Geistliche Amtsreden in den Jahren 1850–1861 in der St. Jakobigemeinde zu Greifswald gehalten
 9783111487342, 9783111120751

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
I. Fausreden
II. Konsirmationsreden
III. Beicht- und Avendmahlsreden
IV. Traureden
V. Einweihungsreden
VI. Finsührungsreden
VII. Begräbnißreden
VIII. Anhang: Fürbitten, Danksagungen, Gebete
IX. Eine Jubelsestpredigt

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Geistliche Amisreden, in den Jahren 1850 —1861 in der St. Jakobigemeinde zu Greifswald gehalten

von

Dr. 91. G. F. Schirmer, well. Konststorialrath, Superintendent, Professor der Theologie und Pastor zu St. Jakobi in Greifswald.

Anhang: Fürbitten, Danksagungen, Gebete.

Berlin, Druck und Verlag von Georg Reimer.

1869.

Vorwort. (Aewiß ist es ein erfreuliches Zeichen der Zeit und eines wachsenden reli­ giösen Sinnes, daß jede neue Predigtsammlung ihre Leser und Freunde findet und auf diese Weise ein Saatkorn werden kann für eine bessere Zukunft. So haben denn auch die im Jahre 1863 erschienenen, von einem ächtevangelischen Geiste erfüllten „Zwölf Reformations- und Gedächtnißpredigten" des verewigten KonsistorialrathS Dr. Schirmer (geb. 1791, gest. 1863) in den weitesten Kreisen die wohlverdiente Anerkennung und Würdigung gefunden. Sie sind wol geeignet, weil aus der Quelle ewiger Wahrheit geschöpft, Herz und Geist mit Kraft und Leben zu erfüllen, zu erbauen und zu neuen Thaten zu entflammen. Sie find eine gute Wehr und Waffe bei allem Dräuen und allen Angriffen der Feinde unsrer Kirche, und recht dazu angethan, das protestantische Bewußtsein mächtig zu wecken und zu kräftigen. Möchten sie tief in protestantische Herzen und Gewissen eingreifen und im Dienste des Herrn reichen Segen schaffen. CS gilt ja nur der Kirche Christi und ihrem göttlichen Bau, daß er immer weiter geführt und höher vollendet werde. — Wie die Reformationspredigten, so stnd nicht minder vre ergreifend-schönen „Vierzig Festpredigten" (Berlin 1865) desselben theuren Zeugen der Wahrheit nach ihrem vollen Werth aufgenommen und gewür­ digt worden, und gewiß werden auch sie, so reich an Geist und christlicher Tiefe, noch manche mühselige und beladene Seele zu der lebendigen Quelle alles Trostes und alles Lebens führen und erquicken. — Diesen beiden Sammlungen schließen sich nun die vorliegenden „Geistlichen Amtsreden" als dritte Gabe an, und der Herausgeber gibt sich gern der Hoffnung hin und würde darin zugleich den schönsten Lohn für seine mühvolle Arbeit finden, daß auch sie mit um so größerer Befriedigung und Liebe möchten ausgenommen werden, je geringer gerade auf dem Gebiete der Kasualrede die Zahl der gediegenen und mustergültigen Leistungen erscheint. —

IV ES kann nicht meine Absicht sein, diese nach besondern Rücksichten hin aus­ gewählten Reden noch besonders empfehlen zu wollen. Eine unbefangne und gerechte Kritik wird sie gewiß gern anerkennen und als daS gelten lassen, was sie sind. Und wie sich die bis jetzt veröffentlichten Predigten Schirmers Eingang in die christliche Gemeinde verschafft haben: so werden auch diese Reden den Weg zum Herzen des Lesers schon finden. Gesegnet aber werden die Stunden sein, die man sich vergönnt, um int stillen Gemüthe zu bewegen und nachzuleben, was der Redner aus den gehobensten Stimmungen des amtlichen Lebens in Freud und Leid darreicht. Man wird sich angezogen und gefesselt fühlen von einer be­ sondern Tiefe der Auffassung, von der Klarheit des Gedankens, von der Keuschheit der Rede, vor Allem aber von jener Liebe zum Herrn und zu seinem Evan­ gelium, welche die eigentliche Grundlage, die Seele aller geistlichen Betrachtungen des hochbegabten Redners bildet. Ueberblicken wir die literarische Thätigkeit Schirmers: so nehmen, wie dem Umfang, so auch der innern Bedeutung nach, die homiletischen Arbeiten die erste Stelle ein. Da er es als seine wahre und höchste Lebensaufgabe erkannt hatte, der Kirche im Predigtamt zu dienen: so war hier die Stelle, wo er seine beste Kraft einsetzte und den ernstesten Fleiß daran setzte. Bis an das Ende seiner Tage hat er sich mit treuer Sorgfalt auf seine Predigten vorbereitet und vor­ nehmlich darnach getrachtet, „Allen Alles zu werden," und nach dem jedesmaligen geistlichen Bedürfniß seiner Pflegebefohlnen „seine Stimme zu wandeln." Christus, der biblische Christus, ganz und allein: das ist immer der Grundinhalt seiner Predigten. Seine ganze und höchste Ehre suchte er allein darin, ein Prediger des göttlichen Worts zu sein; und in seltnem Maß und Umfang ist er durch Gottes Gnade Vielen ein Führer und Wegweiser zur Gerechtigkeit geworden. Er ist es geworden durch alle die seltnen äußern und innern Gaben, die Gott ihm ver­ liehen, besonders auch durch die tiefe Demuth seines Herzens und durch die hohe Lauterkeit seiner Gesinnung. Was aber mehr wiegt als das Alles, ist die Treue, bi& er in der Seelsorge geübt, die Gewissenhaftigkeit, mit der er die Kranken, die Armen und Leidenden besucht und aus dem Schatze seiner eignen reichen christlichen Erfahrung getröstet hat. Ja, er war in seinem Denken, Thun und Handeln ein treuer Diener Christi und darum ein reichgesegneter Mann. Mit voller Hingabe an seinen geistlichen Beruf war sein Streben ganz und stetig auf das Höchste gerichtet, auf den Dienst des Herrn und ans die Gewinnung der Seelen für ihn. — Wenn die vielfachen kirchlichen Aemter, die dem seligen Schirmer nach und nach übertragen wurden, das Gebiet seiner Pflichten auch ungemein erhöhten und erweiterten: so hat er sie doch unter Gottes gnädigem Beistand gewissenhaft zu erfüllen gesucht. Die schwierigeren Verhältnisse der Gegenwart entgingen ihm dabei nicht; — die höheren Aufgaben für jeden Diener der Kirche in unsrer Zeit traten ihm wol vor die Seele und das große Gewicht derselben drängte sich ihm lebhaft auf. Aber er stellte sich dabei auf keinen andern

V Grund, außer dem, der gelegt ist, Jesus Christus; und sein Verlangen, sein Streben und Trachten war nur das, sein.

auf diesem Grunde immer gefestigt zu

Denn wie er unerschütterlich ist, und von keines Feindes Macht überwältigt

werden kann:

so darf auch, wer darauf steht, doch nicht bange sein, und er hat

eine Schutzwebr, die ihn nie verlässt.

Ist es ja doch der Grund der lebendigen

Wahrheit Gotteö, der Wahrheit, die wir in Christo schauen; und leuchtet uns ihr himmlisches und ewiges Licht, sind wir uns im Geiste derselben bewusst gewordm, ist sie uns innerlich klar und selbst unser Leben: so sind wir, auch wenn die Zukunft dunkel und drohend ist, doch nicht ohne Rath; und eine hellere Aussicht erschließt sich vor unserm Auge.

Ist die Wahrheit mit uns: so fehlt

es uns auch an der lebendigen Richtschnur nicht, die uns unter allen Verhält­ nissen sicher leitet und führt. — Und die Wahrheit wird uns, nach der Ver­ heißung des Herrn, frei machen.

Diese Freiheit aber ist nun auch das Ziel

wonach wir als nach dem höchsten zu ringen haben, was der Herr uns gewiesen hat. — Und auch eben in unsrer vielfach bedrohten Zeit, und bei den vielleicht heißen Kämpfen unsrer Tage, müssen wir vor allem wachen und streiten, daß dieses Kleinod, womit die evangelische Kirche steht und fällt, uns nicht verloren gehe, sondern bewahrt und gesichert bleibe.

In dieser Freiheit ruht aber zugleich

das höchste Gesetz, nicht des Buchstaben, sondern des Geistes, das alle Willkür, die nur aus der Knechtschaft stammt, alles! Selbstische und Irdische, alles Menschenansehu hinwegweist. Der Geist aber ist auch ein Geist der Ordnung.

Ohne Ordnung besteht

auch die Kirche nicht, und das Bedürfniß derselben empfinden wir auch wol um so stärker, als wir eben auch in unsrer Kirche noch Manches daran vermissen, und dies eine wichtige, der Gegenwart gestellte Aufgabe ist, die sich aber auch ohne den Geist der Freiheit, und ohne von dem Gedanken des allgemeinen Priestrrthums aller Christen auszugehn, nicht lösen lässt. — Ein prüfender Blick auf den ungemein reichen, alle Verhältnisse des christ­ lichen Lebens umfassenden und durchleuchtenden Inhalt der vorliegenden gerstlicheu Amisreden wird es uns leicht erkennen lassen, daß ihr ehrwürdiger Verfasser auf dem Grunde der lebendigen Wahrheit Gottes gefestigt, daß er vom Geiste christlicher Freiheit, Ordnung und Liebe erfüllt und getragen war. leuchtet aus allen seinen Reden hervor.

Das

In einer jeden erschließt er uns sein

edleS, mitempfindendes Herz und wir bewundern seine seltene Meisterschaft, sich in aufrichtige ihm verwandte Seelenzustände in der größten Liebe und Zartheit hineinzufühlen

und fremde

Gemüthszustände als

seine eignen zu durchleben.

Und dieses tiefe Seelenleben, das sich so hingebend der verwandten fremden Eigen­ thümlichkeit anschließen konnte, ist, wie ein Naturgeschenk und eine Frucht seiner feinen sittlichen Bildung, so auch eine Wirkung seines christlichen Glaubens- und Liebeslebens.

Nicht allein in seinen Predigten und Reden: auch sonst tritt diese

Seite recht als ein Zeichen seiner Größe hervor.

VI Wenngleich das gefchriebne Wort nicht von dem unmittelbaren Hauche der Persönlichkeit getragen wird, wie das mündliche: so dient es doch auch zur Erklärung jener großen Gewalt, welche Schirmer über seine Zuhörer ausübte. Auch bei ihm ist etwas Unmittelbares, was allen seinen Predigten eine unverwelkliche Frische verleiht. Eine vierte und letzte Gabe wird eine Auswahl seiner besten Predigten über die heiligen Evangelien und Episteln in vielleicht nicht zu langer Zeit bringen. In gegenwärtige Sammlung wurden als längst vergriffen aufgenommen eine Einführungsrede (1848) und die den Schluß bildende Iubelfestpredigt (1858). Einige Tauf-, Trau- und Grabreden Schirmers find abgedruckt in einer Samm­ lung von Kafualreden (Magdeburg 1843). Und so sende ich nun diese geistlichen Amtsreden im Namen des Herrn hinaus in die Welt, daß sie unter seinem mächtigen Beistände an den Herzen der Leser ihr Werk thun, und Schirmers Andenken erneuern. Möge die Saat, die durch die Hand dieses gesalbten und gesegneten Zeugen Christi ist ausgestreut worden, zu reicher und immer reicherer Frucht aufgehen und wachsen, und überall, wo auf das Ackerfeld der evangelischen Kirche durch ihn der Same gefallen ist oder noch fallen wird, der Segen von Oben nicht fehlen. Möge aber auch in­ sonderheit den Predigern des Worts das Gedächtniß SchirmerS dadurch- zum Segen werden, daß sie von ihm lernen, wie er, in voller Hingabe und- Treue das heilige Amt zu führen, keine Mühe und Arbeit zu scheuen, die großen Aufgaben des Predigtamis zu lösen und hmner nur auf das Eine bedacht zu sein: Christum zu predigen und Ihm die Seelen zu gewinnen. Dresden, am 25. September 1869.

Dr. Karl Schütze, Pastor.

Inhalt. Seite

I. Taufreden. .

1

2. Zur Taufe des Sohnes des Professor R., am Sarge der Mutter, den 13, April 1860 ...........................................................................................

1. Bei der Taufe eines Kindes des Kaufm. W. am 12. Mai 1861

5

3. Zur Taufe eines Kindes des Baumeisters W., den 5. Fe-r. 1859

.

7

4. Zur Taufe der erstgebornen Tochter des Prof. G., den 5. Juni 1855

10

5. Bei der Taufe eines Sohnes des Prof. G., den 7. Dezhr. 1856 .

12

.

6. Rede zur Taufe einer Tochter des Prof. v. F., am ersten Advents­ sonntage 1854 ................................................................................................

16

7. Rede zur Taufe eines Kindes des Inspektors R. in E., d. 14. März 1852

18

S.

Zur Taufe eines Sohnes des A.-G.-Raths v. M., den 8. Nov. 1857

21

9.

Zur Taufe des erstgebornen Sohnes des Prof. B., den 11. Jan. 1846

24

10. Zur Taufe eines Sohnes des Assessor W., den 28. April 1846 11.

.

.

27

Rede bei der Taufe eines Sohnes des Sekr. K., den 26. Febr. 1845

12. Zur Taufe des dritten Kindes des Prof. G., den 6. Nov. 1859

.

.

30 33

II. Konfirmationsreden. 1. Zur Konfirmationsrede, gehalten am Sonntage Quasimodogeniti 1851 2. Redebei einer Privatkonfirmation, gehalten am 1. April 1852

.

37 .

43

...

48

3. Zur Konfirmation am Sonnt. Quasimodogeniti 1854 (nach voran fgegangner Konfirmationspredigt über 1. Joh. 5, 4—5)

4. Zur Konfirmationsrede am Sonnt. Quastmod. 1855 (nach vorhergegangner Konfirmationspredigt Wer 1. Petri 2, 5)

....

53

5. Zur KonfirmativnSrede am Sonnt. Quafimod. 1857 (nach voraufgegangner Konfirmationspredigt über Joh. 20, 19-23) . 3.

.

.

Zur Konfirmation am Sonnt. Quafimod. 1861 (nach vorhergehaltner Konfirmationspredigt über Joh. 2l, 15 — 19).............................. 63

58

VIII

Seite

III. Beicht- und Abendmahlsreden. 1. Beichtrede am Pstngstsomiabend 1861................................................................. 68 2. Beichtrede am Gründonnerstage 1861..................................................................71 3. Beichtrede am Gründonnerstage 1860 ......................................................... 4. Beichtrede am Sonnabend vor dem 15.Sonntage nach Trinitatis 1859

75 79

5. Beichtrede am Pfingstfonnabend 1858

83

.........................................................

6. Beichtrede bei einer Privatkommunion1850

................................................

87

IV. Traurede ri. 1. Rede zur Trauung des Past. S. in W. mit Fräul. P. H., den 18. Fe­ bruar 1858 ............................................................................................... 2. Rede bei der Trauung des Herrn K. mit Fräul. S., den 9. Mai 1858

91 97

3. Rede zur Trauung des Herrn Kaufm. I. in W. mit Fräul. E. R., den 18. Oktober 1850 .................................................................................... 101 4. Rede zur Trauung des Herrn Gutsbesitzers S. mit Fräul. Marie P., den 13. Juni 1847 ......................................................... 105 5. Rede zur Trauung des Herrn Prof, und O.-A.-G.-Raths P. mit Fräu­ lein Emma P., den 14. Okt. 1849 ................................................... 109 6. Rede zur Trauung des Herrn Dr. med. Z. mit Fräulein Marie v. W., den 25. Sept. 1857 ........................... .112 7. Rede zur Trauung des Herrn Kreisthierarztes B. mit Fräul. Minna P., den 15. Juni 1859 ............................................................................... 116 8. Rede zur Trauung des Herrn K. mit Jungfrau Luise M., den 4. Ok­ tober 1860 ................................................................................................ 120

V. Einweih u^ngsreden. 1. Zur Einweihung des neuen Taufsteins in der Jakobikirche zu Greifs­ wald, am Sonntage Quastmodogeniti 1860 . . . . . . .

125

2. Gebet zur Einweihung des neuerbauten Altars in der St. Jakobikirche am Palmsonntage 1843 .........................................................................

127

3. Predigt am Tage der Einweihung des neuerbauten Altars in der St. Jakobikirche am Palmsonntage 1843 .................................

130

4. Rede zur Weihe des neuerbauten Armenschulhauses, den 3. Nov. 1848 5. Rede zur Weihe des Rettungshauses zu Greifswald, den 18. Oktober 1854

141 146

6. Zur Jahresfeier im Rettungshause zu Greifswald, den 20. Oktober 1858

150

IX

Seite

VI. Einführungsreden. 1.

Rede bei der Einführung des Herrn Professor Dr. H., als Pastor zu

2.

Rede bei der Einführung des bisherigen Arbeitshauspredigers und Mini-

3.

Rede zur Einführung des Herrn Kandidaten S. als meines ordinirten

St. Nikolai in Greifswald, den 13. Febr. 1848 .................................... sterialgehülfen B. als Diakonus zu 0t Nikolai, den 25 Juni 1848

156 164

Adjunkten im Predigtamte an der St. Jakobikirche, am 1 Sonnt, nach Epiphanias, den 12. Januar 1851......................................... 170 4.

Rede zur Einführung des Kandidaten K. als Arbeitshauspredigers und Ministerialadjunkten, den 7. Nov. 1852

.........................................

175

Anrede an die Arbeitshausgemeinde bei Einführung des Predigers K., 5.

Zur Einführung der zwei neuen Lehrer an der zweiten Mädchenschule K.

6.

Rede zur Einführung des Lehrers A. an der ersten Klasse der zweiten

7.

Rede zur Einführung des Lehrers H. in die sechste Lehrstelle an der

8.

Rede zur Einführung des Herrn B., als Lehrers der vierten Klasse der

und R., den 3. Mai 1852 ...................................................................... Bürgerschule, den 14. Oktober 1857 ..................................................... Bürgertöchterschule,

den23. Mai 1859 ................................................

zweiten Bürgerschule, den 15. Nov. 1852

.........................................

186 191 200 205

VII. Begräbnißreden. 1. Rede bei der Beerdigung des Hauptzollamiskontrolleur P., den 28. Ja­ nuar 1843 ...................................................................................................

212

2. Rede bei der Beerdigung des Herrn Amtshauptmanns H., den 29. Sep­ tember 1843

216

3. Rede bei der Beerdigung des Gutsbesitzers S., nach kurzer siebentägiger Ehe, den 22. Juni

1847

4. Zur Beerdigung der Frau Professorin P., den 9. Oktober 1848

220 .

.

223

5. Zur Beerdigung der Frau des Provisors B., den 11. Oktober 1852 .

226

6. Rede bei der Beerdigung der 72jährigen verwittweten Jnspektorin W., .

230

8. Rede bei der Beerdigung des Kaufmanns u. Konsuls L., den'15. Mai 1857

7. Bei der Beerdigung des elfjährigen August B., den 6. März 1854

234

9. Rede bei der Beerdigung der zweiten Frau des Herrn K., den 19. Sep­ tember 1859

.............................................................................................

10. Rede bei der Beerdigung des Stud. philol. G. aus Sandau,

237

den

14. Oktober 1859 .......................................................................................

241

11. Rede beim Begräbniß der achtzigjährigen Wittwe K., den 18. April 1860

245

12. Rede beim Begräbniß des Organisten R., den 16. Septbr. 1861 .

248

.

X Leite

VIII. Anhang: Fürbitten, Danksagungen, Gebete. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Fürbitten für Ehefrauen, die mitMutterhoffnungen gesegnet sind . 251 Danksagungen für Wöchnerinnen...................................................... 252 Danksagungen für Kirchengängerinnen..............................................254 Fürbitten für Verlobte..................................................................... 257 Fürbitten für Abendmahlsgäste ........................................................... 259 Fürbitten für Kranke..................... ...... ......................................... 261 Abdankungen für Verstorbne........................................................... 263 Gebete an Misstons- und Bibelfesten ..................................... .... . 272

IX. Eine Iubelfestpredigt. Predigt am vierhundertjährigen Jubelfeste der Universität Greifswald, ge­ halten am 17. Oktober 1856 in der St. Nikolaikirche .... 283"

I. Tausredeit. 1.

Bei der Taufe eines Kindes deS Kaufm. W., am 12. Mai 1861.

Der Friede Gottes, der uns allein beseligt und über alles Wissen hinaus liegt; die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, die uns allein reich macht und uns die Freiheit der Kinder Gottes schenkt; die Gemeinschaft des heiligen Geistes, der uns allein stärkt und tröstet mit Kräften von Oben her, sei bei uns auch in dieser festlichen Stunde, und helfe auch diesem lieben Kinde zum Leben, das nimmer stirbt!

Amen.

Jede Geburt eines Menschenkindes, m. Gel., ist eine That Gottes, eine That seiner Gnade und Liebe.

Es ist sein Bild, was er schon in

die Kindesseele hineingepflanzt, es ist sein Geist, der schon in dem zar­ ten Säugling verborgen liegt und sich in ihm offenbaren will als das Leben der

himmlischen Liebe und Seligkeit.

blick eines

neugebornen Kindleins nicht zu

Schauen wir bei dem An­ Gott hinauf, von dem jede

gute Gabe herabkommt, erhebt sich unser Her; nicht dankvoll zu ihm, der der rechte Vater ist über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden: so fehlte uns auch die fromme und andachtsvolle Stimmung, die der heiligen Feier, wozu wir hier miteinander versammelt sind, erst ihre Weihe gibt.

Nein, Sie erkennen die Gnade Gottes, die auch in diesem

lieben Kinde von Neuem zu Ihnen gekommen ist: und Ihr ganzes Ge­ fühl löst sich heute, an dem Tage, wo die theure Mutter zugleich ihr Lebensfest feiert, und auch für sie unsre innigsten Wünsche und Gebete zum Himmel steigen, in den Preis der göttlichen Liebe auf. Soll

ja auch dieses Kindlein ein Erbe Gottes, ein Erbe des Him­

mels sein! Und wäre es nicht so, wäre esnur geboren in diese irdische und vergängliche Welt, die mit atP ihrem Schein und Schimmer uns nie die ersehnte Befriedigung schaffen kann, und selbst soviel Trübes und Schirmer, geistliche AmtSreden.

1

2 Schmerzliches in sich Hai: dann hätten wir auch keinen Grund der Freude.

Was uns Freude gibt und uns über die Sorge der Welt er­

hebt, ist nur die Gewißheit, daß jedes neugeborne Menschenkind auch zu einem Gotteskinde und zu einem Erben des ewigen Lebens berufen ist. Aber doch sollen wir auch auf Erden nicht von dem Himmel geschieden sein, und auch hier im Lichte des Himmels wandeln als die Hausgenos­ sen Gottes. ferne sei.

Da dürfen wir auch nicht etwa sagen, daß der Himmel so Gott selbst hat ihn uns ja nahe gebracht und aufgethan in

seinem Sohne Jesu Christo, der auch die Kindlein schon zu sich ruft und sie segnet, als denen das Himmelreich angehöre, und die selbst ihre En­ gel im Himmel haben, die allezeit das Angesicht seines himmlischen Va­ ters sehn. Hat aber auch Gott schon himmlische Gaben und Güter in sie hin­ eingesenkt, und legt Christus, der ewige Hohepriester, sie dem himmlischen Vater immerdar an das Herz: so sollen doch auch wir, denen sie zur heiligsten Sorge übergeben und anvertraut sind, ihre Führer zum Him­ mel sein und ihnen das Bild deS seligen Lebens entgegenbringen. Wei­ sen wir sie nicht selbst zu dem Erlöser hin, finden sie das Bild seiner Liebe nicht auch in uns, in Vater und Mutter: so schwächen wir auch die Macht,, die sie zu ihm zieht. Vermögen wir dies nun aber doch nicht durch uns allein, sondern nur durch Den, der uns mächtig macht, Jesum Christum: so flehen auch Sie ihn um seinen göttlichen Beistand an, und knüpfen auch heute, im Hinblick auf das Ihnen geschenkte Kind, das Band mit Ihrem Erlöser um so fester und inniger.

Wer ein solches Kind aufnimmt in meinem

Namen, spricht Jesus, nimmt mich auf; und so ist die heilige Feier auch für Sie eine Feier der Aufnahme Jesu Christi.

Ihm bringen Sie die­

ses Kind in der heil. Taufe dar, daß es als ein Glied seines Leibes ihn selber zum Haupte habe, und daß keine Macht der Welt es aus seiner Hand und aus der Hand des Vaters zu reißen int Stande sei. Und jemehr der feindlichen Mächte auch in der Gegenwart sich er­ heben, je dunkler und bedenklicher die Aussichten in die Zukunft sind: desto mehr suchen und verlangen Sie auch für Ihr Kind nach einem sichern und bleibenden Schutze.

Und den finden wir nur bei dem Herrn,

der seine Kirche auf einem Felsen erbaut hat, den auch die Pforten der Hölle nicht überwältigen werden.

Und dieser Fels ist der Glaube an

ihn als den Sohn des lebendigen Gottes, der Glaube an das in ihm erschienene ewige Leben, der Glaube, dem der. Sieg innewohnt, welcher

3 die Well und auch den Tod überwindet.

Dieser Glaube nimmt denn

auch alles Bangen und alle Sorge Ihres Herzens hinweg und erfüllt Sie mit einer Hoffnung, die nimmer zu Schanden wird, und gibt Ih­ nen Kraft zu dem Werke, was Sie auch durch dieses liebe Kind von Gott überkommen haben: es aufzuziehen in der Zucht und Vermahnung zum Herrn, und das Leben in ihm zu erbaun, das Leben des göttlichen Heils, wodurch auch Ihnen eine Freude bereitet ist, die Niemand von Ihnen nimmt. Und Sie, die Sie bei dieser heiligen Feier ein Zeugenamt über­ nommen haben, wollen den lieben Eltern auch mit Ihrem Glauben und Ihrer Liebe helfend zur Seite stehn.

Zu Gott aber beten und flehen

wir noch, daß der Glaube auch für dieses Kind der starke und mächtige Schild seines Lebens sei, der ihn mit dem himmlischen Frieden, mit dem Frieden der ewigen Liebe und Gnade schirmt; wir bitten und beten: daß Er es von allem sündigen Wesen erlösen wolle und mit seinem Geiste es heilige, und es rein und lauter bewahre bis auf die herrliche Zukunft unsers Herrn Jesu Christi.

Amen.

So wollen wir nun durch die Taufe auf Christi Namen Dich dem Herrn weihen und heiligen, daß Du ihm befohlen bleibest in Ewigkeit. Da ist es nun unser erstes Wort, daß der Herr Deine Seele vor dem Bösen bewahren und die Macht des Ungöttlichen nichts an Dir haben möge, sondern der Geist des Unreinen Raum gebe dem heiligen Geiste. Dazu nimm hin das Zeichen des Kreuzes (+) an der Stirn und an der Brust. Allmächtiger Vater unsers Herrn Jesu Christi, wir rufen Dich an für diese Neugeborne, die Deine Taufe erbittet und Deine ewige Gnade durch die geistliche Wiedergeburt begehrt.

Nimm sie auf, Herr, der Du

gesagt hast: Bittet, so werdet ihr nehmen; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgethan.

So reiche ihr nun dies Gut, da­

mit sie den ewigen Segen Deiner himmlischen Taufe erlange, und das verheißene Reich Deiner Gnade empfange durch Christum unsern Herrn. Amen. Die Liebe und Gnade aber, womit Jesus Christus auch diesem Kinde zugethan ist und es aufgenommen wissen will in sein Reich, be­ zeugt uns das Evangelium (Mark. 10, 13 —16),. wo wir lesen: „Und sie brachten Kindlein zu Jesu, daß er sie anrührete.

Die Jünger aber 1 *

4 fuhren Die an, die sie trugen.

Da es aber Jesus sahe, ward er un­

willig, und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.

Wahrlich, ich

sage euch: wer das Reich Gottes nicht empfängt als ein Kindlein, der wird nicht hineinkommen.

Und er herzte sie, legte die Hände auf sie und

segnete sie."— Und Sie, verehrte Zeugen, thun es mit mir und beten: Vater unser — —

— Amen.

Der Herr segne Deinen Eingang und Ausgang von nun an bis in Ewigkeit. Nun aber laffen sie uns unsern christlichen Glauben bekennen, auf dessen Grund die heil. Taufe geschehen soll.

(Glaubensbekenntniß.)

Ist dieser Glaube, der reitende Christusglaube der Ihrige, umfassen Sie ihn als den Grund Ihres Heils, und begehren Sie, daß auch die­ ses Kind auf diesen Glauben die heilige Taufe empfange: so bekräftigen Sie dies mit Ihrem Ja! (Taufzeugen: Ja!) Möge Dein Name im Buche des ewigen Lebens geschrieben sein! (Taufhandlung.) So bist Du des Herrn, des Herrn der Seligkeit! Du bist sein in der Kraft des Glaubens sowie der Liebe.

Erbaue Dein Leben auf die­

sem Grunde, den keine Macht der Erde zu zertrümmern im Stande ist. Erbaue eö zum Leben der Liebe, die Dich schützt und beseligt, die Dir den himmlischen Frieden schenkt, den Niemand mehr von Dir nimmt. Weiche nur nicht von dem Herrn, und richte Dich immerdar an ihm auf: so wird er Dich auch halten mit seiner Liebe, und Dich tragen in Deiner Schwachheit, und Du wirst den Trost seiner Vergebung und Gnade haben.

Verlässest Du ihn nur nicht: so bleibt er auch bei Dir

alle Tage bis an der Welt Ende, und leitet Dich sicher in die Woh­ nungen des himmlischen Vaters, wo unsre Heimat ist.

Möge es darum

immer das Bekenntniß und das trostvolle Wort Deines Herzens sein: Wenn ich Ihn nur habe, wenn er mein nur ist, Wenn mein Herz bis hin zum Grabe, seine Treue nicht vergißt, Weiß ich nichts vom Leide, fühle nichts als fromme Lieb' und Freude.

Dir aber, o Vater, sei Dank und Preis, daß Du uns das hei­ lige Werk hast vollbringen lassen.

Behüte den beglückten Eltern die ge­

liebte Tochter nach Deiner Huld, und laß sie wachsen an Alter und Gnade bei Dir und den Menschen.

Sei Du auch für sie der gute, himmlische

Hirte, und führe sie durch die Gefahren des irdischen Lebens rettend hin-

5 durch.

Wo das Auge der Eltern nicht hinreicht, wo die Hand der Men­

schen zu schwach ist und ihre Stimme nicht durchdringt: da wache Dein Auge, da leite Deine Hand, und rede Du zu ihr mit Deinem Geiste. Weise ihr Deine Wege, daß sie wandle in Deiner Wahrheit, und wenn der Lebensabend sich naht und das Tagewerk vollbracht ist: dann nimm sie auf in die ewigen Friedenshütten. Stärke die theure Mutter, und kräftige sie, daß sie mit freudigem Herzen erfüllen könne, wozu Du sie berufen hast, und laß eö auch die Sorge des Vaters sein, das Kind aufzuziehn in der Zucht und Vermahnung zu Dir.

Segne Beide mit Deinem Heil

und laß sie Theil haben an dem Segen, den ich hier noch in Deinem Namen herabrufe auf dieses dem Sohne Deiner Liebe geweihete Kind: Der Herr segne Dich und behüte Dich; Der Herr lasse sein Antlitz leuchten über Dir und sei Dir gnädig; Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich, und gebe Dir Frieden! Amen.

2.

Zur Taufe des Sohnes des Prof. R., am Sarge der Mutter, den 13. April 1860.

Im Namen Gottes des Vaters, des Allbarmherzigen und Allmächti­ gen; im Namen des Sohnes, unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi; im Namen des heiligen Geistes, der uns zum Tröster von Oben gege­ ben ist.

Amen.

Schmerzlicher und erschütternder können die Gegensätze im Leben sich nicht berühren, als wir es hier vor den Augen sehn.

Da ist das

neugeborne Kindlein, was wir dem Herrn darbringen wollen, daß er es segne mit seinem Heil und es aufnehme in sein himmlisches Reich. Und das sollte doch eine Feier heiliger und herzerhebender Freude sein! Aber statt dessen sind wir Alle hier versenkt in die tiefste Trauer.

Neben dem

Kindlein sehen wir hier den Sarg mit dem Leichnam seiner theuren Mut­ ter, die ein schreckliches Verhängniß aus dem Lande der Lebendigen plötz­ lich hinweggerissen hat.

Das Kindlein weiß jedoch nichts von dem furcht­

baren Geschick, was über ihm eingebrochen, weiß nicht, daß sein Tauftag auch der Tag der Bestattung seiner Mutter zur Ruhe des Grabes, und also ein Tag des Jammers und der lautesten Klage ist.

Wol bedauern

wir es, daß es die Liebe, die doch die treueste ist, die Alles duldet und trägt, die süße Mutterliebe für immer entbehren soll. — Aber unser innig-

6 stes Mitleid gehört Ihnen an, deren Schmerz unaussprechlich ist und der wie ein Schwert durch Ihre Seele dringt, denen die geliebte Gattin, die treue Schwester und der fernen Mutter die gute Tochter so gewaltsam entrissen worden.

Da betrachten Sie den armen mutterlosen Erstgebor­

nen nur mit Thränen in Ihren Augen.

Sie vermögen nicht, schon ei­

nem andern Gefühle Raum zu geben, als dem des Schmerzes, der Sie erfüllt; und in der liefen Trauer, die Sie umfängt, sehen Sie um sich her nur Dunkel und Finsterniß.

Aber Sie trauern denn doch nicht, als

die keine Hoffnung haben, und selbst aus der heiligen Feier, zu welcher wir hier im Namen Jesu Christi vereinigt sind, geht Ihnen das Licht und der Trost dieser Hoffnung auf.

Denn das Wort, was Jesus vor

seiner Erhöhung zum Vater, als er seinen Jüngern Befehl gab, hinzu­ gehen und zu taufen, zu ihnen sprach: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, •— ist auch ein Wort an Sie, und der Herr ist auch in dieser Stunde bei uns mit dem Troste seiner Liebe, die auch den größten Schmerz heilen kann. Und das neugeborne Kindlein, was er zu sich aufnehmen will, ist ja auch nur eine Gabe Gottes, der mit uns nicht Gedanken des Lei­ des, sondern des Friedens hat; und wer weiß, welch ein Segen Ihnen damit noch für die Zukunft beschieden ist! Jesus selbst sagt: daß die Engel der Kleinen im Himmel allezeit das Angesicht seines himmlischen Vaters sehn.

Sie sind selbst für und wie Boten von Oben her, und

sie stellen uns in eine größere Nähe zu Gott.

So leuchtet auch hier

wol ein Licht in Ihre bekümmerte Seele. — Das Kindlein aber, was Ihnen als das theuerste Vermächtniß der betrauerten Hingeschiedenen ge­ blieben ist, hat ja selbst ein heiliges Liebesrecht, was ihm doch Ihr Herz nicht versagen kann.

Und in dieser ihm zugewendeten Liebe werden Sie

auch einen Trost finden, der Ihren Schmerz zu lindern, und Sie aus Ihrer Gebeugtheit aufzurichten im Stande ist. Wird aber das Ihnen geschenkte Kind durch den Bund der heil. Taufe ein Glied der Gemeinde des Herrn, der ja auch der Fels Ihres Heiles ist: so umschließen Sie es um so fester und inniger, und sehn auch in ihm ein Zeichen der Gnade Gottes.

Sie lieben es in dem Herrn,

und so wird auch der Herr Sie um so mehr erquicken mit seiner Liebe, und es kehrt eine Ruhe in Ihre Seele ein, die Sie über den Schmerz der Erde zum Himmel zieht, wo alle Trennung ein Ende hat, wo der Tod nicht mehr ist, und wir Alle leben im seligen Frieden Gottes und

Grinfl finh in tftm

7

Du aber, geliebtes Kind, empfängst in dem Bunde mit Deinem Erlöser noch mehr und noch Größeres, als Du verloren hast.

In dem

Gottessöhne gehörst Du dem Vater an, der der rechte Vater ist über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden. Dich geboren hat, ist von Dir genommen. und verlassen.

Die Mutter, die

Aber Du bist doch nicht arm

Gott selbst verheißt es Dir, Dich zu trösten, wie Einen

seine Mutter tröstet; und könnte selbst ein Weib ihres Kindleins ver­ gessen, so will Ich doch, spricht er, Dein nicht vergessen. dar mit Dir und bei Dir sein.

Er will immer­

Er liebt Dich in seinem Sohn, und

in dieser Liebe weicht er auch nie von Dir, und pflanzt selbst durch sein heiliges Wort das Bild des Erlösers in Deine Seele, was Dich erleuch­ ten soll, daß Du wandelst in seinem Lichte, und nicht irre gehst, daß Du hienieden, durch die Kraft seines Geistes schassen und wirken mögest, was vor ihm gefällig ist; und hast Du das Tagewerk, was er Dir ge­ geben, vollbracht, den Weg in die> ewige Heimat findest. So legen wir Dich denn mit gläubigem Vertrauen in Gottes Va­ terarme, aus welchen Dich keine Macht der Welt zu reißen im Stande ist; wir übergeben Dich durch die

heilige Taufe dem Gottessohn, der

auch für Dich der gute Hirte seinwill, der selbst sein Leben für Schafe gelassen hat, und der Dich liebend bewacht. Kind, folge ihm!

die

Darum, geliebtes

Er führt Dich sicher und leicht, und auch im Kampfe

und im Schmerz des irdischen Lebens ist er mit Dir und leitet Dich an seiner Hand in das

himmlische Vaterland.

Möge der Glaube

an

ihn die nimmerwankende Stütze sein, die Dich hält und trägt, und Dich stark macht,

Alles zu überwinden um Dessen willen, der Dich geliebet

hat, so daß auch Dich nichts scheiden könne von der Liebe Gottes, die in Jesu Christo ist, unserm Herrn. (Glaubensbekenntniß.

3.

Amen.

Taufhandlung.

Gebet.

Segen.)

Zur Taufe eines Kindes des Baumeisters W., den 5. Februar 1859.

Im Namen Gottes, des Vaters, der die ewige Liebe ist, im Na­ men des Sohnes, der das Leben der Liebe an's Licht gebracht, im Na­ men des heil. Geistes, der uns die Kraft und den Trost dieser Liebe gibt, der Liebe, die uns zum Himmel führt.

Amen.

Die Feier, zu welcher wir, m. Th., hier vereinigt sind, hat wol in und an sich eine so hohe Bedeutung, daß wir nichts hinzuthun können,

8 sie zu erhöhen.

Denn es gilt daS Höchste, was' wir zu erfassen im Stande

sind, eS gilt das göttliche Heil, das Heil des Lebens, wozu wir den Neugebornen in Christo aufnehmen wollen, daß er zum himmlischen Erbe komme, und der Friede Gottes der seine sei.

Aber wie es die Art des

Evangeliums Jesu ist, zu allem Reinmenschlichen sich herabzulassen: so dürfen wir auch keine Beziehung hinwegweisen, die, obwol nur persön­ lich, doch dem menschlichen Herzen, dem Vater- und Mutterherzen so nahe liegt.

Es ist heute ein Jahr, als Ihnen durch Gottes Gnade die

geliebte Erstgeborne geschenkt ward; und so begehen Sie heute ein Doppel­ fest, und es ist ein doppelter Dank und eine zwiefache Freude, die Ihre Seele zu Gott erhebt.

Die Geburtstagsfeier aber wird durch die Feier

der heil. Taufe, womit wir den Neugebornen seinem Herrn und Erlöser weihn, verklärt und erleuchtet;

wie es auf der andern Seite noch ein

größerer Reichthum der Liebe ist, die sich in dieser Doppelfeier auf Sie herabsenkt. Geht doch das heilige Sakrament nur von dem Grunde der Liebe aus, die der Gottessohn in dasselbe hineingelegt; und so kann es auch für Sie, für Vater und Mutter des Neugebornen, nur eine Feier der Liebe sein, und das Wort des Apostels Paulus: daS Band der Vollkommenheit," zens.

„Die Liebe ist

ist auch das Wort Ihres Her­

Denn nur in der Liebe vollendet sich das Leben; nur in ihr ist

es das selige.

Da werden Sie auch gewiß nicht entgegnen wollen, daß

dies Wort ein bekanntes sei, und nichts Neues davon sich sagen laffe. Ist ja die Liebe doch immer neu, weil sie nie zu erschöpfen ist; und le­ ben wir in ihr, so thut auch das Wort von der Liebe uns immer wohl. Ja, eS ist eine Feier der Liebe, die Sie begehn.

Schließt doch

der Anblick des lieben Kindleins, womit Gott Sie von Neuem gesegnet hat, Sie selbst immer enger und inniger aneinander.

Es ist Ihr Kind,

und so haben Sie es auch nur als das Eigenthum Ihrer Liebe empfan­ gen und aufgenommen.

Die wahre Liebe aber bleibt nicht bei dem

Sichtbaren und Irdischen stehn, sondern schaut auf das innere und gei­ stige Leben hin.

Die wahre Liebe ist nur aus Gott, der die Liebe ist,

und wendet sich also auch ihm nur zu.

Lieben Sie Ihr Kind nun in

Gott: so ist es auch der sehnsuchtsvolle Wunsch Ihres Herzens, es reich zu machen, nicht an Gütern, die ihm die Welt wieder entreißen kann, sondern die ihm bleiben in Ewigkeit.

Das sind die himmlischen Schätze

der Liebe, die allein das Leben beseligen. Die Liebe ist und aber nur wahrhaft erschlossen in dem Gottessohn

9 Jesus Christus, in ihm, der uns geliebt hat bis in den Tod.

Und so

wollen Sie nun auch Ihr liebes Kind hinführen zu seinem Erlöser und es ihm durch die h. Taufe zu eigen geben, daß es in ihm bewahrt bleibe von der Welt, welche die göttliche Liebe verläugnet und in der trennen­ den Selbstsucht zu Grunde geht, daß es unter dem Schutz seiner retten­ den Gnade stehe, und nie verlassen und ohne Hülfe sei, daß es in seiner Kraft alle Schwachheit zu überwinden und das Werk zu vollbringen ver­ möge, wozu der Herr es berufen hat. Der Weg zu Christo ist aber auch nur der Weg der Liebe, welche die uns anvertrauten Kleinen immerdar begleiten und leiten soll.

Was

wir heute an diesem Kindlein thun und es auf Christi Wort einverleiben seiner Gemeinde, welcher er bis an das Ende der Tage seine Gegenwart zugesagt: das ist nur das erste Zeichen der heiligen Liebe, die Ihr Kind von Ihnen in Anspruch nimmt.

Diese Liebe aber wacht immerdar, und

geht selbst auf dem Wege zum Herrn voran, um ihm die Ihrigen zu­ zuführen.

Die Aufgabe ist freilich nicht leicht.

mit der Welt noch zu kämpfen.

Denn wir haben selbst

Erkennen wir aber die feindliche Macht,

die dem Heile entgegensteht: so muß auch die Liebe uns um so mächti­ ger drängen, Alles zu thun, daß wir Keinen von den Unsern verlieren. Ist doch auch der Lohn der höchste und seligste!

Denn wo die Liebe

wohnt: da regiert auch der Friede Gottes in unsern Herzen.

Und die

Seligkeit dieses Friedens reicht über alle unsre Gedanken hinaus. So sehen Sie denn wol, daß es etwas Großes um die heilige Taufe ist; und Sie fühlen sich weit über die Schranken des Hauses emporgehoben.

Es ist eine Feier der Kirche Christi, die sich zum Reiche

Gottes erbauen soll.

Wol verschmäht der Herr auch die stillen Räume

des Hauses nicht, und er will überall einziehen mit seinem Frieden, mit seinem Heil. Kirche werden.

Jedes Haus soll ein Haus sein des Herrn und zur

Die Kirche im Hause haben wir aber nur dann, wenn

auch unser Haus in der Kirche, und die Kirche uns eine liebe und theure Wohnung ist.

Und so werden Sie die Liebe zum Gotteshause,

die selbst eine Schutzwehr des Lebens ist und uns zum Himmel zieht, auch in Ihren Kindern zu wecken suchen.

Da ist besonders viel in die

Hände der treuen Mutter gelegt, die zunächst das himmlische Verlangen in der kindlichen Seele zu pflegen hat.

Wie Sie selbst aber ja die Toch­

ter eines geistlichen Hauses sind: so trachten Sie auch Ihr Haus zu einem geistlichen zu erbauen, damit der Segen Gottes und Jesu Christi der Ihre sei, und auch auf diesem Kindlein ruhe, und nicht von ihm

10 weiche in Ewigkeit.

Das gib Du, o Herr, und erfülle unser Flehn und

Gebet um Deiner Liebe und Erbarmung willen! (Glaubensbekenntniß.

4.

Taufhandlung.

Amen.

Gebet.

Segen.)

Zur Taufe der erstgebornen Tochter des Prof. G, den 5. Juni 1855.

Herr unser Gott, der Tu der rechte Vater bist über Alles, waS Kinder heißt im Himmel und auf Erden, zu Dir erhebt sich unsre Seele voll Preis und Dank, daß Du auch dieses Kind durch Deine Liebe in's Leben riefst.

Dein ist es, darum sei es auch Dir geweiht, und lass' es

Dir in Deinem Sohne Jesu Christi zu eigen gegeben sein, daß es den himmlischen Frieden finde in Deinem Reich und keine Macht der Welt es von Dir und von Deiner Liebe je scheiden könne. Das ist ein Tag, den uns der Herr gemacht!

Amen. So bekennt und

rühmt es gewiß in dieser feierlichen und festlichen Stunde Ihr tiefbe­ wegtes und von heiliger und dankbarer Freude durchdrungenes Herz.

Ist

es ja die Freude über die bedeutungsvollste und kostbarste Gabe, die Sie mit dieser theuren Erstgebornen empfangen haben.

Denn das in ihr

verborgne Leben, das Leben des Geistes, der sich in ihr offenbaren will, umschließt doch das höchste und edelste Gut.

Und hat die Sorge, die

mit der Erscheinung eines neuen Menschenlebens immer verbunden ist, so glücklich sich aufgelöst, ist alles Bangen um die theure Mutter gewi­ chen und eine neue frische Kraft ihr zurückgekehrt: so geben Sie heute um so mehr mit dankerfüllter Seele der Freude sich hin, sich so hoch begnadigt zu sehn, und hoffnungsreich blicken Sie in die Zukunft. Schauen Sie aber auch jetzt mit liebendem Verlangen hinauf zu Dem, der Ihnen diese Hoffnung bereitet hat; erkennen Sie in der ge­ liebten Neugebornen eine Gabe des Herrn, und gilt Ihnen auch der heu­ tige Tag durch die heilige Feier, zu welcher wir hier vereinigt sind, als ein Tag, den Ihnen der Herr gemacht: so treten alle bloß persönlichen Beziehungen auch wieder zurück vor dem großen Gedanken des ewigen Lebens, was Gott schon in das zarte Kindlein gesenkt und es berufen hat in das Reich seines lieben Sohnes.

Da verwandelt sich auch Ihre

Freude zur Freude im Herrn, zu einer Freude, deren Inhalt nicht ver­ gänglich und irdisch ist, sondern hinüberreicht in eine himmlische Welt, wo das Schauen der ewigen Herrlichkeit Jesu Christi uns Alle beseligen und in unauflöslicher Liebe vereinigen soll.

11 Da fühlen Sie aber auch das ganze Gewicht der Aufgabe, die Ihnen mit dem gottgeschenkten Kindlein geworden, und was Ihnen von dem Vater an's Herz gelegt ist, daß Sie es im Namen seines Sohnes aufnehmen und es leiten sollen zu ihm und zu seinem Heil.

Ja, es ist

etwas Großes, die uns anvertrauten Kleinen zu dem göttlichen Hirten und zu seinem himmlischen Frieden hinanzuführen; und sehen wir, welche Kämpfe mit der gottesfeindlichen Welt der schwache Mensch hier zu be­ stehen hat: da verbirgt es sich Ihnen wol nicht, daß Sie es durch sich allein nicht im Stande sind, und da suchen wir wol Alle nach einer höhern schützenden Macht, welche die Kleinen in ihre Obhut nimmt.

Und

das ist selbst nur die Macht des Herrn, von welchem Sie die theure Gabe empfangen haben, und die doch geheimnißvollerweise die seine bleibt, und die wir auch in ihrer wahren Bedeutung nur würdigen, wenn wir sie achten als sein göttliches, ihm zu bewahrendes Eigenthum.

Denn so

hoch Sie auch der Besitz des lieben Kindes beglückt, und so innig Sie es mit Ihrer Vater- und Mutterliebe umfassen: so hebt der Gedanke, daß es ein Gotteskind ist, was Sie in Ihren Armen tragen, und ein himmlisches Erbe seiner wartet, doch Ihre Herzen noch höher, und Sie würden sich selbst als arm erscheinen, dürsten Sie nicht aufschaun zu Gott als Dem, der auch Ihrem lieben Kinde der ewige Vater ist, und der es mit seiner unendlichen Liebe bewacht, wo Ihr Auge und Ihre Sorge nicht hinreicht. Wahre Gotteskinder werden aber auch nur geboren durch Jesum Christum und durch den Glauben an ihn.

Auch dies weist uns nur

hin auf den Gottessohn, der als der Hohepriester der zukünftigen ewigen Güter die heiligsten Wünsche, die in uns Allen für die Neugeborne le­ bendig sind, allein erfüllen und sie zur Erbin des Himmelreichs machen kann.

Ja, es ist in Niemand Heil, denn in ihm, und eö ist uns kein

andrer Name gegeben, worin wir selig werden können, denn nur der f einige. So verlangt denn Ihre Liebe, die Neugeborne unter dem heiligen und himmlischen Schutze des Herrn zu wissen, der als der Sieger über Welt und Tod eine Macht des Lebens gegründet hat, die kein Feind überwältigen kann, unter dem Schutze Dessen, der uns bis ans Ende ge­ liebt hat, der Keinen aus seiner Hand läßt, der sich nur ungetheilt und von ganzer Seele ihm hingibt, und der Die, so ihm folgen, sei es auch durch Leiden und Kampf, doch in die selige Heimat zum Vater, zum Siege der Liebe führt, die Alles zu ihrer Vollendung bringt.

Darum

12 wollen wir denn auch dieses Kindlein durch die heil. Taufe ihm weihn und zu eigen geben, daß es wachsen möge in allen Stücken an Ihm, der das Haupt ist, Christus, und zunehme sowie an Alter, so auch an Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen. Doch darf auch Ihre Liebe nicht dabei lässig sein, und der Herr nimmt auch Sie, nimmt Vater und Mutter als seine ersten Stellvertre­ ter in Anspruch.

Pflanzen wir die Liebe zu dem Erlöser nicht in die

Herzen der Kleinen hinein, weisen wir ihnen nicht den Weg zu dem Hei­ lande, und gehen wir ihnen nicht selbst auf diesem Wege voran, finden sie das Bild seiner Liebe nicht auch in uns: so verdunkeln und schwächen wir auch die Macht, die sie zu ihm zieht. Doch vermögen wir Alles auch nur durch Ihn, der uns mächtig macht.

Und so knüpft sich, indem Sie die liebe Neugeborne ihm dar­

bringen und für sie bitten, auch Ihr Band mit ihm sich um so fester und inniger, und Sie lassen ihn nicht von sich, und er erhört Ihr Ge­ bet und bleibt bei Ihnen, auch wenn es Abend werden will, alle Tage bis an das Ende der Welt.

Der Heilige Gottes, der auch über die

Stürme und Fluten gebietet, nimmt alles Bangen vor der Zukunft von Ihren Herzen hinweg und erfüllt Sie mit einer Zuversicht, die nimmer zu Schanden wird, und gibt Ihnen Kraft zu dem Werke, was Sie durch dieses liebe Kind von ihm überkommen haben, ihm selbst eine Stätte zu bereiten, daß er darin wohne mit seinem Frieden, mit seinem Heil. Du aber, o himmlischer Vater, gib daß der Glaube an Deinen einigen Sohn auch für dieses Kindlein der mächtige und rettende Schild seines Lebens sei, daß es durch ihn mit Deiner Liebe und Gnade be­ schirmt und behütet werde.

Tilge durch diesen Glauben die

unselige

Macht der Sünde in seinem Herzen, und heilige es mit Deinem Geist, daß es rein und lauter bewahrt bleibe bis auf die herrliche Zukunft un­ sers Herrn und Heilandes Jesu Christi. (Glaubensbekenntniß.

Amen.

Taufhandlung.

Gebet.

Segen.)

5. Bei der Taufe eines Sohnes des Prof. G., den 7. Dezember 1856.

Zu uns komme Dein Reich! So hat Dein Sohn, o himmlischer Vater, uns beten gelehrt; und das ist jetzt auch unser Gebet zu Dir, um durch dasselbe und zu bereiten zu dem heiligen Werk, zu welchem wir hier vereinigt sind, daß es ein Werk sei in Deinem Namen, sowie

13 im Namen des Sohnes und des heil. Geistes. bet Dein Licht auch in unsere Herzen. zu Dir, — daß Dein Reich komme.

Sende durch dieses Ge­

Gib aber, — darum flehen wir

auch in diesem

lieben Kinde uns . näher

Ja, rüste es aus mit Deiner Kraft, und mache es zu einem

Werkzeug für Dein Reich, für das Reich Deiner Liebe, daß es in ihm lebe und selig sei.

Laß die Freude der Eltern, denen Du in diesem

Neugebornen ein neues Zeichen Deiner Gnade gegeben hast, zu einer Freude werden, die Niemand mehr von ihnen nimmt.

Zu uns komme Dein Reich!

Amen.

Wer, m. Th., noch nicht also zu

Gott gebetet, vom Herzen zu ihm gebetet hätte: dem wäre die Gotteswelt, die Welt des ewigen und seligen Lebens die uns Christus erschlossen hat, noch eine verborgne und unsichtbare; der wäre in den Geist des Evan­ geliums nicht-schon eingedrungen.

Denn das Reich, zu dessen Stiftung

der Sohn des Vaters vom Himmel kam, ist nur das Reich des wahren göttlichen Lebens.

Ist nun die Taufe nur die Aufnahme in die Gemein­

schaft unsers Herrn und Erlösers: so können wir, ohne den lebendigen Gedanken des Gottesreichs zu uns aufzunehmen, und von dem Verlan­ gen nach ihm erfüllt und durchdrungen zu sein, auch die heilige hier zu vollziehende Feier in ihrer ganzen hohen Bedeutung nicht fassen und wür­ digen.

Und von der Klarheit und Kraft, womit wir den Gedanken des

Gottesreichs ergriffen haben, hängt zugleich für den Neugebornen, für das Heil seines Lebens so Großes ab.

Nicht, als sollte der Freude, die

das Herz der dankerfüllten Eltern bewegt,

ein Abbruch geschehn.

Sie

haben Grund- der Freude, und wir theilen sie mit Ihnen, die Sie nach der erstgebornen Tochter sich nun auch mit einem lieben Sohne von Gott beschenkt und gesegnet sehen.

Der Gedanke des Gottesreichs, das Gebet,

daß dieses Reich zu uns komme, geht aber nur darauf hin, daß Ihre Freude vollkommen werde.

Denn der Blick auf die Zukunft des Him­

melreichs, wozu ja Alle berufen sind, und wo alles Leben zu seiner Voll­ endung kommen, wo sich die Fülle der göttlichen Herrlichkeit offenbaren soll, zeigt uns die Geburt jedes Menschenkindes in einem höhern Lichte. Es ist ihm ein Gotteswerk zugetheilt, und Gott sendet jeden Neugebor­ nen in diese Welt zur Arbeit an seinem Reich, ertheilt ihm aber damit auch das heiligste Lebensrecht; und ein himmlisches Erbe, das Erbe ei­ nes ewigen Friedens soll der Lohn dieser Arbeit sein.

Denn wer an dem

Gottesreich baut, der findet auch selbst darin eine Stätte, der erbaut sein eignes Leben zu einem Leben himmlischer Freude und Seligkeit.

Denken

14 Sie nun, daß solch eine Freude, eine göttliche Lebensfreude, das Erbe des Sohnes Ihrer Liebe ist, wissen Sie, daß sein Name im Himmel geschrieben steht: da schlägt auch wol Ihr Elternherz noch höher und freudiger; und an diese Freude reicht keine andre hinan. Wo aber der Gedanke des Gottesreichs uns also durchdringt und die Seele unsers Lebens geworden ist; da schließen auch die Bande der Liebe, welche die Glieder eines Hauses miteinander vereinigen, sich noch fester und inniger.

Wol ist es süß und wohlthuend, wenn die Well uns

von sich stößt, uns in den engen und stillen Kreis des Hauses zurückzuziehn, und an der Liebe der Unsern uns zu erquicken und aufzurichten. Aber der Christ, der in die Liebe seines Erlösers hineingeschaut und. von dem Geist dieser Liebe nicht unberührt geblieben: der sucht noch nach ei­ nem höhern Bande, nach einer reichern und vollern Gemeinschaft ^ für die er mit den ©einigen lebt und wirkt. mit der Gemeinde Gottes in seinem Reich.

Und das ist nur das Band Dadurch empfängt die Fa­

milienliebe erst ihre Verklärung, und sie wird erst eine geheiligte, wenn wir die Liebe zur Menschheit im Herzen tragen und danach suchen, daß Alle frei und selig sein möchten in Gott. Zu uns komme Dein Reich! Ja, zu diesem Gebete mahnt uns der Anblick dieses lieben Kindes, was wir Gott hier darbringen in sei­ nem Sohn Jesu Christo, daß er es weihe für sein himmlisches Reich. Aber es kommt selbst in dem Neugebornen uns näher.

Das ist wol

wunderbar; aber doch eine bedeutungsvolle und tiefe Wahrheit, und wir haben dem Herrn zu danken, der diese Wahrheit bei jeder Feier der heil. Taufe uns durch die Unmündigen vor die Seele führt.

Wenn wir in

der Unruhe und Eitelkeit dieser Welt wol oft des Gottesreichs vergessen, da ruft der Herr hier das Wort der Liebe uns zu: „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn Solcher ist das Reich Gottes."

Ohne einen kindlichen Sinn kommt Niemand uVd Himmelreich.

Werden wir nicht wie die Kinder: so finden wir auch d,en Eingang nicht. Und mag auch in ihnen wol ein Keim der Sünde verborgen liegen: so wissen sie doch in ihrer Seele von den trennenden Unterschieden welt­ lichen Ranges und menschlicher Ehre nichts.

Das Himmelreich aber, wo

nur die Liebe herrscht, kennt auch keinen Gegensatz von Hohen und Nie­ drigen, und wer da will der Vornehmste sein, der soll nur den Andern dienen. Und sind die Kindlein doch selbst ein Zeugniß der göttlichen Lie­ besmacht, die auch die Kleinsten und Geringsten umschließt, und als Him-

15 rnelserben sie zu sich zieht. Ja, gewiß, sie haben auch ihre Engel, die allezeit das Angesicht des himmlischen Vaters sehn, und die er ihnen zu Wächtern gegeben hat. Und sehen wir, wie der in ihnen verborgene Geist von Oben her sich entfaltet: so weist uns auch^dies zu dem Reiche hin, was ja selber nur des Geistes ist, und wo des Geistes heilige und himmlische Früchte blühen. Sehen wir, wie das liebende Verlangen nach Vater und Mutter in der Seele der Kleinen sich regt und uns aus ih­ ren Augen entgegenleuchtet: so stammt auch dieses Verlangen nur von dort, wo die ewige Heimat der Liebe ist, von dem Vater, zu dem wir durch Jesum Christum sie leiten sollen, daß sie ewiglich bei ihm sein, und wohnen möchten in seinem Reich. Ja, es ist ein ernstes Gottes­ gebot, was durch das Wort des Herrn auch heute an uns ergeht: „Las­ set die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht. „ Nicht abhal­ ten sollen wir sie, indem wir selber^ noch dem Weltwesen und irdischer Selbstliebe huldigen und ihnen kein Bild eines gottseligen Lebens vor Augen stellen. Jesus selbst spricht ein Wehe aus über Die, die da ärgern der Geringsten Einen, die an ihn glauben. Ja, m. Th., auch dieser Säugling predigt uns das Evangelium von dem Gottesreich. Die­ sem Reiche sei darum auch unser ganzes Streben von Neuem geweiht und geheiligt. Und so wird es auch Ihre heilige Sorge sein, dem Got­ teskinde, was der Herr Ihnen anvertraut, auch seine Arbeit zuzuweisen am Reiche Gottes, was an jedes neue Geschlecht höhere Aufgaben stellt, daß es durch ihre Lösung uns näher komme. Das gib Du, o Herr, und erhöre unser Gebet: Zu uns komme Dein Reich! Nimm das zarte Leben dieses geliebten Kindes in Deinen gnädigen Schutz. Erhalte ihm die theuren Eltern, daß sie seine Führer sein können zum Himmelreich, und hilf, daß auch ihre Freude eine Freude im Himmel sei. Laß Deinen Geist, in dem Täuflinge mächtig werden, daß er die Welt überwinde und siegend hindurchdringe zur seligen und herrlichen Freiheit der Kinder Gottes, und einst daS unbefleckte und unverwelkliche Erbe gewinnen möge, was den Deinen im Himmel behalten ist! Amen. (Glaubensbekenntniß. Taufhandlung. Gebet. Segen.)

16 6. Rede zur Taufe einer Tochter des Prof. v. F., am ersten Advents­ sonntage 1854.

Segen und Heil von Dem, der uns erschienen ist zur Seligkeit. Amen. Gewiß mit tiefbewegter Seele schauen Sie, m. Th., in dieser fest­ lichen und heiligen Stunde hinauf zu dem Ewigen, der der rechte Vater ist über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, der Sie mit dem Reichthums seiner Gnade gesegnet und sich an Ihnen verherr­ licht hat. Wie sollten Sie nicht aus dem Grunde Ihres Herzens aus­ rufen: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Ja, er hat Ihnen geholfen, er hat Ihr Gebet erhört und Ihr Hoffen erfüllt; er hat die theure Mutter durch die bangen und gefahrvollen Stunden des Kampfes glücklich hindurchgeführt und Sie gedenken nicht mehr der Angst, um der Freude willen, daß ein Mensch zur Welt geboren ist. Ja, es ist eine kostbare Gabe vom Herrn, die Sie in dieser Erst­ gebornen empfangen haben, und in den lieblichen Zügen ihres kindlichen Angesichts leuchtet Ihnen ja auch schon das Bild einer höheren Welt, das gottverkündende Bild einer himmlischen Liebe entgegen. Darum ist Ihre Freude auch nicht bloß eine irdische, sondern eine Freude in Gott, eine Freude, wie auch Jesus sagt, die Niemand mehr von Ihnen neh­ men soll, und die Ihnen bewahrt bleibt, auch wenn Sorge und Schmerz Ihnen nahe sind. Reicht ja doch diese Freude mit ihrem Inhalt in eine ewige und gottverherrlichte Zukunft hinüber und hält sich an dem ein­ fachen, aber doch so tiefen und reichen Gedanken, daß der Allmächtige die geliebte Neugeborne auch zu seinem Kinde und zu einem unvergäng­ lichen Erbe im Himmel berufen hat. Wohnt solche Freude in Ihrem Herzen: so steigt gewiß auch Ihr wärmster und innigster Dank zu dem himmlischen Vater auf, der so Gro­ ßes an Ihnen gethan hat und Ihnen noch Größeres zeigen und offen­ baren will. Der wahre Dank aber ist nur der Dank der Liebe. Und in dieser Liebe suchen Sie nichts, als daß die Ihnen geschenkte Tochter dem Vater, der die ewige Liebe ist, ganz zu eigen gegeben und in ihm beseligt sei. Dieser Wunsch ist ja doch der höchste, den liebende Eltern für ihre Kinder im Herzen tragen, und reicht über Alles hinaus, was wir ihnen hienieden zu gewähren im Stande sind. Nur in Gott ruht der Schutz, der uns Alle sicher durchs Leben trägt, nur bei ihm ist der Friede, den uns Niemand entreißen kann.

17

Niemand aber kommt zum Vater, denn durch den Sohn. Ist dies unser Glaube, tragen wir die feste Ueberzeugung in uns: daß uns kein andrer Name gegeben ist, darinnen wir können selig werden, denn der Name unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi: so sind wir auch berufen, die Kleinen, die uns der Himmel zur heiligsten Sorge anvertraut hat, dem Erlöser selber zuzuführen. Finden und sehen sie aber das Bild seiner Liebe nicht auch in uns, in Vater und Mutter: so verdunkeln und schwächen wir auch die Macht, die sie zu ihm zieht. Doch freilich vermöchten wir es auch nicht durch uns allein, wenn der Herr lhnen nicht mit der Macht seiner Liebe entgegen käme. Darum nimmt er sie ja auch schon durch die Taufe zu seinem Eigenthum auf und verheißt ihnen selber das Himmelreich. Zu dieser Feier sind wir hier miteinander vereinigt, und selbst aus der Ferne ist die theilnehmende Liebe herbeigeeilt, die theure Neugeborne dem Herrn darzubringen und ihn zu bitten, daß er sie nimmermehr von sich laste. Ja, m. Th., das heilige Sakrament ist nicht bloß eine Wassertaufe, sondern eine Taufe mit dem h. Geiste, und eS steigt in ihr auch die Kraft Jesu Christi vom Himmel zu uns herab. Die heilige Feier aber, die ihrer ganzen hohen Bedeutung nach, nicht bloß eine Feier des Hauses, sondern auch der Kirche ist, er­ scheint heute, an dem ersten Tage eines neuen christlichen Kirchenjahres, noch festlicher. Da komme ich nun heute in dieses Haus mit der Bot­ schaft der Kirche, der neugebornen Tochter zu sagen: Siehe, Dein König kommt zu Dir! Ja, wäre es Dir schon offenbar, wer dieser König ist, und welche Fülle der Gnade er Dir in seinem Reiche bereitet hat: Du würdest ihn jubelnd empfangen und ihm mit freudiger Sehn­ sucht entgegensehn. Er will nicht bloß Dein Gebieter sein und mit der Strenge des Gesetzes über Dich herrschen, sondern er kommt zu Dir sanftmüthig, mit dem Geiste der himmlischen Liebe, und nur als der Herr Deiner Seligkeit. Alles was sein ist, das soll auch das Deine sein, und er thut Dir seinen ganzen himmlischen Reichthum auf. Von Dir aber verlangt er nichts, als daß Du Dein Herz ihm öffnest, und er darein einziehen könne mit seiner Liebe, und Du dann auch wieder ruhen mögest an seinem Herzen. Dein König kommt zu Dir mit seiner Wahrheit, womit er Dich himmlisch erleuchten und das bange Dunkel des irdischen Lebens durch das unvergängliche Licht vom Vater auflösen und zerstreuen will, daß Schirmer, geistliche Amtsreden.

2

18 Du selbst in der Klarheit wandelst, wozu der Sohn durch den Vater verklärt ist.

Darum folge ihm nach, der Dich ruft, und lass sein heiliges

und ewiges Wort das Gebot und Recht Deines Lebens sein.

Denn

der Weg, den Er Dich leiten und führen will, der Weg zum Leben, ist freilich auch nur der schmale.

Huldigst Du aber nur Deinem Könige,

hast Du Dein Herz ihm geschenkt: so wird der blendende Schein der Welt Dich

nimmer

verlocken

können.

Würdest Du

aber

noch

eine

Schwachheit an Dir gewahr: so will er ja, kehrst Du nur in seine Arme zurück, Dlch tragen und stärken mit seiner Kraft und selbst Dein Versöhner sein.

Und beugte Dich etwa der Schmerz danieder, den das

irdische Leben noch mit sich führt: so kommt Dein König zu Dir mit seinem Troste, mit dem Trost der Liebe, die Dich nie verläßt, der Liebe, die die Welt überwindet; mit dem Trost der Hoffnung, die nie zu Schänden wird.

Denn was er Dir zugesagt, daß alle Traurig­

keit, ist sie nur eine göttliche, sich in Freude verwandeln soll, das er­ füllt er auch. Er kommt zu Dir mit seinem Frieden, mit dem Frieden, den die Welt nicht gibt, dem seligen Gottesfrieden, den sie Drr aber auch unter allen Stürmen des Lebens nicht nehmen kann.

Und bleibst Du

Deinem himmlischen Könige treu bis an's Ende, weichst Du nimmer von seiner Sette: so führt er Dich sicher in das ewige und himmlische Vaterland. gesang

Und so wird es noch m der letzten Stunde der stille PreiS-

Deines

Herzens

Namen des Herrn!

fein:

Gelobet

sei,

der da

kommt

im

Amen.

So wollen wir nun auch durch die Taufe

auf Christi Namen,

Dich dem Könige, der heute vom Himmel her zu Dir kommt,

feierlich

weihen und heiligen, daß Du ihm befohlen bleibest in Ewigkeit.

Amen.

(Glaubensbekenntniß.

7.

Taufhandlung.

Gebet.

Segen.)

Rede zur Taufe eines Kindes des Inspektors R. in E., den 14. März 1852.

Im Namen Gottes des Vaters, Geistes.

des Sohnes und des heiligen

Amen.

In gewisser Beziehung und nach dem Verhältniß des Orts erscheine ich hier einem Fremden gleich.

Und doch bin ich es nicht, und Sie

selbst, m. Th., sehen mich nicht dafür an.

Fühle ich mich ja Ihnen

19 und Ihrem ganzen werthen Hause schon seit langer Zeit innerlich nahe gestellt, und die Bande des Vertrauens, was mich hierher gerufen, sind ja nicht bloß menschlich geknüpft, sondern gegründet in einem Höheren, dem auch diese heilige Feier gilt. Die theure Mutter dieser lieben Neugebornen, um die wir hier festlich versammelt sind, habe ich selbst zu dem Leben gesegnet, das nicht bloß irdisch, sondern ewig und himmlisch ist, zu dem Leben der Liebe, die in dem Gottessöhne zu uns herab­ gekommen, und die uns allein errettet und selig macht. Ich habe über Ihren Bund den Segen Gottes herabgefleht, und Sie bringen ihm heute ein Dankopfer Ihres Herzens dar, der sich bisher Ihnen so gnädig erwiesen und auch in diesem lieben Kinde Ihnen ein neues theures Zeichen seiner Gnade gegeben hat. Und so erscheine ich Ihnen gewiß auch nicht unberechtigt, dem Herrn, der die Kindlein schon zu sich ruft und das Himmelreich ihnen beschieden hat, auch Ihre geliebte Neugeborne an's Herz zu legen und durch das heilige Sakrament zu seinem Eigenthume zu weihen. Da treten nun aber auch wieder alle persönlichen Beziehungen zu­ rück und verklären sich in dem Gedanken, der uns hier Alle, als der eine und höchste durchdringen muß, in dem Gedanken an den Herrn, außer welchem es für uns kein Heil und keine Hoffnung des Lebens gibt, der ja auch Ihr Glaube und Ihre Liebe ist. In diesem Gedanken kann aber auch Keiner noch dem Andern als fremd erscheinen; denn wir sind ja allzumal Einer in Jesu Christo, und es ist das Bild seiner Liebe und Hingebung, was die Seinen um so inniger und fester zusammen­ schließt. Und so trete ich auch hier nur als ein Bote und Verkündiger seiner Liebe auf, womit er auch Ihrem lieben Kinde schon zugeneigt ist, und es zu sich ziehn und mit seinem Himmelsfrieden beseligen will. So ist es nun aber auch das heiligste Verlangen Ihrer Liebe, es in seinem Schutze zu wissen, der als der Sieger über Welt und Tod eine unüberwindliche Macht des Lebens gegründet hat, wogegen kein Feind zu bestehen im Stande ist; der Keinen aus seiner Hand lässet, der sich ihm nur übergeben und anvertraut hat, und der Die, so ihm folgen, wenn auch oft durch Kampf und Leid in der Welt, doch in die selige Heimat zum Vater, zum Siege der Liebe führt, die nie aufhört, und als unsterblich ein immer neues und höheres Leben schafft. Darum wollen Sie nun Ihr Kind durch die h. Taufe dem Sohne des himm­ lischen Vaters zu eigen geben, daß es wachsen möge in allen Stücken an Ihm, als dem Haupte und zunehme an Alter und Weisheit und an 2

*

20 Gnade bei Gott und den Menschen.

Tenn so hoch Sie auch der Besitz

desselben beglückt, und so innig Sie es mit Ihrer Vater- und Mutter, liebe umfassen: so hebt sich Ihr Herz doch noch höher bei dem Gedanken, daß es ein GotteSkind ist, was Ihnen der Himmel geschenkt; und Sie würden sich selbst als arm erscheinen, dürften Sie nicht aufschauen zu Gott als zu Dem, welcher der rechte Vater ist über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden, und der auch Ihrem lieben Kinde der Vater sein will, der es bewacht, wo Ihr Auge und Ihre Sorge nicht hinreichen.

Wahre Gotteskinder werden aber

auch nur geboren

durch Jesum Christum und durch den Glauben an ihn.

Und so

weist

uns auch dies nur wieder hin auf den Gottessohn, der als der Hohe­ priester der zukünftigen und ewigen Güter, die heiligsten Wünsche, die in uns Allen für die Neugeborne lebendig sind, allein erfüllen und sie zur Erbin des Himmelreichs machen kann. Doch es geschieht dies auch nicht ohne uns. auch Sie, m. Th., m Anspruch, und lässig sein?

Der Herr nimmt

wie könnte auch die Liebe wol

Pllanzen wir die Liebe zu dem Erlöser nicht schon in die

Seelen unsrer Kleinen hinein, führen wir sie nicht selbst zu dem Heiland hin, finden sie den Glauben, finden sie das Bild seiner Liebe nicht auch in uns, in Vater und Mutter: so verdunkeln und schwächen wir auch die Macht, die sie zu ihm zieht.

Aber wir vermögen

nur durch ihn, der uns mächtig macht.

es auch selbst

Und so knüpfen Sie auch heute,

im Hinblick auf Ihr dem Herrn zuweihendes Kind, das Band mit ihm um so fester und inniger, und es aufnehmend in seinem Namen, nehmen Sie ihn selbst darin auf, und Sie bitten ihn, daß er bei Ihnen bleibe, auch wenn es Abend werden will, und wir uns von dunklen und drohen­ den Aussichten in die Zukunft umgeben sehn.

Denn der Herr der auch

über die Stürme und Meereswogen gebietet, nimmt alles Bangen und alle Sorge von Ihren Herzen hinweg und erfüllt Sie mit einer Hoff­ nung, die nimmer zu Schanden wird

und gibt Ihnen Kraft

Werk, was Sie durch dieses Kind von ihm überkommen

zu dem

haben, ihm

selbst eine Stätte zu bereiten, daß er darin wohne mit seinem Heil. Ja, er wird Sie halten mit seiner Hand

und auch die theure Mutter

immer mehr

eine geistige Pflegerin ihres

stärken und kräftigen,

auch

Kindleins zu sein, und es mit dem Brote des himmlischen Lebens zu sättigen. Du aber, o himmlischer Vater, gib, daß der Glaube auch für dieses liebe Kind, das wir in dem Sohne Dir weihen, der mächtige Schild

21 seines Lebens fei, daß es durch ihn mit Deinem himmlischen Frieden, mit dem Frieden Deiner Gnade und Liebe beschirmt und behütet werde. Tilge durch diesen Glauben die feindliche Macht der Sünde in seinem Herzen, und heilige es mit Deinem Geiste, daß es rein und lauter be­ wahret bleibe, Jesu Christi.

bis auf die selige und herrliche Zukunft unsers Herrn Amen.

(Glaubensbekenntniß.

8.

Taufhandlung.

Gebet.

Segen.)

Zur Taufe eines Sohnes des A.-G.-Raths v. M., den 8. November 1857.

Die Liebe Gottes des Vaters, die Gnade unsers Heilandes Jesu Christi,

und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit uns Allen.

Amen. In diesem Segenswunsche ist Alles, ist das Höchste zusammengefaßt, worum es uns bei dieser heiligen Feier zu thun sein kann, und der Inbegriff der theuersten Wünsche und Hoffnungen auch für dieses Kind liegt in diesem Segensworte umschlossen. Sowie es selbst eine Gabe der Liebe, der Liebe Gottes, des himm­ lischen Vaters ist, die Sie als die erste in Ihrem ehelichen Bunde mit innigem Dank und mit herzlicher Freude empfangen haben: so kann auch kein köstlicheres Gut ihm zu eigen werden, als diese Liebe, die ja selbst nur das Leben, das selige Leben ist.

Denn selig sind wir nur in der

Liebe und sie nur senkt den himmlischen Gottesfrieden in unsre Brust. Aber sie macht uns auch nur selig als die lebendige, und wir ver­ mögen sie auch nicht zu ergreifen, wenn sie uns nicht in einem lebendigen Bilde entgegenkommt.

Und sie ist uns nun auch erschienen in dem vom

Himmel gesendeten Gottessohn, der selbst nur das Leben der vollendeten Liebe ist, der den Himmel uns aufgethan, und uns allein zu dem Vater führt und die Macht des Sieges über die gottesfeindliche Welt uns errungen hat.

Rufen wir nun die Gnade Jesu Christi auf den Neu-

gebornen herab: so begehren wir nur, daß er ein Miterbe Jesu Christi und seines himmlischen Reichthums sei. Das Leben des Sohnes, das Leben der göttlichen Liebe aber wird in uns frei, nicht durch unsere menschliche, sondern durch eine göttliche Kraft.

DaS ist die Kraft des heiligen Geistes, der vom Vater wol in

uns verborgen ist, den wir aber doch nur durch den Glauben empfangen

22 können, daß er die Macht, die bewegende und schaffende Macht unsers Lebens sei.

Nur der heil. Geist, der Geist der Wahrheit und Liebe,

führt uns in die Gemeinde der Erlösten durch Christum ein.

So bitten

wir nun auch für das liebe Kind um die Gemeinschaft des heil. Geistes, daß es aus ihm zum neuen Leben, zum Leben der Kinder Gottes ge­ boren werde und den Eingang finde in das selige und ewige Gottesreich. Und baut nun also das Leben auf dem einigen und ewigen Grunde des Vaters zum Bilde

des Gottessohnes

in Jesu Christo

durch die

Kraft des heil. Geistes sich auf, und sind wir das Eigenthum des Drei­ einigen, so daß uns Niemand aus der Hand des Vaters und des Sohnes zu reißen im Stande ist: so haben wir das Höchste, so haben wir Alles, wonach unser Herz, wenn es noch von einer himmlischen Sehnsucht be­ wegt ist, verlangen und suchen kann.

Ob auch arm, sind wir doch reich

und selig, und die Freude, die Niemand mehr von uns nimmt, die Freude im Herrn, ist die unsrige. So wollen wir nun auch das liebe hier vor uns schlummernde Kind durch' die h. Taufe Gott dem Dreieinigen weihn, daß die Liebe des Vaters, Geistes

die Gnade des Sohnes und die Gemeinschaft des heil.

sein eigen sei, und sein Leben verherrliche und beselige.

Wir

wollen es taufen auf Jesum Christum, der uns den Frieden mit Gott verkündigt und ihn durch sein Leben und Sterben gestiftet hat, und flehen ihn an, daß er auch an dem Neugebornen seine Verheißung erfüllen und bei ihm sein möge alle Tage bis an der Welt Ende. Ja, wir zweifeln nicht.

Haben wir doch in ihm die Hoffnung, die

nicht zu Schanden wird, die Hoffnung der Herrlichkeit.

Ja, ist das

liebe Kind nur des Herrn und wächst es in ihm heran, ist eS ein Glied seines Leibes, der ihn zum Haupte hat: so wird er es auch mit seinem himmlischen Schutze begleiten und ihm der gute Hirte sein, der es nie verläßt, und der auch alle Stürme des Lebens zu beschwichtigen und alle Unruhe des Herzens zu stillen weiß, bis er es zu

sich in die Heimat

des ewigen Friedens ruft. Sie aber, m. Th., welchen der himmlische Vater dieses Kindlein als das Ihre an’8 Herz gelegt, und die durch die Bande der Liebe ihm nahe stehn, lassen es Ihre heiligste Sorge sein, Christum in ihm auf­ zunehmen, damit auch der daran geknüpfte Segen der Ihre sei.

„Wer

ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, spricht Jesus, nimmt mich auf.„

Da wird dann auch der Lohn der Liebe Christi der Ihre sein,

der Lohn der Liebe, die nimmer stirbt.

Ja sind

xoxx nur Jesu Christi,

23 gehören wir ihm nur an: so sind wir auch gewiß, und sprechen eS auch hier im Hinblick auf dieses Kind, und mit heißen Fürbitten für sein Heil und mit glaubensvoller Zuversicht als das bekennende Wort unsers Glaubens aus: daß weder Tod noch Leben, weder Macht noch Gewalt, weder Gegenwart noch Zukunft, weder Hohes noch Tiefes uns scheiden mag von der Liebe Gottes, die in Jesu Christo ist, unserm Herrn.

Amen. (Glaubensbekenntniß.

Taufhandlung.)

So hätten wir denn das heilige Werk vollbracht, und dieses Kind­ lein aufgenommen in die rettende und selige Gemeinschaft der Kirche Christi und es zu einem Gliede geweiht seines himmlischen Leibes, daß es ihn zum Herrn und zum Haupte habe, der ja selbst der Fürst und Herzog des Lebens ist und uns allein zu dem Vater führt, ewiges und himmlisches Reich.

in sein

Wir haben das geliebte Kind ihm über­

geben, dem mächtigen Schutze des Gottessohns, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, der es allein sicher durch das Leben leitet, und durch den es jede feindliche Macht, ja selbst den Tod zu be­ siegen im Stande ist.

Und so können Sie denn, bleibt nur das Band

des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung bewahrt, ohne Bangen und ohne Sorge sein, und die Gnade Gottes in Jesu Christo wird nicht von ihm weichen bis zum letzten und höchsten Ziel.

Das Erbe der GotteS-

kindschaft ist sein. So erschließt sich denn auch für Sie durch die Feier des heil. Sakraments die Quelle

einer höhern

und

himmlischen Freude.

Sie

empfangen jetzt das liebe Kind zurück noch als ein höheres und köst­ licheres Eigenthum, als ein Eigenthum Gottes, der ihm in Christo das Recht und die Verheißung des ewigen Lebens gibt.

Sie haben den

schönen Trost, daß Gott auch in ihm sich verherrlichen, und seine Barm­ herzigkeit kund thun wird immerdar.

Ja, durch die Kraft des heil.

Geistes, um den wir bitten, wird sich auch in ihm das Gute, das Werk Gottes erbaun,

was nie ohne Frucht,

ohne Segen bleibt.

Und so

können wir auch mit um so größerer Zuversicht den Segen des Himmels auf dasselbe herabflehn. Doch dieser Segen gehört auch Ihnen an, und die theure Mutter, die hier selbst gegenwärtig ist, hat unmittelbar daran Theil.

Und so

wende ich mich noch an Sie, gel. christl. Freundin, um auch dem Ge­ fühle, was Ihre innerste Seele bewegt,

das Wort zu leihn.

Sie er­

kennen es, was Gott an Ihnen gethan, und wie er mit Ihnen gewesen

24 und Sie gnädig behütet, auch Ihre Kräfte schon wieder also gestärkt hat, daß Sie hier vor dem Altare Gottes das Dankopfer Ihres Herzens darbringen und seine Vaterliebe preisen und rühmen können.

Ja Sie

erheben darum auch hier seine Huld und bitten: daß er auch ferner über Sie wachen und Ihnen Kraft geben möge, Ihrem Erstgebornen in jeder Beziehung das zu sein, wozu Gott Sie als Mutter berufen hat. So sprechen Sie denn mit mir: Der Du Gebet und Flehen gern erhörst: Erhört hast Du auch meines, Gott der Gnade, Hast hohe Mutterfreuden mir geschenkt, Und mehr gethan, als bittend ich verstand. Dir werh ich mich, mein Kmd, mein ganzes Leben Zum Opfer, das Dir wohlgefällig ist. Gib zum Erziehn des Kindes Deinen Segen: Laß es an Alter, Weisheit und an Gnade Vor Gott und Menschen wachsen immer mehr, Und reifen für ein Leben, das Dich ehrt Und sicher hin zum höhern Dasein führt, Daß, wenn des ew'gen Lebens Morgensonne Uns Allen anbricht, wir in sel'ger Feier Der Liebe Gottes uns vereinigt sehn. Das gib, o Vater, mir durch Deinen Sohn!

Amen.

Zuletzt rufe ich denn über Mutter und Kind den Segen der Kirche Christi von Oben herab: Der Herr segne Euch----------Amen.

9.

Zur Taufe des erstgebornen Sohns des Prof. B., den 11. Januar 1846.

Herr, unser Gott, der Du der rechte Vater bist über Alles, was Kinder heißt im Hirnmel und auf Erden, zu Dir erheben wir uns in dieser heiligen und festlichen Stunde voll Preis und Dank für Deine Gnade und Huld, womit Du auch dieses neugeborne Kind in das Leben riefst und Dich selbst in ihm offenbarst.

Dein ist es,

darum sei eS

auch Dir geweiht und lass es Dir in Deinem Sohne noch in einem höheren Sinne zu eigen gegeben sein, daß es nur leben möge in und bei Dir, das Leben Demer Wahrheit und Seligkeit, und ein Bild Deiner Herrlichkeit sei!

Amen.

Es ist ein schönes Fest, ein Fest des Hauses und der Familie, waS uns hier vereinigt hat, ein Fest, wie Sie, die Sie vorzugsweise durch

25 feine Feier sich beglückt und begnadigt fühlen, es nicht schon begangen haben.

Wol schon einmal durften Sie in Ihren Herzen die süße Hoff­

nung nähren,

das Glück Ihres HauseS durch ein aufgehendes neues

Leb Hilf die Last ihnen tragen, die Du ihnen auferlegt, und senke den heil. Geist in ihre Herzen als den Ti öfter, der sie nie verläfft.

Laß Dir Alle, wir

bitten Dich, an's Herz gelegt sein. Und uns,

o

Vater, bte

wir

Staub

und Asche sind,

laß Deine

Wahrheit und Gnade immer heller leuchten, gib, daß all' unsre Trauer sich auflöse in Dem Licht, in das Licht Deiner Liebe.

Du aber, Vollendete, bist daheim bei dem Herrn. Dein

nicht; wir tragen das

unauslöschlich

in

Andenken

an Dich

Wrr vergeffen

und Deine Tugenden

unsern Herzen. — Möge der Friede Gottes in Jesu

Christo ewig der Deine sein.

Amen.

10. Rede bei der Beerdigung deS Stud. philol. G. aus Sandau, den 14.

Gott, Du bleibest, Ende.

wie Du

bist

und

Deine Jahre

DU. 1859.

nehmen kein

Aber wir Sterbliche bleiben hienieden nicht, und jeder Tag und

jede Stunde führt uns dem Ziel unsers zeitlichen Daseins näher.

Und

sehen wir, wie der Tod überall seine Ernte hält, und Einen nach dem Andern von uns ergreift Bangen

hinwegnnumt und

die Bande der Liebe zerreißt: da

und Schnierz unsre

Seele. — Doch Du bist ja nicht

ein Gott der Todten, sondern ein Gott der Lebendigen, und der Sohn Deiner Liebe, den Du uns zum Retter gesandt, Jesus Christus, hat ja selbst dem Tode die Macht

genommen

und dem Leben den

Sieg ge­

schafft. — So schenke denn auch uns diesen Sieg, löse das Bangen in eine heilige Zuversicht auf, und laß auch aus dem geöffneten Grabe daLicht des Lebens unS leuchten, des Lebens in dem Reich Deiner Herr­ lichkeit, daß wir nicht gebeugt, sondern erhoben und getröstet von hinnen gehn.

Amen.

Was dem

irdischen Leben

Schirmer, qeifttttfye 9lmt3iebcn

den größten Schmerz bringt: 16

das sind

242 die Trennungen,

die der Tod oft so

gewaltsam

herbeiführt und die

innigsten Bande zerreißt, und von Denen uns scheidet, die uns das Theuerste und Liebste auf Erden sind.

Wie sollte nun der Schmerz des

Vaters und der Mutter, die den theuren geliebten Sohn hier zu feiner letzten Ruhestätte geleiten sollen, ihnen nicht an die Seele dringen? Ja, wir Alle nehmen den innigsten Theil an dem schweren Geschick, was sie so hart und erschütternd betroffen hat.

Ein Jüngling, in der Blüte

der Jahre, gut und hoffnungsreich, der mit Ernst und Liebe gearbeitet hatte, zu einem höhern wiffenschafrlichen Berufe sich auszubilden, und erst seit Kurzem ein Mitglied unsrer Hochschule geworden war,

wurde

alsbald von einem unheilbaren Leiden ergriffen; — alle Kunst und Pflege vermochte nichts, und er muffte hinsinken m des Todes Staub.

Und

die elterliche Liebe, die schon früher den leidenden Sohn aus der Ferne hier aufgesucht, und die seinem Herzen so wohlgethan, und die nun auf die Botschaft von der nahen Gefahr von Neuem herbeigeeilt war, hatte nur den Schmerz, das geliebte Leben verlöschen und von sich scheiden zu sehn.

Aber doch dankten Sie Gott, noch den letzten Liebesblick von

ihm

empfangen,

zu

und

auch ihm durch Ihr Wiedersehn

die

letzte

Lebensfreude bereitet zu haben. So tiefgebeugt Sie nun aber schlafnen

Sohnes stehn,

auch hier am

Sarge Ihres ent-

so zerschlagen Ihr Herz auch sein mag:

so

werden Sie doch nicht trostlos sein und nicht trauern, als die keine Hoffnung

haben.

Ruht doch schon in Ihrer Liebe zu dem Vollendeten

zugleich der Trost.

Denn in ihr bleibt er der Ihrige.

von keiner Trennung,

Die Liebe weiß

und ihre Bande zerreißen nicht.

doch gewiß nicht wünschen, ihn nicht besessen zu haben.

Werden Sie DaS geht aber

nur von dem Gefühle aus, daß die Liebe etwas Unvergängliches und Ewiges in sich hat, und nicht sterben kann. der lebt

Wen die Liebe umschließt,

auch fort in ihr. — Aber der Entschlafne ist doch dem sicht­

baren Leben entnommen, und alle die schönen auf ihn gesetzten Hoffnun­ gen sind zertrümmert.

Die Freude unsers Herzens — sprechen Sie wol

bei sich — hat ein Ende genommen, die Krone unsers Hauptes ist ab­ gefallen. — Aber jemehr Sie über den inneren Werth seines

Lebens

und über seine Tugend sich freuen konnten: so liegt ja auch darin eine Beruhigung, und das Andenken an ihn ist selbst ein erhebendes.

Fassen

wir den Geist des Lebens in’d Auge, da ist die Frage nicht noch: wie lange Jemand

gelebt, sondern wie gut er gelebt, und

seiner Seele Gefallen fand.

ob Gott an

243 Der wahre Trost ist aber auch keineswegs der, den wir nur anS unfern menschlichen Gedanken entnehmen, oder den Menschen uns geben können, sondern nur der Trost Gottes und seiner Liebe. Seid stille, ruft der Herr den Betrübten und Trauernden zu, und erkennt, daß ich Gott bin. Es ist ja doch nur geschehen nach Gottes Rath, und was Gott, unser himmlischer Vater thut, das ist wohlgethan, und sein Wille ist immer ein guter und heiliger. Lebt nur der volle Gottesglaube in unsern Herzen, haben wir das kindliche Vertrauen zu ihm: da werden wir bei keinem Leide, was uns begegnet, verzagen wollen, sondern gefasst sein, und in demuthsvoller Ergebung ihm stille halten. Ist fern Rath oft auch dunkel und wunderbar, und vermögen wir ihn nicht zu durch­ schaun: so wird doch alles Dunkel sich für uns einst auflösen in ein himmlisches Licht, und wir werden ihm danken, der Alles so herrlich hinausgeführt. Wir wissen ja, daß Gott auch im tiefsten Schmerz mit uns nicht Gedanken des Lewes, sondern des Friedens hat, den er unS schenken will. — Wissen wir nur aus unsrem Herzen zu sprechen: WaS Gott thut, das ist wohlgethan, und erfassen wir alles Zeitliche mt Zu­ sammenhange mit dem Ewigen: da richtet sich die gebeugte Seele empor und in dem Blicke zum Himmel verwandelt sich für uns alles Leid, und eine heilige Ruhe senkt sich in unsre Herzen. — Ist der Vollendete doch eingegangen dorthin, wo unsre ewige Heimat ist und wohin auch unsre Sehnsucht uns zieht. Wir haben ja hier keine bleibende Stätte, und unser ganzes Leben hienieden ist nur eine Wallfahrt zu einem höhern Heiligthnm. Der Entschlafne hat den Kampf vollendet, den wir noch Alle zu kämpfen haben. Cr ist eingegangen in eine vollkommnere Hütte, die nicht mit Händen gemacht ist. Wir aber müssen Gott erst noch bitten, daß er auch und aufnehmen wolle in die himmlischen Woh­ nungen. Sie sind und aber, m. Th., bereitet in dem Gottessohn Jesus Christus, der den Himmel uns aufgethan, — der den Tod überwunden und Leben und unvergängliches Wesen an's Licht gebracht. Leben wir nur rm Herrn, und sterben wir in ihm: so sollen auch wir den Tod nicht sehen ewiglich. Der Herr will uns Alle bei sich verewigen, daß wir da sein, wo er ist und ihn schauen im Reich seiner Herrlichkeit. DaS ist wahrlich der reichste und seligste Trost bei dem Scheiden der Unsrigen. Da verstehn wir ex ft das Wort Jesu Christi: Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Und sowie der Gottessohn zu der über den Tod ihres Sohnes trauernden Wittwe von Rain spricht: 16*

244 Weine nicht! so ruft er mit der Stimme seiner himmlischen Liebe auch Ihnen dies heute zu, und kommt selbst um die Thränen von Ihren Augen zu trocknen. In dem Auferstandnen schauen wir ja das Leben, was nimmer stirbt. Ja, Sie weisen den Trost Jesu Christi nicht von sich, und rufen es auch dem theuren Vollendeten nach: ',Mu Trauern haben wir Dich ziehn lassen, aber Du bist und bleibst doch der Unsnge, und Gott wird Dich uns wiedergeben mit Wonne ewiglich!" Aber wir Alle, nt. Th., sollen von dieser Trauerstätte nicht leer hinweggehn. Auch uns soll diese Todesfeier einen Lebenstrost bringen, einen Trost, der auch uns erbaut. Gott führt und an die Gräber, daß auch wir weise werden sollen zur Seligkeit und in einem himmli­ schen Smne leben und sterben lernen; — leben und sterben im Glauben an eine ewige Gotteswelt. Denn reicht unser Blick über die Schranken der zeitlichen Gegenwart nicht hinaus, und schauen wir nicht in eine göttliche Zukunft hinein: so können wir nie zur Vollendung kommen, und der wahre Inhalt geht arnsrem Leben verloren. Ohne die Zukunft, ohne das Bild eines höhern und gottveiherrlichten Lebens, dem unser Streben geweiht und geheiligt ist, haben wir auch keine Gegenwart, die erst durch die Zukunft erleuchtet wird. Die wahre Aufgabe für die Gegenwart geht selbst nur von der Erfassung der Zukunft aus, und arbeiten wir nicht für sie, Jeder in seinem Berufe, wohin Gott ihn gestellt, haben wir keine Werke gethan, die uns nachfolgen, — die wir beim Scheiden von dieser Welt Gott übergeben und sprechen können: Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände!— so finden wir auch keine Stätte in der zukünftigen Welt, und wir erlangen das himmlische Erbe nicht. — Leuchtet in unsre Seele nicht die ewige Wahr­ heit Gottes herein, und schaffen wir damit nichts Bleibendes: so kommen wir auch nicht zum Anblick des göttlichen Heils. So wollen wir denn von dieser Stätte nicht hinweggehn, ohne von dem Ernste des Todesgedankens ergriffen zu sein, und diesen Ernst hin­ überzunehmen in'S Leben. DaS ist aber auch nur der Ernst, den der Gedanke des ewigen Lebens in unS erweckt, der Gedanke der Rechen­ schaft vor dem Herrn, der einem Jeden geben wird, nachdem er bei Leibes Leben gehandelt hat, es sei gut oder böse. Dem Vollendeten, dessen Lebensabend so früh gekommen, — und der die Ruhe gefunden hat, wonach wir noch suchen, rufen wir den Segenswunsch nach, daß der selige Friede Gottes in Jesu Christo ewig der seine sei.

245

Für uns selbst aber beten und bitten wir noch: 3a, Herr, ich weiß die Stunde nicht, die mich, wann mir das Auge bricht, zu Deinen Todten sammelt. Vielleicht umgibt mich ihre Nacht, wenn ich dies Flehen kaum vollbracht, mein Wort Dir ausgestammelt. Mach mich fertig, ich befehle meine Seele Deinen Händen: Laß mich meinen Lauf wohl enden!

Amen.

11. Rede beim Begräbniß der achtzigjährigen Wittwe K, den 18. April 1860.

Tröste uns, o Gott, auch hier an dieser ernsten Stätte mit Deinem Wort, und sei bei uns mit Deinem Geiste, dem Geiste des Lebens welches den Tod überwunden hat! Richte auch in dieser Stunde durch die Verheißung Deines Sohnes Jesu Christi uns auf: Wo ich bin, da soll mein Diener auch sein! Amen. Hatte die im Herrn Entschlafne, welcher Sie den letzten schmerzlichen Liebesdienst erweisen und sie zu ihrer Grabesruhe begleiten wollen, wol ein Ziel des Lebens erreicht, wie nur Wenige es erlangen, und durften Sie daher wol erwarten, daß ihr Hingang nicht mehr so ferne sei: so fühlen Sie nun dock, da sie von Ihnen geschieden und dem sichtbaren Leben entnommen ist, sich tief ergriffen und in Ihrer Seele bewegt. — Und wie könnte es anders sein? Ist es ja doch die geliebte Mutter, die Sie in ihr verloren haben, und die in Ihnen die Freude und den Trost ihres Alters fand, die Sie mit so inniger Liebe und Fürsorge umschloß und mit ganzer Seele an Ihnen hmg. Ja, Sie wisien am'besten, was sie Ihnen gewesen ist, und werden eS unvergesien im Herzen tragen. — Und wenn Sie auch nicht darüber klagen und trauern werden, daß sie eine höhere und himmlische Ruhe gefunden hat, wie sie uns in diesem irdischen Leben nicht schon beschieden ist: so fühlen Sie doch den Schmerz der Liebe in Ihrer Seele. Aber in dieser Liebe löst auch wieder der Schmerz sich auf. Denn in ihr, die das Bild der Vollendeten in sich hat und es festhält, bleibt sic die Ihrige. Die Liebe

246 weiß von der Trennung nichts.

Und

bare Erinnerung, welche Sie ihr

bewahren, sondern sie selbst, die Voll­

eS

ist auch nicht bloß die dank-

endete ist'S, die in Ihnen lebt, und was sie im Geiste gelebt, das bleibt auch Ihr Eigenthum. Da wird ihr nun aber wol niemand, der sie gekannt und ihr näher gestanden, das Zeugniß versagen können, Geiste war, und sie

daß chr Leben ein Leben im

den Grund und Halt ihres Lebens nur

in der

gläubigen und demuthsvollen Hingebung an den himmlischen Vater ge­ funden hatte.

Sie war eine gottselige und fromme Frau, und der Glaube

an den göttlichen Erlöser war auch das Licht, was sie erleuchtete, war der Trost, den sie nicht von sich ließ, und der ihr die Kraft gab, auch die Last des Lebens, manches Leid,

was

von welcher sie nicht verschont geblieben, sie

in

ihrer langen

irdischen

und so

Laufbahn erfahren

muffte, in Geduld und auch nicht hoffnungslos zu tragen. — Das Wort ihres Heilands: Selig sind, die da Lerd tragen, denn sie sollen getröstet werden,— erquickte auch sie, und die apostolische Ermah­ nung: daß wir durch viele Trübsale müssen in das Reich Gottes gehn, — wies sie nicht von sich. Sie ward es auch wol inne, waS Paulus sagt: So lange wir in der Hütte sind, sehnen wir uns und sind beschwert; — und diese Sehn­ sucht nach Erledigung und Erlösung, die Sehnsucht nach einer höhern himmlischen Freiheit, lebte auch wol in ihr, und je höher die Zahl ihrer Jahre stieg, und die Schwachheit des Alters zunahm, mag sie auch wol wie Elias gebetet haben: Es ist genug, Herr, nimm meine Seele. Muffte sie doch, und war es im Glauben ihr offenbar: wenn auch daS irdische Haus dieser Hütte zerbrochen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, im Himmel.

nicht mit Händen gemacht, was ewig ist

Und nach dieser Behausung im Himmel verlangte auch sie.

Aber sie stellte doch Alles dem Rathe Gottes anheim, der nach seiner Gnade ihr

geben werde, was für sie das Beste sei.

auch ohne Bangen, und es fehlte ihr selbst

Und so war sie

nicht an einem freudigen,

heitern Sinn in dem Umgänge mit den Ihrigen.

Denn Denen, die

Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen.

So hat

nun auch die Barmherzigkeit Gottes es mit ihr so gut gemeint.

Ehe sie

eS selbst gedacht, hat sie gefunden, was sie gesucht, und für die Unruhe dieses Lebens die Ruhe und den Frieden gewonnen, den nur Gott uns gibt. — Still und sanft ist sie hinübergeschlummert, um dort zu er­ wachen, wo Schmerz und Leid für immer ein Ende hat und der Tod

247 nicht mehr ist. Sie ist heimgegangen zum Herrn, und seine Gnade, wie wir Dessen und trösten können, hat sie aufgenommen, um ewig bei ihm zu fein. Ja, Sie werden den Frieden ihr gönnen, den der Herr bei sich ihr bereitet, und Gott danken, daß er ihr wohlgethan hat. Die Trennung ist ja auch nur eine zeitliche; in der Liebe bleiben Sie ver­ einigt mit ihr. Haben Sie doch auch ein schönes Erbe von ihr em­ pfangen, und der religiöse und fromme Sinn, von dem sie durchdrungen war, und den sie auch in Ihre Seele gepflanzt, ist ja ein köstliches Lebensgut, was keine Macht der Welt uns entreißen kann. Wie sollten Sie also nicht über ihren Hmgang getröstet sein! Haben wir doch Alle hier keine bleibende Statt, und die künftige ist's, die wir suchen sollen. Und haben wir es mit dem Apostel Paulus erkannt, daß Christus unser Leben und Sterben unser Gewinn ist, glauben wir an ihn, der dem Tode die Macht genommen und Leben und unvergängliches Wesen an's Licht gebracht: so zieht das Herz uns wol selbst nach der Heimat hin, wohin uns die Unfern vorangegangen sind; — und durch sie, durch die Liebe, die uns mit ihnen zusammenschließt, fühlen wir uns schon enger mit dem Himmel verbunden. — Und wissen wir nicht, wann die Stimme des Herrn auch an uns ergeht, und steht die Stunde deö Scheidens von dieser Welt uns vielleicht schon nahe bevor: so ruft dieser Gedanke uns wol Alle zum heiligsten Ernste auf.

Jede christliche Leichenfeier gilt ja auch nicht bloß den Abgeschiednen, sondern wir, die Ueberlebenden, sollen davon eine heilsame Frucht ge­ winnen, eine Frucht, die uns in’d ewige Leben bleibt. Da sollen wir es nun im Geiste bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug und weise werden zur Seligkeit. Wir werden ernstlich gemahnt, uns anzuschicken und zu bereiten, daß wir, wann des Menschen Sohn kommt, und unsre letzte Stunde geschlagen hat, und wir nun offenbar werden sollen vor dem Richterstuhl Jesu Christi, auch bestehen mögen vor ihm und sein alldurchdringendes Auge nicht scheuen dürfen. So legt er uns auch selbst sein Wort an das Herz: Sehet zu, wachet und betet. Ja, th. Fr., wir wollen wachen, daß der Herr uns nicht schlafend finde, — wir wollen beten, daß er selbst durch den Geist seiner Gnade und stärken möge, stets bereit und fertig zu sein. — Das sind wir abei nur, wenn wir im Glauben und in der Liebe ge­ wandelt haben und die Hoffnung der Herrlichkeit in uns lebt. Dann

248 wandeln wir schon hier in dem Lichte, was uns selbst in der Nacht des Todes hinüberleuchtet in die ewige und himmlische Welt. Ja, hilf uns, o Gott, nach Deiner Barmherzigkeit, daß wir beim Scheiden von dieser Welt, mit Jesu Christo in trostvoller Zuversicht sprechen können: Vater, ich befehle meinen Geist in Deine Hände, und dann bei der himmlischen Ernte als der Weizen in Deine ewigen Scheuern gesammelt werden. Du aber, Vollendete, mögest Du bad Wort des Apostels Paulus Dir zueignen, und tut Bewusstsein der Seligkeit, die Du gefunden hast, mit ihm sprechen können: Ich habe einen guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; — hmfort ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit, tue der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage, nicht mir allein, sondern Allen gibt, die seine Erschei­ nung heb haben. Amen.

12. Rede beim Begräbniß des Organisten R., den 16 Septbr. 1861.

Tröste uns, o Gott, auch hier an dieser ernsten Stätte mit Deiner Gnade und sei bei uns mit Deinem Geist, dem ©eiste des Lebens, was den Tod überwunden hat. Richte auch in dieser Stunde durch das Wort der Verheißung Deines Sohnes Jesu Christi die Trauernden auf: Wo ich bin, da soll mein Diener auch sein! Amen. Auch an dem theuren Hingeschiednen, m. Gel., dessen Grabesfeier uns hier versammelt hat, sehen wir das Gebot erfüllt: Du mußt sterben, o Mensch, und wieder zu Staube werden, wovon Du genommen bist. Und gedenken wir, daß dieser Todesruf früher oder später an Jeden von uns ergeht, daß auch wir von dieser Welt scheiden müssen: da erfasst uns Alle ein heiliger Ernst. Gehören aber die aus dem Leben Hinweggerufenen uns durch engere Bande an: da greift auch der Schmerz tiefer und schärfer in unsre Seele. — Thut schon jede Trennung von Denen, die wir heben, uns weh: wieviel mehr, wenn wir von Denen scheiden sollen, die vorzugsweise die Unsern sind, — wenn der Tod die theuersten Familienbande zerreißt und alle sicht­ bare und persönliche Gemeinschaft des Lebens aufhebt. Dieser Sarg birgt die sterbliche Hülle Ihres geliebten Vaters. Wol hat er schon ein höheres Ziel des Lebens erreicht, und sein Heim-

249 gang kam für Sie auch nicht unerwartet.

Ja, Sie mussten selbst wün­

schen, daß die Leidens- und Schmerzenstage, die er beinahe seit einem Jahre zu dulden hatte, verkürzt würden und 'ein Ende nähmen. Und doch, da ihn Gott nun von hinnen gerufen und von seinen Leiden er­ löst hat, ist Ihr Herz voll Trauer; — und Sie werden schmerzlich die treue Liebe vermissen, womit er Sie Alle umschloß.— Voll Thränen im Auge sieht die trauernde Ehegattm ihm nach, mit welcher er 36 Jahre Alles getheilt und getragen hat, alle Freude und alles Leid. — Und ebenso lebte er auch nur für Sie, für seine Kinder, und fand in ihrem Glücke das seinige.

Darum wird gewiß auch der in Ihrem Herzen

lebende Dank nie ersterben, und sein Andenken wird Ihnen theuer und heilig sein immextuu. Aber nicht bloß Ihre dankbare Kindesliebe begleitet ihn.

Er hat

sich auch ein gutes Gedächtniß gestiftet bet Allen, die ihn gekannt.

Denn

er trug eine edle und ehrenwerthe Gesinnung in feiner Brust, und auch in seinem Wirkungskreise hat er sich eine allgemeine Achtung erworben. Er war gewissenhaft und pflichtgetreu.

Sem Karakter war rein und

offen, und sein Herz war fromm und dem Himmel zugewandt, worin er seine Heimat sah. — Der gute Nachruhm, welcher ihm folgt, ist zu­ gleich ein schönes Bermächtniß, was Sie von ihm empfangen haben und auch sorgsam bewahren werden; — ein Bermächtniß, worin auch für Sie ein reicher Segen verborgen liegt, und diesen Segen taffen Sie sich gewiß nicht verlorengehn

Wol hatte der Heimgegangne auch die Gnade Gottes zu Preisen, der ihm viel Gutes erwiesen und ihm mannigfach wohlgethan. kannte er auch mit dankbarem Herzen.

Das er­

Doch hat es ihm auch nicht an

Schmerz des Lebens gefehlt, und der Verlust eines geliebten Sohnes, den ein schneller Tod, noch in den ersten Tagen des vorigen Jahres von ihm nahm, schlug chm eine tiefe Wunde, die er bei aller Ergebung in Gottes Rath nicht wohl verschmerzen konnte.

Als der Herr ihn aber

auf ein langes und schmerzenvolles Krankenlager geworfen und ihn schwer geprüft: so hat er auch in dieser Prüfung bestanden und in christlicher Geduld und Fassung getragen, was ihm auferlegt war.

Doch ist er

dadurch auch wol noch mehr an dem inwendigen Menschen gewachsen und zum Himmel herangereift.

Es ward im Geiste ihm offenbar, daß

Alles, was in der Welt ist, uns den Frieden nicht geben kann und wir

250 ihn nur finden können bei dem Gottessohn Jesus Christus, der ihn uns vom Himmel, vom Vater herabgebracht. — So war er auch zu seinem Hingang nicht unbereitet, und unter den Schmerzen seiner Krankheit rief er auch wol mit dem Apostel Paulus: Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?— und er sehnte sich nach einem seligen Ende. — Und nun ist seine Sehnsucht erfüllt. Und indem er zu einer höheren und heiligen Ruhe gekommen ist: so werden Sie bei aller Trauer über seinen Hingang eS doch be­ kennen und sagen müssen: daß es der Herr mit ihm wohlgemeint. Er hat ihn heimgeführt und ihn zu sich genommen, dorthin, wo kein Leid und kein Schmerz mehr ist. Er ist eingegangen in die ewige Gottes­ welt, wo er bessere und reichere Güter empfangen hat, als die Erve sie jemals uns geben kann Das ist unser fester heiliger Christenglaube, und wir wollen uns den Trost desselben nicht rauben lassen. So blicken auch Sie mit Hingebung und mit Zuversicht dorthin auf, wohin der Vollendete Ihnen vorangegangen und mit seiner Liebe Sie nach sich zieht. Ja, wir bitten zu Gott, daß er Sie aufrichten wolle mit seinem Trost, mit dem Troste des ewigen Lebens. Wir bitten um diesen Trost für die trauernde und zubeklagende Wittwe, und für die abwesende geliebte Tochter; wir bitten, daß er das heilende Wort seiner Liebe in ihre Herzen senke, und auch ihr Schmerz sich auflöse in einen heiligen Dank. An uns Alle aber ergeht hier die ernste Mahnung, daß wir hier keine bleibende Stätte haben, sondern die zukünftige suchen sollen. Lasst uns wachen und beten, daß der Herr, wann er kommt, Keinen unter uns schlafend finde, und sein Ruf für uns ein Ruf zum ewigen und seligen Leben sei. Und Dir, Vollendeter, Heil! Du hast Dein Tagewerk hienieden vollbracht! Mögest Du nun in dem seligen Frieden Gottes ruhen, bis auch einst für Dich der Auferstehungstag anbricht und der Ruf erklingt: Kommt wieder, Menschenkinder! Amen.

VIII.

Anhang: Fürbitten, Danksagungen, Gebete. 1. Fürbitten für Ehefrauen, die mit Mutterhoffnungen gesegnet sind.

Wir empfehlen Dir, o Vater, sürbittend auch die christlichen Ehe­ frauen dieser Gemeinde, die Du mit der Hoffnung edler Mutterfreuden gesegnet hast, Last sie es erkennen, daß diese Hoffnung ein Werk Deiner Gnade ist, und n fülle sie mit dem heiligen Vertrauen, daß Du sie auch in der Stunde der Noth nicht verlaßen und Dich auch an ihnen als den mächtlgen Helfer erweisen wirst. Ja, hilf ihnen, daß sie yann als glückliche Mütter Dir danken und für Deine Wohlthat in der Freude über ein neues Leben Dich preisen können. Amen

In unser Gebet schließen wir auch eine Ehefrau dieser Gemeinde mit em, die sich durch mütterliche Hoffnung gesegnet fühlt. Laß Dir, Allgütiger, das Veitrauen gefallen, womit sie sich Deiner göttlichen Für­ sorge und Obhut um so mehr empfiehlt, da ihr der geliebte Gatte, der Vater ihrer Kinder und des jetzt noch erwarteten schon in die Heimat bei Dir vorangeeilt ist Belebe in ihr den Glauben an Deinen gnädigen und mächtigen Schutz, stärke sie mit kindlicher Zuversicht und erfülle sie mit dem Troste, daß Du Alles wohlmachen werdest. Sei ihr Beistand in der Noth, sei ihr Retter, wann die Stunde kommt, wo sie Deiner Hülfe bedarf, und gib, daß sie als beglückte Mutter Deine Vaterhuld verkündigen und mit dankvollem Herzen Dich preisen könne. Erhöre uns, um Jesu Christi willen. Amen.

252 In unsre Fürbitte schließen wir auch die christlichen Ehefrauen dieser Gemeinde mit ein, die der nahen Erfüllung edler Mutterfreuden hoffend entgegensetzn.

Gib, o Gott, daß sie diese Hoffnung erfassen, als womit

Du sie begnadigt hast, Deines

väterlichen

und also

Schutzes

und

mit um so größerem Vertrauen sich Deines Beistands

versichert

halten.

Sei mit ihnen in der entscheidenden Stunde und segne sie, daß sie als glückliche Mütter danken können.

Deine Gnade

preisen,

und

als ihrem Retter Dir

Amen.

Noch schließen wir in unser Gebet eine christliche Ehegattin dieser Gemeinde mit ein, die durch nung gesegnet ist.

die Gnade Gottes mit mütterlicher Hoff­

Laß sie, o Gott, diese Hoffnung erkennen als bie von

Dir ist, daß sie jn Gedanken an Dich und im Aufblick zu Dir voll Zuversicht auf Deinen Beistand und Deine Hülfe sei, die Du in der Stunde der Noth ihr gewähren wollest, daß sie aber sich auch in ihrem Herzen bereiten möge, durch Demuth und Hingebung Deiner Gnade und Deines Segens sich werth zu machen, damit sie dann Dich um so freu­ diger

preisen, und

könne.

im Geiste ihres Herrn und Erlösers Dir

danken

Amen.

2. Danksagungen für Wöchnerinnen. Durch Gottes Gnade ist eine Familie dieser Gemeinde mit einem neugebornen Sohne erfreut und gesegnet worden.

Dank Dir, o Vater,

der Du das Gebet der Mutter erhört, und ihr durch die schwere Stunde geholfen, und sie mit Deinem Schutze beschirmt und behütet hast.

Sei

nun auch ferner mit ihr, stärke chre Kräfte und wache über ihr theures Leben.

Nimm Dich aber auch des lieben Kindes väterlich an, daß eS

gedeihen und wachsen möge, aber nicht bloß am leiblichen Alter, sondern am inwendigen Menschen, und an Deinem himmlischen Wohlgefallen. Dazu nimm auf,

es in Deinem Sohne Jesu Christo durch die heil. Taufe

und laß bte rettende Macht des Glaubens und der Liebe in ihm

lebendig werden, damit das Erbe des Demem Reiche daS seine sei.

Amen.

ewigen und seligen Lebens in

253 Zwei Familien dieser Gemeinde hast Du, o Vater, gesegnet, und jede mit einem gesunden Kinde beschenkt.

Dank Dir für Derne Hülfe,

womit Du den Müttern nahe gewesen und sie m der entscheidenden Stunde beschirmt und behütet hast. Schutz,

Begleite sie ferner

mit Deinem

laß Dir Mütter und Kinder empfohlen sein, und die Neu-

gebornen zur Freude der Eltern heranwachsen, nicht bloß am Alter des zeitlichen Lebens, sondern an Gnade bet Dir und den Menschen.

Nimm

sie in Deinem lieben Sohne auch zu Deinem Eigenthume auf und schenke ihnen durch die Macht des

Glaubens an Jesum Christum das Erbe

des ewigen und seligen Lebens, des Lebens in Demem Reich.

Amen.

Wir danken Dir, o Gott, für die Gnade, welche Du einer christ­ lichen Ehefrau dieser Gemeinde erwiesen, welche mit einer Tochter glück­ lich entbunden worden.

Wir preisen Deine Hülfe, womit Du der Mutter

in der schweren Stunde nahe gewesen und die sie umfangende Noth m die Freude verwandelt hast, daß ein Mensch zur Welt geboren worden. Begleite die Mutter ferner mit Deiner Obhut und gib ihr neue und frische Kraft.

Laß aber auch die Neugeborne Deinem Schutze empfohlen

sein, und gib, daß sie nicht bloß für die Erde, sondern für den Himmel gebildet werde und heranwachse an Dem, der allein das Leben ist.

Hilf,

daß der Heiland auch geboren werde in ihr, und also das selige Leben der Kindschaft das ihre sei.

Amen

Wir danken auch Gott für die Gnade, die er einer christlichen Ehe­ frau dieser Gemeinde erwiesen hat, welche mit einem Zwillingspaare, zwei gesunden Knaben, glücklich entbunden worden. — Ja, Dank Dir, daß Du mit Deiner Hülse ihr nahe gewesen, und sie in der entschei­ denden Stunde behütet hast.

Begleite die Mutter ferner mit Deinem

Schutz, stärke ihre Kräfte und wache über ihr Leben.

Erhalle die Neu-

gebornen, und erweise Dich auch an ihnen als Vater über Alles, was Kinder heißt im Himmel und auf Erden.

Gib, daß sie gedeihen und

wachsen mögen nicht bloß am äußerlichen, sondern am inwendigen Men­ schen, wachsen an Dem, der das Haupt ist, Jesus Christus, damit das Herl des Lebens das ihre werde.

Erleichire den Eltern die Sorge für

ihre Kinder, schenke ihnen aber vor Allem auch Demen Geist, den Geist der Zucht und der Liebe, sie mit einem Erbe auszustatten, was

254 der Tod ihnen nicht nehmen kann, mit dem Erbe des ewigen» und seligen Lebens.

Amen.

In unser Gebet schließen wir eine

christliche Ehefrau dieser Ge­

meinde ein, welche von einer Tochter glücklich entbunden worden, aber den Schmerz erfahren hat, die Neugeborne nach durch den Tod wieder entnommen zu sehn. Gott, sind nicht Gedanken des Leides,

wenigen Tagen

sich

Doch Deme Gedanken, o

sondern des Friedens.

Laß die

betrübte Mutter dies mit frommer Ergebung in Deinen heiligen Willen erkennen, und stärke sie im gläubigen Vertrauen auf Dich und auf Deine Liebe, daß sie um so mehr Kraft gewinne, Dir auch durch die liebende Sorge zu danken, womit sie die Kinder, die Du ihr schon geschenkt, zu erziehen bemüht ist in der Zucht und Vermahnung zu Dir, durch Deinen Sohn Jesum Christum.

Amen.

In unser andächtiges Gebet schließen wir auch eine christliche Ehe­ frau ein, welche von einer todten Tochter entbunden worden.

Laß, o

Gott, die betrübte Mutter es mit frommer Ergebung erkennen, Dem Rath und Wille der beste, und was Du thust,

daß

wohlgethan ist.

Stärke sie im gläubigen Vertrauen auf Dich, und gib ihr Kraft, Dir für Deinen Beistand auch dadurch zu danken, daß sie den Kindern, die Du ihr bereits anvertraut hast, um so mehr ihre Sorge zuwenden könne, sie aufzuziehen in der Zucht und Vermahnung zu Dir durch Sohn Jesum Christum.

Deinen

Amen.

3. Danksagungen für Kirchengängerinnen. Zwei

christliche Ehefrauen dieser Gemeinde sind heute in Deinem

Hause erschienen, Dir, o Gott, den Dank ihres Herzens darzubringen für und

den

gnädigen Beistand,

den Du ihnen in ihren Wochen erwiesen,

sie selbst, sowie die lieben Kmdlein, die Du ihnen geschenkt, bis

dahin so liebreich beschützt und behütet hast. Dir Wohlgefallen,

Laß das Opfer rhreS Dankes

und erhöre ihr Gebet, womit sie im Namen Jesu

Christi zu Dir kommen,

auch fernerhm mit ihnen zu sein,

Augen über sie wachen zu lassen.

und Deine

Stärke sie immer mehr und kräftige

sie an Lerb und (Seist, für ihre Kinder zu leben und sie aufzuziehn zu

255 Deiner Ehre und zur Freude der Welt. den Müttern,

so

auch

Ja, gib diese Sorge,

den Vätern in’6 Herz,

sowie

daß sie ihrer Kinder

auch als der Deinigen und als der Erben des ewigen Lebens in Jesu Christo sich freuen mögen.

Amen.

Da auch heute drei christliche Ehefrauen nach glücklich beendigten Wochen zum erstenmale wieder in Deinem Hause erschienen o Gott, den tiefgefühlten Dank ihres Herzens

sind. Dir,

darzubringen, der Du

mit ihnen gewesen und den Schutz Deiner Gnade hast über sie walten lassen, —

und die ihnen geschenkten Kmder väterlich bewahrt und be­

hütet, und durch die heil. Taufe auch in die Gemeinde der Erlösten aufgenommen hast:

so laß das Opfer chres Dankes

und Lobes Dir

Wohlgefallen, und erhöre ihr Gebet um Delnen ferneren gnädigen Bei­ stand!

Befestige die Gelübde, womtt sie heute Dir nahen, stärke und

kräftige sie, um der theuren Pflicht, wozu Du sie durch Deine Liebe berufen hast, ganz zu leben, und nicht bloß leibliche, sondern auch geistige Mütter ihrer Kinder zu sein, daß sie auch seines himmlischen ErbeS, was Du ihnen m Jesu Christo bei Dir bereitet hast, sich freuen können. Ja, erfülle ihre Hoffnungen, womit sie heute glaubensvoll zu Dir auf­ schauen, und gib, daß der Liebe der ihre fei!

selige Trost Deines Friedens

und Deiner

Amen.

In Deinem Hause, gnadenvoller Gott, ist heute eine christliche Ehe­ frau als Kirchengängerin

erschienen.

Du

hast sie glücklich entbunden

werden lasten von einer gesunden Tochter, Du hast ihre Kräfte wieder­ hergestellt, daß sie hat kommen können m Deinen Tempel, um die dank­ baren Gefühle ihres Herzens, mit denen sie schon oft in der Stille ihres Hauses an Dich sich gewandt hat, hier auch in Deinem Heiligthume, in der Gemeinschaft der Frommen laut werden zu lassen.

O wie ist ihr

Herz von heiliger Freude bewegt, wie gelobt sie Dir ihre innige Dank­ barkeit durch die mütterliche Sorgfalt an den Tag zu legen, mit der sie zu Deiner Ehre die Tochter erziehen will, die Du ihr gabst. denn ihre Entschlüsse That werden; segne ihre Bemühungen

So laß für

das

Wohl ihres Kindes, wende von ihr und ihrer Kleinen alle Gefahr und schütze sie in dieser verhängnißvollen Zeit, wo ach! Herzen über den Verlust ihrer Kinder trauern, und

so vieler Mütter m der sie selbst

256 einen

ihrer Lieblinge

Kleinod

hat

zu

das Du ihr gabst

Grabe

geleiten müssen; — schütze das

mit Deinem Beistände und laß Frieden,

Deinen Frieden mit ihr und ihrem Hause sein. willen.

Erhöre uns um Jesu

Amen.

Da auch heute eine christliche Ehefrau dieser Gemeinde, welche un­ längst mit Zwillingen schon wenige Wochen andre

noch lebende

entbunden nach

seiner

worden, wovon aber das eine Kind Geburt wieder verstorben

ist,

das

aber auch an bedenklicher Schwäche leidet — zum

erstenmale nach ihrer Entbindung wieder in diesem Hause erschienen ist, dem himmlischen Vater, der sie auch im Leide begnadigt und mit seinem Schutze über

ihr eignes Leben gewacht, und ihr bisher noch das eine

ihrer Kinder erhalten hat, zu danken, aber auch um den ferneren Bei­ stand und um den gnädigen Schutz Gottes zu bitten: so laß, o Vater, ihren Dank und ihr Gebet Dir gefällig sein.

Sie erkennt es wol, daß

Du für daS wieder zu Dir genommene Kind mehr gethan, als sie jemals im Stande wäre, und verehrt Deinen weisen und heiligen Rath.

Laß

aber Deine Liebe und Gnade auch über sie und über das schwache Kind, was sie jetzt noch das ihre nennt, walten, und was Du auch beschloffen haben magst, laß sie es in ihrem Glauben erfahren und inne werden, daß Du der barmherzige Gott bist, welcher Wunden schlägt, aber auch wieder heilt. Heil.

Ja, gib ihr Kraft und Zuversicht zu Drr und zu Deinem

Erhöre und um Deines Sohnes Jesu Christi willen.

Da ferner auch eine christliche Ehefrau nach

Amen.

beendigten

Wochen

das Haus des Herrn zum erstenmal wieder betreten hat, die aber den Schmerz erfahren, das von ihr geborne Kind nicht als em lebendes begrüßen zu können: so bitten wir Dich,

o Gott, daß Du sie durch

die Kraft des Glaubens und der Hoffnung stärken und trösten wollest. Laß sie Deinen Willen in Demuth und Vertrauen verehren, und laß sie es erkennen, was dennoch Deine Gnade an ihr gethan und was sie Deiner Vaterliebe zu danken hat.

Ermuntre und ermuthige sie, daß sie

voll Zuversicht auf Dein Heil um so mehr auch für die Zukunft Deines Segens theilhaftig werde.

Amen.

257 Eine

andre christliche Ehefrau, die ebenfalls heule zum erstenmal

nach beendigten Wochen den Schmerz

erfahren

in dem Hause des Herrn erschienen ist, aber hat,

das

ihr geschenkte Kind schon nach vier

Wochen durch den Tod wieder zu verlieren, nachdem es jedoch zuvor durch die h. Taufe in die Gemeinde unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi aufgenommen worden, der ja selbst den Tod überwunden hat: so bitten wir Dich, himmlischer Bater, ihr den rechten Trost zu geben, den Trost Deiner Gnade.

Laß sie es erkennen, daß Dein Rath und

Wille immer der beste ist, und erfülle sie mit christlicher Demuth, Dir zu danken, der Du sie bis zu diesem Tage geführt und sie soweit ge­ stärkt hast, hier in der Gemeinde zu Dir zu beten und Dir zu danken. Mehre ihre schwachen Kräfte, um ihrer Mutterpflicht für ihre übrigen Kinder um so mehr leben zu können.

Gib, daß Dein Heil und Dein

Wohlgefallen ihre stete Sorge sei, daß sie auch für die Zukunft Deines Segens von neuem theilhaftig werde.

Das verleihe ihr aus Gnaden.

Amen.

4. Fürbitten für Verlobte. Es sind auch Personen vorhanden, die in den Stand der heiligen Ehe zu treten in Willens sind, und es werden daher dem gesetzlichen Kirchengebrauche

gemäß

hiedurch zum erstenmal (zum zweiten-,

zum

drittenmale) öffentlich aufgeboten: (Namen.) Laß, o Gott, diese Verlobten Dir zur Fürbitte und zum Segen empfohlen sein.

Gib, daß ihre Verbindung als im Himmel geschlossen,

auch für sie die Quelle einer göttlichen Freude werde, die nicht zeitlich ist, sondern in’6 ewige Leben bleibt.

Vermehre durch sie die Zahl der

wahren christlichen Chen, die ja nur ein Bild der Liebe sein sollen, mit welcher Christus seine Gemeinde liebt.

Laß sie ihr Glück nicht im Sicht­

baren und Irdischen suchen, sondern im Frieden mit Christo, daß durch ihn auch ihre Herzen zur unauflöslichen Einheit verbunden sein.

Er­

fülle sie mit Deinem Geiste, daß ihr Wirken ein Wirken sei für Dein Reich und sie in ihm einst auch ihr ewiges und himmlisches Erbe finden. Dazu hilf ihnen um Deines Sohnes Jesu Christi willen.

Amen.

Laß, o Gott, auch diese Verlobten Deiner Gnade und Obhut in - unsrem Gebete empfohlen sein. Schrrmer, geistliche AmtSreden.

Gib, daß sie den heiligen Bund ein17

258 gehen mit christlichem Sinne und im ernsten Aufblick zu Dir und zu Deinem Worte, damit sie dann auch wandeln mögen in Deiner Furcht und in Deiner Liebe, und also um so enger und fester in sich verbun­ den auch den Segen gewinnen, den Du den Deinen beschieden hast, und einst des Erbes sich freuen mögen bei Dir und in Deinem Reich. Dazu leite sie, o Vater, und sei mit ihnen in Deinem Sohne Jesu Christo! Amen. Gott, der Stifter des Ehestandes, gebe auch diesen Verlobten den Trost der Erfahrung, daß sie nach seinem heiligen Willen berufen sind, damit sie im Aufblick zu ihm und gestärkt durch das Gebet um das Heil seiner Gnade, mit christlichem Sinne und mit freudiger Hoffnung ihre Ehe beginnen mögen. Er befestige ihren Entschluß, in den Wegen des Herrn zu wandeln, um das Glück und den Frieden zu finden, die Denen beschieden find, die ihm in glaubensvoller Liebe vertrauen und seine Ehre suchen. Er sei mit ihnen und schenke ihnen den Beistand seines Geistes durch seinen Sohn Jesum Christum. Amen.

Gott, der Du den Ehestand als eine heilige Lebensordnung ge­ stiftet hast, daß auch durch sie Dein Reich, das Reich des Friedens und der Liebe gebauet werde, schenke auch diesen Verlobten den Segen Deiner Gnade, und nimm sie in Deinen allmächtigen Schutz. Schließe ihre Herzen immer enger zusammen, daß sie in unverbrüchlicher Treue, in Freude und Leid Alles miteinander tragen, was Du ihnen beschieden hast, und nur dem himmlischen Hirten folgen, der uns allein zu dem Vater führt, zum seligen Leben in seinem Reich. Amen.

Laß, o Gott, diese Verlobten Deiner Gnade empfohlen sein. Gib, daß sie mit frommem Sinn und getrieben von Deinem Geist und im lebendigen Vertrauen auf Deine Führungen den Bund schließen, und dann auch wandeln in Deiner Furcht und in Deiner Liebe, damit sie auch Deines heiligen und himmlischen Schutzes sich freuen, und den Segen ernten mögen, den Du den Deinen beschieden hast. Dazu leite sie, o himmlischer Vater, und sei mit ihnen in Deinem Sohne Jesu Christo! Amen.

259 (Bei Wiederverheirathung Geschiedener.)

Möge diese Von ihnen beabsichtigte Wiedervereinigung um so fester und dauernder sein, und auf dem Grunde einer in Gott gefassten und unauflöslichen Liebe ruhn, daß nie wieder eine getrennte Beziehung in ihren Herzen noch Raum gewinne, sondern sie in ihrem erneuten Bunde das Heil und den Trost ihres Lebens finden. Hilf, o Gott, daß sie nur darnach trachten, zu leben in Deiner Gnade und zu wandeln nach Deinem Wort, damit Dein Segen, damit der Friede des Himmels bei ihnen sei, und daß sie das ewige Leben als das Ziel ihrer irdischen Laufbahn erringen mögen. — Dazu stärke sie durch die Kraft Deines Geistes um Deiner Liebe willen. Amen.

5. Fürbitten für Abendmahlsgäste.

Für diejenigen Mitglieder dieser Gemeinde, welche heute das Bun­ desmahl mit ihrem Herrn und Erlöser feiern, und durch das Brot des Lebens sich stärken wollen, flehen wir Dich, Du Gott der Gnade und Liebe um Segen und Beistand an. Wir bitten für sie um Deinen Geist, daß ihre Herzen durch Buße und Glauben bereitet fein, würdig an dem Tische des Herrn zu erscheinen, damit das Gut des himmlischen Friedens in Jesu Christo das ihre werde. Hilf, daß ein heiliges Ver­ langen sie hinziehe zu Dir und zu Deinem Sohn, und durch die Kraft des Todes Jesu Christi, durch die Macht seiner Liebe ein neues höheres Leben in ihnen aufgehen möge, und sie so einen Trost empfangen, den niemand von ihnen nimmt. Gib, daß die heiligen Entschlüffe und Vor­ sätze ihres Herzens volle und lebendige Kraft gewinnen und zur That werden ihres Dir in Deinem Sohne geweihten und geheiligten, und dadurch beseligten Lebens. Amen.

In unsre Fürbitte schließen wir auch einige Mitglieder dieser Ge­ meinde ein, welche heute an dem Tische des Herrn das Bundesmahl mit ihrem Erlöser begehen wollen. Hilf, o Gott, daß die Speise, die sie empfangen, auch für sie zum Brote des Lebens werde, was vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht sterbe, und gib ihnen in dem Kelche den rechten Trank, der ihren Durst ewiglich stillen soll. — 17*

260 Erwecke in ihnen die göttliche Traurigkeit, die zur Seligkeit eine Reue wirkt, die niemand gereut, die Traurigkeit, die durch den Schmerz der Sehnsucht nach Dir zur himmlischen Freude führt. Dazu stärke sie, daß die Kraft des Glaubens in ihnen mächtig werde, und sie also ge­ tröstet durch Deine Gnade in einem neuen Leben wandeln und Dein Frrede in Jesu Christo der ihre sei. Amen.

In unsre Fürbitte schließen wir die Mitchristen ein, welche heute das Bundesmahl mit dem auferstandnen Erlöser feiern und durch das Brot des Lebens sich stärken wollen, was der Gottessohn uns vom Himmel herabgebracht, auf daß, wer davon iffet, nicht sterbe. Gib ihnen den Trost, den sie suchen, den Trost Deiner Gnade, und erquicke sie mit dem himmlischen Frieden, mit dem Frieden, den die Welt nicht gibt, den sie uns aber auch nie entreißen kann, den Frieden der Liebe, womit Du die Deinen geliebt hast bis in den Tod. Ja, hilf, daß sie sterbend mit Dir auch mit Dir auferstehen mögen zum Leben der Herrlichkeit. Amen. Für diejenigen Mitglieder unsrer Gemeinde, welche heute das Mahl der Versöhnung zu feiern entschloffen sind, flehen wir noch um Segen und Beistand von Oben her, daß sie in ihren Herzen zu dieser himm­ lischen Feier bereitet sein. Der Du selbst rufst: Kommet her zu mir Alle, die Ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch er­ quicken, laß, o Herr, die Last sie erkennen, welche sie niederbeugt, und die Du allein von ihnen zu nehmen im Stande bist, wecke in ihnen den heil. Geist, den Geist der Liebe, daß sie zu Dir kommen und voll Sehnsucht nach Deinem Heil und im Glauben an Dich als den Gottessohn das Brot und den Trank des Lebens von Dir empfangen mögen, und also im Bunde mit Dir die ersehnte Ruhe finden für ihre Seelen. Ja hilf, daß sie als die Glieder Deines Leibes, die von Dir sich nicht trennen lassen, mit freudiger Hoffnung und Zuversicht Deiner himmlischen Zukunft entgegenharren in Deinem Reich, daß sie da sein, wo Du bist und die Herrlichkeit sehen, die Dir der Vater gegeben hat. Amen. In unsre Fürbitte schließen wir noch diejenigen Mitglieder unsrer Gemeinde ein, welche heute am Tische des Herrn durch das Mahl seiner

261 Liebe sich stärken wollen. Gib ihnen, o Herr, den Trost, den sie suchen, den Trost Deiner Gnade, und laß sie die Versöhnung finden, die Du in Deinem Sohne Jesu Christo Allen bereitet hast, die demuthsvoll zu Dir kommen und zu Dir flehn, daß Du die Last von ihnen nehmest und ihnen Ruhe schenkest für ihre Seelen. Ja, hilf ihnen, daß die hei­ lige Feier für sie zu einer Feier des Lebens werde, was im Bunde mit Dir ewig beseligt ist. Befestige durch des Glaubens Kraft in ihnen den festen Entschluß eines neuen Dir geheiligten Wandels, um Dein Werk auf Erden zu thun und das Erbe des Himmels davon zu tragen. Amen.

Für Diejenigen unter uns, die heute das heilige Abendmahl feiern und im Gefühl ihrer Bedürftigkeit an dem Tische ihres Herrn und Er­ lösers durch das Brot des Lebens sich stärken wollen, rufen totr Dich, o Gott aller Gnade, um Segen und Beistand an. @16, daß sie den Ruf Deiner Liebe: Kommt, denn es ist Alles bereitet, in ihrem innersten Herzen vernehmen, daß sie voll heiliger Sehnsucht nach Dir und im lebendigen Glauben an Deinen Sohn, und im festen Entschlüsse eines neuen Dir geheiligten Wandels, nun auch die wahre Speise vom Himmel und den rechten geistlichen Trank empfangen mögen, der ihnen das ewige Leben gibt. Ja hilf, daß sie der seligen Vereinigung mit ihrem Erlöser inne werden und also auch bleiben in ihm und durch ihn in Dir, und am jüngsten Tage auferstehen mögen zum Reiche der Herr­ lichkeit! Amen.

6. Fürbitten für Kranke. In unser christliches Gebet und Vater Unser schließen wir auch eine Tochter christlicher Eltern mit ein, btc schon seit mehren Jahren von früher Kindheit her, an großer leiblicher Schwäche gelitten hat und der freien Bewegung beraubt gewesen, nun aber immer kraftloser ge­ worden ist und schmerzhaft duldet. Barmherziger Gott, wir empfehlen Dir mit gläubigem Vertrauen diese Leidende, und legen sie an Dein liebendes Vaterherz. Sei ihr nahe mit Deiner gnädigen Hülfe, befreie sie von ihrem leidvollen Dasein, nimm die Bande, durch die sie gefesselt ist, von ihr, und führe sie in das Land des Friedens bei Dir, daß sie als die Erlöste Dir danken und Deinen Namen ewiglich preisen könne. —

262 Erhöre

uns,

erhöre die Bitten der Eltern,

Besseres bitten können,

die für ihr Kind nichts

als daß Du es zu Dir nehmest, — erhöre sie

um Deiner Gnade willen!

Amen.

In unser christliches Gebet und Vater Unser schließen wir auch eine christliche Ehefrau dieser Gemeinde mit ein, die schon längere Zeit krank und leidend, gefährlich daniederliegt.

Barmherziger, heiliger Gott, der

Du uns durch Jesum Christum die väterliche Verheißung gegeben,

in

jedem Kummer und Leid unser Trost und unsre Hoffnung zu sein, wenn wir

mit kindlichem

Vertrauen Dir und Deiner Vaterliebe uns über­

geben, wir bitten Dich in dieser Zuversicht: Sieh an die Noth und die Schmerzen dieser Kranken, die heute durch uns an dieser heiligen Stätte ihre Hoffnung auf Dich, den Retter aus aller Noth und Gefahr, kund werden lässt.

Stärke

ihre Seele mit dem Worte Deiner Verheißung,

daß Du Dich der Kranken und Leidenden erbarmen wollest, wie sich ein Vater

seiner

Kinder erbarmt.

Schwachheit in Kraft.

Verwandle,

wir flehen zu Dir,

ein Ende, und segne durch das Wort Deiner Allmacht Alles, ihrer Heilung geschieht.

ihre

Hilf ihr durch Deine Gnade, mache ihren Leiden was zu

Gib dem betrübten Manne die Ehegattin, den

unmündigen Kindern die Mutter gesund und lebend zurück, daß sie Alle Deine Gnade und Barmherzigkeit preisen und mit freudigem und heiligen Danke Dich ehren und rühmen können in Ewigkeit. Drch, der Du die Weisheit und Liebe bist. dem Ziel, das in Deinem heiligen Rathe ruht. Sohnes Jesu Christi willen.

Wir vertrauen auf

Führe nur Alles bald zu Erhöre uns um Deines

Amen.

In unsere Fürbitte schließen wir noch einen Kranken ein, der seit vier Wochen schwer darniederliegt, doch mit Demuth sich in den Willen Gottes gefügt und immer gehofft, hier im Hause des Herrn zu erscheinen, und ihm danken und seiner hülfreichen Gnade für die Zukunft sich empfehlen zu können.

Wir bitten Dich, Allgütiger, mit dem Troste Deiner Gnade

bei ihm zu sein und ihm ein Herz zu geben, daß er ohne Bangen und Furcht der Zukunft entgegensehe, die Du nach Seinem Rathe ihm beschieden hast. seine

Seele

Gönnst Du ihm noch ein längeres Lebensziel: so ziehe immer

mehr

zu Dir,

daß

Ehre und den Trost nur finde in Dir.

sie nichts suche,

als Deine

Sollen aber auch seine Leiden

jum Heile dienen, und hast Du in Deiner Weisheit beschlossen, ihn qb-

263 zurufen:

so verleihe ihm Kraft und Geduld, und richte ihn besonders

durch den Trost Deiner Gnade auf und führe ihn ein zum ewigen und seligen Frieden in Deinem Reich.

Erhöre uns!

Amen.

Auch eines Kranken gedenken wir, für den wir heute besonders zu Dir, o Herr, bitten, daß Du ihn, den seit längerer Zeit darnieder liegenden und leidenden Mann in Derne heilige Obhut nehmest und das Leben des geliebten und hochverehrten Familienvaters bewahren mögest. Laß ihn bald zu unsrer Aller Freude und besonders auch zur Freude und zum Troste der Deinigen völlig genesen und wiederhergestellt sein, und leite die bereits begonnene und hoffnungsreiche Besserung bald zur Vollendung hin, damit wir Deine rettende Liebe auch dafür preisen und Deiner Barmherzigkeit danken können.

Erhöre uns um Christi willen.

Amen.

7. Abdankungen für Verstorbne. Nach dem undurchdringlichen Rath und Willen deS Herrn hat ein christliches Elternpaar dieser Gemeinde, und zwar in der Ferne von hier, obwol auch im mütterlichen Heimatslande vor Kurzem den bittern Schmerz erfahren, ihr einziges geliebtes Kind, einen blühenden jungen Sohn in dem zarten Alter von zwei Jahren durch den Tod zu verlieren.

Was

sie bei ihrer Abreise wol nicht geahnt, den Liebling ihres Herzens nur mitzunehmen, um ihn dort dem Schoße der mütterlichen Erde zu über­ geben, wo er nun auf demselben Gottesacker und zur Seite seiner Längst heimgegangnen Großmutter ruht, — das ist geschehn und sie sollen nun heimkehren ohne ihn, der die Freude und die Hoffnung ihres Lebens war.

Ihre Seele ist tief betrübt,

aber — das ist unser Gebet für sie

— auch stille zu Gott, der da hilft.

Erquicke Du sie selbst, himmlischer

Vater, mit dem Troste Deiner Gnade.

Stärke ihre gebeugten Herzen

durch den festen und lebendigen Glauben, daß Dein Thun lauter Segen und Dein Gang lauter Llcht ist.

Lehre sie, sich hinzugeben an Dich und

in Deine Liebe, die uns ja Alle beseligen will, und keins der Kleinen verlorengehen lässt.

Rufst Du sie ja doch selbst nur

Dein himmlisches Reich, was

zu Dir und in

auch das Ziel unsrer Sehnsucht ist,

und wo Du uns Alle als Deine Kinder versammeln willst.

Laß es sie

264 bedenken, daß Du es wahrlich mit ihrem Kinde am besten gemeint, in­ dem Du es so früh dem Kampfe des irdischen Lebens entzogen hast. Laß sie es inne werden, daß unsre Trübsal, die zeitlich ist, eine ewige Herrlichkeit schafft, uns, die wir nicht sehn auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.

Erhebe sie zu der frohen und herrlichen Hoffnung

des Lebens, wo die Bande der Lrebe alles Getrennte in Dir vereinigen. So nimm das Leid von ihnen, und löse es auf in die Freude, die den Deinen bei Dir bereitet ist.

Amen.

Dem Herrn über Leben und Tod hat es auch gefallen, die drei­ jährige Tochter einer christlichen Wittwe zu sich zu nehmen.

Die Mutter

trauert über ihr liebes Kind, und die tiefe schmerzliche Wunde, die der Tod ihres Ehegatten erst vor wenig Monaten geschlagen hat, ist dadurch von neuem aufgebrochen. gethan.

Aber was Du thust, o Herr, das ist wohl­

Bei Dir ist ja nichts verloren.

Das hier noch nicht entfaltete

Leben blüht schöner und herrlicher bei Dir auf, — und der Gedanke an das Land des Friedens, wo das entschlafne Kind nun mit dem heimgegangnen Vater vereinigt ist, wird auch für die Mutter ein reicher Trost sein. hat

einen

Sie ist der irdischen Sorge überhoben, und das Kindlein höhern und himmlischen Schatz gefunden,

den Schatz der

ewigen Liebe, den keine Macht der Welt ihr entreißen kann, der Liebe, wo kein Tod und kein Sterben ist.

Beruhige die trauernde Mutter

durch den Gedanken, daß ihr Kind zu dem Leben des Friedens hindurch­ gedrungen ist, den niemand von uns nimmt, und erfülle ihr Herz mit dem Troste des ewigen und seligen Lebens.

Amen.

Eine christliche Familie ist von einer schweren Schickung betroffen worden.

Plötzlich unv

ungeahnt hat ihnen der feindliche Tod ihren

geliebten Sohn, der das siebente Lebensjahr noch nicht vollendet hatte, entrissen, und sie in tiefen Schmerz versenkt. banges Leid

zu diesem

Da ist noch ein neues

Schmerze hinzugekommen, indem die betrübte

Mutter von einem todten Kindlein entbunden worden und von großer Schwachheit umgeben ist.

Ja, unbegreiflich sind die Wege deö Herrn!

Wissen wir aber doch, daß Er es gethan, dessen Rath wol wunderbar ist, der aber doch Alles weise hinausführt und dessen Gedanken Ge­ danken deö Friedens sind: so muß auch unser Herz fülle sein vor ihm,

265 und in frommer Ergebung sich fassen.

Schenke, o Gott, diesen Trost

den trauernden Eltern, den Trost des christlichen Glaubens, und'richte ihre Herzen zu Dir, der

Du der rechte Vater bist über Alles, was

Kinder heißt, im Himmel und auf Erden, und nicht willst, daß eines der Kleinen verloren werde.

Stärke aber besonders auch die schwache,

leidende Mutter mit Deiner Kraft, starke sie an Leib und Geist,

und

nimm ihr theures Leben in Deinen heiligen und allmächtigen Schutz, daß

sie

für Deine treue Hülfe Dir danken

durch Jesum Christum.

und Dich

preisen könne

Amen.

Nach dem Willen des Herrn ist einem christlichen Ehepaare dieser Gemeinde die dreizehnjährige liebe Tochter durch den Tod entrissen wor­ den. — Löse den Schmerz und die Trauer, die sie empfinden, auf, und lehre sie

in gläubiger Ergebung sprechen:

der Herr

„Der Herr hat's gegeben,

hat's genommen; der Name des Herrn sei gepreist!"

Was

Du thust, ist wohlgethan, und Du wirst es auch hier erfüllen, daß Du nicht ein Gott der Todten,

sondern ein Gott der Lebendigen bist. —

Die Kmdlein, die Du zu Dir rufst, sollen ja Erben Deines himmlischen Reiches sein. — So tröste die betrübten Eltern mit dem Troste Deines himmlischen Friedens!

Amen.

Dem Herrn über Leben und Tod hat es auch gefallen den jungen Sohn eines christlichen Ehepaars, der erst vor drei Wochen in dieser Kirche eingesegnet worden, zum großen Schmerz der Eltern aus diesem irdischen Leben hinwegzunehmen und zu sich heimzurufen. — Tröste sie, o Gott, daß sie auch im Leide Dir danken können. — Denn was Du thust, ist wohlgethan.

Du willst ja nicht, daß jemand von diesen Kleinen

verloren werde, und wirst dem Entschlafnen auch bei Dir zur Vollendung helfen.

Mögen auch zeitliche Hoffnungen untergehn: so kann

Hoffnung in Jesu Christo nimmer zu Schanden werden.

doch die

Erleuchte die

trauernden Eltern mit dem Lichte des Glaubens an daö ewige Leben, wo kein Tod und kein Sterben ist, und schenke ihnen den Trost Deines Friedens, des Friedens, den Deine Liebe in unsre Herzen senkt.

Aber auch

Amen.

an ein jugendliches Leben, noch im kindlichen Alter,

ist nach kurzer Krankheit der Ruf des Herrn ergangen, von dieser Erde schon wieder heimzukehren in die Heunat, die droben lst.

Erst vierzehn

266 Jahre zählte der entschlafne Sohn in seinem irdiscben Lebenslauf.

Nun

ist er. mit der geliebten Mutier, die ihm vor wenig Monden voran­ gegangen, wieder vereinigt, — und während er hier noch durch die Unter­ weisung im Evangelium Jesu bereitet wurde, — den Bund mit seinem Herrn und Erlöser auch im heiligen Mahle zu feiern, — ist er zu ihm selbst aufgenommen, zu einem himmlischen Abendmahl, wo das Gottes­ licht ihm ungetrübt leuchtet, und wo nun seine Seele bewahrt ist für die ewige Zukunft. — Dieser Gedanke wird auch dem Vater, der in ihm den einzigen Sohn verloren hat, zum Troste und zur Beruhigung dienen. Es ist ihm mehr geworden, als er hienieden empfangen konnte.

Er hat

das Zeitliche mit dem Ewigen, das Verwesliche mit dem Unverweslichen vertauscht, und eine Stätte des Friedend gefunden, woraus ihn die Macht der Welt nicht verdrängen kann.

Darum Heil ihm.

Dank dem Herrn,

dessen Rath ja immer em Rath der Weisheit und Liebe ist.

Amen.

Das Ende der Welt, die Zeit der höchsten Entscheidung Gottes, stellt Jesus int Gleichniß als eine Ernte dar; und so bildet er auch den Tod, das Ende des zeitlichen Lebens als eine Ernte ab, und der Herr im Gleichnisse spricht: Sammelt mir den Weizen in meine Scheuern. Der Weizen aber, das sind bte Kinder Gottes, die fein Bild in den Herzen tragen, die ihn lieben und die er liebt, weil sie die Seinen sind. Darum nimmt er sie auch, sind sie hienieden herangereift, zu sich in die himmlischen Wohnungen, daß sie Genossen seiner Seligkeit sein, und mit ihm leben in seinem Reich, in der Heimat des ewigen Friedens."— So kam denn auch ein Schnitter unter uns, und mähte eine schöne und treffliche Weizenähre, aber, wie es uns nach menschlichen Gedanken er­ scheint, noch vor der Erntezeit ab.

Denn es ist ein in seiner ersten

schönen Blüte gebrochnes Leben, was wir betrauern, eine zwanzigjährige blühende Jungfrau, durch deren frühen schmerzlichen Hingang Die, welche sie im engern Sinne die Ihre nannten, Alles verloren haben, und die theuersten Hoffnungen durch die schwere Hand des Todes zertrümmert und sich in den Tagen ihres Alters vereinsamt sehn. ihr schon früher in die Heimat vorangegangen.

Zwar ist der Vater

Aber dem Oheim, der

sie seit Jahren in sein HauS aufgenommen und ihr geistiges Leben mit treuer und liebender Sorge gepflegt und entfaltet hatte, war sie eine geliebte und liebende Tochter, und gebildet an Geist und Herz, lebte sie zur Freude der Ihrigen, und gewann sich zugletch die Liebe Aller, die

267 sie gekannt, und die sie durch ihr Scheiden betrübt hat. Die Liebe, die sie im Herzen trug, und die in einem frommen und kindlichen Sinne gegründet war, gehörte aber auch ihrem himmlischen Vater an, ihr Blick wendete auch der höhern Welt sich zu, und so hat sie auch in den Tagen ihrer Krankheit Schmerz und Leiden mit Geduld und Ergebung ge­ tragen, — und mit Gottes Hülfe auch den letzten Kampf überwunden. — Scheint sie uns nun auch vor der Zeit von hinnen gegangen zu sein: so ist der Maßstab der himmlischen Ernte denn doch ein andrer. Sie gehörte ja, wie wir mit Dank gegen Gott es wol sagen können, zum Weizen; und sie war auch wol himmlisch herangereift. Gott hatte Wohlgefallen an ihrer Seele, und so war es der Ruf des Vaters, der in seine ewigen Scheuren sie sammeln und mit dem Kranze seiner Liebe sie schmücken wollte. — Und so dürfen wir auch wol glauben, daß die Engel die Schnitter gewesen sind, die sie als eine Weizenähre gemäht. Denen, die Gott lieben, müssen ja alle Dinge zum Besten dienen, und die Scheuern Gottes sind ja auch nur die Wohnungen des himmlischen und ewigen Friedens, des Lebens der ewigen Seligkeit, — und so wird der Entschlafnen auch dort ein unverwelkliches Erbe behalten sein. Darum wollen wir auch im Schmerz Gott danken für das zwar kurze, aber doch mit Gaben und Kräften der Liebe ausgestattete Leben, wir danken ihm für die Gnade, womit er auch hier der Entschlafnen nahe gewesen, und für alles Gute, was er derselben geschenkt. Aber wir bitten nun auch um Trost für Die, die ihren Hingang beweinen. Ja, in dem Worte des ewigen Lebens möge Gott den würdigen um sie trauernden Mann, der für sie Vater gewesen ist, den Trost finden lassen, den die Welt nicht von ihm nimmt, den Trost der Hoffnung einer gottbeseligten und gottverherrlichten Zukunft, wo jede Trennung ein Ende hat, und nur die ewige Liebe lebt. Richte, o Gott, die greise Frau, die in der Voll­ endeten eine geliebte Enkelin sich entrissen sieht, für die sie noch in den letzten Tagen Alles gethan, durch die Kraft des Evangeliums auf, daß sie auch in ihrer Betrübniß das Licht schauen möge, was mie verlischt. Und wenn die in der Ferne lebende beklagenswürdige Mutter die Todes­ botschaft empfängt, möge der Herr sie stärken, die Last zu tragen, die er ihr auferlegt, und es sie inne werden lassen, daß auch die Todten Lebende, und in der Liebe nicht von uns genommen sind, — wie Jesus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben. — Wir Alle aber wollen um so ernstlicher trachten, immer zum Hin­ gang bereitet zu sein; denn wir wissen die Stunde nicht, wann der Herr

268 uns ruft, — daß auch wir dann mit reinem Herzen den Eingang in die himmlische Heimat finden mögen. Denn nur die reinen Herzens sind, werden Gott schauen. Amen. Dem Herrn unserm Gott hat es auch gefallen, einen jüngeren Mit­ christen, den guten, hoffnungsvollen Sohn seiner Eltern in dem frühen Alter von einundzwanzig Jahren nach einem langwierigen Krankenlager zu sich heimzuführen. Wol sind die Eltern, die aus der Ferne herbei­ geeilt, um den Geliebten noch einmal wieder zu sehn, und denen nun die Freude ihres Lebens und die schönste Hoffnung entrissen ist, tief und schmerzlich betrübt. Aber bei Gott bleibt ja Alles, was sein ist, bewahrt, und der Herr bringt Alles zu seiner Vollendung. Was' hier im Geiste begonnen ist, das Streben nach einer höheren Bildung, wozu er mit solchem Ernst sich bereitet hatte, trägt auch jenseits seine heilige Frucht. Ist doch der entschlafne Jüngling zu einem Frieden hindurchgedrungen, den uns die Erde nicht gibt. So werden die Eltern auch getröstet sein im Glauben an den Erlöser, der den Tod überwunden und daö ewige Leben an'S Licht gebracht hat. — Der Heimgegangne ist bei dem Herrn. Richte, o Gott, die trauernden Eltern und Geschwister durch den Trost Deiner Liebe auf, — und hilf uns Allen durch Deine Barmherzigkeit, daß der Tod auch für uns der Eingang werde zur ewigen Seligkeit. Amen. Gottes Gedanken und Wege sind nicht die nnsrigen, sie sind höher und heiliger, und gehen über Alles, was wir bitten und verstehen hinaus. Aber es sind doch nur Gedanken des Friedens und nicht deS Leides. — Ein christlicher Bruder hatte sich vor Kurzem hierher begeben, um Hülfe gegen ein gefahrdrohendes leibliches Uebel zu suchen. Doch Gott hatte es anders mit ihm beschlossen, und nach schmerzlichen Leiden ging er hier zur ewigen Ruhe ein. Ein überlebender Bruder betrauert seinen Hingang, und die ihm näher gestanden haben, sind über sein Scheiden betrübt. Ihm aber ist wohl geschehen. Er ist der Erbe eines Friedens geworden, den uns die Erde nicht geben kann, und wird Gott danken, der ihn von der Unruhe dieses Lebens erlöst hat. Tröste, o Herr, mit diesem Gedanken die ©einigen. Uns Allen aber stehe mit dem heiligen Geiste bei, daß wir immer zur Heimfahrt bereit sein, und gib uns Kraft, hienieden Dein Werk zu thun, daß uns der Lohn bei Dir, der Lohn der himmlischen Liebe in Deinem Reich nicht verloren gehe! Amen.

269 Dem Herrn unsern Gott hat es auch gefallen, einen Mitchristen, den Sohn einer Wittwe, in dem jugendlichen Alter von dreiundzwanzig Jahren, nach längerem Krankheitsleiden von dieser Welt abzurufen und heimzuführen zu sich.

Ein schmerzlicher Verlust für die trauernde Mutter,

die in ihm ihre Freude und ihre Hoffnung sah.

Aber Gott hat es ge­

than, dessen Rath ja immer der Rath der Weisheit und Liebe ist.

Der

Hingeschiedne hat die Welt überwunden und ist von dem irdischen Leide hindurchgedrungen zum Frieden des ewigen Lebens.

So wird denn auch

die Mutter in diesem Glauben getröstet sein, und ihm die Ruhe gönnen, die er gefunden hat, und Gott für die Gnade danken, die er dem Entschlafnen

auch in seinem irdischen Leben erwiesen hat.

Tröste auch die

trauernden Geschwister mit Deinem Wort, was ja ewig bleibt. — Wir Alle aber wollen trachten, ein Erbe zu gewinnen, was der Tod uns nicht nehmen kann, ein Erbe im Himmel.

Dazu verleihe uns, o himm­

lischer Vater, Deinen Beistand und Deine Kraft durch Deinen Sohn Jesum Christum.

Amen.

Gottes Gedanken und Wege sind unerforschlich. Aber es sind doch nur Gedanken des Friedens und nicht des Leides. auch im Schmerz über den Hingang der Unsrigen.

Das ist unser Trost Wir betrauern den

Tod einer christlichen Ehefrau, die dem tiefbetrübten Galten und den unmündigen Kleinen Plötzlich entrissen worden.

Noch am gestrigen Tage

gesund, ist sie nach wenigen Stunden der Macht des Todes erlegen. — Mit Treue und Sorgfalt hat sie ihrem häuslichen Berufe gelebt und sich die Liebe und Achtung Derer erworben, die sie gekannt. größer ist der Schmerz der Ihrigen.

Um so

Richte, o Gott, den tiefgebeugten

Gatten durch den Trost Deiner Liebe auf, und löse das Dunkel, was ihn umgibt, in das Licht Deiner Gnade auf. — Nimm aber auch die verlasinen Kleinen in Deine Obhut, und schütze sie mit Deiner Vater­ liebe.

Thue wohl Allen, die Du durch den Hingang der Mutter ver­

wundet hast, — und sei ihnen nahe mit Deinem Heil, daß sie es einst auch dankend bekennen mögen: Du hast Alles wohlgemacht.

Amen.

Nach dem unerforschlichen Rathe Gottes, der aber doch immer ein Rath seiner Weisheit und Gnade ist, ist auch eine Ehefrau nach einem längeren Krankenlager in dem noch frühen Alter von siebenundvierzig

270 Jahren aus diesem zeitlichen Leben heimgegangen in die ewige Gottes­ welt, wo aller Schmerz und alle Trübsal ein Ende hat, und der Tod nicht mehr ist.

Dank Dir, o Vater, der Du sie von ihren Leiden erlöst

und sie zu einem bessern Dasein geführt hast.

Sie hat es an Fleiß und

Mühe in ihrem Wirkungskreise nicht fehlen lasten, und der hinterbliebne Wittwer

ist über ihren Verlust tief gebeugt, und sehnt sich nach Hülfe

und Trost.

Gewähre ihm, o Herr, diesen Trost, und richte ihn durch Dein

Wort, durch das

Wort Deiner Liebe auf,

Schmerz ihn zu Deinem Heil.

und leite auch durch den

Laß den Kindern das Andenken an ihre

entschlafne Mutter zum Segen werden, und senke den Ernst des Glau­ bens an das ewige Leben in ihre Seelen.

Beruhige die trauernden Ge­

schwister; — und hilf uns Alle bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug und weise werden zur Seligkeit.

Amen.

Ebenso hat es dem Herrn über Leben und Tod gefallen, ein Mit­ glied dieser Gemeinde, einen Familienvater im Alter von fünfundfunfzig Jahren, aus diesem zeitlichen Leben und aus dem Kampfe, den >er hier zu bestehen hatte abzurufen, dorthin, wo wir ernten sollen, waS wir hier ausgesäet, und der ewigen Entscheidung Gottes entgegengehn.

Möge sie

auch für ihn eine Entscheidung der Gnade sein, die uns den Frieden des Himmels schenkt!

Ist er es doch auch durch die schmerzlichen Er­

fahrungen seines Lebens inne geworden, daß wir den Trost nicht finden können, wenn wir nicht Dem folgen, der uns als die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft.

Möge er in dem Glauben an seinen Erlöser

auch den Zugang zum Vater gefunden haben! Gib, o Herr, der trauern­ den, selbst krank daniederliegenden Wittwe den rechten Trost, und stärke sie in dem Glauben, daß Du der Vater bist unser Aller, der Keinen der ©einigen, die zu ihm flehen, versäumt.

Sei mit ihr und den hinter-

bliebnen Kindern, und leite sie auch durch den Ernst des Gedankens an den Tod, und durch das Andenken an den heimgegangnen Vater immer mehr in Deine Wege, daß sie ihr Auge nur dorthin richten, wo unser Aller Heimat ist, und daß sie mit Geduld nach dem ewigen Leben. — Uns Allen

in guten Werken trachten

aber hilf, daß wir nicht un-

bereitet sind, wann Du uns rufst, und gib, daß Dein Ruf für uns nur der Ruf zum ewigen und seligen Leben sei!

Amen.

271 Die Stimme des Herrn ist auch an eine hochbejahrte, christliche Wittwe in dem gnadenvollen Alter von achtzig Jahren ergangen, sie heimzurufen und eingehen zu lassen in die Welt des himmlischen Friedens. Dank Dir, o Gott, der Du der Vollendeten in dem langen Laufe ihres irdischen Lebens so viele Gnade erwiesen und ihr nun ein sanftes Ende geschenkt hast. Sie ruhet von ihrer Arbeit, die sie hier im Dienste der Liebe gethan und so manche schwere und schmerzliche Schickung in stiller Ergebung getragen hat. Im Glauben an Dich und an Deine Barm­ herzigkeit fand sie aber auch ihren Trost, den Trost Deines Wortes, den Trost der Hoffnung des ewigen Lebens, — und dankt Dir nun für die selige Ruhe, die sie bei Dir gefunden. So werden nun auch die sie betrauernden Ihrigen, — der geliebte Sohn und die treue Tochter, sowie der überlebende Bruder — doch über ihren Hingang getröstet sein, getröstet durch den Aufblick zu dem Erlöser, der den Tod überwunden und das unvergängliche Leben an's Licht gebracht. Uns Allen aber hilf, o Vater, daß wir bereit sein, wann Du uns von hinnen rufst, Dir zu folgen, und gib uns Gnade, daß unser Hin­ gang der Eingang zum himmlischen Frieden sei. Amen.

Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, eine hochbetagte Mitchristin in dem gnadenreichen Alter von sechsundachtzig Jahren aus diesem irdischen Leben zu sich zu rufen in eine höhere und himmlische Welt. Aber nicht die Stimme der Trauer, sondern die Stimme des Dankes erheben wir zu Dir, o himmlischer Vater, der Du der Heimgegangnen in ihrem langen irdischen Lebenslauf so viele Gnade erwiesen und ihr nun auch ein so sanftes Ende geschenkt hast. Dank Dir für die Gaben des Geistes und Herzens, womit Du die Cntschlafne aus­ gestattet und durch die Macht Deiner Liebe sie zu Dir zogst! Dank Dir für die Liebe, die sie so reich geübt und womit sie Vielen so wohl­ gethan, und worin sie ihr Leben und ihre Freude fand. — Wol hat es ihr auch an Prüfungen nicht gefehlt, und sie hat in den Tagen ihres Greisenalters die Leiden ihrer Schwachheit getragen. Aber der Glaube an Dich und an ihren Erlöser war ihr fester Halt und ihr Trost, — und sie lebte im stillen und seligen Umgang mit Dir. Ihre verborgene Sehnsucht war die nach dem himmlischen Leben in Deinem Reich. Und so hast Du den Tod auch für sie zu einem Engel des Friedens werden lasten, der nimmer stirbt. — Dank Dir, daß Du ihr Flehn und Gebet

272 erhört und

sie zur ewigen und himmlischen Ruhe geführt hast, wo sie

nun Dein Licht

und Deine Liebe

in ungetrübter Herrlichkeit schauen

kann. — So werden nun auch Die, welche durch engere Bande ihr an­ gehörten, und die sie kindlich und dankbar verehrt und geliebt, über ihren Hingang getröstet sein, aber ihr Andenken nie aus dem Herzen lassen. — Uns Allen aber, o Gott, gib Deine Gnade, daß wir unsre Gräber nicht fürchten dürfen.

Laß uns Dem treu bleiben, der den Tod überwunden

und dem Leben den Sieg geschafft, daß wir seiner Zukunft mit Freuden warten und mit ihm eingehen mögen in's ewige Leben!

8.

Amen.

Gebete an Missions- und Bibelfesten. (Bei Missionsfesten.)

Es wird Eine Herde und Ein Hirte werden.

Das ist die

hohe und herrliche Verheißung, die Du, unser Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, den der Vater vom Himmel gesandt, die Welt zu erlösen und zu beseligen, unS gegeben, und die heilige Aussicht auf eine gottverklärte Zukunft, auf eine Zukunft der vollendeten göttlichen Liebe uns aufgethan hast.

Es wird Eine Herde werden, eine große Ge­

meinde der Kinder Gottes, die alle in Liebe miteinander vereinigt sind, und Dich

allein zu ihrem guten und göttlichen Hirten haben und Dir

folgen, der Du sie zum Vater, zum ewigen und seligen Leben führst, und sie versammelst in Deinem Reich; — eine Gemeinde, wo keiner noch draußen steht

oder verloren ist, sondern die Alle umschließt, die Gott

zu seinem Ebenbilde geschaffen und also auch zur Kindschaft berufen hat. Ja, wie wir in Dir, dem Gottessohn, welcher Eins mit dem Vater ist, schon den Himmel geöffnet sehn: so schaun wir in dem Worte Deiner Verheißung den Himmel als zur Erde herabgestiegen und die Erde als zum Himmel verklärt. und

Preis Dir, der Du uns solche Hoffnung gegeben,

durch die That Deines Lebens auch den lebendigen Grund gelegt,

daß sie gewiß zur Erfüllung kommt. Dich

und durch

Deine Macht,

Denn sie erfüllt sich auch nur durch

durch die Macht Deiner himmlischen

Gegenwart,

womit Du ja bei uns sein willst alle Tage bis an der

Welt Ende.

Ja, Du bist selbst die Hoffnung der Herrlichkeit.

Denn in

Dir nur leuchtet uns das Licht der ewigen Wahrheit, die alle Finsterniß überwinden wird, — in Dir

nur ist die Kraft aus der Höhe zu unS

273 herabgestiegen, die alles Schwache zum Starken verwandeln soll, — nur Du hast uns das Leben der Liebe geoffenbart,

worin das Geheimniß

der Seligkeit ruht, — nur in Dir ist die Freiheit uns aufgegangen, die alle irdische Knechtschaft aufhebt, die herrliche Freiheit der Kinder Gottes.

Was

wir sind und was wir je werden können, danken wir

Dir und Deiner göttlichen Offenbarung.

Du hast

Heils geschenkt, und nur durch Dich sind wir erlöst.

das Leben des Du hast von der

Obrigkeit der Finsterniß, der auch unsre Vorfahren unterworfen waren, unS errettet und uns tüchtig gemacht zu dem Erbtheil der Heiligen im Licht, und daS Reich des Friedens unS zugesagt, wenn wir nur an Dich, der Du selbst unser Friede bist, glauben wollen. — Laß es uns nur lebendig erkennen, wie hoch Kirche zu sein,

die

wir

begnadigt sind, Glieder Deiner

von Dir geschirmt und

geschützt,

auch durch die

Pforten der Hölle nicht überwältigt worden, und selbst in das GotteSreich sich verwandeln soll; — wie hoch wir begnadigt sind vor Denen, die von Deinem rettenden Evangelium, von dem Heile in Dir nichts vernommen

haben und noch in Schatten des Todes sitzen; — die den

stummen Götzen noch dienen und hingegeben den Lüsten der Welt nur Haß und Feindschaft gegen einander im Herzen tragen, und das Leben zerstören statt es zu bauen, und keine Hoffnung haben. — Gib darum die Liebe in unser Herz, die göttliche Liebe, womit Du gekommen bist, selig zu machen waS verloren ist, und selbst Dein Leben damit die Welt

geopfert hast,

nur erlöst und von ihren Sünden errettet wäre.

Wie

Du Deinen Jüngern schon befohlen hast, hinzugehn und alle Völker zu lehren und ihnen Deinen Namen zu predigen und sie zu taufen, daß sie in Dir den Frieden und den Zugang zum Vater hätten: so hast Du auch uns berufen, an Deinem Reiche zu bauen und es immer weiter zu tragen zu Allen,

die von dem Fürsten der Finsterniß noch gefesselt

und in den Banden des Todes gefangen sind. Brüder, sind

Und sind Alle doch unsre

sie, gleichwie wir, Kinder desselben himmlischen VaterS:

wie sollte es uns nicht an dem Herzen liegen, auch sie erhoben zu sehn zu Deinem Heil?

Ja Dein Gebot ergeht auch

an uns, und ohne es

zu unS aufzunehmen, sind wir auch nicht die Deinigen. die

Denn Du hast

himmlischen Schätze uns anvertraut, nicht, daß wir sie vergraben

oder

für

uns

behalten,

sondern sie Allen aufschließen und zu

eigen

machen. Darum haben auch

wir uns vereinigt, mitzuarbeiten an Deinem

Werk, an beut Werk der Bekehrung der Welt, und sind heute hier festlich Schirmer, gerstüche AmtSreden.

18

274 versammelt, um Deinen Beistand Dich anzurufen.

Wol ist es nur ein gar

Geringes, was wir dafür zu thun und zu wirken im Stande sind, und nur von ferne können wir uns daran betheiligen.

Aber auch das Geringe

segnest Du, wenn es nur aus der Wahrheit ist, segnest es an uns selbst, und die Frucht bleibt nicht aus. — Allein wir vermögen doch nichts ohne Dich, und unsre Schwachheit ist uns

nicht verborgen

Darum bitten

wir, stärke die schwache Kraft und mehre sie, nach Innen sowie nach Außen, daß die Zahl Derer, die für die Sache der Verkündigung Deines Evangeliums begeistert sind, immer mehr wachsen möge.

Hätten nur

erst Alle, die nach Deinem Namen sich nennen, Dich selbst und Dein Gottesbild

wahrhaft

Geist, der Geist der

und innerlich zu sich

aufgenommen,

hätte Dein

Wahrheit undFreiheit erst alle Christen und alle

christlichen Staaten durchdrungen: dann würde Dein Reich bald größere und mächtigere Fortschritte machen. Gib darum nur, daß zuerst in uns, die wir Deinen Namen tragen, Dein Wort der Wahrheit lebendig werde,

und wrr in Dir zum neuen

Leben geboren sein, und banne alle Gleichgültigkeit, alles laue und todte Wesen aus unsrer Mitte. — Gieß Deinen heiligen Geist von neuem über Deine Kirche aus, daß Alle durch Dich erleuchtet und von einem mächtigen Verlangen

ergriffen sein,

zu wirken, daß die

ganze Welt voll werde Deiner Herrlichkeit.

Dir zu dienen, und rastlos dahin

Ernte ist groß, der Arbeiter sind wenige.

Die

Sende treue Arbeiter

in Deine Ernte und erfülle sie mit Kraft aus der Höhe, für Dein Reich und Deine heilige Sache zu kämpfen und zu dulden.

Segne ihre Arbeit

und gib ihnen brennenden Eifer, die Seelen der Heiden zu Dir, ihrem Seligmacher, hinzuführen und zu speisen mit Deinem Wort.

Zerbrich

die feindselige Macht der Finsterniß, Du König und Herr, laß aufgehn Dein Licht und zerstreue die Nacht, die über den Völkern der Heiden noch lastet.

Erwecke unter uns mehr und mehr Herzen, und mache sie

lauter, daß sie das heilige Missionswerk treiben nicht als das Ihre, sondern allein zu Deiner Ehre. Orten und Enden.

Ja, Herr, mehre Dein Reich au allen

Laß Dein Wort immer mächtiger werden, und

siegend laufen durch alle Welt, daß seiner seligen und göttlichen Gewalt nichts widerstehen könne und Deine Kirche immer größer und herrlicher werde, bis die Fülle der Heiden zu Dir eingegangen und Eine Herde sein wird unter Dir dem großen und himmlischen Hirten. Dir aber, o

Gott,

der überschwänglich thun kann über Alles,

waS wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die da in uns wirkt,

275 der Du sicherlich gibst und erhörst, maS wir nur im Namen Jesu und auch zu ihm gebeten haben: Dir sei Ehre in der Gemeinde, die in Christo Jesu ist zu aller Zeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

Lob und Preis Dir, allmächtiger, ewiger Gott, Vater der himm­ lischen 'Liebe, der Du willst, daß niemand verloren gehe, sondern daß sich jeder bekehre und lebe, das Leben des Heils und der Seligkeit, daS Leben bei Dir und in Deinem Reich. — Preis Dir, daß Du Deine hohe Verheißung erfüllt und Deinen eingebornen Sohn Jesum Christum vom Himmel her zu

uns gesandt und uns das Leben in ihm hast er­

scheinen lassen, was ewig ist, das Leben der Freiheit und Herrlichkeit; — Preis Dir,

daß Du den für uns und für unsre Sünde Gekreuzigten

glorreich vom Tode erweckt und ihn dargethan, als dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist, und ihn hast offenbar werden laffen, den erwählten Zeugen, denen er Befehl gab, hinzugehn und

in die Welt,

alle Völker zu lehren und das Wort des Heils aufzurichten und

sie zu taufen in seinem Namen, daß sie durch ihn Deine Erben, Erben des ewigen und seligen Lebens sein! — Laß es unS erkennen, waS Du an uns gethan, und welche Liebe Du uns erwiesen, daß Du Deines eignen Sohnes nicht verschonet, son­ dern ihn für uns Alle dahingegeben hast, daß wir Deine Kinder heißen sollen.

Wie solltest Du uns mit ihm nicht Alles schenken? —

Darum

erheben wir uns mit gläubigem Vertrauen zu Dir, daß Du auch uns barmherzig sein

und

Deine vergebende Gnade

uns

schenken

werdest.

Denn wir fühlen unsre Bedürftigkeit, das Bewufftsein der Schuld beugt uns nieder, und wir wiffen es wol, daß nur in Christo Erlösung von der Sünde zu finden ist. — Wenn wir uns aber demüthigen, und mit bußfertigen Herzen

zu Dir

kommen,

wirst Du

uns

nicht von Dir

weisen, und die Ruhe der Seele, den Frieden uns finden laffen, wonach wir suchen und den die Welt uns nicht nehmen kann. — Gib aber, — das ist heute vor Allem unser Flehn und Gebet, — gib, o Vater, daß dieser Friede, der Friede Deiner Liebe auch zum Frieden werde der Welt, daß die ganze Menschheit ihre Versöhnung feire

mit Dir und Dein

Reich uns immerdar näher komme. — Hilf daher, daß Dein himmlisches Wort immer weiter dringe und Dein heiliger Name an den Enden der Erde gepriesen werde. — Mache auch uns immer tüchtiger, Werkzeuge Deiner Ehre zu sein und Denen, die noch in Schatten und Finsterniß

18*

276 sind, vorzuleuchten mit Deinem Licht, mit dem Lichte des Lebens. uns

zu

einem treuen Bekenntnisse Jesu Christi und

Stärke

verwandle unsre

Schwachheit in Deine Kraft, daß wir Dir in Wahrheit und Gerechtig­ keit dienen und mit allen Auserwählten einst zu Dir versammelt werden und bei Dir bleiben in Ewigkeit.

Amen.

Du, unser Herr, Jesus Christus, Sohn des lebendigen GotteS, der Du in unendlicher Siebe zu uns herabgekommen, und nur für uns gelebt und selbst in den Tod gegangen bist, daß wir nicht sterben,

sondern

ewiglich leben und Deine Herrlichkeit sehn sollen, der Du nach Deinem Hingange aber auch zur Rechten deö Vaters erhöhet bist, und als daS himmlische Haupt der Deinen, als der Herr Deiner Gemeinde auch alle Tage bei uns sein willst

bis

an der Welt Ende, — der Du bisher

über Deine Kirche gewacht und sie mächtig beschützt und behütet hast, und das Licht Deiner Wahrheit noch immer hast siegen lassen über die Mächte der Finsterniß, — ziehe auch ferner im Kampfe mit dem Fürsten der Welt uns voran,

daß er immer mehr überwunden werde und alle

Herrschaft die Deine, die Herrschaft Deiner Gnade und Liebe sei, und Alle Dir huldigen und alle Zungen bekennen, daß Du der Herr bist zur Ehre GotteS des Vaters. — Darum flehn wir zu Dir, errette von der Obrigkeit der Finsterniß Die, so durch sie noch gefesselt sind, versetze sie in Dein seliges Reich.

Doch Du

dahin zu wirken, so viel an uns ist.

und

hast uns selbst berufen,

Laß darum zunächst Dein Wort

immer mehr das Licht und die Macht unsers Lebens sein, und nimm alle Gleichgültigkeit und Halbheit von uns, für Dich

zu thun, und

daß wir bereit sein,

mache uns weise in Deinem Werke,

Alles

in dem

Werke der Welterlösung, — und mache uns Alle zu Trägern und Boten Deines rettenden Evangeliums, welches eine Kraft Gottes ist, machen Alle, die daran glauben.

selig zu

Gieße Deinen heiligen Geist von neuern

über Deine arme Kirche auö, die auch jetzt von großen Gefahren be­ drohet ist.

Nimm die Schwachheit hinweg, die noch in uns ist, und

verwandle sie in Deine Kraft, — und erfülle uns mit einem mächtigen und tiefen Verlangen, Dir zu dienen, und dahin zu trachten, als nach dem heiligsten und herrlichsten Ziel,

daß alle Welt voll werde Deiner

Herrlichkeit.— Die Ernte ist groß und der Arbeiter sind we­ nige.

Höre darum nicht auf, treue Arbeiter in Deine Ernte zu senden,

pnd rüste mit heiligem Muthe sie aus, daß sie nicht verzagen und un-

277 erschrocken für Dich zu kämpfen und auch zu leiden wissen.

Segne ihre

Mühe und Arbeit, und wo sie geleitet von Dir und von Deiner Weis­ heit hingehn

und predigen:

laß sie willige Hörer und Herzen finden,

und neige die Seelen der Heiden dem Lichte zu, was ihnen Deine Boten entgegenbringen. — Brich die Gewalt des Feindes, der Dein Werk hin­ dern will, weil er die Lüge und die Finsterniß liebt; — und wie Du die Welt überwunden hast: so hilf, daß auch unser Glaube zum Siege werde über die Welt,

und dieser Sieg sich vollende,

bis alle Wider­

sacher bezwungen sind, und die ganze Erde zu einer Feier dieses Sieges geworden ist, — und Dir anbetend zu Füßen liegt und Dir lobsingt in Ewigkeit.

Amen.

Gelobet seist Du,

o Gott und Vater unsers Herrn Jesu Christi,

der Du uns durch ihn gesegnet hast mit reichen geistlichen Gaben in himmlischen Gütern, — Lob und Dank sei Dir dargebracht,

daß Du

Deinen Geist auch auf die Boten des Evangeliums auSgegoffen und sie durch Deinen Sohn zu Trägern Deiner reitenden Gnade gemacht und sie ausgerüstet hast mit Kraft aus der Höhe, nicht zu lassen von Deinem Wort, und Dir nachzufolgen, wohin Du sie rufst, — Dein Heil zu ver­ kündigen und die Seelen von der Erde zum Himmel hinaufzuziehn, den Du uns in Christo geöffnet hast. — Vollende, o Vater, Dein heiliges Werk, und führe es herrlich hinaus, daß Alle Dich anbeten mögen im Geiste und in der Wahrheit, und

alle Kreatur los von dem Dienste

des vergänglichen Wesens, zur seligen und herrlichen Freiheit Deiner Kinder erhoben, und alle Herrschaft auf Erden verwandelt sei in Dein Reich! — Gib aber, darum bitten wir Dich noch, und flehen mit tiefer Inbrunst zu Dir, gib den Geist immer mehr auch in unsre Herzen und leite uns durch ihn in alle Wahrheit, daß wir feste bleiben im Glauben, in der Liebe und in guten Werken, und gegen alle Versuchung gerüstet, und in allen Leiden, die uns hienieden noch treffen möchten, gestärkt und getröstet sein, und mit Zuversicht warten auf die selige Hoffnung und auf

die Erscheinung

der Herrlichkeit unsers

Heilandes Jesu Christi!

großen Gottes und unsers

Amen. (Vater Unser und Segen.)

278 (Bei Bibelfesten) Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte vergehen nicht.

Eine hohe und herrliche Verheißung, die Du uns, o

Vater, durch Deinen Sohn Jesum Christum gegeben hast.

Denn es ist

ja nur Dein heiliges Wort, was Er uns verkündigt und vom Himmel herabgebracht hat, das Wort Deiner Wahrheit und Deiner Liebe, was Du uns geschenkt und zum Eigenthume verliehen hast, — und in ihm nicht von uns

weichen, sondern bei uns bleiben und uns hallen und

tragen willst immerdar.

Es ist das Wort des ewigen und unsterblichen

Lebens, wozu Du uns Alle erheben willst, daß wir bei Dir und ewig die Deinen sein. Und dieses Wort lässest Du uns in Deinem Sohne als das leben­ dige schauen, so daß es selbst unter uns wohnet und wir seine Herrlich­ keit sehen

können,

als die Herrlichkeit des

Vater, voller Gnade und Wahrheit.

eingebornen Sohnes vom

Dank und Preis Dlr für

diese

Gnade, der Du selbst in Deinem Sohne zu und gekommen und uns in ihm als der Ausgang aus

der Höhe besucht hast.

Christus wieder heimgegangen

zu Dir: so hast

Und ist auch Jesus Du Dein Wort doch

nicht von uns genommen, und wir haben das Zeugniß desselben in dem heiligen Bibelbuch, was Du uns zum besten bleibenden Trost und als ein kostbares Kleinod gegeben hast und in ihm immerdar zu uns redest, und nicht aufhörst, uns zu lehren und zu ermahnen. Noch hast Du nie unerfüllt gelassen, verheißen

ist.

Was

die Propheten

was und in Deinem Worte

geweiffagt haben von

dem

Rath

Deines Heils und die Sendung des Welterlösers verkündigten: das hast Du gethan, und uns das Bild Deiner Herrllchkeit offenbart. dürfen wir auch nicht zweifeln, daß das Wort des bewähren wird bis an das Ende der Tage.

Und so

Evangeliums sich

Ja wenn Alles, was irdisch

und zeitlich ist, verschwindet und untergeht: so bleibt doch Dein Wort immer und ewiglich und behält seine Geltung und seine Macht, und ist unüberwindlich.

Welch ein Trost,

zumal in böser und schlimmer Zeit,

wenn es dunkel und finster wird um und her und wir uns von Gefahr bedroht und umgeben sehn. zerbricht,

Da ist

Dein Wort eine Stütze, die nie

und wenn uns auch bange wird: so richtest Du und durch

die Hoffnung der künftigen Herrlichkeit auf, die uns in Deinem Worte entgegenleuchtet. Kommt aber die Noth, die uns drückt, nicht bloß von Außen her, sondern geht sie von Innen aus: so fühlst Du

uns durch Dem Wort

279 auch in uns selbst zurück, daß wir uns erkennen sollen so wie wir sind, und uns in Deinem Bilde beschaun,

um alles Unheilige aus unsern

Herzen und Gedanken hinwegzuthun, und nach Dem zu trachten, was uns

zum Frieden dient,

und zu ringen nach der

Christi, in der wir allein zu bestehen im Stande sind.

Gerechtigkeit Jesu Wie wohlthuend

ist es uns da, uns Deiner Vergebung trösten zu können, und und ver­ söhnt zu wissen mit Dir, und das Wort zu vernehmen: Sei getrost, Deine Sünden sind Dir vergeben!

Finden wir keinen Rath in

uns selbst: so leuchtet uns das Licht Deiner Weisheit entgegen in Dei­ nem Wort, und wenn wir nur darauf achten und hören und ihm uns hingeben und gehorsam sind: so thut sich uns ein gar reicher Schatz der himmlischen Gnade und Wahrheit auf, und Du leitest uns immer in die Wege des Heils und bist uns nahe mit Deiner Hülfe. — Und fühlen wir uns schwach: so lässest Du uns Kraft schöpfen aus Deinem Wort und stärkst uns und gibst uns Muth, daß wir unverzagt auch durch Leiden hindurchgehn und zuletzt den Sleg erringen, den Sieg über Welt und Tod. Ja, hilf uns, o himmlischer Vater, und rüste mit Deinem Geiste uns aus, daß Dein Wort die Macht unsers Lebens sei, und wir immer fester in ihm gegründet werden und so einen Schirm und Schutz haben, der unzerstörbar ist.

Ziehe die Herzen, daß sie immer mehr von Deinem

Worte erfüllt und durchdrungen, und also in ihm auch selig und im Besitz Deines Friedens sein!

Laß Dein Wort auch schon in den Seelen

der Jugend Wurzeln schlagen und aufgehen, und weihe und heilige sie in ihm, daß sie Früchte bringen die

Dlr gefällig sind, und daß sie

Kinder werden in Deinem Reich. Segne auch unser Wirken für die Verbreitung des heiligen Bibel­ buchs, und offenbare Dich Allen immer reicher durch die Verkündigung Deines Wortes.

Laß es auch die Waffe und Wehr Deiner Kirche sein,

und bewahre und schütze sie, daß sie immer mehr erbauet werde zu Deinem himmlischen und herrlichen Reiche; —

schütze und segne uns

Alle durch Deinen Sohn Jesum Christum hier und in Ewigkeit.

Amen.

Zu Dir, o Vater im Himmel, dem Ewigen und Allmächtigen, der Du die Fülle der Gnade und Liebe bist und nicht aufhörst zu segnen und wohlzuthun, und Alles uns schenken willst, was das Deine ist, damit wir Dich in Deiner Herrlichkeit schauen sollen, — zu Dir erhebt

280 sich in dieser heiligen und festlichen Stunde unsre Seele mit Lob und mit Preis, und wir sind hier versammelt, Dir den Dank unsrer Herzen zu weihn für die höchste und köstlichste Gabe, die Du uns von Oben verliehen und womit Du und ausgestattet, daß es uns an Deiner Kraft und an Deinem Troste nicht fehlen möge, und der Himmel selbst unser Erbe sei! Nicht bloß ein irdisches Brot ist es, was uns Deine Vaterhand reicht, sondern das Brot des Lebens, was den Hunger auf ewig stillt und Den, der es isiet und genießt, unaussprechlich beseligt. Ja, eS ist Dein Wert, das Wort Deines Heils, dem diese festliche Feier gilt, und welchem wir in freudiger Anbetung huldigen. — Denn was wären wir ohne Dein Wort? Wer Dein Wort nicht hat, hat das Leben nicht. Nur in ihm bist Du unS offenbar, — nur in ihm schauen wir zu Dir als dem himmlischen Vater aus; nur in ihm bist Du bei und. Wol hast Du Dein Wort, was ja von Anfang her, bei Dir war und mit Dir Eins ist, daS Wort, wodurch alle Dinge geschaffen sind, das ewige und lebendige auch der Welt von Anbeginn leuchten lassen, und cd schien hinein in die Finsterniß;— ja, Du hast es Jedem in's Herz gepflanzt. — Aber die Macht der Sünde, welcher die Menschen sich hingegeben, ließ Deinem Worte nicht Raum und sie achteten der ge­ heimen Stimme desielben nicht, und die Herrschaft der Lüge, die nur Tod und Verderben bringt, nahm überhand. Da sendetest Du Deine Boten und vertrautest ihnen Dein Wort, daß sie das Verborgne ver­ kündigten und predigten den Rath Deines Heils, und weissagten von der künftigen Herrlichkeit, — und als die Zeit dann erfüllet war: da stieg, o heiliges Wunder, das ewige und lebendige Wort in Deinem Sohn Jesu Christo selber zu uns herab, voller Gnade und Wahrheit, — daß wir in ihm Dich selbst sehen und finden möchten und der Weg zu Dir und in Dein himmlisches Reich uns geöffnet fei. Damit nun aber Dein rettendes und heiliges Wort uns auch stets gegenwärtig und für alle Zeit uns bewahrt, und in seiner Reinheit ge­ sichert sei, und die Quelle des Hefls uns unausgesetzt und ungetrübt aus ihm fließen möchte, hast Du durch die Eingebung Deines Geistes auch die Schrift zum redenden und unzerstörbaren Zeugniß desielben gemacht und in ihr uns ein Kleinod verliehn, unschätzbar und unvergleichlich. — Dank Deiner Gnade und Huld! Du hast und in der heil. Schrift einen Trost gegeben, der nie versiegt, den Trost der Wahrheit, den Trost Deiner Liebe, den Trost der Hoffnung. Es ist Dein Licht, was und in ihr entgegenstralt; — es ist der Friede von Dlr, den Du uns ver-

281 kündigen lässest und und zur Versöhnung rufst, — cd ist die Audsichl auf eine himmlische Zukunft und in ihr aufgethan. Du selbst unterweisest und in ihr zur Seligkeit durch den Glauben an Jesum Christum. — Da schauen wir Deine väterlichen und heiligen Führungen von Anfang der Welt, und Du führst und in den Rath Deiner ewigen Weidheit ein.

Da sehen wir, wie Du mit Allen bist,

die nur Dir vertrauen und Dich lieben und Deine Hülfe nie von ihnen weicht, wie aber auch Die, welche Dich nid den Vater nicht ehren und Dir und dem Willen Deiner Liebe entgegen sind, Deinem Strafgericht nicht entgehn.

Da darf und vor keinem Irrweg mehr bange sein, und

gilt und die Schrift nur ald dad Buch ded Lebend, sind wir durch sie mit Deinem Worte vertraut, und so zugleich im lebendigen und seligen Umgang mit Dir: so löst sich die Sorge, zu Dir zu kommen, in eine freudige und gläubige Zuversicht auf; — und auch der Schmerz und dad Leid ded Lebend wandelt durch Deinen Zuspruch und durch die Kraft Deiner Verheißung für und sich um, und Du nimmst die Betrübniß von unsrer Seele hinweg, und Dein Wort richtet und auf, und macht und stark und begeistert und zum Siege über die Welt, und im Hinblick auf die künftige Herrlichkeit sind wir schon hier Triumphirende. Preid und Dank Dir, o Vater, der Du in der heil. Schrift Deiner Kirche eine Schutzwehr und Waffe gegeben, daß sie gerüstet mit ihr die Gewalt ded Feinded nicht fürchten darf; — und bleibt ihr nur Dein Wort, dad Wort ded lebendigen Glaubend: so werden auch die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen.

Mit Deinem Wort in der Hand hat

der von Dir gesendete Glaubendheld, da der Feind die Kirche verwüstet hatte, für Dein ewlged Recht gekämpft, und der Freiheit ded Glaubend, der und einzig nur selig macht, einen glorreichen und herrlichen Sieg errungen.

Und so wirst Du in Deinem Worte immerdar bei und sein

und durch die Macht desselben die Finsterniß, die von der Welt her sich immer von neuem erheben will, zerstreun, damit Dein Licht, dad Licht der lebendigen Wahrheit in Deinem Sohn die Menschheit beselige; — und wenn Dein Evangelium zu den Enden der Erde hindurchgedrungen, Dein Reich nur herrsche ald dad Reich Deiner Freiheit und Seligkeit. Dein Wort aber ist Geist und ist Leben, und nur im Geiste dringen wir in die Tiefen und in den Reichthum desselben ein.

So laß ed und

denn, o Vater, auch an dem Geiste nicht fehlen, damit wir Dein Wort ald dad Schwert ded Geisted gebrauchen können, und mit dem Schilde ded Glaubend alle feurigen Pfeile ded Bösewichtd auszulöschen im Stande sind.

282 Laß den Geist in uns mächtig werden, damit Dein Wort nicht bloß auf den Lippen sei, sondern in dem Innersten unsers Herzens wohne, und so durch Dein Zeugniß in uns verklärt, das ganze Leben zum neuen schaffe.

Ja, laß durch des Geistes Macht Dein Wort auch unter uns

wie ein Feuer werden, waS alles Unreine und Falsche verzehrt, — laß es werden wie einen Hammer, der Felsen zerbricht, der Alles, was alt und erstorben, was nichtig und ausgeleert ist, zertrümmert, damit also erst eine neue und unzerstörbare himmlische Schöpfung in's Leben trete. — Ja, hilf, daß das Wort, was von Dir zu uns ausgegangen, nicht leer wieder zu Dir komme, sondern thue was Dir gefällt, und ihm gelinge, wozu Du es gesendet hast. Laß aber auch Jeden von uns die Beseligung inne werden, die in Deinem Worte verborgen ist; laß es unsers Herzens Freude und Trost sein; erquicke uns mit ihm, meint wir schwach sind; — gib ihm Kraft in uns, jede Fessel, die uns noch gebunden hält, zu durchbrechen und hinanzukommen zur herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. — Laß es in uns wirken, daß es uns nütze werde zur Lehre, zur Strafe, zur Besse­ rung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, und daß auch die selige Frucht der Gerechtigkeit unser sei, der Friede bei Dir. Und so — darum bitten und beten wir — fördre denn auch das Werk, was wir hier in Deinem Namen begonnen haben, daß es das Deine, daß es ein Werk Deiner Ehre sei.

Segne es, daß es gedeihen

und wachsen möge, daß es getragen von Deinem Geist, auch Dir wohl­ gefalle, und also auch durch uns Dein Reich erbauet werde, zu ihm, zum Reich Deiner Wahrheit und Herrlichkeit.

Amen.

und wir

IX.

Eine Jubelsestpredigt. Predigt am vierhundertjähngeu Jubelfeste der Universität Greifswald, gehalten am 17. Oktober 1856 in der St. Nrkolarkirche.

Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen, lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, waö er Dir Gutes gethan hat!

Der Dir alle Deine Sünde vergibt und hellet alle

Deine Gebrechen, der Dein Leben vom Verderben erlöst und Dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der Dich fröhlich macht, daß Du wieder jung wirst, — lobe den Herrn, meine Seele, und vergiß nicht, was er Dir Gutes gethan hat! Amen.

In diesen begeisterten und doch auch so demuthsvollen Prelsruf des königlichen Psalmensängers des alten Bundes stimmen wir, Andächtige und Geliebte im Herrn, heute gewiß Alle von ganzer Seele mit ein. Denn die festliche Jubelfeier, die mit dem heutigen Tage uns angebrochen ist, ruft vor Allem uns auf zum Lobe und Preise Gottes, der unsere Hochschule nun schon vier Jahrhunderte lang mit dem himmlischen Schutz seiner Gnade beschirmt und durch alle Stürme der Zeit bis hierher er­ halten hat.

Worum heute vor vierhundert Jahren, bei ihrer feierlichen

Weihe, hier in demselben ehrwürdigen Gotteshause, worin wir versam­ melt sind, mit dem fürstlichen Stifter ihre ersten Pfleger und Väter ge­ betet und Hände und Herzen aufgehoben haben zum Herrn, daß Er den neugegründeten geistigen Bau in seine heilige Obhut nehmen und seinen himmlischen Segen ihm schenken wolle: das ist nicht unerfüllt geblieben, und wir erscheinen heute vor seinem Angesicht, die schuldigen Opfer des Lobes und Dankes in Demuth Ihm darzubringen,

284 Ja, ein Hochgefühl heiliger Freude durchdringt unsere Herzen, und mit tiefbewegter, dankvoller Seele schauen wir auf zu dem Gott unseres Heils, der Großes an uns gethan und dieses schöne Jubelfest uns er­ leben lässt. Und wir stehen mit dieser Freude, mit diesem Dank nicht allein. Diese ansehnliche und seltene Versammlung gibt uns Zeugniß von der lebhaften Theilnahme, die unser Jubelfest nicht bloß in unserem engeren, sondern auch im weiteren deutschen Vaterlande gefunden hat. Seine Feier erscheint ausgezeichnet wie nie zuvor. Hat es doch selbst unser theuerster König und Herr nickt verschmäht, daS Fest durch seine hohe Gegenwart zu verherrlichen, und mit ehr­ furchtsvollem Danke erkennen wir die Gnade und Huld, die unserer Hochschule damit widerfahrt. Aber eS spricht sich darin auch nur die hohe Schätzung wahrer, geistiger Bildung aus, und die hochsinnige König­ liche Pflege der Wissenschaften und Künste ist ein gerechter Gegenstand unserer dankbaren Huldigung. — Doch noch CinS darf ich hier nicht verschweigen. Daß unsere Hochschule ihr Jubelfest mit so freudiger Er­ hebung begehen kann, daß sie eben jetzt zu einer neuen, hossnungsreichen Blüte gediehen ist: das ist eine Segnung des und erhaltenen und wie­ dergegebnen Friedens. Wie Großes wir aber in dieser Beziehung un­ serem vielgeliebten Könige schuldig sind, das ist eingeschrieben in unser dankbares Herz; und mit vollem Recht dürfen wir das Wort deS Er­ lösers, womit wir um den Frieden gebetet haben, auch hier wieder­ holen: „Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden GotteS Kinder heißen." Wir wissen es zu würdigen, daß auch der erste Prinz deS König­ lichen Hauses unsere Bitte nickt von Sich gewiesen und eS uns nicht versagt hat, auch mit dem verehrten Fürstensohne an unserer akademischen Feier persönlich Theil zu nehmen. Da sind hochgestellte Würdenträger des Staats und der Kirche erschienen, die diesen Jubeltag mit uns feiern und es also bezeugen wollen, daß auch sie das wachsende Gedeihen unserer Hochschule auf dem Herzen tragen; — und wir begrüßen sie ehrerbietigst. Da sehen wir geehrte Männer der Wissenschaft, welche die schwesterlichen Hoch­ schulen aus dem deutschen und preußischen Baterlande als ihre Vertreter uns zugesandt, bei der Festesfeier geistig uns beizustehen; — und wir heißen sie dankbar willkommen. — Ja, seid uns willkommen, Alle, die ein befreundeter Zug des Geistes uns zugeführt, oder die Ihr einst auch Genossen unserer Hochschule wäret und für Wissenschaft und Leben hier

285 eine Nahrung gefunden habt und das Band erneuern wollt, was die Liebe jugendlicher Begeisterung geknüpft hat. Der festliche Glanz der Umgebung aber, der bald verschwindet, gilt nicht dem vergänglichen Wesen, sondern soll uns Hinweisen auf ein Bleibendes, auf die innere, geistige Bedeutung, die unsere Jubelfeier umschließt, eine Bedeutung, die mit den großartigen, geistigen Entwicke­ lungen der Geschichte des Christenthums, wovon wir unsere Universitäten nicht trennen dürfen, zusammenhängt. würdigen:

Von dieser Seite unsere Feier zu

das ist die wesentliche Aufgabe,

betrachtung gestellt ist.

die unö

für diese Fest­

Ihren rechten Inhalt gewinnen wir aber nur

aus dem lebendigen Gotteswort; und so wenden wir uns denn andachts­ voll zu ihm hin.

Dieses Wort gibt unö der Apostel Paulus in seinem

Briefe an die Kolosser, wo es Kap. 1, 12. 13 also lautet: „Danksaget dem Vater, der uns tüchtig gemacht hat zum Erbtheil der Heiligen im Lrcht, welcher uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsterniß und hat uns versetzet m das Reich seines lieben Sohnes."

Gebe uns

Gott, daß der von uns

Ihm darzubringende Dank auch

den Eingang schasse in das Reich seines lieben Sohnes! Dazu

segne, o Herr, das Wort, was Du heute auf meine Lippen legst, und stehe durch die Kraft des heiligen Geistes mir bei, daß ich nur Deinen Ruhm, nur Deine Wahrheit verkündige!

Amen.

Der Apostel Paulus nennt uns unmittelbar den höchsten Gegen­ stand des Dankes, den wir als Christen Gott schuldig sind.

Es ist der

Dank für die Erlösung aus der Macht der alten Finsterniß, die der Gottessohn überwunden und das Reich des Lichts und der Liebe uns aufgethan hat, daß wir mit den Heiligen darin wandeln und des himm­ lischen Erbes uns freuen sollen.

Doch stellt sich uns in dem Bilde des

Reiches Christi auch nur das höchste uns gesteckte Ziel vor das Auge, und wir haben die Finsterniß der Welt noch immer aufzuheben in GotteS Licht.

Auch eignen wir die Tüchtigkeit, die uns der Vater verleiht, erst

im Geiste uns wahrhaft an, und so liegt uns hier auch eine Arbeit des Geistes vor, und der Apostel deutet zugleich auf eine höhere Vollendung hin, die der lebendige, christliche Dank zu erringen strebt. Unser Jubeldank als ein christlicher geht nun aber auf dasselbe hohe und heilige Ziel hinaus.

Denn auch die Hochschulen haben ihre bedeutsame Stellung

zum Reiche Gottes.

286 Alles aber, wofür wir heule zu danken haben, danken wir Gott, von dem allein aller Segen kommt. So soll denn auch der Gott gebührende Dank an dem heutigen Jubelfeste der einfache Gegenstand unserer Betrachtung sein. Wie alle wahre An­ betung Gottes: so muß aber auch der Gottesdank, um zu Ihm hinanzudringen, ein Dank im Geiste und in der Wabrheit sein; und es liegt darin die doppelte Mahnung, nämlich es im Geiste mit Dank zu erkennen, was Gott gethan hat, und was durch seine mächtige Hülfe geschehen ist, dann aber auch es wol zu bedenken und zu beherzigen, daß der wahre Dank ein Lebensdank ist und sich durch die That des Lebens bezeugen soll. Das Erste weist und auf die geschichtliche Ver­ gangenheit, das Andere auf die Zukunft und auf die Aufgaben hin, die sie uns stellt. I.

Gott also gebührt der Dank, wozu uns das heutige Jubelfest auf­ ruft. Denn die Stiftung, Erhaltung und Forderung unserer Hochschule ist Gottes Werk. Was auch Menschen dabei gethan und gewirkt und welchen edlen, hingebenden Eifer sie dabei bethätigt haben, es ist doch durch Gott geschehen, der mit seinem Geiste sie getrieben hat. Wol hebt es unser Apostel als das Höchste hervor, dem Vater Dank zu sagen, daß er uns tüchtig gemacht hat zum Erbtheil der Heiligen im Licht, und wir wisien, daß diese Tüchtigkeit nur auf dem Grunde der Offen­ barung des Evangeliums ruht, worauf sich allein das Heil der Völker erbauen kann, und von wo das erleuchtende Gotteslicht in alle Gebiete des Lebens ausgeht. Alle Anstalten christlicher Bildung aber sollen selbst nur ein Mittel sein zum Wachsthum an dieser Tüchtigkeit. Auch die Bestimmung unsrer Hochschulen schließt diesem Zwecke sich an. Es war selbst nur eine Macht des Geistes Christi, die ihnen ihr Entstehen ge­ geben hat. Kommt nun aber auch jede gute Gabe von Oben herab, von dem Vater des Lichts, und ist alle Ehre nur sein: so ziemt es sich doch, auch dankbar an Die zu gedenken, die er zu seinen Werkzeugen gemacht und seinen Rath durch sie ausgeführt hat. Auch führt uns erst die Geschichte in das lebendige und zusammenhängende Verständniß der Offenbarungen Gottes ein.

287 Wenden wir nun unsern Blick der Geschichte unserer Hochschule zu: da tritt uns zunächst das edle Blld Rüben ow's, des greifswaldschen Bürgermeisters, entgegen, der zuerst den Gedanken gefasst, eine Univer­ sität in seiner Vaterstadt zu begründen, und der Verwirklichung dieses Gedankens

alle Kräfte

gewidmet und bedeutende Opfer gebracht hat.

Herzog Wratislav IX. aber, ruhmvollen Andenkens, ging willig auf Rubenow's Pläne ein und führte sie freisinnig aus.

Auch die pom-

merschen Klosteräbte und die hiesige Stadt kamen mit ihrer Unterstützung zu Hülfe.

Am 17. Oktober 1456 übergab Wratislav hier am Hoch­

altar dieser Kirche, in festlicher Versammlung, nach Verkündigung der päpstlichen Stiftungsbulle, dem gefeierten Rubenow, als erstem Rektor, die silbernen akademischen Szepter, die noch heute bei unserm Festzug zu schauen sind. Uebrigens war es schon ein neues geistiges Element, was in den deutschen Universitäten sich allmälig entwickelte, und durch die zunehmende Macht

der Erkenntniß

bereitete sich im Stillen eine neue Zeit vor.

Zwar erlangte unsere pommersche Hochschule zunächst nicht schon daS erwünschte Gedeihen.

Innere Spaltungen und äußerliche Bedrängnisse

hinderten ihr Erblühen, und bei der Ungunst und Beschränktheit der Verhältnisse konnte sie bte Stellung, die sie zu einem freieren Wirken bedurfte, nicht schon gewinnen.

Und als nun mit dem Aufgange der

Reformation die Freiheit deö Evangeliums auch in unsrem Pommer­ lande freudig ergriffen ward: da löste sie sich unter dem Kampfe des Alten und Neuen fast gänzlich auf. Doch blieb ein Kern edler Männer zurück, und als die evangelische Lehre zur öffentlichen Anerkennung gekommen war, und die kirchlichen Verhältnisse sich wieder geordnet hatten: da wurde im Jahre 1539 durch den Herzog Philipp I. — und zwar, wie es in der Urkunde heißt, zum Zeugniß der Dankbarkeit für die segensreiche Offenbarung des Evan­ geliums — die Universität wieder hergestellt. Hier dürfen wir auch den gefeierten Namen Johann Buggen­ hag en^s nicht übergehn

Denn obwol er nur ein Zögling unsrer Hoch­

schule war, die mit reicherer Kenntniß der Sprachen ihn ausgerüstet, obwol er kein Lehramt an ihr bekleidete: so stand ihre Wiederherstellung doch im engen Zusammenhange mit den großen Verdiensten, die er sich um Pommerns Kirchen und Schulen erworben hat. So wirkte sie dann mit neuer Kraft im Dienste des Evangeliums. Die schrecklichen Verwüstungen aber, die durch den dreißigjährigen Krieg

288 über das Land ergingen, trafen auch sie; und hätte Herzog BogiSlad XIV., frommen Sinnes, nicht mit reicheren Gütern sie ausgestattet: so würde ihr Fortbestand höchst gefährdet gewesen sein.

Durch diese neue, groß­

artige Bewidmung erscheint Bogislav als ihr zweiter Stifter. Bald darauf erlosch mit ihm der pommersche Fürstenstamm, und daö westliche Pommern kam an das schwedische Reich.

Diese Verbin­

dung, in welcher die nordische Krone auch unsrer Hochschule vielfaches Wohlwollen zuwendete, setzte sich

fast zwei Jahrhunderte fort, bis in

Folge der Freiheitskriege unsre Provinz dem deutschen Vaterlande wie­ dergegeben ward. Die Gunst des Himmels vereinigte sie mit dem Staate, mit welchem sie durch geschichtliche und nationale Beziehungen schon verknüpft war. Auch für unsre Univeisität begann eine neue Zeit, und was wir der glorreichen Regierung Preußens verdanken, was Preußens Könige, der Gerechte und der Friedfertige, für ihre Aufnahme gethan: das bedarf unsres Lobes und Preises nicht. War aber das Gebiet des Wirkens unsrer Hochschule von der Zeit ihrer Gründung her nur ein beschränkteres, konnte sie vermöge ihrer Lage und ihrer Berhältniffe den Umfang und Ruhm nicht gewinnen, den

manche

ihrer Schwestern

erlangt: »so hat es ihr doch nicht an

Männern gefehlt, deren Leistungen unvergessen sind, und die sich durch Lehre und Schriften hervorgethan haben. — Hat doch auch die hoch­ sinnige königliche Huld das kostbare Denkmal, was sich noch heute vor unsern Augen enthüllen soll, so wie den Fürsten, auch den Männern der Wissenschaft widmen wollen, die um unsre Hochschule sich verdient gemacht. — Der Ruhm eines akademischen Lehrers hat aber nicht bloß ein äußeres und irdisches Maß, und es gibt auch eine verborgene, stille Ehre bei Gott, die oft höher als die menschliche steht. So sehn wir uns nun aber bei Allem, wofür wir heute zu danken haben, zurückgewiesen auf Gott, der den Geist gegeben und über unsrer Hochschule so gnädig gewaltet und bis hieher geholfen hat.

Nur dieser

zu Gott sich erhebende und durch ihn erleuchtete Dank schaut hinein in den Rath der Weisheit, der auch unsre Universitäten gestiftet hat. — Wenn aber der Apostel Paulus uns ermahnt,

dem Vater Dank zu

sagen, daß er uns errettet hat von der Obrigkeit der Finsterniß und versetzt in das Reich seines lieben Sohnes: so fehlt es ja auch uns an diesem Anlaß des DankeS nicht.

War es doch nur der Geist des wieder

atV$ Licht gebrachten Evangeliums, der unsre Hochschule von Neuem

289 erstehen ließ; und sie hat auch ihre Arbeit gethan, um die Macht der Finsterniß, die sich über die Kirche gelagert hatte, zu überwinden und das Gnadenreich Jesu Christi mehr und mehr aufzurichten. — Das ist nun aber auch das heilige Werk, wozu Gott uns Alle, einen Jeden an seinem Theile, berufen hat.

Denn was in keiner Beziehung zum GotteS-

reich steht, ist ohne Werth und hat keine Dauer.

Fehlt es an dieser

Beziehung: so ist auch der Dank nicht der wahre, wie ihn Gott von unS haben will.

Der wahre Dank aber ist nur der lebendige, und

lebendig ist er nur dann, wenn das Leben selbst in That und Wahrheit zu diesem Danke geworden ist, wenn er uns immer mächtiger zu dem Vater zieht, und wir die Bande des Lebens mit ihm immer fester knüpfen.

Das ist der Dank, den wir dem Vater durch Jesum Christum,

durch die uns ergreifende Macht seines Lebens zu bringen haben.

n. Solchen Lebensdank sucht nun der Herr auch von uns, und das ist das rechte, heilige Opfer, worin sich unsre Jubelfeier vollenden soll. Dieser lebendige, in die Zukunft schauende, uns zu heiligen Gelübden verbindende Dank umschließt einen viel reicheren, geistigen Inhalt, als man wol glauben mag.

ES gilt hier nicht bloß das allgemeine Gebot,

daß alle menschliche Arbeit, es mag eine Arbeit des Geistes oder auch der Hände sein, dem GotteSreich dienen soll; sondern eS handelt sich dabei um die eigenthümliche Aufgabe, die den Hochschulen obliegt, und die sich allerdings ohne die Erfassung des höchsten Lebensgedankens, der selbst nur ein Gottesgedanke ist, nicht vollbringen lässt.

Es gilt einen

Dank, der in der vollen und freudigen Hingebung an den besonderen Beruf unsrer Hochschulen, so wie in ihrer gerechten Anerkennung und Förderung sich bewähren soll. Da kommt es nun auf die rechte Einsicht' in ihre Bestimmung an, und diese besteht zunächst doch nur darin, allgemeine, geistige Bildungs­ stätten zu sein, Schulen der Wiffenschaft, und ihre Aufgabe ist wesentlich die, der Wahrheit zu dienen, daß sie immer reiner und heller gesehen werde und das Leben nach allen Seiten hin und durch alle Gebiete erleuchte.

Diese Aufgabe

schließt

sich

allerdings an das Wesen des

Gottesreichs, als eines Reiches der Wahrheit, des wahrhaftigen, in Gott sich erfassenden Lebens an, — wie auch der Apostel Paulus

@cfy n m ei,

geistliche Amtsreden

19

das

290 Erbe der Heiligen ein Erbe im Lichte nennt, im Lichte der Erkenntniß Gottes.

Die Wiffenschaft soll selbst nur ein Mittel sein zur Hervor­

bildung dieses Reichs. Aber als Wiffenschaft, die alles Wissen zu einem in sich einigen Ganzen, zu einem geschloffenen geistigen Baue gestalten und durch die Erkenntniß dem Irrthum wehren soll, hat sie doch ihr eignes und von ihr zu vertretendes Recht.

Sie gedeiht daher auch, wie

alles wahre

Leben, nur auf dem Boden der Freiheit, nnd von Außen her und von menschlicher Willkür nimmt sie keine Vorschriften an, und sie darf eS nicht, ohne sich selbst aufzugeben.

Denn sie hat auch ein Amt, was ihr

Gott zugewiesen, und unter den Gaben und Kräften, die er mannigfach ausgetheilt, hebt der Apostel auch die Weisheit und die Erkenntniß her­ vor, worin aber doch nur der Geist als der Eine wirkt. So ist denn auch die Wiffenschaft unter ein hohes Gesetz gestellt, aber nicht des todten Buchstabens, sondern des lebendigen Geistes, des Geistes Gottes, aus dem sie stammt, — ein Gesetz, was höher ist, denn alle menschliche Macht.

Wir dürfen daher auch nicht fürchten, als könne

sie dem Christenthum,

was ja selbst nur im Geiste lebt und in ihm

seine Wahrheit hat, Eintrag thun; und es wäre ein schwacher Glaube, der ihre freie Bewegung

und Entwickelung hemmen und feffdn wollte

Je mehr die Erkenntniß wächst und immer heller und klarer wird, desto mehr kommt Gott zur Verherrlichung; und wie IesuS selbst Geist uns hmweist,

auf den

als der Ihn verklären werde: so geht auch die

wahre, sich selbst erkennende Wissenschaft auf die Verklär ung des Christen­ thums hinaus. Ihr Forschen soll also wol ein freies, aber doch durch die höchste Beziehung gebunden sein.

Auch sie hat zu Christo, als dem Lichte der

Welt, als zu dem Herrn,

"in welchem alle Schätze der Weisheit und

der Erkenntniß verborgen liegen" hinaufzuschaun.

Ohne einen religiösen

und heiligen Sinn dringt niemand in die Wiffenschaft ein.

Wer sie von

der Religion, mit der sie innerlich Eins ist, trennen und scheiden will, leert sie selbst von der Wahrheit aus und macht sie zu einer nichtigen Truggestalt.

Es

bleibt ewig wahr, daß

die Gottesfurcht der Anfang

und der Grund aller Weisheit ist (Psalm 111, 10).

Die Wiffenschaft,

bte Gott und seinem Geist sich entfremdet und das Leben nur aus irdi­ schen Stoffen zusammensetzt, spricht sich selbst Hohn und statt zu bauen, zerstört sie nur. — Je

mehx aber Viele in unsrer Zeit sich dem Un­

glauben und dem nichtigen Weltwesen hingeben und nicht suchen,

was

291 droben ist, sondern nur nach dem trachten, waS auf Erden ist, um so mehr thut es Noth, daß auch die Wissenschaft, eingedenk ihres göttlichen Berufs, es darthue und erweise, daß der Geist, der Geist des Herrn, nur die Wahrheit ist, und daß ohne die Anerkennung des ewigen Evan­ geliums auch das Licht der Wissenschaft untergeht. Ja, es sind große, ernste und heilige Pflichten, die uns hier vor die Seele treten.

Ohne den reinen, innersten Wahrheilssinn, dem es

allein um die Wahrheit zu thun ist, ohne allen Dünkel und Wissenstolz abzulegen und

sich zu demüthigen vor dem

ewigen und unermeßlichen

Gott und ihm die Ehre zu geben, richten wir auch in der Wissenschaft nichts

aus, und etwas

Großes und

Tüchtiges kann nicht zu Stande

kommen. Das gilt aber nicht etwa nur von der Wissenschaft als der Einen, auch nicht bloß von der Gotteslehre

im engeren Sinne, — die ihren

Ursprung in der göttlichen Offenbarung hat und Christi

als

ein Gotteslicht

leuchten

in der Kirche Jesu

soll, — sondern

auch

von allen

übrigen Wissenschaften, die ja nur Zweige der Emen, Zweige an.dem­ selben göttlichen Stamme sind.

Sie

alle stehen im Dienste des Einen

Herrn und verlangen daher auch dieselbe Würdigung.

Darauf weist uns

auch die besondere und gleich wichtige Aufgabe unserer Universitäten hin, eine Vorbereitung für die Verwaltung verschiedener Berufe und Aemter in der Kirche und der Wiffenschaft

im Staate zu sein; — nur daß sie das Band mit

festhalten

und

sich

ersassen sollen in demselben und

Elnen Geist. So ist das Recht und Gesetz selbst nur ein Gedanke Gottes und nur zu begreifen aus seinem Wort,

und alle höhere Rechtsentwickelung

hängt davon ab, daß das Bild des göttlichen Reichs als eines Reichs der Gerechtigkeit in uns lebt.

Und die Anerkennung der göttlichen Le-

benSordnungen, der Geist der Ehrfurcht und des Gehorsams gegen gott­ geordnete Mächte,

wodurch jeder sittliche Fortschritt bedingt ist,

ruht

selbst nur auf dem Grunde der Religion. — Auch die Heilkunst hat es nicht bloß mit dem Leibe zu thun.

Der Leib ist der Leib der Seele,

und achtet man auf die Seele nicht, so bleibt ein Dunkel zurück, und die höhere Beziehung des Heilens, die doch auch eine religiöse ist und selbst uns hinweist auf den Heiland der Welt und auf seine himmlische Macht, kommt nicht zu ihrem Recht. — Begreifen wir die Sprachen nicht, als durch die sich der Geist Gottes in seinem unendlichen Reich­ thum verkündigen will, so kommen wir zu keiner tieferen Einsicht. —

292 Wird die Geschichte nicht erkannt als eine Geschichte Gottes und seiner Offenbarungen, sieht man sie als bloße Menschengeschichte an: so bleibt sie

auch

unverstanden und bringt keine Frucht für das Gottesreich. —

Ebenso verhält es sich mit allen Wissenschaften, auch die der Erforschung der Natur und ihrer Kräfte gewidmet sind.

Denn der Geist ist auch

der Herr der Natur, und beide stehen in einem innigen Bunde.

Ver­

folgt man bei der wachsenden Herrschaft über die Kräfte der sichtbaren Welt nur selbstische und irdische Zwecke:

so würden trotz aller gerühmten

Bildung die Völker in ihrer Gottentfremdung zu Grunde gehn. Ja, theure Andächtige, soll der Dank, wozu das Jubelfest unS verbindet, ein lebendiger fein: so müssen wir uns in dem Entschlüsse vereinigen, nur der Wahrheit zu dienen, der Wahrheit Gottes. Das ist nun aber, wie wir gesehen haben, nur ein heiliger Dienst, ein Gottesdienst, und ohne selbst geheiligt zu sein, dazu tüchtig.

So

sind wir auch nicht

wie der Dienst der Wahrheit ein hohes, sittliches

Gebot ist, so läßt es sich auch ohne den Geist der Sittlichkeit mcht er­ füllen.

Alles Unheilige streitet auch mit der Wissenschaft.

schritt im wahren Wissen muß auch ein sittlicher Fortschritt

Der Fort­ sein, und

der ganze Karakter des Mannes, seine edle, sittliche Haltung soll Zeugniß geben für die Hoheit und Würde der Wissenschaft. — Darauf deutet auch der Apostel in unserem Texte, wenn er

von der Tüchtigkeit redet

zum Erbe der Heiligen. — Das ist eine gar gewichtvolle Mahnung. Sie kommt aber selbst aus dem Geiste der Wissenschaft. — Doch ge­ nüge hier dieses Eine Wort. Euch aber, geliebte Jünglinge, die Ihr hier noch

beflissen

seid,

Euch tüchtig zu machen für den künftigen Lebensberuf,

ermahne

und

bitte ich noch besonders, es zu beherzigen, daß der wissenschaftliche Fleiß auch eine religiöse und sittliche Pflicht ist,

eine Arbeit, nicht bloß um

Euretwillen, sondern um Gotteswillen, und daß eS ohne sittlichen Wandel keinen rechtschaffenen Studirenden geben kann.

Dann wird Euer Eifer

und Muth um so frischer und lebendiger sein und gottgefällige Früchte tragen. — Auf Euch, Geliebte, ruht unsre Hoffnung, die Hoffnung des Vaterlandes.

Wir leben in einer Zeit großer Entscheidungen.

Um so

mehr laßt es Eure heiligste Sorge sein, daß diese Hoffnung an Euch nicht zu Schanden werde, und Ihr nicht fehlt, wenn Euch der Herr auf den Kampfplatz ruft. Ich

bezeichnete

den

lebendigen,

Gott von uns darzubringenden

Festesdank als den auf die Zukunft gerichteten.

Die höchste Aussicht

293 aber ist die Zukunft unsers Herrn Jesu Christi, der wir in glaubenSvoller Sehnsucht entgegenharren.

Christus aber kommt zu uns nur im

Lichte der Wahrheit und mit seinen Heiligen. der Wahrheit und die Heiltgung uns auch

So soll denn der Dienst der Zukunft Christi näher

bringen und uns tüchtig machen, vor dem Herrn zu bestehn. Aber noch Eins dürfen wir hier nicht übergehn.

"Hätte ich alle

Erkenntniß, — spricht unser Apostel (1. Korinth. 13, 2) — und wüßte ich alle Geheimnisse, ja, hätte ich selbst allen Glauben, und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts."

Wo die Liebe fehlt, da geht die Er­

kenntniß und Weisheit ihres Werthes verlustig.

Denn die Liebe ist das

Höchste, und das Leben vollendet sich nur in ihr.

Auch das Gottesreich

ist ein Reich der Liebe, und auch die Zukunft Jesu Christi kommt nur durch ihre

Macht. —

Ohne den Geist der Liebe

werden daher auch

unsre Hochschulen das heilige Ziel nicht erreichen, „daß wir — wie eben­ falls

unser

Apostel sagt (Ephes. 4, 19) — alle hinankommen sollen zu

einerlei Glauben und Erkenntniß des Sohnes Gottes."

Denn die feind­

lichen Gegensätze, worein die Bekenner Christi gespalten sind, lösen sich ohne

die Liebe nicht.

Denn die Liebe ist Licht,

auch die Erkenntniß erleuchtet.

ein Gotteslicht, was

Nur sie vermag die Getrennten zu einigen,

weil ste die Einheit der Erkenntniß nicht im tödienden Buchstaben, son­ dern im Geiste sieht, — weil nur sie, die Gottesliebe in Jesu Christo, uns selig macht. So endigt sich denn unsre Betrachtung in dem Worte der Liebe, worin das Geheimniß des Himmelreichs verborgen liegt, — der Liebe, die uns den Frieden gibt, den niemand mehr von uns nimmt. Geiste dieser Liebe vereinigen wir

Ja, im

uns Alle und erheben unsre Hände

und Herzen noch dankend und bittend zu Gott: Allmächtiger, allbarmherziger Gott!

Noch einmal danken wir Dir,

daß Du unsre Hochschule nun schon vier Jahrhunderte so treu beschirmt und behütet hast.

Sei auch ferner bei ihr mit Deiner Gnade und nimm

sie in Deinen himmlischen Schutz, daß sie von keinem Unheil betroffen werde!

Segne sie,

segne sie mit himmlischen Gütern in Jesu Christo,

und mache sie selbst zu einer Zierde in Deinem Heiligthum!

Gieße den

Geist der Wahrheit, der Heiligung und der Liebe immer reichlicher über fte- aus, daß noch immer Männer von ihr ausgehen mögen, tüchtig zum Dienst Deines Reichs!— Stärke aber auch uns, o Herr, die Du zur Arbeit an ihr, zur Pflege des Geistes und des geistigen Lebens berufen

294 hast, und hilf, daß wir als treue Haushaller erfunden werden über Deine Geheimnisse! Wache über Deine Kirche, und laß die ganze Christenheit Dir in Deinem lieben Sohne an's Herz gelegt sein! — Ja, Herr, unsre Seele verlangt nach Deinem Heil, nach dem Heile der Völker, nach dem Heile des Vaterlandes. Nimm darum auch unsern vielgeliebten LandeSvater, unsern theuersten König und Herrn, in Deine heilige Obhut!

Erhalte Ihn uns noch recht

lange und gib Ihm Kraft und Stärke von Oben her, um zu herrschen in Deinem Namen, und laß Deine Weisheit und Gerechtigkeit auf Ihm ruhn!

Segne seine Regierung bis in die spätesten Zeiten durch Deine

Gnade und schenke Ihm in Deiner Liebe den auch

unsre Hochschule

seinem Schutze

ein

reichsten Lohn! — Laß

Ihm empfohlen sein und

ruhiges

und stilles Leben

hilf,

daß wir unter

führen

mögen in aller

Gottseligkeit und Ehrbarkeit! — Segne die Königin, seine Gemahlin, und

kröne

auch

sie

mit

Deiner

Huld,

kröne

sie

mit

himmlischer

Lebensfreude! — Segne den Prinzen und die Prinzessin von Preußen und daS ganze königliche Haus! Wir beten für alle Obrigkeiten des Landes, daß sie geleitet von Dir, schaffen mögen, waS Du befohlen hast. — Wir beten für unsere Stadt, daß Du sie bewahren mögest, und daß sie emporblühe durch den Segen der Frommen und durch lebendige Gottesfurcht. Herr, unser Gott, wie Du mit unsern Vätern gewesen bist, so sei auch mit uns, sei mit unS Allen, zum Preise Deines herrlichen Namens! — Heiliger Gottessohn, erfülle, was Du verheißen hast, und sei und bleibe bei uns alle Tage, bis an das Ende der Welt, bis zur Vollendung in Deinem Reiche! Mit Deinem Volk, Herr Jesu Christ, Mn- segne, was Dein Crbtheit ist! Amen.