Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kaiserchronik 3534014294, 9783534014293

Übersetzt von Franz-Josef Schmale und Irene Schmale-Ott. Die Ausgabe der in diesem Band vereinigten Abschnitte der Chro

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Frutolfs und Ekkehards Chroniken und die anonyme Kaiserchronik
 3534014294, 9783534014293

Table of contents :
Vorwort ix
Einleitung 1
Frutolf von Michelsberg 4
I. Biographisches 4
II. Die Weltchronik 7
1. Entstehungszeit und zeitlicher Umfang. Aufbau und Quellen. Charakter der Chronik 7
2. Überlieferung und Fortwirken der Chronik 16
3. Zur Ausgabe und Übersetzung 18
Ekkehard von Aura 19
I. Biographisches 19
II. Das Werk 31
1. Die Vita Burchardi 31
2. Die Chronik. Ihre Rezensionen und deren Überlieferung 32
a) Rezension I 33
b) Rezension II 34
c) Rezension III 34
d) Rezension IV 36
e) Zur Ausgabe 38
Kaiserchronik 39
Zur Überlieferung und zur Ausgabe 43
Bisherige Ausgaben, deutsche Übersetzung und wichtigere Literatur 44
Texte und Übersetzung
Frutolfi chronica 47
Ekkehardi chronica 123
Recensio I 124
Recensio II 206
Anonymi chronica imperatorum 211
Ekkehardi chronica 267
Recensio III 268
Recensio IV 334
Namenverzeichnis 379

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D IE CH RO N IK EN FRUTOLFS UND E K K EH ARD S UND D IE ANONYM E K A ISERCH RO N IK

A U S G E W Ä H L T E QUELLEN ZUR DEUTSCHEN GESCHICHTE DES M I T T E L A L T E R S FREIHERR VOM

STEIN-GEDÄCH TN ISAUSGABE

In Verbindung mit vielen Fachgenossen herausgegeben von Rudolf Buchner

Band X V

FRUTOLFI ET EKKEHARDI CHRONICA NECNON ANONYMI CHRONICA IMPERATORUM e codicibus ediderunt FRANZ-JOSEF SCHMALE et IRENE SCHMALE-OTT

1972

WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT DARMSTADT

FRUTOLFS UND EKKEHARDS CHRONIKEN UND DIE ANONYME KAISERCHRONIK

Übersetzt von FRANZ-JOSEF SCHMALE und IRENE SCHMALE-OTT

1972

WISSENSCHAFTLICHE BUCHGESELLSCHAFT DARMSTADT

©

Bestellnummer: 1429

Schrift: Monotype Modem-Antiqua, Serie 1

© 1972 by Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Satz: Dr. Alexander Krebs, Hemsbach/Bergstraße Druck und Einband: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt Printed in Germany

ISBN 3-534-014:29-4

IN H A L T SV E K ZE IC H N IS Vorwort .................................................................................................................

IX

Einleitung ............................................................................................................. Frutolf von Michelsberg ................................................................................ I. Biographisches ..................................................................................... II. Die W eltch ron ik .................................................................................... 1. Entstehungszeit und zeitlicher Umfang. Aufbau und Quellen. Charakter der Chronik ............................................. 2. Überlieferung und Fort wirken der Chronik ................................. 3. Zur Ausgabe und Übersetzung ........................................................ Ekkehard von A u r a ........................................................................................ I. Biographisches ...................................................................................... II. Das Werk ............................................................................................... 1. Die Vita B u rch a rd i............................................................................ 2. Die Chronik. Ihre Rezensionen und deren Ü berlieferung.......... a) Rezension I .................................................................................... b) Rezension I I .................................................................................. c) Rezension I I I ................................................................................ d) Rezension IV ................................................................................ e) Zur A u s g a b e ......................................................... Kaiserchronik ................................................................................................... Zur Überlieferung und zur Ausgabe .......................................................

1 4 4 7 7 16 18 19 19 31 31 32 33 34 34 36 38 39 43

Bisherige Ausgaben, deutsche Übersetzung und wichtigere Literatur . . . .

44

Texte und Übersetzung Frutolfi ch ro n ica ............................................................................................... Ekkehardi chronica ......................................................................................... Recensio I ..................................................................................................... Recensio II ................................................................................................... Anonymi chronica imperatorum .................................................................. Ekkehardi chronica ......................................................................................... Recensio II I ................................................................................................. Recensio IV .................................................................................................

47 123 124 206 211 267 268 334

Namenverzeichnis

379

...............................................................................................

VORW ORT Die Ausgabe der in diesem Band vereinigten Abschnitte der Chroniken Frutolfs von Michelsberg, Ekkehards von Aura und der früher für die Rezension C von Ekkehards Werk gehaltenen anonymen Kaiserchronik ist aus der Arbeit an der kritischen Edition dieser Quellen für die Monu­ menta Germaniae Historica erwachsen. Die Texte entsprechen der in Kürze zu erwartenden kritischen Ausgabe und bieten damit zum ersten Mal ein genaues Bild der authentischen Gestalt der genannten Werke, so­ weit sie hier veröffentlicht werden. Infolgedessen war es allerdings wenig sinnvoll, die Seitenzählung der bisher einzigen, aber weitgehend verfehl­ ten Ausgabe von Georg Waitz in MG. SS. 6 zu verzeichnen, wie es sonst in dieser Reihe üblich ist. Dennoch kann die vorliegende Ausgabe ohne Bedenken, da die Texte als solche identisch sein werden, neben der zukünf­ tigen kritischen Edition verwendet werden, wenn statt auf Seiten auf Berichtsjahre verwiesen wird. Die Herausgeber sind nach vielen Jahren gemeinsamer Arbeit an die­ sen Chroniken nicht mehr in der Lage, ihre jeweiligen Anteile genau abzugrenzen, und tragen daher für Einleitung, Text und Übersetzung gemeinsam die Verantwortung. Dem Präsidenten der Monumenta Ger­ maniae Historica, Herrn Prof. Dr. Herbert Grundmann (f), danken sie auch an dieser Stelle für sein Einverständnis mit diesem Vorabdruck. Franz-Josef Schmale

Irene Schmale-Ott

EINLEITUNG Im Jahre 1099 beendete der Mönch Frutolf, Prior des Klosters Michels­ berg bei Bamberg, eine Weltchronik, die hinsichtlich ihres Umfangs und des darin verarbeiteten Stoffes als bedeutendstes Werk der Weltge­ schichtsschreibung im Mittelalter betrachtet werden darf. Sie wurde in der Folgezeit zur Grundlage zahlreicher weiterer Chroniken, wenn auch nicht in ihrer originalen Gestalt; denn wenige Jahre nach der Fertig­ stellung geriet ein anderer, der spätere Abt Ekkehard von Aura, an das Originalexemplar der Chronik, die damals noch nicht außerhalb des Klosters Michelsberg verbreitet worden war, änderte und tilgte zum Teil den Vorgefundenen Text und setzte ihn bis zum Anfang des Jahres 1106 fort. Ekkehard hat die Chronik in der von ihm veränderten Form dann noch mehrfach bearbeitet und erweitert, zuletzt bis zum Jahre 1125, und in dieser Gestalt hat sie ihre größte Verbreitung gefunden und bedeuten­ den Einfluß auf andere Weltchronisten ausgeübt. Da Frutolf seinen Namen nicht genannt hatte und auch Ekkehard nur aus in einigen wenigen Handschriften überlieferten Widmungsbriefen als Verfasser zu erkennen war, blieb nicht nur das originale Werk Frutolfs ünbekannt, sondern auch Ekkehards Bearbeitung und Fortsetzung bis ins vorige Jahrhundert meist anonym. Die einen sahen in dem Geschichts­ werk eine Münsterschwarzacher Chronik, da zahlreiche Handschriften Münsterschwarzacher Lokalzusätze aufweisen und die Münsterschwarza­ cher Klosterüberlieferung von einem Chronicon Maius zu berichten weiß1, oder es galt als originaler Bestandteil der Chronik Burchards von Ursperg - beziehungsweise seines Fortsetzers Konrad von Lichtenau - , der es als ganzes seinem eigenen Werk einverleibte2. Demgegenüber war es ein erheblicher Fortschritt, als Georg Waitz im Jahre 1837 zu dem Schluß kam, Ekkehard von Aura sei der Verfasser dieser oft überlieferten und wiederverwendeten Chronik von der Erschaffung 1 Vgl. dazu zuletzt A. Wendehorst, Zur Münsterschwarzacher Geschichts­ schreibung im Mittelalter, D A 16 (1960) 224 ff. 2 Burchardi praepositi Urspergensis chronicon, ed. O. Holder-Egger u. B. v. Simson, MG- SS. rer. Germ. (21916).

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Einleitung

der Welt bis zum Jahre 11253. Seine Ergebnisse legte er nicht nur wenige Jahre später seiner Edition zugrunde4, sie blieben auch für mehr als ein halbes Jahrhundert maßgebend. Im einzelnen glaubte Waitz aus den verschiedenen Überheferungen schließen zu können, daß Ekkehard im Laufe der Zeit fünf verschiedene Rezensionen seines Werkes angefer­ tigt habe. Die erste Redaktion A sah Waitz in dem ursprünglichen Frutolf-Text, dessen letzte Jahresberichte Ekkehard ausradiert hatte, die aber in einer früheren Michelsberger Teilabschrift erhalten waren. Als Redaktion B bezeichnete Waitz den in Frutolfs Autograph von Ekkehard bearbeiteten und bis 1106 fortgesetzten Text; als Fassung C galt ihm eine im Auftrag Kaiser Heinrichs V. geschriebene und bis 1114 reichende Chronik, die in dem Widmungsbrief für Heinrich als Kaiserchronik bezeichnet wird und die bis 1106 als leicht veränderter und ergänzter Aus­ zug aus B betrachtet werden kann, wobei die in B gegen Heinrich IV. gerichtete Tendenz in eine diesem Herrscher gegenüber positivere Haltung verändert wurde. Da die Jahresberichte von 1107 bis 1112 völlig, die von 1113 und 1114 wenigstens teilweise mit den entsprechenden Jahresberich­ ten der bis 1125 reichenden Ekkehard-Überlieferungen identisch sind, meinte Waitz auch in diesem Werk eine von Ekkehard selbst verfertigte Rezension seiner Chronik sehen zu müssen. Wenn auch alle sonstigen Überheferungen bis zum Jahre 1125 reichen, so glaubte Waitz dennoch - zum Teil mit Recht - , auch hierbei noch wei­ tere Rezensionen konstatieren zu können. Aus einem in einer Handschrift erhaltenen Widmungsbrief an den Abt Erkembert von Corvey geht her­ vor6, daß Ekkehard um 1116/17 dem befreundeten Abt zur Vorbereitung auf eine Pilgerfahrt ins Heilige Land ein Exemplar seiner Chronik über­ sandte, das in vielem offenbar C nahestand und das Waitz als Rezension E bezeichnet«. In dem Text einer anderen Handschrift, der weitgehend mit E übereinstimmt, bis 1125 reicht, aber aufgrund einiger Lesarten­ unterschiede älter als E zu sein schien, erkannte Waitz die Überheferung einer seit 1106 kontinuierlich bis 1125 geführten Fortsetzung, die er Redaktion D benannte. Eine letzte Redaktion B * sah er schließlich in einer reichüberlieferten Version der Chronik, die ebenfalls mit dem Jahr 1125 endete, aber gegenüber D und E wieder stärker auf den Text von B zurückgriff. 3 G. Waitz, De Chronici Urspergensis auctore, fontibus et auctoritate 1 (Berlin 1836). 4 Ekkehardi Uraugiensis chronica, ed. G. Waitz, MG. SS. 6 (1844) Iff. Vgl. zum Folgenden auch die Einleitung zur Ausgabe von Waitz, ebd. 1 ff. 5 Siehe unten S. 270.

Einleitung

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Die unterschiedlichen, zum Teil sogar sich völüg widersprechenden politischen Tendenzen der einzelnen Fassungen boten zweifellos Schwie­ rigkeiten. Nahm der Verfasser in A eine konservative, eher für Heinrich IV. günstige Haltung ein, so schien er in B zu einem entschiedenen Gegner des Kaisers geworden zu sein, was man mit einer Wandlung durch die Teil­ nahme am ersten Kreuzzug erklären zu können glaubte. In C dagegen war das Urteil über diesen Herrscher wiederum erheblich gemildert, angeblich aus Rücksicht auf Heinrich V., während D, E und B * erneut von der in B zum Ausdruck kommenden Einstellung bestimmt waren. Der Verfasser mußte sich also geradezu wie ein Chamäleon gewandelt haben. So unwahrscheinüch das auch sein mochte, angesichts der text­ kritischen Ergebnisse von Waitz, die noch G. Buchholz zu unterbauen unternahm6, schienen Zweifel nicht angebracht. Grundsätzlich neue Ergebnisse, die die bis dahin geltende Ansicht um­ stürzten, brachte erst im Jahre 1896 eine Untersuchung von Bresslau7. Vereinzelte Nachrichten des 12. Jahrhunderts nannten einen Frutolf als Verfasser einer Weltchronik. In einem alten Michelsberger Bibliotheks­ katalog wurde für die Zeit um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert der Prior Frutolf als Schreiber zahlreicher Handschriften, darunter auch eines Liber chronicorum, genannt8, von denen einige sich noch unter den erhaltenen Bamberger Handschriftenbeständen nachweisen ließen. Ein Vergleich dieser von Frutolf geschriebenen Codices mit der Handschrift der Fassung B in Kombination mit den sonstigen Nachrichten erbrachte den eindeutigen Beweis, daß der Text der Originalhandschrift der Chronik in der Hauptsache - heute bis zum Anfang des Jahresberichtes zu 1098, ursprünglich bis zum Jahre 1099 - von Frutolf geschrieben, dieser also der eigentliche Verfasser der Weltchronik ist, die von Ekkehard nur bear­ beitet und fortgesetzt wurde. Inzwischen konnte noch eine weitere Korrektur vorgenommen und auch die sogenannte Redaktion C Ekkehard abgesprochen werden9. Der handschriftliche Befund - Waitz hatte fälschlich angenommen, die Hand­ schrift der Fassung C sei von Ekkehard geschrieben - , die B völlig 8 G. Buchholz, Ekkehard von Aura (1888). 7 H. Bresslau, Bamberger Studien, NA 21 (1896) 197 ff. 8 Zuerst bei H. J. Jaeck - J. Heller, in Beiträge zur Kunst- und Literatur­ geschichte 3. Heft (Nürnberg 1822) X I X f f .; ebenso bei H. Bresslau, Bamberger Studien S. 141 if. und in Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz 3,3 (1939) 357 ff. * I. Schmale-Ott, Die Rezension C der Weltchronik Ekkehards, DA. 12 (1956) 363 ff.

Einleitung

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entgegengesetzte Tendenz und ein gänzlich anderer Stil beweisen, daß C eine zwar weitestgehend auf B beruhende, aber seit etwa 1096 selbständige Kaiserchronik ist, die ihrerseits später wieder von Ekkehard benutzt wurde. Darüber hinaus ergeben sich auch bei einer erneuten Untersuchung der Handschriften der für Ekkehard noch verbleibenden Rezensionen B, B *, D und E beträchtliche Modifikationen der bis heute geltenden Anschau­ ungen. Auf diesen seit Waitz wesentlich veränderten Einsichten, die im einzelnen noch näher dargelegt werden, beruht die folgende auszugsweise Edition der Chroniken Frutolfs, Ekkehards und der anonymen Kaiser­ chronik. FRUTOLF VON MICHELSBERG I.

B io g r a p h is c h e s

Da Frutolf, der bedeutendste der hier zu behandelnden Chronisten, fast völlig hinter seinem Werk zurücktritt und niemals über sich selbst spricht außer bei kritischen Auseinandersetzungen mit seinen Quellen, ist seiner Chronik nur sehr wenig über seine Person zu entnehmen und auch das wenige nur indirekt10. Aus der gelegentüch oberdeutschen Schreibweise für Orts- und Personennamen kann man mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auf bayerische Herkunft schließen. Ebenso mag man die relativ zahlreichen Nachrichten über Ereignisse im Regensburger Raum in dieser Richtung auswerten, falls das nicht damit zusammenhängt, daß das Kloster Michelsberg um die Jahrhundertwende unter Äbten stand, die vorher Mönche in St. Emmeram in Regensburg gewesen waren und dem Chronisten möglicherweise Regensburger Quellen zugänglich machten. Über das etwaige Geburtsdatum läßt sich keine Aussage machen, dagegen ist in zwei Michelsberger Nekrologien der 17. Januar 1103 als Todesdatum überliefert11, wobei der eine Eintrag Frutolf zu­ gleich als Priester bezeichnet12. Über Frutolfs Stellung und Tätigkeit im Kloster gibt der schon erwähnte Michelsberger Bibliothekskatalog des Priors Burchard aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts einige Auskünfte13. Danach muß Frutolf 10 Zu Frutolf vgl. H. Bresslau, Bamberger Studien 197 ff. ; M. Manitius, Ge­ schichte der lateinischen Literatur des Mittelalters 3 (1931) 550 ff. ; W . W atten­ bach - R. Holtzmann, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter 2 (Neu­ bearbeitung 1967) 491 ff., 3 (1970); I. Schmale - Ott, Frutolf von Michelsberg, Verf. Lex. 5, 240 ff. 11 Ph. Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5, 564. 12 Ebd. S. 567. 13 Bresslau S. 146ff. n. 3.

Frutolf

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Prior des Konvents gewesen sein und sich vornehmlich der Vermehrung der Bibliotheksbestände gewidmet haben. Burchard nennt insgesamt fünfzehn, zum Teil recht umfangreiche Werke, die Frutolf geschrieben oder kopiert haben soll, von denen wenigstens das eine oder andere noch erhalten ist. Dabei stand ihm offenbar ein Mönch namens Thiemo zur Seite. Denn auch dieser wird von Burchard als Schreiber zahlreicher Handschriften genannt14, von denen einige mit den bei Frutolf angeführ­ ten identisch sind. Daß man daraus nicht auf mehrfache Abschriften der­ selben Werke schließen muß - wie man einmal gemeint hat15 - , daß viel­ mehr die doppeltgenannten Werke nicht von Frutolf, sondern auf dessen Veranlassung von Thiemo geschrieben wurden, ist eine einleuchtende jüngere Vermutung16. Unter den Abschriften Frutolfs und auch Thiemos überwiegen Werke musikalischen, astronomischen und mathematischen Inhalts. Offensicht­ lich richtete sich sein Interesse also vorwiegend auf die Fächer des Quadri­ vium, dem auch die Chronographie, die Weltgeschichtsschreibung, als eine besondere Form der Komputistik zuzurechnen ist. Bei einer Durch­ sicht der Michelsberger Bibliothekskataloge gewinnt man den Eindruck, daß die Klosterbibliothek überhaupt erst durch Frutolf mit Werken die­ ser Art versehen wurde, und so ist es vielleicht nicht abwegig anzunehmen, daß er zugleich als Lehrer des Quadrivium im Kloster tätig war. Dafür könnte auch sprechen, daß der Kanoniker Heimo von St. Jakob in Bam­ berg, der eine Schrift „Chronographia seu de decursu temporum“ geschrie­ ben hat, Frutolf als magistrum nostrum bezeichnet17. Frutolf hat wahrscheinlich nicht nur eine Weltchronik verfaßt, sondern wohl auch noch das eine oder andere weitere Werk. Insgesamt hat man ihm noch drei Schriften zuweisen wollen, aber mit einiger Sicherheit läßt sich nur ein Breviarium de musica für ihn in Anspruch nehmen. Ein sol­ ches erwähnt nicht nur Burchard in seinem Bücherkatalog unter den von Frutolf geschriebenen Handschriften18, auch Wolfger von Prüfening, der früher sogenannte Anonymus Mellicensis, rühmte Frutolf außer als

14 Ebd. S. 147 n. IV. 15 So Bresslau S. 156. 16 O. Meyer, Weltchronistik und Computus im hochmittelalterlichen Bam­ berg, Jb. f. fränk. LF. 19 (1959) 248 Anm. 20. 17 Chronographia seu de decursu temporum (ed. ab anno 1106), MG. SS. 10, 1 ff. ; einzelne Texte auch bei Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5, 537 ff. Vgl. vor allem auch Th. von den Brincken, Studien zur lateinischen Weltchronistik bis in das Zeit­ alter Ottos von Freising (1957) S. 175 ff. 18 Bresslau S. 147 n. III, 10.

Einleitung

Verfasser einer Weltchronik als Musiker19. Tatsächlich ist auch in einer Handschrift des 12. Jahrhunderts20 und in einer jüngeren Abschrift ein Breviarium erhalten, das einen Tonarius in Hexametern enthält, zu dessen Anfang sich ein Frutolf als Verfasser nennt21. Grundsätzliche Bedenken, in diesem Breviarium das Werk Frutolfs zu sehen, bestehen nicht, zumal offensichtlich alle in dieser kompilatorischen Schrift verwendeten Quellen in den Bamberger Bibliotheken vorhanden waren. Wesentlich ungewisser ist Frutolfs Verfasserschaft bei zwei anderen Werken, die man ihm hat zuschreiben wollen. Unter den heutigen Bam­ berger Handschriften22 ist ein Liber de divinis officiis erhalten, der zwei­ fellos von der Hand Frutolfs geschrieben ist. In Burchards Bücherver­ zeichnis wird eine solche Schrift zwar nicht erwähnt, wohl aber ein Liber qui dicitur Pan23, den Bresslau mit dem Liber de divinis officiis identifi­ zieren wollte. So plausibel das auch ist, zumal wenn Burchards Verzeich­ nis der von Frutolf geschriebenen Codices vollständig ist, so fehlen doch alle eindeutigen Hinweise darauf, daß Frutolf auch der Autor ist; daß die von Bresslau genannten Quellen dieser Kompilation in Bamberg zur Zeit Frutolfs und auch lange danach offensichtlich nicht vorhanden waren - sie werden in keinem der zahlreichen mittelalterlichen Bibliothekskata­ loge Bambergs genannt - spricht eher dagegen. Ebenso unsicher ist Frutolfs Autorschaft bei einem letzten Werk, das man ihm hat zu weisen wollen. In einer Breslauer Handschrift24 unbe­ kannter Herkunft wurde eine Schrift entdeckt, die am Schluß als Fortolfi rytmimachia bezeichnet ist25. Es ist dies eine Anleitung zu einem Brett­ spiel mit Zahlensteinen und könnte daher in den Bereich des Quadrivium, des von Frutolf bevorzugten Wissenschaftsbereiches, fallen; auch der Name Fortolfus darf ohne Bedenken als synonym mit Frutolfus gelten. Ebenso sind die wenigen vom Herausgeber namhaft gemachten Quellen 19 Anonymus Mellicensis (Wolfger von Prüfening), De scriptoribus ecclesia­ sticis, ed. E. Ettlinger, S. 91 c. 103. 20 Cod. lat. Mon. 14 965. 21 C. Vivell, Frutolfi Breviarium de musica et Tonarius, SB. Wien 188/2 (1919) 26 ff. Zu den Handschriften Ders., Das Breviarium de musica des Mönchs Frutolf von Michelsberg, Stud. u. Mitt. z. Gesch. d. Benediktinerordens 34 (1913) 413 ff. 22 Der Codex E. V. 13 ; vgl. Bresslau S. 223 f. Zu der Hs. vgl. LeitschuhFischer, Katalog I, 1, 283. 23 Bresslau S. 146 n. III, 7. 24 Stadtbibliothek n. 54, früher Rehdingerianus S. I. 4.5. 25 Herausgegeben von R. Peiper, Fortolfi Rythmimachia, Abh. z. Geschichte der Mathematik ( = Zs. f. Math. u. Physik 25 [1880] Supplementheft z. hist.lit. Abt.) 169ff., zur Hs. S. 210f.

Frutolf

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in Bamberg vorhanden gewesen, doch sind diese so weit verbreitet - etwa Boetius - , daß daraus keine sicheren Schlüsse gezogen werden können. Da der mathematische Charakter der Schrift und ihre Sprache im Ver­ gleich mit der Weltchronik oder den etwaigen sonstigen Schriften Fru­ tolf s keine stiüstischen Anhaltspunkte für seine Verfasserschaft bieten und Burchard in seinem Verzeichnis ebensowenig eine derartige Abhand­ lung unter den von Frutolf geschriebenen Codices nennt wie irgendeiner der sonstigen Bamberger Bibliothekskataloge, läßt sich letzten Endes kein Beweis für Frutolf als Verfasser führen. Über die zeitliche Reihenfolge dieser Schriften ist keine Aussage zu machen. Man kann lediglich annehmen, sollte Frutolf ihr Autor sein, daß sie alle vor der Weltchronik entstanden, da diese sicher sein letztes Werk war und ihn bis kurz vor seinem Tode beschäftigte.

II.

D ie W e l t c h r o n ik

1. E n t s t e h u n g s z e i t und z e i t l i c h e r Um fa ng . A u f b a u un d Quellen. C h ar ak t e r der Ch ro n ik An zwei Stellen seiner Chronik weist Frutolf auf deren Entstehungszeit hin. Im Anschluß an Ausführungen über den hl. Petrus spricht er von den Schwierigkeiten, angesichts der widersprüchlichen Quellenaussagen zu einer eindeutigen Papstliste zu kommen, die er nach bestem Wissen bis zum Jahre 1099 geführt habe26. Läßt diese Zeitangabe auch einen späte­ ren Abschluß der Chronik zu, da 1099 der letzte von Frutolf erlebte Papst­ wechsel stattfand, so sagt er eindeutiger bei der Thronbesteigung König Heinrichs IV., die er zum Jahre 1057 berichtet, dieser habe im 42. Jahr regiert, als die Chronik abgefaßt wurde27. Bei genauer Rechnung würde diese Angabe auf das Jahr 1098 führen, da ja das Jahr 1057 bereits als erstes Regierungsjahr mitgezählt werden müßte. Das aber stünde in ein­ deutigem Widerspruch zu dem früheren Datum, so daß Frutolf durch einen naheliegenden Rechenfehler auf das 42. Regierungsjahr gekommen sein dürfte, indem er nämüch 1057 von 1099 subtrahierte und die Diffe­ renz irrtümlich als Ordnungszahl bezeichnete. Das schließt natürlich nicht aus, daß der Schluß der Chronik, eben der Jahresbericht zu 1099, 26 Vgl. MG. SS. 6, 100 Z. 31 ; F.-J. Schmale, Zur Abfassungszeit von Frutolfs Weltchronik, 102. Bericht des hist. Ver. Bamberg (1966) 81 ff. 27 Siehe unten S. 72 Z. 30.

8

Einleitung

erst im Jahre 1100 niedergeschrieben wurde. Ebenso ist anzunehmen, daß die Arbeit an einem so umfangreichen Werk, die Kombination eines so reichen Quellenmaterials, wie es Frutolf tatsächlich verwertete, mehrere Jahre in Anspruch nahm und der Beginn des ganzen Unternehmens schon einige Zeit vor 1099 anzusetzen ist. In einer Teilabschrift der Chronik28, die noch die originalen, von Ekke­ hard später im Autograph ausradierten und durch einen eigenen Text ersetzten letzten Jahresberichte enthält, finden sich auch noch kurze Berichte zu den Jahren 1100 und 1101. Bresslau nahm daher an29, daß Frutolf seine Chronik bis 1101 fortgesetzt habe, zumal er aus einem Ver­ gleich von Frutolfs Autograph und der Abschrift sicher errechnen zu können glaubte, daß nur ein Text mit Einschluß der Jahresberichte zu 1100 und 1101 den gesamten Baum der Basur ausgefüllt haben könnte. Wenn in der Abschrift Marginalien zu den letzten beiden Berichten die Jahre der Weltära angeben, so glaubte Bresslau Spuren entsprechender Marginalien an den nach seiner Berechnung zu erwartenden Stellen auch im Autograph wiederfinden zu können. Nun nehmen zwar gleiche Texte im Autograph und in der Abschrift nicht stets den gleichen Baum ein, so daß jede bloße Berechnung fragwürdig ist, aber irgend etwas scheint auch im Autograph im Anschluß an den Jahresbericht zu 1099 noch gestanden zu haben. Ob das die Berichte zu 1100 und 1101 der Abschrift waren, ob das, was dort noch stand, von Frutolfs Hand geschrieben war, bleibt aber sehr unsicher. Gegen eine Fortführung der Chronik über 1099 hinaus spre­ chen Frutolfs Zeitangaben sowie der Umstand, daß weder die noch zu besprechenden, unmittelbar von Frutolf abhängigen Quellen, noch Ekke­ hard, der die von ihm ausradierten Frutolf-Texte vollständig in seinen eigenen wiederaufnahm, irgendwelche Beziehungen zu diesen beiden Jahresberichten aufweisen. Schließlich widerspricht es Frutolfs Gepflogen­ heit, die Jahre der Weltära anders als von 50 zu 50 oder 100 zu 100 Jahren anzugeben. Wenn, wie es der Fall zu sein scheint, am Ende des Jahres­ berichtes zu 1099 ein ungerades Jahr der Weltära (5061) angegeben war, so ist das eigentlich nur anläßlich des Abschlusses der ganzen Chronik zu erwarten; es wäre aber ganz ungewöhnlich gewesen, wenn Frutolf dann auch zum nächstfolgenden Jahr eine entsprechende Angabe gemacht hätte. Frutolf ist der erste mittelalterliche Chronist, der tatsächlich die gesamte im Mittelalter zugängliche Geschichte von der Erschaffung der Welt an bis auf seine eigene Gegenwart beschreibt und chronologisch genau zu ordnen sucht. Wichtigste Orientierungshilfe war ihm dabei die 28 In d er Handschrift Karlsruhe 504; vgl. unten S. 17.

29 Studien S. 211 ff.

Frutolf

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Chronik des Hieronymus, der die Weltchronik des Eusebius ins Lateinische übersetzt, bearbeitet und bis in die eigene Zeit (378) fortgeführt hatte30. Dieses Werk, das von Ninus an die Weltgeschichte an Hand von verglei­ chenden Herrschertabellen der Reiche der Juden, Assyrer, Sycionier usw. bis hin zu denen des Römischen Reiches Jahr für Jahr ordnete, entsprach offenbar am stärksten Frutolfs eigenen Vorstellungen, die auf größte Stoflfülle und ein durchgehendes annalistisches Schema zielten; denn ob­ gleich ihm aus den Beständen der Michelsberger Kloster- und der Bam­ berger Dombibliothek auch die Chroniken des Isidor von Sevilla und des Beda zur Verfügung standen, folgte er diesen gerade nicht. Zwar boten diese im Gegensatz zu Hieronymus echte Weltgeschichte, da sie von Adam ausgingen, aber sie waren doch wesentlich beschränkter insofern, als sie nicht alle Reiche berücksichtigten, den Stoff nicht streng annalistisch ordneten und daher nur geringe Möglichkeiten boten, weiteres Quellenmaterial zeitlich richtig einzufügen. Nur für die Zeit vor Ninus, für die Generationen von Adam bis Ninus, vertraute sich Frutolf daher ihnen ausschließlich an, um sie dann nur noch wie jede andere beliebige Quelle mitzuverwerten. Das ist nämlich einer der wesentlichen Unter­ schiede etwa zu der gleichzeitigen Weltchronik des Sigebert von Gembloux, daß Frutolf nicht nur den Hieronymus fortsetzen wollte, sondern auch dessen Chronik nur als eine, wenn auch die wichtigste Quelle verwer­ tete, sich im übrigen aber bemühte, sie mit Hilfe der Heiligen Schrift, des Josephus Flavius, Orosius, Augustinus, Frechulf von Lisieux und anderer zu bereichern. Dennoch überwiegt bis etwa zur Gründung Roms tabella­ risches Zahlenmaterial; von dieser Zeit an wird der berichtende Text immer umfangreicher. Zu den bisher schon genannten Quellen treten nun zahlreiche weitere wie Jordanes, Paulus Diaconus’ Historia Romana und verschiedene anonyme römische Geschichten. Das Gerüst aber bildet nach wie vor Hieronymus, mit dessen Ende Prosper Tiro sowie dessen Fortsetzungen, zu denen noch weitere Quellen hinzugezogen werden. Mit dem Ende der spätantiken Chroniken stehen Frutolf sodann Annalen­ werke zur Verfügung wie das Chronicon Wirziburgense, die ebenfalls weit­ gehend Jahr für Jahr berichtende Historia miscella, die Karolingischen Reichsannalen. Für das ausgehende 9. und für einige Partien des aus­ gehenden 10. und des beginnenden 11. Jahrhunderts hat er streckenweise dagegen keine andere Quelle mehr als das Chronicon Wirziburgense, so daß er oft nichts anderes mehr als nur noch die bloßen Regierungsjahre

30 Migne, PL. 27; J. K . Fotheringham (London 1923).

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Einleitung

bieten kann. Das gilt gelegentlich auch noch für das 11. Jahrhundert bis nahe an die eigene Gegenwart heran, wenn auch mit etwa dem Jahre 1000 das selbständig Berichtete zunimmt, also das, was auf keine erhaltene Quelle mehr zurückgeführt werden kann. Woher Frutolf seine Quellen und Nachrichten für das 11. Jahrhundert bezog, läßt sich zum erheblichen Teil noch erschließen. Den Grundstock bildet auch hier das sogenannte Chronicon Wirziburgense313 , das in Wirk­ 2 lichkeit eine in Bamberg spätestens Anfang der neunziger Jahre des 11. Jahrhunderts entstandene Bearbeitung der Reichenauer Kaiserchronik38 ist. Diese wohl auch für das 11. Jahrhundert mehr als dürftige Bamberger Kompilation konnte Frutolf einmal mit einigen Bamberger Lokalnach­ richten über die Gründung des Bistums und des Klosters Michelsberg, über das Todesdatum der Kaiserin Kunigunde sowie mit Hilfe einiger in Bamberg überlieferter Urkunden und Briefe anreichern. Einen verhält­ nismäßig großen Raum nehmen sodann Berichte über Geschehnisse inner­ halb des bayerischen, besonders des Regensburger Gebietes ein, die in ihrer Formulierung gelegentlich mit St. Emmeramer Notizen oder den Annales Altahenses maiores auffallend übereinstimmen. Man kann daher sicher sein, daß Frutolf einiges Material, das heute als verloren gelten muß, aber auch in anderen Quellen wie den Niederaltaicher Annalen benutzt wurde, aus Regensburg, genauer vielleicht aus St. Emmeram erhalten hat. Zieht man all das von Frutolfs Text ab, so bleibt nur mehr verhältnismäßig wenig übrig, was man auf seine persönliche Kenntnis zurückführen kann. Da im übrigen die Jahresberichte aus dem von ihm selbst erlebten Zeitraum kaum umfangreicher sind als in anderen Epochen, für die ihm ausreichende Quellen zur Verfügung standen, ist es sicher, daß dem Chronisten nicht die Geschichte der eigenen Zeit Hauptanliegen war, sondern die gleichmäßige Beschreibung der Weltgeschichte, wobei sein Horizont, je näher er der eigenen Gegenwart kam, infolge der Quellen­ lage allerdings mehr und mehr und fast zwangsläufig auf den engeren fränkisch-bayerischen Raum eingeschränkt wurde. Frutolf hat seinem Werk keinen eigenen Titel gegeben, sondern den der Chronik des Hieronymus, wie ihn diese in einigen Überheferungen führt33. 31 Als Ekkehardi chronicon Wirziburgense hg. v. G. Waitz, MG. SS. 6, 17 ff. Neu hg. auf Grund aller bisher bekanntgewordenen Handschriften von H .-J. Beyer in einer ungedruckten Magisterarbeit, Das Chronicon Wirziburgense (Bochum 1967). 32 Unter dem Titel Chronicon Suevicum universale teilweise ed. H. Bresslau, MG. SS. 13, 61 ff. ; vollständig bei Chr. Urstisius, Germaniae Hist, illustrium auctorum 1 (1585) 229 ff. 33 Vgl. Fotheringham S. 5. Anm.

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Ihr entnahm er auch die Vorrede und sämtliche Herrschertabellen. Aber mit dieser Anlehnung an Hieronymus, mit der Übernahme von dessen annalistischem Schema und mit der Verwertung eines außerordentlich um­ fangreichen anderweitigen Quellenmaterials ist Frutolfs Chronik noch nicht ausreichend gekennzeichnet. Es wurde schon gesagt, daß diese wei­ ter zurückgreift als Hieronymus und dessen zum größten Teil nur aus Zahlen bestehende Chronik mit zahlreichen anderen Nachrichten ergänzt wurde. Aber auch darüber hinaus nimmt Frutolf noch wichtige Änderun­ gen vor, die über den Zeitraum von Hieronymus’ Chronik durchgehalten und damit zu individuellen Charakteristika werden, wenn letzten Endes auch sie ebenfalls auf Anregungen seiner Quellen zurückgehen. Als erste Eigenart mag hier eine Reihe von chronologischen Systemen genannt werden. Das sich über die ganze Chronik erstreckende System, das von Beda übernommen wurde, ist die Weltära, die Frutolf allerdings von der vierten aetas ab - darüber weiter unten noch mehr - um 10 Jahre niedriger ansetzt als Beda, da dieser der Hebraica veritas, Frutolf aber der von Hieronymus für seine Tabellen angewendeten Zählweise der Septua­ ginta folgt. Innerhalb der Weltära gibt es sodann zahlreiche weitere Sy­ steme, die entweder mit einem bestimmten Zeitpunkt beginnen und dann durchlaufen - so die Jahre seit der Gründung Roms, die Olympiaden, die Jahre nach Christi Geburt, die Indiktionen - oder aber auch Systeme, die nur für bestimmte Epochen gelten: Jahre seit der Verheißung ab Abra­ ham (nach Hieronymus), Jahre seit der Errichtung des Tempels in Jeru­ salem, Jahre seit der Zerstörung des Tempels, Jahre seit der Wiedererrich­ tung des Tempels. Zeigt sich daran insgesamt Frutolfs chronologisches Interesse, das er mit anderen Zeitgenossen teilt, so wird aus den die jüdische Geschichte berücksichtigenden Zählungen bereits die Bedeutung sichtbar, die er dem Volk der Juden beimißt und die sich noch in einer anderen Abweichung von Hieronymus kundtut. Im Gegensatz zu diesem werden in den Herr­ schertabellen bei Frutolf nämlich stets die jüdischen Väter, Richter, Könige, Hohen Priester bis hin zu den Makkabäern zuerst genannt, so daß diesen gewissermaßen die weltgeschichtliche Führungsrolle zukommt, bis sie vom Römischen Reich abgelöst werden, das bis auf die eigene Gegen­ wart als einziges Reich übrig bleibt, zuletzt unter den karolingischen, ost­ fränkischen und deutschen Herrschern, und neben dem - anders als etwa bei Sigebert von Gembloux - offensichtlich kein Reich mehr Erwähnung verdient. So könnte man mit Recht sagen, daß hierdurch die gesamte Weltgeschichte gewissermaßen zweigeteilt wird in einen ersten Abschnitt, der von der Geschichte des jüdischen, des Auserwählten Volkes beherrscht

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wird, und in einen zweiten Abschnitt, die Geschichte des Komischen Rei­ ches. Zweierlei ist dabei noch zu betonen und unterstreicht diese Beob­ achtung: bei der Geschichte keines Volkes wurde mehr kritisches Bemü­ hen aufgewandt, und nirgends wurden die Quellen sprachlich stärker ver­ ändert als bei der Geschichte der Juden, und die Anfänge des Römischen Reiches treten durch eingehende Darstellung deutlicher hervor als die Begründung des Christentums und der Kirche; denn Christi Geburt und Tod werden nur innerhalb der betreffenden Jahresberichte und durch eine Häufung von Datierungsmerkmalen herausgehoben. Die wichtige Rolle der Juden und des Römischen Reiches tritt inner­ halb von Frutolfs Chronik allerdings nur als Faktum auf, sie wird nicht spekulativ ausgedeutet. Das gilt ebenso von der weiteren Einteilung der Weltgeschichte in die sechs Weltalter, die Frutolf aus Bedas Chronik kannte, und vor allen Dingen von der Translation der Weltreiche. Die Translation, die aus der Chronik des Frechulf von Lisieux übernommen wurde, wird jedesmal deutüch hervorgehoben, etwa bei der Ablösung der Assyrer durch die Meder, der Meder durch die Perser, der Perser durch Alexander, aber auch hier fehlt jede symbolhafte Ausdeutung. Was man in dieser Hinsicht aus dem gleichen Stoff machen konnte, hat ein halbes Jahrhundert später Otto von Freising in seiner Historia de duabus civi­ tatibus gezeigt. Diese Beschränkung auf das rein Faktische wird noch stärker bewußt, wenn man sich vergegenwärtigt, daß Frutolf Augustinus’ De civitate Dei ausgiebig benutzte, mit keiner Andeutung aber auf dessen geschichtstheologische Ideen einging, also nicht etwa die Geschichte der Juden mit der Civitas Dei in Beziehung setzte. Was die Ordnung des Stoffes angeht, tritt schließlich ein weiteres Merk­ mal schon rein äußerlich deutlich hervor : Das annalistische Schema wird immer wieder von umfangreichen Zusammenfassungen unterbrochen, die Ereignisse eines größeren Zeitraumes in chronikalischer Manier darstellen. Zwei Gruppen derartiger Berichte lassen sich feststellen, die Volksge­ schichten und die Charakteristiken der Kaiser des Römischen Reiches jeweils zu Beginn ihrer Regierungszeit. Man hat gemeint, es sei Frutolf eben verschiedentlich unmöglich gewesen, den Stoff seiner Quellen auf einzelne Jahre zu datieren und entsprechend zu verteilen. Das ist aber nur zum Teil richtig; denn das gilt nicht von den Herrscherviten, deren Inhalte oft genug noch in den entsprechenden Jahresberichten wiederholt werden. Hier scheint Frutolf vielmehr etwas systematisch ausgebaut zu haben, was er in einzelnen Quellen bereits vorfand. Schon bei Hieronymus wird zu Beginn der Regierungszeit eines Herrschers jeweils deren Dauer angegeben, und schon in diesem Abschnitt seiner Chronik macht Frutolf

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gelegentlich zusätzliche summarische Angaben, vor allem etwa bei den jüdischen Königen. Stärker ausgeprägt fand er das gleiche System bei Jordanes, Paulus Diaconus und in der Historia miscella. So weit diese Quellen reichten, konnte er sich daran halten ; nur für die letzten von ihm behandelten Jahrhunderte fehlten ihm oft derartige Vorlagen, deshalb konnte er hier nur mehr den Stoff, den er in den von ihm benutzten Anna­ len in den einzelnen Jahresberichten fand, am Beginn der Regierungszeit eines Herrschers in Auszügen zusammenfassen. In diese Kategorie der Herrschercharakteristiken ist auch noch das lange Exzerpt aus Einhards Vita Karoli Magni zu rechnen, das aber schon den Übergang zu der zwei­ ten Gruppe der nichtannalistischen Berichte bildet. Der erste Bericht, der das annalistische Schema durchbricht, ist die Geschichte Alexanders des Großen, dessen Herrschaft vorübergehend alle bis dahin bestehenden Reiche in einem einzigen Weltreich zusammen­ faßte, mit Ausnahme des entstehenden Römischen Reiches, das sich in die­ ser Zeit auf seine endgültige Rolle vorzubereiten beginnt. Ein zweites Mal wird das Darstellungsschema in der Spätantikc unterbrochen, um die nun zu geschichtlicher Bedeutung heranwachsenden Germanen einzuführen. Die Kämpfe der römischen Kaiser mit den Germanen geben den Anlaß, die Geschichten der Franken nach dem Liber Historiae Francorum, die Geschichte der Goten, dann der Ost- und Westgoten nach Jordanes unter Heranziehung des Orosius, und schließlich auch die der Hunnen einzu­ fügen. Diese Völker bilden von nun an einen festen Bestandteil der römi­ schen Geschichte. Ein neuer, über den Umfang der sonstigen Herrscher­ charakteristiken hinausgehender Haltepunkt ist die Geschichte Karls des Großen, mit dem das Kaisertum an die Franken übergeht, und ein letzter die Geschichte der Sachsen nach Widukind und Richer, mit denen die ostfränkisch-deutschen Stämme das Kaisertum übernehmen. Man sieht, daß Frutolf diese Einschübe, mögen sie auch noch so sehr von rein äußer­ lichen Umständen bestimmt sein, doch an wichtigen und charakteristi­ schen Stellen seiner Chronik einfügt und mit ihrer Hilfe ein weiteres Mal den Stoff der Weltgeschichte gliedert. Allerdings ist auch das nicht der allein ausschlaggebende Gesichtspunkt. Frutolf ist durchaus Schriftsteller und Erzähler, der Geschichte auch der Unterhaltung wegen und aus Freude am Stoff schreibt. Bei der Geschichte Alexanders des Großen sagt er zweimal ausdrücklich, daß er sie, auch wenn vielleicht nicht alles wahr sei, zur Unterhaltung des Lesers dennoch berichten wolle. Dem entspricht es völlig, daß er auch bei den Volksgeschichten - auffällig vor allem etwa bei der Langobarden- und Sachsenerzählung - gerade das Sagenhafte aus seinen Vorlagen herauszieht, daß er offensichtlich mit Genuß Schlachten

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schildert oder mit Vorliebe Anekdoten mitteilt. So zum Beispiel bei der Geschichte des Kaisers Justinus II., für dessen Regierungszeit er aus dem umfangreichen Bericht der Historia miscella allein eine Anekdote über einen Schausteller mit einem klugen Hund der Erwähnung für wert befindet. Lassen sich die hier angeführten Beobachtungen auch nicht alle unter einen Nenner bringen, so darf man doch das Fazit ziehen, daß Frutolf sein ganzes Werk sehr bewußt gestaltet hat, daß man ihm also Unrecht täte, wollte man ihn als bloßen Kompilator bezeichnen, und daß er mit Vorrang politische Welt- und nicht Kirchengeschichte geschrieben hat. Selbst wenn im Mittelalter politische Welt und Kirche nicht zu trennen sind, so liegt in Frutolfs Chronik dennoch das Schwergewicht auf dem Poütischen. Zwar werden die Päpste regelmäßig verzeichnet, aber großer Raum wird ihnen nicht gewährt, und zusammenhängende Charakteristi­ ken erhält keiner von ihnen. Eindeutig hegt die Führung bei den Königen und Kaisern. Auch der Investiturstreit vermag diese Grundhaltung nicht zu ändern. Frutolf räumt diesen Vorgängen erheblichen Platz ein, hat also wohl etwas von deren Bedeutung erkannt, aber weder wird er jemals gegen die Päpste polemisch, auch gegen Gregor VII. nicht, noch scheint er andererseits daran zu zweifeln, daß Heinrich IV. im Recht war. Schließlich muß noch etwas über Frutolfs Arbeitsweise gesagt werden; das führt uns zu einer weiteren Charakteristik des Chronisten. Mehrfach wurde 8chon auf die große Zahl der von Frutolf verwerteten Quellen hin­ gewiesen ; alles was die Bamberger Bibliotheken ihm boten, zog er heran, um seine Weltgeschichte möglichst stoffreich zu machen. Oft werden für das gleiche Ereignis zwei, drei und noch mehr Quellen verwertet, selbst dann, wenn diese alle voneinander abhängig sind. So ist zum Beispiel in vielen Fällen Orosius der Erstinformant der spätantiken-frühmittelalterlichen Geschichtsschreibung; seine Nachrichten wurden von Jordanes in seine Romanica übernommen, aus dieser schöpfte Paulus in seiner R o­ mana und daraus wieder die Historia miscella. Das mußte wegen des fast gleichbleibenden sprachlichen Gewandes wohl auch für Frutolf durch­ schaubar sein, und dennoch kompiliert er seine eigenen Notate aus allen genannten Quellen, bald dieser, bald jener ein abweichendes oder zusätz­ liches W ort entnehmend. Bemühte er sich so, alle seine Gewährsleute, die ihm vielleicht gerade deshalb, weil sie einer vom anderen die gleiche Nach­ richt übernahmen, die Wahrheit zu verbürgen schienen, zu W ort kommen zu lassen, so band er sich andererseits doch nicht sklavisch an die sprach­ liche Formulierung seiner Vorlagen, sondern faßte geschickt breiter Er­ zähltes unter Verwendung des Vorgefundenen Wortbestandes zusammen,

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tauschte Worte gegen Synonyma aus, verbesserte die Consecutio tempo­ rum oder veränderte auch einmal eine Partizipialkonstruktion in einen abhängigen Satz und umgekehrt. Am wenigsten griff er bei Orosius ein, der seinem Sprachgefühl wohl am meisten entsprach, und bei annalistischen Werken; direkte Reden wurden gar nicht verändert. Eine Eigen­ tümlichkeit Frutolfs ist es schließlich auch, Quellen oft nicht unmittelbar, sondern mittelbar auszuschreiben. Stellen aus Augustins Gottesstaat wer­ den vielfach aus Frechulfs Chronik übernommen, vielleicht weil hier bereits das weltgeschichtlich Wichtige aus einem umfangreichen, nicht immer chronologisch vorgehenden Werk ausgewählt zu sein schien; denn eine besondere Vorliebe für irgendeinen seiner Informanten aus sprach­ lichen oder inhaltlichen Gründen besaß er offensichtlich nicht. Wenn man überhaupt eine unterschiedliche Wertung seiner Quellen bei Frutolf feststeilen will, dann allenfalls die, daß er rein annalistischen Quellen den Vorzug vor anderen gab und ihnen auch sprachlich fast wörtlich folgte, weil diese seinem chronographischen Interesse am stärksten entgegen­ kamen. Die Heranziehung zahlreicher Quellen für die Darstellung desselben Faktums führte zwangsläufig zur Offenlegung ihrer Widersprüche. Hierin ist der Grund für Frutolfs bemerkenswerte Ansätze zur Kritik an der Überheferung zu suchen, die er mit durchaus ansprechenden Mitteln durchzuführen suchte. Allerdings sind die diesbezüglichen Möglichkeiten eines mittelalterlichen Historikers äußerst beschränkt. In den meisten Fällen war er auf die jeweils eine ihm zugängliche Handschrift mit all ihren Fehlern angewiesen. Eindeutige methodische Mittel, den Wert einer Quelle zu bestimmen, besaß er kaum, zumal man das grundsätzliche Ver­ trauen in die überkommene Literatur zu berücksichtigen hat, das für das Mittelalter ja weithin eine unreflektierte Selbstverständlichkeit ist. So blieb Frutolf oft nichts anderes übrig, als die Quellenaussagen nebenein­ ander zu stellen, auf die in ihnen enthaltenen Widersprüche hinzuweisen und dem Leser die Entscheidung zu überlassen. Mehrfach machte er sich aber auch davon frei, zum Beispiel bei unterschiedlichen Angaben von Zahlen, und folgte seiner eigenen Berechnung, etwa bei der Zählung der Päpste. Das konnte allerdings sogar dazu führen, daß er in einigen Fällen, in denen ihm nur eine einzige Quelle vorlag, deren Angaben bewußt änderte. Immer aber bleibt Frutolfs Kritik auf die Sache beschränkt; persönliche Kritik an dem Handeln der Personen sucht man vergeblich. Im Rahmen der Möglichkeiten des Mittelalters stellt Frutolf alles in allem gewiß einen Höhepunkt der Geschichtsschreibung dar, wenn man diese einmal einschränkend als Darstellung der nicht selbst erlebten

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Vergangenheit versteht. Umfassende Verwertung des erreichbaren Quellen­ materials, sinnvolle, von Spekulationen freie, vielmehr von den Fakten her bestimmte Gliederung des Stoffes, Bemühen um genaue Datierung des Geschehens, Offenlegung der Widersprüche in den Quellen und kritische Auseinandersetzung zeichnen ihn in gleicher Weise aus. So ist bei nähe­ rem Zusehen trotz des selbstverständlich weithin kompilatorischen Cha­ rakters der Chronik dennoch ein Werk entstanden, das überall die Per­ sönlichkeit des Chronisten verrät, ohne daß dieser jedoch jemals die dem Historiker gebotene Zurückhaltung aufgäbe.

2. Ü b e r l i e f e r u n g und F o r t w i r k e n der Ch ro n i k Die wichtigste Überlieferung der Chronik stellt die Handschrift der Jenaer Universitätsbibliothek Bose q. 19 dar ( = A). Der heute aus 199 Folien bestehende Pergamentcodex im Quartformat trägt auf fol. 1 einen mittelalterlichen Besitzvermerk: Codex monasterii sancti Michaelis in monte prope Babenberg, war also Eigentum des Klosters Michelsberg, ist dann aber um 1650 von dem Jenaer Gelehrten Andreas Bose erworben worden und so an seinen heutigen Standort gekommen. Die Handschrift ist von zwei Händen geschrieben, deren erste die Frutolfs ist - seit der Untersuchung von Br esslau kann daran überhaupt kein Zweifel mehr bestehen34 - und heute bis fol. 184r reicht, ursprünglich aber noch bis fol. 186v 9. Zeile von unten; wahrscheinlich endete damit zunächst auch die Handschrift. Heute ist jedoch der frühere Text ab fol. 184v vollständig radiert, und von hier bis zum Ende sind die Blätter von einer zweiten Hand beschrieben worden, die schon vor fol. 184r gelegent­ lich korrigiert, geändert und ergänzt hat. Diese zweite Hand ist sicher die des Autors dieses Textes, also die Ekkehards von Aura. Ekkehard hat wohl auch die aus 9 Folien bestehende letzte Lage der Handschrift angefügt. Frutolf hat seinen Text außerordentlich sauber und fast fehlerfrei geschrieben, Korrekturen gleich welcher Art sind selten. Das könnte ver­ muten lassen, A sei bereits eine Reinschrift, aber das ist sicher ebenso­ wenig richtig wie die gegenteilige Annahme, sie sei Konzept. Lücken, die gelegentlich durch einwandfrei als Nachträge erkennbare Nachrichten ausgefüllt wurden, und einige Korrekturen stellen es sicher, daß wir es mit Frutolfs Arbeitsexemplar zu tun haben. Soweit sein Text vornehmlich einer Quelle folgte, bei den Tabellen des Hieronymus etwa, war ein sofortiger 34 Studien S. 197 ff.

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Eintrag gewiß nicht schwierig. Kompliziertere Textpartien, die aus zahlreichen verschiedenen Vorlagen zusammengearbeitet wurden, setzen allerdings einen weiteren Arbeitsgang voraus. Es muß angenommen wer­ den, daß Frutolf solche Stellen auf Wachstafeln konzipierte und dann erst übertrug. An zwei Stellen, bei der Wiedergabe der Stammbäume der Karolinger und der Liudolfinger, ist die Handschrift durch Federzeich­ nungen geschmückt, die im ersten Fall Arnulf und Begga, im zweiten Fall Liudolf darstellen. Leider ist die Handschrift heute stark verstümmelt und der Text Frutolfs dadurch nicht mehr ganz im Original überliefert. Ausgehend von der heutigen - neuzeitlichen - Folienzählung fehlen nach fol. 60 zwei Blätter, nach fol. 86 wahrscheinlich 12 oder 13 Quaternionen, nach foil. 87, 91,102 je ein Blatt, nach fol. 163 ein Quaternion, nach fol. 181 nochmals 1 Blatt; insgesamt ist also mehr als ein Drittel des ursprünglichen Frutolf-Textes verlorengegangen, sicher schon bevor der Codex seinen heutigen Einband erhielt und bevor Bose ihn erwarb. Diese Lücken können heute nur mehr mit Hilfe der Ekkehard-Überlieferung geschlossen werden. Günstiger ist die Situation bei dem Textverlust, der durch Ekkehards Rasur entstan­ den ist. Noch bevor Ekkehard Frutolfs Chronik zu bearbeiten und fortzusetzen unternahm, wurde im Kloster Michelsberg eine Abschrift der Schluß­ partien, beginnend mit dem Jahresbericht zu 1057, angefertigt, die in der Sammelhandschrift Karlsruhe, Landesbibliothek 504, früher Durlach 36 t ( = K) erhalten ist36. Der Pergamentcodex im Quartformat zählt 197 Folien und hat nach einem Eintrag auf fol. 153r (codex sancti Michaelis mona­ sterii prope Babenberg) ebenfalls dem Bamberger Kloster gehört. Die Handschrift, die gewiß erst nachträglich aus von verschiedenen Händen geschriebenen Teilen zusammengestellt wurde, enthält ausschließlich Literatur zum Quadrivium, darunter die von Frutolfs Helfer Thiemo geschriebene Musica Bernonis, und kann als Schulbuch für die entspre­ chenden Fächer betrachtet werden. In ihm findet sich auf fol. 171 bis 186v ein anonymes Annalen werk von Erschaffung der Welt bis zum Jahr 1057, das sogenannte Chronicon Wirziburgense, das praktisch auf fol. 187 bis 197v, allerdings mit einer neuen Lage beginnend und von einer anderen Hand geschrieben, durch den Frutolf-Text von 1057 bis 1099, 35 Vgl. zu dieser Handschrift und ihrem Inhalt: Die Handschriften der groß­ herzoglichen Badischen H of- und Landesbibliothek 4, Die Karlsruher Hand­ schriften, bearb. v. W . Brambach (1896) 92ff. ; H. Bresslau, Bamberger Studien S. 266ff.; O. Meyer, Manuscripta Bambergensia disiecta I, 93./94. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1956) 272 f; ders., Weltchronistik S. 248f.

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nebst zwei weiteren schon erwähnten kurzen Berichten für die Jahre 1100 und 1101 fortgesetzt wird. Beide Teile zusammen können als ein für Unter­ richtszwecke zusammengestelltes Annalenwerk von Erschaffung der Welt bis 1101 betrachtet werden. Die Abschrift des Frutolf-Textes ist in den Partien, die im Autograph erhalten sind, außerordentlich genau und zuverlässig. Daraus kann man die Sicherheit gewinnen, daß das auch für die durch Ekkehard im Auto­ graph ausradierten Teile gilt, für die K die einzige, aber durchaus Ver­ trauen erweckende Überlieferung darstellt. Über die Jahresberichte zu 1100 und 1101 wurde bereits oben gesprochen36. Sonstige Überlieferungen der originalen Frutolf-Chronik scheint es nicht gegeben zu haben. Eine in einem Prüfeninger Bücherverzeichnis genannte Handschrift der Chronica Froutolfi37 ist dennoch mit größter Wahrscheinlichkeit eine Kopie der ältesten Fassung der Ekkehard-Chro­ nik gewesen38; immerhin muß damals noch Frutolf als der eigentliche Autor bekannt gewesen sein. Ebenso dürfte ein in einer Comburger Ur­ kunde von 1320 genannter Liber Frithulfi de diversis hystoriis, in dem K. 0 . Müller ein Frutolf-Exemplar sehen wollte39, in Wirklichkeit keine Frutolf-Handschrift gewesen sein. Die Namensform Frithulfus kann nicht ohne weiteres mit Frutolfus gleichgesetzt werden, sondern erinnert eher an Frechulph von Lisieux, für den die Namensform Fric(h)ulfus im Mit­ telalter gut überliefert ist. Entsprechend der außerordentlich geringen Zahl der Handschriften ist Frutolfs unmittelbare Wirkung gering geblieben, sie beschränkt sich zu­ nächst ganz auf Ekkehard von Aura und sein Werk. Durch diesen hat Frutolfs Chronik dann allerdings weiteste Verbreitung gefunden; im ein­ zelnen wird darüber aber weiter unten zu handeln sein.

3. Z u r A u s g a b e un d Ü b e r s e t z u n g Zweifellos wäre eine vollständige Ausgabe von Frutolfs Chronik ange­ sichts ihres Charakters und ihrer Bedeutung für die weitere mittelalterliche

36 Siehe oben S. 8. 37 Monumenta Boica 13 (1777) 138. 38 Vgl. Bresslau S. 219 Anm. 2. 39 K. O. Müller, Ein Bücher- und Kirchenschatzverzeichnis der würzburgi­ schen Benediktinerabtei Komburg von 1320, Herbipolis IubUans, 1200 Jahre Bistum Würzburg, Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreli­ quien, Würzburger Diözesangeschichtsblätter 14/15 (1952) 309ff.

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Geschichtsschreibung auch in dieser Reihe nicht unberechtigt, aber sie würde zum größten Teil doch nur dem vorwiegend historiographisch Interessierten dienlich sein. Berücksichtigt man überdies ihren Umfang sowie den Umstand, daß sie in den älteren Partien weithin nur aus Tabel­ len mit Herrscherjahren besteht, und schließlich die technischen Schwie­ rigkeiten, in diesem Rahmen die komplizierte Arbeitsweise Frutolfs un­ mittelbar zur Anschauung zu bringen, dann erscheint es berechtigt, sich hier auf eine Teiledition zu beschränken. Sie umfaßt den Schluß der Chro­ nik vom Regierungsantritt Kaiser Heinrichs II. (1002) an, von dem an Frutolf zunächst vereinzelt, dann aber in zunehmendem Maße selbständig berichtet. Der Text beruht auf dem Autograph A, soweit er dort erhalten ist, der Text der letzten beiden Drittel des Jahresberichts zu 1098 und der des Berichts zum Jahre 1099 dagegen auf der Abschrift K. Stillschwei­ gende und vom Verfasser angegebene Entlehnungen aus anderen Quellen werden durch Anmerkungsziffern eingerahmt. Dabei bleiben Abweichun­ gen Frutolfs von seinen Vorlagen, soweit es sich nur um sprachliche Änderungen handelt, unberücksichtigt. Verweise auf andere Quellen, die mit „V gl.“ eingeleitet werden, bezeichnen keine Abhängigkeit, son­ dern sind Hinweise auf sprachlich ähnliche Berichte in anderen zeitge­ nössischen Quellen, die gemeinsame Benutzung verlorener Quellen ver­ muten lassen. Die Übersetzung wurde völlig neu angefertigt.

E K K E H A R D VON AURA I.

B io g r a p h is c h e s

Anders als Frutolf hat sein Fortsetzer Ekkehard, der spätere Abt des mainfränkischen Klosters Aura, mit leidenschaftlicher Anteilnahme die Geschichte seiner eigenen Zeit geschrieben und an manchen wichtigen Ereignissen unmittelbar teilgenommen. Seine zahlreichen Hinweise auf eigenes Miterleben und eigene Erfahrungen erlauben es, seinen Lebens­ weg genauer zu verfolgen als den Frutolfs, und die Neigung zu Urteilen und Stellungnahmen gegenüber Geschehnissen und Menschen sowie per­ sönliche Interjektionen gewähren im Vergleich zu seinem Vorgänger einen direkteren Zugang zu seinem Denken und Fühlen. Infolge der Ergebnisse der jüngeren Forschung hat man sich heute allerdings ein weitgehend anderes biographisches Bild des Chronisten zu machen, als es noch etwa von R. Holtzmann oder auch eineinhalb Jahrzehnte später gezeichnet

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wurde. Weder die von Trithemius beigebrachten Nachrichten40, daß Ekke­ hard einmal Domscholaster in Worms und Mönch in Hirsau gewesen sei und eine Schrift Laterna monachorum ad imitationem Boetii gemino stilo, das heißt in einer Mischung aus Metrum und Prosa, geschrieben habe, noch die Schlüsse, die man seit Waitz aus den irrigen Ansichten über den Chronisten Ekkehard gezogen hat, können heute für eine Biographie ver­ wendet werden. Andererseits stehen diesen „Verlusten“ neue Erkennt­ nisse gegenüber, die aus zusätzlichen Nachrichten sowie aus einer genau­ eren Betrachtung von Ekkehards Werk gewonnen werden können. Auch bei Ekkehard fehlt jede direkte Nachricht oder eigene Aussage über seine Herkunft, dennoch bietet er in seiner Chronik einige wichtige Anhaltspunkte. Neigte man früher dazu, für Ekkehard rheinfränkische Herkunft anzunehmen, so ist heute mit größerer Sicherheit an bayerische Abstammung zu denken. Während der rheinfränkische Raum in seiner Darstellung nicht nennenswert hervortritt, zeigt Ekkehard eine ver­ gleichsweise intime Kenntnis bayerischer Vorgänge. Als er sich 1101 ins Heilige Land begab, schloß er sich der Kreuzfahrergruppe unter Herzog Welf von Bayern an, und die einzige Notiz über Ekkehard, die außerhalb seines literarischen Werkes überliefert ist, bezeichnet ihn als Mönch von Tegernsee41. Von größtem Gewicht für diese Frage sind aber wohl einige Stellen in der Chronik, die bisher überhaupt noch nicht in diesem Zusam­ menhang beachtet worden sind. Zum Jahre 1102 verzeichnet Ekkehard den Tod des ehemaligen bayeri­ schen Pfalzgrafen und Markgrafen von Kärnten Aribo42; zum Jahre 1104 schildert er ausführlich den Mord an dem Grafen Sigehard, einem Ver­ wandten des eben genannten Aribo, ebenso den Tod des Grafen Boto, eines Bruders des Aribo, dessen Schenkungen für das Kloster Theres und Bestattung daselbst erwähnt werden43. Daran schließt sich sodann eine Genealogie des Hauses der Aribonen an, dem auch die soeben behandelten Personen entstammen; dabei werden charakterisierende Nachrichten über einzelne Familienmitglieder eingeflochten, und vor allem wird die Verwandtschaft der jüngsten Generation der Aribonen mit der sächsischen Sippe der Immedinger, eines Zweiges der Familie „Herzogs“ Widukind,

40 Iohannes Trithemius, Annales Hirsaugienses, Opera Historica 1 (1601) 278, 344, 366, 390 und Chronica Hirsaugiensis, ebd. 2, 100. Vgl. dazu G. W aitz in MG. SS. 6, 1 m. Anm. und Wattenbach-Holtzmann 2, 498; I. Schmale-Ott, Verf. Lex. 5 ; zu den neuen Ergebnissen I. Schmale-Ott, Zs. f. bayer. LG. 34 passim. 41 MG. Neer. 3, 140; K . Haflinger, Gorze-Kluni 1, 350. 42 Vgl. unten S. 182 Z. 3 f. 43 Vgl. unten S. 184ff.

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hervorgehoben. Ja, so sagt Ekkehard44, noch viel könnte man davon erzählen, wenn der Charakter des Werkes das nicht verbiete. Damit wird die vorhergehende Passage bereits als gewissermaßen aus dem Rahmen einer Chronik fallend gekennzeichnet, und das ist durchaus zutreffend, verlangt aber eben deshalb nach einer Erklärung. Unabweisbar erscheint zumindest die Annahme, daß nur ein bayerischer Stammesangehöriger ein solches Interesse an den Aribonen und eine zugleich so intime genea­ logische Kenntnis von ihnen besaß. Man darf und muß vielleicht sogar noch einen Schritt weiter gehen und als letzten Grund vermuten - erin­ nert sei vergleichsweise an die ausführliche Erwähnung der eigenen Familie durch Hermann den Lahmen in dessen Chronik - , daß Ekkehard selbst zu den Aribonen in einer verwandtschaftlichen Beziehung stand. Dann erschiene nicht nur die Erwähnung der reichen Dotierung des Klosters Theres durch den Aribonen Boto und seine babenbergische Gemahlin Judith in einem anderen Licht, sondern, um das schon vorweg­ zunehmen, vor allem wäre Ekkehards spätere Berufung zum Abt des Klosters Aura, das wie Theres auf ehemaligem popponischen Besitz gegründet wurde, vielleicht weniger zufällig, als man bisher annehmen mußte ; sie wäre vielmehr als Folge seiner Zugehörigkeit zu den Aribonen zu betrachten, und Ekkehard müßte dann in die Nähe des Grafen Boto gebracht werden. Wie die Dinge nun einmal bei dem Fehlen jeder weiteren direkten Nachrichten stehen, wird man in dieser Frage nicht über Vermutungen hinauskommen, sicher ist aber wohl in jedem Fall, daß Ekkehard edelfreier Herkunft war45. Seine Zugehörigkeit zum Konvent des bedeutenden Klosters Tegernsee setzt adelige Abstammung einigermaßen zwingend voraus. In die gleiche Richtung weist seine relativ schnelle Ernennung zum Abt von Aura durch Bischof Otto von Bamberg und sein noch zu betrachtender häufiger Aufenthalt in der engsten Umgebung Heinrichs V. Wann Ekkehard Mönch wurde und ins Kloster Tegernsee eintrat, ist nicht sicher zu bestimmen, man könnte in seinem Werk allerdings Anzei­ chen dafür sehen, daß das erst nach seiner Rückkehr aus dem Heiligen Land geschah. Wenn nämlich Ekkehard im Jahresbericht zu 1099 einen

44 Vgl. unten S. 188 Z. 8f. 45 Auffallend ist jedenfalls, daß Ekkehard bei fast allen Personen, die er namentlich aufführt, eine Bemerkung zu ihrer Herkunft macht, wobei die Erwähnung hochadliger Herkunft immer mit dem Akzent besonderer Verehrung versehen ist, hinter der sogar Frömmigkeit oder Bildung in untergeordnete Posi­ tionen rücken ; von Ministerialen ist dagegen in eher abschätzigem Sinn die Rede.

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Priester 6 . erwähnt, der „nun zusammen mit uns als Mönch für den Erst­ lingswurf eines Esels Christus ein Schaf leistet“ 46, so muß sich das nicht nur auf den Priester G. allein beziehen, sondern kann auch eine entspre­ chende Konversion bei Ekkehard selbst andeuten. Einen ähnlichen Schluß möchte man aus dem Stil seiner Chronik ziehen. Ganz offensichtlich sind Ekkehards Lateinkenntnisse zumindest in der ersten Fortsetzung von Frutolfs Werk, verglichen etwa mit denen Frutolfs selbst oder denen des anonymen Verfassers der Kaiserchronik, nicht die besten. Die Ausdrucks­ weise ist häufig dunkel, die oft langen Perioden sind undurchsichtig, und es kommen daneben zahlreiche eindeutige grammatische Verstöße vor, die auch innerhalb des Mittellateins als Fehler bezeichnet werden müssen. Außerdem ist Ekkehards Latein literarisch ausschließlich an der Bibel orientiert, eine klassische oder auch patristische Reminiszenz sucht man vergebens. Das spricht eher gegen eine gute und langjährige Ausbildung, wie sie das kulturell damals hochstehende Kloster Tegernsee seinen Mön­ chen vermittelt haben dürfte, wenn diese ihm schon als Kinder oder Jugendliche übergeben worden waren. Es bleibt höchstens noch die Frage, ob Ekkehard vor seinem Eintritt in Tegernsee Laie oder Priester war; zu beantworten ist sie indessen nicht mit voller Sicherheit. Immerhin kann er seine Lateinkenntnisse nicht erst nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug erworben haben, wenn er schon 1102 bei seinem Aufenthalt in Rom die Beschlüsse der Fastensynode zu registrieren, bereits 1105 Frutolfs Chro­ nik fortzusetzen in der Lage war und 1106 als Teilnehmer der Gesandt­ schaft Heinrichs V. nach Rom bestimmt wurde. All das setzt noch nicht zwingend seine vorherige Zugehörigkeit zum Klerikerstand voraus, Bil­ dung konnte auch ein Laie erwerben, wie sie ja von Ekkehard selbst aus­ drücklich bei den Grafen Boto und Aribo hervorgehoben wird, legt eine solche Annahme aber doch nahe. Zusammenfassend läßt sich folgendes sagen: Spätestens um 1080, eher noch etwas früher (Teilnahme am Kreuzzug, seit 1108 als Abt von Aura vorgesehen) muß Ekkehard geboren sein. Sicher war er bayerischer und edelfreier Herkunft, möglicherweise verwandt mit den Aribonen oder noch genauer mit dem Grafen Boto. Um 1102/03 dürfte er als Mönch in das Kloster Tegernsee eingetreten sein; ob er vorher Kleriker oder Laie war, bleibt eine offene Frage47. 48 Vgl. unten S. 142 Z. 17. 47 Die Zugehörigkeit zum Klerikerstand ist wohl doch das Wahrscheinlichste. Die geistige W elt Ekkehards, von der noch die Rede sein wird, entspricht mehr der eines Geistlichen denn der eines Laien. Vor allem in der Erzählung über seine Fahrt in das Heilige Land findet sich kein Hinweis darauf, daß Ekkehard

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Größere Gewißheit über Ekkehards Lebensweg gewinnt man erst vom Jahre 1101 an, in dem sich der Chronist den deutschen Kreuzfahrern unter Herzog W elf von Bayern anschloß48. Der große Erfolg der Kreuz­ zugspropaganda in Frankreich, die Nachricht von der Eroberung Jerusa­ lems, vor allem aber die Zeichen, die Ekkehard zum Teil selbst beobachtet zu haben glaubte und die er insgesamt in bedeutsamer Häufung berichtet, haben den leidenschaftlichen, erregbaren und zu heftigen Reaktionen neigenden Mann veranlaßt, die Fahrt nach Jerusalem anzutreten. Er zog mit dem Heer auf dem Landweg bis Byzanz, schiffte sich dann aber ein und erreichte im August Joppe. Von dort aus muß er auch Jerusalem besucht haben, wo er ein Buch mit der bisherigen Geschichte des ersten Kreuzzuges zu lesen Gelegenheit hatte, dem er die eine oder andere Nachricht für seinen eigenen Bericht verdankte. Er erlebte hier und kurz danach wieder in Joppe ein solches Massensterben unter den Christen, daß er ihm selbst kaum entrinnen zu können glaubte. Schließlich wurde er noch mit vielen anderen Pilgern und Kreuzfahrern in der Hafenstadt durch die Seldschuken eingeschlossen, bis diese durch König Balduin von Jerusalem geschlagen und zur Flucht gezwungen wurden. Am 24. Sep­ tember verließ er wiederum zu Schiff das Heilige Land, erreichte zu Beginn der Karwoche des Jahres 1102 (30. März - 5. April) Rom und hörte am Gründonnerstag (3. April) in der Lateranbasilika Papst Paschal II. die Bannsentenz gegen Heinrich IV. verkünden49. Wenn auch manches dafür spricht, daß Ekkehard nun nach seiner Rückkehr unter dem Eindruck seiner Pilgerfahrt und des Romaufent­ haltes Mönch in Tegernsee wurde, hört man Genaueres über den Lebens­ weg doch erst wieder seit dem Aufstand Heinrichs V. gegen seinen Vater. Ende des Jahres 1104 »während Heinrich IV. das Weihnachtsfest in Mainz feierte, begab sich sein Sohn nach Bayern, um mit den bayerischen Für­ sten ein Bündnis gegen den Vater zu schließen und dann von dort aus das Reich zu gewinnen. Zusammen mit dem bayerischen Anhang zog Hein­ rich V. deshalb nach Sachsen, und in Nordhausen konnte er am 29. Mai eine gutbesuchte Synode abhalten, auf der er die sächsische Anerkennung gewann. An ihr nahm auch Ekkehard teil50, und es ist daher zu vermuten, daß er bereits in Bayern zu dem jungen König gestoßen war und ihn nach etwa aktiv an den Kämpfen teilgenommen hat. Die nahe Bekanntschaft mit einigen Klerikern, die Ekkehard erwähnt (vgl. unten S. 176 Z. 32), weist eben­ falls eher auf Zugehörigkeit zu diesem Stand hin. 48 Vgl. unten S. 164ff. zum J. 1101. 49 Vgl. unten z. J. 1102, S. 180. 50 Vgl. z. J. 1105 unten S. 190 Z. 25.

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Sachsen begleitet hatte. Seine eigene religiöse Haltung, sein römisches Erlebnis und das ausdrückliche Bemühen Heinrichs V., seine Reform­ gesinnung zu demonstrieren, scheinen den auf seiten der Reformkirche stehenden Mönch Ekkehard für den rebellischen König gewonnen zu haben, so daß er ihm nun mit einer ähnlichen Begeisterung folgte, wie sie ihn einige Jahre zuvor in den Orient geführt hatte. Er scheint auch danach noch lange Zeit in der Umgebung des Königs verblieben zu sein. Sein Bericht über den Zug Heinrichs V. von Sachsen nach Mainz, Würzburg und Nürnberg, über Ereignisse während dieses Zuges und über die folgende Auseinandersetzung zwischen dem Kaiser und seinem Sohn in und vor Regensburg ist so ausführlich selbst in Einzelheiten, daß man nur anneh­ men kann, Ekkehard erzähle hier selbst Erlebtes. Daß das auch für den Rest des Jahres 1105 noch gilt, ist unwahrscheinlich. Seine Mitteilungen über den Mainzer Hoftag, auf dem Heinrich IV. abgesetzt wurde, enthal­ ten, ohne daß man sie als spärlich bezeichnen könnte, weniger Einzelheiten als vergleichsweise die Berichte über Nordhausen und Regensburg. Da er aber kurz darauf an der in Mainz beschlossenen Gesandtschaft nach Rom teilnahm, hatte er genügend Möglichkeiten, das zu erfahren, was er berichtet. Spätestens in die Zeit zwischen den Vorgängen bei Regensburg und dem Mainzer Hoftag muß Ekkehards Bekanntschaft mit Bischof Otto von Bamberg und sein Aufenthalt auf dem Michelsberg fallen, dessen Konvent er indessen als Benediktiner von Tegernsee selbst niemals angehört haben kann. Die erste Fortsetzung von Frutolfs Chronik durch Ekkehard in dem Bamberger Autograph ist bis zum Beschluß über die Gesandtschaft geführt, die im Februar nach Rom gehen sollte. Deshalb muß Ekkehard wohl im Jahre 1105 nach Bamberg gekommen sein. Ob das die bloße Folge einer Zufallsbekanntschaft war oder ob nicht vielmehr eine Empfehlung Heinrichs V. vorausging, in dessen Umgebung Ekkehard sich lange aufge­ halten hatte, muß grundsätzlich offen bleiben, doch ist das letzte wahr­ scheinlicher. Der Umzug des Tegernseer Mönches auf den Michelsberg, kurz darauf die Teilnahme an einer königlichen Gesandtschaft wohl in der unmittelbaren Begleitung des Bischofs Otto, wiederum wenig später die Ernennung zum Abt des neu gegründeten Aura, all das scheint doch eher darauf hinzudeuten, daß Ekkehard einen hohen Gönner besaß und schon damals an eine entsprechende Versorgung gedacht war. Die Zeit seines ersten Bamberger Aufenthalts nutzte er, wie schon angedeutet, für die Fortsetzung von Frutolfs Chronik. Daß er dabei, abgesehen von eini­ gen kleineren echten Richtigstellungen, damit begann, Frutolfs Berichte ab 1098 zu tilgen, darf ihm kaum, wie das gelegentlich geschehen ist, zum

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Vorwurf gemacht werden. Denn Frutolf hatte zu 1098 aus zweiter Hand - aufgrund eines Kreuzfahrerbriefes - über den Verlauf des Kreuzzuges berichtet, darüber aber war Ekkehard teils aus eigenem Erleben, teils aus der Kreuzzugsgeschichte, die er in Jerusalem gelesen hatte, wesentlich besser informiert als Frutolf. So war es nur zu natürlich, daß er die Ge­ schichte des Kreuzzuges, der für ihn einen ganz anderen Erlebniswert besaß als für Frutolf, neu zu schreiben suchte. Dabei ging es weniger um irgendeine tendenziöse Kritik als vielmehr um größere Ausführlichkeit, denn Ekkehard hat in seinem eigenen Bericht jede Zeile Frutolfs zum größten Teil sogar wortwörtlich mitverwertet. Im Februar 110651 reiste er, wie schon gesagt, nach Born zusammen mit Otto von Bamberg und den übrigen Gesandten Heinrichs V. In Trient wurden sie indessen von Anhängern Heinrichs IV. um die Mitte der Fastenzeit (Ende Februar/Anfang März) aufgehalten, bis Herzog Welf von Bayern sie wieder befreite. Während einige Teilnehmer, darunter Otto von Bamberg, nun ihre Reise zum Papst fortsetzten, kehrte Ekke­ hard mit den anderen nach Deutschland zurück. Sein weiterer ausführli­ cher Bericht, manche Wendung und einige Einzelheiten, die wahrschein­ lich nur Anwesenden bekannt werden konnten, lassen vermuten, daß er sich unmittelbar an den H of König Heinrichs V. begab und hier verblieb, bis er im Oktober 1106 wiederum einer deutschen Gesandtschaft zuge­ teilt wurde, die die Synode von Guastalla besuchte6 62. 1 Die letzten zwei Jahre hatte Ekkehard siel?. also meist im Zentrum der Ereignisse befunden und war sogar zeitweise an nicht unwichtigen Aufga­ ben, den beiden Gesandtschaften, beteiligt; seine persönüche Stellung und Rolle im Kreis um Heinrich V. darf man also sicher nicht unter­ schätzen. Sie bestätigt vielmehr die oben geäußerten Vermutungen über seine Herkunft. Nun aber scheint er sich zunächst einmal aus dem Ge­ triebe zurückgezogen zu haben und wieder auf den Michelsberg gegangen zu sein. Denn aus einem Brief an Heinrich V. geht hervor63, und es wird 61 Vgl. z. J. 1106 unten S. 276 Z. 27. 62 Vgl. den erweiterten Bericht zum Jahre 1106 in der Rezension III, unten S. 292 Z. 27. 83 Vgl. Ekkehards Rezension II, S. 206 ff. Der hochgestimmte Ton dieses Briefes, ebenso die Tatsache, daß alle Wirren als vergangen bezeichnet werden, Heinrich IV. überhaupt nicht mehr erwähnt wird, machen deutlich, daß dieser Widmungsbrief nach dem Tod des Kaisers geschrieben ist. Daß der Jahresbericht zu 1106 in dieser Rezension II, für die dieser Brief Zeuge und einziger Überrest ist, in allen Einzelheiten mit dem in den Rezensionen III und IV identisch ist, kann mit Bestimmtheit verneint werden.

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durch die Überlieferung bestätigt, daß Ekkehard dem König spätestens 1107 ein Exemplar von Frutolfs Chronik und seiner eigenen Fortsetzung, die er nun wahrscheinlich bis zum Ende des Jahres 1106 führte, überge­ ben hat. Dieses muß natürlich im Jahre 1107, und zwar auf dem Michels­ berg, angefertigt worden sein, und die Arbeit daran hat sicher den größten Teil des Jahres in Anspruch genommen. Dann aber stellte er, entgegen früherer Ansicht, seine Tätigkeit als Chronist für eine Reihe von Jahren ein - darauf ist später noch zurückzukommen - , andere Dinge nahmen ihn nun erst einmal in Anspruch. 1108 nämlich gründete Bischof Otto von Bamberg auf früher popponischem und Schweinfurter, dann bambergischem Besitz das in der Würzburger Diözese gelegene Kloster Aura, des­ sen erster Abt Ekkehard werden sollte54. Die bisherige Ansicht, Ekkehard habe auch in den folgenden Jahren kontinuierlich an seiner Chronik gearbeitet, kann heute nicht mehr auf­ recht erhalten bleiben. Die Berichte für die Jahre 1107 bis 1111 sind näm­ lich - wie später noch im einzelnen zu begründen sein wird - ursprüngli­ cher Bestandteil der sogenannten Rezension C, das heißt der anonymen Kaiserchronik, und daher nicht von Ekkehard verfaßt, sondern von die­ sem nur in die späteren Chronikfassungen übernommen. Damit entsteht nun zwar eine gewisse Lücke in seiner Biographie, diese kann aber durch einige neue, wenn auch ganz anders geartete Ergebnisse wieder ausgefüllt werden. Man hat die Vermutung geäußert, daß Ekkehard sich in den Jahren, in denen sein 1113 geweihtes Kloster errichtet wurde, vorübergehend in Würzburg aufgehalten habe55, in dessen Diözese das entstehende Kloster lag, und wo er diesem räumlich näher war als in Bamberg. Man darf in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, daß Ekkehard ja keinem bestimmten Konvent mehr angehörte und daher seinen Aufenthalt frei wählen konnte, solange sein Kloster noch nicht eingerichtet war. Wenn man den Würzburger Aufenthalt allerdings aus der Rezension C erschloß56, in der dem Bischof Erlung von Würzburg ein unverhältnismäßig großer Raum gewährt ist, kann dieses Argument jetzt nicht mehr verwendet werden; es gewinnt aber später unter einem etwas anderen Blickwinkel noch einmal Bedeutung. Jetzt ist vielmehr ein Würzburger Aufenthalt, und zwar im Kloster des hl. Burchard, einwandfrei dadurch gesichert,5 1 51 Über Aura zuletzt Handbuch der Hist. Stätten Deutschlands 7 (21965) 54. 55 Wattenbach-Holtzmann 2, 501 ; F.-J. Schmale, Die Glaubwürdigkeit der jüngeren Vita Burchardi, Jb. f. fränk. LF. 19 (1959) 50. 56 So bei Wattenbach-Holtzmann a. a. O.

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daß ein früher falsch zugewiesenes Werk, die Bearbeitung und Erweite­ rung der älteren Vita Burchardi, ihm mit guten Gründen zugeschrieben werden konnte67. Als Dank für die genossene Gastfreundschaft hat er es dem Abt Pilgrim und dem Konvent gewidmet. Da er in diesem gar nicht so kleinen und historisch wichtigen Werk neben der älteren Burchardsvita auch zahlreiche weitere Quellen aus der Tradition des Bistums und des Klosters verwertete, das bis ins 10. Jahrhundert Kanonikerstift und als solches mit der Bischofskirche fest verbunden gewesen war, ist ein län­ gerer Aufenthalt in St. Burchard vorauszusetzen. Dafür kommen aber nur die Jahre vor der Vollendung von Aura, also zwischen 1108 und 1113 in Frage. Als Autor hat Ekkehard in dieser Zeit also nicht an seiner Chro­ nik, sondern an einem hagiographischen Werk gearbeitet. Erst äußere Umstände haben ihn um 1115, spätestens 1116 erneut historiographisch tätig werden lassen. Damals schrieb er eine Rezension (III) seiner Chronik, für die er jetzt auch die inzwischen erschienene Chro­ nik Sigeberts von Gembloux und die Kaiserchronik heranzog und für die seine Verfasserschaft eindeutig gesichert ist68, jene Rezension nämlich, die Ekkehard für den Abt Erkembert69 von Korvey auf dessen Wunsch hin60 anfertigte und spätestens 1117, d. h. bevor Erkembert in diesem Jahr eine Reise ins Heilige Land antrat61, durch den Prior Amei von Aura überreichen Heß62. Eben diese für Erkembert bestimmte Chronik beweist auch, daß Ekke­ hard erst jetzt wieder zur Feder griff. Schon Waitz hatte festgestellt, daß diese Fassung der Rezension C besonders nahestehe63, die in ihrer ältesten Form 1112 Vorgelegen haben muß und in Würzburg auf bewahrt wurde. Seitdem diese als anonyme Kaiserchronik gesichert ist64, die bis 1106 das Werk Frutolfs und Ekkehards benutzte und diese sodann selbständig fort­ setzte, kann die Wiederkehr dieser Jahresberichte in Ekkehards Chronik von 1117 nur bedeuten, daß dieser neben Frutolfs Werk und seiner eigenen Fortsetzung bis 1106 nun auch die Kaiserchronik heranzog, die er dann wieder erst ab 1112 selbständig fortsetzte. Für die Jahre 1107 bis 1111 besaß er also keine eigenen Aufzeichnungen. Mit dieser Chronik für den Abt Erkembert enden die Nachrichten über Ekkehard fast völüg. Zwar hat er seit 1116 Jahr für Jahr die Chronik bis 57 Schmale, Glaubwürdigkeit S. 45 ff. 58 Die für A bt Erkembert bestimmte Chronik ( = Rezension III). 59 Über diesen vgl. zuletzt W. Stüwer, in Kunst und Kultur im Weserraum 800-1600 1 (1966) 11. 60 Vgl. unten S. 2687Z. 14f. 61 Annales Hildesheimenses z. J. 1117. 42 Vgl. unten S. 270 Z. 6ff. 63 MG. SS. 6, 11 Z. 20. 64 I. Schmale-Ott, Die Rezension C, S. 363ff.

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zum Tode Heinrichs V. (23. Mai 1125) fortgesetzt, aber Hinweise auf die eigene Person sucht man vergebens. Nur seinen Todestag verzeichnet ein Michelsberger Nekrolog noch zu einem 23. Januar unbekannten Jahres6 66. 5 Das kann frühestens das Jahr 1126 gewesen sein, doch schließt das seinen Tod in einem späteren Jahr nicht aus, da der Abschluß der Chronik viel­ leicht eher durch das Ende der Regierungszeit Heinrichs V. als durch den eigenen Tod bedingt ist. Die Revision des bisherigen biographischen Bildes hat einige Konse­ quenzen für die Frage nach der geistigen Welt Ekkehards. Insgesamt stellt sich Ekkehard in dieser Hinsicht eindeutiger dar als früher. Nach den überholten Ergebnissen von Waitz hatte man zunächst annehmen müssen, daß Ekkehard ein wankelmütiger, die Fahne gewissermaßen nach dem Wind hängender, seine Meinung je nach Lage grundsätzlich ändern­ der Mann gewesen sei: Seiner politisch-religiösen Einstellung nach wäre er demnach zunächst konservativ, königstreu und kaum von den Reform­ bestrebungen seiner Zeit beeinflußt gewesen, hätte sich dann nach dem Kreuzzug völlig gewandelt und Front gegen Heinrich IV. zugunsten des Rebellen Heinrich V. gemacht, wenig später (Rezension C) sein Urteil über den verstorbenen Kaiser erneut gründlich revidiert, wäre 1116 zu seiner früheren Ansicht über diesen zurückgekehrt und schließlich zu einer abschätzigen Ansicht auch über Heinrich V. gekommen. Seitdem indessen Bresslau die eigentliche Weltchronik bis 1097 als Werk Frutolfs erkannt hat und vor rund einem Jahrzehnt die Rezension C als die Kaiserchronik eines Anonymus erwiesen wurde, ist die bisherige Vorstellung über die geistige Haltung Ekkehards weitgehend zusammengebrochen. Über das historische Weltbild Ekkehards in einem Sinne, wie diese Frage bei Frutolf zu behandeln war, läßt sich im Grunde wenig sagen, da der Abt von Aura uns in seinem Werk, wie es sich jetzt darstellt, ausschließ­ lich als Chronist der eigenen Zeit begegnet. Es ginge zu weit, wollte man unterstellen, daß er die gleichen historischen Vorstellungen besessen haben müsse wie Frutolf, da er doch dessen Chronik den verschiedenen Fassungen seiner eigenen „Zeitgeschichte“ voranstellte. Wir besitzen allenfalls einen winzigen Ansatzpunkt für diese Frage in seinem W id­ mungsbrief an Abt Erkembert, in dem er erwähnt, er habe die übersandte Chronik in fünf Bücher eingeteilt, wobei das Ende des ersten durch die Gründung Roms, das des zweiten durch die Geburt Christi, das des 65 MG. Neer. 3, 140. Diese Nachricht ist zuverlässiger als die, die Ussermann (Episcopatus Wirciburgensis S. 418) beibringt, wonach Ekkehard an einem 20. Februar gestorben sein soll (Jaffé, Bibi. 5, 568).

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dritten durch die Herrschaft Karls des Großen, das des vierten durch die Herrschaft Heinrichs Y. bestimmt werde. Diese Einteilung lehnt sich insofern an die Gliederung Frutolfs an, als sie ebenfalls die Bedeutung des Komischen Reiches hervorhebt, betont aber andererseits im Gegensatz zu Frutolf deutlicher die Geburt Christi als historisch relevantes Faktum, versieht die Herrschaft Karls des Großen mit einem stärkeren welthisto­ rischen Akzent und verleiht der eigenen Zeit ein im Rahmen der Welt­ geschichte fast unangemessenes Gewicht. Diese beiden Gliederungen las­ sen sich also von der Gründung Roms an nicht mehr zur Deckung bringen. Wenn anders als für Frutolf die Geburt Christi ein markantes Datum wird, so zeigt das, daß für Ekkehards Geschichtsbild das Christentum, der eigene Glaube, unmittelbarer prägend ist, als das bei Frutolf festzu­ stellen war. Gläubigkeit bestimmt aber auch den Standpunkt, von dem aus er die Geschichte seiner eigenen Gegenwart schreibt. Im Grunde ist über Ekke­ hard schon fast alles, sicher aber das Wichtigste gesagt, wenn man ihn als einen durch und durch religiösen Menschen bezeichnet. Was er erlebt und was in seiner Zeit geschieht, wirkt alles auf seine Religiosität ein, wird in sie integriert oder von ihr aus abgewiesen und verurteilt. Seine leichte Erregbarkeit, seine Leidenschaftlichkeit und seine starke Gefühlsbetontheit sind entweder Ursache dieser Haltung oder sie unterstützen diese. Es würde zu weit führen, in diesem Rahmen alle dafür bezeichnen­ den Stellen anzuführen, verwiesen sei aber etwa auf die erhaltenen Briefe an Abt Volmar von Hirsau66, Abt Erkembert von K orvey67 und auf den Widmungsbrief an Heinrich V.68 sowie auf die zahlreichen Interjektionen, auf seine Klagen über die Zustände in der Kirche, sein Urteil über Hein­ rich IV., seine Bewunderung für dessen Sohn Konrad, ganz abgesehen von den Wunderzeichen, die er so zahlreich berichtet und die ihn stets tief beeindruckten. Unglücksschläge - Hungersnöte, Krankheiten, Un­ wetter, militärische Niederlagen - empfindet er tief, ebenso uneinge­ schränkt gibt er aber seinen glücklichen Gefühlen bei siegreichen Schlach­ ten, bei der Erhebung Heinrichs V., bei der Wiederherstellung des Frie­ dens zwischen Kirche und Reich Ausdruck. Stets aber ist es für ihn zwei­ felsfrei, daß in ihnen Gottes Wille unmittelbar deutlich wird. Damit kehren wir zu dem entscheidenden Charakteristikum Ekke­ hards, seiner Religiosität, zurück, von der letzten Endes seine konkreten Gefühlsäußerungen, Ansichten und Urteile abhängen. Sie bedarf allerdings 66 Trithemius, Annales Hirsaug. 1, 390 f.; auch bei Waitz MG. SS. 6, 2f. Anm. 16. 67 Siehe unten S. 268. 68 Siehe unten S. 206.

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einer kurzen Kennzeichnung. Sie ist in ihrem Kern naive und unreflek­ tierte, aber tiefe und stets zum Ausdruck drängende Gläubigkeit, die - soweit es Ekkehard als Historiker betrifft - in Gott den stets unmittel­ bar tätigen Herrn der Geschichte sieht und das im konkreten Geschehen aufzuzeigen sucht. Darin unterscheidet er sich deutüch von dem kühle­ ren, reservierten und objektiven Frutolf. Aus dem gleichen Grund ist er auch mit einem moralischen Urteil über Personen im Guten wie im Bösen schnell bei der Hand. Die gewissermaßen konservative und für das Mittelalter fast zeitlos typische Frömmigkeit und Gläubigkeit erfährt aller­ dings eine zeitgebundene Akzentuierung. Sie ist zugleich so entschieden an der Einheit mit der Römischen Kirche und dem Papsttum orientiert, daß das Handeln aller Personen, besonders das der Könige und Bischöfe, immer dann negativ beurteilt wird, wenn sie sich nicht in der Einheit mit dem Papst befinden oder gegen die Einheit mit dem Papst zu verstoßen scheinen. Ist diese Einheit aber tatsächlich oder angeblich vorhanden und stellt eine Handlung oder ein Verhalten sie nicht ausdrücklich in Frage, dann ist auch Ekkehards Urteil positiv, dann spielen andere Ge­ sichtspunkte oder Grundsätze keine Rolle mehr. Hieraus erklärt sich sein Haß gegenüber Heinrich IV., seine anfängliche Begeisterung für Hein­ rich V. und seine zuletzt auch diesem gegenüber eher skeptische Haltung. Eine für das Papsttum und den König so entscheidende Frage wie die der Investitur wird dagegen niemals grundsätzlich aufgerollt, und nie nimmt Ekkehard zu diesem Problem eindeutig Stellung. Die Vorgänge von 1111 bei dem ersten Romzug Heinrichs V. oder dessen damaliges Verhalten dem Pap3t gegenüber erfahren kein W ort der Kritik, da das Ergebnis den Frieden zwischen dem Papst und dem Kaiser wiederherstellt. Eine Stel­ lungnahme für die Investiturrechte des Königs darf man indessen daraus nicht ablesen; denn ebensowenig bedauert Ekkehard die rechtlichen Ver­ änderungen, die das Wormser Konkordat brachte. Auch dieses Ereignis ist letztlich nur deshalb wichtig, weil es Frieden und Eintracht wieder­ bringt. Am deutlichsten wird diese seine Einstellung vielleicht in seinem Bericht über die Lateransynode des Jahres 1112, auf der sich Paschal II. wegen des Vertrages von Ponte Mammolo schärfsten, bis zum Vorwurf der Häresie reichenden Angriffen ausgesetzt sah. Ekkehard übernahm aus einer schriftlichen Vorlage kommentarlos die Verwerfung des Investi­ turprivilegs, die in diesem Punkt den Vertrag von Ponte Mammolo für unrechtmäßig erklärte; mit offensichtlichem Mißfallen berichtet er aber, daß der Erzbischof von Vienne bei dieser Gelegenheit die Exkommuni­ kation Heinrichs V. betrieben und so die Gefahr eines neuerüchen Schis­ mas zwischen Rom und dem Kaiser heraufbeschworen habe.

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Sucht man diese Haltung mit allgemeineren, für Ekkehards Zeit gülti­ gen Begriffen zu kennzeichnen und ihn in eine der damaligen Gruppierun­ gen einzuordnen, so darf man ihn kaum als einen konsequenten Anhänger spätgregorianischer Reform, als papsttreu und antikönigüch, als gegen die laikale Gewalt in der Kirche schlechthin eingestellt bezeichnen. Eben­ sowenig wäre aber auch das Gegenteil richtig. Er ist in keiner Hinsicht Extremist, sondern eher flexibel. Unabdingbar ist nur die Einheit mit dem Römischen Stuhl; ob sie unter dieser oder jener Bedingung gewahrt wird, ist keine Grundsatzfrage. Eindeutig ist nur, daß in diesem Verhält­ nis der Papst, der die Kirche repräsentiert, der maßgebende Partner ist und der andere Partner sich nach diesem richten muß. Kritik am Papst­ tum sucht man vergebens. Diese Haltung entspricht insgesamt der der Hirsauer, und als Hirsauer kann und muß auch Ekkehard bezeichnet wer­ den. Wenn die ersten Mönche für Aura aus Hirsau kamen, Ekkehard dem Abt Volmar von Hirsau (1120-1156) einen sehr gefühlsbetonten Brief schrieb69 und darin die Gebetsverbrüderung mit Hirsau betont, und wenn er in entsprechendem Sinn auch an Erkembert von Korvey schrieb, des­ sen Kloster seit 1093 ebenfalls unter hirsauischem Einfluß stand70, so ist es keine reine Äußerlichkeit oder eine bloß zwangsläufige Folge der Ent­ scheidung des Bischofs Otto von Bamberg, Aura mit Hirsauern zu beset­ zen. Ekkehard hat sich vielmehr mit den Vorstellungen der Hirsauer identifiziert. Ein kleiner Zug mag das bestätigen. Es ist bekannt, daß die Hirsauer Mönche predigend durch das Land zogen und wegen der den Mönchen vielfach bestrittenen Predigttätigkeit mancherlei Kritik erfuh­ ren. Ekkehard dagegen verteidigt in der Vita Burchardi ausdrücklich'das Recht der Mönche auf Predigt71und zeigt auch darin seine Zugehörigkeit zu dieser Reformbewegung. II.

D as W e r k

1. D ie V i t a B u r c h a r d i Die früher einem Engelhard - 1168 als Abt von St. Burchard in Würz­ burg belegt - zugewiesene Schrift konnte vor rund zehn Jahren aufgrund von Datierungsmerkmalen, stilistischen und wörtlichen Übereinstimmun­ gen mit den Briefen und der Chronik Ekkehards, sowie aufgrund von ein­ deutigen Hinweisen auf die Chronik als weiteres Werk des Autors dem Abt 69 Siehe oben S. 29 Anm. 66. 70 Stüwer a. a. 0 . 11. 71 Vgl. Schmale, Glaubwürdigkeit S. 51, auch zum Folgenden.

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von Aura zugeschrieben werden72. Sie muß vor 1130, dem Todesjahr des Empfängers des Widmungsbriefes, des Abtes Pilgrim von St. Burchard, wahrscheinlich aber aus oben bereits genannten Gründen in den Jahren 1108 bis 1113 verfaßt worden sein. Sie ist abgesehen von der Widmung, einem metrischen und einem Prosaprolog in drei Bücher eingeteilt, von denen das erste Burchards Leben bis zur Bischofsweihe, das zweite sein Wirken als Bischof, das dritte über Burchards Nachfolger Megingaud und Bernwelf, die Umwandlung des früheren Stifts St. Andreas in das Burchards-Kloster und die Translation des Heiligen berichtet. Die Vita braucht hier nicht ausführlich behandelt zu werden, aber in zweierlei Hinsicht ist sie auch in unserem Zusammenhang wichtig. Sie liefert einmal Beweise für die geistige Zugehörigkeit Ekkehards zu den Hirsauern, wie soeben schon erwähnt wurde; zum anderen gibt sie zusätz­ lichen Aufschluß über die Arbeitsweise und die generelle Zuverlässigkeit des Historikers. Für die Vita des im 8. Jahrhundert lebenden Heiligen war Ekkehard natürlich völlig von schriftlichen Überüeferungen abhän­ gig, aber nur ein einziges Stück dieser Überheferung, nämlich die dem 9. Jahrhundert angehörige ältere Burchards-Vita, ist unabhängig erhalten. Man hat infolgedessen lange Zeit die über die ältere Vita hinausgehenden Nachrichten als unbelegbar in Zweifel gezogen und geglaubt, den Autor der willkürlichen Erfindung überführen zu können, weil er auch die ältere Vita selbst mehrfach erweitert zu haben schien. Eine eingehende Unter­ suchung hat aber gezeigt, daß solche Erweiterungen niemals Fakten betreffen, sondern nur in moralisierenden Betrachtungen oder in stan­ dardisierten und typischen Vorstellungen vom Heiligen überhaupt be­ stehen, die Ekkehard einfügte, die aber die rein sachlichen Mitteilungen nicht tangieren. Daraus konnte der sichere Schluß gezogen werden, daß Ekkehard auch die nicht mehr außerhalb seiner Vita erhaltenen Vorlagen kaum verändert hat und er selbst in bezug auf seine Quellen ein absolut zuverlässiger Berichterstatter ist.

2. D ie Chronik. Ihre R e z e n s i o n e n un d d er e n Ü b e r l i e f e r u n g Die ältere, von Waitz begründete Ansicht über Ekkehards Chronik ist bereits oben73 in den Grundzügen dargestellt worden. Sie wurde in einem 72 F. Bendel, Vita sancti Burkardi (1912); die unvollständige Edition von 0 . Holder-Egger (MG. SS. 15) ist wegen des besseren Textes ebenfalls heran­ zuziehen. 73 Vgl. oben S. Iff.

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ersten wesentlichen Punkt durch H. Bresslau74 revidiert, als dieser den Chronisten Frutolf wieder entdeckte, sie erfuhr eine zweite Berichtigung durch die Feststellung, daß die von Waitz als Rezension C bezeichnete Chronik ebenfalls kein Werk Ekkehards ist75; nach einer erneuten einge­ henden Untersuchung des gesamten Fragenkomplexes angesichts der vor­ liegenden Ausgabe ist praktisch überhaupt keines der Ergebnisse von Waitz mehr völlig haltbar. Es ist hier nicht der Ort, dies in allen Einzel­ heiten darzulegen, die folgenden Ausführungen basieren ebenso wie die Ausgabe selbst bereits auf den neuesten Erkenntnissen. Die wichtigsten Überlegungen und Argumente werden aber jeweils angeführt werden. Insgesamt müssen auch heute noch vier Rezensionen unterschieden wer­ den, die sich jedoch nur noch sehr beschränkt mit denjenigen bei Waitz decken. a) Rezension I .

Das erste historiographische Erzeugnis Ekkehards ist die bis zum An­ fang des Jahres 1106 reichende Fortsetzung und geringfügige Überarbei­ tung der Chronik Frutolfs in dessen Michelsberger Autograph. Sie ist 1105/Januar 1106 niedergeschrieben, als Ekkehard erstmals nachweislich auf dem Michelsberg weilte76, und umfaßt - sieht man einmal von klei­ neren Korrekturen in den älteren Partien der Frutolf-Chronik ab, die indessen auch noch zu einem späteren Zeitpunkt vorgenommen worden sein können - die Jahre 1098 bis 1106 Januar, als die Gesandtschaft, die Heinrich V. nach der Absetzung seines Vaters nach Rom zu schicken dachte, zusammengestellt wurde. Ekkehard tilgte den auf einer Rectoseite stehenden Teil von Frutolfs Bericht zu 1098 durch Unterstreichen, radierte von der folgenden Versoseite an den Rest der Frutolf-Chronik aus und begann statt dessen mit dem Jahre 1098 seinen eigenen Bericht. Dabei wurde der gesamte Frutolf-Text wieder mitverwertet, aber insge­ samt durch die ausführliche Darstellung des ersten Kreuzzuges und der auf ihn folgenden Ereignisse im Heiligen Land wesentlich erweitert. Vom Jahre 1100 an ist Ekkehards Text sodann völlig selbständig. Sein Bericht beruht zum größten Teil auf eigenem Erleben und zeichnet sich durch Reichhaltigkeit und Genauigkeit aus. Die Arbeit wurde offensichtlich äußerer Umstände wegen beendet, nämlich dadurch, daß Ekkehard im Februar 1106 an der erwähnten Gesandtschaft zum Papst teilnahm. 74 Vgl. oben Anm. 7. 74 Vgl. oben S. 24.

75 Vgl. oben Anm. 9.

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Diese Rezension entspricht der Waitzschen Rezension B und ist als Autograph Ekkehards in der Frutolf-Handschrift A, UB. Jena Bose q 19 erhalten. Sie muß ebenfalls in der heute verlorenen Prüfeninger Hand­ schrift zusammen mit der Frutolf-Chronik als Abschrift des Autographs überliefert gewesen sein77; Zeugnis einer dritten Überlieferung ist die Kölner Königschronik78, die bis 1106 größtenteils als Exzerpt aus einer weiteren Abschrift des gesamten Autographs bezeichnet werden muß.

b) Rezension I I

Nach der Rückkehr von der Synode zu Guastalla fertigte Ekkehard ein Chronik-Exemplar an, bestehend aus der stellenweise korrigierten Chronik Frutolfs bis 1097 und der eigenen Fortsetzung, die in diesem Exemplar aber nun bis zum Ende des Jahres 1106 fortgeführt wurde. Diese Rezension ist zwar weder erhalten, noch bisher jemals in der Lite­ ratur erwähnt worden, aber mit Sicherheit zu erschließen. Ein Brief Ekke­ hards an Heinrich V.79, der in der für Abt Erkembert bestimmten Rezen­ sion überliefert ist, beweist eindeutig, daß Ekkehard erstens dem jungen König ein Exemplar seiner Chronik gewidmet hat, und daß das zweitens nicht lange nach dessen Regierungsantritt geschah. Spuren dieser Fassung sind auch noch imabhängig von dem Widmungsbrief nachzuweisen. So muß sie dem 1112 schreibenden anonymen Verfasser der Kaiserchronik Vorgelegen haben, der sie bis zum Jahre 1106 für sein eigenes Werk exzer­ pierte, dem Jahresbericht zu 1106 in der Fassung Ekkehards80 noch einen kurzen Abschnitt, hauptsächlich über Bischof Erlung von Würzburg, anhängte und sie dann selbständig fortsetzte.

c) Rezension I I I

Diese Fassung verdankt ihre Entstehung dem Abt Erkembert von Korvey, der von Ekkehard eine Chronik erbeten hatte. Sie wurde zusam­ mengestellt in den Jahren 1116/17, denn 1117 unternahm Erkembert, wie 77 Vgl. oben S. 18. 78 Ed. G. Waitz, MG. SS. rer. Germ. (1880). 79 Siehe S. 206. 80 Dieser Jahresbericht der Rezension II wird kaum ganz identisch gewesen sein mit dem der späteren Fassungen. Er ist ganz offensichtlich nicht unbeein­ flußt geblieben von dem Bericht der Kaiserchronik zum gleichen Jahr.

Ekkehard

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die Hildesheimer Annalen berichten81, eine Pilgerfahrt ins Heilige Land, und aus Ekkehards Widmungsbrief an Erkembert geht hervor, daß diese Pilgerfahrt unmittelbar bevorstand, als der Brief geschrieben wurde82. Die Rezension III ist diejenige Ausgabe der Chronik, auf die Ekkehard die relativ größte Mühe verwendet hat. Er zog für Erkemberts Exemplar nicht nur seine eigene Chronik in der Rezension II heran, sondern auch die inzwischen vorüegende, weitestgehend auf der Rezension II beruhende Kaiserchronik, von der er nicht nur die Jahresberichte von Ende 1106-1111 einschließlich übernahm, sondern sich auch formal stark beeinflussen üeß. Der Einfluß zeigt sich in mannigfacher Weise. Der Verfasser der Kaiser chronik hatte erstens viele Jahresberichte der Rezension II gekürzt, zahl­ reiche andere aber zugleich durch die Einarbeitung von Nachrichten erweitert, die er der inzwischen erschienenen Chronik Sigeberts entnahm. Diese Veränderungen wurden von Ekkehard weithin akzeptiert, sowohl hinsichtlich der Kürzungen wie auch der Erweiterungen. Er ließ sich sogar anregen, auch seinerseits nochmals Sigeberts Chronik heranzuziehen und ihr noch weitere Stellen zu entnehmen. Außerdem hatte der Autor der Kaiserchronik rigoros alle Partien über den Kreuzzug und die Kreuzfah­ rer eliminiert, von dem Zweck seines Werkes her völlig zu Recht. Ekke­ hard folgte ihm auch darin und kürzte die betreffenden Jahresberichte ebenfalls um die Kreuzzugsnachrichten, faßte diese dann aber zu einem Hierosolymita genannten Buch zusammen und hängte es der eigent­ lichen Chronik an. Diese selbst teilte er in fünf Bücher ein, das fünfte und letzte, dem er den Widmungsbrief der Rezension II als Prolog voranstellte, ist ausschließlich der Regierungszeit Heinrichs V. gewidmet. Auch dafür könnte die Kaiserchronik Vorbild gewesen sein, deren drittes Buch eben­ falls ausschließlich die Zeit Heinrichs V. behandelt. Die Kaiserchronik hat Ekkehard mit größter Wahrscheinlichkeit be­ reits in der heutigen, bis zum Jahresbericht 1114 reichenden Gestalt Vor­ gelegen. Dennoch zog er es vor, deren Text vom Jahre 1112 an durch einen weitgehend eigenen zu ersetzen. Für das Jahr 1112 gab er einen auf Akten beruhenden Bericht über die Lateransynode vom März des Jahres, den Bericht zu 1113 überarbeitete er leicht, den zu 1114 kürzte er wesent­ lich und ergänzte ihn durch eigene Nachrichten; ab 1115 wurde seine Chronik sodann wieder völlig selbständig. Sie endete in dieser Fassung wahrscheinlich mit dem Jahre 1116. Die Rezension III, von Waitz als Rezension E bezeichnet, ist in insge­ samt vier Handschriften überliefert, wenn man einmal von einigen 81 Annales Hildesheimenses z. J. 1117.

82 Vgl. unten S. 270.

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kleineren Exzerpten absieht : erstens Paris BN. 4889 saec. X II = Px (Waitz Dj) ; zweitens Paris Arsenal 6 saec. X IV , eine Abschrift von Px= P3 (Waitz D 2); drittens Berlin 295 saec. X II aus Havelberg = B (Waitz Ex); viertens Paris BN. 4889 A. saec. X III aus Rastede, Abschrift von B = P2 (Waitz Eg). Da P2 und P3 Abschriften der erhaltenen Handschriften Px und B sind, kommen für die Textrekonstruktion nur die beiden letzten in Frage, soweit sie nicht Lücken infolge von Seitenverlusten aufweisen. Wie aus den von Waitz verwendeten Siglen hervorgeht, hatte dieser aller­ dings nur die E-Handschriften als Überheferung der Rezension III und die D-Handschriften als Zeugen einer weiteren, von ihm als Rezension D bezeichneten Fassung, angesehen, die er aufgrund der Handschriften­ unterschiede feststellen zu können glaubte83. Diese Ansicht ist aber unzu­ treffend. Alle hier genannten Handschriften sind Zeugen der Rezension III: nur sie weisen Sigebert-Zusätze auf, nur sie haben den Widmungs­ brief an Heinrich V., nur sie bringen die Kreuzzugsgeschichte gesondert, und beiden fehlen in ganz der gleichen Weise die Volksgeschichten und die Vita Karls des Großen: die wenigen Lesartenunterschiede beschränken sich auf ganz normale Varianten. Sie geben in keiner Weise das Recht, zwei verschiedene Rezensionen zu konstatieren, zumal einige Lesarten dadurch bedingt sind, daß weder B noch Px die Rezension III in originaler, vielmehr nur in leicht bearbeiteten Abschriften wiedergeben. Der von Waitz angewendete Spaltendruck ist daher völlig irreführend. Beiden Handschriften ist auch gemeinsam, daß sie Ekkehards Chronik bis 1125 bieten; ihnen, beziehungsweise ihren Vorlagen hat also nicht nur eine Überlieferung der Rezension III Vorgelegen, sondern auch noch eine wei­ tere, die Ekkehards Chronik in der endgültigen bis 1125 reichenden Form enthielt. d) Rezension I V

Die Texte, als deren Verfasser Ekkehard bisher feststeht, sind indessen meistens nicht in Form einer der bisher behandelten Rezensionen über­ liefert, sondern in einer relativ großen Zahl von Handschriften, die fol­ gende Gestalt zeigen: An die bis 1097 reichende Frutolf-Chronik in der von Ekkehard überarbeiteten Fassung des Autographs schließt sich Ekke­ hards erste Fortsetzung an, ebenfalls in der Fassung des Autographs, also einschließlich der Kreuzzugsberichte, jedoch mit dem Jahresbericht zu 1106 in der vollständigsten F orm ; darauf folgen ohne die Zwischenschaltung 83 MG. SS. 6, 15.

Ekkehard

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des Briefes an Heinrich V. die Jahresberichte, die Ekkehard für die Rezension III schrieb, sowie in allen Handschriften übereinstimmende Berichte bis zum Jahre 1125 einschließlich. Gegenüber diesen von der Erschaffung der Welt an bis 1125 grundsätz­ lich übereinstimmenden Texten - die einzelnen Handschriften zeigen natürlich gelegentlich Lücken - stellen sich zwei Fragen : Erstens, wer ist der Verfasser der bisher noch nicht behandelten Jahresberichte bis 1125 ? Zweitens, wer hat Ekkehards Texte in dieser Form zusammengestellt ? Hinsichtlich der ersten Frage gilt seit Waitz unangefochten die Mei­ nung, daß Ekkehard der Autor sei. Gleichwohl muß diese Überzeugung begründet werden, denn in keiner der einschlägigen Handschriften wird Ekkehard jemals als Verfasser genannt. So können nur innere Kriterien herangezogen werden, die alle Ekkehards Verfasserschaft auf keinen Fall ausschließen, aber insgesamt eben doch nur im höchsten Maße wahr­ scheinlich machen. Im wesentlichen sind es folgende Beobachtungen: Stets treten diese Jahresberichte nur im Zusammenhang mit den vorher­ gehenden Ekkehard-Texten auf, ihr Verfasser muß im ostfränkischen Gebiet geschrieben und gute Beziehungen zu Bamberg und seinem Bi­ schof Otto gehabt haben, Stil und geistige Haltung unterscheiden sich nicht von der Schreibweise und der Einstellung in den vorhergehenden Jahresberichten. In bezug auf die zweite Frage muß die Antwort - sie hat natürlich auch Rückwirkungen auf die erste Frage - zunächst ganz ähn­ lich lauten; auch hier fehlt jeder direkte Beweis. Aber die für Ekkehard sprechenden Gründe erscheinen doch sehr massiv; denn die Zusammen­ stellung einer Fassung aus Elementen aller von Ekkehard selbst verfaß­ ten Rezensionen kann einem anderen als dem Autor selbst kaum zuge­ schrieben werden, zumal sich keine Spur der Rezension III außerhalb des norddeutschen Raumes nachweisen läßt. Wie hat man sich dann aber das Zustandekommen dieser Chronik, die jetzt als Rezension IV zu bezeichnen wäre, zu erklären ? Waitz hatte sie als B * bezeichnet, weil sie - einmal abgesehen von der Frutolf-Chronik - die Jahresberichte ab 1098 in der Fassung der Rezen­ sion B ( = I) und nicht der Rezensionen C, D oder E ( = Kaiserchronik und III) biete, und er schrieb in der Einleitung zu seiner Ausgabe, daß in den zu dieser Gruppe gehörenden Handschriften dem Text von B ( = I) im Jahre 1125 die Fortsetzung angefügt worden sei84. Diese Behauptung ist indessen unpräzise, wenn nicht gar irreführend. In Wirklichkeit ist es so, daß hier für die Jahre bis 1106 der Text der Rezensionen I und II 84 Ebd. S. 14 f.

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vorliegt, der nur an einer einzigen Stelle gekürzt erscheint, nämlich in dem Bericht über Heinrichs IV. Sohn Konrad und dessen Gemahlin, weil Ekkehard inzwischen eine Information erhalten hatte, die eine frühere Behauptung hinfällig zu machen schien und die er deshalb auch in dem Michelsberger Autograph ausradierte. Von 1106 an folgen die Jahres­ berichte der Rezension III bis zum Jahre 1116, dann schließlich die Fort­ setzung bis 1125. Insgesamt ergibt das eine Fassung, wie man sie für ein Handexemplar voraussetzen müßte, und als Überlieferung des Hand­ exemplars Ekkehards kann man sie daher auch mit Recht bezeichnen, mit einer Einschränkung : Die Rezension IV, das Handexemplar, ist nicht fortlaufend Jahr für Jahr geführt worden, sondern wegen seiner Überein­ stimmungen mit der Kaiserchronik und der Rezension III etwa gleich­ zeitig mit der letzten angelegt. Diese letzte Rezension ist in zahlreichen, allerdings nur zum Teil voll­ ständigen Handschriften überliefert, die dem 12. bis 16. Jahrhundert angehören. Sie weisen keine großen Unterschiede mehr auf, lassen sich aber in zwei Gruppen einteilen, die auf zwei verschiedene, sich nicht mehr voll deckende Archetypen zurückgeführt werden können. Die an Hand­ schriften zahlreichere Gruppe enthält in fast allen Exemplaren Nach­ richten über das mainfränkische Kloster Münsterschwarzach, die nicht zum ursprünglichen Text Ekkehards gehören ; diese Codices müssen also von einem Archetypus abgeleitet sein, der dem Kloster Münsterschwarz­ ach gehörte. Unter ihnen sind die Handschriften Leipzig saec. 12 = L, Erlangen 406 saec. 12 (ehemals Heilsbronn) = E und Stuttgart 411 saec. 12 (ehemals Zwiefalten und Vorlage Burchards vonürsperg) = S die wich­ tigsten und in dieser Reihenfolge besten. Die andere Gruppe wird repräsentiert in den Handschriften B und Pj, die auch die Rezension III enthalten. Der Text beruht auf der ersten Gruppe und kann dort als ursprünglich angesehen werden, wo er durch B oder Pj gedeckt ist.

Zur Ausgabe Ebensowenig wie Frutolfs gesamte Chronik von Erschaffung der Welt an abgedruckt werden konnte, ist es möglich, noch auch notwendig, den von Ekkehard bearbeiteten Frutolf-Text zu bringen. Die folgende Aus­ gabe setzt daher grundsätzlich erst mit Ekkehards selbständigen Jahres­ berichten ein. Nur soweit er seine Korrekturen im Autograph angebracht hat und diese das 11. Jahrhundert betreffen, sind sie in den Anmerkungen zur Frutolf-Chronik vermerkt.

Kaiserchronik

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Wenn man andererseits Ekkehards Chronik ausschließlich als Fakten­ bericht wertete und als solchen benutzte, genügte es, lediglich die Rezen­ sion IY wiederzugeben. Gerade ein solches Verfahren würde aber der Chronik Ekkehards nicht gerecht; weder sein literarisches Bemühen in den verschiedenen Rezensionen, noch die wiederholte sachliche Korrek­ tur könnten auf diese Weise ganz deutlich gemacht werden. Hinwiederum verbietet sich auch hier aus äußeren Gründen der vollständige Druck aller Rezensionen, soweit deren Text von Ekkehard selbständig verfaßt ist. Darum wurde folgendes Verfahren gewählt: Die Rezension I wird vom Jahresbericht zu 1098 an in vollem Wortlaut nach dem Autograph wiedergegeben. Von der Rezension II, deren genaue Gestalt nicht eindeu­ tig bestimmt werden kann, wird nur der Widmungsbrief an Heinrich V. gedruckt. Aus der Rezension III wird neben dem Widmungsbrief an Erkembert von Korvey der Text vom Jahre 1106 an vollständig bis zum Jahre 1116 geboten; aus der Rezension IV dagegen wurden nur die Jah­ resberichte 1117 bis 1125 ausgewählt, Korrekturen dieser Fassung an den im Autograph enthaltenen Jahresberichten dagegen nur in Anmerkungen gekennzeichnet. Die volle Gestalt dieser Rezension IV von 1098 an ist also durch eine Kombination der Rezensionen I, II, III (von 1106 an bis 1116) und IV (von 1117 an bis 1125) zu gewinnen. Die technischen Grundsätze der Edition sind die gleichen wie bei der Frutolf-Ausgabe. Die Übersetzung wurde neu angefertigt.

KAISERCHRONIK Es war auf den vorhergehenden Seiten oft von einer anonymen Kaiser­ chronik für Heinrich V. die Rede. Das im Autograph - heute in Cam­ bridge85 - erhaltene Werk wurde laut Auskunft des Prologs auf Wunsch Heinrichs V. aus anderen Chroniken zusammengestellt und sollte die Geschichte seit Karl dem Großen bis auf die eigene Zeit behandeln. Der Verfasser hielt es jedoch für richtig, etwas früher, nämlich mit der Her­ kunft der Franken zu beginnen, und teilte sein Werk in drei Bücher ein, deren erstes mit „D e origine Francorum“ , deren zweites mit dem Kai­ sertum Karls des Großen, deren drittes mit dem Regierungsantritt Hein­ richs V. beginnt. Da die Texte weitgehend mit denen in Ekkehards Chro­ nik identisch sind und sich hier im wesentüchen dieselben Exzerpte aus

85 Cambridge, Corpus Christi College n. 373.

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Einleitung

der Chronik des Sigebert von Gembloux finden wie in der EkkehardRezension III (Waitz D, E), hielt Waitz diese Chronik ebenfalls für eine Ekkehard-Rezension (C)8 88. Die entschiedene Behauptung von H. Bress7 8 6 lau87, G. Meyer von Knonau88 und später von R. Holtzmann89, die Hand, die den Cambridger Codex schrieb, sei identisch mit der Ekkehards, schien die Ansicht von Waitz endgültig zu bestätigen. Dennoch erwies sie sich als falsch. Eine gründliche Schriftuntersuchung, die erstmalig 1956 durchgeführt wurde, ergab, daß die beiden Hände durchaus verschieden sind90. Damit wurde das wichtigste Argument für Ekkehards Verfasser­ schaft hinfällig. Die weitere Untersuchung förderte zusätzliche Beweise zutage und eröffnete die Möglichkeit, die bis dahin vorhandenen Wider­ sprüche zu lösen. Der Stil des Autors ist im Gegensatz zu dem Ekkehards stärker vom antiken Latein geprägt, die politische Vorstellungswelt ist am Römischen Kaisertum orientiert, hinter dem kirchliche Gesichts­ punkte zurücktreten, Bischof Erlung von Würzburg wird ausgiebig und rühmend erwähnt, während Ekkehard ihn zunächst kaum zu kennen scheint; vor allem aber die Schwierigkeiten, die die günstige Beurteilung Heinrichs IV. stets aufgeworfen hatte, wurden damit vollkommen ausge­ räumt und erschienen nicht mehr als ein bloß vorübergehender opportuni­ stischer Gesinnungswandel Ekkehards. Ist diese Chronik, woran nicht mehr zu zweifeln ist, nicht das Werk Ekkehards, so stellt sich erneut die Frage nach dem etwaigen Verfasser. Vieles sprach dafür, daß er in der Umgebung des so oft gerühmten Erlung zu suchen sei, und es wurde daher die Vermutung ausgesprochen, es könne der zeitweilige Würzburger Domscholaster, der Schotte David sein91, der als Verfasser einer Geschichte des ersten Romzuges erwähnt ist, die auch in der Kaiserchronik und von Ekkehard benutzt wurde. Dabei konnten allerdings einige Ungereimtheiten nicht ganz beseitigt werden, die letzten Endes darauf beruhten, daß die Überlegungen noch mit einer seit 1106 fortlaufend geführten Rezension D rechneten, die David Vorgelegen und aus der er selbst das Exzerpt aus seiner Romzugsgeschiehte entnommen haben müßte. Inzwischen ermöglicht die neuer­

86 MG. SS. 6, 15. 87 In einer Mitteilung an Meyer von Knonau, wiedergegeben an der in Anm. 88 zuerst genannten Stelle. 88 Meyer v. Kn., Jahrbücher 6, 7 Anm. 1, 281 Anm. 18, 288f. Anm. 6. 88 Deutschlands Geschichtsquellen 2, 502 Anm. 208. 90 Schmale-Ott, DA, 12. 363ff.; zu allem Folgenden vgl. Dies., Zs. f. bayer. LG. 34, 423ff. 91 DA. 12, S. 379ff.

Kaiserchronik

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liehe Untersuchung der Chronik Ekkehards, deren Ergebnisse oben dargestellt wurden, noch einige Schritte weiter zu kommen und auch diese Schwierigkeiten zu überwinden. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist der völlige Wegfall der sogenannten Rezension D, der angeblich konti­ nuierlich fortgesetzten Chronik, und die Feststellung, daß der Widmungs­ brief an Heinrich V. zweifelsfrei auf eine dem König kurz nach seinem Regierungsantritt überreichte Fassung schließen läßt. Denn damit ist erst die unbefangene Frage möglich geworden, ob denn wirklich der Ver­ fasser der Kaiserchronik bei den Jahresberichten von 1107 an aus Ekke­ hard geschöpft haben müsse oder ob das umgekehrte Verhältnis nicht wenigstens als Möglichkeit in Betracht gezogen werden könnte. Tatsäch­ lich öffnet man sich damit erst die Augen für einige Fakten, die in Wider­ spruch zu einer Verfasserschaft Ekkehards stehen. Sie beginnen mit dem Ende des Jahresberichtes zu 1106. Ekkehard, der zu 1105 die Einsetzung Ruotperts anstelle eines „gewissen“ Erlung zum Bischof von Würzburg begrüßt hatte92, konnte unmöglich schon Ende 1106 schreiben, Erlung, der so lange zu Unrecht entfernt worden sei, sei nun nach dem gerechten Urteil Gottes allen zur Freude inthronisiert worden. Wohl aber paßt eine solche Äußerung zu dem Verfasser der Kaiserchronik. Ähnliche Stellen, die für Ekkehard Stilbrüche wären, finden sich noch häufiger. Mehrfach tritt der römische Reichsgedanke hervor, der bei Ekkehard völlig fehlt; das Investiturrecht der deutschen Könige wird deutlich herausgestellt und bejaht, auf die alten Rechte und Einrichtungen wird immer wieder verwiesen ; Akten und Briefe werden dagegen nicht aufgenommen, gram­ matische Fehler, wie sie bei Ekkehard immer wieder festzustellen sind, fehlen in den Jahresberichten von 1107 genauso wie auch sonst in der Kaiserchronik. Das sind einige wichtige, nur in aller Kürze angedeu­ tete Beobachtungen, die eine Verfasserschaft Ekkehards für die Jahres­ berichte der Kaiserchronik ab 1106 ausschließen, und daraus kann nur der Schluß gezogen werden, daß für diese Teile der anonyme Autor der Kaiserchronik selbständig ist und Ekkehard dessen Werk ausschrieb, als er seine Rezension III für Erkembert von Korvey anfertigte. Natürlich steht damit ebenfalls fest, daß der Anonymus die Romgeschichte Davids exzerpierte und er sie an Ekkehard vermittelte. Gerade aber die Art der Benutzung der Romzugsgeschichte Davids schließt bei genauer Betrachtung - entgegen einer früheren Annahme David als Verfasser der Kaiserchronik aus. Obgleich nämlich alle Fakten

92 Vgl. unten S. 192. Z. 33 f. ; auch zum Folgenden.

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Davids Bericht entnommen sind, unterscheidet sich die Darstellung der Kaiserchronik von diesem in Wortschatz, Stil und Tendenz, wie ein Ver­ gleich mit Wilhelms von Malmesbury Erzählung zeigt, in der nach Wilhelms ausdrücklicher Erklärung Davids Text wörtlich wiedergegeben ist. Andererseits weisen Stellen auf einen Verfasser, der der höheren Geistlichkeit angehörte; dennoch kommt Erlung von Würzburg wegen ausgesprochen panegyrischer Stellen über ihn kaum in Betracht; sicher aber war der Autor Erlungs Freund. Wie an anderer Stelle93 ausführlich dargelegt wurde, spricht vieles dafür, daß in Bischof Otto von Bamberg der Verfasser gesehen werden darf. Niedergeschrieben wurde das Werk hauptsächlich in den Jahren 1112/ Anfang 1113, so weit ist nämlich der gesamte Chronik-Text von einer ein­ zigen Hand. Verschiedene Hände schrieben dann den Schluß des Jahres­ berichtes zu 1113 und den Bericht zu 1114. Den Prolog, wahrscheinlich nach Fertigstellung des eigentlichen Textes, schrieb wohl der Autor selbst, der sich im übrigen eines oder mehrerer Schreiber bediente. Zur Charakteristik des Gesamtwerkes ist das Wesentliche bereits an verschiedenen Stellen weiter oben gesagt worden. Es ist eine in der Haupt­ sache auf Ekkehard und anfangs stärker noch auf Sigebert von Gembloux fußende Chronik, in der das benutzte Material unter dem Thema „Kaiserchronik“ exzerpiert wurde. Sie ist insofern zunächst weitgehend unselbständig, lediglich einige Bemerkungen über die Bedeutung des Kaisertums Karls des Großen und die Verbindung des fränkischen König­ tums mit der Kirche hat der Verfasser hinzugefügt; doch vom Jahre 1100 an werden in steigendem Umfang eigene Nachrichten eingefügt. Im Bericht zu 1105 ist die Vorlage schon so stark überarbeitet, daß man von weitgehender Selbständigkeit sprechen kann; erst recht gilt das vom Bericht zu 1106. Von da an ist der Verfasser unabhängig. Die Zielsetzung bestimmt auch den geistigen Gehalt und die politische Vorstellungswelt des Werkes. Sie bewegen sich um die Begriffe Romanum imperium und Teutonicum regnum, und das Werk soll beide Institutionen verherrlichen, deren Vereinigung mit dem Franken Karl begann, und zeigen, wie das Römische Reich durch die deutschen Herrscher ruhmvoll regiert wurde. Dieses Römisch-deutsche Reich ist der von Cicero geforderte, von weisen Herrschern geleitete Staat. Zweifellos ist der Autor klassisch gebildet und dem entspricht auch seine grammatisch reine und überaus klare Sprache, die sich deutlich von der Ekkehards unterscheidet.

93 Zs. f. bayer. LG. 34 (1971).

Kaiserchronik

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Z u r Ü b e r l i e f e r u n g und zur A u s g a b e Die Kaiserchronik ist nur in einer einzigen Handschrift überliefert. Sorgfältige Schrift, Federzeichnungen eines jeden Herrschers vor den Berichten über seine Regierungszeit und eine Miniatur zu Anfang des dritten Buches weisen sie als das für Heinrich V. bestimmte Widmungs­ exemplar aus. Es wird heute in Cambridge (Corp. Christi coli. 37394) auf­ bewahrt, muß aber nach Ausweis einer dem Codex beigebundenen Tradi­ tionsurkunde aus der Zeit des Bischofs Wolfger (810-832) vorübergehend in Würzburg gelegen haben, sicher noch 1116/17, als Ekkehard sie be­ nutzte. Es ist möglich, daß die Handschrift nach dem Tode Heinrichs V. mit seiner Witwe, der Kaiserin Mathilde, den Weg nach England fand. Zur Ausgabe ist wenig anzumerken. Da sich auch hier ein Abdruck des ganzen Werkes verbietet, wurden aus den früheren Partien nur der Pro­ log und die selbständigen Auslassungen über das Kaisertum Karls des Großen ausgewählt; vollständig wird die Chronik dagegen vom Jahres­ bericht zu 1095 an bis zum Schluß wiedergegeben. Die Übersetzung wurde von den Herausgebern angefertigt.

94 Vgl. James, Corpus Christi College 2 (1912).

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BISH ERIG E AUSGABEN Ekkehardi Uraugiensis chronica, ed. G. Waitz, MG. SS. 6 (1843) 33-211 (Frutolf), 208-267 (Ekkehards Rezensionen I -IV , 1106-1125), 207-248 (Kaiser­ chronik 1095-1114). Ekkehardi Uraugiensis abbatis Hierosolymita, nach der W aitz’schen Recension mit Erläuterungen und einem Anhänge hrsg. von H. Hagenmeyer (Tübingen 1877). DEUTSCHE ÜBERSETZUNG W. Pflüger, in Geschichtsschreiber der deutschen Vorzeit (1879); 2. Auflage v. W. Wattenbach (1893).

W ICH TIG ERE L IT E R A T U R H. Bresslau, Bamberger Studien, Neues Arch. 21 (1896) 139ff. A.-D. von den Brincken, Studien zur lateinischen Weltchronistik bis in das Zeit­ alter Ottos von Freising (1957). G.Buchholz, Die Würzburger Chronik, eine quellenkritische Untersuchung (1879). G. Buchholz, Ekkehard von Aura, Untersuchungen zur deutschen Reichs­ geschichte unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1 (1888). K. Haflinger, Gorze-Kluny, Studia Anselmiana 22/25 (1950/51). M. Manitius, Geschichte der lateinischen Literatur des Mittelalters 3 (1931). O. Meyer, Weltchronistik und Computus im hochmittelalterlichen Bamberg, Jb. f. frank. LF. 19 (1959) 241 ff. F.-J. Schmale, Zur Abfassungszeit von Frutolfs Weltchronik, 102. Bericht d. Hist. Ver. Bamberg (1966) 81 ff.

Literaturverzeichnis

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-J. Schmale, Uberlieferungskritik und Editionsprinzipien der Chronik Ekke­ hards von Aura, Dt. Arch. 27 (1971).

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FRUTOLFI CHRONICA

D IE CHRONIK FRUTOLFS YON MICHELSBERG

Anni Heinrici secundi.

I. Anno dominicç incarnationis millesimo I.1, ab Urbe autem condita MDCCLII., 2Heinricus secundus, primum dux Baioariç, deinde Ottone tercio absque filiis defuncto3 in regni provectus culmine4 LXXXIIII. loco ab Augusto regnum accepit et annos 5 XXIII ac menses Y regnavit5, XII annos sub nomine regis, XI dignitate et nomine imperatoris. Hic in regni sede sublimatus, cum Heinricum marchionem aliosque in inicio regni sui sibi resistentes superasset, Italiam et Boemiam ac Bolizlaum cum omni gente Sclavorum subiugasset2, 6data sibi requie a Domino6, considerans 10 se filios non habiturum, quippe qui, ut multi testantur, consortem regni Cunigundam nunquam cognovit, sed ut sororem dilexit, Domi­ num bonorum omnium datorem habere delegit heredem sextoque regni sui anno sapienti consilio episcopatum Babenberg in honore sancti Petri sanctique Georgii constituit locumque ipsum prediorum 15 divitiis et omni ornatus decore, ut inpresentiarum cernitur, copiosis­ sime ditavit. In meridiana quoque parte civitatis monasterium in honore sancti Stephani protomartyris sub ordine canonico con­ struens7, ex altera vero, hoc est aquilonari, aliud monasterium sub monachili regula in honore sancti Michahelis archangeli sanctique 20 Benedicti abbatis constituens5, sibi suçque civitati supra petram apostolicç firmitatis fundatç muroque et propugnaculis meritorum sancti Georgii ceterorumque sanctorum munitç ac exornatç, contra incentivos vitiorum iactatus 9turrim fortitudinis9 in Stephano et contra refrigerantes flatus illius, qui in aquilone, unde malum omne 25 pandetur, sedem ponere disposuit, refugium certum in angelico preparavit presidio, ut a 10dextris et a sinistris iusticiç armis10 vallatç 1 Das Jahr nach der irrigen Angabe des Chronicon Wirziburgense (im Folgen­ den stets CW). 2" 2 Vgl. CW. 3 24. 1. 1002. 4 6./7. 6. 1002. 5 Richtig wäre 23 Jahre und 2 Monate. 6-6 Vgl. 4. Esdr. 2, 34.

Regierungsjahre Heinrichs II. 1. Im Jahre seit der Geburt des Herrn 10011, seit der Gründung Roms im Jahre 1752, gelangte Heinrich II., vorher Herzog von Bayern - Otto III. war kinderlos gestorben3 - , an die Spitze des Reiches4 und empfing die 5 Königsherrschaft; er war der 84. Herrscher seit Augustus und regierte 23 Jahre und fünf Monate5, 12 Jahre unter dem Titel eines Königs, 11 Jahre in der Würde und unter dem Titel des Kaisers. Als er auf den Thron des Reiches erhöht war und den Markgrafen Heinrich und einige andere überwunden hatte, die ihm zu Beginn seiner Herrschaft widerio standen, auch Italien, Böhmen und ebenso Bolislaw mitsamt dem ganzen Slawenvolk unterjocht hatte2 6und ihm vom Herrn Ruhe gewährt war6, erwählte er im Wissen darum, daß er keine Söhne haben werde - denn, wie viele bezeugen, erkannte er Kunigunde, seine Gefährtin in der Herrschaft niemals, sondern liebte sie wie eine Schwester - , den Herrn, 15 der alle Güter gibt, zum Erben und gründete im sechsten Jahr seiner Herrschaft in weisem Ratschluß ein Bistum in Bamberg zu Ehren des hl. Petrus und des hl. Georg und stattete den Ort selbst mit Grundbesitz und allem geziemenden Zubehör überreichlich aus, wie man noch heute feststellen kann. Überdies errichtete er im südlichen Teil der Stadt ein 20 Monasterium zu Ehren des heiligen Erzmärtyrers Stephan, das er der Kanonikerregel unterstellte7; im anderen, das heißt im nördlichen Teil, gründete er ein weiteres Monasterium zu Ehren des heiligen Erzengels Michael und des heiligen Abtes Benedikt8, das der Mönchsregel unter­ worfen wurde. Sich und seiner Stadt, die auf dem Felsen apostolischer 25 Unüberwindlichkeit gegründet und durch die Mauer und die Vorwerke der Verdienste des hl. Georg und der übrigen Heiligen befestigt und geziert war, errichtete er auf diese Weise in Stephan 9einen Turm der Stärke 9 gegen den Gluthauch der Laster und eine sichere Zuflucht unter dem Schutz des Engels gegen den erkältenden Hauch desjenigen, der im Norden, von wo 30 alles Übel seinen Ausgang nimmt, seinen Sitz aufzuschlagen beschlossen hat ; auf der 10Rechten und auf der Linken mit den Waffen der Gerechtigkeit10 wie einem Wall umgeben, sollte so der Widersacher keine Macht über sie 7 Die Gründung erfolgte wahrscheinlich zwischen dem 1. Nov. 1007 und dem 29. Okt. 1009. 8 1015 durch Bischof Eberhard von Bamberg. Ps. 60, 4. 10- 10 2. Cor. 6, 7.

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Frutolf

in nullo sufficiat insidiator prevalere. Aliis quoque sanctorum locis per regni latitudinem non minus, prout opus erat, munificentiç suç impertivit largitatem, quçdam dilapsa iam in melius restituens quibusdamque minus subpetebant adiciens. Regis autem frater erat Brun Augustensis sedis episcopus11, qui 5 felicibus fratris actibus invidens multas ei adversitatum iniurias in quantum potuit inferebat, et ubi per se non poterat, inferentibus se adiungebat12 vel alios ad inferendas exhortando stimulos eis inci­ tationis subigebat. Cui frater non solum talionem non reddidit, verum etiam fraterna instructus 13dilectione omnia dissimulando et 10 patienter sustinendo13 illum 14bono vincere14 satagebat. Horum sororem, bon§ memoriç feminam Giselam, rex Ungariorum qui Stephanus dicebatur in coniugium expetivit15, sed earn® ducere non promeruit, donec se christianç religionis rudimenta et sacri bap­ tismatis sacramenta cum omni gente sua suscepturum promisit. Quam 15 pollicitationem ubi rebus perfecit, religiosus Deoque devotus postea in exsecutione bonorum operum permansit, quod divina pietas post mortem eius evidentibus indiciis ad sepulturam eius factis signorum miraculis demonstravit16. Rex autem Heinricus, postquam bonç opinionis odorem longe 20 lateque redolere fecerat locumque sibi dilectum cum ceteris mona­ steriis ditando et ornando et excolendo ad perfectum adduxerat, divina vocatione 17viam universç carnis ingressus17 Deo reddidit animam feliciter, ut credimus, 18III. Idus Iulii18, anno regni sui XXIIIL, imperii autem XL, vitç vero LU.19, 18sepultusque est Babenberg in 25 epyscopio a se facto in sancti Petri apostoli monasterio18. II. Anno Domini millesimo II. ^Heinricus rex Heinricum marchionem21 et alios sibi resistentes cum exercitu petit20. III. Indictio I. Anno Domini millesimo III. 20Heinricus rex Italiam, Boemiam, Bolizlaum ducemcumomni Sciavorumgente subiugavit20»22. 30 eum A. 11 1006-1029. 12 Brun war z. B. 1003 am Aufstand Heinrichs von Schweinfurt beteiligt. i s - » vgl. 1. Cor. 13, 4 ff. 14~14 Rom. 12, 21. 15 996 (vgl. B. Höman, König Stephan I. der Heilige, in der Übersetzung von H. v. Roosz, Breslau 1941, S. 97). 16 Die Heiligsprechung erfolgte am 20. August 1083. 17" 17 Vgl. 3. Reg. 2, 2. 18“ 18 Fast wörtlich CW.

Heinrich II. 1001-1003

51

finden können. Auch den übrigen Stätten der Heiligen in der Weite des Reiches ließ er - soweit es nötig war - seine reiche Freigebigkeit nicht weni­ ger zukommen ; einige, die ganz darniederlagen, stellte er besser als zuvor wieder her, anderen, die wenigerbedürftig waren, gab er noch etwas dazu. 5 Der Bruder des Königs war Brun, der Bischof von Augsburg11. Er sah scheel auf die glückvollen Taten des Bruders und fügte ihm, wo immer er konnte, vielerlei Widrigkeiten und Unrecht zu; und wenn er es selbst nicht konnte, verband er sich mit solchen, die ihrerseits Unrecht taten12, oder stachelte andere an, Unrecht zu tun, und wiegelte sie auf diese Weise io auf. Diesem aber zahlte der Bruder nicht nur nicht mit Strafe heim; von brüderlicher 13Liebe geleitet überging und ertrug er vielmehr alles geduldig13 und suchte ihn so 14durch das Gute zu überwinden14. Deren Schwester Gisela, eine Frau, die in guter Erinnerung ist, erbat König Stephan von Ungarn zur Ehe16, aber er verdiente nicht eher, sie 15 heimzuführen, als bis er versprach, mit seinem ganzen Volk die Grund­ lagen der christlichen Religion und das Sakrament der heiligen Taufe an­ zunehmen. Sobald er dieses Versprechen durch Taten erfüllt hatte, ver­ harrte er fromm und gottesfürchtig in der Ausführung des Guten; das bewies die göttliche Barmherzigkeit nach seinem Tod durch offenbare 20 Beweise, durch Wunderzeichen, die an seinem Grab geschahen16. Nachdem König Heinrich durch sein Wirken seinen guten Ruf weit und breit bekannt gemacht und den geliebten Ort mitsamt den übrigen Monasterien durch Ausstattung, Schmuck und Pflege vervollkommnet hatte, 17ging er nach Gottes Willen den Weg alles Fleisches17 und gab Gott, 23 wie wir glauben, glückselig seine Seele zurück: 18am 14. Juli, im 24. Jahr seiner Herrschaft, im 11. Jahr des Kaisertums, im 52. Lebensjahr19; begraben wurde er in dem von ihm errichteten Bischofssitz Bamberg, im Monasterium des heiligen Apostels Petrus18. 2. Im Jahr des Herrn 1002. 20König Heinrich greift den Markgrafen 30 Heinrich21 und die anderen, die ihm widerstehen, mit einem Heer an. 3. Im Jahr des Herrn 1003. König Heinrich unterjochte Italien, Böh­ men und den Herzog Bolislaw mitsamt dem ganzen Volk der Slawen22. 19 Hier stimmen die Angaben Frutolfs mit denen des Epitaphs Kaiser Hein­ richs überein (vgl. Ph. Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5, 34 n. 12). Heinrich II. starb am 13. Juli 1024. 20-20 y on hjer ab das meiste wörtlich nach CW., Einzelnachweis nur zum Text. 21 Der Aufstand Heinrichs von Schweinfurt, an dem sich der Babenberger Em st, Bischof Bruno von Augsburg (s. o. Anm. 12) und der Polenherzog Boleslaw beteiligten, brach im Jahr 1003 aus. Auch die folgenden Ereignisse sind in­ folge von Frutolfs Chronologie um 1 Jahr zu früh angesetzt. 22 Die hier nur summarisch erwähnten Ereignisse verteilen sich über mehrere Jahre. Heinrich zog 1004 nach Italien, 1005 beschloß er den ersten Polenfeldzug mit dem Frieden von Posen, mit dem 1002 in Regensburg mit Böhmen belehn­ ten Herzog W lodowej gab es keine Feindseligkeiten.

52

Frutolf

IIII. Anno Domini millesimo IIII. 20Fames magna facta est20. V. Anno Domini millesimo V. VI. Anno Domini millesimo VI. 20Epyscopium Babenberg a rege Heinrico constituitur23, et Eberhardus ibi episcopus preficitur20. VII. Anno Domini millesimo VIL 5 VIII. Anno Domini millesimo VIII.20Brun episcopus24ex monacho a Prucis multis suppliciis afflictus et manibus pedibusque abscisis postremo capite plexus cçlos petiit20. VIIII. Anno Domini millesimo VIIII. Eberhardus episcopus ordinatur25. 10 X. Anno Domini millesimo X. XI. Anno Domini millesimo XI. XII. Anno Domini millesimo XII. XIII. Anno Domini millesimo XIII. 20Heinricus Romç imperiali benedictione coronatur a Benedicto papa20*26. 15 XIIII. Anno Domini millesimo XIIII. ^Ernest dux in venatu occiditur20*27. XV. Anno Domini millesimo XV. XVI. Anno Domini millesimo XVI. 20Heinricus Wirciburgensis episcopus obiit20*28. 20 XVII. Anno Domini millesimo XVII. XVIII. Anno Domini millesimo XVIII. Indictio I. XVIIII. Anno Domini millesimo XVIIII. 20Benedictus papa Babenberg veniens çcclesiam sancti Stephani dedicavit20*29. 20Eodem anno Werenherus Argentine episcopus cum Alamannis 25 contra Burgundiones pugnavit et vicit20*30. XX. Anno Domini millesimo XX. 20Terremotus magnus factus est IIII. Idus Mai, feria V20. Eo anno 20Heribertus Coloniensis archiepiscopus obiit31. Cui Piligrinus successit20*32. 30 XXI. Anno Domini MXXL, Indictione V., IV. Nonas Novembris, feria V., anno regni gloriosi imperatoris Heinrici secundi XXL, imperii autem nono, ipso présidente ac disponente Eberhardus primus çcclesiç Babenbergensis episcopus ordinationis su§ anno XIII.33 dedicavit çcclesiam sancti Michahelis in monte in honorem eiusdem 35 23 1. November 1007.

Heinrich II. 1004-1021

53

4. Im Jahr des Herrn 1004. Es herrscht eine große Hungersnot. 5. Im Jahr des Herrn 1005. 6. Im Jahr des Herrn 1006. Das Bistum Bamberg wird von König Heinrich gegründet23 und Eberhard als Bischof eingesetzt. 5 7. Im Jahr des Herrn 1007. 8. Im Jahr des Herrn 1008. Bischof Brun24, vorher Mönch, wurde von den Pruzzen vielen Martern unterworfen und ging in den Himmel ein, nachdem ihm Hände und Füße abgeschnitten und schließlich das Haupt abgeschlagen worden waren. 10 Bischof Eberhard wird eingesetzt25. 9. Im Jahr des Herrn 1009. 10. Im Jahr des Herrn 1010. 11. Im Jahr des Herrn 1011. 12. Im Jahr des Herrn 1012. 15 13. Im Jahr des Herrn 1013. Heinrich erhält in Rom von Papst Benedikt die kaiserliche Weihe und Krönung26. 14. Im Jahr des Herrn 1014. Herzog Ernst wird auf der Jagd getötet27. 15. Im Jahr des Herrn 1015. 16. Im Jahr des Herrn 1016. Bischof Heinrich von Würzburg verstirbt28. 20 17. Im Jahr des Herrn 1017. 18. Im Jahr des Herrn 1018. Erste Indiktion. 19. Im Jahr des Herrn 1019. Papst Benedikt kommt nach Bamberg und weiht die Kirche des hl. Stephan29. In demselben Jahr kämpft Bischof Werner von Straßburg mit den 25 Alemannen gegen die Burgunder und siegt30. 20. Im Jahr des Herrn 1020. Am 12. Mai, einem Donnerstag, ereignet sich ein großes Erdbeben. In diesem Jahr verscheidet Erzbischof Heribert von K öln31; auf ihn folgt Pilgrim32. 30 21. Im Jahr des Herrn 1021, in der fünften Indiktion, am 4. November, einem Donnerstag, im 21. Jahr des Königtums des ruhmreichen Kaisers Heinrich II., im neunten Jahr seines Kaisertums weihte unter seinem Vorsitz und auf seine Anordnung hin Eberhard, der erste Bischof der Bamberger Kirche, im 13. Jahr33 seit seiner Ordination die Kirche des 35 hl. Michael auf dem Berg zu Ehren eben desselben heiligen Erzengels 24 Brun von Querfurt starb 1009 den Märtyrertod, Monat und Tag sind um­ stritten (9. III. oder 14. II.). 25 Vgl. oben Anm. 23. Die Ernennung erfolgte am 1. Nov. 1007 auf der Synode von Frankfurt, die Weihe erteilte Eb. Willigis von Mainz. 26 14. Februar 1014. 27 31. Mai 1015. 28 14. November 1018. 29 24. April 1020. 30 Nach Hermann v. Reichenau im Jahre 1020. 31 16. März 1021. 32 29. Juni 1021. 33 Da Frutolf das Ordinationsjahr Eberhards in das Jahr 1009 verlegt (vgl. oben Anm. 25), zählt er hier folgerichtig das 13. Pontifikatsjahr statt des 15.

Frutolf

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sancti archangeli sanctique Benedicti abbatis. Huic igitur consecra­ tioni interfuerunt episcopi multi, scilicet Aribo Mogontinus, qui altare sancti Martini dedicavit, Piligrinus Coloniensis, qui altare sancti Petri consecravit, cum aliis multis. Eundem autem locum inhabitare cgpit primus pater eiusdem monasterii Rato34 anno Domini incar- 5 nationis millesimo XV., eodemque anno fundamenta ipsius mona­ sterii locata sunt, et secundo anno Heinrici abbatis secundi templum ipsum dedicatum est. XXII. Olympias CCCCL. Anno Domini millesimo XXII. “ Heinricus imperator Novam Troiam35 deditione c?pit, et mortalitas magna 10 in exercitu facta est. Gebehardus Ratisponensis episcopus obiit36, pro quo item Gebehardus ordinatur20. XXIII. Anno Domini MXXIII. XXIIII. Anno Domini MXXIIII. 37Heinricus imperator secundus 15 migravit37»38. 39Luitolfus dux Saxoni? Brun dux a Danis occisus

Otto dux Saxoni?

Heinricus rex

]--------Heinricus dux Baioari?

------------- ^ I Otto Magnus imperator

Heinricus dux Baioari?

Otto imperator

Heinricus Babenbergensis dux Baioari?, postea imperator. Cuius uxor Cunigont absque filiis obiit39»40.

Otto imperator

Baba

20

Adelbertus quem Ludewicus decollavit

25

30

Heinrich II. 1022-1024

55

sowie des heiligen Abtes Benedikt. Dieser Weihe wohnten zahlreiche Bischöfe bei, nämlich Aribo von Mainz, der den Altar des hl. Martin weihte, Pilgrim von Köln, der den Altar des hl. Petrus weihte, samt vielen anderen. Der erste Vater dieses Klosters, R a to343 , begann diesen 5 5 Ort im Jahr des Herrn 1015 zu bewohnen, und in diesem Jahr wurden auch die Fundamente des Klosters gelegt; die Kirche aber wurde im zweiten Jahr Heinrichs, des zweiten Abtes, geweiht. 22. 450. Olympiade. Im Jahr des Herrn 1022. Kaiser Heinrich nimmt Neu Troia36 ein; großes Sterben erfaßt das Heer. io Bischof Gebhard von Regensburg verstirbt36; an seiner Stelle wird Gebhard II. eingesetzt. 23. Im Jahr des Herrn 1023. 24. Im Jahr des Herrn 1024. 37Kaiser Heinrich II. verscheidet37-38. 39Herzog Ludolf von Sachsen 15 Herzog Brun, von den Dänen getötet

Herzog Otto von Sachsen

König Heinrich

Baba

Herzog Heinrich von Bayern

Kaiser Otto der Große

20 Herzog Heinrich von Bayern

Kaiser Otto

Adalbert, den Ludwig enthaupten ließ

Kaiser Otto Heinrich von Bamberg, Herzog von Bayern, später Kaiser. 25 Seine Gemahlin Kunigunde verstarb ohne Nachkommen39-40.

34 Gestorben am 16. Januar 1020. 35 Südwestlich von Foggia. 33 27. März 1023. 87-87 V g l

CW .

33 13. Juli 1024. 3#- 39 Wörtlich CW. 30 3. März 1033.

66

Frutolf

Anni Chuonradi secundi. Anno dominicç incarnationis millesimo XXV., ab Urbe condita MDCCLXXVI., 41Chuonradus41 ex regni primoribus unus, sed regno antea per rebellationem adversus, principibus pro eius electione dissidentibus, Aribone autem Mogontino archiepiscopo et Eberhardo 5 Babenbergensi presule sibi faventibus42, LXXXV. loco ab Augusto regnum suscepit43 et 41annis XV regnavit41. Sublimatus autem in regni sede consilio Brunonis episcopi Augustensis, fratris Heinrici imperatoris, qui semper, ut supra dictum est44, felicibus eius invidebat actibus, Babenbergensem epyscopatum meditabatur destruere45, 10 quia idem Brun episcopus promisit reginç Giselç omnia predia hereditario iure ad se pertinentia filio eius Heinrico contradere. Locus igitur et tempus conventui statuitur, ubi hçc rex ad certum perdu­ catur. Nocte vero, quç diem precesserat, in qua hçc ventilanda erant, Eberhardus episcopus ad tentorium predicti Brunonis clam accessit 15 lectoque eius assidens multa super hac re monendo, obsecrando, memoriam fratris animo inculcando cum eodem sollicitus egit. Qui ubi iam multa noctis hora transacta recesserat et episcopum pro auditis sollicitatum somnus obpresserat, visus est ei frater suus, imperator Heinricus, lecto suo asstare faciemque suam barba ex una 20 parte depilata turpatam obiectare. Cui super hac re stupido et ammiranti ac quis tam temerarios ausus in eum presumeret inter­ roganti: „Tu,“ ait, „hçc fecisti, qui me et sanctos Dei, quos rebus a Deo mihi concessis dotavi, despoliare disposuisti. Cave iam ulterius super hac temeritate, ne incepta luas magna infelicitate.“ Ad liçc ille 25 expergefactus ac de visione non parum perterritus membrorum quoque horrore ac tremore non leviter est attactus. Mane autem facto cum diu exspectatus ad conventum procerum non veniret, regina pro filio sollicita nunciis missis obnixe rogavit, ut adveniens promissa perficeret. Ille vero affirmabat se tanta infirmitate gravari, 30 ut nec de lecto surgere nec pedem posset quoquam movere. Cumque rogaretur, ut se in lecto ad conventum deportari pateretur, quo vel sic promissio perficeretur, omnino abdicavit 46seque in Deum46 et in 41-43 Wörtlich CW. Vgl. Bresslau, Jbb. Konrads II. passim. 42 Von einer Unterstützung der Kandidatur Konrads durch Eberhard von Bamberg berichten andere Quellen nichts. 43 6. (7) - 8. September 1024. 44 Vgl. oben S. 50.

Konrad II. 1025

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Regierungsjahre Konrads II. Im Jahr seit der Geburt des Herrn 1025, seit der Gründung Roms im Jahr 1776 übernahm 41Konrad41, einer der Großen des Reiches, der sich allerdings zuvor durch einen Aufstand dem Königtum widersetzt hatte, 5 als 85. Herrscher seit Augustus die Königsherrschaft43 und 4,regierte 15 Jahre 41 ; bei seiner Wahl gingen die Meinungen der Fürsten auseinander, aber Erzbischof Aribo von Mainz und Bischof Eberhard von Bamberg traten für ihn ein42. Als er indessen auf den Thron des Reiches erhöht war, gedachte er auf den Rat des Bischofs Brun von Augsburg hin - dieser war io der Bruder Kaiser Heinrichs und hatte, wie erwähnt44, stets scheel auf dessen glückhaftes Handeln gesehen - , das Bistum Bamberg zu zer­ stören48; denn Bischof Brun versprach der Königin Gisela, alle Güter, die ihm nach Erbrecht gehörten, ihrem Sohn Heinrich zu übertragen. Infolgedessen werden Ort und Zeit zu einer Zusammenkunft festgesetzt, 15 auf der dieses Vorhaben zum Abschluß gebracht werden soll. In der Nacht aber, die dem Verhandlungstag voraufging, begab sich Bischof Eberhard heimlich zum Zelt des erwähnten Brun ; er setzte sich an dessen Bett und verhandelte voller Eifer mit ihm, indem er ihn mannigfach wegen dieser Angelegenheit ermahnte, beschwor und ihm die Erinnerung 20 an den Bruder ins Gedächtnis zurückrief. Als er sich zu später Stunde in der Nacht zurückgezogen und den Bischof, der ob des Gehörten bewegt war, ein Traum bedrängt hatte, da schien es diesem, als stehe sein Bruder, der Kaiser Heinrich, an seinem Lager und halte ihm sein Gesicht entgegen, das dadurch entstellt war, daß sein Bart auf einer Seite ausgerissen war. 25 Darüber war er betroffen und verwundert, er fragte, wer sich solche Dreistigkeiten gegen ihn herausgenommen habe, und erhielt zur Antwort: „Das hast Du getan, weil Du mich und die Heiligen Gottes, die ich mit den mir von Gott gewährten Gütern beschenkt habe, zu plündern be­ schlossen hast. Hüte Dich vor weiterer derartiger Dreistigkeit, damit 30 Du das Begonnene nicht mit tiefem Unglück zahlst.“ Da erwachte er, das Gesicht versetzte ihn in tiefe Furcht, und kein geringer Schrecken und Zittern ergriffen seine Glieder. Als es Morgen geworden war und er trotz langen Wartens noch immer nicht zur Versammlung der Großen erschie­ nen war, ließ ihn die Königin, besorgt um ihres Sohnes willen, durch 35 Boten inständig bitten, er möge kommen und das Versprechen erfüllen. Er aber behauptete, er sei so schwer krank, daß er sich nicht vom Lager erheben und den Fuß nicht rühren könne. Als man ihn daraufhin bat, er solle sich doch auf seinem Bett zur Versammlung tragen lassen, damit so wenigstens sein Versprechen erfüllt würde, lehnte er das vollends ab und 40 erklärte schließlich freimütig, 4 46*er habe gegen G ott46, seine Heiligen und 5 45 Nach Bresslau, Jbb. S. 30 f. wird diese Nachricht Frutolfs durch Konrads Verhalten gegenüber dem Bischof von Bamberg bestätigt. 46—46 Vgl. Exod. 10, 16.

58

Frutolf

sanctos eius et in fratrem suum 46peccasse46 libera tandem voce proclamavit. Sic itaque divina pietas per merita famuli sui, ne spe quam in se posuit fraudaretur, omnia illius prav§ conspirationis machinamenta repressit idque, quod ab eo bene cçptum est, confir­ mando semper exinde ad meliora provexit. 5 Secundo igitur regni sui anno 47Chuonradus rex filium suum Heinricum regem fecit et ipse Romam pergens imperialem benedictio­ nem accepit47. Post h§c Knuth regis Danorum filiam nomine Cunigundam filio suo coniunxit48 seque ad bene agendum studiosius accinxit. In proprio quippe castello Lintburg dioto, ad alios usus 10 quondam sibi grato, monasterium construxit prediorumque copia illud ditans monachorum congregationem sub abbatis provisione illuc introduxit49; Spirense quoque epyscopium provehere statuens60, sed vivendi meta eo usque non pertingens, filio suo Heinrico su§ voluntatis effectum commisit, quem ipse magnifice cçpit, sed filius 15 eius item Heinricus magnificentius perfecit. I. Primo itaque Chuonradi regis anno 61dissensio magna contra eum in regno tumultuatur61, sed divinitus cito sedatur. II. Anno Domini MXXVI. 62Heinricus Chuonradi regis filius rex efficitur; Chuonradus vero Romam tendens imperiali benedictione 20 provehitur62. III. Anno Domini MXXVII. 63Brun Augustensis episcopus et Welefo comes predas et incendia inter se conficiunt63. IIII. Anno Domini MXXVIII. “ Ernest dux63 Alamannorum “ et Welefo comes Chönrado imperatori ad deditionem64 veniunt“ . 25 V. Anno Domini MXXVIIII. “ Brun Augustensis episcopus obiit; cui Eberhardus successit“ »“ . VI. Anno Domini MXXX. “ Chuonradus imperator Stephanum Pannoniç regem cum exercitu petit; interea in Alamannia Ernest dux et Werinherus comes cum aliis multis occiduntur XVI. Kalendas 30 Septembris“ . VII. Anno Domini MXXXI. “ Stephanus rex per legatos cum imperatore pacificatur“ . 47-47 Mit geringer Abweichung wörtlich CW. Daher stammt auch die falsche Chronologie. Heinrich wurde im Februar 1026 designiert, 1028 erhoben und gekrönt (Ostern, 14. April). Die Kaiserweihe empfing Konrad am 26. März 1027. 48 Vgl. den Bericht z. J. 1036.

Konrad IL 1025-1031

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seinen Bruder 46gesündigt46. So verhinderte das göttliche Erbarmen um der Verdienste seines Dieners willen, auf daß die Hoffnung, die er auf ihn gesetzt hatte, nicht enttäuscht werde, alle Anschläge jener schändlichen Verschwörung; es bekräftigte das, was von diesem wohl begonnen war, 5 und ließ es von da an immer vollkommener werden. Im zweiten Jahr seiner Herrschaft 47machte König Konrad seinen Sohn Heinrich zum König; er selbst zog sodann nach Rom und empfing die Kaiserweihe47. Danach verband er Kunigunde, die Tochter des Dänen­ königs Knuth, seinem Sohn48 und rüstete sich eifriger zu gutem Handeln, io In einer ihm gehörenden Burg Limburg, deren er sich einst gerne zu anderem Gebrauch bedient hatte, errichtete er ein Monasterium, stattete es mit zahlreichen Eigengütern aus und führte dort eine Mönchsgemein­ schaft unter Leitung eines Abtes ein495 *. Ebenso beschloß-er, den Bischofs­ 0 sitz Speyer zu fördern60; da aber seine Lebenszeit dazu nicht ausreichte, 15 vertraute er seinem Sohn Heinrich die Ausführung seines Willens an, die dieser auch großartig begann, dessen Sohn, der ebenfalls den Namen Heinrich trug, aber noch großartiger vollendete. 1. Im ersten Jahr des Königs Konrad 61erhebt sich große Zwietracht im Reich gegen ihn61, aber mit Gottes Hilfe wird sie schnell beigelegt. 20 2. Im Jahr des Herrn 1026. 62König Konrads Sohn Heinrich wird König; König Konrad aber zieht nach Rom und wird durch die Kaiser­ weihe erhöht22. 3. Im Jahr des Herrn 1027. 63Bischof Brun von Augsburg und Graf W elf unternehmen Plünderungszüge und Brandschatzungen gegen ein25 ander63. 4. Im Jahr des Herrn 1028. Der Alemannenherzog Ernst und Graf W elf ergeben sich dem Kaiser Konrad64. 5. Im Jahr des Herrn 1029. Bischof Brun von Augsburg stirbt; auf ihn folgt Eberhard66. 30 6. Im Jahr des Herrn 1030. Kaiser Konrad greift König Stephan von Ungarn mit einem Heer an. Inzwischen werden in Alemannien Herzog Ernst und Graf Werner zusammen mit vielen anderen getötet, und zwar am 17. August. 7. Im Jahr des Herrn 1031. König Stephan schließt mittels Gesandter 35 mit dem Kaiser Frieden. 49 Vgl. D K II. 216 und Chronicon Suevicum universale (hg. von Bresslau, in Die Werke Wipos, MG. SS. rer. Germ. S. 101 f.). 50 Baubeginn wahrscheinlich 1030, Weihe 1061. 5151 Vgl. c w . 5253-

52 Ygi. CW. Zum Inhalt oben Anm. 47. j ) as Folgende meist wörtlich nach CW., Einzelnachweise nur zum Text.

53

64 Juli 1027 in Ulm. 66 1 0 2 9 -1 0 4 7 .

60

Frutolf

VIII. Anno Domini MXXXII. 53 Ruodolfus rex Burgundiç moriens diadema suum Chuonrado imperatori misit63. VIIII. Anno Domini MXXXIII. “ Meginhardus episcopus Wirciburgensis obiit66. Chuonradus imperator in bieme Burgundiam petit. Eclypsis solis facta est III. Kalendas Iulii hora sexta63. Indictio I. 5 X. Anno Domini MXXXIIII. “ Imperator Franciam petit contra Outonem67. Item Burgundiam vastat63. XI. Anno Domini MXXXV. “ Wirbinam castellum68 in confinio Saxoniç positum pagani qui Liutici dicuntur obtinent multis ex 10 Christianis occisis et captis. Quos imperator cum exercitu petit63. XII. Anno Domini MXXXVI. “ Gebehardus secundus Ratisponç episcopus obiit; pro quo item Gebehardus tercius successit. Heinrico imperatoris filio Knuth regis Danorum filia coniungitur69. Luitici tributarii facti sunt imperatori. 15 Piligrinus Coloniensis archiepiscopus moritur, pro quo Herimannus60 ordinatur63. XIII. Anno Domini MXXXVII. “ Chuonradus imperator Italiam cum exercitu petit et Mediolanensem episcopum61 in custodiam mittit; qui fuga lapsus imperatori rebellat. 20 Outo princeps Karolingorum a Gozelone Lothariorum duce pugna victus fugiensque a quodam milite occiditur“ »62. XIIII. Anno Domini MXXXVIII. “ Stephanus Ungariorum rex religiosus obiit“ . XV. Anno Domini MXXXVIIII. Chunigunt imperatrix63, mater 25 pauperum, dives ipsa divitem migravit ad Christum V. Nonas Martii. “ Herimannus dux“ Alemannorum filius Gisilç imperatricis “ obiit64. Chuonradus imperator obiit II. Nonas Iunii66 et sepultus est Spir§. Reginboldus Spirensis episcopus obiit III. Idus Octobris. 30 Eclypsis solis facta est XI. Kalendas Septembris“ . Ab inicio anni V.

68 22. März 1034. 57 Graf v. d. Champagne; der Feldzug gehört in das Jahr 1033. 68 Werben bei Osterburg.

Konrad II. 1032-1039

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8. Im Jahr des Herrn 1032. König Rudolf von Burgund übersandte sterbend Kaiser Konrad seine Krone. 9. Im Jahr des Herrn 1033. Bischof Meginhard von Würzburg stirbt56. Kaiser Konrad zieht im Winter nach Burgund. Am 29. Juni, zur sechsten 5 Stunde, ereignet sich eine Sonnenfinsternis. Erste Indiktion. 10. Im Jahr des Herrn 1034. Der Kaiser zieht nach Frankreich gegen Odo zu Felde. Er verwüstet ebenfalls Burgund. 11. Im Jahr des Herrn 1035. Die heidnischen Liutizen nehmen die im io sächsischen Grenzgebiet gelegene Burg Wirbina58*ein, und viele Christen werden getötet oder gefangengenommen. Der Kaiser greift sie mit einem Heer an. 12. Im Jahr des Herrn 1036. Bischof Gebhard II. von Regensburg starb; auf ihn folgt gleichfalls ein Gebhard, der dritte. Die Tochter des 15 Dänenkönigs Knuth wird Heinrich, des Kaisers Sohn, ehelich verbunden. Die Liutizen wurden dem Kaiser tributpflichtig gemacht. Erzbischof Pilgrim von Köln stirbt; an seiner Stelle wird Hermann eingesetzt69. 13. Im Jahr des Herrn 1037. Kaiser Konrad zieht mit einem Heer nach 20 Italien und schickt den Bischof von Mailand60 in Gewahrsam; doch dieser entflieht und erhebt sich gegen den Kaiser. Odo, der Fürst der Karolinger, wird von dem Lothringerherzog Gozelo in einer Schlacht besiegt und auf der Flucht von einem Vasallen getötet61. 14. Im Jahr des Herrn 1038. Der fromme Ungarnkönig Stephan starb62. 25 15. Im Jahr des Herrn 1039. Kaiserin Kunigunde63, eine Mutter der Armen, selbst reich, geht am 3. März zu Christus, dem Reichen, ein. Der Alemannenherzog Hermann, ein Sohn der Kaiserin Gisela, ver­ stirbt64. Kaiser Konrad verstarb am 4. Juni65 und wurde in Speyer beigesetzt. 30 Bischof Reginbold von Speyer verstarb am 13. Oktober. Am 22. August ereignete sich eine Sonnenfinsternis. Jahre seit Erschaffung der Welt: 5000. 58 24./25. A ug.; H. II. 1036-1056. 60 Aribert wurde in Pavia in Haft gesetzt. 61 In der Schlacht bei Bar im November 1037. 62 15. Aug. 1038. 62 Frutolf spricht hier ohne Zweifel von der Kaiserin Kunigunde, der Gemah­ lin Heinrichs II., die am 3. März 1033 gestorben war. Die Nachricht geriet ihm irrtümlich an diese Stelle, weil seine Quelle, das CW, zum 14. Regierungsjahr Konrads den Tod der Königin Kunigunde, der Gemahlin Heinrichs III., ver­ zeichnet. 64 Hermann IV. starb am 28. Juli 1038. 65 In Nimwegen. Die Beisetzung erfolgte am 12. Juli.

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Frutolf

Anni Heinrici tercii. I. Anno dominicç incarnationis millesimo quadragesimo, ab Urbe autem condita millesimo DCCXCI. Heinricus tercius Chuonradi imperatoris filius, iam dudum patre vivente rex constitutus66, LXXXYI. loco ab Augusto patri successit et XVII annos67 regnavit, s Eberhardus primus Babenbergensis episcopus obiit68. II. Anno Domini MXLI. 69Heinricus rex ducem Poemiç Fratizlaum bello petiit, sed multis proceribus et militibus in prestructione silv§ extra ultraque occisis vel captis, nil69 memoria 69dignum efficere potuit. 10 Petrus quoque Ungariorum rex70 eidem duci contra regem auxilia misit69. III. Anno Domini MXLII71. 69Ungarii quendam Ovonem sibi regem fecerunt et Petrum regem suum expulerunt. Quo profugus et exsul Heinrici regis, cui priori anno rebellavit, gratiam querit et invenit. 15 Heinricus rex Boemiam ingressus igne predaque cuncta devastat et rebellem ducem obsides dare ipsumque post se Ratisponam ad deditionem humillimam venire sibique iure iurando fidelitatem ac servicium confirmare coartat. Ovo rex Ungariorum ob susceptum a rege Heinrico Petrum a se 20 expulsum fines Baioariç prédis depopulatur, sed magna pars exercitus eius ab Adelberone marchione72 deletur69. IIII. Anno Domini MXLIII. 69Heinricus rex Pannoniam ingressus duas populosissimas civitates evertit73, plures deditione sibi subiecit. Gisela imperatrix obiit XVI. Kalendas Martii et sepelitur 25 Spir§69>74. V. Anno Domini MXLIIII75. 69Heinricus rex iterum Pannoniam invadens satisfactionem et obsides ac munera pacisque confirmationem per iusiurandum accipiens discessit; indeque reversus synodo Constantiensi affuit, ubi cunctis in se delinquentibus debita dimisit 30 omnibusque inimiciciis destructis pacem hactenus inauditam tam in tota Suevia quam in aliis regni sui provinciis per edictum regiç censurç confirmavit. Dein Agnetem Willihelmi Pictaviensis principis filiam apud Mogontiam ungi faciens in reginam regalibus sibi nuptiis 64 Vgl. den Jahresbericht zu 1026. 47 Die falsche Chronologie nach CW. 48 Am 12. (13.) August d. J. 69-69 W örtlich CW., Einzelnachweise nur zum Text.

Heinrich III. 1040-1044

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Regierungsjahre Heinrichs III. 1. Im Jahr seit der Geburt des Herrn 1040, seit der Gründung Roms im Jahre 1791, folgt Heinrich III., Kaiser Konrads Sohn - schon zu Lebzeiten des Vaters zum König erhoben66 - als 86. Herrscher seit 5 Augustus auf den Vater und regiert 17 Jahre67. Eberhard, der erste Bischof von Bamberg, verstirbt68. 2. Im Jahr des Herrn 1041. 69König Heinrich greift Herzog Wratislaw von Böhmen an; da jedoch viele Große und Vasallen in dem Dickicht des Waldes hüben und drüben getötet oder gefangengenommen werden, io vermag er nichts auszurichten, was der Erinnerung würdig ist. Auch der Ungarnkönig Peter70 schickt dem Herzog Hilfstruppen gegen den König. 3. Im Jahr des Herrn 104271. Die Ungarn setzen sich einen gewissen Ovo zum König und vertreiben ihren König Peter. Des Landes flüchtig 15 sucht und findet er die Gnade König Heinrichs, gegen den er im Jahr zuvor rebelliert hatte. König Heinrich dringt in Böhmen ein und verwüstet alles durch Brandschatzung und Plünderung und zwingt den aufständischen Herzog, Geiseln zu stellen, persönlich zu ihm nach Regensburg zwecks demütig20 ster Unterwerfung zu kommen und ihm eidlich Treue und Dienstleistung zuzusichern. Der Ungarnkönig Ovo verwüstet durch Plünderung das Grenzgebiet Bayerns, weil Peter, den er vertrieben hatte, von König Heinrich auf­ genommen worden war, doch wird ein großer Teil seines Heeres von 25 Markgraf Adalbero72 vernichtet. 4. Im Jahr des Herrn 1043. König Heinrich dringt in Ungarn ein, zerstört zwei sehr volkreiche Städte73 und unterwirft mehrere, indem diese sich ihm ergeben. Die Kaiserin Gisela verstirbt am 14. Februar und wird in Speyer 30 beigesetzt74. 5. Im Jahr des Herrn 104475. König Heinrich drang erneut nach Un­ garn ein, erhielt Genugtuung, Geiseln, Geschenke und eidliche Bestätigung des Friedens und zog dann wieder ab; von dort zurückgekehrt nahm er an einer Synode in Konstanz teil. Dort verzieh er allen, die sich gegen 35 ihn vergangen hatten, ihre Schuld, und nachdem alle Fehden beigelegt waren, verkündete er durch ein Gebot kraft königlichen Banns in ganz Schwaben und in allen anderen Ländern seines Reiches einen Frieden, wie man ihn bis dahin nicht gekannt hatte. Danach ließ er Agnes, die Tochter des Fürsten Wilhelm von Poitiers, in Mainz zur Königin salben 70 71 73 74

1038-1046. Die hier geschilderten Ereignisse gehören in das Jahr 1040. Die Ereignisse gehören in das Jahr 1041. 72 Von der Ostmark. Nach Hermann von Reichenau z. J. 1042 wohl Hainburg und Preßburg. 11. März. 75 Die folgenden Ereignisse gehören insgesamt in das Jahr 1043.

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Frutolf

apud Ingelenheim copulavit; unde infinitam histrionum et ioculatorum multitudinem non solum muneribus, sed etiam cibo potuque vacuam et merentem abire permisit. Luitpoldus marchio Adelberti filius maxima Ungariorum clades immature obiit76. 5 Pestis pecudum maxima, hiems dura fuit et nivosa69. VI. Anno Domini MXLV. 69Brun Wirciburgensis episcopus obiit VI. Kalendas Iunii. Pro quo Adelbero ordinatur. Heinricus rex tercio Pannoniam ingressus Deique favente clementia victor effectus Ovonem cum uxore et filiis ac cognatis, 10 quibus locus fugiendi erat, effugabat, Petrum restituit in regnum subditoque sibi Ungariorum regno cum honore summo revertitur. Gotefridus dux Lothariorum77 Heinrico regi rebellans, ad dedi­ tionem coactus in castello Gibichenstein usque ad dignam satis­ factionem custodiç mancipatur69. 15 VII. Anno Domini MXLVI. 69Heinricus rex Italiam ingressus a Romanis pacifice suscipitur, papas tres non digne constitutos synodaliter deposuit et Suidegerum Babenbergensis69 çcclesiç secun­ dum 69episcopum papam constituit78, a quo ipse et coniunx eius Agnes in sancto dominici natalis die benedictione imperiali subii- 20 mantur. Imperatrix vero Agnes69 inde revertens69 apud Ravennam genuit filiam79; imperator autem per Apuliam multasque provin­ cias feliciter ducens exercitum cum honore magno revertitur. Suidegerus papa obiit69 VII. Idus Octobris, 69pro quo Poppo69 patriarcha Aquileiensis 69ordinatur69*80. 25 VIII. Anno Domini MXLVII. 69Petrus Ungariorum rex a quodam tyranno Pannonico81 captus et cçcatus est; ille vero, qui eum expulerat, regnare cçpit69. VIIII. Indictio I. Anno Domini MXLVIII. 69Poppo papa obiit82 necdum completo anno, ex quo constitutus est; pro quo Brun, qui et 30 Leo postea dictus est, Tullensium episcopus ordinatur papa83. 78 Er starb am 9. Dezember 1043 als Markgraf der Grenzgebiete, die den Ungarn im gleichen Jahr wieder abgenommen worden waren. 77 G. war Herzog von Oberlothringen und hatte 1044 den K am pf um die Herrschaft über ganz Lothringen begonnen, im Juli 1045 mußte er sich unter­ werfen. 78 Er regierte als Clemens II. vom 24. Dez. 1046 - 9. Okt. 1047. 78 Judith.

Heinrich H I. 1045-1048

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und vermählte sich mit ihr in Ingelheim auf einer königüchen Hochzeit; dort ließ er eine zahllose Menge von Schauspielern und Spaßmachern nicht nur imbeschenkt, sondern sogar ohne Speise und Trank traurig von dannen ziehen. 5 Markgraf Luitpold, der Sohn Adalberts, ein gewaltiger Ungarnver­ nichter, stirbt allzu früh7®. Es herrscht eine überaus schwere Viehseuche; der Winter ist hart und schneereich. 6. Im Jahr des Herrn 1045. Der Würzburger Bischof Brun verstirbt io am 27. Mai; an seiner Stelle wird Adalbero eingesetzt. König Heinrich dringt ein drittes Mal in Ungarn ein; mit Gottes gütiger Hilfe siegt er, vertreibt Ovo mitsamt seiner Frau, seinen Kindern und Verwandten, die Gelegenheit zur Flucht finden, setzt Peter wieder in die Herrschaft ein und kehrt nach der Unterwerfung des Ungarn15 reiches mit höchster Ehre zurück. Der Lothringerherzog Gottfried77 erhebt sich gegen König Heinrich, wird gezwungen, sich zu ergeben, und wird auf der Burg Giebichenstein bis zur angemessenen Genugtuung in Gewahrsam gehalten. 7. Im Jahr des Herrn 1046. König Heinrich zog nach Italien und wurde 20 von den Römern friedlich aufgenommen; auf einer Synode setzte er drei Päpste ab, die in unwürdiger Weise zu ihrem Amt gekommen waren, und setzte Suidger, den zweiten Bischof der Bamberger Kirche78, zum Papst ein; von diesem wurden er selbst und seine Gemahlin Agnes am Fest der Geburt des Herrn durch die Kaiserweihe erhöht. Die Kaiserin 25 Agnes kehrte von dort zurück und gebar in Ravenna eine Tochter79, der Kaiser aber führte das Heer glückhaft durch Apulien und zahlreiche andere Länder und kehrte mit großer Ehre heim. Papst Suidger verstarb am 10. Oktober; an seiner Stelle wurde Poppo, der Patriarch von Aquileja, eingesetzt80. 30 8. Im Jahr des Herrn 1047. Peter, der König der Ungarn, wird von einem ungarischen Tyrannen81 gefangengenommen und geblendet; jener aber, der ihn vertrieben hatte, beginnt zu herrschen. 9. Im Jahr des Herrn 1048. Papst Poppo verstirbt82, bevor noch ein Jahr seit seiner Einsetzung vergangen ist; an seiner Stelle wird Bischof 35 Brun von Toul, der sich später auch Leo nennt, Papst83.

80 Poppo, als Damasus II. Papst vom 25. Dez. 1047 - 9. Aug. 1048, war zuvor Bischof von Brixen, nicht Patriarch von Aquileja. 81 Andreas I. (1 0 4 6 - 1060) aus der Familie der Arpaden, die von Stephan d. Hl. vertrieben worden waren. 82 Vgl. Anm. 80. 83 Leo IX ., 1048 - 1054.

66

Frutolf

Otto dux Suevorum obiit84; pro quo item Otto comes de Swinfurte surrexit69. X. Anno Domini MXLVIIII. 69Heinricus imperator anno imperii sui quarto quasdam Galliç partes invasit contra Gotefridum et Baldewinum86 duces; quibus ad deditionem coactis et regno his in 5 partibus pacificato victor cum honore revertitur. Synodus Mogontiç habetur, cui interfuerunt Brun apostolicus et Heinricus imperator69. X I . Anno Domini millesimo quinquagesimo.69 Ungarii item rebel­ lant. Quibus Gebehardus Ratisponensis episcopus, qui erat imperato- 10 ris patruus, obviam veniens vice ipsius imperatoris, in fugam con­ versos non minima eos cede afflixit; insuper urbem Heimenburg in marcha positam çdificiis restauravit et militari custodia muniri fecit ipseque summa cum pace regressus est69. XII. Anno Domini MLI. 69Barto archiepiscopus69 Mogontinus 69in 15 pace quievit86; cui Luitpoldus Babenbergensis prepositus successit. Heinricus imperator iterum Pannoniam adiens, divisa in duas partes multitudine militum, utrimque regionem ipsam silvis et maxime aquarum collectionibus circumseptam occupans intravit; sed gens illa durior ceteris cum rege suo dolose agens suaque pariter 20 cum aliis diripiens fame et siti multisque cladibus lassatum impera­ toris exercitum fugiens evasit. Milites autem imperatoris vastata magna parte provinciç, multis insuper inibi occisis, pacifice licet inacte ad propria cum imperatore redierunt69. XIII. Anno Domini MLII. 87Imperator iterum Pannoniam petit et 25 inacte redit habens secumincomitatu Brunonemapostolicç sedis presulem87. Qui papa veniens Ratisponam reliquias beati Dionisii martyris, de quibus diu dubitatum est, an ibi haberentur, presentibus Parisio­ rum legatis perspexit ibique tueri probavit88. Sanctum quoque Wolfkangum eiusdem urbis episcopum de tumulo levavit89indeque Baben- 30 berg cum imperatore transiens privilegia eiusdem loci a cancellario suo Friderico90, qui sibi postea successit, perspici et coram imperatore populoque pronunciari mandavit suaque auctoritate illa confirmavit91. Inde simul tendentes in partes Rheno contiguas proximum natale Domini Wormacig celebrant. 35 84 7. Sept. 1047. 85 Graf von Flandern. 86 11. Juni. 87-87 Vgl. dazu die fast gleichlautende Notiz aus St. Emmeram,MG. SS. 15,1095f.

Heinrich IH . 1049-1052

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Der Schwabenherzog Otto verstirbt84; auf ihn folgt der Graf von Schweinfurt, der ebenfalls den Namen Otto trägt. 10. Im Jahr des Herrn 1049. Im vierten Jahr seines Kaisertums dringt Kaiser Heinrich im Kampf gegen die Herzoge Gottfried und Balduin88 5 in linksrheinische Gebiete ein; er zwingt sie zur Unterwerfung, befriedet das Reich in diesen Gebieten und kehrt in Ehren als Sieger zurück. In Mainz wird eine Synode abgehalten ; an ihr nehmen Papst Brun und Kaiser Heinrich teil. 11. Im Jahr des Herrn 1050. Die Ungarn erheben sich erneut; Bischof io Gebhard von Regensburg, ein Oheim des Kaisers, zieht ihnen an Stelle des Kaisers entgegen und bringt den Fliehenden eine bedeutende Nieder­ lage bei; außerdem stellt er die in der Mark gelegene Stadt Hainburg durch Bauten wieder her und sichert sie durch eine Besatzung; dann kehrt er selbst in vollem Frieden wieder zurück. 15 12. Im Jahr des Herrn 1051. Erzbischof Barto von Mainz entschläft in Frieden86; auf ihn folgt der Bamberger Propst Luitpold. Kaiser Heinrich zog erneut gegen Ungarn ; er teilte das Heer und drang dort ein, wobei er sogar den Landstrich besetzte, der ringsum von Wäldern und vor allem von zahlreichen Gewässern schützend umgeben ist; jenes 20 Volk, härter als die übrigen, und sein König handelten jedoch listenreich, sie zerstörten ihr Eigentum zusammen mit allem anderen und entkamen dem Heer des Kaisers, das durch Hunger, Durst und zahlreiche Verluste geschwächt war. Die Truppen des Kaisers aber verwüsteten einen großen Teil des Landes, töteten obendrein viele und kehrten unbehelligt, doch 25 ohne Erfolg mit dem Kaiser in ihre Heimat zurück. 13. Im Jahr des Herrn 1052. 87Der Kaiser zog wiederum nach Ungarn und kehrte ohne Erfolg zurück; in seiner Begleitung befand sich Bruno, der Bischof des apostolischen Stuhles87. Als der Papst nach Regensburg kam, besichtigte er in Anwesenheit von Gesandten aus Paris die Reli30 quien des heiligen Märtyrers Dionysius - man war lange im Zweifel, ob man sie dort wirklich besäße - und bestätigte, daß sie sich dort befänden88. Ebenso erhob er die Gebeine Wolfgangs, des Bischofs dieser Stadt89; von dort reiste er mit dem Kaiser nach Bamberg, wo er die Privilegien dieses Ortes von seinem Kanzler Friedrich *°, der ihm später im Amt folgte, 35 prüfen und vor Kaiser und Volk verlesen ließ und sie dann kraft seiner Vollmacht bestätigte91. Von hier aus begaben sie sich gemeinsam in die rheinischen Gebiete und feierten in Worms das Geburtsfest des Herrn. 88 Frutolfs Erzählung ist die älteste erhaltene Überlieferung der angeblichen Echtheitserklärung dieser Reliquien durch Papst Leo IX . Seine Quelle, die in St. Emmeram zu suchen ist, ist noch nicht eindeutig auszumachen. 88 Bischof von 972 - 31. Okt. 994. Die Erhebung der Gebeine erfolgte am 6. Okt. 1052. 80 F. von Lothringen, als Papst Stephan IX . genannt. 81 Vgl. JL . 4283 vom 6. N ov. 1052.

68

Frutolf

XIII. Anno Domini MLIII. 92*Apostolico et imperatore natale dominicum92 divino et regio cultu 92Wormaci§ agentibus92, missarum celebratione in sancta die peracta ut oportuit ab apostolico, in sequenti die Luitpoldum Mogontinç sedis archiepiscopum utpote in sua diocesi precipuum huic subrogavit officio. Qui peracta processione 5 et ubi ad hoc ventum est dicta oratione, postquam se in sua sede loca­ vit, quidam ex diaconibus suis Humbertus nomine, sicut multi ob illius festi venerationem solent, lectionem decantavit. Quod quidam ex Romanis papç assistentibus vituperantes et contra papam, quia Romano more ageretur, obiurgantes persuaserunt ei, ut ad eundem 10 diaconum mitteret et decantationem interdiceret. Quod cum ille iuvenum more contempneret, iterum mittendo papa interdixit; qui mox eadem vocis sonoritate, qua prius cantavit, legendo decenter lectionem usque ad finem perduxit. Qua finita papa illum ad se vocavit et quasi pro inobçdientiç contumacia degradavit. Archiepiscopus 15 vero misit ad illum, ut suum sibi redderet ministrum. Quod, ubi papa abnuit, pontifex ut erat antiquç discipline licet egre patienter, tamen interim tacendo sustinuit. Perlecto autem evangelio et decantato offertorio, ubi sancti sacrificii tempus advenit, pontifex in sede sua resedit vere contestans nec se nec alium quempiam completurum illud 20 officium, nisi reciperet processionis su§ ministrum. Quod ubi apostolicus intellexit, pontifici cessit reindutumque ministrum continuo remisit. Quo recepto debito se presul iniunxit officio. Qua in re et pontificis auctoritas et apostolici consideranda est humilitas, dum et ille officii sui dignitatem defendere contendebat et iste licet maioris 25 dignitatis metropolitano tamen in sua diocesi cedendum perpendebat. Post hçc "apostolicus Romam rediit multis eum diversarum pro­ vinciarum militibus imperiali preceptione et amicorum subventione comitantibus; et post pascha94 exercitum ducens per Apuliam contra Nortmannos illius terrç quondam advenas, sed tunc possessionum 30 apostolicarum invasores et Romani imperii hostes pugnavit; et infinita utrobique cede peracta papa cum paucis fugiens absque

92 Vgl. CW. Die anschließende, durchaus glaubhafte Erzählung findet sich nur bei Frutolf, dem sie aber, beachtet man ihre vielen Einzelheiten, wohl schriftlich Vorgelegen hat.

Heinrich III. 1053

69

14. Im Jahr des Herrn 1053.92Papst und Kaiser feierten das Geburtsfest des Herrn in Worms92 mit Gottesdienst und königlichem Gepränge; während am Festtag, wie es sich gehörte, der Papst die Messe feierte, bat er am folgenden Tag Luitpold, den Erzbischof des Mainzer Stuhles, 5 als den Vornehmsten in seiner Diözese um diesen Dienst. Als der Einzug vorüber und es so weit war, daß er, nachdem er das Kirchengebet gespro­ chen, auf seinem Stuhl Platz nahm, sang einer seiner Diakone namens Humbert die Lesung, so wie es viele aus Verehrung gegenüber diesem Fest zu tun pflegen. Das tadelten einige Römer, die dem Papst assistierio ten; sie schalten vor dem Papst, daß man nicht nach römischem Brauch verfahre, und bewogen ihn, zu dem Diakon zu schicken und das Singen zu verbieten. Als dieser das nach Art junger Leute mißachtete, verbot es der Papst erneut; nun las er mit ebenso klangvoller Stimme, wie er vorher gesungen hatte, und beendete würdig die Lesung. Danach rief 15 ihn der Papst zu sich und entzog ihm wegen seines trotzigen Ungehor­ sams seine Würde. Der Erzbischof indessen sandte zum Papst, er möge ihm seinen Diener wiedergeben. Als der Papst das ablehnte, ertrug das der Bischof zwar nur mit Mühe geduldig, doch schweigend, denn er war von alter Zucht. Als aber das Evangelium verlesen und das Opfer20 gebet gesungen war und der Augenblick des heiligen Opfers nahte, nahm der Bischof wieder auf seinem Stuhl Platz und erklärte nachdrücklich, daß weder er noch ein anderer das Opfer vollenden würden, falls er den Diener, der mit ihm eingezogen war, nicht zurückerhielte. Als der Papst das vernahm, gab er dem Bischof nach, ließ den Diener wieder ankleiden 25 und schickte ihn sodann zurück. Nun erst widmete der Bischof sich wie­ der dem schuldigen Dienst. An diesem Vorgang ist sowohl die Autorität des Bischofs wie die Demut des Papstes betrachtenswert; denn jener war bemüht, die Würde seines Amtes zu wahren, dieser aber fand, daß er, obgleich er selbst die höhere Würde besaß, dennoch dem Metropoliten in 30 seiner eigenen Diözese nachgeben müsse. Danach "kehrte der Papst nach Rom zurück ; dank kaiserlichen Befehls und dank der Unterstützung von Freunden begleiteten ihn zahlreiche Ritter der verschiedenen Länder; nach dem Osterfest94 führte er das Heer durch Apulien und kämpfte gegen die Normannen, die einst aus der 35 Fremde in jenes Land gekommen, dann aber in die päpstlichen Besitzun­ gen eingedrungen und Feinde des Römischen Reiches waren. Nach uner­ meßlichen Verlusten auf beiden Seiten zog sich der Papst flüchtend und in geringer Begleitung sieglos zurück ; die tüchtigsten Ritter aus Schwaben

93-93 Y g j

zum Text.

CW. Das Folgende meist wörtlich nach CW., Einzelnachweise nur 94 11. April.

70

Frutolf

victoria regreditur, relictis illic Suevorum ac Noricorum militibus optimis, et in urbe Beneventana consedit93, ubi tunc Oudalricus96 genere Noricus episcopatum tenuit. XV. Anno Domini MLIIII. 93Religiosus papa Brun qui et Leo gloriose vitam finivit XIII. Kalendas Maia’93 et magnifice 93sepultus s Rom§ in çcclesia sancti Petri miraculis claruit. Cuono dux Noricorum96 fçderatis sibi Ungariis graviter rebellat; item Baldewinus et Gotefridus93. XVI. Anno Domini MLV.93Leoni pap§ Gebehardus qui et Victor93 Eibcstatensis episcopus successit97. 10 Adelbertus marchio obiit. Fames magna fuit93. Heinricus imperator Italiam cum exercitu petens omnia in pace disposuit revertensque neptem suam Beatricem98, matrem Mahtbüdç, secum duxit indigne eam tractans propter quasdam insolentias eius, quibus vivere consueverat mortuo viro eius Bonifacio duce. is 93Welefo dux Carinthiorum obiit93»99. 1Chuono dux antea Noricorum2 ab imperatore pro perfidiç suç culpa expulsus in Pannonia male exui obiit. Arnolfo Spirensi episcopo Chuonradus successit1»3. XVII. Anno Domini MLVI. 1Herimannus comes4 orientalium 20 Francorum obiit VI. Kalendas Februarii1. Gebehardus Ratisponensis episcopus imperatoris Heinrici patruus, hostis occulte pessimus deprehensus et convictus atque custodiç mancipatus, sed misericorditer tractatus, exilio remittitur et sedi pristinç restituitur6. 25 1Gotefridus dux6 ad deditionem venit1. 93Magna cedes a Luiticis in Christianos facta est7, quorum quidam gladio, quidam fugientes in aqua perierunt; inter quos Willehelmus marchio occiditur. *) Datum in freigelassenem Raum nachgetragen; nach Lücke von 5 Buchst, getilgtes Kapitelzeichen A. 95 Vgl. Steindorff, Jbb. Heinrichs III. 2, 463f. Danach residierte Udalrich etwa seit der Mitte des Jahres 1053 in Benevent. 96 Konrad war schon Anfang des Jahres 1053 abgesetzt worden. 97 Viktor II. wurde zwar schon im September 1054 zum Nachfolger bestimmt, aber erst im April 1055 geweiht.

Heinrich III. 1054-1056

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und Kärnten ließ er dort und nahm dann seinen Sitz in der Stadt Benevent ; das dortige Bistum hatte damals Udalrich95inne, ein Kärntner von Geburt. 15. Im Jahr des Herrn 1054. Der fromme Papst Brun, der sich auch Leo nannte, beendete ruhmvoll sein Leben am 19. April; man setzte ihn 5 mit allen Ehren in Rom in der Kirche des hl. Petrus bei, und er wurde durch Wunder berühmt. Der Kärntnerherzog Konrad96 verbündet sich mit den Ungarn und ent­ facht einen schweren Aufstand ; ebenso erheben sich Balduin und Gottfried. 16. Im Jahr des Herrn 1055. Auf Papst Leo folgte Bischof Gebhard von io Eichstätt, der sich auch Viktor nannte97. Markgraf Adalbert verstarb. Es herrscht große Hungersnot. Kaiser Heinrich zieht mit einem Heer nach Italien, ordnet dort alles in Frieden und führt auf dem Rückweg seine Nichte Beatrix98, die Mutter der Mathilde, mit sich; er behandelt sie ungnädig wegen ihrer Lebens15 gewohnheiten nach dem Tode ihres Gatten, des Herzogs Bonifazius, die der Sitte widersprechen. Herzog W elf von Kärnten verstirbt99. 1Konrad, der frühere Herzog von Kärnten2, der vom Kaiser vertrieben worden war, weil er sich der Untreue schuldig gemacht hatte, stirbt 20 elend und außer Landes in Ungarn. Auf Bischof Arnulf von Speyer folgt Konrad1-3. 17. Im Jahr des Herrn 1056. 1Hermann, Graf der Ostfranken4, ver­ stirbt am 27. Januar. Bischof Gebhard von Regensburg, ein Oheim des Kaisers Heinrich 25 und im Geheimen der schlimmste Feind, wird ergriffen, überführt und in Gewahrsam genommen; doch wird er gnädig behandelt, aus dem Exil entlassen und seinem früheren Sitz restituiert6. xHerzog Gottfried6 unterwirft sich1. 93Die Liutizen führen einen schweren Schlag gegen die Christen7, von 30 denen einige durch das Schwert, einige auf der Flucht im Wasser um­ kommen; unter anderen fällt Markgraf Wilhelm. In dieser Zeit finden viele Fürsten der verschiedensten Länder den Tod; Hungersnot befällt zahlreiche Landstriche, Armut und Mangel gewinnen überall die Überhand und mancherlei Übel geschieht. 98 Sie war eine Kusine des Kaisers und hatte sich ohne sein Wissen mit dem ihr nahe verwandten Gottfried von Lothringen vermählt. Darauf bezieht sich der Vorwurf sittenwidrigen Verhaltens. 99 13. Nov. 1055. 1-1 Wahrscheinlich aus dem Chronicon Suevicum universale, der Vorlage von CW. übernommen. 2 Vgl. oben Anm. 96. 3 Bischof von 1056-1060. Arnulf war am 2. Okt. 1055 verstorben. 4 Er ist nicht zu identifizieren. 5 Vgl. zu diesem Bericht die Ann. Altah. z. J. 1055. 6 Genannt der Bärtige, Herzog von Oberlothringen. 7 Bei der Burg Prizlawa nahe der Havelmündung.

72

Frutolf

Hisdem temporibus multi diversarum principes provinciarum perierunt; fames multas regiones afflixit, egestas et penuria undi­ que prevaluit, multaque mala tunc temporis facta sunt. Heinricus imperator pro his rebus cordetenus dolore compunctus infirmari cçpit et perductus ad mortem, sapienti usus consilio, ab omni- 5 bus quibus potuit veniam petiit, quibusdam predia qu§ abstulit restituens, cunctis qui contra eum93 et regnum93 culpas dampnabiles fecerunt relaxans; filium quoque suum Heinricum Romani pontificis cunctorumque pontificum et principum regni electione regem consti­ tuit8. His et aliis prout vit§ possibilitas admisit bene dispositis III. 10 Nonas Octobris hanc vitam presentem in Deo finivit93»9. Post cuius obitum, quia filius eius Heinricus adhuc puerulus fuit10, domna Agnes imperatrix mater pueri regnum sub sua cura aliquamdiu tenuit ac sapienter et strenue rexit, donec principes aliqui invidia ducti puerum matri abstulerunt eamque regimine regni abaliena- 15 verant ; quorum numero dominus Anno Coloniensis archiepiscopus se immiscuit, qui puerum in loco qui Werida dicitur navi imponens matri abduxit11. Quod ille qua intentione fecerit vel qualiter divino iudicio placuerit, discernere non valemus; multa tamen incommoda extunc orta et deinceps aucta certum tenemus. Nam perinde dissen- 20 siones in regno, çcclesiç perturbatio, monasteriorum destructio, clericatus despectio, totius iusticiç ac religionis conculcatio et cçpit et permanet. Ipsa vero imperatrix rerum permutationes considerans Italiam se contulit et apud monasterium quod Fruteria dicitur religio­ sam vitam aliquanto tempore duxit; postea Rom§ defuncta et in 25 çcclesia sanctç Pctronellç honorifice est sepulta12. Anni Heinrici quarti. I. autem

Anno

Dominica

condita

incarnationis

MDCCCVIII.

millesimo L V I I .13, ab Urbe

14Heinricus14

quartus,

14Heinrici

imperatoris filius, admodum puer14 patri succedens 14regnare c ç p it 14 30 et, quando hçc conscriptio facta est, X L I I. anno regnavit15L X X X V I I . loco ab Augusto.

8 Dies war schon 1053 zu Tribur geschehen, jetzt erfolgte nur eine Bestätigung der Wahl.

Heinrich IV. 1057

73

Kaiser Heinrich, hierüber in seinem Herzen tief und schmerzlich betroffen, begann krank zu werden; an der Schwelle des Todes befolgte er weisen Rat und erbat von allen, soweit er es konnte, Verzeihung ; eini­ gen gab er den Besitz zurück, den er ihnen abgenommen, und allen, 5 die gegen ihn oder die Königsherrschaft strafwürdige Schuld auf sich geladen, verzieh er; seinen Sohn Heinrich setzte er durch die Wahl des römischen Bischofs, aller übrigen Bischöfe und der Reichsfürsten zum König ein8. Nachdem er dies und anderes, soweit ihm sein Leben dazu noch Möglichkeit ließ, wohl geordnet hatte, beendete er am 5. Oktober io das gegenwärtige Leben in Gott*. Da sein Sohn Heinrich noch ein Kind war10, hatte nach seinem Hin­ scheiden die Kaiserin Agnes, die Mutter des Knaben, eine Zeitlang die Sorge für das Reich inne und herrschte weise und tüchtig, bis einige Fürsten, vom Neid verleitet, den Knaben von seiner Mutter entfernten is und sie der Herrschaft über das Reich beraubten; ihnen gesellte sich der Erzbischof Anno von Köln zu, der den Knaben in Kaiserswerth auf ein Schiff brachte und so der Mutter entführte11. In welcher Absicht er das tat oder ob Gottes Urteil das billigte, vermögen wir nicht zu entscheiden; doch halten wir es für sicher, daß seitdem viel Ungemach entstand und 20 zunahm. Denn seitdem begann im Reich Zwietracht, in der Kirche Ver­ wirrung, Verfall der Klöster, Mißachtung der Geistlichkeit, Zerfall von Gerechtigkeit und Frömmigkeit, und sie dauern noch heute an. Die Kaiserin aber begab sich angesichts der veränderten Verhältnisse nach Itaüen und führte im Kloster Fruttuaria einige Zeit ein Leben nach 25 der Regel; sie verstarb später zu Rom und wurde in der Kirche der hl. Petronella ehrenvoll beigesetzt12. Regierungsjahre Heinrichs IV. 1. Im Jahr seit der Geburt des Herrn 105713, seit der Gründung Roms im Jahr 1808 14begann Heinrich IV., der Sohn Kaiser Heinrichs, ein 30 Knabe noch, als Nachfolger des Vaters zu herrschen ; er regierte, als diese Aufzeichnung erfolgte, im 42. Jahr15, als 87. Herrscher seit Augustus. 9 Von allen Berichten über den Tod Heinrichs III. steht der Bertholds dem Bericht Frutolfs am nächsten. 10 Er war noch nicht 6 Jahre alt, als der Kaiser starb. 11 Vgl. dazu Ann. Altah. z. J. 1062. 12 Die Kaiserin begab sich Anfang 1063 nach dem genannten Kloster, von dort im gleichen Jahr nach Rom . Sie kehrte noch einigemale nach Deutschland zurück und starb am 14. Dezember 1077 in Rom , wo sie am 5. Januar 1078 in der in St. Peter befindlichen Kapelle der hl. P. beigesetzt wurde. 13 Nach der Chronologie des CW., der Frutolf auch hier folgt. h - h j ) as Folgende meist wörtlich nach CW ., Einzelnachweise nur zum Text. 15 1098.

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Frutolf

Agnes imperatrix mater ipsius ducatum Baioariç suscepit16.

Gebehardus qui et Victor pontifex Romanus multis bene in Ger­ mania aliisque regni Romani partibus pontificum vel principum secularium consilio dispositis Romam cum pace rediit17 incipiente anni illius quadragesima. Hic etiam 14eodem anno finivit vitam18; 5 pro quo Fridericus Gotefridi ducis frater iam monachus factus19 a Romanis pontifex ordinatur20 et Stephanus appellatur14. Saxones congregato exercitu gentem efferam Luiticiorum hostiliter invaserunt diversisque malis eam affligentes Romanç ditioni subdi­ derunt et acceptis obsidibus ac tributis ad propria redierunt. 10 14Eodem tem pore quidam Fridericus et fratres eius21 in Germaniç partibus tyrannidem exercentes contra imperium Rom anum ab Agnete imperatrice et principibus regni victi ad deditionem venerunt.

Otto de Svinfurte dux Suevorum IIII. Kalendas Octobris obiit14, et 14Ruodolfus14 de Rinveldon qui postea rex esse contendit 14duca- 15 tum accepit14; quod magnum fuit seminarium earum quibus regnum perturbatur commotionum. Eundem22 namque ducatum vivente adhuc Ottone duce Heinricus imperator Bcrhtoldo comiti, qui post Carinthiorum accepit ducatum23, promiserat eique anulum suum velut huius rei commonitorium dederat; quem ille diligenter servans 20 post amborum obitum, imperatoris scilicet et ducis, imperatrici Agneti imperium tunc disponenti obtulit eamque anulum agnoscentem pro ducatu sibi promisso commonuit. Sed quia predictus Ruodolfus mox post imperatoris obitum filiam24 eius Rumoldo Constantiensi episcopo commendatam, utrum consilio raptam an dolo nescitur, uxorem duxit, 25 recepto iam in gratiam eundem ducatum illi causa fili§ imperatrix dedit, quod animum Berhtoldi non parum commovit. Pro qua com­ motione lenienda ducatus Karinthiorum ei committitur, quem postea filio suo çquivoco ipsius rogatu rex Heinricus commisit, sed postmodum quorundam instinctu eundem ducatum Luitolfo consanguineo 30 suo dedit25 sicque patrem et natum parvipendens offendit. Unde quasi renovata priore iniuria cum Berhtoldus dux permoveretur, omnia consiliorum machinamenta quibus satis pollebat ad hoc 16 17 19 21

An Weihnachten 1056 auf dem Reichstag zu Regensburg. Am 12. Februar. 18 Am 28. Juli. Er war Mönch in Monte Cassino. 20 Am 2./3. August. Von Gleichberg.

Heinrich IV. 1057

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Seine Mutter Agnes übernahm die Herzogsgewalt in Bayern16. Der römische Bischof Gebhard, der auch Viktor genannt wurde, kehrte zu Beginn der Fastenzeit dieses Jahres in Frieden nach Rom zurück17, nachdem er in Deutschland und in den anderen Gebieten des 5 römischen Königtums mit dem Rat der Bischöfe und der weltlichen Fürsten zahlreiche Angelegenheiten wohlgeordnet hatte. Auch er ver­ starb im gleichen Jahr18; an seiner Statt wurde des Herzogs Gottfried Bruder Friedrich, der inzwischen Mönch geworden war19, von den Römern als Bischof eingesetzt20, und er nannte sich Stephan, io Die Sachsen sammelten ein Heer und griffen das überhebliche Volk der Liutizen an; sie fügten ihm mancherlei Schaden zu, unterwarfen es so der römischen Herrschaft und kehrten, nachdem sie Geiseln und Tribut empfangen hatten, in ihre Heimat zurück. Zu dieser Zeit ergaben sich ein gewisser Friedrich und seine Brüder21, 15 die in Teilen Deutschlands Gewalt gegen das Römische Reich geübt hatten und von der Kaiserin Agnes und den Reichsfürsten besiegt worden waren. Otto von Schweinfurt, Herzog der Schwaben, verschied am 28. Sep­ tember, und Rudolf von Rheinfelden, der später König zu sein begehrte, 20 erhielt das Herzogtum; das war eine wichtige Ursache der Unruhen, durch die das Reich später in Verwirrung geriet. Denn22 dasselbe Herzog­ tum hatte Kaiser Heinrich noch zu Lebzeiten des Herzogs Otto dem Grafen Berthold, der,später das Herzogtum der Kärntner erhielt23, ver­ sprochen und er hatte ihm seinen Ring gleichsam als Mahnzeichen dafür 25 gegeben; Berthold bewahrte ihn sorgfältig und legte ihn nach dem Tod der beiden, nämlich des Kaisers und des Herzogs, der Kaiserin Agnes vor, die damals das Reich leitete, und mahnte sie, die den Ring anerkannte, wegen des Herzogtums, das ihm versprochen war. Da aber der erwähnte Rudolf bald nach dem Tod des Kaisers dessen Tochter24, die dem Bischof 30 Rumold von Konstanz anvertraut war, als Gattin heimführte - man weiß nicht, ob er sie auf Rat hin oder mit List entführte - , gab die Kaiserin ihm um der Tochter willen dieses Herzogtum, nachdem er wieder in Gnaden aufgenommen war, was Berthold nicht wenig erregte. Um diese Erregung zu besänftigen, wird ihm das Herzogtum der Kärntner 35 übertragen, das später König Heinrich dessen gleichnamigem Sohn auf seine Bitte hin übergab; dann aber übertrug er auf Betreiben einiger dieses Herzogtum seinem Verwandten Liutolf25 und beleidigte so Vater und Sohn, da er beide mißachtete. Da nun Herzog Berthold gleichsam durch die Wiederholung früheren Unrechts tief erregt war, wandte er 22 Gegen die folgende Erzählung wendet sich 0 . Grund, Die Wahl Rudolfs v. Rheinfelden zum Gegenkönig, Exkurs I, S. 87 ff. 23 Im Jahre 1061. 24 Mathilde. Sie starb 1059 kurz nach der Hochzeit. 28 Erst 1077 nach dem Abfall des älteren Berthold.

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Frutolf

vertebat, ut ab utroque, id est rege et Rudolfo, se ulcisceretur: ab hoc scilicet, quoniam a ducatu sibi promisso se subplantavit, ab illo vero, quia se accepto privavit. Mult§ interim causç, qu§ inconsulte tunc gerebantur, sibi concurrebant et huic machinationi occasiones prebebant26: Otto dux Baioariorum deicitur; Chuonradus genere 5 Suevus a militibus regis interficitur, et quasi a rege iussum sit, ipsi crimen indicitur. Conspirat igitur Otto in Saxonia, Berhtoldus in Suevia, fiunt motus et conventus utrobique, in quibus odia in regem suscitantur et invidiç. Multa quoque interea in regno fiebant, quç utrosque populos iustis et necessariis ut videbatur causis, ne regi 10 adhererent, avertebant, eoque res perducta est, ut Ruodolfus in dampnationem sui regnum invaderet dominumque suum regem deponere aut interficere quereret. Sed h§c res quem effectum haberet nec rusticos latet. II. Anno Domini MLVIII. 14Fridericus qui et Stephanus pontifex is Romanus vitam finivit, et Alexander27 Lucensis episcopus ei successit14. Huius tempore Hiltibrandus postea pontifex archidiaconatus officio functus est28 Rom§a. III. Anno Domini MLVIIII. IIII. Anno Domini MLX. 14Luitpoldus archiepiscopus Mogontinus 20 obiit, cui Sigifridus Fuldensis abbas successit14, qui postea cum aliis contra dominum regem consensit29. V. Anno Domini MLXI. VI. Anno Domini MLXII. VII. Olympias CCCCLX. Anno Domini MLXIII. Indictio prima. 25 VIII. Anno Domini MLXIIII. ^Sigifridus episcopus Mogontiacensis et Guntherus Babenbergensis et Willihelmus Treiectensis aliique quam plures presules vel nobiles multo comitatu Hierosolimam ten­ dentes multas infestationes a barbaris perpessi sunt tandemque perventione fruentes optata numero et rebus admodum attenuati 30 redierunt30. VIIII. Anno Domini MLXV.31Guntherus episcopus Babenbergensis ab Hierosolima rediens in Pannonia moritur perlatusque Baben­ berg ibi sepelitur31; 32post quem Herimannus ordinatur.

a) Von hier ab sind häufiger Zeilen für Nachträge freigelassen A.

Heinrich IV. 1058-1065

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alle Gedankenkünste, an denen er wahrlich reich war, auf das eine Ziel, wie er sich nämlich an den beiden, das heißt am König und an Rudolf, rächen könne: an diesem, weil er ihn um das versprochene Herzogtum betrogen hatte, an jenem aber, weil er ihn des Herzogtums beraubte, 5 das er schon empfangen hatte. Ihm kamen allerlei Dinge, die damals ohne Überlegung geschahen, entgegen und schufen diesem Vorhaben günstige Gelegenheiten26: Otto, Herzog der Bayern, wurde abgesetzt; der Schwabe Konrad wurde von Vasallen des Königs getötet, und das Verbrechen wurde, als sei es auf Befehl des Königs geschehen, diesem angelastet, io Also verschwören sich Otto in Sachsen, Berthold in Schwaben; in beiden Gebieten kommt es zu Aufläufen und Zusammenkünften, bei denen Haß und Mißgunst gegen den König geschürt wurden; überdies geschah vie­ lerlei im Reich, was beide Stämme aus, wie es schien, gerechten und zwingenden Gründen dazu brachte, dem König nicht mehr zu folgen; 15 schließlich kam es so weit, daß Rudolf zu seinem eigenen Verderben gegen das Reich vorging und seinen Herrn, den König, abzusetzen oder zu töten trachtete. Welchen Erfolg das jedoch hatte, ist nicht einmal den Ungebildeten verborgen. 2. Im Jahr des Herrn 1058. Friedrich, der römische Bischof, der sich 20 auch Stephan nannte, beendet sein Leben ; auf ihn folgt Bischof Alexan­ der27 von Lucca. Zu seiner Zeit versah Hildebrand, der spätere Papst, in Rom das Amt des Archidiakonats28. 3. Im Jahr des Herrn 1059. 4. Im Jahr des Herrn 1060. Erzbischof Luitpold von Mainz stirbt; 25 auf ihn folgt Sigfrid, Abt von Fulda, der später mit den anderen gegen seinen Herrn, den König, Stellung nimmt29. 5. Im Jahr des Herrn 1061. 6. Im Jahr des Herrn 1062. 7. 460. Olympiade. Im Jahr des Herrn 1063. Erste Indiktion. 30 8. Im Jahr des Herrn 1064. 30Bischof Sigfrid von Mainz, Gunther von Bamberg, Wilhelm von Utrecht und viele andere Bischöfe und Adlige reisen in zahlreicher Begleitung nach Jerusalem; sie erleiden mancherlei Feindseligkeiten durch die Barbaren, können sich aber schließlich doch des ersehnten Ziels erfreuen und kehren geschwächt an Zahl und unter 35 Verlust von Hab und Gut zurück30. 9. Im Jahr des Herrn 1065. 31Bischof Gunther von Bamberg stirbt auf der Rückreise von Jerusalem in Ungarn und wird nach Bamberg über­ führt und dort begraben31; 32nach ihm wird Hermann eingesetzt. 26 Zu den hier vorweggenommenen Tatsachen vgl. die einzelnen Jahres­ berichte. 27 A u f Stephan folgte Nikolaus II. und erst 1061 Alexander II. 28 Seit 1059. 29 Vgl. auch den Bericht zu 1072. 3030 Fast wörtlich CW. und Chronicon Suevicum universale. 31-31 Vgl. Ann. Altahenses maiores.

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Frutolf

Gozwinus comes in epyscopio Wirciburgensi tyrannidem exercens a comitibus Adelberonis presulis occisus est32. X. Anno Domini MLXVI. 33Cometes per totum orbem diu appa­ ruit33. Eodem anno Anglia per WiUihelmum Nortmannicum miserabiliter s afflicta tandemque subacta ipse rex eius effectus est. Qui mox omnes pene regni eiusdem presules exilio, nobiles vero morti destinavit, mediocres autem suis militibus in servitutem, uxores indigenarum universorum advenis in matrimonium subiugavit. XI. Anno Domini MLXVII. ^Heinricus rex34 Berhtam Ottonis 10 cuiusdam Italici35 et Adelheid^ filiam accepit uxorem 34nuptias celebrans Triburiç34. Olympias CCCCLXI. XII. Anno Domini MLXVIII. Heinricus rex36 adolescentiç usus libertate Saxoniam solam ex omni Romano imperio cçpit incolere, 15 principes despicere, nobiles obprimere, inferiores sustollere, venatui, lusibus ceterisque huiusmodi exercitiis plus quam iusticiis faciendis ut incusatus est operam dare, filias illustrium quibuslibet obscure natis coniugare, privata présidia nimirum potentibus regni non satis fidens instituere. His discordiç seminariis contigit regi quam plurimos 20 insidiatores tam vit§ quam regni succrescere. Qui tamen cum maturi­ tatis necdum plene attigisset annos, erant qui non tam ipsum quam Adelbertum Premensem archiepiscopum culpandum iudicarent, quod eius consilio h§c omnia ageret. XIII. Anno Domini MLXVIIII. Agnes imperatrix mater regis 25 Heinrici tedio affecta, vel potius divinitus compuncta, ducatum Baioariç deposuit37 et regni gubernacula pçnitens3 contempnens pro Christo Romam se contulit ibique dignis pçnitentiç fructibus mira inserviens humilitate post aliquot annos in Domino presentem vitam finivitb. 30 XIIII. Anno Domini MLXX. Teti marchio38 non sine Saxoniç principum consilio tyrannidem in partes regias orditur, qu§ tamen mox cçlesti simul et terrena maiestate compescitur, scilicet castellis

a) so A, besser wohl penitus. W danach 1/ 2 Zeile Rasur A.

Heinrich IV. 1066-1070

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Graf Gozwin übte Gewalttätigkeit im Hochstift Würzburg und wird von den Gefolgsleuten Bischof Adalberos getötet32. 10. Im Jahr des Herrn 1066. 33Auf dem ganzen Erdkreis ist lange Zeit ein Komet zu sehen33. 5 Im gleichen Jahr wurde England durch den Normannen Wilhelm elend heimgesucht und schließlich unterworfen; er selbst wurde König. Wenig später schickte er fast alle Bischöfe dieses Reiches ins Exil, den Adel dagegen überantwortete er dem Tod; die weniger Vornehmen aber gab er seinen Vasallen zu Knechten und die Frauen aller Freien zwang er zur io Ehe mit den Landfremden. 11. Im Jahr des Herrn 1067. 34König Heinrich nimmt Bertha, die Toch­ ter eines gewissen Otto aus Italien35 und der Adelheid, zur Frau und feiert die Hochzeit in Tribur. 461. Olympiade. 15 12. Im Jahr des Herrn 1068. V on36 der Freiheit des Jünglingsalters Gebrauch machend, begann König Heinrich nur noch in Sachsen als ein­ zigem Gebiet des ganzen Römischen Reiches zu wohnen, die Fürsten zu mißachten, den Adel zu unterdrücken, die Niederen zu erheben, sich mehr der Jagd und dem Spiel und anderen derartigen Beschäftigungen 20 als der Rechtsprechung - wie man ihn beschuldigte - zu widmen, die Töchter der Vornehmen mit Männern unbekannter Herkunft zu verhei­ raten und, da er den Großen des Reiches kein genügendes Vertrauen schenkte, Burgbesatzungen aus Eigenleuten einzusetzen. Durch diese Saat der Zwietracht erwuchsen dem König zahlreiche Feinde für Leben 25 und Herrschaft. Da er aber noch nicht völlig die Jahre der Reife erreicht hatte, gab es einige, die meinten, nicht so sehr ihm selbst als vielmehr dem Erzbischof Adalbert von Bremen sei die Schuld daran anzulasten, weil er dies alles auf dessen Rat hin tue. 13. Im Jahr des Herrn 1069. Die Kaiserin Agnes, die Mutter des Königs 30 Heinrich, legte aus Überdruß, oder eher noch aus göttlichem Antrieb, die Herzogsgewalt von Bayern nieder37 und verzichtete aus Buße und um Christi willen auf die Lenkung des Reiches; sie begab sich nach Rom, wo sie in bewundernswerter Demut der Buße angemessenen Werken oblag und nach einigen Jahren das gegenwärtige Leben im Herrn beendete. 35 14. Im Jahr des Herrn 1070. Im Einverständnis mit den Fürsten Sachsens übt Markgraf D edo38 gegen königliches Gebiet Gewalt, die indessen bald durch die himmlische und zugleich durch die irdische 32-32 Nicht ganz wörtlich nach dem CW. 33-33 Vgl. Ann. Altah. und CW. 3 4 -3 4 Wörtlich CW., Einzelnachweise nur zum Text. 35 Markgraf von Turin. Die Hochzeit wurde nach dem Pfingstfest 1066 gefeiert. 38 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Berthold und Bem old z. J. 1068. 37 1061. Zu den folgenden Angaben vgl. oben S. 73 Anm. 12. 38 Markgraf der sächsischen Ostmark.

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Frutolf

suis Bichilingon et Schidingon39 a rege destructis, filio suo çque militari viro a proprio servo interempto ipsoque communi morte in brevi finito40*4 2 . XV. Anno Domini MLXXI. "Otto dux Baioari? ducatum ami­ sit41,42. Hic itaque Saxo genere, vir amplissim? nobilitatis, prudentia 5 rebusque bellicis perpaucis erat comparabilis et in tanta apud uni­ versos primates excellentia habitus, ut rex, qui iam Saxonibus omnino suspectus et invisus erat, ipsum contra se in regni fastigium elevari posse formidaret, si res sua secus cederet. Hinc perversitatis materiam arripiens quidam Egino mediocri loco natus, rebus admodum tenuis, 10 audacia tantum et nequitia satis diffamatus, patrocinantibus sibi quibusdam regis fidelibus curiam irrepsit et magnum illum heroam, qui se nunquam noverat, secum de regis nece tractasse commentus est; se ipsum etiam, ut mos est, potestati regi? vadem obtulit, quousque campionis duello cum duce confligens vera comprobaret 15 qu? retulit. Quid multa? Placitis vel colloquiis regalibus uno Mogonti?43, altero Goslari?43 condictis Otto cum Eginone, utpote dux cum latrone, primas cum ignobili, congredi contempsit, sua tamen inno­ centia vel Eginonis improbitas minime latuit. Sic ducatum Baioari? Otto ut reus maiestatis amisit, quem Welefo quidam illustris et acer 20 atque bellicosus, natu Suevus accepit44, idque tam principalis dis­ cordi? semen in perpetuos, heu! prçliorum et seditionum, prçdarum et incendiorum, scismatum etiam et heresium atque mortium lamenta­ biles fructus germinavit atque succrevit. XYI. Anno Domini MLXXII. Rex Ottonem usquequaque perse- 25 cutus45 quam plures munitiones eius destruit, predia vastat et ut vere rei public? hostem omnino eum delere pertractat. Econtra ille militibus electis instructus, ipse quoque manufortissimus et animo nimis efferatus, quia regiis copiis confligere non poterat, nunc preda nunc flammis nunc etiamferro, quacumque se fors obtulit, suas iniurias 30

39 Westlich von Scheidungen; Burgscheidungen am Unterlauf der Unstrut. 40 Nach Lamperts Annalen z.J. 1075 starb er erst in diesem Jahr.

41-41 Vgi. CW. 42 1070. Zu Frutolfs ungenauem Bericht vgl. Buchholz, Ekkehard v. Aura S. 55 ff. Vgl. auch Brunos Buch vom Sachsenkrieg c. 19. Die inhaltliche und manchmal sogar wörtliche Übereinstimmung beider Berichte ist bemerkenswert.

Heinrich IV. 1071/1072

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Majestät unterdrückt wird; seine Burgen Bleichingen und Scheidungen39 werden vom König zerstört, sein Sohn - ebenfalls ein kriegerischer Mann - wird von seinem eigenen Knecht erschlagen, er selbst stirbt bald darauf eines gewöhnlichen Todes40. 5 15. Im Jahr des Herrn 1071. 41Herzog Otto verlor die Herzogsgewalt von Bayern41-42. Er war von Herkunft ein Sachse, ein Mann von reichstem Adel; an Klugheit und kriegerischer Tüchtigkeit waren ihm nur sehr wenige zu vergleichen, und bei allen Großen galt er als so überaus hervor­ ragend, daß der König, den die Sachsen schon nur mehr mit Argwohn io und Haß betrachteten, die Furcht hegte, er werde gegen ihn auf den Thron des Reiches erhoben werden, wenn seine eigene Sache sich schlecht entwickele. Daher griff ein gewisser Egino - er war von weniger vorneh­ mer Geburt und kaum begütert, nur wegen seiner Frechheit und Nichtswürdigkeit unrühmlich bekannt - zur Verleumdung; er schlich 15 sich, wobei ihm einige aus dem Gefolge des Königs Rückhalt gewährten, bei Hofe ein und erklärte, jener große Held, den er doch gar nicht kannte, habe mit ihm über die Ermordung des Königs verhandelt; auch trug er sich selbst, wie es Brauch ist, der königlichen Gewalt als Bürgen an, bis er durch einen Zweikampf mit dem Herzog die Wahrheit seines Berichts 20 bewiesen habe. Was weiter? Otto verschmähte es, mit Egino, oder besser der Herzog mit dem Räuber, der Vornehmste mit dem Unedlen, vor dem Gericht oder auf einer Versammlung des Königs - das eine war in Mainz, die andere in Goslar angesetzt43 - zu kämpfen; dennoch blieben seine Unschuld und Eginos Nichtswürdigkeit keineswegs verborgen. Wie ein 25 Majestätsverbrecher verlor Otto so die Herzogsgewalt von Bayern, die der aus Schwaben gebürtige Welf, ein vornehmer und sowohl kluger wie kriegerischer Mann, übernahm44; und der Samen aus solch schwerer Zwietracht sproß und wuchs zu beklagenswerten Früchten dauernder Kämpfe und Aufstände, Plünderungen und Brandschatzungen, Schismen 30 und sogar von Irrlehren und Tod heran. 16. Im Jahr des Herrn 1072. Der König verfolgte Otto unaufhörlich46, zerstörte mehrere seiner Burgen, verwüstete seine Güter und trachtete, ihn ganz wie einen Feind des Staates völlig zu vernichten. Andererseits bemühte sich dieser - unterstützt von ausgewählten Kriegern, aber auch 35 selbst ungemein tapfer und von überaus grimmigem Sinn - , sich für das ihm angetane Unrecht zu rächen, und zwar, da er sich nicht auf einen Kampf mit dem königlichen Heer einlassen konnte, mal durch Raub und Brand, mal durch das Schwert, je nachdem wie es der Zufall gab. 43 Goslar nach Pfingsten, Mainz am 1. August. 44 W elf IV. Ihm wurde das Herzogtum an Weihnachten 1070 in Goslar über­ tragen. 45 Nach Lampert gehören diese Ereignisse in das Jahr 1071. 46 Sie gehört in das Jahr 1073. Zur Kritik der folgenden Behauptung vgl. Buchholz, a. a. O. S. 59/60 und Meyer v. Knonau, Jbb. H. IV. 2, Exkurs III S. 863 A. 15.

82

Frutolf

ulcisci satagebat. Ipso denique mediante non cessat gens Saxonum, ut est animis acerrima, coniurationem46 adversus regem unanimi conspiratione confirmare, accusationes blasphemas et inauditas ad sedem apostolicam in illum referre sociosque sibi ex omni regno Teutonico litteris et nunciis assciscere. Nam primo Sigifridum Mogon- 5 tin§ sedis metropolitanum, Adelbertum Wormaciensem, Adelberonem Wirciburgensem, Gebehardum Salzburgensem47 aliosque quam plures presules indeque per ipsos etiam papam Alexandrum3, ut aiunt, sibi fautores efficiunt. Quidam quoque summç sanctitatis virum Annonem archiepiscopum Coloniensem coniurationis eiusdem con- 10 scium asserunt48. Quorum insidiis rex territus Saxonia cessit et in aliis regni partibus agendis rebus institit. XVII. Anno Domini MLXXIII. Anno Coloniensis episcopus et Herimannus Babenbergensis Romam missi49 sunt pecuniam qu§ regi debebatur congregandi gratia. Qui legatione peracta reversi litteras 15 Alexandri apostolici detulerunt, regem vocantes ad satisfaciendum pro symoniaca heresi aliisque nonnullis emendatione dignis, qu§ de ipso Rom§ fuerant audita. Post h§c Saxones adiciunt etiam présidia multa construere, necdum enim plures habebat Saxonia munitiones, insuper castella, qu§ rex dudum çdificaverat, funditus evertunt, inter quç 20 precipuum illud castrum, quod Harcesburg50 dicebatur, diruunt, monasterium et claustrum canonicorum, quod ibi erat, multa furen­ tes audacia solotenus deiciunt; et quod dictu nefas est, innocentis cuiusdam filii regis ibidem sepulti ossa in contumeliam patris de sepulchro proiciunt. 25 XVIII. Anno Domini MLXXIIII. Beatç memoriç 51Alexandro papa defuncto52 Hiltebrandus, qui postea Gregorius dictus est51, professione monachus et 51archidiaconus Romanç sedi successit51; sub quo Romana res publica et omnis çcclesia novis et inauditis scismatum erroribus periclitari cçpit. Qui cum absque regis 30 consensu solis tantum Romanis faventibus hunc apicem conscendisset, a) Alexandrum - efficiunt auf Rasur A.

47 Nach Lamperts Aufständischenliste z. J. 1073 gehörten Adalbero und Gebhard nicht zu den Verschwörern. Doch überliefert Bruno, De bello Sax. c. 42, 48 Briefe der Sachsen an Siegfried von Mainz, Adalbero von Würzburg u. a. 48 Vgl. Lamperts Annalen z. J. 1073 und Bruno a. a. O. c. 18.

Heinrich IV . 1073/1074

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Dank seiner Mitwirkung ließ auch das Volk der Sachsen, da es von über­ aus hartnäckiger Sinnesart ist, nicht nach, die Verschwörung46 gegen den König durch einmütige Absprachen zu festigen, lästerliche und unerhörte Beschuldigungen gegen ihn beim apostolischen Stuhl vor5 zubringen und durch Briefe und Boten Bundesgenossen im ganzen deutschen Reich an sich zu ziehen. Denn zuerst machten sie Sigfrid, den Metropoliten des Mainzer Stuhles, Adalbert von Worms, Adalbero von Würzburg, Gebhard von Salzburg47 und viele andere Bischöfe zu ihren Parteigängern und dann vermittels dieser - wie man sagt - auch den io Papst Alexander. Einige behaupten, auch Erzbischof Anno von Köln, ein Mann von bewundernswerter Heiligkeit, sei Mitwisser dieser Ver­ schwörung gewesen48. Erschreckt über ihre Umtriebe wich der König aus Sachsen und widmete sich in anderen Gebieten des Reiches seinen Obliegenheiten. 15 17. Im Jahr des Herrn 1073. Bischof Anno von Köln und Hermann von Bamberg wurden nach Rom gesandt49, die Gelder, die man dem König schuldete, einzusammeln. Nach Erledigung ihres Auftrags kehrten sie zurück und überbrachten einen Brief des Papstes Alexander, in dem der König aufgefordert wurde, Genugtuung für Simonie und einiges andere 20 der Besserung Bedürftige, das in Rom bekanntgeworden war, zu leisten. Dann gingen die Sachsen dazu über, zahlreiche Befestigungen zu bauen, in Sachsen gab es nämlich noch nicht viele feste Plätze; außerdem zerstörten sie von Grund auf die Burgen, die der König unlängst hatte errichten lassen. Dabei legten sie auch die wichtige Harzburg50 nieder, 25 das Münster und das Wohnhaus der Kanoniker machten sie in wilder Raserei dem Erdboden gleich; sogar, was zu sagen schon Sünde ist, die Gebeine des unschuldigen Königssohnes, der dort begraben war, rissen sie dem Vater zur Schmach aus dem Grab. 18. Im Jahr des Herrn 1074. 51Nach dem Tod Papst Alexanders52, der in 30 heiligem Andenken steht, folgte auf dem römischen Stuhl der Mönch und Archidiakon Hildebrand, der später auch Gregor genannt wurde51; unter ihm begannen das Römische Reich und die ganze Kirche von neuen und unerhörten schismatischen Wirren erschüttert zu werden. Da er ohne die Zustimmung des Königs, allein durch die Gunst der Römer diesen Thron 49 Eine sonst nirgends überlieferte Nachricht. Nach C. Erdmann, Studien z. Briefliteratur S. 223f. und Guttenberg, Regesten S. 205 f. n. 407 ist entgegen der älteren Literatur an ihrer Richtigkeit festzuhalten; doch dürfte diese Reise in das Jahr 1070 gehören. Vielleicht ist auch der im Folgenden erwähnte Brief Alexanders II., der nicht erhalten ist, hier einzuordnen - Briefe dieses Papstes erwähnen auch Berthold z. J. 1070 und Bernold z. J. 1071 - , vielleicht aber auch nach der Fastensynode von 1073, die die Bannung einiger Ratgeber des Königs wegen Simonie ausgesprochen hatte. 50 Im Frühjahr 1074. 51-51 Vgl. CW.

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sunt qui illum non canonice constitutum, sed tyrannice papatum sibimet asseverent usurpasse. Pro qua re et a nonmiliis episcopis abdicatus est. Hic regem Heinricum crebris nunciis et epistolis denuo ad synodalia responsa vocavit. XVIIII. Anno Domini MLXXV. Heinricus rex manu valida tam 5 ex Alemannia quam Baioaria et Germania63atque Boemia congregata Saxones petit eisque iuxta Unstruot fluvium congreditur64 et non modica strage utrimque peracta tandem victoria potitus revertitur. Ibi Ruodolfus dux Alemanniç atque Burgundiç66, qui postea regnum invasit, fortiter cum suis pro rege dimicasse notatus est. 10 “ Herimannus Babenbergensis episcopus ob heresim symoniacam auctoritate Hiltibrandi pap§ deponitur, eique Ruotpertus a rege subrogatur66. 57Anno Colonicnsis archiepiscopus plenus sanctitatis meritis defunc­ tus est68 et in monasterio Sigibergensi67, quod ipse construxerat, 15 67positus; cui Hildolfus successit67. XX. Anno Domini MLXXVI. Habitum est concilium apud Wormaciam69, ubi presente rege Heinrico universi pene Teutonici episcopi prêter Saxonicos Hiltibrandum papam abdicarunt mittentes ad illuni epistolam, post multas culpationes inilluminiectas ita conclu- 20 sam60: „Quia ergo et introitus tuus tantis periuriis est iniciatus, et çcclesia Dei tam gravi tempestate per abusionem novitatum tuarum periclitatur, et vitam conversationemque tuam tam multiplici infamia dehonestasti, obçdientiam, quam tibi nullam promisimus, nec de cetero ullam servaturos esse renunciamus, et quia nemo nostrum, ut tu 25 publice declamabas, tibi hactenus fuit episcopus, tu quoque nulli nostrum amodo eris apostolicus.“ Eodem* itaque anno circa XVIII. Kalendas Octobris61 colloquium maximum apud Oppenheim62 factum est, ubi pene totius regni principes, sed maxime Saxonum et Alemannorum, subiectioni regis 30 eodem - maximum auf Rasur A. Dieser war schon am 21. April 1073 gestorben. Ihm folgte einen Tag später Gregor V II. 83 Damit ist die Rhein-Main-Gegend gemeint (vgl. W aitz, VG. 5 2, 136; M. Lugge, Gallia und Francia, Bonner Hist. Forschg. 15 (1960) 140. 84 Bei Homburg. 58 Zu diesem Titel vgl. Waitz, VG. 7, 105.

Heinrich IV. 1075/1076

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bestiegen hatte, behaupteten manche, er sei nicht kanonisch zu seinem Amt gekommen, sondern habe das Papsttum mit Gewalt an sich gerissen. Deshalb wurde er von einigen Bischöfen für abgesetzt erklärt. Den König Heinrich forderte er mehrfach durch Boten und Briefe erneut auf, 5 sich vor einem geistlichen Gericht zu verantworten. 19. Im Jahr des Herrn 1075. König Heinrich zog mit starker Truppen­ macht, die er aus Alemannien und Bayern, aus Germanien63 und Böhmen zusammengezogen hatte, gegen die Sachsen und wurde an der Unstrut mit ihnen handgemein 54; nach schweren Verlusten auf beiden Seiten errang io er schließlich einen Sieg und kehrte zurück. Dort soll auch Rudolf, der Herzog von Alemannien und Burgund55, der später das Reich an sich zu reißen suchte, mitsamt seinen Mannen tapfer für den König gekämpft haben. 66Bischof Hermann von Bamberg wird von Papst Hildebrand wegen Simonie abgesetzt; an seiner Stelle setzt der König Ruotpert ein46, is 57Erzbischof Anno von Köln, reich an Verdiensten der Heiligkeit, 6 5 verstirbt58* und wird im Kloster Siegburg, das er selbst errichtet hatte, beigesetzt; auf ihn folgt H ildolf67. 20. Im Jahr des Herrn 1076. In Worms wurde ein Konzil abgehalten69, auf dem in Gegenwart des Königs Heinrich alle deutschen Bischöfe außer 20 den sächsischen Papst Hildebrand für abgesetzt erklärten und ihm einen Brief schickten, den sie nach zahlreichen Anschuldigungen gegen ihn folgendermaßen schlossen60: ,,Da also dein Amtsantritt mit solchem Unrecht begann und die Kirche Gottes durch deine mißbräuchlichen Neuerungen so schwer erschüttert wird und du außerdem dein Leben 25 und deinen Wandel durch mannigfache Schande entehrt hast, weisen wir es von uns, dir in Zukunft jemals den Gehorsam zu erweisen, den wir dir niemals versprachen; und da dir, wie du öffentlich erklärtest, bisher keiner von uns als Bischof galt, wirst du ab jetzt auch für keinen von uns als Papst gelten.“ 30 Im gleichen Jahr wurde um den 14. September61 eine bedeutende Versammlung in Oppenheim62 abgehalten, auf der fast alle Reichs­ fürsten, vor allem aber die der Sachsen und Alemannen, dem König 56- 5« Vg] CW. Am ähnlichsten im Wortlaut ist Bertholds Bericht zu diesem Jahr; auch Bernold berichtet in ähnlichen Worten über den Bischofswechsel auf dem Bamberger Stuhl. Rupert wurde am 30. Nov. eingesetzt. 5757 Fast wörtlich CW. 58 Am 4. D ez.; H ildolf trat am 6. März 1076 die Nachfolge an. Vgl. zu diesem Passus auch Berthold und Bem old z. J. 1075. 59 Die Versammlung tagte am 24. Januar. 60 Gedruckt in MG. Dt. Ma. 1, 65 ff. Anhang A. ; Cod. Udalr., ed. Eccard, 171 n. 62; ed. Jaffé, 103 n. 48. 61 Nach Lampert am 16. Oktober. 62 Der König war in Oppenheim, während sich die Fürsten in Tribur ver­ sammelten.

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renunciabant causam pretendentes, quod a duobus iam apostolicis vocatus ad satisfactionem non venisset et pro hoc contemptu senten­ tiam excommunicationis in Romana synodo a papa accepisset, cum ipse tamen inauditus et absens fuisset. Hac commotione coactus rex Romam humiliter utpote veniam ab apostolico postulaturus inimicis 5 non sperantibus tetendit inventoque papa in opido Canusino 63ibi per triduum ante portam castri deposito omni regio cultu discalciatus et laneis indutus perstitit; nec prius cum multo fletu apostolicç miserationis auxilium et consolationem implorare destitit, quam omnium qui ibi aderant precibus et lacrimis intercedentibus, laxato 10 tandem anathematis vinculo, in communionis gratiam et sinum matris çcclesiç receptus est, acceptis ab eo63 correctionis in futurum vit§ su§ ^securitatibus63 multis. Inter h§c qu§ gesta sint totus iam mundus sui commotione testatur. Sed quia quidem dicunt ipsius pap§ auctoritate et is consilio Ruodolfum in regno sublimatum, quidam vero negant Heinricum regem ab eo fuisse excommunicatum, eiusdem papç dicta quçdam super his potissime non incongruum videtur annotare. Ait enim in quadam epistola ad univeros Teutonici regni principes missa64: „Audivimus quosdam inter vos de excommuni- 20 catione, quam in regem fecimus, dubitare ac querere, utrum iuste excommunicatus sit an iniuste. Ammonuimus eum, ut pçnitentiam ageret de factis suis; verum ipse indigne ferens se a quoquam repre­ hendi, non solum a perpetratis ad emendationem revocari non potuit, sed ampliori furore correptus non prius cessavit, donec omnes fere 25 Italiç episcopos, in Teutonicis vero partibus quotquot potuit, circa fidem Christi naufragare fecit, dum eos beato Petro et apostolicç sedi debitam obçdientiam et honorem a domino nostro Iesu Christo concessum abnegare fecit. Pro his illum causis, primum videlicet, quod ab eorum communione, qui pro sacrilegio et reatu symoniacç 30 heresis excommunicati sunt, se abstinere noluit, deinde quod pro criminosis actibus pçnitentiam non dico suscipere, sed nec promittere voluit, synodali iudicio eum excommunicavimus.“ Item in alia epistola post datam reconciliationem65: „Solam,“ inquit, „ei communionem reddidi, non tamen in regno, a quo eum 35 63-63 Gregors VII. Reg. IV , 12 a mit geringen Veränderungen.

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die Unterwerfung aufkündigten, obgleich er als Abwesender nicht ge­ hört worden war; als Grund brachten sie vor, daß er bereits von zwei Päpsten aufgefordert worden sei, Genugtuung zu leisten, er aber nicht gefolgt und wegen dieser Mißachtung auf einer römischen Synode vom 5 Papst gebannt worden sei. Unter dem Zwang dieses Aufstands zog der König demütig nach Rom, um entgegen der Hoffnung seiner Feinde vom Papst Verzeihung zu erbitten. Und als er den Papst in Canossa fand, 63harrte er drei Tage ohne jeden königlichen Aufwand, mit bloßen Füßen und in wollenen Gewändern vor dem Tor der Burg aus. Er ließ nicht eher io ab, unter vielen Tränen die Hilfe und den Trost päpstlichen Erbarmens zu erflehen, als bis er dank der Bitten und Tränen aller Anwesenden vom Bann gelöst und in die Gemeinschaft und den Schoß der Mutter Kirche wiederaufgenommen wurde, nachdem er zahlreiche Sicherheiten geleistet hatte, in Zukunft sein Leben zu bessern63. 15 Inzwischen bezeugt die ganze Welt durch ihre Erregung das Gesche­ hene. Da aber einige behaupten, kraft Vollmacht und auf den Rat dieses Papstes hin sei Rudolf im Reich erhöht worden, andere aber abstreiten, daß Heinrich von ihm exkommuniziert worden sei, scheint es angebracht, einige Worte des Papstes, vor allem über diese Geschehnisse, anzuführen. 20 In einem Brief an alle Fürsten des deutschen Reiches sagt er nämlich646 5 : ,,Wir haben vernommen, daß einige unter Euch Zweifel wegen der Exkommunikation des Königs hegen und fragen, ob er zu Recht oder zu Unrecht exkommuniziert worden sei. Wir ermahnten ihn, Buße für seine Taten zu leisten, er aber litt es nicht, von jemandem getadelt zu werden, 25 und so konnte er nicht einmal von dem schon Begangenen zur Besserung zurückgerufen werden; vielmehr ließ er sich zu weiterer Raserei hinreißen und gab nicht eher nach, als bis er fast alle Bischöfe Italiens und auch in Deutschland möglichst viele im Glauben an Christus scheitern machte, als er sie dem hl. Petrus und dem apostolischen Stuhl den schuldigen 30 Gehorsam und die von unserem Herrn Jesus Christus zugestandene Stel­ lung verleugnen ließ. Aus diesen Gründen, das heißt zunächst, weil er die Gemeinschaft mit denjenigen nicht aufgeben wollte, die wegen gottes­ lästerlicher und ketzerischer Simonie exkommuniziert waren, sodann, weil er für die verbrecherischen Handlungen nicht etwa keine Buße auf 35 sich nehmen, sondern auch nicht versprechen wollte, haben wir ihn nach dem Urteil der Synode exkommuniziert.“ Ebenso sagt er in einem anderen Brief, nachdem er ihm die Wieder­ aufnahme in die Gemeinschaft gewährt hatte66: „Ich gewährte ihm nur die Gemeinschaft, aber ich habe ihn nicht wieder in die Königswürde

64 JL. 4999; Codex Udalrici, ed. Eccard, 146 n. 146. 65 So nach dem Protokoll der römischen Fastensynode vom 7. März 1080; vgl. Gregors V II. Reg. V II, 14a; Codex Udalrici, ed. Eccard, 146 n. 146.

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in Romana synodo deposueram, restauravi.“ Et quibusdam inter­ positis: „Episcopi“, inquit, „et principes ultramontani, audientes illum non servare, quod michi promiserat, quasi desperati de eo sine consilio meo elegerunt sibi Ruodolfum in regem.“ XXI. Annoa Domini MLXXVII. Ruodolfus indigena Suevig, qug 5 regalis omnino stemmatis est aliena, mediantibus Sigefrido metropolitano et Adelberone Wirciburgensi episcopo, Berhtolfo quoque duce Carinthig ac predicto Ottone aliisque nonnullis principibus, in presentiaquorundamRomang sedis legatorum66nonvoluntarie annuen­ tium apud Forhcheim in regem elevatur67. A quibus etiam deductus 10 Mogontiam in media quadragesima XII. Kalendas Aprilis68a Sigifrido episcopo in regem ungitur. Ubi eodem die pessimo auspicio sedicione facta69 multa turba vulgi cgsa est ab eius militibus; unde vulgus accensum in ipsos exarsit magnisque ictibus multos obtruncans ceteros in curtem palatii fugavit ipsasque regias gdes incendere voluit, nisi 15 quod episcopus Sigifridus pro veloci discessione Ruodolfi obsidem se interposuit. Ita Ruodolfus et cuncti qui cum eo venerunt eiecti sunt; ipse quoque Sigifridus episcopus magnis blasphemiis eliminatus Mogontiam non intravit amplius. Collecto dehinc a Saxonia exercitu copioso Ruodolfus Wirciburgenses Heinrico regi fidem servantes et 20 tam episcopum suum Adelberonem quam se contempnentes obsedit70; sed iam diversis machinis ad urbis obpugnationem instructis terrore Heinrici regis circabKalendas Iulii ab Italia reversi71inacte regreditur. Heinricus autem rex Alamanniam cum exercitu petit72 ibique quendam ex indigenis Hugonem73 aliosque sibimet inibi rebelles non 25 sine magna eiusdem provincig vastatione debellat. Berhctoldus autem de Zaringon74 dux quondam Carinthig in quodam oppido suo Lintperg75 naturaliter munito positus, dum videret ex arbitrio regis impune cuncta vastari, pre dolore animi dicitur eo morbo, quem medici frenesin vocant, occupatus fuisse septemque diebus postea 30 superstes multa amentig verba quasi delirans protulisse sicque vitam finisse76. Anno - indigena auf Rasur A.

b) circa - inacte re- auf Rasur A.

66 Anwesend waren der römische Diakon Bernhard und der A bt von St. Vik­ tor in Marseille, Bernhard. 67 15. März 1077. 68 Die Krönung war am 26. März (V II. Kalenden); vielleicht liegt hier nur ein Schreibfehler Frutolfs vor, denn die Angabe „Mittfasten“ stimmt.

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eingesetzt, deren ich. ihn auf einer römischen Synode entkleidete.“ Und etwas weiter unten sagt er: „Als die Bischöfe und Fürsten Deutschlands hörten, daß er das nicht leisten wollte, was er mir versprochen hatte, da verzweifelten sie an ihm und wählten sich - ohne meinen Rat 5 Rudolf zum König.“ 21. Im Jahr des Herrn 1077. Rudolf, gebürtig aus Schwaben, das keiner­ lei Verbindung mit dem Stammbaum der Könige besitzt, wird unter Mitwirkung des Metropoliten Sigfrid, des Bischofs Adalbero von Würz­ burg, sowie Herzogs Berthold von Kärnten und des oben erwähnten io Otto und weniger anderer Fürsten in Gegenwart einiger Legaten des Römischen Stuhles66, die nur ungern zustimmen, in Forchheim zumKönig erhoben67. Sie geleiteten ihn sodann nachMainz, und hierwurdeerzuMitt­ fasten am 21. März68 von Bischof Sigfrid zum König gesalbt. Hier erhob sichamgleichenTag - einäußerst schlechtesVorZeichen- einAufruhr69, bei 15 dem zahlreiches Volk von seinenVasallen niedergehauen wurde; daher ent­ brannte das Volk in Wut gegen sie selbst, erschlug mit gewaltigen Hieben viele und zwang denRest zur Flucht indenHof des Palastes; es wollte sogar die Gebäude, die dem König gehörten, anzünden, doch Bischof Sigfrid ver­ bürgte sich mit eigener Person für den schnellen Abzug Rudolfs. So wurden 20 Rudolf und seinegesamteBegleitungvertrieben; auchBischof Sigfridwurde unter lauten Schmährufen hinausgedrängt undhat Mainz nicht mehr betre­ ten. Rudolfsammelte sodann einzahlreiches sächsisches Heer und belagerte die Würzburger70, die dem König Heinrich die Treue bewahrten und ihren Bischof Adalbero ebenso wie ihn mißachteten; er hatte schon verschie25 dene Vorrichtungen zur Eroberung der Stadt bauen lassen, als er sich aus Angst vor König Heinrich, der um den 1. Juli aus Italien zurückgekehrt war71, ohne Erfolg zurückzog. König Heinrich aber zog mit einem Heer nach Alemannien72, um einen gewissen H ugo73, der diesem Stamme angehörte, sowie einige andere 30 Aufständische zu bekämpfen, wobei er dieses Land schwer verwüstete. Berthold von Zähringen74, der frühere Herzog von Kärnten, saß in seiner durch die Natur befestigten Stadt Limburg76; als er sah, wie nach dem Willen des Königs alles ungestraft verwüstet wurde, soll er vor Schmerz von der Krankheit befallen worden sein, die die Ärzte Wahnsinn nennen, 35 und nach sieben Tagen, während deren er wie im Delirium irre Worte hervorbrachte, das Leben geendet haben76. 69 Zur Kritik dieses Berichtes vgl. Buchholz, Ekkehard von Aura S. 69ff. 70 Im August des Jahres. 71 Heinrich befand sich schon etwa 2 Wochen nach Ostern wieder in Regens­ burg. 72 Im November 1078. 73 Graf von Tübingen ; vgl. auch Berthold z. J. 1079. 74 Herzog Berthold I., gen. mit dem Barte. Vgl. auch oben S. 74f. Anm. 22. 75 Bei Weilheim (vgl. E. Heyck, Die Geschichte der Herzoge von Zähringen, 1891, S. 92 A. 308). 76 5. oder 6. November 1078.

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In ea expeditione U to Trevirorum archiepiscopus defunctus est77.

XXII. Anno Domini MLXXVIII. Heinricus rex properanti contra se cum multo exercitu Ruodolfo iuxta Strovi occurrit78, initoque prçlio non pauci ex his atque illis prosternuntur, ac incerta fit victoria utrisque certatim fugientibus ad propria. Ubi a vulgaribus hominibus 5 Wecil Magadeburgensis archiepiscopus in fuga occiditur sive, ut quidam dicunt, suspenditur; Magnus dux79 despoliatur, Herimannus comes eiusdem Magni patruus et Adelbertus Wormaciensis episcopus comprehensi ac plurimi de militibus Saxonicis turpiter sunt inter­ empti. Ex parte quoque regis Heinrici Poppo80vir mire fortis occubuit. 10 Indictio I. XXIII. Anno Domini MLXXVIIII. Iterum bellum fit inter Heinricum et Ruodulfum81 in loco qui dicitur Fladehcheim, hieme nimis aspera, ubi in primo congressu Saxones terga vertunt. Ibi dux Boemiç Fratizlaus regalem lanceam Ruodolfi adeptus est82, qu§ exinde 15 permissione regis Heinrici semper quemvis illius gentis ducatu in­ signem in omni festiva processione precedit. At rex Heinricus propriis castris redditus de armigeris quos reliquerat pene nullum invenit; una quippe ex legionibus Saxonum in primo congressu pugnam dese­ rens, quia obscurus erat aer, furtim castra regis invasit multosque 20 pueros comprehendens strangulabat eos multaque abradens spolia fugam iniit. Rex autem dimisso exercitu in orientalem Franciam cum paucis divertit. X X I I I I . Anno Dom ini M L X X X . 83Cum apud Brixinam Noricam triginta episcoporum conventus necnon et optim atum 84 exercitus

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non solum Italiç, sed et Germaniç iussu regis Heinrici congregaretur, factus est omnium consensus adversus Hiltibrandum papam cogno­ minatum Gregorium septimum, quem pseudo-monachum totiusque vesaniç pestiferum principem et precipue sanctç Romany sedis inva­ sorem affirmantes ab apostolica sede depellendum quamvis absentem diiudicabant83 et W igpertum Ravennensem archiepiscopum85 ipsi subrogandum eligebant. Huius decreti conclusio hçc est: 86„Q u ia“ , inquiunt, „illum constat non a Deo electum, sed a se ipso in fraude ac pecunia impudentissime obiectum, qui çcclesiasticum 77 Bei der Belagerung von Tübingen am 11. Nobember 1078. 78 Am 7. August 1078 bei Mellrichstadt an der Streu. 79 Herzog von Sachsen.

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Heinrich IV. 1078-1080

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Auf diesem Feldzug starb Erzbischof Udo von Trier77. 22. Im Jahr des Herrn 1078. König Heinrich traf an der Streu78 auf Rudolf, der mit einem zahlreichen Heer gegen ihn heranzog; der Kampf begann, und auf beiden Seiten fielen nicht wenige ; der Sieg blieb unent5 schieden, da beide schleunigst in die Heimat flohen. Dabei wurde Erz­ bischof Werner von Magdeburg von gemeinen Leuten auf der Flucht ge­ tötet oder, wie einige sagen, erhängt, Herzog Magnus79 wurde ausgeplün­ dert, Graf Hermann, der Oheim des Magnus, und Bischof Adalbert von Worms wurden gefangengenommen, und zahlreiche sächsische Krieger io gingen schimpflich zugrunde. Auf seiten König Heinrichs fiel Poppo80, ein bewundernswert tapferer Mann. Erste Indiktion. 23. Im Jahr des Herrn 1079. Bei Flarchheim kam es im harten Winter erneut zur Schlacht zwischen Heinrich und Rudolf81; die Sachsen wandten sich beim ersten Treffen zur Flucht. Dabei errang der Herzog 15 Wratislaw von Böhmen Rudolfs Königslanze82, die seitdem mit Erlaubnis König Heinrichs stets jedem, der mit der Herzogsgewalt über jenes Volk ausgezeichnet ist, bei j edem feierlichen Auftreten vorangeht. König Heinrich jedoch fand nach dem Rückzug in sein eigenes Lager kaum noch einen einzigen seiner Knappen, die er dort zurückgelassen hatte: eine Abteilung 20 der Sachsen, die beim ersten Handgemenge den Kampf verlassen hatte, war - die Luft war völlig verfinstert - heimlich in das Lager des Königs ein­ gedrungen und hatte zahlreiche Knappen aufgegriffen, sie erhängt, reiche Beute gemacht und war dann geflohen. Daraufhin entließ der König das Heer und entwich mit geringer Begleitung nach Ostfranken. 25 24. Im Jahr des Herrn 1080. 83Als in Brixen in Bayern 30 Bischöfe und eine bedeutende Anzahl Fürsten aus Reichsitalien und Deutschland auf Befehl König Heinrichs eine Zusammenkunft abhielten84, wurde allgemeine Übereinstimmung gegen Papst Hildebrand, auch Gregor VII. genannt, erzielt: sie erklärten ihn für einen falschen Mönch und ver30 derbenbringenden Urheber aller Raserei, vor allem aber für einen Invasor des römischen Stuhles und fällten in seiner Abwesenheit das Urteil, daß er vom apostolischen Stuhl zu vertreiben sei83; zugleich wählten sie Erzbischof Wibert von Ravenna85 an seiner Stelle zum Papst. Der Schluß dieses Dekretes lautet: 35 ,,86Es steht fest, daß jener nicht von Gott erwählt wurde, sondern sich selbst durch Gewalt, Betrug und Geld auf die schamloseste Weise 80 Poppo von Henneberg. 81 Die Schlacht fand am 27. Januar 1080 statt. 82 Eine nur bei Frutolf zu findende Nachricht. 83-83 Zum Teil wörtlich nach dem Dekret der Synode von Brixen (Codex Udalrici, ed. Eccard, 174 n. 164; ed. Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5 n. 64). 84 Am 25. Juni. 85 Als Gegenpapst nannte er sich Clemens III. s«-86 W örtlich nach dem Dekret der Brixener Synode; vgl. Anm. 83.

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subvertit ordinem, qui christiani imperii perturbavit regnum, qui regi katbolico ac pacifico corporis et anim§ intentat mortem, qui periurum defendit regem, qui inter fratres scandala, inter coniuges divortia et quicquid quieti inter pie viventes starevidebatur, concussit: nos auctore Deo congregati in unum, legatis ac litteris freti decem et novem epis- 5 coporum die sancto preteriti pentecostes87 Mogontiç congregatorum contra eundem Hiltibrandum procacissimum sacrilegia ac incendia predicantem, periuria et homicidia defendentem, katholicam et apostolicam fidem dea corpore® et sanguine Domini in questionem ponentem, heretici Berengarii antiquum discipulum, divinationum 10 ac somniorum cultorem, manifestum nicromanticumb, phytonico spiritu laborantem et idcirco a vera fide exorbitantem, iudicamus canonice deponendum et expellendum, et nisi ab ipsa sede his auditis descenderit, in perpetuum condempnandum. Facta sunt autem h§c VII. Kalendas Iulii feria quinta, indictione 15 tercia“0'86. Scripsit post h§c Anshelmus Lucensis episcopus epistolam ad eundem Wigpertum, in qua illum prevaricatorem ac superbum cogno­ minat, inter alia subinferens: 88„Ut ergo de beato Gregorio patre nostro dicam, quod de Cornelio scripsit beatus Cyprianus: Factus est 20 episcopus de Dei et christi eius iudicio, de clericorum pene omnium, et ut verius dicam, omnino omnium testimonio, de plebis, qu§ tunc aderat, suffragio, de sacerdotum antiquorum et bonorum virorum collegio, cum nemo ante se factus esset, cum Alexandri locus, id est, cum locus Petri et gradus sacerdotalis kathedrç vacaret. Quo occupato 25 et de Dei voluntate atque omnium nostrum consensu ordinato, quis­ quis iam episcopus voluerit fieri, foras fiat necesse est, nec habet çcclesiasticam ordinationem, qui çcclesiç non tenet unitatem. Quis­ quis ille fuerit, licet multum de se iactans, sibi plurimum vendicans, prophanus est, alienus est, forus est, et cum post primum secundus 30 esse non possit, quisquis post unum, qui solus debet esse, factus est, iam non secundus ille, sed nullus est“ 88. H§c priori sententiç89 valde

a) auf Rasur A. W nicromaticum A. c) auf Rasur A.

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aufdrängte, er, der die kirchliche Ordnung verkehrte, der Verwirrung über die Königsherrschaft des christlichen Reiches brachte, der den Tod des katholischen und friedfertigen Königs an Leib und Seele beabsichtigte, einen eidbrüchigen König verteidigte, Zwietracht unter die Einträchtigen 5 säte, Streit unter die Friedfertigen, Ärgernis unter die Brüder, Scheidung unter die Ehegatten, und der alles, was es an Ruhe unter fromm Leben­ den zu geben schien, erschütterte. Deshalb sind wir auf Gottes Geheiß zusammengekommen, im Vertrauen auf die Gesandten und die Briefe der 19 Bischöfe, die am vergangenen Pfingstfest87 in Mainz versammelt waren, io und haben gegen den unverschämten Hildebrand, der Kirchenschändung und Brand predigt, Meineid und Mord verteidigt, den katholischen und apostolischen Glauben in bezug auf Leib und Blut des Herrn in Frage stellt, ein alter Schüler des Ketzers Berengar ist, Weissagungen und Träume erwiesenermaßen verehrt, die Schwarze Kunst mit Hilfe eines Orakel15 geistes betreibt und infolgedessen vom rechten Glauben ab weicht, das Urteil gefällt, daß er nach kanonischem Recht abzusetzen und zu ver­ treiben sei und in Ewigkeit verdammt sein soll, wenn er nicht auf diese Kunde hin von diesem Sitz herabsteigt. Dies geschah am 25. Juni, an einem Donnerstag, in der dritten 20 Indiktion“ 86.

Danach schrieb Bischof Anselm von Lucca einen Brief an Wibert, in dem er diesen als pflichtvergessen und vermessen bezeichnet und unter anderem Folgendes sagt: ,,88Um also von unserem seligen Vater Gregor zu sprechen, so wurde er - wie der hl. Cyprian über Cornelius schrieb 25 Bischof nach dem Spruch Gottes und seines Gesalbten, unter der Zeugenschaft fast aller, oder um es richtiger zu sagen, überhaupt aller Kleriker, mit der Stimme des Volkes, soweit es anwesend war; er gehörte dem Kollegium der alten Priester und rechtschaffenen Männer an, und niemand wurde vor ihm erhoben, vielmehr war der Platz Alexanders, 30 das heißt der Platz Petri und die Stufen des geistlichen Thrones, frei. Wer, als er ihn eingenommen hatte und nach dem Willen Gottes und mit unser aller Zustimmung eingesetzt war, da noch Bischof werden wollte, mußte es notwendigerweise außerhalb der Kirche werden, und der hat kein kirchliches Amt inne, der nicht in der Gemeinschaft der Kirche 35 steht. Wer er auch gewesen sein mag und wenn er auch viel Aufhebens von sich macht und sich vieles anmaßt, er ist ein Laie, er ist ein Fremd­ ling, er steht draußen; und da es außer dem Ersten keinen Zweiten geben kann, ist jeder, der nach dem einen, der der Einzige sein muß, geworden ist, schon nicht mehr ein Zweiter, sondern ein Niemand“ 88. Dieses, dem 40 früheren89 durchaus entgegengesetzte Urteil schrieb Bischof Anselm, ein 87 Am 31. Mai. 88-88 Entnommen dem Liber contra Wibertum, in MG. Lib. de lite 1, 521 Z. 31-41. 89 Dekret der Brixener Synode.

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contraria scripsit Anshelmus episcopus, vir literis apprime eruditus, ingenio acutissimus, facundia precipuus, et quod omnibus maius est, in Dei timore et sancta conversatione nominatissimus, adeo ut tam in vita quam post mortem referatur miraculis clarus90. His ita gestis rursus inter Heinricum regem et Ruodolfum geritur 5 bellum iuxta fluvium Ellestram, in quo idem Ruodolfus cecidit91, sed a suis Mersiburg vivus delatus et in brevi defunctus, honorifice ibidem est humatus. Fertur tamen in extremis positus et abscisam dextram intuitus ad episcopos, qui forte aderant, graviter susspirans dixisse92: „Ecce 10 h§c est manus, qua domino meo Heinrico fidem sacramento firmavi; ecce ego iam eius regnum et vitam derelinquo presentem; videte, qui me solium eius conscendere fecistis, ut recta via me vestra monita sequentem duxissetis.“ Hoc etiam prçlio ex parte regis Heinrici Ratpoto comes93 regi 15 satis fidus interiit“. XXV. Anno Domini MLXXXI. Rex Heinricus Italiam cum exer­ citu petit Romamque perveniens in vigilia pentecostes94 resistente sibi Hiltibrando papa cum Romanis ante castellum sancti Petri castra posuit95, ubi etiam crebris per biennium incursibus urbanorum 20 infestatus parva manu multa viriliter peregit. Monasterium Babenbergense crematur in vigiliis paschç96. Saxones et Alamanni ad colloquium venientes in orientalem Franciam97 non sine magna clade eiusdem provinciç redierunt. Bellum in orientali Baioaria inter Chuonradum98 ducis Boemiç 25 fratrem et Luitpoldum marchionem commissum est IIII. Idus Mai. Item aliud inter Alamannos et Baioarios III. Idus Augusti99 iuxta Danubium apud Hohcstein, ubi palatini comitis Chuononis1 filius Chuono occisus est. XXVI. Anno Domini MLXXXII. Herimannus2 quidam vir pre- 30 potens ac nobilis ex Germania a Saxonibus et Alamannis rex a) danach l 3/ 4 Zeilen freigelassen A. 90 Vgl. dazu die Vita s. Anselmi ep. Lucensis auctore Bardone, MG. SS. 12, c. 32 ff. Anselm starb 1086. 91 Am 15. Oktober. Vgl. Brunos Buch vom Sachsenkrieg c. 121 ff. 92 Kritisch Buchholz a. a. O. S. 76 f. 93 Graf von Cham-Kastl. 94 Am 22. Mai.

Heinrich IV. 1081/1082

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von Grund auf gelehrter Mann, ein scharfer Geist, von außerordentlicher Redegewandtheit und - was mehr als alles ist - weit und breit so bekannt als gottesfürchtiger Mann von heiligmäßigem Lebenswandel, daß man von ihm berichtet, er habe sich ebenso zu Lebzeiten wie nach seinem 5 Tod durch Wunder hervorgetan90. Danach kam es erneut zwischen König Heinrich und Rudolf an der Elster zur Schlacht, in der Rudolf fiel91, aber von seinen Leuten noch lebend nach Merseburg gebracht wurde; kurz danach verstarb er und wurde dort ehrenvoll beigesetzt. Es wird aber berichtet, daß er zu den io Bischöfen, die zufällig anwesend waren, unter schweren Seufzern, als er in den letzten Zügen lag und seine abgeschlagene Rechte betrachtete, gesagt haben soll92: „Seht, das ist die Hand, mit der ich meinem Herrn Hein­ rich unter Eid Treue zugesichert habe ; seht, schon verlasse ich sein Reich und das gegenwärtige Leben; nun seht zu, ob ihr mich, die ihr mich 15 seinen Thron besteigen ließet und der eurem Geheiß folgte, den rechten Weg geführt habt“ . In dieser Schlacht fiel auf seiten König Heinrichs Graf R apoto93, der dem König sehr ergeben war. 25. Im Jahr des Herrn 1081. König Heinrich zieht mit einem Heer 20 nach Italien und gelangt am Vorabend von Pfingsten94 nach Rom ; da Papst Hildebrand ihm zusammen mit den Römern Widerstand leistet, schlägt er sein Lager vor der Burg von St. Peter auf95; zwei Jahre lang setzen ihm die Bewohner der Stadt durch häufige Überfälle zu, während er mit kleiner Schar zahlreiche mannhafte Taten verrichtet. 25 Das Bamberger Münster brennt am Vorabend von Ostern ab96. Sachsen und Alemannen kommen zu einer Unterredung nach Ost­ franken97 und kehren unter schwerem Schaden für das Land zurück. Im östlichen Bayern findet am 12. Mai ein Gefecht zwischen Konrad98, dem Bruder des Herzogs von Böhmen, und Markgraf Luitpold statt. 30 Ein anderes Gefecht fand am 13. August99 zwischen Alemannen und Bayern an der Donau bei Hochstedt statt; dabei fiel Konrad, der Sohn des Pfalzgrafen Konrad1. 26. Im Jahr des Herrn 1082. Ein gewisser Hermann2, ein mächtiger und edler Mann aus dem rechtsrheinischen Land, wird von Sachsen 95 Vgl. ergänzend und berichtigend zu Frutolfs Bericht Bonizo, Liber ad amicum I X , Lib. de lite 1, 613 f. Nach ihm stand das Lager des Kaisers auf den neronischen Wiesen. 96 Am 3. April. 97 Im Juni; Anfang August wurde in Ochsenfurt/Main Hermann als Gegen­ könig aufgestellt. Davon berichtet Frutolf im nächsten Jahresbericht. 98 Konrad, Markgraf von Mähren, Bruder des Böhmenherzogs Wratislaw, kämpfte am 12. Mai 1082 bei Mailberg gegen den Markgrafen der Ostmark Luitpold. 99 Am 11. August. 1 Konrad von Vohburg, Pfalzgraf von Bayern. 2 Vgl. oben Anm. 97.

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Frutolf

constituitur. Cui cum suis in partibus, hoc est in Lotharingia vel Ger­ mania, nemo bellicis in rebus atque divitiis posset çquiperari, sumpto regis nomine tam suis quam alienis cçpit in brevi despectus haberi. XXVII. Anno Domini MLXXXIII. Herimannus cum paucis orientalem Franciam hostiliter invadit, et per eandem partem visus 5 est quasi equitum discurrens exercitus, quorum tamen vestigia nullomodo poterant agnosci. Heinricus rex pascha celebravit3 apud sanctam Rufinam moxque Romam tendens castra posuit ubi et prius ad occidentalem partem castelli sancti Petri, captaque4 est urbs IIII. Nonas Iunii, feria sexta 10 ante octavam pentecostes. Hoc tempore Hiltibrandus papa in castello Crescentii6, quod vulgo domus Theoderici appellatur, inclusus exspec­ tabat eventum rei. Rex vero in Palatino monte6 munitionem insti­ tuens non paucos, quos in presidio posuerat, ingravescente super eos çstatis insueto fervore amisit, sed et alios de exercitu multos 15 eadem mortalitas absumpsit. Eodem tempore legati Grecorum venerunt, munera multa et magna in auro et argento vasisque ac sericis afferentes. Romani autem viginti obsides regi dantes3 ex nobilibus pe­ tierunt diem constitui, in quo papa et omnes senatores venirent in 20 presentiam eius. Qui diem statuens Kalendas Novembris7 ipse ad montana conscendit intrante Iulio ibique commorans usque ad statutum tempusb Romam rediit, sed papa in presentiam eius non venit. Unde Romani commoti manus regi dederunt, Hiltebrandum vero papam unanimiter abdicarunt. Qui occulte fugiens Salernam 25 secessit ibique ad diem mortis su§ permansit. Eodem anno Welefo Baioariorum antea dux Augustam civitatem summo mane intravit Sigifrido episcopo vix evadente; Wigoldum quendam eiusdem loci canonicum intronizavit8. I. XXVIII. Anno Domini MLXXXIIII. Heinricus natale Do- 30 mini Rom§ apud sanctum Petrum celebravit, circa Kalendas vero a) danach fehlt 1 Blatt A, Text ergänzt aus K . fehlt K, ergänzt aus Ekkehard.

3 9. April. 4 Nur die Leostadt. Zum Tag, nach Bem old und anderen der 3. Juni, vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 3, 475 Anru. 12. 5 In der Engelsburg.

Heinrich IV. 1083/1084

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und Alemannen zum König gemacht. Während sich ihm in seinem Gebiet, das heißt in Lothringen und im rechtsrheinischen Land, niemand als Krieger oder an Reichtum vergleichen konnte, beginnen nach Annahme des Königstitels binnen kurzem seine eigenen Leute ebenso 5 wie die fremden, ihn zu mißachten. 27. Im Jahr des Herrn 1083. Hermann dringt mit wenigen Leuten als Feind in Ostfranken ein; durch das gleiche Gebiet sieht man so etwas wie ein Heer von Reitern hindurchziehen, die jedoch keinerlei Spuren hinterlassen.

io

König Heinrich feierte das Osterfest in Santa Rufina3; bald darauf zog er wieder nach Rom, schlug sein Lager wie früher westlich der Burg von St. Peter auf, und am 2. Juni, am Freitag vor der Oktav von Pfingsten wurde die Stadt genommen4. Währenddessen erwartete Papst Hilde­ brand, eingeschlossen in der Burg der Crescentier5, die das Volk Haus des 15 Theoderich nennt, den Ausgang der Sache. König Heinrich indessen errichtete auf dem Palatin6 eine Befestigung und verlor zahlreiche Leute, die er dorthin als Besatzung gelegt hatte, als die für sie ungewohnte Sommerhitze aufstieg; aber auch viele andere aus seinem Heer raffte dieses Sterben hinweg. 20 Um diese Zeit trafen griechische Gesandte ein, die zahlreiche und bedeutende Geschenke aus Gold und Silber, an Gefäßen und Seidenwaren brachten. Die Römer aber gaben dem König 20 vornehme Geiseln und baten, einen Tag festzusetzen, an dem der Papst und alle Senatoren vor ihm 25 erscheinen sollten. Er setzte als Termin den 1. November7 und begab sich Anfang Juli ins Gebirge und verweilte dort bis zum festgesetzten Zeitpunkt, an dem er nach Rom zurückkehrte; doch der Papst erschien nicht vor ihm. Darüber erregt, reichten die Römer dem König die Hand und sagten sich einmütig von Papst Hildebrand los. Dieser floh heimlich 30 nach Salerno und blieb dort bis zu seinem Tod.

Im gleichen Jahr dringt Welf, der frühere Herzog von Bayern, bei Morgengrauen in Augsburg ein, während Bischof Sigfrid kaum entkom­ men kann, und inthronisiert einen gewissen Wigold, einen Augsburger Kanoniker8. 35

1. 28. Im Jahr des Herrn 1084. Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn zu Rom in St. Peter; um den 1. Februar zog er nach Campanien 6 Nicht auf dem Palatin, den Heinrich gar nicht besetzt hatte, sondern auf dem Hügel Palatiolus. 7 Nach Bemolds Bericht zu diesem Jahr trat die Synode Mitte November zusammen. Zu den Verhandlungen vgl. Buchholz a. a. O. S. 81 ff., ebenso zum folgenden Jahresbericht. Frutolfs Nachrichten zu 1083 gehören zum Teil in das Jahr 1084. 8 Vgl. zu dieser Nachricht, die wahrscheinlich in den Anfang des Jahres 1084 gehört, Meyer v. Knonau, Jbb. 3, 574ff. mit Anm. 62.

Frutolf

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Februarii in Campaniam transiens ipsam et magnam Apuliç partem cçpit. Post hçc per legatos Romanorum rogatus, ut pacificus rediret, Romam rediit et ad portam Lateranensem castra ponens omnes* dediticios accepit ipsisque petentibus, ut, quia Hiltibrandus ab ipsis abdicatus aufugerat, Wigpertum Ravennatem feria VI9. ante diem 5 palmarum multis stipatus cum magna gloria intravit ducens secum predictum episcopum. Qui sequenti dominica per multos pontifices apostolico nomini dicatus nomenque Clementis10 accipiens reverenter est inthronizatus. A quo rex cum regina Berhta in sancta dominica paschç imperiali benedictione sublimatus est11. Post h§c imperator io Heinricus de Italia digrediens12 Augustam civitatem ab Alamannis invasam obsedit et cçpit13. Defuncto Sigifrido archiepiscopo Mogontino14 Wecil successit. Anni imperii Heinrici quarti. II. XXVIIII. Anno Domini MLXXXV. Sinodus M ogontiç is habetur15, cui interfuit imperator, ubi presentibus legatis Romano­ rum16 omnes episcopi rebelles imperatori deponendi iudicantur, ceteri vero anathemate condemnantur. Ibi etiam communi consensu atque consilio constituta est pax Dei17. Non multo post substitutis ab imperatore per parrochias abdicatorum presulibus in locum Adel- 20 beronis Megenhardus conversatione probabilis, litteris etiam et ingenio atque facundia nulli pene secundus, Wirciburgensi çcclesiç presul ordinatur18. Recepto iam a Saxonibus pacifice imperatore Heinrico19 quidam marchio Eggibertus imperatoris etiam consanguineus, armis stren- 25 nuus et animosus atque ditissimus, iterum in Saxonia contra impera­ torem tyrannidem suscitavit20. Qua cognita imperator in Franciam propere rediit. a) omnesque K . 9 In dem Brief Heinrichs IV. an Theoderich v. Verdun (hg. von C. Erdmann,

MG. Dt. MA. 1, 27 n. 18) ist der 21. März als Einzugstag angegeben, doch stim­ men Wochentag und Datum bei Frutolf überein. 10 Clemens III. 11 Am 31. März. 12 Heinrich räumte Rom vor den Normannen. 13 Vgl. den Jahresbericht zu 1083. Die Einnahme geschah am 6./7. August.

Heinrich IV. 1085

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und nahm dieses Gebiet sowie einen großen Teil Apuliens ein. Dann baten ihn die Römer durch Gesandte, er möge in Frieden nach Rom zurück­ kehren, und er tat so; bei der Porta Lateranense schlug er das Lager auf und nahm die Übergabe der Römer entgegen, und da sie selbst baten, 5 er möge ihnen Bischof Wibert von Ravenna zum Papst geben - denn Hildebrand war geflohen, nachdem sie ihm abgeschworen hatten -, zog er am 22. März9, dem Freitag vor Palmsonntag, in zahlreicher Begleitung und mit großen Ehren ein; mit sich führte er den genannten Bischof. Am folgenden Sonntag erhielt dieser durch zahlreiche Bischöfe die Papst10 würde, wobei er den Namen Clemens10 annahm, und wurde mit aller Ehrerbietung inthronisiert. Von ihm wurden der König und die Königin Bertha am heiligen Osterfest durch die Kaiserweihe erhöht11. Anschließend verließ Kaiser Heinrich Italien12 und belagerte die von den Alemannen besetzte Stadt Augsburg und nahm sie ein13. 15 Nach dem Tod Erzbischofs Sigfrid von Mainz14 folgt Werner. Die Kaiserjahre Heinrichs IV. 2. 29. Im Jahr des Herrn 1085. In Mainz wurde in Gegenwart des Kaisers eine Synode abgehalten15. In Anwesenheit von römischen Ge­ sandten16 wurde das Urteil gefällt, daß alle Bischöfe, die sich gegen den 20 Kaiser empörten, abgesetzt werden sollten; die übrigen aber wurden mit dem Bann belegt. Ebenfalls wurde dort auf gemeinsamen Rat und Beschluß ein Gottesfriede verkündet17. Wenig später wurden vom Kaiser in den Diözesen der abgesetzten Bischöfe neue bestellt; an Stelle Adalberos wurde Meinhard - ein Mann von rechtschaffenem Lebenswandel, der an 25 Bildung, Geist und Redegewandtheit kaum hinter jemandem zurück­ stand - zum Bischof der Würzburger Kirche eingesetzt18. Nachdem Kaiser Heinrich in Frieden von den Sachsen aufgenommen worden war192 , entfachte Markgraf Ekbert, ein Verwandter des Kaisers, 0 ein waffenerprobter, beherzter und überaus reicher Mann, neuerdings 30 in Sachsen einen Aufstand gegen den Kaiser80. Der Kaiser zog sich, sobald er davon erfahren hatte, eilends nach Franken zurück. 14 17. Februar; sein Nachfolger trat sein Amt erst nach einer längeren Sedisvakanz Anfang Oktober an. 15 In der 2. Woche nach Ostern am 20. April. 16 Hugo der Weiße, Johannes von Porto und der ehemalige Kanzler Gre­ gors V II. Petrus. 17 Vgl. J. Gemhuber, Die Landfriedensbewegung in Deutschland bis zum Mainzer Reichslandfrieden von 1235 (1952). 18 Meinhard, zuvor Domscholaster in Bamberg, wurde am 25. Mai d. J. ordiniert. 19 Anfang Juli. 20 Zu Ekbert und seinem Aufstand vgl. Meyer v. Knonau, Jbb. 4, 53 f. mit Anm. 99.

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Frutolf

Eodem anno condicto tam ah inimicis quam amicis imperatoris® colloquio in Thuringia in loco qui Bergbachb21 dicitur convenie­ bant2 1 22 ex utraque parte quicumque sapientissimi de optimatibus iudicabantur, canonum auctoritate probaturi, cui parti iusticia faveret; imperatore tamen absente, sic enim ipse consensit. Electis 5 igitur satis litteratis et eloquentibus viris, hinc Wecelone Moguntino, illinc Gebehardo Salzburgensi archiepiscopis disputatio cepta est. Affir­ mat Gebehardus proponente hoc prius Wezelone imperatorem nonc iniustoc iudicio tam regno quam communione apostolici sententia pri­ vatum; econtra Wecil dominum suum preiudicium non minus a papa 10 quam a principibus passum contendit, dum ipso apud Canusinum in satisfactione posito, immo iam a papa in communionem recepto alterum super se regem elevarent. Adiecit etiam idem Mogontinus, quod imperator diu iam a Saxonia depulsus et regnandi copia etiam ab illa dissensione, qu§ ante Ruodolfum facta prescribitur, spoliatus is nec vocari nec iudicari nec damnari canonice debuisset23; hoc Gebe­ hardus improbare nitens asserit neminem per hoc divinis absolutum legibus, si forte sua qualibet re familiari fuerit spoliatus, quantominus rex, qui Saxonia, quç non suum dumtaxat predium, sed Domini sit regnum, qui Daniele24 vel ipso rege Nabuchodonosor teste cuicum- 20 que voluerit dat illud; cum etiam ante amissam Saxoniam prius ab Alexandro, dehinc ab Hiltibrando vocatus satisfacere contempsisset. Sic itaqued utrimque parte sua favente ac acclamante discessum est. Notum tamen est, quod eandem sententiam adversarii imperatoris tanto insequebantur zçlo, ut habito postmodum in Quitilingoburg25 25 concilio, ubi Otto episcopus Ostiensis interfuit legatus Hiltibrandi pap§, ipsamque nimium ventilantes* heresim Wecilonis ipsumque, quodf dictu nefas est, heresiarchum appellarent, contra fidem scilicet illum dogmatizasse culpantes, quod, quamdiu quis suis spoliatus sit rebus, divinis non subiaceat legibus. 30 fehlt K, ergänzt aus Ekkehard. so K . c) so Ekkehard-Hss., iusto K . d) ita K , itaque Ekkehard. hiermit setzt A wieder ein. quod - est in A durch Ekkehard getilgt, in K überliefert.

21 An der Werra, gegenüber Gerstungen. 22 20. Januar.

Heinrich IV. 1085

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Im gleichen Jahr wurde von Freunden und Feinden des Kaisers ein Gespräch in Berka21 in Thüringen ausgemacht, und von beiden Seiten kamen dort die Fürsten, die man für die weisesten hielt, zusammen22, um auf Grund des Kirchenrechts zu prüfen, auf welcher Seite das Recht 5 sei; jedoch in Abwesenheit des Kaisers, so nämlich hatte er selbst zuge­ stimmt. Man wählte gebildete und redegewandte Männer, für die eine Seite Erzbischof Werner von Mainz, für die andere Seite Erzbischof Gebhard von Salzburg, und das Streitgespräch begann. Gebhard erklärt, was Werner zuvor behauptet hatte, daß der Kaiser nicht infolge eines io ungerechten Urteils nach dem Spruch des Papstes die Königsherrschaft und die Gemeinschaft mit der Kirche verloren habe; Werner dagegen vertrat die Meinung, sein Herr habe Unrecht weniger vom Papst als von den Fürsten erlitten, als diese, während er sich in Canossa aufhielt, um Genugtuung zu leisten, ja vom Papst sogar wieder in die Gemein15 Schaft aufgenommen war, einen anderen zum König über sich erhoben. Außerdem erklärte der von Mainz, daß der Kaiser, der schon längst aus Sachsen vertrieben und der herrscherlichen Machtmittel infolge des Abfalls, der noch vor Rudolf geschah, beraubt war, nach kanonischem Recht weder zitiert noch gerichtet, noch verurteilt hätte werden dürfen23. 20 Gebhard bemühte sich, das als unrichtig zu erweisen; er versicherte, niemand stehe etwa deshalb nicht mehr unter dem göttlichen Gesetz, weil er zufällig seines Eigentums beraubt sei, noch weniger aber der König; denn Sachsen sei nicht sein Eigengut, sondern Reich des Herrn, der es nach dem Zeugnis Daniels24und sogar des Königs Nachuchodonosor 25 gibt, wem er es geben will; außerdem habe er es schon vor dem Verlust Sachsens, obgleich zunächst von Alexander, sodann von Hildebrand zitiert, verschmäht, Genugtuung zu leisten. So ging man schließlich, während beide Seiten nur die eigene Partei begünstigten und ihr zustimmten, auseinander. 30 Es ist aber bekannt, daß die Gegner des Kaisers jene Meinung voller Eifer verfolgten. Nach einer Versammlung in Quedlinburg25, an der auch Bischof Otto von Ostia als Legat des Papstes Hildebrand teilnahm und auf der sie diese Meinung gründlichst erörterten, bezeichneten sie diese als die Irrlehre des Werner und ihn selbst, was zu sagen Unrecht ist, als 35 Irrlehrer; sie beschuldigten ihn nämlich, er habe die dem Glauben wider­ sprechende Lehre verkündet, daß jemand, der seines Eigentums beraubt sei, nicht den göttlichen Gesetzen unterstehe. 23 Frutolfs Vorlage für dieses Streitgespräch ist nicht nachzuweisen. Vgljedoch den Liber de unitate ecclesiae conservanda Ile . 18 (a. a. O. S. 234), Bernolds Bericht z. J. 1085 und das Schreiben des päpstlichen Legaten Otto v. Ostia über die Versammlung von Gerstungen-Berka bei Giesebrecht, Ge­ schichte der deutschen Kaiserzeit 3, 1264. 24 Vgl. Dan. 1, 2. 2, 37. 5, 18. 25 Die Beschlüsse der Synode, die vom 20.-26. April tagte, in MG. Const. 1, 652 n. 443. Auch Bernold berichtet sehr ausführlich darüber.

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Frutolf

Hiltibrandus papa qui et Gregorius VII. apud Salernam26 moritur, et ibidem in çcclesia27 sepelitur. Cui Northmannorum et Mahthildis illius potentissimç per Italiam feminç cunctorumque eiusmodi sectam emulantium assensu Desiderius cardinalis Romanus et abbas Cassinensis, verus Christi famulus, licet multum corde simul et corpore 5 renitens substituitur28, sed cum infirmitate gravi laborans ad sum­ mum hunc apicem invitus, immo captivus proveheretur, precibus obtinuit, ut infra non multos dies ex hac vita tolleretur. Post h§c per eosdem electores et ordinatores Ottoa episcopus Ostiensis eidem officio delegaturb; hocquec defuncto Urbanus29 quidam in eadem 10 sede ab his ordinatur0. III. XXX. Anno Domini MLXXXVI. Heinricus imperator Saxoniam vastat. Wirciburg a Saxonibus et Alamannis obsidetur30. Ad quam liberandam imperator copiosum tam peditum quam equitum congregat exercitum pugnaque iuxta Bleihcfelt commissa digreditur 15 absque victoria31. Mox urbe ab hostibus capta32 episcopus Adelbero introducitur, relictoque cum eo militari presidio ad propria quisque proficiscitur. Sed paulo post eadem urbs ab imperatore recipitur, expulsoque Adelberone cum suis Meginhardus restituitur. IIII. XXXI. Anno Domini MLXXXVII. Herimannus falso regis 20 nomine deposito permissione33 imperatoris ad propria reversus post paucos dies in cuiusdam oppidi obsidione interiit34. V. XXXII. Anno Domini MLXXXVIII. Berhta imperatrix obiit et Spirç sepulta est35. Buggo Halberstatensis episcopus occiditur Goslariç. 25 Augusta urbs insidiis Suevorum in cçna Domini capta secunda feria paschç destruitur36, et Sigifridus eiusdemurbis episcopus custodiç mancipatur. Wigoldus vero invasor eiusdem çcclesiç intra paucos dies moritur37. a) folgt predictus v. d. Hd. Ekkehards A. b) folgt mutatoque Romano more vocabulo Urbanus appellatur v. d. Hd. Ekkehards auf Rasur A. °) hoc - ordinatur nur K , durch Rasur getilgt A.

26 Am 25. Mai. 27 In der Kathedralkirche.

Heinrich IV . 1086-1088

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Papst Hildebrand, oder auch Gregor VII., starb in Salerno26 und wurde dort in der Kirche27 beigesetzt. Dank der Zustimmung der Normannen sowie der Mathilde, jener in Reichsitalien überaus mächtigen Frau, und aller Anhänger dieser Sache wurde Desiderius, Kardinal der römischen 5 Kirche und Abt von Monte Cassino, ein wahrer Diener Christi, einge­ setzt28, obwohl er sich von Herzen und nach Kräften entschieden dagegen sträubte; da er aber schon als Schwerkranker und gewissermaßen unwil­ lig, ja geradezu als Gefangener zur höchsten Würde gelangte, wurde ihm auf sein Bitten hin gewährt, schon nach wenigen Tagen aus diesem Leben io hinweggenommen zu werden. Danach übertrugen dieselben, die ihn gewählt und eingesetzt hatten, dieses Amt dem Bischof Otto von Ostia; nach dessen Tod wurde von ihnen ein gewisser Urban29 auf demselben Stuhl inthronisiert. 3. 30. Im Jahr des Herrn 1086. Kaiser Heinrich verwüstet Sachsen. 15 Würzburg wird von Sachsen und Alemannen belagert30. Um die Stadt zu entsetzen, sammelt der Kaiser ein großes Heer von Fußvolk und Rittern und rückt nach einer Schlacht bei Pleichfeld ohne Sieg wieder ab 31. Die Stadt wird bald darauf von den Feinden genommen32 und Bischof Adalbero wieder eingeführt; nachdem man eine Besatzungstruppe bei 20 ihm zurückgelassen hat, zieht jeder wieder in seine Heimat. Wenig später gewinnt jedoch der Kaiser die Stadt zurück, Bischof Adalbero wird mit den Seinen vertrieben und Meginhard wieder eingesetzt. 4. 31. Im Jahr des Herrn 1087. Hermann legt den falschen Titel eines Königs ab und kehrt darauf mit Erlaubnis des Kaisers33 auf seine Güter 25 zurück; wenige Tage später fällt er bei der Belagerung einer Stadt34. 5. 32. Im Jahr des Herrn 1088. Die Kaiserin Bertha verstirbt und wird in Speyer beigesetzt35. Bischof Burchard von Halberstadt wird in Goslar getötet. Die Stadt Augsburg wird am Gründonnerstag von den Schwaben 30 eingenommen und Ostermontag zerstört36, Sigfrid, der Bischof der Stadt, wird in Gewahrsam geführt. Wigold dagegen, der Eindringling in diese Kirche, verstirbt innerhalb weniger Tage37.

28 Als Viktor III. war er, entgegen der Darstellung Frutölfs, Papst vom 24. Mai 1086 - 16. September 1087. 29 Bischof Otto von Ostia ist identisch mit Urban II., wie schon Ekkehard in Frutölfs Autograph berichtigend feststellte. 30 Im Juli. 31 Am 11. August. Vgl. auch Bemolds Bericht zu diesem Jahr. 32 Am 12. August. 33 Dies berichtet nur Frutolf (vgl. Meyer v. Knonau, Jbb. 4, 221 Anm. 45). 34 Am 28. September 1088. 35 Sie starb am 27. Dezember 1087. 38 Die Einnahme der Stadt erfolgte am 13., die Zerstörung am 17. April. 37 Am 11. Mai.

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Frutolf

^Meginhardus episcopus Wirciburgensis obiit39; cui Emebardus successit38 vivente adhuc Adelberone. Wecil archiepiscopus Mogontinus obiit40; cui Ruothardus successit. VI. XXXIII. Anno Domini MLXXXVIIII. Otto Ratisponensis episcopus moritur41; pro quo Gebehardus adolescens constituitur. 5 Imperator nuptias42 Coloniç celebravit, quondam Utonis marchionis viduam43, Ruscorum regis filiam, ducens uxorem. Post h§c congregato exercitu oppidum quoddam marchionis Eggiberti in Thuringia positum nimis firmum, Gliche dictum, obsedit44. In vigilia vero natalis Domini, dominico scilicet die, cum magna pars 10 primatum ob diem festum iam abiret, Eggibertus suis consulens audacter imperatorem invadit et naviter primo resistentem tandem cedere compellit. Ibi Burchardus Losannç episcopus, qui ea die sacram imperatoris lanceam ferebat, occisus est. VII. XXXIIII. Anno Domini MXC. Heinricus imperator Italiam 15 rursus ingreditur ibique fere per septem annos moratur45. Predictus Eggibertus a quibusdam imperatoris fidelibus in quodam molendino pausandi gratia deprehensus turpiter occubuit46. Adelbero Wirciburgensis de sede sua iam diu depulsus47 in Baioaria moritur48 ibique in monasterio suo Lambahc sepelitur. 20 VIII. XXXV. Anno Domini MXCI. Visi sunt per multas regiones vermiculi nimis ignoti non longe a terra volantes, hoc est, ut vel manu vel virga tangi possent, grossitudine quidem muscis çquales, sed longitudine satis deductiores, quorum tam infinitus extitit exer­ citus, ut unum pene miliarium in latitudine, duo vel tria in longitudine 25 viderentur occupare, densitate vero sua ipsam solis lucem terris negare. Per quam prodigiosam visionem illam, qu§ post quadriennium facta est, Hierosolimam tendentium profectionem quidam inter­ pretati sunt figurari. VIIII. XXXVI. Anno Domini MXCII. Pestilentia magna facta 30 est hominum atque pecudum3. a) danach l 2/ 3 Zeilen frei A.

38-38 Wahrscheinlich nach CW. 39 Am 20. Juni; Emehard folgte erst über 1 Jahr später, am 25. Juli 1089. 40 Am 6. August; Ruthard folgte nach fast einjähriger Sedisvakanz am 25. Juli 1089. 41 Am 6. Juli.

Heinrich IV. 1089-1092

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38Bischof Meinhard von Würzburg verscheidet39; ihm folgt Emehard38, während Adalbero noch lebt. Erzbischof Werner von Mainz verstirbt40; auf ihn folgt Ruthard. 6. 33. Im Jahr des Herrn 1089. Bischof Otto von Regensburg stirbt41; 5 an seiner Stelle wird Gebhard, ein noch junger Mann, eingesetzt. Der Kaiser feierte Hochzeit zu K öln42; er heiratete die Witwe des Mark­ grafen Udo, die Tochter des Königs der Russen43. Anschließend sammelte er ein Heer und belagerte Gleichen in Thüringen44, einen überaus festen Ort des Markgrafen Ekbert. Am Heiligen Abend aber, einem Sonntag, io als ein großer Teil der Fürsten wegen des Festtages schon abzog, beriet sich Ekbert mit den Seinen, griff den Kaiser kühn an und zwang ihn, obgleich dieser zunächst tapfer widerstand, zu weichen. Dort wurde Bischof Burchard von Lausanne getötet, der an dem Tag die Heilige Lanze des Kaisers trug. 15 7. 34. Im Jahr des Herrn 1090. Kaiser Heinrich rückt erneut in Italien ein und bleibt dort fast sieben Jahre45. Der oben erwähnte Ekbert wird bei einer Mühle, wo er sich ausruhen wollte, von einigen Leuten des Kaisers aufgegriffen und stirbt eines schimpflichen Todes46. 20 Adalbero von Würzburg, seit langem von seinem Sitz vertrieben47, stirbt in Bayern48 und wird dort in seinem Eigenkloster Lambach beigesetzt. 8. 35. Im Jahr des Herrn 1091. In vielen Gegenden erschienen völlig unbekannte kleine Würmer, die niedrig über dem Boden flogen, so daß man sie mit der Hand oder einer Rute berühren konnte ; sie waren etwa 25 so dick wie Mücken, aber um einiges länger. Ihrer waren so unendlich viele, daß sie etwa eine Meile in der Breite und zwei oder drei in der Länge zu bedecken schienen, und zwar so dicht, daß sie sogar das Sonnen­ licht von der Erde abhielten. Einige deuteten das so, daß durch diese ungeheuerliche Erscheinung der Zug nach Jerusalem versinnbildlicht 30 werde, der vier Jahre später stattfand. 9. 36. Im Jahr des Herrn 1092. Eine große Seuche herrscht unter Menschen und Vieh. 42 Zum Datum, das vor dem 14. August anzusetzen ist, vgl. Meyer v. Knonau, Jbb. 4, 252 Anm. 10. 43 Frutolfs Angaben sind hier etwas ungenau. Eupraxia (Praxedis, Adelheid) war die W itwe Heinrichs, des Markgrafen der sächsischen Nordmark - sein Vater war der von Frutolf genannte Udo - und die Tochter des Großfürsten Usevolod von Kiew. 44 Die Belagerung von Gleichen, einer südwestlich von Erfurt gelegenen Burg des schon erwähnten Ekbert II. (vgl. oben S. 99 Anm. 20), begann am 14. August 1088. 48 Heinrich kehrte nach Ostern 1097 nach Deutschland zurück. 46 Zu seinem Ende vgl. Meyer v. Knonau, Jbb. 4, 293 Anm. 36. 47 Vgl. oben zum Jahre 1086. 48 Am 6. Oktober 1090.

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Frutolf

X. XXXVII. Anno Domini MXCIII. Fratislaus dux Boemiç49 in venatu repente cadens de equo subitanea morte obiit60. Chuonradus imperatoris filius et Berhtç imperatricis patri rebellasse infamatur. Visus est splendor quidam quasi facula volans per aerem ab oriente s in occidentem. Eclypsis solis facta est VIIII. Kalendas Octobris61 hora tercia, et mortalitas magna subsecuta est. Indictio prima. XI. XXXVIII. Anno Domini MXCIIII. Çcclesia mortalitate immensa incredibiliter vastata est, insuper pestilentia, turbinibus, 10 imbrium inundationibus diversisque cladibus nimium afflicta. XII. XXXVIIII. Anno Domini MXCV. Ladizlaus rex Pannoniç misericordiç operibus plenus vitam finivit62 in Domino. Luitpoldus quoque marchio necnon Heinricus palatinus comes obierunt63. 13 XIII. XL. Anno Domini MXCVI. Welefo dux antea Noricus, qui ab imperatore iam dudum abiuraverat et ob id ducatum per­ diderat, in gratiam eius rediit ducatumque recepit64. Signum in sole apparuit V. Nonas Martii feria secunda incipientis quadragesimç. Diversa quoque prodigia mundus parturisse ubique 20 referebatur. Mox ex omnibus pene terre, sed maxime ab occidentalium regnorum partibus tam regum et nobilium quam etiam vulgi utriusque sexus innumerabiles turmç armata manu Hierosolimam tendere cçperunt, excitati scilicet in zelum frequentibus nunciis super obpressione dominici sepulchri ac desolatione omnium® ecclesiarum, quas 25 gens ferocissima Turicorum per aliquot annos suo subactas dominio inauditis calamitatibus iam iamque deleverat. Quibus, ut dictum est, subvenire statuentes sicut diversis agminibus, ita diversis et incertis plerique ducibus properabant. Primi namque Petrum66 quendam monachum sequentes, quem tamen postea multi hypocritam fuisse 30 dicebant, ad XV estimati, per Germaniam66 indeque per Baioariam atque Pannoniam pacifice transiebant; quam plurimi vero folgt orientalium v. d. Hd. Ekkehards A.

49 Wratislaw war schon 1085 auf der Synode zu Mainz von Heinrich IV. zum König erhoben worden. 60 Am 14. Januar. 81 So auch Bem old z. J. 1093.

Heinrich IV. 1093-1096

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10. 37. Im Jahr des Herrn 1093. Herzog Wratislaw von Böhmen49 fällt während der Jagd plötzlich vom Pferd und ist sofort to t50. Konrad, ein Sohn des Kaisers und der Kaiserin Bertha, wird bezich­ tigt, sich gegen den Vater erhoben zu haben. 5 Es wird beobachtet, wie ein Glanz gleich einer Fackel von Ost nach West durch die Luft fliegt. Am 23. September51 ereignet sich um die dritte Stunde eine Sonnen­ finsternis; darauf folgt große Sterblichkeit. 11. 38. Im Jahr des Herrn 1094. Durch ein ungeheures Sterben wird io die Kirche unglaublich verwüstet und zudem von Seuche, Stürmen, Überschwemmungen infolge Regen und von verschiedenen Kriegen heimgesucht. 12. 39. Im Jahr des Herrn 1095. König Ladislaw von Ungarn, reich an Werken der Barmherzigkeit, beendet sein Leben52 im Herrn. 15 Ebenso sterben auch Markgraf Luitpold und Pfalzgraf Heinrich53. 13. 40. Im Jahr de3 Herrn 1096. Welf, der frühere bayerische Herzog, der schon vor einiger Zeit vom Kaiser abgefallen war und deshalb die Herzogsgewalt verloren hatte, kehrte in die Huld Heinrichs zurück und empfing erneut die Herzogsgewalt54. 20 Am 3. März, einem Montag, zu Beginn der Fastenzeit, erschien ein Zeichen in der Sonne. Überall wurde auch erzählt, die Welt habe ver­ schiedene Ungeheuer geboren. Bald zogen aus allen Teilen der Erde, vor allem aber der westlichen Königreiche, zahllose bewaffnete Scharen von Königen, Adligen und gemeinem Volk beiderlei Geschlechts in Rich25 tung Jerusalem, leidenschaftlich aufgewühlt durch zahlreiche Botschaften über die Bedrängnis des Heiligen Grabes und die Verwüstung aller der­ jenigen Kirchen, die das wilde Volk der Türken vor einigen Jahren seiner Herrschaft unterworfen und durch unerhörte Beschwernisse all­ mählich zerstört hatte. Um ihnen, wie gesagt, zu Hilfe zu kommen, 30 zogen die meisten in verschiedenen Gruppen und ebenso unter verschie­ denen und unzuverlässigen Führern los. Die ersten, ungefähr 15000, folgten einem gewissen Mönch Peter55, den allerdings später viele als Heuchler bezeichneten, und zogen friedlich durch Germanien 5e, Bayern und Ungarn ; sehr viele wurden aber auch zu Schiff auf der Donau oder zu Fuß durch8 4 3 2 82 Er starb am 29. Juli 1095; 1192 wurde er von Papst Coelestin III. heilig­ gesprochen. 83 Markgraf Luitpold II. starb am 12. Oktober, Pfalzgraf Heinrich von Lothringen, seit 1090 Reichsverweser, am 12. April. 84 Vgl. Bem old z. J. 1095. 88 Peter von Amiens. Zu ihm H. Hagenmeyer, Peter der Eremite (1879). Zum ganzen Bericht vgl. folgende Werke: R. Röhricht, Geschichte des ersten Kreuzzuges (1901); F. Duncalf, St. Runciman, in A History o f the Crusades, ed. K . M. Setton 1 (1958) 253-308. 86 Vgl. oben S. 84 Anm. 53.

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navali per Danubium vel per Alamanniam pedestri itinere, aliique ad X I I per Saxoniam atque Boemiam a quodam presbitero Folcm aro, itemque nonnulli a Gotescalco presbitero per orientalem Franciam ducti sunt. Qui et ipsi nefandissimas Iudçorum reliquias, ut vere intestinos hostes çcclesiç, per civitates quas transibant aut om nino

5

delebant aut ad baptismatis refugium compellebant, quorum tamen plurimi sicut canes ad vom itum postea retro rediebant. Q u oda quo Dei iudicio actum sit aut qualiter ei placuerit, ipsi relinquendum erit. Illi autem viatores plurimis exinde manubiis onusti Ungariam attingentes, quibusdam sedicionibus, ut videbatur, indigenis invisi

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facti, re autem vera facultatum suarum abundantia eosdem semi­ barbaros in avariciam accendentes, iussu regis eorum Colom anni57* dolis potius quam armis capti, plurimi morte multati, pauci armis et rebus nudatib, fugam pro m axim o lucro reportabant; quamvis et amplissima utriusque multitudo a quodam Em ichone viro militari

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seducta, vel potius ut Israheliticus quondam exercitus spiritu forni­ cationis decepta68, paucis sibi Pannoniç ingressum in presidio Miesen­ burg obstantibus, fuga nemine persequente repatriaverit. Eclypsis lunç facta est V I. Idus Augusti, luna X I I I I . X I I I I . X L I . Anno Dom ini M X C V II. Heinricus imperator ab

20

Italia rediens Ratisponam Baioari§c urbem venit ibique aliquamdiu moratus Iudçis, qui baptizari coacti sunt, legibusd suis uti, ut* fertur*, concessit59. Interea Gotefridus dux Lotharingie, vir genere, armis et ingenio clarissimus, qui priori anno cunctis quç possidebat in precium redactis,

25

militibus copiosis fideque non modica instructus, iter per orientalem Franciam fecerat neque ipsis ab Ungaria fugientibus territus, sed tam imperatoris Heinrici quam regis Colomanni permissione Pannonias Bulgariamque permearat,

Constantinopolitano

fgderatur impera­

tori60 eiusque presidiis fultus R om aniam 61 attigit ibique sociatis sibi quod —relinquendum erit durch Unterstreichen von Ekkehard getilgt A. k) nuda- auf Rasur A. c) auf Rasur A. über legibus - uti in A von Ekkehard übergeschrieben: iudaizandi ritum. e> später von Ekkehard getilgt A. 57 1095-1116; vgl. Höman, Geschichte des ungarischen Mittelalters (1940) S. 318ÊF., F. Duncalf a. a. O. S. 265.

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Heinrich IV. 1097 ; 1. Kreuzzug

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Alemannien, wieder andere, etwa 12000, von einem Priester Folkmar durch Sachsen und Böhmen, und einige von dem Priester Gottschalk durch Ostfranken geführt. In den Städten, die sie durchzogen, vernich­ teten sie die verruchten Überreste der Juden als die in Wahrheit inneren 5 Feinde der Kirche entweder völlig oder zwangen sie, in der Taufe Zu­ flucht zu suchen; die meisten von ihnen kehrten jedoch später, wie die Hunde zum Erbrochenen, wieder zum früheren Glauben zurück. Ob dies nach dem Urteil Gottes geschah oder ob ihm das gefiel, muß ihm selbst überlassen bleiben. Als die Teilnehmer des Zuges, von denen die meisten io seitdem reiches Gepäck mitführten, Ungarn erreichten, erregten sie, wie es schien, durch einige Gewalttaten den Haß der Bewohner, in Wahr­ heit aber durch ihren Reichtum die Habsucht der Halbbarbaren; auf Befehl ihres Königs Koloman67 wurden sie mehr durch List als Gewalt gefangengenommen, viele wurden getötet, nur wenige konnten unter 15 Verlust ihrer Waffen und ihrer Habe als höchsten Gewinn die Flucht erreichen; eine große Menschenmenge beiderlei Geschlechts wurde auch von einem Mann aus dem Ritterstand namens Emicho verführt, oder besser gesagt, wie einst das israelitische Heer durch den Geist der Unzucht getäuscht68; als ihr einige wenige, die Wieselburg besetzt hielten, beim 20 Eintritt in Ungarn Widerstand leisteten, flüchtete sie in ihre Heimat zu­ rück, ohne daß sie jemand verfolgte. Am 8. August, im 14. Mondjahr, ereignet sich eine Mondfinsternis. 14. 41. Im Jahr des Herrn 1097. Kaiser Heinrich kehrte aus Italien zurück und kam in die bayerische Stadt Regensburg; dort blieb er eine 25 Weile und gestattete, wie berichtet wird, den Juden, die man zur Taufe gezwungen hatte, den Gebrauch ihres eigenen Gesetzes69. Herzog Gottfried von Lothringen, ein Mann gleich berühmt durch Herkunft, kriegerische Tüchtigkeit und Verstand, hatte im Jahr zuvor seinen gesamten Besitz zu Geld gemacht und mit zahlreichen Rittern, 30 von tiefem Glauben erfüllt, den Weg durch Ostfranken genommen; er ließ sich auch von den Flüchtlingen aus Ungarn nicht abschrecken, sondern zog mit Erlaubnis sowohl Kaiser Heinrichs wie auch König Kolomans durch Ungarn und Bulgarien, verbündete sich mit dem Kaiser von Konstantinopel60 und erreichte, gestützt auf dessen Truppen, 35 R u m 61; dort vereinigte er sich mit den Heeren Siziliens und Griechenlands, 68 Vgl. Os. 4, 12. 69 Vgl. dazu zuletzt G. Kisch, Forschungen zur Rechts- und Sozialgeschichte der Juden in Deutschland während des Mittelalters (Zürich 1955) S. 57 ; hier auch die ältere Literatur. 60 Nach F. L. Ganshof bedeutete dies die Ablegung eines Lehenseids (Mélan­ ges P. E. Martin, 1961, 49ff.); vgl. auch J. Ferluga, La ligesse dans l’Empire byzantin, Recueil de travaux de l’Institut d ’Études byzantines 7 (1961) 97ff. 61 Das Sultanat von Rum (Ikonium) in Anatolien.

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Frutolf

tam Siciliç quam Greciç, Danorum, Northmannorum ceterorumque transmarinorum exercitibus, immo universorum Christum colentium nationum auxiliis, frequenti congressu barbaros atterere cçpit tandemque Romania subacta* Antiochig reseditb®2. Heinricus imperator Mogontiç cum principibus colloquium de pace 5 habuit circa Kalendas Decembris et natalem Domini apud Argentinam celebravit. Cometes apparuit. Eo anno çstas fertilissima, hiems vero lenis et pestilens fuit; imbrium et fluminum inundationes nimis increverunt. 10 XV. XLII. Anno Domini MXCVIII. Inquisitione facta Mogontiç ab imperatore de facultatibus Iudçorum interfectorum63 inter ceteros qui eas rapuerunt quidam ex consanguineis archipresulis64 incusati sunt. Quos cum imperator perquireret nec in presentiam eius veni­ rent, pontifex causam eorum defendere volens, sed non valens indi- 15 gnatione permotus ex urbe discessit et Thuringiam cum eis se contulit, quasi suis in hoc melius prospecturus et ex vicinitate imperatori rebellium quendam ei terrorem illaturus sicque commotionis su§ vindictam exacturus. Extiterunt autem qui dicerent etiam ipsum pontificem multam partem de pecuniis invasis accepisse et idcirco 20 defensioni ceterorum tanto studio cor apposuisse65. Imperator' vero pontifice sedem suam tam stolide linquente omnes epyscopii reditus diversasque agendarum rerum amministrationes suis usibus adiecit, fugacium quoque possessiones publicari mçniaque dirui precepit, sicque presul, dum aliis prospicere quodam fastu inconsulte medi- 25 tatur, ipse sicut et antecessor66 eius circumvagus multis commo­ ditatibus privatur. Welefo Baioariorum denuo dux67 filios suos68 et ipsos rebellare temptantes gratiç imperatoris reconciliavit et uni eorum ducatum post se committi impetravit. 30

a) auf Rasur A. b) so K , consedit durch Korrektur Ekkehards A. imperator - privatur von Ekkehard durch Unterstreichen getilgt A.

Heinrich IV. 1098

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denen der Dänen, Normannen und der übrigen, die jenseits des Ozeans wohnen, und den Hilfstruppen aller christlichen Völker und rieb in zahl­ reichen Gefechten die Barbaren auf; schließlich unterwarf er Rum und schlug sein Lager in Antiochia auf62. 5 Kaiser Heinrich hatte Anfang Dezember mit den Fürsten ein Gespräch über den Frieden und feierte in Worms das Geburtsfest des Herrn. Ein Komet erschien. In diesem Jahr war der Sommer äußerst fruchtbar, der Winter dagegen mild und reich an Krankheiten; es gab überaus schwere Überschwemmun10 gen durch Regenfälle und Flüsse. 15. 42. Im Jahr des Herrn 1098. In Mainz ließ der Kaiser eine gerichtliche Untersuchung über das Vermögen der getöteten Juden durchführen63; unter denen, die es geraubt hatten, wurden auch einige aus der Verwandt­ schaft des Erzbischofs64*beschuldigt. Als der Kaiser nach ihnen forschte, 15 sie jedoch nicht vor ihm erschienen, wollte der Bischof ihre Sache ver­ teidigen; da er jedoch dazu nicht in der Lage war, verließ er voll Erbitterung die Stadt und begab sich mit jenen nach Thüringen, um hier besser für die Seinen sorgen und in Nähe der Aufständischen gegen den Kaiser diesem Gewalt antun zu können und so Rache für das zu nehmen, 20 was ihn erregte. Es gab allerdings auch einige, die sagten, auch der Bischof selbst habe sich einen großen Teil des geraubten Geldes angeeignet und deshalb mit solchem Eifer sein Herz an die Verteidigung der übrigen gehängt66. Da der Bischof aber so töricht seinen Sitz verließ, schlug der Kaiser alle Einkünfte des Bistums und die Verwaltung der verschiedenen 25 Geschäfte den eigenen Nutzungsrechten hinzu, ließ die Besitzungen der Flüchtigen einziehen und die Mauern einreißen; während der Bischof so in unüberlegtem Hochmut für andere zu sorgen dachte, verlor er selbst ebenso wie sein Vorgänger66 als Heimatloser viele Annehmlichkeiten. Welf, neuerlich Herzog der Bayern67, versöhnte seine Söhne68, als sie 30 selbst einen Aufruhr anzuzetteln suchten, in Gnaden mit dem Kaiser und erreichte, daß nach ihm einem von ihnen die Herzogsgewalt über­ tragen werden sollte.

62 Die Unterwerfung Rums fällt in den Juni/Juli 1097, im Oktober war Gott­ fried in Antiochia. 63 Zu der im Mai angeordneten Untersuchung vgl. Aronius, Regesten zur Geschichte der Juden im fränkischen und deutschen Reich 1 (1887) 94f. n. 205; K isch a. a. O .; Meyer von Knonau, Jbb. 5, 29 Anm. 11. 84 Ruthard. 88 Vgl. Ps. 61, 11 u. ö. 88 Sein Vorvorgänger Sigfrid. 87 Vgl. oben z. J . 1096 S. 106. 88 W elf V. und Heinrich d. Schwarze. Die Aussöhnung fand in Worms statt (vgl. Meyer v. Knonau, Jbb. 6. 227), die Nachfolge wurde für W elf V. gesichert.

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69Gotefridusa69 dux ceterique in itinere et studio supradicto consociati, 69cum Nicea capta70 discederent, plus quam CCC armatorum habebant. Et licet hçc tanta multitudo universam Romaniam occupare, flumina epotare, segetes omnes una die depascere posset, tanta- tamen plenitudine conduxit vitç necessaria s Deus, ut de ariete nummus, de bove vix duodecim acciperentur. Preterea etsi principes et reges Sarracenorum contra eos surrexerunt, Deo tamen volente facile victi et conculcati sunt. Ob h§c itaque feliciter acta, quia quidam intumuerunt, opposuit eis Deus Antio­ chiam urbem humanis viribus inexpugnabilem, ubi per novem menses 10 detentos in obsidione eiusdem ita eos humiliavit, ut omnis superbiç illorum tumor desideret. Igitur sic eis humiliatis, ut in toto exer­ citu vix centum boni equi reperirentur, aperuit Deus copiam su§ benedictionis et misericordi^ eosque in civitatem induxit71 atque Thureos et eorum omnia potestati horum tribuit. Cumque et h§c 15 quasi viribus suis acquisita obtinerent nec Deum, qui eisb h§c con­ tulerat, digne magnificarent, tanta Sarracenorum multitudine obsessi sunt, ut de civitate nullus ex tanta turba egredi auderet. Preterea fames in civitate ita convaluerat, ut vix ab humanis dapibus se aliqui continerent. Longum est enarrare miserias, qu§ in civitate fuere. 20 Respiciens autem Dominus populum72, quem tam diu flagellaverat, benigne consolatur, ac primo quasi pro satisfactione tribulationis lanceam suam, qua in cruce vulneratus est73, munus non visum a tempore apostolorum, pignus victoriç illis obtulit; deinde corda hominum adeo animavit, ut illis, quibus egritudo vel fames ambulandi 25 vires denegaverat, arma sumendi et viriliter contra hostes dimicandi virtutem infunderet. Deinde cum triumphatis hostibus fame et tedio exercitus deficeret Antiochiç, maxime propter discordias principum,

a) Gotefridus - qui eis (Z. 16) von Ekkehard durch Unterstreichen getilgt A. b) von hier ab Frutolfs Text durch Rasur von Ekkehard getilgt A, der weitere Text nach K .

1098; 1. Kreuzzug

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69Als Herzog Gottfried und die übrigen, die mit ihm auf dem Zug und im gleichen Bestreben verbündet waren, Nicäa eingenommen hatten6 70 9 und von dort weitermarschierten, zählten sie mehr als 300000 Krieger. Und wenn eine solche Menge auch ganz Rum besetzen, die Flüsse aus5 trinken und alle Saat an einem Tag abweiden konnte, so führte Gott ihr das Lebensnotwendige dennoch in solcher Fülle zu, daß für den Wid­ der nur eine, für ein Rind nur 12 Münzen genommen wurden. Und wenn sich auch die Fürsten und Könige der Sarazenen wider sie erhoben, so wurden sie nach dem Willen Gottes leicht besiegt und zerschmettert, io Weil alles so glücklich verlief, wurden einige überheblich, da stellte ihnen Gott Antiochia entgegen, eine für menschliche Kräfte unüberwindliche Stadt; hier hielt er sie neun Monate bei der Belagerung fest und demütigte sie so, daß ihnen Hochmut und Aufgeblasenheit vergingen. Schließlich waren sie so gedemütigt, daß es im ganzen Heer kaum mehr 100 gute 15 Pferde gab ; da aber öffnete Gott ihnen die Fülle seines Segens und seines Erbarmens und führte sie in die Stadt71 und gab die Türken und all ihre Habe in ihre Gewalt. Da sie es jedoch besaßen, als hätten sie es mit eigener Kraft erworben, und Gott, der es ihnen gegeben hatte, nicht entsprechend verherrlichten, wurden sie von so vielen Sarazenen 20 belagert, daß niemand aus der großen Schar die Stadt zu verlassen wagte. Außerdem wuchs der Hunger in der Stadt derart, daß sich einige kaum der Menschenfresserei enthielten. Es würde zu weit führen, das Elend in der Stadt zu schildern. Der Herr aber schaute auf das Volk72, das er so lange gegeißelt hatte, und tröstete es in seiner Güte ; gleichsam 25 als Wiedergutmachung für die Bedrängnis gab er ihnen zuerst als Unter­ pfand des Sieges seine Lanze, mit der er am Kreuz verwundet worden war73, ein Geschenk, das man seit der Zeit der Apostel nicht mehr gesehen hatte; darauf erfüllte er ihre Herzen mit solchem Mut, daß die, denen Krankheit und Hunger die Kraft zu gehen genommen hatten, die Stärke 30 erhielten, die Waffen zu ergreifen und mannhaft gegen die Feinde zu kämpfen. Da Hunger und Überdruß das Heer in Antiochia schwächten, vor allem aber infolge der Zwietracht unter den Fürsten, zogen sie nach dem Sieg über die Feinde nach Syrien, eroberten die sarazenischen Städte 69 Frutolf gibt hier (bis S. 116 Z. 35) mit geringfügigen Änderungen den im September 1099 verfaßten Brief der Kreuzfahrer an den Papst wieder und zwar in der Fassung, wie sie der Codex Udalrici überliefert (E 235, Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5, 176 ff. n. 92; gedruckt bei H. Hagenmeyer, Die Kreuzzugsbriefe aus den Jahren 1088-1100, Eine Quellensammlung zur Geschichte des ersten Kreuz­ zuges, Innsbruck 1901, S. 167 ff. n. 18); vgl. H. Hagenmeyer in Forsch, z. dt. Gësch. 13 (1873) 400 ff. zum Verfasser und zur Echtheit des Briefes. 70 Die Stadt fiel am 19./20. Juni 1097. 71 Am 3. Juni 1098. 72 Vgl. Exod. 23, 13 und öfter. 73 Dazu H. Hagenmeyer, Die Kreuzzugsbriefe . . . , S. 152, Anm. 37.

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in Syriam profecti Barram et Marram74 urbes Sarracenorum ex­ pugnaverunt et castella regionis obtinuerunt. Cumque ibi moram disposuerunt, tanta fames in exercitu fuit, ut corpora Sarracenorum iam fetentiuin a populo christiano sint comesta. Deinde cum divino nutu in interiora Hyspaniç75 progrederentur, largissimam atque 5 misericordem et victoriosissimam manum omnipotentis patris secum habuerunt. Etenim cives et castellani regionis illius, per quam proce­ debant, ad eos cum multis donariis legatos premittebant, parati servire et oppida sua reddere. Sed quia exercitus non multus erat, et in Hierusalem unanimiter festinabant, acceptis securitatibus 10 tributarios eos fecerunt, quippe cum una de civitatibus, quç in mari­ timis illis sunt, plures homines haberet, quam in exercitu christiano fuissent. Cumque auditum esset Antiochiç et Laodiciç et Rohas, quia manus Domini esset cum eis qui abierant, plures de exercitu, qui ibi remansit, consecuti sunt eos apud Tyrum. Sic itaque Deo 15 conviatore et cooperatore usque ad Hierusalem76 pervenerunt. Cumque in obsidione illius multum laboraret exercitus, maxime propter aqu§ inopiam, habito concilio episcopi et principes circinan­ dam esse civitatem nudis pedibus predicaverunt, ut ille, qui pro hominibus eam in humilitate ingressus est, per humilitatem istorum 20 pro se ad iudicium de suis hostibus faciendum illis eam aperiret. Placatus itaque hac humiliatione Dominus octavo post humiliationem illorum die civitatem eis tradidit, eo videlicet die, quo primitiva ecclesia inde abiecta fuit, cum festum de dispersione apostolorum a multis fidelibus celebratur77. De hostibus vero ibi repertis quid actum 25 sit, si quis nosse querit, sciat, quia in porticu quç dicitur Salomonis et in templo eius victores equitabant in sanguine Sarracenorum usque ad genua equorum. Deinde cum ordinatum esset, qui civitatem retinere debuissent78, et alii amore patriç et pietate parentum suorum redire voluissent, nunciatum est eis, quod rex Babiloniorum79 Ascalo- 30 nam venisset cum innumerabili multitudine paganorum ducturus Francos, qui Hierosolimis erant, in captivitatem et expugnaturus Antiochiam, sicut ipse dixerat ; aliter autem Dominus de his statuerat. Itaque cum in veritate [comperissent]3 hi, qui Iherosolimis erant, exercitum Babiloniorum Ascaloniç esse, contenderunt obviam illis, 35 a) fehlt K , ergänzt aus Ekkehard.

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Barra und Marra74 und besetzten die Burgen des Landes. Als sie dort einen Aufenthalt einlegten, entstand eine solche Hungersnot im Heer, daß die Christen Leichen von Sarazenen aßen, die bereits in Verwesung übergingen. Von dort rückten sie auf Gottes Geheiß in das Innere Ispha3 hans vor, und die freigebige, erbarmende und siegreiche Hand des all­ mächtigen Vaters war mit ihnen. Denn die Bürger und Burgleute der Gegend, die sie durchzogen, schickten ihnen Boten mit zahlreichen Ge­ schenken und waren bereit, ihnen zu dienen und ihre Städte zu über­ geben. Aber das Heer war nur klein und strebte einmütig nach Jerusalem; io daher ließen sie sich Sicherheiten geben und machten sie tributpflichtig; denn eine einzige Küstenstadt hatte mehr Menschen als im ganzen christ­ lichen Heer waren. Sobald man in Antiochia, in Laodicea und in Rohas vernahm, die Hand des Herrn sei mit denen, die weitergezogen waren, folgten ihnen viele aus dem Heer, das dort zurückgeblieben war, nach is Tyrus nach. So gelangten sie nach Jerusalem76, und Gott war ihr Weg­ genosse und Helfer. Da das Heer bei der Belagerung mancherlei Mühsal erlitt, vor allem wegen des Wassermangels, hielt man Rat, und die Bischöfe und Fürsten verkündeten daraufhin, man müsse die Stadt mit bloßen Füßen umschreiten, auf daß jener, der um der Menschen willen in Demut 20 in sie eingezogen sei, durch ihre Demut um seinetwillen ihnen die Stadt öffne zum Gericht über seine Feinde. Durch diese Demut Heß sich der Herr besänftigen und übergab ihnen am achten Tage nach ihrer Demüti­ gung die Stadt, an dem Tag, an dem die Urkirche von dort vertrieben wurde und von vielen Gläubigen das Fest der Zerstreuung der Apostel 25 gefeiert wird77. Wenn jemand wissen möchte, was mit den Feinden in der Stadt geschah, so höre er, daß die Sieger in der Säulenhalle Salomons und in seinem Tempel bis zu den Knien der Pferde im Blut der Sarazenen ritten. Als entschieden war, wer in der Stadt Zurückbleiben sollte78, und die anderen aus Liebe zum Vaterland und aus Anhänglichkeit gegen30 über ihren Eltern zurückkehren wollten, wurde gemeldet, der König von Babylon79 sei mit zahllosen Heiden nach Askalon gekommen, um die Franken in Jerusalem in Gefangenschaft zu führen und Antiochia zu erobern ; so hatte er selbst gesagt, der Herr aber hatte es anders beschlos­ sen. Sobald die, die in Jerusalem geblieben waren, mit Sicherheit erfahren 35 hatten, daß das babylonische Heer in Askalon sei, zogen sie ihm entgegen, 74 K efr el Bava und Ma’arrat an N u’amän (vgl. Hagenmeyer a. a. 0 . S. 157 Anm. 5. 6). 75 D. h. Isphahan (ebd. S. 159 Anm. 10). 76 Am 7. Juni 1099. 77 Am 15. Juli. 78 Herzog Gottfried als Beschützer des Hl. Grabes und Arnulf, Kaplan Roberts von der Normandie, als Patriarch. 79 Die Angabe ist ungenau. Der K alif Mustaali von Kairo entsandte den Emir Al Afdhal mit dem Heer gegen Jerusalem (vgl. Hagenmeyer a. a. 0 . S. 174 Anm. 8).

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relictis sarcinis et infirmis suis in Hierusalem cum presidio. Cumque exercitus horum et hostium se circumspexissent, Christiani genibus flexis Deum invocarunt, ut qui in aliis necessitatibus suis legemChristi­ anorum confirmaverat, in presenti bello confractis viribus paganorum et diaboli regnum Christi et çcclesiç a mari usque ad mare usque- 5 quaque dilataret. Nec mora; clamantibus ad se Deus affuit atque tantas audaciç vires ministravit, ut, qui eos in hostem currere videret, fontem aquç vivç sitientem cervum segnem adiudicaret, miro vide­ licet modo, cum in exercitu christiano non plus quam quinque milia equitum et X V peditum fuissent, et in exercitu hostium centum 10 milia equitum et CCCC peditum80 esse potuissent. Tunc mirabilis in servis suis Deus apparuit, cum, antequam confligerent, pro solo impetu eorum hanc multitudinem in fugam convertit et omnia eorum arma diripuit ita, ut, si deinceps istis repugnare vellent, non haberent arma, in quibus sperarent. De spoliis vero non est querendum, quan-15 tum captum sit, ubi thesauri regis Babiloniç occupati sunt. Ceci­ derunt ibi plus quam centum milia Marorum3 gladio; timor autem illis tantus erat, ut in porta civitatis ad II suffocati sint; de his vero, qui in mari interierunt, non est numerus; spineta etiam ex ipsis mul­ tos obtinuerunt. Pugnabat certe orbis terrarum pro Christianis, et nisi 20 spolia castrorum de ipsis multos detinuissent, pauci de tanta mul­ titudine hostium essent, qui de bello renunciare potuissent. Pridie autem quam bellum fieret, multa milia camelorum et boum et ovium cçpitb exercitus. Cumque iussu principum populus hec dimisisset ad pugnam progrediens, mirabile dictu, multas et multiplices turmas 25 fecerunt cameli, similiter autem et boves et oves. Hec autem animalia ita comitabantur exercitum, ut cum stantibus starent, cum pro­ cedentibus procederent, cum currentibus currerent. Nubes etiam ab estu solis Christianos defendebant et refrigerabant. Celebrata itaque victoria reversus est exercitusHierusalem, et relicto ibi duce Gotefrido 30 Reginmunt comes sancti Egidii81 et Ruotpertus comes Nortmanniç82 et Ruotpertus comes Flandriç83 Laodiciam reversi sunt; ibi classem Pisanorum et Boemundum84 invenerunt. Cumque archiepiscopus Pisanus85 Boemundum et alios cum eo discordantes concordare fecisset, Reginmundus pro Deo et pro fratribus regredi disposuit69. 35 a> vel armatorum a. R . K . K.

b> 3 0

1098; 1. Kreuzzug

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Gepäck und Kranke jedoch ließen sie mit einer Besatzung in Jerusalem zurück. Als sich die beiden Heere erblickten, riefen die Christen knie­ fällig Gott an, er, der in ihren anderen Notlagen das Gesetz der Christen bestätigt hatte, möge auch in dieser Schlacht die Kraft der Heiden und 5 des Teufels brechen und die Herrschaft Christi und der Kirche von Meer zu Meer und überallhin ausbreiten. Was weiter? Gott stand denen bei, die zu ihm riefen, und verlieh ihnen die Kraft solcher Kühnheit, daß, wer sie gegen den Feind anrennen sah, einen Hirsch, der begierig nach einem Quell lebendigen Wassers dürstet, für phlegmatisch gehalten hätte; es io war wie ein Wunder, denn das christliche Heer zählte nicht mehr denn 5000 Ritter und 15000 Mann zu Fuß, das feindliche Heer dagegen wohl bei 100000 Rittern und 400000 Mann Fußvolk80. Wunderbar erwies sich Gott damals an seinen Dienern, da er allein durch deren Ansturm, noch bevor man handgemein wurde, so viele in die Flucht schlug und ihnen 15 alle Waffen nahm, daß sie, falls sie ihnen danach Widerstand leisten wollten, keine Wehr besaßen, auf die sie hätten vertrauen können. Nach der Menge der Beute braucht man erst gar nicht zu fragen, da dort die Schätze des Königs von Babylon erobert wurden. Mehr als 100000 Maren [oder Bewaffnete] fielen durch das Schwert, und solche Furcht hatte sie 20 ergriffen, daß bei 2000 im Hafen der Stadt den Tod fanden, zahllos auch diejenigen, die im Meer zugrunde gingen; ebenso hielt Dornengestrüpp viele fest. Wahrhaftig der ganze Erdkreis focht für die Christen. Und wenn die Beute im Lager nicht viele aufgehalten hätte, wären nur wenige aus der großen Zahl der Feinde übriggeblieben, die von dem Kampf 25 hätten berichten können. Am Tag vor der Schlacht jedoch hatte das Heer viele tausend Kamele, Rinder und Schafe erbeutet, und als das Volk zum Kam pf auszog und diese auf Befehl der Fürsten laufen ließ, da bildeten — es klingt wie ein Wunder! — die Kamele und ebenso die Rinder und Schafe zahlreiche und vielfältige Scharen. Diese Tiere aber begleiteten 30 das Heer, blieben stehen, wenn es stehenblieb, gingen vor, wenn es vor­ ging, und liefen, wenn es lief. Ebenso schützten Wolken die Christen vor der Sonnenhitze und verschafften Kühlung. Das Heer feierte den Sieg und kehrte dann nach Jerusalem zurück; hier blieb Herzog Gottfried, während Graf Raimund von St. Gilles 81, Graf Robert von der Normandie 82 35 und Graf Robert von Flandern83 nach Laodicea zurückgingen ; hier fanden sie die Flotte der Pisaner und Boemund84. Als der Erzbischof von Pisa86 Boemund und die anderen, die mit ihm stritten, versöhnt hatte, entschloß sich Raimund, um Gottes und seiner Brüder willen zurückzukehren69; 80 Die Zahlen sind hier wie im Folgenden nicht wörtlich zu nehmen, doch bezeichnen sie das Kräfteverhältnis wohl einigermaßen zutreffend (Hagenmeyer a. a. O. S. 176 Anm. 19). 81 Graf v. Toulouse. 82 Der Sohn Wilhelms d. Eroberers. 83 Robert d. Jüngere. 84 Fürst von Tarent. 85 Daimbert.

118

Frutolf

Magna vero multitudo, ut supra dictum est, ad patriam remeare contendit; ceteri, qui remanserunt, terram Deo disponente hactenus in pace obtinuerunt. XYI. XL1I. Anno Domini MXCVIIII. Heinricus imperator natale Domini Coloniç celebravit, in epiphania vero Aquisgrani filium suum 5 iuniorem Heinricum quintum regem fecit, reprobato maiore filio Chuonrado86, quem prius coronavit. Post hec Baioariam tendens eundem filium, quem regem constituit, his qui prius non affuerunt, ut regem illum haberent, commendavit. Inter hec palatinus comes Ratpoto87 et patruelis eius Oudalricus88, 10 quem multum divitem appellabant, defuncti sunt. Imperator vero natale apostolorum89 Babenberg agens de con­ servanda fideliter pace multum obtestando commonuit90 illarum partium principes, et ut latrocinantes furtisque studentes absque retractione persequendo dampnarent, sub iurisiurandi sacramento is constrinxit, advocatis quoque, ne sub se alios advocatos in depredationem populi et çcclesiarum constituerent, funditus interdixit, sed hoc preceptum, heu, parum convaluit, quia principes turmis militum carere nolentes, quas talibus maxime beneficiis sibi conciliaverunt, mox imperatore discedente solito et antiquato more 20 usi sunt. Capta est Hierusalem a Christianis Idus Iulii feria VI. Chuonradus Treiectensis episcopus his diebus a suis occisus est91. Heremannus Coloniensis archiepiscopus obiit92. Urbanus papa obiit93, cui Pascalis successit, adhuc vivente papa 25 Wigperto, qui et Clemens. Anni ab initio mundi VLXa. XVII. XLIIII. Anno Domini MC. Heinricus imperator natale Domini Spirç celebravit et in epiphania Fridericum Babenbergensem canonicum adhuc adolescentem Coloniç archiepiscopum designavit. 30 Qui ordinatus est in festivitate sancti Martini94 die dominica. Wigpertus papa qui et Clemens dictus est obiit95.

a) Hiermit dürfte Frutolfs Text geendet haben; die folgenden beiden Jahres­ berichte schließen sich in K noch an.

Heinrich IV. 1099 (-1100)

119

die große Masse, wie erwähnt, machte sich auf den Heimweg, die Zurück­ bleibenden aber besaßen nach Gottes Willen das Land in Frieden und besitzen es bis heute. 16. 43. Im Jahr des Herrn 1099. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest 5 des Herrn in Köln; an Erscheinung aber machte er in Aachen seinen jüngeren Sohn Heinrich V. zum König unter Zurückweisung seines älteren Sohnes Konrad86, den er früher gekrönt hatte. Danach zog er nach Bayern und legte allen, die früher nicht dabei gewesen waren, ans Herz, seinen Sohn, den er zum König erhoben hatte, io als König anzuerkennen. Inzwischen verstarben Pfalzgraf Rapoto87 und sein Oheim Udalrich88 der Reiche. Das Apostelfest89 feierte der Kaiser in Bamberg; beschwörend mahnte er die Fürsten dieser Gegend, getreu den Frieden zu bewahren90, und 15 verpflichtete sie unter Eidschwur, Räuber und Diebe ohne Nachsicht zu verfolgen und zu verurteilen; den Vögten verbot er ein für allemal, Untervögte zur Ausbeutung des Volkes und der Kirchen einzusetzen. Aber dieses Gebot richtete wenig aus, da die Fürsten nicht auf ihr krie­ gerisches Gefolge verzichten mochten, das sie sich meist durch derartige 20 Lehen verschafften, und sobald der Kaiser abzog, verfuhren sie nach gewohnter alter Weise. Jerusalem wurde am Freitag, dem 15. Juli, von den Christen genommen. Bischof Konrad von Utrecht wurde in diesen Tagen von seinen Leuten getötet91. 25 Erzbischof Hermann von Köln verstarb92. Papst Urban verstarb93; auf ihn folgte Paschal, noch zu Lebzeiten Papst Wiberts, der auch Clemens genannt wird. Jahre seit Erschaffung der Welt: 5060. 17. 44. Im Jahr des Herrn 1100. Kaiser Heinrich feierte das Geburts30 fest des Herrn in Speyer; an Epiphanie bestimmte er den Bamberger Kanoniker Friedrich, einen noch jungen Mann, zum Erzbischof von Köln ; dieser wurde am Fest des hl. Martin94, einem Sonntag, ordiniert. Papst Wibert, der auch Clemens genannt wurde, verstarb95. 86 Konrad war schon am 10. Mai 1098 auf dem Reichstag zu Mainz der Königskrone verlustig gegangen, die er am 30. Mai 1087 empfangen hatte. 87 Von Regensburg. 88 Von Passau. Beide starben am Ostertag 1099 (10. April) in Regensburg. 89 Peter und Paul (29. Juni). 90 Vgl. dazu Meyer v. Knonau, Jbb. 5, 66 zu Anm. 12. 91 Am 13. April. 92 Am 22. November. 93 Am 29. Juli. 94 Am 11. November. Den Gratulationsbrief der Bamberger Kanoniker siehe bei Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5, 185f. n. 95 Er starb am 8. September in Civita Castellana.

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Frutolf ( î )

Anni ab initio VLXI. XVIII. XLV. Anno Domini MCI. Heinricus imperator natale Domini Mogontiç plurimis convenientibus celebravit. Egilbertus Trevirorum archiepiscopus et Liemarus Premensis archiepiscopus obierunt96. Heinricus comes de Lintpurg rebellavit, sed obsessis et destructis castellis suis in deditionem venit.

5

Heinrich IV. 1101

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Jahre seit Erschaffung der W elt: 5061. 18. 45. Im Jahr des Herrn 1101. Kaiser Heinrich feierte das Geburts­ fest des Herrn in Mainz in Anwesenheit vieler. Erzbischof Egilbert von Trier und Erzbischof Liemar von Bremen verstarben96. Graf Heinrich von Limburg erhob sich, unterwarf sich aber, nachdem seine Burgen belagert und zerstört worden waren.8 6

86 Am 3. (5.) September; am 16. Mai.

EK K E H A R D I CHRONICA

D IE CHRONIK EK K EH ARD S VON AURA

[RECENSIO I.]

1XIIIa. XL. Anno Domini MXCVI. Welefo dux antea Noricus, qui ab imperatore iam dudum abiuraverat et ob id ducatum per­ diderat, in gratiam eius rediit ducatumque recepit. Signum in sole apparuit V. Nonas Martii feria secunda incipientis 5 quadragesimç. Diversa quoque prodigia mundus parturisse ubique referebatur. Mox ex omnibus pene terr§, sed maxime ab occidentalium regnorum partibus tam regum et nobilium quam etiam vulgi utriusque sexus innumerabiles turmç armata manu Hierosolimam tendere cçperunt, excitati scilicet in zelum frequentibus nunciis super ob- 10 pressione dominici sepulcbri ac desolatione omnium1 orientaliumb Ecclesiarum, quas gens ferocissima Thuricorum per aliquot annos suo subactas dominio inauditis calamitatibus iam iamque deleverat. Quibus, ut dictum est, subvenire statuentes sicut diversis agminibus, ita diversis et incertis plerique ducibus properabant. Primi namque 15 Petrum quendam monachum sequentes, ad XV estimati, per Ger­ maniam indeque per Baioariam atque Pannoniampacifice transiebant ; quam plurimi vero navali per Danubium vel per Alamanniam pedestri itinere, aliique ad XII per Saxoniam atque Boemiam a quodam presbitero Folcmaro, itemque nonnulli a Gotescalco presbitero per 20 orientalem Franciam ducti sunt. Qui et ipsi nefandissimas Iudçorum reliquias, ut vere intestinos hostes çcclesiç, per civitates quas transibant aut omnino delebant aut ad baptismatis refugium com­ pellebant, quorum tamen plurimi sicut canes ad vomitum postea retro rediebant. Illi autem viatores plurimis exinde manubiis onusti 25 In den Jahresberichten zu 1096. 1097. 1098 stimmt Ekkehards Text völlig mit dem Frutolfs überein bis auf einige Auslassungen, die Ekkehard im A uto­ graph Frutolfs durch Unterstreichung getilgt hat, und einige wenige Ergän­ zungen. b-* über der Zeile von E. nachgetragen A.

[E R ST E FASSUNG] 113. 40. Im Jahr des Herrn 1096. Welf, der frühere bayerische Herzog, der schon vor einiger Zeit vom Kaiser abgefallen war und deshalb das Herzogtum verloren hatte, kehrte in die Huld Heinrichs zurück und 5 empfing erneut die Herzogsgewalt. Am 3. März, einem Montag zu Beginn der Fastenzeit, erschien ein Zeichen in der Sonne. Überall wurde auch erzählt, die Welt habe ver­ schiedene Ungeheuer geboren. Bald darauf zogen aus allen Gebieten der Erde, vor allem aber der westlichen Königreiche, zahllose io bewaffnete Scharen von Königen, Adligen und gemeinem Volk beiderlei Geschlechts in Richtung Jerusalem, leidenschaftlich aufgewühlt durch zahlreiche Botschaften über die Bedrängnis des Heiügen Grabes und die Verwüstung aller orientalischen Kirchen, die das wilde Volk der Türken vor einigen Jahren seiner Herrschaft unterworfen und durch unerhörte is Beschwernisse allmählich zerstört hatte. Um ihnen, wie gesagt, zu Hilfe zu kommen, zogen die meisten in verschiedenen Gruppen und ebenso unter verschiedenen und unzuverlässigen Führern los. Die ersten, ungefähr 15000, folgten einem gewissen Mönch Peter und zogen friedlich durch Germanien, Bayern und Ungarn ; sehr viele wurden aber auch zu Schiff 20 auf der Donau oder zu Fuß durch Alemannien, wieder andere, etwa 12000, von einem Priester Folkmar durch Sachsen und Böhmen, und einige von dem Priester Gottschalk durch Ostfranken geführt. Sie ver­ nichteten in den Städten, die sie durchzogen, die verruchten Überreste der Juden als die in Wahrheit inneren Feinde der Kirche entweder völlig 25 oder zwangen sie, in der Taufe Zuflucht zu suchen; die meisten von ihnen kehrten jedoch später - wie die Hunde zum Erbrochenen - wieder zum früheren Glauben zurück. Als die Teilnehmer des Zuges, von denen die

1-1 Wörtlich Frutolfs Text mit einigen Auslassungen; für den Kommentar vgl. oben S. 106-110 mit Anm. 54-68 ; Einzelnachweise nur zum Text.

126

Ekkehard I

Ungariam attingentes, quibusdam sedicionibus, ut videbatur, indi­ genis invisi facti, re autem vera facultatum suarum abundantia eosdem semibarbaros in avariciam accendentes, iussu regis eorum Colomanni dolis potius quam armis capti, plurimi morte multati, pauci armis et rebus nudati, fugam pro maximo lucro reportabant; s quamvis et amplissima utriusque multitudo a quodam Emichone viro militari seducta, vel potius ut Israbeliticus quondam exercitus spiritu fornicationis decepta, paucis sibi Pannoni? ingressum in presidio Miesenburg obstantibus, fuga nemine persequente repatriaverit. Eclypsis lun? facta est VI. Idus Augusti, luna XIIII.1 10 XIIII. XLI. Anno Domini MXCVII. 1Heinricus imperator ab Italia rediens Ratisponam Baioari? urbem venit ibique aliquamdiu moratus Iud?is, qui baptizari coacti sunt1, iudaizandi ritum 1concessit. Interea Gotefridus dux Lotharingie, vir genere, armis et ingenio clarissimus, qui priori anno cunctis qu? possidebat in precium redae- 15 tis, militibus copiosis fideque non modica instructus, iter per orien­ talem Franciam fecerat neque ipsis ab Ungaria fugientibus territus, sed tam imperatoris Heinrici quam regis Colomanni permissione Pannonias Bulgariasque permearat, Constantinopolitano fçderatur imperatori eiusque presidiis fultus Romaniam attigit ibique sociatis 20 sibi tam Sicili? quam Greci?, Danorum, Northmannorum ceterorumque transmarinorum exercitibus, immo universorum Christum colen­ tium nationum auxiliis, frequenti congressu barbaros atterere c?pit; tandemque Romania1 occupata, in 1Antiochi?1 consedit obsidio. 1Heinricus imperator Mogonti? cum principibus colloquium de pace 25 habuit circa Kalendas Decembris et natalem Domini apud Argentinam celebravit. Cometes apparuit. Eo anno ?stas fertilissima, hiems vero lenis et pestilens fuit; imbrium et fluminum inundationes nimis increverunt1. 30 XV. XLII. Anno Domini MXCVIII. 1Inquisitione facta Mogonti? ab imperatore de facultatibus Iud?orum interfectorum inter ceteros qui eas rapuerunt quidam ex consanguineis archipresulis incusati sunt. Quos cum imperator perquireret nec in presentiam eius venirent, pontifex causam eorum defendere volens, sed non valens indignatione 35

Heinrich IV . 1096-1098

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meisten seitdem reiches Gepäck mitführten, nach Ungarn kamen, erreg­ ten sie, wie es schien, durch Gewalttaten den Haß der Bewohner, in Wahr­ heit aber durch ihren Reichtum die Habsucht der Halbbarbaren; auf Befehl ihres Königs Koloman wurden sie mehr durch List als Gewalt 5 gefangengenommen, viele wurden getötet, nur wenige konnten unter Verlust ihrer Waffen und ihrer Habe als höchsten Gewinn die Flucht er­ reichen; eine große Menschenmenge beiderlei Geschlechts wurde von ei­ nem Mann aus dem Ritterstand namens Emicho verführt, oder besser gesagt, wie einst das israelitische Heer durch den Geist der Unzucht ge10 täuscht; als ihr einige wenige, die Wieselburg besetzt hielten, beim Eintritt in Ungarn Widerstand leisteten, flüchtete sie in ihre Heimat zurück, ohne daß sie jemand verfolgte. Am 8. August, im 14. Mondjahr, ereignete sich eine Mondfinsternis. 14. 41. Im Jahr des Herrn 1097. Kaiser Heinrich kehrte aus Italien 15 zurück und kam in die bayerische Stadt Regensburg; dort blieb er eine Weile und gestattete den Juden, die man zur Taufe gezwungen hatte, nach jüdischem Ritus zu leben.

Herzog Gottfried von Lothringen, ein Mann gleich berühmt durch Herkunft, kriegerische Tüchtigkeit und Verstand, hatte im Jahr zuvor 20 seinen gesamten Besitz zu Geld gemacht und mit zahlreichen Rittern, erfüllt von tiefem Glauben, den Weg durch Ostfranken genommen; er ließ sich auch von den Flüchtlingen aus Ungarn nicht abschrecken, sondern zog mit Erlaubnis sowohl Kaiser Heinrichs wie auch des Königs Koloman durch Ungarn und Bulgarien, verbündete sich mit dem Kaiser 25 von Konstantinopel und erreichte, gestützt auf dessen Truppen, Rum; dort vereinigte er sich mit den Heeren Siziliens und Griechenlands, denen der Dänen, Normannen und der übrigen, die jenseits des Ozeans wohnen, sowie den Hilfstruppen aller christlichen Völker und rieb die Barbaren in zahlreichen Gefechten auf; schließlich unterwarf er Rum und belagerte 30 Antiochia. Kaiser Heinrich hatte Anfang Dezember mit den Fürsten ein Gespräch über den Frieden und feierte in Worms das Geburtsfest des Herrn. Ein Komet erschien. In diesem Jahr war der Sommer äußerst fruchtbar, der Winter dagegen 35 mild und reich an Krankheiten; es gab überaus schwere Überschwemmun­ gen durch Regenfälle und Flüsse.1 5

40

15. 42. Im Jahr des Herrn 1098. In Mainz ließ der Kaiser eine gericht­ liche Untersuchung über das Vermögen der getöteten Juden durchführen; unter denen, die es geraubt hatten, wurden auch einige aus der VerwandtSchaft des Erzbischofs beschuldigt. Als der Kaiser nach ihnen forschte, sie jedoch nicht vor ihm erschienen, wollte der Bischof ihre Sache ver­ teidigen; da er dazu jedoch nicht in der Lage war, verließ er voll

128

Ekkehard I

permotus ex urbe discessit et Thuringiam cum eis se contulit, quasi suis in hoc melius prospecturus et ex vicinitate imperatori rebellium quendam ei terrorem illaturus sicque commotionis su§ vindictam exacturus. Extiterunt autem qui dicerent etiam ipsum pontificem multam partem de pecuniis invasis accepisse et idcirco defensioni ceterorum tanto studio cor apposuisse. Welefo Baioariorum denuo dux filios suos et ipsos rebellare temptantes gratiç imperatoris reconciliavit et uni eorum ducatum post se committi impetravit1.

5

Anno Domini MXCVIIII. 1Heinricus imperator natalem Domini 10 Coloniç celebravit, in epyphania vero Aquisgrani filium suumiuniorem Heinricum quintum regem fecit, reprobato maiore filio Chûnrado, quem prius coronavit1. Chûnradus vero causam rebellationis su§ paucis tantum sibique familiarissimis in regno detegens, assumpto quodam ex ordine mini- 15 sterialium patris çque Chûnrado2 nomine, forti admodum et prudenti viro, per quasdam Italie partes et nomen et dignitatem regis annis fere VIIII obtinuit, tantum indolis sue Per orbem Romanum diffundens interim odorem, ut nemo religiosus, nemo sapiens in ipso salutem rei publice constituendam fore dubitaret. Erat enim vir per omnia catho- 20 licus et apostolice sedi subiectissimus, plus religioni quam fascibus vel armis deditus, fortitudine tamen et audacia satis et supra in­ structus, lectioni quam lusibus vacare malebat, miseris omnimodis, sed precipue militibus inopia strictis compassione et misericordie fructu proximus3 fiebat, nemini contemptum, nemini vim, nemini 25 preiudicium intendens, omni personç omnique conditioni fuit affabi­ lis, indeque non inmerito Deo et hominibus semper extitit amabilis. Cçlibatus pudorem perpetualiter servare cum proposuisset, coactus tamen a suis filiam Rûtkeri4 ducis Siciliç, famosissimi pene nostrorum 2 Buchholz S. 132 möchte diesen Konrad mit einem Conradus comes iden­ tifizieren, den Gaufred Malaterra in der Historia Sicula (Muratori, SS. rer. Ital. 5, 598) als Unterhändler bei der Werbung um die Hand der Tochter Rogers I. von Sizilien für König Konrad erwähnt. Dem steht Ekkehards Behauptung ent­ gegen, Konrad sei ein Ministeriale gewesen; Malaterra müßte dann schon aus dem Ministerialen einen Grafen gemacht haben. Vgl. zuletzt W . Holtzmann, Maximilla regina, soror regis Rogerii, D A. 19 (1963) 143ff., bes. 159ff.

1099; Abfall Konrads

129

Erbitterung die Stadt und begab sich mit jenen nach Thüringen, um hier besser für die Seinen sorgen und in Nähe der Aufständischen gegen den Kaiser diesem Gewalt antun zu können und so Rache für das zu nehmen, was ihn erregte. Es gab allerdings auch einige, die behaupteten, auch der 5 Bischof selbst habe sich einen großen Teil des geraubten Geldes angeeig­ net und deshalb mit solchem Eifer sein Herz an die Verteidigung der übrigen gehängt. Welf, neuerlich Herzog der Bayern, versöhnte seine Söhne, als sie selbst einen Aufruhr anzuzetteln suchten, in Gnaden mit dem Kaiser und io erreichte, daß nach ihm einem von ihnen die Herzogsgewalt übertragen werden sollte. Im Jahr des Herrn 1099. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Köln ; an Erscheinung dagegen machte er in Aachen seinen jüngeren Sohn Heinrich V. zum König unter Zurückweisung seines 15 älteren Sohnes Konrad, den er früher gekrönt hatte. Konrad aber entdeckte den Grund seines Aufstandes nur ganz wenigen engen Vertrauten im Reich; er zog einen von seines Vaters Ministerialen, der gleichfalls Konrad hieß2, einen sehr tapferen und klugen Mann, an sich und hatte in einigen Teilen Reichsitaliens fast neun Jahre den 20 Titel und die Würde eines Königs inne; in dieser Zeit verbreitete er den guten R uf seines Charakters im ganzen römischen Erdkreis in einem Maße, daß kein frommer und kein weiser Mann daran zweifelte, daß das Heil des Staates auf ihn zu gründen sei. Er war nämlich ein durch und durch katholischer und dem Apostolischen Stuhl äußerst ergebener Mann, 25 der mehr der Religion als dem Regierungsgeschäft und den Waffen zu­ neigte; obgleich hinreichend tapfer und kühn und sogar mehr als das, widmete er sich dennoch lieber der Lektüre als Spielereien ; allen Armen, vor allem aber in Not befindlichen Rittern, wurde er durch Mitleid und Erbarmen zum Nächsten3; niemandem erwies er Verachtung, niemandem 30 tat er Gewalt, niemandem Unrecht, zu allen Personen jeglichen Standes war er freundlich ; nicht unverdient war er daher Gott und den Menschen stets liebenswert. Er hatte sich vorgenommen, für immer ehelos zu blei­ ben, wurde jedoch von den Seinen veranlaßt, die Tochter des Herzogs Roger von Sizilien4, des wohl berühmtesten Mannes unserer Zeit, zur

3 Vgl. Luc. 10,36. 4 Der Name der Tochter des Grafen, nicht wie Ekkehard sagt: Herzogs, Roger I. von Sizilien ist von W. Holtzmann a. a. O. eruiert worden. Sie hieß Ma TiTnilla. und war zur Zeit ihrer Vermählung mit Konrad etwa fünf Jahre alt.

130

Ekkehard I

temporum viri, duxit uxorem, cuius tam caste usus est coniunctione, ut vix crederetur eam unquam cognovisse. Quga tamen turturina nihilominus predita fide secundos ultra detestabatur amplexus adeo, ut post ablatum tantum corpori suo caput reliquum vitg su§ tempus labori consecraverit sexagesimi fructus36. Legale illud preceptum6: 5 „Turpitudinem patris tui non revelabis“ ! itemque:7 „Honora patrem tuum!“ murmur, quod per totum Romanum imperium patris sui mores laniabat quodque ipsum sibi offense patris ac su§ illo disces­ sionis causa extitit, auribus propriis nunquam patiebatur inferri, semper illumdominum suumet cçsaremvel imperatoremcognominans, 10 universos a palatio patris adventantes sub appellatione conservorum, licet infimos, sociali benivolentia tractans. Prêter animi virtutes morumque compositionem corpore fuit apprima decorus ac statura procerus. Eodem anno Gotefridus dux, Reginmundus comes sancti Egidii, 15 Rûpertus comes Normanniç, Rûpertus comes Flandrensis8 cum tur­ barum copiis, quibus preerant, multa usque [Hierusalem1*] difficultate pertingunt, IIII. iam anno postquam in eandem militiam pro crucifixo sibi Christo tanti se bellatores sponte crucifixerunt. Reliqua enim multitudo prêter eos, qui cum Boimundo Antiochiç consederant vel 20 cum Baldewino Rohas abierant, Laodiciç Tyroque remanserant, per diversas circumquaque regiones dispersi erant. Hic de militiç vel expeditionis eiusdem causa non tam humanitus quamdivinitus ordinata fert animus çstuans aliqua prescriptis adicere, maxime ob imprudentium, immo impudentium quorundam redar- 25 gutionem, qui vetusto semper errore contenti novitatem hanc iam senescenti et prope intereunti mundo pernecessariam ore temerario presumunt reprehendere, ipsi Epicureo more voluptatum 9latam quam artam9 divinç servitutis 9viam9 amplectentes, appetitum mundi prudentiam, contemptum eius stulticiam, hoc est carcerem patriam, 30 10tenebras lucem, malum bonum10, mortem vitam, proh pudor! corde cecissimo considerantes. Lenocinatur eis in hoc et audaciam huiusmodi subministrat depravata iam undique, sed maxime partibus in istis rerum vertigo, ubi sapientia pre omnibus invisa, virtus omnis a -a ) Durch Rasur getilgt A. b) Fehlt A, aus Rec. IV ergänzt.

Kreuzzug 1099

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Gattin zu nehmen, mit der er eine so keusche Ehe führte, daß man kaum glaubte, er habe sie jemals erkannt. Nichtsdestoweniger verschmähte sie in taubenhafter Treue eine zweite Ehe so sehr, daß sie, nachdem ihrem Leib ein solches Haupt genommen war, den Rest ihres Lebens der Arbeit 5 sechzigfältiger Frucht weihte5 6. Gemäß der Vorschrift des Gesetzes6: „Du sollst deines Vaters Schande nicht enthüllen!“ und der anderen7: „Ehre deinen Vater!“ ließ er es niemals zu, daß man seine eigenen Ohren mit dem Gerücht behelligte, das den Lebenswandel seines Vaters im ganzen Römischen Reich verächtlich machte und das ihm selbst io Ursache für den Widerstand gegen den Vater und des Abfalls von ihmwar; vielmehr nannte er ihn stets seinen Herrn und Cäsar, beziehungsweise Kaiser; wer vom Hofe des Vaters kam und sich dessen Diener nannte - selbst die niedrigsten -, behandelte er mit freundschaftlichem Wohl­ wollen. Außer Geistesgaben und Charakter besaß er eine schöne Gestalt 15 und war hoch gewachsen. Im gleichen Jahr gelangten Herzog Gottfried, Graf Raimund von St. Gilles, Graf Robert von der Normandie und Graf Robert von Flandern8 mit ihren Truppen nach mancherlei Schwierigkeiten nach Jerusalem; es war im vierten Jahr, seitdem so bedeutende Krieger 20 für diese Heerfahrt für Christus, den für sie Gekreuzigten, das Kreuz freiwillig genommen hatten. Das übrige Volk war ringsum über die verschiedenen Landstriche verstreut, abgesehen von denen, die mit Boemund in Antiochia saßen oder mit Balduin nach Rohas abgezogen oder in Laodicea und Tyros zurückgeblieben waren. 25 An dieser Stelle drängt das brennende Herz, über die Ursache dieser Heerfahrt, die nicht von Menschen, sondern von Gott angeordnet war, einiges dem soeben Geschriebenen hinzuzufügen, vor allem wegen der Anschuldigungen seitens einiger Törichter, ja Schamloser, die, stets zufrieden mit dem alten Irrtum, dieses Neue, das einer alternden und 30 beinahe zugrunde gehenden Welt dringend vonnöten ist, mit vermessenem Geschwätz zu tadeln sich herausnehmen; sie, die selbst nach der Weise Epikurs den 9breiten Weg der Begierden dem schmalen Weg9 gött­ lichen Dienstes vorziehen und in ihrer Herzensverblendung, o Schmach!, das Begehren nach der Welt für Klugheit, deren Verachtung für Torheit, 35 das heißt, den Kerker für das Vaterland, 10die Finsternis für Licht, das Schlechte für gut10, den Tod für das Leben halten. Dabei kommt ihnen zustatten und verleiht ihnen eine derartige Kühnheit jene durch und 5 Dieser Passus ist von Ekkehard später getilgt worden, weil er der irrtümli­ chen Meinung war, die Witwe Konrads habe König Balduin I. von Jerusalem geheiratet, wie er in seiner Hierosolymita berichtet. — Vgl. Matth. 13,23. « Vgl. Lev. 18, 7. 7 Exod. 20, 12. 8 Zu den Fürsten oben S. 116 Anm. 81-83. 9~9 Vgl. Matth. 7, 14. 10" 10 Is. 5,20.

132

Ekkehard I

est odiosa, religio despicitur, humilitas conculcatur, astutia prima­ tum prestat, vicium amorem conciliat, crudelitas timorem, superbia imperat honorem. Nos autem in Domino tantum confidentes nec presentibus, sed futuris inhiantes, ac licet spectatores pigri, fautores tamen benivoli, laudemus eosdem nostri temporis viros gloriosos, 5 qui vicerunt regna mundi, qui relictis propter pium ovis centesimç quesitorem11 coniugibus ac liberis12, regnis et divitiis posuerunt animas suas in manibus suis13, 14zelo zelantes pro D omino Deo exer­ cituum14, utraque condigne armati fortitudine regis sui cçlestis ineuntes servitium. 10 Tempore Heinrici IIII. Romani et Alexii Constantinopolitani principis15 iuxta presagium evangelicum16 surrexit undique gens contra gentem et regnum adversus regnum, et terrçmotus magni erant per loca et pestilentiç et fames terroresque 17de cçlo et signa magna17, et quia iam in omnes gentes evangelica tuba18 iusti iudicis19 15 adventum preconabatur, ecce etiam totum circumquaque mundum signa prophetata portendentem universalis çcclesia contemplatur. Iam Hierosolima Sarracenis civibus possessa Babyloniç, qu§ nunc sedes est regni Çgyptiç20, serviebat, iam tenuis in ea Christian§ pro­ fessionis religio cotidiano se tributo redimebat. Bethlehem, domus 20 panis angelorum21, stabulum facta est armentorum, universçque circumcirca çcclesiç per omnia ludibriis numeroso annorum circuitu subiacebant paganorum. Orto interea bello sorte miserabili inter Christianos orientales22, id est Grecos et Armenios, Armenii utpote regnis et numero pauciores

25

affines asciscunt sibi de Persia bellatores inclytç fam ç, Thureos, quorum auxilio sedata iuxta placitum suum seditione dimiserunt eos ad propria nimis allectos terrarum ipsarum copia et fertilitate. Qua de re inito post annos aliquot consilio emerserunt ab aquilonali plaga de terra Gorrizana23, quç plus hominum quam victuum fertilis esse narratur, prescriptorum paganorum copiç multç, qu§ sub

IIII sultanis

11 Vgl. Luc. 15,4 ff. 12 Vgl. Matth. 19, 29. 13 Vgl. Luc 23,46. 3 .Reg. 19,10.14. 16 A lexiosl.K om n en os(1081-1118). 16 Vgl. Matth. 24, 7; Luc. 21, 10; Marc. 18, 8. 17" 17 Apoc. 13, 13. 18 Vgl. Matth. 24, 31 ; Apoc. 8, 2 ff. 19 Vgl. 2. Tim. 4, 8. 20 Im Folgenden bezeichnet Ekkehard Ägypten, bzw. Kairo stets als Babylon. 21 Hebr. Bethlehem = „Brothausen“ .

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durch schlechte, zwar überall, aber besonders in diesem Land sich breit machende Verkehrung der Dinge, bei der die Weisheit von allen scheel angesehen wird, jede Tugend verhaßt ist, Religion verachtet, Demut mit Füßen getreten wird, Torheit Vorrang gewährt, das Laster Liebe ver5 schafft, Grausamkeit über die Furcht, Hochmut über die Ehre herrscht. Wir aber, die wir allein auf Gott vertrauen und nicht dem Gegen­ wärtigen, sondern dem Zukünftigen uns widmen, sind zwar nur armselige Zuschauer, aber wenden ihnen doch unsere Gunst und unser Wohl­ wollen zu und loben diese ruhmreichen Männer unserer Zeit; sie siegten io über die Reiche der W elt; um dessen willen, der besorgt das eine Schaf von hundert suchte u , verließen sie Frauen und Kinder12, Herrschaft und Reichtum ; sie legten ihre Seelen in seine Hände13 und 14voller Eifer für Gott, den Herrn der Heerscharen14, nahmen sie, würdig gerüstet mit doppelter Tapferkeit, den Dienst ihres himmlischen Königs auf sich. 15 Zur Zeit des römischen Kaisers Heinrich IV. und des Kaisers von Konstantinopel Alexius15 erhoben sich nach der Weissagung des Evan­ geliums16 überall Volk gegen Volk und Reich gegen Reich, große Erd­ beben ereigneten sich verschiedenen Orts, auch Seuchen, Hunger, Schrecken 17vom Himmel und große Zeichen17; und da bereits bei allen 20 Völkern die Posaune aus dem Evangelium18 die Ankunft des gerechten Richters19 verkündete, siehe!, da warf auch die allgemeine Kirche einen Blick auf die gesamte Welt im Umkreis, die die prophezeiten Zeichen aufwies. Schon war Jerusalem, bewohnt von sarazenischen Bürgern, Babylon untertan, das nun Sitz des ägyptischen Reiches20 ist; schon 25 kaufte sich die christliche Religion in ihrer Schwachheit durch täglichen Tribut frei. Bethlehem, die Wohnung des Brotes der Engel21, war zu einem Viehstall geworden, und alle Kirchen ringsum waren seit einer Reihe von Jahren völlig den Gelüsten der Heiden unterworfen. Als infolge eines unglücklichen Schicksals zwischen den Christen des 30 Orients, das heißt zwischen Griechen und Armeniern, Krieg ausbrach22, verbündeten sich die Armenier als die Geringeren an Macht und Zahl mit Kriegern von bedeutendem Ruf aus dem benachbarten Persien, nämlich mit den Türken. Als die Unruhen dank deren Hilfe zu ihrer Zufriedenheit beigelegt waren, entließen sie jene in ihre Heimat; Reichtum und Frucht35 barkeit dieser Länder übten jedoch auf diese einen überaus großen Reiz aus. Nach einigen Jahren hielten sie deshalb Rat, und dann brachen von Norden her aus dem Land Gorrizim23, das an Menschen reicher als an Lebensmitteln sein soll, zahlreiche Scharen der erwähnten Heiden hervor; unter vier Sultane - so pflegen sie nämlich ihre Fürsten zu

22 Zu den Kämpfen Byzanz’ mit seinen Nachbarn im 11. Jahrhundert vgl. A History o f the Crusades 1, 177ff. 23 W ohl Khorezm, s. des Aralsees, am Westufer des Oxos.

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divis§ - sic enim satrapas suos nominare solent -, imi tantum Persico imperatori pene divini cultus more subiecti per Armeniam indeque Capadociam totamque Romaniam24 atque Siriam diffusi sunt. Primo quippe Niceam25, catholicç quondam fidei turrim firmissimam, expugnant trucidatis in ea Christianis, quos ceperant, Solomanum26 5 quendam de suis tyrannum cum presidiis locant, universas circumquaque regiones usque ad paludem sive sinum maris, qui brachium sancti Georgii dicitur27, funditus devastantes nulli anim§ christian§, nulli çcclesiç vel monasterio, immo nec ipsis sanctorum imaginibus parcentes. 10 Vidimus enim et adhuc videre miserabile spectaculum est in semidirutis partium illarum oratoriis ipsam Salvatoris nostri eiusque gloriosissime genitricis seu quorumlibet electorum picturas truncatis naribus vel auribus, manibus vel pedibus desolatarum ecclesiarum quodammodo luctum visibiliter pretendere divinique iudicii super se 15 vigilantem virgam plagis quasi semper recentibus ostentare. His te gladiis, o nobilissima Constantinopolis, nec regis tui tutavit mille­ formis astutia28, nec civium populositas innumera, non te frequentia nundinarum vel infinita congeries auri redemit, non te Waringorum, non te Thurcopolorum tuorum vel Pincinatorum29 classiumve multi- 20 tudo defendit; solum tibi stagni predicti intersticium presidio fuit, immo sola te Creatoris operatio munivit. Subiacuit furoribus citis prepotens quondam Antiochia, et ne multis morer, dextras dederunt tota simul Siria atque Palestina. Igitur terra repromissionis30 subacta mater nostre redemptionis ac

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fidei Hierusalem duplici captivitatis iugo gravatur31, solamen tamen erat utique perparvulum, quod opprimentium se Sarracenorum Thur­ eis multo turpior plebs §qua sorte multatur. Posito inibi sultano militibusque numerosis ad instaurandum antemurale, quod hactenus cernitur, aliave quçlibet çdificia destruuntur illa, qu§ extra civitatem erant, monasteria ; Dom ini vero sepulchrum quçstus dum taxat gratia intemeratum relinquitur, templum Domini famosissimum et nulli, 24 Iconium. 25 Noch vor dem Regierungsantritt des Alexius (April 1081) war die Stadt von Nikephoros Botaniates, der gegen Kaiser Michael V II. rebellierte, Suleiman und seinen Truppen überlassen worden. 26 Vgl. vorige Anm.

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nennen - aufgeteilt, dem einen persischen Kaiser in fast göttlichem Kult untertan, breiteten sie sich über Armenien und von dort aus über Kappadozien und ganz Rum24 und Syrien aus. Zunächst eroberten sie Nizäa25, einst ein fester Turm des katholischen Glaubens, und töteten alle Christen, 5 deren sie habhaft wurden; sie legten Truppen unter einem der Ihren, unter demTyrannen Suleiman26, dorthin und verwüsteten ringsumgründ­ lich alle Gebiete bis an den Sumpf oder den Meerbusen, der Arm des hl. Georg heißt27, und verschonten keinen Christen, keine Kirche, kein Kloster, ja nicht einmal die Bilder der Heiligen, io Wir sahen nämlich, und es ist noch heute ein trauriges Schauspiel, wie in den halbzerstörten Kirchen jenes Gebietes die Bilder selbst unseres Erlösers und seiner glorreichen Mutter oder auch die Auserwählter durch Beschädigung an Nasen und Augen, Händen und Füßen die Trauer der verwüsteten Kirchen gewissermaßen sichtbar machen und durch 15 gleichsam immer neue Schläge zeigen, daß die Geißel des göttlichen Gerichts über ihnen wacht. Vor diesen Schwertern, edelstes Konstanti­ nopel, schützte dich weder die tausendfältige List deines Königs28, noch das zahllose Volk deiner Bürger, weder die zahlreichen Märkte, noch die schier unermeßliche Anhäufung von Gold kauften dich los; weder die 20 große Zahl der Waräger noch die der Türken, noch die der Petschenegen29, noch die der Schiffe verteidigten dich; allein das dazwischen hegende genannte Gewässer war dein Schutz, nur das Wirken deines Schöpfers war dir Schutzwall. Diesem Ansturm unterlag das einst mächtige Antiochia, und, um mich 25 nicht länger mit Einzelheiten aufzuhalten, ganz Syrien und zugleich Palästina versprachen Treue. Als also das Land der Verheißung30unterworfen war, wurde Jerusalem, die Mutter unserer Erlösung und unseres Glaubens, durch ein doppeltes Joch der Knechtschaft bedrückt31; demgegenüber war es nur ein sehr 30 geringer Trost, daß das Volk seiner Bedränger, der Sarazenen, das noch schändlicher ist als die Türken, durch das gleiche Schicksal bestraft wurde. Nachdem in der Stadt ein Sultan eingesetzt und zahlreiche Sol­ daten dorthin verlegt waren, wurden die Klöster außerhalb der Stadt niedergerissen, um eine Vormauer, die man noch heute sehen kann, und 35 einige andere Gebäude zu errichten; das Grab des Herrn indessen blieb der Steuer wegen verschont; der berühmte Tempel, der - wie ich meine 27 Dardanellen, Marmarameer und Bosporus. 28 Alexius galt unter den Kreuzfahrern als verschlagener und treuloser Bun­ desgenosse. 29 Im byzantinischen Heer dienten Söldner aus allen Völkern von West­ europa bis Asien. 30 Vgl. Hebr. 11, 9. 31 Jerusalem wurde 637 von den Sarazenen, 1070 von den Türken und 1098 erneut von den Sarazenen genommen.

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ut arbitror, humani operis structure comparandum32 sacrilege paganorum religioni reservatur, tanteque semper apud illos habebatur venerationi, ut numquam illud nisi nudis et lotis pedibus intrarent, nullum vero de Christianis, quos utique maxime immundos iudicabant, per tot annorum curricula tam Sarracenorum quam Thureorum tem- 5 pore vel intra atrium ingredi permitterent. Cum ergo victores idem nunc armis, ut res poscebat, insudarent, nunc lusibus ac deliciis, utpote a glarea ieiuna in terram maxime fructiferam transplantati sibimet indulgerent, in illorum servitio qu§ tormenta, quas cruces quasve per omnia miserias superstites Christi- 10 colç paterentur, vix cuilibet inexperto credibile est; per legationes tamen frequçntissimas et epistolas etiam a nobis visas33 universalem çcclesiam çcclesiç Hierosolimitanç in presidium lugubriter inclamantes adverti facile potest. Predictus etiam Alexius imperator Constanipolitanus super eiusdem barbaris predonibus per maiorem iam regni 15 sui partem diffusis non paucas epistolas Urbano papç direxit34, quibus in defensionem orientalium çcclesiarum se non sufficere deplo­ ravit35 obtestans totum, si fieri posset, occidentem, qui iam ex integro Christiana professione censeretur, sibi in adiutorium advocari, pro­ mittens per se cuncta necessaria preliaturis terra marique ministrari. 20 Inde commotus apostolicus et omnis çcclesia Romana generale concilium in Hispaniç confinio vel, ut quidam dicunt, Parisii con­ gregari fecit36, quo etiam ipse laborioso nimis itinere perveniens innumeris, qui ibidem convenerunt, populis diversorumque regnorum legatis universa, qu§ prescripta sunt, et multo ampliora ore facundis- 25 simo declamavit37. Mox tot milibus in lacrimas resolutis, variarum quoque linguarum planctibus in altum levatis in hoc eis doctor egregius remissionem omnium condonat peccatorum38, si renunciatis omnibus, qu§ possi­ debant, crucem post Christum unanimiter portantes39 periclitantibus 30 32 Nach Hagenmeyer S. 77 Anm. 13 die Omarmoschee (Felsendom). 33 Vgl. Hagenmeyer, Kreuzzugsbriefe ; Ekkehard könnte außer dem gefälsch­ ten Brief des Kaisers Alexius (S. unten Anm. 35) auch noch den Brief des Patri­ archen Dagobert von Jerusalem (Hagenmeyer X X I , S. 176ff.) an die Gläubigen in Deutschland, vielleicht auch den einen oder anderen Papstbrief gekannt haben. Vgl. auch U. Schwerin, Die Aufrufe der Päpste zur Befreiung des Heili­ gen Landes von den Anfängen bis zum Ausgang Innocenz’ VI., Hist. Stud. 301, 1937.

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mit keinem menschlichen Bauwerk vergleichbar ist32, wurde der gottes­ lästerlichen Religion der Heiden Vorbehalten, doch genoß er so große Verehrung, daß sie ihn stets nur mit bloßen und gewaschenen Füßen betraten, den Christen aber erlaubten sie während so vieler Jahre, sowohl 5 zur Zeit der Sarazenen wie der Türken, nicht einmal den Zutritt zumVor­ hof, weil sie diese für ganz besonders unrein hielten. Welche Marter, welches Kreuz, welche Drangsal ganz allgemein die übriggebliebenen Christen in ihrer Knechtschaft erduldeten, während die Sieger bald Krieg führten, wenn es erforderlich war, bald sich dem io Spiel und dem Genuß hingaben, zumal sie von kärglicher Scholle in äußerst fruchtbares Land übergesiedelt waren, das ist fürjemanden, deres nicht selbst erfahren hat, kaum zu glauben; doch kann man das leicht durch die zahlreichen Botschaften und Briefe erfahren, die auch wir gesehen haben33 und die voller Trauer die allgemeine Kirche zum Schutz 15 der Kirche von Jerusalem aufriefen. Auch der erwähnte Kaiser Alexius von Konstantinopel schickte an Papst Urban nicht wenige Briefe343 5wegen der barbarischen Räuber, die bereits den größeren Teil seines Reiches überflutet hatten; darin beklagte er38, nicht genügend Kräfte für die Verteidigung der orientalischen Kirchen zu besitzen; er beschwor ihn, 20 nach Möglichkeit den gesamten Westen, der schon ganz und gar durch das christliche Bekenntnis bestimmt wurde, zu seiner Hilfe aufzurufen, und versprach, seinerseits den Kämpfenden alles Notwendige zu Lande und zu Wasser zur Verfügung zu stellen. Bewegt beriefen derPapst unddieganzeRömischeKircheeinallgemeines 25 Konzil an der Grenze von Spanien oder, wie einige sagen, in Paris ein36; auch er selbst kam auf einem überaus mühsamen Weg dorthin und erläu­ terte mit beredtem Mund dem zahlreichen Volk, das sich dort eingefunden hatte, und den Gesandten der verschiedenen Reiche alles, was soeben berichtet wurde und noch vieles mehr37. 30 Bald brachen Tausende in Tränen aus, und in verschiedenen Sprachen erhoben sich die Klagen zum Himmel ; ihnen allen gewährte der erhabene Lehrer Nachlaß der Sünden38 für den Fall, daß sie unter Aufgabe ihres ganzen Besitzes einmütig das Kreuz nach dem Vorbild Christi trügen39 34 Vgl. A History o f the Crusades 1, 227 ff. 35 Zu dem angeblichen Brief des Alexius E. Joranson, The Spurious Letter o f Emperor Alexius to the Court o f Flanders, Am. Hist. Rev. 55 (1950) 811 ff. 38 Gemeint ist das Konzil von Clermont im November 1095 ; Ekkehard kannte also den Konzilsort nicht. 37 Vgl. dazu Fulcher von Chartres, Gesta Francorum Hierusalem peregrinantium, ed. H. Hagenmeyer (1913) I, 3 S. 131 ff. 38 Die Privilegien für die Kreuzzugsteilnehmer bei Mansi, Concilia 20, 815ff.; 21, 284. 39 Vgl. Matth. 10, 38 u. öfter.

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conchristianis ferrent auxilium. Qua sponsione arrectis animis omnium designata sunt ad presens in Dom ini miliciam circiter CM virorum, ex Aquitania scilicet atque Normannia, Anglia, Scotia et Hibernia, Britannia, Galicia, Wasconia, Gallia, Flandria, Lotharingia cçterisque gentibus christianis, quarum nunc minime occurrunt vocabula.

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Crucis signaculum in vestibus idem vere crucifer exercitus ob mortificationis preferebat com monitorium , credens in hoc iuxta visionem Magno quondam Constantino revelatam ab inimicis crucis Christi se triumphaturum. Mira autem et inestimabili divinitatis dispensatione tot Christi m e m - 10 bra linguis, tribubus et nationibus differentia subito in imum Christi caritate conglutinati coaluerunt corpus, uno omnes Christo rege, sed singulis singulç gentes procuratç ducibus, Gotefrido scilicet Lotharingiensi suisque fratribus Baldewino40 et Eustatio41, Rûperto Flandrensi42, item Rûperto Normannico, Regim undo com ite de sancto Egidio,

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H ugone43 fratre Philippi regis Galliç cçterisque eiusdem industrie, nobilitatis atque fortitudinis bellatoribus. Quibus omnibus venerandç sanctitatis et sapientiç virum Hademarum episcopum 44 prefatus apostolicus prefecit, cui et ligandi solvendique potestatem 45 a beato Petro Rom an§ sedi hereditatam sua vice semper exercendam concessit

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insignitumque cçlestis militiç stigmate exercitum apostolica bene­ dictione consignans condicto ab universis tempore profectionis ipse cum non modica eiusdem expeditionis turma Italiam rediit46. Legatis denique singulis ad propria reversis pervagata cis citraque m ox orbem cunctum h§c fama com m ovit, insuper, quod dictu mirabile

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est, ipsum oceani limitem velocitate consueta supervolans insulanorum etiam classibus maria ipsa in cçlestis regis miliciam redundare fecit. Nam, ut verissime comperimus, tam ignotos effudit oceanus populos, cuius non dicam mores et habitus, sed ne loquelam quisquam huius litoris habitator vel de ipsis marinariis agnosceret; rursum que alios, quibus nihil prêter panem et aquam in usu victus esset; itemque quosdam, quibus argentum pro ferro in omnibus suis utensilibus esset.

40 Balduin von Boulogne, 1098-1100 Graf von Edessa, 1100-1118 König von Jerusalem. 41 Eustach III. von Boulogne war der älteste der drei Brüder.

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und ihren in Not befindlichen Mitchristen Hilfe brächten. Infolge dieses Versprechens erhoben sich die Herzen aller, und etwa 100000 Mann wur­ den auf einmal für das Heer Christi bezeichnet, aus Aquitanien und der Normandie, aus England, Schottland und Irland, aus der Bretagne, 5 Galicien, Gascogne, Gallien, Flandern, Lothringen und den übrigen christlichen Völkern, deren Namen jetzt gar nicht alle einfallen. Als ein Heer, das in Wahrheit das Kreuz trug, hatte es auf seinen Gewändern das Zeichen des Kreuzes als Mahnung des Todes, im Glauben daran, daß es gemäß der Erscheinung, die Konstantin der Große einst io hatte, über die Feinde des Kreuzes Christi triumphieren werde. Durch die wunderbare und unwägbare Anordnung Gottes wuchsen so viele Glieder Christi, verschieden nach Sprache, Stämmen und Völkern, plötzlich in gemeinsamer Liebe glühend, zu dem einen Körper Christi zusammen, alle unter dem einen König Christus, die einzelnen Völker 15 jedoch unter einzelnen Führern, nämlich unter Gottfried von Lothringen und seinen Brüdern Balduin40 und Eustach41, Robert von Flandern42, Robert von der Normandie, Graf Raimund von St. Gilles, H ugo43, dem Bruder König Philipps von Frankreich, und den übrigen ebenso tüchtigen, adligen und tapferen Kriegern. An ihrer aller Spitze stellte der erwähnte 20 Papst den Bischof Ademar44*, einen bewundernswert heiligmäßigen und weisen Mann; ihm gestattete er, die Gewalt zu binden und zu lösen48, die der hl. Petrus dem Römischen Stuhl hinterlassen hat, stets an seiner Statt auszuüben; dem Heer, das mit dem Zeichen der himmlischen Heer­ schar gezeichnet war, gab er den apostolischen Segen und kehrte dann, 25 nachdem alle die Zeit des Abmarsches ausgemacht hatten, mit einer ansehnlichen Abteilung dieser Kreuzfahrer nach Italien zurück46. Sobald die einzelnen Gesandten in ihre Heimat zurückgekehrt waren, verbreitete sich diese Kunde bald überall und bewegte den ganzen Erd­ kreis; darüber hinaus, was geradezu wunderbar klingt, überflog sie in 30 gewohnter Schnelligkeit sogar die Grenze des Ozeans und ließ die Meere selbst für die Heerschar des himmlischen Königs 3ich über und über mit den Flotten der Inselbewohner füllen. Denn wie wir zuverlässig erfuhren, ergoß der Ozean so unbekannte Völker, daß kein Küstenbewoh­ ner und selbst keiner von den Seefahrern deren, ich möchte nicht sagen, 35 Sitten und Bräuche, sondern nicht einmal deren Sprache kannte; andere wiederum, denen nichts außer Brot und Wasser zum Leben diente; ebenso solche, die bei allen Gebrauchsgegenständen Silber statt Eisen verwendeten. 42 Zum Folgenden oben S. 116 und Hagenmeyer, Hierosolymita S. 97 ff. 43 44 48 46

Graf von Vermandois. von Le Puy, Legat des Papstes für den Kreuzzug. Vgl. Matth. 18, 18. August 1096.

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Hinc et undecumque augebatur cotidie circumcirca signatorum numerus et, ut prelibavimus, in huiusmodi expeditionem totus fervet, totus concutitur vel potius transformari videbatur mundus. Francigenis occidentalibus facile persuaderi poterat sua rura relin­ quere, nam Gallias per annos aliquot nunc seditio civilis, nunc fames, 5 nunc mortalitas nimis afflixerat, postremo plaga illa, quç circa Nivalensem sanctç Gerdrudis çcclesiam47 orta est, usque ad vitç desperationem terruerat. Erat autem huiusmodi: Tactus quisquam igne invisibili quacumque corporis parte tam diu sensibili, immo incomparabili tormento etiam inremediabiliter ardebat, quousque vel 10 spiritum cum cruciatu vel cruciatum cum ipsotacto membro amitteret. Testantur hoc hactenus nonnulli manibus vel pedibus hac pena truncati. Reliquarum nationum plebes vel personç aliç prêter apostolicum edictum prophetis quibusdam inter se nuper exortis seu signis cçlestibus ac revelationibus ad terram se repromissionis 15 vocatas, aliç se quibusvis incommoditatibus ad talia vota compulsos4 fatebantur; magna quippe pars eorum cum coniugibus ac prole tota­ que re familiari onusti proficiscebantur. Orientalibus autem Francis, Saxonibus et Thuringis, Baioariis et Alamannis hçc bucina minime insonuit propter illud maxime scisma, 20 quod inter regnum et sacerdotium a tempore Alexandri48 pape usque hodie tam nos Romanis quam Romanos nobis invisos et infestos iam, heu! confirmavit. Inde est, quod omnis pene populus Theutonicus in principio profectionis huius causam ignorantes per terram suam transeuntes tot legiones equitum, tot turmas peditum totque catervas 25 ruricolarum, feminarum ac parvulorum quasi inaudita stulticia delirantes subsannabant, utpote qui pro certis incerta captantes terram nativitatis vane relinquerent, terram repromissionis incertam certo discrimine appeterent, renunciarent facultatibus propriis, inhiarent alienis. Sed quamvis nostra gens cçteris multo sit insolentior, respectu 30 tamen miserationis divinç inclinatur tandem ad verbum eiusdem renunciationis furor Theutonicus, a comeantium scilicet turbis rem ad integrum edoctus. Preterea signum in sole, quod prescriptum est49, visum multaque, qu§ tam in aere quam in terris protenta apparuerunt, ad huiusmodi 35 so A.

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Yon hier und überall her vermehrte sich täglich ringsum die Zahl der Gezeichneten, und, wie wir sagten, die ganze Welt war entflammt für diese Heerfahrt, wurde erschüttert, oder besser, schien umgestaltet zu werden. Die Westfranken ließen sich leicht gewinnen, ihr Land zu verlassen; 5 denn seit Jahren suchten Bürgerkrieg, Hungersnot und Sterblichkeit Frankreich schwer heim, und zuletzt hatte sie die Plage, die bei der Kirche der hl. Gertrud zu Nivelles47 zuerst auftrat, in solchen Schrecken versetzt, daß sie am Leben verzweifelten. Es verhielt sich aber folgender­ maßen: Befallen von einem unsichtbaren Feuer, brannte man an irgendio einem Teil des Körpers so lange unter schwerer, ja unvergleichbarer Qual und unheilbar, bis man entweder das Leben und damit diese Marter oder diese Marter zusammen mit dem befallenen Glied verlor. Es sind noch heute einige bekannt, die durch dieses Leiden an Händen oder Füßen verstümmelt sind. Die Völker der übrigen Nationen und andere 15 Personen erklärten, abgesehen von dem Erlaß des Papstes seien sie durch Propheten, die unter ihnen aufstanden, durch himmlische Zeichen und Erscheinungen zum Land der Verheißung gerufen worden, andere dagegen sagten, sie hätten sich durch irgendwelche ungünstigen Um­ stände zu solchen Gelübden veranlaßt gesehen; denn ein großer Teil 20 von ihnen machte sich mit Frauen und Kindern und seiner ganzen Habe auf den Weg. Den Ostfranken dagegen, den Sachsen, Thüringern, Bayern und Ale­ mannen drang diese Posaune kaum ins Ohr; es lag vor allem an dem Schisma zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt, das seit der 25 Zeit Papst Alexanders48 bis heute uns den Römern und ebenso die R ö­ mer uns verhaßt und zu Feinden gemacht hat. Daher hat fast das gesamte deutsche Volk zu Beginn dieses Zuges in Unkenntnis über dessen Ursache alle die, die durch sein Land zogen, die Reiterscharen, das Fußvolk, die Bauern, Frauen und Kinder als in einem unerhört törichten Wahn befan30 gen verhöhnt, weil sie Ungewisses an Stelle der Gewißheit auf sich nahmen, in leerem Wahn das Land ihrer Geburt verließen, ein ungewisses Land der Verheißung mit eindeutigem Risiko erstrebten, sich von ihrem Eigen­ tum lossagten und fremdem nachjagten. Aber wenn unser Volk auch viel überheblicher ist als die übrigen, so beugte sich dennoch das deutsche 35 Ungestüm, da Gottes Erbarmen verheißen war, dem Wort dieser Bot­ schaft, von den vorüberziehenden Scharen über den Sachverhalt völlig belehrt. Außerdem regten das erwähnte49 Zeichen an der Sonne und vieles Be­ deutsame in der Luft und auf der Erde nicht wenige zur Teilnahme an, die

47 Südlich von Brüssel. Zu der ignis sacer, - divinus, - persicus oder - inferna­ lis genannten Krankheit Hagenmeyer, Hierosolymita S. 105 Anm. 6. 48 Alexander II. (1061-1073). 49 Vgl. den Bericht z. J. 1096.

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exercicia non paucos antea torpidos excitaverunt. E quibus aliqua hic interseri duximus utilissimum, cuncta vero longissimum. Nam et nos cometem in plaga meridiana stantem50 suumque splendorem in obliquum gladii more protendentem tunc circa Nonas Octobris vidimus. Anno vero post h§c III. stellam aliam in oriente locum suum 5 longo interstitio saltibus mutantem VIa. Kalendasa Martii* con­ speximus, nubes quoque sanguineas tam ab occidente quam ab oriente surgentes sibique invicem in c§li centro concurrentes rursumque mediis fere noctibus a septentrione igneos exurgere splendores; plerumque etiam faculas per aerem volitantes vidisse nos testibus 10 plerisque comprobamus. Non multo ante hos annos quidam venerabilis vitç presbiter nomine Suiggerus cuiusdam diei hora fere nona duos equites conspexit con­ currentes in aere diuque concertantes, alterum, qui et crucem non modicam ferebat, qua percutere videbatur, in altero victorem existere. is Eodem tempore 6. presbiter, qui nunc sub monachica professione nobiscum pro primogenitis asini debitum ovinum Christo persolvit61, hora quadam meridiana cum duobus comitibus in silva deambulans gladium mir§ longitudinis venti vertigine, ignotum unde levaretur, in sublime deferri vidit et, quousque visum altitudo celeret, tam 20 fragorem auribus quam metallum oculis discrevit. Referebant aliqui, qui in equorum pastibus vigilabant, civitatis se speciem in aere vidisse, diversas etiam turbas diversis ad eam partibus tam equçstri quam pedestri itinere properantes perspexisse. Nonnulli etiam crucis signaculum sibimet in frontibus vel vestibus 25 sive in quolibet corporis loco divinitus impressum ostendebant62 ipsoque se stigmate ad eandem Domini militiam prescriptos credebant. Item aliis subita mentis mutatione compunctis vel visione nocturna edoctis predia resque familiares distrahere signumque mortificationis63 vestibus assuere placuit, et in his omnibus ultra quam credi potest 30 catervatim currentibus ad çcclesias populis novo ritu gladios cum fustibus et capsellis sacerdotalis benedictio dispertivit. Quid referam temporibus ipsis mulierem quandam duobus annis continuis impregnatam tandemque dirupto utero filium loquentem fudisse; itemque infantulum per omnia bimembrem, alterum vero 35 a) über der Zeile nachgetragen A.

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zunächst unbeeindruckt geblieben waren. Es scheint uns nützlich, einige von diesen Zeichen hier anzuführen; sie alle zu nennen, würde zu weit führen. Auch wir sahen nämlich um den siebten Oktober einen Kometen im Süden stehen60, dessen Glanz sich schräg wie ein Schwert erstreckte; 5 im dritten Jahr danach erblickten wir am 24. Februar im Osten einen anderen Stern, der seinen Standort nach langem Stillstehen in Sprüngen veränderte; ebenso sahen wir von Westen wie von Osten blutigrote Wolken aufsteigen, die sich in der Mitte des Himmels trafen; jeweils um Mitternacht hinwiederum erhob sich im Norden feuriger Glanz; ebenso io bezeugen wir mit zahlreichen Gewährsleuten, mehrfach Fackeln durch die Luft fliegen gesehen zu haben. Wenige Jahre zuvor sah ein Priester Suigger, ein Mann von verehrenswürdigem Lebenswandel, eines Tages um die neunte Stunde, wie zwei Reiter in der Luft zusammenstießen und lange miteinander kämpften 15 und wie schließlich der eine, der ein ziemlich großes Kreuz trug, mit dem er zuzustoßen schien, über den anderen siegte. Ein Priester G., der nun als Mönch mit uns zusammen Christus das an Stelle der Erstgeburt des Esels geschuldete Opfer eines Schafes dar­ bringt61, ging eines Mittags mit zwei Begleitern im Wald spazieren, da20 bei sah er, wie ein erstaunlich langes Schwert durch einen Wirbelwind - man weiß nicht, woher er kam - aufwärts davongetragen wurde, und bis die Höhe es dem Blick entzog, nahm er mit den Ohren das Klirren und mit den Augen das Metall wahr. Einige berichteten, sie hätten, als sie bei den weidenden Pferden wach25 ten, in der Luft eine Stadt gesehen und beobachtet, wie verschiedene Scharen zu Pferd und zu Fuß von verschiedenen Seiten her zu der Stadt zogen. Einige erklärten auch, daß ihnen von Gott das Zeichen des Kreuzes auf die Stirn, auf die Kleider oder sonst eine Stelle des Körpers auf30 geprägt worden sei62, und sie glaubten sich durch dieses Zeichen für das Heer des Herrn verpflichtet. Wieder andere gaben infolge eines plötzlichen Sinneswandels oder eines nächtlichen Gesichtes ihre Güter und ihr ganzes Hauswesen auf und hefteten an ihre Kleider das Zeichen des Todes63; überdies üef das Volk 35 in unglaublichen Scharen zu den Kirchen, und nach einem neuen Brauch verteilte man vom Priester geweihte Schwerter, Stäbe und Kästchen. Soll ich weitererzählen, daß in dieser Zeit eine Frau zwei Jahre lang schwanger war und endlich, als ihr Leib sich öffnete, einen Sohn gebar, der sprechen konnte; daß ein Kind, das alle Glieder doppelt hatte,8 0 80 Vgl. auch Sigebert z. J. 1097. 51 Vgl. Exod. 34, 19. 62 A u f die häufige Erwähnung dieser Stigmatisierung verweist Hagenmeyer, Hierosolymita S. 117 Anm. 31. 89 Vgl. 2. Cor. 4, 10.

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capite bino, agnellos quoque aliquos binis capitibus exortos fuisse, pullos etiam equarum dentes maiores, quos equinos vulgo appellamus quosque nonnisi trimis caballis natura concedit, in ipso partu protulisse ? His et huiusmodi signis tota creatura in Creatoris se militiam cohor- 5 tante nil moratur inimicus ille cçteris etiam dormientibus semper pervigil bono illi semini zizania sua superseminare64, pseudoprophetas suscitare66, dominicis excercitibus falsos fratres66et inhonestas feminei sexus personas sub specie religionis67 intermiscere, sicque per aliorum hypocrisin atque mendacia, per aliorum vero nefarias pollutiones 10 Christi greges adeo turpabantur, ut iuxta boni pastoris vaticinium etiam electi in errorem ducerentur68. Inde fabulosum illud confictumest de Karolo Magno quasi de mortuis in idipsum resuscitato, et alio nescio quo nihilominus redivivo, fribolum quoque illud de ansere quasi dominam suam deducente, 15 multaque id genus. Idem tamen seductores, quemadmodum singuli suis a fructibus sint cogniti69, quomodo veste sub ovina lupi sint denotati60, hi potis­ sime, qui ex illis adhuc supersunt, licet ut perquirantur, scilicet quo portu iuxta promissum suum absque navigio mare transierunt, qui- 20 bus preliis vel locis multos paganos parva manu straverint, quas eorum munitiones ilico ceperint, quave postremo parte murorum Hierusalem castra posuerint et cetera, nihilque habentes quia res­ pondeant, tam de oblationibus fidelium per hypocrisin susceptis, quam de cesis ob rapinam quas seduxerant turbis, propriaque maxime 25 apostasia, necesse est, ut pçnitentiam agere cogantur. Nam, ut prelibatum est61, plebs Folcmarum per Boemiam sequens cum apud Nitram, Pannoniç civitatem, seditione concitata partim captivitate, partim ferro disperisset, paucissimi qui remanserant adhuc testari solent, quod crucis signum super se cçlitus apparens ab 30 imminente eos nece liberasset. Gotescalcus vero, non verus, sed falsus Dei servus, postquam non sine damno orientalis Noricç Ungariam cum suis intravit, ammiranda falsç religionis specie munitionem in arce quadam constituere62 et in 84 Vgl. Matth. 13, 24.25. 58 Vgl. ebd. 24, 24 u. ö. 88 Vgl. Gal. 2 ,4 ; 2. Cor. 11,26. 87 Vgl. 2. Tim. 3 ,5 . 88 Vgl. Matth. 24,24. 89 Vgl. Matth. 7, 16. 80 ebd. 7, 15.

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ein anderes mit zwei Köpfen und auch einige Lämmer mit zwei Köpfen geboren wurden, und daß die Füllen der Stuten so große Zähne, wie wir sie im Volksmund Boßzähne nennen und die die Natur nur dreijährigen Pferden gibt, schon bei der Geburt vorwiesen?

5

Während sich durch diese und ähnliche Zeichen die ganze Schöpfung zur Teilnahme an der Heerschar des Schöpfers anfeuerte, zögerte jener Feind, der stets wacht, auch wenn die übrigen schlafen, keinen Augen­ blick, unter die gute Saat sein Unkraut zu säen54, falsche Propheten zu erwecken55 und unter die Heere des Herrn falsche Brüder56 und ehrlose io Weiber unter dem Vorwand der Frömmigkeit57 zu mischen; so wurden durch die Heuchelei und die Lügen der einen, durch die abscheuliche Befleckung der anderen die Herden Christi derart beschmutzt, daß nach der Weissagung des guten Hirten auch die Auserwählten in Irrtum fielen58. 15

So wurde jene fabelhafte Geschichte über Karl den Großen erdichtet, der zu eben diesem Zweck angeblich von den Toten wieder auferweckt wurde, und über einen anderen, ich weiß nicht wen, der ebenso wieder lebte, oder auch jene abgeschmackte Geschichte von der Gans, die angeb­ lich ihre Herrin geleitete, und noch vieles dieser Art.

Obgleich die einzelnen Verführer an ihren Früchten59 und unter dem Schafskleid als Wölfe zu erkennen sind60, sollte man diejenigen, die von diesen noch übriggeblieben sind, befragen, von welchem Hafen aus sie denn gemäß ihrem Versprechen ohne Schiff das Meer überquerten, in welchen Schlachten und an welchen Orten sie denn mit einer nur 25 kleinen Schar zahlreiche Heiden niederstreckten, welche von deren Befestigungen sie dort einnahmen, an welcher Seite der Mauern von Jerusalem sie schließlich das Lager aufschlugen, und so weiter; da sie keine Antwort darauf haben, müssen sie notwendigerweise Buße tun für die Gaben der Gläubigen, die sie durch Heuchelei erhielten, ebenso 30 wie für die Scharen, die sie verführt hatten und die wegen ihrer Käubereien umgekommen waren, vor allem aber für ihren eigenen Abfall vom Glauben. 20

Als der Haufe, der wie erwähnt61, Folkmar durch Böhmen folgte, bei der ungarischen Stadt Neitra während eines Aufstandes teils durch 35 Gefangennahme, teils durch das Schwert umkam, blieben nur einige wenige übrig, die noch heute zu bezeugen pflegen, daß das am Himmel erscheinende Zeichen des Kreuzes sic vor dem drohenden Untergang bewahrt habe. Gottschalk aber, kein wahrer, sondern ein falscher Knecht des Herrn, 40 drang unter mancherlei Schäden für das östliche Bayern in Ungarn ein und begann dann unter dem Anschein bewundernswerter, aber falscher Frömmigkeit in einer Burg einen festen Stützpunkt einzurichten62 und, 61 Vgl. oben S. 108.

62 Nicht zu lokalisieren.

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ipsis locatis presidiis per reliquum vulgus Pannonias circumcirca vastare cepit. Quo nimirum oppido ab indigenis sine dilatione capto turba multa trucidata atque captivata grex reliquus dispersus63, ipseque mercennarius64, non pastor, turpiter fugatus est. Surrexit etiam diebus ipsis quidam vir militaris, comes tamen par- 5 tium illarum, qu§ circa Renum sunt, Emicho nomine66, dudum tyran­ nica conversatione nimis infamis, tunc vero velut alter Saulus66 revelationibus, ut fatebatur, divinis in huiusmodi religionem advo­ catus, fere XII signatorum sibimet usurpans ducatum; qui nimirum per civitates Reni, Moeni quoque atque Danubii deducti execrabilem 10 Iudeorum quocumque repertam plebem zelo christianitatis etiam in hoc deservientes aut omnino delere aut etiam intra çcclesiç satagebant compellere sinum. Ad confinia quoque Pannoniarum innumeris iam utriusque sexus copiis cum pervenissent67 multiplicati, regnum ipsum, quod scilicet 15 partim paludibus, partim silvis cingitur, per obfirmata présidia vetatur ingredi; fama quippe Colomanni68 regis iam perculerat aures inter paganorum et Ungariorum necem nihil apud Teutonicas differre mentes. Qua de re munitionem Misenburg per VI ebdomadas ex­ pugnantes plura inibi patiuntur incommoda ; inter quç etiam, quis 20 illorum sub nomine regis Pannoniarum potiretur terris, civili stultissimaque quatiuntur discordia. Itaque obpugnatione insudantes ultima, iam muris interruptis, iam fugientibus oppidanis iamque indigenarum exercitu vastante propria flam m is miro Dei omnipotentis nutu victor peregrinorum 25 exercitus terga nihilominus vertit relictisque suppellictilibus nil quisque prêter miseram animam emolumenti reportavit. Sic nimirum, sic nostrç gentis homines 69zelum Dei, sed non secundum scientiam Dei habentes69, quippe qui in militia, quam in liberandis christianis Christus providerat, alios vicissim Christianos persequi ceperant, 30 miseratione divina fraterno sanguine repressi Ungarii quoque liberati sunt; hçcque est causa, qua quidam simpliciores fratres, utpote rem ignorantes, scandalizati totum huius profectionis conatum vanum atque fribolum, ipsi n im is preproperi iudices, interpretati sunt. 63 Vgl. Matth. 26, 31 u. ö. 64 Vgl. loh . 10, 12. 65 Graf von Leiningen.

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nachdem er dort für eine Besatzung gesorgt hatte, mit dem übrigen Volk Ungarn ringsum zu verwüsten. Als aber dieser feste Platz von der Bevölkerung unverzüglich eingenommen wurde, viele den Tod fanden oder in Gefangenschaft gerieten und der Rest der Herde zerstreut war63, 5 da suchte er selbst, ein Mietling64, kein Hirt, sein Heil in schimpflicher Flucht. Auch stand in jenen Tagen ein Haudegen namens Emicho65 auf, ein Graf im Rheinland, seit langem verrufen ob seines gewalttätigen Lebens­ wandels; wie ein zweiter Saul66, durch göttliche Offenbarungen, wie er io sagte, zu solcher Frömmigkeit bewogen, riß er nun die Führung über fast 12000 Kreuztragende an sich; diese wurden durch die Städte an Rhein, Main und Donau geführt, und wo sie das verdammenswerte Volk der Juden antrafen, da bedienten sie sich ihres christlichen Eifers dazu, es entweder völlig zu vernichten oder es in den Schoß der Kirche zu treiben. 15 Als sie dann, durch eine unzählbare Menge Volks beiderlei Ge­ schlechts vervielfacht, an die Grenze von Ungarn kamen67, wurde ihnen der Eintritt in das Reich, das teils von Sümpfen, teils von Wäldern umgeben ist, durch Grenzwachen verweigert; denn König Koloman68 war die Kunde zu Ohren gekommen und hatte ihn gewarnt, 20 daß die Deutschen keinen Unterschied zwischen der Vernichtung der Heiden und der Ungarn machten. Als sie daher die feste Wieselburg sechs Wochen lang bestürmten, erlitten sie dort mancherlei Ungemach; unter anderem stritten sie höchst töricht untereinander darüber, wer von ihnen sich unter dem Namen eines Königs der Ungarn des Landes bemäch25 tigen sollte. Als sie sich um die endgültige Eroberung mühten, die Mauern schon gebrochen waren, die Bürger flohen und das ungarische Heer das Eigen­ tum den Flammen preisgab, da wandte sich nach dem wunderbaren Willen Gottes das siegreiche Heer der Fremden dennoch zur Flucht; 30 das Gepäck wurde zurückgelassen, und außer dem armseligen Leben brachte keiner etwas zurück. Die Menschen unseres Volkes 69besaßen zwar den Eifer für Gott, aber nicht nach der Weisheit Gottes69; denn auf der Heerfahrt, die Christus zur Befreiung der Christen bestimmt hatte, hatten sie begonnen, statt dessen andere Christen zu verfolgen; durch das 35 Erbarmen Gottes wurden sie, als das Bruderblut floß, zurückgedrängt, die Ungarn aber befreit; das ist der Grund dafür, daß einige einfältigere Brüder, die die Sache nicht durchschauten, Ärgernis nahmen, das ganze Kreuzzugsunternehmen voreilig verurteilten und es für eitel und vermes-

66 D. h. wie der Apostel Paulus vor seiner Bekehrung. 67 Bei Wieselburg. 68 Dazu Frutolf, oben S. 108. «»-«» Vgi. Rom . 10, 2.

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70Paleis tamen ex area dominica huiusmodi* ventilabro decussis vidimus grana triticea naturalis soliditatis gravitate perdurantia70, Gotefridum scilicet cçterosque prenominatos vere dom inicç militiç* duces71, cum suis singuli super omnem stellarum dispositionem spe­ ciosis castris ab universis quas pertransibant gentium principibus

5

pacem ac favorem, humilitatis atque karitatis exem plo ut vere Christi discipuli consequentes, donec diversis itinerum difficultatibus Bulgaria permeata Constantinopolitanas attigerant arces72. Legimus Iherosolimç libellum 73 a loco presenti totam huius historic seriem diligentissime prosequentem plurimosque populi D ei per t r ie n - 10 nium labores in captç Hierusalem letissima victoria concludentem. Quapropter nos hinc iam pauca de pluribus assignamus, videlicet quod fictis omnino beneficiis Alexius imperator tantos sibimet heroas amicaverit, postea vero sacramentis extortis74, ne regno suo vim inferrent, constrinxerit, quamvis constet, quod, dum moram ibidem

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primç quçqueb cohortes alias adventantes expectando facerent, dolis eos interfecisset, nisi Gotefridi ducis sollertia super gregem D om ini76 cautius vigilasset. Testantur seditionem ipsam suburbana, que tunc destruxit, pons, quem expugnavit. Quid multa? Per duorum fere mensium spacium novitios in dies suscepit exercitus Bizantium,

20

e quibus tandem absque vulgi, parvulorum ac mulierum incredibili multitudine recensita sunt CCC76 pugnatorum. Porro cohortes P e­ trum secutç iussu Alexii dudum transpositg paganis fuerant iam ludibrio factç. Motis itaque castris Niceam applicuerunt, quam fugato predicto

25

Solom ano77 principe expugnantes captam imperatoris presidiis tra­ dunt78; sic enim sacramenta firmaverant79, ut urbes quasque suo imperio detractas pristine ditioni, si vincerent, redderent ipsique vicissim tam armis quam stipendiis regiis infra m etam eandem se foveri non dubitarent. a-a) _ modi — militiç am Rand A.

7°— 7° v gl. Matth. 3, 12.

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b) über der Zeile A.

71 Vgl. oben S. 131. 72 Weihnachten 1096. 73 Diese Quelle konnte bisher nicht identifiziert werden; die These von Hagenmeyer, es handle sich um die anonymen Gesta Francorum, läßt sich nicht halten. Vgl. Schmale-Ott, Zs. f. bayer LG. 34, 421 Anm. 39. 74 Alexius verlangte von den Kreuzfahrern einen Lehnseid, gegen den sich Gottfried lange wehrte.

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sen erklärten. 70Während die Spreu durch diese Wurfschaufel aus der göttlichen Tenne hinausgeworfen wurde, sehen wir die Weizenkörner infolge ihrer natürlichen Beständigkeit ausdäuern70, nämlich Gottfried und die erwähnten übrigen Führer der Heerschar des Herrn, die jeder ein5 zelne mit seinen Leuten71 —ihre Heerlager waren schöner anzuschauen als die Ordnung der Sterne - von den Fürsten aller Völker, deren Länder sie durchzogen, durch das Beispiel ihrer Demut und Liebe, wie es wahren Jüngern Christi ziemt, Frieden und Wohlwollen erlangten; nachdem sie unter verschiedenen Schwierigkeiten Bulgarien passiert hatten, erreichten io sie schließlich die Türme von Konstantinopel72. In Jerusalem lasen wir einBüchlein73, das von diesemAugenblick an die ganze Geschichte sehr genau verfolgt und die zahlreichen Mühsale des Gottesvolkes während dreier Jahre mit dem freudigen Sieg bei der Ein­ nahme Jerusalems beschließt. Deshalb zeichnen wir aus dem Vielen nur 15 einiges Wenige auf, nämlich daß der Kaiser Alexius sich solche Helden mit scheinbaren Wohltaten zu Freunden machte, sie nachher aber unter erzwungenen Eiden verpflichtete74, nicht mit Gewalt gegen sein Reich vorzugehen; gleichwohl steht es fest, daß er, als die ersten Abteilungen sich in Konstantinopel aufhielten, um die anderen Ankömmlinge zu 20 erwarten, sie alle mit List getötet hätte, wenn nicht Herzog Gottfried mit Sorgfalt und Vorsicht über die Herde des Herrn78 gewacht hätte. Dieses Zerwürfnis bezeugen die Vorstädte, die er damals zerstörte, und die Brücke, die er eroberte. Was weiter? Fast zwei Monate lang nahm das Heer bei Byzanz täglich neue Zuzügler auf, so daß es abgesehen von der 25 zahllosen Menge gemeinen Volks, von Kindern und Frauen, auf 3000007 5 76 Kämpfende geschätzt wurde. Die Scharen Peters, die man auf Befehl des Alexius längst übergesetzt hatte, waren den Heiden ein Spott geworden. Schließlich brachen sie auf und wendeten sich nach Nizäa; sie schlugen den schon erwähnten Fürsten Suleiman77 in die Flucht, dann nahmen sie 30 die Stadt ein und übergaben sie den Truppen des Kaisers78; sie hatten nämlich geschworen79, die Städte, die seiner Gewalt entzogen waren, im Falle der Eroberung der früheren Herrschaft zurückzugeben; die Griechen sollten sie ihrerseits mit Waffen und Lieferungen auf des Königs Kosten in gleichem Maße unterstützen. 75 Vgl. 1. Petr. 5, 2. Von den Mordanschlägen des Kaisers gegen Gottfrieds Leute reden auch die anonymen Gesta (ed. Hagenmeyer III, 5), doch wissen sie nichts von der Zerstörung der Vorstädte. 76 Diese Zahl nennt auch der von Frutolf und Ekkehard herangezogene Brief der Kreuzfahrer. 77 Vgl. oben S. 134 Anm. 25, doch handelt es sich hier um den Sohn des oben genannten Suleiman. 78 Die Stadt fiel mit byzantinischer Hilfe am 19. Juni 1097 und wurde dem byzantinischen Admiral Butunites übergeben. 79 Vgl. oben Z. 14.

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Inde per regnum Constantini80, terram utique opulentissimam, progredientes mare contingunt Rusciç81. Sicque, ut epistola docet a Rûperto comite82 delata83, cum 84tanta alimentorum abundantia militiam suam Christus deduxit, ut aries nummo, bosque siclo veniisset84. 5 „Preterea“, inquit86, „quoties reges vel principes Sarracenorum consurrexerunt in nos, Deo volente facile victi et conculcati sunt. Ob hçc itaque feliciter acta, quia quidam intumuerant, opposuit eis Deus urbem Antiochiam humanis viribus inexpugnabilem86, ubi per VIIII menses eos detentos87 in obsidione eiusdem ita humiliavit, ut io o m n is superbiç illorum tumor desideret. Igitur eis sic humiliatis, ut in toto exercitu vix C equi boni reperirentur, aperuit illis Deus copiam suç benedictionis et misericordiç et induxit eos in civitatem atque Tureos et omnia eorum potestati horum tradidit. Cumque et hçc quasi viribus suis acquisita obtinerent nec Deum, 15 qui hçc contulerat, digne magnificarent, tanta Sarracenorum multi­ tudine obsessi sunt88, ut de civitate nullus ex tanta turba egredi auderet. Preterea fames in civitate ita convaluerat, ut vix ab inhuma­ nis dapibus se aliqui continerent. Longum est enarrare miserias, quç in civitate fuere. 20 89Respiciens autem Dominus populum89, quem tam diu flagella­ verat, benigne consolatur90 ac primo quasi pro satisfactione tribula­ tionis lanceam suam, qua in cruce vulneratus est91, mimus non visum a tempore apostolorum, pignus victoriç illis obtulit, deinde corda illorum adeo animavit, ut etiam, quibus egritudo vel fames ambulandi 25 vires denegaverat, arma sumendi et viriliter contra hostes dimicandi virtutem infunderet. Triumphatis itaque hostibus cum fame et tedio exercitus deficeret Antiochiç, maxime propter discordias principum92, in Syriam profecti 80 Herrscher in Cilicien aus der armenischen Dynastie der Roupeniden. Den W eg über Cilicien nahm zuerst Tankred, ihm folgte Balduin von Boulogne. 81 Vielleicht ein Mißverständnis Ekkehards; eher ist an Marasim (Marasch) zu denken, da diese Stadt die letzte Station vor Antiochia war. 82 Graf Robert von Flandern. 83 Hagenmeyer, Kreuzfahrerbriefe 169ff. 84-84 Vgl. Frutolf, oben S. 112. 85 Der Brief auch bei Frutolf oben S. 112-118. Ekkehards Text weicht gering­ fügig davon ab, aber eher auf Grund von willkürlichen Änderungen als auf Grund einer zusätzlichen Textvorlage.

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Von. dort zogen sie durch das Reich Konstantins80, ein überaus wohl­ habendes Land, und erreichten das Meer bei Ruscia81. Wie aus einem Brief hervorgeht, den der Graf Rupert82 überbrachte83, 84führte Christus seine Heerschar unter solchem Überfluß an Lebensmitteln, daß ein Widder 5 nur einen Groschen, das Rind aber nur einen Sekel kostete84. „Außerdem“, so sagt er85, „so viele Könige und Fürsten der Sarazenen auch gegen uns aufstanden: da es Gott so wollte, wurden sie leicht besiegt und zerschmettert. Weil alles so glücklich verlief, wurden einige überheblich; da stellte Gott ihnen Antiochia entgegen, eine für menschio üche Kräfte uneinnehmbare Stadt86; hier hielt er sie neun Monate lang bei der Belagerung fest87 und demütigte sie derart, daß ihnen Hochmut und Aufgeblasenheit vergingen. Schließlich waren sie so gedemütigt, daß es im ganzen Heer kaum mehr hundert gute Pferde gab; da aber öffnete Gott ihnen die Fülle seines Segens und seines Erbarmens und führte 15 sie in die Stadt und gab die Türken und deren ganze Habe in ihre Gewalt. Da sie es jedoch besaßen, als hätten sie es mit eigenen Kräften erworben, und Gott, der es ihnen gegeben hatte, nicht entsprechend verherrlichten, wurden sie von so zahlreichen Sarazenen belagert88, daß niemand aus der großen Schar mehr die Stadt zu verlassen wagte. Außerdem wuchs der 20 Hunger in der Stadt derart, daß sich einige kaum unmenschlicher Speisen enthielten. Es würde zu weit führen, das Elend in der Stadt zu schildern. 89Der Herr aber schaute auf das Volk89, das er so lange gegeißelt hatte, und tröstete es in seiner Güte90: gleichsamals Wiedergutmachung für die Bedrängnis gab er ihnen zuerst als Unterpfand des Sieges seine Lanze, 25 mit der er amKreuz verwundet worden war91, ein Geschenk, das seit der Zeit der Apostel nicht mehr gesehen worden war; daraufhin erfüllte er ihre Herzen mit solchem Mut, daß die, denen Krankheit und Hunger die Kraft zu gehen genommen hatten, die Stärke erhielten, die Waffen zu er­ greifen und mannhaft gegen die Feinde zu kämpfen. 30 Da Hunger und Überdruß das Heer in Antiochia schwächten, vor allem aber wegen der Zwietracht unter den Fürsten92, zogen sie nach dem Sieg über die Feinde nach Syrien, eroberten die sarazenischen Städte Barra 86 Zu den Befestigungen, zu denen 400 Türme gehörten, vgl. A History o f the Crusades 1, 308. 87 Am 20. Oktober 1097 hatten die Kreuzfahrer das Territorium von Antio­ chia betreten, am 3. Juni 1098 fiel die Stadt. 88 Am 5. Juni erreichte ein sarazenisches Entsatzheer unter Kerbogha die Stadt. 8»-w v g l. Exod. 33, 13. 90 Vgl. Is. 12, 1 u. ö. 91 Zur Auffindung der angeblichen Lanze Runciman, in A History o f the Crusades 1, 320ff. 92 Der Streit ging um den Besitz der Stadt Antiochia, die Boemund für sich beanspruchte.

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Barram et Marram93 urbes Sarracenorum expugnaverunt et castella regionis obtinuerunt. Ubi cum moram disposuissent, tanta fames in exercitu fuit, ut corpora Sarracenorum iam fçtentium a populo christiano comesta sint. Inde cum divino nutu in interiora Hyspaniç94 progrederentur, 5 largissimam atque misericordem et victoriosissimam manum omni­ potentis patris secum habuerunt. Etenim cives et castellani regionis illius, per quam procedebant, ad eos cum multis donariis legatos premittebant, parati servire et oppida sua reddere. Sed quia exercitus non multus erat, et in Hierusalem unanimiter festinabant, acceptis 10 securitatibus tributarios eos fecerunt, quippe cum una de multis civitatibus, quç in maritimis illis sunt, plures homines haberet, quam in exercitu christiano fuissent. Cumque auditum esset Antiochi§ atque Laodiciç et Rohas95, quia 96manus Domini esset cum eis96, plures de exercitu, qui ibi remanserat, consecuti eos sunt apud Tyrum. 15 Sic itaque Deo conviatore et cooperatore usque ad Hierusalem pervenerunt97. Cuius in obsidione cum laborarent, maxime propter aqu§ inopiam, habito concilio episcopi et principes circinandam esse civitatem nudis pedibus predicabant, ut ille, qui pro nobis in humilita­ te eam ingressus est, per humilitatem istorum pro se ad iudicium de 20 suishostibusfaciendumillis eamaperiret. Placatus itaquehachumilitate Dominus octavo post humiliationem illorum die civitatem eis tradidit, eo videlicet die, quo primitiva çcclesia inde abiecta fuit, cum festum de dispersione apostolorum a multis fidelibus celebratur“ 98. Inter hçc minime pretereundum videtur, quod, dum exercitus in 25 obsidione Antiochiç moraretur1, pavore perculsis universis per orientem nationibus, discurrentibus ab omni parte orbis terrarum missis et exploratoribus, aliis pacem, aliis bella machinantibus, etiam Babylonici regis2 legati conventui principum se presentes exhibent inter alia pollicentes, si victis Antiocenis etiam Thureos de Hieroso- 30 lima pepulerint, dominum suum fratrem et amicum cum universis Sarracenis habeant; ut enim presciptum est3, Iudeam cum Hierusalem totaque Palestina iam olim Thurei Sarracenis abstulerant. Hac de 93 Al-Bära wurde im Oktober erobert, Ma’arrat an Nu’män im Dezember. 94 Wahrscheinlich Isphahan, ein Gebiet jenseits des Euphrat, wonach eine Brücke über den Orontes benannt wurde, die die Kreuzfahrer benutzten. Dort lagen die Festungen Apamea und Chalcidica.

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und Marra93 und besetzten die Burgen des Landes. Als sie dort einen Aufenthalt einlegten, entstand eine solche Hungersnot im Heer, daß das Christenvolk Leichen von Sarazenen verzehrte, die bereits in Verwesung übergingen. 5 Von dort rückten sie auf Gottes Geheiß nach Isphahan94, und die frei­ gebige, erbarmende und siegreiche Hand des allmächtigen Vaters war bei ihnen. Die Bürger und Burgleute der Gegend, durch die sie zogen, schickten ihnen nämlich Gesandte mit zahlreichen Geschenken und waren bereit, ihnen zu dienen und ihre Städte zu übergeben. Aber das Heer io war nur klein und strebte einmütig nach Jerusalem; deshalb ließen sie sich Sicherheiten geben und machten sie tributpflichtig; unter den vielen Städten an der Küste hatte schon eine allein mehr Menschen, als das christliche Heer zählte. Sobald man in Antiochia, Laodizäa und Rohas95 hörte, daß 96die Hand des Herrn mit ihnen sei96, kamen ihnen viele aus is dem Heer, das dort zurückgeblieben war, nach Tyrus nach. So gelangten sie nach Jerusalem97, und Gott war ihr Weggenosse und Helfer. Als sie dann bei der Belagerung große Mühsal erlitten, vor allem wegen des Wassermangels, hielt man eine Versammlung ab, und die Bischöfe und Fürsten verkündeten, man müsse die Stadt mit bloßen 20 Füßen umschreiten, auf daß jener, der um unseretwillen in Demut in sie eingezogen sei, durch ihre Demut um seinetwillen ihnen die Stadt öffne zum Gericht über seine Feinde. Durch diese Demut ließ sich der Herr besänftigen und übergab ihnen am achten Tag nach ihrer Demütigung die Stadt, an dem Tag, an dem die Urkirche von dort vertrieben wurde 25 und von vielen Gläubigen das Fest der Zerstreuung der Apostel gefeiert wird“ 98. Dabei muß aber noch berichtet werden, daß damals, als das Heer Antiochia belagerte1, alle Völker des Orients von Schrecken ergriffen waren und aus allen Teilen der Erde Gesandte und Kundschafter herbei30 eilten; die einen, um den Frieden, die anderen, um den Krieg zu betreiben; auch Gesandte des babylonischen Königs2 wurden bei den versammelten Fürsten vorstellig und versprachen unter anderem, ihr Herr würde mit allen Sarazenen ihr Bruder und Freund sein, falls sie nach dem Sieg über Antiochia auch aus Jerusalem die Türken vertrieben; denn, wie schon 35 erwähnt3, hatten einst die Türken Judäa mit Jerusalemundganz Palästina den Sarazenen abgenommen. Deshalb wurden, nachdem man Sicherheit

95 Edessa.

96-96 Vg]_ Luc. 1, 66.

97 Am 7. Juni erblickten die Kreuzfahrer erstmals die Stadt. 98 15. Juli. 1 21. Oktober 1097 - 1. Juni 1098. 2 Babylon = Kairo (vgl. oben S. 132 Anm. 20), K alif war zu dieser Zeit Mustaali. 3 Siehe oben S. 134.

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causa securitate accepta non pauci lectissimorum militum Babyloniam diriguntur4, quorum fortitudine, proceritate, habitu et incessu omnique elegantia attoniti barbari Francos - sic enim universos occidenta­ les populos nominare solent - plus quam homines, id est deos, esse fatebantur affirmantes omnino non esse mirum, quod huiusmodi 5 bellatores totum affectarent sibi subicere mundum. Inito denique consilio rex Babyloniç Hierusalem obsidet ostensisque legatis Francis se fçderatum affirmat, quorum gladiis, si sibi civitatem non traderent, ipsos tradendos minitat. His itaque dolis rex barbarus non suo, sed Francorum timore civitatem receptam5*dimissis cum suis omnibus 10 Thureis omni conatu, machinis atque militibus contra Christianorum adventum premunivit; sicque factum est, ut Hierusalem bis uno caperetur anno, primo a Sarracenis, dein a Francis. 6De hostibus vero ibi repertis quid actum sit, si quis nosse querit, sciat, quia in porticu qu§ dicitur Salomonis et in templo7 eius victo- 15 res equitabant in sanguine Sarracenorum usque ad genua equorum. Deinde cum ordinatum esset, qui civitatem retinere deberent, et alii amore patriç et pietate parentum suorum redire voluissent, nunciatum est eis, quod rex Babyloniorum8 Ascalonam venisset cum innumera­ bili multitudine paganorum ducturus Francos, qui Hierosolimis 20 erant, in captivitatem et expugnaturus Antiochiam, sicut ipse dixerat; aliter autem Dominus de his statuerat. Itaque cum in veritate comperissent hi, qui Hierosolimis erant, exercitum Babyloniorum Ascalone esse, contenderunt obviam illis relictis sarcinis et infirmis suis in Hierusalem cum presidio. Cumque hostium exercitum conspexissent 25 innumerabilem, genibus flexis Deum invocaverunt, ut qui in aliis sibi necessitatibus semper affuerat, in presenti bello confractis viribus paganorum et diaboli regnum Christi et çcclesiç a mari usque ad mare usquequaque dilataret. Nec mora; clamantibus ad se Deus affuit9 atque tantas audaciç vires ministravit, ut, qui eos in hostem currere 30 videret, fontem aqu§ viv§ sitientem cervum10 segnem adiudicaret, miro videlicet modo, cum in exercitu christiano non plus quam V milia equitum et XV peditum fuissent, et in exercitu hostium centum 4 Die Gesandtschaft der Kreuzfahrer wurde nach Kairo entsandt, um mit dem Kalifen ein gemeinsames Vorgehen gegen die Türken in Palästina herbei­ zuführen. Die Namen der Gesandten bei Hagenmeyer, Hierosolymita S. 169 Anm. 12. Nicht der Kalif, sondern ein Emir führte das Heer.

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erhalten hatte, zahlreiche auserwählte Ritter nach Babylon gesandt4; ihre Tapferkeit, hochragende Gestalt, Haltung, Auftreten und überhaupt ihre Vornehmheit setzten die Barbaren in Staunen, so daß sie meinten, die Franken —so nämlich pflegen sie die Völker des Westens insgesamt zu 5 bezeichnen - seien eher Götter als Menschen, und versicherten, es sei kein Wunder, daß derartige Krieger sich die ganze Welt zu unterwerfen trachteten. Der König von Babylon hielt also Rat und belagerte sodann Jerusalem, und indem er die Unterhändler zeigte, suchte er den Bewohnern zu beweisen, daß er mit den Franken im Bunde sei, und er drohte, sie io deren Schwertern auszuliefern, falls sie ihm die Stadt nicht übergäben. Mit solchen Ränken, nicht weil man ihn, sondern weil man die Franken fürchtete, nahm der Barbarenkönig die Stadt ein5*und sicherte sie nach dem Abzug aller Türken auf jede Weise durch Vorrichtungen und Trup­ pen gegen den Anmarsch der Christen; so geschah es, daß Jerusalem in is einem Jahr zweimal erobert wurde, zuerst von den Sarazenen, darauf von den Franken. 6Wenn jemand wissen möchte, was mit den Feinden in der Stadt geschah, so höre er, daß die Sieger in der Vorhalle des Salomon und in dessen Tempel7 bis zu den Knien der Pferde im Blut der Sarazenen ritten. 20 Als entschieden war, wer die Stadt halten sollte, und die anderen aus Liebe zur Heimat und aus Anhänglichkeit gegenüber ihren Eltern die Rückkehr antreten wollten, wurde ihnen gemeldet, der König von Baby­ lon8 sei mit einer zahllosen Menge Heiden nach Askalon gekommen, um die Franken in Jerusalem in Gefangenschaft zu führen und Antiochia zu 25 erobern ; so hatte er selbst gesagt, der Herr aber hatte es anders beschlos­ sen. Als daher diejenigen, die in Jerusalem waren, mit Sicherheit erfahren hatten, daß das Heer der Babylonier in Askalon sei, zogen sie diesem entgegen, Gepäck und Kranke jedoch ließen sie mit einer Besatzung in Jerusalem zurück. Als sie des zahllosen feindlichen Heeres ansichtig 30 wurden, riefen sie kniefällig Gott an, er, der ihnen in anderen Notlagen stets beigestanden hatte, möge in dieser Schlacht die Macht der Feinde und des Teufels brechen und die Herrschaft Christi und der Kirche von Meer zu Meer und überallhin ausbreiten. Was weiter? Gott stand denen bei, die zu ihm riefen9, und gab ihnen solche Kraft und Kühnheit, daß, 35 wer sie gegen die Feinde anrennen sah, einen Hirsch, der nach dem Quell lebendigen Wassers dürstet10, für phlegmatisch gehalten hätte ; es war wie ein Wunder, denn das christliche Heer zählte nicht mehr als 5000 Ritter und 15000 Mann zu Fuß, das feindliche aber wohl bei 100000 Rittern und 5 Im August 1098. 6-6 Frutolf, oben S. 116-118 Z. 3. 7 A u f dem Platz des salomonischen Tempels war die Al Aqsa-Moschee errich­ tet worden. 8 Siehe oben Anm. 4. 9 Vgl. Luc. 18, 7.

10 Vgl. Ps. 41, 1 ; Num. 20, 6; 1er. 2, 13.

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milia equitum et CCCC11 peditum esse potuissent. 12Tunc mirabilis in servis suis Deus apparuit12, cum antequam confligerent, pro solo impetu eorum hanc multitudinem in fugam convertit et omnia eorum arma diripuit ita, ut, si deinceps istis repugnare vellent, non haberent arma, in quibus sperarent13. De spoliis vero non est quçrendum, 5 quantum captum sit, ubi thesauri regis Babyloniç occupati sunt. Ceciderunt ibi plus quam centum milia Maurorum gladio ; timor autem illis tantus erat, ut in porta civitatis ad duo milia suffocati sint; de his vero, qui in mari interierunt, non est numerus, spineta etiam ex ipsis multos obtinuerunt. Pugnabat certe orbis terrarum pro Christianis, et 10 nisi spolia castrorum de ipsis multos detinuissent, pauci de tanta multi­ tudine hostium essent, qui de bello renunciare potuissent. Pridie autem quam bellum fieret, multa milia camelorum et boum et ovium cepit exercitus. Cumque iussu principum populus h§c dimississet pugnam progrediens, mirabile dictu, multas et multiplices turmas fecerunt 15 cameli, similiter autem et boves et oves. Hçc autem animalia ita comitabantur exercitum, ut cum stantibus starent, cum procedenti­ bus procederent, cum currentibus currerent. Nubes etiam ab çstu solis Christianos defendebant et refrigerabant. Celebrata itaque victoria reversus est exercitus Hierusalem, et 20 relicto ibi duce Gotefrido Reginmunt comes sancti Egidii et Rûtpertus comes Normannig et Ruotpertus comes Flandrig Laodiciam14 reversi sunt; ibi classem Pisanorum et Boimundum invenerunt. Cumque archiepiscopus Pisanus15 Boimundum et alios cum eo discordantes concordare fecisset, Reginmundus pro Deo et pro fratribus regredi 25 disposuit16, magna vero multitudo, ut supra dictum est, ad patriam remeare contendit; cçteri, qui remanserunt, terram Deo disponente hactenus in pace obtinuerunt6. Dux quoque magnanimus et cui vix quisquam in religione compara­ bilis inveniatur, parva licet manu fultus17 magna quçque cepit in 30 Domino attemptare, reliquias gentilium quacumque remanentes 11 Die Zahlenangabe ist nicht wörtlich, sondern nur als Ausdruck der Über­ legenheit des ägyptischen Heeres zu verstehen. 12-12 Vgl. Ps. 67, 36. 13 Das ägyptische Heer wurde am 12. August bei Askalon vernichtend geschlagen. 14 Boemund war in Antiochia zurückgeblieben und versuchte zu der Zeit, als die Kreuzfahrer nach Hause zurückkehren wollten, die Hafenstadt Latakia, das

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400000 Mann Fußvolk11. 12Wunder bar erwies sich Gott damals an seinen Dienern12, da er, noch ehe es zum Kampf kam, durch deren bloßen Ansturm so viele in die Flucht schlug und ihnen sämtliche Waffen nahm, so daß sie, falls sie jenen danach noch Widerstand leisten wollten, keine Wehr mehr 5 besaßen, auf die sie hätten vertrauen können13. Nach der Menge der Beute braucht man erst gar nicht zu fragen, da dort die Schätze des Königs von Babylon erobert wurden. Mehr als 100000 Mauren fielen dort durch das Schwert; solche Furcht hatte sie ergriffen, daß bei 2000 im Hafen der Stadt den Tod fanden; zahllos auch diejenigen, die im Meer io umkamen, ebenso hielt Dornengestrüpp viele fest. Wahrhaftig, der ganze Erdkreis focht für die Christen! Und wenn die Beute im Lager nicht zahlreiche Christen aufgehalten hätte, wären nur wenige aus der großen Zahl der Feinde übriggeblieben, die von dem Kampf hätten berichten können. Am Tage vor der Schlacht jedoch hatte das Heer viele tausend 15 Kamele, Rinder und Schafe erbeutet. Als das Volk zum Kampf auszog und sie auf Befehl der Fürsten laufen ließ, da bildeten - es klingt wie ein Wunder - die Kamele und ebenso die Rinder und Schafe zahlreiche und vielfältige Scharen, und die Tiere begleiteten das Heer, blieben stehen, wenn es stehenblieb, gingen vor, wenn es vorging, und liefen, wenn es 20 lief. Ebenso schützten Wolken die Christen vor der Sonnenhitze und ver­ schafften Kühlung. Das Heer feierte den Sieg und kehrte dann nach Jerusalem zurück; hier blieb Herzog Gottfried, während Graf Raimund von St. Gilles, Graf Robert von der Normandie und Graf Robert von Flandern wieder nach 25 Laodicäa14 zogen ; hier fanden sie die Flotten der Pisaner und Boemund. Als der Erzbischof von Pisa15 Boemund und die anderen, die mit ihm strit­ ten, versöhnt hatte, entschloß sich Raimund, um Gottes und seiner Brü­ der willen zurückzukehren16; dagegen machte sich nun die große Masse, wie oben gesagt, auf den Heimweg; die Zurückbleibenden aber besaßen 30 nach Gottes Willen das Land in Frieden und besitzen es bis heute6. Der hochherzige Herzog dagegen, und man kann kaum jemanden finden, der ihm an Frömmigkeit gleichkommt., begann, wenn auch nur auf eine kleine Truppenmacht gestützt17, Großes im Herrn zu unternehmen: Er verfolgte überall die Reste der Heiden, legte Besatzungen an ge35 eignete Plätze, das seit langem zerstörte Joppe und den dortigen längst

alte Laodicea, das dem byzantinischen Kaiser gehörte, in seine Gewalt zu brin­ gen. Davon konnten ihn die nachstehend genannten Kreuzfahrer abbringen. 15 Dagobert (Daimbert). 16 Eindeutiger als bei Frutolf und hier bei Ekkehard spricht der Brief der Kreuzfahrer von der Absicht Raimunds, nach Jerusalem zurückzukehren. 17 Mit Tankreds Truppen zusammen verfügte Gottfried über etwa 300 Ritter und 2000 Mann zu Fuß.

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persequi, présidia locis oportunis instituere, Ioppen diu destructam portumque ibi iam diu desolatum renovare, çcclesias dirutas, quantum potuit, reparare, cenobitas alibi congregare, donaria multa tam monasteriis quam hospitali, quod nunquamdefecerat in Hierusalem18, devotissime conferre. Pacem firmissimam cum Ascalonitis atque 5 Damascenis gratia commertiorum habuit, nostrç gentis milites pre cunctis3 bellatoribus honoravit, feritatemque illorum suavissima urbanitate gallicis caballariis commendans invidiam, qu§ inter utros­ que naturaliter quodammodo versatur, per innatam sibi utriusque linguç peritiam mitigavit. 10 Hoc anno 19Chûnradus Traiectensis episcopus a suis occisus est. Herimannus Coloniensis episcopus obiit19, cui Fridericus successit. 19Rapoto palatinus comes et Oudalricus comes, patruelis eius, quem multum divitem dicebant, defuncti sunt19. Dum enim imperator cum principibus colloquium Ratisponç haberet20, mortalitas subito exorta 15 prenominatos duos magnates, de inferioribus vero quam plures absumpsit, per civitates quoque atque regiones non modicam vulgi stragem fecit: Fames etiam improvisa multis locis invaluit. 19Urbanus papa obiit19. Hic super çcclesiarum hactenus heu! ma­ nente commotione concilia multa congregavit, multa etiam decreta 20 promulgavit; inter qu§ etiam convocatis ad Placentinam civitatem CC fere patribus21 Heinricum imperatorem tam a se quam a predecessoribus suis communione privatum declaravit, maxime regina A., ipsius cesaris uxore, astante multaque nefanda in illum ad aures totius synodi testificante. Sed antequam ex hac vita migraret22, 25 spiritu instructus divino Rainerum cardinalem de sancto Clemente, sanctç conversationis et boni testimonii abbatem, nobilem Romanum, designavit23 in regimen apostolicum eligendum; quem etiam reve­ lationibus aliis insuper denotatum universa Romana çcclesia pastorem sibi consecrat24, licet invitum, Paschalem appellans eum. 30 Anno Domini MC. Sub Gotefrido duce Hierosolimitanam çcclesiam defensante conventus ingens factus est in Hierusalem25 ab omnibus a) Danach fehlt ein Bl. A, ergänzt aus Rec. IV. 18 Das seit Karl d. Gr. bestehende Pilgerhospital, das Keimzelle der Johanni­ ter wurde. 19-19 Vgl. Frutolf, oben S. 118. 20 Ostern (10. April) 1099. 21 Das Konzil begann in der ersten Märzwoche des Jahres 1095.

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verlassenen Hafen erneuerte er, stellte Kirchen und Geistlichkeit, soweit es in seinen Kräften stand, wieder her, bildete Mönchsgemeinschaften und übertrug den Klöstern und dem Hospital, das schon immer in Jerusalem bestanden hatte18, ehrerbietig zahlreiche Schenkungen. Mit 5 denen von Askalon und Damaskus hielt er des Handels wegen dauerhaften Frieden, die Ritter unseres Volkes zeichnete er vor allen anderen aus; indem er auf feine Art deren Kühnheit den französischen Rittern empfahl, besänftigte er, da er von Kindheit an beide Sprachen beherrschte, die Eifersucht, die zwischen beiden gewissermaßen von Natur aus besteht, io In diesem Jahr 19wurde Bischof Konrad von Utrecht von seinen eigenen Leuten ermordet. Bischof Hermann von Köln starb19; auf ihn folgte Friedrich. 19Pfalzgraf Rapoto und sein Oheim väterlicherseits, Graf Udalrich, den man den Vielreichen nannte, starben19. Als der Kaiser in Regensburg is eine Zusammenkunft mit den Fürsten hatte20, raffte nämlich ein plötz­ liches Sterben die beiden genannten Großen und zahlreiche Geringere hin, ebenso auch eine Menge Volkes in den Städten und auf dem Land. An vielen Orten brach unvorhergesehen Hungersnot aus. 19Papst Urban starb19. Dieser hielt wegen der Unruhe in der Kirche, 20 die - leider! - bis heute andauert, zahlreiche Konzilien ab und verkündete ebenso zahlreiche Dekrete; unter anderem rief er etwa 200 Väter in der Stadt Piacenza zusammen21 und erklärte, daß er ebenso wie seine Vorgän­ ger Kaiser Heinrich von der Gemeinschaft ausschließe; vor allem die Königin Adelheid, die Gemahlin des Kaisers, die ebenfalls anwesend war, 25 brachte vor den Ohren der genannten Synode viel Verabscheuungswürdiges gegen ihn vor. Bevor aber Urban aus diesem Leben schied22, bezeichnete er, von göttlichem Geist erleuchtet, den Kardinal Rainer von S. Clemente, einen Abt von heiligmäßigem Lebenswandel und gutem Leu­ mund, einen vornehmen Römer, als denjenigen, der zur apostolischen 30 Herrschaft erwählt werden sollte23; dieser wurde auch durch andere Offenbarungen benannt, und die ganze Römische Kirche weihte24 ihn sich, obgleich er widerstrebte, unter dem Namen Paschal zum Hirten. Im Jahr des Herrn 1100. Unter Herzog Gottfried, der die Kirche von Jerusalem verteidigte, fand eine große Versammlung in Jerusalem statt26, 22 Am 29. Juli 1099. 23 Von dieser Designation berichtet Ekkehard allein. Da auch Paschal sich nicht darauf beruft, ist die Nachricht zweifelhaft. Paschal war, bevor ihn Gregor V II. zum Kardinalpriester von S. Clemente ernannte, Mönch, nicht Abt gewesen. Er war auch nicht Römer, sondern stammte aus der Romagna (Bieda di Galeata). 24 14. August. 25 Zum Weihnachtsfest 1099 kamen Boemund und Balduin zusammen mit Bischof Daimbert von Pisa nach Jerusalem. Der Patriarch Arnulf wurde abge­ setzt und Daimbert trat an seine Stelle.

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Ekkehard 1

qui sunt in oriente Christicolis, maximeque qui vel Antiochiç vel in Syria, Rohas vel Palestina resederant peregrinis, in tantum, ut in ipsis nativitatis dominicç festis quam plures regionibus adiacentibus consecrarentur episcopi, versis in hystorias visibiles eatenus mysticis prophetiis: „Surge et illuminare Hierusalem!“ 26et: „Lçtare Hierusalem 5 et diem festum agite omnes, qui diligitis eam!“ 27 etc. Incalescente post h§c çstate corrumpitur per Palestinam aer cadaverum fgtore. Sunt etiam, qui dicant fontes a barbaris infectos veneno vel cisternas occisorum sanie; unde exorta pestilentia multos ex nostris, utpote sub aere peregrino militantes, occidit; inter quos ipsum totius çcclesiç 10 catholicç lacrimis plangendum Gotefridum populo Dei, quem paterna sollicitudine curabat, materna pietate fovebat, nimis immature subtraxit. Uno tantum anno populo Dei prefuit, languore superatus producto X V . Kalendas Augusti 28plenam fide28 bonisque operibus presentem in Christo vitam finivit. Exceptis sive tacitis cunctis qui- 15 bus pollebat virtutibus tanta se mansuetudine coniunxerat tam indi­ genis quam comperegrinis, ut vix adverteretur, Francisne plus plan­ geretur quam Syris vel Grecis. Ante montem Calvariç, in vestibulo Golgothanç çcclesiç extat eius mausoleum lapide Pario constructum. Hoc tempore Baldewinus29 comes in Rohas, qu§ est civitas inclita, 20 immo regio et pars Armeniç, consederat, principatum iam gentis illius consecutus, defuncto scilicet interim grandevo seniore illo christianissimo, qui se ab Antiochia sibi in propugnatorem assciverat multaque prelia naviter gerentem etiam in filium et heredem adopta­ verat30. A diebus quippe antiquis semper inpugnata nunquam manum 25 dederat urbs illa ampla paganis, eo quod muris ultra humani operis qualitatem firmis, fluvio quoque intra ebulliente, omni etiam situ naturali populique et victuum muniatur fertilitate. Non est operis huius vel temporis litteris tradere, quotiens ibidem parva manu vir predictus grandem multitudinem barbarorum straverit, nonnunquam 30 etiam victus vicerit, amisso exercitu alium ab Antiochiç obsidio conduxerit, postremo falso sibi federati cuiusdam Thurei, Balduc nomine31, dolis semet expedierit, ipsumque comprehensum necaverit; 26 Is. 60, 1. 27 Vgl. Is. 66, 10. 28" 28 Act. 6, 5. 29 Balduin von Boulogne, der Bruder Gottfrieds, hatte 1098 den ersten Kreuz­ fahrerstaat gegründet, die Grafschaft Edessa, und hatte sich dann am Kreuz­ zug nicht mehr beteiligt.

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an der alle Christen teilnahmen, sowohl die im Orient lebenden, wie vor allem auch die Pilger, die sich in Antiochien oder in Syrien, in Rohas und in Palästina niedergelassen hatten; am Fest der Geburt des Herrn wurden dabei zahlreiche Bischöfe für die umliegenden Gebiete geweiht, 5 und in sichtbares Geschehen wurden so die geheimnisvollen Prophezeiun­ gen gewandelt: „Erhebe dich und entzünde dein Licht, Jerusalem!“ 26 und: „Freue dich, Jerusalem, und feiert ein Fest alle, die ihr es liebt!“ 27 und so weiter. Als dann der Sommer kam und die Hitze zunahm, wurde die Luft über Palästina vom Gestank der Kadaver verdorben. Manche behaupten io auch, die Barbaren hätten die Quellen mit Gift und die Brunnen mit dem verdorbenen Blut der Gefallenen infiziert. So entstand eine Seuche, die viele der Unseren, die ja unter fremdem Himmel kämpften, hinraffte; unter anderem entriß sie viel zu früh Gottfried, den die Kirche mit Tränen beklagen muß, dem Volke Gottes, für das er mit väterlichem Eifer sorgte 15 und das er mit mütterlicher Zärtlichkeit liebte. Nur ein Jahr stand er an der Spitze des Volkes Gottes; überwältigt von einer längeren Krank­ heit, beendete er am 18. Juli in Christus sein gegenwärtiges Leben 28voller Glauben28 und guter Werke. Übergeht man einmal mit Schweigen alle seine sonstigen Vorzüge, an denen er wahrlich reich war, so hatte er durch 20 seine Güte sowohl die Bewohner des Landes wie die Mitpilger sich in einem Maße verbunden, daß kaum zu sagen war, ob ihn die Franken mehr beklagten oder die Syrer und Griechen. Am Kalvarienberg, in der Vor­ halle der Kirche von Golgatha, steht sein Grabmal aus parischem Stein. Zu dieser Zeit saß Graf Balduin29 in Rohas, einer berühmten Stadt, die 25 zugleich ein Gebiet und Teil von Armenien ist, und hatte die Herrschaft über jenes Volk erlangt, nachdem nämlich der hochbetagte allerchrist­ lichste Herr verstorben war, der ihn von Antiochia als Verteidiger zu sich gerufen und den in vielen Kriegen erfahrenen Helden sogar als Sohn und Erben adoptiert hatte30. Von altersher stets bestürmt, hatte diese 30 große Stadt sich doch niemals den Heiden ergeben; denn sie wurde durch Mauern fester als Menschenwerk, durch einen Fluß, der durch die Stadt tost, durch ihre gesamte natürliche Lage und durch ihren Reich­ tum an Bevölkerung und Lebensmitteln geschützt. Es liegt nicht im Rah­ men dieses Werkes und der zur Verfügung stehenden Zeit aufzuzeichnen, 35 wie oft der erwähnte Mann dort mit einer Handvoll Kriegern eine große Menge Barbaren niederstreckte; manchmal siegte er selbst noch als Besiegter, als er ein Heer verloren hatte, führte er ein anderes von den Belagerungstruppen vor Antiochia heran; den Ränken eines Türken namens Balduk31, der sich mit ihm in trügerischer Absicht verbündet 30 Der Armenier Toros von Edessa hatte Balduin adoptiert und war von die­ sem bei einem Volksaufstand, bei dem Toros umkam, im Stich gelassen worden. 31 Balduk war Emir von Samosata und Balduin von Anfang an feindlich gesinnt. Daß Balduin ihn besiegte und tötete, berichtet sonst nur noch Albert von Aachen.

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Ekkehard I

qu§ omnia scribere volentem prius tempus deseret quam materia. Audito tamen obitu fratris Gotefridi Baldewino iuniori32, cognato suo, civitatem et populum committit, ipseque cum CCC fere viris Hierosolimam tendit, insidiantium sibi paganorum milia delusit, con­ greditur, vicit, onustusque spoliis cum triumpho Hierusalem intra- 5 vit33. Rogatus et collaudatus ab omnibus, ut princeps esset eorum, peticioni consensit; nec multo post inclinans caput suum super dominici sepulchri tumbam ipsius se servituti perpetualiter subiugavit. Post hçc, quo maior paganis Christianorum timor incuteretur, die pente­ costes per legatum apostolicç sedis34 accepta regali benedictione 10 coronatur. Deinde Assur35 et Cesaream civitates maritimas debellavit, cesisque qui inibi erant Sarracenis, regnum suum regis Babyloniç dampno dilatavit. Wigbertus Ravennensis archiepiscopus, qui super HiltibrandumGregorium positus Clemens papa dictus est, obiit36, vir utique satis is ingenio, facundia, nobilitate personçque reverentia clarus, nec Roma tunc nec Ravenna bene usus, et qui super imum papam viventem, quamvis coactus37, ut aiunt, ascendit, ipse tres sibimet alternatim succedentes supervixit38, extorris utraque sede, Rom§ et Ravennç, malens, ut ab ipsius ore didicimus, apostolici nomen nunquam 20 suscepisse. Anno Domini MCI. Cûnradus rex adolescens YIIII. postquam a patris palatio discesserat anno, Mathildis39, magnç illius et nobilissimç et, ut quidam dicunt, religiose femine sicut sanguine ita et contubernio coniunctus et in rebus per Italiam disponendis tam 25 illius quam domni apostolici ceterarumque Deuma timentium perso­ narum consilio semper usus, immaturo preventus occasu plena fide et bona confessione a regno transitorio ad eternum creditur regnum migrasse40. Sunt etiam qui veneno eum dicant interisse41. Testari a> Hier setzt A wieder ein. 32 Balduin von Brügge, sein Neffe. 33 Im November des Jahres. 34 Balduin wurde am 25. Dezember 1100 von dem Patriarchen Daimbert von Jerusalem in Bethlehem gekrönt, nicht von dem päpstlichen Legaten Mauritius von Porto. Ekkehard hat später im Hierosolymita das falsche Datum weg­ gelassen.

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hatte, entzog er sich mit List, ließ ihn ergreifen und töten; wer das alles beschreiben wollte, dem würde es eher an Zeit als an Stoff mangeln. Als er die Kunde vom Tod seines Bruders Gottfried vernahm, vertraute er Stadt und Volk seinem Verwandten Balduin dem Jüngeren32 an und zog 5 mit etwa 300 Mann nach Jerusalem; Tausende von Heiden, die ihm auf­ lauerten, täuschte, bekämpfte und besiegte er, und beladen mit Beute zog er unter Triumph in Jerusalem ein33. Als man ihn bat und alle zustimm­ ten, daß er ihr Fürst sein möge, gab er sein Einverständnis ; wenig später beugte er sein Haupt über dem Grab des Herrn und unterwarf sich ihm io zu ewiger Knechtschaft. Damit den Heiden noch größere Furcht vor den Christen eingeflößt würde, wurde er an Pfingsten durch den Legaten des Apostolischen Stuhles34 zum König geweiht und gekrönt. Sodann führte er gegen die Küstenstädte Assur38 und Cäsarea Krieg; er tötete die sara­ zenischen Einwohner und erweiterte sein Reich zum Schaden des Königs 15 von Babylon. Erzbischof Wibert von Ravenna, der gegen Hildebrand-Gregor ein­ gesetzt worden war und als Papst Clemens genannt wurde, verstarb3 36; 5 er war ein durch Klugheit, Beredtheit, Vornehmheit und ehrfurcht­ heischende Persönlichkeit glänzender Mann, der indessen weder in Rom 20 noch Ravenna sein Amt gut versah; er stieg, wenn auch gezwungen37 - wie man sagt - , gegen einen lebenden Papst auf und überlebte drei Päpste38, die aufeinanderfolgten, während er von beiden Sitzen, Rom und Ravenna, ausgeschlossen war und lieber, wie wir ihn selbst sagen hörten, niemals den apostolischen Titel angenommen hätte. Im Jahr des Herrn 1101. Der junge König Konrad hatte während seiner Regierung in Reichsitalien stets von dem Rat der Mathilde39 - sie war eine große und hochedle Frau, die, wie einige sagen, nach der Regel lebte und ihm durch Blutsverwandtschaft und nahen Umgang verbunden war - sowie des Papstes und der übrigen Gottesfürchtigen Gebrauch 30 gemacht; nun aber ging er im neunten Jahr der Trennung von seinem Vater unerwartet, gläubig und nach guter Beichte aus dem vorüber­ gehenden Reich in das ewige Reich ein, wie man wohl glauben darf40. Manche behaupten auch, er sei durch Gift umgekommen41. Anwesende 25

35 Arsuf, südl. von Caesarea. 36 Am 8. September in Civita Castellana. 37 Vgl. Chronicon monasterii Casinensis 3, 50 (MG. SS. 7, 741). 38 Gregor V II., Viktor III. und Urban II. 38 Markgräfin von Toskana. 40 Konrad starb am 27. Juli in Florenz, nachdem er im Frühjahr 1093 von seinem Vater abgefallen war. Vgl. Frutolf oben S. 106. 41 Zu diesem Gerücht vgl. Meyer v. Kn., Jbb. 5, S. 147 Anm. 66.

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Ekkehard I

solent qui aderant in brachio corporis exanimi crucis signaculum subito exortum se vidisse ipsasque eius exequias quibusdam miraculis honorificatas fuisse42. Visus est a nostro quodam familiari ab occidente in orientem volans ignis ad instar non m odicç civitatis.

5

Vermiculorum quoque, quos papiliones a similitudine tabernacu­ lorum vocant, exercitus incredibilis multitudinis per I I I continuos dies quasi a Saxoniç finibus in Baioariam volabat. M ox profectio populosa, et qu§ pene priori posset numero dum ­ taxat

çquari,

subsequitur,

qu§

post

auditas

ultra

spem

res

10

Hierosolim ç prospere gestas a residuis totius occidentis gentibus, maxim e ab his, quorum prius votis tim or vel diffidentia, inopia vel inbecillitas

obstiterant,

denuo

parabatur.

Primum

ab

episcopis

Mediolanensi, Papiensi cçterisque Longobardorum populis ad L milia signatis, deinde a diversarum provinciarum Theutonicis, postremo ab Aquitanicis,

15

quibus Willihelmus Pictaviensis43 preerat,

prêter vulgus ad X X X loricatis. Longobardorum plebes permissu Heinrici ducis Carinthia44 permeata dum post Ungros tergo relictos in Burgariç45 civitatibus hiemarent, tandemque -

Constantinopolim

numero

rarescere ceperunt

pervenientes46 in

alteram

ripam

20

illud enim beneficium maledictus Alexius peregrinis accelerare

solet - transpositç sunt, immo paganorum sagittis expositç. Thurei enim explorata Longobardorum inertia stipularum eos terebant more, in tantum ut exercitus Theutonicus, qui eadem via subsecutus circa Iunii Kalendas ad eandem m etropolim pervenit, quid de precedentibus

25

se gestum sit, nullo m odo, utpote nullo superstite de Rom ania redeunte 47 posset investigare. A b ingressu quippe vel prima civitate Bul­ garie usque ad sedem Alexii semper nobis eius pacifici nuncii occurre­ bant, qui tamen aliquando nos precedentes vel comitantes favillarum evanescentium

more

disparebant.

Militum

etiam

suorum,

quos

Pincinatos vocitant, exercitus nunc nobis a tergo damnum intulit, nunc a latere vim inferre, nunc a fronte directa acie manum conferre, nunc per noctes castra irrumpere disposuit, semper tamen nobis per X X dies vicinus et infestus fuit, donec statione fruentes prenominata

« Vgl. ebd. S. 148. 43 Ais Wilhelm IX . seit 1086 Herzog von Aquitanien.

30

Kreuzzug 1101

165

bezeugen immer wieder, sie hätten beobachtet, wie auf dem Arm des entseelten Körpers sofort das Zeichen des Kreuzes erschienen und sein Begräbnis durch einige Wunder verherrlicht worden sei42. Von jemandem, der zu unserem Haus gehört, wurde ein Feuer in Gestalt 5 einer ziemlich großen Stadt beobachtet, das von West nach Ost flog. Ein unglaublich großes Heer von kleinen Insekten, die wegen ihrer Ähnlichkeit mit Zelten Falter genannt werden, flog drei Tage lang aus dem sächsischen Gebiet nach Bayern ein. Kurz darauf folgte ein volkreicher Heereszug, der sich an Zahl fast io den früheren vergleichen könnte; er wurde nun, da man vernommen hatte, daß die Dinge in Jerusalem über Erwarten gut verlaufen seien, von den Völkern des Westens vorbereitet, die zunächst zurückgeblieben waren, vor allem von denen, deren Teilnahme zunächst Furcht und Miß­ trauen, Mangel und Schwäche im Wege gestanden hatten: Zuerst von den 15 Bischöfen von Mailand, Pavia und den übrigen Lombarden, etwa 50000 mit dem Kreuz Bezeichnete, danach von Deutschen der verschiedenen Länder, schließlich auch von Aquitaniern unter Wilhelm von Poitiers43, außer dem Volk etwa 30000 Gepanzerte. Die Lombarden durchzogen mit Erlaubnis des Herzogs Heinrich Kärnten44; nachdem sie Ungarn 20 hinter sich gelassen hatten, verblieben sie den Winter über in den Städten Bulgariens45, und dort begann ihre Zahl dahinzuschwinden; als sie endlich nach Konstantinopel gelangten46, wurden sie sogleich - diese Wohltat pflegte der vermaledeite Alexius den Fremden nämlich möglichst schnell zu erweisen - auf das andere Ufer übergesetzt und den 25 Pfeilen der Heiden ausgesetzt. Sobald die Türken nämlich die Untauglich­ keit der Lombarden erkannt hatten, droschen sie diese wie Stroh, so daß das deutsche Heer, das denselben Weg nahm und Anfang Juni bei der Hauptstadt anlangte, nicht mehr erfahren konnte, was mit seinen Vor­ gängern geschehen war ; denn kein Überlebender kehrte mehr aus Rum zu30 rück47. Vom Eintritt in Bulgarien oder von der ersten Stadt in Bulgarien an bis zum Sitz des Alexius kamen uns ständig dessen Friedensboten entgegen, die uns eine Weile voranzogen oder uns begleiteten, dann aber verschwanden, wie Asche verweht. Seine Truppen, die sie Petschenegen nennen, bedrängten uns bald im Rücken, bald versuchten sie, von der 35 Flanke auf uns einzudringen, bald im Frontalangriff mit uns handgemein zu werden, bald bei Nacht das Lager zu überfallen; stets aber waren sie uns zwanzig Tage lang nah und beunruhigten uns, bis wir uns während 44 1090-1122 Herzog von Kärnten. 45 Das lombardische Heer war also schon im Herbst des Jahres 1100 aufgebrochen. 46 Im Frühjahr 1101. 47 Zur Differenzierung dieser Ansicht Hagenmeyer, Hierosolymita S. 229 ff. Anm. 13.

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Ekkehard 1

cum turma W elfonis48 ducis exercituque Willihelmi diversis quo­ que cotidie confluentibus copiis per dies X V ad C congregabamur. E quibus omnibus singularum turmarum principes Alexius m ore suo sub appellatione filiorum suscepit eisdemque post manus acceptas sacramentaque firmata sicuti prioribus exercitibus munera dispertivit,

5

pauperibus vero extra civitatem elemosinam largiri mercatumque pa­ rari precepit. Nam obsistente suspicione paucissimis personis et ipsis precio furtimque cuiusquam urbis vel castri sive munitionis per totum imperium eius permittebatur ingressus. Qua etiam causa dum Willihelmus cum exercitu per mediam Adrianopolim , qua regia

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strata ducit, transire prohiberetur, Aquitani m ox genitali tumes­ centes fastu simbola conclamant, suburbana succendunt, civitatem invadunt, cuius oppugnationi dum acriter insistunt, Pincinatorum exercitum, qui semper, ut premissum est, iter ipsum iussu cçsaris observat, a tergo suscipiunt; quibus congressi multos sternunt, multos

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amittunt, tandem via dudum contem pta vadunt. Igitur totus ille tantusque populus per Rom aniam iter dirigere disponebat, necessaria sibi quisque per deserta coem ebat; ultra brachium illud maris, quod sancti Georgii dicitur, tam compulsi quam voluntarii transvehimur, sed cotidiani principum conventus, cotidiana etiam ipsorum cum

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imperatore colloquia quem finem sint habitura, penduli nimis operi­ mur. Sed ecce subito murmur exoritur invisum imperatorem Thur­ eorum potius quam Christianorum parti favere exploratisque, qu§ circa nos erant, frequentibus illos contra nos nunciis animare. „H ic est“ , inquiunt, „perfidus ille Alexius, qui dom ino suo Michaheli49 25 per quorundam Alamannorum conducticiorum

auxilium depulso

imperium eius usurpavit ipsosque sui sceleris cooperatores exilio damnatos necari fecit; nuneque se tanti facere dicit Francos cum Thureis preliantes, quanti canes se invicem mordentes“ . Cum autem navigia quisquam conducere temptaret, audivit cçsarem insidias

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peregrinis etiam in mari posuisse multasque dudum eodem facinore naves eum submersisse50. Quapropter omnes eum maledicebant et anathematizabant, omnes illum linguç non imperatorem, sed tradi­ torem appellabant. Incredibile memoratu est et ad recordandum expertis horribile, quanta in nostro, hoc est Germanico, collegio, 48 W elf IV ., Herzog von Bayern. Ekkehard war also mit einer kleineren Abteilung, nicht mit dem Hauptheer Welfs nach Konstantinopel gezogen.

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des Aufenthaltes bei dem genannten Ort mit der Schar Herzogs W elf48 und dem Heer Wilhelms und weiteren Gruppen, die täglich dazu stießen, vereinigten und innerhalb von fünfzehn Tagen auf 100000 Mann anwuch­ sen. Von den vielen Angehörigen der einzelnen Gruppen empfing Alexius 5 die Fürsten, die er nach seiner Gewohnheit als Söhne bezeichnete; nach dem Empfang von Handschlag und Eidesleistung, wie das auch bei den früheren Heeren der Fall gewesen war, ließ er Geschenke verteilen, für die Armen aber ließ er außerhalb der Stadt Almosen verteilen und einen Markt einrichten. Denn aus Argwohn wurde im ganzen Reich nur sehr io wenigen Personen, und auch diesen nur gegen Geld und verstohlen, der Eintritt in eine Stadt, eine Burg oder eine Befestigung gestattet. Deshalb wurden auch Wilhelm und sein Heer daran gehindert, durch Adrianopel zu ziehen, durch das die Heerstraße hindurchführt; die Aquitanier aber in der ihnen eigenen hochfahrenden Art empörten sich, erhoben den iS Schlachtruf, setzten die Vorstädte in Flammen und griffen die Stadt an; während sie diese heftig bestürmten, wehrten sie zugleich das Heer der Petschenegen im Rücken ab, das - wie gesagt - auf Befehl des Kaisers stets den Zug beobachtete ; mit ihnen handgemein geworden, erschlugen sie viele, verloren auch selbst zahlreiche Leute und zogen endlich auf dem 20 nun schon verhaßten Weg weiter. Das ganze zahlreiche Volk beschloß, den Weg durch Rum zu nehmen, und jeder kaufte, was er für den Marsch durch die Wüste benötigte; halb gezwungen, halb freiwillig setzten wir über den Meeresarm, der Arm des hl. Georg genannt wird, während wir mit Hangen und Bangen warteten, welches Ergebnis die täglichen Zusam25 menkünfte der Fürsten und deren tägliche Verhandlungen mit dem Kaiser haben würden. Doch plötzlich erhob sich das Gerücht, der verhaßte Kaiser neige eher den Türken als den Christen zu und ermutigte sie, nach Auskundschaftung unserer Lage, durch häufige Boten gegen uns. „Das ist“ , so war zu hören, „dieser treulose Alexius, der mit Hilfe einiger 30 deutscher Söldner seinen Herrn Michael vertrieb49 und dessen Reich an sich riß, dann aber die Helfer seines Verbrechens mit dem Exil bestrafte und sie töten ließ ; und nun sagt er, er lasse die Franken so mit den Türken kämpfen, wie sich Hunde gegenseitig zerreißen.“ Als aber jemand eine Flotte zusammenzustellen versuchte, vernahm er, der Kaiser habe den 35 Pilgern auch auf dem Meer Hinterhalte gelegt und durch diese Übeltat schon zahlreiche Schiffe versenkt50. Deshalb verdammten und verfluch­ ten ihn alle und nannten ihn in sämtlichen Sprachen nicht mehr Kaiser, sondern Verräter. Es klingt unglaublich und denen, die es selbst erlebt haben, ist es noch in der Erinnerung schrecklich, wie groß in unserer 40 deutschen Gruppe, der kleinsten von allen, die Verwirrung war, als man 49 Nicht Michael, sondern dessen Nachfolger Nikephoros III. Botaniates (1078-1081) war von Alexius gestürzt worden. 50 Auch dieser Verdacht war unbegründet.

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quod omnibus erat rarius, tunc fuerit titubatio, dum videres patrem a filio, fratrem a germano, socium ab amico multo amarius quam mors separat cum vita separari, altero terrç, altero se committente mari, rursumque quosdam post appensum naulum, post unam vel II in navi transactas noctes resumpta suppellectili ad litus cum ingenti 5 damno prosilire, redemptis precio ampliori, quos nuper distraxerant, equis ad necem fugiendo mortem properare. Nos quoque eadem animi mutatione diu multumque vexati tandem inter eos, qui se salo credere presumpserant, divina miserias nostras gubernante clementia Ioppe portum post VI ebdomadas attigimus61, benedictus per omnia 10 Iesus Christus! Porro exercitus universalis ab imperatore CCC Thurcopolis, qui legiones apto itinere deducerent, acceptis contra Nicom ediam vertitur, indeque Rom aniam declinans ad aquilonalem plagam contra terram Chorizanam, qu§ Thureorum est patria, convertitur. L oca quippe is Rom aniç, qu§ circa stratam publicam erant, periurus Alexius deva­ sta verat, dum nostris in Antiochia dudum obsessis52 auxilium ferre non auderet, ut iuraverat, suspectus scilicet extunc tam Francis quam Thureis. Insuper milicia h§c nomen sibi facere in gentibus quemadmodum anterior proposuit, sed ut rei probavit eventus, divinç

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id predestinationi non com placuit. Nam ante paucos dies idem pagani in Longobardorum , ut premissum est, vix tepido sanguine hebetatos antea gladios duraverant indeque animati tam infinity multitudini bellatorum resistere presumebant. N on m ulto plus quam I I I I erant milia Thureorum, qui tamen ipsi electi et equis velocissimis, armis

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telisque ac sagittandi peritia nimis instructi fortunam suam seu virtutem ignoti exercitus experiri potius explorando quam aperte congrediendo veniebant. Unde inprimis latrocinantium more vulgus extremum diripere, post h§c capere vel cedere, deinde per com peta precurrentes incendio vel quocum que molimine pabula prevastare,

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aliquando etiam per iunceta vel carecta gradientem exercitum tota die flammis vel fum o vexare, nonnumquam fontes vel cisternas ob ­ durare, a locis tutioribus telis infestare, per noctes nunc hac nunc illa castrorum parte irrumpentes cunctis inquietudinem inferre. Inter h§c tamen omnia numquam acie directa, numquam fronte aperta m ore preliantium congrediebantur, sed resistentibus cedebant, insequçntes fugiebant, revertentes denuo subsequuntur. Si miserias illas omnibus

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sah, wie der Vater vom Sohn, der Bruder vom Bruder, der Freund vom Freund im Leben bitterer getrennt wurden, als der Tod sie scheidet, wie der eine sich dem Land, der andere dem Meer anvertraute, wie andere dagegen Schiffsgeld bezahlten und eine oder zwei Nächte auf dem Schiff 5 verbrachten, ihr Gepäck dann aber wieder an sich nahmen, unter sehr großem Verlust wieder ans Ufer sprangen und nun zu einem höheren Preis die Pferde, die sie neulich losgeschlagen hatten, zurückkauften, um dem Tod zu entfliehen und dem gewaltsamen Untergang entgegen­ zueilen. Auch wir selbst wurden durch die gleiche Unentschlossenheit io lange und schwer gequält, aber da die göttliche Güte unser armseliges Geschick lenkte, erreichten wir endlich zusammen mit denen, die sich dem Meer anzuvertrauen gewagt hatten, nach sechs Wochen51 den Hafen von Joppe; gepriesen in allem sei Jesus Christus! Sodann wandte sich das Hauptheer - der Kaiser hatte 300 Turkopolen 15 zur Verfügung gestellt, die die Truppen einen geeigneten Weg führen sollten - nach Nikomedien; von dort nahm es Richtung auf Rum und zog sodann nördlich gegen das Land Gorrizim, die Heimat der Türken. Die Städte in Rum, die an der Heerstraße lagen, hatte der meineidige Alexius verwüsten lassen; dagegen hatte er es nicht gewagt, den Unsrigen Hilfe 20 zu schicken, wie er geschworen hatte, als sie Antiochia belagerten62; seit­ dem beargwöhnten ihn Franken wie Türken gleichermaßen. Dieses Heer wollte sich einen Namen unter den Völkern machen gleich dem früheren, aber wie der Ausgang bestätigt, gefiel das der göttlichen Vorsehung nicht. Denn wenige Tage zuvor hatten die Heiden, wie erwähnt, ihre vorher 25 stumpfen Schwerter in dem eben noch warmen Blut der Lombarden gehärtet; dadurch ermutigt wagten sie es, diesen zahllosen Kriegern Widerstand zu leisten. Kaum mehr als 4000 Türken, aber ausgesuchte Leute auf sehr schnellen Pferden und außerordentlich geschickt im Um­ gang mit Waffen, Geschossen und im Bogenschießen, rückten heran, 30 um ihr Glück, beziehungsweise die Tüchtigkeit eines unbekannten Heeres, mehr durch Auskundschaften als im offenen Kampf, zu erproben. Des­ halb plünderten sie zuerst nach Räuberart das Volk am Schluß des Hee­ res, nahmen es dann gefangen oder töteten es; sodann ritten sie über Seitenwege voraus und vernichteten durch Brand oder auf andere Weise 35 das Futter, zuweilen auch quälten sie das Heer, wenn es durch Binsen oder Ried dahinzog, den ganzen Tag durch Feuer oder Rauch; zuweilen machten sie Quellen oder Brunnen versiegen, von gesicherten Stellen aus belästigten sie das Heer mit Geschossen, bei Nacht brachen sie bald in diesen, bald in jenen Teil des Lagers ein und beunruhigten alle. Bei 40 alledem kämpften sie niemals in direkter Schlacht, niemals offen nach Art der Krieger; sie wichen vielmehr zurück, sobald sie Widerstand fanden, flohen vor Verfolgern und folgten erneut, wenn diese umkehrten. 51 Wahrscheinlich Mitte August. 52 Diese Bemerkung bezieht sich auf den ersten Kreuzzug.

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miseriis miserabiliores stilo prosequi plene temptamus, possibilitatem simul et modum excedimus; ubi turpiter tot nobiles, per inopiam tot divites, sine ferro tot fortes occubuisse referimus, dum domino servus presens, locupleti pecunia sufficiens minime quivit subvenire, nec forti licuit pugnare. Loca quippe eadem erant arta53, invia atque 5 inhabitabilia, hostibus cognita, nostris ignota, qua tantum Dei populum Alexii traditoris incarcerabant machinamenta. Quid moror? Sic per dies pene X X quasi signum ad sagittas expositi, sic cotidie tamquam oves occisionis estimati, tandem in extrema iam sorte positi nemorum se saltibus noctu tradunt, morosam, sed certam 10 sibi mortem accelerare satagunt, quamvis paucissimis fuga quicquam emolumenti contulerit, prêter quod omnium ultima fata tardantia consummavit. Nam de tam innumero populo Dei, heu! heu! non credimus mille viros remansisse, quos postea vix ossibus herentes Rodo, Papho54 cçterisque portubus, raros autem etiam 15 Ioppe vidimus; e quibus Bemhardus55 comes et Heinricus comes Ratisponensis56 Hierosolimç obierunt, dux vero Waiulfus revertendo moriens Papho est humatus57. Inter longissimam cruciatuum suorum hystoriam, quam hic texere nec ipsa compendiosi huius operis pro­ prietas permittit, de nostratibus archiepiscopum Salzburgensem T.58 20 captum, marchisiam N.59 trucidatam, II Brunones canonicos60, no­ biles viros, inedia sitique defecisse referebant; de Latinis vero prin­ cipibus Willihelmum61, Regimundum62, Stephanum63 cçterorumque aliquam partem superesse dicebant. Dum h§c ita geruntur, nec his qui in Iudea sunt Christianis 25 parcitur, sed tam ab Ascalonitis atque Damascenis cotidiana latrocinia quam a Babyloniis bella parantur. Post Mai quippe Kalendas non longe a Rama64 castra metatus est Babylonicus exercitus, contra quem aciem direxit rex Balduvinus suos hortatus, ut sicut ante paucos dies per Dei gratiam parva manu multam de 30 Arabia predam tulerant, ita nunc hostium multitudini non cedant. „Illorum“, inquit, „damno vivamus aut periculo moriamur! Ecce 53 Nach Hagenmeyer, Hierosolymita S. 246 Anm. 36 handelt es sich um das Bulgar dagh, südöstl. Eregli. 54 Hafen an der Westküste Cypems. 55 Nicht zu identifizieren. 58 Sohn des Burggrafen Heinrich II.

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Wenn wir diese Mühsal, die schlimmer war als jede andere Mühsal, vollständig zu beschreiben versuchten, würden wir Möghchkeit und Maß überschreiten, falls wir nämlich berichteten, wie viele Adlige schimpf­ lich, wie viele Reiche durch Mangel, wie viele Tapfere ohne Schwert 5 umkamen, während dem Herrn nicht einmal ein anwesender Diener, dem Reichen nicht einmal eine ausreichende Geldsumme helfen konnte und es dem Tapferen nicht vergönnt war zu kämpfen. Die Stätten, wo die Ränke des Verräters Alexius das zahlreiche Volk Gottes einkerkerte, waren eng63, unwegsam und unbewohnbar, den Feinden bekannt, den io Unseren unbekannt. Was weiter? Fast zwanzig Tage lang den Pfeilen wie eine Zielscheibe ausgesetzt, waren sie täglich wie Opferlämmer; endlich, als sie sich schon in aussichtsloser Lage befanden, vertrauten sie sich bei Nacht den Gebirgswäldern an und suchten den langsamen, doch sicheren Tod zu beschleunigen, wenn schon die Flucht den wenigsten 15 einen anderen Nutzen brachte, als daß sie das noch zögernde letzte Schicksal aller vollendete. Wir glauben nämlich nicht, daß von dem zahl­ losen Volk Gottes mehr als 1000 Männer übrigblieben, die wir später bis auf die Knochen abgemagert in Rhodos, Paphos64 und den anderen Häfen, einige wenige auch in Joppe, gesehen haben; von ihnen starben 20 Graf Bernhard65 und Graf Heinrich von Regensburg66 in Jerusalem, Her­ zog W elf dagegen verschied auf der Rückreise und wurde in Paphos bei­ gesetzt67. Aus der langen Geschichte ihrer Martern, die hier darzulegen die Eigenart dieses zusammenfassenden Werkes nicht gestattet, berichteten sie, daß aus der Zahl unserer Leute Erzbischof Thiemo5 58 von Salzburg 7 25 gefangen, die Markgräfin N 59. erschlagen worden, zwei Kanoniker namens Bruno60, vornehme Männer, infolge Hungers und Durst verstorben seien; von den lateinischen Fürsten aber - so sagten sie - hätten Wilhelm61, Raimund62 und Stephan63 und von den übrigen ein Teil überlebt. Während dies geschah, blieben auch die Christen in Judäa nicht ver30 schont; die Bewohner von Askalon und Damaskus waren täglich auf Räubereien und die Babylonier auf Krieg aus. Nach dem ersten Mai schlug das babylonische Heer unweit von Rama64 sein Lager auf; König Balduin stellte ihm seine Truppen entgegen und ermahnte die Seinen: Wie sie wenige Tage zuvor durch Gottes Gnade mit einer kleinen Schar 35 zahlreiche Beute aus Arabien geholt hätten, so sollten sie auch nun der Menge der Feinde nicht weichen. „Zu ihrem Verderben“ , so sagte er, 57 Er starb am 8. oder 9. November, nachdem er noch Jerusalem besucht hatte ; seine Gebeine wurden nach Kloster Weingarten überführt. 58 Uber ihn und seinen Tod vgl. Meyer v. Kn. 5, 143. 59 Wahrscheinlich die Markgräfin Ida von der Ostmark, die zu Herzog Welfs Begleitung gehörte. 60 Nicht zu identifizieren. 61 S. oben S. 164 Anm. 43. 42 Graf von Toulouse. 43 Graf von Blois. 44 Ramla, zwischen Jerusalem und Joppe.

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bellum, o boni milites, quod olim optavimus, pro quo patriam, parentes pacemque contempsimus. Porro pro Christi hereditate contra invasores Sanctç Terrç predonesque alienigenas pugnare honestum est, vincere tales nequaquam incertum, mori gloriosum. Illis patria ministrat fugam, nobis exilium victoriam. Comprobemus 5 iam, quod ipsi exprobrant, Francos mortem non timere, immo Christi peregrinos aut in Christo vincere aut pro Christo mori velle!“ Talia multa postquam peroravit arrectis suorum animis miro Dei omni­ potentis nutu ingens Sarracenorum populus uni tantum vel paulo plus legioni65 nostratum cessit adeo, uti ne congredi quidem 10 presumerent, sed post transactos aliquot in eadem statione dies turpiter et inacte redirent. Rursum circa Kalendas Septembris, quo scilicet tempore Christianorum, quos ante memoravimus66, adventan­ tium fama Babyloniç regna terruerat, inito consilio preoccupare nostram, hoc est universorum, qui tunc in Iudea vel in cunctis finibus 15 illis reperirentur, interneciem disponebant missisque epistolis Damas­ co, Tripoli, Gibel cçterisque barbaris civitatibus adversus nomen christianitatis se invicem qualicumque pacto confortabant. Egressus itaque XL milia exercitus67 de Babylone primum ad optinendam Ioppen tendens non longe ab Ascalone sumptis nimirum inde sociis 20 consedit. Balduvinus vero rem non ignorans suos undique, hoc est ab Hierusalem, Nicopoli68, monte Thabor, Ebron, Cesarea et Assur, in Ioppen, ubi tunc non parva manebat peregrinorum turba, convo­ cavit. Vidimus hisdem diebus tantam mortalitatem, quam etiam vix 25 evasimus, in populo grassari, ut ad CCC cadavera singulis diebus Hierosolimç exportata numerarentur; Ioppe vero ingens campus intra paucos dies tumulis occuparetur. Denique cuiusdam diei69 hora III. precedente regem ligno dominicç crucis, quod anno priori terra diutissime absconditum Syri quidam G. duci demonstra- 30 verant70, extra civitatem Ioppen totius populi conventus est factus, iussuque regis Arnoldus71 quidam honorabilis et bene literatus 65 Die Zahl ist sicher nicht genau zu nehmen, sondern drückt nur die geringe Stärke des christlichen Heeres aus. *® Das Pilgerheer, zu dem auch Ekkehard gehörte. 67 Auch diese Zahl ist nicht wörtlich zu nehmen; Fulcher gibt 32000 Mann an. 68 D. h. Emmaus.

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„wollen wir leben, zu ihrem Untergang wollen wir sterben! Dies ist der Krieg, meine tapferen Krieger, den wir einst wünschten, für den wir Heimat, Eltern und Frieden aufgaben. Es ist eine Ehre, für das Erbe Christi gegen die Eindringlinge des Heiligen Landes und die fremden 5 Räuber zu kämpfen; solche Leute zu besiegen ist keineswegs ungewiß, zu sterben ist ruhmreich. Ihnen legt das Vaterland die Flucht nahe, uns die Ferne der Heimat den Sieg. Wir wollen beweisen, was sie selbst behaupten, daß die Franken den Tod nicht fürchten, daß sie vielmehr als Pilger Christi entweder in Christus siegen oder für Christus sterben io wollen.“ Nachdem er noch vieles dieser Art gesagt hatte, wich vor dem beherzten Mut seiner Leute nach dem wunderbaren Willen des allmäch­ tigen Gottes das unzählbare Volk der Sarazenen vor wenig mehr denn einer Legion65 der Unseren zurück; ja sie wagten nicht einmal mehr zu kämpfen, sondern blieben nur noch wenige Tage in dem Lager und zogen 15 sich dann schimpflich und ohne Erfolg zurück. Um den ersten September, als das Gerücht von der Ankunft der Christen, die wir vorhin erwähn­ ten66, die Reiche Babyloniens erneut in Schrecken versetzte, berieten und beschlossen sie unseren Untergang, das heißt aller derjenigen, die sich damals in Judäa und all jenen Gebieten befanden; sie sandten also Briefe 20 nach Damaskus, Tripolis, Gibelet und in die anderen Barbarenstädte und bestärkten sich gegenseitig durch ein Bündnis gegen die Christen. Infolge­ dessen rückte ein Heer von 40000 Mann67 von Babylon ab, um zunächst Joppe zu besetzen; es nahm von überallher Bundesgenossen auf und lagerte dann in der Nähe von Askalon. Balduin aber durchschaute das 25 Vorhaben und rief seine Leute von Jerusalem, Nikopolis68, vom Berg Tabor, von Ebron, Cäsarea und Assur in Joppe zusammen, wo sich damals eine ansehnliche Schar von Pilgern aufhielt. In diesen Tagen erlebten wir, wie ein solches Sterben - auch wir ent­ gingen ihm kaum - unter dem Volk wütete, daß bei 300 Leichen Tag 30 für Tag aus Jerusalem hinausgetragen wurden; in Joppe aber war in wenigen Tagen ein riesiges Feld von Gräbern bedeckt. Schließlich wurde eines Tages69 um die dritte Stunde außerhalb der Stadt Joppe eine Ver­ sammlung abgehalten, bei der dem König das Kreuzesholz des Herrn voranzog, das lange in der Erde verborgen war, bis es einige Syrer im 35 vorigen Jahr dem Herzog Gottfried zeigten70; auf Befehl des Königs nahm ein gewisser Arnold71, ein ehrenwerter und gebildeter Kleriker, inmitten

69 Am 6. September, am 7. fand die Schlacht statt. 70 Ein Teil des Kreuzes, das der Legende nach von der Kaiserin Helena aufgefuiiden worden war. 71 Identisch mit dem meist Arnulf genannten ersten lateinischen Patriarchen von Jerusalem, der Dagobert weichen mußte, von 1112-11 18 aber erneut Patriarch war; in der Zwischenzeit war er Archidiakon des Hl. Grabes.

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clericus sic in medio concilii est exorsus: 72„Beata gens, cuius est dominus Deus eius, populus quem elegit72. Vos, o fratres karissimi, gens estis illa beata, illa gens sancta, vos estis populus ille Christi hereditatis73, 74populus acquisitionis74, qui 75relictis omnibus75, patria, parentibus et rebus crucemcotidianam post Christum tulistis76, 5 vos corpora vestra pro Christo ad supplicia tradidistis. Vos pugnasse videmini, sed Christus vestro voluntarie sibi sacrificato sanguine vestrorumque fratrum et commilitonum preciosa morte locum sancti­ ficationis suç dignatus est mundare, 77civitatem requiei77 su§ Hierusalem voluit post tam annosa spurcissimç gentis vincula per 10 vestram devotam servitutem expedire. ,H§c‘, inquit Deus, ,requies mea in seculum seculi; hic habitabo, quoniam elegi earn'78. Contra quam divina sponsione nobis inditam spem, ecce paganorum literç Dei nutu ante diem hesternam comprehensis legatis ablatç, vati­ cinata perhibentes dçmonia, nos illorum preliis hoc anno delendos, 15 Hierusalemfunditus destruendam, et quod etiamomnibus nefandis hor­ ribilius est dictu, ipsam dominici et gloriosi sepulchri petram crustatim confringendam sicque camelis ad mare delatam in remotissimo et quod nunquam a Christianis rescisci possit pelago submergendam esse. Unde quid facto opus sit, o Christicolç, videte ; quem finem h§c 20 tanta presumptio tandem sit habitura, perpendite!“ Plura disputare volentem mox clamor interstrepens compescit, et quasi ex uno ore vox unanimis singulorum insonuit: „Res“, inquiunt, „in articulo posita est; breve et quoddammodo succinctum est consilium nostrum pro Christo Christique legibus et sanctis nostris aut dimicandum 25 fortiter aut moriendum turpiter aut gloriose mori et vivere çternaliter instat aut turpissime cedere et brevi turpique vita perpetuam mortem comparare restat. Sed nec temporaliter nec çternaliter vivere liceat, quem contra tam profanam, tam blasphemam paganorum audaciam pugnare non libeat!“ Protinus ante crucem reparationis nostrç 30 confessione peccatorum unanimi humiliatione facta ac post dictam indulgentiam ab apostolico legato79, qui tunc forte aderat, bene­ dictione accepta Domini inclamantes adiutorium castro sunt alacres redditi; indeque summo mane ad YII peditum milleque equites80 72" 72 Ps. 32, 12. M—n 1 petr. 2,9.

72 Vgl. Rom . 8, 17. 7®-7S Luc. 5,11.

78 Vgl. Luc. 9, 23.

77 Vgl. Ps. 131,14.

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der Versammlung folgendermaßen das Wort: „ 72Selig das Volk, dessen Herr sein Gott ist, selig das Volk, das er erwählte72. Ihr, liebe Brüder, seid jenes selige Volk, jenes heilige Volk ; Ihr seid jenes Volk des Erbes Christi73, 74das Volk, das besitzen wird74; Ihr, 75die Ihr alles verlassen habt75, 5 Heimat, Eltern und Habe, die Ihr Tag für Tag Christus das Kreuz nach­ tragt76 und für Christus Euer Leben dem Untergang weihtet. Ihr wart es, die zu kämpfen schienen, aber Christus ließ sich herab, durch Euer Blut, das Ihr ihm aus freiem Willen opfertet, und durch den kostbaren Tod Eurer Brüder und Mitstreiter den Ort der Heiligung zu reinigen; Jeruio salem, 77die Stadt seiner Ruhe77, wollte er durch Euren ergebenen Dienst nach so vielen Jahren, die es in den Fesseln eines schändlichen Volkes lag, befreien. ,Dies‘ , so spricht Gott, ,ist der Ort meiner Ruhe in Ewig­ keit; hier will ich wohnen, denn ihn habe ich mir erwählt78/ Gegenüber dieser Hoffnung, die uns durch göttliches Versprechen zugesichert wurde, 15 schaut den Brief der Heiden an, der nach dem Willen Gottes den Boten, die man vorgestern aufgriff, abgenommen wurde; er enthielt die teuf­ lische Weissagung, wir müßten in diesem Jahr durch ihren Kampf ver­ nichtet, Jerusalem müsse völlig zerstört und - selbst Gottlose schreckten davor zurück, solches zu sagen - der Fels des glorreichen Grabes des 20 Herrn müsse Stück für Stück zerschlagen, auf Kamelen zum Meer geschafft und an völlig entlegener Stelle im Ozean versenkt werden, wo er niemals mehr von den Christen heraufgeholt werden könnte. Seht daher zu, Ihr Christen, was getan werden muß; erwägt, welches Ende diese Anmaßung haben soll!“ Als er noch mehr sagen wollte, unter25 brach ihn ein mächtiges Geschrei und brachte ihn zum Schweigen, gleich­ sam wie aus einem Munde erklang einmütig die Stimme aller: „Die Sache“ , so riefen sie, „ist entschieden; kurz und gewissermaßen bündig ist unser Rat: Entweder für Christus, das Gesetz Christi und für unsere heiligen Rechte tapfer zu kämpfen oder schimpflich zu sterben; entweder steht 30 uns bevor, glorreich zu sterben und ewig zu leben oder es bleibt uns, voller Schande zu weichen und nach einem kurzen und schändlichen Leben den ewigen Tod zu gewinnen. Aber weder in der Zeit noch in Ewig­ keit darf leben, wer gegen diese unheilige und gotteslästerliche Frechheit der Heiden nicht kämpfen mag.“ Darauf bekannten sie vor dem Kreuz 35 unserer Erlösung einmütig und in Demut ihre Sünden, und nachdem die Lossprechung erfolgt war und sie vom päpstlichen Legaten79, der zufällig anwesend war, den Segen empfangen hatten, kehrten sie heiter und die Hilfe des Herrn anrufend ins Lager zurück; sodann wurden am frühen Morgen etwa 7000 Mann zu Fuß und 1000 Ritter80 ausgewählt, die sich

78 Ps. 131,14. 79 Mauritius. 80 Fulcher, der an der Schlacht teilnahm, spricht von nur 260 Rittern und 900 Mann zu Fuß.

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recensiti periculo sunt ingenti cum gaudio magno presentati. Visa igitur statione barbarorum, mirabile dictu, tanta fervescere ceperunt fide, ut unusquisque se solum tot legiones sternere posse non dubitaret; indeque contigit, ut dum per unum pene miliarium in­ ordinate currendo minus caute se hostibus infundunt, prima cohors s a latere invasa ilico tota rueret. Qua de re Balduvinus efferatus animo tanto illos equitum impetu involat, ut, quamvis idolorum responsis de victoria certificati acrius quam antea unquam resisterent, sicut cera a facie ignis ante ipsum liquescerent. Referebat mihi venerabilis abbas Gerhardus81, qui tunc crucem dominicam semper lateri regis 10 contiguus preferebat, numquam se tantam nivis vel pluviç quantam tunc telorum contra regem volare densitatem vidisse; at post ligni preciosi intuitum nullum ex hostibus telis se vel armis, sed universos fug§ presidio se commississe. Itaque post victoriam a Deo, 82cui non est differentia salvare vel in multis vel in paucis82, sibi concessam, 15 interim dum castra predamque diripiunt hostium, nuncius adest missus a Ioppitis, qui civitatem terra marique diceret obsessam. Mox onusti spoliis, reliquis vero incendio traditis nobis, qui iam portis intus obstructis a terra equitibus multis, a mari vero XLII navibus rostratis cingebamur, in auxilium quantotius properant; postque tot 20 hostium incursus tantasque penuriç pestilentiçque miserias festum nativitatis Dei genitricis83, quod ipsa die cum merore cçpimus, maximo nos tripudio complere faciebant. Sequenti die multam nobis abun­ dantiam frumenti cunctorumque victualium cum peregrinis fratribus ad XII estimatis naves XXX deferebant; quas dum hostium classes 25 invadere niterentur, mira Dei potentia per virtutem sanctç crucis, qu§ dum nil carnalis adiutorii de civitate conferri posset, in altum econtra iubente rege levabatur, adeo repressit, ut nullo conatu vel arte remigandi de loco moveri vel unam de tot navibus posse, tam pagani quam christiani populi nimis mirarentur. 30 Neque hoc silentio pretereundum, quod eodem anno ibidem cognovimus contigisse, venerabili Herimanno presbitero84, qui tunc in monte Oliveti conversabatur, in h§c verba referente: 81 Welcher Träger dieses Namens hier gemeint ist - ob der A bt von Schaff­ hansen oder der Leiter des Johanniterordens oder der A bt und Erzbischof vom Berg Tabor - , ist schwer auszumachen. Jedenfalls hat Ekkehard ihn persönlich gekannt.

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der ungeheueren Gefahr mit großer Freude darboten. Als sie des Lagers der Barbaren ansichtig wurden, da begannen sie —es klingt wie ein Wun­ der! - mit solchem Vertrauen erfüllt zu werden, daß kein einziger zweifelte, er könne allein so viele Legionen niederstrecken. So kam es, daß die ganze 5 erste Abteilung, da sie ungefähr eine Meile ohne Ordnung und wenig vorsichtig gegen die Feinde anstürmte, von der Flanke angegriffen und aufgerieben wurde. Da ergrimmte Balduin in seinem Herzen und er drang nun in einem so ungestümen Reiterangriff auf sie ein, daß sie, obgleich sie durch die Antworten ihrer Götter siegessicher geworden waren und io heftiger als jemals zuvor Widerstand leisteten, vor ihm dahinschmolzen wie das Wachs angesichts des Feuers. Der verehrungswürdige Abt Ger­ hard81, der damals das Kreuz des Herrn stets an der Seite des Königs trug, erzählte mir, er habe niemals Schnee oder Regen in solcher Dichte fliegen sehen, wie damals die Geschosse auf den König; aber nach dem Anblick 15 des kostbaren Holzes habe keiner der Feinde mehr zu den Geschossen oder Waffen Zutrauen gehabt, vielmehr hätten alle insgesamt Rettung in der Flucht gesucht. Nachdem ihnen Gott, 82für den es keinen Unter­ schied macht, durch viele oder wenige Rettung zu schaffen82, solchen Sieg geschenkt hatte und sie nun das Lager der Feinde plünderten, erschien 20 ein Bote aus Joppe und berichtete, die Stadt werde zu Lande und zu Wasser belagert. Sie beluden sich mit Beute, übergaben alles übrige den Flammen und eilten uns möglichst schnell zu Hilfe; denn wir wurden bereits, nachdem die Tore innen verrammelt worden waren, zu Lande von zahlreichen Reitern, zu Wasser dagegen von 42 Schiffen belagert. 25 So ließen sie uns nach so manchem feindlichen Angriff und solcher Mühsal durch Mangel und Seuche das Fest der Geburt der Gottesgebärerin83, das wir an diesem Tag mit Trauer begannen, mit größtem Jubel beenden. Am nächsten Tag brachten uns 30 Schiffe überreichlich Getreide und Lebensmittel; mit ihnen kamen rund 12000 Pilgerbrüder. Als die 30 feindliche Flotte sie anzugreifen suchte, zwang Gottes wunderbare Macht sie durch die Kraft des heiligen Kreuzes nieder; da ihnen nämlich aus der Stadt keine menschliche Hilfe gebracht werden konnte, wurde es auf Befehl des Königs hoch aufgerichtet, und nun konnte durch keine An­ strengung und durch keine Ruderkunst auch nur mehr ein Schiff von der 35 Stelle bewegt werden; darüber erstaunten Heiden und Christen sehr. Es soll auch nicht verschwiegen werden, was, wie wir erfahren haben, in demselben Jahr dort geschah und was der ehrwürdige Priester Hermann84, der sich damals auf dem ölberg auf hielt, folgendermaßen berichtete: „Am

82-82 1. Reg. 14, 6 u. ö. 83 8. September. 84 Vermutungen zur Identifizierung dieses Hermann bei Hagenmeyer, Hierosolymita S. 277 Anm. 4.

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Ekkehard I

„Die“, inquit, „sacratissimi sabbati8 5 86, quo secundum antiquç misericordiç Domini paraclysin baptismate iam consecrato86 lumen de c§lo nobis ministrari devoti nimis expectabamus, usque ad vesperam orationibus solitis institimus; tuncque propter peccata nostra desiderato dono cçlesti, quod etiam in conspectu gentium olim s Christiani ante nos semper suscipere solebant87, omnimodo frustrati absque omni festivç synaxis officio noctem illam dominicç resurrec­ tionis lugendo tantum et merendo transegimus. Summo autem mane88 cum lçtaniis a sepulchro Domini nudipedes processimus ingressique templum Domini, quo scilicet loco, id est montem Moria in area 10 Areuna, David89 in maxima exauditum tribulatione cunctosque exaudiendos, qui ibidem corde devoto oraverint, Salomoni90 promis­ sum legimus ; mox post preces lacrimasque, ne nos deserendo Christus nomini suo blasphemiam inter gentes prepararet91, fusas necdum atrium illud famosum egredimur, et ecce digna concrepantia, 15 laudes altisonas in occursum nobis ab his qui remanserant reboantes audimus; intrantes vero çcclesiam prenominatam lampades II cçlitus incensas gaudio immenso repleti conspicimus. Quid plura? A baptismi officio, quo pridie cessaveramus, incipientes totum servitutis nostrç pensum Domino dudum subtractum usque ad miss§ 20 completionem lçtissima devotione persolvimus ; nobis quoque egressis inter missam Syrorum, qui semper post nostrum egressum eodem psallere choro solent, lampades ali§ divinitus accenduntur, ante vesperas vero et inter ipsas vespertinas laudes usque ad XYI huiusmodi lumina visibiliter ampliantur, sicque contigit, ut pauci intra 25 Hierusalem seu Christiani seu pagani reperirentur, qui tam evidentem Christi potentiam se non vidisse testarentur.“ Anno Domini MCII. Imperator Heinricus habito cum principibus colloquio92 Romam se profecturum ac generale concilium circa Februarii Kalendas inibi convocaturum condixit, quatinus tam 30 sua quam domni apostolici causa canonice ventilata catholica inter regnum et sacerdotium confirmaretur unitas, quç tot annis 85 20. April 1101. 88 Gemeint sein muß die Weihe des Taufwassers in der Karsamstagsliturgie. 87 Vgl. Hagenmeyer, Hierosolymita S. 276 Anm. Iff.

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Karsamstag85“ , so sagte er, ,,an dem wir, weil der barmherzige Gott schon früher diesen Trost gewährte, nach der Tauffeier88 in großer Ehr­ furcht darauf warteten, daß uns das Licht vom Himmel erscheine, beteten wir inständig bis zur Vesper die gewohnten Gebete; doch wegen unserer 5 Sünden bemühten wir uns damals vergeblich um das ersehnte himmlische Geschenk, das sogar im Angesicht der Heiden einst die Christen vor uns immer zu empfangen pflegten87, und ohne jeden feierlichen Gottesdienst brachten wir die Nacht der Auferstehung des Herrn ausschließlich mit Trauer und Klagen zu. Am frühen Morgen88 aber zogen wir unter Litaneien io und barfüßig vom Grab des Herrn fort in den Tempel des Herrn auf dem Berg Moria, auf dem Grundstück des Orna, wo, wie wir lesen, David89 in größter Bedrängnis erhört und Salomon90 verheißen wurde, daß alle erhört würden, die dort mit ehrfürchtigem Herzen beteten. Hier baten wir unter Tränen, Christus möge uns doch nicht zu einer Lästerung seines 15 Namens bei den Heiden machen91, indem er uns verlasse, und bald darauf, wir waren noch in der berühmten Vorhalle, siehe, da hörten wir uns zum Zei­ chen laut tönende Lobeshymnen derjenigen, die zurückgeblieben waren, uns entgegenhallen, und als wir dann in die erwähnte Kirche eintraten, wurden wir mit übergroßer Freude zweier Lampen gewahr, die vom Himmel 20 her angezündet worden waren. Was weiter? Angefangen von der Tauffeier, bei der wir am Vortage aufgehört hatten, erfüllten wir mit freudigster Ehrerbietung den gesamten uns obliegenden Dienst, der Gott so lange vorenthalten war, bis zum Ende der Messe; als wir hinausgegangen waren, wurden während der Messe der Syrer, die stets nach unserem Auszug in 25 demselben Chor zu feiern pflegen, andere Lampen auf übernatürliche Weise entzündet, vor der Vesper aber und während der Hymnen in der Vesper wurden diese Lichter sichtbar bis auf sechzehn vermehrt; so kam es, daß es in Jerusalem nur wenige Christen oder Heiden gab, die behaup­ teten, sie hätten die so offensichtliche Macht Christi nicht gesehen“ .

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Im Jahr des Herrn 1102. Kaiser Heinrich hatte eine Unterredung mit den Fürsten92 und kündete daraufhin an, er werde nach Rom gehen und dort für den 1. Februar ein allgemeines Konzil einberufen, damit daselbst seine Sache und die des Papstes nach kanonischem Recht erör­ tert und dann die Einheit zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt, die so viele Jahre gespalten war, wieder gefestigt würde. Es steht aber fest, daß er weder gemäß dieser Entscheidung selbst kam, noch dem

88 Am 21. April. 89 Vgl. 2. Reg. 24, 16ff. 90 Vgl. 3. Reg. 9, Iff. 91 Vgl. Rom. 2, 24. 92 Die Versammlung fand in Mainz an Weihnachten 1101 statt; doch scheint sich Ekkehards Bericht auf den Hoftag am Weihnachtsfest 1100 zu beziehen, der die von Ekkehard genannten Themen behandelte. Vgl. Meyer v. Kn. 5, 131 ff.

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scissa permansit. Constat tamen nec ipsum iuxta placitum venisse nec nuncia dignitati apostolicç subiectionem profitentia misisse. Nec hoc latet, quod alterum papam ipsi domno Paschali superponere, si fieri posset, conatus sit nec profecerit. Transacta post h§c media quadragesima93 convenientibus universis 5 Apuliç, Campaniç, Siciliç, Tuscaniç totiusque simul Italiç presulibus, ultramontanorum autem quam plurimorum patrum legatis synodus magna Rom§ est habita, ubi prêter antiqua patrum instituta more solito reverenter confirmata etiam sepedictum nostri temporis scisma inter precipuas hereses computatur ac perpetuo cum suis auctoribus 10 atque sequacibus anathemate huiusmodi subscripta professione condemnatur: „Anathematizo omnem heresim et precipue eam, qu§ statum presentis çcclesiç perturbat, quç docet et astruit anathema contempnendum et çcclesiç ligamenta spernenda esse. Promitto autem 15 obçdientiam apostolicç sedis pontifici domno Paschali eiusque successoribus sub testimonio Christi et çcclesiç affirmans, quod affirmat, et dampnans, quod dampnat sancta et universalis çcclesia.“ Ibi etiam quam sententiam in imperatorem vel patricium Romanum Heinricum idem apostolicus Paschalis promulgaverit, nos quoque 20 inter innumeras diversarum gentium catervas proxima cçna Domini94 in çcclesia Lateranensi ab ipsius ore didicimus, nimirum postquam VIII. Kalendas Octobris maris fluctibus Ioppe traditi Romç sumus per Christi gratiam predicta maiori ebdomada95 introducti. „Quia“, inquit, „"tunicam Christi scindere96, id est 25 çcclesiam rapinis et incendiis devastare, luxuriis, periuriis atque homicidiis commaculare non cessavit, primo a beatç memoriç Gre­ gorio papa97, deinde a sanctissimo viro Urbano98 predecessore meo propter suam inobçdientiam excommunicatus est atque condempnatus; nos quoque in proxima synodo nostra iudicio totius çcclesiç 30 perpetuo eum anathemati tradidimus. Id notum volumus omnibus et maxime ultramontanis esse, quatinus ab ipsius se contineant ini­ quitate.“ Hartwicus Magdeburgensis archiepiscopus obiit99, vir per multa laudabilis, maxime tamen popularis et çcclesiç cui preerat utilitati- 35 bus multum insudans dilatandis, pro scismate quoque sepedicto resarciendo inter utramque partem mediator infatigabilis.

Einzelnachrichten 1102

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Papst eine Botschaft schickte, in der er seine Unterwerfung erklärte. Ebensowenig ist es verborgen, daß er einen Gegenpapst gegen den Herrn Paschal aufzustellen versuchte, jedoch ohne Erfolg. Nach Mittfasten93 kamen alle Bischöfe aus Apulien, Kampanien, Sizi5 lien, Toskana, auch aus ganz Reichsitalien und von den meisten Vätern nördlich der Alpen Gesandte zusammen und hielten in Rom eine große Synode ab; abgesehen davon, daß man nach gewohnter Weise die alten Satzungen der Väter bestätigte, wurde auf ihr auch das oft erwähnte Schisma unserer Tage unter die hauptsächlichsten Irrlehren gerechnet io und mit seinen Urhebern und Anhängern durch die Unterschrift unter folgende Erklärung mit dem ewigen Fluch belegt: „Ich verfluche jede Irrlehre, besonders aber die, die gegenwärtig den Zustand der Kirche verwirrt, die lehrt und versichert, das Anathem sei zu verachten und um das, was die Kirche gebunden habe, brauche man sich 15 nicht zu kümmern. Ich verspreche dagegen dem Bischof des Apostolischen Stuhles, dem Herrn Paschal, und seinen Nachfolgern Gehorsam und rufe Christus und die Kirche zu Zeugen an und bekräftige, was die Heilige und Allgemeine Kirche bekräftigt, und verurteile, was sie verurteilt.“ Den Spruch, den Papst Paschal dort gegen den Kaiser und römischen 20 Patricius Heinrich verkündete, vernahmen wir inmitten unzähliger Scharen verschiedener Völker am Gründonnerstag94 in der Laterankirche aus seinem eigenen Mund; denn nachdem wir uns am 24. September in Joppe eingeschifft hatten, gelangten wir in der Karwoche95 durch die Gnade Christi nach Rom. „D a er“ , so sagte der Papst, „nicht aufhörte, 96das 25 Gewand Christi zu zerreißen96, das heißt, die Kirche durch Raub und Brandstiftung zu verwüsten, durch Zügellosigkeiten, Meineide und Mord zu beschmutzen, wurde er zuerst von dem seligen Papst Gregor97, sodann von dem heiligmäßigen Urban98, meinem Vorgänger, wegen seines Unge­ horsams exkommuniziert und verurteilt; auch wir übergaben ihn auf 30 unserer letzten Synode nach dem Urteil der ganzen Kirche auf immer dem Bann. Dies sei nach unserem Willen allen, besonders denen nördlich der Alpen bekannt, auf daß sie sich von seiner Sünde fernhalten.“ Erzbischof Hartwig von Magdeburg verstarb99; er war ein höchst lobenswerter Mann und beim Volk außerordentlich beliebt; er bemühte 35 sich sehr, die Einkünfte der Kirche, der er Vorstand, zu verbessern, und war unermüdlich als Vermittler zwischen den beiden Parteien tätig, um das oft erwähnte Schisma zu beseitigen. 93 Nach dem 12. März 1102. Ekkehard hat den Schluß der Synode noch mit­ erlebt. 94 3. April. 95 30. März - 5. April. An der Fastensynode selbst hat Ekkehard also nicht teilgenommen. 96-96 loh. 19, 23.24. 97 A u f den Fastensynoden der Jahre 1076 und 1080. 99 Am 17. Juni. 98 Am 8. April 1089 erneuerte Urban II. den Bann.

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Ekkehard 1

Rùtpertus episcopus Babenbergensis obiit1, cui per imperatorem Heinricum Otto cancellarius eius substituitur, vir, ut creditur, bene religiosus. Aerbo iam grandevus, nobilis de Carinthia princeps et quondam palatinus in Baioaria comes, migravit in Domino2. Commissum est etiam prelium a Balduvino et his qui secum erant 5 Hierosolimitis contra infinitam Sarracenorum multitudinem3; ubi dum inconsiderate res agitur, circumventi sagittariorum numerositate nostri, utpote iam admodum pauci facti, intra muros civitatis Ramâ, que vicina erat, cedere compelluntur, rex vero cum tribus, ut aiunt4*, equitibus evasit. Barbari autem cum plures lapidibus castri videren- 10 tur, in brevi universa m§nia demoliuntur captisque ac cesis universis quos invenerant ipsos captivos cum nunciis victorie su§ Babilonem premittunt6, castra autem sua securiter et quasi iam terram illam gladiis acquisitam possessuri interim, donec nuncii regis sui redeant, in campestribus illis ponunt. Sed non cessit eis impune victoria illa, 15 non sua virtute, sed divina dispositione in his, quos ipse non terras ultra, sed paradysum voluit incolere conquisita. Nam tercia die® Baldwinus superveniens cum exercitu copioso, quem prius expectasse debuerat, tanta illos proterit internetione, ut nec libuerit nec pro­ fuerit vicisse. Novum autem illum exercitum tam Reginmundus7 20 a Tripoli, quam nuper devicerat8, quam ab Antiochia Dankeradus7 ducebat; nam suus avunculus Boimundus ante biennium a Thureis dolo captus Antiochiç sibi principatum dimiserat9. Anno Domini MCIII. Heinricus imperator nativitatem Domini Mogontiç celebrans filio suo Heinrico regi rerum summam dimis- 25 surum seque sepulchrum Domini visitaturum10 per Emehardum11 episcopum publice predicari fecit; indeque favorem maximum tam

1 Am 11. Juni. 2 Er war 1055 wegen Hochverrats abgesetzt worden; vgl. unten z. J. 1104. 3 Das genaue Datum ist nicht zu rekonstruieren ; nach Fulcher nach Mitte Mai. 4 Wer hier Ekkehards Gewährsmann war, ist nicht auszumachen. In jedem Kreuzzugsbericht werden die Flucht des Königs und die Anzahl der Begleiter anders geschildert. 8 D. h. nach Kairo. • Diese Zeitspanne dürfte zu kurz sein. 7 Die Hilfeleistung dieser beiden Fürsten ist ein Irrtum.

Einzelnachrichten 1102/1103

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Bischof Rupert von Bamberg verstarb1; an seiner Stelle setzte Kaiser Heinrich seinen Kanzler Otto ein, einen, wie man glaubt, recht frommen Mann. Der schon hochbetagte Erbo, der edle Fürst von Kärnten und frühere Pfalzgraf von Bayern, verschied im Herrn2. 5 Balduin und diejenigen, die mit ihm in Jerusalem waren, schlugen eine Schlacht gegen unzählige Sarazenen3; da man jedoch unbedacht handelte, sahen sich die Unsrigen von zahlreichen Bogenschützen um­ geben, und da sie schon auf nur mehr wenige zusammengeschmolzen waren, mußten sie in die Mauern der in der Nähe gelegenen Stadt Ramä io fliehen, während der König mit drei Rittern, wie man sagt4, entkam. Da mehrere auf den Zinnen der Burg gesehen wurden, zerstörten die Barbaren in kürzester Zeit die ganze Mauer ; nachdem sie alle, die sie darin antrafen, gefangengenommen oder niedergemacht hatten, schickten sie die Gefan­ genen mit Siegesboten nach Babylon voraus5; in der Zwischenzeit aber, 15 bis zur Rückkehr der Boten ihres Königs, schlugen sie im vollen Gefühl der Sicherheit und als wären sie schon die Besitzer des mit dem Schwert eroberten Landes, ihr Lager im offenen Feld auf. Doch nicht ungestraft fiel ihnen dieser Sieg zu, den sie nicht durch ihre Tüchtigkeit, sondern nach göttlicher Fügung über die errungen hatten, die Gott nicht länger 20 die Erde, sondern das Paradies bewohnen lassen wollte. Denn am dritten Tag6 kam Balduin mit einem zahlreichen Heer, das er erst hätte erwarten sollen, über sie und brachte ihnen eine solche Niederlage bei, daß es ihnen weder gefiel noch nützte gesiegt zu haben. Das neue Heer aber führten Raimund7 von Tripolis, der diese Stadt kürzlich erobert hatte8, undTan25 kred7 von Antiochia herbei; dessen Oheim Boemund war zwei Jahre zuvor von den Türken durch eine List gefangen worden und hatte ihm das Fürstentum Antiochia hinterlassen9. Im Jahr des Herrn 1103. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Mainz und ließ durch Bischof Emehard11 öffentlich bekannt30 machen, er werde seinem Sohn, König Heinrich, alle Gewalt überlassen und das Grab des Herrn besuchen101 ; dadurch erlangte er hohe Gunst 8 Tripolis fiel erst im Jahre 1109, wurde aber schon seit 1099/1100 durch Rai­ mund belagert, der auch 1105 während der Belagerung verstarb. Sicher handelt es sich hier also nicht um die Einnahme von Tripolis, sondern höchstens um einen der auch sonst belegten Teilerfolge Raimunds vor Tripolis. 9 Boemund I. von Tarent war im Jahre 1100 in türkische Gefangenschaft geraten, 1103 aber nach Zahlung eines hohen Lösegeldes wieder freigelassen wor­ den und nach Antiochia zurückgekehrt, wo sein Neffe Tankred die Regentschaft übernommen hatte. 10 Vgl. dazu Heinrichs IV. Brief an A bt Hugo von Cluny (MG. Dt. MA. 1, 34f. n. 31; Freiherr-vom-Stein-Gedächtnisausgabe 12, 101 n. 31). 11 von Würzburg.

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Ekkehard I

vulgi quam principum et clericorum regnique totius acquisivit multosque e diversis regni partibus ad eiusdem itineris comitatum se preparare voto ipso succendit. Cûno12 filius Ottonis ducis13 de magnis principibus unus et cui nihil in omni rerum humanarum dignitate supra, natu scilicet, 5 literarum etiam scientia, fortitudine atque divitiis satis prepollens, elegantia atque facundia bonis omnibus amabilis et affabilis, quorundam funestorum hominum conspiratione noctu, dum iter ageret, invaditur et interimitur, ingentem relinquens nobilibus regni luctum simul et suspitionem, dum ab infimis in summos tanta scelera presu-10 muntur. Ante triennium quippe Heinricus Crassus, eiusdem Cuononis germanus et natu senior, dum in Fresiç marcham cui preerat res acturus proficiscitur, a vulgaribus Fresonibus, quibus dominationis suç iugum grave fuit, obsequium spectans insidiis vallatur; re quoque 15 cognita fugiens ad mare vulneratur a nautis simul et suffocatur14. Huius tanti viri, qui nimirum totius Saxoni§ principatum secundus a rege gerebat, interitus ab universo regno Teutonico graviter fere­ batur, isque, ut diximus, dolor nunc fratris eius Cûnonis nece dupli­ catur. 20 Heinricus m archio15, vir sui temporis in Saxonia prepotentissimus, obiit.

Anno Domini MCIIII. Heinricus imperator natalem Domini Ratisponç celebravit. Cumque ibidem aliquandiu moraretur, orto quodam prius murmure inter Baioariç principes, eo quod Saxones 25 vel Franci familiarius illic et honorabilius quam indigenç ab impera­ tore tractarentur, Sigihardus comes16, qui huiusmodi suspitionem maxime notabat, cepit imperatori paulatim invisus haberi, propter hoc autem maxime, quod ipse solus pre cunctis qui tunc aderant principibus abundantiori militum copia adducta ad resistendum se, 30 si forte de curia quicquam secus cederet, videbatur communisse. Diebus post h§c aliquot exactis, cum iam securior factus idem comes suorum turmas defluere permississet, excitatur in illum con­ spirantibus tam urbanis Ratisponensibus quam diversarum partium

12 Graf von Beichlingen. 13 von Nordheim.

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beim Yolk, den Fürsten, den Geistlichen und im ganzen Reich, und er veranlaßte durch seine Erklärung viele Menschen aus den verschiedenen Teilen des Reiches, sich bereit zu machen, ihn auf diesem Weg zu beglei­ ten. 5 Konrad12, der Sohn Herzogs O tto13, einer der großen Fürsten, der mit allem, was dem Menschen zur Würde gereicht, ausgezeichnet war, durch Geburt, Bildung, Tapferkeit und Reichtum hervorragend, durch vornehmes Wesen und Beredsamkeit allen Rechtschaffenen liebenswert und angenehm, wurde bei Nacht von einigen verbrecherischen Menschen, io die sich verschworen hatten, unterwegs überfallen und erschlagen; er hinterließ bei allen Vornehmen des Reiches größte Trauer und zugleich Mißtrauen, da sich die niedrigsten Leute solche Verbrechen gegen die höchsten herausnahmen. Drei Jahre zuvor wurde Heinrich der Fette, der ältere Bruder dieses 15 Konrad, als er sich auf einem Zug in die ihm unterstehende friesische Mark befand, um dort einige Angelegenheiten zu erledigen, von einigen Friesen aus dem gemeinen Volk, die das Joch seiner Herrschaft be­ schwerte, hinterhältig umzingelt, während er Gehorsam erwartete ; als er seine Lage erkannte und zum Meer floh, wurde er von Seeleuten ver20 wundet und dann erdrosselt141 . Der Tod dieses Mannes, der über ganz 5 Sachsen als zweiter nach dem König herrschte, wurde vom ganzen deut­ schen Reich als schwer empfunden, und dieser Schmerz wurde nun, wie gesagt, durch den Mord an seinem Bruder Konrad verdoppelt. Markgraf Heinrich16, der mächtigste Mann seiner Zeit in Sachsen, 25 verstarb. Im Jahr des Herrn 1104. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Regensburg. Während er sich dort eine Weile aufhielt und die bayerischen Fürsten schon länger darüber murrten, daß er die Sachsen und Franken freundlicher und ehrenvoller behandele als die 30 Bewohner des Landes, begann er, den Grafen Sigehart16, der darüber den stärksten Unwillen äußerte, mit Argwohn zu betrachten ; das geschah vor allem deshalb, weil dieser allein mehr Krieger mit sich führte als alle damals anwesenden Fürsten und sich für den Fall, daß vielleicht von seiten des Hofes etwas Übles geschähe, zum Widerstand gerüstet zu 35 haben schien. Als der Graf sich nach einigen Tagen sicherer fühlte und seinen Scharen die Erlaubnis gegeben hatte abzuziehen, verschworen sich die Bürger von Regensburg und verschiedene Ministerialen und entfachten gegen ihn einen wütenden Aufstand; der Aufruhr konnte auf keine Weise, 14 Das war im Frühjahr 1101 geschehen, also zwei Jahre zuvor. 15 von Meissen und der Lausitz, mit der Witwe Heinrichs des Fetten ver­ mählt. 14 von Burghausen aus dem Geschlecht der Aribonen.

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Ekkehard I

ministerialis ordinis hominibus seditio furibunda, quç nullo modo, vel ipso imperatoris filio interveniente, sedari potuit, donec ab hora diei tercia usque ad horam nonam in hospicio obsessus tandemque fractis foribus ipse prius confessione facta, sumpto etiam dominici sacramenti viatico capite truncatus occubuit. De quo scelere super- 5 sedemus plura referre, presertim cum adhuc ultiones cçteraque mala sequçntia versentur in oculis, et quem sint finem habitura, nequeamus scire. His tamen exceptis undique terra satis quievit17 pace simul et fertilitate necnon aeris qualitate corporumque sanitate delectabiliter 10 iocundata. Nonnulli etiam palmati de Hierosolima redeuntes Acris, quç et Accaron, a nostris expugnatam nunciant, alia quoque prêter hçc non pauca, quç multam nobis lçticiam ministrarent, fausta super Hierosolimitanç çcclesiç statu narrant. 15 Boto comes cognomento Fortis, illius Aerbonis, cuius superius mentionem fecimus18, germanus 19iam plenus dierum19 non longe a Ratispona defunctus est20 et ad monasterium Tharisiense21, quod ipse suis opibus atque prediis large ditaverat, delatus ibique humatus. Hi duo fratres, Aerbo scilicet et Boto, paterno de 20 sanguine Noricç gentis antiquissimam nobilitatem trahebant, illius nimirum famosi Aerbonis posteri, quem in venatu a visonta bestia confossum vulgares adhuc cantilenç resonant, Hartwici, palatini comitis filii, qui germanus fuit illius Sigihardi22, qui Sigihardum genuerat Ratisponç peremptum. Maternum vero illis erat stemma 25 de Saxonia Immidingorum tribus egregia, quç et Ottonum inclytç stirpi traditur vicina. Nam eiusdem Immid his verbis Saxonum hystoria meminit23: „Erat“, inquit, „clara et nobilissima ac singularis prudentiç regina, Mahthildis scilicet, magni Ottonis mater, filia Theodorici, cuius fratres erant Witukind, Immid et Reginbern. 30 Reginbern autem ipse erat, qui pugnavit contra Danos multo tempore Saxoniam vastantes vicitque illos, liberans patriam ab illorum incur­ sionibus usque in hodiernum diem. Et hi erant stirpis magni ducis Witukindi, qui bellum potens gessit contra magnum Karolum per XXX ferme annos.“ Quorum, ut diximus, clarissimorum principum 35 semine nobilis Friderun, Aerbonis et Botonis mater, a Retingo filio Botonis, filii Retingi de secundo Botone nati, procreatur; quç post

1104; die Aribonen

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auch nicht als des Kaisers Sohn zu vermitteln suchte, beigelegt werden; von der dritten bis zur neunten Tagesstunde wurde der Graf in seiner Herberge belagert und als endlich die Tore aufgebrochen waren, fand er den Tod durch Enthauptung, nachdem er gebeichtet und die 5 Wegzehrung durch das Sakrament des Herrn erhalten hatte. Mehr wollen wir von diesem Verbrechen nicht berichten, zumal die Rache dafür und die weiteren daraus folgenden Übel sich noch heute vor unseren Augen ab­ spielen und wir nicht wissen können, welches Ende sie nehmen werden. Abgesehen davon war es jedoch überall im Lande ruhig17; Frieden und io Fruchtbarkeit herrschten, auch Luft- und Gesundheitszustand waren erfreulich günstig. Ebenso berichteten einige, die mit Palmen geschmückt aus Jerusalem zurückkehrten, Akra, das auch Akkon heißt, sei von den Unsrigen erobert worden; sie erzählten zu unserer nicht geringen Freude auch sonst man­ is cherlei Günstiges über den Zustand der Kirche von Jerusalem. Graf Boto der Starke, der Bruder des oben erwähnten E rbo18, starb 19in der Fülle seiner Tage19 in der Nähe von Regensburg20; er wurde zum Kloster Theres20 übergeführt, das er selbst aus seinen Mitteln und Gütern reich beschenkt hatte, und dort beigesetzt. Diese beiden Brüder, Erbo 20 und Boto, stammten väterlicherseits aus ältestem bayerischen Adel; sie waren die Nachkommen jenes berühmten Erbo, von dem Volkslieder noch heute erzählen, daß er auf der Jagd von einem Bison durchbohrt wor­ den sei; sie waren Söhne des Pfalzgrafen Hartwig, des Bruders jenes Sigehart22, dessen Sohn Sigehart in Regensburg getötet wurde. Mütterlicher25 seits stammten sie aus dem hochadligen sächsischen Geschlecht der Immidinger, das dem berühmten Geschlecht der Ottonen verwandt sein soll. Diesen Immid erwähnt die Geschichte der Sachsen mit folgenden W or­ ten23: „Die berühmte, hochedle und einzigartig kluge Königin Mathilde, die Mutter Ottos des Großen, war die Tochter Dietrichs, dessen Brüder 30 Widukind, Immid und Reginbern waren. Derselbe Reginbern kämpfte gegen die Dänen, die lange Zeit Sachsen verwüsteten, besiegte sie und befreite das Vaterland bis auf den heutigen Tag von deren Einfällen. Sie alle waren aus dem Geschlecht des großen Herzogs Widukind, der fast dreißig Jahre lang machtvoll Krieg gegen Karl den Großen führte“ . 35 Aus dem Samen dieser hochberühmten Fürsten stammt, wie gesagt, die edle Friderun, die Mutter des Erbo und des Boto, die Tochter des Reting, des Sohnes Botos, dessen Vater wiederum Reting, der Sohn 17 Wohl in Auswirkung des Mainzer Landfriedens. 18 Vgl. oben z. J. 1102. i9-i» Vgl. Gen. 25, 8. 20 Monat und Tag sind unbekannt. 21 bei Würzburg. Zu Ekkehards Interesse an der Familie der Aribonen oben S. 20 f. 22 Ein Flüchtigkeitsfehler Ekkehards; der Bruder Hartwigs hieß Friedrich, wie Ekkehard auch in den späteren Fassungen der Chronik schreibt. 23 Widukinds Sachsengeschichte I, 31 mit einigen Auslassungen.

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mortem Hartwici statim viduitatis velamine consecratur, adhuc Aerbone parvulo, Botone impregnata posthumo. Quorum utrumque literis et armis atque rebus satis profecisse cognovimus; attamen Botonem, sicuti corpore proceriorem et elegantiorem, ita rebus bellicis prestantiorem atque famosiorem, totius pene Germaniç 5 atque Italiç testatur populus. Pannonia vero tamen illum ac tantum se fatetur aliquando sensisse24, ut is vere de gigantibus antiquis imus apud illos credatur fuisse. De quo plura referre copia subpeteret, si compendiosi huius operis propositum non vetaret. Iohannes Spirensis episcopus tactus ulcere quodam circa verenda, 10 de quo etiam aliqua notabilia diffamabantur, longe deficiens infirmi­ tate humatur in civitate ipsa25. Cuonradus adolescens26, filius Beatricis marchisiç27, postquam spretis literarum studiis, quibus apprime inbutus erat, armis operam dedit, iuxta Christi presagium28, quia gladium accepit, gladio periit. 15 Nec multo post etiam ipsa Beatrix obiit et iuxta patrem suum Ottonem ducem castello Suinfurti sepulturam accepit. Circa solstitium aestivale commutato in tempestatem aere decidisse fertur inter grandinum lapides in pago Wirciburgensi tantç magni­ tudinis glacies, qu§ in IIII divisa totidem hominibus importabilis 20 videretur. In episcopio vero Spirensi sanguis ex panibus fluere visus necnon et in lenticularum edulio prodigiose repertus civile, immo intestinum bellum portendere secundum antiquam hystoriç Romany similitudi­ nem coniciebatur29. 25 Anno Domini MCV. Dum imperator Heinricus natalem Domini Mogontiç celebrat, Heinricus filius eius, nominis illius quintus rex dictus, rebellationem adversus patrem in Baioaria parat, machinantibus scilicet Diotpaldo marchione30, Berngero comite31 et Ottone32, 24 Diese Bemerkung bezieht sich auf Botos Taten im Ungamkrieg 1060. 25 Am 26. Oktober. Als treuer Anhänger des Kaisers war er im Bann und deshalb wohl bösen Verdächtigungen ausgesetzt. Er wurde in dem von ihm gegründeten Kloster Sinsheim beigesetzt. 26 Dieser Konrad ist nur aus dieser Stelle bei Ekkehard bekannt. Vielleicht hat er sich durch seinen Familienbesitz in Aura das Mißfallen Ekkehards zuge­ zogen.

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eines zweiten Boto war; sie nahm sofort nach dem Tod Hartwigs den Witwenschleier, als Erbo noch ein kleines Kind war, während Boto erst nach dem Tode des Vaters geboren wurde. Beide machten in der Bildung, der Waffenkunst und bei den ihnen obliegenden Aufgaben 5 ansehnliche Fortschritte, wie wir wissen; wie das Volk fast ganz Deutsch­ lands und Italiens bezeugt, war Boto dennoch sowohl stattlicher an Gestalt und von vornehmerem Auftreten als auch in den Waffen der tüchtigere und berühmtere. Ungarn aber bekennt, ihn einst als einen Mann von solcher Größe verspürt zu haben24, daß man bei ihnen glaubt, io er sei wahrhaftig einer der Riesen der Vorzeit gewesen. Von ihm wäre noch eine Menge zu berichten, wenn es das Vorhaben dieses zusammen­ fassenden Werkes nicht verbieten würde. Bischof Johannes von Speyer, über den merkwürdige Gerüchte in Umlauf waren, wurde von einem Geschwür an der Scham befallen; 15 nach langer Krankheit verstarb er und wurde in Speyer beigesetzt25. Konrad26, der Sohn der Markgräfin Beatrix27, ein junger Mann, der von Jugend auf in den Wissenschaften unterrichtet worden war, diese aber verschmähte und sich dem Waffenhandwerk widmete, kam gemäß Christi W ort28, weil er das Schwert genommen hatte, durch das Schwert 20 um. Wenig später verstarb auch Beatrix und wurde in der Burg Schweinfurt neben ihrem Vater, Herzog Otto, beigesetzt. Um die Sommersonnenwende entstand ein Unwetter, und im Umland von Würzburg sollen Hagelkörner von solcher Größe heruntergekommen sein, daß sie selbst in vier Teile geteilt nicht von ebenso vielen Männern 25 getragen werden konnten. Im Hochstift Speyer sah man Blut aus Broten fließen, ebenso fand man es unnatürlicherweise auch in Linsengerichten und nahm nach dem alten Vorbild der römischen Geschichte an, daß das einen Bürgerkrieg ankündige29.

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Im Jahr des Herrn 1105. Als Kaiser Heinrich das Geburtsfest des Herrn in Mainz feierte, traf sein Sohn Heinrich, der fünfte König seines Namens, in Bayern Vorkehrungen für einen Aufstand gegen den Vater, und zwar auf Betreiben des Markgrafen Diepold30, des Grafen Bernger31 und eines Adligen O tto32, der ihm mütterlicherseits verwandt war; auf ihren

27 Witwe des Markgrafen Heinrich vom Nordgau, Tochter Ottos von Schweinfurt, Herzogs von Schwaben. 28 Vgl. Matth. 26, 52. 29 Ekkehard spielt hier auf eine Erzählung an, die Frutolf zum Jahre 659 ab Urbe condita nach der Historia Miscella gibt und in der ähnliche Vorzeichen auf die Schrecken des Bürgerkrieges hindeuten. 30 von Vohburg, Sohn des Markgrafen Diepold vom bayerischen Nordgau, Neffe des Bischofs Gebhard von Konstanz, des päpstlichen Legaten in Deutsch­ land. 31 von Sulzbach. 32 Wohl der Graf von Kastl-Habsberg.

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quodam nobili viro sibique materna stirpe cognato, quorum consilio et adiutorio ante paucos dies a patris latere discesserat*. Primo quippe heresim prescriptam33 anathematizans apostolicç sedis ponti­ fici debitam profitetur obedientiam34 indeque fçderatis sibi Noricis principibus atque ab Alemannia necnon orientali Francia nonnullis 5 nobilibus ad Saxones convertitur. A quibus honorifice susceptus et in Quitilingeburg pascha celebrans36 in brevi universis Saxoniç civitati­ bus potitus et optimatibus est dignitate regia satis honoratus. Consilio tamen atque ministerio Rûthardi Mogontini atque Gebehardi Constantiensis episcopi, responsalium scilicet domni Paschalis pap§, 10 totam Saxoniam Romanç çcclesiç communioni reconciliavit36, epi­ scopis vero atque clericis conventum generalem in villam regiam, qu§ Northusun dicitur, IIII. Kalendas Iunii37, ubi super çcclesiasticç institutionis iam depravata disciplina tractaretur, indixit. In quo concilio super sententiis instantibus patrum decretis primo relectis, is quçque poterant ad presens laudabiliter corrigebantur, quçdam vero, qu§ et graviora videbantur, ad apostolicam audientiam differebantur. Symoniaca quippe heresis patrum consuetudine condempnata, Nycholaitarum quoque fornicaria commixtio ibidem est ab omnibus abdicata ; ieiunium mensis Marciib prima ebdomada quadragesime, 20 ieiunium vero mensis Iunii in ipsa ebdomada pentecostes Romano more celebrandum a prescriptis presulibus apostolica auctoritate indicitur, et pax Dei confirmatur; his vero, qui a pseudoepiscopis fuerant consecrati, per catholicam manus impositionem reconciliatio proximo ieiunio danda forec promittitur. Vidimus inter h§c, quod 25 silentio preterire non possumus, regem Heinricum non modicam bone indolis spem magna simul humilitate et auctoritate coram omni­ bus pretendentem. Nam cum servorum Dei conventui nonnisi vocatus interesse vellet - ingens enim ibi cum episcopis et clericis etiam abbatum atque 30 monachorum ecclesiasticam sitiens unitatem turba confluxerat -, tandem in abiecto productus habitu locoque stans editiori omnibus

a) danach Tintenwechsel A. b) danach Lücke von 4 Buchst. A. c> über d. Zeile nachgetragen A.

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Rat und mit ihrer Hilfe hatte er sich wenige Tage zuvor von der Seite des Vaters entfernt. Zunächst verurteilte er die oben genannte33 Irrlehre und versprach dem Bischof des Apostolischen Stuhles den schuldigen Gehor­ sam34, danach schloß er ein Bündnis mit den bayerischen Fürsten s und einigen Adligen aus Alemannien sowie Ostfranken, und von dort begab er sich zu den Sachsen. Er wurde ehrenvoll von ihnen aufgenom­ men und feierte in Quedlinburg das Osterfest35; nach kurzer Zeit war er Herr aller Städte Sachsens und wurde von den Großen mit königlichen Ehren bedacht. Mit Rat und Hilfe der Bischöfe Ruothard von Mainz io und Gebhard von Konstanz, der Stellvertreter des Herrn Papstes Paschal, führte er ganz Sachsen in die Gemeinschaft der Römischen Kirche zu­ rück36; die Bischöfe und die Geistlichkeit lud er für den 29. Mai37 zu einer allgemeinen Synode im Königsort Nordhausen ein, hier sollte über die ver­ derbte Kirchenzucht verhandelt werden. In Hinblick auf die anstehenden 15 Beschlüsse las man auf diesem Konzil zunächst einmal die Anordnungen der Väter vor und besserte sodann lobenswerter weise, was man im Augenblick bessern konnte, während einige schwererwiegende Fälle dem Papst vorgelegt werden sollten. Die Irrlehre der Simonie wurde nach der Gewohnheit der Väter verurteilt, ebenso erteilten alle der Unzucht 20 der Nikolaiten eine Absage; kraft apostolischer Vollmacht erklärten die erwähnten Bischöfe, daß nach römischem Brauch das Märzfasten in der ersten Woche der Fastenzeit, das Junifasten in der Pfingstwoche zu bege­ hen seien, außerdem wurde ein Gottesfrieden festgesetzt; denen, die von falschen Bischöfen geweiht worden waren, versprach man, sie würden 25 an den nächsten Fasttagen durch die Handauflegung katholischer Bischöfe die Gemeinschaft mit der Kirche zurückerhalten. Dabei sahen wir, was wir nicht verschweigen dürfen, wie König Heinrich durch seine große Demut und sein Ansehen zugleich nicht geringe Hoffnung auf gute Anlagen bei allen erweckte. 30 Denn obgleich er der Versammlung der Diener Gottes nur auf deren ausdrücklichen Wunsch beiwohnen wollte - mit den Bischöfen und Geistlichen war eine riesige Menge von Äbten und Mönchen dort zusam­ mengeströmt, die nach der Einheit der Kirche dürsteten - , erneuerte er schließlich, während er in schlichtem Gewand auf erhöhtem Platz stand, 35 allen gemäß den Verfügungen der Könige voller Einsicht ihre Gesetze 33 Ein Hinweis auf die Verhandlungen und Bestimmungen der Fastensynode von 1102. 34 In bezug auf die Investiturfrage. 35 Am 9. April. 33 D. h. die von Kaiser Heinrich eingesetzten Bischöfe Friedrich von Halber­ stadt, Udo von Hildesheim und Heinrich von Paderborn wurden durch Ruthard ihrer Ämter enthoben. 37 Das Datum ist irrig. Die Versammlung begann am 21. Mai. Das Pfingst­ fest, 28/29. Mai, feierte Heinrich V. nach Ekkehards eigenen Worten in Merse­ burg.

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iuxta principum decreta suas leges atque iura rationabiliter inno­ vavit; si qua vero irrationabilia rogabantur, mira ac ultra suos annos prudenti responsione et avita magnanimitate confutavit, in omnibus bis et sibimet miro modo servans adolescente verecundiam et Christi sacerdotibus dignam exhibens reverentiam. Inter h§c obortis lacrimis 5 ipsum regem cçli cunctamque c§li militiam testabatur se nulla regnan­ di cupiditate paternum sibi regimen usurpare neque dominum et patrem suum a Romano deponi imperio exoptare, immo debitam pertinaciç et inobçdientiç eius semper compassionem exhibere; sique sancto Petro suisque successoribus lege Christiana subici velit, 10 sive regno cedere sive serviliter ipsi se subesse promisit. Quod auditum omnis multitudo collaudans lacrimas simul et preces tam pro patris conversione quam pro filii prosperitate fundere cepit voce magna „Kyrie eleyson“ declamans. Eadem hora38 Uto Hildinesheimensis et Heinricus Padrebrunnensis ac Fridericus Halberstatensis presules 15 vestigiis metropolitani prostrati ipsius atque regis astantis totiusque presentis çcclesiç testimonio apostolicç se dedunt obçdientiç. Quorum etiam commissa apostolico nihilominus iudicio reservantur sub officii sui tantum suspensione. His rite dispositis rex idem pentecosten Merseburg celebrans 20 Heinricum Magdeburgensi çcclesiç dudum designatum archiepiscopum, sed ab imperatoris fidelibus repulsum, consecrari fecit39 nec multo post expeditionem contra Mogontiam movit40 expulsum inibi pontificem41 restituturus, patre intra muros rem expectante cum non parva militum turba nonnullisque non tamen sibi sat 25 fidis principibus. Sicut autem istis Rheni interfluentia naviumque subtractio urbis aditum denegabat, ita illis sacramentorum tam filio quam patri factorum consideratio parricidale bellum inter­ dicebat. Plura tamen hinc et inde nuncia navigabant, multa consilia communes regni proceres inter se trutinabant, patre regni divisionem 30 et hereditariç successionis confirmationem pollicente, filio vero nil nisi apostolicç subiectionis et ecclesiastice unitatis efficientiam ex­ postulante. Sic inacte discedens Wirziburg devenit, Errolongum quendam, quem dudum Emehardo defuncto presulem imperator

38 Vgl. dazu oben Anm. 36.

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und Rechte; wenn aber etwas Unvernünftiges gefordert wurde, so wies er das in bewundernswürdiger und über seine Jahre hinaus kluger Ant­ wort und in ererbtem hohen Sinn zurück ; in allem bewahrte er für sich selbst in wunderbarer Weise die Bescheidenheit des jungen Mannes und 5 erwies den Priestern Christi die angemessene Ehrerbietung. Dabei rief er unter Tränen den König des Himmels selbst und die ganze himmlische Heerschar zu Zeugen an, daß er nicht aus Herrschsucht die Herrscher­ gewalt des Vaters an sich reiße und keineswegs wünsche, daß sein Herr und Vater des Römischen Reiches verlustig gehe, daß er vielmehr dessen io Halsstarrigkeit und Ungehorsam stets das schuldige Mitleid entgegen­ bringe; für den Fall aber, daß dieser sich nach dem christlichen Gesetz dem hl. Petrus und dessen Nachfolgern unterwerfen werde, versprach er, ihm im Reich Platz machen und untertänig dienen zu wollen. Das fand den Beifall der ganzen Menge, und unter Tränen und Gebeten sowohl 15 für die Bekehrung des Vaters wie für das Glück des Sohnes rief sie mit lauter Stimme: „K yrie eleison“ . Zur gleichen Stunde38 warfen sich die Bischöfe Udo von Hildesheim, Heinrich von Paderborn und Friedrich von Halberstadt dem Metropoliten zu Füßen; vor ihm und dem König sowie der ganzen anwesenden Kirche als Zeugen verpflichteten sie sich 20 zum Gehorsam gegenüber dem Papst. Ihre Vergehen wurden jedoch nichts­ destoweniger dem Gericht des Papstes Vorbehalten, unter gleichzeitiger Suspension von ihrem Amt. Nachdem dies alles wohlgeordnet war, feierte der König Pfingsten in Merseburg und ließ Heinrich, den seit langem designierten, aber von den 25 Anhängern des Kaisers zurückgewiesenen Erzbischof von Magdeburg wei­ hen 39; kurz darauf unternahm er einen Zug gegen Mainz 40, um hier den ver­ triebenen Bischof 41 wieder einzusetzen; dort wartete sein Vater zusammen mit einer ansehnlichen Kriegsschar und einigen, ihm allerdings nicht völlig treuen Fürsten innerhalb der Mauern die Sache ab. Ebenso wie ihnen 30 aber der Rhein und der Entzug von Schiffen den Zugang zur Stadt ver­ wehrten, verbot jenen die Erwägung, sowohl dem Sohn wie dem Vater Eide geleistet zu haben, einen vater mörderisch en Krieg. Jedoch gingen zahlreiche Botschaften über das Wasser hin und her, und auch die Fürsten pflogen oft gemeinsamen Rat untereinander, während der Vater eine 35 Teilung der Königsherrschaft und die Zusicherung der erblichen Nach­ folge versprach und der Sohn nichts außer der Verwirklichung der kirch­ lichen Einheit und der Unterwerfung unter den Papst forderte. So zog er schließlich ohne Erfolg von dannen und gelangte nach Würzburg, wo er einen gewissen Erlung, den der Kaiser vor einiger Zeit nach dem 39 Die Konsekration des seit 1102 Designierten erfolgte im Juni in Goslar, die Einführung in seinen Sprengel am 11. Juni. 40 Am 24. Juni stand er der Stadt gegenüber am östl. Rheinufer. 41 Ruthard. Zu seiner Vertreibung vgl. Frutolf zum Jahr 1098.

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designaverat42, expellens Rûtpertum, eiusdem çcclesiç prepositum et tam prius quam tunc a clero et populo electum43, per predictum archiepiscopum Rûthardum inthronizavit44; sicque çcclesia eadem apostolicç communioni reconciliata ac securitate ab urbanis accepta46 dimissis Saxonibus ipse cum Baioariis ad obsidium castelli Norinberc 5 conversus illudque post duos vel amplius menses prospere capiens46 soluto exercitu Ratisponç se contulit. Quem pater e vestigio subsequçns47 Errolonguma fugato Rûtperto restituit indeque omnia, qu§ fautorum erant filii, devastans tandem faventibus sibi dolis Ratisponensium filium urbe fugavit. Qua residens presulem eidem 10 kathedrç quendam adolescentulum nomine Oudalricum48 prefecit, exercitum undecumque congregavit, progressusque marcam Diotpaldi per Boemicç gentis maxime crudelitatem devastavit49. Nec plus una cum suo domino regii morantur milites, conventum usquequaque facere, cçsarianis a tergo flammis predaque vicem reddere, postremo 15 cum X electç iuventutis60 in V legiones dispertitis congressum expetere. Iam castris in contrarium positis, spectaculo nimis horri­ bili! ,per triduum continuum ex una ripa Regini fluminis imperatoris, ex altera regis volitabant signa; iam frequentia grassabantur in ipso fluminis alveo duella, inter qu§ et Hartwicus51 comes ex parte 20 imperatoris occubuit, nec paucos ex utraque parte Martis sors anceps absumpsit. Attamen die, quç generalem certissime con­ gressionem precedebat52, principes, qui capita roburque utriusque videbantur exercitus, pacificis invicem concessis colloquiis post morose ventilatam inter se belli presentis causam tandem divino, 25 ut creditur, edocti spiritu parum iusticiç parumque emolumenti tam duro tamque periculoso inesse negocio unanimi consideratione conferebant; indeque nimirum fratribus, id est populo utraque parte christiano, parcendum, immo parricidali pugna cessandum pari voto iudicabant. Rex etiam adolescens, dum iam, ut diximus, per 30 folgt wirziburgensibus, durch Unterstreichen getilgt A. 42 Emehard war am 27. Februar 1105 gestorben, und Heinrich IV . hatte seinen Kanzler Erlung zum Bischof eingesetzt. 43 Diese Darstellung der Vorgänge findet sich nur bei Ekkehard. 44 In der ersten Julihälfte. 45 Der Sicherheitseid der Würzburger Bürger ist im Codex Udalrici erhalten (Jaffé, Bibi. rer. Germ. 5, 230).

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Tod Emehards designiert hatte42, vertrieb und Ruotpert, den Propst dieser Kirche, den Geistlichkeit und Volk schon früher und nun noch einmal erwählt hatten43, durch den erwähnten Erzbischof Ruothard in­ thronisierte44; nachdem er so diese Kirche in die Gemeinschaft mit dem 5 Apostolischen Stuhl zurückgeführt und von den Bürgern Sicherheit erhalten hatte46, entließ er die Sachsen und wandte sich mit den Bayern der Belagerung der Burg Nürnberg zu ; nach zwei oder mehr Monaten nahm er sie glückhch ein46, löste das Heer auf und begab sich nach Regens­ burg. Der Vater folgte ihm auf dem Fuß47; er vertrieb Ruotpert und gab io den Würzburgern Erlung wieder zum Bischof, sodann verwüstete er alles, was den Anhängern seines Sohnes gehörte, und vertrieb schließlich mit Hilfe der verräterischen Regensburger den Sohn aus der Stadt. Hier blieb er eine Weile ; er machte einen jungen Mann namens Udalrich48 zum Bischof dieses Sitzes und sammelte ein Heer von überallher; dann rückte 15 er ab und verwüstete die Markgrafschaft Dietbalds, vor allem mit Hilfe des grausamen Böhmenvolkes495 . Nun zögerten auch die Krieger des Königs 0 zusammen mit ihrem Herrn nicht mehr länger, sich überall zu sammeln, den Kaiserlichen vom Rücken her durch Brandschatzung und Plünderung mit gleicher Münze heimzuzahlen und schließlich mit 10000 Kriegern60 20 in fünf Abteilungen die Schlacht zu suchen. Schon waren die Lager einander gegenüber aufgeschlagen - ein schreckliches Schauspiel! - und wehten drei Tage lang ununterbrochen auf dem einen Ufer des Regen die Feldzeichen des Kaisers, auf dem anderen die des Königs; schon fanden häufig Zweikämpfe im Flußbett statt, bei denen Graf Hartwig61 von der 25 Partei des Kaisers fiel und das wechselnde Schicksal des Krieges auf beiden Seiten manchen dahinraffte. Jedoch an dem Tag vor dem mit Sicherheit bevorstehenden K am pf62 begannen die Fürsten, die die mächtig­ sten Häupter der beiden Heere zu sein schienen, miteinander Friedens­ gespräche; sie erörterten lange untereinander die Ursachen des gegen30 wärtigen Krieges und begegneten sich schließlich - wie man glaubt, belehrt vom Geist Gottes - in der einmütigen Überlegung, daß in einem so harten und gefahrvollen Unternehmen wenig Gerechtigkeit und Erfolg sei; deshalb kamen sie zu dem übereinstimmenden Urteil, daß man die Brüder, das heißt das Volk, das ja auf beiden Seiten aus Christen bestand, 35 schonen und überhaupt von einem vatermörderischen Krieg Abstand nehmen müsse. Wenn auch schon, wie wir sagten, der blutige Mars mit den Zähnen zu knirschen begonnen hatte, da auf beiden Seiten die 46 47 48 49 50 61

Wohl Ende September. Kaiser Heinrich verließ Mainz erst Anfang August. Nicht näher bekannt. Unter Führung von Herzog Boriwoi. Diese Zahl dürfte wieder einmal zu hoch gegriffen sein. Graf von Bogen. 62 Die folgende Darstellung ist völlig tendenziös.

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ordinatas omni parte acies Mars cruentus cepisset frendere, 63 commotis visceribus super63 patre suo lugubriter fertur inclamasse54: „Grates“, inquit, „o boni commilitones, affectui circa me vestro summopere refero; unicuique vestrum par pari referre, si res exegerit, non abnuo; nemo tamen in hoc me sibi velit vel credat fore fgderatum, 5 ut dominum et patrem meum per se glorietur occisum vel unquam estimet occidendum. Ego quidem christianis mihi legibus subarratum regnum ut heres et successor augusti tenere, si tamen rerum omnium dominatori complacuerit, cupio, parricida vocari vel esse nolo. Quodsi pater meus apostolicç se subiecerit obçdientiç iugo, ego mox in his, 10 qu§ sua dumtaxat mihi clementia concesserit, contentus ero; interim me non impugnatorem esse patris, sed paterni regni propugnatorem noveritis.“ Vesperascente itaque iam die cessere loco regiç phalanges imperatoriç maiestati se reverentiam exhibere clamantes. Imperator autem dum in castris de crastino certior conflictu dispo- 15 nit nec pugnam nec pugnandi votum principibus esse per Boemiç ducem marchionemque Liupaldum66 contra spem audivit. Qui mox animo consternatus supplex illorum adiutorium petit nec impetrat; instructus etiam secretis filii nunciis suorum conspirationem adversus se factam latenter e castris cum paucis admodum viris subtrahitur, 20 sicque divina dispositione uno salvo multorum qui fundendus crede­ batur sanguis salvatur. Nam protinus, ut imperatoris absentia totis undiqueversum castris innotuit, unusquisque propria repetere, maximç noctis opacç latibulo divertendi securitatem ministrante contendit. At rex dum disturbatis inimicis ad libitum frui posset, parcere quam 25 persequi deliberans civitatem ob dati prius fgderis defectum austeriori nimirum pacto sibi confirmat, Hartwicum* virum utique probatum catholicum atque nobilem66 abdicato Oudalrico ibidem inthronizat“, presides etiam quosdam ac principes paternç militiç intra murum repertos sibi conciliat moxque Franciç redditus eodem propinavit 30 calice perfidis sibi Wirciburgensibus. Inter h§c predictus Errolongus67, a -a ) am Rande A. 53-63 v gl. 3. Reg. 3, 26. 54 Diese angebliche Rede gibt recht gut die Motive wieder, die Heinrich V. vorschob, um seinen Abfall vom Vater als bittere Notwendigkeit hinzustellen, zu glorifizieren und damit die Anhänger des Kaisers ebenfalls zum Verrat zu bewegen.

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Schlachtreihen geordnet waren, soll doch auch der junge König63 im Innersten bewegt über63 seinen Vater voll Trauer gesagt haben64: „Meine tapferen Gefährten! Höchsten Dank sage ich Euch für Eure Zuneigung zu mir; ich werde nicht anstehen, jedemvon Euch Gleiches mit Gleichem 5 zu vergelten, wenn es erforderlich sein sollte; dennoch möge niemand wünschen oder glauben, ich wäre mit ihm dazu verbündet, auf daß er sich rühme, durch ihn sei mein Herr und Vater getötet worden, oder damit er jemals meine, er müsse getötet werden. Ich möchte als Erbe und Nachfolger des Kaisers ein Reich innehaben, das mir nach christlichen io Gesetzen untertan ist, wenn es dem Herrscher aller Dinge so gefällt; ich möchte wahrhaftig nicht Vatermörder heißen oder gar sein. Wenn mein Vater sich gehorsam dem Joch des Papstes unterwirft, werde ich sogleich mit dem zufrieden sein, was er mir in seiner Güte gewähren wird; bis dahin, sollt Ihr wissen, will ich nicht den Vater bekämpfen, 15 sondern die väterliche Herrschaft verteidigen.“ Als der Tag zur Neige ging, gaben die Truppen des Königs daher ihre Stellung auf und erklärten, sie wollten der kaiserlichen Majestät ihre Ehrerbietung erweisen. Der Kaiser aber traf im Lager in der Gewißheit des morgigen Kampfes seine Anordnungen; dann hörte er durch den Herzog von Böhmen und 20 den Markgrafen Leopold66, daß es entgegen seiner Hoffnung bei den Fürsten keinen Kampf und auch keine Entscheidung für einen Kampf gäbe. Bestürzt bat er daraufhin flehentlich um ihre Hilfe, erhielt sie aber nicht; als er dann auch noch durch geheime Boten seines Sohnes unter­ richtet wurde, daß die Seinen sich insgeheim gegen ihn verschworen 25 hätten, entwich er heimlich und mit nur wenigen Männern aus dem Lager, und so wurde nach dem Willen Gottes durch die Rettung des Einen das Leben vieler, deren Blut man vergießen zu müssen glaubte, gerettet. Denn als das Verschwinden des Kaisers in allen Lagern ringsum bekannt wurde, strebte jeder indie Heimat zurück, wobei mansichder Sicherheitbe30 diente, diedasbergendeDunkel dervollenNachtgewährte. ObgleichderKö­ nig nun die ZerstreuungderFeinde nachBeheben hätte ausnützen können, entschloß er sich doch zu schonen statt zu verfolgen; wegen des Bruchs des früheren Bündnisses sicherte er sich die Stadt durch einen strengeren Vertrag und inthronisierte nach Absetzung Udalrichs den Hartwig, einen 35 durch und durch rechtschaffenen katholischen und adligen Mann66; ebenso gewann er einige Bischöfe und Fürsten aus dem Heer des Vaters, die er innerhalb der Mauern antraf, zu Bundesgenossen; dann kehrte er nach Franken zurück und gab den untreuen Würzburgern denselben Kelch zu trinken. Der oben genannte Erlung67, der sich dort den Bischofs66 von der bayerischen Ostmark. 64 Dompropst von Magdeburg; noch im Jahr zuvor vom Kaiser als Erz­ bischof von Magdeburg vorgesehen, war er von Anhängern Heinrichs V. gefan­ gengenommen worden. 57 S. oben S. 192 ff.

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qui presulis inibi nomen usurpaverat, spe frustratus concepta Rùtperto sede cedens regi deditur et ex hoc inter suos capellanos gque fidelis estimatur. Audiens interim rex patrem suum apud Wigpertum quendam illustrissimum et prudentem virum, qui partibus in illis, quas Sorabi s inhabitant, principabatur, esse repertum58 usque ad Rhenum illi ducatum - hoc enim per legatos ipse supplicabat - administrari permisit59; ne tamen aliquo illius inibi infestaretur molimine, mature Wirciburg digressus non longe a Spira prescriptum flumen non sine periculo transfretavit moxque civitate ipsa patrisque ibidem recon- 10 ditis thesauris potitus60 virum sapientem et nobilem ac pro sanctg conversationis fama morumque dignitate omnibus sanum sapientibus amabilem, Gebehardum Herisaugiensem abbatem61, prefecit Spirensibus episcopum. His etiam diebus venerabilis Rûthardus archiepiscopus a Thuringia, qua per annos VIII tyrannicam declinaverat rabiem62, 15 presidio catholicorum principum deductus maximo nobilis Mogontig tripudio kathedrg sug restituitur63 sicque tam populum quam clerum apostolicg reconcilians gcclesig ab universis non solum ut pater iam grandevus, sed etiam velut ex mortuis redivivus omnimodis excolitur. Rebus igitur circa Rhenum compositis Burgundiam rex 20 Heinricus convertitur64, sed revocatus fidelium suorum nunciis machinamenta patris, qug Sigifridi comitis65 auxilio moliebatur, mira velocitate prevenit. Nam illum Mogontiam tendentem atque colloquium curiale, quod ab universis regis principibus super presenti negocio condictum in natali Dominico expectabatur, impedire temp- 25 tantem66 Bingg circa Idus Decembris repperit67, ore ad os de ana­ thematis vinculo cgterorumque insolenter in rem publicam commis­ sorum ordine quidem prepostero, sed necessarie commutato filius patrem commonuit, obgdientig debitum, si resipiscere dumtaxat dignetur, repromisit. Senior has et huiusmodi quam plures sententias 30 58 Der Kaiser war von Regensburg aus nach Böhmen geflohen, und Boriwoi hatte ihn zu Wipert von Groitzsch, seinem Schwager, geleitet, der den Kaiser seinerseits durch Sachsen geleitete. Ende Oktober erreichte Heinrich Mainz. 59 An dieser Stelle muß ducatus „G eleit“ (conductus) und nicht „H erzogtum “ bedeuten. 60 Am 31. Oktober. 81 Aus dem Hause der Grafen von Urach, seit 1. August 1091 Nachfolger des Abtes Wilhelm von Hirsau. 62 Vgl. oben S. 126 ff.

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titel angeeignet hatte, nun aber seine Hoffnung getäuscht sah, machte den Sitz für Ruotpert frei, ergab sich dem König und gehörte seitdem in Treue zu dessen Kaplänen. Inzwischen vernahm der König, man habe seinen Vater bei Wipert 5 angetroffen68, einem erlauchten und klugen Mann, der in den von den Sorben bewohnten Gebieten die Herrschaft innehatte, und er erlaubte ihm - darum hatte dieser nämlich selbst durch Gesandte gebeten-, dem Kaiser Geleit bis an den Rhein zu geben59; damit er aber nicht durch irgendein Unternehmen seines Vaters in Würzburg in Schwierigkeiten 10 geriete, verließ er die Stadt beizeiten und überschritt nicht ohne Gefahr unweit Speyer den genannten Strom; kurz darauf bemächtigte er sich der Stadt und der Schätze des Vaters60, die er dort vorfand, und gab den Speyrern einen weisen und adligen Mann, denAbt Gebhard von Hirsau61, zum Bischof; dieser stand im Rufe eines heiligmäßigen Lebenswandels, 15 und alle Wohlmeinenden fanden ihn ob der Würde seines Charakters liebenswert. In diesen Tagen wurde auch der verehrungswürdige Erz­ bischof Ruothard aus Thüringen, wohin er für acht Jahre vor der tyran­ nischen Wut entwichen war62, unter demSchutz der katholischen Fürsten herausgeführt und unter unendlichem Jubel des edlen Mainz wieder 20 auf seinen Bischofsthron gesetzt63; so vereinigte er Volk und Geistlichkeit wieder mit der Apostolischen Kirche und wurde von allen und auf jede nur mögliche Weise nicht allein als hochbetagter Vater, sondern sogar wie ein von den Toten Auferstandener verehrt. Nachdem König Heinrich die Angelegenheiten in der Rheingegend geordnet hatte, wandte er sich 25 nach Burgund646 5 ; er wurde jedoch von Boten seiner Getreuen zurück­ gerufen und kam so mit staunenswerter Schnelligkeit den Anschlägen des Vaters zuvor, die dieser mit Hilfe des Grafen Siegfried66 ins Werk setzte. Der Kaiser wollte nämlich nach Mainz eilen, um den Hoftag zu verhin­ dern66, den alle Fürsten wegen der augenblicklich schwebenden Fragen 30 anberaumt hatten und der für das Geburtsfest des Herrn erwartet wurde; der König traf ihn um den 13. Dezember in Bingen67, und in umgekehr­ ter, aber notwendigerweise veränderter Ordnung mahnte der Sohn den Vater mündlich wegen des Kirchenbannes und der übrigen ungewöhn­ lichen Vergehen gegen das Gemeinwesen und versprach den schuldigen 35 Gehorsam, sobald der Kaiser nur zur Vernunft zu kommen geruhe. Der Ältere indessen verschob diese und andere derartige Angelegenheiten

63 Heinrich IV . hatte zuvor Mainz verlassen und in Köln Zuflucht gesucht. 64 W ohl ein Irrtum Ekkehards; in Lothringen und im Elsaß waren einige Streitfälle zu erledigen. 65 Pfalzgraf bei Rhein. 66 Die Darstellung ist völlig tendenziös. 67 Vielmehr am 20. Dezember gegenüber von Koblenz.

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Ekkehard I

ad audientiam optimatum et senatus consultum instanti curiç distulit, sicque comitatus uterque pacificus ad invicem pariter contra sepedictam se metropolim68 convertit. Inter hçc aliqua, qug huic pacto pacique non convenirent, dum per occultos nuncios patrem conari filio fideles denotarent, visum est eisdem, ut pater separatum cum 5 suis in castello69 quodam tutissimo principum conventum expectaret, presertim cum presides Mogontinus atque Spirensis cçterique qui aderant intra nuper reconciliatas suas çcclesias communicationem illi prestare se non posse publice reclamarent. His ita dispositis, custo­ dibus quoque, qui ne novi quicquam ab ipso vel ad ipsum procederet, 10 adhibitis rex Mogontiam publico conventui principum occurrit, sed vulgaris inde stulticia patrem a filio dolo captum et custodiç manci­ patum circumquaque diffamavit70. Hoc anno Baldwinus rex Ascalonem a mari copiosissima classium multitudine, a terra vero non parvo cingens exercitu, 15 tributarium sibi fieri longa obsidione coegit71. Post aliquot vero menses LM Sarracenorum improvise se invadentium virtus divina ante ipsum IIII tantummodo milium manibus stravit72, quodam scilicet ammiratç, qui secundus a rege Babyloniç videbatur, capto, altero inter cçteram multitudinem occiso73, Christi clementia pere- 20 grinis suis apud Antiochiam, Syriam, Palestinam totamque per Asyam prosperante eorumque servitute barbaricas circumquaque spurcicias eliminante invidus et occultus eatenus çcclesiç persecutor Alexius diu tectam su§ perfidiç toxicatam rabiem evaginat, Thureis, quibus iam nulla vel rara in oriente regnandi spes remanserat, se 25 tutissime conciliat74 et, o turpissimum facinus!, Niceam, quam olim fidei nostrç turrim dudumque multo Christianorum sanguine com­ paratam prescripsimus, Solomani tyranni filiis reddidit, custodias ad prohibendum transitum peregrinis terra marique constituit, Babyloni­ cum regem contra nostros frequentibus nunciis animavit. Cuius 308

88 Mainz. 89 Böckelheim. 70 Vgl. die Briefe Heinrichs IV. nn. 37— 39. 71 Balduin hatte im Mai 1104 Akkon, nicht Askalon, wie Ekkehard hier irrig berichtet, mit Hilfe einer genuesischen Flotte erobert.

Heinrich V. 1105

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bis zur Verhandlung durch die Fürsten und deren Beschluß auf dem bevorstehenden Hoftag, und so wandten sich beide mit ihrer Begleitung in gegenseitiger friedlicher Gesinnung gemeinsam zu der oft genannten Metropole68. Unterdessen meldeten dem Sohn einige Getreue, der Vater 5 suche vermittels geheimer Boten einiges in die Wege zu leiten, was diesem Vertrag und dem Frieden nicht entspreche, und es schien ihnen richtiger, daß der Vater allein mit den Seinen in einer absolut sicheren Burg69 die Fürstenversammlung abwarte, zumal die Bischöfe von Mainz und von Speyer, sowie die übrigen Anwesenden öffentlich geltend machten, ihm io in ihren erst kürzlich wieder versöhnten Kirchen keine Gemeinschaft gewähren zu können. So geschah es denn auch, und nachdem Wachen aufgestellt worden waren, damit nichts Unvorhergesehenes durch ihn oder in bezug auf ihn geschehe, eilte der König nach Mainz zu dem Fürstentag ; die Torheit des gemeinen Volkes aber verbreitete überall das falsche 15 Gerücht, der Vater sei mit List vom Sohn gefangengenommen und in Gewahrsam gebracht worden70. In diesem Jahr machte König Balduin nach langer Belagerung Askalon tributpflichtig; er hatte die Stadt zu Wasser durch eine zahlreiche Flotte, zu Lande aber durch ein ansehnliches Heer eingeschlossen71. Wenige 20 Monate später unternahmen unerwartet 50000 Sarazenen einen Überfall, doch die Macht Gottes streckte sie durch die Hand von nur 4000 Rittern vor ihm nieder72, wobei wunderbarerweise ein Emir, der der zweite nach dem König von Babylon war, gefangengenommen, ein anderer inmitten der übrigen Menge getötet wurde73. Während Christus in seiner Güte seinen 25 Pilgern in Antiochia, Syrien, Palästina und ganz Asien bei allem Glück verlieh und mit ihrer Hilfe überall ringsumher die Schändlichkeiten der Barbaren ausrottete, offenbarte der neidische und daher geheime Ver­ folger der Kirche Alexius die lange verborgene giftige Wut seiner Treu­ losigkeit. Er verband sich aufs engste mit den Türken74, die bereits gar 30 keine oder doch nur mehr geringe Hoffnung auf Herrschaft im Orient besaßen, übergab - o schändliche Tat! - den Söhnen des Tyrannen Soleiman Nizäa, das wir früher als Turm unseres Glaubens bezeichneten und das vor einiger Zeit durch das Blut vieler Christen erkauft worden war, stellte Wachen auf, die den Pilgern zu Wasser und zu Lande den 35 Weg verlegen sollten, und stachelte durch häufige Boten den babyloni­ schen König gegen die Unsrigen auf. Die Antiochener jedoch kaperten die 72 Die Schlacht fand am 31. August bei Ramä statt; die Zahlenangaben Ekke­ hards sind wiederum phantastisch. Nach Fulcher standen 15000 Ägypter 500 Rittern und 2000 Mann zu Fuß bei den Franken gegenüber. 73 Ein Emir, der Befehlshaber von Akkon, war 1104 in fränkische Gefangen­ schaft geraten; ein anderer Emir, der Befehlshaber von Askalon, war in der Schlacht von 1105 gefallen. Dies mag Ekkehard erfahren haben. 74 Diese und die folgenden Behauptungen sind völlig aus der Luft gegriffen.

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Ekkehard I

classes contra Anthiocenos directas ipsi bello ceperunt75 et in confusionem Alexii nasis atque pollicibus omnium abscisis unam de scafis inde onerantes huiusmodi pulmentum eidem regi, multorum milium homicidç, transmiserunt. Boimunt76 quoque iam trienni captivitate per divinam solutus providentiam Italiam navigio venit 5 ibique classes fabricari constituens ipse usque ad Hispaniç regna peragrare cunctamque quam posset militiam quocumque pacto contra tyrannum prescriptum cepit congregare. Fridericus dux obiit77, vir prudentia, moribus et nobilitate satis clarus, sed clarissimo et singularis ac inclitç famç Adelheid^78, filiç 10 scilicet imperatoris, matrimonio et ex eadem mirç indolis prole deco­ ratus. Pridie ante vigiliam nativitatis Christi visus est ab occidente tantus inter sidera ignis flammare, ut solis iubar crederetur, si in orientis esset parte. 15 Anno Domini MCVI. Mediante Heinrico iuniore tantus apud Mogontiam factus est in natali d o m in ic o totius regni Teutonici conventus, quantus per multa annorum curricula nusquam est visus. Referunt79 enim qui aderant LII ibi tunc optimates vel eo amplius affuisse, adeo ut solus dux Saxoniç Magnus nomine, 20 quem iam gravior §tas impediebat, notaretur defuisse. Ibi super­ venientes apostolicç sedis legati, episcopus scilicet Albanus cum Constantiensi, sententiam anathematis in Heinricum seniorem dictum imperatorem a tot sibi succedentibus apostolicis sepius sepiusque promulgatam scriptis simul et dictis testificantes universam 25 multitudinem, immo totam toto orbe diffusam çcclesiam ab eius communione Christi et beati Petri auctoritate multis iam annis sequestratum confirmabant. Qua de causa dum ipse se de castello quo manebat Mogontiam exhibere temptaret, principes propter cavendum tumultum vulgi su§ potius quam filii parti favere solentis 30 ipsi Ingilenheim occurrerunt tandemque generali illum circumvenien­ tes consilio usque ad reatus confessionem satisfactionisque professio­ nem perducunt. Cui cum legati communionem seu pçnitentiç modum 75 Daß die Aktionen des Kaisers Alexius nicht gegen die Gesamtheit der Kreuz­ fahrer gerichtet waren, sondern gegen die beständige Ausweitung der Herrschaft Antiochia auf Kosten des byzantinischen Reiches, hat Ekkehard in seiner Vor­ eingenommenheit gegenüber Alexius sicher nicht gesehen.

Heinrich V. 1106

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Schiffe, die gegen sie ausgelaufen waren76, und zur Beschämung des Alexius schnitten sie allen die Nasen und die Daumen ab, beluden eins von den Booten damit und schickten diese Zukost eben diesem König, diesem Mörder so vieler Tausender! Auch Boemund76 wurde durch die göttliche 5 Vorsehung aus dreijähriger Gefangenschaft befreit und kam zu Schiff nach Italien; er veranlaßte dort den Bau einer Flotte und reiste selbst bis in die Königreiche Spaniens, um durch verschiedene Verträge ein möglichst großes Heer gegen den erwähnten Tyrannen zu sammeln. Herzog Friedrich verstarb77, ein Mann berühmt durch Klugheit, Charakio ter und Adel; besonders berühmt aber durch eine hervorragende Ehe mit Adelheid78, der Tochter des Kaisers, einer Frau von einzigartigem und weitbekanntem Ruf, und durch eine Nachkommenschaft von wunder­ baren Anlagen, die aus dieser Ehe hervorging. Am Heiligen Abend sah man im Westen inmitten der Sterne ein solches 15 Feuer aufflammen, daß man es für den Sonnenaufgang gehalten hätte, wenn es im Osten gewesen wäre. Im Jahr des Herrn 1106. Auf Betreiben Heinrichs des Jüngeren fand am Geburtsfest des Herrn eine Zusammenkunft des ganzen deutschen Reiches in Mainz statt, wie man sie in dieser Größe lange Zeit nicht 20 mehr erlebt hatte. Teilnehmer berichten79, 52 Fürsten oder gar noch mehr seien anwesend gewesen, als einziger habe Herzog Magnus von Sachsen gefehlt, den sein beschwerliches Alter verhinderte. Auch die Legaten des Apostolischen Stuhles, der Bischof von Albano zusammen mit dem Bischof von Konstanz, kamen dorthin; sie bestätigten den Bannspruch, 25 der gegen den älteren Heinrich, den sogenannten Kaiser, nacheinander von so vielen Päpsten immer und immer wieder schriftlich und mündlich öffentlich verkündet worden war; ebenso bezeugten sie, daß alle, die ge­ samte über den ganzen Erdkreis ausgebreitete Kirche durch die Vollmacht Christi und des hl. Petrus schon viele Jahre lang von der Gemeinschaft 30 mit ihm getrennt seien. Während er selbst deshalb versuchte, von der Burg aus, in der er weilte, nach Mainz zu gelangen, gingen ihm die Fürsten nach Ingelheim entgegen, um einen Volksaufstand zu verhindern, da die Menge mehr der Partei des Vaters als der des Sohnes zuneigte; sie sprachen ihm zu und veranlaßten ihn schließlich auf allgemeinen Rat hin, seine 35 Schuld zu bekennen und Genugtuung zu versprechen. Da die Legaten

76 Vgl. oben S. 182 Anm. 9. 77 von Schwaben; er starb am 21. Juli. 78 Richtig Agnes. 79 Ekkehard war also nicht selbst anwesend, aber da seine Gewährsleute sicher Anhänger Heinrichs V. waren, darf seine Darstellung als die offizielle königliche Version der Vorgänge von Weihnachten 1105 betrachtet werden.

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Ekkehard I

absque generalis synodi et apostolicç discussionis censura reddere ad presens non possent, ipse partis utriusque consiliis annuens regalia vel imperialia insignia, crucem scilicet et lanceam, sceptrum, globum atque coronam, filii potestati tradidit80, prospera illi imprecans, illum primatibus multo fletu commendans et extunc iuxta summi sacerdotis 5 totiusque çcclesiç decreta suç consulturum animç promisit. Hoc ordine Heinricus illius nominis quintus, primum a patre, deinde ab uni­ versis Germaniç principibus in regem iam secundo electus81, ab apostolicis quoque legatis per manus impositionem catholice confirmatus, acceptis tam ab episcopis quam laicis iuxta morem patriç sacramentis 10 regnare cepit LXXXVIII. loco ab Augusto, L. patris sui anno, ab Urbe condita MDCCCLVII. anno, ab origine mundi VLVIII., dominicç vero incarnationis, ut dictum est, MCVI. anno. Relatis igitur coram rege cunctisque totius Germaniç optimatibus et presulibus omnique clero simul et populo legationibus Romanç sedis 15 super çcclesiarum regni istius commaculatione diversa et inveterata, econtra emendatione ab universis unanimiter promissa placuit tam regi quam primoribus ad sanctam matrem Romanam çcclesiam tantos ac tales a partibus istis legatos transmitti82, qui et de obiectis rite rationem reddere et de incertis sagaciter investigare ac per omnia 20 utilitatibus ecclesiasticis sapienter consulere sint idonei. Separantur in hoc opus viri spiritu sapientiç pleni, dignitatibus, natalibus et elegantia seu divitiis precipui nullaque secundum Deum sive seculum venera­ tione indigni, a Lotharingia Bruno Trevirensis, a Saxonia Heinricus Magdaburgensis, a Francia Otto Babenbergensis, a Baioaria Eber- 25 hardus Eihstatensis, ab Alemannia Gebehardus Constantiensis, a Burgundia Curiensis, nonnulli etiam nobiles de latere regis laicç professionis, idque inter cetera suscipiunt in mandatis, ut, si fieri possit, domni apostolici presentiam cisalpinis partibus impetrent exhiberi. 30

Heinrich V. 1106

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ihm im Augenblick die kirchliche Gemeinschaft und das Maß der Buße nicht ohne Urteil einer allgemeinen Synode und des Papstes gewähren konnten, stimmte er dem Rat beider Seiten zu und übergab die könig­ lichen und kaiserlichen Insignien, nämlich Kreuz und Lanze, Zepter, 5 Weltkugel und Krone in die Gewalt des Sohnes80; er wünschte diesem Glück, empfahl ihn unter zahlreichen Tränen den Fürsten und versprach, von nun an gemäß den Verfügungen des Papstes und der ganzen Kirche für seine Seele zu sorgen. So begann Heinrich, der fünfte dieses Namens, zunächst vom Vater, sodann ein zweites Mal von allen Fürsten io Deutschlands zum König gewählt81, nach katholischer Weise gestärkt durch die Handauflegung der päpstlichen Legaten, nach Entgegennahme der Eide sowohl der Bischöfe wie der Laien gemäß der Sitte des Vater­ landes zu herrschen, als 88. Herrscher seit Augustus, im 50. Regierungs­ jahr seines Vaters, im 1857. Jahr seit der Gründung Roms, im 5058. Jahr 15 seit Erschaffung der Welt, im Jahr seit der Geburt des Herrn, wie gesagt, 1106. Nachdem vor dem König, allen Fürsten und Bischöfen ganz Deutsch­ lands, sowie vor dem gesamten Klerus und Volk Botschaften des Römi­ schen Stuhles über die verschiedenen und alteingewurzelten Beeinträch20 tigungen der Kirchen dieses Reiches vorgebracht worden waren und alle einmütig ihre Ausmerzung versprochen hatten, gefiel es dem König und den Fürsten, zur heiligen Mutter der Römischen Kirche auch ihrerseits Gesandte zu schicken82; sie sollten der Zahl und Art nach geeignet sein, über die Vorwürfe ordnungsgemäß Rechenschaft zu geben, noch offene 25 Fragen klug zu erforschen und in allem zum Nutzen der Kirchen weise zu raten. Zu diesem Zweck wurden Männer auserwählt, vom Geist der Weisheit erfüllt, hervorragend durch ihre Würde, Herkunft, vornehmes Auftreten und Reichtum, sowohl vor Gott wie vor der Welt jeder Vereh­ rung würdig, und zwar aus Lothringen Bischof Bruno von Trier, aus 30 Sachsen Heinrich von Magdeburg, aus Franken Otto von Bamberg, aus Bayern Eberhard von Eichstätt, aus Alemannien Gebbard von Konstanz, aus Burgund der Bischof von Chur, ebenso einige vornehme Laien aus der Umgebung des Königs; unter anderem erhielten sie den Auftrag, sie sollten nach Möglichkeit zu erreichen suchen, daß der 35 Papst persönlich über die Alpen komme.

80 Die Insignien wurden auf Burg Hammerstein verwahrt. 81 Am 6. Januar 1099 war Heinrich in Aachen feierlich zum König gewählt worden, bei dem Vorgang am 6. Januar in Mainz wird es sich wohl um die feier­ liche Inthronisation gehandelt haben. 82 Auch Ekkehard gehörte zu dieser Gesandtschaft; vgl. unten S. 276.

[REC EN SIO II. E P IS T O L A D E D IC A T O R I A A D H E IN R IC U M V .1] Aureis tuis, o rex in eternum victure, temporibus ego tantillus hom uncio Ekkihardus post annosas miserias redditus ac post deflorata diversorum chronographorum opuscula, ab ipso tem porum exordio 5 tem porum decursus ferentem carinam per multimodas Charibdis atque Scille comminationes tandem gloriosi tui imperii iam portui delatam speculando ultra omnem humane estimationis m odum letificatus, non inconvenienter, ut arbitror, stilo libertatis premium, quod oppido iam lassus exoptat, denego ; im m o ipsum tuis am odo preconiis

10

pro viribus ac ultra vires inserviturum, quamdiu his regitur artubus, devotissime subiugo. Quidni? Te quippe multis iam in tristicia seden­ tis, domine gentium, ploratibus a patre spiritum tandem et v ix impe­ tratum caput, non immerito quodque catholicum et orthodoxum eiusdem ecclesie membrum quocum que prevalet favore prosequitur,

15

tibi Rom anus a pulvere iam expergiscens orbis a mari usque ad mare, im m o totus a solis ortu usque ad occasum mundus inenarrabili tri­ pudio congratulatur. In te 2suscitatum D avid germen iustum 2 universa sanum sapientia corda speculantur; sed precipue D eo servien­ tium persone undique prorumpentes e latibulis 3lumen te sibimet in tenebris

exortum 3, divina

quedam

de

te

presagia

conferentes,

1 Die zweite Fassung von Ekkehards Chronik ist nicht erhalten, doch kann sie mit Sicherheit erschlossen werden, einmal weil sie der Verfasser der Kaiser­ chronik für Heinrich V. benutzt haben muß, zum zweiten aus dem hier wieder­ gegebenen W idmungsbrief an Heinrich V. Dieser Brief ist zwar nur als Prolog zum fünften, die Zeit Heinrichs V. umfassenden Buch der Rezension III von Ekkehards Chronik erhalten, kann aber sicher nicht mit dieser Rezension gleichzeitig entstanden sein; denn seinem ganzen Inhalt nach gehört er in die Anfangszeit der Regierung Heinrichs V. - Der genaue Umfang der zweiten Fas­ sung kann allerdings nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Sehr wahrscheinlich

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[Z W E IT E FASSUNG. W ID M U N G SB R IE F A N H E IN R IC H . V 1] In deinen goldenen Zeiten, mein König - mögest du in Ewigkeit leben! - , sehe ich, Ekkehard, ein unbedeutender und kleiner Mensch, 5 nach jahrelanger Not wieder Erträge und ebenso, daß nun nach glanz­ losen Werken verschiedener Geschichtsschreiber das Fahrzeug, das vom Beginn der Zeit an den Ablauf der Zeiten trägt, durch die vielfältigen Bedrohungen der Charybdis und der Scylla hindurch endlich zum Hafen deiner ruhmreichen Herrschaft gelangt ist; das freut mich über jedes 10 menschliche Maß, und deshalb verweigere ich in, wie ich glaube, nicht unangemessener Weise dem Griffel den Preis der Freiheit, den der schon völlig Erschöpfte ersehnt; in aller Ergebenheit stelle ich ihn dir zur Verfügung, nur deinem Ruhm soll er nach Kräften und noch darüber hinaus dienen, so lange er von diesen Gliedern gelenkt wird. Wie denn 15 nicht? Du bist ja, Herr der Völker, das Oberhaupt, das die reichen Tränen des Trauernden endlich vom Vater des Lebens erlangten; darum schließt sich dir mit Recht jedes katholische und rechtgläubige Glied der Kirche mit allem Wohlwollen an; sich aus dem Staub erhebend wünscht dir der ganze römische Erdkreis von Meer zu Meer, ja die ganze Welt vom Auf20 gang der Sonne bis zum Untergang in unsagbarem Jubel Glück. Die Herzen aller Weisen sind auf dich, 2den wieder auferweckten gerechten Sproß Davids2, gerichtet; vor allem aber die Diener Gottes, die überall aus ihren Verstecken kommen, sehen in dir 3das Licht, das ihnen in der Finsternis aufging3, sie erzählen von göttlichen Weissagungen über dich

enthielt sie den gesamten Jahresbericht zu 1106, wie er aus den späteren Fas­ sungen bekannt ist, aber möglicherweise doch mit geringen Abweichungen; denn er enthält in der überlieferten Fassung Partien, die ihrem gedanklichen Inhalt nach eher als Eigengut der Kaiserchronik zu betrachten sind und viel­ leicht von Ekkehard für seine späteren Rezensionen übernommen worden sind. Da mit dieser Möglichkeit gerechnet werden muß, sie aber im Augenblick noch nicht sicher zu verfizieren ist, schien es richtiger, den Jahresbericht zu 1106 erst im Zusammenhang mit den späteren Fassungen zu bringen und hier nur den W idmungsbrief wiederzugeben. *-» Vgl. Ps. 111, 14. 2-2 Vgl. Ierem. 23, 5.

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Ekkehard II

4tempus iam venisse miserendi4 sui testantur, de tua indole quid iustum audire vel sanctum sancte quevis anime sui erga Christum regem servitii fructum esse confidenter arbitrantur. Beata erit et ultra ipsas avite materneque stirpis magnificentias gloriosior pro­ ducetur etas tua, si mansionem in augustissimo tuo pectore fecerit s spiritus6, quem die noctu que universa D eo placentium tibi exoptant et imprecantur vota.

44 Vgl. Ps. 101,14.

Widmung an Heinrich V.

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und bezeugen, 4schon sei die Zeit des Erbarmens über sie gekommen4, und alle Frommen glauben zuversichtlich, es sei die Frucht ihres Dienstes gegenüber Christus, dem König, von dir Gerechtes und Gottgefälliges zu hören. Glücklich sei dein Zeitalter und ruhmreich möge es noch über die 5 Größe des großväterlichen und mütterlichen Geschlechtes hinausgeführt werden, wenn sich in deinem erhabenen Herzen der Geist eine Wohnstatt bereitet6, den Tag und Nacht die Gebete aller Gott Wohlgefälligen erbitten und erflehen.

5 Vgl. loh. 14, 23.

ANONYMI CHRONICA IMPERATORUM HEINRICO Y. DEDICATA

ANONYME KAISERCHRONIK FÜR HEINRICH Y.

Incipit prologus sequentis chronici operis

Quamlibet rem publicam testatur Tullius felicem fore, si vel a sapientibus regatur aut eos, qui eam rexerint, studere contingat sapientig, sine qua ipsam fortitudinem constat usque ad nomen temeritatis degenerare.1 Nos igitur impensius cgteris gentibus debe- s mus gratias Deo referre, quoniam sedatis procellis, quibus hactenus quatiebamur, princeps magng sapientig magnaque pollens strennuitate ad gubernandum Romanum imperium emicuit, cui Dei dispositione universus orbis tam Romanus quam Teutonicus gaudet omni nisu applaudere, videlicet Henricus quintus rex et quartus 10 imperator, vir compositus multiplici virtute, ferox in bello, pius et mansuetus in pace. Cum igitur ipse resplendeat velut coruscans lucifer splendore sapientig et redoleat omni boni odoris suavitate, dignatus est nostrg parvitati precipere, ut colligat sibi chronicum opus a temporibus Karoli Magni usque ad sua tempora servando is ubique veritatem istorig. Quod opus recipere cum nostra recusaret imperitia, nos tamen compulit deducere ad aliquem effectum sua auctoritas et benivolentia. Habes igitur, serenissime imperator, amministrante caritate chroni­ cum opus excerptum non nostra, set veterum chronographorum 20 auctoritate utinam non indignum, ne dicam oculis imperatoriis, set saltim minimis lectoribus tug curig. Cum igitur tota intentio huius libri tam Romani imperii quam Teutonici regni deserviat honori, quorum regnorum coniunctio cepit a Karolo Francigena, necessarium duximus tam nobilissimg gentis, que habilis inventa est ad pro- 25 creandos dominos Romang potentig, altius originem repetere et sic per antiquissimg nobilitatis generationes usque ad eundem Karolum narratione deducta, qualiter ipse capesseret rem publicam labefactam et qualiter deinde Romanum imperium per successiones regum istius gentis excellentissime gubernaretur, ceteris chronicis relationibus 30

V orw ort zur folgenden Chronik Tullius bezeugt, wie glücklich der Staat ist, wenn er von Weisen regiert wird oder seine Regenten sich um Weisheit bemühen; ohne sie entartet selbst Tapferkeit zur Vermessenheit.1 Daher müssen wir mehr 5 als andere Völker Gott danken, daß nun, da die Stürme sich gelegt haben, die uns schüttelten, ein Fürst voller Weisheit und Tüchtigkeit hervor­ getreten ist, um das Römische Reich zu regieren, nämlich Heinrich, der fünfte König und vierte Kaiser seines Namens, ein Mann von vielfältiger Tugend, unbändig im Krieg, gütig und milde im Frieden, dem der ganze 10 römische und deutsche Erdkreis dank Gottes Fügung voll Freude von ganzem Herzen Beifall zollt. Während er selbst wie der schimmernde Morgenstern vom Glanz der Weisheit leuchtet und süßen Wohlgeruch verbreitet, geruhte er unserer Wenigkeit aufzutragen, ihm eine Chronik zusammenzustellen von der Zeit Karls des Großen an bis zu seiner eigenen 15 Zeit und dabei stets auf die geschichtliche Wahrheit zu achten. Als wir wegen unserer Unerfahrenheit diese Aufgabe zurückwiesen, zwang uns seine Würde und seine Gnade, sie dennoch auszuführen. Halte also, durchlauchtigster Kaiser, in Wohlwollen dieses Geschichts­ werk, diesen Auszug, der nicht auf unserer Glaubwürdigkeit beruht, 20 sondern auf der der alten Geschichtsschreiber, nicht für unwürdig - ich möchte nicht sagen - der Augen des Kaisers, sondern wenigstens der geringsten Leser an deinem Hof. Da es die einzige Absicht dieses Buches ist, der Ehre des Römischen Kaisertums und des Deutschen Reiches zu dienen, deren Vereinigung bei dem Franken Karl begann, schien es uns 25 notwendig, zunächst noch einmal den Ursprung des hochedlen Volkes vorzutragen, das für geeignet befunden wurde, die Herren über die römi­ sche Macht hervorzubringen, und so die Erzählung durch die Geschlechter ältesten Adels hindurch bis zu dem genannten Karl zu führen und in angemessener Kürze unter Ausschluß weiterer geschichtlicher Über30 lieferungen bis hin zur Gegenwart darzulegen, wie dieser sich des erschüt­ terten Staates annahm und wie danach das Römische Reich durch die einander folgenden Könige aus demselben Volk aufs vortrefflichste1

1 Zum Problem der hier behaupteten Cicero-Benutzung wird in der Einleitung zur kritischen Ausgabe in MGH. SS. 33 Stellung genommen werden.

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Kaiserchronik II

exclusis, competenti brevitate usque ad hgc tempora digerere. Primus igitur liber ab origine Francorum per regum eiusdem gentis tempora discurrit. Secundus liber ab imperio Karoli Magni cunctorum succes­ sorum eius regimina actusque breviter atque annos includit. Tercius autem liber orditur acta atque agenda huius quinti Henrici, que utinam non possent terminari aliquo fine aut saltem terminentur post multa curricula annorum in bona et Deo bene complacita senectute!

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Exa quo Bizantium Traciç civitas a magno Constantino in novam ampliata et in regiam urbem est exaltata et, translata in illam omnis Romanç dignitatis gloria, in sedem Romani imperii dedicata et nova 10 Roma est appellata, evolutis annis circiter CCCCLXVIII, diviso a Constantinopoli Romano imperio, Karolus Magnus primus ex regibus Francorum imperio Romano sublimatur, imperavit annis XIIII. Cuius meritis et virtutibus atque prudentia regnum Francorum sanctç Romanç çcclesiç dispositio divina in tantum coniunxit, uti aliunde 15 quam ex eadem gente sibimet augustos creari fas non sit.

1Anno Domini millesimo XCV. Ladizlaus rex Pannoniç misericordiç operibus plenus vitam finivit in Domino. Luitpoldus quoque marchio necnon Heinricus palatinus obierunt. Anno Domini millesimo XCVI. Welefo dux antea Noricus, qui ab 20 imperatore iam dudum abiuraverat et ob id ducatum perdiderat, in gratiam eius rediit ducatumque recepit. Signum in sole apparuit V. Nonas Martii, feria II. incipientis XL. Diversa quoque prodigia mundus ubique parturisse referebatur. Aeclypsis lun§ facta est VI. Idus Augusti, luna XIIII. Mox ex omnibus 25 pene terrç, sed maxime ab occidentalium regnorum partibus, tam regum et nobilium quam etiam vulgi utriusque sexus innumerabiles turmç armata manu Hierosolimam tendere ceperunt, excitati scilicet in zelum frequentibus nunciis super obpressione dominici sepulchri a) Dieser Abschnitt steht gewissermaßen als Vorrede vor dem zweiten Buch und wird hier wiedergegeben, weil er das Hauptthema der Chronik noch einmal formuliert. Der erste Satz ist Sigebert z. J. 801 entnommen.

Widmung und Thema

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215

gelenkt wurde. Das erste Buch durchläuft also vom Ursprung der Franken an die Zeit der Könige dieses Volkes. Das zweite Buch umfaßt vom Kaiser­ tum Karls des Großen an in Kürze die Herrschaft aller seiner Nachfolger, ihre Taten und Regierungsjahre. Das dritte Buch dagegen erzählt die Taten und Aufgaben dieses fünften Heinrich; möchten diese niemals ein Ende finden oder möchten sie doch wenigstens erst nach vielen Jahren enden, in frischem und Gott wohlgefälligem Alter.

Seitdem Byzanz in Thrakien von dem großen Konstantin zu einer neuen Stadt erweitert und zur königlichen Stadt erhoben und seitdem 10 sie, nachdem der ganze Ruhm der römischen Würde dorthin übertragen war, zum Sitz des Römischen Kaisertums bestimmt und das Neue Rom genannt wurde, waren rund 468 Jahre vergangen, als sich das Römische Kaisertum von Rom trennte und Karl der Große als erster der fränkischen Könige durch das Römische Kaisertum ausgezeichnet wurde und als 15 solcher dann 14 Jahre herrschte. Wegen seiner Verdienste, seiner Tugenden und seiner Klugheit wurde das Reich der Franken nach Gottes Willen so eng mit der Römischen Kirche verbunden, daß es wider gött­ liches Recht wäre, sich Kaiser aus einem anderen Volk als diesem zu geben. ______ 20

* Im Jahr des Herrn 1095. König Ladislaus von Ungarn, reich an Werken der Barmherzigkeit, beendete sein Leben im Herrn. Auch Markgraf Luitpold und Pfalzgraf Heinrich starben.

Im Jahr des Herrn 1096. Der frühere bayerische Herzog Welf, der schon vor einiger Zeit vom Kaiser abgefallen war und deshalb das 25 Herzogtum verloren hatte, kehrte in die Huld Heinrichs zurück und empfing erneut die Herzogsgewalt. Am 3. März, einem Montag zu Beginn der Fastenzeit, erschien ein Zeichen an der Sonne. Überall wurde auch erzählt, die Welt habe ver­ schiedene Ungeheuer geboren. Am 8. August fand eine Mondfinsternis 30 statt, im 14. Mondjahr. Bald darauf zogen aus allen Teilen der Erde, vor allem aber denen der westlichen Königreiche, zahllose bewaffnete Scharen von Königen, Adligen und gemeinem Volk beiderlei Geschlechts in Richtung Jerusalem, leidenschaftlich aufgewühlt durch zahlreiche Botschaften über die Bedrängnis des Heiligen Grabes und die Verwüstung

1-1 Wörtlich aus Ekkehard II (I) zum gleichen Jahr entlehnt. Zum Kommentar zu den Jahresberichten 1095-1106 vgl. den Kommentar zu den entsprechenden Berichten bei Frutolf (1095) oben S. 106 und bei Ekkehard I oben S. 124 ff.

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Kaiserchronik II

ac desolatione omnium orientalium çcclesiarum, quas gens ferocissima Thuricorum per aliquot annos suo subactas dominio inauditis cala­ mitatibus iam iamque deleverat. Quibus, ut dictum est, subvenire statuentes sicut diversis agminibus, ita diversis et incertis plerique ducibus properabant1. De qua profectione plura referre supersedemus, quia, sicut res tanta exigit, elegantia inde scripta sufficienter alias habemus2.

5

JAnno Domini millesimo XCVII. Heinricus imperator ab Italia rediens Ratisponam Baioariç urbem venit ibique aliquandiu moratus Iudeis, qui baptizari coacti sunt, iudaizandi ritum concessit. 10 Heinricus imperator Mogontiç cum principibus colloquium de pace habuit circa Kalendas Decembris. Cometes apparuit. Eo anno çstas fertilissima, hiems vero lenis et pestilens fuit, imbrium et fluminum mundationes nimis increverunt. Anno Domini millesimo XCVIII1. 3Dum imperator de facultatibus is Iudeorum interfectorum Mogontiç perquireret et tam pontifex quam eius consanguinei de eisdem pecuniis culparentur, commotus presul Thuringiam se cum suis contulit. Heinricus vero episcopii reditus suis usibus universaliter adiecit, fugatium quoque possessiones publicari maniaque dirui precepit3. 20 4Welefo Baioariorum denuo dux filios suos et ipsos rebellare temp­ tantes gratiç imperatoris reconciliavit et uni eorum ducatum post se committi impetravit4. 4Anno Domini millesimo XCVIIII. Heinricus imperator natalem Domini Coloniç celebravit, in epyphania vero Aquisgrani filium suum 25 iuniorem Heinricum regem fecit4. Eodem anno Dominus noster Ihesus Christus civitatem requiei suç Hierusalem fidelibus suis aperuit et eliminatis per magnitudinem potentiç su§ paganorum spurciciis liberum christianç devotionis ritum misericorditer inibi restauravit. 30

Heinrich IV. 1097-1099

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aller orientalischen Kirchen, die das wilde Volk der Türken vor einigen Jahren seiner Herrschaft unterworfen und durch unerhörte Beschwer­ nisse allmählich zerstört hatte. Um ihnen, wie gesagt, zu Hilfe zu kommen, zogen sie meistens in verschiedenen Heerhaufen und unter verschiedenen 5 und unsicheren Führern dahin1. Wir sehen davon ab, von diesem Zug mehr zu berichten, da wir, wie es auch eine so große Sache erfordert, genügend andere gut geschriebene Schriften darüber besitzen2. Um Jahr des Herrn 1097. Kaiser Heinrich kehrte aus Italien zurück und kam in die bayerische Stadt Regensburg; dort blieb er eine Weile io und gestattete den Juden, die man zur Taufe gezwungen hatte, nach jüdischem Ritus zu leben. Kaiser Heinrich hatte Anfang Dezember mit den Fürsten ein Gespräch über den Frieden. Ein Komet erschien. In diesem Jahr war der Sommer äußerst frucht15 bar, der Winter dagegen mild und reich an Krankheit; es gab überaus schwere Überschwemmungen durch Regenfälle und Flüsse. Im Jahr des Herrn 1098 L 3Als der Kaiser in Mainz Nachforschungen über das Vermögen der getöteten Juden anstellte und ebenso der Bischof wie seine Verwandten wegen dieses Geldes beschuldigt wurden, 20 begab sich der Bischof mit den Seinen erbittert nach Thüringen. Hein­ rich aber nahm die gesamten Einkünfte des Hochstiftes in eigenen Ge­ brauch und ließ die Besitzungen der Flüchtigen einziehen und die Mauern niederreißen3. 4Welf, neuerlich Herzog der Bayern, versöhnte seine Söhne, als sie 25 selbst einen Aufstand anzettelten, in Gnaden mit dem Kaiser und erreichte, daß nach ihm einem von ihnen die Herzogsgewalt übertragen werden sollte.

30

Im Jahr des Herrn 1099. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Köln, an Erscheinung dagegen machte er in Aachen seinen jüngeren Sohn Heinrich zum K önig4. In demselben Jahr öffnete unser Herr Jesus Christus Jerusalem, die Stadt seiner Ruhe, für seine Gläubigen, vertrieb durch seine Macht die Greuel der Heiden und stellte in seiner Barmherzigkeit die freie Aus­ übung der christlichen Frömmigkeit wieder her.

2 Wohl ein Hinweis auf Ekkehards Rezension II (I) mit den Kreuzzugs­ berichten. 33 Leicht gestrafft, aber fast wörtlich aus Ekkehard II (I) zum gleichen Jahr. 44 Wörtlich Ekkehard II (I) zum gleichen Jahr.

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Kaiserchronik II

4Cuonradus Traiectensis episcopus a suis occisus est, Herimannus Coloniensis episcopus obiit, cui Fridericus successit. R apoto palatinus comes et Oudalricus comes patruelis eius, quem multum divitem dicebant, defuncti sunt. Dum enim imperator cum principibus colloquium Ratispong haberet, mortalitas subito exorta

5

prenominatos duos magnates, de inferioribus vero quam plures ab­ sumpsit, per civitates quoque atque regiones non m odicam vulgi stragem fecit. Fames etiam inprovisa multis locis invaluit.

Urbanus papa obiit. Hic super gcclesiarum commotione concilia multa congregavit, multa etiam decreta promulgavit. Sed antequam 10 ex hac vita migravit, spiritu instructus divino Rainerum cardinalem de sancto Clemente, sanctg conversationis et boni testimonii abbatem, nobilem Romanum, designavit in regimen apostolicum eligendum, quem etiam revelationibus aliis insuper denotatum universa Romana gcclesia pastorem sibi consecrat licet invitum, Paschalem appellans 15 eum4. 4Anno Dom ini millesimo C. Sub Gotefrido duce Hierosolimitanam gcclesiam defensante conventus ingens factus est in Hierusalem ab omnibus, qui erant in Oriente, christicolis,

maximeque qui vel

Antiochig vel in Syria, Rohâs vel Palestina resederant peregrinis, in tantum ut

in ipsis nativitatis dominicg

20

festis quam plures

regionibus adiacentibus consecrarentur episcopi versis in hystorias visibiles eatenus mysticis prophetiis: „Surge, illuminare Hierusalem“ , et „Lgtare Hierusalem et diem festum agite omnes qui diligitis eam“ et cgtera.

25

Incalescente post hgc gstate corrumpitur per Palestinam aer cada­ verum fgtore. Sunt etiam qui dicant fontes a barbaris infectos veneno vel cisternas occisorum sanie, unde exorta pestilentia multos ex nostris utpote sub aere peregrino militantes occidit, inter quos ipsum totius gcclesig catholicg lacrimis plangendum Gotefridum populo Dei,

30

quem paterna sollicitudine curabat, materna pietate fovebat, nimis inmature subtraxit. U no tantum anno populo Dei prefuit, languore superatus producto X V . Kalendis Augusti plenam fide bonisque operibus presentem in Christo vitam finivit. Ante m ontem Calvarig in vestibulo Golgothang gcclesig extat eius mausoleum lapide Pario constructum 4.

35

Heinrich IV. 1099/1100

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4Bischof Konrad von Utrecht wurde von seinen eigenen Leuten er­ mordet. Bischof Hermann von Köln starb, auf ihn folgte Friedrich. Pfalzgraf Rapoto und sein Oheim väterlicherseits, Graf Udalrich, den man den Vielreichen nannte, starben. Als der Kaiser in Regensburg 5 eine Zusammenkunft mit den Fürsten hatte, raffte nämlich ein plötzliches Sterben die beiden genannten Großen und zahlreiche Geringere hin, ebenso auch eine Menge Volks in den Städten und auf dem Land. Vielerorts entstand unvorhergesehen Hungersnot. Papst Urban starb. Dieser hielt wegen der Unruhe in der Kirche io zahlreiche Konzilien ab und verkündete ebenso zahlreiche Dekrete. Bevor er aber aus diesem Leben schied, bezeichnete er, vom göttlichen Geist belehrt, den Kardinal Rainer von S. Clemente, einen Abt von heiligmäßigem Lebenswandel und gutem Leumund, einen vornehmen Römer, als denjenigen, der zur apostolischen Herrschaft erwählt werden 15 sollte; dieser wurde auch durch andere Offenbarungen benannt, und die ganze römische Kirche weihte ihn sich unter dem Namen Paschal zum Hirten, obgleich er widerstrebte. Im Jahr des Herrn 1100. Unter Herzog Gottfried, der die Kirche von Jerusalem verteidigte, fand eine große Versammlung in Jerusalem statt, 20 an der alle Christen des Orients teilnahmen, vor allem die Pilger, die in Antiochien, in Syrien, in Rohäs und in Palästina zurückgeblieben waren; am Fest der Geburt des Herrn wurden dabei zahlreiche Bischöfe für die umhegenden Gebiete geweiht, und in sichtbares Geschehen wurden so die geheimnisvollen Prophezeiungen gewandelt: „Erhebe dich und 25 entzünde ein Licht, Jerusalem!“ , und: „Freue dich, Jerusalem, und feiert ein Fest alle, die ihr es hebt!“ und so weiter. Als dann der Sommer kam und die Hitze zunahm, wurde die Luft über Palästina vom Gestank der Kadaver verdorben. Manche behaupten auch, die Barbaren hätten die Quellen mit Gift und die Brunnen mit dem 30 verdorbenen Blut der Gefallenen infiziert. So entstand eine Seuche, die viele der Unseren, die ja unter fremdem Himmel kämpften, hinraffte; unter anderen entriß sie viel zu früh Gottfried, den die ganze Kirche mit Tränen beklagen muß, dem Volke Gottes, für das er mit väterlichem Eifer sorgte und das er mit mütterhcher Zärtlichkeit liebte. Nur ein 35 Jahr stand er an der Spitze des Volkes Gottes; überwältigt von einer längeren Krankheit beendete er am 18. Juli in Christus sein gegenwärtiges Leben voll Glauben und guter Werke. Am Kalvarienberg, in der Vorhalle der Kirche von Golgatha, steht sein Grabmal aus parischem Stein4.

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Kaiserchronik II

Cui Baldiwinus frater eius succedens6 4per legatum apostolicç sedis accepta regali benedictione coronatur4 et exinde tam 6aoptimi militis quam pii defensoris officio53 bella Domini indefesse preliatur. 4Wigbertus Ravennensis archiepiscopus, qui super HiltibrandumGregorium positus Clemens papa dictus est, obiit, vir utique satis 5 ingenio, facundia, nobilitate personçque reverentia clarus, nec Roma tunc nec Ravenna bene usus, et qui super unum papam viventem, quamvis coactus, ut aiunt, ascendit, ipse tribus sibimet alternatim succedentibus supervixit, extorris utraque sede, Rom§ et Ravennç, malens, ut ab ipsius ore didicimus, apostolici nomen numquam (o suscepisse4. 4Anno Domini millesimo CI. Cuonradus rex adolscens YIIII. postquam a patris palacio discesserat anno, Mahthildis magne illius et nobilissimç et, ut quidam dicunt, religiose femine sicut sangui­ ne ita et contubernio coniunctus et in rebus per Italiam disponendis 15 tam illius quam domni apostolici cçterarumque Deum timentium personarum consilio semper usus, inmaturo preventus occasu plena fide et bona confessione a regno transitorio ad çternum creditur regnum migrasse. Sunt etiam qui veneno eum dicant interisse. Testari solent qui aderant in brachio corporis exanimi crucis signaculum subito 20 exortum se vidisse ipsasque eius exequias quibusdam miraculis honorificatas fuisse4. Nec immerito. 6Tantum quippe indolis su§ per orbem Romanum diffuderat odorem, ut nemo religiosus, nemo sapiens in ipso rem publicam constituendam fore dubitaret. Erat enim vir per omnia catholicus et apostolicç sedi subiectissimus, plus religioni quam 25 fascibus vel armis deditus, fortitudine tamen et audacia satis et super instructus lectioni quam lusibus vacare malebat, miseris omnimodis, sed precipue militibus inopia strictis compassione et misericordi^ fructu proximus fiebat, nemini contemptum, nemini vim, nemini preiudicium intendens, omni persone omnique conditioni fuit affabilis 30 indeque non inmerito Deo et hominibus semper extitit amabilis6. Iuxta 6legale illud preceptum: „Honora patrem tuum!“ murmur, quo plerique patris sui mores laniabant quodque ipsum sibi offense patris ac su§ ab illo discessionis causa extitisse putatur, auribus propriis nunquam patiebatur inferri, semper illum dominum suum 35 et cçsarem vel imperatorem cognominans, universos a palatio patris

Heinrich IV. 1100/1101

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Auf ihn folgte sein Bruder Balduin6; 4er wurde vom Legaten des Apostolischen Stuhles zum König geweiht und gekrönt4 und führte uner­ müdlich die Kriege des Herrn 6aals vorzüghcher Ritter und frommer Verteidiger6*. 5 4Erzbischof Wibert von Ravenna, der gegen Hildebrand-Gregor ein­ gesetzt worden war und als Papst Clemens genannt wurde, verstarb; er war ein durch Klugheit, Beredtheit, Vornehmheit und ehrfurcht­ heischende Persönlichkeit glänzender Mann, der indessen weder in Rom noch Ravenna sein Amt gut versah; er stieg, wenn auch gezwungen io - wie man sagt - , gegen einen lebenden Papst auf und überlebte drei Päpste, die aufeinanderfolgten, während er von beiden Sitzen, Rom und Ravenna, ausgeschlossen war und lieber, wie wir ihn selbst sagen hörten, niemals den apostolischen Titel angenommen hätte. Im Jahr des Herrn 1101. Der junge König Konrad hatte während seiner 15 Regierung in Reichsitalien stets von dem Rat der Mathilde - sie war eine große und hochedle Frau, die, wie einige sagen, nach der Regel lebte und ihm durch Blutsverwandtschaft und vertrauten Umgang verbunden war - sowie des Papstes und der übrigen Gottesfürchtigen Gebrauch gemacht; nun aber ging er im neunten Jahr der Trennung von seinem 20 Vater unerwartet, gläubig und nach guter Beichte, aus dem vorüber­ gehenden Reich in das ewige Reich ein, wie man wohl glauben darf. Manche behaupten auch, er sei durch Gift umgekommen. Anwesende bezeugen immer wieder, sie hätten beobachtet, wie auf dem Arm des entseelten Körpers sofort das Zeichen des Kreuzes erschienen und sein 25 Begräbnis durch einige Wunder verherrlicht worden sei4. Und das nicht unverdient. 6In dieser Zeit verbreitete er den guten Ruf seines Charakters im ganzen römischen Erdkreis in einem Maße, daß kein frommer und kein weiser Mann daran zweifelte, daß das Heil des Staates auf ihn zu gründen sei. Er war nämlich ein durch und durch katholischer und dem Apostoli30 sehen Stuhl äußerst ergebener Mann, der mehr der Religion als dem Regierungsgeschäft und den Waffen zuneigte; obgleich hinreichend tapfer und kühn und sogar mehr als das, widmete er sich dennoch lieber der Lektüre als Spielereien; allen Armen, vor allem aber in Not befindlichen Rittern, wurde er durch Mitleid und Erbarmen zum Nâchstèn; niemandem 35 erwies er Verachtung, niemandem tat er Gewalt, niemandem Unrecht, zu allen Personen jeglichen Standes war er freundlich; nicht unverdient war er daher Gott und den Menschen stets liebenswert. Gemäß der Vor­ schrift des Gesetzes: „Ehre deinen Vater!“ ließ er es niemals zu, daß man seine eigenen Ohren mit dem Gerücht behelligte, das den Lebenswandel 40 seines Vaters im ganzen Römischen Reich verächtlich machte und das ihm selbst Ursache für den Widerstand gegen den Vater und des Abfalls 5 Vgl. Ekkehard II (I) z. J. 1100. 5a Vgl. Sallust, Cat. 60,4. • Ekkehard II (I) Anfang des Berichts z. J. 1099.

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Kaiserchronik II

adventantes sub appellatione conservorum licet infimos sociali benivolentia tractans. Prêter animi virtutes morumque compositionem corpore fuit apprime decorus ac statura procerus6. 7 Visus est a nostro quodam familiari ab occidente in orientem volans ignis ad instar non modicç civitatis. 5 Vermiculorum quoque, quos papiliones a similitudine tabernacu­ lorum vocant, exercitus incredibilis multitudinis per IIII continuos dies quasi a Saxoniç finibus in Baioariam volabat. Mox profectio populosa et quç priori posset numero dumtaxat çquari subsequitur, quç post auditas ultra spem res Hierosolimç 10 prospere gestas a residuis totius Occidentis gentibus maxime ab his, quorum prius votis timor vel diffidentia, inopia vel imbecillitas obstiterant, denuo parabatur7. De cuius rei eventu alias plenius scriptum habemus8. Anno Domini millesimo CII. Imperator Heinricus habito cum 15 principibus colloquio9 tractare cepit, si fieri posset, 9Romam se circa Kalendas Februarii profecturum, quatinus tam sua quam domni apostolici causa canonice ventilata catholica inter regnum et sacer­ dotium unitas confirmaretur9. Ipso autem aliis negociis impedito, 9 transacta media quadragesima convenientibus universis Apuliç, 20 Campaniç, Siciliç, Tusciç totiusque simul Italiç presulibus, ultramontanorum autem quam plurimorum patrum legatis synodus magna Romç est habita, ubi prêter antiqua patrum instituta more solito reverenter confirmata etiam sepedictum nostri temporis scisma inter precipuas hereses computatur ac perpetuo cum suis auctoribus 25 atque sequacibus anathemate huiusmodi subscripta professione condempnatur: „Anathematizo omnem heresim et precipue eam, quç statum presentis çcclesiç perturbat, quç docet et astruit anathema contempnendum et çcclesiç ligamenta spernenda esse“ ; 9 et cçtera. 9Ruotpertus episcopus Babenbergensis obiit. Cui per imperatorem 30 Heinricum Otto cancellarius eius substituitur, vir9 per omnia 9bene religiosus9 et precipue domno imperatori super omnes et pre omnibus usque ad mortem etiam non sine magnis periculis fidelissimus. 9Hartwigus Magdeburgensis archiepiscopus obiit9. 9

7“ 7 Ekkehard II (I).

Heinrich IV. 1101/1102

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von ihm war; vielmehr nannte er ihn stets seinen Herrn und Caesar, beziehungsweise Kaiser; wer vom Hofe des Vaters kam und sich dessen Diener nannte - selbst die Niedrigsten - , behandelte er mit freundlichem Wohlwollen. Ganz abgesehen von den Tugenden seines Herzens und 5 seinem Charakter war er von durchaus schöner Gestalt und hochgewach­ sen6. 7Von einem, der zu unserem Haus gehört, wurde ein Feuer in Gestalt einer ziemlich großen Stadt beobachtet, das von West nach Ost flog. Ein unglaublich großes Heer von kleinen Insekten, die wegen ihrer io Ähnlichkeit mit Zelten Falter genannt wurden, flog drei Tage lang aus dem sächsischen Gebiet nach Bayern ein. Kurz darauf folgte ein volkreicher Heereszug, der an Zahl den früheren fast verglichen werden könnte; er wurde nun, da man vernommen hatte, daß die Dinge in Jerusalem über Erwarten gut verlaufen seien, von is Völkern des Westens vorbereitet, die zunächst zurückgeblieben waren, vor allem von denen, deren Teilnahme zunächst Furcht und Mißtrauen, Mangel und Schwäche im Wege gestanden hatten7. Über den Ausgang dieser Sache besitzen wir eine andere und vollständigere Schrift8. 9Im Jahr des Herrn 1102. Kaiser Heinrich hatte eine Unterredung mit den Fürsten und begann zu verhandeln, um nach Möglichkeit um den 1. Februar nach Rom zu gehen, damit dort seine Sache und die des Papstes nach kanonischem Recht erörtert und dann die Einheit zwischen der königlichen und der priesterlichen Gewalt bekräftigt werde. Dieses Vorhaben wurde jedoch durch andere Geschäfte verhindert, und nach 25 Mittfasten kamen in Rom alle Bischöfe aus Apulien, Kampanien, Sizilien, Tuscien und auch aus ganz Reichsitalien zusammen, von den meisten Vätern aus den Gebieten nördlich der Alpen dagegen Gesandte, und sie hielten in Rom eine große Synode ab; abgesehen davon, daß man nach gewohnter Weise die alten Satzungen der Väter ehrfürchtig bestätigte, 30 wurde auf ihr auch das ofterwähnte Schisma unserer Tage unter die hauptsächlichsten Irrlehren gerechnet und mit seinen Urhebern und Anhängern durch die Unterschrift unter folgende Erklärung mit dem ewigen Fluch belegt: „Ich verfluche jede Irrlehre, besonders aber die, die gegenwärtig den Zustand der Kirche verwirrt, die lehrt und versichert, 35 das Anathem sei zu verachten und um das, was die Kirche gebunden habe, brauche man sich nicht zu kümmern;“ und so weiter. Bischof Ruotpert starb; an seine Stelle setzte Kaiser Heinrich seinen Kanzler Otto, einen in allem sehr frommen Mann9, der dem Herrn Kaiser selbst unter großen Gefahren mehr als alle und vor allen bis zum Tode 40 höchst getreu war. 9Bischof Hartwig von Magdeburg starb9. 20

8 Siehe oben Anm. 2. 9-9 Ekkehard II (I) im entsprechenden Jahresbericht.

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Kaiserchronik II

Anno Domini millesimo CIIL Imperatore Heinrico nativitatem Domini Mogontiç celebrante10 ac necessaria quçque super regni statu cum principibus tractante subito rumor forte divulgatur imperatorem 10 Heinrico filio suo rerum summam dimissurum seque sepulchrum Domini visitando10 pro peccatis suis Christo satisfactu- 5 rum. Unde et nonnulli 10cum maximo favore ad ipsius se préparavere comitatum. Cuono filius Ottonis ducis, de magnis principibus unus et cui nihil in omni rerum humanarum dignitate supra, natu scilicet, literarum etiam scientia, fortitudine atque divitiis satis prepollens, ele- io gantia atque facundia bonis omnibus amabilis et affabilis, quorundam funestorum hominum conspiratione noctu, dum iter ageret, invaditur et interimitur, ingentem relinquens nobilibus regni luctum simul et suspitionem, dum ab infimis in summos tanta scelera presumuntur. Ante triennium quippe Heinricus Crassus, eiusdem Cuononis is germanus et natu senior, dum in Fresig marcham cui preerat res acturus proficiscitur, a vulgaribus Fresonibus, quibus dominationis su§ iugum grave fuit, obsequium spectans insidiis vallatur; re quoque cognita fugiens ad mare vulneratur a nautis simul et suffocatur. Huius tanti viri, qui nimirum totius Saxoniç principatum secundus 20 a rege gerebat, interitus ab universo regno Teutonico graviter fere­ batur, isque, ut diximus, dolor nunc fratris eius Cuononis nece dupli­ catur. Heinricus marchio10 de Iliburg, 10 vir sui temporis in Saxonia prepotentissimus, obiit10. 251 10

Anno Domini millesimo CHII. Heinricus imperator natalem Domini Ratisponç celebravit. Cumque ibidem aliquandiu moraretur, orto quodam prius murmure inter Baioariç principes eo, quod Saxones vel Franci familiarius illic et honorabilius quam indigenç ab imperatore tractarentur, Sigihardus comes, qui huiusmodi suspitionem notabat 30 maxime, cepit imperatori paulatim invisus haberi, propter hoc autem maxime, quod ipse solus pre cunctis qui tunc aderant principibus abundantiori militum copia adducta ad resistendum se, si forte de curia quicquam secus cederet, videbatur communisse. Diebus post h§c aliquot exactis cum iam securior factus idem comes 35 suorum turmas defluere permisisset, excitatnr in illum conspirantibus 11

Heinrich IV. 1103/1104

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10Im Jahr des Herrn 1103. Als Kaiser Heinrich das Geburtsfest des Herrn in Mainz feierte101und mit den Fürsten einige dringende Angelegen­ heiten bezüglich des Zustandes des Reiches verhandelte, wurde plötzlich und ohne erkennbaren Anlaß das Gerücht verbreitet, der Kaiser 10wolle 5 seinem Sohn Heinrich die volle und höchste Gewalt übertragen und das Grab des Herrn besuchen, um Christus für seine Sünden Genugtuung zu leisten. Daher bereiteten sich einige unter größter Zustimmung darauf vor, ihn zu begleiten. Konrad, der Sohn Herzogs Otto, einer der großen Fürsten, der mit io allem, was dem Menschen zur Würde gereicht, ausgezeichnet war, durch Geburt, Bildung, Tapferkeit und Reichtum hervorragend, durch vornehmes Wesen und Beredsamkeit allen Rechtschaffenen liebenswert und angenehm, wurde bei Nacht von einigen verbrecherischen Menschen, die sich verschworen hatten, unterwegs überfallen und erschlagen ; 15 er hinterließ bei allen Vornehmen des Reiches größte Trauer und zugleich Argwohn, da sich die niedrigsten Leute solche Verbrechen gegen die höchsten herausnahmen. Drei Jahre zuvor wurde Heinrich der Fette, der ältere Bruder dieses Konrad, als er sich auf dem Zug in die ihm unterstehende friesische Mark 20 befand, um dort einige Angelegenheiten zu erledigen, von einigen Friesen aus dem gemeinen Volk, die das Joch seiner Herrschaft beschwerte, hinterhältig umzingelt, während er Gehorsam erwartete ; als er seine Lage erkannte und zum Meer floh, wurde er von Seeleuten verwundet und dann erdrosselt. Der Tod dieses Mannes, der als zweiter nach dem König 25 über ganz Sachsen herrschte, wurde vom ganzen deutschen Reich als schwer empfunden, und dieser Schmerz wurde nun, wie gesagt, durch den Mord an seinem Bruder Konrad verdoppelt. Markgraf Heinrich von Eilenburg, der mächtigste Mann seiner Zeit in Sachsen, verstarb10. n Im Jahr des Herrn 1104. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Regensburg. Während er sich dort eine Weile aufhielt, begann er, da die bayerischen Fürsten schon länger darüber murrten, daß er die Sachsen und Franken freundlicher und ehrenvoller behandele als die Bewohner des Landes, den Grafen Sigehart, der darüber den stärksten 35 Unwillen äußerte, mit Argwohn zu betrachten; das geschah vor allem deshalb, weil dieser allein mehr Krieger mit sich führte als alle damals anwesenden Fürsten und sich für den Fall, daß vielleicht von seiten des Hofes etwas Übles geschähe, zum Widerstand gerüstet zu haben schien. Als der Graf sich nach einigen Tagen sicherer fühlte und seinen 40 Scharen die Erlaubnis gegeben hatte abzuziehen, verschworen sich die 30

1011-

io Vgl. Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahresbericht. 11 Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahresbericht.

226

Kaiserchronik II

tam urbanis Ratisponensibus quam diversarum partium ministerialis ordinis hominibus seditio furibunda, qu§ nullo m odo, vel ipso impera­ toris filio interveniente, sedari potuit, donec ab hora diei tercia usque ad horam nonam in hospitio obsessus tandemque fractis foribus ipse prius confessione facta, sum pto etiam dom inici sacramenti viatico

5

capite truncatus occubuit. Cuonradus adolescens, filius Beatricis marchisiç, postquam spretis literarum studiis, quibus apprime eruditus erat, armis operam dedit, iuxta Christi presagium, quia gladium accepit, gladio periit. N ec m ulto post etiam ipsa Beatrix obiit.

10

In episcopio Spirensi sanguis ex panibus fluere visus necnon et in lenticularum edulio prodigiose repertus civile immo intestinum bel­ lum portendere secundum antiquam historiç R om anç similitudinem coniciebatur11. Anno Domini millesimo CY. Heinricus rex adolescens magnanimi-

15

täte tactus innata cepit ex laboribus multis licet bene providi patris sui, simul etiam ex frequentibus corporis eius molestiis fortunç volubilitatem rerumque varietatem prospicere, precavensque, ne forte inopinatus patris obitus se nondum amicis vel militibus plene instructum vel etiam bellicis in rebus specialiter glorificatum reperiens

20

aliquam sibi regnandi scrupulositatem pareret, non contentus palatio paterno nec communi licet per omnia augustissimo convictu in Baioariam se contulit ibique principibus illis, quorum aliquos maternç stirpis propinquitas attraxerat12, foederatus per se ipsum iam 128rei publicç consulere128 ut rex et regis filius in stitit.13Prim o itaque per

25

Gebehardum Constantiensem episcopum tunc temporis responsalem Paschalis pap§ Rom anç sedi per debitç obçdientiç professionem unitur, indeque assumptis nonnullis Noricis necnon ab Alemannia vel orien­ tali Francia quibusdam nobilibus ad Saxones convertitur. A quibus honorifice susceptus et in Quitilingeburg pascha celebrans in brevi universis Saxoniç civitatibus potitus et ab optimatibus est dignitate regia satis honoratus13. Sunt qui dicant ipsum discidium industria ipsius

imperatoris,

cuius

circumspectioni

vix

quisquam

posset

çquari, provisum, quatinus simulata discordia illam partem regni, 12 Vgl. dazu Ekkehard II (I) z. J. 1105, oben S. 190.

30

Heinrich IV. 1104/1105

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Bürger von Regensburg und verschiedene Ministerialen und entfachten gegen ihn einen wütenden Aufstand; dieser konnte auf keine Weise, auch nicht als des Kaisers Sohn zu vermitteln suchte, beigelegt werden; von der dritten bis zur neunten Tagesstunde wurde der Graf in seiner 5 Herberge belagert, und als endlich die Tore aufgebrochen waren, fand er den Tod durch Enthauptung, nachdem er gebeichtet und die Weg­ zehrung durch das Sakrament des Herrn erhalten hatte. Konrad, der Sohn der Markgräfin Beatrix, ein junger Mann, der von Jugend auf in den Wissenschaften unterrichtet worden war, diese aber io verschmähte und sich dem Waffen werk widmete, kam gemäß Christi Wort, weil er das Schwert genommen hatte, durch das Schwert um. Wenig später verstarb auch Beatrix. Im Hochstift Speyer sah man Blut aus Broten fließen, ebenso fand man es unnatürlicherweise auch in Linsengerichten und nahm nach dem 15 alten Vorbild der römischen Geschichte an, daß das einen Bürgerkrieg ankündige11. Im Jahr des Herrn 1105. Der junge König Heinrich, angerührt von der ihm angeborenen Hochherzigkeit, begann auf Grund der zahlreichen Bedrängnisse seines an sich sehr klugen Vaters und zugleich auf Grund 20 von dessen häufigen körperlichen Beschwerden die Wandelbarkeit der Fortuna und die Veränderung der Dinge vorauszusehen; um zu verhüten, daß vielleicht der unverhoffte Tod des Vaters ihn noch ohne Freunde und Vasallen und noch ohne besonderen Kriegsruhm fände und so ein gewisses Bedenken gegen ihn als Herrscher entstünde, gab er sich nicht 25 mit dem väterlichen Palast zufrieden und einem, wenn auch durchaus erhabenen Zusammenleben, sondern ging nach Bayern; hier verband er sich mit jenen Fürsten, von denen einige die Verwandtschaft mit der Familie seiner Mutter auf seine Seite gezogen hatte12, und bestand darauf, schon jetzt wie ein König und der Sohn eines Königs 12afür den Staat zu 30 sorgen123. 13Zunächst vereinte er sich durch Bischof Gebhard von Kon­ stanz, den damaligen Stellvertreter. Papst Paschals, mit dem Römischen Stuhl, indem er den schuldigen Gehorsam versprach; danach wandte er sich zusammen mit einigen bayerischen, alemannischen und ostfränkischen Adligen zu den Sachsen. Er wurdervt>n diesen ehrenvoll aufgenommen, 35 feierte in Quedlinburg das Osterfest, war 'flach- kurzer Zeit Herr aller Städte Sachsens und wurde von den Großen mit königlichen Ehren bedacht13. Es gibt einige, die sagen, diese Zwietracht sei durch die Bemühung des Kaisers selbst, mit dessen Umsicht sich kaum jemand vergleichen könne, geplant worden, um durch diesen scheinbaren 40 Streit jenen Teil des Reiches, der vom Vater abgefallen war, listigerweise 123 Cicero, De divin. II, 15. 13-13 Yg]>Ekkehard II (I) z. entsprechenden Jahr.

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qu? a patre deficiebat, in filii traheret artificiose contubernium, scilicet ne locus ullus vel copia foret adversariis sibi caput aliud facere veraciter inimicum. Nos tamen divina procul dubio dispensatione totum id gestum credimus remque ipsam Deo annuente ex fructu bono comprobabimus. Nam literis domni Paschalis pap? instructus14 5 atque 16 consilio et ministerio Ruothardi Mogontini atque Gebehardi Constantiensis episcopi totam Saxoniam Roman? ?cclesi? communioni reconciliavit, episcopis vero atque clericis conventum generale in villam regiam, qu? Northusum dicitur, IIII. Kalendas Iunii, ubi super çcclesiasticç institutionis iam depravata disciplina tractaretur, 10 indixit. In quo concilio super sententiis instantibus patrum decretis primo relectis3 qu?que poterant ad presens laudabiliter corrigeban­ tur, qu?dam vero, qu? et graviora videbantur, ad apostolicam audien­ tiam differebantur. Symoniaca quippe heresis patrum consuetudine condempnata, Nycholaitarum quoque nefaria commixtio ibidem est 15 ab omnibus abdicata; ieiunium Marcii ebdomada I. quadragesim?, ieiunium vero mensis Iunii in ipsa ebdomada pentecostes Romano more celebrandum a prescriptis presulibus apostolica auctoritate indicitur, et pax Dei confirmatur. Vidimus inter h?c, quod silentio preterire non possumus, regem Heinricum non modicam bon? indolis 20 spem magna simul humilitate et auctoritate coram omnibus pretendentem. Nam cum servorum Dei conventui non nisi vocatus interesse vellet - ingens enim ibi cum episcopis et clericis etiam abbatum atque monachorum ecclesiasticam sitiens unitatem turba confluxerat -, tandem in abiecto productus habitu locoque stans editiori omnibus 25 iuxta principum decreta suas leges atque iura rationabiliter inno­ vavit ; si qua vero irrationabilia rogabantur, mira ac ultra suos annos prudenti responsione et avita magnanimitate confutavit, in omnibus his et sibimet miro modo servans adolescenti? verecundiam et Christi sacerdotibus dignam exhibens reverentiam. Inter h?c obortis lacrimis 30 ipsum regem c?li cunctamque c?li militiam testabatur se nulla regnan­ di cupiditate paternum sibi regimen usurpare neque dominum et patrem suum a Romano deponi imperio exoptare, immo debitam pertinaci? et inob?dienti? eius semper compassionem exhibere, sique sancto Petro suisque successoribus lege Christiana subici velit, sive 35 a> relictis C.

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auf die Seite des Sohnes zu ziehen; dann nämlich würde es den Gegnern an Gelegenheit und Mitteln fehlen, sich ein anderes und wahrhaft feind­ liches Oberhaupt zu schaffen. Wir aber sind der Ansicht, daß dies alles ohne Zweifel auf göttliche Anordnung hin geschah, und geben auf Grund 5 der guten Frucht mit Gottes Zustimmung dazu unseren Beifall. Durch Briefe des Herrn Papstes Paschal unterwiesen14*und 18mit Rat und Hilfe der Bischöfe Ruothart von Mainz und Gebhard von Konstanz führte er ganz Sachsen in die Gemeinschaft der Römischen Kirche zurück; die Bischöfe und die Geistlichkeit lud er für den 29. Mai zu einer allgemeinen io Synode im Königsgut Nordhausen ein, hier sollte über die verderbte Kirchenzucht verhandelt werden. Im Hinblick auf die anstehenden Beschlüsse las man auf diesem Konzil zunächst einmal die Anordnungen der Väter vor und verbesserte sodann lobenswerterweise, was man im Augenblick bessern konnte, während die schwerer wiegenden Fälle dem 15 Papst vorgelegt werden sollten. Die Irrlehre der Simonie wurde nach der Gewohnheit der Väter verurteilt, ebenso erteilten alle der Unzucht der Nikolaiten eine Absage; kraft apostolischer Vollmacht erklärten die erwähnten Bischöfe, daß nach römischem Brauch das Märzfasten in der ersten Woche der Fastenzeit, das Junifasten in der Pfingstwoche zu bege20 hen seien, außerdem wurde ein Gottesfrieden festgesetzt. Dabei sahen wir, was wir nicht verschweigen dürfen, wie König Heinrich durch seine große Demut und sein Ansehen zugleich nicht geringe Hoffnung auf gute Anlagen bei allen erweckte. Denn obgleich er der Versammlung der Diener Gottes nur auf deren ausdrücklichen Wunsch beiwohnen wollte - mit den 25 Bischöfen und Geistlichen war eine riesige Menge von Äbten und Mönchen dort zusammengeströmt, die nach der Einheit der Kirche dürsteten - , erneuerte er schließlich, während er in schlichtem Gewand auf erhöhtem Platz stand, allen gemäß den Verfügungen der Könige voller Einsicht ihre Gesetze und Rechte; wenn aber etwas Unvernünftiges gefordert 30 wurde, so wies er das in bewundernswürdiger und über seine Jahre hinaus kluger Antwort und in ererbtem hohen Sinn zurück; in allem bewahrte er für sich selbst in wunderbarer Weise die Bescheidenheit des jungen Mannes und erwies den Priestern Christi die angemessene Ehrerbietung. Dabei rief er unter Tränen den König des Himmels selbst und die ganze 35 himmlische Heerschar zu Zeugen an, daß er nicht aus Herrschsucht die Herrschergewalt des Vaters an sich reiße und keineswegs wünsche, daß sein Vater des Römischen Reiches verlustig gehe, daß er vielmehr dessen Halsstarrigkeit und Ungehorsam stets das schuldige Mitleid entgegen­ bringe; für den Fall aber, daß dieser sich gemäß dem christlichen Ge40 setz dem hl. Petrus und dessen Nachfolgern unterwerfen werde, versprach 14 Vgl. Meyer v. Kn., Jbb. 5, 215f mit Anm. 8. 15-15 Mit einer Auslassung wörtlich Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahr.

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Kaiserchronik II

regno cedere sive serviliter ipsi se subesse promisit. Quod auditum omnis multitudo collaudans lacrimas simul et preces tam pro patris conversione quam pro filii prosperitate fundere cepit, voce magna „kyrieleyson“ declamans. Eadem bora Outo Hildinesheimensis et Heinricus Padrebrunnensis ac Fridericus Halberstatensis presides 5 vestigiis metropolitani prostrati ipsius atque regis astantis totiusque presentis çcclesiç testimonio apostolicç se dedunt obçdientiç. Quorum etiam commissa apostolico nihilominus iudicio reservantur, sub officii sui tantum suspensione. His rite dispositis rex idem pentecosten Merseburg celebrans 10 Heinricum Magdeburgensi çcclesiç dudum designatum archiepiscopum, sed ab imperatoris fidelibus repulsum consecrari fecit; nec multo post expeditionem contra Mogontiam movit expulsum inibi pontificem restituturus, patre intra muros rem expectante cum non parva militum turba nonnullisque non tamen sibi sat fidis principibus. 15 Sicut autem istis Rheni interfluentia naviumque subtractio urbis aditum denegabat, ita illis sacramentorum tam filio quam patri factorum consideratio parricidale bellum interdicebat. Plura tamen hinc et inde nuncia navigabant, multa consilia communes regni proceres inter se trutinabant, patre regni divisionem et hereditariç 20 successionis confirmationem pollicente, filio vero nil nisi apostolicç subiectionis et çcclesiasticç unitatis efficientiam expostulante. Sic ina noctea discedens Wirciburg devenit ibique extra civitatem castra posuit. Successerat eodem anno defuncto Emehardo episcopo15 vir singularis probitatis et eximiç prudentiç Babenbergensis çcclesiç 25 canonicus Erlungus, qui a viro scolasticissimo Meginhardo, avunculo scilicet suo, eiusdem sedis dudum episcopo, diligentissime educatus et apprime liberalibus disciplinis instructus, ob famç sue bonum odorem de claustro Babenbergensi in palatium assumptus cancellarii per aliquot annos strenue rexerat officium, indeque tam cleri quam populi 30 consensu Wirciburgensem sortitus est episcopatum. Is virtutem boni operis perseverantiam esse considerans maluit, quandoquidem necdum erat consecratus, loco cedere quam ab imperatore, cui eatenus inde­ fessa sinceritate servierat, vel minima infidelitate notari. Quo ce­ dente rex Ruotpertum eiusdem çcclesiç prepositum 16 per predictum 35 a) inacte Ekkehard.

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er, ihm im Reich Platz machen, und untertänig dienen zu wollen. Das fand den Beifall der ganzen Menge, und unter Tränen und Gebeten sowohl für die Bekehrung des Vaters wie für das Glück des Sohnes rief sie mit lauter Stimme: „Kyrie eleison“. Zur gleichen Stunde warfen sich 5 die Bischöfe Udo von Hildesheim, Heinrich von Paderborn und Friedrich von Halberstadt dem Metropoliten zu Füßen; vor ihm und dem König sowie der ganzen anwesenden Kirche als Zeugen verpflichteten sie sich zum Gehorsam gegenüber dem Papst. Ihre Vergehen wurden jedoch nichtsdestoweniger dem Gericht des Papstes Vorbehalten unter gleichio zeitiger Suspension von ihrem Amt. Nachdem dies alles wohlgeordnet war, feierte der König Pfingsten in Merseburg und ließ Heinrich, den seit langem designierten, aber von den Anhängern des Kaisers vertriebenen Erzbischof von Magdeburg weihen; kurz darauf unternahm er einen Zug gegen Mainz, um hier den vertrie15 benen Bischof wiedereinzusetzen; dort wartete sein Vater zusammen mit einer ansehnlichen Kriegsschar und einigen, ihmallerdings nicht völlig treuen Fürsten innerhalb der Mauern die Sache ab. Ebenso wie ihnen aber der Rhein und der Entzug von Schiffen den Zugang zur Stadt verwehrten, verbot jenen die Erwägung, sowohl demSohn wie demVater Eide geleistet 20 zu haben, einen vatermörderischen Krieg. Jedoch gingen zahlreiche Botschaften hin und her, und auch die Fürsten pflogen oft gemeinsamen Rat untereinander, während der Vater eine Teilung der Königsherrschaft und die Zusicherung der erblichen Nachfolge versprach und der Sohn nichts außer der Unterwerfung gegenüber dem Papst und der Verwirk25 lichung der kirchlichen Einheit forderte. So zog er in der Nacht von dannen, gelangte nach Würzburg und schlug dort außerhalb der Stadt sein Lager auf. Auf den verstorbenen Bischof Emehard15 war im gleichen Jahr der Kanoniker der Bamberger Kirche Erlung gefolgt, ein Mann von einzigartiger Rechtschaffenheit und überragender Klugheit; er war von 30 dem hochgelehrten Meinhard, seinem Oheim, unlängst Bischof desselben Sitzes, aufs sorgfältigste erzogen und von Grund auf in den freien Künsten unterrichtet und dann wegen seines guten Rufs aus dem Bamberger Stift an den Hof geholt worden; hier versah er tüchtig einige Jahre das Amt des Kanzlers und erlangte dann mit Zustimmung von Klerus und Volk 35 das Bistum Würzburg. In der Erwägung, daß die Tugend des guten Werkes die Standhaftigkeit ist, wollte er lieber, zumal er noch nicht geweiht war, den Platz räumen, als dem Kaiser gegenüber, dem er bis dahin unermüdlich und aufrichtig gedient hatte, auch nur im geringsten untreu erscheinen. Er machte also Platz, und der König ^inthronisierte

16- 1« Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahr.

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archiepiscopum Ruothardum inthronizavit, sicque gcclesia eadem apostolicg com munioni reconciliata ac securitate ab urbanis accepta, dimissis Saxonibus ipse cum Baioariis ad obsidium castelli Nörinberc conversus illudque post duos vel amplius menses prospere capiens soluto exercitu Ratispong se contulit. Quem pater e vestigio sub-

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sequens Erlungum W irciburg fugato R uotperto restituit, indeque omnia, qug fautorum erant filii, devastans tandem faventibus sibi dolis Ratisponensium filium urbe fugavit. Qua residens presulem eidem kathedrg quendam adolescentulum nomine Oudalricum prefecit16. Gebehardus17 quippe, qui locum illic pastoris per annos X V I 10 miserabiliter occupaverat, eodem anno a quodam, quem nimis into­ lerabiliter iniuriabat, proprio milite trucidatus duplo plangendus decesserat. 18Congregato itaque undecumque exercitu cgsar progres­ sus marcbam Diotpaldi per Boemicg gentis maxime crudelitatem devastavit. Nec plus una cum suo dom ino regii morantur milites,

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conventum usquequaque facere, cgsarianis a tergo flammis predaque vicem reddere, postremo cum decem milibus electg iuventutis in quinque legiones dispertitis congressum expetere. Iam castris in contrarium positis spectaculo nimis horribili per triduum continuum ex ima ripa Regini fluminis imperatoris, ex altera regis volitabant

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signa, iam frequentia grassabantur in ipso fluminis alveo duella, inter qug non paucos ex utraque parte Martis sors anceps absumpsit. Attam en die, qug generalem certissime congressionem precedebat, principes, qui capita roburque utriusque videbantur exercitus, paci­ ficis invicem concessis colloquiis post morose ventilatam inter se belli

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presentis causam, tandem divino, ut creditur, edocti spiritu, parum iusticig parumque emolumenti tam duro tamque periculoso inesse negocio, unanimi consideratione conferebant indeque nimirum fratri­ bus, id est populo utraque parte Christiano parcendum, immo parri­ cidali pugna cessandum pari v oto iudicabant. R ex etiam adolescens dum iam, ut diximus, per ordinatas om ni parte acies Mars cruentus cepisset frendere, com m otis visceribus super patre suo lugubriter fertur inclamasse: „G rates“ , inquit, „ o boni commilitones, affectui circa me vestro summopere refero unicuique vestrum par pari referre, 17 Gebhard IV. wurde 1089 von Heinrich IV . eingesetzt. 18-18 Das Folgende meist wörtlich Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahr, Einzelnachweise nur zum Text.

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durch den erwähnten Erzbischof Ruothart den Propst der Würzburger Kirche Ruotpert ; nachdem er so diese Kirche in die Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl zurückgeführt und von den Bürgern Sicherheit erhalten hatte, entließ er die Sachsen und wandte sich mit den Bayern 5 zur Belagerung der Burg Nürnberg; nach zwei oder mehr Monaten nahm er sie glücklich ein, löste das Heer auf und begab sich nach Regensburg. Der Vater folgte ihm auf dem Fuß; er verjagte Ruotpert und gab den Würzburgern wieder Erlung zum Bischof, verwüstete sodann alles, was den Anhängern seines Sohnes gehörte, und vertrieb schließlich mit Hilfe io der verräterischen Regensburger den Sohn aus der Stadt. Hier blieb er eine Weile und machte einen Jüngling namens Udalrich zum Bischof dieses Sitzes16. Gebhard17 aber, der dort sechszehn Jahre lang die Stelle des Hirten sehr schlecht versehen hatte, wurde im gleichen Jahr von einem seiner eigenen Vasallen, den er in unerträglicher Weise beleidigt hatte, 15 erschlagen und verstarb als ein doppelt Beklagenswerter. 18Der Kaiser sammelte sodann von überallher ein Heer; dann rückte er ab und ver­ wüstete die Markgrafschaft Dietbalds, vor allem mit Hilfe des grausamen Böhmenvolkes. Nun zögerten auch die Krieger des Königs zusammen mit ihrem Herrn nicht mehr länger, sich überall zu sammeln, den Kaiser20 hohen vom Rücken her durch Brandschatzung und Plünderung mit gleicher Münze heimzuzahlen und schließlich mit 10000 Kriegern in fünf Abteilungen die Schlacht zu suchen. Schon waren die Lager einander gegenüber aufgeschlagen - ein schreckliches Schauspiel! - und wehten drei Tage lang ununterbrochen auf dem einen Ufer des Regen die Feld25 Zeichen des Kaisers, auf dem anderen die des Königs; schon fanden häufig Zweikämpfe im Flußbett statt, bei denen das wechselnde Schicksal des Krieges auf beiden Seiten manchen dahinraffte. An dem Tag jedoch vor dem mit Sicherheit bevorstehenden allgemeinen Kampf begannen die Fürsten, die die mächtigsten Häupter der beiden Heere zu sein schie30 nen, miteinander Friedensgespräche; sie erörterten lange untereinander die Ursachen des gegenwärtigen Krieges und begegneten sich schließlich - wie man glaubt, belehrt vom Geiste Gottes - in der einmütigen Über­ legung, daß in einem so harten und gefahrvollen Unternehmen wenig Gerechtigkeit und Erfolg sei ; deshalb kamen sie zu dem übereinstimmen35 den Urteil, daß man die Brüder, das heißt das Volk, das ja auf beiden Seiten aus Christen bestand, schonen und überhaupt von einem vater­ mörderischen Krieg Abstand nehmen müsse. Wenn auch schon, wie wir sagten, der blutige Mars mit den Zähnen zu knirschen begonnen hatte, da auf beiden Seiten die Schlachtreihen geordnet waren, soll doch auch der 40 junge König im Innersten bewegt über seinen Vater voll Trauer gesagt haben: „Meine tapferen Gefährten! Höchsten Dank sage ich Euch für Eure Zuneigung zu mir; ich werde nicht anstehen, jedem von Euch Gleiches mit Gleichem zu vergelten, wenn es erforderlich sein sollte; dennoch möge niemand wünschen oder glauben, ich wäre mit ihm dazu

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Kaiserchronik II

si res exegerit, non abnuo ; nemo tamen in hoc me sibi velit vel credat fore fçderatum , ut dominum et patrem meum per se glorietur occisum vel unquam estimet occidendum. E go quidem Christianis mihi legibus subarratum regnum ut heres18 patrum m eoru m 18et successor augusto­ rum, si tamen dom inatori rerum omnium com placuerit18, iure gentium 5 possidere 18cupio, parricida vero vocari vel esse nullatenus volo. Quod si pater meus apostolicç18, quod nimirum in causa e s t ,18se subiecerit obçdientiç iugo, ego m ox in his, qu§ sua dum taxat mihi clementia concesserit, contentus ero. Interim me non impugnatorem patris, sed paterni potius regni propugnatorem esse noveritis.“

Interea io

vesperascente iam die18 redduntur castris18phalanges regiç, imperator vero du m 18 q u a si18de crastino certior conflictu18 suos instruit, 18nec pugnam nec pugnandi votu m 18 vel fas ibi esse a 18principibus audivit. Instructus etiam secretis filii nunciis conspirationem a suis adversum se factam, e castris latenter cum paucis subtrahitur, sicque divina 15 dispositione uno salvo multorum qui credebatur fundendus sanguis salvatur. Nam protinus ut imperatoris absentia totis undiqueversum castris innotuit, unusquisque propria repetere prout nox concessit opaca contendit. A t rex, dum disturbatis adversariis ad libitum frui posset, parcere quam persequi deliberans civitatem ob dati prius

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fçderis defectum austeriori nimirum pacto sibi confirmat. H artwicum virum utique probatum catholicum atque nobilem abdicato Oudalrico ibidem inthronizat, presules etiam quosdam ac principes paternç militiç sibi conciliat m oxque Franciç redditus eodem pro­ pinavit calice perfidis sibi tunc Wirciburgensibus.

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Inter hçc predictus Erlungus, qui18 presulatum inibi ab imperatore susceperat, fortunç rotam ut vir prudens et discretus indignando con­ siderans 18regi Ruotpertum restituenti

deditur et ex hoc inter

suos capellanos18, utpote longe ante notissimus, magno et speciali honore tractatur. 19Post hçc ad Spiram perveniens Gebehardum

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Hirsaugiensem abbatem constituit ibi episcopum. Ruothardum quo­ que per annos V III kathedra sua pulsum nobili M ogontiç restituit sicque tam populum quam clerum illum apostolicç com munioni reconciliavit. Inde Burgundiam conversus fidelium suorum nunciis revocatur sicque Sigefridi comitis quedam fraudulenta preveniens machinamen­ ta, quibus curiale illud colloquium, quod ab universis regni principibus

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verbündet, auf daß er sieb rübme, durch ihn sei mein Herr und Vater getötet worden, oder damit er jemals meine, er müsse getötet werden. Ich möchte als Erbe meiner Väter und Nachfolger der Kaiser ein Reich innehaben, das mir nach christlichen Gesetzen untertan ist; wenn es dem 5 Herrscher aller Dinge so gefällt, möchte ich es nach Völkerrecht besitzen, aber ich möchte nicht ein Vatermörder heißen oder gar sein. Wenn mein Vater sich gehorsam dem Joch des Papstes unterwirft, was der Haupt­ streitpunkt ist, werde ich sogleich mit dem zufrieden sein, was er mir in seiner Güte gewähren wird; bis dahin, sollt Ihr wissen, will ich nicht den io Vater bekämpfen, sondern die väterliche Herrschaft verteidigen.“ Als der Tag schon zur Neige ging, zogen die Truppen des Königs sich auf das Lager zurück. Während nun der Kaiser, gleichsam des morgigen Kampfes gewiß, seinen Leuten Anweisungen gab, hörte er von den Fürsten, daß es keinen Kampf und keine Entscheidung für den Kampf und kein 15 Recht zu einem Kampf gebe. Als er überdies auch noch durch geheime Boten seines Sohnes davon unterrichtet wurde, daß die Seinen sich gegen ihn verschworen hätten, verließ er in geringer Begleitung heimlich das Lager; und so wurde nach dem Willen Gottes durch die Rettung des Einen das Leben vieler, deren Blut man vergießen zu müssen glaubte, 20 gerettet. Denn als dann das Verschwinden des Kaisers in allen Lagern ringsum bekannt wurde, strebte ein jeder in die Heimat zurück, wie es die dunkle Nacht ermöglichte. Obgleich der König nun die Zerstreuung der Feinde nach Belieben hätte ausnützen können, entschloß er sich doch zu schonen statt zu verfolgen; wegen des Bruchs des früheren Bündnisses 25 sicherte er sich die Stadt durch einen strengeren Vertrag und inthroni­ sierte nach Absetzung Udalrichs den Hartwig, einen durch und durch rechtschaffenen katholischen und adligen Mann; ebenso gewann er einige Bischöfe und Fürsten aus dem Heer des Vaters zu Bundesgenossen; dann kehrte er nach Franken zurück und gab den ihm früher untreuen Würz30 bürgern denselben Kelch zu trinken. Dabei ergab sich Erlung, der vom Kaiser das dortige Bischofsamt empfangen hatte, jetzt aber als kluger und verständiger Mann mit Unbehagen das Rad der Fortuna erkannte, dem König - der Ruotpert wieder einsetzte -, und wurde seitdem unter dessen Kapläne eingereiht18 35 und mit großen und besonderen Ehren bedacht, da er schon vorher sehr bekannt war. 19Dann gelangte er nach Speyer und setzte dort den Abt Gebhard von Hirsau als Bischof ein; ebenso führte er Ruothart, der acht Jahre lang von seinem Sitz vertrieben war, in das edle Mainz zurück und vereinigte so Volk und Klerus wieder mit der apostolischen Gemeinschaft. 40 Von dort wandte er sich nach Burgund, wurde aber von Boten seiner Getreuen zurückgerufen; so kam er gewissen betrügerischen Machen­ schaften des Grafen Siegfried zuvor, durch die dieser zusammen mit dem 19-19 Ygj Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahr.

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Kaiserchronik III

super presenti negocio condictum erat, impedire cum imperatore conari dicebatur, patrem suum Bing§ circa Idus Decembris repperit, ore ad os de his, qu§ emendatione digna videbantur, ordine quidem prepostero, sed necessarie commutato filius patrem commonuit, obçdientiç debitum, si tamen ipse idem Deo non abnuerit, persolvere 5 repromisit. Senior has et huiusmodi quam plures sententias ad audien­ tiam optimatum et senatus consultum instanti curiç distulit, sicque comitatus uterque pacificus ad invicem pariter contra sepedictam se metropolim convertit. Inter hçc aliqua, qu§ huic pacto pacique non convenirent, dum per occultos nuncios patrem conari filio fideles 10 denotarent, visum est eisdem, ut pater separatim cum suis in castello quodam tutissimo principum conventum expectaret. His ita dispositis, custodibus quoque, qui, ne novi quicquam ab ipso vel ad ipsum proce­ deret, adhibitis rex Mogontiam publico conventui principum occurrit, sed vulgaris inde stulticia patrem a filio dolo captum et custodiç 15 mancipatum circumquaque diffamavit19. 20 Pridie ante vigilias nativitatis Christi visus est ab occidente tantus inter sidera ignis flammare, ut solis iubar crederetur, si in orientis esset parte. Fridericus dux, vir prudentia, moribus et nobilitate satis clarus, 20 sed clarissimo et singularis ac inclitç famç Agnete21, filiç scilicet imperatoris, matrimonio et ex eadem mir§ indolis prole decoratus obiit20. Cuius ducatum Fridericus filius eius maior natu et adhuc puer22 suscipiens magno sibique condigno est apud avunculum suum regem honore et amore semper habitus. 25 Explicit liber secundus.

Incipit liber tercius Anno dominicç incarnationis millesimo CVI. 23 Mediante Heinrico iuniore tantus apud Mogontiam factus est in natali dominico totius regni Teutonici conventus, quantus per multa annorum curricula nus- 30 quam est visus. Referunt enim qui aderant, LII optimates ibi tunc vel 20-20

Wörtlich Ekkehard II (I) zum entsprechenden Jahr.

Heinrich V. 1106

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Kaiser - wie man sagte - den Hoftag, den alle Fürsten des Reiches we­ gen der schwebenden Fragen anberaumt hatten, zu verhindern suchte, und traf seinen Vater um den 13. Dezember in Bingen; in umgekehr­ ter, aber notwendigerweise veränderter Ordnung mahnte hier mündlich 5 der Sohn den Vater wegen der Dinge, die der Ausmerzung zu bedürfen schienen, versprach aber, den schuldigen Gehorsam zu erweisen, falls der Vater sich nicht von Gott abwenden werde. Der Ältere indessen verschob diese und andere derartige Angelegenheiten bis zur Verhandlung durch die Fürsten und deren Beschluß auf dem bevorstehenden Hoftag, und so io wandten sich beide mit ihrer Begleitung in friedlicher Gesinnung gegen­ einander gemeinsam der oft genannten Metropole zu. Unterdessen meldeten dem Sohn einige Getreue, daß der Vater vermittels geheimer Boten einiges in die Wege zu leiten suche, was diesem Vertrag und dem Frieden nicht entspräche, und es schien ihnen richtiger, daß der Vater 15 allein mit den Seinen in einer absolut sicheren Burg die Fürstenversamm­ lung abwarte. So geschah es denn auch, und nachdem Wächter aufgestellt worden waren, damit nichts Neues durch ihn oder in bezug auf ihn ge­ schähe, eilte der König nach Mainz zu dem Fürstentag; die Torheit des gemeinen Volkes aber verbreitete überall das falsche Gerücht, der Vater 20 sei mit List vom Sohn gefangen und in Gewahrsam gebracht worden19. 20Am Heiligen Abend sah man im Westen inmitten der Sterne ein solches Feuer aufflammen, daß man es für den Sonnenaufgang gehalten hätte, wenn es im Osten gewesen wäre. Herzog Friedrich verstarb ; dieser Mann glänzte durch Klugheit, 25 Charakter und Adel und war ausgezeichnet durch eine hervorragende Ehe mit Agnes21, der Tochter des Kaisers, einer Frau von einzigartigem und berühmtem Ruf, und die Nachkommenschaft, die aus dieser Ehe hervor­ ging, war von wunderbaren Anlagen20. Sein Herzogtum erhielt sein ältester Sohn Friedrich, der allerdings noch ein Knabe war22, und der König, sein 30 Oheim, begegnete ihm stets mit großer Liebe und Ehre, wie sie ihm ge­ bührte. Schluß des zweiten Buches.

Drittes Buch Im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1106. 23Auf Betreiben Heinrichs

35 des Jüngeren fand am Geburtstag des Herrn eine Zusammenkunft des ganzen Deutschen Reiches in Mainz statt, wie man sie in dieser Größe lange Zeit nicht mehr erlebt hatte. Teilnehmer berichten, 52 Fürsten 21 Der Verfasser der Kaiserchronik hat im Gegensatz zu Ekkehard II (I) den richtigen Namen, allerdings auf Rasur, eingesetzt. 22 Herzog Friedrich II. war 15 Jahre alt.

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Kaiserchronik III

eo amplius affuisse, adeo ut solus dux Saxoniç Magnus nomine, quem iam gravior §tas impediebat, notaretur defuisse. Ibi supervenientes apostolicç sedis legati, episcopus scilicet Albanus cum Constantiensi, sententiam23 apostolici pastoris, quç domnum imperatorem de multis transgressionibus incusabat, 23scriptis simul et dictis23 in medium 5 proferebant. 23 Qua de causa dum ipse se Mogontiam de castello quo manebat exhibere temptaret, principes propter cavendum tumultum vulgi suç potius parti quam filii favere solentis ipsi Ingilenheim occur­ runt tandemque generali illum circumvenientes consilio usque ad satisfactionis professionem perducunt. Cui cum legati absolutionem io seu penitentiç modum absque generalis synodi discussione et aposto­ licç sedis censura se reddere non posse perhiberent, ipse partis utriusque consiliis annuens regalia vel imperialia insignia, crucem scilicet et lanceam, sceptrum, globum atque coronam filii potestati tradidit prospera illi imprecans, illum primatibus multo fletu commendans et 15 extunc iuxta summi sacerdotis totiusque çcclesiç decreta su§ consul­ turum animç promisit. Hoc ordine Heinricus illius nominis quintus primum a patre, deinde ab universis Germaniç principibus in regem iam secundo electus, ab apostolicis quoque legatis per manus impositionem catholice confir- 20 matus, acceptis tam ab episcopis quam laicis iuxta morem patriç sacramentis regnare cepit LXXXVIII. loco ab Augusto, L. regni patris sui anno, ab Urbe condita millesimo DCCCLVII., ab origine mundi VLVIII., dominiez vero incarnationis, ut dictum est, millesimo CVI. anno. 25 Relatis igitur coram rege cunctisque totius Germaniç optimatibus et presulibus omnique clero simul et populo legationibus Romanç sedis super çcclesiarum regni istius commaculatione diversa et inve­ terata et econtra emendatione ab universis unanimiter promissa, placuit tam regi quam primoribus ad sanctam matrem Romanam 30 çcclesiam tantos ac tales a partibus istis legatos transmitti, qui et de obiectis rite rationem reddere et de incertis sagaciter investigare ac per omnia utilitatibus çcclesiasticis sapienter consulere sunt idonei. Separantur in hoc opus viri spiritu sapientiç pleni, dignitatibus natalibus et elegantia seu divitiis preclari nullaque secundum Deum 35 sive seculum veneratione indigni, a Lotharingia Bruno Trevirensis, a Saxonia Heinricus Magadeburgensis archiepiscopi, ab orientali

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oder gar noch mehr seien anwesend gewesen, als einziger habe Herzog Magnus von Sachsen gefehlt, den sein beschwerliches Alter verhinderte. Auch die Legaten des Apostolischen Stuhles, der Bischof von Albano zusammen mit dem Bischof von Konstanz, kamen dorthin und ver5 kündeten inmitten der Versammlung mündlich und schriftlich den Spruch des Apostolischen Hirten, der den Kaiser zahlreicher Überschreitungen beschuldigte. Während dieser selbst deshalb versuchte, von der Burg aus, in der er weilte, nach Mainz zu gelangen, gingen ihm die Fürsten nach Ingelheim entgegen, um einen Volksaufstand zu verhindern, da die Menge io mehr der Partei des Vaters als der des Sohnes zuneigte; sie sprachen ihm zu und veranlaßten ihn schließlich auf allgemeinen Rat hin, Genugtuung zu versprechen. Da die Legaten ohne Verhandlung auf einer allgemeinen Synode und ohne Urteil des Apostolischen Stuhles ihn weder lossprechen noch ihm das Maß der Buße angeben konnten, stimmte er dem Rat beider 15 Seiten zu und übergab die königlichen beziehungsweise kaiserlichen Insignien, nämlich Kreuz und Lanze, Zepter, Reichsapfel und Krone, in die Gewalt des Sohnes ; er wünschte diesem Glück und empfahl ihn unter zahlreichen Tränen den Fürsten; schließlich versprach er, von nun an gemäß den Vorschriften des höchsten Bischofs und der ganzen Kirche für 20 seine Seele zu sorgen. So begann Heinrich, der fünfte dieses Namens, zunächst vom Vater, sodann ein zweites Mal von allen Fürsten Deutschlands zum König gewählt, nach katholischer Weise gestärkt durch die Handauflegung der päpstlichen Legaten, nach Entgegennahme der Eide sowohl der Bischöfe 25 wie der Laien gemäß der Sitte des Vaterlandes zu herrschen, als 88. Herrscher seit Augustus, im 50. Regierungsjahr seines Vaters, im 1857. Jahr seit der Gründung Roms, im 5058. Jahr seit Erschaffung der Welt, im Jahr seit der Geburt des Herrn, wie gesagt, 1106. Nachdem vor dem König, allen Fürsten und Bischöfen ganz Deutsch30 lands sowie vor dem gesamten Klerus und Volk Botschaften des Römi­ schen Stuhles über die verschiedenen und alteingewurzelten Beeinträchti­ gungen der Kirchen dieses Reiches vorgebracht worden waren und alle einmütig ihre Ausmerzung versprochen hatten, gefiel es dem König und den Fürsten, zur heiligen Mutter, der Römischen Kirche, auch ihrerseits 35 Gesandte zu schicken; sie sollten der Zahl und Art nach geeignet sein, über die Vorwürfe ordnungsgemäß Rechenschaft zu geben, noch offene Fragen klug zu erforschen und in allem dem Nutzen der Kirchen weise zu raten. Zu diesem Zweck wurden Männer auserwählt, vom Geist der Weisheit erfüllt, hervorragend durch ihre Würde, Herkunft, vornehmes 40 Auftreten und Reichtum, sowohl vor Gott wie vor der Welt jeder Ver­ ehrung würdig, und zwar aus Lothringen Erzbischof Bruno von Trier, aus Sachsen Erzbischof Heinrich von Magdeburg, aus Franken Otto von 23-23 Mit geringen Änderungen Ekkehard II (I, III) zum gleichen Jahr, Einzelnachweise nur zum Text.

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Francia Otto Babenbergensis, a Baioaria Eberhardus Eistatensis23, uterque designatus pontifex, 23ab Alemannia Gebehardus Constantiensis23 aliique nonnulli presides, plerique 23etiam nobiles de latere regis laicç professionis, idque23 precipuum 23inter cçtera suscipiunt mandata, ut si fieri possit23, per illos “ impetrata dom ni apostolici s cisalpinis partibus exhibeatur presentia. Sic nimirum, sic23 per viscera misericordiç D ei nostri tanto nobis oriente lucifero 23per tot iam annos obnubilata lu x 23 splendescere “ cep it23 çcclesiastica et, ut breviter plurima concludam, capessente rem publicam ac Rom anam defensante kathedram Heinrico speciali io totius orbis flori universa circumquaque eliminantur ad purum scismatum scandala, scissa Christi resarcitur tunica, electis bonis in çcclesiç vasa mali proiciuntur pisces de Petri sagena. “ Porro proceres iam dicti dum e suis singuli partibus in valle Tridentina convenientes apud eiusdem nominis civitatem , id est Tri- is dentum, pernoctarent, quidam Adelbertus adolescens, partium tamen illarum quodam insignis com itatu, summo mane super ipsos utpote inermes et peregrinos cum civibus armatis irruit, spoliat, capit, custo­ d y tradit idque sibi per legationes domini sui24 imperatoris “ deman­ datum com probat. A t Iesus, qui semper prope est se invocantibus et

20

his iuxta, qui tribulato sunt corde, repente super eosdem stultissimos tantorum magnatum captivatores W elfonem ducem Noricum quasi gladium limatum de vagina sua eduxit, qui tercia superveniens die manu valida elusas obstructas effregit, Gebehardum virum per omnia laudabilem constitutum a rege nostro Heinrico Tridentinç çcclesiç

25

presulem, quem numquam se suscepturos cives illi conspiraverant, recipi coegit, ipsum quoque Adelbertum suique sceleris complices adeo perterruit, ut eductos quos clauserant principes ipsumque castellum novo episcopo redderent, ipsi insuper nudipedes ab his quos affli­ xerant veniam postularent.

30

Tunc etiam a prima ebdomada quadragesima, qua et mediante h§c passi sumus, com etem immensi fulgoris per duas septimanas con ­ speximus; revertentes quoque tam pauperes quam divites non sine proprio singuli dam pno regem nostrum Heinricum quiddam infor­ tunii perpessum a rebellantibus sibi nonnullis per Alsaciam seditiosis fama sinistra percepimus“ ; in Lotharingia quoque “ Hein­ ricum ducem et episcopum Leodiensem Otbertum contra regem se

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Bamberg, aus Bayern Eberhard von Eichstätt, beides designierte Bischöfe, aus Alemannien Gebhard von Konstanz, ebenso einige vornehme Laien aus der Umgebung des Königs ; unter anderem erhielten sie den Auftrag, sie sollten nach Möglichkeit zu erreichen suchen, daß der Papst persönlich 5 über die Alpen komme. So begann durch die innigste Barmherzigkeit unseres Gottes, während uns ein solcher Morgenstern aufging, das so viele Jahre um wölkte Licht der Kirche zu leuchten23, und um vieles kurz zusammenzufassen: Als Heinrich, diese vorzügliche Blüte der ganzen Welt, den Staat übernahm io und den Römischen Stuhl verteidigte, da wurden ringsum alle Ärger­ nisse der Schismen völlig beseitigt, wurde das zerrissene Gewand Christi wieder genäht, und die schlechten Fische wurden aus Petri Netz geworfen, indem in der Kirche gute Männer erwählt wurden. 24Als die genannten Großen einzeln aus ihren jeweiligen Gebieten im 15 Tal von Trient zusammenkamen und in der gleichnamigen Stadt, nämlich Trient, übernachteten, da überfiel ein junger Mann namens Adalbert, der jedoch durch den Besitz einer Grafschaft in jenen Gebieten aus­ gezeichnet war, zusammen mit bewaffneten Bürgern die unbewaffneten Pilger, raubte sie aus, nahm sie gefangen, setzte sie in Haft und erklärte, 20 dies sei ihm durch Botschaften seines Herrn, des Kaisers, aufgetragen. Aber Jesus, der denjenigen immer nahe ist, die ihn anrufen, und besonders denen, die bedrängten Herzens sind, schickte plötzlich über die Toren, die so große Herren gefangengenommen hatten, den Bayernherzog Welf, wie man ein Schwert aus der Scheide zieht. Er kam am dritten 25 Tag mit einer starken Mannschaft und brach die versperrten Zugänge auf. Er zwang die Bürger, Gebhard - einen durch und durch löblichen Mann, den unser König Heinrich als Bischof für die Tridentiner Kirche bestimmt hatte - anzunehmen, obgleich sie sich verschworen hatten, ihn niemals aufzunehmen ; ebenso versetzte er Adalbert und seine Spießgesellen 30 dermaßen in Schrecken, daß sie die eingesperrten Fürsten freiließen, sie mitsamt der Burg dem neuen Bischof übergaben und überdies barfuß diejenigen, die von ihnen bedrängt worden waren, um Verzeihung baten. Damals erblickten wir auch von der ersten Woche der Fastenzeit an, in deren Mitte wir dies erlitten, zwei Wochen lang einen Kometen von 35 außergewöhnlichem Glanz. Als wir, sowohl Arme als Reiche, nach Hause zurückkehrten, keiner ohne eigenen Verlust, vernahmen wir durch schlim­ me Kunde, daß unserem König Heinrich gewisses Unglück widerfahren war von seiten einiger aufständischer Rebellen im Elsaß34; ebenso daß in Lothringen 2 25Herzog Heinrich und Bischof Otbert von Lüttich sich gegen 4

24-

24 Wörtlich nach Ekkehard II (III) mit einigen Auslassungen, Kommentar

bei Ekkehard III, unten S. 276 ff. 2525 v g l. Ekkehard II (III) ebd.

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armare Coloniamque, Iuliacum atque Bunnam, qu§ et Verona, cçteraque cis ac citra Rhenum oppida ad resistendum se preparare25. 26Cçterum rex Heinricus divina roboratus confidentia, dum quasi partes inimicas humiliaturus Leodium, habitaturus inibi paschalem s curiam convertitur, post festum Palmarum Coloniç cedentibus hosti­ bus satis iocunde celebratum, moto comitatu 26arursum fortunç rotam sinistrorsum sibi volvi persentit ; dum nimirum inconsultius res agitur, dum ipse iuvenili succensus animositate parva licet manu curiam condictam hostibus invitis adire conatur268. Premissis itaque 10 trecentis viris, qui pontem super Mosam fluvium loco qui dicitur Wegesaz constructum observarent - nam omnes eiusdem fluminis transitus hostes interruperant -, dum rex in palatio Aquisgrani cenam Domini celebrat, dux Heinricus cum exercitu regios ad pontem invadit milites naviterque resistentes arte quadam equitandi, qua 15 gens illa plus cçteris utitur, in latiora deductos ampliori multitudine cingit, opprimit, sternit atque capit, nonnullos etiam cadentes fluvius voravit. Videres fortissimos Machabeos in bello catholicç pacis post stragem plurimam apostaticç genti illatam fide magna et lçticia suas animas Christo pro se passo commendantes ac huiusmodi pro transitu 20 priorum delictorum veniam in eadem indulgentiç die se consecutos invicem consolantes. His 26,3fortunç fallaciis26'3, immo summi dispo­ sitione iudicis, mens scismaticorum tumescere nec tamen orthodo­ xorum spes decrescere cepit. Rex enim inter ipsa paschalia festa, qu§ tunc pro eventu rei Bunnç celebrabat, Heinricum ducem iudicio opti- 25 matum 26 breum maiestatis et hostem rei publicç2 6 *3 ducatu privat ac generalem expeditionem contra Lotharingiam accepto a principibus sacramento per totum regnum indicit et préparât. Mense dehinc Iunio fere mediante cum XX milibus pugnatorum Coloniam Agrippinamobsedit, sed cumesset iamvallis et propugnaculis 30 ac militibus copiosis omnique repugnandi genere permagnifice munita, III aut IIII ebdomadas ibidem 26Ccasso pene labore consumpsit, ex­ cepto quod, ut fieri solet, iuventus utpote mor§ impatiens nonnumquam pro muris concurrens ludo crudeli fugat alterutrum vel sternit260. Mit einigen Abweichungen Ekkehard II (III) zum gleichen Jahr. Vielleicht Eigengut des Anonymus; vgl. Sallust, Cat. 42, 1. 2#b - 2« b Djeae Wendungen sind wahrscheinlich Eigengut des Anonymus.

2 6 -2 #

2#a- 2«a

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den König bewaffneten und Köln, Jülich und Bonn, das auch Verona heißt, und weitere Städte zu beiden Seiten des Rheins sich auf Wider­ stand einrichteten26. 26Als aber König Heinrich, gestärkt im Vertrauen auf Gott, sich nach 5 Lüttich wandte, um das feindliche Gebiet gewissermaßen zu demütigen und dort an Ostern einen Hoftag zu halten, bekam er, nachdem er in Köln, von wo die Feinde wichen, recht frohgestimmt den Palmsonntag gefeiert und seine Begleitung sich entfernt hatte, 26aerneut zu spüren, wie das Rad der Fortuna sich zu seinem Unglück drehte; diese Sache io wurde nämlich ziemlich unüberlegt betrieben, da er in jugendlichem Über­ schwang mit einer nur kleinen Schar gegen den Willen der Feinde zum an­ gekündigten H oftagzu gehen versuchte263. Er schickte daher 300 Männer voraus, die die Maas-Brücke bei Visé bewachen sollten, alle anderen Fluß Übergänge hatten die Feinde nämlich zerstört; während indessen 15 der König in Aachen den Gründonnerstag beging, überfiel Herzog Heinrich die königlichen Vasallen bei der Brücke mit einem Heer, verleitete die sich tapfer Wehrenden durch ein Reitermanöver, auf das sich jenes Volk besser als andere versteht, in die Ebene, umzingelte sie hier mit einer überlegenen Schar, bedrängte sie, streckte sie nieder 20 und nahm sie gefangen; einige stürzten auch in den Fluß und ertranken. Hier hätte man die tapferen Makkabäer sehen können im Kampf für den katholischen Frieden, wie sie nach erheblichen Verlusten für dieses abtrünnige Volk mit großer Zuversicht und Freude ihre Seelen Christus empfahlen, der für sie gelitten hatte, und sich gegenseitig damit trösteten, 25 daß ihnen an diesem Tag der Vergebung für ihre früheren Sünden Verzeihung gewährt werde. 26bDurch diese Täuschungen der Fortuna2615, oder besser durch die Anordnung des höchsten Richters begann den Schismatikern der Kamm zu schwellen, den Rechtgläubigen jedoch nicht die Hoffnung zu schwinden. Der König sprach nämlich während des Osterfestes, das er 30 damals der Umstände wegen in Bonn feierte, dem Herzog Heinrich, den die Fürsten als 26 Majestätsverbrecher und Staatsfeind26b verurteilt hatten, das Herzogtum ab und ließ sodann im ganzen Reich, nachdem er von den Fürsten einen Eid empfangen hatte, einen allgemeinen Feldzug gegen Lothringen ansagen und vorbereiten. 35 Etwa Mitte Juni belagerte er mit 20000 Kriegern Köln; aber da es mit Wällen und Vorwerken, zahlreichen Kriegern und jeder Art von Ver­ teidigungswerk vorzüglich ausgestattet war, verlor er dort drei oder vier Wochen in fast nutzloser Anstrengung; 26cnur die Jugend, wie es so geht, stieß ungeduldig wegen der Verzögerung bisweilen vor den Mauern zusam40 men und jagte sich gegenseitig in blutigem Spiel in die Flucht oder tötete

29 c— 26c

VI, 424.

Wahrscheinlich Eigengut des Anonymus; vgl. Lucan II, 663 u. ebd.

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Ibi etiam Dietericus comes regi fidelissimus infirmitate pressus com­ muni fine migravit, vir utique nobilissima Saxonum stirpe progenitus et tam omnigenç religioni quam catholicç defensioni non mediocriter deditus, literis etiam non minime instructus26. Tunc27 quoque temporis cum pater regis Leodio moraretur - nam 5 Leodienses illi antiquo affectu fideliter adherebant -, crebra hinc, crebra inde nuncia vel literç discurrebant. Inter quç dum nihil minus expectaretur, imperatoris egrotatio postque brevem languorem obitus eius in castris diffamatur. Referunt qui aderant bona illum confessione nec sine magna fiducia finem vitç fecisse rebusque suis per o m n i a 10 dispositis, nunciis quoque tam ad apostolicum pontificem quam ad filium regem destinatis sumpto viatico velut obdormiens expirasse. Annis L Romani imperii gubernacula tenens Romanis nunc volun­ tariis pie consuluit, nunc ingratis et regnum Teutonicum humiliare nitentibus necessario restitit, vir strenuus et bellicosus, omni personç, 15 omni çtati omnique rei sibi congrua impendere solitus et vix quicquam ignorare passus. More patris sui clericos et maxime literatos adherere sibi voluit hosque honorifice tractans nunc psalmis, nunc lectione vel collatione sive scripturarum ac liberalium artium inqui­ sitione secum familiarius occupavit. 28 Pluribus etiam testibus appro- 20 bare poterimus, quod nemo nostris temporibus natu, ingenio, forti­ tudine et audacia, statura quoque totaque corporis elegantia fascibus aptior videretur imperialibus28. Pre omnibus regni sui çcclesiis Spiram maxime coluit eamque regio et mirifico opere et honore ampliavit, ibi etiam nunc iuxta maiores suos presente filio suo cunctisque regni 25 principibus honorifice humatus29 requiescit. 30 Post hçc ebdomada quarta mensis Octobris actum est concilium generale in provincia Longobardia super ripam Padi fluminis, loco qui Warstallis dicitur; ubi présidente vere apostolico viro Paschali secundo coram multitudine maxima tam laicorum quam clericorum, 30 qui diversorum regnorum vel çcclesiarum legationibus fungebantur, presentibus etiam legatis domini regis, multa sunt, prout canonica 27 In den folgenden Sätzen der Kaiserchronik wird deren Gegensatz zu Ekke­ hard besonders deutlich. 28-28 Dieser Satz steht auch bei Ekkehard, allerdings mit einem folgenden Konditionalsatz mit negativem Sinn. Es ist nicht auszuschließen, daß dieser Satz ursprünglich nicht Eigengut Ekkehards ist, sondern von ihm aus der

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einander260. Dort erkrankte auch Graf Dietrich, der dem König treu er­ geben war, und ging den Weg alles Irdischen; er war ein Mann aus vor­ nehmstem sächsischen Geschlecht, von überdurchschnittlicher Hingabe an die Religion und an die Verteidigung der Rechtgläubigkeit und auch nicht 5 wenig gebildet26. Als27 der Vater des Königs damals in Lüttich weilte - denn die Lütticher hielten in alter Anhänglichkeit treu zu ihm - , gingen häufig Boten und Briefe hin und her. Während man nichts weniger erwartete, wurden im Lager die Erkrankung des Kaisers und nach kurzer Schwäche sein Tod io gemeldet. Anwesende berichten, daß er nach guter Beichte und mit großem Vertrauen sein Leben beschloß und nachdem er über seine Habe vollständig verfügt und Boten zum Papst wie zu seinem Sohn, dem König, gesandt, die Wegzehrung empfangen und so, als schlafe er ein, seine Seele ausgehaucht habe. Fünfzig Jahre lang führte er das Ruder des 15 Reiches, gewissenhaft sorgte er für die Römer, wenn sie willig waren, den undankbaren jedoch, die die deutsche Königsherrschaft demütigen wollten, widerstand er, wie es notwendig war; er war ein tüchtiger und kriegerischer Mann, der jeder Person, jedem Alter, jeder Angelegenheit das ihr Zustehende zuzumessen gewohnt war, und litt es kaum, etwas 20 nicht zu wissen. Nach der Art des Vaters wollte er Kleriker und vor allem gebildete um sich haben, und er behandelte sie ehrenvoll und beschäftigte sich in vertrautem Umgang mit ihnen, bald bei Psalmengebet, bald bei der Lektüre, im Gespräch oder bei der Befragung über die Heilige Schrift und die Freien Künste. 28Durch mehrere Zeugen könnten wir auch beweisen, 25 daß zu unserer Zeit niemand nach Herkunft, Verstand, Tapferkeit, Kühn­ heit, Gestalt und Schönheit des Körpers besser für die kaiserliche Würde geeignet war28. Vor allen anderen Kirchen seines Reiches sorgte er ganz besonders für die von Speyer und stattete sie königlich und wunderbar durch Bau- und Kunstwerk aus; in Gegenwart des Sohnes und aller 30 Fürsten des Reiches ehrenvoll bestattet29, ruht er dort nun bei seinen Vorfahren. 30Danach wurde in der vierten Oktoberwoche ein allgemeines Konzil in der lombardischen Provinz am Ufer des Po in Guastalla abgehalten; den Vorsitz führte der in allen Dingen wahrhaft apostolische Paschal II., 35 anwesend war eine große Zahl von Laien und Klerikern als Gesandte der verschiedenen Reiche und Kirchen, auch Abgesandte König Heinrichs waren anwesend; wie es nach den Canones recht und billig war, wurde Kaiserchronik übernommen wurde; denn der vollständige Jahresbericht zu 1106 aus Ekkehards Feder ist uns nur in Rezensionen überliefert, deren Ent­ stehung nach der Niederschrift der Kaiserchronik liegt. 29 Am 7. August 1111. 30-30 Mit geringen Änderungen und unter Weglassung des päpstlichen Dekrets aus Ekkehards Bericht zum gleichen Jahr.

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dictabat çquitas, de inimici zizaniis evulsa, pluraque pistici seminis plantaria profundius inserta, structure super arenam positç destru­ untur, tutissimç munitionis propugnacula per ecclesias çdificantur. Nam cum in eadem dominica, que erat XII. Kalendas Novembris, quosdam presules per se ipsum consecrasset, enarrare longum est, 5 quam indefesse prudens et fidelis ille summi patrisfamilias dispensator conservos suos verbi Dei tritico lautissime cotidie reficeret, pseudoepiscopos deponeret, catholicos constitueret, archiepiscopis pallia, monasteriis privilegia concessit, presentes ovium Christi pastores mellifluis alloquiis, absentes paternis commonitoriorum literis in- 10 struxerit, quedam olim abscisa membra çcclesiç iterum incorpora­ verit, quçdam etiam, qu§ insanabilia videbantur, anathematis absci­ sione truncaverit; super ordinationibus autem temporibus scismatis factis, unde permaximç ventilabantur questiones, decretum discre­ tione maternorum viscerum artificiose medicatum promulgavit30. 15 31 His et huiusmodi super çcclesiam divini luminis orientis aurorç iocunditati splendoribus, quia nimirum tandem venerat tempus miserendi eius, pariterque apostolicis macti benedictionibus ad sua quique convertuntur; nos vero, id est Alpium transcensores, speciali quodam pre cunctis efferebamur tripudio, eo quod certi essemus 20 domni apostolici profectionem sic fuisse dispositam, quatinus iter nostrum quam mature subsequens natalem Domini Mogontiç cele­ braturus esset, presente cum universis regni principibus novo rege nostro Heinrico31. Hoc anno dux Saxoniç Magnus obiit32, pro quo Lotharius surre- 25 xit33. Item Outo marchio de Saxonia obiit34. Ruotpertus Wirciburgensis episcopus, dum tendit ad concilium, in eundo defungitur35. Quo decedente dominus Erlungus tam a clero quam a populo Wirciburgensium ut 36verus pastor36 sibimet dudum iniuste ablatus, sed iusto Dei iudicio rursum oblatus, summopere postulatur, concessus- 30 que tam ab rege quam a papa per legatos Romanç sedis magna expectatione et incredibili totius civitatis ac multorum populorum tripudio susceptus nimis honorifice inthronizatur. Anno Dom ini millesimo C V II. R e x Heinricus natalem Dom ini Ratisponç celebravit presentibus scilicet legatis dom ni apostolici 35 Paschalis, cuius adventum ipse

iam aliquandiu apud Augustam

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viel Unkraut des Feindes ausgerissen und viel Saatgut tiefer eingepflanzt, was auf Sand gebaut war, wurde zerstört, und einige Vorwerke wurden in den Kirchen zu ganz sicherem Schutz gebaut. An diesem Sonntag, dem 21. Oktober, weihte der Papst persönlich einige Bischöfe; es wäre 5 weitläufig zu erzählen, wie unermüdlich jener kluge und getreue Ver­ walter des höchsten Hausvaters seine Mitdiener mit dem Weizen des Wortes Gottes täglich aufs köstlichste labte, falsche Bischöfe absetzte, rechtgläubige einsetzte, Erzbischöfen Pallien gewährte und Klöstern Privilegien, die anwesenden Hirten der Schafe Christi mit honigfließen10 den Worten, die abwesenden mit väterlichen Mahnschreiben unter­ richtete, einige früher abgeschnittene Glieder der Kirche von neuem eingliederte, einige jedoch, die unheilbar schienen, mit dem Schnitt des Bannes abtrennte. Bezüglich der zur Zeit des Schisma erteilten Weihen, worüber sehr viele Fragen erörtert wurden, veröffentlichte er ein Dekret, 15 das durch seine mütterliche Klugheit höchst heilsam war30. 31Durch diese Ereignisse und derartigen Glanz göttlichen Lichtes, das wie die Morgenröte über der Kirche aufging, erfreut, weil endlich die Zeit gekommen war, sich ihrer zu erbarmen, kehrten alle beschenkt mit dem apostolischen Segen in ihre Heimat zurück. Wir aber, die wir die 20 Alpen überstiegen hatten, wurden vor allem durch die Freude erhoben, daß wir die Gewißheit gewannen, die Reise des Herrn Papstes sei so geplant, daß er so früh wie möglich folgen und das Geburtsfest des Herrn zusammen mit unserem neuen König Heinrich und allen Reichsfürsten in Mainz feiern werde31. 25 In diesem Jahr starb Herzog Magnus von Sachsen32, an seine Stelle trat Lothar33. Auch Markgraf Udo von Sachsen starb34. Bischof Ruotpert von Würzburg starb auf dem Weg zum Konzil35. Nach seinem Tod erbaten Klerus und Volk von Würzburg Herrn Erlung, der ihnen so lange zu Unrecht entzogen, aber nach Gottes gerechtem Urteil nun wieder gegeben 30 wurde, mit höchstem Eifer als 36wahren Hirten36; er wurde vom König und vom Papst gewährt und durch Legaten des Römischen Stuhles, nachdem er mit großer Erwartung und unter unglaublichem Jubel der ganzen Stadt und vielen Volks empfangen worden war, höchst ehrenvoll inthronisiert.

35

Im Jahr des Herrn 1107. König Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Regensburg in Anwesenheit von Legaten des Herrn Papstes Paschal, dessen Ankunft er schon eine Zeitlang bei Augsburg, der Hauptstadt 31-31 Ekkehard II (III) zum gleichen Jahr. 32 Am 23. August. 33 von Süpplingenburg, der spätere König. 34 Am 2. Juni. 35 Dazu vgl. den Bericht z. J. 1105, oben S. 230, ebenso zum Folgenden. —Von hier an bis zum Bericht über das Jahr 1111 einschließlich ist die Kaiserchro­ nik selbständig und Vorlage für die späteren Fassungen von Ekkehards Chronik. 3 « -3 « V g i . I o h . 1 0 , 1 2 .

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Alemanniç metropolim cçterasque superiores partes prestolatus fuerat. Ille vero suorum consiliis quasi proterviam Teutonicorum declinans, maxime propter seditiosum quendam tumultum, qui sibi Veronç hospitanti dudum occurrerat, insuper suggerentibus quibusdam, quod non facile gens nostra decretum illud recipiat, quod quamlibet 5 36açcclesiasticam investituram laicis a manibus369 accipi vetat, necnon et animosum cor regis adolescentis, quod nondum per omnia dominico iugo37 sit habile; h§c, inquam, multaque id genus 38vir Dei38 per­ cepta considerans et necdum sibi ostium Germanicis in partibus apertum esse cum gemitu pronuncians profectionem suam cum 10 Hispaniarum legatis per Burgundiam ad Gallias convertit et natalis dominici gaudium sua presentia Cluniacensibus multum ampliavit. Inde secedens ab universis finium illarum çcclesiis ut vere Christi discipulus et apostolorum vicarius ingenti honore suscipitur, digna reverentia tractatur, non aliter quam legifer de c§lo missus auditur. 15 Sic itaque per menses aliquot ut 39fidelis dispensator et prudens39 cotidianam sollicitudinem omnium çcclesiarum gerens tandem circa ascensionem Domini40 concilium non modicum apud Trecas habuit41, ubi inter multa, quç pro tempore et necessitate corrigenda correxit, sententiam de libera pastorum electione et de cohercenda laicorum 20 in ecclesiasticas dignitates presumptione iuxta predecessorum suorum decreta promulgavit. At rex Heinricus peragratis Saxoniç finibus, postquam paschale festum Mogontiç actum42, eidem se concilio vicinum, non tamen presentem cum nonnullis episcopis et optimatibus exhibuit43, cum 25 quibus etiam inito consilio legatos honorabiles ad apostolicum trans­ misit44, per quos tam ipsi quam universe synodo potestatem con­ stituendorum episcoporum privilegiis apostolicis Karolo imperatori concessam45 notificarent. Super qua questione, quia in alieno regno quicquam diffiniri utpote Romano iam incipiens potiri sceptro 30

3« a - 3« a

y g ] Sigebert z. J. 1111.

37 Vgl. Matth. 11, 29. 30. 3®-38 Iud. 13, 6 u. Ö. 3» -3» Luc. 12, 42. 40 Christi Himmelfahrt fiel in diesem Jahr au f den 23. Mai. 41 W ie die folgende Bemerkung, Heinrich habe sich in der Nähe der Versamm­ lung aufgehalten - er begab sich nach Verdun - zeigt, hat der Verfasser die

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Alemanniens, und den übrigen oberdeutschen Landesteilen erwartet hatte. Auf den Rat seiner Umgebung hin wich jener aber gleichsam der Unverschämtheit der Deutschen aus, vor allem wegen eines Aufruhrs, der jüngst in Verona, wo er sich aufgehalten hatte, gegen ihn ausgebrochen 5 war, aber auch weil ihm einige einredeten, unser Volk würde nur schwer­ lich jenes Dekret aufnehmen, das jede 36akirchliche Investitur von Laien­ hand36averbietet, und daß außerdem das leicht erregbare Herz des jungen Königs sich noch nicht ganz und gar in das Joch des Herrn37 füge; dies, sage ich, und vieles andere dieser Art, was er vernommen hatte, erwog der io 38Mann Gottes38 und ließ mit Bedauern vermelden, der Zugang zu den deutschenReichsteilen stehe ihm noch nicht offen, und er wandte sich mit den spanischen Gesandten durch Burgund nachFrankreich und vermehrte durch seine Gegenwart die Weihnachtsfreude der Cluniazenser beträcht­ lich. Als er von dort wegging, wurde er von allen Kirchen dieses Gebietes 15 als wahrer Jünger Christi und Stellvertreter der Apostel mit höchsten Ehren aufgenommen, mit der schuldigen Ehrfurcht behandelt und ange­ hört wie ein vom Himmel gesandter Gesetzgeber. So trug er einige Monate lang als 39kluger und getreuer Verwalter39 die tägliche Sorge für alle Kirchen, schließlich hielt er in den Tagen um Christi Himmelfahrt40 ein 20 gar nicht kleines Konzil bei Troyes ab41; unter dem vielen, was ent­ sprechend der Zeit und der Notwendigkeit zu verbessern war und was er entsprechend verbesserte, verkündete er dort auch eine Verfügung über die freie Wahl der Hirten und die Einschränkung der Anmaßung der Laien bei kirchlichen Würden gemäß der Dekrete seiner Vorgänger. 25 König Heinrich aber durchzog Sachsen, beging42 das Osterfest in Mainz und zeigte sich dann zwar nicht auf, aber in der Nähe dieses Konzils zusammen mit einigen Bischöfen und Großen43; als er sich mit diesen beraten hatte, schickte er ehrenwerte Abgesandte44 zumPapst, durch die sie ihm selbst und der gesamten Synode zur Kenntnis bringen wollten, 30 daß Kaiser Karl durch päpstliche Privilegien die Macht eingeräumt worden sei48, die Bischöfe einzusetzen. Weil Heinrich als angehenderRömi­ scher Kaiser nicht duldete, daß über diese Frage in einem fremden Reich

Synode von Troyes mit der etwas früheren zu Châlons verwechselt, auf der eine deutsche Gesandtschaft anwesend war, die den Standpunkt Heinrichs in der Investiturfrage darlegte. In Troyes hat keine deutsche Abordnung mehr teil­ genommen. Vgl. Meyer v. Kn. 6, 45 ff. ; die Beschlüsse der Synode von Troyes MG. Const. 1, 566 f. n. 396. 42 14. April. 43 Heinrich hielt sich mit großem Gefolge in Verdun auf. 44 Zu diesem Irrtum vgl. oben S. 248 Anm. 41. 45 Es handelt sich um das gefälschte Privileg Hadrians I., MG. Const 1, 659 f. n. 444.

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Kaiserchronik III

Heinricus non patitur, induciç sibi totum sequentis anni spacium Romam veniendi et eandem causam generali concilio ventilandi conceduntur46. Tunc etiam nonnullos nostrates episcopos, eo quod eidem concilio non intererant, officii suspensione domnus papa multa­ vit47, quos tamen non multo post satisfacientes clementer absolvit. 5 Rursum necdum humilitatem quam quesivit Germanicis in cordibus invenire se satis conquestus nos nequaquam, ut proposuerat, visitare, sed finibus Italicis se comitatumque suum disponit referre. Quo licet morose perveniens tantis Romani tam cleri quam populi tripu­ diis suscipiebatur acsi de mortuis redivivus crederetur. 10 Rex vero orientalibus redditus colloquium Ratisponç cum Baioariis habuit48, in quo expeditionem versus Flandriam contra Ruotpertum instituit. Qua circa Octobrem mota terram rebellium ingressus non sine gravi exercitus sui dispendio per imum et amplius mensem vastat, donec per internuncios res ad proximam curiam dilata litem separat. 15 Anno Dom ini millesimo C V III. R ex Heinricus M ogontiç natalem Dom ini celebrans49 presciptum Ruotpertum in gratiam recepit50.

Eo tempore orta simultate inter Colomannum regem Pannoniç germanumque eius vocabulo Almum51, eo quod uterque sibi potius regiam competere dignitatem iure gentis illius contenderet, spoliatus 20 tamen rebus quam ducatu, quo inter Ungros clarus et, ut decuit fratrem regis, a rege secundus claruit, Almus regem Heinricum adiit et in auribus totius senatus haut secus quam ille quondam Hiemsalis germanus Atherbal52 miserias suas deplorans Romani imperii magni­ ficentiam in compassionem et defensionem sui flectere curavit. His 25 querelis motus rex Heinricus, insuper etiam quod idem Colomannus fines regni nostri scilicet in locis maritimis invaserit53, Ungariam exercitu petit, sed preparatis multiformiter adversariis maximeque per obstructa fluminis undique vada post morosam et cassam obsi­ dionem castri Bresburg54 ^infecto negotio5411 redit. 30 4# Dieser Beschluß gehört zur Synode von Troyes. 47 Vgl. dazu Meyer v. Kn. 6, 51 ff. 48 Der König hatte nur die Absicht, verwirklichte sie aber nicht. 49 Aachen, nicht Mainz. 50 Der Friedensschluß mit Robert war sofort nach den Kämpfen erfolgt. 81 Vgl. Meyer v. Kn. 6, 81 ff., auch zum Folgenden.

Heinrich V. 1107/1108

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etwas entschieden werde, wurde ihm ein Aufschub gewährt, gemäß dem er innerhalb des nächsten Jahres nach Rom kommen und auf einem allgemeinen Konzil diesen Rechtsstreit erörtern sollte46. Damals bestrafte der Herr Papst auch einige unserer Bischöfe mit der Suspendierung von 5 ihrem A m t47, weil sie an dem Konzil nicht teilgenommen hatten; nicht viel später jedoch gewährte er ihnen gütig Verzeihung, da sie Genugtuung leisteten. Wiederum beklagte er sich sehr, daß er die Demut, die er suchte, in den Herzen der Deutschen nicht finden und uns auf keinen Fall besu­ chen könne, wie er sich vorgenommen hatte; er beschloß vielmehr, mit io seiner Begleitung nach Italien zurückzukehren. Als er dort mit Verzö­ gerung anlangte, wurde er vom römischen Klerus und Volk mit solchem Jubel empfangen, als sei er von den Toten lebend zurückgekehrt. Als der König in die östlichen Reichsteile zurückgekehrt war, hielt er mit den Bayern in Regensburg einen Hoftag a b 48, auf dem er einen 15 Kriegszug nach Flandern gegen Ruotpert festsetzte. Dieser Feldzug begann etwa im Oktober; der König drang in das Gebiet der Rebellen ein und verwüstete es mehr als einen Monat lang, nicht ohne schweren Verlust für das eigene Heer, bis schließlich die Verschiebung der Angelegenheit auf den nächsten Hoftag, die durch Unterhändler zustande kam, den 20 Hader beendete.

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Im Jahr des Herrn 1108. König Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Mainz49 und nahm den oben genannten Ruotpert wieder zu Gnaden an50. In dieser Zeit brach Feindschaft aus zwischen König Coloman von Ungarn und seinem Bruder Almus51, weil jeder von beiden darauf bestand, daß ihm nach dem Recht jenes Volkes eher die Königswürde zukomme; Almus verlor seine Besitzungen und sein Herzogtum, das ihm unter den Ungarn Ansehen und, wie es sich für den Bruder eines Königs gehörte, den zweiten Platz nach dem König verschafft hatte; er begab sich zu König Heinrich und beklagte nicht anders als einst jener Bruder Hiempsals, Atherbal62, vor dem ganzen Senat sein Unglück, und es gelang ihm, das erhabene Römische Reich zum Mitleid und zu seiner Verteidigung zu bewegen. Durch diese Klagen veranlaßt zog König Heinrich nach Ungarn, zumal Coloman die Grenzgebiete unseres Reiches an den Küsten angriff63. Aber man bereitete ihm vielfältige Widrigkeiten, vor allem durch die Zerstörung aller Furten des Flusses, und nach einer langen und ver­ geblichen Belagerung der Festung Preßburg64 kehrte er unverrichteter­ dinge64®heim.5 *4 2 52 Sallust, lug. 14, 1. 83 Vermutlich handelte es sich um Küstenstriche der Mark Istrien. 54 Die Belagerung begann am 29. September, der Rückzug des Heeres ist in den Oktober zu setzen. 543 Sallust, lug. 58,7.

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Kaiserchronik III

Anno Domini millesimo CVIIII. Rex Heinricus natalem Domini Mogontiç celebrat et paulo post Franconefurt conventu procerum habito Sigifridum palatinum comitem55 apud Wirciburgensem epi­ scopum custodiç deputavit, eo quod - prodente Heinrico prius duce Lotharingiç56, iam in gratiam regis recepto - in necem et regnum eius 5 insurgere consiliatus sit. Ibi etiam deposito Gotefrido Fuldensium abbate Wolfhelmum eis preficit ex eadem congregatione. Post h§c ad Poloniam gentem longinquam movit exercitum57 multoque ibi atque diutino desudans labore diu negatum a terra illa tributi exegit debitum. 10 Ruothardus Mogontinus archiepiscopus obiit58. Anno Domini millesimo CX. Heinrico rege natalem Domini Baben­ berg celebrante nunciis excitatur inopine sinistris Werinherum59 Bragam, Boemiç metropolim, cum exercitu occupasse ac ducatum illius gentis contra regis voluntatem sibimet usurpasse. Qui mox is efferatus animo principes sibi fidelissimos illo cum manu valida premisit, qu§ mire et velociter prosperata civitatem cum hostibus intra deprehensis capit regique pedetemptin subsequenti cum triumpho occurrit. In epiphania Domini60 Ratisponç colloquium cum principibus 20 faciens animi sui propositum eis aperuit, scilicet quod transalpinis partibus se exhibere vellet, quatinus et benedictionem imperialem a summo pontifice Romana, qu§ caput mundi60“ est, in urbe perciperet et latas Italiç provincias in societatem regni Germanici fraterna pace et iusticiis ac legibus antiquis componeret, insuper ad omnia, qu§ 25 defensio posceret çcclesiastica, ad nutum patris apostolici se promptum demonstraret. Arrectis animis omnium ad votum pie providi consulis et indubitati iam patriç amatoris vir esse non crederetur, si quis a tam virilis negocii consortio se subtrahere conaretur. Itaque sacra­ mento nimis voluntario61 confirmatis in id ipsum qui aderant, rex 30

55 von Lothringen ; er war einer der treuesten Anhänger Heinrichs IV. gewesen. 66 Ehemals Herzog von Niederlothringen, Siegfrieds wegen 1099 als Pfalz­ graf und 1106 von Heinrich V. als Herzog abgesetzt, inzwischen wieder zu Gnaden gelangt. 67 Nach Mitte August. Zu dem ergebnislosen Feldzug Meyer v. Kn. 6, 96 ff.

Heinrich V. 1109/1110

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Im Jahr des Herrn 1109. König Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Mainz und kurz darauf hielt er in Frankfurt einen Hoftag mit den Großen ab und überantwortete Pfalzgraf Sigfrid58 der Haft beim Bischof von Würzburg, weil er den Plan ausgeheckt habe, den König zu 5 töten und sich gegen seine Herrschaft zu erheben - , dies hatte der frühere Herzog Heinrich von Lothringen56 verraten, der vom König wieder zu Gnaden aufgenommen war. Dort setzte er auch Gottfried, den Abt der Mönche von Fulda ab, und stellte Wolfhelm an ihre Spitze, der aus dem gleichen Konvent kam. Danach zog er nach Polen57, einem weitentfernten io Volk, und nachdem er sich dort lange Zeit sehr abgemüht hatte, zog er den von diesem Lande lange verweigerten schuldigen Tribut ein. Erzbischof Ruthard von Mainz starb58. Im Jahr des Herrn 1110. Als König Heinrich das Geburtsfest des Herrn in Bamberg feierte, wurde er unvermutet von schlimmen Nach15 richten aufgestört, nämlich daß Werner59 Prag, die Hauptstadt Böhmens, mit einem Heer besetzt und sich die Herzogsgewalt über jenes Volk gegen den Willen des Königs angemaßt habe. Voll Zorn schickte er rasch seine treuesten Fürsten mit einer starken Truppe dorthin voraus, die wunderbar und rasch Erfolg hatte, die Stadt samt den Feinden, die in 20 ihr ergriffen wurden, nahm und dem König, der auf dem Fuß folgte, im Triumph entgegenzog. Am Fest der Erscheinung60 des Herrn hielt Heinrich zu Regensburg einen Hoftag mit den Fürsten und eröffnete ihnen seinen Entschluß, in die jenseits der Alpen gelegenen Gebiete ziehen zu wollen, um vom 25 Papst in der Stadt Rom, die das Haupt der W elt60a ist, die Kaiserweihe zu empfangen und die weiten Provinzen Italiens in die Gemeinschaft mit dem Deutschen Königreich in brüderlichem Frieden nach altem Recht und Gesetz einzufügen, außerdem um seine Bereitwilligkeit gegenüber dem Willen des Apostolischen Vaters in allen Dingen, die die Verteidigung 30 der Kirche erforderte, zu zeigen. Alle richteten nun ihren hochgemuten Sinn auf den Wunsch des gewissenhaften und vorsorglichen Konsuls, der sein Vaterland unzweifelhaft liebte, und derjenige schien kein Mann zu sein, der versuchte, sich der Teilnahme an einer so männlichen Aufgabe zu entziehen. Nachdem die Anwesenden durch einen freiwilligen Eid61 58 Am 2. Mai. 59 Damit kann nur Boriwoi gemeint sein, der gegen seinen Bruder Wladislaw die Waffen ergriffen hatte. 60 Da der Feldzug gegen Böhmen am 1. Januar begonnen hatte, ist es schwer vorstellbar, daß der König am 6. Januar schon wieder in Regensburg war. 60a Lucan II, 655 f. 61 Dazu vgl. L. Weiland, Die Reichsheerfahrt von Heinrich V. bis Heinrich VI., Forsch, z. dt. Gesch. 7, 117 ff.

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Kaiserchronik III

alacer de huiusmodi expeditione per singulas Germaniç provincias instanter tractare non cessat, et licet terrente quorundam animos ortu cometç sideris infausti per V I fere mensium inducias, regia munificus liberalitate datis ubique inestimabilis pecuniç stipendiis circa Augustum moveri undique exercitum imperat, aliis secum per 5 montem Iovis, aliis per vallem Tridentinam Alpes transcendentibus. Providerat autem rex nulli a seculo regum in omni providentia secun­ dus62, sciens Romanam rem publicam olim non tantum armis quan­ tum sapientia gubernari consuetam63, se non solum armatis, sed etiam literatis viris necessario muniri, paratis scilicet ad rationem omni 10 poscenti reddendam. Inter quos claruit quidam Scotigena nomine David64, quem dudum scolas Wirciburg regentem pro morum probitate omnique liberalium artium peritia rex sibi capellanum assumpsit. Hic itaque iussus a rege totam buius expeditionis seriem rerumque in illa gestarum stilo 15 tam facili, qui pene nihil a communi loquela discrepet, tribus libris digessit, consulens in hoc etiam lectoribus laicis vel aliis minus doc­ tis65, quorum hçc intellectus capere possit. Igitur iuxta iam dicti relationem hystoriographi66 superata nimis laboriose montium asperitate rex cum suis lçtus et incolomis Ebo- 20 reium pervenit, alter vero exercitus captis antea quibusdam castellis apud Viruncalia, uti condictum fuerat, post expugnatam ab ipso Novariam ipsum lçtanter excepit. Paucis ibidem diebus moratus Padum prospere transit, Placentiç castra metatus munera copiosa magnamque fidelitatem a civibus accipiens et per tres septimanas 25 in his partibus commoratus Parmamque perveniens Mahthildem cometissam per internuncios sibi subiectam gratia sua propriisque iusticiis donavit. Post h§c asperrima nimis afflictus hieme montem Pardonis67 cum maximo exercitus dispendio, rerum et equorum mise­ rabili defectu transcendit, incessanter cadentibus super se iuxta 30 qualitatem illius climatis immensis pluviis, hasque per YII septimanas passi tandem Florentiam nimis afflicti pertingunt instante festo nativitatis Domini.4 2 42 Das gleiche sagt der Verfasser mit etwas anderen W orten über Heinrich IV ., oben S. 226. 63 Vgl. die Vorrede oben S. 212. 64 Vgl. I. Schmale-Ott, DA. 12 (1956) 379. 65 Vgl. die Vorrede oben S. 212.

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darauf bestärkt waren, verhandelte der König unermüdlich in den ein­ zelnen Ländern Deutschlands in freudigem Eifer über diese Expedition; und wenn auch der Aufgang eines Unheil bringenden Kometen, der fast sechs Monate lang zu sehen war, einige Gemüter in Schrecken versetzte, 5 so wurden doch überall mit königlicher Freigebigkeit unermeßliche Geldzuwendungen gegeben; dann befahl er zum August den Aufbruch des Heeres von allen Orten, wobei ein Teil mit ihm über den Großen St. Bernhard zog, ein Teil die Alpen durch das Tal von Trient über­ querte. Der König aber, dem kein zweiter jemals an Voraussicht zu io vergleichen62 war, der auch wußte, daß der Römische Staat einst nicht so sehr mit Waffen als vielmehr mit Weisheit regiert zu werden pflegte63, hatte vorgesorgt und sich nicht nur mit bewaffneten, sondern auch mit gebildeten Männern, wie es notwendig war, umgeben, die bereit waren, jedem Rechenschaft abzulegen, der sie verlangte. 15 Unter diesen zeichnete sich ein Iroschotte namens David64 aus. Er war früher Leiter der Würzburger Schule, und der König hatte ihn wegen seines rechtschaffenen Charakters und wegen seiner großen Kenntnis in den Freien Künsten zu seinem Kaplan gemacht. Dieser schrieb auf Befehl des Königs den Ablauf und alle Geschehnisse dieses Zuges in drei 20 Büchern in einem so einfachen Stil auf, daß er sich kaum von der Umgangs­ sprache unterscheidet; so trug er auch für die Leser unter den Laien Sorge und für andere weniger gelehrte Leute66, deren Verstand dies be­ greifen könnte. Als nun nach dem Zeugnis des genannten Geschichtsschreibers66 das 25 rauhe Gebirge mühsam überwunden war, gelangte der König froh und unversehrt nach Ivrea, das zweite Heer nahm erst einige Burgen und traf dann wie vorgesehen glücklich mit dem König, der Novara erobert hatte, bei Roncaglia zusammen. Er blieb einige Tage dort und überschritt dann mit Erfolg den Po. In Piacenza schlug er das Lager auf und empfing 30 dort von den Bürgern viele Geschenke und den Ausdruck ihrer treuen Gesinnung; drei Wochen lang blieb er in dieser Gegend, gelangte dann nach Parma und beschenkte die Gräfin Mathilde, die ihm durch Boten ihre Unterwerfung kundgetan hatte, mit seiner Huld und eigenen Gerecht­ samen. Der folgende Winter bedrängte ihn sehr hart, und er überstieg den 35 Monte Bardone67 unter höchster Anstrengung seines Heeres und unter beklagenswerten Verlusten an Material und Pferden; denn unaufhörlich prasselten dem dortigen Klima entsprechend unermeßliche Regengüsse auf sie herab; sieben Wochen lang erduldeten sie dies und gelangten endlich ziemlich mitgenommen unmittelbar vor dem Geburtsfest des 40 Herrn nach Florenz. 46 Der Verfasser folgt Davids Bericht - der sicher die Version des Hofes wie­ dergibt - , den auch Wühelm von Malmesbury benutzt hat, der sonst aber nicht erhalten ist. 67 Ein Apenninen-Paß, über den der Weg von Norden her in die Toskana führte.

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Kaiserchronik III

Anno Domini millesimo CXI. Postquam rex Heinxicus rebus per Longobardiam atque Tusciam dispositis apud Florentiam dominicç nativitatis gaudia cum ingenti suorum tripudio et mirando ac eatenus illius patriç civibus nunquam viso decore et honore percelebravit, moto inde versus Ariciam exercitu illoque perveniens a clericis beni- 5 vole, a civibus subdole recipitur68, quorum etiam insolentiam postea satis abundeque perdomuit, scilicet civitate illorum cum turribus, quas ad repugnandum regi preparaverant, funditus eversa, çcclesiç tamen omni sua iusticia, quam idem cives violenter abstulerant, iuxta clericorum petitionem restituta69. Inde ad Aquampendentem 10 progressus legatos suos dudum ab Aricia missos ab apostolico boni nuncii baiulos reperit remissisque aliis70 nunciis cum Romanorum71, qui supplices illic sibi occurrerant, paulatim Sutriam processit. Ibi legati apostolici72 cum missis regiis advenientes promptum esse papam ad consecrationem et omnem regis honorem et voluntatem, 15 si tamen ipse sibimet annueret libertatem çcclesiarum, laicam ab illis prohibens investituram, recipiendo nihilominus ab çcclesiis ducatus, marchias, comitatus, advocatias, monetas, thelonea cçterorumque regalium qu§ possident summam. Prebuit rex assensum, sed eo pacto, quatinus hçc transmutatio firma et autentica ratione, 20 consilio quoque vel concordia totius çcclesiç ac regni principum assensu stabiliretur, quod etiam vix aut nullo modo fieri posse credebatur73. Qua conventione facta, dimissis legatis et obsidibus utrimque missis rex hilariter ad Urbem properat, domnus autem apostolicus cum omni clero, immo tota Roma se in eius occursum 25 adornat74. Post h§c, quç gesta sunt, longissimum est enarrare, utpote quam immensa honorificentia sit receptus et per Argenteam Portam usque ad mediam rotam antiquo Romanorum instituto deductus, ibique lectis publice privilegiis, tumultuantibus in infinitum principibus pre 30 çcclesiarum spoliatione ac per hoc beneficiorum suorum ablatione, quam ingenti periculo, quam varia disceptatione tota dies illa con­ sumpta sit et postremo pater apostolicus ab episcopis et aliis fidelibus 68 Zu dem Streit zwischen dem Domstift und der Geistlichkeit vgl. Meyer v. Kn. 6, 135. 69 Vgl. Stum pf 3045.

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Im Jahr des Herrn 1111. Nachdem König Heinrich in der Lombardei und in der Toskana alles geordnet hatte, feierte er in Florenz die Freuden des Geburtsfestes des Herrn unter ungeheurem Jubel der Seinen und mit einem erstaunlichen und von den Bürgern dieser Stadt 5 noch nie gesehenen Prunk und Aufwand. Dann brach er nach Arezzo auf, wo er von den Geistlichen wohlwollend, von den Bürgern aber hinter­ hältig aufgenommen wurde68; ihre Unverschämtheit strafte er später überreichlich, denn er zerstörte vollständig ihre Stadt mit den Türmen, die sie zum Widerstand gegen den König hergerichtet hatten; der Kirche io aber gab er auf Bitten der Geistlichen69 alle Gerechtsame zurück, die die Bürger ihr gewaltsam weggenommen hatten. Von dort zog er nach Acquapendente, wo er die Gesandten vorfand, die er bereits von Arezzo abgesandt hatte und die nun gute Botschaft vom Papst brachten; er schickte sodann andere Gesandte70 zusammen mit den Boten der Römer 71, 15 die ihm dort unterwürfig entgegengekommen waren, zurück und rückte allmählich auf Sutri zu. Dorthin kamen zusammen mit den königlichen Boten päpstliche Legaten72, die erklärten, der Papst sei bereit, ihm die Weihe, jede königliche Ehrung und jeden Wunsch zu gewähren, wenn er ihm selbst die Freiheit der Kirchen zugestehe, die Investitur durch Laien 20 von ihnen fernhalte, wofür er von den Kirchen Herzogtümer, Markgrafsbhaften, Grafschaften, Vogteien, Münzen, Zölle und das Gesamt aller Regalien, die sie besäßen, zurückerhalten sollte. Der König gewährte seine Zustimmung, jedoch nur unter der Bedingung, daß diese Änderung durch ein eindeutiges und eigenhändiges Protokoll aufgrund des Rates 25 auch und der einmütigen Gesinnung der ganzen Kirche, sowie der Zustim­ mung der Reichsfürsten festgesetzt würde; man hielt dies kaum oder überhaupt nicht für möglich73. Nach dieser Übereinkunft wurden die Gesandten entlassen, man schickte sich wechselseitig Geiseln, und der König eilte froh nach der Stadt; der Papst aber bereitete sich mit dem 30 gesamten Klerus, ja mit ganz Rom, ihm würdig entgegenzuziehen74. Was damals geschah zu erzählen, führte allzu weit: Wie er mit unermeß­ licher Ehrerbietung empfangen und durch die Silberne Pforte nach alter Sitte der Römer bis zum mittleren Kreis geführt wurde, wie dort nach der öffentlichen Verlesung der Verträge die Fürsten endlos tobten wegen der 35 Beraubung der Kirchen und dem dadurch bedingten Verlust ihrer Lehen, in it welch ungeheuerer Gefahr, mit welchen verschiedenen Streitereien dieser ganze Tag verging und wie schließlich der apostolische Vater von 70 Ihre Namen MG. Const. 1, 138 n. 84. 71 Ein Sendschreiben an die Römer ebd. S. 134 n. 82. 72 Unter Führung des Kardinals Petrus Pierleone. Zum Inhalt, der in der Kaiserchronik verkürzt wiedergegeben ist, MG. Const. 1, 138 f. n. 85. 73 Vgl. ebd. S. 141 f. n. 90 u. 150 f. n. 100. 74 Am 12. Februar.

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Kaiserchronik III

regis sit custoditus usque ad pacatam et ecclesiasticam consecratio­ nem imperatoris7 5 76, in exemplum patriarche Iacob dicentis ad angel­ um76: „Non dimittam te, nisi benedixeris mihi“. His ita in dominica quinquagesime transactis Romani nocte con­ gregati summo mane77 impetum undique fecerunt in exercitum regis, 5 adeo ut commissa aliquandiu pugna regem per se ipsum necesse esset exercitui succurrere, quod et impigre fecit et usque ad inclinatam iam diem 77“fortissimi militis et optimi ducis77“ opus agens Dei gratia suis victoriam, hostibus post multam stragem turpissimam fugam incussit. 10 Post triduum78 Roma secedens domnum apostolicum secum duxit et eo quo potuit honore tenuit, donec compositis, qu§ res poscebat, per regiones negociis, pacatis omnibus adversariis instans pascha non longe ab Urbe in castris celebravit79 ibique sedatis inter ipsum et apostolicum, inter regnum et sacerdotium dissensionibus 15 inveteratis80 post octavas pasch§ cum nimio populi Romani, immo totius çcclesiç ac inçstimabilis exercitus tripudio ante confessionem sancti Petri Augusti nomen et imperium a Christo, ipse chrismate rite perunctus et sacratus et sub augustissima pompa coronatus susce­ pit81, dato sibi in presenti per manum apostolici sub testimonio 20 astantis çcclesiç privilegio investiturç çcclesiasticç82, iuxta quod utriusque predecessoribus placuerat et permanere consueverat, cuius inconvulsibilem stabilitatem domnus papa mox sub anathemate confirmabat83. Sic denique ea die 84gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonç voluntatis84, ut ita dicam, est recuperata, 25 dum tam inveterata et eatenus incorrigibilia de regno Christi scismatum ablata sunt scandala. Nec multo post Heinricus imperatoria munificus liberalitate tam spirituali patri suo pap§ quam singulis eius episcopis cardinalibus clericisque maioribus ac minoribus dona tot, tanta et talia disperti- 30 vit85, ut absentibus omnino incredibile memoratu sit, sicque tam ab

75 Vgl. Meyer v. Kn. 6, 150ff. 76 Gen. 32, 26. 77 Am 13. Februar. 77a Sallust, Cat. 60,4. 78 In der Nacht vom 15. auf den 16. Februar. 79 Unterhalb von Tivoli am Ponte Lucano; der Papst wurde in Trevi, einer Burg südöstlich von Subiaco, gefangengehalten.

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den Bischöfen und anderen Getreuen des Königs in Haft genommen wurde bis zu einer friedlichen kirchlichen Salbung des Kaisers76, nach dem Beispiel des Patriarchen Jakob, der zum Engel sagte76: „Ich lasse Dich nicht, Du segnetest mich denn.“ 5 Dies war am Sonntag Quinquagesima geschehen; die Römer scharten sich während der ganzen Nacht zusammen und griffen am frühen Morgen von allen Seiten das Heer des Königs an, so daß der König, als der Kampf schon einige Zeit währte, selbst dem Heer zur Hilfe kommen mußte, was er auch mit Eifer tat; und bis der Tag sich neigte, vollbrachte er das io Werk 77aeines überaus tapferen Soldaten und des besten Feldherrn77a und verhalf mit der Gnade Gottes den Seinen zum Sieg, den Feinden aber nach schwerem Gemetzel zur schimpflichsten Flucht. Nach drei Tagen78verließ er Rom und führte den Herrn Papst mit sich; er hielt ihn so ehrenhaft wie nur möglich bei sich, bis er, nachdem in den 15 einzelnen Gebieten alle erforderlichen Aufgaben erledigt und alle Gegner befriedet waren, das bevorstehende Osterfest unweit der Stadt im Lager feierte79. Dort wurden die alten Streitfragen zwischen ihmund demPapst, zwischen der weltlichen und geistlichen Gewalt, beigelegt80, und nach der Oktav von Ostern empfing er unter größtem Jubel des römischen Volkes, 20 ja der ganzen Kirche und des riesigen Heeres vor der Confessio des hl. Petrus von Christus den Namen und die Herrschaft eines Kaisers, indem er, wie es Brauch ist, mit Chrisam gesalbt und geweiht und überaus prunkvoll gekrönt wurde81. Auch wurde ihm persönlich durch die Hand des Papstes, unter dem Zeugnis der dabei anwesenden Kirche, ein Privi25 leg über die kirchliche Investitur geschenkt82, so wie es den Vorgängern beider gefallen und gewohnheitsmäßig gegolten hatte; seine Unabänder­ lichkeit bestätigte der Papst bald unter Androhung des Bannes83. So wurde endlich an diesem Tage 84Gott in der Höhe Ehre und auf Erden den Menschen guten Willens Friede84, um mich so auszudrücken, wieder30 gewonnen, da die alten und bis dahin unverbesserlichen Ärgernisse der Spaltungen vom Reiche Christi genommen wurden. Nicht viel später verteilte Heinrich in kaiserlicher Freigebigkeit seinem geistlichen Vater, dem Papst, den einzelnen Kardinalbischöfen, der höheren und niedrigeren Geistlichkeit so viele und so große Geschenke 35 von solcher Art85, daß es denen, die nicht dabei waren, unglaublich

80 Im Vertrag von Ponte Mammolo vom 11. April und durch das Privileg Paschals II. vom 12. April (MG. Const. 1, 1421F. nn. 91-96). 81 Am 13. April. 82 Das sogenannte Pravileg vom 12. April; vgl. Anm. 80. 83 Siehe Const. 1, 144 f. n. 96. 84 Luc. 2, 14. 85 Vgl. den Bericht zum Jahre 1114, unten S. 262.

Kaiserchronik III

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apostolico quam ab omnibus prospera sibi imprecantibus et nimio amoris vinculo eum aliquandiu deducentibus per Longobardiam ad Alpes indeque ad terras Germanicas feliciter est reversus. Post reditum quoque suum nonnulla tam ab ipso imperatore quam ab episcopis secum comitantibus, qu§ corrigenda videbantur, s iuxta quod summus pontifex concesserat unicuique vel iniunxerat, ad planum sunt expolita, viciata quoque 86ad purum excocta86. Sic Christo respiciente in terram de cçlo sancto suo, sicut ubique devotio et religio Christiana, ita etiam rerum prosperitas et copia frugum ac nova circumquaque crescere cepit lçticia. 10 Habita Mogontiç curia Adelbertum cancellarium suum, dudum ad eandem kathedram electum, baculo et anulo investivit87. Anno Domini millesimo CXII. Sigifridum comitem diutina satis afflictum custodia88 iuxta principum consilium atque petitionem sibi reconciliatum dimittens89 benigne tractare cepit, adeo ut eius filium is de baptismate susciperet et iniuriarum preteritarum oblivisci se factu­ rum sponderet. Eo tempore predictus Adelbertus designatus Mogontinus pontifex, qui per omnia secundus a rege semper fuerat, sine cuius consilio nihil facere solebat, adversus imperatorem, quod vix quisquam crede- 20 ret, conspirare cum quibusdam principibus infamatur reque cognita custodiç ab illo traditur90. Anno Domini millesimo CXIII. Heinricus imperator natalem Domi­ ni Erpesfurt celebravit. Lotharius dux91, Sigifridus predictus92, Ruodolfus marchio93, Wigbertus senior94, Fridericus palatinus co- 25 mes95 et Luodewicus comes96 rebellationem contra imperatorem parant97, quos ipse sine mora cum exercitu petens incendiis et muni­ tionum destructionibus infestare non cessavit, donec ab eius fidelibus Sigifrido perempto98, Lothario et Ruodolfo reconciliatis, Friderico, Wigberto seniore iuste captis et custodiç deputatis, fortuna immo 30 Christi gratia rebus finem dedit. 8«-86 v g i . i s . i ,

25.

87 Am 15. August. Auffallend ist der Hinweis auf die Investitur mit Ring und Stab, die sicher nicht zufällig einzig zu diesem Jahr erwähnt wird. 88 Vgl. den Anfang des Jahresberichts zu 1109.

Heinrich V. 1111-1113

261

erscheint; nachdem ihm dann der Papst und alle anderen Glück gewünscht und ihm mit großer Liebe ein Stück das Geleit gegeben hatten, kehrte er durch die Lombardei und über die Alpen glücklich nach Deutschland zurück. 5 Nach seiner Rückkehr wurde vom Kaiser selbst und auch von den Bischöfen, die ihn begleitet hatten, einiges, was der Verbesserung be­ dürftig erschien, gemäß der Erlaubnis und dem Auftrag des höchsten Bischofs an einen jeden völlig in Ordnung gebracht und Fehlerhaftes bereinigt86. Während so Christus aus seinem heiligen Himmel auf die io Erde herabsah, begannen überall christliche Frömmigkeit und Religion, ebenso aber auch glückliches Gedeihen und Fülle der Feldfrüchte und überall neue Freude zu wachsen. In Mainz hielt er einen Hoftag und investierte seinen Kanzler Adalbert, der schon längst für diesen Sitz erwählt war, mit Stab und Ring87.

15

Im Jahr des Herrn 1112. Pfalzgraf Siegfried, der durch die lange Haft ziemüch mitgenommen war88, versöhnte er auf den Rat und die Bitte der Fürsten hin mit sich89 und entließ ihn; er begann, ihn so gütig zu be­ handeln, daß er sogar seinen Sohn aus der Taufe hob und versprach, das vergangene Unrecht zu vergessen. 20 In dieser Zeit wurde der schon erwähnte Adalbert, designierter Erz­ bischof von Mainz, der in allem stets der zweite nach dem König gewesen war und ohne dessen Rat dieser nichts zu tun pflegte, bezichtigt, mit einigen Fürsten gegen den Kaiser - was kaum einer glauben konnte zu konspirieren; nachdem die Sache ruchbar geworden war, ließ er ihn 25 verhaften90. Im Jahr des Herrnl 113. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Erfurt. Herzog Lothar91, der erwähnte Siegfried92, Markgraf Rudolf93, Wipert der Ältere94, Pfalzgraf Friedrich95 und Graf Ludwig96 zettelten einen Aufstand gegen den Kaiser an97; dieser griff sie unverzüglich mit 30 einem Heer an und bedrängte sie unablässig durch Brandschatzung und Zerstörung ihrer Befestigungen, bis von seinen Getreuen Siegfried ge­ tötet98, Lothar und Rudolf wieder versöhnt, Friedrich und Wipert der Ältere gefangengesetzt worden waren und so Fortuna, öder besser die Gnade Christi, diesen Ereignissen ein Ende setzte. 89 91 92 93 94 96 97

Noch im Jahre 1111. 90 Im Nomber; vgl. Stumpf 3093. von Sachsen. Siehe den vorangehenden Jahresbericht. von der sächsischen. Nordmark. Graf von Groitzsch. Friedrich I. Sommerschenburg. 96 von Thüringen. Der Aufsstand begann schon im Spätherbst 1112. 98 Am 9. März 1113.

262

Kaiserchronik III

Eodem® anno imperator inpatiens aliquid discordiç oriri in regno suo invadit cum exercitu quendam Regenoldum de Munzun99 sibi repugnantem et bona episcopatuum suorum devastantem, quem aput Bar castellum suum obsedit et eum se et castellum viriliter defendentem virilius ipse cçpit cum multis primatibus eiusdem patriç 5 et ipsum castellum igne concremavit. Domini MCXIIII. Imperator Henricus natalem Domini Babenberg celebravit dispositis nuptiis suis Maguntiç in proxima epiphania. Desponsaverat enim ante triennium Mahtildem1 filiam Henrici regis Anglorum, virginem moribus nobilem, venustam quoque 10 et decoram facie, qu§ habebatur decus et gloria tam Romani imperii quam Anglici regni. Erat enim progenita ex utraque parte ex longa linea magnifies nobilitatis et regalis prosapiç, in cuius loquela et opere2 resplendebat specimen futurç bonitatis abunde, adeo ut omnibus optaretur Romani imperii heredis mater fore. Ad ipsas quoque 15 nuptias3 tanta convenit multitudo archiepiscoporum, episcoporum, ducum atque comitum, abbatum quoque et prepositorum atque eruditissimorum clericorum, ut nullus senex illius evi posset reminisci vel aliquo modo adtestari se vidisse vel saltem audivisse tantam multitudinem tantorum primatuum in imo conventu con- 20 venisse. In ipsis enim nuptiis convenerant archiepiscopi V, episcopi XXX, duces Y, de quibus dux Boemiç4 summus pincerna fuit. Comitum vero et abbatum atque prepositorum numerus a nullo presenti licet multum sagaci potuit comprehendi. Dona autem, qu§ diversi reges atque innumerabiles primates domno imperatori in 25 ipsis nuptiis miserunt vel quç, ipse imperator ex se innumerabili multitudini ioculatorum et istrionum atque diverso generi diver­ sarum gentium distribuit, quemadmodum nullus camerarius ipsius, vel qui recepit vel qui distribuit, potuit numerare, ita nullus eiusdem imperatoris chronographus potuit litteris comprehendere. 30 Eodem® quoque anno in eisdem nuptiis iuraverunt principes expe­ ditionem contra Frisones se facturos in secunda septimana post pente­ costen5. Denegaverant enim domno imperatori debitam subiectionem Anno

a) Von hier an andere Hand. 99 Graf von Bar und Mousson (Lothringen) ; er war mit dem Bischof von Ver­ dun wegen Metzer Angelegenheiten in Streit geraten.

Heinrich V. 1114

5

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Im gleichen Jahr überfiel der Kaiser, der nicht duldete, daß in seinem Reich Zwietracht entstand, mit einem Heer einen gewissen Rainald von M ousson", der ihm Widerstand leistete und die Güter seiner Bistümer verwüstete; er belagerte ihn in seiner Burg Bar und nahm ihn, der sich und die Burg mannhaft verteidigte, mit zahlreichen Großen des Landes noch mannhafter gefangen, während er die Burg selbst einäscherte.

Im Jahr des Herrn 1114. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Bamberg, nachdem er seine Hochzeit für das Fest der Erschei­ nung in Mainz festgesetzt hatte. Er hatte sich nämlich vor drei Jahren mit io Mathilde1, der Tochter König Heinrichs von England verlobt, einer Jungfrau von adeligen Sitten und von schöner und lieblicher Gestalt, die man für die Zierde und die Ehre des Römischen Reiches und Englands hielt. Sie stammte nämlich beiderseits aus einem seit langem hochadeligen und königlichen Geschlecht, und in ihren Worten und Werken1 2 erstrahlte 15 das Beispiel zukünftiger überreicher Güte, so daß alle wünschten, sie werde die Mutter des Erben des Römischen Reiches sein. Zu dieser Hoch­ zeit3 strömte eine solche Menge von Erzbischöfen, Bischöfen, Herzogen, Grafen, Äbten, Pröpsten und hochgelehrten Geistlichen zusammen, daß kein Greis dieses Zeitalters sich erinnern oder auf irgendeine Weise 20 bestätigen konnte, gesehen oder wenigstens gehört zu haben, daß eine so große Schar so bedeutender Großer bei einem Treffen zusammen­ gekommen sei. Bei dieser Hochzeit waren nämlich fünf Erzbischöfe, dreißig Bischöfe und fünf Herzoge anwesend; unter ihnen war der Herzog von Böhmen45 der oberste Mundschenk. Die Zahl der Grafen, 25 Äbte und Pröpste dagegen konnte von niemandem, und sei er noch so klug, gezählt werden. Die Geschenke, die die verschiedenen Könige und zahllose Große dem Kaiser aus Anlaß der Hochzeit schickten, sowie die, die der Kaiser seinerseits unter die unzählbar große Menge der Spaß­ macher und Schauspieler und an die verschiedenen Angehörigen der 30 verschiedenen Völker verteilen ließ und die keiner seiner Kämmerer, ob er sie nun empfing oder verteilte, zählen konnte, vermag kein Ge­ schichtsschreiber dieses Kaisers zu verzeichnen. In demselben Jahr, auf eben dieser Hochzeit, beschworen die Fürsten eine Heerfahrt gegen die Friesen in der zweiten Woche nach Pfingsten®. 1 Sie war im Frühjahr 1110 im Alter von acht Jahren nach Deutschland gekom­ men, am Osterfest (10. April) hatte in Utrecht die feierliche Verlobung statt­ gefunden. 2 A u f ihre Intervention hin wurde Herzog Gottfried von Niederlothringen 1110 begnadigt. 3 Am 7. Januar, einen Tag nach Epiphanie. 4 Wladislaw. Neben ihm waren noch die Herzoge Friedrich von Schwaben, W elf von Bayern, Heinrich von Kärnten und Lothar von Sachsen anwesend. 5 Das Pfingstfest fiel auf den 17. Mai.

264

Kaiserchronik III

impendere et tributa, qu§ iure annuatim debebant persolvere. Nam ex insolentia tumidi et locorum munitione freti dedignabantur alicui dom no subici vel alicuius licet valde potentis prçceptum exequi. Cum autem versus illos exercitus cçpisset se movere, Coloniensis archiepiscopus6 cum quibusdam aliis principibus im pedivit iter illius

5

et acriter cum suis civibus et copia militum atque succursu diver­ sorum comitum cepit dom no suo imperatori resistere et suos die noctuque vexare. Imperator itaque ex consilio et consensu principum redit Mogontiam 7infecto negotio7 et frustrato suo suorumque labore. Illi autem, qui hanc rebellionem contra imperatorem machinati fuerant, nullam aliam occasionem habebant, unde ipsum possent accusare, nisi quod testabantur quendam suum ministerialem n im is ferociter dominium in suis partibus exercere8.

10

Heinrich V. 1114

265

Diese verweigerten dem Kaiser nämlich die schuldige Unterwerfung und den rechtmäßigen jährlichen Tribut. Frech und aufgeblasen und im Vertrauen auf ihre festen Plätze, verschmähten sie es, sich einem Herrn zu unterwerfen oder dem Befehl irgendeines, und sei er auch sehr mächtig, 5 zu folgen. Als aber das Heer gegen sie vorzurücken begann, hinderte der Erzbischof von Köln® mit einigen anderen Fürsten seinen Weg und unter­ nahm es, zusammen mit seinen Bürgern, einer Menge seiner Vasallen und unter Zuzug verschiedener Grafen seinem Herrn, dem Kaiser, Widerstand zu leisten und dessen Leute bei Tag und Nacht zu beunruhiio gen. Deshalb kehrte der Kaiser mit dem Rat und der Zustimmung der Fürsten ’ unverrichteterdinge6 7nach Mainz zurück ; seine und seiner Anhän­ ger Anstrengung war vergebens gewesen. Jene aber, die diesen Aufstand gegen den Kaiser angezettelt hatten, besaßen keinen anderen Grund zur Anklage, als daß sie erklärten, einer seiner Ministerialen übe allzu 15 streng seine Herrschaft in ihrem Gebiet aus8.

6 Friedrich. Über seine Verbindung mit den anderen Fürsten Meyer v. Kn. 6, 298 ff. 7 Sallust, lug. 58,7. 8 Hier bricht die Kaiserchronik unvermittelt ab.

E K K E H A R D I CHRONICA

D IE CHRONIK EK K EH ARD S VON AURA

[R E C E N SIO I I I.]

Incipit prologus Christi familie fideli prudentique dispensatori Erkemberto1 necnon eidem formoso gregi, sub tam elegante pastore Christi martirum Stephani atque Viti2 excubias celebranti, frater Ekkehardus cum 5 ceteris sancti Laurentii3 pauperibus, si quid valet caritas non ficta38 tantis pressa ponderibus. En, sarcinis propriis media interim via relictis, impositum nobis ab auctoritate vestra grande videlicet onus, Deo gratias, Christo laudes! ad metam usque detulimus4, soli tan­ tum 5caritati - que cum Deus sit5, nichil nimirum nequit6 utrim- 10 que - digne asscribentes, quod, ipsa manum semper porrigente, tanta tantilli potuimus. Ecce enim diversorum chronograforum series ab exordio mundi breviando decursas, nostrorum temporum fecibus eciam per nostri stili supplevimus officium, per hoc ipsum precepti vestri voto, quamvis non absque fame nostre periculo, volentes iam is esse satisfactum. Igitur ob fastidii remedium V libellis opus ipsum distinguitur. Primus conditione urbis Rome, secundus Christi nati­ vitate, tercius imperio Karoli, quartus illius, qui adhuc superest et quintus Heinricus imperator appellatus est, terminatur. Cuius enim nomini quintum non incongrue librum videbatur inscribi, quem ad 20 arbitrium uniuscuiusque scriptoris constituimus finiri. Addidimus quoque in fine scedule libellum quem Iherosolimitam dicimus et perigrinationis tibimet, o pater venerande, iam divinitus inspirate levamen speciale futurum non ambigimus. Unum est ergo quod votis omnibus exoptamus, quod eciam nostri laboris recompensationem 25 summopere postulamus, quatinus volumen presens nostre servitutis debitum in cenobio Corbeiensi perpetualiter persolvat ac renovate 1 A bt von K orvey (1107-1128). 2 Klosterpatrone von K orvey.

[D R IT T E FASSUNG] Vorrede

Dem getreuen und klugen Verwalter des Hauses Christi Erkembert1 und seiner Wohlgestalten Herde, die unter einem so trefflichen Hirten 5 den Märtyrern Christi Stephan und Vitus2 die Wache hält, wünschen Ekkehard und die übrigen Armen des heiligen Laurentius3, was ungeheuchelte Liebe3a, bedrängt von solchen Lasten, nur vermag. Während wir die eigene Bürde inzwischen mitten auf dem Wege liegen ließen, haben wir das schwere Werk, das uns euer Geheiß auferlegte - Gott sei 10 Dank und Christus Lob! - zu Ende gebracht4; allein der 6Liebe, die, da sie Gott ist5, auf beiden Seiten fürwahr alles vermag6, schreiben wir es ge­ rechterweise zu, daß unsere Wenigkeit solches vermochte, weil sie selbst uns stets ihre hilfreiche Hand gewährte. Siehe nämlich, wie wir die Werke verschiedener Geschichtsschreiber, sie kürzend, durchgingen und sie mit 15 Hilfe unserer Feder durch die Taten unserer Zeit vervollständigten in dem Wunsch, dies möge eurem Auftrag, wenn auch nicht ohne Gefahr für unseren Ruf, Genüge tun. Um Überdruß zu vermeiden, ist das Werk selbst in fünf Bücher eingeteilt. Das erste findet sein Ende durch die Gründung Roms, das zweite durch Christi Geburt, das dritte durch das 20 Kaisertum Karls, das vierte durch die Herrschaft dessen, der noch lebt und Kaiser Heinrich V. genannt wird. Es schien passend, mit seinem Namen das fünfte zu bezeichnen, und wir beschlossen, daß es nach dem Ermessen eines jeden Schriftstellers beendet werden möge. Am Ende des Werkchens fügen wir außerdem ein Buch bei, das wir Hierosolimita 25 nennen und das dir, verehrungswürdiger Vater, deine Pilgerfahrt, die dir Gott eingab, sicher erleichtern wird. Eines aber ist es, was wir von ganzem Herzen wünschen und was wir vor allem als Gegenleistung für unsere Mühe erbitten, daß nämlich dieser Band auf ewig die Schuld unserer Ergebenheit im Kloster Korvey zahle und als Denkmal des durch ihn 3 Kloster Aura war dem hl. Laurentius geweiht. 3a Vgl. 2. Kor. 6,6. 4 D. h. die Rezension III. 5~5 Vgl. 1. loh. 4, 8; 4, 16.

« Vgl. 1. Kor. 13.

270

Ekkehard III

per se pristine societatis,

quam

sub

sancte

memorie patreque

dilectissimo M arcwardo7 consecuti sumus, monimentum in armario sancti Viti pro pauperibus sancti Laurentii posteris pretendat. A d bec, nimio nec immerito erga reverentiam vestram ferventes affectu caritatis, direximus unanimem nostrum vobisque per omnia nicbilo- s minus devotum Amel, priorem nostre congregationis, qui et tibi, pater, ad vestigia Salvatoris

tendenti

presentialiter nostra vice

intimum vale faciat ac inter utramque congregationem mediator notissimus ac testis ydoneus optate fraternitatis nostre ore ad os confirmare sufficiat, et si qua sunt literis neglecta, hinc inde responsa

10

subinferat. Valere vos hic semper et in etem um vivere nos oramus unanimes et sine intermissione.

Incipit liber quintus Anno Domini M C V I1. Mediante Heinrico iuniore tantus apud Mogontiam factus est in natali dom inico totius regni Teutonici is conventus, quantus per multa annorum curricula nusquam est visus. R eferant enim qui aderant L II optimates ibi tunc vel eo amplius affuisse, adeo ut solus dux Saxonie Magnus nomine, quem iam gravior etàs impediebat, notaretur defuisse. Ib i supervenientes apostolice sedis legati, episcopus scilicet Albanus cum Constantiensi, sententiam

20

anathematis in Heinricum seniorem dictum imperatorem a to t sibi succedentibus apostolicis sepius sepiusque promulgatum

scriptis

simul et dictis testificantes universam multitudinem, im m o totam toto orbe diffusam ecclesiam ab eius com munione Christi et beati Petri auctoritate multis

iam

annis

sequestratam

confirmabant.

Qua de causa dum ipse se M ogontiam de castello quo m anebat exhi­ bere temptaret, principes propter cavendum tumultum vulgi sue potius quam filii parti favere solentis ipsi Ingilenheim occurrunt8 tandem que generali illum circumvenientes consilio usque ad reatus a) occurrerunt Rec. IV. 7 A bt von K orvey (1081-1107). Ekkehards Bemerkung über den Bund mit Markward von K orvey kann sich nicht auf eine direkte Gebetsverbrüderung zwischen K orvey und Aura beziehen, da Aura erst 1108 gegründet wurde, son­ dern höchstens auf eine Verbrüderung zwischen K orvey und Hirsau, in welchen

25

Widmung. Heinrich V. 1106

271

erneuerten alten Bundes, den wir unter dem selig verstorbenen innigst geliebten Vater Markward7 eingingen, in der Bibliothek des heiligen Vitus den zukünftigen Armen des heiligen Laurentius ein Andenken bewahre. Außerdem senden wir aus übergroßer Liebe gegen euer Ehrwürden, wie 5 ihr sie aber durchaus verdient, Amei, den Prior unserer Gemeinschaft, der mit uns eines Sinnes, aber nichtsdestoweniger euch zutiefst ergeben ist, er möge dir, Vater, da du zu den Spuren des Erlösers strebst, persönlich an unserer Stelle ein herzliches Lebewohl sagen, als bekannter Mittler zwischen unseren beiden Gemeinschaften und als geeigneter Zeuge der io gewünschten brüderlichen Verbindung dies mündlich bestätigen und hier und dort Antwort geben, falls in den Briefen etwas vergessen wurde. Einmütig und ununterbrochen beten wir, daß es euch hier stets wohlergehe und ihr in Ewigkeit das Leben habt.

Fünftes Buch 15

Im Jahr des Herrn 11061. Auf Betreiben Heinrichs des Jüngeren fand am Geburtsfest des Herrn eine Zusammenkunft des ganzen Deutschen Reiches in Mainz statt, wie man sie in dieser Größe seit langem nicht mehr erlebt hatte. Teilnehmer berichten, 52 Große oder gar noch mehr seien anwesend gewesen, als einziger habe Herzog Magnus von 20 Sachsen gefehlt, den sein beschwerliches Alter verhinderte. Auch die Legaten des Apostolischen Stuhles, der Bischof von Albano zusammen mit dem Bischof von Konstanz, kamen dorthin; sie bestätigten den Bannspruch, der gegen den älteren Heinrich, den sogenannten Kaiser, nacheinander von so vielen Päpsten immer und immer wieder schriftlich 25 und mündlich öffentlich verkündet worden war; ebenso bezeugten sie, daß alle, ja die gesamte über den ganzen Erdkreis ausgebreitete Kirche durch die Vollmacht Christi und des hl. Petrus schon viele Jahre lang von der Gemeinschaft mit ihm getrennt sei. Während er selbst deshalb versuchte, von der Burg aus, in der er sich aufhielt, nach Mainz zu gelan30 gen, gingen ihm die Fürsten nach Ingelheim entgegen, um einen Volks­ aufstand zu verhindern, da die Menge mehr der Partei des Vaters als der Bund dann seit 1108 auch das mit Hirsauer Mönchen besetzte Aura einge­ schlossen wurde. Noch näher könnte allerdings der Gedanke liegen, daß Ekke­ hard persönlich in die Korveyer Gebetsgemeinschaft aufgenommen wurde, das könnte dann noch leicht unter Markward geschehen sein, vielleicht 1105, als Ekkehard sich in Sachsen aufhielt. 1 Kommentar zum ersten Abschnitt des Jahresberichts (bis S. 272 Z. 33) oben S. 202 ff.

272

Ekkehard III

confessionem satisfactionisque professionem perducunt. Qui cum legati communionem seu penitentie modum absque generalis synodi et apostolice discussionis censura reddere ad presens non possent, ipse partis utriusque consiliis annuens regalia vel imperialia insignia, crucem scilicet et lanceam, sceptrum, globum atque coronam, filii 5 potestati tradidit, prospera illi imprecans, illum primatibus multo fletu commendans et extunc iuxta summi sacerdotis totiusque ecclesie decreta sue consulturum anime promisit. Hoc ordine Heinricus, illius nominis quintus, primum a patre, deinde ab universis Germanie principibus in regem iam secundo 10 electus, ab apostolicis quoque legatis per manus impositionem catho­ lice confirmatus, acceptis tam ab episcopis quam laicis iuxta morem patrie sacramentis regnare cepit LXXXII.aloco ab Augusto, L. patris sui anno, ab Urbe condita MDCCCLVIII. anno, ab origine mundi VLVIIL, dominice vero incarnationis, ut dictum est, MCVI. anno. 15 Relatis igitur coram rege cunctisque totius Germanie optimatibus et presulibus omnique clero simul et populo legationibus Romane sedis super ecclesiarum regni istius commaculatione diversa et inveterata et econtra emendatione ab universis unanimiter promissa placuit tam regi quam primoribus ad sanctam matrem Romanam 20 ecclesiam tantos ac tales a partibus istis legatos transmitti, qui et de obiectis rite rationem reddere et de incertis sagaciter investigare ac per omnia ecclesiasticis utilitatibus sapienter consulere sint idonei. Separantur in hoc opus viri spiritu sapientie pleni, dignitatibus, natalibus et elegantia seu divitiis preclari nullaque secundum Deum 25 sive seculum veneratione indigni, a Lotharingia Bruno Trevirensis, a Saxonia Heinricus Magdeburgensis archiepiscopi, ab orientali Francia Otto Babenbergensis, a Baioaria Eberhardus Eistatensis, uterque designatus pontifex, ab Alemannia Gebehardus Constantiensis aliique nonnulli presules, plerique etiam nobiles de latere 30 regis laice professionis, idque precipuum inter cetera suscipiunt mandati, ut, si fieri possit, per illos impetrata domni apostolici cisalpinis partibus exhiberetur presentia. Sic nimirum, sic per tot iam annos obnubilata lux oriri cepit nostris in partibus orthodoxa, depublicatur et ventilatur, diiudicatur et 35 a> L X X X V I I I Kec. I, IV .

Heinrich V. 1106

273

des Sohnes zuneigte; schließlich brachten sie ihn durch allgemeinen Rat dazu, seine Schuld zu bekennen und Genugtuung zu versprechen. Da die Legaten ihm im Augenblick die kirchliche Gemeinschaft und das Maß der Buße nicht ohne Urteil einer allgemeinen Synode und des Papstes 5 gewähren konnten, stimmte er dem Rat beider Seiten zu und übergab die königlichen und kaiserlichen Insignien, nämlich Kreuz und Lanze, das Zepter, die Weltkugel und die Krone in die Gewalt des Sohnes; er wünschte ihm Glück und empfahl ihn den Großen unter vielen Tränen ; schließlich versprach er, von nun an nach den Vorschriften des höchsten io Priesters und der ganzen Kirche für sein Seelenheil zu sorgen. A uf diese Weise wurde Heinrich, der fünfte dieses Namens, zuerst von seinem Vater, dann von den gesamten Fürsten Deutschlands zum zweiten Mal zum König gewählt, darauf von den apostolischen Legaten durch Handauflegung nach katholischer Weise gestärkt, und nachdem 15 er nach heimischer Sitte von den Bischöfen und Laien den Eid empfangen hatte, begann er zu herrschen: an 82. Stelle seit Augustus, im 50. Jahr der Königsherrschaft des Vaters, im 1858. Jahr seit der Gründung Roms, im 5058. seit Erschaffung der Welt, im Jahr der Menschwerdung des Herrn 1106, wie schon gesagt worden ist. 20 Nachdem nunmehr vor dem König, allen Fürsten und Bischöfen ganz Deutschlands, sowie vor dem gesamten Klerus und Volk Botschaften des Römischen Stuhles über die vielfältige und alteingewurzelte Beflekkung der Kirchen dieses Reiches vorgebracht worden waren und alle einmütig ihre Ausmerzung versprochen hatten, gefiel es dem König und 25 den Fürsten, zur heiligen Mutter, der Römischen Kirche, Gesandte zu schicken; sie sollten der Zahl und ihrem Charakter nach geeignet sein, über die Vorwürfe ordnungsgemäß Rechenschaft zu geben, noch offene Fragen klug zu erforschen und in allem für den Nutzen der Kirchen weise zu sorgen. Zu diesem Zweck wurden Männer auserwählt, vom Geist der 30 Weisheit erfüllt, ausgezeichnet durch Würde, Herkunft, vornehmes Auf­ treten und Reichtum, sowohl vor Gott wie vor der Welt jeder Verehrung würdig, und zwar aus Lothringen Erzbischof Bruno von Trier, aus Sachsen Erzbischof Heinrich von Magdeburg, aus Ostfranken Otto von Bamberg, aus Bayern Eberhard von Eichstätt, beide designierte Bischöfe, aus 35 Alemannien Gebhard von Konstanz und noch einige andere Bischöfe sowie mehrere adlige Laien von seiten des Königs ; unter anderem erhielten sie besonders den Auftrag, nach Möglichkeit einen Besuch des Herrn Pap­ stes in den Ländern diesseits der Alpen zu bewerkstelligen. So begann endlich das Licht der Rechtgläubigkeit, das so viele Jahre 40 verdunkelt gewesen war, auch in unseren Landen wieder aufzugehen. Die Häresie Wiberts beziehungsweise Heinrichs wurde allgemein bekannt­ gemacht und erörtert, verurteilt und widerlegt, sie ging in Verwesung

274

Ekkehard III

convincitur, fetet et respuitur, condempnatur et anathematizatur heresis Wigbertina vel Heinriciana, abdicatis sive fugatis bereticis2 ca­ tholici kathedris pontificalibus destinantur, e quibus etiam aliqui inter ipsa festa consecrantur3. Denique in tantum divine legis subito zelus efferbuit, ut etiam ipsa cadavera pseudoepiscoporum ab ecclesiis s eliminarentur, quotquot autem ab ipsis erant ordinati, usque ad generalem audientiam ab officiis suspenderentur. Iam enim 4 exal­ tatis4 sibi divinitus ecclesia Romana 4 cornibus4 ad 5 incutiendum timorem5 cunctis usquequaque scismatum membris, etiam capitis ipsius ossa, Wigberti scilicet dicti pape de sepulchro suo, quod per VI io iam annos in ecclesia Ravennensi possederat6, proici fecerat uni­ versaque eius instituta ut vere non apostolici sacerdotis, sed ut apostatici invasoris, annullari decreverat. Inter bec Werinherus7 quidam ex ordine ministerialium regis8, qui marche, que in partibus est Aquine9, preerat, quasi heresim ean- 15 dem resuscitaturus collectis undecumque per Itabam copiis, corruptis quoque multa pecunia Romanis nonnulhs, dum domnus apostohcus Beneventanis immoratur finibus10, quendam pseudoabbatem de Farfara, proh nefas! kathedre sancti Petri imposuit11 et ipsum papam cesaris sub vocabulo Silvestri appellari voluit. Qui tamen post paulu- 20 lum turpiter, ut merebatur, a cathohcis eliminatus vesanie sue pre­ mium male conquisiti peiusque dispersi eris retubt damnum prêter fidei, quod miser ceco non doluit corde, dispendium. Porro proceres iam dicti12 dum e suis singuh partibus in valle Tridentina convenientes apud eiusdem nominis civitatem, id est 25 Tridentum, pernoctarent13, quidam Adelbertus adolescens14, partium tamen illarum quodam insignis comitatu, summo mane super ipsos utpote inermes et peregrinos cum civibus armatis irruit, spobat, capit, custodiç tradit idque sibi per legationes domni sui, Heinrici 2 Unter anderen Erzbischof Friedrich von K öln und Bischof Burchard von Münster. 3 Z. B. Konrad als Erzbischof von Salzburg. 4 Vgl. Ps. 88, 18 u. ö. 8" 5 Vgl. 2. Makk. 12, 22. • W ibert war in Civita Castellana begraben und wahrscheinlich schon früher exhumiert worden. 7 Vgl. über ihn J. Ficker, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens 2, 246 f. 8 Heinrich IV.

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über und wurde ausgespien, sie wurde verdammt und in Bann getan; die Häretiker2 wurden abgesetzt oder vertrieben, rechtgläubige Männer wurden für die Bischofssitze bestimmt, und einige wurden sogar während der Festtage geweiht3. Schließlich entbrannte der Eifer für das göttliche 5 Gesetz plötzlich so sehr, daß sogar die Leichname der falschen Bischöfe aus den Kirchen entfernt wurden; diejenigen aber, die von jenen ein­ gesetzt waren, wurden bis zu einer allgemeinen Untersuchung von ihren Ämtern suspendiert. Schon hatte nämlich die Römische Kirche, durch göttliche Hilfe aufgerichtet4, die Gebeine des Hauptes der Schismatiker, io des sogenannten Papstes Wibert, aus seinem Grab, in dem er schon sechs Jahre lang in einer Kirche zu Ravenna gelegen hatte6, herauswerfen lassen, um allen Gliedern der Schismatiker Furcht einzuflößen6. Auch alle seine Anordnungen hatte sie auszulöschen beschlossen, da sie nicht die eines apostolischen Bischofs, sondern die eines abtrünnigen Eindringlings 15 waren. Inzwischen versuchte Werner7, ein Ministeriale des Königs8, der an der Spitze der Mark von Ankona9 stand, diese Häresie wiederzubeleben; er sammelte überall in Italien Truppen, bestach auch einige Römer mit viel Geld, während sich der Herr Papst im Gebiet von Benevent auf hielt101 , 20 und setzte irgendeinen falschen Abt von Farfa - welch ein Frevel! - auf den Stuhl des hl. Petrus11. Und diesen Papst des Kaisers wollte er Silvester genannt wissen! Er wurde jedoch nach kurzer Zeit von den Rechtgläubi­ gen schimpflich vertrieben, wie er es verdiente; als Lohn für seinen Wahnsinn trug er den Verlust eines schlimm erworbenen und noch 25 schlimmer verbrauchten Vermögens davon, abgesehen von dem Verlust des Glaubens, den der Unglückselige blinden Herzens noch nicht einmal bedauerte. Als die genannten Großen12 einzeln aus ihren jeweiligen Gebieten im Tal von Trient zusammenkamen und in der gleichnamigen Stadt, nämlich 30 Trient, übernachteten13, da überfiel ein junger Mann namens Adalbert14, der jedoch durch den Besitz einer Grafschaft in jenen Gebieten aus­ gezeichnet war, die unbewaffneten Pilger, in Gemeinschaft mit bewaffne­ ten Bürgern, raubte sie aus, nahm sie gefangen, setzte sie in Haft und erklärte, dies sei ihm durch Botschaften seines Herrn, des Exkaisers 35 Heinrich nämlich, aufgetragen. Mit den gewohnten Ränken hatte Heinrich 9 Er war Herzog von Spoleto und Markgraf von Ankona. 10 In Wirklichkeit hielt Paschal sich zu dieser Zeit in der Leostadt auf. 11 Der am 18. November 1105 als Silvester IV. zum Gegenpapst Erhobene war Maginulf, Erzpriester von S. Angelo. 12 Die für die Gesandtschaft nach Rom bestimmten Großen; Ekkehard berichtet als Augenzeuge. 13 In der Nacht vom 3. zum 4. März. 14 Wahrscheinlich ein Graf von Tirol.

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scilicet* eximperatoris, demandatum comprobat. Artibus quippe solitis idem Heinricus usus clamb quçrelosis çpistolis ac nunciis quascumque poterat regni civitates et provincias impleverat, quibus se vim a principibus passum, immo ab unico filio depulsum imperio deplorabat, regnum in suis miseriis confusum cunctis usquequaque 5 patribus eiusdem fortunç timendum fore premonebat exemplum16. Qua de causa nullus iam per Italiam liber transitus eisdem patuit legatis. Gebehardus tantum, Constantiensis episcopus, cum suis per occultiores Alpium semitas ingressus Mathildis comitissç, alterius nimirum Debborç16, presidiis apostolicis presentatur vestigiis. Reli- 10 qui, ut diximus, magnates, ut nimirum a stultissimo captivatore deprehensi, tractantur indigne prêter Ottonem Babenbergensem epi­ scopum, cui idem Adelbertus, eo quod suus esset miles, parcere coge­ batur. Quo etiam mediante Bruno Trevirensis episcopus et Wibertus comes17 eo pacto dimittuntur, quatinus eximperatorem cum illo 15 pacem facturi conveniant et, quid de reliquis ipse precipiat, relaturi redeant. At Iesus, qui semper 18 prope est omnibus se invocantibus18 e t 19 his iuxta, qui tribulato sunt corde19, repente super eosdem sibi rebelles Welefonem, ducem Noricum, quasi 20gladium de vagina sua eduxit20, qui tercia superveniens die manu valida elusas obstructas 20 effregit. Gebehardum, virum probatum, Tridentinç çcclesiç consti­ tutum a rege catholico novum episcopum, quem nunquam se sus­ cepturos cives ipsi conspiraverant, recipi coegit, ipsum quoque Adelbertum suique sceleris complices adeo perterruit, ut eductos quos clauserant principes ipsumque castellum novo episcopo redderent, 25 ipsi insuper nudipedes ab his, quos afflixerant, veniam postularent. Tunc etiam a prima ebdomada XLme, qua et mediante h§c passi sumus, cometam immensi fulgoris usque ad passionem Domini conspeximus. Revertentes quoque tam pauperes quam divites non sine proprio singuli damno regem nostrum Heinricum quiddam infortunii perpes- 30 sum a rebellantibus sibi nonnullis per Alsaciam sediciosis fama sinistra percepimus, patrem vero regis non modica sibimet auxilia contra filium attraxisse, hoc est episcopum Leodiensem21, Heinricum ducem Lothariensium, Coloniam, Iuliacum, Bunnam, qu§ et Verona, cçteraque partis illius oppida, hçcque nonnihil titubationis religioni 35 minabantur catholicç. a> fehlt P.

clanculis et B.

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nämlich alle erreichbaren Städte und Provinzen des Reiches heimlich mit allen möglichen Klagebriefen und -botschaften überschwemmt; weinend beklagte er, daß ihmvon denFürsten Gewalt angetan, ja daß ervon seinem einzigen Sohn aus der Herrschaft vertrieben worden sei ; in seinemUnglück 5 sei zugleich das Reich in Verwirrung gestürzt; alle Väter hätten das gleiche Geschickzubefürchten, warnte er18. Aus diesemGrunde stand denGesand­ ten kein freier Übergang nach Italien offen. Nur Bischof Gebhard von Konstanz gelangte mit seiner Begleitung auf verborgenen Alpenpfaden und unter dem Schutz der Gräfin Mathilde, einer wahrhaft zweiten io Debbora1 5 16, zu den Stätten der Apostel. Die übrigen Großen, die, wie wir sagten, von dem allertörichtsten Häscher ergriffen worden waren, wurden unwürdig behandelt, außer Bischof Otto von Bamberg, den Adalbert schonen mußte, weil er sein Vasall war. Durch seine Vermittlung wurden Bischof Bruno von Trier und Graf Wibert17 unter der Bedingung ent­ is lassen, daß sie den Exkaiser aufsuchten, ummit ihmFrieden zu schließen; dann sollten sie zurückkehren, um zu berichten, was er selbst in bezug auf die übrigen befehle. Aber Jesus, 18der denjenigen immer nahe ist, die ihn anrufen18, und19besonders denen, die bedrängten Herzens sind19, schickte plötzlich über die, die wider ihn aufgestanden waren, den Bayernherzog 20 Welf, wie 20man ein Schwert aus der Scheide zieht20. Er kam am dritten Tag mit einer starken Mannschaft und brach die versperrten Zugänge auf. Er zwang die Bürger, Gebhard, einen bewährten Mann, der von dem rechtgläubigen König über die Kirche von Trient als neuer Bischof gesetzt worden war, und den niemals aufzunehmen die Bürger selbst sich 25 verschworen hatten, wieder anzunehmen. Auch Adalbert selbst und die Komplizen seines Verbrechens versetzte er in solchen Schrecken, daß sie die eingesperrten Fürsten entließen und die Burg selbst demneuenBischof übergaben und überdies barfuß diejenigen, die sie bedrängt hatten, um Verzeihung baten. Damals erblickten wir auch von der ersten Woche 30 der Fastenzeit an, in deren Mitte wir dies erlitten, bis zur Passion des Herrn einen Kometen von außergewöhnlichem Glanz. Als wir, sowohl Arme und Reiche, nach Hause zurückkehrten, keiner ohne eigenen Verlust, vernahmen wir durch schlimme Kunde, daß unserem König Heinrich gewisses Unheil widerfahren sei von seiten einiger aufständischer 35 Rebellen im Elsaß, daß der Vater des Königs dagegen erhebliche Hilfe gegen den Sohn gewonnen habe: den Bischof von Lüttich21, den Lothringerherzog Heinrich, Köln, Jülich, Bonn, das auch Verona heißt, und die übrigen Städte dieser Gegend. Und dies alles bedrohte die Sicherheit der katholischen Religion. 15 Vgl. den unten mitgeteilten Brief Heinrichs IV. an die Fürsten und Bischöfe des Reichs, der in zwei Fassungen überliefert ist. 16 Vgl. lud. 4, 4ff. 17 von Groitzsch. 18-18 Vgl. Ps. 144, 18. 21 Otbert. 19-19 Ps. 33, 19. 20-20 Vgl. 1. Reg. 17, 51.

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Cçterum rex Heinricus divina roboratus confidentia nec minus magnanimitate animatus innata, dum quasi partes inimicas humilia­ turus, Leodium paschalem inibi curiam habiturus convertitur, post festum palmarum22 Coloniç cedentibus hostibus satis iocunde cele­ bratum moto comitatu rursum fortunç sinistrorsum sibi rotam 5 volvere23 sentit, dum nimirum res inconsultius agitur. Nam cognita patris machinatione, qui utique se ut 238 vir bellator ab adolescentia sua238 satis argumentose per conductas ad civitatem, qua curiam indictam prescripsimus, copias resistere parabat, ipse iuvenili nichilominus animositate succensus illo, parva licet manu cinctus, ut 10 ceperat ire, contendit. Qua de re premissis CCC viris, qui pontem super Masam fluvium loco, qui Wegesaz dicitur, constructum obser­ varent - nam omnes eiusdem fluminis transitus iam hostes inter­ ruperant -, dum rex in palatio Aquisgrani cenam Domini24 celebrat, dux Heinricus cum exercitu cesariano regios ad pontem invadit is milites, naviterque resistentes arte quadam equitandi, qua gens illa plus ceteris utitur, in latiora deductos multitudine legionum cingit, opprimit, sternit atque capit, nonnullos etiam cedentes fluvius vora­ vit. Videres fortissimos Machabeos in bello catholicç pacis post stra­ gem plurimam apostaticç genti illatam fide magna et lçticia suas ani- 20 mas Christo pro se passo commendantes ac lmiusmodi pro transitu priorum delictorum veniam in eadem indulgentiç die se consecutos invicem consolantes. His fortunç fallaciis, immo summi disposicione iudicis, mens hereticorum tumescere nec tamen orthodoxorum spes decrescere cepit. Rex enim inter ipsa paschalia festa25, qu§ tunc pro 25 eventu rei Bunnç celebrabat, Heinricum ducem iudicio optimatum reum maiestatis et hostem rei publicç ducatu privat ac generalem expeditionem contra Lotharingiam accepto a principibus sacramento per totum regnum indicit et préparât. Quo dehinc superioribus se partibus26 conferente pater se Coloniensibus reddit et episcopo27 30 pulso civitatem ipsam vallis et propugnaculis omnique repugnandi genere permagnifice munivit, deinde Leodium se contulit. 22 18. März. 23 Dieses Bild ist kaum Ekkehards Eigengut und wohl eher ursprünglicher Bestandteil der Kaiserchronik, aus der Ekkehard auch für den Jahresbericht zu 1106 in der heute allein erhaltenen Fassung der Rezensionen III und IV einige Stellen entlehnt haben kann. Vgl. auch oben S. 234, 242 und unten S. 289.

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Gestärkt durch sein Vertrauen auf Gott und nicht weniger durch seine angeborene Seelengröße wandte er sich, gleichsamumdie feindlichen Lande zu demütigen, Lüttich zu, um dort an Ostern einen Hoftag abzuhalten; den Palmsonntag22 hatte er unter recht angenehmen Um5 ständen in Köln gefeiert, nachdem seine Feinde gewichen waren; als er seine Begleitung entlassen hatte, fühlte er wiederum das Glücksrad sich zurückdrehen23, denn er handelte ziemlich unüberlegt. Als er die Machen­ schaften seines Vaters erkannte, 23ader kriegerisch, wie er von Jugend auf war23a, ganz überlegt Truppen an die Stadt heranführte, für die, wie io gesagt, der Hoftag angesagt war, und sich anschickte, Widerstand zu lei­ sten, da entbrannte er selbst in jugendlichem Zorn, und obwohl er nur eine kleine Schar umsich hatte, setzte er den begonnenen Weg fort. Er schickte dreihundert Mann voraus, die die Maasbrücke bei Visé bewachen sollten - alle Flußübergänge hatten die Feinde nämlich schon unterbrochen -, 15 und während der König in der Pfalz zu Aachen den Gründonnerstag24 feierte, überfiel Herzog Heinrich mit dem kaiserlichen Heer die Soldaten des Königs bei der Brücke und lockte sie, die mannhaft Widerstand leisteten, durch gewisse Reiterkunststücke, die dieser Volksstamm mehr als andere übt, in die Ebene, umzingelte sie mit zahlreichen Scharen, 20 bedrängte sie, streckte sie nieder und nahm sie gefangen. Einige, die ent­ weichen konnten, verschlang der Fluß. Hier hätte man die tapferen Makkabäer sehen können im Kampf für den katholischen Frieden, wie sie nach erheblichen Verlusten für dieses abtrünnige Volk mit großer Zuversicht und Freude ihre Seelen Christus empfahlen, der für sie gelitten 25 hatte, und sich gegenseitig damit trösteten, daß ihnen an diesem Tag der Vergebung für ihre früheren Sünden Verzeihung gewährt werde. Durch diese Täuschungen der Fortuna, oder besser durch die Anordnung des höchsten Richters, begann den Häretikern der Kamm zu schwellen, den Rechtgläubigen jedoch nicht die Hoffnung zu schwinden. Der König 30 sprach nämlich während des Osterfestes26, das er damals der Umstände wegen in Bonn feierte, dem Herzog Heinrich, den die Fürsten als Majestätsverbrecher und Staatsfeind verurteilt hatten, das Herzogtum ab und ließ sodann im ganzen Reich, nachdem er von den Fürsten einen Eid empfangen hatte, einen allgemeinen Feldzug gegen Lothringen ansa35 gen und vorbereiten. Währender sich daraufindasoberrheinische Gebiet26 wandte, begab sich der Vater zu den Kölnern, vertrieb den Bischof27 und ließ die Stadt mit Wällen, Schanzen und jeder Art von Verteidigungs­ vorrichtungen bestens befestigen; dann zog er sich mit seinen Aller­ getreuesten nach Lüttich zurück.

23a-23a

r

R eg. 17;

24 22. März. 24 Nach Mainz.

33. 25 25. März. 27 Friedrich.

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Igitur mense Iunio iam fere mediante28 rez Heinricus cum exercitu copioso, id est X X Coloniam Agrippinam obsedit, sed cum esset, ut dictum est, multum per omnem modum munita, III aut IIII inibi ebdomadas casso pene labore consumpsit, excepto quod, ut fieri solet, iuventus, utpote mor§ impatiens, nonnumquam pro muris 5 concurrens ludo crudeli fugat alterutrum vel sternit. Ibi etiam Dietericus comes29 regi fidelissimus infirmitate pressus communi fine migravit, vir utique nobilissima Saxonum stirpe progenitus et tam omnigenç religioni quam catholicç defensioni non mediocriter deditus, literis etiam aliquantum instructus. 10 Interea regi Heinrico patris legati de Leodio missi presentantur literas tam sibi quam principibus regni deferentes, quarum exemplar hic inseri non absurdum duximus ob comprobandam scilicet eiusdem viri multimodam tergiversationem, qua se toto vit§ suç tempore cunctis sibi resistentibus ficta subiectione eatenus fecisset superio-15 rem30: „Heinricus Dei gratia Romanorum imperator augustus episcopis, ducibus, marchionibus, comitibus cgterisque regni principibus gra­ tiam et dilectionem dignantibus eam recipere. Conquerimur Deo omnipotenti et domnç sanctç Mariç et beato Petro, principi aposto- 20 lorum, patrono nostro, et vobis principibus omnibus, quod iniuste et inhumane et crudeliter, confisi in illa fide, de qua dubitare non de­ bueramus, tractati sumus et tam honore regni quam prediis et omni­ bus quç habebamus contra divinum et humanum ius ad infamiam et improperium regni ita exspoliati sumus, ut nihil penitus prêter 25 solam vitam nobis relictum sit. Ubi cum ferme omnes essetis, magna pars vestri visa est dolere et tristari, sed, proh dolor! nihil nobis vestra contulit tristicia, quin de nobis sibi satisfaceret voluntas inimicorum nostrorum odiosa. Et quia cum consilio et rogatu filii nostri fide et securitate vite et honoris nostri ab eo primum accepta fiducialiter et 30 desideranter Mogontiam in presentiam legati Romani et principum tenderemus, ut eorum dispositione ageremus tam de statu §cclesi§ et honore regni quam de salute animç nostrç, ipse non est veritus in hac voluntate et obedientia nos contra datam fidem capere et usque ad articulum mortis ferme deducere, non ausi sumus ita nos illi 35 credere, ut iniuriis et contumeliis nos pro voluntate sua sicut prius valeat tractare. Quapropter multum rogamus vos et obnixe precamur,

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Etwa Mitte Juni28 belagerte König Heinrich mit einem zahlreichen Heer, nämlich 20000 Mann, Köln, aber da es, wie gesagt, auf jede Art sehr gut befestigt war, verlor,er dort drei oder vier Wochen in fast nutz­ loser Anstrengung; mir die Jugend, wie es so geht, stieß ungeduldig 5 wegen der Verzögerung bisweilen vor den Mauern zusammen und jagte sich gegenseitig in blutigem Spiel in die Flucht oder tötete einander. Dort erkrankte auch Graf Dietrich29, der dem König treu ergeben war, und ging den Weg alles Irdischen; er war ein Mann aus vornehmstem sächsischen Geschlecht, von überdurchschnittlicher Hingabe an die io Religion und an die Verteidigung der Rechtgläubigkeit und auch ein wenig gebildet. Inzwischen wurden König Heinrich Gesandte seines Vaters aus Lüttich vorgeführt, die für ihn und die Reichsfürsten Briefe brachten; ich halte es nicht für abwegig, einen davon hier einzufügen, um die vielfältige 15 Wendigkeit dieses Mannes zu charakterisieren, der sich sein ganzes Leben lang seinen Gegnern durch erheuchelte Unterwerfung überlegen gezeigt hatte30: „Heinrich, durch Gottes Gnade erhabener Kaiser der Römer, entbietet den Bischöfen, Herzogen, Markgrafen, Grafen und den anderen Fürsten 20 des Reiches seine Huld und Liebe, so weit sie diese annehmen wollen. Ich klage vor Gott dem Allmächtigen, meiner Herrin, der hl. Maria, dem hl. Petrus, dem Apostelfürsten und unserem Schutzherrn, und vor euch Fürsten allen, daß wider alles Recht unmenschlich und grausam an uns gehandelt wurde, während wir auf jene Treue bauten, an der wir 25 nicht zweifeln durften, so daß wir unserer Stellung im Reich, der Güter und all unserer Habe wider göttliches und menschliches Recht zum Schimpf und zur Schande des Reiches beraubt wurden, und uns nur das nackte Leben blieb. Damals, ihr wart ja fast alle dabei, schien ein großer Teil von euch voll Trauer und Betrübnis. Aber - o Schmerz 30 nichts brachte uns eure Betrübnis ein, so daß unsere Feinde ihre gehässigen Wünsche an uns befriedigten. Als wir nun auf Rat und Bitten unseres Sohnes, der uns zuvor Treue und Sicherheit für unser Leben und unsere Würde versprochen hatte, voll Zuversicht und Verlangen nach Mainz zum römischen Legaten und den Fürsten zu gelangen suchten, um 35 nach ihrem Plan über die Kirche und die Würde des Reiches und auch über die Rettung unserer Seele zu verhandeln, da scheute er sich nicht trotz dieses unseres Vorhabens und Gehorsams, uns entgegen dem gege­ benen Treueversprechen gefangenzunehmen und an den Rand des Todes zu bringen. Daher wagten wir es nicht, uns ihm so anzuvertrauen, 28 Vielmehr Anfang Juli. 29 Graf Dietrich II. von Katlenburg. Nach anderen Zeugnissen starb er erst in Aachen. 30 Die Briefe Heinrichs IV., hg. v. C. Erdmann, MG. Dt. MA. 1, 61 ff. n. 41 ; Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 12, 134 n. 41.

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ut pro timore Dei et honore regni et honestate vestra dignemini studere, quomodo de iniuria in manibus vestris nobis illata per vos possimus recuperare iusticiam. Nos quoque pro consilio vestro et aliorum, qui nos odio non habent, religiosorumque virorum parati sumus tam filio nostro, si in aliquo eum offendimus, quam alicui in s regno libenter emendare. Preterea sicut domno papç in presentia legati sui et vestra obçdire parati fuimus, ita et nunc parati sumus ei omnem debitam reverentiam et obçdientiam sincero corde et devo­ tione presentialiter exhibere et tam consilio vestro quam spiritalis patris nostri Hugonis Cloniacensis abbatis aliorumque religiosorum 10 virorum de statu çcclesiç et honore regni, quantum in nobis est, dis­ ponere. Cum igitur ad hçc omnia parati simus, rogamus vos et obnixe precamur, quatenus pro Deo et honore regni et vestro instanter mone­ atis filium nostrum, cum secundum prefatam sententiam nulla ei adversum nos residua sit occasio, amodo desistat nos et fideles nostros 15 persequi et quiete et pacifice vivere permittat, ut supradicta integre cum tranquillitate perficiantur. Quodsi noluerit, rogamus vos per auctoritatem Romanç çcclesiç, cui nos committimus, et honorem8 regni, ne super nos et super fideles nostros veniatis, quia manifestum est eum non divinç legis zelo vel Romanç çcclesiç dilectione, sed 20 concupiscentia regni patre iniuste eo privato hoc incepisse. Apud quem si interpellatio vestra nullaque alia interventio ad presens prodesse poterit, appellamus Romanum pontificem et sanctam uni­ versalem Romanam sedem et çcclesiam.“ Post lectas coram multitudine tam has quam alias literas31 parum 25 verbis, nihil autem sensu vel intentione prioribus dissonantes, filii tamen personç specialiter directas rex Heinricus ex optimatum consilio legationem vicariam patri destinavit, quam tamen prius publice predicari per Magdeburgensem archiepiscopum Heinricum fecit hocque facto suorum animos secum valde roboravit. Erat autem 30 huiusmodi: „Post inveteratam, id est per annos circiter XL, discissionem imperii Romani, quç tam divinas quam humanas iam pene leges abolevit et exceptis mortibus omnimodis, sacrilegiis, periuriis, rapinis et incendiis ipsum regnum nostrum non tantum in solitudinem, 35 a) honore BP.

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daß er uns noch weiterhin nach seinem Belieben mit Schmähungen und Beleidigungen zu behandeln imstande wäre. Darum bitten wir euch viel­ mals und flehen euch inständig an, seid so gut und bemüht euch aus Gottes­ furcht, um der Würde des Reiches und um unseres Ansehens willen 5 darum, wie wir hinsichtlich des Unrechts, das uns unter euren Händen angetan wurde, Gerechtigkeit erlangen können. Ebenso sind wir bereit, nach euerem Rat und dem derjenigen, die ohne Haß gegen uns sind, so wie nach dem Rat frommer Männer, es wieder gutzumachen, falls wir unseren Sohn oder sonst jemanden im Reich irgendwie verletzt io haben. Außerdem sind wir auch jetzt bereit, dem Papst - ebenso wie wir ihm in seines Legaten und euerer Gegenwart zu gehorchen bereit waren sofort jede schuldige Ehrerbietung und jeden schuldigen Gehorsam mit aufrichtigem Herzen und verehrungsvoll zu erweisen und nach euerem Rat sowie dem unseres geistlichen Vaters, des Abtes Hugo von Cluny, 15 und anderer Geistlicher über den Zustand der Kirche und die Würde des Reiches, soweit es an uns liegt, zu befinden. Da wir also zu all dem bereit sind, bitten wir euch und flehen euch inständig an, um Gottes und der Würde unseres Reiches sowie um euerer Würde willen unseren Sohn eindringlich zu ermahnen, von nun an uns und unsere Getreuen - da ihm 20 nach der eben geäußerten Absicht kein Vorwand gegen uns mehr ver­ bleibt - nicht mehr zu verfolgen und ruhig und in Frieden leben zu lassen, damit das Besagte sicher und ohne Störung zu Ende gebracht werden kann. Wenn er aber nicht darauf eingeht, bitten wir euch bei dem Ansehen der Römischen Kirche, der wir uns anvertrauen, und um der 25 Würde des Reiches willen, nicht über uns und unsere Getreuen herzufal­ len; denn es ist offensichtlich, daß er nicht aus Eifer für das Gesetz Gottes und aus Liebe zur Römischen Kirche, sondern aus Begierde nach der Herrschaft, die er dem Vater widerrechtlich raubte, all dies begonnen hat. Wenn euer Dazwischentreten und auch keine andere Fürsprache 30 bei ihm zur Zeit etwas erreichen kann, appellieren wir an den Papst und den heiligen allgemeinen Römischen Stuhl und die Kirche.“ Als dieser und der andere Brief31, der sich im Wortlaut nur wenig, im Sinn und in der Absicht von dem früheren überhaupt nicht unterschied, jedoch ausdrücklich an die Person des Sohnes gerichtet war, vor allen 35 verlesen worden war, schickte König Heinrich auf den Rat der Fürsten hin nun seinerseits eine Botschaft an den Vater, die er jedoch vorher durch Erzbischof Heinrich von Magdeburg öffentlich bekanntgeben ließ ; damit stärkte er die Herzen der Seinen sehr. Er lautete folgendermaßen: „Nach der langen, schon fast vierzig Jahre währenden Spaltung des 40 Römischen Reiches, die die göttlichen und menschlichen Gesetze schon fast ganz ausgelöscht hat und die, nicht zu reden von all den Arten von Totschlag, Sakrilegien, Meineiden, Plünderungen und Brandschatzungen, unser Reich selbst nicht nur in eine Einöde verwandelt, sondern auch zum 31 A. a. O. n. 40.

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sed etiam ad apostasiam catholicç fidei sive in ipsum paganismum propemodum redegit, respiciente tandem suam çcclesiam divina clementia nos eiusdem Christi sponsç filii per Spiritum Sanctum in unitatem fidei equanimes resipuimus ipsumque incorrigibile scismatum illorum caput, Heinricum scilicet dictum imperatorem nostrum, 5 zelo Dei et apostolicç fidei obçdientia abdicavimus, catholicum nobis, licet ipsius de semine natum, regem elegimus. Cuius regni principium sui finem esse conspiciens etiam ipse tamquam voluntarius, sed, ut iam eius fatentur literç, nimis invitus collaudavit, regalia reddidit, filii curam cum regno nostrç fidei lacrimando commisit, de reliquo se 10 nullam regni pompam, sed animç potius su§ medelam ulterius affecta­ turum spopondit. At nunc ecce pristinis se reddens tergiversationibus preiudicium se passum per orbem terrarum conqueritur; Gallorum, Anglorum, Danorum cçterarumque finitimarum gentium gladios cordibus nostris infigere meditatur, super illatis etiam iniuriis reçu- 15 perari sibi iusticiam precatur, consiliis se quoque nostris amodo promtius obçdire pollicetur, re autem vera solitis argumentis 32 castra h§c Domini32 dispergere, Christi exercitum exarmare conatur et, ut in propatulo est, 33 vineam Domini, qu§ iam sero florescere cçpit, tam per se singularem utique ferum denuo depascere33, quam per 3 4 vulpes34, 20 illos nimirum, qui sibi adherent pestilentes homines, ^demoliri34 ac per sacrilegia sacerdotum Belial35 anathemati recidivo reddere, immo, quod dictu nefas est, Christum iam iterum in çcclesia sua resurgentem in omnium cordibus crucifigere meditatur. Quapropter placet tam regi quam universis regni principibus, immo cuncto exer- 25 citui orthodoxo, quo senior idem, ne ulla sibi pateat adversum nos iusta querela, quacumque elegerit securitate, quacumque maluerit statione, coram presenti senatu simul et populo causam suam agat, iusticiam suscipiat, iusticiam et reddat, quatinus ab ortu scismatis omnibus seditionum causis, ac si nil inde iam fuerit diffinitum, undi- 30 que discussis, tam filio quam patri sua iusticia respondeat, çcclesiç vero regnique status, non ut ipse more suo proponit post longas indu­ cias, sed inpresentiarum his controversiis diremptis vacillare desi­ nat.“ 32-

32

vgl. Gen. 32, 2.

33-

33

V g L

I s . 3> 1 4 .

34' 34 Vgl. Cant. 2, 15.

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Abfall vom katholischen Glauben, ja fast zum Heidentum gebracht hat, blickte endlich Gott in seinem Erbarmen auf seine Kirche, und wir, die Söhne dieser Braut Christi, haben uns durch den Heiligen Geist einmütig zur Einheit des Glaubens bekehrt; wir haben daher das unverbesserliche 5 Haupt jener Spaltungen selbst, nämlich unseren sogenannten Kaiser Heinrich, aus Eifer für Gott und aus Gehorsam gegenüber dem apostolischen Glauben verworfen und uns einen rechtgläubigen König aus seinem eigenen Samen erwählt. In der Erkenntnis, daß der Anfang von dessen Herrschaft das Ende der eigenen sei, stimmte er selbst gleich10 sam freiwillig, jedoch, wie seine Briefe verraten, allzu unwillig zu, gab die Abzeichen der königlichen Würde zurück, vertraute unter Tränen unserer Treue die Sorge für seinen Sohn zugleich mit dem Reich an und gelobte im übrigen, sich fürderhin nicht mehr um das Gepränge des Königtums, sondern mehr um das Heil seiner Seele zu kümmern. Aber siehe da, 15 nun gibt er sich wieder mit den früheren Ränken ab und klagt in aller Welt, er erleide Unrecht; die Schwerter der Franzosen, Engländer und Dänen und der übrigen Nachbarvölker gedenkt er in unsere Herzen zu stoßen, wegen des ihm angetanen Unrechts bittet er, ihm wieder sein Recht zu verschaffen; er verspricht bereitwillig unserem Rat zu folgen, 20 in Wirklichkeit aber versucht er, mit den gewohnten Betrügereien 32dieses Lager des Herrn32 zu verderben und Christi Heer zu entwaffnen; es ist ganz offenkundig, daß es seine Absicht ist, den 33Weinberg des Herrn, der spät erst zublühenbegann, einmal allein wie ein wildes Tier von neuem abzuweiden33, zum anderen durch 34Füchse zu zerstören34, durch jene 25 verderblichen Menschen nämlich, die ihm anhängen, und durch die Frevel der Baalspriester35 erneut dem Bannspruch anheim zu geben, ja sogar, was zu sagen schon Sünde ist, Christus, der in seiner Kirche wiederum aufersteht, in den Herzen aller zu kreuzigen. Daher halten es sowohl der König als auch alle Fürsten des Reiches und das ganze rechtgläubige 30 Heer für richtig, daß der ältere Heinrich, um keine berechtigten Klagen mehr gegen uns Vorbringen zu können, jede ihm beliebende Sicherheit erhält und an jedem ihm beliebenden Ort in Anwesenheit der Fürsten und des Volkes seine Sache vertritt, Gerechtigkeit empfängt und Gerechtigkeit gibt, damit alle Ursachen der Aufstände von Ausbruch 35 des Schismas an, so als sei darüber noch nichts entschieden, nach allen Seiten hin erörtert werden und sodann dem Sohn und dem Vater Recht werde, der Zustand der Kirche und des Reiches aber aufhöre zu wanken; und zwar nicht erst nach einem längeren Zeitraum, wie er selbst es seiner Gewohnheit gemäß vorschlägt, sondern sofort nach Beilegung der 40 Streitpunkte.“

35 Vgl. 1. Reg. 2, 12.

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Quam legationem probatç singularisque prudentiç personç, Albuinus videlicet ac Richwinus prespiteri36, una cum quibusdam laicali sub habitu viris religiosis tam a rege quam universis principibus, immo toto exercitu susceptam eximperatori sepedicto vix eius presentiam fandique licentiam consecuti, cum retulissent, horribile® memoratu 5 est, quam ingenti vitç su§ periculo per dies VI, eo quod nullomodo eidem 37conventui malignantium37 communicare voluerint, indigne tractarentur tandemque ab irruente sibi in eadem qua manebant custodia vulgo liberati absque omni ducatus presidio castris circa Coloniam positis redderentur, id tamen precipuum inter senioris 10 responsa referentes, quatinus ad presens ab armis discederetur et in futurum super huiusmodi simultatibus curiale colloquiumuniversaliter indiceretur. Auditur preterea, quia Heinricus eximperator et Heinricus exdux exercitum undecumque conflant et adhuc vel semel temptare fortunam 15 omnimodis parant. Quapropter universa milicia regis, immo Christi, saltem ferro rebus finem facere deliberans, ne forte, quod certissi­ mum erat, cesarianis urbani38 contra semet auxilio forent, obsidio­ nem solvunt et contra Lotharingiam moti municiones ac cçtera, quç rebellium erant, interim diripiunt premittentes ad Heinricum 20 seniorem secundos nuncios, qui sibi deliberationem proponerent aut causa pacis pacto prescripto componendç filio ad Aquasgrani propediem occurrere aut imminens sibi bellum non dubitare. Quibus nimirum legatis custodiç nichilominus traditis ad resistendum omni­ modis, occulte tamen, preparari molitur, sed dimissos post dies 25 aliquot missos eosdem inopinata et, qua nihil acceptabilius castris illis inferri posset, fama mortis ipsius Heinrici imperatoris subsequi­ tur39. Miserabile tamen dictu est tanti nominis, tantç dignitatis0 tantique animi virum sub professione Christiana mundum tanto tempore lucratum nec ad instar cuiuslibet pauperis defuncti pium vel 30 compassivum luctum a quavis inter tot christianos persona pro­ meruisse, sed potius universorum tam ibidem quam ubivis vere Christianorum corda simul et ora infinito nimis tripudio sui obitus rumore replesse. Non altius concinebat Israel Domino Pharaone demerso40, nec augustiori ipsi Octaviano sive ullo umquamaugustorum 35 a) incredibile B.

b) nobilitatis B.

Heinrich V. 1106. Tod Heinrichs IV.

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Als diese Botschaft vom König, allen Fürsten und dem ganzen Heer entgegengenommen worden war, überbrachten sie Persönlichkeiten von erprobter und außerordentlicher Klugheit, nämlich die Priester Albuin und Richwin36, sowie einige andere trotz ihres Laienstandes wahrhaft 5 fromme Männer dem oft erwähnten Exkaiser, konnten jedoch nur mit Mühe zu ihm kommen und die Erlaubnis zu reden erlangen; es klingt fast unglaubüch, wie unwürdig sie unter äußerster Lebensgefahr sechs Tage lang behandelt wurden, weil sie unter keinen Umständen mit dieser 37Rotte von Bösen37 Gemeinschaft haben wollten, und wie sie sich schüeßüch io von einem Volkshaufen, der ihr Gefängnis stürmte, befreien konnten und wie sie ohne schützendes Geleit in das Lager bei Köln zurückgeschickt wurden ; als wichtigsten Punkt der Antwort des älteren Heinrich berich­ teten sie jedoch, daß man für den Augenblick die Waffen niederlegen und für die nächste Zeit einen allgemeinen Hoftag über diese anhaltenden 15 Spannungen einberufen sollte. Inzwischen hörte man, daß der Exkaiser Heinrich und der Exherzog Heinrich ein Heer aus allen Himmelsrichtungen sammelten und sich auf jede Weise vorbereiteten, ihr Glück noch einmal zu versuchen. Daher erwog die ganze Heerschar des Königs, ja Christi, wenigstens mit dem 20 Schwert den Dingen ein Ende zu bereiten, und damit die Städter38 nicht den Kaiserüchen gegen sie selbst zu Hilfe kämen, was ziemüch sicher war, brachen sie die Belagerung ab und zogen nach Lothringen ; auf dem Weg zerstörten sie Befestigungen und Besitztum der Rebellen ; an den älteren Heinrich schickten sie zum zweiten Mal Boten, die ihm zu erwägen gaben, 25 entweder zum Zweck eines Friedensschlusses auf Grund des schon beschriebenen Vertrages seinem Sohn nach Aachen entgegenzugehen oder imzweifelhaft mit einem Krieg zu rechnen. Nachdem auch diese Abgesandten in Haft genommen worden waren, begann man, wenn auch heimlich, sich auf jede Weise zum Widerstand zu rüsten. Doch nach 30 einigen Tagen wurden diese Gesandten entlassen, und ihnen folgte die un­ erwartete Kunde vom Tod Kaiser Heinrichs39, und nichts Angenehmeres hätte diesem Lager überbracht werden können. Dennoch ist es höchst bejammernswert, daß ein Mann so hohen Namens, solcher Stellung und solchen Geistes, der die Welt so lange Zeit unter öffentüchem Bekenntnis 35 zum Christentum beherrscht hatte, sich nicht einmal wie irgendein beüebiger verstorbener Armer frommer und mitfühlender Trauer auch nur eines einzigen unter so vielen Christen würdig erwies, sondern vielmehr Herz und Mund aller wahren Christen hier und überall durch die Kunde von seinem Tod mit unendüchem Jubel erfüllte. Lauter jubelte nicht Israel 40 dem Herrn, als der Pharao ertrank 40, noch klatschte Rom selbst dem hoch­ erhabenen Oktavian oder jemals irgendeinem Triumph der Kaiser mehr 36 Sonst nicht bekannt. 37-37 Ps. 63, 3. 39 Der Kaiser starb am 7. August.

38 Die Kölner Bürger. 40 Vgl. Exod. 15, 4.

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Ekkehard III

applaudebat Roma triumpho! 41 Frenum41 quippe, 41 quod erat in maxillis populorum41, versum est illis in 41 canticum sicut nox sanctificatç sollempnitatis41. Igitur quia 42cessante tandem exactore con­ quievit et tributum42 mox omnes, qui quçstus dumtaxat gratiam eidem principi3 eatenus adherendo suas animas venalitati propo- 5 suerant, deditioni regis simul et communioni catholicç subiciuntur, Leodiensis autem Otbertus cçterique coepiscopantes hac inter cçtera recipiuntur in communionem pçnitentiç conditione, quo cadaver ipsius excommunicari per se pridie in monasterio tumulatum43 effoderent et absque ulla sepulturç vel exequiarum communione io in loco non consecrato deponerent44 comprobantibus his qui aderant archiepiscopis et episcopis, quia quibus vivis çcclesia non communi­ cat, illis etiam nec mortuis communicare possit. Quo facto paulo post corpus ipsum Spirensi civitati est in sarcofago lapideo regis consensu delatum45 sicque extra çcclesiam46 per aliquotb annosb ibidem is permansit inhumatum. Hic finis, hic interitus hçcque sors ultima Heinrici illo sub vocabulo IIII. Romanorum imperatoris a suis appellati, a catholicis vero, id est cunctis beato Petro suisque successoribus fidem et obçdientiam lege Christiana conservantibus archipyrata simul et heresiarcha nec non 20 et apostata persecutorqueplus animarumquam corporum competenter dicebatur, utpote qui nec naturalibus nec consuetudinariis contentus sceleribus nova et a seculis inaudita ideoque nonnulla incredibilia excogitasse et exercuisse infamabatur. Qu§ si quis illorum arbitratu, qui tam perperam quam recte ab imperatoribus gesta literis digna 25 iudicant, scribere velit, nos loco cedimus, maxime cum aliqua ex his oblivione potius quam memoria digna non dubitemus. 47 Pluribus autem testibus comprobare poterimus, quod nemo nostris temporibus natu, ingenio, fortitudine et audacia, statura etiam totaque corporis elegantia videretur fascibus imperialibus ipso aptior47, si tamen 30 in conflictu viciorum homo non degeneraret vel succumberet inferior. Porro cum non pauci supersint idemque in sublimitatibus constituti, quos operum eiusdem viri cooperatio redarguit, unum est, quod, licet

a) folgt tenebrarum B. b) quinquennium Rec. IV.

Heinrich V. 1106. Tod Heinrichs IV.

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Beifall. Denn 41das Zaumzeug an den Backen der Völker41 verwandelte sich für sie 42in ein Lied wie in der Nacht der heiligen Festesfeier42. Als der Zwingherr endlich gestorben war, da ruhte auch die Steuer ; bald ergaben sich alle, die des Gewinnes wegen diesem Fürsten bisher ange5 hangen und ihre Seelen verkauft hatten, dem König und unterwarfen sich der Gemeinschaft der Rechtgläubigen. Auch Bischof Otbert von Lüt­ tich und die übrigen Mitbischöfe wurden unter anderen in die Gemein­ schaft wiederaufgenommen, wobei ihnen als Buße auferlegt wurde, den Leichnam des Exkommunizierten, den sie zuvor im Münster43 begraben io hatten, wieder auszugraben und ohne kirchliche Bestattung an einem ungeweihten Ort beizusetzen44; dem stimmten die anwesenden Erz­ bischöfe und Bischöfe zu, weil die Kirche mit denjenigen, mit denen sie bei Lebzeiten keine Gemeinschaft hat, auch nach dem Tode keine Gemein­ schaft haben kann. So geschah es, und kurz darauf wurde sein Leichnam 15 mit Zustimmung des Königs in einem Steinsarg nach Speyer gebracht45 und blieb dort außerhalb der Kirche46 einige Jahre lang unbestattet. Dies war das Ende, dies der Untergang, dies das letzte Geschick Heinrichs, von seinen Anhängern als vierter Römischer Kaiser dieses Namens bezeichnet; von den Rechtgläubigen aber, das heißt von allen, 20 die dem hl. Petrus und seinen Nachfolgern Treue und Gehorsam nach christlichem Gesetz bewahren, wurde er treffend Erzpirat, Fürst der Häretiker, Abtrünniger und Verfolger mehr noch der Seelen als der Leiber genannt; er wurde verdächtigt, ein Mensch zu sein, der sich nicht mit natürlichen und gewöhnlichen Verbrechen zufriedengab, sondern 25 neue und bisher unerhörte und deshalb unglaubliche Verbrechen ersann und ausführte. Wenn einer diese Verbrechen aufschreiben will nach den Grundsätzen derer, die die Taten der Kaiser, gleich ob unrecht oder recht, für aufzeichnenswert halten, dann treten wir zurück, vor allem da wir nicht daran zweifeln, daß einiges davon der Vergessenheit würdiger 30 ist als der Erinnerung. 47Mit vielen Zeugen aber könnten wir bestätigen, daß in unseren Zeiten keiner durch Geburt, Verstand, Tapferkeit und Kühnheit, an Gestalt und vollendeter körperlicher Schönheit für die kaiserliche Herrschaft geeigneter erschien als er47, wenn nur im Kampf mit den Lastern der innere Mensch nicht entartet oder unterlegen wäre! 35 Obgleich nun aber nicht wenige noch übrig sind, zudem in hohen Stellun­ gen, die das Mitwirken an den Taten dieses Mannes schuldig spricht, « - « Is. 30, 28 f. 42~42 Vgl. Is. 14, 4. 43 Bischof Otbert hatte den Kaiser im Dom zu Lüttich feierlich beigesetzt. 44 Die Leiche wurde in eine Kapelle außerhalb der Stadt gebracht. 45 Ankunft am 3. September. 44 In einer ungeweihten Kapelle. 47-« Dieser Satz könnte ursprünglicher Bestandteil der Kaiserchronik sein (fasces imperiales!).

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nimis timidi, suggerimus, quatinus ipsum condempnationis eius exemplum sibimet in remedium vertant nec honoris prave consecuti florem, sed semen attendant satiusque ducant malis plantariis eradi­ candis48 insudare quam fructum inde perpetuç mortis in futurum carpere. Alioquin desipere nimis est vulnus ferro plenum sanari 5 credere, 49*5 2 3 Deo simul et mammone deservire velle49, monstrique simile est ex pharisaicç elationis fastigio ipsoque, ut dicunt, mercede sacrilegiorum ascenso apostolicç humilitatis dignitatem usurpare, ab apostasiç semine fructum iherarchiç sperare. H§c hactenus. Deo autem gratias, qui, licet tarde, tamen permagnifice victoriam concessit io çcclesiç suç, cui etiam eiusdem Nabuchodonosor quinquagesimum60 exactionis annum60 idem Galileus, qui Iulianum quondam vicerat61, vertit in iubeleum60. Si quis vero tam zelotes est, cui quasi diem interi­ tus Aman62 etiam Heinrici obitum per çcclesiç posteritatem ignorari non libeat, VII. Idus Augusti hanc esse sciat, quo scilicet die primo 15 matrem suam çcclesiam apud Unstrût invadens63 innumeras animas ad inferos premisit eademque die Martis, qua etiam cuncta sua prelia paganico nimirum auspicio perpetrare consuevit64. Post hçc ebdomada IIII. mensis Octobris habitum est concilium generale in provincia Longobardia super ripam Padi fluminis loco, 20 qui Warstallis nuncupatur66, ubi présidente vere per omnia apostolico viro Pascali II. coram multitudine maxima clericorum necnon et laicorum, qui de diversorum regnorum çcclesiis convenerant, presentibus etiam legatis domni Heinrici regis multa sunt, prout canonica dictabat equitas, de inimici zizaniis evulsa66, multa de structuris 25 super arenam positis destructa67, plura quoque pistici seminis plan­ taria profundius plantata68 simul et rigata68, nonnulla etiam tutissimç munitionis per çcclesias propugnacula69 sunt edificata. Nam cum eadem dominica, quç erat XII. Kalendas Novembris, Iuvavensibus Chùnradum60, Tridentinis Gebehardum61 presides consecrasset, 30 48 Vgl. Matth. 15, 13. Matth. 6, 24. 88 Vgl. Lev. 25, lOff. 51 Anspielung auf das W ort, das der sterbende Julianus Apostata gesagt haben soll : Vicisti, Galilee, vicisti ; vgl. Frutolf z. J. 364. 52 Vgl. Esth. 3 ff. 53 Verwechslung mit der Schlacht von Mellrichstadt am 7. August 1078 ; die Schlacht an der Unstrut war am 9. Juni 1075. 49-49 v g l .

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gibt es doch einiges, was wir, wenn auch mit größter Schüchternheit, anfügen möchten, damit sie das Beispiel seiner Verdammung zu ihrem eigenen Heil wenden und ihre Aufmerksamkeit nicht auf die Blüte einer auf Unrechte Weise erlangten Ehrenstellung, sondern auf den Samen 5 richten und es für dienlicher halten, sich damit abzumühen, das Unkraut auszureißen48 statt später die Frucht des ewigen Todes zu ernten. Im übri­ gen ist es mehr als töricht, eineWunde, in der das Eisen steckt, für heilbar zu halten, 49Gott und dem Mammon zugleich dienen zu wollen49. Unge­ heuerlich aber ist es, von demGipfel pharisäischer Überheblichkeit herab io und sogar, wie sie sagen, umden Lohn von Sakrilegien sich die Würde apo­ stolischer Demut anzumaßen, vom Samen des Glaubensabfalls die Frucht hierarchischer Stellung zu erhoffen! Dies so weit. Dank aber sei Gott, der, wenn auch spät, so doch überaus herrlich, seiner Kirche den Sieg verliehen hat. Ihr verwandelte der gleiche Galiläer, der einst Julian besiegt hatte81, 15 das fünfzigste Jahr80 der Erhebung dieses Nabuchodonosor in ein Jubel­ jahr80. Wenn es aber irgendeinen Eiferer gibt, dem es Heber ist, daß die kirchliche Nachwelt den Tod Heinrichs gleichsam als Tag des Untergangs des Aman82 genau kennt, so möge er wissen, daß es der siebente August war, der Tag nämUch, an dem er zumersten Mal seine Mutter, die Kirche, 20 an der Unstrut angriff83 und unzähhge Seelen in die Unterwelt schickte, und an demselben Tag des Mars, an dem er nach Art heidnischer Au­ spizien alle seine Schlachten zu schlagen pflegte84. Danach wurde in der vierten Oktoberwoche ein allgemeines Konzil in der lombardischen Provinz amUfer des Po in Guastalla abgehalten88; 25 den Vorsitz führte der in allen Dingen wahrhaft apostohsche Paschal IL, anwesend war eine sehr große Zahl von Klerikern, aber auch von Laien, die aus den verschiedenen Kirchen und Königreichen zusammengekom­ men waren; auch Abgesandte König Heinrichs waren anwesend; wie es nach denCanones recht undbillig war, wurdeviel Unkraut des Feindes aus30 gerissen86, vieles, was auf Sand gebaut war, zerstört87, viel Saatgut, das auf denWeg gefallen war, wurde tiefer eingepflanzt88 und bewässert88, und einige Vorwerke89 wurden in den Kirchen zu ganz sicheremSchutz gebaut. An diesem Sonntag, dem 2 1 . Oktober, hatte er für die Salzburger Kon­ rad6065und für die Tridentiner Gebhard61 zu Bischöfen geweiht, und es wäre

54 Das stimmt nur für die beiden eben genannten Schlachten, nicht für die sonstigen. 55 Es fand nach Ekkehard am 21., nach MG. Const. 1, 564 ff n. 395 am 22. Oktober statt. Ekkehard nahm persönlich (vgl. unten „N os autem“ ) daran teil. 56 Vgl. Matth. 13, 28.29. 57* Vgl. ebd. 7, 26. 58 Vgl. ebd. 13, 4. 59 Vgl. 1. Kor. 3, 8. 60 Vgl. Cant. 8, 9. 61 Vgl. oben S. 276.

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enarrare longum est, quam indefesse 62 prudens et fidelis ille summi patrisfamilias dispensator62 conservos suos verbi Dei tritico lautissime cottidie reficeret, pseudoepiscopos deponeret, catholicos consti­ tueret, archiepiscopis pallia, monasteriis privilegia concesserit, pre­ sentes ovium Christi pastores mellifluis alloquiis, absentes paternis 5 commonitoriorum litteris instruxerit, quçdam olim abscisa membra çcclesiç iterum incorporaverit, quçdam etiam, qu§ insanabilia vide­ bantur, anathematis abscisione truncaverit. Super ordinationibus autem temporibus scismatis factis, unde permaxime ventilabantur quçstiones, decretum discretione maternorum viscerum artificiose 10 medicatum in hçc verba promulgavit63: „Per multos iam annos regni Theutonici latitudo ab apostolicç sedis unitate divisa est. In quo nimirum scismate tantum periculum factum est, ut, quod cum dolore dicimus, vix pauci sacerdotes aut clerici catholici in tanta terrarum latitudine reperiantur. Tot igitur 15 filiis in hac strage iacentibus Christiane pacis necessitas exigit, ut super hos materna ecclesie viscera aperiantur. Patrum itaque nostro­ rum exemplis et scriptis instructi, qui diversis temporibus Novatianos, Donatistas et alios hereticos in suis ordinibus susceperunt, prefati regni episcopos in scismate ordinatos, nisi aut invasores aut symoniaci 20 aut criminosi sint probati, in officio episcopali suscipimus. Idipsum de clericis cuiuscumque ordinis constituimus, quos vita scientiaque commendat“ 64. His et huiusmodi super ecclesiam divini luminis orientis aurore iocundati splendoribus, 65 quia66 nimirum tandem 65venerat tempus 25 miserendi eius65, pariterque apostolicis macti benedictionibus ad sua quique convertuntur, nos vero, id est Alpium transcensores, speciali quodam pre cunctis efferebamur tripudio, eo quod certi essemus domni apostolici profectionem sic fuisse dispositum, quatinus iter nostrum quam mature subsequens natalem Domini Mogontie cele- 30 braturus esset presente cum universis regni principibus novo rege nostro66. Hoc anno dux Saxonie Magnus obiit, pro quo Lotharius surrexit. Item Uto marchio de Saxonia obiit. Ruotpertus Wirciburgensis epi­ scopus, dum tendit ad concilium, in eundo defungitur. 6 7 Quo* 3 5 62—62 Vgl. Luc. 12, 42. 43 Text auch MG. Const. 1, 565 ff. n. 395.

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zu weitläufig zu erzählen, wie unermüdlich 62jener kluge und getreue Ver­ walter des höchsten Hausvaters62 seine Mitdiener mit dem Weizen des Wortes Gottes täglich aufs köstlichste labte, fälsche Bischöfe absetzte, rechtgläubige einsetzte, Erzbischöfen Pallien gewährte und Klöstern 5 Privilegien, die anwesenden Hirten der Schafe Christi mit honigfließenden Worten, die abwesenden mit väterlichen Mahnschreiben unterrichtete, einige früher abgeschnittene Glieder der Kirche von neuem einverleibte, einige jedoch, die unheilbar schienen, mit dem Schnitt des Bannes ab­ trennte. Bezüglich der zur Zeit des Schismas erteilten Weihen, worüber io sehr viele Fragen erörtert wurden, veröffentlichte er ein Dekret folgenden Wortlauts, das durch seine mütterliche Klugheit höchst heilsam war63: „Seit vielen Jahren schon ist das große Deutsche Reich von der Einheit mit dem Apostolischen Stuhle getrennt. In diesem Schisma nun steckt eine so große Gefahr, daß - wir sagen es nur mit Schmerz - nur noch 15 wenige rechtgläubige Bischöfe und Kleriker in den ganzen weiten Landen zu finden sind. Da in diesem Streit so viele Söhne gefallen sind, erfordert es die Notwendigkeit des christlichen Friedens, daß sich der mütterliche Schoß der Kirche für sie öffnet. Belehrt durch die Beispiele und Schriften unserer Väter, die zu verschiedenen Zeiten Novatianer, Donatisten und 20 andere Häretiker in ihre Reihen aufnahmen, nehmen wir die Bischöfe des genannten Reiches, die während des Schismas eingesetzt wurden, in ihr Bischofsamt wieder auf, es sei denn, sie seien erwiesene Eindring­ linge, Simonisten oder Inkriminierte. Das gleiche bestimmen wir für die Kleriker jeden Ranges, die ihre Lebensführung und ihre Kenntnisse 25 empfehlen64.“ Durch diese Ereignisse und derartigen Glanz göttlichen Lichtes, das wie die Morgenröte über der Kirche aufging, erfreut, 65weil endlich auch die Zeit gekommen war, sich ihrer zu erbarmen66, kehrten alle be­ schenkt mit dem apostolischen Segen in ihre Heimat zurück. Wir aber, 30 die wir die Alpen überstiegen hatten, wurden vor allem durch die Freude erhoben, daß wir die Gewißheit gewannen, die Reise des Herrn Papstes sei so geplant, daß er so früh wie möglich folgen und das Geburtsfest des Herrn zusammen mit unserem neuen König und allen Reichsfürsten in Mainz feiern werde66. 35 In diesem Jahr starb Herzog Magnus von Sachsen, an dessen Stelle Lothar trat. Auch Markgraf Udo von Sachsen starb. Bischof Ruotpert*

*4 Das im Anschluß daran verkündete strikte Verbot der Laieninvestitur übergeht Ekkehard. 65—-65 y g l

p s

101> 1 4 .

•® Möglicherweise endete hier ursprünglich Ekkehards eigener Jahresbericht zu 1106. A u f jeden Fall aber ist die Stelle über Erlung als ursprünglicher Bestand­ teil der Kaiserchronik anzusehen; vgl. oben S. 246.

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decedente domnus Erlungus pridem depulsus summopere tam a clero quam a populo Wirciburgensium postulatur * concessusque tam a rege quam a papa per legatos Romane sedis magna expectatione et incredibili totius civitatis ac multorum populorum tripudio susceptus nimis honorifice inthronizatur67.

5

68Anno Domini MCVII. Rex Heinricus natalem Domini Ratispone celebravit presentibus scilicet legatis domni apostolici Paschalis, cuius adventum ipsea iam aliquandiu apud Augustam Alemanniç metro­ polim cçterasque superiores partes prestolatus fuerat. Ille vero suorum consiliis quasi proterviam Teutonicorum declinans, maxime propter 10 sediciosum quendam tumultum, qui sibi Verone hospitanti dudum occurrerat, insuper suggerentibus quibusdam, quod non facile gens nostra decretum illud recipiat, quod quamlibet ecclesiasticam investi­ turam laicis a manibus68®vetat, necnon et animosum cor regis adole­ scentis, quod nondum per omnia dominico iugo sit habile; hçc, in- is quam, multaque id genus vir Dei percepta considerans et necdum sibi ostium Germanicis in partibus apertum esse cum gemitu pronuncians profectionem suam cum Hyspaniarum legatis per Burgundiam ad Gallias convertit et natalis dominici gaudium sua presentia Cluniacensibus multum ampliavit. Inde secedens ab universis finium illarum 20 çcclesiis ut vere Christi discipulus et apostolorum vicarius ingenti honore suscipitur, digna reverentia tractatur, non aliter quam legifer de cçlo missus auditur. Sic itaque per menses aliquot ut fidelis dispen­ sator et prudens cotidianam sollicitudinem omnium çcclesiarum gerens tandem circa ascensionem Domini concilium non modicum 25 apud Trecas habuit, ubi inter multa, qu§ pro tempore et necessitate corrigenda correxit, sententiam de libera pastorum electione et de coercenda laicorum in çcclesiasticas dignitates presumptione iuxta predecessorum suorum decreta promulgavit. At rex Heinricus pera­ gratis Saxoniç finibus, postquam0 paschale festum Mogontiç actum, 30 eidem se concilio vicinum, non tamen presentem, cum nonnullis episcopis et optimatibus exhibuit, cum quibus etiam inito consilio a> fehlt Rec. IV.

b> post Rec. IV.

* •67 Quo decedente domnus Erlungus tam a clero quam a populo Wirziburgensium ut verus pastor sibimet dudum iniuste ablatus, sed iusto Dei iudicio rur­ sum oblatus summopere postulatur . . .®7 Recensio IV.

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von Würzburg starb auf dem Weg zum Konzil. 67Nach seinem Tod er­ baten Klerus und Volk von Würzburg dringend Herrn Erlung, der zuvor vertrieben worden war; König und Papst stimmten zu, und er wurde durch Legaten des Römischen Stuhles, nachdem er mit großer Erwartung 5 und unter unglaublichem Jubel der ganzen Stadt und vielen Volks empfan­ gen worden war, höchst ehrenvoll inthronisiert67. 68Im Jahr des Herrn 1107. König Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Regensburg in Anwesenheit der Legaten des Herrn Papstes Paschal, dessen Ankunft er schon eine Zeitlang bei Augsburg, der io Hauptstadt Alemanniens, und den übrigen oberdeutschen Landesteilen erwartet hatte. Auf den Rat seiner Umgebung hin wich jener aber gleich­ sam der Unverschämtheit der Deutschen aus, vor allem wegen eines Aufruhrs, der jüngst in Verona, wo er sich aufgehalten hatte, gegen ihn ausgebrochen war, aber auch weil ihm einige einredeten, unser Volk 15 würde schwerlich jenes Dekret annehmen, das jede kirchliche Investitur von Laienhand68a verbietet, und daß außerdem das leicht erregbare Herz des jungen Königs sich noch nicht ganz in das Joch des Herrn füge; dies, sage ich, und vieles andere dieser Art, was er vernommen hatte, erwog der Mann Gottes und ließ mit Bedauern vermelden, der Zugang zu 20 den deutschen Reichsteilen stehe ihm noch nicht offen, und er wandte sich mit den spanischen Gesandten durch Burgund nach Frankreich und vermehrte durch seine Gegenwart die Weihnachtsfreude der Cluniazenser beträchtlich. Als er von dort wegging, wurde er von allen Kirchen dieses Gebietes als wahrer Jünger Christi und Stellvertreter der Apostel 25 mit höchsten Ehren aufgenommen, mit der schuldigen Ehrfurcht behandelt und angehört wie ein vom Himmel gesandter Gesetzgeber. So trug er einige Monate lang als kluger und getreuer Verwalter die tägliche Sorge für alle Kirchen, schließlich hielt er in den Tagen um Christi Himmelfahrt ein gar nicht kleines Konzil bei Troyes ab; 30 unter dem vielen, was entsprechend der Zeit und der Notwendigkeit zu verbessern war und was er entsprechend verbesserte, verkündete er dort auch eine Verfügung über die freie Wahl der Hirten und die Ein­ schränkung der Anmaßung der Laien bei kirchlichen Würden gemäß der Dekrete seiner Vorgänger. König Heinrich aber durchzog Sachsen, 35 hielt das Osterfest in Mainz und zeigte sich dann zwar nicht auf, aber in der Nähe dieses Konzils zusammen mit einigen Bischöfen und Großen; als er sich mit diesen beraten hatte, schickte er ehrenwerte Abgesandte

«7-«7 y g j Kaiserchronik, oben S. 246. Ad—68 W örtlich aus den entsprechenden Jahresberichten der Kaiserchronik, oben S. 246—260; ebd. auch der Kommentar. 68a y g j Sigebert z. J. 1111.

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legatos honorabiles ad apostolicum transmisit, per quos tam ipsi quam universç synodo potestatem constituendorum episcoporum privilegiis apostolicis Karolo imperatori concessam notificarent. Super qua questione, quia in alieno regno quicquam diffiniri utpote Romano iam incipiens potiri sceptro Heinricus non patitur, induciç 5 sibi totum sequentis anni spacium Romam veniendi et eandem cau­ sam generali concilio ventilandi conceduntur. Tunc etiam nonnullos nostrates episcopos, eo quod eidem concilio non intererant, officii suspensione domnus papa multavit, quos tamen non multo post satisfacientes clementer absolvit. Rursum necdum humilitatem, 10 quam quesivit, Germanicis in cordibus invenire se satis conquestus, nos nequaquam, ut proposuerat, visitare, sed finibus Italicis se comitatumque suum disponit referre. Quo licet morose perveniens tantis Romani tam cleri quam populi tripudiis suscipiebatur, acsi de mortuis redivivus crederetur. 15 Rex vero orientalibus redditus colloquium Ratisponç cum Baioariis habuit, in quo expeditionem versus Flandriam contra Rûtpertum instituit. Qua circa Octobrem mota terram rebellium ingressus non sine gravi exercitus sui dispendio per unum et amplius mensem vastat, donec per internuncios res ad proximam curiam dilata litem 20 separat68. "Anno Domini MCVIII. Rex Heinricus Mogontiç natalem Domini celebrans prescriptum Rûtpertum in gratiam recepit. Eo tempore orta simultate inter Colomannum regem Pannoniç germanumque eius vocabulo Almum, eo quod uterque sibi potius 25 regiam competere dignitatem hire gentis illius contenderet, spoliatus tam rebus quam ducatu, quo inter Ungros clarus et, ut decuit fratrem regis, a rege secundus claruit, Almus regem Heinricum adiit et in auribus totius senatus haut secus quam ille quondam Atherbal miserias suas deplorans Romani imperii magnificentiam in compas- 30 sionem et defensionem sui flectere curavit. His querelis motus rex Heinricus, insuper etiam quod idem Colomannus fines regni nostri, scilicet in locis maritimis, invaserit, Ungariam exercitu petit, sed preparatis multiformiter adversariis maximeque per obstructa flumi­ nis undique vada post morosam et cassam obsidionem castri Bresburg 35 pene inacte redit68.

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zum Papst, durch die sie ihm selbst und der gesamten Synode zur Kenntnis bringen wollten, daß Kaiser Karl durch päpstliche Privilegien die Macht eingeräumt worden sei, die Bischöfe einzusetzen. Weil Heinrich als angehender Römischer Kaiser nicht duldete, daß über diese Frage in 5 einem fremden Reich etwas entschieden werde, wurde ihm eine Frist gewährt, gemäß der er im Laufe des ganzen nächsten Jahres nach Rom kommen und auf einem allgemeinen Konzil diesen Rechtsstreit erörtern sollte. Damals bestrafte der Herr Papst auch einige unserer Bischöfe mit der Suspendierung von ihrem Amt, weil sie an dem Konzil nicht io teilgenommen hatten; nicht viel später jedoch gewährte er ihnen gütig Verzeihung, da sie Genugtuung leisteten. Wiederum beklagte er sich sehr, daß er die Demut, die er suchte, in den Herzen der Deutschen nicht finden und uns auf keinen Fall besuchen könne, wie er sich vor­ genommen hatte ; er beschloß vielmehr, mit seiner Begleitung nach Italien 15 zurückzukehren. Als er dort mit Verzögerung anlangte, wurde er vom römischen Klerus und Volk mit solchem Jubel empfangen, als sei er von den Toten lebend zurückgekehrt. Als der König in die östlichen Reichsteile zurückgekehrt war, hielt er mit den Bayern in Regensburg einen Hoftag ab, auf dem er einen 20 Kriegszug nach Flandern gegen Ruotpert festsetzte. Dieser Feldzug begann etwa im Oktober; der König drang in das Gebiet der Rebellen ein und verwüstete es mehr als einen Monat lang, nicht ohne schweren Verlust für das eigene Heer, bis schließlich die Verschiebung der Angelegenheit auf den nächsten Hoftag, die durch Unterhändler zustande 25 kam, den Hader beendete. Im Jahr des Herrn 1108. König Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Mainz und nahm den obengenannten Ruotpert wieder zu Gnaden an.

In dieser Zeit brach Feindschaft aus zwischen König Coloman von 30 Ungarn und seinem Bruder Almus, weil jeder von beiden darauf bestand, daß ihm nach dem Recht jenes Volkes eher die Königswürde zukomme ; Almus verlor seine Besitzungen und sein Herzogtum, das ihm unter den Ungarn Ansehen und, wie es sich für den Bruder eines Königs gehörte, den zweiten Platz nach dem König verschafft hatte; er begab sich zu 35 König Heinrich und beklagte nicht anders als einst jener Atherbal vor dem ganzen Senat sein Unglück, und es gelang ihm, das erhabene Römische Reich zum Mitleid und zu seiner Verteidigung zu bewegen. König Heinrich ließ sich durch diese Klagen bewegen, zumal Coloman die Grenz­ gebiete unseres Reiches an den Küsten angriff, und zog mit einem Heer 40 nach Ungarn. Aber man bereitete ihm vielfältige Widrigkeiten, vor allem durch die Zerstörung aller Furten des Flusses, und nach einer langen und vergeblichen Belagerung der Festung Preßburg kehrte er fast unver­ richteter Dinge heim.

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Ekkehard III

Anno Domini MCYIIII. Rex Heinricus natalem Domini Mogontiç celebrat et paulo post Frankonefurt conventu procerum habito Sigifridum palatinum comitem apud Wirziburgensem episcopum custodiç deputavit, eo quod - prodente Heinrico, prius duce Lotharin­ gie, iam in gratiam regis recepto - in necem et regnum eius insurgere 5 consiliatus sit. Ibi etiam deposito Gotefrido Fuldensium abbate Wolfhelmum eis preficit ex eadem congregatione. Post h§c ad Poloniam, gentem longinquam, movit exercitum multoque ibi atque diutino desudans labore diu negatum a terra illa tributi exegit debi­ 10 tum. Rûthardus Mogontinus archiepiscopus obiit68. 68

Anno Domini MCX. Heinrico rege natalem Domini Babenberg celebrante3 nunciis excitatur inopine sinistris.. . 69 Pragam, Boemiç metropolim, cum exercitu occupasse ac ducatum illius gentis contra regis voluntatem sibimet usurpasse. Qui mox efferatus animo prin- J5 cipes sibi fidelissimos illo cum manu valida premisit, qu§ mire et velociter prosperata civitatem cum hostibus intra deprehensis capit regique pedetemptin subsequenti cum triumpho occurrit. In epiphania Domini Ratisponç Heinricus colloquium cum princi­ pibus faciens animi sui propositum eis aperuit, scilicet quod transalpi- 20 nis partibus se exhibere vellet, quatinus et benedictionem imperi­ alem a summo pontifice Romana, qu§ caput mundi est, in urbe perciperet et latas Italiç provincias in societatem regni Germanici fraterna pace et iusticiis ac legibus antiquis componeret, insuper ad omnia, qu§ defensio posceret çcclesiastica, ad nutum patris apostolici 25 se promptum demonstraret. Arrectis animis omnium ad votum pie providi consulis et indubitati iam patrie amatoris vir esse non cre­ deretur, si quis a tam virilis negocii consortio se subtrahere conaretur. Itaque sacramento nimis voluntario confirmatis in idipsum qui aderant rex alacer de huiusmodi expeditione per singulas Germanie 30 68

Heinricus rex n. D. B. celebrans Rec. IV.

Heinrich V. 1109/1110

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Im Jahr des Herrn 1109. König Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Mainz und kurz darauf hielt er in Frankfurt einen Hoftag mit den Großen ab und überantwortete Pfalzgraf Sigfrid der Haft beim Bischof von Würzburg, weil er den Plan ausgeheckt habe, den König zu 5 töten und sich gegen sein Reich zu erheben, - dies hatte der frühere Herzog Heinrich von Lothringen verraten, der vom König wieder zu Gnaden aufgenommen war. Dort setzte er auch Gottfried, den Abt der Mönche von Fulda ab, und er stellte W olf heim an ihre Spitze, der aus dem gleichen Konvent kam. Danach zog er nach Polen, einem weitio entfernten Volk, und nachdem er sich dort lange Zeit sehr abgemüht hatte, zog er den von diesem Lande lange verweigerten schuldigen Tribut ein. Erzbischof Ruthard von Mainz starb. Im Jahr des Herrn 1110. Als König Heinrich das Geburtsfest des Herrn

15 in Bamberg feierte, wurde er unvermutet von schlimmen Nachrichten auf­ gestört, nämlich daß.. ,69 Prag, die Hauptstadt Böhmens, mit einem Heer besetzt und sich die Herzogsgewalt über jenes Volk gegen den Willen des Königs angemaßt habe. Voll Zorn schickte er rasch seine treuesten Fürsten mit einer starken Truppe dorthin voraus, die wunderbar und rasch Erfolg 20 hatte, die Stadt samt den Feinden, die in ihr ergriffen wurden, nahm und dem König, der auf dem Fuß folgte, im Triumph entgegenzog. Am Fest der Erscheinung des Herrn hielt Heinrich zu Regensburg einen Hoftag mit den Fürsten und eröffnete ihnen seinen Entschluß, in die jenseits der Alpen gelegenen Gebiete ziehen zu wollen, um vom 25 Papst in der Stadt Rom, die das Haupt der Welt ist, die Kaiserweihe zu empfangen und die weiten Provinzen Italiens in die Gemeinschaft mit dem Deutschen Königreich in brüderlichem Frieden nach altem Recht und Gesetz einzufügen, außerdem um seine Bereitwilligkeit gegen­ über dem Willen des apostolischen Vaters in allen Dingen, die die Ver30 teidigung der Kirche erforderte, zu zeigen. Alle richteten nun ihren hochgemuten Sinn auf den Wunsch des fromm vorausschauenden Konsuls, der sein Vaterland unzweifelhaft liebte, und der schien kein Mann zu sein, der versuchte, sich der Teilnahme an einer so männlichen Aufgabe zu entziehen. Nachdem die Anwesenden durch einen freiwilligen 35 Eid darauf bestärkt waren, verhandelte der König unermüdlich in den einzelnen Ländern Deutschlands in freudigem Eifer über diese Expedition,

69 Die Kaiserchronik hat hier den falschen Namen Werner (Boriwoi) ; offen­ bar hatte der meist sehr sorgfältige Ekkehard Bedenken bei diesem Namen, kannte aber ebensowenig den richtigen und ließ ihn deshalb weg, ohne indessen die Konstruktion zu ändern. Vielleicht hielt er aber auch „Pragam“ für den Namen des Aufrührers.

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Ekkehard III

provincias instanter tractare non cessat, et licet terrente quorundam animos ortu cometç sideris infausti per VI fere mensium inducias, regia munificus liberalitate datis ubique inestimabilis pecuniç stipen­ diis circa Augustum moveri undique exercitum imperat, aliis secum per montem Iovis, aliis per vallem Tridentinam Alpes transcendenti- s bus. Providerat autem rex, nulli a seculo regum in omni providentia secundus, sciens Romanam rem publicam olim non tantum armis quantum sapientia gubernari consuetam, se non solum armatis, sed etiam literatis viris necessario muniri, paratis scilicet ad rationem omni poscenti reddendam *. Igitur superata nimis laboriose 10 montium asperitate rex cum suis lçtus et incolomis Eboreium pervenit, alter vero exercitus captis antea quibusdam castellis apud Viruncalia, uti condictum fuerat, post expugnatam ab ipso Novariam ipsum lçtanter excepit. Paucis ibidem diebus moratus Padum pro­ spere transit, Placentig castra metatus munera copiosa magnamque 15 fidelitatem a civibus accipiens et per tres septimanas in his partibus commoratus Parmamque perveniens Maththildem cometissam per internuncios sibi subiectam gratia sua propriisque iusticiis donavit. Post h§c asperrima nimis afflictus hieme montemque Pardonis cum maximo exercitus dispendio, rerum et equorum miserabili defectu 20 transcendit, incessanter cadentibus super se iuxta qualitatem illius climatis immensis pluviis, hasque per VII septimanas passi tandem Florentiam nimis afflicti pertingunt instante festo nativitatis Domini68. Anno Domini MCXI. Postquam rex Heinricus rebus* per Longo- 25 bardiam atque Tusciam dispositis apud Florentiam dominicg nati­ vitatis gaudia cum ingenti suorum tripudio et mirando ac eatenus illius patriç civibus nunquam viso decore et honore percelebravit, moto inde versus Ariciam exercitu ilioque perveniens a clericis benivole, a civibus subdole recipitur; quorum etiam insolentiam satis 30 habundeque perdomuit, scilicet civitate illorum cum turribus, quas ad repugnandum regi preparaverant, funditus eversa, çcclesiç tamen 68

a) folgt prospere Rec. IV. * Rec. IV folgt: Inter quos claruit quidam Scothigena, nomine David, quem scolas Wirziburc regentem pro morum probitate rex sibi capellanum assumpsit.

Heinrich V. 1110/1111

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und wenn auch der Aufgang eines unheilbringenden Kometen, der fast sechs Monate lang zu sehen war, einige Gemüter in Schrecken versetzte, so wurden doch überall mit königlicher Freigebigkeit unermeßliche Geld­ zuwendungengegeben; dannbefahl erzumAugust denAufbruch desHeeres 5 von allen Orten, wobei ein Teil mit ihm über den Großen St. Bernhard zog, ein Teil die Alpen durch das Tal von Trient überquerte. Der König aber, dem kein zweiter jemals an Voraussicht zu vergleichen war, der auch wußte, daß der römische Staat einst nicht so sehr mit Waffen als viel­ mehr mit Weisheit regiert zu werden pflegte, hatte vorgesorgt und sich io nicht nur mit bewaffneten, sondern auch mit gebildeten Männern, wie es notwendig war, umgeben, die bereit waren, jedem Rechenschaft abzulegen, der sie verlangte. Als nun das rauhe Gebirge mühsam überwunden war, gelangte der König froh und unversehrt nach Ivrea, das zweite Heer nahm erst einige 15 Burgen und traf dann wie vorgesehen glücklich mit dem König, der Novara erobert hatte, bei Roncaglia zusammen. Er blieb einige Tage dort und überschritt dann mit Erfolg den Po. In Piacenza schlug er das Lager auf und empfing dort von den Bürgern viele Geschenke und den Ausdruck ihrer treuen Gesinnung; drei Wochen lang blieb er in dieser 20 Gegend, gelangte dann nach Parma und beschenkte die Gräfin Mathilde, die ihm durch Boten ihre Unterwerfung kundgetan hatte, mit seiner Huld und eigenen Gerechtsamen. Der folgende Winter bedrängte ihn sehr hart, und er überstieg den Monte Bardone unter höchster Anstrengung seines Heeres und unter beklagenswerten Verlusten an Material und Pferden; 25 denn unaufhörlich prasselten dem dortigen Klima entsprechend uner­ meßliche Regengüsse auf sie herab; sieben Wochen lang erduldeten sie dies und gelangten endlich ziemlich mitgenommen unmittelbar vor dem Geburtsfest des Herrn nach Florenz. Im Jahr des Herrn 1111. Nachdem König Heinrich in der Lombardei 30 und in der Toskana alles geordnet hatte, feierte er in Florenz die Freuden des Geburtsfestes des Herrn unter ungeheurem Jubel der Seinen und mit einem erstaunlichen und von den Bürgern dieser Stadt noch nie gesehenen Prunk und Aufwand. Dann brach er nach Arezzo auf, wo er von den Geistlichen wohlwollend, von den Bürgern aber hinterhältig aufgenommen 35 wurde; ihre Unverschämtheit strafte er überreichlich, denn er zerstörte vollständig ihre Stadt mit den Türmen, die sie zum Widerstand gegen den König hergerichtet hatten; der Kirche aber gab er auf Bitten der Hic itaque iussus a rege totam huius expeditionis seriem rerumque in illa gesta­ rum stilo tam facili, qui pene nichil a communi loquela differat, tribus libris digessit, consulens in hoc etiam lectoribus laicis vel aliis minus doctis, quorum hec intellectus capere possit. Igitur iuxta prescripti testimonium hystoriographi superata . . . ; wie in der Kaiserchronik.

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omni sua iusticia, quam idem cives violenter abstulerant, iuxta clericorum peticionem restituta. Inde ad Aquampendentem progres­ sus legatos suos dudum ab Aricia missos ab apostolico boni nuncii baiulos reperit remissisque aliis nunciis cum Romanorum, qui suppli­ ces illic sibi occurrerant, paulatim Sutriam processit. Ibi legati apo- 5 stolici cum missis regiis advenientes promptum esse papam ad con­ secrationem et omnem regis honorem et voluntatem, si tamen ipse sibimet annueret libertatem çcclesiarum, laicam ab illis prohibens investituram recipiendo nichilominus ab çcclesiis ducatus, marchias, comitatus, advocatias, monetas, thelonea cçterorumque regalium, qu§ 10 possident, summam. Prebuit rex assensum, sed eo pacto, quatinus hçc transmutatio firma et autentica ratione, consilio quoque vel concordia tocius çcclesiç ac regni principum assensu stabiliretur, quod etiam vix aut nullo modo fieri posse credebatur. Qua conventione facta, dimissis legatis et obsidibus utrimque missis* rex hilariter ad 15 Urbem properat, domnus autem apostolicus cum omni clero, immo tota Koma se in eius occursum adornat. Post hçc, qu§ gesta sunt, longissimum est enarrare, utpote quam inmensa honorificentia sit receptus et per Argenteam Portam usque ad mediam rotam antiquo Komanorum instituto deductus, ibique 20 lectis publice privilegiis, tumultuantibus in infinitum principibus pre çcclesiarum spoliatione ac per hoc beneficiorum suorum ablatione, quam ingenti periculo, quam varia disceptatione tota dies illa con­ sumpta sit et postremo pater apostolicus ab episcopis et aliis fidelibus regis sit custoditus usque ad pacatam et çcclesiasticam consecratio- 25 nem imperatoris in exemplum patriarchç Iacob dicentis ad angelum: „Non dimittam te, nisi benedixeris michi“. His ita in dominica XLmetransactis Romani tota nocte congregati summo mane impetum undique fecerunt in exercitum regis, adeo ut commissa aliquamdiu pugna regem per se ipsum necesse esset exer- 30 citui succurrere, quod et inpigre fecit et usque ad inclinatam iam diem fortissimi militis et optimi ducis opus agens Dei gratia suis victoriam, hostibus post multam stragem fugam incussit. Post triduum Roma secedens domnum apostolicum secum duxit et eo quo potuit honore tenuit, donec compositis, qu§ res poscebat, 35 a> fehlt Rec. IV.

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Geistlichen alle Gerechtsame zurück, die die Bürger ihr gewaltsam weg­ genommen hatten. Von dort zog er nach Acquapendente, wo er die Ge­ sandten vorfand, die er bereits von Arezzo abgesandt hatte und die nun gute Botschaft vom Papst brachten; er schickte sodann andere Gesandte 5 zusammen mit den Boten der Römer, die ihm dort unterwürfig entgegen­ gekommen waren, zurück und rückte allmählich auf Sutri zu. Dorthin kamen zusammen mit den königlichen Boten päpstliche Legaten, die erklärten, der Papst sei bereit, ihm die Weihe, jede königliche Ehrung und jeden Wunsch zu gewähren, wenn er ihm selbst die Freiheit der Kirchen io zugestehe, die Investitur durch Laien von ihnen fernhalte, wofür er von den Kirchen Herzogtümer, Markgrafschaften, Grafschaften, Vogteien, Münzen, Zölle und das Gesamt aller Regalien, die sie besäßen, zurück­ erhalten sollte. Der König gewährte seine Zustimmung, jedoch nur unter der Bedingung, daß diese Änderung durch ein eindeutiges und eigen15 händiges Protokoll auf Grund des Rates auch und der einmütigen Gesin­ nung der ganzen Kirche, sowie der Zustimmung der Reichsfürsten fest­ gesetzt würde; man hielt dies für kaum oder überhaupt nicht möglich. Nach dieser Übereinkunft wurden die Legaten entlassen, man schickte sich wechselseitig Geiseln, und der König eilte froh nach der Stadt; der 20 Papst aber bereitete sich mit dem ganzen Klerus, ja mit ganz Rom, ihm entgegenzuziehen. Was damals geschah zu erzählen, führte allzu weit; wie er mit unermeßlicher Ehrerbietung empfangen und durch die Silberne Pforte nach alter Sitte der Römer bis zum mittleren Kreis geführt wurde, 25 wie dort nach der öffentlichen Verlesung der Verträge die Fürsten endlos tobten wegen der Beraubung der Kirchen und dem dadurch bedingten Verlust ihrer Lehen, mit welch ungeheurer Gefahr, mit welchen ver­ schiedenen Streitereien dieser ganze Tag verging und wie schließlich der Apostolische Vater von den Bischöfen und anderen Getreuen des Königs 30 in Haft genommen wurde bis zu einer friedlichen kirchlichen Salbung des Kaisers, nach dem Beispiel des Patriarchen Jakob, der zum Engel sagte: „Ich lasse Dich nicht, Du segnetest mich denn.“ Dies war am Sonntag Quadragesima geschehen; die Römer scharten sich während der ganzen Nacht zusammen und griffen am frühen Morgen 35 von allen Seiten das Heer des Königs an, so daß der König, als der Kam pf schon einige Zeit währte, selbst dem Heer zu Hilfe kommen mußte, was er auch mit Eifer tat; und bis der Tag sich neigte, vollbrachte er das Werk eines überaus tapferen Soldaten und des besten Feldherrn und verhalf mit der Gnade Gottes den Seinen zum Sieg, den Feinden aber nach 40 schwerem Gemetzel zur Flucht. Nach drei Tagen verließ er Rom und führte den Herrn Papst mit sich; er hielt ihn so ehrennaft wie nur möglich bei sich, bis er, nachdem in den einzelnen Gebieten alle erforderlichen Aufgaben erledigt und alle Gegner

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per regiones negociis, pacatis omnibus adversariis instans pascha non longe ab Urbe in castris celebravit ibique sedatis inter ipsum et apostolicum, inter regnum et sacerdotium, dissensionibus inveteratis post octavas paschç cum nimio populi Romani, immo totius çcclesiç ac inestimabilis exercitus tripudio ante confessionem sancti Petri s Augusti nomen et imperium a Christo, ipse erismate rite perunctus et sacratus et sub augustissima pompa coronatus suscepit68, sicuti * nobis tunc inibi presentes affirmant, quamvis nonnulli longe aliter inde sentiant. Donatus est etiam * “ in presenti per manum apostolici sub testimonio astantis çcclesiç privilegio investiture çcclesiasticç, 10 iuxta quod utriusque predecessoribus placuerat et permanere consue­ verat; cuius inconvulsibilem stabilitatem domnus papa mox sub anathemate confirmabat. Sic denique ea die gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bon§ voluntatis, ut ita dicam, est recuperata, dum tam inveterata et eatenus incorrigibilia de regno Christi scisma- is tum ablata sunt scandala. Nec multo post Heinricus imperatoria munificus liberalitate tam spirituali patri suo pape quam singulis eius episcopis cardinalibus clericisque maioribus ac minoribus dona tot, tanta et talia dispertivit, ut absentibus omnino incredibile memoratu sit, sicque tam ab apo- 20 stolico quam ab omnibus prospera sibi imprecantibus et nimio amoris vinculo eum aliquandiu deducentibus per Longobardiam ad Alpes, indeque ad terras Germanicas feliciter est reversus. Post reditum quoque suum nonnulla tam ab ipso imperatore quam ab episcopis secum comitantibus, qu§ corrigenda videbantur, iuxta 25 quod summus pontifex concesserat unicuique vel iniunxerat, ad planum sunt expolita, viciata quoque ad purum excocta. Sic Christo respiciente in terram de cçlo sancto suo, sicut ubique devocio et religio Christiana, ita etiam rerum prosperitas et copia frugum ac nova circumquaque crescere cepit lçticia68. 30 Igitur imperator Heinricus mense Augusto quam plurimos episcopos atque abbates, nonnullos etiam principes Spiram convocat; quorum assensu et cooperatione patris sui anniversarium permagnifice cele­ brat. Nam toto quinquennio suspensa communio sepulturç70 et orationum apostolica auctoritate ab eisdem sacerdotibus, qui et 35 dato sibi Rec. IV.

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befriedet waren, das bevorstehende Osterfest unweit von der Stadt im Lager feierte. Dort wurden die alten Streitfragen zwischen ihm und dem Papst, zwischen der weltlichen und geistlichen Gewalt, beigelegt, und nach der Oktav von Ostern empfing er unter größtem Jubel des römischen 5 Volkes, ja der ganzen Kirche und des riesigen Heeres vor der Confessio des hl. Petrus von Christus den Namen und die Herrschaft eines Kaisers, indem er, wie es Brauch ist, mit Chrisma gesalbt und geweiht und überaus prunkvoll gekrönt wurde68, wie uns Teilnehmer berichten, wenngleich einige ganz anders darüber denken. 68Auch wurde ihm persönlich durch io die Hand des Papstes, unter dem Zeugnis der dabei anwesenden Kirche, ein Privileg über die kirchliche Investitur geschenkt, so wie es den Vor­ gängern beider gefallen und gewohnheitsmäßig gegolten hatte; seine Unabänderlichkeit bestätigte der Herr Papst bald unter Androhung des Bannes. So wurde endlich an diesem Tage Gott in der Höhe Ehre und auf 15 Erden den Menschen guten Willens Friede, um mich so auszudrücken, wiedergewonnen, da die alten und bis dahin unverbesserlichen Ärgernisse der Spaltungen vom Reiche Christi genommen wurden. Nicht viel später verteilte Heinrich mit königlicher Freigebigkeit seinem geistlichen Vater, dem Papst, den einzelnen Kardinalbischöfen, 20 der höheren und niedrigeren Geistlichkeit, so viele und so große Geschenke von solcher Art, daß es denen, die nicht dabei waren, unglaublich er­ scheint ; nachdem ihm dann der Papst und alle anderen Glück gewünscht und ihm mit großer Liebe ein Stück das Geleit gegeben hatten, kehrte er durch die Lombardei und über die Alpen glücklich nach Deutschland 25 zurück. Nach seiner Rückkehr wurde vom Kaiser selbst und auch von den Bischöfen, die ihn begleitet hatten, einiges, was der Verbesserung bedürftig erschien, gemäß der Erlaubnis und dem Auftrag des höchsten Bischofs an einen jeden völlig in Ordnung gebracht und Fehlerhaftes 30 bereinigt. Während so Christus aus seinem heiligen Himmel auf die Erde herabsah, begannen überall christliche Frömmigkeit und Religion, ebenso aber auch glückliches Gedeihen und Fülle der Feldfrüchte und überall neue Freude zu wachsen68. Kaiser Heinrich rief im August mehrere Bischöfe und Äbte und auch 35 einige Fürsten in Speyer zusammen ; mit ihrer Zustimmung und Mithilfe feierte er den Todestag seines Vaters überaus prächtig. Denn die fünf Jahre lang verweigerte kirchliche Gemeinschaft in der Bestattung70 und im Gebet wurde nun mit päpstlicher Erlaubnis von den gleichen Priestern

70 Vgl. oben S. 288.

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Ekkehard III

Romç coram papa penitentiç illius testimonium reddiderant, tunc testificantibus conceditur, et quibus nulli unquam imperatorum augustiores impensç sint exequiis, iuxta maiores suos in çcclesia sepe­ litur. 68 Habita post hçc Mogontiç curia Adelbertum cancellarium suum dudum ad eandem kathedram electum baculo et anulo investivit68.

s

68Anno Domini MCXII. Sigifridum palatinum comitem diutina satis afflictum custodia iuxta principum consilium atque petitionem sibi reconciliatum dimittens benigne tractare cçpit, adeo ut eius filium de baptismate susciperet et iniuriarum preteritarum oblivisci se 10 facturum sponderet68. Eo71 tempore domnus apostolicus multas a Romana çcclesia passus est iniurias obicientibus ei, quod contra instituta totius çcclesiasticç discipline regem Heinricum, tyrannicum rei publicç vastatorem et çcclesiarum destructorem, imperiali benedictione sublimasset, insuper is privilegio sacrilego condonasset. Inde coactus in concilio, 72 XV. Kalendas Aprilis habito Lateranis in ecclesia Constantiniana, ultima die concilii facta coram omnibus professione catholice fidei, ne quis de fide ipsius dubitaret, dixit: „Amplector omnem divinam scripturam veteris et novi testamenti, legem a Moyse scriptam et a sanctis pro- 20 phetis, amplector IIII evangelia, VII canonicas epistolas gloriosi doctoris beati Pauli apostoli, sanctos canones apostolorum, IIII universalia concilia sicut IIII evangelia, Nicenum, Ephesinum, Constantinopolitanum, Calcedonense et Antiochenum concilium et decreta sanctorum patrum, Romanorum pontificum et precipue 25 decreta domni mei papç Gregorii VII. et beatç memori ç papç Urbani. Quç ipsi laudaverunt, laudo, quç ipsi tenuerunt, teneo, quç confirma­ verunt, confirmo, quç dampnaverunt, dampno, quç repulerunt, repello, quç interdixerunt, interdico, quç prohibuerunt, prohibeo, in omnibus et per omnia et in his semper perseverabo“. 30 Quibus expletis surrexit Gerhardus Engolismensis episcopus, legatus in Aquitania, et communi assensu domni Paschalis papç totiusque concilii coram omnibus legit hanc scripturam: „Privilegium illud, quod non est privilegium, sed vere debet dici pravilegium, pro 71 Hier beginnt wieder Ekkehards eigene Berichterstattung.

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gewährt, die auch in Rom vor dem Papst seine Büßfertigkeit bezeugt hatten und auch jetzt bezeugten, und mit Exequien, wie sie erhabener keinem Kaiser jemals gehalten wurden, wurde er in der Kirche neben seinen Vorfahren beigesetzt. 5 68Danach hielt er in Mainz einen Hoftag und investierte seinen Kanzler Adalbert, der schon längst für diesen Sitz erwählt war, mit Stab und Ring. Im Jahr des Herrn 1112. Pfalzgraf Sigfrid, der durch die lange Haft ziemlich mitgenommen war, versöhnte er auf den Rat und die Bitte der io Fürsten hin mit sich und entließ ihn; er begann, ihn so gütig zu behandeln, daß er seinen Sohn aus der Taufe hob und versprach, das vergangene Unrecht zu vergessen68. In 71 dieser Zeit hatte der Herr Papst viele Ungerechtigkeiten von der Römischen Kirche zu erdulden ; man warf ihm vor, er habe entgegen den 15 Satzungen der ganzen kirchlichen Lehre König Heinrich, den tyrannischen Verwüster des Staates und Zerstörer der Kirchen, durch die Kaiserweihe erhöht und ihn darüber hinaus mit einem gotteslästerlichen Privileg beschenkt. Daher legte er auf dem Laterankonzil, 72das am 18. März in der Konstantinsbasilika abgehalten wurde, am letzten Tage des Konzils 20 gezwungenermaßen vor allen das Bekenntnis seiner Rechtgläubigkeit ab und sagte, damit keiner an seinem Glauben zweifelte: ,,Ich bekenne die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testamentes, das Gesetz, das Moses und die heiligen Propheten aufgezeichnet haben ; ich anerkenne die vier Evangelien, die sieben kanonischen Briefe des glorreichen Lehrers 25 und Apostels, des hl. Paulus, die heiligen Canones der Apostel, die vier allgemeinen Konzilien gleichsam als vier Evangelien, das von Nizäa, Ephesus, Konstantinopel und Chalcedon, und das Konzil von Antiochia und die Dekrete der heiligen Väter, der römischen Bischöfe, vor allem die Dekrete meines Herrn, des Papstes Gregor VII. und des Papstes 35 Urban seligen Angedenkens. Was sie gutgeheißen haben, heiße auch ich gut, was sie gehalten haben, halte auch ich, was sie bestätigt haben, bestätige auch ich, was sie verdammt haben, verdamme auch ich, was sie zurückgewiesen haben, weise auch ich zurück, was sie untersagt haben, untersage auch ich, was sie verboten haben, verbiete auch ich, in allem 40 und durch alles; und darin werde ich allzeit beharren.“ Als dies erfüllt war, erhob sich Bischof Gerhard von Angoulême, Legat in Aquitanien, und las unter gemeinsamer Zustimmung des Herrn

72-72 Wörtliche Wiedergabe der Beschlüsse des vom 18.—23. März dauern­ den Konzils; vgl. MG. Const. 1, 571 ff. n. 399.

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liberatione captivorum çcclesiç a domno Paschale papa per violentiam regis Heinrici extortum nos omnes in hoc sancto concilio congregati canonica censura et ecclesiastica auctoritate iudicio Sancti Spiritus dampnamus et irritum esse iudicamus et omnino, ne quid auctori­ tatis et efficacitatis habeat, penitus excommunicamus; et hoc ideo 5 dampnatum est, quia in eo privilegio continetur, quod electus canonice a nemine consecretur, nisi prius a rege investiatur, quod est contra Spiritum Sanctum et canonicam institutionem.“ Perlecta carta acclamabant omnes Amen, amen! Archiepiscopi Iohannes patriarcha Veneticus, Sennes Capuanus72 et alii fere C episcopi subscripserunt73. 10 Ex hac occasione Viennensis archiepiscopus74 cum suis complicibus novum scisma nostras in partes seminare et gladium anathematis in imperatorem molitur extendere75, sed quia ceptum eius apostolica indeque omni ecclesiastica auctoritate videbatur carere, parum interim potuit vigere. Attamen eiusdem dissensionis seminario circumquaque is cçpit invidie serpere malum, adeo ut nonnulli quicquam contra rem publicam intentantes huius rei materiam in sue commotionis arripere meditarentur clipeum. Inter quos76 et predictus Adelbertus designatus Mogontie pontifex, qui per omnia secundus a rege semper fuerat, sine cuius consilio nichil facere solebat, adversus imperatorem, quod 20 vix quisquam crederet, conspirare cum quibusdam principibus infama­ tur reque cognita custodiç ab illo traditur76. Moritur his temporibus quidam de Saxoniç principibus nomine Oudalricus77, Ludewici comitis78 dudum gener, sed iam propter eius­ dem filiç repudium invisus. Cuius possessiones predictus Sigifridus79 25 hereditaria sibi vendicabat successione, sed domnus imperator easdem in ius regni conabatur attrahere. Que causa recidive discordiç fomitem cepit ministrare. Nam idem comes priores miserias suas sequentibus exaggerans totam pene Saxoniam, suam videlicet patriam, tantis implevit querimoniis, ut tam ducem Lotharium80, quam Rûdolfum 30 marchionem, Fridericum palatinum comitem, Wigbertum atque

73 Vgl. Const. 1, 572 f. 74 Guido, der spätere Papst Calixt II. 75 A u f der Synode zu Vienne, 16. Sept. 1112. 74-74 Kaiserchronik zu 1112. 77 Graf von Weimar, gest. am 13. Mai.

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Papstes Paschal und des ganzen Konzils vor allen folgendes Schriftstück vor: „Jenes Privileg, das kein Privileg ist, sondern in Wahrheit ein Pravileg genannt werden muß, das sich der Herr Papst Paschal um der Befreiung der Gefangenen der Kirche willen gewaltsam von König Heinrich erpressen 5 ließ, verdammen wir alle, die wir auf diesem heiligen Konzil versammelt sind, auf Grund des kanonischen Rechts und der kirchlichen Autorität durch das Urteil des Heiligen Geistes und erklären es für null und nichtig und belegen es mit dem Bann, damit es keinerlei Autorität und Wirk­ samkeit habe. Und es wird aus dem Grunde verdammt, weil in diesem io Privileg geschrieben steht, daß ein kanonisch Erwählter von niemandem geweiht werden soll, wenn er nicht zuvor vom König investiert ist. Und das ist wider den Heiligen Geist und die kanonische Satzung.“ Nachdem das Schreiben verlesen war, riefen alle zustimmend: „So sei es, so sei es!“ Die Erzbischöfe Johannes, Patriarch von Venedig, und Sennes von Ca15 pua72 und etwa hundert andere Bischöfe unterschrieben73. Bei dieser Gelegenheit versuchte der Erzbischof von Vienne74 mit seinen Anhängern, in unserem Land ein neues Schisma zu säen und das Bann­ schwert gegen den Kaiser zu ziehen75; aber da sein Beginnen der päpst­ lichen und daher jeder kirchlichen Autorität offensichtlich entbehrte, 20 konnte er nur wenig ausrichten. Trotzdem begann aus der Saat dieses Streites überall das Übel der Gehässigkeit hervorzukriechen, und zwar so sehr, daß einige, die etwas gegen den Staat zu unternehmen trachteten, eben diese Angelegenheit als Schild für ihr Unternehmen zu ergreifen gedachten. Unter ihnen 76wurde auch der obengenannte Adalbert, 25 designierter Bischof von Mainz, der in allen Dingen immer der zweite nach dem König gewesen war und ohne dessen Rat dieser nichts zu tun pflegte, verdächtigt, mit einigen Fürsten gegen den Kaiser zu konspi­ rieren - was kaum jemand glauben konnte - , und als die Sache ruchbar geworden war, ließ der Kaiser ihn verhaften76. 30 In dieser Zeit starb einer der sächsischen Fürsten namens Udalrich77, einst Schwiegersohn des Grafen Ludwig78, ihm aber seit langem wegen der Scheidung von seiner Tochter verhaßt. Dessen Besitzungen eignete sich der schon erwähnte Sigfrid79 auf Grund erblicher Nachfolge an, aber der Herr Kaiser versuchte, sie in den rechtlichen Besitz des Reiches zu 35 bringen. Diese Angelegenheit begann den Zündstoff für die wiederauf­ lebende Zwietracht zu liefern. Denn der Graf häufte auf seine früheren Übeltaten noch weitere und erfüllte fast ganz Sachsen, sein Heimatland, mit solchen Klagen, daß er sowohl Herzog Lothar80 als auch Markgraf Rudolf, Pfalzgraf Friedrich, Wipert und Ludwig und einige andere vom

78 von Thüringen. 79 Vgl. den Anfang des Jahresberichts. 80 Zu ihm und den Mitverschworenen oben S. 260 Anm. 91 ff. zum Jahr 1113.

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Ludew icum nonnullosque alios ab obsequio traheret im peratoris. Sed et episcopus H alberstatensis81, necnon G erthrudis82, illa prepotens per Saxoniam vidua, violentiam se nichilom inus pati ab im perato­ ris preiudiciis invasione prediorum suorum clam itabant. H çc et his sim ilia scandalorum zizania murmur infinitum in nuper pacato regno

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suscitant.

83Anno Domini MCXIII. Heinricus imperator natalem Domini Erpesfurt celebravit. Illuc cum prescripti Saxoniç principes curiam non adissent, indignatione nimia commotus imperator bona eorum diripi, possessiones incendiis devastari etiam inter ipsa festa precepit, 10 nec multo post castellum apprime munitum Homburg84 longa obsidione delevit. Deinde relictis per présidia fidelibus suis contemp­ tores suos insidiis et congressibus afflixit; inter quç sepedictus Sigifridus palatinus comes, vir nobilissimus et suo in tempore nulli in omni probitate secundus, occubuit86, Wigbertus capitur, Ludewicus 15 ad deditionem compellitur83»86, sicque rebus interim quies, licet modica, conceditur. 83 Post hçc quidam Keginoldus87 provinciç Burgundiç comes et, ut aiunt, imperatoris consanguineus tyrannidem iuvenili actus insolentia contra rem publicam orditur; qui tamen superveniente sibi cum manu 20 valida Heinrico augusto munitionem, in qua maxime confidebat, Monzuna ipse captus amisit sicque lite cito dirempta custodiç traditur83. A nno D om ini M C X IIII. 88D om nus im perator natalem D om ini B abenberg cum summa m agnificentia copiosaque principum m ultitu­ dine celebrat88, et hoc non sim pliciter, quia virum D ei O ttonem

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inibi episcopum propter quçdam iam orientia in regno scandala curiam frequentare rennuentem ex parte suspectum habebat. Ipse vero rebus transitoriis pro conoordia çcclesiastica non parcens bene­ ficiis indefessis anim ositatem regis gloriose devicit. 88H inc indicto conventu M ogontiç nuptias post epiphaniam D om ini augustissime instituit, ubi etiam v ix aliquem aut certe nullum de m agnatibus a> fehlt B.

81 Reinhard. 82 Witwe des Grafen Heinrich von Eilenburg, Markgrafen von Meißen und der Lausitz, Schwiegermutter Lothars von Süpplingenburg.

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Gehorsam gegen den Kaiser abbrachte. Auch der Bischof von Halber­ stadt81 und ebenso Gertrud82, jene in Sachsen übermächtige Witwe, schrien, sie erlitten Gewalt durch die ungerechten Handlungen, die der Kaiser durch den Einfall in ihre Eigengüter begehe. Dieses und ähn5 liches Unkraut der Ärgernisse erregte ein endloses Murren in dem gerade befriedeten Reich. 83Im Jahr des Herrn 1113. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Erfurt. Als dort die genannten sächsischen Fürsten nicht bei Hofe erschienen, war der Kaiser so übermäßig entrüstet, daß er sogar an io den Festtagen befahl, ihre Güter zu plündern und ihre Besitzungen durch Brand zu verwüsten, und nicht viel später zerstörte er nach langer Bela­ gerung die schwerbefestigte Hornburg84. Er ließ seine Getreuen als Besatzung zurück und bekämpfte diejenigen, die ihn verachteten, durch Hinterhalte und Gefechte; dabei fiel der oftgenannte Pfalzgraf Sigfrid, 15 ein Mann von höchstem Adel, der in seiner Zeit keinem in irgendeiner Tugend nachstand, Wipert wurde gefangengenommen und Ludwig zur Unterwerfung gezwungen. So kehrte in diesen Dingen Ruhe ein, wenn auch nur mäßige. Danach begann ein gewisser Rainald, Graf des burgundischen Reichs20 teiles und dem Vernehmen nach ein Blutsverwandter des Kaisers, in jugendlicher Unverschämtheit Gewalt gegen den Staat zu üben. Als jedoch Kaiser Heinrich mit einer starken Schar über ihn kam, verlor er die Festung Mousson, auf die er am meisten vertraute, und wurde selbst gefangengenommen; so wurde der Streit rasch beendet, und er selbst in 25 Haft getan83.

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Im Jahr des Herrn 1114. 88Der Herr Kaiser feierte das Geburtsfest des Herrn in Bamberg mit höchster Pracht und einer großen Zahl von Fürsten88, jedoch nicht arglos, denn er hegte gewisses Mißtrauen gegen Otto, den Mann Gottes, der dort Bischof war und sich wegen einiger Ärgernisse, die im Reich entstanden waren, weigerte, an den H of zu kommen. Er aber schonte die irdischen Güter um der kirchlichen Eintracht willen nicht und besiegte durch unermüdliche Wohltaten rühmlich die Erregung des Königs. 88Dieser sagte sodann von hier aus einen Hoftag zu Mainz an und setzte danach in seiner Erhabenheit die Hochzeit für einen Zeitpunkt nach dem Fest der Erscheinung fest. Dort sollte nach seinem Willen kaum 83-83 j j j j leichten Abänderungen aus der Kaiserchronik zum gleichen Jahr. 84 An der Ilse, im Besitz des Bischofs von Halberstadt. 85 Am 9. März. 88 Vgl. Kaiserchronik zu 1113. 87 Vgl. Kaiserchronik, Ende des Berichts z. J. 1113. 88-88 jju r noch inhaltliche Übereinstimmung mit der Kaiserchronik zum gleichen Jahr.

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abesse voluit; quorum consilio vel assensu3 regis Angliç filiam Mathildem nomine dudum desponsatam legitime sibi coniungens regni consortem constituit88. Deinde contra quosdam in locis palustribus ultra Fresonum insulas habitantes imperator navalem expeditionem multo studio instituit. 5 Quo dum tendit, Coloniam Agrippinam sibi rebellem et in hoc quam plures Transrheninos atque Westfalos consentientes invenit, quorum numerantur nominatissimi Fridericus Coloniensis archiepiscopus, Gotefridus dux89, Heinricus quondam90 dux et Fridericus de Arnesburg. Intermissa itaque profectione manum in hostes presentes 10 extendere cupiens Coloniç partibus assedit, civitati vero mirifice munitç non prevalens regionem circumquaque vastavit tandemque soluto exercitub recidivam expeditionem contra eosdem rebelliones indixit. Qua circa Kalendas Octobris congregata Friderici posses­ siones aggreditur. Qua undique vastata et in medio regionis illius 15 castro firmo constructo eoque militibus, armis atque stipendiis in­ structo hieme superveniente ab armis disceditur. Anno Domini MCXV. Considerans imperator Saxoniam manifeste iam a se deficere contra eam ut iratus, ita etiam armatus venit et tam ex his, quos adduxerat, quam quos inibi sibi voluntarios invenerat, 20 castra non modica instituit. Saxones vero decpericulis suis agi cernen­ tes copias suas e diverso locant non pugnandi contra dominum suum audacia, sed defendendi se necessitate coacti, ut ipsi per internuncios imperatori confirmabant. Cumque per aliquot dies pars utraque alteri minaretur et parceret, quidam vir fortis nomine Hoger91, qui dudum 25 inter multa, qu§ bellicose egerat, Sigefridi palatini comitis nece se famosissimum in aula regis effecit92, assumpta omni electa iuventute, qu§ ut ipse mor§ fuit inpaciens, Saxones suos nimirum compatriotas audacter invasit93 ipseque leonina ferocitate dimicans gloriç cupidi­ tatem, qua flagrabat, multis secum cadentibus propria morte compro- 30 bavit. Interfuit huic conflictui, immo, ut aiunt, quodammodo prefuit episcopus Halberstatensis Eeinhardus, qui dudum ab imperatore consensu B. b) conventu Ree. IV. c> fehlt Rec. IV.

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einer oder überhaupt keiner der Großen fehlen; denn auf ihren Rat hin und mit ihrer Zustimmung verband er sich die Tochjter des Königs von England, Mathilde, die ihm schon länger verlobt war, auf rechtmäßige Weise und setzte sie als Teilhaberin des Reiches ein88. 5 Danach richtete der Kaiser mit viel Eifer einen Kriegszug mit Schiffen gegen irgendwelche Inselbewohner aus, die noch über Friesland hinaus in sumpfigen Gegenden wohnten. Als er dort hinzog, fand er die Stadt Köln im Aufstand gegen sich und ebenso viele von jenseits des Rheins und aus Westfalen, die mit ihr die gleiche Gesinnung zeigten; zu ihnen io gehörten so wohlbekannte Männer wie Erzbischof Friedrich von Köln, Herzog Gottfried89, der ehemalige Herzog Heinrich90 und Friedrich von Arnsberg. Er unterbrach deshalb seinen Zug, denn er wünschte, seine Hand gegen seine gegenwärtigen Feinde auszustrecken, und er lagerte im Gebiet von Köln ; da er aber die bewundernswert befestigte Stadt nicht is bezwingen konnte, verwüstete er das Umland und sagte schließlich einen neuen Feldzug gegen diese Rebellen an, nachdem er das versammelte Heer aufgelöst hatte. Als sich das Heer am 1. Oktober gesammelt hatte, griff er die Besitzungen Friedrichs an. Er verwüstete sie rundum und errichtete mitten in seinem Gebiet eine feste Burg, die er mit Soldaten, 20 Waffen und sonstigen Mitteln ausrüstete; und da der Winter anbrach, wurden die Waffen niedergelegt. Im Jahr des Herrn 1115. Da der Kaiser sah, daß Sachsen schon offenkundig von ihm abfiel, zog er ebenso ergrimmt wie bewaffnet gegen das Land und richtete mit denen, die er mitgebracht und den Freiwilligen, 25 die er im Land gefunden hatte, ein großes Heerlager ein. Die Sachsen aber erkannten, daß ihnen Gefahr drohte und stellten ihm ihre Truppen entgegen, nicht um aus Übermut gegen ihren Herrn zu kämpfen, sondern aus der Notwendigkeit, sich verteidigen zu müssen, wie sie dem Kaiser durch Unterhändler versicherten. Während einige Tage lang beide Seiten 30 einander drohten und schonten, griff ein Held namens Hoger91, der sich neben anderen kriegerischen Taten durch die Tötung des Pfalzgrafen Sigfrid einen berühmten Namen am H of des Königs gemacht hatte92, mit einer ausgewählten Schar junger Leute, die wie er selbst des Abwar­ tens müde waren, die Sachsen, seine Landsleute, kühn an93; er selbst 35 kämpfte mit Löwenkühnheit, seine brennende Ruhmsucht aber bezahlte er mit dem eigenen Tod, und viele fielen mit ihm. An diesem Kampf beteiligte sich auch Bischof Reinhard von Halberstadt, ja er war sogar 89 90 91 92 93

von Niederlothringen. von Lothringen. Graf Hoier von Mansfeld. Siehe oben S. 310 zum J. 1113. Am 11. Februar am Welfesholz.

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non modice fuit iniuriatus, qui nimirum suis magnam predicavit iusticiç consolationem, imperatoris vero de parte cçsis etiam sepulturç interdixit communionem. Sic domnus imperator non parum amaricatus ad Rhenum convertitur, Saxonum vero consensus ad resisten­ dum illi magis ac magis roboratur. Ad hçc quendam cardinalem Roma- 5 num nomine Dietericum94, legatione in Pannonias functum, per nuncios asciscunt, quo etiam prescripti concilii actionem95 et per ipsam imperatoris excommunicationem predicante96 tam archiepiscopus Magdeburgensis97, quam cgterarum çcclesiarum presides reconciliationem recipiunt; sicque scisso iterum regno undique nov§ 10 res oriuntur, sic contraria quçlibet in invicem partes utrçque moliun­ tur. Interea directi ab Italia nuncii obitum illius inclitç Mathildis98 nunciant eiusque prediorum terras amplissimas hereditario iure possidendas cesarem invitant. Qua nimirum femina sicut nemo is nostris in temporibus dicior ac famosior, ita nemo virtutibus et religione sub laica professione reperitur insignior. Conventus post hçc imperator amicorum consiliis, immo totius regni compulsus querimoniis generalem in Kalendas Novembris curiam Mogontiç fieri instituit, ubi liberam omnibus audientiam 20 de sibi obiectis8 satisfactionem, de suis extraordinarie vel iuveniliter gestis correctionem ad senatus consultum repromisit. Statuto itaque tempore dum ipse Mogontiç presens condictum frustra prestolatur conventum - nam prêter paucos episcopos nemo principum adven­ tabat -, Mogontini aptum sibi tempus arridere perpendentes subito 25 palatium loricati et armati vallant, alii atrium furiose irruentes in turmas et cuneos se glomerant, omnia strepitu, cuncta clamoribus implentes aulicis horribile spectaculum demonstrant. Quid multa? Dubium non est, quod, nisi datis ad presens obsidibus imperator ea, quç sibi imponebantur, facturum se citissime confirmasset, ipsum for- 30 tasse palacium cum universorum, qui in eo erant, crudelissima nece illico corruisset. Ita sedato vix militum plebisque ferventissimo

subiectis Rec. IV.

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dem Vernehmen nach so etwas wie der Anführer, denn er hatte unlängst vom Kaiser nicht geringes Unrecht erlitten; den Seinen verhieß er den großen Trost der Rechtfertigung, den Gefallenen auf der kaiserlichen Seite verwehrte er sogar das kirchliche Begräbnis. So kehrte der Herr 5 Kaiser nicht wenig verbittert an den Rhein zurück, während der Ent­ schluß der Sachsen zum Widerstand gegen ihn sich mehr und mehr verstärkte. Dazu riefen sie durch Boten einen römischen Kardinal namens Dietrich94 herbei, der als Legat in Ungarn gewirkt hatte; dieser verkün­ dete den Beschluß des obengenannten Konzils95 und die Exkommuni10 kation Heinrichs96, der Erzbischof von Magdeburg97 aber und die Vor­ steher der übrigen Kirchen erlangten die Versöhnung, und so wurde das Reich wiederum zerrissen, überall gab es Neues, und beide Parteien unternahmen Feindseligkeiten gegeneinander. Inzwischen meldeten Boten aus Italien den Tod der berühmten 15 Mathilde98 und luden den Kaiser ein, ihre weit ausgedehnten Eigengüter nach Erbrecht in Besitz zu nehmen. Niemand war zu unserer Zeit reicher begütert und berühmter als diese Frau, niemand aber auch aus dem Laienstand reicher an Tugenden und Frömmigkeit. Auf den Rat seiner Freunde, ja bewogen durch die Klagen des ganzen 20 Reiches, setzte der Kaiser danach einen allgemeinen Reichstag auf den 1. November zu Mainz fest, wo er allen freies Gehör, Genugtuung für das, was man ihm vorwarf, und Besserung für unrechtmäßige oder in jugendlicher Unbesonnenheit begangene Taten auf Fürstenbeschluß hin versprach. Während er selbst zur festgesetzten Zeit in Mainz zugegen 25 war und den angesagten Hoftag vergebens erwartete - denn außer einigen wenigen Bischöfen kam keiner der Fürsten - , umzingelten plötzlich die Mainzer gepanzert und gewaffnet die Pfalz, da sie den geeigneten Zeit­ punkt für gekommen hielten; andere drangen voller Wut in die Vorhalle ein, ballten sich zu Scharen und zu Haufen, erfüllten alles mit Waffenlärm, 30 alles mit Geschrei und boten den Höflingen ein schreckenerregendes Schauspiel. Was weiter? Wenn der Kaiser nicht sofort Geiseln gestellt und versichert hätte, alles, was man ihm auferlegte, schleunigst zu tun, wäre wohl ohne Zweifel die Pfalz selbst eingestürzt und hätte alle, die in ihr waren, grausam getötet. Als der Kaiser so mit Mühe den rasenden Zorn der

94 Am 1. September in Braunschweig nachgewiesen; am 8. September hielt er eine Synode in Goslar ab, auf der sich das hier Berichtete begab. 95 Das Laterankonzil von 1112, auf dem das sogenannte Pravileg annulliert worden wor. 96 Diese war 1112 von Guido von Vienne und später von Kuno von Preneste, nicht aber von Paschal ausgesprochen worden. 97 Adelgoz. 98 Am 24. Juli.

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furore césar ab urbe secessit et iuxta* placitum tertia die* Adelbertum, quem iam per annos tres artissima mancipaverat custodia99, 1vix nimirum ossibus herentemb>1 cathedrç suç remisit. Hic ergo non multo post sedis apostolicç legato Dieterico se nunciis et literis subiciens ipsum sibi cçterisque non paucis presulibus Coloniam s occurrere postulavit, ubi et mandata papç, quç ipse detulerit, com­ muniter percipi, et ille suam consecrationem, diu scilicet interclusam, tanta auctoritate consequi possit. Qui conventus instante festo natalis Domini factus est non absque indignatione imperatoris0, qui necdum plene voluntarius erat in consensu eiusdem ordinationis. 10 Anno Domini MCXVI. Imperator natalem Domini Spirç cum paucis episcopis et principibus celebrans ea, quç interim Coloniç gerebantur, graviter tulit. Audivit enim quam plurimos ibi convenisse, non solum metropolitanos, sed etiam alios episcopos vel optimates regni causa precipua verbum excommunicationis in se manifestandi, 15 quamvis ipse cardinalis, cuius hec initiabantur auctoritate, in itinere iamd defunctus illo ad sepulturam potius quam ad actionem delatus esset concilii. Missus tamen ab eo illuc presul Wirziburgensis2 audien­ tiam vel communionem nonnisi reconciliatus habere meruit, reversus post redditam legationem ei, qui se miserat, denuo communicare 20 rennuit, sed vitç periculo coactus missam coram rege celebravit indeque usque ad mortem contristatus latenter discessit sicque rursum communioni pristinç multis lacrimis reconciliatus ultra cesaris aspectu simul et gratia caruit. Qua etiam commotione succensus imperator ducatum orientalis 25 Franciç, qui Wirziburgensi episcopio antiqua regum successione® competebat3, Chuonrado4 sororis suç filio commisit, ipseque scandala principum declinans in Italiam se ima cum regina totaque domo sua contulit ac circa Padum negociis insistens6 regni legatos ad apostolicum pro componendis causis, quç iterum regnum et sacerdotium 30

a -a ) post paucos dies Rec. IV. W folgt ut coactus promiserat Rec. IV . °) regis B. d> fehlt Rec. IV . so alle Hss. statt vieil, concessione.

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Vasallen und des Volkes beschwichtigt hatte, verließ er die Stadt und gab gemäß Beschluß nach drei Tagen Adalbert, den er schon drei Jahre lang in strengster Haft gehalten h a tte " und der nur noch Haut und Knochen war1, seinem Bischofsstuhl zurück. Dieser unterwarf sich nicht viel später 5 durch Boten und Briefe dem Legaten des Apostolischen Stuhles, Dietrich, den er aufforderte, ihm und den übrigen zahlreichen Bischöfen nach Köln entgegenzukommen, wo man die Befehle des Papstes, die er überbrachte, gemeinsam vernehmen und er selbst seine lange aufgeschobene Weihe mit so bedeutender Unterstützung erlangen könne. Diese Zusammen10 kunft fand kurz vor dem Weihnachtsfest statt, nicht ohne Entrüstung des Kaisers, der seiner Ordinierung nicht ganz freiwillig zugestimmt hatte. Im Jahr des Herrn 1116. Der Kaiser feierte das Geburtsfest des Herrn mit wenigen Bischöfen und Fürsten in Speyer, und es kam ihn hart an, was inzwischen in Köln geschah. Er hörte nämlich, daß nicht nur 15 mehrere Erzbischöfe, sondern auch andere Bischöfe und Große des Rei­ ches dorthin zusammengekommen waren, hauptsächlich um den Bann­ spruch gegen ihn zu verkünden, obwohl der Kardinal selbst, auf dessen Veranlassung dies geschah, schon auf dem Weg gestorben und vielmehr zum Begräbnis statt zur Abhaltung einer Versammlung dort hingebracht 20 worden war. Der Bischof von Würzburg2, der vom Kaiser dort hinge­ schickt worden war, erlangte Gehör und kirchliche Gemeinschaft, obgleich er noch keine Buße geleistet hatte. Als er nach Abschluß seiner Gesandt­ schaft zurückkehrte, weigerte er sich, wiederum mit dem Gemeinschaft zu haben, der ihn gesandt hatte, aber unter Lebensgefahr gezwungen, 25 feierte er die Messe vor dem König; danach entwich er heimlich, zu Tode betrübt, und erlangte wiederum unter vielen Tränen die frühere kirch­ liche Gemeinschaft; des Kaisers Anblick und Gnade entbehrte er seitdem. In Zorn darüber übertrug der Kaiser den Dukat über Ostfranken, der auf Grund einer alten Verfügung der Könige dem Hochstift Würz30 bürg zustand3, dem Sohn seiner Schwester, Konrad4; er selbst begab sich, um den Ärgernissen von seiten der Fürsten auszuweichen, zusam­ men mit der Königin und der ganzen Hofhaltung nach Italien, beschäftigte sich in der Nähe des Po mit den Angelegenheiten des Königreiches5 und ordnete unterwürfig Gesandte an den Papst ab, um die Rechtsstreitigkeiten 35 beizulegen, die wiederum weltliche und geistliche Gewalt zu verwirren

»9 Vgl. oben z. J. 1112. 1-1 Vgl. oben S. 170; vgl. Thren. 4,8. 2 Erlung. 3 Vgl. Th. Mayer, Fürsten und Staat S. 282ff. 4 von Staufen, der spätere Konrad III. 5 D. h. mit der Übernahme der Erbschaft der Gräfin Mathilde.

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disturbare ceperunt, suppliciter destinavit. Cuius legationis primatum abbas Cluniacensis6, consanguineus, ut aiunt, domni pap§7, tenuit, qui et inter utramque partem pro componendis pacifice rebus fidelis et inpiger apocrisiarius multis argumentis invigilare studuit. Eodem igitur anno, qui est XVIII. ordinationis domni pap§ 5 Paschalis secundi, II. Nonas Marcii Rom§ in sede Lateranensi in çcclesia sancti Salvatoris, qu§ appellatur Constantiniana, celebrata est synodus universalis concilii8 congregatis ibidem ex diversis regnis et provinciis episcopis, abbatibus, catholicis ducibus et comitibus, legatis universarum provinciarum quamplurimis. Prima itaque die, 10 qu§ secunda erat feria terciç ebdomadç quadragesimalis, inter Medio­ lanenses episcopos Grosulanum et Iordanem, in alterum de invasione, in alterum, quod çcclesiç suç desertor extiterit, ventilata est contro­ versia. Hanc causam domnus apostolicus cardinalium episcoporum consilio tractandam distulit. Sequenti die in eandem causam plurima 15 tractata sunt, sed res minime9 finita. Quarta vero feria Lucensis episcopus de invasione terrç iuris çcclesiç suç Pisanos impetebat. Econtra dum Pisanus suos defenderet, inter utramvis partem utriusque populi suffragio longo litigio disceptatur. Tunc quidam episco­ porum de medio concilii surgens ita exorsus est: Domnum patrem 20 papam recordari decet, quare illius presentis et generalis concilii multitudo sancta per omnia periculorum genera mari terreque convenerit invitata; ibi non de spiritalibus vel ecclesiasticis, sed de secularibus ordine prepostero tractaturi negociis. Expediendum prius, propter quod principaliter convenerint, ut evidentius per- 25 noscatur, quid domnus apostolicus sentiat, quidque in çcclesiis suis reversi predicare debeant. Tunc apostolicus concilii causam et animi sui intentionem his verbis exposuit: „Postquam 9Dominus de servo suo fecit, quod voluit9, et10me populumque Romanum tradidit in manus regis10, videbam cotidie passim fieri rapinas et incendia, 30 cedes et adulteria. Hçc et huiusmodi mala cupiebam avertere ab çcclesia et populo Dei, et quod feci, 11 pro liberatione populi Dei feci11; feci autemut homo, 12 quia sumpulvis et cinis12. Fateor me male non Rec. IV. • Pontius. Er war schon an Weihnachten in Speyer von Heinrich V. für diese Gesandtschaft auserwählt worden.

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begannen. Das Haupt dieser Gesandtschaft war der Abt von Cluny6, ein Verwandter des Herrn Papstes7, wie es hieß. Dieser bemühte sich als getreuer und rastloser Sachwalter mit vielen Erwägungen, die Streitig­ keiten zwischen den beiden Parteien friedlich beizulegen. 5 In demselben Jahr, im 18. Jahr seit der Ordination Paschals II., wurde am 6. März in Rom im Lateran in der Kirche des Heiligen Erlösers, die die Konstantinische heißt, ein allgemeines Konzil8 abgehalten; es ver sammelten sich dort aus den verschiedenenReichen und LändernBischöfe, Äbte, rechtgläubige Herzoge und Grafen und sehr viele Abgesandte aller io Länder. Am ersten Tag, am Montag der dritten Fastenwoche, wurde ein Streit zwischen den beiden Mailänder Bischöfen Grosulan und Jordanes erörtert; der eine galt als Eindringling, der andere als einer, der seine Kirche im Stich gelassen hatte. Diesen Streitfall überließ der Herr Papst den Kardinalbischöfen zur Erörterung. Am folgenden Tag wurde der 15 Fall eingehend behandelt, aber nicht zu Ende gebracht. Am Mittwoch beschuldigte der Bischof von Lucca die Pisaner des Einfalls in ein Gebiet, das dem Recht seiner Kirche unterstand. Als der von Pisa dagegen seine Leute verteidigte, gab es zwischen beiden Parteien unter Beifall des Volkes auf beiden Seiten lange Auseinandersetzungen. Da 20 erhob sich einer der Bischöfe aus der Mitte der Versammlung und be­ gann folgendermaßen: Der Vater Papst möge daran denken, zu welchem Zweck diese heilige Versammlung dieses gegenwärtigen und allgemeinen Konzils unter allerlei Gefahren zu Wasser und zu Lande auf die Ein­ ladung hin hier zusammengekommen sei; hier seien sie nämlich im 25 Begriff, nicht über geistliche und kirchliche Dinge, sondern in umgekehr­ ter Ordnung über weltliche Geschäfte zu handeln. Zuerst müßte das behandelt werden, weswegen man hauptsächlich zusammengekommen sei, damit man deutlicher erkenne, welche Meinung der Papst habe und was man nach der Rückkehr in den Kirchen verkündigen solle. 30 Daraufhin erläuterte der Papst den Gegenstand des Konzils und seine Ansicht mit folgenden Worten: „Nachdem der Herr mit seinem Knecht getan hatte, was er wollte9, und mich und das römische Volk den Händen des Königs überliefert hatte10*, sah ich täglich überall Raub und Brand, Mord und Vergewaltigung. Diese und ähnliche Übel wollte ich von der 35 Kirche und demVolk Gottes abwenden, undwasichgetanhabe, 11habe ich zur Befreiung des Volkes Gottes getan11; ich habe es als Menschgetan, 12weil ich Staub undAsche bin12. Ichbekenne, schlecht gehandelt zuhaben,

7 Er war mit Calixt II., nicht mit Paschal II. verwandt. 8 6. bis 11. März 1116. Ekkehards Bericht, der unzweifelhaft auf dem Synodal­ protokoll beruhen muß, ist die Hauptquelle für dieses Konzil. Vgl. Ps. 113 B, 3. 10" 10 Vgl. 1. Reg. 14, 12. u - u y gi. Judith 12, 18. 12“ 12 Gen. 18, 27.

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egisse, sed rogo vos omnes 13 orare pro me ad Deum, ut indulgeat mihi13. Illud autem malum scriptum, quod in tentoriis factum est, quod pro pravitate sui pravilegium dicitur, condempno sub perpetuo anathemate, ut nullius umquam sit bonç memoriç, et rogo vos omnes, ut idem faciatis.“ Tunc ab universis conclamatum est: 5 „Fiat! Fiat!“ Bruno autem Signinus episcopus altius exorsus ait: „Gratias agimus omnipotenti Deo, quod domnum Paschalem papam, qui presenti concilio presidet, audivimus proprio ore damnantem illud pravilegium, quod pravitatem et heresim continebat“. Ad h§c quidam cavillatorie subiunxit: „Si privilegium illud heresim contine-10 bat, qui illud fecit, hereticus fuit.“ Iohannes autem Caietanus ad hoc commotus Signino respondit: „Tune hic et in concilio nobis audienti­ bus Romanum pontificem appellas hereticum? Scriptum, quod fecit domnus papa, malum quidem fuit, sed heresis non fuit.“ Et alter quidam adiecit: „Immo nec malum dici debet, quia, si liberare popu-15 lum Dei bonum est, quod domnus papa fecit, bonum fuit. Sed liberare populum Dei bonum est auctoritate evangelii, qua precipimur animas quoque pro fratribus ponere14.“ Ad h§c pacientia domni papç horrendo heresis nomine pulsata4 expergefacta est et manu silentium indicens dissidentium clamores et murmura tali ratione compescuit: „Fratres 20 et domini mei, audite! JScclesia ista nunquam habuit heresim, immo hic omnes hereses conquassate sunt. Hic Arriana heresis, qu§ per CCC fere annos viguit, annullata est. Ab hac sede heresis Euticiana, Sabelliana contrita, Fotinus ceterique heretici destructi sunt. Pro hac çcclesia filius Dei in passione suaa oravit, cum dixit: 15Ego pro te 25 rogavi, Petre, ut non deficiat fides tua16.“ Quinta feria papa in concilio non sedit multis et maxime regis negotiis per domnum Cluniacensem, Iohannem Caitanum et Petrum Leonis et Urbis prefectum cgterosque illius partis fautores impeditus. Sexta feria apostolicus in generalem omnium ecclesiarum causam animum advertit et Iohanne 30 Caitano cum Petro Leone cçterisque regis fidelibus 16 in faciem resi­ stentibus16 predicto Cûnoni Prenestino17 sepius verbum excommuni­ cationis exponere cupienti murmur huiusmodi verbis et manu ita compescuit: „Ijlcclesia primitiva martyrum tempore floruit apud

*) fehlt B.

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aber ich bitte euch alle,13für mich zu Gott zu beten, daß er m ir verzeihe13. Jenes schlimme Schriftstück aber, das im Lager verfaßt wurde und wegen seiner Verkehrtheit Pravileg genannt wird, verdamme und belege ich mit dem ewigen Bann, damit es bei niemandem in gutem Angedenken 5 sei. Und ich bitte euch alle, das gleiche zu tun.“ Da riefen alle: „So geschehe es, so geschehe es!“ Bruno aber, der Bischof von Segni erhob seine Stimme lauter und sagte: „W ir danken dem allmächtigen Gott, daß wir den Papst Paschal, der dieses Konzil leitet, jenes Pravileg mit eigenem Munde haben verdammen hören, weil es eine Verkehrtheit und io Häresie enthält.“ Dann fügte irgendeiner stichelnd hinzu: „W enn jenes Privileg eine Häresie enthielt, dann ist der, der es erlassen hat, ein Häretiker.“ Erregt antwortete Johannes von Gaeta darauf dem von Segni: „D u nennst hier und in dieser Versammlung vor unseren Ohren den römischen Bischof einen Häretiker? Das Schriftstück, das der Papst 15 verfaßte, war freilich schlecht, aber es war keine Häresie.“ Und ein anderer fügte hinzu: „N och nicht einmal schlecht darf man es nennen, denn wenn es gut ist, das Volk Gottes zu befreien, dann ist es gut gewesen, was der Herr Papst getan hat. Das Volk Gottes zu befreien, ist aber gut gemäß der Autorität des Evangeliums, durch die wir gehalten sind, auch unser 20 Leben für unsere Brüder zu geben14.“ Aufgescheucht durch den schreck­ lichen Vorwurf der Häresie, gab der Papst seine bisherige Zurückhaltung auf und mit der Hand Schweigen gebietend, besänftigte er das laute Schreien und Tosen der Streitenden mit folgender Erklärung: „Meine Brüder und Herren, hört! Diese Kirche hier hat sich niemals eine 25 Irrlehre zu eigen gemacht; im Gegenteil, alle Irrlehren wurden hier zerschmettert. Hier wurde die arianische Häresie, die fast 300 Jahre in Ansehen stand, zunichte gemacht. Von diesem Stuhl wurden die Irr­ lehren des Eutiches und Sabellius zertreten, Photinus und die übrigen Häretiker vernichtet. Für diese Kirche betete der Gottessohn in seinem 30 Leiden, als er sprach15: Ich habe für Dich gebetet, Petrus, daß Dein Glaube nicht wanke.“ Am Donnerstag nahm der Papst nicht an der Sitzung teil, da er durch vielerlei Geschäfte, vor allem solche des Königs, durch den Abt von Cluny, Johannes von Gaeta, Petrus Leonis und den Stadtpräfekten sowie die Fürsprecher jener Partei verhindert wurde. 35 Am Freitag wandte sich der Papst der Hauptangelegenheit aller Kirchen zu, und während Johannes von Gaeta zusammen mit Petrus Leone und den übrigen Anhängern des Königs dem genannten Kuno von Preneste17, der öfter den Bannspruch aussprechen wollte, ins Gesicht hinein wider­ standen16, besänftigte er das Murren mit folgenden Worten und einer 40 Handbewegung: „Die frühe Kirche in der Zeit der Märtyrer war groß vor 13-ia y g ] (jag Confiteor des Missale Romanum. 14 Vgl. loh . 15, 13. 15- 15 Luc. 22, 32. Vgl. Gal. 2, 11. 17 Vgl. oben Anm. 96, doch hat Ekkehard ihn zuvor noch nicht namentlich genannt.

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Ekkehard III

Deuin et non apud homines. Dein ad fidem conversi sunt reges, imperatores Romani et principes, qui matrem suam çcclesiam sicut boni filii honestaverunt conferendo çcclesiç Dei predia et allodia, seculares honores et dignitates, regalia quoque iura et insignia, quemadmodum Constantinus ceterique fideles, et cçpit ecclesia florere 5 tam apud homines quam apud Deum. Habeat ergo mater et domina nostra çcclesia sibi a regibus sive principibus collata, dispenset et tribuat ea filiis suis, sicut scit et sicut vult.“ Pravilegium investi­ ture, quod in tentoriis concessisse videbatur, obliterare volens, iterans sententiam pap§ Gregorii VII. investituram ecclesiasticarum 10 rerum a laica manu rursus excommunicavit sub anathemate dantis et accipientis, cardinalis vero domnus Cûno Prenestinus talem pape fecit inductionem legationis sue contra disturbatores presentia negocii competentem: „Domine pater, si tue placet maiestati, si vere tuus fui legatus et, que feci, tibi placent esse rata, in auribus sancti is huius presentis concilii ore tuo edicito et legationem meam tua aucto­ ritate corrobora, 18ut sciant omnes, quia tu me misisti. “ 18 Ad hec apostolicus respondens ait: „Vere legatus ex latere19 nostro missus fuisti, et quicquid tu ceterique fratres nostri cardinales episcopi, legati Deia eta apostolorum Petri et Pauli, huius sedis et nostra 20 auctoritate fecerunt, probaverunt, confirmaverunt, ego quoque probo et confirmo, quicquid autem damnaverunt, damno.“ Et domnus Prenestinus consequenter subiunxit, qualiter pro sedis illius legatione Hierosolimis audierit regem Heinricum post sacramenta obsides et oscula in ipsa beati Petri çcclesia domnum papam tenuisse captum et 25 indigne tractatum, potiora çcclesiç membra3, cardinales videlicet, exutos, tractos et male tractatos, nobiles quoque Romanos occisos et captivos et populi stragem factam audiens ingemuerit et pro huiusmodi facinoribus çcclesiç Hierosolymitane consilio, zelo Dei animatus, excommunicationis sententiam in regem dictavit20 et eandem in Gre- 30 cia, Ungaria, Saxonia, Lotharingia, Francia, in V conciliis21 consilio a> fehlt B. « - i s Vgl. Ioh. 11, 42.

19 D. i. ein mit umfassenden Vollmachten ausgestatteter Legat, der als unmittelbarer Stellvertreter des Papstes auftritt und dessen Rechtshandlungen sofortige Wirkung haben, allerdings zur dauernden Gültigkeit der päpstlichen Bestätigung bedürfen, wie sie hier auch von Kuno gefordert wird.

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Gott und nicht vor den Menschen. Dann bekehrten sich die Könige zum Glauben, die römischen Kaiser und Herrscher, die ihre Mutter, die Barche, wie gute Söhne ehrten; sie übertrugen der Kirche Gottes Gut und Eigen, weltliche Ämter und Würden, auch königliche Rechte und 5 Abzeichen, wie Konstantin und die übrigen Gläubigen. Und die Kirche begann zu blühen sowohl vor den Menschen als auch vor Gott. Es besitze also unsere Mutter und Herrin, die Kirche, die Gaben der Könige und Fürsten. Sie teile sie ihren Söhnen aus und zu, wie sie es für richtig hält und will.“ Das Pravileg der Investitur, das im Lager gewährt zu sein schien, io wollte er tilgen, deshalb wiederholte er die Sentenz Papst Gregors VII. und belegte die Investitur kirchücher Güter durch Laienhand erneut mit dem Bann, wobei sowohl der Spender als auch der Empfänger gebannt sein sollten. Der Herr Kardinal Kuno von Preneste aber wies vor dem Papst auf sein Legatenamt hin, so wie es gegenüber den Störern 15 der gegenwärtigen Aufgabe angemessen war: „Mein Vater, wenn es Deiner Hoheit gefällt, wenn ich wahrhaft Dein Legat gewesen bin und Dir das, was ich getan habe, als richtig erscheint, so verkünde es mit Deinem Munde vor den Ohren dieses heiligen Konzils hier und bestätige meine Legatentätigkeit durch Deine Autorität, 18damit alle wissen, daß Du 20 mich gesandt hast18.“ Darauf antwortete der Papst: „D u bist wahrhaft als unser »Legat ex latere'19 geschickt worden; und was Du und unsere übri­ gen Brüder, die Kardinalbischöfe, als Gesandte Gottes und der Apostel Petrus und Paulus mit der Vollmacht dieses Stuhles und der unseren getan, gebilligt und bestätigt haben, das billige und bestätige auch ich; 25 was sie aber verdammt haben, verdamme auch ich.“ Und der von Pre­ neste führte im Anschluß daran aus, wie er auf einer Legationsreise im Auftrag dieses Stuhles in Jerusalem gehört habe, daß König Heinrich nach Eidesleistung, Geiselaustausch und Küssen in der Kirche des hl. Petrus den Herrn Papst gefangengehalten und unwürdig behandelt habe, und wie so er geklagt habe, als er hörte, daß die bedeutenderen Glieder der Kirche, die Kardinäle nämlich, beraubt, verschleppt und mißhandelt, daß auch vornehme Römer getötet oder gefangengenommen worden seien und überhaupt ein Blutbad unter dem Volk angerichtet worden sei; wegen dieser Schandtaten verkündete er auf Rat der Kirche von Jerusalem, vom 33 Eifer für Gott getrieben, den Bannspruch gegen den König20 und bestä­ tigte ihn in Griechenland, Ungarn, Sachsen, Lothringen und Frankreich und erneuerte ihn auf Rat dieser Kirchen auf fünf Konzilien21; er bitte

20 Noch 1111. 21 Am 6. Dezember 1114 in Beauvais, am 28. März 1115 in Reims, am 19. April 1115 in Köln, am 12. Juli 1115 in Châlons. Zwischen den Versammlungen in K öln und Châlons scheint ein Aufenthalt Kunos in Sachsen zu liegen.

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Ekkehard III

predictarum çcclesiarum renovando confirmavit, orare se demum, ut sicut domnus papa legationem suam confirmavisset, ita presentis concilii patres et episcopi concorditer annuerent. Ad eundem modum legati et literç domni Viennensis22 postulabant. Dum tali ratione et ordine tam variç et dissonç multitudinis assensus exquiritur, a saniori s parte veritati et apertç rationi nichil contradictum, a paucis submurmuratum est, ab episcopis et abbatibus nullo modo reclamatum. Sabbato denique inter Mediolanensium episcopos controversia tali dispensatione terminata est. Apostolico Paschali docente trans­ lationes episcoporum duobus fieri modis, necessitate vel utilitate, 10 huius autem translationis Grosulani quç videbatur utilitatem in animarum et corporum dampna conversam, Grosulanum quidem in locum, unde translatus fuerat23, restituit, Iordanem vero Mediolanen­ sibus concessit. His autem, qui propter concilium et animarum suarum remedium apostolorum limina visitaverant, qui de capitalibus pçni-15 tentiam agerent, XL dierum pçnitentiam induisit et apostolica bene­ dictione concilii exameron laudabiliter absolvit. Scindebatur inter h§c et huiusmodi regnum Teutonicum, quod iamadecennio vel paulo plus concorditer quieverat, et quia rex aberat, unusquisque non quod rectum, sed quod sibi placitum videbatur, hoc 20 faciebat. Primo igitur pars utraque conventibus assiduis agros alterius vastare, colonos despoliare cçpit, maximeque in episcopio Wirciburgensi per Cûnradum fratrem ducis Friderici lues ista succrevit. Post hçc occasione nacta undique latrunculi pullulabant, qui nullam temporibus vel personis distantiam exhibentes, ut dici solet, rapere et 25 clepere, invadere et occidere nilque per omnia victis reliqui facere satagebant. Longum est presulis Mogontini24 machinamenta contra regis fideles eorumque adversus illum insidiosas discursiones enarrare, seditiones nonnullorum urbanorum describere, civitates aliquas suis presulibus per has pestes orbatas, munitiones locis insolitis instructasb, 30 castella quam plura invicem destructa, regiones preda flammaque vastatas, congressiones et cedes mutuas ab utriusque partis equitibus factas, oppressiones pauperum et peregrinorum atque captivitates more barbarico a Christianis in Christianos exercitas multaque id genus literis tradere. Nam neque pax Dei cçteraque sacramentis 35 a) folgt vix B. b) destructas Rec. IV.

Heinrich V. 1116

325

schließlich, daß, wie der Papst seine Legatentätigkeit bestätigt habe, auch die Väter und Bischöfe dieses Konzils einmütig zustimmten. Das gleiche forderten Gesandte und Briefe des Bischofs von Vienne22. Während man auf diese Art und Weise die Zustimmung einer so verschiedenen und 5 uneinheitlichen Menge verlangte, wurde von dem vernünftigeren Teil der Wahrheit und der offensichtlichen Vernunft nicht widersprochen, von wenigen wurde insgeheim gemurrt, von den Bischöfen und Äbten wurden keine Einwendungen gemacht. Am Samstag endlich wurde der Streit zwischen den Mailänder Bischöfen durch folgende Entscheidung beendet, io Papst Paschal belehrte darüber, daß Translationen von Bischöfen aus zwei Gründen geschehen könnten, aus Notwendigkeit oder aus Nützlich­ keit; das was nützlich an der Translation von Grosulan erschien, habe sich in Schaden für Seelen und Leiber gekehrt. Grosulan setzte er also an dem Ort wieder ein, von dem er transferiert worden war23, Jordanes 15 aber gab er den Mailändern. Denen aber, die des Konzils und ihres Seelen­ heils wegen die Schwellen der Apostel besucht hatten und die wegen Tod­ sünden Buße leisten sollten, erlegte er eine Buße von vierzig Tagen auf und beendete das sechstägige Konzil lobwürdig mit dem apostolischen Segen. 20 Dadurch wurde das Deutsche Reich wieder gespalten, das ein Jahr­ zehnt oder ein wenig mehr Ruhe gehabt hatte. Und weil der König abwesend war, tat jeder nicht was recht war, sondern was ihm gefiel. Zuerst also tat sich jede der beiden Parteien immer wieder zusammen und begann die Felder der anderen zu verwüsten und die Bauern zu berauben; 25 vor allem im Bistum Würzburg nahm diese Pest durch Konrad, den Bru­ der Herzog Friedrichs, überhand. Danach nahmen allerorts die Räuber zu, da der Zeitpunkt günstig war; sie nahmen weder auf Zeiten noch Personen Rücksicht, wie man zu sagen pflegt, und sie raubten und stahlen heimlich, überfielen und töteten und ließen den Opfern überhaupt nichts 30 übrig. Es führte zu weit, die Machenschaften des Bischofs von Mainz24 gegen die Anhänger des Königs und deren listenreiche Unternehmungen gegen ihn aufzuzählen, die Aufstände einiger Städter zu beschreiben oder zu berichten, wie einige Städte ob dieser Pest von ihren Bischöfen ver­ waist waren, Befestigungen an ungewohnten Plätzen errichtet, viele 35 Burgen gegenseitig zerstört, Landstriche durch Plünderung und Feuer verwüstet, Zusammenstöße und gegenseitiges Morden von den Vasallen beider Seiten verübt wurden, wie Bedrückung der Armen und Fremden und Gefangennahmen nach Art der Barbaren von Christen gegen Christen geschahen und vieles andere mehr festzuhalten. Denn weder der

22 Guido. 23 Savona. 24 Adalbert.

326

Ekkehard III

firmata pacta custodiuntur, sed uniuscuiusque conditionis et çtatis prêter solos çcclesiasticç professionis homines, quibus iam pene nichil prêter miseram restat animam, cçteri, inquam, hoc tempore beluino furore bachantur. Hinc undique vastatis agris, villis depopula­ tis, oppidis ac regionibus nonnulhs in solitudinema pene redactis, 5 deficiente cotidiana clericis per çcclesias prebenda cessabant in quibus­ dam çcclesiis clericalia nimirum officia. Et, o 26 effusum calicem furoris Dei25, locupletissimum illud et per totam Germaniam famosissimum ac principale cçnobium Fuldense usque ad ultimam redactum est inopiam victus etiam necessariib. 10

In Christi nomine incipit libellus qui dicitur Hierosolimita de oppressione, liberatione ac restauratione sancte Hierosolimitane ecclesie. 26 De militie vel expeditionis causa, que temporibus nostris non tam humanitus quam divinitus ordinata est, Hierosolimam ex is omnibus pene mundi, sed maxime occidentalium regnorum partibus tendentium fert animus estuans26 aliqua prescriptis adicere ac per hoc auctoritati tue, pastor venerande27, universoque gregi sanctorum Stephani atque Viti sub virga tua trementi satisfacere. Non enim fas arbitror his, quibus me ipsum totum debeo, cum iam in maioribus 20 obedierim, id est ab inicio temporum usque ad nostrorum temporum feces diversorum chronicorum tradiciones memorabiliores pro posse et nosse digesserim, etiam hec, que minora sunt, caritati vestre dene­ gare, quod esset omnino in holocausto Domini caudam cum capite non offerre. 26 Impellit etiam in id ipsum me quorundam imprudentium, 25 immo impudentium necessaria nimis redargutio, qui vetusto semper errore contenti novitatem hanc iam senescenti et prope intereunti mundo pernecessariam ore temerario presumunt reprehendere0,26. a> folgt iam Rec. IV . b) In den Hss. der Rec. III folgen hier zunächst die als ursprünglicher Bestand­ teil der Rec. IV erst unten S. 334 abgedruckten Jahresberichte zu 1117— 1125, danach erat der hier angeschlossene „Hierosolimita“ , der auch in der Original­ fassung der Rec. III auf den Jahresbericht zu 1116 gefolgt sein dürfte. Der darauf folgende Text entspricht den Kreuzzugsnachrichten in den ein­ zelnen Jahresberichten der Rezension I. mit Ausnahme des hier folgenden Schluß­ abschnitts.

Hierosolimita

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Gottesfrieden noch andere durch Eide gesicherte Abmachungen wurden gehalten, die Menschen jeglichen Standes und Alters, mit Ausnahme ein­ zig der Menschen kirchlichen Standes, denen beinahe nichts anderes mehr blieb als das elende Leben, alle übrigen, sage ich, rasten nämlich in dieser 5 Zeit in tierischer Wut. Weil nun überall die Felder verwüstet und die Dörfer entvölkert, einige Städte und Landstriche fast in Einöden ver­ wandelt waren, und weil den Geistlichen der tägliche Unterhalt durch die Kirchen fehlte, hörten in einigen Kirchen die geistlichen Verrichtungen ganz auf. Und, o 28ausgegossener Kelch des Zornes Gottes25! das be10 gütertste und in ganz Deutschland berühmteste und wichtigste der Klö­ ster, Fulda, litt äußersten Mangel an den notwendigsten Lebensmitteln.

Im Namen Christi beginnt das Buch ,.Der Jerusalempilger“ über die Bedrängnis, Befreiung und Wiederherstellung der heiligen Kirche zu Jerusalem. 15 26Es drängt das brennende Herz, dem Vorangehenden etwas hinzu­ zufügen über die Heerfahrt, die in unserer Zeit nicht von Menschen, sondern von Gott angeordnet wurde, und über die Teilnehmer, die aus allen Teilen der Welt, vor allem aber aus den westlichen Königreichen nach Jerusalem strebten26, um so deiner Würde, verehrungswürdiger 20 H irt27, und der ganzen Herde der heiligen Stephan und Vitus, die unter deinem Stab zittert, Genüge zu tun. Ich halte es nämlich nicht für recht, euch Lieben, denen ich mich ganz und gar verpflichtet fühle und denen ich schon im Größeren gehorchte, indem ich von Anbeginn der Zeit an bis auf den Bodensatz unserer Zeit die erinnerungswürdigeren Über25 lieferungen verschiedener Chroniken nach bestem Wissen und Können zusammenstellte, das Geringere vorzuenthalten; denn das hieße, beim Brandopfer für den Herrn den K opf ohne Schwanz darzubringen. 26Dazu zwingt mich auch die unbedingt notwendige Zurückweisung einiger Törichter, ja Schamloser, die stets mit dem alten Irrtum zufrieden, diese 30 Neuerung, die der schon alternden, ja beinahe untergehenden Welt so notwendig ist, vermessenerweise zu tadeln wagen26.

25-25 v gl. Apoc. 16, 19. 2« - 2« Vgl. oben z. J. 1099, S. 130.

Ekkehard III

328

269 N onulli etiam palm ati de H ierosolim a redeuntes Acris, qug et A ccaron, a nostris expugnatam nunciant, alia quoque prêter hec non pauca, que m ultam nobis leticiam m inistrarent, fausta super H ierosolim itane

gcclesig

statu narrant269.

Inter

que

et regem

Balduvinum R uotgeri ducis Sicilig filiam , Cuonradi regis viduam , 5 in m atrim onium duxisse com m em orant28, adducentem sibi tantam Siculorum

ac

Norm annorum

classem ,

qug

A scaloni

christiano

nom ini denuo infestissim e, sufficerent a parte maris in obsidionem . Quam etiam idem rex a terra cum suis obsidens tributariam fecit. N on m ulto post cum iam post 29absconsam parum per faciem suam io D om inus29 respexisset 30Syon, quam olim elegerat in habitationem sib i30, cepit per orbem terrarum huiusm odi gaudii semen non inm erito diffundi, fideles animg, qug vere filie sunt Hierusalem , longe lateque bonorum fructuum votis im pregnari, vaticinia quoque iam dudum oblivion i pene tradita diversis ubique cordibus, linguis et vocibu s is iterari. „E c c e “ , inquiunt, „nostris, 31in quos fines seculorum devene­ ru n t31, tem poribus 32respexit Dom inus Syon, et videbitur ibi in gloria sua. R espexit in orationem hum ilium et non“ 32, et cetera. 33„M iser­ tus est civitati sanctificationis sug Hierusalem , civitati requiei sug33. 34Gaudete gaudio om nes qui lugebatis super eam “ 34, et reliqua. H ec

20

et huiusm odi m ille presagia licet per anagogen ad 35illam qug sursum est m atrem nostram H ierusalem 35 referantur, tam en infirm ioribus 36m em bris ab uberibus consolationis36 prescriptg vel scribende potatis pro tanti contem platione vel participatione gaudii periculis se tradere etiam hystorialiter practica discursione cohortantur. Scim us hom inem verbi gratia, qui canticum illu d 37 „L etatus sum “ cum alleluia se in visione fatetur audisse seque ipsum vocibu s canentium succinuisse ac per hoc in tantum ad eandem peregrinationem anim atum , uti nullam spiritus eius requiem haberet, donec per m ultas tribulationes

26a Vgl. oben Jahresbericht zu 1104. 27 Erkembert. 28 Irrtum, in Wirklichkeit die Witwe Rogers; vgl. auch oben S. 130.

25

Hierosolimita

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26aEinige kehrten mit Palmen bekränzt aus Jerusalem zurück und berichteten, Akra, das auch Akkon heißt, sei von den Unsrigen erobert worden; sie erzählten zu unserer nicht geringen Freude auch sonst mancherlei Günstiges über den Zustand der Kirche von Jerusalem26®. 5 Dabei gaben sie auch Kunde davon, daß König Balduin die Tochter des Herzogs Roger von Sizilien, die Witwe König Konrads28, geehelicht und diese ihm eine solch große Flotte der Sizilier und der Normannen zuge­ führt habe, daß sie zur Belagerung von Askalon, das den Christen neuer­ lich außerordentlichen Abbruch tat, von See her genügte. Der König io selbst belagerte die Stadt zu Lande mit den Seinen und machte sie tribut­ pflichtig. Bald, nachdem 29Gott zunächst eine Weile sein Antlitz verborgen29, dann aber wieder gnädig auf 30Sy on geschaut hatte, das er sich einst zur Wohnung erkor30, begann verdientermaßen der Samen derartiger Freude 15 über die ganze Erde ausgebreitet zu werden, und begannen,die Gläubigen, die die wahren Töchter Jerusalems sind, weit und breit vom Verlangen nach guten Früchten geschwängert zu werden; auch längst vergessene Weissagungen wurden mit unterschiedlichem Sinn und verschiedenen Zungen und Stimmen wiederholt. „Siehe“ , so sagten sie, „in unseren Zei20 ten, 31zu denen das Ende der Weltzeiten gekommen ist31, 32schaute der Herr gnädig auf Syon, und er wird dort in seiner Herrlichkeit erscheinen. Er kehrte sich zu dem Gebet der Armen und nimmermehr32“ , und so weiter. 33,,Er hat sich seiner heiligen Stadt erbarmt, Jerusalem, der Stadt seiner Wohnung33. 34Jubelt und frohlockt, die ihr um ihretwillen trauertet“ 34, 25 und so weiter. Wenn auch diese und tausend ähnliche Weissagungen sich ihrem tieferen Sinn nach auf 35unsere Mutter Jerusalem in der Höhe35 be­ ziehen, ermahnen sie dennoch 36die schwächeren Glieder, die von den Brü­ sten der schon beschriebenen und noch zu beschreibenden Tröstung getrun­ ken haben36, sich um der Betrachtung der Freude und um der Teilnahme 30 an dieser Freude willen den Gefahren auszusetzen, indem sie die Reise entsprechend dem buchstäblichen Schriftsinn durchführen. Wir kennen nämlich einen Menschen, der bekennt, den Gesang37 „Ich freute mich“ mitsamt dem Alleluja in einer Vision gehört und selbst in die Stimmen der Singenden mit eingestimmt zu haben und dadurch zu dieser Pilger35 fahrt in solchem Maße angeregt worden zu sein, daß sein Geist keine Ruhe fand, bis er durch vielerlei Drangsale hindurch persönlich dort angelangt

29" 29 Is. 54, 8. äi-«1 1. Cor. 10, 11. 33- 33 Eccles. 36, 15. 33- 33 Gal. 4, 26. 37 Ps. 122.

so-so p s> 131> 13. 32-82 p s. l o i , 17f. 34- 34 Is. 66, 10. 3« -36 Is. 66, 11.

330

Ekkehard III

corporali presentia, 38ubi steterunt pedes Domini38, pertingens adoraret. Nec mirandum, sed venerandum, post ablata saxis duriora cordium ethnicorum scandala de via Domini, catholicam unanimiter çcclesiam ad fontem sui exortus et ad cunabula primitive su§ insti­ tutionis39 ac specialem veri panis domum40 nova penitentiç via 5 contendere, quam constat olim preciosa queque sua membra per eandem viam non neci tantum, sed etiam omnigenis paganorum ludibriis ut oves occisionis exposuisse. Ex eisdem Christi confessori­ bus pauci qui supersunt testari solent, quod recordari miserabile est, nec passum se pedis inter idolâtras gratis consecutos, quanto minus 10 victuum vel hospiciorum solamina. De tormentis inauditis et innume­ ris, que pro auri exactione passi sunt, quis satis scribere queat, quibus mors utique amarissima pro lucro, vita pro cruce erat? Sed ut ad nostra redeamus tempora - 41 quod enim scimus loquimur, et quod vidimus testamur41 -, nondum desunt illo 42in stadio42 quam- 15 vis 43plana iam via43 4 2 currentibus42 in absolutionem culparum mar­ tyrii42 bravia42, 43 apericula scilicet latronum, pericula fluminum, peri­ cula maris, solitudinis, famis et sitis43 a, estus et egritudinis aliaque mille peregrinationis incommoda, inexpertis vix credibilia. Dant fidem dictis nostris tot per eandem stratam strata Christi cruci- 20 ferorum capitibus ablatis cadavera, qui latrocinantibus ibidem invasi paganis, in modum crucis contra orientem terre protensi 44 calicem Christi bibisse44 cernuntur inter orationum, pro quibus peregrina­ bantur, vota. Quapropter cessent - necesse est! - quidam deliciarum vinculis irretiti crucem post Christum, ^quamvis in angaria cum 25 Symone45, portantibus inproperare, cur ipsum iter utpote nusquam divinis legibus indictum vicio dumtaxat mobilitatis assequantur, cum ipsi se potius incorrigibiles, dum vias Domini duras non appetunt, detractionibus venenata lingua testentur. Nos autem quid hos nisi vere martyres credamus, quibus 46mundus crucifixus et ipsi mundo46. 30 Crucis se signo ad tot cruciatus insigniunt, et de multis paucissimi idemque palmati quasi victores mortis redeunt. Nec desunt iameandem 38-38

ps> 131> 7.

39 D. h. Jerusalem. 40 D. h. Bethlehem ( = Brothausen, vgl. oben S. 132 Anm. 21). 41- « loh . 3, 11.

Hierosolimita

331

wäre, 38wo die Füße des Herrn standen38, um anzubeten. Es ist nicht verwunderlich, sondern verehrungswürdig, daß die katholische Kirche, nachdem der Heiden Ärgernisse, die härter sind als Steine, vom Weg des Herrn hinweggeräumt sind, einmütig zur Quelle ihres Ursprungs und zur 5 Wiege ihrer ersten Stiftung39 und zu dem besonderen Haus des wahren Brotes40 neuerlich auf dem Weg der Buße strebte, sie, die —wie es gewiß ist —einst ihre kostbaren Glieder auf demselben Weg nicht nur dem Unter­ gang, sondern auch allem Spott der Heiden aussetzte, als ob sie Schlacht­ opfer wären. Von diesen Bekennern Christi pflegen die wenigen Über10 lebenden zu bezeugen, was zu erinnern beklagenswert ist, daß sie unter Götzendienern keinen Schritt, noch weniger aber den Trost des Unter­ halts und der Herberge umsonst erlangt hätten. Von den unerhörten und unzählbaren Qualen, die sie erlitten, weil man von ihnen Gold erpressen wollte, wer könnte davon hinreichend schreiben, da ihnen der bitterste 15 Tod zum Lohn, das Leben zum Kreuz wurde? Um aber zu unserer Zeit zurückzukehren - 41wir sagen nämlich, was wir wissen und bezeugen, was wir sahen41 - , wenn auch 4sder Weg jetzt eben ist43, so mangelt es doch auf der 42Rennbahn denjenigen, die zur Tilgung ihrer Sünden dahineilen, nicht an Preisen42 des Martyriums, 43aGefahren 20 von Räubern nämlich, von Flüssen, des Meeres, der Einöde, des Hungers und des Durstes43a, der Hitze und der Krankheit und an tausend anderen Unzu­ träglichkeiten der Pilgerschaft, die Unerfahrenen kaum glaubhaft erschei­ nen. Glaubwürdigkeit geben unseren Worten die zahlreichen enthaupteten Leichen der Kreuzfahrer, die auf dieser Straße liegen, der Kreuzfahrer, die 25 wegen der räuberischen Heiden dort eingedrungen waren, nun in Kreuzes­ form gegen den Osten des Landes hingestreckt, sichtbar 44den Kelch Christi getrunken haben44 unter Gebeten, um deretwillen sie sich auf Pilgerfahrt befanden. Deshalb sollten - wie es notwendig ist! - diejenigen, die in die Fesseln des Genusses verstrickt sind, auf hören, denen Vorwürfe zu 30 machen, die Christus, 45wenn auch im Frondienst zusammen mit Simon45, das Kreuz nachtragen, weil sie diesen Weg, den doch kein göttliches Gesetz vorschreibe, genau genommen aus Unstetigkeit eingeschlagen hätten; denn da sie die harten Wege des Herrn nicht erstreben, erweisen sie selbst sich durch solche Herabsetzungen, die sie mit giftiger Zunge 35 Vorbringen, als unverbesserlich. Wir aber, für was, wenn nicht für wahre Märtyrer, sollen wir diejenigen halten, für die 46die Welt gekreuzigt ist und die selbst für die Welt gekreuzigt sind46. Sie bezeichnen sich mit dem Zeichen des Kreuzes für so viele Martern, und von den vielen kehren nur wenige mit Palmen geziert als Sieger über den Tod zurück. Denen die das 4 1. K or. 9, 24. 43a-43a Vgl. 2. Kor. 11, 26f. 45-45 vgl. Matth. 27, 32.

4«-4« vgl. Gal. 6, 14.

43-43 Vgl. Is. 40, 4. 44-44 Vgl. Matth. 20, 22 u. ö.

Ekkehard III

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terram repromissionis incolentibus cotidiana martyria, ultroneum videlicet exilium, absentia parentum, penuria rerum, incursiones, latrocinia, timor continuus et insidie barbarorum, infinitiva bella cum regnis Persarum vel Babyloniorum. Econtra in dies 47excutiens se de pulvere filia Syon47, Hierosolimitana nimirum ecclesia, 48 canticum 5 novum48 49dilecto suo49, 48qui secum mirabilia fecit, cantare48 non cessat: „“ Secundum multitudinem“, inquiens, „dolorum meorum in corde meo consolationes tu§ letificaverunt animam meam50“. Nam inter hec exercitia sacra loca ab inveteratis paganorum spurcitiis mundantur, çcclesie destructe restaurantur, episcopia vel cçnobia per 10 regiones pristinis in locis instituuntur, civitates et castella muniuntur, portus et mercatus olim desolati populosis conventibus iocundantur, etiam et agricolis, vinitoribus et pastoribus officia sua conceduntur, et quod omnibus excellit beneficiis temporalibus, celestis ignis in resurrectione Christi annuum karisma ministratur usibus humanis51. 15 Venit etiam in manus nostras, quod iam per totum orbem dissemina­ tum credimus, exemplar cuiusdam epistolç, quam Gabrielem archangelum ex persona Salvatoris nostri ipsi çcclesiç et per illam omnibus çcclesiis missam referunt attulisse52, quç sicut multos prevaricatoribus intentat minarum terrores, ita conversis solitas divinç clementiç non 20 denegat consolationes. Ergo tanta “ per multitudines miserationum Domini super Hieru­ salem53 54orta gloria eius oportet54, ut universe tribus59 terre memores, quod olim “ salvatio de monte Syon venerit mundo55, sicuti dudum “ lugebant56 filiationis affectu “ super eam“ , ita nunc eidem primitive 25 matri congaudeant et 57sacientur ab uberibus consolationis eius57, illuc ascendentes59 “ a solis ortu et occasu, ab aquilone et mari“ , ad confitendum procul dubio modis omnibus nomini domini nostri Iesu Christi, qui locum eundem, quod salva tamen fide dici liceat, plus quam ipsum paradysum terrestrem consecravit incarnatione, 30 miraculis, passione, resurrectione et ascensione sua, cuius nomen et misericordiam cuncta predicent et glorificent seculorum secula. Arnen! ” -*•

Vgl. Is. 52, 2.

18-48 V g l . p 8. 97> ! .

49- 49 Is. 5 ,1 . a»"50 Ps. 93, 19.

Hierosolimita

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Land der Verheißung bewohnen, mangelt es nicht an täglichen Martyrien: freiwilliges Exil nämlich, Ferne der Eltern, Mangel, Überfälle, Raubzüge, ständige Furcht, Hinterhalte der Barbaren, endlose Kriege mit den Reichen der Perser und Babylonier. Doch täglich 47aus dem Staub sich 5 erhebend hört die Tochter Sy on47, die Kirche von Jerusalem, nicht auf, ihrem Gebebten49, 48der wunderbar an ihr getan, ein neues Lied zu singen48: ,,50Wenn im Herzen sich mehret die Not, dann erfreut dein Trost meine Seele60“ . Denn unter solchen Übungen werden die heiligen Orte von dem alten Unflat der Heiden gereinigt, zerstörte Kirchen wiederhergestellt, io Bischofssitze und Klöster an den früheren Stellen im Land wieder ein­ gerichtet, Städte und Burgen befestigt, Häfen und Märkte - einst ver­ lassen - erfreuen sich wieder volkreichen Besuchs, Bauern, Winzer und Hirten wird ihr Leihegut wieder gewährt; und was alle zeitlichen Wohl­ taten übersteigt, himmlisches Feuer bietet jährlich am Fest der Auf15 erstehung Christi ein Geschenk zum Nutzen der Menschen61. In unsere Hände kam auch - es ist, wie wir glauben, in der ganzen Welt verbreitet das Exemplar eines Briefes, den unser Erlöser an diese Kirche und durch sie an alle Kirchen richtete und den der Erzengel Gabriel überbracht haben sob62; er droht den Sündern viele Schrecken an, verweigert den Bekehrten 20 aber nicht die Tröstungen der göttlichen Güte. Da also 63durch das vielfältige Erbarmen Gottes über Jerusalem63 64seine Herrbchkeit aufgegangen ist64, müssen alle Völker69 der Erde, so wie sie eingedenk dessen, 66daß der Welt einst die Rettung vom Berge Syon kam 66, 66lange in kindlicher Anhängbchkeit Jerusalem beweinten68, nun 25 die Freude der ersten Mutter teilen und 67sich sättigen an den Brüsten ihres Trostes67; sie müssen dorthin hinaufsteigen69 68vom Aufgang und vom Niedergang der Sonne, vom Norden und vom Meer68, um ohne Zweifel und auf jede Weise sich zum Namen unseres Herrn Jesus Christus zu bekennen, der diesen Ort - ohne Beeinträchtigung des Glaubéns 30 möge es gesagt sein - mehr noch als das irdische Paradies heiligte, durch seine Menschwerdung, seine Wunder, sein Leiden, seine Auferstehung und Himmelfahrt; seinen Namen und seine Barmherzigkeit mögen alle Zeiten preisen und verherrlichen. Amen!5 *9 2 1

51 Vgl. oben S. 178. 52 Sonst nicht bekannt. 5353 v g l. Is. 63, 7 u. ö. 5454 Vgl. i S . 60, 1. 5555 Vgl. Is. 59, 20 und Ioel 2, 32. 5«-5« Vgl. Is. 66, 10. 5757 Vgl. Is. 66, 11. 5858 p s. 106, 3. 59 Vgl. Ps. 121, 4.

[REC EN SIO IV .]

Anno Domini MCXYII. Dum cuncta per circuitum regna nationum suis limitibus rebusque contenta diu sanguine madentes gladios cçteraque vasa mortis iam in vagina concordiç reconderent, uni­ versalis etiam ecclesia mater post numerosa persecutionum, heresium 5 ac scismatum bella iam sub vera vite Iesu lassa oppido membra per multas gratiarum actiones mandatis divinis inservitura locaret8, solus ebeu! Teutonicus furor cervicositatem suam deponere nescius et quam 1multa sit pax legem Dei diligentibus1, immo qualiter per presentis prosperitatis tranquillitatem1* ad eterne 2visionem pacis2 10 pertingi possit, ediscere nequaquam voluntarius, solus, inquam, nostre gentis populus, dum pre omni terrarum orbe in perversitatis inolitç pertinacia incorrigibiliter perstitit, indeque iam periurium 3 et mendatium3 cçteraque, qu§ vox lamentatur prophetica, 3inundaverunt et sanguis sanguinem tetigit3, nec minus quam quondam Sodomorum et 15 Gomorreorum clamor huiusmodi in aures Domini Sabaoth introiit4. Quapropter inter ipsa dominicç nativitatis festa tercia Nonas Ianuarii hora vespertina super tantis divini iudicii contemptibus 6 commota est et contremuit terra, ab ira nimirum furoris Domini5, adeo ut nemo inventus sit super terram, qui tantum se unquam sensisse fateatur 20 terrç motum6. Nam multa subversa sunt inde çdificia, civitates etiam quasdam subrutas dicunt in Italia. Quin etiam tonitrua valde terri­ bilia III. Kalendas Februarii cum grandi turbine sunt audita, fulgura etiam eodem tempore crebro visa. Leodium Lotharingiç civitas est, beati Lamberti martyris, ibidem 25 quondam pontificis, patrocinio satis inclita, studiis etiam literarum pre cçteris adprime famosa. In qua dum in vigilia dominicç ascensionis7 a) caret S. L. E. b) prosperitatem tranquillitatis B. P.

[VIERTE FASSUNG] Im Jahr des Herrn 1117. Während alle Reiche der Völker ringsum, zufrieden mit ihren Grenzen und ihrer Habe, für lange Zeit die von Blut triefenden Schwerter und sonstigen Mordgeräte in der Scheide der Ein5 tracht ruhen ließen und auch die allgemeine Mutter Kirche nach zahl­ reichen Verfolgungen, Irrlehren und Schismen die Glieder, die ganz und gar erschlafft waren, unter dem wahren Weinstock Jesus, mit vielen Danksagungen für den Dienst gegenüber den göttlichen Geboten, wieder aufrichtete: da war es allein - ach! - die deutsche Raserei, die ihre Hals10 starrigkeit nicht abzulegen wußte und nicht lernen wollte, 1wieviel der Frieden denen bedeutet, die das Gesetz Gottes lieben1, und wie man durch ruhiges Gedeihen in der Gegenwart zur 2Anschauung des ewigen Frie­ dens2 zu gelangen vermag; da verharrte allein, sage ich, unser Volk vor dem ganzen Erdkreis unbelehrbar in der Hartnäckigkeit eingefleischter 15 Verkehrtheit, und Meineid und Lüge3 und was sonst die Stimme des Propheten beklagt, 3nahmen schon überhand und Blutschuld reihte sich an Blutschuld3; und zwar nicht weniger als damals, als ähnliches Geschrei der Sodomiter und Gomorriter in das Ohr des Herrn der Heerscharen drang4. Deshalb 6erbebte und erzitterte6 während der Feiern zum Ge20 burtsfest des Herrn, am 3. Januar gegen Abend, infolge solcher Verachtung des göttlichen Gerichts 6die Erde vom Zorn des Herrn5, und niemand ist auf der Erde zu finden, der jemals ein solches Erdbeben verspürt zu haben gesteht®. Denn zahlreiche Gebäude stürzten ein, ebenso wurden auch - sagt man - einige Städte in Italien zerstört. Am 30. Januar gab es ganz 25 schrecklichen Donner und mächtigen Sturm; auch Blitze wurden zu dieser Zeit häufig gesehen. In Lothringen gibt es eine Stadt Lüttich, hochberühmt durch das Patrozinium des hl. Märtyrers Lambert, der dort einst Bischof war, aber auch von außerordentlichem R uf vor allen anderen wegen der Vgl. Ps. 118, 165. 2~2 Ezech. 13, 16. 8-3 Osee 4, 2. 4 Vgl. Gen. 18, 20. 5" 5 Vgl. Ps. 17, 8f. • Dieses Erdbeben ist in vielen Chroniken erwähnt. 7 Am 2. Mai.

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Ekkehard IV

universus clerus decem videlicet congregationum intra matrem çcclesiam ex more convenissent eta vespertinalem sinaxim concenturi iam primum psalmum complessent, subito serenissimus aer in turbi­ nem versus tanta simul tonitrua terribiliter et fulgura cum sul­ phureis ignibus excussit, uti extremam ultimi iudicii horam instare 5 nemo qui aderat dubitaverit, duobus nimirum clericis et uno de illustribus milite hac tempestate intra sacras edes absumptis. Quinta decima dehinc die ex vicino quodam monte eiusdem episcopii, qua nunquam aqua prêter pluviam visa est, fluvius ingens erupit, qui non modicam civitatis partem diluens cum maximo Leodicensium dampno 10 Traiectensium se finibus infudit. XIII. Kalendas Martii hora vesperti­ na vidimus nubes igneasb vel sanguineas ab aquilone surgere et per medium firmamentum sese extendendo ipsi mundo terrorem non modicum incutere. Nam, ut postea didicimus, unicuique civitati tam vicinus ipse fulgor videbatur, ut ibidem rerum omnium finem 15 minitari putaretur. His et huiusmodi cladibus rex Heinricus cordetenus sauciatus non cessat legationes satisfactorias ad apostolicam sedem, licet ipse multum infestationibus Italicis insudans, destinare8, quas tamen constat minime profecisse. Nam domnus apostolicus propter securi- 20 tatem, quam regi licet coactus fecerit, diffitetur illum se anathematis vinculo colligasse, ab çcclesiç tamen potioribus membris excommuni­ cationem conexam9 nonnisi ipsorum consilio denegat se posse dissol­ vere, concesso® nimirum utrimque synodalis audientiç iure. Ad hoc etenim ultramontanis affirmat se cottidie literis impelli et maxime 25 metropolitani Mogontini. Qua de re non desinunt undique seditiones cçpte per partes utrasque bachari, precipue tamen Transrheninis in finibus, immo in ipsa Mogontia urbe multis cadentibus regiones nobilissimç hinc inde vastari10. Emicho comes a militibus Friderici ducis occiditur. 30 Anno Domini MCXVIII. Domnus apostolicus Paschalis secundus diutina egritudine purificatus presentem in Domino vitam finivit11. •) ad S. L. E. b> fehlt L. S. E. c) concessa Hss.

Heinrich V. 1117/1118

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wissenschaftlichen Studien. Als dort an der Vigil der Himmelfahrt des Herrn 7 der gesamte Klerus von zehn Konventen gewohnheitsgemäß in der Mutterkirche zusammenkam, um gemeinsam die Vesper zu singen, und als sie gerade den ersten Psalm beendet hatten, wandelte sich plötzlich 5 der heiterste Himmel in solchen Sturm und gab so schrecklichen Donner und feurige und schweflige Blitze von sich, daß kein Anwesender zwei­ felte, es stehe die letzte, die Stunde des Jüngsten Gerichts bevor; zwei Kleriker und ein vornehmer Ritter wurden durch diesen Sturm zwischen den heiligen Gebäuden hingerafft. Vierzehn Tage danach brach in der io Nähe dieses Bischofssitzes aus einem Berg, auf dem man niemals Wasser außer Regen gesehen hatte, ein ungeheuerer Fluß hervor, der einen beträchtlichen Teil der Stadt überschwemmte und unter größtem Schaden für die Lütticher sich in das Gebiet derer von Maastricht ergoß. Am 17. Februar sahen wir um die Zeit der Vesper feurige oder auch blutige Wol15 ken vom Norden heraufziehen, die sich über die Mitte des Firmaments ausdehnten und der Welt keinen geringen Schrecken einjagten. Denn wie wir später erfuhren, erschien einer jeden Stadt derselbe Blitz selbst so nahe, daß man meinte, es drohe das Ende aller Dinge. Von all diesen Unglücksfällen war König Heinrich tief im Herzen ver20 wundet, und obgleich er selbst stark durch Bedrängnisse in Reichsitalien in Anspruch genommen war, ließ er nicht ab, Gesandtschaften, die Genug­ tuung leisten sollten, zum Apostolischen Stuhl zu senden8; doch hatten diese nicht den geringsten Erfolg. Denn der Papst - er hatte nämlich dem König, wenn auch unter Zwang, Sicherheit geleistet - bestritt zwar, 25 ihn gebannt zu haben, aber er verneinte doch, ihn von der Exkommuni­ kation, mit der einige hervorragendere Glieder der Kirche ihn gebunden hatten9, ohne deren Rat lösen zu können; doch gestand er beiden Seiten das Recht auf synodale Verhandlung zu. Er versicherte nämlich, daß er täglich durch Briefe von jenseits der Alpen dazu gedrängt werde, vor 30 allem durch solche des Erzbischofs von Mainz. Daher tobten auf beiden Seiten Aufstände, die überall ausgebrochen waren, weiter; besonders aber in den linksrheinischen Gebieten, zumal in der Stadt Mainz, wo viele umkamen, wurden die besten Landstriche bald hier, bald dort ständig verwüstet10. 35 Graf Emicho wurde von den Vasallen des Herzogs Friedrich getötet. Im Jahr des Herrn 1118. Der Herr Papst Paschal II. beendete, geläu­ tert durch eine lange Krankheit, sein Leben im Herrn11. An seiner Stelle 8 Darüber ausführlich Meyer v. Kn. 7, 11 ff. 9 Vgl. oben S. 322 z. J. 1116. 10 In den Kämpfen zwischen Herzog Friedrich von Schwaben und Erz­ bischof Adalbert von Mainz; in ihnen fiel auch Graf Emicho als Anführer der Franken, die auf seiten des Erzbischofs kämpften. 11 Am 21. Januar.

Ekkehard IV

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Pro quo Iohannes Caitanus, vir prudens et venerandus8, in Romana semper ecclesia irreprehensibiliter eidem apostolico collaborans, eligi­ tur et cunctorum catholicorum unanimi consensu rite consecratur12. Balduwinus rex Hierosolimitanus in expeditione contra Arabes positus cum languorem, quo, licet lenius, tamen diu vexabatur, ad 5 vitalia pervenisse sentiret, alterum Balduwinum de Rohas13 pro se regem designavit ipseque Christo domino, pro quo multa iam bella preliatus est, animam suam fide plena et confessione bona tradidit14. In dominica palmarum16 iuxta fratrem suum Gotefridum loco Calvariç mausoleum germani mausoleo simillimum16 cum maximo diversorum 10 populorum planctu suscepit. Valde mane dominice resurrectionis17 die cçlum a parte meridiana apertum tantam lucis effudit habundantiam, ut lune, qu§ time clarissima nimirum videbatur, lumen inestimabili fulgore detergeret et per unam vel amplius horam - quod multis testibus comprobamus - 15 omni solis luce clarior permaneret. Ipso tamen spacio crux non modica per idem foramen dependens apparuit, cuius tam auri quam gemma­ rum varietas evidenter discerni potuit. Heinricus imperator, dum Paduanis regionibus immoraretur, audito transitu apostolici Paschalis Romam properavit18 et primo 20 quidem in electione domni Iohannis, qui et Gelasius II. dictus est, assensum prebens, postea vero eodem a sua se communione subtra­ hente19 non sine quorundam Romanorum favore alterum quendam Burdinum ex Hispania supervenientem apostolicç sedi imposuit20, sicque scisma, quod iam sperabatur emortuum, crudeliter revixit. 25 Nam eodem Romane cathedrç libere potito Gelasius cum his qui secum abierant cardinalibus cçterisque catholicis, quos congregare poterat, apud Capuam, iuxta quod litterç ab ipso circumquaque transmissç testantur21, cesarem una cum ydolo suo dampnavit22. Hinc per Campaniam cum suis ad Burgundiam transmigravit23 ac 30 Viennç synodum congregari constituit. a) folgt et B.

12 14 18 18 18

Am 24. Januar; vgl. zu ihm oben S. 320 z. J. 1116. Gestorben am 2. April. Vgl. oben S. 160. Heinrich traf in der Nacht vom 1. auf den 2. März in Rom Durch seine Flucht nach Gaeta.

18 Sein Neffe. 18 7. April. 17 14. April. ein.

Heinrich V. 1118

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wurde Johannes von Gaeta erwählt, ein kluger und verehrungswürdiger Mann, der in der römischen Kirche unablässig und untadelig mit dem Papst zusammengearbeitet hatte; unter einmütiger Zustimmung aller Katholischen wurde er ordnungsgemäß geweiht12. 5 König Balduin von Jerusalem fühlte während eines Feldzuges gegen die Araber, daß ihn die Krankheit, die ihn zwar nur leicht, aber doch schon lange quälte, an den Rand des Todes gebracht habe ; er designierte den Balduin von Rohas13 an seiner Statt als König und übergab selbst gläubig und nach einer guten Beichte seine Seele Christus dem Herrn14, io für den er so viele Kriege geführt hatte. Am Palmsonntag15 erhielt er auf dem Kalvarienberg neben seinem Bruder Gottfried unter größter Trauer der verschiedenen Völker eine Grabstätte, ganz ähnlich der seines Bruders16. Am frühen Morgen des Ostersonntags17 war der Himmel im Süden offen und ergoß eine solche Lichtfülle, daß sie das Licht des Mondes, der damals 15 an sich sehr klar erschien, mit unglaublichem Glanz verscheuchte und für eine Stunde und mehr heller als jedes Sonnenlicht blieb, wie wir von zahlreichen Zeugen wissen. Gleichzeitig erschien in der gleichen Öffnung ein großes Kreuz, an dem man deutlich Gold und Edelsteine unter­ scheiden konnte. 20 Als Kaiser Heinrich, der sich in der Gegend von Padua aufhielt, vom Hinscheiden des Papstes Paschal hörte, eilte er nach R om 18; zunächst gab er der Wahl des Herrn Johannes, der sich auch Gelasius II. nannte, seine Zustimmung; als dieser sich dann aber der Gemeinschaft mit ihm entzog19, setzte er, nicht ohne den Beifall einiger Römer, einen anderen, einen 25 gewissen Burdinus, der aus Spanien gekommen war, auf den Apostoli­ schen Stuhl20; so erweckte er grausam das Schisma, das man schon gestor­ ben hoffte, zu neuem Leben. Denn nachdem dieser sich ohne Hemmung des römischen Bischofsstuhles bemächtigt hatte, verurteilten Gelasius sowie die Kardinäle, die mit ihm weggegangen waren, und die übrigen 30 Rechtgläubigen, die er um sich hatte scharen können, den Kaiser22 und seinen Götzen in Capua, - wie die von ihm selbst überallhin versandten Briefe bezeugen21. Von hier zog er mit seiner Begleitung durch Kampanien nach Burgund23 und ordnete eine Synode in Vienne an. 20 Burdinus-Mauritius war Erzbischof von Braga gewesen, wurde 1114 sus­ pendiert, 1117 als Anhänger Heinrichs exkommuniziert. Am 8. März als Gegen­ papst erhoben, nannte er sich Gregor V III. 21 Danach muß der an den Legaten Kuno von Preneste gerichtete Brief (JL. 6642) weit verbreitet gewesen sein. 22 Am Palmsonntag (7. April) wurden beide mit ihren Anhängern gebannt. 23 Dies ist sehr summarisch berichtet. Gelasius war am 5. Juli nach Rom zurückgekehrt und hatte die Stadt Anfang September zu Schiff verlassen. Über Pisa, Genua, Marseille gelangte er nach St. Gilles ; in Vienne traf er Anfang des nächsten Jahres ein.

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Ekkehard IV

Anno Domini MCXVIIII. Domnus apostolicus Gelasius II. apud Viennam synodum congregavit24 eaque transacta post paucos dies in monasterio Cluniacensi vitam presentem in Domino finivit25. Quo ut decuit honorifica ibidem sepultura deposito, qualiter domnus Milo Viennensis archiepiscopus in locum eius successerit, ipse postea 5 Adelberto Mogontino archiepiscopo litteris hoc modo designavit26: „Domnus noster felicis memoriç Gelasius a Vienna discedens iniunxit mihi, ut ad eius presentiam festinarem, postquam ipse Cluniacum pervenisset. Quod cum post dies aliquot implere satagerem, in itinere de eius obitu mihi nunciatum est. Ego ut fratribus, qui cum domino 10 eodem venerant, prout ratio exigebat, solatium exhiberem, Cluniacum cum gravi dolore perrexi. Dum autem super eorum consolatione attentius cogitarem, ipsi gravissimum mihi onus et vires meas omnino transcendens imposuerunt. Congregati namque in unum die altero post adventum meum episcopi cardinales et centum clerici et laici 15 Romanorum invitum me ac penitus renitentem in Romanç çcclesiç pontificem Calistum unanimiter assumpserunt. “ 27 His etiam temporibus Cûno Prenestinus adhuc legatione Gelasii functus synodum Colonie cum Teutonicis habuit28, ubi imperatoris omnimodis excommunicationem propalavit. Alteram quoque syno- 20 dum in Friteslar eadem pro causa indixit29, qua et habita eandem quam prius excommunicationem confirmavit30. Imperator his auditis, insuper etiam, quod principum consensus generale vel curiale collo­ quium non multo post apud Wirziburg instituere proposuisset, ubi ipse aut presens ad audientiam exhiberi aut absens regno deponi 25 debuerit, efferatus animo, Italie suis copiis cumreginarelictis Germani­ cis se regionibus nimis insperatus exhibuit31. Cumque ab çmulorum suorum iniuriis manum abstinere nimietas illum iracundiç nullatenus permitteret, mox invasionum, depredationum atque incendiorum furor, qui iam sopiri posse sperabatur, hoc exemplo rectoris scilicet 30 universalis excitabatur. Qua nimirum tempestate universe provinciç adeo devastationis continue inportunitate inquietantur, uti ne ipsa pro observatione divine pacis professa sacramenta custodiantur. Quapropter Heinricus totius regni sacerdotum atque procerum nunciis 24 Am 1. Januar. 25 Am 29. Januar. 29 JL. 6682. 27 Die Wahl fand am 2. Februar statt, die Weihe und Krönung am 9. Februar in Vienne.

Heinrich V. 1119

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Im Jahr des Herrn 1119. Papst Gelasius II. hielt eine Synode zu Vienne24 und beendete wenige Tage nach ihrem Abschluß im Kloster Cluny sein Leben im Herrn26. Er wurde dort, wie es sich ziemte, in einem ehrenvollen Begräbnis beigesetzt; wie aber dann der Herr Guido, der 5 Erzbischof von Vienne, ihm im Amt folgte, das hat dieser später selbst dem Erzbischof Adalbert von Mainz brieflieh mitgeteilt26: „Als unser verstorbener Herr Gelasius Vienne verließ, trug er mir auf, zu ihm zu eilen, sobald er in Cluny angekommen sei. Als ich dem einige Tage später entsprechen wollte, wurde mir noch unterwegs sein Tod gemeldet, io In großer Trauer gelangte ich nach Cluny, um den Brüdern, die mit diesem Herrn gekommen waren, Trost zu spenden, wie es die Billigkeit erforderte. Während ich aber noch angestrengt über einen Trost für sie nachdachte, luden sie mir diese außerordentlich schwere und meine Kräfte durchaus übersteigende Last auf. Als sich nämlich am Tag nach 15 meiner Ankunft die Kardinalbischöfe und einhundert Kleriker und Laien aus Rom versammelten, erhoben sie mich einmütig unter dem Namen Calixt zum Bischof der römischen Kirche, obgleich ich nicht wollte und es entschieden zurückwies.“ 27 Zu dieser Zeit hielt Bischof Konrad von Preneste als Legat des Gelasius 20 mit den Deutschen eine Synode in Köln ab28, wo er auf jede Weise die Exkommunikation des Kaisers verbreitete. Aus dem gleichen Grund sagte er eine zweite Synode in Fritzlar an29; sie wurde auch gehalten, und wie früher bestätigte er auch hier die Exkommunikation30. Als der Kaiser das vernahm und auch, daß ein Fürstenbeschluß vorsähe, wenig später 25 einen allgemeinen Hoftag in Würzburg abzuhalten, auf dem er im Fall der Anwesenheit einem Verhör unterzogen, im Fall der Abwesenheit aber der Königsherrschaft entsetzt werden sollte, da ergrimmte er im Herzen, ließ seine Truppen mit der Königin in Italien zurück und zeigte sich völlig unerwartet in Deutschland31. Da das Übermaß des Zorns es ihm 30 nicht erlaubte, seine Hand vom Unrecht an seinen Gegnern freizuhalten, wurde durch das Beispiel des universalen Herrschers ein Sturm von Überfällen, Plünderungen und Brandschatzungen entfacht, den man schon beilegen zu können gehofft hatte. Während dieser Zeit wurden alle Länder durch das Unglück ständiger Verwüstungen in einem Maße 35 beunruhigt, daß nicht einmal die Eide eingehalten wurden, die man für die Beobachtung des Gottesfriedens abgelegt hatte. Daher stimmte Heinrich, gedrängt durch Boten der Bischöfe des ganzen Reiches und der 28 Ekkehard irrt sich hier im Jahr. Die von ihm erwähnte Synode fand am 19. Mai 1118 statt. 29 Am 28. Juli 1118. 30 Daß auf dieser Synode auch Bischof Otto suspendiert und über das Bistum das Interdikt verhängt worden war, verschweigt Ekkehard vielleicht mit A b ­ sicht. 31 Ebenfalls schon 1118 im Monat August.

342

Ekkehard IV

com pulsus generalem fieri apud Triburium conventum assensit, ubi de om nibus, qu§ sibim et im ponerentur, iuxta senatus consultum se satisfacturum spopondit. Quo scilicet conventu4 Reninis in partibus H abito32 tam adversariorum quam am icorum im perator concorditer usus consilio unicuique per totum regnum suis rebus spoliato propria

5

concedi precepit cunctaque regum antiquorum fiscalia suam in d itio­ nem interim recepit, paxque per universas provincias ab om nibus haberi collaudatur, sed parum

profecisse re ipsa com probatur.

A derant etiam legati tam R om anorum quam Viennensium , im m o diversarum çcclesiarum m issi confirm antes electionem dom ni Calisti.

10

Cui profecto dum universi nostrates episcopi obçdientiam professi synodum , qu§ sibi iuxta festum sancti L u cç33 indicebatur, collaudassent fieri, ipse rex sem etipsum ibidem pollicebatur ob reconciliationem universalis çcclesiç presentandum iri. Id enim Catalaunensis epi­ scopus34 et Cluniacensis abbas35 apud Argentinam ipsum convenientes

15

m ultis ratiocinationum conatibus obtinuerunt. Eiusdem tam en actionem con cilii36 si quis plenarie cognoscere querit, in litteris cuiusdam scolastici nom ine H essonis37 eleganter enucleatum reperire poterit, id est qualiter rex inter regnum et sacerdotium de concordia facienda consenserit, insuper eidem con cilio,

20

cui videlicet X I I I . K alendas N ovem bris predictus papa Calistus II. vallatus CC C C X X V I patribus

coram innumera m ultitudine cleri

ac populi presedit, non adeo se presentem , vicinum tam en, exhibuerit, ubi et colloqu io suo dom ni pape legatis concesso tandem inducias denuo quesierit propter generale colloquium cum principibus haben-

25

dum pro investituris scilicet çcclesiasticis, quas tantopere cogebatur am ittere; ad ultim um vero idem apostolicus inacta inter se et regem concordia synodalia predecessorum suorum decreta confirm averit aliaque nonnulla, qu§ res exigebat, no v iterb addiderit. Sic itaque post dies fere X I I in virtute Spiritus Sancti rite finito con cilio38 cunctos apostolica

benedictione

confirm atos ad

propria redire

perm isit,

unum quem que cum gaudio. Ipse quoque non m ulto post ad Italiam conversus, incredibile m em oratu

est,

quanto tripudio quam que

im m ensa pom pa non solum totius R om §, verum etiam universarum

a) folgt circa Novembris inicium B. b) naviter E. L. S.

30

Heinrich V. 1119

343

Fürsten zu, einen allgemeinen Hoftag in Tribur abzuhalten, und er gelobte, auf ihm für alles, was man ihm vorwarf, gemäß Fürstenbeschluß Genugtuung zu leisten. Als der Hoftag irgendwo am Rhein stattfand32, verfügte der Kaiser in Übereinstimmung mit dem Rat sowohl seiner 5 Gegner wie seiner Freunde, daß jedem im ganzen Reich, der seiner Habe beraubt sei, sein Eigentum zurückerstattet werde, er selbst nahm inzwischen die Rechte der alten Könige in seine eigene Verfügungsgewalt zurück; ebenso stimmten alle zu, daß in allen Ländern von allen Frieden gehalten werden sollte, aber die Wirklichkeit erweist, daß das wenig io nützte. Auch Gesandte der Römer und derer von Vienne sowie verschie­ dener Kirchen waren anwesend, die die Wahl des Herrn Calixt bestätig­ ten. Da ihm alle unsere Bischöfe völligen Gehorsam leisteten und einer Synode am Fest des hl. Lukas33 zustimmten, versprach auch der König, persönlich daran teilzunehmen, um sich mit der universalen Kirche 15 wieder zu versöhnen. Das erreichten der Bischof von Chalons34 und der A bt von Cluny36, die mit ihm in Straßburg zusammentrafen, nach zahl­ reichen Überredungsversuchen. Wer den Verlauf dieses Konzils36 genauer zu wissen wünscht, kann es in dem Brief eines gewissen Scholasters namens Hesso37 elegant und genau 20 beschrieben finden, wie nämlich der König dem Abschluß eines Konkor­ dats zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt zustimmte; wie er außerdem auf demselben Konzil, auf dem am 19. Oktober der genannte Papst Calixt II., umgeben von 426 Vätern, vor einer zahllosen Menge von Klerus und Volk, den Vorsitz führte, zwar nicht persönlich 25 erschien, aber sich doch in der Nähe aufhielt; wie er dort auch den Ge­ sandten des Papstes eine Unterredung gewährte und schließlich neuerlich Aufschub forderte, da er erst einen allgemeinen Hoftag mit den Fürsten abhalten müsse über die Frage der kirchlichen Investitur, die aufzugeben er mit solchem Bemühen veranlaßt wurde; zuletzt aber, wie derselbe 30 Papst, da zwischen ihm und dem König keine Übereinstimmung zustande kam, die Synodalbeschlüsse seiner Vorgänger bestätigte und einige andere neuerdings hinzufügte, die die Lage erforderte. So wurde nach ungefähr zwölf Tagen das Konzil in der Kraft des Heiligen Geistes ord­ nungsgemäß beendet38, und dann erlaubte der Papst allen, bestärkt durch 35 den apostolischen Segen, in die Heimat zurückzukehren, jeder mit Freude. Er selbst wandte sich wenig später nach Italien, und es ist unglaublich, mit welchem Jubel und mit welchem ungeheueren Aufwand nicht nur ganz Roms, sondern aller Länder, durch die er kam, er an

32 34 37 38

Am 24. Juni 1119 in der Nähe von Mainz. 33 18. Oktober. Wilhelm von Champeaux. 35 Pontius. 33 von Reims. Hesso scolasticus, Relatio de concilio Remensi, MG. Lib. de 1. 3, 21 ff. Am 30. Oktober.

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provinciarum, quas pertransierat, Christi vice sit susceptus39. Ab illo tempore tam ipse iam vere apostolicus quam universus illum sequens Christi grex de die in diem proficere cepit, donec cuncta pars Burdini, quem aliqui Idolum cognominare solent40, in dies infirmata conari contra çcclesiam desiit, regni tamen cepta commotio, ahca scelus! 5 nullatenus quievit. Hoc anno Adelgoz Magdeburgensis archiepiscopus, homo iuvenis et tam Deo quam omnibus bonis acceptabilis, immaturo preventus occasu vitam presentem in Domino finivit41. Cui etiam Ruggerus canonicus canonica electione successit. 10 Anno Domini MCXX. Imperator natalem Domini Wormaciç non imperialiter celebravit42. Postea ductu Friderici de Amesberg43 Saxoniam ingressus ibique ab episcopis regionis illius ab eius com­ munione abstinentibus in Franciam convertitur44, ubi nonnullis acceptus, compluribus etiam invisus habebatur. Nec minus interea 15 scissionem 46 inconsutilis tunicç45 suç Dominus ipse detestatus inter multa, quibus pro ipso orbis terrarum flagella pugnavit, in episcopatu Trevirensi mense Iunio suscitata tempestate glaciem mir§ magni­ tudinis effudit, quç et edificia evertit et alia pericula intulit. Saxoniam quoque et maxime in episcopatu Halberstadensi dira grandine 20 flagellavit in tantum, ut in novem villarum finibus non solum frumenta, sed et bestias agri cum volatilibus innumeris consumpserit. Qua correptione stimulati Saxones crebros conventus ob concordiam facere, dissidentes inter se pacare, dextras invicem dare, predones exterminare subpressoque imperatoris persona contra omnem horni- 25 nem terras suas invadere molientem se unanimiter armare ceperunt; ac inter hçc etiam quosdam milites cesarianos Thuringiam vastantes in castello Wassenburg46 singulis presidiis circumcludentes tandem penuria afflictos expulerunt, sicque in brevi pacem iocundissimam, licet alibi werra solita grassante, suis in partibus instituerunt. Litteris 30 etiam ac legationibus pap§ roborati vacantibus cathedris canonice a) ac S. L. E.

39 Am 3. Juni 1120 zog Calixt in Rom ein. 40 Vgl. oben S. 338 zum Ende des Jahres 1118. 41 Am 12. Juni.

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Christi Statt empfangen wurde39. Von dieser Zeit an begannen sowohl er als wahrer Papst wie auch die ganze Herde Christi, die ihm folgte, tägliche Fortschritte zu machen, bis schließlich die ganze Partei des Burdinus, den einige einen Götzen zu nennen pflegen40, mit der Zeit geschwächt 5 auf hörte, gegen die Kirche zu wirken; dagegen kam die Erregung, die im Reich ausgebrochen w a r-a ch , welch ein Verbrechen! - , keineswegs zur Ruhe. In diesem Jahr beendete Erzbischof Adalgoz von Magdeburg, ein noch junger, Gott und allen Guten angenehmer Mann, allzu früh das gegen10 wärtige Leben im Herrn41; auf ihn folgte der Kanoniker Rugger auf Grund einer kanonischen Wahl. Im Jahr des Herrn 1120. Der Kaiser feierte wenig kaiserlich das Geburtsfest des Herrn in Worms42. Später kam er auf Veranlassung des Friedrich von Arnsberg43 nach Sachsen ; von dort wandte er sich wegen der is Bischöfe, die sich der Gemeinschaft mit ihm enthielten, nach Franken44, wo er einigen willkommen war, den meisten aber als verhaßt galt. Inzwi­ schen verabscheute es auch der Herr selbst, daß sein 46nahtloses Gewand45 zerrissen war; unter anderem, womit die Geißel des Erdkreises für ihn selbst kämpfte, ließ er im Juni im Hochstift Trier infolge eines Gewitters 20 Hagel von erstaunlicher Größe niedergehen, der Gebäude zerstörte und andere Gefahren mit sich brachte. Auch Sachsen, besonders im Gebiet des Hochstifts Halberstadt, schlug er durch so schweren Hagel, daß dieser im Umkreis von neun Dörfern nicht nur das Getreide, sondern auch das Getier des Feldes und unzählige Vögel vernichtete. Veranlaßt 25 durch diese Heimsuchung, begannen die Sachsen, häuflg Zusammen­ künfte zwecks einer Einigung zu veranstalten, die Streitenden mitein­ ander auszusöhnen, sich gegenseitig Hilfe zu leisten, Räuber aus dem Land zu vertreiben und unter Umgehung der Person des Kaisers sich einmütig gegen jeden Menschen zu bewaffnen, der in ihre Länder ein30 zudringen versuchte; unter anderem schlossen sie auch einige Vasallen des Kaisers, die Thüringen verwüsteten, in der Wachsenburg46 durch einige Heerhaufen ein und vertrieben schließlich die vom Mangel Bedrängten, und so schufen sie binnen kurzem glücklichsten Frieden in ihren Gebieten, während anderswo der übliche Krieg tobte. Bestärkt von Briefen und 35 Gesandtschaften des Papstes wählten sie kanonisch für die vakanten 42 Vielmehr in Münster. 43 Vgl. zu ihm oben S. 312 z. J. 1114, wo der Graf noch zu den Gegnern des Königs gehört. 44 Am 1. Mai ist er in Würzburg bezeugt, wo auch Bischof Erlung wieder in alle Rechte eingesetzt wurde, was Ekkehard wiederum verschweigt. 45—45 v g l. loh. 19, 23. 44 Südwestlich von Erfurt.

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pastores elegerunt, quos mediante Mogontino preside, qui tunc illo regis declinaverat iram, probabiliter et çcclesiastica libertate conse­ crari fecerunt. His temporibus Fridericus palatinus comes47, qui nuper se a cçteris dissocians regis fidelitati devinxerat, obiit iam provectus çtate et, ut 5 cuidam servo Dei evidenter revelatum affirmant, ad loca penalia fertur descendisse. Bonç memoriç Dieggerus, primum abbas cçnobii s. Georgii48 indeque per legatum apostolicum Metensi çcclesiç ordina­ tus49, post multas a regis fidelibus illatas sibi iniurias requievit in Domino in çcclesia Cluniacensium*, cui presidebat, sepultus80, vir 10 apprime litteratus et in sancta conversatione usque ad ultimam etatem constantissimus. Sunt in Saxonia duç quçdam munitiones non longo a se intersticio remotç, quarum vocabula nunc minime occurrunt memoriç. Media fere nocte videbatur utriusque castelli vigilibus non imaginarie, 15 sed vere, persona viri a muro unius progrediens et ad alterum per totam campi interiacentis latitudinem procedens, toto corpore in modum faculg vel mass§ candentis exardens, qu§ etiam prope castel­ lum oppositum disparuit. Hçc visio non semel, sed bis vel tercio similiter apparuit. 20 Anno Domini MCXXI. Domnus Thidericusb, qui Burcbardo Rufo61 dudum in legatione Heinrici imperatoris apud Constantinopolim defuncto per electionem çcclesiasticam in cathedram Monasteriensem successerat, a suis indigne tractatus62 Saxonicis principibus queri­ moniam iniuriarum suarum detulit, et quia vir illustris natu63 et 25 virtutibus famosus extitit, per Lotharium ducem congregato exercitu sedem suam etiam contra regis voluntatem repetiit64. Contigit autem occulto Dei iudicio, dum inimicas acies videndo cives terrerentur ac pro imminenti periculo singuli sua molirentur, casas aliquas incaute succendi paulatimque dominante flamma etiam basilicam maiorem, 30 »> fehlt B. b) Heinricus S. L. E. P. 47 von Sommerschenburg ; vgl. auch oben S. 308 z. J. 1112, wo er zu den Geg­ nern Heinrichs zählte. 48 St. Georgen im Schwarzwald.

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Bischofssitze Oberhirten, die sie mit Hilfe des Bischofs von Mainz, der sich damals dorthin dem Zorn des Königs entzogen hatte, löblicherweise und in kirchlicher Freiheit weihen ließen. Zu dieser Zeit verstarb Pfalzgraf Friedrich47, der sich kürzlich von 5 den übrigen getrennt und dem König in Treue verbunden hatte; er war schon fortgeschrittenen Alters und soll - wie man versichert, soll das einem Diener Gottes eindeutig offenbart worden sein - zum Ort der Strafe abgestiegen sein. Dietger guten Angedenkens, der zuerst Abt des Klosters des hl. Georg48 war, danach durch den apostolischen Legaten der Metzer io Kirche als Bischof gegeben wurde495 4und viel Unrecht von den Getreuen 3 2 1 0 des Königs erfahren mußte, fand Ruhe im Herrn und wurde in der Kirche von Cluny begraben60; er war ein von Grund auf gebildeter Mann und bis zu seinen letzten Tagen führte er mit größter Beständigkeit ein heilig­ mäßiges Leben. 15 Es gibt in Sachsen zwei nicht weit voneinander entfernte feste Plätze, deren Namen uns jetzt nicht einfallen. Ungefähr um Mitternacht schien den Wachen beider Burgen, nicht in der Einbildung, sondern wirklich, eine männliche Gestalt von der Mauer der einen auszugehen und über das ganze dazwischenliegende Feld bis zur anderen zu schreiten, deren 20 ganzer Körper wie eine Fackel oder wie eine glühende Masse brannte und die bei der gegenüberliegenden Burg verschwand. Diese Erscheinung zeigte sich nicht ein-, sondern zwei- oder dreimal ganz ähnlich. Im Jahr des Herrn 1121. In Konstantinopel war unlängst Burchard der R ote61 auf einer Gesandtschaft im Auftrag Kaiser Heinrichs verstorben, 25 dem durch kirchliche Wahl Herr Dietrich auf dem Bischofsstuhl von Münster gefolgt war; dieser wurde allerdings von den Seinen unwürdig behandelt62 und brachte seine Klagen über das Unrecht seiner Leute bei den sächsischen Fürsten vor, und da er ein Mann von erlauchter Geburt63 und großer Tugend war, verschaffte ihm Herzog Lothar mit Hilfe eines 30 Heeres, auch gegen den Willen des Königs, wieder seinen Sitz64. Als aber die Bürger mit Schrecken die Reihen der Feinde sahen und jeder einzelne sich angesichts der drohenden Gefahr um das Seine mühte, geschah es nach dem verborgenen Ratschluß Gottes, daß aus Unvorsichtigkeit

49 Kuno von Preneste erhob ihn 1117 zum Bischof von Metz. 50 Die Angabe Ekkehards über den Tod und das Begräbnis in Cluny ist zutref­ fend, unverständlich und im wörtlichen Sinn jedenfalls unrichtig dagegen die Angabe „cu i presidebat“ . 51 Bischof von Münster, gestorben am 19. März 1118. 52 Weihnachten 1119 vertrieb ihn der Kaiser aus Münster. 53 Er war ein Bruder des Grafen Hermann von Winzenburg. 54 Am 2. Februar.

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qiiç sedes illius erat çcclesiç, funditus comburi. Sic quoque misera­ bili potiti victoria pontificem pulsum restituunt, multam autem pecu­ niam ad restaurationem çcclesiç conferunt, interpretantes nonnulli causam tanti excidii non esse, nisi quod defuncti presulis Burchardi, qui multa illic ex iniquitate comportasset, oblatio manifestaretur 5 Deo non placuisse. Auditur interea nec non et nunciis a Roma venientibus approbatur illum pseudopapam Burdinum castello Sutriç, quo miserrimo suo inserviens officio residebat, per Romani exercitus zelum destructo captum66 et post plures a vulgo sibi contumelias et illusiones illata 10 vix a manibus eorum domno apostolico illum eripiente ob agendam penitentiam exilio religatum. Sunt etiam, qui talibus eum asserant deprehensumflagitiis, qu§ nostris indignumduximus tradere scriptis66. Igitur Heinricus imperator inito fidelium suorum consilio rebelles sibi Mogontinos67 affligere tractavit® ac primo navium commeatum 15 omnibus modis interclusit, deinde presidiis circumcirca munitis huiusmodi insidiis nundinas sive mercatus fieri sive quicquam victualium in civitatem deferri inhibuit, ad extremum vero in obsi­ dionem eiusdem urbis publicam expeditionem undique indici consti­ tuit. His auditis presul Adelbertus totam Saxoniam, ubi time mane- 20 bat68, commovet et quia legationem apostolicam ab ipso papa dudum acceperat, hac auctoritate pontifices et principes ipsius provinciç pro utilitatibus matris ecclesiç frequenter convocat, ubi vir eloquens et primatum in Cisalpinis partibus multiformiter tenens ad defensionem totius Germaniç metropolis animos omnium catholicam obedientiam 25 profitentium tandem excitat*5. Huc etiam accessit, quod episcopi Spirensis69 et Wormaciensis60, et si qui alii resistere non valentes, tamen apostolicam obçdientiam professi, pulsi suis sedibus vagaban­ tur extorres, quos proprio quemque loco restituere disponebant idem principes 61 pro domino Deo exercituum in zelo zelantes61. Denique 30

a> curavit B. b> fehlt L. S.

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einige Häuser in Brand gerieten und allmählich, als die Flammen über­ handnahmen, auch die Basilica Maior, der Bischofssitz der münsterischen Kirche, bis auf den Grund niederbrannte. So errangen sie einen unglück­ lichen Sieg und setzten den vertriebenen Bischof wieder ein, trugen aber 5 auch viel Geld zur Wiederherstellung der Kirche zusammen; einige mei­ nen, die Ursache dieser Vernichtung sei einzig und allein die: es sollte dadurch offenkundig gemacht werden, daß das Opfer des verstorbenen Bischofs Burchard, der dort vieles unrechtmäßig zusammengetragen habe, Gott nicht gefallen habe. io Inzwischen hörte man, und Boten, die aus Rom kamen, bestätigten es, daß die Burg Sutri, wo jener falsche Papst Burdinus in Ausübung seines erbärmlichen Amtes residierte, durch den Eifer eines römischen Heeres zerstört und er selbst gefangengenommen worden sei55; nach zahlreichen Schmähungen und Verspottungen durch das Volk, dessen Händen ihn 15 der Papst kaum entreißen konnte, sei er ins Exil geschickt worden, um Buße zu tun. Manche versichern, man habe ihm derartige Schmach angetan, daß wir es für unwürdig erachten, sie in unseren Aufzeichnungen zu überliefern56. Kaiser Heinrich gedachte nach Beratung mit seinen Getreuen, die auf20 ständischen Mainzer57 anzugreifen; zuerst unterbrach er auf jede Weise die Zufahrt für die Schiffe, dann richtete er überall feste Wachen ein und verhinderte dadurch, daß Märkte abgehalten wurden oder überhaupt noch etwas an Lebensmitteln in die Stadt gelangte ; zuletzt aber beschloß er, überall eine allgemeine Heerfahrt anzusagen, um die Stadt zu belagern. 25 Sobald Bischof Adalbert das hörte, setzte er ganz Sachsen in Bewegung, wo er sich damals auf hielt58, und da er vor einiger Zeit vom Papst selbst zum päpstlichen Legaten ernannt worden war, rief er kraft dieser Voll­ macht die Bischöfe und Fürsten dieses Landes für die Interessen der Mutter Kirche in großer Zahl zusammen ; als beredter Mann und im Besitz 30 des Primats in den Gebieten diesseits der Alpen bewog er schließlich alle, die Gehorsam gegenüber der katholischen Kirche bekennen, zur Ver­ teidigung der Metropole von ganz Deutschland. Hinzu kam, daß die Bischöfe von Speyer59 und Worms60, wenn sie auch anders keinen Widerstand leisten konnten, aber dennoch ihren Gehorsam gegenüber 35 dem Papst bekannten, von ihren Sitzen vertrieben waren und sich in der Fremde auf hielten; in 61ihrem Eifer für Gott den Herrn der Heerscharen61 55 Am 23. April. 58 Unter anderem wurde er rückwärts auf einem Kamel sitzend und dessen Schwanz als Zügel haltend, eingehüllt in ein Bocksfell durch die Stadt geführt. 57 Für das Folgende ist Ekkehard die Hauptquelle. 58 Vgl. den vorhergehenden Jahresbericht. 59 Bruno. 80 Burchard. •i - m vgl. 3. Reg. 19, 14.

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circa solsticium estivale cara iam ubique per vastatas nim irum regio­ nes annona geminus tibim et, o nobilis M ogontia, conflatur exercitus, alter scilicet in Alsacia, ast alter in Saxonia dispari anim o annosç dignitatis tuç m çnia superba queritantes, alter destructionem tuam , alter defensionem intentantes, acsi conquerendo dicenti tib i: ,,62F ilii

5

m atris m çe pugnaverunt contra m e!“ 62 rebus responderet Christus: „ “ E cce iterum uti congregati venerunt tib i!“ 63 Fiebant interim per om nes çcclesias ieiunia, supplicationes vel letaniç, nec erat ulla filia S yon 64, quç se faceret expertem tanti periculi m atris suç. Q uapropter 65respexit D om inus in orationem hum ilium et non sprevit precem

10

eorum 65, sed m isso 66principali spiritu su o66, 67spiritu con silii67, spiritu pacis, inter principes utriusque populi, dum iam non longe ab invicem uterque consedisset exercitus, pro eo quod in alterutrum acies dirigere disposuerant, missis utrim que quibusque sapientissim is atque religiosis proceribus de concordia sua scilicet fraterna honorabi-

15

liter tractare cçperunt. Quid plura? Eousque spiritus Iesu pro precio sanguinis sui filiisque sponsç suç d im ica n s spiritui superbiç et m aligno prevaluit, ut m entibus universorum iam in im o divinç voluntatis assensu conexis ipsorum consilio, suasione ac obsecratione regis indignatio in tantum m itigantur, ut ipse presens negotium non sui,

20

sed optim atum utriusque partis arbitrio term inandum decreverit. Inde rerum om nium gubernatori cunctis gracias agentibus denom i­ nati sunt ex utraque parte duodecim prim ates, quorum corda “ tim or D ei68 possidens inveteratam discordiam inter regnum et sacerdotium sedare nemine resistente sufficeret. A d h§c determ inanda collaudantur

25

conventus tocius regni principum curia W irziburg tem pus festum sancti M ichahelis69, et unoquoque propria m anu in alterius manum huiusm odi pactum quasi sub sacram ento firm ante cum pace et gaudio discessum est. E volutis post hçc tribus fere mensibus H einricus im perator venit cum ingenti com itatu in civitatem

W irziburc iuxta condictum ,

Saxonum vero principes una cum M ogontino presule cçterisque castra m etati sunt iuxta rivum , quç W erna dicitur, unius diei iter

62— 62 cant. i, 5. *4 Vgl. Is. 1, 8 u. ö.

Is. 49, 18.

*5-«5 Ps. 101, 18.

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beschlossen dieselben Fürsten, diese wieder an ihren Plätzen einzusetzen. Um die Zeit der Sommersonnenwende, als infolge der Verwüstung aller Gebiete das Getreide schon teuer war, strömten um deinetwillen, o edles Mainz, zwei Heere zusammen, das eine im Elsaß, das andere dagegen in 5 Sachsen, und beide erstrebten, wenn auch in unterschiedlicher Absicht, deine stolzen und altehrwürdigen Mauern; das eine wollte deine Zer­ störung, das andere deine Verteidigung, und während du klagend sagtest: „ 62Die Söhne meiner Mutter kämpften gegen mich!“ 62, antwortete dir Christus durch die Tat: ,,63Siehe diese sind wiederum versammelt und io kommen Dir zu Hilfe!“ 63 Inzwischen wurden in allen Kirchen Fasten, Fürbitten und Litaneien gehalten, und es gab keine Tochter Syon64, die sich angesichts einer solchen Gefährdung ihrer Mutter ausgeschlossen hätte. Darum 66schaute der Herr auf das Gebet der Niedrigen und ver­ schmähte nicht deren Bitten66, sondern sandte 66seinen Geist, der von 15 Anfang an war66, nämlich 67den Geist des Rates67, den Geist des Friedens; und zwischen den Fürsten beider Völker, während beide Heere bereits in geringer Entfernung voneinander lagerten, weil man die Schlachtreihen gegeneinanderzuführen beschlossen hatte, wurden beiderseits einige besonders weise und fromme Große ausgesandt, und diese begannen über 20 ihre brüderliche Einigung ehrenvoll zu verhandeln. Was weiter? Der Geist Jesu, der um seines kostbaren Blutes willen und für die Söhne seiner Braut kämpfte, gewann die Oberhand über den Geist des Stolzes und die Bosheit; so kam es, daß der Geist aller sich in der einmütigen Zustim­ mung zum Willen Gottes verband und durch ihren Rat, ihr Zureden, 25 durch ihre Beschwörung der Unwillen des Königs soweit besänftigt wurde, daß er selbst verfügte, die gegenwärtige Angelegenheit solle nicht durch sein Urteil, sondern das der Fürsten beider Parteien entschieden werden. Daraufhin dankten alle dem Lenker aller Dinge, und aus beiden Parteien wurden je zwölf Fürsten benannt, deren gottesfürchtige68 Ge30 sinnung die Gewähr bot, die alte Zwietracht zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt beizulegen, und niemand widersprach. Um die Sache endgültig zu entscheiden, wurde unter dem Beifall aller eine Zu­ sammenkunft der Fürsten des ganzen Reiches, ein Hoftag zu Würzburg und als Zeitpunkt das Fest des hl. Michael69 beschlossen, und während 35 jeder mit eigener Hand in die Hand des anderen dieses Abkommen gleichsam unter Eid bekräftigte, ging man in Frieden und Freude aus­ einander. Ungefähr drei Monate später kam Kaiser Heinrich gemäß dem Beschluß in sehr zahlreicher Begleitung nach Würzburg; die Fürsten der Sachsen 40 dagegen schlugen zusammen mit dem Bischof von Mainz und den übrigen ihr Lager an der Wern auf, eine Tagesreise vom König entfernt. Nachdem M- M Ps. 50, 14. •8-M Eccli. 23, 37 u. ö.

« ?-«7

vgl. Ia. 11, 2.

49 29. September.

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habentes a rege intersticium . Ib i securitate per intem uncios utrobique com posita post triduum loco prenom inato regem conveniunt. A quo pacifice extra m uros propter nim iam utriusque partis turbam recepti exinde per continuam septim anam uni se cotidie curiç colligunt ibique sem per super presenti scism ate regni videlicet et sacerdotii

5

sollerter tractare non cessaverunt. Sed licet nonnulli 70pacem odien­ tes70 scandala nova veteribus superseminare tem ptaverint, tam en quia divinç ordinationis proposito, unde to t capita rei publicç convenerant, resistere nem o prevalet, tandem H einricus im perator sponsionis suç non im m em or universas quçstiones, quç ventilabantur, non suim et

10

arbitrio nec suorum quorum libet contentione, sed iuxta senatus con ­ sultum concludi per om nia in om nibus concessit. U nde quia m ulta, quç tunc ibi m agnanim iter disposita sunt, enarrare longissim um est, ea tantum , quç etiam causa m axim a eiusdem conventus fuerunt, huc annotare sufficiat71: utque pacem firm issim am et ab om nibus u n iv e r - 15 salem sub vitç periculo legaliter institutam regalia vel fiscalia regno, çcclesiastica çcclesiis, predia depredatis, hereditates heredibus om nique personç vel conditioni propriam adiudicatam esse iusticiam . A d h çc predones furesque edictis im perialibus persequendos sive legibus antiquitus constitutis coercendos unanim i coniuratione confirm atum

20

est, et quicquid scandali, quicquid perturbationis usque quaque per regna Germ aniç inim ici sem inario succreverat, om nim odis eradicari decretum est. D e verbo autem excom m unicationis, unde scandala pene cuncta pululaverant, nihil est diffinitum , tam en ad apostolici regi­ m inis audientiam concorditer in tim ore divino dilatum denom inatis

25

in presenti legatis, qui E om am hçc om nia deferrent, quatinus in dicto per auctoritatem apostolicam generali con cilio, quçcum que hum ano non possent, Spiritus Sancti iudicio term inarentur. H is ita reverenter pro honestate sim ul et utilitate regni dispositis destinati sunt in presenti dom nus O tto presul Babenbergensis, dux H einricus72, com es Beringerus73, qui hçc om nia N oricis principibus, qui tunc forte aliis occupati rei publicç causis predicto conventui deerant, apud R atisponam K alendas N ovem bris con vocatis intim arent, quos et ad om nia h çc voluntarios inveniebant atque confirm abant.

70-70 v gl. Ps. 119, 7. 71 Einige Beschlüsse dieser Versammlung auch in MG. Const. 1, 158 n. 106.

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man sich gegenseitig durch Unterhändler Sicherheit gegeben hatte, trafen sie drei Tage später an dem genannten Ort mit dem König zusammen. Friedlich wurden sie von ihm außerhalb der Mauern - wegen der überaus großen Menge Volks auf beiden Seiten! - empfangen. Eine Woche lang 5 kamen sie täglich zu einer gemeinsamen Versammlung zusammen und verhandelten unablässig und eingehend über das gegenwärtige Schisma zwischen der königlichen und der geistlichen Gewalt. Mochten auch einige, 70die den Frieden haßten70, versuchen, neue Ärgernisse den alten hinzuzufügen, so konnte doch niemand der Absicht und der Anordnung io Gottes, auf Grund deren so viele Häupter des Staates zusammengekom­ men waren, entgegenwirken; infolgedessen gestand Kaiser Heinrich endlich in Erinnerung an sein Versprechen voll und ganz zu, daß alle verhandelten Fragen nicht durch sein Urteil und nach dem Bestreben einiger seiner Leute, sondern gemäß Fürstenbeschluß abgeschlossen 15 wurden. Es würde zu weit führen, alles, was damals großherzig beschlos­ sen wurde, aufzuzählen, darum mag es genügen, die Hauptsache dieses Hoftages hier zu verzeichnen71: Ein unbedingter und allgemeiner von allen bei Gefahr des Lebens einzuhaltender Frieden wurde gesetzmäßig erlassen, Königsrechte und -besitz wurden dem Königtum, kirchliches Gut 20 wurde den Kirchen, alles Eigentum den Enteigneten, alles durch Erbrecht Zustehende den Erben und jeder Person jeden Standes das ihr eigene Recht zugesprochen. Außerdem wurde einmütig beschworen und bestätigt, daß Räuber und Diebe gemäß kaiserlicher Verfügung zu verfolgen und den von alters her bestehenden Gesetzen entsprechend zu bestrafen seien; 25 und was an Ärgernis und Verwirrung in allen Reichen Deutschlands durch die Saat Satans erwachsen war, sollte gemäß Beschluß unbedingt ausgerottet werden. Hinsichtlich der Exkommunikation, aus der fast alle Ärgernisse entstanden waren, wurde nichts entschieden, diese Frage wurde vielmehr einmütig und gottesfürchtig dem Papst zur Verhandlung vor30 behalten; und es wurden sofort Gesandte benannt, die das alles nach Rom berichten sollten, damit auf einem vom Papst kraft seiner apostoli­ schen Vollmacht einberufenen allgemeinen Konzil durch das Urteil des Heiligen Geistes entschieden werde, was durch menschliches Urteil nicht entschieden werden könne. Nachdem alles geziemend zur Ehre und zum 35 Nutzen des Reiches angeordnet war, wurden sofort Herr Otto, der Bischof von Bamberg, Herzog Heinrich72 und Graf Berengar73 bestimmt, dies alles denFürsten Bayerns zu übermitteln, die damals zufällig durch andere Staatsangelegenheiten in Anspruch genommen waren und daher an dem genannten Hoftag nicht teilgenommen hatten, jetzt aber auf den 1. No40 vember nach Regensburg berufen wurden; die Gesandten fanden und bestätigten, daß sie in alles einwilligten. 72 Heinrich der Schwarze, Herzog von Bayern. 73 von Sulzbach.

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Anno Domini MCXXIL Erlungus episcopus Wirziburgensis per IIII. annos elephantino morbo vexatus in natali Innocentum obiit74 et prohibente scismate non in civitate, sed in monasterio Swarzaha sepulturam obtinuit. Domnus autem imperator vacanti cathedrç consulturus illo devenit et consilio suorum usus quendam adoles- s centem nomine Gebehardum76, bene quidem natum, sed adhuc pre studiis scolaribus nulla çcclesiastica promocione mancipatum, pontificali investitura sublimavit non modica quidem et, ut dicunt, saniori parte cleri ac populi id ipsum constanter renuente, alteram autem nomine Rûggerum eiusdem çcclesiç diaconum, inibi videlicet 10 nutritum atque canonicum, canonice eligente. Hinc dissensiones non parvç oriuntur in tantum, ut eidem parti faventes relictis, qu§ possidebant, in civitate cogerentur offensam imperatoris declinare. 76 Ducem quoque Fridericum fratremque eius Cûnradum electioni eidem dum frustra consentiunt, indignatos ab avunculo eodemque 15 domino suo discedere76. Qui tamen non multo post eum metropolitan© Mogontino nonnullisque Saxoniç principibus colloquium iuxta fluvium Wirraha facientes predictum Rûggerum contra voluntatem regis per auctoritatem eiusdem archiepiscopi Adelberti cçteroramque lega­ torum pap§, qui time nuper a Roma venerant77, presulatus electione 20 et investitura confirmabant. Ipso etenim tempore episcopus Spirensis78 et abbas Fuldensis79 legatione totius regni apud sedem apostolicam peracta redierant ducentes secum Ostiensem episcopum80 vicem domni apostolici per omnia tenentem cum duobus cardinalibus81, qui nihilominus a sede 25 sancti Petri ob reconciliationem regni et sacerdotii missi fuerant. Hac de causa iterum colloquium curiale per provincias indictum est, cui locus Wirziburg, tempus festum sancti Petri82 prefinitum est. Quo propinquante appropinquare cçperunt condictç civitati non sine damno totius orientalis Franciç diversarum provinciarum principes 30 et turmç. Sed ubi nunciis veracibus domnum imperatorem illo minime venturam, utpote circa Rhenum aliis irretitum negotiis, didicerant, unusquisque in sua redire disponebant. Interim Gebehardus federatis sibi iam firmiter urbanis intra muros copiosa cum 74 Am 28. Dezember 1121. 75 Graf von Henneberg. 7,-78 Der Satz ist grammatisch falsch.

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Im Jahr des Herrn 1122. Bischof Erlung von Würzburg, der vier Jahre an Elephantiasis litt, starb am Fest der Unschuldigen Kinder74 und wurde wegen des Schisma nicht in der Stadt, sondern im Kloster Münsterschwarzach beigesetzt. Der Herr Kaiser aber kam dorthin, um sich um 5 den vakanten Sitz zu kümmern, und auf den Rat seiner Leute gab er einem jungen Mann namens Gebhard76, der zwar von guter Herkunft war, aber bisher wegen seiner Studien noch ohne kirchliche Weihe, die bischöfüche Investitur; kein geringer und wie man sagt, der gesündere Teil des Klerus und des Volkes lehnte ihn allerdings entschieden ab und io wählte kanonisch einen anderen namens Rugger, einen Diakon derselben Kirche, der dort erzogen und Kanoniker geworden war. Daraus entstan­ den erhebliche Streitigkeiten von einemAusmaß, daß diejenigen, die diese Seite begünstigten, gezwungen wurden, ihre ganze Habe in der Stadt zurückzulassen und dem Zorn des Kaisers auszuweichen; ebenso wurden 15 auch Herzog Friedrich und sein Bruder Konrad, die ohne Erfolg dieser Wahl zustimmten, gezwungen, sich voller Unwillen von ihrem Oheim und Herrn zu entfernen. Wenig später aber hielten sie zusammen mit dem Mainzer Erzbischof und einigen Fürsten Sachsens eine Zusammenkunft an der Werra ab, wo sie den genannten Rugger gegen den Willen des 20 Königs auf Grund der Vollmacht des Erzbischofs Adalbert und der übrigen päpstlichen Legaten, die kürzlich aus Rom gekommen waren77, durch die Wahl zum Bischof und die Investitur bestätigten. Um dieselbe Zeit waren der Bischof von Speyer78 und der Abt von Fulda79, nachdem sie ihre Gesandtschaft im Auftrag des ganzen Reiches 25 beimApostolischenStuhl durchgeführt hatten, zurückgekehrt ; in ihrerBe­ gleitung waren der Bischof von Ostia80, der stellvertretend die vollen Rechte des Papstes wahrnahm, und zwei weitere Kardinäle81, die derStuhl des hl. Petrus zwecks Versöhnung von königlicher und geistlicher Gewalt entsandt hatte. Aus diesemGrunde wurde erneut in allenLändern einHof30 tag angesagt, für den als Ort Würzburg, als Termin das Fest deshl. Petrus82 bestimmt wurden. Als der Zeitpunkt heranrückte, begannen die Fürsten und Scharen derverschiedenenLänder sichder genanntenStadt zu nähern, nicht ohne Schaden für ganz Ostfranken. Als aber glaubwürdige Boten er­ klärten, der Herr Kaiser werde auf keinen Fall dort hinkommen, da er 35 durch andere Geschäfte am Rhein festgehalten werde, beschlossen alle, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Inzwischen verband sich Gebhard, der noch mit einer zahlreichen Kriegerschar innerhalb der Stadt saß, fest 77 Vgl. Anm. 81. 78 Bruno. 79 Erlolf. 80 Lambert, der spätere Papst Honorius II. 81 Saxo, Kardinalpriester von S. Stefano Rotondo, und Gregor, Kardinal­ diakon von S. Angelo, der spätere Papst Innocenz II. 82 Petri Kettenfeier am 1. August.

Ekkehard IV

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turba dum residet, quadam die post meridiem assumpta de his, qui secum erant, manu valida quosdam, qui iam uno pene miliario ab urbe castra posuerant, nihil mali suspicantes invadere tem ptavit et quasi inimicos regni deputans sive turpiter pellere sive incautos sternere proponit. A t illi clamore venientium excitati gemina contra acie8

5

celeriter directa naviter resistendo se suaque castra defendunt, et ex utraque parte cçsis, vulneratis atque captis nonnullis, die etiam advesperascente hi ad urbem, isti ad tentoria redeunt. H inc efferati principes ad civitatem unanimiter convertuntur, Rûggerum intronizare contendentes, verum id non sine sanguine fieri posse perpendentes

10

ad monasterium, quod dicitur Swarzaha, divertunt, ibique illum coram

omni concilio tam metropolitanus83 quam cçteri R om ani

legati presulem çcclesiç Wirziburgensi consecrantes, ad propria se * quisque convertunt. Exinde idem Rûggerus eam partem episcopii, quç Necaro fluvio circumiacet, in proprios usus tenuit, Gebehardus

15

vero urbem et quç illi contigua sunt, secure possedit. Interea presul Mogontinus ab indignatione cçsaris sibimet undique prospiciens castrum antiquum et iam per multas generationes pene funditus dirutum, quod vel a rivo afluente Ascafa sive, ut quidam volunt, ab Ascanio conditore Ascenburc dicitur, miro conatu cçpit

20

munire, rex quoque idipsum ob iniuriam sui et contra rem publicam fieri diiudicans obsidionem e contrario ordinare decrevit. A t benignus et amator hominum Iesus per industriam servorum suorum, sedis apostolicç legatorum, qui tunc M ogontiç morabantur, im m o per inhabitantem in eis spiritum suum spiritum principum paci contrarium

25

auferre, 84caritatem quoque nichilominus in eorum cordibus diffun­ dere cçp it84, quia nimirum, ut vere creditur, post t o t b Christi tunicç scissuras, post tot Christianorum intestina bella 86tempus miserendi S yon 85, quç est çcclesia, licet sero, iam venit. Facto igitur universali conventu apud urbem W angionum, quç nunc W orm acia dicitur86, sicut longum ita et incredibile memoratu est, quam prudenti, quam instanti quamque per omnia sollicito cunctorum procerum consilio pro pace et concordia per unam vel amplius ebdomadam certatum sit, donec ipse, 87in cuius manu cor

aciem L. S. b> fehlt L.

30

Heinrich V. 1122

357

mit den Bürgern; eines Nachmittags nahm er eine starke Schar von seinen Leuten und versuchte, einige, die etwa eine Meile von der Stadt entfernt ihr Lager aufgeschlagen hatten und nichts Übles wähnten, zu überfallen, und er beabsichtigte, sie als Feinde des Reiches entweder schimpflich zu 5 vertreiben oder sie, falls sie unvorsichtig wären, niederzumachen. Diese aber, durch das Geschrei der Heranrückenden aufgeschreckt, formierten schnell eine doppelte Schlachtreihe gegen sie und verteidigten tapfer Widerstand leistend sich und ihr Lager; auf beiden Seiten gab es Gefal­ lene, Verwundete und Gefangene, und als der Tag zur Neige ging, kehrten io die einen in die Stadt, die anderen zu den Zelten zurück. Voll Zorn darüber wandten sich die Fürsten einmütig gegen die Stadt, um Rugger zu inthronisieren; da sie aber erwogen, daß das nicht ohne Blutvergießen abginge, zogen sie zum Kloster Münsterschwarzach, wo ihn der Metro­ polit83 und die übrigen römischen Legaten in Anwesenheit der ganzen 15 Versammlung zum Bischof der Würzburger Kirche weihten; dann kehrte jeder in seine Heimat zurück. Seitdem hatte dieser Rugger den Teil des Hochstifts, der am Neckar liegt, zur eigenen Verfügung, Gebhard aber hatte die Stadt und deren Umland in festem Besitz. Inzwischen begann der Bischof von Mainz mit staunenswertem Bemü20 hen, um nach allen Seiten Vorsorge gegen den Unwillen des Kaisers zu treffen, eine alte und bereits seit vielen Generationen fast völlig darnieder­ liegende Burg zu befestigen, die nach der dort vorbeifließenden Aschaff oder, wie manche wollen, nach ihrem Gründer Askanius Aschaffenburg genannt wird; der König dagegen beschloß, sie zu belagern, da er das für 25 ein Unrecht gegen sich und den Staat erachtete. Doch Jesus begann in seiner Güte und Liebe zu den Menschen durch die Anstrengung seiner Diener, der apostolischen Legaten, die sich damals in Mainz aufhielten, das heißt durch seinen ihnen innewohnenden Geist, die gegen den Frieden gerichtete Einstellung der Fürsten zu beseitigen und 84die Liebe in ihre 30 Herzen zu gießen84; denn fürwahr, wie man wahrheitsgemäß glaubte, schon war, wenn auch spät, nachdem so oft das Gewand Christi zerrissen worden war und nach so vielen inneren Kriegen unter Christen, 88die Zeit des Erbarmens für Sy on86, das heißt die Kirche, gekommen. Also wurde ein allgemeiner Hoftag in der Stadt der Wangionen, die 35 jetzt Worms heißt, abgehalten86; es ist ebenso lang zu erzählen, wie es unglaublich klingt, unter welch klugem, drängendem und stets eifrig besorgtem Rat aller Großen eine Woche und länger für Frieden und Eintracht gekämpft wurde, bis der selbst, 87in dessen Hand das Herz des 83 Erzbischof Adalbert von Mainz. 84— 84 Vgl. Rom. 5, 5. 85-

85 p s . 1 0 1 , H .

86 Am 8. September. 87—87

V gJ . p r o v . 2 1 , 1.

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regis est87, omnem animositatem augusti sub apostolicç reverentiç obçdientiam causa matris çcclesiç, etiam ultra spem plurimorum, inflexit. Mox tamen ab apostolicç sedis apocrisiariis in communionem receptus tam ipse imperator quam universus sibi subiectus exercitus, immo generali absolutione cunctis hoc scismate pollutis per auctori- 5 tatem apostolicam facta, qualiter ecclesiasticas investituras cçteraque spiritualia négocia, quç tanto tempore reges Theutonici administra­ verant quçque ipse, ne regni diminueretur honor, nunquam vita comite dimissurum proposuerat, h u m ilia tu s pro Christo coram multi­ tudine maxima abnegaverit et in manus domni episcopi Ostiensis ac 10 per ipsum domino nostro Iesu Christo suçque in perpetuum ius çcclesiç dimiserit, rursumque qualia sibi ob honorem regni conservandum auctoritas apostolica concesserit, utriusque partis melius edocebunt subter annotata scripta88: „Ego Heinricus Dei gratia Romanorum imperator augustus pro 15 amore Dei et sanctç Romanç çcclesiç et domni pape Calisti et pro remedio animç meç dimitto Deo et sanctis eius apostolis Petro et Paulo sanctçque catholicç çcclesiç omnem investituram per anulum et baculum et concedo in omnibus çcclesiis fieri electionem et liberam consecrationem. Possessiones et regalia beati Petri, quç a principio 20 huius discordiç usque ad hodiernam diem sive tempore patris mei sive etiam meo ablata sunt, qu§ habeo, eidem sanctç Romanç çcclesiç restituo, quç autem non habeo, ut restituantur fideliter iuvabo. Possessiones etiam omnium aliarum çcclesiarum et principum et aliorum tam clericorum quam laicorum consilio principum et iusticia, 25 qu§ habeo, reddam, quç non habeo, ut reddantur, fideliter iuvabo; et do veram pacem Calisto sanctçque Romanç çcclesiç eta omnibus, qui in parte ipsius sunt vel fuerunt, et in quibus sancta Romana çcclesia auxilium postulaverit, fideliter iuvabo.“ „Ego Calistus servus servorum Dei dilecto filio suo Heinrico 30 Dei gratia Romanorum imperatori augusto concedo electiones episcoporum et abbatum Theutonici regni, qui ad regnum pertinent, in presentia tua fieri, absque symonia et aliqua violentia, ut, si qua

folgt in E. B. P.

1122. Wormser Konkordat

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Königs ist87, den schroffen Sinn des Kaisers um der Mutter Kirche willen unter den Gehorsam gegenüber dem Papst beugte, sogar über die Hoffnung der meisten hinaus. Bald darauf wurden vod dem Legaten des Apostolischen Stuhles sowohl der Kaiser wie sein gesamtes Heer wieder 5 in die Gemeinschaft aufgenommen, und allen, die sich mit diesem Schisma befleckt hatten, wurde kraft päpstlicher Vollmacht Generalabsolution erteilt ; wie der Kaiser sich nun um Christi willen vor einer beträchtlichen Menschenmenge demütigte ; wie er auf die kirchlichen Investituren sowie die übrigen geistlichen Angelegenheiten verzichtete, über die die deut10 sehen Könige so lange verfügt hatten und die er, damit das Recht des Königtums nicht gemindert werde, zeit seines Lebens niemals aufzugeben selbst sich vorgenommen hatte ; wie er sie in die Hände des Herrn Bischofs von Ostia und durch diesen unserem Herrn Jesus Christus und seiner Kirche zu ewigem Recht entließ, und was ihm wiederum der Papst zur 15 Wahrung der Rechte des Königtums gewährte, darüber vermögen besser die im Folgenden angeführten Schriftstücke der beiden Parteien zu unter­ richten88: „Ich, Heinrich, durch Gottes Gnade erhabener Kaiser der Römer, überlasse aus Liebe zu Gott, der heiligen Römischen Kirche und dem 20 Herrn Papst Calixt, sowie um meines Seelenheiles willen Gott, seinen heiügen Aposteln Petrus und Paulus und der heiligen katholischen Kirche jegliche Investitur durch Ring und Stab und gestatte, daß in allen Kirchen eine Wahl und freie Weihe stattfinden. Die Besitzungen und Regalien des hl. Petrus, die ihm seit Beginn dieses Streites bis auf den 25 heutigen Tag, sei es zu Zeiten meines Vaters oder zu meiner Zeit, abge­ nommen wurden, gebe ich, soweit sie in meinem Besitz sind, dieser heili­ gen Römischen Kirche zurück ; daß auch das zurückerstattet werde, was sich nicht in meinem Besitz befindet, dazu werde ich getreulich helfen. Auch was ich an Besitzungen aller sonstigen Kirchen, der Fürsten und 30 anderer Kleriker oder Laien habe, werde ich nach dem Rat und Urteil der Fürsten zurückgeben ; daß auch die, die ich nicht habe, zurückgegeben werden, dazu werde ich getreulich helfen. Und ich gebe wahren Frieden Calixt und der heiligen Römischen Kirche, sowie allen, die auf seiner Seite sind oder waren, und wenn die heilige Römische Kirche Hilfe fordert, 35 werde ich getreulich helfen.“ „Ich, Calixt, Knecht der Knechte Gottes, seinem geliebten Sohn Heinrich, dem durch Gottes Gnade erhabenen Kaiser der Römer. Ich gestatte, daß die Wahlen der Bischöfe und Äbte des Deutschen Reiches, die unmittelbar der Herrschaft des Königs unterstehen, in deiner 40 Gegenwart geschehen, jedoch ohne Simonie und Gewalt, vielmehr so, daß du, falls irgendein Streit zwischen Parteien entsteht, nach dem Rat 88 Auch in MG. Const. 1, 159ff. n. 107.108. Ekkehards Wiedergabe entspricht nicht immer ganz dem Original.

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Ekkehard IV

inter partes discordia emerserit, metropolitani et conprovincialium consilio vel iudicio saniori parti assensum et auxilium prebeas. Electus autem regalia per sceptrum a te recipiat 89 exceptis omnibus, quç ad Romanam çcclesiam pertinere noscuntur89, et quç ex his iure tibi debet, faciat. Ex aliis vero partibus imperii consecratus infra VI 5 menses regalia per sceptrum a te recipiat. De quibus vero mihi querimoniam feceris, secundum officii mei debitum auxilium meum prestabo. Do tibi veram pacem et omnibus, qui in parte tua sunt vel fuerunt tempore huius discordiç. Data annoMCXXII., VIIII. Kalendas Octobris.“ 10 Huiusmodi scripta atque rescripta propter infinity multitudinis conventum loco campestri iuxta Rhenum90 lecta sunt, data et accepta, postque multimodas laudes rerum gubernatori redditas, celebratis a domno Ostiensi divinis sacramentis, inter quç domnum imperatorem cum pacis osculo sanctaque communione plenissime is reconciliavit, discessum est ab omnibus cum lçticia infinita. Alterum quoque non multo post, id est in festo sancti Martini91, colloquium imperator cum principibus, qui priori non aderant92, Babenberg habuit, ubi et cunctis in sua vota concordantibus inter multa, quç tam ad regni quam ad sacerdotii congruebant honorem, 20 more maiorum compositis legatos proprios cum Romanis destinavit et utrosque nuncia simul et munera ferentes honorifica domno apostolico Calisto, consanguineo scilicet iam sibimet unitissimo, direxit. Anno Domini MCXXIII. Imperator Heinricus natalem Domini Traiecti celebravit93. Oritur in ipsis festis diebus quçdam simultatio 25 inter aulicos scilicet et episcopi ministeriales, quç etiam eo processit, ut universa curia simul ac civitate commota utriusque partis armatç concurrerent cohortes. Fit clamor confusus, quasi a Traiectensibus in imperatorem coniuratio sit facta, sicque illis irruentibus et istis resistentibus acris committitur pugna, adeo ut 30 multi caderent, plures de oppidanis caperentur, reliqui in turrim firmissimam, quç illic erat, confugerent. Pontifex94 etiam ipse quasi 89—89 Dieser Passus gehört sinngemäß zu den Vereinbarungen über die außer­ deutschen Gebiete, wo er sonst auch steht. 90 In der Ebene Lobwisen vor der Stadt. 91 Am 11. November. 92 Vgl. dazu Meyer v. Kn. 7, 217.

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und Urteil des Metropoliten und der anderen Bischöfe der Kirchenprovinz dem besseren Teil Zustimmung und Hilfe gewährst. Der Erwählte soll von dir die Regalien durch ein Zepter erhalten, 89ausgenommen aber alles, was bekanntermaßen der Römischen Kirche zukommt89; und was er dir 5 auf Grund der Regalien rechtmäßig schuldig ist, soll er tun. In den ande­ ren Gebieten des Imperium dagegen soll der Geweihte innerhalb von sechs Monaten von dir die Regalien durch das Zepter empfangen. Falls du bei mir über irgendwen Klage zu führen haben wirst, werde ich gemäß der Pflicht meines Amtes meine Hilfe gewähren. Ich gebe dir und allen, io die auf deiner Seite stehen oder zur Zeit dieses Streites standen, wahren Frieden. Gegeben im Jahr 1122, am 23. September.“ Diese beiden Schreiben wurden wegen der unendlich großen Zahl der Teilnehmer der Versammlung auf freiem Feld am Rhein90 verlesen und ausgetauscht; man pries den Lenker der Dinge mit Lobgesängen, und der 15 Bischof von Ostia feierte die Messe, während der er den Herrn Kaiser durch den Friedenskuß und die heilige Kommunion wieder völlig mit der Kirche versöhnte ; dann gingen alle mit unendlicher Freude auseinander. Nicht viel später, am Fest des hl. Martin91, batte der Kaiserin Bamberg ein weiteres Gespräch mit denjenigen Fürsten, die vorher nicht dabei 20 gewesen waren92; alle stimmten dort mit seinen Wünschen überein, und unter den vielen Angelegenheiten, die sowohl die rechtmäßigen Ansprüche der königlichen wie der geistlichen Gewalt betrafen und nach Vätersitte beigelegt wurden, bestellte er zusammen mit den römischen Legaten auch eigene Gesandte und schickte sie mit Botschaften und Ehrenge25 schenken zum Herrn Papst Calixt, seinem Verwandten, der ihm nun innigst verbunden war.

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Im Jahr des Herrn 1123. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Utrecht93. An den Festtagen selbst entstand zwischen den Höflingen und den Ministerialen des Bischofs ein Streit, der ein solches Ausmaß annahm, daß der ganze H of und ebenso die Stadt in Erregung gerieten und auf beiden Seiten bewaffnete Scharen zusammenliefen. Man hörte verworrenes Geschrei, als ob die Utrechter eine Verschwörung gegen den Kaiser gemacht hätten, und während infolgedessen die einen angriffen, die anderen Widerstand leisteten, entstand ein so heftiger Kampf, daß viele umkamen, zahlreiche Bürger gefangengenommen wurden und der Rest in einen dort befindlichen festen Turm flüchtete. Sogar der Bischof94 wurde als angeblicher Teilhaber des üblen Planes

93 Da der Kaiser am 28. Dezember in Speyer bezeugt ist, wird er auch dort das Weihnachtsfest gefeiert haben. Gegen Utrecht brach Heinrich nach Pfing­ sten auf (3. Juni) ; in diese Zeit gehört also der im Folgenden geschilderte Kampf. 94 Godebald.

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pravi consilii particeps et ob hoc maiestatis reus habitus custodiç traditur, a qua postea magna pecuniç summa multatus, multis etiam primoribus illarum partium intervenientibus et maxime Friderico Coloniensi archiepiscopo, vix redimitur. Cçpit etiam tunc germinare discordiç illius seminarium, qu§ sequenti estate maximo illius regionis s dampno, quç vulgo Hollant vocatur, morose ac laboriose et vix tandem ipso imperatore copiosum illo exercitum ducente terminabatur, ubi matrona quçdam, cuius nomen excidit, soror nimirumLotharii ducis95, cuius et patrocinio confisa imperatori rebellare presumebat. Eo itaque tempore primo per Saxoniam, deinde per totam pene Ger- 10 maniamexternis quiescentibus bellis3 civilium ubique seditionumtem­ pestas increvit et, ut ait propheta, 96mendacium et periurium inunda­ verunt, et sanguis sanguinemtetigit96. Predones quippe, qui sub nomine equitum undique superhabundabant, villas et agros ecclesiarum in­ vadebant, colonos domi forisque spoliabant et ah scelus!bqui pane solo 15 et aqua victitare solebant, delicias sibimet ministrari tormentis ex­ igebant, sicque prédis et incendiis unoquoque suas iniurias vindicante cepit undique caritas immo raritas annonç succrescere. In pagoWormaciensi videbatur per aliquot dies non modica et armata multitudo equitum euntium et redeuntium et quasi ad placiti colloquia 20 nunc hic, nunc illic turmas facere, circa nonam vero horam cuidam monti, a quo et exisse videbantur, se reddere. Tandem quidam de in­ colis regionis illius non sine magno timore huiusmodi tam prodigiosç concioni, crucis signaculo munitus, appropinquat, mox quandam ex illis occurrentem sibi personam per nomen omnipotentis Domini nostri 25 manifestare causam populi, qui sic appareret, adiurat. Cui ille inter cetera: „Non sumus“, inquit, „ut putatis fantasmata nec militum ut a vobis cernimur turba, sed anime militum non longe antehac inter­ fectorum. Arma vero et habitus atque equi, quia nobis prius fuerant instrumenta peccandi, nunc nobis sunt materia tormenti, et vere totum 30 ignitum est, quod in nobis cernitis, quamvis id vos corporalibus oculis discernere non possitis.“ In huiusmodi comitatu dicitur etiam Emicho comes ante paucos annos occisus97 apparuisse et ab hac pena orationi­ bus et elemosinis se posse redimi docuisse. a> fehlt L. E. S.

b> folgt ab his E. B. P.

98 Gertrud, bzw. Petronilla, Witwe des Herzogs Florentius von Holland, Stiefschwester Herzogs Lothar von Sachsen.

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und infolgedessen als des MajestätsVerbrechens Angeklagter unter Be­ wachung gestellt; daraus konnte er sich später nur mit Mühe durch eine große Geldbuße und unter Vermittlung zahlreicher Großer jenes Gebietes, vor allem des Erzbischofs Friedrich von Köln, befreien. Damals 5 begann auch der Same jener Zwietracht zu keimen, die im folgenden Sommer unter größtem Schaden für jene Gegend, die in der Umgangs­ sprache Holland heißt, nur langwierig und mühsam und erst als der Kaiser selbst schließlich ein zahlreiches Heer dort hinführte, beendet wurde; dort wagte eine edle Frau96, deren Name mir entfallen ist, die io Schwester Herzogs Lothar, im Vertrauen auf dessen Schutz gegen den Kaiser aufzustehen. Während es keine äußeren Kriege gab, nahm zu dieser Zeit zunächst in Sachsen und dann fast in ganz Deutschland das Unheil von Bürgerkriegen überall zu, und wie der Prophet sagt: „ 96Lüge und Meineid nahmen is überhand, und Blutschuld reihte sich an Blutschuld.“ 96 Räuber nahmen überall überhand, überfielen unter dem Namen von Rittern Dörfer und Felder der Kirchen, plünderten die Bauern zu Hause und auf dem Feld und unter Martern - was für ein Verbrechen! - erzwangen sie, die nur von Brot und Wasser sich zu ernähren pflegten, daß ihnen üppige 20 Mähler bereitet wurden; und da nun ein jeder das ihm angetane Unrecht mit Plünderung und Brandschatzung rächte, nahmen überall Teuerung und Mangel zu. Im Wormsgau sah man einige Tage lang eine ziemlich zahlreiche bewaffnete Reiterschar hin- und herziehen und wie bei Verhandlungen 25 auf dem Gericht hier und dort Gruppen bilden; um die neunte Stunde aber zogen sie sich in einen Berg zurück, aus dem sie auch herausgekom­ men zu sein schienen. Endlich ging einer der Bewohner dieser Gegend mit großer Furcht angesichts dieser seltsamen Versammlung, mit dem Zeichen des Kreuzes gewappnet, näher heran, und alsbald kam ihm eine 30 von jenen Personen entgegen, die er durch den Namen unseres all­ mächtigen Herrn beschwor, den Grund zu offenbaren, aus dem dieses Volk erscheine. Ihm antwortete jener unter anderem: „W ir sind“ , sagte er, „keine Wahnbilder, wie ihr glaubt, auch keine Ritterschar, für die ihr uns haltet, sondern die Seelen von Rittern, die vor nicht langer 35 Zeit getötet wurden. Waffen aber, Rüstung und Pferde sind nun, da wir uns ihrer früher zur Sünde bedienten, Gegenstände der Marter, und in Wahrheit ist alles, was ihr an uns seht, von Feuer, wenn ihr das auch mit leiblichen Augen nicht wahrzunehmen vermögt.“ In einer solchen Beglei­ tung soll auch Graf Emicho, der vor wenigen Jahren gefallen war97, er40 schienen sein und erklärt haben, von dieser Strafe könne er durch Gebet und Almosen erlöst werden. Osee 4, 2. 97 Vgl. oben S. 336 z. J. 1117.

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Ekkehard IV

Referunt quidam, quod nocte, qu§ diem dominicç cçnç prçcessit, dum ad vigilias more çcclesiastico properarent, vidisse se quasi stellas innumeras de cçlo cadere in tantum, ut pluviç guttas et multitudine et casibus viderentur imitari. Claruit hoc tempore Dietericus Cicensis episcopus98, litteris apprime 5 eruditus, semper contra scismata, quç suis temporibus nonnunquam pullulabant, propugnator catholicus et in omni pastorali sollicitudine commisse sibimet çcclesiç desudans utilitatibus. Hic itaque non longe a suburbano vel territorio su§ civitatis99 monasterium sive abbatiam summo conatu magnoque sumptuum ac çdificiorum impensis per 10 annos aliquot instituebat in colle, quem antiquitas olim Bosowa nominaverat1. Quo loco iam fere ad unguem perducto, utpote non modica consecrata basilica, congregatione quoque monachorum ibidem locata invenitur inter eos, quos conversos fratres dicimus, quidam perversus ex eadem gente Soraborum progenitus, nequa- 15 quam sanctç regulç, sed propriis desideriis per omnia subiectus. Hic pro suis excessibus frequenter ab abbate corripitur, sed non melioratus episcopo presentatur corrigendus. Quem ipse frequenter acrius, ut dignum erat, corripuit, ille autem in tantam proterviam erupit, ut episcopum ante altare in oratione stantem cultro perfoderit, 20 unde post triduum venerandus sacerdos ad Christum migravit2. Anno Domini MCXXIIII. Imperator Heinricus natalem Domini Aquisgrani celebravit. Eclypsis lun§ apparuit in purificatione sanctç Mariç3. Unde etiam perterritus Cunradus consobrinus imperatoris4 25 conversionem morum suorum professus Hierosolimam se profecturum ibidemque Christo militaturum devovit, indeque favorem non modi­ cum ab omnibus, qui hoc audierant, acquisivit. Nonnulli quoque nequitiç studiis antea dediti eidem se sociari profitentur comitatui. Non multo post imperator Heinricus movet expeditionem contra 30 eos, qui sibi in regione Hollant contrarii existebant5, hisque, licet tarde, subactis ad superiores se partes contulit, regina circa fines

98 Eigentlich Bischof von Naumburg, da das Bistum schon seit 1032 dorthin transferiert worden war. 99 Zeitz.

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Einige erzählen, in der Nacht vor Gründonnerstag, als sie nach kirchlichem Brauch zur Vigil eilten, hätten sie gleichsam so unzählige Sterne vom Himmel fallen sehen, daß sie nach Menge und Fall Regen­ tropfen zu gleichen schienen. 5 Zu dieser Zeit war Bischof Dietrich von Zeitz98 ein berühmter Mann; er war von Grund auf in den Wissenschaften gebildet, hatte sich gegen die Schismen, die es mehrmals zu seiner Zeit gab, als katholischer Vor­ kämpfer erwiesen und sich mit der ganzen Fürsorge des Hirten zum Nut­ zen der ihm anvertrauten Kirche abgemüht. Nicht weit von dem vor den io Mauern gelegenen, zu seiner Stadt gehörigen Gebiet99 richtete er unter ganzem Einsatz und mit großem Aufwand an Mitteln und Gebäuden innerhalb einiger Jahre ein Kloster oder eine Abtei ein, auf einem Hügel, den man in alter Zeit Bosau1 benannt hatte. Als der Ort schon fast zur Vollendung gediehen, bereits eine ansehnliche Kirche geweiht und auch 15 schon eine Mönchsgemeinschaft dort eingezogen war, wurde unter denen, die wir Konversen nennen, ein übler Mensch befunden, ein Sorbe, der keineswegs der heiligen Regel, sondern ausschließlich den eigenen Gelüsten unterworfen war. Mehrfach wurde er wegen seiner Ausschreitungen vom Abt zurechtgewiesen, da er sich aber nicht besserte, übergab man ihn 20 dem Bischof, damit dieser ihn auf den rechten Weg bringe. Dieser wies ihn auch mehrfach ziemlich heftig, wie es angemessen war, zurecht, jener aber steigerte sich zu solcher Frechheit, daß er den Bischof, als er vor dem Altar betete, mit einem Dolch durchbohrte; drei Tage später ging der verehrungswürdige Bischof zu Christus ein1 2.

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Im Jahr des Herrn 1124. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in Aachen. Am Fest der Reinigung Mariens3 ereignete sich eine Mondfinsternis. Aus Schrecken darüber versprach Konrad, ein Verwand­ ter des Kaisers4, sein Leben zu ändern, und gelobte nach Jerusalem zu ziehen und dort für Christus zu kämpfen, was ihm ziemlich große Gunst verschaffte bei allen, die davon hörten. Einige, die sich vorher mit Eifer der Nichtswürdigkeit hingegeben hatten, versprachen sogar, sich seiner Begleitung anzuschließen. Kurz darauf unternahm Kaiser Heinrich einen Kriegszug gegen seine Gegner in Holland5, und nachdem er sie, wenn auch spät, unterworfen hatte, begab er sich in die südlicheren Gebiete, während die Königin in

1 Kloster Bosau wurde 1114 begonnen, der erste Abt, Erkembert, kam aus Hirsau ; das ist sicher auch der Grund für die Ausführlichkeit Ekkehards. 2 Am 27. September. 3 2. Februar. 4 Sein Neffe. 5 Vgl. oben S. 362 z. J. 1123.

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Ekkehard IV

Lotharingiç relicta. Circa mediam quadragesimam6 colloquium Wormaciç cum quibusdam optimatibus habebat, cçteris vero, qui non aderant, id est Saxonibus, Baioariis atque Boemis, ad curiam venire Babenberg Nonas Mai7 indicebat, maxime propter Lotharii ducis insolentiam, qui nova quçdam moliri notabatur contra rem publicam 5 ob sororis su§ prescript^ illatam ab imperatore iniuriam. Factus est itaque conventus idem non modicus, nam singularum provinciarum duces aderant prêter predictum Lotbarium paucosque sibi consentientes de Saxonia principes. Quibus singulis necessarios sumptus vel ex toto vel ex parte ministrabat venerandus episcopus 10 Otto prêter pubbcum atque constitutum antiquitus imperatoriç maiestati, quod ab aulicis etiam importunius exigebatur, servitium9. Ab ipsis denique pater idem notabatur rarius quam cçteri presides palatium visitare, ipse vero monasteriis construendis et restauran­ dis, elemosinis dispensandis, orationibus invigilandis cçterisque tam is practicç quam theoretic^ studiis insinuandis“ sese maluit occupare. Nec deerant, qui id invidiç causa mussitantes publicis potius functio­ nibus impendendum iudicarent sicque cçsaris animositatem contra virum Dei commovere temptarent. Sed quia 10 Dominus custodit omnes dihgentes se10 11 et vias peccatorum disperdit11, iste rebus 20 transitoriis pro tempore non parcens miromodo, quamvis undique regiones stringente penuria, sufficienter omnibus ministrando 12 boni­ tate mabciam vicit12 ac13 non fictç karitatis13 officiis totius in se regni benivolum affectum commeruit. Unde compositis causis eiusdem conventus insinuat tam augusto quam primatibus universis se litteris 25 atque nunciis quam pluribus a duce Poloniç Polizlao vocatum14, insuper etiam domni pap§ Calisti permissione atque benedictione directum ad gentem scilicet Pomeranorum, quam nuper idem dux sibi finitimam subegerat et ad christianitatis confugium impulerat. Annuit tota qu§ convenerat çcclesia, annuit et aida, prosperitatem 30 a) insudandis B. P. * 16. März. 7 Nach anderen Quellen am 4. Mai. 8 Gertrud. 9 Aufgrund des Besitzes an Reichskirchengut war der Bischof verpflichtet, aus den ihm zur persönlichen Nutzung überlassenen Gütern (mensa episcopalis) dem König Herberge und Unterhalt zu gewähren.

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Lothringen zurückblieb. Um Mittfasten6 hatte er in Worms eine Zusam­ menkunft mit einigen Fürsten, alle anderen aber, die nicht anwesend waren, das heißt die Sachsen, Bayern und Böhmen, lud er auf den 7. Mai7 zu einem Hoftag nach Bamberg, und zwar vor allem wegen der Unbot5 mäßigkeit des Herzogs Lothar, der - wie bekannt wurde - wegen des Unrechts, das seine obengenannte Schwester8 vom Kaiser erlitten hatte, neue Unternehmungen gegen den Staat in die Wege leitete. Deshalb also fand dieser Hoftag statt, der recht zahlreich besucht war; denn die Herzoge der einzelnen Länder nahmen teil bis auf den erwähnten io Lothar und einige Fürsten Sachsens, die mit diesem gemeinsame Sache machten. Den notwendigen Aufwand für die einzelnen Teilnehmer stellte ganz oder zum Teil der verehrungswürdige Bischof Otto zur Ver­ fügung, abgesehen von dem seit alters her festgesetzten „servitium“ 9 für den Kaiser, das von den Höflingen ebenfalls ziemlich barsch ein15 gefordert wurde. Sie rügten auch, daß dieser Vater seltener als die übrigen Bischöfe bei H of erschien; er wollte sich Heber mit dem Bau und der Wiederherstellung von Klöstern, Verteilung von Almosen, ständigem Gebet und den sonstigen praktischen und beschauüchen Aufgaben befas­ sen. Es fehlte aber auch nicht an solchen, die darüber aus Neid murrten 20 und erklärten, er müsse sich eher den öffentlichen Aufgaben widmen, und so versuchten, gegen den Mann Gottes den Unwillen des Kaisers zu erregen. 10Der Herr aber wacht über alle, die ihn Heben10 11und verdirbt die Wege der Sünder11; weil Otto die hinfälligen Güter den Umständen ent­ sprechend nicht schonte und so, während überaU arger Mangel herrschte, 25 in wunderbarer Weise für aüe ausreichend sorgte, 12besiegte er das Böse durch Gutsein12 und erwarb sich durch seine Dienste 13ungeheuchelter Liebe13 verdientermaßen Wohlwoüen und Zuneigung des ganzen Reiches. Als daher aUe Angelegenheiten dieses Hoftags erledigt waren, teilte er dem Kaiser und allen Fürsten mit, der Polenherzog Boleslaw14 habe ihn 30 mehrfach durch Briefe und Boten gerufen; darüber hinaus habe auch der Herr Papst CaHxt ihn mit seiner Erlaubnis und seinem Segen zum Volk der Pommern gesandt, das dem Herzog unmittelbar benachbart sei und das dieser sich kürzHch endgültig unterworfen und gezwungen habe, beim Christentum Zuflucht zu suchen. Die ganze anwesende Kirche 35 stimmte dem zu, ebenso auch der Hof, und dem frommen Beginnen

lo-io Ps> 144> 20.

Ps. 145, 8. v g l. Rom . 12, 21. 13- 13 v g l. 2. K or. 6, 6. 12-

12

14 Boleslaw III.

368

Ekkehard IV

piis conatibus imprecantes, soli Babenbergensis çcclesiç filii patrem dulcissimum inviti deserunt15 multis eum lacrimis acsi funus prosequentes. Postquam autem super confirmatione pacis, diversis iusticiis regnique negotiis satis tractatum est, indignatus imperator his, qui 5 presentem curiam adire contempserant, instituit expeditionem se­ quente Augusto generaliter fieri, specie quidem contra Saxoniam16, re autem vera contra Galliam, in regnum regis Lûdewici17, prebiturus nimirum auxilium socero suo Heinrico Angliç regi pro possessione Normanniç provinciç contra eundem regem Galliç Lûdewicum io contendenti. Cuius itaque fines postquam statuto tempore iam iamque Theutonicus exercitus cçpit attingere, exploratores cottidie affirmant Francigenas maximo iam domi congregato exercitu congres­ sum expectare, immo temere expetere. Imperator quippe tunc non multas ibi ducebat copias, quia Theutonici non facile gentes impu- is gnant exteras. Nuntiatur interim a tergo Wormacienses auxilio ducis Friderici18 contra voluntatem imperatoris Buggonem19 suum epi­ scopum sedi suç restituisse seque inter civitatis muros ad rebellandum omnimodo munisse. Quo audito reversi20 urbem eandem maxima invadunt feritate nec obsidionem eius solvunt, donec multis, ut fieri 20 solet, hinc inde conatibus expensis, multis ante murum captis vel occi­ sis, ad ultimum deficientibus alimoniis, quinque milibus talentorum urbani multati relicto episcopo pactum ad arbitrium imperatoris fa­ ciunt. Domnus papa Calistus II., vir genere et moribus, sapientia quoque 25 cunctisque divinarum humanarumque rerum dispositionibus precipuus in Domino vitam finivit21. Post cuius decessum pars aliqua Romanorum Ravennatem archiepiscopum22, omni religionis testi­ monio satis commendatum, apostolicç sedi preficere nituntur, item aliqui Lampertum Ostiensem23, qui et universali postmodum electione 30 concordante voti compotes efficiuntur. Nam vir idem et in Romana tam diu probatus çcclesia et in ea legatione, qua ipse dudum in 15 Noch im Mai des Jahres trat Bischof Otto seine erste Missionsreise an. 16 Eine Heerfahrt gegen den zum Hoftag nicht erschienenen Herzog Lothar von Sachsen wurde tatsächlich beschlossen, aber nicht ausgeführt. 17 Ludwig V I., der Dicke (1108-1137). 18 von Schwaben.

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erflehte man glückliches Gelingen; nur die Söhne der Bamberger Kirche entließen den geliebten Vater ungern15 und unter vielen Tränen, als ob sie einem Begräbnis folgten. Nachdem über eine Bekräftigung des Friedens, verschiedene Rechts5 fälle und die Angelegenheiten des Reiches hinreichend verhandelt worden war, kündete der Kaiser voller Unwillen über die, die den gegenwärtigen Hoftag zu besuchen verschmäht hatten, für den folgenden August eine allgemeine Heerfahrt an, angeblich gegen die Sachsen16, in Wahrheit aber gegen Frankreich, das Reich des Königs Ludwig17; er wollte nämlich io seinem Schwiegervater, dem König Heinrich von England, Hilfe leisten, der um den Besitz der Normandie gegen den König Ludwig von Frank­ reich Krieg führte. Als das deutsche Heer sich zur festgesetzten Zeit schon Ludwigs Gebiet näherte, versicherten Kundschafter Tag für Tag, daß die Franzosen zu Hause schon ein sehr großes Heer gesammelt 15 hätten und den Kampf erwarteten, ja sogar kühn anstrebten. Der Kaiser aber führte damals nicht viele Truppen mit sich, da die Deutschen nicht leicht gegen auswärtige Völker kämpfen. Inzwischen wurde auch aus dem rückwärtigen Gebiet gemeldet, die Wormser hätten mit Hilfe des Herzogs Friedrich18 gegen den Willen des Kaisers ihren Bischof Burchard19 wieder 20 auf seinen Sitz restituiert und sich hinter den Mauern auf jede Weise für einen Aufstand verschanzt. Auf die Kunde davon kehrten sie um20 und überfielen mit größter Wildheit diese Stadt; sie hoben die Belagerung erst auf, als - wie es üblich ist - nach mancherlei Anstrengungen auf beiden Seiten viele vor der Mauer gefangengenommen oder gefallen 25 waren und die Bürger, als zuletzt die Lebensmittel ausgingen, nach einer Strafe von 5000 Talenten und unter Aufgabe des Bischofs einen Vertrag nach dem Beheben des Kaisers schlossen. Der Herr Papst Calixt II., ein Mann gleich vorzüglich von Herkunft und Charakter, an Weisheit und in der Verwaltung aller göttlichen 30 und menschlichen Angelegenheiten, beendete sein Leben im Herrn21. Nach seinem Hinscheiden bemühte sich ein Teil der Römer, den Erz­ bischof von Ravenna22, hinlänglich empfohlen durch das Zeugnis seiner Frömmigkeit, auf den Apostolischen Stuhl zu bringen, ebenso andere den Lambert von Ostia23; diese waren auch in der Lage, ihre Stimme zur 35 Geltung zu bringen, - nachher gab man auch in einer allgemeinen Wahl die Zustimmung dazu. Dieser Mann hatte sich in der Römischen Kirche lange bewährt und war während der Legation, auf der er sich unlängst 19 Vgl. oben z. J. 1121 die Nachricht, daß die Bischöfe von Worms und Speyer ihre Sitze verlassen mußten. 20 Am 13. August; Heinrich stand bei Metz. 21 13. Dezember. 22 Von Walters von Ravenna Kandidatur weiß Ekkehard allein. 23 Zu ihm vgl. oben S. 354 z. J. 1122.

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reconciliatione regni et sacerdotii Germanicis in partibus strennue laboraverat, cis citraque notificatus tam illorum, qui longe quam qui prope erant, sacerdotum unanimi favore canonice consecratur more­ que sedis illius, ut vere tanto dignus honore, Honorius secundus est appellatus.

5

Anno Domini MCXXV. Heinricus imperator natalem Domini apud Argentinam civitatem, quç et Strazburg dicitur, celebravit, frequen­ tantibus ibi curiam principibus Alsaciç, Lotharingie cçterarumque Transreninarum partium obtimatibus. Quo tempore hiemen asper­ rimam, ver tempestuosum, famesvalidissima ac mortalitas crudelissima 10 secute tantam stragem per universas provincias, maxime tamen de vulgarbus dederunt, ut pene tertia pars populi notetur occubuisse. Hoc tempore, scilicet in ipso sacrosancto pasche sabbato24, desiderantissimus nobisque cçlitus provisus provisor noster, Otto presul, post multas pro Christo tribulationes emersas gregem sibi comissum 15 revisit, nec aliter quam Christus ipse “ christus Domini25 susceptus gavisis discipulis gaudium dominice resurrectionis duplicavit. Idem tamen Christi26fidelis dispensator et prudens26 questum de commisso sibi talento27 lucratum ad fidei sue devotionisque testimonium litteris annotari precepit, quas et nos ob edificationem legentium hic subnec- 20 tere non piguit: „Anno dominice incarnationis MCXXIIIL, indictione II., Calisto papa II. Romany sedi présidente, Otto Dei gratia Babenbergensis çcclesiç episcopus divino admonitus instinctu, predicti apostolici auctoritate et assensu roboratus, partes Pomeranorum paganorum 25 cum quibusdam civitatibus terre Loticiç aggressus est, ut eos ab errore suo revocaret et ad viam veritatis et ad agnitionem filii Dei perduceret. Quibus baptizatis et conversis çcclesias construxit et consecravit et h§c secundum sanctorum patrum instituta servare eos edocuit: scilicet ut VI. feria abstineant a came et lacte more 30 ceterorum Christianorum, dominica die vacent ab omni opere malo et ad çcclesiam divinum officium audituri veniant ibique orationibus studiose insistant. Sollempnitates sanctorum cum vigiliis vel secun­ dum quod eis indicatum fuerit omni diligentia observent. Sacro­ sanctam quadragesimam ieiuniis, vigiliis, elemosinis et orationibus 33 diligentissime observare studeant, infantes suos in sabbato sancto

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für die Versöhnung der königlichen und geistlichen Gewalt in Deutsch­ land eingesetzt hatte, diesseits und jenseits der Alpen bekannt gewor­ den; er wurde unter einmütiger Zustimmung aller Geistlichen, ob sie nun nah oder fern waren, kanonisch geweiht, und man nannte ihn nach dem 5 Brauch des Römischen Stuhles als einen, der wahrhaft solcher Ehre würdig war, Honorius II. Im Jahr des Herrn 1125. Kaiser Heinrich feierte das Geburtsfest des Herrn in der Stadt Straßburg; dort besuchten Fürsten aus dem Elsaß, Lothringen und den anderen linksrheinischen Gebieten eifrig den Hof. io Zu dieser Zeit folgten auf einen sehr strengen Winter ein stürmischer Frühling, eine arge Hungersnot und eine grausame Sterblichkeit, die in allen Ländern, vor allem aber bei der einfachen Bevölkerung solche Verluste anrichteten, daß ungefähr ein Drittel des Volkes gestorben # sein soll. 15 Am hochheiligen Karsamstag24 sah unser heißersehnter, unser vom Himmel bestellter Fürsorger, Bischof Otto, nach zahlreichen Mühsalen, die er um Christi willen ertrug, die ihm anvertraute Herde wieder; nicht anders als Christus selbst wurde dieser “ Gesalbte des Herrn25 auf­ genommen, der seinen erfreuten Jüngern die Freude der Auferstehung 20 des Herrn verdoppelte. Dieser “ treue und kluge Verwalter26 Christi Heß den reichen Zins des ihm anvertrauten Talents27 zum Zeugnis seines Glaubens und seiner Ergebenheit schriftlich aufzeichnen, was wir hier zur Erbauung der Leser anführen möchten. 25 „Im Jahr seit der Geburt des Herrn 1124, in der zweiten Indiktion, als Papst Caüxt II. auf dem Römischen Stuhl saß, zog Otto, durch Gottes Gnade Bischof der Bamberger Kirche, durch götthche Eingebung er­ mahnt, durch die Vollmacht und die Zustimmung des genannten Papstes bestärkt, in das Gebiet der heidnischen Pommern und einiger Völker30 schäften des Liutizenlandes, um sie von ihrem Irrtum zu bekehren und auf den Weg der Wahrheit und der Erkenntnis des Gottessohnes zu führen. Nachdem er sie getauft und bekehrt hatte, baute und weihte er Kirchen und lehrte sie Folgendes gemäß den Anordnungen der heiügen Väter halten: Sie sollten sich wie die übrigen Christen am Freitag des Fleisches 35 und der Milch enthalten; am Sonntag sollten sie keine knechtliche Arbeit verrichten und zur Kirche kommen, um die Messe zu hören, und sie sollten dort eifrig beten. Die Feste der HeiHgen und deren Vigil sollten sie gemäß den Vorschriften sehr sorgfältig beachten; die heihgen Vierzigtägigen Fasten sollten sie durch Fasten, Nachtwachen, Almosen und Gebete 40 sorgfältigst einhalten; ihre Kinder sollten sie am heiligen Ostersamstag oder am Pfingstsamstag mit Kerzen, angetan mit einem Mantel, genannt

24 28. März. 2«-2« Luc. 12, 24.

25“25 1. Reg. 24, 11. 27 Vgl. Matth. 25, 14 ff.

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Ekkehard IV

paschç et pentecosten cum candelis et cappa, quç dicitur vestis can­ dida, et patrinis comitantibus ad baptismum deferant eosque veste innocentiç indutos per singulos dies usque in diem octavum eiusdem sabbati ad çcclesiam deferant et celebrationi divini officii intéresse satagant. Hoc etiam iniunxit, ne filios suos necarent, quod nefas 5 maxime inter eos vigebat, ne etiam filios suos et filias ad baptismum teneant, sed sibi patrinos querant, patrinis etiam fidem et amiciciam ut carnalibus parentibus servent. Interdixit etiam, ne quis commatrem suam ducat in uxorem neque propriam cognatam suam usque in sextam et septimam generationem, et unusquisque contentus 10 sit una uxore; ne sepeliant mortuos Christianos inter paganos, in silvis aut in campis, sed in cimeteriis, sicut mos est omniumChristiano­ rum; ne fustes ad sepulchra eorum ponant, omnem ritum et pravi­ tatem paganam abiciant, domus ydolorum non construant, phytonissas non adeant, sortilogi non sint; ne quid immundum comedant, 15 non morticinum, non suffocatum neque ydolotitum neque sanguinem animalium; ne communicent paganis, ne cibum aut potum cum eis aut in vasculis eorum sumant, ne in his omnibus consuetudinem paganam repetant. Iniunxit etiam eis, ut, dum sani sunt, veniant àd sacerdotes çcclesiç, ut confiteantur peccata sua, in infirmitate autem 20 sua vocent presbiteros ad se, ut confiteantur peccata sua et corpus Domini accipiant. Iniunxit etiam, ut de periuriis, de adulteriis, de homicidiis et de cçteris criminalibus secundum canonum instituta pçnitentiam agant et in omni Christiana religione et observatione obçdientes sint. Mulieres post partum ad çcclesiam veniant et bene- 25 dictionem a sacerdote, sicut mos est, accipiant. Nomina civitatum: Piriz, Stetin, Vulin, Garnen, Colbrech, Belgrado, Lubni, Gresch“. His temporibus per latitudinem imperii Romani prodigia nonnulla cladesque diversç frequentabantur, adeo ut nec numerus eorum nec species a cuiusquam mortalium scientia colligantur. Porro 30 pauca, quç nostris auribus volans intulit fama, stilo libuit ex­ arare, ne exempla divinorum verberum, quç multiformibus plagis toleramus, occultare videamur generationi subsecuturç. Quarta feria ebdomadç pentecostes28 dirissimç pruinç frigus plagam magnam tam novellis ubique frugibus quam vineis abundantissimam iam fçtuum 35 suorum spem turgendo promittentibus intulit, nec multo post, id est XVI. Kalendas Iulii, residuum frigoris tempestas tam immensa, quç

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das Weiße Kleid, und in Begleitung von Paten zur Taufe bringen und sie, bekleidet mit dem Kleid der Unschuld, an jedem Tag bis zur Oktav desselben Samstags zur Kirche tragen, und sie sollten darauf bedacht sein, der Feier des göttlichen Opfers beizuwohnen. Auch dies trug er 5 ihnen auf: Sie sollten nicht ihre Kinder töten, ein bei ihnen häufiges Verbrechen; nicht sie sollten ihre Söhne und Töchter bei der Taufe halten, sondern sich Paten suchen; den Paten sollten sie Treue und Freundschaft wie leiblichen Eltern entgegenbringen. Er verbot auch, daß jemand seine Stiefmutter zur Frau nehme oder seine eigene Ver­ io wandte bis zum sechsten und siebten Glied; und jeder sollte sich mit einer Frau begnügen ; verstorbene Christen sollten sie nicht unter Heiden begraben, auch nicht in Wäldern oder auf dem freien Feld, sondern auf Friedhöfen, wie es Sitte aller Christen ist; sie sollten keine Stöcke bei ihren Gräbern aufstellen, sie sollten jeden heidnischen Brauch und jede 15 schlechte Gewohnheit ablegen, keine Tempel für Götzen bauen, nicht zu weissagenden Frauen gehen und kein Los werfen; sie sollten nichts Unreines essen, kein erwürgtes Vieh, kein ersticktes und auch kein Opfer­ fleisch, ebenso kein Blut von Tieren; sie sollten keine Gemeinschaft mit Heiden haben ; keine Speise und keinen Trank zusammen mit den Heiden 20 zu sich nehmen und nicht aus deren Gefäßen; in all dem sollten sie nicht die Gewohnheit der Heiden wiederaufnehmen. Er trug ihnen auch auf, bei Gesundheit zu den Priestern in die Kirche zu kommen, um ihre Sünden zu beichten, im Falle einer Krankheit aber sollten sie die Priester zu sich rufen, um ihre Sünden zu bekennen und den Leib des Herrn zu empfan25 gen. Ebenso trug er ihnen auf, für Meineid, Ehebruch, Mord und die übrigen Verbrechen gemäß den kanonischen Vorschriften Buße zu tun und in der Beobachtung der gesamten christlichen Religion gehorsam zu sein. Die Frauen sollten nach der Geburt zur Kirche kommen und der Sitte gemäß den Segen vom Priester empfangen. Die Namen der Städte 30 sind: Pyritz, Stettin, Wollin, Kammin, Colberg, Belgard, Lubzen, Gartz.“ Während dieser Zeit häuften sich im ganzen Römischen Reich Wunder­ zeichen und allerlei Unheil so sehr, daß kein Sterblicher ihre Zahl und Art wissen kann. Einiges wenige jedoch, das uns gerächte weise zu Ohren kam, wollen wir aufzeichnen, damit wir das Beispiel göttlicher Züchtigung, 35 die wir unter vielfältigen Schlägen ertrugen, der folgenden Generation nicht vorzuenthalten scheinen. Am Mittwoch der Pfingstwoche28 fügte die Kälte eines sehr starken Reifs überall der jungen Frucht und den Wein­ bergen, die durch ihre Triebe auf eine überreiche Ernte hoffen ließen, schweren Schaden zu; nicht viel später, am 16. Juni, vernichtete man40 chenorts ein so furchtbares Gewitter, daß eine Sintflut zu drohen schien,

28 20. Mai.

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diluvium minari videretur, crudeliter alicui8 devastavit. Item qu§dam ex locis palustribus ultra solitum erumpentes segetes contiguas et maxime triticeas aurugine vel uredine depravavit. Apium etiam fgtus, nescio quo auspicante incommodo, ex tot pene deperiit. Nonnulli insuper in sole et luna vel stellis diversi modo se vidisse 5 signa testantur, adeo ut etiam fidem excedere quibusdam videantur. Puero cuidam in pago Tullifelt89 nato crus dextrum diutino livore tumefactum, tandem loco collecti puris crepuit et pro sanie, mirabile dictu! grana non pauca tritici, siliginis, farris, ordei ac avenç evidenter effudit. 10 Heinricus imperator huius vocabuli quintus apud Traiectum civi­ tatem pentecosten30 celebraturus, çgritudine, quam iam diu cela­ verat, superatus ad extrema cçpit propinquare vocatisque qui secum erant, id est regina Mahthilde coniuge sua, consobrino quoque suo Friderico duce Sueviç cçterisque primatibus, prout potuit, de regni 15 statuconsiliumdedit, proprietates suasatque reginameiusdemFriderici utpote heredis sui fidei commisit, coronam cçteraque regalia usque ad conventum principum conservanda in castello firmissimo, quod Trifels dicitur, reponi disposuit sicque viatico Christi sacramentorum communicans diem clausit extremum X. Kalendas Iunii. Cuius 20 corpus more regio curatum Spiram est delatum et coram multitudine nobilium et inferiorum, clericorum atque laicorum iuxta maiorum suorum mausolea honorifice conditur, anno regni sui XX., imperii vero XIIII. Hic, ut prescriptum est, primo sub specie religionis patrem excom- 25 municatum imperio privavit, confirmatus in honoribus mores muta­ vit, sed post iniurias apostolicç sedi illatas semper se ipso inferior fuit, iusticiis regni non multum invigilavit, acer fuit ingenio, fortis et audax, licet parum felix in preliis, nimius in appetendis alienis. Pecunias, ut aiunt, infinitas congesserat, quas secundum scripturas 30 cui thesaurizasset31, ipse sine liberis obiens heu! heu! ignorabat.

so alle Hss., wohl besser alicubi.

1125. Tod Heinrichs V.

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grausam das, was die Kälte übriggelassen hatte. Ebenso verdarb etwas, das über das gewohnte Maß hinaus aus den Sümpfen hervorbrach, die benachbarten Saaten und vor allem den Weizen durch Rost und Brand. Die Brut der Bienen ging, ich weiß nicht durch welches Übel, fast voll5 ständig zugrunde. Darüber hinaus bezeugen verschiedene, an Sonne, Mond und Sternen unterschiedliche Zeichen gesehen zu haben, und zwar von solcher Art, daß es einigen über das Maß des Glaubbaren hinaus­ zugehen schien. Einem im Tullifeltgau29 geborenen Knaben schwoll der rechte Unterschenkel ständig unter blauen Flecken an, brach schließüch io an der Stelle, wo sich der Eiter gesammelt hatte, auf und ergoß anstelle von Wundjauche - es klingt wunderbar! - eindeutig eine ganze Menge Körner von Weizen, Winterweizen, Dinkel, Gerste und Hafer. Kaiser Heinrich, der fünfte seines Namens, der in Utrecht das Pfingst­ fest30 feiern wollte, wurde von einer Krankheit, die er lange geheim15 gehalten hatte, überwältigt und näherte sich seiner letzten Stunde; er rief diejenigen, die mit ihm waren, nämlich seine Gemahlin, die Königin Mathilde, und seinen Verwandten, Herzog Friedrich von Schwaben, sowie die übrigen Fürsten zu sich, gab ihnen, soweit er konnte, seinen Rat be­ treffs des Zustandes des Reiches und vertraute sein Eigentum und die 20 Königin Friedrich als seinem Erben an; die Krone und die übrigen Ab­ zeichen des Königs sollten nach seiner Anordnung bis zur Versammlung der Fürsten in einer absolut sicheren Burg, dem Trifels, auf bewahrt wer­ den; dann empfing er die Wegzehrung der Sakramente Christi und ver­ schied am 23. Mai. Seinen Leichnam behandelte man, wie es einem König 25 zukommt, und brachte ihn nach Speyer, wo er unter zahlreicher Teil­ nahme von Hoch und Niedrig, von Geistlichen und Laien in der Grab­ stätte seiner Vorfahren ehrenvoll beigesetzt wurde, im 20. Jahr seiner Königsherrschaft, im 14. Jahr seiner Kaiserherrschaft. Dieser nahm, wie oben beschrieben wurde, zunächst unter dem An30 schein der Frömmigkeit dem exkommunizierten Vater das Reich; im festen Besitz der Würden änderte er sein Verhalten; nachdem er dem Apostolischen Stuhl zahlreiches Unrecht zugefügt hatte, blieb er stets hinter sich selbst zurück; auf die Gerechtsame des Reiches wandte er wenig Sorgfalt; er war von scharfem Verstand, tapfer und kühn, jedoch 35 wenig glücklich im Kampf, versessen auf fremdes Gut. Wie man sagt, hatte er unendlich viel Geld zusammengetragen; doch da er ohne Kinder starb, wußte er - ach! ach! - nicht, für wen er es gemäß der Schrift ange­ häuft hatte31.

29 Gau an der Werra 30 17. Mai. 31 Vgl. Luc. 12, 21.

376

Ekkehard IV

H oc etiam anno nonnullos ex nobilibus una cum innum era m ulti­ tudine vulgarium seviens m ortalitas absum psit. Inter quos Odalricum Eihstatensem 32 ac Rûggerum W irciburgensem 33, A rnoldum quoque com itis A rnoldi filium 34, bon§ indolis adolescentem , pluresque alios sors ultim a pressit. Nam post vulgi stragem immensam tam 5 fam e quam pestilentia iudicio divino patratam lues tanta tam que indifferens per populos ubique grassari cçpit, ut nulli conditioni, sexui vel çtati parcendum fore m ors m initaretur pallida vixque v iv i sufficerent ad curanda defungentium cadavera.

1125. Schluß

5

377

In diesem Jahr raffte eine wütende Sterblichkeit einige Vornehme und eine unermeßliche Menge Volkes dahin. So traf das letzte Geschick Udalrich von Eichstätt32, Rugger von W ürzburg33 und Arnold, den Sohn des Grafen A rnold34, einen jungen Mann von guter Anlage, und viele andere. Denn nachdem Gottes Urteil über unzähliges Volk den Tod durch Hunger und Pest verhängt hatte, begann eine solche Seuche unterschiedslos unter den Völkern überall zu wüten, daß der bleiche Tod keinen Stand, kein Geschlecht, kein Alter zu verschonen drohte und die Lebenden kaum ausreichten, um die Leichen der Verstorbenen zu versorgen.

32 2. September. 33 Vgl. oben z. J. 1122. 34 Wahrscheinlich der Sohn des Mainzer Burggrafen Arnold von Loon (-Rieneck).

NAMENVERZEICHNIS Das Register bezieht sich auf den lateinischen Text. Erschlossene Namen und Erläuterungen sind kursiv gesetzt. Die Seitenzahlen erschlossener Stellen stehen in Klammern. Bei Namen, die nur in adjektivischer Form Vorkommen, ist auf die moderne, in Deutschland geläufige Form verwiesen.— Abkürzungen: A. = A b t; B. = Bischof; Eb. = Erzbischof; ep. = episcopus; Fl. = F luß; G. = Gemahl(in); Gr. = Graf; H. = Herzog; K. = Kaiser, K önig; Mgr. = Markgraf; M. = Mutter; 0 . = Onkel; S. = Sohn; T. = Tochter; V. = Vater. A Aachen s . Aquisgranum Accaron s. Acra Acra que et Accaron, A k k o n , 186. 328 A dem ar s . Hademarus Adelbero Wirciburgensis ep., B . von Würzburg ( 1 0 4 5 -1 0 9 0 ) , 64. 78. 82. 88. 98, 102. 104; -i comites 78; m o­ nasterium s. Lambahc Adelbero s. a. Adelbertus Adelbertus Mogontinus archiep., E b . von

M a in z

(1 1 0 9 -1 1 3 7 ) *

vorher

340. 354; pre sul (324). (346). 348. (350). (356); primatum in cisalpinis partibus te­ nens 348; metropolitanus (336). (354) ; legatus pape 348. 354; cancel­ larius 260. 306; designatus pontifex 260. 308 Adelbertus Premensis archiep., E b. von Brem en-H am burg ( 1 0 4 3 -1 0 7 2 ) , 78 Adelbertus Wormaciensis ep., presul, B .v o n W orm s ( 1 0 7 0 -1 1 0 7 ) , 82. 90 Adelbertus quem Ludewicus decolla­ vit, Babenberger, 54. — M . : Baba K anzler H einrichs V .,

Adelbertus, Adelbero marchio, M g r . der Ostmark (1 0 1 8 -1 0 5 5 ) , 62. 64. 70. — filius: Luitpoldus marchio Adelbertus adolescens, Gr . von Tirol ?, 240. 274; miles Ottonis Babenbergensis 276 Adelgoz Magdeburgensis archiep., Eb. vonM agdeburg(1 1 0 7 -1 1 1 9 ) ,(314).324 Adelheida regina, Eupraxia, Praxedis, 2. G . Heinrichs I V . , uxor imperato­ ris, Utonis marchionis vidua, Rus­ corum regis filia (104). 158. — s. a. Heinricus IV., Usevolod Adelheida, G. Ottos von T urin , 78. — G. Otto Italicus ; T . : Berhta Adrianopolis civitas, qua regia strata ducit, Edirne, 166 Ä gypten s. Egyptia Aerbo, Ahnherr der Aribonen, 186. — s. a. Aerbo princeps, Boto Aerbo princeps de Carinthia, palati­ nus comes in Baioaria, A ribo, P falz­ graf

von

B ayern

(1 0 5 5

abgesetzt,

182. 186. 188. - pater: Hartwicus palatinus comes; mater: Friderun; germanus: Boto fll0 2 ),

380

Namenverzeichnis

Agnes regina, imperatrix, Willihelmi Pictaviensis principis filia, G . H e in riche I I I . , 62. 64. 72. 74. 78. regnum sub sua cura tenens 72. — ducatum Baioarie suscepit 74; — deposuit 78. — mater regis Heinrici 78; filia s . Judith Agnes filia imperatoris, Tochter H e in ­ richs I V . , G. Friedrichs von Schwa­ ben, 202 (bei Ekkehard irrtümlich Adelheida). 236. (316). - V .: Heinricus IV .; B r .: Heinricus V .; G .: Fridericus (I). dux; S .: Fridericus, Chuonradus A kkon s. Acra Alamannia, Alemannia, Schwaben, 58. 84. 108. 124. 204. 240. 272; provincia 88; -e dux s. Ruodolfus; metropolis s. Augusta; nobiles 190. 226. — Alamanni 52. 94. 98. 102. 140; conducticii, Alexii cooperato­ res 166; -orum dux s. Emest, Herimannus; principes 84. — s. a. Suevia Albano. — Albanus ep. s. Richard A l- Bâra s. Barra Albuinus prespiter, Bote Heinrichs V. an Heinrich I V . , 286 Alexander (II.) papa, P apst (1 0 6 1 bis 1 0 7 3 ), 82. 92. 100. 140; apostolicus 82. (86) ; vorher B . A n selm I . von Lucca ( 1 0 5 7 -1 0 6 1 ) , episcopus Lu­ censis 76 Alexius Constantinopolitanus impera­ tor, K . A lexios I . K om n en os ( 1081 bis 1 1 1 8 ), (108). 136. 148. 166. (168); princeps 132; césar (166); Constantinopolis nobilissime rex (134). 202; ecclesie persecutor 200; traditor 166. 170; homicida, tyrannus 202; invi­ sus 166; maledictus 164; periurus 168; -i milleformis astutia 134; imperium 148. 166; sedes s. Conßtantinopolis; milites s. Pincinati

Almus

germanus

Colomanni,

K ön ig s Colomann von U n g a m ,

B r.

250.

296 Alpes, A lp en , 260. 300. 304; —ium Semite 276; transcensores, tran­ scendentes 246. 254. 292. — trans­ alpines partes 298; cisalpine partes 204. 240. 272 Alsacia, E lsa ß, 240. 276. 350; -e principes 370 Aman, H am an, vgl. Buch Esther, 290 Amel prior, von A u ra , 270 Andreas I . , K . von Ungarn (1 0 4 6 bis 1 0 6 0 ),

tyrannus

Pannonicus

64;

rex 66 Anglia, England, 78. 138; -e rex s. Heinricus. — Angli, — orum rex s. Heinricus; gens 284. — Anglicum regnum 262 Angoulèm e. — Engolismensis ep. s. Gerhardus Anno Coloniensis archiep., E b . A n n o von K ö ln ( 1 0 5 6 -1 0 7 5 ) , 72. 84; summe sanctitatis vir, legatus regis 82 Anshelmus (II.) Lucensis ep., B . von Lucca ( 1 0 7 3 -1 0 8 6 ) , 92. 94 Antiochia civitas, urbs 110. 112. 114. 126. 130. 134. 152. 154. 160. 168. 200. 218; -e obsidio 152; princi­ patus s. Boemundus, Dankeradus. — Anthioceni, Antioceni 152. 202. — Antiochenum concilium 306 Apostoli, A postel ; -orum tempus 112. 150; canones 306; festum 306; li­ mina 324; vicarius s. Pascalis II. — apostolicus s. einzelne P äp ste ; -a sedes, s. Petri kathedra, Papsttum , 82. 86. 90. 92. 128. 180. 220. 274. 336. 338. 354. 368. 374; audientia, discussio, iudicium, päpstl. Gericht, 190. 192. 204. 228. 230. 272; -um regimen 158. 218; -æ possessiones 68; -a privilegia 248. 296. — apo-

Namenverzeichnis stolici, apostolice sedis legati, apocrisiarii s. Bernhard, Daimbertus, Gebehardus Constantiensis, Gregor, Lampertus, M a u ritiu s, Richard, Saxo

Apulia, A pu lien , 64. 68. 98; -e presules 180. 222 Aquapendens, Aquapendente , 256. 302 A qu ileja . — Aquileiensis patriarcha s. Poppo Aquina, A n k o n a ; -e partes, M a rk A n kon a , 274 Aquisgranum, Aachen, 118. 216. 286. 364; -i palatium 242. 278 Aquitania, Aquitanien, 138; legatus in — s. Gerhardus. — Aquitani 166. — Aquitanici populi 164 Arabia 170. — Arabes 338 Arezzo s . Aricia Argentina civitas que et Strazburg, Straßburg , 110. 126. 370; concilium 342 ; -e ep. s . Werenherus Aribert, E b. von M ailand ( 1 0 1 8 -1 0 4 5 ) ,

ep. Mediolanensis 60 Aribo Mogontinus archiep., E b. von M a in z ( 1 0 2 1 -1 0 3 1 ) , 54. 56 A ribonen, Norica gens 186. — s. a. Aerbo, Boto, Sigihardus Aricia, Arezzo, 256. 300. 302 Armenia 134; -e regio et pars s. Rohâs. — Armenii 132 Arnesburg, Arnsberg, s. Fridericus Am oldus comes, von Loon-Rieneck*i, 376. — filius s. Amoldus A rnold s. Arnolfus Amoldus filius A m oldi comitis, von Loon-R ieneck ?, 376 Am oldus clericus, A r n u lf von Chocques, K a p la n Roberts von der N o r ­ mandie, 1. lat. Patriarch von Jerusa­ lem (1 0 9 9 , 1 1 1 2 -1 1 1 8 ) ,

(114). 172

Arnolfus Spirensis ep., B . Arnold I . von S peyer ( 1 0 5 4 -1 0 5 5 ) , 70 A r n u lf s. Amoldus clericus

381

A r r iu s ,H ä r e tik e r .- Arriana heresis 320 Ascafa rivus, F l. Aschaff, 356 Ascalon, Ascalonia, Ascalona civitas, Askalon, 114. 154. 156. 172. 200. 328. — Ascaloniti 158. 170 Ascanius conditor Ascenburc, sagen­ hafter Gründer von Aschaffenburg,

356 Ascenburc castrum antiquum, A schaf­ fenburg, 356. — conditor s. Ascanius Assur civitas maritima, A ssu r f sudi. von Caesarea, 162. 172 Asya 200 Atherbal germanus Hiemsalis 250. 296 Augusta civitas, urbs, Augsburg, 96. 98. 102. 300; Alemannie metropolis 246 ff. 294. — Augustensis ep. s. Brun, Sigifridus, Wigoldus; sedes 50 Augustus, K aiser, 48. 56. 62. 72. 204. 214. 234. 238. 258. 272; -i nomen 304. — Octavianus 286 A u ra K l . — A bt s. Ekkehardus; prior s. Amel ; M ön ch e: s. Laurentii pau­ peres 268. 270 B Baba, angebl. Tochter Ottos d. Erlauch­ ten, 54. — S .: Adelbertus Babenberg civitas, Bamberg, 48. 52. 66. 76. 118. 252. 262. 298. 310. 360. 366; —episcopatus in honorem s. Petri sanctique Georgii 48; episco­ patus 56; episcopium 50. 52. — s. Petri monasterium, Domkirche, 50; Babenbergense monasterium 94. — s. Benedicti abbatis et s. Michahelis archangeli ecclesia in monte, K l. Michelsberg, 52. 54; monasterium 48; altare s. Petri 54; altare s. Mar­ tini 54; abbas s. Rato, Heinricus. — s. Stephani ecclesia, Stift St. Ste­ phan, 52 ; monasterium 48.' — privi-

Namenverzeichnis

382

legia 66. — Babenbergensis ecclesia 52. 64. 368; ep. s. Eberhardus, Guntherus, Herimannus, Otto, Ruotpertus, Suidegerus; praepositus s . Luitpoldus; canonicus s. Erlungus, Fridericus; -e claustrum, D om stift, 230 Babilon, Babylon, Babilonia, Baby­ lonia, K a iro , bzw. Reich der F atim iden, 116. 132. 154. 162. 172. 182; -e rex s . M u sta a li; regis thesauri 116. 156. — Babilonii, Babylonii 170; -orum excercitus 114. 154. 170; regnum 332; regna 172; rex s . M u staali . — s. a. Sarraceni Baioaria, B a yern , 62. 84. 104. 108. 118. 124. 126. 128. 140. 164. 188. 194. 204. 222. 240. 272; orientalis 94; -e ducatus 74. 78. 80. 110., s . a. Agnes imperatrix; dux s . Heinricus; fines 62; indigene 184; principes 184. 224. 226; urbs s. Ratispona; in -a palatinus comes s . Aerbo, Hartwicus. — Baioarii 232. 250. 296. 366; -orum dux s. Otto, Welefo, Heinrich d. Schwarze. — B ayer. Nordmark , marchio s . Diotpaldus. — s. a. Norica Baldewinus (I.), Balduvinus, Balduwinus, Baldiwinus, Baldwinus, B a l­ duin von Boulogne, Graf von Edessa ( 1 0 9 8 -1 1 0 0 ) ,

K.

von

Jerusalem

130. 138. (148); comes de Rohas 160; rex, princeps 162. 170. 172. 176. 182. 200. 220. 328. 338; -i exericitus 182; cognatus: Baldewinus iunior; fratres: Eustatius, Gotefridus; regnum 162; mau­ soleum 338 Baldewinus (II.) iunior, Balduwinus de Rohas, Gr. von Edessa (1 1 0 0 bis 1 1 1 8 ), K .v o n Jerusalem (1 1 1 8 bis 1 1 3 1 ), 162. 338. — cognatus: Balde­ winus (I.) ( 1 1 0 0 -1 1 1 8 ) ,

Baldewinus (V.) dux, Gr. von F la n ­ dern ( 1 0 3 5 -1 0 6 7 ) , 66. 70 Balduc Thureus, E m ir von Samosata, 160 Bar castellum, B ar (Lothringen, 262 barbari, H eiden, 76; Sarazenen, 154. 172. 176. 182. 218; Türken, 110. 160. — barbarice spurcicie 200. — semibarbari, Ungarn, 108. 126 Barra urbs, K e fr el B ära/S yrien , 114. 152 Barto Mogontinus archiep., E b . Bardo von M a in z ( 1 0 3 1 -1 0 5 1 ) , 60 Beatrix, M g r .in von Tuszien ( f 1 0 7 6 ), vidua Bonifacii ducis, neptis Heinrici III., mater Mathildis 70 Beatrix marchisia, W itw e des M g r . Heinrich vom bayer. Nordgau, 188. 226. — pater: Otto comes de Swinfurte ; filius : Cuonradus Belgrado, Belgard, 372 Belial 284 s. Benedictus abbas; -i ecclesia s. Ba­ benberg Benedictus (V III.) papa, P apst ( 1 0 1 2 -1 0 2 4 ) , 52 Benedikt I X . , P apst ( 1 0 3 2 -1 0 4 5 , 1 0 4 7 -1 0 4 8 ) , papa 64 Beneventana urbs, Benevent, 70; -e fines 274. — B . s. Oudalricus Berengarius hereticus, Berengar von Tours, 92 Bergbach locus, Bergbach a. d. W erra,

100 Berhctoldus de Zaringon, Berhtoldus comes, Berthold I . von Zähringen, 74. 76; dux Carinthiorum, H . von Kärnten ( 1 0 6 1 -1 0 7 8 ) , 74; dux quondam Carinthie 88. — filius: Berhtoldus Berhtoldus, Berthold I I . von Zäh rin ­ gen, Berhtoldi filius equivocus 74 Berhta, Ottonis Italici et Adelheide filia, 1. G. H einrichs I V . ( f l 0 8 7 ) y

Namenverzeichnis 78; regina 98; imperatrix 102. 106. — filius: Chuonradus Beringerus, Berngerus comes, G r. von Sulzbach, 188. 352 Bernhard, A b t von S t. Viktor in M a r ­

legatus Romane sedis 88 legatus R o ­ mane sedis 88 Bernhardus comes, nicht identifiziert, 170 Bethlehem 132. (330) Bichilingon castellum, Bleichingen, 80 Binga, B in gen , 198. 236 Bizantium 5. Constantinopolis Bleichingen s. Bichilingon Bleihcfelt, Pleichfeld; pugna iuxta — seille,

Bernhard, Kardinaldiakon,

102 castellum tutissimum 200. 202. 236. 238. 270 Boemia, B öh m en , 48. 50. 62. 84. 108. 124. 144. 298; -e ducatus 90. 298; dux s. B oriw oi, Fratizlaus, W ladisla w ; gens, Boemica gens 90. 194. 232. 298 ; metropolis s. Praga. — Boemi 366 Boemundus, Boimundus, Boimunt, Böckelheim,

von

Tarent,

F ü rst

von

Antiochia

( f l l l l ) , 116. 130. 156. 202; dux dominice militie 148; avunculus Dankeradi Boleslaw s. Polizlaus Bolizlaus dux, Boleslaw I . Chrobry, H . und K . von Polen ( 9 9 2 -1 0 2 5 ) , 48. 50 Bonifacius dux, M g r . von Tuszien (1 0 3 0 -1 0 5 2 ) , 70. G .: Bea­ trix B on n $. Bunna B oriw oi, B r . des H . ITZadisZaw / . ww B öh m en , Werinherus 252 ; dux Boemie 196 Bosowa abbatia, Ä7. Bosau b. Zeite, 364

383

Boto secundus, d. Ältere, 186. — filius: Retingus Boto 186. — V .: Retingus; filius: Retingus Boto comes cognomento Portis, A r i bone , 186. 188. — pater: Hartwicus palatinus comes; mater: Friderun; germanus: Aerbo Braga s. Praga Brem en . — Premensis archiep. $. Adelbertus, Liemarus Bresburg castrum, Pressburg , 250.296 ; populosissima civitas (62) Bretislaw s . Fratizlaus Britannia, Bretagne , 138 Brixina Norica, B rixen , 90. — B. 5. Poppo Brun 5. Leo (IX .) Brun episcopus, B run von Querfurt ( f 1 0 0 9 ), 52 Brun Augustensis ep., B . von ( 1 0 0 6 -1 0 2 9 ) , 50. 56. 58. frater: Heinricus II. imperator Bruno Signinus ep., Kardinalb. von Segni (1078-1123), 320 B runo,

B .v o n

S peyer

( 1 1 0 7 -1 1 2 8 ) ,

Spirensis ep. 348. 354 Bruno Trevirensis archiep., E b. von Trier ( 1 1 0 1 -1 1 2 4 ) , 204. 238. 240. 272. 276. Brun Wirciburgen8is ep., B . von W ü rz­ burg ( 1 0 3 4 -1 0 4 5 ) , 64 Brun dux, Liudolfinger, B r. Ottos d. Erlauchten, 54 Brunones duo canonici nobiles viri, nicht identifiziert, 170 Buggo Halberstadensisep., B . Burchard II.

von Halberstadt( 1 0 5 9 -1 0 8 8 ) ,1 0 2

Buggo Wormaciensis ep . , B .v o n W orm s ( 1 1 2 0 -1 1 4 9 ) , (348). 368 Bulgar dagh,

Gebirge in Kleinasien,

loca arta 170 Bulgaria, Burgaria, Bulgarien, 126. 148; -e civitates 164

108.

Namenverzeichnis

384

Burma, B on n , 242. 278; que et Verona 242. 276 Burchard s. Buggo Burchardus Losanne ep., B . von L a u ­ sanne ( f 1 0 8 9 ), 104 Burchardus Rufus presul, B . von M u n ­ ster ( 1 0 9 8 -1 1 1 8 ) , 346. 348. Burdinus pseudopapa, kaiserl. Gegenpapst als Gregor V I I I . ( 1 1 1 8 -1 1 2 1 ) , 338. 348 ; idolum 344. Burghausen s. Sigihardus Burgscheidungen s. Schidingon Burgundia, K g r . Burgund , 60. 84. 198. 204. 234. 248. 294. 338; -e dux 5. Ruodolfus; rex s . Ruodolfus. — Burgundiones 52. — Burgundia provincia, -e comes s . Reginoldus C s. auch K

Caetanus s. Gaeta, Iohannes Caitanus s . Caetanus Calcedonense s . Chalcedon Calistus papa II, P apst ( 1 1 1 9 -1 1 2 4 ) , vorher E b . Guido von Vienne, 342. 370; domnus papa (318). 358. 366. 368; domnus 342; domnus apostolicus (348. 354). 360; servus servorum Dei 358; Romane ecclesie pontifex 340; -is legati s . Gregor, Lampertus, S a x o ; littere et legationes 340. — consanguineus: Heinricus V. — s. a. Guido

Calvarie mons, locus s . Hierosolima Campania, K am panien, 98. 222. 338; -e presules 180 Canusinum castrum, Canossa, 86. 100 Capadocia, Kappadokien, 134 Capua 338. — Capuanus archiep. s . Sennes Carinthia, Kärnten, 164; -e dux s . Berhctoldus; de -a princeps s. Aerbo. — Carinthii,Karinthii; -orum

ducatus s . Berhctoldus, Luitolfus Casinensis s. M ontecassino Catalaunensis s . C halôns-sur-M arne Cesar s. Heinricus IV., Heinricus V. — cesariani s . Heinricus IV. Cesarea civitas maritima, Cäsarea, 162. 172 Chalcedon. — Calcedonense concilium (4 5 1 ) 306 C hâlons-sur-M arne . — Catalaunensis ep. s. W ilhelm von Cham peaux Charibdis 206 Chorizana terra, Gorrizana terra, Gorrizim , vieil. Khorezm südl. des A r a l­

Thureorum patria 132. 168. — Turei Christus, Iesus Christus, Dominus 60. u. o ; rex 138. 208. -i calix 330; crux 172; crucis inimici = Sarazenen ; lancea 112. 150; sepulchrum 106, s. a. Hierosolima; tunica 180. 240. 344. 356; ecclesia 284; grex 344; regnum 116. 258. 304; —et ecclesie regnum 154; vicis s. Calistus; fami­ lia s. K o r v e y ; discipuli s. Baldewinus, Boemundus, Eustatius, Gotefridu8, Pascalis, Reginmundus, Ruopertus; milicia s. Kreuzfahrer. — Christianus populus 194. 232, s. a. K reuzfahrer; -a lex 174. 192. 196. 228. 234. 288; pax 292; -um impe­ rium 92 ; Christiani 60. 70. 324. 370. 372; T ruppen Heinrichs V ., 286; -orum intestina bella 356 ; s. a. Kreuzfahrer-, Christiani orientales 132. (146). 160. - 5. a. Galileus. chronografi, chronographi, Geschichts­ schreiber, 206. 212. 268 Chuono, Cuono, Chuonradus, Cuonradus: Chuonradus secundus rex, imperator, K . ( 1 0 2 4 -1 0 3 9 ) , 56. 58. 60. 62. G .: Gisela; filius s. Heinricus III. sees, s. a.

Namenverzeichnis Chuonradus, Cuonradus rex adoles­ cens, imperatoris filius, S . Heinrichs I V . p K . ( 1 0 8 7 -1 0 9 8 ) , 106. 118. 128fr. 162. 220. 328. - M . : Berhta; B r .: Heinricus V .; G .: M a x im ïlla ; V erw .: Mathildis cometissa. Chuonradus Iuvavensium presul, E b. von Salzburg ( 1 1 0 6 -1 1 4 7 ) , 290. Cuono Prenestinus domnus cardinalis, Kardinalb. von Palestrina , 320; le­ gatus ex latere 322; Gelasii legatus 340; apostolicus legatus (346). Chuonradus Spirensis ep., B . von S peyer ( 1 0 5 6 -1 0 6 0 ) , 70 Chuonradus, Cuonradus Traiectensis ep., B . von Utrecht ( 1 0 7 6 -1 0 9 9 ) , 118. 158. 218 Chuono, Cuono dux Noricorum, H . K onrad I . von B ayern ( 1 0 4 9 -1 0 5 3 , f 1 0 5 5 ), 70 Chuonradus ducis Boemie frater, M g r. von M ä h ren , 94. — s. a. Fratizlaus. Chuono comes palatinus, Pfalzgr. von B ayern ( 1 0 5 5 -1 0 8 2 ) , 94; -is filius s. Chuono Cuono filius Ottonis ducis, Gr. von Beichlingen, Sohn Ottos von N ord ­

184. 224. — germanus s. Hein­ ricus Crassus Cuonradus, Chuonradus frater Friderici ducis, von Staufen, der spätere K . K onrad I I I . ( 1 1 3 8 -1 1 5 2 ) , 316. 324. 354. 364. — V . : Fridericus dux; M . : Agnes; avunculus, consobrinus: Heinricus V. Cuonradus filius Beatricis marchisie 188. 226 Chuono palatini comitis Chuononis filius ( f 1 0 8 1 ) 94 Chuonradus genere Suevus 76 Chuonradus ministerialis Heinrici IV. 128 Chur. — Curiensis ep. s. W ido Cicero s. Tullius heim,

385

Cicensis s. Zeitz Cilicien, regnum Constantini 150 Cisalpine partes, Gebiete nördl. der A lp en , 204. 240. 272; -ium prima­ tus s. Adelbertus Mogontinus Clemens papa s. Wigbertus Clermont (K o n z il 1 095) 136 Cloniacensis = Cluniacensis Cluniacum, K l. Cluny, 340; Cluniacense monasterium 340; Cluniacen­ sis abbas s. Hugo, P on tius; Cluniacenses 248. 294; -ium ecclesia 346 Colbrech, Kolberg, 372 Colomannus rex Pannonie, K . von U n ­ g a m ( 1 0 9 5 -1 1 1 6 ) , 108. 126. 146. 250. 296. — germanus: Almus Colonia, Colonia Agrippina, K öln , 104. 118. 128. 216. 242. 276. 278. 280. 286. 312. 316; civitas (278); -e par­ tes 312; synodus 340. — Coloniensis archiep. s. Anno, Fridericus, Heribertus, Herimannus, Hildolfus, Piligrinus. — Colonienses, —cives 264. 278 Constantiensis s. Konstanz Constantinopolis, Konstantinopel, 164. 214. 346; nobilissima 134; civitas (166); Nova Roma 214; regia urbs (214); Bizantium 148; — Tracie civitas in sedem Romani imperii dedicata 214. — Alexii sedes 164; metropolis 164. -is suburbana 148; rex s. Alexius; pons 148. — Constantinopolitanus imperator, prin­ ceps s. Alexius; -um concilium (680/ 81?) 306; -e arces 148. — s. a. Michael Constantinus Magnus 138. 214. 322. — Constantiniana ecclesia s. Roma Constantinus, Herrscher von Cilicien (K lein arm enien) ; -i regnum 150 Corbeiense s. K orvey Cornelius 92 Crescentius; -i castellum s. Roma

Namenverze ichnis

386

Cunigunda, Cunigont, Chunigunt im­ peratrix, G. Heinrichs I I . , 48. 54. 60 Cunigunda filia Knuth regis Danorum, 1. G. Heinrichs I I I . , 58. (60) Curiensis s. Chur b. Cyprianus 92

Dietericus comes (II), Gr. von K atlen ­ burg, nobilissima Saxonum stirpe progenitus, regi fidelissimus 244. 280 Dionisius; -i martyris reliquie (in St. Em m eram in Regensburg) 6 6

Diotpaldus marchio,

Gr. v. Vohburg, 188 ; -i marca 194. 232. — O .: Gebehardus Const. Ditericus Cicensis episcopus, B . von Zeitz-N aum burg ( 1 1 1 2 -1 1 2 3 ) , 364 Donatiste, Häretiker, 292 M g r. im bayer. Nordgau,

D s . auch T

Daimbertus, E b . von P isa , Patriarch von Jerusalem ( f l l 0 5 ) , apostolice sedis legatus (162). 220; Pisanus archiepiscopus (116. 156) Damascus 172. — Damasceni 158. 170 Dam asus s. Poppo Dani, Dänen, 58. 110. 126.186; -orum gens 284; rex s . Knuth Daniel, Prophet , 100 Dankeradus, Tankred, F ürst von T a ­ rent, Regent von Antiochia , 182. — avunculus: Boimundus Danubius, .FZ. D on au , 94. 108. 124; -i civitates 146 David, Ül0 . vom Israel, 178. 206 David Scothigena, Scotigena, B . von Bangor ( 1 1 2 0 -1 1 3 9 ) , capellanus re­ gis (H einrich V .) 254. 300; scolas Wirciburc regens 254. 300; hystoriographus (254) Debbora, Richterin u n i Prophetin in Israel , 276 Desiderius papa, P apst Viktor I I I . ( 1 0 8 6 -1 0 8 7 ) , vorher abbas Cassinensis, cardinalis Romanus 1 0 2 ; papa (162. 220) ; verus Christi famu­ lus 1 0 2 diabolus 116. 154 Dieggerus, Theoger, B . v. M etz ( 1 1 1 8 1 1 2 0 ), vorher abbas cenobii s. Georgii, Metensi ecclesie ordinatus 346 Dietericus cardinalis Romanus, Kard. p r . von S . Crisogono, legatus 314. 316

E Eberhardus Augustensis ep., B . von Augsburg ( 1 0 2 9 -1 0 4 7 ) , 58 Eberhardus primus Babenbergensis ep., B .v o n Bamberg ( 1 0 0 7 -1 0 4 0 ) , 52. 56. 62 Eberhardus Eistatensis pontifex, B . von Eichstätt ( 1 0 9 9 -1 1 1 2 ) , 204; designatus 240. 272. (274) Eboreium, Ivrea, 254. 300 Ebron, Hébron, 172 Edessa s. Rohas Edirne s. Adrianopolis Eggibertus marchio, M g r . Ekbert I I . von M eissen ( 1 0 6 8 -1 0 9 0 ) , 98. 104; -i oppidum s. Gliche s. Egidius, S t.-G illes; -i comes s. Reginmundus Egilbertus Trevirorum archiep., E b. von T rier ( 1 0 7 9 -1 1 0 1 ) , 120 Egino quidam mediocri loco natus, Verleumder Ottos v. Nordheim , 80. — s. a. Otto dux. Egyptia, Ä g y p te n ; -e regnum 132. — s. a. Babilon Eichstätt . — Eihcstatensis, Eihstatensis, Eistatensis ep. s. Eberhardus, Gebehardus Ekbert s. Eggibertus Ekkehardus, Ekkihardus frater, Ge­ schichtsschreiber, A . von A u ra ( 1 1 0 8 -

Namenverzeichnis (164. 166. 168. 172. 174. 180. 190). 206. 268. (276. 326. 330. 332. 336. 338. 348. 370. 372); -i familiaris quidam 164 Ellestra fl., Elster, 94 E isa ss s. Alsacia Emehardus ep., B . von Würzburg ( 1 0 8 9 -1 1 0 5 ) , 104. 182. 192. 230 Emicho comes, Gr. von L einingen , 336. 362; vir militaris 108. 126. 146 E m m au s s . Nicopolis England s. Anglia Engolismensis s. Angoulêm e E p h esu s . — Ephesinum concilium (4 3 1 ) 306

F

1 1 2 6 * !),

E p ik u r ,

griech. Philosoph

(3 4 1 -2 7 lj

— Epicureus mos 130 E rfu rt s. Erpesfurt Erkembertus, A . von K o rv ey (1 1 0 7 bis 1 1 2 8 ) , 268 ff. (326) Erlolfy A bt von F u lda , Fuldensis abbas 354 ; totius regni legatus 352 Erlungus, Errolongus, Errolungus Wirciburgensis, Wirziburgensis ep., pre8ul, B . von Würzburg ( 1 105 bis 1 1 2 1 ) 9 192. 194. 196. 232. 246. (252). 294. (298). (316). 354; zuvor cano­ nicus Babenbergensis ecclesie 230; cancellarius 230; capellanus regis 198.234. — avunculus : Meginhardus Em est dux (I.), H . von Schwaben ( 1 0 1 2 -1 0 1 5 ) , 52. - G .: Gisela; S . : Em est (II.) Em est dux Alamannorum (IL ), H . von Schvjaben ( 1 0 1 5 -1 0 3 0 ) , 58. — V .: Ernest (I.); M . : Gisela Erpesfurt, Erfurt, 260. 310 E u p ra xia s. Adelheida regina Eustatius (III.) dux dominice militie, Eustachius H . von Boulogne , 148. — fratres: Baldewinus, Gotefridus L o ­ tharingie dux Eutyches, Häretiker ( f nach 4 5 1 ) . — Euticiana heresis 320 7 0 ).

387

Farfara, K l. F a rfa , 274. — pseudoabbas 3. M a gin u lf Fladehcheim, Flarchheim, 90 Flandria, Grafschaft Flandern, 138. 250. 296; -e (Flandrensis) comes, dux s. Ruopertus Florentia, Florenz, 254. 256; -e cives 300 Folcmarus presbiter, Führer einer Kreuzfahrergruppe, 108. 124. 144; -i plebs 144 Forhcheim, Forchheim, 88 Fortuna; -e fallacie 242; rota 234. 278; volubilitas 226 Fotinus, Photinus, Photeinos, B . von S irm ium ( f 3 7 6 ) , Häretiker, 320 Franci, Stammesfranken; -orum reges 214; regnum 214 Franci, Kreuzfahrer im H l. Land, 114. 154.160.166.168.172; legati 154. Francigenae 368 Francia, Frankreich, 60. 322. — Francigeni occidentales 140. — s. a. Gallia Francia, Rhein-M ainfranken, 204. 344. — Franci 224 Francia, Francia orientalis, Ostfran­ ken, 90. 94. 96. 98. 108. 124. 126. 196. 234. 238/40. 272. 354; -e -is ducatus 316; nobiles 190. 226. — Franci, Franci orientales 70. 140. 184 Franconefurt, Frankonefurt, F ran k­ fu rt a. M ., 252. 298 Fratizlaus dux Poemie, Wratislaw (B retislaw ) /., H . von Böhmen ( 1 0 3 4 -1 0 5 5 ) , 62 Fratizlaus dux Poemie, H . und K . Wratislaw I I . von Böhmen ( 1061 bis

90. (94). 106. - frater: Chuonradus Fresia, F rieslan d; -e marcha 184. 224. — Fresones, Frisones 262; vul1 0 9 2 ),

Namenverzeichnis

388

gares 184. 224; —um insulas habi­ tantes 312. — s. a. Heinricus Crassus Fridericus pontifex Romanus qui et Stephanus (IX .), P apst (1 0 5 7 bis 1 0 5 8 ), 74. 76; vorher cancellarius pape Brun 66; monachus 74. — frater: Gotefridus dux Lotharingie. Fridericus Babenbergensis canonicus, Bamberger K anoniker , 118; Colonie, Coloniensis archiep., E b . von K öln ( 1 1 0 0 -1 1 3 1 ) , 118. 158. 218. 264. (278). 312. 362. - cives 264 Fridericus Halberstatensis presul, B . von Halberstadt ( 1 0 9 0 -1 1 0 6 ) , 192. 230 Fridericus dux (I.), H . von Schwaben ( 1 0 7 9 -1 1 0 5 ) , 202.236. - G . : Agnes filia imperatoris; S .: Fridericus dux Suevie, Cuonradus Fridericus dux Suevie (II.), H . v . Schwaben ( 1 1 0 5 -1 1 4 7 ) , (262). 324. 354. 368. 374; Friderici ducis (I.) filius maior natu 236; Heinrici im­ peratoris V. consobrinus 374; heres 374; -i milites 336. — M .: Agnes filia imperatoris; avunculus: Hein­ ricus imperator V .; frater: Cuon­ radus Fridericus palatinus comes, Friedrich I . von

Sommerschenburg,

Pfalzgr.

260. 308. (310). 346 Fridericus de Arnesberg, Amesburg, Gr. von Arnsberg, 312. 344 Fridericus, von Gleichberg, 74. — fra­ tres eius 74 Friderun nobilis, Aerbonis et Botonis mater 186 ff. — V .: Retingus filius Botonis; G.: Hartwicus palatinus comes. — s. a. Immidingi Friteslar, Fritzlar, 340 Fruteria monasterium, K l . Frutuaria, 72 Fulda, K l. — Fuldense Germanie fa­ mosissimum ac principale cenobium von Sachsen,

326; -is abbas s. E rlolf; -ium abbas Gotefridus, W olfhelmus; congre­ gatio 252. 298

s.

G G. presbiter, M itbruder Ekkehards ?, 142 Gabriel archangelus; -is epistola 332 Gaeta. — Caetanus s. Iohannes Galicia, Galizien ?, 138 Galileus = Christus 290 Gallia, Galliae, Frankreich, vorwiegend das Gebiet ohne die Francia 66. 138. 140. 248. 294; regnum Luodewici regis 368 ; -e partes 66 ; rex s. Philip­ pus. — Galli, -orum gens 284. — Gallici caballarii 158. — s. a. Fran­ cia Garnen, K a m m in / P om m ern, 372 Gartz s. Gresch Gascogne s. Wasconia Gebehardus pontifex Romanus qui et Victor (II.), P apst ( 1 0 5 4 -1 0 5 7 ) , 70. (72). 74; vorher ep. Eihcstatensis, B . von Eichstätt ( 1 0 4 2 -1 0 5 7 ) , 70 Gebehardus Constantiensis ep., B . von K onstanz ( 1 0 8 4 -1 1 1 0 ) , 190. 204. 228. 240. (270). 272. (274). 276; apostolice sedis, Romanus legatus (202. 238. 280); responsalis domni Paschalis, pape 190. 226 Gebehardus Eihcstatensis ep. s. Gebe­ hardus pontifex Romanus Gebehardus Hirsaugiensis abbas, Spirensis ep., A . von H irsau , B . von S peyer ( 1 1 0 5 -1 1 0 7 ) , 198. 234 Gebehardus (I.) Ratisponensis ep., B .v o n Regensburg ( 9 9 4 - 1 0 2 3 ) , 54 Gebehardus (II.) Ratisponensis ep., B . von Regensburg ( 1 0 2 3 -1 0 3 6 ) , 54. 60 Gebehardus (III.) Ratisponensis ep., B . von Regensburg ( 1 0 3 6 -1 0 6 0 ) , pa-

Namenverzeichnis truus Heinrici (III.) imperatoris 60. 66. 70 Gebehardus (IV .), B . von Regensburg ( 1 0 8 9 -1 1 0 5 ) , 104. 232 Gebehardus Salzburgensis archiep., E b .v o n Salzburg ( 1 0 6 0 -1 0 8 8 ) , 82.

100 Gebehardus Spirensis ep. s. Gebehar­ dus Hirsaugiensis abbas Gebehardus Tridentinorum presul, Tridentine ecclesie constitutus ep., B . von T rien t, 240. 276. 290 Gebehardus, von Henneberg, B . von Würzburg ( 1 1 2 2 -1 1 2 7 , 1 1 5 0 -1 1 5 9 ) ,

354. 356 Gelasius II. s . Iohannes Caitanus s. Georgius; -i brachium, Dardanellen, M arm aram eer und B osporus , 134. 166; in honorem episcopatus s. Ba­ benberg; cenobium, K l. St. Georgen im Schwarzwald , 346; -i abbas s. Dieggerus Gerhardus Engolismensis episcopus, legatus in Aquitania, B . von A n g ou lerne ( 1 1 0 2 -1 1 3 5 ) , 306 Gerhardus abbas, nicht identifizierbarer A . im H L L an d , 176 Germania, Deutschland, vorwiegend das R h ein /M ain -G ebiet, 84. 94. 96. 108. 124. 362; pars Romani regni 74; -e partes 74; provincie 254. 298ff.; p o­ pulus 188; optimates et presules, principes 90. 204. 238. 272; fam o­ sissimum ac principale cenobium s. F u lda ; regna 352. — Germanicum collegium, deutsche Kreuzfahrer, 166 ; regnum 298 ; -i societas 252 ; -e partes 248. 294. 370; regiones 340; terre 260. 304; -a corda 250. 296. — s. a. Teutonicum regnum Gerthrudis, G r.in von Eilenburg, prepotens per Saxoniam vidua 310. — G .: Heinricus marchio; Schwiegers.: Lotharius dux

389

Gertrud ( Petronilla) , Gr. in von H o l­ land, matrona quedam, soror Lotharii ducis 362. 366 s. Gertrudis, von N ivelles; -is Nivalensis ecclesia s. Nivelles Gibel, Gibelet/Libanon, 172 Gibichenstein castellum, Burg Giebichenstein, 64 Gisela regina, imperatrix, G. Konrads I I . , 56. 60. 62. — filii: Heinricus imperator, Herimannus Gisela, Schwester K . Heinrichs I L , G. des K . Stephan von Ungarn, 50. — s. Heinricus II., Stephanus Gliche oppidum, Gleichen südwestl. E rfurt, 104 Godebald, B . von Utrecht ( 1 1 1 4 -1 1 2 7 ) ,

pontifex 360 Hierusalem Gomorra. — Gomorrei 334 Gorrizana terra s. Chorizana terra Goslaria, Goslar, 80. 102 Gotefridus abbas Fuldensium, A . von Fulda (1 1 0 9 abgesetzt), 252. 298 Gotefridus (II.) dux Lothariorum, d. Golgotha s.

Bärtige, H . von Ober- und Niederloth­

64. 66. 70. 74 Gotefridus (IV.) Lotharingie, Lotharingiensis dux, von Bouillon, H . von ringen ( 1 0 4 4 -1 0 6 9 ) ,

Niederlothringen,

Schützer des H L

108. (110). (114), 116. 126. 130. 138. 156. 158. 160. 162. 172. 218. 338; magnanimus 156: dux dominice militie, heroa 148; -i mau­ soleum 160. 338; fratres: Baldewinus, Eustatius. Gotefridus (V.) dux, Gr. von Löwen, H . Grabes,

von

Niederlothringen

( 1 1 0 6 -1 1 2 8 ,

f 1 1 3 9 ) , 312 Gotescalcus presbiter, Führer einer Kreuzfahrergruppe, 108. 124. 144 Gozelo (I.) dux Lothariorum, M g r. von Antwerpen, H . von Ober- und N ieder­ lothringen ( 1 0 2 3 -1 0 4 4 ) ,

60

Namenverzeichnis

390

Gozwinus comes, ostfränk. Gr., 78 Grecia, Griechenland = Byzantinisches Reich , 110. 126. 322. — Greci 96. 132. 160 Gregor V I ., Papst ( 1 0 4 5 -1 0 4 6 ) , papa 64 Gregorius VII. papa s. Hiltibrandus Gregor ( V I I I . ) s. Burdinus Gregor, Kardinald. von S. Angelo, spä­

cardinalis 354; sedis apostolice legatus (apocrisiarius), Romanus legatus 356. 358 Gresch, Gartz a. d. Oder, 372 Grosulanus Mediolanensis ep., B . von Savona, E b. von M ailand, 318. 324 Guastalla s. Warstallis ter Papst Innocenz I I . ,

Guido, E b .v o n

Vienne ( 1 0 8 8 -1 1 1 9 ) ,

Viennensis archiep 308; Milo Vienn. archiep. 340; domnus Viennensis 324. — s . a . Calistus papa Guntherus Babenbergensis presul, epi­ scopus, B . von Bamberg ( 1 0 5 7 -1 0 6 5 ) , 76 später Papst Calixt I I . ,

H Hademarus ep., B . A dem ar von L e P u y,

päpstlicher

Legat

auf

dem

138 Halberstadt. — Halberstadensis epi­ scopatus 344; ep. s. Buggo, Fridericus, Reinhardus Harcesburg castrum, Harzburg, 82 Hartwicus, Hartwigus Magdeburgensis archiep., E b. von Magdeburg ( 1 0 7 9 -1 1 0 2 ) , 180. 222 Hartwicus, Hartvicus Ratisponensis ep., B . von Regensburg ( 1 1 0 5 -1 1 2 6 ) , 196; vir catholicus 234 Hartwicus palatinus comes, Pfalzgr. von B ayern, Aribone, 188. — filii: Aerbo, Boto cognomento Fortis ; germanus: Sigihardus 1. Kreuzzug,

Hartwicus comes, Gr. von Bogen, 194 Ebron Heimenburg urbs, Hainburg, 66; p o­ pulosissima civitas (62). Heinricus (I.) rex, K . ( 9 1 9 -9 3 6 ) , 54. — S .: Otto Magnus, Heinricus (I.) dux Baioarie Heinricus II., — Babenbergensis, dux Baioarie, rex, imperator, H . von Hebron s.

B ayern (9 9 5 -1 0 0 4 , 1 0 0 9 -1 0 1 8 ) , K . ( 1 0 0 2 -1 0 2 4 ) , 48. (50). 52. 54. 56. 58. — V .: Heinricus (II.) dux; G .: Chunigunt; B r .: Bruno Augustensis ep. Heinricus III., Heinricus rex, impe­ rator, K . ( 1 0 3 9 -1 0 5 6 ) , 64. 66. (68). 70. 72. 74; filius Chuonradi II. 58. 60. 62 ; filius Gisele regine 56 ; pater imperatoris, Vater Heinrichs I V . , 244. — G .: Agnes; filia s. M athilde; patruus s. Gebehardus (III.) R ati­ sponensis ep. ; neptis s. Beatrix Heinricus IV., K . ( 1 0 5 6 -1 1 0 6 ) , 72. 98. 290; Heinrici imperatoris filius 58. 72. - rex 72. 74. 76. 78. (82). 84. 86. 88. 90. 94. 96 ; katholicus 92 — 98. (100). 102. 104. 108. 110. 118. 124. 126. (128). (130). 158. 178. 182. 184. 188. (192). (194). (196). (198ff.). (202ff.). (214). 216ff. 222. 224. (226). (230). (234). 238. (240). (244). 286ff. ; Romanorum imperator 280. 288 ; imperator vel patricius Romanus 180; Romanus princeps 132; impe­ ratoria maiestas (196). — augustus (186). - cesar 130 (158. 232. 274); cesar vel imperator (220). — dom i­ nus (130). — eximperator 274. 286; dictus imperator 202. 270. 284. — senior (236. 284). 286. — pater, Vater K onrads und H einrich s V., (130. 190. 220. 226. 230. 232. 234. 278. 280. 304. 358. 374). -i fideles 80. 104. 192. 230; milites 76; exerci-,

Namenverzeichnis tus cesarianus 278; cesariani 194. 232; imperium 98; regnum 94. 192; legati, nuntii 84. 280; littere, epistole 276. 280; palatium 130. 220. 226. 230; pecunia, que regi debe­ batur 82; thesaura Spire recondita 198; signa, sacra lancea 104. 232; spiritualis pater s. Hugo Cloniacensis; (?.: Berhta, A delheida; filii: u n ­ benannter, vieil . gleichnamiger Sohn 82, s . Cuonradus, Heinricus V. ; T . : A g n e s ; cancellarius s . Otto Babenbergensis ; ministerialis s . Chuonradus, Werinherus. — Heinriciana heresis 274 Heinricus V., K . ( 1 1 0 5 -1 1 2 5 ) ,204.214. 238; iunior 128. 202. 236. 270; im­ peratoris H. filius (186). 224. (226. 236). — novus rex 246. (292); quin­ tus rex 118. 188. 212; rex adolescens 226. (232. 248. 294); rex catholicus 276; rex 182. 190. (194). 198. (200). 228. 230. (234). 240. 242. 248. 250. (272). 276. 278. 280. 282. 294. (300. 302). 306. 308. (318. 320). 322. (324). 336. (342. 346. 350. 352. 356. 358). imperator quartus 212; imperator quintus 268. 374; imperator (262. 264). 304. (308). 310. (312. 314. 316). 338. (340. 342. 344). 346. 348. 350. 352. (354. 358). 360. (362). 364. (366. 368). 370; domnus imperator (262. 308. 310. 314. 354. 360); imperator serenissimus (212); Romanorum im­ perator augustus 358. — augustus 310.358. - cesar (314. 316. 356). dominus gentium (206). — specialis flos totius orbis 240. — princeps magne sapientie (212). — pie provi­ dus consul, patrie amator (252). — ecclesie membrum catholicum et orthodoxum (206). -i aulici 360; cancellarius s . Adelbertus; capellanus s . Erlungus ; camerarius 262 ;

391

chronographus 262; exercitus 258. 302. 358; fideles 198. 234. 256. 260. 302. 324. 348; legati, missi, nuntii 196. 244. 248. 256. 290. 302. 316. 336. 346; milites regii 194. 232. 242. 278; immo Christi milicia 286; mini­ steriales 364; phalanges 196. 234; proprietates 374 ; signa 232. — pater s . Heinricus IV. ; coniux s . Mahthildis ; B r .: Chuonradus ; soror s . A gn es; N effen : Fridericus dux, Cuonradus; socer s. Henricus Anglie rex; con­ sanguineus s. Calistus Heinricus (I.), Henricus rex Anglie, Anglorum rex, K . von England ( 1 1 0 0 -1 1 3 5 ) , 262. (312). 368. filia: Mahtildis Heinricus Magdeburgensis archiep., Eb. von

Magdeburg

( 1 1 0 2 -1 1 0 7 ) ,

204. 238. (240). 272. (274). 282; designatus 192. 230 Heinricus Padrebrunnensis presul, B . von Paderborn ( 1 0 8 4 -1 1 2 7 ) , 192. 230 Heinricus Wirciburgensis ep., B . von Würzburg ( 9 9 6 -1 0 1 8 ) , 52 Heinricus abbas secundus, A . von K L Michelsberg in Bamberg, 54 Heinricus (I.) dux Baioarie, H . von Bayern ( 9 4 8 -9 5 5 ) , 54. — F,: H ein ricus (I.) rex; S .: Heinricus (II.) dux Baioarie Heinricus (II.) dux Baioarie, Heinrich d . Zänker, H . von B ayern ( 9 5 5 -9 7 6 , 9 8 5 -9 9 5 ) , 54. — F.: Heinricus (I.) dux Baioarie; S .: Heinricus II. im­ perator Heinricus dux, Heinrich d . Schwarze, H .v o n Bayern ( 1 1 2 0 -1 1 2 6 ) , 352; filius Welefonis ducis (110. 128. 216). — B r .: W elefo (V.) dux. Heinricus dux, von Eppenstein, H . von Kärnten ( 1 0 9 0 -1 1 2 2 ) , 164; dux (262)

Namenverzeichnis

392

Heinricus dux Lothariensium, Gr. von Lim burg,

H . von

Niederlothringen

240. 242. 276. 278; comes de Lintpurg 120; exdux, prius dux, quondam dux 252. 286. 298. 312 Heinricus (I.) marchio de Iliburg, ( 1 1 0 1 -1 1 0 6 ) ,

M g r . von M eissen und der Lausitz

vir in Saxonia prepotentissimus 184. 224. — O .: Gerthrudis Heinricus marchio, von Schweinfurt, ( 1 0 7 5 -1 1 0 3 ) ,

M g r. des bayer. Nordgaus (9 8 0

bis

48. 50 Heinricus Crassus, Heinrich d. Fette, M g r. von Friesland , Saxonie princi­ patum secundus a rege gerebat 184. 224. — V .: Otto dux; germanus: Cuono Heinricus palatinus comes, Pfalzgr. von Lothringen ( f l 0 9 5 ) , 106. 214 Heinricus comes Ratisponensis, B u rg 1 0 1 7 ),

gr. von Regensburg, Sohn des Burggr.

170 s. Poppo Heribertus Coloniensis archiep., E b. von K öln ( 9 9 9 -1 0 2 1 ) , 52 Herimannus rex, Gr. von Salm, Ge genk. ( 1 0 8 1 -1 0 8 8 ) , 94. 96. 102 Herimannus Babenbergensis ep., B . von Bamberg ( 1 0 6 5 -1 0 7 5 ) , 76. 82. 84 Herimannus (II.) Coloniensis archiep., E b. von K öln ( 1 0 3 6 -1 0 5 6 ) , 60 Heremannus (III.), Herimannus Colo­ niensis archiep., E b. von K öln ( 1 0 8 9 -1 0 9 9 ) , 118. 158. 218 Herimannus dux Alamannorum, filius Gisele, H . von Schwaben (1 0 3 0 bis 1 0 3 8 ), 60 Herimannus comes, patruus Magni ducis 90 Herimannus comes orientalium Fran­ corum, nicht identifiziert, 70 Heinrichs I I . ,

Henneberg

Herimannus presbiter, in Jerusalem , 176 Hesso scolasticus 342 Hibernia, Schottland, 138 Hiemsal 250; -i germanus Atherbal Hierosolima, Hierosolyma, Iherosolima, Hierusalem, Jerusalem , 76. 104. 106. 114. 116. 118. 124. 130. 132. 148. 152. 154. 156. 158. 160. 162. 170. 172. 178. 186. 214. 218. 222. 268. 322. 326. 328. 332. 364; civitas requiei Christi 174. 216; lo­ cus sanctificationis 174; Salva­ toris vestigia 270. — muri 144. — porta civitatis 116. — edificia 134. — Salomonis templum, templum D o­ mini, Felsendom , Omarmoschee 114. 134. 154. 178; -i atrium 136. 178; porticus 114. 154. — Domini sepulchrum 106. 124. 134. 178. 182. 214. 224; -i petra 174; tumba 162. — hospitale 158. — antemurale 134. — monasteria extra civitatem 134. — mons Moria, in area Areuna 178. — mons Oliveti 176. — mons Calvarie 160. 218. 338; Golgothana ecclesia 160. 218; -e vestibulum 160. 218. — Hierosolimitana ecclesia 136. 158. 218. 326. 328; filia Syon 332; -e con­ cilium 322 ; dilectus s. Christus ; sta­ tus 186. — Hierosolimiti 182. — cives 132. — de Hierusalem redeun­ tes palmati, Kreuzfahrer, 186. 328 Hildesheim . — Hildinesheimensis presul s. Uto Hildolfus, E b. von K ö ln ( 1 0 7 6 -1 0 7 8 ) , 84 Hiltibrandus, Hiltebrandus papa qui et Gregorius, Hiltibrandus Grego­ rius, Gregorius V II. papa, P ap st ( 1 0 7 3 -1 0 8 5 ) , 84. 86. 90. 92. 94. 96. 98. 102. 162. 180. 220. 306; apostolicus (84. 86. 100); papa (100); pater 92 ; pseudomonachus, Romane sedis

Namenverzeichnis invasor 90; -i epistola 86; sententia 100. 322 ; legatus s. Otto Ostiensis. — Vorher M ön ch und Archidiakon, Hiltibrandus archidiaconus postea pon­ tifex 76; monachus et archidiaconus 82 H irsa u , K l . — Hirsaugiensis abbas s. Gebehardus Hispania, Spanien, 338; -e confinium 136; regna 202. — Hispanie, -arum legati 202. 248 Hoger vir fortis, Gr. H oyer von M a n s feld ( f 1 1 1 5 ), 312 Hohcstein, Hochstedt a. d. Donau, 94 Hollant, Hollant regio, Gr.schaft H o l­ land, 362. 364 Honorius II., P ap st ( 1 1 2 4 -1 1 3 0 ) , 370. — s. a. Lampertus Ostiensis Hornburg castellum 310 H u go d. W eisse, Kardinal ( 1 0 4 9 -1 0 9 8 ) ,

Romanorum legatus 98 Hugo Cloniacensis abbas, A . von Cluny ( 1 0 4 9 -1 1 0 9 ) , 282 Hugo, Gr. von Tübingen, rebellis

88 Hugo, Gr. von Vermandois ( f l l 0 2 ) , 138. — frater s. Philippus rex Gallie Humbertus diaconus Luitpoldi Mog. archiep. 68 Hyspania, Isphahan, 114. 152 I. J Iacob patriarcha 258. 302 N. marchisia Iesus s. Christus Iherosolima s. Hierosolima Immid, Gr. im westl. Sachsen, 186. — fratres: Reginbern, Theodericus, Witukind Immidingi; -orum tribus egregia de Saxonia 186. — s. Boto, Friderun, Immid, Mahthildis, Reginbern, Retingus, Theodericus, Witukind

Id a s.

393

Ingilenheim, Ingelheim, 64. 202. 238. 270 s. Innocentes 354 Iohannes Caitanus, Caetanus, qui et Gelasius, Gelasius II. domnus apostolicus, P apst Gelasius 1 1 .( 1 1 1 8 bis 1 1 1 9 ), 338. 340; vorher Kardinal­ diakon und päpstl. Kanzler, 320 Johannes /. , Kardinalb. von Porto ( 1 0 4 9 -1 0 8 4 ) , Romanorum legatus 98 Iohannes Spirensis ep., B . von S peyer ( 1 0 9 0 -1 1 0 4 ) , 188 Iohannes patriarcha Veneticus, Patri­ arch von Venedig (Grado), 308 Ioppe, Hafenstadt im H l. Land, 170. 172. 180; portus 158. 168; Ioppiti, Bewohner von J ., 176 Iordanes Mediolanensis ep., E b. von M ailand, 318. 324 Iovis mons, Grosser St. Bernhard, 254 Isphahan s. Hyspania Israel 286. — Israheliticus exercitus 108. 126 Italia, Reichsitalien, 48. 50. 60. 64. 70. 72. 88. 94. 98. 102. 104. 108. 126. 138. 162. 202. 216. 220. 274. 276. 314. 316. 334. 340. 342; -e episcopi 86 ; episcopi et optimates 90 ; partes 128; populus 188; presules 180. 222; provincie 252. 298; regnum (316). — Italicus quidam s. O tto; -e fines 250. 296 ; infestationes 336 Iudea, Judäa in Palästina, 152. 170. 172 Iudei, Juden im Deutschen Reich, 108. 126; hostes ecclesie 124; -orum execrabilis plebs 146; facultates 110. 126. 216 Ivd ith , filia Agnetis et Heinrici III. 64 Iuliacum, Jülich, 242 Iulianus, K . Julianum Apostata (3 6 1 bis 363), 290 Iuvavenses s. Salzburg

Namenverzeichnis

394 Ivrea s. Eboreium Nicomedia

Izm it s.

K s. auch C

Werida K a m m in s. Garnen Karolingi, -orum princeps s . Uoto Karolus Magnus, K . ( 7 6 8 -8 1 4 ) , 144. 186. 212. 214; -Francigena 212; -imperator 248.296. -i imperium 214. 268; -successores 214 K astl s . Ratpoto K e fr el Bâra s. Barra Knuth rex Danorum, K g . der Dänen ( 1 0 1 6 -1 0 3 5 ) , 58. 60. - filia: Cunigunda Kolberg s . Colbrech Konrad s . Chuonradus, Cuonradus, Chuono, Cuono K on stanz . — Constantiensis ep. s . Gebehardus Rumoldus ; synodus (1 0 4 3 ) 62 K orvey. — Corbeiense cenobium 326; grex martirum, sanctorum Stephani et Viti 268. 326; Christi familia 268. — Äbte s . Erkembertus, Marcwardus Kreuzfahrer , cruciferi 330; signati 146; signatorum numerus 140; peregrini 172; Christi peregrini 172; Christicoli peregrini 160; populus Dei 148. 160. 170; -Christianus 144. 152; -acquisitionis 174 ; -hereditatis Christi; populi christiani 176; Chri­ stiani 116. 118. 134. 136. 154. 156. 162. 166. 170. 172. 174. 178. 200; Christicole 174; Domini grex 148; exercitus 148. 150; -Christi 284; -Christianus 114. 116. 152. 154; -crucifer 138; -celestis militie stigmate insignitus 138; militia 146; -Christi 150; -Creatoris 144;

-D om ini 138. 142; -dom inica 148; -celestis regis 138; palmati 186. 328. 330. — duces s.Baldewinus, Boemundus, Eustatius, Gotefridus, Reginmundus, Ruotpertus L

Kaiserswerth s.

Ladizlaus (I.) rex Pannonie, K . von U n gam ( 1 0 7 7 -1 0 9 5 ) , 106. 214 Lambahc monasterium Adelberonis Wire, ep., K l . Lambach in Oberösterr., 104 b. Lambertus martyr, Leodii pontifex, B . v. Lüttich, d.h. ursprünglich M a a ­ (ca. 6 7 5 -7 0 5 /0 6 ) , 334; -i patrocinium s. Leodium Lampertus Ostiensis, Kardinalb. v. stricht

Ostia

( 1 1 1 6 -1 1 2 4 ) ,

später

P apst

368; Ostiensis domnus, episcopus (354. 358. 360). — apostolice sedis apocrisiarius (358) ; legatus (356). -i lega­ tio 368 ff. — s. a. Honorius secun­ dus Laodicea, Laodicia, Laodicaea, Latakia in S yrien , 114. 116. 130. 152. 156 Lateranensis s. Roma Latini principes, franz. F ürsten, 170. — s. a. Reginmundus, Stephanus, Willihelmus s. Laurentius; -i pauperes s. A u ra Lausanne s. Losanna Leo (IX .) papa, Brun qui et Leo, Brun apostolicus, presul apostolice sedis, P apst L eo I X . ( 1 0 4 8 -1 0 5 4 ) , 64. 66. 68. 70; vorher episcopus Tullensium, B . von Tout ( 1 0 2 6 -1 0 5 1 ) , 64; -is cancellarius s. Fridericus pontifex Leodium Lotharingie civitas, Lüttich, 242. 244. 278. 280; b. Lamberti mar­ tyris patrocinio satis inclita 334. — Leodienses, Leodicenses 244. 336; -is episcopus s. Otbertus; pontifex H onorius

II.

( 1 1 2 4 -1 1 3 0 ) ,

Namenverzeichnis b. Lambertus. — ecclesia mater, 336; sacre aedes 336; episcopium 336. — clerici duo 336; miles de illustribus 336 Liemarus Premensis archiep., E b . von B rem en-H am burg ( 1 0 7 2 -1 1 0 1 ) , 120 Lintburg castellum [Chuonradi], m o­ nasterium, Lim burg a . d. Hardt , 58 Lintperg oppidum, Lim burg bei W eilheim , 88 Lintpurg, Lim burg in Belgien , 120. — cornes de — s . Heinricus Liupaldus marchio, M g r . Leopold I I I . von der Ostmark ( 1 0 9 5 -1 1 3 6 ) , 196 Lobw isen b. W orm s s. Rhenus Longobardia provincia, Lombardei, 244. 256. 260. 290. 300. 304. - Lon­ gobardi 168; -orum plebes, populi 164; inertia 164 Losanna, Lausanne, 104; -e ep. s . Burchardus Lotharingia, Lothringen, 96. 138. 204. 240. 238. 242. 272. 278. 286. 322; -e civitas s. Leodium ; dux s . Gotefridus, Sigifridus; fines 364 ff. ; obtimates 370; primates 262. — Lotharingienses 138; Lothariensium, Lothariorum dux s. Gotefridus, Gozelo, Heinricus palatinus comes. — P fa lzgr. s. Sigifridus Lotharius dux Saxonie, Lothar von s.

Kathedrale,

Süpplingenburg,

H.

von

Sachsen,

246. 260. (262). 292. 308. (310). 346. 362. 366. soror: Gertrud; Schwiegerm .: Gerthrudis Louticia, Liutizenland; -e terre civi­ tates 370. — Liutici, Luitici 60. 70; -orum gens 74 Lubni, L ubzin in P om m ern, 372 s. Lucas; -e festum 342 Lucca. — Lucensis ep. s. Alexander, Anshelmus Ludewicus, Luodewicus cornes, Gr. K.

( 1 1 2 5 -1 1 3 7 ) ,

395

Ludwig I I . , der Springer, von T h ü ­ ringen, 260. 308. 310 Luitolfus, Liutold von Eppenstein, H . von K ärnten ( 1 0 7 7 -1 0 9 0 ) , 14t

Luitolfus dux Saxonie ( f 8 6 6 ) 54. — S .: Brun dux, Otto dux Saxonie Luitpoldus Babenbergensis preposi­ tus, Propst des Bamberger Dom stifts, 66; Mogontinus (-e sedis) archiep., m etropolitans, pontifex, presul, E b .v o n M a in z ( 1 0 5 1 -1 0 5 9 ) , 68. 76; -i diocesis 68; diaconus s . Hum­ b erts Luitpoldus marchio, M g r. Leopold I I . von der Ostmark ( 1 0 7 5 -1 0 9 5 ) , 94. 106. 214 Luitpoldus marchio, Adelberti filius, M g r. an

der

ungarischen

Grenze

( f l O U ) , 64 Luodewicus f d. K in d ) , K . ( 9 0 0 -9 1 1 ) , 54 Luodewicus (VI.) Gallic rex, K . von Frankreich ( 1 1 0 8 -1 1 3 7 ) , 368

M Marra — T raiecteses 336. — s. a. Lambertus Machabei 242. 278 Magdeburg. — Magadeburgensis, Magdaburgensis, M agdeburgesis ar­ chiep. s. Adelgoz, Hartwicus, Hein­ ricus, R u g g ers, Wecil Magnus dux Saxonie, H . von Sachsen ( 1 0 7 2 -1 1 0 6 ) , 90. 202. 238. 246. 270. 292. — patruus: Herimanus comes M ailand. — Mediolanensis ep. s. A r ibert, Grosulanus, Iordanes. — Medio­ lanenses 324 M arasch ( 1 ), Ruscie mare 150 marchia, bayer. Ostmark, 66. — mar­ chio s. Luitpoldus Marcwardus, A . von K o rvey ( 1081 bis 1 1 0 7 ), 270 M a'arrat an N u 'm â n s.

Maastricht.

396

Namenverzeichnis

Mari, Bewaffnete, 116 s. Maria Dei genitrix 176. 280. 364; -e pictura 134 Marra urbs Sarracenorum, M a'arrat an N u 'm â n in Syrien , 114. 152 Mars, S yn on ym fü r bellum ; cruentus 196. 232; -is sors 194. 232 s. Martinus; -i altare s. Babenberg; festum 118. 360 (s.) martyres 320 Masa, Mosa fl., M a a s ; super -am pons 242. 278 Mahthildis regina, mater magni Ottonis, G. Heinrichs / . , 186. — V .: The­ odoricus; 0 . : Immid, Reginbern, Witukind Mahtildis, Mahthildis, Mathildis regi­ na, Henrici regis Anglorum (Anglie) filia, G. Heinrichs V ., 262. 312. (316). (340). (364); Heinrici impera­ toris coniux 374; Romani imperii heredis mater 262 M athilde, Tochter K . H einrichs I I I . , von Rheinfelden, filia Heinrici III. imperatoris 74 Mathildis, Mathhildis, Mahthildis, Maththildis cometissa, M g r .in von Tuszien ( 1 0 5 2 -1 1 1 5 ) , 70. 102. 162. 220. 254. 276. 300; femina per Ita­ liam potentissima 102; alter Debbora 276; -is prediorum terre 314. — V .: Bonifacius dux; M . : Beatrix. — s. a. Chuonradus rex Mauri, Sarazenen, 156. — s. a. Sarraceni M auritiu s, Kardinalb. von Porto, lega­ tus apostolicus 174 M axim illa, Ruotgeri ducis Sicilie filia, G. K ön ig s Konrad, 128ff.; Cuonradi regis vidua 328 Mediolanensis s. M ailand Meginhardus (I.) Wirciburgensis ep., B . von Wurzburg ( 1 0 1 9 -1 0 3 4 ) , 60 Meginhardus, Megenhardus (II.) W ir­ G. Rudolfs

ciburgensis ep., B . von W ürzburg ( 1 0 8 5 -1 0 8 8 ) , 98. 102. 104; vir scolasticissimus 230 M eissen s. Heinricus marchio Merseburg, Mersiburg 94. 192. 230 M etz. — Metensis ecclesia 346. — s. a. Dieggerus s. Michael archangelus; -i ecclesia in monte s. Babenberg ; festum 350 ; in honorem -is monasterium s. Baben­ berg Michahel, K . M ichael V I I . D ukas von B yzan z ( 1 0 7 1 -1 0 7 8 ) , 166 Miesenburg, Misenburg munitio, W ie ­ selburg, 108. 126. 146. — oppidani 146 Milo s. Guido Moenus, F l. M a in , 146; -i civitates 146 Mogontia, Maguntia, M a in z, 62. 66. 80. 88. 92. 98. 110. 120. 126. 182. 188. 198. 200. 202. 216. 224. 236. 238. 246. 248. 250. 252. 262. 264. 270. 280. 292. 294. 296. 298. 306. 310. 314. 356; civitas 348; metro­ polis (200. 236); nobilis 234. 350; urbs 110. 192. 336; kathedra 260. (316); -e muri 192. 230; menia 350; palatium 314; palatii curtis 88 ; regie aedes 88; pontifex s. Adelbertus; clerus et populus 198. 234; epyscopium, -i redditus 110. 216. — Mogontini 314. — Mogontiacensis ep. s. Sigifridus. — Mogontinus archiep., ep., metropolitanus, presul s. Adelbertus, Aribo, Barto, Luitpoldus, Ruothardus, Sigifridus, Wecil Monasteriensis s. M ü n ster Mons Calvarie s. Hierosolima Mons Iovis, Grosser St. Bernhard, 254 Mons Pardonis, M on te Bardone, A p e n ninenübergang, 254. 300 M ontecassino. — Casinensis abbas s. Desiderius

Namenverzeichnis Monzun munitio, Munzun, M o u sso n , 262. 310. — s. a. Regenoldus Moria mons s. Hierosolima Mosa s. Masa M o u sso n s. Monzun Moyses, M o ses, 306 Munzun s . Monzun M u n ster i. W estf. — Monasteriensis cathedra 346; basilica maior, sedes ecclesie Monasteriensis 348; casae 346; cives 346. — B ischöfe: Thidericus, Burchardus Rufus Münsterschwarzach s . Swarzaha M u sta a li, al - M u sta ’ li, K a li f von K a iro, Babilonie, Babiloniorum, Babilonicus rex 114. 152. 154. 162, 170. 182. 200; rex barbarus 154

provincia 368; -e comes, dux s. Ruotpertus. — Northmanni 110. 126. — Nortmannicus dux s. R uot­ pertus; Willihelmus s. Willihelmus Normanni, Northmanni, Nortmanni, N orm annen in Unteritalien, 102; apostolicarum possessionum inva­ sores, Romani imperii hostes 68; -orum classis 328 Nova Troia s. Troia Nova Novaria, Novara, 254. 300 Novatiani, Häretiker , 292 Nürnberg s. Norinberc Nycholaite, Häretiker, 190. 228

O Occidens,

N N. marchisia, M g r .in Id a von der O st­ mark ( ?), 170 Nabuchodonosor rex 100. 290 Naum burg s. Z eitz

Necarus fl., N eckar, 356 Nitra Nicea, N ikä a , 112. 134. 148. 200. Nicenum concilium (3 2 5 ) 306 Nicomedia, Izm it, 168 Nicopolis, E m m au s, 172 Niederlothringen s. Lotharingia Nitra Pannonie civitas, N eitra, 144 Nivalensis ecclesia, K l . N ivelles, 140 Norica, B a y e r n ; -orientalis 144. -a Brixinia s. Brixina ; gens s. A rib o n en ; -us dux s. Welefo ; ducatus 124; -i nobiles 226; principes 190. 352; -orum dux s. Chuono; milites 70. — s. a . Baioaria Norinberc, Nourinberc castellum, Nürnberg, 194. 232 Northusun, Northusum villa regia, Nordhausen, 190 Normannia, N orm andie, 116.130.138; N eitra s.

397

Herkunftsgebiet

der

west­

-is gentes 164. 222. — occidentales populi 154; -ia regna 106. 214. 326 Oceanus; -i limes 138 Octavianus s. Augustus Odalricus Eihstatensis (II.), B . von Eichstätt ( 1 1 1 2 -1 1 2 5 ) , 376 Odalricus s. a. Oudalricus Odo s . a. Uoto Oppenheim ; colloquium maximum apud — 84 Oriens, Morgenland, 218; per -em nati­ ones 152. — orientales ecclesie 136. 216 Osee, propheta 362 Ostia . — Ostiensis ep. s. Lampertus, Otto Ostmark, bayer . s. marchia. — marchio s. Luitpoldus Otbertus Leodiensis ep., B . von L ü t­ tich ( 1 0 9 1 /9 2 -1 1 1 9 ) , 240. (276). 288 Otto Magnus imperator, K . (9 3 6 bis 9 7 3 ) , 54. 186. — V .: Heinricus (I.) rex; mater: Mahthildis; S .: Otto (II.) imperator; B r Heinricus (I.) dux Baioarie europäischen Kreuzfahrer;

Namenverzeichnis

398

Otto (IL) imperator, K . ( 9 7 3 -9 8 3 ) , 54. — V .: Otto Magnus imperator; S . : Otto (III.) imperator Otto (III.) imperator, K . ( 9 8 3 -1 0 0 2 ) , 48. 54. — V .: Otto (II.) imperator Otto Babenbergensis ep., presul, Babenbergensis ecclesie ep., B . von Bamberg ( 1 1 0 2 -1 1 3 9 ) , 204.222.240. 272. (274). 276. 310. 352. 366. 370; vorher cancellarius, Kanzler H e in ­ richs I V . , 182 Otto Ostiensis ep., Kardinalb. von Ostia

( 1 0 8 0 -1 0 8 8 ) ,

später

Outo marchio de Saxonia, Gr. von Stade, M g r. der Nordmark, 246 Oudalricus Saxonie princeps, Ludewici comitis gener, Gr. von W eim ar, 308 Oudalricus comes multum dives, Udalrich d. Vielreiche v. P assau , 118. 158. 218. — N e ffe : Ratpoto palati­ nus comes Outo s. a. Uto Ovo rex, K . von Ungarn, 62. 64. — uxor, filii, cognati 64

P apst

legatus Hiltibrandi pape 100; papa eligitur 102 Otto Ratisponensis ep., B . v. Regens­ burg (1 0 6 0 /6 1 -1 0 8 9 ) , 104 Otto dux Baioarie, Baioariorum dux,

P

Urban I I . ,

Otto von Nordheim , H . von B ayern f 1 0 8 3 ), 76. 80. 88. 224; reus maiestatis, hostis rei pu­ blice 80; -is munitiones 80. — filii: Cuono, Heinricus Crassus Otto quidam Italicus, M g r. von T urin , 78. — T . : Berta Otto dux Saxonie, Otto d. Erlauchte, H . in Sachsen ( 8 8 0 -9 1 2 ) , 54. — S .: Heinricus (I.); T .: Baba; B r .: Brun Otto dux, H . von Schwaben (1 0 4 5 bis 1 0 4 7 ), 188. — T .: Beatrix marchisia Otto comes de Swinfurte, dux Suevorum, Gr. von Schweinfurt, H . von Schwaben ( 1 0 4 8 -1 0 5 7 ) , 66. 74. T . : Beatrix marchisia Otto quidam vir nobilis, Gr. von K a stlHabsberg ?, 188ff. Ottones, Ottonen; -um inclyta stirps 186. — Stammtafel 54 Oudalricus ep. genere Noricus, B . von (1 0 6 1 -1 0 7 0 ,

Benevent, 70

Oudalricus Ratisponensis ep., kathedre Ratisponensis presul, B . von Regensburg ( 1 1 0 5 ) , 194. 196. 232. 234

Padrebrunnensis presul Heinricus Padus fl., P o , 244. 254. 290. 300. 316 P afos s. Paphus pagani s. Turei, Sarraceni Palestina, Palästina, 134. 152. 160. 200. 218; terra repromissionis 134. (140). (332); terra sancta (172); -e invasores s. Sarraceni ; loca, eccle­ sie, episcopia, cenobia, civitates, castella, portus, mercatus, agricoli, vinitores, pastores 332 Pannonia, U n g am , 62. 64. 66. 70. 76. 108. 124. 126. 144. 146. 188. 296. 314; provincia 66; -e gens 66. 296; rex s. Colomannus, Ladizlaus, Ste­ phanus; -arum confinia 146; terre 146. — Pannonicus tyrannus s. An­ dreas. — s. a. Ungaria Paphus, P a fo s/C y p e m , 170 paradysus, -terrestris 182. 332 Pardonis mons, M on te Bardone, A p p e nineniibergang, 254. 300 Parisius, P aris, 136; -orum legati 66 Parma 254. 300 Paros. — Parius lapis, P . M a rm or, 160. 218 Pascalis, Paschalis papa secundus, P apst ( 1 0 9 9 -1 1 1 8 ) , vorher Reinerus Paderborn. — s.

Namenverzeichnis cardinalis de s. Clemente, abbas, nobilis Romanus 118. 158. 190. 218. (220). 226. 228. (246. 256. 274. 294. 302. 304). 306. 308. (316). 318. 320. (322) ; domnus papa (250. 258. 282. 296. 304. 318). 320. (322. 324); dom ­ nus pater papa (318); apostolicus 180. (248. 256. 258. 260. 292. 296. 302. 304. 316). 320. (322). 324. 338; domnus apostolicus (178. 204. 222. 240). 246. (256. 258. 272. 274. 302. 306. 318). 336; apostolicus pater (252. 256. 298); apostolicus pastor (238) ; pastor 158; apostolicus ponti­ fex (244) ; vir (vere) apostolicus 244. 290; apostolice sedis pontifex 180. (190); Romanus pontifex (282). 320; summus pontifex (252. 260. 298) ; -pastor (238) ; -sacerdos (204. 272); domnus 180; vir Dei (248. 294) ; summi patrisfamilias dispensator (246. 292); fidelis dis­ pensator et prudens (248) ; vere Christi discipulus et apostolorum vicarius (248. 294); -is auctoritas 322; baioli 302; cardinales episcopi 258. 304. 318. 322. s . a. Lambertus, Petrus, Richard , Cuono, Bruno ; clerici maiores ac minores 258. 304; decreta 204; littere 228; predecessores 258; sententia 238; scripta et dicta 238; legati, responsales 190. 226. 246. 256. 294; s. a. Ruothardus, Gebehardus patres, patres sancti, Kirchenväter, 222. 292. 306; -um consuetudo 190. 228; antiqua instituta 180; decreta 228 s. Paulus apostolus 306. 322. 358 ; Sau­ lus 146 P a via . — Papiensis ep. 164 Persia, P ersien , 132; -arum regnum 332. — Persicus imperator 134. — s . a. Turei

399

s. Petronella; -e ecclesia s . Roma Petronilla s . Gertrud

b. Petrus apostolus, apostolus Dei, princeps apostolorum 86. 138. 280. 320. 322. 358; -i auctoritas 202. 270; festum 354; possessiones et regalia 358; sagena 240; successores 192. 228. 288; altare s . Babenberg; castellum s . Rom a; confessio s . R om a; kathedra, sedes, locus s . apostolica sedes; episcopatus, mo­ nasterium s . Babenberg Petrus Ungariorum rex, K . von U n ­ garn ( 1 0 3 8 -1 0 4 6 ) , 62. 64 Petrus,

ehemaliger

Kanzler

Gregors

Romanorum legatus 98 Petrus Leonis, Kardinaldiakon von ss. Cosma e Dam iano, 320 Petrus monachus, Peter von A m ien s V I I .,

( f l l l 5 ) , Führer einer Kreuzfahrer­

106. 124; -um sequentes 106ff.; cohortes secute 148 Pharao 286 Pharisäer . — Pharisaica elatio 290 Philippus (I), rex Gallie, K . von F ran k­ reich ( 1 0 6 0 -1 1 0 8 ) , 138. — frater s. Hugo Photinus, Photeinos s. Fotinus Pictaviensis s. Poitiers Piligrinus Coloniensis archiep., E b. von K ö ln ( 1 0 2 1 -1 0 3 6 ) , 52. 54. 60 Pincinati, Petschenegen, T ruppen des K . A lexiu s, 134; milites Alexii 164; -orum exercitus 166 Piriz, P yritz/P om m ern , 372 P isa . —Pisanus archiep. 318, s. a.Daimbertus;-i 318; -orum classis 116. 156 Placentia, Piacenza, 254. 300; Placen­ tina civitas 158 Pleichfeld s. Bleihcfelt P o s. Padus Poemia s. Boemia Poitiers. — Pictaviensis princeps s. Willihelmus gruppe,

Namenverzeichnis

400

Polizlaus dux Polonie, H . Boleslaw I I I . von Polen ( 1 1 0 2 -1 1 3 8 ) , 366 Polonia, P olen , 298; gens 252; -e dux s . Polizlaus Pommerani, P om m ern ; -orum gens 366; paganorum partes 370 Pontius, A . von C luny ( 1 1 0 9 -1 1 2 2 ) , Cluniacensis abbas, domnus 318.320.342 Poppo papa, P ap st Dam asus I I . ( 1 0 4 7 -1 0 4 8 ) , patriarcha Aquileiensis, Irrtum Frutolfs, vorher B . von B rixen, 64 Poppo, Gr. von Henneberg ( f 1 0 7 8 ), 90 Praga, Braga Boemie metropolis, civi­ tas, Prag, 252. 298 Premensis s. Brem en Preneste. — Prenestinus s. Cuono Pressburg s. Bresburg propheta s. Osee ; s. prophète 306. — prophetica vox 334 Pruci, Pruzzen, 52 P yritz s. Piriz

Q quidam servus Dei 346 Quitilingeburg, Quitilingoburg, Qued­ linburg, 100. 190. 226. — in — con­ cilium 100 R Raim und s.

Reginmunt

Rama, Ramla zw. Jerusalem und J o p ­ p e, 170. 182 Ratispona, Regensburg , 62. 158. 184. 186. 194. 218. 224. 232. 246. 250. 252. 294. 296. 298. 352; Baioarie urbs 108. 126. 216; civitas (234); -e muri 196. — Ratisponensis comes s. Heinricus; ep. s. Gebehardus, Hartvicus, Otto, Oudalricus, W olfkangus. — Ratisponenses, — urbani 184. 194. 226. 232

Rato, 1. A b t des K l . Michelsberg in Bamberg, 54 R atpoto palatinus comes, von Vohbürg, Pfalzgr. von B a yern ( f l 0 9 9 ) ,

118. 158. 218. — patruelis: Oudal­ ricus multum dives Ratpoto comes, Gr. von C h am -K astl, 94 Ravenna 64. 162. 220. — Ravennatis, Ravennensis archiep. s. W alter, W igbertus; ecclesia 274. — sepulchrum Wigberti 274 Regenoldus de Munzun, Reginoldus provincie Burgundie comes, impe­ ratoris consanguineus, Gr. von B a r und M ou sson , 262. 310 Regensburg s. Ratispona Reginbem, Im m edinger, 186. — fra­ tres: Immid, Theodoricus, Witukind Reginboldus Spirensis ep., B . von S peyer ( 1 0 3 2 -1 0 3 9 ) , 60 Reginmunt, Reginmundus comes s. Egidii, Raim und I V . von S t.-G illes, Gr. von Toulouse, 116. 130. 138. 156. 182; dux dominice militie (148); princeps latinus 170 Reginus fl., Regen , 194. 232 Reinerus cardinalis de s. Clemente s. Pascalis Reinhardus Halberstatensis ep., B . von Halberstadt ( 1 1 0 7 -1 1 2 3 ) , 310. 312 Retingus, Im m edinger, 186. — V .: B oto; filius: Boto Retingus, Im m edinger, 186. — V .: B oto; T .: Friderun Rhenus, F l. R hein, 192. 198. 230. 314. 354; -i civitates 146; partes -o conti­ gue 66; partes circa -um 146; citra -um oppida 242; iuxta -um locus campestrum s. Lobw isen. Renine partes 340 Richard,

Kardinalb.

( 1 0 9 9 1 -1 1 1 5 1 ),

von

A lbano

Albanus ep., apo-

Namenverzeichnis stolice sedis legatus 202. 238. 270. 280; apostolicus legatus (272). Richwinus prespiter, Bote H einrichs V . an H einrich I V . , 286 Robert s. Ruotpertus Rodus, Rhodos, 17 0 Roger s. Ruotkerus Rohas, Edessa, 114.130. 152. 160.162. 218. 338; regio et pars Armenie 160. — s. a. Baldewinus, Toros Roma, Romana urbs, Urbs, R om , 48. 52. 56. 58. 62. 68. 72. 74. 76. 78. 82. 86. 94. 96. 98. 162. 178. 180. 204. 220. 222. 238. 250. 256. 258. 268. 272. 288. 296. 302. 304. 306. 338. 342. 348. 354; caput mundi 252. 298. — Palatinus mons, Palatiolus, 96. — Lateranensis porta 98. — Theoderici domus, castellum Crescentii, Engelsburg, 96. — s. Petri castellum 94. 96. — Constantiniana ecclesia, Lateranensis ecclesia, — s. Salvatoris 180. 306. 318. — eccle­ sia s. Petri 70. 96. 322; argentea porta 256. 302; media rota 256. 302; s. Petri confessio 258. 304; s. Petronelle ecclesia, Seitenkapelle in St. Peter, 72. — s. Rufina 96. — Romanus populus 258. 304. 318. — Romani 64. 74. 82. 94. 96. 140. 244. 258. 274. 302. 338. — clerus et p o­ pulus, clerici et laici 250. 296.340. — Romani nobiles 322. — urbis prefectus 320. — Romanus patricius s. Heinricus IV. — Romana historia 188. 226. — Romanus imperator s. Romanum imperium; — pontifex s . Romana ecclesia Rom a Nova s. Bizantium Romana ecclesia 136. 190. 214. 218. 228. 238. 274. 282. 306. 338. 358. 360. 368; sancta mater 204. 272; -universa 158. — Romana sedes 82. 88. 92.138. 226. 238. 240; sancta

401

universalis 282; -is auctoritas 322; ligandi solvendique potestas 138; legati, legationes 88. 204. 272. — Romanus pontifices 306 ; s. a. Calistus, Gebebardus, Pascalis, Stepha­ nus. — Romanus papa s. Brun. — cardinalis, cardinales 102. 258. 340; s. a . Desiderius, Dietricus, Reinerus. — legati, nuncii 98. 246. 256. 294. 302. 342. 360; s. a. Bernhard , Gebehardus, Gerhardus, Gregor, H u ­ go, Lampertus, Richard , Saxo. — Romana synodus 86. 88 Romania, R u m , Sultanat von Ikonium in K leinasien, 108. 110. 112. 126. 134. 164. 166.168 Romanum imperium 74. 78. 130. 192. 212. 214. 228. 244. 262. 282. 296; gloriosum 206. = Romanum regnum 74; -i pars s . Germania. = Romana res publica 82. 212. 220. 254. 300. -i latitudo 372; partes 360; sedes s. Byzantium; ditio 74; magnificentia 250; hostes s. Nortmanni. — Romanus princeps s. Heinricus IV .; Romani imperato­ res 306. 322. — Romanus exercitus 348. — imperialis benedicto 98. 252. 298. — imperialia insignia 204. 238. 244. 272. — Romanum sceptrum 248. 296 Romanus orbis 128. 206. 212. 220 Roncaglia s. Viruncalia Rotger s. Ruggerus R u dolf s. Ruodolfus Ruggerus Magdeburgensis archiep., E b . Rotger von Magdeburg (1 1 1 9 bis 1 1 2 5 ), 344 Rumoldus Constantiensis ep., B . von Konstanz ( 1 0 5 1 -1 0 6 9 ) , 74 Ruodolfus (III.) rex Burgundie, K . von Hochburgund ( 9 9 3 -1 0 3 2 ) , 60 Ruodolfus de Rinveldon, R u dolf von Rheinfelden,

H.

von

Schwaben

Namenverzeichnis

402

K . ( 1 0 7 7 -1 0 8 0 ) , 74. 76 ; dux Alemannie atque Burgundie 84. 86; rex 88. 90. 94. 100; — periurus 92 ; -i regalis lancea 90 Ruodolfus marchio, M g r, der sächsi­ ( 1 0 5 7 -1 0 8 0 ) ,

schen Nordmark

(1 1 0 6 -1 1 1 4 ,

gest,

260. 308 Ruoggerus Wirziburgensis ecclesie presul, B .v o n Wurzburg ( 1 1 2 2 -1 1 2 5 ) , 356. 376; zuvor diaconus eiusdem ecclesie 354 Ruothardus Mogontinus archiep., E b, von M a in z ( 1 0 8 9 -1 1 0 9 ) , 104. (110). 190. 194. 198. 228. 232. 234. 252. 298; archipresul (110. 126); metropolitanus (192. 230); pontifex (192. 216), expulsus (216); responsalis domni Paschalis pape 190; -i con­ sanguinei 110. 126. 216 Ruotkerus, Ruotgerus dux Sicilie, Gr, 1 1 2 4 ),

Roger I , von Sizilien ( 1 0 6 1 -1 1 0 1 ) ,

128 ff.

328.



filia

s.

M a x i-

milla

Ruotpertus Babenbergensis ep., B , von Bamberg ( 1 0 7 5 -1 1 0 2 ) , 84. 182.

222 Ruotpertus Wirciburgensis ep., B , von Würzburg ( 1 1 0 5 -1 1 0 6 ) , 194. 198. 232. 234. 246. 292; zuvor prepositus ecclesie Wirciburgensis 194. 230 Ruotpertus, Ruopertus comes Nortmannie, Normannie, H , Robert von der Norm andie, S . W ilhelm s d. E r ­

116. 130. 156; Normannicus dux 138; dux dominice militie (148) Ruotpertus, Ruopertus comes Flandrie, Gr, Robert I I , von Flandern ( 1 0 9 3 -1 1 1 1 ) , 116. 130. 156. 296; Flandrensis dux 138; dux dominice militie (148); -i epistola 150; terra 250 Rusci, R u ssen ; -orum rex s. Vsevolod Ruscie mare s. M arasch oberers,

S Sabellius, Häretiker (ca, 2 1 7 ), — Sabelliana heresis 320 Saint-Gilles s, s. Egidius Salema, Salerno, 96. 102 Salomon, K .v o n Israel, 178; -i tem ­ plum, porticus s, Hierusalem Salzburg, — Salzburgensis archiep. s, Chuonradus, Gebehardus, Thiemo. — Iuvavenses 290 Samosate s, Balduc sancti, die H eiligen, 134. 370 Sarraceni, Araber, Angehörige des F a timidenreichs von K a iro, 112. 114. 132. 134. 136. 150. 152. 154. 162. 182. 200; terre sancte invasores 172; = pagani 154. 162. 174. 176. 178. 216; = Mauri 156; -orum reges 112; reges vel principes 150; castella 114. 152; urbes s. Barra, Marra. — s, a, barbari Saulus s, Paulus Savona s. Grosulanus Saxo, K ardin aler, von S , Stefano R o ­ tando, cardinalis 354; Romanus le­ gatus, sedis apostolice legatus 356; apostolice sedis apocrisiarius 358 Saxonia, Sachsen, 60. 76. 82. 98. f00. 102. 108. 124. 184. 186. 204. 224. 228. 238. 246. 272. 280. 308. 310. 312. 322. 344. 350. 362. 368; regnum Domini 100; -e castella que rex edificaverat 82; civitates 190. 226; dux s. Lotharius, Magnus; fines 164. 222. 248. 294; munitiones 82. 346; prin­ cipatus 184. 224, s, a, Heinricus Crassus; principes, principes et pon­ tifices, optimates, nobiles, illustres 78. 190. 226. 308. 310. 348. 354. 366, s. a. Fridericus, Lotharius, Ludewicus, Oudalricus, Ruodolfus, W igbertus; principum bona 310; filie 78; a Saxonia exercitus 88; de -a

Namenverzeichnis marchio s. Uto. — Saxo s. Otto dux ; -ones 74. 80. 82. 84. 90. 94. 98. 140. 184. 190. 194. 226. 232. 312. 314. 344. 366; -um gens 82; hystoria s. W id u k in d ; legiones 90; princi­ pes 84. 350; stirps nobilissima s . Dietericus comes. — Saxonici epis­ copi 84 ; milites 90 ; principes 346 Schidingon castellum, Burgscheidungen, 80 Schweinfurt s . Swinfurte Scilla 206 Sclavi, Slawen ; -orum gens 48. 50 Scotia, Schottland , 138 Segni. — Signinus ep. e . Bruno Sennes Capuanus archiep., E b . von C apua , 308 Sicilia, S izilien , 110; -e dux s. Ruotgerus; exercitus 126; presules 180. 122. — Siculorum classis 328 Sigibergense monasterium, K l . Siegburg, 84 Sigifridus ep., B . von Augsburg ( 1 0 7 7 -1 0 9 6 ) , 96. 102 Sigifridus Mogontinus, Mogontiacensis archiep., Eb. von Mainz (1060 bis 1084), 76. 98; m etropolitan s 82. 88 ; vorher A bt von Fulda, abbas Fuldensis 76 Sigifridus, Sigefridus, comes, palatinus comes, Cr. von Ballenstedt, P fa lz­ graf von Lothringen (P falzgraf bei

198. 234. 252. 260. 298. 306. 308. 310. 312; -i filius 260. 306 Sigihardus, A ribone, 186. — S .: Sigihardus comes; B r .; Hartwicus pala­ tinus comes Sigihardus comes, Or. von Burghausen , 184. 186. 224; -i türme 184. 224. pater: Sigihardus Siginus s. Segni Silvester I I I . , P ap st ( 1 0 4 5 -1 0 4 6 ) , papa 64 R h e in ),

403

Silvester (IV.) papa cesaris, Gegen­ papst (1 1 0 5 -1 1 1 1 ) , 274; pseudoabbas de Farfara ( falsch) 274 S im on M agu s. — symonia 358. — symoniaca heresis 82. 84. 86. 190. 228 ; symoniaci episcopi 292 Sodona. — Sodomi 334 Solomanus princeps, tyrannus, seldschukischer F ürst von N ikäa, 134. 148. 200; -i filii 200 Sorabi, Sorben, 198; quidam ex gente Soraborum, M örder des B . Dietrich von Zeitz, 364 Spira civitas, S peyer, 60. 62. 102. 118. (188). 198. 234. 244. 304. 316. 374. — ecclesia, D om , 244. — Spirensis civitas 288; ep.: Arnolfus, Bruno, Chuonradus, Gebehardus, Iohannes, Reginboldus; -e episco­ pium 58. 188. 226. — Spirenses 198 Spiritus Sanctus 284. 308. 342. 352 S peyer s. Spira s. Stephanus protomartyr, martir Chri­ sti, Patron von K l. K orvey, 268; -i ecclesia, monasterium s. Babenberg; grex s. K orvey Stephanus Romanus pontifex s . Fridericus Stephanus (I.) rex Ungariorum, rex Pannonie, K .v o n U n gam (9 7 7 bis 1 0 3 8 ), 50. 58. 60 Stephanus latinus princeps, Gr. von B lois ( 1 0 9 8 -1 1 0 2 ) , 170 Stetin, Stettin, 372 Strassburg s. Argentina Strovi, F l. S treu ; prelium iuxta — 90 Suevia, Schwaben, 62. 76. 374; regalis stemmatis aliena 88 ; -e dux s. Fridericus; ducatus 76. — Suevus s. Chu­ onradus, W elefo; Suevi 102; -orum dux s. Otto de Swinfurte; ducatus 74; militer 70. — s. a. Alamannia

Namenverzeichnis

404

Suidegerus Babenbergensis ep., B . von Bamberg ( 1 0 4 0 -1 0 4 7 ) ; papa, Papst ( 1 0 4 6 -1 0 4 7 ) , 64 Suiggerus presbiter, Gewährsmann E k ­ kehards, 142 Sultanus 132. 134 Sutria, Sutria castellum, Sutri, 256. 302. 348 Swarzaha monasterium, K L M ü nsterschwarzach a . M ., 354. 356 Swinfurte, Suinfurte castellum, Schweinfurt, 68. 188; comes de — s. Otto Symon, Sim on von Cyrene, 330 Syon mons, Berg S yon im H L Land, 332; habitatio Domini 328; filia 332. 350; que est ecclesia 356 Syria, Siria, Syrien , 114. 134. 150. 160. 200. 218; Syri, syrische Christen, 160. 172. 178 T s, auch D Tabor s .

Thabor Dankeradus Teti marchio, Dedi M g r. der sächs . Ostmark, 78. — filii 80 Teutonicum regnum, Deutsches Reich, 82. 184. 202. 212. 224. 236. 244. (278). (280). 292. (310). (314). 324; -i fines 250. 296; provincie 62. 276. 340. 342; partes 86. 184; civitates 276; loca maritima 250; reges anti­ qui 342; ecclesie 204. 238; episcopi 84; pontifices et principes 72; sacer­ dotum atque procerum nuntii 340; nobiles, principes, proceres 74. 78. 84. 86. 158. 184. 192. 224. 230. 234. 244. 246. 256. 284. 302; conventus 202. 236. 270; principum conventus 350; culmen 48; divisio 192. 230; gubernacula 78; honor 358. 360; ius 308; iustitia 374; sedes 48; sena­ Tankred s.

tus 342; status 224; episcoporum et abbatum electiones 358; consors s. Mathildis. — Teutonicus exerci­ tus 368, Kreuzfahrer, 164; furor 140. 334; orbis 212; populus (gens) 140. (294). (334); -a mens 146. — Teu­ tonici 340. 368; populi 164; -orum protervia 248. 294. — s . a. Ger­ mania Thabor mons, im H l . Land, 172 Tharisiensis s. Theres Theoderici domus s . Roma Theodericus stirpis magni ducis Witukindi, Gr. im westl. Sachsen, 186. — filia: Mathildis; fratres: Immid, Reginbem, Witukind Theoger s. Dieggerus Theres. — Tharisiense monasterium 186 Thidericus domnus, B . von M ü n ster ( 1 1 1 8 -1 1 2 7 ) , 346; pontifex 348; -i sedes s. M ü nster Thiemo Salzburgensis archiep., E b . von Salzburg ( 1 0 9 0 -1 1 0 1 ) , 170 Thurei s. Turei Thurcopoli, Söldner des byz. K a isers, 134. 168 Thuringia, Thüringen, 100. 104. 110. 128. 198. 216. 344. - Thuringi 140 Toros, F ürst von Edessa, Adoptivvater

grandevus Balduini 160 Toskana s. Tuscia T ou l . — Tullensium ep. s. Brun Tracia, Thrakien; -e civitas s. Byzan­ tium Traiectenses s. Maastricht Traiectum civitas, Utrecht, 360. 374. — turris firmissima 360. — Traiectensis ep. s. Chuonradus, Godebald, Willihelmus; Traiectenses, oppidani 360. -illarum partium primores 362 transalpini partes, Gebiete südl . der A lp e n , 252. 298 Balduins von Boulogne,

Namenverzeichnis

405

transmarini; -orum exercitus, K r eu z­ fahrer, 110.126. — s. a. Dani, North manni Transrhenine fines, Gebiete westl. des R h ein s , 336 ; -arum partium obtimates 370. — Transrhenini 312. — s. a. Rhenus Trecae, T royes , 248. 294. — concilium 248 Treiectensis s . Traiectum Trevirensis s. Trier Triburia, Triburium, T ribur, 78. 342 Tridentum civitas, T rient, 240. 274. — Tridentini 290; cives (274. 276); Tridentina vallis 240. 254. 274. 300; ecclesia 240; eep. s. Gebehardus. — castellum 276 Trier. — Trevirensis episcopatus 344 ; archiep. s. Bruno. — Trevirorum archiep. s. Egilbertus, Uto Trifels castellum firmissimum 374 Tripolis, T rip oli/Libanon, 172. 182 Troia Nova, Troia westl. von Foggia, 54 Tullensis s. T ou l Tullifelt pagus, Tullifeldgau in F ra n ­ ken, 374 Tullius, M . T ullius Cicero, 212 Turei, Turici, Thurci, Thurici, Türken, bes. Seldschuken, 112. 132. 134. 136. 150. 152. 154. 164. 166. 168. 182. 200;=pagani (168); -orum gens 106. 124. 216; patria s. Chorizana terra. — Thureus s. Balduc. — s. a. barbari T u rin s. Otto Italicus Tuscania s. Tuscia Tuscia, T uszien, 256. 300; -e presules 222. — Tuscanie presules 180. — s. a. Mathildis Tyrus, S ur/Liban on, 114. 130. 152

Udo, Uto s. a. Outo ultramontani patres; -orum legati 180. 222. — principes 88 Ungaria, U n gam , 108. 126. 250. 296. 322; -e arx 144; rex s. Colomannus. — Ungarii, Ungri 64. 66. 70. 146. 164. 250. 296; indigene (108); semi­ barbari (108. 126); -orum regnum 64; rex s. Ovo, Petrus, Stephanus. — s. a. Pannonia Unstruot fl., Unstrut, 84. 290. Urbanus papa (II.), Papst (108S bis 1 0 9 9 ), vorher Otto Ostiensis ep. 102. 118. 136. 158. (162). 218. (220). 306; — apostolicus 136. (138); dom ­ nus apostolicus (162. 220); vir sanc­ tissimus 180; doctor egregius 136; -i concilia, decreta 158. — s..a. Otto Ostiensis ep. Usevolod, Großfürst von K iew , Rusco­ rum rex 104. — filia: Adelheida Uto, Outo Hildinesheimensis presul, B . von Hildesheim ( 1 0 7 9 -1 1 1 4 ) , 192. 230 Uto Trevirorum archiep., E b. von Trier ( 1 0 6 6 -1 0 7 8 ) , 90 Uto marchio de Saxonia, M g r. der sächs. Nordmark, 104. 292 Uoto princeps Karolingorum, Odo Gr. von Champagne ( 9 9 5 -1 0 3 7 ) , 60 Utrecht $. Traiectum

U

St. Viktor in Marseille ; Abt s. Bernhard

V — Veneticus patriarcha $. Iohannes Verona (Oberitalien) 248. 294 Verona s. Bunna Vienna, Vienne, 338. 340. — synodus 340. — Viennensis archiepiscopus s. Guido. — Viennensium legati 342 Venedig.

Viktor

Udalricus s. Oudalricus

I I .,

Papst

Gebehardus

(1 0 5 4 -1 0 5 7 ) ,

s.

Namenverzeichnis

406 Viktor I I I . y

P apst

( 1 0 8 6 -1 0 8 7 ) ,

s.

Desiderius Viruncaglia, Roncaglia, 254. 300 V isé s. Wegesaz 8. Vitus, Christi martir, Patron von K l . K o r v e y , 268. 270. 326 ; -i grex s. K orvey

Vulin, W ollin (B ez. Pom m ern) , 372 W Walter, E b. von Ravenna ( 1 1 1 8 -1 1 4 4 ) ,

Ravennatis archiep. 368 Wangiones s. Wormacia Waringi, Waräger, Söldner in Byzanz, 134 Warstallis locus, Guastalla, 244. 290 Wasconia, Gascogne, 138 Wassenburg castellum, Wachseriburg, 334 Wecil Magadeburgensis archiep., W er­ ner, E b. von Magdeburg ( 1 0 6 3 -1 0 7 8 ) ,

90 Wecil, Wecilo, Wecelo, Wezelo Mogontinus archiep., Werner, E b. von M a in z ( 1 0 8 4 -1 0 8 8 ) , 98. 100. 104 Wegesaz locus, V isé a. d. M a a s, 242. 278 Welefo (II.) comes, Gr. in Schwaben, 58 Welefo (III.) dux Carinthiorum, H . von Kärnten ( 1 0 4 7 -1 0 5 5 ) , 70. Welefo (IV.), Waiulfus natu Suevus, Baioariorum, Baioarrie, Noricus dux, H . W e lf I I . von B ayern (1 0 7 0 bis

80. 124. 128. 166. 170; antea Baioariorum, Noricus dux 96. 106. 214; Baioariorum denuo dux 110. 216. — filii: Welefo (V.), Heinricus dux Welefo (V.) dux Noricus, H . W e lf I I I . von B ayern ( 1 1 0 1 -1 1 2 0 ) , 240. (262). 276; filius Welefonis (IV.) ducis (110.128. 216). — B r .: Heinricus dux 1 1 0 1 ),

Werben s. Wirbina Werenherus (I.) ep. Argentine, B . von Straßburg ( 1 0 0 2 -1 0 2 8 ) , 52

Werida locus, Kaiserswerth, 72 Werinherus comes, Gr. von K ybu rg ( f l 0 3 0 ) , 58 Werinherus (I.) ex ordine ministeri­ alium regis, H . von Spoleto und M g r. von Ancona, qui marche . . . in partibus Aquine preerat 274 Werinherus s. Boriwoi W em a rivus, F l. W ern, 350 Werra s. Wirraha Westfali, Westfalen, 312 W ibert s. Wigbertus Wibertus comes, Wigbertus senior, Wigpertus, W ip r e c h tl. von Groitzsch M g r. der sächs. Ostmark, 198. 260. 276. 308. 310 W ido, B .v o n Chur ( 1 0 9 5 -1 1 2 2 ) , Curiensis ep. 204 W idukind, sächs.

Geschichtsschreiber,

Saxonum hystoria 186. — s. a. Witukind Wieselburg s. Miesenburg Wigbertus Ravennensis archiep. qui et Clemens, Wigpertus papa, E b. Wibert von Ravenna als

Clemens

(III-)

( 1 0 7 2 -1 1 0 0 ) , kaiserl. Gegen­

90. 92. 98. 118. 162. 220 ; dictus papa, invasor apostaticus 274. — Wigbertina heresis 274. — s. a. Ravenna Wigoldus canonicus Augustensis, B . von Augsburg ( 1 0 7 7 -1 0 8 8 ) , 96 ; inva­ sor ecclesie Augustane 102 papst ( 1 0 8 0 -1 1 0 0 ) ,

Wilhelm von Cham peaux, B . von Cha­ lons-sur-M a rn e ( 1 1 1 3 -1 1 2 2 ) ,

Cata-

launensis ep. 342 Willihelmus Nortmannicus, rex, W . d. Eroberer, K . von England (1 0 6 6 bis

78; -i milites 78 Willihelmus Treiectensis presul, B . von Utrecht ( 1 0 5 4 -1 0 7 6 ) , 76 1 0 8 7 ),

Namenverzeichnis Willihelmus (V.)Pictaviensis princeps, W ilhelm von P oitiers, H . von A q u i­ tanien

( 9 9 5 -1 0 2 5 ) ,

62.

— filia:

Agnes Willihelmus (IX .) Pictaviensis, W il­ helm von Poitiers, H . von Aquitanien ( 1 0 8 6 -1 1 2 6 ) , 164. 166; princeps latinus 170; -i exercitus 166 Willehelmus marchio, M g r. der sächs. Nordm ark, 70 Wiprecht s. Wibertus Wirbina castellum, Werben b. Oster­ burg, 60 Wirciburg, Wirziburg civitas, urbs, Würzburg, (88). 102. 192. 198. 230. 232. 254. (294). 300. 340. 350. 354. (356) ; — muri 352 ; — generale vel curiale colloquium 340. 354; curia, conventus tocius regni principum 350; — presulatus inibi 234; scole 300. — Wirciburgensis ecclesia 232 ; episcopatus 230; cathedra 354; epi­ scopium 78. 316. 324, episcopii pars, que Necaro fl. circumiacet 356 ; ep. s . Adelbero, Brun, Emehardus, Erlungus, Gebehardus, Heinricus, Meginhardus, Ruoggerus, Ruotpertus; pagus 188. — Wirciburgenses, ur­ bani 88. 194. 196. 232. 234. 354; -ium clerus et populus 194. 230. 246. 294. — s . a. Francie orientalis duca­ tus

407

Wirraha fl., W erra, 354 Witukind dux magnus, Gegner K arls d . Gr ., 186; -i stirps s. Immidingi. — s . a. W idukind Witukind, Nachkommen des „ H “ W idukind, 186. — fratres: Immid, Reginbem, Theodericus. — s. a. Immidingi. Wladislaw / . , H . von Böhm en ( 1107 bis 1 1 2 5 ), dux Boemie, summus pin­ cerna 262 Wolfhelmus, A . von Fulda, 252. 298 s. Wolfkangus ep. Ratispone, J3. von Regensburg ( 9 7 2 -9 9 4 ) ; -i levatio de tumulo 66 Wollin s . Vulin Wormacia, W orm s, 68. 84. 344. 366; civitas (368) ; Wangionum urbs 356. — Wormaciensis pagus 362; ep. 5. Adelbertus, Burchard; -es, ur­ bani 368 Wratislaw s. Fratizlaus Würzburg s. Wirciburg Z Zaringon, Zähringen, 88. — s . a. Berhctoldus Zeitz . — Cicensis ep. civ. 364. — civi­ tatis suburbanum vel territorium 364. — Cicensis ep. s . Ditericus; s. a. Sorabi

M ario K ram m er

Quellen zur Geschichte der deutschen Königswahl und des Kurfürstenkollegs 2. Auflage 1925/32. Reprografischer Nachdruck. 2 Hefte in einem Band. (IV ) X V III, 262 S., kart. N r. 4519

ISBN 3-534-04519-X

Für 1972 vorgesehen

Die Geschichte der deutschen Königswahl ist seit Jahrzehnten ein bevorzugter Gegenstand der geschiehtswissenschaftlichen Forschung nicht nur in Deutschland gewesen, aber noch sind längst nicht alle Problem e gelöst. Insbesondere die Entstehung des Kurfürstenkollegs ist nach wie vor eine offene Frage. Die Quellensammlung Krammers, seit langem vergriffen, ist ein außerordentlich brauchbares Hilfsmittel für jede Beschäftigung mit dem Gegenstand, und ins­ besondere ist sie für Lehrzwecke nützlich, da sie Lehrenden wie Lernenden die Möglichkeit gibt, die Quellcngrundlage der zahl­ reichen einander widerstreitenden Theorien ohne große Mühe zu prüfen.

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______ Wege der Forschung_______ DAS KAISERTUM KARLS DES GROSSEN Herausgegeben von Gunther Wolf. V, 441 S., Gzl. Reihe: Wege der Forschung, Band XXXVIII Nr. 4549 ISBN 3-534-04549-1 (Erscheint 1972) I n h a lt : C la u e n , R o m a n u m g u b e r n a n s I m p e r iu m (1 9 5 2 ). J . D é e r , D ie V o r r e c h t e d es K a is e r s in R o m ( 1 9 5 7 ). H . B e u m a n n , N o m e n i m p e r a t o r i s (1 9 5 8 ) . W . S c h l e s i n g e r , K a is e r t u m u n d R e i c h s t e i l u n g (1 9 5 8 ). A . B o r s t , K a i s e r t u m u n d N a m e n t h e o r i e im J a h r e 8 00 (1 9 6 4 ). J . D é e r , Z u m P a t r i c i u s R o m a n o r u m - T i t e l K a r l s d e s G r o ß e n ( 1 9 6 5 ) . H . B e u m a n n , D a s P a d c r b o r n e r E p o s u n d d i e K a i s e r id e e K a r l s d e s G r o ß e n (1 9 6 6 ) . W . S c h le s in g e r , B e o b a c h t u n g e n z u r G e s c h i c h t e u n d G e s t a l t d e r A a c h e n e r P f a l z in d e r Z e i t K a r ls d e s G r o ß e n ( 1 9 6 8 ).

KÖNIGSWAHL UND THRONFOLGE IN OTTONISCH-FRÜHDEUTSCHER ZEIT Herausgegeben von Eduard Hlawitschka. 1971. XVIII, 528 S., Gzl., Reihe: Wege der Forschung, Band CLXXVIII Nr. 4166 ISBN 3-534-04166-6 I n h a lt: H . H e im p c l, B e m e rk u n g e n zur G e s ch ic h te K ö n i g H e i n r i c h s I . (1 9 3 6 ) . M . L in t z e l, Z u r D e s ig n a t io n u n d W a h l K ö n ig H e in r ic h s I. (1 9 4 3 ). F . R ö r i g , G e b l ü t s r e c h t u n d f r e i e W a h l in i h r e r A u s w i r k u n g a u f d i e d e u t s c h e G e s c h ic h t e ( 1 9 4 8 ). H . B e u m a n n , D i e s a k r a le L e g i t i m i e r u n g d e s H e r r s c h e r s im D e n k e n d e r o t t o n is c h c n Z e it ( 1 9 4 8 ). W . S c h l e s i n g e r , R e z e n s i o n z u : M i t t e i s , D i e K r is e d e s d e u t s c h e n K ö n ig s w a h l r e c h t s (1 9 5 2 ) . M . L i n t z e l , Z u d e n d e u t s c h e n K ö n i g s w a h l e n d e r O t t o n e n z e i t (1 9 4 8 ) . H . M i t t e i s , D i e K r is e d e s d e u t s c h e n K ö n i g s w a h l r e c h t s (1 9 5 0 ). M . L i n t z e l , M i s z e l l e n z u r G e s c h i c h t e d e s 1 0 . J a h r h u n d e r t s ( 1 9 5 3 ; n u r M i s z e l l e n I— I V ) . K . S c h m i d , N e u e Q u e l l e n z u m V e r s t ä n d n i s d e s A d e l s im 10. J a h r ­ h u n d e r t , A b s c h n i t t I : H e i n r i c h I . in S c h w a b e n u n d d i e V e r m ä h l u n g O t t o s m i t E d g it h (1 9 6 0 ). K . S c h m i d , D i e T h r o n f o l g e O t t o s d e s G r o ß e n (1 9 6 4 ) . H . J a k o b s , Z u m T h r o n f o l g e r e c h t d e r O t t o n e n ( O r i g i n a l b e i t r a g 1 9 7 0 ).

ZUR KAROLINGISCHEN KÖNIGSWAHL Herausgegeben von Eduard Hlawitschka. Etwa 350— 400 S., Gzl. Reihe: Wege der Forschung, Band CCXLVII Nr. 4685 ISBN 3-534-04685-4 I n h a l t : E . H u b r i c h , F r ä n k is c h e s W a h l - u n d E r b k ö n i g t u m z u r M e r o w in g e r z e it (1 8 8 9 ). W . S ic k e l, Z u m k a r o lin g is c h e n T h r o n r e c h t (1 9 0 3 ). J . D h o n d t , E le c t io n e t h é r é d i t é s o u s les C a r o l i n g i e n s e t les p r e m i e r s C a p é t i e n s ( 1 9 3 9 ) . G . T e l l e n b a c h , A u s z u g a u s : K ö n i g t u m u n d S t ä m m e in d e r W e r d e z e i t d e s d e u t s c h e n R e ic h e s ( 1 9 3 9 ) . W . S c h l e s i n g e r , K a r o l i n g is c h e K ö n i g s w a h l e n (1 9 5 8 ) . L . B o e h m , R e c h t s f o r m e n u n d R e c h ts titc l der b u r g u n d is c h e n K ö n ig s e r h e b u n g e n im 9. Jah rh u n d ert (1 9 6 1 ). H . K e lle r, Z u m S t u r z K a r ls I I I I . (1 9 6 6 ) . W e g e n w e i t e r e r B e it r ä g e w i r d n o c h v e r h a n d e lt.

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