Gruppenidentitäten in Ostmitteleuropa: Auf der Suche nach Identität [1 ed.] 9783737013345, 9783847113348

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Gruppenidentitäten in Ostmitteleuropa: Auf der Suche nach Identität [1 ed.]
 9783737013345, 9783847113348

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Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC 4.0 © 2021 V&R unipress | Brill Deutschland GmbH ISBN Print: 9783847113348 – ISBN E-Lib: 9783737013345

Geschichte im mitteleuropäischen Kontext

Band 2

Schriftenreihe herausgegeben von Renata Skowron´ska

Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´

(Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu

(Polska Misja Historyczna przy Uniwersytecie Juliusza i Maksymiliana w Würzburgu)

Editorial Board Caspar Ehlers, Helmut Flachenecker, Heinz-Dieter Heimann, Tomasz Jasin´ski, Ryszard Kaczmarek, Krzysztof Kopin´ski, Zdzisław Noga, Krzysztof Oz˙óg, Andrzej Radzimin´ski, Stanisław Roszak (Vorsitzender), Andrzej Sokala

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Bogusław Dybas´ / Jacek Bojarski (Hg.)

Gruppenidentitäten in Ostmitteleuropa Auf der Suche nach Identität

Mit 21 Abbildungen

V&R unipress

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2021 Brill | V&R unipress, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike und V&R unipress. Dieses Werk ist als Open-Access-Publikation im Sinne der Creative-Commons-Lizenz BY-NC International 4.0 („Namensnennung – Nicht kommerziell“) unter dem DOI 10.14220/9783737013345 abzurufen. Um eine Kopie dieser Lizenz zu sehen, besuchen Sie https://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0/. Jede Verwertung in anderen als den durch diese Lizenz zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Unbekannter polnischer Maler: Maksymilian Franciszek Ossolin´ski (?) z synami [mit seinen Söhnen], ca. 1670–1680. Zamek Królewski w Warszawie – Muzeum [Warschauer Königsschloss – Museum], Fot. Andrzej Ring, Lech Sandzewicz. Öl auf Leinwand, 212 x 111 cm Wissenschaftliche Sekretärin: Marta Sikorska Philologische Redaktion (Deutsch): Renate Schindler Philologische Redaktion (Englisch): Steve Jones Übersetzung von Abstracts und Schlüsselwörtern: Tim Brombley, Steve Jones, Tomasz Leszczuk Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISSN 2701-9241 ISBN 978-3-7370-1334-5

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Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

Jacek Gackowski Sehnsucht nach der ethnischen Subjektivierung der sogenannten Lausitzer Kultur in der polnischen Urgeschichte. Problematik aus dem Bereich der Archäologiegeschichte oder aktuelle wissenschaftliche Herausforderung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

13

Jacek Rakoczy Cultural Identity of Ancient Dacia in the Roman Tradition

. . . . . . . .

33

Jacek Bojarski Ethnic or Cultural Identity? The Problem of Elite Burials in Early Medieval Cemeteries of the Chełmno – Dobrzyn´ Zone . . . . . . . .

47

Wojciech Chudziak Territorial Communities of Western Slavs in the Early Medieval Ages. Case Study: the Settlement Mesoregion of the Lower Obra River (Lubusz Land) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

71

Jarosław Dumanowski Old Polish Fasting: Discourse and Dietary Practices in the 16th–18th Century . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

93

Wiesław Nowosad / Małgorzata Grupa / Filip Nalaskowski / Dawid Grupa Polnische Nationalidentität im Spiegel der traditionellen polnischen und westlichen Trachten. Das Phänomen der intergenerationellen Wandlung des Modestils in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts . . . . . . . . . . 117

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Inhalt

Waldemar Chora˛z˙yczewski / Agnieszka Rosa Zwischen Nation, Gesellschaftsstand, Religion und Familie. Die Wahrnehmung des Vertrauten und des Fremden am Beispiel von litauischen Reisenden nach Deutschland und Italien in den Jahren 1779–1780 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 143 Adam Kucharski The Polish Noblemen’s Nation vs. the Neighbouring Powers. Defending the Independence of the Country and the Freedom of the Nation from the Perspective of the Polish Handwritten Press during the Reign of Stanisław August Poniatowski (1764–1795) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 165 Magdalena Niedzielska Politisches Interesse und regionale Identität. Die Teilung der Provinz Preußen 1878 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Dorota Michaluk Reasons for Weak National Consolidation of Belarusians on the Eve of the Russian Empire’s Downfall . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 Maciej Krotofil Wehrdienst als Element der Staatsintegration. Nationale Minderheiten in den Polnischen Streitkräften in der Zwischenkriegszeit . . . . . . . . . . . 243 Magdalena Strzelecka Polnische Katholiken in der Wirklichkeit nach Jalta. Die Formung der ideologischen Identität von Jerzy Turowicz und Stanisław Stomma . . . . 265 AutorInnenverzeichnis

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285

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Vorwort

Dieser Band erscheint in der kürzlich initiierten und von der Polnischen Historischen Mission koordinierten Schriftenreihe Geschichte im mitteleuropäischen Kontext (herausgegeben von Renata Skowron´ska). Die Grundidee der Reihe ist es, durch das Prisma der historischen (oder geisteswissenschaftlichen) Forschungen an der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun´ (Thorn) wichtige Aspekte der Geschichte jenes Teils unseres Kontinents darzustellen, der in deutscher Sprache – in unterschiedlichen historischen Zusammenhängen – als „Mitteleuropa“, „Zentraleuropa“ oder am häufigsten – nach der alten Konzeption Oskar Haleckis – als „Ostmitteleuropa“ definiert wird. Der erste Band der Reihe trägt den Titel Migration – Kommunikation – Transfer und bezieht sich auf ein wichtiges Merkmal der Region, nämlich die besonders häufigen und manchmal sehr radikalen Wandlungen der staatlichen und sozialen Strukturen, der Staatsgrenzen, die häufigen Bevölkerungsbewegungen und Migrationen sowie den Transfer der kulturellen Erscheinungen und Einflüsse. Dieser Band ist in gewisser Weise eine Fortsetzung des vorangegangenen, denn angesichts des hohen politischen, kulturellen und sozialen Wandels ist die Frage nach der Identität der in diesem Teil Europas lebenden Menschen ein wichtiges und faszinierendes Thema. In der Anfangsphase der Vorbereitung dieses Bandes wurde für ihn der Dreiklang: „Identität – Religiosität – Nationalität“ als Arbeitstitel angenommen. Ich wurde mit der Ausarbeitung eines detaillierteren Konzepts des Bandes betraut, das das Potenzial der historischen und archäologischen Forschung an der Fakultät für Geschichtswissenschaften der Nikolaus-Kopernikus-Universität berücksichtigen sollte. Die endgültige Konzeption des Bandes sollte sich auf die Mechanismen der Gruppenidentitätsbildung in Mitteleuropa konzentrieren, wobei eine Vielzahl von Gruppen einbezogen wurde, von solchen, die auf der Grundlage archäologischer Quellen konstruiert wurden, über nationale Gemeinschaften, Berufs- oder Aktivitätsgruppen bis hin zu Gruppen, die nach kulturellen und politischen Kriterien gebildet wurden.

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Vorwort

Die in diesem Band versammelten zwölf Texte (teils in englischer, teils in deutscher Sprache) präsentieren ein sehr breites Spektrum an Themen. Obwohl sie nicht alle Forschungsbereiche der Archäologen und Historiker erschöpfen (es gibt zum Beispiel keine mediävistischen Texte, anders als im vorigen Band), sind sie doch repräsentativ für die an der Thorner Universität betriebene Forschung. Die Beiträge lassen sich in drei Gruppen gliedern. Die erste Gruppe besteht aus vier Texten, die von den Archäologen, Mitarbeitern des Instituts für Archäologie der Fakultät für Geschichtswissenschaften, erstellt wurden. Von diesen sind drei thematisch gewissermaßen mit dem Gebiet des heutigen Polens verbunden, während ein Beitrag sich auf das Gebiet des heutigen Rumäniens (das antike Dacia oder Dakien) bezieht. Jacek Gackowski stellt in seinem Text die Entwicklung der Herangehensweise der polnischen archäologischen Wissenschaft an die sogenannte Lausitzer Kultur dar, der man lange Zeit eine ethnisch slawische (vorslawische) Identifikation zugeschrieben hat. Die Schlussfolgerung ist jedoch eher pessimistisch – die Archäologie verfügt nicht über die geeigneten Werkzeuge für eine solche eindeutige Identifizierung allein auf der Basis von archäologischem Material. Der Beitrag von Jacek Rakoczy befasst sich nicht mit dem Gebiet Polens oder der Nachbarländer, sondern mit der nordöstlichsten Provinz des Römischen Reiches, nämlich mit Dakien, dessen Territorium in etwa einem Teil des heutigen Rumäniens entspricht. In seinem Text stellt der Autor einerseits den Prozess der Romanisierung dieser Provinz fest, andererseits bemerkt und analysiert er die dakische Tradition als Teil der allgemeinen römischen Identität. In der nächsten Abhandlung fragt sich Jacek Bojarski auf der Grundlage einer Analyse von archäologischem Material aus relativ nahe bei Thorn gelegenen Gebieten, die aus dem Zeitraum um die Wende vom ersten zum zweiten Jahrtausend unserer Zeit stammen, welche Identitätsfunktion Elitebestattungen hatten, ob es sich eher um eine ethnische Zugehörigkeit oder einen kulturellen Faktor handelte, der die Eliten verband. Der Autor sieht die in diesen Gräbern bestatteten Menschen als Angehörige einer ethnisch vielfältigen Elite, die die Herrschaft über ein bestimmtes Territorium und seine Bewohner erlangt hatte, aber gemeinsame kulturelle Merkmale aufweist. Und im letzten Teil dieser Gruppe analysiert Wojciech Chudziak die Mechanismen der Bildung lokaler territorialer Gemeinschaften in der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends auf dem Gebiet des heutigen Westpolens, im historischen Lebuser Land (Ziemia Lubuska). Da es sich um vorstaatliche Formationen handelte, die in den historischen Quellen der Epoche nicht verzeichnet sind, können nur anhand des archäologischen Materials Rückschlüsse auf die Identität dieser Gruppen gezogen werden. Die nächste Gruppe von vier Texten betrifft die Frühe Neuzeit und die Geschichte der polnisch-litauischen Adelsrepublik. Jarosław Dumanowski, ein

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Vorwort

hervorragender Spezialist für die Geschichte der Küche und des Essens, analysiert in seinem Beitrag sowohl den Diskurs als auch die Fastenpraktiken im polnisch-litauischen Staat als einen Identitätsfaktor, der das überwiegend katholische Polen-Litauen nicht nur von protestantischen und orthodoxen Ländern und Regionen, sondern auch von anderen europäischen katholischen Ländern unterscheidet. Während in diesem Beitrag die Fastenmahlzeiten der identitätsstiftende und -prägende Faktor waren, ist im nächsten Text die Adelskleidung ein solcher Faktor, der die adlige Gesellschaft der polnischlitauischen Adelsrepublik eindeutig kennzeichnet. Der von vier Autoren (Małgorzata Grupa, Dawid Grupa, Filip Nalaskowski, Wiesław Nowosad) verfasste Beitrag zeigt, inwieweit die Wahl zwischen der polnischen und der sogenannten westeuropäischen Kleidung eine Manifestation von Identitätserklärungen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (in der Zeit der Herrschaft der Könige aus der sächsischen Wettiner-Dynastie in Polen-Litauen) war. Eine der Illustrationen für diesen Beitrag lieferte auch das Motiv für das Cover dieses Bandes. Zwei weitere Texte beschäftigen sich chronologisch mit der letzten Periode der Existenz des polnisch-litauischen Staates, oszillieren aber um ganz andere Themen. Die von Waldemar Chora˛z˙yczewski und Agnieszka Rosa verfasste Abhandlung handelt von der Konfrontation der Welt des polnisch-litauischen Adels mit der Außenwelt während einer Studien- und Bildungsreise nach Deutschland und Italien in den Jahren 1779–1780. Der erhaltene Bericht über diese Reise zeigt ein faszinierendes Bild des Definierens und der Klärung der eigenen Identität im Rahmen einer solchen Konfrontation. Der Beitrag von Adam Kucharski wiederum wirft die Frage nach der Haltung des Adels gegenüber den Problemen und Herausforderungen der letzten Jahrzehnte der Existenz der polnisch-litauischen Republik auf: Teilungen unter Russland, Preußen und Österreich (1772, 1793, 1795) und endgültiger Niedergang des Staates, frühere Reformversuche und die Anfänge des Prozesses der Gestaltung der modernen polnischen Nation. Der Autor analysiert diese Fragen anhand einer damals bereits recht archaischen und langsam verschwindenden Quelle, nämlich den sogenannten handschriftlichen (ungedruckten) Zeitungen, die in der Frühen Neuzeit ein ziemlich wichtiges Kommunikationsmittel in Polen-Litauen waren. Die dritte Gruppe von Texten enthält Beiträge, die sich auf die Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts beziehen, wobei die Themen sehr unterschiedlich sind, sowohl was den chronologischen und territorialen Umfang als auch was die Größe der Gruppen betrifft, auf die sie sich beziehen. Die Abhandlung von Magdalena Niedzielska ist ein interessanter Beitrag zur Bildung lokaler, regionaler Identität im preußischen Staat in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, konkret in Bezug auf das Gebiet, das im Mittelalter das Deutschordensland war und in der Frühen Neuzeit in zwei getrennte politische und staatliche Einheiten

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Vorwort

(Königlich-Preußen als Provinz von Polen-Litauen und autonomes Herzogtum Preußen) aufgeteilt war. Diese komplizierten historischen Bedingungen waren der Kontext für die Neuaufteilung der zuvor existierenden Provinz Preußen innerhalb des Königreichs Preußen in den 1870er Jahren. Der nächste Beitrag befasst sich mit einem Nachbarland Polens, das in letzter Zeit von dramatischen Ereignissen heimgesucht wurde, die auch mit der Bildung der nationalen Identität zusammenhängen, nämlich Belarus (Weißrussland). Der Text von Dorota Michaluk analysiert die Bedingungen und Umstände des Erwachens und der Formung des Nationalbewusstseins der Belarussen in den letzten Jahrzehnten vor dem Untergang des zaristischen russischen Reiches an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die letzten zwei Texte befassen sich mit eher speziellen, aber wichtigen Fällen von nationaler oder Gruppenidentitätsbildung in Polen im 20. Jahrhundert, in einem Fall in der Zwischenkriegszeit (1918–1939), im anderen nach 1945. Maciej Krotofil stellt die Rolle der Armee und des Militärdienstes bei der Bildung der polnischen nationalen Identität von Vertretern nationaler Minderheiten dar, die zu diesem Dienst einberufen wurden. Die polnische Gesellschaft in der Zwischenkriegszeit bestand auch aus nationalen Minderheiten (Ukrainer, Belarussen, Juden und Deutsche), daher konnte die Wehrpflicht nach den damaligen Prinzipien der Wahrnehmung nationaler Belange einen sehr wichtigen Faktor der staatlichen Integration darstellen. Der letzte Beitrag in diesem Band, von Małgorzata Strzelecka, beschäftigt sich mit ganz anderen Themen. Die Autorin befasst sich mit einer sehr kleinen, aber für das politische, soziale und kulturelle Leben Polens nach 1945 äußerst wichtigen Gruppe von Katholiken, denen es unter dem kommunistischen Regime gelang, eine de facto oppositionelle Wochenzeitung (Tygodnik Powszechny) und einen Kreis um sich herum zu schaffen, der das Funktionieren des polnischen Lebens jahrzehntelang bis in die Gegenwart hinein real beeinflusst hat. An der Spitze dieser Gruppe standen die Protagonisten dieses Artikels, Jerzy Turowicz und Stanisław Stomma, die auch innerhalb der katholischen Kreise jene Strömungen repräsentierten, denen gewissermaßen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils zu verdanken waren. Die in diesem Band versammelten Beiträge stellen sicherlich keine einheitliche, auf ein eng formuliertes Problem konzentrierte Sammlung dar. Die Frage der Gruppenidentität wird hier an sehr unterschiedlichen Beispielen dargestellt, bezüglich der unterschiedlichen Gruppen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Aspekte und Anwendung der unterschiedlichen Forschungsmethoden. Es scheint jedoch, dass diese Vielfalt der Hauptwert des Bandes ist, denn erstens zeigt er verschiedene mögliche Varianten der Annäherung an das Thema, zweitens zeigt er die Möglichkeiten der weiteren Forschung in Bezug auf bestimmte Fragestellungen und drittens zeigt er die Vielfalt des Forschungspo-

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Vorwort

tenzials von Archäologie und Geschichte an der Nikolaus-Kpernikus-Universität und die Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit in diesen Bereichen. Der vorliegende Band ist das Ergebnis der Zusammenarbeit von vielen Personen. Er ist in erster Linie das Werk und Verdienst der Autorinnen und Autoren, die die Texte vorbereitet haben. An dieser Stelle möchte ich mich bei dem Mitherausgeber des Bandes und Autor eines der Beiträge, Dr. Jacek Bojarski, bedanken, der die Erstellung und Bearbeitung der archäologischen Texte koordiniert hat. Für zahlreiche Gespräche und Diskussionen zur Konzeption des Buches danke ich dem Dekan der Fakultät für Geschichtswissenschaften an der Nikolaus-Kopernikus-Universität, Prof. Dr. Stanisław Roszak, dem Initiator dieser Publikationsreihe. Ich danke auch Prof. Dr. Wojciech Chudziak, dem Direktor des Instituts für Archäologie, und Dr. Renata Skowron´ska, der Herausgeberin der Reihe, für Konsultationen und Gespräche. Da die Texte in polnischer Sprache verfasst wurden – mit dem Wissen, dass sie für einen internationalen (englischen und deutschen) Leserkreis bestimmt sind –, verdankt die endgültige Form des Bandes viel den Übersetzerinnen und Übersetzern (sie sind bei jedem Beitrag erwähnt) und denen, die die Beiträge akribisch und mühsam überprüft haben (die englischen Texte: Steve Jones; die deutschen Texte: Dr. Renate Schindler). Vor allem aber möchte ich Dr. Marta Sikorska für die äußerst effektive Zusammenarbeit danken, die sehr kompetent und effizient die Vorbereitung des Bandes koordinierte, die Texte redigierte und ihnen ihre endgültige Form gab und sich auch um die vielfältigen formalen Fragen kümmerte, die mit der Vorbereitung des Buches verbunden waren. Prof. Dr. Bogusław Dybas´

Prof. Dr. Bogusław Dybas´, Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun´, ORCID: https://orcid.org /0000-0003-1216-3061.

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Jacek Gackowski

Sehnsucht nach der ethnischen Subjektivierung der sogenannten Lausitzer Kultur in der polnischen Urgeschichte. Problematik aus dem Bereich der Archäologiegeschichte oder aktuelle wissenschaftliche Herausforderung?

Abstract Longing for the Ethnic Empowerment of the So-called Lusatian Culture in Polish Prehistory. A Problem of the History of Archeology or a Current Research Challenge? This article presents a historical review of Polish ethnic interpretations of the Lusatian culture, which was included in the European circle of urnfield cultures of the Early Bronze Age and the Early Iron Age. In the interwar period and in the first post-war decades, the ancestors of the historical Slavs were seen as part of this culture. The weakness of this type of ethnogenetic inference began to be questioned in the years that followed. The proposed direction of further research aims to bring together archaeologists and biologists to cooperate, among others, in terms of using the results of molecular expertise. Keywords: Bronze Age and Early Iron Age; Lusatian culture; ethnic identity; research views; cognitive limitations

Die Lausitzer Kultur ist eine der vielen Zeitperioden in der mitteleuropäischen Taxonomie der Bronzezeit und des Anfangs der Eisenzeit. In der polnischen Urgeschichte nimmt sie jedoch einen besonderen Platz ein, weil sie im vergangenen Jahrhundert Jahrzehnte lang mehr oder weniger und mit unterschiedlicher Argumentationsstärke mit der Ethnie der frühen, meist als Protoslaven bezeichneten Slawen verbunden war. Die gegenwärtigen Forschungen, die auf den Zusammenhang der archäologischen Quellen mit einem bestimmten Volk hinweisen sollen, werden nicht mehr mit solchem Engagement aufgegriffen wie noch vor Jahren. Auf der anderen Seite jedoch ist deutlich zu erkennen, dass die Suche nach der gesellschaftlich-kulturellen Identität für die einst im Einzugsgebiet der Oder und der Weichsel sesshaften Gemeinschaften, die materielle Spuren hinterlassen haben, immer noch eine wissenschaftliche Herausforderung ist, die hoffentlich früher oder später angegangen wird, wenn neue wissenschaftliche Methoden angewandt werden können, mit denen man über die traditionelle und Dr. habil. Jacek Gackowski, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org /0000-0002-5848-5771.

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Jacek Gackowski

damit über die subjektive Interpretation der Ausgrabungsquellen hinausgehen kann. So ist man sich heutzutage in den wissenschaftlichen Kreisen nach jahrzehntelangen, an Ausgrabungsstätten und Instituten durchgeführten Forschungen einig, dass der spekulative Charakter der analytischen Forschungen, die von den Prähistorikern unternommen werden und die die „ethnischen“ materiellen Relikte interpretieren, also Quellenkategorien, deren kognitive Glaubwürdigkeit im Vergleich zu der Frage der Gruppenidentität eher gering ist, nicht zu einem wissenschaftlichen Erfolg führen konnte.1 Leider muss man zugeben, dass die früheren wissenschaftlichen Annahmen im Bereich der ethnischen Interpretationen logische Fehler enthielten. Man versuchte nämlich bestimmte Menschengruppen zu subjektivieren oder gewissermaßen zu beleben, indem man konkrete und statisch existierende Gegenstände, deren Überreste während der archäologischen Ausgrabungen gefunden wurden, nur ihnen zuschrieb.2 Demzufolge entstand eine Narration mit konkret verwendeten Begriffen und Definitionen (zum Beispiel in der Soziologie), die eine beträchtliche kognitive Distanz zu den analytischen Möglichkeiten der traditionellen Archäologie aufweist. Dabei kommt die von dem polnischen Philosophen der jüngeren Generation Jan Tokarski inspirierte Reflexion auf, an die in dem neusten Buch Zbigniew Mentzels erinnert wird, dass „die Vergangenheit keinen wesentlichen Einfluss darauf hat, wie wir leben“.3 Meinerseits möchte ich hinzufügen, dass allerdings die Art und Weise, wie wir leben, Einfluss auf das Bild der Vergangenheit hat. So operierte man ganz einfach mit dem Begriff des Urslawentums und proklamierte dessen jahrhundertealte und damit identitätsstiftende Verwurzelung auf einem bestimmten Territorium. Diese im gewissen Sinne unreflektierte Interpretationsfreiheit führte zur Festigung der Ansicht über die dokumentierte Herkunft der Nationalgemeinschaften. Nicht anders sieht es mit der Platzierung der Lausitzer Kultur in solch einer archäologischen Narration aus. Natürlich wurde so eine Narration im Geiste des ethnogenetischen Gedankens nicht nur von den polnischen Wissen1 Erwähnenswert ist hier am Rande, dass die Ansichten über die stabile Verwurzelung der Urslawen, die seit einigen Jahrtausenden an der Weichsel und der Oder ansässig sind und als direkte Vorfahren der historischen Slawen gelten, auf großes Interesse stoßen, vor allem unter den Lesern der parawissenschaftlichen Publikationen und vielen Benutzern der sozialen Medien. In der Regel werden mittels solcher Überlieferungsstrategien und der entsprechenden Soziotechnik Ansichten über die enge Beziehung zwischen Ethnie und Nation verbreitet, was vielleicht keine neue Idee ist, was sich aber heute angesichts der modernen Möglichkeiten des Informationsflusses großer Beliebtheit erfreut; vgl. Mamzer 2012, S. 630–631; Burtan [2021]; vgl. URL: https://prawdomir.com/ [15. 01. 2021]. 2 Mamzer 2004, S. 90–115; ders. 2012, S. 627–630; Herodot zufolge haben z. B. die Neuri skythische Bräuche, sie halten sich jedoch nicht für Skythen, vgl. Hammer 2020, S. 266. 3 „[…] przeszłos´c´ nie ma istotnego wpływu na to jak z˙yjemy“, Mentzel 2020, S. 400.

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Sehnsucht nach der ethnischen Subjektivierung der sogenannten Lausitzer Kultur

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schaftlern geschaffen. Es ist unschwer zu erkennen, dass die Imputation ähnlich verstandener Verknüpfungen zwischen archäologischer Kultur und Volk seinerzeit allgemein üblich war, was fest mit der geschichtlich-kulturellen archäologischen Methodologie verbunden ist, die in vielen europäischen Forschungszentren angewandt wurde. Solch ein retrospektives Vorgehen war ein wichtiges Werkzeug für die Förderung der Staatsgründungsinitiativen und für die Dokumentationsführung des zustehenden Bodenrechts.4 Die unüberwindbare Schwelle, zu den früheren Gesellschaftsgruppen Zugang zu finden und damit Forschungen so zu betreiben, wie es beispielsweise Soziologen, Kulturanthropologen oder Historiker der Neuzeit tun, erforderte in der traditionellen prähistorischen Archäologie aus offensichtlichen Gründen einen besonderen Ansatz. Sobald es um Fragen nach vergangenen Identitäten ging, wurden in der Regel spekulative und zwangsläufig subjektive Interpretationen der Spuren einer erloschenen, seit Hunderten von Jahren nicht mehr existierenden kulturellen Realität verwendet, die begrifflich gefiltert und damit im Begriffsapparat der zeitgenössischen Kultur vorstellbar und akzeptabel waren.5 Im Laufe vieler Jahrzehnte wurden solche Anstrengungen unternommen, wobei man sich der Erkenntnisbarriere bewusst war, über die bereits Anfang der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts geschrieben wurde.6 Trotz allem war man darum bemüht, Identitätsmodelle der kulturell-sozialen Gemeinschaften, die sich hinter den Einheiten aus dem Bereich der archäologischen Taxonomie verstecken, zu rekonstruieren bzw. – aus der heutigen Perspektive – eher zu konstruieren. Wie Henryk Mamzer betont, sollte die seinerzeit aufgrund des Bildes sich ähnelnder Artefakte (zum Beispiel aus Metall oder aus Keramik) markierte Reichweite der archäologischen Kulturen (darunter auch der Lausitzer Kultur) eine Widerspiegelung der ethnischen Identität ihrer Hersteller sein, was unter anderem nationalistische Identifikationen unterstützen konnte.7 Die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts zeigt äußerst gut, dass die auf diese Art und Weise betriebene Archäologie leicht und wie selbstverständlich zum Instrument in den Händen der Politiker und der im Staat regierenden Entscheidungsträger werden kann. Die heutige Betrachtungsweise der damaligen Interpretationen mag vielleicht angesichts der Perspektive des Zeitablaufs einfacher sein, es ist aber dennoch erstaunlich, dass die damaligen Erforscher der fernen Vergangenheit sich mehr oder weniger bewusst waren, in das Getriebe der ihnen gegenwärtigen Realien – auch oder vor allem der politischen – verwickelt zu sein.8 4 Kostrzewski 1926, S. 6–10; Hensel 1963, S. 33–55; Mamzer 2004, S. 90–91; ders. 2012, S. 630; Ostoja-Zagórski 2015, S. 39–43; Piotrowska 2004, S. 91–155. 5 Ciesielska 2002, S. 15–33; dies. 2005, S. 143–152; Mamzer 2012, S. 629. 6 Vgl. Kozłowski 1922, S. 17–27. 7 Jones 2012, S. 646–647; Mamzer 2012, S. 628. 8 Szczepan´ski 2009, S. 51–62; Jones 2012, S. 639–640; Prinke 2012, S. 40–43.

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Unter den polnischen Prähistorikern war Józef Kostrzewski (1885–1969) der Hauptverbreiter der Ansicht über die jahrhundertelange Verwurzelung der Slawen im Einzugsgebiet der Oder und der Weichsel. Er promovierte in Berlin bei Gustaf Kossinna (1858–1931), dem Opponenten der urgeschichtlichen und zeitlich ununterbrochenen Existenz dieses Volkes auf dem erwähnten Territorium, wobei er die Ansichten seines Meisters über die ethnischen Fragen in Bezug auf den ursprünglichen Sitz der Urslawen gänzlich ablehnte. Anfangs vielleicht noch nicht sehr transparent, zum Beispiel bezüglich des Gebiets von Pommern, was besonders in den Publikationen der Berliner Zeitperiode, aber auch in den frühen 1920er Jahren deutlich wird,9 später aber ganz entschieden.10 Einen besonderen Platz im Bereich der ethnogenetischen Problematik nimmt die Lausitzer Kultur (oder die Lausitzer Kulturen in einer etwas moderneren Auffassung, was im Folgenden besprochen wird) ein. Wenn man die Geschichte und die Errungenschaften der polnischen Urgeschichte, die nicht nur in „ethnischer“ Hinsicht durch die Ansichten von Józef Kostrzewski determiniert wurde,11 retrospektiv betrachtet, fällt es nicht schwer zu bemerken, dass die erwähnte räumlich-kulturelle Einheit, die im Entwicklungszuge der mittel- und osteuropäischen Gemeinschaft der Bronze- und der frühen Eisenzeit zu datieren ist, ethnozentrisch als Beginn des Urslawentums subjektiviert werden sollte. So wurden die entdeckten und untersuchten Spuren ihrer Existenz, die die ethnisch näher definierte Identität eines Volkes beleuchteten, ganz allgemein zu Korrelaten einer einst lebenden Gemeinschaft, die ihre Wurzeln in den mittleren Entwicklungsphasen der ersten der oben erwähnten Epochen oder sogar noch früher, schon in der frühen Metallzeit hatte.12 Damals soll angeblich ein gewisser historischer Prozess begonnen haben, der durch gesellschaftlich-politische Krisen etwas ins Wanken gebracht und folglich nicht überzeugend dokumentiert wurde, der aber dennoch linear zu einer völlig ausgestalteten slawischen Gesellschaft des Mittelalters führte und schließlich durch die Existenz des Volkes in der Frühen Neuzeit und der gegenwärtigen Zeit ergänzt wurde. Seinerzeit versuchte Józef Kostrzewski in seinem Hauptwerk über die Kontinuität der Besiedlung des Oder- und Weichselbeckens die Zweifel der Leser

9 Kostrzewski 1919, S. 224–230; ders. 1923, S. 148–149. 10 Ders. 1961; Da über Professor Kostrzewski schon in mehr oder weniger umfangreichen Publikationen geschrieben wurde (vor allem in solchen, die nicht lange nach seinem 50. Todestag erschienen sind), verzichtet der Autor dieser Zeilen darauf, diese Person näher darzustellen (auch im Kontext seiner sich herauskristallisierenden ethno-genetischen Ansichten) und verweist auf die einschlägige Literatur. Vgl. Kurnatowska 1985, S. 5–18; Kaczmarek 2014, S. 59–67; Prinke 2019, S. 97–112. 11 Vgl. Kostrzewski 1961, S. 99–100. 12 Mamzer 2012, S. 629.

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seines Werkes zu zerstreuen, obwohl er sich der Schwächen des bevorzugten Forschungsvorgehens sicherlich bewusst war: „Die Forschungen über die Kontinuität der Besiedlung sind undankbar, denn man muss manchmal kurze Übergangsphasen zwischen dem einen Entwicklungsstadium und dem nächsten derselben Kultur oder zwischen der einen und der anderen Kultur ausfindig machen. Da diese Veränderungen manchmal plötzlich erfolgten, sind die Zwischenstadien nur vereinzelt und nur schwer zu erkennen.“13

Man sollte jedoch daran erinnern, dass eine gewisse Existenz in Form definierter Quellenmerkmale der Lausitzer Kultur von den Forschern der fernen Vergangenheit geschaffen wurde, und zwar nicht so sehr wegen der Suche nach ihrer regionalen, gesellschaftlich-kulturellen Identität, sondern vor allem wegen des Bedürfnisses nach einer räumlichen und zeitlichen Systematisierung von sich ähnelnden Ausgrabungsstücken, die meist aus Urnenfeldern stammten und zuerst auf dem Gebiet der historisch-ethnographischen Lausitz,14 später auch in Schlesien, im westlichen Großpolen oder auch in Mähren gefunden wurden.15 Im Laufe der Jahre war solch eine ordnende und systematisierende Untersuchung von Quellenmaterial mit „Lausitzer“ Merkmalen die wesentliche Aktivität der Archäologen, die ihre Disziplin mithilfe der Wiener-Berliner-Methoden der historisch-kulturellen Archäologie betrieben, was unter anderem zu einer bedeutenden Erweiterung des Verbreitungsgebietes dieses Taxons im Oder- und Weichselbecken führte. Die Erfahrung der den Archäologen Artefakte liefernden Forschungen über die ethnische Gestalt der Gemeinschaften führt zu einer eher unerfreulichen Feststellung, die man wie folgt beschreiben kann: von der Gewissheit zum Zweifel. Diese Meinung wird durch die in Lehrbüchern und Zusammenfassungen bestimmter Forschungsstufen dargestellten Ansichten begründet. Sie sollten hier genannt werden, weil sie repräsentativ für dieses Thema sind, auch aufgrund der Tatsache, dass sie von bedeutenden Forschern niedergeschrieben wurden, die ihren festen Platz im Pantheon der polnischen Prähistoriker der Metallepochen haben. Selbstverständlich erschien im Laufe der Jahre eine Reihe von Artikeln in Zeitschriften und Publikationsreihen, in denen man sich mit der Frage der 13 „[…] badania nad cia˛głos´cia˛ zaludnienia sa˛ niewdzie˛czne, bo trzeba wyłowic´ krótkotrwałe nieraz przejs´cia mie˛dzy jednym stadium rozwojowym a naste˛pnym tej samej kultury lub mie˛dzy jedna˛ kultura˛ a druga˛. Poniewaz˙ zmiany te dokonywały sie˛ nieraz nagle, zatem stadia pos´rednie sa˛ nieliczne i trudno uchwytne“, Kostrzewski 1961, S. 6. 14 Daher der Name dieser archäologischen Kultur, der Anfang der 70er Jahre des 19. Jh. von Rudolf Virchow („lausitzer“ Typus, ältere lausitzer Gräberfelde, Lausitzer Keramik), Medizinprofessor, Politiker und einem geschätzten Forscher der fernen Vergangenheit in die deutsche Literatur eingeführt wurde; Virchow 1872, S. 227–237; ders. 1874, S. 114; Müller 2001, S. 144; Homann 2009, S. 697–700. 15 Da˛browski 2009, S. 37.

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ethnischen Identität der Lausitzer Kultur befasste. Die darin enthaltenen Schlussfolgerungen wurden in der Regel in den nachfolgend erwähnten Publikationen verwendet, deswegen wird hier nicht darauf eingegangen.

In der Epoche des Urslawentums oder wie archäologischen Fundstücken eine ethnische Identität verliehen wurde Das erste umfangreiche Lehrbuch, in dem in der Zwischenkriegszeit die Errungenschaften der polnischen urgeschichtlichen Archäologie präsentiert wurde, war das Buch Prahistoria ziem polskich [Die Urgeschichte der polnischen Gebiete], das in der mehrbändigen Publikationsreihe Encyklopedia Polska [Polnische Enzyklopädie] herausgegeben wurde.16 In diesem Werk wurde von Kostrzewski die ethnische Problematik der Gemeinschaften in der Bronzezeit ausführlich dargestellt – vor allem in Bezug auf die Lausitzer Kultur, die genetisch mit ihrer Vorgängerin verwandt ist und daher Vorlausitzer Kultur genannt wird: „Da die Lausitzer Kultur, die von den polnischen Wissenschaftlern fast einstimmig als urslawisch angesehen wird, sich hauptsächlich aus der Vorlausitzer Kultur entwickelte, ist die Vorlausitzer Kultur höchstwahrscheinlich auch ein Überbleibsel des urslawischen Volkes.“17 Als Nächstes legt er seine in der Zwischenkriegszeit häufig wiederholte Meinung über die ethnische Gestalt der als Lausitzer Kultur bezeichneten Gemeinschaft dar und weist auf die grundlegenden wissenschaftlichen Quellenargumente hin, die die Kontinuität der Besiedlung von der Urgeschichte der Metallepochen bis hin zum Herauskristallisieren des frühgeschichtlichen Polanen-Volkes begründen sollen: „Die Lausitzer Kultur hat eine besondere Bedeutung für die polnische Urgeschichte. Sie ist die langlebigste Kultur der gesamten Metallzeit und nimmt das größte Gebiet ein, das sich zur Zeit ihrer größten Ausdehnung mehr oder weniger mit dem Gebiet überschneidet, das zu Beginn der Geschichte von den westslawischen Völkern besetzt war. […] Aufgrund des Fortbestands charakteristischer Formen von Bestattungsriten und mit Hilfe zahlreicher Übergangsformen in der materiellen Kultur können wir die Kontinuität der Besiedlung auf den Gebieten West- und Mittelpolens mindestens von der zweiten Periode der Bronzezeit bis in die frühgeschichtliche Epoche hinein verfolgen, als diese Gebiete von den Polanen und anderen westslawischen Völkern besiedelt waren. Auf dieser Grundlage vermutete man schon seit Langem, dass die Vertreter der Lausitzer Kultur die Urslawen sind, von denen nur die westliche Gruppe auf

16 Krukowski / Kostrzewski / Jakimowicz [1939]. 17 „Poniewaz˙ kultura łuz˙ycka, uwaz˙ana przez badaczy polskich prawie zgodnie za prasłowian´ska˛, powstała głównie z kultury przedłuz˙yckiej, zatem i kultura przedłuz˙ycka stanowi zapewne pozostałos´c´ ludnos´ci prasłowian´skiej“, Kostrzewski [1939], S. 212.

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ihrem Entstehungsgebiet verblieb, während die Ost- und Südslawen in der Zeit nach Christus an ihre heutigen Standorte zogen.“18

Anfang der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erschien das Hauptwerk von Józef Kostrzewski, das sich der Dokumentation der Besiedlungskontinuität des polnischen Gebiets von der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. bis zum Frühmittelalter einschließlich widmet.19 Der Autor versuchte, mithilfe neuerer Fundstücke die ununterbrochene Existenz der Urslawen in ihrem westlichen Verbreitungsgebiet nachzuweisen, wobei er sich gegen die Meinungen der anderen polnischen Forscher (wie zum Beispiel Ansichten Konrad Jaz˙dz˙ewskis) wendet, nach denen die Ursiedlungen dieses Volkes irgendwo im Osten Europas zu suchen sind.20 Die Notwendigkeit, zu der Entdeckung von Besiedlungs-Überresten der Trzciniec-Kultur auf dem Gebiet Mittelpolens Stellung zu nehmen, brachte Kostrzewski zu einer nur geringen Korrektur seiner Ansichten, die eine selektive und regionale Beteiligung von aus der osteuropäischen Tradition stammenden Siedlergruppen an der Genese der urslawischen Lausitzer Kultur zulässt. Dies hatte allerdings keine größere Bedeutung für das Bild des unveränderlichen Makrokonzepts der westlichen Genese der slawischen Ethnie.21 Mitte der 60er Jahre erschien eine weitere Monographie über die Urgeschichte des polnischen Gebiets.22 Kostrzewski, der Autor eines Teils dieses der Problematik der Urgeschichte von der mittleren Bronzezeit bis zum Frühmittelalter gewidmeten Werks betont in seiner redaktionellen Anmerkung: „Trotz einiger populärer Abrisse der frühesten Geschichte Polens ist dieses Buch der bisher einzige Versuch einer wissenschaftlichen Untersuchung der Vorgeschichte unseres Landes.“23 In Bezug auf die Problematik der Lausitzer Kultur und ihrer Verbindung mit der Genese der Slawen (vor allem des westlichen Teils – Ost18 „Kultura łuz˙ycka ma szczególnie wielkie znaczenie dla prehistorii polskiej. Jest to w całej epoce metalów kultura najdłuz˙ej trwaja˛ca i zajmuja˛ca najwie˛kszy obszar, pokrywaja˛cy sie˛ w okresie jej najwie˛kszego zasie˛gu mniej wie˛cej z terytorium zaje˛tym w zaraniu dziejów przez ludnos´c´ zachodnio-słowian´ska˛. […]. Na podstawie przetrwania charakterystycznych form obrza˛dku pogrzebowego i przy pomocy rozlicznych form przejs´ciowych w kulturze materialnej moz˙emy s´ledzic´ cia˛głos´c´ zaludnienia ziem Polski zachodniej i s´rodkowej co najmniej od II okresu epoki bra˛zowej az˙ do okresu wczesnohistorycznego, kiedy teren ten zajmuja˛ Polanie i inne ludy zachodniosłowian´skie. Na tej podstawie juz˙ od dawna przypuszczano, z˙e przedstawicielami kultury łuz˙yckiej sa˛ Prasłowianie, spos´ród których jedynie zachodni odłam pozostał na terenie prakolebki, gdy Słowianie wschodni i południowi przenies´li sie˛ w czasach pochrystusowych do obecnych siedzib“, ebd., S. 218. 19 Ders. 1961. 20 Ebd., S. 116–121. 21 Ebd., S. 122–127. 22 Kostrzewski / Chmielewski / Jaz˙dz˙ewski 1965. 23 „Mimo istnienia kilku popularnych zarysów najdawniejszych dziejów Polski jest ksia˛z˙ka ta w chwili obecnej jedyna˛ próba˛ naukowego opracowania pradziejów naszego kraju“, Kostrzewski 1965 (1), S. 7.

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deutschland, Westpolen) spricht sich Kostrzewski erneut für die immer besser dokumentierte Schlüsselrolle dieser in der Ethnogenese der Slawen und der Kontinuität ihrer Ansiedlung im Oder- und Weichselbecken aus, wobei er die Bedeutung der sprachwissenschaftlichen Argumentation unterstreicht und betont, dass man das Problem des relativ frühen Herauskristallisierens der baltischslawischen Gemeinschaft – sicher schon in der Urgeschichte – unbedingt berücksichtigen muss.24

Des Meisters Schüler und ihre ethnischen Ansichten In den 70er Jahren des vergangen Jahrhunderts entstand die umfangreiche Monographie Pradzieje Europy S´rodkowej [Die Urgeschichte Mitteleuropas], die von Konrad Jaz˙dz˙ewski letztendlich erst zu Anfang der folgenden Dekade herausgegeben wurde.25 Die Arbeit wurde unter anderem Józef Kostrzewski gewidmet, der der Lehrer des Autors dieses mehrere hundert Seiten zählenden Werks war. In Bezug auf die ethnische Zuordnung der Lausitzer Kultur akzeptierte Jaz˙dz˙ewski grundsätzlich die Ansichten seines Meisters und befürwortete das Herauskristallisieren der Urslawen im westlichen und zentralen Teil ihres Verbreitungsgebietes, das zu Ende der Bronzezeit bis in die Gebiete von Wolyn und Kiew gereicht haben soll. Er fügte hinzu, dass die gegenwärtigen Bewohner Europas, unter anderem Franzosen, Engländer, Deutsche und auch Polen, ihre urgeschichtliche Abstammung auf dem alten Kontinent finden können.26 Ein Jahr später erschien eine umfangreiche Bearbeitung Witold Hensels, eines weiteren Schülers von Józef Kostrzewski.27 Der Forscher äußert sich in einem Kapitel mit dem unzweideutigen Titel W dobie Prasłowian [In der Zeit der Urslawen] mehrmals über das frühe Herauskristallisieren dieses Volkes neben den benachbarten Urbalten. Die Ersteren sieht er sogar in der jüngsten neolithischen Phase der Steinzeit. Nach Hensels Interpretation hat die Genese der Lausitzer Kultur, die als archäologische Spur der slawischen Ethnie betrachtet wird, ihre Wurzeln im Osten, also nicht in der Vorlausitzer Kultur (wie Kostrzewski immer wieder betonte), sondern ausschließlich in der Trzciniec-Kultur. Das Dasein der Urslawen im westlichen Teil der Lausitzer Kultur (im Einzugsbereich der Oder) ist eine Spur der Verlagerung aus dem Osten, das heißt aus ihren ursprünglichen Siedlungsgebieten. So sollen die Urslawen um 1000 v. Chr. die Gebiete vom mittleren Dnepr bis zum Einzugsgebiet der Oder besiedelt haben.28 Dabei ist eine 24 25 26 27 28

Ders. 1965 (2), S. 144–147. Jaz˙dz˙ewski 1981. Ebd., S. 370–376 und 634–635. Hensel 1980. Ebd. S. 186–198.

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fremde Infiltration, zum Beispiel die illyrische, protokeltische oder thrakische – vor allem zu Beginn der Eisenzeit – nicht auszuschließen. Hensels Ansicht unterscheidet sich also deutlich von der seines Meisters, vor allem darin, was die Richtung der Ausbreitung des urslawischen Elements betrifft. Beim Überblick der wichtigeren Publikationen, in denen man sich mit der ethnischen Problematik befasste, muss man die Stellungnahme des Prähistorikers Tadeusz Malinowski berücksichtigen, der sich wohl am deutlichsten für das ethnische Konzept seines Meisters Józef Kostrzewski aussprach. In seinem Mitte der 80er Jahre herausgegebenen Werk Wielkopolska w otchłani wieków [Großpolen im Abgrund der Jahrhunderte] veröffentlichte er einen umfangreichen Artikel mit dem eindeutigen Titel (so wie in der oben erwähnten Publikation von Hensel): W dobie Prasłowian [In der Ära der Urslawen], in dem er dem Leser unterschiedliche Kulturaspekte der Bevölkerung aus dem Gebiet Großpolens, von der diese Region von der Mitte der Bronzezeit bis zum Ende der frühen Eisenzeit besiedelt wurde, näher schildert. Selbstverständlich wird dieses Problem viel breiter dargestellt, sozusagen im Kontext der gesamten Lausitz.29 Dieser hervorragende polnische Prähistoriker ist der Ansicht, dass unter den vielen von Archäologen, Anthropologen, Sprachwissenschaftlern und sogar Botanikern vorgeschlagenen Konzepten der Lokalisierung der Urslawen auch solche zu finden sind, die keinen wissenschaftlichen Rang haben, da sie einzig und allein für die jeweiligen politischen Bedürfnisse geschaffen wurden. Er selbst war der Meinung, dass eine Gruppe der Urslawen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. das Gebiet zwischen der Oder und der Weichsel besiedelte. Die östliche Reichweite der urslawischen Besiedlung soll den Fluss Bug wesentlich überschritten und den Zusammenfluss von Prypjat und Dnepr erreicht haben. Auf diese Art und Weise war die Besiedlung dieser urslawischen Bevölkerung zwischen den Urgermanen und den Urkelten im Westen, der baltisch-slawischen Gemeinschaft im Osten und den präthrakisch- und den präillyrischen Bevölkerungsgruppen im Süden zu finden – selbstverständlich gab es auch mehr oder weniger ausgedehnte Übergangszonen mit gemischtem ethnischen Substrat. Er fügt hinzu, dass sich die westliche Gruppe der Urslawen (die sogenannten Veneter oder Venedi) etwas früher in der älteren Periode der Bronzezeit herausbildete, was man in Bezug auf die traditionelle Taxonomie mit der schon oben erwähnten Vorlausitzer Kultur verbinden kann.30 Diese letzte Retrospektive ist keine originelle Idee des hier genannten Forschers, da – wie bereits erwähnt – schon viele Jahre zuvor ähnliche Ansichten auch andere Forscher verfochten, unter anderem Kostrzewski.31 Man muss jedoch betonen, dass Tadeusz Malinowski in den folgenden Jahren kon29 Malinowski 1985, S. 223–378. 30 Ebd. S. 228–230, Abb. 125. 31 Kostrzewski 1961, S. 94.

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sequent seine Meinung über die wissenschaftlich nachweisbare Verbindung der Lausitzer Kultur und verwandter taxonomischer Einheiten mit den urslawischen Völkern vertrat. Beachtenswert ist, dass er sich einige Jahre später für ihre Existenz nur zwischen der Oder und dem Einzugsgebiet der Weichsel aussprach. Damals, wie er unterstrich, soll der Hauptkern des Urslawentums in der frühen Bronzezeit eine der Postlausitzer Kulturen, d. h. der Pommerschen Kultur gewesen sein.32

Von der Gewissheit zum Zweifel Zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts rückte die ethnische Problematik der Lausitzer Kultur immer deutlicher in den Hintergrund des wissenschaftlichen Interesses der polnischen prähistorischen Archäologie. Zum einen ist dies die Zeit nach dem Tod von Józef Kostrzewski (er starb 1969), zum anderen lenkten der immer bedeutendere Zuwachs an völlig neuem Ausgrabungsmaterial und der fast völlig gemeinsame Konsens über die Unmöglichkeit, ethnogenetische Forschung mit den Methoden der traditionellen Archäologie zu betreiben, das weitere Forschungsinteresse auf andere Wissensgebiete. Zwar wurde die Suche nach den ältesten Entwicklungsphasen der Lausitzer Kultur intensiv fortgesetzt, man bezog sich aber nicht mehr auf ihre ethnische Identität. Der Schwerpunkt lag einerseits auf regionalen Studien, andererseits auf dem europäischen kulturellen Kontext als einem wesentlichen Hintergrund für den Kultur- und Besiedlungsprozess im Einzugsgebiet der Oder und der Weichsel. Bogusław Gediga weist darauf hin, dass damals auch eine Reflexion über eine Reihe von Merkmalen entstand, die den Begriff „Lausitzer Kultur“ definieren, sowie über die Stellung dieser Kultur im europäischen Kreis der Urnenfelderkultur, was wiederum eine präzisere Periodisierung und Chronologie erforderte.33 Der Einwand, dass man die Forschungen im Bereich der ethnogenetischen Problematik in Bezug auf die Lausitzer Kultur aufgeben muss, wurde in der umfangreichen mehrbändigen Publikationsserie unter dem Titel Prahistoria ziem polskich [Die Urgeschichte der polnischen Gebiete] erhoben, die von dem damaligen Institut für die Geschichte der materiellen Kultur der Akademie der Wissenschaften vorbereitet und redigiert wurde. Das Werk erschien in den Jahren 1975–1981. Im vierten Band, in dem man die Quellen von der mittleren Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit und ihre archäologische Interpretation darstellt, wurde der ethnischen Problematik nur ein kleiner Abschnitt auf der letzten 32 Malinowski 1985, S. 230, Abb. 124; ders. 2007, S. 64. 33 Gediga 2000 (2), S. 181–188.

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Seite der Abhandlung gewidmet. Man kann den Eindruck gewinnen, dass man vorsichtshalber signalisierte, dass die Anwesenheit der Slawen oder ihrer unbenannten Vorfahren im mitteleuropäischen Gebiet nicht ausgeschlossen ist, ebenso wie der Germanen oder Balten. Man betonte, dass erst die zukünftigen Untersuchungen zu aussagekräftigeren Schlussfolgerungen in diesem Bereich führen können.34 Man muss zugeben, dass dies eine Art Erklärung ist, die keinen Zweifel daran lässt, dass die Hoffnung, die kulturhistorische Archäologie verfüge über ein wissenschaftliches Instrumentarium zum Erkennen der ethnischen Identität, und zwar nicht nur der Lausitzer Kultur, zum Scheitern verurteilt ist. Eine ähnliche Erklärung gaben die Autoren des Werks Historia staroz˙ytnych ziem polskich [Altertümliche Geschichte der polnischen Gebiete] ab, das in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts mehrmals neu aufgelegt wurde. Sie unterstreichen gleich in der Einführung zur Darstellung der ethnischen Problematik: „[…] aus Mangel an schriftlichen Überlieferungen für die Untersuchung der ethnischen Beziehungen verfügen wir nur über ‚stummes‘ archäologisches Material und über sprachwissenschaftliche Angaben ohne Datierungsmöglichkeit.“35 Aus der Lektüre dieses Werkes kann konstatiert werden – abgesehen davon, dass man die Ansichten über die westliche (Kostrzewski und Jaz˙dz˙ewski) oder die östliche (Gardawski und Łowian´ski) Herkunft der Lausitzer Ethnie präsentierte –, dass man weitere ethnische, mit Methoden der historischkulturellen Archäologie durchgeführte Forschungen an der Lausitzer Kultur aufgeben sollte. Nebenbei postulierte man die Überprüfung der Meinung über ein in der Bronzezeit und zu Anfang der Eisenzeit möglicherweise existierendes Mosaik vieler Völker, deren Spuren in den zugänglichen, schriftlichen Quellen nicht mehr zu finden sind.36 Zu Beginn der 80er Jahre wurden in einem von mehreren Autoren herausgegebenen Werk, einer Art Synthese über Europas Urgeschichte, die Diskussionsergebnisse über die Zugehörigkeit der ethnischen Bevölkerung der Lausitzer Kultur und der Stand des Quellenwissens zu Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts besprochen.37 Ein zitierter Autor, übrigens ein hervorragender, eng mit dem Warschauer Milieu verbundener Erforscher der Bronze- und der frühen Eisenzeit, geht kritisch an Józef Kostrzewskis und Lubor Niederles Konzept über die autochthone Verwurzelung der erwähnten Kultureinheit in Bezug auf ihr ganzes Verbreitungsgebiet heran. Er schließt nämlich unter Berufung auf Gardawskis Ansichten 34 Da˛browski 1979, S. 346. 35 „[…] przy braku wszelkich przekazów pisanych dla studiów nad stosunkami etnicznymi dysponujemy jedynie ‚niemym‘ materiałem archeologicznym oraz pozbawionymi moz˙liwos´ci datowania danymi je˛zykoznawczymi“, Godłowski / Kozłowski 1976, S. 82–83. 36 Ebd., S. 83–84. 37 Bukowski 1981, S. 111–194.

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nicht aus, dass sich im östlichen Teil (auf einer Bodenschicht aus der älteren Bronzezeit der Trzciniec-Sos´nica-Kultur und der Wald-Steppen-Kultur der Ukraine) der Hauptkern der Urslawen herauskristallisiert haben könne. Bezüglich des westlichen Fragments der Lausitzer Kultur neigt Zbigniew Bukowski dem ethnogenetischen Konzept der Historiker Kazimierz Tymienieckis und Henryk Łowmian´skis zu, die vorschlagen, den Teil der Völker, von denen nur die „Lausitzer“ Funde erhalten geblieben sind, als alteuropäisches Substrat zu betrachten, das nach der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends v. Chr. zur Expansionszeit der Kelten und der frühen Germanen teilweise assimiliert wurde. Bukowski lehnt das Konzept des germanischen bzw. thrakischen Charakters der Lausitzer Kultur strikt ab, stimmt allerdings den bereits von Kossina verbreiteten Ansichten über die mögliche Infiltration der thrakischen und sogar der illyrischen Bevölkerungsgruppen in das Gebiet des heutigen Südpolens zu.38 Die unverhohlene Skepsis gegenüber dem jahrelang durch Kostrzewski und später auch durch Jaz˙dz˙ewski vertretenen Konzept der autochthonen Lausitzer Kultur wurde einige Jahre später in einem Lehrbuch für Archäologie-Studenten ausgedrückt, das von Marek Gedl ausgearbeitet wurde, einem weiteren führenden, mit der Jagiellonen-Universität verbundenen Prähistoriker.39 Der Forscher gesteht eine gewisse Ratlosigkeit ein und ist sich dessen bewusst, dass es keine wissenschaftlich überzeugenden Beweise für die Verbindung des gesamten Gebiets der Lausitzer Kultur mit den Urslawen gibt. Er ist jedoch geneigt, sich der Hypothese anzuschließen (ähnlich wie der bereits genannte Bukowski, aber auch Gardawski und Hensel), die Anfänge der entstehenden Ethnie im östlichen Kultur-Zyklus, Trzciniec – Komarów – Sos´nica, zu sehen. Wie er betont, können wir die Gebiete, die in der späteren Bronzezeit im Bereich des mittleren Dnjepr-Einzugsgebiets und des im Westen angrenzenden Gebiets der späteren östlichen Gruppen der Lausitzer Kultur liegen, mit den Urslawen verbinden.40 Leider, das sei noch einmal gesagt, ist auch in diesem Fall der Spielraum der Intuition außerordentlich groß und ersetzt die wissenschaftliche Inferenz, was Gedl durchaus bewusst war, als er die angeführten Bemerkungen niederschrieb.41 Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts erschien das Buch Kultura pradziejowa na ziemiach Polski [Prähistorische Kultur auf den polnischen Gebieten] von Jerzy Ga˛ssowski, in dem er zwar die ethnische Problematik bezüglich der Lausitzer Kultur als ein Feld lohnender wissenschaftlicher Tätigkeit ansieht,

38 39 40 41

Ebd., S. 186. Gedl 1985. Ebd., S. 261. Ebd.

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aber auf den Mangel an ethnogenetischen Forschungsmethoden hinweist. An anderer Stelle fügt er hinzu: „Ich will ignoramus sagen, sage aber nicht ignorabimus. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir eines Tages auch auf dem Gebiet der ethnogenetischen Forschung Fortschritte machen werden, und wir werden dann wahrscheinlich darüber nachdenken, wie leicht es uns gefallen ist, Hypothesen über den ethnischen Inhalt vergangener Kulturen zu formulieren, und vielleicht auch über die Emotionen, die dabei eine Rolle gespielt haben.“42

Der oben erwähnte Gedl ist auch der Autor einer relativ ausführlichen Stellungnahme zu ethnischen Fragen, die sich unter anderem auf die Lausitzer Kultur beziehen. Sie erschien in der mehrbändigen, im Jahre 1988 unter der Redaktion des aus Lodz kommenden Forschers Jerzy Kmiecin´ski herausgegebenen Publikationsreihe Pradzieje ziem polskich [Urgeschichte der polnischen Gebiete]. In seinen Ausführungen wird zum wiederholten Mal darauf aufmerksam gemacht, dass man unbedingt von der Sichtweise der ethnischen Homogenität der Lausitzer Kulturträger zugunsten der Suche nach einem – vielleicht – in der Zukunft möglichen Nachweis der Identitätsmannigfaltigkeit abkommen muss. Dies umso mehr, als schon damals Gardawskis Meinung über die Aufteilung der Lausitzer Kultur in einen östlichen Teil (gebildet auf der Basis der Trzciniec-Kultur) und einen westlichen Teil (gebildet auf der Basis der Vorlausitzer Kultur) nicht in Zweifel stand. Auch der Nachweis der Bevölkerungskontinuität von der mittleren Bronzezeit bis zum Frühmittelalter wird als unhaltbar angesehen, wenn man die neusten Forschungsergebnisse berücksichtigt, die solch einer linearen, ununterbrochenen Kontinuität widersprechen.43 Hier kann erwähnt werden, dass bereits zu dieser Zeit Forschungsergebnisse bekannt waren, die überzeugend einen Siedlungshiatus zwischen dem Ende der frühen Eisenzeit und dem Beginn der Zeit des römischen Einflusses dokumentierten.44 Dass es in der kulturhistorischen Archäologie völlig an Forschungsinstrumenten zur Identifizierung der ethnischen Gruppen in der Urgeschichte fehlt, wurde deutlich in den Schriften der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts hervorgehoben. In der Monographie unter dem Titel Najdawniejsze dzieje ziem polskich [Die älteste Geschichte der polnischen Gebiete] betonen die Autoren Piotr Kaczanowski und Janusz Krzysztof Kozłowski, dass neben der Erörterung der Forschungsgeschichte der uns interessierenden Problematik auch sprach42 „Chce˛ powiedziec´ ignoramus, lecz nie mówie˛ ignorabimus. Wierze˛, z˙e kiedys´ i w dziedzinie badan´ etnogenetycznych osia˛gniemy poste˛p i zapewne zastanowimy sie˛ wówczas nad łatwos´cia˛, z jaka˛ przyszło nam formułowac´ hipotezy etnicznej tres´ci dawnych kultur, a moz˙e takz˙e emocjami, które cia˛z˙yły nad nimi“, Ga˛ssowski 1985, S. 163–164. 43 Gedl 1988, S. 755–757. 44 Woła˛giewicz 1979, S. 33–57; vgl. Kaczanowski / Kozłowski 1998, S. 341–352.

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wissenschaftliche Analysen nötig seien, die zwar derzeit noch keine Grundlage für die ethnische Identifikation der im Einzugsgebiet der Oder und der Weichsel sesshaften Gemeinschaften (darunter auch der Urslawen) bieten, aber zukünftig vielleicht ein zuverlässigeres Licht auf das Problem werfen können, als dies die traditionelle Archäologie tut. Ähnlich skeptisch äußerten sich die oben genannten Autoren hinsichtlich der auffallend schwachen Argumente bezüglich der kontinuierlichen territorialen Besiedlung im Einzugsgebiet der Oder und der Weichsel von der Bronzezeit bis zum Frühmittelalter.45 In den Publikationen ähnlicher Art, die in den letzten zwei Jahrzehnten entstanden sind und die die Problematik der Urgeschichte des polnischen Gebiets oder ausschließlich des Gebietes der Lausitzer Kultur im Gesamten umfassen, fehlt es in diesem Bereich – abgesehen davon, dass man bisherige Ansichten über die ethnische Ausprägung jener Sozialgruppen bespricht, die materielle Spuren hinterließen – an weiteren Interpretationsvorschlägen. Im Resümee seiner Monographie unter dem Titel Polska przed trzema tysia˛cami lat. Czasy kultury łuz˙yckiej46 [Polen vor dreitausend Jahren. Die Zeiten der Lausitzer Kultur] räumt Jan Da˛browski ein, dass über die Existenz größerer Sozialstrukturen absolut nichts gesagt werden kann, und fügt hinzu: „Eins ist sicher – staatenähnliche Gemeinschaften lagen noch in weiter Ferne. Analogie ist eher in den von Homer beschriebenen griechischen Poleis zu suchen, in denen ein auf die Mauern der Stadt gestiegener Mensch […] die gesamte Umgebung seiner Heimat sah.“47 Ähnliche Skepsis gegenüber den Ethnoforschungen über die europäische Urnenfeldkultur, darunter auch der Lausitzer Kultur, äußerten die Autoren des Werkes Europejskie cywilizacje staroz˙ytne [Europäische altertümliche Zivilisationen].48

Zukunft Die Geschichte der präsentierten Ansichten, die die ethnische Form der „Lausitzer“ Gemeinschaft näher darstellen sollen, erfordert viel Bescheidenheit und ständige kritische Reflexionen, wenn man diese – manchmal auch mit einer überraschend hohen Gewissheit – verbreitet. Nachdem der hervorragende norwegische Anthropologe Fredrik Barth in seinen Werken und den von ihm herausgegebenen Arbeiten vorgeschlagen hat, die Ethnoforschungen hinsichtlich 45 Kaczanowski / Kozłowski 1998, S. 162–164. 46 Da˛browski 2009. 47 „Jedno jest pewne – do organizmów typu pan´stwowego było jeszcze daleko. Analogii raczej szukac´ trzeba w opisywanych przez Homera poleis greckich, w których człowiek wszedłszy na mury miasta […], widział cały okre˛g swej ojczyzny“, ebd., S. 255. 48 Mrozewicz / Ostoja-Zagórski 2017, S. 87.

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der Methodologie der kulturhistorischen Archäologie völlig anders durchzuführen, ist es besonders schwierig, Gruppen materieller Überreste zu bezeichnen, von denen angenommen wird, dass sie ein bestimmtes Volk repräsentieren, das dauerhaft durch einen gemeinsamen Ursprung oder eine Reihe von erklärten kulturellen Werten verbunden ist.49 Trotz der späteren Kritik an den Ansichten des erwähnten Autors und der Unterbreitung weiterer Vorschläge für ethnische Studien hat sich die von ihm aufgezeichnete Richtung nicht wesentlich verändert.50 Schließlich muss eingeräumt werden, dass auch die Begründung der ethnischen Konzeptionen durch schriftliche Quellen, die für die urgeschichtlichen Epochen außerordentlich spärlich sind, nicht ohne objektive Kritik bleiben konnte.51 Die Erforschung der Ethnoidentität der Lausitzer Kulturträger lässt – zumindest im Kreis der polnischen Archäologen der Urgeschichte – keine optimistische Perspektive zu.52 Vielleicht sollte man die vor einigen Jahrzehnten vorgeschlagenen Richtlinien der weiteren Forschungen in diesem Bereich befolgen, nach denen man nicht eine einzige Lausitzer Kultur, sondern mehrere Lausitzer Kulturen mit genauer bestimmten Eigenschaften der materiellen Kultur und der Ausprägung der Besiedlungsstruktur aussondern kann. Vielleicht wird auf diese Weise ihr sozial-kultureller Raum als autonome Regionen, die mit den kulturprägenden Zentren des damaligen Europa verbundenen sind, umfassender dargestellt.53 Dies ist eine wertvolle Forschungsidee, die zu weiteren Untersuchungen inspiriert, was vor kurzem den englischsprachigen Lesern vorgestellt wurde.54 Interessant scheint darüber hinaus die analytische Betrachtungsweise im Bereich der Suche nach der Selbstidentifizierung durch die Definierung verschiedener Ebenen der Gemeinschaftskommunikation zu sein. Kurzum, es geht um die Unterscheidung der sogenannten Kulturprovinzen. Kurz gefasst, dies soll der Unterscheidung der sogenannten Kulturprovinzen dienen.55 Siân Jones ergänzt, dass für die zukünftige Erforschung der Ethnizität urgeschichtlicher Gemeinschaften wesentlich ist, dass es gelang, die Hauptannahmen der kulturhistorischen Archäologie zu widerlegen – Annahmen, die die analytische Denkweise und die dadurch entstandene Narration in die falsche Richtung gelenkt haben, zum Beispiel die Assoziation von taxonomischen Einheiten mit einem Volk, ihre Homogenität oder die unkritische Verknüpfung von Grup49 50 51 52

Barth 1969; ders. 1998. Jones 2012, S. 644–646. Ciesielska 2011, S. 140–142 und 148–151. Gediga 2000 (1), S. 95; ders. 2004, S. 215; Kokowski 2006; Ostoja-Zagórski 1998; ders. 2005; ders. 2015, S. 79–80. 53 Da˛browski 1980, S. 44–47; ders. 2009, S. 40; Kaczmarek 2014, S. 65. 54 Kaczmarek 2017, S. 270–288. 55 Tabaczyn´ski 2012, S. 657–669.

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penidentität mit sozialen Einheiten, die in einem bestimmten Territorium angesiedelt sind. Sie fügt hinzu, dass die Archäologie jedoch nicht auf ihre Ethnound Identitätsforschungen verzichten sollte, zumal die Erforschung der materiellen Kultur über ein immer größer werdendes Potenzial verfügt, mehrere Ebenen menschlicher Aktivitäten zu analysieren.56 Seit vielen Jahren stellt die Ethnogenese der Urslawen für die physischen Anthropologen eine naturgemäß nahestehende Problematik dar. Verfolgt man ihre Publikationen, sowohl die älteren, die vor einigen Jahrzehnten erschienen, als auch die neuesten, so kann man zum Schluss kommen, dass die Forscher in den vorgeschlagenen Studien, die längere analytische Beobachtungen zusammenfassen, im Grunde genommen mehr oder weniger entschieden dazu neigen, für das autochthone Konzept zu plädieren, d. h. für eine lang andauernde Besiedlung sozialer Gruppen in den Einzugsgebieten der Oder und der Weichsel, und zwar von der alten und mittleren Bronzezeit über die Jahrhundertwenden und die ersten Jahrhunderte der Neuzeit bis hin zum Mittelalter.57 Es ist jedoch nicht schwer zu erkennen, dass das repräsentativere Quellenmaterial, das eine solche Ansicht unterstützt, sich auf Knochenserien aus der Spätantike und dem frühen Mittelalter bezieht. Wenn man die neueste anthropologische Literatur verfolgt, kann man sogar feststellen, dass die Geschichte der Ethnoforschungen sich gewissermaßen wiederholt und nun wieder ihren Anfangspunkt erreicht hat. Zum Erstaunen bringt nämlich die deutliche Ähnlichkeit zwischen dem Bild der indoeuropäischen Sprachstrukturen – einst von Kostrzewski in seiner ethnogenetischen Konzeption benutzt – und dem Bild der biologischen Ähnlichkeiten der mitteleuropäischen und auch der gegenwärtigen Gemeinschaften, obwohl das letztere die Zeit der Lausitzer Kultur nicht umfasst, was hier noch einmal unterstrichen werden sollte.58 Man muss jedoch zustimmen, dass die Forderung, neben den Ergebnissen der traditionellen physischen Anthropologie auch die immer besser zugänglichen Expertisen im Bereich der Molekularbiologie zu nutzen, in der Tat ein vielversprechender Forschungsweg ist, der neue kognitive Möglichkeiten eröffnen kann. Daher ist das Postulat, in Zukunft gemeinsame geisteswissenschaftliche und biologische Forschungen zu ethnogenetischen Problemen zu unternehmen, von großem Interesse.59 Zum Abschluss des obigen Überblicks über die wichtigsten polnischen Arbeiten auf dem Gebiet der ethnogenetischen Erforschung von Gemeinschaften, deren materielle Spuren die Lausitzer Kultur hinterlassen hat, können wir uns auf die Überlegungen von Maciej Kaczmarek in seinem 2014 erschienenen Ar56 57 58 59

Jones 2012, S. 642–650. Piontek / Iwanek 2010, S. 59–70; Piontek 2020, S. 152–178. Kostrzewski 1961, S. 111, Abb. 19 und 20; Piontek 2020, S. 177, Abb. 8 und 9. Piontek 2020, S. 178.

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tikel über die ethnischen Konzepte von Józef Kostrzewski beziehen. Der Autor räumt ein, dass die Erkenntnislage, einschließlich der gegenwärtigen archäologischen Analysen, immer noch zu schwach ist, um das vor vielen Jahren vorgeschlagene Identitätsmodell mehr oder weniger entschieden zu vertreten oder ganz zu verwerfen.60 Ähnliche Schlussfolgerungen können in Bezug auf die Ansichten der anderen oben erwähnten Wissenschaftler gezogen werden, die sich für das Konzept des sogenannten östlichen Ursprungs der Urslawen aussprechen. [Übersetzung: Małgorzata Derecka und Elke Sowul]

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Jacek Rakoczy

Cultural Identity of Ancient Dacia in the Roman Tradition1

Abstract In antiquity, Central Europe was an area of intense changes in culture, both material and, more importantly, mental culture, which often underpins the sense of identity in societies, both then and now. Ancient Dacia and its relationship with the Roman Empire are a clear example of mental culture underpinning identity. Military conflict initiated the acculturation of Roman achievements in Dacia, while also bringing Dacian tradition into the collective identity as an interesting and perceptible component in the Roman tradition. It is especially fascinating that this phenomenon endured after Rome’s withdrawal from Dacia in the third century. Keywords: Roman Dacia; ancient Dacians; Roman Dacians; identity

As a subject of archaeological research, ancient history is transnational, unfolding across the borders of modern-day nations.2 Specific researchers’ interest in antiquity is independent of whether or not they themselves hail from territories that once belonged to ancient states. The sense of a community of societies among European cultures is fostered by the ancient roots to which an educated society can relate and that laid the foundations of European civilisation. Studies on aspects of Dacian culture cannot ignore the question of Dacia’s fate after the withdrawal of the Romans and, more specifically, of the Roman administration and army. A new epoch in the history of the Geto-Dacians begins with the emergence of the threat that the Roman expansion over the lower and middle Danube posed to the Dacians. Rome’s advantage was noticeable in almost every field, extending as Dr Jacek Rakoczy, Nicolaus Copernicus University in Torun´, ORCID: https://orcid.org/0000-00 01-9711-4589. 1 This chapter was written under the aegis of research project No. 2016/21/B/HS3/02923 financed by the National Science Centre, Poland. 2 Kluczek 2018, p. 81. This article concerns Polish historiography’s involvement in research on Dacian aspects of ancient Roman history, but the author formulates very current and to-thepoint conclusions from a universal perspective.

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much to the art of war as to the organisation of the state. The models of Roman culture, which were reinforced here by the Greek substrate, heavily influenced local elites who were fully prepared to build a strong political organism. The basic ties binding the Geto-Dacian tribes in this period were a community of language and a community of beliefs and, to a large extent, of customs. The establishment of Dacian cities and fortresses distinguished the Geto-Dacians from other barbarians. At that time, Dacia may have had about 500,000 inhabitants living from the arc of the Eastern Carpathians to Dobrudja and the Balkan Mountains to the south.3 Dacia was conquered by Emperor Trajan (98–117) in two wars (101–102 and 105–106) and incorporated into the Roman Empire as a province. Dacian history became an integral part of Roman history.4 Dacia Traiana was the only province north of the Danube to play an important strategic role.5 Within the empire north of the Danube, Dacian lands first functioned as two provinces – Dacia Superior and Dacia Inferior (Dacia Malvensis) – before the former was divided into Dacia Apulensis and Dacia Porolissensis. During the Marcomannic Wars, in 166–180 these trans-Danubian provinces were combined and named Tres Daciae in 172. Emperor Aurelian’s reforms of 271 saw the creation of the new province of Dacia Aureliana south of the Danube from territories in Moesia Superior along its border with Moesia Inferior. Serdica became the capital of the new province.6 In 293, as part of Diocletian’s reforms, Dacia Aureliana was divided – the Danubian province of Dacia Ripensis (“riparian Dacia”) with its capital in Ratiaria and the province of Dacia Mediterranea with its capital in Serdica were separated off. An important event in early Dacian–Roman relations was the conquest of Noricum and Pannonia (16/15 BCE), which gave the Romans control over the entire course of the Danube. This re-shaping of the borders of the Roman Empire inevitably led to clashes with the Dacians. Dacian attacks on Panonia in 10 CE and Dobrudja in 15 CE were repulsed by the future emperor Tiberius, but at the cost of significant losses. In 12 CE, Elius Catus relocated 50,000 Dacians from eastern Wallachia to the right bank of the Danube, settling them in Thrace.7 In 46 CE, Emperor Claudius decided to abolish the autonomous state of the Thracian Odrysians, creating the province of Thrace in its stead. The northern areas of the former Thracian kingdom were incorporated into Moesia, shifting the province’s 3 See: Frier 2000, pp. 787–816. 4 Piso 1998, pp. 125–128; Oltean 2007; Kluczek 2018, p. 82 references therein. 5 The economic role of Dacia in the Roman state is a key question in determining its degree of integration with the rest of the state, and certainly influenced the reasons for its abandonment, but this exceeds the scope of this chapter. An image of the economy of the Roman province of Dacia is presented in a work by Mateusz Z˙mudzin´ski, Z˙mudzin´ski 2007. 6 Modern-day Sofia, the capital of Bulgaria. 7 Nouzille 1997, pp. 30–31.

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border to the Black Sea.8 Thus, Dacia, spanning both banks of the river, came into constant contact with the Romans. In 62 CE, the governor of Moesia, Plautius Silvanus, allowed over 50,000 Dacians to move to Roman territories on the southern bank of the Danube. He also made alliances with the chiefs of the Dacian tribes in modern-day Wallachia. During the reign of Emperor Domitian, the Dacian tribes were reunited under the leadership of Decebalus. The above findings indicate that the Dacians lived south of the Danube as a result of voluntary agreements with the Romans. It cannot be unequivocally stated that all Dacians certified in Roman sources after Trajan’s Dacian wars are descendants of the subjects of Decebalus. Discussions of Dacian–Roman relations refer little to the resettlement of the Dacian population on Roman territory before Decebalus was defeated. Research on the acculturation of the Dacians should take into account the possibility of Dacian tradition having continued in the Roman state from the end of the reign of Augustus. Dacian cultural features within Roman civilisation include both the heritage of Dacian communities inhabiting the Roman Empire from the first century onwards and those conquered by Trajan in the early second century. Moreover, the Dacian tribes settling in the Roman state retained more of their own social structure, elite, beliefs, etc. than did the subjects of the defeated Decebalus. In studies on the Romanisation of inhabitants of the province of Dacia, the presence and cultural interactions of people of Dacian origin within the Roman borders should be considered a century before the Dacian wars. The presence of the Dacian substrate in the Roman state may have been similarly impacted by Dacian tribes, e. g. the Carpathians, resettling in Roman territory after Rome left Dacia at the end of the third century.9 The empire lost Dacia in the latter third century. Written sources ascribe responsibility for abandoning the Dacian lands either to Emperor Gallien (253– 268)10 or to Emperor Aurelian (270–275).11 Aurelian evacuated the army, and some of the inhabitants relocated south of the Danube, where he created a new province, which is referred to as Dacia Aureliana12 in contrast to the former Dacia 8 Rustoiu 2006, pp. 53–54. 9 Around the Roman province of Dacia there live so-called “free Dacians”. These Dacian communities may have previously been under Decabalus’ rule or independent of it. They were certainly in the orbit of Roman civilisational influence, but this influence was balanced by its own culture and customs. 10 Pilchmayr 1970 [Aur. Vict. Caes.], 33/3; Droysen 1879, IX/8/2 (hereinafter: Eutropius); Woestijne 1961 [Avienus], VIII; Zangemeister 1889 [Orosius], VII/22/7. 11 Eutropius, IX/8/2; Hohl / Samberger / Seyfarth 1998 [HA A], 39/7. 12 The reasons behind this event are complex. Archaeological sources indicate that the leaving of Dacia was a complex process. Its origins can be traced back to the times of Gordian III, who, while preparing for and waging war with the Sassanids in the east (Drinkwater 2005, pp. 35– 36), had to concentrate most of the Roman troops there. His successors, notably Philip the Arab and Decius, fought on the Danube, but full Roman garrisons were by then probably no longer permanently present.

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Traiana.13 Neither the character nor the logistical realities of the evacuation are known. It should be noted here that in the third quarter of the third century Roman Dacia was no less affected by economic crisis than the rest of the Empire, and raids, especially by the Goths, only added to the hardship of life in the province. A significant drop in economic activity is visible in the area even during the rule of Decius (249–251).14 Part of the population of Dacia may have gradually left over several decades before Aurelian’s final decision,15 which was not the direct cause of the migrations. The research problem of this chapter is to identify the population associated with the Roman province of Dacia that consisted of two intertwining traditions – Dacian and Roman. The emblematic term is natione Dacus, after Agata A. Kluczek.16 This term can be compared with the modern definition of the relationship between nationality and citizenship. Demographic conditions in Dacia have been the subject of numerous studies in recent years.17 This began with ancient historians expressing opinions about the population of ancient Dacia. These sources marginalise demographic issues, but confirm Trajan’s victorious war against Decebal and the establishment of the trans-Danubian province. The message “Traianus victa Dacia ex toto orbe Romano infinitas eo copias hominum transtulerat ad agros et urbes colendas. Dacia enim diuturno bello Decibali viris fuerat exhausta”18 emphasises the enormity of Trajan’s triumph and the scale of depopulation of the conquered lands. The work of Eutropius dates back to the fourth century and it cannot be unequivocally determined whether it reverberates with echoes of victory propaganda, or whether the description reflects the true state of affairs and no such depopulation in fact occurred. The first scenario, i. e. the Dacians surviving the Roman conquest, seems more likely. However, the second also has its supporters. Relations between indigenous and immigrant peoples are considered against the data-supported backdrop of the Roman authorities’ policy towards conquered peoples, complemented by a source analysis of Rome’s actions in the newly created province and towards the

13 Further on the consequences of losing control over the province: Hügel 1999, pp. 105–120; Zahariade / Phelps 1999; Hügel 2003; Ruscu 2003, pp. 150–233; Dana / Nemeti 2001, pp. 239– 257; Daicoviciu 1979, pp. 651–660; Ruscu 1998, pp. 235–254; idem 2000, pp. 265–275; Macrea 1987, pp. 167–193; Okamura 1996, pp. 11–19; Cizek 1986, pp. 147–159; Horedt 1974, pp. 555– 560; Horovitz 1957, pp. 333–338. 14 Gazdac 2002, pp. 737–756; idem 2003, pp. 187–208. 15 Suski 2008, p. 221. 16 Kluczek 2018, p. 83. 17 Varga 2010 (2), pp. 144–149; eadem 2010 (1), pp. 55–64; eadem 2011, pp. 411–419; eadem 2016 (1), pp. 77–82; eadem 2016 (2), pp. 293–302. 18 Eutropius, VIII/6/2; Kluczek 2018, p. 83.

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locals.19 This view assumes that the Dacian lands were depopulated by the wars. One particular problem was the shortage of men resulting from war casualties and enslavement and, after the war, male youth being drawn into auxiliary units. Auxiliary units such as ala I Ulpia Dacorum, Cohors prima Ulpia Dacorum and Cohors prima Aelia Dacorum were stationed in provinces far from Dacia – in Cappadocia, Syria and Britain. Perhaps the Roman authorities were removing a potentially dangerous element from the newly acquired lands, but why would they mark this component in the names of military units? The local population, mainly of women, children and the elderly, is thought to have survived. The suggestion that the Dacians were either wiped out or expelled (or some combination of the two) was accompanied by the view that Dacia was attractive to new settlers.20 The Roman administration gradually established new city colonies, e. g. Colonia Ulpia Traiana21 and Apulum, and new municipia, e. g. Dierna, Drobeta, Napoca, Porolissum, Potaissa and Romula. The Romans resettled entire tribal groups from Dalmatia to the Dacian territories. The Pirustae, Baridustae and Sardeates were settled in the vicinity of Alburnus Maior to extract gold.22 These settlement and resettlement campaigns contributed to the romanisation of the province during the relatively short period of Roman rule,23 but in Dacia the process was more dependent on state investment than in other provinces. Returning to the idea of the Dacians surviving under Roman rule, not denying the serious damage to the Dacians during the wars it can be said that, without the Dacians, Roman Dacia could not even have developed.24 The view that Dacian settlement continued after the Roman conquest can be considered warranted.25 Trajan’s military operations did not cover Decebal’s entire state: during both wars, Sarmizegetuza and environs remained at the centre of events, and the civilian population could take refuge on Dacia’s peripheries. The war consisted in 19 Trynkowski 1976, pp. 135–146. 20 Ibidem, p. 144. 21 Cary / Baldwin 1914–1927, 68/14/3 (hereinafter: Cass. Dio); The first Roman city in Dacia was Ulpia Traiana Sarmizegetusa Augusta Dacica, probably founded in 102 CE after the First Dacian War. Sarmizegetusa Regia, the former capital of Decebal’s kingdom, was destroyed in 106 CE. 22 Mrozek 1964, pp. 119–128; idem 1966, pp. 31–50. The issue of metal ore mining is crucial both to Dacia being kept in the Empire under Hadrian and to its abandonment in the mid-third century. 23 Trynkowski 1976, p. 146; vide: idem 1965, pp. 369–387. In the first part of the 1976 article, the researcher broadly summarises others’ views on the local population, including Dimitrie Cantemir (1673–1723), Samuil Micu–Clain (1745–1806), Petru Maior (1756–1821), August Treboniu Laurian (1810–1881) and others whose concepts enlivened the discussion on the possibility of indigenous people also surviving after the Romans third-century departure from Dacia. 24 Daicoviciu 1965, pp. 166–167. 25 Ładomirski 1970, pp. 158–170.

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the Romans’ siege and conquest of the state’s key centres, with Sarmizegetuza at the fore. Sometimes the Dacians ceded without a fight, preserving their lives though being enslaved. Decebal faced an opposition, and some even went over to the Roman side. After King Decebal’s defeat, many took refuge in the mountains or settled outside the province. The Romans called the latter “free Dacians”.26 Some, however, remained in their former lands.27 They took active part in the life of the province and contributed to its growth, including building military camps, cities and roads, and setting up agricultural and craft production. Epigraphic analyses reveal a very varied picture of the populus of Roman Dacia.28 Names attesting to Dacian origins, and information on status, professions, economic situation and beliefs are all known.29 The research shows that among the Dacians mentioned in inscriptions, most numerous are slaves or freedmen, as well as soldiers and veterans. The recorded cases show indigenous people adopting a Roman way of life. For example, the imperial liberator L. Aurelius Agathyrsus, tabularius,30 was active in Ostia and built a family tomb in Alba Longa.31 Meanwhile, Iulius Daciscus, a merchant in Drobeta, bound his ethnic origin in his name, thus standing out from his competitors.32 The most commonly recorded careers were military, though they were not spectacular. Many Dacians served in the Dacian auxiliary units, but also in the legions, which attests to the romanisation of locals, who were perhaps the descendants of veterans. Noteworthy is M. Ulpius Celerinus, who at the beginning of the third century was a Dacian33 translator in the legio I Adiutrix Pia Fidelis.34 It is not known whether he was a Roman who knew the Dacian language or a romanised Dacian. What is significant is that in his unit stationed in Brigetio in Pannonia Inferior he was employed as a translator. This points to the Dacians’ poor command of Latin, but also to their numbers as a group.35 The names of some inhabitants of Dacia, and of people of Dacian origin living outside Dacia alike, attest to the maintenance of local tradition.36 The names of hostages in Rome around 170 are telling. There was Zia, daughter of Tiatus and wife of Pieporus, 26 Cass. Dio, 72/3/3; ibidem, 78/27/5. 27 Ładomirski 1970, pp. 156–157. Archaeological material shows the persistence of local culture, with its references to pre-Roman patterns and traditions. Further on the continuation of local traditions: Z˙mudzin´ski 2010. On the funeral rite: Ba˘rbulescu 2003, pp. 83–91. 28 Piso et al. 2016. 29 Varga 2010 (1), pp. 55–64; eadem 2010 (2), pp. 144–149; eadem 2011, pp. 411–419; eadem 2016 (1), pp. 77–82; eadem 2016 (2), pp. 293–302. 30 Archive supervisor. 31 Ładomirski 1970, p. 170. Cf.: CIL 14.2261; Kluczek 2018, p. 85. 32 Ładomirski 1970, p. 159; Kluczek 2018, p. 85. 33 Interprex Dacorum. 34 Kluczek 2018, p. 85. 35 Ładomirski 1970, pp. 171–172; CIL 3.10988 = RIU 2.422. 36 Matei-Popescu 2017, pp. 139–159.

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the king of the Costobocae, but also grandsons named Natoporus and Drilgisa, underlining their Dacian roots.37 There is also a later example of parents Valerius Marcus and Aurelia Faustina naming their children Decibalus and the Thracian Seisiperis or Mamutzis.38 It is difficult to say whether this reflects a fashion for local names at the time or perhaps the growing aspirations of Dacian separatists.39 The example of the Dacian city of Arcobadara40 in northern Dacia Porolissensis is very interesting. The inhabitants of the nearby Roman military camp and its associated civilian settlement are immigrants to Dacia. However, for this community, the name “Arcobadara” became an expression of local identity despite being of local origin. Such a permeation of local toponymy into the identity of the new population could not have taken place had all indigenous peoples been exterminated. The state of research portrays a province undergoing dynamic internal change that also resulted from the mixing of old inhabitants almost entirely deprived of the former elite, and new ones who had brought the baggage of their heritage to Dacia.41 The investigated aspects of life of the new province’s inhabitants reveal a certain integration with the use of the Latin language and features of Roman tradition.42 Roman rule in trans-Danubian Dacia was relatively short, lasting only about 140–160 years. Under Aurelian, the Romans retreated to the southern bank of the Danube. This was a complex event, that has so far evaded scholarly explanation.43 Two examples illustrate the problem of the descendants of persons displaced from Trajan Dacia.44 The first is Romula, who fled the lands beyond the Danube.45 She herself was of a lowly social position, while also being the mother of the later emperor Galerius, born in the new Dacia, in a place named called Romulianum after Romula.46 A second example is provided by Aurelius Victorinus, natione Dacisca, regione Serdicensi. He is a praetorian who died at the age of 30, known from the inscription on a tombstone (before 312) issued by his brother Valerius

37 Ładomirski 1970, p. 174; CIL 6.1801 = ILS 854= CIL 6. Suppl. 8, fasc. 3, p. 4764; Kluczek 2018, p. 86. 38 Ładomirski 1970, p. 172; CIL 3.7477. On the popularity of the name Decibalus: Dana 2011, pp. 79–81. 39 Kluczek 2018, p. 86. 40 Nemeti / Ba˘rbulescu 2010, pp. 446–455; further: Nemeti 2014. 41 Kluczek 2018, p. 86. 42 Mrozewicz 1994, pp. 92–99; Ardevan 1995, pp. 487–492. 43 Kotula 1997, pp. 81–86; idem 2006, pp. 66–69; Suski 2008, pp. 207–227. 44 Suski 2011, pp. 9–21. 45 Ibidem, pp. 12–17; idem 2016, pp. 92–104. 46 Felix Romuliana, modern-day Gamzigrad; Bülow 2005; Srejovic´ 1993, pp. 9–53; Srejovic´ / Vasic´ 1994 (1), pp. 123–141; Srejovic´ / Vasic´ 1994 (2).

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Augustus who was probably a descendant of refugees from Trajan Dacia who settled in the vicinity of Serdika.47 The evacuation did not and could not have included all the inhabitants of these lands. The withdrawal of the legions was accompanied primarily by the evacuation of the civil administration and that part of society that already identified fully with the Roman Empire. These were thus wealthier people more closely tied economically and culturally to the ancient world and its values. An increase in the number of Latin inscriptions is seen in the territory of Dacia Aureliana, where Greek inscriptions had previously predominated, thus indicating that some of the Dacio-Roman population had moved south of the Danube.48 The evacuation probably also included the peregrini – newcomers from other provinces of the empire.49 Poorer people of indigenous origin, i. e. Geto-Dacians, probably remained. For much of this population, Rome’s departure from the country was an alleviation, and rule by the Getae would not have seemed so burdonsome. Evacuating the entire population would have threatened Rome with a new conflict with the Getae, whose own interests would have made such an eventuality impermissible, and Rome lacked the strength to wage another war.50 Promoted by the German-Hungarian historical school created by Robert Roesler,51 the hypothesis that the population was evacuated in its entirety, leaving a settlement vacuum, is not confirmed by archaeological sources.52 Culturally and economically, Rome was still present north of the Danube. There are indications that the idea of building local organisms of client states to Rome was revived.53 Trade contacts between the newly created provinces of Dacia Ripensis and Dacia Mediterranea and the abandoned Roman provinces continued, although successive waves of barbarian invaders certainly limited them. These contacts were aided by leaving a 30-km-wide defensive zone north of the Danube from the Cerna River valley, through Dierna and Drobeta to Sucidawa. A similar defensive zone was established in the area of today’s Banat, Oltenia and Multan, and stretched from Lederat to Barbos¸i. There are visible traces of Romanised indigenous people seeking shelter in hard-to-reach mountain areas. Finally, ties on both sides of the Danube were strengthened by the Romans settling conquered tribes within the borders of the empire. Such was the fate of the Dacian Carpathians after the Battle of Carsium in 272 or 273. All these factors support the Transylvanian-Romanian school’s hypothesis that there was continuity in set47 48 49 50 51 52 53

Suski 2008, p. 223; idem 2011, pp. 18–21; CIL 6.2605 = ILS 2041. Velkov 1998, p. 160; Suski 2008, p. 223. Varga 2010 (2), pp. 144–149. Homo 1904, pp. 316–317. Roesler 1871. Suski 2008, pp. 218–220. Kornemann 1943, pp. 322–324.

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tlement of the Carpathian arc.54 However, the scale of the phenomenon is another issue. Preserved ancient texts and studies of archaeological sites do not allow the relationship between the Romanised Geto-Dacian component and the barbarian tribes of mainly Germanic origin to be determined. After 271, many urban-type Dacian urban centres still existed, though in clearly impoverished forms. This too is irrefutable testimony to a certain portion of the population having remained in place. Some Dacio-Romans left Dacia and settled in the lands south of the Danube, while some inhabitants are believed to have remained in the former province.55 Did the Geto-Dacian population remain in their former lands? This question will guide research in the coming years. The chronology of issuance of Roman coins dated to the end of 270 or January 271 presents a certain problem in interpretation.56 These dates would have them minted even before the decision to withdraw from the trans-Danubian area, which presumably happened in mid-271. This makes it possible to reinterpret the meaning of the issuance of coinage with a Dacia felix theme. Along with other Danubian “regionalisms” introduced into the legends of coins at the Milan mint, the message supports the idea that the emperor desired to strengthen his position on the Danube and keep hold of the province beyond the river.57 The contents of coins may shed new light on the attitude to the Dacia Trajana question in the latter third century.58 However, in the later years of the reign of Constantine (306– 337), the contents of numismatic items of types SALVS REIP(ublicae) DANVBIVS59 and CONSTANTINIANA DAFNE60 exhibit imperial sentiments towards Trajan Dacia.61 The thought of regaining the trans-Danubian lands and of equalling Trajan was no stranger to the mind of Constantine. The memory of Roman rule in trans-Danubian Dacia lasted into the fourth century62 and the expansionist idea could be worded thus: Dacia restituta.63 Trans-Danubian Dacia, despite its brief Roman history of no more than about 160 years, was deeply rooted in the consciousness of the ancient Romans. The 54 Homo 1904, pp. 316–317; Besnier 1937, pp. 243–244; Daicoviciu 1943, pp. 200–270; Protase 1964, pp. 177–194; idem 1966, pp. 207–232; Tudor 1973, pp. 149–161; Demougeot 1983, p. 96; Gajewska 1992, pp. 249–255; Cizek 1994, pp. 140–147; Watson 1999, p. 156; Ziółkowski 2004, p. 519; Suski 2008, pp. 220–221. 55 Ziółkowski 2004, p. 872; Suski 2008, pp. 218–225; idem 2011, p. 12. 56 Kluczek 2018, p. 87, references therein. 57 Mancini 2014, pp. 124–125; Kluczek 2018, p. 87. 58 Kluczek 2018, p. 88. 59 Further on numismatic conditions, see: Kluczek 2018, pp. 92–96; Brunn 1966 [RIC 7], p. 331, No. 298. 60 Brunn 1966 [RIC 7], pp. 574–575, Nos. 29–38. 61 Kluczek 2018, p. 88. 62 Salamon 1976, pp. 117–134; Kluczek 2018, pp. 95–96. 63 Mynors 1964 [Pan. Lat.], VIII/3/3; Zawadzki 2009, pp. 153–156.

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emperors who reigned after Aurelian used references both to still-barbarian Dacia and to Roman Dacia, building their public image, as either victor and conqueror over the Dacians or as a benefactor bestowing upon Dacia the opportunity to develop within the Empire. They also augmented their power, benefiting from Dacia’s remaining within Roman borders, while also being determined to keep it within those borders. In this context, it is interesting to say that one contender for the imperial purple, Regalian, who made his claims on the Danube in the mid-third century, gained recognition as a descendant of the family of King Decebal.64 This particular example may speak in favour of Dacian tradition having been fully adopted into the orbis Roman.65 The romanisation of the inhabitants of Dacia was so deep and enduring that it was not eradicated by the fourth-century southwards advancement of the Goths, including their presence between the Danube and the Ostrogothic Balkan range that created a state with a capital at Novae. The state was ruled by Theodoric, who in 489 led the Ostrogoths to Italy. In their place, Germanic Lombards and Gepids entered the middle and lower Danube. The Avar invasions pushed the Germanic tribes south, but did not disturb the basic settlement structure. Ducal tombs found in this area indicate the existence of a centre of power in the Carpathian arc. Assuming the truth of these lands’ fundamental Proto-Roman element with Dacio-Roman roots, one cannot ignore the influence of later invading waves – of which the Gothic and Gepid waves must undoubtedly have left the deepest imprint. And the appearance of the Avars and accompanying Slavs opens a new chapter in the history of former Dacian lands – one in which its last ties to antiquity are cut. [Translated by Tim Brombley]

Bibliography Printed sources Cary, Earnest / Baldwin, Hebert (eds.): Dio’s Roman history (Cocceianus Cassius Dio). London – New York 1914–1927. Droysen, Hans (ed.): Eutropius. Breviarium ab urbe condita, in: Monumenta Germaniae Historica. Auctores Antiquissimi. Berlin 1879/2. Hohl, Ernst / Samberger, Christa / Seyfarth, Wolfgang (eds.): Scriptores Historiae Augustae, in: Bibliotheca Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana. Stutgardiae – Lipsiae 1998/1.

64 Hohl / Samberger / Seyfarth 1998 [HA T], 10/8. 65 Salamon 1976, p. 130.

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Cultural Identity of Ancient Dacia in the Roman Tradition

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Ethnic or Cultural Identity? The Problem of Elite Burials in Early Medieval Cemeteries of the Chełmno – Dobrzyn´ Zone

Abstract The subject of the chapter is the cultural and ethnic identity of those buried in chamber tombs in early medieval skeleton cemeteries in Kałdus, Pien´ and Napole (Chełmno Land). These findings were based on contextual data (burial furnishings) supported by isotope and aDNA analyses. Similar information obtained from two elite cemeteries at Bodzia and Ciepłe was also taken into account. The whole is presented against a broader Western Slavic cultural and historical background. Keywords: Poland; early Middle Ages; ethnicity; identity; burials; Kałdus

Introductory notes Man’s place in the world around him is determined by two basic factors: territorial instinct and social relations. The first factor is determined by birth itself, primarily by biological relations with the immediate family, which format his worldview and creates his separate consciousness, and by the geographical space in which he lives. The second component derives from varied complicated social ties that are first created based on family and that then gradually extend to the closest circle linked by kinship or affinity, and finally to those in permanent or temporary contact and subject to common laws and customs, compliance with which defines a community. Identity is a sense of one’s own separateness and, at the same time, awareness of existing within a group of people. More than once, this sense is born in opposition to others who have different habits, speak a different language, dress differently, and have different values, i. e. strangers.1 One’s otherness can be very heavily emphasised outwardly, and further accentuated with a different costume, jewellery, weapons or way of decorating the body

Dr Jacek Bojarski, Nicolaus Copernicus University in Torun´, ORCID: https://orcid.org/0000-00 02-6001-5410. 1 Posern-Zielin´ski 2005, p. 24.

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and items of everyday use. Such a difference can also be transferred into the symbolic dimension – expressed in rituals, including funeral rituals. For an archaeologist, these differences are an important criterion for distinguishing and determining the boundaries of archaeological cultures, identifying ethnic groups or defining ethnicity. Particularly lively discussions have long raised questions about ascribing ethnic labels to spatially defined cultural complexes (and their related material products). According to the supporters of the cultural and historical school,2 culture is a social heritage united by shared tradition, institutions and way of being. As such, it can be identified with ethnic group, but not in the biological or racial sense as the representatives of the cultural and historical school such as Fridrich Ratzel and Fritz Graebner wanted to see archaeological culture, or indeed Gustaw Kossinna, who referenced the archaeological-settlement method.3 This extreme treatment of culture as a product of a single, homogeneous and spatially separated ethnos has rightly received criticism. However, this has not prevented many researchers from consistently and unequivocally applying cultural criteria to determine ethnic or tribal identity.4 Questioning the nature of the link between culture and ethnic group seems entirely valid. Anthropological and sociological research conducted in this area has brought many important elements to understanding the relationship between culture – the heritage of the social, economic and ideological activity of specific human groups – and the human group, whose identity is manifested precisely in the cultural dimension. Research by Ian Hodder5 and Pauline Wiessner6 in Africa, or earlier by Edward Leach and Michael Moerman in Southeast Asia,7 showed that culture has no boundaries, just like ethnicity and its associated language, because the same products can occur in different ethnic groups, crossing language boundaries or tribal territorial borders. Borders appear to be more of a social product than a geographic product because they are created in opposition to other social groups that do not share the same values. This makes ethnic identity a collective experience shared by individual members of a group that consists of individual identities.8 It is consciously acquired

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E. g. Childe 1933, p. 198. Jones 1997, pp. 16, 46; Mamzer 2012, pp. 628–629. Jones 1997, pp. 6, 19; idem 2012, pp. 641–642. Wiessner 1983, pp. 253–276. Hodder 1982. Cf. Jones 2012, p. 644. Barth 2004, pp. 349–350; Posern-Zielin´ski 2005, p. 11. One may wonder whether identity is a matter of arbitrary choice or whether it is in fact subject to the regulations and influences of the community in which the individual lives and with which he associates his identity. Kinship and biological belonging to the community could play an overarching role; cf. Sikora 2012, p. 335.

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Ethnic or Cultural Identity? The Problem of Elite Burials

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through a sense of community with others sharing the same language, culture, religious belief and tradition, and feeling a strong bond with the territory they inhabit.9 Thus created, ethnic groups are understood as self-aware identity collectives, built by a process of social and cultural comparison against others, and not as a passive reflection of cultural traditions. Ethnicity is therefore not inherent, but only practised, creating the ties that bind a group together. It is not in the blood, but in the head.10 Ethnic identity is exhibited in certain stylistic (emblematic) attributes, actively maintained and manipulated, strengthened and exploited to communicate ethnic differences, especially in times of economic, political or religious conflict.11

Tombs and the ethnic identity of the deceased The above remarks were necessary for us to understand the research dilemmas that many scientific studies raised concerning the possibility of – or even sense in12 – determining the ethnicity of the deceased based on the set of items constituting their personal effects found in graves. This applies in particular to luxury items, usually of foreign origin (so-called imports, e. g. of weapons, utensils, some jewellery) that are an attribute of high social or financial position and thus also indicate the deceased’s affiliation with an elite part of society. However, not only did mobile items belonging to the deceased provoke these discussions, but so too did the form and structure of the grave in which the body was placed. This raises the question of whether the grave furnishings, treated emblematically, and the physical form of the grave can both be considered an effective determinant of ethnic, or more broadly ethno-cultural, origin, or merely a feature of cultural identity. There are two divergent opinions with regard to archaeological finds from Poland. According to some researchers, imported items that make up entire sets of burial equipment combined with foreign features of the funeral rite are sufficient to identify a person thus buried to have come from an ethnically alien environment. Examples include stone-encased graves from Lutomiersk near Łódz´, cremation burials from S´wielubie in Pomerania, and also graves with weapons from Łubów or Lubon´ in Greater Poland, as well as paved-over burials

9 10 11 12

In the early Middle Ages, only free people were entitled to manifest their ethnicity, while the enslaved were, quite simply, nobody; Modzelewski 2004, p. 186. Posern-Zielin´ski, pp. 42, 87–88. Härke 2007. Hodder 1982, pp. 187–188; Wiesner 1983, pp. 257–258; Jones 1997, pp. 115–116; Pohl 1991. Mamzer 1999; Brather 2004.

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from necropolises in Mazovia.13 They are treated as the burials of ethnically foreign warriors, probably of Norman or Varegian-Rus’ provenance, or outgroup warriors (druzhyna) remaining in the service of the Piasts, which also does not exclude their being merchants.14 This view is not shared by quite a large group of researchers, who believe that neither compact sets of objects characteristic of one (implicitly foreign) cultural circle, let alone individual items, prove anything more than that a deceased person with such gifts placed in their grave probably belonged to a high social and financial status group. This status alone ensured him access to special goods, including imported ones, from trade.15 This problem is well illustrated by the state of the debate between Polish researchers for more than half a century on the ethnicity of burials discovered before World War I in Ciepłe near Tczew (Warmhof bei Dirschau, Kreis Marienwerder). Due to the very rich furnishings found in one of the uncovered graves (No. 5), consisting of a sword, belt fittings, merchant’s utensils, a spearhead and inlaid riding equipment, the deceased was considered to be from a Scandinavian (Norman or Viking) community – a warrior and/or a merchant.16 In the more recent scientific literature, this opinion has been shared by archaeologists such as Michał Kara, Władysław Duczko and Wojciech Chudziak.17 There are also researchers who were completely unconvinced by the set of items and who saw only local (Pomeranian) nobleman in the burial of the deceased (as claimed by, for example, Jan Z˙ak, and recently by Leszek Gardeła).18 This problem was particularly resonant in research on the genesis of chamber tombs discovered by excavation in recent years in Western Slavic lands. These tombs had a burial pit of above-average size containing a wooden chamber resembling tombs of similar structure known from Denmark and Sweden, and were hence attributed to members of ethnically alien peoples. They were additionally distinguished by an exceptionally rich form of equipment unusual in Western Slavic environments. The first two graves of this type were discovered in present-day Poland, in the village of Ciepłe near Tczew, in 1900, although there was no awareness at the time of their unique grave structure (with only their rich furnishings drawing attention). There was also little interest in further discoveries made in Cedynia, the West Pomeranian Voivodeship, Czersk in the Ma13 Nadolski / Abramowicz / Poklewski 1959, pp. 149–152; Zoll-Adamikowa 1979, pp. 9–19; Kara 1991; Duczko 2000; Kordala 2006, p. 243; Buko 2005, pp. 354–356. 14 Kara 1991, pp. 111–112, fn. 73. 15 Z˙ak 1967; Bogacki / Kucypera / Pudło 2011; Sikora 2011; Gardeła 2019. 16 La Baume 1926, p. 94. 17 Kara 1998; Duczko 2000, p. 35; Chudziak 2003, p. 118. 18 Z˙ak 1957, p. 178; Gardeła 2014; idem 2019, p. 212. For a list of the most important literature on this subject, see: Ratajczyk / Wadyl 2019, pp. 16–23.

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zovian Voivodeship, Napole in the Cuiavian-Pomeranian Voivodeship and, finally, in Sowinki near Poznan´.19 It has still not been possible to correctly identify and define the discovered form of tomb. Only a series of discoveries in Kałdus20 and then in Pien´ made researchers realise that such burials were also present in the Western Slavic environment. Subsequent cases of chamber graves were revealed by systematic research in Dziekanowice on Lake Lednickie,21 in Bodzia near Włocławek,22 and by planned research in Ciepłe.23 West of the Oder, they have been discovered in Starigard (modern-day Oldenburg i. H.), Usadel, the Am Hain site in Usedom (in Land Mecklenburg-Vorpommern) and Wusterhausen (in Land Brandenburg).24 Most such burials are known from Denmark (almost 250; including Hedeby, Thumby-Bienebek)25 and Sweden (Birka),26 where they are associated with the Viking period (9th–11th centuries). They have been confirmed in great numbers in the Eastern Slavic region. Over 170 dated to a similar period have been discovered in, among other places, Gnezdovo, Pskov and Timerevo in modern-day Russia, and Chernigov, Horodyshche, Kiev and Shestovica within the borders of presentday Ukraine.27 Chamber tombs were quite often associated with Scandinavian funeral rituals, although they were also not a typical form of burial28 in this cultural area and, as with Western Slavic or Ruthenian lands, they are usually attributed to social elites whose origins might be multi-ethnic.29 In such a vast area of occurrence, they differ in size, structure type, construction techniques, how the burial is placed, and the set of objects, which also varied in number, function and attributed provenance. As Andrzej Janowski, a researcher on this

19 Malinowska-Łazarczyk 1982, pp. 23–24; Rauhutowa 1972; Stawska 2003; Bojarski 2014, p. 180, fig. 5; Krzyszowski 1995. 20 Chudziak 2001; idem 2002; Bojarski et al. 2016, pp. 107–109, Table 1; further literature therein. 21 Wrzesin´ska / Wrzesin´ski 2016. 22 Buko 2015. There are serious doubts as to whether these burials should be considered strictly “chamber” tombs. Hence, even their discoverers refer to them as being chamber-like. 23 Ratajczyk 2016; Wadyl 2019. 24 Biermann 2008; Janowski 2015, p. 99. 25 Gräslund 1980. 26 Eisenschmidt 1994. 27 Janowski 2015. 28 The Scandinavian sagas mention boat or crematory graves covered with a barrow, and the model of a chamber tomb was transferred to this area from north-western Europe; Gardeła 2013. 29 A separate issue is the genesis of burying the dead in chamber tombs. Burials from the Migration Period and Merovingian times are seen as prototypes. In the lands conquered by the Franks, from the turn of the 5th century tombs with wooden chamber structures (Holzkammergrab) appear. Morken-type graves of the 6th–7th century stand out within this group; Błaszczyk 2017, pp. 30–32, 184. Their construction concept soon covered the British Isles and the areas of barbarian Europe; Biermann 2008.

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form of graves, stated, no two identical chamber graves exist.30 However, they are united by the fact that, everywhere they appeared, new states were being created with new power structures that wanted to distinguish themselves, including through such a rare form of grave and the rich funeral setting that probably accompanied the burial.31

Chamber tombs in Chełmno Land The necropolis in Kałdus, where the chamber tombs were discovered, was one of four cemeteries belonging to the largest settlement complex in Chełmno Land, and has been identified with pre-Teutonic Chełmno (Culm).32 All eight burials were discovered in the oldest, eastern part of site 4.33 Their immediate surroundings probably remained free of other graves for most of the time that the cemetery was in use.34 The negatives of the wood preserved in the ground indicate that some had a post-and-plank structure with walls of horizontal logs. They were placed within large rectangular pits with sides of 270 to 400 cm long and 130 to 230 cm wide. In two cases (graves 13 and 125), the pit was larger than the chamber itself, and the space between the wall and the pit was filled with sand. The structure was stabilised by vertical poles of different diameters at the corners or along the walls. No traces of flooring or other similar ground-isolating elements were found. The bottoms of the chambers were at a relatively considerable depth, averaging 1.2 m below the present ground level. On the basis of observations made in the transverse profile of three graves, it can be concluded that the covering was made of slats, forming a kind of flat roof. Only in one case was it possible to calculate the interior height of the chamber. Based on the soil profile covering the ceiling of burial 453, the height of the walls was estimated at 90 cm, of which about 20 cm protruded above ground. The height of the remaining chambers was not less than 55–60 cm.35 The large interior allowed the body of the deceased to be freely placed inside (in two cases, the skeletons of two people were contained), placed in a coffin cut from tree trunks or on a rudimentary bier, and 30 Janowski 2016, pp. 24–25. 31 Gräslund / Müller-Wille 1992, p. 187; Re˛bkowski 2007, p. 159; Biermann 2008, pp. 95–96; Price 2008. 32 Chudziak 2010; Bojarski et al. 2016, pp. 104–107; Bojarski 2020, pp. 117–120; see: fig. 1 at the end of the chapter. 33 Nearly 650 burials were recorded in the cemetery (some discovered before World War I) from several phases of the necropolis’s operation, and dated from the late 10th to early 13th centuries. Between the human burials, the burial of a dog and three burials of horses were discovered; Chudziak 2010. 34 See fig. 2 at the end of the chapter. 35 Bojarski et al. 2016, Table 1.

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surrounded by burial gifts. The dimensions of the coffins were highly standardised: 180–235 cm long and 50–75 cm wide. The interior of the chambers had generally not been entered after the roof was placed on,36 but they were certainly not filled with earth, leaving the interior empty. This is indicated by the arrangement of the bones of the skull (the drop of the mandible) and very heavy decay of all skeletal bones, whose condition evidences that the body was subject to decomposition under aerated conditions. The arrangement of chamber graves within the cemetery shows signs of intentional regularity, including with the other “ordinary” graves, which were largely subordinated to them. The central position was occupied by the two largest burials (Nos. 13 and 60), which were about 10 m apart.37 In their immediate vicinity, there was a strip of free space forming a closed circle. These two graves were also considered to be the oldest, and thus the initial ones for the entire necropolis. Based on the analysis of tomb furnishings and assessment of radiocarbon dates, they were dated to between the late second half of the 10th century and the early 11th. Chronologically related to these two was a third chamber tomb discovered in the very south-east of the cemetery (No. 364). The remaining, younger, chamber graves were built to the west and south of the two central ones in an arrangement subordinated to the existing graves and located at a more-or-less similar distance from each other. Other burials dating back to the same period of the necropolis’s use also followed this plan. The bodies of the deceased were placed centrally each time, equidistant from the side walls. Bone remains from two people were exposed in two graves: in grave 13 they were bones of a male (13A) and female (13B) of adultus age, and in grave 356 of a woman of adultus/maturus age (356A) and a child of infans I age (356B). Individual graves contained burials of adults – two men (graves 166, 364), probably two women (graves 422 and 453) and only one child of undetermined sex of infans II age. All the deceased were laid straight out on their backs, on or slightly deviating from an east–west axis, with their heads pointing west or east; no relationship was found in this case between skull orientation and gender, a feature typical of older skeletal cemeteries. All chamber graves contained furnishings. However, it varied in terms of the selection and number of items. The richest were the three “initial” tombs, i. e. 13, 60 and 364. In tomb 13, the deceased woman’s apparel consisted of a necklace of eight silver container pendants (kaptorga) decorated with filigranulation and semi-precious stone beads and fastened with a silver clasp, a S´wia˛tki-type earring 36 It is true that in tombs 13 and 60 (the oldest and largest) there were signs of entry in the eastern part, but it is not known if they actually served this purpose. They can also be presumed to have performed this function only until the chamber was fully sealed. 37 See fig. 2 at the end of the chapter.

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and sheet-iron bucket fittings. The man was given two knives placed in one sheath that was decorated with sheet-bronze fittings, and a bronze bowl. In grave 60, items of apparel have survived including an iron horseshoe clasp and silver belt fittings, two knives of the same design in one leather sheath decorated with viper motifs, tin bucket fittings, a bronze bowl, the gilded fittings of a wooden plate, a fragment of a denarius, and several types of fabric as an additional gift, plus food items such as a pork shoulder and a hazelnut husk.38 In the third grave, there were the remains of a bucket, a knife, and above all a sword of type 5 according to Jan Petersen’s classification,39 and several undefined fragments of iron objects. The remaining graves did not stand out in terms of equipment, which was similar to the standard burial gifts from this cemetery. In form, tomb 125 stood out from this group. Its main part, covering a wooden chamber (of 310×170 cm), was surrounded on each side by a negative of a fence of 35–cm spacing, with sides of 450 cm and 320 cm long. Based on the exposed traces, the fence can be assumed to have been a palisade of pillars positioned closely next to one other. It is not possible to establish whether there was a passage in it facilitating access to the tomb. The purpose of the fence was to emphasise the distinctiveness of the burial by appropriately and visibly separating it from the cemetery. A similar type of fencing was characteristic of chamber graves in Napole, Pien´ and Dziekanowice,40 as well as in Bodzia, where special quarters were designated in this way.41 One chamber tomb (No. 13) was discovered in Napole near Kowalewo Pomorskie whose proper construction was not initially recognised. It was discovered in the eastern, peripheral part of a small necropolis of 24 burials.42 The tomb’s location and slight difference in orientation (E–W) compared to the other graves (NE–SW) indicate that it may have been the oldest grave, just as in Kałdus. In a spacious, rectangular pit of 330×200 cm and 35 cm deep there was a chamber probably made of horizontal beams adjacent to the pit walls. The burial with no additional casing was located in the northern part, indicating that the chamber was designed for two bodies, and that only a woman who died at maturus age was ultimately buried. The poor condition of the wooden remains do not allow the chamber height or the technical details of the walls and roof structure to be determined. The whole was surrounded, as in Kałdus, by a wooden palisade in a shallow ditch of 25–30 cm wide and 20–25 cm deep, the longer side of which was

38 39 40 41 42

See fig. 3 at the end of the chapter. Kaz´mierczak / Rybka 2010. Wrzesin´ska / Wrzesin´ski 2016, fig. 2. Buko 2015, fig. 4. The burial site (site 6) was associated with a gord settlement dating to the latter 10th to early 13th century in the west of Chełmno Land; Bojarski 2020, pp. 154–157.

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470 cm, and the shorter 350 cm. A knife and an iron sickle blade were placed in the grave for the deceased. The last cemetery in which the remains of wooden structures were exposed was the necropolis in Pien´, in the Bydgoszcz County.43 All burials discovered within its borders were classified as chamber graves. This is an exceptional case not found in any other skeletal cemeteries of the period.44 The tombs differed in size, wall construction technique and location of burial. The dimensions of the chambers were in the range of 190–340 cm long and 90–190 cm wide. The pits ranged from 40 to 160 cm deep, which matched the height of the chambers themselves. The walls were built of horizontal beams of about 10 cm thick, probably joined at the corners to form a framework. The top was covered with a slat roofing. Two graves were distinguished for being fenced. Grave 15 was bordered to the north and west by a single, narrow negative at a distance of 3 m away. Surrounding grave 40 was a double row of vertical poles forming a quadrilateral. The inner fence was 5×5 m, while the outer was 7×7 m. In grave 15, the body of a deceased man of maturus age was placed on a 90–cm–wide bier placed inside a wooden box joined without the use of iron. In grave 40 (the burial of a child aged infans I), the remains of a chest were also identified, but it was joined with iron nails and staples. All the graves contained furnishings that constitute a fairly sophisticated set of ornaments and luxury items. There were knives in almost all of the graves. The jewellery and apparel include silver temple rings (graves 32, 57), necklaces of semi-precious stone or silver beads and fastened with silver clasps, rectangular kaptorgas (tomb 32, 57, 69), bells (tomb 40), and lapis-lazuli beads (graves 32, 38 and 57). Grave 15 was very richly equipped. The man buried there was given an inlaid axe, a bronze bowl and a bucket with an iron band, a phyllite whetstone and a knife. The remains of wooden buckets with iron rims were also uncovered in tombs 32, 37, 39 and 40, and in tomb 32 an additional clay pot. Special burial gifts included: a shell, a belemnitida skeleton and a shark tooth (the last two in grave 39). Based on the analysis of the furnishings and one radiocarbon dating, the burials were dated in a narrow range between the late 10th and mid-11th centuries. The demographic composition of this small necropolis is also extremely interesting. The adults include one male burial (tomb 15) and two female burials (tombs 32 and 37). The remaining ones contained children who died at the age of 43 See fig. 4 at the end of the chapter. 44 The graves were accompanied by one horse burial. The cemetery was associated a stronghold and its related settlement situated 300 m to the west on the high slope of Duz˙a Reptówka Lake (an abandoned channel of the Vistula river). The burial site itself has been the subject of numerous studies; cf. Janowski 2015, pp. 105–107; Bojarski et al. 2016, pp. 107–109, Table 1; Bojarski 2020, pp. 159–162.

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2–13 (mostly infans I). This population composition would suggest that parents and their offspring, who died at such a young age for an unknown reason, were buried there. The burial of the second woman – the more modestly equipped – might be supposed to have been the grave of a relative or servant (poorer furnishings). However, mtDNA analyses of the bone material ruled out this possibility. A relationship in the maternal line was confirmed only between the woman from grave 71 and the child from grave 40, and between two children buried in adjacent graves 39 and 49. The lack of Y-DNA testing does not exclude the deceased man being the father, and other types of family relationships such as kinship or adoption cannot be rejected.45

Dating graves and the issue of burial gift provenance Apart from a single object from Napole, all the chamber graves discovered in Kałdus and Pien´ can be associated with the beginnings of inhumation in Chełmno Land. They were dated based on a typological-comparative analysis of furnishings, analysis of the minting time of coins found in two graves in Kałdus, a series of radiocarbon dates for this necropolis from three different laboratories, and one dating of a grave in Pien´.46 It can be assumed with a high degree of probability that the initial chamber tombs in Kałdus and all those discovered in Pien´ can be dated to the late 10th century, and for grave 364 in Kałdus an earlier dating cannot be excluded.47 The Napole burial is much younger, which can be seen as a reflection of the older tradition of exceptional deceased persons being buried in such a manifest way and can be dated to the late 11th or very early 12th century. Some of the items discovered in these graves are of an origin that is undoubtedly foreign, but difficult to clearly locate. Buckets banded in tin-decorated iron, similar examples of which are known from elite graves in Lutomiersk and Sowinki, can be associated with Scandinavia.48 This cultural circle can be linked to an iron horseshoe clasp from grave 60 in Kałdus, which is extremely rare for a grave in Western Slavic lands, but typical of Sweden, Gotland, western Finland and northern Rus,49 and to a sword from grave 364 with the inscription +VLBERTHT+. Typologically, it was associated with a series of type-V swords

45 Płoszaj et al. 2017. 46 Chudziak / Bojarski / Stawska 2010, pp. 112–116; Drozd / Janowski / Polin´ski 2009, fig. 11. 47 The radiocarbon age of the bones was calculated for to 1167 €48 BP, 770–950 AD with a probability of 68.2%; Bojarski 2020, p. 247. 48 Arvidsson / Holmquist 1984, p. 238; Krzyszowski 2014, pp. 148–149. 49 G ¸ inters 1984, p. 24.

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that occur from Denmark to areas of early medieval Rus.50 Three bronze bowl specimens (two from Kałdus and one from Pien´) also come from this zone. Their area of occurrence covers the areas around the Baltic Sea (mainly Denmark, Gotland and Pomorze).51 This group of objects includes leather sheaths suitable for holding two knives (graves 13 and 60 from Kałdus), with a bronze plate decorated with a ribbon-like viper body. Very similar specimens of sheaths were found in chamber tombs in Sowinki, Bodzia and Dziekanowice. The decorative motif itself refers to the zoomorphic style of the Scandinavian area, but the leather sheaths with fittings containing images of a viper or a dragon connects with the Western Slavic cultural circle.52 There is a southern reference, however, on the inlaid iron axes from tomb 15 in Pien´. Similar specimens were in the territories of Czechia, Slovakia and Hungary. However, the decorative motif in the form of the sign of the Rurik Dynasty clearly points eastwards.53 A wooden plate from tomb 60 in Kałdus may come from the circle of insular or Anglo-Saxon art. Its surface was decorated with gilded bronze bands and a round plaque ornamented with the motif of the “tree of life”, figures of birds of paradise and a fantastical animal.54 A foreign provenance should be attributed to fabrics from the Kałdus and Pien´ tombs, phyllite whetstone (Norway?), and necklaces of rock crystal, carnelian and glass beads. Ornaments – rings, clasps, silver beads and kaptorgas – are the products of Slavic goldsmith workshops, and only the bronze bells (included in the tomb furnishings from Pien´) could have been brought from the Baltic area.

The origins of the deceased: the problem of their ethnicity Rejecting the cultural criteria, which cannot be used as a determinant of ethnicity at the moment,55 we are left with a closer look at the deceased from the biological side. Unfortunately, we do not have a full range of comparative studies on either the deceased from chamber tombs, or the other burials from both analysed cemeteries. So far, specialised biomolecular analyses have been performed regarding the palaeodiet, determining the strontium 87Sr/86Sr isotope ratio, and

50 51 52 53 54 55

Kaz´mierczak / Rybka 2010. Janowski 2003, fig. 1–2. Szczepanik 2010, pp. 38–39. Drozd / Janowski 2007, pp. 115–117. Chudziak 2001, p. 82. The only more certain attribute of ethnicity is female ornaments, including temple rings (typical of Slavic women) and various types of clasps (distinguishing the attire of Scandinavian women).

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reading aDNA (limited only to mtDNA haplogroups).56 Comparative studies conducted for the Kałdus population show that the diet of people buried in the oldest phase of the Kałdus necropolis consisted of C3 cycle plants (cereals, vegetables and fruits) with C4 plants (millet) and animal products mixed with fish. A similar diet of grain and land animal meat characterised the community whose members were buried in the younger phases of the Kałdus necropolis, which may indicate their local origin. The only difference found related to the greater variety in the diet of the deceased in the chamber graves. It was rich in proteins derived from terrestrial animal meat and bi-environmental fish, such as sturgeon. The same type of diet, indicating local origin, was determined by analysis of bone materials from the cemeteries in Sowinki, Bodzia and Dziekanowice, as well as from Ciepłe.57 The man buried in grave 60 in Kałdus stood out clearly in terms of diet. In his case, the predominance of isotopes related to continental plant foods of the C3 cycle and animal products, but without the participation of millet and fresh- or salt-water fish meat. Larger deviations were also noted for the deceased buried in double grave 13B from site 4 in Kałdus. The diet of this woman indicated her non-local origin (lower consumption of animal products, a greater proportion of millet, and no fish). Analyses of strontium content in tooth enamel of those buried in chamber graves in Kałdus and Pien´ proved more useful in this research area. The values of 87 Sr/86Sr obtained for Pien´ are in the range 0.7078 to 0.7111/90, while the isotope signatures of this element obtained from bone in Kałdus range from 0.7105 to 0.7129. Most of the readings were within the mean for this element recorded in post-glacial areas of the Central European Lowlands, northern Germany (Rügen) and western Scandinavia (Skåne and Denmark). A high, non-local reading of this value – over 0.7115 – was found in tooth enamel of the deceased from graves 422, 13B (both women; 0.7120) and 364 (grave with a sword; 0.7130). Such high strontium readings indicate an area on the left bank of the Vistula, i. e. Greater Poland and Kuyavia , but also central and eastern Sweden and the Bohemian Massif. Identical values of the strontium isotope were found in some chamber graves in Bodzia and Dziekanowice.58 Still insufficient are the analyses of mtDNA isolated from the bones of the deceased that were performed for the selected sample of Pien´ and Kałdus graves.59 Despite their close location and convergent chronology, different indications were obtained for the two sites. In Kałdus, in order to compare a larger number of specimens, material from 27 graves belonging to three sites from 56 For full references on this issue, see: Błaszczyk 2017; Bojarski 2020. 57 Błaszczyk 2017, pp. 91–95; Reitsema et al. 2017; Reitsema / Błaszczyk 2019, pp. 433–435; Bełka et al. 2019. 58 Błaszczyk 2017, pp. 121–122. 59 Płoszaj et al. 2017; idem et al. 2020.

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different phases of use was analysed. This group included burials both in chamber tombs and in ordinary pit graves. Most of the identified haplogroups were considered typical of the whole of Europe, but in a few cases, including bones from grave 60 in Kaldus, haplogroup T2b4a occurred, equivalents of which have been identified for medieval Norway and Denmark.60 The haplogroups from the mtDNA analysis from the Pien´ chamber graves were more diverse.61 In this case, clear connections were obtained between female lineage and haplogroups with counterparts in Eastern Europe and Asia (C5c1). However, haplogroup I, which could indicate a direct Scandinavian origin, was not found in material from either site. However, its presence was found in those buried (in tomb 8) in the Napole burial site. The aforementioned grave (although not a chamber tomb) was distinguished by its furnishings, as it was the only one in which a weapon (spearhead) was found – an emblem of belonging to a warrior class. An identical haplogroup was found in a chronologically remote early-IronAge grave in Denmark.62 The data obtained from skeletal material from elite graves from the cemeteries in Bodzia and Ciepłe support conclusions as to the ethnic composition of the population of Kałdus and Pien´. Both necropolises, as with Kałdus and Pien´, are located on the Vistula River and the people buried there were probably associated with the functioning of a long-distance trade route to the Baltic Sea. The calculated strontium isotope values, additionally supported by the analysis of fossil DNA from burials discovered at the cemetery in Ciepłe, happen to be particularly important in discussing the origin of the deceased. The 87Sr/86Sr isotope ratio in the tooth enamel of the deceased from the chamber tombs clearly indicates the non-local origin of at least half of the 21 examined individuals (less than 0.7102). The assumed area of their origin is Western Scandinavia (Denmark, Skåne, Norway) or northern Germany (e. g. Rügen).63 In one case, the high strontium isotope level corresponds to that obtained for graves 13B and 364 in Kałdus. The mtDNA and Y-DNA results from a sample of 16 people confirm even stronger connections with northern Europe for part of the population buried in Ciepłe. In light of the interpretation of these data, it seems more reliable to link the origin of some of those belonging to the local elite with Scandinavia or broadly understood north-western Europe.64

60 61 62 63 64

Idem et al. 2020. Idem et al. 2017. Idem et al. 2016. Bełka et al. 2019, fig. 6.21, pp. 443–444; Wadyl 2019, p. 489. Doan et al. 2019, pp. 456–458; Wadyl 2019, pp. 489–490.

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Conclusions In the light of what has already been stated above, the cultural products themselves are not necessarily an indicator of the deceased’s foreign origin – in the primarily ethnic sense. Material culture knows no boundaries, and luxury goods could be freely transferred and incorporated into the set of objects used in a new cultural context through the exchange of goods or as spoils of war. Similarly, the chamber grave – alien to Western Slavic funeral customs – could have been transferred to local soil as an attempt by native elites to imitate behaviour patterns observed in the power circles of their northern or eastern neighbours. Early medieval chamber graves from the North-western Slavic region differ significantly from earlier burials of this type in Sweden and Russia that were larger log constructions richly equipped with weapons, merchant utensils, body jewellery typical of the northern zone, and gifts of whole animals.65 More similarities in this respect can be found in Denmark, where pole structures were more common, simpler to build and smaller in size, and the equipment of some burials was not so varied and much poorer, being limited to a standard set of everyday objects or jewellery.66 Therefore, this area of Scandinavia may be associated with the idea of chamber graves spreading from the end of the 10th century in a strip stretching from the Elbe to the lower and middle Vistula.67 On the one hand, the presence of chamber tombs in Western Slavic cemeteries may echo the functioning of a specific type of culture in the early Middle Ages that, in the opinion of Fredrik Barth, was characterised by multi-ethnic or even cosmopolitan communities centred around a common Baltic economic zone based on commodity exchange and a unified market.68 Elements of the material and spiritual culture that distinguished the elite of the time probably took an emblematic form in this group. They expressed their otherness – resulting from their power, prestige and access to a larger pool of luxury goods – daily through the different clothes and items they used, which they had access to by their involvement in organised raids on neighbours, in trade or in collecting tribute, and after death they emphasised their otherness with a more lavish funeral. Another connecting element was probably reference to legal norms and customs common to this group, including funeral practices. In this case, inhumation was deliberately chosen following the model of civilised Western European societies, or Byzantine, or even the culturally highly developed khaganates of Eastern Europe. However, the significance of other sources should not be under65 66 67 68

Błaszczyk 217, Table 5. Eisenschmidt 1994. Chudziak 2003; idem 2012. Barth 2004, p. 355.

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estimated, including conclusions drawn from genetic analyses of fossil DNA or isotope studies of bones from burials (not only chamber ones) from Ciepłe, Kałdus, Pien´ or Bodzia that pointing directly to the demographic composition of communities inhabiting the most important Vistula settlement centres having a significant admixture of people from outside the local population, including those who came directly from southern Scandinavia (Denmark, Skåne) or by a more circular route (from Greater Poland or Pomorze). One cannot exclude the possibility of part of the community having migrated from areas of early medieval Rus. Returning to the question of who those buried in Pien´ and Kałdus were, we can risk stating that they were primarily members of a group that controlled the local community, perhaps composed mostly of people (both men and women) from other areas. Probably some of them came from Greater Poland – the core of the state of the first Piasts (Civitas Schinesghe) and were associated with its elites. Some of them were part of multi-ethnic retinues (druzhynas) of warriors and merchants who provided their services to various rulers, as it was in parts of Rus. They were entrusted with the important tasks of controlling junctions and river crossings, defending territories, building new forts, and organising local and supra-regional trade and exchange. During this first period, they were probably distinguished among local communities. On this basis, they created their own identity, which they emphasised with richer clothes, a taste for luxury and a richer funeral ritual; they were also the first to bury their dead uncremated. Was language and their own culture important to them? Probably, to some extent. However, it seems that the sense of belonging to one social group – in which ethnicity probably did not play a leading role – was more important. [Translated by Tim Brombley]

Bibliography Literature Arvidsson, Greta / Holmquist, Lena: Holzeimer: Daubengefässe und übrige Eimer aus Holz. in: Arwidsson, Greta (ed.): Birka II. Systematische Analysen der Gräberfunde. Stockholm 1984, pp. 237–241. Barth, Fredrik: Grupy i granice etniczne. Społeczna organizacja róz˙nic kulturowych, in: Kempa, Marian / Nowicka, Ewa (eds.): Badanie kultury. Elementy teorii antropologicznej. Kontynuacje. Warszawa 2004, pp. 348–377. Bełka, Zdzisław / Dopieralska, Jolanta / Królikowska-Cia˛gło, Sylwia / Ratajczyk, Zdzisława / Wadyl, Sławomir: Pochodzenie w ´swietle badan´ składu izotopowego strontu biogeni-

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Ethnic or Cultural Identity? The Problem of Elite Burials

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Jacek Bojarski

Fig. 1: Necropolises with chamber graves against the background of early medieval burial sites in Chełmno Land (by J. Bojarski)

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Fig. 2: Kałdus, Cuiavian-Pomeranian Voivodeship, site 4. a – plan of settlement complex; b – plan of necropolis in phase 1 (by J. Bojarski)

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Jacek Bojarski

Fig. 3: Kałdus, Cuiavian-Pomeranian Voivodeship, site 4. Selected items included in grave furnishings 13 (a–f) and 60 (g–j) (Bojarski et al. 2016)

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Fig. 4: Pien´, Cuiavian-Pomeranian Voivodeship, site 9. Plan of burial site (Drozd / Janowski / Polin´ski 2009)

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Wojciech Chudziak

Territorial Communities of Western Slavs in the Early Medieval Ages. Case Study: the Settlement Mesoregion of the Lower Obra River (Lubusz Land)

Abstract Among traditional “tribal” Western Slavic societies, one element of cultural identity concerned the feeling of territorial community, which manifested itself in various spheres of socio-cultural life. This sense was also expressed by the creation of an ethnonym – that is, a name that identified and unified a given territorial community. This was best reflected in the 9th–century document left by the “Bavarian Geographer”, which lists regiones et civitates. Archaeologists are continuing to seek out such territories in the Lower Obra basin. This chapter discusses the territorial identity of this region’s community through the prism of analysis of the archaeological evidence. Keywords: early medieval period; Lubusz Land; settlement structure; territorial communities

Among traditional “tribal” Western Slavic societies, one element of cultural identity (which is understood as “the relatively enduring identification of a social group and its members with a given cultural system, i. e., its ideas, beliefs, views, customs, customs, values, and laws”1) – was territorial. This concerns a given community’s identification with a specific territory, and is defined in the social sciences as territorial identity – something which is essentially abstract, multidimensional, opaque,2 and of course socially constructed.3 Despite the many differences in the definition of territorial identity depending on the research discipline, it can generally be agreed, following Andrzej Raszkowski, that: “A territorial community […] can be perceived as a group of people associated with a given territory by a system of relations sanctioned by various institutions, having Prof. Wojciech Chudziak, Nicolaus Copernicus University in Torun´, ORCID: https://orcid.org /0000-0003-3409-0991. 1 “[…] wzgle˛dnie trwała identyfikacja grupy społecznej i jej członków z danym układem kulturowym tj. ideami, przekonaniami, pogla˛dami, zwyczajami, obyczajami, wartos´ciami i prawami” [translation by the author], Rykiel 2017, p. 46. 2 Paasi 2003. 3 Castells 2010.

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Wojciech Chudziak

common values, and distinguishing themselves from other groupings according to the principle of separateness. […] Representatives of a territorial community have a feeling of basic common valuesand their own distinctness from other communities, and evince an attachment to their territory.”4

Thus encapsulated, we can treat territorial identity as a manifestation of an emotional bond with a specific place and its related natural and cultural landscape, and also with “the community inhabiting the area, its material and spiritual cultural products, along with its cultural heritage writ large.”5 This last issue is of particular importance because it relates to “building a sense of pride in one’s place of existence and the achievements of past generations. This furthermore entails a bond of identity that links present times with inherited values.”6 Therefore, living together in a specific physiographical space may affect the perception and valorization of reality and generate a community of norms, values, and ways of perceiving social space, which includes symbolism and the mythologization of the territory.7 Essential to the subject of archaeological studies is the premise that a territorial identity consciously felt at various levels of social complexity – local, regional, and supra-regional – corresponded to a specific physical geographical space. This feature can be considered one of the basic properties of the social order that supported the ordering and delimiting of human identities.8 In a relational approach, such a territory (ecumen) is treated as an objective feature of territorial identity and is a fundamental factor in ethnogenetic processes, because the given area is both inhabited and important in shaping a community of interests and collective identity.9 The attainment of a significant awareness of belonging to a given ethnic group inhabiting a particular region was expressed in the development of an ethnonym – a name identifying and unifying a given territorial community, one that encompasses a specific, unique human community, and is largely shaped by the processes of segmentation and the consolidation of boundaries between specific communities. 4 “[…] społecznos´c´ terytorialna˛ […] moz˙na postrzegac´ jako grupe˛ osób powia˛zanych z okres´lonym terytorium systemem relacji, usankcjonowanych przez róz˙ne instytucje, maja˛cych wspólne wartos´ci i odróz˙niaja˛cych sie˛ od innych zbiorowos´ci zgodnie z zasada˛ odre˛bnos´ci. […] Przedstawiciele społecznos´ci terytorialnej maja˛ poczucie wspólnych, podstawowych wartos´ci, przywia˛zania do danego terytorium oraz własnej odmiennos´ci w stosunku do innych społecznos´ci” [translation by the author], Raszkowski 2014, p. 35. 5 “[…] społecznos´cia˛ zamieszkuja˛ca˛ ten obszar, wytworami kultury materialnej i duchowej oraz szeroko rozumianym dziedzictwem kulturowym”, ibidem; see bibliography there. 6 “[…] budowanie poczucia dumy ze swojego miejsca egzystencji, dokonan´ minionych pokolen´, jest tez˙ spoiwem toz˙samos´ci ła˛cza˛cym obecne czasy z odziedziczonymi wartos´ciami”, ibidem. 7 Rykiel 2017, pp. 45–47. 8 Kaplan 1999. 9 Mihaylov / Runge 2018, pp. 53–55.

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Territorial Communities of Western Slavs in the Early Medieval Ages

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The above theoretical interpretation can be applied to studies of the territorial communities of the early-medieval Western Slavs, which were organized around communities with their own ethnonyms mentioned in numerous manuscript sources. Of particular importance among them is the account written by the Bavarian Geographer, i. e., Descriptio civitatum ad septentrionalem plagam Danubii.10 It includes the famous, oft-cited description of a community inhabiting the Western Slavic region, in which the term regiones et civitates was used. This document is not so easy to date – many scholars have ascribed it to the years following the Treaty of Verdun, i. e., around the middle of the 9th century. Recently, its origins have been dated to the late 9th century or even the beginning of the 10th.11 The numerous ethnonyms mentioned by the Geographer indicate that a characteristic feature of these societies was their regional (supra-local) communities with a specific spatial-temporal range, and that such a community area was inhabited – as indirectly suggested – by various local neighbouring groups. Due to their ambiguity, the interpretation of the two terms regiones and civitates arouses much controversy, as can be noted in the extensive literature devoted to the account. The less ambiguous word – region – is understood as a specific territory or tribal district with its own ethno-cultural name.12 It is commonly treated as a synonym for the terms pagi or provinciae often found in Latin sources. Meanwhile, it is also assigned various disputed socio-political definitions in historiography, such as “tribe” (gens), “ethnic group”, and “chiefdom”.13 Regardless of the terminology adopted, there is general agreement among researchers that these were organizational units of various geographic and demographic sizes and durations, including specific communicative communities built primarily on territorial ties.14 Ironically, even more controversy seems to be aroused by the second term used by the Bavarian Geographer, i. e., civitas, which historiography commonly identifies with strongholds or their districts.15 A different view on this matter was years ago expressed by Ryszard Kiersnowski, who believed that the term was used to describe smaller socio-territorial units that may or may not have had a stronghold.16 Karol Modzelewski, too, decided that the name civitates relates to neighbourly relationships or their local seat of power.17 As we see, the matter is 10 11 12 13 14 15

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not altogether simple, mainly due to the further use of the Latin term castella or castra to denote strongholds and the different semantic contexts in which Franconian written sources used the term civitas, which in ancient times mainly referred to the territory around a town or the town itself, being synonymous with the term urbs.18 Therefore, years ago, Marek Dulinicz was correct when he postulated that “this concept’s meaning should be discussed anew.”19 Above all, the most important problem has needed clarification: whether, in the meaning used by the Bavarian Geographer, the term civitas strictly refers to strongholds and/or related territories, or instead relates to communities or territorial units, as many German and Polish archaeologists have wished to interpret it.20 Not so long ago this problem was analyzed in detail by Sebastian Rossignol, who unequivocally opted for “stronghold” as the equivalent of the Latin term civitas.21 Within the field of archaeology, the example of Lower Lusatia, identified with the Bavarian Geographer’s Lunsizi region covering 30 civitates, is particularly instructive for the scholar. Detailed dendrochronological studies by Joachim Henning on the remains of strongholds in this area indicate that the earliest horizon for the construction of most of them dates to the fourth quarter of the 9th century.22 Rossignol emphasizes here how surprisingly consistent the chronology and number of settlements in this area are with his late 9th-century dating of the Bavarian Geographer’s account. Thus, assuming that the term civitas was used only to describe strongholds, archaeology provides an important argument for this document having been created at a later date.23 The question remains, however, as to whether this assumption is fully justified. Was this term, which derives from the ancient word civis (citizen), really used to describe the military potential of the Western Slavs, and not their demographic condition measured in the number of opole-type neighbourly associations?24 On this question, the descriptive possibilities of archaeology do not of course restrict us to merely dating the remains of strongholds. As a scientific discipline, archaeology has opportunities afforded by historical sources and a methodo18 Łowmian´ski 1986, pp. 154–159. 19 “[…] kwestia znaczenia tego poje˛cia została przedyskutowana od nowa” [translation by the author], Dulinicz 2001, p. 183. 20 E. g., Brather 2001; Gringmuth-Dallmer 2003; Łosin´ski 1982; Moz´dzioch 2002; Kurnatowski 2015. 21 Rossignol 2011. 22 Henning 1998, pp. 13–17. 23 Henning 2002. However, many of these strongholds were built within previously developing communities, in microregional settlement territories dating back to the 8th century (Biermann 2000) and arguably were characterized by a specific population concentration that the term civitates could also be understood to denote. The example of the region of the Velunzani (Wolinians), where 70 civitates were recorded, does not correspond to the number of 9thcentury strongholds identified there; Łosin´ski 1982. 24 Modzelewski 1987, pp. 32–33; Gawlas 2000, pp. 37.

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logical potential that allow us to address, in early-medieval written records, research questions as to how the settlement space and its internal, multi-level structure were created. Such attempts have been made many times – albeit with varying results – for various parts of the Western Slavic region. Especially effective in this respect are studies well supported by historical sources that refer to a culturally defined perception of the world – that is, the worldview factor (e. g., settlement, economy, social structure, ideology) – and that use spatial models of settlement as visualization tools.25 This does not mean, however, that the territorial divisions of Western Slavic settlement have now been well determined based on archaeological analyses, not to mention the real possibility that the understood settlement structures might be identified with historical entities such as the regiones mentioned in our written records. This problem can be seen especially in the areas east of the Oder river and those even more distant from the centres of Western European literature, for which the descriptive possibilities of archaeology are very limited. Przemysław Urban´czyk expressed an extremely skeptical view on this subject, concluding that the area between the Baltic Sea and the Carpathians was so minimally diverse ethnically and organizationally as to make impossible any “archaeological or linguistic identification of separate and permanent territorial structures.”26 That scholar also believes that “political and economic dynamics prevented the formation of recognizable, lasting divisions”, and that the archaeological cartography of Polish lands “shows no correlation with ‘tribal’ maps constructed on the basis of the Bavarian Geographer.”27 Nonetheless, attempts to date to identify certain settlement clusters with specific regiones, such as Dadosesani28 or Velunzani,29 as well as the aforementioned Lunsici,30 have been largely successful, despite some of the interpretations being controversial and there being fundamental methodological reservations as to the simple identification of archaeological cultural groups with ethne. The object of investigation is not a linguistic community, but a communicative community, “characterized by a relatively far-reaching internal uniformity and its own specificity in many manifestations of group life, including many basic patterns of

25 Ciesielska 2012, p. 165. 26 “[…] archeologiczna˛ czy tez˙ lingwistyczna˛ identyfikacje˛ odre˛bnych i trwałych struktur terytorialnych” [translation by the author], Urban´czyk 2013, p. 320. 27 “[…] dynamika procesów polityczno-gospodarczych uniemoz˙liwiała ukształtowanie sie˛ rozpoznawalnych w dłuz˙szym czasie podziałów” and “[…] nie wykazuje z˙adnej korelacji z mapami ‘plemiennymi’ konstruowanymi na podstawie Geografa Bawarskiego” [translation by the author], ibidem. 28 Moz´dzioch 2000, p. 171. 29 Łosin´ski 1982, pp. 177–183. 30 Biermann 1998, p. 96.

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material culture.”31 The archaeological identification of large, spatially and chronologically distinguished settlements thus makes it possible to make inferences as to the social relations between the groups of people inhabiting them. *** One such cluster was identified in Lubusz Land, i. e., the borderlands stretching west-to-east between Greater Poland (Wielkopolska) and Brandenburg, and the south-to-north between Silesia (S´la˛sk) and Pomerania (Pomorze). Research by Zofia Kurnatowska and Michał Kara distinguished a grouping of settlement points here that may correspond in rank to an anonymous territorial structure of early Slavic origin, perhaps dating as far back as the 6th–7th centuries.32 It occupied both banks of the Lower Obra and, marginally, the upper catchments of the Ołobok and the Lubnica / Gniła Obra – the right tributaries of the Odra (Oder).33 Not so long ago, this issue was also addressed by Stanisław Kurnatowski, who discerned a “small tribe” consisting of eleven local centres distinguished by the presence of pre-state strongholds dating back to the older phases of the early Middle Ages (Gra˛dzkie, Pszczew, Rybojady, Nowy Dworek, Niesulice, Grodziszcze, Mysze˛cin, Da˛brówka Mała, Strzyz˙ewo, and Karno).34 This issue has recently been presented somewhat differently in connection with the research project “Man in the Borderlands” (Człowiek na Pograniczu).35 The region was limited in range to the Lower Obra mesoregion, while the settlement centres in Niesulice, Grodziszcze, Mysze˛cin, Strzyz˙ewo and Karno were assigned to an adjacent mesoregion associated with right-bank tributaries of the Odra river. These strongholds constituted the border line protecting areas probably more closely connected to Silesia. In general, the area’s affiliation is unclear – there is no evidence of it having been integrated into the Lower Obra mesoregion system. The area saw numerous conflicts related to the nearby border between Greater Poland and Silesia, and at the end of the 15th century it became an enclave of the Duchy of Głogów. Studies conducted to date in the north-east of the region have revealed an extensive concentration of archaeological sites from the early Middle Ages in the 31 “[…] charakteryzuja˛ca sie˛ stosunkowo daleko posunie˛tym wewne˛trznym ujednoliceniem i własna˛ specyfika˛ istotnej cze˛´sci przejawów z˙ycia grupowego, w tym wielu podstawowych wzorców kultury materialnej” [translation by the author], Parczewski 2000, p. 209. 32 See fig. 1 at the end of the chapter. 33 Kurnatowska 2008, p. 305. 34 Kurnatowski 2015, p. 468. 35 See fig. 2 at the end of the chapter; Chudziak 2020, pp. 173–180. The NPRH project was implemented by the Institute of Archaeology of the Nicolaus Copernicus University in Torun´ in 2016–2020 under the supervision of the author of this chapter.

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Lower Obra basin, including an outwash plain and the western part of a plateau incised by the Struga Jeziorna and Paklica valleys.36 In the physiographic divisions of the settlement of Lubusz Land, this area was defined as the Lower Obra mesoregion (mezoregion dolnonadobrzan´ski). On three sides it stood out clearly against a background of the remains of settlement zones interpreted as borderlands, and to the south it was adjacent to a similar mesoregional structure associated with the catchment area of the Odra’s southern stretch. The integrity of the mesoregion is also illustrated by a visualization of the kernel density estimation against the background of the region’s main watersheds.37 Within the area thus distinguished (covering approximately 750/800 km2) about 452 archaeological sites have been identified to date, of which 112 are dated to phases A–C (6th century to 1st half of 10th), 125 to the phases D–E (2nd half of 10th century to 1st half of 13th), and over 220 were broadly assigned to the early Middle Ages. Their spatial distribution is not uniform throughout the analyzed area, which features several smaller concentrations of sites associated with past micro-regional structures. The central part is clearly distinguished in the Mie˛dzyrzecz basin, within which over 60 settlement points have been identified that, in the older phases of the early Middle Ages in particular, occur in two concentrations: a) a southern one in the Lower Paklica catchment, with conjectured remains of a stronghold on Lake Skoki, and b) a northern one clearly associated with the Obra river and the stronghold settlement in Mie˛dzyrzecz.38 The next three clusters of sites are found along the upstream section of the Lower Obra, with the most southerly being at Borowy Młyn and Rybojady with a stronghold at the Obra’s outflow from Lake Rybojadzkie, then a cluster in the area of Lake Miejskie with a stronghold in Pszczew and three distinct structures in the upper catchment of the Paklica in the vicinity of Jordanów, Nowy Dworek, and Lubrza, where the remains of two early-medieval strongholds on Lake Wielki Paklica have been confirmed. In the north-west of the area, there are other settlement clusters: near Wielowies´, near Chycina, and in the north of Bledzewski Lagoon. Each can be associated with a specific point, namely, the remains of a defensive settlement. On the northern edge of the area, one more cluster of archaeological sites – the least dense – was identified in the vicinity of Rokitno and Lubikowo, and it includes the conjectured remains of a stronghold on Lake Lubikowskie. This area is in principle located outside the Lower Obra catchment area, though it has a direct water connection with it. The results of typological and comparative analysis of source material (mainly pottery), supported by the results of dendrochronological and radiocarbon 36 See fig. 3 at the end of the chapter. 37 See fig. 4 at the end of the chapter; Skrzatek 2020, p. 43. 38 Indycka / Łaszkiewicz 2015, fig. 164.

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analyses, provide for a more detailed stratification of the dating of the area’s prestate settlement remains. The beginnings of early-medieval settlement here date back at least to the 6th/7th century, as confirmed by the results of palynological analysis of lake sediments in the Paklicko Wielkie and Długie lakes.39 This is one of the earliest inhabited areas in the Polish Lowlands, which were dominated by Sukow pottery. There are individual settlements synchronous with the AB phase of the early Middle Ages here, though any evidence of central sites of relatively elevated social significance among them has been hard to find.40 Such central sites appeared not until the fourth quarter of the 8th century and the first half of the 9th, by which time the natural and cultural landscape featured micro-regional settlement clusters that in principle corresponded to the above-mentioned concentrations of sites. We can imagine that they varied in size, development dynamics, and demographics. The settlement complexes in Mie˛dzyrzecz and Nowy Dworek have been most fully investigated so far.41 The former, due to its central location, large area, large number of settlement points, and characteristic location in relation to the hydrographic network, should be assigned a special place in the mesoregion.42 The central site of this microregion, which covers several square kilometres, was located on an island surrounded by wetlands at the Paklica’s confluence with the Obra, which is of strategic importance and plays a key role in the navigable waterway network that was of such importance during the expansion of these Piast territories. The oldest traces of this place’s use date back to the early Middle Ages, and are relatively small and limited to the numerous pits most likely designed for storing grain, and to relics of features protecting the island shore, being an embankment reinforced with a wicker structure.43 Its character is ambiguous, as it may have served as a defensive embankment or a wharf fortified against flooding. In the opinion of Stanisław Kurnatowski, this embankment may have underlined the importance of the place, distinguishing it for the local neighbourhood community.44 Of note is the discovery of the remains of two rural settlements in the vicinity whose radiocarbon dating supports the claim that the two settlement points were synchro-

39 Norys´kiewicz 2020; cf. Gruszka 2016, p. 181. 40 The earlier literature suggested that a defensive settlement in Nowy Dworek (site 3) on Paklicko Wielkie Lake may have been such a place, though no research results from this still hard to locate site have been published to date; Da˛browski 1998. 41 Edward Da˛browski rightly indicated the spatial and chronological relationships between the two microregions in the earlier literature; ibidem. 42 See fig. 5 at the end of the chapter. 43 Kurnatowski 2015, p. 466. 44 Ibidem, p. 66.

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nous with the central site of the settlement cluster that the island site represented (S´wie˛ty Wojciech 23 and Mie˛dzyrzecz 11).45 Remains of settlement from the fourth quarter of the 8th century and the first half of the 9th, which occur with comparable intensity, were also found in the settlement microregion in Nowy Dworek. Eleven settlement points come from that time horizon, creating a clearly distinct micro-regional territorial structure in the vicinity of this body of water.46 In total, 13 archaeological sites over an area of about five km2 have thus far been identified, of which the large rural settlement on the Paklica (Nowy Dworek 7) and the alleged defensive settlement on the shore of Paklicko Wielkie Lake (Nowy Dworek 3) have been relatively well researched. However, special mention should be made of building remains discovered on a small island in the lake that have been dendrochronologically dated to 799 AD (Nowy Dworek 27). A bridge crossing had led to the island, upon which relics of wooden waterside structures and an indeterminate log building were found. A site of similar spatial and functional characteristics was found on a similarly dated island in Chycina. In both cases, these islands related in many respects to British crannog-type island settlements.47 It cannot be ruled out that an island settlement of the oldest stronghold settlement phase on Lake Miejskie at Pszczew 2 (waterside structures – 795 AD) might also be of this type.48 A similarly early dating has also been ascertained for some island sites beyond the boundaries of the mesoregion. This regards: a bridge leading to a large stronghold island on Lake Lubia˛z˙ at Lubniewice 9 (after 782/784 AD) that is partially synchronous with a “small” island settlement in the same lake (Lubniewice 10); and another bridge over Lake Niesłysz leading to a defensive settlement at Przełazy 6 (bridge – 763–801 AD), neighbouring a similarly dated stronghold in Niesulice (site 1). These two examples further point to the problem of the partial temporal overlap of two apparently central sites – the island settlements and the strongholds in their vicinity. This was best documented at Lake Paklicko Wielkie, where a digital terrain model was used to detect the remains of a defensive settlement dated from pottery to the fourth quarter of the 8th century and the first half of the 9th (Nowy Dworek 22; dendrodating – after 839 AD). Nor was this the only site of its kind to have been recorded on the lake. In addition to the aforementioned conjectured defensive settlement discovered on the lake’s eastern shore (Nowy Dworek 3), another settlement of this kind was identified on 45 Ibidem, p. 466; The dating of a wooden well discovered in the settlement in Mie˛dzyrzecz 11 given as dendrochronological in a monograph published in 2015 is in fact the calibration time interval of a radiocarbon dating (635–777 AD; information obtained from the author of the analysis, Prof. M. Kra˛piec). 46 See fig. 6 at the end of the chapter. 47 Chudziak 2020. 48 Kurzawska / Kara 2015.

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a nearby promontory cut off from the rest of the land by a ditch (Nowy Dworek 28). The co-occurrence of an island settlement and a stronghold is also not excluded in the much more poorly developed settlement microregion in Chycina.49 Both of these settlements are located on the western edge of the region in question, so it is possible that the spatial settlement structure employed in this case is related to their borderland location and the existence of a long-distance transport route that passes nearby. The younger development horizon distinguished for the Lower Obra mesoregion (latter 9th century to 1stquarter of the 10th) is identified with the period of the spread of Tornow ceramics, co-occurring mainly with Menkendorf-type pottery, and covers the entire area in the range of influence of a vast cultural zone that includes the interfluve bounded by the middle Elbe to the west and the middle Warta to the east (Lower Lusatia, northern Lower Silesia, southern Lubusz Land and south-western Greater Poland).50 This is evidenced by the high share of Tornow ceramics, identified in, for example, the layers of the Mie˛dzyrzecz stronghold (phase I–II)51 and the quasi-defensive settlement in Lubrza.52 Historical materials of this kind were also discovered on the islands in Nowy Dworek and Chycina. The first site, where the Tornow ceramics can be identified as synchronous with a layer of wooden structures dated to 872–889 AD, is of great value. Such a chronology was also confirmed for the island centres in Lubniewice and Przełazy, situated relatively close to the mesoregion in question, and whose ceramic materials of this type were dated synchronously with structures dated to 869–915 and 830–887 AD, respectively. The beginnings of a stronghold proper in Mie˛dzyrzecz date to the latter 9th century, when in the northern, most exposed part of the island, a small (0.15 ha) stronghold with half-dugout buildings was erected, surrounded by an earthen embankment reinforced with a wooden structure (“the upper sub-phase of the development of phase I of the stronghold”). In the stronghold-side settlement in the southern part of the island there are above-ground buildings.53 The stronghold was expanded in the first half of the 10th century, when a solid earth-andtimber rampart was built around the interior of a heavily built-up courtyard (phase II). The island’s outer shore fortifications were also modified, significantly widening the rampart. There is no doubt that at that time the Mie˛dzyrzecz stronghold was the central site of the local settlement structure of the Mie˛dzyrzecz valley.54 However, it was not the only stronghold in existence in the 49 50 51 52 53 54

Chudziak / Kaz´mierczak 2020, pp. 62–63. Gruszka 2017, p. 183. Kurnatowski 2015, p. 467. Tabaka / Zamelska-Monczak 2011. Kurnatowski 2015, p. 467. Indycka / Łaszkiewicz 2015.

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Lower Obra mesoregion at the time. Indeed, other remains of strongholds in the zone have also been dated to between the latter 9th century and first half of the 10th (phase C), such as Gra˛dzkie, Pszczew, and Rybojady, and a quasi-defensive settlement in Lubrza.55 However, there is no such site in the settlement microregion near Nowy Dworek.56 Situated on the western shore of Lake Paklicko Wielkie, the defensive settlement shows no clear signs of use in this period. It can nonetheless be suspected that, in the latter 9th century, its functions were assumed by the aforementioned island connected by a wooden bridge to the lake’s north-eastern shore. Due to the rising water-level in the lake, the surface of the island was significantly raised with the addition of a multi-layer wooden structure. A small open settlement (Nowy Dworek 10) was established near its bridgehead, constituting a feature of the microregion, which was greatly diminished in this period in terms of size and number of settlement points. It is possible that there was a similar transfer of central functions in the case of the island settlement in Chycina. This may have been a broader socio-political phenomenon, as indicated by the direction of changes in distribution of the settlement micro-cluster in Przełazy, where the temporary disappearance of a stronghold in Niesulice before the middle of the 9th century should be noted.57 Comparing the territory in question to relatively well-known settlement structures in the area of Western Pomerania, Silesia and Lower Lusatia, we can assume it was related to units of the Bavarian Geographer’s regiones, which was presumably inhabited by relatively compact communities with a developed sense of territorial identity.58 They were shaped by and owe their relatively long duration to factors beyond the reach of archaeology: an awareness of regional identity and local community belonging (the psychological aspect), and a reference to the idea of “small homelands” charged with mythic and symbolic content that were regionally confederated with each other and uniform to the outside observer (the sociological aspect).59 However, some aspects of territorial identity based on a regional tradition associated with a clearly defined territory and containing specific socio-cultural features can be subjected to archaeological analysis. Important among these is the use of a geographical criterion and assessment of the spatial density of the mesoregional settlement structure, which in the territory here discussed shows a relatively high density index of archaeological sites per square kilometre (0.42). 55 Two alleged stronghold remains recently discovered during the analysis of a digital terrain model of the Lake Es area and of Lake Lubikowskie (information provided by Jacek Niegowski) also need to be investigated in terms of origins and chronology. 56 Chudziak / Kaz´mierczak 2020, pp. 67–86. 57 Ibidem, pp. 87–88. 58 Kurnatowski 2015, p. 468. 59 Yi-Fu Tuan 1987, pp. 114–116.

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This index is even higher for microregional distributions, which reflect an even denser settlement network (e. g., Nowy Dworek – 2.4; Mie˛drzyrzecz – 3.0) that would enable daily direct contact between the inhabitants of a given settlement and allow emotional ties to be built based on living in and exploiting a shared territory. The area of about 750/800 km2 that constituted the basic framework of the mesoregion was dense enough to foster control, efficient communication, and, if necessary, effective support between local communities, especially since the distances between the most remote settlement centres (Pszczew–Nowy Dworek or Chycina–Rybojady) were only about 30 km. The settlement territory discernible in the geographical space coincides with the catchment area of the Lower Obra river, which, together with its tributaries and associated lake basins, constituted the core of the settlement network (the ecological criterion). This created a natural zone of environmental productivity (the local ecosystem) determining the economic effectiveness of land use and, importantly, it allowed water transport over long distances, both supra-regionally and locally within “the borders of small settlement territories.”60 The importance of rivers as the main determinant in the historical formation of tribal territories is well known and accepted in settlement studies. It is especially important to stress the importance of their communication and symbolic functions, ones that facilitated the connectivity and consolidation of individual societies within territorial communities. This latter aspect in particular deserves attention in terms of identifying a group with a specific territory. Therefore, the Lower Obra catchment area was the main factor integrating local and supra-local settlement processes and provided essential potential energy. On the other hand, the watersheds that delimited it originally formed poorly settled or entirely unsettled border zones separating neighbouring communities. This state of affairs was maintained even during the state period, when the natural coupling of settlement to the hydrographic network ceased to so closely determine settlement processes. The inclusion in deliberations on territorial identity of a concept from social organization theory developed in political anthropology also allows this issue to be discussed in terms of socio-political relations and their cultural correlates. In essence, these concepts, applied in Polish historiography by Michał Tymowski61 and in archaeology by Przemysław Urban´czyk62 and Michał Kara,63 were theoretical propositions that distinguished several levels of social integration, including a segmentary system and chiefdom appropriate to the older phases of the early-medieval Western Slavic region. The distinguishing feature of the first 60 “[…] granice małych terytoriów osadniczych” [translation by author], Kurnatowski 2015, p. 468. 61 Tymowski 2008. 62 Urban´czyk 2008. 63 Kara 2009.

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system was, broadly speaking, its single-tier character, while the chiefdom operated on two-tier management principles (centre and village). The “tribal” societies remaining in the pre-state development stage could form either type of organization, but each organizational system could have a different degree of development and complexity. How, then, can we interpret the socio-political content of the mesoregional settlement structure on the Lower Obra from this perspective? In the initial stage of settlement of this area (lasting from at least the 6th/7th century to the third quarter of the 8th), after a period of relatively scant settlement, a network of single rural settlements was created, mainly in the vicinity of Nowy Dworek, Mie˛dzyrzecz, and Pszczew.64 There is little or no evidence of a settlement point of elevated social significance among them, such as signs of joint undertakings or elite objects appearing in specific places. In the existing research, none of the early-medieval stronghold remains known in this area are dated so early. The structure thus appears to be segmentally organized, with none of the settlements being central, and all being relatively independent. There were fundamental changes in this respect in the fourth quarter of the 8th century and the first half of the 9th. It was probably then that the spatial “framework” of the mesoregion in question was formed and its internal territorial divisions became reflected in micro-regional structures. It is not known whether the social organization of individual microregions was equally developed. They certainly differed in size, number of settlements, and demographic scale. We will not solve the question of whether they should be identified with the civitates of the Bavarian Geographer here, although that possibility exists. These were undoubtedly relatively small areas, albeit intensely inhabited, but not always equipped with a central settlement site that can be discerned in the archaeological sources. Some, especially those located on long-distance routes, were certainly characterized by communal places whose construction and maintenance required collective effort, social solidarity, and management by a group of chieftains. In socio-political terms, they can be seen as an institutionalized setting for local community activities. The crannog-type island settlements identified in Nowy Dworek and Chycina in the border zone of the mesoregion in question, and the neighbouring settlement of the same type in Lubniewice, should be considered as such. Their functions in their initial period of existence are unclear, but they may have been mythical and sacral.65 They may have been a symbolic type of gateway town opening the way into the “interior”.66 The construction of the bridges leading to them and of the accompanying piers was a complex undertaking requiring cooperation and in64 Norys´kiewicz 2020, p. 98. 65 Chudziak 2010. 66 Chudziak / Siemianowska 2017, pp. 294–295.

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volving almost the entire community. The same is probably true of the island in Mie˛dzyrzecz, at the confluence of the Obra and the Paklica, which was artificially secured and probably constituted a granary for the local community. A similar community commitment was no doubt required to erect the defensive structures that were most likely begun in this area in the late 8th or first half of the 9th century (Nowy Dworek 22, Niesulice 1, Lubniewice 9). Such a situation would therefore correspond to the typical structure of a simple chiefdom oriented towards a local social group that accepted the role of head who coordinated the social life of the community and the redistribution of goods.67 It is possible that the prestige of this group of chieftains was emphasized by their use of saddled horses and iron spurs, which were a luxury item of equipment (Nowy Dworek 3, Niesulice 1). However, none of these settlement structures stands out from the others. In this period there are no clear signs of a single central place that local settlements would have been subordinated to. It cannot therefore be ruled out that at this stage of the region’s development there was a relationship between chiefdoms and segments, and that the entire structure was acephalic.68 This situation did not change significantly in the latter 9th century when the area fell into the orbit of the Tornow zone, although it cannot be excluded that, on the micro-regional scale, there was a spatial and functional reorganization of local structures and that strongholds were abandoned in favour of island centres.69 There is also no hard evidence that this situation changed in the first half (or first quarter) of the 10th century, something that would have happened by the time the main settlement in the region was the city of Mie˛dzyrzecz.70 However, there are reasons to acknowledge the possibility. Due to its location and favourable hydrographic conditions, the Mie˛dzyrzecz stronghold could have played central social and political functions for the entire region. Its construction could have been a real and symbolic keystone to integrating the society of the Lower Obra basin, creating a foundation upon which to strengthen supra-local ties. The importance of this settlement is also highlighted by the system of longdistance road routes that cross here.71 This period is also a turning point in the development of island centres in Nowy Dworek and Chycina, which could potentially have been subordinated to the stronghold in Mie˛dzyrzecz. Thus, the centre of supra-local government would have formed with a province in the form of micro-regional settlement clusters (neighbourhood associations) and villages. This type of structure is the closest to an early-state organization, but the close proximity of the Piast state would have much reduced its chances of surviving. 67 68 69 70 71

Tymowski 2008, p. 266. Ibidem, p. 265. Zamelska-Monczak 2017. Kurnatowski 2015. Zamelska-Monczak 2006.

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The mesoregional settlement structure on the Lower Obra was, unfortunately, not recorded in the list of the Bavarian Geographer’s regiones. As with many other regions of this type identified by archaeological methods, the ethnonym of the community inhabiting this territory is unknown. Its internal structure consisted of eleven territorial micro-units that are possibly referred to in the Latin sources as civitas, where living in and exploiting a common area, along with building infrastructure and communication, were important elements in shaping the local social relations and emotional ties that determined the feeling of local territorial identity that was no doubt essential in creating a community awareness of regional-level interests. [Translated by Tim Brombley]

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Fig. 1: Map of settlement clusters from the older phases of the early Middle Ages in the area of Greater Poland. Legend: 1 – places of worship, 2 – settlements, 3 – metal spurs, 4 – settlement clusters (Kurnatowska 2008, p. 305)

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Fig. 2: Lubusz Land in the early Middle Ages. Legend: 1 – settlement phases, 2 – crannog-type island settlements, 3 – stronghold remains, 4 –hoards, 5 – communication routes (Chudziak 2020, fig. 114)

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Fig. 3: The Lower Obra settlement mesoregion in the older phases of the early Middle Ages (Chudziak 2020, fig. 115)

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Fig. 4: Early-medieval settlement of Lubusz Land. Kernel Density analysis of archaeological sites on the background of major watersheds (Skrzatek 2020, fig. 22)

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Fig. 5: Settlement of the Mie˛dzyrzecze area in the older phases of the early Middle Ages (Indycka / Łaszkiewicz 2015, fig. 164)

Fig. 6: Settlement microregion in Nowy Dworek in the older phases of the early Middle Ages (Chudziak / Kaz´mierczak 2020, fig. 48 A)

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Jarosław Dumanowski

Old Polish Fasting: Discourse and Dietary Practices in the 16th–18th Century

Abstract Old Polish fasting was an element of collective religious and national identity. In Europe, its rules were liberalised and the idea of fasting as a universal practice was challenged. In Poland, although fasting was relaxed in the 16th century, the following century saw a tightening of the fasting rules. Travellers began recognising ieiunium Polonicum – it was defended by Polish priests and its recipes were implemented by cooks. These issues are presented by juxtaposing past religious, dietary and culinary discourse, as well as data on dietary practices. Keywords: fast; food; cuisine; dietetics; identity “Among us, the common people, he who does not fast on Friday is a heretic.”1

It was with great interest and surprise that travellers to the Republic of Poland in the 17th century observed the strict, long and frequent fasting practices of its inhabitants. Jean Le Laboureur, who authored an account of Marie Louise Gonzaga’s journey in 1646, observed with horror the processions of Flagellants roaming the streets of Warsaw during Lent. When describing these “deplorable scenes” he wrote: “I was horror-stricken by their superstitions, for they persisted in the conviction that whipping, as well as abstaining from eating butter during Lent would hasten their salvation, and they were so meticulous in observing this that they would rather be killed than break their fasting.”2

He also stressed that the need for Marie Louise to appear in Gdan´sk three days before the beginning of Lent to complete the formalities of her marriage was an Assoc. Prof. Jarosław Dumanowski, Nicolaus Copernicus University in Torun´, ORCID: https:// orcid.org/0000-0002-4288-0179. 1 “U nas mie˛dzy prostakami jest znak heretyka, kto w pia˛tek nie pos´ci”, Młodzianowski 1682/3, p. 280. 2 “[…] ils croyoient avoir beaucoup advancé leur salut, en se foüettant ainsi, et en ne mangeant point de beurre le Caresme : en quoy ils sont si religieux, qu’il y a tel que l’on tuëroit plustot que de l’y contraindre”, Laboureuer 1648, p. 208.

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expression of Polish superstition, because Poles go so far as to separate in their marriage during Lent.3 Another person to travel across Catholic Mazovia in 1670, Ulrich von Werdum, a participant in a secret French diplomatic mission, recalled that Masurians nearly murdered Prince Bogusław Radziwiłł and his courtiers (Evangelicals) who ate meat during Lent. Alluding to widespread perceptions of the inhabitants of Mazovia, he pointed out that Masurians “are so religious that they would consider it a lesser sin to murder him and his company than to see them eat meat.”4 Earlier, in a dialogue between a Protestant and a Catholic published in 1652, one could read that a Masurian “would rather kill a peasant than eat on Friday.”5 In Łowicz, the residence of the Primate of Poland, Werdum’s companions caused a scandal by eating cheese on Friday. The indignation of the Poles was so great that the abbot de Paulmiers (Jean de Couthonne) found it necessary to explain to the Poles that in Germany cheese, milk and butter were allowed during a fast. The abbot, who travelled on a secret mission, did not want to admit that he was French and Werdum noted that if such a transgression had been committed by a Pole, it would certainly not have been forgiven. Werdum, who was an evangelical, was particularly offended by the Mazurians’ attitude towards fasting, but he also drew attention to the extremely emotional differences between the treatment of fasting by Catholics from different countries.6 Gaspard de Tende, a courtier to Queen Marie Louise who had stayed in Poland longer, knew the country much better and paid much more attention to food, stressed that Poles did not eat dairy products on Friday or Saturday. At the same time, he observed that some people were already slowly beginning to deviate from this rule on Saturdays. When describing the habits of Polish monks, he was shocked by the fact that the meticulous observance of the principles of quality fasting (the ban on eating any animal food except fish) did not prevent them from overeating and organising lavish fasting feasts. In this moralistic tone, we can hear an association with “quantity fasting” (abstaining from food for a certain period of time), as well as surprise at the custom of a fasting “supper”, a lavish fasting dish, but prepared the day before.7 The quoted remarks are only an example of a whole series of accounts about the specificity and distinctiveness of Polish fasting. They were formulated both by Protestants and Catholics, and such observations intensified in mid-17th century and were repeated particularly often in the second half of the century. It 3 Ibidem, p. 1. 4 “[…] sa˛ tak religijni, z˙e za mniejszy grzech uwaz˙aliby sobie zamordowac´ go wraz z jego towarzystwem, niz˙ patrzec´ na to, z˙e jedza˛ mie˛so”, Werdum 2012, p. 61. 5 “[…] woli chłopa zabic´, a niz˙eli iaie w pia˛tek zies´c´”, Sikran´ski 1652, p. 134. 6 Werdum 2012, p. 61. 7 Falkowski 2013, p. 252.

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was often the Catholics, especially the French, who were most shocked by Polish fasting customs. On the other hand, Poles, especially the authors of sermons, tended to condemn the corruption and abandonment of the old strict fasting customs by their compatriots. The controversy around fasting as a practice that aims to bring Christians closer to salvation appeared as early as at the beginning of the Reformation and remained one of the most important differences between confessions. The socalled Wurstessen für die Freiheit (eating sausage for freedom) of 1522 earned a symbolic status. Christoph Forschauer, a printer from Zurich and publisher of the letters of St. Paul, would ostentatiously eat sausage on Friday during Lent together with his journeymen. After the culprits had been arrested, riots broke out in the city and Ulrich Zwingli came to their defence, thus starting a radical wing in the Reformation.8 Defending or undermining fasting or its various types and functions became an important topic of religious polemics. References to the Scriptures and the Truths of the Faith, the role of tradition, discipline, comfort, luxury and health created a set of themes and developed a language for nutritional discussions which, in a different context, continue to this day in discussions about eating meat and veganism. Fasting as a collective, external and universal practice played a special role in constructing and demonstrating identity. It had performed these functions even before, but during the Reformation and Confessionalisation, the issue took on a new dimension. In an era of religious divisions and national disparities often related to them, fasting became a visible and widely recognised symbol of (not only religious) identity. Apart from the basic opposition between the evangelical criticism of fasting and its fervent defence by the Catholics, the differences in this area deepened over time, among the followers of Catholicism themselves. The concept of Christian fasting, at least since the Middle Ages, has included the contradiction between the postulated universalism of this practice and its reliance on regional, Mediterranean dietary models. In the north and east of Europe, the rules of quality fasting, which consists in periodic abstinence from meat and dairy products, took on a completely different meaning. The use of dairy products was particularly problematic, and a whole discourse of a religious, moral, scientific and culinary nature was constructed around this controversy. Possible concessions in the form of individual and especially collective dispensations for the northern countries led to the treatment of fasting as a customary matter, subject to discussion and negotiation which, according to many participants in these disputes, threatened the authority of the Church and fostered relativism in matters of faith.

8 Albala 2011 (2), p. 41.

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Starting with the peculiarities of strict Polish fasting, as observed by travellers, we would like to present this phenomenon from several different points of view, pointing to the different types of discourse that this topic was subjected to. This issue was discussed by authors of polemical religious writings and regularly broached by preachers and moralists in Poland, just as much as in divided Christian Europe. Despite the weaker development of culinary literature in Poland, we also find this discourse in Polish cookbooks from modern times. We also conducted a survey on the fasting calendar based on preserved menus and lists of products used in the kitchen. Finally, we looked at the examples of scientific discourse, mainly devoted to dietetics, botany (in particular herbiculture and healing), paying particular attention to evaluations of fasting from the perspective of ancient knowledge of nutrition. The fundamental differences concerning Polish fasting, both in terms of norms and the accompanying discourse as well as of practice, refer above all to the ban on eating dairy products, especially butter and eggs, fasting on the eves of various holidays and fasting on Wednesdays. Both in the religious and moral discourse and in the literature on nutrition, the issue of dairy products, which shocked travellers who visited Poland in the 17th century, stands out. Fasting on the eves of various holidays (Christmas, Epiphany, All Saints’ Day, Pentecost, the days of certain patron saints, especially of the apostles, and Marian feast days) is difficult to assess because of local and even individual differences in cults and traditions. To a lesser degree this was true of Wednesday fasting, gradually abandoned as a precept and common practice, but long maintained as a relic and private (non-compulsory) fasting. However, these three phenomena shaped the distinctive nature of Polish fasting. From our point of view it is important that this distinctiveness and uniqueness was noticed and verbalised, becoming an important part of the collective imagination. At the same time, both in the discourse on fasting and in dietary practices we notice clear liberalising tendencies, which, however, appeared later and met with harsh criticism. The key issue here seems to be, first of all, the consumption of butter and dairy products in general when fasting. In a world of constant food shortages and hunger, fat as a high-calorie product was disproportionately (relative to our perceptions and contemporary dietary practices) expensive.9 Due to the luxurious nature of meat and even fish, and the quasi-vegetarian diet of most Europeans, fats, consumed in small quantities as an addition to cereal products and vegetables, played a key role in feeding broad groups of the population. In the 1690s, one had to pay 10 or a little more than 10 zlotys in Warsaw for a flitch of pork fat and a tub of butter, while a quarter of veal cost 2 zlotys, five dozen eggs from 1.10 to nearly 3 zlotys, and a barrel of herring from 5 to 10 zlotys. Imported 9 Flandrin 1983, p. 372.

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olive oil, however, was particularly expensive, with a pound of it costing between 1 and 2 zlotys.10 Jean-Louis Flandrin, one of the pioneers of the trend in research into the cultural history of food and in particular cuisine understood as a cultural practice and form of expression, drew attention to the economic, cultural and religious dimensions of fat consumption. In particular, he highlighted the role of butter as an object of dispute between Protestants and Catholics, as well as the phenomenon of an increase in dispensations issued by Catholic bishops in Catholic dioceses as a reaction to the success of the Reformation. Meanwhile, this phenomenon seems to have multiple, much deeper roots. However, dispensations which were diverse in content and form for different groups and territories preceded the phenomenon of the Reformation. They were issued for various regions of northern Europe as early as the second half of the 15th century and at the very beginning of the 16th century, which resulted in a mechanism for increasingly undermining the universalism of fasting based on olive oil and other Mediterranean products.11 We would like to try to present the phenomenon of how Polish fasting was perceived as something separate not only from Protestant practices, but also from the norms binding in other Catholic countries. While searching for a manifestation of conscious distinctness and group identity in this ieiunium Polonicum, we would like to look at it from the perspective of different kinds of messages and discourses. Polish fasting has so far been viewed mainly from a religious and theological perspective, or possibly a moral or customary standpoint, and such approaches have dominated the research so far.12 Religious texts are our starting point, and therefore we pay attention to nutritional elements, which we later develop from the perspective of ancient knowledge of nutrition. The essential part of our work, however, involves observations formulated on the basis of the documentation of dietary practices, bills and menus, which allow us to reconstruct the calendar of ancient fasting, as well as collections of recipes that define and construct the concept of fasting in a very detailed, technical and repeatable manner. By juxtaposing these three types of sources and discourses, isolating their main threads and confronting them with each other, we want to show Polish fasting as a certain idea and value, developed in the 17th century and clearly weakened at the end of the 18th century.

10 Adamczyk 1938, pp. 19–26. 11 Poncet 2019, pp. 31–33. 12 Kamieniecki 2017; Kracik 1991; Topolski 1999; certain comparisons with old Polish culinary literature may be found in the article by Spychaj 2008.

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Religious discourse In the eyes of most Reformation supporters, quality fasting was a “deed”, a practice and ritual similar in its essence to indulgences. Luther’s famous words about Germans consuming olive oil that the people of Rome would not even use to clean their shoes are not the beginning of the argument, but refer to progressive changes in dietary practices. Luther, however, by drawing attention to the sale of dispensations regarding the consumption of butter and dairy products when fasting, added a fresh, new dimension to these polemics, by giving the food discourse a theological significance.13 In a 1549 print attributed to the Polish theologian and Lutheran pastor Jan Seklucjan, we read that “Diversity in food is the Devil’s cunning.”14 Here, the Polish defender of the Reformation followed the path outlined by the founders of this movement. Referring to Luther, who took up the subject, he pointed out that quality fasting (abstaining from eating meat and other animal products on particular days) not only found no justification in the Scriptures, but was rejected there as a false and even “Satanic” practice. The Catholic reply to Seklucjan in the same year merely pointed out that the rejection of fasting by Protestant Hungarians led to the fall of the country and its conquest by the Turks.15 In 1553 Wit Korczewski tried to refute Seklucjan’s argument based on the Scriptures by evoking the forty-day fasting of Christ, the fasting prophets and contrasting Moses with Epicurus. In these polemics we can notice characteristic motifs of ascribing to the Protestant criticism of quality fasting (the prohibition of eating certain products on certain days) the intention to criticise fasting in general, ergo the praise of gluttony, intemperance and especially unbridled appetite for meat. Thus the discussion was shifted from a critical analysis of the Scriptures to a moral, health and nutritional discourse. Polish apologists of Catholic fasting mostly pointed out that, just like other religious novelties, the rejection of fasting and unrestrained craving for meat came from Germany, so they were not only something new (and therefore dangerous) but also a fundamentally alien manifestation of moral corruption. A student from Korczewski’s rejoinder of 1553, who returned home after studying in Germany, immediately demanded roasted meat on Ash Wednesday. His father, who was a duke, commented that this was precisely the result of German indulgence in gluttony and binge eating.16 The fact that the rejection of fasting was archetypically German was also indicated by the “Ma13 14 15 16

Albala 2011 (2), pp. 47–48. “Czynic´ w pokarmiech róz˙nos´ci / Sa˛ to szatan´skie chytros´ci”, Seklucjan 1549, p. d iiii. Celichowski 1900, p. 28. Karłowicz 1889, p. 6.

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surian” from Albrecht Sikran´ski’s dialogue of 1652, who accused the Evangelicals of a predilection for “this German speck” (pork fat). The culinary juxtaposition of the so-called wyzina (dried beluga, a large fish of the sturgeon family (Acipenseridae) from the Dnieper and Dniester rivers) and the German “speck”, seen in Poland as a symbol of Lent, prompted the “Old Masurian Catholic” to express his surprise: “how come you have not turned into pigs yet”? The Masurian was of the opinion that Catholic fasting not only applied to meat, but also to “butter and other things”. Szołdra (smoked ham), which is otherwise a great delicacy that graces the Easter table, became an insulting term for a German. Jakub Kazimierz Haur, the author of popular home-economic handbooks from the 17th century wrote that “a German, when he sees a drunken Pole, says: a Polish pig, but he himself is a bigger pig than that, because they call him szołdra.”17 Haur’s insulting remark, which was a response to the image of a drunken Pole, clearly refers to the arguments and images taken from the religious discourse on fasting. What is notable in Polish religious discourse is the constant reference to the themes of morality, health, emotions and identity rather than theology or analysis of the Scriptures. The rejection of quality fasting as a practice unsupported by the Scriptures and equated with false works on a par with indulgences is presented in Catholic terms as succumbing to the temptation of gluttony, deprivation, and wallowing in luxury. According to Hieronim Powodowski “gluttony and drunkenness are the root of heresy and all other sins.”18 Both sides of the dispute accused each other of imitating Jews and even Muslims in this field. Although Catholic apologists were eager to refer to Old Testament fasting (quantity fasting, abstaining from food for a certain period of time), sometimes in the same texts they accused the Evangelicals that their “fasting until the evening”, i. e. occasional abstaining from food throughout the day is a custom borrowed “from Jews or Turks”,19 so by its very nature it is not a Christian practice. An analysis of fasting practices was also presented in the sermons of a Jesuit, Jakub Wujek, translator of the Holy Scriptures into Polish. Apart from arguments and examples of a moral character, he referred to the writings of St. Paul, which were so important for the Protestant critics of quality fasting, directly quoting his words from the letter to the Romans20 that “It is better not to eat meat or drink wine or to do anything to cause your brother to stumble.”21 17 “Niemiec, gdy obaczy piianego Polaka, to rzecze: ´swinia Polska, a on sam w tym iest wie˛ksza s´winia, bo go i szołdra˛ zowia˛”, Haur 1693, p. 158. 18 “Obz˙arstwo i opilstwo jest z´rzodłem i pobudka˛ kacyrstwa i wszelkich inszych grzechów”, Powodowski 1578, p. B iiii v. 19 Kamieniecki 2017, p. 86. 20 Romans 14:21.

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In the sermons by Piotr Skarga, the court preacher of King Sigismund III Vasa, fasting is presented as a heroic virtue and a historical model. The author of the famous collections of sermons and lives of saints, when presenting the figure of St. Jadwiga, literally equated sainthood with fasting, and eating meat with sin and condemnation. The author of what is probably the most interesting analysis of the characteristics of Polish fasting was a Jesuit, Tomasz Młodzianowski, the author of an extensive, three-volume collection of sermons from 1681.22 Młodzianowski was a chaplain of Aleksander Michał Lubomirski and his wife Helena Tekla Lubomirska, to whom he dedicated his work. Also working at the Lubomirski court in Nowy Wis´nicz was Stanisław Czerniecki, the author of the oldest Polish cookery book preserved in print, which dates back to 1682. The remarks of the preacher and the chef create a dialogue that is interesting from our point of view and enable us to examine the phenomenon through the prism of two different approaches to fasting. It is probably due to his acquaintance with the author of the cookery book that Młodzianowski did not limit himself to defending fasting and criticising any instances of breaking with it, so typical of religious literature. Such observations were his starting point, and the author’s account is deepened by historical data and, above all, by an attempt to justify the specificity of Polish fasting, the so-called ieiunium Polonicum. In the history of fasting, Młodzianowski noticed a clear trend towards liberalising religious dietary prohibitions, which mainly referred to the abandonment of the old custom of fasting on Wednesdays. From the point of view of his contemporaries, however, he considered the issue of eating butter on Fridays to be the greatest problem. The preacher stated categorically that the consumption of butter and dairy products in general on Friday is a mortal sin, and he based his uncompromising judgement on some complicated argumentation about a local, Polish custom, and not on universal religious precepts, because “we all grew out of the tradition of not eating butter on Friday.”23 The fact that the origins of this custom are unknown proves that it is ancient, if not eternal, and thus determines its validity. It is simply a tradition that binds the Catholic community in Poland and as such is essential for Polish Catholicism. Młodzianowski’s argumentation is logical; he treats fasting as a custom and tradition, tacitly acknowledging that it has no justification in the Scriptures. Tradition is the basis for the existence of the Church, “and whoever would want to abolish these traditions from the Church would have to abolish faith as well.”24 Further argumentation is based on national categories, as 21 Wujek 1579, p. 202. 22 Młodzianowski 1681. 23 “[…] z tymes´my wszyscy zros´li, z˙e u nas w pia˛tek z masłem jes´c´ nie godzi sie˛”, idem 1681/3, p. 280. 24 “ […] i kto by tradycje te chciał z Kos´cioła znies´c´, musiałby i wiare˛ znies´c´”, ibidem, p. 280.

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Młodzianowski writes about “our Polish Church”, “the law and commandments of the Polish Church”. The essence of the dispute here is not the polemics with Protestants, who do not recognise the quality fast, but the distinctiveness of Polish Catholic fasting. Młodzianowski is aware of many regional distinctions among Catholics in Europe. “Germans eat butter during the Lent”, and “in France, except for the Duchy of Nevers, eggs are forbidden during the Lent, although eating with butter is allowed”, and he also pointed out that “eating butter is not allowed”25 in the Marseille area. The awareness of these differences, the presentation of fasting as a customary practice and a local phenomenon, only strengthened the author’s conviction about the special value of “Polish” fasting and the necessity to cultivate and defend this tradition. This elaborate reflection on the distinctiveness of Polish fasting was not later continued in religious literature.

Nutritional discourse The old academic discourse about food used the concepts of humoral dietetics, which originated in antiquity. The principles of fasting that formed at the end of antiquity stemmed from the same ideas as the philosophy of Hippocrates and Galen, linking the nature of food with its influence on human body constitution. Christian fasting referred to the mechanisms of “cooling” humours. According to this logic, man’s fervid nature, aggravated by eating meat, encourages impulsiveness and promiscuity, while “cold” food, such as fish, seafood and vegetables, tempers man’s body constitution and dissuades him from sin.26 Dietetic academic discourse, when using humoral terminology, generally did not refer directly to religion and the concept of fasting, but using its own language and methods, justified fasting practices from a medical point of view. The Renaissance discovery of humoral dietetics in its original, ancient version, that referred to the texts of ancient authorities, was related to products, plants and dishes typical of the Mediterranean. Herbariums, which were popular in sixteenth-century Poland, based primarily on the text by Stefan Falimirz from 1534, presented knowledge on dietetics and healing based on ancient models, but gradually adapted to Polish reality. Falimirz, the author of the first herbarium written in Polish, began his work with a short lecture on humoral theory, the way in which the “elements” (the four elements the animate and inanimate world is composed of) work, and some examples of how this knowledge is applied to the classification of food products, medicines and their modes of action. The de25 Ibidem, p. 282. 26 Albala 2011 (1), p. 14.

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tailed, systematic description of plants and their properties, an essential part of the work, is a development of these principles. What is noteworthy in Falimirz’s herbarium is the procedure of detailing the dietary properties of fish, especially freshwater fish, which was quite unusual for herbaria. In his remarks on fish, the author often went beyond the scheme of the herbarium, focusing on cooking techniques, spices and the taste of fish dishes. In addition to the general remark on these issues, “Eating fish as it is supposed to be”,27 the author developed these themes in separate paragraphs devoted to individual fish, apparently considering this subject to be important. From our point of view, it is important that the passage about fish was the most original part of Falimirz’s text, and the whole herbarium became a model of this type of writing for a long time, being reprinted and modified several times in the 16th century. After the publication in 1613 of a herbarium by Szymon Syreniusz, which was detached from this tradition and based on field research to a greater extent, new works of this type ceased to be published, and the knowledge of nutrition distributed in various compendia and handwritten extracts continued to be based on models from the 16th and early 17th centuries. Another, yet separate type of Polish dietary literature was represented by dietary treatises, mostly based on the medieval scheme of the Schola Medica Salernitana, which was popular throughout Europe. The oldest Polish text of this type, written in Latin in 1522, does not mention fasting. The work of Maciej Miechowita, following the model of the Schola Medica Salernitana, but already in the spirit of new humanistic trends, focuses on the dietary approach, i. e. fundamentally secular. Miechowita develops only the themes of bread, vegetables and drinks (especially wine) in his text. On the one hand, the author referred to the concepts of humoral dietetics and the products of Mediterranean cuisine, and on the other, he alluded to the Renaissance fascination with vegetables, previously associated rather with the food of the poor.28 The humanist and erudite nature of the work, which referred to Galen’s dietetics, meant that Miechowita’s argumentation did not depart from the models adopted in Europe at the time. The trend of humanistic reflection on food, which began in this way in Poland and which popularised views on the cooling and tempering nature of vegetables, fish and the flesh of aquatic creatures, persisted in Poland for a very long time and continued to prevail in popular and handbook publications well into the 18th century. This long-lasting theory genetically connected with the emergence of the category of quality fasting was certainly one of the factors that contributed to the persistence and strength of the Polish fasting phenomenon. 27 Poz˙ywanie ryb jakie ma byc´, in: Dumanowski / Dias-Lewandowska / Sikorska 2016, pp. 105– 109. 28 Maciej z Miechowa 1522, s. p.

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Short rhyming tips written in Polish by Hieronim Olszowski in 1637 were of a different character. Intended for a much wider and less educated public, they must have gained considerable popularity, as they were reprinted in 1640, 1645 and 1686. Olszowski’s rhyming tips popularised the recommendations of humoral dietetics and – similarly to other texts of this type – we do not find direct references to fasting in them, but among the warnings about the harmful properties of food products, remarks on meat are often repeated. According to the author, pork and mutton (from castrated and fattened rams) were especially dangerous for health, and they could only be consumed while drinking large amounts of wine at the same time. Additionally, he considered pork to be fattening, also warning against game, particularly from big animals, and salted meat (cured, so-called pickled meat), which was most popular among the common people.29 A fundamentally secular and dietetic vision of meat consumption as a mostly unhealthy and harmful product was presented by Stanisław Kazimierz Herka, the author of a treatise on food published in Kraków in 1660 entitled Bankiet narodowi ludzkiemu [Banquet to the Human Nation]. The priest, who was also a professor at the University of Kraków, did not find it appropriate to deal with fasting itself, although he pointed to the harmful effects of meat, especially beef and pork. He was particularly distrustful of pork, as “because of its frequent consumption, man grows fat and acquires diseases from dense moist.”30 Herka also criticised the consumption of meat from wild fowl, commonly regarded as the most delicate and refined, suitable especially for the delicate stomachs of the elite.31 In a general, introductory argument about the properties of meat, the author pointed to the advantages of meat from young animals, recommended eating fatty meat and indicated that eating meat is beneficial, especially for young people. However, he concluded his argument about meat by stating that “meat from all other domestic and forest animals, including rams, goats, calves, cows, hens, peacocks, cranes, camels, bears, wolves, vixens, wisents, bulls, wild horses, does not serve humans because of the weakness of its natural heat.”32

The author of the Bankiet also devoted a separate passage to the properties of butter, generally assessing it as healthy and strengthening, while pointing out its 29 30 31 32

Olszowski 1640, p. B4, C1, D6–E. Herka 1660, p. 31. Ibidem, p. 25. “[…] z inszych bydla˛t tak domowych, jako tez˙ i les´nych, jako z baranów, kozłów, cielców, krów, kurów, pawiów, z˙urawiów, wielbła˛dów, niedz´wiedzi, wilków, liszek, z˙ubrów, z byków, koni dzikich, mie˛so przez słabos´c´ ciepła przyrodzonego, zdrowiu ludzkiemu nie słuz˙y”, ibidem, p. 31.

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harmful effects to people of “moist” nature.33 At the same time, the professor explicitly referred to fasting, clearly opposing butter (dairy products) to fasting food. He ended the short chapter on butter with the following: “Let us keep soups with fish and groats for Wednesday and Friday instead of butter, beetroot soup and kasha.”34 In addition to the exclusion of butter from the fasting menu, it is worth mentioning not only the Friday fast but also the Wednesday fast. Similar objections to the harmfulness of meat were repeated in the mid-18th century by Józef Andrzej Załuski in his version of the Schola Medica Salernitana, who warned that “pork can be worse than mutton” and pointed out that even such delicate meat as veal is always fattening. In general, he considered meat to be “causing bad blood, indigestible, unhealthy”, including in particular venison, goat meat and beef, and also he warned against the harmful properties of smoked and salted meats. The text by Załuski, one of the leading activists of the Polish Enlightenment, is a surprising example of a very late take on a medieval form. The principles of humoral dietetics had been by that time completely outdated and their reintroduction by a proponent of the Enlightenment seems surprising, to say the least. Załuski himself justified it in the introduction with his passion for bibliophilia and translation, he presented his work as a study in the history of writing, but at the same time he also pointed to the utilitarian and handbook-like character of the text. The cited remarks are mostly typical examples of the general principles of humoral dietetics in its Renaissance version. It was only natural in the Polish tradition to supplement the focus on medicines and plant foods in herbariums with chapters on fish. However, the differences between Polish and similar European literature are not very significant here. The main difference lies in the fact that the 17th century dietary literature of this type clearly stops at humoral items, while the new texts have a mainly popularising and disseminating character.

Eating practices: a calendar of Polish fasting An important source for learning about the history of fasting practices are various types of food bills, shopping lists, lists of products given to the kitchen, various types of menus and lists of dishes served. In the modernist historiography of food, these types of records were considered primary sources for the history of food. They were to enable the quantification of eating practices, in particular the 33 Ibidem, pp. 24–25. 34 “Po mas´le, barszcze, gruce, polewki na s´rode˛ i pia˛tek z rybami i kaszami zachowajmy”, ibidem, p. 35.

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estimation of the size and quality of rations, their calorific and material value. The criticism of such approaches, both from the point of view of the project itself (limited usefulness of such sources for determining the size of individual dietary rations) and the omission of cultural (also religious) determinants of food choices, led to the limitation of this type of research, popular in the 1960s and 1970s. However, an accurate shopping calendar, especially the lists of the products and menus used each day, are an invaluable source of knowledge about fasting practices, the food products themselves, the seasonality of food, the manner of celebration, biodiversity and globalisation of food. The modern sources known to us from the territory of Poland are restricted mainly to the royal and magnate courts and the rich nobility. On the one hand, this limits the possibilities of research, but on the other it gives us an opportunity to grasp the social and cultural pattern, the model to which voices from different types of discourses on fasting referred and which gradually also shaped the practices of lower social groups. The elements of such a fasting calendar are already contained in the accounts of the court of Queen Jadwiga and King Władysław Jagiełło from the late 14th and early 15th centuries. The notes on fasting days mention fish, shopping and oil pressing, and even the king’s fasting on bread and water. Noteworthy records were dedicated to Ruthenian princes or, in general, Ruthenians who were staying at court, to whom fish and other fasting products were delivered also outside the periods of Catholic fasting, with an emphasis that they were intended for “fasting Ruthenians”, sometimes also distinguishing between those who were fasting or not fasting on a given day.35 These early references show us the specificity of the fasting practices, confirmed by various types of accounts, concerning the frequent encounter with the much stricter Orthodox fasting. Court cuisine is here only one manifestation of this phenomenon, also described continuously in modern times in connection with contacts with Moscow and difficulties in conducting diplomatic negotiations, organising meetings and communal meals due to Orthodox fasting. The author of an account of the negotiations between Poland and Moscow of 1686 wrote that “they were so religiose [God-fearing] about observing [the fasting] that they put aside all their negotia [tasks], and consumere dies noctesque [spent days and nights] in churches keeping strictissimum [a strict] ieiunium [fast].”36 In 1697, a boyar, Boris Sheremetev, who was travelling through the territory of the 35 Piekosin´ski 1896, pp. 107–108, 114, 116, 230, 277. 36 “[…] oni [post] tak religiose [bogobojnie] obserwuja˛, z˙e wszystkie na strone˛ połoz˙ywszy negotia, dies noctesque [zaje˛cia, dnie i noce] w cerkwiach consumere [spe˛dzac´] zwykli strictissimum [najsurowszy] trzymaja˛c ieiunium [post]”, Lietuvos mokslu˛ akademijos Vrublevskiu˛ biblioteka, Fondas 17–36, fol. 60.

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Republic of Poland to Austria and Rome, also refused to meet with Polish hosts because of the Orthodox fasting.37 In turn, foreigners who stayed in Moscow noted very sharp and aggressive criticism from the members of the Orthodox Church towards both Protestants and Catholics. According to the Russians, they both “eat meat like dogs”, and their customs are not even “heretical”, but pagan.38 On the other hand, Poles noted with resentment the meat feasts organised by Protestants during the fast. Albrycht Stanisław Radziwiłł recalled that during his stay in Prussia in 1639, meat was served both on Friday and Saturday, as a result of which Poles left the table hungry. As he stressed, “we have already begun to curse the German feasts.”39 Almost continuous contacts with members of the Orthodox Church were not limited to the representatives of the magnate and political elite, and in the food sphere they went far beyond diplomatic disagreements. While fresh fish was the basic fasting product in the elitist cuisine, the broader population had to limit themselves to vegetables and cereal products on these days, or preserved fish at most. Apart from herring or stockfish (dried cod), these were mainly dried belugas from the Dnieper and Dniester rivers (so-called wyzina) and “Lviv fish”, i. e. salted freshwater fish. Authors of treatises on fish farming stressed that pond farming was particularly developed and extremely profitable in the Ruthenian lands of Poland, chiefly due to Orthodox fasting, and salted fish was a production speciality of these lands.40 This observation, directly indicated in Strumien´ski’s treatise of 1573, is also clearly discernible in the dietary accounts of the court of King Sigismund III,41 in information on the dietary expenses of Elz˙bieta Sieniawska from the early 18th century42 or in descriptions of fish preparation “a la Lviv” from the second half of the 18th century.43 Almost at the same time as Strumien´ski, Piotr Skarga, who later became the court preacher to King Sigismund III Vasa, drew attention to the strict, albeit formalistic, fasting in Ruthenia, emphasising that the Ruthenians did not eat butter on fasting days at all,44 viewing it as a kind of peculiarity and curiosity. At the court of Sigismund III Vasa, famous for his attachment to the Catholic faith, fasting no longer took place on Wednesdays. On Wednesdays, not only

37 38 39 40 41

Sielicki 1975, p. 217. Kabakova 2013, pp. 50–52. “[…] juz˙ zacze˛lis´my wyklinac´ niemieckie uczty”, Radziwiłł 1980, pp. 151–152. Kucharzewski 1897, p. 40. Michalewicz 1965, p. 705. Walter Leitsch in his extensive study on the court of Sigismund III gives detailed information on the assortment of fasting dishes, mainly fish: Leitsch 2009, pp. 2145–2146. 42 Maliszewski / Kucharski 2017, p. 110. 43 Dumanowski / Dias-Lewandowska / Sikorska 2016, p. 110. 44 Skarga 1577, p. 237.

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dairy products but also meat45 appeared regularly on the table of the king, queen and princess, while on Fridays and Saturdays most tables were dominated by fish, vegetables and oil, although sometimes dairy products were also included, especially among the products sent to the queen and the princess. Some Wednesday lists, however, included traces of fasting being preserved on this day as well. On Wednesday 13 August 1631, a whole range of different meats were served, including turkey, then considered a great rarity in Poland. Apart from meat, fish also appeared on that day, which was not only rare but also stood in contrast with the customary Polish practice of carefully separating meat dishes from fish dishes, the latter of which were only served on fasting days. A similar situation was repeated also on other Wednesdays (e. g. 15th and 29th October, 12th November, 3rd and 10th December 1631). Wednesday 11th June, 17th September, 17th December were the exceptions, as only fasting dishes were served. These were so-called dry days, on which quarterly fasting was strictly observed, which was carefully noted in the list of the products.46 The exceptional custom of combining fasting and meat dishes on Wednesdays may be explained by the non-compulsory, individual character of fasting on that day, but a note from 23 April 1631 sheds some light on this phenomenon, as it was recorded that fasting dishes47 were intended for the princess’s attendants, which suggests a greater attachment to this custom among the lower court staff. An interesting and detailed picture of fasting is presented to us by the daily food notes of Adam Mikołaj Sieniawski, a young Polish magnate who studied in Kraków between 1682 and 1683. Sieniawski fasted not only on Friday and Saturday, but also on Wednesday,48 which means that regular fasts alone amounted to about 150 days a year. However, while fish, vegetables and oil appear in these calculations on Friday and Saturday, the products consumed on Wednesdays also included butter, milk and cream. On the one hand, this testifies to the cultivation of the archaic custom of fasting on Wednesday that originates in the Middle Ages, which had been disappearing in court circles in the 17th century, yet on the other hand, it points to the weakening of this tradition as less strict “butter” fasting was practised on Wednesdays. We come across a similar phenomenon at the court of Jan III Sobieski. In our so-called dispenser’s book of 1695–1696, serving meat and fish on Wednesdays was recorded in 18 cases, excluding Wednesdays, which fell on “dry days” and Christmas Eve, and were therefore fasting days for other reasons.49 45 Biblioteka Czartoryskich w Krakowie (hereinafter: B. Czart), sig. 1727 IV, pp. 79–80, 113–114, 145–146, 485–486, 533, 549–550, 609–610. 46 Ibidem, pp. 191–192, 421–422, 629–630. 47 Ibidem, pp. 79–80. 48 B. Czart., sig. 6005/2, pp. 6, 9, 11v., 13v., 16v. 49 Dumanowski / Próba / Trus´cin´ski 2013, p. 37.

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In 1640, Jakub Sobieski (the king’s father) mentioned fasting on Wednesday by writing an instruction concerning his sons: “on Wednesday meat should be cooked for them, not fish, which is no good for the younger one because he is rather phlegmatic. Let them fast on Friday, and on Eves; they’ve always fasted on Saturdays, so if they wish to do the same there, let them do so; let them please the Blessed Virgin Mary with this little thing.”50

Thus the father allowed his sons to eat meat on Wednesdays, even though they had fasted on this day until then, but he felt obliged to justify his decision with arguments of a health-related nature. Je˛drzej Kitowicz, author of Opis obyczajów za panowania Augusta III [Description of customs during the reign of August III], when writing about the mid18th century, noted that the fasting practice on Wednesday was a kind of private fasting, and therefore not compulsory. Data from the end of the century present a completely different picture. Very detailed information from the Walicki court in Mała Wies´ (south of Warsaw) shows that Wednesday fasting was completely abandoned among the rich nobility, while fasting rules were still scrupulously observed on Fridays, Saturdays and Eves, although dairy products were consumed.51

Culinary discourse Knowledge about the character, scope and strictness of the Old Polish fasting is provided by old cookbooks and handwritten collections of recipes. Religious precepts are translated in this type of texts into practical and technical instructions, which show us the construction and definition of fasting as well as the implementation of its principles. Obviously, such texts are meant to be models, but their authors make various classifications of products and dishes as suitable for fasting and show them in many different contexts. The oldest surviving Polish cookbook written by Stanisław Czerniecki was published in 1682 and enjoyed extreme popularity throughout the 18th century and even at the beginning of the 19th century, boasting around 20 editions. Another Polish cookbook was published as late as in 1783 as an adaptation of the 50 “[…] we s´rzody z mie˛sem dla nich gotowac´, ani przeciwic´ sie˛ im, co wie˛c tu ryby iadali, które mianowicie młodszemu nie w pomoc ida˛, bo siła˛ ma flegmy. W pia˛tek iednak, w wigilie, niech poszcza˛; i w soboty zwykli tu byli suszyc´, ies´li tam toz˙ zechca˛ czynic´, i owszem, nie bronic´ im tego; niech sie˛ Nays´wie˛tszey Pannie zawczasu y ta˛ mała˛ rzecza˛ przysługuja˛”, Kluczycki 1880, p. 15. 51 Archiwum Akt Głównych w Warszawie, Archiwum Lubomirskich z Małej Wsi, sig. 916, pp. 43–46.

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French Cusinière bourgeoise, probably the greatest bestseller of modern culinary literature. Recently, we have also managed to find a copy of recipes from the lost Polish Kuchmistrzostwo [Art of Cookery] (published in Kraków around 1540). The text of this mysterious cookbook, that has not been preserved, was based on its Czech counterpart. As early as in the 15th century, a Czech handwritten collection of recipes, the so-called Spis o krmích, contained several recipes which were described as “Polish”. Apart from the “Polish-style lamb”, there were four recipes for “Polish-style pike”, a famous dish which in modern times was described in dozens of cookery books and hundreds of recipes from all over Europe, becoming a kind of hallmark of Polish cuisine and Poland in general. The great career of this recipe and its established association with Poland was no coincidence. Pike was the most popular and the most elitist of dishes in Polish fasting cuisine. The famous linguist Roman Jakobson saw in this recipe a model example of the use of a specific language of cuisine and taste, which through a distinct and clearly archaic style (“Romanesque” according to the author), an element of which was the scrupulously observed fasting, became a symbol of national distinctiveness.52 Polish-style salmon was added to the subsequent editions of Czech cookery books, which were now printed. The structure of the copy of the Polish Kuchmistrzostwo we found, in line with its Czech prototype from 1535, is based on the basic division into fasting food and meat, similarly to the medieval collections of recipes. In the 16th century categorisation we have here a division into Friday fasting (fish dishes) and “Saturday food”.53 What is noteworthy in the text of Kuchmistrzostwo is the illusory imitation of dairy products forbidden during fast, so typical for medieval cuisine, e. g. the recipes “Almond cheese – proceed this way” (recipe No. 120), “Almond eggs – follow this recipe” (recipe No. 121), “Almond groats on fasting days” (recipe No. 225) and their variations. The review of these recipes shows how the principles of fasting were understood and implemented or even how they were constructed in the culinary field. These recipes are most often based on the use of almonds and almond milk (an emulsion made from ground almonds); they often involve raisins or honey and wine (especially sweet, Greek Malmsey), they are seasoned with saffron – the most expensive of exotic spices. Therefore, by the standards of central and northern Europe, these are luxury dishes. The use of almonds instead of dairy products is related to Mediterranean models. Although, as a separate and one of the main areas of the cuisine, they became successful only in medieval Europe, especially among the peoples of the north or coming from the north. Almonds, almond preserves, and dishes made 52 Jakobson 1989, pp. 110–111. 53 Dumanowski / Bułatowa 2021.

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with almonds were some of the most important sections of elitist medieval cuisine, and more or less separate chapters on such dishes and intermediate products appear in the oldest handwritten recipe collections.54 The understanding of fasting as a rule that excludes not only meat, but also dairy products is indicated by the recipe of “Non-fasting fig groats” (No. 265), the preparation of which included the use of eggs. At the same time, the chapter on “Saturday Feast” begins with a recipe for “Cheese dumplings” (No. 196) made from cheese with the addition of eggs and butter. The recipe for “Groats with toast on a butter day” is even more detailed (No. 215). The recipe describes a dish prepared on a “butter day”, i. e. during a less strict fast, e. g. on Saturday, when the use of dairy products was allowed. “Butter fasting” in this case means that the use of not only milk and its products, but also eggs is allowed. This inconsistency reflects the old distinction between “fasting” and “abstinence”. The former provided for abstinence not only from meat (so-called hotblooded animals) but also from dairy products, whereas in the latter case, only meat was excluded. In the recipe for “Stockfish – proceed this way” (No. 183), the dried fish could be “buttered”, but “if in fasting time, then with olive oil or poppy seed oil”. Similarly, when preparing “Groats from a new rose” (No. 250), they were to be greased “with olive oil or poppy seed oil on fasting days”. This alternative reflects the fundamental problem of what to replace olive oil with: a product that is expensive, difficult to access and often of low quality.55 Among the fish dishes described in Kuchmistrzostwo, the archaic recipe for “Kisielica for Maundy Thursday” is particularly interesting (No. 152). It describes a sour-sweet jelly (kisielica) made from sour rye soup with vinegar and spicy honey. This dish is clearly different from other fasting dishes (only the preceding recipe for four-colour kisielica from carp was kept in a somewhat similar vein). What draws attention here is not only the archaic character of the dish and its name, but also the reference to the old ritual of the fasting supper, i. e. a solemn but strictly fasting meal (as on the eve of major holidays). Although this custom was still alive in the first half of the 19th century, descriptions of it are extremely rare.56 The dish itself is an example of an elaborate fasting ritual, the so-called fasting “supper” (intended as a modest, but solemn and sumptuous meal). In the old Polish tradition, such “suppers” were organised on eves (due to the strict fasting on Good Friday and Saturday, the feast on Maundy Thursday served as the Easter Eve), and their remnant can be seen in the solemn, fasting Christmas Eve, whose tradition survives to this day. 54 E. g. the so-called Nordic cookery book dated at early XIII century, cf. Grewe / Hieatt 2001, pp. 29–31. 55 Montanari 2017, p. 132. 56 Szyttler 1848, p. 72.

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Despite the strict nature of fasting described in the book from around 1540, what draws attention is the division into proper fasting and much milder Saturday fasting, which allowed the use of dairy products. Such a categorisation is corroborated by an instruction on the diet of gunsmiths from 1552, where “fish” days were clearly separated from “butter” days.57 A much stricter understanding of fasting may be found in many of the recipes by Stanisław Czerniecki, the author of Compendium ferculorum albo zebranie potraw, the oldest surviving printed Polish cookery book from 1682. The cook of the Lubomirski Dukes consistently excluded the use of dairy products in any form (eggs, milk, cream, butter and cheese). In his recipe for “Fish with fried apples”, he emphasised that the batter in which the apples are fried can be prepared from flour, eggs and milk, but during the fast only flour and water are used.58 The fasting wine soup and numerous fasting cakes (made only from flour and water with the addition of yeast) did not contain dairy products either.59 In his recipes for blancmange, so popular throughout Europe, he carefully separated the fasting version made with rice, rose vodka and sugar, from the recipe in which milk was also used.60 Czerniecki even came up with a fasting version of puff pastry (leaf pastry), indicating that oil or olive oil should be used instead of butter. When in other recipes of this type he recommended spreading egg yolk on the pastry, in this case he recommended using melted honey. These detailed classifications indicate the complete exclusion of dairy products from fasting dishes. Such categorisations are not only numerous, but they always refers to a concrete example and were written down by a professional, a long-time cook for the Lubomirski Dukes at their castle in Nowy Wis´nicz (near Kraków). Czerniecki’s book became immensely popular and he himself, a nobleman, royal secretary, distinguished soldier and land official, became a real authority (in official documents he was referred to as artis Cocciniae senior (master of the culinary art).61 Similar depictions can also be found in a handwritten cookbook from the Radziwiłłs’ court in Biała, written around 1686, which mainly describes cakes, desserts and sweets. An anonymous cook of the Radziwiłłs included illusive recipes that described the preparation of sausages from fish, “veal”, as well as “pâtés” which pretended to be meat dishes. The sauces that were served with them were prepared in a medieval fashion, known for example from the 15th century Königsberg cookbook, using gingerbread, wine, vinegar, and no dairy 57 Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie, Archiwum Skarbu Koronnego, sig. III/1. I would like to express my gratitude to Marek Ferenc for bringing this text to my attention. 58 Dumanowski / Spychaj 2014, p. 124. 59 Ibidem, pp. 155–156. 60 Ibidem, p. 157. 61 Archiwum Narodowe w Krakowie, Ksie˛gi grodzkie sa˛deckie, sig. 395, p. 1314.

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products in any form.62 Fasting apple pies, similar to those described by Stanisław Czerniecki, were to be made only from flour and wine and fried in olive oil, while fasting “scrambled eggs” were made from poppy seeds, olive oil, raisins and sugar.63 A particular care was taken to observe the strict rules of fasting in the recipe for fasting borscht (soup made from borscht and a celery plant), which was whitened with ground almonds instead of cream, and the “eggs” for borscht were made from chopped fish and their “yolks” were carefully coloured with saffron.64 The text of this practical and non-literary collection abounds in a number of descriptions of fasting dishes. In addition to the examples given above, the recipe for fasting soup states that it can be “yellowed” with added saffron, which should make it “as good as if it was with eggs”. For the author and the readers of this handwritten, and therefore unofficial collection of recipes, it was obvious that fasting always meant the exclusion of dairy products. In the 18th century Wojciech Wincenty Wiela˛dko, author of Kucharz Doskonały [The Perfect Cook] (Polish version of the French bestseller La cuisinisère bourgeoise) published in 1783, defined the concept of fasting in a completely different manner. Wiela˛dko’s recipes represent French cuisine, but it was a popular, cosmopolitan European model emulated not only by Polish magnates and noblemen, but also by the bourgeoisie. The book became quite popular, was reprinted many times, and its content underwent a significant evolution. A completely different image of fasting is presented in one of the first menus placed at the beginning of the work.65 A model “fasting dinner” was to consist of stockfish with cream, various egg dishes or “cheeses” served as dessert. Fasting soups were always cooked with butter.66 According to Wiela˛dko, a “cheese soup” can be either meat or fasting, and in the recipe for a meat and fasting chestnut soup we have a characteristic contrast between a fasting dish (with butter) and its version with meat. Fish is usually cooked with butter; cream is added to it or it is soaked in milk, and fasting versions of various flour dishes or dishes include butter or dairy products quite regularly.67 We can relate this culinary reception of liberalised fasting to the French text, which, despite its translation into Polish, can nevertheless be seen as not only a theoretical but also an alien model. What is interesting here, however, is the evolution of Wiela˛dko’s work which, after two editions of 1783 and 1786, was reissued in 1800 in a new version, which in many places deviated from the French text, and described products and dishes that were more easily available and better 62 63 64 65 66 67

Dumanowski / Jankowski 2011, p. 116 Ibidem, p. 170. Ibidem, p. 185. Dumanowski / Kles´ta-Nawrocka 2012, p. 81. Ibidem, p. 92. Ibidem, pp. 95, 174, 178, 180–181.

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known in Poland. The 1800 text, which was reissued several times in the early 19th century, included a special chapter on fasting soups, in which various vegetable and fish soups were recommended to be prepared with butter, eggs, milk or cream. On the other hand, Polish-style fish, described only in this version of the text, were still cooked according to the old, strict fasting rules which excluded the use of dairy products.68 A handwritten collection of recipes by Paul Tremo, the chef of Stanisław August, comes from the same time as the first edition of Wiela˛dko’s book. In them, the royal chef presented an attempt to synthesise the principles of delicate taste and rules of classical French cuisine with local Polish traditions, describing Polish dishes made of local ingredients prepared according to the aesthetics of natural and delicate taste, with a touch of Baroque contrasts and oppositions. His version of Polish-style pike, a famous, emblematic dish known in many countries for several hundred years, already included the use of butter, which also appeared regularly in other fish dishes. When describing the fasting version of almond soup, the author forbade the use of milk, but in another place he proposed fasting flour dishes made with butter and eggs.69 Paul Tremo’s recipes transcribed and used in other texts, on the one hand, constituted an elitist model, which therefore was socially limiting. On the other hand, the cuisine of the royal chef was modest and restrained; therein we can notice not only the restricted use of exotic ingredients, but also manifestations of the sentimental fascination with nature, wildness and influences of the Enlightenment utilitarianism. Tremo was one of the masters and teachers of Jan Szyttler, who created a completely new, popular culinary model. He was the author of the popular Kuchnia postna [Fasting cuisine] from 1848, which heralded the ideas of modern vegetarianism.

Conclusion Since mid-17th century, both in the Polish religious writing, as well as in dietary and culinary literature observations concerning the distinctness of the Polish fasting appear, which, as a Catholic practice, is different not only from the customs that prevail in the Protestant countries but also in other Catholic countries. While in the 16th century discussions about fasting focused on the opposition between meat and fish (possibly vegetables), from mid-17th century this place was taken by the opposition between butter (dairy products) and oil. This phenomenon can be observed in religious writings, in culinary texts, as well as in dietetic discourse. It is accompanied by the concept of unique Polish fasting 68 Wiela˛dko 1800, pp. 3–16, 54, 60, 73–74. 69 Kowecki 1991, Nos. 4, 33, 78.

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(ieiunium Polonicum) based on its own national tradition, justified by Polish authors and viewed as a surprising distinctiveness by travellers from other countries. Apparently, in mid-17th century fasting practices become distinctly more severe. Praised by Poles as a manifestation of Polish piety and attachment to tradition, this phenomenon, however, can also be observed in other countries. It particularly concerns English or Irish Catholics and places where Catholicism came into contact with Protestantism and the influence of Orthodoxy.70 The need to differentiate and strengthen group identity contributed to the preservation of unique, archaic fasting norms and resistance to liberalising tendencies. [Translated by Tomasz Leszczuk]

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70 Poncet 2019, pp. 35–36.

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Polnische Nationalidentität im Spiegel der traditionellen polnischen und westlichen Trachten. Das Phänomen der intergenerationellen Wandlung des Modestils in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Abstract Traditional Polish and Western Attire and Polish National Identity. The Phenomenon of an Intergenerational Stylistic Change in the First Half of the 18th Century During the first half of the 18th century, changes occurred in how the attire of the Polish nobility was perceived in the context of national identity. The gradual metamorphoses in the costumes of noble sons are noticeable in archaeological, iconographic and archival sources. The western-cut clothes they wore did not, however, affect identity changes in the group under discussion with regard to their sense of nationality. Keywords: Polish noble costume; western outfit; identity; tradition; modern period

Einleitung Die Art der in einem bestimmten Zeitraum getragenen Kleidung war immer ein sehr wichtiges Element des öffentlichen Lebens. Sie bestimmte die Zugehörigkeit zu einer sozialen Schicht oder ethnischen Gruppe. Sie verwies auf die Würde und das Sozialprestige der jeweiligen Person.1 Die Liste der möglichen Bedeutungen, die durch den Kleidungstyp vermittelt werden, scheint unendlich zu sein. Kleidung kann Informationen über Alter, Geschlecht, Zugehörigkeit zu einer Schuloder Religionsgemeinschaft und Sozialstatus übertragen. Endgültige Bedeutungszuschreibungen, die aufgrund der objektiv wahrnehmbaren Typen und Eigenschaften der Kleidung erfolgen, hängen von subjektiven Interpretationen Dr. habil. Wiesław Nowosad, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org /0000-0002-9144-6352. Dr. habil. Małgorzata Grupa, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org /0000-0003-2760-7796. Dr. Filip Nalaskowski, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org/00000001-6973-9960. Mag. Dawid Grupa, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org/00000002-6393-8528. 1 Turnau 1986, S. 76–77; Grupa 2005, S. 74.

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ab, die von einem bestimmten Beobachter vorgenommen werden. Darüber hinaus werden die Bedeutungen, die ein Individuum verschiedenen äußeren Merkmalen der Kleidung zuordnet, von seiner Sozialisation in einem bestimmten Kulturkontext beeinflusst sowie von den Definitionen sozialer Situationen geprägt, die von der jeweiligen Person ständig neuinterpretiert werden.2 Veränderungen der männlichen Kleidung, die in Europa im 14. und 15. Jahrhundert erfolgten, standen unter anderem mit Wandlungen der unter und über der Rüstung getragenen Kleidungsstücke in Verbindung. Die Cioppa als Übergewand komplizierten Zuschnitts, das aus hochqualitativer Seide mit zahlreichen Falten und langen, bauschigen und an den Schultern umgeschlagenen Ärmeln genäht wurde, kündigte den Sajan und weitere Veränderungen der Kleiderlänge an. Junge Männer, die lange Tuniken entschieden ablehnten, begannen kurze Kleidung zu bevorzugen, die es erlaubte, die „wohlgeformten“ Beine in einer hellen Hose zu zeigen.3 Ältere Generationen, und vor allem Senatoren, Beamte und Kaufleute hielten noch an langen Trachten in der Art der Vesta ducale oder an anderen langen Kleidungsstücken mit Schlingen, weichen Textilgurten und Schauben mit langen verzierten Ärmeln fest. Lange Übergewänder, die zum Beispiel mit Marderpelz unterfüttert waren, blieben in der akademischen Tradition bestehen und wurden Togen genannt.4 Wandlungen der Kleidungslänge und selbstverständlich auch Veränderungen des Zuschnitts ließen sich jedoch nicht aufhalten und die höfische Mode im Westen unterlag grundlegenden Transformationen. Manche Entwicklungen erfolgten parallel, was man an französischen Höfen und in italienischen Städten beobachten konnte, wo sich sogar ein neuer Stil herausbildete, der als französisch-italienisch bezeichnet wurde. Die parallel stattfindende Auswirkung der spanischen auf die französisch-italienische Mode begünstigte die Ausformung neuer Typen männlicher Kleidung (Dublett, Sajan, Wams und Justaucorps – poln. szustokor), die weiter unten als Kleidung westlichen Zuschnitts bezeichnet werden.5 Die Veränderungen der Kleidung erfolgten meistens zuerst an den Höfen des hohen Adels, und wurden erst später auf die Kleider der niedrigeren Gesellschaftsschichten übertragen. Etwas anders gestaltete sich in der Frühen Neuzeit die sogenannte polnische Tracht, die aus orientalischen Vorlagen schöpfte. Es war in diesem Fall nicht der königliche Hof, der der Entwicklung die Richtung vorgab, sondern das Adelsmilieu. Die Übernahme der östlichen Muster stand mit der Tendenz zur Vornehmheit, Pracht und dem Bedürfnis nach einer bequemen Soldatenkleidung in Verbindung. Im vorliegenden Beitrag soll erörtert werden, in welchem 2 3 4 5

Roach-Higgins / Eicher 1992, S. 1–8. Kozina 2017, S. 188–191. Gutkowska-Rychlewska 1968, S. 315, 318. Ebd., S. 457; Grupa 2005, S. 75; Kozina 2017, S. 188–191.

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Maße sich diese Faktoren auf die Mode in verschiedenen Gebieten von PolenLitauen auswirkten und ob sie zur Bestimmung der Identität ihrer Bewohner beitrugen.

Identität Der Begriff der Identität kann mehrere Bedeutungen haben. Im Bereich der Psychologie, Soziologie, der historischen oder philosophischen Wissenschaften kann er jeweils anders gedeutet werden. Im vorliegenden Beitrag wird auf die klassische, in den Sozialwissenschaften entwickelte Definition von Identität zurückgegriffen, das heißt, es wird darunter die Interpretation der eigenen Persönlichkeit im Kontext von sozialen Gruppen verstanden. Bei den letztgenannten Formationen kann es sich sowohl um soziale Mikrogruppen wie Familie, Bekanntenkreis, kleine lokale Gemeinschaften, Nachbarschaft als auch um Makrostrukturen wie Nation und Gesellschaft handeln. In dieser Perspektive lassen sich die nationale, politische und staatsbürgerliche Identität als das Gefühl der Zugehörigkeit zu den genannten Subjekten verstehen. Diese Zugehörigkeit kann dann als Mitwirken an der Konstruktion dieser Strukturen, Transfer von Normen und Gruppenwerten und in vielen Aspekten als deren Bevorzugung, Verbreitung und Verteidigung interpretiert werden.

Polnische und westeuropäische Tracht Die Tracht eines polnischen Adligen unterlag einer langen Metamorphose, ihre erste Ausformung (vom Ende des 15. bis in die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts, also ca. 150 Jahre lang) bestand aber grundsätzlich aus dem Z˙upan6 und der Delia oder Ferezja, die als Oberbekleidung diente. Die zweite Variante (die seit den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts getragen wurde) setzte sich aus dem Z˙upan oder Czechman7 und dem Kontusz8 zusammen. Der Wert der Kleidung hing natürlich von der Art der dafür verwendeten Stoffe und Accessoires ab. Es gab diesbezüglich diverse Möglichkeiten je nach finanziellem und sozialem Status des Trägers. 6 Ein Unterkleid mit angepasstem Oberteil und glockigem Unterteil, die bis zur Taille mit 18–35 Guzy- oder Knefle-Knöpfen verschlossen war. 7 Ein Unterkleid mit verdecktem Verschluss, zunächst wurde es als Kleid mit Kontusz-artigen Zuschnitt bezeichnet, denn es wurde am Rücken auf die sogenannte „Säule“ (poln. słup) zugeschnitten. 8 Ein Oberkleid mit charakteristischem Rückenschnitt, der von der Taille an in ein langes StoffRechteck überging, an das man glockig zugeschnittene Seitenteile annähte.

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Wie bereits erwähnt verlief die Ausformung der polnischen Tracht etwas anders als die Veränderungen in der westeuropäischen Kleidung. Die meisten polnischen Könige huldigten den westeuropäischen Trachten, und die Anzahl der Z˙upans, Ferezjas oder Delias in ihrer Garderobe war wesentlich niedriger als die Anzahl der Sajans oder Wämser. Die immer feiner modellierte Silhouette der höfischen Renaissance-Kleidung maskierte die Körperkonturen und unterstrich den sozialen Rang der Person, die sie trug. Erst in der Regierungszeit von Stephan Báthory9 (1576–1586) kann man feststellen, dass der König und der Adel im Bereich der Kleidung einen ähnlichen Geschmack hatten und ähnliche Muster nachahmten. Die nachfolgenden Herrscher (zum Beispiel Sigismund III. Wasa, Wladislaw IV. und Johann II. Kasimir) trugen vorwiegend Wämser und Pluderhosen, dennoch gab es zum Beispiel auch rote Z˙upans10 unter ihrer Kleidung, in denen sie wahrscheinlich bei den Sejm-Versammlungen und anderen für das Land wichtigen Ereignissen erschienen. Den Tausch der von ihnen im Alltag getragenen westlichen Kleidung gegen die polnische Tracht sollte man eher als politisches Manifest und einen Versuch werten, dem Adel zu gefallen. Die Adligen hatten nämlich meistens die zu dieser Zeit bereits voll ausgebildeten polnischen Trachten an, wie man es in den Darstellungen von Gestalten aus den polnischen Bannern auf der sog. „Stockholmer Rolle“11 und auf den Porträts und Sargbildnissen des polnischen Adels sehen kann.12 Informationen über die polnische Tracht findet man auch in Memoiren dieser Epoche. Jan Chryzostom Pasek grenzt in seinen Memoiren verschiedene Kleidungsarten voneinander ab und behandelt die polnische Tracht als Gegensatz zur deutschen Tracht. Im Jahre 1660 beschreibt er auch einen Adligen und einen Knecht, die einen Kontusz tragen durften, wobei sich ihre Kleidungsstücke in der Art der dafür verwendeten 9 Darstellungen des Königs wichen nicht vom ursprünglichen Standard ab: schwarzer Kolpak, rote Kleidung (Obermantel – Delia oder Ferezja, Unterkleid – Z˙upan aus Atlas oder Damast), gelbe Schuhe, schwarze Hose, an der Seite manchmal ein an einem engen Ledergürtel hängender Säbel, Rostworowski 1978, S. 151; Gutowska-Dudek 2012, S. 20, 76. 10 Malinowski 1993, Abb. 106. 11 Die sogenannte „Stockholmer Rolle“ ist die Gouache eines anonymen Malers mit einer Länge von ca. 15–16 m und einer Breite von 27 cm, die den Einzug der Erzherzogin von Österreich Konstanze von Habsburg in Krakau aus Anlass ihrer Vermählung mit Sigismund III. Wasa zeigt, die im Dezember 1605 stattfand. Die Rolle verdankt ihren Namen dem Umstand, dass sie während des polnisch-schwedischen Kriegs (1655–1660), wie übrigens viele andere für die polnische Kultur wertvolle Werke, von schwedischen Soldaten nach Schweden verschleppt wurde. Bis 1974 wurde sie im Königsschloss in Stockholm aufbewahrt. Dieses hochinteressante Werk stellt u. a. verschiedene Formationen dar, die vor allem zum Söldnerheer in PolenLitauen gehörten. Für die Kleidungsforschung ist die Analyse der Veränderungen der Kleidung der polnischen Hussaria wesentlich, allerdings unter Ausschluss der Metallrüstung. Das Werk wurde bald nach der Hochzeit von einem unbekannten Künstler angefertigt, womöglich dem Hofmaler der Habsburger, Baltazar Gebhard: Sikora / Szleszyn´ski 2014, S. 137–160; URL: https://kolekcja.zamek-krolewski.pl/obiekt/id/ZKW_1528_1-39 [18. 02. 2021]. 12 Malinowski 1993, Abb. 56, 57, 184, 350, 394; Krause 1995, S. 374, 366.

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Stoffe unterschieden.13 Pasek spottete allerdings über einen solchen Ansatz bei der Beurteilung von Menschen, da er ebenfalls (wie er selbst bemerkte) im Dienst und auf dem Schlachtfeld minderwertige Kleidung trug. Diese Entwicklungslinie der männlichen Mode ergab sich zweifellos aus dem Mythos der sarmatischen Genese der adeligen Nation und des polnischen Adelsstaates. Das wird durch die Darstellungen des Königs Johann III. Sobieski (1674–1696) in der polnischen Tracht und in einer ihn als antiken Feldherrn stilisierenden Karazene (poln. karacena) bestätigt, was man auch in der Ikonographie seiner Mitstreiter bei der Schlacht bei Wien, zum Beispiel in der Darstellung von Mikołaj Hieronim Sieniawski14 sehen kann. Es unterliegt keinem Zweifel, dass sowohl in den höfischen Kreisen als auch in der Provinz dies die Zeit der absoluten Dominanz der polnischen Tracht war. An die repräsentative polnische Tracht, die aus dem Z˙upan und Kontusz bestand, wurden meistens silberne oder vergoldete Knöpfe angenäht, die man in Polen Pa˛gwice nannte.15 Davon gab es auch eine wesentlich teurere Version mit Edelsteinen. An die Alltagskleidung nähte man die als Knefle bezeichneten Knöpfe an, die von einem Posamentierer hergestellt wurden. Dazu benutzte man meistens hölzerne Unterlagen, die mit einem seidenen Faden oder einem metallumsponnenen Faden überzogen wurden. Die Ränder der Z˙upans und Czechmans verzierte man mit Borten aus geflochtenen Schnüren, aus denen man auch Schlaufen für die Knöpfe herstellte.16 Dazu trug man Metall-, Leder- oder Textilgürtel, die man im 18. Jahrhundert Kontuszgürtel nannte. Eine Ergänzung der Kleidung bildeten die aus Woll- und Seidenstoffen genähten Mützen verschiedener Art. Vor allem im Winter wurden sie durch Pelzmützen ersetzt, obwohl es auch oft vorkam, dass man Textilmützen mit einer dicken Watteline unterfütterte. Als Verzierung benutzte man Vogelfedern (Reiher-, Adler- oder Falkenfedern). Zur Tracht gehörten auch Schuhe mit ausgeformtem Absatz oder Schuhe mit hohen gelben, roten, pflaumenfarbigen oder schwarzen Schäften. Manchmal wurden sie aus nichtgefärbtem Leder genäht.17 Nach dem Tod des „Sarmatenkönigs“ Johann III. im Jahre 1696 traten mehrere Kandidaten zum Kampf um die polnische Krone an, wobei zwei von ihnen in der Endphase einen beachtlichen Vorsprung gewannen. Es waren François Louis de Bourbon (Fürst von Conti) und der sächsische Kurfürst Friedrich August aus dem Geschlecht der Wettiner. Schiebt man die politischen Fragen beiseite, ist den beiden Herrschern gemeinsam, dass sie den westlichen Kleidungsstil vertraten. In Bezug auf das hier behandelte Thema ist es irrelevant, wer von ihnen letzt13 14 15 16 17

Pasek 2009, S. 163, 209. Goła˛bek 2008, S. 45; Walawender-Musz 2008, S. 92–93. Bartkiewicz 1974, S. 166–170; Grupa / Nowak / Nowosad 2018, S. 121–124. Siehe Abb. 1 am Ende des Beitrages. Turnau 1975, S. 111; Dra˛z˙kowska 2011, S. 262; Dudzin´ski et al. 2015, S. 38.

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endlich polnischer König wurde. Für beide galt die oben beschriebene polnische Adelstracht als fremde, sogar exotische – orientalische – Mode. Schließlich wurde der sächsische Kurfürst am 15. September 1697 zum polnischen König gekrönt und nahm den Namen August II. an. Zu diesem Zeitpunkt begann in PolenLitauen die sächsische Epoche, die fast ununterbrochen bis zum Jahre 1763, d. h. bis zum Tod König Augusts III., des Sohnes und Nachfolgers von August II., andauerte. Die Besteigung des polnischen Throns durch den sächsischen Kurfürsten bewirkte nicht sofort Veränderungen der in Polen herrschenden Mode. Der neue König war nicht in der Lage, seine Umgebung nach eigenen Bedürfnissen und Vorlieben zu gestalten. Die sich in Polen seit dem Mittelalter ausformende Hierarchie der Adelswürde verursachte, dass diese einen lebenslänglichen Charakter hatte. Nichtsdestoweniger bildete August II. um sich herum einen Kreis von Vertrauten, die jedoch in Bezug auf die Kleidungsart zwei voneinander abweichende Welten repräsentierten. Auf der einen Seite haben wir also den wohl vertrautesten Mitarbeiter des neuen Königs, den aus Pommern stammenden Diplomaten Jacob Heinrich von Flemming, der bald (1701) Großstallmeister des Großfürstentums Litauen werden sollte,18 Jan Jerzy Przebendowski, den Woiwoden von Marienburg und seit 1703 Großschatzmeister der Krone,19 oder Jan Sebastian Szembek, den Großreferendar und späteren Großkanzler der Krone,20 die im Alltag die „westliche“ Kleidung trugen. Für die westeuropäischen Trachten waren in dieser Zeit der Justaucorps und die bis zu den Knien reichende Pluderhose charakteristisch. Diese Bekleidungsart hatte sich um 1670 am Hof Ludwigs XIV. durchgesetzt und wurde bald an den westlichen Höfen zur Pflicht. In der französischen Armee wurde sie als Uniform getragen. Die Tracht feierte in Europa einen Triumphzug ohnegleichen. Die Justaucorps-Versionen unterschieden sich voneinander in oft bizarren Accessoires: Stickerei, Spitzen und anderen Posamenten.21 Der Justaucorps war ein knielanger Rock, der von der Taille nach unten hin wesentlich weiter wurde. Er besaß enge Ärmel, die mit engen oder weiten Manschetten22 endeten, und tief platzierte Taschen.23 Vorne war er zweiteilig, die rechte Seite versah man gewöhnlich mit dicht aneinander gereihten Knöpfen (18–28 Stück), auf der linken Seite auf der Höhe eines jeden 18 Chłapowski et al. 1995, Nr. 106. 19 Markiewicz / Sowa 1984–1985, S. 649–658; Staszewski 1998, S. 77; Chłapowski et al. 1995, Nr. 765. 20 Chłapowski et al. 1995, Nr. 233, 676, 909. 21 Banach 1965, S. 102; Grupa 2005, S. 52. 22 Manschetten höfischer Justaucorps-Röcke waren immer weit. Ärmel der Handwerker waren demgegenüber immer eng und ohne Manschetten, sodass sie bei der Verrichtung verschiedener Tätigkeiten nicht störten, Grupa 2005, S. 76. 23 Siehe Abb. 2A und 2B am Ende des Beitrages.

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Knopfes befand sich ein gesticktes 7–9 cm langes Knopfloch. Lediglich 3–4 Löcher auf der Brusthöhe waren aufgeschnitten und erfüllten die Funktion eines Knopflochs. Andere Knöpfe und Knopflöcher dienten als Verzierung. Die Tracht wurde durch enganliegende Strümpfe ergänzt. Als wichtigste Veränderung, die ebenfalls am Hof Ludwigs XIV. eingeführt wurde, ist jedoch die männliche, auf die Schultern herabhängende Perücke einzustufen. Dazu trug man verschiedenartige Schuhe, die nicht nur mit breiten Metallschnallen, sondern auch mit Bändern und Spitzenwerk verziert wurden, oder Stiefel mit hohen Schäften.24 Den zweiten Teil der Mitarbeiter Augusts II. machte eine Gruppe von Senatoren aus, die traditioneller polnischer Mode huldigten und die nicht im Entferntesten daran dachten, den Z˙upan und den Kontusz gegen eine andere Tracht auszutauschen, um sich beim Monarchen beliebt zu machen. Zu dieser Gruppe gehörten zweifelsohne der bereits nach der Krönung zum Woiwoden von Inowrocław beförderte Franciszek Zygmunt Gałecki25 und der Referendar der Krone Antoni Szczuka, der bald, im Jahre 1699, die Würde eines Unterkanzlers von Litauen übernahm.26 Man kann mit Sicherheit annehmen, dass diese Gruppe wesentlich zahlreicher war. Die Regierungszeit Augusts II. war nur eine Ankündigung der Wandlungen, die in den Garderoben des polnischen Adels erfolgten, als sein Nachfolger und Sohn August III. den Thron bestieg. Oft kam es vor, dass man je nach Bedarf und Anlass entweder die polnische oder die westeuropäische Tracht trug.27 Laut einem diese Zeit beschreibenden Beobachter, Je˛drzej Kitowicz, kleideten sich zu Beginn der Herrschaft Augusts III. nur Vertreter einiger Magnatengeschlechter auf westliche Art, darunter die Czartoryski und Lubomirski, aber zur Krönung

24 25 26 27

Gutkowska-Rychlewska 1968, S. 457; Grupa 2005, S. 75; dies. 2016, S. 182–187. Smolarek 1948–1958, S. 241–243; Staszewski 1998, S. 70. Chłapowski et al. 1995, Nr. 908. Den sich in diesem Bereich vollziehenden Wandel veranschaulicht sehr gut die Geschichte des Konflikts zwischen Schneiderzünften in Torun´ (Thorn). Seit ungefähr 1600 wurde in Thorn zwischen „Schneidern“ und „polnischen Schneidern“ ein Streit um Kompetenzen im Dienstleistungsbereich ausgetragen. In diesem Konflikt spiegelten sich relativ genau die in der Stadt bestehenden Verhältnisse zwischen den Protestanten (Deutschen) und Katholiken (Polen). Erst 150 Jahre später gelang es den „polnischen Schneidern“, sich aus der Zunft auszusondern und die Trennung zwischen Schneidern, die Kleider westlichen Zuschnitts, und Schneidern, die polnische Trachten nähten, entschieden durchzusetzen; Herbst 1933, S. 145; Grupa 2005, S. 91. Aufgrund der langen Dauer des Streites kann man annehmen, dass der polnische Kleidermarkt für Schneider, die westliche Trachten herstellten, sehr interessant und ertragreich war. Die Einwilligung zum Zusammenschluss der „polnischen Schneider“ in einer eigenen Zunft in der Mitte des 18. Jahrhunderts bestätigt diese Beobachtung, weil sie in einer Zeit erfolgte, in der der Bedarf an Kleidung westlichen Zuschnitts entschieden zunahm, vor allem in den Städten, der Markt entschädigte also für den Verlust der Erträge aus der Anfertigung polnischer Trachten.

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Augusts III. waren alle ohne Ausnahme im polnischen Gewand erschienen.28 Es kann eine eigenartige Demonstration des Wunsches nach einer scheinbaren Rückkehr zu den alten Bräuchen gewesen sein. Womöglich war aber die von Kitowicz ausgedrückte Ansicht eine rhetorische Figur, die in Kontrast zu weiteren Teilen des Diskurses stehen sollte. Ihm zufolge zog nämlich August III. gleich nach der Krönung wieder eine deutsche Tracht an und genauso verhielt es sich mit dem Adel. Die Tendenz schritt fort, „sodass gegen Ende der Herrschaft Augusts III. lediglich der zehnte Teil der Senatoren und Kronwürdenträger das polnische Kleid beibehielt. Endlich hüllte sich die Hälfte der Nation in ein deutsches Gewand. Bei allen öffentlichen Versammlungen boten sich zwei Nationen den Augen dar: die polnische und die deutsche.“29

In Bezug auf die fremde Kleidungsart könnte man sagen, dass es sich dabei um französische Mode handelte, da die europäischen Höfe den Justaucorps und die Perücke aus der Umgebung Ludwigs XIV. übernahmen. Bereits viel früher wurden diese Kleider jedoch in Polen-Litauen als „deutsche“ bezeichnet, da man Neuigkeiten meistens von deutschen Höfen mitbrachte und über die Entstehungsgeschichte und den Entstehungsort einer bestimmten Kleidungsart nicht weiter nachsann.

Familie Szczuka Es scheint, dass die oben beschriebenen Prozesse einen bestimmten Einfluss auf die Garderobe der Adelsfamilien hatten. Wie sich diese Wandlungen vollzogen, kann man vor allem in der Ikonographie und den wenigen archäologischen Quellen verfolgen. Das beste Beispiel dafür ist die Familie Stanisław Antoni Szczukas. Stanisław Szczuka war ein umfassend gebildeter Mensch mit fließenden Französisch- und Deutschkenntnissen. Seine Laufbahn begann er am Hof des Königs Johann III. als sein Sekretär (1675) und wurde durch die Tätigkeit an der Seite des polnischen Herrschers als Politiker und Mensch geprägt. In den Jahren 1684–1688 bekleidete er das Amt des Regenten der Großkanzlei der Krone, und danach in den Jahren 1688–1699 des weltlichen Referendars der 28 Kitowicz 1985, S. 247. Es wäre interessant zu erfahren, ob man einen Schnurrbart an die Oberlippe klebte, wenn man polnische Tracht anzog. Der buschige Schnurrbart war ja eines der Kennzeichen eines polnischen Adligen, der diese Art von Kleidung trug. Man sollte annehmen, dass das nicht der Fall war, weil auf dem Porträt, das August III. in polnischer Tracht zeigt (Maler – Luis de Silvester), der Schnurrbart fehlt. 29 „[…] tak iz˙ ku kon´cu panowania Augusta III ledwo dziesia˛ta cze˛´sc´ senatorów i urze˛dników koronnych została przy polskiej sukni. Nareszcie połowa narodu okryła sie˛ niemiecka˛ suknia˛. Na wszystkich zjazdach publicznych prezentowały sie˛ oczom dwa narody: jeden polski, drugi niemiecki“, ebd., S. 248.

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Krone. Er gehörte auch zu den engsten Mitarbeitern des Königs August II., der ihn schließlich zum Unterkanzler von Litauen beförderte. Dieses Amt bekleidete er bis zu seinem Tod (1699–1710). Eigentlich stand sein ganzes Erwachsenenleben im engen Zusammenhang mit den politischen Ereignissen, die die polnischlitauische Republik erschütterten. Seine Finanzreformversuche und insbesondere die Bemühungen um Veränderungen in der Organisation und Finanzierung des Militärs sowie um die Optimierung der Sejm-Prozeduren bewegten sich im Rahmen der sogenannten adligen Strömung.30 Stanisław Antoni Szczuka wurde in der Familienkrypta unter dem Presbyterium der Kirche des Namens der Heiligsten Jungfrau Maria in Szczuczyn bestattet.31 Er ruht dort zusammen mit seinen Kindern, lediglich seine Gemahlin Konstancja Szczuczyna geborene Potocka wurde in Radzyn´ (heute Radzyn´ Podlaski) begraben. Die erste verstorbene Person aus Stanisławs Familie, die in Szczuczyn bestattet wurde, war der fünfjährige Sohn August Michał Szczuka. Er starb 1702 in Radzyn´ an Masern. Nach der Trauerzeremonie, die im Familiensitz der Mutter stattfand, wurden Augusts sterbliche Überreste nach Szczuczyn befördert. Die Kirche war noch im Bau und die Krypta unter dem Presbyterium existierte nur in den Plänen des Stifters. Der Sarg mit dem Leib des kleinen August wurde in einen speziell dafür bestimmten Raum eines Holzkirchleins gelegt, das neben dem entstehenden Gotteshaus stand.32 Der verstorbene Junge wurde in einen seidenen bis an die Knöchel reichenden Z˙upan gekleidet.33 Jedes Detail der Tracht wurde sehr sorgfältig angefertigt, man kann also vermuten, dass der Junge diese Kleidung zeit seines Lebens trug.34 An die Naht, die den hohen Stehkragen mit dem Rest des Kleides verband, wurde sehr sorgfältig ein seidenes Band genäht, das mit 30 Dybas´ 1991, S. 17–22; Chłapowski et al. 1995, S. 908; Palkij 2010–2011, S. 478; Pietrzak 2018, S. 99. 31 Das Forschungsmaterial von Szczuczyn ist ausgesprochen wertvoll, da dort ungewöhnlich gute Bedingungen herrschten, aufgrund derer sich die Körper der Toten auf natürliche Weise mumifizierten. Die ausgezeichnete Ventilation in den Krypten begünstigte nicht nur die Mumifizierung, sondern auch die Erhaltung verschiedener Stoffarten. Eine detaillierte Insitu-Analyse erlaubte es zu bestimmen, wie man verstorbene Personen im 18. und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts kleidete. Bislang wurden Kinderkleidung und Trachten westlichen Zuschnitts sowie liturgische Gewänder der Piaristen erforscht; Dudzin´ski / Krajewska / Grupa 2013, S. 15–16; Dudzin´ski et al. 2015; Grupa / Wojciechowska / Dudzin´ski 2013, S. 99–107; Grupa et al. 2014; Dudzin´ski / Grupa / Nowosad 2017. 32 Grupa et al. 2014, S. 60–61. 33 Siehe Abb. 3 am Ende des Beitrages. 34 Bei der Analyse der Grabbekleidung unterscheidet man folgende Kategorien: Gewänder, die der Verstorbene zu Lebzeiten benutzte und die für das Grab nicht umgeändert wurden; Gewänder, die man zu Lebzeiten trug, die jedoch für das Grab teilweise umgeändert wurden, und schließlich Gewänder, die für den Verstorbenen angefertigt wurden, dabei wurden die einzelnen Teile der Kleidung manchmal nicht zusammengenäht, sondern an den Rändern mit Schneidernadeln zusammengehalten, Grupa 2005, S. 68.

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einem Webbrettchen hergestellt wurde. Das Band verlief weiter am rechten Rand des Gewandes und erfüllte dadurch die zusätzliche Funktion, die Knefle-Knöpfe zu schützen, die in fünf Gruppen von jeweils drei Knöpfen befestigt wurden. Die Manschette wurde mit dickem Leinen gefüttert, der Z˙upan dagegen mit etwas feinerem Leinen.35 Stanisław Antoni Szczuka verstarb in Warszawa (Warschau) am 19. Mai 1710 an einer Lungenentzündung. Bereits am 21. Mai brach ein vom Rektor der Warschauer Piaristen geleiteter Trauerzug im Morgengrauen mit dem Leib Stanisław Szczukas nach Szczuczyn auf. Der Leichnam wurde in zwei ineinander gelegten Eichensärgen, die von innen mit Teer abgedichtet wurden, transportiert. Es wurde damals empfohlen, Särge bei längeren Reisen auf diese Weise zu sichern, da man dadurch vor allem in den Sommermonaten der Ausbreitung unangenehmer, aus der Verwesung des Körpers resultierender Gerüche entgegenwirkte. Die Reise dauerte zwei Tage, und in den Kirchen, die sich auf der Route befanden, wurden heilige Messen abgehalten, man verteilte auch Almosen an die Armen. Die Särge mit dem Leib wurden vorläufig in die Kellerräume des Piaristenklosters in Szczuczyn gestellt. 1711 wurde der Bau der Krypten unter dem Presbyterium abgeschlossen und erst dann fanden die sterblichen Überreste Stanisław Szczukas und seiner zwei minderjährigen Kinder (Augusts und Annas) in einer Krypta die letzte Ruhestätte. Zu abermaligen Trauerfeierlichkeiten (Mai 1711) kam die Gemahlin Konstancja geborene Potocka, die sich gewöhnlich im beliebten Radzyn´ aufhielt. Im Zentrum der Krypta, in der der Stifter ruhte, errichtete man einen Katafalk und legte den Boden mit Ziegelsteinen aus.36 Ursprünglich stellte man wahrscheinlich die Särge des Vaters und der Kinder auf den Katafalk, später unterlag diese Konfiguration einem Wandel. Die archäologischen Untersuchungen, die in den Jahren 2010–2020 geführt wurden, bestätigten, dass Stanisław Szczuka mit einem seidenen Z˙upan bekleidet war, der ursprünglich eine goldene Farbe hatte.37 Ähnlich wie der Z˙upan des Kindes wurde auch dieser Rock entlang den durch die Knefle-Knöpfe (29 Stück) und die Schlingen aus geflochtener Schnur gebildeten Linien verstärkt. Auch an den Manschetten wurde ein Band angebracht, das als Besatz 11 Messingösen bedeckte. Der Rand der Manschette hatte die Form eines Rechtecks (9 cm), wodurch das traditionelle „Hundeohr“ (poln. psie ucho) entstand. Der ganze Z˙upan wurde mit einem gelben Futter aus Leinen versehen und endete in einem 4 cm hohen Stehkragen. Unter dem Z˙upan befand sich ein dünnes Leinenhemd. Szczuka war am 19. Mai gestorben, aber trotz des Frühlingswetters setzte man ihm eine gefütterte Wollmütze auf. Möglicherweise war das seine beliebteste 35 Ebd., S. 60–61, 113–114. 36 Im übrigen Teil der Krypta gab es einen gestampften Sandboden. 37 Siehe Abb. 4 am Ende des Beitrages.

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Kopfbedeckung. Die Kleidung wurde durch eine Leinenhose ergänzt, die in die hohen Schäfte der Lederschuhe gesteckt wurde. Die flache Sohle war an den Zehen leicht angehoben, was für die sogenannten Baczmagi (östliche Schuhart) charakteristisch war, und auf Fersenhöhe waren Spuren eines Beschlags aus Eisen sichtbar.38 Im Jahre 1728 verstarb der letzte männliche Nachkomme von Stanisław Antoni Szczuka, dessen Überreste in der Krypta von Szczuczyn identifiziert wurden. Die Identifikation der Bestattung von Marcin Leopold Szczuka wurde vor allem durch zwei Informationen ermöglicht. Erstens wurde am Sargkopf die Inschrift „AD / 1728 / 7 Ian“ mit Nägeln eingeschlagen. Das Datum entspricht dem aus schriftlichen Quellen bekannten Datum des Todes von Marcin. Zweitens ist das in der Sakristei der Szczuczyner Kirche erhaltene Sargporträt eines Jünglings39 mit einer hohen weißen Perücke, die auf die Schultern herabfiel, einer Rüstung und Teilen eines über die Schultern gehängten Übergewandes eine verhältnismäßig typische Darstellung, die darauf hinweist, dass die Person eine westliche Alltagskleidung trug. Ein zusätzliches Argument ist das Fehlen eines Schnurrbarts, der für Adlige, die sarmatische Ideen pflegten, charakteristisch war. Die Form und Größe des Porträts passen genau zum Sargkopf, der mit rotem, seidenem Samt beschlagen wurde. Das Geschlecht und das Alter des Begrabenen stehen mit den Quelleninformationen über Marcin in Einklang. Auch die übrigen Angaben, d. h. die Art, wie der Sarg verziert wurde, die Grabausstattung u. Ä. bestätigen den hohen Sozialstatus des Begrabenen.40 Nach dem Tod des Vaters übernahmen die Mutter und die Potocki-Familie, aus der die Mutter stammte, die Erziehung des zwölfjährigen Marcin. Marcin und sein Bruder Jan Kanty unternahmen eine Bildungsreise, während der sie einige Städte in Polen, u. a. Cze˛stochowa (Tschenstochau) und Krakau besuchten. Sie reisten weiter nach Prag, Wien, Frankreich, Italien, in die Niederlande und deutsche Länder. Die zweijährige Reise endete 1719.41 Es ist nicht auszuschließen, dass Marcin bis zum Tod seines Vaters eine polnische Tracht trug. Man kann vermuten (obwohl es auch früher passiert sein konnte), dass er während des zweijährigen Aufenthaltes an westlichen Höfen den bislang gepflegten Kleidungsstil, den sein Vater bevorzugte, aufgab und gegen westliche Mode tauschte, in der der Justaucorps mit Weste und Perücke dominierte. Das wird durch die 38 Grupa / Wojciechowska / Dudzin´ski 2013, S. 100–101. 39 Siehe Abb. 5 am Ende des Beitrages. 40 Kozłowski / Krajewska 2013, S. 93; Majorek / Grupa 2013, S. 77; Dudzin´ski et al. 2015, S. 48–59, 84–86. 41 Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie (im Folgenden: AGAD), Archiwum Publiczne Potockich (im Folgenden: APP), Sign. 163a/44, Bl. 302–321, 330–332, 398–403; AGAD, APP, Sign. 163a/45, Bl. 784–785, 1027–1029; AGAD, Archiwum Potockich z Radzynia (im Folgenden: APR), Sign. 441, Bl. 117–119.

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Informationen bezeugt, die in einem im Juli 1715 von Kazimierz Młocki (dem Betreuer der Brüder Marcin und Jan Kanty auf der Reise durch Europa) verfassten Brief an ihre Mutter Konstancja Potocka enthalten sind. In dem Brief wird außer Röcken (vermutlich Justaucorps-Röcken) der Erwerb von Perücken und Hüten erwähnt, die ja Elemente einer westlichen Tracht bildeten. Auch die lässige Hausbekleidung, in der er bestattet wurde, die an einen Schlafrock (der zu dieser Zeit robe de chambre und in Polen rubdeszan genannt wurde) erinnerte, muss man zu Kleidungstücken im westlichen Stil zählen. Das Grabkleid sollte den Eindruck eines weiten Gewandes vermitteln, in dem sich der Tote zeitlebens ungezwungen fühlte. Die Analyse der Grabausstattung weist jedoch darauf hin, dass es sich bei dem Grabgewand um eine sehr sparsame Fassung handelte. Man bemühte sich darum, den Anschein eines weiten Schlafrocks zu wahren (Abb. 6),42 das Kleid bestand jedoch nur aus einem Vorderteil mit weiten Ärmeln und die Kopfbedeckung aus einem lose zusammengenähten Rechteck, das im oberen Teil mit einem rosa Band verbunden wurde.43 Das Ganze wurde zusammengeheftet, das heißt, es war ausgeschlossen, dass dieses Kleidungsstück zu Lebzeiten getragen wurde.44 Aus der Beschreibung der drei männlichen Bestattungen in der Familie Szczuka geht hervor, dass Stanisław Antoni Szczuka bis zu seinem Lebensende der polnischen Tracht treu blieb. Dies ist auf die Tradition zurückzuführen, die ihm im Elternhaus vermittelt und an Sobieskis sarmatischem Hof gefestigt wurde. In diesem Geiste erzog er auch seine Kinder, und solange er lebte, übte er einen mächtigen Einfluss auf ihre Erziehung und ihren Geschmack aus. Trotz seiner zahlreichen Kontakte zu westlichen Höfen unterlag seine Kleidungsart keinem Wandel. Das ergibt sich auch aus einer von Szczukas Wirtschaftsver42 Siehe Abb. 6 am Ende des Beitrages. 43 Siehe Abb. 7 am Ende des Beitrages; wahrscheinlich war das Band ursprünglich rot und der Stoff des Kleides dunkelblau, heutzutage ist er grün und geht an manchen Stellen in hellbraun über, was auf den Zerfall des pflanzlichen Farbstoffes zurückzuführen ist. 44 Er verstarb im Alter von 30 Jahren am 7. Januar. Der Tod erfolgte wahrscheinlich in Sidra im Kreis Grodno, da der sich dort befindende Palast eine der Hauptresidenzen Marcin Szczukas war. Der Vater hatte die Residenz für seine Frau Konstancja im Jahre 1700 erworben, nachdem sein Oheim Krzysztof Potocki, der Starost von Jabłonowo kinderlos verstorben war; Wis´niewski 1975, S. 267; Grochowska 1989, S. 169–170. Wahrscheinlich begann man gleich nach Marcins Tod mit den bei einer Beerdigung üblichen Tätigkeiten. Es ging jedoch nicht ohne gewisse Komplikationen ab, da Dienstleute von Marcin Silberwaren aus dem Palast geraubt und untereinander verteilt hatten; AGAD, APP, Sign. 347, Bl. 22. Wahrscheinlich plante man auch von Anfang an die spätere Überführung seiner sterblichen Überreste in die Familienkrypta in Szczuczyn, deswegen wurde der Sarg nach einer nicht besonders prachtvollen Zeremonie vorläufig in einem der Palasträume in Sidra untergebracht. Er wurde nicht in die dortige Holzkirche gestellt, mit deren Bau Stanisław Antoni Szczuka noch 1705 begonnen hatte, da sich der Bau äußerst lange hinzog. Marcin hatte sich nicht besonders um die Errichtung der Kirche bemüht, sodass sie zum Zeitpunkt seines Todes noch nicht vollendet war; Dudzin´ski et al. 2015, S. 50.

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walter im Jahre 1700 angefertigten Kaufliste. Alle teureren Stoffe, die dort verzeichnet wurden, sowohl Wolle als auch Seide, wurden für den „gnädigen Herrn“ erworben. Das Verzeichnis enthält auch Anmerkungen über die Bestimmung dieser Stoffe für die Anfertigung von Z˙upans und Kontuszs. In demselben Jahr wurden auch drei Paar rote hohe Schuhe gekauft.45 Es lässt sich in diesem Fall nicht bezweifeln, dass Stanisław Antoni Szczuka die Tradition der polnischen Tracht pflegte, es sei denn, er hatte diese Kleidungsart einfach besonders gern und hielt es nicht für notwendig, Veränderungen in seiner Garderobe vorzunehmen. Das beste Beispiel für die Pflege dieser Kleidungsart war die Bestattung des fünfjährigen August Michał in einem Z˙upan, den er zeitlebens trug. Dieser Umstand läuft der naheliegenden Annahme zuwider, dass die Mutter, die selbst Kleider westlicher Art trug, in dieser Hinsicht mehr zu sagen gehabt hatte.

Familie Kruszyn´ski Bei der Identifikation der Kleidungsart ist, wie bereits erwähnt, die Ikonographie hilfreich, die oft mit dem Wissen aus dem Bereich der Kostümkunde verknüpft wird. Ein Beispiel dafür ist die Familie Kruszyn´ski, die aus dem Königlichen Preußen – einer westlichen Provinz von Polen-Litauen – stammte. Walerian Kruszyn´ski wurde wahrscheinlich in demselben Jahr wie Stanisław Antoni Szczuka geboren.46 Beide stammten aus mittlerem Adel. Walerian war der Sohn von Jan, einem Kulmer Landschöppen, und Konstancja Wedelstedt. Seine Karriere verlief jedoch ganz anders. Gemäß der Familientradition soll er zwar ähnlich wie Szczuka an König Sobieskis Wiener Feldzug (1683) teilgenommen haben, er wurde aber nicht am königlichen Hof angestellt und seine politische Laufbahn begann in der Provinz. Seine Sympathien galten wahrscheinlich nach Sobieskis Tod der Kandidatur des Fürsten von Conti und danach der schwedischen Partei und Stanisław Leszczyn´ski. Er unterstützte somit seinen Schwiegervater, den Kastellan von Kulm Stanisław Konopacki, der zu den einflussreichsten Personen der Provinz gehörte. Nach Leszczyn´skis Flucht und der Wiedererlangung des polnischen Throns durch August II. wurde Walerian Kruszyn´ski trotz seiner früheren Sympathien durch den König, der wahrscheinlich Anhänger in Königlich Preußen gewinnen wollte, das Senatorenamt des Kastellans von Danzig verliehen.47 Walerian war zweimal verheiratet und hatte acht Kinder aus beiden 45 AGAD, APR, Sign. 440. 46 Das Geburtsdatum von Walerian Kruszyn´ski (1654) ist relativ sicher, Zweifel erweckt demgegenüber das Geburtsdatum von Stanisław Antoni Szczuka. Die einschlägige Literatur verweist auf zwei wahrscheinliche Daten: das Jahr 1652 und 1654, Grochowska 1989, S. 26; Dygdała / Wierzchosławski 1990, S. 36. 47 Dygdała / Wierzchosławski 1990, S. 36–43; Nowosad 2014, S. 225–228.

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Ehen. 1706 wurde aus der zweiten Ehe mit Teresa Konopacka Antoni Maciej Tadeusz Kruszyn´ski geboren, das einzige Kind, dessen Porträt aus dem Erwachsenenleben bis heute überdauerte. Antoni – ähnlich wie Szczukas Sohn – bekleidete keine Ämter, doch war er politisch engagiert. Wie sein Vater war er ein Anhänger Leszczyn´skis, den er nach dem Tod Augusts II. bei seinem zweiten Versuch, die polnische Krone zu übernehmen, unterstützte. Nachdem August III. die Herrschaft erlangt hatte, schloss Antoni sich der gegen ihn gerichteten Opposition an.48 Die Porträts des im Jahre 1720 verstorbenen Walerian49 und seines Sohnes Antoni (er verstarb 1774, aber das erhalten gebliebene Porträt entstand in den 40er Jahren des 18. Jahrhunderts) sowie das nach Walerians Tod verfasste Mobilieninventar bildeten die Grundlage für die Analyse ihrer Kleidung. Beide Porträts werden im Kunstmuseum in Łódz´ (Lodz) aufbewahrt und ihre Kopien sind in das Familienepitaph eingefügt, das sich in der Pfarrkiche in Nawra befindet. Die genauesten Angaben über die Bestandteile der Garderobe von Walerian Kruszyn´ski verdankt man dem einige Monate nach seinem Tod verfassten „Inventar der vom selig verstorbenen Herrn Walerian Kruszyn´ski, Kastellan von Danzig und meinem Gemahl hinterlassenen Sachen verzeichnet am 23. Tag des Monats September im Jahre 1720.“50 Das fünf Seiten umfassende Register beginnt mit der Auflistung der Kleider, zu denen Kontuszs (für den Sommer und Winter – unterfüttert mit Pelzen verschiedener Art) und Z˙upans sowie ein alter Gürtel aus Seide, ein weißer Gürtel mit goldenen Elementen51 und verschiedene Arten von Mützen gehörten. Walerian Kruszyn´ski wünschte sich, in einem rosa Z˙upan bestattet zu werden, was im Verzeichnis auch notiert wurde.52 Das Verzeichnis lässt keine Zweifel zu. Die einzigen Sachen, über die Walerian Kruszyn´ski verfügte, kann man eindeutig als polnische Kleidung bezeichnen. Es geht daraus auch hervor, dass er ähnlich wie Szczuka in einem Z˙upan bestattet wurde. Das Porträt kann seine Gestalt nur ergänzen und visualisieren. Auf dem Porträt von Walerian Kruszyn´ski sieht man seinen Oberkörper.53 Wahrscheinlich wollte er wie viele Magnaten seine Teilnahme an Feldzügen unterstreichen, da man ihn in 48 Dygdała / Wierzchosławski 1990, S. 53, 56–57. 49 Siehe Abb. 8 am Ende des Beitrages. 50 Inwentarz pozostałych rzeczy po s´w. pamie˛ci nieboszczyku JM Panu Walerianie Kruszyn´skim kasztelanie gdan´skim, a me˛z˙u moim spisany dnia 23 7bra roku 1720, Archiwum Pan´stwowe w Toruniu, Achiwum Sczanieckich z Nawry, Sign. 35, S. 447–451. 51 Textilgürtel mit seidenem Faden, der mit goldfarbenem Metallband umsponnen war. Die Breite des Metallgeflechts schwankte gewöhnlich zwischen 0,15 und 0,20 mm. Der Preis eines Gürtels hing vom Anteil des Metallfadens am Stoff ab, wenn er in gutem Zustand war, konnte er sogar 30–40 zł kosten; Grupa 2005, S. 94–97. 52 Kruszelnicka 1983, S. 107. 53 Siehe Abb. 8 am Ende des Beitrages.

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einer Stahlrüstung abbildete, über die ein roter, mit schwarzem Pelz verbrämter Mantel gehängt wurde. Der rasierte Schopf und der lange Schnurrbart weisen darauf hin, dass es sich bei Kruszyn´skis Alltagskleidung um eine polnische Tracht handelte. Der zweite Vertreter der Familie wurde auf dem Porträt auf eine ähnliche Weise erfasst, und doch stellt man anhand der Abbildung eine radikale Veränderung fest. Antoni Kruszyn´ski wurde zwar auch in einer Rüstung dargestellt, aber er hat eine niedrige, weiß gepuderte Perücke auf dem Kopf, die darauf hinweist, dass er sich nach der westlichen Mode kleidete.54 Auf den ersten Blick scheint das Porträt, auf dem der Sohn des Kastellans von Danzig Walerian Kruszyn´ski abgebildet wurde, in sich schlüssig. Eine detaillierte Analyse erlaubte es jedoch, einige Unstimmigkeiten zu entdecken. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Antoni Kruszyn´ski sowohl polnische als auch westliche Kleider getragen hat. Die Abbildung als Halbfigur schränkt die Interpretationsmöglichkeiten ein. Unter der Rüstung schaut jedoch ein weißer Kragen hervor, in Form einer niedrigen stehenden Leiste mit einer Schnalle eines Hemdes, das mit einem Z˙upan oder Czechman getragen wurde. Es handelt sich dabei also um Elemente der polnischen Tracht. Die mit Rüschen besetzte Manschette ist dagegen ein Element, mit dem westliche Kleider am Handgelenk verbrämt wurden.55 Da man damals üblicherweise zwei Hemden trug (dies wurde durch die Untersuchungen in Szczuczyn unter Beweis gestellt), konnte der Porträtmaler bei der Darstellung beide Details nutzen. Das Fehlen des Schnurrbarts und die niedrige weiße Perücke sprechen jedoch dafür, dass Antoni Kruszyn´ski Kleidung westlichen Zuschnitts bevorzugte.

Analyse des Kleidungswandels Im 17. Jahrhundert kann man bemerken, dass die Porträtdarstellungen der Vertreter der reichsten polnischen Adelsschicht und ihrer Söhne die Regel bestätigen, dass man die Kinder auf gleiche Art wie den Vater kleidete. Das geht aus einem Ganzfigur-Porträt eines polnischen Adeligen (höchstwahrscheinlich Maksymilian Franciszek Ossolin´ski) mit seinen Söhnen hervor.56 Die Regel galt sowohl für weibliche als auch männliche Mode in reichen und ärmeren Gesellschaftsschichten. Es lässt sich nicht sagen, wie die Grabkleidung von Marcin Szczuka ausgesehen hätte, wenn sein Vater zu diesem Zeitpunkt noch gelebt 54 Siehe Abb. 9 am Ende des Beitrages. 55 Ebd., S. 107. 56 Grupa 2005, S. 60, 84. Aus weiteren Analysen des Porträts ging hervor, dass es mindestens zwanzig Jahre später als im früher angenommenen Jahre 1654 entstanden sein dürfte; siehe Abb. 10 am Ende des Beitrages.

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hätte. Etliche junge Leute, die aus dem Westen zurückkamen, fanden an dem Justaucorps und der Perücke ausdrücklich Gefallen, westeuropäische Kleidung herrschte auch am wettinischen Königshof vor und wurde der Jugend zum Vorbild. Das Bild des Polen, der Sarmate und Katholik war, verblasste ein wenig im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts und verlor in der Familientradition an Ausdruckskraft. Bestimmte Elemente der Kleidung wurden manchmal vermischt und die Garderobe bestand sowohl aus polnischen als auch westlichen Trachten. Diese Informationen können vor allem in der Ikonographie, den Testament- und Inventarurkunden verfolgt werden. Unter den archäologischen Quellen findet man jedoch kein anderes Beispiel von solcher Klarheit wie das aus der Familie Szczuka, da die meisten übrigen Familienkrypten vernichtet und geplündert wurden, was ihre Identifikation unmöglich macht. Die ikonographische Quellenbasis ist bescheiden. Das geht einerseits auf Kriegsschäden zurück, andererseits verursachten die hohen Kosten der Porträtanfertigung, dass ein beträchtlicher Teil des mittleren und fast der ganze ärmere Adel der polnisch-litauischen Republik, die die entschiedene Mehrheit der adligen Bevölkerung ausmachten, aus dem Untersuchungsfeld herausfallen. Trotz der ungünstigen Quellenlage könnte man wahrscheinlich viel mehr vergleichbare Beispiele aus jeder Provinz des damaligen Polen-Litauen angeben. Sie würden jedoch nicht viel zu den Untersuchungen beitragen, da sie meistens Senatorenfamilien umfassen, die zum reichsten Teil des Adelsstandes gehörten. Die Berücksichtigung dieser Beispiele könnte zu dem falschen Schluss führen, dass westeuropäische Trachten in Polen sehr populär waren. Trends, die sich am königlichen Hof in der Hauptstadt und an Magnatenhöfen entwickelten, hatten jedoch einen beschränkten Umfang und wurden außerhalb dieser Zentren nur schwach rezipiert. Eine Barriere war dabei die geringe Mobilität der meisten Adligen, die ihre Welt auf Jahrmärkte in den nächstgelegenen Städten und die Teilnahme an lokalen Landtagen beschränkten. Ein hindernder Faktor war auch der Preis, den man für eine solche Kleidung zahlen musste, wenn man sie kaufen oder nähen lassen wollte. Im Lichte der sich aus den archäologischen, archivalischen und ikonographischen Quellen ergebenden Tatsachen kann man sagen, dass die oben beschriebenen Fälle ein bestimmtes Schema gemeinsam haben. Die ältere Generation hing an der polnischen Tracht, die jüngere demgegenüber an der westlichen. Man beobachtet hier also einen wesentlichen, wenn auch noch nicht allgemeinen Stilwandel der Kleidung, der jedoch nicht mit einem Identitätswandel gleichbedeutend war. Es ergeben sich somit zwei wichtige soziologische Folgen. Erstens wurde die polnische Tracht aus dem Kanon der Bestandteile der Nationalidentität ausgeschlossen. Das Tragen der polnischen Tracht oder der Verzicht darauf wurde nicht mit der nationalen Identifikation gleichgesetzt. Man

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kann in diesem Fall von einer gewissen Lockerung der Bräuche und der Abkehr von der Kleidungstradition sprechen. Dieser Prozess wurde von einigen Faktoren verursacht. Erstens kann die Akzeptanz und die Verbreitung der beschriebenen Mode in Polen als Ausdruck der Annäherung Polens an den Westen Europas gedeutet werden. Wurzelte die traditionelle polnische Tracht fest in der östlichen Tradition, so war die Akzeptanz der neuen Mode, die ohne Identitätswandel erfolgte, ein Zeichen für die Öffnung dem Westen gegenüber. Die Anerkennung der für diesen Teil Europas charakteristischen Werte, Strömungen und Gegebenheiten kann auch in Literatur und Kunst beobachtet werden.57 Andererseits wurden der Übergang zum und die Einführung des westlichen Kleidungsstils wahrscheinlich durch intensivere Kontakte zu den westlichen Ländern ermöglicht: Dazu gehörten die Popularisierung von Auslandsreisen, der Trend, sich in Deutschland, Italien oder Frankreich zu bilden, der viel freiere Zugang zur Literatur, der Einfluss der Kunst. Es sollte an dieser Stelle erwähnt werden, dass die katholische Kirche – in ihren Bauten und der Ausstattung (Skulpturen, Bilder und liturgische Gewänder) – die westeuropäische Kunst nutzte und nobilitierte. Es verwundert sogar, dass diese Präferenzen einen Wandel in der Kleidung des polnischen Adels nicht bereits drei Jahrhunderte zuvor herbeigeführt hatten. Die Architekten und Maler stammten oft aus dem Westen, sie wirkten zum Beispiel auf den Gütern von Stanisław Antoni Szczuka,58 doch die Kontakte zu ihnen hatten zunächst keinen Einfluss auf den Wandel der Bräuche und des Kleidungsstils. Erst die nächste Generation begann sich von den nationalen Traditionen zu distanzieren und im Alltag Kleider westlichen Zuschnitts zu tragen. Das betraf vor allem die Jugend, die von Auslandsreisen zurückkehrte. Kitowicz bezeichnete sie als „polnische Deutsche“, die man zwar in den Ständeversammlungen nicht gern sah, die jedoch in den Salons durchaus begehrt waren59 und die Gunst der Damen zuallererst erwarben.60 Diese Veränderungen waren relativ bedeutend, weil man im 18. Jahrhundert die polnische Identität kaum aufgrund der Kleidung bestimmen konnte. Die den König umgebenden Beamten trugen den Justaucorps genauso gern wie polnische Kleider. Kriterien bei der Wahl konnten der eigene ästhetische Geschmack, Traditionsgebundenheit, die Lust, mit den Neuigkeiten der damaligen Modewelt Schritt zu halten, Anpassung oder Nachahmungsbestreben sein. Die getragene Kleidung 57 Gutkowska-Rychlewska 1968, S. 457, 605; Rostworowski 1978; Grupa 2005, S. 75–76; Boucher 2012, S. 209, 222–225; Dra˛z˙kowska 2008, S. 200, 206; dies. 2011, S. 197–198; dies. 2012, S. 150, 201; Gutowska-Dudek 2012; Sieradzka 2013, S. 105. 58 Grochowska 1989, S. 91, 250. 59 Frauen trugen Kleider westlichen Zuschnitts spätestens seit der Mitte des 17. Jahrhunderts. Das galt nicht nur für Adlige, sondern auch für Bürgerliche, Grupa 2005, S. 64, 99. 60 Kitowicz 1985, S. 248.

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hörte auf, ein wichtiges Kriterium der Nationalidentität zu sein. Sie unterstrich womöglich die Nationalzugehörigkeit, aber man konnte denjenigen, die westliche Kleider trugen und sich darin für die Nachkommen porträtieren ließen, die Sorge um den Zustand der polnisch-litauischen Republik nicht absprechen. Der Justaucorps war bereits eine in ganz Europa vorherrschende Kleidungsart und die polnische Gesellschaft eignete sich ihn allmählich an. [Übersetzung: Katarzyna Szczerbowska-Prusevicius]

Bibliografie Archivalische Quellen Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie: – Archiwum Publiczne Potockich, Sign. 163a/44; 163a/45; 347. – Archiwum Potockich z Radzynia, Sign. 440; 441. Archiwum Pan´stwowe w Toruniu, Archiwum Sczanieckich z Nawry, Sign. 35.

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Polnische Nationalidentität im Spiegel der Trachten

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Wiesław Nowosad / Małgorzata Grupa / Filip Nalaskowski / Dawid Grupa

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Polnische Nationalidentität im Spiegel der Trachten

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Abb. 1: Aus einem seidenen und einem metallumsponnenen Faden geflochtene Knefle-Knöpfe (Foto: D. Grupa)

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Wiesław Nowosad / Małgorzata Grupa / Filip Nalaskowski / Dawid Grupa

Abb. 2. A: Rekonstruktion eines Justaucorps mit Pluderhose, Ergebnis von Untersuchungen in der Kirche der Himmelfahrt der Allerheiligsten Jungfrau Maria in Torun´; 2. B: Kopie eines Justaucorps mit Pluderhose (Foto: D. Grupa)

Abb. 3: Der seidene Z˙upan von Michał August Szczuka vor und nach der Restaurierung (Foto: D. Grupa)

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Polnische Nationalidentität im Spiegel der Trachten

Abb. 4: Bestattung von Stanisław Antoni Szczuka (Foto: W. Nowosad)

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Wiesław Nowosad / Małgorzata Grupa / Filip Nalaskowski / Dawid Grupa

Abb. 5: Sargporträt von Marcin Leopold Szczuka (Sammlung der Pfarrei des Namens der Heiligsten Jungfrau Maria in Szczuczyn) und das Kopfteil eines dazu passenden Sarges (Foto: M. Majorek)

Abb. 6: Bestattung von Marcin Leopold Szczuka (Foto: M. Krajewska)

Abb. 7: Die seidene Mütze von der Bestattung Marcin Szczukas vor und nach der Restaurierung (Foto: M. Majorek)

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Polnische Nationalidentität im Spiegel der Trachten

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Abb. 8: Porträt von Walerian Kruszyn´ski in Rüstung, unbekannter Künstler, 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, Muzeum Sztuki w Łodzi

Abb. 9: Porträt von Antoni Kruszyn´ski, unbekannter Künstler, 18. Jahrhundert, Muzeum Sztuki w Łodzi

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Wiesław Nowosad / Małgorzata Grupa / Filip Nalaskowski / Dawid Grupa

Abb. 10: Maksymilian Franciszek Ossolin´ski (?) z synami [Maksymilian Franciszek Ossolin´ski (?) mit seinen Söhnen], 1670–1680, Zamek Królewski w Warszawie – Muzeum (Foto: Andrzej Ring, Lech Sandzewicz)

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Waldemar Chora˛z˙yczewski / Agnieszka Rosa

Zwischen Nation, Gesellschaftsstand, Religion und Familie. Die Wahrnehmung des Vertrauten und des Fremden am Beispiel von litauischen Reisenden nach Deutschland und Italien in den Jahren 1779–1780

Abstract Between the Nation, Social Status, Religion and Family. Feelings of the Familiar and the Alien Based on Lithuanian Travellers to Italy and Germany During 1779–1780 This study answers the question of how contact with devices or items unknown domestically influenced a traveller’s perception of familiarity and foreignness. Travel journals as egodocuments are analysed here, which may lead to the conclusion that confrontation with strangers strengthened the feeling of familiarity with regards Poland treated as a whole – the Republic of Lithuania and the Crown. This boosts ties with Poles as commoners. However, the stereotype of Poles as Catholics is broken. Keywords: Egodocuments; Italy; Germany; 18th century; one’s own and stranger

Die Verfasser haben sich zum Ziel gesetzt zu erforschen, wie eine lange Auslandsreise die Weltanschauung der Reisenden beeinflusst, wobei Weltanschauung verstanden wird als das Wertesystem, zu dem sie sich bekennen und nach dem sie handeln. Eine Fallstudie scheint hier der geeignetste Ansatz zu sein. Die Autoren wählten eine Reise einer Gruppe aus Litauen unter der Führung von Michał Butler, dem Starosten von Prenn (lit. Prienai, poln. Preny), aus. Die Reise fand von September 1779 bis Oktober 1780 statt, ihr Ziel war Venedig und Padua in Italien. Dieses Ereignis hinterließ ein sorgfältig geführtes Tagebuch, das zugleich ein Verzeichnis der auf der Reise angefallenen Kosten ist.1 Das Reisetagebuch von Michał Butler und seinen Begleitern aus den Jahren 1779–1780 bleibt ein anonymes Werk. Michał Butler ist nicht der Autor, da der Dr. habil. Waldemar Chora˛z˙yczewski, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https:// orcid.org/0000-0002-0063-0032. Dr. Agnieszka Rosa, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org/00000002-8560-1387. 1 Die Autoren haben bereits einen Versuch unternommen, das im Titel genannte Problem zu analysieren, jedoch in einem populärwissenschaftlichen Beitrag, vgl. Chora˛z˙yczewski / Rosa 2013. Das Reisetagebuch, das ein Ausgangpunkt für die vorliegende Studie ist, wurde zum ersten Mal im Jahre 2007 analysiert. Sechs Jahre später wurde das gesamte Reisetagebuch herausgegeben, vgl. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013.

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Waldemar Chora˛z˙yczewski / Agnieszka Rosa

Verfasser des Werkes immer in dritter Person von ihm spricht. Lange Zeit war es nicht bekannt, dass Michał Butler Leiter der Reise war. Erst die gründliche Analyse einer Passage, die eine Begegnung in Schweinfurt, auf der Rückreise, mit einem gewissen Herrn namens Bibra2 beschreibt (dessen Mutter Familie Butler entstammte) zu der Vermutung Anlass gab, wer der Reisende gewesen sein könnte.3 Nur drei Notizen deuten darauf hin, dass Michał Butler mit seiner Frau Marianna (geb. Markowska) reiste, obwohl sie im Text namentlich nicht genannt wird.4 Die Butlers wurden auf ihrer Reise von mehreren anderen Personen begleitet, deren Namen wir nicht kennen, darunter auch der anonyme Verfasser des Reisetagebuchs. Sicherlich war einer der Reisenden ein Geistlicher. Er sorgte für die religiöse Betreuung der Reisenden, feierte täglich die heilige Messe. Er trennte sich von der Gruppe auf der Durchreise nach Böhmen und besuchte seine Verwandten in Havlícˇku˚v Brod.5 Das Tagebuch wird heute in der Wróblewski-Bibliothek der Litauischen Akademie der Wissenschaften in Vilnius in der Handschriftenabteilung aufbewahrt.6 Die Handschrift im Folioformat besteht aus 188 Blättern. Formal gesehen ist es ein sehr originelles Tagebuch. Es verbindet die Eigenschaften eines Tagebuchs, d. h. einer Erzählung, die die alltäglichen Zustände Tag für Tag beschreibt, mit einem professionell geführten Ausgabenregister (möglicherweise war einer von Butlers Begleitern in der Verwaltung seiner Landgüter tätig). Jede Seite ist in Spalten eingeteilt. In der ersten Spalte wird das Tagesdatum angegeben, in der zweiten, der breitesten, folgt die Beschreibung der täglichen Zustände, in der dritten, vierten und fünften Rubrik wurden die auf der Reise entstandenen Ausgaben (aufgeteilt in Zloty, Groschen und Schillinge oder, in Italien, in rote Zloty, Livres und Soldi) eingetragen. Im Manuskript wurden höchstwahrscheinlich die auf der Reise gemachten Aufzeichnungen abgeschrieben, es kann sich aber auch um eine unvollendete Abschrift der ursprünglichen Reinschrift handeln. Der Text des Tagebuchs bricht auf Seite 161v ab, am Beginn der Beschreibung des folgenden Reisetages. Offensichtlich sollte im ursprünglichen Reise-Notizbuch oder in der ursprünglichen Reinschrift die Fortsetzung erfolgen. Die Reisenden verbrachten die meiste Zeit, mehrere Monate, in Venedig, darunter den Advent 1779 und vor allem den ganzen venezianischen Karneval. Ging es also nur um kulturelle Unterhaltung mit täglichen Theaterbesuchen? Dann kam die Zeit in Padua und im nahegelegenen Abano, einem Kurort mit Heilwasser. War es also Michał Butlers Ziel die Sorge um seinen Gesundheits2 3 4 5 6

Zur Familie von Bibra: Wagenhöfer 2011. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013. Ebd., S. 129, 218, 500. Ebd., S. 111. Lietuvos mokslu˛ akademijos Vrublevskju˛ biblioteka, Fondas 17, Sign.14.

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Zwischen Nation, Gesellschaftsstand, Religion und Familie

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zustand? Wenn Butler seine Gesundheit im Kurort verbessern wollte, erwies sich die Kur als erfolglos, und es ist wohl möglich, dass die ganze, über ein Jahr lange Reise Butlers Leben verkürzt hat. Er starb einige Monate nach seiner Rückkehr. Wie sah die Reiseroute aus? Man brach am 1. September 1779 von Königsberg aus auf. Die Route führte durch das ehemalige Herzogtum Preußen, dann durch die Provinz Königlich-Preußen, die vom preußischen König Friedrich II. 1772 infolge der ersten Teilung Polen-Litauens annektiert wurde, nach Thorn, von dort über Kujawien, Großpolen, Schlesien (mit längerem Aufenthalt in Breslau), Böhmen (mit längerem Aufenthalt in Prag), Österreich (Linz, Salzburg), Tirol (Innsbruck). Schließlich kamen die Reisenden in Venedig an, wo sie, mit kurzen Unterbrechungen, die Zeit von November bis März verbrachten. In Padua und Abano hielten sich die Butlers und ihre Begleiter in der Zeit bis zum Juni auf, danach begann die Rückkehr, allerdings schlugen sie einen anderen Weg ein. Er führte durch Tirol, Bayern, Thüringen, Sachsen, die Lausitz, Brandenburg, das nördliche Großpolen, das einige Jahre zuvor auch von den Preußen besetzt worden war, dann durch die Provinz Preußen bis nach Königsberg. Die Reisebeschreibung endet am 20. Oktober in der Nähe von Königsberg. Die Butlers, die in Polen und Litauen lebten, kamen vermutlich aus Hessen, gelangten dann nach Livland und von dort nach Polen-Litauen. Das würde das Aufsehen erklären, dass unser Reisender in Schweinfurt erregte. Diesen Familiennamen trugen jedoch viele Familien in Europa und einige auch in PolenLitauen, obwohl eine Verwandtschaft zwischen ihnen nur schwer feststellbar ist. Wichtig für uns sind die Beziehungen Butlers zu Litauen, die mindestens bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreichen. Damals nahmen die Butlers eine Landstarostei in Besitz mit der Hauptstadt in Prenn an der Memel, im Kreis Kaunas in der Wojewodschaft Trakai. Michał, unser Reisender, geboren 1715, war der Sohn von Marek Antoni Butler und Franciszka geb. Szczuka, und der Bruder von Józef und Łukasz Aleksander. Als Erwachsener war er Abgeordneter des Sejm, Anhänger der Czartoryski-Familie, Ritter des St.-Stanislaus-Ordens (1778), Starost von Vytogala (1749) und dann von Prenn (1763), Erbe von Miedzna (ein Landgut in Podlachien, das seit dem 17. Jahrhunderts in den Händen der Familie Butler war). Als Eigentümer von Miedzna renovierte er im Jahre 1765 die dortige Kirche. Er heiratete Benedykta geb. Pac (1760 erwarb er für seine Frau eine lebenslange Pacht in Prenn), und als sie gestorben war, Marianna Markowska (die nach dem Tod ihres Mannes Filip Frankowski heiratete, einen Brigadier der polnischen Armee). Die Starostei Prenn wurde 1775 Kazimierz Sapieha zugesprochen, war aber bis zum Tod von Michał Butler in dessen Besitz. Aus seiner ersten Ehe ging eine Tochter Franciszka hervor, die er mit Jerzy und dann mit Mikołaj Radziwiłł verheiratete. Mit seiner zweiten Frau hatte er zwei

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Waldemar Chora˛z˙yczewski / Agnieszka Rosa

Söhne, Jan und Antoni, und eine Tochter Józefa, verheiratete Kuczyn´ska. Michał starb am 22. Januar 1782 in Königsberg an einem Schlaganfall.7 Das analysierte Reisetagebuch wird als Egodokument betrachtet. Es wird von uns aus dieser Perspektive untersucht, um daraus die Wertewelt der Reisenden herauslesen zu können, die ihr Verhalten leitet. Die Theorie des Egodokuments wird ausführlich in der Fachliteratur beschrieben.8 Im Grunde genommen sind Egodokumente alle Texte, in denen der Autor über sich selbst in der ersten Person spricht, also vor allem Tagebücher, Memoiren, Berichte, Autobiografien, private Briefe. Ein tieferer Blick in das Thema deutet jedoch darauf hin, dass diese Quellen noch nicht Egodokumente sind, vielmehr erst zu Egodokumenten werden, wenn sie nicht nur über die Handlungen des Autors, sondern auch über seine Emotionen informieren. Dank der Emotionen findet das hierarchische Wertsystem des Autors seinen Ausdruck im Handeln. Auf diese Weise offenbaren Egodokumente die tiefsten Mechanismen menschlichen Handelns. So wird die subjektive Wahrnehmung der Welt und die Persönlichkeit des Autors offenbart. In diesem Fall beabsichtigen wir, die Wertewelt von Michał Butler und seinen Begleitern zu rekonstruieren, da Butler nicht der eigentliche Verfasser des Textes ist. Höchstwahrscheinlich können wir jedoch davon ausgehen, dass der Autor des für den Privatgebrauch der Butlers geschriebenen Tagebuchs die Werte vermittelte, zu denen sich die Butlers selbst bekannten. Die lange Auslandsreise hat die Gruppe sicherlich noch mehr zusammengeführt. Außerdem lässt sich das Wertesystem nicht aus den Aussagen oder Erklärungen des Sprechers bzw. Schreibers schließen, sondern aus seinen Handlungen, seinen Taten. Das Tagebuch berichtet sehr viel über Michał Butlers Handlungen. Eine Reise ist ein spezifischer Abschnitt im menschlichen Leben. Sie führt naturgemäß zur Konfrontation des Reisenden mit einer ihm unbekannten Welt. Es werden ihm die Vielfalt der Welt sowie Kulturunterschiede verdeutlicht, mit denen der Reisende zu tun hat. Es entsteht eine Sehnsucht nach dem Vertrauten, die nur bis zu einem gewissen Grad durch den Kontakt mit zufällig begegnenden anderen Reisenden oder durch die Korrespondenz mit in der Heimat zurückgelassenen Angehörigen gestillt werden kann. Es lag daher nahe, das bekannte soziologische Konzept des Vertrauten und des Fremden für die Analyse des Egodokuments zu verwenden – die Wahrnehmung von kultureller Nähe und Distanz von Gruppen und Individuen, mit denen die untersuchten Personen oder Gruppen in Kontakt treten.

7 Vgl. Boniecki 1900; Brensztejn 1937, S. 150; Ciechanowicz 2001, S. 169–173; Kossakowski 1859, S. 46–61. 8 Vgl. Chora˛z˙yczewski / Rosa 2015 (1), S. 11–21; Dekker 2002; ders. / Bergmann 2004; dies. 2018; Ginzburg 1990; Le Roy Ladurie 1975; Presser 1985; ders. 2010; Roszak 2004; Schulze 1996.

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Zwischen Nation, Gesellschaftsstand, Religion und Familie

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In diesem Beitrag nehmen wir Bezug auf die Kategorie des „Vertrauten“ und des „Fremden“ in ihrer in den Sozialwissenschaften verwendeten Bedeutung. Interessanterweise wurde man in der sozialwissenschaftlichen Literatur zuerst auf die Kategorie des „Fremden“ aufmerksam. Dieses Konzept wurde in der Soziologie von Georg Simmel geprägt und ausführlich beschrieben.9 Seiner Theorie nach ist der „Fremde“ derjenige, der nur für einen Moment und ganz unverbindlich im Einflusskreis verschiedener sozialer Gruppen auftaucht und gleichzeitig ein Bezugspunkt ist, der „den Vertrauten“ kategorisieren lässt. Eine interessante Perspektive auf die Wahrnehmung des „Fremden“ wurde auch von Florian Znaniecki aufgezeigt. Fremdheit hat in diesem Fall einen kontextuellen Charakter, so dass unter bestimmten Umständen ein „Fremder“ auch „unsereins“ sein kann und umgekehrt.10 Zygmunt Bauman hingegen assoziiert die Kategorie des Fremden mit der Selbstbestimmung sozialer Gruppen, mit der Setzung von Grenzen, die die eigene Besonderheit betonen.11 Mithilfe dieses Modells lässt sich die Gesellschaft als solche im Kontext der Nation, der Religion, der Werte und der Identität12 untersuchen sowie die eigene Gruppenidentität,13 die Migration der Bevölkerung,14 die Entwicklung lokaler Gemeinschaften sowie Hindernisse in dieser Entwicklung15 oder sogar die gegenseitigen Beziehungen der Mitglieder einer Familie.16 Soziologen weisen darauf hin, dass die Entfremdung eine Form des Erlebens von Andersartigkeit ist, wobei der Kontakt, der durch räumliche Nähe erleichtert wird,17 eine wesentliche Rolle spielt und für die Analyse unseres Tagebuchs von Bedeutung ist, denn die Reisenden kommen ständig mit dem Anderen in Kontakt, kommen ihm physisch nahe. Die Reise bietet eine spezifische Gelegenheit dazu, eigene, in der Heimat geprägte Vorstellungen mit Situationen zu konfrontieren, die in neuen Umständen angetroffen werden und ein mentales „sich Vertrautmachen“ erfordern. Die Reise ermöglicht den Teilnehmern, eine schnellere Selbsterkenntnis und eine schnellere Selbstbestimmung, um durch die Erfahrungen feststellen zu können, zu welchen Werten sie sich bekennen und wie die Hierarchie dieser Werte ist. Die Reise regt dazu an, das Gesehene mit dem von zu Hause Bekannten zu vergleichen. Nun kommen wir zur Frage der Unterscheidung zwischen dem „Eigenen“ 9 10 11 12 13 14 15 16 17

Vgl. Simmel 2005. Znaniecki 1990, S. 292–321. Vgl. Baumann 1995, S. 11–28, 79–88; ders. 2006, S. 168. Vgl. Szwed 2000–2001. Vgl. Konferenzmaterialien Swój / obcy / inny w je˛zykach i kulturach słowian´skich, in: Etnolingwistyka. 2007/19. Vgl. Trosiak 2019. Vgl. Bondyra 2000. Vgl. Z˙urek 2020. Vgl. Grabias 2020.

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und dem „Fremden“. Die Reise bietet eine gute Gelegenheit, Gefühle der Nähe oder Distanz zu anderen Menschen zu zeigen. Der Reisende kommt nämlich in Kontakt mit dem „Fremden“ und vergleicht das „Fremde“ mit dem „Vertrauten“, das irgendwo in der Ferne zurück geblieben ist. Dieses „Fremde“ ist aber auch nicht gleich fremd. Sowohl „Fremdheit“ als auch „Vertrautheit“ lassen sich abstufen, so kann man auf einer Reise Menschen begegnen, die weniger „fremd“ und mehr „heimatlich“ sind als andere. In der Fremde findet man Spuren von Landsleuten, man trifft sie, und letztendlich bildet man einen Kreis der Landsleute im Ausland. Die Konfrontation mit im Ausland angetroffenen Menschen, Institutionen und gesellschaftlichen Strukturen ermöglicht es den Reisenden, sich selbst wie in einem Spiegel zu sehen. Nolens volens zeigten sie ihre Neigungen und ihre Weltanschauung. Zuerst aber stellt sich die Frage, was für Menschen sie überhaupt waren: Was nahmen sie wahr? Zu welchen Werte bekannten sie sich? Sie scheinen politisch aktive Gutsbesitzer, Landwirte, zu sein. Ihr Interesse gilt dem Zustand der Städte, Ortschaften und Dörfer, dem Pflanzenanbau, den Befestigungen, der Verkehrs-, Industrie- und Bergbautechnik und Haushaltgeräten, den Kirchen, Klöstern und Residenzen sowie der Regierungsform des jeweiligen Landes oder der Stadt, wo sie auf der Durchreise waren. Die Beobachtungen der Reisenden konzentrierten sich auf die Welt der anschaulichen Objekte, Dinge, Landschaften und Erscheinungen, ihr Hauptaugenmerk war auf den Zustand der Städte gerichtet, sie wollten auch besonders das darstellen, was als „sakraler Raum“ bezeichnet wird. Eine Stadt wurde nach ihrer Größe, Wohndichte, Befestigung, Bebauung und Sehenswürdigkeiten beschrieben. Gebäude wurden in Ellen gemessen, je höher das Messergebnis war, desto beeindruckter waren die Reisenden. Der Verfasser des Tagebuchs ist auch gleichermaßen an der ländlichen Wirtschaft interessiert. Das Interesse an der Landwirtschaft verließ die Reisenden während der ganzen Reise nicht, vor allem, wenn sie auf etwas stießen, was ihnen aus ihrer litauischen Heimat vertraut worden war. Die Ortschaften, die der Tagebuchautor notierte, mussten einen Gutsherrn haben – ohne eine solche Information notiert zu haben, konnte der Autor eine Stadt oder ein Dorf nicht als besucht abhaken. Die ganze Reise hinweg wird wiederholt über den Straßenzustand und Verkehrsschwierigkeiten geklagt. Besonders mühsam waren für die Reisenden alle Berge, Hügel und Erhebungen, was aus ihrer Gewöhnung an die schamaitischen Ebenen resultierte, die sie für die „natürliche“ Landschaft hielten. Butler und seine Begleiter sind jedoch auch Sybariten, sie halten die Essenszeiten streng ein, sie sind kulinarische Touristen, d. h. sie kosten die lokalen Speisen, aber von Zeit zu Zeit greifen sie aber zu einfachen selbstgekochten Speisen, wie zum Beispiel dem litauischen Borschtsch. Es ist auffallend, dass Speisen und Getränke die Gedanken der Reisenden mehr beschäftigten als die

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Kultur. Sie sahen viele Theater- und Opernaufführungen, Titel und Autorennamen notierten sie jedoch fast nie. Das war für sie unwichtig. Theater war nur Unterhaltung, Zeitvertreib, kein intellektuelles oder ästhetisches Erlebnis. Die Besichtigung der Kirchen oder Paläste war gleichermaßen oberflächlich. Sie hatte nichts mit dem Kunstinteresse zu tun, sie deutete auch auf kein Kunstverständnis hin. Zierde, Pracht, Größe und Kuriositäten waren von Bedeutung. Von anderen kulturellen Unterhaltungen kannten die Reisenden das Bücherlesen, zum Buch griffen sie aber selten, stattdessen bestellten und lasen sie Zeitungen, um sich über die Geschehnisse in ihrer Heimat zu orientieren. Dem Lesen allerdings zogen sie das Kartenspiel vor, dem sie sich vor allem abends leidenschaftlich hingaben. Sie hatten eine andere Art von Sensibilität – ihr besonderes Interesse galt den Kuriositäten, zum Beispiel einer verdorrten menschlichen Hand eines auf frischer Tat ertappten Diebes in einer der Kirchen in der böhmischen Hauptstadt, die an einem Wunderbild hing.18 Unzählige ähnliche Beispiele können genannt werden. Auch die Natur wurde hauptsächlich durch ihre Kuriositäten wahrgenommen, im Hinblick auf eine mögliche wirtschaftliche Nutzung. Dies wurde bei einer Waldfahrt deutlich: In der Nähe von Orchów, an der Grenze zwischen Kujawien und Großpolen, erblickten die Reisenden „einen sehr schönen Baum, dick, hochgewachsen und gerade.“ Dies ist keine Naturbewunderung. In dem Entzücken ist die Überzeugung spürbar, dass ein wunderbares Objekt für einen Tischler oder einen Schreiner vor ihnen stehe. Abgesehen von einem besonderen Interesse für den Straßenzustand, der für das Reisen natürlich sehr wichtig ist, waren alle Erscheinungen, von denen bisher die Rede war, in irgendeiner Weise „heimatliche“ Werte, die von zu Hause hinaus in die weite Welt getragen wurden. Es gibt aber auch Persönlichkeitsmerkmale, die in einem geborgenen Zuhause abwesend, schlummernd, unnötig, unbewusst zu sein scheinen, auf Reisen dagegen, in der Konfrontation mit fremden Menschen, Landschaften, Institutionen kommen sie aus dem Schlummer, werden plötzlich oder mit der Zeit bewusst. Wie bereits erwähnt, gehört zu solchen „Reisen-Werten“ auch das Bedürfnis nach Bequemlichkeit, d. h. nicht nur der Zustand von Wirtshäusern ist von Bedeutung, sondern auch der Straßenzustand. Es ist auch kein Zufall, dass dem Wetter das besondere Interesse der Reisenden galt. Bis zu einem gewissen Grad hat ein Reisender – ein Gutsherr – dieses Gespür für das Wetter schon zu Hause entwickelt. Wirtschaftliche Entscheidungen, Bewegungsfreiheit und die Teilnahme am öffentlichen Leben waren von den Wetterbedingungen abhängig.19 Während einer Reise gewannen Wettererscheinungen an Bedeutung. Sie konnten für die Reise günstig sein, an der Reise 18 Vgl. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013, S. 125–126. 19 Vgl. Chora˛z˙yczewski 2018, S. 61–79.

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hindern oder sogar sie unmöglich machen. Sie konnten den Orientierungssinn stören und das Bewundern von Landschaften verderben, was besonders in den Bergen vorkam, wohin die Reiseroute unserer Litauer führte. Sie konnten unsere Reisenden zwingen, wie es in Venedig der Fall war, zu Hause zu bleiben, so dass sie die Karnevalsfreuden verpassten. Kein Wunder, dass im gesamten Tagebuch die Entwicklung der Sensibilität für das Wetter zu sehen ist: von lakonischen Erwähnungen alle paar Tage bis hin zu ausführlichen Wettercharakteristiken, die sogar mehrmals täglich gemacht werden. Das praktische Interesse am Wetter entwickelte sich schließlich zu größerer Sensibilität für Naturphänomene überhaupt, die ihren Ausdruck in der Aufmerksamkeit für das Blühen von Bäumen und Blumen findet.20 In besonderer Weise wurden die Folgen des inneren Erlebnisses von eigener Andersartigkeit oder Ähnlichkeit zu den begegnenden Menschen sichtbar. Im Vordergrund steht dabei die Selbstdefinierung des „Vertrauten“ als Ganzes, mit dem man das Ausland vergleicht. Innerhalb der polnisch-litauischen Adelsrepublik konnte man in Kontakten mit Mitbürgern aus der Krone Polen, aus Livland oder aus Königlich-Preußen (das zwar ein Teil der Krone war, aber doch ein separater) den Standpunkt des Großfürstentums Litauen vertreten. In der Heimat ist man ein Adliger, der deutlich von Bauern, Bürgern und Juden getrennt ist, im Ausland dagegen kommt es zu einer gewissen Annäherung an die Bürger, Bauern und sogar Juden, die aus Polen-Litauen stammen. Im Vordergrund drängt sich das Thema des komplizierten Nationalgefühls der Reisenden auf, die sich um Michał Butler versammelten. Bevor wir Bezug auf die Quellen nehmen, können wir feststellen, dass sich ihr Nationalgefühl als ein Gefühl des Litauentums ausdrückt, und zwar eines Litauentums, das als etwas Eigenständiges betrachtet wird, und gleichzeitig als ein in das Polentum einbezogenes, ein Polentum, das sich nicht auf die Krone selbst, sondern auf die gesamte Adelsrepublik bezieht.21 Nachdem Litauen Ende des 14. Jahrhunderts politisch mit Polen verbunden war, bewahrte es noch viele Jahrhunderte lang ein Gefühl der Eigenständigkeit. Die lange Koexistenz, obwohl voller Konflikte, brachte die politischen Nationen beider Länder näher zusammen. Sie wurden mehr und mehr zu einem Staat, es bildete sich auch eine politische Nation.22 Seit 20 Vgl. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013, S. 297. 21 Über das zweistufige Nationalgefühl vgl. Bardach 1988, S. 201. 22 Über diese Prozesse: siehe Bardach 1988, Niendorf 2006, Wyrozumski 2000, Zakrzewski 2013. Es empfiehlt sich auch zur klassischen Synthese, von Jerzy Ochman´ski (Ochman´ski 1990) zu greifen. Denjenigen die mehr Interesse an einem populärwissenschaftlichen, obwohl von einem großen Kenner der litauischen Geschichte verfasstem Werk hätten, empfehlen wir das Buch von Henryk Wisner; Wisner 1988. Eine interessante Auffassung der litauischen Nationalität ist im zweiten Band von Robert Frosts Abhandlung zur Geschichte der polnischlitauischen Union zu erwarten. Schon die Lektüre des ersten Bandes lässt darauf hoffen; Frost 2015.

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Ende des 15. Jahrhunderts verwendeten die Litauer im öffentlichen und privaten Leben mehr und mehr die polnische Sprache, sie wurden dadurch aber nicht zu den Polen. Hier kann ein Vergleich mit der englisch-schottischen Union angeführt werden. Schotten, die Englisch sprechen, sind deshalb nicht zu Engländern geworden. Nach der Union von Lublin 1569, die die polnisch-litauische Union zur Realunion machte, scheint sich nichts geändert zu haben. Interessanterweise wurden in Litauen mitten im politischen Kampf während des ersten Interregnums (1572–1573) politische Akte schneller in polnischer Sprache verfasst als in Polen, das immer noch am Lateinischen als der ersten, würdigeren Staatssprache festhielt.23 Das lange staatliche Zusammenleben von Litauern und Polen, die Bewegungsfreiheit innerhalb der gesamten Adelsrepublik, die auch von den litauischen Magnaten eifrig in Anspruch genommen wurde, denen unsere Reisenden in Großpolen begegneten, zahlreiche familiäre Bindungen beseitigten das litauische Nationalgefühl nicht, sondern machten es noch komplizierter. Der Gestaltungsprozess eines komplizierten hierarchischen Nationalgefühls sollte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts abgeschlossen sein. Er resultierte aus den Veränderungen, die in den letzten zwei Jahrhunderten stattgefunden hatten. Während der litauische Adel im 16. Jahrhundert noch das Gefühl der ethnischen Verbundenheit mit dem litauischen Volk gehabt hatte, wurde es im 18. Jahrhundert durch das Gefühl der Zugehörigkeit zur politischen Nation der polnischlitauischen Adelsrepublik ersetzt.24 Das komplizierte Nationalgefühl der Litauer bestand darin, dass sich die Einwohner des Großfürstentums Litauen als Litauer fühlten, die Ausdrücke „bei uns“, „unser Land“ bezogen sich auf das Großfürstentum Litauen. Gleichzeitig aber definierten sich dieselben Litauer, von denen einer das Epos verfasste, das mit den Worten „Litauen, du meine Heimat“ begann,25 als Polen im Sinne der Bürger der vereinigten Adelsrepublik. Im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts fällt dieser Prozess mit dem neuen Aufbauprozess einer litauischen Nation zusammen, die auf ethnischen und sprachlichen Gemeinsamkeiten basieren wird, was die polonisierte litauische Elite vor ein Dilemma stellte: Sollten sie sich entweder von diesen neuen Litauern trennen und bedingungslos zu Polen werden oder sollen sie sich von ihren nichtlitauischen Mitbrüdern – den Mitgliedern der politischen Nation 23 Chora˛z˙yczewski 2007 (2), S. 136–144. 24 Vielleicht blieb doch noch im 17. Jh. das Andenken an der ethnischen Verbundenheit mit dem litauischen Volk in der Schlachta anwesend. Ein Beispiel dafür finden wir in der Familie von unserem Reisenden. Im Jahre 1755, Jan Butler, der Mundschenk von Braslaw, forderte vor dem Litauischen Tribunal, dass in den Landgütern, die von ihm den Basilianern geschenckt worden waren, der seelsorglicher Dienst auf Litauisch ausgeübt wird; vgl. Ciechanowicz 2001, S. 171. 25 Es geht um das Epos Pan Tadeusz (1834) von Adam Mickiewicz, dem bedeutendsten der drei Barden der polnischen Romantik (neben Juliusz Słowacki und Zygmunt Krasin´ski).

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der ehemaliger Adelsrepublik der Krone Polen und den ruthenischen Ländern – abwenden und bedingungslos Mitglieder der neuen litauischen Gemeinschaft werden, die geographisch nur auf Samogitien und einen Teil von Aukschtaitien eingeschränkt war. Solche Dilemmata betrafen die litauischen Reisenden nach Venedig und Padua, die am Ende des 18. Jahrhunderts lebten, jedoch noch nicht. Unsere Reisenden hatten das komplizierte, hierarchische Nationalgefühl, das für ihre Zeit charakteristisch war. Der Begriff „die Polen“ ist ein Oberbegriff, der gleichzeitig dem Begriff „die Litauer“ gleichwertig wird. Zum einen ist es ein Synonym für die Polen – die Einwohner der Krone Polen – zum anderen ist es ein Wort, das sowohl diese und Litauer, als alle Einwohner der polnisch-litauischen Republik, umfasst.26 Die Reisenden, bezogen sich bei vielen Gelegenheiten auf Litauen und Litauer, obwohl wir keine direkten nationalen Selbstbezeichnungen im Text finden. Es gibt nicht viel solcher Aufzeichnungen, aber aus jeder von ihnen kann man herauslesen, dass die Reisenden sich mit Litauen verbunden fühlen und eifrig jede Information über Ähnlichkeiten von Orten, Phänomenen oder Bräuchen sowie über die außerhalb Litauens lebenden Litauer notierten, denen sie unterwegs begegneten. In Tirol wurden die Reisenden auf die dort übliche Art der Stroheinteilung aufmerksam.27 In Powidz, in Großpolen, waren sie erfreut, Stanisław Radon´ski zu treffen, der einst unter Fürst Michał Radziwiłł gedient hatte.28 Das Gefühl des Litauentums, das im Tagebuch sichtbar wird, ist auch mit einem genauen Blick auf die Städte, die im Besitz litauischer Familien waren, sowie auf deren Besitzer verbunden. Im Text finden wir zwei solche Erwähnungen, die erste betrifft das in Großpolen liegende Wilkowyja,29 und die zweite Frejno (dt. Freyhan), heute Cieszków in Schlesien, das ebenfalls einst der Familie Sapieha gehörte.30 Während der gesamten Reise hielten die Reisenden Kontakt zu Litauen. Sie schrieben und empfingen Briefe und hatten ein lebendiges Interesse an den Landesangelegenheiten. Briefe von der Familie, von Freunden und Bekannten wurden meist über Königsberg verschickt.31 Das im Reisetagebuch erwähnte Litauen war jedoch ein Teil Polens, der Adelsrepublik. Die litauischen Magnaten waren – nach Meinung der Reisenden – Polen, und zwar nicht im Sinne als Bewohner der Krone Polen, sondern im Sinne der Bewohner der Adelsrepublik. Die Radziwiłłs oder Chreptowiczs werden vom Autor des Tagebuchs als „polnische Herren“ bezeichnet.32 Litauen war ein Teil der Adelsrepublik, ein Staat unter der Krone Polen, was sich besonders auf der 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. Niewiara 2000, S. 124–128. Vgl. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013, S. 170. Ebd., S. 81. Ebd., S. 84. Ebd., S. 88. Ebd., S. 116, 232, 284. Ebd., S. 168, 199, 312.

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internationalen Ebene bemerkbar machte. Im April 1780 berichtete der Tagebuchautor: „Italienische und französische Zeitungen kamen aus Venedig. Die italienischen verkündeten, dass sich die Moskauer Polen nähern und dass der König von Preußen und die Zarin von Moskau an der Grenze ankommen würden und dass sie einander in Litauen treffen würden.“33

Es ist offensichtlich, dass im Hinblick auf die internationalen Beziehungen Litauen als ein Bestandteil des Staates betrachtet wurde, der ganz grob als Polen bezeichnet werden kann. Man wurde auf Gedenkstätten für Polen aufmerksam, insbesondere auf die Epitaphien und Mausoleen von Polen.34 Im sächsischen Eilenburg wurden polnische Wappen „und des vorherigen Königs [d. h. des Wettiners August III.]“35 bemerkt. Es wurden auch Personen notiert, die in Polen gelebt oder Polen besucht hatten. So war eine italienische Ballerina, die einst in einem Theater in Warschau auftrat, für die Reisenden interessant.36 Menschen, die im Ausland leben, freuen sich natürlich, ihre dort lebenden Landsleute, „ihresgleichen“, zu treffen. Sie knüpfen mit ihnen leichter Bekanntschaft, als sie es in ihrer Heimat tun würden, sie gehen eine gewisse alltägliche, wenn auch kurzfristige Intimität ein. Der Kreis dieser Zufallsbekanntschaften deutet darauf hin, welches Gebiet unsere nähere Heimat umfasst, wo dieses „bei uns“ liegt. Im Fall von Michał Butler und seinen Begleitern sind es, in der Reihenfolge ihres Erscheinens im Tagebuch: Pater Malczewski, ein Kanoniker, und Pater Dumiechowski, „Pfarrer in der Diözese Posen“, die auf dem Weg nach Rom einen Zwischenhalt in Venedig machten;37 Tomasz Bekman, der in Venedig lebte, „ein Uhrmacher, ein gebürtiger Pole“;38 Pater Reklewski, polnischer Beichtvater in der St. Anton Kirche in Padua;39 und ein mit Namen nicht genannter polnischer Pole, der als venezianischer Bürger die Reisenden mit Informationen über die dortigen Verhältnisse versorgte,40 „zwei polnische Herren, Herr Raczyn´ski – ein Starost und der andere Herr Gajewski“, die ebenfalls in Venedig ankamen;41 ein anonymer „Priester, ein Observant, der von Jerusalem nach Lemberg“ über Venedig zurückkehrte;42 Pater Szaniawski, „Abt von Wa˛33 „Nadeszły z Wenecji gazety włoskie i francuskie. Włoskie oznajmowały, z˙e Moskale cia˛gna˛ do Polski, takoz˙ król pruski ma zjechac´ i carowa moskiewska ku granicom, i w Litwie z soba˛ widziec´ sie˛ maja˛“, ebd., S. 302. 34 Ebd., S. 284. 35 „[…] i przeszłego króla [czyli Augusta III]“, ebd., S. 478. 36 Ebd., S. 257. 37 „[…] proboszcz w diecezji poznan´skiej“, ebd., S. 201. 38 „[…] zegarmistrz, Polak rodowity“, ebd., S. 203–204. 39 Ebd., S. 211, 277–279, 292, 342. 40 Ebd., S. 231, 261, 351. 41 „[…] dwóch panów Polaków, IMC p. Raczyn´ski starosta, a drugi IMC Gajewski“, ebd., S. 232. 42 „[…] ksia˛dz reformat powracaja˛cy z Jeruzalem do Lwowa“, ebd., S. 245, 247.

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chock, Kanoniker von Krakau“;43 „die Herren Sobieniewski und Szaster aus Krakau, die sich in Padua aufhielten, um Medizin zu studieren und einen Doktortitel zu erlangen“;44 der Starost von Wolbrom, De˛bin´ski, „der Lehrling von Herrn Wa˛sowicz, die vorher in Bononia [Bologna] waren und wegen der Erdbeben, von denen Bononia häufig heimgesucht worden war, nach Padua umzogen“;45 ein Dominikaner Pater, Franciszek Firos, immer als Pole bezeichnet, manchmal mit dem Spitznamen Franek genannt.46 Um eine Uhr zu kaufen, suchte man in Padua einen „polnischen Uhrmacher“;47 schließlich begegnete man einem Pilger, der als „Fiszerowicz – der Pole“ bezeichnet wurde, der von Rom über Padua zurückkehrte, und um Almosen bat.48 Die Landsleute, denen die litauischen Reisenden in Italien, in Venedig und Padua begegneten, kamen territorial (soweit es sich feststellen lässt) aus Großpolen (Raczyn´ski und Gajewski), der Diözese Posen (damit kann sowohl Großpolen als auch Masowien gemeint sein, da Warschau und seine Umgebung noch zur Diözese Posen gehörten), aus Wa˛chock, Krakau und Lemberg. Vielleicht haben wir also nur mit den Bewohnern der Krone zu tun in der „vertrauten“ Umgebung der Reisenden in Italien. Menschen mit geographisch unklarer Herkunft werden auch als Polen bezeichnet. Hinsichtlich der sozialen Herkunft repräsentieren die „Landsleute“, so wie Michał Butler, den mittleren Adel, den Klerus (darunter Menschen adliger und nichtadeliger Herkunft) und schließlich das Bürgertum verschiedener Schichten. Dies mag eine gewisse Milderung der sozialen Unterschiede unter den im Ausland lebenden Landsleuten aufzeigen. Die gemeinsame Kultur und Sprache brachten sie trotz der Standesunterschiede näher zusammen. Diese Annäherung hatte eine gewisse Nützlichkeit: Es war bequemer, eine Wohnung durch die Vermittlung eines Polen zu mieten, der sich in den einheimischen Verhältnissen gut auskannte und die Sprache beherrschte, es war einfacher, sich mit einem polnischen Uhrmacher zu verständigen als mit einem italienischen. Die Suche nach Menschen mit zumindest geringer Kenntnis der polnischen Sprache zeigt sich seit der Überschreitung der polnisch-deutschen Sprachgrenze in Schlesien (die aber nicht der politischen Grenze entsprach).49 Es konnte sogar „ein Schlosser sein, der Polnisch sprechen konnte, der in der österreichischen Armee 43 „[…] opat wa˛chocki, kanonik krakowski“, ebd., S. 258. 44 „[…] panowie Sobieniewski i Szaster z Krakowa bawia˛cy w Padwie ucza˛c sie˛ medycyny, da˛z˙a˛c do doktorstwa“, ebd., S. 278. 45 „[…] zostaja˛cy w naukach pod guwernerem p. Wa˛sowiczem, którzy dawniej byli w Bononii, a dla trze˛sienia ziemi, które cze˛ste Bononia dos´wiadczała, przenies´li sie˛ do Padwy“, ebd., S. 285, 291. 46 Ebd., S. 285, 291. 47 „[…] zegarmistrza Polaka“, ebd., S. 321. 48 „Polak Fiszerowicz“, ebd. 49 Ebd., S. 97.

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als Stückgießer diente und ein halbes Vierteljahr in Polen verbracht hatte.“50 In dem Dorf Naundorf in Sachsen lebte „ein polnischer Mann aus Warschau, er sagte, er habe einen Bauernhof in diesem Dorf.“51 Die größte Überraschung jedoch, die darauf hindeutete, dass sie bei den Vorbereitungen zur Reise nicht mit diesem Phänomen zu tun gehabt hatten, erlebten die Reisenden, als sie in das von Sorben bewohnte Gebiet kamen (da die Reisenden sie unter diesem Namen nicht kannten, nannten sie sie, ihrem Wissen nach, Wandalen). Im Dorf Biebersdorf „und in einigen Dörfer hatten sie noch ihre Wandalensprache. Einige Worte konnte man wohl verstehen, wenn sie langsam sprachen, diese waren entweder polnisch oder schon irgendwie verständlich, andere aber ganz im Gegenteil. Es gab keine Bücher, die in dieser Sprache gedruckt wurden, keine Predigten oder Kirchengesänge, nur zu Hause sprach man diese Sprache.“52

So trafen die Reisenden auf Menschen, die eine Sprache sprachen, die der polnischen ähnlich war, und die, ihrer Meinung nach, keine Schriftkultur besaßen; falls sie bereit waren, sich weiterzubilden, nahmen sie die deutsche Sprache und Kultur an, denn auch die Gottesdienste wurden auf Deutsch gefeiert. Entsprachen die Eindrücke von Butlers Gruppe der damaligen Realität? Bereits im Mittelalter wurde die sorbische Sprache aus dem Gerichtswesen getilgt.53 Im 16. Jahrhundert wurden die Sorben auf Anordnung der Regierenden lutherisch, was anfänglich die Einführung der sorbischen Sprache in die lutherische Liturgie mit sich brachte.54 In Wittenberg und Frankfurt an der Oder wurden noch zu Lebzeiten Martin Luthers sorbische Prediger ausgebildet; auch das Neue Testament wurde ins Sorbische übersetzt, obwohl sich niemand fand, der es drucken wollte.55 Im 16. und 17. Jahrhundert wurden jedoch sorbische Bücher gedruckt (zum Beispiel Katechismen, Lesebücher). Es entstand eine handschriftliche Grammatik der sorbischen Sprache, von der zahlreiche Kopien im Umlauf waren. Seit dem Dreißigjährigen Krieg begann jedoch die behördliche Verdrängung der sorbischen Sprache aus den einzelnen Pfarrgemeinden.56 Im 18. Jahrhundert war der sorbische Adel bereits vollständig eingedeutscht, und 50 „[…] s´lusarz umieja˛cy po polsku, ten za puszkarza słuz˙a˛cy w wojsku austriackim pół czwarta roku bawił w Polsce“, ebd., S. 450. 51 „[…] człowiek polski od Warszawy, mówił, z˙e ma gospodarstwo w tej wsi“, ebd., S. 483. 52 „[…] i o kilka wsi mieli swoja˛ mowe˛ wandalska˛. Moz˙na było niektóre słowa zrozumiec´, kiedy z wolna mówili, te albo polskie, albo zrozumiane były, inne zas´ przeciwnie. Ksia˛z˙ek zas´ nie mieli z˙adnych w tym je˛zyku drukowanych, ani kazania, ani ´spiewania w kirchach nie było, tylko w domu rozmawiano“, ebd., S. 486. 53 Sˇołta 1984, S. 25–26. 54 Ebd., S. 31, 33. 55 Ebd., S. 34–35. 56 Ebd., S. 40.

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nur noch die Bauern sprachen sorbisch.57 Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde jedoch der Versuch unternommen, die Schulbildung in sorbischer Sprache zu entwickeln, und es wurde eine sorbische Druckerei gegründet. Die führenden Zentren wurden Cottbus und Bautzen.58 Die litauischen Reisenden durchquerten jedoch die peripheren nördlichen sorbischen Gebiete, weit entfernt von den Zentren, wo sich damals die sorbische Kultur besser entwickelte als je zuvor.59 Ihr Eindruck über den Mangel an sorbischen Schriftzeugnissen war also falsch, aber doch nachvollziehbar. Nicht nur unsere Reisenden waren überrascht, mitten in Deutschland Menschen anzutreffen, die eine slawische Sprache sprechen. Ein ähnliches Abenteuer hatte früher Zar Peter der Große im Jahre 1697 erlebt.60 Die Reisenden waren zunächst erstaunt über ihre Entdeckung, dann begannen sie eine gewisse Sympathie für diese Bauern zu empfinden (denn den sorbischen Adel, der im 15. Jahrhundert noch zahlreich war, gab es im 18. Jahrhundert nicht mehr). Am St. Michaels-Tag notierten sie eine interessante Beobachtung, nämlich dass „die Wandalen diesen Tag feierten, die Lutheraner dagegen auf den Feldern arbeiteten.“61 Hier liegt natürlich ein gewisses Missverständnis vor, aber es ist sehr aufschlussreich. Schließlich waren auch die erwähnten Wandalen Lutheraner, nach dem Grundsatz cuius regio, eius religio. Lutherisch zu sein, bedeutete jedoch, ein „Fremder“ zu sein. Die Sorben wurden (vom Tagebuchautor) aufgrund ihrer slawischen Abstammung von den Lutheranern ausgeschlossen, also von den Fremden, und als Eigene anerkannt. Selbst der Kult des Heiligen Michael bei den Sorben ist interessant. Er reicht bis in die Zeit der Hussitenkriege im 15. Jahrhundert zurück, als der Erzengel Bautzen gegen die Eindringlinge verteidigen sollte. Zum Gedenken an dieses Ereignis wurde eine Kapelle, später eine Kirche gebaut, die zum Hauptort seiner Verehrung wurde. Die Kirche behielt ihren Namen, obwohl sie in die Hände der Lutheraner überging. Es war nicht der einzige derartige Fall, der im Reisetagebuch beschrieben wurde. Eine andere Art der Annäherung an die Protestanten fand beim Treffen von Michał Butler mit seinen vermeintlichen fernen deutschen Verwandten statt. Die familiäre Zugehörigkeit (oder vielmehr das Zugehörigkeitsbewusstsein, da sie ihre Verwandtschaftsverhältnisse nicht klärten), erwies sich als stärker als das Gefühl einer religiösen Zugehörigkeit. Die Reisenden, darunter auch der Autor der Beschreibung, waren sicherlich Katholiken. Davon kann nicht nur eine leichte Abneigung oder ein Befremden bei der Beschreibung oder nur Erwäh57 58 59 60 61

Ebd., S. 42–43. Ebd., S. 44–45. Ebd., S. 46–47. Ebd., S. 45. „Wandale dzien´ dzisiejszy s´wie˛cili, lutrzy zas´ nie, w polu robili“, Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013, S. 487.

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nung von lutherischen Kirchen zeugen. Die Reisenden vernachlässigen die katholischen Praktiken nicht, sie weichen sogar von der geplanten Route ab, um ihren Pflichten nachzukommen. Sie besuchen gerne alle Klöster, Kirchen, erwähnen die Kapellen und Heiligenfiguren, an denen sie vorbeikommen. Sie interessieren sich für Reliquien, Wunderbilder, manchmal notieren sie Fakten aus dem Leben von Heiligen. In Schweinfurt kam es am 31. August 1780 zu einer zufälligen Begegnung mit einem gewissen Herrn Bibra, dem Kammerherrn des Fürstbischofs von Fulda, der im Gut Schwebheim südlich von Schweinfurt wohnte. Seine Mutter stammte nämlich aus der Familie Butler, weswegen ihm sehr daran lag, sich mit Michał Butler zu treffen.62 Am nächsten Tag machten sich unsere Reisenden auf den Weg, um die vermeintlichen Verwandten zu besuchen. In ihrem Wohnsitz sahen sie unter anderem die Räume, in denen Herrn Bibras Mutter lebte, „aber sie war nicht da, sie war zu einem Rechtsanwalt nach Hassen [!] gefahren, um eine Erbschaftsberechtigung zu erkämpfen.“63 Um diese Situation besser verstehen zu können, muss man wissen, dass die Reichsstadt Schweinfurt, die in Unterfranken am Main lag, seit 1542 protestantisch war und 1802 ein Teil von Bayern wurde. Dies war der Beginn der Anknüpfung einer familiären Beziehung zwischen Menschen, die sich vorher nicht kannten, und man weiß nicht, wie nah die Verwandtschaft war und ob sie überhaupt miteinander verwandt waren, Menschen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Nationalitäten. Am ersten Sonntag im September geschah etwas Interessantes. Die Litauer mussten eine ganze Meile zur katholischen Kirche fahren.64 Am nächsten Tag, einem Sonntag, holte Bibra, heimlich vor den vermeintlichen Verwandten, einen katholischen Priester auf sein Schloss, der für die Butlers und ihre Begleiter die Messe feierte. Die Schwester von Bibra, von der „man wusste, dass sie nach ihrer Mutter lutherisch war, betete und praktizierte die Anbetung und betete den Rosenkranz.“65 Die Bibras und Butlers trafen sich in den nächsten Tagen und verbrachten jeden Tag viele Stunden miteinander.66 Wir wissen nicht, ob sich die litauischen Butlers und die hessischen Bibras innerhalb dieser Woche so gut kennengelernt haben, um ihre Bekanntschaft auch später fortzusetzen, sei es auch nur brieflich. Die Verwischung religiöser und ständischer Unterschiede in Hinblick auf die Einteilung in „Unsergleichen“ und „die Fremden“ ist auch in Bezug auf die Juden zu sehen. Auf dem Heimweg, im Dorf Lindenau bei Leipzig, begegnete eine

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Ebd., S. 442. „[…] ale jej nie było, wyjechała na prawo do Hassen [!] o sukcesje˛“, ebd., S. 443–444. Ebd., S. 444. „[…] rozumiano, z˙e po matce jest luterka, ale modliła sie˛ i adoracje˛ czyniła i róz˙aniec mówiła“, ebd., S. 445. 66 Ebd., S. 445–448.

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Gruppe unter der Führung von Michał Butler Sabbat feiernden Juden, die „polnische Juden aus Brody“ waren. „Sie beklagten sich über die Deutschen, dass sie, wenn sie von Frankfurt zurückkamen, viele Unannehmlichkeiten dort hatten, dass alle wegen ihrer Kleidung vor ihnen wegliefen und dass sie nichts zum Essen bekommen konnten, nur Eier, Brot, Butter und Bier, und für alles teuer bezahlen mussten. Sie wollten also nicht zu dortigen Juden gehen, ihre Essgewohnheiten waren anders, und sie ließen sich für alles unglaublich teuer zahlen.“67

Polnische Juden beschwerten sich bei den polnischen Adeligen über Deutsche, darunter auch über deutsche Juden, ihre Glaubensgenossen, die ihnen kulturell fremder waren als polnische Nicht-Juden. Die deutschen Juden sind den polnischen Juden also eigentlich fast so fremd wie die Deutschen, die sich teuer bezahlen ließen und die Einhaltung ihrer Sitten nicht gewähren konnten. Andererseits kommen die litauischen Reisenden mit den Juden von Brody ins Gespräch und beschreiben diese Tatsache ausführlich in ihrem Tagebuch. Für die Juden werden Butler und seine Begleiter für einen Moment „unsergleichen“, vor denen man sein Herz ausschütten kann. Überhaupt waren damals in Leipzig anlässlich einer Messe „auch viele polnische Juden anwesend. Einer von ihnen feilschte mit einem Butler um den Kauf eines Esels für einen polnischen Fürsten.“68 Anstelle einer klassischen Zusammenfassung möchten wir zum Schluss noch das Thema Königsberg behandeln. Schon zu Beginn wurde angedeutet, dass diese Stadt einen besonderen Platz im Leben von Michael Butler einnahm. Dort begann die Reise nach Italien und Deutschland, und dort endete sie auch. Sie begann und endete dort in dem Sinne, dass sich hier die Reisenden von Verwandten und Freunden verabschiedeten, die sie dorthin begleiteten,69 und dort wurden die Reisenden wahrscheinlich bei ihrer Rückkehr wieder von ihren Freunden und Verwandten begrüßt. Briefe aus der Heimat an die Reisenden kamen von dort, und Briefe der Reisenden in die Heimat gingen nach Königsberg. Das ist aber nicht alles. Nicht allein, dass Butler einige Monate nach der Rückkehr von der Reise seines Lebens in Königsberg verstarb. Die preußische Hauptstadt war sein ganzes Leben lang eine Stadt, die von den Butlers regelmäßig aufgesucht wurde. Das Ausmaß des wirtschaftlichen und kulturellen Einflusses von Königsberg trug dazu bei, dass die Stadt – und nicht Vilnius – vor allem 67 „Z˙ydzi z Brodów polscy. Z˙alili sie˛ na Niemców, z˙e powracaja˛c z Frankfurta od Menu, wielkie uprzykrzenia mieli, tak z odzienia, iz˙ od nich uciekano, jako tez˙ do jedzenia dostac´ nie mogli, tylko jajca, chleb, masło i piwo, i drogo wszystko płacic´ musieli i do Z˙ydów w tych krajach be˛da˛cych wste˛powac´ nie chcieli, z˙e nie tak jedza˛ jak oni i drogo arcy płacic´ kaz˙a˛“, ebd., S. 474. 68 „[…] wielu tez˙ polskich Z˙ydów juz˙ znajdowało sie˛. Jeden u lokaja targował osła, z˙e ma komus´ kupic´ dla ksie˛cia polskiego“, ebd., S. 477. 69 Ebd., S. 59.

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aufgrund der geographischen Nähe und der natürlichen Handelswege zur Metropole für den gesamten westlichen Teil des Großfürstentums Litauen wurde. Es spielte keine Rolle, dass Königsberg eines der Zentren der preußischen Staatlichkeit war, der die von Michał Butler hochgeschätzten polnischen Freiheitswerte fremd waren. Es spielte auch keine Rolle, dass es sich um ein lutherisches Zentrum handelte, auch wenn im ganzen Tagebuch eine Abneigung und ein Gefühl der Entfremdung den angetroffenen Lutheranern gegenüber zu spüren ist. All diese deutsche und protestantische Fremdheit in den Augen des katholischen und sarmatisch-polnischen Butler wurde im Falle von Königsberg aufgehoben. Butler war da keine Ausnahme. Es gab noch mehr Litauer wie ihn in Königsberg. Königsberg war der wichtigste Ausfuhrhafen für Getreide und anderen Produkte aus Litauen. Hier kauften die Litauer Salz, Gewürze, Wein und Luxusgüter aus dem Westen. Dies galt insbesondere für die Gebiete entlang der Memel und ihrer Nebenflüsse, einschließlich der Gegend um Kaunas.70 Während der Reise wurde Königsberg zu einem natürlichen Bezugs- und Vergleichspunkt mit dem auf der Reise gesehenen Ausland. Das lutherische preußische Königsberg war nämlich auch für Michał Butler genau dieses „bei uns“. Hier macht man Geschäfte.71 Hier geht man zum Arzt und versucht, die Rezepte der Königsberger Ärzte in Venedig einlösen.72 Übrigens war das Königsberger Apothekenwesen durch eine genaue Verordnung geregelt, stand unter Aufsicht der Universität in Bezug auf die Kontrolle der Warenqualität und die Preisehöhe, was es für Litauer, die geschäftlich nach Königsberg kamen, bestimmt attraktiv machte.73 Briefe wurden über Königsberg nach Litauen geschickt. In Königsberg geht man ins Theater und vergleicht dann die Aufführungen mit denen, die man in Deutschland oder Italien gesehen hat. Der Vergleich fällt meist zu Gunsten der Königsberger Inszenierungen aus.74 Königsberg, das in einer scheinbar „fremden“ Welt lag, weil es sich in einem anderen Staat befand, mit einem anderen politischen System, wo man andere Sprache sprach und wo Gott auf eine andere Art und Weise gelobt wurde, wurde „vertraut gemacht“, so wie Michał Butler einen großen Teil der „fremden“ Welt sich „vertraut gemacht“ hat. Es scheint, dass zwei andere baltische Städte – Danzig und Riga – eine ähnliche Rolle wie Königsberg im Leben der polnisch-litauischen Adelsrepublik spielten. Die wirtschaftliche Rolle dieser Städte, erstere an der Weichselmündung und letztere an der Mündung der Düna, war auf die Bedeutung der Wasserwege für den Transport zurückzuführen. Zugleich war Danzig ein wichtiges Bildungs70 71 72 73 74

Gierszewski 1993, S. 47, 51. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013, S. 262. Ebd., S. 202. Serczyk 1994, S. 47–48. Chora˛z˙yczewski / Pacevicˇius / Rosa 2013, S. 409, 415.

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zentrum sowohl für Protestanten als auch für Katholiken. Vor allem im Sommer anlässlich der St. Dominik-Messe kamen deutsche, englische und manchmal auch niederländische Theatertruppen hierher. Man konnte spanische, französische, englische und deutsche Theaterstücke sehen. Es gab ein reiches musikalisches Leben in der Stadt.75 Die Danziger Societas Litteraria genoss das Wohlwollen prominenter Persönlichkeiten in der ganzen Adelsrepublik, mit Andrzej Stanisław Załuski und Józef Aleksander Jabłonowski an der Spitze.76 Zugleich errichteten die Adelsfamilien Sułkowski und Przebendowski Sommerresidenzen in der unmittelbaren Umgebung von Danzig.77 Die Zusammenstellung dieser Tatsachen deutet darauf hin, dass Danzig und Königsberg eine ähnliche Rolle im Leben der polnischen Adelsrepublik vor der Teilungszeit spielten. Vergleichbar war die Situation Rigas auch in Bezug auf Kurland, Polnisch-Livland, den Kreis Pilten und den nördlichen Teil des Großfürstentums Litauen, insbesondere die Gebiete im Abflussgebiet der Düna. Und Riga war, wie Königsberg und vor allem Danzig, ein natürlicher Ausfuhrhafen für landwirtschaftliche Produkte und gleichzeitig ein Einfuhrhafen für Luxusgüter und Einfallstor für Ideen aus dem Westen in die Adelsrepublik. Das Potenzial des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens von Riga zeigte eine große Ähnlichkeit mit dem, was im damaligen Danzig zu beobachten ist.78 All dies lässt die drei Städte Danzig, Königsberg und Riga als eine Art funktionale Einheit betrachten. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die wirtschaftlichen Funktionen von Königsberg, Danzig und Riga ihre kulturellen Funktionen implizierten. Die adeligen Vertreter der politischen Nation der polnisch-litauischen Adelsrepublik kamen hier mit aus dem Westen stammenden Ideen in Berührung. Diese Städte waren für den Adel authentische Fenster zur Welt, die ihre Sichtweise bereicherten, den intellektuellen Horizont der Schlachta erweiterten und dazu dienten, aus der Heimat mitgebrachte ethnische, religiöse und soziale Stereotype zu überwinden. Ein Beispiel für einen solchen Umbruch wurde in der vorliegenden Fallstudie angeführt. [Übersetzung: Kamila S´niegocka]

75 76 77 78

Cies´lak 1993, S. 300–304, 700–705. Ebd., S. 689–691. Ebd., S. 334. Rietz 1977.

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Abb. 1: Porträt von Michał Butler, unbekannter Künstler, Ende des 18. Jahrhunderts, Muzeum Diecezjalne w Siedlcach (Foto: Dorota Pikuła)

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Adam Kucharski

The Polish Noblemen’s Nation vs. the Neighbouring Powers. Defending the Independence of the Country and the Freedom of the Nation from the Perspective of the Polish Handwritten Press during the Reign of Stanisław August Poniatowski (1764–1795) Abstract So-called handwritten newspapers were an important element of the Old Polish system of social communication during the Enlightenment. This paper raises the issue of how these newspapers presented the Polish struggle to preserve national independence and freedom during the reign of the last king Stanisław August Poniatowski (1764–1795) in the face of the intervention and aggression of neighbouring states: Russia, Prussia and Austria. Such attempts to resist were unsuccessful. However, they brought about important changes in the understanding of basic values and concepts: nation, freedom, sovereignty, independence and patriotism. Keywords: Poland of the 18th century; Stanisław August Poniatowski; Polish nobility (szlachta); handwritten newspapers; freedom of nation

This study attempts to reconstruct how the press presented the defence of the independence of the Republic of Poland and the freedom of the Polish noblemen’s nation, in the face of external threats in the second half of the 18th century. It analyses attempts to save the state, and changes in the understanding of the noblemen’s nation that occurred while three neighbouring states – Russia, Prussia and Austria – intervened in the internal affairs of the country, accompanied by military aggression from Russia. The key issues are: the concept of nation, the fight for freedom (sovereignty, independence), patriotism and the image of the three neighbouring powers. These concepts will be analysed through the prism of newspaper accounts of that time contained in the Polish handwritten press of the Enlightenment. The state of research to date is very scarce in this respect, and basically only covers the image of the neighbouring states in the first half of the 18th century,1 as well as the subject of Hungary.2 However, there is no study that has examined the presence and significance of such content within Assoc. Prof. Adam Kucharski, Nicolaus Copernicus University in Torun´, ORCID: https://orcid. org/0000-0003-4444-7704. 1 Maliszewski 1990, pp. 96–138. 2 Popiołek 2001, pp. 19–32.

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the pages of handwritten newspapers, which constitute an important element of the press in the 18th century, with regard to the last three decades of Poland before the partitions.3 Therefore, the chronological scope of this study covers the reigning period of the last Polish king Stanisław August Poniatowski (1732– 1798).4 The causes of Poland’s decline and its disappearance from the map of Europe as a result of the partitions has been quite well analysed, but is still under discussion. Rich scholarly literature has been devoted to this subject,5 albeit not in all fields. It seems that the subject needs to be supplemented with a study of the press narrative cultivated in handwritten newspapers of the time. Therefore, it is important to present the viewpoints of their authors, as opinion-makers and observers of events, with regard to the political and military situation in the country, as well as the threats it posed to the people living there. Since handwritten newspapers reflected the political moods of the nobility (szlachta) and the magnates, they offer some insight into the salient issues of public life. Let us begin our detailed considerations with an analysis of some interesting, yet somewhat underestimated historical sources, namely handwritten newspapers. In the 18th century the press was the main means of conveying information and shaping public opinion, alongside polemical literature and political treatises. The press was either printed or handwritten, and the latter shall be the subject of this analysis. Handwritten press was known in many European countries under various names since at least the 15th century: nouvelles (France), Briefzeitungen (States of Germany), tijdingen (Netherlands), avvisi (Italy), or newsletters (England) as an important medium for the transfer of current information through regular correspondent reports.6 From the very beginning, it coexisted on the reading market with books, and later with the printed press.7 Handwritten Polish newspapers of the 17th and 18th centuries were also an extremely popular and, until 1729, practically the only press medium, (apart from Merkuriusz Polski Ordynaryjny, which was published briefly in 1661). They constituted an important and inalienable element of Old Polish social communication processes, alongside newspapers and printed periodicals.8 For a large part of the 18th century, the press monopoly meant that only one printed information newspaper was published in Poland, under changing titles: Kurier 3 Only a study of the history of the theatre was published: Jackl 1967, pp. 433–616. 4 More on the role of this ruler see: Fumaroli 2015; Zamoyski 2020; Zienkowska 2004; Lukowski / Zawadzki 2010, pp. 115–132. 5 By way of example: Cegielski / Ka˛dziela 1990; Müller 1984; Krzoska 2013, pp. 37–104; Lukowski 1999. 6 Barbarics / Pieper 2007, pp. 53–79; Droste / Salmi-Niklander 2019; Friedlander 1902; Raymond / Moxham 2016, pp. 1–2; Wilke 2010, pp. 59–72. 7 Barbarics-Hermanik 2011, pp. 347–368. 8 Maliszewski 2001, pp. 21–22, 48–49; Wojtowicz 1986, pp. 91–96.

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Polski, Wiadomos´ci Warszawskie, Gazeta Warszawska. This monopoly was only broken by the appearance of the patriotic Gazeta Narodowa i Obca, which was published for a short time during the Great Sejm. Owing to the publication of titles in foreign languages, Polish magazines of the Enlightenment joined the culture of European press.9 Despite the competition from the printed press, handwritten newspapers did not disappear from the market and remained there practically until the end of the Noblemens’ Republic, or at least until the Kos´ciuszko Uprising (1794). Handwritten newspapers were not subject to censorship restrictions and so they were attractive reading material for readers confined to their rural estates and thirsty for the latest news from the capital.10 Hence, the vast majority of such newspapers are entitled “Z Warszawy” [From Warsaw] and are precisely dated. It is an anonymous source, created in a bourgeois environment, with the target audience primarily being the nobility. Some of the addressees are known: the Kuropatnicki and Mniszech noble families, as well as magnates, both from Lithuania and the Crown: the Radziwiłł, Potocki, Czartoryski families. Many of these newspapers have been preserved poorly or destroyed (a large part of the issues are missing), which was undoubtedly due to a difficult history: wars, confiscations and relocations of collections devastated the court archives of the nobility and the palace archives of the magnates. Handwritten newspapers initially had an official status, as they originated from political and diplomatic letters containing the latest news.11 Later, in Poland, they became a medium of private information that escaped censorship by various offices or institutions, and could therefore convey authentic social moods and the actual situation in the state, unadulterated by official propaganda. The 1790s saw a marked decline in the number of surviving copies. Traditionally, the restrictive nature of the censorship imposed by the Targowica Confederation, and most notably the Second and Third Partitions of Poland, are given as the main reasons.12 The ephemeral character of the press was then conditioned by the uncertain internal situation and the agony of the state. New titles printed during the Kos´ciuszko Uprising (Dziennik Powstania Narodu, Gazeta Obywatelska and Gazeta Patriotyczna Warszawska), which proclaimed ideas of the nation’s freedom and fight for independence from the Russian partitioner, also appeared for a short time.13 A question must be asked about the interrelation between the printed and handwritten press. We notice some important analogies between them. Both pursued the same goals and performed the same functions: informative, per9 10 11 12 13

Łojek 1976, pp. 18–44; idem 1980. Dygdała 2016, pp. 11–26. Hombek 2016, pp. 9–10. Kaleta 1972, p. 16. Jarowiecki / Kolasa 2006, pp. 60–61.

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suasive or imaginative. The printed press, as the younger counterpart of handwritten press, initially followed its style of communication, using the same text layout or the manner of dating the news. On the other hand, handwritten newspapers referred their readers to printed newspapers for more details. During the Enlightenment, however, the two types of press diverged, and handwritten newspapers came in for devastating criticism from journalists and thinkers. The odium of misinforming the public fell upon them. This harm was expressed in very strong terms by questioning the sources of information and the misleading or even manipulated messages that preyed on the difficult situation of the country and harmed the common national good: “they bring uncertainty and confusion to the nation which does not know who to trust.”14 The news published in newspapers were put in a hierarchy, according to a strictly defined geographical key. As a rule, national news came first. The news centred around the capital, the royal court or the sessions of the Sejm. Poland’s geopolitical position in Central Europe exposed the country to confrontation with the new European powers of the 18th century (Russia and Prussia). News from abroad, sometimes referred to as “foreign particulars” (particularia cudzoziemskie), indicated a keen interest in the news from the capitals or courts of neighbouring states (Russia, Prussia and Austria – St Petersburg, Berlin and Vienna), as decisions taken there often determined the situation in the country, or at least plans for reforms. Reports from Istanbul were also of high importance, as Turkey was regarded as an ally of the Republic of Poland and a traditional enemy of Russia and Austria. News from other countries and their capitals – Paris, Rome, London – and the cities of the politically fragmented Empire, also had their readership. The expressions in the title require at least a superficial explanation. The Polish noblemen’s nation is understood here as the most privileged and highest status of Old Polish society. It emerged at the turn of the 16th century, and primarily descended from medieval knights and magnates. It is estimated that in the 16th–18th centuries it accounted for 6–7% of the total population – one of the most numerous in Europe.15 The multiethnic Polish-Lithuanian Commonwealth, established in 1569,16 was inhabited by a single noble nation that comprised various ethnic groups (Poles, Lithuanians, Ruthenians), who had the same political rights by birth. It was characterised by personal freedom, a monopoly over the exercise of power and offices in the state, and numerous immunities. The noblemen’s political nation concentrated practically all of the legislative and 14 “[…] w niepewnos´ci i błe˛dzie trzymaja˛ naród, nie wiedza˛cy czego sie˛ chwycic´”, Piotrowski 1976, p. 295. 15 Lukowski 2003, pp. 1–17; Frost 1995, pp. 183–222. 16 See: Frost 2015.

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executive, and a large part of judicial, power in its hands. Despite the apparent equality in political rights, it was internally diversified in terms of wealth. The rungs of the ladder, after the most powerful magnates, were occupied by the wealthy middle nobility (szlachta ´srednia), followed by the poorer farm nobility (szlachta zagrodowa), who worked the land themselves, and the poorest, landless nobility who were somewhat contemptuously referred to as the “naked” nobility (gołota).17 The Polish nobility effectively prevented the emergence of a strong royal power. In this respect, it was unique on the European continent in the age of Enlightened Absolutism.18 A synonym for the civic community of the nobility in a multiethnical state, as well as its name, was the term “Rzeczpospolita”.19 Belonging to the Polish nation (actually the Polish-Lithuanian-Ruthenian nation) was determined by citizenship, as understood by the feudal social group, a community of noblemen enjoying privileges and personal freedom, having a monopoly on exercising power (sejms, sejmiks, tribunals), identifying themselves with a province or land. The state citizenship of the nobility was in theory supposed to reconcile particular interests understood locally and the concern for the common good of the country and nation.20 The “national Polishness” professed by the magnates and noblemen was developed in the first era of its formation, from the end of the Middle Ages to the second half of the 18th century, and its specificity can be expressed by a cluster of notions: nation-status-state.21 The Polish nobility were blatantly attractive, especially for the Lithuanian and Ruthenian elites, who were Polonised easily. They were also attractive for foreigners connected with the Republic professionally (service in the army), officially (holding offices and dignities) or privately (marriage). Full citizenship and inclusion within the Polish noblemen’s nation was guaranteed by ennoblement or indygenat (naturalisation). It also gave a sense of separateness and autonomy, as for example the Prussian indygenat entitled the citizens of Prussia to hold exclusive offices in Royal Prussia.22 The granting of an indygenat was solely within the competence of the Sejm, and therefore of the nobility themselves. Newspapers informed about such cases, thereby reinforcing the readers’ belief in the exclusive character of this act. It was mentioned that among many foreigners, even distinguished ones, who aspired to nobility, only few received the indygenat. An emphasis was laid on the autonomy of this province, its general assembly and

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Zaja˛czkowski 1993; Litwin 1998, pp. 43–58. Rhode 1997; Dumanowski / Figeac 2006. Friedrich / Pendzich 2009. Kizwalter 2020, pp. 44–47. Łepkowski 1990, pp. 88–89. Friedrich 2017, pp. 136–139.

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large cities, which paid homage to the Polish king nonetheless.23 Hence, Royal Prussia had an awareness of local distinctiveness which could not be strictly identified as either Polish or German.24 If we look closely at the contents of handwritten newspapers, we find that the presentation of state society there is characterised by social exclusivism. Since the information channel that connects the newspaper’s creator with its reader had a strictly defined social character, it influenced the selection and presentation of the information published there. It should be borne in mind that it was the noblemen, usually belonging to the richer stratum (including the magnates), who ordered newspapers and paid their editor. The reports therefore mainly referred to the elite, the nobility and the clergy, as many higher ecclesiastical offices (bishops, abbots) were legally reserved for the representatives of the nobility and the magnates. For this reason, the authors wrote about matters which could potentially interest the readers and were within the competences and prerogatives of the nobility. These included changes in central secular and ecclesiastical offices (hetmans, voivodes, castellans, primates or bishops), and local land offices with mere titular and honourable significance (e. g. cupbearer, pantler). Information on the assumption of very lucrative starosties that guaranteed the lease of royal estates, the course of sessions of the Sejm and Sejmiks, adopted resolutions, or the list of elected deputies to the Sejm (sometimes these were entire catalogues of names from individual lands and provinces), the election of a Sejm Speaker, or deputies to tribunals was considered important. The attention of the authors of handwritten newspapers was drawn to the private and legalfinancial affairs of noble families: such as privileges for estates, distribution of assets, last will and testament or turbulent successions. The style and language used was rather idiosyncratic, indicating that the readers were well informed about a given situation. The newspapers used mental shortcuts, titles or offices held by specific people, who were not mentioned by name. The representatives of the bourgeoisie appeared in the newspapers much more rarely, although the idea of the Polish nation was gradually changing at that time.25 Particularly during the sessions of the Four-Year Sejm (1788–1792), a discussion was underway about extending the traditional notion of the noblemen’s political nation to include the bourgeoisie, which actually came about due to the enactment of the Law on the Cities and the Constitution of 3 May (1791), a basic law of great historical significance (the second in world history after the American constitution),26 though of little practical significance in view of the 23 Z Warszawy, 28 III 1765, Biblioteka Polskiej Akademii Nauk w Kórniku (hereinafter: BK), sig. 448, p. 28. 24 Friedrich 2000. 25 Walicki 1980, pp. 35–97. 26 Kulecki / Morawska / Wajs 2017.

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imminent end of the state’s existence. Ownership and a property qualification became important distinguishing elements, as they narrowed the scope of nobility by excluding those who did not possess property.27 This was not yet a concept of the nation in an ethnic sense, which would only become firmly established in the 19th century as the “age of nations”.28 The intention of the authors of the Constitution was to reform the Polish state in the modern European spirit, giving hope to save the country from collapse and preserving the freedom of the Polish nation, which was still understood more as a civic, rather than ethnic, community of states,29 At the same time, attention was drawn to the atmosphere of the sessions, “full of applause for the new law”, which was to enjoy the support of all social classes.30 The atmosphere was filled with a spirit of joy and great expectations, which were awoken by two Sejm reforms: granting rights to the cities and the bourgeoisie, and abolishing the elective monarchy in favour of hereditary monarchy, and the occupation of the throne by the Saxon dynasty. These changes were said to be decisive: “about freedom and the expected happiness of the homeland.”31 The broadening of the civil society framework and a new alliance with Saxony were seen to be a basis for the bright future of the state and the nation. Jews, who were a large ethnic and legal group, situated outside the strictly understood boundaries of state society, were a frequent topic of newspaper reports. The information concerned their main occupations: trade and crafts in the cities and leased lands in magnate estates,32 as well as legal issues. Peasants appeared there incidentally, but only whenever they made a statement in association with their lords or came into conflict with the law. The reports about them were written contemptuously or, at best, in a condescending manner, and yet Kos´ciuszko made a bold proposal to include not only Polish but also Ukrainian and Belarusian peasants as part of the nation.33 In the 1780s the peasant question was often mentioned in connection with the reforms of Josephinism in Austria. The edicts of Emperor Joseph II were also to cover the lands incorporated into the Austrian partition; therefore, it was reported that this new law would possibly harm the interests of the owners of farms by restricting serfdom. A myth of the “good king” prevailed among the peasants in the Republic. The monarch was Grzes´kowiak-Krwawicz 2020, pp. 20–21. See: Hálfdanarson / Isaacs 2001. Kizwalter 2018, pp. 77–80. “ […] pełna˛ aplauzów nowemu prawu”, Dnia 7 V 1791 z Warszawy, L’vivs’ka natsional’na naukova biblioteka Ukrayiny imeni V. Stefanyka (hereinafter: LNNBU), sig. F. 45/136, fol. 31v. 31 “ […] o wolnos´ci i o spodziewanym ojczyzny szcze˛´sciu”, Z Warszawy, 17 V 1791, Biblioteka Polskiej Akademii Nauk w Krakowie (hereinafter: BPKr), sig. 993, p. 339. 32 Hundert 1992; Rosman 1990. 33 This referred not only to the Catholics but also to the Orthodox Christians; Walicki 1989, p. 98.

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treated as a defender against the oppression of serfdom and farms by the nobility. Newspaper accounts are very suggestive of the loyal, and yet very cordial and hospitable welcome given to the king by peasants with bread, salt and honey. It was accompanied by solemn speeches made by peasants, in which attachment to the ruler and his virtues were emphasised.34 Let us now proceed to another interesting issue, namely the press image of the Polish king, the head of state, and his attitude towards the nation. Stanisław August had to contend with the nobility’s traditional fear of royal absolutism. It was still felt among the noblemen and made a common topic for political discussions and polemics, although there were no grounds for this.35 All of this took place while the system of enlightened absolutism, actually fought against in Poland, elevated the neighbouring countries to the rank of European superpowers. Due to his active inspiration, Stanisław August managed to create a very positive, and at the same time propagandistic, press image of himself in European newspapers, especially in the Leiden Gazette. His good-naturedness, conciliatory character and willingness to forgive his subjects were highlighted as his main qualities. This image also reflected his cordial and close relations with Empress Catherine II and her ambassadors in Poland.36 His portrait in handwritten newspapers did not depart much from this model. They showed him as a monarch who strove for the well-being of his subjects in a difficult or even hopeless political situation. He was praised for his numerous initiatives, not only political but also economic, e. g. the rebuilding of Vistula river grain transport, which had been destroyed by Prussian customs duties, and which, according to newspaper reports, “would inevitably bring more cruel consequences for our nation”, by opening an alternative route along the Daugava riverbed.37 Shortly after his dethronement by the authorities of the Bar Confederation (1770), Stanisław August was urged to cooperate even more closely with Russia by its deputy Michał Wołkon´ski. However, he refused, claiming that he did not want to alienate “the heart of the nation”.38 The opinions were quite different, however, after he had joined the Targowica Confederation. This gave rise not only to negative opinions among progressive commentators, but even curses, as it was believed

34 Z Wilna, 3 X 1784, BK, sig. 1331, p. 68. See a similar account from a royal journey in 1787: Bober-Jankowska / Masłowska-Nowak 2019. 35 Grzes´kowiak-Krwawicz 1987, pp. 41–58. 36 Ugniewski 2014, pp. 157–158. 37 “[…] coraz okrutniejsze na naród nasz spłyna˛ niechybnie skutki”, Kaleta 1972, p. 145 (18. 07. 1782). 38 Z Warszawy, 30 XI 1770, BK, sig. 908, p. 404.

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that in this way he “shamefully betrayed the trust placed in him by the Sejm and the whole nation.”39 A word which was often present in political discourse and handwritten newspapers was “freedom”. In individual and social terms, it encompassed a number of different freedoms (free election, the right to mutiny or religious freedom). In the 18th century it continued to be the supreme value for the nobility, an inalienable component of its political culture, worth defending against both external enemies and its own monarch.40 The foundation of golden liberty was the nobility’s republicanism, which referred to the old tradition and the constancy of the mixed monarchy system, consequently leading to the abuse of the concept of liberty and the inhibition of reforms.41 Some European scholars regard this illusion of total freedom (e. g. the liberum veto) as the main cause of the anarchy and catastrophe of the Republic, thus situating it on the political periphery of the continent, and on the other hand as proof of the effectiveness of enlightened absolutism that prevailed among Poland’s powerful neighbours.42 The love of freedom and independence shaped the attitude of the Polish elites towards royal power. The king had to handle the anti-monarchical magnate opposition, which was in constant conflict with him, and which more or less openly expressed its dislike of him.43 The process of constitutional and systemic changes boiled down to the decisions of the members of the noblemen’s nation, who campaigned all the time against the king’s imaginary absolutism as a negation of freedom. Analogies were sought with the liberation aspirations of the French revolution.44 I leave aside the issues of the state nobility’s freedom, which essentially came down to an attachment to privileges, reluctance to accept newly imposed laws, or constant fear of royal absolutism. Besides, in the 18th century, the nobility’s vision of the tyrannical power of the monarch should be regarded as almost entirely delusional. The problem addressed in the title requires us to focus more on the freedom from hostile external intervention, i. e. the defence of sovereignty and independence. Sovereignty will be understood here as self-determination, not being subject to the will of a foreign monarch, who incidentally (the Russian Empress) became the guarantor of the nobility’s cardinal rights. The term sovereignty does not appear in handwritten newspapers, but it accurately describes the struggle of the ruling elite for the independence of the state, the aim of which 39 “[…] haniebnie zdradził ufnos´c´ połoz˙ona˛ w sobie Sejmu i całego narodu”, Z Warszawy, 28 VII 1792, in: Rymszyna / Zahorski 1961, p. 21. 40 Kamin´ski 1983, pp. 17–45; Lukowski 2010. 41 Lukowski 1991; idem 2004, pp. 161–182; Grzes´kowiak-Krwawicz 2003, pp. 44–59. 42 Schulze 1999, p. 81. 43 Grzes´kowiak-Krwawicz 2002, pp. 43–59; eadem 2011, pp. 31–65. 44 Michalski 2007, pp. 501–502; Ugniewski 2014, p. 7.

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was to throw off Russian tutelage and catch up with the developed European countries with absolutist regimes. The longing to build a well-managed, strong state, capable of withstanding its enemies,45 was evident in the actions and attitudes referred to in the pages of handwritten newspapers: the reforms of the Great Sejm, the issue of increasing the number of soldiers in the army, opposition to partition, or dislike for the Permanent Council as a supervisory body imposed by the will of Russia, and remaining under the overwhelming influence of the nobility (in their common opinion). The Bar Confederation (1768–1772) is a clear example of the sovereign nation’s struggle for national sovereignty. Its newspaper descriptions are dominated by dry, factual accounts that reflect the dramatic war situation and the confederates’ numerous defeats against the Russian troops, as well as the divided affinities of the Warsaw public.46 They well reflect the complicated political situation of the conflict between the king and the noble confederates, as well as the arguments of both sides. However, the affinities of their authors were divided. The king’s signing of a guarantee treaty with Russia, making Poland its protectorate, was criticised. On the other hand, the anti-Russian and anti-royal Bar Uprising is read as a civic fight against the idea of majestas, in defence of liberty (libertas).47 In this context, the main slogan of the confederates, described as the “religion of liberty”, becomes much clearer.48 However, unlike in the official printed edition of Wiadomos´ci Warszawskie [Warsaw News], which was reluctant to support the confederate cause, newspaper authors described a real mood swing in the capital in connection with incoming news from the front line in the fight against the Russian army. The fact that the Grand Hetman of Lithuania Michał Kazimierz Ogin´ski joined the confederation, as well as his victory in Bezdziez˙ “pleased the whole of Warsaw, except for the partisans of the court and Moscow”,49 but soon the staggering defeat of this very leader at the Battle of Stołowicze reversed the situation radically. It also became a test of authentic feelings, as it filled “traitors with consolation, and the true sons of the Republic with heart-rending grief.”50 The proof of social popularity of the Bar Uprising was also found in the changes in fashion and the prominence of national motifs. The 45 46 47 48

Gierowski 1996. Kucharski 2018, pp. 447–462. Kamin´ski 1980, p. 47. This slogan appears in the description of the designs for the monument to be erected at the Warsaw palace of Karol Stanisław Radziwiłł, who supported the Bar Confederation; Z Warszawy, III 1768, Biblioteka Ksia˛z˙a˛t Czartoryskich w Krakowie (hereinafter: BCz), sig. 1699, p. 211. 49 “[…] cieszyła sie˛ cała Warszawa, prócz partyzantów dworu i Moskwy”, Z Warszawy, 8 X [1771], Biblioteka Uniwersytetu Warszawskiego, sig. 2009, fol. 9v. 50 “[…] pociecha˛ odrodnych, a zas´ prawdziwych synów Ojczyzny wskros´ przeraz˙aja˛ca˛ serca z˙ałos´cia˛”, ebd.

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triumph of the Polish national costume, which was shaped earlier, but became linked to patriotic moods, is associated with the time of the Bar Confederation. The hats worn by its participants, the confederate hats, took their name from the confederation.51 Its heroes, even those who were no longer present in the country, were also long remembered. The death of Kazimierz Pułaski, a famous Bar partisan and commander, in the battle of Savannah (1779) was shown as a symbolic act of fighting for the freedom of the United States, mentioning that he presented George Washington with his sabre.52 In the face of the battles during the Bar Confederation successively lost, the future of the country, the nation and its sovereignty seemed increasingly uncertain: “What is our nation’s destiny and what are the prospects for the future, if it is so dark here?”53 The defeat of the Confederates brought about the worst possible fate for the country – the First Partition of Poland (September 1772). Even in late spring, some unrealistic political mirages were still concocted, counting on the diplomatic involvement of the king, who would “make efforts to restore peace to this Kingdom.”54 Stanisław August’s initiative was allegedly supported by the courts in Berlin and Vienna, which brought their troops to Poland for this purpose. At the same time, Prussia and Russia appealed to the confederates to cease fighting, luring them with a promise of unlikely amnesty.55 The sincerity of these intentions was undermined by the news that Prussian troops were attacking the troops of Commander (Regimentarz) Józef Zaremba.56 The shock and disbelief of the Polish nobility in the face of the First Partition of Poland is well reflected in casual reports from various parts of the country taken by the partitioners. The loss of Royal Prussia to Prussia and southern Poland with the great cities of Lviv and Zamos´c´, which were taken by Austria, was felt most painfully. It was noted that the invaders immediately began to introduce their own order, impose taxes and contributions for the sake of their armies. Austrian surveyors measured the borders of towns, in White Ruthenia “the division and rule of Russia was proclaimed”57 and noble citizens were ordered to take an oath of allegiance and shed blood in the service of Russia. The threat of being conscripted into the Imperial army and the actual end of Polish juris51 Sola-Sałamacha 2019, p. 28. 52 Z Warszawy, 13 I 1780, BK, sig. 1332, p. 12. 53 “Jakie narodu naszego przeznaczenie i jaka na dalszy czas losu jego perspektywa, tak tu jest ciemno?”, Z Warszawy, 25 IV 1771, Biblioteka Jagiellon´ska w Krakowie (hereinafter: BJ), sig. 6799, fol. 7v. 54 “[…] czyni starania o przywrócenie pokoju temu Królestwu”, Z Warszawy, 28 V 1772, Biblioteka Narodowa w Warszawie (hereinafter: BN), Biblioteka Ordynacji Zamoyskich, sig. 1329, p. 145. 55 Ebd. 56 Z Warszawy, 15 IV 1772, ibidem, p. 137. 57 “[…] obwołano podział i panowanie Rosji”, [s. l.], 28 X 1772, BCz, sig. 3868, p. 655.

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diction (“all courts have ceased”) prompted many to abandon their estates and emigrate to the territories of a shrunken Poland.58 However, people comforted themselves with the vision of reversing this situation for a long time. Public opinion pinned its hopes on a favourable change in the balance of power, particularly in Turkey, the only European power not to recognise the partition. There were reports of war between Russia and Turkey, and that Turkey had not signed a peace treaty “because of the partition in Poland.”59 It was clear, however, that the fate of the country was sealed. The king, reconciled to the situation and trusting in the alliance with Russia, wrote in his memoirs: “not a smidgen of hope is left in the matter of the partition.”60 The actions of the Permanent Council, an institution established by the Partition Sejm, were understood as permanently limiting the sovereignty (1775). The Council took the form of the highest instance of executive power, headed by the king and composed of counsellors (konsyliarze), who originated from the senatorial magnates and the nobility in the Sejm. Despite its efficient operations and modern ministerial form, modelled on European government offices, the Council did not enjoy the confidence of the nobility. The timing of its creation was unfortunate, as it was subsequently linked to the partitions. In the context of the plan to appoint a royal plenipotentiary to sign its foundation act, it was reported in 1774 that such a proposal had been made to one of the magnates. Voivode of Poznan´, Antoni Barnaba Jabłonowski, refused, evoking the memory of his ancestors, their services and bloodshed in defence of the highest values for the “proliferation of national freedom.”61 Repeated demands were made for its abolition as it was “harmful to the country”, and this demand was often combined with the withdrawal of Russian troops and the establishment of the National Guard.62 The illusion of state sovereignty was fuelled by the hopes that Russian troops would leave the country. Announced many times, it became an unfulfilled harbinger of the Republic regaining its independence from Empress Catherine II. At the same time, the incursion of new troops into the country was feared, as a concentration of troops on the eastern borders was rumoured.

58 “[…] sa˛dy wszelkie ustały”, ebd. 59 “[…] z przyczyny zaszłego w Polszcze rozbioru”, Z Warszawy, 27 III 1773, Archiwum Narodowe w Krakowie (hereinafter: ANK), Akta miasta Krakowa, sig. 1504, p. 65. 60 “[…] w sprawie rozbioru najmniejsza juz˙ nie pozostała nadzieja”, De˛bowski / Grzes´kowiakKrwawicz / Triaire 2013, p. 389. 61 “Tego uczynic´ nie moge˛, abym sie˛ nie zdawał da˛z˙yc´ do obalenia tej wolnos´ci, która razem ze krwia˛ przodków moich na mnie spływa” [This I cannot do, lest I should appear to be seeking to overthrow that freedom which flows down upon me with the blood of my forefathers]; Z Warszawy, 14 VIII 1774, Biblioteka Zakładu Narodowego im. Ossolin´skich we Wrocławiu (hereinafter: BOss), sig. 2621, fol. 71. 62 Z Warszawy, 17 I 1789, BK, sig. 1324, fol. 5v.

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Handwritten newspapers also revealed the symptoms of a struggle for a sovereign religious identity, in the multi-denominational Polish-Lithuanian Noblemen’s Republic. In fact and in law, Catholicism prevailed, and only a Catholic could become king. Protestantism only dominated in the so-called great cities of Royal Prussia (Gdan´sk, Elbla˛g, Torun´) in the form of a monopoly of power (city councils) and economic power within craft guilds. The struggle of dissenters for the repeal of restrictions and the restoration of former rights and privileges erupted with particular force during the so-called Repnin Sejm (1767/1768). First, dissident confederations were formed in Słuck and Torun´ in 1767, and then a Catholic one in Radom. It was then that a rather peculiar situation took place – the denominational adversaries, i. e. the Protestant and Orthodox nobility, allied their forces. Denominational differences did not prevent this alliance, as the real goal was to gain political concessions, and the whole project took place under the auspices of Russia.63 According to the Russian plans, the Catholic Radom Confederation, which opposed the dissident confederations, was to be a political tool in the hands of Ambassador Repnin, and could not be used against the king, whom the Empress “wants always to defend, as he is her protégé.”64 In fact, it was to be a nationwide initiative of the dissenting nobility that combined various provinces.65 Despite the patronage of the dissenting powers, Prussia and Russia, Polish dissenters were marginalised in political discourse. Although the terms “Lutherans” and “Calvinists” permanently entered the Polish language in the second half of the 18th century, the Catholic denominational perspective in understanding the concept of nation, state and its history prevailed at that time.66 The issue of dissenters and their rights would appear in handwritten newspapers as some kind of political dispute over the granting of full civil and religious rights. At the same time, these sources were written from a Catholic point of view, as they often quoted information intended to testify to internal mobilisation, as well as bishops’ appeals to remain faithful to the Catholic faith in the face of “assaults that threaten our kingdom”.67 The rhetoric of a besieged fortress of orthodoxy was also used when writing about declarations to defend the “holy Catholic faith”, as well as help offered the Republic by Catholic countries in the event that “Poland should be attacked by dissidents.”68 Given the anonymity of the authors of these newspapers, we know that the majority of their readers were 63 Łukowski 1977, p. 66. 64 “[…] jako przez siebie utrzymanego, chce miec´ zawsze w obronie”, Z Warszawy, 21 V 1767, ANK, Archiwum Młynowskie Chodkiewiczów, sig. 286, p. 25. 65 Z Warszawy, 2 IV 1767, BOss, sig. 11916, fol. 27. 66 Augustyniak 2017, pp. 86–87. 67 “[…] zamachów niepokojem królestwu naszemu groz˙a˛cych”, Z Warszawy, 16 IV 1767, BPKr, sig. 560, fol. 17. 68 “[…] miała [byc´] Polska od dysydentów atakowana”, ibidem.

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Catholic noblemen. Therefore, attempts to discredit the religious zeal of Protestants or their attachment to their denomination are not surprising. There were opinions, certainly unfair, that only Protestant commoners would not deny their faith, while the rich would put their privileges and benefits above it: “for they say that being in a Lutheran, Catholic, or Calvinist church is all the same for us.”69 It was stressed, however, that granting full religious freedom (sovereignty) to both Protestants and Orthodox Christians (“dissidents and dissenters”) could have been right, as it would block the way for neighbouring states (mainly Russia and Prussia) to interfere in Polish affairs under the pretext of defending dissenters.70 It is also necessary to point to a clear shift in emphasis and separation of nationalreligious identity and political awareness, brought about both under the influence of the ideology of the Enlightenment and the threat to national existence by neighbouring countries. In 1768, the members of the Bar Confederation fought in line with slogans on defending freedom and faith. However, nearly a quarter of a century later, participants of the Kos´ciuszko Uprising (1794) crusaded against the ideas of “freedom-unity-independence” written on their banners, eliminating the postulate to defend the faith. On the other hand, they significantly broadened their understanding of the concept of citizenship to include the bourgeoisie.71 For a long time, no differentiation was ever made between the concepts of freedom and independence, the former being used to express both. However, in the 18th century, the Polish nobility were already well aware that by losing the independence of their country they risked forsaking their own freedom.72 The idea of preserving independence, despite the First Partition, was based in the 1770s and 1780s on the king’s plans to carry out “quiet and balanced work that would lead to reforming the state structures.”73 However, the fate of the lost lands and their inhabitants was not forgotten. Information about the difficult economic situation, for example in Galicia, i. e. the Austrian partition, aroused sympathy for compatriots under foreign rule.74 The word “independence” gained a permanent place in the political vocabulary during the sessions of the Great Sejm, although the conservative republicans among the nobility treated the notions of freedom and independence synonymously, whether they referred to 69 “[…] bo mówia˛, z˙e dla nas jest jedno, czy byc´ w luterskim, czy w katolickim, czy w kalwin´skim kos´ciele”, Z Warszawy, 30 XI 1785, BK, sig. 1328, p. 92. 70 Z Warszawy, 9 III 1791, BK, sig. 1334, fol. 21v. 71 Jabłon´ska-Deptuła 2015, pp. 54–56. 72 Grzes´kowiak-Krwawicz 2012, pp. 81–82. 73 “[…] cichej, wywaz˙onej pracy wioda˛cej do reformy struktur pan´stwa”, Łotys 2005, p. 261. 74 “Kaz˙dy dobrze mys´la˛cy nie moz˙e nie bolec´ nad losem tych niegdys´ współobywatelów, a swoich rodaków” [Any well-meaning person cannot help but bemoan the fate of these once fellow citizens, and fellow countrymen], Z Warszawy, 7 VI 1779, BK, sig. 1333, p. 45.

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internal or foreign threat.75 Newspapers started publishing phrases about regaining “national freedom and independence.”76 The battle against Russia in defence of the Constitution of 3 May (1792) should be regarded as a national war for independence, as the army in the modern sense of the word (“national armed forces”) was formed by a conglomerate of the patriotic nobility and bourgeois soldiers.77A major role in providing information about the situation on the battlefront was played by handwritten newspaper coverage and its propagandistic overtones. The lost battle of Mir was portrayed as a skilful tactical manoeuvre of the Polish army. The bravery of the national cavalry was praised. The cavalry brigade of General Józef Bielak earned particular recognition for covering the retreat of the royal army and inflicting heavy casualties on the attacking Cossacks and Russian riflemen.78 The war, which ended in a defeat, sealed the next stage of the Partition drama (1793) by revealing the spirit of resistance in Polish civil society.79 Newspapers emphasised the hopelessness of the situation and the commonly imposed oaths of allegiance towards the monarchs of the partitioning states in Greater Poland80 and Lithuania. In Grodno, the homage paid to the Empress was linked to the celebrations of her birthday, a ball and 101 cannon salutes. In connection with this event, the author of the newspaper included the full text of the oath and could not help but add a poignant remark that those who paid homage “belonged to Russia”.81 Russian sanctions imposed on the noble supporters of the Constitution of 3 May were mentioned: denying them active participation in political life, including election to the parliament.82 From the start, the Kos´ciuszko Uprising of 1794 was a revolution directed against the partitioners, particularly Russia. Newspapers appealed to its minister in Warsaw, Paweł Igelstrom, to abandon methods of absolute power directed against “Polish citizens”. The army was mobilised and Russian spies and informers, traitors to the national cause, were executed.83 There was a visible change in political discourse at that time as the focus of the talks switched to the defence of the independence of the homeland, which guaranteed at least limited

75 76 77 78 79 80 81 82 83

Grzes´kowiak-Krwawicz 2012, pp. 67–68 ; eadem 2020, pp. 28–29. “[…] wolnos´ci i niepodległos´ci krajowej”, Z Warszawy, 28 III 1791, BK, sig. 1637, fol. 31v. Łepkowski 2003, p. 143. Z obozu pod Mirem, 10 VI 1792, ANK, Archiwum Krzeszowickie Potockich (hereinafter: AKPot), sig. 3211, p. 399. Gierowski 2008, p. 115. In its capital, a feast for 1200 people taking the oath of allegiance and designating a delegation to the Prussian king was organised; Z Poznania, 10 V 1793, BCz, sig. 11618, p. 10. Z Grodna, 5 V 1793, ibidem, p. 6. Z Grodna, 11 V 1793, ibidem, p. 10. Wiadomos´ci z Krakowa, 29 III 1794, ANK, Archiwum Podhoreckie, sig. XIV/3.

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freedoms for all its citizens, rather than defence of the noble Republic as before.84 Resistance built a sense of national community in a state that proudly emphasised its Unionist character in the official name of the Polish–Lithuanian Commonwealth: “the Poles prosper so well in Lithuania that a new army of Muscovites is not to be expected and Lithuania is almost stronger than the Crown.”85 Not everyone succumbed to this euphoria, and in their sobriety and realism they knew they should expect the worst, i. e. the defeat of Tadeusz Kos´ciuszko’s army in the fight against the combined Russian-Prussian forces: “this union will sooner or later share the fate of the Bar Confederation.”86 The information presented in this period contains specifically articulated fear of the annihilation of the nation, or at least of that part of it which openly stood against Russia, which was referred to as the “cruel foe”. This was proved by the plan of tsarist politicians and generals to disarm and demobilise the Polish army, and to “cut a swathe through civilian patriots.”87 These fears were later justified by a brutal slaughter of the population of the Warsaw district of Praga, when the Russian army murdered over ten thousand Polish civilians. Reports of this mass murder in the European press aroused considerable sympathy for the Poles, as did the descriptions of the sad fate of the Polish king, who faced imminent abdication, although these newspapers had no knowledge of the partition negotiations which were underway at the end of 1794.88 Over three decades spent on the throne by the last Polish monarch, Stanisław August Poniatowski, mark the end of the existence of the noblemen’s Republic of Poland. However, they are not only a chronicle of a slow decline of the state, but also a symbol of unfulfilled hopes for reforming and strengthening Poland. In recent years it has been stressed that the noblemen’s Republic, at least from the beginning of the 18th century, was not a fully sovereign state, like strong centralised European states of that time. It is considered to have been more of a federation of smaller units, in which the absolute power was exercised by the Crown and Lithuanian magnates. The state system was thus transforming, at least in the provinces, from a noblemen’s democracy to a magnate oligarchy.89 In such a view, the aggression of neighbouring states was facilitated by being able to take advantage of Poland’s internal weakness. 84 Grzes´kowiak-Krwawicz 2018, pp. 74–75. 85 “[…] w Litwie Polakom tak sie˛ szcze˛´sci, z˙e nowej armii Moskali spodziewac´ sie˛ nie trzeba i jeszcze nieledwie Litwa mocniejsza od Korony”, Wiadomos´ci [Spring 1794], Biblioteka Raczyn´skich w Poznaniu (hereinafter: BRacz), sig. 398, p. 301. 86 “[…] ten zwia˛zek pre˛dzej lub póz´niej los miec´ be˛dzie konfederacji barskiej”, [s. l.], 7 IV 1794, ANK, Archiwum Podhoreckie II, sig. 3/22, p. 780. 87 “[…] cywilnych patriotów w pien´ wycia˛c´”, Powody i okolicznos´ci powstania Warszawy (1794), in: BRacz, sig. 398, p. 302. 88 Ugniewski 1998, pp. 146–147. 89 Dygdała 2020, pp. 34–35. Ma˛czak 1993, pp. 239–241; cf. Olszewski 1987.

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The final dismantling of the Republic was virtually unnoticed by the press. The Third Partition treaties signed at the end of October 1795 and Stanisław August’s abdication a month later were not covered by the newspapers. The only printed newspaper which had been previously dominated by a foreign news, did not mention anything about it at all. Gazeta Warszawska, which was completely subjected to censorship, devoted practically the entire issue to foreign news on the day the Partition Treaties were signed. A short message from the Governor of Warsaw, General Friedrich von Buxhoeveden symbolised the total subjection to Russia, long before it was decreed.90 The defence of integrity and independence of the homeland shaped a new definition of patriotism. A patriotic party was established, which brought together supporters of reforms. Patriotism itself was no longer merely a defence of the noblemen’s state privileges, but a concern for the sovereignty and prosperity of the country. Such a meaning can be found in the manifesto of Kazimierz Pułaski, who spoke of sacrifice and shedding of blood for freedom as “patriotism owed it to the homeland.” He was constantly portrayed as a steadfast combatant who fought in spite of the hopeless situation, as for example during the defence of Cze˛stochowa, when the Bar Confederation was on its last legs.91 Newspapers often mentioned the “patriots” of the Sejm, their actions and systemic projects. The authors of newspaper articles mentioned the patriots’ domination over other parties, maybe a little too optimistically.92 Heroes of the fight for freedom were created. Tadeusz Reytan, a deputy from the Nowogródek voivodeship who tried to prevent the opening of the debates and the establishment of a confederation by blocking the door with his own body and preventing the deputies from entering during the partition Sejm (1773–1775), became a symbol of resistance. His steadfast demeanour was highlighted, as was the behaviour of another deputy, Samuel Korsak who, despite being sued for obstruction of the Sejm, remained in Warsaw, although they were urged to leave.93 Nonetheless, Reytan’s opposition and the occupation of the Sejm hall proved fruitless, and he himself, according to the newspaper’s author, faced a biased and outrageous sentence, which included the confiscation of his property. His resistance to confederating the Sejm went down in history as a positive attempt to apply the notorious practice of breaking off the Sejm, i. e. the liberum veto.94 His protest was presented as worthy of the highest praise, even in the eyes 90 Gazeta Warszawska. 1795/85 (24 X), p. 967. 91 Z Warszawy, 6 VIII 1772, BK, sig. 2109, fol. 118. 92 Newspapers wrote that no other party “can equal the patriotic side”; Z Warszawy, 29 XI 1788, BK, sig. 1325, fol. 93. 93 Z Warszawy, 20 IV 1773, Archiwum Główne Akt Dawnych w Warszawie (hereinafter: AGAD), Archiwum Radziwiłłów (hereinafter: AR), XXXIV, sig. 524, pp. 12. 94 Michalski 1988, pp. 231–237.

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of foreigners who observed the Sejm at that time.95 Authors of newspaper articles, at least some of them, admired his courage and devotion to his homeland. This was not belittled by the fact that they tried to provide objective information, citing his other, perhaps less patriotic motivations.96 Also the French press paid tribute to the opposition of the isolated deputies, although they wrote mainly about Reytan.97 The legal clearing of his good name in Poland took place only during the Great Sejm. At that time, the posthumous repeal of the sentence was described as “a decree of wickedness and violence of rights and equity”. His actions were fully accepted as proper and commendable. He was portrayed as a true patriot and defender of the sovereignty of his homeland, expressing his “love of freedom and virtuous adherence to the law.”98 Acts of patriotic obstruction at the Grodno Sejm (1793) were presented differently. During the session when the ratification of the “perpetual alliance” with Russia was voted, the deputies were pacified by the invader. Some of them were bribed, while the vast majority were intimidated into submission. A newspaper account says that there were still two MPs who did not agree to this forced alliance. The majority of MPs had to discipline them, calling them traitors and arguing that “whoever does not want the alliance does not wish well to the homeland.”99 However, this attitude of surrender, enforced by the terror of the partitioners, does not reflect the true attitude of the nobility towards their enemies. It is clearly visible in the reports of the Prussian envoy to his government of the time, who accused the Poles of great hatred towards Prussia, while being hypocritically surprised why they opposed the surrender of their lands and the signing of an unfavourable trade treaty. He described them as a “vile and contemptible nation.”100 The tragic events of the Kos´ciuszko Uprising became a time when the myth of national heroes was born, which would blossom in the 19th century, when the country was partitioned. The lawmakers of the Constitution of 3 May, who were esteemed by society, were joined by heroes of the armed combat led by Commander Tadeusz Kos´ciuszko, who was also famous for his participation in the American War of Independence, as well as by Kazimierz Pułaski, a Confederate of Bar, who died on American soil. Heroes of the Polish arms and patriots, among whom were also peasants, not only noblemen, were created. The Ciesielski / Górzyn´ski / Wolan´ski 2017, p. 133. Ciesielski 2017, p. 45. Ugniewski 1998, pp. 49–51. “[…] miłos´ci wolnos´ci i cnotliwej przy prawach stałos´ci”, Z Warszawy, 4 IX 1790, BN, sig. 6902, fol. 60v. 99 “Kto nie chce aliansu, nie z˙yczy dobrze ojczyz´nie”, Sesyja sejmowa dnia 18 X 1793, AGAD, AR, II, sig. 3223, p. 1. 100 “[…] podłego i godnego pogardy narodu”, Kocój 2004, pp. 26–27. 95 96 97 98

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name of Wojciech Bartosz Głowacki, a scythe-bearing peasant soldier (kosynier) went down in history. However, the first non-noble national hero is considered to be townsman Jan Kilin´ski, commander of an infantry regiment and chief of the people of Warsaw defending the capital at the time.101 As far as patriotism is concerned, one can see a large difference in individual and collective attitudes towards the partitioners, and the consolidation and evolution of previously created ethnic stereotypes.102 As nations, Muscovites, Prussians and Austrians are defined negatively as invaders and aggressors. The stereotype of an enemy and occupier persisted even during periods of discontinuation of regular warfare. It was widely realised that the gradual loss of independence was the result of the superiority and collaboration of these three powers. Foreign observers also regarded this as the country’s greatest misfortune, but much earlier.103 On the other hand, individual contacts between the nobility and the representatives of the administrations in these countries are marked by a desire for cooperation.104 Handwritten newspapers present a picture of good, even close relationship with the Russians, as evidenced by information on trips to Russia, protection, awards and decorations received there. One of the most notorious traitors was Marshal of the Partition Sejm Adam Ponin´ski, who was an anti-hero of newspaper reports. He was considered by his contemporaries to be the worst of all the marshals at the time of Stanisław August, and was particularly hated for his attitude during the Partition Sejm.105 When writing about his election, newspapers quoted the speeches of his opponents who claimed that the Sejm would serve not to defend, but to destroy the homeland.106 Adam Ponin´ski, a paid Russian agent for many years, became almost synonymous with traitors and backsliders. The Sejm verdict which later sentenced him to exile and loss of his nobility was accepted with undisguised satisfaction. He was openly called a “punished traitor”.107 The deputies who were suspected of accepting money from foreign courts were openly condemned. They were even regarded as traitors to the national cause. There even was a heated discussion about the potential introduction of death penalty in cases of such proven political corruption.108 On the other hand, there was support for the abolition of confederations, which were seen as a reason for the weakening of the state, anarchy and civil wars, or for handing the country over to Russian slavery in 101 102 103 104 105 106 107 108

Hinc 2013, p. 128. Cf. Niewiara 2006, pp. 11–26. Michalski 1995, p. 213. Rolnik 2009, p. 386. Stroynowski 2016, pp. 133–134 Z Warszawy, 22 IV 1773, BK, sig. 1577. Z Warszawy, 28 III 1791, BK, sig. 1637, fol. 31v. Z Warszawy, 12 I 1790, BK, sig. 1334, fol. 5.

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the name of the law.109 Dubious rumours about local confederations and their leaders were often linked to common robberies.110 The case of Hetman Seweryn Rzewuski and the Crown Artillery General Stanisław Szcze˛sny Potocki, the two main leaders of the Targowica Confederation and adversaries of the new order introduced by the Constitution of 3 May, attracted widespread interest. They understood freedom and independence in the conservative spirit of republicanism as the defence of state rights and privileges, the private interest of the nobility as a social group, rather than the public good of the state and all its inhabitants. The newspaper reported, in a matter-offact tone, on depriving the aforementioned magnates of their military offices for conspiring with Russia, and concluded somewhat sceptically: “and yet, what will this zeal be good for? Time will tell.”111 The consequences were inevitable, and a war with Russia was pending. The news about an official act of establishing a confederation in May 1792 reached Warsaw with lightning speed. The same newspaper editor reported on the deceptive and lying argumentation of Russia, which resorted to veiled lies in order to declare war on Poland, claiming that it was “declaring war not on the nation, but on the current Sejm.”112 Thus, Moscow’s classic argument about guaranteeing cardinal rights in Poland returns here. The issue of the confederation, on the other hand, did not receive much attention in Gazeta Narodowa i Obca, which was the press mouthpiece of the patriotic party.113 A weak press response was the result of the general attitude of the Polish nobility towards the Targowica Confederation, which from the very beginning was decidedly negative, but at the same time passive. The nobility did not show any firmness or dedication in defending their views, and just as the opponents of the Constitution of 3 May willingly accepted it later, so did many of the adversaries of the Targowica join it, especially after the king had.114 Progressive commentators strongly condemned such attitudes, expressing their hatred of Russia and the allied members of the Targowica: “Why doesn’t the devil take such people alive?”115 However, this did not stop them from fiercely criti109 Stanek 1991, p. 213. 110 There were reports of a “group of scoundrels” prowling in Greater Poland, who were to be taken for noble confederates; Z Warszawy, 30 I 1788, BK, sig. 1325, fol. 8v. 111 “[…] jednakowoz˙ ten zapał na co wyjdzie? Czas okaz˙e”, Excerpt listu z Warszawy, 28 I 1792, LNNBU, sig. F.45/137, p. 62. The recipient of these newspapers was probably the voivode of Kraków, Piotr Małachowski, later a member of the Targowica Confederation. He was rather reluctant towards the Constitution of 3 May. 112 “[…] deklaruje wojne˛ nie narodowi, lecz przy narodzie sejmowi dzisiejszemu”, Z Warszawy, 19 V 1792, ibidem, p. 122. 113 Gazeta Narodowa i Obca. 1792/49–51 (19, 23, 26 V). 114 Rolnik 2000, pp. 146–147. 115 “Dlaczegoz˙ to takich ludzi diabli z˙ywcem nie biora˛?”, Z Warszawy, 18 IX 1793, in: Rymszyna / Zahorski 1961, p. 255.

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cising the actions of the leader of the 1794 uprising, who was called the selfconceited “reckless Kos´ciuszko”, accusing him of being short-sighted and “ruining the nation”.116 The difficulty in distinguishing between those who served the nation and those who betrayed it was a serious issue, since all sides of the political conflict professed concern for the good of the homeland. Moreover, many wellknown figures from the world of Polish politics were included in the list of the Targowica camp without their consent, only to add splendour and wide support to this camp which, apart from the Russian tutelage, it did not possess.117 The newspaper image of the neighbouring countries’ policy was partly shaped by the illusory belief – traditionally held by the nobility – that European courts were deeply “concerned” about Poland’s fate. The more visible the disproportion in economic, military and diplomatic potential between Poland and its neighbours became, the more it was believed that the neighbouring states would not take the final steps and liquidate the country in the name of preserving the balance of power. Such beliefs may be regarded as erroneous stereotypes, or historical and political myths. What were the hopes expressed in written newspapers in this regard? They were counting on help from the allies, mainly France, and the destabilisation of the situation in Europe after the outbreak of the Revolution in 1789. Another option was a possible disagreement, and preferably open conflicts between the partitioners, in various configurations, depending on the changing political and military situation.118 Frequent coverage was given to the war between Russia and Turkey and its possible consequences for Poland. The defeats of the Muscovites in the fight against the Turkish-Tatar army and the heavy losses of the Russian army as far as soldiers and artillery were concerned were reported joyously.119 There were also various reports from Vienna that tentatively suggested preparations for an Austro-Prussian war. As part of the same information strategy, official imperial diplomatic notes demanding the return of Silesia conquered by Prussia were cited, as it was seen to prompt Austria to adopt a harsh warlike stance. This brought back the historical issue of Silesia, which had been part of Poland in the Middle Ages and was later lost. The newspapers also created press images of the rulers of the three absolute monarchies, Russia, Austria and Prussia. In spite of their domination in relation to the weakening Republic, they were presented with due respect, characteristic of the leading rhetorical convention. Tsarina Catherine II of Russia had the greatest influence on the events in the Republic and the gradual deprivation of its sov116 Z Warszawy, 9 IV 1794, ibidem, p. 332. 117 Ka˛dziela 1993, p. 50–51. 118 It was wrongly hoped, for example, that the peace of Jassy between Russia, Turkey and Austria would be concluded at that time and that Prussia, which was supposed to be in alliance with Poland, would be attacked; Z Warszawy, 30 I 1790, BK, sig. 1335, pp. 10–11. 119 Z Kamien´ca Podolskiego, 21 III 1770, AGAD, AR, XXXIV, sig. 520, p. 1.

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ereignty. It was emphasised that it was by her will that the last Polish king sat on the throne. She was officially referred to as the “Empress”, which conveys a certain amount of respect that one could not help but feel for the ruler of a huge state with a powerful army that was constantly present in the territory of the Republic. In some reports, the achievements of this monarch were even presented with a note of admiration. This was true, for example, of the news about the battles with Turkey which, despite temporary setbacks, Russia was able to win and take the spoils. Perhaps it was the effect of a complex, as Poland could not win convincingly in wars against Turkey, except perhaps for the Victory at Vienna (1683), which did not bring any territorial gains anyway. Exceptionally, the authors of handwritten newspapers praised this “great monarch” celebrating her acquiescence during the demarcation of the Polish-Russian border after the First Partition of Poland.120 However, people also wrote that the parliamentary sessions in a country dominated by Russia were only a “semblance of freedom” and not real sovereignty.121 There also many reports full of frustration, hidden anger, mockery and ridicule. The language of the press served the newspaper authors as a weapon of propaganda in their fight against the Russian partitioner and the internal enemy (the Targowica confederation), e. g. by changing the words of the prayer: “Tsarina, who are in Petersburg, hallowed be Thy Name, thy hundred thousand troops come, thy will be done, as in Moscow, so in Poland […] deliver us from the Constitution of 3 May and from all reasonable laws. Amen.”122 This way an anonymous author mocked a servile attitude of the Targowica followers and accused them of religious idolatry and political apostasy. The Prussian kings, Frederick II the Great and Frederick William II, were famous for their aggressive and exceptionally effective policies towards Poland in political and economic terms, such as the imposition of a high levy on the Vistula trade, the spoiling of Polish coinage, restrictive tax and penal laws and forced recruitment into the army. At the same time, the care taken to enlarge and modernise the already sizeable Prussian army was praised. This may have been an expression of a carefully concealed inferiority complex, as in the Republic of Poland the attempts to increase expenditure on the army and improve its armaments were unsuccessful. This was to allow it to counterbalance the military potential of the huge Russian army or the highly militarised Prussia. The diplomatic and military activities of the Kingdom of Prussia and its rulers are connected with their efforts to capture Gdan´sk after the First Partition. 120 Z Warszawy, 11 IX 1776, BOss, sig. 592, fol. 76. 121 Z Warszawy, 18 IX 1776, ibidem, fol. 77. 122 “Carowa, któras´ jest w Peterzburgu, s´wie˛c´ sie˛ Imie˛ Twoje, przyjdz´ sto tysie˛cy wojska Twoje, ba˛dz´ wola Twoja, jak i w Moskwie, tak i w Polszcze […] wybaw nas od Konstytucyi 3 Maja i od wszelkich ustaw rozumnych. Amen”, Ekscerpt listu z Warszawy, 29 XII 1792, LNNBU, sig. F. 45/137, pp. 290–291.

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Prussian troops were stationed near Gdan´sk for two decades until the city was incorporated into Prussia during the Second Partition (1793). European powers, including Russia and Austria, opposed the incorporation of Gdan´sk into Prussia, fearing an excessive growth of Prussian economic and naval power. Other commercial empires: England, the Netherlands and Sweden feared that the flow of marine trade passing through the port of Gdan´sk would be disrupted. Prussia tried to exert economic pressure by building a port that would be competitive to Gdan´sk and imposing very high duties on the Vistula trade.123 These facts were repeatedly mentioned in handwritten newspapers, as grain and forest products trade had been a vital source of income for the Polish landed gentry since the 16th century. Despite changes in the economic situation, this trend continued until the end of the 18th century, although it was hampered by being cut off from the Baltic Sea and high Prussian customs duties. The desire to keep Gdan´sk within the borders of the Polish-Lithuanian Commonwealth was very strong in Polish public opinion, and almost every newspaper brought information about the Gdan´sk prices for Polish goods. The Austrian Emperor Joseph II, son of Empress Maria Theresa, was also a regular topic of newspaper reports. He was portrayed as an enlightened absolute ruler and an uncompromising reformer of church relations in his country, ordering the dissolution of monasteries. The newspapers made disguised attempts to balance the country’s subordination to the will of its more powerful neighbours by publishing news of his illnesses (as was the case with the Prussian kings and the Russian Empress). These reports were often exaggerated and sometimes unverified, but they provided a kind of satisfaction with the problems of the neighbours, potential confusion and weakening of neighbouring states, which could be used to strengthen one’s own sovereignty and avoid further losses. This is due to frequent reports of plans to carry out further annexations of Polish territory as a result of either adjusting the borders or seizing more land. The precise demarcation of borders was carried out in an atmosphere of disputes and changing the position of border posts. There were reports of “imperial eagles” placed on the border, which legally, visually and symbolically changed the territorial affiliation of the annexed lands. Unlawful moving of border posts was met with a strong Polish reaction and their overturning, which was explained by arbitrary actions of Austrian officials who acted without “imperial orders”.124 The newspapers did not come to terms with the fact that Polish lands were taken by Russia, Prussia and Austria in the First Partition. They frequently used the term “Austrian cordon” or “imperial cordon”. This term referred to the Spisˇ starosty, which had already been taken over by the Austrians in 1769. The Aus123 Cies´lak 1993, pp. 579–595. 124 Z Warszawy, 12 II 1781, BK, sig. 1329, p. 12.

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trians used the term “cordon” to divert attention from their illegal seizure of these territories, explaining that they needed to introduce a sanitary barrier to protect their lands from the plague. However, the Poles, not wanting to legitimise the annexation, did not stop using this term either after the end of the epidemic or even after the actual incorporation of Spisˇ into Austria (1772). Moreover, the name was actually extended to the entire Austrian partition. Information about the Russian cordon is equally frequent.125 The cordon was a place where the Polish law no longer applied and it was often treated as a safe haven by people who would otherwise be punished for various crimes. The words “former Polish lands” or the “partitioned territories” were not used in favour of the word “cordon”, which suggested a temporary and reversible status of such lands. It was believed that the partitions could be reversed and the lost lands regained, even after the official signing of the treaties. Handwritten newspapers were a great source of information as they provided a new portion of current news every week. Due to their limited size, the style was dry and concise. The editors had to fit the most important news from home and abroad onto a few pages. There simply wasn’t enough room for the extensive and elaborate commentaries we are nowadays used to when reading the press. However, reading the newspapers does give an idea of political life and the state of the nation at the time. Despite all the talk of freedom and independence, a sad picture of the Polish Republic emerges, with a long lost sovereignty to the neighbouring powers. Dependence on the partitioners, the weakness of the army and the administration stand in stark contrast to the image of the European powers, confident of their strength, fighting for successive territorial conquests, and not seeking only to maintain their possessions. Handwritten newspapers confirm the thesis put forward in historical works about the progressive loss of sovereignty and independence by Poland in the 18th century.126 The handwritten newspapers were exceptionally successful at conveying a broad panorama of political views and attitudes, social moods, the complicated situation of the country, its dependence on Russia and Prussia, and attempts to find a way out by seeking new allies. In them, one should rather look for the opinions and political affinities of the recipients rather than the authors. However we assess the Polish handwritten press, we should give it credit for its considerable influence on public opinion and its regularity in providing news of the country’s life. It was not a press organ of any particular political party, reporting on the introduction and drafting of reforms and saving the independence of the state. The gradual loss of sovereignty, and later deprivation of independence in the 18th century was a process that spanned three partitions, and 125 Z Warszawy, 3 I 1787, BK, sig. 1326, p. 3. 126 Gierowski 1993, p. 193; Sowa 2011.

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was spread over two decades (1772–1795). This meant that it could be difficult to notice for the Polish society, and it became clear only from the turn of 1794,127 although the advantage of the neighbouring powers was well understood. The dominant newspaper accounts include the decisions and actions of the noblemen politicians, the king, and hostile actions on the part of Russia, Prussia and Austria. What emerges from these articles is a picture of a complex process of defending the title values: the armed struggle for independence and actions in defence of the nation’s freedom. The political and parliamentary discourse of the nobility underwent significant changes at that time, which was also visible in handwritten newspapers. The definition of the nation, patriotism and freedom was then modified. However, the efforts made did not save the independence of the country nor the freedom of the nation and, despite the introduced reforms, led to a catastrophe, the collapse of the state and the loss of freedom, which the Polish nobility had cherished for three centuries. It also resulted in a final change in the definition of the Polish nation and the broadening of its social base. The nobility and the magnates were transformed after the Third Partition, in a slow process, into the landed gentry and the aristocracy respectively. The collapse of the state also put a definitive end to the existence of handwritten newspapers, which were almost completely supplanted by their printed counterparts. The institutional and administrative framework and reasons for their functioning disappeared, and the division into three partitions broke the traditional ties between the provinces and Warsaw. Losing its status as the capital of the state and the seat of the court, as well as the centre of the country’s political life, the city also lost its status as the hub for editing handwritten newspapers, as the most important decisions began to be made in the capitals of the partitioning powers. The disappearance of handwritten newspapers can therefore be read as a symbolic end of the state subjectivity of the noblemen’s political nation. [Translated by Tomasz Leszczuk]

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Magdalena Niedzielska

Politisches Interesse und regionale Identität. Die Teilung der Provinz Preußen 1878

Abstract Politics and Regional Identity. Division of the Prussian Province in 1878 Above all, the basic elements that constituted provincial identity in the 19th century include: 1. a sense of Old Prussian identity (so-called Altpreußentum); 2. a sense of territorial distance from the core of the Prussian monarchy; 3. the borderland location and vicinity of Russia. These elements played a significant role while discussing the project to divide the Prussian province, which began after the celebration of the centenary of integrating the former Royal Prussia within the Prussian monarchy in 1872 until the formal split in 1878. Keywords: Prussian province; East Prussia and West Prussia; identity; division of the province; provincial parliament

Die formell 1824 gebildete Provinz Preußen verband zwei verschiedene Territorien: Ost- und Westpreußen.1 Sie umfasste 61.000 km2 und war (im Hinblick auf ihr Territorium) die größte Provinz im preußischen Staat. Ostpreußen umfasste 36.000 km2, Westpreußen dagegen 25.000 km2. Die Bevölkerungszahl beider Teile betrug 1816 1.400.000 Personen, 1910 lebten dort 3.700.000 Bewohner. Um 1850 wohnten in den beiden westpreußischen Regierungsbezirken (Danzig und Marienwerder) etwa 65 % Deutsche und 35 % Polen, in den Regierungsbezirken Königsberg und Gumbinnen dagegen betrug der prozentuale Anteil der deutschen Bevölkerung durchschnittlich 70 %, der polnischen 19 % und der litauischen 11 %. Die beiden Länder Ost- und Westpreußen unterschieden sich voneinander in sprachlicher und religiöser Hinsicht, beide pflegten vor allem andere politische Traditionen, weil sie seit 1466 keine Gemeinschaft historischer Erfahrung bildeten: Westpreußen (damals als Königlich-Preußen) war ein Teil Polen-Litauens, und Ostpreußen (damals Herzogtum Preußen) war zuerst nur Prof. Dr. Magdalena Niedzielska, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https:// orcid.org/0000-0003-1846-931X. 1 Hubatsch 1975.

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ein Lehen des polnischen Königs sowie der Adelsrepublik, später wurde es zur Herrschaft der brandenburgischen Hohenzollern. In diesem Aufsatz wird untersucht, ob im Falle der in den 1820er Jahren gebildeten großen Provinz Preußen schon am Ende des 18. Jahrhunderts Elemente der territorialen Identität (die diesen Teil der Hohenzollern-Monarchie von ihren anderen Provinzen unterschieden) existierten oder ob sich diese erst damals und später im 19. Jahrhundert herausbildeten, und wenn ja, worin diese Unterschiede bestanden. Ich finde, dass zu den wichtigsten Faktoren, die im 19. Jahrhundert die Provinzidentität Preußens konstituierten, vor allem folgende Phänomene zählten: 1. Das Bewusstsein der altpreußischen Identität (das sog. Altpreußentum), die mit der eigenen historischen und politischen Tradition des preußischen Landes als Erbe des Herzogtums Preußen verbunden war (vor diesem Hintergrund wuchs der Antagonismus zwischen Ost- und Westpreußen2); 2. Das Gefühl der territorialen Entfernung vom Kern der preußischen Monarchie, die mit Fremdheit, oder sogar Feindschaft gegenüber Berlin gepaart war. Daraus resultierte die Vorstellung dieser Provinz von sich als Peripherie, der die Verbindung mit dem Rest Preußens und Deutschlands fehlte und deren Ergebnis die in Preußen herrschende Stimmung der Unabhängigkeit oder sogar Separatismus war; 3. Die Grenzlage und die Nachbarschaft zu Russland, die das Problem der Beständigkeit der existierenden territorialen Lösungen vor Augen führte, vor allem angesichts der Auseinandersetzung mit den Ansprüchen des Russischen Kaiserreiches auf die Verschiebung seiner Staatsgrenzen in Richtung Westen. Diesem letzten Faktor (aber auch anderen) entsprach gleichzeitig das Bewusstsein einer spezifischen historischen Mission: Die Provinz sollte nämlich Deutschland und die europäische Zivilisation vor der östlichen Barbarei verteidigen. Diese Mission verwirklichte sich auch in den inneren Reformen des preußischen Staates.3 Die Einstellung der preußischen Eliten gegenüber Berlin und der Herrschaft der Hohenzollern resultierte aus der anderen politischen Tradition des Landes Preußen, und nicht nur aus einer üblichen regionalen Andersartigkeit. Für viele Vertreter der Aufklärung war gerade das Herzogtum Preußen (noch am Ende des 18. Jahrhunderts) von größerer Bedeutung als Brandenburg-Preußen, und zwar aus zwei entgegengesetzten Gründen: wegen seiner einstigen Unabhängigkeit von den preußischen Herrschern in der Epoche des dominium supremum der polnischen Könige und weil in diesem Land das Königtum Preußen seinen Ursprung hatte. Für die Generation, deren Vertreter zum Beispiel Theodor von Schön, der künftige Oberpräsident der westpreußischen und preußischen Provinz (1816–1842), war, nahm nur die Treue gegenüber der Monarchie und dem 2 Traba 2006; ders. 2010, S. 518. 3 Niedzielska 1997 (1), S. 659–686; dies. 1997 (2), S. 114–147.

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Souverän als Verkörperung der Staatsidee eine Vorrangstellung gegenüber dem ehemaligen Herzogtum Preußen (das für diese Politiker der wichtigste Wert war) ein. Schön, der als Oberpräsident mehrmals in einen heftigen politischen Konflikt mit Berlin geriet, rechtfertigte mit diesem Vorrangsprinzip die von ihm betriebene und (nach seinen eigenen Worten) sog. „loyale Rebellion“. Viele seiner Zeitgenossen stellten weiterhin (am Anfang des 19. Jahrhunderts) den politischen Bund mit der preußischen Monarchie in Frage. Eine Abneigung gegen die Politik Berlins, die man mit zentralistischen und absolutistischen Tendenzen assoziierte und die seit dem 18. Jahrhundert existierte, umfasste breite politische Kreise. Sie war am Vorabend der Märzrevolution 1848 deutlich erkennbar. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann in der Provinz (auf drei Ebenen) die Bildung voneinander abhängender Arten des Patriotismus im Rahmen des deutschen ethnischen und nationalen Bewusstseins. Es ging um: den preußischen Provinzpatriotismus, der in territorialer Hinsicht nur das Gebiet der Provinz umfasste und die historischen Unterschiede zwischen ihren beiden Teilen (West- und Ostpreußen) berücksichtigte, den Patriotismus der preußischen Monarchie und des Hauses Hohenzollern sowie den allgemeindeutschen Patriotismus. Der erste setzte die Erinnerung an das einstige Preußische Herzogtum fort, das nach der Säkularisation des Deutschordensstaates 1525 entstanden war. Obwohl schon infolge der Ersten Teilung Polens (1772) dieses Gebiet die territoriale Einheit mit dem Rest des Hohenzollern-Staates erreichte, lebte das Bewusstsein der eigenen Andersartigkeit und der Entfernung vom geschlossenen Kern der preußischen Monarchie im oben erwähnten Begriff „Altpreußentum“ fort. Darunter verstand man einerseits das Streben nach der konservativen Verteidigung alter Werte, andererseits diente dieser Begriff auch als Werkzeug der politischen Argumentation, zum Beispiel während des Kampfes der liberalen Opposition gegen die Berliner Regierung in den 1840er Jahren. Gleichzeitig mit dem preußischen Patriotismus existierten regionale Arten des Patriotismus (zum Beispiel der Ermland- und der Kleinlitauenpatriotismus). Das Bewusstsein eines Altpreußentums wurde zum Einigungsmittel der gegen die Politik Berlins oppositionellen Kreise. Das Recht auf Opposition gegen Berlin sollte aus der Sendungsidee Ostpreußens als Bollwerk Deutschlands gegen „Asien“ resultieren. Diese Vorstellung wurde zum Beispiel in den 1840er Jahren vom Überlegenheitsgefühl gegenüber anderen Provinzen, und vor allem gegenüber Berlin, begleitet. Damit verband sich das Gefühl der Entfremdung von der Staatseinheit, sowohl im Hinblick auf die geographische Lage (Preußisch Sibirien), als auch auf die Politik Berlins. Gleichzeitig übte die mangelnde institutionelle Verbindung mit den anderen deutschen Ländern einen bedeutenden Einfluss auf die verspätete Bildung des deutschen Patriotismus aus. Ost- sowie Westpreußen waren weder Mitglieder des

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1806 aufgelösten Deutschen Reichs, noch Teil des seit 1815 existierenden Deutschen Bundes. Deswegen entstand hier keine Tradition des Reichspatriotismus, der im 19. Jahrhundert eine einigende Funktion auf deutschem Gebiet hatte. Eine Probe für den jungen ost- und westpreußischen Patriotismus bildeten die Ereignisse der Jahre 1806–1813 (1815), der Zeit der französischen Dominanz und der Napoleonischen Kriege. Die Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft der preußischen Monarchie weckte bei den damaligen Eliten verschiedene Einstellungen zu den Problemen der großen Politik, vor allem in der von der Geographie bestimmten strategischen Lage Preußens. Königsberg wurde damals zum Zentrum der Reformbewegung im preußischen Staat. Der politische Wandel, der erst nach der Niederlage Preußens 1807 verwirklicht wurde, fand die Zustimmung der reformatorisch eingestellten Provinzbürokratie und eines Teils des mit ihr verbundenen Adels. Gleichzeitig gab der militärische und moralische Untergang des preußischen Staates dem dortigen Adel das Gefühl der Verantwortung für das Land zurück, die im 18. Jahrhundert im ehemaligen Herzogtum Preußen (und nach den Teilungen in Westpreußen) dieser Gesellschaftsschicht vom Staatsapparat der absolutistischen Monarchie entzogen worden war. Dieser Prozess begünstigte die „Abkapselung“ des Adels in den von der Geschichte geformten traditionellen Strukturen. Aber in derselben Zeit wurden die Elemente der Besonderheit Preußens erschüttert, die ein Fundament des separaten Provinzpatriotismus hätten bilden können. Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die letzten Überreste der souveränen obersten Behörden Ostpreußens beseitigt. Bis 1804 und bis zur Aufhebung des Etats-Ministeriums wurde das politisch-formelle Prinzip aufrechterhalten, nach dem in den preußisch-brandenburgischen Beziehungen Elemente der personalen Union übrigblieben. Die Reste der konstitutionellen und administrativen Andersartigkeit des Königtums Preußen hörten gerade nach dem preußisch-französischen Krieg der Jahre 1806/1807 auf zu existieren. Den endgültigen Sieg trug das brandenburgische Modell der Staatsorganisation davon. Das Verhalten der politischen Elite Ostpreußens in den Jahren 1806–1813 entschied in gewissem Maße über die späteren politischen Antagonismen. Die Erfahrungen aus dieser Epoche beeinflussten auch wesentlich das politische Denken der Menschen, die in 1780er und 1790er Jahren geboren wurden, und wurden zum festen Bestandteil ihres politischen Selbstverständnisses. Der Widerstand der ostpreußischen politischen Vertretung gegen die Zentralisierung des Staates nach dem brandenburgischen Modell und gegen seine rechtliche Vereinheitlichung war noch 1822 während der Arbeiten an der Organisation der ständischen Landtage in der Monarchie sichtbar. In der Aufhebung der bisherigen strukturellen Andersartigkeit des eine spezifische historische Rolle spielenden Königreichs Preußen sah man damals die Verletzung eines heiligen und unanfechtbaren Rechtes.

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Die spezifische Rolle, die man der eigenen historischen und politischen Tradition zuschrieb, wurde zum politischen Werkzeug der liberalen Adelsopposition in den 1840er Jahren. Der politische Konflikt in den Jahren vor dem Ausbruch der Märzrevolution 1848, in dem Ostpreußen neben der Rheinprovinz zum Zentrum der liberalen Opposition im preußischen Staat wurde, erneuerte die im preußischen Provinzbewusstsein dauerhaft bestehenden Elemente des lokalen Patriotismus. Der Streit zwischen der liberalen und der konservativen Vision der Staatstruktur wurde im gewissen Maße auf die Ebene des politischen Kampfes zwischen Königsberg und Berlin als zwei Antagonisten der preußischen Entwicklung verlegt. Die Grenzlage der preußischen Provinz bildete in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen Faktor, der einen starken, aber in der Historiographie gewöhnlich unterschätzten Einfluss auf die Identitätsformung der dortigen politischen Eliten ausübte. Wie die Anfänge aller anderen Entwicklungen reichten auch in diesem Fall die Ursprünge bis in das 18. Jahrhundert zurück. Während des Siebenjährigen Krieges befand sich das Territorium des ehemaligen Herzogtums Preußen in den Jahren 1758–1762 vorübergehend unter russischer Besatzung. Als Teil des Russischen Kaiserreiches erzielte Ostpreußen relativ günstige politische und ökonomische Bedingungen, und die kurzlebige Befreiung des Adels von der absolutistischen Herrschaft Friedrichs II. ermöglichte die Erneuerung der Ständestrukturen. Die russische Herrschaft wurde damals ohne sichtbaren politischen Widerstand angenommen. Deswegen geriet Ostpreußen nach dem Besatzungsende in eine schwierige politische Lage. Allgemein bekannt war die Abneigung und das mangelnde Vertrauen Friedrichs II. in die ostpreußischen Eliten, der noch in den 1780er Jahren dem dortigen Adel ihren Verrat vorwarf. Aus der hier besprochenen Erfahrung des Siebenjährigen Krieges resultiert ein wichtiger Komplex der deutschen politischen Reflexionen, der seither regelmäßig in kriegerischen und politischen Krisensituationen (von der Niederlage im Krieg 1806/1807 bis zur Revolution 1848) Bedeutung erlangte. Es ging um die Einstellung gegenüber dem östlichen Nachbarn. Sie schwankte zwischen der heftigen Anprangerung Russlands als Tyrannei (diese Meinung vertrat ein Teil der liberalen Opposition) und der Akzeptanz dieses Landes, was in einer extremen Variante zur Reflexion über eine mögliche Unterordnung Ostpreußens unter russische Herrschaft führte. Generell dominierte aber in dieser Frage der Pessimismus bezüglich der Zukunft der Provinz. Der russische Nachbar wurde für die Provinz nach dem Ausbruch des Novemberaufstands 1830 zum vordringlichen Problem. Aus der Niederlage resultierte erstens die Überzeugung, dass die politische Verbindung der Provinz mit der preußischen Monarchie irreversibel sei (vor allem in Westpreußen), sowie erneut der Pessimismus bezüglich des zukünftigen Schicksals Preußens. Nicht

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zufällig wurden seither während der Provinziallandtage Vorschläge eingebracht, dass man die Verteidigungsbereitschaft der preußischen Länder östlich der Weichsel stärken solle. Gleichzeitig kann man die Feststellung riskieren, dass die potenzielle Bedrohung von Seiten Russlands zum wichtigen Faktor wurde, der die fortschreitende politische Identifikation der Provinz mit dem Rest des preußischen Staates begünstigte. In der Verteidigung der Hohenzollern-Monarchie erfüllte Ostpreußen, als Bollwerk der deutschen Kultur verstanden, eine spezifische Sendung. Diese Überzeugung war vor allem 1848 lebendig: Die Provinz sollte, ähnlich wie 1813, ihre politische Mission erfüllen und ihr Wohl zugunsten der Verteidigung Europas vor dem „Riesen aus dem Norden“ opfern. Der nächste Faktor, der das politische Bewusstsein in der Provinz stark beeinflusste, war das Verhältnis ihrer Teile, Ost- und Westpreußen, zueinander, zu den Versuchen, eine gemeinsame Tradition zu finden, oder zu den sie trennenden Unterschieden. Wichtig scheint deswegen die Frage nach der verschiedenartigen Ausformung einer deutschen Identität in der preußischen Provinz, die Frage nach den Unterschieden zwischen Ost- und Westpreußen. Gleichzeitig blieb die eigene historische Erfahrung sowohl der ganzen Provinz als auch ihrer beiden Teile vom Einfluss der allgemeinen Formierungsprozesse moderner deutscher Nationalidentität nicht unberührt. Die Verbindung von Ost- und Westpreußen war in hohem Maße eine künstliche Maßnahme, obwohl sie für die preußische Verwaltung günstig war, weil dadurch der Einfluss polnischer politischer Eliten, besonders auf das politische Leben der Provinz, verringert wurde. Von Bedeutung waren dabei auch ökonomische Erwägungen (die Verbindung der Provinz reduzierte nämlich die Kosten der Verwaltung) sowie die Überzeugung, dass dadurch die Ansprüche des für Berlin politisch unbequemen Oberpräsidenten Westpreußens Theodor von Schön befriedigt werden. Die Verbindung beider Teile Preußens zu einer Provinz aufgrund der Kabinett-Ordre Friedrich Wilhelms III. vom 3. Dezember 1829 war übrigens seine Idee.4 Eine Folge der weniger günstigen rechtlichen und administrativen Bestimmungen, die in Westpreußen galten und auch die Rechte des deutschen Adels begrenzten, war, dass die dortigen Gutsbesitzer ständig danach strebten, zumindest einige der Privilegien des ostpreußischen Adels zu erlangen. Ein Teil des deutschen Adels in Westpreußen kooperierte deswegen nicht auf der Ebene der territorialen, sondern der national-politischen Gemeinschaft mit dem ostpreußischen Adel, was die „polnische“ Option vermeiden ließ, die bei der Anknüpfung an die historische Tradition Königlich-Preußens einfach notwendig war. Die politische Dominanz Ostpreußens weckte aber im Rest der Provinz den Widerstand gegen die Unterordnung unter das aufgedrängte Vorbild dieses Landes. Außer den politischen Gründen waren in den gemeinsamen Beziehungen zwi4 Groeben 1993, S. 283.

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schen beiden Provinzteilen auch die Unterschiede in der Zusammensetzung der gesellschaftlichen Eliten von Bedeutung, weil in Westpreußen das Bürgertum eine viel stärkere Position innehatte, und nicht der Adel (die Junker) wie in Ostpreußen. Nach dem Wiener Kongress dominierten in den Beziehungen zwischen den beiden Provinzteilen Elemente eines gedämpften Konfliktes, der nicht nur von der nicht überwundenen historischen Verschiedenheit, sondern auch durch Unterschiede in der dominierenden politischen Orientierung verursacht war. In Ostpreußen war damals das liberale Lager tonangebend, in Westpreußen dagegen waren die politischen Einstellungen (vor allem die des Adels) viel konservativer. Das wurde nach 1840 besonders sichtbar. Der Konflikt brach mit großer Kraft in den 1860er Jahren aus, als das politische Leben in der Provinz von der ostpreußischen liberalen Opposition dominiert wurde. Es geht hier besonders um ihre Rolle bei der Entstehung der ersten modernen politischen Partei in Preußen, der „Deutschen Fortschrittspartei“, im Jahre 1861. Diese Unterschiede wurden durch die Reichseinigung 1871 nicht überwunden und führten zum Zerfall der Provinz am Ende der 1870er Jahre. Auf dieses Problem komme ich im weiteren Teil meiner Überlegungen noch zurück. Die Überzeugung von der eigenen Isolation und der Entfernung vom Königreich Preußen und anderen deutschen Ländern war in Ostpreußen bis in die 1860er Jahre lebendig. Sie wurde allmählich durch den Kommunikationsfortschritt, den Straßenausbau und besonders die Entwicklung der Eisenbahn seit den 1840er/1850er Jahren verringert, die eine wichtige Rolle in der Bekämpfung der territorialen Isolation der historisch geformten deutschen Länder und Regionen spielte. Aber erst die Einigung Deutschlands 1871 ermöglichte den Provinzbewohnern, ihr Identifikationsbedürfnis von Preußen auf das gemeinsame deutsche Vaterland zu verlegen, was wegen historischer Animositäten zuvor schwer realisierbar gewesen war. Der Meinungswandel geschah in der Provinz allmählich und begann mit der Revolution 1848/1849, er beschleunigte sich seit dem Krieg mit Dänemark 1864, und vor allem während des preußisch-österreichischen Krieges 1866. In den Wahlen zum Parlament des Norddeutschen Bundes verließ die Provinz zum ersten Mal den liberalen Weg bzw. das liberale Lager. Der Wandel der politischen Orientierung wurde vom Reifeprozess eines neuen, überregionalen deutschen Bewusstseins begleitet. Die für das Verständnis der deutschen Identität in der preußischen Provinz im 19. Jahrhundert sehr wichtige Diskussion, zu der die Hundertjahrfeier der preußischen Herrschaft 1872 den Anlass gab, wird zum Hauptmotiv dieses Aufsatzes, das meine Überlegungen miteinander verbinden soll. Die westpreußischen Kreise (vor allem Danzig) begannen seit diesem Moment offen die Forderung nach der Befreiung aus der provinzialen/administrativen Verbindung mit Ostpreußen zu formulieren. Diese Teilung erfolgte schließlich 1878. Die politische Diskussion in dieser Epoche war für polnische Forscher meistens

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wegen der Konsequenzen dieser Teilung für das deutsch-polnische Verhältnis in Westpreußen interessant. Man muss aber hier betonen, dass es in dieser Auseinandersetzung vor allem um die Beurteilung des Erbes der großen Provinz Preußen in ihrer Form, die formell 1824, tatsächlich 1829 entstand, ging. In ihrem Rahmen wurde die gemeinsame provinzial-preußische Identifikation der dortigen politischen Eliten einfach geleugnet. Die Umstände der Provinzteilung 1878 wurden von den polnischen Forschern nur teilweise skizziert. Die sicherlich ausführlichste Darstellung dieses Prozesses von Stanisław Salmonowicz aus dem Jahre 19955 basiert auf ausgewählten Pressequellen (Gazeta Torun´ska), Stenogrammen der preußischen Provinziallandtage und den Arbeiten einiger deutscher Historiker (vor allem aus dem 19. Jahrhundert). Das bedeutet nicht, dass der Verlauf der Ereignisse oder die Interpretation ihrer Gründe nicht korrekt dargestellt wurden, man kann jedoch unser bisheriges Wissen vor allem durch Archivmaterial ergänzen. Die Diskussion, die nach 1870 begann und die mit den in Preußen durchgeführten Veränderungen der Provinzial- und Kreisstruktur durch ein neues Selbstverwaltungsgesetz verbunden war und die im Provinziallandtag geführt wurde, ist sicherlich eine der besten Quellen für die Absonderung Westpreußens aus der bisherigen Provinz(-beziehung). Die neue Auffassung der Provinzialselbstverwaltung machte die Frage nach der Beurteilung des bisherigen Funktionierens einer Provinz, die aus zwei Teilen mit verschiedenen historischen Traditionen und lokalen Identitäten bestand, begründet. Sicher überlagerten sich die laufenden Unterschiede der wirtschaftlichen Interessen und der politischen Orientierung in diesem Falle mit der Erinnerung an die unterschiedliche Geschichte beider Provinzteile, die ein Argument sowohl der Teilungsgegner, als auch vor allem ihrer Befürworter war. Die Forderung nach der Teilung Preußens war auch schon früher aufgekommen, zum Beispiel formulierte die Vertretung des Kreises Deutsch Krone 1851 diesen Wunsch, aber nach Meinung des Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Marienwerder (in den Jahren 1850– 1873), Botho Heinrich zu Eulenburg, wurde der diesbezügliche Antrag wegen des Einspruchs der preußischen Regierung im Provinzlandtag nicht zur Debatte gestellt.6 Zwei Jahrzehnte später wurde die 1872 veranstaltete und oben erwähnte Hundertjahrfeier der Unterordnung Königlich-Preußens unter preußische Herrschaft nach der Angliederung an die Hohenzollern-Monarchie infolge der Ersten

5 Salmonowicz 1995, S. 37–50. 6 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem (im Folgenden: GStAPK), I. HA, Rep. 90a, Nr. 3518, Die Preußisches Staatsministerium aufgenommenen Original Protocole IX–XII 1851, Bl. 26.

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Teilung Polens zum Anlass einer lokalen Teilungsdebatte.7 Im April 1873 brachte eine Gruppe von Landtagsabgeordneten erstmals einen Antrag auf die Teilung der Provinz bei den Provinzbehörden ein, damals wurde aber keine Entscheidung getroffen. Auf die Frage des Innenministers Botho Wendt zu Eulenburg vom 8. April 1873 erläuterte der Oberpräsident der Provinz Preußen Karl von Horn (1869–1878) im Juni seine Auffassung bezüglich der Teilung und der Gründe dafür, warum die politische Vertretung Westpreußens danach strebe. Seiner Meinung nach bildeten die unterschiedlichen Interessen Ost- und Westpreußens den Hauptgrund für eine Teilung: „Dann dass im Übrigen die Interessen beider Landesteile zu verschieden seien, als dass gemeinsame kommunale Einrichtungen mit Erfolg bestehen könnten.“ In der damaligen Lage (und das war, was man betonen muss, die Zeit des Kulturkampfes und der Zunahme der antipolnischen Politik) hielt Horn die Existenz der ungeteilten Provinz für eine Art Garantie dafür, dass nach der Einführung der Selbstverwaltungsordnung die polnischen Einflüsse nicht verstärkt würden.8 Im Oktober 1873 fand die Sitzung des Provinziallandtags statt, in der die Teilungsfrage offiziell zur Debatte stand.9 Im Bericht aus Königsberg über den zweiten Tag der Landtagssitzung kann man den Hinweis finden, dass der Danziger Oberbürgermeister Leopold von Winter und eine Abgeordnetengruppe aus Westpreußen einen Antrag auf die Provinzteilung einbrachten und die Bitte aussprachen, dass der Landtag eine diesbezügliche Denkschrift an den König schicke.

7 Pawlowski 1879, S. 245 und andere. Einen kurzen Abriss der Entwurfsgeschichte präsentierte während der Sitzung des Preußischen Landtags am 8. 4. 1875 der Abgeordnete Engel, in: GStAPK, I. HA, Rep. 169 C, 38 C, Nr. 87, Die Theilung der Provinz Preußen 1874-; ebd., XIV. HA, Rep. 238 C, Nr. 6, Westpreußische Säcularfeier 1872–73. Vgl. auch zahlreiche Broschüren aus dieser Zeit, z. B. Roesler-Mühlfeld 1875, S. 3 betont, dass die Agitation sofort nach der Feier in Marienburg begann. Roesler-Mühlfeld war Chefredakteur der Königsberger Hartungschen Zeitung. Eine umfangreiche Darlegung der Geschichte des Provinzteilungsentwurfes stellte der Oberpräsident der preußischen Provinz Horn in seiner Denkschrift vom Januar 1875 dar. 8 „Die Verbindung beider Landesteile besteht jetzt seit fast 50 Jahren. Es ist richtig, dass es, obwohl die Provinz einen einheitlichen kommunalen Verband bildet, bisher nicht hat gelungen worden [sic], einen der ganzen Provinz gemeinsamen kommunale Institution zu schaffen“, GStAPK, XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579, Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Teilung der Provinz Preußen 1873-, Bl. 3. Wenn es um die Gründe der Verbindung Ost- und Westpreußens zu einer Provinz in 1820er Jahren geht, spielte die dominierende Rolle bei dieser Entscheidung die Rücksicht auf die polnische Frage. Am Ende bezieht er sich auf Gründe, die 1825 über die Verbindung beider Landesteile entschieden. In den Amtsakten fand er darüber keine Informationen. „Irre ich mich, so ist die Rücksicht auf das polnische Element in Westpreußen damals nicht ohne Einfluss gewesen. Man nahm an, dass in einer Provinz Westpreußen die Polen doch zu viel Gelegenheit haben würden, ihre Sonderinteressen zur Geltung zu bringen, und hielt deshalb die Vereinigung mit dem überwiegend deutschen Ostpreußen für wünschenswert“, ebd., Bl. 6. 9 Ebd., Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Theilung der Provinz Preußen 1873-, Bl. 90–107.

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Die Argumente der Ostpreußen für das weitere Fortbestehen der Provinz in ihrer bisherigen Form, die in der Denkschrift von Karl von Horn präsentiert wurden, betonten die 200 Jahre der gemeinsamen Geschichte zur Zeit des Deutschen Ordens. Nach Horn waren die Hauptargumente beider Seiten politischer und nationaler Natur. Der Vertreter der ostpreußischen liberalen Opposition Konstanz von Saucken-Julienfelde brachte einen Antrag auf Ablehnung des Teilungsentwurfs ein, der u. a. von Leopold von Winter unterschrieben wurde (übrigens muss man betonen, dass damals der Gesetzentwurf erschien, nach dem die Provinz in drei Teile, darunter Kleinlitauen, gegliedert werden sollte). Die Vertreter Westpreußens dagegen forderten eine Abstimmung über den Entwurf und nach dem für sie ungünstigen Ergebnis entschieden sich (wie schon oben erwähnt) zwei Drittel von ihnen, dem König ihre abweichende Meinung zu präsentieren. Ihre Argumente bezogen sich vor allem auf praktische Verwaltungsfragen.10 In der Sitzung am 17. Oktober 1873 wurde über den Antrag der westpreußischen Abgeordneten abgestimmt: „[D]er Provinzial-Landtag wolle beschließen, an des Kaisers und Königs Majestät unter Überreichung einer Denkschrift die alleruntertänigste Bitte zu richten, dass unter Aufhebung des durch Gesetz vom 1. Juli 1823 begründeten Ständischen Verbandes der Provinz Preußen ein Ostpreußischer und ein Westpreußischer Provinzial-Verband hergestellt werden möge.“11

10 Ebd., Bl. 23, Protokollabschrift der Landtagssitzung vom 17. 10. 1873: der Abgeordnete Hoene stellt fest, dass nicht die bisherige Struktur der Provinzbehörden den Anlass zu diesem Antrag bildete, und er hatte keine Einwände gegen diese Behörden. „Provinzial/Landtags zu dem Trauungs-Antrage sie lediglich deshalb nachgesucht, um bei der bevorstehenden wesentlichen Umgestaltung der kommunalen Verwaltung der älteren Provinzen des Staates, rücksichtlich der mit Zuweisung von Provinzialfond im Aussicht stehenden erheblich erweiterten Kommunal-Verwaltung, für Westpreußen einen besonderen Corporation-Verband von geringerem Umfange zu erlangen, um eine allen Interessen genügende Selbstverwaltung überhaupt zu ermöglichen; […] Die sogenannte politische Seite des Antrages betreffend, hätten sich die Verhältnisse seit 50 Jahren wesentlich geändert und Westpreußen fürchte so wenig die polnisch-nationalen, wie die klerikalen Bestrebungen. Herr Abgeordneter von Sucken-Tarputschen glaubt einer idealeren Anschauung huldigen zu müssen, und betont, dass die Ostpreußen einem Antrag nicht zustimmen können, welcher die Zerstückelung unserer Provinz betrifft, welche dem Gesammt-Königreiche den Namen gegeben und die Entwicklung Preußens einflussreichen großen Begebenheiten erfolgreichen Anstoß gegeben, er könne sich auch nicht überzeugen, dass die bessere Ausübung der kommunalen Selbstverwaltung eine Trennung Westpreußens bedinge, müsse sich also entschieden gegen dieselbe aussprechen, und deutet noch darauf hin, dass Westpreußen mit Ostpreußen vereinigt worden, um zu verhindern, dass zwischen die ganz deutsche Provinzen Ostpreußen und die Mark eine zweite Provinz Posen eingeschoben wird“, ebd., Bl. 24. 11 Ebd., Bl. 9; ebd., Bl. 11. Im Ritterstand waren von 44 abgegebenen Stimmen 27 gegen die Teilung, unter den ostpreußischen Abgeordneten 17. Westpreußen: vom Ritterstand waren 15 für und 4 gegen die Teilung, vom Bürgerstand 9 für und 15 gegen, von den ländlichen Gemeinden 6 für, 16 gegen. Im Endeffekt 32 für, 58 gegen, ebd., Bl. 25.

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Im Verhältnis 58 zu 33 gewannen die Antragsgegner. Die Teilung der preußischen Provinz wurde zum Diskussionsgegenstand bei der Regierungssitzung in Berlin am 3. Dezember 1873 im Rahmen der Arbeit am Gesetzentwurf über die Provinzverwaltung. Gegen das Projekt sprach sich entschieden der Finanzminister, Otto von Camphausen, aus, der seit November 1873 stellvertretender Ministerpräsident war.12 Das Problem wurde während der Regierungssitzung am 15. Dezember erneut erörtert, in der es wieder zu einer Auseinandersetzung zweier Lager kam. Der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Marienwerder, Botho Heinrich zu Eulenburg, brachte Argumente für eine Teilung vor, indem er die fehlende Gemeinschaft zwischen West- und Ostpreußen betonte. Camphausen dagegen opponierte wieder gegen die Teilung, weil seiner Meinung nach die Entscheidung über die Verbindung beider Teile, die vor 50 Jahren getroffen worden war, sich als richtig erwiesen hatte.13 Die folgenden Jahre bewiesen die Dauerhaftigkeit der von der politischen Vertretung Westpreußens formulierten Forderung auf die Trennung dieses Landes von der administrativen Verbindung mit Ostpreußen. Die dieses Problem betreffenden und regelmäßig eingebrachten Anträge sowie zahlreiche Petitionen von Städten (vor allem aus Westpreußen) kamen während des Provinziallandtags der Provinz Preußen (1874, 1876) und des Preußischen Landtags in Berlin (1875, 1877) zur Beratung. In der Mehrheit der Fälle beriefen sich beide Seiten in ihrer Argumentation auf wirtschaftliche Interessen, was man sehr gut am Standpunkt Elbings erkennen kann, das zwar in Westpreußen lag, aber konsequent die Vision einer gemeinsamen Provinz vertrat. Die Vertreter Westpreußens betonten mehrfach die ungerechte Behandlung der Interessen ihres Landes, zum Beispiel im Hinblick auf die Finanzierung von Investitionen wie des Straßenbaus. Im Januar 1875 brachte Elbing wieder einen Antrag an die preußische Abgeordnetenkammer auf die Vergrößerung des westpreußischen Territoriums (im Falle der Provinzteilung) um einige ostpreußische Kreise (es ging u. a. um Preußisch Holland, Mohrungen und Osterode) ein. Nach der Ansicht der Elbinger Stadtbehörden, die ihre historischen Beziehungen mit Ostpreußen unterstrichen, sollte sich im Falle der Entstehung einer neuen Provinz Westpreußen der Sitz ihrer Behörden in Elbing oder Marienburg befinden, und nicht in 12 Paetau / Spenkuch 2004, S. 336; GStAPK, I. HA, Rep. 77, Tit. 497a, Nr. 15, Bd. 1, Bl. 186–218. 13 „Die Beabsichtigte Teilung der Provinz Preußen in 2 Provinzen – Ost- und Westpreußen – dient dem Zweck, der Region Westpreußen eine eigene energische Entwicklung zu verschaffen, zumal zwischen Ost- und Westpreußen bisher nur eine scheinbare Gemeinschaft bestanden hat und die Selbstverwaltung unter der Größe dieser Provinz beeinträchtigt gewesen ist“, Paetau / Spenkuch 2004, S. 338; GStAPK, I. HA, Rep. 90a, Nr. 2306, Bl. 67–77; ebd., I. HA, Rep. 77, Tit. 190, Nr. 13, Bd. 2, Bl. 96ff. Laut Camphausen: „Im Übrigen ist die Sache nicht mit einem Paragraphen durch die Provinzialordnung zu lösen, deren Zustandekommen dadurch große Schwierigkeiten bereitet wird“, was von der Mehrheit der Regierungsmitglieder akzeptiert wurde.

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Danzig. Die Bestrebungen Elbings blieben aber erfolglos wegen der Opposition Danzigs und Thorns, die gemeinsame und miteinander abgesprochene Aktivitäten zugunsten der Errichtung einer separaten Provinz entfalteten. Während des Krimkrieges (1853–56) verbesserte sich die wirtschaftliche Konjunktur auch in Westpreußen. Über dieses Land exportierte damals das Russische Kaiserreich, das die bisherigen Transportrouten ändern musste, die Mehrheit seiner Güter. Besonders große Gewinne machten vor allem die Danziger Kaufleute, die sich immer mehr für politische Fragen zu interessieren begannen. Seit diesem Zeitpunkt wurde Westpreußen, vor allem Danzig, zum Mittelpunkt des liberalen Lagers, das dort im Gegensatz zum östlichen Provinzteil vor allem die Interessen der Bürgerschicht vertrat. Die Opposition in Ostpreußen basierte auf einem Teil des Adels und der Stadtintelligenz in Königsberg. Gerade die Liberalen aus Westpreußen waren in überwältigender Mehrheit Gründungsinitiatoren der ersten politischen Partei in Preußen, der Deutschen Fortschrittspartei. Der westpreußische Liberalismus war pragmatisch ausgerichtet und befand sich gleichzeitig in ständiger Auseinandersetzung mit der wachsenden Kraft der polnischen Nationalbewegung, deswegen war die Realisierung des deutschen nationalen Interesses in der Aktivität der Partei von so großer Bedeutung. In Ostpreußen hatte diese politische Richtung sicherlich einen viel ideelleren/idealistischeren Charakter. Das war auch eines der das liberale Lager in Ost- und Westpreußen unterscheidenden Merkmale. In der Proklamation vom Mai 1866 über die Gründung des „Provinzial-Vereins der liberal-nationalen Partei“, die von prominenten Vertretern der liberalen Opposition aus Danzig unterzeichnet wurde, betonte man, neben dem Ausbau der kommunalen Befugnisse, besonders die Notwendigkeit der Stärkung des deutschen Nationalbewusstseins, was umso wichtiger wurde, als die polnische politische Aktion an Bedeutung zunahm.14 Vom Januar 1875 stammt auch die Denkschrift des Oberpräsidenten Horn über die Provinzteilung, in der Nachdruck auf die wirtschaftlichen Interesse gelegt wurde, viel weniger wichtig war der historische Hintergrund, und den meisten Platz widmete der Oberpräsident der potentiellen Bedrohung seitens der polnischen Nationalbewegung in der neuen westpreußischen Provinz.15 Die offiziellen Stellungnahmen der Provinzbehörden wurden von der Agitation der 14 GStAPK, I. HA, Rep. 92, Nachlass M. von Forckenbeck, B 2, Bl. 67, Aufrufdruck. 15 Ebd., Bl. 90–107, schreibt er über politische Rücksichten, hier bezieht er sich auf die Zweifel der Teilungsgegner, dass die Gründung der unabhängigen westpreußischen Provinz die polnische Bewegung unterstützt. „Es ist anzunehmen, dass Erwägungen dieser Art bei der im Jahre 1825 erfolgten Vereinigung Ostpreußens und Westpreußens zu einem Verwaltungsbezirke mit von Einfluss gewesen sind. Und auch jetzt noch dürfte dieser Gesichtspunkt von Bedeutung sein, zumal die Bestrebungen der polnischen National-Partei neuerdings wieder mehr hervorgetreten sind“, ebd., S. 100–101.

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Anhänger beider Seiten und einer Reihe von Broschüren begleitet.16 In der Diskussion, die unter den Abgeordneten des Provinziallandtags andauerte, überwogen endgültig die Interessen der territorialen Gemeinschaft, und nicht die politische Gemeinschaft im Rahmen der liberalen Partei.17 Als im selben Jahr der Preußische Landtag zusammentrat, sprach sich der spezielle Ausschuss während der Diskussion über den Gesetzesentwurf über die territoriale Organisation der vier östlichen preußischen Provinzen letztendlich für die Teilung aus, aber in der Landtagsabstimmung wurde der Antrag Leopold von Winters mit deutlicher Mehrheit der Stimmen abgewiesen (Verhältnis der Stimmen 207 zu 127).18 Wegen der Meinungsdiskrepanzen betonte man, dass es in dieser Situation schwierig sei, eine Entscheidung zu treffen. Derselben Meinung war auch die Regierung.19 Es schien, dass die Teilungsfrage an Aktualität verlor. Im nächsten Jahr wurde die Diskussion über die Provinzteilung fortgesetzt (ihre Gegner gewannen zunächst die Oberhand).20 Im April 1876 legten die Städte Danzig und Thorn die Teilungsfrage erneut zur Diskussion während des Pro16 Roesler-Mühlfeld 1875; Lejeune-Dirichlet 1876; Plehn [o. J.]. 17 „Während eine liberale Gruppe von Abgeordneten der ganzen Provinz einerseits tagte, verhandelten die Westpreußen ohne Rücksicht des Parteistandpunktes. Eine Anzahl liberaler Westpreußen tagte sowohl als liberale Vertreter der ganzen Provinz, als auch als territoriale Vertreter Westpreußens ohne ihre Stellung klar zu legen und unterhielten hierdurch, wenn auch, wie gerne zugeben werden mag, absichtslos, die irrige Meinung, dass sie nur deshalb mit ihren westpreußischen Kollegen zusammen tagten, um diese von extremen Beschlüssen abzuhalten und, wie ein Mitglied sich ausdrückte, wo möglich noch einen Theil ihrer territorialen Kollegen zur allgemeinen liberalen Gruppe herüberzuziehen“, Lejeune-Dirichlet 1876, S. 5; „Die Vertreter Elbings (Stadt und Landkreis) repräsentieren eine besondere Gruppe, sie halten an den Prinzipien der Provinzialordnung fest, obwohl sie territorial zu Westpreußen gehören“, ebd., S. 9; „Historisch bildet die Provinz Preußen ein Ganzes und wenn diese Zusammengehörigkeit zeitweise dadurch unterbrochen wurden, dass der Westen ein ‚polnisches‘ Land und der Osten ein polnisches ‚Lehen‘ war, so ist dieser trennende Umstand reichlich ausgeglichen durch eine jetzt mehr als 50jährige ununterbrochene Zusammengehörigkeit, welche durch den berühmten Landtag des Jahres 1813 eingeleitet und bedingt wurde“, ebd., S. 14; „Die Negation jeder geschichtlichen Zusammengehörigkeit zu Gunsten einer nur nach administrativen und wirtschaftlichen Rücksichten zu regelnden Einteilung ist revolutionär und undeutsch zugleich, und wir glauben, dass die gemäßigten Westpreußen, welche auf dem ‚fortgeschrittenen Liberalismus‘ Ostpreußens im Allgemeinen nicht sehr gut zu sprechen sind, zu derartigen Bestrebungen auf die Dauer am wenigsten geneigt sein werden“, ebd., S. 15. 18 Groeben 1993, S. 283–285. Zeitungsbericht vom 21. 10. 1873, Bericht über den Teilungsantrag, der von der Mehrheit nicht unterstützt wurde, vgl. Verhandlungen des Einundzwanzigsten Provinzial-Landtages… 1874; GStAPK, I. HA, Rep. 77, Ministerium des Innern, Tit. 497b, Nr. 12, Der 21. Landtag der Provinz Preußen vom Jahre 1873. 19 GStAPK, XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579, Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Theilung der Provinz Preußen 1873-, Bl. 250; Minister Eulenburg sagte: „Die Regierung wünscht, dass Sie den Kommissions-Antrag ablehnen“; vgl. auch: „ProvinzialCorrespondenz“ vom 14. 4. 1875. 20 Über die Teilung vgl. u. a. Heinrich / Henning / Jeserich 1993, S. 285; Ambrassat 1906; Schmitt 1879.

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vinziallandtags in Königsberg (Petitionen Danzigs vom 4. April und Thorns vom 10. April) vor.21 Im Sommer 1876 fand in Danzig die Sitzung eines Komitees statt, das einen erneuten, an den Provinziallandtag adressierten Antrag bezüglich der Teilung formulierte.22 Definitiv kam die Petition Thorns bezüglich der Provinzteilung während des Provinziallandtags im Oktober 1876 zur Diskussion. In der dritten Sitzung am 3. Oktober 1876 wurde diese Angelegenheit wegen 122 Petitionen zurückgewiesen. Alle ostpreußischen Abgeordneten waren dagegen.23 Wie Oberpräsident Horn mitteilte, weigerte sich der Provinziallandtag nach langen Überlegungen mit 75 gegen 52 Stimmen, „eine Petition wegen Teilung der Provinz an die Kgl. Staatsregierung zu richten. Gegen die Teilung stimmten alle Ostpreußen und die vier Vertreter von Stadt- und Landkreis Elbing.“24 Endlich überwog die Überzeugung, dass die Entscheidung über die Provinzteilung unbedingt verlegt werden müsse, bis man die Sicherheit über die administrativen und wirtschaftlichen Folgen einer eventuellen Teilung gewonnen habe.25

21 Archiwum Pan´stwowe w Toruniu, Akta miasta Torunia, Sign. C 9385. 22 „Ich gebe zu, dass wir verschiedene Nationalitäten haben, der Gegensatz zwischen der deutschen und polnischen Bevölkerung spielt eine bedeutende Rolle, aber wenn man darauf Gewicht legt, so müsste man eher eine Trennung von Nord- und Südpreußen vornehmen…“, Stenographischer Bericht über die Verhandlung des Provinziallandtages der Provinz Preußen vom 3. October 1876, betreffend die Petitionen wegen Theilung der Provinz, in: GStAPK, XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579, Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Theilung der Provinz Preußen 1873-, S. 2ff. Der Königsberger Liberale Dr. Julius Möller formulierte seine Abneigung gegen die Provinzteilung wie folgt: „Der große Staatssäckel ist besser als die kleinen Provinz-Säckel.“ 23 Verhandlungen des dreiundzwanzigsten Provinzial-landtages… 1876; Bericht über die 5. Sitzung vom 3.10. 1876, S. 31–33. 24 GStAPK, XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579, Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Theilung der Provinz Preußen 1873-, Bl. 161–164. 25 „Die Auseinandersetzung der Gründe, welche von den Petenten angeführt worden sind, motiviert den Antrag, den ich als Berichterstatter stelle, die Petition in ihren beiden Theilen dem Landtage zu Berücksichtigung zu empfehlen. Dass ich mir es versage, aus der mit dem Entwurf der Provinzialordnung zugleich von der Königlichen Staatsregierung vorgelegten ‚Denkschrift über die Reorganisation der allgemeinen Landesverwaltung des Preußischen Staats‘ den Nachweis zu führen, wie für die Förderung der wichtigsten Staatsverwaltungsaufgaben die Teilung der Provinz Preußen unter zwei Oberpräsidenten erwünscht wäre, und wie ferner die Entwicklung deutscher Kultur und nationalen Sinne in einem selbstständigen Westpreußen bei weitem kräftiger gefördert werden würde, als in dem großen Verwaltungsgebiete der ungeteilten Provinz, habe ich im Eingange motiviert. Die Petenten schließen mit einem Appell an die ostpreußische Loyalität, von der sie hoffen, dass sie dem Wunsch, der so einmütig von Westpreußen geäußert wird, zur provinziellen Selbstständigkeit zu gelangen, nicht länger Hindernisse in die Wege legen werde“, ebd., Bl. 162–163; vgl. auch: Anton Plehn, Bericht in Sachen der Petition die Theilung der Provinz Preußen betreffend erstattet in der Sitzung des Provinzial-Ausschusses vom 23. September 1876, in: GStAPK, XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579, Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Theilung der Provinz Preußen 1873-, S. 2.

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Diese Diskussion begann wieder Anfang des Jahres 1877. Am 2. Februar wurde während der preußischen Regierungssitzung (Staatsministerium) der Teilungsentwurf nochmals untersucht. Die Meinungen änderten sich aber im Vergleich zu den vergangenen Jahren, weil nach den Auffassungen der Minister, die vor dem Hintergrund des Konfliktes über die finanzielle Teilung zwischen den beiden Provinzteilen formuliert wurden, die gemeinsamen Beziehungen sehr gespannt waren und die Teilung einfach unvermeidbar erschien. Bismarck verband gleichzeitig das Schicksal der Provinz Preußen mit seiner langjährigen Idee der Auflösung der Provinz Posen und der Teilung ihres Territoriums unter Westpreußen, der Provinz Schlesien und Brandenburg.26 Diese Idee rief eine negative Reaktion Wilhelms I. hervor.27 Am 11. Februar, noch vor der Sitzung der Abgeordnetenkammer, sammelte sich der Kronrat (unter Beteiligung des Kaisers). Damals äußerte Wilhelm I. seine Bedenken über die Teilung, indem er auf das lange Bestehen der gemeinsamen Provinz hinwies: „Wilhelm I. sieht einen Widerspruch in der Begründung, wonach die neue Provinzialordnung die Teilung notwendig macht, weil sich kein gemeinsames kommunales Leben entwickelt habe, während doch das jetzige Verhältnis so lange bestanden hat und offenbar ohne Nachteil. Ferner ist zu bedenken, welchen Einfluß die Schaffung einer besonderen Provinz Westpreußen auf die Ausbreitung des Polonismus haben kann, d. h. ob nicht Westpreußen […] zu einem Annex der Provinz Posen werden wird. Eulenburg zufolge blieben alle Provinzial-Institute nach der Vereinigung von 1828 getrennt und seit 1850 hat das Gefühl, zurückgesetzt und ausgebeutet zu werden, unter den Westpreußen immer tiefere Wurzel gefasst. 1875 haben sich die Ostpreußen aller wichtigen Stellen bemächtigt und in den Provinzialausschuss […] nur 4 Westpreußen unter 14 Mitglieder zugelassen. Viele Petitionen um Teilung der Provinz liegen vor; letzter Streitpunkt war die Anleihe von 8 Millionen. Mehr Polonismus befürchten Eulenburg wie die Westpreußen nicht, da nur in einem einzigen westpreußischen Kreistage […] die polnische Majorität vorhanden ist und ein einziger polnischer Abgeordneter […] im Provinziallandtag sitzt. Ostpreußen ist der eigentliche Sitz der Fortschrittspartei und diese übt eine förmliche Tyrannei, welche in Westpreußen als doppelt drückend empfunden wird. Nach Bismarck besteht speziell ein Mangel an provinziellem Bewusstsein, da jeder Ostpreuße […] sich als Ostpreuße, jeder Westpreuße sich als Westpreuße fühlt. Ein günstiges Präjuditz für eine demnächstige Teilung der Provinz Posen wird mit der Trennung geschaffen. Wilhelm I. sichert nunmehr seine Zustimmung zu.“28 26 Ebd, I. HA, Rep. 90a, Nr. 2306, Bl. 195–209 (4. 2. 1877), und Vota in: ebd., I. HA, Rep. 77, Tit. 190, Nr. 13, Bd. 3 (diverse Materialien 1873–77); Tiedemann 1909, S. 112–114. Seit 1876 protokollierte Tiedemann die Sitzungen des Staatsministeriums. 27 „Der Kaiser hat in einem Schreiben an den Fürsten seiner Überraschung Ausdruck gegeben über die Vorlage wegen Teilung der Provinz Preußen und ein Konseil auf Sonntag (Übermorgen) drei Uhr anberaumt“, ebd., S. 114. 28 Paetau / Spenkuch 2004, S. 444–445, Nr. 596: hier Besprechung der Diskussion und der Argumente.

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Mit der königlichen Zustimmung wurde der Gesetzentwurf im Abgeordnetenhaus des Preußischen Landtags in Berlin zur Diskussion gestellt. In dieser Debatte waren die Reden der prominenten Vertreter des liberalen Lagers aus Ostpreußen besonders charakteristisch, die die Provinzeinheit verbissen verteidigten, worin sie die polnischen Landtagsabgeordneten unterstützten.29 Die deutschen Abgeordneten aus Westpreußen negierten dagegen die Existenz jeglicher historischen Gemeinschaft. Einer von ihnen formulierte seine Meinung direkt: „Wir stehen uns so fremd gegenüber, dass wir uns kaum kennen, wir sehen uns in der Provinz nicht […].“ Für die ostpreußischen Liberalen zählten zu den Faktoren, die die Provinz weiterhin konsolidieren sollten, sowohl das Bewusstsein der historischen Beziehungen beider Provinzteile (Johannes Mahraun sagte: „Ich kann Ihnen sagen, daß wir in Ostpreußen uns als Preußen fühlen, und wenn wir die Marienburg betreten und in ihre heiligen Räume kommen, dann haben wir nicht die Empfindung, dass wir hier Fremde sind, sondern wir wissen, wir stehen auf unserem historischen Boden…“), als auch die Bedrohung seitens des russischen Nachbarn. Während der die Diskussion abschließenden Sitzung am 24. Februar 1877 kamen alle diese Argumente in einer der Reden zurück, in der der Referent des Gesetzesentwurfes die politischen Gründe der fehlenden Einigung der preußischen Eliten, die zur Provinzauflösung führten, aufzählte: „Wer von uns, meine Herren, wird die Aufgabe, welche die Provinz Preußen, wie das Land Preußen, vormals gehabt hat, als Ostmark deutscher Kultur und Civilisation, irgendwie in Abrede stellen? Aber, meine Herren, die Verhältnisse haben sich in den Zeiten geändert. Nach meinem Dafürhalten kann von einer derartigen spezifischen Aufgabe Ostpreußens, von der Provinz Preußen in der Gegenwart nicht mehr die Rede sein. Sie ist kein selbstständiges Land mehr. Vergessen denn diejenigen, welche diese Behauptung aufgestellt haben, dass jenes Land jetzt eine Provinz eines großen deutschen Königreichs ist? Vergessen sie denn nicht sogar, dass dieses Königreich der größte und einflussreichste Staat im Deutschen Reiche ist? Vergessen sie nicht, welche Verbindungsmittel durch das ganze große Deutschland bestehen, um die Provinz Preußen der spezifischen Aufgabe, die Ostmark deutscher Zivilisation dort zu sein, zu entheben? Komme ich her zu der Frage wegen der Bedeutung einer solchen einheitlichen starken 29 Die polnische Presse dagegen suggerierte, dass die Teilungsfrage aus der Perspektive polnischer Interessen nicht so wichtig zu sein scheine (Gazeta Torun´ska. 1877/26 vom 2. 02. 1877). Gegen die Teilung sprach sich im preußischen Parlament der Abgeordnete Józef Łyskowski aus. „Aus der polnischen Perspektive beobachten wir den Teilungsprozess mit Gleichgültigkeit. Wahrhaftig sehen wir für unser spezifisch polnisches Interesse in der Änderung oder in der Erhaltung des bisherigen Standes der Dinge keinen Verlust oder Gewinn […] Wir kamen zur Überzeugung, dass größere Gemeinschaften objektiver in ihren Meinungen und in ihrem Verhalten sind. Deswegen – wie das schon früher von der polnischen Seite formuliert wurde und was Herr Ignacy Łyskowski in seinem Abgeordnetenbericht unterstrich – wir sind gegen die Teilung und wir sind bereit, die jetzige Einheit der Provinz Preußen zu verteidigen“, Gazeta Torun´ska. 1877/25 vom 1. 02. 1877.

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Provinz in allgemeiner politischer Beziehung, so wird es für mich schwer, die Bedeutung hiervon zu erkennen. Denken denn die Verteidiger dieses Grundes etwa an eine Vergewaltigung seitens der Zentralstaatsgewalt? Oder denken sie an eine mangelhafte Wahrnehmung der Interessen der Provinz seitens dieser Staatsgewalt? Und wenn auch, ist ihnen entgangen, dass wir noch das Deutsche Reich haben, dass wir den Reichstag haben, und dass die Provinz in beiden Häusern vertreten ist?“30

Jedoch spielten auch die historischen Argumente eine bedeutende Rolle in der Argumentation beider Seiten. Kurz vor der Sitzung des Provinziallandtags 1875 entstand im Auftrag der Provinzbehörden der die Geschichte Preußens behandelnde Abriss, der vom Königsberger Historiker und Archivar Rudolf Philippis31 geschrieben wurde, nach dessen Meinung sich in der langen politischen Beziehung beider Teile eine gemeinsame Provinzidentität gebildet hatte.32 Von 1873 an änderte sich auch allmählich die Einstellung der preußischen Regierung gegenüber der Provinzteilung. Das erste Mal wurde sie zum Diskussionsgegenstand während der Kabinettsitzung in Berlin am 3. Dezember 1873 im Rahmen der Arbeiten am Gesetzesentwurf über die Provinzstaatsform. Auch zwei Jahre später war die preußische Regierung gegen die Teilung, wovon die Kabinettssitzung vom 3. April 1875 zeugte, die kurz vor der Tagung des Preußischen Landtags stattfand und in der man darauf hinwies, dass es grundsätzlich nicht zur Teilung der Provinz Preußen kommen solle. Laut Otto von Bismarck müsste die Teilung dieser Provinz auch die Teilung der Provinz Posen und die Angliederung ihrer Teile an die sie angrenzenden Provinzen mit sich bringen.33 Die Abgeordnetenmehrheit im Preußischen Landtag stimmte für den Teilungsantrag, der vom Kaiser am 19. März 1877 akzeptiert wurde. Man begann mit den Vorbereitungen zur formalen Teilung gemäß des Gesetzes vom 13. März 1877,34 die offiziell am 1. April 1878 vollzogen wurde.35 30 GStAPK, I. HA, Rep. 169 C, 38 C, Nr. 87; in der Rede des Abgeordneten Baumstark im Haus der Abgeordneten vom 24. 2. 1877. 31 Ebd., XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579, Die Vorstellung von Abgeordneten Westpreußischer Kreise wegen Theilung der Provinz Preußen1873-, S. 76. Abriss datiert auf 17. 1. 1875. 32 „Gerade jetzt, wo der Kampf auf das heftigste entbrannt und ein Ende desselben noch gar nicht abzusehen ist, die Widerstandskraft eines über die Hälfte katholischen und fast zur Hälfte polnischen Landesteils zu einer selbstständigen mit mancherlei Verwaltungsbefugnissen ausgestatteten Provinz machen und koncentrieren zu wollen, muss daher in höherem Grade bedenklich erscheinen“, ebd., Bl. 99, S. 103. 33 „Die Teilung der Provinz Preußen in Ost- und Westpreußen ist eine in der Provinz selbst umstrittene Frage, als dass sie nebenher auf Anregung einzelner Abgeordneter gelöst werden kann. Bismarck möchte die Wahrnehmung der kommunalen Interessen möglichst in die Bezirksinstanz legen, weil die Provinz wegen ihrer Größe und Mannigfaltigkeit der Verhältnisse sich weniger dazu eignet; dazu bedarf es keiner Veränderung der Provinzialgrenzen. Wenn dies jedoch angegangen wird, muss speziel auf eine Zerstückelung der Provinz Posen und Zuschlagung der Teile zu benachbarten Provinzen Bedacht genommen werden“, Paetau / Spenkuch 2004, S. 392. 34 Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preussischen Staaten 1877, S. 107–108.

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In der ersten Sitzung des Provinziallandtages Westpreußens am 9. April 1878 knüpfte der Oberpräsident der neuen Provinz Heinrich von Aschenbach weiter an das Gemeinsamkeitsbewusstsein beider kurz davor getrennten Teile an: „[Es] wird trotz der stattgefundenen Teilung der Provinz das Bewusstsein der Gemeinsamkeit hier wie dort aufrecht erhalten.“36 Die Frage der administrativen Teilung der Provinz Preußen komplizierte sich infolge dreier Faktoren: der in beiden Teilen unterschiedlichen wirtschaftlichen Interessen, ihrer verschiedenen historischen und politischen Traditionen sowie der polnischen Bevölkerung in Westpreußen. Die polnische Frage spaltete das liberale Lager in der Provinz. Ein bedeutender Teil der politischen Vertretung der ostpreußischen adligen Opposition sprach sich für die Bewahrung der ungeteilten Provinz u. a. deswegen aus, weil ihre Existenz auf gewisse Art und Weise die Neutralisierung des Nationalproblems garantierte. Für die nach der Teilung strebenden Liberalen aus Westpreußen, die den bürgerlichen, nationalen Flügel dieser Partei vertraten, erschien die neue Provinz als „die Ostmark der deutschen Kultur und Zivilisation“. Es gab ihrer Meinung nach keine „spezifische Aufgabe“, die einst Ostpreußen erfüllt hatte, es gab auch kein „selbständiges Land“ sowie keine Notwendigkeit seiner Verteidigung vor einer „Vergewaltigung durch die zentrale Staatsmacht“, weil es das Reich mit seinen das Recht garantierenden Institutionen, wie zum Beispiel den Reichstag, gebe. Als im Februar 1877 im preußischen Landtag die endgültige Debatte über die Ausgliederung Westpreußens stattfand, wurde die Existenz der Provinz Preußen in den hervorragenden Reden der liberalen adligen Abgeordneten Ernst von Saucken-Tarputschen und Karl Bender verteidigt, die Bewahrer solcher Ideen und liberaler Freiheiten waren, die im ostpreußischen Liberalismus der noch vorrevolutionären Zeit dominierten. In dieser Debatte stießen verschiedene Definitionen von Begriffen wie Liberalismus, Freiheit und Identität aufeinander.37 Die große deutsche Nationalaufgabe im Osten wurde wichtiger als 35 Salmonowicz 2000, S. 39. Vgl. auch Pawlowski 1879: „Am 13. Oktober 1877 wurde vom Gesamt-Ministerium das am 13. Juli 1877 von dem Provinzial-Landtage genehmigte Übereinkommen zwischen den Vertretern Ost- und Westpreussen bezüglich der finanziellen Auseinandersetzung bei Inkrafttreten der Teilung der Provinz vom 1. April 1878 ab, bestätigt.“ 36 Druckschrift: Verhandlungen des ersten Provinzial-Landtags der Provinz Westpreußen im Jahre 1878, in: GStAPK, I. HA, Rep. 786, Nr. 1, Bd. 1, Der Provinzial-Landtag der Provinz Westpreußen im Jahre 1878 und 1879. 37 GStAPK, I. HA, Rep. 169 C, 38 C, Nr. 87; in der am 24. 2. 1877 vom Abgeordneten Baumstark gehaltenen Rede wurde wie folgt argumentiert: „Wer von uns, meine Herren, wird die Aufgabe, welche die Provinz Preußen, wie das Land Preußen, vormals gehabt hat, als Ostmark deutscher Kultur und Civilisation, irgendwie in Abrede stellen? Aber, meine Herren, die Verhältnisse haben sich in den Zeiten geändert. Nach meinem Dafürhalten kann von einer derartigen spezifischen Aufgabe Ostpreußens, von der Provinz Preußen in der Gegenwart nicht mehr die Rede sein. Sie ist kein selbstständiges Land mehr. Vergessen denn diejenigen, welche diese Behauptung aufgestellt haben, daß jenes Land jetzt eine Provinz eines großen

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der Wert individueller Freiheiten und der historischen Traditionen Preußens, die die ehemaligen prominenten ostpreußischen Liberalen weiterhin (obwohl sie aus der heutigen Perspektive in einer hoffnungslosen Situation waren) verteidigten. Die Teilung der Provinz Preußen in einen östlichen und westlichen Teil bedeutete das Ende der provinzialen Identität, die auf der Überzeugung von der spezifischen, historischen Mission Preußens angesichts der russischen Nachbarschaft, auf der Rolle dieser Provinz der Hohenzollern-Monarchie bei der Entstehung des Königreiches Preußen und auf der Bedeutung Ostpreußens in der staatspolitischen Modernisierung des preußischen Staates im 19. Jahrhundert basierte. Sie bewies auch den Bruch innerhalb der in der Provinz starken Partei der liberalen Opposition, die Jahrzehnte lang die politischen Stellungen in den preußischen und deutschen Eliten bestimmt hatte. Im Streit über die Provinzgemeinschaft wurde die liberale Ideengemeinschaft zugunsten der westpreußischen territorialen (und vor allem ökonomischen) Interessen abgelehnt. [Übersetzung: Tadeusz Skwara]

Bibliografie Archivalische Quellen Archiwum Pan´stwowe w Toruniu: Akta miasta Torunia, Sign. C 9385. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin Dahlem: – I. HA, Rep. 77, Tit. 190, Nr. 13, Bd. 2. – I. HA, Rep. 77, Tit. 497a, Nr. 15, Bd. 1. – I. HA, Rep. 77, Tit. 497b, Nr. 12. – I. HA, Rep. 90a, Nr. 2306. – I. HA, Rep. 90a, Nr. 3518. – I. HA, Rep. 92, Nachlass M. von Forckenbeck, B 2. – I. HA, Rep. 169 C, 38 C, Nr. 87. – XIV. HA, Rep. 238 C, Nr. 6. – XX. HA, Rep. 2, II, Nr. 1579.

deutschen Königreich ist? Vergessen sie nicht, welche Verbindungsmittel durch das ganze große Deutschland bestehen, um die Provinz Preußen der spezifischen Aufgabe, die Ostmark deutscher Civilisation dort zu sein, zu entheben? Komme ich her zu der Frage wegen der Bedeutung einer solchen einheitlichen starken Provinz in allgemeiner politischer Beziehung, so wird es für mich schwer, die Bedeutung hiervor zu erkennen. Denken denn die Verteidiger dieses Grundes etwa an eine Vergewaltigung seitens der Centralstaatsgewalt? Oder denken sie an eine mangelhafte Wahrnehmung der Interessen der Provinz seitens dieser Staatsgewalt? Und wenn auch, ist ihnen entgangen, daß wir noch das Deutsche Reich haben, daß wir den Reichstag haben, und daß die Provinz in beiden Häusern vertreten ist?“

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Magdalena Niedzielska

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Politisches Interesse und regionale Identität

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Traba, Robert: „Wschodniopruskos´c´“. Toz˙samos´c´ regionalna i narodowa w kulturze politycznej Niemiec. Warszawa 2006. Traba, Robert: Ostpreußen – die Konstruktion einer deutschen Provinz. Osnabrück 2010.

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Dorota Michaluk

Reasons for Weak National Consolidation of Belarusians on the Eve of the Russian Empire’s Downfall

Abstract Before the outbreak of the First World War, Belarusians were poorly consolidated as a people. This was determined by the early loss of the country’s elites. National consolidation was hampered by denominational processes, which contributed to the division of Belarusians into several Christian denominations and two civilisational circles – Western and Eastern. However, none of these denominations encouraged the development of a national concept. Keywords: Belarus; Belarusian People’s Republic; national idea; national movement; national process

Towards the end of the First World War, the political crisis of the multinational Russian Empire gave the peoples that lived on its periphery the opportunity of greater self-determination than before. After the February Revolution of 1917 all national representations, encouraged by the democratic changes in the Russian State, began their own endeavours to gain broad political autonomy within its borders. The future Russian State was initially imagined as a democratic federation of nations with their independent powers in the sphere of economic and cultural policy linked to Russia (a democratic republic). However, as the internal situation in Russia became more complicated, the revolutionary chaos escalated and the struggle for power between Russian parties intensified. National elites took increasingly bolder steps, namely the proclamation of national republics. Such decisions were accelerated by the Bolshevik Coup in November 1917, and above all by their dispersion of the All-Russian Constituent Assembly in January of the following year, as well as by their aspirations for a complete seizure of power not only in the central Russian governorates, but also on the frontiers of the former empire, which were inhabited by different peoples. In the Kingdom of Poland, in the western Lithuanian-Belarusian lands (Vilnius, Grodno), and in the Assoc. Prof. Dorota Michaluk, Nicolaus Copernicus University in Torun´, ORCID: https://orcid. org/0000-0001-8438-9241.

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Baltic governorates, the consolidation around national programmes gained momentum after the Russian administration had withdrawn from these territories.1 As early as in 1916, Vaclau Lastouski put forward the idea of the indivisibility and independence of Belarus within its ethnic borders, while the brothers Anton and Ivan Lutskevich formed other federation concepts (restitution of the Grand Duchy of Lithuania – 1915; Baltic-Black Sea confederation – 1916; dual Belarusian-Lithuanian states – 1918).2 The Belarusian lands (five governorates: Mogilev, Vitebsk, Minsk, Vilnius and Grodno) were divided by the Russian-German front in 1915. As a result, the two hubs of Belarusian political life in Vilnius and Minsk functioned independently of each other until almost the end of February 1918. This was one of the reasons why the steps towards gaining independent statehood were taken with some delay. The treaties of Brest between Soviet Russia and Germany and its allies concerning, among other things, the future of the Belarusian lands had an impact on taking more decisive steps. Confidence in Soviet Russia was undermined by the non-admission of Belarusian activists to the Brest talks and by the dispersion of the All-Belarusian Congress in Minsk in December 1917 by Russian Bolsheviks, just as it was about to pass a resolution on establishing a Belarusian republic and its government, which was to consist mainly of local Belarusians.3 The breakdown of the Brest talks and the eastern offensive of the German army, which caused the Bolshevik troops to leave Minsk, gave the final impetus to the proclamation of a Belarusian government under the name of the People’s Secretariat on 21 February 1918 (which happened even before the German occupation of the city).4 On 9 March, it proclaimed the formation of the Belarusian People’s Republic (BPR), and on 25 March 1918, Belarusian activists from both the Minsk and Vilnius hubs announced its independence and a rupture of ties with Russia.5 However, the planted seed failed to germinate and gain international recognition, which was determined by a number of external factors, including the exceptionally unfavourable balance of political forces. The BPR government was not supported by Germany, as it tried to uphold the agreement of 3 March 1918 concluded with Soviet Russia. It stipulated that no support could be offered to any new states in the territory of the former Russian state that would proclaim their independence after that date. The German administration in the occupied territory allowed the activity of the Belarusian Council in Vilnius (established in January 1917), as well as the BPR Council and the People’s Secretariat 1 2 3 4 5

Sukiennicki 1984, pp. 118–172. Cf. Michaluk / Rudling 2014, pp. 3–36. Dèklâraџyâ belaruskaj dèlegacyі 1998, pp. 40–42; cf. Michaluk 2010, pp. 180–207. [I-â] Ustaўnaâ Gramata da narodaў Blarusі 1998, pp. 46–47. Nacyânal′ny Arhіў Rèspublіkі Belarus′ (hereinafter: NARB), sig. f. 582, op. 2, sp. 2, l. 2a–b; [III-â] Ustaўnaâ Gramata Rady 1998, pp. 62–63.

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in Minsk (established in February 1918), but only as national, not political, representations. Less thorough researchers often overlook the fact that as early as at the beginning of the war in the summer of 1915, a significant chunk of the population of the Vilnius and Grodno regions were forced to leave their homes and were exiled deep in Russia. The data of the People’s Commissariat of Internal Affairs of the Russian Soviet Federative Republic from 11 May 1918 indicated the number of 2,292,395 refugees from the Belarusian lands, including 2,059,395 who registered as Belarusians.6 Unsurprisingly, after the German army occupied the eastern territories, the Belarusians were “invisible” even to the Chief of Staff of the 8th Army, Gen. Erich Ludendorff, who at that time still did not have a good grasp of the nationality relations in the area.7 Their physical absence was one of the reasons for a weaker national consolidation towards the end of World War I, and this in turn had an impact on the disdainful attitude of subsequent occupation administrations and political decision-makers towards Belarusian politicians. The lack of consent on the part of the German Ober-Ost administration to lay the foundations of Belarusian statehood and to create Belarusian military formations had negative consequences for the organisation of Belarusian political life. Thus, the German stance towards the Belarusians differed significantly from the political and military support shown to the governments of the Republic of Lithuania and the Ukrainian People’s Republic. The withdrawal of the German army at the end of 1918 and the beginning of 1919, which was replaced by the occupation of the Belarusian lands by the Red Army in the east, and the Polish Army in the west, hindered the formation of Belarusian statehood. Neither Great Britain nor France, the countries that determined the post-war shape of the political map of Europe, were interested in the existence of the BPR. Belarusian lands lay in the sphere of French influence, and France was of the opinion that it was Russia that had the right to them.8 Great Britain, on the other hand, was involved in the affairs of Latvia and Lithuania, and attempted to build its position on the south-eastern coast of the Baltic Sea after Russia had been weakened.9 The political future of the Belarusians was resolved by the outcome of the PolishBolshevik war and the 1921 Treaty of Riga, which led to the division of the Belarusian territory. The representatives of the BPR government (which had established itself in Kaunas and, together with the government of the Republic of Lithuania, held anti-Polish and anti-Bolshevik opinions) were not admitted to the talks in Riga. Belarusian communists from the government of the Belarusian Soviet Socialist Republic (BSSR) did not attend the peace conference in Riga 6 7 8 9

Skalaban 1993, p. 93. Ludendorff 1919, p. 145. Luckevicˇ 2003, p. 204. Nowak-Kiełbikowa 1970, pp. 88–126.

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either, although this miniature state was to border the Republic of Poland and Russia. The BSSR was proclaimed twice, on 1 January 1919 and 30 July 1920, on the eve of the Red Army’s offensive on Warsaw. The Republic was established entirely by Moscow’s inspiration (although with the participation of Belarusian communists). It was meant to serve as a counterbalance to the BPR (which was formed by the national and independence camp), and to create a buffer against “imperialist” strikes from Polish and Ukrainian territories.10 This state was to serve as a contrast to the concepts of Józef Piłsudski, who initially postulated the creation of an alliance against Russia, based on a federation of Poland, Lithuania, Belarus and Ukraine. This concept, however, assumed support for the creation of a Belarusian state only in the east, i. e. in the area outlined by Mogilev, Vitebsk, Polotsk and Minsk, and by 1919 this idea was basically no longer valid.11 Polish National Democrats, on the other hand, did not see the need for Belarusian statehood at all (and at the 1921 conference in Riga they strove to divide the Belarusian lands between Russia and Poland and stabilise the relations between the two states).12 Both supporters of the competing concepts of federation and incorporation saw the Vilnius and Grodno regions within the borders of the Polish state. These were territories with a predominantly Belarusian-speaking population (56.0% and 44.0% respectively in 1897), but also with a very large population which listed Polish as its mother tongue in the national census (8.2% and 10.1% respectively), as well as a Jewish population (12.7% and 17.4% respectively).13 In contrast, Russian governments from the left to the right of the political spectrum regarded Belarus as part of the Russian state and sought to incorporate its terrain within Russian borders. Claims to the Vilnius and northern Grodno regions were made by the government of the Republic of Lithuania, while all Ukrainian governments demanded the southern districts of Grodno Governorate as far as the lower Narew.14 The balance of international political forces at that time was exceptionally unfavourable for the political aspirations of Belarusian politicians, and additionally it was accompanied by an unfavourable array of internal factors. The most important of them included insufficient national consolidation and a flattened social structure at the time of the downfall of the Russian state. This was the result not only of fewer opportunities for national integration during the war and the revolution, but above all the consequence of social, cultural and religious processes whose roots reached deep into the past. They resulted in the early loss 10 11 12 13 14

Selemenev 2005, pp. 20 and 76. Materski 2005, p. 46; Luckevіcˇ 2009, pp. 203–204; Cvіkevіcˇ 1993. Kawalec 1998, pp. 31–46. Pervaâ vseobsˆaâ perepis′ naseleniâ Rossijskoj imperii 1897 (cf. Tab. no 24). Błaszczak 2017, pp. 59–66; Rudnicki 1914, see the map: Etnographische Übersichtskarte der Ukraine, contained therein.

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of the nation’s elites and an insufficient number of political authorities before the outbreak of the First World War that would have been versed in international politics and capable of taking effective measures on the international arena.15 Researchers have repeatedly pointed out that the development of the national consciousness of Belarusians in the 1910s was weaker than that of the neighbouring nations.16 Indeed, the process of the formation of the Belarusian nation repeatedly encountered obstacles that slowed down the pace of its development, but did not lead to its complete disappearance. Belarusians entered the forming period of so-called National Solidarism in the 19th century as a plebeian community, not recognised as one of the historic nations, which were considered to be those “which had their own state or at least a strong state tradition, their own politically active upper stratum and their own higher culture.”17 The term “nonhistorical nation”, used by contemporary researchers of national processes, refers to nations whose legacy was not represented among the culturally creative Western European nations at a time when the ruling elite and the scholarly social stratum were the exclusive bearers of national culture.18 Although the term is pejorative, it does not mean that “non-historical” nations have no history or cultural heritage of their own. In order to describe the social specificity of Belarusians in the 19th and early th 20 centuries, the term “plebeian nation” is also used, which in turn refers to communities which did not have an elite or had lost it in favour of other nations that became political or cultural hegemonies.19 In principle, a conscious Belarusian national elite started emerging in the second half of the 19th century, from among countryside migrants – intelligentsia who descended from peasants and petty nobility, as well as Orthodox clergy. At the beginning of the twentieth century, only a few landed gentry families identified themselves with the Belarusian nationality, because, depending on the strength of political influence in different periods of the country’s statehood, the upper layers with Russian roots underwent Lithuanisation, Polonisation or Russification, in effect adding to the cultural heritage of other nations. At the time when the first states began to take shape in Eastern Europe, the area that would later become known as Belarus was part of Ruthenia. It was consolidated as far as statehood and politics are concerned, but not enough for the Ruthenian principalities not to undergo rapid emancipation after the fragmentation in the 15 The formation of the Belarusian nation in the medieval and modern periods is omitted by Rudling 2015. 16 Vakar 1956, pp. 91–92; Wilson 2011, pp. 82–89; Bulkakaў 2006, pp. 306–309. 17 “[…] które miały własne pan´stwo albo przynajmniej silna˛ tradycje˛ pan´stwowa˛, własne, aktywne politycznie warstwy wyz˙sze i własna˛ wyz˙sza˛ kulture˛”, Kizwalter 2014, p. 92. 18 Chlebowczyk 1983, p. 22; Hroch 1996, pp. 13–14. 19 Kizwalter 2014, p. 92.

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mid-11th century.20 In their historical tradition, Belarusians refer to the Principality of Polotsk founded by the Krivichs, and to the Principality of Turov formed by the Dregoviches in the Pripyat basin, which had remained in the sphere of Byzantine Christian culture since the 10th century. The fragmentation, as well as the threat of the Golden Horde facilitated the expansion of the Baltic Lithuanians – neighbours from the north – into southern and western Ruthenia, so that by the 14th century the Lithuanian dynasty had managed to establish a large, multiethnic state which extended from Samogitia to Kiev in the south, Smolensk in the east and Drohiczyn on the Bug River in the west. In the Grand Duchy of Lithuania, the political role was initially played not only by the Lithuanian elite, but also by the Ruthenian elite, which dominated the socio-cultural sphere for a long time. As it belonged to the Byzantine Christian circle, it brought the achievements of civilisation to the new state, which were adopted by the Lithuanian dukes, e. g. the influence of Ruthenian models on the organisation of the state, chancery forms, Ruthenian language and alphabet used by the ruler’s chancery. The legal statutes of the Grand Duchy of Lithuania and many of the 15th and 16th century privileges, endowments and other acts were written in the Ruthenian language. This language was different from Russian Tsar’s court in the 17th century, what was evidenced for instance by the letter of Tsar Alexei I to Colonel Konstanty Pokłon´ski, in which he asked him to write to him “in Belarusian or Polish, if he has no one to write in Ruthenian script.”21 In the 19th century, when the nation-forming process entered the phase of searching for the historical origin of Belarusians, the history of the Principality of Polotsk under the Rohvolodovich dynasty and its brief independence from Kiev and Novgorod was evoked. The Principality of Polotsk was first linked to the history of Belarus in 1857 by Osip Turchinovich, who recognised it as the first formation of a pre-Belarusian state and argued that the history of Belarusians was older than that of the Grand Duchy of Lithuania.22 Six years later, these two myths were consolidated by an anonymous author of the first publication on Belarusian history written in Belarusian (or, more precisely, in its West Polesian dialect): Kto byly nasˇy najdavnіjsˇi didy.23 Both authors were associated with the Orthodox Church, and they mostly focused on the history of Ruthenia, considering the Church Union of 1596 to be the end of the development of Ruthe-

20 Sahanowicz 2001, pp. 42–90. 21 “Писалъ къ намъ бѣлорускимъ или польскимъ писмомъ, будетъ у него русскимъ писмомъ писать некому”, Karpov 1889, pp. 219–220. 22 Turcˇinovicˇ 1857. 23 Kto byly nasˇy najdavnіjsˇi didy 2001, pp. 320–326.

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nian culture.24 A similar, albeit more scholarly approach to the history of Belarusians was adopted decades later by Vaclau Lastouski – a Catholic associated with Christian Democracy – who was the author of the first systematic lecture on Belarusian history.25 He also focused much of his attention to religious processes, negatively assessing the formation of the Uniate Church and linking the formation of the Belarusian nation with Orthodoxy. Belarusian politicians evoked the traditions of the Principality of Polotsk and the Grand Duchy of Lithuania to counter the accusations of a lack of national tradition and “non-historicity”, proving that Belarusians were a nation distinct from the neighbouring nations and that could boast of an equally rich and long history. This was particularly topical during the struggle for international recognition of the Belarusian People’s Republic; therefore, these historical references were made in brochures and memoranda prepared for the Paris Peace Conference (“Fundamentals of the Statehood of Belarus” by Prof. Mitrofan Downar-Zapolsky, published in several languages by the Lithuanian Ministry of Belarusian Affairs: “the Memorandum of the Belarusian Government to the Chairman of the Paris Conference”, signed by Prime Minister Anton Lutskevich on 22 January 1919.26 All these publications treated the period of being part of the Russian empire (late 18th–early 20th century) as a period of partition and loss of state independence. The cultural and political role of the Ruthenians in the Grand Duchy of Lithuania was thwarted by the political agreement between Grand Duke Jagiello and the men of authority in the Kingdom of Poland, who, in view of the threat to both states from the Teutonic Order, decided to conclude a personal union (Krevo, 1385). The condition for Jagiello taking the Polish throne was the Latin baptism of Lithuania two years later. This political choice by Jagiello resulted in the limitation of the influences that Orthodox Ruthenians and the Orthodox Church had in the Grand Duchy of Lithuania. This was aggravated by another act of 1413 (Horodło), in which it was declared that new state offices and a place in the Duke’s council could be filled only by Catholics.27 Therefore, Catholics, i. e. mainly Lithuanians baptised in the Latin rite, gained political advantage. Orthodox Ruthenians, who had so far constituted the elite, faced a dilemma: whether to keep their faith or keep their political position, but change their denomination. More often than not, the latter was chosen. The lower classes of

24 That the omission of the continuity of modern tradition of the Grand Duchy of Lithuania in Lithuanian historiography of the 19th century does not fit with the national concept is noted by Snyder 2006, p. 46. 25 Lastoўski 1910. 26 Downar-Zapolski 1919; Mèmaryâl Belaruskaga Ўradu 1998. 27 Sahanowicz 2001, p. 107.

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the Ruthenian population remained faithful to Orthodoxy, which was the major religion in the Grand Duchy of Lithuania until the end of the 16th century. The period when the Ruthenian lands belonged to the Grand Duchy of Lithuania saw the emergence of Belarusians from the Ruthenian community, which was influenced by the incorporation of the south-western Ruthenian lands into the Crown of the Kingdom of Poland in 1569 (a different legal system, different religious and social problems). According to Oleg Łatyszonek, a researcher of the Belarusian national idea, political and cultural ties between Ruthenians and Lithuanians resulted in the formation of the Belarusian nation in the modern era on the basis of two elements – Orthodox Ruthenians and Slavitised Lithuanians.28 After the real union and the incorporation of both state elements within the borders of Poland, Polish culture in the Lithuanian-Belarusian lands strongly expanded, which reinforced the Polonisation processes that had already been present in these areas since the end of the 14th century. The strong union of the Grand Duchy of Lithuania with the Crown of the Kingdom of Poland imposed a western cultural model, contributing to the decline in the Ruthenian-language literature and culture, which reached its apogee in the 16th century during the Renaissance. A significant event that demonstrates the direction of cultural changes in the Belarusian lands was the resolution of the Sejm of the Polish-Lithuanian Commonwealth in 1696 (adopted at the request of the nobility of Novogrudok, i. e. from the Lithuanian-Belarusian lands) to stop using the Ruthenian language in the Chancery of the Grand Duchy of Lithuania and introduce Polish instead. Although research into the ethnogenesis of the Belarusians still leaves much to be desired, it is already certain that the two basic elements of the Belarusian national idea: the name of the country and the nation, were formed as early as in the 16th century. The name “Belarus”, had been in use since the 13th century. Initially applied quite extensively even to Volhynia and Smolensk, it started to stabilise and refer mainly to the lands on the middle Dvina and middle Dnieper rivers, and from the 18th century also to the areas on the Neman and Bug rivers, including Minsk, Novogrudok and Brest.29 In 1654, at the time of Bohdan Khmelnytsky’s uprising, Konstantin Poklonski, who bore the sobriquet of “Belarusian Colonel”, attempted to build the first “state” structure based on the territory of Belarus with the cities of Mogilev, Gomel, Minsk, Novogrudok and Ashmyany. He modelled the administrative structure on the Zaporozhian Army in Ukraine.30 It is worth noting that these events were not referred to when

28 Łatyszonek 2006, p. 312. 29 Ibidem, pp. 17–99. 30 Ibidem, pp. 191–208.

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historical justification for Belarusian statehood was sought (Lutskevich, DownarZapolsky). Initially, the inhabitants of the Ruthenian lands were called Ruthenians or Ruthenes, while Catholics were called Lithuanians (later also Poles, but in both cases they were more of an ethnic and denominational rather than national names). Over time, the name “Lithuanian” began to be also used in a broader, national sense to refer to all inhabitants of the Grand Duchy of Lithuania regardless of their religion or ethnicity. However, the first known example of the term “Belarusian” being used to refer to one’s nationality is linked to a Protestant from Polotsk, Samuel Rysin´ski, who matriculated at the University of Altdorf in Bavaria on 2 December 1586. He enrolled, using a mixture of Greek and Latin, as: Solomo Pantherus Leuсorussus.31 Although Rysin´ski was a Protestant, the overall assessment of the Reformation in relation to Belarusian culture is rather negative, as at that time, the literary development in Belarusian was hampered in favour of publications in Polish, which became a common communication channel for educated Ruthenians and Lithuanians. New intellectual trends became popular among the Ruthenian Orthodox elite, who were much more willing to convert to Calvinism than to Roman Catholicism. With the development of the counter-reformation offensive in the 17th century, their descendants in subsequent generations no longer returned to the Orthodox Church but became members of the Roman-Catholic Church, which guaranteed full privileges and access to education at a high level.32 The consolidation of the Ruthenian nation was also hindered by the 1596 Church Union between the Orthodox Church in the Polish-Lithuanian Commonwealth and the Roman Catholic Church, which came at the expense of fratricidal bloodshed and protests of the Ruthenians.33 From the end of the 16th to the beginning of the 19th century, the Belarusian population did not integrate around a single Christian church, but belonged to several Christian communities. These included two Catholic churches – Greek Catholic (Uniate) and Latin Church – and the Orthodox Church. The political elite (the middle and wealthy nobility and the noble oligarchy) belonged to the Roman Catholic Church (with peasants and the poor nobility also included). Petty nobility, the bourgeoisie and peasants belonged to the Greek Catholic Church. The Orthodox Church eventually lost its political position in the country after years of struggle, however, saving its existence, but only in the east of Belarus and Ukraine. Thus, in the Polish-Lithuanian Commonwealth the lower strata, i. e. the bourgeoisie and peasants were members of the Orthodox Church. The mid-17th century saw a 31 Ibidem, p. 120. 32 Liedke 2004. 33 Kempa 2016, pp. 181–299; Mironowicz 1991, pp. 106–117.

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depopulation of the Belarusian lands caused by Bohdan Khmelnytsky’s uprising in 1648 and the invasion of the Muscovite Tsar Alexis I (1654–1667), which was carried out in defence of Orthodoxy), as well as the war with Sweden and the plague. The population of these areas was nearly halved.34 The ethnic structure in the cities changed considerably, as the consequences of wars and diseases severely depleted the existing population (Ruthenians, Lithuanians, Poles and Germans). In their place, Jewish people were allowed to settle in private towns and many royal towns, much more than before, as it was hoped that their activity would lead to a revival of trade and services. Over the following two centuries the Jewish population dominated the demographic structure of urban settlements, forming communities whose number in most cities exceeded half of their inhabitants (at the beginning of the 20th century in Minsk – 52.3%, Grodno – 48.3%, Brest – 65.1%, w Pinsk – 74.2%, Pruzhany – 66.6%).35 From the moment the lands of the Polish-Lithuanian Commonwealth were annexed to the Russian Empire, the Russian government applied legal restrictions to the Jewish population, designating a settlement zone for them in the west (i. e. in Lithuania, Belarus, Ukraine and the Kingdom of Poland) and ordering them to live in cities. In the lands of Belarus and Lithuania, the Jewish community was strongly Russified. A new chapter for nationality-related changes, stimulated by religious policy, was opened by the partitions of the Polish-Lithuanian Commonwealth carried out between 1772 and 1795, as well as the transfer of the Belostok Oblast36 to Russia in 1807 and the provisions of the Congress of Vienna in 1815. In the aftermath of these events, the lands inhabited by Belarusians were fully incorporated into the Russian Empire, leaving no chance of creating a “Belarusian Piedmont” within the borders of other states, as was the experience of the Lithuanians (Little Lithuania in East Prussia of the Hohenzollerns) and Ukrainians (Galicia under Habsburg rule).37 In 1839, the Uniate Church in Russia was abolished and its adherents, with much resistance on their part, were transferred to the Orthodox Church, which occupied a privileged position in the Russian state. The role of the Roman Catholic Church was relegated and its functions were reduced to being a defender of the traditions in the Polish-Lithuanian Commonwealth, and later, to leading Polish or Lithuanian national movements. It did not become a spiritual leader of Belarusian Catholics, as the Belarusian Christian democracy before the First

34 35 36 37

Melesˇko 1975, p. 223; Morzy 1965, p. 153. Eberhardt [1990], p. 29; Ânoўskaâ / Rudovіcˇ 2005, p. 232. Administrative division in the Russian Empire, created in 1807 and abolished in 1842. For 12 years the right-bank Podlasie partially inhabited by the Belarusian population belonged to Prussia, but it was too short a period for it to have a deeper impact on the nationality process.

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World War was had only just been planted. The Christian Democracy environment was concentrated around the newspaper “Bielarus” (The Belarusian). Some historians, notably Mikola Yermalovich, and later Zachar Sybieka or Per Rudling assume a priori that the role of a spiritual leader could have been played by the Uniate Church (if it had not been liquidated in 1839).38 They base this conviction on the situation of the Uniate Church in Galicia, not taking into account at all that it developed in the Habsburg state, i. e. under completely different political conditions than in Russia. They also ignore the fact that the Uniate clergy had already been highly Polonised and Latinised since the 18th century, and so would rather favour the Polonisation of their peasants and petty gentry congregation. We should bear in mind that Tadeusz Kos´ciuszko, a folk hero not only for Poles but also for Belarusians, ordered the introduction of the Polish language to Uniate Orthodox churches on his estate near Brest-Litovsk.39 His contemporary, Adam Naruszewicz, the father of Polish historical sciences, wrote in his commentary to the first volume of his Historia narodu polskiego [History of the Polish Nation] about the multi-ethnic and multi-denominational roots of the “Polish people” understood as a unification of “several various peoples into one universal body.”40 It seems more likely, therefore, that the Greek-Catholic Church could become an instrument of Polonisation and support the formation of the modern Polish nation according to the French model, i. e. through the identification of multilingual ethnic groups with the state. In line with the thought of political and social activists of the Enlightenment (Stanisław Staszic, Hugo Kołła˛taj), Poland – obviously within the borders from before the First Partition – was to be a centralised and unitary state.41 The downfall of the Polish-Lithuanian Commonwealth prevented the emergence of this political community, forcing the formation of the modern Polish nation as an ethnic community, in the creation of which the decisive role was played by Polish culture and language.42 Such a “Polish ethnic project” was not entirely attractive for the non-Polish peoples of the former Polish-Lithuanian Commonwealth. The research that Irena Matus has recently undertaken on the liquidation of the Uniate Church in the Białystok Oblast proves that the annexation of the western lands of the Polish-Lithuanian Commonwealth to Russia did not stop the Polonisation and Latinisation of the Uniate Church, which was caused not only by the orders issued by the Synod of Zamos´c´ in 1720, but also by a long (1795–1807) subjection of this area to the Prussian administration, which allowed the use of 38 Ermalovіcˇ 2000; Szybieka 2002, p. 76; Rudling 2014, pp. 64–65. Quite rightly, Bulkakaў 2006, pp. 306–309 and Snyder 2006, p. 58 are critical of this hypothesis. 39 Mos´cicki 1947, p. 45. 40 “[…] w iedno powszechne ciało róz˙nych narodów”, Naruszewicz 1824, pp. X–XI. 41 Jagiełło 2010, p. 11. 42 Łepkowski 1967, pp. 442–512.

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the Polish language in church life.43 According to Matus, the dissolution of the Church Union and the liquidation of the Uniate Orthodox Church in Russia in 1839 were intended to counteract Occidentalisation and Polonisation of the clergy and remove the Belarusian rural population (peasants and petty nobility) from their influence, which was largely successful. In the 19th and early 20th centuries, several ideologies were addressed to the Belarusian population, which originated from two civilisational circles: Polish (Western) and Russian (Eastern). The first of these was related to the past, to the legacy of the Polish-Lithuanian Commonwealth, and developed in the circles of higher social strata and the forming Polish-speaking intelligentsia. The second referred to the traditions of the Grand Duchy of Lithuania, giving rise to the development of three national and cultural circles which drew on this legacy. The Lithuanian national movement, which took a critical position towards the effects of the union with Poland, referred to the early medieval heroic history of Lithuania from before the Union of Krevo and the ties with the Kingdom of Poland.44 Representatives of the Polish national milieu emphasised the role of Lithuania’s ties with Poland after the Union of Lublin, presenting the influence of Polish culture and the Polish civilising mission in the East in a positive light. Such a conviction was to a large extent shaped by the conservative Kraków historical school represented by Józef Szujski and Michał Bobrzyn´ski.45 The heirs to the multi-ethnic and multi-denominational tradition of the Grand Duchy of Lithuania were the democrats (Polish, Lithuanian and Belarusian) who drew on the ideas of Joachim Lelewel, including the so-called “Countrymen of Vilnius” (wilen´scy krajowcy).46 The latter, at the beginning of the 20th century, strove to create political autonomy in historical Lithuania (geographically Lithuania and Belarus) with the National Seimas in Vilnius (Sejm Krajowy Wilen´ski) and proclaimed equal rights for all peoples who lived there: Poles, Lithuanians, Belarusians and Jews. The Countrymen (who were also present in the freemasonry movement47) were averse to emerging nationalism and its radical form, but at the same time supported the national development of all nations in the spirit of democracy and “progressiveness” in this area, with the exception of intrusive Russification from the Russian state. The Countrymen were united by a sense of civic allegiance to the Grand Duchy of Lithuania. According to the krajova ideology, Lithuania and Belarus formed a social, cultural, economic and political whole, and the interests of this land were different from those of Russia and the Kingdom of Poland. Many participants of the national movement at that time 43 44 45 46 47

Matus 2015, pp. 587–608. Basanavicˇius 1912; Berenis 1999, pp. 467–473; Staliu¯nas 2016, pp. 9–23. Szujski 1877, p. 370; idem 1880, pp. 83–84; Serejski / Grabski 1986, p. 308. Michaluk 2011, pp. 151–160 and 168–170. Latysˇonak 1997/46, p. 4; idem 1997/ 47, p. 4; idem 1997/48, p. 4; Smalâncˇuk 2005, pp. 157–244.

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had a multifaceted national consciousness, considering themselves at the same time to be a Pole and a Lithuanian, or a Lithuanian and a Belarusian (gente Lithuanus – vel Ruthenus – natione Polonus), which corresponded to the multicultural specificity of historical Lithuania.48 Among the Countrymen were the leaders of the Belarusian national movement, brothers Ivan and Anton Lutskevich.49 Their presence in the national movement was dictated not only by their sympathies for the democratic programme of the Countrymen of Vilnius, but also by a desire to draw attention to the problems of the Belarusians, and to guarantee them an appropriate position, provided that the Countrymen’s main demand, i. e. the attainment of political autonomy, was met.50 The Lutskevich brothers promoted countrymanship as a way to build a political nation that both Belarusians in the Catholic and Orthodox cultural circles could identify with. The dissemination of the national idea was to be supported by the publication of a Russian-language magazine by Anton Lutskevich, as well as the admission of Ivan Kraskovsky, a Belarusian professor at the Orthodox Gymnasium (considered by the leading national publicist Mikhal Rӧmer (Mykolas Romeris) to be “a Belarusian of Russian culture” or “a Russian”), into the circle of the Countrymen.51 Kraskovsky’s idea was to establish a progressive, democratic newspaper aimed at the Orthodox community.52 This idea came into fruition when in the autumn of 1912, Lutskevich published a periodical entitled Vecˇerneâ gazeta [Вечерня газета] (Evening Gazette).53 According to Ales Smalianchuk, the involvement of Belarusian national activists on the side of the Countrymen contributed to the fact that the national idea in 1912–1915 became part of the Belarusian national idea.54 However, the Orthodox Belarusian population (peasants, petty officials, clergy, a significant number of teachers), was convinced only by the ideas formed by the representatives of Russian culture. It was the conviction based on the idea that Belarusians, together with Little Russians (i. e. Orthodox Ukrainians) and Great Russians (Russians) co-create one Russian nation, which consists of three ethnic branches, and that Belarus, together with Ukraine, constitutes the western part of Russia. This so-called ideology of “West Russianism” (zapadnorusizm),55 which started forming in the first half of the 19th century referred to the Orthodox 48 49 50 51 52 53 54 55

Futurus 1913, p. 81. Novіna 1996, pp. 48–52. Smalian´czuk 2005, pp. 273–280. Römer 2017, p. 654 ( journal entry dated 13/26. 11. 1913); p. 666 (entry dated 15/28. 12. 1913); See more: Błaszczak / Matiash / Michaluk 2019, pp. 57–64. Römer 2017, pp. 129–130 ( journal entry dated 09. 06. 1911). Vecˇerneâ gazeta 1912/1/18.09 (01.10). Smalâncˇuk 2004, p. 369. This ideology never functioned under such name, the term was given to it by Aliaksandar Cvikievic, a researcher on the subject in the 1930s, see: C′vіkevіcˇ 1993.

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heritage and the history of Kievan Rus. The subsequent affiliation of Ruthenian lands to the Great Duchy of Lithuania and their incorporation into the PolishLithuanian Commonwealth in 1569, was regarded as a distortion of the historical fate of the Ruthenians. “West Russianism” was directed against the Roman Catholic Church and Polish influence in Lithuania, Belarus and Ukraine. In an attempt to destroy the traditions of the Polish-Lithuanian Commonwealth cultivated by a large part of the nobility and bourgeoisie, and any links of Lithuania, Belarus and Ukraine with Poland, their common cultural heritage was criticised, and the effects of the Union of Lublin, the Union of Brest, the activities of the Latin Church in the East, German law models in cities, and Western European cultural influences were all presented in a negative light.56 The convictions formed in this way contributed to the exclusion of the Belarusian issue from Polish influence. Instead, a new worldview was formed, based on the conviction that the circle of Eastern civilisation was natural for Belarusians, while bad influences and negative changes came from the West.57 Singling out Belarusians as a constituent element of the Russian nation and emphasising the differences between them and Great Russians, Little Russians and Poles gave space for the development of “Belarusianness”, which, however, was given a “West Russian” face. The main ideologist of “West Russianism” was Mikhail Koyalovich, a professor at St. Petersburg Orthodox Theological Academy.58 He was a slightly older fellow-countryman of Konstanty Kalinowski, one of the leaders of the democratic party during the 1863 uprising in the Lithuanian-Belarusian lands. He tried, unsuccessfully, to mobilise the Belarusian peasants to take part in anti-state protests against the tsarist regime, addressing them in proclamations written in Belarusian with the Latin alphabet.59 He was considered a national hero by the participants of the Belarusian national movement at the beginning of the 20th century, although this gives rise to many doubts as Kalinowski advocated the restoration of the borders of the Polish-Lithuanian Commonwealth from before the First Partition in 1772, and the re-establishment of a strong union of Lithuania (and Belarus) with Poland.60 In the clash between the tradition of the Polish-Lithuanian Commonwealth and the new tradition that the Belarusian lands were and are the western part of Russia, the latter was victorious. The Orthodox intelligentsia and many Belarusian activists adopted the “Western Russianism” version of the history of the Belarusian nation, as well as the most important demand of this ideology: 56 57 58 59 60

Cf. Michaluk 2016, pp. 43–71. Mіranovіcˇ 2003, p. 10; Łatyszonek 1999, pp. 35–39. Koâlovicˇ 1863; idem 1887. Muzˇyckaja Praўda. 1862–1863/1–7; Kalіnoўskі 1999. Cf. Michaluk 2015.

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breaking the ties between Belarus and Poland and basing its future on Russia. The victory of this ideology among the Orthodox Belarusian population was largely due to the political and social situation in the area after the January Uprising, as well as the empowerment of the lower classes after the abolition of serfdom and the enfranchisement of peasants in 1861. Peasants gained personal freedom, the right to move freely and to buy land for themselves. Receiving these rights from the hands of Tsar Alexander II, as they understood it, made the Russian monarchy the protector of their rights. The changes taking place in the Belarusian lands were conducive to the emergence of the following stereotype: Pole – nobleman and Catholic versus Belarusian – peasant and Orthodox. This was not a true picture, given that many Belarusians were Catholics, and there were also peasants among the Polish population. The repressions after the 1863 uprising, although directed mainly against “Polish rebels”, in fact affected the entire society of the Belarusian lands. Taking harsh measures in Belarus also affected Belarusian culture and education, which were subject to intense Russification. While at the time of the great reforms carried out by Tsar Alexander II before the January Uprising, the introduction of courses in Belarusian at schools was considered, these plans were completely abandoned by the Russian authorities after 1863. State education solely in Russian was chosen.61 Ernest Gellner linked the spread of the national idea with the level of education and, first and foremost, with literacy.62 Meanwhile, despite the increase in the number of community schools at the end of the 19th century, the population of the five so-called Belarusian governorates (i. e. Vilnius, Minsk, Mogilev, Vitebsk and Grodno) was characterised by a high level of illiteracy (around 72.3%), which made this area stand out not only from Western Europe and the Kingdom of Poland, but also from the European part of Russia.63 Illiteracy was particularly high among Belarusian peasants, who accounted for as much as 92% of the Belarusian-speaking population of around 5,700,000 in 1897. In terms of literacy, Belarusians lagged far behind Estonians, Latvians and Lithuanians and surpassed only the Ukrainians (12.93% literate). The smallest number of illiterates were found in areas where Protestant culture prevailed, i. e. in Latvia (29.07%) and Estonia (20%); Catholic Lithuanians were somewhere in the middle (36.80%).64 According to the research by Paweł Tereszkowicz, in terms of literacy, Belarusian Catholics outnumbered Orthodox Belarusians by almost a factor of two.65 This low level of education was due not only to insufficient access to 61 62 63 64 65

Stalûnas 2003, pp. 261–291. Gellner 1991. Snapkovskaâ 1998, p. 12. Teresˇkovicˇ 2004, p. 115. Ibidem, p. 116.

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schooling and its low level, but also to the fact that Belarusian children were not educated in their mother tongue (home language), which they were familiar with, but in a foreign language, i. e. Russian.66 As far as women were concerned, 24.9% of Catholics and only 3.0% of Orthodox Christians were literate. Even the tolerance decree issued by Tsar Nicholas II in 1906 did not change the situation in education. Despite the demands made, no school with Belarusian as the language of instruction was established in any of the five Belarusian governorates.67 The absence of the Belarusian language in the public sphere meant that it was treated as the language of the uneducated, people of a lower social status. Russian became the language of social advancement, especially in Orthodox circles. It was not until 1903 that Prof. Yefim Karsky proved with his works that Belarusian should not be treated as a dialect of Russian, but as an independent and distinct language.68 He also created a map of how far the Belarusian language reached (Ètnograficˇeskaâ karta Belorusskogo plemeni [Этнографическая карта Белорусского племени], first edition – 1903, second edition – 1917). The map was a reference material when the concept of the borders of the Belarusian People’s Republic was formed.69 The bourgeoisie was not the bearer of the Belarusian national idea, nor was it supported by the landed gentry, or by the clergy of both rites, as these strata had generally remained outside Belarusian culture at the beginning of the 20th century. The role of the propagator of Belarusian national awareness was given to the first and second generation of intelligentsia that originated from lower social strata: peasants, petty gentry and, interestingly, the children of Orthodox clergy. In this milieu, the ideas of the Land and Liberty (Liberty of the People) party and the theory of peasant socialism developed by Alexander Herzen and Mikhail Chernyshevsky gained popularity. The first and second generations of Belarusian intelligentsia (active in the second half of the 19th century and the first quarter of the 20th century) adopted as their goal: social solidarity, spreading education among the rural population, preparing the rural population politically to fight tsarist despotism and implementing a radical programme of land reform (including expropriation of the landed gentry without compensation). As early as in the 1880s, attempts were made to link the all-Russian slogans of fighting against despotism and social change with the national idea and autonomy of Belarus. The creator of this programme (presented in the magazine Homan in the 1880s70) was Ignacy Hryniewiecki, the founder of the Belarusian fraction in the

66 67 68 69 70

Luckevіcˇ 2009, p. 63. Ibidem, p. 67. Karskij 1903. Michaluk 2006, pp. 66–74. Borovik 1983.

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Narodnaya Volya party in the student milieu of Saint Petersburg University.71 He went down in history as the assassin of Tsar Alexander II. Similar demands were later found in the programmes of the Belarusian Revolutionary Assembly established in 1903, which transformed a year later into the Belarusian Socialist Assembly. The actions of the generation born in the 1880s and 1890s were determined by the revolution of 1905–1906, which in Lithuania and Belarus took place in line with the idea of gaining territorial political autonomy, implementing national demands (education, literature, sermons in churches in national languages, i. e. Lithuanian, Polish and Belarusian) and carrying out social reforms, including addressing the peasant issue. At that time, Belarusian political activity was strongly linked to social activity, with the hopes to revolutionise the peasants. Even in 1917–1920, when the future of Belarus would be decided, some Belarusian socialists, especially from the radical Belarusian Socialist-Revolutionary Party, would put the implementation of the social programme before the state programme. The society of the Belarusian lands was characterised by a certain political specificity compared with other areas of the Empire, since it was the right-wing groups that gained popularity there in Duma elections, and the Constitutional Democratic Party, which was so successful in other parts of Russia, received much fewer votes. The Belarusian Revolutionary Assembly did not stand a chance of winning over the voters, as it only ran in the elections to the Third Duma in 1907 in a bloc of socialist parties (together with the Polish Socialist Party, the General Jewish Labour Bund in Lithuania, Poland and Russia, and the Russian Social Democratic Labour Party). The political fractions that enjoyed the most success among the electorate of Belarusian peasants, to whom the Belarusian Revolutionary Assembly unsuccessfully directed its political demands, were right-wing and monarchist all-Russian parties and pro-Russian local groups, such as the Borderland Union of October 17, Union of the Russian People, and the Russian Borderland Union. In their programmes, these parties referred to the cultural community of the Russian Orthodox population and set themselves the task of defending the “Russian” Orthodox population in the west of the country against the oppression of culturally alien Poles and Jews. As many as 80.5% of the monarchists were elected in the five so-called Belarusian governorates. The elections showed that the Belarusian intelligentsia did not even enjoy the confidence of the Belarusian peasants. Belarusian national values were still unattractive in comparison with a much more certain path of social advancement based on Russian culture and the Orthodox heritage. The electoral defeat led to the downfall of the Belarusian Revolutionary Assembly, which 71 Łuckiewicz 1935, p. 87.

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reactivated only during the First World War, when, in the atmosphere of revolution and awakened national ambitions, its ranks were joined by a very active group of young, ambitious activists. The period from the 1905 revolution to the outbreak of the First World War and the refugee cataclysm of 1915 was a remarkable decade in the history of Belarusian national life development. Multinational Vilnius was promoted as its main cultural and political hub. The pre-war Belarusian milieu was centred there around the magazine Nasˇa Niva, published by Vaclau Lastouski and Ivan and Anton Lutskevich. It was oriented mainly towards organic work and the promotion of Belarusian culture and history. The magazine, which was the official organ of the Belarusian Revolutionary Assembly, was a forum for many debuting poets and writers, who would later form the canon of Belarusian literature: Yanka Kupala, Yakub Kolas, Maksim Bahdanovich, Ales Harun. Belarusian literature could not compete with Russian or Polish literature addressed to a more sophisticated reader.72 On the other hand, it met the needs of this less educated rural population, as it dealt with issues that were close to them.73 Despite a clear development of national life in the period of 1905–1915, the Belarusian society of over five million people did not manage to consolidate around the national programme before the outbreak of the First World War. Social, denominational and national conflicts, as well as the limitations arising from the internal policy of the Russian state, did not allow the development of a “national solidarity” that would extend beyond the state. Belarusian socialists insisted on a programme of radical social reforms, trying to attract peasants, but by the same token, they alienated the few representatives of the upper classes who were partial to the Belarusian national idea. The circle of Belarusian leaders, where socialist and social democratic trends prevailed, was narrow, poorly educated and not very diverse in terms of political views. They were recruited from two religious circles, but there was no conflict on this ground in the socialist circles. Authorities for the Belarusian national movement were not to be found among the Orthodox and Catholic clergy, who were natural authorities for rural communities. However, in Belarus, the Orthodox Church strengthened the state in the process of building the Russian nation, of which Belarusians were to form a part. No Belarusian émigré community existed that could support the Belarusian independence camp, as was the case with the Lithuanians, Ukrainians or Poles. At the beginning of the 20th century, the Belarusian peasants were firmly rooted in the village community, which was characterised by a well-developed ethnic consciousness, but weak national bonds.74 It was not until the war, the Russian 72 Wilson 2011, p. 87. 73 Zapartyka 2018. 74 Radzik 2000, pp. 138–201.

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Revolution and the national revolutions that the political consciousness of the Belarusian population was transformed, both for those who had suffered the fate of war refugees, and for those who had stayed, on both sides of the RussianGerman front. [Translated by Tomasz Leszczuk]

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Maciej Krotofil

Wehrdienst als Element der Staatsintegration. Nationale Minderheiten in den Polnischen Streitkräften in der Zwischenkriegszeit

Abstract Military Service as an Element of State Integration – National Minorities in the Polish Army During the Interwar Period Representatives of national minorities accounted for over 30% of all citizens of the Second Polish Republic. The national structure of the country was also reflected in the Polish Army. The Polish military authorities were aware of the potential threats posed by the multinational composition of the troops. In order to mitigate them, a number of organisational steps were taken. The period of compulsory military service was also used to integrate citizens of non-Polish origin into the Polish state. Keywords: Polish army; interwar period; minorities; military service

Die genaue Anzahl der Vertreter nationaler Minderheiten, die in der Zweiten Polnischen Republik lebten, ist nicht bekannt. Wir verfügen nur über Schätzungen. Damals wurden zwar zwei offizielle Volkszählungen durchgeführt (1921, 1931), aber ihre Ergebnisse sind nicht glaubwürdig und wurden schon in der Zwischenkriegszeit in Frage gestellt.1 Gegenüber der Volkszählung von 1921 formulierte man folgende Einwände: Die Menschen, die nach dem Kriegsherumirren in ihre Heimat zurückkamen, wurden darin nicht berücksichtigt, viele Orthodoxe und alle Katholiken wurden als Polen gezählt, es entstand eine künstliche Rubrik „die Hiesigen“, als Weißrussen wurden die Bewohner Polesiens qualifiziert (tatsächlich waren sie teilweise Ukrainer). Außerdem sollte man nicht vergessen, dass 1921 die Frage Ostgaliziens auf internationaler Ebene nicht endgültig geregelt war. Einige Ukrainer, aber auch Deutsche erkannten die polnische Administration nicht an und boykottierten die Volkszählung. Die Volkszählung von 1931 rief eine noch heftigere Kritik bei den nationalen MinDr. habil. Maciej Krotofil, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https://orcid.org /0000-0002-6691-5532. 1 Wasilewski 1929, S. 87–88; Urban´ski 1932, S. 23; Torzecki 1989, S. 11–12; Tomaszewski 1991, S. 23; Matelski 1996, S. 9.

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derheiten hervor. Ihr größter Nachteil war die fehlende Frage nach der Nationalität in den Volkszählungsformularen. Sie wurde aufgrund der angegebenen Muttersprache und der Konfession bestimmt, was zwangsläufig zu vielen Ungenauigkeiten und Missverständnissen führte. Diese Situation begünstigte auch potentielle Verfälschungen. Im Anschluss daran schätzt man, dass zu den größten nationalen Minderheiten im Zwischenkriegspolen Ukrainer (14–16 %), Juden (8–10 %), Weißrussen (4–6 %) und Deutsche (2–3 %) gehörten. Die anderen Minderheiten (u. a. Russen, Litauer, Tschechen) umfassten weniger als 1 % aller Bewohner Polens. Man kann deswegen annehmen, dass in der Zwischenkriegszeit mehr als 30 % aller polnischen Bürger Vertreter der nationalen Minderheiten waren. Die nationale Struktur des Landes spiegelte sich auch in den Polnischen Streitkräften wider. Man sollte unterstreichen, dass viele Bürger nichtpolnischer Herkunft ein negatives oder (im besten Fall) gleichgültiges Verhältnis zum polnischen Staat hatten. Die Armee mit solch einer nationalen Struktur lief Gefahr, dass ihre Einsatzkraft ständig reduziert wurde. Die polnischen Militärbehörden waren sich der Gefahr der multikulturellen Truppenzusammensetzung deutlich bewusst. Die Situation war auch deswegen brisant, weil die größten Gruppen der nationalen Minderheiten in polnischen Grenzgebieten wohnten. Das war deswegen potentiell gefährlich, weil im Falle eines Krieges die Bewohner dieser Gebiete die Mobilisation erschweren, die Aktivität der polnischen Behörden lähmen sowie Diversion oder Spionage betreiben könnten. Diese Lage zwang die Führung der polnischen Armee, der Nationalitätsfrage ihre besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Der Versuch der Minimierung möglicher ungünstiger Phänomene, die aus der großen Anzahl der nichtpolnischen Soldaten resultierten, hatte zur Folge, dass die Führung der polnischen Armee eine Reihe von (vor allem mit dem Einberufungssystem verbundenen) organisatorischen Maßnahmen ergriff.2 Nach dem Ende des polnisch-bolschewistischen Krieges wurde die Armee demobilisiert und die territoriale Struktur des Militärs in Polen reorganisiert (man schuf damals die Kommandos der Korpsdistrikte, poln. Dowództwa Okre˛gów Korpusów, im Folgenden: DOK).3 Die Nationalitätsfrage war von größter Bedeutung bei der Festlegung der DOK-Grenzen. Bei dem damals bestehenden territorialen System der Rekruteneinberufung ging es nämlich darum, in der Armee eine richtige Proportion zwischen Polen und Nicht-Polen zu bewahren. Die DOK-Grenzen waren mit der Verwaltungsstruktur des Landes nicht 2 Aus den bisherigen Publikationen über den Wehrdienst nationaler Minderheiten siehe Lewandowski 1963; Stawecki 1976, S. 193–215; ders. 1981; Rezmer 1991, S. 115–141; ders. 1993, S. 121–134; Kowalski 1997; Ke˛sik 1998, S. 168–185; Karpus / Rezmer 2001; Krotofil 2001, S. 123– 152; ders. 2002, S. 93–99; ders. 2004, S. 345–360. 3 Rezmer 1991, S. 118.

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identisch und ihre Größe war verschieden. Die größte Anzahl von Polen wohnte im Posener DOK (86,6 %), in den Warschauer und Lodzer DOKs dagegen 84 %. In nationaler Hinsicht herrschte eine gute Situation auch in den Krakauer (83,5 %) und Thorner DOKs (80,5 %). Viel schlechter sah die nationale Lage in den Przemysler (67,8 %) und Grodner DOKs (63 %) aus. Die größten Probleme hatten polnische Militärbehörden mit den DOKs von Brest (46,9 %), Lublin (42,7 %) und Lemberg (kaum 38 % Polen).4 In der Anfangsphase der Formierung der polnischen Streitkräfte hatte die Armee einen in hohem Maße Freiwilligen- und grundsätzlich einen Nationalcharakter. Die erste allgemeine Rekrutenmusterung, die auch die polnischen Bürger anderer Nationalitäten berücksichtigte, wurde im Dezember 1921 durchgeführt.5 Sie verlief relativ ruhig. Eine gewisse Störung wurde dabei durch die (in den östlichen Gebieten Polens betriebene) antipolnische Propaganda ukrainischer und kommunistischer Kreise verursacht.6 Die Musterung umfasste keine Männer aus Ostgalizien, dessen rechtliche Lage auf internationaler Ebene damals noch nicht endgültig reguliert war. Außerdem verboten die Beschlüsse des Rates für Staatsverteidigung die Rekrutenmusterung aus den nationalen Minderheiten in diesem Gebiet.7 Nach der Musterung vom Dezember 1921 (laut Angaben vom 1. April 1922) dienten in den Polnischen Streitkräften 40.808 Soldaten nichtpolnischer Herkunft, was 21,68 % aller in der Armee dienenden Soldaten betrug.8 Schon damals – obwohl die Rekruten aus Ostgalizien nicht einberufen wurden – bildeten die Ukrainer die größte Gruppe unter den nationalen Minderheiten. Insgesamt gab es in den Truppen 14.894 Ukrainer und Ruthenen (7,91 % aller Soldaten). Aufmerksamkeit verdient die Tatsache, dass in der offiziellen Terminologie der Polnischen Streitkräfte die ukrainische Bevölkerung in zwei Gruppen geteilt wurde: in „Ruthenen“ (aus dem ehemaligen österreichischen Teilungsgebiet) und „Ukrainer“ (aus dem ehemaligen russischen Teilungsgebiet). Die militärischen Behörden bemerkten das wachsende nationale Bewusstsein der „Ruthenen“, „Ukrainer“ dagegen hielten sie für eher geeignet für assimilatorische Maßnahmen. Deswegen wurde das Prinzip beachtet, dass die Rekruten aus diesen zwei Gruppen nicht zu denselben Truppenteilen einberufen wurden. Das sollte verhindern, dass die „Ruthenen“ die „Ukrainer“ national aufklärten und 4 Ebd., S. 119. 5 Centralne Archiwum Wojskowe w Warszawie (im Folgenden: CAW), Sign. I.371.8.275, Bericht „Obce narodowos´ci w Wojsku Polskim“ [Fremde Nationalitäten in der Polnischen Armee] vom 17. 06. 1922, S. 1. 6 Ebd., S. 2. 7 Stawecki 1981, S. 127. 8 CAW, Sign. I.371.8.275, Bericht „Obce narodowos´ci w Wojsku Polskim“ [Fremde Nationalitäten in der Polnischen Armee] vom 17. 06. 1922, S. 17.

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diese die antipolnischen Ansichten der „Ruthenen“ übernahmen. Weil in den Polnischen Streitkräften eine große Anzahl von Ukrainern diente, die zudem ein feindliches Verhältnis zum polnischen Staat hatten, schenkten die polnischen Militärbehörden gerade ihnen spezielle Aufmerksamkeit. Im April 1922 bildeten (neben den Ukrainern) die Weißrussen eine relativ große Gruppe in den Polnischen Streitkräften – 12.521 Soldaten (6,65 %). Juden zählten 8.965 (4,76 %) Personen, Russen 2.363 (1,25 %), Deutsche 1.841 (0,98 %) und Tschechen 224 (0,12 %).9 Obwohl damals theoretisch das territoriale Einberufungssystem herrschte, wurden während der Dezembermusterung 1921 die meisten Ukrainer und Russen dem DOK VII in Posen (3.264 Personen) zugeteilt, wo sie 15,56 % der dortigen Truppen bildeten. Viele Soldaten ukrainischer Herkunft dienten auch in den Truppen des Warschauer DOKs (1.926 Personen), aber wegen der allgemein großen, im DOK I stationierten Soldatenanzahl, war ihr prozentualer Anteil an der dortigen Truppen kleiner (8,26 %). Viel größer war der Anteil der Ukrainer und Ruthenen im DOK II in Lublin (15,75 %). Viele Ukrainer wurden auch zum Przemysler DOK (13,8 % der Truppenbesatzung) einberufen. Weißrussen dienten vor allem im DOK IX in Brest (3.089 Personen), aber auch in den Truppen des DOK VII in Posen (2.687 Personen) oder DOK VIII in Thorn (1.636 Personen). Viele Juden wurden zum Warschauer (1.638 Personen) oder Lubliner DOK (1.231 Personen) einberufen, außerdem etwa 600–800 zu den Brester, Lodzer, Lemberger, Krakauer und Przemysler DOKs. Die Deutschen dienten vor allem in den Thorner, Warschauer und Posener DOKs.10 Die Vertreter der nationalen Minderheiten leisteten ihren Dienst vor allem in der Infanterie (mehr als 20.000 Personen – 29 % der Infanteriestärke); ihr Anteil war jedoch noch größer in der Kavallerie (46 % der Stärke) und im Tross (mehr als 31 % der Stärke). Viele von ihnen dienten auch in den Verpflegungs- (mehr als 23 % der Besetzung), Pionier- und Ingenieurtruppen (mehr als 28 %) sowie in der Artillerie (mehr als 26 %). Am seltensten wurden die nichtpolnischen Rekruten zum Dienst in der Gendarmerie (2 %), in den technischen Truppen (knapp 10 %) oder in den Luftstreitkräften (etwa 12 %) einberufen.11 Im Juni 1922 legte die Abteilung II des Generalstabs für das Ministerium der Militärangelegenheiten einen Bericht mit der Nationalstatistik der Streitkräfte und Bemerkungen bezüglich der Rekrutenmusterung nichtpolnischer Herkunft vor. Über die Musterung vom Dezember 1921 schrieb man, dass „die Rekruten mehrmals planlos zu den Truppen einberufen wurden, auf die Stimmung in Milieus, aus denen die Rekruten kamen, wurde nicht geachtet, was verursachte, dass 9 Ebd. 10 Ebd., S. 6–15. 11 Ebd., S. 16–17.

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im Teil der Truppen (besonders im östlichen Grenzland) das fremde und dem polnischen Staat feindlich eingestellte Element dominierte, was im Falle des Krieges für die Staatsinteressen unberechenbare Folgen haben konnte.“12

Man schätzte zwar, dass die Dezembermusterung die Autorität der polnischen Behörden unter den Bewohnern des östlichen Grenzlandes vergrößerte und den Glauben an die Beständigkeit des polnischen Staates befestigte, aber gleichzeitig sah man die Notwendigkeit, bestimmte organisatorische Maßnahmen zu ergreifen. Sie sollten bewirken, dass die „Rekruten aus nationalen Minderheiten zu den in den autochthon polnischen Gebieten stationierten Truppen einberufen werden sollten“13 und „der prozentuale Anteil fremder Nationalitäten in Grenzgebietstruppen zu einem bestimmten, von oben festgelegten Minimum verkleinert werden soll.“14 Um dieses erwünschte Ziel zu erreichen, wurde schon im Mai 1922 das exterritoriale Einberufungssystem eingeführt.15 Es bestand darin, dass die Rekruten aus den westlichen DOKs in östlichen DOKs dienten und umgekehrt. Neben der Grundaufgabe (d. h. der Begrenzung der nichtpolnischen Soldaten in den Grenzlandtruppen und der Verringerung der Anzahl von Deutschen in den pommerschen oder großpolnischen Truppen) sollte dieses System zur Integrierung der Bevölkerung Polens beitragen. Die Weißrussen und Ukrainer, die zum Beispiel in Großpolen ihren Grundwehrdienst absolvierten, konnten andere kulturelle Vorbilder kennenlernen. Der Aufenthalt in den (im Vergleich zu seiner Heimat) besser entwickelten Gebieten sollte die Psyche des jungen Mannes beeinflussen, indem er bei ihm Bewunderung und Respekt für die Bedeutung des Landes hervorrief. Diese Maßnahme sollte auch den Horizont der Soldaten erweitern und sie mit Polen enger verbinden. Die in Truppen im östlichen Grenzland dienenden Polen sollten dort polnische Einflüsse stärken.16 Dieses System hatte aber auch große Nachteile. Zu den wichtigsten zählten die Schwierigkeiten bei der Mobilmachung. Außerdem ertrugen junge Rekruten, die weit von ihrer Familie ihren Grundwehrdienst absolvierten, aus ihrer kulturellen Umgebung herausgerissen wurden und unter fremden, ihre eigene Mundart 12 „[…] dokonano niejednokrotnie bezplanowego przydzielania rekruta do oddziałów, nieliczenie sie˛ z nastrojami s´rodowiska, spos´ród którego rekrut był brany, skutkiem czego cze˛´sc´ pułków stacjonowanych szczególnie na kresach wschodnich miały […] nadmiar elementu obcego, cze˛stokroc´ wrogo do Pan´stwowos´ci Polskiej usposobionego, co w razie wybuchu wojny mogło miec´ dla interesów pan´stwowych nieobliczalne naste˛pstwa“, ebd., S. 2. 13 „[…] popisowych mniejszos´ci narodowos´ciowych do oddziałów stacjonowanych na rdzennie polskich terenach […]“, ebd., S. 38. 14 „[…] ograniczanie procentu obcych narodowos´ci w oddziałach kresowych do pewnego, z góry okres´lonego minimum“, ebd. 15 Rezmer 1991, S. 128. 16 Vgl. Lewandowski 1963, S. 89–90; Stawecki 1976, S. 206; ders. 1981, S. 131; Rezmer 1991, S. 128; ders. 1993, S. 127.

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sprechenden Menschen verweilen mussten, viel schlechter die Schwierigkeiten des Dienstes und machten auf die dortige Bevölkerung den Eindruck einer Besatzungsmacht.17 Die Einführung des exterritorialen Systems geschah vor der geplanten Rekruteneinberufung aus Ostgalizien. Die Militärbehörden hatten Angst, dass infolge dieses Schrittes die Anzahl der Ukrainer im Heer ein gefährliches Ausmaß annehmen würde. Man schätzte, dass in einigen Einheiten der Anteil nichtpolnischer Soldaten sogar bis zu 45 % betragen werde.18 Am 22. November 1922 beschloss der Minister für Militärangelegenheiten die Musterung der Jahrgänge 1900 und 1901 in allen Kreisen der Woiwodschaften Tarnopol und Stanislau und in 21 Kreisen der Lemberger Woiwodschaft.19 Die Einberufung erfolgte im Januar 1923. Zur Armee wurden 24.859 Ukrainer (Ruthenen) einberufen, die 73,65 % der damals zum Dienst einberufenen Rekruten bildeten. Die meisten Ukrainer dienten in den Truppen der Warschauer, Krakauer und Lodzer DOKs. Fast alle Polen wurden zum Dienst im DOK X in Przemys´l oder DOK VI in Lemberg einberufen. Diejenigen, die zu anderen DOKs einberufen wurden, dienten in der Marine, in den Luftstreitkräften, in den Eisenbahn- oder Funktruppen. Das entsprach den früheren klaren Anweisungen der I. Abteilung des Generalstabs, nach denen in DOK VI und DOK X alle Polen, 5–10 % der Ruthenen und 10 % der Juden einberufen werden sollten.20 Es war bekannt, dass diese Musterung größtenteils die Vertreter der Minderheiten, vor allem der ukrainischen, betreffen würde. Wahrscheinlich deswegen wurden bei der Rekrutenverteilung DOK VII in Posen und DOK IX in Brest nicht berücksichtigt. Für diese DOKs war der größere Anteil der nichtpolnischen Soldaten typisch, und man konnte ihn nicht mehr erhöhen. Ähnlich wie bei der Musterung vom Dezember 1921 wurden die einberufenen Ukrainer vor allem zu den wichtigsten Waffengattungen bestimmt: Infanterie, Artillerie und Kavallerie. Eine bedeutende Anzahl von ihnen teilte man den Pionier- und Trosstruppen zu. Anderen Waffen- und Dienstarten wurden nur wenige Vertreter der nationalen Minderheiten zugeteilt. Die in Ostgalizien durchgeführte Musterung vom Januar 1923 beeinflusste maßgeblich den prozentualen Anteil der Ukrainer in einzelnen Truppenteilen. Nach dem Zustand vom 1. Mai 1923 dienten in den Polnischen Streitkräften 24.517 Ruthenen (9,59 % 17 Stawecki 1981, S. 134; Rezmer 1991, S. 129. Vgl. Rudnicki 1986, S. 18–21. 18 CAW, Sign. I.371.8.275, Bericht „Obce narodowos´ci w Wojsku Polskim“ [Fremde Nationalitäten in der Polnischen Armee] vom 17. 06. 1922, S. 2. 19 CAW, Sign. I.371.8.50, Rozkaz wcielenia rekrutów roczników 1900 i 1901 ze Wschodniej Małopolski [Einberufungsbefehl der Rekrutenjahrgänge 1900 und 1901 aus Ostkleinpolen], Januar 1923. 20 Ebd.

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aller Soldaten) und 18.744 Ukrainer (7,33 %). Insgesamt gab es 43.261 Soldaten ukrainischer Herkunft (16,92 %).21 Das rief Unruhe bei den Militärbehörden hervor und veranlasste sie zu weiteren Maßnahmen, die die bestehende nationale Zusammensetzung der Streitkräfte ändern sollten. 1923 wurde das Verteilersystem als verpflichtend eingeführt.22 Darunter verstand man die jährlich vorbereiteten, detaillierten Anweisungen, nach denen eine streng regulierte Anzahl der nichtpolnischen Soldaten zu einzelnen Einheiten einberufen wurde. Dieses System galt in den Polnischen Streitkräften bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Das Ministerium für Militärangelegenheiten, das die richtige nationale Proportion in den Streitkräften behalten wollte, plante, dass in den Jahren 1924–1926 in den einzelnen Truppenteilen ein genau bestimmter Anteil der Soldaten nichtpolnischer Herkunft dienen solle.23 Die Verwirklichung dieser Pläne brachte aber große Probleme mit sich. Es erwies sich, dass unter den Männern, die im Alter von 21 Jahren das erste Mal zur Musterung erschienen, Ukrainer und Weißrussen einen viel größeren Anteil als erwartet bildeten ( jeweils 17–18 % und mehr als 6 %). Polen stellten knapp 62–67 % der Rekruten.24 In dieser Situation mussten die polnischen Militärbehörden die Anzahl der einberufenen Rekruten nichtpolnischer Herkunft im Heer reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde eine Reihe von Verordnungen und Anweisungen herausgegeben. 1926 befahl das Ministerium, keine Freiwilligen aus den nationalen Minderheiten zum Dienst im Heer zuzulassen: „die diesbezüglichen Bitten sollten wegen fehlender Qualifikationen und Bedingungen negativ geprüft werden.“25 In derselben Verfügung befahl man (um die Anzahl der polnischen Soldaten zu vergrößern), nicht nur „gesunde [Männer] ohne Vorbehalte“, sondern auch „gesunde mit Vorbehalten“ zum Armeedienst zuzulassen.26 Es scheint, dass diese Vorgehensweise erfolgreich war. Nach den Angaben über die Rekrutenmusterung des Jahrgangs 1905 (Frühling 1927) wurden der 21 Centralne Archiwum Ministerstwa Spraw Wewne˛trznych i Administracji [Zentralarchiv des Innenministeriums] (im Folgenden: CAMSWiA), Sztab Generalny [Generalstab], teczka nr 66 [Mappe Nr. 66], Komunikat informacyjny [Informationskommuniqué] „Obce narodowos´ci w armii polskiej“ [Fremde Nationalitäten in der Polnischen Armee] vom 18. 10. 1923, S. 14. Das Zentralarchiv des Innenministeriums wurde in den letzten Jahren aufgelöst, sein Archivgut wurde von anderen Archiven übernommen. 22 Rezmer 1991, S. 129; ders. 1993, S. 128. 23 Rezmer 1991, S. 127. 24 CAW, Sign. I.302.4.350, Studium rocznika poborowego 1907. Narodowos´c´ poborowych [Studium des Rekrutenjahrgangs 1907. Rekrutennationalität]. 25 „[…] a odnos´ne pros´by załatwiac´ odmownie powołaniem sie˛ na brak kwalifikacji i warunków“, CAW, Sign. I.300.22.11, Zarza˛dzenie MSWojsk. w sprawie kontyngentu poborowych rocznika 1905 [Verordnung des Ministeriums für Militärangelegenheiten über das Rekrutenkontingent des Jahrgangs 1905] vom 4. 08. 1926. 26 Ebd.

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Infanterie 68,29 % Polen und 31,71 % Nicht-Polen zugeteilt.27 Wenn man berücksichtigt, dass die Infanterie diejenige Waffenart war, der ein relativ großer Rekrutenanteil nichtpolnischer Herkunft zugeteilt wurde, kann man annehmen, dass der allgemeine prozentuale Anteil nationaler Minderheiten in den Polnischen Streitkräften in damaliger Zeit niedriger war. Das bestätigen die Forschungsergebnisse Tadeusz A. Kowalskis. Er stellte fest, dass in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre der prozentuale Anteil nichtpolnischer Soldaten in den Polnischen Streitkräften zwischen 20 % und 28 % variierte.28 In den nächsten Jahren wandte man eine ähnliche Politik gegenüber den anderen nationalen Minderheiten an. Die Militärbehörden versuchten die Anzahl der Polen in der Armee maximal zu steigern und die Rekruten anderer Nationalitäten nur in dem Maße einzuberufen, als es notwendig war, um die Bedürfnisse des nationalen Kontingents zu decken. Man kümmerte sich auch nicht besonders darum, dass alle Wehrpflichtigen der nationalen Minderheiten vor den Musterungskommissionen erschienen. Gleichzeitig legte man großen Wert auf die penible Beachtung der exterritorialen Rekrutenverteilung. Im April 1928 empfahl der stellvertretende Minister für Militärangelegenheiten, Brigadegeneral Kazimierz Fabrycy, in einer vertraulichen Anweisung für die Kommandanten der Korpsdistrikte, Polen in den Gebieten folgender DOKs (II, III, VI, IX) mit Vorsicht zum Dienst zuzulassen. Fabrycy stellte fest, dass „in diesen Bezirken viele Rekruten nichtpolnischer Herkunft sich bewusst zur polnischen Nationalität bekennen, um dadurch die Einberufung zu einer der in Grenzlandgarnisonen stationierten Truppen zu erleichtern“29 und so in der Nähe der Familie zu dienen. Die oben besprochene Politik der polnischen Militärbehörden gegenüber den nationalen Minderheiten wurde auch in den 1930er Jahren fortgesetzt, sie wurde damals noch verschärft.30 Die Anweisungen bezüglich der Rekrutenverteilung und Musterung besagten deutlich, dass im Falle einer zu großen Anzahl an Rekruten vor allem Polen einberufen werden sollten, und unter den Nicht-Polen „vor allem jene, die sich für Polen halten und deren staatliche Loyalität keinem Zweifel unterliegt.“31 Die sich als Polen bezeichnenden Rekruten griechisch-ka27 CAW, Sign. I.302.4.347, Rozdzielnik rocznika poborowego 1905 [Verteiler des Rekrutenjahrgangs 1905]. 28 Kowalski 1997, S. 120. 29 „[…] duz˙o rekrutów obcej narodowos´ci przyznaje sie˛ rozmys´lnie do narodowos´ci polskiej, aby ułatwic´ sobie uzyskanie przydziału do jednej z formacji stacjonowanych w garnizonach kresowych“, CAW, Sign. I.302.4.347, Instrukcja poufna dla dowódców OK do przeprowadzenia poboru w roku 1928 [Vertrauliche Anweisung für die Kommandanten der Korpsdistrikte bezüglich der Musterung im Jahre 1928]. 30 Stawecki 1976, S. 210. 31 „[…] przede wszystkim podaja˛cych sie˛ za Polaków, których lojalnos´c´ pan´stwowa nie ulega z˙adnej wa˛tpliwos´ci“, CAW, Sign. I.300.30.36, Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika

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tholischer oder orthodoxer Konfession deckten den Bedarf des ukrainischen, nicht des polnischen Verteilers. Auf diese Weise wollte man im geplanten Prozentsatz der Soldaten ukrainischer Herkunft vor allem Bürger mit einer propolnischen Haltung platzieren.32 Darüber hinaus bekamen die Kommandanten der Aushebungsbezirke (poln. Powiatowa Komenda Uzupełnien´, im Folgenden: PKU) in den östlichen Gebieten des Landes die Befugnisse, nach denen sie (mit Erlaubnis der entsprechenden Kommandanten der Korpsdistrikte) Männer, die aus den besonders polnisch-feindlich eingestellten Gebieten stammten, von der Musterung befreien und als „den Bedarf des Kontingents übersteigend“ einstufen durften.33 Indem man solche Maßnahmen ergriff, gelang es, einen relativ festen Prozentsatz von Soldaten aus nationalen Minderheiten in den Polnischen Streitkräften zu bewahren. In den 1930er Jahren betrug er etwa 24–25 %. Deswegen war die Anzahl der nichtpolnischen Soldaten im Heer niedriger als der Prozentsatz der nationalen Minderheiten im damaligen Polen.34 Aber diese nationale Struktur in den als Gesamtheit gesehenen Streitkräften entsprach nicht dem prozentualen Anteil der nationalen Minderheiten in einzelnen Truppenteilen. Eine Folge des spezifischen detaillierten Rekrutenverteilungssystems auf einzelne Truppenteile war ihre Elimination aus einigen Waffengattungen und Dienstzweigen,35 was andererseits ihre Dichte in anderen Be-

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poborowego 1916, Warszawa 1937 [Anweisungen über die Verteilung und Einberufung des Rekrutenjahrgangs 1916, Warschau 1937]. Ebd., Sign. I.371.2.46, Rozkaz wykonawczy o wcieleniu rekrutów rocznika 1911 [Vollstreckungsbefehl über die Rekruteneinberufung des Jahrgangs 1911]. Ebd., Sign. I.300.30.36, Protokół z odprawy komendantów PKU [Protokoll der Besprechung von Kommandanten der Kreiseinberufungskommissionen] vom 11. 03. 1939. Siehe auch Stawecki 1969, S. 169–170; ders. 1976, S. 212. CAW, Sign. I.302.4.352, Zestawienie rekrutów rocznika poborowego 1910 [Aufstellung der Rekruten aus dem Jahrgang 1910]; ebd., Sign. I.302.4.354, Zestawienie przeznaczonych do wcielenia rekrutów rocznika poborowego 1913 [Aufstellung der zur Einberufung vorgesehenen Rekruten des Jahrgangs 1913]; ebd., Sign. I.302.4.357, Sprawozdanie Szefa Departamentu Uzupełnien´ z wcielenia jesiennego rocznika poborowego 1915 [Bericht des Leiters des Einberufungsdepartments über die Herbsteinberufung des Jahrgangs 1915]; ebd. I.302.4.356, Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1915 (wcielenie wiosenne) [Anweisungen über die Verteilung und Einberufung des Rekrutenjahrgangs 1915 (Frühlingseinberufung)]; ebd., Sign. I.302.4.357, Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1916 (wcielenie jesienne) [Anweisungen über die Verteilung und Einberufung des Rekrutenjahrgangs 1915 (Herbstseinberufung)]; ebd., Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1916 (wcielenie wiosenne) [Anweisungen über die Verteilung und Einberufung des Rekrutenjahrgangs 1915 (Frühlingseinberufung)]. CAW, Sign. I.371.2.46, Rozkaz wykonawczy o wcieleniu rekrutów rocznika 1911 [Vollstreckungsbefehl über die Rekruteneinberufung des Jahrgangs 1911]; ebd. Sign. I.302.4.351, Rozkaz Departamentu Aeronautyki MSWojsk. o zacia˛gu ochotniczym do lotnictwa [Befehl des Luftschifffahrtdepartments des Ministeriums für Armeeangelegenheiten über die frei-

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reichen mit sich brachte. Dieser Zustand folgte zumindest teilweise aus den allgemein niedrigen Qualifikationen der weißrussischen und ukrainischen Rekruten.36 Aber ihr Verschwinden aus einigen besonders wichtigen Waffengattungen und Dienstzweigen hatte auch ein anderes Ziel – es diente der Vergrößerung der Militärsicherheit in den wichtigsten Formationen und resultierte aus der Notwendigkeit der Geheimhaltung von Militärgeheimnissen.37 Die schon bei der Musterung beginnende Auslese wurde in den Truppen fortgesetzt. Die nichtpolnischen Soldaten versuchte man den Verpflegungs- und Hilfstruppen zuzuteilen. Sie durften weder Scharfschützen noch Richtschützen noch Soldaten in Maschinengewehr-Kompanien sein.38 Für nichtpolnische Bürger der Zweiten Republik war es besonders schwer, eine berufliche Karriere in den Polnischen Streitkräften zu machen. Das Offizierskorps der Polnischen Streitkräfte bestand fast ausschließlich aus Polen oder identifizierte sich sehr stark mit dem polnischen Staat. Obwohl theoretisch jeder untadelige Bürger zum Offizier befördert werden konnte, existierten in der Praxis wichtige Beschränkungen beim Zugang der Nicht-Polen zu den Offiziersschulen. Auch das Unteroffizierskorps bestand in der überwiegenden Mehrheit aus Polen. Zu den Regimentsunteroffiziersschulen wurden nur wenige nichtpolnische Kandidaten zugelassen. In solchen Schulen durften sie maximal 5 % aller Kursteilnehmer ausmachen.39 Wenige in den Polnischen Streitkräften dienende nichtpolnische Unteroffiziere erfreuten sich eines guten Rufes und wurden von ihren Vorgesetzten hoch geschätzt.40 Eine andere, aus der Militärperspektive wichtige Angelegenheit war die Schulung der Reserveoffiziere. Auch hier wurde – nach einer Phase der liberaleren Politik gegenüber nationalen Minderheiten in den 1920er Jahren – diese in 1930er Jahren verschärft.41 Zu den Kursen der Reservefähnriche wurden „Rekruten mit Befähigung aufgenommen [….], deren staatliche Loyalität nicht in

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willige Aushebung zu den Luftstreitkräften] vom 24. 04. 1931. Vgl. Lewandowski 1963, S. 91– 92; Stawecki 1969, S. 170; ders. 1976, S. 210; ders. 1981, S. 134; Rezmer 1991, S. 131. Stawecki 1981, S. 134. CAW, Sign. I.302.4.347, Instrukcja poufna dla Dowódców OK. do przeprowadzenia poboru w roku 1928 [Vertrauliche Anweisung für die Korpsbezirkskommandanten bezüglich der Musterung im Jahre 1928]; Stawecki 1981, S. 135; Rezmer 1991, S. 131; ders. 1993, S. 128. CAW, Sign. I.302.4.358, Rozkaz MSWojsk. dotycza˛cy doboru z˙ołnierzy do kompanii strzeleckich [Befehl des Ministeriums für Armeeangelegenheiten über die Auswahl der Soldaten für Schützenkompanien] vom 21. 06. 1938. Vgl. Lewandowski 1963, S. 91–92. CAW, Sign. I.302.4.358, Rozkaz MSWojsk. o doborze z˙ołnierzy do kompanii strzeleckich [Befehl des Ministeriums für Armeeangelegenheiten über die Auswahl der Soldaten für Schützenkompanien], 21. 06. 1938; Pismo I wiceministra… 1968, S. 116–117; Stawecki 1976, S. 210; Rezmer 1991, S. 137. CAW, Sign. I.371.5.31, Raport wojskowo-narodowos´ciowy 5 pułku strzelców konnych [Der militär-nationale Bericht des 5. Jäger-Regiments zu Pferde], De˛bica, 1. 12. 1935. Rezmer 1991, S. 138.

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Frage gestellt werden kann.“42 Diese Richtlinien erleichterten die Aussonderung einer bedeutenden Anzahl an Kandidaten. Viele vor den Musterungskommissionen erscheinende junge Menschen besaßen kein ausgeprägtes nationales Bewusstsein, geschweige denn eine reife sozial-politische Haltung. Ihr einige Monate dauernder Grundwehrdienst beeinflusste nicht nur ihre Weltanschauung massiv, sondern auch ihre Einstellung gegenüber dem polnischen Staat. Um den assimilatorischen und integrierenden Einfluss des Wehrdienstes zu vergrößern, musste die Armee neben der rein militärischen Schulung auch Erziehungsaufgaben übernehmen. In dem für den Minister für Militärangelegenheiten vorbereiteten Bericht vom 17. Januar 1936 kann man lesen, dass die Armee (außer der Vorbereitung der Bürger auf den Krieg) gleichzeitig erziehe, das Pflichtbewusstsein entwickele und die einzige den Analphabetismus von Erwachsenen bekämpfende Institution sei, die zudem zur Nivellierung der regionalen und nationalen Unterschiede beitrage. Außerdem verbessere sie den allgemeinen Kulturzustand unter den Soldaten.43 Ein unzweifelhaftes Verdienst der Streitkräfte in der Zwischenkriegszeit bildete ihr großer Beitrag zur Bekämpfung des Analphabetismus. Am 21. Juli 1919 wurde vom Sejm das Gesetz „Über die Zwangsschulung in den Polnischen Streitkräften“ verabschiedet.44 Seit diesem Zeitpunkt stellte sich die Armee das anspruchsvolle Ziel, dass kein Analphabet ihre Reihen verlassen dürfe. Zunächst betraf die Schulung vor allem Polen, allmählich (nach der Einberufung von nichtpolnischen und kein Polnisch sprechenden Soldaten) wurde vor allem ihnen das Lesen und Schreiben beigebracht.45 Wenn man über die Assimilationsrolle der Streitkräfte in der Zwischenkriegszeit spricht, muss man die nicht besonders gelungene Aktivierungsaktion einer Gruppe des polnischen Kleinadels (poln. szlachta zagrodowa) erwähnen. Laut den Militärbehörden siedelten sich in den östlichen Grenzgebieten der ehemaligen polnisch-litauischen Adelsrepublik im Laufe der Jahrhunderte viele Polen, Vertreter dieser Gruppe, an. Im Laufe der Zeit übernahmen sie die dortigen Sitten, Sprache und Religion. Sie wurden zu Ukrainern und vergaßen ihre polnische Herkunft.46 Polnische Militärbehörden hielten es für angemessen, die als die Nachfahren polnischer Kolonisatoren geltenden Menschen national zu 42 „[…] poborowych z cenzusem […], których lojalnos´c´ pan´stwowa nie ulega z˙adnej wa˛tpliwos´ci“, Lewandowski 1963, S. 94. 43 CAW, Sign. I.300.1.474, Sprawozdanie sporza˛dzone na uz˙ytek ministra spraw wojskowych [Bericht für den Minister für Militärangelegenheiten], 17. 01. 1936. Über die Erziehungsarbeit in den Truppen siehe Ke˛sik 1998, S. 181–183. 44 Stawecki 1976, S. 196. 45 Eingehender über den Unterricht in den Polnischen Streitkräften in der Zwischenkriegszeit siehe Brummer 1921, S. 611–621; Stawecki 1976, S. 195–200; Wyszczelski 1995; Derejczyk / Piwowarska 1996; Odziemkowski 1996, S. 41–51; Ke˛sik 1998, S. 139–155. 46 Stawecki 1969, S. 179.

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aktivieren. Sie sollten das Bollwerk des Polentums auf den von Ukrainern bewohnten Gebieten bilden. Neben einer Aktion unter den Zivilisten entschloss man sich auch zu Maßnahmen der Armee. Junge Rekruten aus dem Landadel, die in separaten Unterabteilungen dienten und speziell behandelt wurden, sollten sich schnell polonisieren. Diese Aktion zielte vor allem auf die Bewohner des Kreises Turka in den Vorkarpaten (Podkarpacie). Um diese Ziele zu verwirklichen, wurden eigene Kompanien und Schwadronen für diese Adligen im 5. Regiment der Podhale-Schützen (polnische Gebirgsjäger), im 54. Infanterieregiment sowie im 14. Ulanenregiment geschaffen.47 Solche Soldaten wurden besonders erzogen, was bei ihnen zur Formung eines polnischen nationalen Bewusstseins führen sollte. Sie wurden in separaten Unterabteilungen gruppiert und dadurch vom Einfluss anderer Soldaten isoliert. Ihren ganzen Wehrdienst lang wurden für sie spezielle Aufklärungs- und Erziehungsvorträge veranstaltet, und nur für sie wurden bestimmte Klubräume mit entsprechenden Bibliotheken eingerichtet. Nach der theoretischen Vorbereitung wurden für solche Soldaten auch landeskundliche Ausflüge durch ganz Polen organisiert. Die ganze Aktion war, obwohl sie viel kostete, nicht von Erfolg gekrönt.48 In den Polnischen Streitkräften der Zwischenkriegszeit galten Vorschriften und Verordnungen, die allen Soldaten Religionsfreiheit und die Möglichkeit der freien Ausübung religiöser Praktiken garantierten. Jedem Soldaten, der in der Armee diente, sicherte man auch die Betreuung durch Seelsorger zu. Mit der Verordnung vom 5. Juli 1921 regulierte man das Problem religiöser Praktiken und Gottesdienste in den Streitkräften. Es wurde bestimmt, dass die Vorgesetzten den Soldaten aller Konfessionen das tägliche Morgen- und Abendgebet in den Kasernen ermöglichen sollten. Auch Beicht- und Gottesdienstangelegenheiten wurden geregelt.49 Die größte Gruppe unter den in den Polnischen Streitkräfte dienenden NichtKatholiken bildeten die orthodoxen Soldaten. Sie umfassten mehr als 50 % aller Nicht-Katholiken.50 Die nächstgrößeren Gruppen waren Griechisch-Katholische 47 CAW, Sign. I.300.22.120, Sprawozdanie kierownika Referatu Psychologiczno-Wychowawczego Departamentu Dowodzenia Ogólnego MSWojsk. z przeprowadzonego studium zagadnien´ wychowawczych i organizacyjnych zwia˛zanych z praca˛ kompanii i szwadronów skupiaja˛cych szlachte˛ zagrodowa˛ w 5 psp i 54 pp oraz w 14 puł [Bericht des Leiters des Referats für Psychologie und Erziehung des Departments für die Allgemeinführung aus dem durchgeführten Studium von Organisations- und Erziehungsfragen in den Kompanien und Schwadronen des Landadels im 5. Regiment der Podhale-Schützen, im 54. Infanterieregiment und 14. Regiment]. 48 Eingehender über die Aktivierung des Landadels siehe Lewandowski 1963, S. 96–101; Stawecki 1969, S. 179–188; Siwicki 1992, S. 209–244; Olszan´ski 1993, S. 154–155. 49 Böhm 1993, S. 50; Duszpasterstwo wojskowe… 1995, S. 11. 50 Dunin-Wa˛sowicz 1928, S. 453; Odziemkowski / Spychała 1987, S. 193; über die Politik des polnischen Staates gegenüber der orthodoxen Kirche siehe Papierzyn´ska-Turek 1989.

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(fast ausschließlich Ukrainer) und Juden. Die Anfänge der nichtkatholischen Seelsorge reichen ins Jahr 1919 zurück, als im Feldkonsistorium Leiter der nichtkatholischen Konfessionen berufen wurden. Ende Juni 1919 wurde auf Befehl des Ministeriums für Armeeangelegenheiten die religiös-konfessionelle Sektion gegründet.51 Seit ihrer Gründung unterlag die Sektion verschiedenen Reorganisationen, bis man im August 1921 die Abteilung für Nichtkatholische Konfessionen schuf, deren Leiter direkt dem Minister für Armeeangelegenheiten unterstand.52 Die Abteilung bestand aus Hauptarmeeämtern für die Seelsorge der jeweiligen Konfession. Im Juni 1927 wurde die nächste Reorganisation durchgeführt, infolge derer die Abteilung in Büro für Nichtkatholische Konfessionen des Ministeriums für Militärangelegenheiten umbenannt wurde. Anstelle der Hauptämter wurden Konfessionsabteilungen eingerichtet.53 Soldaten griechischkatholischer Konfession unterlagen in religiöser Hinsicht dem katholischen Feldbischof der Polnischen Streitkräfte. Nach der Entscheidung des Heiligen Stuhls unterstanden die Gläubigen in Diözesen, wo es keinen griechisch-katholischen Bischof gab, dem lateinischen Bischof.54 Das Ministerium für Militärangelegenheiten befahl den Kommandanten der Korpsdistrikte religiöse Toleranz, aber betonte gleichzeitig, dass man „ohne die religiösen Rechte des einzelnen Soldaten zu verletzen, nach der Durchdringung der Gläubigen einzelner Konfessionen durch den assimilatorischen Einfluss polnischer Kultur im prostaatlichen Sinne streben soll […]. Man sollte allen selbstständig erscheinenden Tendenzen in dieser Richtung seitens der nichtkatholischen Geistlichen oder seitens der Gläubigen-Soldaten entgegenkommen, zum Beispiel in ihren Bemühungen um die Akzeptanz der polnischen Sprache als der Grundsprache in den Gebeten, Gottesdiensten, Predigten, Lehren, Veröffentlichungen […] Dort, wo es solche Stimmungen und Tendenzen nicht gibt, wäre es erwünscht, sie auf eine angemessene und geschickte Art und Weise zu erwecken, um sie dadurch zutage treten zu lassen.“55

Im Januar 1939 beurteilte General Janusz Głuchowski die bisherige Konfessionspolitik des Ministeriums positiv. Er meinte, dass die bisher in der Nationa51 52 53 54 55

Böhm 1993, S. 46; Duszpasterstwo wojskowe… 1995, S. 10. Dunin-Wa˛sowicz 1928, S. 451; Böhm 1993, S. 50. Böhm 1993, S. 55. Odziemkowski / Spychała 1987, S. 102; Stawecki 1990, S. 495 „[…] nie naruszaja˛c w niczym nikomu jego praw wyznaniowych, da˛z˙yc´ nalez˙y do poddania wyznawców poszczególnych wyznan´ pod asymilacyjny wpływ polskiej kultury w duchu propan´stwowym […]. Nalez˙y pójs´c´ jak najdalej na re˛ke˛ wszelkim ujawniaja˛cym sie˛ samorodnym tendencjom w tym kierunku ze strony czy to duchowien´stwa wyznan´ niekatolickich, czy samych wyznawców – z˙ołnierzy, jak np. w sprawie przyjmowania je˛zyka polskiego jako podstawowego w modłach, naboz˙en´stwach, kazaniach, naukach, wydawnictwach […]. Gdzie tych nastrojów i tendencji nie ma poz˙a˛dane było by w sposób włas´ciwy i umieje˛tny przyczynic´ sie˛ do ich rozbudzenia i ujawnienia“, Zestawienie rozkazów… 1968, S. 67–68.

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litätenfrage angewandten Methoden in den Streitkräften sich als erfolgreich erwiesen hätten und zur Assimilation der nichtpolnischen Soldaten beitragen würden. Er war der Meinung, dass man die bisher anerkannten Prinzipien nicht ändern muss, deren Fundament die Achtung der persönlichen Würde, des Glaubens und der religiösen Überzeugungen der Soldaten bildeten. Gleichzeitig befahl der stellvertretende Minister, umgehend alle Versuche von Vorgesetzten oder anderer Angehöriger des Militärs, die Soldaten mit Druck zur Änderung ihrer Konfession oder ihres Ritus zu bewegen, einzustellen.56 Aufschlussreich ist die Frage, wie die nichtpolnischen Soldaten von ihren direkten Vorgesetzten beurteilt wurden. Viel kann man darüber aus den nationalen Berichten erfahren. In den 1920er Jahren wurde ein solcher Bericht vom Truppenkommandanten mit Hilfe eines speziellen, mit bestimmten Rubriken versehenen Formulars angefertigt. Aus diesen Berichten geht hervor, dass die Kommandanten keine größeren Probleme mit Weißrussen oder Ukrainern hatten. Sie schrieben, dass sie das Zeug zu guten Soldaten haben und ihren Dienst positiv beurteilten. Juden wurden gewöhnlich schlechter beurteilt.57 Ähnlich wurden die ukrainischen Soldaten von ihren polnischen Vorgesetzten auch in den 1930er Jahren beurteilt. Der Bericht in nationalen Angelegenheiten des 5. Jäger-Regiments zu Pferde vom 1. Dezember 1935 informierte darüber, dass in diesem Truppenteil zwei ukrainische Berufsunteroffiziere dienten. Sie wurden wie folgt beurteilt: „Hinsichtlich der Qualität ihrer Arbeit und hinsichtlich ihres Verhaltens (sowohl im Dienst als auch außerhalb) sind sie tadellos. Ihre Dienstloyalität steht außer Frage. Ihr nationales Selbstbewusstsein ist dagegen relativ stark ausgeprägt.“58 Derselbe Bericht stellte fest, dass die ukraini56 CAW, Sign. I.371.1.130, Pismo wiceministra spraw wojskowych gen. Głuchowskiego w sprawie polityki wyznaniowej [Schreiben des stellvertretenden Ministers für Militärangelegenheiten über die Konfessionspolitik] vom 13. 01. 1936. 57 CAW, Sign. I.371.5.31, Raport narodowos´ciowy komendanta Kadry Okre˛gowego Szpitala Koni Nr V Kraków [Nationalitätenbericht des Personalkommandanten des Bezirkspferdekrankenhauses Nr. V in Krakau] vom 25. 07. 1923; Raport narodowos´ciowy kierownika Aresztu Rejonowego w Bielsku [Nationalitätenbericht der Bezirkshaft in Bielsko] vom 14. 08. 1923; Raport narodowos´ciowy dowódcy 5 Dywizjonu Taborów w Krakowie [Nationalitätenbericht des Kommandanten des 5. Trossbataillons in Krakau] vom 16. 08. 1923; Raport narodowos´ciowy dowódcy 1 pułku wojsk kolejowych w Krakowie [Nationalitätenbericht des Kommandanten des 1. Eisenbahnregiments in Krakau] vom 16. 08. 1923; Raport narodowos´ciowy dowódcy 2 pułku Szwolez˙erów Rokitnien´skich [Nationalitätenbericht des Kommandanten des 2. Regiments der Rokitna-Chevauleger], Bielsko, 21. 07. 1923; Raport narodowos´ciowy dowódcy 23 pułku artylerii polowej [Nationalitätenbericht des Kommandanten des 23. Regiments der Feldartillerie], Be˛dzin, 22. 08. 1923. 58 „Pod wzgle˛dem wydajnos´ci ich pracy, jak i pod wzgle˛dem zachowania sie˛, zarówno w słuz˙bie tak i poza słuz˙ba˛ sa˛ bez zarzutu. Lojalnos´c´ słuz˙bowa tych podoficerów jest równiez˙ bez zastrzez˙en´. Natomiast poczucie narodowos´ciowe, swojej własnej jest dos´c´ silne“, CAW, Sign. I.371.5.31, Raport wojskowo-narodowos´ciowy 5 pułku strzelców konnych [Nationalitätenund Militärbericht des 5. Jäger-Regiments zu Pferde], De˛bica, 1. 12. 1935.

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schen (ruthenischen) Rekruten in kurzer Zeit die Eigenschaften loyaler Bürger erlangten und eine große Lust auf die Soldatenarbeit zeigten. Die polnischen Militärbehörden jedoch stellten bei den Ukrainern – obwohl sie sie als wertvoll und diszipliniert betrachteten – die ständige Entwicklung eines nationalen Bewusstseins fest. Man schrieb das der Agitation von ukrainischen nationalistischen Organisationen zu, mit denen junge Menschen vor der Musterung in Kontakt gekommen waren.59 Die Soldaten ukrainischer Herkunft isolierten sich immer wieder von Schützen anderer nationaler Herkunft. Die Gebildeteren unter ihnen klärten ihre Kameraden über nationale Fragen auf. Man bemerkte, dass ein Teil der ukrainischen Soldaten (obwohl sie dem polnischen Staat gegenüber feindlich eingestellt waren) ein großes Interesse am Wehrdienst zeigte und die besten Ergebnisse in der Schulung zu erzielen versuchte. Vieles weist darauf hin, dass sie das so erlangte Wissen im künftigen nationalen Kampf, vor allem gegen die Polen, anwenden wollten.60 Soweit eine (zumindest teilweise) Rekonstruktion der Beurteilung von nichtpolnischen Soldaten durch die polnischen Militärbehörden möglich ist, kann man nicht viel über das Verhältnis dieser Soldaten zum Dienst in den Polnischen Streitkräften sagen. Es ist deswegen besonders schwierig, die Ansichten weißrussischer oder ukrainischer Rekruten zu rekonstruieren. Aber im Dorfmilieu, aus dem sie in der Regel kamen, wurde der Wehrdienst als Wendepunkt im Leben angesehen – der junge Mann wurde volljährig. Jene, die den Dienst vermeiden wollten, wurden zum Gespött ihres Milieus.61 Angesichts dessen erschienen junge Ukrainer und Weißrussen in der Regel widerstandslos und relativ gern vor den Musterungskommissionen und in den Truppenteilen, um ihren Grundwehrdienst zu absolvieren. Für junge Juden und Deutsche jedoch war der Dienst in den Polnischen Streitkräften nicht besonders attraktiv. Deutlich zeigen das interessante Daten über das Erscheinen der Rekruten vor den Musterungskommissionen. 1927 meldeten sich etwa 2 % der Ukrainer nicht zur Musterung, während diese Pflicht von 3 % der Polen, 6 % der Deutschen und 8 % der Juden nicht erfüllt wurde.62 Während der Frühlingsmusterung des Jahrgangs 1913 (1935) erschienen bei den Truppen 98,4 % der Ukrainer, genauso viele Weißrussen, 97,4 % der Deutschen, 97 % der Juden und knapp 95,6 % der Polen.63 59 Ebd., Referat kierownika Samodzielnego Referatu Informacyjnego DOK V [Bericht des Leiters der Selbständigen Informationsabteilung im DOK V] aus dem Jahre 1936, S. 3. 60 Vgl. Stawecki 1976, S. 213–214; Torzecki 1989, S. 177. 61 Vgl. CAW, Sign. I.371.8.275, Bericht „Obce narodowos´ci w Wojsku Polskim“ [Fremde Nationalitäten in der Polnischen Armee] vom 17. 06. 1922, S. 4; ebd., Sign. I.300.1.412, Zaz˙alenie poborowych – Ukrain´ców na prace˛ komisji poborowej [Beschwerde der ukrainischen Rekruten gegen die Arbeit der Musterungskommission]. 62 Rezmer 1991, S. 135. 63 CAW, Sign. I.302.4.354, Wykaz stawiennictwa rekrutów rocznika 1913 [Aufstellung des Rekrutenerscheinens vom Jahrgang 1913].

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Eine gewisse Vorstellung vom Verhältnis der nichtpolnischen Rekruten zum Grundwehrdienst können Informationen über Desertionen geben. 1922 wurden 309 Desertionsfälle von ukrainischen Soldaten dokumentiert, was mehr als 2 % aller in der Armee dienenden Ukrainer entsprach.64 Das war ein großer Prozentsatz im Vergleich mit den polnischen (1,4 %) oder weißrussischen (0,4 %) Soldaten und ein bisschen größer als bei Deutschen und Juden ( jeweils 2 %). Man sollte aber nach den Gründen für dieses Phänomen nicht in ihrem Unwillen zum Dienst suchen, sondern viel mehr in der Schwierigkeit, sich an die neuen Bedingungen anzupassen, und in einigen Vernachlässigungen organisatorischer Art seitens der Polnischen Streitkräfte. Die polnischen Militärbehörden waren sich der Gründe für Desertionen völlig bewusst. Es lohnt, ihre Beurteilung dieses Problems zu zitieren: „Neben den allgemeinen Mängeln sollte man das Wesen der ukrainischen Desertion im Milieu, aus dem die Rekruten kamen, sowie in den Beziehungen zwischen dem Offizier, dem Unteroffizier und dem jungen ukrainischen Rekruten suchen. Soweit der polnische Rekrut immer bereit ist, sich an die neue Umgebung und neue Bedingungen als Pole anzupassen, wird sich der ukrainische Rekrut (aus einem öden ukrainischen Dorf gerissen, der zum Beispiel in Grudzia˛dz dient) nicht so einfach an die neue Umgebung gewöhnen. Dieser Rekrut sieht um sich herum fremde Gesichter, hört fremde Sprache und erledigt anstrengende Arbeit. Ungenügend kümmert sich der Unteroffizier um ihn, weil er seine prestigebringende Rolle des Erziehers unterschätzt. Auch der Offizier interessiert sich nicht für ihn, weil er in ihm nur die physische Kraft sieht, die ihm zur Verfügung steht, auf deren moralische und geistige Bedürfnisse er nicht achten muss. Wenn der ukrainische Rekrut das Interesse seiner Vorgesetzten und ein wohlwollendes Milieu finden würde, würde er nicht die Rettung in der Desertion suchen.“65

Wahrscheinlich waren diese Schlussfolgerungen richtig, weil sich in den folgenden Jahren (bei einer verbesserten Organisation der Musterung) die Anzahl der ukrainischen Deserteure wesentlich verringerte. 1936 flohen 206 ukrainische Soldaten aus ihren Einheiten, was 0,9 % aller Dienenden entspricht.66 Dieser 64 CAW, Sign. I.371.8.275, Bericht „Obce narodowos´ci w Wojsku Polskim“ [Fremde Nationalitäten in der Polnischen Armee] vom 17. 06. 1922, S. 30. 65 „Poza ogólnymi brakami istote˛ dezercji u Ukrain´ców szukac´ nalez˙y w s´rodowisku, z którego z˙ołnierz wyszedł, w analizie stosunków, jakie panowały mie˛dzy oficerem, podoficerem, a młodym Ukrain´cem – rekrutem. O ile rekrut polski zawsze potrafi sie˛ przystosowac´ do otoczenia i nowych warunków, jako Polak, to rekrut ukrain´ski, wyrwany z głuchej wioski ukrain´skiej, a osadzany powiedzmy w Grudzia˛dzu nie tak łatwo zaaklimatyzuje sie˛. Rekrut ten widzi wokół siebie obce twarze, słyszy obca˛ mowe˛ i wykonywuje forsowna˛ prace˛. Niedostatecznie zaja˛ł sie˛ nim podoficer, bo nie doceniał swej zaszczytnej roli wychowawcy, nie zainteresował sie˛ nim oficer, bo widzi w nim tylko fizyczna˛ siłe˛ oddana˛ sobie do dyspozycji, nie odczuwaja˛c jego potrzeb moralnych i duchowych. Gdyby rekrut ukrain´ski znalazł przyjazne zainteresowanie sie˛ nim u przełoz˙onych i przychylne s´rodowisko, to rekrut ten nie szukałby ratunku w dezercji“, ebd., S. 32. 66 Lewandowski 1963, S. 92.

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Prozentsatz betrug bei anderen Nationen: Polen 1,7 %, Weißrussen 0,5 %, Juden 1,2 %, Deutsche 2,1 %. Noch weniger Ukrainer desertierten 1937–0,8 % (Polen 2,7 %, Weißrussen 0,6 %, Juden 1,1 %, Deutsche 2,6 %).67 Wie man sieht, verließen offensichtlich wenige Weißrussen oder Ukrainer ihre Regimenter. Das Phänomen des obligatorischen Grundwehrdienstes nichtpolnischer Bürger in den Polnischen Streitkräften der Zwischenkriegszeit ist sehr interessant. Die Militärbehörden der Zweiten Republik schenkten diesem Problem viel Aufmerksamkeit. In diesem Aufsatz wurde eine Reihe von Maßnahmen dargestellt, die den Wehrdienst der Nicht-Polen betreffen. Es ging sowohl um Probleme des Einberufungssystems, als auch um Bildungs-, Erziehungs- oder Religionsangelegenheiten. Angesichts der in der Regel nicht besonders wohlwollenden Einstellung der (oder zumindest eines Teiles) nichtpolnischen Bürger zum polnischen Staat hatten die ergriffenen Maßnahmen zum Ziel, eine möglichst große Einheitlichkeit der Polnischen Streitkräfte zu sichern, denn davon hing ihr Kampfwert ab. Der obligatorische Wehrdienst der nichtpolnischen Bürger wurde dazu genutzt, um diese Menschen in den polnischen Staat zu integrieren. Aus den in diesem Text beschriebenen Aktivitäten der polnischen Militärbehörden geht hervor, dass sie konsequent und in großem Umfang durchgeführt wurden und viel bürokratische Arbeit erforderten. Das Ergebnis dieser Bemühungen lässt sich nur schwer beurteilen. Die Nationalitätenpolitik der Polnischen Streitkräfte beeinflusste in gewissem Maße Soldaten ukrainischer und weißrussischer Herkunft. Der Wehrdienst sicherte ihnen eine Grundbildung, erweiterte ihren Horizont und trug mehr oder weniger zur Integration in den polnischen Staat bei. Dieselben Aktivitäten beeinflussten Soldaten jüdischer oder deutscher Herkunft in deutlich geringerem Maß. Eine Art Test der Nationalitätenpolitik der polnischen Militärbehörden in der Zwischenkriegszeit war die Haltung der nichtpolnischen Soldaten bei Ausbruch des Krieges im September 1939. Die Erforschung dieser Problematik ist dadurch erschwert, dass nur wenige Quellen erhaltenen sind. Aufgrund der erhaltenen Berichte kann man feststellen, dass sich während der Kämpfe gegen die Deutschen diese Soldaten in der Regel Polen gegenüber loyal verhielten, indem sie ihre Pflicht der Landesverteidigung erfüllten. Über den Wehrdienst der nichtpolnischen Bürger in den Polnischen Streitkräften der Zwischenkriegszeit weiß man relativ viel, aber zahlreiche Fragen harren noch der Klärung oder Konkretisierung. Eine von ihnen ist die Teilnahme der nichtpolnischen Soldaten am Krieg im September 1939. Man sollte auch erwähnen, dass man unter den nationalen Minderheiten in der Zweiten Republik

67 Ebd.

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nur den Weißrussen eine separate (und nicht besonders gute) Monographie über ihren Wehrdienst gewidmet hat.68 [Übersetzung: Tadeusz Skwara]

Bibliografie Archivalische Quellen Centralne Archiwum Wojskowe w Warszawie: – Instrukcja poufna dla dowódców OK do przeprowadzenia poboru w roku 1928, Sign. I.302.4.347. – Pismo wiceministra spraw wojskowych gen. Głuchowskiego w sprawie polityki wyznaniowej z 13 stycznia 1939 r., Sign. I.371.1.130. – Protokół z odprawy komendantów PKU z 11 marca 1939 r., Sign. I.300.30.36. – Raport narodowos´ciowy dowódcy 1 Pułku Wojsk Kolejowych w Krakowie z 16 sierpnia 1923 r., Sign. I.371.5.31. – Raport narodowos´ciowy dowódcy 2 Pułku Szwolez˙erów Rokitnien´skich, Bielsko, 21 lipca 1923 r., Sign. I.371.5.31. – Raport narodowos´ciowy dowódcy 23 Pułku Artylerii Polowej, Be˛dzin, 22 sierpnia 1923 r., Sign. I.371.5.31. – Raport narodowos´ciowy dowódcy 5 Dywizjonu Taborów w Krakowie z 16 sierpnia 1923 r., Sign. I.371.5.31. – Raport narodowos´ciowy kierownika Aresztu Rejonowego w Bielsku z 14 sierpnia 1923 r., Sign. I.371.5.31. – Raport narodowos´ciowy komendanta Kadry Okre˛gowego Szpitala Koni Nr V Kraków z 25 lipca 1923 r., Sign. I.371.5.31. – Raport wojskowo-narodowos´ciowy 5 Pułku Strzelców Konnych, De˛bica, 1 grudnia 1935 r., Sign. I.371.5.31. – Referat „Obce narodowos´ci w Wojsku Polskim“ z 17 czerwca 1922 r., Sign. I.371.8.275. – Referat kierownika Samodzielnego Referatu Informacyjnego DOK V z 1936 r., Sign. I.371.5.31. – Rozdzielnik rocznika poborowego 1905, Sign. I.302.4.347. – Rozkaz Departamentu Aeronautyki MSWojsk. o zacia˛gu ochotniczym do lotnictwa z 24 kwietnia 1931 r., Sign. I.302.4.351. – Rozkaz MSWojsk. dotycza˛cy doboru z˙ołnierzy do kompanii strzeleckich z 21 czerwca 1938 r., Sign. I.302.4.358. – Rozkaz wcielenia rekrutów roczników 1900 i 1901 ze Wschodniej Małopolski, styczen´ 1923, Sign. I.371.8.50. – Rozkaz wykonawczy o wcieleniu rekrutów rocznika 1911, Sign. I.371.2.46. – Sprawozdanie kierownika Referatu Psychologiczno-Wychowawczego Departamentu Dowodzenia Ogólnego MSWojsk. z przeprowadzonego studium zagadnien´ wychowaw68 Grzybowski 2006.

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czych i organizacyjnych zwia˛zanych z praca˛ kompanii i szwadronów skupiaja˛cych szlachte˛ zagrodowa˛ w 5 psp i 54 pp oraz w 14 puł., Sign. I.300.22.120. – Sprawozdanie sporza˛dzone na uz˙ytek ministra spraw wojskowych 17 stycznia 1936 r., Sign. I.300.1.474. – Sprawozdanie Szefa Departamentu Uzupełnien´ z wcielenia jesiennego rocznika poborowego 1915, Sign. I.302.4.357. – Studium rocznika poborowego 1907. Narodowos´c´ poborowych, Sign. I.302.4.350. – Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1915 (wcielenie wiosenne), Sign. I.302.4.356. – Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1916 (wcielenie jesienne), Sign. I.302.4.357. – Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1916 (wcielenie wiosenne), Sign. I.302.4.357. – Wskazówki do rozdziału i wcielenia rocznika poborowego 1916, Warszawa 1937 r., Sign. I.300.30.36. – Wykaz stawiennictwa rekrutów rocznika 1913, Sign. I.302.4 354. – Zarza˛dzenie MSWojsk. w sprawie kontyngentu poborowych rocznika 1905 z 4 wrzes´nia 1926 r., Sign. I.300.22.11. – Zaz˙alenie poborowych – Ukrain´ców na prace˛ komisji poborowej, Sign. I.300.1.412. – Zestawienie przeznaczonych do wcielenia rekrutów rocznika poborowego 1913, Sign. I.302.4.354. – Zestawienie rekrutów rocznika poborowego 1910, Sign. I.302.4.352. Centralne Archiwum Ministerstwa Spraw Wewne˛trznych i Administracji w Warszawie69: – Sztab Generalny, teczka [Mappe] Nr. 66, Komunikat informacyjny „Obce narodowos´ci w armji polskiej“ z 18 paz´dziernika 1923 r.

Gedruckte Quellen Pismo I wiceministra spraw wojskowych do szefa Biura Inspekcji GISZ w sprawie mniejszos´ci narodowych w pułkach piechoty z 11 lutego 1937 r., in: Kozłowski, Eugeniusz (Hg.): Wojna obronna Polski 1939. Wybór z´ródeł. Warszawa 1968, S. 116–117. Zestawienie rozkazów MSWojsk. dotycza˛cych kwestii narodowych w wojsku i asystencji, przekazanych dowódcom OK na odprawie w dniach 1 i 2 lipca 1936r., Warszawa 11 lipca 1936 r., in: Kozłowski, Eugeniusz (Hg.): Wojna obronna Polski 1939. Wybór z´ródeł. Warszawa 1968, S. 67–68.

Literatur Böhm, Tadeusz: Organizacja wojskowej Słuz˙by Duszpasterskiej wyznan´ niekatolickich w II Rzeczypospolitej, in: Wojskowy Przegla˛d Historyczny. 1993/4, S. 46–59. 69 Das Zentralarchiv des Innenministeriums wurde in den letzten Jahren aufgelöst, sein Archivgut wurde von anderen Archiven übernommen.

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Maciej Krotofil

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Magdalena Strzelecka

Polnische Katholiken in der Wirklichkeit nach Jalta. Die Formung der ideologischen Identität von Jerzy Turowicz und Stanisław Stomma

Abstract Polish Catholics Faced with the post-Yalta Reality. How the Ideological Identity of Jerzy Turowicz and Stanisław Stomma Was Formed Jerzy Turowicz and Stanisław Stomma were Polish Catholic activists and journalists, who played a prominent role post 1945 in Catholic circles critical of the communist government. Their ideological maturity was shaped in the interwar period (1918–1939) in the multicultural university environments of Lviv, Vilnius and Crakow. The aim of this article is to outline the genesis of the value systems that influenced how the ideological views of Turowicz and Stomma were shaped, to determine their ideological background. Keywords: Catholic press; Jerzy Turowicz; Stanisław Stomma; „Odrodzenie“ Association of Catholic Academic Youth; Tygodnik Powszechny

Jerzy Turowicz (1912–1999) und Stanisław Stomma (1908–2005) sind die bekanntesten Vertreter, geradezu Symbole oder sogar Anführer dieses Flügels polnischer Katholiken, der nach 1945 (als Polen Teil des Ostblocks wurde und die Kommunisten die Macht ergriffen) auf den legalen und öffentlichen Ausdruck ihrer kritischen Einstellung gegenüber der neuen Wirklichkeit nicht verzichtete. Turowicz war Chefredakteur der 1945 gegründeten Wochenzeitschrift Tygodnik Powszechny, der einzigen von den kommunistischen Behörden relativ unabhängigen meinungsbildenden Zeitschrift. Er hatte diese Funktion (mit einer Unterbrechung in den Jahren 1953–1956) bis zu seinem Tode inne. Stomma war nicht nur Publizist von Tygodnik Powszechny, sondern auch ein aktiver Politiker, der im polnischen Parlament tätig war, als das nach 1956 möglich war. Er war Abgeordneter im polnischen Parlament von 1957 bis 1976 und führte den Abgeordnetenzirkel Znak (deutsch: Zeichen). In den 1960er Jahren zählte er zu den Hauptinitiatoren der polnisch-deutschen Versöhnung, die im Vertrag von 1990 gipfelte. Dr. habil. Magdalena Strzelecka, Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´, ORCID: https:// orcid.org/0000-0001-9018-4875.

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Magdalena Strzelecka

Turowicz und Stomma waren katholische Aktivisten, deren Weltanschauung in der Zwischenkriegszeit (1918–1939) geformt wurde. Sie wurden in der Zeit erwachsen, die einerseits von der von den Folgen des Ersten Weltkrieges verursachten Krise des traditionellen Wertesystems, andererseits von den durch die Wiedergeburt der Zweiten Polnischen Republik geweckten Hoffnungen geprägt wurde. Sie freuten sich über die Erlangung der polnischen Unabhängigkeit, aber gleichzeitig bereitete ihnen die Krise der jahrhundertalten Kultur Europas sowie die Distanzierung ihrer Zeitgenossen vom Erbe der christlichen Zivilisation auf dem alten Kontinent große Sorgen. Beide waren Zeugen heftiger Diskussionen, in denen nach optimalen Lösungen der brennenden politischen und sozialen Probleme Europas gesucht wurde. Aus der Perspektive der akademischen Jugend betrachteten sie die Leidenschaft für die faschistischen und kommunistischen Ideale. Sie bemerkten auch neue Schwerpunkte in der 1931 veröffentlichten Enzyklika Pius’ XI. Quadragesimo Anno, die den sozialen Gedanken Leos XIII. aktualisierte und ergänzte. Mit Interesse betrachteten sie die sich in Frankreich vollziehende Erneuerung des Katholizismus. In der Zeit, in der päpstliche Enzykliken in die Lehre der Kirche neue, soziale Inhalte einführten, begannen sie für sich und ihre Aktivität nach einem neuen Ort in der Kirche sowie in der damaligen Wirklichkeit zu suchen. Während die Europäer nach neuen Richtlinien für die Schaffung der Nachkriegsordnung suchten, fanden katholische Laien ihre Wegweiser in den neuen Akzenten der katholischen Soziallehre. Jerzy Turowicz und Stanisław Stomma sehe ich als für polnische katholische Laien repräsentative Persönlichkeiten, die in der Zwischenkriegszeit ein langfristiges Programm formulierten, um den christlichen, um die Ideen des Personalismus und Universalismus bereicherten Humanismus zu propagieren. Beide waren Vertreter der Katholiken, die von der personalistischen Vision des Menschen und dem christlichen Humanismus geformt wurden und die zum Mitgestalten des demokratischen Staatsmodells (der personalistischen Demokratie) fähig waren. In diesem Zusammenhang wird im folgenden Beitrag untersucht, welche ideologischen Systeme, sozialen Institutionen und intellektuellen Milieus sowie Personen (als wissenschaftliche und ethische Vorbilder) direkt oder indirekt die Weltanschauung und die sozialen Einstellungen von Turowicz und Stomma beeinflusst haben. In diesem Beitrag wird der Formungsprozess ihrer Weltanschauung in ihren Schul- und Universitätsjahren an den führenden Universitäten in Lemberg, Wilna und Krakau dargestellt. Analysiert wurden sowohl archivalische Quellen als auch die ihre soziale Aktivität dokumentierende Forschungsliteratur. Die ideelle Ausrichtung ihrer ersten publizistischen Versuche und ihre ersten Erfahrungen als Chefredakteure der katholischen Vorkriegszeitungen stehen auch im Mittelpunkt meines Interesses. Die folgende Analyse weist nach, dass die Weltanschauung von Turowicz und Stomma auf ihren vertieften Studien der christlichen Philosophie und Theologie

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basierte. Der Respekt vor den Verlautbarungen Leos XIII. und Pius’ XI. sowie die Suche nach den humanistischen Elementen im Katholizismus waren beiden gemeinsam, was aus ähnlichen Inspirationen und geistigen Entdeckungen der Zwischenkriegszeit folgte. Aber ihr Weg zum vertieften Katholizismus sowie die von beiden gewählten Formen öffentlicher Aktivität resultierten aus ihren voneinander unabhängig getroffenen Entscheidungen. Beide wurden in ihren Familien im katholischen Glauben und in einer patriotischen Atmosphäre erzogen. Ihr Patriotismus wurde von den Werten ihrer Elternhäuser und der Umstände ihrer Erziehung geformt. Dazu zählten positivistische Ideen der Teilungsepoche sowie die Überzeugung, dass man eine Art und Weise finden muss, die Krise traditioneller Werte zu bekämpfen. Ihre Eltern legten Wert auf die Aneignung von Fremdsprachen, die beide schon in ihrer Kindheit lernten (Turowicz: Französisch, später Latein und Griechisch, Stomma: Französisch und Deutsch). Turowicz verbesserte sein Französisch anhand der Lektüre der von ihm abonnierten (seit ihrer Gründung 1932 von Emmanuelle Mounier herausgegebenen) Monatszeitschrift der französischen Personalisten Esprit.1 Die erste soziale Institution, die sie auf das Leben in einer Gruppe vorbereiten sollte, waren Marienbruderschaften. Das waren religiös-soziale Vereine, deren Zukunftsziel die Vereinigung der katholischen Jugend während ihrer Schulzeit war, damit sie das Lernen mit der Vertiefung ihres religiösen und Gemeinschaftslebens verbinden konnte. In dieser Organisation sollten sie sich um ihre moralische Fortbildung kümmern, ihre Frömmigkeit pflegen, karitative Aktivität entfalten sowie die Kenntnis des Katechismus vertiefen und diesen propagieren. Nebenbei bemerkt muss man sagen, dass die ersten Vereine dieser Art, die in Rom in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entstanden waren, sich mit Hilfe der aufeinander folgenden Päpste entwickeln konnten. In der Adelsrepublik wurden die ersten Marienbruderschaften nach der Ankunft der Jesuiten (in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts) gegründet. In der Zwischenkriegszeit wurden diese Vereine in Polen institutionell neu gegründet, was die Erneuerung der von ihnen gepflegten Werte und sozialen Einstellungen mit sich brachte. In den Familienchroniken von Turowicz finden wir die seine Aktivität 1927 in solch einem Verein dokumentierende Information, als er seinen ersten Text in der Zeitschrift der Marienbruderschaft in Zakopane publizieren sollte.2 Stomma dagegen begann sein aktives, soziales Leben in Wilna. Im Gymnasium wurde er Mitglied der Marienbruderschaft sowie des informellen Diskussionskreises 1 Z˙akowski 1990, S. 21. 2 Ebd., S. 13; Podstawowe kalendarium Jerzego Turowicza [Grundlegende Zeittafel von Jerzy Turowicz], bearb. E. Jogałła, Archiwum Jerzego Turowicza (im Folgenden: AJT); Kalendarium z˙ycia Jerzego Turowicza 1999, S. 4.

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„Pet“. Später beurteilte er den Einfluss der Marienbruderschaft auf seine Erziehung wie folgt: „Schon damals begriff ich, dass auch ein gebildeter Mensch seinen Ort in der Kirche finden kann.“3 Dank seines Engagements in „Pet“, der mit dem Studentenverein „Alfa“ zusammenarbeitete, lernte er Gleichaltrige kennen, schloss Bekanntschaften und Freundschaften, die die Zeiten überdauerten und wichtig für seine spätere soziale Aktivität wurden.4 Einen entscheidenden Einfluss auf die Weltanschauungsformung von Turowicz und Stomma übte ihre Aktivität im Verein der Katholischen Akademischen Jugend „Odrodzenie“ (deutsch: Wiedergeburt; im Folgenden: „Odrodzenie“) aus. Diese kleine, aber in akademischen Milieus wichtige Organisation hatte Außenstellen an allen führenden Universitäten Polens. Beide engagierten sich seit ihrem Studienanfang in den Aktivitäten dieses Vereins, Turowicz seit 1930 nach seinem Studienbeginn an der Polytechnischen Hochschule in Lemberg. In der Lemberger „Odrodzenie“-Außenstelle war er Vorsitzender. Von 1932 bis 1934 war er Mitherausgeber und Chefredakteur ihres Lemberger Bulletins Dyszel w głowie [Die Deichsel im Kopf].5 Ab 1934 setzte er seine Aktivität in diesem Verein in der Krakauer Außenstelle fort, wo er philosophische und historische Studien an der Philosophischen Fakultät der Jagiellonen-Universität begonnen hatte.6 Stomma begann, ähnlich wie Turowicz, nach seinem Studienanfang sich bewusst im sozialen Leben zu engagieren, nachdem er an die Stefan-BatoryUniversität in Wilna (im Folgenden: USB) gekommen war. Er schloss sich damals der Wilnaer „Odrodzenie“-Außenstelle an. Dieser Schritt hatte keine politischen Gründe, entscheidend war für ihn der katholische Charakter dieses Vereins sowie das in den Schuljahren geweckte Bedürfnis nach sozialer Aktivität.7 Zwei Amtszeiten lang (von 1930 bis 1932) war er Vorsitzender der Wilnaer Außenstelle dieses Vereins.8 Die „Odrodzenie“-Jugend – zusammen mit der um die vom Priester Władysław Korniłowicz (dem Mitbegründer der Neue-Apostolat-Bewegung, deren Zentrum die Blindenanstalt in Laski nahe Warschau war) herausgegebenen Zeitschrift Verbum konzentrierten Gruppe – bildete die Avantgarde des 3 Stomma 1998, S. 46. 4 Das waren u. a.: Ignacy S´wie˛cicki (Ingenieur, Pilot der Polnischen Luftstreitkräfte in Großbritannien), Professor Andrzej S´wie˛cicki (wissenschaftlicher Mitarbeiter, Aktivist im Warschauer Klub der Katholischen Intelligenz, u. a. von 1972 bis 1986 Vorsitzender dieses Klubs), Józef S´wie˛cicki (Journalist bei Kurier Wilen´ski), Zofia Abramowicz, (klassische Philologin, Professorin der Nikolaus-Kopernikus-Universität in Torun´), Czesław Miłosz (Dichter und Prosaist), Antoni Gołubiew (Historiker, Essayist bei Tygodnik Powszechny), Czesław Zgorzelski (polnischer Philologe, Professor an der Katholischen Universität in Lublin). 5 Turowski 1987, S. 380–381; Mucha 2004, S. 58. 6 Z˙akowski 1990, S. 14. 7 Jagiełło 2001 (1), S. 93. 8 Gajewski 1993, S. 118.

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damaligen polnischen Katholizismus. Die Führer dieser ideellen Kreise wollten die Jugend durch die Entdeckung des Thomismus und die Erneuerung der Liturgie mit einer vertieften religiösen Spiritualität ausrüsten.9 Das Zukunftsziel der „Odrodzenie“-Aktivität war die Erziehung einer neuen Generation von Katholiken, deren Weltanschauung sowie Einstellungen auf der Kenntnis der christlichen Philosophie und Theologie basieren würden.10 Die Aktivisten der „Odrodzenie“-Bewegung sahen die Bedeutung der Veränderungen, die sich in der katholischen Kirche seit dem Pontifikat Leos XIII. vollzogen hatten und ihre Fortsetzung erwarteten.11 Nicht zufällig schätzten sie den Vorschlag dieses Papstes hoch, der die Katholiken zur Entdeckung des im Christentum enthaltenen Humanismus ermunterte. Die Betonung dieses Aspekts der katholischen Soziallehre schuf neue Perspektiven und dazu die Möglichkeit, das Vertrauen für den (einzelnen) Menschen zu erwecken, der seinerseits die moderne Zivilisation mitgestalten sollte.12 Die „Odrodzenie“-Jugend war sich auch der Barrieren in der Entwicklung dieser Tendenzen bewusst, die aus der defensiven oder sogar konfrontativen Einstellung eines Teiles der kirchlichen Hierarchie gegenüber modernen Ideenbewegungen sowie einigen Phänomenen in der Gesellschaft (wie zum Beispiel der Säkularisierung des privaten und öffentlichen Lebens) resultierte. Während der aktiven Tätigkeit in diesem Verein begann sich der Katholizismus von Turowicz und Stomma in eine dynamische Weltanschauung zu verwandeln.13 Infolge der Teilnahme an Versammlungen, an den allwöchentlichen Plenarsitzungen mit Referaten und Diskussionen formte sich ihr religiöses Leben, und sie vertieften ihre Grundkenntnisse der christlichen Philosophie und Theologie.14 Sie trafen sich während der in verschiedenen Städten veranstalteten Kongresse (u. a. in Krakau, Wilna und Lublin), um über die wichtigsten Probleme des sozialen, religiösen oder wirtschaftlichen Lebens zu diskutieren. Damals entwickelten sie die Ideen der französischen Personalisten, die sie im Original lasen. „Odrodzenie“ sicherte ihnen Kontakte zur Katholischen Universität in Lublin. Diese Universität wurde für die Jugend zum Hauptort der inspirierenden Debatten unter katholischen Intellektuellen. Hier wurden jedes Jahr Diskussionskongresse veranstaltet, die nach dem französischen Vorbild der Semaines Sociales vorbereitet und „Soziale Wochen“ des „Odrodzenie“-Vereins genannt

9 10 11 12 13 14

Frankiewicz 1987, S. 91; Swiez˙awski 1987, S. 109. Gajewski 1993, S. 27–38. Jagiełło 2001 (2), S. 54. Maritain 1993, S. 42–51; Król 1997, S. 5. Stomma 1986, S. 2. Kaczorowski 1985, S. 2–23; Turowicz 1983, S. 3; Gajewski 1993, S. 107–119; Turowski 1987, S. 268–367.

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wurden. Während einer der Kongresse in Lublin lernten sich Turowicz und Stomma kennen. In der Formung der Weltanschauung Stommas spielte eine der Debatten eine wichtige Rolle, in der es zur Auseinandersetzung zwischen der „Odrodzenie“Jugend und ihrem Kollegen (dem früheren Vorsitzenden der Wilnaer Außenstelle) Henryk Dembin´ski kam. Die ideelle Evolution Dembin´skis in Richtung der extremen Linken überraschte die Wilnaer Vereinsmitglieder und fand einen breiten Widerhall in ganz Polen. Stomma schrieb wie folgt über den ideellen Zwiespalt dieser Zeit: „Die Trennung von Dembin´ski war nicht einfach […]. Er wurde allmählich zum verblendeten Doktrinär, zum Anhänger der Generallinie Stalins. Am Anfang wollten wir uns nicht geschlagen geben und versuchten uns mit ihm zu verständigen […]. Die Diskussionsversuche im Rahmen der „Sozialen Tage“ und im „Odrodzenie“-Verein schlugen fehl […]. Später, als in Wilna eine Spaltung drohte, kamen Stefan S´wiez˙awski und Jerzy Turowicz als Fürsprecher der Versöhnung dorthin […]. Ich verstand damals, dass es in diesem Fall nicht nur um einen politischen Kampf geht. Dieser Konflikt markierte den Anfang eines Revolutionskrieges um die Herrschaft über die Welt, die zwei die Gewalt anwendenden Totalitarismen begannen.“15

Auf die intellektuelle Entwicklung von Turowicz und Stomma übten viele, für die führenden Kulturzentren, in denen beide aufgewachsen waren, charakteristischen Faktoren ihren Einfluss aus. Im Falle Stommas waren das das im damaligen Polen beste Experimenttheater „Reduta“ Juliusz Osterwas und die sehr aktive Wilnaer Presse (mit der hervorragenden Zeitung Słowo an der Spitze) sowie die nach Wilna eindringenden Ideen des französischen Personalismus. Über den Einfluss dieser Faktoren auf seine ideelle Entwicklung schrieb Stomma: „‚Reduta‘ zeigte ein großes Theater, Słowo einen hervorragenden Journalismus. [….] Das war einfach eine ausgezeichnete Zeitschrift: interessant, lebendig, leidenschaftsgeladen. An ihrem Beispiel sahen wir, wie guter Journalismus aussieht. Das war sehr lehrreich, wir konnten viel davon profitieren […]. Zweitens: das war eine offene Zeitung. Ihr Chefredakteur huldigte zwar dem Monarchismus und dem Konservatismus, aber das waren nur allgemeine Grundsätze. Es gab keine detaillierte Doktrin. In dieser Zeitung wurde ein breites Spektrum der Meinungen geduldet und es herrschte dort weltanschauliche Toleranz. Deswegen erschienen in Słowo verschiedene Ansichten. Mackiewicz [Chefredakteur – T.S.] versuchte um sich Talente zu sammeln, indem er ihnen große Freiheit ließ […]. Die Offenheit der von Cat [Pseudonym von Mackiewicz] 15 „Niełatwo było jednak nam sie˛ rozstac´. […] Dembin´ski stawał sie˛ zas´lepionym doktrynerem, zwolennikiem generalnej linii Stalina. Pocza˛tkowo nie dawalis´my za wygrana˛, usiłuja˛c sie˛ z nim porozumiec´. […] zawodziły próby dyskusji w ramach ‚Dni Społecznych‘ ‚Odrodzenia‘ […] Póz´niej, gdy w Wilnie zarysowała sie˛ groz´ba rozłamu, przyjez˙dz˙ali w roli ore˛downików pojednania Stefan Swiez˙awski i Jerzy Turowicz. […] Zrozumiałem wówczas, z˙e nie jest to tylko walka polityczna: to był pocza˛tek rewolucyjnej wojny o s´wiat, podje˛tej przez dwa totalitaryzmy, oba stosuja˛ce metode˛ przemocy“, Stomma 1998, S. 70–71.

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redigierten Zeitung zeigte sich in einer für das Wilnaer Land wichtigen Frage. Weil Mackiewicz die Traditionen der Jagiellonen [die über Polen und Litauen im 15. und 16. Jahrhundert herrschten – T.S.] bewunderte, war er kein Nationalist und lehnte den Nationalismus entschieden ab […]. Die Zeitschrift verbreitete als ihr wichtigstes Prinzip die Verständigung aller Völker, die die Länder des ehemaligen Großherzogtums Litauen bewohnten. Es gab auch in Słowo keine Spuren von Antisemitismus.“16

In ihren Studienjahren besaßen für Stomma und Turowicz nicht politische Angelegenheiten, sondern Probleme des Katholizismus und ihres Glaubens eine Vorrangstellung. Beide, an die traditionelle Religiosität gebunden, begannen damals nach einem tieferen Verständnis des Glaubens zu suchen. Ihre polnischen/einheimischen Lehrer waren in dieser Hinsicht Władysław Korniłowicz und Jacek Woroniecki.17 Das historische Wissen von Turowicz wurde an der Jagiellonen-Universität von den hervorragenden Professoren, u. a. Władysław Konopczyn´ski, Jan Da˛browski und Ludwik Piotrowicz, geprägt.18 Das philosophische Wissen wurde ihm von ausgezeichneten Forschern, u. a. Joachim Metallman und Marian Heitzman, vermittelt. Er nahm auch an den Vorlesungen des Priesters Konstanty Michalski an der Theologischen Fakultät teil. Turowicz las leidenschaftlich gern (durch Vermittlung der Dominikaner, die damals das „Odrodzenie“-Milieu entschieden prägten) die vom Thomismus befruchtete Literatur. Einerseits war die moderne Berufung Jacques Maritains auf den Thomismus für ihn eine Inspiration (vor allem dessen Einstellung zu sozialen Fragen), andererseits rief bei ihm die Dogmatisierung des Thomismus durch die Kirche Widerstand hervor.19 Er meinte, dass die Konfrontation der St. Thomas-Lehre mit anderen philosophischen Richtungen den Thomismus bereicherte. Aus diesem Grund schätzte er hoch den Beitrag der Existentialisten (u. a. Gabriel Marcels und Pierre Teilhard de Chardins) zur Entwicklung des christlichen Gedankens.

16 „‚Reduta‘ pokazywała wielki teatr, Słowo wielkie dziennikarstwo. […] Po prostu było to znakomite pismo: ciekawe, z˙ywe, naładowane namie˛tnos´ciami. Na jego przykładzie wiedzielis´my, jak wygla˛da dobre dziennikarstwo. Było to wielce pouczaja˛ce, moglis´my duz˙o skorzystac´. […] Po wtóre: było to pismo otwarte. Redaktor hołdował wprawdzie monarchizmowi i konserwatyzmowi, ale były to załoz˙enia dos´c´ ramowe. Nie było szczegółowej doktryny. Tolerowany był szeroki wachlarz pogla˛dów i obowia˛zywała tolerancja. Sta˛d przez szpalty Słowa przepływały bardzo róz˙ne pogla˛dy. Mackiewicz starał sie˛ kolekcjonowac´ talenty, zostawiaja˛c im duz˙a˛ swobode˛. […] Otwartos´c´ pisma redagowanego przez Cata wyraz˙ała sie˛ tez˙ w dziedzinie niezmiernie dla kraju wilen´skiego doniosłej. Wielbia˛c tradycje jagiellon´skie, Mackiewicz nie był nacjonalista˛ i nacjonalizm zdecydowanie odrzucał. […] Pismo pryncypialnie głosiło porozumienie wszystkich narodowos´ci zamieszkuja˛cych ziemie byłego Wielkiego Ksie˛stwa Litewskiego. Nie było tez˙ w Słowie antysemityzmu“, ebd., S. 53–54. 17 Swiez˙awski 1997, S. 18. 18 Z˙akowski 1990, S. 20. 19 Ebd., S. 22.

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Im Falle Stommas übte der Wilnaer Professor Marian Zdziechowski einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung seiner ideellen Vorstellungen sowie seine späteren Ansichten aus.20 Von Zdziechowski übernahm Stomma dessen negative Einstellung gegenüber dem Kommunismus, in dem er eine Bedrohung durch die Dehumanisierung der Kultur sah. Zdziechowski fürchtete sich vor den Folgen des revolutionären Terrors und prophezeite den Sieg des Kommunismus in Europa.21 Stomma übernahm dessen Thesen, dass man „dem bolschewisierenden Nationalismus“ sowie „der auf dem Kommunismus basierenden bolschewisierenden Bestialität“ nur „die Schönheit des Christentums, des christlichen Heroismus“22 entgegensetzen könne. Er hielt Zdziechowski für den „pessimistischsten“ polnischen Denker. Zdziechowski, von der Last des Bösen erdrückt, suchte nach einer Erklärung für diesen Eindruck bei Thomas von Aquin, Schopenhauer und Kant.23 Stomma unterstrich: „Zdziechowski, der die Tragik des Lebens in ihrer schrecklichen Größe zeigte, bewies gleichzeitig, dass diese Tragik nicht destruktiv sein muss, dass sie nicht notwendig zum Nihilismus führt, weil es Rettung […] durch das Wunder des Glaubens gibt.“24 Die Lektüre der Werke Zdziechowskis führte Stomma u. a. zu Kardinal Henry Newman, dem Wiederentdecker vergessener katholischer Werte.25 Die Inspiration durch Newman wurde zum Bezugspunkt für viele seiner späteren Reflexionen. Besonders interessierte Stomma die Philosophie des Glaubens, in der Newman die katholische Doktrin auf Grundlage der Kantischen Philosophie begründete. Newman brachte Stomma die komplizierten Probleme des Modernismus näher, der an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zur starken, damals die Aufmerksamkeit der Kirche erregenden Bewegung wurde. Über seine damalige intellektuelle Suche schrieb er: „Ich fand neue, mir bisher unbekannte Inhalte, die mein damaliges Bild des Katholizismus entschieden veränderten. Ich begann einen neuen Katholizismus zu entdecken, oder besser: den alten Katholizismus neu zu sehen.“26 Zu den wichtigen Denkern, deren Werke Stomma leidenschaftlich gern las, kann man noch solche Autoren wie zum Beispiel Reginald Garigou Lagrange 20 [Stanisław Stomma], Portret Mariana Zdziechowskiego [Lebensbild von Marian Zdziechowski], Archiwum Akt Nowych, Archiwum Stanisława Stommy (im Folgenden: AAN, ASS), Sign. 134; Widziec´ siebie w prawdzie… 2001, S. 102–113; Stomma 1966, S. 1–2. 21 Zdziechowski 1938, S. 44–107; ders. 1939, S. 86–112. 22 Ders. 1939, S. 121, 107–124. 23 Stomma 1991, S. 63–67. 24 „Zdziechowski pokazał tragizm z˙ycia w jego straszliwych wymiarach, a zarazem ukazał, z˙e tragizm ten nie musi byc´ niszcza˛cy, wioda˛cy do nihilizmu, z˙e jest ocalenie […] przez cud wiary“, ebd., S. 65. 25 Ebd., S. 67. 26 „Odnajdywałem nowe, nieznane dota˛d tres´ci, zmieniaja˛ce znacznie dotychczasowy obraz katolicyzmu. Zacza˛łem odkrywac´ nowy katolicyzm, albo lepiej: stary katolicyzm widziec´ na nowo“, Stomma 1986, S. 1.

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zählen (weniger wichtig waren dagegen Daniel-Rops, Antonin Sertillanges, Romano Guardini). Ohne Newman und seine Schule hätte es (nach Ansicht Stommas) eine ganze Reihe von englischen, katholischen Schriftstellern nicht gegeben, wie zum Beispiel Gilbert Keith Chesterton, Graham Greene, Bruce Marshall, Evelyn Waugh. Den Einfluss des Newmanschen Denkens sah er auch im Werk von François Mauriac, Georges Bernanos u. a.27 Turowicz und Stomma lernten die bahnbrechenden Gedanken durch die Lektüre der in Westeuropa (vor allem in Frankreich und Großbritannien) publizierten Zeitungen und Bücher kennen und eigneten sie sich an. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf den Thomismus und die europäische, katholische Literatur des Mittelalters, worüber Stomma schrieb: „Wir entdeckten das Mittelalter. Das glich der Kolumbus-Entdeckung [im geistigen Bereich], voll von Überraschungen und Erleuchtungen.“28 Über das ideelle Werk seiner Generation schrieb er wie folgt: „Wir lernten neue, innovative Gedanken, die in verschiedenen Ländern als ein Versuch, in die intellektuelle Tiefe des Katholizismus zu langen, angekündigt waren kennen und eigneten sie uns an. Wir waren ‚Entdecker‘ aus zweiter Hand. Die kreative Erforschung der katholischen Lehre, die Jahrhunderte lang neu formuliert und bereichert worden war, begann zunächst im Westen, besonders in Frankreich und Großbritannien. In Polen reagierten wir auf diese Neuerungen mit Verspätung.“29

Im Katholizismus suchten Stomma und Turowicz einen festen Bezugspunkt. Die religiösen Fragen bildeten für sie einen Anlass zur intellektuellen Suche und Entdeckungen.30 Die Werke Henri Bergsons, Jacques Maritains oder Emmanuelle Mouniers inspirierten sie zur Entdeckung der im Katholizismus verankerten [intellektuellen] Tiefe. Beide suchten schon damals nach der Schwäche des polnischen Katholizismus in seiner „Statik“.31 Nach dem Vorbild Bergsons konfrontierten sie die „statische“ Religiosität mit der „dynamischen“, die sie mit der vertieften Mystik und theozentrisch geordneten persönlichen Kultur des Individuums identifizierten. Eine Herausforderung für die polnische Kirche bildete ihrer Meinung nach der Übergang von der „statischen“ zur „dynami27 Ders. 1998, S. 101–102. 28 „[…] odkrywalis´my s´redniowiecze. Było to odkrycie Kolumbowe, pełne niespodzianek i ols´nienia“, Stanisław Stomma, Ruchy ideowe młodego pokolenia w okresie mie˛dzywojennym 1918–1939 [Ideologische Bewegungen der jungen Generation in der Zwischenkriegszeit 1918–1939], AAN, ASS, Sign. 38, Bl. 17. 29 „Poznawalis´my i przyswajalis´my sobie nowe, odkrywcze mys´li, które w róz˙nych krajach ogłaszane były jako wyraz nowego sie˛gnie˛cia mys´la˛ w gła˛b katolicyzmu. Bylis´my ‚odkrywcami‘ z drugiej re˛ki. Twórcza˛ penetracje˛ nauki katolickiej, przez wieki formułowanej i wzbogacanej, podje˛to najpierw na Zachodzie, zwłaszcza we Francji i Wielkiej Brytanii. W Polsce mys´li te odbieralis´my z opóz´nieniem“, Stomma 1986, S. 2. 30 Strzelecka 2014, S. 376–401. 31 Turowicz 1938, S. 5–7; ders. 1945, S. 1; Głos wolny… 2002, S. 1.

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schen“ Religiosität, der sich durch die Entdeckung des „wahren“ Katholizismus vollziehen sollte. Auf der Suche nach dem Weg zum integralen Katholizismus richteten sie ihre Aufmerksamkeit auf Frankreich und die sich dort vollziehende Erneuerung des französischen Katholizismus. Maritains Buch Integraler Humanismus lieferte ihnen Vorbilder. Sie waren durch die thomistischen Thesen und personalistischen Konzeptionen Jacques Maritains bezaubert. Einen großen Einfluss auf ihre Einstellungen übten auch die personalistisch-gemeinschaftlichen Ansichten Emmanuelle Mouniers aus, der die personalistischen Ideen vertiefte, indem er sie mit den Problemen des zeitgenössischen sozialen Lebens zu verbinden versuchte.32 Damals interessierten sich Stomma und Turowicz auch für die linksorientierte Literatur.33 Das war eine natürliche Folge der intellektuellen Suche der damaligen Jugend, die auch in solchen Lektüren neue ideelle Inspirationen suchte. Sie zeigten Interesse am linksorientierten Blick auf die soziale Wirklichkeit. Stomma zum Beispiel wurde von den Reflexionen Stanisław Brzozowskis aus dessen 1909 publiziertem Buch Legenda Młodej Polski: studia o strukturze duszy ludzkiej [Die Legende des ‚Jungen Polens‘. Studien über Struktur der menschlichen Seele] massiv beeinflusst. Aus der Position eines atheistischen Sozialisten äußerte sich Brzozowski mit großer und tiefer Gründlichkeit über den polnischen Katholizismus. Er zeigte die statische Dimension der Kirche, indem er ihren Reichtum sowie die in ihr steckenden geistigen Kräfte offenlegte.34 Solche Ansichten waren für Stomma und viele Polen, die in positivistischen Idealen erzogen wurden, eine Entdeckung. Die Stimme eines linksorientierten Intellektuellen war eine Sensation in der Zeit, in der der Wissensstand über den Katholizismus zu solcher Analyse, geschweige denn Schlussfolgerungen nicht berechtigte. Über Brzozowski schrieb Stomma: „Er befestigte mein eigenes Gefühl, dass der Katholizismus mehr zu bieten hat als die im Rahmen eines traditionellen ‚statischen‘ Vorbildes steckenden Inhalte. Es war wert, ins Innere des Katholizismus zu gehen.“35 Turowicz und Stomma als Anführer der Krakauer sowie Wilnaer „Odrodzenie“-Außenstellen vertraten ihren Verein auch im Ausland. Während ihrer Reisen knüpften sie Kontakte mit Gleichaltrigen aus katholischen Milieus. Die erste Reise von Turowicz als „Odrodzenie“-Repräsentant nach Budapest fand 1934 statt. Der Verein pflegte internationale Beziehungen, er war u. a. Mitglied der nach dem Ersten Weltkrieg entstandenen Studentenföderation „Pax Ro32 Kosicki 2014, S. 82–92; ders. 2016, S. 51–58. 33 Ders. 2015, S. 69–75. 34 Katolickie Ruchy Społeczne w dwudziestoleciu 1918–1939 [Katholisch-soziale Bewegungen in den Jahren von 1918–1939], Cze˛stochowa 14. 6. 1981 r., AAN, ASS, Sign. 38, o. S. 35 „[…] utwierdzał on moje własne wyczucie, z˙e katolicyzm to cos´ wie˛cej niz˙ tres´ci zamknie˛te w ramach tradycyjnego wzorca ‚statycznego‘. Warto było is´c´ w gła˛b“, Stomma 1986, S. 2.

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mana“. Turowicz nahm an Kongressen dieser weltweiten Föderation katholischer Studenten teil, die in Paris, Bratislava, Prag, Wien und Luxemburg stattfanden. Stomma dagegen hielt sich vom Juni 1938 bis zum Juli 1939 als Stipendiat in Frankreich auf, wo er französische Soziologie (die Schulen Emil Durkheims, Auguste Comtes, Gabriel Tardes sowie Marcel Mauss’) studierte. Die in den 1930er Jahren geschlossenen Freundschaften mit Vertretern des ausländischen katholischen Milieus, darunter auch mit den Vertretern des radikalen Katholizismus, waren von immenser Bedeutung für ihre spätere Aktivität. Das Zeitalter der dynamischen intellektuellen Entwicklung wurde im Falle von Stomma und Turowicz von den Versuchen begleitet, die sich konkretisierenden ideellen Tendenzen publizistisch auszudrücken. Turowicz schrieb damals einzelne Texte für ephemer erscheinende Zeitschriften: Vox Universitas (Warschau), Gazeta Kos´cielna (Lemberg), Pax (Wilna), Prosto z Mostu (Warschau), Kultura (Posen). Stomma debütierte 1939 in der Wilnaer Zeitung Słowo mit dem Artikel Pod pra˛d Niagary [Gegen den Strom Niagaras], in der er zu den kontroversen Ereignissen im Gesellschaftsleben Wilnas Stellung nahm.36 Er widersetzte sich den in antisemitischen Unruhen entfesselten ungestümen Leidenschaften. Der Text des debütierenden Publizisten besaß eine politische Dimension, aber die Motivation, ihn zu schreiben, hatte ethische Gründe.37 Stomma rief dazu auf, die Ursachen des Konfliktes rational zu lösen. Er protestierte gegen Gewalt in der Politik, gegen Misshandlungen und die öffentliche Demütigung von Menschen wegen ihrer kulturellen oder rassistischen Andersartigkeit. Eine wichtige Etappe der publizistischen Aktivität von Stomma und Turowicz war ihre Zusammenarbeit bei der Festlegung des ideellen Programms der Wilnaer Halbmonatsschrift, später Monatsschrift Pax. Dieses Periodikum bildete für beide die erste wichtige Arbeitswerkstatt, in der sie ihre Jugendvisionen und Ideale in den katholischen Milieus propagieren konnten. Stomma schrieb wie folgt über die Arbeit bei der Leitung der Zeitschrift: „Sie entstand aus einem inneren Bedürfnis, als ideeller Befehl, solche Gedanken fortzusetzen und zu entwickeln, die in ‚Odrodzenie‘ geboren und geformt wurden. Pax sollte eine Verbindung zwischen dem Gedanken und der Aktivität herstellen und uns auf die soziale Aktivität vorbereiten.“38

Im Januar 1935 schrieb die Redaktion im Programmartikel U progu czwartej epoki [An der Schwelle zur vierten Epoche]: 36 Stomma 1931, S. 1. 37 Stomma 1998, S. 66. 38 „[…] powstał z potrzeby wewne˛trznej, jako nakaz ideowy kontynuowania i rozwijania mys´li, które w „Odrodzeniu“ zrodziły sie˛ i kształtowały. Pax miał byc´ pomostem mie˛dzy mys´la˛ a działaniem, miał przygotowac´ przesłanki do czynu społecznego“, Stomma 1991, S. 31; Jagiełło 2001/1, S. 92–118; Gołubiew 1970, S. 336.

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„Heute sind wir alle dazu aufgefordert, um den christlichen Geist zu kämpfen, ihn in allen Lebensbereichen zu propagieren. Bis jetzt lag die Last des Apostolats auf den Geistlichen, heute fällt er auf die Schultern der ganzen christlichen Gemeinschaft. […] Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Epoche, in der wir alle um einen christlichen Geist im ‚ganzen‘ Leben, in all seinen Dimensionen kämpfen sollten.“39

Ein Jahr später unterstrich Turowicz im Aufsatz O chrzes´cijan´ska˛ kulture˛ jutra [Über die christliche Kultur von morgen], dass „es nicht darum geht, dass erst die Kultur von morgen christlich wird, sondern darum, dass wir diese Kultur ab heute bauen sollten.“40 Er äußerte dabei die Hoffnung, dass „der sich heute erneuernde Katholizismus mit Hilfe geistiger Mittel, die arm und rein sind, Elemente der christlichen Kultur von morgen schafft“. Sie „wird eine Kultur des theozentrischen Humanismus mit dem bedingungslosen Primat des Geistes sein, eine Kultur des universalistischen Personalismus.“41 Stomma bemerkt, dass die damaligen jungen Katholiken: „den katholischen Gedanken anspornten und die Wendung in Richtung des integralen Katholizismus beschleunigten. Es ging um den konsequenten, reinen katholischen Gedanken, der aus seinen eigenen Quellen schöpfen und frei von allen Deformationen sowie der Last fremder Verpflichtungen sein sollte. Wir meinten, dass die uns direkt vorausgehende katholische Generation diese Integrität des Denkens nicht erreicht hatte.“42

Die für ihre ideellen Meinungen wichtigsten Thesen publizierten Stomma und Turowicz in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre in der meinungsbildenden polnischen Presse der Zwischenkriegszeit.43 Stomma fand den seiner Weltanschauung entsprechenden Ort in der Redaktion des Wilnaer Pax, in der er 1937 kurz die Funktion des Chefredakteurs innehatte. Drei Monate vor dem Kriegsausbruch wurde er in der Redaktion des Kurier Wilen´ski eingestellt. Er fühlte sich 39 „Dzis´ do walki o ducha chrzes´cijan´stwa, do szerzenia jego we wszystkie dziedziny z˙ycia zostajemy wezwani wszyscy. Gdy dota˛d cie˛z˙ar apostolstwa spoczywał na barkach duchowien´stwa, dzis´ spada na barki całej chrzes´cijan´skiej społecznos´ci. […] Stajemy u progu nowej epoki, w której my wszyscy mamy walczyc´ o chrzes´cijan´skiego ducha w ‚całos´ci‘ z˙ycia, we wszystkich jego przejawach“, U progu… 1935, S. 1. 40 „[…] chodzi nie o to, z˙e chrzes´cijan´ska be˛dzie dopiero kultura jutra, ale o to, z˙e te˛ kulture˛ budujemy od dzis´“, Turowicz 1936, S. 1. 41 „[…] be˛dzie kultura˛ humanizmu teocentrycznego o bezwzgle˛dnym prymacie ducha, kultura˛ personalizmu uniwersalistycznego“, ebd., S. 2. 42 „[…] dopingowały mys´l katolicka˛ i przys´pieszały dokonuja˛cy sie˛ zwrot w kierunku katolicyzmu integralnego. Chodziło o konsekwentna˛, czysta˛ mys´l katolicka˛, czerpia˛ca˛ z własnych z´ródeł, wolna˛ od zniekształcen´ i obcia˛z˙en´ obcymi serwitutami. Uwaz˙alis´my, z˙e pokolenia katolickie nas bezpos´rednio poprzedzaja˛ce tej integralnos´ci mys´lenia nie osia˛gne˛ły“, Stanisław Stomma, Ruchy ideowe młodego pokolenia w okresie mie˛dzywojennym 1918–1939 [Ideologische Bewegungen der jungen Generation in der Zwischenkriegszeit 1918–1939], AAN, ASS, Sign. 38, Bl. 15. 43 Strzelecka 2011, S. 276–284; dies. 2014, S. 376–401.

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nicht wohl in dieser linksorientierten Zeitschrift, er engagierte sich wenig in ihre Arbeit und schrieb vor allem Reportagen. Einen episodischen Charakter trug auch seine Zusammenarbeit mit Głos Narodu.44 In seinen Artikeln konzentrierte er sich auf den Antisemitismus, den christlichen Nationalismus sowie auf die aus der Verbreitung der faschistischen und kommunistischen Ideologien folgenden Gefahren.45 Die komplexe Analyse seiner Publizistik aus der Zeit nach 1935 zeigt die ideelle Evolution seiner Weltanschauung. Damals entwickelten sich seine Ansichten (unter Beibehaltung linker Ideale) in Richtung des rechten Flügels des politischen Spektrums. Wie er selbst schrieb, war für ihn damals „die soziale Linksorientierung und die politische Rechtsorientierung“46 charakteristisch. Über die Ambitionen seiner Generation in der Zwischenkriegszeit schrieb er in seinen Memoiren: „Wir, die Generation, die die Bühne des nationalen Lebens in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts betrat, sehnten uns nach der Größe dieser Skala, die die freudevolle Erlangung der Unabhängigkeit Polens nach 123 Teilungsjahren hatte. Wir beneideten die ehemaligen Piłsudski-Legionisten, die ihre Feuerprobe bestehen mussten. Sie mussten die Kraft ihrer Charaktere und ihren steinernen Willen beweisen, um die verdiente Gabe der Freiheit zu erhalten. Wir machten ihnen Vorwürfe und äußerten unseren Groll, dass nach dem Krieg ihre Aktivität nicht mehr so heroisch war, da sie sich in der neuen, triumphgeladenen Atmosphäre der in der polnischen Politik dominierenden Milieus verloren haben. Indem wir so dachten, ahnten wir nicht, dass wir bald vor eine viel strengere und gefährlichere Feuerprobe gestellt werden würden. Man wird nicht nur sein Leben gefährden müssen, mit Mühe um das tägliche Brot kämpfen, auch die Treue den Prinzipien gegenüber sowie die Verteidigung der eigenen Identität werden von uns Heldentum verlangen.“47

Anfang 1939 begann Turowicz seine Arbeit in der lokalen christlich-demokratischen Tageszeitung Głos Narodu. Im Juli desselben Jahres wurde er ihr Chefredakteur und hatte diese Stelle inne bis zur letzten Nummer, die am 3. September 1939 erschien. Er zeigte sich in seinen damaligen die internationale Politik betreffenden Aufsätzen als ein hervorragender Journalist. Im Artikel 44 45 46 47

Stomma 1937 (2), S. 3; ders. 1997, S. 1, 7. Ders. 1937 (1), S. 2–3; ders. 1938 (2), S. 1–2; ders. 1938 (1), S. 3–4. Ptaszyn´ski 2018, S. 57–74; Strzelecka 2015, S. 59–62. „My, pokolenie wchodza˛ce na arene˛ z˙ycia narodowego w pierwszej połowie XX wieku, te˛sknilis´my za wielkos´cia˛ o tej skali, jaka˛ miał radosny fakt odzyskania niepodległos´ci po stu dwudziestu trzech latach niewoli. Zazdros´cilis´my byłym legionistom, którzy przejs´c´ musieli swoja˛ ogniowa˛ próbe˛, musieli wykazac´ siłe˛ charakteru i z˙elazna˛ wole˛, aby otrzymac´ zasłuz˙ony dar wolnos´ci. Robilis´my im wyrzuty i wyraz˙alis´my z˙al, z˙e po wojnie działalnos´c´ ich nie była juz˙ tak heroiczna, z˙e sie˛ zagubili w nowej triumfalistycznej atmosferze polskich s´rodowisk dominuja˛cych. Nie spodziewalis´my sie˛ – tak mys´la˛c – z˙e niebawem sami staniemy przed równie ostrzejsza˛ i groz´niejsza˛ ogniowa˛ próba˛. Nie tylko be˛dzie trzeba naraz˙ac´ swoje z˙ycie, w trudzie zdobywac´ chleb powszedni, ale cze˛sto bohaterstwa be˛dzie wymagała wiernos´c´ imponderabiliom i obrona własnej toz˙samos´ci“, Stomma 1998, S. 7.

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Ideologia i interesy [Ideologie und Interessen] vom 8. Juli schrieb er: „Wenn wir kämpfen werden, dann auch dafür, dass ein künftiges Nachkriegsdeutschland frei von Hitler wird.“48 Im Text Po co znowu wojna? [Wozu wieder Krieg?] vom 21. Juli meinte er: „Wenn der Krieg wieder ausbricht, dann muss seinem Ende der Aufbau der wirtschaftlichen und geistigen Einheit Europas folgen.“49 Im letzten vor dem Krieg erscheinenden Artikel Po podpisaniu paktu [Nach der Pakt-Unterzeichnung] vom 25. August, der eine Reaktion auf den Hitler-Stalin-Pakt war, stellte er – wie ein Visionär – fest: „Die deutsch-sowjetische Verständigung bedroht die Unabhängigkeit der Staaten im süd-östlichen Europa […]. Wir waren immer vom falschen Spiel der Sowjets überzeugt. […] Wir wissen nicht, ob es neben dem publizierten Text eine Geheimklausel gibt.“50

Den Krieg erlebte Turowicz in Goszyce nahe Krakau. Wegen seines Gesundheitszustands wurde er nicht zum Militär einberufen. Er verband sich mit „Unia“, einer christlichen-demokratischen Widerstandsorganisation.51 Damals schmiedete Turowicz Pläne, ein katholisches, sozial-kulturelles Wochenblatt zu gründen. Er publizierte in der Untergrundpresse, vor allem in Kultura jutra, dem Presseorgan von „Unia“, er schrieb auch für Miesie˛cznik Literacki. Stomma traf der Krieg in Wilna an, wo er die deutsche und später die sowjetische Besatzung überlebte. Er beteiligte sich an Widerstandsaktivitäten, in denen er gegen den aktiven, militärischen Kampf auftrat.52 Er war Mitorganisator von geheimen Vorlesungen der Wilnaer Uni-Professoren.53 Am Vortag des Rote-Armee-Einmarsches nach Wilna (am 7. Juni 1944) verließ er die Hauptstadt Litauens. Er fuhr in Richtung Warschau und erreichte Laski. Aus dem Drama des Warschauer Aufstandes zog er die Schlussfolgerung, dass man vor allem die geistigen Kräfte der Nation mobilisieren und ihre Kultur retten solle.54 Nach der Niederschlagung des Aufstands fuhr er nach Krakau auf der Suche nach Turowicz und anderen „Odrodzenie“-Kollegen. Die oben durchgeführte Analyse zeigt, dass der Weg des von Turowicz und Stomma vertretenen Kreises zum vertieften Katholizismus und zur religiös-sozialen Aktivität in verschiedenen Organisationen und Institutionen aus ähnli48 „Jes´li sie˛ juz˙ bic´ be˛dziemy, to takz˙e o to, z˙eby przyszłe Niemcy powojenne nie były hitlerowskie“, Turowicz 1939 (1), S. 1. 49 „Jes´li wojna be˛dzie, to po niej musi nasta˛pic´ odbudowa gospodarczej i duchowej jednos´ci Europy“, ders. 1939 (2), S. 1. 50 „[…] zbliz˙enie sowiecko-niemieckie zagraz˙a niepodległos´ci pan´stw Europy południowowschodniej […] zawsze bylis´my przekonani o fałszywej grze Sowietów […] nie wiemy czy prócz tekstu opublikowanego nie istnieja˛ jakies´ tajne klauzule“, ders. 1939 (3), S. 1. 51 Han´derek 2019, S. 47. 52 Stomma 1998, S. 114. 53 Z˙yciorys, AAN, ASS, Sign. 4; Kierys 2015, S. 106–107. 54 Stomma 1998, S. 114.

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chen Inspirationen und Bedürfnissen resultierte, aber sich auf dem Weg individueller Entscheidungen und separater Suchen verwirklichte. Den größten Einfluss übten auf die Formung ihrer Identität ihre Familien, religiös-sozialen Jugendorganisationen: Marienbruderschaften und „Odrodzenie“ sowie Professoren und andere moralische Vorbilder aus, die sie in ihren Schul- und Universitätsjahren trafen. Von Bedeutung war auch ihre Belesenheit in der polnischen Literatur sowie in europäischen belletristischen und wissenschaftlichen Werken (vor allem französischen und englischen). Für die von „Odrodzenie“ geformten Katholiken erwiesen sich (nach den Kriegs- und Besatzungsjahren) die von ihnen in den 1930er Jahren entwickelten Prioritäten und ideellen Werte auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts als aktuell.55 Die damals entstandenen Denkweisen über ihre Aktivität (Universalismus, Objektivität und Realismus) verloren nicht an Bedeutung. Es ging um den Universalismus, der darin bestand, dass man auf die sozialen Probleme und die schwierige Lage der Kirche (vor allem der Gesamtkirche) nicht aus einer partiellen, sondern aus einer weiteren Perspektive blickte. Ihre Objektivität dagegen drückte sich in ihrem Respekt gegenüber der sie umgebenden sozial-politischen Wirklichkeit und in ihrer ausgewogenen Beurteilung aus, aber vor allem in der Entwicklung eines Gemeinschaftsgefühls. Und endlich ihr Realismus, der auf der Überzeugung basierte, dass der Christ im Gefühl des Provisoriums nicht leben kann. Er soll im Jetzt leben und das machen, was in der jeweiligen Wirklichkeit für ihn am wichtigsten ist. In „Odrodzenie“ vertiefte sich auch ihr Respekt vor den nationalen Werten und ihr Patriotismus, der im Widerstand gegen die Verletzung der Hierarchie traditioneller Werte sowie gegen Versuche, die Religion und die Kirche der Nation unterzuordnen, gipfelte. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten ehemalige „Odrodzenie“-Mitglieder (als Anhänger neuer Bewegungen der christlichen Erneuerung) vor, ihre Vorkriegsideale an die neue Wirklichkeit anzupassen. Für Turowicz, Stomma und andere Vertreter dieses Milieus bot sich 1945 die erste Möglichkeit, ihre publizistische Aktivität zu entfalten, als drei Zentren der katholischen Presse ihre Meinung im kommunistischen Polen legal äußern durften.56 In Krakau, in der Umgebung des 55 Friszke 2015, S. 44; Kosicki 2016, S. 21–30. 56 Personen aus dem christlich-demokratischen Milieu Warschaus gründeten am 11. 11. 1945 Tygodnik Warszawski, der (von den genannten drei Zeitungen) am radikalsten seine oppositionelle Haltung gegen die Kommunisten zeigte. Die Kommunisten nutzten dies, um die Zeitung im September 1948 zu schließen, ihre Journalisten und Mitarbeiter zu verhaften und Schauprozesse gegen sie zu organisieren. Das dritte Zentrum der polnischen Katholiken konzentrierte sich um Bolesław Piasecki und das am 25. 11. 1945 gegründete Wochenblatt Dzis´ i jutro. Dieses Milieu war bereit zum Dialog und zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten. Dank Piasecki (von 1935 bis 1939 Anführer der nationalistischen National-Radikalen „Falanga“-Bewegung), dem Hauptideologen dieser Gruppe, wollten die Verantwortlichen dieser Zeitschrift eine neue, avantgardistische Richtung im Katholizismus schaffen,

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Erzbischofs Adam Stefan Sapieha, wurde als erstes der Tygodnik Powszechny gegründet.57 Am Anfang konzentrierte sich um diese Zeitung eine Gruppe der Katholiken, die in ihr die Fortsetzung der ideellen Linie der christlich-demokratischen und vom Priester Jan Piwowarczyk geleiteten Zeitung Głos Narodu sehen wollten. Nachdem Piwowarczyk die Redaktion verlassen hatte, leitete Turowicz selbständig dieses Periodikum. Turowicz und Stomma, ehemalige Mitglieder der „Odrodzenie“-Bewegung, kann man zu den Mitbegründern des um die Krakauer Wochenzeitung (und seit 1946 auch um die Monatszeitschrift Znak) konzentrierten Milieus zählen.58 Es geht um zwei meinungsbildende Zeitschriften für die katholische Intelligenz, die von 1945/1946 bis heute auf dem polnischen Pressemarkt präsent sind.59 Katholiken, die von der „Odrodzenie“-Bewegung geformt wurden, sammelten sich um Tygodnik Powszechny, die wichtigste Zeitschrift dieses katholischen Flügels in Polen. Die Vertreter dieser in weltanschaulicher Hinsicht heterogenen Redaktion repräsentierten eine offene und aktive Einstellung, die aus der These resultierte, dass die Kirche und der Katholizismus in allen Staatsstrukturen anwesend sein sollten. Den Sieg des marxistischen Lagers hielten sie für eine historische Tatsache. Die dieses Milieu auszeichnende Eigenschaft war die bewusst gewählte Taktik, einen Kompromiss mit den Kommunisten zu suchen und jegliche ideelle Auseinandersetzung mit ihnen zu vermeiden, um auf diese Weise ihre übergeordneten und langfristigen Ziele zu erreichen. Sie sahen die Vorteile des Sozialismus, aber sie identifizierten sich nicht mit dem sozialistischen Staatsmodell. Als loyale Bürger eines den Sozialismus aufbauenden Staates versuchten sie, die Ansichten der Marxisten zu respektieren. Als Gegenleistung erwarteten sie von Kommunisten, dass diese ihre Identität und separate Stellung anerkennen. Sie schlugen den Polen eine Strategie vor, die zum Ziel hatte, dass sie sich aus dem öffentlichen Bereich des sozialen Lebens zurückziehen, und sich indem sie auf die Möglichkeit, zwei Weltanschauungen (die katholische und die marxistische) zu verbinden, hinwiesen. 57 Die erste Nummer von Tygodnik Powszechny erschien am 24. 03. 1945. 58 Seit 1946 wurde aus Kreisen des Krakauer Milieus die Monatszeitschrift Znak herausgegeben, die an einen spezielleren Leserkreis gerichtet war, der in dieser Zeitschrift vertiefte und von der katholischen Soziallehre inspirierte philosophische, soziologische und psychologische Reflexionen suchte. Zusammen mit Hanna Malewska leitete Stanisław Stomma von 1946 bis 1953 die Redaktion des Znak. 59 Nach dem Tod von Turowicz 1999 wurde Pater Adam Boniecki sein Nachfolger (1999–2011), der nach zwölf Jahren die Funktion des Chefredakteurs an Piotr Mucharski übergab. Boniecki schreibt seitdem Eröffnungsartikel für jede Ausgabe und hat die Funktion des Chefredakteurs-Seniors inne. Vgl. Boniecki/ Mucharski 2011, S. 22–24. Znak wurde nach 1956 von folgenden Personen geleitet: Jacek Woz´niakowski (1957–1959), Hanna Malewska (1960– 1973), Bohdan Cywin´ski (1973–1977), Stefan Wilkanowicz (1978–1994), Jarosław Gowin (1994–2005), Michał Bardel (2006–2009), seit 2010 ist Dominika Kozłowska seine Chefredakteurin.

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statt dessen auf den Kampf um die Kultur, um neue moralische Vorbilder des christlichen Humanismus konzentrieren. Diesen Standpunkt bezeichnet man im polnischen sozialen Katholizismus als den sozialen Minimalismus. Nach 1945 blieben Turowicz und Stomma (ähnlich wie in der Zwischenkriegszeit) Anführer und wichtige Publizisten der katholischen Presse sowie Initiatoren verschiedener Aktivitätsformen der Katholiken. Tygodnik Powszechny blieb für Turowicz sein wichtigstes Betätigungsfeld. Er kümmerte sich um die ideelle Linie und das Niveau der in der Zeitung erscheinenden Beiträge. Stomma wurde, neben der Zusammenarbeit mit den Krakauer Periodika, nach dem SejmWahlen 1957 Vorsitzender des aus Katholiken bestehenden Abgeordnetenzirkels Znak. Er war Abgeordneter von 1957 bis 1976. Beide in diesem Aufsatz dargestellten Publizisten näherten sich in den 1970er Jahren den Kreisen der polnischen demokratischen Opposition. Als Chefredakteur der Tygodnik Powszechny beeinflusste Turowicz die polnische Wirklichkeit durch die Publizistik seiner Zeitschrift, Stomma dagegen u. a. in seinen Funktionen als Vorsitzender des Gesellschaftlichen Rates beim Primas von Polen oder angesehenes Mitglied des Klubs der Politischen Reflexion „Dziekania“. Stomma und Turowicz repräsentierten die Katholiken im „Solidarnos´c´“-Lager während der von Februar bis April 1989 dauernden Sitzungen des sog. Runden Tisches, die die politische Transformation des polnischen Staates einleiteten. [Übersetzung: Tadeusz Skwara]

Bibliografie Archivalische Quellen Archiwum Akt Nowych w Warszawie, Archiwum Stanisława Stommy: – Katolickie Ruchy Społeczne w dwudziestoleciu 1918–1939, Cze˛stochowa 14 VI 1981 r., Sign. 38. – [Stanisław Stomma]: Portret Mariana Zdziechowskiego, Sign. 134. – Stomma, Stanisław: Ruchy ideowe młodego pokolenia w okresie mie˛dzywojennym 1918–1939, Sign. 38. – Z˙yciorys, Sign. 4. Archiwum Jerzego Turowicza w Goszycach, Podstawowe kalendarium Jerzego Turowicza, bearb. E. Jogałła (ohne Aktenzeichen).

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Gedruckte Quellen Boniecki, Adam / Mucharski, Piotr: Jak naczelny z naczelnym: stara miłos´c´ nie rdzewieje, in: Tygodnik Powszechny. 2011/1. Głos wolny, o wolnos´c´ sie˛ upominaja˛cy. Ze Stanisławem Stomma˛ rozmawiaja˛ Andrzej Romanowski i Marek Zaja˛c, in: Tygodnik Powszechny. 2002/45, S. 1. Kaczorowski, Stefan: Stowarzyszenie Katolickiej Młodziez˙y Akademickiej „Odrodzenie“, in: Chrzes´cijanin w S´wiecie. 1985/144–145. Kalendarium z˙ycia Jerzego Turowicza, in: Tygodnik Powszechny. 1999/6. Malewska, Hanna: O odpowiedzialnos´ci i inne szkice. Wybór publicystki (1945–1976). Kraków 1987. Maritain, Jacques: Osoba ludzka i społeczen´stwo, in: Adamski, Franciszek (Hg.): Człowiek – wychowanie – kultura. Wybór tekstów. Kraków 1993. Piwowarczyk, Jan: Ku katolickiej Polsce, in: Tygodnik Powszechny. 1945/1. Sikorski, Tomasz / Kulesza, Marcin (Hg.): Niezłomni w epoce fałszywych proroków. S´rodowisko „Tygodnika Warszawskiego“ (1945–1948). Warszawa 2013. Stomma, Stanisław / Turowicz, Jerzy: Apolitycznos´c´ katolików, in: Tygodnik Powszechny. 1951/23. Stomma, Stanisław / Turowicz, Jerzy: Eksperyment polski, in: Tygodnik Powszechny. 1952/5. Stomma, Stanisław / Turowicz, Jerzy: Katolicy w Polsce Ludowej, in: Tygodnik Powszechny. 1950/50. Stomma, Stanisław: Cat, in: Tygodnik Powszechny. 1966/10. Stomma, Stanisław: Dyskusja o chrzes´cijan´skim nacjonalizmie, in: Pax. 1938/3–4. (1) Stomma, Stanisław: Elementy chrzes´cijan´skiego nacjonalizmu, in: Pax. 1938/2. (2) Stomma, Stanisław: Kwestia z˙ydowska pod nowym kontem widzenia, in: Pax. 1937/1. (1) Stomma, Stanisław: Maksymalne i minimalne tendencje społeczne katolików, in: Znak. 1946/3. Stomma, Stanisław: Marian Zdziechowski – postac´ i dzieło, in: Znak. 1981/4–5. Stomma, Stanisław: Pod pra˛d Niagary, in: Słowo. 1931/26. Stomma, Stanisław: Uciszcie sie˛…, in: Głos Narodu. 1937/176. (2) Stomma, Stanisław: Uciszcie sie˛…, in: Tygodnik Powszechny. 1997/26. Stomma, Stanisław: Z perypetii duchownych młodego pokolenia lat mie˛dzywojennych: „Dobra Nowina“, in: Niedziela. 1986/44. Turowicz, Jerzy: „Odrodzenie“ w krzywym zwierciadle, in: Tygodnik Powszechny. 1983/23. Turowicz, Jerzy: Ideologia i interesy, in: Głos Narodu. 1939/186. (1) Turowicz, Jerzy: O „dwu katolicyzmach“, in: Gazeta Kos´cielna. 1938/14. Turowicz, Jerzy: O chrzes´cijan´ska˛ kulture˛ jutra, in: Pax. 1936/1–2. Turowicz, Jerzy: Po co znowu wojna?, in: Głos Narodu. 1939/199. (2) Turowicz, Jerzy: Po podpisaniu paktu, in: Głos Narodu. 1939/234. (3) Turowicz, Jerzy: Sprawa katolicyzmu, in: Tygodnik Powszechny. 1945/11. U progu czwartej epoki, in: Pax. 1935/1. Widziec´ siebie w prawdzie. Rozmowa Leona Brodowskiego ze Stanisławem Stomma˛ w dniu 7 grudnia 2000 r., in: Lithuania. 2001/1/38, S. 102–113.

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Strzelecka, Małgorzata: Pocza˛tki aktywnos´ci publicystycznej Jerzego Turowicza w latach trzydziestych XX w., in: Wojdyło, Witold / Radomski, Grzegorz / Zamojska, Małgorzata / Góra-Szopin´ski, Dariusz (Hg.): W kre˛gu idei. Pan´stwo – Edukacja – Religia. Torun´ 2011. Swiez˙awski, Stefan: Plantacja Ducha S´wie˛tego, in: Apokryf. 1997/12 [Beilage zu] Tygodnik Powszechny. 1997/51–52. Swiez˙awski. Stefan: Ksia˛dz Władysław Korniłowicz: tomizm i liturgia, in: Mazowiecki, Tadeusz (Hg.): Ludzie Lasek. Warszawa 1987. Turowski, Konstanty: „Odrodzenie“. Historia Stowarzyszenia Katolickiej Młodziez˙y Akademickiej. Warszawa 1987. Wapin´ski, Roman: Pokolenia Drugiej Rzeczypospolitej. Wrocław 1991. Zdziechowski, Marian: Widmo przyszłos´ci: szkice historyczno-publicystyczne. Wilno 1939. Zdziechowski, Marian: W obliczu kon´ca. Wilno 1938. Z˙akowski, Jacek: Pół wieku pod włos czyli z˙ycie codzienne „Tygodnika Powszechnego“ w czasach heroicznych. Kraków 1999. Z˙akowski, Jacek: Trzy c´wiartki wieku. Rozmowy z Jerzym Turowiczem. Kraków 1990.

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AutorInnenverzeichnis

Dr. Jacek Bojarski (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-6001-5410 Archäologe. Forschungsschwerpunkte: Frühmittelalterliche Archäologie; Siedlungswesen; Burgenbau der Nordwestslawen; Bestattungsbräuche und -praxis der Slawen. Prof. Dr. Wojciech Chudziak (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0003-3409-0991 Archäologe. Forschungsschwerpunkte: Frühmittelalterliche Archäologie; Besiedlung der westslawischen Gebiete (insbesondere Kulmerland, Dobrinerland, Mittelpommern, Lebuser Land und Kujawien, hier der Besiedlungskomplex in Kałdus, Wallburgen, Inselsiedlungen); Glauben und Religion; Sozialstruktur; Handelskontakte; lokale Wege und Fernstrecken. Dr. habil. Waldemar Chora˛z˙yczewski (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-0063-0032 Historiker. Forschungsschwerpunkte: Archivkunde; polnische Königskanzlei; historische Klimatologie; egodokumentarische Analyse; Geschichte Polens in der Jagiellonen-Ära. Dr. habil. Jarosław Dumanowski (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-4288-0179 Historiker. Forschungsschwerpunkte: Kulturgeschichte des Essens; kulinarische Literatur der Frühen Neuzeit (ältere Zeit); Geschichte der materiellen Kultur in der Frühen Neuzeit (ältere Zeit); Geschichte der polnisch-französischen Kontakte.

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AutorInnenverzeichnis

Dr. habil. Jacek Gackowski (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-5848-5771 Archäologe. Forschungsschwerpunkte: Archäologie der frühen Bronze- und Eisenzeit; Theorie und Geschichte der Archäologie; wetland archaeology (Feuchtbodenarchäologie). Dawid Grupa M. A. (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-6393-8528 Archäologe. Forschungsschwerpunkte: Historische Archäologie; Geschichte der Seidenstoffe; Denkmalpflege archäologischer Stätten. Dr. habil. Małgorzata Grupa (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0003-2760-7796 Archäologin. Forschungsschwerpunkte: Archäologie des Mittelalters und der Frühen Neuzeit; archäologische Denkmalpflege; Bestattungskultur in der polnisch-litauischen Adelsrepublik. Dr. habil. Maciej Krotofil (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-6691-5532 Historiker. Forschungsschwerpunkte: Militärgeschichte; Geschichte der polnischen Armee im 20. Jahrhundert; Geschichte der Ukraine im 20. Jahrhundert; polnisch-ukrainische Beziehungen im 20. Jahrhundert; Geschichte des Ersten und Zweiten Weltkriegs; nationale Minderheiten in Polen; internationale Beziehungen in Mittel- und Osteuropa. Dr. habil. Adam Kucharski (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0003-4444-7704 Historiker. Forschungsschwerpunkte: Reisegeschichte Polens in der Frühen Neuzeit (16.–18. Jahrhundert); Reiseliteratur der Frühen Neuzeit; handschriftliche Zeitungen; Mentalitäts- und Bildungsgeschichte in der polnisch-litauischen Adelsrepublik (16.–18. Jahrhundert). Dr. habil. Dorota Michaluk (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0001-8438-9241 Historikerin. Forschungsschwerpunkte: Geschichte der osteuropäischen Länder in der Moderne; politische Geschichte Weißrusslands; Sozialgeschichte des Großfürstentums Litauen; Geschichte Podlachiens; Nationalitätenprozesse in Ost- und Mitteleuropa.

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Dr. Filip Nalaskowski (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0001-6973-9960 Pädagoge, Archäologe. Forschungsschwerpunkte: Bildung; Soziologie; Archäologie; Unterwasserarchäologie. Prof. Dr. Magdalena Niedzielska (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000–0003–1846–931X Historikerin. Forschungsschwerpunkte: Geschichte Preußens und Deutschlands im 19. Jahrhundert; deutsches politisches Denken (Liberalismus); Geschichte Pommerellens ab dem 18. Jahrhundert; Institutionalisierung des deutschen Wissenschaftslebens (Vereine). Dr. habil. Wiesław Nowosad (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-9144-6352 Historiker. Forschungsschwerpunkte: Königlich Preußen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert; materielle Kultur in der polnisch-litauischen Adelsrepublik; Adel im Königlichen Preußen; Archivkunde; Geschichte der Privatarchive; Forschung zum Klimawandel in Mittel- und Osteuropa in den vergangenen Jahrhunderten. Dr. Jacek Rakoczy (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0001-9711-4589 Archäologe. Forschungsschwerpunkte: Archäologie römischer Provinzen; Ethnoarchäologie; antike Numismatik; das Bosporanische Reich; Kontakte alter Kulturen mit dem Barbaricum. Dr. Agnieszka Rosa (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://orcid.org/0000-0002-8560-1387 Historikerin, Archivarin. Forschungsschwerpunkte: Archivkunde; Archivbildung; Archivbenutzer; Web-Archivierung; Theorie des Ego-Dokuments; EgoDokumente in Archiven. Dr. habil. Małgorzata Strzelecka (Nikolaus-Kopernikus-Universität Torun´) ORCID: https://https://orcid.org/0000-0001-9018-4875 Historikerin. Forschungsschwerpunkte: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert; Biografiestudien über intellektuelle Eliten um die Redaktionen zweier Krakauer Zeitschriften (intellektuelles und journalistisches Erbe), des Wochenblatts Tygodnik Powszechny und der Monatszeitschrift Znak; autobiografische Quellen: Manuskripte, Tagebücher, Memoiren, Korrespondenz.

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