Friedrich der Große : Ein Fürstenbild im Spiegel deutscher Dichtung

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Friedrich der Große : Ein Fürstenbild im Spiegel deutscher Dichtung

Table of contents :
Front Cover
An den Frieden Von K W Ramler
Schlesten, ach freue Dich Fliegendes Blatt
Der Reichsfürſt und das Kaiſerſchwert Von Fr de
Bet Eröffnung des Feldzuges 1756 Von J W L Gleim
Lied nach der Schlacht bei Kollin Von J W L Gleim
Getroft, verzage nicht! Von J Minding
Roßbach Von A G Kästner
Der Choral von Leuthen Von H Besser
Der Schmied von Solingen Von K Simrock
Preußisches Kriegslied Volkslied
Ode an die Deutschen Von Friedrich dem Großen
Held Zieten Von W Mössory
An den österreichischen Fabius Von K W Ramler
An Voltaire Von Friedrich dem Großen
Schlachtgefang bei Eröffnung des Feldzuges 1757
Lied am Geburtstage des Königs Von J W L Gleim
Auf Friedrich Von J M Dreyer
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Die Belagerung und Entseßung der Festung Neiße Flie

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Ein Fürstenbild im Spiegel deutscher Dichtung.

Herausgegeben von H. Klette.

Berlin 1861 .

Verlag von Julius Springer.

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Spiegel deutscher Dichtung.

Herausgegeben

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Berlin. Verlag von Julius Springer. 1861.

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Dir hilft , o Fürft , kein fremder Schein, Nicht fremder Ruhm noch Ahnenfit, Mein selber gilt es König ſein Und solch ein König war der Frik.

Dem kühnen Muth_geſellte sich Ein hoher Geist , ein raſcher Wih , Es war kein Sweiter , der ihm glich ― Ja solch ein König war der Frik.

Im Haus' ein Fürßt , im Krieg ein Held, Ein Held mit Geißt- und Schwertesblik, Ein Herrscher hoch im Sturm der Welt Sa ſolch ein König war der Frik.

H. K.

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Inhaltsverzeichniß.

Der große Kurfürst. Von Friedrich dem Großen • Der Wecker. Von J. Minding Mollwig. Von J. Minding •

10 14 16 17 19 21 26

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Schlesten, ach freue Dich. Fliegendes Blatt Ihr Feinde, jauchzet nicht ! · Der alte Deffauer. Von Th. Fontane. Der Reichsfürſt und das Kaiſerſchwert. Von Fr. de la Motte Fouqué Bet Eröffnung des Feldzuges 1756. Von J. W. L. Gleim Grenadier- Lied. Volkslied. Friedericus Rer. Von W. Alexis Friedrich und seine Gegner. Von R. v . Keudell Siegeslied nach der Schlacht bei Lowosiz. Von Gleim Das Seiner Königlichen Majestät weh- und demüthig anredende Sachsen. Fliegendes Blast Schlachtgefang bei Eröffnung des Feldzuges 1757. Von J. W. L. Gleim

Seite 1 3 5 6 8 8

Ode auf die Schlacht bei Prag. Von M. G. Lichtwer 30 Siegeslied nach der Schlacht bei Prag. Von Gleim 33 36 Vivat, der König Friederich ! Volkslied . Die Prager Schlacht. Volkslied.me.. 40 General Schwerin. Von W. Aleris 7.m.17942 Schwerin. Von Th. Fontane 44 An die Preußische Armee. Von E. Chr. v. Kleiſteodo

Lied nach der Schlacht bei Kollin. Von J. W. L. Gleim Kollin. Von R. v. Keudell • Getroft, verzage nicht ! Von J. Minding Desterreich's Siegesfreude. Von C. F. Scherenberg enberg ding a. Von Lande. J. MinVon Goth Scherenberg C. F.. Ser Die getreuen

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VI

Seite 46 48

Auf einen jungen Offizier von der Reichsarmee , vor der 53 Schlacht bei Roßbach. Von J. B. Michaelis 54 Die Schlacht bei Roßbach. Von C. F. Scherenberg 55 Siegeslied nach der Schlacht bei Roßbach. Von Gleim 61 Roßbach. Von A. G. Kästner .. Deutschland's gerettete Ehre. Von A. G. Kästner .. 61 Widerlegung eines königlichen Schriftstellers . Von A. G. Kästner 2962 Brüder, ich bitt' ! geht alle mit ! Volkslied 121 363 Eine Königsrede. Von C. F. Scherenberg Ein andrer Mann . Von J. Minding 64 67 Der Choral von Leuthen. Von H. Besser Abschied für das Kaiserliche Heer und den Feldmarschall Daun nach der Schlacht bei Leuthen. Von Friedrich .. 69 dem Großen Der Schmied von Solingen. Von K. Simrock Lied an die Kaiſerin-Königin. Bon J. W. L. Gleim F73 74 Zorndorf. Von J. Minding Der große König bei Zorndorf. Von R. v. Meerheim. 77 78 Keith. Von Th. Fontane . 81 Preußisches Kriegslied. Volkslied 83 Husarenbraut. Volkslied 84 Der gefangene preußische Husar. Volkslied Die Belagerung und Entseßung der Festung Neiße. Flie Jp94986 Ogendes Blatt . Vertrauliche Unterredung zwischen allen Europäischen 92 A hohen Mächten. Fliegendes Blatt .

VII Kunersdorf. R. v. Keudell Auf den Tod des Majors von Kleist. Von J. P. Uz Elegie auf dem Schlachtfelde bei Kunersdorf. Von • Chr. A. Tiedge . An den Frieden. Von K. W. Ramler Ode an die Deutschen. Von Friedrich dem Großen Auf ein Geschüß . Von K. W. Ramler • Auf die Schlacht bei Torgau. Volkslied . Held Zieten. Von W. Mössory . Torgau. Von J. Minding An den österreichischen Fabius . Von K. W. Ramler . Die Flöte. Von J. Minding • Der Friede. Von J. Minding Auf die Wiederkunft des Königs. Von K. W. Ramler Der Triumph. Von K. W. Ramler Held Friedrich. J. M. Firmenich Zieten. Von F. v. Sallef . . Held Seydlig. Von W. Mössory Seydlig. Von Th. Fontane Zieten's Tod. Von Th. Fontane • An Voltaire. Von Friedrich dem Großen Lied am Geburtstage des Königs . Von J. W. L. Gleim • • Schlachtgefang. Von K. W. Ramler • Kriegslied. M. Claudius Himmel und Hölle für Friedrich. Fliegendes Blatt Preußisches Kriegslied. Volkslied Im Lager bei Nachod. Von J. W. L. Gleim Lied eines Preußischen Soldatenweibes Auf dem Hummelsberge. Von J. W. C. Gleim • Ein Lied nach dem Frieden. M. Claudius Groß und gut. Von J. W. L. Gleim . Auf den Palmbaum. Von A. G. Kästner Moses und Friedrich. Von J. W. 2. Gleim

Seite 97 100

102 110 111 117 119 120 122 123 124 126 127 129 132 134 135 137 140 142

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VIII

Seite Auf Friedrich. Von J. M. Dreyer .. Als man mich des Schmeichelns beschuldigte. Von Gleim 159 Bei Gelegenheit eines Sinngedichts des Hrn. Gleim. Von A. G. Kästner. 160 Friedrich II. Von A. Schreiber 160 An die Tadler eines großen Königs. Von K. Fr. , sa Kretschmann . • 161 An Friedrich II, Von Fr. Ewald k 161 Die leichte Wahl. Von J. W. L. Gleim 161 An König Friederich. Von B. 2. Tralles 162 Der zählende König. Von J. W. 2. Gleim 162 Auf den König von Preußen. Von J. Ch. F. Hang 162 Unter das Bildniß des Königs von Preußen . Von G. 1 E. Leffing , J. M. Dreyer, J. W. L. Gleim • 163 In die Oeuvres de Frédéric II. Von J. W. L. Gleim 163 Der Preuße in Lissabon. Von R. v. Holtet . 164 Sanssouci. Von E. Geibel 167 Die Windmühle bei Sanssouct. Von Hornburg. 170 Friedrich der Einzige. Von H. Stieglit.. 172 Friedrich der Große. Von Chr . Fr. Schubart . 174 Die zwei Blicke Friedrich's. Von J. W. L. Gleim 181 Friedrich's Unkunft im Olymp. Volkslied 181 Zum Andenken des 17. Aug. 1786. Von A. v . Stägemann 186 Die Zeit. Von J. W. L. Gleim 189 Des Dichters Grabschrift. Von J. W. 2. Gleim • • 190 Der Invalide an Friedrich's Grabe. Volkslied. 191 Grabschrift Friedrich's II. Von A. Schreiber 191 Seine Grabschrift. Von J. W. L. Gleim 192 An unsre Dichter. Von J. W. L. Gleim 192 Friedrich. Von A. v. Maltiz 192 Hudolf and tu

Der große Kurfürft. ¹) Hochherziger Kurfürst , Dir ertönt mein Sang, Dein Name lebt im Lehten Deines Volkes. Zur Elbe rief vom blutgetränkten Rhein. Der Hülferuf Dich der zerstörten Marken. Gleich Tigern , Wölfen hausten blutig dort Der Schweden zügelloſe Räuberhorden. Stolz eines wenig kostenden Erfolgs Ruht Wrangel aus auf leicht errungnem Lorbeer : Da weckt der Blisstrahl ihn am Abgrundsrand. Ein Rachegott erscheint dem Vaterlande, Ein Tag fühnt allzulang ertragne Schmach. Vergebens wirft der Schwede seine Schaaren Erschreckt entgegen dem Gewittersturm, Du , Fehrbellin, warst dieses Tages Zeugin, Dein Feld sah unsrer Feinde Untergang. So übte einst ein Rachebote Gottes, Der Würgeengel , am Philistervolk Des zürnenden Jehova's Strafgerichte. Doch Wilhelms Herz schloß auch die Milde ein : Homburg verzeiht er , deffen Jugendhiße Vor dem Signal sich in die Schlacht geſtürzt ; Er schenkte Gnade den gefangnen Räubern, 1

2 Die feinen Staat Mordbrennern gleich verheert. Doch nicht verzeihen nur, er kann auch strafen : Beseelt vom Wunsche , aus des Landes Mark Der Schweden Heere völlig zu vertreiben, Die schon zu lang' von seinem Blut gezehrt, Verfolgt er sie bis zu des Meeres Küsten, Gönnt keine Raft sich , bis das Werk erfüllt : Und ohne Schwertstreich rächt er alte Wunden. Ihm strebe nach , Du jugendlicher Held, Begeistre Dich an seiner Thaten Größe ; Wie er, erringe Dir Unsterblichkeit. Bereite vor Dich in der Zeit des Wartens, Die schnelle That ist leichtlich unbedacht. Lern' Deine Staaten kennen und die Länder, In welche Dich der Ehre Stimme ruft. Bedenke stets des Feindes möglich Handeln; Die Macht und Stärke schüßet nicht den Thron, Wenn nicht die Weisheit sich ihr zugesellet. Neun Jahre reich an Siegen und Erfolg. Bewahrten Karl einst nicht vor schlimmem Ende, Als er sein Heer in Wüstenei'n geführt, ||| Wo ihn der Hunger und der Czar bezwangen. Stets schnell bereit , doch niemals unbedacht, Steck nicht Dein Schwert zurück in seine Scheide, Bis Deine ganze Absicht Du erreicht; Nicht eher ruhe aus von Deinen Siegen. Du thatest Nichts , bevor Du Alles thatst!

Friedrich der Große. („ Die Kunst des Krieges , " deutsch von C. v. Reinhard).

3

Der Wecker.

So So warst Du nun dem Horst entstiegen Und jener Kieferwälder Nacht, Die Brandenburg mit hundert Siegen Als deutschen Reiches Mark bewacht.

Gewiegt auf früh erprobtem Flügel Sahst Du mit zukunftschwangrem Sinn Zum alten Ruhm der Siebenhügel Und ihrem reichsten Lorbeer hin. Wie eine Sonne, die den Lenzen Verkündet, wenn der März erwacht, So war Dein erstes Morgenglänzen, Ein Licht durch jene Winternacht, Als Deutschland's neues Ruhmeshoffen Sich Deinen kühnen Adlern band, Und Preußen's Bajonetten offen Jedweder Weg des Sieges stand. Als um die Throne Deine Stimme, Ein Völkerheroldton , erklang, Von deutscher Freiheit Oestreich's Grimme, Von Fürstenpflicht dem Franzen sang ; Dein Volk , begierig Deinem Worte Zu lauschen , Deine That zu thun, Der Ehren Schaß im deutschen Hortens Auf's Neu' erhob aus seinen Truhn. 1*

Und wachsend in der Zeiten Fluthen Du, Deines Volkes Zier und Glück, Die alte Brunft der Thaten-Gluthen Zu neuen Flammen riefst zurück : An jenen festen Männermauern, Die Dein gewalt'ger Will' erhob, Bei Schwerterbliß und Kugelschauern Der Feinde stolzer Bund zerstob.

Der Schwede , der in Reiches Herzen Den Eisenfuß hineingesetzt, Der Franke , der durch tausend Schmerzen Zu Tode deutsches Wild gehezt, Der Russe , welcher , ein Barbare, In dieser jungen Welt erschien, Und welchem Du auf lange Jahre Gelehrt, das deutsche Schwert zu fliehn.

Ein Sieger und ein König ! Allen Geehrt und jedes Mundes Preis, Daß selber , wer vor Dir gefallen, Von Deinem Ruhm zu sagen weiß; Uns aber mehr ! Uns eine Sonne, Die lang erleuchtend uns beschien, und selbst der Nacht noch Wärm' und Wonne Und tausendfache Frucht verliehn.

So warst Du einst dem Horst entſtiegen Und unsrer Kieferwälder Nacht,

So lehrtest Du uns kämpfen , fiegen : Nun werde Deine That vollbracht ! Die Zeit erprobte ihre Flügel, So fliege deutscher , freier Sinn Durch Wald und Wiese , Berg und Hügel, Durch alle deutschen Herzen hin ! J. Minding.

Mollwitz. 2) 1741. Wißt Ihr , auf dem langen Schimmel Ist der Friße einst in Mitten Der Bataille vom Gewimmel Aeußerst schnell hinweg geritten. Wär's geschehen andern Leuten, Würden sie es kaum ertragen, Daß die Narren und Gescheuten Davon sich ein Wörtchen sagen. Aber steh ! der junge Frize Schrieb es auf und ließ es drucken ! Selbst ein Mann vom größten Wize Hat bisweilen seine Mucken. Viel Gelegenheit zum Tadel Kann man an dem Besten finden, Aber wahren Seelenadel Wird kein Fehler überwinden.

Nur nicht jedes Rückwärtsreitend 49 Führt zum Fortschritt solcher Weise, munf. Dreht doch oft in unsern Zeiten Selbst der Fortschritt sich im Kreise. J. Minding.

Schlesien, ach freue Dich. Ein schön Trostlied bei Erlangung göttlicher Hülfe. 1742. (Mel. Jeju meine Zuverſicht)

Schlesien, ach freue Dich, Dein Gebet ist nun erhöret, Weil Gott zu Dir kehret sich, Und Dir jeßo Hülf' gewähret, Drum vergiß nun alle Pein, Weil nun Gott Dein Schuß will sein. Deine Thränen hat Gott oft Und Dein Flehen angesehen, Drum so kommt er unverhofft, Und läßt Dir viel Guts geschehen, Gott spricht: Friedrich! komm herein, Mich erbarmt des Volkes mein.s Weil ich seh ' , daß mit Gewalt Mein Volk soll mein Wort verlassen, Und nur lauter Menschen- Tand Sich von ihnen lehren lassen ;

Drum ist Friedrich aufgeweckt, Daß er Seine Feinde schreckt. David war mir lieb und werth, Salomo war ich gewogen, Drum war ihn'n die Kron' beschert Hier und in dem Himmel droben. Joglo Friedrich auf ! Ich bin mit Dir,

Darum sollst Du trauen mir . Zwar die Feinde toben sehr, Wollen nichts von Friedrich hören, Sagen: Er glaubt Keber-Lehr', Drum woll'n wir uns von ihm kehren, Friedrich soll nicht König sein; Denn er ist uns nur zur Pein. Doch, was schad't der Feinde Wuth, Wenn der Herr sein Volk will schüßen, Er giebt Friedrich tapfern Muth, Und wird sie auf einmal stürzen, Und spricht : Held , streit' vor mein' Chr', Denn ich selbst geh' vor Dir her.

Fliegendes Blatt.

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Ihr Feinde , jauchzet nicht ! 1744-1745.

Ihr Feinde, fauchzet nicht, Ihr habt noch nicht das Spiel, Denkt , wer bei Chotusit , und wer bei Mollwig fiel, Der Streit ist noch nicht aus , die Wolken werden rege, Mich däucht , es donnert schon , es kommen harte Schläge, Und diese sind gewiß: der Preußen ält❜ster Held, Der tapfre Deffau kommt ! Nun waget Euch in's Feld, Verſtärket Eure Macht , verdoppelt Mann und Glieder, Euch schlägt sein Heldenbliß zum viertenmal darnieder ; Nun kämpfet , wie Ihr wollt, versucht es überall, Ihr dringet nirgends durch , denn hier ist Hannibal ; Hier ist des Himmels Schluß. Es bleibet bei dem Alten, Der Preußen Salomon muß Schlesien behalten!

Der alte Dessauer ³). Ich will ein Lied Euch fingen ! Mein Held ist eigner Art, Bis auf die Schultern hingen Ihm Zopf und Knebelbart;

6

Den Puder und die Bürsten Hielt er in seinem Sold, Ihr merkt , es gilt dem Fürsten, Dem alten Leopold.

All' Wissenschaft und Dichtung Sein Lebtag er vermied, Und sprach er je von HRichtung ," Meint' er in Reih' und Glied ; Statt Opern aller Arten Hatt' er nur einen Marſch, Und selbst mit Schriftgelahrten Verfuhr er etwas barſch.

Nicht mocht er Phrasen thürmen Von Fortschritt , glatt und schön, Er wußte nur zu stürmen Die Kesselsdorfer Höh'n ; Er hielt nicht viel vom Zweifel , Und wen'ger noch vom Spott, Er war ein dummer Teufel, Und glaubte noch an Gott. Ja , Ja! er war im Leben Was man so W Schwachkopf" heißt, Und soll ich Antwort geben, Warum mein Lied ihn preist ? Nun denn, weil nie mit Worten Er seine Feinde fraß, Und weil ihm rechter Orten

So Herz wie Galle saß.

10 Wir haben viel vonnöthen, Troß allem guten Rath, Und sollten schier erröthen Vor solchem Mann der That; Verschnittnes Haar im Schopfe Macht nicht allein den Mann ; Ich halt es mit dem Zopfe, 3 Wenn solche Männer dran. Ch. Fontane.

Der Reichsfürst und das Kaiserschwert.

Der Dessauerfürst gar hoch berühmt, Der alte Schnurrbart zubenannt, In Worten nicht eben zart verblümt, Doch edelstark von Herz und Hand, Eine Flammenfäul' er für das Preußenheer, Am Etsch und Po , und an Elb' und Rhein! Als Friede gebot : "Nehmt ab das Gewehr," Da fiel's ihm zu reisen durch Deutschland ein. Und was er sonst nicht an der Elbe that Und nicht an Etsch und Rhein und Po, Das ward nun mit Eins diesmal sein Rath: Er gedachte zu reifen incognito.od wo

11

Wohl mocht' er meinen in seinem Sinn : Die Leute, fie fürchten vor'm Dessauer sich. Brauchen gar nicht zu wissen , wer ich bin, Ich reise ganz heimlich und säuberlich.

Mein Dessauer, hätt'st in den Spiegel geschaut, Da hätt'st an Incognito nie Du gedacht. Dein Name nicht ist's , wo den Leuten vor graut : Dein Aug' ist's , dunkel und streng wie die Nacht ; Es ist Deiner Stimme donnernder Schall, Gewaltig , auch wenn sie ganz freundlich spricht, Dein Bart , Dein Zopfhaar , Dein ganzes All, Schier ähnlich dem Cherub vor leßtem Gericht.

Sie kannten Dich, wo Du betratſt einen Ort, Sie erzeigten Dir Ehr' in Furcht und Lust. Da sprach er: So kennt mich denn fort und fort! Blieb' ohn'hin ja doch ich mein selbsten bewußt.

So kam er denn auch nach Nürnberg hin, Der weitaus kunstgepriesenen Stadt. Sie wollten ihn feiern nach ihrem Sinn, Deß war der Schnurrbart im Voraus satt.

Er sprach : #!Was all' Ihr an Schnurrpfeiferein Mir zeigen könnt , weis' ich von der Hand, Die Bilder , die Puppen von Erz oder Stein, 's ist Alles mir doch blos Nürnberger Land.

12 Die Reichskleinode , die will ich sehn, ein to Thom Bam Da liegt ernst Sinn und Bedeutung drin, stus2 94T Ihr besinnt Euch , ob Ihr's wollt zugestehn? buoys Ihr müßt , dieweil ich ein Reichsfürst bin.thes the

Und wenn ich vormal ein Reichsfeind war, quefto 3 ming So war ich's als Preußischer General, 2 Jeßt aber ist's Friede ganz offenbar ! " Und innerlich murrt er :

Mir freilich fatal. —kh2

Sie thaten auf rasch Thür und Thor Und zeigten ihm die Kleinodien all'. Er kam ihnen wie ein Löwe vor ;

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Sie furchten , er spiel mit dem Reichsapfel Ball.

Er aber verhielt sich ganz sittsamlich, Sah still hin auf all' das Gold und Gesteins 95 Und regte nur kaum mit der Miene ſich, Als dächt' er: ' s ist gut; könnt auch anders sein ! 65 Doch unter den zierlichen Dingen zumal Von edler Bedeutung und reichlichem Werth Lag auch lang , scharf und breit ein Stahl, our s Mit guldigem Griff, ein gewaltiges Schwert.ds

Da sprach der Fürst : „ O du leuchtende Pracht, Und die Augen funkelten feucht gerührt, Wer war einst dein Herr ? Und sie sprachen : „ In Macht Hat dies Schwert Kaiser Karl Magnus geführt. "

13 Und der Dessauer nahm in die starke Hand Das starke Schwert gar keck und frei. Und sie baten: Durchlaucht , verfahrt galant, Und brecht uns das schöne Schwert nicht entzwei.

2 Wir wären verfehmt vor Kaiser und Reich, Wenn uns zerbräche dies Heldenschwert. " Da lachte der Fürst : Zerbräch' es gleich, Wär's nicht der Müh' des Zerbrechens werth.

Hat's aber geschwungen des Karol's Fauſt, Zerbricht's in des Dessauer's Faust auch nicht. Doch weil Euch gar so gewaltig graust, Prüf' ich nur ein Bischen das scharfe Licht. " Er nannt' es : „ Ein Bischen. “ Sie nannten's : Und ward ihnen herzlich bang zu Muth. Doch so wie gut war des Dessauer's Mark, Des Karol's Klinge war gleichfalls gut.

Da gab es der Deffauer wieder zurück Und lacht' und freute sich frisch und klar. Sie aber nannten's ein großes Glück, Daß Alles gut abgelaufen war.

Und sie nahmen sich's gar vorsichtiglich vor, Nie wieder zu zeigen das Heldenschwert, Als sei es von Marzipan oder Flor. Die Thorheit hat aber nicht lange gewährt.

Gar stark, “

14 Seit Sieg auf Deutschland kam vom Herrn and duli Und wir All' uns fühlen des Karol's werth, daß do Da zeigen die Herrn von Nürnberg gernd of on Jedwedem Manne das Karolschwert. - Buu ihand ta Fr. de la Motte Fouqué.

Bei Eröffnung des Feldzuges 1756. Am66

Krieg ist mein Lied ! Weil alle Welt Krieg will, so sei es Krieg! Berlin set Sparta ! Preußen's Held Gekrönt mit Ruhm und Sieg!

Gern will ich seine Thaten thun , 150Taman 59) Die Leier in der Hand; ho D Wenn meine blut'gen Waffen ruhn wa vị hư Und hangen an der Wand.

Auch stimm' ich hohen Schlachtgefang Mit seinen Helden an, Bei Pauken- und Trompeten-Klang, Im Lärm von Roß und Mann ;

Und streit' , ein tapfrer Grenadier, Von Friedrich's Muth erfüllt ! Was acht' ich es , wenn über mir Kanonendonner brüllt ?

15 Ein Held fall' ich ; noch sterbend droht Mein Säbel in der Hand ! Unsterblich macht der Helden Tod, Der Tod für's Vaterland ! Auch kommt man aus der Welt davon, Geschwinder wie der Bliz ; Und wer ihn stirbt , bekommt zum Lohn Im Himmel hohen Siz! Wenn aber ich , als solch ein held, Dir , Mars , nicht sterben soll, Nicht glänzen soll im Sternenzelt : So leb' ich dem Apoll ! So werd' aus Friedrich's Grenadier, Dem Schuß, der Ruhm des Staats : So lern' er deutscher Sprache Zier, Und werde sein Horaz.

Dann finge Gott und Friederich , Nichts kleiner's , stolzes Lied !

Dem Adler gleich erhebe dich, Der in die Sonne sieht !

J. W. F.. Gleim.

16

Grenadier - Tied.

Maria Theresia , zeuch nicht in den Krieg ! Du wirst nicht erfechten den herrlichen Sieg, Was helfen Dir alle die Reiter und Hufaren und alle Kroaten dazu ?

Marschiren auch Dir zu Gefallen in's Feld Alle die großen Nationen der Welt, Wollen doch sehn, ob der Ruff' und der Franzose was gegen uns ausrichten kann !

Glaubst Du etwa, daß der preußische Staat Gar sich zum Kriege gerüstet nicht hat ? Komm nur in's Zeughaus , viel hundert Stück Kanonen und Mörser , die stehen schon da !

Und der Soldat ist zu jeglicher Zeit Für seinen König zu sterben bereit. Kannst Du es glauben ? allein schon die Berliner Besaßung , sie schläget ein Heer ! Wenn man bei Dir noch die Strümpfe sich flickt, Sind wir Dir schon in das Land ' nein gerückt, Dein Heer wird geschlagen , wir rufen das Victoria , und es zieht sich sehr eilig zurück.

17 Wenn unser Friedrich im Feld für uns ficht, s Scheuen den Teufel in der Hölle wir nicht, Muthig zum Kampfe , so rufen die Tromwer Lust hat , der komm! peten und Pauken , Ei, wer hat denn solchen feinen Verstand, Daß er dies Lied von den Preußen erfand? Drei Mann von König- Grenadier in der Wachtstube, die haben das Liedlein erdacht. Volkslied.

Friedericus Rer.

Friedericus Rex , unser König und Herr, Der rief seine Soldaten allesammt in's Gewehr, Zweihundert Bataillons und an die tausend Schwadronen, Und jeder Grenadier kriegt sechszig Patronen. Ihr verfluchten Kerls , sprach seine Majestät, Daß jeder in der Bataille seinen Mann mir steht, Sie gönnen mir nicht Schlesien und die Grafschaft Glaz, Und die hundert Millionen in meinem Schaß. Die Kaif'rin hat sich mit dem Franzosen alliirt, Und das römische Reich gegen mich revoltirt, Die Russen seind gefallen in Preußen ein, Auf laßt uns sie zeigen , daß wir brave Landskinder sein. 2

18 Meine Generale Schwerin und Feldmarschall von Keith Und der Generalmajor von Ziethen seind allemal bereit. Kot Mohren, Blig und Kreuz-Element, Wer den Friß und seine Soldaten noch nicht kennt. " „Nun adjö Lowise , wisch ab das Gesicht, Eine jede Kugel die trifft ja nicht ; Denn träf jede Kugel apart ihren Mann, 2 Wo kriegten die Könige ihre Soldaten dann? sedut? Die Musketenkugel macht ein kleines Loch, Die Kanonenkugel ein weit größeres noch ; Die Kugeln find alle von Eiſen und Blei, Und manche Kugel geht Manchem vorbei.

" Unfre Artillerie hat ein vortrefflich Kaliber, Und von den Preußen geht keiner nicht zum Feinde über, 08 Gelnicht d, de Die Schweden, die haben verflucht Wer weiß, ob der Oestreicher besseres hält ! „Mit Pomade bezahlt den Franzoſen ſein König, Wir kriegen's alle Woche bei Heller und Pfennig. Kot Mohren , Bliz und Kreuz-Sackerment, Wer kriegt so prompt wie der Preuße sein Trattament ? Friedericus , mein König , den der Lorbeerkranz ziert, Ach hättst du nur öfters zu plündern permittirt, k Friedericus Rer, mein König und Held, måt bed anfi Wir schlügen den Teufel für dich aus der Welt.puk si

W. Aleris.

19

Friedrich und seine Gegner. Held Friedrich stand im Morgenstrahl Auf Sanssouci's Terrassen: 713 „Rings mehrt sich meiner Feinde Zahl Gleich jenen Wolkenmaffen, Die dort auf Phöbus dringen ein; Doch schlägt er ihren Wetterschein Mit goldnen Strahlen nieder; Heil Dir, Du Gott der Lieder! Der Sieg, den dort Du feierst, sei Für mich ein günstig Zeichen ! 3300 460 Mag meiner Feinde Klerisei Streich Vergehn vor Deinen en, Du Gott des Lichtes , der dem Geist Auf hoher Bahn die Pfade weist, Vernichte jene Schergen, Die scheu vor Dir sich bergen!" Er sprach's , ein Blatt in seiner Hand, Worauf man ihm geschrieben, Wie schon die Gegner in sein Land Sich theilten nach Belieben. Der falsche Plan, er ward entdeckt Zu Dresden , eh' er ausgeheckt ; Zwei Kaiserinnen brüten, Drei Kön'ge ihn behüten. 2*

20

Ihr fünfe ? ich allein! -

Wohlan,

Doch sei der Tanz begonnen! Ich will zerreißen, wenn ich kann, Was Ihr so fein gesponnen. Als Spielmann komm' ich in das Haus, Wo Ihr noch sist beim Unheilschmaus ; Ihr sollt mit vollem Ranzenzo April0, Nach meiner Pfeife tanzen !

Gesagt, gethan; und wie ein Aar Auf Raub die Schwingen breitet, So spannt er weit ein Flügelpaar, Das Haupt die Mitte leitet ; Mit dreigetheiltem Heereszug Nach Dresden richtet er den Flug ; Bald dort auf allen Höhen Die Preußenfahnen wehen. Der Sachsenkönig flieht in Eil' Mit Brühl, dem's Herze bebet, Zum Königsstein , der hoch und steil Sich über'n Elbstrom hebet. Nah' vierzehntausend Sachsen steh'n Bei Pirna auf den sichern Höh'n ; Sie hungern eingeschlossen, Das hat sie schwer verdroffen. Destreich , uns und unsern Herrn Errett' aus Friedrichs Klaue!" Die Oestreicher , sie möchten's gern, Schon rührt sich Brown , der schlaue;

21 Doch Friedrich gehet der Gefahr Entgegen, rückt mit tapfrer Schaar Nach Böhmen, alte Schrecken Im Feinde neu zu wecken.

R. v. Rendell.

Siegeslied nach der Schlacht bei Lowofih. 1. Oktober 1756.

Phod & R Gott donnerte, da floh der Feind! Singt, Brüder, finget Gott! Denn Friederich, der Menschenfreund, Hat obgefiegt mit Gott. Bei Außig sahen wir den Held ; Wie feurig brannten wir, Zu stehn mit ihm im Siegesfeld ; Nun stehen wir es hier.

ong Er ging mit einer kleinen Schaar Den Siegesweg voran ! Und schlug, wo Feind zu schlagen war, Und macht' uns reine Bahn! Wir hatten Nacht , er aber nicht.dyt dialé Du , hoher Paschkopoll ! Sahst ihn, im Heldenangesicht Den Mars und den Apoll !

VỀ

22

Auf einer Trommel fäß der Held, isbad Und dachte seine Schlacht, Den Himmel über sich zum Zelt, de Und um sich her die Nacht. E 作 Er dachte :

Zwar sind ihrer viel, Fast billig ist ihr Spott! Allein wär' ihrer noch so viel,

So schlag' ich sie mit Gott! Gott!"

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Das dacht' er, fahe Morgenroth, Verlangen im Gesicht! Der gute Morgen , den er bot, Wie munter war er nicht !

0

Sprang auf von seinem Heldensis, Sprach: " Eh noch Sonne scheint, Kommt, Helden , hinter Lowosit, zu sehen meinen Feind ! "

Da famen Wilhelm , Bevern, Keith, Und Braunschweig's Ferdinand ! Vier große Helden, weit und breit Durch ihren Muth bekannt.

Auch drangen andre Helden sich Den großen Helden nach, Zu stehen neben Friederich , Zu horchen , was er sprach !

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U

E

Frei, wie ein Gott , von Furcht und Graus, Voll menschlichen Gefühls, Steht er , und theilt die Rollen aus abang

Des großen Trauerspiels ! Dort", spricht er, "stehe Reiterei , Hier Fußvolk! " - Alles steht In großer Ordnung , schreckenfrei, Indem die Sonn' aufgeht.

ha dall

So stand , als Gott der Herr erschuf, pill vid Das Heer der Sterne da ; Gehorsam stand es seinem Ruf In großer Ordnung da!

Die Sonne trat mit Riesenschritt lp ] [ind Auf ihrer Himmelsbahn Hervor , daß wir mit ihrem Tritt laid dres

Auf einmal vor uns sahn :

Ein unaufhörlich Kriegesheer, Hoch über Berg und Thal, Panduren , wie der Sand am Meer, Kanonen ohne Zahl!

Und stußten, Helden wohl erlaubt, Nur einen Augenblick ; Ein Haarbreit schlugen wir das Haupt,

Doch keinen Fuß zurück!

24 Denn alsobald gedachten wir sie 197 An Gott und Vaterland , Deb Stracks war Soldat und Offizier 16 Voll Löwenmuth, und stand, and Und näherte dem Feinde fich,

in

Mit gleichem großen Schritt.. "Halt! " fagte König Friederich , ing al "Halt!" da war es ein Tritt.

Er stand , besah den Feind und sprach, Was zu verrichten sei: Wie Gottes Donnerwetter brach mode Hervor die Reiterei.man Ondan RE

Hui! sagte Roß und Mann zugleich, Flog mit Gepraffel , ließ Land hinter sich , bis Streich auf Streich,

Auf Panzer Panzer stieß! Zu muthig jagte fie, zu weitests wi Den zweimal flücht'gen Feind, Der mehr durch Trug , als Tapferkeit, Uns zu bezwingen meint'.

Denn , ihrer Hiße viel zu früh, est sall Hemmt ihres Schwert's Gewalt Kartätschenfeuer unter fie, Aus tück'schem Hinterhalt !

25 Wie boshaft freut der Ungar sich, Khund m2 Dem List, nicht Muth, gelung! da Sie flieht zurück, und Friederich Hält ihre Musterung.

Ha! Vater Bevern ! " riefen wir; Uns , uns Patronen her! Denn Deinem armen Grenadier Ist schon die Tasche leer ;"

„Wenn er nicht Pulver wieder hat, So hat er hier sein Grab ! Die Hunde regnen Kugelsaat Von ihrem Thurm herab!"

Stürzt," sprach er , Hsie von ihrem Thurm Mit Bajonett herab ! Wir thaten es , wir liefen Sturm, Wir stürzten sie herab.

Wir riffen Mauern ein , Pandur ! Erstiegen deinen Schuß! Und boten , Tiger von Natur, Dir in die Nase Truz!

a Du liefest , was man laufen kann; Du sprungest in die Stadt! Wir riefen : # Alles hinter an, wrist be Was Herz im Leibe hat!" 19 menja? A

26 Der tapfre Wilhelm aber nahm,pdeed qilib Br Und führte bei der Hand

Dich , Müller ! an, und plößlich kam Pandur und Stadt in Brand, lig Und Brüder ! --- Braun, der Kluge, wich, Voll Helden-Eifersucht ; Ließ uns und unserm Friederich Das Schlachtfeld , nahm die Flucht.

Wer aber hat durch seine Macht Dich, Braun! und dich , Pandur ! In Angst gesezt , in Flucht gebracht? Gott, der auf Wolken fuhr!

2

Sein Donner zürnte deinem Krieg Bis spät in schwarze Nacht. Wir aber fingen unsern Sieg, PA 196 Und preisen seine Macht! W. F. Gleim.

39

Das Seiner Königlichen Majestät weh- und demüthig anredende Sachsen. 1757. I Monarch der Preußen, blichst Du Sachsen Noch immer ohne Mitleid an?

Soll Was Das Das

deffen Elend täglich wachsen ? ojí #G hat ein stilles Volk gethan? j #D Deinen Ruf bewundernd hörte, ter oddl Deiner Länder Glück nie störte, en

27 Das seinen Bund getreulich hielt, Imeldade Das nichts dem widriges begangen, Und dessen einziges Verlangen Auf Ruh und Frieden abgezielt. Du tömmst , Du siehst , Du überwindest , Und niemand widerseßet sich ; Du fucheft, und da Du das findest, Was Du gesucht , so ändre Dich. Erwäge, daß die Macht der Waffen, Der Unschuld Sicherheit zu schaffen, Dir von der Vorsicht anvertraut. Halt ein , fie weiter anzufechten, Damit man Friedrich dem Gerechten Von nun an Ehrentempel baut. Gerechtigkeit, verknüpft mit Güte, Der Gottheit schönstes Eigenthum, Erhöht ein Königlich Gemüthe, Und bleibt deffelben bester Ruhm. Du trägst des Höchsten Bild auf Erden, Drum suche noch ihm gleich zu werden. walk Nimmt Dich das Beiwort , Magnus , ein : Entbinde Sachsen , es zu retten, Voll Gütigkeit , der schweren Ketten; Dann wirst Du groß , ja recht groß , sein. Die Welt verehrt der Weisheit Gaben, Womit Dein hoher Geist geziert; Willst Du das Opfer ferner haben, So wie es Dir mit Recht gebührt :

28

Wohlan! erkenne Deine Pflichten, mani taß Bald jener Blendwerk zu vernichten, la 5p2 Wodurch die Gluth des Zorns entbrannt ; Nur Fürsten, so die Wahrheit achten, Und ihrem Licht zu folgen trachten, Die sind es,

Du bist ein Held , und alle Zungenbr Bekräftigen solch seltnes Lob ;baby NO MOR Dein Muth, Dein Schwert hat Dir errungen Was Alexandern sonst erhob ; Die Lorbern blühn um Deine Scheitely Jedoch, Monarch ! auch dies ist eitel; Wie leicht verwelkt die stolze Pracht;

2 nx noff Sich selbst hingegen zu besiegen, Gilt mehr als Mauern überstiegen. eysk) O , hätte dies Dein Herz bedacht !

Vergiffeſt Du der Menschenliebe, wis Mad ?) Die Dein erlauchter Kiel selbst lehrt? Wo sind die Kronen-würd'gen Triebe ? D Was? ist das ihrer Wirkung werth ? pur Vernimm die Seufzer vieler Armen, Die Wittwe fleht um Dein Erbarmen, Dem Mündel drückt die schwere Zeit; So manche Noth , so manche Plagen, Die ein gepreßtes Land muß tragen, Erfordern Deine Menschlichkeit.

O,1 Friedrich! laß die Hoffnung leben, Die Deiner Großmuth Weihrauch streut.

29 Du bist der Welt zur Luft gegeben ; Betrübe nicht, was Du erfreut. Auf ! Auf! gebeut , daß aus dem Schwerde Bald wiederum ein Pflugschaar werde.

1

Welch Heil ! das Deine Hand vermag. Ganz Deutschland schauet diesem Segen Mit Sehnsucht , freudenvoll , entgegen. Wann kömmſt du , höchst erwünschter Tag! Fliegendes Blatt.

Schlachtgeſang_bei Eröffnung des Feldzuges 1757 ).

Auf, Brüder , Friedrich , unser Held, Der Feind von fauler Frist, Ruft uns nun wieder in das Feld, Wo Ruhm zu holen iſt. Was soll , o Tolpatsch und Pandur, Was soll die träge Rast ? Auf, und erfahre, daß Du pur Den Tod verspätet hast. Aus Deinem Schädel trinken wir Bald Deinen füßen Wein, Du Ungar! Unser Feldpanier Soll solche Flasche sein. Dein starkes Heer ist unser Spott, Ist unsrer Waffen Spiel ;

30%

Denn was kann wider unsern Gott

Q Theresia und Brühl? thic odistal

Was helfen Waffen und Geschüß Im ungerechten Krieg?

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Gott donnerte bei Lowofit, gret? Und unser war der Siege Start annette

ses Und böt' uns in der achten Schlacht Franzos' und Russe Truß, So lachten wir doch ihrer Macht, (B Denn Gott ist unser Schuß.jspitolbe J. W. F. Gleim.

Bde auf die Schlacht bei Prag. 6. Mai 1757.an be mu

Gott ist mit uns !

Der König fiegt;

pull Des stolzen Feindes Heer erliegt, Ein Heer von Völkern vieler Zungen, Unzählig , wie der Sand am Meer, Versehn mit Rossen und Gewehr : Dies hat ein einz'ger Tag bezwungen.

Geistreiche Sänger unsrer Zeit! A Weiht diesen Tag der Ewigkeit : pell C Singt von des größten Königs Siegel Er ist's , dem Alexander weicht, 2 Dem nicht der erste Cäsar gleicht : Daheim Apoll und Mars im Kriege.

31 Mit schauderndem , verstörtem Blick: tvrdir? Seh' ich auf Böhmen's Feld zurück ; Zwei Heere , die der Dampf bedecket,der Stehn tämpfend. - Schwert ist gegen Schwert, Spieß gegen Feindes Spieß gekehrt, So weit das Auge sich erstrecket.

Unzähl'ger Donner Widerhall Dringt von des Ziska steilem Wall Bis zu der Elb' und Moldau Fluthen ; Es rast das schnelle Mord-Metall

and

Und Reihen Krieger trifft der Fall, Geschwader stürzen , Helden bluten.

Schwerin ! -

DDC ach! die Muse weint doch

Es fällt des Königs bester Freund, Der Held mit filberfarbnem Haare ; So fällt im unverhofften Sturm Ein festerbauter hoher Thurm, Ein würdig Denkmal grauer Jahre. Der tapfern Preußen starkes Heer Dringt, troß des Feindes Gegenwehr, Durch Sumpf, Gebirg' und tiefe Gräben; Es führet Brandenburg's Trojan, Der Helden Held die Völker an, Für uns wagt der Monarch sein Leben.

Kein tödtend Erz , tein spit'ger Stahl, Nicht der Karthaunen Donnerstrahle kan ing

32

Erschreckt der Preußen muntre Schaaren; Von Leibern stark, geübt zum Streit, Auf ihres Führers Wink bereit, Sind sie, was sonst die Römer waren. 41

at v Wo ist die fürchterliche Macht, Zu Preußen's Umsturz aufgebracht, 14tan ll Die Schlesien und Sachsen drohte? Sie flieht zerstreut und ohne Haupt, Des Lagers und des Brodt's beraubt Und hinterläßt ein Feld voll Todte.

Es jauchzt das fröhliche Berlin ; Paris erstaunt , es trauert Wien, Und Petersburg erfüllt der Schrecken. Prag steht nach eingebüßter Schlacht, Den Rest der überwundnen Macht Sich hinter seinem Wall verstecken.

König ! Feldherr ! Vater ! Haupt! Du thust mehr, als die Nachwelt glaubt, Wer ist Dir gleich in den Geschichten ? Du zeigst in kurzer Jahre Zeit Mehr Weisheit, Tugend , Tapferkeit, Als wir von Andern höchstens ww dichten.

Ihr Königsbrüder ! Wilhelm's Blut ! Glorreiche Helden ! Euer MuthBabysko sladk Hat uns den Sieg erfechten helfen!

ΤΗ

3333

Dir Morit dankt das Vaterland ! Dir Bevern ! und Dir , Ferdinand ! Erlauchter Nachlaß edler Guelfen. ----

Bekenn' es endlich , Desterreich ! Kein Fürst ist Preußen's Fürsten gleich ; Vor seinem Schwert fliehn Roß und Wagen, Und wenn mit Dir die halbe Welt Sich wider uns in Waffen stellt So wird Euch Gott und Friedrich schlagen. M. G. fichtwer.

Siegeslied nach der Schlacht bei Prag.

Victoria ! mit uns iſt Gott, Der stolze Feind liegt da! Er liegt , gerecht ist unser Gott, Er liegt, Victoria ! Zwar unser Vater ist nicht mehr, Jedoch er starb ein Held, Und sieht nun unser Siegesheer Vom hohen Sternenzelt. Er ging voran , der edle Greis , Voll Gott und Vaterland ; Sein alter Kopf war kaum so weiß, Als tapfer seine Hand.

3

34 Mit jugendlicher Heldenkraft Ergriff fie eine Fahn' Hielt sie empor an ihrem Schaft, Daß wir sie alle sahn ,

und sagte: Kinder , Berg hinan, "Auf Schanzen und Geschüß!" Wir folgten alle, Mann vor Mann, Geschwinder wie der Bliß.

Ach! aber unser Vater fiel, Die Fahne sank auf ihn. Ha! welch' glorreiches Lebensziel, Glückseliger Schwerin!

Dein Friederich hat Dich beweint, Indem er uns gebot ; Wir aber stürzten in den Feind, Zu rächen Deinen Tod.

Du, Heinrich, warest ein Soldat, Du fochtest königlich ! Wir fahen alle, That vor That, Du junger Löw', auf Dich ! Der Pommer und der Märker stritt Mit rechtem Christen-Muth: Roth ward sein Schwert, auf jedem Schritt Floß dick Pandurenblut.

35 Aus sieben Schanzen jagten wir Die Müßen von dem Bär. Da , Friedrich , ging Dein Grenadier Auf Leichen hoch einher. Dacht' in dem mörderischen Kampf Gott , Vaterland und Dich, Sah tief in schwarzem Rauch und Dampf Dich, seinen Friederich, Und zitterte , ward feuerroth, Im krieg'rischen Gesicht, (Er zitterte für Deinen Tod, Für seinen aber nicht) .

Verachtete die Kugelsaat, Der Stücke Donnerton, Stritt wüthender , that Heldenthat, Bis Deine Feinde flohn! Nun dankt Er Gott für seine Macht, Und singt : Victoria ! Und alles Blut aus dieser Schlacht Fließt nach Theresia. Und weigert sie auf diesen Tag, Den Frieden vorzuziehn ; So stürme , Friedrich , erst ihr Prag, rized Und dann führ' uns nach Wien. J. W. F. Gleim .

3*

36

Vivat , der König Friederich !

Bivat der König Friederich, Der tapfern Preußen Held, Zieht ist zu Feld mit tapferm Muth, Er schont ja nicht sein Leib und Blut, Acht' weder Hig' noch Kält'. Mit großer Macht und frischem Muth, Er seinen Marsch nach Böhmen thut, Er stellt in Observanz, Spielt Oestreich auf zum Tanz, Mit Pauken- und Trompetenſchall, Mit Trommeln- und Kanonenknall, Führt er es prächtig auf.

Die ganze Preuß'sche Kriegesmacht, Auf rüft't sich zu einer Schlacht, Voll Wuth , voll Muth , voll Tapferkeit, Zu schlagen sich mit Desterreich, Frisch auf zum Kampf und Streit. Ein tapfrer Graf und Kriegesheld, Feldmarschall Schwerin wird gemeld't, Der rückte tapfer an,

Mit etlich tausend Mann, Er schlug des Feindes ganze Macht, Gott gab ihm Glück zum Sieg der Schlacht Durch Muth und Tapferkeit.

87 Der tapfern Preußen Grenadier, Dragoner, Reiter , Musquetier, Die ganze Preuß'sche Kriegesmacht, Die haben's recht und gut vollbracht In dieser großen Schlacht. Dort lag ein sterbender Soldat Wohl auf der blut'gen Lagerstatt, Dragoner, Reiter , Roß, Vom Blut sehr häufig floß, Dort lag ein Kopf, Arm , Leib und Bein, Das war zerschossen kurz und klein, 1 Zu seh'n erbärmlich war.

Von großer Zahl der Kriegesmacht Viel tausend blieben in der Schlacht, Bleffiret und getödtet ward, Viel tausend Mann gefangen hart Von Oestreich's Volk und Macht ; Auf Preußen, ruft Victoria! Gott Lob , der Sieg ist völlig da, Getrost und seid vergnügt, Der Wahl-Plaß ist besiegt, Durch Preußen's Muth und Tapferkeit, Triumph Victoria ! Volkslied.

38

Die Prager Schlacht. Als die Preußen marschirten vor Prag, Gleich nach der Lowofißer Schlacht, Auf dem weißen Berg das Lager ward geschlagen, Dahin man konnt' mit Roß und Wagen : Kanonen wurden aufgeführt, Schwerin, der hat sie kommandirt.

Ein'n Trompeter schickten sie hinein, Ob sie Prag wollten geben ein, Oder ob sie's wollten lass'n beschießen? # Ihr Bürger , laßt's euch nicht verdrießen! Wir wollen's gewinn'n wohl mit dem Schwert ; Es ist ja viel Millionen werth !" Der Trompeter hat Order gebracht, Hat's dem König selber gesagt : „ Ach großer König Friedrich auf Erden, Dein Ruhm wird Dir erfüllet werden ! Sie woll'n das Prag nicht anders geben ein, Es soll und muß geschoffen sein! " Hierauf rückte Prinz Heinrich heran, Wohl mit sechszigtausend Mann, Als das Schwerin nun hatte vernommen, Daß der Succurs war angekommen, Da schossen sie wohl tapfer drein : Batallje muß gewonnen sein!

39 Die Bürger schrien : Daß Gott erbarm! Was macht uns doch der Frißel so warm! Wir wollten ihm das Prag gern eingeben ; Verschon' er uns doch nur das Leben ! " Der Bischof, der ging's durchaus nicht ein, Es soll und muß geschossen sein! Darauf ward ein Ausfall gemacht, Schwerin, der eilet in die Schlacht. Pot Donner, Hagel , Feu'r und Flammen! So schossen sie die Völker zusammen. Und bei so großer Angst und Noth Schwerin der ward geschossen todt. Da fing der König nun an : „Ach , ach , was hab' ich gethan! Meine halbe Armee wollt' ich drum geben, Wenn mein Schwerin noch wär' am Leben ;

Er war ein tapfrer Kriegesheld, Stund allezeit bereit im Feld." Ei , wer hat denn das Liedlein erdacht ? Drei Husaren wohl auf der Wacht; Bei Lowosit sind sie gewesen, In Zeitungen haben sie's gelesen. Triumph , Triumph , Victoria ! Es lebe der große Friedrich allda ! Volkslied.

40

General Schwerin. Schwerin, mein General ist tødt, Schwerin ist todt! Sie luden in eine Kanone ein, Vier Kugeln , schwarz wie Pech und Stein, Vier Kugeln in der Prager Schlacht Die haben meinem General den Tod gebracht. Schwerin ist todt! Als der Kanonier fie laden that, Ein Pfaff' aus Welschland bei ihm steht. Was macht der Pfaff' beim Kanonier ? Der Pfaffe betet im Brevier. Schwerin ist todt ! General Schwerin ergriff die Fahn': „ Allons Grenadiers , ich gehe voran ! " Bier Kugeln , ach von heißem Blei Die rissen dem General die Bruft entzwei. Schwerin ist todt! Mein Feldmarschall , was stehn Sie dann still, Da jeder brave Preuße Ihnen folgen will." " Vier Kugeln, ach von heißem Blei, Die riffen mir die Brust entzwei. " Schwerin ist todt!

„Sie luden in eine Kanone ein, Vier Kugeln , schwarz wie Pech und Stein.

41 Ein Pfaff' aus Welschland stand dabei Und sprach den Segen auf das Blei. " Schwerin ist todt! Die Kugeln drangen in's Preußische Herz, Die Seele geht nun himmelwärts. Dieweil ich geliebt meinen König und ſein Land Und war ein guter Proteſtant. " Schwerin ist todt !

Er sank, die Fahn' in seiner Hand, Wie ein guter Preuß' und Protestant. Es lebe mein König ! " rief er noch Und hörte die Siegestrommeln noch. Schwerin ist todt! Das Bajonett vor , zum leßten Mal Grüßten wir unsern todten General. Wir schworen , kein Pfaff' und Kanonier Der kriegt von uns vor Prag Quartier. Schwerin ist todt ! Ach Pfäfflein , sprachen die Kaiserlichen, Krag' aus , ſonſt iſt's um Dich geschehn, Das sein die Preußischen Grenadier, Die geben keinem von uns Quartier ! " Schwerin ist todt ! Schwerin, mein General ist tødt. Schwerin ist todt !

M. Alexis.

42

Schwerin.

Nun aber soll erschallen Dir Preis und Ruhm , Schwerin , Der Du vor Prag gefallen, Beim Sturme der Batt'rien ; Es lebt , in Eins verschlungen, „Schwerin“ und „ Schlacht bei Prag“, Drum sei Dein Lob gesungen Durch Deinen Ehrentag. -Des sechsten Maies Schwebt über Berg Der Feind ist wohl Durch Gräben und

Morgen und Au, geborgen Verhau ;

Es halten seine Flügel Die Höhen rings befeßt, Ein feuerspei'nder Hügel Ist jede Kuppe jezt. Hier wird die Schlacht geschlagen ! Steil ist die Bergesbahn ; Doch siegen und nicht wagen, Das heißt nur halb gethan : Die Grenadiere stürmen, Kartätschen praffeln drauf, Und vor den Hügeln thürmen Sich Leichenhügel auf.

43

Am Boden liegt , vernichtet, Schwerin's Leib-Bataillon ; Ein Eichwald , tief gelichtet, So steht ein zweites schon ; Getroffen sinkt danieder Gen'ral von Winterfeld , Und die zerschoffnen Glieder Nichts mehr im Feuer hält.

Sie fliehn.

Die alte Erde

Bebt selbst, als ob ihr's graut, Da steigt Schwerin vom Pferde : " Mir nach!" so ruft er laut; Er faßt die alte Fahne, Noch nie zur Flucht gewandt, Daß er den Sieg erbahne, Mit seiner Greisenhand.

Die Hügel sind erſtiegen, Die Kaiserlichen fliehn, Doch trauervolles Siegen, Schwerin ; Im Sterben liegt Vier Kugeln , erzgegoffne, Sie haben ihn zerfeßt, Die Fahne, die zerschoffne, Sein Bahrtuch ist sie jest.

Die Truppen ziehn vorüber, Mit dumpfem Trommelschlag :

44 Solch Tag des Glücks ist trüber, Als je ein Unglückstag ; Und als des Krieges Weise Zu feuern nun befiehlt,

Von jeder Wange leise Sich eine Thräne stiehlt. Ch. Fontane.

An die Preußische Armee.

Unüberwundnes Heer ! mit dem Tod und Verderben In Legionen Feind dringt ; Um das der frohe Sieg die goldnen Flügel schwingt, Heer, bereit zum Siegen oder Sterben! Sieh! Feinde , deren Last die Hügel fast versinken, Den Erdkreis beben macht, Ziehn gegen Dich, und drohn mit Qual und ew'ger Nacht; Das Waſſer fehlt , wo ihre Roffe trinken !

Der dürre , schiele Neid treibt niederträcht'ge Schaaren Aus West und Süd heraus , Und Nordens Höhlen spein , so wie des Osts , Barbaren Und Ungeheur , Dich zu verschlingen , aus ! So tobt ein Flammen-Meer , das aus Vesuvens Munde Sich donnernd in das Feld ergießt, Mit dem Furcht und der Tod in Städt und Dörfer fließt ; Das Wasser flieht das Land, und focht auf heißem Grunde!

45 Verdopple Deinen Muth , o Heer ! der Feinde Fluthen Hemmt Friedrich und Dein starker Arm ; Und die Gerechtigkeit verjagt den tollen Schwarm : Sie blitt durch Dich auf ihn , und seine Rücken bluten. Die Luft wird Deinen Ruhm zur späten Nachwelt wehen ; Die klugen Enkel ehren Dich, Ziehn Dich den Römern vor , dem Cäsar Friederich , Und Böhmen's Felsen find Dir ewige Trophäen! Nur schone , wie bisher , im Lauf von großen Thaten, Den Landmann , der Dein Feind nicht ist! Hilf seiner Noth, wenn Du von Noth entfernet bist ; Das Rauben überlaß den Feigen und Croaten! Ich seh", ich sehe schon (freut Euch , o Preußen's Freunde !) Die Tage Deines Ruhms sich nahn. In Ungewittern ziehn die Wilden stolz heran, Doch Friedrich winket Dir ; wo find sie nun , die Feinde? Du eilest ihnen nach , und drückſt mit schwerem Eisen Den Tod tief ihren Schädeln ein, Und kehrst voll Ruhm zurück, die Deinen zu erfreun, Die jauchzend Dich empfahn , und ihre Retter preisen. Auch ich , ich werde noch , vergönn' es mir , o Himmel ! Einher vor wenig Helden ziehn, Ich seh' Dich , stolzer Feind , den kleinen Haufen fliehn, Und find' Ehr' oder Tod im rasenden Getümmel ! E. Chr. v. Aleift.

46

Lied nach der Schlacht bei Kollin. 18. Juni 1757.

Zurück , " rief Vater Friederich, „Zurück," rief er „ zurück ! " Nachdenkend dacht' er schon bei sich : hudeh gull Gott giebt dem Feinde Glück. Wir aber stürmten noch das Nest, Wir wollten noch hinan! Wir kletterten , wir hielten fest Uns an einander an,

Und sagten dem , der oben stand : Wie kommen wir herauf? Und schlugen tapfer Hand in Hand, Und halfen uns hinauf. Da stürzte , von Kartätſchensaat Getroffen, eine Schaar Von Helden , ohne Heldenthat, Die halb schon oben war! Das sahe Friedrich. Himmel , ach ! Wie blutete sein Herz! Wie stand , bei mitleidsvollem Ach, Sein Auge himmelwärts !



IF

47 Was für fanftmüth'ge Blicke gab Sein Heldenangesicht ! " Laßt ," rief er, 17 Kinder , laßt doch ab! Mit uns ist Gott heut nicht." Da ließen wir den blöden Feind In seinem Felsennest. Nun jubelt er; o Menschenfreund ! Nun hat er Siegesfest. Wie kann er aber ? Brüder , sagt! Er kann ja nicht , fürwahr ! Denn haben wir ihn nicht gejagt, So weit zu jagen war ?

Wir stritten nicht mit Roß und Mann, Mit Felsen stritten wir. Hier, Heldenbrüder , bind' er an, Hier, Brüder, fieg' er ; hier!" Du Feind! herab in grünes Feld, Und zeige freie Brust, Und streit' und sieg', und stirb ein Held! Hier ist zu sterben Lust! Allein der Blöde wagt sich nicht, Wir mögen lange stehn, Und auf ihn warten. Friedrich spricht: H Geht, Kinder ! Laßt uns gehen. " J. W. F. Gleim.

48

Kollin.

Kollin , Kollin , Dein Name wie Gewitterklang An unfre Ohren zornig grollt , so trüb' und bang, Wie wenn im Erntefommer Regengüsse strömen, Des Jahres Lohn für alle bittre Müh' uns nehmen ; DieWinde herbstlich seufzen, die Wolken mit schwülem Grau'n Stets neue Schauer drohen; da heißt's denn : Gott vertran'n ! Das war die erste Schlacht , die König Friedrich verlor ; Ihm selber und uns Allen kam das ſpaniſch vor. Nicht unbesiegbar mehr ? worauf nun sollen wir bauen ? Noch lebt der König ; auf ihn, auf Gott und ihn vertrauen ! Er ritt mit wenigen Leuten von dem Schlachtfeld fort, Kroaten, Panduren umschwärmten rings ihn hier und dort. In einem Dorfe, zu stillen den Durst , er halten thut, Da bringt ihm ein alter Reiter Wasser in seinem Hut ; Aus'm Pferdeeimer treuherzig schöpft er den Gänsewein : Trink Eu'r Majestät, und laß doch Bataille Bataille sein! Sie leben ja selbst , und oben lebt noch der alte Gott, Wir werden schon wieder siegen , das hat keine Noth. " Zu Nimburg , auf der Röhre am Brunnen Friedrich faß ; Schweigend schaut er zu Boden , zeichnet ohn' Unterlaß Mit seinem Stabe im Sande allerhand Figuren, Rings auf allen Gesichtern trüber Sorge Spuren ; Da springt er auf und schauet sicher im Kreis umher, Giebt rasch die nöthigen Orders ; keine Seele sorgte mehr.

49 Doch als die Treuen kamen, von seiner Garde der Rest, Dreiviertel waren gefallen, da hielt er kaum fich fest; Mit Thränen im Auge sprach er : „Kinder, ein schlimmer Tag! Habt nur Geduld, will's bessern, so viel ich irgend vermag. " Am Brunnen aber wusch Einer ab das geronnene Blut, Der rief herüber : # Noch lebt ja von Mollwig der alte Muth!" Den alten Muth von Mollwig nimmer verloren wir den, Und mocht' es auch noch viel schlimmer, als bei Kollin, ergehn ; Wenn uns das Glück verließ, wenn wir auf's Haupt geschlagen, Dann haben wir das Haupt erst recht in die Höhe getragen ; Und denen, die selber sich helfen, hilft der allmächtige Gott, Das merkt, ihr Jungen : es sieget Muth über jede Noth.

B. v. Kendell.

Getroft , verzage nicht!

Getrost, verzage nicht, so sprachst Du Deinem Volke, Als über seinem Haupt sich schwer des Unglücks Wolke Entladen in der Mörderschlacht ; Nie hat ein Volk, das kühn zum Ruhm sich aufzuschwingen Der Größe Bahn betrat , den Siegzug ohne Ringen Und manchen herben Schlag vollbracht. Und nie, Du wußtest es, ward eines Mannes Größe Vom Stempel der Natur bewährt ohn' arge Stöße, Klette, Friedrich der Große. 4

50 Die jede schwächre Brust entmannt.

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Ein Held nur, der erzeugt die Welt zu überwinden, iir Waffen finden, schärfre 26 Wird auf des Unglücks Pfad noch schärfte 195 Als er auf Siegeswegen fand.rd @tjur (dluaghe win tin J. Minding. mi

305 ziet save) Defterreich's Siegesfreude.JW with #G 会 lolthan we ee bahan daff Die Kaiserin-Königin schwelget und um sie taumelt Wien, Wir haben Schlesien wieder, nur halt noch ein Kollin! Man faßt die Schlacht in Golde, Perlen und Emaille pali Schlägt tausendmal sie wieder auf die Medaille; m D Hat auch gestiftet zu ihrer ewigen Memoria Einen neuen Orden : Maria Theresia ; Kreuzt und fegnet Alles, was mitgeschlagen hat : Ein Kreuz dem Ritter, fünfzehn Kreuzer dem Soldat ; Lobt Gott ohne End', macht solchen Erd- und HimmelLady wanna f Spektakel, Als wäre ihnen selber ihr Sieg da ein Mirakel. C. F. Scherenberg.

Die getreuen Lande. Hall als ted 6830 „ Gott ſegne unſern König ! " grüßen fromm und schlicht ™| Wie aus den Saaten die Lerchen ihr Morgenlicht Ihren Landesvater die altgetreuen Lande ; or Ausschenken Alle für Einen im festen Verbande,

Amin

51 Im harten Deutsch, das warme Herzensblut, Wie alten Rheinwein herbe aber gut: Sintemal und alldieweile Euer Majestäten

Durch widrige Zeitläufte seind in großen Nöthen, Allerhöchstdieselben mit dero Armeria Zu thun vollauf jeßunder fern und nah, Han Allerhöchstdero getreue Unterthan Erachtet unmaßgeblich, mit Hand zu legen an, Sich vörderfamst zu schirmen allein an Gut und Ehr', Aus Eignem zu rüsten sich eine Landeswehr. " „Ich stelle" spricht Kurmark " fünftausend Mann vor mich; " Und Pommern spricht : „ So viel auch stelle ich ; " Und wir, " spricht Magdeburg mit Halberstadt zu zwier, „ Gestellen zwei Tausend, ingleichen stellen wir Aus unsern Lustgespannen viertausend Pferde dazu ; Was brauchen wir Karossen, hat der König keine Ruh ? " "Und wir," spricht Preußen und Westphalenland, Dermalen in Feindeshänden, ohne freie Hand, Han auf ein Jahr voraus die Steuern mitgebracht, Dieweil zu allen Zeiten der Thaler eine Macht. Gott sei mit unserm König aus seinen Gnaden allen ! Wir wollen mit ihm stehen, wir wollen mit ihm fallen! " C. F. Scherenberg.

Gotha. 19. September 1757. Im Schloß zu Gotha ging es hoch, Da war der Herr Soubise, Mit manchem ächt franzöf'schen Koch Und mancher welfchen Liefe. Son sk 4*

52

Ein ganzer Komödiantenschwarm Und Tänzer, daß sich Gott erbarm ', So viel wie Sand am SMeere.

introd mb

Der Herr Soubise spricht : Madame, Es leb' die Frau Marquise!. Sie weiß, ich bin im Frieden zahm , Allein im Krieg ein Riese. Jüngst zog sie aus dem Unterrock Für mich hervor den Feldherrnstock; Nun sind wir schon in Gotha. Der kleine Marquis Brandebourg, Vergeht in Angst und Bangen, Ich bin ihm wirklich auf der Spur Und bald wird er gefangen. Dann bring' ich ihn, den Herrn Marquis, Zur Frau Marquise à Paris Und stell' ihn vor bei Hofe. Mesdames, seien Sie galant, Rolled Sobald er erst gefangen. Sie fesseln Alles, wie bekannt, Mit ihren rothen Wangen, Gewiß, durch Ihrer Reize Macht Verliert er auch die lezte Schlacht, Er wird wohl gleich erscheinen. Denn meine Reiter reiten schon so Ihm nach, seit heute Morgen,

58 Zwar ist er ziemlich rasch entflohn, Doch sein Sie außer Sorgen. Sogleich beginnt das Dejeuner, Mesdames vous êtes invitées, Ich habe großen Hunger.

Es eilet Jedermann zu Tisch, Als ging' es zum Gefechte, Pâté de Strassbourg duftet frisch, Es sind die Trüffeln ächte. Soubise's Appetit ist groß, Er macht vom schönen Arm sich los, Und läßt sich fröhlich nieder. Hurrah ! Galopp die Burg hinauf TheHie Seydlig's Küraffiere, and Wie sprangen da die Damen auf, Wie schnell die Cavaliere ! Soubise fort am Ersten war ; Dies hat geschrieben ein Husar, Der mit vom Frühſtück ſpeiſte. J. Minding.

Auf einen jungen Offizier von der Reichsarmee, vor der Schlacht bei Roßbach.

maji

Alle Welt, Welch ein Held! Bruder West, Halt' ihn fest!

54 OF Yourð, Wer da, nächst ihm, ficht, Stoß' ihn nicht sein wie ant bxQ In ſein parfümirtes Haar ! bhrigad Denn fürwahr,ui est aucy somubesM Wo er geht, mez, adjung stu? De Wo er steht, Riecht's um ihn,/ins Wie ein Salbenmagazin ; ab audi Und ich wüßte sicherlich abftinu Ryska sad ali Nicht, was ich na S Von dem Rabentinde dächte,

Das sein armés Contingent, mitt Das der Preußen Tücke kennt, qu Und, indem's zum Siege fliegt, Halb bereits in Ohnmacht liegt Um sein einzigs Balsambüchschen brächte ! Un man at ud tupaar ). B. Michaelis.

Die Schlacht bei Roßbach. 5. Nov. 1757.

Und hart am Feld von Lüßen, bei Roßbach auf der Blach, Gestellte sich der König am fünften Novembertag Den Herrn Erecutoren *) in eigener Person, Und gab's in Gotha Irrthum , hier gab's erſt Confuſion ; *) Der Reichsacht.

55 Statt, daß die Herrn ihn faßten, faßt in flagrantibus Der König ab die Herren, und hätt' ihr Genius Gehabt nicht solche Uebung in seiner Laufpartie, Zu fißen wären kommen die Generaliſſimi, Der Herr von Hildburgshausen und der Monſieur Soubiſe, In Spandau, statt der König in Regensburg oder Paris, Wenn auch das art'ge Frankreich ihm blos erwies die Ehr', Mit einem Marquis zu spielen so eine espèce de guerre. Allein die Herren waren nicht einzuholen mehr, Machten in der Carriere gar noch ihre Carriere: Soubise erlief den Marschall, der kleine Hildburghaus Einen Hofstaat sich mit dreißigtausend Läufern aus ; Das Schrecken verlief sich, für ewige Zeit Gestempelt mit dem Fluche einer Heiterkeit. C. F. Scherenberg.

Siegeslied nach der Schlacht bei Roßbach.

Erschalle, hohes Siegeslied, a Erschalle weit umher ! dag mìasuch

Daß dich der Feind, wohin er flieht, al Vernehme hinterher, und Den, welcher unsern Untergang In bösem Herzen trug,

date

Den schlage, muthiger Gesang, Wie Friederich ihn schlug !

ƒ 13) dall

56 audioSo, wie ein junger Löwe liegt, and fint Und lau❜rt auf seinen Feind, is de glade m Der stolz ist, in Gedanken fiegt, bin ring Ihn leicht zu zwingen meint; olet mall nƐ

So , tapfre Brüder ! lagen wir, Ja old Wir kleiner Hauf', im Thal. and tham nu /0 SOTTOmg stDer Abend kam, da schliefen wir Nach langem Marsch einmal ! Bardo Bo m Pulverdonner eingewiegt, Bom Tustriors unit Und von der Waffen Last Ermüdet, schliefen wir vergnügt, Und hatten gute Raft. Nur Friedrich , welcher immer wacht, Nur unser Held durchritt, Voll Anstalt zu der nahen Schlacht, Die Felder, Schritt vor Schritt. Kapore

Vom sternenvollen Himmel sahn Schwerin und Winterfeld , Bewundernd den gemachten Plan, Gedankenvoll den Held ! Gott aber wog bei Sternenklang Der beiden Heere Krieg , d Er wog , und Preußen's Schale fant, Und Destreich's Schale stieg. 16 sep

57 Der große Morgen brach hervor, Und brachte großen Tag, Den Morgengruß in unser Ohr Trug mancher Donnerschlag.

Wir aber hörten kaum darauf, Wir dachten keinen Tod ; Wir standen ausgeruhet auf, Und fochten Morgenbrod .

Die Feinde kommen, sagte man, Wir aber blieben still ! Wir sahn sie kommen, nah daran, Wir aber blieben still !

Denn Friedrich war noch nicht zu sehn, Bis Moris fagte: „ Marsch ! " Von Allen war Er nun zu sehn, Und Alle sagten: „ Marsch ! "

Aus Ein Wir Und

unser aller Augen stieg rechter Freudenstrahl. wurden alle lauter Sieg, mahd onl lachten ihrer Zahl.

Wir liefen alle, Mann bei Mann, Ein jeglicher ein Held, Als wollten wir, Berg ab Berg an, Durchlaufen alle Welt.

58

1

Was meinte da der dumme Feind ? Er meint' : es wäre Flucht ; ord ful Sagt sich einander, was er meint ; Schwillt auf von Siegesfucht ; 11 quy2

Zieht einen großen halben Mond vák Um unsre Flucht herum; wydad. That Ruft laut : Der Hunde nicht geschont ! " Wie dumm war er, wie dumm !: 603

Wir liefen auf der Siegesbahn, Die Friedrich in der Nachtlo six Geritten war, und nach dem Plan, Den Er allein gemacht.Wild win pë Es war ein rechter Wettelauf ;292 Schnell aber hörten wir : aut "Halt! richtet euch ! marschiret auf!! Steht!" Plößlich standen wir.

Mit einem Blick konnt' uns der Feind Querüber übersehn. Verspottend sah er uns vereint, TER Uns fleinen Haufen, stehn. mibal wall

169 Da dacht ein wißiger Franzos : Unrühmlich sei die Schlacht, mit Sein Ludewig sei viel zu groß, Zu wenig Friedrich's Macht.n @

59 Als aber Keith drauf vor uns her, Der Britte, Feuer! rief, Und Feuer war ; o da war er Der erste, welcher lief. Was dacht er doch in seinem Lauf? Er dacht', erstarrt und stumm : Der Hölle Rachen thut sich auf, Lief fort, sah sich nicht um.

Welch einen Sieg , o Friederich ! Gab Gott uns bald und Du! Acht Haufen stritten nur für Dich, Die andern sahen zu.

Sie stritten, angefeu'rt von Dir Und Heinrich's Heldenmuth ; Er blutete, wir sahn es, wir, Und rächeten sein Blut. Ha, welcher Donner ! welcher Kampf! Wir speiten Flamm' und Tod; Wir wandelten in Rauch und Dampf, Schwarz wie der Höllen-Gott.

Du, Frankreich's großer Donnerer, Verstummtest ! Rächte sich An deiner Kunst ein Stärkerer ? War Müller über dich?

red doll

60 Hat seines Donners Schlag auf Schlag Dir nicht ein Haar verbrannt ? në Die drohende Colonne lag of Quli 19/P Stracks hingestreckt im Sand.

Mit seinem Häuschen Reitereide Hieb Seydlig mörderlich; Welch ein Gemeßel, welch Geschrei : VWer kann, der rette sich! "

O, welch ein Schlachtfeld, welche Flucht ! Wo blieb der große Mond ? duter UIS Wo rufen fie voll Siegessucht : Der Hunde nicht verschont ! " G

Willkommen war die dunkle Nacht Dem Reiter und dem Roß, " Das langsam anfing seine Schlacht, 5421 Geschwinde sie beschloß; Und allem Volke, das vom Neid Hinein gezwungen war, Aus allen Landen weit und breit, de 9 Am zehnten Januar.

Flieh," riefen tausend, Bruder, flieh ! " Sie kommen ! fie sind dal Auf ihren Bäuchen lagen sie, Und baten Leben. Ha!

nie

61 Wir gaben es. Der Menschenfreund, Der große Friederich , glong Demüthigt seinen stolzen Feind, Und dann erbarmt er sich. 1 J. W. F. Gleim. $yon

Roßbach.

Die Gallier, daß sie von Roßbach an Eilfertig stets den Weg zurück genommen, Das hat des Deutschen Kraft gethan : Und wenn nicht mit bei ihrem Heere Auch deutsche Kraft gewesen wäre, Sie wären nie nach Roßbach hingekommen. A. G. Kästner.

Deutschland's gerettete Ehre. 1757.

Tief feßten sie den Deutschen unter sich, Der eitle Gallier, der ungezähmte Britte; Germanien, das längst den Spott zu schläfrig litte, Zeigt beiden seinen Friederich. Der Feind verschmäht ihn erſt, bis er, zu stark belehrt, Den Helden schrecklich fand, den Sieger liebenswerth.

62 Der Freund vergöttert ihn , beschämt durch Friedrich's bird Thaten, Daß ihm, mit größrer Macht, bisher noch nichts gerathen. König ! Deutschland's Ruhm ! weswegen zieht Dein Ohr Vom Volk, das Du befiegst, die Sprache Deiner vor ? Und warum zeigeſt Du, bei Deiner Feinde Menge, Dem Gnade, der noch kämpft, dem Unterdrückten Strenge ? A. G. Käftner.

weten Widerlegung eines königlichen Schriftstellers. Er schreibt ein Buch zu Frankreich's Ehre, Der Philosoph von Sanssouci ; howen thing Doch diesem Buche glaub' ich nie, mo Längst widerlegten's Friedrich's Heere. A. G. Kästner.

Brüder , ich bitt' ! geht alle mit ! Brüder, ich bitt' ! geht alle mit, Laßt unsern König stecken ist nicht : Schaut, wie viel Feind' aufgestanden ſeind,wrast joi B Wider das Haus Preußen, die alle vermeint, is w ded drank and guimamrat) Solches zu Grund richten zur Stund ; died in Wenn es durch ihre Macht möglich sein kunnt'. Was hat der Preuß gemacht vor ein Speiß,1197 TC Da er gestanden ist vor der Stadt Neiß ?anding m @·

63 Pulver und Blei machten ein'n Brei, antud m ! Daß manchem vom Feinde der Kopf brach entzwei : Auch die Cavallerie machte brav Brüh, a ni 'dad #2 Haute die Feind' in ein Fricaßi. det add de sim dhe oUE In prod 'dmar de 'dult onl Wade Hulthring wollt' sein Kaiser allein, Brandenburg'sch hinein, Job Da er wollt' fallen in's de Wie auch der Franzos' , macht sich so groß, dal vide Ging mit der Armee in Sachsenland los, her minde

Es ist uns bekannt des Feindes Hand ; 2) shred o von Auch man nicht schonet des Nachbarn Land : Mar 66 Und diese all' wollten zumal, dorp nie ustioni Das Haus von Preußen bringen zu Fall.

*

Es tonnt' nicht sein, Gott legt sich drein, false , Thut unfern König beschüßen allein, per al de 'diere Durch seine Macht hat so weit bracht, gismund nun dul! Daß er die Feinde ist alle auslacht. Volkslied .

sets Eine Königsrede. Wir haben Schlesien verloren auf unsrer Siegesbahn, Und alle Müh' und Arbeit sie ist umsonst gethan. Wer ist's, der hier nicht trüge an sich einen Vermerk, Wie redlich er geholfen mit Leib und Seel am Werk ? Ich sehe hier so Manchen und auch wohl anderwärts, An dem die Kugel gelaffen kaum mehr noch als sein Herz.

64 Nun bluten alle Wunden, wir haben nichts gethan, Wir haben Schlesien verloren, wir müſſen's wieder han ! Ich hab' in aller Kürze noch einen Plan gemacht, # 1 Er ist nicht nach der Regel, die Noth hat mit gedacht ; Ich werd' den Feind angreifen , wo und wie ich ihn seh', Und stünd' er auf Breslau's Thürmen oder der Zobtenhöh'. Ich werde ihn nicht zählen, nach Zahlen ist nichts gemacht, Wir sind die Preußen – damit ist alles gesagt ; Müssen Schlesten wieder haben von Kollin, Oder uns Alle begraben unter ihre Battrien. So denke ich, denkt Einer anders, tret' er vor, Ich will ihn nicht drauf ansehn. " - Und rings im Chor Kreisen die großen Frager und ringsum allerwärts Tritt auf die narbigen Stirnen erröthend vor das Herz. Ich wußt' es" - spricht er feierlich wie Eidschwur ſpricht : Verlassen kann ein Preuße seinen König nicht. Bleib' ich, so mag Euch lohnen das heilige Vaterland. Und nun Messieurs in's Lager, macht meinen Willen bekannt. " T. F. Scherenberg.

Ein andrer Mann! Von Roßbach bis nach Leuthen Ist auch ein weites Stück adband Allein die Siegerfreuten, Die legen's schnell zurück. Jest kommen sie zum Queißen, Da giebt es schlimme Mähr : Jeton Der Daun mit seinen Weißenhagody OS Beſtegte Bevern's Heer. De gra ghd sind mit gnosis

65 Da sprachen die Soldaten : Dort fehlte unser Friß, Der weiß allein zu rathen, Und hat allein den Wiß . Verstehen wir zu fechten, Das hat der Feind gespürt, So brauchen wir den Rechten, Der uns auch richtig führt.

Nadafti, Lotharingen, Und Daun's gewaltig Heer, Auf Neunzigtausend bringen Sie's wahrlich, und noch mehr; Von unsern Zwanzigtausend Steht jeder wohl zwei Mann, Und für die Funfzigtausend Da führt der Frit uns an.

Der Friedrich war ein Kenner, Er sprach: es muß zu End', Ich treff' den Feind, und wenn er Im Zobtenberge ständ'. Grenadier' und Reiter eben Thut Eure Schuldigkeit, Wir müssen siegen und leben, Oder ehrlich sterben im Streit.

Die preuß'sche Wachtparade Marschirt am Feinde hin. Kletke , Friedrich der Große.

5

466

Der Daun mit vieler Gnade Spricht: Laßt die Leute ziehn. zwei, jo ging es zwei -- Eins Eins In Viertelschwenkung rechts, Sie harrten seines Winkes , Und freuten sich des Gefechts.

Und stürmten auf Lotharingen, Sein Hügel war kein Hort, Und eilten auf Siegesschwingen Nach Leuthen, dem festen Ort. Doch zwischen allen Mauern Und über jedem Thor Da guckten statt schlesischer Bauern Pandur und Kroate hervor.

Wenn so viel Gewehre schauen Von Fenster, Thür und Wand, Da mag wohl Manchem grauen, Und wär' er Commandant. So ging's dort dem Majore, Dem schien das Ding zu toll, Er steht wie die Kuh am Thore, Weiß nicht, ob er stürmen soll.

Mit Zaudern doch und Zagen, Das weiß die Landwehr auch, Wird keine Schlacht geschlagen, Und vorwärts heißt der Brauch.

67 Was giebt's da viel zu rathen? Der Hauptmann springt heran, Und ruft zu den Soldaten : Vorwärts : ein andrer Mann ! Das war das Dorf von Leuthen, So Möllendorf errang ; Nichts weiter zu bedeuten Hat dieser schlichte Sang. Es ist eine schöne Kunde, Wie Der den Sieg gewann ; Er sprach zu rechter Stunde : Vorwärts , ein andrer Mann ! — J. Minding.

Der Choral von Leuthen. Gefiegt hat Friedrich's kleine Schaar. Rasch über Berg und Thal Von dannen zog das Kaiserheer im Abendsonnenstrahl ; Die Preußen stehn auf Leuthen's Feld, das heiß noch von der Schlacht, Des Tages Schreckenswerke rings umschleiert mild die Nacht. Doch dunkel ist's hier unten nur, am Himmel Licht an Licht, Die goldnen Sterne ziehn herauf wie Sand am Meer so dicht, Sie strahlen so besonders heut , so festlich hehr ihr Lauf, Es ist, als wollten sagen sie: Ihr Sieger , blicket auf! 5*

68 Und nicht umsonst. Der Preuße fühlt's : es war ein großer Tag, Drum still im ganzen Lager ist's , nicht Jubel noch Gelag, So still, so ernst die Krieger all , tein Lachen und kein SpottAuf einmal tönt es durch die Nacht : „Nun danket alle Gott!"

Der Alte, dem's mit Macht entquoll, sagt's fort, doch nicht allein, Kamraden um ihn her im Kreis, gleich stimmen sie mit ein, Die Nachbarn treten zu , es wächst lawinengleich der Chor, Und voller , immer voller steigt der Lobgesang empor. Aus allen Zelten strömt's , es reiht sich singend Schaar an Schaar, Einfallen jezt die Jäger , jeztfällt ein auch der Hujar, Auch Musika will feiern nicht , zu reiner Harmonie Lenkt Horn , Hobo' und Klarinett die heil'ge Melodie. Und stärker noch und lauter noch , es schwillt der Strom zum Meer, Am Ende , wie aus einem Mund , singt rings das ganze Heer, Im Echo donnernd wiederhallt's das aufgeweckte Thal, Wie hundert Orgeln braust hinan zum Himmel der Choral.

9. Befer.

69

9 Abſchied für das Kaiserliche Heer und den Feldmarschall Daun nach der Schlacht bei Leuthen. Durgau , den S. December 1757.

Mein Herr Feldmarschall mit Verlaub, Nun auf, und macht Euch aus dem Staub, Ihr kamt zu mir zwar ungeladen, Indeß ernenn' ich Euch in Gnaden Zum Abgesandten voller Trug und Listen Dort bei den Regensburger Rabulisten. Ich denk Ihr werdet Euch wohl sputen, So bringt denn dort den wohlgemuthen, Gestrengen Präsidenten und den Räthen Originaliter die Difficultäten, Die ich bei Liffa Euch vor wenig Tagen. Höchsteigenhändig aufgetragen. So hab' ich Euch denn zum April geschickt, Zum heil'gen , röm'schen Reichsfiscal,

Dem's leider diesmal nicht geglückt So sans façon mit einem Mal Mit Acht und Aberacht mich zu vernehmen ; Aus Eurer Hand wird er den Auftrag nehmen. Von da lauft , was Ihr könnt , nach Wien, Da mögt Ihr kleine Pläne groß erziehn, Wie Ihr die Völker mir verderben Und Schlesien vor meinem Tod mögt erben. Mit derlei schönen Phantasien Bringt ihr mit Neuperg Euern Winter hin.

70 Doch wird das Wetter nebelfrei und mild Und grünt und blüht es im Gefild, Dann frisch heran , neumodischer Achill, Besuche mich in meinem Domizil, ne" Beth) Du sollst bei mir ganz artig wohnen, Vergiß mir nicht die tausend Stück Kanonen, Und Prinzen von der besten Sorte, Panduren von der Höllen-Pforte. Dies Land , wo sich's ganz leidlich schlägt, Soll Euch, Ihr Herrn, stets offen stohn, Doch lernt mir Eure Lection, Daß wenn Ihr Euch auf's Rückwärts legt, Euch nicht der Weg nach Böheim, fehlt Und Ihr zu lang Euch im Gebirge quält. Ihr findet, nach der Fastenzeit, Euch zu empfangen , uns bereit.. Nur kurze Zeit sollt Ihr bei uns verweilen, Den Urlaub werden wir , wie heut ertheilen.

Friedrich der Große. (Deutsch von Fr. Förster).

Der Schmied von Solingen.

Zu Solingen sprach ein Schmied Bei jedem Bajonette, Das seinem Fleiß geriethylang Ach, daß der Friß 32 es hätte! same

71

Wenn er die Zeitung las Von seinem Lieblingshelden, Da schien ihm schlecht der Spaß Nicht lauter Sieg zu melden.

Einst aber hatt' es sich Viel anders zugetragen : Da hieß es , Friederich

Huel dell

Sei bei Kollin geschlagen. wpbal vol?

Der Schmied betroffen rief: Pencil1 41MP Hier muß geholfen werden, Sonst geht die Sache schief!" Und riß den Schurz zur Erden..

Ihm waren Weib und Kind Wohl auch an's Herz gewachsen, Doch lief er hin geschwind Zu Friedrich's Heer in Sachsen.

Und eh' man sich's versah, Begann die Schlacht zu tosen: Mit Seydlig schlug er da Bei Roßbach die Franzosen.

Das deucht ihn nicht genug, Viel schlimmre Feinde dräuten, Er ließ nicht ab und schlug Mit Zieten noch bei Leuthen.

und

72 2 Da ging es herrlich her : Zu ganzen Bataillonen Ergab sich Oestreich's Heer Mit Fahnen und Kanonen.

Und somit wär' vollbracht, Gedacht' er , meine Sendung : Es nimmt nach solcher Schlacht Von selber andre Wendung.

Mit Urlaub kehrt er um Für Weib und Kind zu sorgen, Und hämmerte sich krumm Bom Abend oft zum Morgen.

Der Krieg ging seinen Gang, Man schlug noch viele Schlachten, Die oft ihm angst und bang In seiner Seele machten.

Als endlich Friede war, Friß , rief er, laß Dich küssen! porgialle. Ich hätte Dir fürwahr Sonst wieder helfen müssen. A. Simrock.

2

73

Tied an die Kaiſerin-Königin nach Wiedereroberung der Stadt Breslau, den 19. Decbr. 1757.

Nun beschließe Deinen Krieg, Kaiser-Königin! Gieb Dir selbst den schönsten Sieg! Werde Siegerin!

Ueberwinde Dich und gieb Menschlichkeit Gehör ! Habe Deine Völker lieb !

Opfere nicht mehr ! Unsern Friedrich, der ein Held, Der auch Weiser ist; Der ein Wunder ist der Welt, Wie Du selber bist ;

Der gerechte Waffen trägt In's Gefecht mit Dir, Mit uns kommt , und sieht , und schlägt, Tapferer als wir;

Heldin , den bezwingſt Du nicht; Gott kann Wunder thun ! Schenk ihm Freundesangesicht, Biete Frieden nun!

11

74 Williger war nie ein Feind, Feinden zu verzeihn ; Schneller nie ein Menschenfreund, yers advel. Ausgeföhnt zu ſein ;

Nie ein größ'rer Feind der Schlacht, " Und der Heldenthat, Als der Held , der Deine Macht Ueberwunden hat! J. W. F. Gleim.

Borndorf®). 25. August 1758.

Ist der alte Friß geritten Weit von Olmüß her in Mähren, Neben ihm der alte Zieten, Fragte wo die Russen wären. Brauchte gar nicht lang zu fragen, Roch den Brand auf hundert Meilen, Hülferufen, Jammern , Klagen : Alter Frit, Du mußt Dich eilen. Saht ja selber die Kosakeny Jüngster Lage noch im Lande, 10 Auf den Kleppern hohe Packen, at Eine wahre Räuberbande.

75 Weil sie da als Freunde kamen, Ließ es eher sich verpaffen , Wenn sie Manches mit sich nahmen Denn sie können's halt nicht laffen.

Doch wie Fermor bei Küstrin Es mit Mord und Brand that treiben, Dieses ist mir nicht verliehn, Es gehörig zu beschreiben .

Wie der alte Frig gekommen, Tief betrübt in seinem Muthe, Hat das ganze Land geschwommen Nur in Thränen, nur in Blute.

Aschenhaufen , Schutt und Leichen, Todte Mütter , nackte Kinder Auf , die Russen zu erreichen, Nur geschwinder , nur geschwinder. Wie der Herr in seinem Zorne Ist bei Zorndorf angekommen, Hat er gleich den Feind von vorne Und im Rücken vorgenommen

Vorn mit Seydlig's Kürassieren Da ward kein Pardon gegeben ; Hinten mit den Kanonieren, Und die ließen auch nicht leben.

76 Hei! das gab ein Hufestampfen , Hei, das gab ein Kugelschwirren, Hei, das gab ein Pulverdampfen, Schwerterblißen , Panzerklirren . Wie ihr auf dem Wilhelmsplate Könnt den Seydliß heut noch schauen, Hat er mit der Eisentaße Dort bei Zorndorf eingehauen.

Endlich muß das Würgen enden Was nicht todt ist , ist entlaufen ; Dort nur mit gebundnen Händen Noch ein paar Kosakenhaufen.st we

Heulend, zitternd, wimmernd wühlen Sie im Staube vor dem Helden, Was der König mochte fühlen, Mögen andre Sänger melden.

Er, so reich an Ehrensiegen Sieht , der Weise , Große , Milde, Neberwundne vor sich liegen, Mehr nach Thier , als Gottes-Bilde.

Lange blickt er auf die Strolchen, Und dann hörte man ihn sagen: " Seh' Er, Wedel , nur : mit solchen Lumpenkerln muß Ich mich schlagen. "

77 Und dann wandte er die blauen Augen zu den Märker Bauern : Ich will Alles wieder bauen, Kinder -- höret auf zu trauern. “ J. Minding.

Der große König bei Borndorf. „Was , meine Preußen , soll heut Euer Zagen Vor feindlichem Panier ?" # " Ach, König , laß von Andern Rußland ſchlagen, Laß mit Barbaren sich Barbaren jagen Zu fiegen fürchten wir! " " Ihr fürchtet's ?" - " Ja , sind heut wir Meister worden, Dann büßt es Haus und Heerd. Denn, racheschnaubend , die Tatarenhorden, Sie werden hilflos Weib und Kind uns morden, Da fern ist unser Schwert !" " Nichts hat um Heimath der Soldat zu sorgen, Steht er im Feld mit mir. Der Ehre Pflicht gelt' heut ihm , so wie morgen ; Im Vaterland ist Haus und Hof geborgen -Denn Preußen steht dahier!

So kommt mit mir für's Vaterland zu sterben! Die Fahn' ist König jest!

78

Und sollte sie mein eigen Herzblut färben: Dann, jeder Tropfen sei zum Nacheerben Für Preußen eingesetzt ! " Er ruft's und stürmt ! Sieg leuchten seine Fahnen, Des Feindes Wall zerborst :

Und an das Beispiel jenes großen Ahnen Noch heut des Ruhmes Bannerträger mahnen Von hohem Adlerhorst. B. v. Meerheim.

Keith.

Wo jener Strom der Schotten, NS KNOB Der Tay vom Felsen springt, ortant we ? Wo's noch in Schlucht und Grotteng at Von Bruce und Wallace klingt, Am Tay , wo blut'ge Siege Jedweden Fleck geweiht, an Dort stand auch Deine Wiege, why and w Feldmarschall Jacob Keith.olwg side will eft in santofull mé Es fang die Hochlandsamme he wasnt and Mit Schlachten Dich in Ruh',

Und pries , aus ihrem Stamme, five in Die Helden all dazu ;

) 65

79

Drum , eh' der Bart am Kinne Dir sproßte noch hervor, Standst Du , voll Mannessinne, Schon mit bei Sherifmoor.

Du standest bei den Schwachen, Die Stuarts mußten fliehn, Es trug auch Dich ein Nachen Gen Frankreich's Küste hin; Ein wandernd Künstlerleben Hob an, von Land zu Land ; Gastrollen thätst Du geben, Den Degen in der Hand.

Du spieltest alle Rollen, Den Höfling selbst , mit Glück, Doch schöpfen aus dem Vollen Ließ Dich das Ritterstück ; Das war Dein Fach, das Kühne, Der Muth bis in den Tod ; Und mancher schlechten Bühne Halfft Du aus arger Noth.

Es gab nur eine Truppe Damals , von gutem Ruf, Das war die Künstlergruppe , Die Friedrich um sich schuf; Es suchte sein Theater Talente weit und breit,

80 Und sieh, anwerben that er Auch Dich , auf Lebenszeit.

Nur immer Muster-Dramen Gab's da , bald hier , bald dort : Vor lauter Handlung kamen. Die Spieler kaum zu Wort ; Zu Fuße und zu Rosse Gab's Luft- und Trauerspiel, Bei Roßbach , jene Posse, Vor allen wohlgefiel. Da kam, voll Tod und Wetter, Von Hochkirch jene Nacht ; Du mußtest auf die Bretter, Keith, eh' Du's gedacht; Das gab kein sichres Spielen, Nur Wirrwar und Geschrei, Und wenn Stichworte fielen, War's vollends erst vorbei. Der Vorhang sollte fallen; Du aber , rings bedroht, Riefſt: „Beſtes Stück von allen Bleibt ehrenvoller Tod !, Und so , im Kugelregen, Tratst Du vom Schauplah ab; Laß auf Dein Grab mich legen Dies Lied zum Feldherrnſtab.

Ch. Foutane.

81

Preußisches Kriegslied.

Du tapfrer Held, Du Preuße , rüste Dich ! :,: Marfchire fort in's Feld, :,: Du tapfrer Held ! :,:

Die Bäume blühn, Die Wiesen ziert das Gras : Kommt , laßt uns nicht verziehu ! Die Bäume blühn.

Ergreift das Schwert Und nehmt die Flint' zur Hand, Und treibt die böhm'sche Heerd!

Ergreift das Schwert! Frisch auf, Soldat ! Dein König ist bei Dir Und wagt es in der That : Frisch auf, Soldat!

Was Friedrich will, Muß Alles wohl ergehn; Doch Alles in der Still' Was Friedrich will! Die Reichsarmee Hat er gar wohl bezahlt, Klette, Friedrich der Große.

6

82 Daß sie ruft Ach und Weh ! Die Reichsarmee , --- Reißausarmee ! Erschrecket nicht, Wenn Frankreich kommen will Und Rußland auch aufbricht; Erschrecket nicht !

Der Adler weßt Im Grimm und voller Wuth Sein'n Schnabel wohlgemuth In Frankreich's Blut. Sie standen fest Bei Mecheln und Roßbach Mit achtzigtausend Gäſt' ; Sie standen fest ! -Victoria ! Der Preuß'sche Adler siegt Bald hier , bald dort , bald da : Victoria! Volkslied. ཡདངིསདོནགཔ་་ །

83

Husarenbraut.

Wir Preußische Husaren , wann kriegen wir Geld ? Wir müssen marschiren in's weite Feld ; Wir müssen marschiren dem Feind entgegen, Damit wir ihm können den Paß verlegen. Wir haben ein Glöcklein , das lautet so hell, Das ist überzogen mit gelbem Fell ; Und wenn man das Glöcklein ja lauten hört, So heißt es : Husaren auf Eure Pferd' !

Wir haben uns ein Bräutlein auserwählt, Das lebet und schwebet in's weite Feld ; Das Bräutlein , das wird die Standarte genannt, Es ist uns Huſaren gar wohl bekannt. Und als dann die Schlacht vorüber war, Da Einer den Andern sterben fah , Schrie Einer zum Andern : Ach Jammer, Angst und Noth! Mein lieber Kamerad ist geblieben todt ! Das Feld , das war mit Blut beflossen ! So mancher Dragoner ward herunter geschossen ! Wie mancher Grenadier mußt' küssen die Erd ', Wie mancher Husar mußt' herunter vom Pferd! 6*

84 Und wer sich in preußische Dienste will begeben , Der muß sich sein Lebtag ein Weibchen nicht nehmen ; Er muß sich auch nicht fürchten vor Hagel und vor Wind, Beständig verbleiben bis an das End'. Volkslied.

Sale Der gefangene preußische Huſar.

Ein preußischer Huſar Fiel in Franzosen-Hände ; Prinz Clermont sah ihn kaum, So fragt er ihn behende: „Mein Freund , sag' an, wie stark Ist Deines Königs Macht? " " Wie Stahl und Eisen ! " " sprach Der Preuße mit Bedacht. „Nein, Du verstehst mich nicht, Versette Clermont wieder : „Ich meine nur die Zahl, Die Menge Deiner Brüder. " Drauf stußte der Husar Und sah wohl in die Höh', Und sprach: " I So viel ich Stern' AA Am blauen Himmel seh'.""

Der Prinz war ganz bestürzt, Was dieser Preuße sagte; Und unter Anderm mehr Mit diesen Worten fragte: ngh

85

Freund , hat Dein König mehr Dergleichen Leut' wie Du ?" " " Ja wohl ," " sprach der Husar : Viel Beff're noch dazu ! " "

„Ich bin der Schlechteste Von seinen Leuten allen, Sonst wär' ich Euch gewiß Nicht in die Händ' gefallen. " " Darauf reicht ihm der Prinz Wohl einen Louis blank ; Der Preuße nahm ihn an Und ging dann seinen Gang. Da sieht er ohngefähr Ein' Schildwach' , die ganz mager Und im Gesichte fast Wie die Meduje hager ; Derselben gab er flugs Den blanken Thaler hin Mein guter Freund, Und sprach, So wahr ich Preuße bin! " " WW Du brauchst ihn nöthiger Als ich und meine Brüder,

Drum geb' ich Dir das Geld Von Deinem Prinzen wieder ; Denn unser Friederich Versorgt uns Alle gut, Drum lassen wir für ihn Den leßten Tropfen Blut!" "

she ge

86 "Ich hab' noch Geld genug, dures , ми Für mein Roß Heu und Haber : 199 ONN Und wenn ich keins mehr hab', Was frag' ich nach dem Thaler ! Ich klopf' auf meine Tasch' ir was dazu , Und denf' mir

66 ,

Und set' mich auf mein Pferd, Reit' meinem König zu. " "

Dolaslied.

Die Belagerung und Entsetzung der Festung Reiße. 5. Nov. 1758 . In einem Liede ausführlich beschrieben .

Harsch, de Ville und feine Geister, Machen sich von Neiß nicht Meister ; So lang noch ein Preuße lebt, Der vor Friedrich's Ehre strebt. Zwar Harsch fängt an zu marschiren, Will uns hie und da viriren; 2 Aber Treskow der beschmeißt Seine Masque und zerreißt Ihren Pfiff durch's Bombardiren, Und ein stetes Kanoniren ; Seers ist wachsam und belacht, intac Wenn der Feind Battrien macht.

87 Gruntow kommt stets unberitten, Mit erhabnen kleinen Schritten ; Weiß gepudert, nett friesiret, Auf die Citadell' spaßiret.

Zietiens polirter Spiegel Zeigt ihm dort auf jenem Hügel : Was der Feind in voriger Nacht Uns vor Brillen hat gemacht. Schlapperment was vor Transcheen, So in einer Nacht geschehen; Ist was Harschen Ehre bringt, Wann die Wurf-Battrie gelingt.

Die Parallele ist gerathen, Grenadiers, nun werft Grenaten, Feuert auch mit klein Gewehr, In die Kreuz und in die Quer.

Nun so wehrt euch wie Soldaten, Laßt die alten Kühe braten : Daß ihr neue Kräfte kriegt, Wann ihr auf dem Walle liegt.

Laffet nur den Muth nicht sinken, Seht, Harsch fängt schon an zu hinken ; Und de Ville macht Contretems, Den Panduren selbst wird bang.

888 Es ist wirklich nur zum Lachen, ears199 Sich von Neiße Meister machen ; Mit ein Troupchen Cavallerie Und sehr wenig Infanterie.

Ja Harsch dachte, die Canaillen, womit Unfre Bürger, die Racaillen, di aglof Sollten ihm behülflich sein.d bef Doch der Himmel sagte, nein. " ALTY

Seht nach ihrem linken Flügel, Schaut nach dem verdeckten Hügel; Was der Teufel, was wird dort ? Harsch marſchirt wahrhaftig fort. mobs

Bruder, ich kann diesen Braten Wirklich noch nicht recht errathen; Das Maneuvre ist vor mich Noch zu hoch, glaub's sicherlich.

Kürzlich Parallelen ziehen, Und sechs Tage drauf entfliehen ; Das ist eine neue Brill',. Hier steht mein Verstand ganz still.

Denkend kam mein Freund ganz fachte, Sagte mir in's Ohr und lachte! Weist du noch nicht, warum Harschal So beschleunigt seinen Marsch ?

89 Friedrich kommt mit muntren Schritten, Denn er weiß was wir gelitten ; Die Avantgard iſt ganz nah, Drum bleibt Harsch nicht länger da.

Liebster Freund, nun kann ich sehen, Ist es möglich, foll's geschehen: Daß das Glück zu rechter Zeit Uns ein Vivat hat bereit.

Freunde seht, wie sie jetzt laufen, Wie sie mit gestürmten Haufen Ihre Zelte brechen ab, Seht, wie dort in vollem Trapp

Die Dragoner fich formiren, Und auf Bile defiliren , Seht, wie der Croate lauft, Und die letzte Kuh verkauft.

Seht doch, welche Freudenfeuer, Seht doch, welche Ungeheuer ; Seht, wie dort ihr Lager brennt, Daß man schier vor Dampf nichts kennt.

Halt, bald hätt' ich was vergessen, Sonntags Mittags nach dem Effen, 208 Muste unser Salomon Mit ein einzig Bataillon dan berekoak)

90 Schreiten mit 300 Pferden, Die ganz leise auf der Erden. Traben nach der Schanze zu ; War das nicht ein schöner Coup ?

Hierbei fielen ganz behende Setengah Uns vierhundert in die Hände ; Vier Offiziers von ohngefehr, Nebst dem Schanzzeug und Gewehr.. !

Aber diese kleinen Poffen Hätten ihnen bald verdroffen; Weil sie sich hernach gewehrt, Und uns 15 Mann versehrt.

De Ville kann es nicht vergessen, Fängt vor Kummer an zu effen ; Quitten, Gurken, Kraut-Salat, Weil er die Arcanguri hat. Vor der Zeit zu triumphiren, Giebet Stoff zu kritisiren ; Harsch hat dieses nicht bedacht, Drum wird er jeßt ausgelacht.

Theurer Friedrich, sei willkommen ! Freude hat mich eingenommen ; Denn du bringst auf's vierte Glied Ehrfurcht und auch Schrecken mit.

91 Blos der Ruf von deinem Kommen modlibetHat uns alle Furcht benommen ; Allerliebster Friederich, Nimm mich mit, ich bitte dich.

antinff

Was wird jest Theresia sagen, Wird sie schimpfen oder klagen? Wenn Harsch und de Ville nach Wien Krumm und sehr gebücket ziehn. Kaufet Flor, ihr Bürger, trauret, Weil Harsch nicht die Neiß belauret ; Laffet Ader und purgirt, Daß ihr nicht mortificirt. Aber wartet, ihr Canaillen, Ihr sollt zieren manchen Galgen ; Weil ihr auf Theresien's Macht Mehr als auf Friedrich's Ruhm bedacht.

Harsch liegt nun in vollem Fieber, Der Fouquet geht ihm vorüber ; Nimmt ihm die Bagage weg. Alle Hoffnung liegt im Dr-

Fliegendes Blatt.

92

Vertrauliche Unterredung zwiſchen allen. Europäiſchen hohen Mächten, viralliday?

den gegenwärtigen Krieg betreffend. ? Der Pabst,

ovius amig

Friede, Friede sei auf Erden, of drife pal Wünschet meine Heiligkeit ! Der den Frieden lässet werden, ERCESSOIRE In der ganzen Christenheit, Warnet alle Potentaten Meines Reichs für fernern Neid, de Denn der Preußen große Thatening Uebertreffen andre weit.

Der Kaiser. Einen Frieden bald zu hören, h Stimm' ich, Vater, mit dir ein; inve Ich will deinen Wunsch vermehren, Und zum Frieden willig sein : Denn wo Friedens-Delzweig' grünen, Stehet es im Lande gut ; Wo ein Frieden ist erschienen,

Wächst dem Reiche wieder Muth.

Die Kaiserin. Einen Frieden schon zu schließen, Dies geschieht von mir noch nicht, Preußen muß ich kleiner wiffen, Eh' man noch vom Frieden spricht.

1 365 93

Nein! Was helfen mich Soldaten ? Was nußt meine Allianz ? Wann nicht ist durch ihre Thaten Wird vernichtet Preußen's Glanz. Die Russische Kaiserin. Ich hab' zwar für dich gestritten, Theres ! wie du mir gesagt : Aber ich hab' viel gelitten ; Friedrich macht mein Volk verzagt . Soll ich den Krieg weiter wählen, Wo nehm' ich die Gelder her ? Daß mir England's Sterling fehlen, Schwör' ich dir bei meiner Ehr'.

Der Türkische Kaiser. Bin ich gleich, wie ihr, so prächtig, Und beherrsche meinen Thron, Thier und Land und Volk sind mächtig; Dennoch bleibe ich davon: Ihr wollt Friedrich kleiner machen : Ja, ihr seid sehr Unrecht dran; Er wird eurer Sieg' nur lachen,

Schaut nur seinen Schußgott an. Der König in Frankreich. Nun, mein Freund, du großer Kaiser! Ich entsage diesem Bund ; Friedrich schmücken Sieges-Reiser ; Er richt unsre Macht zu Grund.

94 Ich will Bei dem Friedrich Und mir

helfen Frieden bitten, rose großen Krieges-Held. be hat mein Volk bestritten, fehlt ist auch das Geld. WHER

Der König in Spanien. Soll ich meine Meinung sagen, Euch, der großen Allianz, Die da Friedrich will verjagen, Hier habt ihr sie treulich ganz: Denn ihr sollt von mir nun hören, Er sei von mir groß geacht ; x3 Ihr habt alle gnug zu wehren, An des Helden großer Macht.urte

Der König in Schweden. Ach ! wär' ich zu Haus geblieben, Ach ! was habe ich gethan : Friedrich hat mein Volk vertrieben, Und sieht mich unfreundlich an. Laß doch diesen Fehltritt heilen, Den man zwar nicht hat vollbracht, Daß, da man dein Reich wollt theilen, Man mir auch was zugedacht. Der König in Polen. Nichts ist Schuld an diesem Kriege, Als nur meine Zärtlichkeit, $2. Meines Brühl's verdammte Lüge Hat dies Unglück mir bereit.

1 95

Hätten Pfaffen ihre Nasen Nur in Bücher rein gesteckt, Wär' durch deren Ohrenblasen Kein solch lebel ausgeheckt. Der Graf Brühl. Nun, was habe ich begangen? Mir geht es wie Judas dort. Ich muß für Verzweiflung hangen, Meine Schlösser gehen fort. Hätt' ich nicht das Land betrogen, Und den König, meinen Herrn, Bis aufs Blut ganz ausgesogen, Schien mir noch ein Gnaden-Stern. Die Neutralen Mächte. Die Neutralität ergreifen,

Ist wohl jezt der beste Krieg, Denn wo Preußen's Keule pfeifen, Ist ja nichts denn lauter Sieg. Da wo nichts denn Hagel fallet, Kann kein Heer der Welt bestehn ; Wo der Preußen Pulver knallet, Muß der Feind zu Grunde gehn. Die Churfürsten. wer hätte das gemeinet! Ach wie klopft uns unsre Brust ! Wir verlieren, wie es scheinet, Wahrlich unsre Freud' und Lust.

96 Kinder, geht, wir fliehn mit Schande, Und noch eh' wir's uns versehn, welf Nehmen Preußen unsre Lande. niet Ach, wie wird es uns ergehn

Der König in England. Friedrich, Bruder, du mußt siegen, Weil dein Gott stets mit dir ist, Wer sollt sich vor dir nicht schmiegen ? Du kämpfſt als ein Held und Christ. Trotz dem Feind, der uns will schaden, Unser Glück muß weiter gehn.to Ich hab' Geld, und du Soldaten, Nur getrost, du wirst bestehn.io/S Der König in Preußen. Brüder, und all Glaubens-Brüder, Die ihr mit mir eingedenkt ! Ich bin nebst Gott euer Hüter, Durch die Kraft, die er mir schenkt, Werd' ich alles stets vollenden , Was Gott ehret, und beliebt ; Ruft mit aufgehobnen Händen , Daß er ferner Hülfe giebt.

Denn die Kart' war schon gemtschet Zu der Meisten Untergang, Aber ich hab' sie erwischet, Eh' das Feuer auf uns drang.g bilan

97 Großer Gott, Dank will ich bringen, Dank Dir, Vater, durch den Sohn ! Laß mir ferner Sieg gelingen, Schüß', Herr, die Religion. Fliegendes Blatt.

Kunersdorf. 7)

12. August 1759. Dieselben Regimenter, die Bei Zorndorf Wunder thun, Schreckt so der Kugelregen sie, Daß sie verzagen nun ?

Puttkammer sprengt noch einmal an Mit seinem Regiment ; Erschoffen ward der brave Mann, Und Alles rückwärts rennt ;

Kein Drohn , kein Bitten hält sie mehr, Sie wenden sich zur Flucht, Ein pan'scher Schrecken faßt das Heer, Sein Heil ein Jeder sucht.

Wer starrt in's Feld dort unbedeckt ? Bin Ich denn heut nicht werth 'Ne Lumpenkugel ! " vor Ihm steckt Im Sande tief sein Schwerdt. Klette, Friedrich der Große. 7

98 Der Rittmeister von Prittwiß sieht's : W Bei Gott, Eu'r Majestät Kosaken rings - heran dert zieht's Schnell vorwärts, weil's noch geht !"

Der König wirft sich auf ein Pferd : HNun vorwärts , wenn Er meint ! " Doch stracks sich Prittwiß rückwärts dreht, Ganz nah schon war der Feind.

Den Offizier vom Pferde knallt Schnell sein Pistolenbliß ; Da stußen sie, und machen Halt Gerettet ist der Friß !

Zu Detscher, hart am Oderfluß, Da übernachtet Er Im Bauerhäuschen ohn' Verschluß, Rings Wunde um ihn her.

Wohl funfzehntausend zählten wir Verwundet leicht und schwer, Fünftausend todt ; auch ließen wir Kanonen hier noch mehr,

Als schon genommen waren heutet Wohl hundertsechszig Stück ; So wechselt oft in furzer Zeit Das wetterwend'sche Glück.

99 Doch auch die Ruffen litten viel, Graf Soltikoff schrieb heim: " Gewinn' ich noch ein solches Spiel,

So komm' ich ganz allein Mit meinem Stabe in der Hand Euch bringen den Rapport. " Froh war er, daß er nur hielt Stand Und gern ließ er uns fort. O Kunersdorf , du Trauerklang Für jedes Preußen Ohr ! Doch horch! wem gilt der Grabgejang, Der Zug im schwarzen Flor ? Dem braven Dichter Ewald Kleist, Der uns den Frühling sang ; Nach ihm der Berg am Walde heißt, Wo er zu Boden sank. Kunersdorf, dem Tode nah War Preußen's Aar durch dich, Doch Gott ihm hülfreich niedersah, Und selber half er sich.

B. v. Rendell.

7"

100

Auf den Tod des Majors von Kleist.

Auch Kleist ist hin! Laßt weit herum erſchallen, Ihr Musen um den Oderſtrand : Ein Edler ist im Streit gefallen, Im Streit für's Vaterland ! Sein Heldenblut floß auf die güldne Leier, Die sonst in seiner Hand erklang, In die, mit kriegerischem Feuer, Er nur von Tugend sang. Kleist ist nicht mehr ! Laßt weit herum erschallen, Ihr Musen, durch die bange Welt : Der Musen Liebling ist gefallen, Ein Menschenfreund und Held ! Der Freundschaft Schmerz , die mit bestäubten Haaren Stumm über seiner Urne weint, Rührt auch die Feinde : selbst Barbaren Beklagen einen Feind.

Doch ewig Lob erwartet große Seelen, Die, nur für wahren Ruhm entbrannt, Den schönen Tod der Helden wählen, Den Tod für's Vaterland.

101 Sie fliehn empor, und werden aufgenommen In Hütten der Glückseligkeit, Wo Gustav Adolf hingekommen , Das Wunder jeder Zeit. Dort ist auch Kleift ! Hoch über unserm Grame Und über Sternen geht der Held Und Graf Schwerin, ein großer Name! Mit Keith und Winterfeld.

Auf Friedrich sehn die Helden Friedrich's nieder, Bewundernd , mit besorgtem Blick, Und flehn für ihn und ihre Brüder Um Leben und um Glück.

Sie flehn zu Gott um Frieden für die Erde, Damit in Ketten ew'ger Nacht Die Furie gefesselt werde, Die Deutschland wüste macht,

Und bis ihr einst der, dem die Himmel dienen, Der Gott des Donners , widersteht, Noch unter brennenden Ruinen Und über Leichen geht. J. V. Uz.

102

Elegie auf dem Schlachtfelde bei Kunersdorf.

Nacht umfängt den Wald ; von jenen Hügeln 30^2 Stieg der Tag in's Abendland hinab ; Blumen schlafen, und die Sterne spiegeln In den Seen ihren Frieden ab. Mich laßt hier in dieses Waldes Schauern, Wo der Fichtenschatten mich verbirgt ! Hier soll einsam meine Seele trauern Um die Menschheit, die der Wahn erwürgt. Drängt euch um mich her, ihr Fichtenbäume! Hüllt mich ein, wie eine tiefe Gruft! Seufzend, wie das Athmen schwerer Träume, Weh' um mich die Stimme dieser Luft! Hier an dieses Hügels dunkler Spiße, Schwebt, wie Geisterwandel, banges Graun ; Hier, hier will ich, vom bemoosten Size Jene Schedelstätten überschaun.

Dolche blinken dort im Mondenſcheine, Wo das Erntefeld des Todes war ; Durcheinander liegen die Gebeine Der Erschlagnen um den Blutaltar. Ruhig liegt, wie an der Brust des Freundes, Hier ein Haupt, an Feindes Brust gelehnt, Dort ein Arm vertraut am Arm des Feindes. Nur das Leben haßt ; der Tod verföhnt. , sie können sich nicht mehr verdaminen, Die hier ruhn ! fie ruhen Hand an Hand ;

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Ihre Seelen gingen ja zusammen, Gingen über in ein Friedensland ; Haben gern einander dort erwiedert, Was die Liebe giebt und Lieb' erhält. Nur der Sinn der Menschen, noch entbrüdert, Weis't den Himmel weg aus dieser Welt. Hin eilt dieses Leben, hin zum Ende, Wo herüber die Cypreffe hängt : Darum reicht einander doch die Hände, Eh' die Gruft euch an einander drängt ! Aber hier, um diese Menschentrümmer, Hier, auf öder Wildniß, ruht ein Fluch ; Durch das Feld hin streckt sich Mondenschimmer, Wie ein weites, weißes Leichentuch. Dort ein Dörfchen unter Weidenbäumen ; Seine Väter sahn die grause Schlacht : O, fie schlafen ruhig, und verträumen In den Gräbern jene Flammennacht ! Vor den Hütten, die der Asch' entstiegen, Ragt der alte Kirchenthurm empor, Hält in seinen narbenvollen Zügen Seine Welt noch unsern Tagen vor. Lodernd fiel um ihn das Dorf zusammen; Aber ruhig, wie der große Sinn Seiner Deutung, sah er auf die Flammen Der umringenden Verwüstung hin. Finster blickt er, von der Nacht umgrauet, Und von Mondesanblick halb erhellt,

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Ueber diesen Hügeln, und beschauet, Wie ein dunkler Geist, das Leichenfeld. Mag, o Lenz , dein Angesicht hier lächeln ? Jeder Windstoß, der den Wald bewegt, Ist ein großer Seufzer, der das Röcheln Der Gefallnen durch die Wildniß trägt. Diese Greifin, diese düstre Fichte Zeigt die Narben, die auch sie empfing, Weis't dahin, wo blutig die Geschichte Böser Zeiten ihr vorüber ging. Als hier wild die Waffendonner stürmten, War fie noch mit Jugendkraft umlaubt,

Und, wie Hände der Natur, beschirmten Ihre Schatten ein geweihtes Haupt. Hier sah Friedrich seine Krieger fallen. Herrscher deiner Welt, Du warst so groß ; balada Aber doch das härteste von allen War Dein Loos, es war ein Königsloos ! Mann des Ruhmes , konnten alle Blüthen e Jenes Kranzes, der Dein Haupt umfing, spets Konnt' ihn Dir die Muſenhuld vergüten, dag Diesen Weg, der über Leichen ging ? Menschen fielen, gleich gemähten Aehren ! Ach, fie fielen Dir, du großer Mann !coder uscit Da, da war es, als Dein Herz in Zähren Auf den blutbesprißten Lorbeer rann. Hier der See, und dort des Stromes Fluthen Spiegelten zurück das Todesschwert ;

105 Dieser Himmel fah das Opfer bluten ; Dieser Hügel war ein Opferheerd! Hier im Bach hat Menschenblut gefloffen ; Wo der Halm im Monde zuckend nicht, Hat vielleicht ein Auge, halb geschlossen, Nach der Heimathgegend hingeblickt. Da, wo die Cikad ' im düstern Thale Durch die Nacht der Ulmenwaldung tönt, Da, da hat vielleicht zum letzten Male Manches zarte Lebewohl gestöhnt. Und der stille Wandrer, welcher traurig Sich dem Graun der Gegend überläßt, Fühlt ein dumpfes Ahnen, das so schaurig Ihm den Athemzug zusammen preßt. War es Klang von einer fernen Quelle, Was so dumpf zu meinem Herzen sprach ? Oder schwebt Geseufz' um jede Stelle, Wo ein Herz, ein Herz voll Liebe, brach? Ist es Wandel einer düstern Trauer, Was am Sumpf dem Hagebusch entrauscht, Und nun schweigt, und, wie ein dunkelgrauer Nebelstreif, im Nachtgeflüster lauscht ? Wandelst du dort, arme Mädchenseele, Der die Wuth den holden Freund entriß? Schattest du dort um die Todtenhöhle, Durch das Nachtgraun deiner Finsterniß ? Aber still ! was flimmert durch die Zweige, Wie ein weißer, fchleierheller Geist ?

106 Jeder rohe Laut der Wildniß schweige ! Diese Stell' ist heilig ! hier fiel Kleift. Wo den Raum die Ulmen überschleiern, Sank der Frühlingssänger in den Staub. Diese Stelle will ich heilig feiern ; Ach, und kann sie nur bestreun mit Laub! Rinnen laß hier eine Silberquelle ! Winde deinen sanftern Blumentag, Holder Frühling, um die rauhe Stelle, Wo dein edler Sänger blutend lag! Hier, aus diesem wildernden Gesträuche, Wo der deutsche Mann sein Blut verlor, Hebe sich der Schatten einer• Eiche, Grün' ein zartes Myrtenreis empor ! Und im dunkelgrünen Eichenlaube Girre, wenn der Lenz vorüberzieht, Klagend eine filberweiße Taube Noch dem Sänger Lalage's ihr Lied! Aber in dem Myrtendunkel säume Die Begeistrung einer Nachtigall ; Und die Waldluft schweb' um ihre Träume Wie ein sanft gehaltner Wellenfall ! Leise schwebe sie durch's Laub des Strauches, Das der Boden dieser Stelle trieb, Wie der Nachhall eines Flötenhauches, Der uns aus des Dichters Leben blieb ! Und im zarten Weiß der sanftern Trauer Nahe sich die Mondnacht diesem Raum ; Feiernd trete sie in seine Schauer, Wie ein heiliger Erinnrungstraum !

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Zwar den fernen Geist kann nichts erstatten ; Doch er schwand nicht ganz aus unserm Blick. Der geweihte Mann wirft seinen Schatten Dort noch aus Elysium zurück. Biel der edeln Männer sind gefallen; Aber, Kleist, dein Name tritt hervor, Tritt hervor, und hebt, geweiht von Allen, Aus der Fluth der Zeiten sich empor. Hier fand mancher Jüngling, welcher muthig Einen Namen sucht', ein stummes Grab ; Manche Hoffnung riß der Tod hier blutig Vom Idol der goldnen Zukunft ab.

Sagt, was ist, was gilt ein Menschenleben, Was die Menschheit vor dem Weltengeist. Wenn der wilde Tod aus den Geweben Ihres Daseins so die Fäden reißt ? Welche Fäden sind hier abgerissen ! Und was fällt, wenn nur ein Haupt zerfällt ! Hier stehn wir, und hinter Finsternissen Steht der hohe Genius der Welt ! Stürme fahren aus dem Schooß der Stille, Und die Zeit, mit Trümmern wüst umringt, Zählt am Uferrand der Lebensfülle Jeden Tropfen, den der Sand verschlingt. Schwankend irren wir im finstern Sturme! Wechseltod beherrscht die Finsterniß ; Er beraubt den Halm, und giebt dem Wurme, Giebt dem Halm, was er dem Wurm entriß.

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Luftig spielt das Laub des Ulmenbaumes An den frischen Aesten um den Stamm; Regt darin sich noch ein Rest des Traumes, Der ein Mal in Nervenfäften schwamm? Jenen Kopf bewohnten einst Gedanken, Stolz vielleicht und dunkel seine Stirn ; Jeßt durchkriecht ein Nachtwurm ihn, und Ranken Wilder Kräuter nährte fein Gehirn. Dieser Staub am Wege hing um Seelen; Wo ich trete, stäubt vielleicht ein Herz; Gott! und hier aus diesen Augenhöhlen Starrete zu dir hinauf der Schmerz.

Welch ein Anblick!

Hierher, Volksregierer ! Hier, bei dem verwitterten Gebein, Schwöre, deinem Volk ein sanfter Führer, Deiner Welt ein Friedensgott zu fein ! Hier schau her, wenn dich nach. Ruhme dürstet ! Zähle diese Schädel, Völkerhirt, Vor dem Ernste, der dein Haupt, entfürstet, In die Stille niederlegen wird ! Laß im Traum das Leben dich umwimmern,

Das hier unterging in starres Graun ! Ist es denn so reizend, sich mit Trümmern In die Weltgeschichte ein zu baun ? Einen Lorbeerkranz verschmähn, ist edel !. Mehr als Heldenruhm ist Menschenglück ! Ein betränztes Haupt wird auch zum Schedel, Und der Lorbeerkranz zum Rasenstück!

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Cäsar fiel an einem dunklen Tage Ab vom Leben, wie entstürmtes Laub ; Friedrich liegt im engen Sarkophage ; Alexander ist ein wenig Staub. Klein ist nun der große Weltbestürmer ; Er verhallte, lauten Donnern gleich ; Längst schon theilten sich in ihn die Würmer, So wie die Satrapen in sein Reich Fließt das Leben auch aus einer Quelle, Die durch hochbekränzte Tage rinut : Irgendwo erscheint die dunkle Stelle, Wo das Leben stille ſteht und ſinnt. Katharina's Lorbeerthaten zögen Gern verhüllt den Lethestrom hinab ; Beffre retten ihre Gruft, und legen Sanftre Kronen nieder auf ihr Grab. Dort, dort unten, wo zur letzten Krümme Wie ein Strahl, der Lebensweg sich bricht, Tönet eine feierliche Stimme, Die dem Wandrer dumpf entgegenspricht : „Was nicht rein ist, wird in Nacht verschwinden ; Sterne werden aus dem Nebel gehn ; Zittern werden die bekränzten Sünden, Und der Mensch wird vor der Wahrheit stehn. " Chr. A. Tiedge.

110

An den Frieden. 8)

1760.

Wo bist du hingeflohn, geliebter Friede ? Gen Himmel, in dein mütterliches Land ? Hast du dich, ihrer Ungerechtigkeiten müde, Ganz von der Erde weggewandt ? Wohnst du nicht noch auf einer von den Fluren Des Oceans, in Klippen tief versteckt, Wohin kein Wuchrer, keine Missethäter fuhren, Die kein Eroberer entdeckt ?

Nicht, wo , mit Wüsten rings umher bewehret, Der Wilde sich in deinem Himmel dünkt ? Sich ruhig von den Früchten seines Palmbaums nähret, Vom Safte feines Palmbaums trinft ? ! wo du wohnst, laß endlich dich erbitten : Komm wieder, wo dein süßer Feldgefang Von heerdenvollen Hügeln und aus Weinbeerhütten Und unter Kornaltären klang!

Sieh diese Schäferſiße, deine Freude, Wie Städte lang, wie Rosengärten schön, Nun sparsam , nun wie Bäumchen auf verbrannter Haide, Wie Gras auf öden Mauern stehn.

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Die Winzerinnen halten nicht mehr Tänze, Die jüngst verlobte Garbenbinderin Trägt, ohne Saitenspiel und Lieder, ihre Kränze Zum Dankaltare weinend hin. Denn ach der Krieg verwüstet Saat und Reben, Und Korn und Most ; vertilget Frucht und Stamm ; Erwürgt die frommen Mütter, die die Milch uns geben, Erwürgt das kleine fromme Lamm.

Mit unsern Roffen fährt er Donnerwagen, Mit unsern Sicheln mäht er Menschen ab ; Den Vater hat er jüngst, er hat den Mann erschlagen, Nun fordert er den Knaben ab.

Erbarme dich des langen Jammers ! rette Von deinem Volk den armen Ueberreſt ! Bind' an der Hölle Thor mit siebenfacher Kette Auf ewig den Verderber fest! A. W. Ramler.

Ode an die Beutschen.

Unglücklich Volk ! Du schwingſt mit Raserei Im Bügerkrieg die blutbefleckten Fahnen, Die Luft ertönt vom lauten Wehgeschrei, Woran muß jeder Stein uns zürnend mahnen ? Die Fluren wandelt Ihr zu wüsten Stellen, Und färbt mit Euerm Blut der Ströme Wellen.

112 Soll da dem Vaterland nicht bangen ? Ihr stürzt es in die Barbarei, Aus der es durch die Väter frei Und ruhmbekränzt hervorgegangen. Im Auge Wuth, wollt Ihr der Hölle Geist, Die Zwietracht her zu Eurer Rache heischen, Ihr seid es, die das eigne Herz zerreißt, Mit frevlem Arm bereit Euch zu zerfleischen. Der Himmel zürnt der Ungebühr der Seinen. Und will dem bangen Leichenzug nicht scheinen. Voll Furcht die Flammen zu entweihen, Wie bei Thyestens grausem Mahl, Flieht Helios, den reinen Strahl Nicht solcher schnöden That zu leihen. Verräther ! fürchtet Ihr, daß aus dem Blut, Das Ihr verschont, uns Rettung einst erstehe ? Daß Ihr, aus Einem Haus, in blinder Wuth Das Ausland ruft zu Eurem eignen Wehe ? Denn Euern schwarzen Frevel zu vollenden Reicht Ihr die Waffen fremden Räuber-Händen. Sie haben grimmig sich verschworen, Mit Euch zu jeder That im Bund, Es stürzt des Reiches heilger Grund, Gefeß und Gleichheit geht verloren.

So sank dahin das schöne Griechenland An Wunden, die's mit eigner Hand geschlagen,

113 Da Bürgerkrieg den wilden Feuerbrand Zum stolzen Sparta, nach Athen getragen. Und da sie so am eignen Leben zehren, Vermögen fie Gewalt nicht abzuwehren. Wie konnte sich ihr Staat befreien !

informatio

Er stürzt sich in das eigne Schwert Und zählt, ach ! nur zu sehr bethört, Die Consuln Rom's zu seinen Treuen. Doch Schrecken wird ihm statt der Ruh' zu Theil, Dem fremden Joch muß Hellas unterliegen, Dem Ruthenbündel und dem Henkerbeil Muß sich der Wille freier Männer fügen. Sie konnten nicht die Leidenschaft verbannen, Da wird der Schußfreund ihnen zum Tyrannen. So fällt durch eifersüchtig Wüthen, Durch treulos schändlichen Verrath, Der Griechen hochberühmter Staat, Ein Land, wo Kunst und Freiheit blühten.

Ihr trätet gern Borussia in den Staub, Frankreich und Schweden muß Euch Hülfe fenden, Dem rohen Ruffen bietet Ihr's zum Raub, Ihr Armen ! grabt das Grab mit eignen Händen. Tyrannen räumtet Ihr das Land, die Rechte, Zum Lohn dafür bedient Ihr sie als Knechte. Wie werdet Ihr einst weinen, weinen, Daß Ihr der Feinde stolzem Heer Mit eigner Hand geschärft den Speer, Der Nachbar wird's nicht redlich meinen. Klette , Friedrich der Große. 8

1

114 Bewaffnet Euch, wie zu der Väter Zeit, humordet WE Und schlagt den Feind, dem allzusehr gelüftet,ak, nini. Den Thronenräuber, der zum Krieg bereit, Am Rhein, am Donaustrom das Land verwüstet. turnét Was ruft den Erbfeind Ihr, bei Euch zu wohnen, Der Euch die Freiheit raubt, das Recht, die Kronen ? Ihr schwingt die blut'gen Waffen wieder, Da jauchzt der Eumeniden Schwarm, Und Ihr befleckt den Mörderarm Ach ! mit dem Blute Eurer Brüder !

Erobert, brecht herein durch Flandern's Schutz, m Auf ! nach Hungarien, stürmt Belgrad's Mauer ! Sonst schwoll bei diesem Wort das Herz von Truß, Das Feld des Ruhms ist Euch ein Feld der Trauer ; Dort hat Eugen mit Heldenținn gefochten, Dort ward ihm einst der Siegeskranz geflechten. Und will sich nicht der Muth entzünden, Und fühlt Ihr nicht das Herz entbrannt, S Von Liebe für das Vaterland ! Wollt Ihr Euch keinen Lorbeer winden ? Seht Ihr dort an des Bosporus Gestad' Den Sultan, der Euch höhnt mit frechem Sinnen, Er gönnt Euch wohl ein solches blut'ges Bad, Fanberü Und Euer Hader fördert sein Beginnen. Ihr leiht ihm Eure blutbefleckten Hände, de Daß er das Unheil von den Seinen wende. Von seinen Thürmen schaut er freier, In hoher Freuden Uebermaaß,

115 Den Falken und Adler schon zum Fraße Im krummen Schnabel wilder Geier. Nicht auswärts nur , Ihr nährt im eignen Schooß, Unfinn'ge, die Gefahren wie verblendet, Die Donau zieht Euch den Tyrannen groß, Indeß Ihr gegen mich Euch frech gewendet. Du schmiedest, niedres Volk, die eignen Ketten, Die Freiheit zürnt und will sich sterbend retten. Ihr werdet noch dem Wahne fluchen, Und was Euch sonst das Herz bethört, Daß Ihr die schnöden Fesseln ehrt, In die Euch Eure Kaiser schlugen. Gedenkt der alten Zeit und jener Noth, Wie's Kaiser Karl, dem stolzen Haupt, gelungen, Wie er dem Reich, das Ihr getrennt, gebot, Durch Spanier, Germanien bezwungen. Zum Joch gewöhnt' er Eure Anverwandten Und edle Fürſten führt er fort in Banden. Um Rache rufen noch die Leichen, Die Ferdinand zum Tod gebracht, Da er des Glaubens freie Macht Bedrohte mit Despotenstreichen. Ich red' umsonst, sie hören mich nicht an; Elende ! Antwort ! ---- die Verräther schweigen. Ach ! um der Väter Tugend ist's gethan, Nicht freie Männer find' ich unter Feigen; 8*

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116 Sie kriechen scheu zu des Tyrannen Füßen Und mögen ihre Schmach in Banden büßen. Ihr wagt es nicht, dem Feind zu wehren, Kleinmüthig seid Ihr und verzagt, Und diese Ketten, die Ihr tragt,

G

Nehmt Ihr, o Schande ! noch für Ehren. Auf! meine Preußen, fliehen wir dies Land, Wo gegen Unrecht Ihr und Schande fechtet, Im Schwindel ist der Brüder Geist entbrannt, Deutschland hat den, der es beschüßt, geächtet. Die eigne Freiheit hat es feil geboten Für Knechtesdienst an traurige Despoten. Verlassen wir das Reich der Thoren, Sie zahlen mit dem eignen Blut Tyrannen schimpflichen Tribut Und sind zu Sklaven nur geboren. Hinaus, und einen mildern Himmel sucht, Wo uns die Götter goldne Tage schenken, Ja, selbst des Irokesen wilde Schlucht, Das dürre Felsland, das nie Wellen tränken, Die heißen Wüsten, wo die Tiger hausen, Die dunkle Kluft des Kaukasus voll Graufen Sind unsrer wunden Brust willkommen, Ein sich'rer frei'rer Aufenthalt, Als diese Heimath voll Gewalt, Die uns nie gaftlich aufgenommen. Nein, tapfre Schaar, ein edler, großer Sinn Wird nicht in schimpflichem Gefühl verzagen,

1ད བུ ཉིན

117 Eh' er sie denkt, wirft er die Ausflucht hin, Die Ehre retten wir ! es gilt zu wagen! Für Unrecht und Verrath die blut'ge Rache Zu fordern, ist der Götter heil'ge Sache. Heran ! Ihr muthigen Geschwader, Stürzt in die Schlacht mit frohem Herz, Und trefft mit Euerm scharfen Erz Dem falschen Feind die Lebensader. Mit ganzer Kraft, mit lebensfestem Muth Fallt in der Völker dicht vereinte Banden, In Schmach und Stolz, sie dürften nur nach Blut Und ziehen frech heran aus allen Landen. Da ist der Sieg, wo Eure Fahnen wehen, Die Nachwelt rühmt die herrlichen Trophäen. Der Rache weih' ich Euch, ihr Schaaren, Gedenkt, von Feindes Blut gefärbt, Daß Ihr den schönsten Lorbeer erbt, Dort auf dem Felde der Gefahren ! Friedrich der Große. (Deutsch von Fr. Förster.)

Auf ein Geschük. Als von_der_Russischen Artillerie eine Kugel aus einer ungewöhnlichen Ferne bis mitten in die Stadt geschoffen wurde. 3. Oktober 1760. du, dem glühend Eisen, donnernd Feuerb Aus offnem Aetnafchlunde flammt, Die frommen Dichter zu zerschmettern, Ungeheuer, Das aus der Hölle stammt!

118 Wer, zur Verheerung blühender Geschlechter, Dich an das Sonnenlicht gebracht, Hat ohne Reue seine Mutter, seine Töchter Frohlockend umgebracht. Ganz nahe war ich schon dem Styr, ganz nahe Dem giftgeschwollnen Gerberus ; Ich hörte schon das Rad Irion's raffeln, sahe Die Brut des Danaus ', Verdammt zum Spett bei bodenlosen Fässern ; Und Minos' Antlig, und das Feld Elyfiens ; den großen Ahnherrn eines größern Urenfels, und sein Zelt Voll tapfrer Brennen sah ich : ihre Lieder, Ihr Fest bei jedem Freudenmahl Ist er, der wider sechs Monarchen ficht, und wider Satrapen ohne Zahl. Schon säng' ich seine jüngste That : wie brausend Ein Meer von Feinden ihn umfing,

Er aber seinen Weg hindurch auf zehentausend Bertretnen Schädeln ging. Alcäus würde jetzt mein Lied beneiden ; Schon säh' ich Gäſarn lauſchend nahn, ple Mit ihm den weifen Antonin, und den von beiden Gefeirten Julian.3 normat

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Allein Merkur stand neben mir, und wandte Durch seinen wunderbaren Stab Den Ball, der mich in's Reich der Nacht zu schleudern brannte, Von meinen Schläfen ab. Denn ich soll noch die Laute stärker schlagen, Wann er durch Weihrauchwolken zeucht, Die Kriegesfurie gefesselt an dem Wagens mollar) ) vS Des Ueberwinders keucht ;

Wann er, auf einem Throne von Trophäen, Rund um sich her der Künste Kranz, Und wir, im Musentempel, seine Siege sehen, Versteckt in Spiel und Tanz ; Wann er, ein Gott Ofir ! durch unsre Flurend Im seligsten Triumphe fährt, Indeß der Ueberfluß auf jede seiner Spuren

Ein ganzes Füllhorn leert. A. W. Ramler.

Auf die Schlacht bei Torgau. Schwerin der hat uns kommandirt, ja kommandirt, Und hat die Truppen angeführt : Poz tausend Donnerwetter! hieben wir nicht drein; Bei Prag aber büßten wir den Feldherrn ein. misse

1201 Trallerallala! Bei Prag aber büßten wir den Feldherrn ein.AMD An Zorndorf denk ich all' mein' Tag, ja all' mein' Tag, Da kriegt' ich ein'n Musketenschlag, kiss mark Deshalb ward ich von Zorn entbrannt, Und hab' das Dorf Zorndorf genannt.

Se. Excellenz der Kaiserlich-Königliche General-Feldmarschall Laudon fam zur schlimmen Zeit, Wir glaubten ihn, wer weiß wie weit, Bei Kunersdorf herangehazt! Da hat sich der Friß im Kopfe gefragt. Ak sa b 4154 Aber bei Torgau machten die grünen Husaren unter Zie ten erst recht fett das Kraut! Die ha'n den Friß herausgehaut!

Die Feinde flohn ; drum hab' ich doch „Wie Zieten aus dem Busch! " das Sprüchwort noch. Volkslied.

Held Bieten. AngInd. 190 1AG NG TA Greis zieten war ein seltner Held,

} Troß Alter und Beschwerde, s dull old tod Der blaue Himmel war sein Zelt, Sein Haus die freie Gotteswelt, sund design gorg Sein Polsterstuhl die Erde.jke voda parte h

121 Wenn er die Stirn in Falten zog, ball Und den Kosaken streckte, Und mit der Fauft den Säbel wog, Da ging's, daß Alles stob und flog, Und Blut die Erde deckte. Ihm saß das Herz am rechten Fleck, Der Kopf am rechten Orte, All überall wies er zum Schreck Dem Feinde stets den nächsten Weg Zur schwarzen Todespforte. Dann lachte er dem Ungemach, Ließ Roß und Mann verschnaufen, Und dachte, wie einst Simson sprach, Als er Philister-Hälje brach: Da liegen sie bei Haufen. Einst zog das Glück die Nase kraus, Frit stand in Ungenaden, Da sah es ziemlich windig aus, Held Laudon war zum Siegesschmaus Bei Torgau eingeladen. Doch eh' Fortuna sich befann Kam mit dem Fledermische

Held Zieten ungebeten an, Und jagte Siebzigtausend Manne Von dem gedeckten Tische..

122 Und seine Schaaren theilten sich In Speisen und Getränke, Er aber brachte feierlich

Dem Helden, Vater Friederich, Die Becher zum Geschenke.

W. Möffory.

Torgau. 3. November 1760. Das war ein blutig Schlachtenfeld Bei Torgau an der Stadt, Wo Friederich, der treue Held, Den Daun geschlagen hat.

y

So grimmig stritten Mann an Mann ⠀ Mit blanker Waffen Macht,

Daß erst kein Kämpfer sagen kann, Wer Sieger in der Schlacht. Held Friedrich aber Menschen wißt, Dies war ein großes Herz, Held Friedrich jeden Schmerz vergißt Um seiner Liebe Schmerz. tek Ihn trieb die Macht, ihn trieb das Reich, S Ihn trieb erworbner Ruhm. Doch Friedrich, allem Größten gleich, ent War's auch im Menschenthum.

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mop Still ging er über's Schlachtgefild Wo so viel Blut geraucht, Da hat der liebe König mild Die Worte hingehaucht : Quand finiront donc mes tourments? Ihr Menschen nehmt es an; Denn nur wer herzlich lieben kann, Der ist ein großer Manu. J. Minding.

An den österreichiſchen Fabius. Nach der Schlacht bei Torgau.

Fabius ! gerent dich nach drei Jahren Dein glückliches Verziehn ? Wo waren deine Felsen ? Waren Die Felsen nicht mehr steil für ihn?

Vergiffest du, wie man bei Nacht dem Sieger In's müde Lager ſtreift? Und wie man eine Hand voll Krieger Mit einem Ocean ersäuft?

Und wie man bundsverwandte Nationen Bequem zur Schlachtbank schickt, Indessen man, sein Heer zu schonen, w Von sichrer Höh' weit um sich blickt? +99

124 Wer nimmt sich nun der Diener armer Staaten, Der hohen Bassen an, Und straft den stolzen Potentaten, Der selbst regieren will und kann? Wer rächt die Feldherrn, die nach Ehre dürften, Nach Beute lüstern sind, gendh An diesem wunderbaren Fürsten, Der seine Schlachten selbst gewinnt ? Und ach ! wer rächt die Zunft der schönen Geister, Nun du geschlagen bist, An einem Könige, der Meister # 390 In allen ihren Künsten ist ? Weh deinem Pontifer, der stets die Laien Mit Wundern hintergeht! Er fann ja keinen Degen weihen, Der wider Pallas' Helm besteht. A. W. Bamler.

vesteDie Flöte. Lager von Bunzelwig.

August 1761.

Wem der Gott die Gunst versagte, Weigert er des Liedes Klang. Was im tiefsten Herzen nagter BOSCHG Löset hell sich im Gefang. with walk

125

Was sich menschlich soll gestalten Zorn und Liebe, Haß und Gunst, Immer mag sich's recht verwalten, Bändigt es die süße Kunſt. Alter König Friz ! Ich schaue Dich in Deiner Einsamkeit, Da des Kampfes Drangfal graue Flocken schon in's Haar Dir schneit ; Da die unheilschwangre Wolke , Die Dein kleines Heer umkreist , Deiner Schöpfung, Deinem Volke Sichren Untergang verheißt : Und Du nimmst die Flöte.

Leise

Schwingt ein Ton sich nun hervor, Eine füße Sangesweise Schwebt hinauf zu Deinem Ohr: Selber hast Du sie geschaffen, Selber hat sie Dich beglückt, Und das rauhe Erz der Waffen Mit des Klanges Schmelz geschmückt.

Dunkle Nacht im Wetterglanze Trägt das Lied durch's Lager hin, Auf der fernsten, stillen Schanze Trifft es eines Kriegers Sinn. Seine ernsten Wimpern zittern Und erfüllt von stolzem Muth Spricht er: Laßt es ungewittern, Friedrich's Flöte lautet gut ! J. Minding.

126 leh Der Friede. 9)p the balle 1763. So war nach fieben Jahren vollbracht der schwere Krieg Und Sorgen und Gefahren gekrönt durch hohen Sieg. Da kam der König wieder in sein Väterschloß, Seiner harrten Lieder und Wort, das aus dem Herzen floß. Er hatte ihn stark errungen seinen Lorbeerkranz, Habsburg's Macht bezwungen, deß strahlte sein Ruhmesglanz. Nun wollten sie ihn feiern, der ein solcher Held, Mit Harfen und mit Leiern den Sieger über eine Welt. Das däuchte dem kühnen Recken ein Beginnen schwer : Nicht könnten Lieder wecken, was in der Erde wär'. Bei so viel blutigen Leichen da dürfe man nimmerdar Die Geigen und Fideln streichen: das war dem stolzen Herzen klar.

Die Ruffen und die Franzen und der Schweden Heer, Sie wollten lustig tanzen über deutsches Land und Meer ; Aus Stralsund's und Straßburg's Wällen, so dem deutschen Reich geraubt, Da brachten die Gesellen theure Hülfe Deutschland's Haupt, Von Polen und Sachsen die Fürsten , von Baiern und Würtemberg , Die thaten grimmig dürften zu stürzen seiner Hände Werk ; Aber Deutschland's Ehren die rettete Friedrichy's Hand: Es mußte die Zukunft lehren, wie Er deutsches Recht erkannt.

127 Wie es das Loos geboten, erfüllte es jeder Held ; Da lagen die großen Todten, Schwerin und Winterfeld ; Da lag mit seinem Zopfe so mancher tapfre Grenadier, Dem war am Puderkopfe eine Säbelwunde Zier. Und so spricht der König, als er heimgekehrt : H Uns geziemet wenig zu jubeln am eignen Heerd ; Zündet keine Kerzen den Siegern in der Schlacht, Danket Gott im Herzen, daß wir es. vollbracht !" Laffet ruhn die Feste und der Lichter Glanz, Aller Gaben beste ist ein Todtenkranz ! Was wir vollendet haben, das war wahrlich Noth. Siege find Himmelsgaben. Dentet an den Tod! " J. Minding.

.

Auf die Wiederkunft des Königs. 30. März 1763. Der Held, um den du bebtest, wann im Streite, Wohin ihn dein Verhängniß trug, Der ehrne Donner von den Bergen ihm zur Seite

Die Feldherrn niederschlug : Da wider ihn mehr Feinde sich gesellten, Als dir die Nachwelt glauben darf, Und er sich mit entschloßner Seele zweien Welten Allein entgegenwarf ;

128 Dein König, o Berlin! durch den du weiser, Als alle deine Schwestern bist, Voll Künste deine Thore, Felsen deine Häuser, Die Flur ein Garten ist; Dein Vater, der dich oft in deinem Mangel Gespeist, kehrt wieder in dein Land, Und hat in Fesseln an der Höllenpforten Angel Die Zwietracht hingebannt. Fall' an sein Herz, o Königin ! mit Zähren Der Freude ; fleug an seine Bruſt, Amalia, von deinen frommen Dankaltären, Und rede, wenn die Lust ANTIQ Dich reden läßt.

Vermählte seiner Brüder,

Küßt sein friedselig Angesicht : Willkommen, Schußgeist deines Volkes ! " und sagt wieder : „Willkommen ! " und mehr nicht. Ihr Jungfraun, deckt mit immergrünen Zweigen, Mit einem ganzen Lorbeerhain Den Weg ; mischt Blumen, die der offnen Erd' entsteigen, Und frühe Blüthe drein. Ihr edlen Mütter, opfert Spezereien, Die Maraba den Tempeln zollt, Da, wo sein goldner Wagen durch gedrängte Reihen Entzückter Augen rollt.

0129

Heil uns, daß unser Morgen in die Tage Des einzigen Monarchen fiel! So sagt, ihr Jünglinge. Du, Chor der Alten, sage: Heil uns, daß wir das Ziel So viel gekrönter Thaten sahn ! wir sterben. Von Wonne trunken : Friederich Bleibt hinter uns ; ihr stolzen Enkel sollt ihn erben. Triumph! so sag' auch ich: Wenn, unter lauten, jubelvollen Zungen Ein füßer Ton auch mir geriethes Triumph! ich hab' ein Lied dem Göttlichen gesungen, Und ihm gefällt mein Lied . A. W. Ramler.

Der Triumph. Schäme dich, Camill, Daß du mit vier Sonnenpferden In dein errettetes Rom zogst! Und du, Romulischer Heere Glücklicher Sieger, o Julius, Daß dich, mit goldenen Städten und Schlachten, Und mit Adlern und Spolien Deiner Brüder umgeben, Zum hohen Kapitol dein stolzer Wagen trug. Friederich, ein Prinz der Brennen, 9 Klette, Friedrich der Große.

€130 Ward angefallen von Völkern Hungariens, Von Illyriens Reitern und Daciens : Alle dem Zepter der Königin zinsbar, Die Vindobonens saatenreiche Fluren, Und Austrasiens Auen beherrscht, Und der Bajonen Gebirge, Und Hesperiens goldene Gärten ; Dieser erhabenen Fürstin, Deren Wohlfahrt vom Himmel in Sieben Sprachen erflehet wird ; Deren Heere, geführt vom Stab' Eugen's, Ehmals unbezwinglich, - und jetzt balVerbunden waren mit allen, die Am Mäotischen, Kaspijchen, Finnischen waken Sunde wohnen , den rauhen Samojeden und Ostiaken, Und dem Tatar am Sangarfluß : Einer Monarchin dienstbar, Einer, Die den weiten Umkreis

Ihrer Welten nicht kennt. Auch trat zu ihnen der Söhne Sarmatiens Selbſterwähleter König, Und stellte seine Sachsen, ein treues Volk, Mitten auf den Pfad des Siegers, Unter eine Felsenburg . Und die hohen Satrapen Germaniens Fielen zahlreich dem Bunde bei. Und die theuer erkauften Suenonen Drangen aus dem beeisten Norden hervor: Enkel der Helden, mit denen ein Jüngling

ant

131

Europen und Asien schreckte. Und Gallien, das an zwei Meeren thront, Deffen Fahnen und Wimpel Unter allen Himmeln wehn, Ließ seinen Schwarm aus, Gleich dem Heere schwirrender Grillen, Die vor sich her ein blühend Land, Und hinter sich Wüsten sehn. Aber, Thalia, laß ab Die Flotten und Fußknecht' und Reiter zu zählen ! Friederich , so sage, bekriegt Von scheelsüchtigen, oder getäuschten, Oder gezwungenen Fürsten, Kehrte, nach sieben blutigen Jahren, So mächtig zurück, als er auszog, Nur an Ehre größer, Und triumphirte nicht. Siehe er lenkt unsern Ehrenbogen aus, Und unsern goldbehängten Roffen, Und besteigt den prahlenden Wagen nicht! Denn sich selbst mit eines Gottes Zufriedenheit Ansehn, ist der Triumphe Allerhöchster. - Und des Dichters Allerhöchster Triumph ist, Solchen König besingen. Drum schweige du nie von ihm, mein Lied, Stolzer, als der Geïsche Und der Thebaniſche Päan : Keinem Golde feil, 9*

132 Auch selbst dem seinigen nicht. Und ob er auch diesen Triumph verlenkt, Und, deiner Töne nicht gewohnt, Sein Ohr zu Galliens Schwänen neigt : So singe du doch den Brennussöhnen Ihren Erretter unnachgesungen. A. W. Ramler.

Held Friedrich. Held Friedrich zog mit seinem Heer, Hurrassasa, hurraffasa ! In Feindes Land die Kreuz und Quer, Haha, haha, haha, haha! Prinz Karl kommt wie ein Löwe schnell, Hurraſſaſa, hurraſſaſa! Dem gerbt bei Friedberg er das Fell ! Haha, haha, haha, haha! Drob dringt der Franzmann über'n Rhein Dem tapfern Friß in's Land hinein. Held Friedrich aber ist nicht faul Und schlägt bei Roßbach ihm auf's Maul. Hurrassasa , hurraffasa.

Vom Norden stürzt der Bär dann her, Hurraffasa 2c. Und tøbt und brummt und mault gar sehr. Haha 2c. Held Friedrich lacht und haut, pardauz! Hurraſſaſa 2c. Dem Meister Braunpelz auf die Schnauz. Haha 2c.

83333

133 Da kommt auch gar der Schwede noch, Und finnt für Friedrich Schmach und Joch: Dem wäscht er aber bald den Kopf Und schicht ihn heim mit einem Zopf. Hurraffasa 2c.

Ob auch die Welt sandt' Schaar auf Schaar, Hurraffaſa 2 . Das macht' dem Friß kein graues Haar. Haha 2c. Auf alle fuhr er wie ein Blig : Hurrassafa x . So macht' es unser alter Frit ! Haha 2 . Drum denken wir, wir wollen auch Stets üben Friedrich's guten Brauch : Der Preußen Schwert sei wie ein Bliß, Wie's war beim alten Helden Friß! Hurraſſaſa 2c. Und fällt's dem Franzmann wiedrum ein, Hurraſſaſa 2c. Zu kommen an den deutschen Rhein : Haha 2 . Dann brennen wir ihm auf die Haut ; Hurraffafa x. Und beißen soll er rheinisch Kraut. Haha 2c. Des Rheines Reben feur'ge Glut Wächst nur für ächtes deutsches Blut. ( Doch lästet's ihm nach unserm Wein, Er komme nur, wir schenken ein ! Hurrassasa 2 . 2. 1. Firmenid

134

Bieten.

Der große König wollte gern sehn, Was seine Gen'rale wüßten ; Da ließ er an alle Briefe ergehn, Daß sie gleich ihm schreiben müßten, Was jeder von ihnen zu thun gedenkt, Wenn der Feind ihn so oder so bedrängt. Der Vater Zieten, der alte Husar, Besah verwundert den Zettel. Der König hält mich zum Narren wohl gar (So flucht er) was soll mir der Bettel ? Husar, das bin ich, Pot Element ! Kein Schreiber oder verpfuschter Student. " Da macht er auf einen Bogen Papier Einen großen Kler in der Mitten, Rechts, oben, links, unten dann Linien vier, Die all' in dem Klere sich schnitten, Und jede endete auch in ' nem Klex. So schickt er den Bogen dem alten Rer. Der schüttelt den Kopf gedankenvoll, Fragt bei der Revue dann den Alten : Zum Schwerenoth, Zieten, ist er toll? Was soll ich vom Wische da halten? " Den Bart streicht sich Zieten : „ Das iſt bald erklärt, Wenn Euer Majestät mir Gehör gewährt. "

135 Der große Kler in der Mitte bin ich, Der Feind einer dort von den vieren, Der kann nun von vorn oder hinten auf mich, Von rechts oder links auch marſchiren. Dann rück' ich auf einem der Striche vor Und hau' ihm, wo ich ihn treffe, auf's Ohr. " Da hat der König laut aufgelacht Und bei sich selber gemeinet : „Der Zieten ist klüger, wie ich es gedacht, Sein Geschmier sagt mehr als es scheinet. Das ist mir der beste Reitersmann, Der den Feind schlägt, wo er auch rückt an. “ F. v. Sallet.

Held Seydlik. Es war einmal ein Rittersmann In König Friedrich's Heer, Der hat auf langer Kriegesbahn Der Helden-Wunder viel gethan, Von Ruhm und Ehre schwer. Er schmiedete des Blizes Flug Zum Sporn der Reiterei, Und furchtbar vor dem Helden trug , Wie donnernder Gewitter-Zug , her Der Tod das Feldgeschrei.

136 Der Erde Fürsten hatten sich Verbunden und vereint,

e,

Zu höhnen Preußen's Friederich, Der nie vom Pfad der Weisheit wich, Unzählbar war der Feind. Da schlug der Ritter Seydlig drein, Und die Dämonen flohn, Es flohn bei Roßbach Groß und Klein, Franzosen und Genoffelein, Und ehrten Preußen's Thron.

Als Vater Friß die Ruffen wog, Bei Zorndorf in der Schlacht, Und schier die Stirn in Falten zog, Wie wenn sein Adler ihm entflog, Der sonst so treu gewacht; Da stürzte mit dem Rächerstahl, Held Seydlig in den Tanz, Umleuchtet von der Ehre Strahl Und wand den Lorbeer siebenmal Um's Haupt des Vaterlands. Reich war des Todes Ernte, reich, Wenn er die Sichel schwang,, vo Ihm galt die Zahl der Feinde gleich, Er kommandirte : Marsch mit euch, d Gereift zum Untergang.

W. Mössory.

137

Seydlik. 1º)

Herr Seydlig , auf dem Falben, Sprengt an die Front heran, Sein Aug' ist allenthalben, Er mustert Roß und Mann, Er reitet auf und nieder Und blickt so lustig drein, Da wissen's alle Glieder : Heut wird ein Tanzen sein.

Noch weit sind die Franzosen ; Doch Seydlig will zu Ball, Die gelben Lederhosen, Sie sißen drum so prall, Schwarz glänzen Hut und Krämpe, Im Sonnenschein zumal, Und gar die blanke Plempe, Blizt selbst wie Sonnenstrahl. Sie brechen auf von Halle, Die Tänzer allbereit, Bis Gotha hin zu Ballester Dat Ist freilich etwas weit, Doch Seydlig , vorwärts trabend, Spricht: Kinder, wohlgemuth ! AB Ich denk', ein lust'ger Abends , butfe Macht Alles wieder gut. "

138

Die Nacht ist eingebrochen; Zu Gotha, auf dem Schloß, Welch Tanzen da und Kochen In Saal und Erdgeschoß, Die Tafel trägt das Beste. An Wein und Wild und Fisch, Da, ungebetne Gäſte Führt Seydlig an den Tisch. Die Wiß- und Wortspiel-Jäger Sind fort mit einem Saß, Die Schwert und Stulpen-Träger Sie nehmen hurtig Plaz; Herr Seydlig bricht beim Zechen, Den Flaschen all' den Hals, Man weiß, das Hälsebrechen Verstund er allenfalls.

Getrunken und gegeffen Hat Jeder, was ihm scheint, Dann heißt es : „ aufgefeffen Und wieder nach dem Feind!" Der möchte sich verschnaufen, Und hält bei Roßbach an, Doch nur, um fortzulaufen Mit neuen Kräften dann.

Das waren Seydliß Späße ; Bei Zorndorf galt es Zorn,

139 Als ob's im Namen fäße, Nahm man sich da auf's Korn ; Das slavische Gelichter Herr Seydlig hoffte, traun, Noch menschliche Gesichter Aus ihnen zuzuhau'n. Des Krieges Blutvergeuden Die Fürsten kriegten's fatt ; Nur Seydlig wenig Freuden An ihrem Frieden hat, Oft jagt er drum von Morgen Bis in die Nacht hinein, Es können dann die Sorgen So schnell nicht hinterdrein.

Er kam nicht hoch zu Jahren, Früh trat herein der Tod : Könnt' er zu Roffe fahren, Da hätt's noch keine Noth; Doch auf dem Lager balde Hat ihn der Tod besiegt, Der draußen, auf der Halde, Wohl nimmer ihn gekriegt.

Ch. Foutane.

140

Bieten's Tod. 11).

T

Joachim Hans von Zieten, do Husaren-General, endpang ang Dem Feind die Stirne bieten, Thät er die hundert Mal ; pre 840 Sie haben's All' erfahren, serbuk WC Wie er die Pelze wusch, Mit seinen Leibhusaren, Der Zieten aus dem Busch. Wyek 92 Hei, Bei Bei Und

wie den Feind sie bläutenak maka Lowofit und Prag, Liegniß und bei Leuthen, weiter Schlag auf Schlag ;

Bei Torgau, Tag der Ehre, Ritt selbst der Friß nach Haus, Doch Zieten sprach : „ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus. “

Sie kamen nie alleine, Last

Der Zieten und der Friß , Ple ingat Der Donner war der Eine, Der Andre war der Bliß ; Es wies sich keiner träge,

Drum schlug's auch immer ein, Ob warm' ob kalte Schläge, Sie pflegten gut zu ſein. -

141 Der Friede war geschlossen ; Doch Krieges Lust und Qual, Die alten Schlachtgenossen Durchlebten's noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert, Und Friß und Zieten nie, Es ward jezt durchgeplaudert Bei Tisch, in Sanssouci. Einst mocht' es ihm nicht schmecken, Und sieh, der Zieten schlief; Ein Höfling will ihn wecken, Der König aber rief: „Laßt schlafen mir den Alten, Er hat in mancher Nacht Für uns sich wach gehalten, Der hat genug gewacht. "

Und als die Zeit erfüllet Des alten Helden war, Lag einst, schlicht eingehüllet, Hans Zieten, der Husar ; Wie selber er genommen Die Feinde stets im Husch, So war der Tod gekommen, Wie Zieten aus dem Busch.

Ch. Fontane.

142

An Voltaire.

1768.

Wär' ich Voltaire, wahrlich, Freund ! Ich häufte keinen Schaß und schlüge keinen Feind ! Zufrieden mit dem Nöthigen Und froh bei meinem Wenigen, Säh' ich die Göttin Glück mit ihren leichten Schwingen Hinflattern, weit von mir, Zu einem Fürſten oder Dir, Euch ihre Gunst zu überbringen.

Die Kleinigkeiten, die Gefeße, Nach welchen man im Schooß der Größe leben muß, Die Last der Pflichten, das Geschwäße Der Schmeichler und den kalten Kuß Der Höflichkeit, den man verschwenden soll, Dies alles kenn' ich allzuwohl! Das stolze Nichts der eitlen Ehre Veracht' ich, König und Poet! Wenn Atropos mit ihrer Scheere Mein Schicksal endigt einst, und meine Majestät Im Grabe ruht, was liegt daran, Ob mich als einen großen Mann Auch noch des Enfels Enkel kennt, Ob eine Chronika noch meinen Namen nennt?

Nur einen Augenblick der Freude sich ergeben, Ift mehr als tausend Jahr in der Geschichte leben!

143 Was haben wir, wir Großen ? Haben wir Beneidenswürdiges Geschick ? Vom Krönungstage an ist Arbeit unser Glück, Und Tadel unser Lohn! Auf Rasen seh' ich das Vergnügen, Den muntern Scherz, die Freude liegen, Weit ab von meinem Thron! Ermüdet , immerhin dem Staat als König nur zu dienen, Und nun entschloffen, frei zu sein, Steig' ich herab und lagre mich zu ihnen, Und mische mich in ihre Reih'n!

guter Himmel, welche Wonne! Die Welt ist schön und hell die Sonne! Hinweg ihr Helden, weg von diesem Freudenchor! Wer zöge Frieden nicht dem Kriege, Wer ein besiegtes Herz nicht einem großen Siege, Wer diese stille Flur nicht einem Lager vor ? So macht das Glück mir keine Sorgen, Es schmeichle mir, es fliehe mich ! Ihm sollt' ich huldigen ! Nein ! ungestört schlaf' ich In jeder Nacht bis an den Morgen ! Indeß das alles sein, was Du bist, darf ich nicht; Denn, Lieber, unſer Stand beſtimmt uns unsre Pflicht !

Voltaire darf, vom Lärm des Krieges weit, In einer stillen Schäferhütte, Bei einem Volke, das die Sitte

144 Der Väter liebt und Ehrlichkeit,

her grind an

Der strengsten Tugend ganz ergeben, sasiune fromati Ein Plato sein, nach freiem Willen leben! ret mit Ich aber, Freund, berufen auf den Thron, • Ich, welchem Sturm und Ungewitter drohn, Muß eines Helden Ruhm erwerben, Muß retten mich und Volk und Staat, Muß in der Schlacht und im geheimen Rath Als König denken, leben, sterben !» Friedrich der Große. (Deutsch von J. W. L. Gleim .)

Lied am Geburtstage des Königs.

Ich bin ein Preuße, stolz bin ich, Daß ich ein Preuße bin! Der Landesvater Friederich Ist Held in großem Sinn. Ift Held: Er sieht mit Falkenblick Des Vaterlandes Wohl, Und weiß, daß seiner Kinder Glück Der Vater machen soll ; Ift Held: Er möchte Trug und Liſt Verbannen aus der Welt ! Ist Held : Er giebt Gefeß' und ist Der Erste, der sie hält;

145 Ist Held: Wer ihm in's . Auge fieht Sieht einen Genius Der Menschheit, sieht, wie stark er glüht Von Lieb' und Herz- Erguß. Ist Held : Er bietet keinem Truß, Giebt Frieden aller Welt, Wird aller Unterdrückten Schuß, Für Worte, nicht für Geld !

Ist Held in Weisheit und Verstand, In Sanftmuth, in Geduld! Ist Held , das weiß das Vaterland, In Güte, Gnad' und Huld !

Der Landesvater Friederich Ist Held in großem Sinn ! Ich bin ein Preuße, froh bin ich, Daß ich ein Preuße bin! J. W. F. Gleim.

Schlachtgeſang. 22) vnut wh 1778. Auf, tapfre Brüder, auf in's Feld ! Gerecht ist unser Krieg ; Uns führet Deutschlands größter Held: Uns folget Ehr' und Sieg. Klette, Friedrich der Große. 10

146 Ihr Feinde zittert ! unfer Heera 42 Hat Kriegeskunst und Muth, Ist schneller mit dem Mordgewehr, woll work dry note Und hegt der Väter Blut. Wir streiten noch den alten Streit : Ein Mann verjaget vier. Wir fragen nicht, wie stark ihr seid, Wo stehn fie ? fragen wir. Auf Brüder ! schlagt den stolzen Feind, So kehrt ihr früh zurück ; 24 Wer starb, wird dann mit Recht beweint, Wer lebt, hat Ruhm und Glück. Der Knabe wünscht sich seinen Stand, Das Mädchen blickt ihn an : Der schüßt, als Krieger, unser Land, C Der schüß' auch mich, als Mann !"

Hört ihr der Stücke Donnerschlag, So grüßt ihn mit Gesang : Euch lohnet diesen einen Tag Der Friede lebenslang.

Die Kugel treffe, wer sich bückt, Und scheu zurücke fährt! Und wer zur Flucht den Fuß nur rückt, Deß Nacken treff ein Schwert !, forget

1

147

Nein! eh' ich fliehe, stürz' ich hin aber melly Mit Waffen in der Hand. Seid Rächer, wenn ich treulos bin, Gott, König, Vaterland! A. W. Ramler.

Kriegslied.

ift Krieg ! ' s ist Krieg ! O Gottes Engel wehre, Und rede du darein ! ' s ist leider Krieg - und ich begehre Nicht schuld daran zu sein! Was sollt' ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen, Und blutig, bleich und blaß Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was ?

Wenn wackre Männer , die sich Ehre suchten, Verstümmelt und halb todt Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten In ihrer Todesnoth ? Wenn tausend, tausend Väter, Mütter, Bräute, So glücklich vor dem Krieg, Nun alle elend, alle arme Leute, Wehklagten über mich ?

10*

148 Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöthen Freund, Freund und Feind in's Grab

wil

Versammelten, und mir zu Ehren krähten Von einer Leich' herab ? Was hülf' mir Kron' und Land und Gold und Ehre ? Die könnten mich nicht freun! 's ist leider Krieg und ich begehre Nicht schuld daran zu ſein !

M. Claudius.

Himmel und Hölle für Friedrich.

Aft

Um Nieder - Baiern zu erwerben Und solches seinen rechten Erben Durch Macht und Bündniß zu entzieh'n, War Joseph's äußerstes Bemüh'n, Das deutsche Reich mit einzuflechten, Um wider Friederich zu fechten, Der nur für Deutschlands Rechte ficht. Das wollten unsre Fürsten nicht, Und Joseph traut sich nicht, die Sachen Allein mit Friedrich auszumachen, Drum bat er Ihre Heiligkeit, é Die sonst das Schwert zum Mord geweiht, Sie soll den Himmel doch bewegen, PROZA Daß der sich möcht' in's Mittel legen. Der Papst klopft an den Himmel an, Ihm wird von Petrus aufgethan;

149 Er fegnet sich, feufzt : "/ Gott behüte ! " Weil Friedrich's Stern pour le merite In Petrus' heil'gem Knopfloch hing, Weshalb er sachte weiter ging. Es war ihm sonderbar zu Sinn, Drum ging er gerad' zur Jungfrau hin. Hier ist er erst bestürzt geworden, Als er den schwarzen Adlerorden she Gar an der heil'gen Jungfrau jah. Also war keine Hoffnung da, Daß ihm der Himmel Hülfe ſandte, Weshalb er sich zur Hölle wandte. Ein alter Teufel, lahm und schief, Der auf der glüh'nden Pritsche schlief, Als Pius sertus klopft, erwachte, Und ihm das schwarze Thor aufmachte. Wo ist sein alter Höllen-Meister, Fragt ihn der Papst, wo ist sein Herr ? Die Antwort war : Die Höllenschaaren Sind alle Preußische Husaren. Die ganze Hölle ist hier leer, Und außer mir kein Teufel mehr. Ja, selber unsre Jesuiten Zerschnitten alle die Habiten. Zu Mänteln und zu Dolmans sich Für ihren Schußherrn Friederich. Der Papst berichtet dies dem Kaiser , Und räth ihm an, er thäte weiſer, Da Himmel, Hölle und die Welt Mit Preußens Macht zusammenhält,

?

150

Daß er mit Friedrich sich vertrüge, 1997 29 Als sich mit Höll und Himmel schlüge. Und nun begreift ein Jeder leicht," Daß Laudon vor Prinz Heinrich weicht, Daß Joseph sich so tief verschanzet Und schwer Geschüße um sich pflanzet. me Vier Gegner sind zu fürchterlich, Recht, Himmel , Hölle , Friederich. w Fliegendes Blatt.

Preußisches Kriegslied.

Kaiser Joseph willst du noch Eines mit mir wagen? Ich und mein Prinz Wilhelm thun Bor dir nicht verzagen. Kennst du nicht den alten Greis,

Friederich den Großen ? Der wird deine ganze Machta Als ein Held umstoßen. Was hat dich dazu bewegt, medi Mit mir Krieg zu führen ? Ich werd' ja gleichwohl wie du Nicht gern was verlieren; Oder meinst du, daß ich alter

2

151 Und nicht würde kommen ? Darum hab' ich meinen Prinz Wilhelm mitgenommen.



Wenn es Gottes Wille ist, Und mein Prinz bleibt leben, Fürcht er sich vor dir noch nicht, Er wird nicht nachgeben: Denn er hat so viel gelernt, Daß ich hätte nicht gebraucht Mit in's Feld zu gehen. Weil ich aber noch gesund, Will ich der Welt zeigen, Daß ein junger Held wie du Noch vor mir muß schweigen : Denn ich werd' im Alter nun Keinen nicht mehr schonen, Ich hab' Geld und Leut' genug, Und dazu Kanonen. Hast du gleich den Böhmerwald Um und um verhauen; Komm mit mir in's freie Feld, Laß dich da beschauen. Da will ich mit meinem Prinz Dich zur Hochzeit laden, Daß du da mit deiner Macht Sollst im Blute baden.

152 Hast du gleich verschanzet dich, dall Und willst mit mir kriegen; So glaub' dennoch ganz gewiß, 408 Daß du nicht wirst siegen. Denn ich bin dazu zu alt,

Daß ich dir nachgebe ; Also will ich's machen aus Noch bei meinem Leben. Sterb' ich dann, so ist mein Prinz Wilhelm an der Stelle, Der wird sich auch ganz gewiß Schicken auf die Fälle. Er wird so gerecht und wohl Seine Sach' ausführen, Und sein Land wie Friederich Wissen zu regieren.

Volkslied. •

Im Lager bei Nachod.

Du Vater, der du Vater bist Im Himmel und auch hier, S Wo Friederich im Lager ist, um Bei seinem Grenadier ! Du Vater, Vater wolltest Krieg : #12 Dein Wille, Herr, gefcheh' ! Gieb aber, Vater, gieb uns Siege Aus deiner Himmelshöh' !

158 Er kommt von dir ! Gieb uns den Muth, Der Macht zu widerstehn, Und laß uns wenig Menschenblut Des Feindes fließen sehn! Gieb, daß er flieht, daß seine Flucht Erfolg' auf kurzen Streit! Und edler Friede sei die Frucht Von unsrer Tapferkeit.

J. W. F. Gleim.

1 Tied eines Preußischen Soldatenweibes. Dem Kaiser bin ich armes Weib Von ganzem Herzen gram! Ist er nicht einzig Schuld daran, 22 Daß man mir Armen Sohn und Mann Weg aus der Hütte nahm ?

Da saßen wir in guter Ruh, und pflügten unser Land; Und dachten nicht an Krieg und Blut, vaik Und wurden satt, und hatten's gut, Und priesen unsern Stand. Auf einmal, wie ein Donnerschlag Erscholl's : In's Feld hinaus ! Mit bösen Waffen in der Hand Fiel Joseph in das Baierland, Und hielt's für guten Schmaus.

154 Zwar Friedrich sprach ihm freundlich zu : Begehe keinen Raub! Laß Baiern in des Erben Hand , jrd doll Dem Gott und Recht es zugewandt ; Doch Joseph's Ohr blieb taub. Er sprach von seinem Kaiserthron : muy du Ich laffe Baiern nicht ! Mein ist das Land, auf ewig mein, Und Troß soll dem geboten sein, Der fühn mir widerspricht.

So bot er unserm Friedrich Troß, Und Friederich gebot, o che wind to Da zog sein Heer, so Roß als Mann, Und bot dem Feinde Schlachten an,de 19 1 * ma dere Der Unterdrückung droht. Da zog mir Armen Sohn und Mann Auch mit hinaus in's Feld; s Mit naffem Blick sah ich sie gehn, wild d Vielleicht nie wieder sie zu sehn, lifes talā Nie wieder auf der Welt. mifere bot

Wenn ich die Lieben nicht mehr seh', Gott! wer ift Schuld daran? ngah Test Du, Kaiser ! bist es gall allein, Des Krieges ganzes Weh ist Dein ! # Du, Kaiser! hast's gethan!

18

155 Was troßest Du mit Deinem Heer Verschanzt bis über's Ohr ?tend Kämpfst Du für Wahrheit, bist Du Held, So komm heraus in's freie Feld An's Tages Licht hervor! Und sollten auch mein Mann, mein Sohn, Die ersten Todten sein! Es sei! Wenn Friedrich nur gewinnt, Wenn nur wie dürrer Staub beim Wind Die Deinen sich zerstreun!

Dann jauchz' ich, wenn um Mann und Sohn Die herbe Thräne rinnt, Dann jauchz' ich doch, daß Friedrich siegt, Und Feinde, die uns stolz bekriegt, Mit Gott geschlagen sind.

Auf dem Hummelsberge.

7. Juli 1778.

Die Kaisermutter, ſagt man, feing born Dem edlen Frieden hold! Sie hätte Krieg und Kriegsgeschrei de 16v Und Baiern nicht gewollt ;

156 Sie hätte bangen, bangen Muths Blutrothes Sonnenlicht And and spesihtml? Gefehn, und Ströme Menschenbluts h In einem Traumgesicht ! Bebe Sie hätte bangen, bangen Muths Gesprochen: Sohn, o Sohn ! „Für einen Tropfen Menschenbluts estis 9972 Erkaufe keinen Thron!" Was hilft's, auf Erden Kaiser sein, Und bist's im Himmel nicht?" Sie hätt's gesprochen, mutterrein, Und Thränen im Gesicht.wire Sie hätte, Kaiser Joseph , Dich Gewarnt ohn' Unterlag Vor unserm weisen Friederich,

Empfohlen Kriegeshaß ! Ist's wahr, o dann Victoria ! Dann liebt der Kriegesmann Die heilige Theresia , Dann betet er sie an!

Der aber, welcher Kriegeslust NG Im Herzen fühlt, und nicht Der Macht des Starken sich bewußt, stand o Recht allem Rechte spricht,

157 Der den gerechten Friederich , Und seine Grenadier Ausfordert, der entferne fich ! Den, Brüder, schlagen wir ! J. W. F. Gleim.

Ein Tied nach dem Frieden. 1779.

Die Kaiferin und Friederich , Nach manchem Kampf und Siege, Entzweiten endlich aber sich Und rüsteten zum Kriege ; Und zogen muthig aus in's Feld, Und hatten stolze Heere, Schier zu erfechten eine Welt Und " Heldenruhm und Ehre!" Da fühlten beide groß und gut Die Menschenvater F Würde , Und wie viel Elend, wie viel Blut Der Krieg noch kosten würde ,

Und dachten, wie doch Alles gar Vergänglich sei hienieden, Und sahen an ihr graues Haar Und machten wieder Frieden.

158 Das freut mich recht in meinem Sinn ! Ich bin wohl nur fast wenig, ak Doch rühm' ich drob die Kaiserin, ordkapab Und rühm' den alten König! dis Nun, segne Gott, von oben an, Die Theil am Frieden nahmen ! Gott segne jeden Ehrenmann, Und straf die Schmeichler ! Amen! M. Claudins.

Groß und gut.andatok, thin32

Den, der an mich die Frage thut: duff Ist Friedrich groß, ist Joseph größer ? Den frag' ich: Ist der Kaiser gut ? Der König beffer ? J. W. F. Gleim.

Auf den Palmbaum, der 1749 im Garten der Königl. Preuß. Akademie der Wiffenschaften reiche Früchte trug. Dein Schicksal, Brandenburg, hat dieser Baum erfahren; Er dankt den ersten Trieb des großen Friedrichs Jahren *) Die Zeit, zu welcher er, wie du, vollkommen reift, Ift Friedrich's , dessen Lob kein einzig Wort begreift. 券 A. G. Käftner. *) Er war achtzig Jahr alt.

159

„middag eet Moses und u Friedrich.

Das hochgelobte Land sah Moses, Gottes Seher, Bei hellem Mittags - Sonnenschein ! Der Preußen König stand in Gottes Gnaden höher, Er sah's, und kam hinein ! 3. W. F. Gleim.

Auf Friedrich.

Stets bleibt er held, mag er auch unterliegen ; Sein Genius bezwingt das Unglück und den Feind ; Europa hat ihn zu bekriegen Und zu bewundern, sich vereint. J. M. Breyer.

cipný nad you gloedsrule bul Als man mich des Schmeichelns beschuldigte. 13)

Bon meinem Friederich Wär' ich ein Schmeichler ? - Ich, Aus dessen Munde fich Kein Wort begeben darf, das nicht das Herz auch spricht ? Bedenkt : mein Lob ist deutsch , und Deutsches liest Er nicht! J. W. F. Gleim.

160

Bei Gelegenheit folgenden Sinngedichts des Hrn. Gleim. An den Maler Pesne , als der Dichter zwischen dem König und dem Maler in der Mitte stand, und die schönste Gegend von Potsdam vor ſich ſah.

Auf diesem lieblichen Gefilde O Pesne, mal' in einem Bilde Den Livius, den Scipio, Mal' ihn, als wie er schreibt, mal' ihn, als wie er spricht, Als Ueberwinder mal' ihn nicht. A Busatz eines Verfaſſers, der übrigens von dem Helden sagt, was Lessing's Minna von ihm sagt.

Nein, Pesne, soll sein Bild mich rühren, Mal' Deutschlands Retter mir ! wie Ludwig vor ihm zagt; Nicht, wie verschmäht von ihm die deutsche Muse klagt, Und wie Voltaire und d'Argens ihm dictiren. A. G. Aäßtner.

Friedrich II. Warum aus Hunderten nur er die Dichter ehrt ? Nur er thut Thaten ihrer Lieder werth! 麗 A. Schreiber.

161 An die Tadler eines großen Königs. Was frommt es euch , in ihm auch Fehler zu entdecken ? Wir wußten ja schon längst : die Sonne selbst hat Flecken. Doch bleibt sie Herrscherin des Lebens und des Lichts, Und sonder ihren Glanz, was sind die Flecken ? Nichts ! A. Fr. Kretschmann.

An Friedrich II. Du bringst die goldne Zeit zurück, o Held! wie nenn' ich Dich?

Sesostris, Cyrus , Antonin ? Nur sich gleicht Friederich! Du drohst : die halbe Welt erschrickt, und läßt Dich Sieger sein; Du lächelst : Künste drängen sich zu Deinen Thoren ein ; Dann wirst Du uns Apollo selbst, Theffalisch Deine Flur, Und Wahrheit und Gerechtigkeit betritt die alte Spur. Fr. Ewald.

Die leichte Wahl. Ein weiser Mann war Wolf, ein Weiser war Voltaire, Der Weiseste war Friederich Zu meiner Zeit! Ihr fragt : von diesen, welcher ich Am liebsten wohl gewesen wäre ? Die Antwort giebt wohl jeder gleich : Der König Friederich, doch ― ohne Königreich! J. W. J. Gleim. Klette, Friedrich der Große,

11

162

An König Friederich.

Held, groß durch Dich allein , mehr als durch Volk und Reiche, Wer ist, der, wie an Muth, so Dir an Weisheit gleiche ? Bis in das Labyrinth der Heilkunſt ſchwingſt Du Dich. Sieh, Herr, Europa ficht, hinbluten wird es sich. Vereinter Fürsten Rath nüßt ohne Dich zu wenig. Sei Du ſein größter Arzt, so wie sein größter König. B. J. Tralles.

Der zählende König. Der König, welcher zählt in schlummerløser Nacht, Und nach dem Zählen denkt, er habe noch zu wenig Der Glücklichen gemacht, Der König ist mein König. J. W. F. Gleim.

Auf den König von Preußen. In Friedrich, Mars geliehtem Sohn, Schmückt ein Virgil den Königsthron, Und ein August den Helikon. J. Ch, F. Hang.

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Unter das Bildniß des Königs von Preußen.

Wer kennt ihn nicht? Die hohe Miene spricht Dem Denkenden. Der Denkende allein Kann Philosoph, kann Held, kann beides sein. G. E. Feffing.

Stets sagen Wahrheit, Welt und Nachwelt viel zu wenig, Ihn, den sein Ramler singt , nach Würden zu erhöh'n. Von allen Menschen, wißt, ist hier der größte König, Von allen Königen der größte Mensch zu sehn. J. M. Dreyer.

Von diesem Einzigen wird man wie ein Gedicht Einst die Geschichte lesen; Denn wahr, was sie erzählt , ist alles zwar gewesen, Wahrscheinlich aber nicht! J. W. F. Gleim.

In die Oeuvres de Fréderic II. Wie malt er sich so wahr, als Krieger, als Monarch, Als Mensch! wie schön ist er sein eigener Plutarch! J. W. F. Gleim.

11 *

164

Der Preuße in Liſſabon. 14) Ein Bürgersmann von echtem Schrot und Korn, als Colberg Der tapfer noch im vor'gen Krieg Belagert ward, -- ein Greis gestritten hat, Und jetzt begraben liegt im kühlen Sande Der alte, wohlbekannte Nettelbeck, War einst als eines Schiffes Capitain und in bedrängter Lage. In Lissabon Er wußte feine Ladung für sein Schiff, Und sah bekümmert in die Zukunft wohl, Und dachte trauernd an die lieben Seinen Im fernen Preußenland. - Geladen nun Zu einem Schmaus bei einem Portugiesen , Den kaum er kennt dem Namen nach , geht still Und düstern Sinn's er seinen Weg. Am Markt Erblickt er plöglich - und er glaubt zu träumen, Traut seinen Augen nicht, den perlenden Und faßt sich bebend vor Erstaunen an Erblickt er plößlich groß , vor einem Zelt, In voller Pracht zwei preußische Soldaten.

A Zwei Grenadiere waren's, wie sie damals Gekleidet gingen - majestätisch ſteif Der Zopf nicht fehlte ; wie in Erz gegossen, So standen die vor jenem Zelte da, Und auf dem Zelte weht die preuß'sche Flagge. Er denkt bei sich : die mußt du rasch begrüßen, Eritt auf sie zu, reicht ihnen froh die Hand daß es Wachspuppen sind, doch schön gebildet. Und sieht

165 „Ha ! " ruft er aus : wo solch ein Aushängschild Gewählt ist worden, muß auch mehr noch stecken, Was eines Preußen Herz erlaben kann. " - und tritt hinein. Und zahlt sein Eintrittsgeld

Und tritt hinein

und sieht

o welch Entzücken !

(Es war im Jahre siebzehnhundertachtzig) Und sieht auf einem Thron den alten Friß, Zum Sprechen ähnlich. Und die Siegesgöttin Und die Gerechtigkeit umschweben ihn. Ringsum geschaart stehn viele Portugiesen , Und horchen staunend, mit bewegtem Antliß, Die Thaten jenes göttlichen Monarchen, Die ein begeisterter Rhapsode singt. Gar tief ergriffen scheint der ganze KreisDa faffet unsern Nettelbeck der Sturm, Ihm pocht das Herz (jo drückt er selbst sich aus) Und hämmert ihm gewaltig in der Brust. Da stürzt er vor und sinkt dem Bild zu Füßen ; Gebrochne Stimme ! Auge voll von Thränen, Gefalt'ne Hände ! liegt er auf dem Boden Und jauchzet auf: „ Ja, preiset, preiset ihn, Er ist mein König, ich bin auch ein Preuße!" Und Jubel tönt durch's Zelt, und Jeder drängt Sich näher hin, den Preußen anzuschaun, Drückt ihm die Hand, beneidet ihm den König. Doch Nettelbeck geht stolz zum Zelt hinaus, Umdrängt von Volk, läßt seine Augen leuchten. Arm wie er ist, im tiefsten Herzen reich, Und murmelt nur : „Ja, ich bin auch ein Preuße ! "

166

So bewegt in tiefster Seele Kommt er zu dem großen Schmauſe. Capitaine vieler Schiffe Trifft er in dem reichen Hauſe. Alle sind sie eingeladen Zu dem wunderlichen Feste, Und der Wirth bewirthet köstlich Alle seine fremden Gäste. Starke Weine fließen strömend, Heiß wird allen zugetrunken So ist Einer nach dem Andern Selig unter'n Tisch gesunken. Nur der Nettelbeck steht sicher, Hat sich's heilig vorgenommen, Seine Sinne zu erhalten Und kein Glas mehr angenommen ;

ob man ihn bestürme Sagt nur Ihn ein schwächlich Männlein heiße „ Nein, ich habe zur Genüge, Und ich gab mein Wort als Preuße , Keinen Tropfen trink ich drüber !" Als nun all' die durft'gen Seelen Schnarchend unter'm Tische liegen, Will fich Nettelbeck empfehlen; Und es spricht der Wirth: Du, bleibe! Prüfen wollt' ich meine Leute : Du nur, Preuße, hast bestanden, Rüste Du dein Schiff noch heute. Solche Männer, fest und tüchtig Können mir Vertraun erwecken !

167 Du bekommst die reichste Ladung ! " Und so wurde Nettelbecken , Mitten in der Armuth Weh, Eine volle Ladung Thee Und ein Frachtgebot von dreißig, Sage dreißigtausend Thaler. Jener war ein prompter Zahler ; Und der Capitain lud fleißig, Stach bei hellem Sonnenschein In die blaue See hinein. Aber eh' er fortgezogen,. wer verdenkt ihm das ? Hat er Noch einmal das Zelt besuchet, Wo der alte Frize saß. K. a. Holtei.

Sanssouci. Dies ist der Königspark. Rings Bäume, Blumen, Raſen Sieh, wie in's Muschelhorn die Steintritonen blasen, Die Nymphe spiegelt klar sich in des Beckens Schooß ; Sieh hier der Flora Bild in hoher Rosen Mitten, Die Laubengänge sieh, so regelrecht geschnitten, Als wären's Verse Boileau's. Vorbei am luft'gen Haus voll fremder Vögelstimmen Laß uns den Hang empor zu den Terraffen klimmen, Die der Orange Wuchs umkränzt mit falbem Grün;

168 Dort oben ragt, wo frisch sich Tann' und Buche mischen, Das schmucklos heitre Schloß mit breiten Fensternischen, Darin des Abends Feuer glühn.

Dort lehnt ein Mann im Stuhl ; sein Haupt ist vorgefunken, Sein blaues Auge finnt, und oft in hellen Funken Entzündet sich's ; so sprüht aus dunkler Luft ein Bliß ; Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen, Sein Krückstock irrt im Sand, und schreibt verworrne Zeichen, Nicht irrst du, das ist König Friß. Er sitt und sinnt und schreibt.

Kannst du sein Brüten deuten?

Denkt er an Kunersdorf, an Roßbach oder Leuthen , An Hochkirch's Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach ? Wie sie so roth geglänzt am Lauf der Feldkanonen, Indeß die Reiterei mit raffelnden Schwadronen Der Grenadiere Viereck brach. Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde Sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde, Ein Friedensgruß, wo jüngst die Kriegespauke scholl ? Erfinnt er einen Reim, der seinen Sieg verkläre, Oder ein Epigramm, mit dem bei Tiſch Voltaire, Der Schalk, gezüchtigt werden soll ? Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten, aank Da er im Mondenlicht in seines Schlafrocks Faltenes

169 Die fanfte Flöt ergriff, des Vaters Nergerniß ; Des treuen Freundes Geist will er heraufbeschwören, ach, um ihn - das Blei aus sieben Feuerröhren Dem Die kühne Jünglingsbrust zerriß. Träumt in die Zukunft er ? Zeigt ihm den immer vollern, Den immer kühnern Flug des Aars von Hohenzollern, Der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht ? Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lauſche Und bangend, wenn daher ſein schwarzer Fittich rausche? nein, das Alles ist es nicht.

Er murrt:

Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke, Dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke ; August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm fingt ! Was hilft's , vom fremden Schwan die weißen Federn borgen! Und doch, was bleibt uns sonst ? ― Erschein', erschein', o Morgen, Der uns den Götterliebling bringt! " Er spricht's und ahnet nicht, daß jene Morgenröthe Den Horizont schon küßt, daß schon der junge Göthe Mit seiner Rechten fast den vollen Kranz berührt, Er, der das scheue Kind, noch roth von füßem Schrecken, Die deutsche Poesie aus welschen Tarusbecken Zum freien Dichterwalde führt. E. Geibel.

170

Die Windmühle bei Sanssouci.15)

Von seinen Müh'n zu raften, und nach bedrängten Tagen Sich, wie's dem Weisen ziemt , der Sorgen zu entschlagen, Schuf Friedrich , Preußens Stern , mit Recht der Große genannt, Das schöne Sanssouci, wo sonst kein Hüttchen stand. Der große König ordnet den Bau mit eignen Händen, Und spart nicht Zeit , nicht Schäße , ihn würdig zu vollenden, Ein Eiland. in dem Sand, ein Wunder seiner Zeit, Steht fertig der Palast, ohn' Gleichen weit und breit. Hier ruht auf seinen Lorbeern der ruhmbekränzte Sieger, Lebt traulich schöne Stunden im Kreise alter Krieger. Hier sucht er Einsamkeit, und wandelt oft allein, Mit seines Geistes Werken die Nachwelt zu erfreun. An des Palastes Garten, nächst stiller Waldeskühle, Gränzt, früh und spät geschäftig, die weltbekannte Mühle. Sie klappert Tag für Tag, und stört die Ruh der Nacht, Sie hat des Königs Zorn gar oft schon angefacht. Auch würde der schöne Hügel mit kühlem Hain daneben Dem königlichen Garten den schönsten Zuwachs geben. Zum Müller Friedrich schickt. Derselbe fast erschreckt, Kommt eiligst nach dem Park, von Mehlstaub noch bedeckt. Der große König spricht : Was gilt sein Klapperkaſten ?

171 Er läßt nicht früh, nicht spät, mich keine Stunde raften. Die Mühle muß mir fort ! Auch hat mich's längst gequält, Daß meinem Sanssouci sein Hain und Hügel fehlt! Was schweigt Er ? fragt der König.

Er will sich doch nicht weigern? Denkt Er vielleicht dadurch der Mühle Preis zu steigern? Der Müller sprach beherzt : Die Mühl' ist mir nicht feil; Es ist Familiengut, mein Erb- und Vatertheil. Ei was ! verseßt der König, Er will es doch nicht wagen, Ich bin Sein Herr und König ! - den Handel auszuschlagen? Hört Er? die Mühl ist mein ! Ich gebe, was Er will ! Was will Er weiter ? He ? Er ist noch immer still ?

Verzeihung ! sprach der Müller. Doch, Herr, mein kleines Erbe Gehöret meinem Sohn ; ihm laß' ich's, wenn ich sterbe. Und Ew. Majestät zwingt zum Verkauf mich nicht, ja noch das Kammergericht ! Sonst gäb' es in Berlin Bis hierher stand der König, die Stirn in düstern Falten. Jezt kann sich eines Lächelns der Weise nicht enthalten. Nun! spricht er , halt Er Ruhe ! Ich ehre mein Kammergericht, Wenn es dem Herrn und Diener ein gleiches Urtheil spricht. Hornburg.

172

set

P treat the hism duikte sR de Friedrich der Einzige.

Eine Mähr, die aus der Kindheit mir vom großen Friedrich tönt, Hat mit seiner Franzenliebe oft mein zürnend Herz verföhnt ; Sie ist klein nur und unscheinbar, doch die kühnsten Schlachtberichte Zeichnen nicht den Helden größer in das Buch der Weltgeschichte.

Einst

er war schon hoch bei Jahren

Viel versammelt Volk

sieht der große

König früh sein geliebtes Sanssouci ; lang mocht' er vergebens

umstehen

Als er fragt, was das bedeute

fragen Hört er, dort sei eine Schmähschrift auf ihn selber angeschlagen. „ Ei , " spricht er zum Kammerdiener , der den Inhalt zitternd sagt, „ Ei , es will mir nicht gefallen , daß mein Volk so sehr sich plagt; Geb' er Ordre in meinem Namen, niedriger das Blatt zu

hängen, So, daß sie's bequemer lesen und nicht allzuſehr ſich drängen. "

173 Weiter ? — Nun, was weiter vorging, weiß ich eben selber nicht. Sicher that der Kammerdiener streng und pünktlich seine Pflicht, Und das Volk es las bequemer nun des losen Spötters Wiße, Ging und sprach wie sonst begeistert von dem guten alten Friße. Großer Friedrich, Du der zweite

weh, wenn Einz'ger Wahrheit ist! Der Du groß durch Deine Schlachten, größer durch Dein Wirken bist,

Der Du Königen und Kaisern offenbart das Wort des Rathes, Daß der Erste Ihresgleichen erster Diener nur des Staates

Friedrich , Schutzpatron des Rechtes , Du . erkanntest klar und gut, Daß des Herrschers stärkster Anker

in des Volks Vertrauen ruht,

Daß , wo dies Vertrauen feststeht , weder frecher Buben Lachen, Noch des Denkers ernste Wahrheit kann das Steuer wankend machen.

H. Stiegli

174

Friedrich der Große. Ein Hymnus.

Als ich ein Knabe noch war Und Friedrich's Thatenruf Ueber den Erdkreis scholl ; Da weint' ich vor Freuden über die Größe des Mannes, Und die schimmernde Thräne galt für Gesang. Als ich ein Jüngling ward Und Friedrich's Thatenruf Ueber den Erdkreis immer mächtiger scholl : Da nahm ich ungeſtüm die goldne Harfe, Dreinzustürmen Friedrich's Lob. Doch herunter vom Sonnenberge. Hört' ich seiner Barden Gefang. Hörte Kleist , der für Friedrich Mit der Harf in's Blut stürzte ; Hörte Gleim , den Kühnen, Der des Liedes Feuerpfeil Wie die Grenade schwingt. Hörte Ramlern , der mit Flaccus Geist Deutschen Biedersinn einigt. Auch hört' ich Willamov , der Friedrich's Namen Im Dithyrambensturme wirbelt. Dich hört' ich auch, o Karschin , deren Gesang Wie Honig von den Lippen der Natur ― Träuft ; da verstummt' ich, Und mein Verstummen galt für Gefang. ―

175 Aber soll ich immer verstummen ? Soll der Bewundrung und der Liebe Wogendrang Nein, ich wag's ! Den Busen mir sprengen ? Ergreife die Harf' und finge Friedrich's Lob !

Von meines Berges Donnerhöhe Ström ' auf gesteintem Rücken hinunter Du, meines Hymnus Feuerstrom ! Er stäub' und donnr' im Thale, Meines Hymnus Feuerstrom, Daß es hören die Völker umher ! Auf schwerer Prüfungen Nachtpfað Führte die Vorsicht den Helden, Eh' er drang in der Größe Heiligthum. Sah er nicht träufen das Schwerdt Von Catt , seines Freundes , Blute ? Sah er nicht blinken das Schwerdt Auf seinen eignen Nacken ? Muthig und furchtlos blieb Er ; denn Furcht Kannt' er schon als Jüngling nicht. In der Muse keuschen Umarmung Uebt' er sich zu tragen den goldenen Scepter. Schon flammt auf seinem Haupte das Königsdiadem. Wie der wolkensammlende Zeus Saß er auf dem Thron' und schüttelte Blize. Da floh die Dummheit und der Unsinn Und Barbarei die Nachtgefährtin. Er selbst war das Urbild der Weisen ; Riß dir, Machiavell , die Larve vom Antliz

176 Und predigte Fürsten die Herrscherkunst. Die Geiſter ſeiner Ahnen stiegen aus der Gruft :105 HUM Mit des Meisters Pinsel zeichnet' er sie. Sang hohe Gesäng' in die LyraUnd spielte die Flöte Apoll's. Wie aus der Urnacht Tiefe

Von Gott gerufen, Sonnen flockten : So stiegen Weise und Künstler empor, Und der Städte Fürstin ward Berlin. Von Friedrich's Schwert berührt Erstickt das Schlangenungeheuer, die Chikane, Im ausgefprudelten Giftschaum ; Und des Bettlers und Prinzen Recht Wurde von Friedrich's Hand

Auf gleicher Schaale gewogen. Hektor , Achill , und Gäfar und Julian , Der Vorwelt und der Afterwelt Helden, Staunten, als sein Kriegerruf hinabdonnerte In des Todes Schattengefild. Furchtbar bildet er sein Heer. Erfand nicht Friedrich jenen Knäul, Der plöglich aufgerollt, Größere Heere in Staub wirft?

Fünfmal donnerte Friedrich- Wodan, Und sein war Silesia , seiner Krone Köstlichstes Gestein.

177

Seiner Größe Sonnenpunkt kam. Habsburg's Adler schwebt schreckbar über ihm. Er dürftete Friedrich's Blut. Moskoviens Bär mit eisbehangnen. Haaren Dürstete Friedrich's Blut. Gallia schwang die lichtweiße Lilie, Sie zu tauchen in Friedrich's Blut. Selbst Wasa's Enfel, Und Germania's mächtigste Fürsten und Städte Zuchten die Schwerdter, in's Schlachtthal zu gießen Friedrich-Wotans Blut. Er aber der Einzige ! warf Die erzne Brust entgegen Der Tod schnaubenden Feindesschaar.

Achtete ihrer schreckbaren Menge, Ihrer Rosse, wie Heuschreckenschwarm, Ihrer zuckenden Lanzen, Und ihrer metallnen Donnerschlünde nicht.

Sieben Jahre flog er Wie der Rachestrahl Gottes im Wettergewölk Unter seiner Feinde Schwarzen Schaaren umher. Blut und Hirn und Mark floß Und sprißt an seines Roffes Schenkel. Leichen dampften, und Grabhügel Thürmten wie Berge sich. In Riesengestalt trat einher der Würgegeist , Von Wuthgebrüll und Sterbgewinsel begleitet. Klette, Friedrich der Große. 12

178 Zwanzig schreckliche Schlachten wurden geschlagen : Oft schien das Schicksal an Friedrich's Thron zu rütteln, Und den Goldfiß zu werfen in Staub. Der Rauch von Friedrich's festen Städten Wirbelte mit dem Jammergeächz' Der Säuglinge, der Greise, Der Schwangern und Kranken gen Himmel, AND Daß Engel ihr Antlig bargen und traurten. ' CHIS Auch fielen der Helden Friedrich's viel : Schwerin und Keith und Kleist und Winterfeld , Und im Entfliehn aus ihren Leibern Kümmerten sich noch die Geister der Tapfern Um Friedrich's Heil. Aber der Held stand mit der Rache gezücktem Schwerdt. Stand im Geschüßdonner, im Säbelgeklirr, gi sidd Achtete nicht des bäumenden Rosses Hufschlag, a Nicht des Hochverraths Drachenblick, Nicht des zaudernden Bundesgenossen, Dende eft d Nicht der Acht, die ihn vbie Des Fanatismus Höllenwuth Preis gab. x Ja, so stand er sieben Jahre im Feld des Todes,

Hehr und frei, und groß, wie ein Gott. Es ftaunten die Völker. Der Helden Geister Nichten ihm Beifall vom Wipfel der Eichen. Ringsum wichen vor ihm die Schaaren der Haffer — — Und so stand er in seiner Heldenhoheit Allein da !! Auf Hubertusburg's Zinne Trat der Gerichtsengel und sprach :

179

Es ist genug!! Die Donner verstummten. Friedrich zog in seine Königsburg Und lenkt' dem Triumph aus. Groß und glücklich zu machen sein Volk, War Friedrich's erhabner Gedanke. In des Landes Wunde träuft' er Balsam. Palläste stiegen aus Brandstätten empor. Dem Landmann gab er weisen Unterricht. Die Musen sonnten sich wieder in Friedrich's Strahl. Er selber war noch immer ihr Liebling. "Liebt euer Vaterland ! Sprecht eure Heldensprache starf und rein! " Schlürft aus der Krystallquelle, „ Draus Griechenland und Latium geschlürft ! Macht durch's Geäffe weicher Auslandssitte p Erzne Knochen nicht zu Marzipan ! " Sprach er zum Biedervolke seines Reichs. Doch nie legt er Europens Wagschal' Aus der Rechten . Der Gauen des Helden Wurden ohne Schwerdtschlag immer mehr. Weit hinaus in jedes Labyrinth, Von der schlausten Staatskunft geflochten, Sah seines hohen Auges Wetterstrahl. Merkbar war das Wehen seines Odems

In jeder großen That der Welt. Er wog im Verborgnen die Rechte der Fürsten. 12 *

180 Auch hing er furchtlos die Wagschal' an's Schwerdt . Da drängten sich Teutoniens Fürsten In Friedrich's Felsenburg, wo der Riese Sinnt auf dem eisernen Lager. Sie boten ihm die Hand und nannten ihn Den Schüßer ihrer grauen Rechte, sprachen: „ Sei unser Führer, Friedrich- Hermann ! " Er wollt's. Da ward der deutsche Bund.

The Bashk

Aber immer grauer wird deine Locke, Einziger, nie ausgefungner Mann ! Dein Haupt nicht unter deiner Thaten Gebirglast. Bald wirst Du liegen in deiner Väter Gruft, Und der Unsterblichkeit Ruh' wird über Dir säufeln. Voran sind schon deiner Helden viele gegangen : Dessau, Schwerin und Winterfeld , Und Keith und Kleist und Seydlig und Zieten Harren deiner im Tempel der Größe." Start kämpftest Du den Kampf des Lebens ; Stark wirst Du kämpfen den Kampf des Todes. Amanda Deinen Herrschergeist gab Dir Gott, Erhalten wird Dir Gott

Diesen Herrschergeist. schl Han Huldlächelnd wird Er Deiner Seele sagen: t Du schwurst, im Drange der größten Gefahr, h jud " Als König zu denken, zu leben, zu sterben! # Und Wort hast Du gehalten. → " Man bring' ihm die Krone, „Die leuchtender strahlt,

181

WAls alle Kronen der Erde !! „Denn Friedrich's , meines Lieblings Geist, "It's werth -- ― ewig Kronen zu tragen. " Chr. Fr. D. Schubart.

Die zwei Blicke Friedrich's. Zwei Blicke that Er hin auf seine Lebenszeit, Eh' Er hinüberging in die Unsterblichkeit : Die Todten aller seiner Schlachten Sah Er mit seinem einen Blick; Mit seinem andern all' das Glück, Das seine Lebenstage machten. Der Eine: furchtbar, starr, erfüllt mit Gram und Graus ; Der Andre : löschend ganz das Bild des ersten aus ! 3. W. F. Gleim.

Friedrich's Ankunft im Dlymp.

Als jüngstens Herr Mercurius Im Himmel rapportirte, Daß König Friedrich Marimus Auf Erden noch regierte, Sprach Zeus : „ Er hat genug gethan, Der Tod hol ' ihn von seiner Bahn, Und geb' ich seine Krone An seines Bruders Sohne."

182 Als nun der Tod die Order fah, dirt me afte Erbebte fein Gebeine ; Er sprach zu Pluto : Herr Papa ! Ich gehe nicht alleine ; Denn geht nicht Vater Zieten mit, Geh' ich wahrhaftig keinen Schritt ; Denn das will Vieles sagen, Wer das allein will wagen!"

Drauf kriegte Zieten gleich Befehl, Die Sache auszuführen; Auch mußte General von Scheel Mit nach der Welt spazieren. Zeus sprach zu ihnen : И Macht's gefcheid ; Denn wenn ihr dort nicht glücklich seid, So könnt ihr nicht drauf bauen, Den Himmel je zu schauen. “

Da strich sich Zieten feinen Bart Und sprach mit vollem Lachen : „ Jezt wird wohl Friß nach seiner Art Ein Herbst - Manöver machen ; Wagt er sich nur aus Sanssouci, So können wir ihn ohne Müh', Anstatt zum Manövriren, Zum Himmel transportiren. "

Drauf machten sich nun beide Herrn, Nach alter preuß'scher Weise, bon

183 Von aller Furcht und Zaudern fern, Geschwinde auf die Reise ; Sie reisten nach der Unterwelt, Zu fangen Preußens tapfern Held, Und standen auf der Lauer Hart an des Schlosses Mauer.

So standen unsre Herren da, Dem König aufzupassen, Als eben Madam Podagra In etwas ihn verlassen; Er ahnte nichts von der Gefahr, Und weil just schönes Wetter war, So ließ er sich verleiten, Ein wenig auszureiten.

Kaum aber war er vor dem Thor, So fiel ein dicker Nebel, Und gleich sprang Vater Zieten vor Mit blank gezognem Säbel. Dem König ward dabei nicht wohl, Er griff nach seinem Terzerol, Das war zu allem Schaden Diesmal gar nicht geladen.

1/ Verzeihen Ihro Majestät!" Sprach Scheel mit vielem Bücken, Und alldieweil's nicht anders geht, Müffen Sie sich darein schicken ;

184 Im Himmel ist es auch recht gut, we Da fließt an keinem Säbel Blut ; Da schweigen die Kanonen Und ist vortrefflich wohnen. " esusof wha

„Auch können Ihro Majestät Im Himmel manövriren ; Bellona, die das Ding versteht, adt Hält viel vom Exerciren. Ihr Name ist dort schon bekannt, Denn an des Speisesaales Wand Stehn alle Ihre Siegem Bom fiebenjähr'gen Kriege,"

Der König sprach: Ich seh' es ein, Ich muß mich drein ergeben ; Die Sache kann nicht anders sein,sex Aus ist's mit meinem Leben. Pažy Auf Erden hält mich nichts zurück; Ich nährte meiner Völker Glück : Die Größe meiner Staaten Bezeuget meine Thaten. "

h

Mein Brudersfohn hat nachstudirt Schon manchen frühen Morgen, Wie ich mein Königreich regiert ; and , oms Drum laß ich ohne Sorgen Mein Scepter nun in seiner Hand ,, BAR Und reise mit in jenes Land,

185

Wohin, mich abzuholen, Der Götter Gott befohlen. " Der Tod verlas nun den Befehl Und schüttelte die Sense; Des Pferdes Zügel faßte Scheel, Und Zieten nahm die Trense. Schnell, wie der Bliß nur fahren kann, Ging ihre Reise himmelan ; Und unter ihnen ferne Blieb Sonne, Mond und Sterne. Am Himmel stand ein Grenadier, Aus Potsdam ein Gefreiter, Der sprach: „ Fürwahr, ich sehe hier Von ferne einen Reiter; Mir scheint, als ob es Friedrich wär'.„ prkesën Er ist's ! Rasch, Burschen, in's Gewehr ! Ihr müßt gut präsentiren, Das wird ihm recht scharmiren ! " Der König fam. Der Offizier Der Wache salutirte, Indeß der Tambour nach Manier Das Kalbfell wirbelnd rührte. Rasch ging es durch die Straßen durch, Bis zu der großen Götterburg, Da saß man just beim Mahle Im großen Speisesaale.

186 Der Marschall, der den Dienst versal, Ging hin, ihn anzumelden : Welch froh Gemurmel wurde da Bei Göttern und bei Helden! Nektar, Ambrosia blieb stehn, Um Preußens Friederich zu sehn; Ihn freudig zu empfangen War Jedermanns Verlangen.

Doch, schwache Muse, schweige still ! Zu fühn wird sonst dein Singen ; Für deine Kräfte ist's zu viel, Um dahinein zu dringen, Was Zeus für Friederich beschloß; Denn sein Verdienst ist viel zu groß: Zu viel that er auf Erden, Um je belohnt zu werden !

Volkslied.

Zum Andenken des 17. Aug. 1786.¹º)

Wein' um deinen ersten Menschen, Welt !" Wein', o Deutschland, wein' um deinen Held, Um den größten Mann in deinen Reichen. Weinet, gute Brandenburger, weint Um den besten Vater, um den Freund , Um den König ohne Gleichen.

187

TAR Eine Sonne Gottes , segensvoll Ging er auf; ein schöner Tag entquoll Seines Aufgangs goldnem Flammenmeere, Und des Völkerglückes junge Saat, Früh gereift am Strahle seiner That, Schoß empor zur vollen Aehre. Eine Sonne Gottes wunderbar Ging er unter ; thatenleuchtend war Seines Strahlenkranzes leßtes Zittern ; Flammen streut sein Name, bis der Zeit Ewiger Moment verrinnt, im Streit Mit der Allmacht Ungewittern.

Schöpfet einen Tropfen aus dem Meer Seiner Thaten, und die Sprach' ist leer Ihn zu fassen, leer an Wort und Zahlen, Die Geschichte selber zeichnet nur Seiner großen Tugenden Contur, Viel zu arm, ihn auszumalen. Eine Wetterwolke war sein Krieg, Jeder Blig aus dieser Wolk ein Sieg , Sanftem Thaugewölke glich sein Friede ; Fester wurzelte der junge Sproß, Als des Nordens drohender Koloß, Als des Mittags Pyramide. Von der Schlacht Drommetenklang umtönt, Wurde nicht sein menschlich Ohr entwöhnt

188 Für das füße Flötenspiel der Muſen ; sm Und der milde Genius der Kunst, Sanft gewärmt von seiner Königsgunſt, pi Ruhte weich an seinem Busen. Kein geschliffner Mazarin entwarf job Seine tiefen Plane ; falkenscharf Drang er durch mit seines Auges Blize. ~) Er allein war König, erster Rath, qui Ein und Alles im Entschluß und That, Er, sonst keiner, an der Spiße.

Hom

Jeder Höfling, in der Kunst gewandt, Gute Namen zu verstricken, stand Vor ihm da in seiner Bettelblöße. hiph Dem verworfnen Schmeichler war er feind, Hatte keinen Günstling : doch sein Freund War der Mann von seltner Größe.bjok Keine Barry zog des Landmanns Schweiß; Er bezahlte mit des Bürgers Fleiß Keinen Narrn und keinen Hofpoeten ; Gab, zu spielen mit dem Web und Wohle s Seines edlen Volks, kein Monopol Kriechenden Gewissensräthen..

An den Stufen seines Throns umher Lagen nicht die Doggen des Tiber ; Keine schaudervollen Strafgerichte vedn Führen einst, wenn sie die Nachwelt liest,

189

Seinen Namen auf das Blutgerüst Rachenehmender Geschichte. Er zerbrach der Priester Schlüsselbund ; Nur Vernunft war ihm ein Glaubensgrund. Sein Gebet nur Arbeit an der Kette Seiner Pflicht, die Wahrheit sein Idol, Denk und Glaubensfreiheit sein Symbol, Und sein Dom im Cabinette. Wein' um deinen ersten Menschen, Welt ! Wein', o Deutschland, wein' um deinen Held, Um den Einzigen in deinen Reichen ! Weint, ihr fünftigen Jahrtausende ! In den Reihen eurer Könige Wird ihm nie ein König gleichen. F. A. v. Stägemaun.

Die Beit. " Verweile, Zeit ! " rief ich, 17 Laß mich den Lobgesang zu Ende bringen W Auf meinen Friederich !" „Nein," rief sie , " nein ! " und schlug die starken Schwingen, „Noch einen Lebenslauf „ Bedürfteſt du ! Sein Lob ist ewig dein Vergnügen, Du hörtest doch nicht auf!" J. W. F. Gleim.

190

Des Dichters Grabſchrift.

Ich ruh' in diesem Grabe, Ich habe Glaub', Wandrer, nicht ! Kein Grab ! ― Ich, Gleim, der Grenadier, Bin dort bei Kleist und Winterfelden, Und finge Gott und Ihn, den Helden ! Des Leibes Glieder ruhen hier! J. W. F. Gleim.

Ber Invalide an Friedrich's Grabe.

Da steh' ich nun auf meine Krücke Gelehnt, an Vater Friedrich's Grab, Und Thränen stürzen aus dem Blicke Mir auf den grauen Bart herak. Er war jo edel, brav und bieder, War unser einem gar so gut ! Nein F nein ein Friedrich kommt nicht wieder, Und kauften wir ihn auch mit Blut.

1 Ja, Vater, könnten wir Dich kaufen Mit unserm Blute ! - Ja, bei Gott ! Wir Invaliden würden raufen, Wir würden raufen mit dem Tod.

191

Doch dieser Erbfeind tapfrer Krieger Versteht sich nicht auf Ranzion, Und giebt so wenig einem Sieger Wie einem Hafenfußz Pardon. 3 Wie standen wir in manchem Kampfe, Wenn er auf Dein Geheiß geschah, Pechschwarz im dicken Pulverdampfe Wie Mauern vor dem Feinde da ! Nun stehn wir, wie verlassne Waisen Und sehen uns mit Thränen an, Und wünschen bald Dir nachzureisen Hin, wo uns nichts mehr trennen kann. Ein Stück von Deines Grabes Erde, Ein Stückchen, Vater, nehm' ich Dir; Und wenn ich einst begraben werde, So lege man es auch zu mir. Bolkslied.

Grabſchrift Friedrich's II.

Der Brenne Friedrich schlummert hier ! Noch mehr zu sagen, O Wandrer, wäre Sünde mir, Und dir -- noch mehr zu fragen. A. Schreiber.

192 1970Seine Grabſchrift. Auf Ihn die Grabschrift? Hier liegt der Einzige !"

Kurz und klug ? Das, mein' ich, ist genug ! J. W. F. Gleim.

An unsre Dichter.

Singt Ihn , den Einzigen ! Den Unerseßlichsten! Den Nichtgestorbenen! Den Ewiglebenden ! Um welchen bang uns ward, und bang und immer bänger. Singt Ihn, ihr Edelsten der Sänger, Daß Er, wie in den seinigen,, In euren Liedern lebt, wody So lang ein Leben lebet ! Hebt Euch hoch auf eures Geiſtes Schwingen ! Ich kann nicht fingen! J. W. F. Gleim.

Friedrich. Einst rief dem Könige der Brennen Das Schicksal ernst und tröstend zu: # Es wird kein Sohn nach Dir sich nennen, Doch Dein Jahrhundert heißt, wie Du !" A. v. Maltik.

Anmerkungen.

Kletke, Friedrich der Große.

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R

S. 1. 1. Was könnte bezeichnender für den Geist sein, mit welchem Friedrich der Groß e ſeine müh- und gefahrvolle Siegesbahn durchschritt, als die Worte, mit denen er in seiner „Kunst des Krieges " ( 1749) dem jugendlichen Helden mahnend, zuruft: Du thatest Nichts , bevor Du Alles thatst ! So dachte Friedrich sieben Jahre vor dem Ausbruch des ſtebenjährigen Krieges. Friedrich der Große war am 24. Januar 1712 geboren und folgte , nach einer Jugend , welche mehr den Freund der Künste und Wissenschaften , als den künftigen Eroberer anzudeuten schien, am 31. Mai 1740 seinem Vater Friedrich Wilhelm I. in der Regierung. Sofort empfand er das volle Bewußtsein seiner Pflicht und seiner Würde. Als ihn der alte Fürst von Deſſau bat , ihm die Autorität zu laſſen , welche Leopold unter dem verstorbenen Könige gehabt , entgegnete Friedrich: „Nachdem ich König bin , denke ich auch das Amt eines solchen zu verwalten und der Einzige zu sein, der Autorität besigt * ) . " Der haushälterische Sinn Friedrich Wilhelm's, welcher nur für ſein Potsdamer Grenadierregiment zum Verschwender wurde, hatte dem Sohne vortrefflich vorgearbeitet. Der alte König hatte seinen Beruf als Sparer und Sammler mit Bewußtsein und Charakter erfüllt und dem Geist , der *) Ranke, Reun Bücher preuß. Gesch., Bd. 2 , nach Pöllniz ungedruckten Denkwürdigkeiten. 13*

196 nun die Erbschaft antrat , nach Verhältniß ſehr reiche Hülfsmittel zur Verwendung zurückgelassen. Der preußische Staat zählte damals freilich nur 2,240,000 Einwohner, aber das Heer, dessen Fußvolk insbesondere trefflich geübt war, betrug 72,000 Mann und der Königliche Schaz wies einen Vorrath von 8,700,000 Thalern auf. Die preußischen Zustände waren ſo wohlgeordnet wie kaum die eines andern Staates und bildeten namentlich einen grellen Abstich zu denen in kaiserlichen Landen, wo schon seit vielen Jahren der Staatshaushalt nichts weniger als eine Musterwirthschaft darstellte. Wie hatte schon der Prinz Eugen geklagt und 1702 sogar sein Kommando abgege= ben , weil der Hofkriegsrath in Wien die kaiserlichen Truppen ohne die nöthige Verpflegung ließ . In einem Briefe , den Eugen im Juni 1704 unmittelbar an den Kaiser richtete, heißt es: Es ist nunmehro unverantwortlich, daß man die ſo tapfere Armee in Italien alſo elendiglich zu Grunde gehen , ja mit Respect zu sagen : krepiren und in die äußerste Desperation verfallen lasse , desgleichen ist es mit den Truppen in Ungarn und Siebenbürgen beschaffen , mithin vergebens , daß man gedenke , Sukkurs dahin zu schicken , wenn man deren wenigen die dato vorhanden , nicht einmal zu leben giebt. " Es war seitdem nicht besser geworden , ja die Zustände waren dahin gelangt , daß bei Erneuerung des Krieges gegen Frankreich im Jahre 1733 der kaiserliche Miniſter Graf Seckendorf dem Könige Friedrich Wilhelm I. die Noth und Verzweiflung auf das eindringlichste schilderte und den König um Hülfe A bat mit den bedeutungsvollen Worten : ,Denn Niemand als Eure Königliche Majeſtät allein vermag den Kaiſer , das Reich unde das Haus Destreich zu retten *)." *) Der verstorbene General-Major v. Schöning hat dieses Schreiben im Driginal eingesehen. Vergl.: „ Die fünf ersten Jahre der Regierung Friedrichs des Großen von K. W. v. Schöning.“

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Mit dem Regierungsantritt des jungen Königs begann in Preußen ein neuer Abschnitt staatlichen Lebens nach innen und außen. Jeder Schritt war ein Fortschritt. Der Fürst , der überall mit eignen Augen sehn und prüfen , aus eigner Entschließung handeln wollte, gestattete keinen Einfluß als den der Tüchtigkeit. Er täuschte eben so die Hoffnung früherer Günst linge, wie die Furcht derer, welche dem Kronprinzen mißliebig gewesen. Zu seinen ersten Regierungsmaßregeln gehörte die vollständige Freigebung des religiösen Bekenntnisses . Als die Behörden bei ihm anfragten, ob die von seinem Vater gestattete katholische Schule für Soldatenkinder dieser Religion, wobei Uebertritte zu derselben stattgefunden, noch ferner beſtehn solle, erwiederte er: „Die Religionen müssen alle tolerirt wer den , der Fiscal muß nur darauf sehn , daß keine der andern Abbruch thut ; denn hier muß Jeder nach seiner Façon selig werden. - Die Rechtspflege sollte unbeschränkt gehandhabt werden. Den Officieren ward untersagt , sich in Justizsachen zu mischen. Die peinlichen Strafen wurden gemildert, Diebe nicht mehr mit dem Tode bestraft. Die Folter zur Erzwingung von Geständnissen wurde abgeschafft. Industrie und Gewerbe ſollten gehoben werden , die einheimischen Fabriken verbessert. Deshalb wurden geeignete Männer aus fremden Ländern eingeladen , sich unter mehrfachen Begünstigungen in Berlin niederzulaſſen . Auch in militairischen Dingen sollte der Humanität mehr als bisher Rechnung getragen werden. Die Generale, welche sich nach dem Tode Friedrich Wilhelm's in Berlin dem Könige vorstellten, wurden ermahnt, die Klagen , die gegen einige derselben wegen Härte , Habsucht und Uebermuth vorlagen, abzustellen. Ein guter Soldat, ſeßte Friedrich mit Wärme hinzu , muß ebensowohl menſchlich und . vernünftig als herzhaft und brav ſein. Auch die brutalen Gewaltthätigkeiten , welche bis dahin bei Werbungen vorgekommen, wurden streng bestraft. Bis zu Ausgang des ersten Jahres

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wurde dda He u ni s er m cht weniger als 20,000 Mann vermehrt , dagegen das theure Grenadi -Regime , welches jährlich über nt e ward nach allen RichSo 200,000 Thaler kostete , aufgelrös . t tungen hin in lebendig Weise gewirkt und geförder , wobei t er , w d Z auch die Pflege der Wissensc d haften ie ie urüdberufung es di N d u d A W Philoso phen olf nd e eubegründung er kademie er Wissensc blieb . Die in Berlin beweisen , nicht unverges sen hafte eigne Thätigken des jugendli M ,d i d B it chen onarchen er n en riefen an Voltaire seine Königsp a d d Hi u flicht nd ie ngabe n as a g H i Vaterla nd als das hm öchste nerkannte , ing bis an die Grenze der Möglichk . Der dänische Gesandt Prätoriu e eit s schrieb am 2. Oktober 1740 von Berlin aus : „ Um einen richtigen Begriff von der neuen Herrscha zu geben , so muß ich ft sagen , daß bis jezt der König von Preußen schlechter dings Alles selbst thut und daß , ausgeno d Fi mmen er nanzminiſter pr un von Boden , der die Sparsamk u da , eit edigt nd mit gemeinen ja noch größeren Eingang findet als unter der vorigen Regierung , Se. Majestä keinen Rath von irgend einem Miniſte r t leiden , so daß Herr von Podewil , jezt der einzige Arbeits s A fähige im Departe d a , nichts ment er uswärtigen ngelegenhei en zu thun hat, als die ihm direkt aus dem Kabinet ztu k ommente den Befehle zu expedire , ohne daß er über etwas befragt n würde , und eben so werden die andern Minister behandel . t K A Ich habe viele Resoluti u g v onen nd ntworten om önige esehen ; ste vereinig m b A l en akonischen usdruck it ewunderungs. Unglückl würdige Geschäft Weise ist nicht Einer sblic iche m um den König , der sekin ganzes Vertrrau h d u en ätte nd effen man sich bediene könnte , um mit Erfolg die nöthige Einn n leitunge zu machen ." n das S. 5. 2. Das frische Leben , welches an dem Geiſte Friedrichs sich entzündet hatte , brängte zugleich nach einer räumlichen Erweiterung . Der Staat , welchem Friedrich feine Ideen einprägte , verlangte auch nach außen hin eine bedeu-

199 tendere Machtstellung, die der Berechtigung, ein Königreich zu heißen, thatkräftig entſprach. Dieſem, wenngleich ehrgeizigen, doch durch die Verhältniſſe gerechtfertigten Verlangen, gab der Tod des deutschen Kaisers Karls VI., der am 20. Oktober 1740 er: folgte, eine entschiedene Richtung. Die Gelegenheit war überaus günstig , sich eines Theils von Schlesien , wenn nicht des ganzen , zu bemächtigen , ein Schritt, der überdies durch rechtliche Ansprüche auf einige schlesische Fürstenthümer unterſtüßt wurde. Der österreichische Staat befand sich in dem Zustande der äußersten Schwäche und Verwahrloſung. Karl VI. hatte zwar die Erbnachfolge seiner ältesten Tochter Maria Theresia durch die sogenannte pragmatische Sanction zu sichern gehofft ; aber Baiern behauptete , kraft eines älteren Vertrages , unausgesezt sein Recht auf die österreichischen Erblande , Sachsen hatte Schlesten im Auge und Frankreich ſtrebte nach der Zertrümmerung der ganzen Monarchie. Friedrich II. war der Erste, welcher Maria Thereſia als Königin von Ungarn und Böhmen anerkannte, es schien ihm aber, daß die Hülfe, welche die Königin zur Gewährleistung der pragmatischen Sanction von ihm hoffte, mit Schlesten nicht zu theuer bezahlt sei. Außerdem hatte er keine Ursache, einer Dynastie Opfer zu bringen, deren selbstsüch tige Politik fich der Kräftigung Preußens immer mißgünstig entgegengestellt hatte. Friedrich rüstete ; am 13. December reiste er zu seinem Heere , das sich bei Croſſen an der schlesischen Grenze 30,000 Mann stark versammelt hatte, und am 16. rückte daſſelbe in Schlesien ein , um den König , wie er öffentlich bekannt machte , dagegen sicher zu stellen , daß nicht diejenigen , welche, nach dem Erlöschen des österreichischen Mannsstammes , Ansprüche auf die Erbschaft machten, Schleſten, die Vormauer der preußischen Staaten , gewaltsam in Besig nähmen. Die protestantischen Einwohner der Provinz , die unter Desterreichs Herrschaft großen Druck erlitten, jubelten dem Könige entgegen. Den Tag darauf, nachdem die preußischen Truppen in

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Schlesten eingerückt waren , traf in Wien ein außerordentlicher preußischer Gesandter , Graf Gotter, ein und erklärte die Bereitwilligkeit des Königs , dem Hause Desterreich mit seiner ganzen Macht beizustehen, die Kaiserwahl des Großherzogs von Toscana, des Gemahls der Königin, durchzuseßen und sogleich zwei Millionen Thaler zu zahlen , im Fall ihm Schlesien abgetreten würde. Maria Theresia verweigerte indeß mit aller Entschiedenheit, nur den kleinsten Theil ihrer Erbländer aufzugeben, und zu Ausgang des Jahres verließ die preußische Gesandtschaft Wien und die der Königin Berlin. Beide Mächte riefen nun die Deffentlichkeit für sich an, und während Maria Theresia in einem Rundschreiben an die auswär tigen Mächte und an den Reichstag in Regensburg den König des Reichs-Friedenbruches anklagte und von den Gewährleistern der pragmatischen Sanction Beistand forderte, ſuchte der König in einer von dem Kanzler Ludwig in Halle abgefaßten Streitschrift seine rechtlichen Ansprüche auf Schleften , d. H. auf die Herzog und Fürstenthümer Jägerndorf, Liegniz , Brieg und Wohlau nachzuweisen *) . Dennoch würde sich Friedrich mit einem verhältnißmäßig kleinen Theile der Provinz wohl begnügt haben , wenn nicht das gänzliche Zurückweiſen jeder Forderung ihn erbittert hätte. Der Federkrieg verlor den Ereignissen gegenüber sehr bald seine Wichtigkeit. Durch die freundschaftlichen Versicherungen des Königs getäuscht, hatte Maria Theresia Schlesien fast ohne Vertheidigungsmittel gelaffen. So hatten die preußischen Truppen Zeit gehabt während der Wintermonate das Land zu befeßen, und nach der Einnahme von Glogau , im März 1741, leisteten nur noch die Festungen Brieg und Neiffe Widerstand.

*) Die weitere Begründung dieser sehr verwickelten Rechtsfrage findet man bei Lancizolle, Geschichte der Bildung des preuß. Staates, Th. 1, u. Stenzel, Geschichte Preußens , Th. 4. 206. Tavadi jurme pad me.

201 Inzwischen hatte die Königin doch Anstalten zur Gegenwehr getroffen, und am Fuße des mährischen Gebirges sammelten fich ansehnliche Streitkräfte. Es gelang dem österreichischen Befehlshaber, Feldmarschall Neipperg, dem Könige, der seine weit zerfreuten Truppen erst zusammenziehen mußte , den Vorsprung abzugewinnen, Neisse und Brieg zu entseßen und das preußische Heer von Niederschlesien gänzlich abzuschneiden. Am 9. April lagerten sich die Oesterreicher in Mollwig und den umliegenden Dörfern eine Meile von Brieg auf dem Wege nach Ohlau. Hätte Neipperg, ſtatt eines Rasttages , ungefäumt ſeinen Marsch gegen Ohlau fortgeſeßt , ſo würde er sich der dort befindlichen großen Geschüß- und Mundvorräthe der Preußen leicht bemächtigt haben. Jeßt konnte sich der König nur durch eine Schlacht retten. Er führte ſchleunigſt ſein Heer aus Oberſchleſten zurück, und am 10. April griff er den Feind in Mollwig an. Friedrich hatte 16,000 Mann Fußvolk und 60 Geſchüße, die Oesterreicher nur 11,000 Mann und 18 Geſchüße ; dagegen hatten ſte 8000 Mann vortreffliche Reiter, und der König deren nur 3200 ; auch war die preußische Reiterei damals eben nicht viel werth. Der stürmische Reiterangriff unter dem österreichischen FeldmarschallLieutenant Römer war nahe daran, den Kampf zu entscheiden. Schon hielt der König Alles für verloren und verließ auf die dringendste Bitte des Feldmarschalls Schwerin eiligst das Schlachtfeld. Er kam mit einem kleinen Gefolge in der Nacht vor Oppeln an , und da die Oestreicher dasselbe inzwischen besett hatten , so kehrte er sofort nach Löwen zurück und blieb dort, wo er am Morgen die Nachricht empfing , daß Schwerin mit der tapfern preußischen Infanterie einen vollständigen Sieg errungen habe. Die Fehler , welche sich Friedrich in dieser ersten wichtigen Schlacht zu Schulden kommen ließ, hat er selbst in der ,,Histoire de mon temps" freimüthig eingestanden; aber, so bemerkt er bei dieser Gelegenheit : „Mollwitz fut l'école du Roi et de ses troupes : ce prince fit des réflexions profondes

202 sur toutes les fautes qui'l avait faites , et il tâcha de s'en corriger dans la suite. " Der Sieg bei Mollwiß war entscheidend, indem er einerfeits die Rechtsfrage in Bezug auf Schleſten thatsächlich erledigte , andrerseits das Ansehn des Königs den europäischen Mächten gegenüber für immer feststellte. Im August ließ der König Breslau , dem er bisher eine neutrale Stellung zugeftanden hatte , beseßen, weil katholischer Seits die Geistlichkeit und die Frauen die Stadt den Desterreichern überliefern wollten , und im November empfing er in Breslau die feierliche Huldigung als souverainer Herzog von Niederschleften. Nachdem er am 17. Mai des folgenden Jahres die Desterreicher unter dem Herzog Karl von Lothringen bei Chotusit in der Nähe von Czaslau wiederum geschlagen hatte , wurden am 11. Juni die Friedenspräliminarien in Breslau unterzeichnet. Maria Theresia trat dem Könige mit aller Souverainetät die Grafschaft Glaß und das jeßige preußische Ober- und Niederschleften ab , wogegen der König auf alle Anſprüche an Maria Theresia verzichtete. Preußen hatte dadurch gegen 700 Quadratmeilen mit 1,400,000 Einwohnern gewonnen . Der zweite schlesische Krieg , 1744-1745 , sicherte durch die Siege bei Hohenfriedberg, Soor und Keffelsdorf das Gewonnene in dem Frieden zu Dresden, 25. December 1745. Wer nicht um jeden Preis nur der Lobredner des großen Königs ſein will, wird sich in der Geschichte der beiden ersten schlesischen Kriege durch den häufigen Wechsel der diplomatischen Verbindungen, durch die Vernachläfftgung dessen, was man im bürgerlichen Leben Treu und Glauben nennt, unangenehm berührt fühlen. Die Würde des Königthums erträgt feinerlei zweideutige Handlungsweise. Friedrich selbst hat dies gefühlt, als er im Jahre 1746 in der „ Geschichte meiner Zeit“ zu seiner Rechtfertigung schrieb: unsre Pflicht ist es für das Woht unſeres Volkes zu wachen ; sobald wir indeſſen finden, daß ein

203 eingegangenes Bündniß für dasselbe nicht günstig oder gewagt ist, so müssen wir es lieber brechen , als unser Volk blosstellen ; hierin opfert sich der Fürst für das Wohl seiner Unterthanen auf." Diese Worte sind jedoch in ihrer Allgemeinheit viel zu dehnbar , um sie ohne weiteres unterschreiben zu können. „Ihm ist," sagt Stenzel über Friedrich in jener Zeit , „jeder Weg ziemlich gleich, auf dem er ſein Ziel erreicht. Er würde sich mit jeder Macht und so lange verbünden , als sie seine Absichten befördert, er würde jede als Feind ansehen, so lange ſie diesen hinderlich ist. So handelt derselbe Fürst , der noch kurz zuvor in seinem Antimacchiavell sagte : „Ich behaupte, daß die Regierenden verpflichtet sind , die irrige Ansicht über Politik zu zerstören , die man für den Inbegriff der Schurkerei und der Ungerechtigkeit hält, während sie nur das System der Weisheit der Fürsten sein sollte. Diese sollten aus den Verträgen jede Zweideutigkeit und Unredlichkeit entfernen und Rechtlichkeit und Aufrichtigkeit wieder herstellen , welche man unter den Fürsten nicht mehr findet."" Welch ein Unterſchied ," fügt indeß der nämliche Ge ſchichtſchreiber hinzu , „ist aber zwiſchen den Vorschriften des Macchiavelli und den Handlungen seines Gegners , der viel mehr als sein Schüler erscheint ? Ich meine dennoch ein sehr großer. Der Fürst des Macchiavelli thut Alles für sich , für ſeinen eigenen Vortheil , für ſeine eigenen ſelbſtiſchen Zwecke, Friedrich für eine große Idee , welcher er selbst angehört , die mit ihm ganz Eins iſt , zur Gründung eines großen unabhängigen Staates , welcher ein eigenes Leben frei entwickeln , in

welchem er selbst große und humane Regierungs- und Verwal tungsgrundsäge verwirklichen kann und will." S. 8. 3. Fürst Leopold von Dessau, geb. den 3. Juli 1676 , gest. den 9. April 1747 , vermählte sich gegen den Willen seiner Mutter mit Anna Louise Fösin, der Tochter eines desfauischen Apothekers , die vom Kaiser zur Reichsfürstin von

204 Anhalt erhoben wurde und deren Söhne für ebenbürtig und erbfolgefähig erklärt wurden. Leopold , gewöhnlich der alte Dessauer, von seinen Soldaten der alte Schnurrbart genannt, zeichnete sich schon 1695 als Oberst eines brandenburgischen Regiments bei der Belagerung von Namur aus und erwarb sich als Führer der preußischen Truppen unter Eugen von Savoyen in den Schlachten bei Höchstädt, 1704, und Turin, 1706, großen Ruhm ; 1712 wurde er preußischer Feldmarschall ; ihm verdankte das preußische Fußvolk, das sich bei Mollwiß so trefflich bewährte, seine vollkommne Kriegsausbildung ; die Einführung eiserner Ladestöcke statt der zerbrechlichen hölzernen, und demzufolge die große Weberlegenheit im kleinen Gewehrfeuer war sein Werk; dagegen verachtete er die Reiterei , die noch zu Anfang der schlesischen Kriege wenig werth war und erst durch Friedrich in ihrer rechten Bestimmung erkannt und geschaffen wurde. Freilich war es auch Leopold, der für die strenge und unbarmherzige Soldatenzucht , die den preußischen Kriegsstand so abschreckend und ver= haßt machte, für das Syftem des Gaffenlaufens und der Spießruthen das Vorbild gab. Friedrich der Große liebte den Fürsten nicht, dessen hohes militairisches Verdienst er gleichwohl anerkannte. Auch gestattete er ihm, der unter zweien Königen die Seele des preußischen Heeres gewesen , an dem ersten schlesischen Kriege keinen hervorragenden Antheil. Er hatte dazu einen doppelten Grund : er kannte die Anhänglichkeit des Fürsten an das österreichische Kaiserhaus, und andrerseits mochte Friedrich, der darnach dürftete, sein militairisches Gente auf eigner Bahn zu entfalten , nicht einen Feldherrn an seiner Seite sehn , der sich in Folge seines fast durch funfzig Jahre bewährten Ruhmes vorerst dem jungen Monarchen weit überlegen dünkte. Diese Spannung verminderte fich allmälig je mehr der Feldherrngeist des Königs selbst in ein glänzendes Licht trat und Leopold war dem Gris fich zur Unterordnung bequemte; ja es wa greisen Fürsten vergönnt schlesischen zweiten noch Krieg selbstständig mit , den

205 dem ruhmvollen Siege bei Kesselsdorf am 15. December 1745 zu beschließen. Er hatte zweiundzwanzig Schlachten und siebenundzwanzig Belagerungen durchgemacht und war nur einmal durch einen Streifschuß verwundet worden ; darum hielten ihn auch die Soldaten für kugelfest. Seine Frömmigkeit war etwas mittelalterlich naiv ; so betete er vor der Schlacht von Kesselsdorf: „Lieber Gott, ſtehe mir heute gnädig bei, oder willst du nicht, so hilf wenigstens die Schurken, die Feinde nicht, sondern fteh zu , wie es kommt." - Er. war im vollsten Sinne des Wortes ein Charakter , als Krieger und Feldherr durch Tapferkeit und Geistesgegenwart ausgezeichnet ; wie schade, daß ihm, um ganz ein Held zu sein , die Menschlichkeit fehlte ! Gleim, der eine kurze Zeit Stabs-Secretair bei ihm war, erzählt, der Fürst habe im Lager zu Dieskau, am 6. September 1745, einen ganz unschuldigen , mit guten Pässen reisenden Juden hängen lassen , bloß weil er ihn , ohne allen zureichenden Grund , für einen Kundschafter hielt. Dies ist aber ein Irrthum, denn der Jude, dem das Kriegsrecht den Strang zuerkannte, war in der That ein Spion. S. 14. 4. Maria Theresia konnte den Verlust Schlestens nicht verschmerzen, um so weniger als dadurch gerade die Macht Friedrichs einen so ansehnlichen Zuwachs erhalten hatte. Sie haßte den König, der ihr Schlesien genommen und, ein bedenklicher Nachbar, sie beständig in Unruhe erhielt ; als eifrige Katholikin aber haßte sie ihn um so mehr , weil er Protestant war. Seit dem Frieden zu Dresden, den ihr die Noth abge= zwungen hatte , bot sie Alles auf, den Emporkömmling nur um so tiefer zu stürzen ; sie suchte ihm überall und unaufhörlich Feinde zu erwecken. Das leßtere war eben nicht schwer, denn die Großmacht Preußen beleidigte ebenſo den Stolz der großen Mächte , deren Anmaßungen Friedrich zurückwies , wie es den Neid der kleinern reizte. Man konnte sich an die außerordentliche Stellung , die sich der Geist Friedrichs errungen hatte,

206 nicht so leicht gewöhnen. Ueberdies galt der König für ehrgeizig und unzuverläßig, und ſo erſchien eine schlagfertige Armee von mehr als 100,000 Mann, unter der Leitung eines solchen Führers , als ein Gegenstand allgemeiner Besorgniß . Dazu kam, daß der beißende Spott, mit welchem Friedrich so wenig die gekrönten Häupter , wie deren Günftlinge verschonte , ihm persönlich erbitterte Feinde machte. So in Rußland die Kaiſerin Elisabeth und in Frankreich die allmächtige Pompadour , zwei Frauen, welche freilich der Zunge Friedrichs hinreichenden Stoff boten. Schon im Juni 1746 schloß Maria Theresia ein Bündniß mit Elisabeth , in welchem ein geheimer Artikel feststellte, daß , falls der König von Preußen Oesterreich oder Rußland ( !) angreife , die Rechte Desterreichs auf Schlesien und Glaz , so wie die Gewährleistung Rußlands dafür wieder in Kraft treten sollten. Der persönliche Haß der Kaiſerin Elisabeth gegen Friedrich ging so weit , daß sie im Jahre 1750 unter nichtigen Vorwänden ihren Gesandten von Berlin abberief. Um Friedrich zu verderben, beschloß sogar Maria Theresia das alte Allianz- Syſtem aufzugeben und sich Frankreich, dem Erbfeinde Desterreichs und dem bisherigen Bundesgenossen PreuBens , zu nähern . Zu diesem Zwecke ließ sich die sittlich sonst ſo ſtrenge Kaiserin so tief herab , an die von Friedrich belei digte Pompadour ein eigenhändiges schmeichelhaftes Schreiben zu richten, in welchem sie die berüchtigte Maitresse Ludwigs XV.: ,,Madame ma très chere soeur" anredete. Inzwischen war auch in Desterreich selbst durch die Thätigkeit der umsichtigen Herrscherin der Zustand des Reiches ein ganz anderer gewor den: die Finanzen wurden geregelt, das Heer vermehrt. Der so verhaßte Friedrich hatte hier in Manchem das Vorbild ge= geben. So wurde u. a. die Organiſation der Finanzbehörden nach dem Muster des preußischen Generaldirektoriums durchgeführt. Die Entscheidung gab England. In Amerika war 1755 ein Krieg zwiſchen England und Frankreich ausgebrochen,

207 und Georg III. fürchtete nun einen Angriff der Franzosen auf ſein Kurfürstenthum Hannover. Er schloß deshalb, um Preußen im Schach zu halten, mit Rußland einen Subsidienvertrag, und da Maria Theresia, bis dahin Englands Verbündete, sich weigerte zur Vertheidigung Hannovers ihre Truppenzahl in Flandern zu verſtärken , ſo wandte sich England an Preußen. Friedrich, dessen Bündniß mit Frankreich im Juni 1756 ablief, hatte bereits die unschickliche Aufforderung des französischen Miniſters Rouillé, ſich dem Angriff auf Hannover anzuſchließen, weil es daselbst Gelegenheit zum Plündern gäbe , gebührend zurückgewiesen , und schloß am 16. Januar 1756 zu Westminster mit England einen Neutralitätsvertrag . Beide Staaten verpflichteten sich zu dem gegenseitigen Schuß ihrer Länder, so wie zur gemeinschaftlichen Aufrechthaltung des Friedens , falls eine fremde Macht Truppen in Deutschland einrücken ließe. Nun veränderte sich das ganze Allianz- System. Das ſehr empfindlich verleßte Frankreich, mit welchem Friedrich das alte Bündniß nicht mehr erneuern wollte und das nun seinen Einfluß in Deutschland bedroht glaubte, ließ sich zu Desterreich hinüberziehn , welches seinerseits England aufgab. Frankreich und Desterreich schloffen im Mai 1756 zwei Verträge , einen Neutralitätsvertrag und ein Schußbündniß . Nur zu dem Angriff auf Preußen wollte sich Frankreich vorläufig nicht verstehn. Co bereitete sich ein Kampf vor auf Leben und Tod , in welchem Friedrich , so hofften Maria Theresia und Kauniß, ihr Premierminister , der die Seele der diplomatiſchen Verhandlungen war, von der Ucbermacht erdrückt werden sollte. Dem Könige waren die Absichten seiner Feinde in Wien , Peters: tersburg und Dresden ( Sachsen war übrigens offiziell an dem neuen Bündniß zunächst nicht betheiligt) seit lange bekannt ; denn gleichwie der fächſiſche Miniſter Graf Brühl im J. 1747 die an den preußiſchen Geſandten in Dresden gerichteten Depeschen auf der Post öffnen und davon Abschriften nehmen ließ,

208 so war auch von preußischer Seite der sächsische Kanzlist Menzel bestochen worden , die wichtigsten Correspondenzen aus dem Departement der auswärtigen Angelegenheiten abschriftlich mitzutheilen. In Folge dessen sezte sich Friedrich seit dem J. 1753 nach Möglichkeit in Vertheidigungszustand. Preußen , Defterreich , Rußland rüsteten (wunderlich genug bestand noch der Subsidienvertrag zwischen England und Rußland , demzufolge England Geld zahlte, um sich der russischen Hülfe gegen einen Angriff Preußens auf Hannover zu versichern !) . Die Anfrage des preußischen Geſandten in Wien über den Zweck der österreichischen Rüstungen beantwortete Maria Theresia ganz unbestimmt. Durch einen geheimen Bericht, welchen der sächsische Minister Graf Flemming über ſeine Unterredung mit Kauniß dem Grafen Brühl abgestattet hatte , erfuhr der König , daß man ihn allerdings in dieſem Jahre noch nicht angreifen wolle ; allein dies machte die Verhältnisse keineswegs beffer. Preußen war , ohne sich selbst aufzureiben , nicht im Stande , in einem so bewaffneten Friedenszustande auszuharren ; wenn aberFriedrich dem Angriff zuvorkam, so konnte Desterreich die Hülfe Frankreichs in Anspruch nehmen. Der französische so wie der englische Gesandte riethen Friedrich vom Angriff ab. Auf die Vorstellung des leßtern ließ er die Kaiserin Maria Theresia noch einmal zu einer bestimmten Erklärung auffordern ; doch als auch diese nichtssagend aussiel und die Kaiserin jede Versicherung, Preußen weder im laufenden noch im nächsten Jahre feindlich angreifen zu wollen , als ihrer Würde entgegen ablehnte , war der König sofort entschieden. Er wußte , daß der Krieg unvermeidlich sei, und es kam nun darauf an, das Ungewitter zu zertheilen , ehe es sich ganz zusammenzog. Keinenfalls war Friedrich der Urheber des Kriegs , wenn er anscheinend auch der angreifende Theil war. * Der erste Schlag richtete sich gegen Sachſen , von deſſen feindlicher Gesinnung Friedrich die Beweise hatte. Am 28. August

209 rückten 70,000 Preußen unerwartet in Sachsen ein. Der König erklärte anfangs diesen Schritt allein durch die Nothwendigkeit, sein Heer gegen Böhmen marſchiren zu lassen ; in der That aber war seine Absicht, das ganze Land vor der Hand in Beschlag zu nehmen und mit den Hülfsmitteln desselben , welche voraussichtlich seinen Gegnern zu gut gekommen wären , sich selbst zu stärken. Am 9. September zog Friedrich in Dresden ein , wo man sich sämmtlicher Originalschriften des sächsischen Kabinettes , vom Dresdner Frieden an , über 40 Bände , bemächtigte. Sie dienten dem berühmten ,,Mémoire raisonné sur la conduite des Cours de Vienne et de Saxe" , welches der preußische Legationsrath von Herzberg binnen acht Tagen ausarbeitete , zur Grundlage. Die sächsischen Truppen hatten inzwischen, 17,000 Mann ſtark, auf dem linken Elbufer zwiſchen Pirna und dem Königsstein ein Lager bezogen, das die Natur selbst zur Festung gebildet hatte. Auch König August hatte dorthin seine Zuflucht genommen . Er bot seine vollständigste Neutralität an; dagegen wollte er sich weder , wie Friedrich verlangte , zu einem Bündniß gegen Oesterreich , noch auch zur Ueberlassung des sächsischen Heeres und Landes für die Dauer des Krieges verstehn. Die Sachsen waren in ihrem Felsen-Lager so umstellt, daß fie dasselbe nicht mehr verlaſſen konnten, und gleichwohl reichten ihre Lebensmittel nur auf 14 Tage. Sie hofften auf Entsaß durch die Desterreicher ; als aber diese aus Böhmen heranzogen , schlug Friedrich , der ihnen mit 24,000 Mann entgegenging, ihr zweimal so starkes Heer am 1. Oktober bei Lowosiz. Es gelang zwar dem österreichischen Feldmarschall Brown elf Tage später sich mit 8000 Mann dem sächsischen Lager bis auf zwei Stunden zu nähern, da aber ihrerseits die Sachsen nicht zur verabredeten Zeit angriffen , so mußte Brown sich nach drei Tagen wieder zurückziehn. Das sächsische Heer, durch Hunger und Regenwetter in einem jammervollen Zustande, Klette, Friedrich der Große. 14

210 sah fich genöthigt, am 16. Oktober, nachdem sich König August auf den Königsstein gerettet , zu kapituliren. Es war gewiß nicht zu billigen , daß man die Mehrzahl der kriegsgefangnen. Sachsen zwangsweise den preußischen Regimentern einverleibte, von denen sie doch wieder fortliefen ; allein zu einer Zeit, wo man die eignen Landeskinder dem fremden Kriegsdienst verhanund Brühl selbst hatte nach dem Dresdner Frieden die delte, sächsische Armee an England vermiethen wollen ! — darf man dergleichen Gewaltmaßregeln nicht mit ganzer Strenge beurtheilen. S. 29. 5. Das Jahr 1757 zeigt uns den Geist und die Standhaftigkeit Friedrichs unter den schwierigsten Verhältnissen. Die Uebermacht seiner Gegner wuchs riesenhaft und hätte ihn erdrücken müſſen , wenn sie von einem Geiste wäre regiert worden. Das Geringste war die Reichsacht, welche der deutsche Schattenkaiser, der Gemahl von Maria Theresia , auf dem Reichstage zu Regensburg , am 10. Januar 1757 , wegen des Einfalls in Sachsen gegen Friedrich zu Stande brachte; auch die eilende Reichs-Erekutionsarmee, die ein sinnreicher Druckfehler in der Kundmachung in eine elende verwandelte, durfte ihn wenig kümmern : doch um so mehr , daß Frankreich jezt zum Angriff überging. Die Kaiſerin Elisabeth von Rußland hatte sich schon im Januar mit Desterreich eng verbündet, nun vereinigte sich auch Frankreich am 1. Mai zu einem Angriffskriege gegen Preußen, und Schweden folgte. Da wurden ſchon in voraus die Länder Friedrichs so vertheilt , daß ihm nur noch die Mark Brandenburg übrig blieb. Im Frühjahr ſtellte Frankreich über 100,000 Mann , Rußland beinahe ebensoviel und Desterreich fast das Doppelte ; im Ganzen waren es 430,000 Mann , denen Friedrich nur etwa 200,000 entgegenſtellen konnte, das hannöverſche Beobachtungsheer, zu dem sich England verpflichtete , und dem in Folge englischer Subſidien auch Hessen-Kassel , Braunschweig , Gotha , Schaumburg-Lippe ihre Truppen beigefellten, mit eingerechnet. Die Schnelligkeit

211 der Bewegungen, so wie das Unerwartete derselben mußte den Unterschied der Zahl wieder ausgleichen. Am 6. Mai wurde der blutige aber glänzende Sieg bei Prag erfochten, in welchem der österreichische Feldmarschall Brown tödlich verwundet wurde. Auf Seite der Preußen fiel Schwerin , welcher allein , wie Friedrich von ihm rühmte , 10,000 Mann werth war. Der tapfere 73jährige Feldmarschall hatte selbst die Fahne ergriffen, um das zurückgeworfene Fußvolk wieder zum Angriff zu führen. Die Feinde verloren 24,000 Mann , von denen 5000 zu Ge= fangnen gemacht wurden , die Preußen 18,000. Der Herzog Karl von Lothringen , der als Bruder des Kaiſers , ſeiner geringen Fähigkeit ungeachtet , wiederum den Oberbefehl führte, warf sich mit 40,000 Mann nach Prag, das nun die Preußen belagerten und bombardirten. Da die Belagerung sich indeß hinzog , und der Feldmarschall Graf von Daun zum Entſaß herannahte , ſo ging Friedrich mit einem Theile seines Heeres den Oesterreichern entgegen. Daun hatte 54,000 Mann, 20,000 mehr als der König, und behauptete auf der Anhöhe bei Kollin eine sehr vortheilhafte Stellung , als ihn , am 18. Juni , die Preußen angriffen. Der König ſelbſt gab sich auf's äußerste preis. An der Spiße eines kleinen Haufens ritt er gegen eine österreichische Batterie vor, bis endlich, da ſchon die meiſten ſeiner Begleiter wieder umgekehrt waren, der Major von Grant zu ihm sagte : ,,Sire , wollen Sie denn die Batterie allein erobern ?" Als Friedrich erkannte , daß die Schlacht unrettbar verloren sei, befahl er den Rückzug nach Nimburg. In seinem Unmuth schob er anfangs alle Schuld auf seine Generale, wogegen er selbst inmitten der Schlacht von seinem anfänglichen Entwurfe auf unbegreifliche Weise abgewichen war. Später hin schrieb er gerechter an Lord Marishal : „Ich hätte mehr Fußvolk nehmen müssen. Die Erfolge geben oft ein schädliches Vertrauen : wir werden unsre Sachen ein andermal beſſer machen." Dieser Tag kostete den Preußen nicht weniger als 14*

212 326 Offiziere und 13,773 Mann. Aber noch mehr : der Glaube an Friedrichs Unbestegbarkeit war zerstört. Hätte Friedrich ge= fiegt, so mußte sich der Herzog Karl in Prag ergeben und der König , statt Böhmen zu räumen , konnte den Frieden auf den Wällen von Wien unterzeichnen. ―― Die Kaiserin Maria Theresia stiftete zur Feier des Sieges bei Kollin den militairiſchen Marie-Theresienorden . Die Reichsarmee, welche gegen Friedrich aufgeboten war, bestand aus den Truppen derjenigen Reichsstände, welche gegen Preußen Partei genommen , vorzüglich aus Baiern , Pfälzern, Würtembergern , schwäbischen , fränkischen und oberrheinischen Kreistruppen. Die Ausrüstung und Einrichtung dieser zusammen gewürfelten Truppen, die durchaus nicht einsahen, für was sie sich todt schießen lassen sollten, war über alle Begriffe elend und diente zur Zielscheibe des Spottes. Von je 1000 Gewehren gaben kaum 200 Feuer. Jeder Reichsstand versah seine Leute mit verschiedenem Solde und Proviant und hatte sein besonderes Magazin und seine Bäckerei. Rückten auch nur 50 Mann verschiedener Contingente aus , ſo ſandte jedes Contigent ſeine beſondern Lieferanten u. s. w. mit , um die Verpflegung zu besorgen. Man kann sich also denken , welch ein unnüßer Troß zuſammenkam, und dabei konnte natürlich keine Bewegung geheim bleiben. König August beschwerte sich, daß die Reichsarmee in Sachſen weit feindlicher als die Preußen verführen. Uebrigens war unter den höheren Offizieren die Stimmung großentheils für Friedrich, dessen Kriegsruhm auch in den Reihen seiner Gegner die Herzen entzündete. Von einem General der schwäbischen Kreistruppen, den Seydlik ge= fangen genommen und den er aus Höflichkeit deshalb trösten wollte, erhielt er die überraschende Antwort : ihm sei dies eben recht und er wünsche gar nicht ausgewechselt zu wer den. Diese Reichstruppen nun, an 30,000 Mann, von denen Kaunis glaubte, man dürfe den Versuch nicht wagen , fie, mit

213

Ausnahme einiger, deren man sicher wäre, in's Feld zu stellen, wurden von dem Herzog Joseph von Sachsen-Hildburghausen, einem durchaus unfähigen General, befehligt. Sie sollten mit etwa eben so viel Franzosen unter dem Prinzen Soubise , der kein Verdienst hatte, als ein Liebling der Pompadour zu sein, Sachsen befreien. Wie wenig sie dazu geeignet waren , zeigte der lustige Ueberfall von Gotha, am 19. September. Friedrich hatte die Franzosen von Erfurt bis Eisenach zurückgetrieben, und als der König sich wieder nach Erfurt begab, blieb Seydliß mit 15 Schwadronen zur Beobachtung des Feindes in Gotha stehen. Da gedachten Hildburghausen und Soubise einen groBen Schlag zu thun und rückten am 19. September früh mit 8000 Mann gegen Seydliß an. Der hatte sich aber schon in bester Ordnung weit hinter Gotha zurückgezogen, und als der Feind von der Stadt Besitz genommen , kehrte Seydlig zurück. Er hatte aber seine kleine Truppenmacht so künstlich aufgestellt → vorn Husaren, welche absißen mußten, als Fußvolk zwischen die Reiter , weiter rückwärts Dragoner zu einer langen eingliedrigen Reihe ausgedehnt -- daß die Gegner den König selbst mit seiner Heeresmacht im Anzuge glaubten und über Hals und Kopf die Flucht ergriffen. Seydlig machte in Gotha über 60 Gefangene, dazu 4 Stabsoffiziere und 4 Lieutenants, so wie reiche Beute an Pferden und Gepäck. Der König selbst spricht von diesem gelungenen Reiterstück in seiner Geschichte des siebenjährigen Krieges mit besonderem Wohlgefallen. Es war ein Vorspiel zu der Schlacht bei dem Dorfe Roßbach , am 5. November , in welcher Friedrich mit einem Heer von 22,000 Mann 64,000 vereinigte Reichstruppen und Franzosen binnen wenig Stunden in die vollständigste Flucht schlug. Nur die einbrechende Finsterniß rettete die Füchtigen ; doch wurden 5000 Mann , darunter 5 Generale und an 300 Offiziere, gefangen, über 2000 verwundet und 6—700 getödtet ; wogegen die Preußen nicht mehr als 165 Todte und 376 Ver-

214 wundete hatten. Soubise hatte vorher nur Sorge gehabt, daß ihm der König , den er schon als Gefangenen in Paris angekündigt, entschlüpfen könnte. Auch nachher rühmte er in einem Schreiben an den Kriegsminister : ihr Schlachtplan Friedrich zu umzingeln und gefangen zu nehmen - sei vortrefflich gewesen ; der König von Preußen habe ihnen nur nicht Zeit gelassen, ihn auszuführen. — Troß alledem empfing er in Paris den Marschallſtab, verhöhnt von seinen eignen Landsleuten . - Seydlig, der an der Spiße der Reiterei in der Schlacht Alles vor sich niedergeworfen , wurde vom jüngsten Generalmajor zum Generallieutenant ernannt. Der in dem Gleim'schen Siegesliede erwähnte " Müller" hieß eigentlich Moller. Er hatte sich schon bei Lowofit so ausgezeichnet, daß der König von ihm schrieb : „Moller hat mit der Artillerie Wunder gethan. “ Der Chef der französischen Artillerie, „Frankreichs großer Donnerer, " war der Graf d'Aumale. Volks- und Dichtermund feierten nun den großen König ; da sang man : Und wenn der große Friedrich kommt, Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee Panduren und Franzosen. In gänzlicher Auflösung durchzogen nun an 12,000 Franzosen plündernd und verheerend Thüringen und das Eichsfeld. Eine auf dem Janushügel bei Roßbach errichtete Denksäule wurde auf Napoleons Befehl 1806 nach Paris ge= schafft und am 30. März 1814 in die Seine gestürzt. Doch wurde nach der Leipziger Schlacht ein neues Denkmal geſeßt. Es war einen Monat vor der Schlacht bei Roßbach ( 9. Dktober), als Friedrich jene schöne Epiſtel an Voltaire richtete ( Croyez, que si j'étais Voltaire"), die mit den Worten schließt : Pour moi, menacé du Naufrage, Je dois, en affrontant l'orage, Penser, vivre et mourir en Roi.

215 Bei Roßbach hatte sich der König Sachsen gesichert ; nun galt es, Schlesien wiederzuerobern. Schweidniß hatte kapitulirt, der Herzog von Bevern war geschlagen und gefangen, der General von Leftwiß hatte ohne Gegenwehr am 24. No: vember Breslau den Oesterreichern überliefert. Es war wohl Zeit, daß Friedrich ſelbſt das Schlachtfeld betrat , sollte Schles ften nicht für immer verloren ſein. Er hatte nur etwa 32,000 Mann, denen unter Karl von Lothringen und Daun 80-90,000 fiegermuthigte Soldaten in festverschanzter Stellung an der Lohe gegenüberſtanden. Die Uneinigkeit der österreichischen Heeresführer kam Friedrich zu statten. Der vorsichtige Daun wollte das sichre Lager nicht aufgeben , der Herzog von Lothringen dagegen wollte vorgehn und angreifen, um endlich mit der Uebermacht einen Sieg zu erfechten. Er werde , äußerte der General Graf Lucchest bei der Berathung, doch wohl mit der Berliner Wachtparade fertig werden. Als der König am 4. December , nachdem er Neumarkt genommen, von dem Vorrücken der Feinde hörte , sagte er zu dem Prinzen Franz von Braunschweig : Der Fuchs ist aus seinem Loche gegangen, nun will ich seinen Uebermuth bestrafen. “ Das preußische Heer war zu einer seltenen Begeisterung er weckt; ste hatte sich an dem Wort und dem Vorbilde Friedrichs entzündet. Zu einem pommerschen Regimente von bewährter Tapferkeit sagte er : „Nun Kinder, wie wird's aussehen ? Der Feind ist noch einmal ſo ſtark, als wir!“ „ Das laß gut sein," war die Antwort, „ es sind doch keine Pommern drunter! Du weißt ja wohl, was die können !" "Freilich weiß ich das," er: widerte der König, „sonst könnte ich die Schlacht nicht liefern. Nun schlaft wohl. Morgen haben wir also den Feind geschla gen, oder wir sind alle todt. " „ Ja wohl," wiederholte das Regiment, „ todt oder die Feinde geschlagen!" Am 5. December bei Tagesanbruch rückte das kleine preuBische Heer, unter Begleitung der Feldmusik geistliche Lieder

216 fingend, gegen die Desterreicher an, die von Nipern bis Leuthen in der Ausdehnung einer Meile aufgestellt waren. Mit Einbruch der Dunkelheit war der vollständige Sieg der Preußen entschieden. Ihr Verlust betrug wenig über 5000 Mann, wogegen die Desterreicher 10,000 Todte und Verwundete hatten und außerdem an Gefangenen 12,000 Mann nebst 116 Kanonen verloren. Daun brachte von dem ganzen Heere nur 37,000 Mann nach Böhmen zurück. Der König übernachtete in Lissa, wo er vorauseilend in Begleitung weniger Adjutanten die dort im Schloß befindlichen österreichischen Offiziere gefangen nahm. Am 19. December ergab sich Breslau mit einer Besaßung von 17,000 Mann . S. 74. 6. Das Königreich Preußen hatte dem Heere von 75,000 Ruſſen , die sich zu Anfang des Jahres 1758 unter General Fermor desselben bemächtigten, keinen Widerstand entgegenseßen können. Am 22. Januar wurde der Kaiſerin von Rußland in Königsberg gehuldigt. Mit außerordentlicher Langsamkeit bewegte sich die Hauptmacht der russischen Truppen vorwärts, ihren Zug durch die Neumark durch die rohesten Verwüstungen und Greuel bezeichnend. Am 15. August beschossen ste Küstrin und seßten die Stadt in Brand , die völlig eingeäschert wurde, ohne gleichwohl die Uebergabe der Festung erlangen zu können. Da eilte der König , der die Belagerung von Olmüz hatte aufgeben müſſen , herbei , der Retter ſeiner geplünderten und mißhandelten Unterthanen. Fermor stellte ſein 50-52,000 Mann starkes Heer zwischen den Dörfern Quartſchen an der Müzel und Zorndorf auf. Friedrich hatte nicht mehr als 32,000 Mann. Am Morgen des 25. August griffen die Preußen an . C Es war die blutigſte Schlacht in dem bisherigen Kriege, fte hatte fast zwölf volle Stunden gedauert Die Ruſſen verloren über 21,000 Mann und 103 Kanonen, die Preußen über 11,000 Mann und 26 Kanonen . Der Sieg war insofern auf Seite der leßtern , als dieſe das Schlachtfeld

217 behaupteten. Seydlig mit seinen Reitern hatte den Tag ge= rettet. Ohne diesen da," sagte der König noch auf dem Schlachtfelde zu dem engliſchen Gesandten Mitchell, indem er auf Seydlig zeigte, würde es schlecht ausgesehen haben." In dieser Schlacht war weder Pardon gegeben noch genommen worden. Am folgenden Tage erneuerte man die Kanonade vier Stunden hindurch ; doch beide Theile waren erſchöpft und es fehlte an Munition. Die Russen zogen sich nun freiwillig wieder zurück. Sie entfernten sich überhaupt ungern von ihren Grenzen und hatten wenig Eifer für einen Krieg, für den kein anderer Beweggrund war, als daß ihn die Kaiserin durchaus wollte. Großen Verlust erlitt der König einige Wochen später durch den Ueberfall bei Hochkirch , am 14. Oktober. Er hatte sich, die Warnungen seiner Generale hartnäckig zurückweisend, durch Daun überliſten laſſen . In diesem blutigen Kampfe, welcher den Preußen an Todten , Verwundeten und Gefangenen über 9000 Mann kostete, blieb auch der nicht minder als Mensch wie als Soldat ausgezeichnete Feldmarschall von Keith. Er war 1696 in Schottland geboren, der jüngere Sohn einer alten berühmten Familie. In seinem 19. Jahre focht er im Heere des damaligen Prätendenten von Schottland , zeichnete sich später in Paris durch wissenschaftliche Leistungen aus , diente als Oberst des irländischen Regiments in Spanien , trat dann, weil er als Protestant hier wenig zu hoffen hatte , im Jahre 1728 in russische Dienste , erwarb sich in den Kriegen gegen die Türken und Schweden großen Ruhm , wurde Statthalter von Finnland und bewies sich gleichfalls , am schwedischen Hofe bevollmächtigt , als gewandter Staatsmann. Die feindselige Gesinnung des russischen Kanzlers Grafen Bestuschef veranlaßte ihn 1747 ſeinen Abschied zu nehmen . Auf den Antrag Friedrichs des Großen trat er als Feldmarschall in preußische Dienste. Er befand sich meist in der Nähe des Königs . Auch

218 er hatte Friedrich bei Hochkirch gewarnt und in Bezug auf die Stellung der Preußen unter den Kanonen des Feindes geäußert: „Wenn die Oesterreicher uns hier ruhig laffen , so verdienen ste gehenkt zu werden ," worauf der König erwiederte: „Wir müssen hoffen , daß sie sich mehr vor uns , als vor dem Galgen fürchten." Bei dem nächtlichen Ueberfall führte Keith, welcher Hochkirch um jeden Preis behaupten sollte, dreimal die Truppen gegen den Feind und warf ihn zurück, bis eine Kugel dem Heldenleben ein Ende machte. Der österreichische General Lasch ließ den Leichnam, dessen edle Züge er wiedererkannte, mit allen Ehrenbezeigungen bestatten , welche dem Range des Feldmarschalls gebührten. Im folgenden Jahre wurde er nach Berlin gebracht und dort in der Garniſonkirche beigeſeßt. Der Bruder Keith's , Lord Mariſhal, ſchrieb bei seinem Tode : „Mein Bruder hinterläßt mir die schönste Erbschaft; er hatte ganz und sein NachBöhmen gebrandſchaßt (im November 1757) laß beträgt nicht 70 Dukaten.“ Friedrich , der uns nie größer und bewunderungswürdiger erscheint , als in den Augenblicken der Gefahr , ließ sich durch den empfindlichen Verlust bei Hochkirch nicht niederbeugen, sondern führte nach wenig Tagen sein Heer nach Schleßten , um Neisse zu entseßen , welches der General von Treskow gegen die Oesterreicher unter Harsch und de Ville tapfer vertheidigte. Bei der Annäherung des Königs hob Graf Harſch , obgleich ´er 30,000 Mann stark war, die Belagerung sofort auf und zog sich nach Mähren zurück. S. 97. 7. Die Russen , deren Oberbefehl Soltikoff an Fermor's Stelle übernommen hatte, rückten von Posen gegen Züllichau vor , die Desterreicher unter Daun lagerten in der Oberlausitz bei Marklissa , und der König hatte ein festes Lager bei Schmottseifen zwischen Löwenberg und Lauban bezogen . Um die Vereinigung der feindlichen Heere zu hindern , ſandte der König den Generallieutenant von Wedell mit dem unbe:

219 dingten Befehl ab , die Ruſſen anzugreifen wo er ste fände. Aber Wedell, welcher in Folge deſſen den Angriff unter den ungünstigsten Verhältnissen blindlings wagte und hartnäckig erneuerte , wurde am 23. Juli 1759 bei Züllichau geschlagen , und die Russen seßten nun ungehindert ihren Weg gegen Frankfurt a. D. fort , wo sie in dessen Nähe auf den Kunersdorfer Höhen lagerten. Es gelang dem österreichischen General Laudon mit einem Corps von 18,000 Mann zu ihnen zu stoßen. Fand die Vereinigung der Ruffen mit dem ganzen Heere von Daun statt , so war für Preußen allem Anschein nach keine Rettung. Die Russen mußten also angegriffen und geschlagen werden , denn wie der König am 25. Juli an ſeinen Bruder, den Prinzen Heinrich, ſchrieb : „ Si nous ne battons pas les Russes, toute la boutique se trouvera renversée.*)" Mit 40,000 Mann griff Friedrich am 12. August die Feinde an, und schon war der Sieg so weit errungen , daß um sechs Uhr Abends nach Berlin und Breslau Courire mit der Siegesbotschaft abgingen, als der König, welcher die Russen nicht nur schlagen, sondern vernichten wollte, ste, troß der Vorstellungen seiner Generale und der Erschöpfung der preußischen Truppen, in ihrer leßten und sichersten Stellung auf den Judenbergen. (die höchsten Hügel der Kunersdorfer Höhen) angriff. Nun war Alles verloren. Aus dem hohlen Grunde (nachmals der Laudonsgrund genannt), welcher die Anhöhen quer durchbricht, brach die frische Reiterei der Oesterreicher unter Laudon hervor , von den Judenbergen rückte das russische Fußvolk nach , und der Tag endigte mit einer gänzlichen Niederlage des preußischen Heeres. Dem Könige schlug eine Flintenkugel das goldene Etui in der Tasche zusammen , zwei Pferde wurden ihm unter dem Leibe erſchoffen , vergebens bat man ihn , ſeiner Person zu schonen, doch er erwiederte : „ Ich muß hier wie *) K. W. v. Schöning, der siebenjährige Krieg. Bd. 2.

220 Es war jeder Andere meine Schuldigkeit thun." Alles umsonst. Er hielt fast bis zuletzt auf dem Schlachtfelde aus und deckte durch eine Batterie und das Regiment Leftwig den Rückzug der Armee. Da gerieth er in die größte Gefahr , selbst gefangen zu werden : Kosaken schwärmten zu Tausenden um ihn herum und hinter ihm hatten sich bereits einige Bataillone dem Feinde ergeben. Der König , wie be täubt von dem so schweren und unerwarteten Schlage , verweilte noch , auf einem Sandhügel stehend mit verschränkten Armen, den Degen vor sich in die Erde gestoßen, als der Rittmeister von Prittwiß mit einem Trupp Zietenscher Huſaren sich den andringenden Kosaken entgegenwarf und so die Rettung des Königs möglich machte. An Todten , Verwundeten , Gefangenen verlor das preußische Heer gegen 18,000 Mann, indeß die Ruſſen und Desterreicher kaum weniger , und Soltikoff äußerte nach der Schlacht : „Wenn ich noch einen solchen Sieg erfechte, so werde ich mit einem Stabe in der Hand allein die Nachricht davon nach Petersburg bringen müssen." Er war daher auch nicht zu bewegen, seinen Vortheil zu benußen und das entmuthigte , beinahe völlig aufgelöste Heer der Preußen zu verfolgen, das dann unfehlbar vernichtet worden wäre, wie Friedrich selbst bezeugt. Ja , Soltikoff hatte überhaupt keine Luft weiter thätig zu sein; er fand, die Ruffen hätten genug gethan , um nun das Schlachtenliefern den Oesterreichern zu überlaſſen, und kehrte ſogar Ende Oktobers mit seinem Heere nach Polen zurück. War es nun der Gedanke , Desterreich auf Kosten Preußens nicht zu sehr zu erheben , oder war es die Scheu, welche der überlegene Geist Friedrichs seinen Gegnern allezeit einflößte , genug , durch diese Unthätigkeit wurde PreuBen gerettet. Unter den bei Kunersdorf gefährlich Verwundeten befand sich auch der liebenswürdige Dichter des Frühlings , der preußische Major Ewald Christian von Kleist. Er war zu Zeblin

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221 in Pommern am 3. März 1715 geboren , besuchte 1731 die Univerſität zu Königsberg , wo er sich mit großem Eifer den Wissenschaften widmete , und trat 1736 auf Anregung seiner Verwandten in Dänemark daselbst in Kriegsdienste. Von Friedrich als Unterthan reclamirt, ging er 1740 in den proußiſchen Dienst über. In Friedenszeiten war die Poesie seine liebste Beschäftigung ; er war nicht sowohl zu wenig reich , als vielmehr zu sehr gebildet , um mit dem damaligen Corps der Offiziere, unter denen es eine Art von Schande war, ein Dichter zu ſein (wie Kleist im Februar 1746 aus Potsdam an seinen Freund Gleim schreibt), vertraut und heiter leben zu können. 1749 ließ er zunächst für seine Freunde sein berühmt gewordenes Gedicht : „ der Frühling," drucken. In der Schlacht bei Kunersdorf hatte er mit ſeinem Bataillon bereits drei Batterien erobern helfen. Außer zwölf starken Contusionen war er schon an den beiden erſten Fingern der rechten Hand verwundet und mußte den Degen mit der linken führen. Da führte Kleist das Bataillon, deſſen Commandeur er nicht mehr erblickte , unter fürchterlichem Kanonenfeuer gegen die vierte Batterie. Noch dreißig Schritt von ihr entfernt zerschmetterte ihm eine dreifache Kartätschenkugel das rechte Bein, ſo daß er augenblicklich vom Pferde stürzte. „Kinder verlaßt euern König nicht" rief er , der Ohnmacht nahe , und ward besinnungslos hinter die Fronte getragen. Eben wollte ihn der Wundarzt verbinden, als dieſer ſelbſt durch den Kopf geschossen wurde. Gleich darauf kamen Kosaken , welche Kleiſt ſeiner Kleider beraubten und ihn in einen Sumpf warfen. So fanden ihn in der Nacht einige ruſſiſche Huſaren , die den Ohnmächtigen auf's Trockne zogen, ihn auf ein Strohlager legten, mit einem Mantel bedeckten und mit Brot und Wasser erquickten. Aber nicht lange, ſo plünderten ihn Kosaken auf's neue, und erst spät am Morgen fand Kleist bei einem vorbeireitenden russischen Offizier, von Stackelberg , Hülfe. Er wurde nach Frankfurt a. D. ge=

222 bracht, wo er am 24. August in Folge einer Verblutung starb. Auch die Feinde ehrten sein Andenken durch eine würdige Bestattung. Als Stackelberg bemerkte, daß seinem Sarge der Degen fehle , legte er seinen eignen Degen darauf , indem er sagte: „Ein solcher Krieger darf nicht ohne dieses Ehrenzeichen beerdigt werden. “ S. 110. 8. Noch immer täuschte jede Friedens-Hoffnung. Am 7. März 1760 trat die Kaiſerin von Rußland als Haupttheilnehmerin dem am 30. December 1758 zwischen Frankreich und Oesterreich geschlossenen Bündniſſe bei , welches die vollständigste Demüthigung Friedrichs zum Ziel hatte. Nur Eng land blieb der treue Bundesgenosse Preußens , und Friedrich war , wie er an seinen Bruder Heinrich schrieb , entschlossen: mit dem Degen in der Hand zu sterben.*) Am 15. August 1760 erfocht der König bei Liegniß mit 14,000 Mann einen glänzenden Sieg über 30,000 unter Laudon. Am 3. Oktober beschoß der russische Generalmajor von Tottleben Berlin , das sich am 9. ergeben mußte , doch auf die Nachricht , daß der König herannahe, schon am 12. Abends wieder geräumt wurde. Am 3. November schlug Friedrich die Oesterreicher bei Torgau. Die leßteren waren 64,000 Mann stark, die Preußen zählten 20,000 weniger. Der König ritt in das heftigste. Kleingewehrfeuer hinein. Zwei Pferde wurden unter ihm getödtet. Eine Kugel traf ihn auf die Brust, sie wurde aber durch den mit Sammet gefütterten Pelz aufgehalten, der König erlitt nur eine Quetschung und verlor für den Augenblick die Besinnung. Das Feuer der Geſchüße war auf beiden Seiten so furchtbar, daß Friedrich versicherte , er habe niemals eine ftärkere Kanonade gehört. Dreimal wurde der Angrifft des d preußischen Fußvolkes zurückgeworfen , und die Desterreicher " Schöning, der fiebenjährige Krieg. Bd. 2.

二巷

223 glaubten schon des Sieges sicher zu sein , als gegen Abend Zieten den Kampf entschied und das feindliche Heer zum Rückzuge zwang. Die Preußen hatten 13,000 Mann ver= loren , von denen 3000 in Gefangenschaft geriethen ; der Verlust der Desterreicher betrug , mit Einſchluß von 7-8000 Ge: fangnen, 25,000 Mann. Das Jahr 1761 zeigt uns den König in der äußersten Bedrängniß , selbst die Aussicht auf den einzigen Bundesgenossen ging mit dem Tode Georg II. verloren ; denn am 12. December 1760 ward der Subsidienvertrag Englands mit Preußen zum leßtenmal auf ein Jahr verlängert. Friedrichs Hülfsquellen waren anscheinend erschöpft : nicht nur das Geld auch die Soldaten fehlten. Zugleich verschlechterte sich der Zuſtand ſeines Heeres , welches , auf alle nur mögliche Weise, durch gewaltsame Aushebungen in den kleinen deutschen Ländern . Ausreißer und Kriegsgefangene ergänzt , sehr viel von seiner sittlichen Kraft verlor. Die Spannkraft Friedrichs mußte Alles zusammen und aufrecht halten. " Nicht das preußische Heer," sagt Napoleon, " hat sieben Jahr lang Preußen gegen die drei größten Mächte Europa's verthei = digt, sondern Friedrich der Große. " Der König hatte die am 17. Auguft bei Striegau erfolgte Vereinigung der beiden großen Heeresmassen, der Oesterreicher unter Laudon , der Ruſſen unter dem Feldmarschall Buturlin, vergebens zu hindern gesucht. Er hatte ihren 140,000 Mann nur 55,000 entgegenzustellen, und um ſich ſelbſt und die Festung Schweidniß zu schüßen , bezog er am 20. August mit seinem. Heere das seitdem so berühmt gewordene Lager zu Bunzelwiß. Dasselbe stand mit der Festung, welche die Lebensmittel lieferte , in genauer Verbindung. Der König hatte 400 Ges schüße, und die gegen 9000 Schritt lange , schon von Natur feste Stellung, im Umfange von fast zwei deutschen Meilen, war noch durch 27 einander gegenseitig deckende Schanzen mit

224 190 Geschüßen , durch Palissaden , spanische Reiter, Wolfsgruben und 182 Minen verstärkt worden. Vergebens suchte Laudon die Russen zum Angriff zu bewegen. Buturlin, der seine Truppen schonen und nicht auf's Spiel sehen wollte , brach am 10. September , angeblich wegen Mangels an Lebensmitteln, wieder auf und es blieben nur 12,000 Ruſſen zurück. Nachdem auch Laudon sich zurückgezogen, konnte Friedrich am 26. September sein Hungerlager, in dem die preußische Armee unsägliche Noth erlitten , gleichfalls aufgeben. Daß Schweidniß wenige Tage darauf von den Oesterreichern dennoch überrumpelt wurde und Kolberg am 16. December sich an die Russen ergeben mußte , waren empfindliche Verluste , welche den Feldzug des nächsten Jahres noch bedrohlicher machten. Ein Todesfall sollte den König retten : im Januar 1761 starb Elisabeth von Rußland , und Peter III. , der begeisterte Verehrer Friedrichs des Großen , bestieg den Thron. Er war kein Freund der Desterreicher , denen er vorwarf , daß fie die Russen für sich in's Feuer geschickt , und schloß im Mai mit Friedrich einen Friedens- und Freundschaftsvertrag. In Folge deffen stießen 20,000 Russen unter Tschernischef zum Heere des Königs. Sie wurden zwar nach Peters Ermordung im Juli des nämlichen Jahres schon wieder zurückberufen , doch versprach die neue Herrscherin Katharina , die in dem Briefwechsel ihres Gemahls mit Friedrich Gründe zur Schonung fand, den Frieden zu halten. Der König wußte das ruſſiſche Corps gleichwohl zu be: nußen; er bewog Tschernischef seinen Abmarsch noch drei Tage zu verschieben und sich am 21. Juli den Oesterreichern, die von der neuesten Wandlung der russischen Verhältnisse noch keine Kunde hatten, gegenüberzustellen, wenn auch am Kampfe selbst nicht theilzunehmen. Er griff nämlich an diesem Tage den , auf den Höhen von Burkersdorf sehr stark verschanzten Daun an, deffen Heer Schweidniß deckte. Die Desterreicher wurdene

225 verdrängt und Schweidniß eingeschlossen , welches sich, nachdem Daun am 16. August noch einen Versuch zum Entsag gemacht, doch vvon dem Herzoge von Bevern geschlagen worden , am 9. Oktober den Preußen ergab. Am 29. Oktober slegte gleichfalls Prinz Heinrich bei Freiberg in Sachsen, und am 27. November schlossen Oesterreich und Preußen einen Waffenſtillstand zur ruhigen Haltung der Winterquartiere. Im December nahmen die Friedensverhandlungen ihren Anfang. AnaS. 126. 9. Am 15. Februar 1763 wurde der lange Kampf, dessen Beendigung allen Theilen gleich erwünscht und nothwendig war , durch den Frieden zu Hubertsburg beschlossen. Er bestätigte nur den Dresdner Frieden : Preußen verlor nichts. Am Spätabend des 30. März kehrte der König , welcher an diesem Tage das Kunersdorfer Schlachtfeld besucht hatte, nach Berlin zurück , welches er volle sechs Jahre nicht gefehn hatte. Gozkowsky erzählt in der „ Geschichte eines patriotiſchen Kaufmanns “ : „ Da der Tag bekannt war, an welchem S. M. hier eintreffen sollte , blieb keine Seele im Hause , alles wimmelte auf den Straßen und von einer halben Meile außer der Stadtmauer bis zum Königl. Schloffe hatten die getreuen Bürger, ein jeder in seinem besten Feierkleide, schon vom Morgen früh bis in die späte Nacht , den Weg gebahnt , durch welchen der König seinen Einzug halten sollte. Das Verhängniß fügte es aber, daß S. M. erst sehr spät, bei dunkler Nacht, hier eintreffen konnten , wodurch alle die gehoffte Freude vereitelt wurde , so , daß der Empfang nicht in der Ordnung vor fich gehen konnte, als wie man sich dazu vorbereitet hatte. Ein großer Theil der Bürgerschaft versahe sich noch in Zeiten mit Fackeln, und als man endlich von weitem die Ankunft des Königs und das Geraffel von Wagen vernahm , so erfolgte ein allgemeines Freudengeschrei: ,, Es lebe der König!" .. 137. 10. Friedrich Wilhelm Freiherr von Seydlig wurde am 3. Februar 1721 zu Kalkar im Herzogthum Cleve 15 Klette, Friedrich der Große.

226 geboren und kam , noch nicht 14 Jahr alt , als Page zu dem Markgrafen von Schwedt, wo, nach dem Beiſpiel ſeines Herrn , der angestammte Muth sich bis zur Tollkühnheit entwickelte. Im 17. Jahre trat er als Kornet in preußische Dienste und ward im Jahre 1742 vom Könige unmittelbar zum Rittmeiſter befördert. In der unglücklichen Schlacht bei Kollin zeichnete sich Seydlig , zum erstenmal an der Spiße einer Brigade , als Reiterführer glänzend aus ; doch seinen höchsten Ruhm erwarb er in den Schlachten von Roßbach und Zorndorf. Bei Kuners= dorf, wo er dem Könige gleichfalls von jenem leßten gewagten Angriff abrieth, und die Ungunst der Verhältnisse erkennend, dem königlichen Befehl erst auf ein drittes Mal gehorchte. ward ihm durch eine Kartätschenkugel der Degenkorb und die rechte Hand zerquetscht. Seit jenem Tage war indeß zwischen ihm und dem Könige , wenn auch vorübergehend , eine Span, nung eingetreten , und Seydlig focht nach seiner Herstellung unter dem Oberbefehl des Prinzen Heinrich. Der Sieg bei -Freiberg die letzte Schlacht des fiebenjährigen Krieges war hauptsächlich sein Verdienst. Bald nach dem Friedensſchluſſe ward ihm die Generalinspektion der in Schleſten ſtehenden Reiterei übertragen , und 1767 ernannte ihn der König zum General. Es war dies die höchſte militairische Stufe, welche damals zu erlangen war, da Friedrich nach dem fiebenjährigen Kriege die Beförderung zum Feldmarschall gar nicht eintreten ließ. Ohlau , das Stabsquartier seines Regiments , ward eine Pflanz- und Musterſchule der preußischen Reiterei, und Seydlik, der vollkommene Meister alles Reiterwesens, war persönlich in Allem Vorbild. Auch die lustigen und gefährlichen Wagstücke seiner Jugend waren noch immer beliebt. Einst traf er in der Gegend von Ohlau beim Spazierritt auf eine Halbkutsche, die einen Landprediger und dessen Frau sehr langsam im Sande hinfuhr. Seydlig betrachtete das Fuhrwerk, dessen Vordertheil

227 ſehr gestreckt war und alſo zwiſchen Kaßten und Kutſcherbock einen ziemlichen Raum ließ ; da gab der muntere Reiter, ohne sich zu besinnen, seinem Pferde die Sporen und seßte über den Wagen hinaus , und seine sämmtlichen Begleiter folgten ihm ebenſo hinter drein, zum großen Schrecken der darin Sißenden, die jedoch ganz unbeschädigt blieben. „Seydlig," fragte ihn einmal der König, „ wie kommt es , daß bei Seinem Regimente jo viele Leute den Hals brechen ?" worauf Seydlig entgegnete : „ Em. Majestät dürfen nur befehlen , und es soll nicht wieder kommen, aber ich bin dann auch außer Schuld, wenn das Regiment wider den Feind nichts ausrichtet." Daß nun in einer solchen Natur zuweilen auch die Eigenmacht maßlos hervortrat, darf uns nicht wundern. Dies lag zugleich in seiner Zeit und seinem Stande. Der Bürgermeister von Ohlau, der Seydlig gegenüber wohnte und sich des Morgens mit der Nachtmüße in's Fenster legte , war nahe daran , diese Erfahrung mit dem Leben zu bezahlen. Der General, welcher die Nachtmüße als respektwidrig verboten hatte , holte , da sie der Bürgermeister dennoch aufbehielt, eine Pistole und schoß nach ihm, zum Glück, ohne zu treffen. Im Uebrigen zeigt uns das Leben des hier so gewaltthätigen Mannes eine Reihe schöner Züge seiner aufrichtigen Menschenfreundlichkeit und Großmuth. Er hatte im Kriege nie die Würde eines Helden durch Grausamkeit und Habsucht entehrt. Sein unerschrockenes Herz bewährte sich überall , und wo ihn Pflichtgefühl und Gerechtigkeitsliebe für Andre zu sprechen aufforderten, geschah dies ohne Rücksicht der Person. In solchen Fällen wagte er auch gegen den König, der doch , tros einzelner Verstimmungen , den hohen Werth eines so selbstständigen Charakters anerkannte, das freimüthigſte Wort. Als sich in Breslau einmal viele Invaliden zu nahe heran drängten, und Friedrich, weil sie ihn belästigten, unwil lig ste zu entfernen befahl, sagte Seydliß : „Das sind die braven Männer , die ihr Leben und ihre Knochen daran gegeben , um 15*

228 Ew. Majestät Sieg und Ruhm zu gewinnen und die nun betteln gehn mögen ! " Da besann sich der König, ließ die Leute beſchenken und freundlich abfertigen. Seydlig starb am 7. November 1773. S. 140. 11. Hans Joachim von Zieten wurde am 18. Mai 1699 in der Grafschaft Ruppin auf seinem väterlichen Landgute Wustrau, sieben Meilen von Berlin, geboren . Schon im 14. Jahre wurde er Fahnenjunker, nahm in Folge wiederholter Zurückseßung seinen Abschied , trat 1726 als Lieutenant wieder ein , wurde kassirt wegen eines Zweikampfs mit ſeinem Rittmeister, nach kurzer Zeit jedoch, in seinem 31. Jahre, auf's neue zum Lieutenant it bei den Husaren ernannt. Es war das nämliche Regiment , zu deffen Oberst ihn , elf Jahre später, Friedrich der Große ernannte, und welches sich als Zieten'sches Hujarenre regiment in der Geschichte der preußischen Armee ein unvergängliches Andenken erworben hat. 1744 wurde Zieten Generalmajor. Allein die ausgezeichneten Erfolge , die seine Tapferkeit und ſein militairischer Blick in den schlesischen Kriegen errungen hatte , konnten doch ch nicht verhindern, daß nicht der KönigI von andrer Seite durch die Mißgunst eines hochstehenden und begabtenn Mannes, der das Vertrauen des Monarchen besaß , gegen ihn eingenommen w wurde. Es kam so weit, daß Zieten kurz vor d em Ausbruch des fiebenjährigen Krieges den bestimmten Wunsch aussprach, seinen Abschied zu erhalten , und nur das herzliche Entgegenkommen des Königs selbst konnte ihn davon on abbringen. Von da an wurde das schöne freundschaftliche Verhältniß beider nie wieder gestört, und bis an das Lebensende Hoe des greisen Helden gab ihm Friedrich Beweise seiner Achtung und zartesten Aufmerksamkeit. ― In den Schlachten des stebenjährigen Krieges wirkte Zieten bei Leuthen und Torgau zu dem fiegreichen Ausgange wesentlich mit. Der Volksmund hat durch das sprichwörtliche : „ Zieten aus dem Busch " ihn trefflich bezeichnet. Ueberhaupt gehörte

229 "}‚Vater Zieten" zu den volksthümlichsten Generalen des preusischen Heeres, und verdiente es nicht nur in kriegerischer Hinsicht, sondern eben so als Mensch durch die vollkommene Ehrenhaftigkeit und Männlichkeit seines Charakters , deſſen Grundlage eine aufrichtige Frömmigkeit war. W. von Kaltenborn , der Verfaſſer der Briefe eines alten preußischen Offiziers (Hohenzollern 1790 u . 91 ) , sagt über Zieten : Ein außerordentlich scharfer natürlicher Verstand , der durch keine Hofkabale oder andre Intriguen irre gemacht wurde ; ein durch Erfahrung nach und nach erlangtes scharfes und geschwindes militairisches coup d'oeil ; eine beständige gesunde Beurtheilungskraft ; eine grenzenlose Tapferkeit ; eine auf Grundfäßen feststehende Ehrlichkeit, die ihm nie erlaubte, irgend eine Art von Nebenweg zu gehen ; die Gabe sich die Liebe und das Zutrauen seiner Untergebenen zu erwerben ; kaltes Blut , das durch nichts als durch den Anblick eines Unglücklichen erschüttert werden konnte ; dies waren die Mittel , durch welche er auf die hohe Stufe jenes Ruhmes stieg , auf welcher er sich beinahe ein halbes Jahrhundert durch erhielt. - Ihm galt der gemeine Husar , der seine Schuldigkeit that , eben so viel als der Generallieutenant. Er bekümmerte sich nie um Dinge, die ihn und sein Regiment oder das Corps , wo er kommandirte, nichts angingen . Es geschahen hundert Sachen in der Armee , von denen er nichts wußte ; und wenn ihn der König zuweilen nach so etwas fragte , so antwortete er immer ganz treuherzig : „Ach Ihro Majestät , um so etwas bekümmere ich mich nicht." Zieten starb zu Berlin am 26. Januar 1786. S. 144. 12. Der baiersche Erbfolgekrieg , der uns die deutschen Verhältnisse wieder in der jämmerlichsten Zerfahrenheit darstellt, war ein Krieg ohne Schlacht, doch nicht minder von allem Elend des Krieges begleitet. Er wurde lediglich hervorgerufen durch den Ehrgeiz des deutschen Kaisers , Joseph II., und die habfüchtige Politik des Fürsten von Kauniz.

230 Am 30. December 1777 starb der Kurfürst Maximilian Joseph von Baiern , ohne eheliche Erben zu hinterlassen. Mit ihm erlosch derjenige Hauptstamm des Otto Witttelsbachschen Hauses , welchem Baiern und die Oberpfalz gehörten ; der andre gleichfalls kurfürstliche Stamm , deſſen Haupt Karl Theodor war, besaß die Pfalz am Rheine. Beide Kurfürsten hatten sich die Erbnachfolge, die durch das deutsche Lehnsgesetz und die seit Jahrhunderten bestehenden Hausverträge ohnehin rechtlich begründet war, noch durch besondere Patente, die man gegenseitig austauschte , verbürgt , für den Fall , daß einer von ihnen ohne ebenbürtige Nachkommen sterbe. Auf den Befehl Maximilian Joſeph's wurde sofort nach seinem Tode das Pa. tent veröffentlicht, durch welches Karl Theodor von sämmtlichen ihm angefallenen Landen feierlichst Besiz nahm , und die Bes hörden huldigten überall dem neuen Landesherrn. Dieſes raſche Vorgehen war aber weder im Sinne des Kurfürsten selbst, der es auffallender Weise zu haftig fand, noch in dem des Wiener. Hofes. Der lettere hatte schon lange Zeit Lust gehabt, Baiern zu erwerben und benußte die Gelegenheit zu einem Handſtreich mit Schwerdt und Feder. Der Kurfürst Karl Theodor war ganz in Desterreichs Händen. Er hatte keine eheliche , wohl aber eine Menge natürlicher Kinder , denen er ein möglichst großes , von seinem Landeserben unabhängiges Vermögen zu hinterlassen wünschte . Zu ihrem Besten hatte er ansehnliche Capitalien in den österreichischen Staatsanleihen niedergelegt, und außerdem verlockten ihn die glänzenden Aussichten, welche der Dank des österreichischen Hauſes ihm für seine Kinder eröffnete. Er verrieth und verkaufte also diesen zu Liebe das eigne Land. Der feile Geschäftsträger des Kurfürsten schloß mit dem Wiener Hofe am 3. Januar 1778 einen Vertrag ab, in welchem rechtlich gar nicht zu begründende Ansprüche Desterreichs auf Niederbaiern anerkannt wurden und Karl Theodor gab seine Zustimmung. Doch dieser voraus waren bereits öfter-

231 reichische Truppen in Baiern eingerückt und hatten im Namen der Kaiserin und Königin Maria Theresia (die übrigens in dieser ganzen Angelegenheit nur dem Andringen Josephs und ihres Ministers folgte) von einem beträchtlichen Theile des Landes Besitz genommen. Und nicht das Land allein, auch die Allodial-Erbschaft des verstorbenen Kurfürsten , welche der hinterlaſſenen einzigen Schwester desselben, der verwittweten Kurfürstin von Sachsen, angefallen war, verlangte Maria Theresia zu theilen , indem sie ihre eigne Abstammung von zwei baierschen Prinzessinnen zum Vorwand nahm . Durch die am 14. Januar unterzeichnete Wiener Convention konnte indeß Karl Theodor nicht ebenso die Rechte seines nächsten Agnaten , des Herzogs Karl von Zweibrücken , aufgeben , der unter dem Schuße Friedrichs des Großen , des einzigen Mannes in Deutschland , welcher den Willen und die Kraft hatte, der Willkühr entgegenzutreten, sowohl beim Reichstage wie in Wien selbst protestirte. Auch Ludwig XVI. von Frankreich , obgleich durch seine Gemahlin Maria Antoinette dem Hause Desterreich nahe verbunden, versicherte den Herzog seiner freundschaftlichen Theilnahme, wobei es freilich ſein Bewenden hatte. Dagegen verband sich Friedrich am 28. März feierlich, die Rechte des pfälzischen Hauses auf die Nachfolge in Baiern gegen die ungerechten Ansprüche des Wiener Hofes mit seiner ganzen Macht zu vertheidigen , und der Herzog verpflichtete sich seinerseits , ohne Genehmigung des Königs keine Art von Vergleich mit dem Wiener Hofe einzugehen. Der Schriftwechsel, welcher sich jezt zwischen den Höfen von Wien und Berlin entſpann , führte zu keiner Ausgleichung. Friedrich beharrte dabci, daß die Ent scheidung über die Zerstückelung eines deutschen Kurstaates dem ganzen Reiche zustehe. Fürst Kauniß aber erklärte schließlich (1. April) : sein Hof werde von den durch Vertrag erworbe nen Besitzungen nichts herausgeben.

232 #senEs lag damals nur an Preußen, sich mit Desterreich über eine Theilung Deutſchlands zu verständigen , und es läßt sich nicht läugnen , daß die deutsche Kleinwirthschaft diesen Gedanken lebendig unterstüßte ; aber Friedrich hielt es mit Recht für würdiger , das Beispiel einer großen und uneigennüßigen Poid der Willkühr der litik aufzustellen und so dem Ehrgeiz und Beherrscher Desterreichs ein sittliches Gegengewicht zu bilden. Auch erkannte der politische Scharfblick des großen Königs sehr wohl, daß die Behauptung neuer Erwerbungen dem jungen Großstaate ganz andre Schwierigkeiten bereitete , als dem Kaiserhause. Endlich , würde Preußen, im Schlepptau Desterreichs, die einzige Bundesgenoffin aufgegeben haben, die es je länger je mehr dem überlegenen Nachbarstaate gleichstellte, die Macht der öffentlichen Meinung. Man mußte sich in Deutſchland daran gewöhnen, in Preußen nicht nur den Staat der Intelligenz zu erblicken , ſondern gleichzeitig den Staat, huß gewährte . welcher auf jede Gefahr hin dem Rechte Zu Anfange des Aprils begaben sich Joseph und Friedrich zu ihren Heeren. Die österreichischen Truppen waren in Böhmen zusammengezogen worden, die preußischen standen in Schlesten. Gleichwohl wurden die Unterhandlungen fortgeseßt. Weder der König noch Maria Theresia wünschten den Ausbruch des Krieges, und Joseph wollte Zeit gewinnen, um ſeine Rüstungen zu vervollſtändigen. Erſt am 5. Juli rückte Friedrich über Nachod in Böhmen ein und am 8. bezog er ein Lager bei Welsdorf. Der Wiener Hof gerieth bei dieser Nachricht in die größte Bestürzung und glaubte schon die eigne Residenz bedroht; allein der König, den körperliche Leiden auf's äußerste geschwächt hatten , besaß nicht mehr die Frische und Wagelust der Jugend, um Pläne, welche sein Geiſt kühn und schnell erfann , in gleicher Weise auszuführen. Er zögerte , am Ende seines Lebens den schwer erkauften Ruhm haſtig auf's Spiel zu seßen. Andrerseits wirkte sein Name noch immer so mächtig,

233 daß sich die Oesterreicher unter Joseph und Lasch darauf beschränkten , in ihrer festen Stellung bei Königsgräß , die jedes Angriffs spottete , ruhig stehen zu bleiben. Es kam nur zu kleinen Vorpostengefechten , und nicht lange , so nahm Maria Therefta die abgebrochenen Verhandlungen wieder auf. Der ganze Sommer wurde nußlos damit zugebracht, und im September nöthigten Ruhr und Faulfieber , die in den preußischen Lagern furchtbar um sich griffen, sowohl den König wie seinen Bruder, den Prinzen Heinrich, der bei Nimes , Laudon gegenüber, ein zweites preußisch-sächsisches Heer befehligte, Böhmen zu verlassen. Der Rückzug wurde meisterhaft ausgeführt, und während der König den Winter über in Breslau verweilte, ward der kleine Krieg zwischen den feindlichen Heeren, die an den Grenzen stehn blieben, fortgesezt. Maria Theresia wünſchte aufrichtig den Frieden , und der entſchiedene Wille , mit dem sich Rußland jezt für Preußen erklärte, drängte zum Abſchluß. Am 13. Mai 1779 beendigte der Friede zu Teschen einen Krieg , in welchem auf jeder Seite nicht weniger als etwa 200,000 Mann im Felde gestanden. Die Löſung war befriedigend, wenn auch minder für den Kaiser und den Fürſten von Kaunis. Desterreich , das auf die Wiener Convention verzichtete , erhielt von dem in Anspruch genommenen Erbe nur einen kleinen Länderstrich zwischen Donau , Inn und Salza. Daß Baiern seinem Fürstenhause gerettet wurde , war Frie- Maria Theresia , welche den Krieg mit so drichs Werk ! vielem Widerstreben geführt hatte, foll wiederholt geäußert haben , daß sie in ihrer ganzen Regierung nichts mehr erfreut habe, als der teschener Friedensschluß. Als sie erfuhr, daß der König den von Frankreich und Rußland vorgeschlagenen Bedingungen beigetreten sei, rief sie: „Ich bin vor Freuden außer mir. Ich habe keine Vorliebe für Friedrich, aber ich muß ihm die Gerechtigkeit wiederfahren lassen , er hat edel gehandelt. Er hatte mir versprochen, den Frieden auf billige Bedingungen

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zu machen , und er hat Wort gehalten. Es ist für mich ein unaussprechliches Glück, daß ich ferneres Blutvergießen verhin dert habe." *) An dem Kriege für Baiern hatte gleichfalls der Neffe und Thronerbe Friedrichs , der nachmalige König Friedrich Wilhelm II. , theilgenommen. Bei dem Rückzuge aus Böhmen war ihm die Leitung eines kleinen Heerhaufens anvertraut und der König belobte ihn öffentlich. Der Friede zu Teschen beugte übrigens spätern Anschlägen Josephs, Baiern dennoch, durch Tausch, zu erwerben, nicht vor, und Friedrich stiftete im Jahre 1785 gegen die eigenwillige Vergrößerungssucht des Kaisers seinen berühmten deutschen Fürstenbund , ein ehrendes Denkmal der uneigennüßigen deutschen Politik ſeines Greiſenalters. In einem kleinen Gedicht hat Gleim einen Vergleich zwischen dem Könige und dem Kaiſer angeregt , der ihm in vieler Beziehung nacheiferte. Friedrich der Große selbst hat seinen geistvollen und hochstrebenden Nebenbuhler mit wenig Worten meisterhaft charakterisirt. Er äußerte einmal zu Sanssouci, als seine Blicke auf die Büste des Kaisers fielen : „Den stelle ich mir unter die Augen , das ist ein junger Mann , den ich nicht bergessen darf. Der Kaiser Joseph hat Kopf, er könnte viel ausrichten. Schade für ihn , daß er immer den zweiten Schritt thut, ehe er den ersten gethan hat." Joseph selbst fagte gegen das Ende seines Lebens : „ Ich wünſchte , man schriebe auf mein Grab : Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren , der aber das Unglück hatte , alle seine Entwürfe scheitern zu sehen." **) S. 159. 13. Mit rührender Beharrlichkeit sangen die *) Core, Geschichte des Hauses Oestreich. Wagner. Bd. 4. rson **)(Core a. a. D.

Deutsch von Dippold und

235 preußischen Dichter die Thaten ihres großen Königs, ohne von ihm beachtet zu werden. " Mein Lob ist deutsch ," sagte Gleim , „und Deutsches liest Er nicht!" Dennoch darf man dem Könige billiger Weise keinen Vorwurf daraus machen. Seine Jugend fiel in eine Zeit , wo die französische Sprache fich als moderne Bildungssprache schon unentbehrlich gemacht und ihre classische Literatur aufzuweisen hatte , während die deutsche an Eleganz und Geist so weit zurückstand. Die Wahl war damals nicht schwer, und später fehlte eben so die Muße wie die Lust, der neuen Zeit ein liebevolles Verständniß zu widmen. Und wie schwer würde es in der That dem Könige geworden sein , nachdem sich der Geschmack bereits an ganz bestimmten Mustern geschult und das Ohr die feinere Empfindung der Muttersprache verlernt hatte , einen Geiſt zu begreifen, der seine Bahn sich mit ursprünglicher Kraft brach, und , um die Höhe der Kunst zu erreichen , von der Natur ausging. Das Urtheil Friedrichs war über Gellert nicht hinausgekommen. Im Winter 1780 schrieb er in Breslau eine Abhandlung „,de la littérature allemande , des defauts qu'on peut lui reprocher quelles en sont les causes et par quels moyens on peut les corriger" - die von der Unkunde des Königs das sprechendste Zeugniß ablegt. Es fehlte nicht an einer Reihe von Gegenſchriften , die dem verlegten Nationalgefühl Rechnung trugen. Allein „wie konnte man ," fragt Goethe treffend , „von einem Könige , der geistig leben und genießen wollte , verlangen , daß er ſeine Jahre verliere , um das , was er für barbariſch hält , nur allzuspät entwickelt und genießbar zu sehen ?" Und dennoch, wie wenig sich der König um deutſche Dichter bekümmern, wie ſehr ihn im Einzelnen ſein angebildetes Vorurtheil täuschen mochte : derselbe König, welcher nur französisch dichtete , wirkte mehr als durch Pensionen und Beifallsbezeu gungen, er gab der deutschen Poesie das Höchſte, was er geben

236 konnte : ſich und seine Thaten. Wie groß sein Antheil mittelbar an ihrer Neubelebung war, bezeugt Goethe mit folgenden Worten : „Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensge halt kam durch Friedrich den Großen und die Thaten des stebenjährigen Krieges in die deutsche Poeste." S. 164. 14. Vergl. Bd. 2 von : Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Eine Lebensbeschreibung, von ihm selbst aufgezeichnet und herausgegeben von Haken. " 3 Bdchn. Leipzig 1821-23. S. 170. 15. Ein französischer Dichter Andrieux hat das schöne Beispiel königlicher Gerechtigkeitsliebe gleichfalls in einer poetischen Erzählung dargestellt . (Contes et opuscules , en vers et en prose , suivis de poésies fugitives . Par Andrieux, de l'Institut National . A Paris VIII. ) Der Schluß der= ſelben lautet :20) Les Rois malaisément souffrent qu'on leur resiste. Frédéric, un moment par l'humeur emporté : ,,Pardieu ! de ton moulin c'est être entêté Je suis bon de vouloir t'engager à le vendre ! Sais-tu que, sans payer, je pourrais bien le prendre ? ,,Vous ? de prendre mon moulin ? Je suis le maître." Qui! si nous n'avions pas des juges à Berlin." eta Le Monarque, à ce mot, revint de son caprice, pa Charmé que sous son règne on crût à la justice. Il rit, et se tournant vers quelques courtisans : ,,Ma foi, messieurs, je crois qu'il faut changer nos plans, Voisin, garde ton bien; j'aime fort ta replique." on fait de mieux dans une Republique ? Qu'aurait S. 186. 16. Die Neigung Friedrichs des Großen , fich augenblicklichen Eindrücken hinzugeben und dieselben , wenn auch nicht immer gerechtfertigt , hartnäckig festzuhalten , trat in den lezten Lebensjahren , wo Alter und Krankheit ohnedies zur Mißlaune reizten , mehr als je hervor. Es war durchaus nicht leicht, persönlich mit dem Könige zu verkehren , und sich gleichzeitig die Gunst und die Achtung des Monarchen zu be-

237 wahren, den eine zu bestimmt entgegentretende Selbstständigkeit verlegte und dessen scharfblickender und erhabener Geiſt doch andrerseits jene niedrige und sclavische Hingebung erkennen und verachten mußte. Wie Wenigen war es gegeben, einen so edeln und feinen Freimuth zu beobachten , der nicht beleidigte, auch wenn er ſelbſtſtändig blieb! Der üblen Laune gesellte sich noch ein erhöhtes Mißtrauen des Königs, das wohl in mancher traurigen Erfahrung Grund hatte , doch vorübergehend ſelbſt diejenigen nicht verschonte, deren Redlichkeit und Treue ihm in geneigter Stimmung un: zweifelhaft erschienen. Es ist nicht schwer, in dem Leben des großen Königs und namentlich in der leßteren Zeit desselben Züge von Herbigkeit und Härte aufzufinden , die unser Gefühl für Augenblicke verstimmen. Doch wer erwartet denn auch den größten Menſchen fleckenlos und unfehlbar zu finden ? Man braucht daher die Schatten um so weniger zu läugnen , als sie den glänzendſten Vorzügen gegenüberstehen. Ein König der wie Friedrich mit so edlem Willen der Gerechtigkeit nachstrebte , der mit ſo unermüdlichem Pflichteifer sich selbst nur als den obersten Beamten des Staates betrachtete , ein solcher König hat die Unbefangenheit des Tadels nicht zu scheuen. Der Begeisterung des Königs für eine unparteiiſche und geseßliche Rechtspflege verdankt Preußen ſein berühmtes „ Landrecht," mit dessen Ausarbeitung 1780 der Großkanzler v. Carmer beauftragt wurde. In einem Briefe an Voltaire ( 1776) heißt es : „ Daß ich lebe , ist nicht nothwendig, wohl aber, daß ich thätig bin!" Und wie machte der König diese denkwür digen Worte an sich zur Wahrheit ! Selbst die legte Krankheit des Königs er litt an der Waſſerſucht vermochte nicht die rührende Gewiſſenhaftigkeit zu vermindern , mit welcher Friedrich die gewohnten Herrscherpflichten erfüllte. Der Minister v. Herzberg , der die leßten fünf Wochen

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vor dem Tode des Königs in Sanssouci zubrachte , erzählt : *) „Sein beständiger täglicher Lebenslauf war dieſer: daß , nachdem er Abends und Morgens die Depeschen seiner Gesandten und die militairischen und Civil-Berichte seiner Generale und Minister gelesen hatte , er des Morgens , um 4 over 5 Uhr, nach der Menge der Geschäfte , seine drei Kabinetssekretatre einen nach dem andern zu sich herein kommen ließ und dem Einen die Antworten (welche er mir hernach zustellen ließ) auf die Depeschen jedes seines Gesandten diktirte , den beiden Andern aber die Befehle und Antworten an die Staatsminister und Generale, über Kriegs- Finanz- und Juſtizſachen, wie auch die Antworten auf die unendliche Menge Briefe und Bittſchriften von Privatpersonen , und alles dies mit einer solchen Genauigkeit und Ordnung , vorzüglich bei den ungemein com plicirten Depeschen , daß die Sekretaire nur die Titel, Formalitäten und Datum hinzuzuſeßen hatten. Wenn dies Geschäft um 7 oder 8 Uhr beendigt war , ließ er den Kommandanten von Potsdam, Generallieutenant von Rohdich, hereinkommen, und nach ihm seine Adjutanten , um ihnen die militairiſchen Ordres und was die Garnison jeden Tag thun sollte, mündlich vorzuschreiben. Nur nachdem er auf dieſe Art ſeine königlichen Pflichten erfüllt hatte, ſah er auf einige Augenblicke den Wundarzt und zuweilen einen Arzt, um das Nöthigſte für ſeinen Zustand zu besorgen. - Nachmittags unterzeichnete er alle De peschen und Briefe, die er am Morgen diktirt hatte , und die seine Sekretaire gegen die Zeit erpedirt haben mußten. Obgleich er so geschwollen und von der Waſſerſucht angegriffen war, daß er sich nicht allein aus ſeinem Stuhle bewegen konnte, worin er Tag' und Nächte zubrachte, ohne die Bequemlichkeiten eines Bettes ertragen zu können, und obgleich er sichtbar ganz * Hiftorische Nachricht von dem leßten Lebensjahre Friedrichs II. Berl. Monatsschrift 1787.

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außerordentlich litt , ließ er dennoch nie das geringste Zeichen von Schmerz oder Unbehaglichkeit blicken, sondern behielt immer seine heitere zufriedene und ruhige Miene , und ohne je von seinem Zustande oder vom Tode zu reden , unterhielt er uns immer auf das angenehmste und vertraulichſte über die Zeitläufte, die Litteratur, die alte und neue Geschichte, und vorzüglich über den Landbau und die Cultur der Gärten , welche er noch immer anlegen ließ. Der König starb in der Nacht des 17. August 1786 ; erst am Tage vorher , wo ihn das Bewußtsein verließ, hatte er seine gewohnte Thätigkeit eingestellt. Auch die, welche im Leben Friedrich entgegengestanden hatten, vernahmen die Kunde von seinem Tode mit Nührung und drückten die höchste Achtung für den Mann aus , deffen Größe zu erkennen sie nun keine Leidenschaft mehr abhielt. Wenn, sagte Fürſt Kauniß , wird ein solcher König das Diadam wieder zieren ! *) Das Testament des Königs , am 8. Januar 1769 in französischer Sprache von ihm selbst geschrieben , lautet im Eingange: „Unser Leben ist ein flüchtiger Uebergang von dem Augenblicke der Geburt zu dem des Todes. Die Bestimmung des Menschen während dieses kurzen Zeitraums ist, für das Wohl der Gesellschaft, deren Mitglied er ist, zu arbeiten. Seitdem ich zur Handhabung der öffentlichen Geschäfte gelangt bin, habe ich mich mit allen Kräften, welche mir die Natur verliehen bat , und nach Maßgabe meiner geringen Einsichten bestrebt, den Staat, welchen ich die Ehre gehabt habe , zu regieren, glücklich und blühend zu machen. Ich habe Geseze und Ge= rechtigkeit herrschend sein lassen ; ich habe Ordnung und Pünktlichkeit in die Finanzen gebracht ; ich habe in die Armee jene *) Dohm, Denkwürdigkeiten. Bd. 3.

240 Mannszucht eingeführt, wodurch sie vor allen übrigen Truppen Europa's den Vorrang erhalten hat."bull vale job was Be In den nun folgenden weitern Bestimmungen wird dem Thronfolger Friedrich Wilhelm zugleich der Schaß als ein dem Staate zugehöriges Gut“ überlassen , welches nur zur Vertheidigung oder zur Unterstügung des Volkes angewendet werden darf." D/D $ din 12 Am Schluß der Urkunde heißt es : xenolan HAD TEEN us ,Ich empfehle allen meinen Verwandten in gutem Einverständnisse zu leben und nicht zu vergeffen, im Nothfalle ihr persönliches Interesse dem Wohl des Vaterlandes und dem Vortheile des # Staates aufzuopfern. Meine leßten Wünsche in dem Augenblicke , wo ich den lezten Hauch von mir geben werde , werden für die Glückseligkeit meines Reiches sein. Möchte es doch stets mit Gerechtigkeit , Weisheit und Nachbruck regiert werden, möchte es durch die Milde seiner Geseze der glücklichste , möchte es in Rücksicht auf die Finanzen der am besten verwaltete, möchte es durch ein Heer, das nur nach Ehre und edlem Ruhme strebt , der am tapfersten vertheidigte Staat sein; o möchte es doch in höchster Blüthe bis an das Ende der Zeit fortdauern !" * ) 4 ) Der vollständige Wortlaut des Testamentes steht auch in der Lebensgeschichte Friedrichs von Preuß (gr. Ausg. Bd. 4) , ein Werk, das bekanntlich vor allen übrigen für Jeden unentbehrlich ist, der sich mit dem Leven und der Zeit des großen Königs eindringender beschäftigen will. 成分 Jatas blank der

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AP 64

Biographien.

Klette, Friedrich der Große.

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Wilibald Alexis (pseudonym für Georg Wilhelm Heinrich Häring) geb. zu Breslau den 29. Juni 1798 , Dr. der Phil., lebt zu Arnstadt. Balladen. Berlin 1836. Friedericus Rex G. 17. General Schwerin G. 40. H. Besser. Der Choral von Leuthen • S. 67. Matthias Claudius , geb. zu Reinfeld im Holsteinschen am 15. August 1740 , Revisor der holsteinſchen Bank, starb in Altona am 21. Januar 1815. Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen. 8 Thle. Hamb. u. Bresl. 1775-1812. Kriegslied S. 147. Ein Lied nach dem Frieden C. 157. Johann Matthias Dreyer , geb. 1713 zu Hamburg, starb daselbst 1769. Vorzüglichste deutsche Gedichte. Altona 1771 . G. 159. Auf Friedrich Unter das Bildniß des Königs von Preußen S. 163. Friedrich (nach Fr. Nicolai in der Berl. Monatsschrift : Johann Joachim ) Ewald , geb. zu Spandau am 3. September 1727 , eine Zeitlang Regimentsauditeur , nach einem wüsten Leben seit 1762 verschollen. Sinngedichte und Lieder. ( 1755) . N. (3.) A. Berlin 1791. An Friedrich G. 161. 16*

244 Johann Matthias Firmenich, geb. zu Köln am 5. Juli 1808 , Dr. der Phil., lebt zu Berlin. · €. 132. Held Friedrich . (Gruppe's Musenalmanach für 1851 ). Theodor Fontane , geb. den 30. December 1819 zu Neuruppin, lebt in Berlin. Männer und Helden. Berlin 1850. 6. 8. Der alte Dessauer . 6. 42. Schwerin Keith S. 78. 6. 137. Seydlik G. 140. Zieten's Lod

Friedrich Baron de la Motte Fouqué, geb. am 12. Februar 1777 zu Brandenburg, starb als Major a. D. am 23. Januar 1843 zu Berlin. Der Reichsfürst und das Kaiſerſchwert . S. 10. (Deutscher Musenalmanach von Chamisso und Gaudh für 1839). Friedrich der Große. Der große Kurfürst

• 6. 1. (Aus : ,,L'art de la guerre, poëme. " Oeuvres de Frédéric le Grand . T. X. Berlin 1849. Das Gedicht wurde zuerst im Mai 1749 gedruckt. Deutsch: Die Kunst des Krieges. Ge= dicht in sechs Gesängen von Friedrich dem Großen. Nach dem französischen Original frei überseßt von C. v. Reinhard . Berlin 1851.) Abschied für das kaiserliche Heer und den Feldmara : 4of42 schall Daun nach der Schlacht bei Leuthen S. 69. (,, Congé de l'armée imperiale et du maréchal Daun, après la bataille de Lissa." Oeuvres t. XII. Deutſch in: as Friedrichs des Großen Jugendjahre , Bildung und Geiſt von Fr. Förster. Berlin 1823. ) Ode an die Deutſchen • 6. 111.66

245 (,,Ode aux Germains. Faite à Freyberg, le 29 mars 1760." Oeuvres t. XII. Deutsch von Fr. Förster.) S. 142. An Voltaire. Jake (Oeuvres t. XIV. Das Gedicht ist vom 9. Oktober 1757, deutsch von Gleim, 1768, in deſſen Werken Bd . 2.) Emanuel Geibel , geb. am 18. Oktober 1815 zu Lübeck, Professor der deutschen Literatur und Geschichte der Poeste an der Universität zu München , von dem Könige von Baiern geadelt. Gedichte. 45. Aufl. Berl. 1857. S. 167. Sanssouci Johann Wilhelm Ludwig Gleim, geb. zu Erms leben bei Halberstadt am 2. April 1719 , Kanonikus , starb in Halberstadt am 18. Februar 1803. Sämmtliche Werke. 7 Bde. Halberstadt 1811-13. S. 14. Bei Eröffnung des Feldzuges 1756 . Siegeslied nach der Schlacht bei Lowosit S. 21. Schlachtgesang bei Eröffnung des Feld: S. 29. zuges 1757 • • G. 33. Siegeslied nach der Schlacht bei Prag S. 46. Lied nach der Schlacht bei Kollin Siegeslied nach der Schlacht bei Roßbach S. 55. €73. Lied an die Kaiserin-Königin . G. 144. Lied am Geburtstage des Königs S. 152. Im Lager bei Nachod S. 155. Auf dem Hummelsberge S. 158. Groß und gut S. 159. Moses und Friedrich Als man mich des Schmeichelns beschuldigte S. 159. . 160. Sinngedicht . S. 161. Die leichte Wahl S. 162. Der zählende König Unter das Bildniß des Königs von Preußen S. 163. . 163. • In die Oeuvres de Frédéric II. G. 181. Die zwei Blicke Friedrichs C. 189. Die Zeit S. 190. Des Dichters Grabſchrift

246 Seine Grabschrift An unsre Dichter

G. 1926 ) S. 192.

Johann Christoph Friedrich Haug, geb. den 9. März 1761 zu Niederstoßingen in Würtemberg , Hofrath und Bibliothekar zu Stuttgart, starb am 30. Januar 1829. ma Epigramme und Gedichte.2. 2 Bde. Berlin 1805. S. 162. Auf den König von Preußen Karl von Holtei , geb. zu Breslau am 24. Januar 1797, lebt in Grah. Gedichte. Berlin 1827. Ruf S. 164. Der Preuße in Lissabon

Hornburg . Die Windmühle bei Sanssouci

S. 170.

Abraham Gotthelf Kästner, geb zu Leipzig den 27. September 1719 , Profeffor der Mathematik in Göttingen, wo er am 20. Januar 1800 starb. Gesammelte poetische und prosaische schönwissenschaftliche Werke. 4 Thle. Berlin 1841.E S. 61. Roßbach . Deutschlands gerettete Ehre van vahudi 19Š. 61. Widerlegung eines königlichen Schriftstellers S. 62. S. 158. Auf den Palmbaum Bei Gelegenheit eines Sinngedichts von . 160. Gleim • Rudolf von Keudell , königl. preuß . Rittmeister a. D. Der siebenjährige Krieg , als Heldengedicht gewidmet dem alten Ruhme und den neuen Ehren des preußischen Heeres. Aus des Großvaters Erzählungen. Berlin 1850. G. 19. Friedrich und seine Gegner . 244G. 48. Rollin 6. 97. Kunersdorf Ewald Christian von Kleist. (S. S. 220.) Sämmtliche Werke. Berlin 1803. 2 Bde. Pin S. 44. An die preußische Armee .

247 Karl Friedrich Kretschmann, geb. zu Zittau am 1. December 1738, Advocat, starb in seiner Vaterstadt am 16. Januar 1809. Sämmtliche Werke. 7 Bde. Leipzig und Zittau 1784 - 1805. S. 161. An die Tadler eines großen Königs Gotthold Ephraim Lessing, geb. in Kamenz am 22. Januar 1729, herz. braunschweigscher Hofrath und Bibliothekar zu Wolfenbüttel, starb zu Braunschweig am 15. Februar 1781. Sämmtliche Schriften. Berlin 1839-40. 13 Bde. Unter das Bildniß des Königs von Preußen S. 163. Magnus Gottfried Lichtwer, geb. zu Wurzen am 30. Januar 1719, Regierungs-, Hof- und Consistorial-Rath zu Halberstadt, wo er den 6. Juli 1783 starb. Schriften, herausgegeben von F. E. M. v. Pott. Halberstadt 1828. • • C. 30. Ode auf die Schlacht bei Prag Franz Friedrich Apollonius von Maltitz, geb. den 6. Juni 1795 zu Gera , ehemaliger kais. ruſſiſcher außerord. Gesandter im Haag, lebt zu Boppard am Rhein. Gedichte. 2 Bde. München 1838 . S. 192 Friedrich Richard von Meerheim , geb. den 14. Januar 1825 zu Größenhayn im Königreich Sachsen, k. sächſ. Oberlieutenant zu Dresden. Soldatenwelt. 2. Ausg. Dresden 1859. S. 77. Der große König bei Zorndorf

Johann Benjamin Michaelis , geb. zu Zittau am 31. December 1746 , starb bei Gleim in Halberstadt am 30. September 1772. Sämmtliche poetische Werke. 4 Thle. Wien 1791. Auf einen jungen Offizier der Reichsarmee S. 53. vor der Schlacht bei Roßbach

248 Julius Minding , geb. zu Breslau den 8. November 1808 , Dr. der Med. , starb am 6. September 1850 zu Newyork. Lieder vom alten Friß. Berlin 1846. Der Wecker • G. 3. C. 5. Mollwit 49. Getrost, verzage nicht 51. Gotha Ein andrer Mann C. 64. Zorndorf S. 74. G. 122. Torgau G. 124. Die Flöte Der Friede S. 126.

Wilhelm Mössory . Kunstlose vermischte Gedichte. Held Zieten Held Seydlig

Berlin 1816 . S. 120. S. 135.

Karl Wilhelm Ramler, geb. zu Kolberg am 25. Fes bruar 1725 , Professor der schönen Literatur an der Kadettenſchule in Berlin , ward in den lezten Jahren seines Lebens mit der Leitung des Königl. Theaters betraut , starb den 11 . April 1798. Wie Ramler die Gedichte seiner Freunde nicht immer glückte feilte , so sind auch die spätern Lesarten seiner eignen durchaus nicht überall vorzuziehen . Es sind daher für die nachfolgenden Gedichte die beiden lezten Ausgaben benugt worden. Lyrische Gedichte. Berlin 1772. Poetische Werke. 2 Thle. Berlin 1800-1801. An den Frieden .00 S. 110. Auf ein Geschüz . 117. 16. 123.439 An den österreichischen Fabius Auf die Wiederkunft des Königs S. 127. Der Triumph S. 129. odundieD • S. 145. f Ler) rom Schlachtgefang Friedrich von Sallet, geb. am 20. April 1812 zu

249 Neiſſe , E. preuß. Lieutenant , ſtarb auf seinem Gute Reichau in Schlesien am 21. Februar 1843. Gedichte. Bieten

3. Aufl.

Hamburg 1852.

6. 134.

Christian Friedrich Scherenberg , geb. den 5. Mai 1798 zu Stettin , Beamter im Kriegsministerium zu Berlin. Leuthen. Berlin 1852. S. 50. Desterreichs Siegesfreude S. 50. Die getreuen Lande G. 54. Die Schlacht bei Roßbach G. 63. Eine Königsrede Alogs Schreiber , geb. zu Kappel unter Windeck in Baden am 12. Oktober 1761 , badischer Hofrath und Historiograph, starb zu Baden-Baden am 21. Oktober 1841 . Gedichte. Tüb. 1817. S. 160. Friedrich II. G. 191 . • Grabschrift Friedrichs II. Christian Friedrich Daniel Schubart , geb. zu Obersontheim in der schwäbischen Grafschaft Limburg am 22. November 1743 ; auf Befehl des Herzogs Karl von Würtemberg im Januar 1777 auf dem Hohenasperg ohne Rechtsspruch eingekerkert und erst im Mai 1787 in Freiheit geseßt. Sein berühmter Hymnus auf Friedrich den Großen , im Frühling 1786 gedichtet und nach des Königs Tode zu Berlin in vielen Tausend Exemplaren nachgedruckt und verkauft , hatte dem gefangenen Dichter die Theilnahme Preußens erweckt. Seine Freilassung erfolgte mit der Klausel: „ Ein Wunsch des Königs sei für den Herzog soviel als Befehl. " Er wurde sogar zum Theaterdirektor und Hofdichter in Stuttgart ernannt, wo er am 10. Oktober 1791 starb. Gedichte. 2 Bde. Stuttg. 1785–86. S. 174. Friedrich der Große .

250

Karl Simrock , geb. am 28. August 1802 zu Bonn, Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Bonner Universität. Gedichte. Leipzig 1844. Der Schmied von Solingen

6. 70. 16

Friedrich August von Stägemann , geb. am 7. September 1763 zu Vierroden in der Uckermark , ſtarb als k. preuß. Geh. Staatsrath zu Berlin am 18. December 1840. Zum Andenken des 17. August 1786. Ⓒ. 186. (Odeum Friedrichs des Großen. Herausgegeben von Koch. Berlin 1793. )

野马 Heinrich Stieglitz , geb. zu Arolsen im Waldeckschen am 22. Februar 1803 , Dr. der Phil. , starb zu Venedig am 24. August 1849. Stimmen der Zeit in Liedern. 2. Aufl . Leipz . 1834. S. 172. Friedrich der Einzige Christoph Auguſt Tiedge, geb. am 14. December 1752 zu Gardelegen bei Magdeburg, Domcommiſſair, starb in Dresden am 8. März 1840. Sämmtliche Werke. 10 Bdchn . 4. Aufl. Leipz. 1841 . Elegie auf dem Schlachtfelde bei Kunersdorf S. 102. Balthasar Ludwig Tralles , geb. zu Breslau am 1. März 1708 , starb als Arzt in seiner Vaterstadt am 7. Februar 1797. S. 162. An König Friedrich 姐 (Schlesische Anthologie von Lentner. Bresl. u. Lpz. 1773.)

Johann Peter Uz , geb. zu Ansbach am 3. Oktober 1720, 1. preuß. geh. Rath und Director des Landgerichts zu Ansbach, starb daselbst den 12. Mai 1796. Poetische Werke. 2 Bde. Wien 1804 . S. 100 . Auf den Tod des Majors von Kleist

251

信 Volkslieder, fliegende Blätter u. f. w. Es lag an der Zeit , welche die Frische und Naivetät der Auffassung verlernt hatte und sich poetisch erst wieder verjüngen mußte, daß die Volkspoesie so dankbare Stoffe wie Friedrich den Großen und ſeine Generale doch nicht entsprechend ausbeutete und Alles weit mehr den Kunstdichtern anheimfiel. Für die nachfolgenden Gedichte sind zum Theil die Lesarten verschiedener Terte benußt worden. Kleine , unwesentliche Aenderungen fanden nur insoweit statt , als sie in Rücksicht auf das Verständniß erforderlich ſchienen. . 6. Schlesien, ach freue Mich. Fliegendes Blatt. Preussische Soldatenlieder und einige andere Volkslieder und Zeitgedicht aus dem siebenjährigen Kriege und der Campagne in Holland von 1787 aus gleichzeitigen Einzel-Drucken und Fliegenden Blättern herausgegeben von C. G. Kühn , K. Preuß. Kammergerichtsrath ze. 2c. Berlin 1852. Ihr Feinde jauchzet nicht ! S. 8. Dieses Gedicht bildet die Inschrift eines kunstvoll geschliffenen Glaspokals, der sich als Familien- Erbstück im Besitz eines Kaufmanns zu Schwedt befindet. Auf einer Seite ſieht man in ganzer Figur den „ alten Dessauer ," wie er, ein Fernrohr in der Hand, dem Bombardement einer feindlichen Festung wahrscheinlich Prag zusteht; um ihn herum preußische Infanterie, Artillerie u. f. w.; auf der andern Seite steht die erwähnte Inschrift. Der Pokal , der keine Jahreszahl trägt, scheint während des zweiten schlesischen Krieges gefertigt zu sein , und zwar zwischen den Feldzügen von 1744 und 1745. Friedrich hatte sich, nachdem er am 16. September 1744 Prag überwältigt , vor den vereinigten Oesterreichern und Sachsen zum Winter zurückziehen müssen , und seine Lage war höchst gefährlich , bis unter der kräftigen Mitwirkung des Fürsten Leopold von Dessau eine Reihe glänzender Siege den Krieg

252 Als Salomo des Nordens hatte zuerſt entschieden. Voltaire den jungen König bei seiner Thronbesteigung begrüßt. Seitdem ward diese Bezeichnung in Gedichten sehr gebräuchlich Grenadier-Lied. Volkslied . S. 16. Der alte Friß im Volksliede. Zur Feier des 31. Mai. Von Ludwig Erk. Berlin 1851 . Das Seiner Königlichen Majestät weh- und demüthig anredende Sachsen. Fliegendes Blatt. S. 26. Preussische Soldatenlieder von Kühn. Vivat, der König Friederich . Volkslied . S. 36. Zehn schöne neue Lieder aus dem siebenjährigen Kriege. Zur Erinnerung an den 31. Mai 1851. Berlin . Die Prager Schlacht. Volkslied. S. 38. Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglichsten deutschen Volkslieder mit ihren eigenthümlichen Melodien. Herausge geben von Ludwig Erk. Berlin 1856. Brüder, ich bitt' ! geht alle mit ! Volkslied. S. 62. Zehn schöne neue Lieder aus dem siebenjährigen Kriege. Preußisches Kriegslied. Volkslied . S. 81. Vier neue Kriegs- und Huſaren- Lieder. 1758. Abgedruckt in: Der alte Friß im Volksliede von Erk. Huſarenbraut. Volkslied . S. 83. Vier neue Kriegs- und Huſaren-Lieder. 1758. Abgedruckt in: Der alte Friß im Volksliede von Erk. Wer gefangene preußzische Husar. Volkslied. S. 84. Preusstſche Soldatenlieder “ von Kühn , Vergl. wo es als fliegendes Blatt von 1748 bezeichnet ist . und ,,der alte Friz im Volksliede" von Erk. Ein dritter , wenig abweichender Tert des Gedichts findet sich auch bei Julius von Voß in dessen "1 Gemälde von Berlin im Winter 180/7. Berlin 1808. " Für Clermont steht Soubise. Voß erzählt , daß es auch von österreichischen Soldaten geſungen wurde, nur mit der Umkehrung :

253 Ein ungerscher Husar Fiel wohl in preuß'sche Hände , Der König der ihn sahc. Endlich hat auch Gleim sich des Stoffes bemächtigt , den Vorgang aber in eine spätere Zeit verlegt. Das Gedicht ist überschrieben : „Der französische General und der preußische Huſar" (1793). Es steht in : „Vater Gleim's Zeitgedichte, von 1789-1803. Leipzig 1841. " Der Anfang lautet : Ein preußischer Husar, der Todtenkopf" genannt, War in französische Gefangenschaft gerathen: Wo lagert euer Ferdinand ? Fragt ihn der General. - „Noch nicht in euren Staaten!" Das vorerwähnte Buch von Voß enthält noch folgende Verſe, die nach der Schlacht bei Leuthen sehr verbreitet gewesen sein sollen : Friz tanzte neulich bei Kollin, Und fiel im Tanzen nieder, Doch Friz fällt so geschwind nicht hin, So fömmt und tanzt er wieder, Bei Roßbach tanzt er Menuett, Bei Leuthen tanzt er ein Ballet, Da fiel Theresia nieder, Sie tanzt seitdem nicht wieder. Die Belagerung und Entſetzung der Festung Neiſze. Fliegendes Blatt. S. 86. Preussische Soldatenlieder von Kühn. Die dort angege bene Jahrzahl 1759 iſt unrichtig. Vertrauliche Unterredung zwischen allen Europäiſchen hohen Mächten, den gegenwärtigen Krieg betreffend. Fliegendes Blatt. S. 92. Preussische Soldatenlieder von Kühn. Auf die Schlacht bei Torgau. Volkslied. S. 119. Der alte Friß im Volksliede von Erk. Himmel und Hölle für Friederich. Fliegendes Blatt. S. 148.

254 L. Schneider's Soldatenfreund. Jahrgang 1848. neue Volkslied . S. 150. „Sechs schöne Preußziſches Kriegslied. Ganz neu gedruckt. " Auch in Schneider's Soldatenfreund 1848. Lied eines Preußischen Soldatenweibes. Briefe über die Bayerschen Angelegenheiten. Berlin 1779. Friedrichs Ankunft im Olymp . Volkslied. S.. 181 . Der alte Friß im Volksliede von Erk. — Muthmaßlich der älteste Druck dieses sehr verbreiteten und allmälig immer mehr ausgefeilten Gedichtes führt den Titel : „Friedrichs Abholung zum Göttersiße. Im Romanzenton erzählt von einem Canonier. Gedruckt im Olimp, bei der Wittwe Bellona, 1786.“ Der Tert hat viele Abweichungen von den späteren Lesarten. Die erste Strophe lautet : Als neulich Herr Merkurius Höchst eilig rapportirte, Daß König Friedrich Marimus Krank sei und noch regierte, Sprach Zevs : er hat genug gethan, Der Tod hol' ihn von seiner Bahn, Ich gebe Thron und Krone Nun seines Bruders Sohne. Das Gedicht schließt :

Doch arme Muse , schweig' nur still, Du kannst's ja nicht beschreiben, ehren will, eest mended cod Wie Zevs den König blend untivník Der hier verehrt wird pud Big Sonne , Mond und Meer, Und alle Thronen hinterher Und aller Bäume Wurzeln Einst in einander purzeln. Ein neuerer Tert , welcher mir gleichfalls vorliegt, und „Friedrichs Abholung ins Reich der Todten “ überschrieben ist, ſtimmtemehr mit dem von Erk mitgetheilten überein. Die leßten Zeilen lauten :

255 Sehr viel that Er auf Erden, Um dort belohnt zu werden. Der Invalide an Friedrichs Grabe. Volkslied. S. 191 . Das Gedicht führt ursprünglich die Ueberschrift : „ Der Invalid an Loudon's Grabe" und hat 15 Strophen , welche die Austria, Desterreichischer Univerſal-Kalender für 1845, mittheilt. Der sonst unbekannte Dichter J. B. Koller hat es zuerst in einem Wiener Muſenalmanache des vorigen Jahrhunderts veröffentlicht. Wie es öfter geschah, daß sich Freund und Feind mit geringen Umänderungen ein und dasselbe Ge= dicht aneigneten , so wurde aus dem österreichischen Volksliede ein preußiſches, aus Laudon (Loudon) Friedrich.

Berichtigungen. S. 14 3. 6 v. o. ist hinter 1756 zu ergänzen : 4) S. 44 3. 10 v. v. lies Feinde statt Feind. S. 142 3. 2 v. o. lics 1757 ſtatt 1768. S. 151 ist hinter 3. 8 r. o . einzuſchalten : daß er kann bestehen.

5 AP 64

Druck von J. Blumenthal in Berlin, Adlerstraße 9.

In demselben Verlage ist erschienen :

Deutschlands Kriegs-

und

Siegesjahre

1809-1815

in Liedern deutscher Dichter. Herausgegeben yon Hermann Kletke. 216 Seiten. In verziertem Umschlage, brochirt 17 % Sgr. In verziertem Umschlage, cartonnirt mit Goldschnitt 221/2 gr. Inhalt. Gedichte von: W. Aleris. E. M. Arndt, E. F. August, A. Bercht, C. Seffeldt, 3. v. Eichendorff, F. Förster, A. L. Follen, F. de la Motte Fouqué, S. H. Friedländer, J. G. L. Hesekiel, H. v. Kleift, Th. Körner, A. Kopisch, F. Lange, Mill, J. Mosen, K. Müchler, Chr. Niemeyer, P. A. Pfizer, F. Rückert, M. v. Schenkendorf, F. v. Schlegel, Ed. Schöller, W. Schröer, G. Ad. v. Selchow, F. A. v . Stägemann, Fr. G. Wezel. Volkslieder. Mit historischen und biographischen Anmerkungen. -

Diese Sammlung, welche jedem Freunde der Poefte von hohem Interesse sein dürfte , wird sich insbesondere auch als eine der anziehendsten und werthvollsten Festgaben für die Jugend empfehlen. Die treffliche Wahl der Gedichte, deren volksthümliche Kraft und Frische ganz geeignet ist, das patriotische Gefühl lebendig zu erwecken, so wie andrerseits der literarhistorische Werth, den diese reichhaltige und unmittelbar aus den Quellen geschöpfte Sammlung beanspruchen darf, haben einstimmig die ehrenvollste Anerkennung der Kritik er: fahren.

Druck von J. Blumenthal in Berlin, Adlerstraße 9.