Griechische Grabgedichte Thessaliens: Beispiele für poetische Kleinkunst der Antike 9783825369415, 3825369412

Aus der Fülle der griechischen Inschriften des Klassischen Altertums ragen die Grabgedichte heraus. Denn sie ermöglichen

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Griechische Grabgedichte Thessaliens: Beispiele für poetische Kleinkunst der Antike
 9783825369415, 3825369412

Table of contents :
Umschlag
Titel
Impressum
Inhalt
Verzeichnis der Grabgedichte
Achaia Phthiotis
Pyrasos
Theben
Eretria Phthiotis
Thessaliotis
Pharsalos
Kierion
Euhydrion
Hestiaeotis
Trikka
Mylai
Metropolis
Pelasgiotis
Pherai
Driskoli
Krannon
Atrax und Umgebung
Larisa
Gonnoi und Umgebung
Magnesia
Demetrias
Boibe
Methone
Agyia
Campus Dotius
Spalauthra – Olizon
Perrhaebia
Serbia
Phalanna
Pelion
Chyretiai / Perrhaibia
Pythion
Azoros
Elassona / Olooson
Thessalien allg.
Einleitung: Inschriften allgemein
Einleitung: Grabgedichte Thessaliens
Anmerkungen zur Einleitung
Literatur- und Abkürzungsverzeichnis
Die Grabgedichte
Gedichtlänge (bei Gedichten, deren Länge erkennbar ist
Aufbewahrung
Comparatio numerorum
Chronologie der Grabgedichte
Eigennamen
Provenienz
Rückumschlag

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bernd lorenz

lorenz Griechische Grabgedichte Thessaliens

lorenz

Beispiele für poetische Kleinkunst der Antike

Griechische Grabgedichte Thessaliens

  us der Fülle der griechischen Inschriften des Klas   sischen Altertums ragen die Grabgedichte heraus. Denn sie ermöglichen oftmals tiefe Einblicke in Alltagsleben und Beruf, Denken und Fühlen, Familie und Herkunft sowie Krankheit und Tod. Sie sagen viel über den seinerseits verbreiteten Analphabetismus aus. Dies zeigt sich auch in einer Landschaft, die nicht zu den hauptsächlich betrachteten Gebieten Griechenlands zählt: in Thessalien. Daher können die hier überlieferten über hundert – gemäß der ig ix 2 strukturierten – Grabgedichte durchaus als typisch gelten.   Die vorliegende Studie legt ihre Schwerpunkte in die Sammlung der Grabgedichte (nicht zuletzt aus der oft vernachlässigten Spätantike), in ihre möglichst umfassende Bibliographie (auch Hinweis auf die Rezeptionsgeschichte) und in die Sammlung von Übersetzungen (ebenso eine Methode der Rezeptionsgeschichte). Eher knappe kommentierende Notizen verweisen auch auf inhaltliche Verwandtschaft von Texten, vor allem einer Stadt.

 Griechische Grabgedichte Thessaliens

Universitätsverlag

isbn 978-3-8253-6941-5

win t e r

Heidelberg

kalliope Studien zur griechischen und lateinischen Poesie Band 16

  bernd lorenz

Griechische   Grabgedichte Thessaliens  Beispiele   für poetische Kleinkunst   der Antike

Universitätsverlag

winter

Heidelberg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

umschlagbild Hediste, bemalte Grabstele Archäologisches Museum ›Athanassakeìo‹, Volos (Inv.-Nr. L1)

isbn 978-3-8253-6941-5 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 2019 Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg Imprimé en Allemagne · Printed in Germany Druck: Memminger MedienCentrum, 87700 Memmingen Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem und alterungsbeständigem Papier. Den Verlag erreichen Sie im Internet unter: www.winter-verlag.de

Inhalt Verzeichnis der Grabgedichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 Einleitung: Inschriften allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Einleitung: Grabgedichte Thessaliens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 Anmerkungen zur Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 Literatur- und Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Die Grabgedichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Gedichtlänge (bei Gedichten, deren Länge erkennbar ist). . . . 277 Aufbewahrung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 279 Comparatio numerorum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283 Chronologie der Grabgedichte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 287 Eigennamen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289 Provenienz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

Verzeichnis der Grabgedichte Achaia Phthiotis Pyrasos G 1 Marmorstele des Soldaten Kinon G 2 Stele des Philon

Seite 51

Theben Seite 55 G 3 Epigramm auf den Soldaten Rufos G 4 Inschriftfragment aus Nea Anchialos G 5 Grab aus Nea Anchialos G 6 Grabgedicht eines Mysten von Demeter und Bakchos G 7 Zeugnis der Freundschaft in christlichem (?) Grabgedicht G 8 Stele aus der Umgebung von Theben mit Warnung an Grabräuber G 9 Grab des Chairon aus Theben G 10 Fragment aus Theben Eretria Phthiotis G 11 Wieder legt Moira das Geschick fest G 12 Grabstele des sechzehnjährigen Neikatas

Seite 66

Thessaliotis Pharsalos Seite 70 G 13 Breite Marmorplatte für Diokleas von seiner Mutter G 14 Epistylfragment mit Inschrift für Thibron G 15 Stele der jugendlichen Tochter Timandra G 16 Grab für die Tochter des Admetos G 17 Basis für den Sohn der Nemea und des Amometos G 18 Frau von den Gestaden des Nil

7

Kierion Seite 85 G 19 Steinbasis einer Stele für den tapferen Soldaten Pyrrhiadas Euhydrion Seite 90 G 20 Der Tod der jungen Mutter Zoe – eine Grabelegie G 21 Grabmal für eine vom ganzen Volk vermißte Frau (Sosipolis?) Hestiaeotis Trikka Seite 94 G 22 Frau und Kinder errichten dem Echenikos ein Relief als Grabmal G 23 Der Arzt Gerys bittet Pluto und Persephone G 24 Grab des Kindes Andromachos G 25 Grab eines kurz vor der Hochzeit Verstorbenen G 26 Gedicht für die jung verstorbene Aristopolis G 27 Antigone trauert um ihren verstorbenen Gemahl G 28 Grabgedicht für den Arzt Kimber Mylai G 29 Grab der Tochter Aristagora G 30 Stele des kleinen Zenomenes

Seite 110

Metropolis G 31 Grab für Agesias

Seite 113

Pelasgiotis Pherai Seite 115 G 32 Der Vater errichtet die Stele G 33 Grabstele für Anankippos aus Larisa G 34 Grabgedicht für Menon G 35 Basis (?) aus Marmor für Kleitarete G 36 Marmorstele für Astagoras G 37 Grabgedicht der Lampis G 38 Marmorstele des Kallias aus Tegea G 39 Grabmal für den tüchtigen und verständigen Pyrrhos G 40 Stele des Lykophron 8

Driskoli G 41 Xenotaph für Lykos G 42 Grab der elfjährigen Dionysia

Seite 131

Krannon G 43 Marmorbasis für den tapferen Soldaten Ason G 44 Grab der vielbeweinten Neikyla

Seite 134

Atrax G 45 G 46 G 47 G 48 G 49

Seite 138 Vers auf dem Marmorpfeiler des Hybristas Der Vater errichtet seinem Sohn das Denkmal Marmorstele des Teleutias Epitaph des Arztes Dikaios und seiner Frau Philissta Grabepigramm des Hegesandros

Larisa Seite 148 G 50 Wasanor errichtet seinem lieben Sohn Perikles das Grabmal G 51 Stele des ruhmreichen Theotimos G 52 Der Verstorbene geht zum Hades G 53 Stele des Wastykrates G 54 Inschriftfragment für den Vater Theromachos G 55 Grabepigramm des Herilaos aus Kalchedon G 56 Gedicht für die während der Wehen verstorbene Potala G 57 Grabgedicht der jungen Frau Piste G 58 Sieben Kinder begraben ihren frommen Vater Iulius G 59 Die Eltern beweinen den kleinen Athenaios G 60 Grabinschrift des neunjährigen Alexandros G 61 Grabgedicht für den edlen Agelaos G 62 Marmorstele mit Parallelgedicht G 63 Die Gattin bestattet den Künstler G 64 Marmorstele aus Larisa mit (metrischem?) Inschriftfragment G 65 Tod nach schwerer Krankheit G 66 Grab des jungen Mädchens Leonto G 67 Der Sohn errichtet seinem Vater Sokrates ein Heroon G 68 Die Gattin Kratylla errichtet dem Teisamenos das Grab G 69 Grab der Gemahlin und Mutter Dionysia 9

G 70 G 71 G 72 G 73 G 74

Grabinschrift für die Jüdin Maria Grabgedicht für einen Schiedsrichter Grabmal der Geschwister Loionto und Synphoros Relief der Gattin Parmonis: Vorbildlich – ohne Weiterleben Gedicht auf die während der Schwangerschaft verstorbene Amyntiane G 75 Grab der kurz vor der Hochzeit verstorbenen Glyke G 76 Stele aus Larisa „pour un mimographe“ G 77 Grab der fünfzehnjährigen schwangeren Gregoria Gonnoi Seite 193 G 78 Grabmal des Damokrates, des Sohnes des Aristokrates G 79 Epitaph des Soldaten Dikaiogenes G 80 Grab des mit zwanzig Jahren verstorbenen unverheirateten Aristogenes Magnesia Demetrias Seite 199 G 81 Viereckige Marmorbasis für eine Säule, die ursprünglich eine Sphinx trug G 82 Stele eines Dieners der Musen G 83 Marmorstele der Eukleia G 84 Agathokles betet zu Persephone G 85 Grab der dreijährigen Theokrita G 86 Kleines metrisches Fragment G 87 Den tapferen Antigenes führt Minos zu den Inseln der Seligen G 88 Grabmal für die Wöchnerin Hediste und ihr neugeborenes Kind G 89 Marmorstele des knapp zwanzigjährigen Diogenes G 90 Grabstele der Myrto aus Pelusium G 91 Bemalte Stele des Protomachos G 92 Grab des feuerbestatteten Sohnes des Polykrates und der Hegelochis G 93 Bemalte Stele des Stratonikos G 94 Grab einer beim Gebet zu Demeter Verstorbenen 10

G 95 G 96 G 97 G 98

Bemalte Stele der frommen und gerechten Archidike Bemalte Stele für den jungen und frommen Ammonios Fragment einer Marmorbasis Für Pardalis errichtete Marmorstele als steinerne Papyrusstaude G 99 Familiengrab mit Strafandrohung für Grabfrevler G 100 (Christliches?) Grabepigramm der Eustathia Boibe G 101 Grabmal des Aineas

Seite 244

Methone G 102 Grab der ehrenhaften Neike

Seite 246

Agyia G 103 Menippiane stirbt während der Schwangerschaft

Seite 248

Campus Dotius G 104 Teilweise metrische Inschrift der Daphne

Seite 249

Spalauthra Seite 250 G 105 Gedichtfragment (?) auf Fragment einer Steinstele (?) Perrhaebia Serbia G 106 Totentrauer

Seite 252

Phalanna G 107 Epitaph für Wasidamos

Seite 254

Pelion G 108 Stele des Gastron

Seite 256

Chyretiai G 109 Eppedo errichtet ihrem Euethidas das Grabmal

Seite 259

11

Pythion G 110 Inschriftenfragment auf einer Marmorstele G 111 Von Epikrates errichtete Marmorstele

Seite 262

Azoros G 112 Epigrammfragment für den Boxer Agasikrates G 113 Epitaph des Kallikleas G 114 Eine Stele für den Vater

Seite 266

Elassona / Oloosson Seite 270 G 115 Für ihr Kind Thessalia von ihren Eltern besorgte Marmorstele G 116 Grab der Gattin Melantho Thessalien allg. G 117 Telesphorion bedroht Grabschänder

12

Seite 275

Einleitung Inschriften allgemein Abertausende Inschriften in griechischer bzw. lateinischer Sprache (oder auch in beiden Sprachen bzw. in anderen orientalischen Sprachen) sind uns aus dem Klassischen Altertum überliefert, Prosa­ inschriften seit dem 7. Jh. v. Chr. und elegische Formen seit Mitte des 6. Jh. v. Chr., zunächst in geringer Anzahl vorhanden, nimmt die Menge der überlieferten und erhaltenen Inschriften im und seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. deutlich zu.1 Dabei ist die Zahl der Inschriften offen und im letzten nicht festlegbar durch den unablässigen Zuwachs dank zahlreicher Neufunde. Und das bedeutet natürlich, daß Publikationen wie Sammlungen und Kommentare prinzipiell nicht „endgültig“ sind, sondern immer von neuem notwendigerweise erarbeitet, ergänzt und optimiert werden müssen und somit in Diskussion stehen.2 Und erst vor wenigen Jahren stellt Timo Christian (2015) fest, „dass ein Interesse am griechischen Epigramm ungebrochen und lebhaft weiterbesteht“ (S. 17). Inschriften gliedern sich bekanntermaßen zunächst nach dem verwendeten Schreibmaterial in Buch- bzw. Steinepigramme. Dabei wurden die Begriffe Epigramm und Epigraphik im Verlauf der Forschungsgeschichte schon vielfältig untersucht.3 Die Epigraphik bezieht sich nun auf Texte, die auf dauerhafte Materialien geschrieben sind, meist auf Stein. Die inhaltliche Gliederung der Inschriften ergibt sich aus Zweck und Ziel und steht ebenfalls traditionell fest: Juristisch und historisch Relevantes (wie Verträge und Gesetze) findet sich neben individuell und gesellschaftlich Relevantem (wie Ehren-, Grab-, Weihinschriften …).

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Zu berücksichtigen und zu vergleichen sind dabei die fließenden Übergänge der Arten von Inschriften und die hier häufig zu beobach­ tende Formelhaftigkeit, also Verwendung literarischer Motive, aber auch die verwendete Stilistik der oft kleinen Texte bzw. Textfragmente. Dabei erweisen griechische Inschriften auch immer wieder einige Affinität zum Layout einer Papyrusrolle.4 Dementsprechend sind Funktionen der Inschriften u. a. Papyrus-/ Papier­ersatz, sie bezeugen eine bemerkenswerte Offenheit und Transparenz im staatlichen und im privaten Denken und Handeln und stellen somit wichtige Instrumente von gesellschaftlicher Kommunikation dar: Denn der griechische Bereich kennt (ursprünglich) Stadtstaaten, nicht Flächenstaaten. (Trotzdem hat hier später auch ein Monumentum Ancyranum seine wesentliche Funktion!) Denn der Leser (der häufig in seiner Bedeutung zu wenig gesehen wird) kann so auf einfachste Weise beispielsweise zur Kenntnis nehmen, welche Abkommen und Verträge seine Heimatstadt mit anderen Städten bzw. Städtebündnissen geschlossen hat, es wird sozusagen „Öffentlichkeit hergestellt“ und politische bzw. soziale Teilhabe ermöglicht. R. Thomas meint sogar, Veröffentlichung durch Inschriften sei ein Zeichen von Demokratie.5 Und in der Tat sollte nicht übersehen werden, daß beispielsweise Staatsverträge in England – dem Mutterland der modernen Demokratie! – erst im 18./19. Jahrhundert im Druck veröffentlicht wurden. Zugleich ermöglicht diese Funktion des Lesens auch die Funktion des sich Erinnerns, also der „Mnemopoetik: die epigraphische Konstruktion von Erinnerung in den griechischen Poleis“ (A. Chaniotis 132–169 in: O. Dally, T. Hölscher, S. Muth, R. Schneider: Medien der Geschichte. Antikes Griechenland und Rom; Berlin, 2013). Denn „die Erinnerung, die von Inschriften überliefert wird, ist erstens konstruierte Erinnerung (…) und zweitens Komposition“ (A. Chaniotis 134). In der Grabinschrift nun, die oft die Vorzüge des/der Verstorbenen und die Trauer der Hinterbliebenen vorstellt, ist dann nachzulesen, wer bestattet ist, wie sein Name lautet – und oft sind auch die Na14

men trauernder Angehöriger angegeben – und was im (Alltags-)Leben des Verstorbenen wichtig war: Der öffentliche Raum wird (auch) von Privaten betextet. Dabei stehen humanistische Dokumente neben religiösen, sachlich klingende neben emotionalen (vgl. A. Chaniotis 153–158: Epigraphische Texte erwecken Emotionen) Zeugnissen. Doch gerade bei Grabinschriften, die K. S. Guthke der „Epitaphologie“ zuordnet (S. 8), sieht G. M. Sanders durchaus Schwierigkeiten, Leser zu finden, denn es bestehe Scheu vor dem Grab bzw. der Atmosphäre des Todes.6 (Ob dies aber immer so gilt, stellt ein vor einigen Jahren publiziertes Buch mit deutschen Todesanzeigen, „Aus die Maus“ von Christian Sprang und Matthias Nöllke, Köln, 2009, in Frage.) Zu berücksichtigen ist bei einer Analyse weiter die Gliederung der Bevölkerung in (meist) die Gruppe von (Quasi-)Analphabeten, die vielleicht nur (den eigenen) Namen zu lesen oder schreiben vermag, und in die Lesekundigen, die mit größeren Texten sozusagen (ein wenig) umgehen können. Es ist daher wohl naheliegend, daß das Lesen ganzer Verträge bzw. langer Grabinschriften7 – möglichst mit literarischen, philosophischen oder religiösen Anspielungen bzw. Zitaten – exklusiv für eine intellektuelle Oberschicht zu erwarten ist. Wichtig ist jedenfalls festzuhalten, daß nur eine Minderheit der ­Bevölkerung die wesentlichen Kulturtechniken Lesen und Schreiben beherrschte. Dabei hat sich die Art des Schreibens im Verlauf der Jahrhunderte gewandelt (Boustrophedon, Stoichedon etc.), ebenso die verwendete Buchstabenhöhe – was für den Leser vielleicht nicht nur eine Gewohnheit, sondern zu gewissen Zeiten auch eine Herausforderung darstellte. Dazu kommt die Frage, an welcher Stelle die Inschrift plaziert wurde, in archaischer Zeit wohl tiefer, in klassischer Zeit eher höher (Bing). Und nicht zu übersehen ist, wie Jahrhunderte von Inschriftenkultur die Entwicklung der Schreibung der einzelnen Buchstaben dokumentieren. Es gab ja bekanntermaßen keine offizielle Normierung der Schreibweise(n)! Dazu kommt natürlich die verschiedenartige Abteilung der Verse (vgl. E. Sironen beim XV Congressus internationalis epigraphiae Graecae et Latinae, Wien, 2017). 15

Wenn man bei privatem Lesen die verbreitete Sitte des Laut-Lesens berücksichtigt, erkennt man, welchen auch ästhetischen – neben dem poetischen natürlich – Reiz z. B. Grabgedichte bieten können. Grabgedichte sind auch hier „etwas Besonderes“ – und auch deshalb die eindeutige Minderheit in der großen Zahl der Grabinschriften. Genese wird – wie auch bei vielen anderen Themen – bei Homer gesucht.8 Grabgedichte sind nun nicht nur, teils kleine, Zeugnisse und Ergebnisse der Arbeit mit Sprache – mit poetischer Sprache. Auch Grabgedichte dienen der Erinnerung, in Auswahl, als Hypomnemata, werden als historische Zeugnisse verstanden, stellen Orte der Erinnerung dar und verweisen so auf Vergangenes (vgl. bei McLean). Dementsprechend verwenden Grabgedichte oft auch literarische Formen, so in beachtlicher Zahl die literarische Form des Dialogs, oft auch – in direkter Form – als Anrede des Grabtextes an den Passanten (traditionell als „Wanderer“ übersetzt) und im narrativen Kontext verschiedenartiger Gespräche zwischen Passant und Verstorbenem. Häufig erzählt der Text auf dem Stein auch über den Verstorbenen/die Verstorbene, sein/ihr – langes oder (zu) kurzes – Leben, über den Beruf, über die Familie, liefert also Informationen. Schon dabei bleiben Fragen offen. So sind noch nicht einmal die mit alleinstehendem appellativem Omega beginnenden Versinschriften eigens untersucht.9 Doch Grabgedichte sind darüber hinaus immer wieder bewußt „exoterisch“ gestaltet, sie formulieren häufig „Grundweisheiten für Leben und Sterben“ und zeigen so in einzelnen Beispielen die Gegensätzlichkeit und Vielfalt philosophischen und religiösen Denkens – eine Situation, die sich in unserer Zeit anschaulich wiederholt. Erinnert sei hier nur an die Vorstellung vom „Haus des Hades“ oder den Dualismus Leib (zur Erde) und Geist (nach oben/zu den Sternen).10 Linguistisch sind Inschriften allgemein wesentliche Dokumente der Entwicklung von Sprache (z. B. in Bezug auf Wortschatz, Dialekt, Hochsprache, dichterische Sprache), aber auch inhaltlicher Einflüsse bis zur Frage nach lokalen Schulen. Es geht auch hier um die Darstellung historischer Prozesse (Vgl. bereits G. Herbig, Epigraphik und Sprachwissenschaft, NJbb 25, 1910, 572–579).

16

Bedeutendes Thema ist natürlich die Sprachpsychologie, u.  a. Schlichtheit, Emotion, Appell, Poesie. Dabei sind Versinschriften „an ideal object of study for such an investigation“.11 Weiter ist die statistisch relevante Menge des Materials (tausend Jahre Grabgedichte Thessaliens!) durchaus im Sinn der Korpuslinguistik von Bedeutung. Hier stellt sich auch folgende Frage: „What do readers expect from book indexes and how do they use them? An exploratory user study“ (Mary Coe, The Indexer 33, 2015, 90–101). Für die Edition von Inschriften mit ihren bewährten und weiterentwickelten Methoden12 ist und bleibt gewiß zu bedenken, daß „elementare Bestandteile einer historisch-kritischen Ausgabe“ auch für epigraphische Arbeit wichtige Impulse geben können und geben sollten. Anregungen und Anforderungen aus dem Bereich der Editionswissenschaft – trotz ihrer genuinen Bezogenheit auf neuere Texte – können die epigraphische Arbeit hier ermutigen und beleben. Dabei erinnert sich diese Editionswissenschaft durchaus des methodischen Konzepts des Klassischen Philologen Karl Lachmann.13 Nicht zurückstehen sollte auch der Blickpunkt, die Inschrift, z. B. das Grabgedicht, in ihrem jeweiligen Umfeld zu sehen: Wie sieht das Monument aus (Material), auf dem sich der Text findet? Wie ist der Erhaltungszustand des Monuments bzw. des Textes? Wurde der Stein mehrfach verwendet? Gibt es hier bildliche (vielleicht sogar farbige?) Darstellungen? Wie ist der Text im Bild bzw. das Bild im Text angelegt? Kann noch etwas über die Umgebung des Monuments gesagt werden? Vgl. auch die Fragestellungen der 1977 gegründeten „Association for Gravestone Studies“ (an der University of Massachusetts, Amherst). G. Pfohl formulierte dazu schon vor über fünfzig Jahren dezidiert: „Niemals darf die Inschrift als Einzelgebilde behandelt werden.“14 Und für den Gesamtbereich der Epigraphik entwickelt sich – analog und spezialisiert zu Digital Humanities – der Bereich Digital Epigraphy, der sich schon in zwei wichtigen Konferenzen präsentiert hat (Pisa, 2016; Brown University Providence 2017). 17

Das Jahr 2016 hatte bereits die EAGLE 2016 International Conference on Digital and Traditional Epigraphy in Context (Rom) gesehen; ein Teil der Partner des EAGLE-Projekts gründete im Lauf dieses Jahres auch die „IDEA – The International Digital Epigraphy Association“.

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Einleitung Grabgedichte Thessaliens Vielfach wurde und wird das Prinzip beschrieben und begründet, als konstituierend landschaftliche Gliederung und landschaftliche Besonderheiten für die epigraphische Arbeit zu verwenden.15 Dies gilt auch für die vorliegende Arbeit, die dann innerhalb der (ungefähren) geographischen Gliederung (des „broader Thessaly“) eine (skizzenhafte) chronologische Anordnung vornimmt. https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ancient_Thessaly? uselang=de Die Wahl Thessaliens zum Untersuchungsgegenstand entspricht nun dem langjährigen Interesse des Verfassers: Thessalien als eine der Kernlandschaften Griechenlands und der griechischen Kultur (mit über lange Frist recht stabilen Grenzen) steht trotz aller Bemühung immer sozusagen im Schatten Attikas mit Athen und auch hinter Sizilien und Unter­italien. Zu nennen ist als Forscher, der zumindest wichtige Jahre mit allgemeiner Archäologie und besonders Inschriften Thessaliens verbracht hat, A. S. Arvanitopoulos. Seine Unterlagen wurden wieder aufgefunden und harren der Bearbeitung. (M. Stamatopoulou: The Archives of A. S. Arvanitopoulos (1874–1942) and their Importance for the Study of Thessalian Archaeology, Archaiologiko ergo thessalias kai stereas elladas 3, 2009, Praktika…Bolos 12.3.–15.3.2009, Tomos 1: Thessalia 17–24). Die Zahl thessalischer Inschriften umfaßt „plus de 6000 inscriptions, dont 200 métrique“.16 Dabei enthält die vorliegende Sammlung weit über 100 auf Stein überlieferte Gedichte aus etwa 1000 Jahren. (Literarische Epigramme z. B. der Anthologia Palatina – selbst wenn sie in GV enthalten sind – oder auch „orphische“ Goldplättchen17 sind somit in dieser Sammlung nicht berücksichtigt.) 19

„Die ältesten Inschriften in Thessalien datieren in der archaischen Zeit, aber die Mehrheit ist im 3. bis 1. Jh. v. Chr. entstanden“, resümiert A. Ginesti Rosell.18 Dabei ist nicht zu übersehen, daß etwa ein Drittel der Grabgedichte aus den nachchristlichen Jahrhunderten stammt. Schon vor über 130 Jahren stellte G. Hirschfeld fest: „Unter allen Klassen griechischer Inschriften, die in nennenswerter Anzahl erhalten sind, hat wohl keine bisher die Aufmerksamkeit weniger angezogen als die späteren griechischen Grabinschriften“ (Königsberger Studien 1, 1887, 85). Die Anordnung der Gedichte ist somit primär geographisch und damit auch der – immer noch häufig vernachläßigten – Bedeutung der Stadtstaaten gemäß. (Zu diesem Thema wurde übrigens das Dossier „Grandes et ­petites cités“ in ΤOPOI, Orient-Occident 18/1, 2013  mit vielen ­Beispielen aus Thessalien publiziert.) Sekundär ist die Reihung chronologisch (und entspricht damit der bereits in IG IX 2 gewählten Gliederung), nicht grob thematisch (wie es E. Cairon gestaltet): Männer, Frauen, Jugendliche, Kinder, wobei das jeweils einzige Grabgedicht für ein kleines Mädchen bzw. ein junges Mädchen/eine junge Frau bei E. Cairon keineswegs der Wirklichkeit der thessalischen Grabgedichte entspricht.19 Eine chronologische Sortierung zeigt übrigens, daß die größte Zahl von Gedichten (nämlich ca. 30) aus dem 3. Jh. v. Chr. stammen, es folgen dann die Gedichte des 5. Jahrhunderts v. Chr. und die Gedichte des 2./3. Jahrhunderts in vergleichbarer Zahl (je ca. 15). Doch schon ein vorläufiger erster Blick zeigt sprachliche Parallelen in der Gestaltung der Gedichte, die zugleich die gemeinsame Entstehungszeit bestätigen – aber auch dieselbe Herkunft – vielleicht auch ein Hinweis auf eine „Stadtsprache“. Als Beispiele seien genannt: Δαίμων und τύχη kommen nebeneinander vor bei G 89, G 92 (beide Demetrias, 3. Jh. v. Chr.), dazu τύχη bei G 88 (ebenfalls Demetrias, 3. Jh. v. Chr.).

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Die Bestandteile τύμβος ἔχει, παράκοιτις, δάκρυσιν N. erscheinen bei den fast gleichzeitigen Gedichten aus Trikka: G 27 (2./3. Jh. n. Chr.) und G 28 (3. Jh. n. Chr.). Der Begriff φιλία wird nur verwendet in zwei Gedichten der gleichen Landschaft aus dem 3. Jh. n. Chr.: G 6 (Nea-Anchialos), G 7 (bei Theben). Als Beispiele für übergreifende Motivik sei auf den Bereich der Hochzeit als soziologische Schwelle verwiesen. Hier werden ausdrücklich unverheiratet Verstorbene genannt, so beispielsweise G 2 (Pyrasos, 2./3. Jh.), G 29 (Mylai, 3. Jh. v. Chr.) und G 80 (Gonnoi, Zeitenwende); ausdrücklich als kurz vor der Hochzeit stehend werden folgende Verstorbene angeführt: G 25 (Trikka, 2./3. Jh.), G 66 (Larisa, 2./3. Jh.) und G 75 (Larisa, 3. od. 4. Jh. n. Chr.). Dabei werden die Verstorbenen in G 29 und G 66 ausdrücklich als „jungfräulich“ bezeichnet – was offenbar eine lobende Bemerkung wert war. Eine wichtige Gruppe von Grabgedichten ist Verstorbenen in der Schwangerschaft, bei den Wehen oder mit Neugeborenen gewidmet. Genannt seien G 20 (Euhydrion, 3. Jh. n. Chr.), G 56 (Larisa, 3. Jh. v. Chr.), G 74 (Larisa, 3. Jh. n. Chr.), G 77 (Larisa, 4. Jh. n. Chr.), G 88 (Demetrias, 3. Jh. v. Chr.) und G 103 (Agyia, 2. Jh. n. Chr.). Aufschlußreich ist andererseits auch das unterschiedliche Vorkommen von Namen. So ist es wohl kein Zufall, daß beispielweise Ale­xandros (95mal), Philippos (84mal), Demetrios sowie Leon (je 73mal), Lykos (54mal), Dikaios (46mal), Antiochos (43mal), Antigenes (40mal), Herakleides (35mal), Epikrates (32mal), Philiskos sowie Simos (je 31mal) und Straton (22mal) in Thessalien nachgewiesen sind, während andere Namen selten oder nur einmal erscheinen. Andere Namen kommen hauptsächlich im Bereich einer der Städte vor, so Aleuas (11mal in Thessalien, davon sechsmal in Larisa), Aristogenes (achtmal in Thessalien, davon fünfmal in Gonnoi), Aristokrates (25mal in Thessalien, davon siebenmal in Gonnoi und sechsmal in Larisa), Artemidoros (14mal in Thessalien, davon siebenmal in Demetrias), Athenaios (fünfmal in Thessalien, davon dreimal in Larisa), Dionysia (sechsmal in Thessalien, davon dreimal in Larisa), 21

Elpis (achtmal in Thessalien, davon viermal in Larisa), Kleonikos (sechsmal in Thessalien, davon viermal in Larisa), Kointas (16mal in Thessalien, davon achtmal in Larisa), Nike 12mal in Thessalien, davon achtmal in Skotoussa), Nikiades (12mal in Thessalien, davon achtmal in Skotoussa), Olympichos (achtmal in Thessalien, davon viermal in Larisa), Parmonis (elfmal in Larisa) und Thibron (sechsmal in Thessalien, davon dreimal in Oloosson). Generell notiert LGPN 2000 (…) Atrax, a city which is proving a rich source of rare names (…) (in: Introduction, S. IX). Michael A. Tueller untersucht „Words for Dying in Sepulcral Epi­ grams“ – die Grabepigramme in Thessalien berücksichtigt er leider nicht ­(Dialect, Diction, and Style in Greek Literary and Inscribed Epigram. Ed. by E. Sistakou and A. Rengakos, Berlin-Boston, 2016, 215–233). Doch wird auch ein besserer Überblick und somit ein Vergleich verschiedener Aspekte der Kontinuität bzw. Diskontinuität von Formen, Schreibweisen und Inhalten nach Städten und Landschaften innerhalb Thessaliens möglich – wobei immer auch Zufälle der Überlieferung zu bedenken sind (auch im Hinblick auf – sehr selten vorkommende – Verfasserangaben). Grabgedichte von in Thessalien Gebürtigen, die außerhalb Thessaliens bestattet sind, werden daher in dieser Sammlung nicht berücksichtigt.20 Ein Ziel dieser vorliegenden Sammlung ist es somit, den Stand der – teilweise mehr als ein Jahrhundert währenden – Textforschung der Grabgedichte aufzuzeigen und damit Bausteine einer Rezep­ tionsgeschichte der (ca. zwei Dutzend sehr kleinen bis eher wenigen auffallend langen) Gedichte zu entwickeln. Ausgangspunkt ist dafür gewiß die (möglichst aktuelle) Bibliographie quasi als Zwischenstation der Arbeit. Beim Vergleich beispielsweise der allgemein bibliographischen Ansätze zur griechischen Epigraphik von J. J. E. Hondius, Saxa loquuntur. A Bibliography of Epigraphic Publications on Greek ­Inscriptions, Chicago/Ill. 1976; mit unveränd. Nachdruck der Aufl. Leiden, 1938, – aber später auch von G. Pfohl, Bibliographie der griechischen Vers-Inschriften, Hildesheim, 1964 mit 449 Nrn. zeigt sich die Entwicklung der Forschung. 22

Wenn es nun in einer Veröffentlichung von 2017 heißt: „Die Literaturangaben verstehen sich als erste Hinweise – in Zeiten der Literatur-Datenbanken ist eine vollständige Aufzählung ohnehin obsolet geworden“ (S. 143: Griechische Inschriften als Zeugnisse der Kulturgeschichte. Griechisch-deutsch; Matthias Steinhart (Hrsg.), Berlin-Boston, 2017), ist dem zuzustimmen, solange es um die imaginäre Vollständigkeit der Literaturangaben geht – diese liefern allerdings „die Literatur-Datenbanken“ keineswegs. Ein Überblick über die Forschungsgeschichte, aber auch Rezep­ tion einzelner Texte erfordert jedoch eine möglichst ausführliche Bib­ liographie, allein schon um Zeiten intensiver Forschung und Phasen ohne Engagement bei einzelnen Inschriften erkennen zu können. Unverzichtbar bleiben die Inscriptiones Graecae, hier Band IX, 2 für die thessalischen Inschriften (1908, unveränd. Nachdruck 1966). Doch berichtet Günther Klaffenbach in den Actes du deuxieme Congres international d’Epigraphie grecque et latine, Paris, 1952; Paris, 1953 zum Stand der Weiterarbeit: „Das für IG IX 2, die thessalischen Inschriften, vorgesehene Supplement, hatte dankenswerter Weise der beste Kenner dieser Landschaft, Y. Béquignon, schon vor diesem Kriege übernommen. Wir haben es mit der lebhaftesten Genugtuung begrüsst, dass Herr B. uns hat wissen lassen, dass er nach wie vor an dieser Aufgabe festhält, sie aber erst nach einer neuen Bereisung Thessaliens fertigstellen kann. In der Hoffnung und dem Wunsche, dass ihm diese Reise bald möglich sein wird, werden wir uns gern gedulden.“ (S. 27) Und so gedulden wir uns noch heute. Die großen Werke von W. Peek GV und GG bieten literarische und Steinepigramme aller Zeiten und Landschaften. So ermöglichen sie nun eine einheitliche Schau, die die geographischen Strukturen allerdings zurückstellt und zweitrangig macht. Entsprechend schafft G. Pfohl in „Greek Poems on Stones“ (1967) einen wertvollen Blick auf die frühen Jahrhunderte, also 7.–5. Jh. v. Chr., dann führt P. A. Hansen seine beiden Bände „Carmina Epigraphica Graeca“ (1983 bzw. 1989) immerhin bis ins 4. Jh. v. Chr.

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1970 publiziert bemerkenswerterweise und dankenswerterweise nur für die Epigraphik von Thessalien A. S. McDevitt, Inscriptions from Thessaly. An Analytical Handlist and Bibliography, Hildesheim, New York. Er legt die Neufunde der Jahre seit 1908, der Publikation von IG IX 2, in 1189 Nummern vor. McDevitt beginnt übrigens sein „Preface“ mit folgender Feststellung: „In the belief that ancient Thessaly has not received from scholars the attention it deserves the present work was undertaken to provide a „Hilfsmittel“ for those who would turn their attention to this area“: Man kann diese Feststellung auch jetzt noch akzeptieren und als aktuell ansehen. 1976, wenige Jahre später, wurde die Innsbrucker Dissertation (1974) von B. Lorenz publiziert, Thessalische Grabgedichte vom 6. bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. Herausgehoben werden soll dann die zweibändige Dissertation von K. Mickey, Studies in the Greek Dialects and the Language of Greek Verse Inscriptions (1981). Basis der ausführlichen Arbeit bilden thessalische Grabgedichte – was aus dem Titel nicht zu entnehmen ist. Fast eine Generation später (2009) bietet E. Cairon21 eine Sammlung metrischer Inschriften mit teilweise ausführlichen Erläuterungen und Hinweisen auch für Thessalien, die nun auch die hellenistische Epoche (vom Tod Alexanders des Großen bis ca. 40 n. Chr.) einschließen und damit bisherige Publikationen übertreffen. Neben diesen gedruckten Schlüsselwerken und Spezialstudien sind für die kontinuierliche Forschung weiterhin die großartigen Berichte in L’Annee philol. und Bull. Ep. sowie SEG, aber seit Jahren auch und in zunehmendem Maße Internet-Quellen unverzichtbar, so z. B. http://epigraphy.packhum.org/inscriptions/ und diverse andere. Die Sammlung GHW (der drei Epigraphiker von Graeve, Helly und Wolters) am Forschungszentrum in Lyon „du laboratoire Histoire et Sources des Mondes Antiques, UMR 5189 du CNRS“ steht bedauerlicherweise nicht der allgemeinen Forschung zur Verfügung. Enthalten sind hier 3077 Dokumente zu Thessalien, über das Web sind erst 150 Nummern erreichbar.22 24

So macht der reine Zeitablauf erkennbarerweise schon längst einen neuen Versuch zur Bibliographie – vor allem der wiederum häufig verstreut vorgelegten neuen Publikationen – der Grabgedichte Thessaliens erforderlich. Desiderat bleibt dazu die aktuelle Präsentation dieser Grabgedichte aus der gesamten Antike, also auch der bisher eher wenig beachteten Jahrhunderte der Spätantike: Zwei wesentliche Ziele der vorliegenden Sammlung. Hierzu gilt nicht zuletzt: Die Wissenschaft bemüht sich „seit einigen Jahrzehnten intensiv um die Spätantike. Für keine andere Epoche der Antike liegen derart viele Quellen vor. Eine Menge davon (…) ist bislang aber nicht ausreichend ausgewertet. Es gibt also großen Nachholbedarf“.23 Wichtig ist natürlich die Arbeit hin zum (möglichst) authentischen Text als Grundlage weiterer Forschungen. Dabei ist die Bemühung um den Text und seine Rezeption ohne – zumindest vorläufige – (Kurz-) Kommentierung undenkbar. Schon die reine Zahl bibliographischer Nachweise für die einzelnen Gedichte zeigt die – gewiß auch von Traditionen und Zufälligkeiten geprägte – Rezeptionsgeschichte. (Z. B. das Schwerpunktinteresse an den ältesten/alten Inschriften.) Um nun das lästige Problem der Lesung von fragmentarisch erhaltenen Gedichten (z. B. G 13) zu reduzieren, werden hier beide Formen verwendet: Sowohl die Form der Überlieferung des Gedichts als auch eine weithin bekannte, als quasi sicher ergänzt angesehene Form desselben Gedichts (mit allen Unwägbarkeiten, die in der Verwendung bereits bekannter Formeln und der Nachdichtung insgesamt vorliegen; ausgenommen sind Lesarten, die einhellig als unbrauchbar eingestuft werden, z. B. in der Rezension von W. Peek in Gnomon 1938, 473–477), dabei werden Übersetzungsvorschläge24 bedeutender Epigraphiker vorgelegt, aber auch eigene Versuche. Hier kann nicht das Ziel sein, „eine flüssige oder gar elegante Paraphrase von eigenem literarischen Rang vorzulegen“25. Und an einigen Beispielen wird auch die Tradition von Übersetzung skizziert, die immer wieder bei den vergleichsweise kleinen 25

Texten von Grabgedichten zu sehen ist. Denn es gilt auch bei derartigen Texten zu beachten, daß Neuübersetzung auch und gerade in verschiedenen Sprachen inhaltlich weiterführen soll und auch kann. Das schöne Beispiel, das Peek in seinen Griechischen Grabgedichten mit griechischem und deutschem Text vorstellt, sei hier ansatzweise auf mehrere Sprachen ausgeweitet – auch als ein Hinweis auf die Internationalität der Klassischen Philologie. Dabei versucht jede dieser Übersetzungen die Wiedergabe des Gemeinten und ist damit Teil des vorläufigen, nicht abgeschlossenen und auch nicht wirklich beendbaren Prozesses, einen fremdsprachigen, hier den griechischen Text zu verstehen. Doch sollten nicht eigene Wörterverzeichnisse die Basis bilden26, denn oft kann auch das Fach-Wörterbuch nicht in allen Fragen im Bereich der Inschriften endgültig entscheiden.27 Erinnert sei abschließend an das kluge Wort von Georg Luck bei einer Rezension bereits aus dem Jahr 1959 und keineswegs eine „Entschuldigung“ für die gewiß unvermeidbar vorläufige Textarbeit: „Eine Übersetzung ist kein Rechenexempel, das regelmäßig glatt aufgeht. Es bleibt ein unbestimmbarer Rest, und oft steht oder fällt die Übersetzung mit diesem Rest“.28

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Anmerkungen zur Einleitung Vgl. zum Gesamtthema J. J. E. Hondius, 1–53, vgl. auch allg. F. ­Ghinatti, Profilo di epigrafia greca. Gli orizzonti della ricerca attuale, Saveria Mannelli, 1998; bzw. M. L. Lazzarini, Iscrizioni Greche e Mondo arcaico. Vecchi e nuovi problemi, XI Congresso Internazionale di Epigrafia Grae­ ca e Latina. Roma, 18–24 settembre 1997, Atti I, Rom 1999, 111–124. Vgl. zu den Grabgedichten beispielsweise W. Peek, Griechische Grab­ gedichte. Griechisch und deutsch, Berlin, 1960. 2 Vgl. jetzt auch R. Thomas, Writing, Reading, Public and Private „Literacies“. Functional Literacy and Democratic Literacy in Greece. In: Ancient Literacies: The Culture of Reading in Greece and Rome, Hg. W. A. Johnson – H. N. Parker, Oxford u. a., 2009, 13–45, hier 15. 3 Vgl. u. v. a. G. Pfohl, Das Epigramm. Zur Geschichte einer inschriftlichen und literarischen Gattung, Darmstadt, 1969, siehe auch McLean 2002, 1. 4 V. Garulli, Stones as Books, The Layout of Hellenistic Inscribed Poems. In: Hellenistic Poetry in Context, Ed. by M. A. Harder, R. F. Regtait, G. C. Wakker, Leuven u. a., 2014, 125–169, hier 125 f. (Hellenistica Groningana 20). Vgl. allg., aber in Bezug auf die lateinische Epigraphik: W. Eck, Öffentlichkeit, Monument und Inschrift, XI Congresso Internazionale di Epigrafia Graeca e Latina. Roma, 18–24 settembre 1997, Atti II, 1999, 55–75, vgl. W. Eck – P. Funke (Hrsg.), Öffentlichkeit – Monument – Text, XIV Congressus Epigraphiae Graecae et Latinae, 27–31 Augusti MMXII, Berlin, 2014. 5 Vgl. auch R. Thomas (Anm. 2) 16, ebenso vgl. K. S. Guthke, Sprechende Steine. Eine Kulturgeschichte der Grabschrift, Göttingen, 2006, 260. 6 G. M. Sanders, De oudchristelijke latijnse grafschriften en hun lezers. In: Handelingen van het XXVIe Vlaams Filologencongres, Gent, 29– 31 maart 1967, Bezorgd door J. van Haver, 156–181. 7 V. Garulli, L’epigramma longum nella tradizione epigrafica sepolcrale greca. In: Epigramma Longum. Da Marziale alla tarda antichita. From Martial to Late Antiquity. Atti del Convegno internazionale Cassino, 29–31 maggio 2006, A cura di Alfredo Mario Morelli, Cassino, 2008, 623–662 m. Abb. 1

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Vgl. P. Bing, The un-read Muse? Inscribed epigram and its readers in Antiquity. In: Hellenistic Epigrams, ed. by M. A. Harder, R. F. Regtuit, G. C. Wakker, Leuven u. a. 2002 (Hellenistica Groningana 6), 39–66 und allg. G. Cavallo, La cultura dello scritto. Continuita e discontinuita nel tardoantico, Rivista di Filologia e di Istruzione Classica 141, 2013, 373–397. Vgl. B. Lifshitz, Varia Epigraphica, Epigraphica 36, 1974, 78–100, hier 89–91. Ein schönes Beispiel liefert G 91 (Demetrias, 3. Jh. v. Chr.): Sprich, Wanderer und lies stillschweigend. Vgl. auch D. Meyer, Inszeniertes Lesevergnügen. Das inschriftliche Epigramm und seine Rezep­tion bei Kallimachos, Stuttgart, 2005 (Diss. Freiburg/Br., 1995) (Hermes Einzelschriften 93): „Versinschriften sind die älteste griechische Dichtung für Leser“ (S. 5). G. Pfohl, Griechische Grabgedichte des 5. Jahrhunderts v. Chr.: Zur Entwicklungsgeschichte inschriftlicher Poesie. In: Festschrift für Robert Muth. Zum 65. Geburtstag am 1. Januar 1981 dargebracht von Freunden und Kollegen, Hrsg. von P. Händel und U. Meid, Innsbruck, 1983, 347–356. H. D. Betz, „Der Erde Kind bin ich und des gestirnten Himmels“. Zur Lehre vom Menschen in den orphischen Goldplättchen. In: Ansichten griechischer Rituale. Geburtstags-Symposium für Walter Burkert, Castelen bei Basel, 15.–18. März 1996, Hrsg. von F. Graf, Stuttgart-Leipzig, 1998, 399–419. Vgl. die kurze Studie von F. D. Miller Jr., Philosophical Themes in Early Greek Grave Inscriptions, XI Congresso Internazionale di Epigrafia Greca e Latina, Roma, 18–24 settembre 1997, Atti I, Rom, 1999, 191–198. Grabgedichte Thessaliens werden hier leider nicht berücksichtigt. In der vorliegenden Sammlung vgl. beispielsweise die Grabgedichte G 40 und G 57. K. Mickey, Studies in the Greek Dialects and the Language of Greek Verse Inscriptions, Diss. Oxford, 1981, Einleitung 9. Vgl. auch Sterling Dow, Conventions in Editing: a suggested reformulation of the Leiden System, Durham, 1969 (Greek, Roman and Byzantine Studies Scholarly Aids, 2). B. Plachta, Editionswissenschaft. Eine Einführung in Methode und Praxis der Edition neuerer Texte, Stuttgart, 3. ergänzte und aktualisierte Aufl. 2013, hier 9 f. bzw. 29 f. (reclam Nr. 17603). G. Pfohl, Poetische Kleinkunst auf altgriechischen Denkmälern. Ausgesuchte Inschriften mit Übersetzungen und Erläuterungen, München, 1967, 55.



Vgl. auch: A. E. Raubitschek, Die Inschrift als Denkmal. Bemerkungen zur Methodologie der Inschriftkunde, Studium Generale 17, 1964, 219– 228, und neueren Datums M. Heinz, Thessalische Votivstelen. Epigraphische Auswertung, Typologie der Stelenformen, Ikonographie der Reliefs, Diss. Bochum, 1998 http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/metahtml/HSS/Diss/Heinz Margarete/diss.pdf sowie auch I. Männlein-Robert, Stimme, Schrift und Bild. Zum Verhältnis der Künste in der hellenistischen Dichtung, Heidelberg, 2007. Vgl. jetzt allg.: W. Eck – P. Funke (Hg.), Öffentlichkeit – Monument – Text. XIV Congressus internationalis Epigraphiae Graecae et Latinae, 27–31 Augusti MMXII, Berlin, 2014, Akten; vgl. auch speziell E. Morlock, E. Santin, The Inscription between text and object: The Deconstruction of a multifaceted notion with a view of a flexible digital representation. In: First EAGLE International Conference on Information Technologies for Epigraphy and Cultural Heritage, hrsg. S. Orlandi, R. Santucci, V. Casarosa, P. Liuzzo, Paris, 2014. 15 Vgl. u. v. a. G. Klaffenbach, Griechische Epigraphik, Göttingen, 2. verb. Aufl. 1966, 60 f. sowie G. Pfohl, Zur Projektierung epigraphischer Studien, Helikon 8, 1968, 470–476, bes. 473 f. zur Bedeutung des regionalen Studiums. Auch W. Peek hatte im Gnomon 8, 1932, 559 f. den Plan, die Inschriften „auf die Entwicklung des γένος innerhalb der einzelnen Landschaften gerichtet“ vorzulegen, wählte aber später eine andere Methode. Vgl. allg.: Historische Landeskunde und Epigraphik in Griechenland. Akten des Symposiums veranstaltet aus Anlaß des 100. Todestages von H. G. Lolling (1848–1894) in Athen vom 28. bis 30.9.1994, hrsg. von K. Fittschen, Münster, 2007. 16 E. Santin u. A. Tziaphalias, Épigrammes signées de Thessalie, TOPOI 18/1, 2013, 251–282, hier 252. 17 Chr. Riedweg, Initiation – Tod – Unterwelt. Beobachtungen zur Kommunikationssituation und narrativen Technik der orphisch-bakchischen Goldblättchen In: Ansichten griechischer Rituale. Geburtstags-Symposium für Walter Burkert, Castelen bei Basel, 15.–18. März 1996, hrsg. von F. Graf, Stuttgart-Leipzig, 1998, 359–398 18 A. Ginesti Rosell, Epigrafia funerària dʼestrangers a Atenes (segles VI– IV aC). Die Grabinschriften der Ausländer in Athen (6. bis 4. Jh. v. Chr.), Tarragona, 2012, zeigt im Katalog neun Inschriften (nicht nur Grabinschriften) für Thessalier (S. 48).

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Der Band: Mädchen im Altertum / Girls in Antiquity. Susanne Moraw, Anna Kieburg (Hrsg.), Münster – New York, 2014 (Frauen – Forschung – Archäologie, 11) geht nicht auf die entsprechenden thessalischen Grabgedichte ein. 20 Ginesti Rosell (Anm. 18), 49. 21 E. Cairon, Les Épitaphes metriques hellenistiques du Peloponnese a La Thessalie, Budapest u. a., 2009. 22 Vgl. http://www.mom.fr/estampages/presentation.html Vgl. http://www.hisoma.mom.fr/recherche-et-activites/thessalie Vgl. A. Levivier, Traitement et valorisation d’archives épigraphiques de l’UMR 5189 Histoire et Sources des Mondes Antiques, Master Univ. Lyon 2, 2012 http://www.enssib.fr/bibliotheque-numerique/documents 23 R. Pfeilschifter, Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher, München, 2014, 272. 24 Vgl. „Hermeneuein“: tradurre il Greco. A cura di Camillo Neri e Renzo Tosi. Con la collab. di Valentina Garulli, Bologna, 2009, 149–184: V. Garulli; Tradurre la poesia epigrafica sepolcrale Greca. Vgl. allg. auch Z. B. E. A. Nida – Ch. R. Taber, The Theory and Practice of Translation, Leiden, 1969, 178 (Helps for Translators. Prepared under the Auspices of the United Bible Societies, 8). 25 M. Rosenbach in: L. Annaeus Seneca: Philosophische Schriften. Lateinisch und deutsch. 3. Band, Darmstadt, 2011, Vorbemerkungen S. 7. 26 Vgl. L. G. Kelly, The True Interpreter. A History of Translation Theory and Practice in the West, New York, 1979, 127. 27 Ds. 129. 28 Rez. Anthologia Graeca, 2: Buch 7–8. Griechisch-deutsch von Hermann Beckby, Gnomon 31, 1959, 51–55, hier 54. Erst kürzlich wurden wichtige Zeitungsartikel zum Problem des Übersetzens publiziert, so in der Neuen Zürcher Zeitung vom 11. Februar 2017, S. 26–29: Streifzüge durch die Übersetzer-Werkstatt: Die stillste Kunst. Vgl. dazu auch den aufschlußreichen Beitrag von Andreas Öhler, Werktreue ist utopisch. Martin Luther übersetzte die Bibel stellenweise falsch, aber aus lauteren Motiven. Warum mit Übersetzungen immer auch Politik gemacht wird. Ein Gespräch mit dem Germanisten und Sprachwissenschaftler Karl-Heinz Göttert (Christ und Welt Nr. 14, 30. März 2017, S. 4, Beilage der ZEIT). Vgl. jetzt auch F. Maier, „Die große Erneuerung“ als Herausforderung der Antike: Ein Diskussionsimpuls, Die Alten Sprachen im Unterricht 64, 2018, 4–16, besonders 10 f. 19

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Literatur- und Abkürzungsverzeichnis von mehrfach zitierter Literatur Nicht genannte Zeitschriftentitel werden gemäß L’Année philologique abgekürzt. Agnello 1953: S. L. Agnello, Silloge di iscrizioni paleocristiane della Sicilia, Rom, 1953 (Faks.-Repr. 1972). Alexiou 2002: M. Alexiou, The Ritual Lament in Greek Tradition, Cambridge/Engl., 1974; Rev. D. Yatromonolakis und P. Roilos, 2. Aufl. Lachem/MD, 2002. Allen 1888: F. D. Allen, On Greek Versification in Inscriptions, Papers of the American School of Classical Studies at Athens, 4, 1885/6 (1888), 35–204. Arvanitopoulos 1909: A. S. Arvanitopoulos, Thessalika mnemeia, Athen, 1909. Arvanitopoulos 1928: A. S. Arvanitopoulos, Graptai stelai Demetriados-Pagason, Athen, 1928. Arvanitopoulos 1949: A. S. Arvanitopoulos, Thessalika mnemeia, Polemon 4, 1949, 1–9, 81–92, 153–168. Arvanitopoulou 1938: Th. A. Arvanitopoulou: Dodeka Thessalika epigrammata anekdota, Polemon 2, (1934–)1938, 6–80. Wichtige, sehr kritische Rez. W. Peek: Gnomon 14, 1938 S. 473–477. Avramea 1987: A. Avramea – D. Feissel, Inventaires en vue d’un recueil des inscriptions Historiques de Byzance. IV. Inscriptions de Thessalie (à l’exception des Météores), College de France. Travaux et memoires. Centre de recherché d’histoire et civilisation de Byzance 10, 1987, 357–398, IX pl. A. Avramea, Deuxieme partie. Inscriptions du XIe au XIVe Siècle. 387–393: Bibliographie complementaire. Axenides 1950: Th. D. Axenides: Anekdotoi epigraphai ek tes archaias Thessalias, Platon 2, (1934-) 1950, 44–89, 157. 31

Basais 2010: I. Basais, Dyo epitymbia epigrammata apo te Larisa, Thessaliko Hemerologio 58, 2010, 121–127. Bechtel 1917: F. Bechtel, Die historischen Personennamen des Griechischen bis zur Kaiserzeit, Halle/Saale, 1917 (2. unveränd. reprographischer Nachdruck 1982). Bechtel 1963: F. Bechtel, Die griechischen Dialekte, I: Der lesbische, thessalische, böotische, arkadische und kyprische Dialekt, Berlin, 2. Aufl. (unveränd. Nachdruck, 1963). Bequignon 1937: Y. Béquignon, Recherches archeologiques a Pheres de Thessalie, Paris, 1937. Bequignon 1964: Y. Béquignon, Études Thessaliennes, 11: Inscriptions, BCH 88, 1964, 395–412. Bernand 1969: E. Bernand, Inscriptions metriques de l’Egypte Greco-Romaine. Recherches sur la poésie epigrammatique des Grecs en Egypte, Paris, 1969. Bertels 1912: J. Bertels, De pentametro inscriptionum Graecorum quaestiones, Diss. Münster, 1912. Bethe 1920: E. Bethe, Griechische Lyrik, Leipzig-Berlin, 1920. Bethe 1924: E. Bethe, Die griechische Dichtung, Wildpark-Potsdam, 1924. Bethe 1935: E. Bethe, Ahnenbild und Familiengeschichte bei Römern und Griechen, München, 1935. Biesantz 1965: H. Biesantz: Die thessalischen Grabreliefs. Studien zur nordgriechischen Kunst, Mainz, 1965. Bignone 1921: E. Bignone: L’epigramma Greco. Studio critico e traduzioni poetiche, Bologna, 1921. BIS: Beiträge zur Kunde der indogermanischen Sprachen. Blümel 1982: W. Blümel, Die aiolischen Dialekte. Phonologie und Morphologie der inschriftlichen Texte aus generativer Sicht, Göttingen, 1982. Boehm 2015: R. A. Boehm, Alexander, „Whose Courage Was Great“: Cult, Power, and Commemoration in Classical and Hellenistic Thessaly; Classical Antiquity 34, 2015, 209–251. Bowie 2010: E. Bowie, Epigram as narration, In: Archaic and Classical Greek Epigram. Ed. by M. Baumbach, A. Petrovic, I. Petrovic; Cambridge-New York, 2010; 313–384 (Kongreßbericht 2005).   

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Die Grabgedichte Achaia Phthiotis Pyrasos – Theben – Eretria Pyrasos G1 Marmorstele des Soldaten Kinon Datierung: 4./3. Jh. Die Spätdatierung von Arvanitopoulou auf 217/18, die auch McDevitt genannt hat, wurde von Peek bereits im Gnomon 1938 als unhaltbar zurückgewiesen; die Stele gehört zu den „vor Hansen hellenistisch und bei Hansen ins vierte Jahrhundert“ datierten Epigrammen (Breuer). Fundort: Pyrasos (LGPN 2000: Theben) Aufbewahrung: Volos, Museum (Nr. 624) Zustand: Die Stele aus weißem Marmor ist nicht vollständig erhalten. H. 1,02 m, Br. 0,49 m, D. 0,08 m; BH 0,01–0,02 m; ZA 0,01 m. Erstpubl.: Arvanitopoulou 1938, 55–64 (Nr. 10) Lit.: Peek 1938 b, 476 f. Peek (GV) 1955 (Nr. 1230) Peek (GV) 1960 (Nr. 169) Lorenz 1976, 139 (Nr. 29) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 650) Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 732) Lindner 1972, 143 W. Peek, ZPE 14, 1974, 25 51



W. Peek, ZPE 23, 1976, 80 SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) Stecher 1981, 38 f., 40 Hansen 1985 (Nr. 2180) Verilhac 1985, 103 Anm. 47 Breuer 1995, 132 Tsagalis 2008, 267, 277 f. Helly 2016, 26, Anm. 12 Μύρεο τᾶιδε Κίνωνα, | τὸν ἐμ προμάχοισι πεσόντα, | ὑὸν Πολλείου, καρτερὸν ἠίθεον, ὧι μάτηρ Ἑλλὰς πινυντῶν ἀντάξιον ἔρχων ἔστασε ὀξείας μνάματα φυλόπιδος.



Beklage hier Kimon, der unter den Vorkämpfern fiel, des Polleios Sohn, einen mutigen Jüngling, dem die Mutter Hellas, umsichtigen Taten zum Entgelt, Erinnerungsstücke aufgestellt hat an die erbitterte Feldschlacht. (W. Peek)

Notiz: –– Arvanitopoulou hat V. 3 anders ergänzt: ἄ̣ν̣τ̣α̣ [πολ]ειτῶν –– Zu pinytos vgl. Verilhac 1982, 103 Anm. 47 –– Zum Abschluß von Zeile 1 gibt es auffallende – inhaltliche, bis zur Formulierung reichende – Parallelen zu Tyrtaios: Tyrt. 6 D, V. 1 f.: Τεθνάμεναι γὰρ κεκλὸν ἐνὶ προμάχοισι πεσόντα ἄνδρ’ ἀγαθὸν περὶ ᾗ πατρίδι μαρνάμενον Τyrt. 7 D: ἥβης ἀγλὰον ἄνθος ἔχῃ ἐν προμάχοισι πεσών –– Und eine aufschlußreiche Beobachtung: „ἠίθεος is more often attested in fourth-century inscribed epigrams, three times in Attic (…) and twice in non-Attic epitaphs“ (Tsagalis 267). 52

–– Welch ein passender Name für die Mutter: Hellas. Wird im LGPN 2000 6mal für Thessalien nachgewiesen. –– Der Name Kinon ist in LGPN 2000 nur hier nachgewiesen. G2 Stele des Philon Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Pyrasos Aufbewahrung: Volos, Museum Zustand: „Stèle de marbre noirâtre, brisée sur les côtés“ (Arvanitopoulos) H. 0,63 m, Br. 0,58 m, D. 0,13 m; BH 0,015–0,032 m, ZA 0,014 m. Erstpubl.: A. S. Arvanitopoulos, RevPhil 35, 1911, 295 f. (Nr. 44) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 610) Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 31) εἰμὶ Φίλων· ὁ πατὴρ [θέτο] | κεῖμαι ἄνυμφος, | ζωᾶς ἐκτε σας εἴκοσι κ[αὶ δύ ἔτη]. Ich bin Philon; der Vater – – –; ich liege hier unvermählt, ich vollendete mein Leben mit zweiundzwanzig Jahren. Notiz: –– Eine bemerkenswerte Inschrift, die – statt des Verstorbenen – in Ich-Rede spricht: Und das in dieser antiken Spätzeit! Wenn es z. B. G 19 heißt Μνᾶμ᾽ ἐμὶ Πυριάδα, dann ist das ein Zeichen archaischer Auffassungen, eben 5. Jahrhundert v. Chr., und dabei spricht „nur“ das Grabmal. Hier bei der Philon-Stele befinden wir uns ca. 700 Jahre später und finden eine in Ich-Form (somit direkter Rede) als Verstorbener „sprechende“ Stele: Sollen/können wir von Archaismus sprechen oder schlichtweg von Naivität oder von extremer Trauer, gemischt mit Sarkasmus, wenn das Leben nun „vollendet“ wird als Zweiundzwanzigjähriger (wobei die „Zwei“ ergänzt ist)? 53

–– Und inhaltlich interessant: Ich liege hier unvermählt – Ich habe somit ein Lebensziel nicht erreichen können/dürfen! –– Der Name Philon ist in Thessalien 67mal nachgewiesen (LGPN 2000). –– Vgl. auch G 80 (Gonnoi, Zeitenwende) für einen Zwanzigjährigen!

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Theben (mit Nea Anchialos) G3 Epigramm auf den Soldaten Rufos Abb.: Soteriou Datierung: 1. Jh. n. Chr. Fundort: Theben Zustand: Steinstele. H. 1,54 m, Br. 0,56 m, D. 0,12 m. Erstpubl.: G. A. Soteriou, PAAH 1939, 70–72, Abb. 24 Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 907) Peek 1974 a, 30 f. (Nr. 28) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 529) Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 81) Lorenz 1976, 56, 57 G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 131 Pircher 1979, 32 Anm. 6 Stecher 1981, 61 Anm. 1 Αὖλος Ἰούωιος Ῥοῦφος ἥρως χαῖρε Ἀουΐα μύστα χαῖρε ἀνδρείαν στρατιαῖς ὁπόσην ἐνεδέξατο Ῥοῦφος κλῦθι καὶ εἰς ἀρετὴν θαῦμασον ἀκροτάτην· ὅπλα καὶ εἰρήνης διεδέξατο καὶ μετὰ δόξης μισθὸν ἐπ᾽ εὐσεβίῃ τοῦτον ἐκαρπίσατο. [ου μό]νον ἀνθρώποις ἀρέσας τὸ πρὶν ὡς στρατιώτης [ἀλ]λὰ καὶ ἀθανάτων λύτρα λαβὼν ὅσια· [οὐκ ἥ]ν̣ ἐ̣χ̣θ̣ρὴ Μοῖρα· βίου τέλος εὕρατο κοινόν. [κο]ύφη σοὶ φθιμένων ἣδε γένοιτο κόνις. V.1: ἀνδρῶν........ ΣΤΟΣΔΙΞΑ... Soteriou. στρατιῆς πάσην Peek V.2: ΚΑΥΘΙΝΑΙ ἐπ’ ἀρετὴν κτλ. Soteriou. V.3: Ο  Π..... ΝΗΣ διεδέξατο ΚΑΙΜΕΤΑΘΗ̣ΗΡ̣ – – Soteriou. ὁπλίτας Ῥώ̣μ̣ης κτλ. χ̣ρ̣εῖος Peek: GV 55

V.5: [κοι]νὸν ἀνθρώποις κτλ. Soteriou. [ὃς] ζῶν Peek:GV V.6: – – Μ̣.. ἀθανάτων κτλ. Soteriou. [πάντων] ἀθανάτων Peek: GV V.7: – – XẠ ἡ μοῖρα κτλ. Soteriou. ([αἱρῖ π]ώνθ᾽ ἡ Μοῖρα) Peek: GV Welche Mannhaftigkeit Rufus im Felde an den Tag gelegt hat, vernimm und bewundere ihn ob (hinsichtlich) seiner hohen Bewährung. Er übernahm in der Folge auch die Waffen des Friedens und pflückte (gewann) sich ruhmvoll aufgrund seiner Frömmigkeit diesen Lohn, indem er nicht nur früher als Soldat den Menschen gefiel, sondern auch von den Unsterblichen heiligen Entgelt empfing: nicht feindlich war (ihm) die Moira, er fand (nur) das allen gemeinsame Lebensende. Leicht werde dir unter den Verstorbenen dieser Staub.  (W. Peek) Notiz: –– Die Erde/der Staub werde/sei dir leicht: Diese Formulierung als Ausdruck von Trauer und (auch nach dem Tod) weiteren guten Wünschen lebt interessanterweise bis in die Gegenwart fort. –– Genannt seien zwei besonders markante Beispiele aus den siebziger Jahren: Sei ihm die Erde so leicht, wie er das Dasein vieler auf dieser erleichterte. (In: A. H. Fink, Dr. Wolfgang Springmann 1896–1969, Mitteilungsblatt NRW 20, 1970, 77) Die Erde werde ihm leicht, und das ewige Licht leuchte ihm. (In: Die Presse, Jahrgang 1973; Nr. 7532, Wien, Samstag/Sonntag, den 12./13. Mai 1973). Hier wird nun antikes und christliches Denken verknüpft. –– Dies ist das geradezu begeisterte Gedicht auf einen echten Mann (Andreia ist nicht zufällig das erste Wort!), der sowohl im Kampf als auch in der Zeit des Friedens so vorbildlich war, von den Unsterblichen „heiligen Lohn“ erhielt und ihm nicht einmal die 56

Moira feindlich gesonnen war (das war wohl der größte Lohn!) Breuer 47 schreibt, daß jeder sechste Verstorbene im attischen Epigramm gelobt wird, in anderen Landschaften enthalte nur jedes siebzehnte Epigramm ein Lob. Die Grabgedichte Thessaliens erreichen nicht den attischen Status von Lob (Selbstlob bzw. Schmeichelei!?), sondern liegen so in der (realistischen!?) Mitte, ein Auszählen brächte wohl kein echtes Ergebnis, da Äußerungen in den Texten nicht immer eindeutig als Lob zu bestimmen sind. –– Der Name Aulos kommt laut LGPN 2000 nicht in Thessalien vor, der Name Rufos bzw. Ruphos achtmal. G4 Inschriftfragment aus Nea Anchialos Abklatsch: Peek 1974 a Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Nea Anchialos Aufbewahrung: Theben, Museum Zustand: „Rings unvollständiges Fragment einer dünnen Tafel aus weißem Marmor. Gr. H. 0,16 m; gr. Br. 0,155 m; D 0,02 m. Flüchtige, dünn eingeritzte Buchstaben (…) BH ca. 0,015 m, ZA ca. 0,02 m“ (Peek). Erstpubl.: Peek 1974 a, 34 (Nr. 34) Lit.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Cf.: Helly 1978, 132 (Nr. 34) [⏑⏑ καὶ θ]άτερον, ἐξεδά̣[ην δέ] [⏑⏑ Τιμα?]νδρε, κ]άλλος ἀ̣[⏑] [⏑⏑] α̣ς ἀλευάμεν [⏑⏑?] [⏑⏑ κ]άλλιπεν ἐν [ μελάθποις ?] V. 1: [ὤλεσα νῦν τέκνον] Erg. Peek V. 2: [κακότητ]ας ἀλεύαμεν[ος βιότοιο] Erg. Peek 57

Notiz: –– Die unsicheren Lesarten erlauben keine Übersetzung. –– Auch G 37 (Pherai, 3 Jh. v. Chr) und G 27 (Trikka, 2./3. Jh.) verwenden μέλαθρα: Böte sich hier als sinnvolle Ergänzung an. –– Der Name Timandra begegnet auch in G 15 (Pharsalos, 4 Jh. v. Chr.), hier wohl auch ein brauchbarer Name: Die beiden Nachweise des Namens in Thessalien (LGPN 2000). G5 Grab aus Nea Anchialos Datierung: 2./3. Jh. (Helly) Fundort: Nea Anchialos Aufbewahrung: Theben, Museum Zustand: „Rings gebrochenes Fragment einer Platte aus weißem Marmor. GrH. 0,30 m, grBr. 0,40 m, D. 0,06 m. Sehr sorgfältige, tief eingegrabene Buchstaben (…) BH 0,025 m, ZA 0,001 m“ (Peek). Erstpubl.: G. A. Soteriou, PAAH 1934 publ. 1935, 65 (Nr. 3) Lit.: Peek 1974 a, 33 f. (Nr. 33) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 132 τύμβος οὔτ’ ὅστις μ|ὲν ἔην οὐδ’ ὁππόσα | κύδειμα ῥίξε οὐδ’ ὅσ’ | ἔτλη, μαθέειν ἐσσ|[ο]μέν υς ἐθέλων, | [ἰδώς], ὁππόσα κ̣ἂ̣[ν| φθιμέν]οις [.....] | – – – – – Notiz: –– Seit über 30 Jahren gibt es keine erkennbare Rezeption dieses Fragments.

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G6 Grabgedicht eines Mysten von Demeter und Bakchos Datierung: 3. Jh. n. Chr.? Fundort: Nea-Anchialos Aufbewahrung: Theben Zustand: Tabula ansata. BH 0,04 m. Erstpubl.: Giannopoulos 1920, 387 (Nr. 3) Lit.: Soteriou 1929, 142 f. (Nr. 10) Peek (GV) 1955 (Nr. 694) Peek 1974 a, 8, 31 (Nr. 29) Cf.: M. P. Nilsson, The Dionysiac Mysteries of the Hellenistic and Roman Age, Lund, 1957, 49 und Anm. 20 SEG 17, 1960 (Nr. 301) McDevitt 1970 (Nr. 120) Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) βουλευτὴν Θη[β]ῶν ἀρχάς τελέσαν|τα πόληϊ, Δήμητ[ρος] μύστην ὤμοις | κάδον ἀείροντα, [Μ]αίκιπα τοὔνομ’ ἔχον | [τα, φιλοστεφάνοι]ο δὲ Βάκχ[ου]| θυρσοκλόνον κλεινὸν [κ]α̣ὶ ὀ̣[ρ]γ[ια]κῶν ἕ̣ο [φ]άν|την. νηπίαχοι παῖδες φιλίη τ’ ἄλοχος γεγα|υῖα οἴκτρα Κινυρομένη Λουκία | θάψε πόσιν. V.3, 4: Erg. Peek. Den Ratsherrn Thebens, der Ämter der Stadt innehatte, den Mysten der Demeter, der auf den Schultern einen Eimer hebt, mit dem Namen Maikipas, des schönbekränzten Bakchos berühmten Thyrsos-Schwinger und des orgiastischen Geschehens Ankündiger begruben die unmündigen Kinder und die liebende Gattin Lukia mit bitterer Klage als den Gemahl.

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Notiz: –– Hier muß eine markante Persönlichkeit von nicht besonders hohem Alter bestattet sein: Guter Ehemann, Vater unmündiger Kinder, Ratsherr und Amtsträger – und nicht zuletzt aktiver Anhänger der Religion: Engagiert beim Demeter – und beim Bakchos-Kult: Ein Beispiel für den Schwung nichtchristlicher Kulte auch (und gerade?) in Provinzstädten des 3. nachchristlichen Jahrhunderts. –– Das inhaltsreiche Gedicht wurde seit Jahrzehnten nicht mehr aufgegriffen und stellt doch ein geradezu klassisches, aufschlußreiches Beispiel der Verknüpfung von Staat/Stadt und praktizierter Religion dar. –– Demeter siehe auch im wesentlich früheren Text G 94 (Demetrias, 3. Jh. v. Chr.). –– Der Name Loukia erscheint gemäß LGPN 2000 nur hier. Vgl. allg.: Gods in Greek Inscriptions: Some methodological questions; in: J. N. Brenner – A. Erskine (Hrsg.), The Gods of Ancient Greece: Identities and Transformations, Edinburgh Leventis Studies 5; Edinburgh, 2010 G7 Zeugnis der Freundschaft in christlichem (?) Grabgedicht Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. n. Chr. (Helly) (bzw. 5./6. Jh.) Fundort: bei Theben Aufbewahrung: Halmyros, Museum (inv. 157) Zustand: Das Sarkophagbruchstück enthält den Anfang eines Schlußverses, „nach Schriftformen und Buchstabenhöhe gehört dazu das in einem Dorf bei Theben gefundene und jetzt in der Sammlung von Halmyros aufbewahrte Sarkophagfragment IG IX 1330“ (Peek). Denkbar sind auch weitere Verse zwischen den beiden Stücken. Weißer Marmor. H. 0,40 m, Br. 0,25 m, D. 0,12 m. 60

Erstpubl.: Lit: Cf.:

IG IX 2, 1330 Giannopoulos 1920, 388 (Nr. 7) Soteriou 1929, 144 (Nr. 15) Peek 1974 a, 8, 32 f. (Nr. 32) McDevitt 1970 (Nr. 132) Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 131 f. (Nr. 32)

[ζῶσα, , ἐμοὶ φ]ιλίης θησαυρ[ὸς ἔησθ]α. [ἀλλ’ ἒτι νῦν φίλη ἐσσὶ] καὶ ἐν φθιμὲνοις κατὰ [γαίης]. [ἦ ῟ρ εὐέλπιδες ἄνθρω]ποι τό γε πρῶτον ἔ̣[ασιν]. [ἀλλὰ Μοῖρα] θνητοὺς πάντας ἅ̣[μα πρὸς ἀλάμπετον Ἄιδ’ ἄγουσα]. Im Leben warst du mir der Freundschaft Schatz, aber auch jetzt noch bist du mir lieb bei den Verstorbenen unter der Erde. Ganz bestimmt sind es hoffnungsvolle Menschen als erstes, aber..... Moira führt die Sterblichen allesamt zum glanzlosen Hades. Notiz: –– Der Übersetzungsversuch stützt sich auf die Ergänzungen von Peek. Vgl. folgende Grabgedichte Thessaliens: – G 80 (Gonnoi, 1. Jh. v. Chr.), V. 1.–3.: (…) ἀλλά με Μοῖρα (…) τὸν ἀλάμπετον ἤγαγε ᾋδην. – G 75 (Larisa, 3./4. Jh. n. Chr.): Ergänzt wurde: Hades mit den Moiren führten die Verstorbene weg. –  ἀλλά με Μοῖρα ἐς Ἀΐδαος: G 44 V. 3 (Krannon, 2./3. Jh.). –– Moira ist bei 13 Grabgedichten Thessaliens aus den verschiedenen Epochen ausdrücklich genannt. Vgl. allg. Lorenz 1976, 56–58; jetzt auch in Kürze: The Oxford Handbook of Ancient Greek Religion. Ed. By Esther Eidinow and Julia Kindt, Oxford, 2015, 42. –– Ist hier wirklich ein christliches Grabgedicht anzunehmen?

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G8 Stele aus der Umgebung von Theben mit Warnung an Grabräuber Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. n. Chr. oder später Fundort: bei Theben Aufbewahrung: Halmyros, Museum Zustand: „superne et infra et a sinistra parte fractus“ (O. Kern) Weißer Marmor. H. 0,72 m, Br. 0,30 m, D 0,12 m; BH 0,012–0,025 m. Erstpubl.: IG IX, 2 (Nr. 185) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 239) Peek 1974 a, 29 (Nr. 27) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) Helly 1978, 131 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 534) SEG 55, 2005 publ. 2009 (Nr. 1979) [ τεῦξε]ν τάφ|[ον, οὕνεκ]α πᾶσιν | [ἔργοισι] κλυτὸς | [ἦν, μν]ήμης χ[ά]ριν, ὦ πα]ροδεῖτ[α]. [μηδέ] τις οὖν τύμ|[βον σ]υλῆι νέκους | [Κλεον]ίκου εἰ δὲ | [μή, ἐκτ]είσι πατρί|[δε δην]άρια χείλια. V. 1: [παιδὶ  πα]τρὶς τεῦξε]ν ? Peek ........ schuf das Grab, weswegen er durch alle Werke berühmt war, des Gedächtnisses wegen, Wanderer. Und keiner also beraube das Grab des verstorbenen Kleonikos; Wenn (er sich) aber nicht (daran hält), wird er der Vaterstadt tausend Denare bezahlen. Notiz: –– Auch in Thessalien ist auffallend, daß die Warnung an Grabräuber 62

im 3. Jh. n. Chr. erfolgt, vgl. G 99 und 117: Verrohung der Sitten, Veränderung der sozialen Situation? –– Ist der Künstler überregional tätig? G9 Grab des Chairon aus Theben Abb: Soteriou Datierung: 3. Jh. n. Chr. oder später Fundort: Nea-Anchialos Aufbewahrung: Theben Zustand: Sarkophag aus weißem Stein. H. 0,45 m, Br. 0,31 m, D. 0,07 m; BH 0,02–0,043 m. Erstpubl.: Soteriou 1929, 144 (Nr. 13), 146 f. mit Abb. (Nr. 20 – in zwei Teilen publiziert) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 628) Peek 1974 a, 31 f. (Nr. 30) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 131 [Xαίρων᾽] ¦ ὁρᾷς με, ὁδεῖτα, σὺν φυτοσπόρο[ις], ¦ [τὸν ἐν πά]τρῃ πρέψαντα τειμαῖς ἐκκρίτοις. Χαῖρον [–––––– χαῖρε]. Erg. Peek Du siehst mich, den Chairon, Wanderer, mit den Vätern, den, der sich in der Vaterstadt ausgezeichnet hat mit auserlesenen Ehren. Chairon...... leb wohl. Notiz: –– Vgl. G 6 aus der gleichen Zeit und demselben Ort: Der in der Öffentlichkeit Tätige („aktive“), von den Bürgern geehrte Mann! –– Der Name Chairon ist in Thessalien dreimal nachgewiesen (LPGN 2000). 63

G 10 Fragment aus Theben Abb: Soteriou Datierung: 4. Jh. n. Chr. Fundort: Nea-Anchialos Aufbewahrung: Theben Zustand: Weißer Marmor. BH 0,035 m. Erstpubl.: Giannopoulos 1920, 386 f. (Nr. 2) Lit.: Soteriou 1929, 144 (Nr. 16) G. A. Soteriou, PAAH 1955 publ. 1960, 138 SEG 19, 1963 (Nr. 415) Peek 1974 a, 32 (Nr. 31) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 73, 123) G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Helly 1978, 131 [x  x  x] δηφόρον [x  x  x] ημενον [x 10]ῳ με πᾶσιν ἐυκαλεέστατον ἀστῶν τε τειμαῖς αἰὲν ἠγλαϊσμένον Σέμνη δάμαρ σὺν παισ[ὶ] πανστόργοις τρόποις πανυστάτῳ κόσμησεν αἰῶνος δόμῳ. (…) mich für alle berühmtesten der Bürger und immer prachtvoll geehrten. Semne, die Ehefrau, besorgte mit den Kindern in allen liebevollen Sitten ihm das allerletzte Haus der Zeit. Notiz: –– Das Fragment wurde wohl seit dreißig Jahren nicht mehr bearbeitet. Interessant ist bereits der eindeutig lesbare Wortschatz wie kosmeo sowie Haus des Äon, aber auch die mehrfache Verwendung von Superlativen.

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–– Der Name Semne kommt in Thessalien nur an dieser Stelle vor (LGPN 2000). –– SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) werden die Aufsätze Peek, 1974 a mit Helly, RPh 1978, 121–134 verglichen: (…) In this lemma we tabularize the relatively less important remarks of Helly about the relatively less important inscriptions of Peek. (…)!

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Eretria Phthiotis G 11 Wieder legt Moira das Geschick fest Abschrift: Leake pt. 45 (Nr. 212) Datierung: römische Zeit Fundort: Eretria Phthiotis Aufbewahrung: Volos, Museum (E 879) GHW 856 Zustand:  Weißer Marmor, gefunden 1810, teilweise nicht mehr vorhanden. H. 0, 55 m, Br. 0,57 m. Erstpubl.: W. M. Leake, Travels in Northern Greece, Bd. 4, London 1835, 466, Abb. Nr. 212. Neupubl.: Decourt 1995, 138–141 (Nr. 127) (einschl. Lesarten und Lücken) Lit.: Kaibel 1879, 205 (Nr. 513) IG IX, 2 (Nr. 204) („carmen semibarbarum“) Cf.: Ph. Le Bas, Voyage II, Paris 1870–1876, 1178 N. Giannopoulos, BCH 18, 1894, 311 f. (Nr. 2) SEG 45, 1995 publ. 1998 (Nr. 650) -------- - - - - Χ̣ΙΜΕΟ - - - - - [ὀδ]υρτόν -------- βασανι ---ΣΝΑ---- ε̣ντα καὶ νῦν̣ ὀδύνας δῄ[ρα]ς (συμ)βίῳ μου ἐνκαταλίψας κῖμεν ἀνέσ θητος ὣσπερ λίθ̣ος ἠὲ σίδηρος οὐ κ(λ)αιόντα ἐλεῶ οὐδʾ ἔθομεν κλαιόντων Μοίρης ταξάσης τὰ μοιρ(έα) καπάντ᾽ ἐτέλεσσα.

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(.....) und jetzt Schmerzen … für meinen Gatten hinterlassend liege ich unbewegt wie Stein oder Eisen nicht den Weinenden erbarmend und nicht der Trauernden über die Moira, die das Zugeteilte alles zu Ende brachte. … et maintenant, ayant laisse a mon epouse les chagrins funeste Je gis, insensible comme pierre ou fer, ..... La Moire ayant fixe ma part de destinee, et j’ai tout accompli.  (J.-Cl. Decourt) Notiz: –– Ein aussagekräftiges Bild wird hier verwendet: Ich liege hier unbewegt wie Eisen oder Stein. G 12 Grabstele des sechzehnjährigen Neikatas Abb: Arvanitopoulou – Decourt Photo XII, 75 f. Datierung: Anfang 3. Jh. n. Chr. Fundort: zwischen Eretria und Skotussa Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. Nr. E 695, Λ 442) GHW 803 Zustand: Weißer Marmor. Stele mit Relief (zwei Büsten, darüber Reiter-Heros) H. 2,12 m; Br. 0,57 m; D. 0,145 m; BH 0,02–0,04 m. Erstpubl.: Giannopoulous, DeltOthrys 7, 1911, 40–42 (Nr. 3) Lit.: Arvanitopoulou 1938, 64–71 Abb. 19 (Nr. 11) Peek (GV) 1955 (Nr. 1071) Verilhac 1982, 152 Decourt 1995, 127 f. (Nr. 108) (auch mit Lesarten) Cf.: Nowak 1960, 26 Anm. 2 Griessmair 1966, 45 McDevitt 1970 (Nr. 201) 67



Peek 1974 a, 25 Lorenz 1976, 91, 95, 111 Νεικάτας Εὐτύχου | ἐτῶν δέκα καί ἕξ. Νεικάνδρα μ’ ἔτεκεν, | πατὴρ δέ μου Εὔτυχός | ἐστιν. τοῦτ’ ὤν, Ἀίδα, θνῄ|σκω· τί σπεύδων, ἀλόγι|στε Χάρων, νήπιον ἤρ|πασες οὗτω; ἥρως χαῖρειν Neikandra hat mich geboren, mein Vater ist Eutychos. Vor diesen sechzehn Jahren, Hades, sterbe ich. Warum in Eile, unvernünftiger Charon, raubtest du so den Jungen? Nicatas, fils d’Euthychos, seize ans. Nicandra m’a mis au monde et mon père est Euthychos; Etant tel, Hades, je meurs; pourquoi t’etre hate, Charon au vouloir arbitraire, d’emporter ainsi un brave enfant? (A.-M. Verilhac) Neikatas, fils d’Eutychos, seize ans. Neikandra m’a mis au monde; mon père est Eutychos. Tel je suis, Hades, je meurs; pourquoi cette hate, Charon au vouloir arbitraire, a emporter ainsi un brave enfant? Defunt, salut. (J.-C. Decourt)

Notiz: –– Auch diese späte Stele mit Relief wurde in den vergangenen Jahrzehnten kaum beachtet. –– Vgl. auch die künstlerisch gestaltete Stele als steinerne Papyrusstaude aus derselben Zeit: G 98 (Demetrias, 2./3. Jh.). –– Vgl. zu Neikandra m‘ eteken auch GV 1071 (Verilhac 1982, 224 f.). –– Der knappe Text nennt geradezu puristisch Vater und Mutter, dazu ist noch Raum für eine Kürzestfassung der Unterweltvorstellung: Der Verstorbene kommt zum Hades, doch Charon hat ihn – den 68

viel zu früh Verstorbenen – geraubt, dieser „alogos“ (unlogische, unvernünftige) Charon. –– Der Name Eutychos kommt in Thessalien gemäß LGPN 2000 12mal vor. –– Die beiden französischen Übersetzungen sind sehr ähnlich.

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Thessaliotis Pharsalos und Umgebung – Kierion – Euhydrion Pharsalos G 13 Breite Marmorplatte für Diokleas von seiner Mutter Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Skizze: Kern 1902 und IG IX, 2 Abb.: Helly 1989, publ. Santin 2008 Fig. 1 Datierung: Die umfangreiche Forschungsliteratur ist sich weitgehend einig: 5 Jh. v. Chr. Fundort: Westlich von Pharsalos, „im Dorf Hadji Amar in das Portal, über die Schwelle einer jetzt zerstörten Kirche gebaut“ (nach Pfohl): Grundlage der früheren Forschung GHW 2206 Zustand: Weißer Marmor. H. 0,24 m, Br. ca. 1 m, D. 0,46 m; (sehr geringe) BH. 0,01–0,013 m; Stoichedon. Zur Neupublikation konnte der gesamte Block berücksichtigt werden, zwei elegische Distichen. Erstpubl.: L. Heuzey – H. Daumet, Mission archéologique de Macédoine, Paris, 1876, 424, 459 (Nr. 199) Neupubl.:  E. Santin, Nuova lettura dell’epigramma funerario per Diokleas (IG IX, 2, 255, „Agios Georgios Pharsalon“, Tessaglia), ZPE 166, 2008, 73–79 Lit.: Lolling 1882, hier S. 224–226 Roehl 1882 (Nr. 325) Meister 1882, 291, 295 f., 299–302, 305–307 Cauer 1883 (Nr. 393) Collitz 1883 (Nr. 324) Wilamowitz 1887, 13 f. Hoffmann (Dialekte) 1893, 48 (Nr. 71) Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 55) B. Keil, AM 20, 1895, 442, 1 70

Kern 1902, 9 f. (Nr. 10) Gött. Nachrichten 1906, 233 Roehl 1907, 95 (Nr. 8) IG IX, 2 (Nr. 255) m. Skizze sowie Add. Ultima/ Corrigenda. Geffcken 1916 (Nr. 93) W. Bannier, Berliner philologische Wochenschrift 37, 1917 Sp. 1443 f. Schwyzer 1923 (Nr. 565) Friedländer 1948, 70, 126 f. (Nr. 137) Peek (GV) 1955 (Nr. 217) Lorenz 1976, 46–52 (Nr. 3) (mit ausführlicher Darstellung von Lesarten und Varianten) Gallavotti 1979, 30 f.  Mickey 1981, C. 4 (S. 96–98), C. 15, Notes 4 (Nr. 13) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 117) Cf.: R. Meister, Jenaer Literaturzeitung 6, 1879, 454 f. v. d. Pfordten 1879, 5–7, 36, 40, 46 Fick, Die Quellen des nordthessalischen Dialekts, BIS 5, 1880, 1–21, hier 3 R. Meister, Jahrbücher für classische Philologie 28, 1882, 524 Wagner 1883, 8 Anm. 1, 10 Allen 1885, 83, 106 f., 128, 130, 135, 138, 148 f., 151, 198 (Nr. 122) Reuter 1885, 79 f. Kirchhoff 1887, 147 Roberts 1887 (Nr. 239) Loch 1895, 4 Anm. 2, S. 5, S. 6 Anm. 3  Lier, Topica Carminum sepulcralium Latinorum, Philologus 62, 1903, 468 Jacobsohn 1908, 331, 334 Kock 1910, 26, 31 f. Gragg 1911, 36, 48, 58, 59, 62 (Nr. 90) Woodward 1913, 314 71

P. Roussel, Bull. Ep. 1920 (Nr. 420) E. Ziebarth, Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft 189, 1921, 19 R. P. Austin, The Stoichedon Style in Greek Inscriptions, London, 1938, 82 f. Jeffery 1947, 131 Anm. 2 E. Fraenkel, Demeter und Proserpina, Lexis 3,1, 1952, 53 Peek, Peirata technes 1955, 228, 232  W. Burkert, Zum altgriechischen Mitleidsbegriff, Diss. Erlangen, 1955, 43 SEG 15, 1958 (Nr. 369) L. Robert, Gnomon 31, 1959, 5 Biesantz 1965, 65 M. Treu, Von Pentameterdihäresen, Quad. Urb. 6, 1968, 112 Anm. 22 P. A. Hansen, JHS 90, 1970, 230 Giannini 1973, 22, 34 Hansen 1975 (Nr. 124) P. A. Hansen, Kadmos 13, 1975, 160 SEG 26, 1976/77, publ. 1979 (Nr. 643) Blümel 1982, 88–90 (§100) Kapeller 1987, 145 (Nr. 136)  J. W. Day, Rituals in Stone: Early Greek Grave Epigrams and Monuments, JHS 109, 1989, 16–28, hier 25 Ecker 1990, 113 Anm. 362  J. L. García-Ramón, Neues zur Problematik des thessalischen Dialekts, Akten des 4. Internationalen Kolloquiums für griechische Dialektologie, FU Berlin, September 2001; Innsbruck, 2007, 91–101, hier 9, Anm. 23 SEG 58, 2008, publ. 2012 (Nr. 331) Tueller 2008, 64 Anm. 20 Tueller 2010, 47 f. Bowie 2010, 367 f. 72

Wypustek 2013, 11 Anm. 18 Christian 2015, 29 Anm. 8 Santin 2015, 204 Tziaphalias 2016, 222

μνᾶμα τόδ᾽ ἁ μάτρ Διοκλέαι ἔστασ᾽ Ἐχεναΐς οἴκε̣ι βο̣σα ὅτ᾽ ἀνόρος ὄλετο ὂν ἀγαθός· παῖς μὲν δᾶ ἐατέος ἀδελεὸς ἔσστ᾽ ἀγέλο[ιος], πᾶς δὲ [κ]ατοικτίρας ἄνδρα ἀγαθὸν παρίτ.

1. Vgl.: [Σᾶμα τ]όδ᾽ἁ μάτηρ Διοκλέαι ἔστασ᾽ Ἐχεναΐς [παῖς] ὅ Σαωτάνορος ὤλετο ὢν ἀγαθός [σοὶ δὲ, Διο]κλέα, τεῖος ἀδελφεὸς ἔσσταγε λο[ίβαν] [πᾶς δὲ κ]ατοικτίρας ἄνδρα ἀγαθὸν παρίτο. (A. Fick) 2. Vgl.: [Σᾶμα τ]όδ᾽ ἁ μάτηρ Διοκλεᾴ ἔστασ᾽ Ἐχεναΐς γο]ῶσα ὃτ᾽ἀνόρος (=άνώρως) ὄλετο ὂν ἀγαθός. Σοὶ, Διο]κλέα, τεῖος ἀδελφεὸς ἔσσταγε λο[ιβάν] πᾶς δὲ [κ]ατοικτίρας ἄνδρα ἀγαθὸν παρίτο. (H. G. Lolling) Dieses Grabmal hat die Mutter Echenais dem Diokleas errichtet, viel wehklagend, das zur Unzeit ging, der doch so tüchtig war (…) Jeder soll nun den tüchtigen Mann beweinend vorbeigehen. Und in poetischer Manier: Dieses Grabmal hat errichtet Echenais, seine Mutter, ihrem lieben Diokleas. Daß zur Unzeit starb der Brave Sie beklagts mit lautem Jammer. Wer am Grabmal hier vorbeigeht Klage über diesen Tücht’gen. 73

Echenais, his mother, set up his monument to Diocleas, mourning (loud) that he, a virtuous man, died before his time. [Alas,] Diocles, your brother is without joy. With a lament for a brave man let everyone go his way. (L. Friedländer) His mother, Echenais, set up his monument to Diocleas … When he, a brave man, died untimely… (let everyone) take pity On a brave man before passing on. (K. Mickey) Questo monumento lo fece erigere per Diokleas la madre Echenais, gemendo forte in casa, quando morì precocemente pur essendo un buon ragazzo; il fratello, ancora bambino, deve ahimé restare solo e senza sorriso, mentre ognuno deve provare compassione per un uomo onesto passando accanto (al suo sepolcro). (E. Santin) Notiz: –– „una delle iscrizioni tessaliche di età classica piu discusse ed interessanti“ (E. Santin) –– Auch hier sorgt die Mutter für das Grab ihres Sohnes (wie bei G 19 und vielen weiteren Gedichten). –– Auch hier intensive Rezeption: Dieses Grabgedicht ist wohl am häufigsten besprochen unter den Grabgedichten in Thessalien. –– Bei den Übersetzungen der vierten Zeile ist die imperativische Aufforderung παρίτο doch sehr unterschiedlich intensiv ausgedrückt. –– Außer der vorliegenden Inschrift wird der Name Diokleas in Thessalien noch 3mal nachgewiesen, während Echenais nur hier vorkommt (LGPN 2000). –– Zum Versmaß: Hansen „due distici elegiaci“ –– Gallavotti V. 3 nicht-hexam., V. 4 Pentameter, V. 1–2 kein eleg. Distichon

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G 14 Epistylfragment mit Inschrift für Thibron Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Abb.: IG IX, 2 (Nr. 251) Peek 1974 a Rekonstruktion Decourt Taf. 11, Abb. 65 Datierung:  Ende 4. Jh. v. Chr.; (Ende 4. Jh., Anfang 3. Jh. v. Chr. (Decourt)) Fundort: Pharsalos Aufbewahrung: Larisa, Museum (Inv. Nr. E 716) GHW 818 Zustand: Weißer Marmor, links gebrochen. H. 0,20 m, Br. ca. 0,56 m, D. 0,26 m; BH 0,017–0,025 m, ZA 0,01 m. Erstpubl.: G. Fougères, BCH 13, 1889, 403 (Nr. 19) Lit.: Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 194) IG IX, 2 (Nr. 251) Peek (GV) 1955 (Nr. 918) Peek 1974 a, 26 f. (Nr. 24) Lorenz 1976, 130 (Nr. 21) SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506, 525) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 641) Decourt 1995, 108 f. (Nr. 91) Cf.: Bertels 1912, 12, 75 Biesantz 1965, 66 und Anm. 93 Bull. Ep. 1976 (Nr. 333) D. Page, WSt 89, 1976, 170 W. Peek, ZPE 23, 1976, 94 Helly 1978, 128, 130 Mickey 1981, C. 19 (S. 126) Hansen 1985 (Nr. 2176) SEG 45, 1995 publ. 1998 (Nr. 634) SEG 55, 2005 publ. 2009 (Nr. 1979) SEG 57, 2007 publ. 2011 (Nr. 2109) Santin-Tziafalias 2008, Anm. 18 75

W. Peek ergänzt auch hier – wie so häufig – zu einem Grabgedicht, dem wesentliche Begriffe griechischer Epigraphik beige­ geben sind (vor allem in Zeile 4). Er korrigiert dabei Ergänzungen von Foucart und Wilamowitz. [Πᾶσι πόθος Π]ρομάχοιο Θίβρων, ὃς κοινὸ[ν ὁμεύνωι] [τῆιδε λέλογχε] τάφον, δακρυόεντα δόμο[ν]· [γαῖα μὲν οὖν ἔσχε]ν θνητὸν δέμας, ἀθάνατον̣ [δέ] [κάλλιπεν ὃς μνήμην, ἄφθι]τος ἐστὶ[ν ἀεί]. Inzwischen scheint mir aber für die Forschung geeigneter zu sein, nur von den wirklich lesbaren Teilen auszugehen; es folgt die Lesung von Decourt: [--------Π]ρομάχοιο Θίβρων, ὃς κοινὸ[ν ---] [-------] τάφον δακρυόεντα δόμο[ν]· [-------] Ν θνητὸν δέμας, ἀθάνατον̣[---] ----- α̣ --------- τ̣ο̣ς̣ ἐ̣σ̣τ̣ὶ̣ν̣ Notiz: –– Bei diesem Fragment legt auch Mickey keinen Übersetzungsversuch vor. –– Der Name Thibron kommt in Thessalien sechsmal vor (LGPN 2000). G 15 Stele der jugendlichen Tochter Timandra Photo: Decourt Taf. 11, Abb. 67–68 Datierung: 4./3. Jh. „vor Hansen hellenistisch und bei Hansen ins vierte Jahrhundert“ datiert (Breuer). Fundort: Pharsalos Aufbewahrung: Volos, Museum (inv. E 709) GHW 815 Zustand: Stele aus hartem, schwarzen Stein, oben mit giebel76

artigem Abschluß, unbemalt; Inschrift ist „in guter Schrift“ (Hiller). H. 1,69 m, Br. 0,49 D. 0,18 m. Erstpubl.: F. Hiller von Gaertringen, Epigramm aus Pharsalos, BphW 31, 1911, 62 Lit.: A. Wilhelm, NGG 3, 1939, 139 Peek (GV) 1955 (Nr. 1252) Lorenz 1976, 138 (Nr. 28) Hansen (CEG 2) 1989, 115 (Nr. 648) Decourt 1995, 110 f. (Nr. 93) Cf.: G. Karo, AA 25, 1910, 158 A. S. Arvanitopoulos, AE 1910, 408 A. S. Arvanitopoulos, PAE 1910, 181 f. R. M. Dawkins, JHS 1911, 297 G. Karo, AA 26, 1911, 128 v. d. Velde 1924, 58 Zumin 1961, 191 McDevitt 1970 (Nr. 174) W. Peek, Klio 55, 1973, 147 W. Peek, Philologus 117, 1973, 69 K. Gallis, AAA 7, 275 García-Ramón 1975, 54 Anm. 2 SEG 26, 1976–77 (Nr. 643) Mickey 1981, C. 49 (S. 156) Blümel 1982, § 113, S. 99 und Anm. 95 Hansen 1985 (Nr. 2181) Schmidt 1991, 121 Anm. 543 Breuer 1995, 132 Tsagalis 2008, 150 Anm. 57, S. 277 Tueller 2008, 46 Anm. 59 Schirripa 2010, 155 Garulli 2012, 70 Anm. 77 Ἀλκινόας κούραν λεῦσσε, ξένε, καὶ Μενεκόρρου Τιμάνδραν, ἥβας τὰν στέρι̣σ᾽ αἶσα λυγρά· τᾶς ἀρετὰν αὔξοντες ἀείμναστον συνόμαιμοι οὐκ ἀκλεῶς φθιμέναν τῶιδε τάφωι κτέρισαν 77

Der gut überlieferte Text hat nur wenige Leseunterschiede. Schaue an, Fremdling, die Tochter der Alkinoa und des Menekorros, Timandra, der ein verhängnisvolles Geschick die Jugendblüte geraubt hat. Die Verwandten vermehrten die unvergeßliche Tugend derjenigen, die nicht ruhmlos zugrunde gegangen ist, und haben sie in diesem Grab bestattet. Behold, stranger, the daughter of Alkinoa and Menekorros, Timandra, whom a baneful fate deprived of her youth; Extolling her virtue, always to be remembered, her brothers ­buried her, Who did not die ingloriously, in this tomb. (K. Mickey) Regarde, étranger, la fille d’Alkinoa et de Menekorros, Timandra, qu’une destinée malheureuse a privee de sa jeunesse; Ses frères, exaltant son merite éternellement digne de mémoire, L’ont honoree de ce tombeau, elle qui n’est pas morte sans gloire. (J.-Cl. Decourt) Notiz: –– In der Tat, eine „raffinata iscrizione“ (Schirripa) –– Auch hier ist der Name der Mutter zuerst genannt. –– Der Begriff ἥβη erscheint noch in G 65 und G 115. G 16 Grab für die Tochter des Admetos Photo: Decourt Taf. 11, Abb. 64 Datierung: 4./3. Jh. Fundort: Pharsalos 78

Aufbewahrung: Pharsalos, Museum (Nr. 372), im Hof des Museums GHW 2038 Zustand: Rechts und hinten gebrochene, unten stark beschädigte Auflageplatte eines Naiskos, weißer Marmor; oben 0,065 m breiter erhöhter Randstreifen; Auflagefläche zurückspringend. H. 0,20 m; grBr. 0,87 m; grT. 0,15 m; BH ca. 0,02 m; ZA ca. 0,007 m (Peek) Erstpubl.: Peek 1974 a, 18 f. (Nr. 17) Lit.: SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 525) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 644) Decourt 1995, 107 f. (Nr. 90) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 128 f. Hansen 1985 (Nr. 2172) Schirripa 2010, 155 [Κ]ῆ̣δος̣ ἀ̣ε̣ί̣[μν]ηστον πάσηι πόλει ἐνθάδε̣ [Σωσώ ?] Ἀδμήτου θυγάτηρ, κεῖται ἀποφθιμένη· τῶν δε, μεθ᾽ ὧν τάφον ἔσχεν, ἀνεψία, οἷσι [συνέξη], [μ]εσ[σόθι τύμβον ὁρᾶις παρθένου ὠκυμόρου]. Zum immerwährenden Kummer für die ganze Stadt liegt hier Soso (?), des Admetos Tochter, verstorben. Inmitten derer, mit denen sie bestattet wurde, ihre Base, mit denen zusammen sie gelebt hat erblickst du das Begräbnis des vor der Zeit hingegangenen Mädchens. (Übersetzung teilweise von W. Peek) Deuil imperissable pour tout la cité, ci-git ------Fille d’Admetos, morte. Cousine de ceux aupres desquels elle a son tombeau..... (J.-C. Decourt)

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Notiz: –– Hier wird auf die „Trauer der Stadt“, also eine große Zahl von Trauernden hingewiesen. –– Genannt wird in diesem Epigramm der Name des Vaters, bereits in der 2. Zeile. –– Decourt liest V. 4: - - - - - -Ε̣ Σ - - - - - - - - - Θ̣ - - - –– In den Zeilen 1 und 2 berichtet das Grab, in den Zeilen 3 und 4 wird der Passant angesprochen: Eine häufig verwendete Gestaltung des Epigramms (hier aber dank ergänzter Zeile 4). –– Vgl. zu V. 2: – G 96 (Demetrias 3./2. Jh.), V. 2: κεῖται … ἀποφθιμένοις – G 66 (Larisa 2./3. Jh.), V. 4: ἐν φθιμένοις κεῖμαι … –– ἀείμνηστος erscheint meist im Vokabular der Tragödie (Decourt 1995, 110), in den thessalischen Grabgedichten noch bei G 15, G 17 (ebenfalls Pharsalos, 4.–3. Jh.) und bei G 102. –– Der Name Admetos erscheint in Sage und Literatur in verschiedenem Kontext. In Thessalien kann er als König von Pherae und Gastgeber des Apoll genannt werden. Immer wieder kommt die Kombination „Admetou kore“ vor (vgl. Philippson 69), hier ist es die Abwandlung „Admetou thygater“ (Beginn V. 2). –– Bei „typically Jewish phrases and formulae“ nennt McLean 2002, 279 auch „ἐνθάδε κεῖται“, doch „these phrases are not exclusively Jewish“. –– Allerdings kommt die genannte Formel so häufig in Grabinschriften vor, daß ich dazu neige, quasi andersherum zu argumentieren: „ἐνθάδε κεῖται“ ist sehr beliebt und wird deswegen auch bei jüdischen Inschriften verwendet. G 17 Basis für den Sohn der Nemea und des Amometos Photo: Decourt Taf. 11, Abb. 66 Abklatsch: Berlin, Akad. der Wiss. Datierung: 1. H. 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pharsalos 80

Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. Nr. 836) GHW 2752 Zustand:  Schwarzer Marmor. BH. 0,009–0,23  m; ZA ca. 0,015 m; „heute nur noch 3. 4 Anf. erhalten“ (GV) Erstpubl.: Fougères 1889, 404 (Nr. 20) Lit.: Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 185) IG IX, 2 (Nr. 252) H. R. Hastings, On the Relation between Inscriptions and Sculptured Representations on Attic Tombstones, Diss. Madison/Wisc., 1912, Bulletin of the University of Wisconsin No. 485; Philology and Literature Series, Vol. 5, Nr. 2, 99–148, hier 11 f., 109 f. Geffcken 1916 (Nr. 156) Peek (GV) 1955 (Nr. 1255) Peek (GG) 1960 (Nr. 172) Decourt 1995, 109 f. (Nr. 92) Cairon 2009, 238–240 (Nr. 75)(einschl. der Lesarten) Cf.: Bertels 1912, 12, 97 Eichler 1914, 142 Anm. 2 Lattimore 1942, 244 Fohlen 1948, 52 Anm. 67 Seelbach 1964, 64 Ebert 1972, 187 Peek 1973, 69 Lorenz 1976, 75, 123 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 532) Wilhelm 1980, 57 f. (Nr. 75) Bull. Ep. 1981 (Nr. 71) Mickey 1981, C. 51 (S. 158) SEG 45, 1995 publ. 1998 (Nr. 634) SEG 55, 2005 publ. 2009 (Nr. 1979) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 539) Garulli 2012, 70 Anm. 77

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Εἴσ̣ι̣δε τ̣ὸν̣ Νε[μέα]ς καὶ Ἀμωμήτοιο Φ[ίλιστον] παῖδα τὸν εὐεργῆς, ὦ ξένε, τύ[μβος ἔχει]· ὧι τόδε ἀείμναστον μάτηρ μνα[μεῖον ἔθηκε], πολλ᾽ ἀδινοῖς δάκρυσιν θρῆνον ὀ[δυραμένα]. Schau der Nemea und des Amometos Sohn Philistos, den, Fremdling, das schön gebaute Grab umschließt. Die Mutter hat ihm dies Mal zu ewigem Gedächtnis errichtet und hat unter strömenden Tränen oft ihre Klage hier ertönen lassen. (W. Peek in GG) Look on the child of Nemea and Amometos, Ph… O Stranger, whom the well-made tomb holds. To him, his mother, who has often lamented him with thick-fallen tears, erected this memorial, always to be remembered. (K. Mickey) Vois le fils de Ne… ed d’Amomètos, Ph-----Que ce tombeau bien travaillé retient, étranger. Sa mère lui a élevée ce mémorial éternel, Sa mère qui souvent le pleure avec des larmes abondantes. (J.-C. Decourt) Regarde de Nika et de l’irréprochable (Philistos) Le fils; ô étranger, ce (tombeau) bien travaillé l’(enferme); Sa mère lui (a consacré) ce monument, souvenir pour toujours, Souvent, (…) chant de deuil, avec des larmes abondantes. (E. Cairon) Notiz: –– Der Sohn wird als παῖς bezeichnet, wie es der Mehrheit der Grabgedichte Thessaliens entspricht. –– „Der Grabstein ist von der Mutter gesetzt; war der Vater nicht mehr am Leben, so scheint ein ehrendes Beiwort besonders angebracht“ (Wilhelm 58). Diese Überlegung dürfte auch hier gelten. 82

–– Bei Cairon geht es in V. 1 über Nikas und den ἀμώμητος Philistos; ich schließe mich hingegen der bei Wilamowitz beginnenden communis opinio an. G 18 Frau von den Gestaden des Nil Photo: Tziaphalias Datierung: ca. 150–250 Fundort: Pharsalos Aufbewahrung: Pharsalos, Dépôt archéologique Inv. Nr. Φ 11 GHW 2035 Zustand: H. 0,96 m, Br. 0,31 m, D. 0,145 m; BH 0,017–0,047 m. Erstpubl.: A. Tziaphalias, AD 43, 1988 publ. 1993 B, 283 Neupubl.: Decourt 1995, 117 f. (Nr. 105) Lit.: SEG 43, 1993 publ. 1996 (Nr. 301) K. J. Rigsby, Notes on Greek Inscriptions, ZPE 185 (2013), 137–142, hier 138 f. (Rigsby vermutet, daß Decourt die Veröff. von Tziaphalias nicht kennt.) -----------------πέδοις Νείλο χ̣[ώ]ροις̣ τ̣᾽ἔφ̣υ̣ες· κούρης δ᾽οἄυτε φίλασ’ ἐσθλὸν νόον οὕβεκα πάσας ν νείκης ἐγαμέτας σώφροσιν ἀνφὶ τρόποις …den Ebenen des Nil und seinen Landschaften entstammtest du; Doch er schätzte des jungen Mädchens edlen Sinn wegen Seines gesamten Erfolges und sie verheiratete sich Dank ihrem sittsamen Charakter. ..... tu grandissais dans les plaines et les pays du Nil; ensuite il Cherit le noble cœur d’ une jeune fille, Puisque tu l’emportes sur toutes les épouses du fait de ta sage conduit. (J.-C. Decourt) 83

Notiz: –– „(…) auch sonst sind Inschriften in der Heimatsprache bzw. im Heimatdialekt des betreffenden Verstorbenen geschrieben“ (Pfohl 1980, 14), doch dürfte hier wohl kein „Ägyptisches Griechisch“ vorliegen. –– Die Inschrift stellt jedenfalls ein schönes Beispiel für Migration in der Antike dar.

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Kierion G 19 Steinbasis einer Stele (?) für den tapferen Soldaten Pyrrhiadas Abb.: urspr. Kirchhoff 158, dann Kern 1902 sowie IG IX, 2 und weitere, u. a. Roehl 1907 und Jeffery Taf. 11 Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: Die umfangreiche Forschung nennt Zeiträume im 5. Jh. v. Chr.; Gragg ordnet das Grabgedicht bei den Inschriften des 7. und des 6. Jh. v. Chr. – deutlich zu früh – ein. Fundort: Bei Kierion, im Dorf Caralar Aufbewahrung: Zwei Fragmente (Nr. 8937 und Nr. 8938) befinden sich in Athen im Epigraphischen Museum (hier wurden sie 1976 von L. H. Jeffery gesehen). Zustand:  Maße der quadratischen Basis: H. 0,255 m, Br. 0,73 m; (links stehende Seitenfläche), 0,72 m (rechts sich anschließende Seitenfläche). „Schrift auf zwei anstoßende Seiten verteilt. Orig. heute bis auf wenige Buchstaben zerstört.“ (Peek) Jeffery beschreibt den Text knapp als „destroyed“. Erstpubl.: A. Kirchhoff, Hermes 20, 1885, 157–159 Lit.: Kern 1902, 8 (Nr. 6) Roehl 1907, 94 (Nr. 4) IG IX, 2, 270 m. Abb. Geffcken 1916 (Nr. 92) Schwyzer 1923 (Nr. 561) Friedländer 1948 (Nr. 160) Peek (GV) 1955 (Nr. 69) G. Pfohl, Geschichte und Epigramm. Ein kleines Quellenlesebuch griechischer Inschriften zum Studium der Geschichte und Literatur, Stuttgart, 2. durchges. Aufl. 1966 (DAU, Beilage zur Reihe B, Heft 2) (Nr. 5) Pfohl 1967 (Nr. 136) 85

Guarducci 1, 1969, 359 f. Lorenz 1976, 39–45 (Nr. 2) Mickey 1981, C. 6 (S. 75–78) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 118) Jeffery 1990, 98, Taf. 11 (Nr. 4)  J. Chadwick, The Thessalian Accent, Glotta 70, 1992, 2–14, hier 12–14 Cf.: Prellwitz 1885, 4, 11 Wilamowitz 1886, 13 Kirchhoff 1887, 147 H. Usener, Altgriechischer Versbau. Ein Versuch vergleichender Metrik, Osnabrück, 1887, 32 f. Allen 1888, 144 A. Thumb, Untersuchungen über den Spiritus Asper im Griechischen, Diss. Freiburg/Br., Straßburg, 1888, 43 Loch 1890, 4, 7, 14 f. Fengler 1892, 13 f. Hoffmann (Dialekte) 1893, 48 (Nr. 70) Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 54) A. Fick, BIS 26, 1901, 120 F. Solmsen, Thessaliotis und Pelasgiotis RhM 58, 1903, 598–623, hier 601 Jacobsohn 1908, 394 f. Kock 1910, 20, 24, 26 Gragg 1911, 16, 46, 58, 59, 62 (Nr. 17) Frenkel, IF 28, 1911, 236 Bignone 1921, 91, 326 Flinck 1922, 2 Lattimore 1942, 237 f., 240 Anm. 92 Lejeune 1943, 126 Anm. 3 Jeffery 1947, 131 Fohlen 1949, 33 Anm. 41 Biesantz 1965, 65 Skiadas 1967, 16 f., 78 f. Morpurgo-Davies 1968, 103 86

Philipp 1968, 128 Anm. 68 e SEG 23, 1968 (Nr. 411) P. A. Hansen, JHS 90, 1970, 230 B. Helly, BCH 94, 1970, 180 Anm. 57 Pfohl 1970, 19 f., 36 Pavese 1972, 59 Peek, Abh. Leipzig 63, H. 4, Berlin, 1972, 3 K. Gallis AAA 7, 1974, 275 Hansen 1975 (Nr. 123) Gallavotti 1979, 30 Pircher 1979, 34 Anm. 9 SEG 26, 1976/77 publ. 1979 (Nr. 643) Stecher 1981, 22, 23, 26 Blümel 1982, 32 A 17 (§ 32), 234 (§ 248) Kappeler 1987, 147 (Nr. 138) E. Campanile in: Metrica classica e linguistica. A cura di R. Danese, F. Gori, C. Questa, Urbino, 1990 (Atti del Colloquio, Urbino 3–6 ottobre 1988), 29, 42 Add. Ecker 1990, 85 Anm. 187 SEG 40, 1990 publ. 1993 (Nr. 473) O. Masson, Notes epigraphiques: Thessalie et Dalmatie, BCH 115, 1991, 353–359, hier 354 Nicosia 1992, 98 f. (Nr. 30) SEG 42, 1992 publ. 1995 (Nr. 1771) Helly 2004, 18 Anm. 5 SEG 55, 2005 publ. 2009 (Nr. 1979) E. Santin (mit Chr. Poleze), Pente thessalika epi­ grammata, Thessaliko Hemerologiko 67, 2015, 349– 358 A. Bartonêk, Chrestomathy of Ancient Greek Dialect Inscriptions, München, 2015, 109 (Nr. 82) (Über­ setzung des tschechischen Originals, Brünn, 2011) V. Garulli, Axon 1, 2017, 89–95 Μνᾶμ᾽ ἐμὶ Πυριάδα, hὸς οὐκ πί|στατο φεύγεν, ἀλ᾽ αὖθε πὲρ γᾶς | τᾶσδε πολὸν ἀριστεύν ἔθανε. 87

Grabmal bin ich des Pyrrhiadas, der nicht fliehen konnte, sondern hier für sein Land großartig sich auszeichnend starb. Und in rhythmischem Stil: Grabmal bin ich für den Pyrrhiadas, der nicht wußte zu fliehen, hier mußt’ er finden den Tod, in gar kraftvollem Kampf für sein Land. I am the memorial of Pyrrhiadas, who knew not how to retreat, but died in the spot where he greatly distinguished himself fighting for his land. (L. Friedländer) I am the memorial of the Pyrrhiadas, who was not capable of flight, but died here, greatly distinguishing himself, on behalf of his land. (K. Mickey) I am the memorial of Pyrrias who was not able to run away, but died for this country, excelling much (in the fight). (A. Bartonêk) Sono la tomba di Pirriada che non conobbe la fuga, Ma qui da prode mori per questa terra. (S. Nicosia) Notiz: –– Das Gedichtchen ist ein frühes Beispiel für den häufigen Typ des sprechenden Grabmals. Zugleich ist es Beispiel für den – hier mit den homerischen Worten gekennzeichneten (vgl. Ecker 1990, 85) – tapferen Soldaten. –– Die umfangreiche und facettenreiche Rezeption dieser Inschrift ist bemerkenswert, Elemente dafür sind u. a. alte Inschrift (also alte Schreibung und alter Wortschatz) und „Heldentod“; „un ideale di eroismo al servizio della comunita“ (Nicosia 1992, 99). 88

–– Bemerkenswert ist auch, daß die Mutter mit ihrem tapferen Sohn das Grabmal errichtet. (Ebenso G 13, Pharsalos, 5. Jh. v. Chr.) –– „Metro lirico“ (Nicosia 1992, 98). Vgl. B. Gentili – P. Giannini, Preistoria e formazione dell’ esametro, Quad. Urb. 26, 1977, 19 f. –– Meist „sind die Grabinschriften für die Frage nach der sozialen Herkunft oder der Standesbezeichnung des Toten“ wenig ergiebig, „Eine Ausnahme bilden hier lediglich die Inschriften auf den Gräbern von Kriegern und Athleten“ (W. Schild-Xenidou, Böo­ tische Grab- und Weihreliefs archaischer und klassischer Zeit, Diss. München, 1969 publ. 1972, 102), aber auch von Ärzten (vgl. auch Lorenz 1989 sowie Lorenz 1999).

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Euhydrion G 20 Der Tod der jungen Mutter Zoe – eine Grabelegie Abb.: Tziafalias Datierung: 3. Jh. n. Chr. Fundort: Euhydrion Aufbewahrung: Larisa, Museum Zustand: Weiße Marmorstele Erstpubl.: A. Tziaphalias, AD 44 B 1, 1989 publ. 1995, 283 f. (Nr. 16) mit Taf. 146 a Lit.: R. A. Tomlinson, Archeology in Greece 1995–96, AR for 1995 (1996), S. 25, in: Northern Thessaly, S.  24 f. SEG 45, 1995, publ. 1998 (Nr. 641) SEG 54, 2004, publ. 2008, 185 f. (Nr. 555) Ausführliche Publikation mit Übersetzung und Kommentar: A. Chaniotis, Der Tod des Lebens und die Tränen des Peneios: Eine thessalische Grabelegie, in: A. Hornung – C. Jäkel – W. Schubert (Hrsg.), Studia Humanitatis ac Litterarum Trifolio Heidelbergensi dedicata, Festschrift für Eckard Christmann, Wilfried Edelmaier und Rudolf Kettemann, Frankfurt/M., 2004, 39–43 Ἣν ἐσορᾶς στήλην μεστὴν ἐ|σορᾶς φίλε πένθους | |Κάτθανε γὰρ Ζωὴ οὔνομα | κλησκομένη. |Ὀκτωκαιδεκέτης λείψα|σα γονεῦσι δάκρυα |καὶ πάπποις τὰ μοια· οὗ|περ γαίης λίπε πένθη. |Ἧν δὲ γάμῳ ξευχθεῖσα κύ|ησέ τε τέκνον ἄωρον, |οὗ τεχθέντος. ἄφωνος | λίπεν φάος ἠελίοιο. |Πηνειὸς δὲ πατὴρ χεύων | δάκρυ θῆκε τόδ᾽ ἔργον |σύν τε φίλῃ ἀλόχῳ. οἴς ἦν | τέκνον ἕν τε κοὺκ ἄλλο. |Οὐδὲ γὰρ ἐξ αὐτῆς ἔσχον | τέκνον φωτὶ λιπούσης |ἀλλ᾽ ἄτεκνοι λῦπῃ καρ|τέρεον βίοτον. 90

Die Stele, die Du siehst, Fremder, ist von Schmerz erfüllt. Denn Zoe (das Leben), die mit diesem Namen gerufen wurde, ist gestorben, achtzehn Jahre alt; Tränen hat sie ihren Eltern hinterlassen, ihren Großeltern das gleiche, als sie die Trauer der Erde verließ. Sie war mit dem Joch der Erde verbunden und war an einem zu früh gestorbenen Kind schwanger, nach dessen Geburt sie, sprachlos, das Licht der Sonne verließ. Einen Strom von Tränen vergießend, hat Peneios, ihr Vater, dieses Werk aufgestellt, zusammen mit seiner lieben Frau; denn ein einziges Kind hatten sie, kein zweites; Ein Kind bekamen sie nicht wieder, nachdem ihre Tochter das Licht verlassen hatte, sondern kinderlos und in Trauer ertrugen sie nun das Leben. (A. Chaniotis) Notiz: –– Welch ein Geschick! Das einzige Kind – Die einzige Tochter Zoe stirbt nun als Achtzehnjährige – und mit ihr, der werdenden Mutter stirbt das ersehnte Enkelkind! Das eigentliche Leben stirbt somit: Das Weiter-Leben muß ertragen werden – von nun kinderlosen Eltern. –– Nicht genannt ist allerdings der Vater des zu früh gestorbenen Kindes … –– Dabei spricht die Stele den Passanten an und berichtet das traurige Los der Familie. G 21 Grabmal für eine vom ganzen Volk vermißte Frau (Sosipolis?) Abb.: Decourt, pl. 4. (Nr. 20) Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Euhydrion Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. Nr. Ε 1246) 91

GHW 2750 Zustand: H. 0,36 m, Br. 0,68 m, D. 0,26 m; BH 0,5–2,5 m, ZA 0,01 m. Erstpubl.: Peek 1974 a, 8–10 (Nr. 5) Lit.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Decourt 1995, 48 (Nr. 37), Abb. 4 (Nr. 20) Cf.: Helly 1978, 123 (Nr. 5) Mickey 1981, C. 50 (S. 157), B. 75 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 516) Cairon 2009, 272 f. (Nr. 90)(mit Lesarten) ––––––––––––––––––––– ––––––ENOPE––––––––– [– – – –μ]έδων δ᾽ ἐτέκνωσ[ε – – – –] [– – – – –] εν δὲ πόσις Σώφρ [– – – – ] [– – – κ]λ̣ειζουσιν δ᾽ αὐτὴ[ν – – – ] [– – – ] λιν στεφανοῖ δὲ[– – – – – – ] [– – – –] εἰκόνι τῆιδε λε[– – – – – – ] Mit Ergänzungen von W. Peek: [Σωσίπολιν, ξ]έν᾽, ὅρα π̣ο̣λ̣[υτιμήτην πολιῆτιν]· [Εὐρυμ]έδων δ᾽ ἐτέκνωσ[ε νόσοις χαλεπαῖσι θανοῦσαν]. [ἔκρυ]εν δὲ πόσις Σώφρ[ων ἐνὶ σήματι τῶιδε]· [αἰεὶ κ]λείζουσιν δ᾽ αὐτὴ[ν ἐτύμην ἓ καλοῦντες] [Σωσίπο]λιν· στεφανοῖ δὲ [πατρὶς καὶ ἀποφθιμένην περ] [κοσμεῖ τ᾽] εἰκόνι τῆιδε· λε[ὼς σύμπας δὲ ποθεῖ μιν]· Übersetzung gemäß den Ergänzungen von W. Peek: Die Sosipolis, Fremdling, siehe, die hochgeschätzte Bürgerin, Eurymedon zeugte sie, die an schweren Krankheiten starb, und es begrub sie ihr Gatte Sophron in dieser Grabstätte; immer aber rühmen sie diese, die sie leibhaftige Sosipolis nennen; doch die Heimat zeichnet die Verstorbene aus und bekränzt sie durch dieses Bild; das ganze Volk vermißt sie. 92

Mickey und Cairon haben für diesen lückenhaften Text keine Übersetzung angeboten. Notiz: –– Für die sehr fragmentarische Inschrift möchte sich W. Peek nicht entscheiden, ob es sich um eine Grab- oder um eine Weihinschrift handelt. –– Es spricht aber meiner Meinung nach viel für die Grabinschrift, nicht zuletzt der verwendete Wortschatz. –– Auch das LGPN 2000 übernimmt die Ergänzung von Peek. Der Name Sosipolis ist im LGPN für Thessalien viermal nachgewiesen, Sophron zweimal. –– τῷ λαῷ χαίρειν: G 70 (Larisa, 2./3. Jh.): jüdische Inschrift. Und hier? (Hier und G 70 verwendet als einziges griechisches Grabgedicht Thessaliens „λαός“). –– McLean 2002, 279 Anm. 1 nennt das Wort bei den „typically Jewish phrases and formulae“. Vielleicht ist es sinnvoll, auch zu diskutieren, ob das vorliegende Gedicht ebenfalls ein jüdisches Grab ziert. (v. d. Horst 1991, 16 erinnert immerhin an „the ex­ tremely tricky question of how to tell a Jewish inscription from a non-Jewish one“.)

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Hestiaeotis Trikka und Umgebung – Mylae – Metropolis Trikka G 22 Frau und Kinder errichteten dem Echenikos ein Relief als Grabmal Abb.: Rhomaios, Biesantz, Clairmont, Woysch-Meautis Datierung: 2. V. 4. Jh. v. Chr. Fundort: Trikka (Gomphi? Clairmont) Aufbewahrung: Kalojeri (Clairmont) Zustand: „Weißer, grobkörniger Marmor (milchig, z. T. bläulich schimmernd)“ (Biesantz)  H. 1,66  m, Br. 0,71  m/0,61  m, D. 0,08  m, Basis 0,78 m x 0,55 m x 0,25 m. Erstpubl.: K. A. Rhomaios, AD 5, 1919 publ. 1922, 123–132, Abb. 125, Fig. 3 Lit.: P. Roussell – A. Plassart, Bull. Ep. 1921, 441 SEG 2, 1924 (Nr. 358) Peek (GV) 1955 (Nr. 170) Biesantz 1965, 5, 6 f., 20 f., 31, 38, 41, 43, 44, 46, 49, 55, 63, 64, 74, 75, 77, 78, 79 f., 81, 83, 88, 92, 94, 97, 143 f., 154, 165, 173, Taf 14–15 K 33 Clairmont 1970, 50, 54, 156 f., (Nr. 82), 171 und Abb. 32 Lorenz 1976, 127 (Nr. 18) Woysch-Meautis 1982, 122 (Nr. 230), Tab. 34, 230 (cf. Fig. 4) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 640) Cf.: B. Schweitzer, AA 37, 1922, 246 f. Stählin 1924, 125 (Nr. 7) G. Lippold 1950, 248 (Nr. 12) Fumarola 1952, 16 94

A. Kontsa, Inhalt der griechischen Grabstelen, Diss. Wien 1962, 87 f. Siegel 1967, 126 Möbius 1968, 56 T. Dohrn, Antike Plastik. Hrsg. im Auftrage des Deutschen Archäologischen Instituts von Walter-­ Herwig Schuchhardt. Lieferung 8, Teil 1/8, Berlin, 1968, 38, 47 f. McDevitt 1970 (Nr. 187) Karusos 1972, 120 Anm. 44 Lindner 1972, 46 f., 53, 184, 185, 220 (Nr. 20) Peek 1974 a, 18 H. Rühfel, Antike Kunst, 17. Jg. Heft 1, 1974, 49 Mickey 1981, C. 23 (S. 112) Hansen 1985 (Nr. 2175) Santin 2016, 13 f. Σᾶμα γυνὰ καὶ παῖδες ἐπέστησαν | Ἐχενίκωι, εἴ τις κἠν Ἀίδα κειμένωι ἔσστι χάρις. Das Grabmal errichteten Frau und Kinder dem Echenikos, wenn es für einen, der im Hades liegt, irgendeine Freude gibt. Diese Stele haben Frau und Kinder aufgestellt (im Sinne von gestiftet) für Echenikos, wenn ihm das eine Freude ist. (H. Rühfel) His wife and his children set up the memorial for Echenikos, if there be any pleasure (there from) for one who lies in Hades. (Chr. W. Clairmont) His wife and children erected this monument for Echenikos, if there is any pleasure for one who lies in Hades. (K. Mickey)

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La moglie ed i figli eressero il monumento sepolcrale ad Echenikos, Se mai una ricompensa esiste anche per chi giace nell’ Ade. (http://linclass.classics.unibo.it/didattica/download/info_di (2005)) Notiz: –– Dieses Grabmal errichteten Frau und Kinder, in dieser Reihenfolge – ohne Frage nach Mädchen oder Jungens –, also die Familie, ihrem Mann bzw. Vater. –– Man sieht also hier die „klassische Familie“ auch beim Todesfall vereint. Das dürfte nicht nur ein Beweis von Sympathie sein, sondern – neben den zahlreichen anderen ähnlichen Beispielen – ein Hinweis auf die familienrechtliche Stellung der Frau, auch gegenüber den Kindern. G 23 Der Arzt Gerys bittet Pluto und Persephone Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 1. Jh. v. Chr. Fundort: Trikka GHW 2224 Zustand: Tafel aus weißem Mamor. H. 0,24 m, Br. 0,27 m, D. 0,07 m. Erstpubl.: J. L. Ussing, Inscriptiones Graecae ineditae, Kopenhagen, 1847, 38 f. (Nr. 43) Lit.: Ph. Le Bas – E. Londron, Voyage archéologique en Grèce et en Asie Mineure, Inscriptions grecque et latines recueillies en Grèce et en Asie Mineure, 2. Teil, Megaride et Peloponnese, 6. Sect.: Thessalie, Paris, 1848 (Nr. 1201) Kaibel 1878 (Nr. 506) IG IX, 2 (Nr. 313), auch bei Addenda Ultima; 2. Corrigenda Peek (GV) 1955 (Nr. 1967) Samama 2003, 174 f. (Nr. 71) 96

 Cairon 2009, 248–251 (Nr. 80) mit ausführlicher Darstellung von Lesarten und Ergänzungen Cf.: Ussing 1857, 67 Monceaux 1883, 59 (Nr. 10) Wagner 1883, 12, 29 J. Geffcken, Stimmen der Griechen am Grabe, Hamburg-Leipzig, 1893, 43 Bertels 1912, 12, 76, 97 Richardson 1933, 346 Bethe 1935, 113 Anm. 7 Straubergs 1937, 338, 350 Lattimore 1942, 52, 163, 232 Anm. 127 Grienbaum 1959, 96, 100 North 1966, 253 Siegel 1967, 161, 185, 201, 249 Engemann 1973, 44 Anm. 26, 47 Anm. 37 Grienbaum 1973, 154 Anm. 381 Lorenz 1976, 51, 75, 117, 119, 123 Pircher 1979, 67 Anm. 6 Stecher 1981, 244 Anm. 1, 257, 268 f., 275 f., 291 f. Lorenz 1989, 112–115 (Interpretation) SEG 39, 1988 publ. 1992 (Nr. 520) Lorenz 1999, 764 f. SEG 53 T. 2, 2003 publ. 2007 (Nr. 2191) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) Garulli 2012, 165–167 Chaniotis 2013, 256 Wypustek 2013, 114 Wypustek 2014, 125 f. u. Anm. 30 Tziaphalios 2016, 228, Anm. 68 [ἴχνος ἐπιστήσας], παροδοιπόρε, τοὐμον ἐπιγνούς [γράμμα καταχρό]μενος στεῖχε κατ’ ἀτραπιτόν. [εὐσεβίας μέτο]χον λεύσσεις, ξένε, τῷδ’ ὑπὸ τύμβωι· [ἴσθ’ υἱὸν υυ] σου Γῆρυν ὑπόντα τάφωι. [ἤσκησεν δὲ τέχν]αν Ἄσκλαπιῶ, ἃν ἐφύλαξεν. 97

[πᾶσι παρ’ Ἕλλασιν] δόξαν ἀειράμενος. [ νιν] ἐπιγνοὺς ἄνδρα δίκαιον [πέμψειεν Πλόυτων] χῶρον ἐς εὐσεβέων. [προφρονέως Γῆρυν Πλο]ύτων καὶ Φερσεφόνεια [δέξαιντ’ εὐσεβέων χρ]ύσεον εἰς πρόπυλον. [ἤσκησεν δὲ τέχνην] Ἄσκληπιοῦ, ἣν ἐφύλαξεν [πᾶσι παρ’ Ἕλλησι]ν δόξαν ἀειράμενος [ ἀ]στῶν. Καθαρὰν δὲ φυλάξας [εὐσεβέως βιοτὴν τό]νδε λέλονχε τάφον. [τῷ καὶ τιμητὸν τἀνδ]ρὸς γένος ἐν πολιήταις. [αὐτὸς δ’ ἐν τέχνηι π]ρῶτος ἀναγράφεται. Versuch einer Übertragung unter Berücksichtigung der Ergänzungsvorschläge: Die Spur erkenne, Wanderer, und indem du meine Inschrift genau erkennst und dann das Opfer beginnst, gehe weiter den Pfad entlang. Einen der Frömmigkeit Teilhaftigen siehst du, Fremdling, unter diesem Grabhügel; Erkenne, daß Gerys, der Sohn des N. unter dem Grab liegt. Er übte die Kunst des Asklepios aus, die er befolgte nach Meinung aller Griechen Ruhm gewinnend. (…) genau kennend den gerechten Mann. Möge Pluto ihn schicken in das Land der Frommen. Gütig mögen den Gerys Pluton und Persephone aufnehmen in den goldenen Vorhof der Frommen. Er übte die Kunst des Asklepios aus, die er befolgte nach Meinung aller Griechen Ruhm gewinnend. (…) und ein reines Leben auf fromme Weise befolgend erhielt er dieses Grab zugeteilt. Denn auch ist zu ehren das Geschlecht des Mannes bei seinen Mitbürgern, und er selbst wird in seiner Kunst Erster durch eine Inschrift bekanntgemacht.

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Samama bietet folgende Übersetzung: [Après avoir arrêté ton pas et] lu [mon nom], reprend ta route, voyageur qui passes, en suivant ce sentier. [Celui…] que tu vois dans cette tombe, étranger, c’ est Gèrys, fils de […] qui repose dans ce tombeau [Il exerçait l’art] d’Asclépios dont il était l’un des gardiens à l’immense [renommée auprès des tous les Grecs]. […] après avoir reconnu […] un homme juste [qui s’en est allé] vers les contrées des Bienheureux. [Avec empressement, Plu]ton et Perséphone [puissent-ils accueillir Gèrys] aux portes dorées des Bienheureux. [Il exerçait l’art] d’Asclépios dont il était l’un des gardìens à l’immense renommée [auprès de tous les Grecs depuis 55 ans]. Gardien de la pure [vertue de la sagesse], il reçut ce tombeau. Aussi ont été gravés (ici le nom de) la famille de cet homme, estimée de ses concitoyens ainsi que le, [premier des médecins]. Die Übertragung von E. Cairon berücksichtigt die Ergänzungen wenig: (…) passant, apres avoir découvert Mon nom et t’être éloigné, marche, marche le long sentier. (…) que tu voi, étranger, sous ce tombeau, (…) c’est Gèrys qui est dans ce tombeau. Il exerçait l’art que d’Asclépios dont il était le gardien (…) exaltant sa réputation. (…) après avoir découvert un homme juste (…) vers le pays des Bienheureux. (…) Pluton et Perséphone (…) vers le vestibule en or. Il exerçait l’art d’Asclépios dont il était le gardien (…) exaltant sa réputation. 99

(…) ayant gardé pure (…) ill reçut ce tombeau. (…) famille parmi les citoyens, (…) il est inscrit le premier. Notiz: –– Der vorliegende Text stellt das mit Abstand längste (bisher bekannte) thessalische Grabgedicht dar und zeigt eine Rahmenkomposition, bei der sich jeweils Versgruppen am Gedichtanfang und Gedichtende entsprechen (vgl. Lorenz 1989). –– Leider hat V. Garulli in ihrer wertvollen Arbeit „L’Epigramma longum“ das vorliegende Gedicht nicht berücksichtigt. –– Grundlegend ist die Festlegung: „Als längere Epigramme betrachte ich Gedichte, die fünfzehn oder mehr Verse umfassen.“ (H. Szelest, Ut faciam breviora mones epigrammata, corde… Eine Martial-Studie, Philologus 124, 1980, 99–108, hier 99). –– Vers 13 könnte vielleicht gemäß einer Formel für „Fremde und Einheimische“ ergänzt werden, vgl. G 108 (Pelion, 2. H. 5. Jh. v. Chr.) ἀστοῖ]ς καὶ ξε|ίνοις δο῀κε θαν|ν ἀνία|ν und Peek Nr. 31 (Theben) ἀστῶν τε τειμαῖς. –– Dieses seit langem bekannte Gedicht wird aufschlußreicherweise kontinuierlich beachtet. Gründe dafür sind wohl Länge und Struktur, das Thema Arztlob und die Herkunft aus einer der wichtigen Städte Thessaliens. –– Aufschlußreich sind die im Gedicht enthaltenen Wechsel zwischen „Hochsprache“ und Dialekt, z. B. eis (10. V) und es (8. V.) sowie Asklapios (5. V.) und Asklepios (11. V.). Existiert ein Trend, auch bei Grabgedichten die Hochsprache zu verwenden, der hier nicht durchgehalten wurde?

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G 24 Grab des Kindes Andromachos Datierung: 1. Jh. v. Chr. Fundort: Trikka Zustand: Stele (?) aus drei Fragmenten. H. 0,61 m, Br. 0,65 m, D. 0,15 m. Erstpubl.: E. Kouzis, Δελτίον Ἀρχαιολογικόν 6, 1890, 88 Lit.: IG IX, 2 (Nr. 315) Peek (GV) 1955 (Nr. 291) Peek 1974 a, 34 f. (Nr. 35) Helly 1978, 132 f. Cf.: Grienbaum 1959, 97 Grienbaum 1973, 123 Anm. 211 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Verilhac 1978, 17 (Nr. 4) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) SEG 35, 1985 (Nr. 1758) τέτρατον αὐξηθέν ἐτέων χρόνον ὤ̣πασ[αν υἱῶι] Ἱππίας Ἀνδρομάχη τ̣᾽ ἠρίον Ἀν[δρο]μάχω̣ι̣ V. 1: ΟΠΑΙΣ. Verbesserung und Ergänzung Hiller v. Gaertringen. ὤπασ[ε τύμβῳ] (Peek) V. 2: ΧΗΥΠΝΟΝ θ᾽ υἱὸν ? Kein τ̣ε̣ υ̣[ἱ]ὸ̣ν Ἀν[δρό]μαχον (Peek) Als er den vierten Jahreslauf gewonnen hatte, brachten eilends zu diesem Grab Hippias und Andromache den Sohn Andromachos. Apres qu’il eut grandi le temps de quatre années, Hippias et Andromaque confierent au tombeau leur fils Andromachos. (A. M. Verilhac)

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Notiz: –– Andromache auch bei G 28 (ebenfalls Trikka, aber 3. Jh. n. Chr.): Die beiden Nennungen in Thessalien, Andromachos 19mal, Hippias 11mal in Thessalien (bei LPGN 2000). G 25 Grab eines kurz vor der Hochzeit Verstorbenen Abb.:  Abschrift bei Lolling (vgl. Damiralis, Parnassos 1882, 861) Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Trikka Aufbewahrung: Trikka Zustand: Marmorstele mit Relief; H. 0,68 m, Br. 0,39 m, D. 0,17 m, BH 0,017–0,03 m. Erstpubl.: Lolling 1887, 358 (Nr. 146) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 316) Peek (GV) 1955 (Nr. 856) Cf.: Nowak 1960, 26 Anm. 2 Siegel 1967, 179 Lorenz 1976, 54, 113 Obryk 2012, 65 Anm. 62 πρὸς γάμον ἐρ|χόμενον καὶ εὐ|στεφάνος ὑμε|ναίος ἥρπασε Νει|κιάδην ὁ φθονε|ρὸς θάνατος· καὶ | νῦν οὐ θάλαμό[ς | μι]ν, ἐνὶ φθιμέ[νοις φθίμενον δέ] [δέξατο Φερσεφόνης δώματα κυάνεα]. V. 3 f.: θάλαμό[ς μι]ν, ἐνὶ φθιμέ[νοισι ποθεινὸς | δέξεται ---] (Wilamowitz) Auf dem Weg zur Hochzeit und den Hochzeitsliedern mit schönen Stirnbändern raubte den Neikiades der schreckliche Tod.

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Und jetzt nahm auf nicht das Schlafgemach, sondern unter Verstorbenen den Verstorbenen das schwärzliche Haus der Persephone. Notiz: –– Da aber in thessalischen Grabgedichten wie in G 84 (Anfang 3. Jh. v. Chr.), ebenso bei G 23 (1. Jh. v. Chr) immer nur die aspirierte Schreibung Φερσέφονη erscheint, ist auch im vorliegenden Epigramm Φερσεφόνης anzunehmen. Vgl. ebenso G 39 (Pherai, 3. Jh. v. Chr.) und G 96 (Demetrias 3./2. Jh.). –– Der Name Neikiades kommt gemäß LGPN 2000 fünfmal in Thessalien vor.

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G 26 Gedicht für die jung verstorbene Aristopolis Abb.: Theocharis – Béquignon Datierung: 2./3. Jh. (McDevitt nimmt die von Theocharis angegebene wohl unrichtige Datierung 4. Jh. A. D. wieder auf) Fundort: Trikka Aufbewahrung: Larisa, Museum Zustand: „Plaque de marbre blanc, brisee en haut, en bas ­gauche, a droite“ (Béquignon) H. 0,42 m, Br. 0,59 m, D. 0,25 m; BH 0,015 m; ZA 0,008 m. Erstpubl.: D. Theocharis, AD 16, 1960 publ. 1962 Chron., 174 f. mit Abb. Lit.: Béquignon 1964, 397–400 mit Abb. (Nr. 2) Cf.: Bull. Ep. 77, 1964 (Nr. 224) Bull. Ep. 78, 1965 (Nr. 218) SEG 23, 1968 (Nr. 440) McDevitt 1970 (Nr. 189) Lorenz 1976, 75, 111, 116, 123 Trikalina 8, 1988, 197 Δ̣ι̣ο̣γ̣έ̣[νο]υς θύγατράμ με Λέων | ἡρμόσ[σ]ατο νύμφην Τρίκκης | ἐξ ἱε[ρῆ]ς, οὔ[νο]μ᾽ Ἀριστόπολιν· | ἔξων δ᾽ ο[ὐ]χὶ μάκρον βιότου || χρόνον, ἀλλ᾽ ἔτι κούρη κάτθανον | εἱμερτὴ μητρί τε καὶ γαμέτῃ. | Τρίκκην ἢν ἔλθης, φράσον, ὦ ξένε, τῷδ᾽ ἐ|νὶ τύμβῳ Διογένους θυγάτηρ κεῖται | Ἀριστόπολις. Πένθος μὲν πάτρῃ, πένθος || [δ]ὲ Λέοντι συνεύνῳ, πένθος μητρὶ φίλῃ, |[πέν]θος ἑῷ γενέτῃ, νύμφη καὶ μήτηρ | [ὀλίγ]ον χρόνον, ἀντὶ δὲ παστῶν καὶ θα|[λάμ]ων ναίει δύσμορος ἐιν Ἀΐδηι.

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Des Diogenes Tochter, mich hatte sich Leon als Braut vermählt, aus dem heiligen Trikka, mit Namen Aristopolis. Ich lebte nicht eine lange Lebenszeit, sondern noch als junge Frau starb ich, ersehnt meiner Mutter und meinem Gatten. Wenn du nach Trikka kommst, berichte, Wanderer: In diesem Grab liegt des Diogenes Tochter Aristopolis, zur Trauer der Heimat, zur Trauer ihres Gatten Leon, zur Trauer der lieben Mutter, zur Trauer ihrem Vater, junge Frau und Mutter nur für kurze Zeit, statt in Bett und Schlafgemach wohnt die Unglückliche im Hades. Fille de Diogénès, Léon m’avait prise pour épouse, originare de Tricca, la sainte; mon nom était Aristopolis. J’ai vécu un espace de temps qui ne fut pas long, car encore Jeune femme je suis morte, chère à ma mère et à mon époux. Si tu viens à Tricca, dis le, ô étranger, en cette tombe Repose la fille de Diogénès, Aristopolis, Deuil pour sa patrie, deuil pour son mari, Deuil pour sa mère Chérie, deuil pour son père; Jeune épouse et mère pendant peu de temps, au lieu du lit et de la Chambre nuptiale, elle a pur demeure, infortunée, la maison D’Hádes (Y. Béquignon) Notiz: –– Welch ein anrührender zweiteiliger Gedicht-Bericht der verstorbenen Aristopolis (wobei der Name schon als sprechend verstanden werden kann)! Leon (Nominativ!) hat sie (Akk.) geheiratet! War die Braut besonders höflich, ihren Mann gemäß der Tradition als aktiven Part zu nennen? Oder stammte Leon aus einer sozial höherstehenden Familie? Jedenfalls gilt allgemeine Trauer über ihren Tod als junge Frau (Kora bzw. Nymphe bezeichnet) und Mutter, die 105

vierfach zum Ausdruck kommt: Die Heimat Trikka (zweimal genannt, einmal sogar „heilig“) trauert (an erster Stelle!), ihr Mann Leon (mit Name genannt!), ihre Mutter, die sie ersehnt (zweimal genannt: Welch schöner Hinweis auf ein offensichtlich gelungenes Mutter-Tochter-Verhältnis!). Und auch ihr Vater (an letzter Stelle – der Relevanz oder der Steigerung??). Den Abschluss bildet – einer jahrhunderterlanger Tradition entsprechend – der Weg in den Hades. –– Es spricht geradezu Bände über die Geringschätzung späterer Grabgedichte, daß dieses in verschiedener Hinsicht bemerkenswerte Poem seit Jahrzehnten nicht mehr genannt, geschweige denn rezipiert wurde. –– Der Name Leon kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien 73mal vor, davon 17mal in Larisa und 12mal in Atrax – sozusagen ein Allerweltsname. G 27 Antigone trauert um ihren verstorbenen Gemahl Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Trikka Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. Nr. E 745) Zustand: Marmorstele. H. 0,61 m, Br. 0,65 m, D. 0,15 m. Erstpubl.: IG IX, 2 (Nr. 314) Lit.: Peek 1938 a, 41 Anm. 1 Peek (GV) 1955 (Nr. 582) Wilhelm 1980, 83 (Nr. 105) Cf.: Lattimore 1942, 252 Lorenz 1980, 313 f. SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) (GV) [ἐνθάδε τὸν μακάρ]εσ[σι τ]ετειμένον ἠδὲ βροτοῖσιν [ Ἀντίο]χον στυγνὸς ἔχει θάνατος· [ἡ δὲ κενοῖς παρ]άκοιτις ὀδυρομένη μελάθροισιν [τρύχεται ἀλλή]κτοις δάκρυσιν Ἀντίγονη. 106

(SEG) [τὸν πᾶσιν μακάρ]εσι̣ [τ]ε̣τ̣ε̣ιμένον ἠδὲ βροτοῖσιν [ἐνθάδε Γραμματι]κὸν σ[τυ]γνὸς ἔχει θάνατος· [ἐν δὲ κενοῖς παρ]άκοιτις ὀδθρομένη μελάθροισιν. [τρύχεται ἀπα]ύτοις δάκρυσιν Ἀντίγονη. V. 1: Erg. Peek bzw. Wilhelm V. 2: z. B. [Εὐκλέος] Peek V. 3: Erg. Wilamowitz bzw. Wilhelm V. 4: [τρύχετ᾽ ἀκοιμή]τοις Wilamowitz Wo er allen Seligen und Sterblichen zugereiht ist, da hält den N. der verhaßte Tod. Und die Gattin im leeren Haus wird verzehrt durch hartnäckige Tränen, Antigone. Notiz: –– Das ist ein Gedicht von trauerndem Selbstbewußtsein: Antigone (welch ein Name!) errichtet ihrem Mann das Grab – und ihr eigener (nur hier in LGPN 2000 für Thessalien verwendeter) Name ist Abschluß und Höhepunkt! –– Hingegen ist Antiochos 43mal im LGPN für Thessalien angeführt; ist also ein häufig gebrauchter Name. G 28 Grabgedicht für den Arzt Kimber Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. n. Chr. Fundort: Trikka Aufbewahrung: Trikka Zustand: Sarkophag, gefunden 1809; H. 0,78 m, Br. 1,11 m. Erstpubl.: F. Th. Welcker, Sylloge epigrammatum Graecorum ex marmoribus et libris collegit et illustravit, Bonn, 1828, 34 (Nr. 29) Lit.: Kaibel 1878 (Nr. 507) 107

CIG I, pars 6, sect. 4, 865 (Nr. 1778) IG IX, 2 (Nr. 317) Peek (GV) 1955 (Nr. 584) Samama 2003, 176 (Nr. 072) Cf.: F. C. H. L. Pouqueville, Voyage dans la Grèce (…), 3, Paris, 1820, 32 und Anm. 1 F. Osann, Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 11, 1829, 172 f. Ussing 1857, 68 Wagner 1883, 28 Lolling 1887, 359 (Nr. 147)  J. Mayer, Studia in Epigrammata Graeca, Diss. Münster/W., 1893, 13 J. Oehler, Janus 14, 1909, 7 Bertels 1912, 12, 13, 49, 76, 98 Mayer 1927, 33 Fohlen 1946, 95, Anm. 9 Lorenz 1976, 58, 116, 123 D. Peppas-Delmousou, Ein attisches Grabgedicht für einen Arzt aus Cypern, AM 78, 1963, 154 f.; jetzt auch: Inschriften der Griechen. Epigraphische Quellen zur Geschichte der antiken Medizin. Hrsg. und eingeleitet von G. Pfohl, Darmstadt, 1977, 96 Lorenz 1980, 314 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) Stecher 1981, 196 Anm. 2 Lorenz 1989, 115 f. SEG 38, 1989 publ. 1992 (Nr. 520) N. Giannoulis, Trikalina 9, 1989, 126 (Nr. 7) Lorenz 1999, 765 f. SEG 53, 2003 publ. 2006 (Nr. 2191) φῶτα θεοῖς ἴκελον, στυγερῶν ἰήτορα νούσων μοίρῃ ὑπ᾽ ἀτρέπτῳ Κίμβερα τύμβος ἔχει· ὃν πινυτὴ παράκοιτις ἀνιηρὸν γοόωσα θάψεν ἀκοιμήτοις δάκρυσιν Ἀνδρόμαχη. 108

Ein Licht, den Göttern ähnlich, den Heiler schrecklicher Krankheiten, Kimber, hält das Grab, infolge der unabwendbaren Moira. Ihn bestattete die kluge Gattin betrübt klagend mit unstillbaren Tränen Andromache. Götterähnlicher Mann, der verderblichen Krankheiten Meister, Cimber ruhet im Grab, also gebot das Geschick. Doch sein verständiges Weib Andromache senkt’ in die Gruft ihn, schmerzlich von Sehnsucht bewegt, Augen mit Tränen gefüllt. (J. L. Ussing) Mortel semblable aux dieux, médecin qui soigna de terribles maux Sous le coup de la Moire inflexible, la tombe garde Cimber Qu’a enterre, en gemissant tristement, sa prudente épouse Andromaque, versant des pleurs éternels. (E. Samama) Notiz: –– „Tricca celebris est medicina ex Aesculapii proferta cultu“ (CIG) –– E. Samama stellt (Anm. 8) die naheliegende Frage, ob der Name Andromache ein Bezug auf Homer ist oder der tatsächliche Name der Arztgattin (wozu ich neige, da homerische Namen natürlich auch im täglichen Leben verwendet wurden; vgl. den Namen Andromache G 24, auch aus Trikka). –– Kimber, „den Göttern ähnlich“, wird hier mit Lobsprüchen bedacht, die beinahe dem Kaiserkult ensprechen – und noch dazu mit „Licht“ kombiniert; der Name ist übrigens nur in diesem Gedicht nachgewiesen.

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Mylai G 29 Grab der Tochter Aristagora Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Mylai GHW 2233 Zustand: Stele? H. 1,04 m, Br. 0,29 m; BH 0,015–0,023 m. Erstpubl.: Heuzey 1860, 487 (Nr. 52) Lit.: A. Kirchhoff, AA 18, 1860 Sp. 96 Kaibel 1878 (Nr. 508) IG IX, 2 (Nr. 336) Peek (GV) 1955 (Nr. 346) Cairon 2009, 290 f. (Nr. 98) Cf.: Bertels 1912, 12, 49, 76 E. Ziebarth, Jahresbericht über die Fortschritte der klassischen Altertumswissenschaft 189, 1921, 18 Lorenz 1976, 118 Mickey 1981, C. 46 (S. 152) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) [πα]ρθενίαμ [προλι]ποῦσ᾽ ἐρατὴν θυγάτηρ Κλεαρίσ[τ]ης ἠδὲ Πολυγνώ[του] | κεῖται Ἀρισταγόρα. Die jungfräuliche liebe Freundin zurücklassend liegt hier die Tochter der Kleariste und des Polygnotes, Aristagora. Having left behind her lovely maidenhead, the daughter of Kleariste and Polygnotes, Aristagora, lies here. (K. Mickey) Ayant quitté son amiable virginité, la fille de Cléarista Et de Polygnotos repose: Aristagora. (E. Cairon)

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Notiz: –– Auch hier sind beide Eltern der Verstorbenen genannt, dabei ist der Name der Mutter dem des Vaters vorangestellt. –– Abschluß und Höhepunkt des Zweizeilers ist der Name der Verstorbenen: Aristagora. –– Der Begriff Parthenos kommt in den Grabinschriften selten vor; in Thessalien auch auf zwei Grabgedichten des 2./3. Jh.s aus ­Larisa G 66 und G 69. –– Der Name Kleariste kommt gemäß LGPN 2000 in diesem Gedicht einmal von sechsmal in Thessalien vor. G 30 Stele des kleinen Zenomenes Abschrift: Lolling – Peek Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Phalanna? Tyrnavos Aufbewahrung: Volos, Museum Zustand:  Reliefstele, „mit dem Brand der Sammlung von ­Tyrnavo“ zugrunde gegangen (Peek). „Anaglyphum marmoris subcaerulei superne fractum“ (O. Kern). H. 1, 47m; Br. 0,51m; Erstpubl.: Lolling 1887, 357 (Nr. 138) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 1264) Peek 1974 a, 24–26 (Nr. 23) Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 130 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) [μικρόν, Μοῖρ᾽, ὀλ]έσας᾽ ἐ|[χθρῶς οὐ ἐοικ]ότ᾽ ἔρεξας. | [παιδάριον τρ]αυλὸν Ζη|[νομένη]ν̣ ὄνομα· | [τίμπτ᾽ οὐ δὴ βίο]ν ἡδὺς ἄ|[κλαυτος ὅδ᾽ ὄ]λβιον εἶδε, | [πατρὶ δὲ χάρμ᾽]| ἅμα καὶ |[πένθος ὅ]δ᾽ ὑὸς ἔην;

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Übersetzungsversuch einschließlich der vielen Ergänzungen: Das kleine, Moira, hast du vernichtet und feindlich so nicht schicklich gehandelt, das stammelnde Kind mit Namen Zenomenes; warum denn also sah nicht der süße Unberührte das reiche Leben, der dem Vater Wonne zugleich und Trauer, der sein Sohn war? Notiz: –– Dasselbe Motiv, daß der Vater dem Sohn das Grab errichten muß, siehe auch bei der frühen Inschrift G 50 (Larisa, 5. Jh. v. Chr.). –– Wegen der späten Datierung in diesem geographischen Rahmen eingeordnet. –– Seit über dreißig Jahren keine Rezeption!

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Metropolis (Hestiaeotis) G 31 Grab für Agesias Abschrift: IG IX, 2 Datierung: 2. Jh. v. Chr. (4./3. Jh. Schwyzer, Mickey) Fundort: Limnaion (Decourt); „in vico Palama apud Triccam“ (Kaibel); (Metropolis/Hestiaeotis (IG, Mickey) Aufbewahrung: Stein ist verloren. GHW 2212 Zustand: Weißer Marmor. H. 0,46 m, Br. 0,86 m, D. 0,48 m. Erstpubl.: Heuzey 1860, 488 (Nr. 58) Neupubl.: Decourt 1995, 6 f. (Nr. 12) Lit.: Kaibel 1879 (Nr. 504) (bei „Epigrammata sepulcralia“) Collitz 1883 (Nr. 335) IG IX, 2 (Nr. 283) Schwyzer 1923 (Nr. 570) Cf.: Mickey 1981, C 45 (= B 72), 150 f. Νελ[έ]ος πα̣τὴρ | Πιθα̣κοὺ μά̣τηρ [μ]νᾶμα | ἀ̣νέθηκε Ἀγεσίαι πολλ᾽ ἐπ|οδυρομένη. Sein Vater Neleos und seine Mutter Pithago widmeten dieses Denkmal dem Agesias in tiefer Trauer. (His) Father Neleos and Mother Pithako dedicated (this) memorial to Agesias, lamenting greatly. (K. Mickey) Son père Né… os et sa mère Pithakou, dans la douleur, ont élevé ce monument à Hagésias. (J.-Cl. Decourt)

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Notiz: –– Mickey liest B. 72 „Hagesias“ und C. 45 „Agesias“. Das LGPN 2000 verteilt auf Thessalien 3mal Agesias und 31mal Hagesias. –– Mickey (S. 150): „ἀνέθηκε: His appearance in an epitaph is surprising“; Cf. C. 4 = G 109, 5. Jh. v. Chr.).

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Pelasgiotis Pherai – Driskoli – Krannon – Atrax und Umgebung – Larisa – Gonnoi Pherai G 32 Der Vater errichtete die Stele Abbildung: Adrymi-Sismani (Photo) Datierung: Ende 5. Jh. v. Chr. Fundort: Thymanaciae bei Pherai Zustand: Marmorstele mit Anthemion; Inschrift auf der linken Seite. Erstpubl.: V. Adrymi-Sismani, AAA 16, 1983, publ. 1985, 40 f. mit Photo Lit.: Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 638 = 126a) Cf.: H.W. Catling, AR 1985–1986 (1986), 46 τάνδ᾽ ἐπέθκε πατὲ[ρ] μναμε̂ον στά[λαν Diese Stele errichtete der Vater als Denkmal Notiz: –– … ὁ πατὲρ … ἐπέθεικε … μναμμεῖον G 36 (Pherai, 4./3. Jh.) G 33 Grabstele für Anankippos aus Larisa Abbildung: Doulgery-Indezsiloglou (Photo) Datierung: 400–350? Fundort: Pherai Aufbewahrung: Volos, Museum (Nr. BE 3690) Zustand: Marmorstele mit Anthemion aus dem Bereich des Friedhofs 115

Erstpubl.: A. Doulgery-Indezsiloglou, Anthropologika 2, 1981, 11–19 Lit.: SEG 31, 1981 publ. 1984 (Nr. 585) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 639) Cf.: AR 1981–1982, 30 A. P. Matthaiou, Horos 2, 1984, 208–211 Tsagalis 2008, 142 Anm. 33 Santin 2016 a, 11 f. ἐνθάδε Ἁνάγκιππος κεῖται (Λάρισα δὲ πατρίς) | ἀσκήσας ἀρετὴν ἠδὲ δικαιοσύνην. Hier liegt Anankippos; seine Heimat ist Larisa; Er praktizierte „Treu’ und Redlichkeit“. Notiz: –– Vgl. G 38 (Pherai, 3. Jh. v. Chr.) –– Vgl. G 95 (Demetrias, 3. Jh. v. Chr.) G 34 Grabgedicht für Menon Abbildung: Mastrokostas (Photo) Datierung: 4. Jh. v. Chr. Fundort: Pherai Aufbewahrung: Volos, Museum Zustand: Intakte Stele aus weißem Marmor; später für einen anderen Verstorbenen erneut verwendet. H. 0,80 m; Br. 0,50–0,52 m; BH ca. 0,012–0,018 m. Grunds. Publ.: Mastrokostas 1964, 310 f. (Nr. 1) mit Photo Taf. 10, 1 Lit.: Peek (GG) 1960 (Nr. 81) SEG 23, 1968 (Nr. 433) Lorenz 1976, 128 (Nr. 19) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 643) Cf.: G. Daux, BCH 89, 1965, 303 116



Bull. Ep. 1965 (Nr. 215) Biesantz 1965, 66 W. Peek, Maia 20, 1968, 371 McDevitt 1970 (Nr. 247) García-Ramón 1975, 25 f. mit Anm. 2, 31 Mickey 1981, C. 22 (S. 110 f.), B. 66 Hansen 1985 (Nr. 2177) Santin-Tziafalias 2008, 380 Santin 2014, 61 κρύπτει μὲν χθὼν ἥδε Μένωνα Πόθωνος, ὃν | Ἑλλὰς ἤλπισε κοσμήσειν Θεσσαλίαν στεφ̣[ά]νοις· οὗ τύμβον τίμησεν Ὀρέστης, σωφρο̣|σύνης δὲ οὕνεκα πένθος ἔχει πᾶσα πό̣|λις φθιμένου. Die Erde hier deckt Menon, Sohn des Pothon. Hellas durfte ­hoffen, er werde einst Thessalien schmücken mit (Sieges-)Kränzen. Seinem Grab wurde Ehre durch Orestes; doch um seiner Verständigkeit willen trägt die ganze Stadt Leid um seinen Tod. (W. Peek in GG) This earth covers Menon, son of Pothon, whom Hellas expected to adorn Thessaly with crowns (of victory). Orestes honoured his tomb; because of his sophrosyne, the entire city feels grief for the deceased. (K. Mickey)

Notiz: –– Das Gedicht bietet praktisch keine Leseprobleme. –– Orestes! Welch ein Name – aber häufig verwendet! Bei Grabgedichten Thessaliens schon viermal. –– „Die ganze Stadt trauert“: vgl. G 21 (3. Jh. v. Chr.; Ergänzung): Das ganze Volk vermißt ihn. –– Menon: Ein, besonders in Thessalien, häufig vorkommender Name (vgl. Dr. W. Pape’s Wörterbuch der griechischen Eigenna117

men. Dritte Aufl. neu bearb. von Dr. G. E. Benseler, Vierter Abdruck, Braunschweig, 1911). G 35 Basis (?) aus Marmor für Kleitarete Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 2. H. 4. Jh. v. Chr. Fundort: Pherai Aufbewahrung: Halmyros, Museum Zustand: H. 0,07 m, Br. 0,69 m, D. 0,27 m, BH ca. 0,012 m. Erstpubl.: A. Jardé – M. Laurent, BCH 26, 1902, 385 (Nr. 91) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 420) Peek (GV) 1955 (Nr. 341) Lorenz 1976, 134 (Nr. 24) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 642) Cf.: Stählin 1924, 107 Béquignon: Recherches, 76 Biesantz 1965, 66 D. Page, WSt 89, 1976, 170 SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) Mickey 1981, C. 53 (S. 161) Hansen 1985 (Nr. 2171) Tsagalis 2008, 112 Κλειταρέτη θυγάτηρ Φειδεστρά[του ἐνθάδε κεῖται]· εὔκλειαν [δὲ] ἔ̣[λι]π̣[ε]ν σ[φ]ω̣[ιτέρας] ἀρετᾶς. Kleitarete, die Tochter des Pheidestratos, liegt hier; Den Ruhm aber ihrer trefflichen Art ließ sie zurück. K. Mickey sieht den Zweizeiler als zu fragmentarisch an und bietet daher keine Übersetzung.

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Notiz: –– Das Textchen ist, wie ersichtlich, an sinntragenden Stellen ergänzt: ἐνθάδε κεῖται bzw. ἔλιπεν beschreiben eindeutig den Epitaph; doch spielen IG und wiederum Mickey mit dem Gedanken der Weihinschrift. –– Der Name Kleitarete kommt gemäß LGPN 2000 nur an dieser Stelle vor. Zum Museum in Halmyros vgl.: H. Kalmolisch, The Inscriptions in the Museum of Halmyros, in: Inscriptions and History of Thessaly. New Evidence. Proceedings of the International Symposion in Honor of Professor Christian Habicht. Ἐπιμελεία Γ.Α. ΠΙΚΟΥΛΑΣ, Volos, 2006, S. 27–29 Allg. zu Museen Thessaliens vgl. Biesantz 1965, 2–4. G 36 Marmorstele für Astagoras Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: Anfang 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pherai Aufbewahrung: Halmyros, Museum GHW 1210 Zustand: Weißer Marmor. H. 1,26 m, Br. 0,40 m, D. 0,08 m, BH ca. 0,02 m. Erstpubl.: H. G. Lolling, AM 7, 1882, 234 Lit.: Prellwitz 1885, 2 Allen 1888, 83, 159, 198 (Nr. 123) Hoffmann (Dialekte) 1893 (Nr. 75) Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 192) IG IX, 2 (Nr. 427) N. I. Giannopoulos: Deltion … tes Othryos 6, 34–37 Schwyzer 1923 (Nr. 575,2) 119

Cf.:

Hondius 1938 (Nr. 17) Peek (GV) 1955 (Nr. 173) Lorenz 1976, 136 (Nr. 26) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 647) H. G. Pringsheim, AM 34, 1909, 83 Fohlen 1910, 31 Bechtel 1917, 15 Stählin 1924, 107 v. d. Velde 1924, 30, 143 Arvanitopoulos 1928, 59 Anm. 1 Béquignon 1937, 76 E. Fraenkel, Lexis III, 1, 1952, 53 Bechtel 1963, 139, 149 Helly 1973, 215 García-Ramón 1975, 100 SEG 26, 1976/77 publ. 1979 (Nr. 643) Mickey 1981, C. 57 (S. 168) Hansen 1985 (Nr. 2178) SEG 40, 1990 publ. 1993 (Nr. 1689) García-Ramón und Helly 2012, 50

Ἀσταγόραο πατεὶρ Ἀγ[α]|σικλίας ἐπέθεικε καὶ τά|ν θείκαν μναμμεῖον. V. 1: Hier werden verschiedene Eigennamen vorgeschlagen, ich folge hier Hansen. V. 2: Die frühere Forschungsgeschichte denkt hier an „Ἀπ… έθεκαν“. Dem Astagoras hat sein Vater Agasiklias eben dieses Grab zur Erinnerung errichtet. To Astagoras his father Agasikleas set up even this tomb as a memorial. (K. Mickey)

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Notiz: –– Kurz, knapp, mit wichtigen Aussagen: Der Vater errichtet das Grab seinem Sohn – weswegen: zur Er­ innerung. Es geht also um Individualität, des Verstorbenen und des Schöpfers bzw. Auftraggebers des Grabes. Welch ein prinzipieller Unterschied zu anonymen Bestattungen der Gegenwart! –– Der Name Astagoras kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien nur diesem Zweizeiler vor. G 37 Grabgedicht der Lampis Abbildung: Mastrokostas (Photo) Datierung: 3. Jh. v. Chr. (Mastrokostas aber 4. Jh.) Fundort: Pherai Aufbewahrung: Volos, Museum (E 1048) GHW 957 Zustand: Intakte Stele aus weißem Marmor. H. 0,90 m, Br. 0,30–0,40 m, D. 0,11 m; BH ca. 0,01–0,011m. Grunds. Publ.: Mastrokostas 1964, 311 f. (Nr. 2, Taf. 102, 2) Lit.: Peek (GG) 1960 (Nr. 424) Lorenz 1976, 129 (Nr. 20) Mickey 1981, C. 55 (S. 164 f.), B 77, Blatt 25 Cairon 2009, 273 f. (Nr. 91) Cf.: W. Ludwig, AAW 15, 1962 Sp. 32 Bull. Ep. 1965 (Nr. 215) G. Daux, BCH 89, 1965, 303 SEG 23, 1968 (Nr. 434) E. Schulz-Vanheyden, Properz und das griechische Epigramm, Diss. Münster, 1969 publ. 1970, 31, Anm. 17 McDevitt 1970 (Nr. 248) E. Santin (zusammen mit Chr. Poleze), Das Epi­ 121

gramm der Lampis, Thessaliko Hemerologio 72, 2017, 295–297 (in Griech.) Λαμπίδος ἆρα τάφον παραμείβομαι; | ἔννεπε, λᾶε. | Ναί, ξένε, τᾶς ὁσίας εἰς τέκνα καὶ γονέας. | ἀλλ᾽ ἴθι μοι χαίρων καὶ ἐπεύχεο || πολλὰ θεοῖσι | σὺν τοιᾶιδε ἀλόχωι ξυνὰ μολεῖν μέλαθρ[α]. Am Grab der Lampis gehe ich vorüber? Sag es mir, Stein. – Ja, Fremdling, die fromm ihre Pflicht tat an Kindern und Eltern. Ziehe denn in Frieden und bete fleißig zu den Göttern, es möchte dir vergönnt sein, mit einer solchen Gattin unter dem gleichen Dach zu wohnen. (W. Peek) Am I passing by the tomb of Lampis? Speak stone! Yes, Stranger, she was pious towards children and parents. But you go, faring well, and pray earnestly to the gods that you may enter into a common house with such a wife. (K. Mickey) Est-ce que je passe près du tombeau de Lampis? Parle, pierre. – Oui, étranger, de celle qui était pieuse envers ses enfants et ses parents. Allez, va, en me saluant, et adresse souvent une prière aux dieux de t’en aller, avec une telle épouse, vers une même demeure. (E. Cairon) Notiz: –– G. J. Nagy, Comparative Studies in Greek and Indic Meter, Cambridge/Mass., 1974, 11 Anm. 29 weist darauf hin, daß ἔννεπω nur episch gebraucht wird. –– Der Name Lampis ist im LGPN 2000 nur in diesem Text nachgewiesen (vgl. Cairon 2009, 274). –– Zwischen 1981 und 2009 keine Rezeption dieses schönen Dialogs zwischen Passant und Stein. 122

–– Fromme Pflichterfüllung gegenüber Kindern und Eltern: Lampis wirkte wohl als vorbildliche Mutter und Tochter. Ist dieses bzw. ähnliches intensives Lob noch glaubwürdig oder zeigt sich hier sepulkrale Formelsprache? Gerade bei Gräbern von Frauen dürften wohl beide Elemente zutreffen. Ich könnte mir vorstellen, daß besonders Grabgedichte nicht völlig Unglaubwürdiges von dem/ der Verstorbenen berichten würden – nicht zuletzt angesichts der geringen Bewohnerzahl auch thessalischer Landstädte. G 38 Marmorstele des Kallias aus Tegea Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pherai Aufbewahrung: Larisa, Museum (Inv. Nr. 131) GHW 1691 Zustand: Marmorstele. H. 1,40 m, Br. 0,46 m, D. 0,155 m (gemäß Cairon; die übrige Lit. gibt andere Maße vor); BH 0,01 m. Erstpubl.: P. Monceaux, BCH 7, 1883, 60 f. (Nr. 15) Lit.: Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 193) IG IX, 2 (Nr. 430) Peek (GV) 1955 (Nr. 1460) Cairon 2009, 240 f. (Nr. 76) (mit Auswahlbibliographie) Cf.: Allen 1888, 69, 75 f., 142, 199 Bertels 1912, 12, 76, 97 Béquignon 1937, 77 Peek 1938 a, 41 Anm. 1 Fohlen 1954, 148 Anm. 23 Mickey 1981, C. 58 (S. 169) Santin 2008, 77 Anm. 20 SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593)

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Σώιξων μὲν πίστιν, τιμῶν δὲ ἀρ[ετὰν] | θάνες ὧδε, Κα[λ](λ)ίας Ἀ[ρ]χαγόρα | πατρίδος ἐκ Τεγέας. Bewahrend die Treue und ehrend die Tüchtigkeit starbst du hier, Kallias, Sohn des Archagoras, aus deiner Heimat Tegea. Maintaining your trustworthiness and honouring arete, you died here, Kallias, son of Archagoras (?), of the fatherland of Tegea. (K. Mickey) En demeurant loyal, en honorant la vertu, voilà comment tu es mort, Ô Callias, fils d’Archagoras, venu de ta patrie, Tégée. (E. Cairon) Notiz: –– Mickey übersetzt den Schlüsselbegriff Arete nicht, „Tüchtigkeit“ ist natürlich nur ein Aspekt, aber ein wesentlicher. Der Begriff „Tugend“, den Cairon wählt, scheint mir für diesen Zweizeiler zu intensiv zu sein. –– In Zeile 2 ist der Vatersname unsicher und wurde auf verschie­ dene Weise gelesen und ergänzt. –– Soweit ich sehe, kommt der Begriff Pistis nur in diesem thessalischen Grabgedicht vor. –– Der Name Kallias ist gemäß LGPN 2000 in Thessalien 14mal nachgewiesen. G 39 Grabmal für den tüchtigen und verständigen Pyrrhos Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pherai Aufbewahrung: Larisa, Museum (Nr. 75) GHW 1770 124

Zustand:  Weiße Marmorstele. H. 1,30  m, Br. 0,60  m, D. 0,115 m; BH 0,015 m. Erstpubl.: G. Fougères, BCH 13, 1889, 404 (Nr. 21) Lit.: B. Latyschew, BCH 16, 1892, 302 (Nr. 1) Hoffmann (Sylloge) 1893, (Nr. 196) N. G. Chatzizogidis, Athena 7, 1895, 487 f. (Nr. 9) IG IX, 2 (Nr. 429) Geffcken 1916 (Nr. 183) Peek (GV) 1955 (Nr. 99) Peek (GG) 1960, 92, 93, 300 (Nr. 122) Cf.: A. Wilhelm, Beiträge zur griechischen Inschriftenkunde, Wien, 1909, 37 Bertels 1912, 12, 76 Eichler 1914, 140 Béquignon 1937, 77 Lattimore 1942, 88 Grienbaum 1959, 96 Zumin 1961, 12 North 1966, 252 Anm. 24 Siegel 1967, 174 Schneider 1967, 311 Anm. 1 Thimme 1967, 203 Anm. 20 Grienbaum 1973, 154 Anm. 381 Lorenz 1976, 51, 94 Pircher 1979, 21 Anm. 14, 39 Anm. 5 Mickey 1981, C. 56 (S. 166 f.) SEG 40, 1990 publ. 1993 (Nr 1689) Spina 2000, 59 f. F. Mosino, Il mito di Alcesti in un’iscrizione di Fere (Tessaglia), Minima epigraphica et papyrologica, 4, 2001, Fasc. 5, 71 f. SEG 53, 2003 publ. 2007 (Nr. 563) Cairon 2009, 17, 246 f. (Nr. 78) (nur wenige bibliographische Hinweise) Obryk 2012, 87–89 SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) 125

Σωφρροσύνης, ἀρετῆς μνημεῖον τοῦτ᾽ ἀνάκειται Πύρρωι Ἀγασικλεῖος παιδὶ καταφθιμένωι· εἰ δ᾽ ἦν τοὺς ἀγαθοὺς ἀνάγειν, πάλιν ἦλθες ἂν εἰς φῶ[ς] ἐκπρολιπὼν ἀδύτους Φερσεφόνης θαλάμους. Dieses Mal ist dem toten Pyrrhos errichtet, des Agasikles Sohn, seiner tüchtigen Verständigkeit zum Gedächtnis. Wenn es möglich wäre, wackere Männer zurückzuholen, du würdest wiederkehren zum Licht aus der Persephone unbetretbarer Kammer. (W. Peek in GG) Agesikleios stellte dieses Tugenddenkmal der Sittsamkeit für seinen verstorbenen Sohn Pyrrhos auf. Wenn es möglich wäre, daß man die Guten zurückholt, kämst du wieder ans Licht, indem du die unzugänglichen Kammern der Persephone verließest. (M. Obryk) A remembrance of sophrosyne and arete this is set up to Pyrrhos, the deceased child of Agasikles. If it were possible to raise up the good, you would come again to the light, abandoning the unenterable chambers of Persephone. (K. Mickey) Ce souvenir de la sagesse, du courage, est consacré à Pyrrhos, le fils défunt d’Agasiclès. S’il était possible de faire remonter les hommes bons, tu serais retourné à lumière, abandonnant les chambres inaccessible de Perséphone. (E. Cairon) Notiz: –– Φερσεφόνης θαλάμους „meint durchaus nicht allein das Reich der Toten, sondern es steht für eine formelhafte Umschreibung 126

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des Grabes oder des Todes selbst.“ (K. Vierneisel, Das Epigramm der Eukoline, AM 83, 1968, 111–123, hier 116) M. Obryk ordnet das Epigramm in ihrer Gruppe „Hoffnung auf Wiederkehr“ ein, mir scheint eher ein Text vorzuliegen, der den Gedanken „es wäre schön, wenn“ (in zwei oder vier Zeilen) vorträgt, eine wirkliche „Hoffnung auf Wiederkehr“ sehe ich nicht. K. Mickey läßt wieder die zentralen Begriffe σωφροσύνη und ἀρετή unübersetzt, die hier als einzigem Epigramm in Thessalien beide vorkommen. Vgl. North 1966: „Sophrosyne is the primary virtue of women in Greek inscriptions (…) but Sophrosyne is by no means limited to women“ (S. 253). Bemerkenswerterweise wird nun im vorliegenden Epigramm einem Mann diese ehrenvolle Bezeichnung Sophrosyne zugesprochen. „Denn das Wort σωφροσύνη ist seit dem 5. Jh. ein ethischer Begriff mit vielen semasiologischen Schattierungen“ (Skiadas 1967, 81 Anm. 57). Vgl. jetzt allg. A. Joosse, Sophrosune and the Poets. Rival Interpretations in Plato’s Charmides, Mnemosyne Ser. IV, Bd. 71, 2018, 574–592. Der Name Agasikles kommt gemäß LGPN 2000 nur noch ein weiteres Mal in Inschriften Thessaliens vor, der Name Pyrrhos hingegen noch elfmal. G 40 Stele des Lykophron

Abbildung: Theocharis Taf. 196; Peek Taf. 6, Abb. 11 Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pherai Aufbewahrung: Volos, Museum (E 1238) GHW 1071 Zustand: H. 1,10 m, Br. 0,34 m, D. 0,10 m; Erstpubl.: D. P. Theocharis, AD 22, 1967 (1969), B 2, Chron. 296 f., Taf. 196 (Photo) Lit.: Peek 1974 a, 27 f. mit Taf. 6, Abb. 11 (Nr. 25)

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G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 (Rez. von Peek 1974 a) Helly 1978, 130 (Nr. 125) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 528) A. A. Avagianou, Physiology and Mysticism at Pherai. The Funerary Epigram for Lykophron, Kernos 15, 2002, 75–89 Cairon 2009, 16, 241–245 (Nr. 77) (Die Interpreta­ tion ist an Avagianou orientiert, unzutreffend genannt als Autor der Erstpubl.: G. Chourmousiades) Obryk 2012, 87–89 SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) Cf.: Bull. Ep. 83, 1970 (Nr. 337) R. Merkelbach, Epigramm auf Lykophron von Pherai, ZPE 11, 1973, 156 Bull. Ep. 87, 1974 (Nr. 309) Moretti 1975, S. 77 und Anm. 13, S. 82 und Anm. 19 Lorenz 1976, 48, 116 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Mickey 1981, C. 54, B 76 (S. 162 f., Blatt 25) Chaniotis 2013, 256 Wypustek 2013, 45 f. Wypustek 2014, 120 u. Anm. 5 Boehm 2015, 232 Ζηνὸς ἀπὸ ῥίζης μεγάλου | Λυκόφρων ὁ Φιλίσκου δόξηι, ἀληθείαι δὲ | πυρὸς ἀθανάτου· | καὶ ζῶ ζν οὐρανίοις ἄστροις | ὑπὸ πατρὸς ἀερθείς. | Σῶμα δὲ μητρὸς ἐμῆς | μητέρα γῆν κατέχει. Vom großen Zeus stammt des Philiskos Sohn Lykophron ab, angeblich, in Wahrheit aber vom unsterblichen Feuer; und ich lebe auf den himmlischen Sternen, vom Vater aufgenommen; der Leib hat meiner Mutter Mutter, die Erde, in Besitz genommen.

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„Der Geist (und die Seele) des Menschen stammen vom Feuer (dem Aether) ab, der Körper von der Erde. Nach dem Tod des Lykophron hat man beide voneinander getrennt, indem man die Leiche verbrannte und die Asche über der Erde ausstreute; die befreite Seele ist zu den Sternen emporgestiegen.“ (Erläuterung von R. Merkelbach) I, Lykophron, the son of Philiskos, seem sprung from the root of great Zeus, But in truth am from the immortal fire; And I live among the heavenly stars uplifted by my father; But the body born of my mother occupies mother-earth. (A. A. Avagianou) I, Lykophron son of Philiskos, am from the root of great Zeus, According to repute, but in truth I am from immortal fire; And I live among the heavenly stars, lifted up by my father; But my body, which is from my mother, occupies mother earth. (R. A. Boehm) Of the race of great Zeus is Lykophron, son of Philiskos according to popular belief; in truth, however, he is from immortal fire. And I live among the heavenly stars, raised up by my father; My body, of my mother, occupies Mother earth. (K. Mickey) Je suis de la racine du grand Zeus, moi Lykophrôn, fils de Zeus, à ce qu’on croit, mais en vérité je suis issu du feu immortel; je vis parmi les astres du ciel, emporté là-haut par mon père. Mais mon corps occupe la terre, mère de ma mère. (E. Cairon) Notiz: –– Zum Eigennamen Philiskos vgl. auch Y. Béquignon, Melanges offerts à Georges Daux, Paris, 1974, 10. –– „Perhaps surprisingly, this epitaph has not attracted much discus129

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sion“ (Mickey 162) – diese Bemerkung aus dem Jahre 1981 trifft nach den Kommentaren von Avagianou (2002) und Cairon (2009) nicht mehr zu. Lykophron erweist sich im Grabgedicht als „aufgeklärt gläubig“. Er stammt nicht vom – irgendwie verstandenen – großen Zeus (erstes Wort des Gedichtes!) gemäß der Volksreligion ab, sondern vom kosmischen Zeus, vom unsterblichen Feuer gemäß – bereits vorsokratischen – philosophischen Anschauungen. Wypustek sieht hier orphische Elemente. Doxa, der Anschein, steht hier (im Text neben, inhaltlich) gegen Aletheia, die Wahrheit (vgl. Cairon 242) – einzigartig in den thessalischen Grabgedichten. Nach der Berichtsform in den beiden Anfangsversen folgt nun in den V. 3 und V. 4 die Ich-Erzählung: Ich (mein eigentliches Ich!) lebt in den himmlischen Sternen, der Leib hat Mutter Erde in Besitz genommen (nicht umgekehrt wie meistens üblich). Also: Der überirdische Vater und Mutter Erde. Vgl. hierzu Merkelbach. Vgl. auch Denken der Gegenwart, z. B. Mike Bauhaus: Am Himmel hängt ein Stern… oder der berühmte Autor J. M. Coetzee „Ich möchte zu den Sternen gehen“ (Zeit Literatur Nr. 12, März 2018, S. 10). Angedeutet wird im Gedicht auch die Polarität von Geist und Seele. Doch erst G 57 (Larisa, 1. Jh. v. Chr.) schreibt dann ausdrücklich in Schlußvers 6 von Psyche und Soma – der altvertrauten Begriffs-/Dualismuskombination (Avagianou). Nicht zu übersehen ist hier auch die biblische Parallele: Denn der Staub muß wieder zu der Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat (Prediger 12,7). Und das Bild vom unsterblichen Feuer begegnet in ganz anderem Sinn in der grandiosen Bach-Kantate „O ewiges Feuer, o Ursprung der Liebe“ (BWV 34) zum Pfingstfest. Der Name Lykophron kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien achtmal vor, davon dreimal in Pherai. Aufschlußreich sind natürlich die drei englischen Übersetzungen mit ihren teilweise unterschiedlichen Akzentsetzungen, so beginnen Avagianou und Boehm mit I/Ich. Die Nennung des Zeus stellt dann den Schlußpunkt des ersten Verses dar, bei Mickey beginnt dieser Vers mit Zeus.

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Driskoli G 41 Xenotaph für Lykos Abbildung: Peek Taf. 1, Abb. 1 (Photographie) Abklatsch: Giannopoulos Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Driskoli GHW 1164 Zustand: „Linkes oberes Stück einer Stele aus weißem Marmor (?). H. 0,50 m; Br. 0,35 m; BH 0,04 m“ (Peek), D. 0,40 m. „La pierre n’a pu etre retrouvee“ (Decourt). Erstpubl.: N. J. Giannopoulos, Deltion....tes Othrys 7, 1908– 1911, 55 (Nr. 2) Lit.: Peek 1974 a, 7 mit Abb. (Nr. 3) Helly 1978, 123 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 514) Decourt 1995, 51 f. (Nr. 3) Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) οὔνομα μ̣[οι] Λύκος ἦν, [κεῖ]|μαι δὲ θα]νὼν] | ἐπὶ ῾Ρώμης | ἑπτάκι πέντ᾽ ἔτε[σιν]· | τοῦ[το δ᾽] Ἐ̣χ̣ί[ππος] | ἐμοί [μνῆμα κενὸν ποίησε πατὴρ ⏑ ⏑ ] –––––––––– ? V. 2: Oder ἔχι [κενεὸν | οὔνομα σῆμα μόνον] (Peek) Der Übersetzungsversuch schließt die Ergänzungen ein: Den Namen Lykos trug ich, liege aber tot auf Veranlassung Roms mit siebenmal fünf Jahren; doch dieses leere Denkmal schuf mir mein Vater Echippos…

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Mon nom etait Lykos; je gis mort a Rome, age de douze ans.... (J.-C. Decourt) Notiz: –– Der Name Echippos ist äußerst unsicher. Der Vater schuf das Kenotaph. –– Der Name Lykos erscheint in Thessalien 54mal, also häufig, davon zehnmal in Larisa (LGPN 2000). –– Seit über 20 Jahren erfolgte keine Rezeption des Gedichtchens mehr. G 42 Grab der elfjährigen Dionysia Abklatsch: Deltion…tes Othryos 7, 1911, 55–58 (Nr. 3) Datierung: Epigramm 3. Jh. n. Chr.; erste Inschrift und Stele 2. Jh. n. Chr. Fundort: Driskoli Zustand: „Stele mit ovalem oberen Abschluß. Bläulicher einheimischer Kalkstein. H. 0,65 m; Br. 0,36 m, D. 0, 15 m. Zweimal beschriftet. BH in der älteren Inschrift 0,08–0,095 m, in der späteren darunter 0,032 m.“ (Peek) Erstpubl.: Peek 1974 a, 7 (Nr. 4) Lit.: Helly 1978, 123 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 515) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Ἁβροξ|ένα Δούνδα Δι|ονυσίᾳ θυγα|τρὶ μνίας χάριν, | ἑνδέκα οὖσαν | ἐτῶν οἰκτρὰ κι|νυραμένη{ν}. ἥρως χρηστὲ χαῖ|ρε

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Dunda der Tochter Dionysia der Erinnerung willen, über die Elfjährige mit bitterer Klage. Notiz: –– Seit über 30 Jahren keine Rezeption. –– Der Name Dionysia findet sich auch G 69 (Larisa, 2./3. Jh.). –– Wieder wird hier das Alter der Verstorbenen genannt. –– Dunda, der Name der Mutter, kommt im LGPN 2000 nur hier vor, allerdings wird als Ort Euhydrion angegeben.

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Krannon G 43 Marmorbasis für den tapferen Soldaten Ason Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: Anf. 3. Jh. v. Chr. Fundort: Krannon Aufbewahrung: Bukhar, Kirche St. Georg GHW 2262 Zustand: Marmorbasis H. 0,64 m, Br. 0,51 m, D. 0,46 m; BH 0,02 m, ZA 0,01 m. Erstpubl.: IG IX, 2 (Nr. 466) Lit.: Geffcken 1916 (Nr. 191) Peek (GV) 1955 (Nr. 425) Peek (GG) 1960 (Nr. 125) Cairon 2009, 247 f. (Nr. 79) (mit wenigen Literatur­ angaben) Helly 2016, 26 Anm. 12 Cf.: Bertels 1912, 12, 38, 42, 97 Arvanitopoulou 1938 Parart., 60 (Nr. 163) Lattimore 1942, 240 Fohlen 1949, 33 Anm. 44 Griessmair 1966, 81 Schneider 1967, 310 Anm. 44 Schneider 1969, 218 Anm. 4 W. Peek, Maia 24, 1972, 3 Anm. 2 Lorenz 1976, 54, 92, 118 Pircher 1979, 43 Anm. 4 Stecher 1981, 61 Anm. 1 Mickey 1981, C. 43 (S. 147 f.) u. S. 2. SEG 32, 1983 publ. 1986 (Nr. 601) SEG 54, 2004 publ. 2008 (Nr. 562 app. Cr.) Helly 2004, 20 SEG 57, 2007 publ. 2011 (Nr. 2092) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) 134

Ἄσων ἐνθάδε κεῖται | ὁ Δημοκλέους, περὶ | πάτρας | μαρνάμενος, | πρῶτος δ᾽ἐμ προ|μάχοισι θάνεν, | [ο]ὐχὶ [κ]αταισχύνας πα|τρίδ᾽ οὐδὲ γ[ο]ν[ῆ]ας | ἑαυτοῦ, ῥώμην δ᾽ οἰκείαν | δεῖξεν ἐν ἡλικίαι. V. 3: Erg. Wilamowitz Ason ruht hier, der Sohn des Demokles, der für die Heimat stritt und als erster unter den Vorkämpfern fiel, weder Heimat noch Vater und Mutter Schande machend, nein, schon in der Jugend zeigte er, was an Kraft in ihm war. (W. Peek in GG) Ason lies here, the son of Demokles, who died fighting for his country, first among the forefighters. He disgraced neither his fatherland nor his own parents, but showed in his youth the strength characteristic of his family. (K. Mickey) Asôn repose ici, le fils de Démoclès; en luttant pour sa patrie, parmi ceux qui combattent aux premiers rangs, il est mort le premier, sans avoir deshonore ni sa patrie ni ses parents, il a montré, dans sa jeunesse, la force qui était la sienne. (E. Cairon) Notizen: –– Heimat und Eltern hat Ason keine Schmach bereitet – in dieser Reihenfolge. –– Peek überträgt emotionaler „Vater und Mutter“; Cairon nennt zum Ende von V. 4 nochmal die Familie des Ason. –– Der epische Ausdruck V. 2 begegnet fast identisch in AP VII 512, 4: ἐν προμάχοισι θανεῖν (ähnlich auch G 58). –– Die Anfangsbuchstaben der vier Verse ergeben (zufällig?!) AMOR!!

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G 44 Grab der vielbeweinten Neikyla Abbildung: Gallis Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Krannon Zustand:  Weiße Marmorstele. H. 1,01 m, Br. 0,41–0,39 m, D. 0,14–0,15 m; BH 0,015 m, ZA 0,005 m. Erstpubl.: C. J. Gallis, AAA 5, 1972, 279–282 Abb. 3 Lit.: J.-P. Michaud, BCH 97, 1973, 341 Οὗτος ὁ πολυδάκρυτος ὁ Νεικύλας τάφος ἐστί, ἣ μηδὲ τέκνον ἔνπλησιν σχῖσα μηδὴ ἀνδρὸς κουριδίου, ἀλλά με Μοῖρα κακὴ ἀνήρπασεν ἐς Ἀΐδαος, πένθος δ᾽ ἐνκατέλιψα μέγαν γονέοισιν ἐμοῖσιν, πατρὶ Τήρῃ και Εὐρυνία τῇ με τεκούσῃ καὶ νηπίῳ τέκνῳ οὔνομα Ἀλεξάνδρᾳ· καὶ ἔστησεν στήλην Νεικοκράτης τῆς ἰδίας γυναικός. Μνίας ἕνεκε ἐμῆς ἀντάξια πάντ᾽ ἐποίησαν. Dies ist das Grab der vielbeweinten Neikyla, die sich weder an dem Kind sättigen konnte, noch an ihrem Ehemann, sondern mich raubte die schlimme Moira in den Hades und ließ große Trauer meinen Eltern zurück, meinem Vaters Teres und meiner Mutter Eurynia und dem kleinen Kind mit Namen Alexandra. Und es errichtete Neikokrates die Stele seiner eigenen Frau Zu meiner Erinnerung und schuf alles nach Gebühr. Notiz: –– Unverständlicherweise ist dieses bestens erhaltene Gedicht eigentlich nie rezipiert worden. –– Es gehört zu den Texten mit geradezu bibliographischer Gestaltung. V. 1 und 2 berichten von Neikyla, der nicht genug Zeit verblieb, zum Umgang mit Töchterchen und Mann – in dieser Rei136

henfolge. Diese vielbeweinte Mutter und Frau gleitet in V. 3 nun in die persönliche Erzählform: Die schlimme Moira (Μοῖρα κακὴ ist einmalig in den Grabgedichten Thessaliens) schleppte sie in den Hades – zur großen Trauer der Hinterbliebenen, des Vaters, der Mutter und des Töchterleins Alexandra. Auch hier stellt sich die Frage nach möglichen Höflichkeitsformen, zuerst Vater, dann Mutter, dann Kind. Oder ist es eine Steigerung mit der Nennung der Tochter als Abschluß? V. 7 nennt endlich den Namen des Mannes, der dann im Schlußvers in der Ich-Form berichtet, daß alles (was mit dem Tod und Beerdigung seiner Frau Nekyla zusammenhängt), „Antaxia“ gemacht wurde, also nach Gesetz und Herkommen bzw. Tradition. –– Der Name Alexandra ist im LGPN 2000 für Thessalien 10mal verzeichnet, der Name Neikokrates 22mal, davon fünfmal in Skotoussa.

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Atrax und Umgebung G 45 Vers auf dem Marmorpfeiler des Hybristas Photo: Peek Taf. 1 Datierung: (Ende) 6. Jh. v. Chr. Fundort: Peneias (bei Atrax, Pelasgiotis) Zustand: „Hoher Pfeiler aus weissem Marmor, oben gebrochen (…) Gr. H. 1,06 m, Br. 0,32 m, D. 0,225 m. Die Schrift verläuft am rechten Rand der Vorderseite von oben nach unten. BH ca. 0,05 m. (…) Singulär sind freilich My und Ny mit den zu Rundungen gewordenen Ecken“ (W. Peek). Erstpubl.: Peek 1974 b, 28 (Nr. 4) m. Abb. Lit.: Mickey 1981 Bd. 2, D. 1 Tziaphalias 1993, 256 Tziaphalias 2016, 238 f. (Nr. 172) Cf.: Lorenz 1976, 54, 92, 118 M. Casewitz, REG 94, 1981, 156 Blümel 1982, 234 (§ 248) [h]υβρίστα ⁞ ἐμὶ νμᾶμα Des Hybristas Denkmal bin ich. Je suis le tombeau pour Hybristas. (A. Tziaphalias) Notiz: –– Zur Schreibung des früheren νμ in νμᾷμα, das erst später zu μν wird, vgl. bereits E. Schwyzer, Griechische Grammatik. Auf der Grundlage von Karl Brugmanns Griechischer Grammatik, 1. Teil, München, 2. Auflage Neudruck 1953, 208 f., Zusatz 1. Vgl. allg. jetzt B. Helly, Some Materials for a Historical Grammar of the Thessalian Dialect; in: Studies in Ancient Greek Dialects. From 138

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Central Greece to the Black Sea. Ed. by G. K. Giannakis, E. Crespo and P. Filos, Berlin – Boston, 2018, 351–374. „(…) die Senkrechte zwischen Alpha und Epsilon“ wird „Trennungszeichen sein“ (W. Peek, so auch Mickey). Zu diesen in Thessalien verwendeten Worttrennungen vgl. Peek und Lorenz 37, G 105 (6. Jh.) und IG IX, 2 (Nr. 426). Allg. vgl. Larfeld, Wochenschrift für die Klassische Philologie 29, 1912, Sp. 681; B. A. van Groningen: Short Manual of Greek Palaeography, Leiden, 2. Aufl. 1955, 52 und Morpurgo-Davies 1968, 92 f. Hansen führt die Inschrift nicht an. Hier liegt wohl das älteste Grabgedicht (die älteste Grabinschrift) Thessaliens vor! Zugleich spricht das Denkmal und damit die Inschrift. G 46 Der Vater errichtet seinem Sohn das Denkmal

Photo: Theocharis – Tziaphalias Faks.: Peek Datierung: Anfang 5. Jh. v. Chr. Fundort: Peneias (Zárko-Marí), bei Atrax Aufbewahrung: Trikka, Museum (Nummer unbekannt) GHW 01186 Zustand: Marmorstele mit Anthemion, an der linken Seite gebrochen. H. 1,20 m; Br. 0,43- 0,455m; D. 0,14m; BH 0,012– 0,017 Erstpubl.: D. P. Theocharis, AD 20, 1965, publ. 1967, 317 Abb. 367 b. Lit.: Peek 1974 b, 25 f. (Nr. 2) Faks. Taf. 1 Lorenz 1976, 113 f. (Nr. 15) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 122) Tziaphalias 2016, 218–220 (Nr. 159) Cf.: Bull. Ep. 1968 (Nr. 310) SEG 25, 1971 (Nr. 667) Bull. Ep. 1974 (Nr. 311) 139



Hansen (1975) (Nr. 130) SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) Mickey 1981, C. 1 (S. 61 f.) Kapeller 1987, 146 (Nr. 137) Santin 2015, 201 Christian 2015, 55 Anm. 106 [Χ]άββι μνᾶμα θανόντι πατὲρα ἔστασεν Ἀλεύϝας. Dem verstorbenen Chabbos errichete das Denkmal der Vater Aleuas. His father Aleuas erected (this) memorial to the deceased Chabbos. (K. Mickey) Pour Chabbos défunt, son père Aleuas a élevé ce monument. (A. Tziaphalias)

Notiz: –– Erstes Beispiel für die Gräber und Grabgedichte, die ein Vater dem verstorbenen Sohn errichtet. –– Chabbos kommt auch vor bei IG IX 2, 234 (Pharsalos). –– Aleuas kommt laut LGPN 2000 in Thessalien 11mal vor, davon 6mal in Larisa. Vergleichbar sind hier aus Atrax: (.....mna)ma mater estasen (usw.), u. a. SEG 34, 1984 (Nr. 541) und Tziaphalias 2016 (Nr. 161) sowie Mater mnama esstase (usw.), u. a. SEG 34, 1984 (Nr. 545) und Tziaphalias 2016 (Nr. 162). G 47 Marmorstele des Teleutias Photo: Datierung: 140

Peek – Tziaphalias pl. XXIII 4. Jh. v. Chr.

Fundort: Peneias, nahe bei Atrax GHW 01179 Zustand: Erhaltene H. 1,51 m. Erstpubl.: D. P. Theocharis, AD 20, 1965 publ. 1967, Chron. 318 (Nr. 2b) Lit.: Peek 1974 b, 26–28 (Nr. 3), Photo Taf. 1 Lorenz 1976, 135 (Nr. 25) Moretti 1976, 73–75 (Nr. 100) Häusle 1980, 77 f. und Anm. 165 Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 645) Tziaphalias 2016, 223–225 (Nr. 163) Cf.: Bull. Ep. 1968 (Nr. 310) SEG 25, 1971 (Nr. 668) Bull. Ep. 1974 (Nr. 311) Mickey 1981, C. 24, (S. 115 f.), B. 67 (Bl. 23) Hansen 1985 (Nr. 2173) Spina 2000, 59 Santin 2014, 63 Σῆς ἀρετῆς μνημεῖα Τελευτία ἐνθάδε φρουροί | στῆσαν ἀποφθιμένωι μνῆμα τόδ᾽ ἀθάνατον· εἰ δ᾽ ἀ|ρετῆς ἕνεκεν θνητῶν ὤι|κτειρε τιν᾽ Ἅιδης οὐ τἂν | ἐξέλιπεν φέγγος ὅδ᾽ ἠ|ελίου. Als Erinnerungsdenkmal deiner Tüchtigkeit, Teleutias, errichteten hier die Wächter dem Verstorbenen dieses unvergängliche Grabdenkmal; wenn aber Hades wegen der Tugend einen Sterblichen bemitleidete, hätte dieser das Licht der Sonne nicht verlassen. Fast gleichlautend nun H. Häusle: Als Erinnerung an deine Tüchtigkeit, Teleutias, errichteten hier die Wächter dem Verstorbenen dieses unvergängliche Denkmal; wenn aber Hades wegen der Tugend einem der Sterblichen bemitleidete, hätte dieser das Licht der Sonne nicht verlassen. 141

As a remembrance of your arete, Teleutias, the ἐρουροί Erected here to you, deceased, this immortal memorial. If Hades ever took pity on anyone among mortals because of this arête, this man would never have left the light of the sun. (K. Mickey) En memoire de ta valeur, Teleutias, ici les gardes t’ont eleve a ta mort ce monument immortel; et si, en consideration de sa valeur, Hades avait eu pitié d’un mortel, celui-ci n’aurait jamais abandonne la lumière du soleil. (A. Tziaphalias) Notiz: –– Zur Konstruktion V. 3, 4 „wenn – hätte“ vgl. die Gruppe der irrea­ len εἰ-Sätze (GV 1697–1701). –– In den vier Gedichtzeilen wird zweimal das Wort Arete verwendet; Mickey behält den Begriff bei, Häusle und Lorenz übersetzen mit „Tüchtigkeit“. –– In geographischer und zeitlicher Nähe wird Arete auch gebraucht in G 38 und G 39 (beide Pherai, 3. Jh. v. Chr.). Vgl. allg.: A. Tziaphalias, Anekdotes epigraphes apo ten archaia thessalike pole Atraga, in Thessaliko Hemerologio 6, 1984, 177–208 G 48 Epitaph des Arztes Dikaios und seiner Frau Philissta Photo: Tziaphalias Datierung: 2. H. 3. Jh. v. Chr. Fundort: Atrax Aufbewahrung: Larisa, Museum (Nr. AEML 78/59) GHW 3941 Zustand:  Marmorbasis. H. 0,56 m, Br. 0,31 m, D. 0,22 m; BH 0,08–0,1 m, ZA 0,40 m. 142

Erstpubl.: A. Tziaphalias, Thessaliko Hemerologio 6, 1984, 204 m. Photo (schier unleserlich) (Nr. 76) Ders.: AD 34 B, 1979 publ. 1987, 226 (Nr. 19) Lit.: SEG 34, 1984 publ. 1987, 152 f. (Nr. 497) B. Lazanas, Thessaliko Hemerologio 17, 1990, 22 (Nr. 3) A. Avagianou, The Epitaph of Dikaios and Philista from Atrax of Thessaly. A Revised Reading, Epigraphica 54, 2002, 229–232 Samama 2003, 176 f. (Nr. 73) Cairon 2009, 279–283 (Nr. 94) Tziaphalias 2016, 226–231 (Nr. 165) Cf.: A. Avagianou, Hermes βρυχάλαιος and Ἐριούνιος at Pharsalus. The Epigraphical Evidence Reconsidered, Kernos 10, 1997, 207–213 Lorenz 1999, 763 f. SEG 49, 1999 publ. 2002 (Nr. 2442) SEG 54, 2004 publ. 2008, 184 (Nr. 551) E. Santin (zus. mit Chr. Poleze), To epigramma tou iatrou Dikaiou kai tes syzygou tou Philistas, Thessaliko Hemerologio, 71, 2017, 189–191 Ἰητῆρα Δίκαιον ἀρι[γνω]|τον τε Φιλίσσταν κυδαί|νων σφετέρους Εὐκρατί|δης γονέας ξυνὸν ἐπ᾽ ἀμ|φοτέροις κτέαρ εἴσατο τὰν | ἀσκάλευτον, τιμῶν ἐν ζῳ|οῖς ὠγαθὸς εὐσεβίαν· π[αῖ]|δα Ἀγαθοκλεῖος δὲ τὸν | αἰῶνα θανόντα καὶ τὰν | [Εὐ]κρατίδου κυδαλίμαν θυ|γάτρα εὐσεβέων εἰς νᾶσον | ἄγων ἐριούνιος Ἑρμᾶς ἄμμιγα τοῖς ἀγαθοῖς | ὡς θέμις ᾠκίσατο. Den Arzt Dikaios und die angesehene Philista; Eukratides rühmt die eigenen Eltern. Für beide erweist er die Ehre als unerschütterlichen Besitz und ehrt der Gute unter den Lebenden ihre Frömmigkeit. Den Sohn des Agathokles gestorben für die Ewigkeit 143

und die treffliche Tochter des Eukratides führt sicher Hermes auf die Insel der Frommen… Zugleich gab er Wohnung den Guten, wie es recht ist. Eucratidès glorifiant ses parents, le médecin Dicaios et la célèbre Philista, a fait élever pour tous deux un bien solide, honorant et bon (fils) leur piété par des représentations dans le monde de vivants. Le fils d’Agathoclès, décédé pour l’éternité, et l’illustre fille d’Eucratidès, le bienveillant Hermès les menant vers l’île des bienheureux, les a installés, comme il est juste, au milieu des gens de bien. (Ε. Samama) Le médecin Dicaios et la célèbre Philissta, ses parents, Eucratidès les honore, il a élevé pur l’un et l’autre un bien commun et fixe honorant, en homme de bien, leur piété parmi les vivants. Le fils d’Agathocleis, lui qui pour l’éternité est mort et la fille illustre d’Eucratidès, Hermès le bon coureur les a conduits vers l’île des etres pieux et les installés, comme il est juste, au millieu des gens de biens. (E. Cairon) Pour le médecin Dikaios et pour Philista, tous deux réputés, ses parents qu’il veut glorifier, Eukratides a établì sur eux deux ce qui est un apanage commune a tous les hommes, une terre inerte, lui qui, en homme de bien veut rendre dans le monde des vivants hommage à leur piété. Ainsi, le fils d’Agathoklès et l’illustre fille d’Eukratidès, morts pour L’éternité, les conduisant vers l’ile des Pieux défunts, Hermès, Messager Rapide, les a etablis (desormais) parmi Les gens de bien, comme c’est justice. (A. Tziaphalias) Die Unterschiede der Lesarten vgl. bei Cairon bzw. Tziaphalias 2016. 144

Notiz: –– Aufschlußreich sind die Unterschiede der drei französischen Übersetzungen. So beginnt Samama ihre Übersetzung mit dem Namen des Eukratides; der seine Eltern „glorifiziert“ (wie auch Tziaphalias), während sie bei Cairon geehrt werden. Oder auch: Samama läßt sie durch Hermes den Glückseligen, Cairon und Tziaphalias den Inseln der Frommen zuweisen: Inhaltlich andere Akzentuierung. –– Zum Motiv der „Insel der Seligen“ vgl. auch Cairon S. 235 f. –– Hier ist die Reihenfolge der Nennung aufschlußreich: Erst der Arzt, dann seine Frau, darauf in V. 2 der Sohn als Errichter des Epitaphs (wird von Samama nicht berücksichtigt). –– Zu den Namen: Der hier vorliegende Name Philissta (Schreibweise mit Doppel-Sigma) ist einmalig in Thessalien, die Form mit einfachem Sigma kommt in Thessalien siebenmal vor. –– Der Name Dikaios ist sehr häufig, 46mal in Thessalien gemäß LGPN 2000, davon dreimal in Atrax (je 4., 3., 2. Jahrhundert v. Chr.). Der Name Eukratides ist im LGPN 2000 fünfmal nachgewiesen. G 49 Grabmal des Hegesandros Photo: Tziaphalias Datierung:  Voutiras: spätes 1. Jh. oder frühes 2. Jh. n. Chr. wegen Buchstabenformen (Tziaphalias 1. H. 2. Jh. v. Chr. wohl fälschlich) Fundort: Atrax Aufbewahrung: Larisa, Museum (AEML 77/50) GHW 02807 Zustand: Einfache, unverzierte weiße Marmorstele. H. 0,55 m, Br. 0,20 m, D. 0,08 m. Erstpubl.: A. Tziaphalias, AD 32, 1977 Chron., publ. 1984, 137–139 B 139 (Photo)(Nr. 29)  Ds.: Thessaliko Hemerologio 6, 1984, 193–195 (Nr. 53) (Photo) 145

Lit.: E. Voutiras, Zwei thessalische Epigramme, ZPE 61, 1985, 288–292, hier 290–292 Tziaphalias 2016, 233–237 (Nr. 169) Cf.: SEG 34, 1984 publ. 1987 (Nr. 498) Gallavotti 1987, 27 (in Nr. 19) SEG 37, 1987 publ. 1990 (Nr. 445) Χαίροις Ἡγήσανδ|ρε. Χαρῇς μέγα μ|οι παροδῖτα ζωὸς ἔων· τὰ δὲ νῦν πάν|τα τέφρα ψάμαθο|ς vacat προλιπὼν φάος | ἀελίου κῖμια τῶν | γῆς παίδων ἀπέ|ναντι· Λαπίθας | τε φίλους θυσί|ας τε καλὰς ὧν | νῦν οὐκ ἔστι με|τασχῶν· ἀλλ᾽ ὦ Τιτὰ̣[ν] ἐπίλαμπε καλῶς | τοῖς νῦν ζῶσιν πα|ροδίταις· ἵνα | τρώγοντες καὶ | πίνοντες γνώ|μης μετέχωσι | παρ᾽ ἡμῶν. πέ|τρος ὂν παράγις | γράμματ᾽ ἐν φυτῷ | τάδε ΤΑΡΤ[…]ΚΑ̣ [.].PIB[– – – ] Sei du gegrüßt, Hegesandros. Freue dich sehr über mich, Wanderer, der du lebst; doch jetzt die gesamte Asche als Sand vacat Verlassend das Licht der Sonne liege ich hier den Kindern der Erde gegenüber, sowohl bei den lieben Lapithen als auch den schönen Opfern ist jetzt nicht teilzunehmen; hingegen leuchte dabei du Titan angenehm 146

den jetzt lebenden Wanderern, damit sie beim Essen von Kleinigkeiten und beim Trinken teilnehmen an der Einsicht von uns. Notiz: –– Die Formulierung vom „Verlassen des Lichtes der Sonne“ kommt ganz ähnlich in verschiedenen Zeiten vor; z. B. auch G 47 exelipon pheggos.... Äeliou (ebenfalls nahe Atrax, Ende 4. Jh. v. Chr.) und G 20 lipen phaos äeliou (Euhydrion, 3. Jh. n. Chr.). –– Der Name Hegesandros kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien sechsmal vor, davon interessanterweise dreimal in Inschriften aus Atrax.

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Larisa G 50 Wasanor errichtet seinem lieben Sohn das Grabmal Abb.: Peek Taf. 4.8. Datierung: 5. Jh. v. Chr. Fundort: unbekannt? Peek könnte sich – wegen der Schreibung des Alpha – Phalanna vorstellen. Aufbewahrung: Larisa, „im Hof des Museums“ (Peek) Zustand: „Oblonger Marmor-Block (Basis). Oben und unten bestoßen, links, rechts und hinten unvollständig. H. 0,185 m, gr Br. 0, 74 m, gr T. (rechts) 0,34 m. Flüchtige und sehr unregelmäßige Schrift (…) BH 0,014–0,017 m, ZA ca. 0,017m“ (Peek) Erstpubl.: Peek 1974 a, 18 m. Abb. (Nr. 16) Lit.: Mickey 1981, C. 8 (S. 81 f.) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 125) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 127 f. Kapeller 1987 (Nr. 144) [μνᾶ]μμα Ϝασάνρ θσ[ε Π]ερι[κλε]ί̣ [φ]ί[λου υἱι]· [οὗτο]ς ἐπ᾽ Αἰσεδύναισι θανν κεῖτ᾽ ἐνθάδ̣[ε γαίας]· [εγεγο]ν̣ς ἀγαθὸς πολλὰ [λ]ί̣ [π᾽] ἄ̣[στει ἄχ]. V. 3: „de eius (Peek) supplementis tacere malim“ (Hansen) Das Grabmal errichtete Wasanor dem Perikles, seinem lieben Sohn; Dieser starb in Aisedynae, liegt aber hier begraben; Der Gute hinterließ der Stadt viel Leid. K. Mickey übersetzt nur die sicheren Textteile: Wasanor (erected this) memorial ......... (who) died in Aisedynae and (now) lies here …

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Notiz: –– Hier errichtet wieder der Vater dem Sohn das Grabmal. –– ἀγαθός: erneut Lob des Verstorbenen im 5. Jh. v. Chr.; vgl. auch G 13 (bei Pharsalos). –– „ὀρθόω (…) findet sich in keinem anderen Epigramm bis ins 4. Jh.“ (Kapeller 153). –– Auch hier findet man die berühmten Namen aus der Geschichte, so Perikles. –– Bei diesem Grabmal liegt ebenfalls die Bestattung in der Heimatstadt vor, der sein Tod viel Leid verursacht. G 51 Stele des ruhmreichen Theotimos Photo: Tziaphalias; Touchais Fig. 101; Helly Fig. 1, 28 Datierung: 457 v. Chr. Fundort: Larisa, gefunden November 1977 Aufbewahrung: Larisa, Museum (Inv. Nr. AEML 78/5): „l’un des plus beaux documents de la collection Archeologique du Musée de Larisa“ (Helly 17) GHW 3603 Zustand: Große Stele aus weißem Marmor. H. 1,53 m, Br. 0,61–0,75 m, D. 0,21 m; BH 0,8–0,5 m; Stoichedon. Erstpubl.: A. Tziaphalias, Πρώτη παρουσιάση ἀρχαίας ἐπιτυμβίας στήλης κρανοφορου πολεμίστη απο τη Λάρισα, Λαρισαικά γράμματα. 2e Serie, vol. 2, avril-juin 1979, 56–61 Neupubl.: Helly 2004, 15–28 m. Photo Lit.: K. Gallis, Politeia 6, 1982, 54 f. G. Touchais, BCH 108, 1984, Chron. 790, 792 Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 637=118 a) Tziaphalias 2016, 220 f. (Nr. 160) Cf.: SEG 34, 1984 publ. 1987 (Nr. 560) H.W. Catling, AR 1985–1986 publ. 1986, 46 SEG 37, 1987 publ. 1990 (Nr. 488) 149



Gallavotti 1987, 19 J. Bousquet, Bull. Ep. 1988, 309 (Nr. 45) Helly 1995, 227 SEG 45, 1995 publ. 1998 (Nr. 620) Tsagalis 2008, 277 Santin 2008, 73 Anm. 4 García-Ramón – Helly 2012, 44 Helly 2016, 6, 20, 25 f. Anm. 5 Οὔ τε καταισχύ|νας πόλε̣ς κλέος ἐνθάδε κεῖται Ἄτραγος εὐρυχόρ | Θεσσαλίᾱ | στέφανον τεύχν, ο Θεότιμε, Μενύλλου παῖ, σὺν ἀρίστο(ι)ς ἀνδρ(ά)σιν Ἑλλένο̄ν ἐν Τανάγρας πεδίι. Keineswegs beschämend der Stadt Ruhm, des weiträumigen Atrax in Thessalien, liegt hier, den Kranz für sich bereitend, Theotimos, des Menyllos Sohn, mit den besten Männern der Griechen auf der Ebene von Tanagra. En rien tu n’as pu faire honte à la gloire de ta cité pour reposer ici, (la gloire) d’Atrax aux vastes étendues, en te faisant pour la Thessalie artisan d’ une couronne (de gloire), ô Théotimos, fils de Ményllos, aux côtés de plus valeureux des Grecs dans la plaine de Tanagra. (B. Helly) Tu es ici gisant, mais tu n’ as point terni la gloire de la ville, la vaste cité d’ Atrax, tu as fait de tes mains une couronne pour la Thessalie. Théotimos, fils de Ményllos, en compagnie de meilleurs combattants grecs, dans la plaine de Tanagra. (J. Bousquet)

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Per i guerrieri dei Greci alla pianura di Tanagra, o Teotimo figlio di Menillo, insieme ai prodi della spaziosa Atrage apprestando la corona della Tessaglia, qui giaci, senza avere certamente infamata la gloria della tua città. (C. Gallavotti) Notiz: –– ἐνθάδε κεῖται in G 35 ergänzt. –– Theotimos auch in G 111 (Pythion, 3. Jh. v. Chr.): Insgesamt in Thessalien achtmal (LGPN 2000). –– Auch hier liegt der Verstorbene in der Heimatstadt begraben, der er Ruhm bereitet hat. Zum Museum vgl. auch S. Katakouta, Das Archäologische Museum von Larisa, Thessaliko Hemerologio 55, 2009, 37–64 (in Griech.) G 52 Der Verstorbene geht zum Hades Photo: Franke, Sp. 190 Skizze: Peek, 23 Datierung: etwa 450 v. Chr. Fundort: „Dendra bei Larisa; „im Hof der Kapelle Hagios Antonios zwischen Dendra und Larisa, etwa 3 km von Dendra“ (Franke). GHW 2786 Zustand: Die vorhandene Steinplatte hat einen Sprung, der aber nur oberflächlich ist. L. 1,14 m, H. 0,38 m, D. 0,19 m. „Vermutlich sind jedoch links zwei entsprechende Verse ausgefallen und war über das Schicksal des Toten etwas mehr gesagt.“ (Franke) Erstpubl.: P. R. Franke, Drei neue Inschriften aus Thessalien, AA 1956, Sp. 189–191, Photo Sp. 190 Fig. 1 151

Lit.: SEG 16, 1959 (Nr. 380) Pfohl 1967 (Nr. 143) Peek 1974 a, 23 f. (Nr. 22) Lorenz 1976, 110–112 (Nr. 14) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 121) Cf.: Biesantz 1965, 65 Pfohl 1968, 72 Schmidt 1968, 1; 2 und Anm. 5, 6; 3 Anm. 8; 8. Anm. 25 McDevitt 1970 (Nr. 375) Hansen 1975 (Nr. 127) Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 130 Helly 1979, 251 SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) Mickey 1981, C. 7 (S. 79 f.) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) SEG 29, 1979 publ. 1982 (Nr. 498) Kapeller 1987, 148 (Nr. 139) Jeffery 1990, 374 Ecker 1990, 133 Anm. 362 Tueller 2008, 128 u. Anm. 28 In der Erstpublikation wurde der Text folgendermaßen dargestellt und ergänzt: [μνείαν π]ατὴρ ἔστα̣σε καὶ ἀδελφεὸς [καὶ πᾶς ὁ Ϝ]οῖκος, ο[ἴ]χετ[αι δ᾽] εἰς Ἀϝίδαν [ὁ δεῖνα Ἀνδ]ρομάχ[ου]. W. Peek veröffentlichte diese Form („so gut wie verbürgt“ S. 23): [στάλαν π]ατερ ἔστασε καὶ ἀδελφεός [Διονυσόδ]ρος· οἴχετ[αι δ›] εἰς Ἀϝίδαν [....... Φ]υρομάχ[ο].

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Die zurückhaltend gelesene Inschrift bei Hansen scheint mir am geeignetsten: [ x – π]ατὲρ ἔστα̣σε καὶ ἀδελφεὸς | [ x – ]ορος, ο[ἴ]χετ[αι δ᾽] εἰς Ἀϝίδαν. [– – – –]υ̣ρομαχ[…]. ....Vater und Bruder haben errichtet....er ging zum Hades...... K. Mickey bietet eine Übersetzung des sicheren Fragmenttteils an: ....... father and brother erected ............ and he has gone to Hades. Notiz: –– Vater und Bruder haben dieses Grabmal errichtet. –– Ausdrücklich wird auch gesagt, daß der Weg des Verstorbenen zum Hades führt. G 53 Stele des Wastykrates Abb.: Peek Taf. 4, Abb. 7 Datierung: letzte Jahre 5. Jh. v. Chr. Fundort: unbekannt? Wohl Larisa Aufbewahrung: Larisa, „im Hofe des Museums“ (Peek) Zustand: „Stele (…) unten gebrochen. Dunkler Kalkstein. Gr H. 1,48 m, Br. 0,62 m, des vortretenden Kymas 0, 65 m, D 0,10 m, des Kymas 0,18 m. Die Schrift steht, von oben nach unten laufend auf der linken Schmalseite. BH 0,018–0,02 m (Sigma 0,025–0,03 m), ZA 0,015–0,02 m“ (Peek) Erstpubl.: Theocharis, AD 17 B Chron., 1961–62 publ. 1963, 178 Peek 1974 a, 17 f. m. Abb. (Nr. 15) Lit.: Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 126) 153

Cf.:

Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1973, 126 f. Helly 1978, 126 f. Mickey 1981, C. 9 (S. 83 f.) Kapeller 1987, 154 (Nr. 145)

ἐνθάδε Ϝαστυκρά[τς, ⏑⏑ φίλος hυιός] κεῖτ’· ε πᾶς κ(λ)ειτὸμ [ποθεῖ ἀνέρα, τι μετὰ μοῖραν] Κινεάδας νōτὸς γᾶν ἐ[πέχσε φίλος]. Übersetzungsversuch des Textes mit Ergänzungen von Peek: Hier liegt Wastykrates, … lieber Sohn, jeder … vermißt den Mann, dem gemäß der Moira Kineades, der liebe Bruder, Erde darüber schüttete. W. Peek dichtete hier beinahe ein neues, separates Epigramm (mit zweifacher Verwendung von φίλος in drei Zeilen). Textkonstitution von Hansen: ἐνθάδε Ϝαστυκρά[τες,  ] | κεῖτ᾽ · ε πᾶς κ(λ)ειτὸμ [  ] Κινεάδας νοτὸς γὰν ε[] K. Mickey bietet keine Übersetzung, der Text ist zu fragmentarisch. Notiz: –– „de eius (W. Peek) supplementis tacere malim“ (Hansen). –– Der Name Kineadas kommt in Thessalien nur hier vor.

154

G 54 Grabinschrift für den Vater Theromachos Abb.: Peek Taf. 5, Abb. 10 (Abklatsch) Datierung: 5. Jh. v. Chr.? Fundort: Larisa Aufbewahrung: „Im linken Seitengang des Hofes vor der Museumswand“ (Peek) Zustand:  „Pfeiler aus weißem Marmor, oben gebrochen, unten unvollständig. GrH. 0,40 m, Br. 0,435 m, D. 0,165 m, BH. 0,03 m, ZA 0,015 m“ (Peek). Stoichedon. Erstpubl.: Peek 1974 a, 19 m. Abb. (Nr. 18) Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1973, 129 Helly 2004, 18 [μνᾶμα  τε | τόδ’ ἄνθε]σαν | [Ἀπόλλ]ωνι, | [παῖδ]ες θηρομ|[ά]χ ⁞ πατρὸς | ἐφημούναις. V. 1: [μνῆμα] Peek. Notiz: –– Bei einem Epigramm dieses frühen Datums ergänze ich V. 1 mnama (statt mnema). –– Der Name Theromachos ist in Thessalien viermal nachgewiesen (gemäß LGPN 2000). G 55 Grabepigramm des (H)Erilaos aus Kalchedon Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Evangelismos 155

Aufbewahrung: Larisa, Museum (93/22) GHW 5652 Zustand: H. 1,69 m, Br. 0,40 m, D. 0,095 m; BH 0,01–0,02 m. Erstpubl.: A. Tziaphalias, AD 48 B 1, 1993 publ. 1998, 258 f. (Nr. 64) Lit.: Cairon 2009, 258–260 (Nr. 84) Cf.: Bull. Ep. 1999 (Nr. 302) SEG 47, 1997 publ. 2000 (Nr. 735) Bull. Ep. 2000 (Nr. 52, 220) Ἡρίλαος Ἡροδώρου | Καλχηδόνιος τὸν ξεῖνον ἁ Λάρισα τῶι Πελασγίδι κάλυψε βώλωι καὶ ποταγορήσατο· τὸν Ἡροδώρου προφόνως ἐδεξάμαν Ἡρίλαον, ἦ οἶδα τὰν Καλχηδόνα εὔξεινον οὖσαν, ἇς πάτρας ἀείδετο, αὐτον τε πάντα πρὸς χάριν τετραμμένον vacat Ἑρμῆι χθονίωι Hèrilaos, Sohn des Hèrodóros, aus Kalchedon. Den Fremden, Larisa, von pelasgischer Erde wird verbergen und der Heimaterde überlassen; Den Sohn des Herodoros nahm ich wohlwollend auf, Hesilaos. Gewiß weiß ich, daß der Mann aus Kalchedon Gastfreund ist, den seine Heimat gewährt und selbst ganz aus Gunst geschenkt hat. Hèrilaos, fils d’Hèrodôros, de Chalcédoine. L’étranger, Larissa, de la pélasgique terre, l’a recouvert et s’est adressée à lui: „le fils d’Hèrodôros, volontiers je l’ai reçu, Hèrilaos; certes en effet, je sais que Chalcédoine est hospitalière, sa patrie qu’il chantait, et qu’en toutes choses vers la reconnaisance il était tourné“. 156

A Hermès chthonien. (E. Cairon) Notiz: –– Eines der vielen Beispiele für „Binnenwanderung“ innerhalb des griechischen Bereichs: Der Verstorbene stammt aus Kalchedon. –– „The Larisseans honored Erilaos with a public funeral“ (A. Chaniotis). G 56 Gedicht für die während der Geburtswehen verstorbene Potala Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa, Museum GHW 2292 Erstpubl.: Ph. Le Bas, Revue archéologique ou recueil de documents et de memoires 1, 1844, 314–316 (Nr. 1) Lit.: J. L. Ussing, Inscriptiones Graecae ineditae, Kopenhagen, 1847, 33 f. (Nr. 23) F. Th. Welcker, RhM 7, 1850, 614 f. (Nr. 2) Kaibel 1878 (Nr. 505) v. d. Pfordten 1879, 25 f., 34, 46 f. Fick, BIS 5, 1880, 12 f. Hoffmann (Sylloge) 1893 (Nr. 201) IG IX, 2 (Nr. 638) Geffcken 1916 (Nr. 184) E. Preuner, AM 46, 1921, 9 Schwyzer 1923 (Nr. 585) Peek (GV) 1955 (Nr. 1462) Peek (GG) 1960, 128, 129, 305 (Nr. 190) M. Ehrengut, Mors immatura. Eine Studie griechischer Grabepigramme vom 6. bis zum 1. Jh. v. Chr., Diss. München, 1979, 19–25 (Nr. 2) (mit ausführlichen Literaturangaben) 157

Cairon 2009, 274–278 (Nr. 92) (sehr wenige Literaturangaben) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) Cf.: Ussing 1857, 68 W. Dittenberger, Hermes 13, 1878, 395 Meister 1, 1882, 196, 292, 297, 298, 299, 300, 305, 309 Cauer 1883, 254 (Nr. 405) Collitz 1883 (Nr. 348) Wagner 1883, 11 S. Reinach, Traité d’épigraphie grecque. Précédé d’un essai sur les inscriptions grecques par C. T. Newton, Paris, 1885, 16, 37, 41 f., 48 Allen 1888, 62, 88, 117, 118, 157, 168 Loch 1890, 7 Fengler 1892, 14 Anm. 4 Hoffmann (Dialekte) 1893, 32 (Nr. 32) C. M. Kaufmann, Die Jenseitshoffnungen der Griechen und Römer nach den Sepulcralinschriften. Ein Beitrag zur monumentalen Eschatologie, Freiburg/ Br., 1897, 26 f. Fohlen 1910, 53 Anm. 2 Bertels 1912, 12, 75 Bechtel 1917, 568 v. d. Velde 1924, 58, 92, 133 f., 141, 146 Lattimore 1942, 179  P. Philippson, Thessalische Mythologie, Zürich, 1944, 67, 188 Anm. 5 Fohlen 1949, 30 Anm. 12 Axenides 1950, 66 Anm. 8 K. Forbes, Philologus 100, 1956, 245 Anm. 4 A. N. Oikonomides – S. N. Koumanoudis, Polemon  6, 1956–1957, 23 Anm. 9 Grienbaum 1959, 100 Anm. 53 A. Thumb – A. Scherer, Handbuch der griechischen Dialekte, 2, Heidelberg, 2. erw. Aufl. 1959, 58 f., 73 Nowak 1960, 26 Anm. 2 Bechtel 1963, 139, 163, 198, 209 158



C. Vatin, BCH 87, 1963, 9 Seelbach 1964, 98 W. Peek, Maia 24, 1972, 5 Grienbaum 1973, 100, Anm. 53 Guarducci III, 1974, 124 Lorenz 1976, 48 Pircher 1979, 57 Anm. 25 Mickey 1981, C. 44 (S. 149) Πουτάλα Πουταλεία κόρα, Τιτυρεία γυνά. vacat Ὤλεο δὴ στυγερῶν θανάτωι προλιποῦσα τοκῆας Πωτάλα, ἐγ γαστρὸς κυμοτόκοις ὀδύναις· οὔτε γυνὴ πάμπαν κεκλημένη οὔτε τι κούρη πένθος πατρὶ λίπες μητρί τε τῷ μελέαι. Ἑρμάου Χθονίου. Ach es riß Dich der grausame Tod aus der Eltern Umarmung Potala, als schon Dein Herz Hoffnung der Mutter empfand. Weder Mutter du warst, noch Jungfrau hieß man dich länger; Schmerz dem Vater Du schufst, Deiner Erzeugerin Schmerz. (J. L. Ussing 1857) Du bist nun durch einen schrecklichen Tod umgekommen und hast Deine Eltern allein gelassen, Potala, in kreißenden Wehen deines Leibes. Noch nicht richtig Frau zu nennen, aber auch nicht Mädchen mehr, hast du nur Leid hinterlassen dem Vater und der armen Mutter. (W. Peek in GG) Potala Potali filia Tityri uxor. Heu foeda linquens periisti morte parentes, Potala, Lucinae pressa labore gravi. Uxor nec tibi nomen erat prorsus neque virgo. 159

Luget matris amor infelixque pater. Mercurio inferno (J. L. Ussing 1847) Potala, daughter of Potalos, wife of Tityros. You died by a horrible death, leaving behind your parents, Potala, in the childbearing pains from the womb. Neither entirely a woman, nor yet a girl, you left grief to your father and to your unhappy mother. To Hermes Chthonios (K. Mickey) Poutala, fille de Poutalos, femme de Tityros. Tu as succombé à une mort affreuse, laissant derrière toi tes parents, Potala, dans les douleurs de l’enfantement du fruit que tu portais. Toi qui ne méritais pas complètement le nom de femme ni en quoi que ce soit celui de jeune fille, tu as laissé du chagrin à ton père et à ta malheureuse mère. À Hermès chthonien. (E. Cairon) Notiz: –– Die Inschrift gehört zu den intensivst besprochenen thessalischen Grabgedichten. Von den nach-archaischen Inschriften hat dieses eindrucksvolle Potala-Epigramm die umfangreichste Rezeption, obwohl die Thematik der während der Schwangerschaft verstorbenen Mutter und ihres Kindes mehrfach in thessalischen Grabgedichten dargestellt wird (z. B. G 88, Hediste). Das Gedicht wurde vor ca. 170 Jahren aufgefunden und brachte schon damals J. L. Ussing dazu, je eine deutsche und lateinische Übersetzung in Gedichtform vorzulegen. Bereits ein Vergleich der beiden deutschen Übersetzungen (Ussing 1857, Peek 1960) zeigt das unterschiedliche Verständnis bei der Beschreibung der Gegensatz-/Ergänzungsform Frau/Mutter und Mädchen/Jungfrau. –– Vgl.: „Bis in die jüngere Zeit hinein bildete das Kindbettfieber eine Gefahr, die junge Mütter hinwegraffte, besonders bei der ers160

ten Schwangerschaft (…) eine beträchtliche Menge griechischer Grabsteine, wie sie einst auf Gräbern junger verheirateter Frauen aufgestellt wurden, (sollten) diese Todesart andeuten.“ (Ch. Seltman, Geliebte der Götter. Eine Kulturgeschichte der Frau im Altertum, Stuttgart, 1958, 113) –– Sprachlich ist das Schwanken zwischen κόρα und κούρη bzw. zwischen Πούταλα und Πωτάλα bezeichnend. –– Inhaltlich gehört das Gedicht zu einer Art Tradition in Larisa, die sich auch deutlich später zeigt: (Meist junge) Mütter sterben mit ihrem (teils noch ungeborenen) Kind und werden durch ein Grabgedicht gewürdigt. Vgl. G 74 (3. Jh. AD) und G 77 (4. Jh. AD). G 57 Grabgedicht der jungen Frau Piste Datierung: 1. Jh. v. Chr. Fundort: Larisa Aufbewahrung: „La pierre semble perdue.“ (Cairon 2009, 278) GHW 2294 Grundlagenlit.: IG IX, 2 (Nr. 641) Lit.: E. Preuner, AM 46, 1921, 9 f. Peek (GV) 1955 (Nr. 1624) Cairon 2009, 278 f. (Nr. 93) (mit Ergänzungen und Lesarten) Cf.: Bertels 1912, 13, 127, 134 SEG 1, 1928 (Nr. 250) Morel 1930, 223 Richardson 1933, 299 Lattimore 1942, 32 Wilhelm 1950, 12 Bull. Ep. 64, 1951 (Nr. 127) Grienbaum 1959, 97 Zumin 1965, 48 bzw. 250 und Anm. 159 Engemann 1973, 50 Anm. 49 Peek 1974 a, 6 161



Lorenz 1976, 48, 49 Raffeiner 1977, 87 Anm. 11 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) Chaniotis 2013, 256 στήλη μηνύει τὴν κευθομένην κατὰ γαίης Συμφώντην, ὦ βροτέ, θυγατέρα· ἧς μήτηρ κόρον ἔσχεν ἔτη δέκα καὶ τρία δισσά μοῦνον· Ἀθήναιος δὲ φίλος πόσις ὢν καὶ ἀπ’ οἴκων ἐσ[θλῶν, πρὶν δέκατός τε καὶ] ἑπταέτης χρόνος ἔλθ[ῃ], ψ]υχὴν αἰθέρι δοὺς σῶμ’ ἐκάλυψε [κόνει]. Die Stele zeigt an die unter der Erde verborgene Piste, des Symphonos Tochter, o Sterblicher; Deren Mutter hielt den jungen Menschen zehn und zweimal drei Jahre allein; und Athenaios war ihr lieber Gemahl und von edler Familie, doch bevor das siebzehnte Jahr kam, gab sie die Seele dem Äther und barg den Leib im Staub. La stèle fait connaître celle qui este cachée à l’intérieur de la terre, la (…) fille de Symphôn[os], ô mortel. Sa mère avait un fils âgé de seize ans, un seul fils. Son époux aimé, étant athénien et loin de sa maison, (…) le dernier moment, (…) sept ans […] étant venu, qui, à l’éther donna son âme, cacha son corps (…). (E. Cairon)

Notiz: –– E. Cairon verwendet V. 2 die Ergänzung Symphonos (auch in ihrem Register), nicht aber die Ergänzung Piste. –– Für die Trennung von Seele und Körper (V. 6) verweist E. Cairon auf den Epitaph G 93 (Demetrias, 3. Jh. v. Chr.) –– Der Name Athenaios kommt auch G 59 vor (ebenfalls Larisa, Zeitenwende). 162

–– V. 2 spricht nicht den Passanten, sondern ausdrücklich „den Sterblichen“ an. (Der Passant ist natürlich der Leser: Soll der Aussage in V. 6 besonderes Gewicht gegeben werden?) –– Hier wird dem eigentlich stummen Stein Stimme zugeschrieben, vgl. dazu die Gruppen GV 1622–1627 und 1629–1635. (Vgl. I. Männlein-Robert, Stimme, Schrift und Bild. Zum Verhältnis der Künste in der hellenistischen Dichtung, Heidelberg, 2007, 159 und Anm. 190.) G 58 Sieben Kinder begraben ihren frommen Vater Datierung: 1. Jh. v. Chr. Fundort: Larisa Zustand: Stele Erstpubl.: Fougères 1889, 392 f. (Nr. 11) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 650) Peek (GV) 1955 (Nr. 1314) Peek (GG) 1960 (Nr. 177) Cf.: Bertels 1912, 12, 34, 97, 127 Richardson 1933, 343 Bethe 1935, 113 Anm. 7 Fohlen 1948, 56 und Anm. 89 Grienbaum 1959, 97 Zumin 1961, 222 Skiadas 1962, 30 Anm. 1 Seelbach 1964, 30, 125 Lorenz 1976, 75 Raffeiner 1977, 40 Anm. 2 Häusle 1980, 56 Anm. 129 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) Stecher 1981, 275 f. B. Lorenz, Bestattung und Totenkult in Alten Testament, ZRGG 42, 1990, 21–31, hier 28 Anm. 30 Helly 2016, 7 163

στάθι πέλας, παροδῖτα, | καταντία μαρμαροέσσαης | στήλης καὶ κατιδὼν τίς τίνος | εμὶ πυθοῦ· στήλαις Ἰούλιος ἔν[θα] | πατρὸς Γαΐου κατάκειμαι, πληρώσ|ας ἐτέων πέντε καλὸς δεκάδας· | ἑπὰ δὲ τέκν᾽ ἔλιπον, κείνων δ᾽ | ὑπὸ χερσὶ τέθαμαι ἀνθ᾽ ὁσίου ψ|υχῆς τήνδ᾽ ἔλαχον χάριτα. V. 6: Τήνδε λαχν Hiller, Peek Bleib stehen, Wanderer, vor der Stele aus Marmorstein, sieh sie dir an und vernimm meinen Namen und meine Herkunft. Unter der Stele hier liege ich, Julius, Sohn des Gaius, der fünf Jahrzehnte eines schönen Lebens beschlossen hat. Sieben Kinder hinterließ ich, und deren Hände haben mich begraben: Für ein frommes Leben empfing ich so meinen Dank. (W. Peek in GG) Notiz: –– Die Übersetzung von „ὁσία ψυχή“ mit „frommes Leben“ bei W. Peek ist doch sehr abschwächend; „heilige/fromme Seele“ ist auch angesichts des ψυχή in G 57 (ebenfalls Larisa, 1. Jh. v. Chr.) gewiß verwendbar. Jedenfalls ist die Bedeutung: Das fromme Leben wird belohnt – welch ein tröstlicher Gedanke. –– Der Name Gaios kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien achtmal vor, davon fünfmal in Larisa (wie in der vorliegenden Inschrift), der Name Julios dreimal. G 59 Die Eltern beweinen den kleinen Athenaios Datierung: Zeitenwende (Ende 1. Jh. v. Chr. / 1. H. 1. Jh. n. Chr.) Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa, im Hof des Museums Zustand: „Stele mit eingetieftem rechteckigem Bildfeld, oben gebrochen. Bläulicher Kalkstein… GrH. (ohne den 164

Erstpubl.: Lit.: Cf.:

Einsatzzapfen) 0,76 m, Br. 0,45 m, D. 0,06 m; BH 0,022 m“ (Peek) Peek 1974 a, 21 f. (Nr. 20) Bull Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 129 f. G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 521)

Ἀθήναιε Ἀτικοῦ χρησ|τὲ χαῖρε. | στερνοτύπους αἰῶνι, τέκνον, κα|τελείπεο πληγάς. Τυτϑὸν ἀφαρ|πασθὲν γονάτων δαίμονι τῷ φθονερῷ. Ἐλπίδος ἠδὲ πατρὸς, γεν|νηθεὶς οὐθὲν μόνον ἢ δάκ|ρυα. παίζεις, δ᾽ οὐκέτι παιδὸ[ς] | ἀθύρματα, νήπιος ὄψις, μει[κ]|ρὸς Ἀθήναιος, + τιασθεις + Μοίραν | δ᾽ ἤλυθες εἰς Ἀίδην, τοῦτ᾽ αὐτο[ῖς λείπων, δέρκεσθαι τάφο[ν] | ἀντὶ τέκνου. Einer geschlagenen Brust Schläge ließest du, Kind, der Lebenszeit zurück, jung geraubt vom Schoß der Elpis durch den neidischen Daimon und vom Vater, hervorgebracht zu nichts als Tränen. Doch du spielst nicht mehr eines Knaben Spielsachen, junges Gesicht, kleiner Athenaios, … gelangtest du in den Hades, dies ihnen zurücklassend, anzusehen das Grab des Kindes. Notiz: –– Dieses ergreifende und recht gut erhaltene Gedichtchen wird seit Jahrzehnten kaum mehr beachtet – leider. –– Daimon und Moira werden in einem Gedicht auch bei G 73 (ebenfalls Larisa, 3./4. Jh.) verwendet. –– Der Kleine wird vom Schoß der Elpis, der Hoffnung, geraubt: Welch ein sprechender Name! Laut LGPN 2000 wird Elpis achtmal in Thessalien nachgewiesen, davon viermal in Larisa (dazu gehört auch das vorliegende Gedicht). –– Athenaios wird in Thessalien 5mal nachgewiesen (LGPN 2000). 165

G 60 Grabschrift des neunjährigen Alexandros Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 1. Jh. n. Chr. Fundort: Larisa Zustand: Marmorstele. H. 0,30 m, Br. 0,68 m, D. 0,92 m; BH 0,015 m. Erstpubl.: De Sanctis 1905, 147 f. (Nr. 60) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 639) Peek (GV) 1955 (Nr. 1064) Santin 2009, 222–226 (Nr. 6) Basais 2010, 121–124 Santin 2013 (Nr. 4) Cf.: Bertels 1912, 12, 97, 136 Richardson 1933, 289 A. Wilhelm, WSt 56, 1938, 64, 72 Fohlen 1946, 91 und Anm. 33, 103 Anm. 12 Pfohl 1972, Sp. 303 Bouvier 1979, 264 Anm. 19 Verilhac 1982, 12 Anm. 28, 106 f. (Nr. 71) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 1971) Bull. Ep. 2010 (Nr. 362) Bull. Ep. 2011 (Nr. 384) SEG 61, 2011 publ. 2015 (Nr. 467) [Σ]ωσιπάτρα μὲν ἔτικτε, πατὴρ δέ με [γί]νατο | [Σ]ῖμος, ἠμὶ δ᾽ Ἀλέξανδρος, θνῄσκω δ᾽ ἐννεαέτης· | κλαῦσε δ᾽ ὁμηλικίη με πολὺν χρόνον ἠδὲ το|κῆες, τὸν προκοπῆς Μούσαις οὐκ ἀποδόντ[α] | χάριν. Ἀρτεμιδώρου ἔπη. Sosipatra gebar mich und Vater wurde mir Simos und ich bin Alexandros und sterbe neun Jahre alt. Es beweinen mich lange Zeit meine Altersgenossen und meine Eltern, die den Musen nicht Dank für die Fortschritte abstatten. 166

Sosipatra me mit au monde; le père qui m’engendra fut Simos; je m’appelle Alexandre et je meurs à l’âge de neuf ans; mes camarades m’ont pleuré longtemps, et mes parents aussi, moi qui n’ai pas rendu grâce aux Muses de m’avoir formé. Poème d’Artémidoros. (H. Bouvier) (In: La Thessalie. Actes … Archéologiques 5; 257–264: H. Bouvier: Poetes et Prosateurs de Thessalie dans les Inscriptions, hier 264 Anm. 19.) Sosipatra m’a mis au monde, le père qui m’a engendre est Simon, je suis Alexandros et je meurs a neuf ans; les enfants de mon âge m’ont longtemps pleure, ainsi que mes parents, moi qui n’ai pu temoigner aux Muses ma reconnaissance pour leur faveur. Poème d’Artémidoros. (A.-M. Verilhac) Notiz: –– Wieder ein einfaches und ergreifendes Familiengedichtchen: Vater und Mutter und der verstorbene neunjährige Junge. –– Dabei erweist sich im LGPN 2000 Alexandros als Allerweltsname (mit 95 Nennungen), Artemidoros kommt hingegen in Thessalien 14mal vor, davon 7mal in Demetrias. –– Der Name des Vaters, Simos, kommt – außer in diesem Gedicht – noch 30 Mal in Thessalien vor. G 61 Grabgedicht für den edlen Agelaos Datierung: 1. Jh. n. Chr. Fundort: Larisa

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Zustand: Marmorstele. H. 0,94 m, Br. 0,65 m, D. 0,18 m (Kern, etwas abweichend Zekidis); BH 0,04 m; gemäß Kern zeigen die Buchstaben Spuren roter Farbe. Erstpubl.: G. D. Zekidis, EA 1900, Sp. 60 f. (Nr. 20) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 642) Peek (GV) 1955 (Nr. 565) Cf.: Bertels 1912, 13, 34, 35, 75 Axenides 1950, 67 Anm. 5 Lorenz 1976, 123 Häusle 1980, 59 Anm. 37 Lorenz 1982, 311 Anm. 14 Lorenz 1989, 115 f. τὸν μετ᾽ ἀληθείας ζή|σαντα καλῶς Ἀγέλαον | τύμβος ἔχει κατὰ γῆς, | τέρμα λαχόντα βίου. | μνήμης δ᾽ ἡ λίθος εἰμὶ | φέρουσα τὰ γράμματα ταῦτα | σπουδῆς τ᾽ εὐνοίας | κῦδος ἐνεγκαμένῳ. Ihn Agelaos, der in Wahrheit edel gelebt hat, hält das Grab unter der Erde, als ihm das Lebensende zuteil wurde. Doch der Stein, der diese Inschrift trägt, bin ich zur Erinnerung an ihn, der den Ruhm der Anstrengung und der Güte davongetragen hat. Diesen Agelaos, der wahrlich edel gelebt hat und den das Lebensende ereilt hat, hält das Grab unter der Erde. Der Erinnerung Stein bin ich jedoch dadurch, daß ich diese Inschrift trage zum Ruhm der Mühe und der Liebe für den Hinweggenommenen. (H. Häusle) Notiz: –– Erstaunlicherweise ist der kleine und so gut erhaltene Text wenig kommentiert, obwohl er viele Schlüsselbegriffe verwendet. –– Besonders bemerkenswert ist der ausdrücklich sprechende Grabstein, der berichtet, daß er die Inschrift trägt und vom Verstorbenen positiv erzählt: κῦδος σπουδῆς und κῦδος εὐνοίας. 168

– Das edle Leben des Agelaos wird noch durch „in Wahrheit/ wahrlich“ bestätigt und betont. – Der Name Agelaos ist für Thessalien im LGPN 2000 immerhin 12mal genannt. G 62 Marmorstele mit Parallelgedicht Abschrift: De Sanctis Datierung: 1./2. Jh. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa, Museum (335) Zustand: Marmorstele. H. 3,10 m, Br. 0,64 m, D. 0,27 m; BH 0,02–0,03 bzw. 0,025–0,03 m; Erstpubl.: De Sanctis 1905, 148 f. (Nr. 161) mit Abschrift Lit.: IG IX, 2 (Nr. 648) Peek (GV) 1955 (Nr. 1928) Cf.: Bertels 1912, 13, 34, 49, 76, 98 Lameere 1939, 257 Anm. 1 Peek 1938 a, 41 und Anm. 1 M. Sordi, La Lega Tessala fino ad Alessandro Magno, Rom, 1958, 340 Anm. 2 Grienbaum 1959, 97 Möbius 1968, 64 Anm. 60 Pfohl 1972, Sp. 303 Lorenz 1976, 48, 91 Stecher 1981, 319 SEG 45, 1996 publ. 1999 (Nr. 546) Helly 1995, 217 Κλιτάγορα μῆτερ, Καλλείστρατε, πατρὶ π|ατήρ σοι μητ τε δυστήνῳ νήποιον ἐν|τίθεμαι, οὔνομαι σὸν κληθέντα, τύχη | δ᾽ εὐμοιροτέραν μου εὔχομαι αὐχῆσαι | γηροτρόφους τ᾽ ἐπὶ σοί ἀντὶ πατρὸς πάπ|πῳ θέσαι χάριτας νεότητος | 169

ὀρφανόν, ὧν ἀντυχεῖ μηδὲν ἐπιστάμενον, [Κλ]ῖτος ὁ πέζαρχης ἔθνους | [χ]άριν ἡμιτέλεστον λείπω, π|ονπεύων τὴν ἀδίαυλον ὁδόν· | [π]άντες δ᾽ ἕσπονται πάτρας ὄχλ[οι], αλλ᾽ ἀνακάνπτει πᾶς τις ὀδ|[υρά]μενος· Κλῖτος ἔμεινε μόνος. V. 2: ΜΗΤΕΤΕ Peek V. 5: ΘΕΣΤΑΙ Peek V. 7: [Κλε]ῖτος De Sanctis Des Klitagoras Mutter, Kalleistrate, dem Vater, und dir, der unglücklichen Mutter, übergebe ich als Vater das Kind, das nach deinem Namen benannt wurde, und wünsche, daß du dich eines glücklicheren Schicksals rühmen wirst als ich (es tun kann), und daß das Waisenkind dir, dem Großvater, Dank für die Jugendzeit abstatten wird, indem es statt des Vaters dich im Alter pflegt, es (das Kind), das nichts von dem weiß, wessen das Geschick ihn beraubt. Ich Klitos, Anführer des Fußvolkes, lasse den Dank des Volkes verwaist zurück, schreitend den Weg, von dem man nicht zurückkommt. Und alle Volksmengen der Vaterstadt folgten, aber es kehrt ein jeder wehklagend zurück; Klitos blieb allein. Notiz: –– W. Peek rechnet diesen Text wohl zurecht zu den Parallelgedichten, andere sprechen von zwei Gedichten auf der Stele und verweisen auf den Abstand von über einem Meter zwischen Gedicht 1 und Gedicht 2. –– Der Abschluß von Z. 10 ist bemerkenswert lapidar: Jeder kehrt voller Trauer nach Hause zurück, allein der Verstorbene blieb zurück auf dem Friedhof bzw. – mit einer geringen inhaltlichen Akzentverschiebung – der Verstorbene Klitos, der Pezarches als militärischer Anführer, blieb allein auf dem Friedhof. –– Der Name Klitos/Kleitos kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien 12mal vor. 170

G 63 Die Gattin bestattet den Künstler Skizze: Peek 1974 a, 20 Datierung: 2. Jh. n. Chr. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa, Museum (Inv. Nr. 278) GHW 3972 Zustand: „Stele aus grünlichem Stein (…), oben und unten unvollständig. Gr. H. 0,525 m, Br. 0,42 m, D. 0,115 m; BH 0,028 m, ZA ca. 0,01 m. Einige Ligaturen.“ (Peek) Erstpubl.: Peek 1974 a, 20 f. (Nr. 19) Lit.: Helly 1978, 129 f. SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 522) Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ | θρε̣ [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] | μα [‒ ‒ ‒ ‒ ‒ ‒] ο̣ι ̣ο̣ [‒ v] | ρικός · πάντων κρείσ|σονα δ᾽ εἶχα τέχην, | χειρσὶν ἐμαῖς πλ|άσσων δὲ θεῶν τ[ύ]|πον καὶ ϑυμέλαι[σι]|ν ἀνδράσιν ἐνδόξ|[οις] πᾶσι πρόσω|[πα νέ]μ̣ων. θάψε | [δὲ γηραλὲ]ον Σμε|[ίκρη δάμ]αρ  |[ ‒ ] ‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒‒ V. 3: τύ[π]ον J. u. L. Robert V. 4: „non pas ἐνδόξως ?“ J. u. L. Robert. προσ[πα π]οιῶν J. u. L. Robert. Übersetzungsversuch der V. 2–5 einschl. Ergänzungen: … und von allen die bessere Kunst hatte ich, mit meinen Händen gestaltend der Götter Abbild und durch Altäre allen berühmten Männern Antlitze zuteilend. Und es bestatte mich Alten die Gattin Smeikre…

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Notiz: –– Auch seit über 40 Jahren nicht mehr rezipiert. –– Der Künstler nennt in kurzer Beschreibung seine Tätigkeit. Ob er sich tatsächlich als „Alt“ bezeichnet? Oder ist das doch nachgefühlte Ergänzung? G 64 Marmorstele aus Larisa mit (metrischem?) Inschriftfragment Abklatsch: Peek 1974 a Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa. „Im linken Seitengang des Museumshofes, an der Hofmauer. Stele aus weißem Marmor, nur rechts ursprünglicher Rand.“ (Peek 22). GrH. 0,44 m, grBr. 0,42 m; D. 0,13 m; BH in Z. 1 ca. 0,02, dann 0,015– 0,017 m; ZA ca. 0,005 m. „Unsorgfältige, unregelmäßige Schrift, rechts teilweise völlig verloschen“ (Peek 22). „Wie weit freilich überhaupt Verse vorliegen bzw. beabsichtigt waren, muß durchaus fraglich bleiben“ (Peek 23). Erstpubl.: Peek 1974 a, 22 f. (Nr. 21) Primärlit.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Cf.: Helly 1973, Gonnoi II, 130 Helly 1978, 130 (Nr. 21) 7

χαίρ]οις, ὦ παροδῖτα· σ[ὺ] ἐ̣[ν|θάδ᾽ ὁ]ρᾷς ὑπ᾽ ἀνάθεμ̣α̣. ––––– […] οι ἕδεσιν κοίντας σι[γ|ῆ […] τιος δ̣᾽ ε̣ὐτυχὴς ἔην̣ [δ]ιὰ̣ | [τὸν] χρόνον̣ ἅ̣π̣[αντα] –––––

Notiz: –– Die unsicheren Lesarten und die fragmentarische Überlieferung lassen von einer Übersetzung Abstand nehmen. 172

–– Vgl. zu Wortstellung und literarischer Funktion V. 1: G 58 V. 1 (Larisa, 1. Jh. v. Chr.?): στᾶθι πέλας, παροδῖτα –– Seit über 40 Jahren keine Rezeption. –– Der sicher lesbare Name Kointas erscheint laut LGPN 2000 in Thessalien 16mal, davon achtmal in Larisa (wie auch in der vorliegenden Inschrift). G 65 Tod nach schwerer Krankheit Abschrift: Zekidis Datierung: 2. Jh. n. Chr. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Nur Abschrift bekannt. GHW 3973 Zustand: „Lapis subcaeruleus fractus supra et sinistra parte“ (O. Kern). H. 0,84 m, Br. 0,47 m, D. 0,06 m; Erstpubl.: Zekidis 1905, 204 (Nr. 27) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 647) Peek 1974 a, 14 f. (Nr. 11) Cf.: Stählin 1924, Register Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 124 f. SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) [ἥβης | ἄνθο]ς ἔχου̣σ[α· | ἔ]α̣νον χαλεπ̣ῇ | [δ᾽] ἐνὶ νούσῳ In der Blüte der Jugend starb ich aber an einer schweren Krankheit. Notiz: –– Seit über 40 Jahren keine Rezeption. –– ἀνʹϑος ἥβης auch G 115 (5. Jh. v. Chr.): Eine gängige Formulierung! Daher nachvollziehbare Ergänzung! 173

G 66 Grab des jungen Mädchens Leonto Datierung: 2./3. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa, Museum Zustand: Stele. H. 0,99 m, Br. 0,53 m, D. 0,12 m. Erstpubl.: Zekidis 1905, Sp. 200–202 (Nr. 21) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 649) Peek (GV) 1955 (Nr. 988) Peek (GG) 1960, 180, 181, 341 (Nr. 307) Cf.: Bertels 1912, 13, 34 Richardson 1933, 297 Lattimore 1942, 97, 165, 192 Pfohl 1967 b, 54 Lifshitz 1970, 20 Lorenz 1976, 92, 150 Verilhac 1982, 373 Anm. 146 Alexiou 2002, 195 f. und Anm. 36 Wypustek 2013, 11 Anm. 18 [παρ]θένος οὖσα τέθ[νη]κα Λε|[ο]ντὼ νέον ἄνθος | ὥρης παντοθαλοῦς πρωτο|[φ]ανὴ καλύκων καὶ μέλλου|[σα] γάμῳ δεκαπενταετὴς | μείγνυσθαι ἐν φθι|μένοις κεῖμια, ὕπνον | ἔχνουσα μακρόν Μητρόπολις Λεοντῷ | τῇ ἰδίᾳ θυγατρὶ μνείας | χάριν. ἥρως χρηστ[ῄ], | χαῖρε Werner Peek legt zwei Übersetzungen des schönen Gedichtchens vor: Als Mädchen starb ich Leonto: wie eine zarte Blume, die zur Zeit, da alles blüht, frisch aus der Knospe bricht. Mit fünfzehn Jahren sollte ich den Hochzeitsbund eingehen – und liege nun unter den Toten und schlafe den langen Schlaf.

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Jungfräulich starb ich Leonto und glich einer Blume des Frühlings, wie sie in blühender Zeit eben die Knospe erschließt. Sollte mit fünfzehn Lenzen zu Hochzeit und Kammer mich rüsten, liege im Hades nun tot, halte nichtendenden Schlaf. I, Leonto, died a maiden, like a young flower when it bursts its bud and first shows its petals, – fifteen years old, just ready to be joined in wedlock, I have come to lie among the dead in a long sleep. (M. Alexiou, übernommen von A. Wypustek) Notiz: –– Dem traditionellen Quasi-Synonym entsprechend, übersetzt W. Peek παρθένος mit Mädchen bzw. mit Jungfrau. –– Vgl. allg.: „Interessant ist, daß das zweite Jh. n. Chr. seiner archaisierenden Tendenz entsprechend vom längst geübten elegischen Distichon abkommt und auf die alte hexametrische Form absichtlich zurückgreift“. (G. Pfohl, Die epigrammatische Poesie der Griechen. Entwurf eines Systems der Ordnung, Helikon 7, 1967, 272–280, hier 278) G 67 Der Sohn errichtet seinem Vater Sokrates ein Heroon Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 2./3. Jh. (Helly) Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: „Cippus marmoris leucophaei, superne et infra fractus“ (O. Kern) H. 0,75 m, Br. 0,46 m, BH. 0,025 m, ZA 0,01 m. Erstpubl.: Pridik, Izvestia de l’Institut de Constantinople 1, 1896, 104 (Nr. 86) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 657) Peek 1974 a, 16 f. (Nr. 13) 175

Cf.:

Helly 1978, 125 f. (Nr. 13) Lattimore 1942, 97 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 523)

––––– [ὅ]σδε ἀμείλικτον | δαίμονα ἀμησά|μος. ἀμνή[σ]ᾳν|τες, ὁδῖται, ἀ[εὶ πε]πονημε̣ν[ου ἀνδρ]|ός, οἴκων ἀφ[νειῶν] | κλεινοτάτ[ων ὃς ἔφυ], | Σωκράτῃ [εἴποι ἅ]π̣α̣ς̣ μ[έγα χαῖρ᾽] ὑπὸ γ[ῆ]ν, αἰνη[τέ]. | [τὸ] ἡρῶον [ἐπ]ο[ίη]σ[ε] | Σωκράτῃ [τῷ ἰδίῳ πατρὶ | Π]ανταγό[ρας ὁ υἱος] | [μ]νήμης [χ]άριν Das Fragment dürfte etwa folgenden Inhalt haben: (…) den unerbittlichen Daimon (…) (…) Wanderer, immer des gequälten Mannes, der von begüterten und hochberühmten Häusern abstammte, dem Sokrates sage jeder „vielmals Lebewohl auf Erden, Gelobter“. Den Heroentempel schuf dem Sokrates, dem eigenen Vater, Pantagoras, der Sohn der Erinnerung wegen. Notiz: –– Das Fragment wurde schon seit Jahrzehnten nicht mehr aufgegriffen. G 68 Die Gattin Kratylla errichtet dem Teisamenos das Grab Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Säule. Unter dem Epigramm Warnung vor Grabschändung. H. 0,63 m, D. 0,31. 176

Erstpubl.: Primärlit.: Cf.:

Fougères 1889, 393 (Nr. 12) IG IX, 2 (Nr. 655) Peek (GV) 1955 (Nr. 209) Bertels 1912, 13, 35, 116, 120 Richardson 1933, 323

μνήμης αἰδίοιο χάριν | στῆσέν με Κρατύλλα | τύμβον Τεισαμενοῦ | κουριδίη ἄλοχος, | εἰκοσιεπταετῆ | μερόπων βίον ἐκτε|λέσαντα. V. 3: ἐκτελέσαντ ? Peek Unvergänglicher Erinnerung willen errichtete Kratylla mich, das Grab des Teisamenos, die eheliche Gattin, der mit siebenundzwanzig Jahren das Leben Sterblicher vollendet hatte. Notiz: –– ἐκτελέω wird auch in G 72 (Larisa, 3./4. Jh.) verwendet. Hier wird das Grab sprechend dargestellt…stesen me....tymbon. –– Der Name Kratylla kommt abgesehen von dieser Inschrift noch dreimal in Thessalien vor (gemäß LGPN 2000), der Name Teisamenos noch zweimal. G 69 Grab der Gemahlin und Mutter Dionysia Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Abschrift: de Sanctis Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Marmorstele. H. 0,96 m, Br. 0,58 m, BH 0,03 m; Erstpubl.: IG IX, 2 (Nr. 656) und „Addenda Ultima/II. Corrigenda“, XV Lit.: De Sanctis 1905, 151 (Nr. 54) mit Abschr. 177

Cf.:

Peek (GV) 1955 (Nr. 1037) Raffeiner 1977, 42, 75 f., 89, 92 (Nr. 50) Bertels 1912, 13, 34, 75, 98, 135 van der Velde 1924, 58 Richardson 1933, 326 Lattimore 1942, 276 Fohlen 1954, 146 Anm. 4 Grienbaum 1959, 100 Pfohl 1972, Sp. 303 Lorenz 1976, 58 SEG 27, 1978 publ. 1982 (Nr. 1284) Pircher 1979, 49 Anm. 22, S. 50 Anm. 33 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) Verilhac 1982, 231 Anm. 89 SEG 42, 1992 publ. 1995 (Nr. 500) SEG 56, 2006 publ. 2010 (Nr. 1794)

οὔνομά μοι γλυγερὸν Διο|νυσίας, ἀλλ᾽ ἐγαμήθην Ἰου|[λι]ανῷ γάμον, παρθένος οὖ|σα καλή. τρὶς δέκα τούτῳ σὺ[ν] | ζήσασα χρόνους ἐνιαυτῶν | τρισσοὺς παῖδας ἐγὼ τῷδ᾽ ἐτέ|κνωσα φίλους. ἕξ ἔτεσιν παρέ|μεινεν ἐμοὶ καὶ κουροτρόφησεν | αὐτὸς ταῖς ἰδίαις χιρσὶ φέρων με Ἴ[θα] |κος. ἡ δ᾽ ἐπὶ σωφροσύνῃ δόξαν ἐν | ἅπασι φέρουσα οὐκ ἔφυγον | θάνατον· Μοῖρα γὰρ εἶχεν ὅ|ρους. | Ἰουλιανὸς τὴν ἰδίαν σύν|βιον Διονυσίαν μνείας χά|ριν ἀμέπτως ζή[σα]σαν | – – – – – V. 5: [π]ός[ις] Wilamowitz; IG: Add. Ultima/II. Corrig. V. 7: ἠδ᾽ἐπί Kern1 ; ἤδ᾽ἐπί Kern2; ἡ δ᾽ ἐπί Peek. Den angenehmen Namen Dionysia habe ich und ich hielt Hochzeit mit Julianos als schöne Jungfrau. Dreimal zehn Jahresläufe lebte ich mit ihm, gebar ihm drei liebe Kinder. 178

Sechs Jahre lang war mir das Leben geblieben und ernährte mich: Ithakos selbst trug mich mit den eigenen Händen. Diese nun, die wegen ihrer Besonnenheit Ruhm unter allen hervorbrachte, entrann nicht dem Tod; Moira nämlich markierte die Grenzen. Notiz: –– „Sophrosyne is the primary virtue of women in Greek inscriptions“ (North 1966, 253). –– Z. 1–6 spricht die Verstorbene über ihr schönes Familienleben, die beiden Schlußverse berichten über die Verstorbene resümierend. –– Zum Begriff der Schönheit vgl. auch D. Konstan, Beauty. The Fortunes of an Ancient Greek Idea, Oxford, 2014 – die Inschriften werden hier allerdings kaum berücksichtigt. –– Der „angenehme Name Dionysia (…) der schönen Jungfrau“ kommt in Thessalien sechsmal vor, davon dreimal in Larisa (LGPN 2000); vgl. auch G 42. G 70 Grabinschrift für die Jüdin Maria Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Larisa, ehemaliger jüdischer Friedhof Aufbewahrung: Larisa, Museum Zustand: Stele aus weißem Stein Erstpubl.: IG IX, 2 (Nr. 988 c) Lit.: J.-B. Frey, Corpus Inscriptionum Judaicarum, Recueil des inscriptions juives qui vont du IIIe siècle avant Jésus-Christ au VII siecle de notre ere, 1, Vatikan, 1936 (Nr. 701). Jetzt: Corpus of Jewish Inscriptions. Jewish Inscriptions from the Third Century B. C. to the Seventh Century A. D. Par Jean-Baptiste Frey, 1; Prolegomena by Baruch Lifshitz, New York, 1975, 80, 510 (Nr. 710) 179

Peek (GV) 1955 (Nr. 1217) Pfohl 1965 (1980) 30 f., 200 f., 255 Cf.: J. Oehler, Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums 53, 1909, 443 D. M. Lewis, The First Greek Jew, Journal of Semitic Studies 2, 1957, 264–266  E. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, Leipzig, 3. Aufl. 1920, Nachdruck Hildesheim, 1964, 56, 73 W. Dittenberger, Sylloge Inscriptionum Graecarum, 3, Leipzig, 3. Aufl. 1920, 382 (Nr. 1247) Nachdruck, 1982 L. Robert, Bull. Ep. 71, 1958 (Nr. 258) L. Robert, Gnomon 31, 1959, 5, 29 = Opera Minora 3, 1644, 1688 P. W. van der Horst, Ancient Jewish Epitaphs: Αn Introductory Survey of Millenium of Jewish Funerary Epigraphy (300 BCE – 700 CE), Kampen, 1991, 147 f. (Nr. V) SEG 54, 2004 publ. 2008 (Nr. 545) Μαρία Ἰούδα, | Λεοντίσκου | δὲ γυνή, τῷ | λαῷ χαί|ρειν. [χα]ίροις ἀνθρώπων πεπ[νυ|μέ]ν̣ε ὅστις ὑπάρχει. V. 2: Erg. Hiller von Gaertingen und Wilamowitz. Maria Juda, des Leontiskos Gattin, läßt das Volk grüßen. Gegrüßt seiest du, Verständiger unter den Menschen, wer immer es auch ist. (G. Pfohl in Griech. Inschr.) Maria, daughter of Juda and wife of Leontiskos. Farewell to the people. May you rejoice, wise man, whoever you are. (P. W. van der Horst)

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Maria Iuda, femme de Leontiskos. Adieu a tous. Puisses-tu être heureux, ô homme sage d’entre les hommes, qui que tu sois. (J.-B. Frey) Notiz: –– Zu den Inschriften vom jüdischen Friedhof in Larisa vgl. Frey a. O. Nr. 695–708 und A. Avramea, H Byzantine Thessalia mechri tou 1204, Athen, 1974, 127 Anm. 6. –– Die Übersetzung von Frey „Adieu a tous“ (V. 1) arbeitet die spezifisch jüdische Bedeutung τῷ λαῷ χαίρειν wohl nicht heraus. λάος (der Koine-Begriff) bezeichnet das Volk der Synagogengemeinde, letztlich das jüdische Volk (im Gegensatz zu allen anderen Völkern). –– Nach dem Gruß an das Volk in V. 1 werden dann in V. 2 die Verständigen aus den/allen Völkern gegrüßt. Alles in allem: ein inhaltsschwerer Zweiteiler! –– „This is the only (partly) poetic Jewish epitaph in Greek outside of Egypt and Palestine“ (meint v. d. Horst 148). –– V. d. Horst verweist darauf, daß gut 2000 jüdische Inschriften gefunden sind, „von denen etwa 1600 Grabinschriften sind“ und von denen „ungefähr 70%“ auf griechisch verfaßt sind. (Vgl. allg. auch P.W. van der Horst, Das Neue Testament und die jüdischen Grabinschriften aus hellenistisch-römischer Zeit, Biblische Zeitschrift, N. F. 36, 1992, 161–178) –– Der Name des Gemahls Leontiskos ist sechsmal in Thessalien nachgewiesen, davon dreimal in Larisa, der Name Maria ist ebenfalls sechsmal vorhanden (LGPN 2000). –– V. d. Horst versteht „Juda“ – aus guten Gründen – nicht als nähere Kennzeichnung der Verstorbenen, sondern als Kennzeichnung für „Tochter des Judas“ (und dann Frau des Leontiskos).

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G 71 Grabgedicht für einen Schiedsrichter Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. n. Chr.? Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Marmorstele. H. 1,46 m, Br. 0,48 m; BH 0,022 m. Erstpubl.: Pridik, Izvestia de l’Institut de Constantinople 1, 1896, 104 (Nr. 85) De Sanctis 1905, 150 (Nr. 62) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 645) Peek (GV) 1955 (Nr. 2058) Cf.: I. C. Ringwood, Agonistic Features of Local Greek Festivals Chiefly from Inscriptional Evidence, 1, Non-Attic Mainland and Adjacent Islands, except Euboea, Diss. Columbia University, Poughkeepsie/ N.Y., 1927, 15 Anm. 17 Lattimore 1942, 270 Pfohl 1972, Sp. 303 SEG 54, 2004 publ. 2008 (Nr. 546) ––––– ὅς πάρος ἱππ[ο|δρό]μ̣[ων σ̣]ημ̣αίνων τέρμασιν | [ἄκρ]ροις καὶ νῦν ἱπποδρόμοις | [ἄγ]χι θανὼν ἐτάφην. κεῖμαι | δ᾽ ἀνχόθ᾽, ὁδῖτα, παρ᾽ ἱπποσύνας | καὶ ἀέθλους, αἷς πρὶν ἐσήμαι|νον τέρματα καὶ κανόνες. Ἁδριάνα Ὀλύμπια V. 1: [ἱπποδρόμων ἐπιβ]αίνων De Sanctis; [ἐ|σθλ?]οις De Sanc­ tis. [σημ]αίνων Kern; [ἄκρ]οις Wilamowitz. Insgesamt recht hypothetisch. Der vor Pferderennbahnen Zeichen gab an äußersten Enden, wurde auch jetzt als Toter nahe bei seinen Pferderennbahnen begraben. 182

Ich liege in der Nähe, Passant, neben Reiterei und Wettkämpfen, denen ich ehedem bezeichnete Grenzen und Regeln. Notiz: –– Die beiden ersten Zeilen berichten über den Verstorbenen, die beiden abschließenden geben dem Verstorbenen Stimme. –– Inhaltlich klingt der Text sehr aktuell, denn es haben bereits die ersten Sportvereine für Fans die Gelegenheit geschaffen, dereinst in der Nähe ihrer Sportstätten bestattet zu werden. G 72 Grab der Geschwister Loionto und Synphoros Abb.: Lolling Datierung: 3./4. Jh. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Marmorstele Erstpubl.: Lolling 1882, 235 Tab. 4 Lit.: IG IX, 2 (Nr. 658) Peek (GV) 1955 (Nr. 1950) Cf.: Bertels 1912, 13, 98, 104, 116, 136 Richardson 1933, 301 Wilhelm 1938, 62 Lattimore 1942, 97 Siegel 1967, 125 Lorenz 1976, 48 Pircher 1979, 34 Anm. 6, 49 Anm. 22 Lorenz 1980, 313 Lorenz 1982, 311 Anm. 13 εἰμὶ καλὴ Λοιοντὼ | καὶ Σύνφορός ἐστιν | ἀδελφός, παῖς εὔ|μορφος, ἔρως πε|φιλημέν ἀνθρώ|πουσιν, ζωῆς ἐκτε|λέσας ὀκτὼ καὶ δὲ|κα ἔτη. μοιρικὸν ἦν | τὸ τέλος, ἕνα ἡ μή|τηρ συνοδεύσῃ καὶ | ἔλθῃ πρὸς Ἀίδαν, λ|οιπουμένη ς ἐπὶ τέ|κνοις· 183

καὶ τότ᾽ ἔην ἐ|σιδεῖν πᾶσιν άν φί|λοις. Σύνφορός εἰμι | πατήρ, φιλοστόργως | δὲ πέποικα γράμμα|τα ἐν στήλῃ λοιπ|πούμενα τέκνα τὰ κα|λά. V. 8: λιθί[νῃ λο]|ιπούμενα [τὰ] Kern; λοιπ|πούμενα τὰ Peek Nach V. 8: καὶ Ζωὼ σύνβιο[ς] εἰσέσται πατρός | σὺ ἐνείης ἔνθα. | ἥρως χριτέ, χαῖρε Lesung z. T. Peek Ich bin die schöne Loionto und Synphoros ist mein Bruder, ein wohlgestalteter Knabe, mit Verlangen geliebt von den Menschen, der mit achtzehn Jahren das Leben vollendete. Vom Schicksal bestimmt war das Ende, damit die Mutter reiste und käme zum Hades, trauernd um diese Kinder; und war damals allen Lieben anzusehen. Ich bin der Vater Synphoros; zärtlich liebend habe ich eingetragen Die Schrift in die Grabsäule in Trauer um die schönen Kinder. Notiz: –– Das Gedicht ist auch ein (eher später) treffender Ausdruck für die Bedeutung menschlicher Schönheit im spätklassischen griechischen Bereich: εἰμὶ καλὴ Λοιοντὼ: Es spricht die schöne Tochter und berichtet von ihrem Bruder, dem παῖς εὔμορφος, der mit achtzehn Jahren als junger Erwachsener starb. Und zum Abschluß spricht der Vater von seinen τέκνα καλά. „So vergeht im Tod die Schönheit des Menschen“ oder gar: „Sic transit gloria mundi“ könnte über das Gedicht geschrieben werden. –– Es gehört zu den zahlreichen Stücken, die seit Jahrzehnten nicht mehr betrachtet wurden und auf das Defizit in Bezug auf die Arbeit an späten Grabgedichten hinweisen. –– Nicht zu übersehen ist auch die Gleichnamigkeit von verstorbenem Sohn und dem Vater, der die Stele errichtet und selbst beschriftet hat. –– Der Name Loionto kommt nur einmal vor (LGPN 2000 fragt, ob dies ein jüdischer Name sein könnte). 184

G 73 Relief der Gattin Parmonis: Vorbildlich – ohne Weiterleben Abschrift: Lolling Datierung: 3./4. Jh. Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Weißer Marmor. H. 1,20 m, Br. 0,60 m, D. 0,17 m. Erstpubl.: H. G. Lolling, AM 11, 1886, 450 f. (Nr. 2) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 640) Peek (GV) 1955 (Nr. 965) Peek (GG) 1960 (Nr. 389) Basais 2010, 124–127 Cf.: E. Rohde, AM 12, 1887, 141 H. S(chrader), AM 29, 1904, 111 (Nr. 2) Bethe 1935, 113 Anm. 7 Lameere 1939, 270 Lattimore 1942, 77, 159, 217 Anm. 13 Fohlen 1954, 151 Anm. 49 Nowak 1960, S. 25 Anm. 2, S. 29 Anm. 2 Skiadas 1962, 75 Skiadas 1967, 35 Lorenz 1976, 57 D. G. Rice – J. E. Stambaugh, Sources for the Study of Greek Religion, Missoula/Montana, 1979, 243 Verilhac 1985, 100 Anm. 39, 101 Anm. 42 Bull. Ep. 2011 (Nr. 384) SEG 61, 2011 publ. 2015 (Nr. 467) ἢ μίτος, ὥς φασιν, Μοιρῶν ἢ δαίμονος ὀργή, ἥτις ἐμοὶ δεινῶς ἐχολώσατο καί με βιαίως ἐξ εὐνῆς ποθέουσαν ἐμῆς ἀνδρὸς γλυκεροῖο Παρμονὶν ἐξεδίωξε Ἐπιτυνχάνου οὐκ ἐθέλουσα. εἴ γέ τις οὖν μνήμη θνητοῖς, βίον ἔσχον ἄμεμπτον, ἄνδρα μόνον στέρξασα, ὃν εἰσέτι θυμὸν ἀνώγω παύσασθαι δεινοῦ πένθους δεινοῦ τε κυδοιμοῦ. 185

οὐδὲν γὰρ πλέον ἐστὶ (θανόντα γὰρ οὐδὲν ἐγείρει) ἢ τείρει ψυχὴν ζώντων μόνον· ἄλλο γὰρ οὐδέν. Der Moiren Schicksalsfaden, wie man so sagt, oder eines Dämons Groll war es, der mir schrecklich zürnte und mich gewaltsam aus des süßen Mannes Bette herausriß, Parmonis, des Epitynchanos zärtlich liebende Gattin, wie ich mich auch sträuben mochte. Wenn es denn ein Gedenken gibt bei den Menschen: ein untadeliges Leben habe ich geführt und nur den einen Mann geliebt, den ich noch jetzt bitte, er möge seinem Herzen Ruhe gönnen von schrecklichem Leid und schrecklichem Aufruhr. Denn zu nichts ist solches nütze, einen Toten weckt ja nichts wieder auf, es reibt nur die Seele der Lebenden auf, weiter wirklich nichts. (W. Peek in GG) Notiz: –– Die verstorbene Gattin spricht über ihren nicht vermeidbaren Tod, in der zentralen fünften Zeile lobt sich Parmonis selbst wegen ihres untadeligen Lebens und den Abschluß des Gedichts (V. 6–9) bildet die Bitte an ihren geliebten Mann, seinem Herzen Ruhe zu gönnen, denn „tot ist eben unumkehrbar tot“. Welch ein von vielen akzeptierter „moderner“ Gedanke! Oder auch, um mit dem Lyriker Brenin Klein zu sprechen, es geht um „Gesänge von versteinertem Zorn“! –– Hier wird man an Paul Veyne erinnert: „Im Vergleich zu den christlichen oder marxistischen Jahrhunderten weht durch die Antike oft ein Hauch von Voltaire“ (P. Veyne, Glaubten die Griechen an ihre Mythen? Ein Versuch über die konstitutive Einbildungskraft, Frankfurt/M., 4. Nachdruck, 2009, 13). –– Vgl. allg. auch T. Whitmarsh, Atheism as a Group Identity in Ancient Greece, 50–65; in: Religion in the Roman Empire 3, 2017 bzw. ausführlich: ds.: Battling the gods: Atheism in the ancient 186

world, London, 2016, aber ohne Berücksichtigung von thessalischen Epigrammen. –– Zugleich könnte dieses Gedicht aus gleicher Zeit von gleichem Ort als Kontrast neben den eben genannten Text G 72 gestellt werden. Hier werden die jahrhundertealten Ausdrücke verwendet wie moirikon telos und Kommen zum Hades. Zu fragen ist dabei durchaus, ob (noch) Überzeugung dahintersteht oder traditionelle Formelsprache. –– Der Name Epitynchanos kommt in Thessalien nur in diesem Gedicht vor (LGPN 2000). G 74 Gedicht auf die während der Schwangerschaft verstorbene Amyntiane Abb.: Giannopoulos Datierung: 3. Jh. n. Chr. oder später Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Stele aus weißem Marmor. H. 1,33 m, Br. 0,41– 0,42 m, D. 0,13 m. Erstpubl.:  N. I. Giannopoulos, AD 11, 1927/28 publ. 1930, 57 f. Abb. 2 (Nr. 4) Lit.: A. Wilhelm, Hellenika 4, 1931, 22–25 Peek (GV) 1955 (Nr. 1597) Cf.: Peek 1938 a, 41 Anm. 1 Nowak 1960, 29 Anm. 2 Siegel 1967, 124 Lorenz 1976, 111 Verilhac 1982, 122 Anm. 4 Πετρώνις Ἀμυντια|νὴν τὴν ἑαυτοῦ γυναῖ|κα μνε̣ίας χάριν. ἥρως χρηστέ, χαῖρε. | ποίαν σοι πρώτην, δαῖμον, | αἰτίην ἀναθῶμαι, ὅς με ἐξ | ἀμφοτέρης ἐλπίδος ἐστέ|ρισας; 187

Οὔτε γὰρ ἶδα τέκνου | μορφήν, ἣν ἶχεν ἐν αὑτῇ, ἀλ|λὰ λαβὼν δισσὰς ἐσκότισας | χάριτας. καὶ ἐμὲ γοῦν κίνοις | χάρισαι, πατέρα τε καὶ ἄνδρα ἄξ|ας ἰς Ἀίδην, πολλῆς λύπης δὲ ἀνάπαυσον, αἰεὶ γὰρ ποθέω | κάλλος δίπτυχον ἐσιδεῖν. V. 5: κινοῖς Wilhelm. Was für einen Grund, Daimon, will ich dir als ersten vorwerfen, der du mich aus beiderseitiger Hoffnung gerissen hast? Denn nun kenne ich nicht die Gestalt des Kindes, das sie in sich trug, sondern empfing zwei Gunsterweise, die du beide verdunkelt hast. So schenke nun auch mich jenen, indem du den Vater und Mann in den Hades führst; doch mache Schluß mit dem vielen Leid, immer nämlich wünsche ich die zweifache Schönheit zu sehen. Notiz: –– Auch dieses bestens erhaltene Gedicht wurde seit Jahrzehnten nicht mehr wissenschaftlich betrachtet. Aufschlußreich ist hier geradezu als Appell formuliert: „Mache Schluß mit dem vielen Leid“. Die üblicherweise – und natürlicherweise – genannte Trauer wird in dieser späten Inschrift zum Leid zugespitzt, von dem man endlich befreit werden möchte. λύπη kommt hier das einzigemal in den thessalischen Grabgedichten vor. Der Aspekt der Schönheit findet sich ähnlich auch in G 72 (derselbe Ort, Zeit). Der Name Petronis ist in Thessalien nur hier nachgewiesen (LGPN 2000). G 75 Grab der kurz vor der Hochzeit verstorbenen Glyke Abklatsch: Peek Datierung: nicht vor dem 3. oder 4. Jh. n. Chr. (Peek) 188

Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: „BH 0,023–0,03 m, kleines Omikron = 0,015 m; ZA ca. 0,015 m“ (Peek). H. 0,38m; Br. 0,36 m; D. 0,09 m; Erstpubl.: Zekidis 1905, 199 (Nr. 15) Lit.: IG IX, 2 (Nr. 652) Peek 1974 a, 15 f. (Nr. 12) Cf.: L. Robert, Hellenica 3, 1946, 103 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 125 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 524) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 1971) Santin 2009, 248–252 (Nr. 17) [ Ἅιδης σὺν Μοίραισιν] [ταῖς ὀλ]ο̣α̣ῖσι μ̣᾽ [ἀ]πῆ̣γε̣ γα̣μ̣ή̣[λι]α̣ π̣λη̣σ̣ία̣ λάξα[ς]. ὅσσοι δὲ μνηστῆρες ἐπὶ νύμφας ἐλάεσθε, εὐθὺ γάμων ἀβ̣[ολεῖτ]ε̣· ὁ γὰρ χρόνος οὐδὲν ὄν[η]σε̣. Ἱππονίκη Γλ[υκῇ τὸ] ἐπίγραμμα ἐποίει. Λεύκιος τέ[κν]ῳ χαίρειν V. 6: „an Λεύκιος τῷ [λα]ῷ χαίρειν?“ Kern. … Hades zusammen mit den unheilvollen Moiren führte mich weg und verhinderte so die nahe Hochzeit. So viele von euch als Freier hinter einer jungen Frau her sind, seht zu, daß ihr alsbald der Hochzeit teilhaftig werdet, denn lange Wartezeit nützt zu gar nichts. Hipponike schuf der Glyke diese Aufschrift. Leukios sagt seinem Kind Lebewohl. (Übersetzung teilweise von W. Peek) Notiz: –– Hunold 2009 3.5.5 (S. 82–84) bei „Hippos“ äußert sich zu Hipponike. 189

–– Der Name Leukios ist neunmal in Thessalien, davon viermal in Larisa nachgewiesen (LGPN 2000). –– Also wird hier quasi empfohlen, das frühere Sprichwort „Beim Schlittenfahren und beim Heiraten muß es schnell gehen“ zu befolgen. G 76 Stele aus Larisa „pour un mimographe“ Abb.: Arvanitopoulou Datierung: 4. Jh. n. Chr. (Peek 3./ 4. Jh.) Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa, Museum Zustand: Marmorstele. H. 0,62 m, Br. 0,518 m, D. 0,175 m; BH 0,02–0,048 m, ZA 0,012–0,013 m; „pour un mimographe“ (J. u. L. Robert). Erstpubl.: Arvanitopoulou 1938, 71–73 m. Abb. 21 (Nr. 12) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 1708) Santin 2009, 71–79 (Nr. 12) Cf.: Wilhelm 1938, 72 McDevitt 1970 (Nr. 402) Peek 1974 a, 17 (Nr. 14) Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Raffeiner 1977, 58 Anm. 1 Helly 1978, 126 SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) Bull. Ep. 2010 (Nr. 362) ---|[Γαί]ον Φιλίσκου μειμο|γράφον ἐτῶν κδ᾽ Ὀλ̣|πιχος ὁ πατὴρ μνεί|ας χάριν. ἥρως χρηστέ, | χαῖρε. εἶσα κασιγνήτῳ τὸν [Γά]ιον | Ἀγαθόπου[ς με] τεῖσε, | ᾧ καὶ φθιμένῳ τάσδε ἐχ[ά]ρ[α]ξε γ̣[ρ]αφ̣[ά]ς· | [τ]ῆς φετέρης ὄπ[α]σεν Μούσης [γέρας, ἐ]σθλὰ γὰρ ἄμφω | [Μούσης] παιδείης τ᾽ ἔργα διηνώσαμ̣ε̣[ν]. 190

V. 1: τὸν [Γά]ιον Arvanitopoulou. τὸν [ζ]ῶον Peek. V. 2: ἐχ[ά]ρ[α]ξ[ε]ν̣ ἀ̣ρ̣[ά]ς Arvanitopoulou. V. 4: [ζωῆς] κτλ. διήνυσαν Arvanitopoulou. Sonst. Erg. Peek. Wegen der Ergänzungen nur Elemente einer Übersetzung: Wie wohl er nun dem Bruder mich den Gaios des Agathopus vergalt, dem er als auch Verstorbenem diese Schrift einkratzte. Dieser eigenen Muse verlieh er die Ehre, denn edle Werke, der Muse und der Bildung, vollbrachten wir beide. Notiz: –– Dieses Gedichtchen ist eines der wenigen, die ausdrücklich das Anbringen der Grabinschrift nennen. –– Der Name Agathopous ist im LGPN 2000 für Thessalien 5mal nachgewiesen, Gaios 8mal, davon fünfmal in Larisa (auch hier). G 77 Grab der fünfzehnjährigen schwangeren Gregoria Abb.: Feissel Datierung: 4. Jh. n. Chr. (LGPN 2000: 4./5. Jh.) Fundort: Larisa Aufbewahrung: Larisa Zustand: Stele. BH 0,03–0,05 m. Über dem Epigramm ist das Christogramm eingefügt. Erstpubl.: Lolling 1882, 235 Lit.: IG IX, 2 (Nr. 661) Peek (GV) 1955 (Nr. 447) Cf.: Bertels 1912, 13, 35, 116, 119 Richardson 1933, 297 Lattimore 1942, 325 Lorenz 1976, 118

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Feissel 1987, 360 f., pl. 1, 2 (Nr. 3) SEG 37, 1987 publ. 1990 (Nr. 489) τηλόθεν ἐκ γαίης | Σαλωνίδος ἐκγεγαυῖα | οὔνομα Γρηγορία | δεὶς δεκαπέντε ἐτῶν | ἀνδρὸς ἀφαρπαχθεῖσα | φίλου σὺν παῖδα φέρουσα | Κλαυδίου ἡγεμόνος | ἐνθάδε κεῖμ᾽ ἄλοχος. Fern aus dem salonischen Land stamme ich mit Namen Gregoria, und mit fünfzehn Jahren dem lieben Mann entrissen, zugleich den Sohn tragend des Anführers Klaudios, liege ich hier, die Gattin.

Notiz: –– Aus der Fremde stammt die junge, verheiratete und schwangere Frau, die in dem – wenig beachteten – Vierzeiler berichtet. Hat sie wegen der Hochzeit ihre Heimat verlassen? Und das Heiratsalter (15 Jahre) könnte in einer soziologischen Studie analysiert werden! Deutet das Christogramm auf eine christliche Inschrift?

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Gonnoi und Umgebung G 78 Grabmal des Damokrates, des Sohnes des Aristokrates Abb.: Arvanitopoulos Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Gonnoi-Gonnokondylos (Tsourba Mandra) GHW 2756 Zustand: Mamorblock von einem Grabbau. H. 0,22 m, Br. 0,613 m, D. 0,58 m; BH 0,011–0,018 m, ZA 0,016 m. Erstpubl.:  A. S. Arvanitopoulos, AE 1915, 22–24 Abb. 11 (Nr. 261) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 100) Helly 1973, 208 f. (Bd. 2, Nr. 211) Cairon 2009, 252–255 (Nr. 82) (mit recht ausführlicher Darstellung der Ergänzungsvorschläge) Cf.: L. Robert, Gnomon 31, 1959, 20, 29 McDevitt 1970 (Nr. 631) Bull. Ep. 86, 1973 (Nr. 248) Stecher 1981, 61 Anm. 1 Mickey 1981, C. 40 (S. 144) τοῦτο τὸ Δαμοκράτους [μνημεῖον, ἐκγεγαῶτος] πατρὸς Ἀριστοκράτο[υς, ἐμ πολέμωι φθιμένου]· ὃς καὶ δυσμενέων ἀν[δρῶν ὑπὸ χερσὶ δαμεῖσαν] πολλάκις ὤρθωσεν πατ[ρίδα ῥυσάμενος]. Vgl. auch Lesung https://epigraphy.packhum.org/text/193998 Dies ist das Grabmal des Damokrates, der abstammt vom Vater Aristokrates, der im Krieg gefallen ist. Er selbst auch richtete die durch die Hände feindlicher Männer bezwungene Heimat oft schützend auf. (Übersetzung gemäß den Ergänzungen von W. Peek)

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This is (the monument) of Damokrates … of father Aristokrates … Who, even of enemy men … many times honoured his fatherland … (K. Mickey übersetzt hier nur die auf dem Stein lesbaren Teile der Inschrift; ebenso wie im Folgenden E. Cairon) C’est (le monument) de Damocratès (…) de son père Aristocratès (…) qui aussi des ennemis (…) souvent il a conduit à bonne fin sa patrie (…) (E. Cairon) Notiz: –– Vater und Sohn sind somit patriotische Kämpfer und Kriegsgefallene. –– Aristokrates, der Name des Vaters, wird im LGPN 2000 immerhin 25mal für Thessalien genannt, davon 6mal für Larisa und 7mal für Gonnoi (wie hier). –– Damokrates ist siebenmal für Thessalien angeführt, davon dreimal für Larisa (LGPN 2000). Hingewiesen sei auch auf das Epigramm auf dem Grab eines Thessalers aus Phalanna des 4. Jh. v. Chr., das vom Friedhof von Pella stammt und deswegen in die vorliegende Sammlung nicht aufgenommen ist. (M. Lilibaki-Akamati, Makedonika 24, 1987–88, 55 f.; E. Voutiras, ZPE 88, 1991, 106–108.) Hier liege ich, meine Heimat ist Phalanna (…)

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G 79 Epitaph des Soldaten Dikaiogenes Photo: Helly Datierung: 1. H. 2. Jh. v. Chr. (Helly) Fundort: Gonnoi Aufbewahrung: Larisa, Museum (Γ 61) GHW 3972 Zustand: Mamorstele. H. 0,70 m, Br. 0,40 m, D. 0,20 m. Erstpubl.: A. Tziaphalias, Thessaliko Hemerologio 7, 1984, 208 (Nr. 68) Neupubl.: Helly 2016, 30 gez. Seiten Lit.: SEG 35, 1985 (Nr. 581) Bull. Ep. 1988 (Nr. 763) Lucas 1997, 94 f. (Nr. 43) E. Santin, Studi sull‘epigramma funerario greco. Autori di epigrammi sepolcrali su pietra: firme di poeti occasionali e professionisti. Epigrammi sepolcrali della Tessaglia (Diss. Rom, 2007), 176– 178 (Nr. 66)  Cairon 2009, 255–258 (Nr. 83)(mit ausführlicher Darstellung der Lesarten) Helly 2016, besonders 3, 4, 19 (mit Bibliographie) []ης βαίνων, παροδῖ[τα], []τῶιδε ὑποκεκλιμ[ένος] []ια Δικαιογένην καὶ ὑπο[—] [] ὧδ᾽ εἷλεν Ἄρης ἀγόνι []Ι. Ε εἴδον ἐπεὶ κέστροιο δαφοίνῳ []λης πλήξας ἤλασεν εἰς Ἀΐδεω []κυριεως καὶ ἐθήκατο δάκρυα μητρὶ []ιετηι· λείπω δ᾽ ἐ(μ) μεγάροισιν ἐμοῖς [ κα]σίγνητον πολυδάκρυτον, Φιλοφήρα [] μήτηρ Οἰνίαν ἐξετέκνου [] εἰ καί ποτ᾽ ἐνὶ στέρνοις ἀδάκρυτον [] δάκρυα κἂν προβάλοις. 195

E. Cairon bietet eine französische Übersetzung des fragmentarischen Textes an: (…) toi qui marches, passant, (…) couché ici (…) Dicaiogénès et (…) (…) ainsi Arès l’a emporté dans un combat (…) ils ont regardé (…) lorsque ensanglanté au moyen d’un cestrosphendone, (…) après avoir blesse, il a conduit chez Hadès (…) et il a fait pleurer sa mère (…) je laisse dans ma demeure (…) un frère beaucoup pleuré, Philophèra (…) mère, tu as donné naissance à Oinias. (…) et si un jour dans les poitrines (…) non pleuré, (…) tu verserais même des larmes. Notiz: –– Das Epigramm ist einer der bemerkenswerten Neufunde der vergangenen Jahrzehnte. Neben das traditionelle, quasi „berufsübliche“ Lob des Soldaten treten weitere Ideen. –– Es handelt sich um – mit zwölf Zeilen – ein bemerkenswert langes Gedicht. Zum Vergleich sei hier auf eine Inschrift aus Gonnoi verwiesen, bei der keine Sicherheit besteht, ob es sich um eine Grabinschrift handelt – oder gar ein Grabgedicht gemäß McDevitt. Abb.: Arvanitopoulou Datierung: Zeitenwende Fundort: Gonnoi Aufbewahrung: Volos (Museum) Zustand: Stele H. 1,30 m, Br. 0,34 m, D. 0,095 m, BH 0,005– 0,015 m, ZA 0,007 m. Literatur: Arvanitopoulou 1938, 53–55, Abb. 17 (9). Helly 1973 (Nr. 173) 196

Cf.:

McDevitt 1970 (Nr. 619)

Das Kind des Dikaiogenes, Philophera, errichtete mich, die Priesterin, ehrend die Artemis Eulochia wegen der Kinder. Notiz: –– Auch hier taucht der Name Dikaiogenes wieder auf, wie achtmal In Thessalien (LGPN 2000). G 80 Grab des mit zwanzig Jahren verstorbenen unverheirateten Aristogenes Photo: Helly Pl. 33 Datierung: Zeitenwende (wohl nicht 2./3. Jh. gemäß Peek) Fundort: Gonnoi Aufbewahrung: Volos, Museum (E 815) GHW 846 Zustand: Stele. H. 0,34 m, D. 0,16–0,17 m, BH 0,01–0,015; ZA 0,05. Erstpubl.:  A.  S. Arvanitopoulos, AE 1914, 10  f. m. Abb. (Nr. 200) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 1826) Helly 1973, 209–211 (Nr. 212) Cairon 2009, 18, 288–290 (Nr. 97) (mit Lesarten und Ergänzungen, wenige Literaturhinweise) Cf.: Siegel 1967, 103, 143, 149 Lifshitz 1970, 23 McDevitt 1970 (Nr. 596) Lorenz 1976, 48, 58, 111 Alexiou 2002, 155 Anm. 59, 158 Anm. 66 οὐ γά[μον] οὐδ᾽ ὑ|μέναιον ἐσέδρακον, |ἀλλά με Μοῖρα ἤγα|γε τὴν πάντως οἶ|μον ὀφειλομένην· | ἐκοσέτης μὲν ἐὼν τὸν | ἀλάμπετον ἤλυθον | Ἅιδην 197

οὔνομα Ἀριστο|γένης, Ἁρμέου ἐγγεγα|ώς πάτρος, Κλειοπά|τρα μήτηρ δέ μοι | ἠδ᾽ ὁμάδελφοι δισσοί, | τοῖς ἄδικον πένθος | ἐπηγαγόμη[ν] α̣ὐ[..]κα[- - Nicht Hochzeitsfeier und nicht Brautlied erlebte ich, sondern Moira führte mich den Weg, den ich allerdings gehen mußte, nun gelangte ich mit zwanzig Jahren zum lichtlosen Hades. Mein Name ist Aristogenes, mein Vater heißt Harmeos, meine Mutter Kleiopatra und ich habe zwei Brüder, denen ich ungerechtfertigte Trauer aufbürdete. Je n’ai vu ni mariage ni chant d’hyménée, mais au contraire le Destin m’a conduit au terme de la route qu’on doit atteindre de toute façon; à l’âge de vingt ans, j’ ai rejoint, l’ Hadès privé de lumière; mon nom est Aristogénès, enfant d’ Harméas, mon père; j’ ai Cleiopatra pour mère, et deux frère; à eux tous j’ai infligé un injuste deuil (…)“ (B. Helly) Je n’ai vu ni le mariage ni l’hyménée mais, au contraire, la Moire m’a conduit sur le chemin qui, dans tous les cas, doit être. Étant âgé de vingt ans, je suis allé vers le sombre Hadès, mon nom est Aristogénès, né d’Harméas, mon père; ma mère est Cleiopatra et j’ai des frères au nombre de deux, auxquels j’ai infligè un injuste deuil. Aussitôt (…). (E. Cairon) Notiz: –– B. Lifshitz verweist auf die mehrfache Verwendung der Formel οὐ γάμον οὐδ᾽ ὑμέναιον in den Versinschriften. –– Der Name Aristogenes wird im LGPN 2000 für Thessalien 8mal angeführt, davon 5mal für Gonnoi (wie in der vorliegenden Inschrift). 198

Magnesia Demetrias – Boibe – Methone – Agyia – Spalanthra und Olizon Demetrias G 81 Viereckige Marmorbasis für eine Säule, die ursprünglich eine Sphinx trug Photo: Jeffery Taf. 11 Archiv-­ materialien: http://poinikastas.csad.ox.ac.uk (einschl. notes, transliteration, transcription), Nr. 99.08 Datierung: Die Datierung ist im Rahmen der Rezeptionsgeschichte uneinheitlich und reicht von 7. Jh.? (Beazley) und 6. Jh. (Friedländer) bis zur Mitte des 5. Jh. v. Chr., was die treffendste Datierung zu sein scheint. Fundort: Demetrias – wie allg. angegeben –, bzw. das benachbarte Pagasai (Helly 2004). Friedländer und Hoffleit meinen „Demetrias, probably originating from Iolkos“. Aufbewahrung: Museum, Volos (Nr. 650) Zustand: Arvanitopoulou meint, es handele sich um die Basis des Kouros, dagegen bereits im Gnomon desselben Jahres Peek: „In die Basis war wohl ein Pfeiler eingelassen, der eine Sphinx trug“. Die Auffassung hält auch Brommer für wahrscheinlicher, ähnlich äußert sich Raubitschek (zitiert bei Friedländer). Die Inschrift ist angebracht „on one of the vertical faces of the base“ (Friedländer). Über die Buchstaben des Epigramms schreibt Jeffery: „neat and squared, with open heta and dotted theta“; die Zeilen sind zum Teil im Stocheidon-Stil geschrieben. 199

Erstpubl.: Arvanitopoulou 1938, 47–49 (Nr. 7) Lit.: Peek 1938 b, 476 Friedländer 1948, 129 f. (Nr. 139 A) Peek (GV) 1955 (Nr. 1831) Peek (GG) 1960, 17 f. Richter 1961, 6 Pfohl 1967 (Nr. 140) M. N. Kontoleon, AE 1974 publ. 1975, 7 Anm. 2 Lorenz 1976, 97–101 (Nr. 11) Hansen, CEG 1, 1983 (Nr. 120) Cf.: F. Brommer, AM 65, 1940, 108, Nr. 1 J. D. Beazley, ClRev 60, 1946, 49 f. G. M. A. Richter, JHS 72, 1952, 155  G. M. A. Richter, Catalogue of Greek Sculptures, Cambridge/Mass., 1954, 10 Peek, Peirata technes 1955, 228, 229, 232 SEG 15, 1958 (Nr. 381) Seelbach 1964, 79, 90 Biesantz 1965, 29, 64, 63 f. SEG 23, 1968 (Nr. 453) Schmidt 1968, 3 Anm. 8, 8 Anm. 25 Pfohl 1968, 9 McDevitt 1970 (Nr. 721) Pfohl 1970, 36 Wallace 1970, 100 Anm. 14 Ebert 1972, 22 Hansen 1975 (Nr. 126) Pircher 1979, 40 Anm. 5 Häusle 1980, 52 Anm. 118 Mickey 1981, C. 5 (S. 73 f.) Stecher 1981, 79–81 Kapeller 1987, 149 (Nr. 140) Häusle 1989, 23 f. Jeffery 1990, 99 Taf. 11 (Nr. 8) SEG 39, 1989 publ. 1992 (Nr. 1781) Ecker 1990, 184, 237 200

Sourvinou-Inwood 1995, 271 f. Alexiou 2002, 232 Anm. 18 Peres 2003, 51 f. Helly 2004, 18 Anm. 5 Santin 2008, 73 Anm. 4 Tueller 2008, 42 Anm. 43, 44 Bowie 2010, 367 Tueller 2010, 56 Garulli 2012, 144 Anm. 247 Christian 2015, 159 Anm. 188, S. 173 Vgl. auch https://epigraphy.packhum.org/text/207506 und https://epigraphy.packhum.org/text/207507 Σφίξ, hαΐδαο κ̣ύον, τ̣ί̣ν̣᾽ ἔ̣[χουσ᾽] ὄπιν [ἀὲ φυ]λάσσεις ἡμέν[α Ἡ]ροφ[ίλου κᾶ]δο[ς ἀπ]οφθιμ[ένου]; ξεῖ[νε - - --Ausführliche Darstellung der Lesarten bei Lorenz 1976, 97 f. V. 3: Friedländer bezeichnet ξεῖνε als unwahrscheinlich und liest Ξε[ινοκράτεος τόδε σᾶμα …]; die Forschung ist hierbei nicht gefolgt. Sphinx, des Hades Hund, was hältst Du für eine Aufsicht und bewachst sitzend immerdar die Urne des verstorbenen Herophilos? (U. Luz) Sphinx, du des Hades Hund, was hütest du hier diesen Toten, immerdar sitzend zur Wacht hoch über Hügel und Mal? – Wanderer, ---(W. Peek in GG) O Sphinx, dog of Hades, whom do you … watch over, sitting [on ground over] the dead? – Xe[nokrates’ tomb is this …] (L. Friedländer) 201

Notiz: –– Dialoggedicht, bei dem die Sphinx „doch mehr als eine bloße Funktion darstellt“ (Pfohl, 1968); Schwerpunkt der Dialoggedichte findet sich 3. Jh. v. Chr. – 3./4. Jh. –– Keine Übersetzung von Mickey, da der Text zu fragmentarisch. –– Interessanterweise wurde dieses Epigramm auch in den vergangenen beiden Jahrzehnten immer wieder rezipiert. G 82 Stele eines Dieners der Musen Datierung: Anf. 3. Jh. v. Chr. (Arvanitopoulou und McDevitt: Ende 4. Jh. v. Chr.) Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (E 755) GHW 829 Zustand: H. 0, 857 m, Br. 0,486 m, D. 0,07 m; BH 0,006– 0,015 m; ZA 0,01–0,012 m. Erstpubl.: Arvanitopoulou, 1938, 49–53 (Nr. 8) Lit.: Peek 1938 b, 476 f. Peek (GV) 1955 (Nr. 1074) Cairon 2009, 231–233 (Nr. 73) Cf.: Skiadas 1962, 76 Seelbach 1964, 55 McDevitt 1970 (Nr. 723) Ebert 1972, 57 L. Moretti, RivFil 100, 1972, 181 L. Moretti, Epigraphica 35, 1973 publ. 1974, 47 Lorenz 1976, 66 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) Mickey 1981, C. 29 (S. 123 f.) [Ἄρ]γος μὲν πάτρις, Γνάθιος δ᾽ ἔτεκεν, Τύλισος δ[έ] [Κρῆσσ]α πόλις θράψεν, γηραλέος δ᾽ ἔθαν[ον]·

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[εἰμὶ δὲ  ], Μουσῶν θεράπων σοφὰ [εἰδώς]· [γῆ δ᾽ ἐμὲ Μαγνήτω]ν ἀνψέπει ἀθάνατο[ν]. V. 1: Γνάθιος δ᾽ ἔ̣τ̣ε̣κε̣ν τ̣[αλασίφρων] Arvanitopoulou; Γνάθιος δ᾽ ἔτ̣ε̣κε̣ν τ̣αλα̣[ ] Cairon V. 2: Anf. Peek V. 3: Anf. [οὔνομα μὲν Φείδων Arvanitopoulou V. 4: [τῇδε δὲ γαῖά με νῦν] Arvanitopoulou Argos ist meine Heimat, Gnathios heißt mein Vater, Tylisos, die kretische Stadt zog mich auf, hier nun starb ich betagt. Aber ich bin , als Diener der Musen weiß ich es sicher. Doch die Erde der Magneten behütet mich Unsterblichen. Argos is my country, Gnathios fathered me, and Tylisos, the Cretan city, raised me; I died an old man … Attendant of the Muses (knowing (?) their) skills. (And now this land) honours (me), of immortal fame. (K. Mickey) (…) gos était ma patrie, Gnathios m’a engendre (…) une ville (…) m’a nourri, je suis mort à l’âge de la vieillesse. (…) je suis serviteur des Muses, (connaissant) ce qui a trait à la sagesse. (…) m’enveloppe, immortel. (E. Cairon) Notiz: –– Vgl. generell die Ähnlichkeit der vorliegenden Inschrift mit G 95 (ebenfalls Demetrias, ebenfalls 3. Jh. v. Chr.:) V. 5: Τύλισος ἔθρεψε, πόλις Κρῆσσα V .6: ἥδε δὲ γαῖα | ἀμφέπει ἀθάνατον Auf diese Ähnlichkeit verweist bereits Chaniotis 2013, 256. Stammen G 82 und G 95 aus derselben Werkstatt? Und vielleicht von demselben „Verseschmied“?

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G 83 Marmorstele der Eukleia Photo: Arvanitopoulou Datierung: Anf. 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Nr. 1 283) GHW 291 Zustand: Marmorstele. Dazu: Chr. Wolters, Die Anthemien-­ Ornamente der Grabstelen von Demetrias. Neue Möglichkeiten der Interpretation griechischer Ornamente auf Grund des Herstellungsverfahrens, Diss. Heidelberg, 1970, 114, 116 f. H. 0,75 m, Br. 0,45 m, D. 0,11 m; BH 0,012–0,014 m, ZA 0,013 m (Andere Maße bei Wolters 114). Erstpubl.: Arvanitopoulou, 1938, 22–27, Abb. 4–6 (Nr. 2) Lit.: Peek 1938 b, 474 Peek (GV) 1955 (Nr. 289) Cairon 2009, 266–268 (Nr. 87) Cf.: Arvanitopoulos 1949, 154 (Nr. 283)  McDevitt 1970 (Nr. 725) (723 bei Mickey trifft nicht zu) Peek 1974 a, 10 Mickey 1981, C. 28 (S. 122) Ὧρος πνεῦμα λ̣[ιποῦσαν] | ἑὴν ἄλοχον βι[ότοιο] | Εὔκλειαν [κρύψεν] | τῶιδε τ[άφωι κτερίσας]. V. 2: θάψεν Arvanitopoulou; κρύψεν Peek. Horos begrub die Gattin, die den Lebensodem zurückließ, Eukleia, in diesem Grab in feierlicher Bestattung. Oros (buried and …) his wife, Eukleia, who had left the breath of life, (in) this (tomb). (K. Mickey) 204

Hôros, son épouse, quand elle eut (abandonné) le souffle (de la vie), Eucleia, (il l’a ensevelie …). (E. Cairon) Notiz: –– V. 1 beginnt mit dem Namen des Ehemanns, der seine Frau zu bestatten hat. –– V. 2 beginnt mit dem Namen der verstorbenen Ehefrau: Das ist „Augenhöhe“. –– V. 1 πνεῦμα λ̣[ιποῦσαν]: Diese Ergänzung bestätigt sich durch V. 2, G 116 (4. Jh. v. Chr.): Diese beiden Epigramme verwenden als einzige in Thessalien diesen Ausdruck. G 84 Agathokles betet zu Persephone Photo: Arvanitopoulos Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 194) GHW 202 Zustand:  Weiße Marmorstele. H. 0,97 m, Br. 0,362 m, D. 0,07 m. Erstpubl.: Arvanitopoulos 1909, 442–444 (Nr. 194) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 1572) Peek (GG) 1960 (Nr. 208)  Cairon 2009, 224–226 (Nr. 70) (mit sehr wenigen bibliographischen Angaben) Cf.: Seelbach 1964, 89 Zumin 1965, 45 Siegel 1967, 183, 200, 241 Thimme 1967, 211 Anm. 52 McDevitt 1970 (Nr. 886) W. Peek, Epigramme und andere Inschriften aus Lakonien und Arkadien, SB Heidelberg, 1971, 2, 26 f. 205

Peek 1973, 69 Lorenz 1976, 51 W. Peek, ZPE 24, 1977, 34 Raffeiner 1977, 14 Anm. 1 Pircher 1979, 34 Anm. 8 Stecher 1981, 244 Anm. 1, S. 256, S. 263 f., S. 267 Mickey 1981, C. 30 (S. 125) Nicosia 1992, 144 f. (Nr. 53) Peres 2003, 62 Garulli 2012, 79 Anm. 96 Chaniotis 2013, 255 f. E. Santin (zusammen mit Chr. Poleze), Das Epi­ gramm des Agathokles, Thessaliko Hemerologio 73, 2018, 15 f. (in Griech.) αἰνὴ Φερσεφόνεια, ὅσιον δέχου ἄνδρα Ἀγαθοκλῆ πρὸς σὲ κατερχόμενον, χρηστοσύνης πρύτανιν· εὐσεφέων λειμῶνα κατοίκισον, ἦ γὰρ ἀληθής ψυχὴ καὶ καθαρὰ ζῶντι δίκαιος ἐνῆν. Ἀγαθοκλῆς | Ἀγαθωνύμου | Κορίνθιος Schreckliche Persephoneia, als einen frommen Mann begrüße Agathokles, der zu dir herabkommt, aller Tugend und Redlichkeit Vorbild. Auf der Aue der Frommen lass ihn Wohnung nehmen, denn wahrlich: aufrichtig und rein und gerecht war seine Seele, als er auf Erden weilte. (Übersetzung nach W. Peek) Dread Persephone, receive the pious man Agathokles, who is descending to you, a prince of goodness. Settle him in the meadow of the blessed, for, indeed, an honest, pure, and just soul was in him when he was alive. (K. Mickey)

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Persephone, who arouses dread, receive a devout man, Agathokles, Who descends to you, a leader in kindness; Settle him in the meadow of the pious; for while he was alive He was inhabited by a soul that was true, pure and just. (A. Chaniotis) Terrible Perséphone, accueille un homme pieux, Agathoclès, qui descend vers toi, un prytane de la bonté. Installe-le dans la prairie des hommes pieux, certes, en effet, une vraie âme et pure était en lui, juste, de son vivant. Agathoclès, fils d’Agathonymos, de Corinthe. (E. Cairon) La dimora dei pii Tremenda Persefone, accogli Agatocle, uomo pio che a te discende, signore di rettitudine; assegnalo al prato dei pii, perche sincera e pura e giusta era la sua anima, quand’ era in vita. Agatocle di Agatonimo, Corinzio (S. Nicosia) Notiz: –– Das eindeutig überlieferte Gedicht stellt geradezu einen Appell dar an die „schreckliche Persephone“, den vorbildlichen Agathokles freundlich aufzunehmen. Die Übersetzung von Peek zeichnet geradezu einen Heiligen, „aller Tugend und Redlichkeit Vorbild“, kaum weniger Mickey mit ihrem „prince of goodness“. Auch der Abschluß des Gedichtes ist bei Peek mit „als er auf Erden weilte“ poetisch, Mickey bleibt hier mit „when he was alive“ deutlich prosaischer. Die beiden englischen Übersetzungen zeigen ebenfalls aufschlußreiche Varianten, neben dem genannten „prince of goodness“ steht der „leader in kindness“, der „honest“ bzw. „pure“ war.

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–– Hingewiesen sei auf den Begriff εὐσεβέων λειμών in V. 3, der gemäß Cairon 2009, 226 Anm. 602 nur noch in GV 1002 (Naukratis, 2.–1. Jh. v. Chr.) verwendet wird. (Obryk 2012, 61 meint sogar, daß der genannte Ausdruck nur hier im Agathokles-Epigramm in den GV vorkommt.) Vergleichbar ist jedenfalls G 106, V. 8 (Trikka, Zeitenwende): χῶρον ἐς εὐσεβέων und G 87 (Demetrias, 217 v. Chr.): εἰς μακάρων νήσους. Weiterführend sei verwiesen auf B. Heininger: Der „Ort der Frommen“ (S. 140–161) in: Plutarch. Εἰ καλὼς εἴρηται το λάθε βιώσας. Ist „Lebe im Verborgenen“ eine gute Lebensregel? Eingeleitet, übersetzt und mit interpretierenden Essays versehen von U. Berner, R. Feldmeier, B. Heininger und R. Hirsch-Luipold; Darmstadt, 2000. (SAPERE. Scripta Antiquitatis Posterioris ad Ethicam Religionemque pertinentia. Schriften der späteren Antike zu ethischen und religiösen Fragen; Bd. 1) –– Der Begriff ψύχη kommt in den Grabgedichten selten vor; neben die ψυχὴ καθαρά im vorliegenden Epigramm ist wohl G 58, V. 6 (Larisa, 1. Jh. v. Chr.) zu stellen: ὁσία ψυχή „frommes Leben“ (Peek). –– Vielleicht ist auch die Frage zu stellen, ob Agathokles ein Priesteramt innehatte. –– Der Name Agathokles (auch bei G 48) kommt im LGPN für Thessalien 26mal vor, davon 7mal in Larisa („bien atteste en Thessalie“ Cairon 2009, 224).

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G 85 Grab der dreijährigen Theokrita Photo: Peek 1941 – Peek 1974 a E. Santin: http://www.academia.edu/22312657/Primi_passi_ nel_mondodellepigrafia_digitale_linee_introduttive_ allo_standard_EpiDoc (Folie 20) Datierung: 3 Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (E 961 und 1075) GHW 893 Zustand: Weiße Marmorstele, zwei Fragmente. H. 0,135 m, Br. 0,495 m, D. 0,12 m; BH 0,008–0,01m, ZA 0,015 m. Erstpubl.: Arvanitopoulou, 1938, parart. 65–67 Lit.: W. Peek, AM 66, 1941, 73–75, Taf 40, 2 (Nr. 17) Peek (GV) 1955 (Nr. 840) Peek (GG) 1960, 104, 105, 336 (Nr. 147) Pfohl 1967 b (Nr. 10) Peek 1974 a, 25 f., 35 f., Taf. 9, Abb. 16 (Nr. 36) Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Pfohl 1965 publ. 1980, 21 f. (Nr. 16) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) Cairon 2009, 291–293 (Nr. 99)(Lesarten 292) Garulli 2012, 225 f., 295 f. Cf.: Bull. Ep. 55, 1942 (Nr. 93) Klaffenbach 1958, 21 (Nr. 32) Griessmair 1966, 49 D. Korzeniewski, Griechische Metrik, Darmstadt, 3. unveränd. Aufl. 1991 (Die Altertumswissenschaft), 127 McDevitt 1970 (Nr. 728) Peek 1973, 69 R. Goetze, Der Tod im Kindesalter: Eine medizinhistorische Studie auf der Grundlage von Epitaphien der Anthologia Graeca, Diss. Erlangen-Nürnberg, 1974, 43 f. 209

Page 1976, 175 Lorenz 1976, 75 Helly 1978, 133 Mickey 1981, C. 33 (S. 132) W. Peek, Griechische Stein-Epigramme, Gymnasium 93, 1986, 1–11, hier 5 u. 9 Gavrilov 2009, 41 f. Garulli 2012, 225 f., 295 f. Chaniotis 2013, 255 Christian 2015, 195 Anm. 3, 306 Anm. 24 ἁ τριέτις κούρα Δαματρίου ε[] αἱμύλα κωτίλλουσ᾽ ὤιχετ᾽ἀπο[φθιμένα], μουνογενής, ὦ ξεῖνε, Θεοκρίτα, ἇς [τόδ]ε [σ]ᾶμ[α] δέρκεαι ὡραίοις ἄνθεσ[ι κε]υθόμενον. Zu diesem Epigramm werden drei deutsche Übersetzungen vorgelegt, zu Beginn eine metrische Übersetzung: Des Demetrios dreijährig Kind, das im Hause des Vaters herzig zu plaudern gewußt, ging zu den Toten nun fort, einziges Kind seiner Eltern, Theokrita. Sieh ihr Grabmal, Fremdling, von Blumen umhegt, wie sie die Jahreszeit bringt. (W. Peek in GG) Des Demetrios dreijähriges Töchterchen, das so süß einst plauderte im Hause des Vaters, ist nun heimgegangen zu den Toten, o Fremdling, Theokrite (sic!) ihrer Eltern einziges Kind: Ihr Grab schaust du hier, gebettet in schöne Blumen. (W. Peek in GG) Das dreijährige Mädchen des Damatrios, das  lieb schmeichelte und schwatzte, ist zu den Toten gegangen, das einzige Kind, o Fremder, die Theokrita, deren Grab du da siehst, von der Jahreszeit Blumen umkränzt. (G. Pfohl in Griech. Inschr.) 210

The three-year-old daughter of Damatrios … Babbling, has died and gone away – The only child, Theokrita, o stranger, of whom you behold this monument, covered with blossoms of the seasons. (K. Mickey) La fille de Damatrios, âgée de trois ans (…) elle qui babillait de charmantes paroles s’en est allée, [morte]; ô étranger, Théocrita, était ma seule enfant et c’est son tombeau que tu vois, caché par des fleurs délicates. (E. Cairon) Notiz: –– „Ein scheinbar ganz einfacher Bericht wieder, und doch vom ersten Wort an Teilnahme verratend und darauf berechnet, sie zu erwecken” (Peek 1986, 9). –– Statt „in schönen Blumen“ ὡραίοις ἄνθεσι besser „zeitgemäß“? (Gavrilov zu Peter Hermanns Bemerkungen) –– Auffallend und bemerkenswert ist vielleicht das über Jahrzehnte vorhandene Interesse von W. Peek an dieser Inschrift. –– In V. 3 ist die (vokativische) Anrede des Xenos direkt neben dem Namen der Verstorbenen platziert (Vgl. Lorenz 1976, 75.). –– G. Pfohl 1965 publ. 1980, verweist zu αἱμύλα κωτίλλουσα auf Hesiod, Erga 374. –– Vgl. auch GV 1512. –– Der Name Demetrios kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien 73mal, also sehr häufig vor, davon 20mal in Larisa. G 86 Kleines metrisches Fragment Abb.: Arvanitopoulou Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pagasai-Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (E 1114) 211

GHW 1013 Zustand: H. 0,85 m, Br. 0,35 m, D. 0,18 m. Erstpubl.: Arvanitopoulou, 1938, 42–45 m. Abb. (Nr. 5) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 823) Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 1022) Pfohl 1972, 298 Cairon 2009, 294 (Nr. 101) εἰς λέχος ἥ[δ᾽ ἐλθοῦσα οιο πρόμοιρος] καὶ τέκνο̣[ν συνάγουσ᾽ ὤιχετο  ]. Erg. Peek, V. 2 GHW: καὶ τέκνα̣ Notiz: –– „Bett“ und „Kind“ sind gewiß zu erkennen, vermutlich die häufigen Motive vom „ins Bett des Mannes“ und natürlich das Kind. G 87 Den tapferen Antigenes führte Minos zu den Inseln der Seligen Photo: Boehm 13 – Helly, pl. 78 a Datierung: 217 v. Chr. Fundort: Demetrias (nicht Pyrasos, wie Cairon schreibt) Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 624) GHW 11 Zustand: Weißer Marmor. H. 0,792 m, Br. 0,503 m, D. 0,12 m; BH 0,01–0,02 m, ZA 0,01 m (andere Angaben bei Cairon). Erstpubl.: Arvanitopoulos, 1909, 128–133 (Nr. 10) Lit.: F. Hiller von Gaertringen, Historische griechische Epigramme, Bonn, 1926 (Nr. 104) Peek (GV) 1955 (Nr. 943) Moretti 1976, 88–90 (Nr. 107) Cairon 2009, 233–238 (Nr. 74) Boehm 2015, 209–251 (allg. Historisches Umfeld), Epigrammtext 12–14 212

Cf.: Arvanitopoulos 1928, 62 Anm. 1, S. 91 Griessmair 1966, 91 Anm. 1 Siegel 1967, 204 f., 238 Engemann 1973, 46 Anm. 29 Peek 1973, 69 Moretti 1975, 77 und Anm. 14 Lorenz 1976, 48 Helly 1979 b, 69 Anm. 13 Stecher 1981, 61 Anm. 1 Mickey 1981, C. 32 (S. 131) B. Helly, Stèles funéraires de Démétrias, Athen, 1992 Spina 2000, 43, 47 Santin 2008, 76 Anm. 16 SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 596) Bull. Ep. 2010 (Nr. 390) Chaniotis 2013, 256 Helly 2016, 8 f. Ἀντιγένης Σωτίμου. εἰς μακάρων νήσους με κατήγαγεν ἀγχόθι Μίνως, θερμὰ κατ᾽ ἐνκεφάλου τραύματα δεξάμενον καὶ δέμας ἐκ καμάκων πεπαλαγμένον, ἁνίκ᾽ Ἐνυώ πεζὸν ἀπ᾽ Αίτωλῶν ἀμφορόθυνεν Ἄρη, Ἀντιγένη·Μάγνης δὲ δόμος καὶ πατρὶς ἔπολβος ἡ Δημτριέων οὔ με κατωικτίσατο, υἱὸν Σωτίμου τὸν γνήσιον· οὐδε με Σωσώ μήτηρ· οὐ γὰρ ἔβην θῆλυς ἐπ᾽ ἀντιπάλους, ἀλλὰ τὸν ἡβητὴν σώιζων λόχον, ἵστορα τῶνδε Ζῆνα καὶ ὁπλίτην αὐλὸν Ἐνυαλίου, καὶ τὸν Ἀλεξάνδρου χθόνιον τάφον, οὗ μέγα θάρσος ῥυόμενος Θήβης ἀμφεκάλυψα κόνιν. Vgl. http://epigraphy.packhum.org/text/207822 Auf die Inseln der Seligen führte mich nahe Minos, der ich heiße Wunden am Kopf erhalten hatte und der Körper von Speerhieben verwüstet war, als Enyo 213

den gemeinen Ares der Aitoler zum Kampf trieb, mich, den Antigenes. Doch mein Haus in Magnesia und die reiche Heimat Demetrias beweinte mich nicht, den edlen Sohn des Sotimos; und nicht einmal die Mutter Soso (beweinte mich); denn ich zog nicht schwächlich gegen Feinde, sondern die Abteilung meiner Altersgenossen rettend, den Zeugen dieser Vorkommnisse, Zeus und die kriegerische Flöte des Enyalios verteidigend und das unterirdische Grab des Alexandros, dessen Mut groß war, rettend bedeckte ich den Staub Thebens. Antigenes, son of Sotimos. To the Isles of the Blest, near (to him), Minos led me, Antigenes, down, after I had received warm wounds in the brain and had my body disfigured by spears, when Enyo roused up the infantry Ares from the Aetolians. My house in Magnesia and my prosperous fatherland, that of the Demetrians, did not lament me, the noble son of Sotimos; nor did my mother Soso. For I did not go as a woman to meet the adversaries; But rescuing the company of young men, (which is) witness to these things defending Zeus and martial flute of Enyalios and the earthly tomb of Alexander, whose courage is great, I covered (myself) with the dust of Thebes. (K. Mickey) Antigonos, the son of Sotimos: Minos led me, Antigones, close to the islands of the blessed, After I received burning wounds down into my brain And my body was struck by shafts, when Enyo Stirred up Ares, coming on foot from the Aitolians. But Magnesia my home and my prosperous native city of 214

Demetrias did not lament me, The legitimate son of Sotimos, nor did Soso, My mother. For I did not go weakly against my opponents. But saving the youthful company – the witness to these things – And defending Zeus and the martial pipe of Enyalios, And the earthly grave of Alexander, whose courage was great, I covered the dust of Thebes. (R. A. Boehm) Antigenes figlio di Sotimos. Minosae spinse da presso me, Antigene, alle isole dei Beati, colpito nel capo da calde ferite e devastato nel corpo da colpi d’asta, quando Enyo spinse alla lotta l’Ares pedestre degli Etoli. Ma non compianse me, nobile figlio di Sotimos, la mia casa in Magnesia e la felice patria Demetriade; E neppure (mi compianse) la madre Soso; Perche io non mossi da femminucchia contro gli avversari, ma salvando il reparto dei miei coetanei – (che e) testimone di queste cose difendendo Zeus e il flauto guerriero di Enyalios e il sepolcro infero di Alexandros di cui grande fu l’animo, ricoprii (col mio corpo) la polvere di Tebe. (L. Moretti) Antigénès, fils de Sôtimos. Minos m’a fait descendre auprès, dans les îles des bienheureux, alors que j’avais reçu de brûlantes blessures à la cervelle et que j’avais les corps souillé de sang par des lances, lorsqu’Enyô mit en mouvement la bataille d’infanterie contre les Étoliens. Mais moi, Antigénès, ma demeure, Magnésie et ma patrie bienheureuse, Démétrias, ne m’ont pas pleuré, moi, le fils légitime de Sôtimos, ni Sôsô, ma mère ; en effet, je n’ai pas avancé comme une femme contre les ennemis, 215

mais, en sauvant la jeune troupe qui en a été témoin c’est Zeus, la flûte armée d’Enyalios et le tombeau souterrain d’Alexandre – don’t le courage était grand – que j’ai défendus, j’ai recouvert la poussière de Thèbes. (E. Cairon) Notiz: –– Bei dem interessanten Exkurs „Die elysischen Gefilde / Die Insel(n) der Seligen“ (S. 116–126) geht Petra Haß (Der locus amoenus in der antiken Literatur: Zur Theorie und Geschichte eines literarischen Motivs, Bamberg, 1998) auf die Verwendung in Inschriften nicht ein. –– Das intensive Lob, das in dieser und derartigen Inschriften ausgedrückt wird, rückt die Texte nahe an Ehreninschriften. –– θῆλυς (V. 8) wird von Mickey, Moretti und Cairon „nach Frauenart“ wiedergegeben; ich habe „schwächlich“ gewählt. Sinn ist natürlich die altüberlieferte Auffassung, daß Frauen (auch im Kampf) schwächer sind als Männer. Dieses deskriptive Gedicht ist mit zwölf Zeilen bemerkenswert lang. –– Zu Alexandros vgl. Notiz bei G 60. –– Der Name Antigenes ist in LGPN 2000 für Thessalien immerhin 40mal verzeichnet, der Name Sotimos siebenmal. G 88 Grabmal für die Wöchnerin Hediste und ihr neugeborenes Kind Photo: Arvanitopoulos – Pfuhl – Rumpf – Pollitt https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Funerary_ stele_of_hediste.jpq Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 1) GHW 1 Zustand: Bemalte Stele. Gehört vielleicht zu GV 823 (Peek). Weißgrauer Marmor. H. 0,73  m, Br. 0,536  m, 216

D. 0,137 m, Höhe des Gemäldes 0,50 m, Br. 0,38– 0,39 m; BH 0,006–0,011 m, ZA 0,008–0,014 m. (Weitere Beschreibung Cairon 260 f.) Erstpubl.: Arvanitopoulos 1909, 215–219 Lit.: Arvanitopoulos 1928, 147–149, Photos 170–173 Peek (GV) 1955 (Nr. 1606) Peek (GG) 1960, 100, 101, 302, 335 (Nr. 142) Cairon 2009, 15, 17, 260–262 (Nr. 85) (nur knappe Bibliographie) Cf.: G. Rodenwaldt, AM 35, 1910, 124 f., 128 f., 131 E. Pfuhl, Malerei und Zeichnung der Griechen, 2. Bd., Text zweite Hälfte, München 1923, Neudruck 1969, 902 f. Taf. 344, Abb. 748 F. Stählin – E. Meyer – A. Heidner, Pagasai und Demetrias, Beschreibung der Reste und Stadtgeschichte, Berlin-Leipzig, 1934, 36 Anm. 2 G. Lippold, RE 2. Reihe, 11. Halbd., 1936, Thessalia (Kunstgeschichte), Sp. 142 A. Rumpf, Malerei und Zeichnung der klassischen Antike (= Handbuch der Archäologie im Rahmen des Handbuchs der Altertumswissenschaft; Bd. 4,1), München, 1953, 156 Taf. 53,1 A. Kontsa, Inhalt der griechischen Grabstelen, Diss. Wien, 1962, 193 f., 256 W. Ludwig, AAW 15, 1962, Sp. 33 Seelbach 1964, 89 f. Zumin 1965, 26, 228 Anm. 76 Schneider 1969, 209 Anm. 1 Grèce hellénistique 1970, 130 f., Photo 127 Pfohl 1972, Sp. 298 J. J. Pollitt, Art and Experience in Classical Greece, Cambridge/Engl., 1972, 147, 150, 151 Abb. 62 S. W. Wittke, Wöchnerinnen in griechischen Weih­ epigrammen. Eine Studie auf der Grundlage der Anthologia Palatina, Diss. Erlangen-Nürnberg, 1973, 76 f., 79 f. Anm. 11 217

Lorenz 1976, 57, 117 Helly 1979 b, 77 Anm. 43 Pircher 1979, 68 Anm. 21 Mickey 1981, C. 35 (S. 135 f.) Kurtz-Boardmann 1985, 317 A. Batziou-Efstathiou, Demetrias, Athen, 2002, 47 Santin 2008, 76 Anm. 16 Λυπρὸν ἐφ᾽ Ἡδίστηι Μοῖραι τότε νῆμα ἀπ᾽ ἀτράκτων κλῶσαν, ὅτε ὠδῖνος νύμφη ἀπηντίασεν· σχετλίη· οὐ γὰρ ἔμελλε τὸ νήπιον ἀνκαλιεῖσθαι μαστῶι τε ἀρδεύσειν χεῖλος ἐοῖο βρέφους· ἓν γὰρ ἐσεῖδε φάος, καὶ ἀπήγαγεν εἰς ἕνα τύμβον τοὺς δισσὺς ἀκρίτως τοῖσδε μολοῦσα Τύχη. Ein trauriges Geschick spinnen die Moiren Hediste zu auf ihren Spindeln, als die junge Frau in Wehen kam, die arme. Denn nicht sollte sie ihr Kleines in den Arm nehmen und ihres Kindes Lippe netzen an ihrer Brust. Denn einen Tag nur durfte dieses das Licht schauen, da kam Tyche, ohne einen Unterschied zu machen, über beide zugleich und legte sie hier zusammen ins Grab. (W. Peek in GG) Traurig hatten das Los Hediste die Moiren gesponnen, als sie in Wehen nun kam, jung noch an Jahren, denn ach nimmer sollte das Kleine in liebenden Armen sie halten und mit dem Quell ihrer Brust netzen den kindlichen Mund: einen Tag nur sah es das Licht, dann holte die Tyche Mutter und Kind in das Grab – sah sie den Unterschied nicht? (Metrische Übersetzung von W. Peek in GG) A painful thread for Hediste did the Fates weave from their spindles when, as a young wife, she came to the throes of childbirth. A wretched one! For it was not fated that she should cradle the

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infant in her arms, not moisten the lips of her newborn child at her breast. One light looks upon both and Fortune has brought both to a single tomb, making no distinction when she came upon them. (J. J. Pollitt) A wretched thread the Moirai spun to Hediste from their spindles, when the young wife met with the pains of childbirth. Unhappy woman! For she was not to take the infant in her arms and moisten the lips of her new-born on her breast. For it saw only one day; and the Tyche came to them and, without making a distinction (between them), led the two away to a single tomb. (K. Mickey) C’est un misérable fil que, pour Hèdistè, les Moires, au moyen de leurs fuseaux, ont filé lorsque la jeune femme est parvenue aux douleurs de l’enfantement. Infortunée! Elle ne devait pas embrasser son petit enfant ni, par son sein, faire boire lèvres de son nouveau-né. En effet, elle a vu la lumière d’un seul jour et elle les conduits vers un même tombeau, tous les deux, sans discernement, elle qui est venue vers eux, Tychè. (E. Cairon) Notiz: –– Vgl. F. Maier: „Ich suche Menschen“. Humanität und humanistische Bildung. Sieben Essays. Bad Driburg, 2016, 96. „Moira“ nannten es die frühen Griechen, eine Macht, die einer Person etwas „zuteilt“, der die Menschen, ja auch die olympischen Götter unterstehen. „Tyche“ hieß diese Macht später, etwas, das sich „zufällig“ ereignet, als Glück oder Unglück, das die einen in Begeisterung und freudvollen Taumel versetzt, die anderen in bitterste Verzweiflung. 219

–– Dieses emotionale und ergreifende Gedicht von Hediste, die an und bei der Geburt ihres Kindes stirbt, die dieses Kind nicht als Lebendes erfahren kann und selbst vor der Zeit ihr Leben verliert, stellt eines der großen Beispiele der Epigraphik und ihrer Forschung dar: Ein Beispiel für eine lange und intensive Forschungsgeschichte – und ein Exempel für eine Art „mitfühlender Forschung“, für Sensibilität dem Forschungsgegenstand gegenüber, für ein quasi stellvertretendes Mitdenken und Mitfühlen über die Jahrhunderte hinweg. –– Vgl. allg. V. von Graeve, Zum Zeugniswert der bemalten Grabstelen von Demetrias für die griechische Malerei; in: La Thessalie, Actes de la Table-Ronde, 21–24 juillet 1975 Lyon, CMO 6, Arch. 2, Lyon, 1979, 111–137. G 89 Marmorstele des knapp zwanzigjährigen Diogenes Abklatsch: Berlin, Akad. d. Wiss. Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias. Die von Kaibel zunächst unrichtig angegebene Herkunft aus Thessalonike (so auch in IG IX, 2: Addenda Ultima/II. Corrigenda) wurde von ihm später verbessert und von Wilhelm und Robert korrigiert; Peek schreibt noch in den GV „Thessalien? Thessalonike?“ Auch O. Kern, Hermes 50, 1915, 156 Anm. 1 korrigiert ausdrücklich seine eigene frühere Aussage: „Der Stein ist nie in Saloniki gewesen.“ Aufbewahrung: Volos, Museum (E 974) GHW 906 Zustand: Weißer Marmor. „Von V. 3 an waren die meisten runden Buchstaben und einige andere nur in Farbe angegeben“ (W. Peek). V. 1–3: BH 0,016 m, die übrigen Verse: BH 0,01 m. Erstpubl.: A. Delacoulonche, Le berceau de la puissance macedonienne…, Revue sociét. savant. V, Paris, 1858, 224 (Nr. 119) 220

Lit.: Kaibel 1878 (Nr. 519) H. G. Lolling, AM 7, 1882, 225 IG IX, 2 (Nr. 367) Peek (GV) 1955 (Nr. 1537) L. Robert, Hellenica 11–12, 1960, 276–279 Tziafalias 1993, 258 f. (Nr. 64) Cairon 2009, 286–288 (Nr. 96) (hier nur wenige bibliographische Angaben, aber ausführlich Lesarten) Cf.: A. Wilhelm, Archaeologisch-epigraphische Mittei­ lungen aus Österreich-Ungarn 15, 1892, 112  f., Anm. 1 Herkenrath 1896, 12 A. Wilhelm, JÖAI 3, 1900, 147, Anm. 4 De Sanctis 195, 120 Bertels 1912, 13 O. Kern, Hermes 50, 1915, 156 und Anm. 1 Richardson 1933, 304 Straubergs 1937, 340, 346 Wilhelm 1950, 34 Bull. Ep. 64, 1951, 130 Grienbaum 1959, 97, 100 Nowak 1960, 24 Anm. 2, 25 Anm. 2 Bull. Ep. 74, 1961 (Nr. 366) Siegel 1967, 92 SEG 24, 1969 (Nr. 403) Peek 1973, 69 Peek 1974 a, 36 Bull. Ep. 87, 1974 (Nr. 26, 315) L. Robert, Épigraphie greque et géographie historique du monde héllénique, Annuaire de l’Ecole pratique des Hautes Études, IVe section, Sc. Hist. et philol., Paris, 1973–1974, 241–250, hier 246 f. Lorenz 1976, 111, 117 Pircher 1979, 57 Anm. 25 Stecher 1981, 61 Anm. 17 Mickey 1981, C. 31 bis (S. 128 f.) 221



Ecker 1990, 221 SEG 47, 1997 publ. 2000 (Nr. 735) SEG 59, 2009 publ. 2013 (Nr. 593) Διογένης | Ἡρακλείδου | Μακεδών ἦ ῥα ποθεινὸς πᾶσιν ἔβης δόμον Ἄιδος, οὔπω εἴκοσ᾽ ἐτῶν, μῆνας δ᾽ ἕξ ἔτι λειπόμενος, Δι[ό]γενες· πένθ[ο]ς δὲ λυγρ[ὸ]ν στυγα[ό]ν τε γ[ο]νεῦσιν κάλλιπες, ἀίδιον γήραι τειρ[ο]μέν[ο]ις· ἀλλ᾽ [ο]ὐκ ἔστι τύχην πρ[ο]φυγεῖν καὶ δαίμ[ο]να θνητ[οῖς] οὐδὲ παρώσασθαι, μ[όρ]σιμ[ο]ν [ὧ]ι τὸ χρε̣[ών]. Gewiß also beliebt bei allen gingst du in das Haus des Hades, mit noch nicht zwanzig Jahren, durch sechs Monate noch davon getrennt, Diogenes; jämmerliches und stygisches Leid läßt du den Eltern zurück, die unabänderlich vom Greisenalter aufgerieben sind. Aber es ist nicht möglich, der Fügung zu entfliehen und auch nicht, den Daimon von den Sterblichen zu stoßen, wem das Schicksal zu sterben bestimmt war. Diogenes, son of Herakleides, Macedonian. Indeed, regretted by all, you entered the house of Hades, not yet twenty years old, but still lacking six months, Diogenes. A dismal and hateful mourning you left behind to your parents worn away by old age, for all time. But it is not possible either for mortals to flee from fate and their daimon or for him whose destiny is fixed to push it aside. (K. Mickey) Diogénès, fils d’Héracleidès, de Macédoine. Vraiment regretté de tous, tu es allé dans la demeure d’Hadès, à moins de vingt ans – il te manquait encore six mois – Diogénès. C’est un deuil malheureux et odieux qu’à tes parents,

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tu as laissè, accablés pour toujours par la vieillesse. Mais il n’est pas possible pour les mortels de fuir devant le sort et la divinité, ni, pour qui le sort est fatal, de le repousser. (E. Cairon) Notiz: –– Zunächst wird das Leid der Eltern über die mors immatura des Sohnes ausgedrückt. –– Auffallend ist der Gedichtbeginn mit ἦ, „Signal“ für subjektive Rede (vgl. Ecker 221). –– Auch dieses in der Forschung recht intensiv beachtete Gedicht ist geradezu „gesättigt“ mit Begriffen und Vorstellungen der griechischen Religion wie Hades, Tyche und Daimon. Vgl. weiterführend S. Kravaritou, Synoecism and religious interface in Demetrias (Thessaly), Kernos 24, 2011, 111–135. –– Der „Daimon“ kommt vor u. a. auch in G 92 (Demetrias, 3./2. Jh.) und erscheint auch in den wesentlich späteren Inschriften G 73 und G 74 (beide Larisa, mindestens 3. Jh. n. Chr.). –– Tyche findet sich in der vorliegenden Sammlung in G 88, hier und G 92 (alle Demetrias, 3. Jh. v. Chr.). –– Der Name Diogenes taucht auch in G 26 (Trikka, 2./3. Jh.) auf. –– Der Name Herakleides kommt gemäß LGPN 2000 in Thessalien 35mal vor, davon 15mal in Larisa. Vgl. allg. zum „Athanassakeio Archaeological Museum of Volos http://www.tap.gr/tapadb/index.php G 90 Grabstele der Myrto aus Pelusium Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 181) GHW 189 223

Zustand: Stele aus weißem Marmor. H. 0,65 m, Br 0,40 m, D.  0,095 m. Erstpubl.: Arvanitopoulos 1909, 430–432 (Nr. 181) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 1390) Peek (GG) 1960, 144, 145, 308 (Nr. 221) Cairon 2009, 268–270 (Nr. 88) Cf.: Arvanitopoulos 1928, 91 McDevitt 1970 (Nr. 875) Lorenz 1976, 48 Helly 1979 b, 73 Anm. 29 Mickey 1981, C. 34 (S. 133 f.) Μυρτὼ Πηλουσιῶτι, χαῖρε· Νειλογενὴς Μυρτώ, Σφαίρου, | μήτηρ Θεοδώρου, χαῖρε καὶ ἵλεος ἔσσο | τεῶι, τέκνωι, ὅμ ποτ᾽ ἐθράψω. V. 1: Θεοδώρου Arvanitopoulos V. 2: ποτ᾽ Arvanitopoulos; ποκ̣[α] Peek Am Nil geborene Myrto, des Sphairos (erg. Tochter), Mutter von Theodoros, sei mir gegrüßt, und freundlich seist du deinem Sohn, den du dir einst aufzogst. (W. Peek in GG) Myrto of Pelousium, greetings. Myrto, born on the Nile, daughter of Sphairos, mother of Theodoros, greetings, and be welldisposed to your child, whom you once brought up. (K. Mickey) Myrtô habitante de Péluse, salut! 224

Myrtô, enfant du Nil, épouse de Sphairos, mère de Théodoros. Salut! Et sois favorable à ton enfant que jadis tu as nourri. (E. Cairon) Notiz: –– Da drängt sich natürlich die Frage auf, ob Myrto eine Ägypterin ist oder zur großen griechischen Minorität Ägyptens gehört. Die Namen könnten auf Griechen hindeuten. G 91 Bemalte Stele des Protomachos Abb.: Arvanitopoulou Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 317) GHW 325 Zustand: Bemalte Stele. H. 0,565 m, Br. 0,238 m, D. 0,15 m; BH 0,003–0,015 m, ZA 0,005 m. Erstpubl.: Arvanitopoulou 1938, 36–42 Abb. 10, 11 (Nr. 4) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 1342) Peek (GG) 1960, 90, 91, 300 (Nr. 119) Cairon 2009, 226–228 (Nr. 71) Cf.: Peek 1938 b, 475 A. S. Arvanitopoulos, Polemon 5, 1952/53, 6 (Nr. 317) Schneider 1969, Bd. 2, 219 McDevitt 1970 (Nr. 730) Guarducci III, 132 Helly 1979 b, 68 Anm. 10 Mickey 1981, C. 27 (S. 121) Christian 2015, 86 Anm. 203, S. 87 Anm. 205 Πρωτόμαχος Ἑβδομαίου. προσφώνησον, ὁδῖτα, καὶ εὐ|φήμως ἀναλέξαι | γράμματα Πρωτομάχου | σχῆμα παρε[ρχόμενος]. 225

Sprich deinen Gruß, Wanderer, und lies in ehrfürchtigem Schweigen des Protomachos Grabinschrift, wenn du an seinem Grabmal vorübergehst. (W. Peek in GG) Grüße, Wanderer, und lies andächtig die Aufschrift, wenn du am Grab des Protomachos vorübergehst. (C. Schneider) Protomachos, son of Erdomaios. Speak out (your greetings), o wanderer, and then silently (?) read through the inscription, as you go by the tomb of Protomachos. (K. Mickey) Prôtomachos, fils d’Hebdomaios. Adresse un salut, passant, et lis entièrement, en silence, l’inscription lorsque tu passes à côté du tombeau de Prôtomachos. (E. Cairon) Notiz: –– Mickey und Cairon stellen den Namen des Verstorbenen je als erstes und letztes Wort der Inschrift, Peek und Schneider ahmen die Wortfolge des griechischen Verses nach und legen damit den Nachdruck auf das Sprechen des Wanderers. –– Den häufigen Aufforderungen der Inschrift an den Passanten, diese Inschrift zu lesen, entsprechen nur selten Zeugnisse, dies leise zu tun (vgl. Christian 2015): Im Umkehrschluß liegt hier ein Hinweis auf die antike Sitte des Lautlesens vor! –– Der Name Protomachos ist insgesamt viermal in Thessalien nachgewiesen (LGPN 2000).

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G 92 Grab des feuerbestatteten Sohnes des Polykrates und der Hegelochis Abb.: Arvanitopoulou Abb. 1/3 – Peek 1938 a, Taf. 6, 1 Die Datierung ist uneinheitlich: 2. H. 4. Jh. v. Chr. (Peek Datierung:  1938 a), Anf. 3. Jh. v. Chr. (Peek, GV), McDe­­vitt: „ca. 250 B. C.” (scheint mir plausibel zu sein), Ende 3./Anf. 2. Jh. v. Chr. (Cairon gemäß Arvanitopoulos). Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 218) GHW 226 Zustand:  Bekrönung eines Naiskos aus bläulich-weißem Marmor, reich bemalt. Die bei Arvanitopoulos, Arvanitopoulou und Peek angegebenen Maße differieren untereinander. Hier die von Cairon angegebenen Maße: H. 1,89 m, Br. 0,22 m, D. 0,67 m; BH 0,07, ZA 0,05 m. Erstpubl.: Arvanitopoulou 1938, 12–22, Abb. 1/3 (Nr. 1) Lit.: Peek 1938 a, 38 f., Taf. 6, 1  A.  S. Arvanitopoulos, Polemon 3, 1947/48, 3/5 (Nr. 218) Peek (GV) 1960 (Nr. 1748) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 646) Cairon 2009, 15, 221–223 (Nr. 69) Cf.: Peek 1938 b, 473, 475 Bull. Ep. 51, 1938 (Nr. 197) Nowak 1960, 23 und Anm. 1 McDevitt 1970 (Nr. 729) Lorenz 1976, 48, 117, 123 Stecher 1981, 339 Anm. 1 Mickey 1981, C. 31 (S. 126 f.) Chaniotis 2013, 255 Σῶμα μὲν Ἥφαιστος· κατενήρατο, κάλπις ἔχει δὲ ὀστέα μου, θνήισκω δὲ οὐ νόσωι, ἀλλὰ τύχηι, φῶρας τρεψάμενος, Νέμεσις δ᾽ ἐμὲ δαίμονος αἶσα 227

  μορφὴ δ᾽ ἥδε μοί ἐστι, Πολυκράτεος δ᾽ ἐγενήθην πατρός, ἀτὰρ μήτηρ Ἡγέλοχίς μ᾽ ἔτεκεν. rechts neben V. 6: Ἀγίας Πολυκράτους links neben dem Epigramm: Ἡγησίστρατος | Δεκρύλου Den Leib tötete Hephaistos, und ein Wasserkrug birgt meine Knochen; auch sterbe ich nicht an einer Krankheit, sondern durch das Geschick. Als ich Diebe in die Flucht geschlagen habe, Nemesis und die Schickung eines Daimons mich ............ Und diese Gestalt habe ich, mein Vater ist Polykrates, doch es gebar mich meine Mutter Hegelochis. My body Hephaistos has destroyed, but the urn holds my bones. I die not from illness, but from (bad) fortune; I put some thieve to flight, and Nemesis, the dispensation of my daimon ............ This is my appearance. I was born of my father, Polykrates, but my mother, Hegelochis, brought me into the world. Hagias, son of Polykrates. (K. Mickey) Héphaistos a éliminé mon corps, et une urne contient mes os; je ne suis pas mort à la suite d’une maladie mais par le fait du hasard, lorsque je mis en fuite des voleurs, Némésis m’a (…) arrêt de la divinite (…) Mon apparence était celle que voici; je suis né de Polycratès, mon père, Hègélochis, ma mère, m’a mis au monde. Agias, fils de Polycratès. (E. Cairon) 228

Notiz: –– Der Verstorbene als pflichtbewußter Bürger vertreibt Diebe. –– Er stirbt nicht an Krankheit – war vielleicht dennoch krank. –– Τύχη – Νέμεσις – Δαίμων: drei Schlüsselbegriffe des „Schicksals“ in einem Grabgedicht. –– Zu Daimon vgl. auch: E. Pachoumi, The Religious-Philosophical Concept of Personal Daimon and the Magico-Theurgic Ritual of Systasis in the Greek Magical Papyri, Philologus 157, 2013, 46–69 –– Der Name Polykrates erscheint auch in G 116. G 93 Bemalte Stele des Stratonikos Abb.: Arvanitopoulos 1909 und1928 – Kurtz-Boardman http://www.bildindex.de/document/obj20372597 Datierung: 3. Jh. v. Chr. (Bildindex der Kunst und Architektur: 215/201 – 200/186 v. Chr.) Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 9) GHW 10 Zustand: Heller Marmor. H. 0,81 m, Br. 0,565 m, D. 0,20 m. Höhe des Bildes allein 0,505 m; BH 0,014–0,021 m (ausführliche Beschreibung bei Cairon 228 f.). Erstpubl.: Arvanitopoulos 1909, 122–127 (Nr. 9), Taf. 3 Lit.: Arvanitopoulos 1928, 143–146 Taf. 1, Abb., Photos 166–169 (Nr. 1) Peek (GV) 1955 (Nr. 1752) Cairon 2009, 228–231 (Nr. 72) Cf.: Lorenz 1976, 48 Mickey 1981, C. 38 (S. 141) Kurtz – Boardman 1985, 284 Abb. 95

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Στρατόνικος Στράτωνος. Ψυχὴν μὲν ἐν Εἰδομένη προελίντα|νεν, ὀστέα δὲ ὧδε μητρὶ τε καὶ ἀδελφῇ | ἀνιηρὸν κῆδος ἵκανεν. Die Seele ließ er in Eidomene zurück, über die Gebeine aber fielen daraufhin Mutter und Schwester in tiefe Trauer. He left his soul with Eidomene, but his bones came thus, a painful object of grief, to his mother and sister. (K. Mickey) Stratonicos, fils de Straton. Son âme, il l’a laissée prématurément à Eidoménè et ses os ainsi, sont arrivés, deil affligeant pour sa mère et pour sa sœur. (E. Cairon) Notiz: –– Es ist sehr bemerkenswert, daß in diesem Zweizeiler die strikte Trennung von Seele und Leib (“Knochen”) so ausdrücklich formuliert wird. Nur die Gebeine kommen nach Hause und sind Gegenstand der Trauer von Mutter und Schwester. –– Der Name Straton ist in Thessalien 22mal nachgewiesen (LGPN 2000). G 94 Grab einer beim Gebet zu Demeter Verstorbenen Photo: Peek 1974 a, Taf. X/Abb. 17 Datierung: (2. H.?) 3 Jh. v. Chr. (Helly) Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (E 1100) GHW 1004 Zustand: „Vier Fragmente einer Stele aus weißem Marmor. Rand nur links erhalten.

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GrH 0,37 m, grBr 0,385 m, D 0,055 m, BH 0,007– 0,009 m (Omikron 0,005 m), ZA 0,015 m“ (Peek). Erstpubl.: Peek 1974 a, 36 f. m. Abb. (Nr. 37) Lit.: Helly 1978, 133 (Nr. 37) SEG 27, 1978 publ. 1982 (Nr. 511) Cairon 2009, 270 f. (Nr. 89) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976, 270 f. (Nr. 89) Hunold 2009, 150 Chaniotis 2013, 256 A [ὧδ᾽] ἐγὼ εὐξαμέν̣[α Δά]μ̣ατρι τέλ̣[ος βίου ἔσχον], ἐλθοῦσα̣ [εἰ]ς̣ ο̣[ἴ]κ̣ους, ὧν με χρε[ὼν ἀβολεῖν] B Ἀντίπατρος Ὀλυμ̣[πίχου] | χαῖρε Also erlangte ich im Gebet zu Demeter das Ende des Lebens und kam so in die Häuser (des Hades), denen ich erliegen mußte. Antipatros, Sohn des Olympichos, lebe wohl! Ainsi, après avoir adressé une prière Démeter, (j’ai trouvé le terme de ma vie), je suis arrivée dans les demeures que je (…) Antipatros, fils d’Olympichos, salut! (E. Cairon) Notiz: –– Die Überschrift „Épitaphe d’une inconnue“ von Cairon gibt weniger Inhalt wieder als möglich ist. –– Der Text enthält Ergänzungen von Peek, die späteren von Helly unterscheiden sich nur gering. –– Die Verstorbene spricht über sich, über ihren eigenen Tod: Da richtet sie ihr Gebet (vor dem Sterben) an Demeter und gelangte in die Häuser (!) des Hades. –– Aus dem 3. Jh. n. Chr. stammt das Grabgedicht G 6 für Maikipas, den Mysten der Demeter und des Bakchos. –– G 3 V. 7 (Anchialos, 1. Jh. v. Chr.) verwendet βίου τέλος εὕρατο κοινόν. 231

–– B stellt wohl eine zweite zeitgenössische Inschrift dar und meint vielleicht einen nahen Verwandten. –– Der Name Antipatros ist in LGPN 2000 35mal eingegeben, davon je sechsmal für Demetrias und für Larisa, der Name Olympichos erscheint achtmal in Thessalien, davon viermal in Larisa. G 95 Bemalte Stele der frommen und gerechten Archidike Photo: Arvanitopoulos 1928 – Grèce hellénistique – Titelseite bei Cairon 2009 http://www.bildindex.de/document/obj20372599 Datierung:  3./2. Jh. (Bildindex der Kunst und Architektur: 215/201 – 200/186 v. Chr.) Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 20) GHW 21 Zustand: Maße der Stele: H. 1,13 m, Br. 0,47 m, D. 0,12 m. Maße des  Bildes: H 0,485 m, Br. oben 0,413 m, Br. unten 0,459 m, BH 0,004–0,014 m, ZA 0,018 m.  „The place ist Thessalian-Aeolic, the deceased is Cretan-Doric, the epitaph is Ionic/Attic“ (Page). Hier liegt sozusagen ein gesamt-griechisches Phänomen vor. Erstpubl.: Arvanitopoulos 1909, 155–164 (Nr. 20) Lit.: A. S. Arvanitopoulos 1928, 149–152 mit Abb. Pl. 3, fig. 174–179 A. S. Arvanitopoulos, Polemon 5, 1952/53, 14 (Nr. 336) N. M. Verdelis, Les stèles de Demetrias, in: Cahiers d’art, 29, 1954, 101–202 Peek (GV) 1955 (Nr. 1693) Peek (GG) 1960, 138, 139, 307 (Nr. 209) Pircher 1979, 51–53 (Nr. 17) Cairon 2009, 16, 262–266 (Nr. 86) 232

Chaniotis 2013, 256 Cf.: SEG 3, 1927 (Nr. 489) Zumin 1961, 218 f. Skiadas 1962, 69 Zumin 1965, 43 bzw. 245 Siegel 1967, 205, 206, 238 Skiadas 1967, 69 Thimme 1967, 211 A. 52 Grèce hellénistique 1970, 130 f. McDevitt 1970 (Nr. 752) Peek 1973, 69 Engemann 1973, 46 Anm. 29, 47 Anm. 37 Page 1976, 170 Lorenz 1976, 57 Raffeiner 1977, 14 Anm. 4 Lorenz 1980, 314 Stecher 1981, 244 Anm. 1, 264, 269 f., 275 f., 276 Anm. 1 Mickey 1981, C. 36 (S. 137 f.) SEG 29, 1979 publ. 1982 (Nr. 1798) SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) Verilhac 1982, 9 Anm. 13 Verilhac 1985, 104 Santin 2009, 76 Anm. 16 Garulli 2012, 163 Anm. 296 SEG 63, 2013 publ. 2017 (Nr. 397) εἰ κέκρικας χρηστήν, Ῥαδάμανθυ, γυναῖκα καὶ ἄλλην, ἢ Μίνως, καὶ τήνδε οὖσαν Ἀριστομάχου κούρην εἰς μακάρων νήσους ἄγετ᾽‧ εὐσεβίαν γάρ ἤσκει καὶ σύνεδρον τῆσδε δικαιοσύνην· ἢν Τύλισος μὲν ἔθρεψε, πόλις Κρῆσσα, ἥδε δὲ γαῖα ἀμφέπει ἀθάνατον – μοῖρα σοί, Ἀρχιδίκη. Wenn dein Urteilsspruch je auch eine andere Frau brav und tugendsam befunden hat, 233

Rhadamanthys, oder auch deiner, Minos, so geleitet auch des Aristomachos Tochter hier zu den Inseln der Seligen; denn Frömmigkeit übte sie und deren Schwester, Gerechtigkeit. Tylissos, die Kreter-Stadt, zog sie auf, diese Erde hier birgt sie nun auf ewig – dein Schicksal; Archidike. (W. Peek in GG) Even if you have singled out another woman as virtuous, Rhadamanthys or you, Minos, lead this one, who is the daughter of Aristomachos, to the Isles of the Blest as well. For she practiced piety, and her companion, justice. Tylisos, the Cretan city raised her, but this land (now) honours her, of immortal fame. Your fate, Archidike. (K. Mickey) Zeilen 1–4: Rhadamanthys, if you have judged another woman to be kind, or you Minos, also lead this woman to the Island of the Blessed, the daughter of Aristomachos. For she practiced piety and its associate, justice. (A. Chaniotis, wiedergegeben auch in Kernos 2013) Si toi, Rhadamanthe, tu as jamais jugé honnête une autre femme, Ou toi, Minos, celle-ci aussi, qui est d’Aristomachos la fille, conduisez-la vers les îles des Bienheureux. En effet, la piété, elle l’a pratiquée, ainsi que la justice qui siège avec elle; elle qu’a nourrie Tylissos, une ville de Crète, et que cette terre enveloppe, être immortel. C’est ta destinée, Archidicè. (E. Cairon) Notiz: –– „La familie d’Archidicè, originaire de Crète, vivant à Démétrias en Thessalie, était-elle proche d’un milieu imprégné par l’orphisme?“ (Cairon 266) 234

–– –– –– –– ––

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Allerdings: Die Nennung von Minos und Rhadamanthys neben den Inseln der Seligen ergibt noch keine orphische Orientierung. Vgl. dagegen das orphische Goldblättchen Lorenz 1976 Nr. 23 (Phar­salos 4. Jh. v. Chr.) mit der Skizze des Weges in der Unterwelt. δικαιοσύνη wird nur noch bei G 33 (4. Jh. v. Chr.) als Tugend im thessalischen Grabgedicht genannt – in Kombination mit ἀρετή. Das komplett erhaltene, schöne Grabgedicht enthält eine geradezu unübliche Fülle von lobenden Formulierungen. Das letzte Drittel bildet sozusagen eine Kurzbiographie aus Herkunft und Grabesort (wobei Tylisos als kretische Stadt erläutert wird. Und zu erläutern nötig ist?) Höhepunkt und Abschluß (letztes Wort!) des Gedichtes bildet der Verstorbenen Name: Archidike. Die Tugend der εὐσέβεια wird nur noch bei drei weiteren Grabgedichten Thessaliens genannt: G 96 (auch Demetrias, 3./2. Jh.), G 3 (Anchialos, 1. Jh. v. Chr.) und G 23 (Trikka, um die Zeitenwende). Funktionen des Minos werden in Grabgedichten Thessaliens nur hier und in G 87 (ebenfalls 3. Jh. v. Chr.) genannt. Den Namen Aristomachos nennt LGPN 2000 für Thessalien 14mal. Bemerkenswert ist bei den beiden englischen Übersetzungen der Gedanke, die justice als compagnion (Mickey) bzw. als associate (Chaniotis) der Frömmigkeit zu sehen. Vgl. auch den unterschiedlichen Schwerpunkt virtuous (Mickey) bzw. kind (Chaniotis) als rühmende Beschreibung der Verstorbenen. G 96 Bemalte Stele für den jungen und frommen Ammonios

Abb.: Arvanitopoulos – Peek Datierung: 3./2. Jh.; McDevitt greift die Datierung von Arvanitopoulos wieder auf: 1. H. 3. Jh. v. Chr. Fundort: Demetrias 235

Aufbewahrung: Volos, Museum (Λ 1297, E 111, E 322, E 1185) GHW 305 Zustand: Stele aus weißem Marmor; in vier Teilen erhalten. H. 0,50 m, Br. unten 0,265 m, oben 0,255 m, D. 0,075 m; BH 0,004–0,014 m, ZA 0,019 m. Erstpubl.: A. S. Arvanitopoulos, Praktika 1912, 189 (Nr. 205) Lit.: Arvanitopoulou, 1938, 28–36 (Nr. 3) Abb. 7–9 Peek 1938 a, 39–42 (Nr. 5), Abb. Peek (GV) 1955 (Nr. 1694) Peek (GG) 1960, 138, 139, 307 (Nr. 210) Cairon 2009, 283–286 (Nr. 95) (mit Lesarten S. 284) Cf.: Peek 1938 b, 473, 475 Arvanitopoulos 1949, 162 (Nr. 297) Klaffenbach 1958, 21 (Nr. 31) Zumin 1965, 49, 251 Anm. 164 Siegel 1967, 90, 183, 201 Thimme 1967, 203 Anm. 20, 211 Anm. 52 McDevitt 1970 (Nr. 726) Peek 1973, 69 Lorenz 1976, 57, 91, 111 Pircher 1979, 21 Anm. 14 Stecher 1981, 244 Anm. 1, 264, 275 f., 276 Anm. 1 Mickey 1981, C. 37 (S. 139 f.) Verilhac 1982, 9 Anm. 13 Santin 2009, 76 Anm. 16 Garulli 2012, 163 Anm. 296, S. 243 Anm. 71 Ἀμμώ[νι]ος [Φ]ιλίππου. Εἴ τι καὶ εἰν Ἀίδαο δόμοις | παρὰ Φερσεφονείηι | εὐσεβίας κεῖται μέτρον | ἀποφθιμένοις. κούφη γῆ, | κατέχοις [Ἀμ]μώνιον υ[ἱ]έα | Φιλίππου τ[ὸ]ν νέον, ὡς ἐ|πέρα τ[ὴ]ν ἀδίαυλον ὁδόν· | οὐχὶ νεὼς ἐπὶ [σέλμα] βα[λ]ὼν | ἴτυν οὐδὲ μεθ᾽ ὅπ[λων] [ἀσκηθ]εὶς | ὀλοιὴν μοῖραν ἔχει καμάτου. |

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Wenn auch im Hause des Hades bei Persephone Frömmigkeit nach Verdienst gemessen wird, so mögest du, Erde, leicht sein Ammonios, dem Sohne Philipps, dem jungen, nun er den Weg gegangen ist, den niemand zweimal macht. Nie legte er seinen Schild auf die Planken eines Schiffes, nie übte er sich in den Waffen, und doch wurde schon des Todes Vernichtung sein Teil. (W. Peek in GG) If, even it the house of Hades, beside Persephone, there is established a measure of piety among the dead, then with light earth may you (Persephone?) cover Ammonios, son of Philip, the young man, as he has taken the road of no return. He neither threw his shield on the deck of a ship nor trained with weapons, but has the baneful fate of (fatal) illness. (K. Mickey) Ammônios, fils de Philippos, Si en quelque façon, dans les demeures d’ Hadès, auprès de Perséphone, il existe, pour les morts, une mesure de la piété, puisses-tu, terre légère, couvrir Ammônios, le fils de Philippos, son jeune fils, puisqu’il a parcouru en entire le chemin d’où l’on ne revient pas. Ce n’est pas en frappant un bouclier sur le pont d’un navire ni en s’exerçant aux armes qu’il a obtenu sa funeste destinée mais à la suite d’une maladie. (E. Cairon) Notiz: –– Das sehr gut erhaltene Gedicht spricht die Erde an: Diese Formel „Die Erde sei (Dir) leicht“ taucht noch in den Todesanzeigen der Gegenwart auf. 237

–– Die Einleitung mit εἰ kommt auch zu Beginn von G 95 (ebenfalls Demetrias, im selben Zeitraum) vor, ebenso wesentlich später im 3. Jh. n. Chr. in G 102 und G 117: Wenn angemessen geurteilt wird, ist ein positiver Entscheid zu erwarten. –– Der Begriff Moira kommt in den thessalischen Grabgedichten häufig vor. Hier ist immer zu überlegen, ob der Sachbegriff oder seine Personifikation gemeint ist. –– Philippos ist der im LGPN 2000 am häufigsten nachgewiesene Name in Thessalien, quasi ein „Allerweltsname“. G 97 Fragment einer Marmorbasis Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Demetrias Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. 910) Zustand: „Fragment einer Basis aus weißem Marmor. Nur oben ursprünglicher Rand. GrH 0,06 m, grBr 0,16 m, grT 0,16 m; BH 0,012 m, ZA 0,003–0,005 m. Leichte Zierstriche.“ (Peek) Erstpubl.: Peek 1974 a, 37 (Nr. 38) Lit.: Helly 1978, 133 Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) [ τόνδε Κόρ]ινθος ἐθρέψατ᾽ [    ], [ ἐκ δὲ γέ]νους ὑ[πάτων εὔχετ᾽ ἔμεν κρατερῶν ?] [ πολλὰ δ᾽ ἔ]βη με̣ρ[όπων εἰς ἄστεα    ] Notiz: –– Seit über 40 Jahren keine Rezeption. –– Zu unsicher für eine Übersetzung. Falls der Ergänzung zu trauen ist, liegt hier wieder das Grab eines oder einer „Auswärtigen“ vor, aus Korinth.

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G 98 Für Pardalis errichtete Marmorstele als steinerne Papyrusstaude Datierung: 2./3. Jh. Fundort: Demetrias Zustand: H. 1,17, Br. oben 0,47 m, unten 0,45 m, D. 0,09 m. Erstpubl.: IG IX, 2 (Nr. 1139) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 230) Cf.: Bertels 1912, 13, 34, 49, 75 Lattimore 1942, 166 Garulli 2012, 389 βύβλον λαϊνέην Ἀδαὴς θέτο σῆ|μα γυναικός ἀνθούσης ἐπὶ | γῆς, οὔνομα Παρδάλεως, | εὐχόμενος ζωῆς πλείω | χρόνον, εἰ δὲ κάμοιεν, | [ἕ]ξειν ἐν θνητοῖς ἀένα|ον θάλαμον. Als steinerne Papyrusstaude errichtete Adaes die Grabstätte seiner auf Erden blühenden Frau mit Namen Pardalis, dabei mehr Lebenszeit erbittend, wenn sie aber müde würde (stürbe), daß sie bei den Sterblichen ein immerwährendes Gemach haben werde. Notiz: –– Seit Jahrzehnten keine Rezeption – bis zum Namensgeber als Buchtitel von Garulli 2012. –– Der Name Pardalis ist in Thessalien dreimal nachgewiesen (LGPN 2000). G 99 Familiengrab mit Strafandrohung für Grabfrevler Datierung: Ende 3. oder Beginn 4. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Demetrias 239

Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. Nr. E 996) Zustand: „Nach unten stark verjüngte Stele mit ovalem oberen Abschluß; weißer Marmor. H. 1, 18 m, Br. oben 0,50 m, unten 0,395 m, D. 0,10 m. Unregelmäßige schlechte Schrift (…) BH ca. 0,015 m, ZA ca. 0,01 m. Verse durch kleine waagrechte Striche abgeteilt. Über dem Epigramm zwischen kreuz und quer geführten Strichen in einem Kreis das vielleicht nachträglich eingemeißelte christliche Monogramm. Zwischen den beiden Inschriften 0,085 m frei“ (Peek). „Les hexamètres sont très fautives, les vers 1,7 en 10 semblent iambiques“ (Avramea). Erstpubl.: Peek 1974 a, 37 f. (Nr. 39) Lit.: Helly 1978, 133 f. Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 512) Avramea 1987, 391 (Nr. 67) ὅδ᾽ Ἡρακλείδου τύμβος οὐκ ἀνωνύμου, | ὃν οὗτος αὐτῷ σὺν δάμαρτι φιλτάτῃ | τῇ συνκαμούσῃ τεῦξεν· Ἰουλιανῇ δόμον | καὶ τοῖς μεθ᾽ ἡμᾶς ἐκ γένους· ὁ δ᾽ οὐκ ἔ|χων τὴν συνγένειαν μὴ θιγῃς· | θρασὺς γὰρ ὤν πρόστειμα | τείσι τῷ γένει τὰς μυρίας | δραχμάς· ἐγὼ γὰρ οὐκ ἀί|χω φίσκου δραχμήν. | Μέυδια Ἑρμιόνη τὸν γλυκύ|τατον ἄνδρα μου μνεί|ας χάριν V. 5: συγγένειαν J. u. L. Robert. V. 6: τείσει J. u. L. Robert. V. 7: „Les dernîers mot nons restent obscurs“ J. u. L. Robert. Dies ist das Grab des nicht namenlosen Herakleides, das dieser sich selbst mit seiner vielgeliebten Gattin, der sich abmühenden Iouliane, als Haus erwarb und für die mit uns aus dem Geschlecht; wer aber nicht 240

zur Verwandtschaft gehört, berühre es nicht; ein Frecher nämlich wird als Buße bezahlen dem Geschlecht zehntausend Drachmen; denn ich habe nicht der Steuerkasse Drachme. Notiz: –– Auch hier wird mal wieder (Selbst)lob des Verstorbenen formuliert. –– Und es gibt doppeltes Lob für die Gattin: Vielgeliebt und fleißig! –– 10000 Drachmen Bußbetrag für Grabfrevler: Ein wirklich großer Betrag! Vielleicht ein Hinweis auf den sozialen Stand der Familie! –– Der Name Herakleides kommt auch im G 89 vor, der schöne Name Iuliane nur in diesem Gedicht. G 100 Grabepigramm der Eustathia Photo: Habicht, Taf. 44 Datierung: spätes 4. oder 5. Jh. Fundort: Demetrias, Basilika Aufbewahrung: Volos, Museum (Inv. Nr. E 1277) Zustand:  Stele aus weißem Marmor. H. 1,07 m, Br. oben 0,32 m, Br. unten 0,26 m, D. oben 0,13 m, D. unten 0,14 m, BH 0,015–0,025 m, ZA 0,05 m. Christliche Symbole fehlen, der – in der Forschung kaum beachtete – Text ist „Klassisch heidnisch“. Erstpubl.: Chr. Habicht, Spätantikes Grabepigramm aus Demetrias, in: Die deutschen Archäologischen Forschungen in Thessalien, Demetrias, 1; Hrsg. V. Milojcic und D. Theocharis, Bonn, 1976 (Beiträge zur ur- und frühgeschichtlichen Archäologie des Mittelmeer-Kulturraumes, 12), 199–203, Taf. 44 Cf.: V. Milojcic, Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für das Jahr 1972 publ. 1973, 74 H. W. Catling, JHS 93, 1973, Archaeological Reports for 1972–73, 21 J.-P. Michaud, BCH 97, 1973, 335 241



Bull. Ep. 1978, 265 SEG 26, 1976–1977 (Nr. 645) Avramea 1987, 391 (Nr. 68) ὦ ξίνε, μὴ θαύμαζε, τίς μέροπων ἐν|θάδε κῖτε. | ἐστὶ γὰρ Εὐσταθία μου, ἣν | πᾶς βροτῶν οἶδε, τίς ἐστιν. | ἰ δὲ καὶ σὺ γνῶσε θέλος, τίς γένος | ἢ πόθεν ἥδε· | ἐστὶν ἐξ Ἐακίδου, οὖ γένος ἐστὶ | τὸ πρῶτον, | ἥντινα μοίρῃ ἐμῇ παρέδωκα | τῷδε τῷ τύμβῳ | Θηρολέτης ἐγὼ ἕξ ἔτεσε μίνας | σὺν αὐτῇ. | σπεύδω δὲ κἀγὼ πδα τὸν κοινὸν | ἐξαναθρέψας | βένιν πρὸς αὐτὴν ἐωνίῳ οἴκῳ | συνκαταμίνας. | ἡδύτερον γὰρ τούτου οὔκ ἐ|στίν τι, ὡς αὐτὸς οἶδας, | ἐωνίῳ οἴκῳ συνοικῆσε κὲ | νικῆσε Μοίρην. Fremder, wundere Dich nicht, wer von den Menschen hier begraben liegt: Es ist meine Eustathia; jeder Sterbliche weiß, wer sie ist. Wenn aber auch Du wissen willst, wer sie von Abkunft und woher sie ist: Sie stammt von Aiakides, dessen Geschlecht das erste ist, die ich, so wollte mein Schicksal, diesem Grab übergab, ich, Theroletes, der ich sechs Jahre mit ihr lebte. Aber auch ich eile, unseren gemeinsamen Sohn aufzuziehen und zu ihr zu gehen, mit ihr zu wohnen im unvergänglichen Haus. Denn süßer als dies ist nichts, wie Du selbst weißt, als im Haus der Ewigkeit miteinander zu wohnen und das Schicksal zu besiegen. (Chr. Habicht)

Notiz: –– „Die mit ὦ einsetzenden Versinschriften bedürfen einmal einer eigenen Untersuchung“: So notiert G. Pfohl berechtigterweise in seinem Aufsatz: Griechische Grabgedichte des 5. Jahrhunderts v. Chr.: Zur Entwicklungsgeschichte inschriftlicher Poesie, in: Festschrift für Robert Muth, Zum 65. Geburtstag am 1. Jänner 242

1981 dargebracht von Freunden und Kollegen, Hrsg. von P. Händel und W. Meid, Innsbruck, 1981, 347–356, hier 353. –– Der Mann der Verstorbenen, Theroletes (einzige Namensnennung in Thessalien gemäß LGPN 2000) erstellt im Grabgedicht quasi eine „Kurzbiographie“ seiner Frau – beginnend mit dem Lob, daß jeder Mensch weiß, wer sie ist (nicht: wer sie war). –– Der Name Eustathia ist gemäß LGPN 2000 in Thessalien nur in diesem Gedicht vorhanden.

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Boibe G 101 Grabmal des Aineas Abb.: Wace – IG – Skizze: Peek Datierung: Anf. 5. Jh. v. Chr. Fundort: Boibe (Παλαιόκαστρο) Zustand: Grabstele. H. 0,85 m, Br. 0,30 m, BH. 0,07 m. Stoichedon. Erstpubl.: A. J. B. Wace, The Topography of Pelion and Magnesia, JHS 26, 1906, 164 f. (Nr. 2) m. Abb. Lit.: IG IX, 2 (Nr. 1354) Guarducci I, 294 f. Peek 1974 a, 6 f. (Nr. 2) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 116) Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) SEG 28, 1978 publ. 1982 (Nr. 506) Skiadas 1967, 46 Helly 1973, 123 Häusle 1979, 54 und Anm. 90 Häusle 1980, 127 f. Mickey 1981, C. 2 (S. 63 f.) Kapeller 1987 (Nr. 135) Derderian 2001, 134 Anm. 65 Santin 2008, 73 Anm. 4 Textfragmentlesungen: … τόδε σᾶ]μα κεκλέσ|[εται..... ]άντα (Hansen) τόδε σᾶ]μα κεκλήσ|[εται hυῖος Εὐ ?]άντα (Wilhem) (Register) „carmina“ S. 322 τόδε σῆμα κεκλήσεται hυὸς Εὐάντα IG IX, 2, S. 280 (Nr. 1354) 244

[Αἰνέας τόδε σᾶ]μα κεκλέσ|[εται, hὺς Πολυφ]άντα (Peek) Aineas wird dieses Grabmal genannt werden, Sohn des Polyphantes. Notiz: –– Das Grabmal bekommt den Namen des Verstrobenen und macht ihn gegenwärtig (Vgl. Häusle 1980). –– Der Name Aineas ist im LGPN 2000 in Thessalien 12mal genannt. –– Zwischen 1987 und 2008 keine Rezeption.

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Methone G 102 Grab der ehrenhaften Neike Datierung: 3. Jh. n. Chr. oder später Fundort: Methone Aufbewahrung: Methone Erstpubl.: Peek (GV) 1955 (Nr. 1696) Cf.: Lindner 1972, 35 Lorenz 1976, 75 Pircher 1979, 38 Anm. 5 Stecher 1981, 276 Anm. 1, S. 301 Anm. 2, S. 304 Verilhac 1985, 103 Anm. 50 Garulli 2012, 163 Anm. 296 εἴ τις ἐν ἀνθρώ|ποις καλῆς ζω|ῆς ἀπόλαυσις, καὶ Νείκης, | ἧς τόνδε, ξῖν᾽, ἐσ|ορᾷς τάφον ἀί|μνηστον· ἥτις ζῆ|σε καλῶς καὶ σεμνῶς | [κ]αὶ διὰ πάντων Ἀρ|[τ]έμα ἐλ λέκτροις | ἀνδρὸς ἴε παντε|πιδόξου. Θαῖ | ὕψιστε μέγιστε κελε|νεφές, ἐθέρι ναίων, δὸς | Νείκης τύχην ἀγαθὴν τ[ρό]ποις [κ]αθ[α]ροῖ[σιν]. Falls es unter den Menschen den Genuß eines schönen Lebens gibt, dann für Neike, von der du, Fremder, dieses unvergeßliche Grab siehst. Diese lebte schön und ehrenhaft und ging durch alle Zeit ins Bett des allgemein angesehenen Artemas. Thai, höchster, größter, dunkelumwölkter Bewohner des Äthers, gib gutes Geschick der Neike reinem Charakter. Notiz: –– Auch hier findet man das Grundmuster: Angesehener Ehemann bestattet seine Frau, Muster an Ehrenhaftigkeit und Treue, in einem unvergeßlichen Grab, das den Fremden anspricht und das 246

Lob der Verstorbenen singt. Den Abschluß bildet die Fürbitte an Thai. –– Der Name Nike kommt 12mal in Thessalien vor, davon achtmal in Larisa (LGPN 2000).

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Agyia G 103 Menippiane starb während der Schwangerschaft Datierung: 2. Jh. n. Chr. (Helly) Fundort: Agyia Aufbewahrung: Volos, Museum Zustand:  „Stele mit Akroterien und Schild im Giebelfeld. Weißer Marmor. H. 0,95 m, Br. 0,38 m, D. 0,16 m; BH 0,03 m. – Der Stein befand sich in der während des Krieges zerstörten Schule von Agyia“ (Peek). Erstpubl.: Peek 1974 a, 5 f. (Nr. 1) Lit.: Helly 1978, 121–123 SEG 28, 1978 publ. 1982, 144 f. (Nr. 507) Cf.: Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Häusle 1979, 128 und Anm. 412 στήλη σοι τόδε | σῶμα Μενιππι|ανῆς, παροδεῖτα, | δείκνυσι, ἣν ὁ πι|κρὸς ἔγκυον εἷ[λ᾽ Ἀίδης] | Ἀφροδεισία Ἱλαρίω|να τὸν ἐαυτῆς ἄνδρ[α] | μνείας χάριν. ἥρως | χρησὲ | χαῖρε V. 1 f.: Unter der Inschrift ist in grober Umrißzeichnung eine menschliche Gestalt zu sehen. V. 3 f.: „Die zweite Inschrift ist natürlich später hinzugefügt“ (Peek) Die Stele zeigt dir diesen Leib der Menippiane, Passant, die der widerwärtige Hades während der Schwangerschaft getötet hat. Notiz: –– Seit über 30 Jahren keine Rezeption. –– Der „Pikros hades“ wird angeklagt.

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Campus Dotius G 104 Teilweise metrische Inschrift der Daphne Fundort: Campus Dotius Aufbewahrung: Agyia, Museum (inv. 22) Datierung: Spätrömisch. Zustand: Stele. H. 1,03 m, Br. 0,57 m, D. 0,105 m, BH 0,35– 0,04 m. Erstpubl.: N. I. Giannopoulos, AE 1931, 176 f. (10). Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 689): „the text is partly in ele­ giac verse.“ ΟΙΔΙΚΕΟΝΙ ΝΙΝ ζήσασα[ν;] ΘΩC πεντετερί[δα] [μ]ήτηρ νῦν ἔθανα | ἐνθάδε κεῖμ(αι) ἀνδρὸ[ος] μου παλάμ(αι)ς γλυκὺν ἔλ(ε)ιφα φάος Δάφνην τὴν ἑαυτο[ῦ] [γ]υν(αῖ)κα μνήμης χάριν. .... …Ich habe gelebt …den Zeitraum von fünf Jahren Die Mutter starb jetzt Ich liege hier in der Obhut meines Mannes Und verließ das süße Licht, Alexandros, seine Frau Daphne der Erinnerung willen. Notiz: –– Auch ist die Formel „ἐνθάδε κεῖμαι“ zu erkennen. –– Und bestattet ist wohl Daphne, die süße Frau, die das Licht verließ. –– Dieser Name Daphne kommt dreimal in Thessalien vor (LGPN 2000). 249

Spalauthra – Olizon G 105 Gedichtfragment (?) auf Fragment einer Steinstele (?) Abbildung: Skizze IG, IX 2; Abb. Jeffery Taf. 11 Abklatsch: Berlin, Akad. der Wiss. Datierung: ca. 525–500 Fundort: Gegend von Spalauthra und Olizon. Gefunden beim Kloster der heiligen Taxiarchen unweit des Dorfes Argalastos. Aufbewahrung: Volos, Museum Zustand: Erhalten ist nur das Fragment eines schmalen Steines (Stele?), oben und unten gebrochen, Seitenränder aber möglicherweise noch unbeschädigt. Maße des Fragments: H. 0,33 m, Br. 0,325 m, BH 0,045–0,068 m; Schrift Boustrophedon Erstpubl.: E. M. Pridik, Annales Instituti Russici 1, 1896, 136 (Nr. 130) Primärlit.: Kern 1902, 17 (Nr. 22) De Sanctis 1905, 162 f. (Nr. 81) Roehl 1907, 94 (Nr. 2) IG IX, 2 (Nr. 1209 m. Skizze) W. Bannier, Philologische Wochenschrift 46, 1926, Sp. 540–543 Arvanitopoulou 1938 parart. 64 (Nr. 185) Pfohl 1967 (Nr. 135) Morpurgo-Davies 1968, 92 f. Lorenz 1976, 35–38 (Nr. 1) Hansen, CEG 1, 1983 (Nr. 122) Jeffery 1990, 96 f., 99 (Nr. 3), Taf. 11 Cf.: U. v. Wilamowitz-Moellendorff, Literarisches Cen­ tralblatt für Deutschland 1899, Sp. 90 L. Robert, Hellenica 1, 1940, 68 (Nr. 4) Biesantz 1965, 65 Hansen 1975 (Nr. 122) SEG 26, 1976/77 publ. 1979 (Nr. 643) 250

[- - - ? Θ]α̣ν̣ ⁞ άτι, Να|υκιδαι|νιε, στ|ά̣λ̣α̣ Notiz: –– Für eine Übersetzung ist die Lesung zu unsicher und die Zeile zu fragmentarisch. –– Nicht enthalten bei Carmina Sepulcralia in den IG IX, 2; ich folge hier der Sammlung von G. Pfohl, Greek Poems on Stones –– Zu den Worttrennungen vgl. G 45. –– Vgl. die BH 0,05 m bei G 45. –– Seit 1990 keine Rezeption.

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Perrhaebia Phalanna – Pelion – Chyretiai – Pythion – Azoros/Oloosson G 106 Totentrauer Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort:  Bei Serbia, nahe der thessalisch-makedonischen Grenze. Zustand: Im Krieg zugrunde gegangen; H. 0, 79 m, Br. 0,26 m; BH 0,014–0,016 m, ZA 0,006–0,01 m. Erstpubl. : Ch. I. Makaronas, Ἕνας Θεσσαλὸς στὰ Σέρβια, Thessalika 2, 1959, 92–95 Lit.: Bull. Ep. 78, 1965 (Nr. 230) Peek 1974 a, 38 f. (Nr. 40) Cf.: G. Pfohl, Gymnasium 83, 1976, 367 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Helly 1978, 134 Mickey 1981, C. 60 (S. 171), B. 79  [ , | ἦσθα γὰρ ἐν βιότωι] | [ζη]λωτ[ὸς κατὰ πάντα, | θ]ανὼν δ᾽ ἑτ[άροισι ποθητός] | τόνδε τάφ[ον κ]α[τέβης], | πᾶσι λιπὼν σὺ γόους. | οὐθένα πω θνητῶν | ἀδικήσας οὐδ᾽ ἀδικηθε[ίς]. [..] αωτ [|θ]ανὼν δε[] | τόνδε τάφ[ον ] πᾶσι λιπὼν σὺ γόους οὐθένα πω θνητῶν | ἀδικήσας οὐδ᾽ ἀδικηθε[ίς]. [sic!] Ἄσανδρος Θεόττα | Χυρετιεύς. „Le nom du défunt, originaire de Chyretiai en Perrhébie“ (J. und L. Robert)

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(......) du warst nämlich im Leben beneidet wegen allem, von den Gefährten ersehnt, gestorben aber bestiegst du dieses Grab und hast damit allen Wehklagen hinterlassen, der du weder einem Menschen Unrecht zugefügt noch von jemandem Unrecht erlitten hast. ...... having left everyone mourning; Never having wronged anyone among mortals, and not having been wronged yourself. Asandros, son of Theottos, Chyretian. (K. Mickey) Notiz: –– W. Peek berichtet von Photo aus dem Besitz von Ch. I. Makaronas. –– Ein „aufrechter/authentischer Mensch“ ist gestorben – von allen beklagt: Entspricht vielen Todesanzeigen der Gegenwart.

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Phalanna G 107 Epitaph für Wasidamos Abschrift: Lolling – Roehl – Heuzey Faksimile: IG Datierung: 5. Jh. v. Chr. Fundort: Phalanna Zustand: Stele aus weißem Marmor. H. 0,96 m; Br. 0,60 m; BH 0,09 m. Grunds. Publ.: Lolling 1882, 223 (Nr. 2), Taf. Nr. 2 Lit.: Roehl 1882 (Nr. 328) cum addendis 182 IG IX, 2 (Nr. 1240)(mit Faksimile) Mickey 1981, A 5 = C. 14 (S. 95) Cf.: Heuzey 1860, 47 (Nr. 484) A. Fick, BIS 5, 1880, 19 Collitz 1883 (Nr. 371) Roberts 1887, 242 Hoffmann (Dialekte) 1893, 19 (Nr. 13) Kern 1902, 15 (Nr. 19) Roehl 1907 (Nr. 97) Schwyzer 1923 (Nr. 610) Lucas 1997, 79 (Nr. 31) Bull. Ep. 128, 2015 (Nr. 421) … α̣[ς ἀπ]ἐ̣θ̣αν[ε] | Ϝασίδαμος ⁞ πα[ῖ]ς [Π̣]ε[ι]θόνεος ἐπ’ Ἀζ[όρ]|οι ἀπέανε ἀρισ.... … Wasidamos, son of Peithon, died in Azoros… (K. Mickey) Heuzey: Πασίδαμος Fick: τοῦ[μ Φ]ε[ττ]α[λ]οῦ[ν]

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Notiz: –– “verse is doubtful” (Mickey), jedenfalls liegt das einfache, häufig gebrauchte Grundmuster N., Sohn des N. vor.

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Pelion G 108 Stele des Gastron Abb.: Arvanitopoulos Archiv- materialien: http://poinikastas.csad.ox.ac.uk (einschl. notes and transliterations) Nr. 99.12 Datierung: Recht einheitliche Analyse der Forschung: nach 450 v. Chr. Fundort: Pelion Aufbewahrung: Volos, Museum Zustand:  Maße der Stele: H. 0,97  m, Br. 0,295  m, D. 0,055 m. BH 0,038–0,05 m, Zwischenraum 0,003 m; zur Buchstabenform vgl. Arvanitopoulos und Jeffery. Erstpubl.: A. S. Arvanitopoulos, Polemon 1, 1929, 37 f., 421 Abb. 11 Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 77) Peek (GG) 1960 (Nr. 53) Pfohl 1967 (Nr. 141) Lorenz 1976, 102–104 (Nr. 12) Mickey 1981, C. 13 (S. 93 f.) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 123) Jeffery 1990, 96, 98 (Nr. 12) Cf.: Biesantz 1965, 65 McDevitt 1970 (Nr. 722) Moranti 1972, 21 Hansen 1975 (Nr. 126) Pircher 1979, 63 Anm. 4 SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) Blümel 1982, 89 (§ 100) Kapeller 1987, 151 (Nr. 142) Schmidt 1991, 133 Anm. 594 Á. Martínez-Fernández, La mujer en los epitafios 256



métricos de Creta de época Helenística, Fortuna­ tae 4, 1992, S. 119–150, hier 137 Derderian 2001, 135 Tsagalis 2008, 277 Tueller 2008, 45 Anm. 55, S. 139 Anm. 16 Santin-Tziafalias 2008, 378 u. Anm. 18 Santin 2015, 208 Γά̣σστρ|νος τόδ|ε σᾶμα | φιλοξ|ένου, ὃς|ς μάλ|λα πολλο|[ῖς] ἀστοῖ|ς καὶ ξε|ίνοις δ|κε θαν|ν ἀνία|ν V. 1: Wenn das Phi als groß geschrieben und damit als Beginn des in Thessalien häufig verwendeten Eigennamens Philoxenos verstanden wird (wie mit Arvanitopoulos beginnend bei Peek, Pfohl und Lorenz 1976), seien folgende Übersetzungen angeführt: Dies ist das Grabmal des Gastron, Sohnes des Philoxenos. Gar vielen, Bürgern wie Fremden, hat er Kummer bereitet durch seinen Tod. (W. Peek in GG) Esta es ta tumba de Gastrón, hijo de Filóxeno, el que a muchísimos. Ciudadanos y extranjeros causó pesar con su muerte. (A. Martínez-Fernández) Wenn das Phi klein geschrieben wird und damit das Epitheton ornans bezeichnet (was bei den literarischen Anklängen des Zweizeilers sehr gut denkbar ist, vgl. Hansen, der die Lesung als Eigenname wohl zurecht als „falso“ bezeichnet), seien folgende Übersetzungen angeführt: This is the monument of the hospitable Gastron, who, in dying, gave distress to very many fellow-citizens and foreigners. (K. Mickey)

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This is the σῆμα of the hospitable Gasstron, who caused especially many citizens and ξένοι grief when he died. (K. Derderian) Questo e il monumento funebre dell’ospitale Gastron, il quale con la sua morte addoloro Davvero molti cittadini e stranieri. (http://linclass.classics.unibo.it/Didattica) (http://www.ficlit.unibo.it/it/didattica) Notiz: –– Vgl. zum literarischen Hintergrund Homer, Od. 1,1 ὅς μάλα πόλλα – aber auch Plato Apol. Socr. 17,30, A 3 f.: καὶ ξένῳ καὶ ἀστῷ. Vgl auch G 10 (Theben, 4. Jh. n. Chr.). –– Bezeichnend ist das kleine Epigramm für den häufigen deskriptiven Typus „(Dies) ist das Grabmal des N.“; dann folgen nähere Beschreibungen. –– Das Epigramm wurde seit Mitte der 70er Jahre mehr beachtet als in den Jahrzehnten nach der Erstveröffentlichung. –– ἀστοῖς ist ein altes Beispiel für den Dativ Plural (Tueller). –– LGPN 2000 weist das Gedichtchen unter Gasstroun nach.

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Chyretiai / Perrhaibia G 109 Eppedo errichtet ihrem Euethidas das Grabmal Photo: Arvanitopoulos Archivmaterialien: http://poinikastas.csad.ox.ac.uk; Nr. 99.13 Datierung: Drittes Viertel 5. Jh. Chr. v. Chr. Fundort: Chyretiai/Perrhaibia Aufbewahrung: Elassona, Museum (Inv. 125 Basis, Nr. 92 Relief: beide verloren) Zustand: Material der Basis: Grobkörniger, weißgrauer Mamor. H. 0,795 m, Br. 0,395–0,428 m, D. 0,083 m. Erstpubl.:  A. S. Arvanitopoulos, AE 1917, 135 f. (Nr. 349), Abb. 38 Lit.: Schwyzer 1923 (Nr. 607 a) Lejeune 1941, 192 f. Peek (GV) 1955 (Nr. 168) Pfohl 1967 (Nr. 142) Clairmont 1970, 48, 51, 54, 156 (Nr. 81) Lorenz 1976, 105–109 (Nr. 13) Mickey 1981, C. 4 (S. 69–72) Hansen (CEG 1) 1983 (Nr. 124) Jeffery 1990, 98 f. (Nr. 13) Cf.: A. Keramopoulos, Ἔκθεις περὶ τῶν ἔργων τῶν ὑποψηφίων καθηγετῶν, Athen, 1926, 21 f. Karusos 1972, 132 f. u. Anm. 64 A. Wilhelm, Hermes 78, 1943, 207 Lippold 1950, 117 Anm. 9 Biesantz 1965, 6, 64, 126, 183, 198 (Nr. 6) McDevitt 1970 (Nr. 1167) G. Daux, BCH 96, 1972, 504, 564 Peek 1974 a, 38 Anm. 6 Hansen 1975 (Nr. 129) Raffeiner 1977, 19 Anm. 7 259

SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) J. Ebert, AAHG, 1981, 156 SEG 31, 1981 publ. 1984 (Nr. 569) Woysch-Meautis 1982, 114 (Nr. 113) Gallavotti 1987, 31 Kapeller 1987, 152 (Nr. 143) Santin 2015, 202 Christian 2015, 76 Anm. 174 Vgl. auch https://epigraphy.packhum.org/text/207504 und https://epigraphy.packhum.org/text/207505 Ἐππηδ μὴ ἀνήθηκη Ἐϝϝηθίδαι μνᾶμ[α] | θανόντι θα[υ]μαστὸν προσιδῆν καὶ [ἀ]ννυμον ι | ἠποίσε. V. 2: προσορῆν (…) τη ποίεσε Peek 1974 Eppedo hat mich dem verstorbenen Euethidas als Grabmal gewidmet, das wundervoll anzusehen ist und doch ohne Bedeutung für den, dem sie es errichtet hat. Und ein Versuch in rhythmisierter Form: Mich hat dem Euethidas die Eppedo errichtet als Grabmal, herrlich zu seh’n, aber ohne Belang dem sie’s geschaffen. Eppedo dedicated me as a memorial to dead Euethidas, wonderful to look at but bringing no renown to the man for whom she made it. (C. W. Clairmont) Eppedo dedicated me to the dead Euethidas, a memorial marvellous to behold, and (?) for him for whom she made it. (K. Mickey)

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Notiz: –– Entgegen den Überlegungen einiger Forscher gehört die Inschrift nicht zu einer Weihung, sondern zu einem Grab (vgl. auch Lorenz 1976, 106). –– Hier liegt wiederum eine sprechende Inschrift vor: Das Grabmal spricht. –– Auch hier errichtet die Frau ihrem verstorbenen Mann das Grabmal. –– Sehr bemerkenswert ist der philosophische Ansatz in diesem knappen Text: Das Grabmal ist für den Verstorbenen ohne Belang. Also im 5. Jh. v. Chr. bereits die klare Abkehr von allen Vorstellungen eines irgendwie beseelten Grabes. –– Über die Häfte der Forschungsbeiträge stammt aus den 70er und 80er Jahren des 20. Jhs. –– Christian 2015 verweist auf das hier anklingende homerische θαῦμα ἰδέσθαι-Motiv. –– Der Name Eppedo kommt in Thessalien nur in diesem Gedichtchen vor (LGPN 2000).

261

Pythion G 110 Inschriftenfragment auf einer Marmorstele Photo: Arvanitopoulos Datierung: 1. H. 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pythion Aufbewahrung: Elassona, Museum (inv. 47) Zustand: H. 0,50 m, Br. 0,25 m, D. 0,09 m; BH 0,009 m, ZA 0,003 m. Erstpubl.:  A. S. Arvanitopoulos, AE 1924, 152 f. (Nr. 396) Abb. 8 Cf.: McDevitt 1970 (Nr. 1090) Lorenz 1976, 40   μνᾶ]μα, πόλις δέ μοι    χ]ον καὶ ἔχω     ]ον   V. 1: μνῆ]μα Arvanitopoulos Notiz: –– Angesichts der Datierung schlage ich μνᾶ]μα vor. G 111 Von Epikrates errichtete Marmorstele Photo: Peek Datierung: 3. Jh. v. Chr. Fundort: Pythion Aufbewahrung: Elassona, Museum (E 48) GHW 1350 Zustand: Marmorstele. H. 0,44 m, Br. 0,30 m, D. 0,14 m; BH 0,01 m, ZA 0,015 m. 262

Erstpubl.: Y. Béquignon, BCH 88, 1964, 396 (Nr. 2) Lit.: W. Peek, Verkannte Verse (Zu einer thessalischen Inschrift), BCH 93, 1969, 838–840 m. Photo Cairon 2009, 293 f. (Nr. 100) Cf.: SEG 23, 1968 (Nr. 465) Bull. Ep. 83, 1970 (Nr. 339) McDevitt 1970 (Nr. 1094) SEG 25, 1971 (Nr. 690) Mickey 1981, C. 59 (S. 170), B. 78 SEG 34, 1984 publ. 1987 (Nr. 560) SEG 37, 1987 publ. 1990 (Nr. 488) SEG 45, 1995 publ. 1998 (Nr. 620) Lucas 1997 (Nr. 16) Santin 2015, 206 Béquignon 1964 (SEG 1968) Ἰάσωνος Θεοτί[μα τετελεύτη]κε κ᾽ ἐτῶ[ν] Ἐπικράτης [τόδε τὸ μνη]μεῖ[ο]ν ἔ[θηκεν

vac. αὐτῆι.

Peek 1969 (SEG 1971) Ἰάσωνος Θεότιμ̣[ον ἔσω κόνις ἅδε] | κέκευθε· Ἐπικράτης δ᾽ [ἕταρος θῆκεν μνα]|μεῖον ἐπ᾽  αὐτ[ῶι]. Cairon Ἰάσωνος Θεοτί[μ    ] | κέκευθε· Ἐπικράτης [τόδε τὸ μνη]μεῖ[ο]ν ἔ[θηκεν] vac. αὐτ[] Übersetzungsversuch (mit den Ergänzungen von W. Peek): Des Iason Sohn Theotimos birgt dieser Staub drinnen und sein Gefährte Epikrates errichtete das Grabmal zu seinen Ehren.

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K. Mickey gibt dem fragmentarischen Chrakter Raum: (This earth) ...... conceals Theotimos, son of Jason; Epikrates ...... (set up this) memorial over him. Und E. Cairon hat folgendes Ergebnis: (......) renferme Théotim(os fils) de Jason bzw. Théotim(a fille) de Jason Épicratès (a élevé ce tombeau…) Notiz: –– Die vorliegende Inschrift ist angesichts ihres Erhaltungszustands sehr unklar. Eindeutig sind eigentlich nur die Namen Epikrates als Auftraggeber, Schöpfer usw. des Grabmals, sowie Iason im Genitiv, also als Vater des verstorbenen Theotimos bzw. der verstorbenen Theotima: Hier ist sich die Forschung nicht einig – und kann es wegen des fragmentarischen Charakters der Inschrift auch nicht sein. Statistisch gesehen ist das Begräbnis eines Mannes wahrscheinlicher. –– Der Name Epikrates kommt in Thessalien laut LGPN 2000 immerhin 32mal vor, davon achtmal in Larisa, der Name Iason 14mal, in der Form Iasoun sechsmal. Genannt sei hier auch die Inschrift für Demophilos und Autoboulos aus der römischen Kaiserzeit. Hier sind wohl Pentameter lesbar, aber der Text fehlt in den GV von W. Peek. Ort: Kastri bei Duklista, gemäß G. Lucas: Pythion. Lit.: Heuzey 1860, 475; IG IX 2, 1277; Kaibel 510 (enthalten bei „epigrammata sepulcralia“); aber: nicht enthalten bei Peek (GV) 1955. Cf.: Gallavotti 1987, 28; SEG 35, 1985 (Nr. 1779); 264



SEG 36, 1985 (Nr. 548); SEG 37, 1987 publ. 1990 (Nr. 477); SEG 42, 1992 publ. 1995 (Nr. 490). Andra phila Demophilon heroa syn Autoboulo tekno. Heroes chrestoi, chairete pantote moi On isko, meter, eton hex kai deka hemeron. Den lieben Mann Demophilos, den Heros, mit seinem Sohn Autoboulos. Geneigte Heroen, lebt mir allzeit wohl, ich habe erreicht, Mutter, sechzehn Jahre.

Notiz: –– Vgl. auch das Grabgedicht eines Sechzehnjährigen G 12 (Anfang 3. Jh. n. Chr.).

265

Azoros G 112 Epigrammfragment für den Boxer Agasikrates Datierung: frühes 4. Jh. v. Chr. Fundort: Azoros Zustand: „Limestone stele broken on left“ (Santin-Tziafalias). Stoichedon. Erstpubl.: Santin-Tziafalias 2008, 377–384; mit Kommentar zu Sprache und Stil Lit.: SEG 58, 2008 publ. 2012 (Nr. 518) Cf.: C. Dobias-Lalou, Bull. Ep. 2011 (Nr. 11) Bull. Ep. 2011 (Nr. 389) [ἐνθάδ]ε παῖς κεῖτα[ι…] [.....]ο, ὅ[ς] ποτε πυγμ̣[ὴν] [νικήσα]ς παίδων εὐκλέ[ϊσεν ἢν] πόλιν, Ἀγασικρ[άτης] Da liegt der Junge..... ...... der früher den Faustkampf der Jungens gewonnen und die Stadt berühmt gemacht hat, Agasikrates Notiz: –– Vgl. G 51 (Larisa, Mi. 5. Jh. v. Chr.): ἐνθάδε κεῖται … παῖς. –– Den Namen des Verstorbenen verzeichnet LGPN 2000 für Thessalien 12mal, davon 10mal in der Pelasgiotis.

266

G 113 Epitaph des Kallikleas Datierung: 4./3. Jh. v. Chr. Fundort: Azoros (urspr. Nekropole) GHW 3673 Zustand: Kalkstele. H. 1,42 m, Br. 0,46–0,60 m, D. 0,12 m; BH 0,6–1,0 m, ZA 0,4–0,6m. Erstpubl.: A. Tziaphalias, Thessaliko Hemerologio 8, 1985, 116 f. (Nr. 16) Lit.: AD 38, B 1, 1983 publ. 1989, 213 (Nr. 20) Lucas 1997, 273 f. (Nr. 13) Cairon 2009, 251 f. (Nr. 81) Cf.: SEG 35, 1985 publ. 1988 (Nr. 558) Bull. Ep. 1988 (Nr. 769) παιδείας ἀρετῆς Καλλικλέας οὐδενὸς ἄλλου ὑστερίσας θνητῶν [ο]ἰχῇ ἀποφθίμενος. Καλλικλέας Εὐβιότου V. 1: οὐδ᾽ ἐνὸς Lucas; οὐδενὸς Follet. V. 2: τύχηι Tziaphalias; [ο]ἰχῆ Lucas, Helly. An Bildung und an Tapferkeit, Kallikleas, kein anderer Übertrifft dich von den Sterblichen (..), Verstorbener. Kallikleas, Sohn des Eubiotos. Ni par la culture, ni par le courage, Callicléas, tu ne fus, à aucun autre d’entre les mortels inférieur, tu es parti au loin, mort. Callicléas, fils d’Eubiotos. (E. Cairon) Notiz: –– Paideia und arete: Welch ideale Kombination!

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G 114 Eine Stele für den Vater Photo: Arvanitopoulos AE 1923, 125 Datierung: 4./3. Jh. Fundort: Azoros Aufbewahrung: Elassona, Museum (Nr. 76) Zustand: Weißer Marmor. H. 0,79 m, Br. 0,49 m, D. 0,12 m; BH 0,012–0,02 m, ZA 0,012 m. Erstpubl.: A. S. Arvanitopoulos, Revue Épigraphique 2, 1914 (Nr. 276) A. S. Arvanitopoulos, AE 1923, 124 f., Abb. 125 (Nr. 356) Lit.: Peek (GV) 1955 (Nr. 176) Lorenz 1976, 137 (Nr. 27) Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 648) Cf.: Fohlen 1954, 154 Anm. 81 McDevitt 1970 (Nr. 1098) Lindner 1972, 24 f., 53, 184, 185, 186, 202, 207 (Nr. 10) Mickey 1981, C. 26 (S. 120) Hansen 1985 (Nr. 2179) Τιμή[ν], ἥμπερ ἔ[οικε, ] | πατρὶ [τ]ῆιδε σᾶμ᾽ ἔ[θετο] | φτιμένωι, μνῆμα φιλο[φροσύνης]. V. 1: „In der Lücke standen die Namen (…)“ (Peek) Die Ehre, welche doch schien....dem verstorbenen Vater …errichtete das Grabmal als Denkmal der Zuneigung. K. Mickey erwägt diesen Übersetzungsansatz für das Fragment: Honour which … set up a monument (here) to his dead father, a memorial of …

268

Notiz: –– σᾶμα, aber μνῆμα auf dem Stein: Übergang Dialekt vs. „Hochsprache“? –– Schöner Gedanke: Das Grabmal als Denkmal.

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Olooson G 115 Für ihr Kind Thessalia von ihren Eltern besorgte Marmorstele Abbildung: Arvanitopoulos 1913 Datierung: Anfang/Mitte 5. Jh. v. Chr. Fundort: Olooson Zustand: Basis aus weißem Marmor. Maße der Stele: H. 1, 63 m, Br. 0,93 m, D. 0,12 m; BH 0,012–0,025 m, ZA 0,008 m. Stoichedon. Steinbeschreibungen bei Hatzfeld und Arvanitopoulos; kaum unterschiedliche Lesarten. Erstpubl.: J. Hatzfeld, Inscriptions de Thessalie et de Macédoine, BCH 35, 1911, 239 (Nr. 8) Lit.: C. D. Buck, A New Epigram from Thessaly, ClPh 7, 1912, 351–353 Friedländer 1948, 8, 35 (Nr. 32) Peek (GV) 1955 (Nr. 942) Pfohl 1967 (Nr. 139) Lorenz 1976, 90–96 (Nr. 10) Gallavotti, Appunti di filologia epigrafica, Quad. Urb. 31, 1979, 143–154, hier 151 f. Mickey 1981, C. 12 (S. 89–92) Hansen (CEG 1), 1983 (Nr. 119) Cf.: A. S. Arvanitopoulos, Eis Thessalias epigraphas, AE 1913, 180 f. mit Abb. 30 A. S. Arvanitopoulos, Revue Épigraphique 2, 1914, 18 P. Kretschmer, Glotta 6, 1915, 275 f. M. N. Tod, On an Archaic Thessalian Epigram, ClRev 29, 1915, 196 f. C. D. Buck, A Question of Dialect Mixture in the Greek Epigram, in: Antidoron, Festschrift Jacob Wackernagel, Göttingen, 1923, 132–134 Morel 1930, 222 270

Lattimore 1942, 195 Lejeune, Inscr. Dialectales, 100 Jeffery 1947, 131 Anm. 2 Biesantz 1965, 65 E. Hermann, Sprachwissenschaftlicher Kommentar zu ausgewählten Stücken aus Homer, Darmstadt, 2., unveränd. Aufl. 1965, 23 Skiadas 1967, 84 Anm. 67 A. Morpurgo-Davies, Article and Demonstrative: A Note, Glotta 46, 1968, 80 f. Philipp 1968, 23, 129 Anm. 78 a Schmidt 1968, 3 Anm. 8 B. Gentili, Gnomon 41, 1969, 534 f. McDevitt 1970 (Nr. 1121) G. Daux, BCH 97, 1973, 251 García-Ramón 1975, 35 Hansen 1975 (Nr. 125) SEG 26, 1976–77 publ. 1979 (Nr. 643) Gallavotti 1979, 31 SEG 29, 1979 publ. 1982 (Nr. 547) Pircher 1979, 34 Anm. 9, S. 57 Anm. 23 SEG 30, 1980 publ. 1983 (Nr. 528) Blümel 1982, 89 (§ 100) Kapeller 1987, 150 (Nr. 141) Ecker 1990, 133 Anm. 362 SEG 40, 1990 publ. 1993 (Nr. 809) Alexiou 2002, 241 Anm. 36 Helly 2004, 18 Bowie 2010, 373 Tsagalis 2008, 277 Santin 2008, 73 Anm. 4, S. 75 Anm. 6, S. 77 Anm. 18 Santin 2015, 200 Christian 2015, 163 Anm. 6, 166 Anm. 21, 172 Νπία ἐοσ᾽ ἔθανον καὶ οὐ λάβον ἄνθος ἔτ εβας. ἀλλ᾽ ἰκόμαν πρόστεν πολυδάκρυον εἰς Ἀχέροντα. 271

Μνᾶμα δὲ τεῖδε πατρ Ὑπεράνορος πάϊς Κλεόδαμος στᾶσέ με Θεσσαλίαι καὶ μάτρ θυγατρὶ Κορνα. Als unmündiges Kind starb ich und erreichte nicht mehr die Blüte der Jugend, sondern kam vorher zum tränenreichen Acheron. Als Grabmal haben mich hier der Vater Kleodamos, des Hyperanor Sohn, und die Mutter Korona ihrer Tochter Thessalia errichtet. Kind war ich, kam doch der Tod, wehrt’ mir die Jugend, das Blüh’n. Acherons trauriges Reich, jetzt mußt’ betreten ich dich. Mich doch, das Grabmal, hat hier, Thessalia, dir gebaut, Vater Kleodamos nun, Sohn uns’res Hyperanor, Mutter Korona auch, dir, liebes verstorbenes Kind. Als unmündiges Kind starb ich und erreichte nicht mehr die Jugendblüte, sondern ich kam vorher an den vielbeweinten Acheron. – Als Denkmal hier stellte der Vater, der Sohn des Hyperanor, Kleodamos mich auf und die Mutter Korona für die Tochter Thessalia. (T. Christian) I died when a child; not yet did I reach the flower of my days, but came beforehand to tearful Acheron. Her father Cleodamus, son of Hyperanor, and her mother Corona placed me here as a monument to Thessalia, their daughter. (Friedländer und Hoffleit) I died young, and had not yet reached the flower of youth, but I came before that to tearful Acheron. Her father, Kleodamos, son of Hyperanor, and her mother Korona, placed me here, a memorial to their daughter, Thessalia. (K. Mickey) 272

Notiz: –– Auch dieses kleine Grabgedicht wurde in der Forschung vielfach genannt und regt zu (interpretierender und nuancierender) Übersetzung an. –– Soziologisch interessant ist hier die gleichberechtigte ausführliche Nennung beider Eltern (zu so früher Zeit). –– Vier Zeilen, zwei Sprecher: V. 1+2: Das verstorbene Kind (Mädchen) V. 3+4: Das Grabmal –– ἥβης ἄνθος siehe beispielsweise auch in G 65 (Larisa, 2. Jh. n. Chr.) –– Vgl. allg.: R. Lawrence, Families in the Greco-Roman World, London, 2012 G 116 Grab der Gattin Melantho Datierung: 4. Jh. v. Chr. Fundort: Elassona Aufbewahrung: Elassona/Oloosson Museum Zustand: „Stele aus weißem Marmor, oben, unten und rechts gebrochen. GrH. 0,40 m, grBr. 0,32 m, D. 0,04 m. Verse durch : abgeteilt. BH 0,012–0,015 m, ZA 0,01 m“ (Peek) Erstpubl.: Peek 1974 a, 10 f. (Nr. 6) Lit.: Mickey 1981, C. 47, B. 73, Blatt 24, S. 153 Hansen (CEG 2) 1989 (Nr. 646) Cf.: Helly 1973, 123 Bull. Ep. 89, 1976 (Nr. 333) Hansen 1985 (Nr. 2174) Santin 2016 b, 17 f. ἥδε Μελανθὼ τόνδε | Πολυκράτου οὖσα σύνευ|νος πνεῦμα λιποῦσα | [βίο]υ τύμβον ἔχει φθιμένη.

273

Diese Melantho, des Polykrates Gattin, hat den Atem des Lebens zurücklassend, als Verstorbene dieses Grab. Melantho here, the wife of Polykratos, having left the breath of life, occupies this tomb. (K. Mickey) Notiz: –– Zur Übersetzung: K. Mickey beginnt die beiden Verse mit dem Namen der Verstorbenen und schwächt das Relativpronomen zu einem nachgestellten here ab.

274

Thessalien allg. G 117 Telesphorion bedroht Grabschänder Abschrift: A. Dain, 27 f. Datierung: 3. Jh. n. Chr. oder später Fundort: Thessalien (Atrax?) Aufbewahrung: Paris, Museum des Louvre: „Galerie Denon. Inv. MNC 1384. Cat. marbres ant. no. 9372“ Zustand: Weißer Marmor. H. 0,45 m, Br. 0,30 m, D. 0,10 m; BH 0,02 m, ZA 0,05 m. Erstpubl.: A. Dain, Inscriptions Grecques du Musée du Louvre. Les textes inédites, Paris, 1933, 27–29 (Nr. 22) Lit.: RA 6, 1933, 125 (Nr. 22) Peek (GV) 1955 (Nr. 1380) Pfohl 1965 (Nr. 33) Cf.: L. Robert, Hellenica 2, 1946, 121 Anm. 5 L. Robert, Gnomon 31, 1959, 14 (= Opera Minora 3, 1963) Raffeiner 1977, 91 Anm. 12 Stecher 1981, 276 Anm. 1 Garulli 2012, 163 Anm. 296 Γν. Πομπείος Ἄφθορος | Τελεσφορίωνι θρεπτῷ | μνήμης χάριν. [ε]ἰ τίς μου στήλης τὴν εἰκό|ναν ἂν ἀδικήσει, Ἥλιε, μή σε | λαθὼν χεῖρον ἐμοῦ παθέτω. Gn(aios) Pompeios Aphthoros seinem Ziehsohn Telesphorion zur Erinnerung. Falls jemand das Bild meiner Stele beschädigt, o Helios, soll er dir nicht verborgen bleiben und nicht weniger als ich leiden. (Teilweise Übersetzung von G. Pfohl)

275

Cnaeus Pompeius Aphthoros à Télesphorion, son esclave, en souvenir. Si quelqu’un vient à détériorer mon image, Hélios, qu’il ne l’échappe pas et qu’il subisse un sort plus dur que le mien. (A. Dain) Notiz: –– Das Wort Helios ist hier genannt wie in G 47 (Ende 4. Jh. v. Chr.) und G 49 (1./2. Jh. AD), beide aus Atrax und beide sprechen vom Licht der Sonne. Könnte hier das Licht des Helios gemeint sein? Oder im vorliegenden G 117 die Sonne angesprochen werden? –– Da die G47, 49 und 117 wohl die einzigen Grabgedichte aus Thessalien sind, die den Begriff Helios verwenden, könnte auch die Frage gestellt werden, ob G 117 aus Atrax stammen könnte. –– Der Name Aphthoros hilft bei dieser Überlegung nicht weiter, da die vorliegende Inschrift die einzige Nennung in Thessalien darstellt. –– G. Pfohl wählt als Überschrift „Fluchinschrift gegen Grabschänder“. Vgl. auch die undatierte weiße Marmorstele Atrax AEMΛ 96/12, GHW 05741; H. 0,60 m, Br. 0,36 m, D. 0,16 m; BH 0,02 m, u. a. A. Tziaphalias, AD 52 B 2, 1997 publ. 2003 (Nr. 42), M. Gronewald, SEG 51, 2001 publ. 2005 (Nr. 673). –– M. Gronewald erwägt hier, einen abschließenden Pentameter zu ergänzen – mir scheint dies zu unsicher zu sein, um den Text als Grabgedicht zu bezeichnen.

276

Gedichtlänge (bei Gedichten, deren Länge erkennbar ist – ohne „Überschriften“ bzw. „Unterschriften“) 1 Zeile:

G 65

2 Zeilen: G 2, 19, 22, 24, 29, 31, 33, 35, 36, 38, 42, 54, 70, 83, 90, 91, 93, 94, 103, 108, 109, 113, 114,116, 117 3 Zeilen: G 12, 50, 53, 68 4 Zeilen: G 1, 4, 8, 13, 14, 15, 16, 17, 25, 27, 28, 30, 34, 37, 39, 40, 43, 47, 51, 56, 60, 61, 76, 77, 78, 82, 84, 85, 98, 115 5 Zeilen: G 7, 66 6 Zeilen: G 6, 10, 57, 58, 59, 67, 88, 89, 95, 96, 102 7 Zeilen: G 99 8 Zeilen: G 3, 44, 48, 72 9 Zeilen: G 20, 69, 73, 74 10 Zeilen: G 26, 62, 100 12 Zeilen: G 79, 87 16 Zeilen: G 23, 49 (wohl noch länger)

277

Durch die Frage nach dem Epigramma longum – ein wichtiger Forschungsbereich vor allem italienischer Philologen im vergangenen Jahrzehnt – hat die Beachtung der Länge eines Epigramms neue Bedeutung gewonnen. Bei den Grabgedichten Thessaliens zeigt sich dabei, daß die überwiegende Zahl von Gedichten aus (nur) zwei bzw. aus vier Zeilen besteht, also durchaus von „epigrammatischer Kürze“ ist. Doch läßt sich in diesem Zusammenhang durchaus feststellen, daß sich bei einigen Städten Thessaliens Schwerpunkte zeigen, die über die Überlieferungszufälle hinausgehende Beobachtungen eines „Trends“ angesehen werden können. Hier seien angeführt: –– Trikka hat von 7 Gedichten 3 Vierzeiler; –– Pharsalos hat von 6 Gedichten sogar 5 Vierzeiler; –– Pherai hat von 9 Gedichten interessanterweise 5 Zweizeiler und 4 Vierzeiler.

278

Aufbewahrung Agyia, Mus. Athen, Mus. Azoros Bukhar, Kirche Elassona, Mus.

Inv. 22

Inv. 125 Inv. 47 E 48

Gonnoi, Mus. Halmyros, Mus. Larisa, Mus.

Inv. 210

E 716

Inv. 131 Inv. 75 78/59 AEMΛ 77/50 AEMΛ 78/5 93/22 Inv. 335

G 104 G 19 G 113 G 43 G 109 G 110 G 111 G 114 G 116 G 59 G 79 G 80 G 35 G 36 G 2 G 14 G 16 G 20 G 26 G 38 G 39 G 48 G 49 G 50 G 51 G 53 G 54 G 55 G 56 G 62

GHW 3673 GHW 2262 GHW 1350

GHW 3972 GHW 846 GHW 1210 GHW 818 GHW 2038 GHW 1691 GHW 1770 GHW 3941 GHW 02807 GHW 3603 GHW 5652 GHW 2292

279

Larisa, Mus.

Inv. 278 93/22 78/59 61

Pharsalos, Mus. 372 Pharsalos, Depot arch. φ 11 Theben, Mus. Trikka, Mus. Volos, Mus.

E 879 E 695, Lambda 442 E 716 E 709 E 836 E 1246 E 745 E 1048 E 1238 E 815 650 E 755 Lambda 283 Lambda 194 E 961, 1075 E 1114 Lambda 624 Lambda 1 E 974

280

G 63 G 64 G 65 G 66 G 68 G 76 G 79 G 116 G 16 G 18 G 4 G 5 G 23 G 46 G 2 G 11 G 12 G 14 G 15 G 17 G 21 G 27 G 30 G 34 G 37 G 40 G 80 G 81 G 82 G 83 G 84 G 85 G 86 G 87 G 88 G 89

GHW 3972 GHW 3973

GHW 3972 GHW 2038 GHW 2035 GHW 2224 GHW 01186 GHW 856 GHW 803 GHW 818 GHW 815 GHW 2752 GHW 2750

GHW 957 GHW 1071 GHW 846 GHW 829 GHW 291 GHW 202 GHW 893 GHW 1013 GHW 11 GHW 1 GHW 906

Volos, Mus.

Lambda 181 Lambda 317 Lambda 218 Lambda 109 E 1100 Lambda 20 L. 297, E 111, 322, 1185 Inv. 910 Inv. 986 E 1277

G 90 G 91 G 92 G 93 G 94 G 95 G 96

GHW 189 GHW 325 GHW 226 GHW 10 GHW 1004 GHW 21 GHW 305

G 97 G 99 G 100 G 105 G 108

281

Comparatio numerorum Grabgedichte IG IX,2 Peek, GV McDevitt Thessaliens 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27

1330 185 204

1230 610 907

732 31 81

694

120 132

239 628

255 251

1071 217 918 1252

252

1255

270

69

313 315 316

170 1967 291 856

314

582

Cairon

CEG 650

73, 123 201 174 75

117 641 648 644 118

187

90 80

640

189

283

Grabgedichte IG IX,2 Peek, GV McDevitt Thessaliens 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60

284

317 336 1264 283

584 346

420 427

341 173

430 429

1460 99

466

425

Cairon 98

247 248

91 76 78 77

639

1064

122 645 125 118a=637 121 126

375

1462 1624 1314

126a=638 639 643 642 647

79

94

638 641 650

CEG

84 92 93

Grabgedichte IG IX,2 Peek, GV McDevitt Thessaliens 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93

642 648

647 649 657 655 656 988 c 645 658 640 652 661

Cairon

CEG

565 1928

988 209 1037 1217 2058 1950 965 1597 1708 447 100 1826 1831 1074 289 1572 840 823 943 1606 1537 1390 1342 1748 1752

402 631 596 721 723 725 886 728 1022

875 730 729

82 83 97 73 87 70 99 101 74 85 96 88 71 69 72

120

285

Grabgedichte IG IX,2 Peek, GV McDevitt Thessaliens 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117

286

1693 1694

752 726

Cairon

CEG

89 86 95

230 1354

1696 689

1209 1240

77 168

722 1167 1090 1094

176 942

1098 1121

1380

122 123 124

81

648 119 646

Chronologie der Grabgedichte 6. Jh. v. Chr. G 45, 105, 107 5. Jh. v. Chr. G 13, 19, 32, 46, 50, 51, 52, 53, 54, 81, 101, 108, 109, 115 4. Jh. v. Chr. G 14, 22, 33, 34, 35, 47, 112, 116 4./3. Jh. G 1, 15, 16, 113 3. Jh. v. Chr. G 17, 21, 29, 36, 37, 38, 39, 40, 43, 48, 55, 56, 78, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 88, 89, 90, 91, 92, 93, 94, 106, 110, 111 3./2. Jh. G 95, 96 2. Jh. v. Chr. G 31, 79 1. Jh. v. Chr. G 3, 49, 60, 80 1./2. Jh. G 62 2. Jh. n. Chr. G 4, 11, 30, 41, 42, 63, 64, 65, 97, 103 287

2./3. Jh. G 2, 5, 18, 25, 26, 27, 44, 66, 67, 68, 69, 70, 98, 104 3. Jh. n. Chr. G 6, 7, 8, 9, 12, 20, 28, 71, 74, 75, 99, 102, 117 3./4. Jh. G 72, 73 4. Jh. n. Chr. G 10, 76, 77, 100

288

Eigennamen Acheron G 115 Adaes G 98 Admetos G 16 Agasikles G 39 Agasiklias G 36 Agasikrates G 112 Agathokles G 48, 84 Agathonymos G 84 Agathopus G 76 Agelaos G 61 Agesias G 31 Aiakides G 100 Aineas G 101 Aisedynai G 50 Aitoler G 87 Aleuas G 46 Alexandra G 44 Alexandros G 60, 87 Alkinoa G 15 Ammonios G 96 Amometos G 17 Amyntianes G 74 Anankippos G 33 Andromache G 24, 28 Andromachos G 24 Antigenes G 87 Antigone G 27 Antiochos G 27 Antipatros G 94 Aphrodeisia G 103

Aphthoros Apollon Archagoras Archidike Ares Argos Aristagora Aristogenes Aristokrates Aristomachos Aristopolis Artemas Artemidoros Asklepios Ason Astagoras Asterios Athenaios Atrax Auia Aulos

G 117 G 54 G 38 G 95 G 79, 87 G 82 G 29 G 80 G 78 G 95 G 26 G 102 G 60 G 23 G 43 G 36 G 15 G 59 G 51 G 3 G 3

Bakchos

G 6

Chabbos Chairon Charon

G 46 G 9 G 12

Daimon G 67, 73, 74, 89, 92 289

Damokrates Daphne Demeter Demetrias Demetrios Demokles Dikaiogenes Dikaios Diogenes Diokleas Dionysia Dunda

G 78 G 104 G 6, 94 G 87 G 85 G 13 G 79 G 48 G 26, 89 G 13 G 42, 69 G 42

Echenais G 13 Echenikos G 22 Echippos G 41 Eidomene G 93 Elpis G 59 Empedo G 109 Ena G 42 Enyalios G 87 Enyo G 87 Epikrates G 111 Epitynchanos G 73 Eppedo G 109 Euethidas G 109 Eukleia G 83 Eukratides G 48 Eurymedon G 21 Eurynoa G 44 Eustathia G 100 Eutychos G 12 Ewwwethidas G 109 Gaios Gastron 290

G 58 G 108

Gelo Gerys Glyke Gnaios Gnathios Grammatikos Gregoria

G 13 G 23 G 75 G 117 G 82 G 27 G 77

Habros G 116 Hades G 7, 12, 22, 26, 44, 47, 52, 59, 72, 74, 75, 79, 80, 81, 89, 103 Hagesias G 31 Harmeos G 80 Hediste G 88 Hegelochis G 92 Hegesandros G 49 Helios G 47, 49, 117 Hellas G 34 Hellas (Frauenname) G 1 Hephaistos G 92 Herakleides G 89, 99 Herilaos G 55 Hermes G 48 Hermione G 99 Herodoros G 55 Hippias G 24 Hipponike G 75 Horos G 83 Hybristas G 45 Hyperanor G 115 Iason Ilarion Ithakos

G 111 G 103 G 69

Iudas Iuliane Iulianos Iulios Iunios

G 70 G 99 G 69 G 58 G 3

Kalchedon Kallias Kalleistrate Kimber Kineadas Kinon Klaudios Kleariste Kleiopatra Kleitarete Kleodamos Kleonikos Klitagoras Klitos Kointas Korinthos Korona Kratylla

G 55 G 38 G 62 G 28 G 53 G 1 G 77 G 29 G 80 G 35 G 115 G 8 G 62 G 62 G 64 G 97 G 115 G 68

Lampis Lapithen Larisa Leon Leontiskos Leonto Leukios Loionto Lukia Lykophron Lykos

G 37 G 49 G 33 G 26 G 70 G 66 G 75 G 72 G 6 G 41 G 41

Magnesia G 87 Maikipas G 6 Maria G 70 Melantho G 116 Mendia G 99 Menekorros G 15 Menippiane G 103 Menon G 34 Menyllos G 51 Minos G 87, 95 Moira G 3, 7, 11, 28, 30, 44, 53, 59, 69, 73, 75, 80, 88, 100 Muse G 60, 76, 82 Myrto G 90 Naukidaionie Neikandra Neikatas Neikokrates Neikyla Neleos Nemea Nemesis Nike Nikiades

G 105 G 12 G 12 G 44 G 44 G 31 G 17 G 92 G 102 G 25

Olympichos G 94 Orestes G 34 Pantagoras G 67 Pardalis G 98 Parmonis G 73 Peneios G 20 Perikles G 50 Persephone G 23, 25, 39, 84, 96 291

Petronis G 74 Pheidestratos G 35 Philophera G 79 Philippos G 96 Philiskos G 40, 76 Philissta G 48 Philistos G 17 Philon G 2 Philoxenos G 108 Piste G 57 Pithakos G 31 Pluton G 23 Polleios G 1 Polygnotos G 29 Polykrates G 92, 116 Polyphantes G 101 Pompeios G 117 Potala G 56 Pothon G 34 Promachos G 14 Protomachos G 91 Pyrrhiadas G 19 Pyrrhos G 39 Rhadamanthys G 95 Rufos G 3 Salonis G 77 Semne G 10 Simos G 60 Smeikre G 63 Sokrates G 67 Sophron G 21 Sosipatra G 60 Sosipolis G 21 Soso G 87 292

Sotimos Sphairos Sphinx Straton Stratonikos Symphonos Synphoros

G 87 G 90 G 81 G 93 G 93 G 57 G 72

Tanagra G 51 Tegea G 38 Teisamenos G 68 Telesphorion G 117 Teleutia G 47 Teres G 44 Thai G 102 Theben G 6, 87 Theodoros G 90 Theokrita G 85 Theotimos G 51, 111 Theroletes G 100 Theromachos G 54 Thessalia G 34 Thessalia (Mädchenname)G 115 Thibron G 14 Timandra G 4, 15 Tityreias G 56 Trikka G 26 Tyche G 88, 89, 92 Tylisos G 82, 95 Wasanor G 50 Wastykrates G 53 Zenomenes G 30 Zeus G 40 Zoe G 20

Provenienz Agyia G 103 Anchialos G 3 Azoros G 112 G 113 G 114 Boibe G 101 Campus G 104 Dotius Chyretiai G 109 Crannon G 43 G 44 Demetrias G 81 G 82 G 83 G 84 G 85 G 86 G 87 G 88 G 89 G 90 G 91 G 92 G 93 G 94 G 95 G 96 G 97 G 98 G 99

GHW 3673

GHW 2262 GHW 829 GHW 291 GHW 202 GHW 893 GHW 1013 GHW 11 GHW 1 GHW 906 GHW 189 GHW 325 GHW 226 GHW 10 GHW 1004 GHW 21 GHW 305

Demetrias G 100 Dendra G 52 GHW 2786 Driskoli G 41 GHW 1164 G 42 Eretria G 11 GHW 856 G 12 GHW 803 Euhydrion G 20 G 21 GHW 2750 Evangelis- G 55 GHW 5652 mos Gonnoi G 78 GHW 2756 G 79 GHW 3972 G 80 GHW 846 Kierion G 19 Atrax G 48 GHW 3941 G 49 Larisa G 50 G 51 GHW 3603 G 53 G 54 G 56 GHW 2292 G 57 GHW 2294 G 58 G 59 G 60 G 61 G 62 G 63 GHW 3972 G 64 G 65 GHW 3973 293

Larisa

Limnaion Methone Mylai Oloosson Pelion Peneias Pharsalos

Pherai

294

G 71 G 72 G 73 G 74 G 75 G 31 G 102 G 29 G 115 G 108 G 45 G 46 G 47 G 13 G 14 G 15 G 16 G 17 G 18 G 34 G 35 G 36 G 37 G 38

Pherai Pyrasos GHW 2212 GHW 2233

GHW 01186 GHW 01179 GHW 2206 GHW 818 GHW 815 GHW 2038 GHW 2752 GHW 2035 GHW 1210 GHW 957 GHW 1691

Pythion Serbia Spalautra Theben

Trikka

Volos

G 39 G 40 GHW 1701 G 1 G 2 G 110 G 111 GHW 1350 G 106 G 105 G 4 G 5 G 6 G 7 G 8 G 9 G 10 G 22 G 23 GHW 2224 G 24 G 25 G 26 G 27 G 28 G 89

bernd lorenz

lorenz Griechische Grabgedichte Thessaliens

lorenz

Beispiele für poetische Kleinkunst der Antike

Griechische Grabgedichte Thessaliens

  us der Fülle der griechischen Inschriften des Klas   sischen Altertums ragen die Grabgedichte heraus. Denn sie ermöglichen oftmals tiefe Einblicke in Alltagsleben und Beruf, Denken und Fühlen, Familie und Herkunft sowie Krankheit und Tod. Sie sagen viel über den seinerseits verbreiteten Analphabetismus aus. Dies zeigt sich auch in einer Landschaft, die nicht zu den hauptsächlich betrachteten Gebieten Griechenlands zählt: in Thessalien. Daher können die hier überlieferten über hundert – gemäß der ig ix 2 strukturierten – Grabgedichte durchaus als typisch gelten.   Die vorliegende Studie legt ihre Schwerpunkte in die Sammlung der Grabgedichte (nicht zuletzt aus der oft vernachlässigten Spätantike), in ihre möglichst umfassende Bibliographie (auch Hinweis auf die Rezeptionsgeschichte) und in die Sammlung von Übersetzungen (ebenso eine Methode der Rezeptionsgeschichte). Eher knappe kommentierende Notizen verweisen auch auf inhaltliche Verwandtschaft von Texten, vor allem einer Stadt.

 Griechische Grabgedichte Thessaliens

Universitätsverlag

isbn 978-3-8253-6941-5

win t e r

Heidelberg