Grammatik der neusyrische Sprache: am Urmia-See und in Kurdistan
 9781463214470

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Grammatik der neusyrische Sprache

Gorgias Historical Grammars

13

Gorgias Historical Grammars is a series intended to revive many of the classic grammars of ancient languages. These essential tools are becoming increasingly scarce, and yet they preserve many unparalleled insights into the languages they serve. Gorgias Press is pleased to bring them back into circulation.

Grammatik der neusyrische Sprache

am Urmia-See und in Kurdistan

Theodor Noldeke

1

gorgias press 2009

Gorgias Press LLC, 180 Centennial Ave., Piscataway, NJ, 08854, USA www.gorgiaspress.com Copyright © 2009 by Gorgias Press LLC

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1

ISBN 978-1-59333-835-0

Printed in the United States of America

ISSN 1935-3162

SEINEM

HOCHVEREHRTEN LEHRER UND FREUNDE HERRN PROFESSOR

THEODOR

BEKFEY

GEWIDMET

VOM VERFASSER.

V o r r e d e . Das Ziel, welches ich bei der Abfassung dieses Werkes im Auge hatte, war eine möglichst genaue Darstellung der grammatischen Verhältnisse der neusyrischen Sprache und die Erklärung derselben durch die Zurückfülirung auf die Formen und die Ausdrucksweise der älteren aramäischen Mundarten, tlieilweise auch, aber in weit geringerem Grade, fremder Sprachen. Wie weit ich von diesem Ziele entfernt geblieben bin, weiss ich selbst am besten. Genauere Mittheilungen von Solchen, welche die Sprache aus dem Munde der Eingebornen kennen, werden Manches ergänzen und berichtigen; schärfere Untersuchung wird die Ursachen der einzelnen Sprachersclieinungen besser nachweisen: doch hoffe ich, dass man auch dann noch meiner mühsamen Forschung ihr Verdienst nicht absprechen wird. Manches, was dem Leser jetzt im Zusammenhang meiner Darstellung als ganz selbstverständlich erscheinen muss, habe ich erst nach langem Suchen gefunden. Der Nachfolger wird vielleicht auf Grund meiner Resultate ohne grosse Mühe Schwierigkeiten überwinden, vor denen ich stehn blieb. Meine Quellen waren ausser Stoddard's an Ort und Stelle geschriebner Grammatik verschiedene, zum Theil umfangreiche Texte; Näheres darüber unten (S. ix f.) und in der Einleitung. Als Hauptmangel des Buches empfinde ich es, dass es mir unmöglich war, durch mein eignes Ohr die Laute der Sprache von einem Eingebornen zu vernehmen. In Folge davon bleibt namentlich in der Lautlehre Manches ungenau und zweifelhaft. Auch sonst war

VI

Vorrede.

ich nicht immer im Stande, die in meinen Quellen vorkommenden Abweichungen vom wirklichen Sprachgebrauch mit Sicherheit als solche zu erkennen. Vollständig liesse sich dieser Mangel nur dadurch heben, dass ein mit den umfassendsten Kenntnissen und Fähigkeiten versehner Forscher an Ort und Stelle selbst genaue Beobachtungen anstellte. Das Eintreten eines solchen Falles ist aber doch für's Erste nicht sehr wahrscheinlich. Ich habe es nun gewagt, das Werk so herauszugeben, wie es ist, im vollen Bewusstsein seiner Unvollkommenheit, da ich überzeugt bin, dass der, welcher auf den Fortschritt der Wissenschaft einwirken will, das Erscheinen seiner Arbeiten nicht immer bis zu einer Zeit vertagen darf, in der es ihm durch einen unerwarteten Glücksfall etwa möglich werden sollte, ihre Versehen und Lücken zu beseitigen. Als einen solchen Glücksfall hätten wir es jetzt aber auch wohl zu betrachten, wenn der grosse Gelehrte, dem wir die erste wissenschaftliche Kunde von der neusyrischen Sprache verdanken, noch einmal seine vor 30 Jahren gemachte Zusage erfüllte, mit einer „genaueren Beleuchtung" derselben hervorzutreten. Bei der Vergleichung der übrigen aramäischen Dialecte stütze ich mich zum Theil auf eigne eingehende Untersuchungen. Ich verweise hier auf meine Abhandlung „über die Mundart der Mandäer" (Göttingen 1862), den kurzen Aufsatz über den noch lebenden aramäischen Dialect im Antilibanon, der während des Druckes erschien (Ztschr. d. D. M. Ges. XXI, 183 ff.), und einen ausführlicheren über die aramäische Sprache der Christen in Palästina, welchen demnächst dieselbe Zeitschrift bringen wird. Dass ich das Syrische nicht bloss aus der

Vorrede.

VII

Grammatik und dem Lexicon kenne, wird der u r t e i l s fähige Leser hoffentlich bald merken. Mangelhaftigkeit

unsrer

mittel für das Syrische

bisherigen

sah ich mich stellenweise ver-

anlasst, etwas weiter in Einzelheiten einzugehn. meine

ganze

Bei der grossen

sprachlichen Hülfsdes

Altsyrischen

Ich glaube, dass ich hierdurch Behandlung

wie durch

des Neusyrischen

Aufhellung der alten Sprache

auch

einige Beiträge

zur

geliefert

habe, und hoffe, dass meine Arbeit deshalb auch für solche Gelehrte von Interesse sein wird, welchen das Studium an

einer modernen Volksmundart liegt.

und für

sich ferner

Bei den Verweisungen auf as. Schriften hätte ich

mich übrigens noch mehr an die Grundlage der ganzen syr. Literatur halten sollen, das syr. A. T., namentlich den Pentateuch, wenn ich auch wohl weiss, dass man bei jenem als einer Uebersetzung sehr vorsichtig sein muss. Ich bemerke hier noch, dass mir das erste Heft der syrischen Grammatik von Merx erst zu Händen kam, als der grösste Theil dieses Buches bereits gedruckt war. Bei meinen Lesern

setze ich eine gewisse

schaft mit dem Altsyrischen voraus.

Bekannt-

Ich habe es des-

halb z. B. für überflüssig gehalten, eine Liste der syrischen Buchstaben zu geben.

An die Stelle der nestori-

anischen Schrift musste ich die neuere jacobitische setzen ; sonst habe ich an der bei den Neusyrern üblichen Schreibweise Nichts geändert, als dass ich die für den Druck sehr unbequeme Bezeichnung

der Laute des ^ (italien.

gi in giorno, engl, g in generat) und des - (ital. « i n engl, ch in church) durch ^

ao,

und ¿s mit einem diakriti-

schen Zeichen (ungefähr v ^ u n d

^)

mit einer neuen,

durch eine andre Modification der Grundzüge gebildeten,

Vili

Vorrede.

vertauscht habe, nämlich

und

y.

Freilich muss

wenigstens v ^ b e i den Nestorianern selbst schon ziemlich eingebürgert sein, da u. A. auch Joseph Guriel in seinen Elem. ling. chald. z. B. ^

=

schreibt.

F ü r den selten vorkommenden Laut war

es dagegen

des j

(französ. j)

nicht nöthig ein Zeichen

einzuführen,

welches von den in den neusyrischen Drucken gebräuchlichen wesentlich abwiche (also ) oder j l , j».). Die Transscription der orientalischen Wörter und Namen ist den jetzt üblichen Grundsätzen angepasst.

Besonders

zu bemerken brauche ich nur, dass ich den Laut des durch j , dagegen den des consonantischen y wiedergegeben wird.

habe,

Uebrigens

während

(Jod) durch

^ durch c dargestellt

habe ich es für unnöthig

gehalten,

bei ganz bekannten Namen eine genaue Umschrift anzuwenden, wie ich auch zuweilen, namentlich bei einigen Eigennamen, absichtlich die Bezeichnung der mir

nicht

ganz sichern Vocalquantität unterlassen habe. E s ist mir eine angenehme Pflicht, hier öffentlich denen meinen Dank arbeitung haben.

auszusprechen, welche mich bei der Aus-

und

Herausgabe

dieses

Buches

unterstützt

Ich nenne hier zuerst Hrn. Professor Rödiger,

welcher mir auf meine Bitte die in seinem Besitz befindliche Abschrift

der

neusyrischen

Doctrina christiana zur

Benutzung überliess, und meinen Freund Friedrich Müller in Wien, der mir, als der Druck vorgerückt w a r ,

schon

ziemlich

weit

noch werthvolle Mittheilungen machte,

die ich, soweit thunlich, in den Nachträgen verwerthet habe.

Ferner sage ich meinem lieben Schüler, Hrn. Dr.

Sachau, Dank für die Sorgfalt, mit der er den Theil der Correcturen besorgte, welchen ich nicht selbst übernehmen

Vorr.ede.

IX

konnte. Die Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft öffnete mir ihre Schätze aus der neusyrischen Literatur. Ganz besonders fühle ich mich aber gedrungen, den würdigen Männern hier zu danken, durch welche wir allein Etwas von der neusyrischen Sprache wissen. Im Laufe des Werkes findet sich mancher sachliche Tadel gegen die Art, in welcher die americanischen Missionäre die Aufgabe, eine neusyrische Schriftsprache zu schaffen, gelöst haben: aber jeden Ausdruck, der etwa die Vermuthung erwecken könnte, als verkennte ich die grossen wissenschaftlichen Verdienste dieser umsichtigen, energischen und opferfreudigen Männer, nehme, ich liiemit ausdrücklich zurück. Die Verlagshandlung hat das Buch sehr gut ausstatten lassen. Der Schnitt der Teubner'schen syrischen Typen verdient, Kleinigkeiten abgerechnet, alle Anerkennung. Zu bedauern ist nur, dass während des Druckes sehr viele Vocalpuncte abgesprungen sind, so dass dadurch ein ausführliches Druckfehlervcrzcickniss nöthig ward. Ich bitte den Leser sehr, dieses vor dem Gebrauch zu berücksichtigen. Eben dieselbe Bitte richte ich an ihn in Bezug auf die Nachträge, die ich übrigens so kurz als möglich gehalten habe. Die Bedeutung der meisten Abkürzungen, welche ich gebraucht habe, ist entweder allgemein bekannt oder versteht sich aus dem Zusammenhange. Besonders zu bemerken ist hier nur Weniges. Die neusyrischen Quellen citiere ich in folgender Weise (alphabetisch): B. — Die neusyrische Uebersetzung von Bunyan, The Pilgrim's Progress. Urmia 1848. B. 2. — Das daran gehängte Fragebuch ib. eod.

V o rro rl o.

X

Bxt. — D i e neusyrische Uebersetzung von Baxter,

The

Saints' everlasting Rest. ib. 1854. Ca(., Catechismus — Die neusyrische, römisch-katholische Doctrina

christiana,

Handschrift im Besitz

Rödiger's

(siehe unten die Einleitung). Fibel — Neusyrische Fibel, Urmia s. a. Gesangbuch — Neusyrisches Gesangbuch, Uebersetzung englischer Kirchenlieder in neusyrische Verse mit Silbenzählung. Morg.

Der Titel fehlt in dem Exemplar

Ges.

der D.

Jedenfalls gedruckt zu Urmia im A n -

fang der fünfziger Jahre. M. — Das von Fr. Müller mitgetheilte Verzeiclmiss neusyrischer Wörter in der Zeitschrift „Orient u. Occident" I I I , 106 f. St. —

Stoddard's Grammatik; siehe unten die Einleitung.

Rod. — Das neusyrische Gebet am Schluss von Rödiger's Clirestomathia svriaca. Z. —• Die neusyrische Zeitschrift

jio^i j-^iot) Jahrg. 1—4.

Urmia 1849 ff. Die

Citate aus dem Alten Testament sind

entnommen

der schönen Quartausgabe Urmia 1852, welche in einer Columne den alt-, in der andern den neusyrischen T e x t giebt, die aus dem Neuen Testament der Ausgabe Urmia 1854. Die Citate

aus

unter „ Overbeck"

altsyrischen verstehe

Schriften

ich das W e r k :

sind

deutlich;

„S. Ephraemi

Syri, Rabulae . . . Balaei aliorumquc opera . . . ed. J. Jos. Overbeck.

Oxford

1865."

Sonst ist nur noch die Abkürzung as. =

altsyrisch und

ns. = neusyrisch zu merken. K i e l , A n f a n g Octoljers 1867.

Th. N ö l d e k e .

Inhalt. Seil». XVII

EINLEITUNG ERSTER

THEIL. LAUTSCHRIFTLEHRE.

UND

I . VOCALE. § Schriftliche Darstellung der Vocale. 1 Diu Vocalzeiehen im Allgemeinen 1 2 2 D a r s t e l l u n g der VoealQuantität 3 Die einzelnen Vocale . . . . 6 4 Die Diphthonge 12 5 Anwendung d. V o e a l b u c h s t a b e n 15 6 Vocalwechsel 16 Erhaltung 7 8 9 10 11 12

und Verlust von Vocalen. Schwa. Aussergewöhnliche Beibehaltung von Vocalen 19 Verlust a u s l a u t e n d e r Vocale . 19 Verlust von Vocalen im I n l a u t 20 Schwa mobile 21 Entstehung neuer Vocale und Silben 22 Allgemeiner Vocalchar acter . . 24 II.

CONSONANTEN.

die neusyrischen

nanten im Allgemeinen

Conso. . . .

Doppelconsonanten, 14 B e i b e h a l t u n g und Ausdehnung d e r Verdopplung 15 Verlust der Verdopplung mit Ersatzdehnung 16 Verlust der V e r d o p p l u n g mit Vocalausfall Aspiration der 17 I m Allgemeinen

2, Einzelne Consonantenklassen. 20 21 22 23 24 25 20

Die Die Die Die Die Die Die

Gaumenlaute Zahnlaute Zischlaute Lippenlaute einschliesslich M Liquidae MLR Voealbuchstaben W und V Kehlhauche

38 41 46 47 51 53 56

3. Einzelne sonstige Erscheinungen an Consonanten. 27 Behandlung einzelner Consonantengruppen 28 Umsetzung von Consonanten . . 29 Abfall anlautender Consonanten

65 66 67

30

68

31

III. IV.

BETONUNG.

. . .

ORTHOGRAPHISCHE

ZEI-

CHEN.

68

ZWEITER THEIL. FORMENLEHRE. Vorbemerkungen. Begriffswörter und Inlerjectionen,

1« Allgemeine Regeln. 13 lieber

§ S^U*. 18 In 1 s Besondere bei den Verbalformen 34 19 Schlussbemerkungen 37

25

32 Die W o r t k l a s s e n 33 Interjectionen I.

26 27 28

Mutae. 28

DAS

1. Das

.

70 71

NOMEN.

Pronomen.

Personal- und Demonstrativpronomina. 34 Selbständige P r o n o m i n a der i . und 2. Person 73 35 Selbständige P r o n o m i n a der 3. P e r s . und D e m o n s t r a t i v p r o n o mina 74

Inhalt.

XII

§ Seite. 36 Suffigierte Personalpronomiiia f ü r das Subject 78 37 Possessivsuffixe 78 38 Fragepronomina 81 39 Helutivworl 83 40 Selbständige Possessiva . . . . 83

2. Das Nomen iin engeren Siun (Substantiv und Adjeetiv). A. Bildung einfacher Nominalstämme. 41 Vorbemerkungen 84 42 Nomina kürzester

Wurzel

. . .

49 50 5152 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63

Vermehrung

100

Nomina durch Praefixe gebildet. Verbalnomina mit M 102 Sonstige Nomiaa mit M . . . 104 Mit T 105 Nomina durch Suffixe gebildet. Mit an 105 Mit ün 107 Mit äy .107 Mit iit .109 Mit y 111 Mit andern Suffixen 112 Nomina mit fremden Suffixen . 113 B. Zusammensetzungen .

73 74

85

Nomina von dreiradicaligen Wurzeln ohne äussere Vermehrung. 43 Die einfachste Bildung . . . . 86 44 Mit k u r z e m Vocal der beiden ersten Radicale 89 45 Mit kurzem Vocal n a c h dem 1. und langem nach dem 2., einfachen Radical 92 46 Mit langem Vocal n a c h dem 1. Radical 95 47 Mit Verdopplung des mittleren Radicals 97 48 Nomina von vierradicaligen Wurzeln ohne äussere

66 67 68 09 70 71 72

.113

C. Die Status der Nomina. Status absolutus 114 S t a t u s constructus 117 S t a t u s emphaticus auf a . . . 121 S t a t u s emphaticus auf e . . . 123

D. Geschlecht. 64 Motion durch äussere Zeichen 124 65 Geschlechtsunterschied ohne äussere Zeichen 127

75 76

Seite. E. Plural. Allgemeines 132 P l u r a l b i l d u u g durch e . . . . 133 Durch äne 136 Durch äte 138 Durch gute .139 Durch wate 142 Durch Wiederholung des letzten Radicals 143 Durch läre 145 Mehrfache P l u r a l b i l d u n g von demselben Nomen 145 P l u r a l i a tantum 146 Anomale Pluralbildung- . . 116

77 F. Anhängen der Possessivsuffixe. 147 78 G. Genitivverbindung. . . 148

3. Das Zahlwort. 79 80 81 82

Cardinalzahlen Zahlen b e s t i m m t e r Dinge . . Ordinalzahlen A n h a n g : W o c h e n t a g e und Monate

350 154 155 156

4. l)ie Partikel. 83 Allgemeines

157

Das Adverbium. 84 Adverbien mit deutlicher Nominalform 158 85 Sonstige Aramäische Adverbien 160 86 Adverbien f r e m d e r oder docli u n b e k a n n t e r H e r k u n f t . . . 165 Die Praeposition. 87 Eigentliche P r a e p o s i t i o n e n . 88 Die praeposition - ähnlichen Wörter und v ^ o . . . . 89 Reduplicationsbildungen bei Praepositionen 90 U n e i g c n t l i c h e P r a e p o s i t i o n e n 91 V e r b i n d u n g der Praepositionen mit Demonstrativpronomina . 92 Verbindung der Praepositionen mit Possessivsuffixen . . . . 93 Die Conjunclion

169 17G 177 177 180 181 183

I I . Das Verbum.

1. Wurzeln. 94 Allgemeines 187 95 Vierradicalige W u r z e l n . . . 188 96 E i n d r i n g e n von P r a e f i x e n in die W u r z e l n . Causative . . 194

Inhalt. §

Seite.

97 F ü n f r a d i c a ü g e W u r z e l n . . .

199

2. Flexion des Yerbuins. A. Bestandteile der Verbalformen. Verbum substantivum. 98 B e s t a n d t e i l e der V e r b a l f o r men. D r e i f a c h e Conjugationsweise 199 99 Verbum substantivum . . . . 200 B. Flexion der dreiradicaligen starken Verben. 100 Die beiden Verbalklassen . . . 207 101 Die Grundformen 211 Corijugation der Grundformen. 102 1. P a r t i e . (1. P r a e s e n s ) . . . 215 103 2. P a r t i e , im Status emphaticus (1. P r a e t e r i t u m ) . . . . 218 104 2. P a r t i e , im Status absol. (2. Praeteritum) 219 105 Infinitiv (2. P r a e s e n s ) . . . . 225 106 I m p e r a t i v 225 C. Flexion der dreiradicaligen schwachen Verba. 107 Mit N und y als erstem Hadical 227 108 Verba i b 228 Verba

mit mittler cm Vocal buchstaben. 109 1. Klasse 110 2. Klasse Verba mit vocalischem 111 1. Klasse 112 2. Klasse

oder

Vocal230 233

Auslaut 236 241

Die doppelt

und mehrfach schwachen Verba. 113 Mit schwachem 1. und 3. R a dical 242 113 b Mit schwachem 1. und 2. R a dical 247 114 Mit schwachem 2. und 3. R a dien! 247 115 Das dreifach schwache Jooj . 252 D. Unregelmässige Verba von drei Radicalen. 116 253 117 254 E. Flexion der vierradicaligen Verben. 118 Mit vier s t a r k e n Radicalen . 256 119 Mit schwachem 4. R a d i c a l . 258

XIII

§

Seite.

120 Mit schwachem 2. und 4. R a dical 259 121 \x>\2CO 259 122 F. Ueberreste alter Flexionen . 260 123 3 . D a s V e r b u m m i t P r o n o minalsufflxen zum Ausdruck des Objects. 261 D R I T T E R TITEIL. I. V O N DEN

SYNTAX.

REDETIIEILEN.

1. D a s N o m e n . 124 Allgemeines 125 Determination des Substantivcs. 126 Geschlecht Gegenseitige Unter- und Beiordnung Nomina. 127 Unterordnung 128 Attributiver G e b r a u c h des Adjectivs 129 G e b r a u c h von Adverbien s t a t t des Adjectivs 130 Apposition b e i M a a s s - u n d Artangaben 131 G e b r a u c h von 132 W i e d e r h o l u n g der Nomina . 133 Steigerung der Adjectiva und Adver bia 134

135 136 137 138 139

Pronomina. N a c h d r ü c k l i c h e Setzung der selbständigen und suffigierten Personalpronomina Reflexivpronomen Possessivpronomen Demonstrativpronomen . . . Fragepronomen Zahlwörter

264 264 266 der 268 268 270 271 273 274 274

275 277 278 279 279 281

Adverbialausdruck. 140 S u b s t a n t i v a und A d j e c t i v a als Adverbia. Zustandswörter. . 283 141 Stellung des Adverb's beim Adjectiv 285 2. Das Ycrbum. A. Das Verbum finitum. 142 Geschlecht 143 Passivausdruck Gebrauch der Tempora und 144 Grundverhältnisse

286 287 Modi. 290

Inhalt.

XIV §

145 146 147 148 149 150

Seile.

1. 1. 1. 2. 2. 1.

Praesens 291 P r a e s e n s m i t V o r s ä t z e n . . 294 P r a e s e n s m i t Jooj 297 Praesens 304 P r a e s e n s m i t )oo> . . . . 306 Praeteritum 307

151 1. Praeteritum mit Jooj . . . 308 152 2. P r a e t e r i t u m 153 I m p e r a t i v 154 N a c h t r ä g l i c h e r U e b e r b l i c k

310 312 . 313

lieclion des Verbums. 155 O b j e c t b e i den g e w ö h n l i c h e n Verbalformen 156 O b j e c t b e i m 2. P r a e t e r i t u m . 157 Z w e i O b j e c t e 158 D a t i v a u s d r u c k 159 R e c t i o n mit F r a e p o s i t i o n e u .

315 317 319 322 323

B. Die Verbalnojnina. Der

Infinitiv.

160 G e w ö h n l i c h e r G e b r a u c h des Infinitivs 324 161 I n f i n i t i v m i t o 329 162 I n f i n i t i v b e i JLO) u n d jJoj . . 331 163 V e r b a l e A n w e n d u n g d e r Nomina Actionis 331 164 A l l g e m e i n e s O b j e c t 333 Parlicipia. 165 D i e e i g e n t l i c h e n P a r t i c i p i a . 334 166 D i e N o m i n a A g e n t i s . . . . 334

S

Suite.

171 V o r a n s t e l l u n g mina 172 Negative Sätze 173 Fragesätze

VOM

SATZ.

No348 349 352

2. Verbindung mehrerer Sätze. 174 A l l g e m e i n e s

354

Relativsätze. 175 R e l a t i v s ä t z e als A t t r i b u t e v o n Substantiven und P r o n o m i n a . 176 V e r k ü r z t e Relativsätze für a t t r i b u t i v e A d j e c t i v a u n d Zustandswörter 177 R e l a t i v s ä t z e n a c h A d v e r b i e n 178 C o n j u n c t i o n e l l e r G e b r a u c h d e s Relativworts 179 S o n s t i g e A n w e n d u n g e n des R e lativworts 180 A u s l a s s u n g des R e l a t i v w o r t s beim conjunctionellen Gebrauch

367

181 Indirecte Fragesätze 182 Bedingungssätze

369 371

183 Sonstige

373

Unter-

und Nebensätze

355

358 362 364 367

Parenthesen and Satzverschränkuny. 184 P a r e n t h e s e 374 185 S a t z v e r s c h r ä n k u n g 374

186 Ellipsen II.

absoluter

and Anakoluthe *

. . .

376

1. Vom einfachen Satz. Die Theile des Satzes. 167 S u b j e c t . P r a e d i c a t . C o p u l a 335 168 Z u s a m m e n s e t z u n g e i n e s S a t z gliedes aus m e h r e r e n aneina n d e r g e f ü g t e n W ö r t e r n . . . 339 169 Congruenz der Satztheüe . . . 340 Wortstellung. 170 G r u n d z ü g e d e r W o r t s t e l l u n g im Satze 343

E R S T E R ANHANG. U E B E R DIE F R E M D W Ö R T E R IM N E U SYRISCHEN 378 Z W KITER ANHANG. NEUSYRISCHE SPRACHPROBE MIT UEBERSETZUNG 409 Nachträge und Berichtigungen Druckfehlerverzeichniss

. . 413 417

GRAMMATIK DER

NEU SYRISCH EN SPRACHE.

Einleitung. Die zuerst von K. Niebuhr gegebene Nachricht, dass die Christen in der Umgegend von Mosul sich noch einer syrischen Mundart bedienten, begegnete bis vor wenigen Jahrzehnten manchem Zweifel. Heute seit dem Auftreten der americanischen Missionäre in jenen Gegenden wissen wir, dass aramäisch (syrisch) redende Christen über einen weiten Raum vom Westufer des Urmia-See's bis tief nach Mesopotamien hinein zerstreut sind, freilich überall neben einer zahlreicheren, grösstentheils muslimischen, Bevölkerung türkischer, kurdischer und arabischer Zunge 1 . Von diesen Syrern lebt ein grosser Theil unzweifelhaft auf alt aramäischem Boden. Dies gilt ohne Widerrede von den Jacobiten im nordöstlichen Mesopotamien; aber auch die meisten Gebiete, auf denen noch sonst nestorianische, hie und da auch jacobitische, Syrer wohnen, sind altaramäisch. Sicher steht dies von der Ebne A

des eigentlichen Assyriens im engsten Sinne (Atlrur und Hadyab) bis an die kurdischen Berge. Dies folgt schon 1

Vgl. Rüdiger im 2. Bd. der Ztschr. f. d. K. d. Morg. S. 77 ff. u. Ä. m.

Auf eine nähere Betrachtung der geographischen und Culturverhältnisse kann ich mich hier natürlich nicht einlassen.

Die Zahl Üer nestorianischen Syrer,

einschliesslich der unierten, erreicht nicht 150000. Ueber die syrisch redenden Jacobiten sind mir keine Schätzungen bekannt; sie werden aber viel geringer an Zahl sein. N ü l d e k e , Gramm, d. neusyr, Sprache.

t)

Einleitung.

XVIII

aus den zahlreichen kirchengeschichtlichen und andern Angaben über dies Land in Assemani's Bibl. Orient.1 Auch in den höher gelegenen Landschaften haben ohne Zweifel seit alter Zeit Aramäer gelebt, wenn auch vielfach neben einer kurdischen Bevölkerung. Ueber die weiter nördlich am linken Ufer des Tigris gelegnen Gegenden, die westlichen Abhänge des kurdischen Gebirges, welche heute nach dem kurdischen Hauptstamm Bohtan 2 genannt werden, giebt uns wieder Assemani hinreichende Daten für eine alte christlich-syrische Bevölkerung; es sind dies die Diöcesen von Beth Nuhadrä, arab. ^tXgi Lj, und Ma'althäyä (letzteres noch jetzt ein von Nestorianern bewohnter Ort). Aber auch weiter in's kurdische Gebirge hinein finden wir schon lange Aramäer. Von nestorianischen Syrern in den „Gebirgen von Assyrien" jj.il JU=» berichtet uns Barhebraeus (hist. dynast. ed. Pococke S. 16 f. vgl. Journ. as. 1835 Mai 215 f.); von denselben Gegenden spricht Thomas von Margä (bei Ass. b. or. II, 208) unter dem 1

Ueber das Wesen der alten assyrischen Sprache will ich durchaus keine

Meinung aussprechen; nur bemerke ich, dass die Gestalt des Neusyrischen der Annahme einer semitischen, aber nicht aramäischen Sprache in diesen Gegenden nicht eben günstig ist.

Auf alle F ä l l e ist dieses L a n d schon seit vor-

christlicher Zeit aramäisch. 2 Die americanischen Missionäre schreiben Bootan, oder \JLQ3 (sprich Botav),

Andre Bohtan,

neusyrisch ^ c o ,

Bottan, Boattan,

yi.03

aber die ursprüng-

liche F o r m ist Bochtan, denn die besten Autoritäten Vfiqüt s. v. j U und sonst, Saraf-addin in seiner Kurdenchronik und der Fortsetzer des Barhebraeus (Ass. b. or. III, II, 140 ff) schreiben das Gentilicium resp.

.

Ich

vermuthe fast, dass dieser weit verzweigte Stamm mit den bei Herodot 3, 93 neben den Armeniern genannten Paklyes

identisch ist, die von dem östlichen

Volke dieses Namens (den heutigen P a k h t u oder Puschtu) verschieden müssen.

sein

Einleitung.

XIX

Namen JVo^. Auf die im Gebirge unter den Kurden wohnenden und ihrer Sprache kundigen christlichen Syrer gehn auch wohl die Notizen über christliche Kurden aus Mas'udi bei Dimas'qi (ed. Mehren l'oo; wie unglaublich das klang, zeigt der Zusatz in einigen Handschriften) und bei Marco Polo 1, 6. Wie wir heut zu Tage in diesen Gegenden bis dahin, wo die armenische Bevölkerung beginnt, nur Syrer als Christen finden, so dürfen wir wohl annehmen, dass hier auch schon seit langer Zeit Christenthum und syrische Nationalität immer verbunden waren. So wird denn auch der christliche Gebirgstamm der ),.üJ.o, von dem ein Theil gegen das Ende des 13. Jahrhunderts sich mit seinen Todfeinden, den Kurden, bei Arbela bekämpfte (Barh. chron. 587 f.), ein syrischer gewesen sein; leider giebt uns der Historiker nichts Näheres über ihre Wohnsitze. Als nestorianische Syrer werden wir auch die Gebirgsbewohner anzusehn haben, welche im Jahre 1279 n. Chr. G. dem nestorianischen Katliolikos in Us'nü (Adherbaidschan) einen widerspänstigen Kleriker einfingen (Barh. bei Ass. b. or. II, 256). Könnten wir die Lage aller einzelnen Ortschaften und Klöster, welche bei Assemani (namentlich aus Thomas von Margä) vorkommen 1 , nachweisen, so würden wir wahrscheinlich die christlich-syrische Bevölkerung schon in frühen Jahrhunderten selbst im Herzen der kurdischen Alpen finden. Wenigstens Betli Bagas ¡J^-i W, 1

Die Namen sind zum Theil deutlieh aramäisch, zum Theil aber auch ent-

schieden fremdartig; Beides leicht begreiflich hei Gegenden, in welchen von Alters her zwei ganz verschiedne Völker (Iranier und Aramäer) neben einander wohnten. Ebenso ist es denn auch noch heute, vgl. die Liste von Dörfern in Tiari im Journ. of the am. or. soc. II, 67 f. b*

XX

Einleitung.

woher u. A. die Leute zum Kloster Birtä in Margit strömten (Ass. b. or. III, II, 498) •— und in ein syr.-nestorianisches Kloster werden doch nur syrische Nestorianer gegangen sein — muss nach den Meräsid s. v. v"lj mitten im Gebirge gelegen haben, ungefähr da, wo auch jetzt die Hauptsitze der Nestorianer sind 1 . Semiten in diesem Lande zu finden, können wir uns übrigens um so weniger wundern, als selbst lIE^EIt* d. i. das noch nördlicher gelegne und jetzt von Armeniern und Kurden bewohnte Albäq 2 seit Urzeiten als semitisch gilt (Gen. 10, 22; 11, 10). Wir dürfen also mit F u g annehmen, dass nestorianische Syrer in den wilden Gebirgsgauen am mittleren Lauf des grossen Zab und unweit desselben seit alter Zeit heimisch sind. Allerdings können wir zugeben, dass sie mitunter durch Zuzüge von Stammes- und Religionsgenossen verstärkt sein mögen, welche sich etwa vor den Bedrückungen ihrer muslimischen Herrn in die unzugänglichen Berge zurückgezogen haben. Dass sie hier ihre Sprache bewahrten, obwohl sie meistens auch des Kurdisehen mächtig sind, verdanken sie wesentlich ihrem Glauben, der sie tief von den muslimischen Kurden trennt, mit denen sie fast stets in mehr oder weniger offner Feindschaft leben. 1

Einen monophysitischen Bisehof vom Hauptort des Gebirgs Julämarg

^xlXq^

(Barh. Chron. 626; bei äaraf-addin dyüj^z. I, ( . T , 1.1, neusyr. ^ ^ ¿ ¿ q ^ — Bedeutung wohl „Rosenau", denn merg „Wiese" ist auch kurdisch: siehe unten S. 381 Anm. 3) kommt schon im 8. Jahrh. vor (Ass. b. or. II, 432); doch darf man aus diesem Umstand wohl nicht mit Sicherheit auf eine syrische Bevölkerung schliessen. 2

Kiepert in den Monatsber. d. Berl. Acacl. 1859 Febr. 200.

• n^W wie bei Saraf-addin ^ifUJi I, 1v.

Auch neusyrisch

Einleitung.

XXI

Bei der grossen Angelegenheit dieser Stämme, welche nie in die Staaten- und Culturgeschichte thätig eingegriffen haben, und bei dem Hochmuth der Muslime ist es nicht zu verwundern, dass wir von ihnen so gut wie Nichts aus früherer Zeit erfahren. Vergeblich habe ich mich bei verschiedenen Historikern und Geographen nach Nachrichten über sie umgesehn. Selbst der Geschichtsschreiber der Kurden, Saraf-addin, welcher sich doch eingehend mit den Gegenden beschäftigt, in welchen die Nestorianer wohnen, giebt uns nur eine einzige, aber freilich auch sehr wichtige Nachricht. E r erzählt nämlich (I, 11"), wie „einige Unterthanen aus der Gegend Diz j J [ein noch heute christlicher Bezirk nicht weit von Julämarg, etwa N. O.], christliche Ungläubige, welche man i 1 nennt" ihrem alten kurdischen Fürstenhause wieder zur Herrschaft über das von den Türkmanen des weissen Hammels occupierte Hakkäri 2 - Gebiet verhalfen (gegen 1480 n. Ch. G.). Die Einzelheiten dieser Erzählung zeigen diese Syrer als in jenem Lande durchaus ansässig. Um 1580 kommt Gelu d. i. der höchste Theil des ganzen Gebirgslandes (neusyrisch Jit/j als nestorianische Diöcese vor (Ass. b. or. III, 1, 621). Ein nach Rom gesandter Brief eines hohen nestor. Geistlichen vom Jahre 1653 (ib. 622) nennt als von ihnen bewohnt 1

Entweder sclilcchte Sehreibweise für ^ j j j - i I (nach persisch - türkischer

Aussprache) „Assyrer" oder =— pfaäß „Syrer". 2

Bei ihm ¡ U j l i i - , aber bei Barh. 45, 385, 461 u. s. w. L'ifcio* ( o w a o o ) ) ,

wie in den Meräsid s. v. (also bei Y&qüt) BeiläuBg mache ich darauf aufmerksam, wie barbarisch der Druck der Türkmanen wohl gewesen sein mag, wenn man ihm die Herrschaft der Kurden vorzog!

E i n l e i t u n g.

XXII

eine ganze Reihe von Orten und Gegenden im Gebirge, deren Lage wir jetzt etwas genauer kennen. Aber eingehendere Nachrichten über diese Nestorianer haben wir doch erst durch die Americaner erhalten. Leider haben wir gar keine älteren Angaben über ein andres Gebiet, auf welchem jetzt Syrer wohnen, nämlich die Ebne am Westufer des Sees von Urmia 1 bis nach Sahnas (oder vielmehr Salamäs y-Ulw, neusyr. cyvriNrp Stilämas), deren meiste Einwohner übrigens Muslime türkischen Stammes sind, wie denn auch diese Syrer durchgängig türkisch sprechen können. Allerdings erstreckte sich die Missionsthätigkeit der Nestorianer im Mittelalter über das ganze Iran und weiter hin, aber wir dürfen nicht annehmen, dass damit auch die Verbreitung der aramäischen Sprache gleichen Schritt ging. Höchstens als Kirchen- und gelehrte Sprache ward das Syrische von den Neubekehrten in Iran angenommen, und wir können deshalb durchaus nicht vermuthen, dass die Syrer von Urmia von Ureinwohnern andern Stammes 1

Der eigentliche Name scheint ürmi zu sein.

Perser

Saraf-addin schreibt

Nach Yäqüt sprechen

die

I, H l ff., und ebenso hat Ass. b. or.

II, 449, die neusyr. Drucke geben —aajo/, seltner ^OiOi', der Bericht bei Ass. III, I, 622 TJrmi, und so sprechen auch die Armenier (Blau in Ztschr. d. D. M. G. XII, 591).

Dasselbe ist ^oo'io/ Ztschr. f. d. K. d. Morg. III, 225, dessen

N wohl nicht ausgesprochen werden soll (vgl. unten S. 52).

Daneben haben

wir aber auch

f (Dorn, die Sammlung von morgenländ. Handschriften , oi

Chanykov's S. 32).

Arabisiert lautet der Name ä-ys^J (so durchgängig bei den

arab. Geographen) vgl. (VO'Oi' Ass. I I , 453 und Jjotoi' auf den altsyrischen Titeln der neusyr. Bücher, und auch wieder s — * - ^ , I (Dorn, Handschriften Nachträge S. 39; Blau a. a. O. schen Missionäre Oroomiah.

t).

So schreiben denn die americani-

Einleitung.

XXIII

herkämen, welche mit dem Christenthum die Sprache ihrer Bekehrer angenommen hätten. Dagegen spricht auch ganz entschieden die Gestalt des syrischen Dialects von Urmia, welcher, wie wir unten sehen werden, nicht geradezu von der syrischen Schriftsprache abstammt. Nun gehört aber doch die Ebene von Urmia gewiss nicht von Alters her zum Gebiet der aramäischen Nation, von dem sie j a eben durch eine gewaltige natürliche Völkerscheide getrennt ist. Wir haben daher eine, vielleicht ganz allmähliche, Einwanderung von Syrern aus dem unwirthlichen Gebirge anzunehmen. Da die Bevölkerung von Adherbaidschan seit der Zeit des Seldschukenreichs überhaupt eine durchaus andre geworden ist, so hat eine solche Hypothese keine Schwierigkeiten. Vielleicht kann eine sorgfältige Nachforschung an Ort und Stelle hierüber noch Sicheres erkunden. Jedenfalls muss eine solche Untersuchung besonders auch die dortigen Juden mit in's Auge fassen, die nach Stoddard's Mittheilung (S. 8) einen aramäischen Dialect sprechen, welcher den Nestorianern verständlich ist 1 . Vielleicht deutet schon das Sitzen nestorianischer Bischöfe zu Urmia im J a h r e 1111 n. Ch. (Ass. b. or. II, 449) und 1289 (ib. 453) sowie der gelegentliche Aufenthalt des nestorianischen Katholikos in Us'nü (oder Us'nuh, südlich von Urmia) zur Zeit des Barhebraeus (Ass. b. or. I I , 256) auf syrische Nestorianer in dieser Gegend; jedenfalls ergiebt sich eine solche Bevölkerung aus der Niederlassung des nestorianischen Patriarchen in Urmia um's J a h r 1600 (Ass. b. or. III, I, 621), und der 1

Selbst in Kawändiz fand Perkins syrisch redende Juden (Journ. of tlie

amer. or. Soc. II, 91).

XXIV

Einleitung.

schon erwähnte Bericht vom Jahre 1653 (ib. 622) nennt uns Nestorianer in mehreren Orten der Ebene, wo sie noch jetzt wohnen. Der Brief des papistisch gesinnten Verfassers ist geschrieben in „Huaarba" bei Salmas d. i. der noch jetzt wichtigste Ort der unierten Nestorianer dieser Gegend (s. g. Chaldäer) ) -v,noo.3 oder Joiooo-2. Aber Näheres über die Syrer dieses Landes wissen wir wieder erst durch die Americaner. Die über einen so grossen Raum ausgedehnte, wenig zahlreiche, durch Trennungen verschiedenster Art zerklüftete Bevölkerung hat natürlich ihre Sprache nicht gleichmässig entwickelt. Dieselbe zerfällt in verschiedene, mehr oder weniger von einander abweichende Dialecte. Von der Vulgärsprache der Jacobiten in Mesopotamien wissen wir noch immer nichts Wesentliches. Ein paar Notizen deuten a n , dass der Unterschied zwischen ihr und der Sprache von Urmia kein allzu grosser sei: so lieisst es in der neusyr. Zeitschrift (III, 226), dass in der Umgebung und an den Abhängen der Berge von J a b a l Tür iol (einige Tagereisen oberhalb Jezira, westlich vom Tigris, also wohl Tür 'Abdin) 200 Dörfer von Jacobiten bewohnt seien, welche ein Syrisch reden, das von dem der Nestorianer „ein wenig verschieden" Jjlj;2> wäre. Zu vermuthen ist aber, dass die Sprache dieser Jacobiten dem Altsyrischen bedeutend näher stehe als der uns bekannte neusyr. Dialect. Die Sprache der Jacobiten von Bartillä unweit Mosul fand Perkins der in Urmia so ähnlich, dass er sie ganz gut verstehn konnte (Journ. of the am. or. soc. I I , 110). Dagegen ist der Dialect der christlichen Bewohner von Bohtan und dem zwischen Bohtan und Mosul liegenden

Einleitung.

XXV

Lande nach der Angabe eines eingebornen Missionärs aus Urmia so verschieden von seiner Muttersprache, dass er sich mit ihnen kaum verständigen kann (Z. II, 137). Auch die Mundarten des inneren Gebirgslandes müssen nach den von Stoddard angegebnen (und in unsrer Grammatik wiederholten) Notizen sowohl unter sich wie von der Sprache Urmia's vielfach abweichen. Stoddard erwähnt gelegentlich den Dialect von Gamar i q ^ oder »c^ (bei Ass. b. or. III, I, 622 Gur1) Techuma JJSQ^I. oder Jxxa~L („Gränze" bei Ass. Tacliuma), Tiari l'J^ („Gehöfte"; bei Ass. Jatira) und „Nochen2". Genaueres wissen wir bis jetzt bloss über den Dialect der syrischen Christen aus der Ebene von Urmia, obwohl wir nicht im Geringsten zu bezweifeln haben, dass dieser mit der Sprache ihrer Brüder in Kurdistan eng zusammenhängt. Selbst innerhalb der Ebene erkennen wir noch gewisse Dialectschattierungen. Bei der sehr geringen Bildung dieser Nestorianer — zu denen wir in sprachlicher und nationaler Hinsicht unbedenklich die mit der römischen Kirche unierten s. g. ,,Chaldäer" rechnen — und der so ziemlich allen Orientalen gemeinschaftlichen Geringschätzung der gewöhnlichen 1

Der schon mehrmals erwähnte Brief war sicher syrisch (ohne Vocalzeichen)

geschrieben, aber Assem. benutzte nur einen lateinischen Text, in welchem die Namen zum Theil falsch gelesen waren. 2

Von „Nochea" weiss ich weder Aussprache noch L a g e anzugeben;

die

übrigen Gaue sind wenigstens ihrer ungefähren L a g e nach aus den Kartenskizzen

von Azariah Smith (im 2. Bande des Journ. of the am. or. s o c . ) ,

Layard u. s. w. zu bestimmen.

D i e Hochebene Gawar liegt links vom Zäh,

wenige Meilen

östlich von Julämarg bis zur höchsten Erhebung im Lande

Jellft, bei Ass.

b. or.

Gelu (siehe die neusyr. Zeitschrift I . , 53; III, 210;

Ztschr. d. D. M. G. VI, 404).

Der Gau j l k j , bei Ass. b. or. III, 483 ist mit

Tal wohl nicht identisch, sondern südlicher.

XXVI

Einleitung.

Umgangssprache fehlte es bis in unser Jahrhundert an allen Versuchen, die Vulgärsprache literarisch zu verwerthen. Die Wenigen, welche schreiben konnten, bedienten sich eines mehr oder weniger correcten Altsyrisch 1 . Erst die Missionsthätigkeit der neuesten Zeit bewirkte hier eine Aenderung. Die frühsten Versuche eines schriftlichen Gebrauches der Muttersprache gingen von einem eingebornen römischen Priester in Chosrawa aus. Durch die ersten americanischen Missionäre, welche diese Gegend bereist hatten, erhielt Rödiger die Abschrift einer von ihm gemachten Uebersetzung einer Doctrina cliristiana und einiges Aehnliche. Das aus jener herausgegebne Credo (Ztschr. f. d. K. d. Morg. 2, 85 ff.) und ein Gebet (am Schluss seiner Chrestom. syr.) bilden die ersten Stücke dieser Sprache, welche den europäischen Sprachforschern vorgelegt wurden. In den dem Credo beigegebnen sprachlichen Erläuterungen Rödigers haben wir die erste wissenschaftliche Behandlung der Sprache, welche im Anbetracht des noch so sehr dürftigen Materials als eine sehr hervorragende Leistung des berühmten Gelehrten anzuerkennen ist. Der Verfasser jener Doctrina (deren Handschrift mir Rödiger auf meinen Wunsch bereitwillig zur Benutzung überliess) und des Gebets wendet zur Darstellung seiner Muttersprache die altsyrische Schreibweise an, wie sie bei den Nestorianern üblich ist. Die absoluten und relativen Mängel derselben (gar zu grosse Menge von Pünktchen, nicht genügende Anzahl von Zeichen zur Unterscheidung der verschied1 Eine Probe dieser Anwendung des Altsyrisohen haben wir in den von Rödiger herausgebenen Briefen des Patriarchen an die Missionäre (im 2. Bd. der Ztschr. f. d. K. d. Mor?. III, 220 ff.).

Einleitung.

XXVII

nen neusyr. Vocale u. s. w.) sucht er nicht zu heben; nicht selten gebraucht er Zeichen, die f ü r s Neusyrische ganz unnötliig sind, und hält sich auch in der Orthographie mehr als billig an die alten Formen. Doch dabei zeigt sich ein grosses Schwanken im Orthographischen, welches uns aber oft zur Erkenntniss des wirklichen Lautes von Nutzen ist. Im Ganzen sind jedoch diese Schriftstücke zu wenig umfangreich und auch ihrem Inhalt nach nicht besonders geeignet, eine illiterate Sprache in ihrem wahren Wesen zur Darstellung zu bringen. Nun Hessen sich aber die americanischen Missionäre bleibend unter den Nestorianern nieder und begannen in richtiger Erkenntniss dessen, was noth that, mündlich und schriftlich zu ihnen in ihrer eignen Sprache zu reden. Nach mancherlei Versuchen und Vorarbeiten errichteten sie in Urmia, der einzigen grösseren Stadt im Gebiet der Nestorianer, eine Druckerei, aus welcher Bücher in altund neusyrischer Sprache hervorgingen. Das Unternehmen, bei dem ihnen intelligente Eingeborne an die Hand gingen, war kein leichtes. Die Mängel, welche der Sprachforscher in den von den Missionären gedruckten Werken bemerkt, werden zum grossen Theil durch praktische Gründe entschuldigt oder geradezu nothwendig gemacht. Wir müssen nicht vergessen, dass für die Missionäre das Linguistische immer nur Nebensache ist. Schon die Mannigfaltigkeit der Dialecte war ein grosses Hinderniss. Man musste sich wohl oder iibel entscliliessen, den Dialect von Urmia zur Schriftsprache zu wählen, brachte dabei jedoch einige Modificationen an. Man konnte aber in der schlichten Sprache des Lebens nicht ohne Weiteres Bücher schreiben: eine Schriftsprache ist

XXVIII

Einleitung.

nun einmal nie völlig identisch mit der Umgangssprache, und gewisse Veränderungen waren daher unvermeidlich. Man darf es nicht tadeln, wenn sich die Missionäre hierbei gern nach dem Muster des Altsyrischen richteten, und die Frage ist nur, ob sie dies überall mit der nöthigen Vorsicht thaten und die Aenderungen auf das Notliwendigste beschränkten. Wo in der Volkssprache vollere und abgeschliffenere Formen neben einander standen, da durften sie wohl die der altern Sprache näher stehenden vorziehn; aber ein Fehler, der nicht ganz vermieden ward, war der, dass man zuweilen auch alte Formen ausdrückte, die gar nicht mehr üblich waren; auch hätte man mit der Aufnahme neuer Wörter aus dem Altsyrischen weniger leicht bei der Hand sein sollen. So nah das Bestreben liegt, eine herabgekommene Sprache durch äusserliche und künstliche Aneignung von Elementen aus einer alten Cultursprache zu heben, von der sie aber durch einen tiefen Riss geschieden ist, für so bedenklich müssen wir ein solches halten 1 . Der Linguist würde wünschen, dass die Missionäre an die Stelle der syrischen Schrift ohne Umstände eine streng durchgeführte Schreibweise mit einem nach wissenschaftlichen Grundsätzen modifizierten lateinischen Alphabet gesetzt hätten. Hieran scheinen sie aber gar nicht gedacht zu haben, und es ist allerdings wahrscheinlich, dass das Misstrauen der Eingebornen gegen eine solche „fränkische" Schrift fast unbesieglich gewesen wäre. Ferner hätten die Missionäre zu einer streng phoneti' D a s zeigt sich namentlich an dem bekanntesten Beispiel, der Sucht der Neuhellenen, mit Verkennung des Entwicklungsganges der Jahrtausende ihre Sprache künstlich der eines Plato und Demostlienes wieder gleich zu machen.

Einleitung.

XXIX

sehen Schrift auch ein viel feineres Ohr rücksichtlich der Unterscheidung der Vocale haben müssen, als man es bei englisch Redenden zu finden pflegt.

Jedenfalls hätte

man aber bei der Anwendung der syrischen Schrift etwas kühner sein können. Stoddard entschuldigt es, dass man in der Orthographie häufig von der Etymologie abgegangen sei, während wir gerade den Vorwurf erheben, dass man sich viel zu viel an die Etymologie gehalten hat.

Bei

einer Sprache, die keine literarische Vergangenheit hatte, durfte man bloss darauf bedacht sein, die wirklich ausgesprochenen Laute möglichst scharf auszudrücken, ohne Rücksicht auf die Gestalt, welche die Wörter etwa früher gehabt hatten. Wozu sollte es z. B. dienen, lange Vocale zu schreiben, wo Jedermann kurze spricht, oder Gutturale auszudrücken, die entweder gar nicht mehr ausgesprochen werden oder durch andre Laute ersetzt sind? Den an ein starkes Missverhältniss zwischen Laut und Schrift, die Folge einer grossen

literarisch-sprachlichen

Entwicklung, gewöhnten Engländern mag dieser Umstand nicht so schlimm dünken: aber allein schon die grosse Erleichterung, welche den Eingebornen aus einer streng phonetischen Schrift für das Lesen- und Schreibenlernen erwächst 1 , sollte entscheidend sein, abgesehen davon, dass dadurch

dem europäischen Sprachforscher

die genaue

Erkenntniss des wirklichen Sprachbestandes allein ermöglicht wird.

Eine vollständige Aenderung ist hier kaum

mehr statthaft, aber ich möchte den Missionären, die doch nach und nach allerlei Aenderungen (zum Theil wesent1

Sollten z. B . wohl v i e l e E i n g e b o r n e dahin k o m m e n , sich die für die Ver-

ben mit ursprünglichem 5. und O) e i n g e f ü h r t e n S c h r e i b w e i s e n vollständig anzueignen?

XXX

Einleitung.

liehe Verbesserungen wie die Unterscheidung des ¿3 vom v^) eingeführt haben und im Orthographischen noch mannigfach schwanken, die ferner in vielen Punkten ihren auf Darstellung der Etymologie gerichteten Bestrebungen doch untreu geworden sind, dringend rathen, mehr und mehr eine phonetische Schreibweise einzuführen. Da die meisten neusyr. Bücher Uebersetzungen sind, so konnte ein störender Einfluss der Sprachen, aus denen übersetzt ward, nicht leicht vcrriiieden werden. Leider ist dies nun noch weniger geschehen, als zu erwarten war. Entfernen sich schon die aus dem Englischen übersetzten Bücher zum Theil, wenigstens im Periodenbau, mehr als billig von der nach Stoddard's ausdrücklichem Zeugniss der Sprache eignen Einfachheit, so leiden die von mir benutzten Uebersetzungen der Bibel an einer übergrossen Wörtlichkeit, welche unzweifelhaft viele Stellen den Eingebornen ganz fremdartig, ja unverständlich macht. F ü r die Syntax der Sprache kann man diese Uebersetzungen nur in geringem Umfange verwerthen. Uebrigens ist z. B. die Uebersetzung von Bunyan's Pilgrim, dessen originelle und lebhafte Sprache der Redeweise eines einfachen Volkes analoger ist, offenbar besser gerathen als die anderer Schriften. Meistens Originalstücke enthält die Zeitschrift „die Lichtstrahlen" (J*.'o>) Jio^j), von der ich 4 Jahrgänge habe benutzen können; in derselben befinden sich auch einige Aufsätze von Eingebornen, die zum Theil aus andern Gegenden sind als aus Urmia, aber die Sprache, welche sie dort in der Schule gelernt haben, ohne merkliche Abweichungen schreiben,'

Einleitung.

XXXI

Zahlreiche Druckwerke sind aus der Missionspresse in Urmia hervorgegangen; viele derselben hat der treffliche Leiter der Missionsanstalt Perkins der Bibliothek unsrer Deutschen Morgenländischen Gesellschaft zum Geschenk gemacht, und von diesen habe ich eine Anzahl zum Studium dieser Sprache benutzt. Aber es wäre durchaus unmöglich, eine irgend treue Vorstellung von der Sprache der Nestorianer zu bekommen, hätten wir nicht Stoddard's Grammatik (,,Grammar of the modern Syriac language, as spoken in Oroomiah, Persia, and in Koordistan" im Y. Bande des Journal of the americ. Orient, soc.). Der Verfasser, welcher durch langjährige Wirksamkeit an der Missionsanstalt in Urmia eine gründliche Kenntniss der dortigen Sprache erworben hat, giebt uns eine ziemlich eingehende Darstellung derselben, wobei er auch auf den nachlässigen Sprachgebrauch des gemeinen Lebens Rücksicht nimmt und zugleich auch manche werthvolle (freilich nur zerstreute) Angaben über die Dialecte der Gebirgslandschaften bringt. Durch diese Grammatik lernen wir erst einigermassen den wirklichen Lautbestand kennen; auch geben uns die reichhaltigen Verzeichnisse von Verben einigen Ersatz für das noch mangelnde Wörterbuch. Allerdings darf man an seine Arbeit keine zu strengen wissenschaftlichen Anforderungen stellen. Von einem Missionär mit vorzugsweise practischen Gesichtspunkten kann man nicht verlangen, dass er beständig die Methode und Ergebnisse der neueren Sprachwissenschaft vor Augen habe. Auch der Sprachstoff könnte noch vollständiger vorgelegt sein. Zu wünschen wäre namentlich, dass er die Lautlehre noch eingehender und klarer ge-

XXXII

Einleitung.

geben hätte. Aber dennoch bleibt seine Arbeit eine in mancher Hinsicht sehr tüchtige, wie sie denn auch von guten Sprachkenntnissen des Verfassers auf andern als dem von ihm zunächst berücksichtigten Gebiete zeugt. In Stoddard's Grammatik 1 , den neusyrischen Drucken und den beiden altern Texten haben wir ein immerhin recht stattliches Material zur Darstellung und wissenschaftlichen Bearbeitung der Sprache von Urmia und zugleich die Möglichkeit, zuweilen einen Blick auf die anderen Dialecte werfen zu können. Hierzu kommt noch ein kurzes Wörterverzeichniss, welches Friedr. Müller aus dem Munde von Syrern der Gegend von Urmia aufzeichnete und im „Orient und Occident" Jahrg. 3 S. 106 f. veröffentlichte. Dasselbe ist zwar nur flüchtig niedergeschrieben und macht nicht den Anspruch, in allen Theilen bis in's Kleinste correct zu sein 2 ; auch kommen ein paar Druckfehler dazu: aber von einem an genaue Lautauffassung gewöhnten, linguistisch durchgebildeten und vorurteilsfreien Manne aufgenommen, ist es doch im Ganzen sehr zuverlässig und hat mir gute Dienste gethan. 3 Allerdings würde sich Vieles noch weit vollkommener lind richtiger erkennen lassen, wenn wir ein noch genaueres und umfangreicheres Material hätten. Namentlich zu wünschen wäre ein recht voll1

D i e , was das Linguistische betrifft, bloss auf Stoddarcl beruhende Erst-

lingsschrift von Otto i'raatz,

D e finguae Syriacae recentissimae indole et struc-

tura cum antiquiore comparatis Gott. 1863 ist durchaus unbedeutend und ohne nennenswerthe Resultate. 2

Die Transscription ist nicht ganz consequent; namentlich fehlen mehrmals

die Längenzeichen. 3

Während des Druckes habe ich von Fr. Müller noch einige weitere Notizen

bekommen, die ich in den „Nachträgen" verwerthet habe.

Einleituug.

XXXIII

ständiges Wörterbuch, an Ort und Stelle aufgenommen mit Ausscheidung aller nicht wirklich im Leben gebräuchlichen, dem Altsyrischen entlehnten Wörter und genauer Darstellung der Aussprache. 1 Die Sprache von Urmia entfernt sich sehr stark von allen bisher genauer bekannten aramäischen Mundarten. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass die andern noch lebenden Dialecte diesen im Ganzen etwas näher stehn. Dafür sprechen nicht bloss die geographischen Verhältnisse , sondern auch bestimmte Thatsachen in den von Stoddard angeführten Dialectformen. Aber im Allgemeinen hat sich allerdings die Sprache der Nestorianer, soweit wir urtheilen können, ziemlich ähnlich entwickelt. Wüschen hier eine semitische Sprache in einem schon weit fortgeschrittnen Zersetzungsprocess, dem aber natürlich, dem allgemeinen Gesetz der Sprachentwickelung gemäss, eine beständige Neubildung zur Seite geht. Die Laute sind, wie das auch bei sonstigen aramäischen Dialecten zu bemerken, stark abgeschliffen und geschwächt, während theilweise wieder eine Steigerung der Lautstärke nebst andern Umbildungen eintritt. Aber noch bedeutender ist die Veränderung im ganzen Bau der Spracliformen, namentlich beim Verbum, welches seine alten Formen zum Theil ganz fallen lässt und durch Umschreibungen neue herstellt, von denen einige ziemlich schwerfällig 1

Auch zusammenhängende Texte aus allen Dialecten, deren man habhaft

werden könnte, besonders auch des der Juden, am liebsten in wissenschaftlicher Transscription nach dem Lepsius'schen oder einem andern System, wären höchst dankenswerth.

Die bekannte finnische Rune, eine Erzählung aus dem

A. T. oder eine ncutestamentliche Parabel sind als Sprachproben weit zweckmässiger als das oft dazu gewählte Vater Unser.

Am besten wären freilich

Originalstiicke, Sagen oder Märchen aus dem Munde des Volks u. dgl. m. Nöltlckc, Gramm. (I. neusyr. Sprache.

C

Einleitung.

XXXIV

ausfallen. Vielfach verkennt die Sprache alte Unterschiede, was namentlich aus dem männlichen Gebrauch mancher Femininformen (beim Pronomen) und selbst dem singularen einiger Pluralbildungen erhellt. Eine Menge von Formen und Feinheiten der altern Sprache geht verloren, aber auch die Neubildung ist zum Thcil originell und wohl gelungen 1 . Trotzdem auch bei den grammatischen Veränderungen fremde Einflüsse mitwirken, giebt die Sprache doch nie den semitischen Grundcliaracter auf, der vielmehr gerade im Bau und der Anwendung mancher neuen Bildungen wieder in überraschender Weise zn Tage tritt. Fremder Einfluss findet auch fast nur da ein günstiges Feld, wo von Alters her im Aramäischen Züge vorhanden waren, die denen der betreffenden fremden Sprache ähnlich, wenn auch weniger entwickelt waren. Viel stärker als auf die Grammatik wirken fremde 1

So ist es z. B. ein F o r t s c h r i t t , dass das Neusyr. beim Verbura die im Alt-

syr. durch Abfall der auslautenden Vocale v i e l f a c h verlorne (mir in der Schrift noch a u s g e d r ü c k t e ) Unterscheidung des Sing, und Plur. 3. P e r s . (oX^jd, w^^jd gesprochen =

d u r c h g ä n g i g wiederherstellt.

D e r Verlust des alten P e r -

fectums im Neusyr. m a g mit dadurch veranlasst s e i n , dass n a c h Abfall der vocalischen E n d u n g e n , wozu vermuthlich noch theilweise der des a u s l a u t e n d e n Th (wie im Talmudischen und Mandäischen) k a m , die einzelnen F o r m e n n i c h t mehr scharf genug unterschieden waren und d a h e r eine andre Ausdrucksweise erwünscht

ward. —

trachtung

so ziemlich aller historisch

Die

bei

einer VerschlechteruDg k a n n Lauten

neueren

S p r a c h f o r s c h e r n sehr v e r b r e i t e t e Benachweisbaren

ich ü b e r h a u p t n i c h t

ist oft dem W o h l k l a n g

und

Sprachentwicklung

theilen.

der L e i c h t i g k e i t

Der Verlust

der Aussprache

als von sehr

förderlich; das A u f g e b e n gewisser F o r m e n und die V e r k e n n u n g der u r s p r ü n g lichen B e d e u t u n g

anderer wird nicht

selten durch

die Bildung

neuer voll-

kommen e r s e t z t , die darum nicht schlechter sind, weil man oft ihre E n t s t e h u n g aus m e h r e r e n einzelnen W ö r t e r n deutlich n a c h w e i s e n k a n n . Conseqnent f ü h r t e j e n e Betrachtungsweise dahin, dass man das I t a l i e n i s c h e dem L a t e i n oder g a r das Neuhochdeutsche dem Althochdeutschen n a c h s e t z e n müsste, denn die F o r men j e n e r Sprachen sind doch nur aus denen dieser „ c o r r u m p i e r t " .

Einleitung.

Sprachen begreiflicherweise auf

XXXV

den Wortbestand

des

Neusyrisehen ein, welcher eine Unzahl von Lehnwörtern der verschiedensten Herkunft enthält. Die starken Verwandlungen machen es einigermaassen schwierig, das Verhältniss des Neusyrischen zu den altern Dialecten festzustellen.

Einige von den Punkten, welche

bei der Unterscheidung der aramäischen Mundarten

am

leichtesten als Schibboleth dienen, fallen ganz weg, wie namentlich die Bildung der 3. Pers. Masc. im ( F u t u r ) mit : oder

Imperf.

und die verschiedenartige Anknü-

pfung der Objectsuffixe an's Verbum.

Doch lassen sich

immer noch gewisse Hauptsätze über die Stellung des Neusyr. innerhalb der aramäischen Dialecte feststellen. Das Neusyrischc ist nicht geradezu die Tochter des Syrischen, d. h. des Dialects, den die grosse Mehrzahl der christlichen Syrer als Schriftsprache gebrauchte und den wir in diesem Buche durchgängig nicht in der Gestalt,

altsyrisc-li nennen,

in welcher dieser

auch

(grösstentheils

alterthiimlicher, zum Tlieil jcdoch auch mit neueren Umwandlungen) von den s. g. „Morgenländern" d. h. den christlichen Bewohnern des östlichen Mesopotamiens und des ganzen Tigrisgebiets geredet und geschrieben ward, und welche die genauen altsyrischen Handschriften der Nestorianer noch jetzt darstellen.

Denn wir finden im

Neusyr. neben so vielem Neuen theilweise auch Formen, welche

ursprünglicher sind

als die altsyrischen

doch auf ursprünglichere zurückgehn.

oder

Hierher rechne

ich namentlich die passiven Participien von Pael und Afel (S. 213), ferner gewisse Demonstrativpronomina, welche nicht die im Altsyr. gebräuchlichen Zusammenziehungen zeigen; sodann allerlei Kleinigkeiten.

Einle itui) g.

XXXVI

Das Neusyrische ist also als Tochter eines Dialects zu betrachten, der zum Altsyr. in einem schwesterlichen Verhältniss stand. Eine solche Stellung entspricht auch am besten den geschichtlichen Verhältnissen. Die Aramäer im assyr. Gebirgslande werden eben auch früher ihren eigneil Dialect gehabt haben, und da diese vom Weltverkehr abgesclmittnen Leute gewiss eben so wenig literarische Bedürfnisse hatten wie ihre kurdischen Nachbarn, so konnte sich der Dialect ganz unbehindert von den Fesseln der Schrift zersetzeji und umbilden. Die Kenntniss der mit dem Christenthum und der alten Bibelübersetzung eingeführten Schriftsprache blieb gewiss immer fast nur auf die Geistlichkeit beschränkt und hatte wenig Einfluss auf die Volksmundarten. Zugleich erklärt sich so aber auch, dass liier einzelne alte Formen erhalten blieben, welche in den schon früher literarisch verwendeten Dialecten fehlen. Barliebraeus in der Stelle über die Dialecte (hist. dynast. 1. c. u. Journ. as. 1. c.) nennt „die Sprache der Ncstorianer in den Bergen von Assyrien 1 " mit der Sprache der Nabatäer des 'Iräq d. h. der babylonischen Vulgärsprache zusammen als die unreinsten Dialtecte des Syrischen (resp. Aramäischen). Offenbar ist, wie wir schon 1

Nicht vollständig s i c h e r , wenn auch sehr wahrscheinlich, ist es, d a s s die

syr. W ö r t e r b ü c h e r unter der Sprache des obern L a n d e s diall. ling. syr. pg. 26 sqq.) unsern Dialect v e r s t c h n .

)t »N (Larsow, de Die wenigen aus j e n e r

uns vorliegenden Glossen reichen freilich durchaus n i c h t hin, ein Urthcil zu fällen.

D i e E r k l ä r u n g des obern L a n d e s durch ^ U - b A Ü

ist

gewiss

nicht

ursprünglich: wie sollte a r a m ä i s c h e Sprache n a c h D e l a m d r i n g e n ? E s ist vielleicht eins von den in diesen W ö r t e r b ü c h e r n so häufigen ( L a g a r d e , g e s a m m e l t e A b h a n d l u n g e n S. 3 f.) Missverständnissen, d a r a u s entstanden, dass man das i als Theil eines E i g e n n a m e n s

ansah.

Einleitung.

XXXVII

an einem andern Ort angedeutet haben (Mundart der Mandäer S. 77), bei dieser Zusammenfassung mehr Gewicht auf die Negation zu legen als auf die Position. Barhebraeus oder vielmehr sein älterer Gewährsmann fand (natürlich von seinem Standpunkte aus, welcher den Vorzug der syrischen Schriftsprache voraussetzte) beide Dialecte gleich barbarisch, wodurch noch nicht nöthig gemacht wird, dass sie gerade sehr eng unter einander verwandt waren. Immerhin kann aber in alter Zeit der Dialect, von dem unser Neusyrisch abstammt, dem babylonischen am nächsten gestanden haben, von dem wir freilich auch nur zwei verhältnissmässig junge Phasen kennen in der Sprache des babylonischen Talmud's und im Mandäischen. 1 Wirklich finden wir noch jetzt sehr bedeutsame Berührungen zwischen beiden Dialecten z. B. in der Bildung des Infinitivs vom Pael (S. 214), der Anfügung der Possessivsuffixe (§ 37)2, dem Abfall des auslautenden N und Th u. s. w. Aber auch mit der altsyrischen Schriftsprache war jener ältere Dialect gewiss ziemlich nah verwandt, wie aus meiner ganzen Darstellung der Sprache hervorgeht, die freilich oft das Altsyrische als den am klarsten zu übersehenden und grammatisch (namentlich rücksichtlich der Vocalisation) am sichersten stehenden, nebenbei auch mir persönlich noch am meisten geläufigen Dialect auch da allein heranzieht, wo es sich um eine gemein-aramäische Erscheinung handelt. 1

D a s s weder die a r a m ä i s c h e n S t ü c k e des A. T . noch das officielle T a r g u m

zum P e n t a t e u c h und zu den P r o p h e t e n , obwohl in Babylonien dessen letzte R e d a c t i o n e r f o l g t e , babylonischen D i a l e c t zeigen, k a n n ich hier n i c h t weiter a u s f ü h r e n (vgl. übrigens meine M a n d ä e r S. 76). 2

M a n d ä e r § 58; L u z z a t t o , E l e m e n t i g r a m m a t i c a l i del Caldeo biblico e del

dialetto talmud. babil. S. 66 f.

Einleitung.

XXXVIII

Dagegen finden sich begreiflicher Weise wenig specielle Berührungspuncte mit den Dialecten Palästina's. 1 Uebrigens bemerke ich hier noch ausdrücklich, dass man sich bei der Entscheidung über Verwandtschaft der Dialecte nicht zu sehr an blosse lautliche Veränderungen halten darf, die in räumlich weit von einander getrennten Dialecten oft ganz ähnlich vor sich gehn. Dies gilt namentlich von der Entartung in der Aussprache der Kehlhauche, der Auflösung der Dijihthonge, Trübung der Vocale u. s. w., während allerdings die Uebereinstimmung in ganz besonderen Lautgesetzen grösseres Gewicht hat. Die lexicalischen Verhältnisse lassen sich schon deshalb nicht so gut vergleichen, weil das Neusyrische so überaus viele Fremdwörter aufgenommen hat. Doch scheint mir im Allgemeinen das Neusyrische in seinem Wortvorrath am meisten mit dem Altsyrischen zu stimmen, während natürlich auch hier die speciellen Berührungen mit dem Babylonischen zahlreich, die mit dem Palästinischen dagegen ziemlich selten sind. Uebrigens hat der Dialect auch nicht wenige echt aramäische Wörter mit eigentümlichen, zum Theil verliältnissmässig ursprünglichen Bedeutungen, welche wir in den andern Dialecten gar nicht oder nur ganz vereinzelt finden.2 ' W a s ich h i e r in g r o s s e n Z ü g e n g e b e , findet seinen N a c h w e i s in d e n vielen einzelnen Vergleicliungen in der G r a m m a t i k . 2

So h a t z. B.

d a s n e u s y r i s c h e Jxu* noch

die B e d e u t u n g bewahren,

( v gl- h e h r , ^"j")™) als

welche durch das arab.

ursprünglich

halten, erwiesen

w i r d ; s o n s t finden wir dies Verb n u r noch im P a l ä s t i n i s c h e n in der a b g e l e i t e t e n B e d e u t u n g sehen (wie

j^')

Erster Theil.

Laut- und

Schriftlehre.

I.

Vocale.

Schriftliche Darstellung der Vocale. Die östlichen Syrer

haben

sich nie

der in unsern § 1

Drucken üblichen griechischen Vocalbezeichnung bedient, sondern nur der einheimischen, deren ganz ausgebildetes System folgendes ist: 1) mit blossen Vocalzeichen -7- ä ,

ä, — i , — e

2) in untrennbarer Verbindung mit Vocalbuchstaben - i , o u , o o. Dazu kommen noch die Diphthonge (siehe unten). Nach dem Vorgange einheimischer Versuche, wie sie uns im Catechismus und in Rödiger's Chrestomathie vorliegen, ist dies System zugleich mit der

altsyrischen

Weise die Vocalbuchstaben zu setzen von den americanischen Missionären

zur Darstellung

Vocalisation angenommen. 1

K u r die W ö r t e r

1

der

neusyrischen

Leider haben sie aber theils

aü, ganz, ^O von, ja wer (selten), OO) er,

sie werden

n a c h ä l t e r e r W e i s e ohne V o c a l z e i c h e n , die vier letzteren j e d o c h mit dem diacritischen P n n c t , geschrieben.

Bei Rod. findet sich wenigstens

jJoo

w o f ü r die Americaner . ' \ r t schreiben. N öl ticke, Gramm, d. neusyr. Sprache.

|

sie

alle,

2

Laut- und Schriftlehre.

aus Rücksicht auf die moderne Aussprache des Altsyrischen bei den Nestorianern, welche namentlich oft lange Yocale verkürzt, theils aus misverstandenen etymologischen Rücksichten, theils weil sie es nicht wagten, für neue Laute neue Zeichen zu setzen, von dem alten System einen solchen Gebrauch gemacht, dass der, welcher die Sprache nur aus ihren gedruckten Büchern kennt, überaus oft ungewiss über die Yocalaussprache bleibt. Diese Ungewissheit ist kaum geringer als bei der Muttersprache der Missionäre, welche j a auch dieselben Vocale auf die verschiedenste Weise ausdrückt und wiederum demselben Zeichen ganz verschiedene Aussprachen giebt. Auch die wenigen im strengen Sinn einheimischen Denkmäler der Sprache, welche ich benutzen konnte, sind durch die Rücksicht auf die Orthographie des Altsyrischen mehr als wünschenswerth gebunden, wenn uns auch die zahlreichen Inconsequenzen in ihrer Schreibweise manchen Äufschluss geben, wie ja glücklicherweise solche Inconsequenzen auch bei den Americanern nicht fehlen. Selbst die von Stoddard in seiner Grammatik gegebenen Regeln der Aussprache sind lange nicht vollständig genug, so sehr wir es anzuerkennen haben, dass sie uns erst über die Vocalisation im Allgemeinen Licht geben. Eine nicht unwesentliche Hülfe zur Erkennung der ns. Vocalisation ist für uns die Art, wie englische Namen und Wörter neusyrisch geschrieben werden, nur dass freilich aus dieser mehr negative, als positive Ergebnisse hervorgehn. §2

Ehe wir zu den einzelnen Vocalen Übergehn, müssen wir einige allgemeine theils für die Lautgeschichte, theils für die Orthographie bedeutsame Erscheinungen betrachten.

Schriftliche D a r s t e l l u n g der Vocale.

Wie in andern aram. Mundarten 1 wurden auch bei den östlichen Syrern häufig lange Yocale, wenigstens a, in geschlossner Silbe verkürzt.

So sagt Barhebraeus in der

metrischen Grammatik (ed. Bertheau) S. 4 ausdrücklich, dass sie (Li/ wie |iV sprächen u. s. w. 2

Diese Erschei-

nung ist nun im Ns. ganz allgemein geworden, so dass hier wenigstens in einheimischen Wörtern alle oder doch die meisten langen Vocale in geschlossner oder geschärfter Silbe kurz werden. 3

Die Schrift drückt jedoch diese

Verkürzung nur in einzelnen Fällen aus, indem sie meistens nach der Etymologie den langen Yocal stehen lässt. J a mitunter werden sogar ursprünglich kurze Yocale in geschlossnen Silben durch Längen wiedergegeben, ohne dass freilich dadurch ein ernstlicher Zweifel über die Aussprache entstehen könnte,

da die Kürze j a durch die

Natur der Silbe bedingt ist. Schon aus St.'s Angabe,

dass

in

ungefähr

den Laut von e im engl, met h a b e , dass I i , - = 1

lihüdrii

L e i d e r k ö n n e n wir f ü r die Vocale sehr wenig P a r a l l e l e n aus dem Mandäi-

schen g e b e n , das sicher m a n c h e ähnliche E r s c h e i n u n g e n a u f w i e s , dessen auf drei ( r e s p . vier) Vocalhuchstaben b e s c h r ä n k t e und die Q u a n t i t ä t nicht b e r ü c k sichtigende Schreibweise dieselben aber nicht k l a r h e r v o r t r e t e n lässt. 2

B e r t h e a u (in der Anmerkung) v e r s t e h t die Stelle nicht richtig.

wie )iV ist zwar ursprünglich

vorn

eine offene S i l b e ,

allein

In Bildungen der

folgende

Consonant h a t schon frühzeitig sein Schwa mobile v e r l o r e n , wie die durchg ä n g i g e N i c h t a s p i r i e r u n g in F ä l l e n wie War

die Silbe

einmal

geschlossen,

so

(yäthb'm, f r ü h e r yatheMiin) folgte

auch

die V e r k ü r z u n g

zeigt. leicht,

von selbst. 3

Eine Ausnahme scheint der alte E i g e n n a m e ^.T^D Aegypten

zu b i l d e n , den

St. m i t musreen u m s c h r e i b t , a b e r dieser ist doch n i c h t als eigentlicher T h e i l der Volkssprache zu b e t r a c h t e n . 4

u ist bei ihm der L a u t des u im engl. hui.

Von St.'s Transscriptionssystem,

von dem ich mitunter P r o b e n g e b e n m u s s , b e m e r k e ich f ü r die Vocalbezeichnung a u s s e r d e m ,

dass a ----- d ( a in hat)\

a =

ä {a in father);

1*

ii

' ä ( " in

4

Laut-

jilvo = kuryam sei,

und

Schriftlelire.

gesprochen würde,

als

schriebe man J ^ » ^ „and so in similar cases", dass

dass

W

it zu sprechen sei, u. s. w. geht das Gesagte hervor. Dazu kommen noch F ä l l e , in denen die Verkürzung auch graphisch ausgedrückt ist,

wie in

JuLva =

=

^ Np'Hß),

=

Q7pr, ^

^

zwischen, j'kcoo Beutel (Fem. von CD), |~V J~V u. s. w.

p"®

(Fem.

für und neben Wandrer für

Umgekehrt wird nun auch wenigstens

in geschlossner

Silbe bisweilen zur Bezeichnung

eines

schon ursprünglich kurzen Yocals gebraucht, wie im Suffix - j - i (umschrieben durch ükh) für die 1. Pers. Plur. (aus 4-/).

So wechseln selbst bei denselben

Wörtern

und ^ u l mann?, Jloko und Jlofcc> Häuser, Jisjo'j und Jfcjsj und

parva,

Braut u. s. w.

Viel deutlicher zeigt sich dies Alles bei Rod. und im Cat.

Hier wird in geschlossner Silbe, ausser in Ultima,

bei a fast stets, bei i sehr oft die Verkürzung auch graphisch dargestellt. canem

J^),

So haben wir

Joq-j)

(Jl),

)1S~qq- (Jfcaao~), ojk J & i o ( j t J & i o ist eine Klage), JS^o (j Ja), !•) ( W ) , loisap (wloJ J j ^ v s benedicta es) u. a. m.

Daneben

freilich in as. Wörtern Jijoia, jJvo, Jisji-.jp, ferner (etymologisch richtig für das JJüop der Americaner) starb neben oj^oo stand auf (Jl»a). für ä im Suffix ^

Umgekehrt

neben ~ --J- wir,

noster), Ju/ hi einmal neben Ju/. Abschnitten

im

Cat.

kommen

einigemal vor, z. Ii. suw);

B = i; 8 =

ö ; ee = )—;

solche

wegen uo — u ist.

steht neben

hier unser

Sogar in den as. Verwechslungen

uns.1

D a s System ist weder vollständig,

noch ganz consequent durchgeführt. 1

E b e n s o in den beiden as. B r i e f e n des P a r t i a r e h e u in der Ztschr. f. d. I i . d.

§2]

•Schriftliche D a r s t e l l u n g der

5

Vocale.

In medittä Stadt (Müller) ist die Verkürzung wohl schon sehr alt; doch spricht St. — vielleicht erst mit Wiederauflösung der Verdoppelung (§ 1 5 ) — mdeta (d. i. rriditn). Sehr beliebt ist darum das um die kurzen unbe1 stimmten Vocale englischer Schlusssilben auszudrücken vgl. »lioo^oder ^Jupiter, ^jüjoS&op composition, ^ ¿ s Baden, ilcÜ Lavater, (neben ^ ^ o o a i und ^ ^ o o a x ) oxygen und sehr viele andre. - wird ähnlich verwandt in der letzt angeführten Form und in ^-jocc Sucden, y.tsnny> Mr., v-fcoj (neben ifcoj) Doctor u. a. m. F ü r die U Laute lässt sich leider dies Gesetz nicht klar nachweisen, da die neue, wie die alte, Sprache bei diesen die Quantität überhaupt nicht graphisch unterscheidet. Doch deuten Schreibweisen wie lgsoixJLco (neben ocrvdVQD und eyi^viv-S) Cohmhus darauf hin, dass auch hier diese Verkürzung vorkommt, wenn nicht herrscht. Sogar bei einen Diphthong finden wir dieselbe in M.'s teyya „Stern" = ( ¿ s o i , in NA. gesprochten Itt (St. 17), gesprochen akh (St. ib.). Dagegen verlängern sich umgekehrt die Vocale, welche in offne Silbe treten. Hier wird aber die Verlängerung meistens auch in der Schrift ausgedrückt. Kurz geschrieben, obgleich nach St.'s ausdrücklicher Angabe lang gesprochen, wird das « in den aus dem As. aufgenommenen Wörtern (iji», Jlo^l. jU», ferner wenn ein noch gescliriebner, aber nicht mehr gesprochner Kehlbuchstab M. I I I , 220

ff., wo wir ^-lYis«,

JUv»,

^?2iEp (für vn°irir>), f ä n d e n . Orient, u. bibl. L i t . S. 78

Aeltere

B e i s p i e l e siebe b e i E w a l d , A b h a n d l u n g e n z,

E i n z e l n a u c h in U r m i a e r A. T . z. B . ö f t e r LL/ sie kam u n d 1



für

u n d 86. ..¿d.

N a t ü r l i c h r e c h n e n w i r die f r e m d e n , a b e r englisch a u s g e s p r o c h e n e n

und W ö r t e r m i t zu den

englischen.

Namen

Laut- und Scliriftlelire.

6 folgt, wie in

(gesprochen wie Jvi) u. a. m. (§ 26).

So auch in JiV Erde, geschrieben bei

bei Müller /¡r/t. Dagegen wird ••„

aufgehobner Verdopplung

in )',.°ii>. =

ii'n^Ba?, -o;S!> = p'nB(a) u. a. m., bei sonstigen Ursachen in JicivS Hündinn aus jiiciö, Jlsivb; J'Soax Skorpion Jiioi,

aus

. Ebenso pflegt in den entsprechenden Fällen

mit Recht ~r statt — zu stehn. 1 §3

Auch die Darstellung der Vocal-Qualität in der ns. Schrift leidet an grossen Gebrechen. ~

scheint bei Urmia nie mehr wie reines ä zu klingen.

St. drückt seinen Laut durch den des a im engl, hat aus (d. i. ä, ein Laut, der auch im Neupersischen vorzuherrschen scheint).

Bei den Verdunklung der Vocale bewir-

kenden Consonanten — ^ J JS,

wozu noch häufig I P

und .o (letzteres wohl nur, wenn es für — steht) kommen, erhält -f- die Aussprache ü (engl, u in but). schreibt St. für

„fünfzig" hhümshc;

So

„mit uns 1 '

ümmän; Jaj „Sceungethiim"* nükka; '•¿•ßoi» „ L i n e a l " (jtul«) müstar;

—„adducant"

Er schreibt aber Wörtern

mümte; ^'¿p „Maria" müryam.

auch Jili' „Ort" ütra.

Bunyan,

(¿vi) Murcia,

So in den engl.

J i t ^ a ü ^ gutta percha

u. a. m. Gelegentlich drückt St.

sogar durch e aus, wie in

}))=> „in diesen" bennee (St. 19).

Wir sehen also, dass der

Laut des -f- ähnlich wie der des arab. Fath zwischen ä, e, ü schwankt.

In engl. Wörtern wird -f- sogar für

das kurze, dem a sich nähernde o geschrieben London, -¿vi Norway, ikaj doctor, .geS^ij. Loftus, Wolters,

Scotland, u. a. m.

1

So im P a t r i a r c h e n b r i e f a. a. O .

2

Aus dem a r a b .

'anqä'.



z. B. in op?i\o

Dagegen behält das -f-

für JLbiri aus

fflSSB.

§ 3]

Schriftliche Darstellung der

7

Vocale.

bei M. durchgängig den-A-Laut bei, vgl. ramsä „ A b e n d " , malta „ K ö n i g " , laymä „Brot", trcsar 12, yjnlva „ M i l c h " und „Oheim"

( u n d

Jo&«,), kalmä „ L a u s " jiä^ö 1 u. a. m.

Verdunkelt ist es nur in %omrä „ W e i n " neben lamsti 5. Der hie und da auch bei M. vorkommende Uebergang des a in e und i wird unten besprochen (§ 6).

Da wir

nicht annehmen können, dass M. in allen diesen Fällen ungenau gehört h a b e , so hält wahrscheinlich die Mundart der Syrer, mit denen er redete, den Laut des a fester, als die in Urmia. Als langes ä wird -f- gesprochen in den im vorigen § angegebnen Fällen, z. B. Ji-V arä u. s. w. -L. hat, wie bei den Mandäern und andern aram. Stämmen die für die östlichen Syrer von j e her bezeugte, ursprüngliche Aussprache ä ( „ w i e a in father"

St.) beibehalten,

welche auch M. ausdrücklich bestätigt. Jedoch erhält es bei den verdunkelnden Consonanten in offner Silbe den Laut a (a in saw, bei St. ä), z. JB. feL „sündigt", bei St. umschrieben durch „hhtitee",

Jj«^ „verbirgt"

„täshee",

„ S t r a s s e " „äloola", Js>j „filtriert" „säpee", )-»o „liest u .„käree", (¿i „ h o c h " „räma". für

Unten schreibt St. sogar pälüt

(vielleicht ein Versehen für palüt,

seinem System heissen miisste). stant

„P'iahha", (¿ldj „Zkapa"

Jjii „ttwäsa",

wie es nach

Dagegen schreibt er conneben

j-oi

„Rmähha",

„Hhmäsa", obgleich bei den letztern

dieselben lautlichen Verhältnisse sind, wie bei den ersteren. Freilich gehören diese wissenschaftlichen Namen der Vocale nicht der lebenden Sprache ä n , und eine Inconsequenz in der Aussprache, 2

N e b e n Ircsar

19 m i t

ser.

12, arbasar

wenn wirklich

14 u. s. \v. h a t M. j e d o c h tmaneser

vorhanden, 18 u n d

eüaser

8

Laut- und

kann nicht sehr auffallen.

Schriftlehre.

M. bezeichnet übrigens diese

Verdunklung nicht in ya „ein" i'J~), yatä „Schwester" ( J k i ) , ötsä „neun" (aus Ji*.l), während in drönä „Arm" aus Jiiij (in

den Büchern Jo^ij geschrieben) gradezu ö

dafür steht. In geschlossner Silbe tritt die oben besprochne Verkürzung ein, und das schrieben wäre.

ist auszusprechen, als ob ~

So wird es nach St. in

falle fast wie e in met gesprochen, während „kur'yana",

ge-

ich ge„Leser"

„Herr" „mürya", ü^L „du wandelst" ,Jthü-

drit", ^a. „wir sind" „cwükh" lautet. ~

ist zunächst i in pin, nähert sich aber zuweilen dem

kurzen e.

M. hat durchgehends i, wie libbä „Herz" u. s. w.;

nur debbä „ B ä r " .

Die verdunkelnden Buchstaben bewir-

ken auch bei diesem Vocal die Verwandlung in ü, wie in A * - „ich ging" „hhüshle", Jioox 10 „usra" issri 20),

(M. asra, aber

„erhob sich" „rümlce", JJ»a2> „befahl" „p'fcüdlee",

JjQiooJ. „perfecta" „toomümma", J^Ss „geht aus"

„pälät".

M. hat eine Verdunkelung in soppä „Finger" ( ( ü ^ j und busrä „Fleisch" (Haas). Tritt r r in offne Silbe, wie wenn ein A oder ot durch Aufgeben seines Consonantenlautes die Silbe öffnet, so wird es wie ~r~ ausgesprochen, also a— — In vielen Fällen ist es nach dem Gesagten somit einerlei, ob — oder

geschrieben wird.

So hat der Cat.

oft : r , wo in den Drucken

- steht, z. B. Jocc&jxö Lieb-

lichkeit

das Leiden unseres Herrn

)i.ovt.orö.

y^oj o>*-l u. s. w.

=

Die wichtigsten Fälle erwähnen wir in

der Formenlehre. ~

hat nach St. einen Klang zwischen dem des (ersten)

e in elate und des a in hale; und ferner sagt er, es klinge

§3]

9

S c h r i f t l i c h e D a r s t e l l u n g der Vocale.

nicht genau wie langes e ( d . i. deutsches i), langes a (d. i. e oder ä), jedoch jenem

etwas

noch wie

sondern stehe zwischen beiden,

näher,

als diesem.

Wie wir

uns

einen solchen Mittellaut zwischen e und i denken sollen, ist nicht recht klar.

D a f ü r , d a s s es ähnlich wie deut-

sches langes e klingt, spricht der Wechsel mit - -j- und S o hat M. zwar ene „ A u g e n " JLA., aber tiri „ H e r b s t " -V-3, binnisäni „ F r ü h l i n g " jjco^o.

F ü r auslautendes ) - - hat

St. immer ee, was eher auf die Aussprache i schliessen lässt. Für

ihr seid und ähnliche Wörter, welche die altern

Drucke aus etymologischen Rücksichten mit

schreiben,

haben die neueren ^S>.ob)U. s.w., während der Name ^ ¡ o o p und einige andre nach syr. Herkommen mit aber wie St. ziemlich deutlich s a g t ,

geschrieben, mit -

gesprochen

werden.

In rissä „ K o p f " , divä „ W o l f " , simä „ S i l b e r " , wie

M. h a t ,

ist das ursprüngliche, in der Schreibweise JjLi

(NfflS"!) 1 und noch deutlicher

in J^Jj und ji)oD erschei-

nende ¿' , wie bei den westlichen S y r e r n (¿>J; u. s. w.) zu 2

i geworden.

.• wird in engl. Wörtern öfter für den L a u t

des i gesetzt,

z. B . -keoikdiä^ elcctrkity,

opo^A Linnacus,

JA3 Pliny u. a. m. D a g e g e n für e ä in .j )ty > Pacific u. a. m. g>

0

Der in genauen as. Handschriften und so in den ns. Büchern mit mehr oder führte Unterschied

3

weniger

zwischen —

Consequenz c,

..

durchge-

i £ und - i ist

leider im Cat. und bei Rod. ganz verwischt.

Unterschieds-

1

Cat.

2

Vgl. Barhebr. 1. c.

und (iL».

3

Genaue Beobachtungen über diesen wären sehr erwünscht.

Peshitä ist in dieser,

wie in andrer Hinsicht sehr

brauchbar,

Die Urmiacr da sie

Schreibart guter nestorianischer Handschriften darstellt; freilich ist sie

die aber

auch nicht fehlerlos in ihrer Punctation und bedarf hio und da der Verbesserung und Ergänzung.

10

Laut- und S c h r i f t l e h r

los stehn hier — — — , und - erscheint selbst für ursprünglich kurzes i, z. B. .A.^,»«» bringt mir = J l J^jq» der Missionäre,

neben " ^ p U S befreie uns

und so auch — für i und e, z. B.

='^L

sie bleiben =

i pesi. - ist i (e im engl. me). Durch Einfluss der verdunkelnden Consonanten bekommt es zuweilen einen mehr diphthongischen L a u t , ungefähr wie den des ei in height (vermuthlich dem holländischen ei, ij nahe oder gleich kommend, wie in gewissen Gegenden Deutschlands auch das ei oft gesprochen wird),

wie in fcJÖ^o „ W e r t h " (¡U*ä) „keimat",

Jfc^, „ K o t h " „teina". o und ö stehn sich eigentlich gegenüber wie >i und i, und dieser bis jetzt gar nicht näher untersuchte U n t e r schied wird auch in genauen as. Texten beobachtet.

Doch

hat die ns. Aussprache das o zuweilen zu ü gesenkt, und ferner wird ö bisweilen geschrieben, wo nie ein ö gewesen ist.

So hat St. für Jj&i „ S t r a s s e " ,.äloola" (oo ist

bei St. deutsches w), jdq^jl „ l a s s " „shoofc", v oI Jjoö^i „ich befreie" „parookin", ^¿jl. „Jesus" 1 „eshoo", sucht" „totishoonHier zum Theil ohne Grund.

„unter-

steht o zum Theil nach dem As., So auch in engl. Wörtern wie

Europe (sprich Füröp), aber ^aöoi j c ^ good Hope. Im Cat. und bei Rod. wechseln ö und o zuweilen, z. B. qmcb sein Theil, aber a~v» sein Vater, bei Rod. JLÖJÖ sterblich ( x r r ' o ) neben Jiccii vergängliche; gewöhnlich steht im Cat. aber ö f ü r das aus dem Diphthong entstandene d, wie in liöoi sie ist = Jioö).

Wie weit es begründet ist,

dass o sich bisweilen zu dem Laut des langen d hinneige, 1

So auch im As. und im Cat.

§3]

S c h r i f t l i c h e D a r s t e l l u n g der Vocale.

können wir niclit erkennen.

11

Auf alle Fälle ist die gra-

phische Darstellung dieser beiden Vocale nicht sehr zweckmässig.

Zu bemerken ist übrigens St.'q Andeutung, nach

der die Aussprache des ö und o bei den Nestorianern in der Gegend von Mosul dem alten Gebrauch mehr zu entsprechen scheint. Ganz willkührlich ist die mit Beharrlichkeit geführte Regel, ö nach _•• , aber o nach ~

durch-

zu setzen.

Sie gründet sich nur auf einige wenige as. Fälle, wie JÄi

gegenüber jjoVl (¡STi^)-

So schreiben die

Missionäre denn -JQ» was? mit Jx> zu, für verbunden -JQÄÖ warum? und drücken den zweiten Vocal des Infinitivs Pael, je nachdem die Verdopplung und Ersatzdehnung eingetreten ist oder nicht, verschieden aus, obgleich er selbst unverändert bleibt, also }f>o;ib befreien neben j»Q»l. vollenden. Man sieht, dass dies eine ganz unnöthige Verdunklung des Lautbestandes ist. Dass ö oder o nie das kurze u bedeute, wie St. gegen Hoffmann behauptet, hat nur dann einen Sinn, wenn man unter ü das engl, ü in bwt versteht; denn dass in Ji^oo2>, jJbopoooi u. s. w. wirklich ein kurzes u (nach deutscher Auffassung) vorhanden, ist nicht zu leugnen. Ob die Mundart von Urmia auch den Laut ü (franz. u in elude) besitzt, ist nicht zu ersehen.

Bei der zahlreichen

Menge türkischer Fremdwörter, welche diesen Vocal enthalten, wäre es niclit auffällig,

und

die Schreibweise

(Cat.), J-J? ( R . ) = J-JOJ der Drucke, d. i. UIO Welt, (Cat.) =

der Drucke, d. i.

Feind sprechen

dafür, dass wir hier etwa diinye, diismen haben. ü für ü in yzürä „Schwein"

= as.

M. hat

, nünä „Fisch"

12

Laut- und

Schriftlehre.

„Feuer" Jioj, für ü in d ü m l ä „Kameel" = as. J J » ^ ; vgl. noch bei M. akübrä „Maus" = Jjpjso^. der Drucke. Jjqj , nürä

Vielleicht enthalten die Fremdwörter auch noch andere Vocale wie das tiirk. ö (franz. eu) und y (d. i. das dumpfe i in Wörtern wie J j fac, ß Mädchen). Di(j alten Diphthonge o 1 , ^ , „ sind wie in vielen aram. Dialecten zu einfachen Vocalen geworden, und zwar spricht man den ersteren meistens 6, die letzteren e, z. B. )ioj „Geschlecht" bei St. „döra", jioö) „sie ist" „ h ö y a " , „Haus" „beyta" (mit dem Laut des ey in they, d. i. e), J&.VO „Lesen" „kreyta". Aus diesen Beispielen erhellt schon, dass die Zusammenziehung auch dann Statt findet, wenn das w oder y ursprünglich ein wirklicher Consonant war, der nicht einmal in einer Silbe mit dem vorhergehenden Vocal stand (höyä zunächst für hauyä aus h&wyä aus häm'yä). Zwischen diesen Lauten und den ursprünglichen des ö und scheint kein oder doch nur ein sehr geringer Unterschied zu sein; wenigstens steht in einigen Fällen - -f- oder für - r , wie in Jvoö bitter, JiaJ dünn u. a. m. für Ji», Joj (aus J i i , Jaj), in ^ o V ä o ^ Heil euch! für \ Jac^,; und umgekehrt — in andern Fällen , wo etymologisch erwartet würde, z. B. Jiv. wagend für ¡¡iS von , J i ^ (tesänä) durchstechend für oder nach der sonstigen Schreibweise Ji^-L^ u. a. m. So in engl. Wörtern fcuicpjS undfcoioo.;2>President, cu»W Ontario, aber ciuö\o Volcano u. a. m. Im Cat. herrscht die Schreibart ö vor, z. B. ol er (== oö) statt oo)). jJöoi sie ist neben jloöt und Jioöf, und

§4

1

D a s ist die bei den östlichen Syrern übliche Schreibart des Diphthongs

au, seltener O _* .

Ebenso in Fällen wie -OO

-OXjliß u. s. w.

§4]

S c h r i f t l i c h e D a r s t e l l u n g der Vocale.

13

entsprechend für J n ä m l i c h JiL zwei (-'!.), ben (WJU2>), sjt^V? unsre Schuldner (yViLj) vgl. l ö k o p betiedicta es (»¡-¿T J&a.^, sprich Vrichtewat). Bei Böd. so JJ~. Kraft (M~l), M»? Schuld Seltner ist hier für den E - L a u t ; am häufigsten noch bei Wörtern, die auch im As. so geschrieben werden, wie Jiam.6t Glaube vgl. Js^oo (pvGixy, jls-i«.^ zufällig (Fem.) für . und Jiooo wie viel sind? für jiT Jcmenä. Nach den verdunkelnden Consonanten behält jedoch nach St. einen mehr diphthongischen Laut, nämlich den des ei in height (vgl. § 3), z. B. jLi „Auge" eina, Ji^, „Vogel" teira, Jtvi.o „Baum" keisa. So auch das Fremdwort „Hauptstadt" peitahht ^ U ) . M. hat jedoch enä „Auge", Plur. ene; kelä „Sommer" ()^-JO). In engl. Wörtern wird der Diphthong ai (meistens bekanntlich i oder y geschrieben) wie e durch ausgedrückt z. B. in ept^koo lis-io. United States, und hydrogen, Wriglit, «J^V-x lreland; vgl. aber ^ j l i Rothschild (englisch ausgesprochen). Den Diphthong au finden wir ähnlich in jiöoi Howard. Nach dem Gesagten ist über den Ursprung eines o oder e aus seiner Darstellung durch den Diphthongen oder einfachen Vocal noch kein sicherer Schluss verstattet. Ein neuer Diphthong entsteht aber durch Wegfall eines ursprünglichen oder aus j L entstandenen y zwischen a und einem folgenden i, e.1 Die Drucke geben meistens die vollständige Form u. s. w., aber im Cat. und bei Rod. finden wir häufig die Yerschleifung genauer ausgedrückt. So „ich bin ein Christ" m'sichaiwin für oT m'sichäyewin, — o d e r —L^w Sünden für , v 1

Ueber diese Erscheinung selbst siehe unten § 21 und 25,

14

Laut- und Schriftlehre.

Fremde für j-iooi,

nackte für j—\qjl (aber auch

i-iioV geistige u. a. m.), J - JV^j

Heere

(^b)) aus

wJvb

Feste des Herrn für

, wJ^kj Kelche nicht wissen für

Rod. -ISJO

wird.

'

me n

[§ 4

für Ji.o ,-Sm\.

JJj u. s. w. Bei

Aehnlich

:

Herr (Rod.) für

Rath für

. wjä für mich

, wofür in den Drucken auch

geschrieben

So in den Drucken auch - J » bring für

aus

(§ 113). Entsprechend bei o kommt vor -oicu^w seine Sünden für Der Diphthong o — (•=>—) iu („ungefähr wie ew in Lewis" St.) ist selten wie in o ^ j tadelt, J i s j (diusä) Honig, und entsteht in aram. Wörtern immer erst durch Erweichung eines Lippenlautes (§ 23). Der Diphthong -o (von St. durch ooe, d. i. üi wiedergegeben) erscheint nur als eine Spielart von ü und hat dieses oft neben sich. So Jccuoco Boss, Plur. )L. im Auslaut mit l wechseln (§ 26). Der Vocalbuchstab des i und ai, c kann zugleich als Consonant verwendet werden. Man schreibt also ^J; „unser" diyan (St. deyaii)\^L* „Gedanke" chiyäl JL=» u. a. m.; ferner jk.rri-) „Bedeckungen" Kseyäte (St. Icseyyalee). Aehnlich ist wohl l^Q^ (internus) zu sprechen yowäyä.1 So erklärt sich auch die Schreibweise jv-^- oder jv~L Layard, »öoi Howard. Ob nun in Wörtern wie Jil lebendig (im Cat. ji~) äyä oder eyä zu sprechen, ist nicht klar. M. schreibt srnäya „Himmel" für Im Cat. haben wir wßw und

Jvi^OJ

des N §

die

Schreibart

Sünden, ^Lj noster u. s. w.

Nahrung

Wegfall

neben einander

f'O? ernähren);

117); JJ^o/

neben ^QÄOi1 Hoffnung

zusammen

=

Nj-95"

(türkische Vulgärausspraclie

und (las undeutliche I r i ^ o / Nölhe.

gebt mir ~ -AspXiXSö) [vdl \jj^9ä0?1' "nsre Hoffnung von

J^oo^

Juda

Zwar steht hier ^ O meistens einem blossen

o der D r u c k e g e g e n ü b e r , a b e r a u c h in diesen F ä l l e n ist die E r s c h e i n u n g ganz analog.

Das Schwanken

zwischen u und ui ist j a

auch

in den D r u c k e n

deutlich. 1

So spricht L a y a r d in „ N i n i v e h und seine U e b e r r e s t e " das W o r t in einem

ns. E i g e n n a m e n a u s .

10

Laut- und

Schriftlelire.

Vocal weclisel. §6

Mehrere mussten zeichen

wichtige

wir

schon

Veränderungen

der

alten

bei der Besprechung

Vocale

der Vocal-

aufführen, da die Schrift sie nicht recht aus-

drückt und die Veränderung somit eine Mehrdeutigkeit derselben verursacht.

Wir heben

übrigens

nur einige

der bedeutendsten Vocalwechsel hervor, indem wir die vereinzelten Fälle der Formenlehre überlassen. Die schon in der gewöhnlichen Aussprache des ~ ä erscheinende Schwächung

als

des a wird, wie im Man-

däischen und in andern Dialecten, sehr oft in geschlossner Silbe deutlicher und geht bis zur Verwandlung in i.

So

schreibt M., der sonst das a constant bewahrt (§ 2), sitvä (schreib sitvä) „Winter" jokcp für altes Jökos und perzlä „Eisen" (in den Drucken JUjjS) für üj;2>. Jioj für Jioj, ycryä Drucke.

„Mond"

für

^

„Bart"

Andere Beispiele dieser sehr häufigen Erschei-

nung sind JiSö Hunger aus ) ¡ ° n , Bock,

deknä

des As. und der

gesehen,

JJ^joV) vi. s. w.

JS^V

Blitz aus

jl^

Wittmc (im Cat. Plur. ~L\x>V

=

Hierher gehört auch o-ji heute (bei Rod.

o-jo/.) zunächst furo.}?, q^j( aus )ocu aber bleiben Formen wie jäü^ tausend,

. dl"1 p n .

Daneben

König, u. a. m.,

welche das a beibehalten, wenn auch nicht mehr in seiner ursprünglichen Eeinheit.

So steht neben jenem a-V

das gewiss wegen des seltenern Gebrauches weniger veränderte JJ-^.?/ „heut Nacht". Bei der Unbestimmtheit, mit der das Lautgebiet der Vocale — und - 'r- abgegränzt ist, und ihrem beiderseitigen häufigen Uebergehen in das dumpfe engl, ü herrscht hier freilich keine rechte Klarheit.

Wenn

unten (aus Ü i . )

§6]

Vocalwechsel.

17

geschrieben wird, so ist hier in der zweiten Silbe wahrscheinlich der dumpfe Laut, nicht ein i oder e, und man hätte ebenso gut — Schädel

schreiben können.

So finden wir

neben Jkaovo und Aehnliches öfter (vgl.

die Feminina der Part. § 101). Wird eine solche Silbe, in der ~ offen,

so entsteht — ,

( ¿ ¿ ^ „ D i e b " aus gannabhä, gabbaya.1

zu ~

wie sonst

geworden,

So haben

gennäbhä;

wir

„Bettler" aus

Hierher gehören auch trotz der ursprünglich

schliessenden Gutturalis die Zahlwörter im Gebirgsdialect voV für ^ V ,

v o * / für vo«. und jgA.2 aus VvjlI./, VJLL vgl.

Mand. {ODIM arbe (vier).

Bei der dumpfen

Aussprache

des — ist der Uebergang des o in dasselbe in geschlossner Silbe, namentlich vor — und i , nicht auffällig, z. B. JjQA.i für |ix-oi Ferne,

(¿v? für

Knie u. a. m. (§ 43).

Ein Einfluss der Gutturalen und des R auf die Verwandlung andrer Vocale in a ist trotz St.'s Behauptung nicht wahrzunehmen. Vgl. Formen wie —Li (siedet), ; » / sagt, Ovo/ „ s a g e " (Impt.) u. a. m. mit den as. die Form pariänä

Schwerlich ist

„ F l o h " (M.), wofür die Drucke

haben, altem Jjkxi.io3 gegenüber, aus solchem Einfluss zu erklären, sondern a ist hier vielmehr der ursprüngliche Vocal (vgl. ¡Diana),

der

sich

einerseits zu i,

andrer-

seits (vielleicht durch Einfluss des Labials P ) zu u verändert hat. Ein

die Silbe schliessender Lippenlaut bewirkt

zu-

weilen den Uebergang eines a in u, z. B. J b o a ^ Kameel 1 2

Also ähnlich wie im Hebr. ^ ¡ 3 aus "JTia für urspr. hat hier keinen Consonantenlaut mehr, so dass die Inconsequenz in der

Schreibart des Zahlwortes für 9 nicht auffallen kann. sprache =

J—.

v\— ist für die Aus-

Siehe oben § 2.

N ö l d ß k e , Gramm, d. neusyr. Sprache,

2

18

Laut-

und

Schriftlohre.

[§ 6

(M. Aümlä) = I h o ^ (ursprünglich gämulä); jfioaoi Höhe = Jis»i (daraus zunächst räm/a) ; Wurfschaufel aus Jk»2>i u. a-. m. zerfliesst hier ganz in den Yocal (sprich rustä). Auf nachfolgendes ä in offner Silbe hat ein Labial einen solchen Einfluss vielleicht gehabt in o» aus i-ra und - j a » , ja» aus ^ was? (§ 38). Sehr erklärlich ist die Verwandlung des — in o im Worte joa~ (chuwe, chue) für lo~, Schlange (§ 25). Die Vereinfachung des o zu ü und e zu i ist schon oben (S. 9 f.) erwähnt. Diese trifft zuweilen auch die aus Diphthongen hervorgegangenen Laute. So schreiben die Drucke zwar )oö., jixi. Tag PI. Jpocu, als wäre die Aussprache noch 6 (Jioal) 1 , aber die Andern haben )ocu, J»a*, J i i a . und M. schreibt yümä. So scheint im Cat. und bei Eöd. die Schreibweise in (aber ¿ 0 ^ in ihm) auch auf die Aussprache gü hinzuweisen, obgleich hier die Drucke durch ihr Q ^ deutlich gö ausdrücken. Regelmässig ist ü aus ö, au im Suffix der 3. Pers. Sing, entstanden, welches im Cat. und bei Rod. für beide Geschlechter o oder auch wohl 6 geschrieben wird, während die Drucke der E t y mologie zu Liebe weitläufig -oio für's Masc., oio für's Fem. setzen; urspiinglich Ferner gehört hierher jiooao Statur aus Jfcooaö. So wird ai e zu i resp. i in mann?; ,,iminey, which of tliem" St., im Cat. JID/ (siehe § 38); welche? = jj./; Ja./ wo? ,,pronounced eka" (Jkä) im Cat. Ja/, deren Anlaut durchgängig das Fragewort war; ferner in gesprochen Iii, vgl. Wasser aus JJD, wofür M. miyyä hat. 1 W i e im as. s t a t . absol. p d , yöm, yüm haben.

w o f ü r die westlichen S y r e r schon p o i

§ 7 , 8]

E r h a l t u n g u. V e r l u s t v o n V o c a l e n .

19

Schwä.

Das Bestreben des As., alle Diphthonge in geschlossnen Silben wegzuschaffen, ist im Ns. völlig durchgeführt und bis zu Verkürzungen wie sie oben § 2 bemerkt sind (teyyä aus kau-Kbhä,

ausgedehnt. Vgl.

kö-kh'bhA, kokh-bhä)

noch die Endiing

aus

(§ 37) u. s. w.

Die Yocale der Ultima, welche als die Silbe unmittelbar nach der betonten am wenigsten in's Ohr fällt, wechseln überhaupt etwas stärker, namentlich bei vocalischem Auslaut.

So werden wir in der Formenlehre öfter ausfinden; so entspricht dem Prono-

lautendes ) — für )

men W hi der Drucke im Cat. JJ/ ; so ist -oso, . . i » wahrscheinlich =

o i » (oomp) u. s. w.

Aus

wer?

ursprüng-

lichem Auslaut an wird nach Abfall des N öfter i (vermittelt durch en, in), z. B . in

mir neben

Erhaltung und Verlust von Vocalen.

V

W u. a. m.

Schwä.

Beibehaltung von Vocalen, die im As. schon verloren waren , finden wir bei den Formen der zweiten Verbalklasse, welche die Verdopplung des mittlem Radicals nicht aufgeben

( § 100).

So

gegenüber

as.

und so bei Part. perf. JLjq- (hebr. iifflina) u. a. m. In allen diesen Fällen schützt sich nach St., JaasooL durch toomümma umschreibt,

dieser

kurze

welcher Vocal

durch Verdopplung des dritten Radicals (siehe aber unten § 14). 1 Die schen 1

schon im As., Mand. und zum Theil Talmudiund

Spät - Targumischen

Auch in andern aram. D i a l e c t e n ,

verlorenen

s e l b s t im A s . ,

vocalischen

besonders häufig a b e r im

M a n d ä i s c h e n , halten sich unter gewissen Umständen solche kurze V o c a l e in offner Silbe gegen die für den Zustand des A r a m ä i s c h e n , nen,

sonst c h a r a c t e r i s t i s c h e

den wir a l l e i n ken-

ITauptregel (vgl. meine Mundart der Mand. § 9).

20

Laut-

unbetonten 1

Auslaute

und Scliriftlelire.

[§ 9

sind auch dem Ns. völlig ver-

schwunden. Wenn die Orthographie der Americaner in einzelnen Fällen die längst verschwundenen Laute noch andeutet (wie im Suffix -oio, „icao/ die femina u. s. w.), so beruht dies auf einem Verkennen des ns. Sprachgeistes und der Ursache, welche im As. diese Schreibweise bewirkt hat. §9

Wegfall von Vocalen, welche im As. noch vorhanden, ist sehr selten, wie in dem Suffix JÜ aus JÜ_ ( § 54). E r kommt hauptsächlich vor, wo eine ganze Silbe verschwindet,

wie

bei der Aufhebung der

in Jisi-oori Messer aus sakkinlä,

Verdopplung

)JA Zeit (dänä)

u. a. m. (§ 47); etwas anders in

aus 'iddänä

Wurzel aus Hqqärä,

R Rauch aus tinnänä. Ferner fallen Vocale weg bei Zusammenziehungen Ui'j;

wie J j i « Arm (d'ränä,

bleibt neben

(§ 109);

^.jf

M. dröna)

aus

Jü ich gehe nicht

für ^.j/ JU (§ 116) u. s. w.; im Cat. Joo ist aus joot J?, ich suche ihn — oyip, =

(ixl ich kenne ihn aus

J6)/ (urspr. Jjoi) u. s. w.

/ dieser

Im Cat. sind solche starke

Zusammenziehungen namentlich bei Ausstossung des D häufig, während in den Drucken durchgehends die volle Form erscheint. Starke Verstümmlungen, bei denen mit schwachen Consonanten auch viele Vocale wegfallen, haben wir besonders bei den Pronominalsuffixen und den Formen des Verb, subst. Unbetonte auslautende Vocale fallen auch im Ns. zuweilen ab, z. B.

x

/ Uli im Cat. für - V der Drucke, ja»,

Lao was? aus - j a » (§ 38). 1

Ich rede hier von der ursprünglichen Betonung, welche von der im Ns. herr-

schend gewordenen (über welche siehe § 30) stark abweicht.

§10]

Erhaltung

und V e r l u s t von Vocalen.

Schwa.

21

Der schon im As. aus volleren Vocalen entstandene § 10 Vocalanstoss (Schwa mobile) bleibt im Anlaut auch im Ns. nach St.'s ziemlich deutlicher Angabe. 1 Aber das Ns. duldet selbst zwei und drei Consonanten mit je einem Schwa mob. im Anlaut. St. erklärt ausdrücklich Schreibweisen wie w.o)oSV~>?, Jä-o^j u. s. w. für der Aussprache gemäss und umschreibt das erstere Wort durch d'b'libboo. Das Unharmonische dieser Aussprache muss noch gesteigert werden, wenn sie in Versen vorkommt.2 Im Cat. und bei Rod. erhält jedoch nach as. Weise der erste Consonant in solchen Fällen stets einen vollen Vocal und zwar bald bald ~ vgl. J^p«.?, Jksolo^, JiL/j ( = „iLj duorum), (¿¿«.j neben ^crö»? und sogar fcds]Jj (— auf ewig) u. s. w. So werden auch in den Drucken die Präpositionen js und \ vor Infinitiven der ersten Klasse regelmässig mit — versehen, z. B. jJ.oco, )J.~vo\. im Klagen, zu klagen, und die so entstehende Silbe gilt im Verse für voll. Wie gross der Unterschied in der Aussprache sei, können wir nicht sagen; doch ist er sicher nicht bedeutend.3 Wie es sich mit St.'s Angabe verhält, dass Jj?^ Brennstoff nicht yakdana, sondern yek'dana zu sprechen sei, können wir nicht deutlich erkennen. Wahrscheinlicli handelt es sich hier um einen durch die Härte des Q hervorgerufenen Hülfslaut, so das also die von ihm angezogene 1

M. ignoriert ihn in tre „ z w e i " , %zürä „ S c h w e i n " u. s. w . , schreibt aber

medittä „ S t a d t " . 2

Im Gesangbuch kommen als zweisilbige Wörter (_l _ ) vor (suopi.; d'L'z'qipä, d'b's'mayä

) i a \ p O , 3

und mit o und,

-OtQ^VSO

U.

S.

welches auch nicht für silbenbildend gilt,

W.

Die Form lltasar „ d r e i z e h n " bei M. für vchx&I der Drucke soll wohl eine

solche Häufung von Schwa's darstellen.

Oder ist es ein Fehler V

22

Laut- und

Schriftlehre.

Parallele des hebr. a'py* ganz richtig wäre.

Leider sagt

St. nichts Näheres über das Wesen und die Ausdehnung dieser Erscheinung. Da

der inlautende Yocalanstoss

rämtä früher räitilhä,

in

Fällen

wie Jfcoo»

^--itso käthbin früher käth'bhin, ^ V ^ o

rriharrin früher m'harr'rin und vielen ähnlichen 1 schon im As. ziemlich früh weggefallen ist, so wird sein völliges Verschwinden im Ns. nicht auffallen. Im Cat. und bei Rod. werden vereinzelt volle Yocale für Scliwa geschrieben, ohne dass erhellte, ob die Aussprache eine wesentlich verschiedene sei. Jcn.•

Die F ä l l e sind

Jjojo wo durch Verbrennen und Ertrinken,

^coX^

durch dein Kreuz,

Jjlo |iL ^

Kranken2,

deines Blutes, OfX^o^j mendacii.

o

in zwei Naturen,

in

Entstehung neuer Yocale und Silben. § 11

Wie in andern aram. und sonstigen semit. Sprachen wird die Hervorbringung eines mit einem vocallosen Consonanten beginnenden Wortes zuweilen durch Vorschlag eines Vocals

mit einem Spiritus lenis (welcher im Ns.

durch l oder durch a. ausgedrückt werden kann) erleichtert.

Der ursprünglich

anlautende Consonant

tritt

so

an's Ende der Silbe (sein Schwa mobile wird quiescens). So haben wir kürzt aus

/ wir aus J«~/ oder

(wenn nicht direct verMist aus 7/ S i n , Jkio»;v Granat-

apfel (zunächst für )fcoa»i aus Jtoo»», JM»» vgl. as. (jaioi, hebr. pa")), — ^ unten aus 1

oder Jfcusbo» oder

Vgl. Barh. gram. metr. I , 308 ff. Steht hier vielleicht für ^ as. ¡lo (vgl. §87; 9'2)? Der Abfall des D würde sich nach § 21 erklären. 2

§ 11]

Entstehung

n e u e r V o c a l e und Silben.

23

^iuk Februar aus ^ i » . , dialectisch v c W sieben, /(¿/ neben J|» hundert (M. cmrnä) aus XS52. Vorschlag nacli Aufhebung

Im Letzteren war der

der

Consonantenbedeutung

des ersten l allerdings überflüssig, ebenso wie in N^aVai. oben aus .

. Im Cat. so

Sünde (Jfc^w § 21) neben

Aehnlich ist \J>1 Mühle aus

,

und

neun

mit seinen Ableitungen (M. ötsa 9, ölst 90, aber etsaser 19), besser zu schreiben den.

JA«.17

oder

L*.!./,

aus

JA«.!.,

JJI.1

entstan-

Jtsji./ sechs (M. estä 6, aber isti 60) und andre sind

schon as.

Dialectisch hat sich nach jenem auch die Fe-

mininform J W gebildet. Die im As. durch M'hagyänä bezeichnete Erleichterung der Aussprache vermittelst Einscliiebung nach einem

silbenschliessenden

eines Vocals

Consonanten, dem ein

vocalloser Consonant folgt 1 , finden wir einige Male, wie in

Hündinn (Jfco^ä), vgl.

Siegelring (JkojA.) , 2

Iviooi.) u. a. m.

Jiva\

S'ifsy), j n « » akübra

Scorpion (as. (¿voi. für Wohnung (Ji'^av»),

Maus (M.,

iiap.

in den Drucken

In JJ);3 Eisen ist wie in dem eben an-

geführten as. Jiväx eine neue Verkürzung eingetreten aus )j)V2> für JJjv2> (M. aber perzlä). Um einen langen Vocal o, au zu erhalten, ist diese Einscliiebung geschehen in JlioL Kuh (JjUoi), Jjjoä Maidthier (vgl. as. jiüjoo 3 ) und in den modernen Fremdwörtern Reichthum ( ^ j O ) und kurdischen sola).'

Schuh (Femininbildung vom

Aehnlich |Aol oder JAoI Wurm ()ivoi).

1

Vgl. über diese Erscheinung Mundart d. Mand. §. 8.

2

Weitere Beispiele nnten bei der Nommalbildung § 64 u. s. w.

3

Auch I J J O O dreisilbig z. B . Efräm, carm. Nis. ed. Bickell 71, 62. — Zu

dem lautlichen Vorgange vgl. as. j&.oj für )tOkOj Ex. 15, 16. 4

Zu sprechen wohl toirlä, söillä u. s. w.

Laut- und Scliriftlehre.

24

Zuweilen ist, wie im As. gewöhnlich 1 in solchen Fällen, bloss das Zeichen M'hagyäna gesetzt, ohne ausdrückliche Hinzufügung der neuen Vocalpuncte. So wird z. B. im Gesangbuche S. 185 dreisilbig (madinchä) gebraucht. Uebrigens tritt die hier besprochene Vocaleinschiebung durchaus nicht in allen Fällen ein, in denen sie möglich wäre. Sogar so harte Bildungen wie ( i j v ^ " , U->?'i (§ 54) erträgt die Sprache. In den Dialectformen %L 3, 10 ( § . 7 9 ) ist wohl eine Neubildung nach der Form andrer Zahlwörter, nicht die Beibehaltung der ursprünglichen Vocale des ersten Eadicals anzunehmen. Allgemeiner Vocalcharacter. § 12

Durch diese Einschiebung und die Bewahrung alter Vocale ( § 7; 11), viel mehr noch durch die Erweichungen und Verstümmelungen der consonantischen Bes t a n d t e i l e , sowie durch den Nichtgebrauch vieler vocalarmer grammatischer Formen (wie des alten Perfects) und ihren Ersatz durch vocalreichere (Participia u. s. w.) bekommt das Ns. einen relativ grösseren Vocalreichthum, als das As. "Wesentlich wird dieser Vorzug aber durch die H ä u f u n g der Schwa's im Anfang der Wörter (§ 9) beeinträchtigt. 1

Auch in der U r m i a e r Ausgabe des A. T. h e r r s c h t in dieser H i n s i c h t k e i n e

Consequenz.

Bald s t e h t die v o l l e r e , bald die k ü r z e r e Vocalisierung mit oder

ohne den Strich.

§ 13]

U e b e r d i e n e u s y r . C o n s o n a n t e n im A l l g e m .

II.

25

Consonanten.

1. A l l g e m e i n e Regeln. ITeber die neusyrisehen Consonanten im Allgemeinen.

Die ns. Consonanten sind im Allgemeinen dieselben § l.i wie die as. Verloren hat aber wenigstens der Dialect von Urmia einige aspirierte Mutae (§ 17) und den Laut des Die emphatischen Buchstaben ^ JB J behalten nach St. ihre volle Emphase und gleichen so dem arab. Js J yo, Die Modification einiger Consonanten in der Aussprache werden wir unten bei der Behandlung des Einzelnen erörtern. Neue Consonanten sind 1) der Laut des pers. j (franz. j , ge; engl, s in pleasurc), ausgedrückt durch ein .a. oder ) mit einem diacritischen Zeichen ( i f); dieser Buchstabe kommt nur in Fremdwörtern vor und ist selten; 2) der Laut des (engl.,/, ital.^?'), ausgedrückt durch y^mit diacrit. Zeichen (in den Drucken ungefähr bei uns Dieser Laut scheint in gewissen Gegenden auch bei einheimischen Wörtern öfter (§ 20) vorzukommen; in Urmia ist er häufig in Fremdwörtern, entsteht aber vereinzelt auch in einheimischen Wörtern durch Lautwandlung (§ 20); 3) der Laut des _ (engl.ch, ital. et), ausgedrückt durch .o mit dem Zeichen (in den Drucken ungefähr ^ im Cat. .o, bei uns -q y). In den altern Drucken vertritt v^die Stelle dieses Buchstaben mit 1 . Auch dieser Laut ist wahrscheinlich in einigen Gegenden beliebt in einheimischen Wörtern, während er in Urmia zwar oft in fremden, aber nur selten in syrischen Wörtern 1

Bei Citaten aus solchen stellen wir das z w e c k m ä s s i g e m

her.

26

Laut- und

Schriftlehre.

vorkommt. Im letzteren Fall entstellt er durch Umwandlung ursprünglicher Consonanten oder Consonantengruppen (§ 20, 21, 27). Nur in wenigen schallnachin den Ohren klingen, •^'3°' alimenden Wörtern wie (neben k s k ä ) flüstern, vj^j knarren ist er dem Anschein nach ursprünglich. Bloss graphisch ist es, wenn in neun (= JajlI.^, jj für •M.I geschrieben wird. Doppelconsonanten.

§ 14

Die östlichen Syrer haben die von den westlichen verlorne Verdopplung beibehalten. Die Regel, dass ein Consonant, der irgend einen Vocal nach sich und einen kurzen Vocal vor sich hat, nothwendig verdoppelt werden muss, ist zwar in ihrer Allgemeinheit für das As. schwerlich stichhaltig 1 , gilt aber für die meisten Fälle, da das Syr. fast alle nicht durch ursprüngliche oder secundäre Verdopplung geschützten kurzen Vocale in offner Silbe verloren hat. Diese Verdopplung ist denn auch im Ns. noch sehr herrschend und kann alle Consonanten mit Ausnahme von o) und / (V) treffen; ja sie wird nach St. bei — und -f- (also auch gewiss nach kurzem o) überall in der oben bezeichneten Ausdehnung gefunden, und (¿ooL umschreibt er so toomümma. Die Zweifel, welche in dieser Hinsicht gegen die Lautauffassung des Americaners noch entstehen könnten in Hinblick auf die wenig scharfe Hervorhebung der Doppelconsonanz im englischen (wie im deutschen) 1

In

kam ist z. B. an eine solche Verdopplung schon wegen der Aspira-

tion nicht zu denken.

Doppelconsonanten.

§15]

27

Munde 1 , müssen verschwinden bei der Betrachtung von wirklicher Doppelschreibung der Consonanten, wie sie einzeln im Cat. und bei Rod. vorkommt, z. B. ich glaube (=

ti^.

t»'^- j^Li.) vgl. oL.n^i«

v

ii\>ot/

Los um seinet Willen (to^

seine Gnade (uoiokaibi c ^ - s ) .

Man sieht, dass die secundäre Verdopplung einheimische wie fremde Wörter trifft. Hierhin gehören auch die Bildungen von Afel, welche in ihrer Flexion ganz dem alten Pael folgen z. B. ( a o i „aufrichten" maqqem. In vielen Fällen wird jedoch die Verdopplung nach § 15 ä aufgehoben und durch Dehnung des vorhergehenden Vocals

ersetzt.

z. B. req)\

Die meisten Paelformen

für parriq

verlieren sie

(wofür aber im Cat. noch J3j3 per-

ebenso fast alle Nomina mit ursprünglicher Ver-

dopplung wie Jj~ Lende (Nlin). (¿1 Meer (ti/3*), Jiao erster (Nj52p_ aus |~20JJÖ), Ji-a«. schön (smsaä), ]iv=> Tochter ( a n " q ) — ( ¿ i ^ Dieb (K335), Jaa Zahn ( n m ) und so viele andre. Vgl. unten zahlreiche Belege zu dieser Erscheinung bei den Nominalformen. Nach ursprünglichem i kann ich diesen Vorgang nur selten nachweisen, wie in iL/ aber zunächst für innä aus 1

Ganz deutlich ist sie dagegen stets im Italienischen,

2

I n diesen Schriften wird

nämlich vereinzelt

(die gewöhnliche

kommt überall daneben vor) die Verdopplung auch consonantisch namentlich b e i M N E vgl. )xixut ihr Name ein (sjotp), sende

^QiOp) glaubt

(^poj),

ihn {ojijJL; u. a. m.

wir tlmn kund

(^i^D

|0OöÄ)i

, Habsucht

trug (lli^ (

v

:,

führ o

So auch b e i D in

thu ihm kund gebt

bringen

mir

(yCC 1~S\ ¿o).

{oj^^D),

(•AoYlNSöj).

z. B . |U?Q» allata

R e i n e r graphischer Luxus ist a b e r eine Schreibweise wie l i y j triurn, ich fordere

uns

n

und bei \ in

Aehnlic-h steht ¿J in Ableitungen von

Schreibart

ausgedrückt,

u. s. w. ^.ozi^^

28

Laut-

und

[§ 16, 17

Schriftlehre.

in-lä (also —- JJ/); vielleicht in 'ioß> gering für l i S t t , wenn nicht für

Bei u, wo die Schrift uns im Stich lässt,

giebt uns wenigstens M.'s pümä „Mund" zunächst aus pummä ein Beispiel desselben, und gewiss ist in JbjoioS u. s. w. die Auflösung der Verdopplung und Ersatzdehnung eben so wie in j d ; 3 (püreqli für purraqli, Ferner zeigt

wie päreq für parriq).

Wand aus N13 (ursprünglich wohl NTD)

denselben Vorgang (S. 14);

desgleichen haben

wir ihn

in den Formen liAj^o? und J i ^ o ^ (S. 14 f.). § 16

Seltner und nur auf einige Nomina von Steigerungsformen beschränkt ist die Aufhebung ohne Ersatz mit Verwandlung des vorhergehenden Vocals in ein blosses Schwa wie in Jio~ weiss (ünift), Jioco und Jkuaco Messer (fÜ^SD),

Pflug (iOTS); ferner in j i q u i ex iis sunt?

und ähnlichen Formen im Cat. ( § 3 8 ) , (]in)',352 ist.

Ein

anlautendes l

in denen j »

oder a

dann mit seinem Vocal ganz für die Aussprache: Jj'A Zeit (d&nä aus W ) , (N^y).

J j ^ / Dach ( s n a s ) , liai

Durch einen Vorschlag

=

verschwindet 1 also

Frevler

gestützt wird JÜjosoii

Granatapfel, Fem. von rummänä oder rimmönä {S. 22). In Versen kommt

so

auch

Schatten dreisilbig

neben dem ursprünglichen jk-A^ vor. Eine andre Art Verkürzung scheint uns vorzuliegen in Wurzel aus

Jil Rauch aus tinnänä. Aspiration der Mutae.

§ 17

Die alte R e g e l , nach der jede der sechs Mutae B G D K P T 1

im Aram. aspiriert werden muss,

E s ist gleichgültig-,

gesetzt wird oder nicht.

wenn

ob in solchen Fällen das Tügungszeichen —

sie (§31)

§171

29

A s p i r a t i o n der Mutae.

nach irgend einem Vocal (vollem oder blossem Schwa) ohne Verdopplung steht, ist zwar für das Ns. längst ausser Uebung gekommen; jedoch zeigen sich noch vielfach ihre Nachwirkungen. Um den Grund der Aspiration oder Nichtaspiration zu erkennen, müssen wir immer auf die ursprünglichen Formen zurückgehn, dabei aber stets im Auge behalten, dass die Sprache, nachdem sie das Gefühl für die lautlichen Ursachen der Aspirierung verloren hat, vielfach nach blossen Analogien weiter bildet und die Rukkakh und Qussäi ganz von ihren ursprünglichen Bedingungen löst. Die aspirierten und nicht aspirierten Laute können für sie also endlich ganz verschiedenen Bedeutungswerth bekommen, während sie in der alten Sprache vollkommen gleichwerthig sind. 1 Dass hierbei einige Inconsequenzen vorkommen, erklärt sich leicht. Uebrigens ist zu bemerken, dass uns noch lange nicht genug Untersuchungen über Q. und Ruk. im As. vorliegen, und dass ferner ihr Gebrauch während des Lebens der alten Sprache nicht immer genau derselbe war, da nach deutlichen Zeichen der Yocalismus im Syr. immer mehr zusammenschwand, so dass in manchen Fällen später Q. gesprochen werden musste, wo früher Ruk. gewesen war. Die Loslösung der Aspirationsregeln von ihren unmittelbaren Ursachen fängt übrigens auch schon im As. an, wie namentlich daraus zu sehn, dass 1

Zur E r l ä u t e r u n g eine Analogie aus dem Deutsehen.

g l e i c h w e r t h i g , m a g es h a r t wie in Nacht, werden.

Unser ch ist ganz

oder weich wie in Nächte

gesprochen

D e r Unterschied ist rein lautlieh, durch die Verschiedenheit der vor-

hergehenden Vocale b e d i n g t .

D e n k b a r wäre nun a b e r , dass ein Dialect diese

Verschiedenheit von ihren lautlichen B e d i n g u n g e n a b l ö s t e , so dass ein W o r t m i t denselben Vocalen, j e nachdem es mit h a r t e m oder weichem ch gesprochen w ü r d e , eine verschiedene B e d e u t u n g hätte.

30

Laut- und

Schriftlehre.

bei den westlichen Syrern alle ursprünglich verdoppelten Mutae hart bleiben, auch nachdem die Verdopplung aufgegeben ist. als Als Zeichen des Q. dient im Ns. wie im As. Zeichen des Ruk. — . Leider machen typographische Rücksichten es schwierig, diese Zeichen neben einem Vocal- oder ähnlichen Punct zu setzen, also zwar • • , A\ aber .«~i\, JÍV, obgleich letztere beiden Wörter dieselben Puñete haben müssten, wie die entsprechenden ersteren. Und selbst ohne Noth fehlen diese Puñete nicht selten in den Drucken. 1 Doch bekommen wir für die Hauptfälle allerdings ziemliche Sicherheit, da namentlich bei den Verbalformen eine einzige für alle übrigen von derselben Wurzel gebildeten und zur selben Klasse gehörigen maasgebend ist. Der Unterschied aspirierter und nicht aspirierter Mutae hat aber für die Sprache von Urmia nur noch bei B K und Gr Bedeutung, da in ihr die Aspiration von P T D ganz oder fast ganz verschwunden ist. s®> ( F ) können nach St. die Nestorianer kaum aussprechen und verwandeln es selbst in Fremdwörtern gern in P. In echt syrischen Wörtern kommt es in consonantischer Potenz nicht mehr vor, sondern bloss mit dem vorhergehenden Vocale zu au (Ö) oder u zerflossen. Diese Auflösung zeigt sich aber bei einheimischen Wörtern nur in -JL2¡J, nausi, nösi, - O ) Q « 2 ¿ U . S . W . „ich selbst, er selbst", und in JkjiSoi rustä „Wurfschaufel" (aus § 23, 43; sonst wird 1

Derselbe Uebelstand besteht auch in d e r , im Ganzen sonst recht sorg-

f ä l t i g e n , Setzung dieser Puñete im P e s h i t ä - T e x t von Urmia.

Selbst im Cat.

wird das Zusammentreffen der Aspirationspuncte mit andern gern vermieden. — Bei St. linden wir übrigens einzeln den P u n c t neben dem Vocalzeichen.

§17]

Aspiration der

Mutae.

31

immer hart, wie in Jft>2co Lippe, wofür M. siptä hat. Daher kann bei -3> der diacritische Punct durchgehends fehlen. 1 T wird in der Ebene nicht mehr aspiriert. Wenn im Cat. einige dem As. entlehnte Wörter noch zuweilen mit l geschrieben werden z. B. )io">\v> Reich, Jj^-xaxi tödliche (Sünden), so geschieht das bloss aus Rücksicht auf die as. Schreibart und ist für die Aussprache nicht maassgebend, wie schon aus der unterschiedslos daneben gebrauchten Form Joo'i\v> erhellt, die uns die herrschende Aussprache giebt. 2 Dagegen ist die Aspiration im Gebirge noch lebendig, wo sie dem L den Laut des th im engl, thick (&) giebt. St. führt aus diesen Dialecten leider nur wenige Beispiele an, wie die Pluralendung jfcJ. (in Urmia ]is_ äte, äc). „Das aspirierte j wird nicht häufig, wenn überhaupt, in der Provinz Urmia gebraucht. In den Bergen von Kurdistan ist sein eigentlicher Laut der des th in there (3), doch soll es in einem oder zwei Fällen wie th in thin ( c ) klingen" (St.). Leider gibt er gar kein Beispiel. Auch M. drückt die Aspiration in den wenigen Fällen, wo sie bei seinen Beispielen möglich wäre (wie yatä „Schwester" as. Jfcw, %adesar „ e l f " nicht aus. * i Eine Wirkung der früher vorhandenen Aspiration des T und D ist übrigens ihr leichtes Verschwinden nach Yocalen ( § 2 1 ) . 1

I m Cat. wird in JoojQJ«i> luxuria

d a r u n t e r geschrieben.

von

In den D r u c k e n

s ^ j f ü r F ein o mit drei P n n c t e n stände

dafür j i a o o a j ^ a . — In

altern D r u c k e n h a b e n wir AjLo 1 untersuchen

f ü r JL&&1 der s p ä t e m

Der Eigenname

(A'autuli) gesprochen.

2

wird nach St. Nowtale

den

=

D a s s im Cat. daher das L gewöhnlich ausdrücklich mit Q. bezeichnet wird,

ist ein L u x u s , dessen wir uns beim Citieren entschlagen.

32

Laut-

und

Schriftlehrc.

Am deutlichsten und am genausten durchgeführt sind die Aspirationsregeln 1 beim 13, welches, wenn aspiriert, ganz die Aussprache des o (arab.

}

,

engl, w, nicht

deut-

sches w) annimmt und daher im Auslaut seine Consonantengeltung verlieren muss (§ 23).

Mehr Abweichun-

gen finden wir bei K , welches mit Aspiration ganz wie = £ klingt, und besonders bei Gr, ), aber arab. JJJ, kurdisch zibel Garzoni 176 und also wohl im Ns. als Fremdwort zu betrachten); Finger,

M. soppä (as. Ji=>j; die Aspiration ist hier

wohl verschwunden wegen der nach Verlust des die Aussprache eingetretenen Verdopplung;

für

die Müller -

sehe Form zeigt diesen Vorgang noch deutlicher); Lüge (durch Einfluss von durch Einfluss von

lügen Pael) und Joia. Länge

lang sein).

Nach Consonanten sind diese Laute natürlich hart, vgl. Kniee u. s. w.

Im Ns. gilt aber ein ursprünglicher

Diphthong wegen seiner Auflösung in einen einfachen Vocal nicht wie im As. gleich einem Vocal mit einem Consonanten dahinter, sondern ganz als Vocal, also as. Nolileko,

u. a. m.) neben

ausserdem

disrumpere,

reiben.

Unbekannter

Auffallend ist aber vgl.

3) Von den wenigen B e i -

spielen mit v ^ l i a t 1!. nur v ^ t - » mischen, Q. dagegen v ^ » ausreissen (verwandt mit i^ffl, ^bffl) und

rrissen,

verbinden (vom alten Fremdwort j^oj zogä

£vyov).1

Die feststellenden Aspirationsverhältnisse des einfachen Verbums gelten nicht nur für alle V e r b a l n o m i n a (z. B . JÜa» Reitender wegen d i i ,

Reinigung wegen j a j u. s. w.),

sondern auch für die durch vorgesetztes ma gebildeten Causative ( A f e l ) ,

obgleich

in letzteren das Verliältniss der

V o c a l e und Consonanten zu einander ganz anders ist als im einfachen Verbum.

Hier überwiegt also die Analogie

ganz über die alten Lautregeln und bewirkt ständige Verschiedenheit

zwischen

eine voll-

der as. und ns. Aus-

sprache in den betreffenden F o r m e n . Der

1. Rad. behält

also

Q. vgl. ^ p »

glänzen lassen,

klein machen, JJiüä abnützen, •¿.«"iv zurecht weisen, ¡¡redigen-,

verkürzen,

JLV^D sich

)ip»

zurückziehen,

lachen machen, ) speien machen u. a. m.° D e r 2. Rad. hat regelrecht R . wie in JO^I^O zusammenO •. halten,

Ihun lassen, p v o

vorüber führen,

hervor-

quellen machen, aber natürlich . p w o demüthiy machen, Beispiele für K und G finde ich leider sonst n i c h t , sowie auch keine, welche Verben der 2. K l . entsprächen und hier vielleicht Q.

1

T7nbekannt ist mir die Aussprache des

2

Diese beiden folgen der Analogie, obgleich ihr Simplex im Ns. nicht mehr

v^?.-®0

snt '~ e l n

(2. Kl.).

vorkommt. !

^«s^p gefrieren

bei St. 82 ist ein Druckfehler.

An mehrern S t e l l e n in den

Drucken (auch bei St. 111) finde ich das regelrechte ^ t ^ ß (von

für "iVs).

§19]

Aspiration

der

Mutae.

37

h ä t t e n , wenn nicht ; ~v.y> einen geleiten (vgl. v^-- begriissen 2. Kl. — Denominativ von Ji-^J. Genosse) hierher gehört. Der 3. Rad. hat natürlich auch hier R. z. B. rlemüthig machen, ^pu^oo sitzen machen. Die Verba quadrilittera

bieten wenig Gelegenheit zu

Beobachtungen in dieser Hinsicht; doch stimmt das E r gebniss mit den allgemeinen aram. Regeln iibercin.

Der

1. und 3. Rad. haben Q., während der 2. R. hat.

Bei-

spiele sind pv=>, ^poo»,

.

.

(iv?1,^^^,

. .¿p'A,

F ü r den 4. Rad. habe ich nur wenige Bei-

spiele wie

cinwickcln (j/ ^"O),

welches letztere

gegen die Regel, wie andre auf Gr auslautende Verben, Q. h a t . 2

I n ^jOj to make trot,

to trot

wirkt die Ablei-

t u n g von einer Wurzel mit verdoppeltem 2. Rad. ("pT in den jerus. T a r g . zertreten),

und so wird es auch wohl in

dem seiner Abkunft nach dunkeln

^JOJC

to shake about sein.

befreien ist wohl fremder Herkunft. nachahmende

Das

schall-

seufzen (vgl. pDx) ist. natürlich nicht

maassgebend. Da

sich die Aspirationsverhältnisse

ursprünglichen

Bedingungen

getrennt

ganz

von ihren § to

haben

und

ge-

wissermassen fest geworden sind, so fehlt natürlich die Beweglichkeit, die sie im As. haben. derung

durch

Einfluss

eines

An eine Aende-

vorhergehenden

Wortes

ist nicht mehr zu denken, und da auch die Leichtigkeit der innern Vocalverschiebung 3 1

Aber n a t ü r l i c h

umwölken

2

E s b e d e u t e t plagen,

schaden.

mit Jica*. Schimpf

(wofür

(für

aufgehört h a t , von

so fällt

(t?^).

So n a h e es l i e g t , an einen

möglieh ist § 22) zu d e n k e n ,

Zusammenhang

so ist es am E n d e

doch ein F r e m d w o r t . 3

Im Nomen z. B. as. ^ V ß , a b e r faXxi, ns. nur l e t z t e r e s ; ähnlich im Verbum.

38

Laut-

und

Schriftlehre..

auch jede sonstige Ursache der Veränderung in dieser Hinsicht weg. Die Aspirationsverhältnisse müssen übrigens nicht nur zur Erkenutniss des positiven Zustandes der Sprache genau beachtet werden, sondern sie haben,

wie aus dem

Gesagten schon deutlich sein muss, noch ihre besondere Wichtigkeit für die Erforschung des Ursprungs der Formen und Wörter und zur Unterscheidung einheimischer und fremder Bestandteile. 2. Einzelne Consonantenklassen. Die Gaumenlaute. § 20

Der Laut des Q K

Gr bleibt im Allgemeinen unver-

ändert ; das aspirierte K h (ursprünglich etwa dem gemeindeutschen ch in Nacht entsprechend) einen

rauheren Kehlhauch

bekommt

dagegen

als früher und wird

ganz

gleich dem — (d. i. dem arab. ¡s- und dem schweizerischen ch 1 ), mit dem es auch in der Schrift öfter verwechselt wird.

So haben die Drucke

• •°>« überfliessen für

,

beschämt werden für . ° n• j 2 , lecken für

*

gekehrt ^Jfür

wir („gesprochen ükhu

oder — -— u. s. w.

St.) als Verbalsuffix

Häufig ist diese Vertauschung

im Cat., wo wir Jö neben J-L eins, — du sollst speisen (&afco), thun (• i

,P>;

). Jtoo'joo»

und um•

neben ^-L.

)t ¿\q°> Werke,

Kvudtiic.ti'iH'.öa avrovg

wir,

die wir

f-lSJOV-OXi)

und vieles Derartige finden. Vgl. bei R. ifco für '^L (_,kls>). M. setzt für beide Buchstaben y_ z. B. %a „ e i n s " , yalvä 1

S i e h e unten bei den Gutturalen.

2

Auch im As. scheint

J erniedrigen ( E f r . , carm. Nis. 9 , 48) mit

schämen (ib. 61, 23; Hebr. 11, 16) dieselbe W u r z e l zu haben.

sieh

§20]

D i e Gaumenlaute.

„Milch" wie te%vä „ S t e r n " .

39

Bei Wörtern unklarer Her-

kunft kann die Schreibweise daher nie entscheiden, ob dieselben eigentlich oder -o haben miissten. 1 Zuweilen spricht für Ersteres die Unwahrscheinlichkeit eines aspirierten K an der betreifenden Lautstelle. v ^ ( d e m Laut nach = ¿ ) , welches nach St. überhaupt viel Aehnlichkeit mit -a (—) h a t , muss besonders im Auslaut diesem fast gleich klingen. So haben wir vereinzelt i m C a t . ¿ ¿ s ^ o - j sie ist dein (JJL

) u n d b e i R o d . v^Q^o fuisti

So entspricht auch das Verbum

dem as.

Q steht für K in "^ao neben \v°i-> (as. W ^ ) , aber JkSoaoo überschnelle gegenüber as. J^Soaco/ hat das jüdische sriDIpD für sich. Umgekehrt K für Q in (¿-j^ gerecht,

-¿.«"ivi zurecht

weisen

v o n DÖS]?2, |a>ob Haar — as.

JlyOÖ Locke, vgl. -jiai seufzen mit p3N. So scheint es auch zu sein im Praefix J? = talmudischem und mand. Np, (§ 146, 1). K w i r d z u Gr i n

fest

zusammendrücken

(Jud. 6, 38)

vgl. üJ£D, as. .M^anl/ (unbelegt). Dagegen anlautendes Gr zu K in via rollen vgl. ITO, (aber das hebr. 113, wenn es wirklich Jes. 22, 18 vorkommt, spricht für die Ursprünglichkeit des K) und 300 bei ( § 87) a u s

giss.

Gh wird ausgedrängt, resp. zu W oder Y ( § 25) in JJöoi Thal, Fluss aus j i c ^ (Barliebr. cliron. 280, 535, 563), |_1v_jl Licht aus ns

J ; rin einzäunen von J_^Loo (auch

-)> vj^c». 1

Z . B . ob

Frau (Cat.

* So mand. Ntitii'D 3

etymologisch ein Kh oder Ch haben muss.

Wahrheit.

Altes F r e m d w o r t vom pers.

Arab. als ¡rU*"» gekommen ist.

d a s durch a r a m . V e r m i t t l u n g auch in's

40

Laut- und

Schriftlehre.

Durch Assimilation ist Gh wahrscheinlich verloren gegangen in

Mandeln aus sadde,

JJJL

hebr. D ^ f f i ) .

sagde =

(pUtt,

Auf andre Weise ist Gr assimiliert in Jv-i

Axt aus k^j-i • Der Uebergang des Q K G in die dem altern Aram. unbekannten Quetschlaute ^ und (wo bekanntlich

kommt wie im Arab.

in den meisten, J und

Grünheit)

auskratzen,

und in

(Quadrilitteralbildung nach § 95)..

G scheint zu ^ zu werden in ausgleiten stehlen ((Lai^

abstreifen neben i v ^

neben

( P a e l ) die Rinde abschälen — —

grünen

Beate)

fortraffen, CLL^ fortreissen,

aufheben

und ein paar andren.

Mög-

lich wäre freilich bei einzelnen der genannten die Entlehnung aus dem Arab.; doch ist dies nicht wahrscheinlich, da von den entsprechenden arab. Wurzeln keine im Pers., Türk, oder Kurd. häufigen Nomina bestehen, von denen das Ns. eine Verbalform hätte bilden können. Wahrscheinlich

sind vielmehr

diese Wörter

formen aus einem Dialect, der das

Neben-

(aber wohl nicht

das v^) wie im Arab., stets gequetscht spricht.

Hierfür

zeugt M.'s dümlä „Kameel" (in den Drucken ¿ 0 9 ^ ) 1 und die Analogie des K . K wird nämlich bei M. stets zu t, also hat er talba „Hund", 1

L e i d e r ist dieses W o r t das einzige eines G in einem einheimischen W o r t

b e i M., denn disra „ B r ü c k e " giebt sich schon durch das S s t a t t S ( K I Ö J ) als zunächst dem Arab. entlehnt zu erkennen. b e i M. (wie im r e i s . )

dänä

D a s Fremdwort

gänä

„ S e e l e " lautet

(siehe den Anhang über die F r e m d w ö r t e r ) .

Die Z a h n l a u t e .

§21]

malt« „ K ö n i g " ,

ttaba „ B u c h " ,

ist nun freilich im Dialect aber

einzeln

nämlich

in

finden

v

tut „ A l l e s " u. s. w . 1 von Urmia

doch

j Ä i j hohle Hand

hebr. ¡"CD oder = auch in

wir

41

auch

(NB3)2,

Dies

nicht der solche

Fall,

Formen,

J.sa.3 vei'löschen

=

ogo.a dunkel werden ( § 1 1 1 ) und wohl

y , „9> einbauen v g l . "pB ( p l B ) -

D e n U e b e r g a n g zur Quetschung

bildet

vielleicht eine

leichte Mouillierung, v o n der St. spricht (,,.3 ohne Aspiration hat oft den L a u t des K

in kind nach W a l k e r ' s

A u s s p r a c h e , mit rascher E i n s c h i e b u n g eines Y nach K " ) , obgleich es m ö g l i c h ist, dass sich seine B e m e r k u n g bloss auf Fremdwörter

bezieht.

Im Pers. und T ü r k ,

kanntlich eine solche Mouillierung

ist

des K und G

benicht

u n g e w ö h n l i c h , und sie kommt auch im K u r d i s c h e n vor. Allerdings

wird

aber

der

in

so vielen Sprachen

vor-

kommende U e b e r g a n g der K - L a u t e in gequetschte durchg ä n g i g durch Mouillierung vermittelt. 3 Die Zahnlaute. Stärkere V e r ä n d e r u n g e n die Zahnlaute

in

als

der S p r a c h e

sind meistens E r w e i c h u n g e n

die Gaumenlaute der E b e n e

haben § 21

erlitten.

und V e r s c h l e i f u n g e n ,

Es doch

treten daneben auch V e r s t ä r k u n g e n auf. ^ hat na'ch St. seinen emphatischen L a u t beibehalten. I11 F r e m d w ö r t e r n wechselt es allerdings stark mit l (siehe 1

S o g a r das Fremdwort hatim „ A r z t "

^{S^-.

Alle Beispiele

M.'s

haben

das K im Silbenanlaut, 2

Ich habe

es nur im Plur. mit

schlagen gefunden. 3

So ist ,21 rj

in der B e d e u t u n g die Hände (die Lippen)

zusammen-

zusammendrücken.

Soll vielleicht M.'s t und d bloss einen derartigen mouillierten L a u t aus-

d r ü c k e n ? A b e r j e n e s steht auch in tiri „ H e r b s t " Wir setzen für M.'s schräges t immer ein

stehendes.

und dieses in disra

42

Laut-

und

Schriftlehre.

den Anhang-), aber in einheimischen ist diese Vertauschung' sehr selten, wie in .oSi 1. Kl. umkommen 2. Kl. zerstören ( j o ^ , ) . Gequetscht wird es in ^i) ubkraizen neben , (cl^a. oder jov-g verschliessen (hebr. und talmud. DDX), spalten (r|bli, syr. aber - ^ . j ) , neben j, zermalmen, zerschmettern, to dig into, to pick the teeth (von DOPI oder von ppn?) und vielleicht noch einigen wenigen sonst. 1 Für das aspirierte T h und Dh erscheint bei Urmia regelmässig das harte T und D. Allein häufig haben sich die zarten Laute, wie so oft in den verschiedensten Sprachen, ganz verflüchtigt. Im Auslaut sind sie dann spurlos eingebüsst, während sie im Inlaut zwischen zwei Vocalen oft zu W resp. Y geworden sind, obgleich sie auch hier nicht selten ganz wegfallen und die früher durch sie getrennten Yocale in einen einfachen zusammenf a s s e n . Die Drucke zeigen diesen Vorgang nur einzeln und behalten noch gewöhnlich das T und D bei, aber ausdrückliche Angaben St.'s und die in den andern Quellen herrschende Schreibweise belehren uns, dass die gewöhnliche Sprache die Dentalen hier nicht mehr kennt. Im Wortauslaut, wo in der Endung des Fem. stat. absol. schon im As. das Th verloren ist (malkä „Königinn", m/i/kü „Reich" für malkath, malakhtith) ist das Th eingebüsst in ^ - (.,) aus W (vielfach in der Conjugation verwerthet), der Endung in w. - c ^ internus u. a. m. aus (§ 54), in Weite, » iy plötzlich aus änith (§ 56), in o n n v tief aus amqüth, in o— unter (zwei1

^JO^O to wrinkle

würde m a n so mit dem as. und ns.

z u s a m m e n h a l t e n , w e n n nicht das k u r d i s c h e kermei zoni 143 u. s. w.) n ä h e r läge.

ft

f

(ns. to

Iwisi)

„ g e f a l t e t " u. s. w. ( G a r -

43

Die Zahnlaute.

§21]

mal im Catech. in der Verbindung J ü o o i

cl- unter der

Gewalt) aus t'chdth, in be, bi aus beth „zwischen" und „Haus". (§ 61).

In - o ^ J Noth (aus yalsuth) und einigen andern

(§ 55) hat das T h wenigstens die Wirkung gehabt, das ü in ui zu verwandeln, wenn nicht vielleicht diese Verwandlung erst lange nach dem Abfall des T h geschehen ist, wie j a öfter - o aus o entsteht (§ 4). Im Silbenauslaut verschwindet T h so in der von St. 116 als gewöhnlich angegebenen Aussprache „mawae" (mäwäi) für jloisoo üörfer,

und sicher herrscht eine analoge Aus-

sprache in jLöfco oder Jlofcö Häuser und andern. Auslautendes Dh verschwindet in

für

(und j^.).

Der Ausfall des T h zwischen zwei Vocalen wird auch in den Drucken bezeichnet in »fcö hinter - - »fcö, Ji^ drei =

(wie noch im Gebirge).

Nicht wesentlich ist da-

von verschieden, wenn dafür Y oder W geschrieben wird, wie in

dreissig (M. tläi) aus

J-.Jjd oder J-.(jö

bringen zunächst für JlJjo (Cat. Jfcoo) und dem diabetischen ) k o m m e n für JjV; ferner in

unsre Noth (as.

v Lc>jV) und ähnlichen.

Viel weiter dehnt der Cat. und Rod. dies Verfahren aus. Hier finden wir Sünde ( JJjoJQ-iuJD Taufe

),

unsre Sünden )

, neben

deine Sünden j6^iaiOAX), - i w ^ i Frauen

wOiau^Il seine Sünden ( - o t o N l ^ . ) u. a. m. oben § 4.

Ferner bei u )oo

neben jio

v> und so öfter oo oder

•• und (

) (

, )

,

Siehe mehr Fälle

v> Reich, ^aaci^iVö dein R.

Nehmen wir hierzu St.'s Angabe, „dass eine sehr vorherrschende, aber vulgäre Aussprache" in der Endung jNl das JL in „long e " ( i ) verwandle, so dass man z. B .

44

Laut-

und

Schrif'tlehre.

jf.acca.QD „ P f e r d e " „soosamc",

(Loisjo ( D ö r f e r ) „memwe"

spreche, so werden wir liier überall die Zusammenzielnmg als das H e r r s c h e n d e ansehti, nämlich ä aus ulha, in aus t/ha, tu aus ithu, äi aus ttlhi oder alhe, urva resp. ua aus ulha u. s. w.

W a r u m n u n aber

dr rissig erlaubt sein soll,

während das auf derselben Stufe der Versclileifung stehende

ai

des

greife ich

Plurals

für

vulgär

erklärt

wird,

nicht recht.

Im

Cat. k o m m e n die

be-

Formen

mit 1• nur vereinzelt als E r i n n e r u n g° an die as. Schreibweise v o r . 1 Dil wird ebenso angestossen in dein u. s. w. aus

in ihnen u. s. w. aus •'TD, ( ] i n ) ' , T 3 , (wie für «-L).

So sprechen

„mood yän" (müdyan)

{

u n d der Cat. schreibt

ich erkenne ihn (omAJJ), o

d

e

sowie in

f ü r Jj—

nach St. viele Nestorianer

für ^ . j J JQJO, ^i.»- ?