlichen Blättern zu verstehen) %). Unter der Zauberb. in Unter-Seeland (Kärnten) wurde den Vorübergehenden allerhand Schabernack angetan 5). Auch in der christlichen Legende spielt oft die B. eine Rolle (Wallfahrtsort, heiliger Baum usw.) %). In Westfalen ist die B. der „Kleinkinderbaum‘‘ (vgl. Esche), aus dem die kleinen Kinder geholt werden”). Vielleicht schimmert hier noch die Anschauung von der B. als einem Fruchtbaum durch, vgl. die Volksmeinung in der Franche-Comte: Wenn es viele Bucheckern gibt, wird es viele uneheliche Kinder geben ®) (s. Hasel). Gehört auch der Glaube hieher, daß neugeborenen Mädchen, die in einer buchenen Wanne

gebadet werden, später einmal die Männer

sehr nachlaufen (Stettin) ®)? Oder denkt man an einen ‚Vergleich der glatten glänzenden Buchenrinde Mädchen?

mit

der

Haut

der

* Z.B. Meier Schwaben 195. %) Herzog Schweizersagen I, 251; SchweizId. 4, 982. 5) Graber Kärnten 21. ®%) Höfler Waldkult 73fif.; Schöppner Sagen 1, 274;

Gredt Luxemburg 273. 278. °) Urquell 5, 287; Schell Berg.Volksk, 108; Sarıori Westfalen 77. 3) Beauquier Fauneetukıe 2, 63. ®% Urquell 5, 279. ;

3. Weit verbreitet ist der Volksglaube, daß die B.n nicht vom Blitz getroffen

1693

Buchfink—Buchsbaum

werden, und daß man sich daher bei einem Gewitter unter einer B. unterstellen könne (‚„‚doch die Buchen mußt du suchen‘‘) !°). Es ist übrigens durch die wissenschaftlichen Untersuchungen des

Botanikers E. St ah 1!) festgestellt, daß die B. (z. B. im Gegensatz zur Eiche) von

starken Blitzschäden meist verschont bleibt. Besonders die B.n (vgl. Birke), die an Fronleichnam zum Schmuck der Al-

täre gedient schützen !?), 0%) Z.B.

haben,

Grimm

sollen

Myth.

vor

3, 64;

Schweizld.

4, 980; ZirwVk., 1908, 227; Marzell Volksbot. 138; ebenso in den Ardennen Lothringen: Sebillot Folk-Lore 2) Die Blitzgefährdung der verschiedenen arten 1912, 52. ) Reiser Allgäu Andrian Allaussee 125.

4.

Ein

B.nblatt

Blitz

Bayer. und in 3, 381. Baum2, 147;

mit T bezeichnet 23),

einem Menschen oder Vieh eingegeben, heilt allen Schaden und schützt vor Be-

hexung !4). Kniet

man

an Weihnachten

1694

Absud von dem eines Mädchens zı)

1)

Physıka Jäckel

7. Am

Holz der Linde bewirken 2),

3. 26. ®) Becker Oberfranken 178.

aber die Pfalz

136.

Mittag des Johannistages

tun sich die Bucheckern

auf, und wenn es

dann regnet, werden die Früchte taub 2??). Andrerseits heißt es aber gerade im Gegenteil, daß die B.nmast gut werde, wenn es am Johannistage regne %), Viele Bucheckern im Herbst bedeuten ‚einen folgenden strengen und harten

Winter ?%) oder ein Mäusejahr ®), daher der

Schweizer

Spruch:

‚‚Vil

Buech,

vil

Fluech‘‘ %). Wenn die B. bald austreibt, dann gibt es eine frühe Ernte ?), oder so lang der B.nwald vor oder nach Georgi (23. April) grün wird, so lang vor oder nach Jakobi (25. Juli) fällt die Ernte ®). Wenn die B.n zuerst unten ausschlagen, so steigen die Getreidepreise, grünen sie aber zuerst oben, so sinken die Preise ®),

während der Mitternachtsmesse auf ein neues buchenes Stühlchen, worauf noch

Will man wissen, wie der kommende Winter wird, so schneide man an Allerheiligen

(vgl. neunerlei Holz). Hat das Vieh Läuse, so besiebt man es mit gebrannter Zwölf-

warmen Winter, ist der Span naß, so folgt

niemand kniete, so sieht man die Hexen!)

ten-B.nasche 1%). 13)

T

als

Schutzmittel

vgl.

Andree-

Eysn Volkskundliches 65. !*) Montanus Volksfeste 118. 2%) JbElsaß-Lothr, ıo, 237. 1%) Bartsch Mecklenburg 2, 152.

5. B.nholz, im Neumond gehauen, ist dauerhaft und wird vom Wurm nicht

leicht zerfressen !') oder treiben,

wenn

geschlagen aus 18),

es im zunehmenden

worden,

»”) Bartsch de Pfalz 37.

die Nachtriebe

besser und

Mecklenburg 2,200.

Mond

kräftiger 1) Wil

6. In der Volksmedizin wird die B. nur wenig verwendet. Die hl. Hildegard) bringt eine „,Beschwörung‘ gegen Gelbsucht, in der die B. eine

Rolle spielt. Durch das „ungebohrte‘‘ Loch einer alten B. bei Fischbach (Pfalz) steckte man ‚„rauhliche‘‘ Kinder, die

nicht

gedeihen

wollten ®)

(vgl.

Durch-

ziehen). Ein Absud von dem Holz der Wunderb. bei Kattenbuch (BA. Weissenburg in Bayern) sollte bei schwangeren Weibern die Geburt eines Knaben, der

(1. November) einen Span aus einer B.: Ist er trocken, so gibt es einen trockenen,

ein sehr kalter Winter

Gegenden) ®).

(in verschiedenen

2) Kuhn Westfalen 2, 176; Bartsch Mecklenburg 2, 271; Andree Braunschweig 410; JbElsaß-Lothr. ı0, 231. 2%) Kuhn und Schwartz 393; Bartsch Mecklenburg „2, 292. %) SchweizId, 4, 983; Wilde Pfalz 37; vgl. auch FEberesche, Esche, Hasel. 25) SchweizId. 4, 983; ebenso in Ungarn: Verh. d. Ver, f. Natur- u. Heilkunde zu Preßburg. NF. 7 (1887-91), 100. 2%) SchweizId. 4, 983. 2) Fischer Schwäb.Wb. 2, 828. ?®%®) Ebd. 3, 374. ®?) Birlinger Aus Schwaben 1, 412; SchweizId. 4, 980. %) Bereits bei Colerus Oeconomia oder Hausbuch ı (1604), 206; ferner Z{Vk.

10, 211;

Wrede

RaAein.Vk.9o0;

Wirth

Pflanzen 14; Heimatblätter ı (Kufstein 1923 bis 1924) H. ıı, 9; Yermoloff Volkskalender 457. Marzell.

Buchfink

Buchsbaum

s.

Fink.

(Buxus sempervirens).

Il. Botanisch es. Strauch mit lederartigen, eiförmigen immergrünen Blättern und kleinen unscheinbaren gelblichweißen Blüten. Die Heimat des B.s ist das südliche und westliche Europa, im südlichen Mitteleuropa kommt er an ein-

1695

Buchsbaum

zelnen häufig höfen Urzeit kannt

Stellen wild in Gärten, angepflanzt war der B. 3).

Kräuterbuch 138.

1) Marzell 1,

Reallex.

2.

ders

vor. Sonst wird der B. Anlagen und in Fried!). Den Germanen der anscheinend nicht be-

347—349.

B.s

des

Die Zweige

bilden

beson-

Palms

(s. d.)

häufigen Bestandteil des

und teilen mit diesem die

antidämo-

Der

Eigenschaften ®).

nischen

einen

Deutschland

westlichen

im

?) Hoops

B.

vertreibt den Teufel, weshalb ein niederdeutscher ‚‚,Gart der Gesundheit‘ (Ortus

Sanitatis) *) berichtet:

dryfft

duvel

den

„,Bußboem dat

he

ver -

neene

stede mach in dem huße. vnde darumme leth men an velen enden gemeynliken bußboem wyghen up dem Palmdach meer wen ander kruet‘‘®). Das Kräuterbuch

bildet den

hängt

des

neben

dem

davoneilenden

damit

Redensart

Bock

Hieronymus

auch

Holzschnitt

Teufel

zusammen

die

ab.

v. J. 1546

des

B.s

Vielleicht

sprichwörtliche

„einen Ketzer

mit

B. bestecken und dem Pluto (Teufel) zum Neujahr schenken‘‘ ®). Die geweihten B.zweige schützen bewahren gefahr”),

vor das

Blitzvor Vieh

Krankheit und bösem Zauber (Aargau) 8). Der B. bringt Glück, daher stecken ihn die Burschen bei der Aushebung zu sich,

um frei zu werden, oder nehmen davon ein Ästchen, wenn sie eine Reise tun, zu

sich

(Siebenbürgen) °).

ı, 487; Benediktionen Franz 3) Z. B. Hunsrück ı, 287; Diener Mannhardt 230. 4) Lübeck 1520. °) Schiller Tzerbuch Sanitatis, deutsch, im Ortus ebenso 2, 23;

1696

einen mit Wasser gefüllten Teller so viele

B.blätter gelegt, als Familienmitglieder vorhanden sind, und jedes Blatt wird mit dem Namen eines solchen bezeichnet. Wessen Blatt am Morgen grün ist, bleibt bedeutet Blatt ein fleckiges gesund, Krankheit, ein schwarzes Tod !?). Wölbt sich das auf einen heißen Ofen oder in die

heiße Feuerstelle gelegte B.blatt, so kommt der Soldat gut vom Krieg nach Hause, schrumpft es zusammen, so wird er verwundet, wird es schwarz, so stirbt

er 13). Die bulgarischen Mädchen legen zwei B.blätter auf den warmen Herd; kommen die beiden Blätter beim Trocknen

Rollen

und

zusammen,

so bedeutet

dies baldige Heirat 14). Auch in Frankreich sind Orakel mit den auf den heißen Ofen gelegten B.blättern gebräuchlich.

Es wird hier besonders auf das Knistern der eintrocknenden Blätter geachtet ?*).

16) Orakeltag Sartori Sitte Hessen 2, 93. 1) 13) Ebd. 89. 14) bräuche 1917, 21. 296; Rolland

4. In der

werden

in Liebesangelegenheiten vgl. u. Brauch3, 90. *) Heßler Pflanzen 84. Schullerus Bulgar. FestArnaudoff 1) Sebillot Folk-Lore 3, Flore pop. 9, 248.

Sympathiemedizin

‚,Fieberpackerln‘‘

benutzt, die 72

B.blätter 1%) enthalten. Sie werden vom Kranken abends um den Hals gehängt und dann morgens weggenommen !’) oder nach

dem

‚„Abzählen‘‘

(s. zählen)

72 bis I in fließendes Wasser geworfen Die Blätter des als ‚,Palm‘‘ geweihten werden gegen starkes Fieber gekaut In die vom Boden aufgenommene und einen

Topf

geworfene

Fußspur

von

!8). B.s ?®), in

eines

Simpl. 3. Buch, 5. Kap.; vgl. auch Wander Sprichwörterlexikon 1, 500. 7) Leithaeuser Berg. Pflanzennamen 1ıı. ®) SchweizId, 4, 999; ebenso in Frankreich: S€billot Folk-Lore 3, 381; Rolland Flore pop. 9, 247 £.

Menschen wird B. gepflanzt. Wie dieser wächst, so muß der Mensch vergehen %). Unter einem B. schlafen gilt als gefähr(Rosenkränze), lich 21), ‚,Paternoster‘‘ Löffel oder Messerhefte aus B.holz benehmen die Lust zur Unkeuschheit ??2).

3. Als Orakelpflanze wird der B. am Matthiastage (24. Febr.) *) von den Mädchen benutzt: Wenn sie mit verbundenen Augen an den auf den Tisch gelegten B.zweig kommen, so werden sie noch in demselben Jahr B.aut!). An Weihnachten oder Neujahr werden in

23, 69f. vgl. ZfVk. 16) Zur Zahl ‚72‘ w) Fossel Volksmedizin 130. ®) Andrian Pfalz 38; übrigens Altaussee 134. ”) Wilde wurden die B.blätter in der älteren Medizin 2%) Schilgegen Wechselfieber verwendet. Volksmedizin ler Tierbuch 2, 23. %) Buck 33; der B. enthält tatsächlich giftige Alkaloide, 1485, Mainz deutsch, Sanitatis, 22) Ortus Marzell. Kap. 70.

Mainz

®

1485,

Kap. 70.

Schullerus

% Grimmelshausen

Pflanzen

88.

1697

Buchstabe

Buchstabe.

Die einzelnen

B.n des Al-

phabets (s. d.) dienen in mannigfacher Weise zu Zauber und Symbolik. Anregung dazu kann kommen von antiken Zaubervorschriften, von dem A und O0 und anderen geheimnisvollen Wörtern in der Bibel, aus der Kabbala, vom Runenzauber oder gelegentlichen Anlässen, indem bestimmte Wörter, Sätze oder Sprüche mit den betreffenden B.n anfingen. Oft handelt es sich natürlich um einfachen Humbug, und die Hexenmeister setzen irgend etwas geheimnisvoll Aussehendes hin. Denn seit den frühsten Zeiten, schon bei den alten Ägyptern, „war die Unver-

ständlichkeit der Worte die Vorbedingung für die Zauberkraft der Formel‘‘ !). Unsprechbare B.nzusammenstellungen, denen nur schwer ein Sinn abzugewinnen ist, werden empfohlen für sehr verschiedenartige Zauberhandlungen, zur Blutbesprechung %). ‚„‚Vor das Reissen‘‘ emp-

fehlen die ‚,Neunzig Geheimnisse‘‘ sechs Zeilen, in denen, nur leise verstellt, u. a.

sich die Worte „die Dummen werden nicht alle‘‘ verbergen. Sie müssen auf einen Zettel geschrieben, neun Tage angehängt und ins fließende Wasser getragen, dem Wasser entgegengeworfen werden ©). Wenn ein Vieh bezaubert ist, so nagle über die Stalltüre I + I, von weiteren Kreuzen

umgeben %). Auf dem Tridentinum trugen geistliche Herren gegen die Pest den Zachariassegen (s. d.):

+Z.+D.LA. +B.LZ., +S.AB.+ZHGFE., + B. F.R. 8.5.

Gegen Krampf soll ein ähnlich beschriebenes Papier in ein Stücklein ungebleichtes Tuch eingeschlagen und in einer ungeraden Stunde umgehängt werden (in Berghüllen-Blaubeuren) %. Ein Himmelsbrief enthält dergleichen Zeichen ’). Um „immer viel Glück zu haben‘‘, soll man bestimmte Buchstaben bei sich tragen ®), und aus Württemberg wird empfohlen: „Wer die sieben Buchstaben: A. M. U. L. E. T.S. (also: Amulets!) auf der

rechten Seite trägt, der kann von keinem bösen

Menschen

betrogen

werden‘‘ ?).

Auch soll man das Papier oder die andern Bächtold-Stäubli,

Aberglaube

I,

1698

Gegenstände, auf die die B.n geschrieben

sind, verzehren !9).

Wie solche B.nzusammenstellungen zu verstehen sind und woher sie jeweils stammen, ist naturgemäß oft nicht oder schwer

zu

Zauber

sagen.

Aus

stammen

dem

antiken

die dort xAipatx ge-

nannten Figuren. Ein Zauberwort, etwa abracadabra (s. d.), wird immer wieder um einen B.n an einer oder beiden Seiten verkürzt Zeile unter Zeile hingeschrieben, so daß ein Dreieck entsteht, an dessen unterer Spitze sich nur das a noch be-

findet (Schwindeformel) !!). Auch das bekannte B.nquadrat aus sator arepo tenet opera rotas (s. d.), das die Kräfte der

verschiedenen

Gruppierungen

dieser

Wörter entfesselt !?), stammt aus antiker Zeit, ebenso Pentagramme (s. d.), Hexagramme (s. d.), die mitunter durch B.n geziert vorkommen ?3). Aus der Bibel begegnet außer dem . AO das INRI (s. d.) als Zauberschutz !%), das Ananisapta (s. d.), z. B. als Tiroler Hausspruch ?®), u. a. m. Kabbalistische Umdeutung

von B.n zu Zahlen scheint im deutschen Volksglauben kaum vorzukommen, und unmittelbares Fortleben des Runenzaubers ist natürlich schwer zu beweisen; beides kann aber jederzeit auftauchen und ist bei Entzifferung rätselhafter B.nreihen mitunter vielleicht heranzuziehen. B.n sind ferner sicherlich oft als W or tanfang für damit gemeinte Worte, Verse, Sprüche hingeschrieben, vgl. z. B.

oben das zweimalige I wohl für Jesus. So mögen oft kirchliche Benediktionen dahinterstecken 1°), oder Zeilen aus Losbüchern !’), wie sie in vielen Literaturen entstanden sind.

l) Hälsig Zauberspruch 20. ?! Bartsch Mecklenburg z, 381. 3) Seyfarth Sachsen 155; Ganzlinzı Nr. 39. *) Romanusb. 35. Ein ähnlicher Viehschutz: Frischbier

Hexenspr.

13—14;

Ganzlin

1ı9

Nr.

30.

5) Geistl. Schild ı9. % Höhn Volksheilkunde 1, 129. ’) Ganzlin ıs. %) Köhler Voigtland 410. °%) Wuttke 179 $ 244. 0%)

Seyfarth

Sachsen

Über Wortaberglauben.

152)

Korresp.Bl.

Andrian

d. dt. Ges,

f. Anthropol., Ethn. u. Urgesch. 27 (1896), 112 Nr. 10, 1) Dornseiff Alphabet 63{f.;

54

1699

Buchweizen—Buko

Wuttke

mit

Nachtr,

a.a.O.

!)

Dort

Dornseiff

Übersicht

über

ebd, 79

die Erklä-

rungsversuche. Dazu noch Friedenthal AMenschheitskunde, Leipzig 1927, 102; Wuttke

180.

1)

Wuttke

179.

!4) Ebd.

!°) HessBl.

20 (921), 6; ZfVk. ı (1891), 104, zur Art der dortigen Deutung (Notarikon): Dornseiff

Alphabet 137. 1°) Dornseiff W) Ebd. 152 ff,

Alphabet 78. Dornseiff.

Buchweizen (Fagopyrum esculentum). Il. Botanisches. Der B. ist ein Knöterichgewächs mit pfeil- bis herzför-

migen Blättern und weißen oder rötlichen

Blüten. Seine Früchte sind dreikantige Nüßchen. Er wird in manchen Gegenden {z. B. Ostpreußen, Nordwestdeutschland, Tirol) auf dürftigem Sand- oder Heide-

boden gebaut. Seine Heimat ist das mittlere Asien. Erst gegen Ende des Ma.s kam

er nach 3

Europa *).

Marzell

Krduterbuch

213 f£.

2.

Im westlichen Deutschland liefert der B.ein Festgebäck, soam Donnerstag vor Fastnacht *) oder am Martinitag ®. Am Neujahrstag muß man den Kühen B.stroh zu fressen geben, daß sie bald trächtig werden %). Hier scheint der

B.

ähnlich

wie

die

Hirse

Fruchtbarkeitssymbol

(s. d.) zu

ein

sein.

2) Wrede Eifel? 206; ebenso im Vlämischen: Höfler Fastnacht 38; Rolland

Flore pop. 9, 271. % Pfannenschmid Erntefeste 216. *%*) Bartsch Mecklenburg 2,

233.

3. Über

Saat

und

Gedeihen

des B.s findet sich nur wenig deutscher Aberglaube. Am Weihnachtsabend taucht man ein Fichtenreis in Weihwasser und

steckt es über Nacht ins Freie. Hat das Reis am Christtag viel Eisperlen, so wird der B. der ersten Aussaat recht gut, sind keine Eisperlen daran, so wird die B.saat

nicht gut ausfallen, In entsprechender Weise gilt Silvester als Orakel für die zweite und Dreikönig für die dritte Aussaat (Steiermark) ?). Das Orakel scheint südslavischer Herkunft zu sein %). Der B. soll ausgesät werden am Urbanstag 7), am Siebenschläfertag (27. Juni) ®), bei Mon-

denschein ®). Wie die Vizebohnen (Phaseolus vulgaris) geraten, so gerät auch der B.10). Wenn es viel donnert und blitzt, so setzt

der

furt a. 0.) 29.

B.

wenig

Korn

an

(Frank-

1700

5) ZföVk, 6, 173. ° Schneeweis Weihnachtsbräuche 131. ”) Dithmarschen: ZfVE. 24, 58; Posen: Rogasener Familienblatt ı (1897), 18. ®) Freiburg i. B.; Pennsylvanien: Fogel Pennsylvania 202. ®%) Strackerjan ı, 106, ®) Ders. 2, 130. ?) Wander Sprichwörterlexikon ı, 674; in der BasseBretagne glaubt man das Gegenteil: Rolland Flore pop. 9, 182.

4. Der Fieberkranke schüttelt eine Handvoll B. zwischen den Händen und streut ihn dann aus; geht der B. auf, so

verschwindet »”)

das Fieber 22),

Strackerjan

Buckliger.

Der

ı, 74.

Angang

Marzell,

krüppelhafter

Menschen (Lahmer, Einäugiger, Blinder, B.) galt schon im Altertum als unheilvoll!). Das Christentum rottete diesen Glauben nicht aus; so gelten Bucklige als „von Gott gezeichnet‘, denen man aus dem Wege gehen soll ?); deswegen denkt man sich auch die Hexen hinkend und buckelig 3). Gegen den Buckel schneidet man in Deutschböhmen von einer kräftigen vollbelaubten Eiche im Frühjahr bei zunehmendem Mond einen Ast mit einem Schnitt ab, bestreicht damit den Buckel und bewahrt den Ast an einem kühlen

und

dunklen

Ort auf %).

1 Grimm Mythol. 2, 942; Stemplinger Abergl. 45. ?) Wuttke 8307. YHeyl Tirol 305 N. ı2z2. 4‘) Hovorka-Kronfeld 2, 471. Stemplinger.

Buddejäger s. Ewiger Jäger. Buddemann s. Scheuche. Bühne

s. Schauspieler.

Buko. In einem weitverbreiteten, ursprünglich niederdeutschen Kinderliede wird ein B., meist mit einer näheren Ortsangabe (von Halberstadt, Halle, Bremen u. ä.), aufgefordert, dem Kinde Geschenke mitzubringen !). — Damit ist wohl ein hilfreicher Hausgeist gemeint, der mit kinderfreundlichen historischen Persön-

lichkeiten (Bischof Bucco von Halberstadt) vermengt wurde ?). Andere denken

an den Marienkäfer (coccinella septempunctata) ®), obgleich es unklar erscheint, weshalb dieser als Geschenkspender auftreten soll. Ob alte mythologische Er-

innerungen

haft %).

zugrunde

liegen,

ist zweifel-

!) Reichste Variantensammlung bei Wossidlo Mecklenburg 3, 30 ff, 298 ff. Dazu Ergänzungen durch Deiter Korrbl. f. nd, Sprachf, 34, 36f.; Mensin g SchleswigHolstein.Wb. ı, 565 1f. ®) ZirwVk. 1905, 316. 3 Wossidlio a.a.0O. 30zf. %*) Grimm Myih.

1702

Bulle—Bullkater

1701

2, 552.

Bulle

Stammler.,

versteht man als eine Regung der Korndämonen. So spricht man davon, daß „die Windkatzen im Getreide laufen, die Wetterkatzen im Korn sind‘ (Umgebung Bremens, Lüneburger Heide). Mäht man das Getreide, so heißt es im Kreise Freistadt (Schlesien),

ter‘‘,

Beim

,,‚man

Dreschen

Schlesien (Grünberg)

s. Stier.

Bullkater, zu Bull, vgl. mhd. büllen ‚„‚heulen‘‘ (vom Winde),

bullen, bellen,

brüllen. Nächstverwandt sind Worte wie bullern, ‚„bollern, poltern‘‘. Kater oder Katze ist eine gängige Bezeichnung für Wetterwolken. Il. Grundvorstellung. B. ist ursprünglich (in Norddeutschland heute noch) die am Himmel aufziehende schwarze Windund Ge-

witterwolke, ein Relikt germanischen Naturdämonenglaubens !). In der

Provinz Sachsen nennt man die Gewitterwolken Murrkater oder Schwarze Kater (‚„„da kommt ein schwarzer Kater herauf‘, ‚da steht ein Murrkater‘‘, Liegnitz: „Ach die grauen Wolken, das

Flegelschlag

Anschauung

tut,

hasche

heißt

den Ka-

ebenfalls

in

der, der den letzten

‚„„der Kater‘‘ 4). Dieser

liegt wohl

der Gedanke

zu-

grunde, den Getreidesegen einer Ernte zum eigenen Nutz und Frommen festhalten und genießen zu wollen.

5) Nach einigen Erklärern ist der Ausdruck dann gebraucht, wenn man das oft über Heide, Wiesen und großen Feldern im Hochsommer zu beobachtende Flimmern der heißen Luft wahrnimmt: Kück Wetterglaube 136; s. Wetterkatze. *) Die gleichen Vorstellungen von den Korndäimonen in Katzengestalt existieren in Westfrankreich, wo man z. B. in der Umgebung von Vesoul beim Abernten des letzten Halmes sagt: nous tenous le chat par la queue, vgl. Mannhardt 2, 173A.

(in Tier- und Menschengestalt) bei den Deutschen und einem Teil der West- und Nordfranzosen Gestalt gewonnen.

2. B. als Bullemann (böser Mann, heimtückisches Gespenst). Andrerseits hat die mit dem Aufziehen von Wetterwolken drohende Gewittergefahr und das unberechenbarem Blitzschlag gegenüber sich äußernde Ohnmachtgefühl des Menschen den B. zu einem bösen Mann werden lassen, dessen Stimme dumpf wie das ferne Grollen des Donners tönt®). Mit der Drohung seines Kommens schreckt man vor allem Kinder °}; vgl. die verwandte Vorstellung von der Holzkatze, einem katzengestaltigen Walddämon, den man in Eisfeld (Meiningen) kennt: sind unfolgsame Kinder auf dem

der Katze bleibt erhalten. So spricht man

„die Holzkatze kommt‘‘ ®). Um den in der Ferne grollenden Donner nachzuahmen, schlägt man in Mecklenburg so gegen die Türe, daß es ein dumpfes Geräusch gibt, oder ruft ein langgezogenes grausiges „buu‘‘, indem man hinzusetzt: „hürst du, de B. kümmt‘‘7).

sind die rechten Katzen‘‘) 2). 1) Meyer

hardt

2, 173

Germ. A.

Myih.

104.

®?

Mann-

Il. Abgeleitete Vorstellungen. Infolge der mannigfachen Einwirkungen der Wetterwolken (Gewitterregen usw.) auf das menschliche Leben hat der B. als Dämon der

in mehrfacher Form Fruchtbarkeit

1. B.als Korndämon, Aus dem Empfinden des Naturmenschen für die das Korn befruchtende Wirkung des Gewitterregens ist die Übertragung der Bezeichnung B. auf einen im Korn wohnenden Fruchtbarkeitsdämon leicht verständlich. Die Vorstellung von davon,

daß

‚,der

Kornkater

im

Korn

geht‘ 3) (Kr. Buttstädt). Die langen Wel-

lenlinien, die besonders beim aufziehenden Gewitter der Wind durch die großen Getreidefelder Norddeutschlands jagt,

Felde, so schreckt man sie mit dem Rufe

5) Bartsch Mecklenburg z, 127. % Mannhardt 2, 172 A. 3. ’}) Bartsch Mecklenburg 2, 127. Dieser Glaube ist auf Mitteldeutschland und Norddeutschland beschränkt, Ich trage daher große Bedenken, ohne weiteres mit dem B. genannten Gespenst den südd,

54°

1703

Bullkater

„„Bullemann‘‘

zusammenzustellen,

von

dem

Reiser Allgäu ı, 83 f. berichtet, daß derselbe sich überall in Schluchten, Tobeln, unter Brücken zumal vor dem Hereinbruch der Nacht

aufhalte,

haben,

um

Kinder,

zu ängstigen.

die

kein

reines Gewissen

3.Mischvorstellungen.

End-

lich seien einige Volksanschauungen vom B. erwähnt, in denen der getreidespendende Dämon und der böse Mann verbunden erscheinen. Hieraus ergibt sich auch noch eine andere Möglichkeit der Erklärung, wie B. zu einem Gespenst wurde, Um das Korn vor dem unnützen Betreten

durch Kinder zu schützen, macht

man

die

Kleinen bei Probstei (Umgebung von Kiel) glauben, „der B. sitze im Korn‘‘ ®%). Der B. im Korn ist launisch: ein fauler Schnitter beklagt seine Mühen mit der verpönten Formel, ‚,die Katze wolle ihm auf den Buckel springen‘‘®). Mit diesem Betonen des Bösartigen im Korndämon steht wohl der gelegentlich bezeugte Brauch in Zusammenhang, nach dem Ausdreschen der letzten Halme auf dem Gutshofe eine Katze totzuschlagen, eine übrigens auch

in Nordfrankreich bekannte Sitte. (Umgebung von Amiens: On va bouffer [tuer]

le chat). Aus dem andern Erntebrauch, der das Einführen des Korndämons zum

Segen des Hauses darstellt (s. u.), entwickelte sich die Anschauung vom B. als lebenspendendem, aber auch ängstigendem Dämon, die wir noch am Anfang des vorigen Jahrhunderts in Schweden bezeugt haben in demErscheinen des B.s zur

Weihnachtszeit 1°), vielleicht heute noch gefeiert im Kreise Franzburg, Reg.-Bez, Stralsund 1), Am Weihnachtsfeste, dem alten Julfest, kommt ein Mann mit fürchterlicher Maske auf einem Ziegenbocke in die Häuser; in der Hand führt er eine

Rute. Dieser Brauch muß in engstem Zusammenhang mit einem aus Schlesien bezeugten Erntebrauch stehen ??): Hier schmückt man den Schnitter, der zuletzt fertig wird — auch er erhält den Namen „Kater‘‘ —, mit Roggenhalmen, grünen Reisern und einem langen Schwanze, Hinter diesem „gehaschten Kater‘ ziehen alle Erntearbeiter zum Hof ein. Der Kater muß bei dem Zuge alle in Sicht kommenden Personen, namentlich Kinder, mit

1704

Rutenschlägen (die Rute ist die Wachstum verleihende Lebensrute s. u.) ver-

treiben. So liegt vermutlich auch dem Umgehen des B.s anWeihnachten ein Rest alten Segens- und Erntezaubers (Donarkult?) zugrunde; über die Rute s. o.; der Ziegenbocist k doch wohl der Blitz (s.d.)!%, aus dessen erstem Erscheinen beim Jahresanfang die Fruchtbarkeit geweissagt

wurde

(s, Blitz),



Unter

dem

Einfluß

des Christentums ist der alte B. allmählich verdrängt worden. Man begann ihn einfach zu ersetzen durch den Heiligen des 6. Dezember, St. Niklas, der aber ganz den Charakter des alten Erntedämons angenommen hat !%). Die Süßigkeiten, die er bringt, deuten die Fruchtbarkeit des kommenden Jahres an 1%) (dann übertragen, daß alles im Jahre wohl vonstatten gehe; letztere Auffassung leitet sich aber sicher von den antiken Neujahrsbräuchen her) !%), die Rute in seiner Hand ist die das Wachstum fördernde Lebensrute !?) wie bei dem B. ge-

nannten

Weihnachtsgespenst ?®),

*) Mannhardt

2, 173 A.

®) Ebd. 2, 173 A.

©) E. M. Arndt Erinnerungen aus Schweden, Berl. 1818, 366, Die Erklärung als Stierkater ist sicher falsch: Mannhardt 2, 174 A. oben. !) Mannhardt ebd. !?) Ebd.2, 173 A. 13) Meyer Germ, Myth. 100 f. 110; Mannhardt 2, ı73f. 1) Mannhardt 2, 184 A. 2 (sehr eingehend). Macht sich hier die Einführung des gregorianischen Kalenders geltend ? Vgl. Art. Bauernregeln. 1°) Meyer Germ. Myth.

101.

In

Schwaben

formt

man

das Ge-

bäck zu Tieren (Springerle), hauptsächlich Böcken (s. Habergeiß). 1°) Ovid Fast, I 185—189; Bilfinger Das germ. Julfest 58 ff, ”) Mannhardt 2, 187 A. 1%) Vgl. auch Meyer Germ, Myth. 101 unten,

1705

Bumann—Bündelchen

von dem Katzenjammer d.h. Schädelbrummen (Kater!) am folgenden Tage

nach übermäßigem Alkoholgenuß 21). Vgl. Atmosphäre, Wolke.

»”) E. M. Arndt Nebenstunden 442; Hinweis bei Heckscher 212. ®) E. M. Arndt Nebenstunden 443; Heckscher ebd. 2) Kück Wetterglaube 138, Außerdem manches bei Heckscher 174. 175 aus E.M. Arndts Schriften mit Er-

gänzungen der modernen Parallelen (z. T. falsch) 426. Bullemann und Butzemann gehören ihrem Ursprung nach so wenig zusammen wie Bullemann und Bullkater, Stegemann,

Bumann, auch Bukerl, Bomann (Quedlinburg), Bäumann (Köln). Kinderschreck (s. d.) in Niederdeutschland, ‚schwarzer Mann‘‘ ohne

deutlich

umrissene

Gestalt.

„Der B. haust in Wassergräben, Tümpeln, Brunnen oder in dunklen Winkeln des Kellers, Stalles, Bodens; zuweilen

reitet er auch auf einem großen Pferd umher, eine große Rute in der Hand, dann dürfen die Kinder nicht mehr draußen

spielen,

sondern

Schreiende

Kinder

müssen

ins

werden

Bett‘ 1).

bedroht:

B

kümt un nimt di mit, stickt di in Sack! ?) Der

Name

stammt

aus

der

Kinderstube

(bü ist Schrecklaut) 3). — Dem ndd. B. entspricht in Oberdeutschland der Böli-

und Bullemann (s. Bullkater Butzemann (s. d.).

II, 2) und

» Mensing Schlesw.-Holst, Wb. ı, 578. ? Müllenhoff Sagen? 545 zu Nr. 499. ® Mensing Wb. ı, 556. Im übrigen vgl.

noch

z.B.

Richey

[d.

Hamburgense

28;

Brem.Wb. ı, 153; Strackerjan ı, 422; Ndd. Jahrb. 29, 145 (Quedlinbg.); Hönig Köln ı3. 22; andre Literatur s. Heckscher

426.

Ranke,

Bündelchen. Unter Bündele,Bün-

4. Metaphorisch wird B. in Redensarten gebraucht, in denen ebenfalls die Anschauungen des Erntedämons und des Gewitterdämons noch deutlich erkennbar nachwirken !?). Alle drei Zeugnisse stammen aus Norddeutschland: ‚1. Sick to 'n B. maken‘‘ sagt man, wenn man einen zornigen und grausamen Charakter beschreiben will; 2. ,,se hebben mal ens bullkatert‘‘, wenn man das Weih-

teli versteht man in Süddeutschland und in der Schweiz Säckchen mit amulettähnlichen Dingen; sie finden im Heil- und Abwehrzauber

3. „Morgen

geschriebene

und kommen

unter anderen

Bezeichnungen auch im übrigen Deutschland vor. Es handelt sich dabei um eine Häufung der Zaubermittel !); Gegenstände,

deren jeder für sich schon bei be-

etwas wild gefeiert hat ?);

stimmten Gelegenheiten als zauberkräftig gilt, werden, ebenso wie Kräuter und auf-

hören‘‘ in der Lüneburger Heide

getan. Mit jedem neuen Ding erhöht sich

nachtsfest danzen

Verwendung

frouh könnt

s’ de Werkatten

Segensformeln,

zusammen-

1706

die Kraft des Ganzen, und der Träger oder Besitzer sichert sich auf diese Weise gewissermaßen ein Universalmittel gegen alle Unglücksfälle, die ihn, seine Familie und seine Habe heimsuchen könnten. Amuletthäufungen von Tier-,

Pflanzen-

und

Mineralteilen

finden sich schon in Gräbern der Bronzezeit ?). Gregor von Tours erzählt von einem Betrüger, der statt spanischer Reliquien einen Sack voll merkwürdiger Dinge bei sich führte: Wurzeln und Kräuter, Maulwurfszähne, Mäuseknochen, Bärenklauen und -fett®). 1715 kam zu Jena in einer Gerichtsverhandlung über eine Schatzgräberei, die mit dem Tode zweier der Beteiligten endete, eine ganze Mustersammlung verschiedenartigster Amulette zutage. Darunter waren auch zwei B., und zwar eine hölzerne länglich rund gedrechselte Büchse mit drei Inschriftsiegeln, zehn in Papier gewickelten Pfennigen, einem „böhmischen‘ Diamanten, einem beschriebenen Zettel, einem Fetzen von einem weißen Wieselfell, einem Messingstück mit magischen Zeichen und etwas Baumwolle, sowie ein viereckiges ledernes Beutelchen, an einem Riemen um den Leib zu tragen, mit einer in den Anfang des Johannisevangeliums gewickelten Glückshaube, einem Bleisigillum mit Inschrift, einem Bild des heiligen Nikolaus, einem Stück Leinwand mit Menstrualblut, einem Zettel mit des Schatzgräbers Geburtsstunde, vier kleinen Korallenzinken, zwei Stückchen Hyazinth und einem Stückchen Lapislazuli%. Um

1800 pflegten die Mönche des Klosters Beurig in den Dörfern Lebensmittel gegen sogenannte ‚‚Deibelsgäschel‘‘ einzutau-

schen. Eine solche Teufelspeitsche 5) galt als Abwehrmittel gegen alle Angriffe des Bösen und bestand aus einer Unterlage mit neun Bildfeldern auf der Vorderund zwei auf der Rückseite, ferner dem Allerheiligsten: einer Madonnen-

Bündelchen

statue aus Gips und andern Kleinund schließlich noch amuletten, enteinem, mannigfaltige Kräuter Papier zusammengefalteten haltenden, mit denselben Heiligen wie auf den Bildern und der Unterschrift: Contra Maleficiam Contra Ignem Pestem et TempeArzneibücher statem %). Volkstümliche des 18. Jh. empfehlen B. gegen die verschicdensten inneren und äußeren Krankheiten sowie als Mittel, kugelfest oder beliebt zu werden?). Dieser Abwehrzauber durch Amuletthäufungen hat sich bis in die Gegenwart hincin erhalten. In Böhmen hängt man der Wöchnerin ein solches

Päckchen an einer Schlinge um Hals 8). In Oberbayern gebraucht

gegen

Krankheiten,

Krämpfe,

die

Frais-

besonders

und

den man

gegen

Gicht-

beten, mit einem roten Faden zusammengebundene Amulette verschie-

dener Art ®). Dabei kann Glied einer solchen Kette

das einzelne wiederum aus

einem B, bestehen, wie die ‚,FleischlisTäfala‘‘ im Frankenwald, ein etwa einen

Quadratzoll

großes

detes Ledersäckchen

messingblechumranmit

höckerigem

In-

halt (Wurzel oder Samen) !°). Im Samland

bindet man der Wöchnerin und ihrem Kinde B. an, die Tharant, Baldrian, Kreuzkümmel, Teufelsdreck, Knoblauch, Salz, Brot,

Stahl und Geld enthalten !). In Baden tut man Papierstreifen mit Bibelsprüchen hinein ?!?);

in‘ der Schweiz sollen ‚,dreiergattig‘‘ {dreierlei) Sachen darin sein !®); ein altes Simmenthaler Mittel zur Gewöhnung der Säuglinge an die Mutterbrust empfiehlt dreifach Rauten, Immergrün und Allermannsharnisch, daraus ein „bündelin gemacht und dem kind daß Mul gereiben der Mutter daß Büppy (Brustwarze) und “ Sind in den der Mutter angehenkt‘1%). meisten dieser Beispiele Gegenstandsund Wort- oder Zeichenamulette in dem B. miteinander vereint, so treten die letzteren auch allein in der Häufung auf. Schon die Anschauung, daß ein geschriebenes oder gedrucktes Zauberbuch mit seinen verschiedenartigen Rezepten und Anweisungen als Ganzes abwehr-

1708

kräftig sei gegen allerlei Übel, weist darauf hin, daß neben dem gelegentlichen Gebrauch des einen oder andern Segens das Buch selbst als Kollektivschutz ge-

wertet wurde. Und ebenso ist es mit gewissen Haus- oder Schutzbriefen,

die aus ciner Reihe von Einzelsegen und -bitten zusammengesetzt und mit den Bildern von Schutzpatronen für ganz verschiedene Fährnisse geschmückt sind ?9). Je

nach

dem

besonderen

Zweck

des

B.s ist seine Verwendung eine andere. Denkt man ganz allgemein an die Beschirmung des Hofes und seiner Insassen, so hängt man cs wie den Schutzbrief im Hausc auf, nagelt es an die Tür oder Schwelle des Stalles!) oder verwahrt es sonstwie. Ist cs in erster Linie auf den Schutz eines Einzelmenschen abgesehen, so trägt es der Eigentümer bei

sich und zwar auf dem bloßen Leibe !8). Dem Kranken bindet man’s um den Hals 12) 8) 11) 17); einem Kindlein wurde es in

solchem Falle ‚„‚am dritten Tag Neumond vor Sonnenaufgang angelegt und am 9. Tag wieder vor Sonnenaufgang abgenohmen und in ein Rührendt Wascer ge-

worfen‘‘ 18) oder auch ungeöffnet vergraben !?). Den Inhalt darf der Kranke nicht kennen 7) ; deshalb kanner auch das B. nicht öffnen, ohne es zu zerstören !9), Sofern man cin B. nicht ererbt hat, muß

man es schon vom Nachbarn oder gar aus dem nächsten Dorfe entleihen !°). Quacksalber halten es auch wohl feil’), doch

kann man es meistens nur erhalten von solchen Leuten, denen man auch sonst

übernatürliche Kräfte beimißt !%) oder vielleicht gar eine Verbindung mit dem Teufel nachsagt. Bei dem Gebrauch aber soll man sich durch nichts abschrecken lassen. Als man einst im Kanton Zürich cin solches B. einem behexten Kinde in die Tasche tat, krachte es durchs ganze Haus, und als das Kind es herausnahm und fortwarf, flog es in der Stube herum,

daß man cs kaum wieder einfangen konnte. Daraufhin nähten es die Eltern dem Kinde ins Futter, und die Krankheit verging!). S. Amulett, Breve.

Die Häufung der Zaubermittel in N Helm SAVk. 20, 177 ff. Vyl. Amulett ®), ?) Ebd. 177.

1709

bunt—Burchard

3 Gregor v. Tours Historia Francorum lib. 9, cap. 6. *) SAVk. 20, 179. °) Ebd. 28, 81 ff. $) ZirwVk. 7, ı ff. Ganz ähnliche „„,Gweichtel‘‘ einer Fraiskette mit Abb. bei Villiers-Pachinger Amyulette und Talismane. München (1927), Taf. 83. ’) Messikommer x, 174. 8) John Wesiböhmen 105 ff. 273. ) Andree-

Eysn

Volkskundl,

Volksmedizin 54.

144 ff. 136.

1) Urquell

1%

ı, 133.

Flügel

1?) Meyer

Baden 564. 3) SAVk. 21ı,48f. 1) Zahler Simmenthal 59. 5°) Vgl. Andree-Eysn Volkskundl. 67 if. 1°) SAVK. 21, 54. 2’) HessBl. 25, 194 ff. !%) SAVk. 2, 262. 1%) SAVKk., 2, 273. Freudenthal,

bunt

s. Farbe.

Burchard Vita

von Worms.

Burchardi

episcopi

ed.

Waitz

MG.

5S. 4, 829-—846; neu herausg. von H. Boos Quellen der Wormser Geschichte 3 (1893), 97 bis 127. Herm, Grosch Burchard I., Bischof zu Worms, Diss. Jena 1895; H. Boos Geschichte der yheinischen Städiekultur 1, 253—309; Wattenbach ı”, 397—399; A.M. Königer Burchard I. von Worszıs und die deutsche Kirche seiner Zeit 19903.

1.

Geboren

um

960

im

Hessengau,

von

Worms

1710

enthält in Kapitel 94 die Bußfragen, die der Bischof oder sein Vertreter bei der Bereisung der Diözese stellen soll; die Fragen

9.

42—45.

49—52

und

54

be-

ziehen sich auf abergläubische Bräuche, Das ganze Buch X (de incantatoribus et auguribus) wendet sich gegen Zauberei und Wahrsagung. Das Buch XIX mit dem Titel Corrector et Medicus %) enthält in Kap. 53 siebenundvierzig Bußfragen, die sich mit Aberglauben befassen; hinzu kommt noch Kap. 152. 3) Gesammelt abgedruckt bei Grimm Myth. 3, 404—411. *) Separatdruck von Kap. 5 bis 33 (mit anderer Zählung als bei Migne); von Wasserschleben Bußordnungen 624

bis 676. Kritische Ausgabe von Kap. 1—33 bei H. J. Schmitz Die Bußbücher und das kanonische Bußverfahren (Düsseldorf 1898) 407 bis 467 (mit vorausgestellter Untersuchung 381 ff.). Die den Aberglauben betreffenden Abschnitte aus Kap. 5 mit besonderer Zählung auch bei Friedberg Bußbücher 82 bis 101. Es entsprechen sich bei Friedberg bzw.

Schmitz

Fr.

jeweils

die

folgenden

1—11 = Schm., 60—70; 20 = 94—99; 21—24

Nummern:

12—14 = 90-—02; 101—104; 25—29

Schüler des Albert von Gembloux zu Lobbes, später Kanonikus zu Mainz und Probst des Viktorstifts; Bischof von Worms seit 1000, gestorben 1025. Als Bischof ausgezeichnet durch seine rege Tätigkeit, die allen Gebieten der Verwaltung und kirchlichen Einrichtung zugute kam. Ihr verdankt auch sein Hauptwerk seine Entstehung, das er mit Hilfe Alberts und wohl auch anderer Mitarbeiter in den Jahren zwischen etwa I101I und 1023 verfaßte !), die Decretorum Libri

WG

1707

) Grosch 1548; jetzt bei

Meist nennt B. außerdem vor jedem Kapitel seine Quelle, wenn auch nicht immer richtig, doch gewiß kaum, wie Grosch annahm, absichtlich unrichtig’). Es er-

viginti ?). 1058.

553. *) Zuerst gedruckt Köln Migne Patr. lat, 140. 537

2. B.s Werk war die bis dahin vollständigste Sammlung kirchlicher Satzungen, die in einem wenn auch nicht immer geschickten doch übersichtlichen System zusammengestellt sind. Die Sammlung umfaßt, mit Ausnahme des Dogmatischen, die ganze Menge der in der kirchlichen Praxis begegnenden Fragen, besonders auch die Poenitentialbestim-

mungen. Vom Aberglauben wird dabei an verschiedenen Stellen gehandelt 3). Buch I

149—153;

175—177;

185—186;

30—37

41—43

46—-47

=

=

=

166—173;

179—181;

193—1094.

38—40

44—45

3. B.s Werk ist eine Kompilationsarbeit ®). Er nennt selbst zu Beginn einige

seiner Hauptquellen: Kirchenväter, ältere Canonessammlungen (wichtig der Pseudo - Isidor), Konzilsakten, Papstdekrete, das Poenitentiale Romanum,

Poen. Theodori und Poen. Bedae. Andere treten hinzu ®%): Regino von Prüm (s. d.),

Martin

von

Bracara,

Hrabanus

Maurus

(s. d.), Caesarius von Arelat (s. d.), u. a.

gibt sich daraus ®), daß

auch

seine An-

gaben über den Aberglauben für deutsche Verhältnisse nur bedingten und sehr verschiedenen Wert haben, da das meiste aus älteren auch außerdeutschen Vorlagen nachzuweisen ist. Eine Ausnahme bildet ein Teil des Materials in Buch XIX. Zwar ist auch dieses als Ganzes eine Er-

weiterung ®) der Canones Konzils

von

743.

Aber

des römischen

hier

hat

B.

in

kleineren Anderungen des Wortlauts und

1711

Burchard

von Würzburg— Burkhard

größeren Zusätzen offenbar auf den heimischen Brauch Rücksicht genommen. Hierbei handelt es sich um die folgenden abergläubischen Bräuche und Anschauungen!) (die beigegebenen Nummern verweisen auf Friedberg): Neujahrsbräuche (3. 24; vgl. auch Schneider a. a. O.), Zauber und Besprechung beim Spinnen (5), Zauber mit Leichen und Leichenteilen (17), mit Herdfeuer und -rauch (16.

21), Krankheitserregung (38) und -heilung (16. 41), Liebes- und Impotenz} zauber (35—937. 39. 45. 46), Regenzauber

Baum-

und

Grosch des

57f.;

Bischofs

Steinkult

E.

(15).

Diederich

Burchard

von

Worms,

Das

Bei-

räge zuy Geschichte seiner Quellen. Diss. Breslau 1908 (nicht ausreichend). °) Vgl. Boese

ARw.

20,

Avel.

3627 f.

53—56;

7) Alb.

Fed.

Schneider

Hauck

Über den

liber decrvetorum B.s von Worms. Sitzb. Leipzig 46 (1894), 65 ff. ®%) Vgl.Schönbach Sitzb.

Wien 360

ff.

a.a. O0.

14

10)

, 7,

125.

®) Schneider

Herausgeheben

82 ff.

bei

a.a.O.

Friedberg

Helm.

Burchard (s. Burkhard) von Würzburg. Vita

Hahn

Burchardi.

ADB.

AA.

SS.

3, 564—3566.

Oct,

VI, 557—594;

B. I, erster Bischof von Würzburg, gest. 754. Das ihm zugeschriebene Homi-

liarium *!) enthält einige Predigten mit Mahnungen gegen Zauber, Lose und Wahrsagung (Nr. 19. 23. 25), gegen heidnische Opfer und Kultstätten (Nr. 23) und gegen Neujahrsbräuche (Nr. 3). Diese Predigten scheinen von Caesarius von Arelat (s. d.) abhängig zu sein 2). de

') Im Auszug

yvebus Franciae

837—847.

haupt.

wie bei

den

l) Schmitz

Fastnachtsfeuern

Erfelı,

über-

21; 2, 1481.;

Fon-

Burkhard (s.a.Burchard), hl., angelsäch-

Quell-,

Superst.

chen

mit Bibelstellen (8), Angang (25),

Wahr sa über gu Krankh eitsaung sgang (22), Totenopfer (15), Totenbannung (42. 43), sonstige Totenbräuche (18), dämonische Wesen (23), Waldweiber (28), Werwolf (27), Hulda und nachtfahrende Frauen (11. 12), Schicksalsfrauen (27), Geisterbannung durch Hahnenschrei (26), Speisung von Seelen und Dämonen (29), Dekret

Die Glaubensvorstellungen, die man mit diesen Feuern verbindet, sind die glei-

(34), nächtliche Entrückung

(34. 35), Behexung der Haustiere (32. 33),

5)

ersten Sonntag in den Fasten, vereinzelt auch am Sonntag vor Fastnacht oder an Halbfasten !). Das Wort Burg bedeutet (wie in dem kurzen Sigurdliede der Edda) den hochgetürmten Scheiterhaufen. In Herscheid bei Prüm setzt man auf das die Burg krönende Kreuz eine Strohkatze 23).

taine 28ff.i); Sartori Sitte und Brauch 3, 108 f.; Wrede RheinVk. 251 ff.; Eifeler Vk, 210f ®%3 Wrede EifelerVk. 210. Sartori,

(47), Hexen Orakel

1712

bei Eckhart orientalis

?) Boese

Commentaria

ı (Würzburg

1729),

Swperst, Arelat, 36—37. Helm,

Burgbrennen heißt in der Eifel und in Luxemburg das Abbrennen der Feuer am

sischer Herkunft, einer der bekanntesten Schüler und vertrautesten Mitarbeiter des hl. Bonifatius, erster Bischof von Würzburg (741) und Erbauer des Salvatordomes dort, deshalb auch mit einem Kir-

chenmodell

gest.

in

2. Februar

der

Rechten

754,

Fest

abgebildet,

am

14. Ok-

tober, dem Tage der Translatio seiner Gebeine (1033) in die ihm zu Ehren erbaute Kirche (Burkhardi- Kirche zu Würzburg) !). Der B.tag sowie die ganze B.woche galten als ungünstig für die Saat,

da sie in die Zeit fallen, in der ‚,die Seelen

besonders rührig‘‘ sind ?). Im Hennebergschen war in der B.woche ein besonderes

Gebäck üblich, der Borkelsweck („Zwick“‘), ein langes, schmales, keilförmiges Brot

aus

mürbem

vielen

oder

Querfurchen.

einfachem

Teig

mit

Man brachte es auch

vom B.markt in der B.woche als Patenbrot mit. In Meiningen wünschten sich den B.weck Kinder und junge Leute oder wußten ihn sich zu verdienen ®). Das Brot wird als ‚„‚Sippe-Opferbrot‘‘ aufgefaßt und in die Reihe der Kultbrote zu Beginn des neuen Wirtschaftsabschnittes um St. Michael gestellt *). Ursprünglich stammen die hier aufgeführten Volksmeinungen und Bräuche vom Michaelstage

her,

führung mit dem deutlich der sog. Musdorf und des

verbanden

sich

aber

seit

Ein-

des Gregorianischen Kalenders B.tag und der B.woche. Das ist zu erkennen an der Verlegung Muswiese, eines Volksfestes zu bei Roth am Sec (Schwaben), Michaelsmarktes in die B.woche.

1713

Bürstenorake]l—Buschgroßmutter,

Am Mittwoch dieser Marktwoche tanzen die Metzger dort um ein großes Feuer, das wiederum auf die Michaelsfeuer hinweist ®). Noch an andern Orten wurde oder wird der B.tag durch Feste mit Schmausereien gefeiert 9). 1) Die ältere Vita Burchardi in MG. SS, XV, 47 ff. Die jüngere Lebensbeschreibung (Vita S. Burchardi) mit einer Untersuchung über den Heiligen neu herausgeg. von Bend el (Paderborn 1912); Hefner Das Leben des Al. Burchard von Würzburg. SA. a. d. Archiv d. Ver, f. Unterfranken und Aschaffenburg 45 (1903), 5—63; Samson Die Heiligen als Kirchenpatrone 154—155. ?®% Keller Grab des Aberglaubens 2, 191; Köhler Voigtland 378; Wuttke 418 8651. % Spieß Fränhisch-Henneberg 100. *%) ZfVk. ır (1901), 197 (mit Abbildung). °) Meier Schwaben 1, 450; nach diesem Reinsberg-Düringsfeld Das festliche Jahr? (1898), 378. %) Meisinger Hinz und Kunz 12—13. Wrede.

Bürstenorakel, Eine hsl. in Rheinau erhaltene Predigt !) bekämpft folgenden

Neujahrsbrauch: „‚Es sint süntlich fröwen, die nemen zwo bürsten und legent si crützwis über enander an die glüt; und ist das sich die bürsten rimpfend gegen enander, so söllent zwei zesamen komen, die enander holt sind; und söliche ketzerliche ziperwerk tribent si uff die zit.“ 1) SAVk,

26,

281.

Boehm,

Busch, brennender, der aber durch das

Feuer nicht verzehrt wird, zeigt die Stelle an, wo ein Schatz liegt und gehoben werden kann 1). Aus einem B. im Kt. Baselland stieg eine Rauchwolke, aber nirgends war Feuer zu sehen; als Zauberworte über ihn gesprochen wurden, war ein Gepolter

hörbar

Wohl

und

hörte

entlehnt

das

Rauchen

aus 2. Mose

3, 2.

auf 2).

) Eckart Südhannov. Sagen 133; Meiche Sagen 726 Nr. 898. *! Lenggenhager

Sagen

61.

Bächtold-Stäubli.

Buschmännchen,

identisch

mit

Zwer-

gen. Mit einer typischen, viel zitierten Zwergensage verbunden, erscheint der Name, soweit bekannt, nur bei Haupt?);

sie stammt aus Königshain bei Görlitz (es sei an den bes. in Görlitz verbreite-

ten Namen Buschmann, Puschmann innert). Buschmann s. wilder Jäger. ') Haupt

Lausitz ı, 40 (danach

er-

Mann-

hardt

ZfdMyth.

Buschweibchen ı,92;

Kühnau

4, 212;

1714

Grässe

Sagen 2, 74; Wo 1f

Preußen H.

401).

Naumann.

Buschgroßmutter, Buschweibchen, eine

Walddämonenfigur primitivster Art, von den Mythologen des 19. Jhs. in viel zu hohe Sphären gerückt. Die Hauptquellen, auf denen im wesentlichen auch die Darstellung bei Grimm, Mannhardt, Simrock, E. H. Meyer !) beruht, findet man heute bei Grohmann, Vernaleken, Meiche,

Kühnau, Eisel?) verzeichnet. Im 19. Jh. scheint der Glaube sich auf Thüringen,

Sachsen, Deutsch-Böhmen, Schlesien zu beschränken. Die niemals sämtlich zugleich bezeugten, hier aber zusammengetragenen Züge der Dämonin sind: sie wohnt im tiefsten Wald, läßt sich nur alle 100 Jahre sehn, ist ein steinaltes, runzliges, kleines, tiefgebücktes, häßliches Weiblein mit langem, schneeweißem, verwildertem, verlaustem Haar, mit Moos auf den Füßen, mit Stock, Schürze, Hucke auf dem Rücken. Von ihrem Herdfeuer steigt der Nebel auf, der

an den Bergen

hängt.

Sie will gekämmt

und gelaust sein. Willfährigen und Guten ist sie gut und belohnt sie mit Laub, das zu Gold wird, oder mit unerschöpflichem

Garnknäul. Sie ist böse gegen Böse und Spötter, ihr Anhauch bringt Ausschlag, sie hockt auf. Völlige Bosheit gegen beerenpflückende Kinder oder gegen Hirten, deren Kühen sie die Milch ausmelkt, ist ein besonderer Zug %, zu dem der dämonische Eisenkopf *) paßt. Sonst ist das unberechenbare Zugleich von Bösartigkeit und Güte ein grade besonders bezeichnender primitiver Zug. Aus Siebenbürgen werden noch eigentümliche Züge erwähnt: der Walache kennt eine Buschmutter, bald altes Weib, bald schöne Jungfrau, vermummt, mit stieren Augen, bei Mondschein an dunklen Stellen im Walde auftauchend 5). Aber ebenso oft erscheint die Dämonin kollektivisch), als Horde von Busch-, Wald-, Holz-, Moosweibchen, Buschrülpen mit denselben Zügen, zu denen noch '‘Plotschfüße’ und wimmernde Sprache kommen, vom Nachtgeist, wilden Jäger oder Teufel

gehetzt, vor dem

dann

ein durch

Gebet

1715

Bussard

zufällig geheiligter Baumeinzige Rettung ist. Holz-

oder Kreuz stumpf ihre

fällern, Hirten, erfrierenden Jägern, armen Alten und Kranken sind sie hilfreich, sie geben den Leuten von ihrem im Berg gebackenen Kuchen, sie treten mit den Ackerleuten in Brottausch ein; sie verschwinden, wenn der Wald sich lichtet oder wenn die Obrigkeit den Holzsammlern und Streuholern die Wälder sperrt, denn sie lieben den Verkehr mit den Men-

sich

1716

taL6pxm6 genannt, weil man glaubte, er besitze drei Hoden®%. Conr. Gesner °)

erwähnt diese Überlieferung, stellt aber

ihre Unrichtigkeit

fest.

Seine

Faul-

heit hat zu der sprichwörtlichen Redensart geführt: ‚„‚Du sitzest wie ein B.*‘,

weil

er „nit ab statt weycht

/ ob man

schon zwey oder drey mal nach jm geschossen hat‘‘®); auch Albertus Magnus sagt von ihm ‚„pigri volatus‘‘, ‚„‚trägen Fluges‘ 7), was freilich zu den Schilde-

schließlich auch. die Vorstellung von einer

rungen Brehms nicht stimmen will. 1) Dieser Name, der aus dem afranz, bussayt

lich beschränkte Dämonenfigur ganz unangebracht. Solche Beziehung scheint sich

von Conr. Gesner Hisf. avium (1555) gebraucht, im deutschen Vogelbuch (1582) fol. 142 b: Bushard. ?) Benecke glaubt in seiner Anmerkung zu Hartmanns /Zwein V, 284 die beiden Formen auch in der Bedeutung trennen zu sollen. 3 Suolahti Vogelnamen 352 ff.; Brehn Tzierleben * 6, 380; Swainson Folk-Lore of British Birds 133; Rolland Faune pop. 2,11 ff.) Albertus

schen.

findet

vereinzelt

Ganz

-—

Horde mit Führerin, Moosfräulein und B.”’). Aber der im 19. Jh. gern gebrauchte Begriff Königin der Moosfräulein ®) oder gar die Identifizierung mit den großen altgerm. Göttinnen ®) erscheint für diese außerordentlich primitive und landschaft-

im wesentlichen auf den etwas romantischen Bericht Bergemanns!®) von 1836 aus Schlesisch- Löwenberg zu stützen, der von schönen, verliebten, launenhaften Holzjungfern redet und der ihnen eine Königin mit Krone und Hofdamen zu-

schreibt. Die Gesellschaft sonnt sich zur

Mittagsstunde am Bergeshang und lustwandelt an schönen Morgen und Aben-

den. ı,

Myth,

l) Grimm 86;

Simrock

ı, 4c0;

Mannhardt 440;

Mythologie

E.

H.

Germ. Myth. 159. *) Grohmann Meyer Mythen 242; Sagen ı32 = Vernaleken Kühnau Sagen Nr. 460. 461; Meiche Sagen 2,187; Eisel Voigtland 105. %) KühGerm, Sagen 2, 187. *) E. H. Meyer nau Siebenbürgen 206. © Müller 159. Myth. Sagen Nr. 459. 460; MschlesVk, ®) Meiche Sagen 2, 190; 2, 187; 10 (1908), 18; Kühnau 2,

193;

2,

185;

2,

Taubmann

189;

Nord-

Myth. 1, 400. ’) Grimm böhmen 15, 16. Germ, Mythen 478: Sim8 Mannhardt rock Mythologie 440. *) Kuhn u. Schwartz Sagen 3, 8ıl. 1) Jetzt bei Kühnau 481. H.

Naumann,

Bussard !), namentlich Mäusebussard, auch Mauser (ahd. müÄsäri, mhd. müser und müzere?)), vielleicht ur-

sprünglich

»ıs-aro

buteo Linn.®3).

27

‚‚Mäuse-Aar‘‘,

I. Biologischer

Buteo

Aberglaube.

Im griechischen Altertum

wurde

der B.

stammt,

wurde

Magnus

De

auf

anim,

deutschem

23,

29;

Gebiet

zuerst

brobuxen,

d. i.

wohl = bröchbuxen, broch = bruoch ‚„‚Moor“; s. Suolahti 354f. *) Plinius N.AE. 10, 9, I.

1438.

5)

7%) De

Tierbuch

Animal,

1582, Fol. 142 bf,

23,

29.

%) Ebd.

2. Schon im Altertum galt der B. als vorbedeutend, und zwar, nach Plinius 8), in günstigem Sinne. Auf deutschem Sprachgebiet wird mehrfach von der Vorbedeutung des B.s gesprochen; doch scheint er hier vorwiegend Unglück zu bedeuten. Die älteste Stelle in dem St. Trudperter „Hohen Lied‘‘ (12. Jh.)®) Jäßt uns über den Sinn im unklaren: „derwerder des fiur sehennes oder des hant sehennes odir der agelsteren oder des Oodir so dich din ore iucket musares

odir din ouge . . .‘ Stellen aus Hartmanns

von Aue ‚‚Erek‘‘ und Wirnts von Grafenberg „‚Wigalois‘‘ zitiert Grimm in seiner Mythologie 19); eine andere findet sich bei

Berthold

von

Regensburg !):

„sö

ge-

loubent eteliche an den miusearn. sö ist dem der hase übern wec geloufen.‘‘ In England verkündet der B. Regen und

Sturm 22).

Tierorakel 96. 8) NH. ıo, 9, 1; s.a. Hopf % Herausg. v. Haupt 05, 15. 2) 2, 939: Erek V. 8:30; dazu Anm. von Jos. Haupt in seiner 1) Merausg. von Ausgabe; Wigalois V. 6187. lc. 133. Pfeiffer 1, 265, 4. 1?) Swainson

3. Volksmedizin.

Der

Genuß

1717

Bußbücher—Buße

des B.fleisches macht wahnsinnig (Schwaben) !3). ”) TJühling Volksmedizin 52).

Tiere

248

(nach

Buck

4. Sagen ätiologischer Art über den B. sind nur auf außerdeutschem Boden überliefert 14). 14) Dähnhardt 256; 4, 54-

Bußbücher

MNatursagen 3, ıı ff. Hoffmann-Krayer.

s. Poenitentiale.

Buße (eigentl. ‚,Besserung‘‘) bedeutet ursprünglich nur Abtragung einer Schuld, rechtlich die Ablösung der nach dem Grundsatz der Vergeltung verschuldeten Strafe durch Zurückführung des Schadens auf den Geldwert. In dieser rein matericllen Bedeutung hat sich das Wort B. bis auf den heutigen Tag erhalten. Wie es im mosaischen Recht hieß: ‚Auge um Auge, Zahn um Zahn‘‘ (Exod. 21, 23—25),

so bestimmten die Leges XII tab. (7, 9): si membrum rupsit, ni cum co pacit, talio esto. Eine Parallele dazu bildet die deutsche Viehb. für genommenes Wild, während sonst in Deutschland eine weniger

strenge Auffassung herrschend wurde (Wergeld) !). Folglich bezeichnet büßen die Handlung der Abtragung einer Schuld. Einen Nachhall einer solchen Kulthandlung haben wir in der im norddeutschen und im süddeutschen Sprachgebiet belegten Verwendung von büßen

in der Bedeutung von besprechen (s. d.), heilen. So nennt der märkische Bauer das Besprechen einer Krankheit büeten?); in Hettingen (Baden) versteht man unter „die Zähne büßen‘‘, die Zähne segnend umfahren °). Kirinsb. heißt in der Ortenau und im Elsaß eine Skrofelkrankheit an Armen, Füßen oder im Gesicht 9). Um sie zu heilen, muß nicht nur der Kranke allerhand strenge Übungen vornehmen, sondern seine ganze Verwandtschaft muß 40 Tage lang beten und fasten. Ein eigener Bußzettel verzeichnet die Zeichen der Krankheit und gibt Verhaltungsmaßregeln. Hierher gehört auch die (in Baden) weit verbreitete Redensart de gluste biesse = seinen Willen erfüllt bekommen. Endlich bedeutet alemann. büetze (bietze) = nähen, flicken, ausbes-

1718

sern, womit der verbreitete Familienname

Albietz (also = Flickschuster) zusammenhängt 9). Das Büßen einer Krankheit ist ein Kultakt, der die Vertreibung oder Ver-

söhnung des Krankheitsdämons zum Ziel hat. So ist auch bei der Kirinsb. der hl. Quirinus als der zürnende Dämon aufgefaßt, der die Krankheit gesandt hat, die ihm deshalb auch abgebüßt werden muß. In der Leibs Artzney des Georg Pictorius (1566) ist 156 b und 159 b die Rede von den B.närzten (die heilgen

schender und büssenärtzt), d. h. von Be-

trügern, die von den Heiligen die Herkunft der Krankheiten herleiten. Der Begriff B. in seiner zunächst rein materiellen Bedeutung als Ersatzleistung für eine Schuld — buzer (Büßer) heißen um 1360 nach dem Villinger Stadtrecht 25 die Räte als Richter über Unfug ®%) — tritt auch in der kirchlichen Bußpraxis

des Ma.s in Erscheinung, wenn z. B. nach den Bußbüchern bei Körperverletzungen

die Arztkosten bezahlt werden sollen, was

im Unvermögensfall durch einjähriges Fasten ersetzt werden kann. Die schweren Auswüchse aber, die in der kirchlichen Bußpraxis des Ma.s, namentlich in der Verwendung der Bußgelder, zutage traten, haben mit Aberglauben nichts zu tun, sondern sind als offenkundige Mißbräuche anzusehen. Als Hauptwerk hierüber ist an Stelle des ganz unkritischen in erster Linie Friedberg, Bußbücher, Herm. Jos. Schmitz, Die Bußbücher und die Bußpraxis der Kirche, 1883 und 1898, zu benützen. Im Anschluß an die Buß- und Bittfahrten, die im frühen Ma. reuige Sünder

an besondere Gnadenstätten (Rom, Palästina u. a.) ausführen mußten, entstanden wohl auch die harten B.n und Kasteiungen, die bei Wallfahrten bis ins 17. Jh. üblich waren und in Einzelfällen noch in der jüngsten Zeit fortwucherten®).

So tat in Tirol ein früherer Hexenmeister aufrichtig B. und hob seine Augen nie mehr zum Himmel empor, sondern senkte den Kopf ständig so zur Erde, daß er nach ein paar Jahren einen Buckel bekam, daß man darauf hätte reiten können ®,. In

die Erdul-

525). Daß

dung körperlicher Schmerzen dabei die , e d b ü l e G s da h c u t a ig e ze h r, c wa a s t p u a H das im Jahre

1446 ein Mann

lung seiner geisteskranken

für die Hei-

Frau

dem hl.

Leonhard gelobte und erfüllte: eine sechs Pfund

schwere

eiserne

Kette

und

eine

eiserne Figur trug er auf bloßem Leib in fünf Tagereisen nach Imhenhofen. Noch im Jahre 1904 trug der etwa 7ojährige „Jochei‘‘ (Joachim Hasenknopf) in Oberd n u n g e a d T a g s e t h c r e B i g be r e b z l a s e t t e k n e s i e E r e w h c s d n u f P 36 ne ei t h Nac ib Le n de m n u r e d e i l G n e g n a l m c 7 mit

t, ck na z n a g h c u A . 5) g. Fi e v i t o , V e e (Andr , t n n a p s e g s m u r a o f z u e r K in t of e m die Ar machten die Männer in früheren Zeiten l l a W e di h c u a r e . b n A e t r h a f ß u ihre B fahrt „in Wolle‘* oder „im härenen Gewand‘ galt als Bußverschärfung !). An-

dere machten die Wallfahrt auf Erbsen, tha n ta ge e h u h c S e di in ch si e si e di

zerhacken, Tantalos, die lichen Früchte,

und Sisyphos, der einen gewaltigen Felsblock ohne Unterlaß einen Berg hinaufwälzt, um ihn kurz vor dem Ziel immer wieder in die Tiefe rollen zu sehen. Zum Unterschied von den wesenlosen Schatten müssen die Seelen dieser Büßer volles und dauerndes Bewußtsein besessen haben, um die Strafe überhaupt empfinden zu können !7). Merkwürdigerweise spielt das Sisyphosmotiv auch im deutschen Volksglauben eine Rolle: Ein ungetreuer Hirt ließ die Kuh einer armen Frau absichtlich in einen Abgrund stürzen und jauchzte darüber vor Freude. Nun muß er nach seinem Tod die Kuh mit Ächzen und

Stöhnen den steilen Berg hinaufschleppen. Ist er oben angelangt, so fällt ihm und

das Tier wieder hinunter, dazu jauchzen ?®). l) Grimm

stentum 22 f. 339;

er muß

Chri-

Lippert

RA.z2, 210;

ı2,409;

Frazer

Sebil-

lot Folk-Lore 4, 474. ®*) Lippert ChristenBad.Wb. handschr. tum 22 f. 177. % Ochs *)

Schweizld.

4,

1751;

1305.

5,

%

Ochs

”’) Lippert ®% Ebd. Bad.Wb. handschr. Votive 33 f. ®) Andree Christentum 340. Tirol 670 Nr. 146; vgl. 667 Nr. 143. ® Heyl Votive 28 ff. 1!) Ranke Sagen %) Andree 46;

Niderberger

Unterwalden

2,

99.

1) Kühnau Tirol 271 Nr. 84. 2) Heyl Sagen 1, 252. 255. 410. 581; Sebillot 14) SAVk. ıı (1907), 134. Folk-Lore ı, 125. 15) Meiche Sagen 225 Nr. 284; 411 Nr. 543. Sagen 120 Nr. 143; 122 Nr. 146; 185) Grimm Psyche 1, ”) Rohde Sagen 46. Ranke St Galler Sagen 168 61f. 318, 4. 1) Kuoni

Nr. 302;

Ranke

Sagen

46.

Bußtage

Mengis,

und

Bettage

als

besondere

kirchliche Feiertage sind aus der Not geboren. Nach dem Vorbild des Alten Testaments (,‚, Versöhnungstag‘‘ Lev. 16) werden sie angeordnet in gefährlichen Zeiten, bei Seuchen, Kriegsgefahr, Teue-

rung.

Dabei

ist charakteristisch,

daß

es

sich um behördliche Maßnahmen, weniger um den spontanen Ausdruck gesteigerter

Religiosität

der herr-

zum Greifen nah über ihm hängen, und trotz des klaren Wassers, dessen Spiegel ihm fast die Lippen netzt, ewig hungern und dürsten muß,

ten.

Was in diesem Leben nicht gebüßt rt n we h ü s e g e d o T m e d h c a n ß u , m e d r u w den (s. Arme Seelen). Die Strafe steht dann meist in enger Beziehung zu dem einstigen Vergehen !!). So wandert der Grenzfrevler die Grenze auf und ab und ; r e t l u h c S er in n se f i e au t s k r a M n t de träg Knappen eines Goldbergwerks, die Sonntags, statt den Gottesdienst zu besuchen, mit goldenem Kegelspiel spielten, müssen nach dem Tod alljährlich am Vorabend des hohen Frauentags, wie auch am Festtag selbst, das goldene Kegelspiel aus dem Grund des Wassers heraufholen, in wel-

der trotz

tiale.

©

Sat. VII

ches das Bergwerk versank, und müssen oben kegeln, bis die Sonne untergegangen i st 12). Manche solcher Büßer können von werden ?®). erlöst Menschen mutigen Aber Siechtum, ja sogar Tod ist manchmal der Lohn für die Erlösung eines büßenden Geistes 1%). Oft ist der B. eine zeitliche Grenze, 100 Jahre oder gar Jahrhunderte, gesetzt 15), in anderen Fällen dauert sie bis zum Jüngsten Tag oder gar in alle Ewigkeit 19). Die bekanntesten Büßergestalten des griechischen Altertums sind Tityos, dessen Leib zwei Geier

handelt.

So

haben

z.B.

Theodosius der Große und Karl der Große B. angeordnet. Die erste evangelische Bettagsfeier wurde 1532 in Straßburg gehalten. Die Schrecken des 30ojährigen Krieges ließen die B. höhere Bedeutung

gewinnen.

In

1632—48

Hessen

jährlich

z. B.

nicht

gab

es von

weniger

als

64

Bettage. Die evangelischen Landeskirchen haben mit Ausnahme des Elsaß alle ihren Buß- und Bettag, doch herrscht keine Einheitlichkeit in der Gestaltung, die einen machen einen Sonntag zum B., die andern einen Werktag. Ende des vorigen Jahrhunderts hat man in 28 Landes-

kirchen

das

47

verschiedene

ganze

Jahr

B.

verteilten

an

24

Tagen

über

ge-

zählt ?). Die Einrichtung des Buß- und Bettags hat im Volk keinen festen Fuß gefaßt. Im Grunde ist ein besonderer B. mit dem Wesen des evangelischen Christentums auch

1722

Bußordnungen—Butte

Bußordnungen, -spiegel s. Poeniten-

"5 num

Bayern war das Schleppen schwerer Holzg n u g a r t z u e g r K n r u de m h a h c a N kreuze in Christi nach einem oft weit entfernten Gnadenort sehr beliebt. Die Bußübung war vor allem nachts vorzunehmen, wobei man sich auf den Knien fortzubewegen hatte. Dieses Rutschen auf den Knien ist n e d n i e e h H c s i m ö r m o n v o h c r, s te al ur ein us li Ju g ie st . So h c u a r r B e t b ü e g m tu Cäsar nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug gegen Scipio und Cato auf den Knien die Treppe zum Tempel des Juppiter Capitolinus hinauf (Dio Cassius XIV 21). Die blutenden Knie beweisen, wie ernst man diese Bußübung nahm

(Juvenal

1720

Buße

1719

1721

nicht

recht

vereinbar,

denn

nach

Luther soll das ganze Leben eine ständige Buße sein. Indessen sind sich die wenigsten Menschen des Bußernstes dieser Forderung bewußt. Der Durchschnittschrist denkt ans Buße tun erst, wenn es ihm schlecht

geht;

und

dann

tut

er

Buße,

nicht aber an dem Tag, für den es ihm von der Kirche vorgeschrieben ist. So kann man sagen, daß Buß- und Bettag im Volksleben kaum eine andere Rolle spielen als der gewöhnliche Sonntag. Der B. steht unter dem Gebot der Sonntagsheiligung. Jede nicht lebensnotwendige Arbeit ruht. Man darf nicht nähen,

bekommt

man schlimme

sonst

Finger ?); nicht

einmal ein Weizenfeld darf man betreten,

sonst kommt

der Brand in den Weizen ®)

— Gebote, die der Furcht vor der Rache des durch Sabbatschändung verletzten Gottes entspringen. 1) RGG.? ı, lenburg 2, 256.

1494 ff. ®%) Bartsch °%) Mitt. Anhalt. Gesch.

Meckh14, 20. Rühle.

Butte I f., Butt m. (Rhombus), spez. Steinbutt, Turbot {(Rhombus maximus). Legenden und Tiergeschichten zur Erklärung des

schiefen

tigkeit

Mauls,

und

der

der

Einsei-

Stummheit

hat Dähnhardt in den ‚,Natursagen‘‘ zusammengestellt !). Sie sind teilweise

identisch mit den Geschichten von der Flunder, Scholle (s. d.); z. B. als der Barsch der Steinb. mitteilte, daß der Hering zum König der Fische gewählt worden sei, zog sie den Mund schief und sprach: ‚,Is de Hiring ook ’n Fisch?‘ Währenddessen krähte der Hahn, und deshalb blieb der Steinb. der Mund schief stehn. Im Märchen von dem Fischer und seiner Frau (Grimm Nr. 19) ist es eine B,, die der Fischersfrau die Wunschgeschenke verschafft. Sie wird mit dem Vers herangerufen: Manntje, Manntje, Timpe Te, Buttje, Buttje in der See, myne Fru de Ilsebill will nich so as ik wol will %}.

Volksmedizin.

‚Das fleisch ob-

genannter fischen (Dornbutt

und

Glatt-

den

habend‘‘ 3).

butt) zerstossen / ausz hungwasser (Honigwasser) getruncken / ist nutz denen so

ritten

(Schüttelfieber)

s. a. Scholle.

1) Legenden: schiefes Maul: 2, 253 (Norw. Isl.); 3, 25 (Estl.); Einseitigkeit: 2, 269 (Estl.); Stummheit: 2, 253 (Estl.); Tiergeschichten:

schiefes Maul 3, 24 (Meckl., nach Wossidlo Mecklenb. 2, 23); 4, 195—07 (Pom., %3) Vgl. Bolte-PoHoll., Vlaml., Engl.). Jivka z, 138{ff., wo auch andere Fische ge-

nannt 51 b.

werden.

3) Gesner

Fischbuch 1575, Hoffmann-Krayer.

Butte II f., auch Wechselb., Wasserb. = Wechselbalg (s. d.). Die Bezeichnung

scheint auf fränkisch-oberpfälzisches Gebiet beschränkt !), ist aber etymologisch adj. butt ‚„‚klumpig, von ndd. kaum

stumpf‘,

m.

butt(je)

‚kleiner

Knirps‘‘ ?)

1723

Butter

und damit von hd. butz {s. d.) zu trennen, bedeutet also ursprünglich Klotz, kurze, dicke Gestalt?) (anders Laistner: von mnd. buten = tauschen %) und Höf ler: von bütte = Bauch) 9). 1)

ZfdPh.

308;

2, 935.

3, 333;

Panzer

Beitrag

2, 101;

Lammert 142; Schönwerth Oberpfalz ı, 190 Nr.9; 194 Nr. ı8; Bavaria 3, I, %?)) Mensing

Schlesw.Holst. Wb,

1724

auch kein Zufall, daß Plutarch 1!) von den kleinasiatischen keltischen Galatern be-

richtet, ihre Frauen salbten sich mit B., dasselbe wissen wir von den Burgundionen **). Als Nahrungsmittel drang die B. erst spät in Mittel- und Oberdeutschland durch 19). 1) Zur

Geschichte

turpflanzen

153 .;

der B, vgl.: Hehn

Pauly-Wissowa

ı, 6oof, 3%) Falk u. Torp E/ym.Wb. ı, 119 s. v. bussemann, *) Laistner MNebelsagen

B.

heitsn.

Reallex, x, 364 ff.; Weinhold

333

und

86.

ZfdA.

32,

159

>)

Höfler

AKrank-

Ranke.

Butier, 1. Geschichtliches. — 2, Heiligkeit der B. und Strafe der Schänder, — 3. B. und Vegetationserscheinungen. — 4. bis 7. Die B.hexe. — 5. u. 6. B.raub. — 7. Schadenzauber beim Buttern, — 8. Gegenzauber. — 9. B.hexe und Schmetterling. — 10. Das Buttern, — 11. Zeit des Butterns. — ı2. Vorsichtsmaßregeln beim B.verkaufen. — 13. Maien-, Bartholomäusb. — 14. B.opfer. — 15. B. im Schadenzauber und als Apotropaion, — 16. B. im Fruchtbarkeitszauber, — 17. B. im Heilzauber und in der Volksmedizin.

glaube.





18, B.sieden,

20.B.reime,



19. Allerlei

Aber-

1. Geschichtliches: Die älteste Nachricht über dieses wichtige Produkt der milchwirtschafttreibenden Völker bringt uns Hekataios von Milet, wel-

cher

in seiner

zepiodog t%6 Edpwunnyg von den

Paioniern berichtet ?): älelgoviaı dE Eialm äro yalanıcs; das Wort selbst überliefert der Verfasser des Werkes über die Krankheiten,

welches

unter

dem

Namen

des

Hippokrates geht ®): Die Skythen gewin-

nen aus Stutenmilch ein Fett, 8 Bodtugov xxAgovoıy, Die Kunde von der B. brachten

offenbar die Kolonialgriechen *) aus dem

Pontos

nach

der Heimat,

wo

man

statt

tierischer Fette das Olivenöl zum Kochen gebrauchte 5). Auch die Römer®) gebrauchten die B. sehr wenig; die Barbaren galten ihnen ’) wie den Griechen 8) als ‚„‚B.esser‘*, besonders war die B. die Nahrung der Reichen ®); daneben diente die B. vor allem als Salbe 1°). Zu diesem Zweck wurde sie auch ursprünglich bei

den

Germanen

chuosmero 11)

benutzt; sie heißt ja ahd.

(noch

jetzt

in

Skandi-

navien ‚„‚Schmeer‘‘), und die in Südwestdeutschland jetzt noch für B. übliche Be-

zeichnung Anken®?) (ahd. ancho) hängt mit unguentum zusammen; es ist

(3,

2451f.;

1089—1092);

Schrader

Lippert Alteriumsk. Kirne

144;

u.

Andree

Reallex,

s. v.

Braunschweig

121 ff.;

Hoops

Frauen 2, soff.;

Kulturgesch. ı, 538—39; Fischer 55; Martiny Molkerei; Ders.

Girbe,

Walter

Abhandlung

Kuıl-

vom

Bremen

1895;

Medizinische B.

Erlangen

u,

Sartori

2,

oeconomische

1751;

Mar-

tiny Die B.berveitung, Schr. d. milchwirtschaftl. Ver. Nr. ı, Danzig 1874; Müllenhoff Altertumsk. 4 (1920), 348; Schultz Alltagsleben 148 ff.; Herdi Käse 3 ft. It. 24. 31. 34; Höfler Volksmedizin (1883) 1309 ff.; Wirth Beiträge 4—95, 5 1{.; interessant auch die Abschnitte über B. bei Coler

sind und

Johann Placotomus (Brettschneider): De tuenda valetudine, Kbellus Eobani Hesst commentaryiis doctissimis illustiratus 67; über B. bei den Russen: Zelenin Russ, Volksk. 127 ff.; über das B.geschäft im Kt, Bern: SAVk, 13 (1900), 3ff.; vgl. 9 (1905), 182. 264 ff.; über die Geschichte der B.bereitung in Holstein: Heimat 37

(1927), 108 ff, ?) fr. 154, Jakoby; vgl.Herodot

4,2. 3 Pauly-Wissowa 3, 1089. *) Hehn® 15°. 5) Ebd, 158 und Schrader l. c.; Martiny Molkerei 30—-31; ZfEthnol. 1894, 9. ° Blümner Röm, Privataltert, (1911), 191; Pauly-Wissowa

3,

1090.

’)

Plinius

28, 133; Blümnerl.c. ) Athenaeusg, 131 b; Pauly-Wissowa 3, 1090; Hehn® 153. °) Plinius l.c.; Schrader 1.c. 123; Mart Kiri ne u. nGirb ye zı ff.; Weinhold Frauen 2, 30. 1%) Pauly-Wissowal.e,; Schraderl.c; Hehn®1ı536;Hoopslec. 2) Hehn® 156; Graff Ahd. Spr. 1, 345; Grimm DWb, 2, 582. !) Grimm Le; Paul DWb.?3 23; Kluge EWWb. © ı9; Schraderl.c.;;H.opsle.;;

Weirhold

Frauen 2, 50; Ochs Bad. Wb, ı, 53. 1) Plutarch adversus Colot, 4 = Bernadakis; Heh n® 157. 1) Sidoenius Apollinaris carm.ı2, 6; Hehn® 157; Fischer Schwäb. Wb. ı, 1566, 1) Martiny Kirne u. Girbe ı21 ff,

2. Wie das Brot, so ist die B. bei den B. und Käse produzierenden Völkern und

Stämmen heilig, und der Baschänder wird wie der Brotschänder in der Sage

mit schwerer Strafe verfolgt; von solchen Strafgerichten wissen besonders die Kärntner Sagen zu berichten: An der Stelle, wo heute die Hochalmspitze !®) sich erhebt,

1725

Butter

waren einst blühende Auen, die den Bewohnern Milch und goldene B. spendeten 17); aber die Älpler wurden übermütig, und am Sonntag schoben die Burschen mit Käsekugeln nach Butterkegeln; zur Strafe versanken die Auen und ihre Bewohner in der Erde, an der Stelle erhob

sich die Hochalmspitze;

entweder kegeln

übermütige Almer 1) mit Käsekugeln nach B.kegeln, oder Knappen !9), die das Gold frech gemacht hat, treiben dieses frevelhafte Spiel; der Hirte auf der Blümlisalp baut eine Treppe aus Käse und rei-

nigt sie mit Milch %); ein Orkan verschüttet das Haus, der Senn geht als Geist um. Auch das Philemon-BaucisMotiv wird in einer Sage des Vispertales

angeschlagen: Der Herrgott bittet eine Bäuerin um B.; als diese eine Gabe hartherzig verweigert, wird das Dorf verschüttet 2%); das Haus eines B.zauberers

wird

verschüttet,

scher

überhaupt,

an

der „Ankenstein‘‘?®), scher müssen, wie

seiner

Stelle

steht

Ankenfäldie Nahrungsfäl-

umgehen

und

herum-

geistern, so der Choli im Sennhof ?). Zu diesen Sagen gehört auch die Erzählung, nach der seit dem Fluch eines zauberhaften Bettelmannes die B. beim Ein-

sieden von da an, wo der Schaum im Sieden ist, bis zu dem Punkt, wo sie genug

gesotten hat, im „Abgehen‘‘

ist %),

1) Graber Kärnten 239, 327. 1) Sagenhafter B.reichtum herrscht: auch auf dem OberHeidacherhof

in

Tirol:

Heyl

Tirol

625,

90;

über andere B.sagen in der Schweiz: SAVk. 16 (1912), 137. 1%) Heyl. 240, 328; 241, 329; Alpenburg Tirol230, I; 409, 12. !) Alpenburg 241, 330. Auch eine Sage Mecklenburgs berichtet von der Schändung von B., Brot und Käse: Bartsch I, 94. 107. ®%) Grimm Sagen * 84, 92. %) Ders. 244, 344. ??) ZfEthnol. 1894, 15. %) Rochholz Sagen 2, 144. 370 b. %*) Herzog Schweizersagen 1, 127 = Jecklin Volkstüml, (1916) 331; Grimm Sagen 244 Nr. 344; Kloster 9, 981.

3. Wie das Bild des Brotbackens bei der Bezeichnung der atmosphärischen Vor-

gänge im Sprachschatz und im Wortwitz des deutschen Volkes geläufig ist, so überträgt auch die Phantasie der Stämme, welche ihren Unterhalt durch B.- und Käsehandel bestreiten, analoge Bilder aus dem B.geschäft (vergleichen kann man

1726

ein Rätsel der Südslaven ?), wonach die Sonne ein B.ball ist) auf die Wetter- und Vegetationserscheinungen %) (vgl. auch Milch). Der Tau ist die Himmelsmilch,

welche auf die Erde geträufelt wird, mit Maientau treiben die Hexen B.zauber ?7); wenn es regnet und hagelt, sagt man in Schweden?) : jetztsind die Hexenam B.n; in Estlanderbittet man in einemrhythmischen Zauberlied Rahm vom Himmel aus den Wolken ®); am Steinhudermeer sagt

man, wenn es donnert: use Herrgott man-

gelt 3); die Kornmutter 3%) zerstampft die Kinder in einem eisernen B.faß; die Zwerge erblickt man beim B.n und am B.faß 3), sie verschenken B.brote 33), die Heinzelmännchen?) schenken einem kranken Mann B.milch, dieser gesundet; wenn die ‚,Salige‘‘ in Tiro1®) b.t, gibt es noch einmal so viel B.; in Frankreich %) bringen die Zwerge kostbare B. in die Hütten der Armen;

die schlesischen

Erd-

männlein machen %”) Steinbrot und Steinb.; in Schleswig 3%) singen die Kinder an Stellen, wo die Unterirdischen nach der Sage b.ten: Rummel, rummel tut, smiet’n Bodderbroot herut. Die Zwerge wohnen

in

B.bergen ®);

Granitfelsen

Oberpfalz)

bei

rührt

im

‚,B.faß‘‘®%)

Leuchtenberg

(einem

in

der

der Teufel seine B.41),

Riesen bauen B.kuppen *®) oder schleppen Schmalz in Kraxen über die Berge ®); die Alraune heißen in Schweden *) B.bringer; ein Pilz in England heißt Trollb.%), auch ein Beweis für die Verbindung Elfen = B.; eine Abart der Vegetationselben

ist

der Puk

im

Holsteinischen,

ein

Hausgeist, welcher für seine kleinen Dienste ein Stück B. in der Grütze haben will %).

25) Krauß Religiöser Brauch 18. 2%) Über das Buttern der Elemente: Kuh n Herabkunft ı2 ff. 111. 161. 204. 247; Sch wart z Studien

290;

die Figur

im

Monde

deutet

man

als eine

Predigersfrau, die den Sonntag durch Buttern entheiligte und nun ewig mit dem B.faß im Mond stehen muß: Mensing SchleswigHolst, Wb. ı, 463; Müllenhoff Sagen? 549; 306—07; bei den Indern ist die Verbindung Ve-

getationsgötter-B. sehr häufig:

Oldenberg

Religion des Veda*®* 70—971. 116. 330. 444; Martiny Molkerei 4ff. 71ff. 7”) Mannhardt Germ. Myth. 4—5; Martiny Molheret 4—11; ZfEthnol. 1894, 7—9. 13{ff.; in Frankreich hat das Wasser der B.teiche b.vermehrende Kraft: S&€billot 2, 462 u. 3, 83.

1727

%®) Mannhardt Forschungen 309 A.3. ®) Bücher Arbeitu. Rhythmus 107—108; Martiny Molkerei5. ®) Kuhn

lc. 14. %) Mannhardt

Forschumgen 309. %®) Müllenhoff Sagen 306, 458; Laistner Nebelsagen 234; Kühnau Sagen

1, 75. 89;

Panzer

Beirag

I, 101, 121;

Eisel Voigiland 96, 244. ®) Müllenhoff 1. c.; vgl. 316, 475. *) Gander Niederlausitz 44 Nr. 111. 155. %®) Zingerle Kinder- und

Mann(Innsbruck 1852) 55; Hausmärchen hardt Germ. Mythen 52. %) Sebillot ı, 231. 3) Kühnauz, 31. ®%) Mensing l.c.I, 462; Sagen? 543. ®”) MüllenMüllenhoff 2, 131, 765; 306, 458; Kühna u hoff Sagen 2, 224, 435; Pröhle Rochholz Harzsagen 2, 96; Andree Braunschweig 90; E, H. Meyer Germ, Mythologie 126; vgl. die B.teiche in Frankreich: Sebillot 2, 462 u. 3, 83. %) Bei Frauenstein heißt ein Fels B.-

töpfchen: Meiche Sagen 826, 1015; vgl. des Teufels B.faß auf Rügen: Haas Rügen 67, 121, 101. 1, Beitrag 4%) Panzer 119. 266. Thüringen 1, 255, 42) Witzschel 3) Laistner Nebelsagen 54—55, aus AlSagen 826, 31; vgl. Meiche penburg 1015. 4) Mannhardt German. Mythen 53. 45) Ders. 54; in Frankreich dürfen die Kühe keine Pilze fressen, weil diese von den tireurs

de

beurre

stammen:

Sebillot

3,

482.

46) Müllenhoff l.c. 354, 520; 349, 515; l.c.rI, 40; so 343, 507; 340, 502; Mensing auch der nordische Niß: ZfVk. 1898, ı30 ff. 138; vgl. den shetländischen Hausgeist: Heckscher 88; das ‚,,Koberchen‘“ bei Dresden verschafft dagegen reichlich B.: Meiche Sagen 298, 387; NddZf£fVk. 1926, 3. 4; Alpenburg Tirol 113, 24: das Gerlos-Manndel bittet um B. und gibt dafür Lehmkugeln, die zu Gold Sagen 3, 125. werden: Kühnau

4. Die B.he xe 7) oder

(nach

Coler) %).

Bihlweise

Sie giert sehr

nach B.,

weil sie besonders zu den fetten Mahlzeiten %) B. braucht. Hier laufen zwei Vorstellungen zusammen: Einmal führt ein direkter Weg von den b.nden Vegetationsdämonen zu den Hexen, die mit B. Zauber treiben ©); diese Verwandtschaft zwischen Vegetationsgeistern und Hexen zeigt klar die Holsteinische Geschichte von den Unterirdischen, die B.brot anbieten; dieses wird kohlschwarz und aufgequollen, ähnlich wie die Hexenb. zu einer übelriechenden Masse wird ©); wenn die ‚,Salige‘‘ b.t, gibt es wie bei der B.hexe eine doppelte B.menge °); im „„B.faß‘‘ bei Leuchtenberg b.t ausgerechnet der Teufel ®%); dann aber ist dies hoch-

wichtige Geschäft der Hausfrau wie das Backen vonallerhand Aberglaube um-

1729

1728

Butter

Die Mittel, mit denen die B.hexen, die immer auffallend viel B. zu Markt tragen ©), die B. aus andern Häusern her-

rahmt, welcher der Furcht vor schädigenden Dämonen entspringt; wir unterscheiden zwei Arten von B.hexen: a) die einen ziehen große B.mengen auf Kosten anderer an sich; b) andere bewirken durch Schadenzauber, daß die B. anderer Frauen nicht zusammengeht 5%). ”)

von Wagnitz

Die B.hexe

Schwartz

zaubern %), sind mannigfaltig: Ein roter Lappen ®) unter dem B.faß, die erste Spitzweide %®) beim Almauftrieb, ein Zauberspruch %) aus dem Hexenbuch ®) bewirken, daß das B.faß sich rasch füllt. Die österreichische B.hexe stellt ihr B.faß auf den Wechsel (die Stelle, wo die Dielen zusammenstoßen) %). Nach altem beAberglauben württembergischen

in

ZfEthnol, 1894, 1—19; Müller in ZrwVk. 10 (1913), 267 ff.; Grimm DWb. 2. 585; MarT-

tiny Molkerei ı9{ff.; Fogel 177 f£.; W. 217 u. 417; Grimm Quitzmann

Baiwaren

Bartsch Mecklenb

Lc.

32;

Coler

226;

z, 39. 37.

Oeconomia;

Pennsylvania Myth. 2, 897; vgl.

B.hase:

kommt man viel B., wenn man das B.faß auf eine Handzwehl (Handtuch) stellt und einen Haarkamm darunter legt ”); die B.hexe von Tegerfelden hat unter dem Kübel einen Kamm und murmelt: Us jedem Hus en Löffel ®)! Die B.hexe b.t

®%) Martiny Klingne-

Die Billeweis in Kärnten bieLuther 77. tet einem Bauern B., Honig und Weißbrot Graber bleibe: ihr er bei ar, wenn Kärnten 66c. ®%) Schwartz ll. c. 16—17; W. 217; Martiny Molkerei 22; Bronner Sitt’ u. Art 157; Leoprechting Lechrain

am Sonntag ®), sie stiehlt die B. mittels

10. 19; um eine ins Haus kommende Hexe glücklich wieder hinauszubekommen, muß man ihr B. oder Fett geben: Birlinger Valksth, I, 327. 536; die südslavische Hexe braucht zum

des Zauberschlüssels 7). In der Oberpfalz rührt eine Bäuerin nach der Sage nackt die B. mit dem Spruch 7):

Fliegen Stutenb.: Krauß Relig. Brauch die 73 £f.; Volkforschungen Ders. 117;

Rühr di, Küberl, rühr di, Von

Hexensalbe besteht u. a. aus Gallenkraut und B.: Mannhardtl.c. 36 A 4. ”) Mannhardt Germ. Myth, 54. ") Müllenhoff 317, 475; vgl. 306, 458 und 311, 467. °%) Mannhardtl.c. 52. ®) Panzer Beitrag 1, 101,

121; vgl. H a a s Rügen 67, 119. Sprecher

60;

Hansen

Hexenwahn

In dem B.topf

nach

Ram

(Rom)

der

B.hexe zu Wagnitz

In einer

Brandenburgischen Sage gewinnt eine B.hexe zu Lenzen mit einem gegabelten Haselzweig, an dem eine Kröte in die Rinde eingeschnitten ist, viel B.?%); in Fleischwangen (Schwaben) schlägt man, wenn es beim B.n keine B. gibt, eine Kröte tot und hängt sie im Stall auf 7*). Die Hildesheimer B.hexe hat ein „‚Düweletgen‘‘ (= Kröte) °). Sehr verbreitet, besonders in Schlesien und im Allgäu, ist folgende Sage 7°): Ein Schneider 7), Kaufmann %®), Schuhmacher 7%), Knecht ®), einmal auch ein Liebhaber 8), Gymnasiasten ®), beobachten

260, 24; 288, 25; vgl. 289, 261f.; „70—7971:! Prozeß 1458 in Konstanz; 584—85: 1486 Prozeß in Tiersberg (Baden); 597; 612 Nr. 257.

5. ad. a) In den Hexenprozessen spielt der Vorwurf, daß eine Person Milch an sich zieht 5) und viel B.°°) macht, eine große Rolle. Eine Graubündener Hexe rühmt sich,. ihr gebe es mehr als ‚„‚,die Krine Schmaltz von der gebseten‘‘ ”), und be-

reits im Poenitentiale des Burchard von

Und etlich stelen auß den Kübeln Das schmaltz, die weyl mans ruert.

bis

sitzt eine ‚„„Muggel‘‘ (Kröte)’?).

210;

Worms werden die Hexen erwähnt, welche Milch und Bienen vom Nachbar zu sich zaubern ®). Fecisti.... ut si vicinus eius lacte vel apibus abundaret, omnem abundantiam lactis et mellis.... ad se et sua animalia ... e suis fascinationibus et incantationibus se posse convertere credant? Literarische Verwertung findet dieser Aberglaube schon in der Aberglaubenliste von Vintlers 5) Pluemen der Tugent v. 7731—2:

hier

Von jedem Haus a Tröpfl, Kimd denna -r- ebbas zam.

*) Schmid-

| |

1730

Butter

die B.hexe, welche (nackt ®) oder nur mit einem Hemd ®) bekleidet) mit Zaubersalbe ®) oder Zauberpulver ®) oder einem Kamm unter dem Kübel?) riesige B.-

mengen bekommt; der Beobachter macht die Zauberzeremonie nach, worauf der

Teufel die Unterschrift verlangt; meistens wird der Teufelsbann mit dem Namen

Jesu ®) oder Jesu von Nazareth ®) zuschanden gemacht; überhaupt wird HeBächtold-Stäubli,

Aberglaube

I.

xenb. durch Dreifaltigkeitswachs ©), die Einwirkung Gottes ®%) oder das Kreuzzeichen ®) und indem man sie im Namen t zu Pferde- und Gottes anschneide®), Kuhdreck. So prüft nach einer sächsischen Sage (um 1650) ein Soldat die B. einer B.hexe, indem er sie auf ein Messer mit drei Kreuzen spießt; die Butter wird

zu Kuhfladen %). Häufig kehrt der Zug in den Sagen wieder, daß ähnlich dem

Motiv im Zauberlehrling, der, welcher die abgelauschte Zauberzeremonie nachahmt, die Zauberformel nicht genau sagt und der rauschenden B.fülle nicht Einhalt gebieten kann ®). Die B.hexen b.n auch

am Bach %®) neben dem Haus, aus welchem sie die B. herausziehen oder auf einer Brücke ”); einmal verrät auch das Töchterlein der B.hexe das Zauberöl dem Sennen ®), der vom Teufel geholt wird; das ‚„„Hagsbergweible‘‘ ®) sitzt auf einem

Tannenstrunk und b.t; in Böhmen b.t der Geist der verstorbenen B.hexe !®); einem Priester, der den Zauberspruch der Hexe nachsagt, fließt die B. aus dem

Ärmel 19),

Ein

Rest

des

Aberglaubens

von der B.hexe steckt noch in den B.ar-

beitsliedern 1°), welche die Mädchen beim B.n herleiern, ohne an den ursprünglichen

Sinn zu denken: Ein Liedchen, welches im Rheinland 13) gerade so gut belegt ist, wie bei den Deutschamerikanern !°),

singt man noch in Diersheim !®) (Bad.): Butter

dich,

butter

’s gibt kein größ’re

dich,

Hex’

als ich.

55) Zingerle Tirol 39, 325. % Hansen 1. c. 303, 29; 536, 30: die Milch gab keinen Nutzen;

Schmid-Sprecher

59—60

und

40 (aus dem J]. 1657). ”) Schmid-Sprecher 40. ®) Schmitz z, 446, 168; Han-

senl.c.42; Koe niger 236; dazu eine Predigtstelle: Schönbac h Berthold v. R. 30;

Grimm Myth. 2, 837; 3, 409; Grohmann 135, 980. ®) ZfVk. 1913,6 und 117. °) Kühnau

Sagen 3, 58,1418; Ochs Bad. Wo. (Diershbeim) 2, 225, %) Strackerjan Zettelkatalog. Blocksberg 95 476; W. 216; Praetorius bis 148 (Hexen stehlen B.). %) ZfdMyth. 2 (1854), 303; Man nha r dt Germ. Myth. 16 ff.; Knoop Hinterpommern 130, 264. Eine badische Sage veröffentlicht Müller: Christl. Familienblatt 1925 Nr. 39, Beilage des Achener und Bühler Boten 1925 Nr. 85; Festschrift Müller 106; 1926, Dortmund Cimbria. Rh. Wb. x, 267. Zum roten Tuch unter dem Faß kommt meist der Spruch: Aus jedem

55

1731

Haus

Butter

ein

Löffelchen:

Hüser

Beiträge

2, 21,

62; vgl. Kuhn Westfalen 2, 224, 5; DG. 15, 206; Birlinger Volkstüml. 1, 307, 493 210. Sagen Lütolf andere Mittel: A. I; 354. %) ZfVk. 1895, 408. %) Urquell N. F. ı (1897), 20; Alpenburg Tirol 289 ff.; Thar sanderz2, 371; ZfVk. 1908, 183, 5; Müller

RheinWb. ı. 267 %®%) Kühnau 3, 70, 1429; MschlesVk. 1905, Heft ı3, 88—89g. 90 ff. 6) ZföVk. 1907, 132. ®°) Grimm Myth. 3, 457, 667. ®%) Stephan Askanische Vk. 112.

258—59; Rochholz Sagen 2, 169, 393; Schweizersagen 2, 179—80; vgl. A. Herzog 62. ®) ZfdMyth. z (1854), 73, 5; vgl. Mensing]. c. I, 463. *) Heyl Tirol 294, 112. 2) Schönwerth Oberpfalz ı, 372; 376 ff. 382, 15; Bavaria 2, 249.382; ZföVk. 1897, 115.

Ein Vogelvers, der in Villingen der Wildtaube zugeschrieben wird, heißt nach Ochs Bad, Wb. Zettelkatalog:

Bi z’Rom gsi,

ha B. kauft, isch dier gsi. Im Hotzenwaldreim steht Bern für Rom: Wein-

hold Ritus 43; vgl. Bücher Arbeit u. Rhythmus 108. Die B.hexen zu Völs entziehen der Bäuerin mit folgendem Spruch die B. (Alpenburg

290):

Die Bäurin schlegelt Doch macht sie koan

den B, juchhe! B., koan B., o weh!

Sie buttert und schlegelt und schlegelt, o Graus— Statt d’n B. im Kübel — a gräuliche Maus.

72)

bach

2) 1) 2%) %) 26,

lc.

Schwartz

Müller

u.

7,

166.

17;

184;

1732

3, 46; vgl. UrquelI N. F. ı (1897), 20. *) Kühnau 3, 81; Endt Sagen 192; vgl. Grohmann 95, E62; vgl.A. 106. ®) Kühnau Sagen 3, 79, 1436, vgl. 46; vgl. Bartsch ı, 288, 381,

%) Meiche Sagen 484, 629; vgl. WaibelFlamm 2, 50; vgl. Meiche 1. c. 232, 342; Kruspe

Erfurt

Pröhle

Unter-

I, 120, 141. ®%) Mannhardt Germ. Myth. 27; Müllenhoff Sagen 239, 355; in Finistere bildet die Bachgrenze eine Schranke für die Macht der B.hexerei: Se billot 2, 373; in Mecklenburg buttert die Hexe,

so

oft

nebenan

die

Bäuerin

buttert;

sie

wird dadurch zitiert, daß sich die Bäuerin aufs Faß

setzt: Bartsch

I, 119,

139.

Die

Erzäh-

lung in Sprengers Hexenhammer und die Ansicht von Trithemius bei Rochholz Gaugöttinnen 74f. ”) Kühnau 3, 41, 1398; 54, 1413; Rochholz Gaugöttinnen 74. ®) Reiser Allgau ı, 185, 2. ®”) Ebd. ı, 112—113. 100) Kühnau 3, 76. 19) Martin y Molkerei 30. 10) Bücher Arbeit u. Rhythmus 107 f.; Müller 1.c. A. 62. 1%) Müller Ra. Wb. 1, 268; Wrede Rhein. Vk, 135; Ders. Eifeler Vk. 93; Müller Rhein. Wb, ı, 1170 und 1185. 14) Fogel Pennsylvania 177, 849. 1°) Ochs Bad, Wb., Zettelkatalog; ein anderer Spruch in Brandenburg: Schwartz Brandenburg! 177 Nr. ı19: Botter Botter

185.

Schwartz Brandenburg? 176—978 Nr. 119. Birlinger Volksth. ı, 488 Nr. 46. Schambach-Müller 167. Schwartzl. ec. ı1off. 7”) Kühnau 3, 1379; 3, 79, 1436; Rochhulz Sagen 2,

88 ff.;

harz 164, 426; Hexenb. sinkt im Wasser: Fischer Aberglaube 124. ”) Müllenhoff? 249, 355; Schönwerth ı, 371; Rochholz 2,169; Schwartz l.c.ıs; Bartsch

Scham167,

z,

Für Schlesien:

botter dick, jrot Stück,

Mschles Vk. 1905, H. 14, 23; be-

kannt ist der Spruch in der Oberpfalz: Schön-

werth

ı, 382,

15.

372.

376.

169 und ı88; Schönwerth I, 36)ff.; ZfVk. 1900, 51—52; Lan dsteiner Niederösterreich 59 if.; En dt Sagen u. Schwänke 192;

6. Eine Gruppe von Sagen berichtet von B. schleppenden Hausgeistern 1%) (vgl. A, 46; 72—75), welche der Hexe B. verschaf-

3, 86, 1441. °) Ebd. 3, 26, 1379; 3, 43, 1400;

als Quarkdrache!”), in Baden als Knöpflekröte 1%), welche Knöpfle scheißt, in Schleswig als Roggenkatze 1®) für seine Hexen stiehlt. Eine alte Frau in Schleswig-Holstein 1° hatte einen Hausgeist auf dem Boden, dem sie nur zu sagen brauchte: ‚,Matt’n schiet Bodder‘‘; diese B. speienden Hausgeister sind vor allem

diese Sage ist auch in Baden bekannt: Müller 1l.c. Nr. 25; vgl. Baader Sagen (1851) Nr, 107. 135. 294. ®) Kuhn Westfalen 2, 224, 5; vgl. Hüser Beiträge 2, 21, 62. *) Reiser Allgäu ı, 183. 185, 3. 195.°) Kühnau 3, 43, 1400. %) Ebd. 3, 86, 1441. %) Ebd. 3, 48, 1404. 3) Schönwerth ı, 369 und 372; ebenso bei den Südslaven: Krauß Relig. Brauch 55—56; Weinhold Ritus 43—44; W. 217; Anthropophyteia 6, 207—08. %) Kühnau Schönwerth I, 369 ff. und 372 ff. %) Kühnau 3, 48, 1404; Landsteiner Nzieder-

öst,

59 ff.;

Pröhle

Unterharz

164,

426;

Ur-

quell 5 (1894), 282. ”) Rochholz Sagen 2, 169; vgl. A. 67. ®%) Kühnau 3, 48, 1404; vgl. Kuhn-Schwartz 26, 32 und Knoop Hinterp. ı3of. ®) Kühnau 3, 26, 1379; Landsteiner

Westfalen

6z.

2,

224,

Nziederöst.

5;

Hüser

%) Leoprechtingıo.

59ff.;

Beiträge

Kuhn

2,

21,

“) Kühnau

fen; es ist der ‚, Teufel‘‘, welcherin Sachsen

im Norden 11) (Schweden und Norwegen)

bekannt;

Alraun 22);

in

Schweden

sagt

man

zum

Butter und Käse sollst Du mir bringen, Und dafür soll ich in der Hölle brennen.

Diese

b.raubenden

Hauskobolde

sind

eine Vorstufe der B.hexen, denen sie dienstbar sind. In einem Gruober 123)

1734

Butter

1733

Hexenprozeß (1653) sitzt der Teufel als Kröte auf dem Schmalzfaß; diese sitzt nach der niedersächsischen Sage im B.topf 114) oder unter dem B.faß 1), sie spritzt in der Oberpfalz 11) B. in die Pfanne, nach einer Schweizer !!?) Version „chotzet ein Hund Anken‘‘; Schwartz 128)

Frankreich !®), Am gefährlichsten sind die B.hexen in der Walpurgisnacht !®) und am Johannisabend 1%) (24. 6.), wo die Hexen auch sonst frei walten können; daher töteten die Frauen Irlands 1%) nach einer Nachricht des 16. Jhs. am 1. 5. alle Hasen auf ihrem Gebiet, weil sie diese als

gisch; dieser Deutung haften die Vorzüge

Deutschland legt man einen Besen vor die Stalltür 19) und trifft sonstige Gegenmaßnahmen 138); einen prophylaktischen Zauber an Walpurgis finden wir im Bezirksamt Wunsiedel, wobei man Feuereisen

erklärt

diesen

Aberglauben

meteorolo-

an, welche Laistners Schwächen und Buch ‚„‚Nebelsagen‘‘ hat; auf Grund von ein paar wirklich treffenden Deutungen

werden alle möglichen

Erscheinungen

in

dieselbe Zwangsjacke gepreßt. Singulär ist der Braunschweiger 1%) Aberglaube, daß die Hexen in Gestalt von Hermelinen die Milch und den Kühen den Nutzen rauben und daß man, um das B.n zu fördern, das KEuter mit Hermelinpelz das ist der Sympathiereiben muß; zauber 12);

6 =zco00ag uni idsstaı;

Maimorgen

nahm

die

Römer

hängten den Kühen gegen den Biß der Spitzmaus und die daraus entstehende Geschwulst eine tote Spitzmaus um ?%), Um B.segen zu erzwingen, treiben die B.hexen vor allem mit dem Maientau Zauber; sie heißen in Holstein Daustriker *??); „Maimorgen muß es getaut haben !*3), dann gibt es ein gutes B.jahr‘‘; an einem

im

Holsteinischen !*4)

eine Hexe vor Sonnenaufgang auf den mit den Tau Feldern der Nachbarn großen Tüchern auf und sammelte ihn in eine Kruke; davon nahm sie jedesmal einen Löffel voll, wenn sie b.n wollte und goß ihn ins Faß, indem sie dabei sprach: „Ut elk Huus en Lepel vull!‘‘; der Tau als Himmelsmilch vermehrt die B.1); allgemein kann nach ostfriesischem **%) Aberglauben „die hexe dem vieh dadurch schaden, daß sie auf seiner Weide den

Tau vom Grase streicht‘. Mit diesem Tauzauber hängt offenbar ein Gegenzauber zusammen, welchen man in Holstein von zwei Knechten erzählt 1”): Sie wälzten sich in der Johannisnacht nakkend im Tau, und sie konnten daraufhin

in der Kirche die Milch- und B.hexen erkennen, indem jede eine Milchbütte auf dem Kopfe trug. Genau dieselben Vorstellungen von der Zauberkraft des Maientaues für die B.gewinnung treffen wir in

milchraubende

Hexen

ansahen;

in

und Kamm verwendet; auf diese beiden Apotropaia stellt man das B.faß, in welches drei Steine gelegt werden; diese über-

gießt

man

mit

heißem

Wasser 1%),

In

reinigen die Hausfrauen am Böhmen Karsamstag das B.faß im Bach !3); von einem großen prophylaktischen Zauberapparat am Georgstag (23. 4.) berichtet Seligmann 1%). In Schlesien gruben früher die Bauern am Johannistag ‚, Totentöpfe‘‘ aus und goßen Milch darein, um den B.ähnlichen vermehren !”); gewinn. zu Aberglauben treibt man in Holstein !®) mit den Urnen alter Gräber, die man für Töpfe der Unterirdischen hält. Im Voigtland reiten die Hexen in der Walpurgis-

nacht auf dem B.stößel 1%). In der Oberpfalz streichen

sie am

Johannistag

Tau

und erhalten die Milch von jenen Kühen,

welche das Gras der abgestreiften Wiesen

fressen 14), In Österreich rühren die B.hexen am Georgitag unter der Traufe, damit sie immer Milch haben 14); im Egerland reibt man mit gestohlener Milch das Euter der Kühe ein (1. 5. oder Samstag und Sonntag) !#?); nach skandinavischem Aberglauben stehlen die Hexen am Gründonnerstag die Milch 1), 106) Am

bekanntesten ist der B.schlepper als

Drache in Thüringen: Witzschelz, 276,2; 270, 55; I, 323, 336; Steffchen bringt B. und Rahm zum Kuchenbacken: 2, 292, 150; über 106ff,; Noricus Brevinus Stöpgen: Schambach-Müller 163, 182 (Stöpke). Läßt der Drache den Raub fallen, so sieht man

eine stinkende, milchige Masse, schmalz: Schön werthı, mann 23, 107; Rochholz

das Drachen394.396; GrohGaugöttinnen

75; vgl. A. 90 ff.; wenn man den Namen des Heilandes ruft, läßt er alles fallen: Grimm Myth. 3, 452, 520; über B.schlepper vgl. ferner:

55*

Schwartz Brandenburg Go, 34; 131, 83; Meiche Sagenbuch der sächsischen Schweiz 18, 5; ZföVk. 1900, 125 (Egerland); ZfVk. 1892, 78{f.; vgl. Speck, Eier, !®”) Meiche Sagen 314, 413; vgl. 304, 395; 298, 387; vgl. ZföVk. 1900, 125. 1%) Waibel-Flamm 2, 166 bis 167; Kün zig Sagen 63, 184; 65, 189; vgl. den Knödelhund in der Oberpfalz: Schönwerth ı, 377, 7; vgl. Roch holz Sagen 2, 172, 396. 1°) Müllenhoff? 222, 327. 10) Mensingı, 46Co; Urquell 6, 194; Meiche

2098, 387;

ZfVk.

1592,

80;

vgl.

Künzig

l. c. In Mecklenburg bringt der Drache B, (Bartschaı, 260. 337), ebenso in Thüringen (Witzschelz2, 292, 150); andere B.,bringer sind hasengestaltig (vgl. Milch): Mannhardt Germ. Mythen 52—3533; vgl. Bartsch Mecklenburg 2, 39, 37. In Brandenburg buttert ein dreibeiniger Hase für die Frau: Schwartz Brandenburg 7, 131, 83; bei Erfurt hat eine Bäuerin ein kleines rotes Männlein, das sie unter das B.faß stellt: Kruspe Erfurt 2, 881f.; in Mecklenburg finden wir den Dümmling im B.faß: Bartsch 2, 478, 39. 11) NddZf£Vk. 1926, 4 mit Literatur; ZfVk. 1892, 78—80. 12) Mannhardt L c. 56. 23) Schmid-Sprecher 36; vgl. Han sen Hexenwahn 535, I1ıff. 1!) SchambachMüller 166, 184; Schwartz lc. I; Grimm DWb. 2, 585. 1°) SchambachMüller 167, 185, vgl. p. 359. 1°) Schönwerth Oberpfalz ı, 376, 6. 1”) SAVk. 1925, 138, 96. 1%) 1. c. Sf. ıy7ff. 1) Andree Braunschweig 401; vgl. Drechsler 2, 106, 478. 12%) Pauly-Wissowa dl, 36. 1!) Columella 6, ı7z, 5. 12) Müllenhoff? 249; Grimm Myth, 2, 897; 3, 477, 1118; 311;

Rochholz

Gaugöltinnen

72—73;

Mann-

hardt Germ. Myth. 5. 18) Müllenhoff? 239, 355, 2; Mannhardt 1. c.; W, 88. 124) Müllenhoff

werth Sit’

1736

Butter

1735

u.

Oberpfalz

Art

157;

1l.c.; W.

3,

172,

88; vgl. Schön-

27;

Rochholz

Bronmnner

Gaugöttinnen

74—76. 125) Mannhardt l. ce. 5—7. 27; vgl. Sebillot ı, 95; 2, 241. 1%) Grimm Myth. 3, 477, 1118. 1%”) Müllenhoff? 230, 338; Schindler Aberglaube 291; in

Braunschweig

erkennt

man

die Erbegge an den B.fässern:

die B.hexe

Andree

durch 381;

vgl. Kuhn-Schwartz 378, 45. 1®) S6billot 2, 439; 3, 85. 1) KuhnSchwartz 393ff.; Drechsler ı, 109; Frazerı,2,52.127; 6,267; 7, 1, 154; Bro nner Sitt' u. Art 156—958. Ähnlich ist das Gegenmittel in Bayern (Bavaria za, 309): Am I. 5. geht die Bäuerin aufs Feld, streicht dreimal mit der Sichel in die Luft und schneidet drei Grashalme ab und sagt:

O du guter Walberntau Bringe mir, soweit ich schau, In jedem Hälmlein Gras Ein Tröpflein Schmalz,

Panzer Beitrag 2, 301; Rochhol1z Gaugöttinnen 62. 74. *) Die Esten bitten in einem

Zauberlied am Johannistag um B. so gelb wie die Sonne; Frazer 7, ı, 176—77; 180 und 185; bes. ı, 2, 127 A. 2 und A 3. mit Literatur und 7,2, 74. 13) Frazer I, 2, 53; heute umwinden die Iren das B.faß am ı. 5. mit einem Kranz aus den Zweigen des Vogelbeerbaums: Frazer I, 2, 52—53. 19) Kuhn Herabhunft 163; Z£Vk. 1891, 181; Kuhn-

Schwartz

393ff.

13)

Sartori

3,

170

A.3; Kühnau Sagen 3,39, 1394; Andreec 381; Witzschel Zhüringen2, 2621f.; Kehr-

ein Nassau 2, 258, 110. 1%) DG. 12, 148; vgl. Bücher Arbeit u. Rhythmus 108, 13) Grohmann

46,

Brauch

55;

296;

rin am Karfreitag Drechsler 2,

in

Schlesien

b.t

die

vor Sonnenaufgang 105; vgl. Krauß

Weinhold

Ritus

Bäue-

nackt: Rehg.

43—44.

136) Seligmann Blick 2, 378; vgl. Krauß KRelig. Brauch 127. 1”) Drechsler 2, 240, 617. 18) Müllenhoff 302, 450. 19) Frazer 6, 160 und 7, 2, 73—74. 1°) Schönwerth 3, 172, 27. MM) Baumgarten

Jahr

24.

Daß

Hexen

auf

dem

Dach

b.n,

er-

wähnt besonders Praetorius Blocksberg 455. 12) ZföVk. 6 (1900), 124. 11) Mannhardtl.c. 27.

7. ad. b). Die Hexen — das böse Weib Slaczona 14) (Lausitz) — bewirken, daß der Rahm nicht zu B. wird 14); in den Hexenprozessen werden die Frauen besonders auch des B.schadenzaubers angeklagt: Die Milch gab keinen Nutzen 1%), eine GraubündnerHexesperrt das, ,Achen‘‘ 147); eine andere wird vernommen, weil ‚,der

raum sich nit wellen achen, sondern uber

das Kübli us wellen‘‘ 18); eine dritte tut Pulver in das „Achkübeli, daß es inen nit habe geachet‘“ 149), Vor 70 Jahren gab es im Stift zu Einsiedeln ein ‚, Teufelaustreibungskollegium‘‘ für und gegen das „Ankenmachen‘‘ !®), Schon der Schweizer Ausdruck: ‚„‚’s Anke isch mer g’nö“, deutet

auf

die Ansicht

bösem Einfluß

aufs

vom

B.n 19);

fremdem

wie

ernst

man die Gefährlichkeit dieser B.hexen nahm, zeigt eine Stelle aus einem Gerichtsakt des 15. Jh.: modus tollendi maleficium impedimenti Butyrizationis, correptionis lactis; es folgt Oremus und

Exorzismus !®), Einen von den Hexen gerne angewandten Schadenzauber erwähnt das Journal !®) und die Rockenphilosophie !4); Man zählt die Reifen am

B.faß von unten aufwärts und wieder von oben herab; es genügt sogar, daß eine böse Frau ins B.faß schaut !®); den bösen Blick fürchtet man vor allem in Schles-

wig-Holstein 156), viel Material bietet Seligmann 1”); nach einer schlesischen *°) ist es ratsam,

Sage

das

B.faß

nicht

ins

Freie zu stellen, weil sonst die Hexe hineinlangt und das Faß verzaubert; in der

Neißer

Leobschützer

und

Gegend

reiten

die Hexen des Nachts das Dorf entlang und verhexen das B.geschäft !®); sie reiten auf dem B.faß auf den Blocksberg !®); sic waschen ihre B.fässer an Karfreitagmitternacht 1%); gefährlich ist auch das Loben oder „Überrufen‘‘ des B.fasses während des B.ns 1°): tritt eine zum B.faß und überruft sie mit den Worten: „Das ist ein schön Faß Milch !‘* soschäumt die Milch und bringt wenig B.; man ent. gegne: ‚Wäre dein groß Maul nicht, so geriete sie noch besser‘‘; nach isländischem Aberglauben vereitelt ein Stückchen Zucker das B.n, offenbar ein empirischer Spruch 1%), Es gibt auch böse Leute, welche dic B. „festmachen‘‘, daß sie unzerschneidbar ist wie Stahl 1%%). So macht nach Tharsander 1®) ein Zauberer die B. fest, daß kein Messer hindurchgeht. Behexte B. erkennt man daran, daß sie schäumt und stinkt 1%), Literarisch ver-

wendete z. B. Hölty 19) in seiner Ballade Leander und Ismene den Schadenzauber mit dem B.faß: Sie

hexte

Froschlaich,

ins Butterfaß

des

Ruß

Küsters,

und

Haar

In Frankreich läßt Cyrano von Bergerac 16) in einem seiner Lettres diverses (1654) Agrippa von Nettesheim seine auch darunter proklamieren, Künste einen Spruch für B.schadenzauber: ‚,Nolite fieri‘‘, Luther glaubt offenbar an die Existenz der B.hexen: possunt butyrum, lac, caseum aliis furari 1%); und kein geringerer als Shakespeare verwendet diesen Glauben an den Schadenzauber der Vegetationskobolde und Hexen im Sommernachtstraum, wo die Elfe dem Troll seine Untaten vorhält (IL, ı, 32 ff.): So

1738

Butter

1737 I

bist

Du

jener

schlaue

Pcaltergeist,

Durch den der Brau missrät und mit Verdruß Die Hausfrau atemlos sich b.n muß 179). 14) Kühnau Sagen 2, 48, 707. 15) Schramek Böhmerwald 258; vgl. F ogel Pennsylvania 179, 8600 und Zingerle 39, 325. Nach Wierus Opera omnia (Amsterdam 1660) de

diabolo c. 12 bewirkt der Teufel, daß die Milch nicht buttert. 116) Hansen Hexenwahn 536, 30; die Milch bleibt ‚galt‘: SAVk. 1808, 199; Sagen

Meiche

platz

sie 17) 18)

berichtet

306;

eine

3569;

Hexe

auf

dem

dem

Hexen-

Teufel,

daß

10925, 287. das B.ın verhinderte: SAVk 171. 40; vgl. Schmid-Sprecher in Böhmen: 41; vgl. 87; ebenso Ebd.

Grohmanmnn 138, 1013; dazu 155, 1120 und 156, 1132; eine Luzerner Hexe bewirkte, daß, wenn man einen halben Tag ankte, ein Schum

oben

1899,

SAVk.

war:

96.

103.

112,

Vgl. 54—55; Schmid-Sprecher 1) 139. 150—51; Thiers erwähnt einen französ. Schadenzauber: 3mal aufs B faß schlagen Gervasius Liebrecht mit Psalmspruch: 252, 399. 15) Rochholz Sagen 2, 153; vgl. 171. 151) SchweizId. I, 344. 1) Niederberger Unterwalden 3, 554 ff. 1°) Grimm Myth. 3, 461, 759. 1%) Ebd. 3, 444, 286; vgl. Müllenhoff? 239, 355; in Pommern zählt man als Gegenzauber von unten nach oben: 10914, 56, 25; 107; ZfVk. 3, BlPommWVk, Oberpfalz ı, 337; Knoop Schönwerth Hinterpommern

171;

Engelien

u.

Lahn

273, 210; Martiny 22. !%) ZfVk. 1901, 322 Meckl. 2, 136, 599; vgl. 307 ff.; Bartsch Martiny 22. !%) Wenn eine alte Frau ins B.faß schaut, kann man nicht ‚‚,afboddern‘‘: Mensing 1, 463, vgl. 464. 470; die Gegenzaubermittel gegen den bösen Blick sind 470—97I aufgezählt; vgl. Urquell 5 (1894), 282. 1”) Seligmannz2, 484: B. und B.faß. !®) Kühnau Sagen 3, 72, 1432; Drechsler a2, 253. 15%) Kühnaul. c. 41, 1397; vgl. Andree Nebel16) Laistner 381. Braunschweig 1409, 3, 50, Kühnau sagen 234. 11) 162) Grimm Myth. 3, 463, 823. dazu 2, 897; ZfVk. 1914, 56, 18; Urquell 5 (1894), 281 ff, Sagen 271. 1%) Meiche 165) Z{Vk. 1903, 559, 693. 165) Tharsanderz2, 700. 166) ZfVk. 1914, 56, 18; W. 391; Klingner Luther 77; in Böhmen läuft diese B. beim Auslassen 1013; 138, Grohmann über den Topf: 22; M artiny u. 106, 19) vgl. A. 9off.

Grimm

DWb.

2,

584;

vgl.

Frenssen

Jörn Uhl cap. 25. 1®) ZfVk. 1904, 414 = Se77. lc. Klingner 1®) 3, 87. billot

wo) Ackermann

Shakespeare

123.

8. Gegen diesen Schadenzauber läßt der Volksaberglaube eine stattliche Front von

aufGegenzaubermitteln!!) marschieren. Wir finden eine ganze Skala vom einfachsten Gegenmittel bis zum Gegenzauber !”?): rituellen feierlichen wenn

man sten Salz lcgt von

der Rahm

nicht brechen will, wirft

Brotbröcklein !?) in den drei höchNamen hinein oder Salz 1?) oder und Brot !”5) als Apotropaia; man auch alte 16) B. ins Faß oder solche einer neu melkigen 1!) Kuh cder Ear

1739

tholomäusb.!7) oder B. aus der Kreuzwoche !?); man pfeift !®) wohl auch ins B.faß oder gießt die Milch durch die „Ranken der Alfranken‘‘ 11. Der Aberglaube kennt noch wirksamere Abwehrmittel: Das verhexte Faß zu Lewin (Schlesien) wird entzaubert, indem man dasselbe mit Seife ausschmiert und kochendes Wasser hineingießt und mit einer glühenden KEisenstange hineinfährt 1°). In einem Graubündner Hexenprozeß halfen sich die Leute, denen man das Schmalzen sperrte, damit, daß sie ein Roßeisen „ins Feuer legten und rot werden ließen und dann in den drei heiligen Namen in das Kübeli legten und ankten; da sei Trina Müller an die Türe gekommen und habe rätz angestoßen, sie aber rätz geanket‘ 183); als das B.n nicht geraten wollte, ging nach einer Tiroler 18%) Sage der Bauer zu einem, der die Zauberbücher kannte 18); auf dessen Rat stellte die Bäuerin den B.kübel unter die Dachtraufe 188) und stieß während des Schlagens einen glühenden Spieß in das Faß, worauf der Schadenkobold einen Seufzer ausstieß und entwich; in einer Kärntner 187) Sage wirft man glühende Nägel

(Eisen) 18) ins Faß. In Württemberg 18) wird ein Segen mit drei Nägeln auf den Boden des Fasses genagelt; in Tirol !®) gießt man Weihwasser, welches am Sonntag neunmal gekocht ist, in den Kübel und gräbt in den Boden folgendes Zeichen ein:

a|g

1{a

(s. Agla). Man brennt I. N. R. I. am B.kübel ein!!). In Schleswig !®?) fährt man

mit einer

glühenden

Eisenstange

hinein,

im Allgäu steckt man glühende Teile der Pflugschar ins Rührfaß 1%), in Oldenburg eine glühende Mistgabel 1); überhaupt

verwendet

1740

Butter

man

die

apotropäische Kraft

des Metalls 1%) im Gegenzauber,

um

das

B.n zu ermöglichen. Die Rockenphilosophie rät 1%): ein weib, das butter rühren will, soll ein dreikreuziges messer ans fass 19?) stecken, so gerät die butter; in Friesland 1%) steckt man Messer um den Deckel des B.fasses, in der Oberpfalz 1°) wirft man einen Ehetaler ins Faß; in

Baden %©% eine tuspfennig), in

Kupfermünze (BenedicMecklenburg %l) einen

Erbschlüssel, in Tirol %%) eine glühende Eisenkette; im Rheinland tunkt die

Bäuerin ein Markstück, den Ehering ins Drehfaß %®3), Ererbte Sachen werden beim Abwehrzauber bevorzugt: In Thüringen %4) muß man Milch in einem neuen Topf kochen und etwas von der Milch auf einer Erbschaufel mit der Erbsichel schlagen;

das muß

man

dreimal

tun; be-

achtenswert ist hier die Häufung der Apotropaia: Stahl, Ererbtes %5), Feu—er Dreiheit! Oder man legt in der Oberpfalz unter das Faß ein Stück Eisen %6), eine Feuerzange %”7), in Dithmarschen %8) einen Sargnagel, in der Mark kreuzweise zwei Stricknadeln *®), in Mecklenburg 2) einen Feuerstahl. Auch das Journal berichtet aus dem Saalfeldischen: will das B.n nicht fort, so legen sie Feuerstahl oder Messer unters Faß *1); in Schlesien steckt

man das Küchenmesser in die Tasche #2);

man wirft auch einen Kieselstein ins B.faß, welchen man am OÖstermorgen von einem Kreuzweg geholt hat?3); oder in Mecklenburg ?1) soll man an „„‚Maidag un Johanninacht ne Schal mit Melk na’n Krüzweg dreg’n un’n Kreis mit drei Krüzen dor rüm maken, denn wart't beter.‘‘ Besonders häufig ist der Widerzauber mit apotropäischen Holzarten: ein in Graubünden angeklagter Hexenmeister, ‚der Pfründ‘‘, rät #5): ‚Wenn einer nicht schmalzen könne, soll er den Rahm ins Kübeli schütten, ein groß Feuer machen, das Kübeli zwischen die Beine nehmen und etliche Züge tun und es mit drei in demselben Jahr gewachsenen, in den heiligen drei Namen gebrochenen Haselschossen in des Teufels Namen schmützen.‘‘ In Braunschweig beschleunigt ein im Frühjahr abgeschnittener und geweihter, gabelförmiger Haselzweig das B.n 26); in Schwaben legt man drei Reiser unters vom Besen und einen Kamm

Faß *1); in Schweden verwendet man die

Flugesche,

schnitten,

am

gegen

Himmelfahrtstage

B.verhexung %8),

ge-

Nach

Monatsschrift 2%?) Bunzlauischen der peitscht man das B.faß mit einer Weiden-

rute 2%) die aber nicht mit dem Messer

1741

geschnitten werden darf, im Egerland mit Dornzweigen 2), Am meisten Verwen-

dung findet der Vogelbeerbaum 222); prophylaktisch umwindet die irische Bäue-

rin 283) am 1.5. das B.faß mit einem Kranz aus den Zweigen des Vogelbeerbaumes; mit einem solchen Zweig umwindet sie den Griff des B.stößels **) beim B.n; in Schleswig ??5) war früher der Stiel des Stößels aus dem Holz des Vogelbeerbaumes gemacht, ebenso in Schottland 2); auf Rügen 2?) macht man ihn aus Kreuzdorn, in Frankreich ???) aus Ginster; in der Oberpfalz ?®) verfertigt man den Rührstecken aus Wacholderholz 231), woran das Wild die Rinde mit dem Geweih abgestoßen hat; die B.dirne schneidet das Holz am Walperntag; hier peitscht 2?) man auch die Milch mit den gegen oder Hagedorn; Schlehen Milchraub verbrennt man die Haut **%), heute noch ‚„‚,Hexe‘‘ genannt. Oft muß ein Hexenmeister 2%) einen Gegenzauber inszenieren, wie der Thiseheiri von Schweissingen ®5S); in Tirol *%®) besprengt man den Schwengel der größten Kirchenglocke auf der rechten Seite mit Rahm; der erste Schlag trifft die Hexe; in der Oberpfalz ®””) reinigt man das Geschirr mit Schmiedzunder oder räuchert den Stall aus, in Mecklenburg 23) hantiert man mit den bekannten drastisch-unappetitlichen Apotropaia; in Bayern ?®) legt man Knoblauch, geweiht am Dreikönigstag, ins B.faß mit einem Spruch; nach einem Mittel der Zuger Mönche 2%) schürt man während des B.ns n. rz r *#) üel uee tss Fet unter einemumgesKe Um die Hexen???) zu überlisten, welche die Reifen zählen, zählt man die Reifen von oben nach unten oder legt einen Zwirnsfa-

den unter das Eisenband um das Faß?) oder bindet eine Schürze *4) um das Faß oder legt einen roten ?®) Lappen darunter. In Tirol schoß ein Mann in den Treibkübel

und tötete die Hexe 2),

Zuweilen fährt

man das B.faß auf einem Wagen im Galopp bis zur Grenze der Feldmark *#) und

dann wieder zurück ?*®8), Um sich vor dem Schadenzauber schützen, gibt

1742

Butter

eines man

Hexenmeisters zu ihm Schmalz auf

Stück Brot (Apotropaion) *®), einem Schließlich treffen wir auch noch das

Verpflöcken 2®) als Gegenmittel an: In Mecklenburg 251) verpflöckt man Men-

schenkot in drei Löchern des B.stabes, in

Böhmen 25) Rahm im ‚‚Hackeklotz‘‘, im Allgäu sticht man Wasen aus, gießt Rahm

in das Loch

und legt den Wasen

wieder

darauf ®3). In Schleswig **) legt man einen Donnerkeil neben das B.faß (vgl. Milch); man legt auch wohl anderswo die des Kreuzkrautes ?®) in den Wurzel Rahm, in Tirol den ‚,Höllenbrand““ unter das Faß %6); in Pommern *”) gibt man

den Kühen

der von geborg-

Branntwein,

tem Geld gekauft ist, damit sie b.reiche Milch geben; in Siebenbürgen läßt man zu demselben Zweck die Kühe an Salz lecken und vergräbt dies unter der Gemeindetürschwelle 258), Um den Urheber des Schadenzaubers zu entdecken, hängt man am Bodensee**) das B.faß ins Kamin. Es ist nicht verwunderlich, daß dem von diesem festen Ring von Zauberriten umgebenen B.faß selbst Zauberkraft zugeschrieben wird, wie dem Faß. von Poppendorf in Steiermark, welches dem, der das Ohr an die

Öffnung legt, die Zukunft verkündet *®),

Am Thomastag — in der Thomasnacht b.t man in Westfalen %1) und backt Kuchen — geht man nach Baumgartens zuverlässiger Mitteilung zum B.faß und zu orakeln (‚‚Leiraum hört hinein, losn‘‘) 262), Daher ist das B.faß der Stolz der (Eifeler) 28) Hausfrau ?); sie gibt es nie her, sonst wird ihr der Rock gestohlen 265), my Martiny l.c.26ff.17?) Frischbier Hexenspruch 124; Sartori Sitte u. B. 2, Volksth. 1, 497; 2) Birlinger 144—45.

auch bei den Deutschamerikanern belegt: Fo gel Pennsylvania 376, 2020; dagegen Grohmann 139, 1015, wonach kein Brotkrüme chen ins B.faß fallen darf, 1!?2) Wrede Erfeler Vk. 93—94; Liebrecht Gervasius 220, 24. 175) SchweizId. 1, 344 = L ütolf Sagen 225 d; Meier Schwaben 177, 15. 16) ZirwVk. 1913, 271—972; Urquell 5 (1894), 282. '”) ZfrwVk. , 16) (19 13 V8l. 44; 0), (192 17 . Ebd 1%) 272. , 1919 Effeer VRk, 94; Müller 142. 9) Wrede Rhein. Wb. 1, 1170; ZirwVk. 1913, 271. 9) Wre-

de

1. c. 11) Urquell 1. c.

1)

Kühnau

Sagen

3, 72, 1432; Drechsler 2, 105; vgl. einen 2, 254, 634 ähnlichen Zauber: Druchsler und ı11, 484; Fogel Pennsylvania 179, 861;

Zingerle

Tirol

64,

554.

)

Schmid-

1743

Sprecher 54—355, vgl. 87. 1) He y1 Tirol 227, 38; 801r, 250; Zingerle 64, 554; noch Fogel jetzt bei den Deutschamerikanern: 178, 853; vgl. Mannhar dt Germ. Myth. 17. 185) ZfVk. 1901, 307—08. 1%) Wer in den Rauchnächten unter der Dachtraufe rührt, dem kann keine Hexe schaden: Baumgarten Jahr I4. 19) Graber Kärnten 221, 298; in Böhverwendet man eine glühende Gabel: men 1%) Noch 1850 in 139, 1018. Grohmann 383; den Vierlanden belegt: Heckscher Beiträge 82; auf den Shetlandinseln Vonbun

wirft man rotglühende Stei.e ins B.faß: H ec kLandwirt1) Eberhardt 530. scher

schaft Nr. 3, 18; man legt auch das Schellenaß unter das Faß: Birlinger Schwaben 1, 399. Tivol 362; Zingerle 1%) Alpenburg 39, 324. Im Grießtal in Tirol benediziert der wenn es am Geweihten Pfarrer das B.faß, fehlt: ZfVk, 1894, 75. 1) Zingerle 39, 326. ı, 470o{f. 182) ZfVk. 1914, 56, 24; Mensing 193) Reiser Allgäu 2, 440, 157. 1) Strakkerj an T, 347; Fogel 178, 852; W. 708; Fischer Oststeirisches 125. 1%) In Frankreich verwendet man eine Steinaxt: Sebillot 4, 75; vgl. Pauly-Wissowa I, 50—51; LiebTecht Gervasius 100. 1%) Grimm Myth. 3, ri; Fischer 437, 70; ebenso Maennlingz3o

Aberglaube

124;

noch

heute

bei den

Deutsch-

177, 851; vgl. amerikanern belegt: Fogel Heckscher 383; mit einem Messer, welches 3 Kreuze gehabt, prüft einer (um 1650) in Sagen 484, Leipzig die Hexenb.: Meiche 629; in Böhmen entzaubert man die Teufelsb, mit Weihwasser: Grohmann 95, 662; vgl. 2, !”) Drechsler 39, 324. Zingerle 254, 635. 1®) Müllenhoff? Sagen 228, 335. 1%) Schönwerth ı, 338; oder einen Silber-

gulden;:

Böhmerwald

Schramek

240;

Sagen 223, 2, 22; Lütolf Seligmann %0) Meyer Baden 403; Schmitt 159d. Hettingen 17; Fischer Schwäb. Wb. ı, 1565; Haas

Rügener

Vh.

43;

Eberhardt

Land-

wirtschaft Nr. 3, 18; Bartsch Mecklenburg 2, 137, 6o3; Zingerle 39, 322: am B.kübel soll ein Benediktuspfennig sein; im Saarland

legt man einen Benuediktuspfennig ins Wasser, das die Kühe saufen: Fox Saarland 281. Nach dem carnifex exarmatus ist der Benediktuspfennig gut, wenn die Kühe rote Milch oder keinen Rahm geben: Birlinger Schwaben ı, 428. *%) Bartsch 2, 136, 596; Fischer 383; Heckscher Wb. ı, 1565; Schwäb. Drechslerz2, 255, 635; Seligmann 2, 7—0. 202) Heyl Tirol 801, 250, 2%3) ZirwVk 1913, 272; Drechsler schelz2, 271, 64;

., 254, 634. ?%) WitzSchell Berg. Sagen 51

205) Grimm Myth. 2, 928; 3, 441, 202; 470, 954. 2%) Schönwerth ı, 394; DG. ı2, 148. ı, 338; W. 707; eine 207) Schönwerth Ofenzange: Bavaria z a, 303. 2°) Z{Vk. 1914, 56,

23;

Bartsch

2, 355,

1670;

Mensing

z, 6o. 471; Seligmannz2, 14. 18. %) Z£fVk, 18971, 185. %) Bartsch 2, 136, 596; Haas

1744

Butter

Rügener

Vk. 43;

Seligmann

2, 15;

in Oldenburg legt man unter das B.faß ein Hufeisen mit ungerader Löcherzahl, das schweigend vor Sonnenaufgang geschmiedet ist: Selig-

mann ı, 75; über das heilige Schweigen: RVV. 20, Heft 2, 1c2. 21) Grimm Myth. 3, 52,

529;

vgl.

Rochholz

Glaube

2,

230;

Baader Sagen Nr. 107; in Waldeck Messer oder Gabel: Curtze Waldeck 390, 104. 22) Drechslerz, 111; vgl. 254, 635. 2?!) Bü -

cher Arbeit u. Rhythmus 108; Seligmann 1, 281—82; 2, 378; Drechslerz2, I1r, 484; vgl. ZföVk. 1897, 115. 2) Bartsch 2, 136,

597; 147, 661 b.

91;

25) Schmid-Sprecher

Bücher].

c.

108;

Martinyll.

c.

27;

W. ı42; vgl. Kühnau Sagen 1, 249; 3, 263 bis 264; Seligmann ı, 286; im Egerland mit Dornhecke geschlagen: ZföVk. 6 (1900),

124;

zu

Hasel

vgl.

als Apotropaion

Bolte-

%e) Andree 3, 477 Nr. 210. Polivka Braunschweig 246; Heckscher 386; ZfVk. 1901, 9; Krauß Slav. Volksforsch. 74—975 A. 1, 27) Fischer Schwäb. Wb. ı, 1565; Kühnau Sagen 4, 108. 28) Meyer Germ. Myth. ı, ır und 56. 84—85; vgl. Mannhardt 2) Grimm Myth. 3, 475, 1058; Drechsı, Mannhardt %2° 484. 11, lerz2, 270.

288—8g9;

der

in

Schweiz

soll man

mit

einer ‚,Ruthe‘‘ dreimal an die Krippe schlagen: Lütolf Sagen 222, 157. %1) Bücherlc. 1600, I24; v8l. Grohmann 108; ZföVk. 139, 1616: Schläge mit Dornstöcken; Bartsch 40; 144, 27; 38, 2, 35; 117, I, Germ. 22) Mannhardt ZiVk. 1891, 185. Mythen ı71f.; W. 145; Frazer 7, 2, 281; 13, 2, 53; Mannhardt ı, 271—972. 298. %M) Ders. l.c, 223) Frazer ı°, 2, 52—53. 355,1; 239, 53 A. ı.%5) Müllenhoff? Mannhardt

l.

c.

nach

18;

anderem

Be-

richt ist in Holstein die Scheibe aus diesem ı®, Holz: Urquell 5 (1894), 192. %°) Frazer 2, 53. ?!?) Haas Rügener Vkh. 43; HeckI, 427, 229: scher 395; Strackerjan Bücher 204; auch

1. c.; W. 707; Kuhn in Pommern macht man

Herabkhunft den B.stab

342. Pommern Temme Kreuzdorn: aus 228) Witzschel Thüringen 184, 181. 2) 56€ billot 3, 386. 2%) Schönwerth I, 337; W. 707; am Lechrain aus dem Holz des Kranewit (= Wachholder): Leoprechtingo6; ı, %1) Mannhardt 27—28. Martiny 265.

267;

Bavaria

2 a,

303:

außerdem

stellt

man das Rührfaß auf die Ofenzange und wirft BiPommVk. 4, Faß; ins Salz geweihtes 102, 6; Höfler Waldkult 113; Kuhn 1. c.; Zingerle 108, 931. 2%) Sonst schlägt man Rhein. Vk, die Milch mit Messern: Wrede 135; vgl. A, 204 und 182. ?®) Schönwerth I, 394; Brunner]. c. 156—357; Bayr. Hefte 1914, 233, 64 (alter Tiroler Aberglaube}; Urquell 5 (1894), 282. %) SAVKk. 21 (1917), 215; hier wirft der Meister etwas in die Lire und zitiert die Hexe, vgl. ZfVk, 1901, 319; ein Bauer an der Wupper geht zur weisen Frau von Hagen; er muß der Kuh etwas eingeben und dem Tier über den Rücken

streichen;

die Hexe

1745

n ge Sa g. Ber ll he Sc t: ier zit r hie ch au rd wi ; 378 , 153 2, n ge Sa lz ho ch Ro ) 2%5 yo , 168 die irische Hexe geht dreimal gegen die Sonne

um das B.faß: Heckscher 328. %°) Heyl Tirol 801, 250; auf Wangerooge macht man nn Ma r: tü us Ha die auf ze eu Kr 4 hm Ra mit ?®) Schön25. Germ. Mythen hardt ; 598 , 136 2, h sc rt Ba ?®3) . 338 ı, h wert vgl. ZfVk. 1914, 56, 19; in Schleswig verrichtete man früher die Notdurft in das B.faß: drastische dieses 470—971; 1, Mensing Mittel erwähnt auch Luther gegen Milchzauber: Klingnerz38.78; KellerGrab 5, 320—21; Birlinger Schwaben 1, 409; Zingerle 148; Blocksberg Praetorius 555; 65,

Gockel 1699)

1141.

Tractatus 2)

polyhistoricus

(F.

Landshut

Pollinger

u. L. 158;

Sagen 2, Martiny 28. %°) Rochholz III, 395, vgl. 188; vgl. Sch a mbach-Müller 175, 3. %*1) In Norwegen setzt man eine Tasse Rahm aufs Feuer: ZfVk. 1901, 323; vgl. Muotatal im Osisteivisches 126; Fischer (= Hexe) der Katze (Schweiz) wirft man heiße B. ins Gesicht, worauf eine Bäuerin ; 109 98, 180 , Vk SA t: mm ko be n de un dw an Br

m de in , xe He die n ma et töt g ur nb le ck Me in , 120 ı, h sc rt Ba : et nd zü an h lc Mi die n ma

140. %2) Drechsler z2, 111, 4S4; BIPommVk, 3, 107. *2) Müllenhoff® 239, 255, 1; ZfVk. 1891, 185; 1914, 56, 25; Schwartz Brandenburg? 176—977 Nr. ıı9; Bartsc h 2, 39, 38; Urquell 5 (1894), 282; Heimat 37, 1713, 24; Mensing l. c. I, 470; Bavaria 2 a, 303. a4) Engelien u-Lahn 273, 210; MenHinterpomsing I, 470—71. %®) Knoop mern 171, 149; Simrock Mythologie 154 bis 153. 558; Kühna u Sagen 4, 175; in Holstein wird, wenn man nicht ‚,abboddern‘‘ kann, ein

1ı, rotes Tuch übers Faß gelegt: Mensing 470—71; Urquell 5 (1894), 192; vgl. BIPommVk. 3, ı50; Seligmann holz Sagen 2, 172, 396 A; 230;

1746

Butter

Baader

Sag.

Nr.

I, 331; RochDers. Glaube 2,

107;

Mülhause

56 ff. %e) Hey Tirol 40, 53; Vonbun Beiträge 82 ff.; Drechslerz2, 111, 484; Men sing l.c.1, 470—71; derselbe Glaube in Nordamerika bei den Deutschamerikanern (Kaiserslautern):

Fogel

Pennsylvania

179,

857.

247) In Irland holt man einen Mund voll Wasser Germ, am Gemarkungsbach: Mannhardt Mythen 27—28; ZirwVk. 1913, 2706; über die

Heiligkeit der Grenze: Pfister in PaulyWissowa ı1,2,2147.%8) Urquell5 (1894), 282; W. 708; BlPommVk. 3, 150. 2%) ZfdMyth., ı (1853), 236, 9. *50) W. 708. 490. **) Bartsch 2, 136, 398. In Tirol verpflöckt man Pulver in die Krippe: Zingerle 41, 347; oder man hat

ein Amulett (Konzeptionszettel) in das B.faß eingespundet: Rochholz Glaube 2, 168; in der Schweiz sorgt man prophylaktisch für B, durch das Ankenmilchbohren: Rochhelz l.c. 2, 150. 2) Grohbmann 232, 1676, vgl. 134, 978; diese Stelle meint wohl W uttke 708, vgl. A. 250. 25) Reiser Allgdu 2, 440, 155; in Mecklenburg b.t man in einem Zaun-

355, 1669.

pfahlloch: Bartschz,

n-

254) Man

hardt Germ. Mythen 22; diesen apotropäischen Fruchtbarkeitsfetisch bestreicht man in

Telemarken am Donnerstag mit B.: Mannhardtl. c. 23; NddZfVk. 1926, 12; ARw. 18, 594: SEbillot 4, 75: wenn die B, weggezaubert ist, frottiert man das Euter mit einer 1.c.24. 2%) ZinSteinaxt, ?55) Mannhardt gerle 105, 902; die Orobanche oder Sonnenwurz macht die Kuh fruchtbar, daher ist sie

v. Frankenau

auch apotropäisch: Frank

vediviva oder Kräuterlexikon Flora Francica {L. 1716) 419. 2”) BIPommVk. 4, 46. ?®) Haltrich Siebenbürg. Sachsen 277, 6; im Egerland

gibt man dem Vieh 3 Stückchen frischen Brotes, mit Salz bestreut: ZföVk, 6 (1900), 124; in der Schweiz ‚,Stryten‘ kreuzweis unter die Krippe: Lü to 1f Sagen 22., 157. *”) Lach-

mann

Schwäb.

Überlingen

Wb.

ı,

ı565.

393;

2°)

vgl.

Fischer

Vernaleken

Mythen 343, 47. ?") Kuhn Westfalen 2, 100, r 5. 263) Wreen 3c8. 2%) BaumgartJah de Eifeler Vk. 48. ?*) Andree Braunschweig Nr. ı, 19. 265) Bohnenberger 245—46.

9. Wie die Hexen und B.kröten *®), so wird auch die verhexte B. verbrannt ?*),

um den Schadenzauber unschädlich zu , *®) eg zw eu Kr m ne ei an ns te is me , en ch ma dann erscheint die Seele der B.hexe als Maikäfer, den man ohne Strafe töten kann; überhaupt erblickt der Volksglaube die Seelen der Hexen oft in den Schmet-

terlingen 2), in welchen die Phantasie auch die Elfengeisterlein und den Alp *")

vermutet, ein Beweis für die nahe BezieB.als en; Elf den zu n xe He der ng hu B.die ht sc na ?7?) e tt Mo als r ode ?71) el vog Hexe an Milch und B. Ein B.händler

tötet einen Falter und damit die B.hexe,

welche in dieser Gestalt die B. verzauber-

te 2), Von den Hexen gestohlene B. kann

wieder

wenn

werden,

entdeckt

einige Halme vom Strohdach über Tür legt und anzündet ”%). Als es einem Mann nicht b.n will, zündet er fällig einen Strohhalm an der Kerze sofort ist der Zauber gebrochen, und Hexe hat die Finger verbrannt ”®).

man

die bei zuan; eine

185 169, Schambach-Müller 26) im 77; her Lut er gn in Kl 20) 2. A.7 . vgl Aargau

Füllen:

Glaube

verbrennt

man

Rochholz

Stroh

Sagen

2, 149; in Niedersachsen

2,

unter

279;

kocht

einem

Ders.

man

auf

3,

176

den Rat des Scharfrichters den Rahm: Scham175, 3. ?®) Strackerbach-Müller I, 322; W. 417. jan ı, 358; Frazer7®% 26)

Grimm

Myth.

2,

Nr, 5; Mannhardtmı,

905;

ZfdMyth.

329; speziell die Seele

1747

Butter

der B.hexe denkt man sich als B.vogel: Frischbier Preußisches Wb. 1, 123—124;

Müller-Fraureuth Obersächsisches Wb, x, 178; 2, 245 (Molkendieb); Grimm DW. 2, 586; Krauß Slav. Volksforsch. 57; Küh nau Sagen ı, 156; Mensing I, 466 (Bodderliker = Schmetterling). 463 (Bodderfleeg = Schmetterling); Böh me Kinderlied 177—98; Müllenhoff? 509, 652, 2; Marienkäfer: Mannhardt Germ. Mythen 347. 353. 397 bis 398; bekommt Milch- u, B.opfer: 355, vgl. 246. 251. ”°) Grimm Sagen 74, 80; Küh nau Sagen 3, 106. ”') Mannhar dt Germ. Mythen 54; vgl. die A.269 zitierte Literatur;

die Grundvorstellung ist die Seele der Verstor-

benen als Seelenvogel; sie ist nach der Lebens- und Kraftsymbol lüstern; eine

B. als Abart

ist der b.raubende Vegetationsdämon: Güntert Kalypso 224—225. ”?) Drechsler 2, 253—54. 73) Güntert Lc. ”4) Frazer 1%, 2, 53; W. 708; vgl. die Rockenphilosophie: Grimm Myth. 3, 447, 389 ”%5) Vonbun Beiträge 82; Strohhalm ist Verwandlungsform

von Alp und Hexe: Kühnau 115. 121. 124—25. 127—28,

Sagen

3,

109.

10. Das Bın: Bei dieser dauernden Abwehrbereitschaft der die Milchgeschäfte verwaltenden Hausfrau gegen die Anfechtungen und den Schadenzauber der B.hexen wird das B.geschäft selbst zur Zeremonie: Die Bäuerin 7%) tut vor dem Anrühren etwas Weihwasser ?”) ins Faß oder einige Körner Salz 78) und

macht

drei

Kreuze

ans

Faß *”9); beson-

licher

Vorbereitungen %%;

ders in der Oberpfalz bedarf es umständ-

Die

Bäuerin

stellt sich mit dem Rücken gegen die Tür,

legt beide Arme übers Kreuz vor die Brust

und faßt mit gekreuzten Armen den Rührstecken; sie wischt auch den Rührstecken mit einem Armsünderlappen ab. Auf der Stelle, wo das B.faß steht, macht man in Holstein %1) ein Kreuz; in Pommern legt man unter das B.faß eine Mannshose ?®%2), Das Faß darf nicht unter dem Stubenbalken‘‘ 2%) stehen, e contrario: „auch stelle man sich mit dem B.faß unterm Balken‘‘ 24), Größte Vorsicht übt man vor dem ‚„‚Versehen‘‘; wer schielt %85), darf nicht zugegen sein; die B.gefäße %6) darf nicht jeder sehen; vor allem darf man ein neues %7) B.faß nicht auf der Straße sehen lassen; ebenso darf man das Milchgerät nicht nach Son-

nenuntergang draußen lassen %8); zu Beginn des B.ns spricht man in Rottweil:

Im Namen der heil. Dreifaltigkeit, Daß sich Milch und B. voneinander

1748 scheid %®9),

Beim Rühren muß man nur in einer Richtung ?®) drehen, sonst dreht man wieder auf; während des B.ns darf man nicht ins B.faß sehen *). Bekommt die Bäuerin während des wichtigen B.geschäftes Besuch, so soll die Fremde nach

Hettinger Aberglauben ?2) (auch in Schleswig) mitstoßen, damit die Butter rasch zusammengeht; in Böhmen ?®) muß sich der Besuch setzen; tritt hier ein fremder Mann in die Stube, so schlägt die Magd

dessen Mütze am B.faß ab ?); wie schon betont, darf man die B. nicht loben lassen %5); bei Itzehoe darf man keine Sumpfdotterblume mit ins Haus nehmen,

sonst gibt es keine B.?®),

276) Eine menstruierende Frau darf in Frankreich nicht b.n: S&billot 3, 87; vgl. Fra zer 7, ı, 22. 80, 84; ders. Totemism 2, 534. 27) Fischer Schwäb, Wb. ı, 1565; Schönwerth Oberpfalz ı, 337; vgl. Alpenburg Tirol 362. 28) Wrede Rhein. Vk. 135; in der Oberpfalz Dreikönigsalz: Schönwerth l,c.; Mensing I, 471. 2°) Drechsler 2, 11, 484; W. 707. %) Schönwerth l. c.; Bavaria 2a, 303; vgl. Stephan Ashkanische Vk. ı12, 258 1. %1) Z{fVk. 1914, 56, 22. 282) ZirwVk. 1913, 270. %2) ZfVk. 1914, 56, 21; ZirwVk. 1913, 270; W, 707; Drechsler

2, III, 484; Mensing l.c. %4) ZfrwVk., 1913, 271. %5) Bartsch Mecklenburg 2, 136, 599; Seligmann ı, 235; Mensing lc, 464; Urquell 6, 193 ff. Trägt man in der Ober-

pfalz das B.faß über die Gasse, so verdeckt man es: Bavaria 2a, 303. %6) ZfrwVk. 1913, 271; Urquell 5 (1894), 282; ZfVk. 1901, 322 und 327; Seligmana I, 235. 7) W. 706. ®%\ Menu sing l. c. 70 (afkarnen); in Schlesien behext eine B.hexe das B.faß, das vor der Türe steht: MschlesVk. 1905, Heft 13, 92. %®) Fischer Schwäb. Wb. ı, 1565; ein anderer Spruch in Niederbayern: ZirwVk, 1913, 270. 2%) Fogel Pennsylvania 177, 848 (Heidelberg). 21) Grohmann 138, 1014; Martiny 12; W. 708. 22) Schmitt Heftingen 17; wenn in Waldeck das B,n nicht geraten will und es kommt Besuch und stößt dreimal schweigend, gibt es sofort B.: Curtze Waldeck 391, 105; Meyer Baden 403; Mensing I, 471; Urquell 5 (1894), 192; ZirwVk. 1913, 272. 23) Grohmann 139, 1017. ?%) Ebd. 146, 1070. 2%©°) Mensing I, 471. 2%) Ders. 1, 70 (afkarnen).

11. Über die Zeit®) des Bıns herrschen Ansichten, die sich scharf widersprechen: Am Tage vor und nach Vollmond darf im Rheinland nicht geb.t wer-

den 28), Neumond ?®) wird in Böhmen, die Ebbe an der Küste der Bretagne bevorzugt; in der Oberpfalz soll man an den

ersten drei Freitagen 5) des Monates b.n, weil da die Hexen selbst nicht ausrühren;

auch in Mecklenburg 3%) glaubt man: „Das B.n am Freitag bringt die beste und schönste

B.‘‘;

in Schlesien

soll

man

am

guten Freitag vor Sonnenaufgang b.n %);

Zimmermann berichtet: wenn die Bauernweiber das erstemal wieder eine Kuh melken und sie b.n drei Freitage hinter einander aus, dann können die Hexen dem Vieh nicht schaden 33), Dagegen

soll in Schwaben 9%) das B.n am Mittwoch

und Freitag unterbleiben, und nach der schlesischen %) Überlieferung sagt eine Hexe zu Braunau (1617) aus: sie habe sich mit Freitagsb. geschmieret und mit andern Hexen zu Katzen verwandelt; gegen den Mittwoch *%) spricht sich auch der Aberglaube in Gernsbach im Speierschen aus, wie das Journal berichtet: B. plumpt, ein Weib, das Mittwochs ist eine Hexe; aber in Hinterpommern 7) sind Mittwoch und Sonnabend B.tage; am Sonntag 3%) rühren die Hexen; die Figur im Monde ist nach braunschweig. Aberglauben ein Mädchen, welches dorthin versetzt wurde, weil es am Sonntag%l0) b.te. Vor allem erhält man in der Walpurgisnacht 31) viel B.; auch über das B.n am Karfreitag #2?) und Himmelfahrts-

tag 318) herrschen abergläubische Ansichten. Nach rheinischem 31) Aberglauben soll die B. morgens um 3 Uhr genach dreht werden, Sonnenuntergang #5),

am

1750

Butter

1749

Abend %6),

Die

schlesischem vor nach nordischem

Billeweiß 37)

im

Görschitztal weissagen dem Volke: Wenn die Bäuerinnen nachmittags B. rühren und die Hühner nachmittags Eier legen, werden schlechte Zeiten kommen. ‚,Von

derselben Kuh

darf man in einer Woche

nicht zweimal B. machen, sonst bekommen die Hexen Gewalt über sie‘‘ 248), Bei Gewitter b.t es sich schlecht ®9).

2) Buch Wotjäken 50. 154: russische B.%) Grohwoche. %8) ZfrwVk. 1913, 271. 135, 98c; über den Einfluß der Ebbe mann s. Sebillot 2,20. $%°%) Schönwerth I, 337;

W. 707;Bavaria 2 a, 303; Rochh o1z Glaube 2, 52—53: am Freitag b.n die Hexen nicht.

2%) Bartsch 2, 217, 1132. ler 2, 111, 484. *®) Fischer

1565.

3%)

Kühnau

Sagen

3%?) DrechsSchwäb. Wb. x,

3,

21,

1370.

305) Brevinus Noricus 223. %%) Grimm Myth. 3, 453, 567; Mannhardt Germ. Myth. 16. 3”) Knoop Hinterpommern 171, 145. 3%) ZfdMyth. 2 (1854), 73, 5.) Andree

Braunschweig 246.

In Schleswig-Holstein

28—31;

Südslaven

eine Predigersfrau so bestraft: 463; Müllenhoff? 549; 30) Grimm Myth. ?, 597 ff.; Krauß

wird

I, Mensing Urquell ı, 85. Grohmann

ı2f£f.;

Schön-

werth 3, 137, 16. 34) W. 89. %2) Müller Isergebirge 27; sie ist besonders heilsam:Drechs ler 2, 235, 611. 93) Kuhn Westfalen 2, 159, 446. 91) ZirwVk. 1913, 271. %5) Drechsler 2, 254, 634; III, 484. %% Graber Kärnten 65, 73. 37) ZfVk. 1898, 138. 98) W, 707. 9) Müller Rhein. Wb. ı, 1184; vgl. Fischer Schwäb., Wb. ı, 1565: wenn die B. nicht zusammengeht, gibt es Regen: Grohmann 38, 225.

12. Wenn der B.wecken ®) geraten ist, wobei sich die Kirnerin rühren muß — „denn de boter kömt schier, wenn se schwet süht‘‘ 31) — und gepfundet wird, so macht man auf das vollgestrichene Pfundmaß in Mecklenburg 3??) zwei kreuzweise

Eindrücke

mit

der

Kelle;

die nie-

derrheinische 33) Hausfrau drückt, wenn sie die B. im Topf einmacht, ein Kreuz in die Oberschicht

ein; beim

B.verkauf

übt

sonst würden

die

die Bäuerin vom Nahetal 3) die gleiche Vorsicht wie beim Milchverkauf: die gekaufte B. muß sofort nach Hause getragen werden, ohne daß man noch in ein anderes

Haus

eintritt;

Kühe, von denen die B. stammt, verhext werden. Die schlesische Bäuerin verkauft nach Sonnenuntergang keine B.#%), Die erste B. darf nicht verkauft oder verschenkt werden, sonst gibt man den Nutzen der Kuh fort; die B. darf nur verdeckt über die Straße getragen werden #%); wenn man B, verschenkt, muß dafür Brot und Salz gegeben werden 3”). 320)

Über

die

Form:

J.

Placotomus

De tuenda bona valetudine, libellus Eobani Hessi

commentariis doctissimis illustratus p. 67. 9) Z£IwVk. 1913, 272. %2) Bartsch z, 136, 600; vgl. ZfVk.

1896,

388.

In Brandenburg

wird

die

B. gegen den Teufel mit Doppelkreuz geritzt: Askanische Vk. 112; vgl. UrO. Stephan quell 5 (1894), 282 A. 33) Der Niederrhein 1880, 112; ZirwVk. 1913, 272. %4) ZfrwVk. 1905, 203; vgl. Heckscher 379; eine alte Rottweiler Satzung sagt: Wer dem Henker und oder dem Schinder abkouffet hat Schmalz

Butter

1751

Unschlitt, dem soll die Zunft verboten sein 2, 445. Schwalen Birlinger ein Jahr: 2, 253, 633 = Grimm 32) Drechsler Myth. 3, 473, 1023 (aus der bunzlauischen Moaus 379 Heckscher 1791); natsschrift %e) W. 709; Seligmann Richter (1702).

2, 280; vgl. Bavaria 2 a, 303. 183,

298

(Bukowina).

%7) ZföVk.

1897,

13. B.mit besonderer Eigenschaft: Schon Coler ®8), bei dem sich

schr

gute

Beobachtungen

neben

abstru-

sestem Zeug finden, begründet die besondere Kraft der ,,Mayenb.‘‘ 3) damit, daß die Kühe da die besten Kräuter fressen 30); zu dieser rein empirischen Feststellung gesellt sich der am 1. Mai besonders lebhafte Glaube an die Tätigkeit der Hexe, also auch der B.hexez in Schwaben spielt der Maianken, die Maib. eine große Rolle; im Allgäu ®1) wird am I. 5. in jedem Haus Maib. gerührt; diese wird, mit grünen Kräutern dekoriert, mittags nach dem Essen aufgetragen, und

jedermann

streicht sich davon

aufs Brot

(siehe B.opfer); auch in Tirol 3) ißt man Maib. in Menge, und in der Meraner 93) Gegend ist es Sitte, am Pfingstsamstag nach dem Nachtessen die Maib. auszuschnellen. Im Aargau ist schon 1223 die ein Ankenschnittenprozession erwähnt, Flurumritt am Himmelfahrtstag, wobei man den Pferden Ankenschnitten ins Maul stößt, damit sie gesund bleiben 9%), Am Lech 38) ist das B.n am I. 5. sogar

vorbedeutend: am I. 5. soll man recht schmalzen, dann hat man das ganze Jahr

Schmalz im Haus; in Hessen %%) gibt man den Kühen am Walpurgisabend B.blu-

1752

hat den Namen davon, daß der Apostel Bartholomäus zur Salbung seiner Wunden nach B. verlangte 344), 32)

Coler

ders.

Astrologia

Tichter 63;

Oeconomia

Der

Lammert

61

I,

und

Teutschen 206

59;

403.

410

Barthol.

c.

Speiskammer

Al;

vgl.

66;

Car-

(1614)

Müllen-

hoff 239, 355,2; Staricius Heldenschatz (1670), 129; Rochholz Gaugöllinnen 23 S&bil3%) Auch in Frankreich: bis 24. lot 3, 88. 3%) Man soll den Kühen im Mai Nesseln füttern: Coler Astrologia 59. 3ı) Reiser Allgäu 2, 138, 8; Birlinger Schwaben z, 93; ders. Volkst. 2,95,126; Lam206;

mert

Hillner

Siebenbürgen

50;

Volksleben Fehrle Feste 63. 3%) Hörmann 95; vgl. Sartori 3, 191 und 217. %®%) PfanErnlecfeste 488. 3%) Mannnenschmid GaugötRochholz ı, 399—400; hardt innen 24. 78; vgl. das Maibutterausschnellen

an Pfingsten bei Meran: Zingerle Tirol 161 Lechrain 35) Leoprechting Nr. 1368. W. Volksth, 76; 177; vgl. Schulenburg

John Westböhmen 73; in Tirol geht man zum 1. c. Maibutteressen aufs Land: Zingerle 155 Nr. 1313; im Zillertal wird an Fasching das unterwird aufgetragen; Fastnachtsb. lassen, so zieht Not ins Haus: Zingerle

138

Nr.

1208.

%6)

Hessler

Hessen

2,

327 ff.; Sartorigz3, 182 A. 57. 3”) Müller Rhein. Wb. 1, ı170; ZirwVk, 1913, 271; Schmeller Bayr. Wb. ı, 311. 938) SE bil-

lotz3, 58; Grimm DIVb. 5, 2201. %®*) Zingerle 160, 1362. 39) 1. c. 410. 41) ZirwVk, 1913, 271; Müller

Jahr 29—30; A. Baumgarten I, Rhein. Wb. ı, 1170; Mensing

240. 42) Meyer Baden 403. 509; ZiVk. 1898, ı, 121; %3) Ochs 3, 244. 439; Sartori vgl. Müller RAein.Wb. ı, 484; Wander Sprichwörterlex. 1, 521, B. Nr. 4. 94) Meyer 1], c. 403; in Schleswig heilt man mit Barrameesbodder Wunden: Mensing l. c.

14. Das Boopfer: In Norwegen 3) opfert man noch heute der Sonne B.;

man der B. pendant la semaine des Rogations ebenfalls eine besondere Eigenschaft zu. In Tirol (Pitztal) ist die B., die um Johanni gerührt wird, heilsam und wird aufbewahrt ®%), Coler 3) hebt auch die B. hervor, welche man im ‚„Ohst‘‘

B. als Fruchtbarkeitssymbol opfert man den Vegetationsdämonen; im Riesengebirge 346) finden wir unter den Opfergaben für Wind 37) auch B.; dem Alp 38) verspricht man B. und Käse. Über die Opfer an die Hausgeister und Vegetationskobolde vgl. 83 u. A. 46; über das B.opfer für Hausgötzen handelt L. Weiser 3); in Telemarken 3) wird der Donnerkeil jeden Donnerstag mit B. bestrichen; wie die

schen Süden als heilkräftig gepriesene Bartholomäusanken 5), den man nicht verkauft und der sich jahrelang hält 3%); er

Göttersymbole mit Fett zu bestreichen, im Christentum fortlebte, zeigt eine bis ins 17. Jh. in Bayern geübte Sitte, das Karfreitagskruzifix mit Eiern und Schmer

men, damit die B. das ganze Jahr schön gelb ist. Von der Frühjahrsb. hat auch die B. der Kreuzwoche ®”) eine besondere

(Heil-) Kraft,

in

Finistere

38)

schreibt

(= August) einlegt; das ist die Bartholomäusb. 441) (24. 8.) oder der im alemanni-

alte

germanische %®1)

Gewohnheit,

die

1753

zu bestreichen 3?)., Diese Opfer für die Fruchtbarkeitsgeister sind in der Laufener 33) Gegend abgelöst durch Gaben an die Kirche ®4): Bis zur Mitte des 19. Jhs. opferten dort die Bäuerinnen B. auf dem Altar als Dank für den Wettersegen; diese Gabe brachten die Gläubigen besonders gern dar, wenn der Pfarrer im Rufe stand, wettergerecht zu sein; und eine Ablösung zweiten Grades fand statt, indem man die B. später in den Pfarrhof

brachte.

1754

Butter

Über

B.

als Votivgabe

gegen

Kropfleiden (1591) und als Opfer für St. Leonhard gegen B.zauber siehe Andree %5), Als Erstlingsopfer von der wunderkräftigen Maib. — als Dank für die Benediktion, welche der Pfarrer dem Vich tegt man im Allgäu ®% einen — brin spende B.ballen ins Pfarrhaus, auf welchen man den Namen Jesu eingepreßt hat; die erste B. von der Milch der Erstlingskuh wird in geHospital ®8) Ostpreußen ®%7) dem Schlesien und spendet, in Österreich,

Westböhmen für die Kirchenlampe ®). Die Kirche %) selbst segnet die Früh-

lingsb. am Ostersamstag schon im MA. Erntedankopfer verwendet Auch zum man B.: im Oberamt Leutkirch %1) brachten die Bauern dem heiligen Martin B. ‚und Eier dar; zur Speisung der Alpendämonen läßt man in Tirol 3) bei der Abfahrt von der Alm neben Brot und Käse %3) auch B. zurück. Auch zur Ablösung des Hausbauopfers ist das B.opfer belegt %%4). B. als Opfer an Allerheiligen für die armen Seelen kennt man in Böhmen 35), B. als Totenopfer während des in Graubünden %®%), Am Seelenamtes Vorabend des Allerseelentages wird in Tirol (Alpach) nach dem Rosenkranz eine mit Schmalz gefüllte Lampe auf den Herd gestellt, damit sich die armen Seelen mit dem Fett die Wunden lindern 937), Im Zillertal wird am Samstag nach dem Krapfenbacken ein Stück B. auf den Dreifuß gelegt, damit sich die armen Seelen die Brandwunden schmieren können 98), Wird Schmalz aus dem Kessel verschüttet, so schenkt man das den armen Seelen 3®) (wie die Brosamen und Speiseabfälle). B. ist das Fruchtbarkeitssymbol und

die Speise des Lebens, nach der die Seele

am meisten verlangt; das ist bei den Bulgaren 37) wohl der Grund, warum sie der herumirrenden Seele drei Tage lang B. in die

Wein

und

stellen;

Sterbekammer

die Hindu %1) begießen die Leiche mit B., Milch und Honig; die Chewsuren 97?) legen den Toten B.gebäck auf die Brust; bei den Ditmarschen 3%) und auf Jütland 37%) finden wir die Ablösung durch B.brotspende an die Gäste.

Religgesch. ı, 187; ZfVk. 1898, 315) Helm 143; Meyer Religgesch. 106 A. Tt. 417 A. 1; vgl. Frazer 7, 1, 180; vgl. das Kinderliedchen an die Sonne bei Meyer Germ. Mythen 389 d; die Sonne wird bei den Südslaven mit einem B.ARelig. Brauch 18; ball verglichen: Krauß die Indier opfern dem Indra B.: Mannhardt Germ. Mythen 4. %*®) Grohmann

3, ız.

#7) Über B.opfer an Wasserdämonen:

Religion des Veda? 118. 352. Oldenberg 418. 444; für Frankreich: S£billot 2, 302; vgl. 3, 83; 2, 289. 439. 462; über B. als Vegetationsopfer unter Eichen bei den Litauern vgl. Chantepie de la Savssaye-BertholetLehmann 2, 536; in den Niederlanden opfert man dem Kabouterchen B. und Eier: Wolf Niederl, Sagen Nr. 560; Kloster o, 200. 98) Lippert Christentum 452; B.brot: Kühnau Sagen 3, 125 Nr. 1494; vgl. 1495; B.brot für den Wolf beim Getreidemähen: Jahn Opfergebräuche 179. 319) NddZfVk. 1926, 12 und 13—14 mit Literatur;

B.fladen

an

Paulibekehrstag

in

Nieder-

land deutet Höfler Fastnacht 13 als Opfer; über B.opfer an Marienkäfer: Mannhardt Germ. Mythen 355; Alraunwurzel-Puppen werden

mit Öl gesalbt:

32)

Quitzmann

Sagen

Meiche

302,

302;

vgl. 391 (Brotopfer). 3%) Mannhar dt Germ. 51. Myth. x, 3%) Grimm 29. Mythen 247;

Panzer

2, 101;

Sartori

Baiwaren

Beitr. 2, 281; vgl. Saussaye-Bertholet Lehrbuch der Religionsgeschichte 1, 183; vgl. Roch holz Glaube ı, 319. 9%) DG. ı1, 3%) Votive 165; auch 215. 3M) Lippertl.c. die Bulgaren bringen B. in die Kirche als OpferBulgaben bei Krankheitsfällen: Strauß Volksth. 2, 95, 36) Birlinger garen 99. 126; Reiser Allgäu 2, 138, 9. 3") Toeppen Masuren zoo; Jahn Opfergebräuche 303; Sartori 2, 145 A 19; W. 424. 3%) Das erste Kalb gehört dem Hospital: Sartoriz2, 138. 359) Jahn Opfergebräuche 304; John Westböhmen

zıı;

Drechsler

2, 145. In Frankreich opfert man diese B. der Jungfrau Maria: Sebillot 3, 83; vgl. 3, 36. 39) ZfdBenediktionen 1, 592. 360) Franz Myth. ı, 441 ff.; Jahn l.c. 320. 3°) Alpen1. ce. 321. Jahn 104, 13; Tirol burg 363) Rochholz Sagen 1, 384. 3%) Rosegger Steiermark 10; vgl. ZfEthnol. 1898, 26; Sagen 98; Grimm u, Temme Tettau

145, 179;

vgl. 494;

Frischbier

PreußWb,

1755

I,

Butter

I24;

mann

48;

vgl.

Seligmann

198, 1391.

SAVk.

z,

292.

®%°)

Groh-

9°) Hoffmann-Krayer

14,

79—80o;

Caminada

Friedhöfe ı121—22; SAVk. ı5 (1911), 227 ff. 55) Zingerle Tiral 176 Nr. 1479; vgl. Rochholz Glaube 1, 324; ZfVk. 1906, 150 bis 151; in Bayern wird am Allerseelentage dem Kloster u, a. cin Wachssto:k und ein B.ballen geschenkt: Rochholz Glaube 1, 319; die Brahmanen reiben die Toten mit B. ein: Rochholz lc. ı, 235. 3%) Zingerle l. c. 124 Nr. ır24. 3) Ders. 56 Nr. 476. 50) ZfVk, ı901. 204f.; Sartori Totenspeisung

42

?; ARw.

24, 291ff.;

Strauß

Bulga-

ven Io I) Sartori Le. ır. ®2?) Globus 76, 209; Sartori lc. 1ı2l. 3) Urquell x, 48ff.; Sartori l.c. 24%; vgl. Z{öVk. 4 (1898), 114; Sartoril. c. 252. ”) Feilberg Dansk Bondıliv ı, 359 ff.; Sartori lc. 62

15. B.

im

Schaden- und

Gegenzauber

(abgesehen vom Schadenzauber B.n): eine Graubündner 7°) Hexe

beim (1702)

„gesteht‘‘:ins Schmalz habesie ein „löchly gemacht und pulver ingelegt und ordentlich vermacht; habe er dies Schmalz wäggenommen,

wissy

aber

nit,

wär

davon

thot‘. In einem Hexenprozeß (1486) gesteht die Köchin des Junkers Hans Röder von Diersburg, dessen Kind beseitigt werden soll 7% : Sie habe die Kunhin geheißen, B.37) und Milch zu nehmen und das Kind des Junkers damit zu bestreichen und zu salben, damit es zu Gott fahre und man seiner abkomme. Eine Schweizer Hexe macht einen Knaben mit einem B.brot krank 38). Eine bayrische Hexe tötete die Nachbarin, indem sie das mit drei Nägeln durchbohrte Herz einer Kuh in B. sott und es in den Lech warf 3%), Im Gegenzauber wird B. in Verbindung mit Brot gebraucht %%), Auch im iudicium offae findet B.brot offenbar als Substitut %1) für Käse Verwendung: 1618 unterwirft sich eine Lincolner Hexe dem Ordal mit B.brot und erstickt 32), B. als Fruchtbarkeitssymbol ist natürlich apotropäisch; in einer bei Gockel erwähnten Salbe gegen Zauberei findet sich B. aus Pferdemilch 3), Wenn in der Schweiz ein geschälter Haselzweig, mit frischer B. gesalbt, ins Faß gehängt wird gegen den schimmlichen Geschmack, so ist wohl auch hier der apotropäische

Zweck

primär 5),

1756

»”5) Schmid-Sprecher 151, ®°%) Freiburger Diözesan-Archiv 15 (1882), 97—98; Hansen Hexenwahn 585. 37) Eckstein Z. Gesch. Oberrheins 1927, 635—36. 8) SAVk. 1927, 34; vgl. Bartsch Mecklenburg 2, ı8 (27. 7. 1584); 34, 12 (1681); Andree Braunschweig 383; W. 395. 7% Leoprechting Lechrain 43.) Ders. 18. %1) Negelein inZfEthnol. 1902, 61. %?) ARw. 13,531; SoldanHeppe I, 386. 399 ff. %3) Tyactatus polyhistoricus 149; die Ovampo streichen sich, um sich beim Essen vor Schadenzauber zu schützen,

B. zwischen die Augen: ZfVölkerpsychol. 150. %4) Lütolf Sagen 371 Nr. 340 d.

um

den

Eryx

mit

B.duft

die

Gegend

erfüllte.

Daß

man auch damals schon die B. bei Hochzeiten besonders bevorzugte, geht aus

einer Stelle des Anaxandrides %7) hervor, nach der an einer thrakischen Hochzeitstafel (382 v. Chr.) b.essende Männer saßen. Heute wird in Makedonien 3%) der Braut B. gereicht , mit der sie die Schwelle

(vgl. Fett) bestreicht %%), in Böhmen

einer

%)

andern

Version

findet.

die

Zeremonie vor der Taufe statt “), Ein Musterbeispiel für einen Übertragungs-

zauber mit B. haben wir in SchleswigHolstein #1); auf einer nicht ergiebigen Weide vergräbt man ein Messinghorn, mit B, gefüllt, mit den Worten: gel blank Bodder;

über

den

Fruchtbarkeitsritus

der Ankenschnittenprozession im Aargau

siehe $ 13. 35) ARw.

naeus

Athenäus erzählt, daß die aus Lybien zuAphrodite %6)

Butter

nach

ı8,

15. B. in Fruchtbarkeitsund Liebeszauber: B. als reinigendes- und Fruchtbarkeitssymbol war schon in der Antike bekannt: Bei den Babyloniern %%) wirkte sie reinigend; und

rückkehrende

1757

9,

17, 401 und 408 A. 5. %) Athe395a;

Pauly-Wissowa

3,

1091 oben. %’) Athenaeusg4,131b; Pau1ly-Wissowa 3, 1090. ®%) Stern Türkei ı, 107. %?) Nach Plinius 18, 135. 142 bestrich

die Braut 30)

die Pfosten

Grohmann

apotropäisch

210,

1459.

1)

mit

Fett.

Krauß

Stav. Volkforsch. 166—67. 2) ZirwVk. ı2 (1915), 46. 3%) Mensing ı, 461; das Hoch-

zeitsfest heißt ‚‚,Bodderkösten‘‘: Heimat 37, ır4 ff. 3M) Bartsch 2, 66, 239. %) Mensing I, 465. %°) Höfler Weihnachten 69. 3) Grimm Myth. 3, 488, ı8; Boecler

Ehsten 40. %) Hoffmann-Krayer 24; antik: Plinius ır, 239. 3%) Bartschz, 42, 53. *©) Ders. 2, 44, 71. *") Mensing I, 464.

17.B.im Volksmedizin-und Heilzauber: Schon die Skythen %®?) glaubten, daß B., auch in kleinen Mengen

und bei den Südslaven 31) wird sie beimLie-

genossen,

wird die B. beim Hochzeitsmahl von Braut

Griechen %3) B. für schädlich hielten und noch halten. Dagegen gilt bei uns die B. als Kräftigungsmittel, besonders in Tirol #4), Nach einer Schweizer Erzählung

beszauber

verwendet.

Im

Rheinland 3?)

und Bräutigam angeschnitten.

In Schles-

wig bringen die Nachbarn am Tag vor der Hochzeit (Bodderbeersdag) einen B.ballen von 8 bis 10 Pfund %%), In Mecklenburg stand früher ein aus B. geformter Hahnauf der Hochzeitstafel®4); in Schleswig 3°) führt die zuletzt verheiratete Frau mit der

besondere

Hunger Kräfte

und

Durst

verleihe,

stille und

während

die

werden drei Brüder durch B.genuß riesen-

B., auf der ein Stäbchenkreuz ®°%) ist, einen

stark %5). Schon Coler *%% rühmt Maienb.407) als Arznei und Wundtrank, weil sie ungesalzen von innen heraus heilt; des Morgens nüchtern gegessen, nützt sie

der Hochzeit der Esten 3”),

gegen Pestilenz‘‘ 1%), Als Wundsalbe wird

Tanz auf; vgl. auch die B.zeremonien bei

Einen offen-

baren Fruchtbarkeitsritus haben wir in der Schweiz 38), wo das Kind nach dem ersten Bade mit B. eingerieben wird (vgl. Fett). Zum Fruchtbarkeitszauber tritt die Analogie in einem mecklenburgischen ®®) Gebrauch: ‚,Ist ein Mädchen geboren, so wird ein B.faß in die Stube gebracht, die Händchen des Kindes an den B.stab gelegt und so einige Male auf und nieder geführt. Dann bekommt das Kind im späteren Leben immer schnell und leicht B.;

gegen „Stich

eines giftigen Wurmes

und

vor allem die „Neuntagb.‘‘ (Maib. von erstkalbenden Kühen in den ersten 9 Ta-

gen bereitet) geschätzt #9). Auch im,, Ohst‘‘ (August) eingelegte B. ist heilkräftig; in der Eifel 4°) rühmt man B. aus der Kreuzwoche 41) und Bartelmisb. 4?) große Heilwirkung

nach,

in

Deutsch-Killmes

(Westböhm.) solcher B., die vom hl. Abend aufbewahrt wird 413); der Schlesier 14) gebraucht Karfreitagsb. bei Verletzungen, und der Deutschamerikaner#®)

1758

sieht ungesalzene B. für Wunden als gutes Mittel an; der Märker 46) schwört auf ungesalzene Gründonnerstagsb. Besonders gerne gebraucht man B., oft mit Zutaten, als Salbe für alle möglichen Schäden, wie schon die Inder #7) die Wunden der Elefanten mit B. behandelten, während die römischen 48) Ärzte sie bei gynäkologischen Entzündungen empfahlen. Die heilige Hildegard kennt B. nur als Salbe; in den Physica erwähnt sie eine Salbe gegen Kopf- und Augenweh*?): accipe folia et corticem ipsius (Fickbaum) et ea modice contunde et in aqua valde coque et tunc etiam arvinam ursi et parum minus de angssmere (wohl angosmere?) et sic fac unguentum; in den causae et curae erfahren wir von einer Salbe aus fenum graecum und B. (Kusmalz) gegen tumor in virilibus %), In Schlesien #1) mit Spitzwegerichsaft gemischt, in Bayern %?) auf ein Salatblatt gestrichen, dient die B. als Wundsalbe. Im Schweizer Jura verwendet man B. und Salz mit einem Zauberkreis gegen Verrenkung %3), Gegen Brandschaden ist das Dreimonatsschmalz %24) als unfehlbares Mittel bekannt; es wird aus Mai-, Juni- und Julib. zu gleichen Teilen und feinem Baumöl %®) zubereitet; in Tirol wird Junib. als heilsam aufbewahrt 42), In Württemberg *?) ist Schmalz der Holderküchle von Sommerjohanne heilkräftig; bei Wassersucht *?), bei Krupp *?%), bei Gesichtsrose %°) angewandt, heilt die B. durch Sympathiezauber im Lippischen*!) „Frostballen‘‘, in Württemberg ®?) 1äßt man dagegen heißes Schmalz auf ein Eisstück tropfen; im Rheinland %3) vertreibt das aus ungesalzener B, fließende Wasser rote Flecken am Kinn. Insbesondere gilt B.schnitte als Heilmittel namentlich als Medium, um zauberkräftige Formeln zu

essen

(vgl.

essen)

%4):

Wenn

man

in

Pommern das Fieber hat, muß man vom Pfarrer oder sonst einem vornehmen Herrn ein B.brot fordern und fortgehen, ohne sich zu bedanken; gegen Hundswut zeichnet man in Liebenthal (Schles.) %5) auf eine fettgeschmierte B.schnitte folgendes Kästchen mit einer Stecknadel:

1760

Butter

1759

|

|

X 6 c Isss!

Ss X Isss| x

X 6 x 6

X 5 6 x

M X X c |

|

Das Brot schneidet man in drei Teile und gibt es im Namen Gottes usw. In Mecklendie Hunde an Weihnach-

burg bekommen

ten, Neujahr und Dreikönigabend B.brot mit geschabtem Silber gegen Tollwut %%). Anhorn erwähnt in seiner Magiologia, daß die „segner‘‘ gewisse Zeichen auf (Brot und) B. machen und das den Kranken geben 47), Man kaut B.brot gegen Geschwüre 438) und böse Brust %); gegen Fieber ißt man im Kreise Schweidnitz 1%) ein B.brot im Namen der hl. Dreifaltigkeit mit einer Zauberformel; in Mecklenburg 441) verzehrt man ein B.brot, auf das

mit dem

Finger geschrieben ist: Fieber bleib aus, Ich bin nicht zu

Haus.

geAugenarznei als wurde B.ruß bei werden B.dämpfe braucht 42); B.milch Schwindsucht eingeatmet 13),

vom Kübel vertreibt alle Übel 4); gegen

Kopfschmerzen trinkt man am Christabend %2) B.milch; man gebraucht sie als Schönheitsmittel 4), auch gegen Flechten 4?) ; aber in Holstein 4) macht B.milch träge, und in der Oberpfalz *9) bekommt der, welcher im Winter B.milch trinkt, im Frühjahr den ‚„Schüttler‘‘. In der Vieh-

medizin %*%) Kalben

B.brot

gibt

man

mit Salz;

der

Kuh

beim

in der Schweiz

schmierte man (1563) den Leib des Hundes mit B.*%), In einer von Schönbach %?) exzerpierten Handschrift (17.—18. Jh.) finden wir die Notiz: wenn eine Frau ihre Katze nicht verlieren will, so schmiere sie ihr die Tatzen des Abends mit B., das paßt zu dem A. 436 erwähnten antiken Aberglauben. 3) Her284; 25, 82—83. 402) PliniusıI1I, mann Privataltertümer* 229; Soranus 258, 7 ff. (Rose): den Kindern soll man keine B. geben; vgl. Use ner Kleine Schr. 4, 415 £.; dagegen ist bei Anthimus B. für Phthisiker verboten: $ 77 = Pp. 20 Rose. 403) ZfVk. 1984, 111. 4%) SAVk. 1898, ız; im dänischen Märchen erhält ein Junge durch 36 Löffel Brei mit B. die Kraft von 36 Männern: Grundtvig Dänische Volksmärchen 2 (L. 1878—79), 221; vgl. 82; die Tiroler Riesen

saufen ungeheuerc Kübel mit B.milch aus: A1penburg 39, 16. 6) Coler 410 c. 66; in Holland aß man B. und Käse gegen Stein: 411 c. 68. 7) Auch in England: Vincent Stuckey Lean Collections of proverbs 2 (Bristol 1902—04), 506; vgl. Sebillot 3, 88. 468) Coler Prodromus 61, vgl. 59; Rochholz Gaugöltinnen 23—24; Cartrichterl. c. 63ff.; bei Maennling 259 wird als Schutz vor Krankheiten empfohlen: Maikäfer in B. gebacken. 1°) HovorkaKronfeldz, 360. 49%) Wrede Eifeler Vh. 96; ZirwVk. 10713, 271; vgl. 1915, 134. *1) In Frankreich le beurre des Rogations: S&ebillot 3, 88. 42) Wander Sprichwörterlex. 1, RheinWb, 1, 1170; 521, B. Nr. 4; Müller ZirwVk. 18 (1921), 57; in Schleswig heilt die Barrameesbodder Wunden: Mensing I, 240;

vgl.

A.

344.

%3)

John

Westböhmen

17.

TI, 85, 90. 2, 235, 611; 414) Drechsler 415) Fogel Pennsylvania 297, 1570. 6%) Z£Vk., 1ı5, 705; Aelian 1891, 180. €