EÜR – leicht gemacht: Die Einnahme-Überschuss-Rechnung: Ein Lehrbuch für Studium und Praxis [3 ed.] 9783874407632, 9783874403634

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EÜR – leicht gemacht: Die Einnahme-Überschuss-Rechnung: Ein Lehrbuch für Studium und Praxis [3 ed.]
 9783874407632, 9783874403634

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Hans-Dieter Schwind Peter-Helge Hauptmann Reinhard Schinkel

EÜR leicht gemacht

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3. Auflage

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Die Einnahme-Überschuss-Rechnung: Ein Lehrbuch für Studium und Praxis

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leicht gemacht ® … Fachwissen aus Taschenbüchern „ Die Gelbe Serie: Recht „ Die Blaue Serie: Steuer und Rechnungswesen

BLAUE SERIE  leicht gemacht ® Herausgeber: Professor Dr. Hans-Dieter Schwind Richter Dr. Peter-Helge Hauptmann

EÜR leicht gemacht Die Einnahme-Überschuss-Rechnung: Ein Lehrbuch für Studium und Praxis 3. überarbeitete Auflage

von

Reinhard Schinkel Steuerberater

Ewald von Kleist Verlag, Berlin

Besuchen Sie uns im Internet: www . leicht-gemacht . de

Autoren und Verlag freuen sich über Ihre Anregungen Umwelthinweis: Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt Gestaltung: Michael Haas, Joachim Ramminger, Berlin leicht gemacht ® ist ein eingetragenes Warenzeichen

© 2019 Ewald v. Kleist Verlag, Berlin

Inhalt I.

Grundlagen

Lektion Lektion Lektion Lektion

1: Was bedeutet Selbständigkeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 2: Die Gewinnermittlungsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 3: Das Einkommensteuerrecht und die EÜR . . . . . . . . . . . . 23 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer . . . . . . . . . . . . 29

II. Einstieg in die EÜR

Lektion 5: Struktur und Aufbau der Gewinnermittlung . . . . . . . . . Lektion 6: Das Betriebsvermögen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

III. Die Geschäftsvorfälle

Lektion 7: Die (Privat-)Einlagen und Entnahmen in der EÜR . . . . . Lektion 8: Die Betriebseinnahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 9: Der Eigenverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 10: Die Behandlung der Umsatzsteuer und Vorsteuer . . . . . Lektion 11: Was ist eine Betriebsausgabe? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung . . . . . . . . . Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben . . . . . . . . . . . Lektion 14: Sonstige Steuern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

IV. Besonderheiten der EÜR

Lektion 16: Zu- und Abflussprinzip . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 17: Durchlaufende Posten und Vorschüsse . . . . . . . . . . . . . Lektion 18: Der Investitionsabzugsbetrag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lektion 20: Der Wechsel der Gewinnermittlungsart . . . . . . . . . . . . . Lektion 21: Die Einstellung der selbständigen Tätigkeit . . . . . . . . . .

53 60 63 71 78 89 91 94 114 129 135 146 155 158 163 172 185

V. Analyse und Ausblick

Lektion 22: Die Betriebswirtschaftliche Auswertung . . . . . . . . . . . . 192 Lektion 23: Die EÜR als Planungsinstrument? . . . . . . . . . . . . . . . . 197 Register: Anlage EÜR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210

Übersichten Übersicht 1: Selbständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht 2: Umqualifizierung in gewerbliche Einkünfte . . . . . . . Übersicht 3: Prüfschema der Selbständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht 4: Einkunftsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht 5: Gewinnermittlungsmethoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Großübersicht 6: Wahl zur EÜR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht 7: Von den Einkünften zur Einkommensteuer . . . . . . . . Übersicht 8: Beispiele für steuerfreie Umsätze . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht 9: Erforderliche Rechnungsangaben nach § 14 UStG . . . Übersicht 10: Grundsätze zum Vorsteuerabzug (§ 15 UStG) . . . . . . Übersicht 11: Vorteile und Nachteile der Kleinunternehmerregelung Großübersicht 12: Umsatzsteuerliches Prüfschema . . . . . . . . . . . . Übersicht 13: Gewerbesteuerermittlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Übersicht 14: Gewerbesteuerliche Hinzurechnungen/ Kürzungen . . Übersicht 15: Auswirkungen der Entnahme . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

6 11 12 13 19 22 27 34 36 37 41 42 48 49 67

Großübersicht 16: Betriebseinnahmen von A – Z . . . . . . . . . . . . . . 76 Übersicht 17: Formerfordernisse eines Fahrtenbuchs . . . . . . . . . . . . 83 Übersicht 18: Gebäudeabschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 Übersicht 19: Vor und Nachteile der Poolabschreibung . . . . . . . . . . 111 Übersicht 20: Gegenstände des Anlagevermögens . . . . . . . . . . . . . . 113 Großübersicht 21: Überblick nicht abziehbare Betriebsausgaben . . 127 Übersicht 22: Betriebsausgabenpauschalen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141 Großübersicht 23: Betriebsausgaben ABC . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Übersicht 24: Die unterschiedlichen Zufluss-/Abflusszeitpunkte . . . Übersicht 25: Die 10-Tage-Regel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Großübersicht 26 Wechsel der Gewinnermittlungsart . . . . . . . . . . Übersicht 27: Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung (GoBD) . Großübersicht 28: Register Anlage EÜR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

148 152 180 202 203

I.

Grundlagen

Sie sind selbständig oder wollen sich selbständig machen? Herzlichen Glückwunsch, dass Sie sich an das Abenteuer Selbständigkeit wagen. Dieses Buch möchte Sie dabei unterstützen, die steuerlichen Pflichten, die damit einhergehen, zu erkennen, zu erfüllen und natürlich nur die Steuern zu bezahlen, die notwendig sind. Sie sind Student im wirtschaftsrechtlichen oder steuerrechtlichen Bereich? Die Klausuren rücken näher und näher und wie war das doch gleich mit …? Auch hierbei möchte dieser Leitfaden Sie an die Hand nehmen und Licht in den Steuerdschungel bringen, so dass Sie am Ende sagen können: „Die EÜR – leicht gemacht®“. Sollten Sie keinerlei Basiswissen besitzen, arbeiten Sie am besten die Lektionen kontinuierlich durch. Aufgrund der Komplexität des Themas werden immer wieder Verweise auf andere Lektionen erfolgen. Am Ende des Buches werden alle auftretenden Fragen behandelt worden sein. Sie wissen Bescheid, suchen aber zu einem bestimmten Thema mehr Sicherheit? Die Lektionen sind so aufgebaut, dass das entsprechende Thema umfänglich abgehandelt wird. Sie müssen nicht mit der Lektion 1 beginnen, sondern können sich gerne die für Sie interessanten Abschnitte „herauspicken“. Die EÜR? Was ist das überhaupt? Hinter dem Abkürzungsmonster versteckt sich die Einnahme-Überschuss-Rechnung, die steuertechnisch korrekt übrigens Gewinnermittlung gemäß § 4 Absatz 3 EStG heißt. Es wird also ein Gewinn ermittelt. Die Gewinnermittlung erfolgt nur für Selbständige bzw. Unternehmer. Und somit kommen wir auch schon zur ersten Lektion.

Lektion 1: Was bedeutet Selbständigkeit?

Fall 1: Der Gewinn und die Selbständigkeit

Ihr alter Schulfreund F kommt zu Ihnen, weil er von Ihrer masochistischen Neigung zu trockenen Steuergesetzen gehört hat. Er verkauft seit einiger Zeit Haushaltswaren über eine Auktionsplattform im Internet mit

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Grundlagen einem netten Gewinn. Die Haushaltswaren hat er zuvor aus Konkursmassen erworben. Er möchte sich bei Ihnen vergewissern, ob sein Hobby Auswirkungen auf die Steuer hat. Was können Sie ihm antworten? Ob jemand als selbständiger Unternehmer anzusehen ist oder nicht, richtet sich nach bestimmten Tatbestandsvoraussetzungen. Diese Tatbestandsvoraussetzungen finden sich im § 15 Abs. 2 EStG (Einkommensteuergesetz) wieder, in der Abgrenzung der gewerblichen Einkünfte von den sonstigen selbständigen Einkünften.

Übersicht 1: Selbständigkeit Die fünf Tatbestandsvoraussetzungen der Selbständigkeit: 1. Selbständig  Die Tätigkeit wird auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko ausgeübt. 2. Nachhaltig  Die Tätigkeit wird mit Wiederholungsabsicht ausgeübt. Es genügt also nicht der einmalige Verkauf der privaten Comicsammlung. 3. Gewinnerzielungsabsicht  Die Absicht, mit dieser Tätigkeit Gewinn zu erzielen, muss vorhanden sein. Steuern zu sparen gilt nicht als Gewinnerzielungsabsicht. 4. Teilnahme am allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr  Das Angebot muss einem Markt zur Verfügung gestellt werden. Es müssen also mehrere potentielle Abnehmer vorhanden sein. 5. Keine private Vermögensverwaltung  Dabei handelt es sich um eine ungeschriebene Voraussetzung, die durch die steuerliche Rechtsprechung ausgearbeitet wurde, aber nicht im Gesetz aufgeführt ist. Unter privater Vermögensverwaltung versteht man den Einsatz vorhandenen eigenen Vermögens zur Erzielung von Erträgen. Keine selbständige Tätigkeit ist daher zum Beispiel die Vermietung von Wohnungen/Grundstücken, oder die Geldanlage auf Festgeldkonten.

Lektion 1: Was bedeutet Selbständigkeit? Der alte Schulfreund ist also als klassischer Unternehmer anzusehen, weil: XXEr die Haushaltswaren auf eigene Rechnung erwirbt und veräußert. Er geht also ein finanzielles Risiko ein, wenn er auf seinen Sonderposten „sitzenbleibt“. XXEr nicht nur einmalig verkauft, sondern regelmäßig über den Internet-Shop. Er übt die Tätigkeit also nachhaltig aus. XXEr mit den Verkäufen Gewinne erzielt. XXEr die Haushaltswaren über eine öffentlich zugängliche Plattform anbietet. Es ist ein Marktangebot. XXEs handelt sich nicht um eine private Vermögensverwaltung. Er setzt zwar auch einen Teil seines Vermögens ein. Aber er schichtet sein Geld kurzfristig in Waren um (beim Einkauf) und die Waren wiederum kurzfristig in Geld (mit dem Verkauf).



Fall 2: Die Arten selbständiger Tätigkeit

Ihre Antwort hatte F bereits befürchtet. Einerseits findet er es schön, dass er zu den Unternehmerpersönlichkeiten gehört, andererseits würde er gerne von Ihnen wissen, wo er sich als Unternehmer „wiederfindet“. Er hat nämlich gehört, dass es verschiedene Arten selbständiger Tätigkeit gibt. Es existieren folgende, selbständige Tätigkeiten: XXLand- und Forstwirtschaft (§13 EStG) XXSelbständige Tätigkeit (§18 EStG) unterteilt in freiberufliche und sonstige selbständige Tätigkeit XXGewerbliche Tätigkeit (§15 EStG)

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Grundlagen

Land- und Forstwirtschaft Das Hauptaugenmerk bei der Land- und Forstwirtschaft liegt auf der natürlichen Nutzung des Bodens zur Herstellung und Verwertung von Erzeugnissen (Getreide, Hühner, Eier etc.). Folgende Arten der Land- und Forstwirtschaft existieren: XXLandwirtschaft, Forstwirtschaft (Waldbewirtschaftung), Gartenbau (z.B. Baumschule) XXTierzucht, Tierhaltung XXJagd, Teichwirtschaft, Fischzucht, Imkerei, Schäferei Hinweis: Wird die Land- und Forstwirtschaft zu extensiv betrieben, so dass die natürliche Nutzung des Bodens hinter der Produktion von Erzeugnissen zurücktritt, erfolgt eine Umqualifizierung in gewerbliche Einkünfte. Gemäß Definition erzielt Ihr alter Schulfreund keine Einkünfte aus Landund Forstwirtschaft.

Freiberufliche Tätigkeit Die Frage, ob eine freiberufliche bzw. selbständige Tätigkeit vorliegt, ist bedeutsam für die Frage der Gewerbesteuerpflicht (Lektion 4, Einstieg in Umsatz-und Gewerbesteuer). Freiberufler und selbständig Tätige zahlen nämlich – im Gegensatz zu Gewerbetreibenden – keine Gewerbesteuer. Wann also liegt eine freiberufliche Tätigkeit vor? Der freiberuflich Tätige muss in der Lage sein, jeden Auftrag selbst leitend und eigenverantwortlich durchzuführen. Kernmerkmal der freiberuflichen Tätigkeit ist die geistige Leistung, die der Freiberufler erbringt. Es muss eine persönliche Arbeitsleistung sein. Sie muss im Vordergrund der Tätigkeit stehen.

Lektion 1: Was bedeutet Selbständigkeit? Die Aufzählung der freiberuflichen Tätigkeiten in § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG (sogenannte Katalogberufe) ist nicht abschließend. Grundsätzlich fallen alle selbständigen und mit Gewinnerzielungsabsicht ausgeübten Tätigkeiten im wissenschaftlichen, unterrichtenden, erzieherischen, künstlerischen und schriftstellerischen Bereich darunter. Steuertipp: Das Finanzamt will Ihre freiberufliche Tätigkeit nicht anerkennen und die Tätigkeit als gewerbliche qualifizieren (mit dem Nachteil der Gewerbesteuerpflicht)? Existiert keine gesetzliche Regelung oder Rechtsprechung zu Ihrem Berufsbild kann ein Sachverständigengutachten eingeholt werden. Die zweite Möglichkeit ist, beim Finanzamt eine verbindliche Auskunft zu beantragen. Erfolgt eine Negativauskunft (Qualifizierung als gewerbliche Tätigkeit) kann dagegen Einspruch eingelegt werden. Wird der Einspruch vom Finanzamt abgewiesen, kann vor dem zuständigen Finanzgericht gegen diese Entscheidung geklagt werden. Hinweis: Die Gewerbesteuerpflicht ließe sich noch verschmerzen, lässt sich doch die gezahlte Gewerbesteuer mit der Einkommensteuer verrechnen (siehe Kapitel 4). Verbunden mit der Gewerblichkeit ist jedoch auch die Zwangsmitgliedschaft in der IHK (Industrie- und Handelskammer) bzw. HWK (Handwerkskammer) mit einer entsprechenden Beitragspflicht. Die Beitragshöhe ist dabei nach dem Gewinn gestaffelt.

Sonstige selbständige Tätigkeiten Diese sind ebenfalls im § 18 EStG aufgeführt. Dazu gehören u.a.: XXstaatliche Lotterieeinnehmer XXTätigkeit als Vermögensverwalter und Testamentsvollstrecker XXAufsichtsratsvergütung (Kontrollorgan bei Kapitalgesellschaften) Nachfolgend wird der Autor von freiberuflichen Tätigkeiten schreiben, wenn es um Tätigkeiten des § 18 EStG geht, um Missverständnisse zu den

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Grundlagen „selbständigen“, unternehmerischen Tätigkeiten als Gewerbetreibender und der Land- und Forstwirtschaft zu vermeiden. Ihr Schulfreund ist, wie damals in der Schule, auch nicht so sehr ein Kopfarbeiter. Begleiten Sie mich also zur Gewerblichen Tätigkeit.

Gewerbliche Tätigkeit Die weitere Abgrenzung ist einfach. Alles, was nicht zu den land- und forstwirtschaftlichen oder freiberuflichen Tätigkeiten gehört und bei denen die fünf oben erwähnten Tatbestandsvoraussetzungen vorliegen, ist eine gewerbliche Tätigkeit. Der gewerblichen Tätigkeit hat der BFH (Bundesfinanzhof) zum Beispiel folgende Berufe zugeordnet: XXHändler, XXHandwerker, XXFriseure, XXApotheker, XXGebrauchsgrafiker und Designer, XXFotografen, XXSoftwarevertreiber, XXOptiker, XXZahntechniker (nicht Zahnarzt!) Ihr Schulfreund ist also ein klassischer Gewerbetreibender. Sie können aber auch als Freiberufler plötzlich gewerblich werden. Eine immense Gefahr besteht zum Beispiel, sollte die freiberufliche Tätigkeit durch zu viele Hilfspersonen ausgeführt werden.

Lektion 1: Was bedeutet Selbständigkeit?



Fall 3: Freiberufler oder Gewerbetreibender?

Der äußerst erfolgreiche Architekt A erweitert sein Architekten-Büro und stellt einen jungen Kollegen ein, den er in seine neuen Aufgaben einweist und für dessen Arbeit er die volle Verantwortung übernimmt. Als er kurze Zeit später mehrere größere Aufträge an Land ziehen kann, entscheidet er sich, weitere Ingenieure und Architekten einzustellen, von denen einer als Geschäftsführer die täglichen Geschäfte überwachen soll, während er sich nur noch selten im Büro zeigt und viel Zeit auf seiner neuen Yacht im Mittelmeer verbringt. Übt A weiterhin eine freiberufliche Tätigkeit aus? Nein! Solange A die wesentlichen Entscheidungen in fachlicher und betriebswirtschaftlicher Hinsicht für sein Architekten-Büro trifft, ist er freiberuflich tätig. Mit Übergabe der Leitung an den neuen Geschäftsführer wird eine fachliche Leitung durch A verneint. Er bedient sich zu vieler „Hilfspersonen“. Es handelt sich fortan um gewerbliche Einkünfte.

Übersicht 2: Umqualifizierung in gewerbliche Einkünfte 1. Freiberufliche Tätigkeit wird durch zu viele Hilfspersonen ausgeführt. Eine Leitungsfunktion kann durch den Berufsträger nicht mehr ausgeübt werden. 2. Freiberufliche Tätigkeit wird mit einer originär gewerblichen Tätigkeit vermischt (z.B. ein Augenarzt GbR verkauft auch Kontaktlinsen, ohne strikte Trennung der zwei Tätigkeiten). 3. In einer freiberuflichen Partnerschaft sind auch Gesellschafter Partner, die keine Freiberufler sind (zum Beispiel ein Unternehmensberater ist Partner in einer Rechtsanwaltspartnerschaft). Tritt eine dieser Konstellationen auf, wäre jeweils die Folge eine Umquali­ fizierung der freiberuflichen in gewerbliche Einkünfte.

Hinweis: Die strenge Auslegung der Vervielfältigertheorie, also, dass eine zu große Anzahl von Hilfspersonen stets eine gewerbliche Tätigkeit begründet, wurde durch die Rechtsprechung aufgegeben. Es wird nunmehr nur noch darauf geachtet, ob der „Chef“ weiterhin eigenverantwortlich und leitend tätig ist.

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Grundlagen

Übersicht 3: Prüfschema der Selbständigkeit 1. Wird die Tätigkeit selbständig ausgeübt (eigenes Risiko)? 2. Wird die Tätigkeit nachhaltig (wiederholend) ausgeübt? 3. Existiert die Absicht Gewinn zu erzielen? 4. Wird die Ware/die Dienstleistung der Allgemeinheit angeboten? 5. Es handelt sich nicht um private Vermögensverwaltung?

Alle Antworten JA

Mindestens eine Antwort NEIN

es liegt ­Selbständigkeit vor

keine selbständige Tätigkeit

Nutzung der natürlichen Ressourcen zur Produktion von Erzeugnissen?

Ja

Land- und forstwirtschaftliche selbständige Tätigkeit

geistige, eigen­verant­ wortliche Tätigkeit (die Person) steht im Vordergrund?

Ja

Freiberufliche selbständige Tätigkeit Gewerbliche selbständige Tätigkeit

Lektion 2: Die Gewinnermittlungsarten

Lektion 2: Die Gewinnermittlungsarten Eine Gewinnermittlung erfolgt für die in Lektion 1 dargestellten selbständigen Tätigkeiten. Die durchgeführte Gewinnermittlung und der somit ermittelte Gewinn oder Verlust dient als Berechnungsgrundlage für die zu zahlende Einkommensteuer (Näheres dazu in Lektion 3, Das Einkommensteuerrecht und die EÜR). Diese Lektion beschäftigt sich mit folgenden Fragestellungen: –– Was ist eine Gewinnermittlung? –– Welche Gewinnermittlungsarten existieren? Das EStG zählt in § 2 Absatz 1 EStG sämtliche Einkunftsarten für steuerliche Zwecke abschließend auf und teilt sie in § 2 Absatz 2 EStG in Gewinn- und Überschusseinkunftsarten ein.

Übersicht 4: Einkunftsarten Die sieben Einkunftsarten im Einkommensteuerrecht: Gewinneinkunftsarten

Überschusseinkunftsarten

nach § 2 Absatz 2 Satz 1 Nr. 1 EStG =

nach § 2 Absatz 2 Satz 1 Nr. 2 EStG

1. Land- und Forstwirtschaft 2. Gewerbebetrieb 3. Selbständige Arbeit

4. Nichtselbständige Arbeit ­(Arbeitslohn) 5. Kapitalvermögen (Zinsen) 6. Vermietung und Verpachtung 7. Sonstige Einkünfte (z.B. Renten)

Gewinnermittlung (z.B. nach § 4 Absatz 3 EStG)

Überschuss-Berechnung (§ 8 – 9 EStG)

Betriebseinnahmen abzüglich (./.) Betriebsausgaben = Gewinn

Einnahmen abzüglich (./.) Werbungskosten = Überschuss

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Grundlagen Das positive Ergebnis der Einkunftsarten in der linken Spalte von Übersicht 4 nennt das Einkommensteuergesetz (EStG) schlicht den Gewinn. Daher heißen diese Einkunftsarten Gewinneinkunftsarten. Der „Gewinn“ bei den Überschusseinkunftsarten heißt Überschuss. Sollten jeweils die Betriebsausgaben/Werbungskosten höher sein als die Betriebseinnahmen/ Einnahmen liegt ein Verlust vor. Bei beiden Berechnungsarten handelt es sich um reine Geldrechnungen (Zufluss/Abfluss). In der Übersicht wurde Ihnen das Grundprinzip der Einnahme-Überschussrechnung dargestellt. Diese Gewinnermittlung gemäß § 4 Absatz 3 EStG (abgekürzt EÜR) ist Gegenstand dieses Buches.



Fall 4: Handelsrecht oder Steuerrecht?

Rechtsanwalt R würde gerne seine Steuerunterlagen beim Finanzamt einreichen. Steuerrechtlich fühlt er sich sehr fit. Leider kennt er sich im Handelsrecht nicht so gut aus. Muss er für das Finanzamt auch einen handelsrechtlichen Gewinn darstellen? Der Gewinn ist ein steuerrechtlicher Begriff. Im Handelsrecht wird ein Jahresüberschuss ermittelt. Sollten die Ausgaben höher als die Einnahmen sein, liegt handelsrechtlich ein Jahresfehlbetrag vor (steuerrechtlich ein Verlust). Für steuerliche Zwecke muss Rechtsanwalt R also einen Gewinn ermitteln. Das Handelsrecht ist für Kaufleute maßgebend.



Fall 5: Kaufmann oder Nichtkaufmann

Rechtsanwalt R reicht also nur seinen steuerrechtlichen Gewinn beim Finanzamt ein. Interessehalber fragt er nach, ob er auch Kaufmann sei und wenn ja, was es dann zu beachten gäbe. Für Kaufleute ist das Handelsrecht maßgebend. Es ist das oberste Recht für Kaufleute. Wenn jemand Kaufmann ist, dann ist er u.a. verpflichtet, nach dem Handelsgesetzbuch Bücher zu führen (Buchführung) und einen Jahresabschluss (umgangssprachlich auch Bilanz genannt) zu erstellen. Kaufmann kann man XXkraft seiner Rechtsform (z.B. OHG oder KG als Personengesellschaft, GmbH oder AG als Kapitalgesellschaft), XXaufgrund der Größe des Unternehmens, oder

Lektion 2: Die Gewinnermittlungsarten XXaufgrund einer freiwilligen Eintragung ins Handelsregister (e.K. eingetragener Kaufmann) sein. Übrigens kann nur Kaufmann sein, wer ein gewerbliches Unternehmen betreibt. Selbständige (Freiberufler) und Land- und Forstwirte können, unabhängig von der Größe, nie Kaufleute werden und sind somit nie verpflichtet nach dem Handelsrecht einen Jahresabschluss aufzustellen. Rechtsanwalt R kann als Freiberufler also nie ein Kaufmann sein.

Fall 6: Warum Unterscheidung Kaufmann/Nichtkaufmann?

Sauer, das er kein Kaufmann sein kann, fragt Rechtsanwalt R reichlich spitz, wofür die Unterscheidung so wichtig sei? Die Wichtigkeit ergibt sich aus dem Gesetz. Wer nach dem Handelsrecht verpflichtet ist, Bücher zu führen und einen Jahresabschluss aufzustellen, ist über § 5 Abs. 1 EStG steuerrechtlich ebenfalls verpflichtet, einen Jahresabschluss beim Finanzamt einzureichen. Dieser Jahresabschluss ist dann die Steuerbilanz. Grundlage für den Gewinn bildet der Betriebsvermögenvergleich (§4 Abs. 1 EStG).  Zwischenstopp Unter Betriebsvermögen werden alle Wirtschaftsgüter verstanden, die betrieblich genutzt werden können und tatsächlich auch genutzt werden. Das eigentliche Betriebsvermögen ist die Differenz aus der Summe der aktiven Wirtschaftsgüter (Anlagevermögen, Bankguthaben, Forderungen, Kassenbestand etc.) abzüglich der Summe der passiven Wirtschaftsgüter (z.B. Verbindlichkeiten gegenüber Banken oder Lieferanten).  Beim Betriebsvermögensvergleich (BVV) wird das aktuell vorhandene Vermögen eines Betriebes mit dem Vermögen des letzten Jahres verglichen. Zu diesem Zweck wird das Geschäftsjahr mit einer Anfangsbilanz eröffnet und am Ende des Jahres mit einer Schlussbilanz abgeschlossen. Die Bilanz ist die Vermögensübersicht eines Unternehmens. In der Zeit zwischen Anfang und Ende eines Geschäftsjahres sind sämtliche Wert-

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Grundlagen veränderungen an den Unternehmensvermögen aufzuzeichnen und die unmittelbaren Auswirkungen von betrieblichen Geschäftsvorfällen auf die Gewinn- und Verlustrechnung festzuhalten. Korrigiert wird das so ermittelte Ergebnis noch durch die Hinzurechnung der Privatentnahmen und die Kürzung der Privateinlagen im jeweiligen Geschäftsjahr. Warum ist das so?



Fall 7: Betriebsvermögenvergleich (Bilanz)

Der Unternehmer U betreibt einen Großhandel mit Verpackungsmaterial. Der Wert seines Betriebsvermögens betrug zum 01.01.01 100.000 € zum 31.12.01 150.000 €. Im Jahr 01 entnahm er insgesamt 20.000 € vom betrieblichen Bankkonto und überwies von seinem privaten Konto auf das Geschäftskonto insgesamt 80.000 €. Wie hoch ist sein Gewinn? Würde die Korrektur des Betriebsvermögens um die privat veranlassten Sachverhalte nicht erfolgen, ergäbe sich ein Gewinn von: Betriebsvermögen zum 31.12.01 ./. Betriebsvermögen zum 01.01.01 Ergibt einen Gewinn von

150.000 € 100.000 € 50.000 €

Das Betriebsvermögen (z.B. das betriebliche Bankkonto) ist jedoch nur so stark angestiegen, weil der Unternehmer U eine hohe Privateinlage geleistet hat. Vorläufiger Gewinn ./. Privateinlagen + Privatentnahmen Ergibt einen Verlust von

50.000€ 80.000€ 20.000€ 10.000€

Statt eines Gewinns (ohne Korrektur der privaten Geldflüsse), ergibt sich tatsächlich ein steuerlicher Verlust! Dieses Verfahren des Betriebsvermögenvergleich erfordert eine sogenannte „doppelte Buchführung“ (auch kaufmännische Buchführung genannt), bei der jeder Geschäftsvorfall zweifach bestimmten Finanzbuchhaltungskonten zugeordnet wird.

Lektion 2: Die Gewinnermittlungsarten Die Aufwendungen und Erträge werden periodengerecht (zeitlich), also unabhangig vom Zahlungszeitpunkt in der Buchhaltung berücksichtigt.



Fall 8: Die Einnahme-Überschuss-Rechnung (EÜR)

Rechtsanwalt R möchte doch einfach nur seine Steuererklärung abgeben. Was kann er also tun? Rechtsanwalt R hat die Möglichkeit seinen Gewinn statt durch den Betriebsvermögenvergleich durch die Subtraktion seiner Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen zu ermitteln. Diese Gewinnermittlung ist die Einnahme-Überschussrechnung (EÜR) gemäß § 4 Absatz 3 EStG! Die EÜR gestaltet sich nicht so arbeitsaufwändig wie der Betriebsvermögenvergleich. Bei dieser Gewinnermittlungsmethode entsteht ein geringerer Arbeitsaufwand, da jeder Geschäftsvorfall nur einfach aufgezeichnet wird. Vereinfacht lässt sich sagen: Versteuert werden nur tatsächlich realisierte Einnahmen, also die, die dem Steuerpflichtigen bereits „zugeflossen“ sind. Gleichzeitig werden auch nur die Betriebsausgaben berücksichtigt, die tatsächlich bezahlt wurden.

!

Leitsatz 1 EÜR als Geldrechnung Die Geldrechnung der EÜR besteht aus der Subtraktion der Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen: Betriebseinnahmen ./. Betriebsausgaben = Gewinn im Sinne des § 4 Abs. 3 Satz 1 EStG.

Vorteile der Einnahme-Überschussrechnung XXBetriebseinnahmen sind i.d.R. erst zu berücksichtigen, wenn der Kunde bezahlt hat. XXEs muss keine Inventur (Erfassung des vorhandenen Warenbestandes) durchgeführt werden.

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Grundlagen XXEs müssen keine Bestandskonten (z.B. Bankkonten, Forderungen gegenüber Kunden, Verbindlichkeiten gegenüber Lieferanten) geführt werden. Unter Bestandskonten werden die Konten verstanden, die für die Vermögensübersicht (Bilanz) jahresübergreifend gebucht werden.



Fall 9: Die Wahl der Gewinnermittlung

Rechtsanwalt R ist sich nicht sicher, ob er es nicht etwas aufwendiger haben möchte. Kann er freiwillig einen Betriebsvermögenvergleich durchführen? Ja, das ist möglich! Rechtsanwalt R hat grundsätzlich die Möglichkeit, seinen steuerpflichtigen Gewinn auf zwei verschiedene Arten zu ermitteln: 1. Den „Betriebsvermögensvergleich“ (§ 4 Abs. 1 EStG) als freiwillige Bilanzierung und 2. die Einnahme-Überschuss-Rechnung EÜR (§ 4 Abs. 3 EStG). Diese beiden Varianten stellen die maßgeblichen steuerlichen „Gewinnermittlungsmethoden“ dar.



Fall 10: Weitere Gewinnermittlungsmethoden

Existieren noch weitere Gewinnermittlungsmethoden?

Es existieren noch zwei Exoten, die im Alltag nicht sehr relevant sind. 1. Eine dieser Gewinnermittlungsmethoden ist die „Gewinnermittlung nach Durchschnittssätzen“ gemäß § 13a EStG. Diese ist aber nur für Land- und Forstwirte anwendbar. 2. Die „Gewinnermittlung für Handelsschiffe im internationalen Verkehr“ (§ 5a EStG) ist auch unter dem Begriff „Tonnagebesteuerung“ bekannt.

Lektion 2: Die Gewinnermittlungsarten

Übersicht 5: Gewinnermittlungsmethoden ––Betriebsvermögensvergleich nach §§ 4 Abs. 1, § 5 Abs. 1 EStG ––Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) nach § 4 Abs. 3 EStG ––Gewinnermittlung nach Durchschnittssätzen bei Land- und Forstwirten nach § 13a EStG ––Gewinnermittlung für Handelsschiffe im internationalen Verkehr nach § 5a EStG (Tonnagebesteuerung)



Fall 11: Wer darf alles die EÜR erstellen?

Der Ingenieur I hat sich selbständig gemacht. Sein Ingenieurbüro ist so erfolgreich, dass er einen Gewinn im ersten Jahr von 80.000 € ausweist. Er fragt sich, ob er die „einfache Buchführung“ in seinem Unternehmen anwenden und den Gewinn durch EÜR ermitteln darf. Sein Freund G besitzt einen kleinen Laden (Gewerbebetrieb), mit dem er nicht im Handelsregister eingetragen ist („Tante-Emma-Laden“). G erzielt einen jährlichen Gewinn von ca. 25.000 €. Er würde ebenso gern die Vorteile der EÜR nutzen. Sind I und G zur Anwendung der Einnahme-Überschussrechnung berechtigt? Beide dürfen die Vorteile der EÜR nutzen. Die Berechtigung zur Gewinnermittlung durch EÜR setzt nach § 4 Abs. 3 EStG voraus, dass keine gesetzliche Verpflichtung zur Führung von Büchern besteht. Auf folgende (Berufsgruppen trifft dies grundsätzlich zu: XXFreiberufler XXKleine Gewerbetreibende XXLand- und Forstwirte XXVereine Wer als Kaufmann handelsrechtlich zum Führen von Büchern verpflichtet ist, wurde Ihnen bereits erläutert.

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Grundlagen Allerdings existiert darüber hinaus noch eine „abgeleitete Buchführungspflicht“ gemäß § 141 AO (Abgabenordnung). Diese abgeleitete Buchführungspflicht besagt: Werden folgende Grenzen überschritten, ist der Unternehmer verpflichtet, ebenfalls Bücher zu führen und Jahresabschlüsse (Steuerbilanzen) zu erstellen. XXUmsatz > 600.000 € / Kalenderjahr oder XXGewinn (Gewerbebetrieb bzw. Land- und Forstwirtschaft) > 60.000 € Zur Information: Für Land- und Forstwirte gilt zusätzlich ein Wirtschaftswert von > 25.000 € als Grenze. Der Wirtschaftswert ist eine spezielle Bewertung des land- und forstwirtschaftlichen Vermögens. Für Freiberufler ist die Erstellung einer Einnahme-Überschussrechnung (EÜR) ohne Einschränkung möglich. Ingenieur I kann also allein aufgrund seines Berufsbildes, d.h. aufgrund seiner Tätigkeit als Ingenieur, in seinem Unternehmen den Gewinn durch Subtraktion der Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen ermitteln. Die Gewinnhöhe ist dabei völlig irrelevant. Ingenieure sind in dem Katalog der freien Berufe von § 18 Abs. 1 Nr. 1 EStG explizit aufgeführt. Freiberufler können ihren Gewinn durch Erstellung einer EÜR ermitteln, ohne weitere Voraussetzungen erfüllen zu müssen. Bei seinem Freund G als Gewerbetreibenden hängt dies von weiteren Voraussetzungen ab. Wenn er 1. nicht im Handelsregister eingetragen ist und 2. zumindest einen jährlichen Umsatz von weniger als 600.000 € oder 3. einen jährlichen Gewinn von weniger als 60.000 € erzielt,

Lektion 2: Die Gewinnermittlungsarten kann auch er die EÜR als steuerliche Gewinnermittlungsmethode anwenden. Tatsächlich erzielt G, der auch nicht im Handelsregister eingetragen ist, mit seinem „Tante-Emma-Laden“ momentan einen jährlichen Gewinn von 25.000 €. Er erfüllt also die zusätzlichen Kriterien für die Anwendbarkeit der EÜR. Sowohl I, als auch G dürfen daher ihren Gewinn durch Erstellung einer EÜR ermitteln und die „einfache Buchführung“ anwenden. Steuertipp: Es können sich auch im Handelsregister eingetragene Kaufleute von der handelsrechtlichen Buchführungspflicht und somit von der abgeleiteten Bilanzierungspflicht gemäß § 5 Abs. 1 EStG befreien lassen (§ 241a HGB). Voraussetzungen dafür sind: In den letzten zwei Geschäftsjahren a) betrug der Jahresüberschuss nicht mehr als 60.000 €, und b) der Umsatz lag nicht über 600.000 €. Das Handelsrecht hat sich hier dem Steuerrecht angeglichen.  Zwischenstopp Das Handelsregister ist ein öffentliches Verzeichnis, in dem die Kaufleute eingetragen sind. Es ist unterteilt in Register A und Register B. Während das Register A für die natürlichen Personen und Gesellschaften vorbehalten ist, werden im Register B die juristischen Personen (Kapitalgesellschaften) geführt. Das Handelsregister wird bei den jeweiligen Amtsgerichten geführt. 

Zur Wahl zwischen Betriebsvermögensvergleich und EÜR nun ein Prüfschema:

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Grundlagen

Großübersicht 6: Wahl zur EÜR Prüfschema Betriebsvermögensvergleich oder Einnahme-Überschussrechnung (EÜR)? Gewerbetreibender oder Freiberufler? Gewerbetreibender

Freiberufler

im Handelsregister eingetragen?

NEIN

JA

Wahlrecht nach § 4(1) EStG Betriebsvermögensvergleich (BV V) oder Einnahme-ÜberschussRechnung (EÜR)

Gewinn => 50.000 € oder Umsatz => 500.000 € in letzten zwei Jahren JA zwingend BV V anzuwenden nach § 5(1) i.V.m. § 4(1) EStG

NEIN Wahlrecht § 4(1) EStG BV V oder EÜR

Gewinn => 50.000 € oder Umsatz => 500.000 € JA

NEIN

abgeleitete Buchführungspflicht und somit BV V nach § 141 AO

Wahlrecht § 4(1) EStG BV V oder EÜR

Lektion 3: Das Einkommensteuerrecht und die EÜR

Lektion 3: Das Einkommensteuerrecht und die EÜR Die Ermittlung des Gewinns (§ 4 bis § 7 EStG) ist neben der Ermittlung des Überschusses (§ 8 – 9 EStG) ein zentraler Bestandteil des Einkommensteuergesetzes. Das Einkommensteuergesetz (EStG) wiederum stellt die gesetzliche Grundlage des deutschen Einkommensteuerrechts dar. Neben dem Einkommensteuergesetz als Hauptnorm existieren noch die Einkommensteuerdurchführungsverordnung (EStDV), die Einkommensteuerrichtlinien, und die Erlasse der Finanzverwaltung. Die Durchführungsverordnung regelt explizit einen bestimmten Bereich des Besteuerungsverfahrens innerhalb der Einkommensteuer. In den Richtlinien und den Erlassen werden die Rechtsauffassungen der Finanzverwaltung (vereinfacht Finanzamt) dargestellt. Doch was soll das überhaupt sein, die Einkommensteuer? Wie der Name bereits sagt, wird das Einkommen besteuert. Es handelt sich bei der Einkommensteuer um eine Ertragssteuer für natürliche Personen. Die Ertragssteuer der juristischen Personen (GmbH, AG o.ä.) ist übrigens die Körperschaftsteuer. Die Gewerbesteuer ist ebenfalls eine Ertragssteuer (siehe Lektion 4, „Einstieg in Umsatz-und Gewerbesteuer“). Hierbei wird der Gewerbeertrag eines Gewerbebetriebes besteuert. Die Gewerbesteuer kann bei natürlichen Personen und bei juristischen Personen auftreten. Die Einkommensteuer müssen jedoch nur natürliche Personen bezahlen! Zur Ermittlung der zu zahlenden Steuer wird beim zuständigen Finanzamt eine Einkommensteuererklärung eingereicht. Es handelt sich hierbei um eine Jahressteuer. Die Besteuerungsgrundlagen werden immer für ein Kalenderjahr ermittelt. Natürlich ist es möglich, dass neben einer Einkunftsart, weitere Einkünfte vorhanden sind. Theoretisch kann ein einzelner Steuerpflichtiger alle sieben Einkunftsarten in der Steuererklärung aufführen. Wie sieht jetzt der Aufbau einer Einkommensteuererklärung aus?

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Grundlagen

Aufbau der Einkommensteuererklärung 1. Die erklärten Einkünfte werden summiert. Der Fachbegriff dafür lautet Summe der Einkünfte. 2. Nach der ermittelten Summe der Einkünfte werden personenbezogene Begünstigungen geprüft und angesetzt, nämlich folgende Freibeträge: –– Der Freibetrag für Alleinerziehende (Single mit Kind) –– Der Altersentlastungsbetrag für ältere Steuerpflichtige (ab Vollendung des 64. Lebensjahrs besteht ein Freibetrag für bestimmte Einkunftsarten) –– Der Freibetrag für Land- und Forstwirte (soweit die Voraussetzungen erfüllt sind) Das dann vorliegende Ergebnis ist der Gesamtbetrag der Einkünfte.

3. Wurden im Vorjahr Verluste erzielt (die Ausgaben waren höher als die Einnahmen), erfolgt an dieser Stelle der Abzug dieses noch nicht berücksichtigten Verlustes (§ 10d EStG) vom Gesamtbetrag der Einkünfte (Verlustabzug). Diese jahresübergreifenden Verluste werden durch einen Verlustfeststellungsbescheid durch das Finanzamt bescheinigt. 4. Danach werden die Sonderausgaben mindernd berücksichtigt. Darunter werden (von der Natur her private) Aufwendungen verstanden, die jedoch durch den Gesetzgeber steuerlich begünstigt sind. Dazu zählen zum Beispiel Aufwendungen für die Kranken-, Renten- oder Haftpflichtversicherung, ja sogar die bezahlte Kirchensteuer. Auch Spenden (freiwillige Zuwendungen) an begünstigte abschließend in der Abgabenordnung aufgeführte Gruppierungen sind als Sonderausgaben in bestimmten Größen (abhängig vom Einkommen) abziehbar. 5. Sollten erhöhte Aufwendungen für Krankheiten, Beerdigungen oder ähnliche Unwägbarkeiten des menschlichen Lebens aufgetreten sein, können diese nun als außergewöhnliche Belastungen vom Gesamt-

Lektion 3: Das Einkommensteuerrecht und die EÜR betrag der Einkünfte abgezogen werden. Der Abzug erfolgt nach Überprüfung der zumutbaren Belastung. Die zumutbare Belastung ist ein prozentualer vom Gesamtbetrag der Einkünfte abgeleiteter Betrag. Dieser Betrag ist abhängig von der Lebenssituation und der Höhe der Einkünfte (alleinstehend oder verheiratet, Kinder vorhanden oder nicht). Erst wenn diese zumutbare Belastung überschritten wurde, werden die Ausgaben, die über der zumutbaren Belastung liegen, steuermindernd berücksichtigt. Das Ergebnis dieser dargestellten Subtraktion nennt sich Einkommen.



Fall 12: Die zumutbare Belastung

Herr A ist verheiratet und hat zwei Kinder. Der Gesamtbetrag der Einkünfte beträgt 50.000 €. An unstrittigen außergewöhnlichen Belastungen hat er im Jahr 01 3.000 € bezahlt. Wie hoch ist die zumutbare Belastung? Wie viel kann er vom Gesamtbetrag der Einkünfte an außergewöhnlichen Belastungen abziehen? Gemäß § 33 EStG beträgt die zumutbare Belastung 3 % vom Gesamtbetrag der Einkünfte also 50.000 € × 3 % = 1.500 €. Herr A hat also eine zumutbare Belastung von 1.500 € und kann Außergewöhnliche Belastung ./. zumutbare Belastung abzugsfähig

3.000 € 1.500 € 1.500 €

1.500 € vom Gesamtbetrag der Einkünfte abziehen. 6. Nachdem das Einkommen ermittelt wurde, kommen eventuell noch der Abzug von Kinderfreibeträgen und der Härteausgleich ins Spiel. Vereinfacht dargestellt werden Kinder und somit Kinderfreibeträge berücksichtigt, wenn –– die Kinder generell das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, bzw. –– bis maximal zum 25. Lebensjahr, wenn sich das Kind in einer erstmaligen Berufsausbildung bzw. im Studium befindet.

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Grundlagen Steuerliche Berücksichtigung finden die Freibeträge nur, wenn die Steuerentlastung höher ist als das erhaltene Kindergeld. Diese Überprüfung erfolgt ohne Antrag durch das Finanzamt. Ist das Kindergeld günstiger, bleibt es beim Kindergeld. 7. Der Härteausgleich erfolgt, wenn neben Einkünften der Tätigkeit als Angestellter bzw. Arbeitnehmer nur noch geringfügige weitere Einkünfte erzielt wurden (> 410 €). Es erfolgt dann ebenfalls ein (gestaffelter) Abzug. 8. Das Endergebnis ist das zu versteuernde Einkommen und wird als Berechnungsgrundlage für die Berechnung der zu zahlenden Einkommensteuer und für eventuelle Vorauszahlungen zur Einkommensteuer herangezogen. Die Steuer wird mit einem Steuerbescheid durch das Finanzamt festgesetzt. Jetzt kommt es auf die Höhe des zu versteuernden Einkommens an und ob der Steuerpflichtige alleine oder mit einem Ehepartner zusammen besteuert wird. Jede natürliche Person hat einen Grundfreibetrag von derzeit 9.168 €, dessen Höhe hin und wieder einmal angepasst wird. In dem Zusammenhang spricht man auch vom steuerlichen Existenzminimum. Erst wenn das erzielte zu versteuernde Einkommen über diesem Grundfreibetrag liegt, werden Steuern erhoben. Bei Verheirateten die eine Erklärung zusammen abgeben verdoppelt sich der Grundfreibetrag. In dem Fall wird von der Zusammenveranlagung gesprochen. Der maximale Steuersatz im deutschen Einkommensteuerrecht beträgt 45 %. Das bedeutet, dass in diesem Fall bei einem Einkommen von 100 €, Einkommensteuer i.H.v. 45 € erhoben werden. Die im Bescheid festgesetzte Einkommensteuer bildet für den Unternehmer auch die Bemessungsgrundlage für die vierteljährlichen Vorauszahlungen. Im Gegensatz zum Arbeitnehmer, bei dem die Steuer in Form der Lohnsteuer direkt einbehalten wird, muss der Selbständige immer zum 10.03.,10.06.,10.09. und 10.12. eines Jahres Vorauszahlungen entrichten.

Lektion 3: Das Einkommensteuerrecht und die EÜR

Übersicht 7: Von den Einkünften zur Einkommensteuer Die Einkünfte werden summiert. Summe der Einkünfte ./.

Abzug von Altersentlastungsbetrag (soweit Voraussetzungen erfüllt sind)

./.

Entlastungsbetrag für Alleinerziehende (soweit Voraussetzungen erfüllt sind)

./.

Freibetrag Land- und Forstwirtschaft (soweit Voraussetzungen erfüllt sind)

Gesamtbetrag der Einkünfte ./.

Verlustabzug (soweit vorhanden)

./.

Sonderausgaben (soweit vorhanden)

./.

außergewöhnliche Belastungen (soweit vorhanden)

Einkommen ./.

Kinderfreibeträge (soweit Voraussetzungen erfüllt sind)

./.

Härteausgleich (soweit andere geringfügige Einkünfte vorhanden)

zu versteuerndes Einkommen (z.v.E.) Das zu versteuernde Einkommen bildet die Berechnungsgrundlage für die festzusetzende Einkommensteuer. Neben der Einkommensteuer wird noch der Solidaritätszuschlag und eventuell eine Kirchensteuer (bei Religionszugehörigkeit) angefordert. Bei beiden Steuern handelt es sich um sogenannte Zuschlagsteuern, weil für die Bemessung dieser Steuern die vorher festgesetzte Einkommensteuer maßgeblich ist. Die Höhe des Solidaritätszuschlages beträgt 5,5 % und die der Kirchensteuer i.d.R. 9 % der festgesetzten Einkommensteuer. Wird keine Einkommensteuer festgesetzt (z.B. wegen umfangreicher Verlustvorträge), erfolgt keine Festsetzung der Zuschlagsteuern.

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Grundlagen

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Leitsatz 2 Einkommensteuerveranlagung Die Einkommensteuer ist die Steuer natürlicher Personen. Es wird der erzielte Ertrag (das Einkommen/ der Gewinn) nach Abzug persönlicher Freibeträge und Ausgaben (alleinerziehend, Sonderausgaben etc.) eines Kalenderjahres besteuert. Die Einkommensteuer wird erst bei Überschreiten des Grundfreibetrages (Existenzmini­ mums) erhoben. Bei zusammenlebenden Verheirateten verdoppelt sich der Grundfreibetrag. Neben der Einkommensteuer können noch Zuschlagsteuern (Solidaritätszuschlag, Kirchensteuer) festgesetzt werden. Die Festsetzung der Einkommensteuer erfolgt durch einen Steuerbescheid.

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer Die Umsatzsteuer Die Umsatzsteuer ist in der Regel die Steuer, mit der ein Unternehmer am meisten konfrontiert wird. Jede Eingangsrechnung ist zu prüfen, ob sie ordnungsgemäß ausgestellt wurde, um den Vorsteuerabzug nicht zu gefährden. Mit jeder Ausgangsrechnung ist (zumeist) Umsatzsteuer vom Leistungsempfänger einzufordern. Die Buchhaltung ist darauf ausgerichtet, anhand der gebuchten Geschäftsvorgänge die Voranmeldungen (regelmäßige Umsatzsteuermeldungen an das Finanzamt) zu erstellen. Doch wie ist der Aufbau des Umsatzsteuerrechts? Welche Fallstricke existieren? Nachfolgende Teillektion wird Ihnen helfen, den Bereich der Umsatzsteuer etwas zu überblicken und (teure) Fehler zu vermeiden. Haben wir mit der Einführung Ihr Interesse geweckt, können Ihnen die Autoren das Buch „Umsatzsteuer – leicht gemacht®“ aus dem gleichen Verlag empfehlen.



Fall 13: Der Kreislauf der Umsatzsteuer

Herr U, Drogerieangestellter, möchte sich gerne mit einer eigenen Drogerie selbständig machen. Großen Respekt hat er jedoch vor der Umsatzsteuer. Sein Schwager S, selbständiger Taxifahrer, schimpfte stets und ständig über die zusätzliche Belastung durch die Umsatzsteuer. Belastet die Umsatzsteuer in der Regel tatsächlich den Unternehmer? Die Umsatzsteuer ist im unternehmerischen Bereich ein durchlaufender Posten. Sie wird vom Unternehmer treuhänderisch erhoben und an das Finanzamt abgeführt. Die an den Kunden erbrachten sonstigen Leistungen und Lieferungen werden netto abgerechnet. Erst am Ende wird die Umsatzsteuer auf den Rechnungsbetrag (den Umsatz) aufgeschlagen.

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Grundlagen Die Umsatzsteuer, die im unternehmerischen Bereich selber für Eingangsumsätze (Wareneingang oder Leistungseingang) bezahlt wurde, wird als Vorsteuer von der eigenen Umsatzsteuerschuld abgezogen. Sowohl die eingenommene Umsatzsteuer, als auch die bezahlte Vorsteuer wird dem Finanzamt gemeldet (durch die Umsatzsteuervoranmeldung). Wenn der gemeldete Umsatzsteuerbetrag höher ist als die gemeldete Vorsteuer, ergibt sich ein Zahlungsanspruch gegenüber dem Finanzamt. Wurde durch das Unternehmen mehr Vorsteuer bezahlt als Umsatzsteuer eingenommen, ergibt sich ein Erstattungsanspruch. Das Finanzamt zahlt in diesem Fall das Steuerguthaben aus. So sieht der vereinfachte Umsatzsteuerkreislauf aus.



Fall 14: Das Steuersparmodell

U ist hin und weg. Sobald er Unternehmer ist, entfällt für ihn also die Umsatzsteuerbelastung, da er die Umsatzsteuer als Vorsteuer ziehen kann? Das ist so nicht richtig. Unternehmer werden wie Privatpersonen mit der Umsatzsteuer endbelastet z.B. bei XXder Ausführung von steuerfreien Umsätzen XXder Besteuerung als Kleinunternehmer XXUmsätze des privaten Verbrauchs (Entnahmen, Kauf von Waren für private Zwecke)

Die Steuerpflicht (Steuerbarkeit) Es werden im Umsatzsteuerrecht nur die Umsätze besteuert, die innerhalb Deutschlands ausgeführt werden. In diesem Fall spricht man von steuerbaren Umsätzen. Wird zum Beispiel Ware in Slowenien verkauft, unterliegt der Verkauf nicht der deutschen, sondern der slowenischen Umsatzsteuer. Damit es sich um einen steuerbaren Umsatz handelt, müssen folgende fünf Merkmale erfüllt sein (§ 1 Abs. 1 UStG): 1. Die Lieferung oder sonstige Leistung muss

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer 2. im Inland 3. durch einen Unternehmer (nicht Privatperson) 4. im Rahmen des Unternehmens 5. gegen Entgelt ausgeführt worden sein. Das Inland (2.) ist vereinfacht das deutsche Festland. Der Unternehmer (3.) ist ein Begriff aus dem Umsatzsteuerrecht. „Er“ kann natürlich auch eine Frau sein, oder eine GmbH. Die Bezeichnung wird neutral verwendet. Umsätze, die im Privatbereich erfolgen, zum Beispiel Verkauf der Briefmarkensammlung, sind nicht steuerbar, auch wenn der Verkauf durch einen Unternehmer erfolgt! Die Umsätze müssen im Rahmen der unternehmerischen Tätigkeit (Rahmen des Unternehmens) (4.) erfolgen. Beim Entgelt (5.) muss nicht immer Geld fließen. Auch der Tausch von Gegenständen unterliegt zum Beispiel der Umsatzbesteuerung. Ein weiteres gebräuchliches Beispiel ist die private Nutzung des betrieblichen PKW. Ebenfalls dem Eigenverbrauch unterliegt z.B. die Entnahme von Waren aus dem Unternehmen. Für solche Fälle wird ein fiktiver Wert angesetzt. Eine Besonderheit ist bei Wareneinkäufen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) zu beachten. Diese Einkäufe (Fachbegriff innergemeinschaftlicher Erwerb) werden wie in Deutschland ausgeführte Umsätze besteuert. Das hängt mit den fehlenden Grenzen und damit verbundenen fehlenden Zollanmeldungen zusammen. Innergemeinschaftliche Lieferungen und Leistungen müssen durch den leistenden Unternehmer in einer zusammenfassenden Meldung gegenüber dem Finanzamt erklärt werden. Dabei ist sowohl die eigene Umsatzsteuer-Identifikationsnummer, als auch die des Leistungsempfängers anzugeben (§ 18a und § 18b UStG).

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Grundlagen

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Leitsatz 3 Grundlagen der Umsatzsteuer Die Umsatzsteuer besteuert in Deutschland ausgeführte Lieferungen und sonstige Leistungen. Der reguläre Steuersatz beträgt 19 % und der ermäßigte Steuersatz 7 %. Der Unternehmer muss dem Finanzamt eine Umsatzsteuervoranmeldung einreichen. In dieser werden die ausgeführten Umsätze mit der zu zahlenden Umsatzsteuer aufgeführt. Die vom Unternehmer bezahlte Umsatzsteuer kann als Vorsteuer von der Umsatzsteuerschuld abgezogen werden.

Der Ort des Umsatzes Die Umsatzsteuer zielt immer auf den Inlandsbegriff (Deutschland) ab. Daher sind beim Umsatzbesteuerungsverfahren zwei Fragen zu stellen: 1. Wo wurde der jeweilige Umsatz ausgeführt, im Inland oder im Ausland? 2. Erfolgte eine Lieferung oder eine sonstige Leistung? Für die Definition des Lieferungs- bzw. Leistungsortes sind die § 3 bis § 3g UStG zuständig. Anhand der alphabetischen Nummerierung des Paragrafen sehen Sie, dass die Bestimmung des Ortes kein leichtes Unterfangen ist. Es gelten folgende Grundkonstellationen: 1. Lieferungen sind Vorgänge, in der einer anderen Person die Verfügungsmacht über einen Gegenstand eingeräumt wird. 2. Lieferungen werden dort ausgeführt, wo der Empfänger über den Gegenstand frei verfügen kann (§ 3 Abs. 7 UStG). 3. Wird ein Gegenstand versendet, so wird die Lieferung dort ausgeführt, wo die Versendung beginnt (§ 3 Abs. 6 UStG).

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer 4. Alle Sachverhalte die keine Lieferungen sind, gelten als sonstige Leistungen (Vermietung, Beratung, Gutachten etc.) (§ 3 Abs. 9 UStG). 5. Wird eine sonstige Leistung an eine Privatperson ausgeführt, gilt der eigene Firmensitz als Ort der ausgeführten Leistung (§ 3a Abs. 1 UStG). 6. Wird eine sonstige Leistung an einen anderen Unternehmer ausgeführt, gilt der Firmensitz des anderen Unternehmers als Ort der ausgeführten Leistung (§ 3a Abs. 2 UStG). Ca. 95 Prozent der alltäglichen Geschäftsvorgänge werden durch diese Grundregeln umsatzsteuerlich abgedeckt. Für die verbleibenden 5 Prozent existieren zahlreiche Sondervorschriften.



Fall 15: Von der Steuer befreite Umsätze

Herr U, frisch gebackener Drogeriebesitzer, hat einen Bekannten, einen Facharzt für Gynäkologie. Dieser prahlt damit, die Umsatzsteuer abgewählt zu haben. Herr U möchte gerne wissen, ob das sein kann und ob das auch bei ihm und seiner Drogerie möglich wäre. Im Umsatzsteuerrecht bestehen zahlreiche Befreiungen für Ausgangsumsätze. Das bedeutet, obwohl diese Umsätze in Deutschland steuerbar wären, wird keine Umsatzsteuer erhoben. Diese Befreiungen resultieren zum einen aus dem Ort des Umsatzes, zum anderen aus politischen Erwägungen, oder um einfach die doppelte Besteuerung eines (Verkehrs-)Vorganges zu vermeiden. Die Steuerbefreiungen sind abschließend im § 4 UStG aufgeführt. Die Umsätze aus einer Drogerie unterliegen nicht einer Steuerbefreiung. Herr U. kann die Umsatzsteuer also nicht „abwählen“, sondern muss seine Umsätze der Umsatzsteuer unterwerfen. Die Drogerieumsätze werden mit dem regulären Steuersatz von 19 % besteuert.

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Grundlagen

Übersicht 8: Beispiele für steuerfreie Umsätze Umsatz

§-Angabe

Besonderheit

Definition der Steuerbefreiung durch den Ort der Lieferung Ausfuhrlieferung

§4 Nr. 1a UStG

Lieferung ins Drittland nicht EG! Ausfuhrbelege sind aufzubewahren

Innergemeinschaft­ liche Lieferungen

§ 4Nr. 1b UStG

Lieferung in EG nicht Drittland! Enden immer im Bestimmungsland

Definition der Steuerbefreiung durch die Art des Umsatzes Kredit- und Geldgeschäfte

§ 4 Nr. 8a – 8i UStG

 

langfristige Vermietung

§ 4 Nr. 12 UStG

Wohnungen, nicht Hotel/Camping

Sozialversicherung

§ 4 Nr. 15 – 15a UStG

Arbeitsämter, Krankenkassen

Schule und Bildung

§ 4 Nr. 21 UStG

Bescheinigung oder staatliche Genehmigung muss vorliegen

Der ermäßigte Steuersatz (§ 12 UStG) Neben dem Regelsteuersatz von 19 % existiert noch der ermäßigte Steuersatz. Dieser Steuersatz beträgt derzeit 7 % (§ 12 Abs. 2 UStG) und gilt für bestimmte Lieferungen (z.B. Lebensmittel) oder Leistungen (Filmvorführungen, Zirkusvorstellungen). Die ermäßigte Besteuerung erfolgt ebenfalls, aus politischen Erwägungen. Zum Umsatzsteuergesetz existiert eine Anlage 2 (Liste der dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände). In dieser Anlage sind abschließend die dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Gegenstände aufgeführt. Das reicht von Mauleseln

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer bis zu Sammlungsstücken und Kunstgegenständen. Die Veräußerung von Gegenständen, die nicht in der Liste aufgeführt sind, unterliegen dem vollen Steuersatz! Die dem ermäßigten Steuersatz unterliegenden Leistungen sind im § 12 Abs. 2 UStG abschließend aufgeführt.

Leitsatz 4

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Begünstigte Umsätze im Umsatzsteuerrecht Abhängig vom Ort der Lieferung/der sonstigen Leistung, oder von der Art des Umsatzes, unterliegen bestimmte Umsätze nicht der Umsatzsteuer. Sie sind steuerfrei. Diese Befreiungen sind im § 4 UStG aufgeführt. Für in Deutschland ausgeführte steuerbefreite Umsätze ist der Vorsteuerabzug ausgeschlossen. Andere Umsätze sind dadurch begünstigt, dass Sie nur einem er­ mäßigten Steuersatz von derzeit 7 % unterliegen.

Die Ausstellung von Rechnungen im Umsatzsteuerrecht (§ 14 UStG) Die Systematik des Umsatzsteuerechtes ist sehr betrugsanfällig. Das hängt mit dem Erstattungsanspruch der gezahlten Vorsteuer zusammen. Die Vorsteuer ist erstattungsfähig wenn XXdie Leistung erbracht wurde und XXeine ordnungsgemäße Rechnung vorliegt oder XXwenn die Rechnung vorliegt und XXdiese vor Ausführung der Leistung bereits bezahlt wurde (§ 15 Abs. 1 UStG) Bevor ein Unternehmer die Rechnung bezahlt hat, kann er also die Vorsteuer aus der Rechnung gegenüber dem Finanzamt melden und sich erstatten lassen.

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Grundlagen Damit das Finanzamt die vorgelegten Rechnungen schneller auf Betrugsversuche überprüfen kann, bestehen sehr hohe Anforderungen an eine ordnungsgemäße, den Vorsteuerabzug begründende Rechnung.

Übersicht 9: Erforderliche Rechnungsangaben nach § 14 UStG XX Name und Anschrift des leistenden Unternehmers XX Name und Anschrift des Leistungsempfängers XX Steuernummer oder Umsatzsteuer-Identifikationsnummer XX Ausstellungsdatum der Rechnung XX einmalig vergebene, systematisch aufgebaute Rechnungsnummer XX Menge und Art (handelsübliche Bezeichnung) der gelieferten Gegenstände bzw. Umfang und Art der sonstige Leistung XX Zeitpunkt der Leistungserbringung bzw. Lieferung XX nach den jeweiligen Steuersätzen aufgeschlüsseltes Entgelt XX eventuell ausgehandelte Entgeltminderungen (z.B. Skonto) XX Steuersatz und Steuerbetrag sowie evtl. bestehende Steuerfreiheit für die Lieferung bzw. sonstige Leistung XX eventuell vorhandene Aufbewahrungspflichten der Rechnung durch den Leistungsempfänger Wird jedoch lediglich ein Betrag bis maximal 250 € in Rechnung gestellt, sind die Angaben nach § 14 Abs. 4 UStG nicht zwingend erforderlich. In diesen Fällen spricht man von sog. Kleinbetragsrechnungen, die gemäß § 33 der Umsatzsteuerdurchführungsverordnung (UStDV) nicht alle Angaben enthalten müssen. Zu den aus sich heraus verständlichen Grundsätzen im Vorsteuerabzug gleich eine Übersicht.

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer

Übersicht 10: Grundsätze zum Vorsteuerabzug (§ 15 UStG) Vorsteuer ist XX die einem von einem anderen Unternehmen in Rechnung gestellte Umsatzsteuer XX die Umsatzsteuer, die beim Zoll bezahlt werden muss, wenn Gegenstände aus einem Drittland (Schweiz, Japan etc.) eingeführt wird. Der Fachbegriff dafür lautet Einfuhrumsatzsteuer XX die Umsatzsteuer, die für einen innergemeinschaftlichen Erwerb bezahlt wird (Fiktion der eigenen Umsätze) XX die Steuer bei der Umkehrung der Steuerschuldnerschaft gemäß § 13b UStG Ein Vorsteuerabzug ist ausgeschlossen XX für die Vorsteuer, die in den nicht abziehbaren Betriebsausgaben (außer bei angemessenen Bewirtungsaufwendungen) enthalten ist XX wenn keine ordnungsgemäße Rechnung vorliegt XX für privat veranlasste Ausgaben XX bei Ausführung steuerfreier Umsätze, es sei denn die Steuerbefreiung gründet nur darauf, dass der Ort der erbrachten Lieferung bzw. Leistung nicht im Inland ist (Ausfuhrlieferung, innergemeinschaftliche Lieferung) Ein anteiliger Vorsteuerabzug ist möglich, wenn der angeschaffte Gegenstand sowohl für (umsatz-)steuerpflichtige als auch freie Umsätze verwendet wird. Eine Aufteilung ist per Schätzung möglich.

Die Soll- und die Ist-Besteuerung (§ 16 UStG, § 20 UStG) Grundsätzlich erfolgt die Besteuerung mit Umsatzsteuer nach vereinbarten Entgelten. Das bedeutet, wird eine Lieferung oder sonstige Leistung ausgeführt, ist die Umsatzsteuer in dem Moment entstanden und fällig. Der leistende Unternehmer muss die Umsatzsteuer dem Finanzamt melden

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Grundlagen und abführen, auch wenn der Leistungs-(Rechnungs-)Empfänger noch nicht bezahlt hat. Dieser Grundfall nennt sich die Sollbesteuerung. Auf Antrag kann jedoch die Ist-Besteuerung gewährt werden. In dem Fall ist die Umsatzsteuer erst anzumelden und abzuführen wenn die entsprechende Rechnung bezahlt wurde. Das bedeutet einen erheblichen Liquiditätsvorteil für den leistenden Unternehmer. Er muss die Umsatzsteuer nicht vorfinanzieren. Die Ist-Besteuerung wird jedoch auf Antrag nur gewährt, wenn die Umsätze des Unternehmers nicht mehr als 500.000 € (im Vorjahr) betragen haben. Angehörige eines freien Berufes (z.B. Steuerberater, Rechtsanwälte) dürfen sogar unabhängig von der Höhe der Umsätze die Ist-Besteuerung anwenden.

Die Steueranmeldungen gegenüber dem Finanzamt (§ 18 UStG) Ständig taucht in den bisherigen Ausführungen der Begriff der Steueranmeldung gegenüber dem Finanzamt auf. Wann ist jedoch eine Meldung einzureichen? Welche Fristen sind zu beachten? Grundsätzlich gilt: Der reguläre Voranmeldungszeitraum für die Umsatzsteuer ist das Kalendervierteljahr. Beträgt die gemeldete und abgeführte Umsatzsteuer des Vorjahres mehr als 7.500 € (eigene Umsatzsteuer abzüglich gezahlter Vorsteuer), ist der Kalendermonat Voranmeldungszeitraum. Beträgt die gemeldete Steuer weniger als 1.000 €/Jahr, ist nur eine jährliche Umsatzsteuererklärung abzugeben. Achtung: Wurde ein Unternehmen neu gegründet, gilt für die ersten zwei Jahre der unternehmerischen Tätigkeit generell der Kalendermonat als Voranmeldungszeitraum. Das ist unabhängig von der Höhe der gemeldeten Steuer. Die Voranmeldungen sind bis zum 10. Tag nach Ende des Voranmeldungszeitraumes einzureichen. Die Steueranmeldungen sind elektronisch zu übermitteln.

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer Der Unternehmer kann eine Dauerfristverlängerung für die Abgabe der Voranmeldungen beantragen. Das bedeutet, dass er einen Monat länger Zeit hat, seine Voranmeldungen einzureichen.



Fall 16: Die Dauerfristverlängerung

Die „Oberbayrischen Sägewerke“ mit Sitz in Pforzheim haben als Voranmeldungszeitraum für die Umsatzsteuermeldung das Kalendervierteljahr. Die Gesellschaft hat eine Dauerfristverlängerung beim Finanzamt beantragt. Wann ist für das erste Kalendervierteljahr (01.01. – 31.03.) die Voranmeldung spätestens einzureichen? Die Voranmeldung für das erste Kalendervierteljahr muss statt am 10. April spätestens am 10. Mai beim Finanzamt eingereicht sein. Die Zahlung der angemeldeten Umsatzsteuer verschiebt sich entsprechend auch um einen Monat bis spätestens zum 10. Mai. Hat der Unternehmer den Kalendermonat als Voranmeldungszeitraum, muss er mit dem Antrag auf Dauerfristverlängerung zum 10.02. eines Jahres einen Obolus an das Finanzamt bezahlen. Dieser beträgt 1⁄11 der (Umsatz-)Steuerzahlung des Vorjahres und wird in der Voranmeldung für den Monat Dezember verrechnet. Der Grund dieser Regelung liegt im Liquiditätsvorteil für das Unternehmen. Das Finanzamt möchte an diesem Vorteil „beteiligt“ werden. Bei Unternehmensgründern erfolgt gegebenenfalls eine schätzweise Festsetzung der Sondervorauszahlung entsprechend der aktuellen Umsätze.

Besonderheiten im Umsatzsteuerrecht 1) Besonderheit pauschale Vorsteuer Anstatt tatsächlich geleistete Vorsteuerbeträge anzumelden, können bestimmte Berufsgruppen unter folgenden Voraussetzungen beantragen, pauschale Vorsteuerbeträge unter Anwendung besonderer Durchschnittssätze erstattet zu bekommen: XXDie Durchschnittsätze gelten nur für spezielle Berufsgruppen.

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Grundlagen XXAls Gewinnermittlung muss eine EÜR erstellt werden (kein Betriebsvermögenvergleich!). XXDer Netto-Umsatz des Vorjahres darf 61.356 € nicht übersteigen. XXWechselt er von der Besteuerung nach Durchschnittsätzen zur allgemeinen Besteuerung, dann ist er fünf Jahre an diese Entscheidung gebunden (vgl. § 23 UStG). Hier beispielhafte Durchschnittsätze für den Vorsteuerabzug (jeweils in Prozent vom Umsatz) Bäckerei

5,4 %

Drogerien

10,9 %

Elektroinstallation

9,1 %

Gemüseladen

6,4 %

Fliesenleger

8,6 %

Fahrradladen

12,2 %

Friseur

4,5 %

Schuhladen

11,8 %

Gas Wasser Installation

8,4 %

Journalist

4,8 %

2) Besonderheit Kleinunternehmer Die Umsatzsteuerpflicht gilt nicht für jeden Unternehmer. Sogenannte Kleinunternehmer unterliegen nicht der Umsatzsteuerpflicht. Als Kleinunternehmer gilt jedoch nur, wer bestimmte Umsatzgrenzen nicht überschreitet (vgl. § 19 UStG). Kleinunternehmer im Sinne des Umsatzsteuergesetzes ist, wer … XXim Vorjahr einen Gesamtumsatz von nicht mehr als 17.500 € (zuzüglich Steuern) erzielt hat und XXim laufenden Kalenderjahr einen Gesamtumsatz von nicht mehr als 50.000 € erzielen wird. Der Unternehmer kann natürlich auf die Anwendung der Kleinunternehmerregelung verzichten. Das macht zum Beispiel dann Sinn, wenn hohe Anfangsinvestitionen mit einem entsprechenden Vorsteuerabzug getätigt

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer werden. Zu beachten dabei ist, dass diese Option den Unternehmer fünf Jahre bindet. Er kann also nicht Jahr für Jahr hin und her wechseln (§19 Abs. 2 UStG). Die Vor- und Nachteile gleich in einer Übersicht:

Übersicht 11: Vorteile und Nachteile der Kleinunternehmerregelung Vorteile XX geringere Anforderungen an die Rechnungsstellung XX keine unterjährige Erklärungspflicht gegenüber dem Finanzamt XX bei Dienstleistungen vorwiegend gegenüber Privatpersonen ist eine preiswertere Kalkulation möglich, da die ausgewiesene Umsatzsteuer für Privatpersonen eine zusätzliche Belastung darstellt (z.B. Nagelkosmetik). Nachteile XX kein Vorsteuerabzug aus den Rechnungen anderer Unternehmer möglich XX schlechte Außendarstellung (Hinweis auf Kleinunternehmerregelung muss auf jeder Rechnung erscheinen) XX Umsatz muss fortlaufend kontrolliert werden, um die Grenzen einzuhalten Hinweis: Der Gesamtumsatz eines Kleinunternehmers ist nicht mit dem „normalen“ Umsatz gleichzusetzen: Nicht zum Gesamtumsatz gehört z.B. –– die Erlöse aus dem Verkauf von Anlagevermögen (§ 19 Abs. 1 UStG) –– bestimmte steuerfreie Umsätze (z.B. Bausparkassenvertreter § 4 Nr.11 UstG/ Vermietung und Verpachtung § 4 Nr. 12 UstG) Das bedeutet: Neben den „normalen“ steuerpflichtigen Umsätzen die aufgrund der Kleinunternehmerregelung nicht besteuert werden (unschädlich 17.500 € im Vorjahr / 50.000 € laufendes Jahr) können zusätzliche Umsätze erzielt werden, ohne die Kleinunternehmerregelung zu gefährden.

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Grundlagen

Großübersicht 12: Umsatzsteuerliches Prüfschema 1. Prüfschritt Es erfolgte eine 1) Lieferung bzw. sonstige Leistung ? 2) im Inland? 3) durch einen Unternehmer? 4) im Rahmen seines Unternehmens? 5) gegen Entgelt?

eine Antwort NEIN nicht steuerbar (ohne Umsatzsteuer)

Alle Antworten JA 2. Prüfschritt Unterliegt der steuerbare Umsatz einer Steuerbefreiung gemäß § 4 UStG? Ja? Umsatz ist steuerfrei

Nein?

Nein?

Soll zur Steuerpflicht gemäß § 9 optiert werden? Ja? Umsatz ist steuerpflichtig

3. Prüfschritt Handelt es sich um einen Umsatz, für den der ermäßigte Steuersatz von 7 % gilt? Ja?

Nein?

Umsatz wird mit 7 % besteuert

Umsatz wird mit 19 % besteuert

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer

Die Gewerbesteuer Die Gewerbesteuer ist eine Ertragsteuer, die nur durch gewerbliche Unternehmen zu zahlen ist und durch die Gemeinden erhoben wird. Die Ermittlung der Gewerbesteuerschuld zumindest in Kurzform soll Gegenstand nachfolgender Teillektion sein. Vertiefend kann der geneigte Leser alles im Buch „Gewerbesteuer – leicht gemacht®“ erfahren.



Fall 17: Die Standortwahl

Der Gewerbetreibende G hat sich auf südamerikanische Zigarren spezialisiert und sucht nun nach einem geeigneten Standort für den kleinen Tabakwarenhandel, den er eröffnen möchte. Wegen der günstigen Gewerbesteuersätze empfiehlt ihm ein Freund die Gemeinde X. G ist verwundert, weil er dachte, dass die Steuersätze in Deutschland überall gleich seien. Was wird ihm sein Freund darauf antworten? Die Gewerbesteuer stellt als sog. „Gemeindesteuer“ die Haupteinnahmequelle der Kommunen dar. Sie dient der Gemeinde als „Entschädigung“ für die stärkere Beanspruchung der vorhandenen Infrastruktur (Straßen etc.) durch Betriebe und Fabriken. Jede Gemeinde kann individuell einen Hebesatz für die Höhe der Gewerbesteuer festsetzen. In Deutschland liegen die Hebesätze je nach Attraktivität und Lage der Gemeinden zwischen 200 % (Mindesthebesatz gemäß § 16 Abs. 4 GewStG) und 490 %. Einzelne Ausreißer nach oben existieren. Der Gewerbetreibende wird also durch seinen Freund erfahren, dass es hinsichtlich der Gewerbesteuer in Deutschland durchaus Unterschiede gibt.

Gewerbesteuerpflicht



Fall 18: Die Gewerbesteuerpflicht

Der Tabakwarenhändler G hat endlich einen geeigneten Ort für seinen Laden gefunden. Nun fragt er sich jedoch, ob er überhaupt verpflichtet ist, Gewerbesteuer zu zahlen, oder ob dies nur auf das produzierende Gewerbe zutrifft. Außerdem kann er sich nicht vorstellen, dass er mit seinen 15.000 € Gewinn auch noch diese Steuer zahlen muss. Hat er Recht? Der Gewerbesteuer unterliegt jedes gewerbliche Unternehmen im Sinne des Einkommensteuergesetzes, das im Inland betrieben wird. Die Gewerbe­

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Grundlagen steuerpflicht beginnt mit der Aufnahme der „werbenden“ Tätigkeit und endet mit deren Einstellung. Unter einer werbenden Tätigkeit wird der Marktauftritt nach außen verstanden. Bloße Vorbereitungshandlungen (Einrichtung des Büros vor Eröffnung des Betriebes) unterliegen nicht der Gewerbesteuerpflicht. Grundsätzlich muss also unser Gewerbetreibender G in der Gemeinde X Gewerbesteuer zahlen, wenn er dort einen Tabakwarenhandel eröffnen will. Die Gewerbesteuer wird durch Abgabe einer Gewerbesteuererklärung ermittelt. Eine Gewerbesteuererklärung hat jedes gewerbliche Unternehmen abzugeben, dessen Gewerbeertrag über 24.500 € liegt (§ 25 Gewerbesteuer-Durchführungsverordnung GewStDV). Der Tabakhändler G ist also von der Abgabepflicht einer Gewerbesteuererklärung befreit. Der Gewinn, und davon abgeleitet der Gewerbeertrag, liegt unter dem Freibetrag von 24.500 €.

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Leitsatz 5 Die Pflicht zur Abgabe einer Gewerbesteuererklärung Freiberufler sind grundsätzlich nicht gewerbesteuerpflichtig. Gewerbetreibende, die eine EÜR erstellen, müssen eine Gewerbesteuererklärung abgeben, wenn ihr Gewerbeertrag 24.500 € übersteigt.

Die Befreiungen in der Gewerbesteuer Aus sozialpolitischen oder anderen Gründen existieren in der Gewerbesteuer zahlreiche Befreiungstatbestände. Das bedeutet, auch wenn ein de facto gewerbliches Unternehmen vorliegt, ist nicht automatisch eine Gewerbesteuererklärung abzugeben. Bevor also die gewerbesteuerliche Bemessungsgrundlage ermittelt wird, ist zu prüfen, ob die Gesellschaft nicht von der Gewerbesteuer befreit ist. Von der Gewerbesteuer befreit (§ 3 GewStG) sind z.B.:

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer XXBundeseisenbahn, staatliche Lotterieunternehmen, öffentliche Spielbanken XXdie im Staats- oder Landesbesitz befindlichen Banken (Bundesbank, Landesbanken) XXKörperschaften, die steuerbegünstigte Zwecke verfolgen XXprivate Schulen oder andere allgemeinbildende Einrichtungen XXKrankenhäuser, Pflegeinrichtungen, Altersheime.

Die Berechnung der Gewerbesteuer Wie errechnet sich nun also der Gewerbeertrag als Bemessungsgrundlage für die Gewerbesteuer? Der Gewerbeertrag ist der im Rahmen der Einnahme-Überschuss-Rechnung ermittelte Gewinn. Dieser Gewinn ist jedoch nicht eins zu eins für die Gewerbesteuer zu übernehmen. Stattdessen existieren spezielle Korrekturnormen – die Hinzurechnungen (§ 8 GewStG) und die Kürzungen (§ 9 GewStG) in der Gewerbesteuer. Der Gewerbeertrag ist immer auf volle 100 € nach unten abzurunden (§ 11 Abs. 1 GewStG) und bei natürlichen Personen und Personengesellschaften ist ein Freibetrag von maximal 24.500 € zu gewähren.

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Leitsatz 6 Die Ermittlung des Gewerbeertrages Gewerbliche Unternehmen unterliegen der Gewerbesteuer, soweit keine Befreiung gemäß § 3 GewStG vorliegt. Die Grundlage für die Ermittlung der zu zahlenden Gewerbesteuer ist der Gewer­ beertrag. Der Gewerbeertrag ist der einkommensteuerliche Gewinn gemäß Einnahme-Überschussrechnung, korrigiert um die gewerbesteuerliche Hinzurechnungs- und Kürzungstatbestände gemäß § 8 und § 9 GewStG. Für natürliche Personen und Personengesellschaften ist ein Freibetrag von 24.500 € zu berücksichtigen. Liegt der Gewerbeertrag unter 24.500 € (vor Berücksichtigung des Freibetrages) muss keine Gewerbesteuererklärung eingereicht werden (§ 25 GewStDV).

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Grundlagen

Die Steuermesszahl, der Steuermessbetrag und der Hebesatz So wie im Einkommensteuerrecht existiert auch im Gewerbesteuerrecht ein Verlustabzug. Der Gewerbeertrag wird – nach Abzug eines eventuell vorhandenen Verlustvortrages (siehe „Der Verlustvortrag in der Gewerbesteuer“) – mit der Steuermesszahl multipliziert. Diese Steuermesszahl beträgt immer 3,5 Prozent (§ 11 GewStG). Der so ermittelte Wert ist der sogenannte Steuermessbetrag. Bis zu dieser Stelle erfolgt die Berechnung durch das zuständige Finanzamt. Das Finanzamt übermittelt in der Regel den festgestellten Steuermessbetrag an die Gemeinde. Der ermittelte Steuermessbetrag ist die Grundlage für die Bemessung der Gewerbesteuer. Jede Gemeinde kann individuell einen Hebesatz für die Höhe der Gewerbesteuer bestimmen. Der Hebesatz wird mit dem Steuermessbetrag multipliziert. Das Ergebnis ist die zu zahlende Gewerbesteuer. Hinweis: In Großstädten (Berlin, Hamburg etc.) erfolgt die Veranlagung zur Gewerbesteuer ebenfalls durch das Finanzamt. Das bedeutet, Sie bekommen sowohl den Steuerbescheid über den Gewerbesteuermessbetrag als auch den Bescheid über die zu zahlende Gewerbesteuer vom Finanzamt.



Fall 19: Die Ermittlung der Gewerbesteuer

Herr Pontius hatte mit seinen Reisebüro einen Gewerbeertrag von 85.500 €. Der von der Gemeinde festgelegte Hebesatz beträgt 250 % bzw. 490 %. Wie hoch ist der Steuermessbetrag? Wie hoch ist die zu zahlende Gewerbesteuer? Der Gewerbeertrag wird mit der fixen Steuermesszahl von 3,5 % multipliziert.

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer Gewerbeertrag 85.500 € × Steuermesszahl 3,5 % = 2.992 € Das Ergebnis ist der Steuermessbetrag. Dieser Steuermessbetrag wird durch Bescheid vom Finanzamt sowohl der Gesellschaft, als auch der zuständigen Gemeinde bekannt gegeben. Die Gemeinde multipliziert den Steuermessbetrag mit dem festgelegten Hebesatz. 2.992 € 2.992 €

× 250 % × 490 %

= 7.480 € = 14.660 €

Von Herrn Pontius werden 7.480 € (Hebesatz 250 %) bzw. 14.660 € (Hebesatz 490 %) an Gewerbesteuer durch die Gemeinde angefordert. Gleichzeitig können anhand dieser Gewerbesteuerveranlagung auch vierteljährliche Vorauszahlungen (wie in der Einkommensteuer) festgesetzt werden. Diese sind am 15.02, 15.05., 15.08 und 15.11 des Jahres fällig. Für Alternative A (Gewerbesteuer 7.480  €) würden 1.870 € und für Alternative B (Gewerbesteuer 14.660 €) 3.665 € an Vorauszahlungen festgesetzt werden. Hinweis: Vorauszahlungen werden festgesetzt, sobald die zuletzt veranlagte Gewerbesteuerschuld größer gleich 200 € war. Steuertipp: Gemeinden mit einem niedrigen Hebesatz bilden somit einen echten Standortvorteil für Unternehmer, weil dadurch die effektive Belastung mit Gewerbesteuer sinkt!

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Grundlagen

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Leitsatz 7 Die Ermittlung der Gewerbesteuer Aus dem Gewerbeertrag wird durch Multiplikation mit der Steuer­ messzahl (immer 3,5 %) der Gewerbesteuermessbetrag gebildet. Dieser Messbetrag wird der Gesellschaft und der Gemeinde durch das zuständige Finanzamt bekannt gegeben. Die endgültige Festsetzung der Gewerbesteuer erfolgt durch die Gemeinde. Sie multipliziert den Messbetrag mit dem festgelegten Hebesatz. Das Ergebnis bildet die Gewerbesteuerschuld. Je höher der Hebesatz der Gemeinde, desto höher ist die Belastung mit Gewerbesteuer.

Übersicht 13: Gewerbesteuerermittlung Die Gewerbesteuerermittlung bei natürlichen Personen und ­Personengesellschaften Gewinn gemäß Einnahme-Überschuss-Rechnung +

Hinzurechnungen (§ 8 GewStG)

./.

Kürzungen (§ 9 GewStG) Gewerbeertrag

./.

Verlustvortrag (Gewerbeverlust § 10a GewStG) korrigierter Gewerbeertrag (Abrundung auf volle 100 €)

./.

Freibetrag 24.500 € maßgeblicher Gewerbeertrag

×

Steuermesszahl 3,5 % Steuermessbetrag

×

Hebesatz der Gemeinde Festzusetzende Gewerbesteuer

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer

Die Hinzurechnungen in der Gewerbesteuer Die Hinzurechnungen und die Kürzungen bilden eigenständige Korrekturnormen auf dem Weg zur Ermittlung des Gewerbeertrages. Hinzurechnungen sind eigenständige Korrekturnormen zur Ermittlung des Gewerbeertrages. Sie dienen dazu Fremdfaktoren bei der Ermittlung des Ertrages eines Gewerbetriebes zu glätten und Betriebe gleicher Ausrichtung und Größe vergleichbar zu machen. Die wichtigste Korrekturnorm hier ist der Hinzurechnungskatalog des § 8 Nr. 1 GewStG (u.a. Entgelte für Schulden).

Die Kürzungen in der Gewerbesteuer Bei den Kürzungen handelt es sich, ebenso wie bei den Hinzurechnungen, um Korrekturen mit dem Ziel, den Gewerbeertrag ansonsten gleicher Betriebe vergleichbar zu machen. Die Kürzungen in der Gewerbesteuer gleichen teilweise die zuvor vorgenommenen Hinzurechnungen aus (Spenden, Gewinnausschüttungen), teilweise entlasten sie die Betriebe, um eine Doppelbesteuerung zu vermeiden (Gewinnanteil Personengesellschaft, Kürzung um den Einheitswert des Grundbesitzes). Die Kürzungen dienen ebenfalls der Glättung des Gewerbeertrages.

Übersicht 14: Gewerbesteuerliche Hinzurechnungen/ Kürzungen Hinzurechnungen § GewStG

8 Nr. 1

Kürzungen

Bezeichnung

Bezeichnung

25 % der Entgelte für Zinsen, Mieten etc. Freibetrag, 100.000 €

1,2 % des Einheitswertes des Grundbesitzes

§ GewStG

9 Nr. 1

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Grundlagen

8 Nr. 5

steuerfreier Anteil der Ausschüttung

steuerfreier Anteil der Ausschüttung wenn > = 15 %

8 Nr. 8

Verlustanteil an einer Personen­ gesellschaft

Gewinnanteil an einer Personen­ gesellschaft

9 Nr. 2

8 Nr. 9

Spenden

Spenden

9 Nr. 5

ausländische Steuern, die abgezogen wurden, wenn Kürzung erfolgt

Gewinn einer ausländischen Betriebsstätte

9 Nr. 3

8 Nr. 12

9 Nr. 2a

Besonderheiten in der Gewerbesteuer 1. Besonderheit – Die Zerlegung des Steuermessbetrages Die Ermittlung des Gewerbeertrages erfolgt immer einheitlich. Es ist jedoch oft so, dass neben dem Hauptsitz noch weitere Betriebsstätten existieren. Ohne Zerlegung des Steuermessbetrages würde nur die Gemeinde, in der der Hauptsitz einer Gesellschaft liegt, Gewerbesteuer erhalten. Sinn und Zweck der Gewerbesteuer ist es jedoch, die erhöhte Belastung der Infrastruktur durch Gewerbebetriebe in der jeweiligen Gemeinde auszugleichen. Aus diesem Grunde erfolgt eine Zerlegung des Gewerbeertrags in Form der Zerlegung des Steuermessbetrages. Wie funktioniert das Verfahren zur Zerlegung? Als Zerlegungsmaßstab werden die gezahlten Löhne und Gehälter herangezogen (§ 28 GewStG). Die Überlegung dabei ist, je höher der Lohnanteil ist, der auf eine einzelne Betriebsstätte entfällt, desto höher wird die Belastung der Infrastruktur sein und desto höher ist der Anteil am Ertrag des Gewerbebetriebes. Dabei sind folgende Punkte zu beachten: XXAusbildungsvergütungen werden nicht berücksichtigt.

Lektion 4: Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer XXLöhne für Arbeitnehmer, die nicht ausschließlich oder überwiegend beschäftigt werden, zählen nicht mit (z.B. Leiharbeitnehmer). XXGewinnabhängige Vergütungen (z.B. Tantiemen) werden nicht berücksichtigt. XXDie Summe der jeweiligen Arbeitslöhne wird auf volle 1.000 € abgerundet.

2. Besonderheit – Der Verlustvortrag in der Gewerbesteuer Der Verlustabzug in der Gewerbesteuer entspricht nicht in der Höhe dem Verlustabzug in der Einkommensteuer. Grund dafür ist, dass der Gewinn nur die Grundlage für den Gewerbeertrag bildet. Nur wenn keinerlei Hinzurechnungen oder Kürzungen greifen würden, wäre der Gewinn laut Einkommensteuergesetz gleich dem Gewerbeertrag. Für die Gewerbesteuer ist somit ein eigenständiges Verlustfeststellungsverfahren notwendig. Wichtig in dem Zusammenhang ist auch, dass der gewerbesteuerliche Verlust personenbezogen gilt. Das bedeutet, kommt es in einer Personengesellschaft zu einem Gesellschafterwechsel geht der entsprechende Verlust „unter“.



Fall 20: Der Wegfall des Verlustvortrags

Die Herren A, B und C gründen eine GbR für den Betrieb eines Strand­ kiosks. Die ersten Jahre verlaufen äußerst schwierig, so dass gewerbesteuerliche Anlaufverluste von 60.000 € bis zum 31.12.01 angefallen sind. C hat die Nase voll und verkauft seinen Anteil an D der zum 31.12.01 in die Gesellschaft eintritt. Wie hoch ist der vorzutragende gewerbesteuerliche Verlust? Durch den Gesellschafterwechsel gehen die Verluste von C. unter. Er ist mit 33 ⅓ % an der GbR beteiligt. Ein Verlust von 20.000 € (33 ⅓ % von 60.000 €) wird gestrichen. Der Verlustvortrag beträgt nur noch 40.000 €.

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Grundlagen

3. Besonderheit – Die Anrechnung der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer Um die Doppelbelastung abzufedern (sowohl einkommensteuer- als auch gewerbesteuerpflichtig), existiert die Anrechnung der Gewerbesteuer auf die Einkommensteuer (§ 35 EStG). Das funktioniert folgendermaßen: Der Gewerbesteuermessbetrag wird mit dem Faktor 3,8 multipliziert. Der so ermittelte Betrag ist theoretisch die Einkommensteuerentlastung. Die Ermäßigung und ihre Berechnung erfolgt im Rahmen der Einkommensteuererklärung. Beispiel: Der zugewiesene Gewerbesteuermessbetrag beträgt für Gesellschafter G 1.200 €. Wie hoch wäre seine maximale Entlastung mit Einkommensteuer? 1.200 € × 3,8 = 4.560 € 4.560 € würden von der Einkommensteuerschuld als Tarifermäßigung für gewerbliche Einkünfte abgezogen werden. Dabei existieren allerdings eine Reihe von Einschränkungen –– Wird keine Einkommensteuer bezahlt (aufgrund von Verlusten aus anderen Einkunftsarten), geht diese Tarifermäßigung verloren. Es bleibt bei einer effektiven Gewerbesteuerbelastung. –– Die Einkommensteuerentlastung erfolgt nur maximal in Höhe der tatsächlich gezahlten Gewerbesteuer. Beispiel: Der Hebesatz beträgt 220 %. Das bedeutet, es würde eine anteilige Gewerbesteuer von 220 % × 1.200 € = 2.640 € anfallen. Die Ermäßigung beträgt dann ebenfalls nur 2.640 €. –– Die positiven gewerblichen Einkünfte werden ins Verhältnis zu den sonstigen positiven Einkünften gesetzt, und daraus wird die maximale tarifliche Steuerermäßigung abgeleitet.

Lektion 5: Struktur und Aufbau der Gewinnermittlung

II.

Einstieg in die EÜR

Lektion 5: Struktur und Aufbau der Gewinnermittlung Die Ermittlung des steuerlichen Gewinns gemäß § 4 Abs. 3 EStG sollte nach dem Willen der Finanzverwaltung grundsätzlich auf einem einzureichenden amtlichen Formular der sogenannten Anlage EÜR erfolgen (§ 60 Abs. 4 EStDV). Die Einreichung erfolgt elektronisch, mit einem von der Finanzverwaltung konfigurierten Datensatz. (www.elster.de). Davon kann selbst dann nicht abgewichen werden, wenn nur geringfügige Einnahmen (> 17.500 € im Jahr) erzielt werden. Warum muss überhaupt eine zusätzliche Anlage ausgefüllt werden? Existieren nicht bereits genug Steuerformulare? Mit dem amtlichen Formular verfolgt das Finanzamt natürlich einen bestimmten Zweck. Die Abgabe der Gewinnermittlung erfolgt dadurch standardisiert. Durch die Zuordnung der Geschäftsvorfälle auf die verschiedenen Erfassungsfelder können Unregelmäßigkeiten eines Unternehmens gegenüber Unternehmen vergleichbarer Art und Größe schneller aufgedeckt werden. Salopp gesagt, die Anlage EÜR könnte als Filter für durchzuführende Betriebsprüfungen dienen. Der Autor möchte dem Leser den Aufbau der Anlage EÜR grundsätzlich näher bringen, um danach auf die Struktur der Gewinnermittlung gemäß § 4 Abs. 3 EStG einzugehen. Am Schluss des Buches befindet sich eine Übersicht zur Anlage EÜR, damit Sie an am Ausfüllen der Anlage nicht verzweifeln müssen. Die gängigen Steuersoftwareprogramme haben eine Verbindung zwischen dem Buchhaltungsbereich und der Anlage EÜR. Aufgrund dieser Schnittstelle hält sich der Aufwand für das Ausfüllen des Formulars in Grenzen, da die Daten nur übergeben werden. Die Erstellung der Gewinnermittlung ist die „letzte“ Tätigkeit für den Unternehmer, um das Steuerjahr abzuschließen. Was sind jedoch die Arbeiten vor diesem letzten Handschlag?

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Einstieg in die EÜR Grundlage der Gewinnermittlung sind die betrieblich veranlassten Belege. Das können Rechnungen, Gutschriften, Quittungen, Eigenbelege oder Bankauszüge sein. Diese Belege werden „aufgezeichnet“. Diese Aufzeichnungen erfolgen während des gesamten Jahres fortlaufend im Rahmen der „Buchführung“. Die Belege müssen aufbewahrt werden, um in Falle einer späteren Betriebsprüfung den betrieblichen Zusammenhang nachweisen zu können. Die Aufbewahrungspflicht der Belege beträgt zehn Jahre. Siehe dazu die Übersicht 27: Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung in der Anlage.

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Leitsatz 8 Grundsatz zur Erfassung von Betriebseinnahmen und ­Betriebsausgaben Die EÜR ist eine reine „Geldrechnung“. Der steuerpflichtige Gewinn wird durch den Abzug der Betriebsausgaben von den Betriebseinnahmen ermittelt. Jede Betriebseinnahme und jede Betriebsausgabe muss so dokumentiert werden, dass ein sachverständiger Dritter ihre betriebliche Veranlassung erkennen kann. Jeder Geschäftsvorfall ist zu prüfen: ––Welche Zu- und Abflüsse sind als Betriebseinnahme oder -ausgabe zu qualifizieren ––In welchem Zeitpunkt sind diese steuerlich zu berücksichtigen? ––In welcher Höhe sind diese zu berücksichtigen?



Fall 21: Die EÜR als Steuersparmodell?

Bevor der Hochzeitsfotograf F seine Tätigkeit aufnimmt, erhält er von einem Freund den Rat, seinen Gewinn durch Anwendung der EÜR zu ermitteln. Diese, so gibt der Freund hinter vorgehaltener Hand und unter dem Siegel allergrößter Verschwiegenheit zu verstehen, ermögliche eine weitaus günstigere Besteuerung sämtlicher Geschäftsvorfälle. F fragt sich, ob es tatsächlich zutrifft, dass die EÜR automatisch eine günstigere Besteuerung nach sich führt. Nein, über den gesamten Lebenszyklus des Unternehmens betrachtet, ist der Totalgewinn durch Einnahme-Überschuss-Rechnung nicht niedriger, als bei der Gewinnermittlung nach dem Betriebsvermögensvergleich.

Lektion 5: Struktur und Aufbau der Gewinnermittlung



Fall 22: Der einzige Auftrag

Der Fotograf

1. erhält im Jahr 01 die Telefonrechnung über 300 € – Die Bezahlung erfolgt erst in 02 (Geschäftsvorfall Ia und Ib) und 2. er erhält im Jahr 01 eine Anzahlung von 1.000 € für einen Auftrag (Geschäftsvorfall II). 3. im Jahr 02 erhält er nach Erledigung des Auftrages und kompletten Materialverbrauchs die Restzahlung in Höhe von 8.000 €. (Geschäftsvorfall III). (Danach stellt er sein Unternehmen ein, da der Burda-Verlag ihm ein unschlagbares Angebot zur Festeinstellung macht.) Der Gewinnvergleich zeigt: Einnahme-Überschuss-Rechnung Gewinnauswirkung 01

Geschäftsvorfall 1a

0,00 €

Geschäftsvorfall 1b Geschäftsvorfall 2

1.000,00 €

1.000,00 €

Summe Jahr 01 + 02 0,00 €

–300,00 €

Geschäftsvorfall 3 Gewinn

Gewinnauswirkung 02

–300,00 € 1.000,00 €

8.000,00 €

8.000,00 €

7.700,00 €

8.700,00 €

Betriebsvermögensvergleich (BVV) Gewinnauswirkung 01

Geschäftsvorfall 1a*

–300,00 €

Geschäftsvorfall 1b Geschäftsvorfall 2

Gewinnauswirkung 02

–300,00 € 0,00 €

0,00 €

Summe Jahr 01 + 02

0,00 € 0,00 €

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Einstieg in die EÜR

Geschäftsvorfall 3 Gewinn

–300,00 €

9.000,00 €

9.000,00 €

9.000,00 €

8.700,00 €

* Aufwand trotz Nichtbezahlung beim Betriebsvermögensvergleich

Sowohl im Rahmen der Bilanzierung, als auch im Rahmen der EinnahmeÜberschuss-Rechnung kommt es zu einem wirtschaftlichen Totalgewinn von 8.700 €!

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Leitsatz 9 Steuerlicher Totalgewinn Der Totalgewinn (Betrachtungszeitraum über den gesamten Lebenszyklus eines Unternehmens), wird nicht durch die Wahl der Gewinnermittlungsart beeinflusst, sondern nur durch das unter­ nehmerische Geschick!

Die Anlage EÜR Die Anlage EÜR ist, wie erwähnt, ein amtliches Formular das folgende Grundstruktur besitzt: 1. Die ersten Zeilen sind den allgemeinen Angaben des Unternehmens vorbehalten (Name, Steuernummer, Art des Betriebes). 2. Danach erfolgt die Aufstellung der Betriebseinnahmen (Lektion 8), unterteilt in reguläre Betriebseinnahmen (mit oder ohne Umsatzsteuer), Steuererstattungen (Lektion 10), Entnahmen (Lektion 7), der Eigenverbrauch (Lektion 9) sowie aufzulösende Rücklagen. Insgesamt können bis zu zehn verschiedene Arten der Betriebseinnahmen auftauchen. 3. Die Betriebsausgaben beginnen mit einer Betriebsausgabenpauschale, danach werden der Wareneinsatz (jeweils Lektion 15), die Fremdleistungen und der Personalaufwand abgefragt. Der Bereich der Abschreibung ist einem Extrabereich zugeordnet (Lektion 12). Danach erfolgen die Aufstellung der Raumkosten und Grundstücksaufwendungen (jeweils Lektion 15) und der sonstigen unbe-

Lektion 5: Struktur und Aufbau der Gewinnermittlung schränkt abziehbaren Betriebsausgaben und der beschränkt abziehbaren Betriebsausgaben (mehr dazu Lektion 11 und 15), inklusive den Bereich der Schuldzinsen. Den Abschluss bilden die Kosten für den Fuhrpark. 4. Vor der Ermittlung des Gewinns werden die Einstellung und Auflösung der Investitionsabzugsbeträge (Lektion 18) berücksichtigt. Darüber hinaus erfolgen Korrekturen, sollten Sie Einkünfte aus Beteiligungen an anderen Firmen haben. 5. Der Abschluss des Formulars bilden noch ergänzende Angaben zu eventuell gebildeten Rücklagen (Lektion 19) und zur Höhe der Entnahmen und Einlagen (Lektion 7). Sollte Anlagevermögen vorhanden sein, muss der Steuererklärung als zusätzliche Anlage ein Gesamtverzeichnis über das Anlagevermögen beigefügt werden. Dieses ist aufgeteilt in folgende Unterbereiche: XXGrundstücke und grundstücksgleiche Rechte, XXhäusliches Arbeitszimmer, XXimmaterielle Wirtschaftsgüter, XXbewegliche Wirtschaftsgüter mit Unterteilungen, auch hinsichtlich eventuell bestehender Sammelposten, XXFinanzanlagen, XXUmlaufvermögen. Werden mehr als 2.050 € Schuldzinsen im Jahr bezahlt, muss eine zusätzliche Anlage SZE eingereicht werden. Von der Regelung ausgenommen sind die Zinsen für die Finanzierung von Anlagegütern (siehe Lektion 13).

Die Struktur der Gewinnermittlung gemäß § 4 Absatz 3 EStG Die Gewinnermittlung ist an keine bestimmte Form gebunden. Dennoch hat sich eine Struktur herausgebildet, wann welche Geschäftsvorfälle (Einnahmen und Ausgaben) in der Gewinnermittlung „erscheinen“ sollten.

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Einstieg in die EÜR Die erste Position ist den Betriebseinnahmen vorbehalten. Die Einnahmeseite setzt sich wiederum zusammen aus den 1. Erlösen 2. Privatanteilen (Eigenverbrauch) 3. Steuererstattungen, erhaltene Umsatzsteuer

Der Ausgabenblock beginnt mit den XXRoh-, Hilfs-, Betriebsstoffen und bezogenen Waren. Darunter sind die Ausgaben zu verstehen, die direkt mit den Einnahmen im Zusammenhang stehen.

Ein Beispiel:



Fall 23: Wareneinkauf und Warenverbrauch

Sie haben einen „Tante-Emma-Laden“ und kaufen vom Großhändler Getränke. Diese Getränke verkaufen Sie, so wie sie sind, in Ihrem Laden weiter. Dann handelt es sich um bezogene Waren. Stellen Sie sich nun folgenden Sachverhalt vor. Sie kaufen vom Großhändler weiterhin die Selters und das Bier ein. Das Bier verkaufen Sie an Ihre Stammkunden, so wie geliefert. Jedoch haben Sie von Ihrer Großmutter ein Rezept für eine wohlschmeckende Limonade geerbt. Dafür benötigen Sie pflanzliche Zutaten, die vom Bauer Kahlebutz biologisch angebaut und geliefert werden. Diese pflanzlichen Zutaten vermischen Sie mit der Selters und vermarkten Ihre Kreation als „Bionella“. Handelt es sich weiterhin um typischen Wareneinkauf?

Lektion 5: Struktur und Aufbau der Gewinnermittlung Die Lieferung vom Bauer Kahlebutz und die Selters sind keine gelieferten Waren, sondern gehören zu den Roh-, Hilfs-, und Betriebsstoffen, da sie diese weiterverarbeiten. Steuertipp: Dieses Verhältnis Wareneinsatz zum Umsatz bildet auch die Grundlage des Rohaufschlagsatzes. Und dieser Rohaufschlagsatz wiederum ist ein beliebtes Instrument des Finanzamtes bei Betriebsprüfungen Unregelmäßigkeiten aufzudecken! Die Finanzverwaltung hat typisierende Rohaufschlagsätze getrennt nach Branchen und Größen herausgebracht. Es lohnt sich diese Sätze mit dem eigenen Unternehmen zu vergleichen.

Nach den Betriebsausgaben für die „Urproduktion“ folgen die sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Diese sonstigen betrieblichen Aufwendungen halten den Betrieb am Laufen, haben aber nicht ursächlich mit der Einnahmeseite (wie der Wareneinsatz) zu tun. Diese betrieblichen Aufwendungen beginnen mit dem Ausgabenblock der Steuern, Versicherungen und Beiträge. Es folgen die Werbe- und Reisekosten und die Abschreibungen auf das Anlagevermögen. Ein Sammelposten bilden die verschiedenen Kosten. Darunter fallen zum Beispiel die Aufwendungen für Briefmarken (Porto), Telefon, aber auch für Ihren Steuerberater (). So wie die eingenommene Umsatzsteuer als Einnahme ausgewiesen wird, wird die gezahlte Umsatzsteuer (als Vorsteuer) als Betriebsausgabe angesetzt. Dazu gehört auch die im Rahmen der Umsatzsteuer-Voranmeldung an das Finanzamt gezahlte Umsatzsteuer (Näheres dazu in der Lektion 4, Einstieg in Umsatz-und Gewerbesteuer). Der Saldo aus den dargestellten Einnahmen und den dargestellten Ausgaben bildet den betrieblichen Gewinn. Der betriebliche Gewinn ist jedoch nicht unbedingt gleichzusetzen mit dem steuerlichen Gewinn. Korrekturen innerhalb des Betriebsausgabenbereiches bewirken, dass der betriebliche oft vom steuerlichen Gewinn abweicht (Lektion 13, Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben).

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Einstieg in die EÜR

Lektion 6: Das Betriebsvermögen

Fall 24: Der betriebliche PKW

Rechtsanwalt R kauft sich für seine Termine bei Mandanten und vor Gericht ein Auto. Dieses Auto möchte er im Rahmen seiner Anwaltstätigkeit nutzen. Kann er sämtliche Ausgaben für die Anschaffung des Autos steuerlich berücksichtigen? Unter nachfolgenden Voraussetzungen ist es möglich, die Anschaffungskosten und laufenden Aufwendungen steuerlich geltend zu machen: Zunächst muss der Anteil von sowohl betrieblicher als auch privater Nutzung bestimmt werden. Notfalls hilft auch eine Schätzung. Das gilt übrigens für jegliche Wirtschaftsgüter, die angeschafft oder hergestellt werden! Anhand der Nutzung lässt sich bestimmen, ob das Wirtschaftsgut zum Betriebsvermögen gehört (steuerlich relevant) oder zum Privatvermögen (steuerlich irrelevant). Prüfung Betriebsvermögenseigenschaft: 1. Wenn das Wirtschaftsgut zu mehr als 50 % betrieblich genutzt wird, gehört es zum notwendigen Betriebsvermögen. 2. Wirtschaftsgüter, die zu einem geringeren Anteil, als 10 % betrieblich genutzt werden, gehören zum „notwendigen“ Privatvermögen. 3. Bei Wirtschaftsgütern, deren betrieblicher Nutzungsanteil zwischen 10 % und 50 % liegt, hat der Unternehmer ein Wahlrecht: er kann es dem Privat- oder dem Betriebsvermögen zuordnen. Der Fachbegriff dafür lautet gewillkürtes Betriebsvermögen. Die Zuordnung muss zeitnah mit Anschaffung erfolgen. Diese Wahl kann er jedoch nur einmal treffen und nicht wieder revidieren. Das Betriebsvermögen ist die Differenz aus der Summe der aktiven Wirtschaftsgüter (Anlagevermögen, Bankguthaben, Forderungen, Kassenbestand etc.) abzüglich der Summe der passiven Wirtschaftsgüter (z.B. Verbindlichkeiten gegenüber Banken oder Lieferanten).

Lektion 6: Das Betriebsvermögen Die so gebildete Differenz wird auch Eigenkapital genannt. Ist die Differenz negativ, die passiven Wirtschaftsgüter sind also höher als die aktiven Wirtschaftsgüter, liegt negatives Eigenkapital vor. Das Unternehmen ist überschuldet.

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Leitsatz 10 Eigenkapital Eigenkapital ist das im Unternehmen gebundene Kapital des Unternehmers. Dabei kann es sich um die Einlage finanzieller Mittel oder Wirtschaftsgüter handeln, aber auch um das „Stehenlassen des Gewinns“. Im Gegensatz zum Fremdkapital (z.B. Bankverbindlichkeiten) wird das Eigenkapital ohne zeitliche Begrenzung und ohne feste Rendite bereitgestellt. Ist das Eigenkapital negativ, liegt eine Überschuldung vor. Steuertipp: Die Finanzverwaltung stellt erhöhte Anforderungen, um gewillkürtes Betriebsvermögen (Nutzung zwischen 10 und 50 Prozent) anzuerkennen. Die Zuordnung hat zeitnah, also unmittelbar mit Anschaffung zu erfolgen. Wenn Sie also Ihrem Unternehmen Wirtschaftsgüter zuordnen wollen, teilen Sie es dem Finanzamt am besten schriftlich mit und bewahren Sie dieses Schreiben gut in ihren Unterlagen auf. Gegebenenfalls müssen weitere Unterlagen für den Nachweis der betrieblichen Nutzung aufbewahrt werden. Steuertipp: Die umsatzsteuerrechtliche Zuordnung von Wirtschaftsgütern muss bis spätestens zum 31.05. des Folgejahres erfolgen. Unterbleibt diese Zuordnung oder erfolgt erst später, ist kein Vorsteuerabzug für diese Investitionen mehr möglich!



Fall 25: Das Wirtschaftsgut

Rechtsanwalt R ist sehr angetan von Ihren Ausführungen zum Thema Betriebsvermögen. Was kennzeichnet aber eigentlich den Begriff eines Wirtschaftsgutes? Voraussetzungen für das Vorliegen eines Wirtschaftsgutes sind:

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Einstieg in die EÜR XXEs muss sich um ein Gut handeln. Der Begriff des Gutes umfasst nicht nur Sachen (wie ein Autotelefon) oder Rechte (z.B. Softwarelizenzen oder Patente) sondern auch Vorteile für das Unternehmen. Ein Beispiel dafür wäre der bei der Anschaffung eines Betriebes mit erworbene Firmenwert in Form der bereits vorhandenen Kunden, oder der Praxiswert einer Arztpraxis (Patientenkartei). XXDas Gut muss selbständig bewertbar sein. Selbständig bewertbar ist ein Wirtschaftsgut, wenn (hypothetisch) ein Käufer bereit wäre, für dieses Gut einen Extrapreis zu bezahlen. (Z.B. für das Auto ohne Telefon wäre der Kaufpreis 20.000 €, für das Auto mit Telefon betrüge er 20.150 €.) Hinweis: Freiberufler haben ein festes Berufsbild. Das geht soweit, dass bei Freiberuflern auch eine einzuhaltende Berufsordnung existieren kann. Aus diesem Grund sind bestimmte Geldgeschäfte, die bei einem Gewerbetreibenden zweifelsohne zu Betriebsvermögen führen (z.B. Beteiligungen), bei einem Freiberufler dem Privatvermögen zuzuordnen, da diese Geldgeschäfte sich nicht mit dem Berufsbild eines Freiberuflers vertragen. Als Betriebsvermögen wurde z.B. anerkannt: –– Darlehensforderung, wenn das Darlehen zur Rettung des Honorar­ anspruches ausgereicht wurde –– Beteiligung an Kapital- oder anderen Gesellschaften, wenn diese Beteiligung für die berufliche Betätigung ein hohes wirtschaftliches Gewicht hat (z.B. Beteiligung eines Baustatikers an einer Wohnungsbau-AG), die ihm den Großteil seiner Honorarumsätze beschert.

Lektion 7: Die (Privat-)Einlagen und Entnahmen in der EÜR

III.

Die Geschäftsvorfälle

Lektion 7: Die (Privat-)Einlagen und Entnahmen in der EÜR Der Betriebsvermögensvergleich nach § 4 Abs. 1 EStG ist dadurch gekennzeichnet, dass zur Ermittlung des Gewinns die Privatentnahmen und Privateinlagen eines Wirtschaftsjahres berücksichtigt werden. Die Einnahme-Überschuss-Rechnung verwendet für die Gewinndefinition die Begriffe der Betriebsausgaben und Betriebseinnahmen. Dennoch können sich die Entnahmen und Einlagen ebenfalls auf den Gewinn auswirken. Das ist zum einen, bei den sogenannten Überentnahmen (siehe Lektion 13, Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben) der Fall. Zum anderen befinden sich im § 4 Abs. 3 Satz 4 EStG Regelungen über den Zeitpunkt, in dem die Kosten für die Anschaffung bzw. Herstellung von bestimmten Wirtschaftsgütern als Betriebsausgaben berücksichtigt werden. In diesem Zusammenhang wird die „Entnahme“ explizit erwähnt. Entnahmen werden folglich auch im Rahmen der EÜR berücksichtigt. Im Umkehrschluss muss das auch für Einlagen gelten.



Fall 26: Was gilt als Entnahme in der EÜR?

Der Arzt A ist bekennender Kunstliebhaber der Moderne. Er ist gern gesehener Gast bei diversen Vernissagen der Münchner Schickeria. 1. Für seine Praxisräume kauft er Gemälde, die er in den Folgejahren in seine privaten Gemächer überführt. Die Entnahme begründet er damit, dass ja Platz für Neuanschaffungen gemacht werden muss. 2. Des Weiteren hat er einen Citroën „Picasso“ als Praxisauto. Dieses Auto verwendet er auch für seine Privatfahrten. 3. Regelmäßig entnimmt er für sich und für den Lebensunterhalt seiner erwachsenen, unehelichen Kinder größere Geldbeträge vom betrieblichen Bankkonto.

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Die Geschäftsvorfälle Wie sind diese Vorgänge in der Einnahme-Überschuss-Rechnung zu behandeln? zu 1. Mit der Überführung der Gemälde in seine Privatwohnung, entnimmt er die Bilder für außerbetriebliche Zwecke. Dieser Vorgang ist in der Gewinnermittlung dergestalt nachzuvollziehen, dass der Wiederverkaufswert (der sogenannte Teilwert) der Bilder zum Zeitpunkt der Entnahme als fiktive Betriebseinnahme angesetzt werden muss.  Zwischenstopp Der Teilwert ist, salopp gesagt, der Marktpreis eines Wirtschaftsgutes. Dieser Bewertungsbegriff (§ 6 Abs. 1 Nr. 1 EStG) unterstellt, dass ein Unternehmen komplett verkauft wird und der Erwerber durch das zu erwerbende Unternehmen schlendert und sagt: „Für dieses Teil bezahle ich so und so viel …, für das Wirtschaftsgut diesen Betrag“ und so weiter. Aus der Summe der einzelnen Teilwerte ergibt sich der Gesamtverkaufspreis des Unternehmens. Existieren tagesaktuelle Marktpreise (z.B. bei Börsennotierungen von Wertpapieren), ist die Ermittlung des Teilwertes sehr einfach. Der Teilwert ist dann der Börsenkurs. Ist kein aktueller Wert bekannt, muss er abgeleitet werden (bei Nutzung von Wohnräumen  Verwendung des Mietspiegels) oder berechnet werden (z.B. Wert eines Grundstückes  Ermittlung des Wertes anhand des Bodenrichtwertes).  zu 2. Die Privatfahrten mit dem betrieblichen PKW sind als sogenannte Nutzungsentnahmen ebenfalls als fiktive Betriebseinnahmen anzusetzen (siehe Lektion 9, Der Eigenverbrauch). zu 3. Die Entnahme der Geldbeträge hat keine Gewinnauswirkungen. Ein Kennzeichen der Einnahme-Überschuss-Rechnung ist, dass keine Geldkonten geführt werden müssen. Kritisch könnten die Entnahmen nur im Falle der eingangs erwähnten Überentnahmen werden.

Lektion 7: Die (Privat-)Einlagen und Entnahmen in der EÜR

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Leitsatz 11 Privatentnahmen Bei Privatentnahmen handelt es sich also um Wirtschaftsgü­ ter, die der Steuerpflichtige dem Betrieb für sich, für seinen Haushalt oder für andere betriebsfremde Zwecke im Laufe des Wirtschaftsjahres „entnommen“ hat (vgl. § 4 Abs. 1 Satz 2 EStG). Dem Betrieb zugehörige Wirtschaftsgüter werden demnach in das Privatvermögen überführt.

Hinweis: Unter dem Begriff Wirtschaftsgut fallen nicht nur Waren und Erzeugnisse, sondern auch Nutzungen und Leistungen (private PKWNutzung). Achtung: Bei Entnahme eines Gegenstandes aus dem Betriebsvermögen kann Umsatzsteuer entstehen (vgl. § 3 Absatz 1b Nr. 1 UStG). Das ist der Fall, wenn der Unternehmer umsatzsteuerpflichtige Leistungen ausführt (der Regelfall) und bei Erwerb der später entnommenen Gegenstände ein Vorsteuerabzug möglich war (siehe Lektion 4, Einstieg in die Umsatz- und Gewerbesteuer). Diese Umsatzsteuer ist ebenfalls als Betriebseinnahme anzusetzen.



Fall 27: Bewertung der Entnahmen

Der Arzt A ist etwas konsterniert, als er auf die Konsequenzen seiner Bildüberführungen hingewiesen wird. Er würde gerne die Gewinnauswirkung an einem Fall erläutert wissen. Vor genau drei Jahren hat er ein Bild von A. R. Penck für 15.000 € angeschafft und als Betriebsvermögen seiner Praxis angesetzt. Er hat das Bild entnommen, nachdem ihn ein befreundeter Kunsthändler 80.000 € für das Werk angeboten hat. Solch ein Vermögen möchte er lieber in seinem alarmgesicherten Schlafraum aufbewahren. Wie hoch ist der zusätzliche Gewinn aus diesem Entnahmevorgang? Bei dem Bild handelt es sich um ein Wirtschaftsgut des Anlagevermögens (Lektion 12, Das Anlagevermögen und die Abschreibung). Bei Kunstwerken ist folgende Besonderheit zu beachten:

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Die Geschäftsvorfälle Handelt es sich um hochwertige Kunst anerkannter Künstler, wird unterstellt, dass diese Kunstwerke keinem Werteverfall unterliegen. Als anerkannter Künstler gilt derjenige, der in den Kunstkatalog aufgenommen wurde. In diesem Fall bedeutet das, dass ein Bild von Penck nicht dem Werteverfall unterliegt. Das Bild wird nicht „abgeschrieben“. Vom Teilwert werden die Anschaffungskosten abgezogen       ./. Entnahmegewinn

80.000 € 15.000 € 65.000 €

Der Arzt A muss also einen zusätzlichen Gewinn von 65.000 € versteuern. Umsatzsteuer wird für die Entnahme nicht geschuldet, da der Arzt in der Regel nur steuerfreie Umsätze ausführt und bei der Anschaffung des Bildes kein Vorsteuerabzug möglich war. (Lektion 4, Einstieg in Umsatzund Gewerbesteuer).



Fall 28: Die Umgehung der Entnahme

Der Arzt A ist entsetzt. „O Tempora, o Mores“ ruft er verzweifelt, bevor ihm die rettende Idee kommt. Vorsichtshalber fragt er nach, was wäre, wenn er das Bild an sich selbst für 15.000 € verkaufen würde? Er könnte sich nicht selbst das Bild verkaufen. Zivilrechtlich ist es nicht möglich, Verträge mit sich selbst abzuschließen. Würde er den Umweg gehen und das Bild zum Beispiel an eines seiner unehelichen Kinder „verkaufen“, würde dieser Vorgang im Falle einer Prüfung durch das Finanzamt „gerade gerückt“ werden. Als Wert der Veräußerung würde der Teilwert von 80.000 € angesetzt werden. Verträge unter nahen Angehörigen unterliegen einer gesonderten Prüfung!

Lektion 7: Die (Privat-)Einlagen und Entnahmen in der EÜR  Zwischenstopp: Verträge unter nahen Angehörigen Nahe Angehörige sind Verwandte. Darüber hinaus können auch andere Personen nahestehen (z.B. die Geliebte). Diese Verträge werden ganz besonders vom Finanzamt geprüft. Das hat folgenden Grund: Wenn sich fremde Personen als Vertragspartner gegenüberstehen, kann davon ausgegangen werden, dass das eingegangene Vertragsverhältnis von Interessengegensätzen geprägt ist. Jede Vertragspartei will die für sich günstigsten Bedingungen und Verhältnisse durchsetzen. Verträge unter nahen Angehörigen oder nahestehenden Personen sind jedoch nicht von solchen Interessengegensätzen geprägt. Diese Verträge werden vielfach aus anderen Erwägungen als die nach dem wirtschaftlichen Vorteil abgeschlossen. Werden nun solche privat motivierten Interessen in den betrieblichen Bereich übertragen, handelt es sich um private Lebensführungskosten. Diese Kosten sind nicht abziehbar und dürfen den Gewinn nicht mindern. 

Übersicht 15: Auswirkungen der Entnahme Im Zeitpunkt der Veräußerung oder Entnahme müssen ––als Betriebsausgaben die Anschaffungs-/Herstellungskosten (bei nicht abnutzbaren Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens) oder der Restbuchwert (bei abnutzbaren Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens) und ––eine Betriebseinnahme in Höhe des Teilwertes (Marktpreis) für die Entnahme dieser Wirtschaftsgüter angesetzt werden (vgl. auch § 4 Absatz 3 Satz 4 EStG). Darüber hinaus kann für den Entnahmevorgang Umsatzsteuer anfallen.

Die Einlagen Als Einlage bezeichnet man grundsätzlich alle Wirtschaftsgüter, die der Steuerpflichtige aus seinem Privatvermögen im Laufe des Jahres dem Unternehmen zuführt (vgl. § 4 Abs. 1 Satz 5 EStG).

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Die Geschäftsvorfälle Einlagen haben den Charakter von Betriebsausgaben. Steuerpflichtige, die vergleichbare Wirtschaftsgüter von Anfang an für den Betrieb anschaffen oder herstellen, können die entsprechenden Kosten sofort steuerlich berücksichtigen und im Rahmen der EÜR ansetzen. Wenn diese Wirtschaftsgüter jedoch zunächst zu privaten Zwecken angeschafft oder hergestellt werden, trägt der Steuerpflichtige diese Kosten privat. Erfolgt später eine betriebliche Nutzung, ist es nur sachgerecht, die entsprechenden Kosten zumindest anteilig als Betriebsausgaben anzusetzen.



Fall 29: Die Einlage in der EÜR

Arzt A möchte eine in seinem Eigentum stehende Wohnung als Praxis nutzen. Ebenso will er ein bereits erworbenes Kopiergerät im Rahmen seiner Arzttätigkeit nutzen. Kann er die für die Wohnung und das Kopiergerät angefallenen Kosten im Rahmen seiner EÜR berücksichtigen? Lösung: Der Arzt A kann die Wohnung als Praxis nutzen. Er würde sie in das Betriebsvermögen der Praxis „einlegen“. Die angefallenen laufenden betrieblichen Kosten für das Kopiergerät kann er als sogenannte Nutzungseinlage ebenfalls gewinnmindernd berücksichtigen, oder er legt das Kopiergerät komplett ein. Die Kosten für die Praxisräumlichkeiten oder für den Kopierer müssen separat betrachtet werden. Die jeweiligen Anschaffungskosten kann er nicht sofort in voller Höhe als Betriebsausgaben ansetzen. Bei abnutzbaren Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens ist lediglich die AfA (Absetzung für Abnutzung) als Betriebsausgaben steuermindernd berücksichtigungsfähig, d.h. auf die Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes werden die Anschaffungskosten verteilt (siehe Lektion 12, Das Anlagevermögen und die Abschreibung). Die laufenden Kosten aus dem Unterhalt der Praxisräume (Grundsteuer, Heizung etc.) und des Kopierers (Papier, Strom, Wartung etc.) sind sofort als Betriebsausgaben abziehbar.



Fall 30: Bewertung der Einlage

Der Arzt A möchte von Ihnen gerne wissen, mit welchem Wert er die Wirtschaftsgüter einlegen kann? Dazu erhalten Sie folgende Hintergrundinformationen: a) Den Kopierer kaufte er vor exakt zwei Jahren für 3.000 €.

Lektion 7: Die (Privat-)Einlagen und Entnahmen in der EÜR b) Die Wohnung (Baujahr 1989) hatte er vor zwölf Jahren angeschafft. Damalige Anschaffungskosten 50.000 Grund und Boden, 120.000 € Gebäude. Aufgrund der gestiegenen Immobilienpreise in München hat die Wohnung einen derzeitigen Wert von 120.000 € (Grund und Boden) sowie 210.000 € (Gebäude). Die Wohnung hatte er zuvor vermietet. An Abschreibungen hat er insgesamt 28.800 € geltend gemacht. zu a): Der Kopierer wurde innerhalb von drei Jahren nach Anschaffung eingelegt. Die Einlage ist somit mit den Anschaffungskosten abzüglich (fiktiver) Abschreibung einzulegen (§ 6 Abs. 1 Nr. 5 EStG). Die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer eines Kopierers beträgt sieben Jahre. Berechnung der fiktiven Abschreibung 2 Jahre alt × 3.000 € Anschaffungskosten  = 857 € 7 Jahre Nutzungsdauer Berechnung des Einlagewertes Anschaffungskosten ./. (fiktive) Abschreibung Einlagewert

3.000 € 857 € 2.143 €

Berechnung der Abschreibung im Jahr Ursprüngliche Anschaffungskosten 3.000 €   = 428 € Nutzungsdauer 7 Jahre zu b): Der Wert der Einlage bestimmt sich nach dem Teilwert, weil zwischen Anschaffung und Einlage mehr als drei Jahre vergangen sind (§ 6 Abs. 1 Nr. 5 EStG). Der Teilwert beträgt zum Einlagezeitpunkt insgesamt 330.000 €. Bei dem Grundstücksanteil handelt es sich um ein nicht abnutzbares Wirtschaftsgut. Es wurde nicht „abgeschrieben“. Der Einlagewert beträgt 120.000 €. Der Einlagewert für das Gebäude entspricht dem Teilwert 210.000 €. Für die Berechnung der Abschreibung sind jedoch die bereits geltend gemachten Abschreibungen zu berücksichtigen. Die Bemessungsgrundlage für die Abschreibung Gebäude ist der Teilwert abzüglich der bis zum

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Die Geschäftsvorfälle Zeitpunkt der Einlage geltend gemachten Abschreibungen (BFH vom 28.10.2009 VIII R 46/07) Teilwert Gebäude ./. Abschreibung Bemessungsgrundlage

210.000 € 28.800 € 181.200 €

Da die Wohnung dem Betriebsvermögen der Praxis zugeführt wurde und nicht mehr Wohnzwecken dient und der Bauantrag für das Gebäude nach dem 31.03.1985 gestellt wurde, ist ein Abschreibungssatz von 3 % anzusetzen (§ 7 Abs. 4 EStG): 181.200 € × 3 % = 5.436 € Abschreibung im Jahr. Über diese Beispiele hinaus werden die Nutzungs- und Leistungsentnahmen vertiefend in der Lektion 9, Der Eigenverbrauch behandelt.

Lektion 8: Die Betriebseinnahmen

Lektion 8: Die Betriebseinnahmen Grundsätzlich sind alle Einnahmen, die durch den Betrieb veranlasst sind, Betriebseinnahmen. Das ist natürlich in erster Linie Geld, kann aber auch in Form von Gegenständen sein. Handelt es sich um die Bezahlung von Ausgangsrechnungen des Unternehmers, ist es völlig klar, dass es sich um Betriebseinnahmen handelt. Doch nicht immer sind der Zufluss und der betriebliche Zusammenhang so eindeutig.



Fall 31: Was ist eine Betriebseinnahme?

Rechtsanwalt R gewinnt für seinen wohlhabenden Mandanten einen wichtigen Gerichtsprozess. Der Mandant zeigt sich mehr als erkenntlich und schenkt R (neben der prompten Bezahlung, der mehr als angemessenen Honorarrechnung) zum Dank für sein Engagement und seinen Einsatz eine Marmorstatue des berühmten englischen Bildhauers Henry Moore im Wert von 5.000 €. R stellt die Statue in seiner Kanzlei auf und präsentiert sie ein paar Tage später voller Stolz einem Freund. Dieser weist ihn darauf hin, dass die Statue steuerliche Konsequenzen haben kann. Irritiert fragt R, welche steuerlichen Konsequenzen dies sein sollen, immerhin handle es sich doch um ein Geschenk. Rechtsanwalt R erhielt dieses Geschenk im Rahmen seiner betrieblichen Tätigkeit. Ihm floss ein Vermögensvorteil zu, der zu versteuern ist. Es handelt sich um eine Betriebseinnahme.



Fall 32: Das Trinkgeld

So leicht will er sich nicht geschlagen geben. Die Statue ist doch als Trinkgeld für seine überragende Prozessführung zu betrachten und Trinkgelder sind unabhängig von der Höhe gemäß § 3 Nr. 51 EStG steuerfrei. Die Steuerbefreiung für Trinkgelder gilt nur für Arbeitnehmer. Unternehmer können keine Trinkgelder bekommen. Alle Einnahmen die Ihnen im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit zufließen, sind als Betriebseinnahmen zu versteuern! Betriebseinnahmen lassen sich folgendermaßen klassifizieren: XXEinnahmen (Zuflüsse) aus der Haupttätigkeit (Honorarrechnungen bei Freiberuflern, Verkäufe beim „Tante-Emma-Laden“)

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Die Geschäftsvorfälle XXEinnahmen aus „Hilfsgeschäften“ und Nebentätigkeiten (Verkauf von Anlagevermögen z.B. Verkauf des betrieblichen Pkws) XXEntnahmen von Gütern und Leistungen (kein Geld!). Diese Entnahmen werden über den Eigenverbrauch wie eine fiktive Betriebseinnahme angesetzt. XXSonstige Wertzugänge (z.B. Geschenke) im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit XXSonstige Wertzugänge im Rahmen der betrieblichen Tätigkeit in Form des Tausches Ein kleiner Fall soll die wesentlichen Punkte darstellen.



Fall 33: Einnahmen ohne Ende

Sie sind Steuerberater und Rechtsanwalt R kommt im Mai 01 wegen seiner jährlichen Steuererklärung zu Ihnen. Er ist zwar Fachanwalt für Steuerrecht, aber ganz so kompliziert hat er sich das Steuerrecht dann doch nicht vorgestellt. Folgende Fragen trägt er an Sie heran: a) Ein Mandant hat es endlich geschafft die fällige Honorarrechnung aus 00 am 08.01.01 zu überweisen. Grundsätzlich weiß er ja, dass es eine Betriebseinnahme ist, aber ist diese in 00 oder 01 zu erfassen? b) Er hat ein Unterkonto von seinem betrieblichen Bankkonto eingerichtet, das als Tagesgeldkonto fungiert. Die für 00 erhaltenen Zinsen (580 €) würde er gerne bei den Einkünften aus Kapitalvermögen ansetzen, da er mit 25 % Abzugssteuer (Zinsabschlagsteuer) seiner Meinung nach besser fährt. c) Aus seiner Beteiligung an der „Reno-Software GmbH“ (anerkanntes notwendiges Betriebsvermögen) erhält er eine Gewinnausschüttung von 5.000 € (ohne Berücksichtigung einbehaltener Steuern). Für die Finanzierung dieser Beteiligung hat er im Jahr 1.000 € Zinsen bezahlt. d) Mit seinem betrieblichen PKW fährt er auch privat. Er hat das ganze Jahr über ein Fahrtenbuch geschrieben. Die private Nutzung beträgt laut Fahrtenbuch 25 %.

Lektion 8: Die Betriebseinnahmen e) Wie oben bereits erwähnt, erhielt er eine Statue von Moore. Ein anderer Geschäftsfreund bedankte sich zu Weihnachten mit einem Kugelschreiber Marke „Pennymarkt“. f) Im Jahr 01 erhielt er eine Einkommensteuererstattung für 98 in Höhe von 4.000 €. Vorsichtshalber führte er die Erstattung bei den Betriebseinnahmen auf. g) Während des Gesprächs erinnern Sie Rechtsanwalt R an Ihre eigene überfällige Honorarrechnung. Er schlägt vor, diese einfach unter den Tisch fallen zu lassen. Dafür vertritt er Sie beim nächsten Honorarprozess ebenfalls kostenfrei. h) Er verkaufte im vergangenen Jahr einen edlen Schreibtisch seines Anlagevermögens (Mahagoni) für 1.500 €. Diesen Betrag hat er noch nicht erfasst, weil der Schreibtisch sowieso schon abgeschrieben war und keinen Buchwert mehr hatte. i) Zum Schluss erinnert sich Rechtsanwalt R an die erhaltene Versicherungsentschädigung für einen gestohlenen betrieblichen PKW. j) Aufgrund des Diebstahls erhielt Rechtsanwalt R eine Gutschrift über zu viel gezahlte Kfz-Steuer. Da dem zuständigen Finanzamt nicht die Bankverbindung bekannt war, schickte es R einen Verrechnungsscheck. Diesen löste er bei seiner privaten Hausbank ein. zu a): Es gilt das Zufluss- bzw. Abflussprinzip. Die Einnahme ist also mit Zufluss erst im Jahr 01 zu erfassen. Ausnahmen von diesem Prinzip werden in der Lektion 16, Zu- und Abflussprinzip erläutert. zu b): Bei den Zinseinnahmen handelt es sich um ein Nebengeschäft zu seiner Haupttätigkeit. Das Guthaben hat nie den betrieblichen Bereich verlassen. Die damit im Zusammenhang stehenden Einnahmen gehören zu seiner freiberuflichen Tätigkeit, auch wenn die Zinseinnahmen klassische Einkünfte aus Kapitalvermögen darstellen. Es gilt hierbei: Selbständige, gewerbliche oder Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft schlagen Zinseinkünfte (§ 20 Abs. 8 EStG).

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Die Geschäftsvorfälle zu c): Bei den Einnahmen handelt es sich um Betriebseinnahmen, weil die Beteiligung an der GmbH dem Betriebsvermögen zugeordnet ist. Jedoch ist dabei folgende Besonderheit zu beachten. Erträge aus betrieblichen Beteiligungen an Kapitalgesellschaften (GmbH) unterliegen dem Teileinkünfteverfahren. Das bedeutet hier, dass die Einnahmen (5.000 E) und Ausgaben (1.000 €) aufgeteilt werden müssen: 60 % der Einnahmen werden steuerlich berücksichtigt 40 % der Einnahmen sind steuerfrei (3 Nr. 40 EStG)

3.000 € 2.000 €

Im Gegenzug sind nur 60 % (von 1.000 €) der damit im Zusammenhang stehenden Ausgaben zu berücksichtigen (§3 c Abs. 2 EStG) ./. 600 € Steuerlich ist somit nur folgender Betrag zu versteuern. 2.400  € zu d): Rechtsanwalt R muss seine private Nutzung als fiktive Betriebseinnahme erfassen. Da er ein Fahrtenbuch geführt hat, wird seine private Nutzung nicht pauschaliert ermittelt. Für die private Nutzung wird das Verhältnis von betrieblichen zu privaten Kilometern ermittelt. In Höhe der privaten Nutzung erfolgt der Ansatz einer fiktiven Betriebseinnahme. zu e): Die Statue erhielt er in Rahmen seiner freiberuflichen Tätigkeit, als Dank für den gewonnenen Prozess. Es ist für das Geschenk also ein wirtschaftlicher Zusammenhang mit seiner betrieblichen Sphäre gegeben. Er muss den Vermögenszuwachs (5.000 €) versteuern. Bei dem Kugelschreiber handelt es sich ebenfalls um ein Geschenk im Rahmen seiner Anwaltstätigkeit. Dabei ist jedoch die wirtschaftliche Bereicherung so minimal, dass bei diesen „Streuartikeln“ keine Besteuerung einsetzt. zu f): Die Einkommensteuer ist als private Steuer keine Betriebsausgabe. Demnach ist eine Erstattung der Einkommensteuer auch keine Betriebseinnahme. zu g): Grundsätzlich würde es sich bei diesem Sachverhalt um ein Tauschgeschäft handeln. Die eigene Honorarleistung würde mit der Leistung des Rechtsanwaltes aufgerechnet werden. Das erfolgt

Lektion 8: Die Betriebseinnahmen durch Erteilung einer Gutschrift mit Beleg: Auch dieser Vorgang wäre buchhalterisch zu erfassen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die eigene Leistung umsatzsteuerpflichtig ist, die Leistung des Rechtsanwaltes jedoch mangels Rechnung nicht zum Vorsteuerabzug berechtigt (siehe Lektion 4, Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer). Die Aufrechnung bzw. der Tausch könnte erst erfolgen, wenn die Leistung durch den Rechtsanwalt erbracht wäre. Solange der Leistungsaustausch noch nicht gegeben ist, muss ich als Steuerberater die Einnahme (als Einnahme-ÜberschussRechner) nicht versteuern. zu h): Bei dem Verkauf von Anlagevermögen (Lektion 12, Das Anlagevermögen und die Abschreibung) handelt es sich um einen betrieblichen Erlös. Die Einnahme ist zu versteuern. zu i): Versicherungsentschädigungen können ebenfalls zu Betriebseinnahmen führen, wenn die Entschädigung betrieblich bedingt ist. Davon ist immer auszugehen bei Büroversicherungen und ähnlichem. zu j): Bei der Erstattung handelt es sich de facto ebenfalls um Betriebseinnahmen. Gerne wird in diesem Zusammenhang von negativen Betriebsausgaben gesprochen. Die betrieblich veranlassten Aufwendungen werden durch die Erstattung gemindert. Der Gewinn wird erhöht. Auch die Zahlung auf ein privates Konto ändert an der Betrachtung nichts. Auch die Vorgänge, die über private Bankkonten laufen und betrieblich bedingt sind, müssen im Rahmen der EÜR erfasst werden! Somit lässt sich folgende Definition für Betriebseinnahmen formulieren:

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Leitsatz 12 Definition einer Betriebseinnahme Betriebseinnahmen sind alle Zugänge in Geld oder Geldeswert, die durch den Geschäftsbetrieb veranlasst und zugeflossen sind. Ein Wertzuwachs ist betrieblich veranlasst, wenn ein nicht nur äußerlicher, sondern sachlicher, wirtschaftlicher Zusammenhang gegeben ist.

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Die Geschäftsvorfälle

Steuertipp: Gerade wenn Sie Geschäftsfreunden ein wertvolles Geschenk machen, wollen Sie diese nicht dadurch vergnatzen, dass diese das Geschenk nachversteuern müssen. Für diese Fälle besteht die Option, dass Sie die fällige Steuer als pauschale Steuer (30 %) übernehmen. Näheres zu der Regelung finden Sie im § 37b EStG.

Großübersicht 16: Betriebseinnahmen von A – Z Abfindungs­ zahlungen

… sind als Betriebseinnahme zu erfassen, soweit der betriebliche Zusammenhang gegeben ist (z.B. Abfindung für zeitlich befristetes Tätigkeitsverbot).

Anzahlungen

Erhaltene Anzahlungen sind mit Erhalt Betriebseinnahmen (inklusive Umsatzsteuer).

Bestechungs­ gelder

Werden die Gelder bezahlt, um den Empfänger zu einer betrieblichen Leistung zu veranlassen (Auftragsvergabe), sind diese beim Empfänger Betriebseinnahmen.

Beteiligungs­ erträge

… treten bei den selbständig Tätigen seltener auf als bei den gewerblich Tätigen. Beteiligungserträge sind betrieblich veranlasst und als Betriebseinnahme zu erfassen, wenn die Beteiligung zum Betriebsvermögen gehört.

Darlehen

Darlehen dienen der Liquiditätsverbesserung und fließen nicht endgültig zu. Sie müssen zurückgezahlt werden. Aus diesem Grunde gelten Darlehen nicht als Betriebseinnahmen. ABER! Erfolgt durch den Darlehensgläubiger ein Darlehensverzicht, ist in Höhe der zu dem Zeitpunkt bestehenden Schuld aufgrund des Vermögenszuwachses eine Betriebseinnahme zu versteuern.

Durchlaufende Posten

Durchlaufende Posten gelten explizit nicht als Betriebseinnahmen (§ 4 Abs. 3 EStG)

Entnahmen

… von betrieblichen Wirtschaftsgütern oder Leistungen für private Zwecke führen zu (fiktiven) Betriebseinnahmen.

Lektion 8: Die Betriebseinnahmen

Erbanfall

Im Regelfall ist eine Erbschaft privat veranlasst. Sie kann zu Betriebseinnahmen führen, wenn ein betrieblicher Zusammenhang gegeben ist (z.B. Erbschaft eines Altenheimes durch ehemalige Bewohnerin als Erblasserin).

Ersparte ­Aufwendungen

Ersparte Aufwendungen (z.B. „Unternehmerlohn“) führen nicht zu Betriebseinnahmen (außer diese werden durch den Schenker nach § 37b bereits pauschal versteuert).

Geschenke

Handelt es sich nicht nur um Aufmerksamkeiten, haben die Geschenke also einen wirtschaftlichen Wert und sind sie betrieblich veranlasst, handelt es sich um Betriebseinnahmen (außer diese werden durch den Schenker nach § 37b bereits pauschal versteuert).

Nutzungs­ vergütungen

… führen zu Betriebseinnahmen (z.B. wenn betriebliche Grundstücke verpachtet werden).

Preisgelder

… können zu Betriebseinnahmen führen Preisgeld für das Lebenswerk  keine Betriebseinnahme Preisgeld für ein geschaffenes Werk  Betriebseinnahme

Spiele

Gewinne aus Glücksspielen (Lotto, Toto etc.) führen nicht zu Betriebseinnahmen, Einnahmen aus Geschicklichkeitsspielen können jedoch Betriebseinnahmen sein. Besonderheit Pokern: Wird Pokern professionell ausgeübt, gilt das nicht als Glücksspiel! Pokergewinne sind zu versteuern!

Trinkgelder

Empfängt der Unternehmer die Trinkgelder, sind diese eine steuerpflichtige Betriebseinnahme, erhält der Angestellte Trinkgelder, sind diese steuerfrei.

Wette

Wettgewinne/-verluste sind stets privat veranlasst.

Zuschüsse

Betrieblich veranlasste Zuschüsse (z.B. Eingliederungszuschuss Arbeitsamt) sind stets Betriebseinnahmen. Bestimmte Zuschüsse sind jedoch nicht zu versteuern (z.B. Investitionszulage) und erhöhen somit nicht den steuerlichen Gewinn.

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Die Geschäftsvorfälle

Lektion 9: Der Eigenverbrauch Der Eigenverbrauch gehört zu dem Bereich der Entnahmen. Beim Eigenverbrauch entnimmt der Unternehmer Waren oder Dienstleistungen aus seinem Unternehmen für (wie es so schön heißt) außerbetriebliche Zwecke. Für diese Entnahmen ist im Gegenzug eine fiktive Betriebseinnahme zu erfassen, da im Betrieb ein Vermögensabfluss erfolgt. Wie diese fiktiven Betriebseinnahmen erfasst und berechnet werden, ist der Stoff nachfolgender Lektion.

Private Nutzung von Firmenwagen

Fall 34: Der Firmen-PKW

Steuerberater S der seinen Gewinn durch Erstellung einer EÜR ermittelt, hat sich für seine Kanzlei ein neues Fahrzeug angeschafft. Der Brutto-Listenpreis dieses Fahrzeuges inklusive Sonderausstattung beträgt 30.000 €. Was ist steuerlich zu beachten? Die Nutzung eines betrieblichen Fahrzeugs zu betriebsfremden bzw. privaten Zwecken stellt eine Nutzungsentnahme dar. Diese Entnahme ist wie eine umsatzsteuerpflichtige Betriebseinnahme zu behandeln, die den Gewinn erhöht. Das hat folgenden Hintergrund: Wird ein Fahrzeug privat genutzt, entfällt zumindest ein Teil der als Betriebsausgaben gebuchten Kosten auf die private Nutzung. Diese Kosten sind nicht durch die unternehmerische Tätigkeit veranlasst und dürfen somit nicht den Gewinn mindern. Zum Ausgleich der „zu hohen“ Betriebsausgaben, wird die private Nutzung als zusätzliche Betriebseinnahme erfasst. Dafür gibt es verschiedene Methoden. Der private Nutzungsanteil kann pauschal durch die 1 %-Methode oder durch das Führen eines Fahrtenbuches ermittelt werden. Bei der 1 %-Methode wird der Bruttolistenpreis des Autos bei Erstzulassung verwendet, um die pauschalierte Höhe des privaten Eigenverbrauchs

Lektion 9: Der Eigenverbrauch zu berechnen. Bei Führen eines Fahrtenbuches werden die privat veranlassten gefahrenen Kilometern zu den geschäftlich gefahrenen Kilometer ins Verhältnis gesetzt und dieses Verhältnis wird bei den angefallenen Fahrzeugkosten verwendet. (Berechnungen folgen) Hinweis: Unternehmer dürfen die 1 %-Methode nur anwenden, wenn Sie nachgewiesen haben, dass das Fahrzeug zu mehr als 50 % betrieblich genutzt wird. Dafür muss der Unternehmer beim Kauf des Fahrzeuges gegenüber dem Finanzamt anzeigen, das Fahrzeug betrieblich nutzen zu wollen und muss den betrieblichen Nutzungsanteil nachweisen. Für den Nachweis genügt ein repräsentativer Zeitraum von ca. drei Monaten. In der Zeit ist der Unternehmer verpflichtet, seine gesamten Fahrten aufzuzeichnen. Gelingt der Nachweis der mehrheitlich betrieblichen Nutzung nicht, existieren zwei Möglichkeiten. Mit XXder Fahrtenbuchmethode oder XXdem Ansatz einer Kilometerpauschale gelangen die Betriebsausgaben in die Einnahme-Überschuss-Rechnung, ohne dass das Auto selber Betriebsvermögen wird. Pro geschäftlich gefahrenen Kilometer kann der Unternehmer 0,30 € als Betriebsausgabe pauschal ansetzen. Daher kommt der Begriff Kilometerpauschale.

1 %-Methode Die 1 %-Methode hat als Bemessungsgrundlage den Bruttolistenpreis des Fahrzeuges (also inklusive Umsatzsteuer) zum Zeitpunkt der Erstzulassung. Sonderausstattungen sind in die Bemessungsgrundlage mit einzubeziehen.



Fall 35: Jagdfieber

Der Jäger J kauft sich einen „kleinen“ Jeep. Er bezahlt für diesen drei Jahre alten „Panzer“ 20.000 € und freut sich sehr, kostete doch das gute

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Die Geschäftsvorfälle Stück zum Zeitpunkt der Erstzulassung drei Jahre zuvor 50.100 € ohne Sonderausstattung. An Sonderausstattung wäre die Tarnfarbenlackierung (1.080 €) und ein eingebautes GPS-Ortungssystem für den Fall der Fälle zu nennen (1.800 €). Wie hoch ist die Bemessungsgrundlage für den Eigenverbrauch? Der Eigenverbrauch ermittelt sich wie folgt: Bruttolistenpreis als Neuwagen zuzüglich Sonderausstattung Lackierung GPS-System Summe Abrundung auf volle 100 €

50.100 € 1.080 € 1.800 € 52.980 € 52.900 €

Der Jäger J muss also pro Monat für die Privatnutzung 1 % von 52.900 € also 529 € (ohne Umsatzsteuer) als Eigenverbrauch erfassen. Steuertipp: Sind die laufenden Fahrzeugkosten (mit eventuellen Abschreibungen) niedriger als der ermittelte Eigenverbrauch, greift die Kostendeckelung. Der Eigenverbrauch nach der 1 %-Methode entspricht in diesem Fall also maximal den gebuchten Betriebsausgaben. Sinn macht es hier, eventuell die Kfz-Haftpflichtversicherung als private Sonderausgabe zu buchen und im Rahmen der Einkommensteuererklärung als Haftpflichtversicherung anzusetzen. Auch bei der Kostendeckelung sind zumindest die Fahrten zwischen Wohnung und Geschäft in Höhe von 0,30 € je Entfernungskilometer am Tag abziehbar (sogenannte Entfernungspauschale)! Hinweis 1: Hat der Unternehmer zwei Fahrzeuge im Betriebsvermögen, die er auch privat nutzt, und führt er kein Fahrtenbuch, muss er für beide Fahrzeuge die 1 %-Methode anwenden. Diese ungerechte Form der Übermaßbesteuerung ist zurzeit leider noch durch die laufende Rechtsprechung und ein Anwendungsschreiben der Finanzverwaltung zementiert. Hinweis 2: Eine weitere Fußangel liegt in der Angemessenheit des Fahrzeuges. Das ist eine relativ aktuelle Entwicklung in der Rechtsprechung und sollte nicht unerwähnt bleiben. Das bedeutet: Fahren Sie als Unternehmer einen besonders schönen (teuren) Wagen, kann es sein, dass die

Lektion 9: Der Eigenverbrauch Anschaffungskosten und laufenden Kosten als Betriebsausgabe gekappt werden. Die 1 %-Methode aber wird dennoch nach dem ursprünglichen Listenpreis berechnet. Hinweis 3: Eine besondere Rechtsprechung existiert für den Fall, dass ein Auto im Privatvermögen gehalten wird, das von der Ausstattung her den PKW im Betriebsvermögen entspricht. In dem Fall muss das Finanzamt nachweisen, dass der Unternehmer das betriebliche Auto tatsächlich privat nutzt, und der Unternehmer dementsprechend einen privaten Eigenverbrauch versteuern muss. Existiert kein gleichwertiges Auto im Privatvermögen, wird eine private Nutzung des betrieblichen PKWs nachhaltig unterstellt!



Fall 36: Dolce Vita

Der Schönheitschirurg G fährt für sein Leben gern seine sonnenverwöhnte Haut spazieren. Dafür hat er sich ein Porsche Cabriolet angeschafft (Bruttolistenpreis entspricht den Anschaffungskosten von 180.000 €). Seine Praxis besteht allerdings nur aus ihm und Blondie, seiner Aushilfe (15 Stunden / Woche). An Betriebseinnahmen flossen ihm im vergangenen Jahr 18.000 € zu. Was könnte passieren? Das Auto könnte als nicht der Betriebsgröße angemessen eingestuft werden. Bei diesem geschäftlichen Umfang, wäre vielleicht ein Auto mit Anschaffungskosten von maximal 50.000 € als angemessen anzusehen. Die 1 %-Methode würde weiterhin Anwendung finden. 1 % × 180.000 € = 1.800 € / Monat fiktive Betriebseinnahme Bei den Anschaffungskosten würde jedoch eine Aufteilung stattfinden angemessen (Bemessungsgrundlage für die Abschreibung) 50.000 € unangemessen (privater Lebensführung zuzuordnen) 130.000 € ursprüngliche Anschaffungskosten 180.000 € Hat G die Anschaffung fremdfinanziert, dürften auch nur die Zinsen, die auf den angemessenen Teil entfallen (50.000 €) als Betriebsausgabe angesetzt werden.

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Die Geschäftsvorfälle Hinweis: „Was für Ihr Unternehmen angemessen ist oder nicht, bestimmt also vielleicht der Finanzbeamte von nebenan, daher gilt  immer schön und nett grüßen!“

Die Fahrtenbuch-Methode Die Fahrtenbuchmethode ist eine sehr aufwändige Berechnung zur Feststellung des privaten Nutzungsanteils. Sie macht Sinn, wenn der Bruttolistenpreis für das Fahrzeug relativ hoch und die private Nutzung relativ klein ist. Der zeitliche Aufwand für das Führen eines Fahrtenbuches sollte nicht unterschätzt werden.



Fall 37: Das Fahrtenbuch und der Eigenverbrauch

Ingenieur I, der seinen Gewinn durch Erstellung einer EÜR ermittelt, fährt häufig zu den Baustellen seiner Auftraggeber. Er nutzt dabei ein betriebliches Fahrzeug, das jährlich mit einem AfA-Betrag in Höhe von 5.000 € abgeschrieben wird und für das er ein Fahrtenbuch führt. Nach diesem Fahrtenbuch beträgt die Jahresgesamtkilometerleistung am Ende des Jahres 01 50.000 km. Auf Privatfahrten entfallen dabei 10.000 km, auf Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 8.000 km. Die Gesamtkosten des Fahrzeugs belaufen sich auf 9.000 €, wobei 7.000 € auf Abschreibungen, Reparaturen und Benzin entfallen und 2.000 € auf Steuern und Versicherung. Wie hoch ist der private Eigenverbrauch? Lösung: Die Gesamtkilometerleistung eines Jahres wird in –– betriebliche Fahrten, –– Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte und –– Privatfahrten aufgeteilt. Das Verhältnis der privat gefahrenen Kilometer zu den Gesamtkilometern ist auf die Gesamtkosten anzuwenden, so dass auch diese in betrieblich veranlasste und privat veranlasste Fahrzeugkosten aufgeteilt werden können. Die Fahrten Wohnung – Arbeitsstätte werden dabei den betrieblichen Fahrten zugerechnet. Schließlich sind die Ausgaben zwischen umsatzsteuerfreien (Steuer, Versicherung) und umsatzsteuerpflichtigen (Abschreibung, Reparaturen, Kraftstoff) zu unterscheiden.

Lektion 9: Der Eigenverbrauch Der Firmenwagen des Ingenieurs I wird zu 20 % privat genutzt (Fahrtleistung der Privatfahrten 10.000 km zu Jahresgesamtkilometerleistung 50.000 km). Die anteiligen Kosten des Fahrzeugs stellen in diesem Verhältnis eine Betriebseinnahme dar. Auch dabei ist zwischen umsatzsteuerfreien und -pflichtigen Aufwendungen abzugrenzen. Kfz-Kosten ohne Vorsteuerabzug (Kfz-Steuer, -Versicherung) Anteil Privatfahrten 20 %

2.000 € 400 €

Kfz-Kosten mit Vorsteuerabzug 7.000 € (Benzin, Abschreibung, Reparaturen) Anteil Privatfahrten 20 % 1.400 € 19 % USt auf 1.400 € 266 € Betriebseinnahmen private Firmenwagennutzung    brutto 1.666 € Auf den Privatanteil entfallen 1.800 € (1.400 € steuerpflichtig +400 € steuerfrei) zuzüglich 266 € Umsatzsteuer. Achtung: Die Finanzverwaltung stellt sehr hohe Anforderungen an ein ordnungsgemäßes Fahrtenbuch.

Übersicht 17: Formerfordernisse eines Fahrtenbuchs XX leichte und übersichtliche Darstellung der betrieblichen und privaten Fahrten XX chronologische, zeitnahe und lückenlose Darstellung der Fahrten XX keine Loseblattsammlung, keine Erfassung, die später problemlos geändert werden kann (z.B. kein Fahrtenbuch über Excel) XX bei betrieblichen Fahrten erforderliche Angaben (Datum, Kilometerstand am Beginn und Ende der Fahrt, Angabe des Reiseziels, Angabe des Reisezwecks, Name des aufgesuchten Geschäftspartners) XX bei privaten Fahrten oder Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte genügt der jeweilige Kilometerstand und ein kurzer Vermerk

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Die Geschäftsvorfälle Werden die Formerfordernisse nicht eingehalten, wird im Falle einer Prüfung, die private PKW-Nutzung nach der 1 %-Methode ermittelt! Ein Ausweg hier kann ein elektronisches Fahrtenbuch sein. Dieses ist im Auto installiert und zeichnet (wie der Name schon sagt) die Fahrten auf. Sie müssen dann nur noch die Zuordnung nach geschäftlich oder privat treffen. Hinweis: Wie die Fahrten Wohnung – Betrieb steuerlich zu behandeln sind, erfahren Sie in der Lektion 13. Steuertipp: Sie konnten aufgrund einer längeren Krankheit, oder eines längeren Urlaubes das betriebliche Auto gar nicht privat nutzen? Dann müssen Sie für diesen Zeitraum auch keinen privaten Eigenverbrauch versteuern. Voraussetzung dafür ist: ––der Unterbrechungszeitraum muss nachweisbar sein. ––Nicht angesetzt werden immer volle Kalendermonate. Bei einer Unterbrechung zum Beispiel vom 10.02. zum 18.03. eines Jahres müssen beide Monate versteuert werden!

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Leitsatz 13 Private Nutzung des Firmenfahrzeugs Wird der Firmenwagen zu mehr als 50 % betrieblich genutzt, kann die private Nutzung pauschal nach der 1 %-Methode ermittelt werden, oder die Ermittlung erfolgt entsprechend des tatsächlichen Verhältnisses durch ein Fahrtenbuch. Der Unternehmer hat ein Wahlrecht. Ein Wechsel der Ermittlungsmethoden innerhalb eines Geschäftsjahres für ein und denselben PKW ist nicht möglich! Beträgt die betriebliche Nutzung weniger als 50 % sind für den Ansatz der Betriebsausgaben und der privaten Nutzung, neben der Fahrtenbuch-Methode, nur der Ansatz von 0,30 € je gefahrenen Kilometer anwendbar.

Warenentnahmen Bisher haben Sie die Entnahme von Leistungen kennengelernt. Stellen Sie sich vor, Sie sind Raucher und Besitzer eines Zigarrengeschäftes.

Lektion 9: Der Eigenverbrauch



Fall 38: Kubanische Träume

Zigarrenhändler Z entnimmt im Januar 01 aus seinem Warenbestand zehn Zigarren für private (Rauch-)Zwecke. Die Anschaffungskosten für diese Zigarren betrugen jeweils 10 €. Z bietet sie in seinem Laden zu einem Preis von 19,99 € an. Handelt es sich um einen Eigenverbrauch? Wie hoch ist die Bemessungsgrundlage? Auch Warenentnahmen werden wie fiktive Betriebseinnahmen behandelt. Der Einkauf der Waren (Zigarren) wurde als Betriebsausgabe gebucht. Durch die private und nicht mehr geschäftliche Nutzung, muss der ursprüngliche Betriebsausgabenabzug wieder „zurückgedreht“ werden. Dies erfolgt durch Ansatz einer fiktiven Betriebseinnahme. Ist der Unternehmer vorsteuerabzugsberechtigt, ist die private Entnahme auch umsatzsteuerpflichtig. Für alle Entnahmen müssen Aufzeichnungen geführt werden, anhand derer die Bemessungsgrundlage für die entsprechenden Betriebseinnahmen leicht nachvollziehbar sind. Diese Entnahmen können mit den tatsächlichen Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten bewertet werden. Für bestimmte Gewerbe sind pauschale Richtsätze vorgesehen, die die Möglichkeit zur monatlichen oder jährlichen pauschalen Erfassung der Entnahmen eröffnen. Dies betrifft insbesondere das Gastro-Gewerbe und den Einzelhandel. Hier einige aktuelle Richtwerte (Angaben pro Jahr und Person jeweils zuzüglich Umsatzsteuer): Getränkehandel:

ca. 390 €

Bäckerei:

ca. 1.570 €

Café:

ca. 1.750 €

Fleischerei:

ca. 1.700 €

Gastwirtschaft:

ca. 3.350 €

Hinweis: Für Kinder ab dem zweiten bis zum zwölften Lebensjahr, die im Haushalt leben, müssen die halbierten Richtsätze angesetzt werden. Diese Richtsätze werden entsprechend dem Lebenshaltungsindex jährlich aktualisiert und veröffentlicht. Bei Ansatz der Richtsätze entfällt

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Die Geschäftsvorfälle das Erfordernis der Einzelaufzeichnung der Warenentnahmen. Von dieser Vereinfachung ausgenommen sind Tabakwaren! Zigarrenhändler Z hat die Entnahmehandlung daher mit Betriebseinnahmen in Höhe des Einkaufspreises von insgesamt 100 € und einer Einnahme für die (fiktiv) entstandene Umsatzsteuer in Höhe von 19 € anzusetzen. Dass er die Zigarren tatsächlich zu einem höheren Preis verkauft hätte, ist insoweit irrelevant.

Private Telefonnutzung

Fall 39: Private Telefonate

Unternehmer U zahlt im Jahr insgesamt 1.300 € für seinen Firmentelefonanschluss und die über diesen Anschluss geführten Telefongespräche. Er nutzt diesen Anschluss auch für private Telefonate. Was hat er deswegen steuerlich zu beachten? Die private Nutzung des Firmentelefonanschlusses stellt eine unentgeltliche Wertabgabe dar, die umsatzsteuerpflichtig ist. Für diese Wertabgabe muss eine Betriebseinnahme angesetzt werden. In der Regel erfolgt das durch einen pauschalen Prozentbetrag der jährlichen Kosten. Steuertipp: Zu empfehlen ist dabei ein Ansatz zwischen 10 % und 30 % der Telefonkosten. Ist das der Finanzverwaltung zu niedrig, kontern Sie mit ihrem noch vorhandenen privaten Telefonanschluss bzw. den Hinweis „das man als Selbstständiger selbst und ständig für das Unternehmen unterwegs ist und kein Privatleben kennt!“

Nutzungsentnahmen und Leistungsentnahmen Die private Nutzung von betrieblichen Gegenständen umschreibt man mit dem Begriff Nutzungsentnahme. Derartige Nutzungsentnahmen führen zu umsatzsteuerpflichtigen Betriebseinnahmen. Wie ist jedoch die privat Nutzungsentnahme zu bewerten, wenn bei der Anschaffung des Wirtschaftsgutes keine Vorsteuer gezogen wurde?

Lektion 9: Der Eigenverbrauch In dem Fall erfolgt die Nutzungsentnahme ebenfalls ohne Umsatzsteuer. Das sehen wir uns im folgenden Beispiel an.



Fall 40: Die Garage

Der Zigarrenhändler Z hat ein Lager angemietet. Dort bewahrt er Warenbestände für den Verkauf in seinem Laden auf. Die monatliche Miete beträgt 1.000 € ohne Umsatzsteuer. Z ist auch ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Weil er in seinem Wohnhaus keinen Platz dafür hat, nutzt er eine Ecke des Lagers, um dort sein Motorrad abzustellen. Der Platz für das Motorrad nimmt ca. 10 % der Gesamtfläche ein. Was muss Z in diesem Zusammenhang steuerlich berücksichtigen? Für Z bedeutet dies, dass neben den 1.000 € für die als Betriebsausgabe zu erfassende Lagerraum-Miete zudem eine Betriebseinnahme in Höhe von (10 % von 1.000 € =) 100 € monatlich anzusetzen ist. Da es sich bei der Lagerraum-Miete um eine umsatzsteuerfreie Leistung handelt (vgl. § 4 Nr. 12 UStG), für die kein Vorsteuerabzug in Anspruch genommen werden konnte, fällt auch bei der Betriebseinnahme für die private Nutzung des Lagerraums keine Umsatzsteuer an.



Fall 41: Easy Rider

Vor Beginn der neuen Motorrad-Saison im März 01 beauftragt Zigarrenhändler Z seinen Ladenangestellten L, das Motorrad gründlich zu säubern. Der Ladenangestellte L erhält einen Stundenlohn von 15 €. Für die Säuberung des Motorrads benötigt L zwei Stunden. Wie ist dieser Sachverhalt im Rahmen der EÜR des Z steuerlich zu beurteilen? Wenn Angestellte des Unternehmers für dessen privaten Bereich Leistungen erbringen, muss der Unternehmer eine Betriebseinnahme ansetzen. Es handelt sich um eine Leistungsentnahme, die ebenso grundsätzlich der Umsatzsteuerpflicht unterliegt. Denn der Unternehmer, der privat von dieser Leistungsentnahme profitiert, darf nicht besser gestellt werden, als ein anderer privater Konsument. Für Z bedeutet dies, dass für die Wartungsarbeiten von L eine Betriebseinnahme in Höhe von 2 × 15 €, also 30 € zu erfassen ist. Hinzu kommt die Umsatzsteuer in Höhe von 19 % auf 30 €, also 5,70 € (ohne Berücksichtigung der Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung).

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Die Geschäftsvorfälle

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Leitsatz 14 Nutzungs- und Leistungsentnahme Private Nutzungen von betrieblichen Gegenständen und be­ trieblichen Leistungen führen zu Betriebseinnahmen, die grundsätzlich der Umsatzsteuerpflicht unterliegen. Die Privatnutzung teilt das Schicksal der Anschaffung. Das bedeutet: Wurde bei der Anschaffung keine Vorsteuer abgezogen, ist die spätere private Nutzung ebenfalls umsatzsteuerfrei! Die private Nutzung betrieblicher Wirtschaftsgüter ist als fiktive Leistung des Unternehmens (Nutzungsüberlassung) an die nutzende Privatperson gegen Entgelt zu behandeln. Die darauf anfallenden Kosten werden daher als Betriebseinnahme beim Unternehmen berücksichtigt, um eine Besserstellung des Unternehmers gegenüber Privatpersonen zu vermeiden.

Steuertipp: Ein bestimmter prozentualer Anteil der Telefonkosten des Privatanschlusses kann als Betriebsausgaben abgezogen werden, soweit der Anschluss tatsächlich betrieblich genutzt wird. Dies ist glaubhaft zu machen. Dann ist eine Abrechnung entweder nach Einzelgesprächsnachweis oder durch pauschalen Ansatz von 20 – 30 % der privaten Telefonkosten als Betriebsausgaben möglich. Die Vorsteuer aus dem sich hieraus ergebenden Betrag kann jedoch nicht abgezogen werden, weil die Rechnung in der Regel nicht auf die Firma lautet.

Ein letzter Hinweis: Geldentnahmen fallen ausdrücklich nicht unter den Eigenverbrauch!

Lektion 10: Die Behandlung der Umsatzsteuer und Vorsteuer

Lektion 10: Die Behandlung der Umsatzsteuer und Vorsteuer Diese Lektion behandelt einen wesentlichen Unterschied zwischen der Gewinnermittlung nach dem Betriebsvermögensvergleich (BVV, auch Bilanzierung genannt) und der in dem Buch dargestellten Gewinnermittlung, die Einnahme-Überschuss-Rechnung. Dieser Unterschied liegt in der Behandlung der Umsatzsteuer und der Vorsteuer. In der Einnahme-Überschuss-Rechnung ist die eingenommene Umsatzsteuer und die bezahlte Vorsteuer Bestandteil der Gewinnermittlung. Die eingenommene Umsatzsteuer ist eine Betriebseinnahme. Die bezahlte Vorsteuer ist eine Betriebsausgabe. Beim Betriebsvermögensvergleich wirken sich diese Zahlungen jedoch nicht auf den Gewinn, sondern nur auf das Vermögen des Unternehmers aus.



Fall 42: Oktoberfest

Im Rahmen einer Geschäftsumgestaltung verkauft Bayer B Teile seiner Ladenausstattung. Dazu gehört auch ein überdimensional großer Gummi­ bierkrug. Am 20.11.01 verkauft B den Bierkrug für 100 € zuzüglich 19 € Umsatzsteuer (insgesamt 119 €). Der Käufer nimmt den Krug sofort mit, bezahlt jedoch erst im Januar 02. Wann muss B die Umsatzsteuerzahlung im Rahmen seiner EÜR berücksichtigen? Die Umsatzsteuer, die ein Unternehmer vom Kunden für seine Ware bzw. Dienstleistung erhält, muss grundsätzlich dann als Betriebseinnahme angesetzt werden, wenn sie dem Unternehmer (zusammen mit dem eigentlichen Entgelt) zufließt. Bayer B muss die Umsatzsteuerzahlung daher erst im Jahr 02 – mit Zufluss – berücksichtigen. Bayer B hat eine Betriebseinnahme in Höhe von 119 € (100 € für den Kaufpreis und 19 € für die Umsatzsteuer). Leitet er die Umsatzsteuer an das Finanzamt weiter, muss er wiederum eine Betriebsausgabe in Höhe von 19 € erfassen (im Rahmen der Umsatzsteuervoranmeldung). Im Zeitpunkt des Zu- und Abflusses kommt es damit zu den angesprochenen Gewinnauswirkungen.

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Die Geschäftsvorfälle

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Leitsatz 15 Behandlung der Umsatzsteuer in der EÜR Bezahlte Umsatzsteuer (Vorsteuer) ist eine Betriebsausgabe. Eingenommene Umsatzsteuer ist eine Betriebseinnahme. Die Weiterleitung der eingenommenen Umsatzsteuerbeträge an das Finanzamt (durch Bezahlung in der Umsatzsteuervoranmeldung) sind Betriebsausgaben. Erhält der Unternehmer einen Vorsteuerüberschuss vom Finanzamt ausgezahlt, liegt eine Betriebseinnahme vor. Es gilt das Zu- und Abflussprinzip. Im Ergebnis jedoch wirkt sich die Umsatzsteuer im Rahmen der EÜR erfolgsneutral aus, da die eingenommene Umsatzsteuer an das Finanzamt weitergeleitet wird.

Die Behandlung der Vorsteuer

Fall 43: Die noch nicht bezahlte Vorsteuer

Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerrecht R kommt mal wieder auf einen Plausch vorbei. Er erzählt Ihnen von der Anschaffung neuer Büromöbel für 10.000 € zuzüglich 1.900 € Umsatzsteuer. Dank seines Verhandlungsgeschicks hat er eine Zahlpause von 90 Tagen vereinbart. Beiläufig erzählen Sie ihm dann, das er die in Rechnung gestellte Umsatzsteuer (1.900 €) bereits jetzt vom Finanzamt fordern kann. Daraufhin zerbricht fast ihre Freundschaft, weil er Sie als Angeber und Besserwisser beschimpft. Stimmt Ihre Aussage? Die Vorsteuer kann bereits dem Finanzamt gegenüber geltend gemacht werden, wenn XXeine ordnungsgemäße Rechnung vorliegt und die Leistung bzw. Lieferung erbracht ist, oder XXwenn die ordnungsgemäße Rechnung vorliegt und die Zahlung erfolgt ist. Rechtsanwalt R kann also für den Monat der Lieferung die Vorsteuer in seiner Umsatzsteuervoranmeldung erklären und würde diese dann vom Finanzamt ausgezahlt bekommen.

Lektion 11: Was ist eine Betriebsausgabe?

Lektion 11: Was ist eine Betriebsausgabe? Betriebsausgaben sind Ausgaben die durch den Betrieb veranlasst sind. So lapidar steht es im § 4 Abs. 4 des Einkommensteuergesetz (EStG). Dass im Steuerrecht nichts so ist wie es scheint, haben Sie sicherlich auch schon bemerkt. Während jegliche Form einer Betriebseinnahme von der Finanzverwaltung freudig akzeptiert wird, ist das bei den Betriebsausgaben nicht ganz so der Fall. Was ist eine Betriebsausgabe? Die Lektion soll als Einstieg in ein umfassendes Themengebiet dienen.



Fall 44: Die modische Ausgabe

Rechtsanwalt R kauft sich einen neuen Anzug. Er sucht gezielt nach Exemplaren der sehr teuren Marke eines berühmten Modeschöpfers, weil er den Anzug ausschließlich für seine Tätigkeit als Rechtsanwalt nutzen und die Kosten als Betriebsausgaben ansetzen will. In seiner Freizeit trägt er seine Anzüge so gut wie nie. Kann R die Kosten für den Anzug tatsächlich als Betriebsausgabe ansetzen? Die Kosten für den Anzug kann er nicht als Betriebsausgaben berücksichtigen. Es handelt sich um bürgerliche Kleidung, die im Regelfall auch privat getragen wird. Diese gehören zu den typischen Kosten der privaten, persönlichen Lebensführung (§ 12 EStG). Grundsatz 1: Ausgaben, die sowohl betrieblich als auch privat genutzt werden können, gehören zu den gemischten Kosten der Lebensführung. Wenn ein objektiver Aufteilungsmaßstab nicht gegeben ist und die betriebliche Nutzung nur vom untergeordneten Wert ist, sind diese Ausgaben keine Betriebsausgaben! Steuertipp: Kosten bei denen ein Aufteilungsmaßstab gegeben sein kann, sind zum Beispiel Reisekosten. Grundsätzlich kann bei beruflicher und privater Veranlassung (Fachkongress in Las Vegas mit anschließendem dortigem Kurzurlaub) eine Aufteilung der Kosten erfolgen. Die Aufteilung erfolgt zeitanteilig.

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Die Geschäftsvorfälle

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Leitsatz 16 Gemischte Kosten der Lebensführung Gemischte Kosten der Lebensführung sind grundsätzlich nicht abziehbare private Kosten. Können die Kosten glaubwürdig auf­ geteilt werden, ist ein anteiliger Betriebsausgabenabzug möglich (z.B. Reisekosten).

Fall 45: Ein geistreiches Geschenk

Rechtsanwalt R als absoluter Maritim-Fan hat einige Rotweinflaschen Jahrgang 1912 (Jahr des Untergangs der Titanic) erstanden. Diese Flaschen – Kostenpunkt je 150 € – würde er gerne an langjährige Geschäftspartner verschenken. Ist das möglich? Generell kann R verschenken was er möchte. Betrieblich veranlasste Geschenke an Geschäftspartner dürfen jedoch nicht einen (Netto-)Wert von 35 € im Jahr übersteigen, um als Betriebsausgabe abziehbar zu bleiben. Der Wert der einzelnen Flasche ist höher (150 €). Es handelt sich insgesamt um eine nicht abziehbare Betriebsausgabe. (Näheres dazu in der Lektion 13, Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben.) Grundsatz 2: Betrieblich veranlasste Aufwendungen können dennoch nicht abziehbar sein. Der Katalog in § 4 Abs. 5 EStG zählt bestimmte Ausgaben auf, die zwar dem Betrieb und der betrieblichen Tätigkeit zuzuordnen sind, die jedoch nicht oder nicht in voller Höhe den Gewinn des Unternehmens mindern dürfen. Darunter fallen beispielsweise: Geschenke mit einem Wert von mehr als 35 € an Personen, die nicht Arbeitnehmer des zuwendenden Unternehmens sind (sogenannte „unternehmensfremde Dritte“), oder in bestimmten Fällen auch Aufwendungen für ein häusliches Arbeitszimmer und Bewirtungs- und Reisekosten.



Fall 46: Die 300 PS Ausgabe

Klempnermeister K ist vernarrt in rote Ferraris. Sein Unternehmen wirft jedoch nicht so viel ab (durchschnittlicher Gewinn 15.000 €/Jahr), um sich ein solches Auto zu leisten. Ein ominöser Erbonkel aus Australien verstirbt plötzlich und hinterlässt ihm einen ansehnlichen Geldbetrag. Er kauft sich daraufhin einen pinkfarbenen Ferrari und fährt mit dem Fahrzeug überwiegend betrieblich. Kann er diese Kosten (150.000 €) geltend machen?

Lektion 11: Was ist eine Betriebsausgabe? Bei Betriebsausgaben ist ein weiteres Abzugskriterium die Angemessenheit der Aufwendung. Für die Größe seiner Firma ist ein Ferrari sicherlich unangemessen. Er kann die Ausgaben nur beschränkt ansetzen (wird individuell mit der Finanzverwaltung verhandelt). Grundsatz 3: Betriebsausgaben müssen immer im angemessenen Verhältnis zur Größe des Unternehmens stehen, um vollständig abziehbar zu sein (wirtschaftliche Vernunft).

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Die Geschäftsvorfälle

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung Unter Anlagevermögen wird das Betriebsvermögen verstanden, dass dem Unternehmer langfristig dient, in seinem Eigentum steht und bestimmte Anschaffungs- oder Herstellungskosten (> 250 €) übersteigt. Grundsätzlich wird das Anlagevermögen unterschieden nach beweglichem (Firmenwagen, Computer, Maschinen oder Büromöbel), unbeweglichem (Gebäude, Grundstücke) und immateriellem Anlagevermögen (z.B. Software). Verarbeitete Waren oder zum Verkauf bestimmte Erzeugnisse zählen ausdrücklich nicht zum Anlagevermögen. Diese gehören trotzdem zum Betriebsvermögen. Jedoch dient dieses Vermögen dem Betrieb nur kurzfristig (es wird schnell veräußert). In dem Fall ist der bilanztechnische Ausdruck Umlaufvermögen. Das Vermögen ist ständig im Umlauf und nicht fest im Unternehmen gebunden. Wieso tauchen jedoch Begriffe der Bilanzierung bzw. des Betriebsvermögensvergleichs in der Einnahme-Überschuss-Rechnung auf? Der § 4 Abs. 3 EStG, als Generalnorm der Einnahme-Überschuss-Rechnung, verweist auf die Vorschriften der Abschreibung. Und die Abschreibung ist ein Kernmerkmal des Anlagevermögens. Wenn ein Wirtschaftsgut des Anlagevermögens für das Unternehmen angeschafft wird, sind die dafür anfallenden Anschaffungskosten grundsätzlich nicht sofort und in voller Höhe als Betriebsausgaben abziehbar. Diese Anschaffungskosten werden über einen längeren Zeitraum verteilt „abgeschrieben“, d.h. steuerlich als Betriebsausgaben berücksichtigt. Zu den Anschaffungskosten gehören auch die sogenannten Anschaffungsnebenkosten, wie z.B. die Grunderwerbsteuer und Notargebühren beim Kauf von Immobilien, Zulassungsgebühren beim PKW Kauf oder Transport- bzw. Montagekosten. Die Umsatzsteuer gehört nur zu den Anschaffungskosten, wenn diese nicht als Vorsteuer berücksichtigt werden kann (siehe Lektion 4, Einstieg in Umsatz-und Gewerbesteuer). Dasselbe trifft regelmäßig auf Herstellungskosten zu. Herstellungskosten fallen an, wenn das Wirtschaftsgut selbst hergestellt wird. Aus

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung Vereinfachungs­gründen wird im Folgenden jedoch nur von den Anschaffungskosten gesprochen. Doch was passiert, wenn das Anlagevermögen teils privat und teils betrieblich genutzt wird? In dem Fall erfolgt eine Aufteilung der Ausgaben, bzw. (soweit möglich) die Aufteilung des Wirtschaftsguts.



Fall 47: Das Mehrzweckgebäude

Rechtsanwalt R erwirbt ein zweistöckiges Gebäude. Im Erdgeschoss richtet er seine Kanzleiräume, im ersten und zweiten Stock seine Privaträume ein. Wie erfolgt hier die Zuordnung zum Betriebs- und Privatvermögen? Bei der betrieblichen Nutzung der eigenen Grundstücke und Gebäude ist nur der tatsächlich betrieblich genutzte Anteil dem Betriebsvermögen zuzuordnen. Für Rechtsanwalt R bedeutet dies, dass nur die anteilig auf das Erdgeschoss entfallenden Ausgaben und Abschreibungsbeträge als Betriebsausgaben berücksichtigt werden können. Verkauft Rechtsanwalt R das Gebäude, dann ist lediglich der anteilig auf das Erdgeschoss entfallende Verkaufserlös als Betriebseinnahme zu versteuern. Das Gleiche gilt, wenn er seine Kanzlei aufgibt bzw. verlegt. In dem Fall erfolgt eine Entnahme des betrieblich genutzten Gebäudeteils zum Verkehrswert. Der Verkehrswert ist, vereinfacht gesagt, der Wiederverkaufswert zum Zeitpunkt der Entnahme.

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Leitsatz 17 Zuordnung von Immobilien zu Privat-/Betriebsvermögen Die Zuordnung von Gebäude- und Grundstücksteilen zum Betriebsvermögen erfolgt anhand des tatsächlich betrieblich genutzten Anteils. Nur diese anteiligen Kosten und anteiligen Abschreibungsbeträge können als Betriebsausgaben geltend gemacht werden. Ein eventueller Verkaufserlös ist dementsprechend anteilig als Betriebseinnahme zu berücksichtigen.

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Die Geschäftsvorfälle

Steuertipp: Ist der betrieblich genutzte Grundbesitz von unter­ geordnetem Wert, dann muss er nicht als Betriebsvermögen behandelt werden. Das bedeutet, die Ausgaben können dennoch über eine Nutzungseinlage angesetzt werden, bei einer Veräußerung oder Entnahme fällt jedoch kein betrieblicher Gewinn an.   Untergeordneter Wert bedeutet (§§ 8 EStDV) XXWert beträgt maximal 20 % des Gesamtwertes des Grundstückes

und XXdieser Wert (maximal 20 %) beträgt nicht mehr als 20.500 €

Die Abschreibung Der verteilte Ansatz der Anschaffungskosten beim Anlagevermögen wird auch Absetzung für Abnutzung (AfA), bzw. Abschreibung genannt. Hintergedanke dieser Regelung ist, dass die meisten Wirtschaftsgüter einem Werteverzehr unterliegen, sei es durch Verschleiß oder durch technischen Fortschritt. Es wird unterstellt, dass nach einer bestimmten Nutzungsdauer (in Jahren) das Wirtschaftsgut „verbraucht“ ist. Diese Nutzungsdauer ist typspezifisch in Tabellen der Finanzverwaltung aufgelistet. Die Tabellen dienen nur als „Vorschlag“. Davon kann in begründeten Fällen abgewichen werden. Ein kleiner Fall soll die Wirkung der Abschreibung in der Gewinnermittlung darstellen.



Fall 48: Verschiedene Wirtschaftsgüter

Dolmetscherin S hat im Jahr 01 einen Gewinn von 20.000 €. Noch nicht berücksichtigt sind dabei folgende angeschaffte Wirtschaftsgüter, weil Sie sich über die Behandlung unsicher war.

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung ein neuer PKW ein Server 10 Bürostühle

Anschaffungskosten Anschaffungskosten Anschaffungskosten insgesamt

24.000 € 6.000 € 500 €

Der PKW und die Bürostühle wurden im Januar angeschafft. Die Anschaffung des Servers erfolgte im Juli. Was ist zu tun? Können Sie ihr weiterhelfen? Gemäß den Tabellen der Finanzverwaltung beträgt die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer für einen PKW sechs Jahre, für Hardwareausstattung drei Jahre. Für Bürostühle beträgt die Nutzungsdauer sieben Jahre. Dabei ist jedoch zu beachten, dass der einzelne Stuhl nur 50 € gekostet hatte. Bei solchen geringwertigen Wirtschaftsgütern (Anschaffungskosten > 250 €) ist der sofortige Ansatz als Betriebsausgabe zulässig. Im Jahr 01 kann Frau S also 24.000 €/6 Jahre = 4.000 € Abschreibung für den PKW 6.000 €/3 Jahre × 6⁄12 = 1.000 € Abschreibung für den Server und 500 € für die Stühle sofort als Betriebsausgaben geltend machen. Die Abschreibung für den Server ist zeitanteilig (pro rata temporis) vorzunehmen, weil die Anschaffung nicht zum Jahresanfang, sondern in einem anderen Monat erfolgte. Die Abschreibung ist für sechs Monate anzusetzen. Gewinn ./. AfA PKW ./. AfA Server ./. AK Bürostühle Endgültiger Gewinn

20.000 € 4.000 € 1.000 € 500 € 14.500 €

Nicht abnutzbare Wirtschaftsgüter Bei bestimmten Wirtschaftsgütern wird unterstellt, dass diese keinem Werteverzehr unterliegen. Das bedeutet, dass kein Verschleiß/Verbrauch auftreten wird. Das dafür gängigste Beispiel ist der Grund und Boden.

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Die Geschäftsvorfälle Aber auch beim Kauf eines Domainnamens wird ein Werteverzehr im herkömmlichen Sinne verneint (BFH vom 19. Oktober 2006, Az. III R. 6/05). Nachfolgender Fall möchte dass eben Geschriebene verdeutlichen.



Fall 49 Die Aufteilung eines Kaufes

Steuerberater S kauft im Januar 01 eine Wohnung für 100.000 €, die er als Büro für seine Beratertätigkeit nutzen möchte. Die Wohnung (gebaut 1995) geht in das Betriebsvermögen über. Wie ist dieser Kauf steuerlich zu behandeln? Steuerberater S verfügt nach dem Kauf der Wohnung, über zwei eigenständige Wirtschaftsgüter. Zum einen steht ihm mit dem Gebäudeteil (Wohnung bzw. Büro) ein abnutzbares Wirtschaftsgut zur Verfügung. Zum anderen erwirbt er einen ideellen Anteil am Grundstück (Grund und Boden auf dem das Haus steht). Dieser Grundstücksanteil kann natürlich nicht separat veräußert werden, sondern immer nur im Zusammenhang mit dem Verkauf der Räume. Der Grundstücksanteil muss dennoch extra ermittelt werden. In Höhe der Anschaffungskosten für diesen Anteil liegt ein nicht abnutzbares Wirtschaftsgut vor.



Fall 50: Die Behandlung vom Grund und Boden (GuB)

Steuerberater S ermittelt für den Anteil des Grund und Bodens Anschaffungskosten in Höhe von 30.000 €. Wie ist die weitere Behandlung? Der Grund und Boden bleibt mit 30.000 € im Anlageverzeichnis. Der Gebäudeanteil (Anschaffungskosten 70.000 €) wird mit 3 % AfA im Jahr (Betriebsgebäude) abgeschrieben (§7 Abs. 4 EStG). 70.000 € × 3 % = 2.100 € Abschreibung Gebäude ./. Abschreibung Rest(buch)wert zum 31.12.01

70.000 € 2.100 € 67.900 €

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung

Steuertipp: Bei der Anschaffung von Anlagevermögen geht das Bestreben ganz klar dahin, einen möglichst geringen Anteil an nicht abnutzbaren Wirtschaftsgütern auszuweisen. Diese Anschaffung wirkt sich ja erst in ferner Zukunft mindernd aus, da keine jährlichen Abschreibungen gebucht werden. Aus diesem Grunde sollten Sie z.B. (gerade bei Anschaffung von gebrauchten Immobilien) alle Faktoren zusammentragen, die einen geringeren Bodenwert rechtfertigen. Hilfreich dafür sind zum Beispiel die einmal im Jahr erscheinenden Sachverständigengutachten für Grundstücke. Diese Gutachten können über die Gutachterausschüsse (z.B. www.gutachterausschussberlin.de) bezogen werden. Eine weitere Möglichkeit ist direkt ein Sachverständigengutachten für das eigene Grundstück einzuholen. Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis sollte dabei immer beachtet werden.

Abschreibungsarten Die Abschreibung versucht den Werteverlust bzw. Verschleiß bei mehrjährig nutzbaren, höherwertigen Wirtschaftsgütern nachzubilden. Je nach Wirtschaftsgut und Einsatz ist der Verschleiß natürlich stärker oder schwächer vorhanden. Aus diesem Grunde existieren auch verschiedene Formen der Abschreibungsberechnung bzw. festgelegte Nutzungsdauern für die einzelnen Wirtschaftsgüter. Andere Abschreibungsarten dienen der Förderung der Wirtschaft und sind politisch motiviert. Gerade im Bereich der Abschreibungen kann sich ein bereits bestehender steuerlicher Gewinn noch gravierend ändern, je nachdem, welche Abschreibungsberechnung gewählt wird. Diesen Gestaltungsspielraum zu kennen und auszunutzen ist das Ziel nachfolgender Erläuterungen.

Gebäude-AfA Nachdem die Förderung für Gebäude durch den Gesetzgeber massiv zurückgefahren wurde (ehemalige Fördergebietsabschreibung oder staffel­ degressive Abschreibung von Wohngebäuden), handelt es sich um einen recht gut überschaubaren Komplex: I Gebäude im Betriebsvermögen (die nicht Wohnzwecken dienen) (Bauantrag nach dem 31.03.1985) 3,0 %

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100

Die Geschäftsvorfälle II Gebäude, die nicht unter I. fallen (Fertigstellung ab 1925) 2,0 % III Gebäude, die nicht unter I. fallen (Fertigstellung bis 1925) 2,5 % Die Prozentzahlen werden von einer angenommenen Nutzungsdauer abgeleitet. Beim Gebäudetyp I. wird eine Nutzungsdauer von 33 ⅓ Jahre (100/ 33/⅓ Jahre = 3 %), beim Gebäudetyp II und III (in der Regel Wohngebäude) von 40 Jahren (Herstellung bis 1925) bzw. 50 Jahren (Herstellung ab 1925) unterstellt. Abgeschrieben wird immer monatsgenau.



Fall 51: Der Großgrundbesitzer

Der Makler M kaufte am 05. Januar 01 ein repräsentatives Bürogebäude (Baujahr 1998) für seine Maklertätigkeit. Am 03. Juni 01 schaffte er sich ein vollständig vermietetes Wohnhaus (Baujahr 1950) mit fünf Wohneinheiten an. Mit Stichtag 25. November 01 gelang es ihm, ein ihm gehörendes Wohnhaus (Baujahr 1903) zu veräußern. Die Anschaffungskosten betrugen jeweils 200.000 € (nur Gebäude), der Veräußerungspreis betrug ebenfalls 200.000 € (Gebäude). Wie hoch ist der jeweilige Abschreibungsbetrag?

Gebäudetyp I

Die Anschaffung erfolgte im Januar, das heißt die Abschreibung erfolgt für zwölf Monate 12⁄12 (Monate) × 200.000 € (Anschaffungskosten) × 3,0 %  =  6.000 € AfA

Gebäudetyp II

Die Anschaffung erfolgte im Juni. Das Gebäude stand also sieben Monate im Eigentum des Maklers 07⁄12 (Monate) × 200.000 € (Anschaffungskosten) × 2,0 %  =  2.333 € AfA

Gebäudetyp III

Die Veräußerung erfolgte im November. Das Gebäude wurde also elf Monate vom Makler genutzt. 11⁄12 (Monate) × 200.000 € (Anschaffungskosten) × 2,5 %  =  4.583 € AfA Hinweis: Die im Zusammenhang mit Gebäuden vorzunehmenden Abschreibungen finden Sie im § 7 Abs. 4 EStG. Die Abschreibungssätze für

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung Gebäudetyp II und III sind auch bei den Einkünften aus Vermietung und Verpachtung bindend! Steuertipp: Achten Sie bei der Anschaffung von Gebäuden und anschließend durchzuführenden Reparaturen auf die sogenannten anschaffungsnahen Herstellungskosten. Dabei handelt es sich um eine nett versteckte Fußangel. Investieren Sie innerhalb von drei Jahren nach Anschaffung noch einmal mehr als 15 % des ursprünglichen Kaufpreises in Renovierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen, müssen diese aktiviert werden. Der Pferdefuß: Diese Kosten dürfen ebenfalls nur mit 2 bzw. 2,5 % jährlich angesetzt werden. Ansonsten sind diese Instandhaltungsaufwendungen nämlich sofort abziehbar! Entweder Sie gedulden sich also nach der Anschaffung mit den Sanierungsarbeiten, oder Sie kalkulieren dieses Manko mit ein. Hinweis: Für sonstiges unbewegliches Anlagevermögen (z.B. Hallen), finden Sie die Nutzungsdauer in den Tabellen der Finanzverwaltung. Für denkmalgeschützte Bauten (§ 7i EStG) oder Bauten in Sanierungsgebieten (§ 7h EStG) sind Sonderregelungen vorgesehen. Diese nachfolgend dargestellten Regelungen sind politisch motiviert, um das Stadtbild zu erhalten und alte Bausubstanz zu retten. Für Instandhaltungsmaßnahmen oder Erneuerungen an besonderen Gebäuden in städtebaulichen Entwicklungsgebieten und Sanierungsgebieten werden diese aufgewendeten Kosten gesondert abgeschrieben (Jahre 1 – 8 bis zu 9 %, Jahre 9 – 12 bis zu 7 %). Voraussetzung dafür ist a) eine Bescheinigung, dass sich das Gebäude in einem solchen Gebiet befindet b) das sich der Eigentümer zur Durchführung dieser Erhaltungsmaßnahmen verpflichtet hat c) er keine Zuschüsse für diese Maßnahmen erhielt (ansonsten Kürzung der Kosten um die gezahlten Zuschüsse).

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Die Geschäftsvorfälle Für Gebäude die als Baudenkmäler eingestuft werden, gelten die gleichen Regelungen (Abschreibungssätze, besondere Erhaltungsmaßnahmen; vorliegende Bescheinigung, Kürzung um erhaltene Zuschüsse).



Fall 52: Das Denkmal

Der Gärtner G kauft sich am 10.03.01 ein Haus in der Nähe von Schloss Sanssouci (Potsdam). Er möchte dieses Haus vermieten. Gemäß Bescheinigung der Denkmalschutzbehörde handelt es sich unstrittig um ein Baudenkmal aus dem 19. Jahrhundert. Die eigentlichen Anschaffungskosten betrugen (nur Gebäude) 200.000 €. Darüber hinaus verpflichtet er sich beim Kauf 500.000 € in die Sanierung und Instandhaltung für vorgegebene Maßnahmen zu investieren. Wie hoch ist die Abschreibung im Jahr 01, wenn die Maßnahmen alle bis September 01 abgeschlossen wurden? Es findet eine Unterteilung der Abschreibung statt. Die eigentliche Abschreibung auf das Gebäude erfolgt mit 2,5 %. 2,5 % × 200.000 € × 10⁄12 = 4.167 € (Anschaffung im März, zeitanteilige AfA ) Für die durchgeführten Erhaltungsmaßnahmen ist eine Abschreibung von maximal 9 % möglich. Die Voraussetzungen für den erhöhten Abzug (Bescheinigung der Denkmalschutzbehörde und Nachweis über die Aufwendungen) liegen vor. 9,00 % × 500.000 € = 45.000 € . Es handelt sich um eine Jahresabschreibung. Eine zeitanteilige Abschreibung erfolgt nicht. Steuertipp: Sie sind Eigentümer eines solchen Gebäudes aber wohnen lieber selber drin, als es zu vermieten? Auch dann können Sie diese Erhaltungsmaßnahmen steuerlich berücksichtigen. Diese Aufwendungen lassen sich als Sonderausgaben abziehen (§ 10f EStG). Die aufgeführten Abzugsvoraussetzungen gelten auch hier!

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung

Übersicht 18: Gebäudeabschreibung Gebäude dient nicht Wohnzwecken und ist im Betriebsvermögen? Bauantrag war nach dem 31.03.1985? JA

NEIN

Abschreibungssatz 3 %/Jahr

Gebäude wurde vor 1925 hergestellt? JA

NEIN

Abschreibungssatz ­2,5 %/Jahr

Abschreibungssatz ­2,5 %/Jahr

Sonderprüfung: Gebäude steht im Sanierungsgebiet bzw. es untersteht dem Denkmalschutz? JA Es liegt eine Bescheinigung über die Lage bzw. den Denkmalschutz vor?

NEIN

NEIN

keine weitere Prüfung

erhöhte Abschreibung auf bestimmte Erhaltungsaufwendungen möglich (8 Jahre lang max. 9 %, danach 4 Jahre lang max 7 %)

Die lineare Abschreibung Die Abschreibung mit einem festen Prozentsatz wird lineare Abschreibung genannt. Es handelt sich dabei um die gängigste Abschreibungsmethode.

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Die Geschäftsvorfälle Wie dargestellt, werden bei der linearen Abschreibungsmethode die gesamten Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten inklusive Nebenkosten auf die Nutzungsdauer gleichmäßig verteilt, so dass während eines vorgeschriebenen Zeitraumes jährlich jeweils gleich hohe Beträge als Betriebsausgaben für die Anschaffung des jeweiligen Wirtschaftsgutes angesetzt werden können.



Fall 53: Die gleichmäßig verteilte Abschreibung

Rechtsanwalt R kauft sich im Januar 01 ein neues Fahrzeug, das er ausschließlich für seine berufliche Tätigkeit nutzen möchte. Der Wert des Fahrzeugs beläuft sich auf 18.000 € netto. Wie hoch sind die jährlichen Abschreibungsbeträge des R? Die Nutzungsdauer eines Autos beläuft sich laut AfA-Tabelle auf sechs Jahre. Demnach kann Rechtsanwalt R für jedes dieser sechs Jahre (18.000 € : 6 =) 3.000 € als Betriebsausgaben für das Fahrzeug ansetzen.

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Leitsatz 18 Lineare Abschreibungsmethode Bei der linearen Abschreibungsmethode werden die Anschaf­ fungskosten durch die voraussichtliche Nutzungsdauer geteilt. Der so ermittelte Betrag ist der jährlich anzusetzende Abschreibungsbetrag. Um den Prozentsatz zu ermitteln, werden 100 (Prozent) durch die Nutzungsdauer geteilt (z.B. 100 %/10 Jahre Nutzungsdauer = 10 %).

Wird das Wirtschaftsgut nicht zum Jahresanfang angeschafft, erfolgt eine zeitanteilige Abschreibungsberechnung (pro rata temporis). Das gilt auch bei der Veräußerung oder Entnahme mitten im Jahr. Es wird dabei grundsätzlich nicht beanstandet, wenn die zeitanteilige Nutzung auf volle Monate aufgerechnet wird, auch wenn die Anschaffung bzw. Herstellung tatsächlich erst in der Mitte oder auch erst gegen Ende des Monats erfolgte.

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung

Steuertipp: Das Anlagevermögen kann bereits dann aktiviert und abgeschrieben werden, wenn über das Wirtschaftsgut wirt­ schaftlich verfügt werden kann, dieses aber noch nicht bezahlt wurde! Haben Sie sich zum Beispiel im November eine Maschine liefern lassen und ein Zahlungsziel von 90 Tagen vereinbart, können Sie im Jahr der Lieferung bereits die Abschreibungen buchen. Voraussetzung neben der wirtschaftlichen Verfügungsmacht ist das Vorliegen einer Rechnung. Hinweis: Wird bei der Anschaffung eines Wirtschaftsgutes des Anlagevermögens eine Anzahlung geleistet, kann diese nicht sofort als Betriebsausgabe abgezogen werden. Die Anzahlung ist zusammen mit der Restzahlung und über die voraussichtliche Nutzungsdauer zu verteilen. Das gilt auch dann, wenn die Anzahlung in ersten und die Restzahlung im Folgejahr erfolgt.

Die Leistungsabschreibung Neben den bisher vorgestellten Abschreibungsarten ist es ebenfalls möglich eine Abschreibung nach der Leistung vorzunehmen: Voraussetzung dafür ist: XXDie voraussichtliche Leistung des Wirtschaftsgutes muss bekannt sein (Betriebsstunden bei Maschinen, Fahrkilometer bei Fahrzeugen). XXEin Zähler zur Bestimmung der „verbrauchten“ Leistung muss vorhanden sein. XXDie Abschreibung nach der Leistung muss wirtschaftlich begründet sein. Wirtschaftlich begründet ist die Abschreibung nach der Leistung, wenn das Wirtschaftsgut nicht gleichmäßig, sondern stoßweise genutzt wird.



Fall 54: Die Dampfmaschine

Eine Maschine hat eine Laufleistung von 120.000 Stunden. Die Anschaffungskosten belaufen sich auf 150.000 €. Eine Laufstunde kostet daher umgerechnet (150.000 € : 120.000 h =) 1,25 €. Im ersten Jahr läuft die

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Die Geschäftsvorfälle Maschine 23.000 Stunden. Auf welche Höhe beläuft sich der Abschreibungsbetrag? Wendet man den Preis für eine Laufstunde auf die Laufleistung des Jahres an, ergibt sich der Abschreibungsbetrag in Höhe von (1,25 € × 23.000 Stunden =) 28.750 €.

Absetzungen für außergewöhnliche Abnutzung (AfaA) Man nennt die in § 7 EStG normierten Absetzungen für Abnutzung oder Substanzverringerung auch „normale Absetzungen für Abnutzung“. Die Bezeichnung „normale“ Absetzungen für Abnutzung lässt erkennen, dass daneben noch „anormale“ Abschreibungen existieren müssen. Diese Abschreibungen werden natürlich nicht „anormal“ genannt, sondern außergewöhnliche, technische oder wirtschaftliche Abnutzung (AfaA, § 7 Absatz 1 Satz 7 EStG). Außergewöhnlich ist diese Abnutzung, wenn sie im Rahmen der betriebsgewöhnlichen Nutzung normalerweise nicht eintritt. Voraussetzung für eine außergewöhnliche technische Abnutzung ist ein Substanzverlust, der zu einer Verkürzung der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer oder zu einer Einschränkung der gewöhnlichen Nutzung führt. Dieser Substanzverlust kann auf Einwirkungen durch höhere Gewalt (Brand, Wasser, Sturm, Bergschäden) oder auf innere Mängel des Wirtschaftsgutes (Materialmängel bei einer Maschine, Fäulnis z.B. bei einem Gebäude) zurückzuführen sein. Bei einer Absetzung wegen außergewöhnlicher wirtschaftlicher Abnutzung muss es aufgrund von außergewöhnlichen Einflüssen zu einer Einschränkung der wirtschaftlichen Nutzbarkeit kommen. Die AfaA ist bis auf den tatsächlichen Wert vorzunehmen, d.h. wird das Wirtschaftsgut vollständig zerstört, ergibt sich für dieses Wirtschaftsgut ein Restwert von 0 € (vollständige Abschreibung). Der bis dahin geltende Wert für das Wirtschaftsgut kann in voller Höhe als Betriebsausgabe angesetzt werden. Dieser Ansatz ist grundsätzlich im Jahr des Schadenseintritts, spätestens jedoch im Jahr der Entdeckung des Schadens vorzunehmen.

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung Eine AfaA kann auch dann in Betracht kommen, wenn es nicht zu einer Verkürzung der Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes kommt. Beispiel: Die technische Fortentwicklung führt dazu, dass auf dem Markt eine um ein vielfaches schneller und effizienter arbeitende Maschine angeboten wird, so dass ein Unternehmen zeitnah diese Maschine anschaffen muss, um überhaupt konkurrenzfähig zu bleiben. In diesen Fällen ist es zulässig, den Restwert oder einen Teil des Restwertes der bisher genutzten veralteten Maschine als außergewöhnliche Absetzung für Abnutzung abzuschreiben. Aber auch bei wirtschaftlicher Abnutzung, beispielsweise bei unterlassenen Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten, kann diese Abschreibungsart zulässig sein. Nicht anwendbar ist die AfaA bei Wirtschaftsgütern, für die als GwG (geringwertige Wirtschaftsgüter) ein Sammelposten (Poolabschreibung, in der Lektion folgend) gebildet wurde. Diese werden über den für den Sammelposten vorgesehenen Zeitraum in gleichen Beträgen abgeschrieben, ungeachtet dessen, ob die Nutzbarkeit des Wirtschaftsgutes durch ein außergewöhnliches Ereignis wegfällt oder beeinträchtigt wird.



Fall 55: Ein Hurrikan

Bei einem nächtlichen Sturm wird der ausschließlich betrieblich genutzte Porsche Cabrio von Architekt A durch einen umstürzenden Baum vollständig zerstört. A nutzte das Auto seit einem Jahr und hat bislang ein Sechstel der Anschaffungskosten steuerlich abgeschrieben. Wie ist dieser Vorfall in der EÜR von A zu berücksichtigen? Architekt A kann den kompletten Restwert für das Fahrzeug als Betriebsausgaben in Form von AfaA ansetzen, da aufgrund eines außergewöhnlichen Ereignisses das Wirtschaftsgut verschlissen ist.

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Leitsatz 19 Abschreibung für außergewöhnliche Abnutzung (AfaA) Bei Beschädigung bzw. Zerstörung eines Wirtschaftsgutes verkürzt sich dessen betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer und es kann eine Abschreibung für außergewöhnliche Abnutzung (AfaA) bis auf den tatsächlichen Wert vorgenommen werden. Eine Ausnahme von der Regel bilden die geringwertigen Wirtschaftsgüter.

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Die Geschäftsvorfälle Zu unterscheiden ist diese Abschreibung von der Teilwertabschreibung. Eine Teilwertabschreibung ist für die Gewinnermittlung gemäß § 4 Abs. 3 EStG nicht möglich!  Zwischenstopp: Die Teilwertabschreibung richtet sich nach dem (Markt-)Wert, der bei dauernder Wertminderung unterhalb der Anschaffungskosten oder Herstellungskosten bzw. den fortgeführten Anschaffungs- und Herstellungskosten (Restbuchwert) liegt. Diese Abschreibung ist bei allen, auch nicht abnutzbaren bilanzierungsfähigen Wirtschaftsgütern (Grundstück) möglich. Der ermittelte niedrigere Wert darf nur beibehalten werden, wenn der Teilwert auch in der Zukunft niedrig bleibt. Eine Teilwertabschreibung wird also auch durch allgemeine Markteinflüsse bestimmt, denen sich das Wirtschaftsgut nicht entziehen kann. Um die Teilwertabschreibung zu bestimmen, ist eine Bewertung des Wirtschaftsgutes vorzunehmen. Die Bewertungsvorschriften für den Betriebsvermögensvergleich sind jedoch durch Einnahme-Überschuss-Rechner nicht anzuwenden. Deshalb ist eine Teilwertabschreibung nicht möglich. 

Geringwertige Wirtschaftsgüter (GwG) Bisher haben Sie gelernt, dass die Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten über 250 € über die voraussichtliche Nutzungsdauer abgeschrieben werden. Natürlich gibt es im Steuerrecht auch eine oder mehrere Ausnahmen von der Regel. Die Ausnahmen sind die beweglichen, geringwertigen Wirtschaftsgüter. Unter geringwertige Wirtschaftsgüter versteht man die Wirtschaftsgüter, deren Anschaffungskosten zwischen 250 € und 1.000 € liegen und bei denen eine selbständige Nutzbarkeit bzw. Nutzungsfähigkeit gewährleistet ist. Dies trifft z.B. auf das klassische Zubehör (bei einem PC etwa die Maus, die Tastatur, der Drucker) nicht zu. Wenn dieses Zubehör ohne einen bestimmten Hauptgegenstand nicht selbständig funktioniert oder nutzbar gemacht werden kann, liegt auch kein geringwertiges Wirtschaftsgut (GwG) vor.

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung Sind diese Voraussetzungen gegeben, gelten folgende Regeln: XXWirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten bis zu 250 € sind sofort abzuschreiben, XXWirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten zwischen 250 und 1.000 € werden „gesammelt“ und unabhängig von der jeweiligen Nutzungsdauer über fünf Jahre abgeschrieben, oder XXfür Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten zwischen 250 € und 800 € existiert ein Wahlrecht. Diese Wirtschaftsgüter können in den „Sammelposten“ eingestellt und über fünf Jahre abgeschrieben werden (Poolabschreibung), oder Sie können im Jahr der Anschaffung sofort abgeschrieben werden. XXVoraussetzung für das Wahlrecht ist: 1. Das Wahlrecht kann im Jahr nur einheitlich ausgeübt werden, 2. diese Wirtschaftsgüter sind im einem gesonderten Verzeichnis extra zu führen. Worin können die Vor- bzw. Nachteile liegen? Mit der Zuordnung der geringwertigen Wirtschaftsgüter zur Sofortabschreibung oder zur Poolabschreibung lässt sich der Gewinn mit Aufstellung der Gewinnermittlung noch etwas steuern. Hinweis: Werden die Wirtschaftsgüter gesammelt (Anschaffungskosten zwischen 250 € und 1.000 €), spricht man von einem Pool. Die entsprechende Abschreibung über fünf Jahre fest wird auch als PoolAbschreibung bezeichnet. Steuertipp: Ist der Gewinn wirklich sehr niedrig, bzw. liegt ein Verlust vor, könnte eine weitere Ausnahmeregelung in Betracht gezogen werden. Es ist ebenfalls möglich, Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten unter 250 € in den Sammelposten einzustellen und über fünf Jahre verteilt abzuschreiben, anstatt im Jahr der Anschaffung diese sofort als Betriebsausgaben anzusetzen.

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Die Geschäftsvorfälle



Fall 56: Der investierende Gynäkologe

Der Frauenarzt A plant jeweils im Januar folgende Anschaffungen und bittet Sie vorab um Informationen, wie er die angeschafften Wirtschaftsgüter behandeln soll. Er wünscht später einen möglichst niedrigen Gewinn. a) 20 Stühle für den Wartebereich, Anschaffungskosten jeweils 280 € b) Ein Computer für die Praxis (Nutzungsdauer drei Jahre), Anschaffungskosten 1.010 €, bei Zahlung innerhalb von zehn Tagen werden 3 % Skonto gewährt c) Ein mobiles Klimagerät (Nutzungsdauer elf Jahre), Anschaffungskosten 1.010 €, bei Zahlung innerhalb von zehn Tagen werden 3 % Skonto gewährt. Was können Sie ihm raten? zu a): Für die Stühle sollte im Jahr der Anschaffung das Wahlrecht dahingehend ausgeübt werden, dass diese sofort abgeschrieben werden, da Frauenarzt A, der Arzt, dem die Frauen vertrauen, einen niedrigeren Gewinn ausweisen möchte. zu b): Von der Zahlung mit Skonto ist abzuraten. Wird der Computer für 1.010 € angeschafft, unterliegt er nicht der Regelung der Poolabschreibung. Es erfolgt eine Abschreibung über drei Jahre regulärer Nutzungsdauer (statt fünf Jahre Poolabschreibung). zu c): In diesem Fall sollte die Skontozahlung unbedingt ausgenutzt werden. Das Klimagerät fällt in die Poolabschreibung (1.010 € × 97 % = 979,70 €) Dadurch kommt die fünfjährige Poolabschreibung zum Zuge. Ansonsten dürfte das Klimagerät nur über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer (elf Jahre) abgeschrieben werden. Vergleich der Abschreibungen (1. Jahr) Wirt­ schaftsgut Stühle

günstigste Abschreibung 20 Stühle × 280 €

Betrag

ungünstigste Abschreibung

Betrag

5.600,00 €

20 Stühle × 280 € 5 Jahre Pool-AfA

1.120,00 €

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung

Computer

1.010 € AK 3 Jahre Nutzung

336,67 €

979,70 € (m. Skonto) 5 Jahre Pool-AfA

195,94 €

Klima­anlage

979,70 € AK 5 Jahre Pool-AfA

195,94 €

1.010 € AK 11 Jahre Nutzung

91,82 €

Summe

6.132,61 €

1.407,76 €

Übersicht 19: Vor und Nachteile der Poolabschreibung Sachverhalt

Vorteil

Nachteil

Nutzungsdauer

ND des Wirtschaftsgutes > 5 Jahre Poolabschreibung günstiger

Nutzungsdauer des Wirtschaftsgutes > 5 Jahre Poolabschreibung ungünstiger

AfA-Berechnung

Die Poolabschreibung erfolgt als Jahresabschreibung  nicht zeitanteilig

außergewöhnliche Abschreibung (AfaA)

Die außergewöhnliche Abschreibung ist nicht zulässig

Verkauf/Diebstahl, Defekt

Das Wirtschaftsgut verliert im Pool seine Identität. Es erfolgt keine Korrektur der Poolabschreibung um das defekte oder gestohlene Wirtschaftsgut.

Aufzeichnungspflichten

Für die Poolabschreibung muss kein gesondertes Verzeichnis geführt werden.

Hinweis: Wird das Wahlrecht für die Sofortabschreibung der geringwertigen Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten bis zu 800 € netto im Jahr ausgeübt, wird die Poolabschreibung für höherwertige Wirtschaftsgüter

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Die Geschäftsvorfälle ausgehebelt. Das bedeutet: Wirtschaftsgüter mit Anschaffungskosten zwischen 800 und 1.000 € werden über die betriebsgewöhnliche Nutzungsdauer abgeschrieben. Die Poolabschreibung von Wirtschaftsgütern und die Sofortabschreibung geringwertiger Wirtschaftsgüter können in einem Wirtschaftsjahr nicht nebeneinander ausgeübt werden!

Die Sonderabschreibung Neben den bisher vorgestellten Abschreibungsarten existiert gerade für „kleinere“ Unternehmer eine politisch motivierte Abschreibungsart, das ist die Sonderabschreibung. Diese Sonderabschreibung und die Regelungen dazu finden Sie im § 7g Abs. 5 EStG. Die Sonderabschreibung kann neben der regulären Abschreibung angesetzt werden, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: XXDer ermittelte Gewinn darf am Ende des Jahres vor Anschaffung/Herstellung des Wirtschaftsgutes 100.000 € nicht übersteigen. XXBei Betrieben der Land- und Forstwirtschaft liegt der Einheitswert nicht über 125.000 €. XXNach Anschaffung/Herstellung muss das Anlagegut mindestens bis zum Ende des Folgejahres im Betriebsvermögen verbleiben (Beispiel Anschaffung in 01, Haltedauer des Wirtschaftsguts im Betrieb mindestens bis zum 31.12.02). XXDas Wirtschaftsgut muss fast ausschließlich betrieblich genutzt werden (mindestens 90 %). XXDas anzuschaffende/herzustellende Wirtschaftsgut kann ein neues oder ein gebrauchtes, abnutzbares (kein Grundstück) und bewegliches (kein Gebäude) Anlagegut sein (z.B. Fahrzeuge, Maschinen). Sind die Voraussetzungen erfüllt, können Wirtschaftsgüter folgendermaßen zusätzlich abgeschrieben werden:

Lektion 12: Das Anlagevermögen und die Abschreibung XXSonderabschreibungen erfolgen in Höhe von bis zu 20 % der Anschaffungskosten. XXEine Sonderabschreibung kann im Jahr der Anschaffung und in den folgenden vier Jahren erfolgen. XXSie muss nicht auf diesen Zeitraum verteilt werden, (fünf Jahre à 4 % zusätzlich), sondern kann auch (z.B.) im Jahr der Anschaffung in voller Höhe abgezogen werden. XXEs erfolgt keine zeitanteilige Abschreibung. Es kann der volle Jahresbetrag angesetzt werden.

Übersicht 20: Gegenstände des Anlagevermögens Prüfungsreihenfolge bei Anschaffung/Herstellung von Gegenstän­ den des Anlagevermögens und Wahl der Abschreibungsart: 1.

Liegt ein Wirtschaftsgut des Betriebsvermögens vor?

2.

Steht das Wirtschaftsgut überhaupt im juristischen oder wirtschaftlichen Eigentum des Unternehmens?

3.

Wurde mit dem Wirtschaftsgut ein solches des Anlagevermögens oder eines des Umlaufvermögens angeschafft?

4.

Handelt es sich bei dem Wirtschaftsgut des Anlagevermögens um ein abnutzbares oder ein nichtabnutzbares?

5.

Kommt für die Anschaffung eventuell eine Sofortabschreibung, eine Sonderabschreibung oder eine Poolabschreibung in Betracht?

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Die Geschäftsvorfälle

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben Der Gewinn des Unternehmers wird ermittelt, in dem – vereinfacht gesagt – von den erzielten Betriebseinnahmen (Erträge) die Betriebsausgaben (Aufwendungen) abgezogen werden. Der verbleibende positive Saldo ist der Gewinn. Sollte der Saldo negativ sein, liegt ein Verlust vor. Diese Lektion beschäftigt sich mit Ausgaben, die zweifelsohne betrieblich veranlasst und danach per Definition Betriebsausgaben sind, bei denen jedoch der Gesetzgeber ein teilweises oder vollständiges Abzugsverbot eingeführt hat. Der „Hauptkatalog“ der nicht abziehbaren Betriebsausgaben ist im § 4 Abs. 5 des Einkommensteuergesetzes (EStG) zu finden. Hierzu werden im Folgenden jene Betriebsausgaben näher erläutert, die im normalen Geschäftsbetrieb relevant sind. Zur Vereinfachung wird bei den Beispielen die Korrektur der Umsatzsteuer und des Vorsteuerabzuges nicht berücksichtigt.



Fall 57: Geschenke

Unternehmer U schenkt einem seiner besten Kunden zum Geburtstag eine Flasche Wein im Wert von 30 €. Zu Weihnachten übersendet er diesem Kunden zudem einen kleinen Präsentkorb im Wert von 20 €. Kann er diese Kosten als Betriebsausgaben berücksichtigen und im Rahmen der EÜR gewinnmindernd ansetzen? Die Kosten, die für Geschenke an Kunden anfallen, sind nur dann als Betriebsausgaben abzugsfähig, wenn sie 35 € netto pro Jahr und pro Person nicht übersteigen (vgl. § 4 Absatz 5 Satz 1 Nr. 1 EStG). Bei dieser Grenze handelt es sich um eine Freigrenze, d.h. wird diese Grenze um nur einen Euro überschritten, sind sämtliche Aufwendungen nicht abzugsfähig. Unternehmer U kann die Kosten für beide Geschenke demnach nicht als Betriebsausgaben geltend machen. Denn zusammengerechnet erhält dieser Kunde Geschenke von mehr als 35 € im Jahr.

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben

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Leitsatz 20 Geschenke an Geschäftspartner Aufwendungen für Geschenke an Geschäftspartner sind bis zu einer Höhe von 35 € abziehbar. Es handelt sich um einen Nettobetrag, also ohne Umsatzsteuer. Die Aufwendungen müssen separat gebucht und benannt werden. Das bedeutet: Fehlt die namentliche Kennzeichnung der Ausgaben, entfällt generell die Abzugsfähigkeit, auch wenn die einzelnen Geschenke weniger als 35 € pro Geschäftspartner betragen. Für Streuartikel (Kugelschreiber, Kalender etc.) entfällt die Aufzeichnungspflicht.

Steuertipp: Schenken Sie Ihrem wertvollen Geschäftspartner doch etwas, dass nur rein betrieblich genutzt werden kann (z.B. einem Bäcker einen neuen Backofen). In dem Fall entfällt das Abzugs­ verbot. Das Geschenk bleibt auch bei einem Wert von über 35 € abziehbar.

Hinweis: Geldgeschenke sind generell nicht abziehbar.

Geschenke an Arbeitnehmer Geschenke an Arbeitnehmer sind bis zu einem Wert von 60 € als Aufmerksamkeit für einen persönlichen Anlass (Geburtstag/Hochzeit) abziehbar und für den Arbeitnehmer steuerfrei (Lohnsteuerrichtlinie R. 19.6). Geldgeschenke jedoch gehören generell zum Arbeitslohn, egal in welcher Höhe! Diese sind zwar als Betriebsausgaben abziehbar (da Lohnkosten), müssen jedoch durch den Arbeitnehmer versteuert werden. Steuertipp: Vorteile durch Geschenke, die die genannten Grenzen übersteigen, müssten durch den Empfänger versteuert werden. Um das zu vermeiden ist es möglich, das der Schenker diese Zuwendungen pauschal versteuert (§ 37b EStG). Der Steuersatz beträgt pauschal 30 %. Diese pauschale Besteuerung muss einheitlich erfolgen und ist nur möglich wenn die Zuwendungen an einen Einzelnen 10.000 € im Jahr nicht übersteigen.

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Die Geschäftsvorfälle

Bewirtungskosten

Fall 58: Arbeitsessen

Rechtsanwalt R hat mit seinem Mandanten M die Sachlage in dem gemeinsam geführten Gerichtsprozess zu besprechen. Hierzu lädt er M zum Essen ein. Wegen der dabei anfallenden Kosten macht er sich keine Gedanken, da diese seiner Meinung nach ohnehin als Betriebsausgaben berücksichtigt werden können. Hat er Recht? Angemessene Aufwendungen für Bewirtungen aus geschäftlichem Anlass von Personen, die keine Arbeitnehmer sind, sind zu 70 % abziehbar, wenn bestimmte Aufzeichnungs- und Belegpflichten erfüllt werden. Der Beleg muss XXmaschinell erstellt sein, und XXdie Art, der Umfang sowie das Entgelt der Speisen und Getränke müssen einzeln ausgewiesen werden. XXDer Beleg ist durch den Zahlenden zu unterschreiben. Zu den Aufzeichnungspflichten gehören weiterhin: der Ort, das Datum (entfällt jeweils bei einem Gaststättenbesuch), der Anlass und die namentliche Benennung der Teilnehmer. Rechtsanwalt R kann also 70 % der Bewirtungsaufwendungen als Betriebsausgaben geltend machen (Vorsteuer ist zu 100 % abziehbar).



Fall 59: Candle-Light-Dinner

Wie wäre der Fall zu beurteilen, wenn Rechtsanwalt R statt mit M mit seiner Sekretärin den Fall bei einem „Candle-Light-Dinner“ bespricht? Bewirtungen von Arbeitnehmern, anlässlich einer Arbeitsbesprechung sind zu 100 % abziehbar, soweit die Aufwendungen angemessen sind. Er könnte also die Aufwendungen ansetzen. Zur Vermeidung von Missverständnissen wäre es besser, wenn der Begriff „Candle-Light-Dinner“ nicht auftauchen würde!

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben

Steuertipp: Oft kommt es vor, dass auf den maschinell erstellten Bewirtungsrechnungen keine Spalten für den Anlass und die bewirteten Personen vorgesehen sind. Im Bürofachhandel kann man für diesen Zweck einen sogenannten „Bewirtungsbeleg-Block“ kaufen. Auf diesen Beleg werden fehlende Angaben ergänzt. Die Bewirtungsrechnung wird an dem Zettel fest angebracht (geklebt oder getackert) und zu den Buchhaltungsbelegen geheftet. Die Nachweisvoraussetzungen gelten als erfüllt.



Fall 60: Arbeitsbesprechung

Anlässlich einer Arbeitsbesprechung reicht Rechtsanwalt R seinen RenoFachangestellten Kekse, Salzstangen und Cola. Hierfür wendete er 110 € auf. Auf dem Einkaufszettel ist handschriftlich vermerkt „für Arbeitsbesprechung vom …“. Die Kosten für Bewirtungen bei Konferenzen, Fortbildungsveranstaltungen und Seminaren können in voller Höhe als Betriebsausgaben geltend gemacht werden, da dort die (betriebliche) Arbeit im Vordergrund steht. Dasselbe trifft auf die Kosten für Getränke (Kaffee, Tee etc.) und kleine Mahlzeiten (Gebäck o.ä.) zu, die bei Besprechungen im Unternehmen gereicht werden. Er kann also die Ausgaben komplett ansetzen.



Fall 61: Weihnachtsfeier

Weihnachten rückt näher und Rechtsanwalt R fährt mit seinen Angestellten zur Reeperbahn nach Hamburg. Er bezahlt pro Arbeitnehmer 50 € für die Show, 20 € für die Fahrt, 30 € für das Essen und die Getränke. Auch die Kosten für Arbeitnehmer-Bewirtungen im Rahmen von Betriebsausflüge, Weihnachtsfeiern und Betriebsveranstaltungen können in voller Höhe abgezogen werden. Diese Vorteile sind für den Arbeitnehmer ohne steuerliche Nachteile, wenn folgende Voraussetzungen eingehalten werden: XXMaximal zwei Betriebsveranstaltungen im Jahr XXDie Kosten pro Arbeitnehmer dürfen 110 € nicht übersteigen (Kosten für Begleitpersonen werden den Arbeitnehmern zugerechnet)

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Die Geschäftsvorfälle XXDie Betriebsveranstaltung muss allen Arbeitnehmern offen stehen (keine Privilegierung bestimmter Personenkreise) Steuertipp: Sollte dieser Freibetrag überschritten sein, kann der Arbeitgeber diese übersteigenden Zuwendungen pauschal ver­ steuern (mit 25 % § 40 Abs. 2 EStG). Dann bleiben diese Zuwendungen für die Arbeitnehmer steuerfrei. Beim Thema Essen sind auch die Verpflegungsmehraufwendungen von Bedeutung. Unter Verpflegungsmehraufwendungen wird der erhöhte finanzielle Aufwand verstanden, der dadurch entsteht, dass der Arbeitnehmer nicht an seinem regulären Arbeitsplatz eingesetzt wird. Es wird unterstellt, dass auf Grund der fremden Umgebung (kein Kühlschrank etc.) die vergleichbaren Aufwendungen für die Beköstigung „in der Fremde“ höher sind. Verpflegungsmehraufwendungen sind abziehbar, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: 1. Der Arbeitnehmer wird vorübergehend nicht an seiner regelmäßigen Betriebsstätte (Arbeitsplatz) eingesetzt oder 2. der Arbeitnehmer führt eine typische Fahrtätigkeit aus (z.B. Taxi) oder 3. der Arbeitnehmer wird typischerweise an ständig wechselnden Arbeitsstellen eingesetzt (z.B. Kundendienstmonteur). Abziehbar sind bei Tätigkeiten im Inland Pauschbeträge von –– 24 € bei einer Abwesenheit von 24 Stunden von seinem Wohnort –– 12 € bei einer Abwesenheit von mehr als 8 Stunden Für Auslandstätigkeiten (außerhalb Deutschlands) gelten je Land unterschiedliche Sätze. Diese werden jährlich aktualisiert und veröffentlicht.

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben



Fall 62: Die Verpflegungsmehraufwendungen

1. Die Arbeitnehmer K und A der „Krabbenfischer GbR“ fahren zur Fischmesse nach Saßnitz. Sie fahren um 06:00 Uhr los und kommen um 21:00 Uhr am selben Tag zurück. Sie rechnen eigene Ausgaben für Essen und Trinken für jeweils 25 € mit ordnungsgemäßen Rechnungen ab. 2. Wie Fall 1), doch statt einer Einzelabrechnung beantragen Sie die Auszahlung der Verpflegungsmehraufwendungen in Höhe von jeweils 12 €.

Wie sind die Sachverhalte zu beurteilen? zu 1. Abziehbar sind Verpflegungsmehraufwendungen nicht per Einzelnachweis, sondern nur im Rahmen der Pauschbeträge (hier jeweils 12 €). zu 2. Die beantragten Verpflegungsmehraufwendungen sind in Höhe von je 12 € abziehbar. Die Arbeitnehmer waren länger als 8 Stunden von zu Hause entfernt. Steuertipp: Die abziehbaren Verpflegungsmehraufwendungen sind in doppelter Höhe abziehbar wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: 1. Die erhöhte Auszahlung wird mit einem pauschalen Steuersatz von 25 % durch den Arbeitgeber versteuert. 2. Die Aufwendungen entstanden nicht im Rahmen einer doppelten Haushaltsführung (zweite Wohnung am neuen Arbeitsort). Diese Herangehensweise ist sinnvoll, wenn der Arbeitnehmer ein sehr hohes Gehalt bezieht und sozialversicherungspflichtig ist. Durch die pauschale Besteuerung mit der Lohnsteuer unterliegen diese Zuwendungen nicht der Sozialversicherungspflicht, und der Steuersatz ist mit pauschal 25 % auch moderat. Hierzu ein Beispiel: Der Unternehmer zahlt seinen Arbeitnehmern statt 12 € den erhöhten Satz von 24 € bei einer Abwesenheit von der Wohnung

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Die Geschäftsvorfälle von mehr als acht Stunden. Die Arbeitnehmer erhalten 24 € ausgezahlt. Der Arbeitgeber kann 12 € pauschal mit 25 % besteuern (24 € ./. 12 € steuerfreie Pauschale). 3,00 € pauschale Lohnsteuer sind an das Finanzamt zu entrichten. Wählt er nicht die Pauschalbesteuerung, müssen die Arbeitnehmer den überhöhten Betrag (12 €) als Lohnbezug versteuern.

Die Fahrten Wohnung - Betrieb In der Lektion 9 im Rahmen des Eigenverbrauches wurde die Privatnutzung des betrieblichen PKWs behandelt. Ausgeklammert dabei wurden die Fahrten Wohnung – Betrieb. Diese Fahrten erfahren im Steuerrecht eine separate Behandlung. Bei den Fahrten Wohnung – Betrieb wird kein Eigenverbrauch ermittelt, sondern ebenfalls eine nicht abziehbare Betriebsausgabe (§ 4 Abs. 5 Nr. 6 EStG). Grundlage dafür ist bei der Anwendung der 1 %-Regelung ebenfalls der Bruttolistenpreis. Die positive Differenz zwischen 0,03 % des Bruttolistenpreises je Entfernungskilometer und Monat und der als Entfernungspauschale bekannten 0,30 €/Entfernungskilometer dürfen den Gewinn nicht mindern und sind eine nicht abziehbare Betriebsausgabe.



Fall 63: Ein Ingenieur hat’s manchmal schwer

Ingenieur S. ist Inhaber eines Ingenieurbüros. Die Wohnung ist zehn Kilometer vom Büro entfernt. Er fährt an 230 Tagen im Jahr in das Büro. Er hat einen PKW im Betriebsvermögen. Der Bruttolistenpreis beträgt 50.000 €. Berechnen Sie bitte die Höhe der nicht abziehbaren Betriebsausgaben. Bruttolistenpreis 50.000 € × 0,03 % × 10 Entfernungskilometer = 150 € × 12 Monate = 1.800 € ./. 230 Tage × 0,30 €/Entf.-Km pro Tag × 10 Entf.-km = 690 € Nicht abziehbare Betriebsausgabe 1.110 € Der positive Differenzbetrag in Höhe von 1.110 € ist eine nicht abziehbare Betriebsausgabe.

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben



Fall 64: Der Ingenieur und das Fahrtenbuch

Ingenieur I beschließt für das nächste Jahr ein Fahrtenbuch zu führen. Und tatsächlich überreicht er es Ihnen zur Ermittlung des Eigenverbrauchs. An anteiligen Kosten für die Fahrten Wohnung-Arbeitsstätte sind insgesamt 1.200 € angefallen. Wie hoch sind die nicht abziehbaren Betriebsausgaben, wenn unterstellt wird, dass er sein Büro ebenfalls an 230 Tagen aufsuchte? Kosten Wohnung Betrieb gemäß Fahrtenbuch Entfernungspauschale wie Vorjahr nicht abziehbare Betriebsausgabe

1.200 € ./.  690 € 510 €

510 € sind als nicht abziehbare Betriebsausgabe zu behandeln.



Fall 65: Variante Berechnung

Die Kosten gemäß Fahrtenbuch betragen nur 550 € für die Fahrten Wohnung Arbeitsstätte. Was ist zu beachten? Sind die Kosten (oder 0,03 % des Bruttolistenpreises je Entfernungskilometer) geringer als die Entfernungspauschale ist keine Korrektur erforderlich. Es wird auch keine negative nicht abziehbare Betriebsausgabe (also faktisch eine Betriebsausgabe) gebucht. Hinweis: Greift jedoch die Kostendeckelung, das bedeutet der Eigenverbrauch nach dem Bruttolistenpreis ist höher als die tatsächlich angefallenen Kosten (Folge ist, dass der Eigenverbrauch nur in Höhe der angefallenen Kosten anzusetzen ist), ist zumindest in Höhe der Entfernungspauschale eine Betriebsausgabe zu berücksichtigen!



Fall 66: Die nicht abziehbare betriebliche Steuer

Die Betriebsprüfung beim Spielwarenladen „Tigerente“ ergab eine Gewerbesteuernachzahlung von 5.000 € und Zinsen zur Gewerbesteuer von 500 €. Handelt es sich um nicht abziehbare Betriebsausgaben? Die Gewerbesteuer ist eine nicht abziehbare Betriebsausgabe. Auch wenn diese Steuer nur durch die unternehmerische gewerbliche Betätigung entstehen kann, darf sie nicht mindernd berücksichtigt werden!

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Die Geschäftsvorfälle Das Gleiche gilt für die darauf entfallenden steuerlichen Nebenleistungen (wie Zinsen). Steuerliche Nebenleistungen sind zusätzliche Abgaben, die neben den Steuern erhoben werden können. Unter steuerlichen Nebenleistungen sind z.B. zu verstehen: XXSäumniszuschläge (bei verspäteter Zahlung der Steuer) XXVerspätungszuschläge (bei verspäteter Abgabe der Steuererklärung beim Finanzamt) XXZinsen (abhängig vom Zeitpunkt der Steuernachzahlung)

§ 4 Abs. 6 EStG Parteispenden Spenden an politische Parteien unterliegen dem betrieblichen Abzugsverbot. Damit soll eine Verquickung von Wirtschafts- und Parteiinteressen vermieden werden.

§ 3c EStG „steuerfreie“ Betriebsausgaben Stehen die Ausgaben mit steuerfreien Einnahmen im direkten Zusammenhang, ist der Abzug ausgeschlossen.

Fall 67: Das Abzugsverbot bei steuerfreien Einnahmen (§ 3c EStG)

Der selbständige Architekt A soll für sein Lebenswerk mit einem Preis geehrt werden. Neben der Plakette ist die Auszeichnung mit einer Geldzahlung von 20.000 € verbunden. An angemessenen Aufwendungen sind ihm im Rahmen der Feierlichkeiten 1.500 € entstanden (Hotelübernachtung, Aufwendungen für den Redenschreiber etc.). Beurteilen Sie bitte den Sachverhalt. Handelt es sich um nicht abziehbare Betriebsausgaben im Sinne des § 3c EStG? Preisgelder zu Ehren eines Lebenswerkes sind steuerfrei. Dementsprechend dürfen die damit in Zusammenhang stehenden Aufwendungen auch nicht als Betriebsausgaben abgezogen werden (hier 1.500 €).

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben

Die Abzugsfähigkeit von Beteiligungsaufwendungen (Beteiligung im Betriebsvermögen) Beteiligungseinkünfte (Dividenden) gelten beim Empfänger als betriebliche Einnahmen und werden bei der Ermittlung des Gewinns berücksichtigt. Bei diesen „Erträgen aus Beteiligungen“ erfolgt jedoch eine Steuerfreistellung von 40 % (§ 3 Nr. 40 EStG). Das bedeutet 60 % der Einnahmen werden für den steuerlichen Gewinn berücksichtigt. Der steuerrechtliche Terminus hierfür ist „Teileinkünfteverfahren“. Im Gegenzug dürfen auch nur 60 % der Aufwendungen abgezogen werden, die mit der Anschaffung der Beteiligung im Zusammenhang stehen (§ 3c EStG).



Fall 68: Das Teileinkünfteverfahren

Der Optiker O. mit Sitz in der Hansestadt Hamburg weist für das Jahr 01 einen Gewinn aus dem Optikergeschäft in Höhe von 150.000 € aus. In diesem Gewinn sind Gewinnausschüttungen der M GmbH in Höhe von 85.000 € (100 %) enthalten. An der M GmbH ist der Optiker mit 85 % beteiligt, wobei die damaligen Anschaffungskosten 500.000 € betrugen. Der Erwerb wurde über ein Darlehen finanziert. An Darlehenszinsen wurden 15.000 € (100 %) bezahlt. Wie hoch ist der endgültige Gewinn? ./. +

Vorläufiger Gewinn: Steuerfreistellung 40 % von 85.000 € nicht abziehbare Betriebsausgabe 40 % von 15.000 € korrigierter Gewinn

150.000 € ./.   34.000 € +    6.000 € 122.000 €

Nicht abziehbare Schuldzinsen aufgrund von Überentnahmen Die nachfolgende Vorschrift ist etwas für die passionierten Naturwissenschaftler und besonders den Mathematikgenies unter den Lesern gewidmet. Es handelt sich um die Vorschrift zum eingeschränkten Schuldzinsenabzug.

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Die Geschäftsvorfälle



Fall 69: Der eingeschränkte Schuldzinsenabzug

Rechtsanwalt R ist clever und arbeitet mit dem Zwei-Konten-Modell. Das bedeutet, Konto Nummer 1 (das Konto für die Betriebsausgaben) wird über ein Darlehen finanziert. Alle Erlöse (Betriebseinnahmen) jedoch fließen auf Konto Nummer 2. Er entnimmt die Erlöse für private Zwecke (in 01 insgesamt 150.000 €). An Schuldzinsen sind in dem Jahr 20.000 € angefallen. Sein Gewinn beträgt 50.000 €. Sind die Zinsen vollständig abzugsfähig? Nein, es liegt ein Fall der Überentnahme vor. Eine Überentnahme entsteht, wenn die Entnahmen des Jahres höher sind als die Summe aus Gewinn und Einlagen. ./. ./.

Entnahmen Gewinn 01 Einlagen 01 Überentnahme

150.000 € 50.000 € 0 € 100.000 €

Fiktiv werden die Überentnahmen mit 6 % verzinst. 100.000 € × 6 % = 6.000 € Schuldzinsen in Höhe von 6.000 € sind nicht abziehbar (§ 4 Abs. 4a EStG). Hinweis: Zinsen zur Finanzierung von Anlagevermögen (z.B. Kfz-Kredit) fallen nicht unter die Abzugsbeschränkung. Diese Zinsaufwendungen sind komplett abziehbar.



Fall 70: Der Freibetrag beim Schuldzinsenabzug

Wie wäre der Sachverhalt zu beurteilen, wenn nur Zinsen in Höhe von 6.000 € angefallen wären? Die im Jahr bezahlten Schuldzinsen sind um einen (Frei-)Betrag von 2.050 € zu kürzen: Schuldzinsen ./. Freibetrag verbleibt 3.950 € verbleiben an nicht abziehbaren Schuldzinsen.

6.000 € 2.050 € 3.950 €

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben Dieser Freibetrag hatte im Fall zuvor keine Auswirkung. 20.000 € Zinsen ./. 2.050 € = 17.950 € 17.950 > 6.000 € (Zinsen bleiben komplett nicht abziehbar).

Fall 71: Die jahresübergreifende Betrachtung der Überentnahmen

Wie wäre der Fall zu beurteilen, wenn er im Vorjahr einen Gewinn in Höhe von 100.000 €, Entnahmen von 50.000 € und eine Einlage von 20.000 € erzielt hätte? Vorjahr ./. ./.

Entnahmen Gewinn Einlage Unterentnahme

50.000 € 100.000 € 20.000 € ./.   70.000 €

Im Vorjahr kam es zu einer Unterentnahme in Höhe von 70.000 €. Diese Unterentnahme ist gesondert aufzuzeichnen und vorzutragen. Aktuelles Jahr Überentnahme aktuell ./. Unterentnahme Vorjahr Überentnahme 01 korrigiert

100.000 € 70.000 € 30.000 €

30.000 € × 6 % = 1.800 € In dem Fall sind nur noch Zinsen in Höhe von 1.800 € nicht abziehbar.



Fall 72: Die Überentnahme des Vorjahres

Was denken Sie? Was wäre, wenn im Vorjahr eine Überentnahme von 80.000 € mangels Zinszahlungen bisher nicht berücksichtigt wurde? Auch diese Überentnahme des Vorjahres ist vorzutragen: Aktuelles Jahr Überentnahme aktuell + Überentnahme Vorjahr

100.000 € 80.000 €

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Die Geschäftsvorfälle



Überentnahme 01 korrigiert

180.000 €

180.000 € × 6 % = 10.800 € In diesem Fall sind Zinsen in Höhe von 10.800 € nicht abziehbar!

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Leitsatz 21 Der eingeschränkte Schuldzinsenabzug Schuldzinsen sind nur voll abziehbar, wenn keine Überent­ nahmen getätigt wurden. Überentnahmen entstehen, wenn die Summe aus Gewinn und Einlagen niedriger ist als die Summe der Entnahmen des Jahres. Über- und Unterentnahmen der Vorjahre sind in die Berechnung einzubeziehen. Die Überentnahmen sind fiktiv mit 6 % im Jahr zu verzinsen. Der eingeschränkte Zinsabzug greift nur, wenn die tatsächlichen Zinsaufwendungen höher als 2.050 € (Freibetrag) im Jahr sind. Zinsen zur Finanzierung von Anlagevermögen sind stets voll abzugsfähig.

Steuertipp: Manchmal hilft eine Geldeinlage zum Jahresende, um Überentnahmen zu vermeiden.

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Leitsatz 22 Die Einteilung der nicht abziehbaren Betriebsausgaben Nicht abziehbare Betriebsausgaben werden unterschieden in Ausgaben mit teilweisen Abzugsverbot (Bewirtungsaufwendungen, Verpflegungsmehraufwendungen, Geschenke) oder Ausgaben mit vollständigem Abzugsverbot (Gewerbesteuer, Parteispenden). Die teilweise abziehbaren Betriebsausgaben werden wiederum unterschieden in Ausgaben, die bis zu einer bestimmten Höhe abziehbar sind (z.B. Bewirtungsaufwendungen), und Ausgaben die, wenn eine bestimmte Höhe überschritten wird, komplett nicht abziehbar sind (Geschenke).

Lektion 13: Die nicht abziehbaren Betriebsausgaben

Großübersicht 21: Überblick nicht abziehbare Betriebsausgaben Bezeichnung der nicht abzieh­ baren Betriebsausgaben Aufwendungen für Geschenke an Geschäftspartner

steuerliche Auswirkung Geschenke = > 35 €/Jahr pro Geschäftspartner  voll abziehbar Geschenke > 35 €/Jahr pro ­Geschäftspartner  nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 1 EStG)

Aufwendungen für Bewirtung von Personen aus geschäftlichen Anlass

wenn alle formalen Voraussetzungen erfüllt sind und die Aufwendungen angemessen sind:  abziehbar zu 70 %  ansonsten nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 2 EStG)

Aufwendungen für Gästehäuser, außerhalb der Betriebsstätte und nicht für Personal verwendet

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 3 EStG)

Aufwendungen für Jagd, Fischerei, Segelyachten, Motorboote und damit zusammenhängende Bewirtung

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 4 EStG)

Verpflegungsmehraufwand

 abziehbar sind die gesetzlichen Pauschbeträge (24 €/12 €/6 € Inland), bei Pauschalbesteuerung verdoppeln sich die Sätze, kein Abzug der tatsächlichen Kosten (§ 4 Abs. 5 Nr. 5 EStG)

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Die Geschäftsvorfälle

von einem Gericht oder Behörde verhängte Geldbuße, Straf- oder Verwarnungsgelder, wenn diese nicht nur die Wiedergutmachung eines Schadens betreffen

 nicht abziehbar (z.B. das Parkknöllchen; auch bei ­Betriebsfahrt) ( § 4 Abs. 5 Nr. 8 EStG)

Zinsen auf hinterzogene Steuern

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 8a EStG)

Schmiergeldzahlungen

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 10 EStG)

Fahrten Wohnung/Arbeitsstätte)

 abziehbar sind diese mit 0,30 €/ Entfernungs-Kilometer je Tag, darüber hinaus nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 6 EStG)

Gewerbesteuer und Nebenleistungen

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5b EStG)

Parteispenden

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 6 EStG)

Zinsaufwendungen

teilweises Abzugsverbot (Überentnahme) (§ 4 h EStG)

Beteiligungserträge

Teileinkünfteverfahren (§ 3c EStG)

Umsatzsteuer auf Entnahmen und sonstige nicht abziehbare Betriebsausgaben

 nicht abziehbar (§ 15 Abs. 1a UStG)

strafrechtlich relevante Geldstrafen

 nicht abziehbar (§ 4 Abs. 5 Nr. 10EstG)

Lektion 14: Sonstige Steuern

Lektion 14: Sonstige Steuern Für den Einnahme-Überschuss-Rechner als natürliche Person gibt es drei relevante Steuerarten: Die XXEinkommensteuer

private Ausgabe, nicht abziehbar

XXGewerbesteuer

Betriebsausgabe, aber nicht abziehbar

XXUmsatzsteuer

als Einnahme/Ausgabe anzusetzen und zu versteuern.

Darüber hinaus existieren noch weitere Steuerarten, die betrieblich bedingt sein können und die die Autoren Ihnen kurz vorstellen möchten.

Die Grundsteuer Mit der Grundsteuer wird der Besitz von Immobilien bzw. Grundstücken besteuert. Die Festsetzung und Erhebung erfolgt durch die jeweiligen Gemeinden. Aus diesem Grunde existieren auch unterschiedliche Belastungen mit der Grundsteuer, je nachdem, in welcher Gemeinde der Grundbesitz liegt. Vor Erhebung der Grundsteuer wird der Grundbesitz bewertet. Die Grundbesitzbewertung ist der Einheitswert (siehe Lektion 4, Einstieg in Umsatz - und Gewerbesteuer) und erfolgt durch das Finanzamt, in dessen Bereich sich das zu bewertende Grundstück befindet. Der Einheitswert wird mit einer Steuermesszahl (analog zur Gewerbesteuer) multipliziert (z.B. 3,5 Promille bei Geschäftsgrundstücken). Der so ermittelte Wert (Steuermessbetrag) wird der Gemeinde übermittelt. Diese hat einen individuellen Hebesatz (Prozentsatz) festgelegt, mit der der Steuermessbetrag multipliziert wird. Das Ergebnis ist die zu zahlende Grundsteuer. Die Zahlung erfolgt quartalsweise jeweils zum 15.02./15.05./15.08./15.11. des Jahres). Steuerschuldner der Grundsteuer ist der Eigentümer, bei land- und forstwirtschaftlichen Grundstücken der Nutzer (Pächter oder Eigentümer). Maßgebend sind jeweils die Verhältnisse auf den 01.01. des Jahres.

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Die Geschäftsvorfälle



Fall 73: Steuerpflicht in der Grundsteuer

Herr K veräußerte mit Wirkung zum 03.01.01 ein Grundstück mit Gutshof an Rechtsanwalt R. Wer ist Schuldner der Grundsteuer für das Jahr 01? Steuerschuldner für das Jahr 01 ist Herr K, weil er zum 01.01. des Jahres noch Eigentümer des Grundstückes war. Im Regelfall erfolgt im Rahmen des notariellen Kaufvertrages die Verpflichtung des Käufers, dass er ab Eigentumsübergang die anfallende Grundsteuer bezahlt. Bei Eigentümerwechsel wird ein neuer Einheitswertbescheid erlassen. Dieser ist in der Regel in der Höhe identisch mit dem vorhergehenden Bescheid, nur das Grundstück wird dem neuen Eigentümer zugeordnet.

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Leitsatz 23 Die Grundsteuer Die Grundsteuer ist eine Jahressteuer, die den Grundbesitz versteuert. Maßgebend sind die Besitzverhältnisse zum 01.01. eines Jahres. Die Bewertung erfolgt durch den Einheitswert, der mit der Grund­ steuermesszahl (Höhe abhängig von der Art des Grundstückes) multipliziert wird. Der so ermittelte Steuermessbetrag wird mit dem individuellen Hebesatz (Prozentsatz) der Gemeinden multipliziert. Das Ergebnis ist die festzusetzende Grundsteuer. Die Zahlungen erfolgen vierteljährlich. Wird das Grundstück betrieblich genutzt ist die gezahlte Grundsteuer als Betriebsausgabe abziehbar.

Die Kfz-Steuer Die Kraftfahrzeugsteuer wird im Kraftfahrzeugsteuer-Gesetz geregelt. Die Erhebung der Steuern ist Ländersache. Es handelt sich also um eine Ländersteuer. Besteuert werden Fahrzeuge, die eine amtliche Zulassung zum Straßenverkehr besitzen. Grundsätzlich gilt: Die Höhe der Steuer richtet sich nach den sogenannten Abgasnormen. Diesel-Fahrzeuge werden aufgrund des stärkeren Emissionsausstoßes mit höheren Steuern belastet.

Lektion 14: Sonstige Steuern Steuervergünstigungen beziehungsweise Steuerbefreiungen existieren zum Beispiel für Menschen, die in Ihrer körperlichen Mobilität eingeschränkt sind, jeweils in Abhängigkeit von dem Grad des Handicaps. Weitere Ausnahmen bestehen für Polizei, Feuerwehr, Rettungs- und Wegbaudienste. Zudem können unter bestimmten Voraussetzungen landund forstwirtschaftliche Fahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit werden. Umfangreiche Befreiungs- bzw. Begünstigungsvorschriften bestehen darüber hinaus für die sogenannten E-Autos. Die Kfz-Steuer für ein betrieblich genutztes Fahrzeug ist als Betriebsausgabe abziehbar und Bestandteil der Fahrzeugkosten.

Die Lohnsteuer Die Lohnsteuer ist eine spezielle Vorauszahlung zur Einkommensteuer für natürliche Personen. Wie der Name bereits sagt, wird die Lohnsteuer vom gezahlten Lohn einbehalten. Der Einbehalt erfolgt im Rahmen der monatlichen Lohnabrechnungen. Die einbehaltene Steuer wird durch den Unternehmer treuhänderisch für den/die Arbeitnehmer an das Finanzamt der Gesellschaft abgeführt. Zum Jahresende oder beim Austritt aus der Gesellschaft wird dem Arbeitnehmer neben dem gezahlten Lohn auch die Höhe der gezahlten Lohnsteuer bescheinigt. Gleichzeitig werden diese Werte an das für die Besteuerung des Arbeitnehmers zuständige Finanzamt elektronisch übermittelt. Neben der Lohnsteuer wird der darauf entfallende Solidaritätszuschlag, sowie eventuell die Kirchensteuer (bei Kirchenzugehörigkeit) einbehalten und abgeführt. Je nach Höhe der monatlich abzuführenden Lohnsteuer erfolgt die Lohnsteueranmeldung durch den Unternehmer jährlich (unter 1.080 €/Jahr), vierteljährlich (bis zu 1.250 €/Vierteljahr) und monatlich (mehr als 417 €/Monat). Die Lohnsteueranmeldung muss am 10. Tag des Folgemonats dem Finanzamt übermittelt werden. Die Werte für den Monat Januar müssen also bis zum 10. Februar, für den Februar bis zum 10. März usw. gemeldet

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Die Geschäftsvorfälle werden. Ebenfalls bis zum 10. des Folgemonats ist die Lohnsteuer zu bezahlen. Die Lohnsteuer ist eine Betriebsausgabe und Bestandteil der Personalkosten. Die Lohnsteuer belastet die Arbeitnehmer des Unternehmers und nicht den Unternehmer selbst. Steuertipp: Liegt die Fälligkeit des Gehaltes / der Löhne betriebsbedingt am Monatsanfang, ist die Lohnsteuer erst im Folgemonat abzuführen. Beispiel: Die Lohnzahlungen sind zum 04. des Monats fällig. Die Löhne für Februar werden also zum 04.03. ausgezahlt. Die entsprechende Lohnsteuer für Februar muss erst zum 10.04. bezahlt werden! 

Die pauschalierte Lohnsteuer Neben der Lohnsteuer, die individuell für die Arbeitnehmer berechnet wird und als Vorauszahlung zur Einkommensteuer der Arbeitnehmer dient, existieren auch noch pauschale Lohnsteuersätze. Die Lohnsteuer kann für bestimmte Arbeitgeberleistungen pauschaliert werden. Der Vorteil dabei ist, dass mit Zahlung der pauschalen Lohnsteuer die Besteuerung abgeschlossen ist. Der zugeflossene Vorteil muss nicht noch einmal im Rahmen der Einkommensteuererklärung der Arbeitnehmer versteuert werden. In der Regel fallen für diese Zuwendungen auch keine Sozialabgaben mehr an (Krankenversicherung, Pflegeversicherung, etc.).

Beispiele für pauschalierte Leistungen Bezeichnung Sachzuwendungen (Geschenke > 40 €)

Steuer­ satz

Anwendung

30 %

Zuwendungen an Arbeitnehmer oder Geschäftspartner bis zu 10.000 € pro Jahr und Person, das Wahlrecht muss einheitlich ausgeübt werden

Lektion 14: Sonstige Steuern Erholungsbeihilfen

25 %

Fahrten Wohnung – ­Arbeitsstätte

15 %

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156 € für Arbeitnehmer, 104 € für Ehegatten, 52 € für jedes Kind zweckgebundene ­Zuwendung maximal 0,30 € je Entfernungskilometer pro Tag

Leitsatz 24 Die Lohnsteuer Die Lohnsteuer für die Arbeitnehmer des Unternehmers ist eine Vorauszahlung zur Einkommensteuer. Es ist möglich, bestimmte Arbeitgeberleistungen zu pauschalieren. Das bedeutet, für bestimmte zusätzliche Leistungen wird durch den Arbeitgeber eine pauschale Steuer berechnet und ebenfalls an das Finanzamt abgeführt. Mit Zahlung der pauschalen Steuer erfolgt keine Besteuerung beim Arbeitnehmer mehr. Auf die Zuwendungen fallen ebenfalls keine Sozialabgaben mehr an. Die gezahlte Lohnsteuer ist eine Betriebsausgabe für den Unternehmer.

Die Kapitalertragsteuer bzw. Zinsabschlagsteuer Die Kapitalertragsteuer ist eine Ertragsteuer, die an der Quelle bei Auszahlungen von Kapitalerträgen einbehalten wird. An der Quelle bedeutet, dass die auszahlende Gesellschaft (Aktiengesellschaften bei Dividenden, Banken bei Zinserträgen) die Steuer einbehalten und direkt an das für die eigene Besteuerung zuständige Finanzamt abführen muss.



Fall 74: Die zu geringe Dividende

Rechtsanwalt R, der nicht kirchensteuerpflichtig ist, erhielt im Jahr 01 von der „Reno Software GmbH“ eine Gewinnausschüttung in Höhe von 5.000 €. Auf seinem Bankkonto wurden ihm jedoch nur 3.681,25 € gutgeschrieben. Bevor er bei der Gesellschaft anruft, um sich zu beschweren, fragt er Sie lieber um Rat. Die Gesellschaft hat Ihre steuerlichen Pflichten erfüllt und von der Gewinnausschüttung vorab die Kapitalertragsteuer (25 % von 5.000 € = 1.250 €) und den darauf anfallenden Solidaritätszuschlag (5,5 % von 1.250 € = 68,75 €) einbehalten und an das Finanzamt abgeführt. Die Auszahlung der Nettodividende in Höhe von 3.681,25 € ist also korrekt.

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Die Geschäftsvorfälle



Fall 75: Steuerliche Behandlung der Dividendenzahlung

Was muss Rechtsanwalt R jetzt berücksichtigen?

Rechtsanwalt R muss die 5.000 € als betriebliche Einnahmen berücksichtigen, wovon allerdings 40 % steuerfrei gestellt sind (Teileinkünfteverfahren). Über die gezahlte Steuer muss ihm eine Steuerbescheinigung ausgehändigt werden. Die Steuerbescheinigung ist ein amtliches Formular, in dem die Höhe der einbehaltenen Steuer, der Tag der Zahlung sowie das „beschenkte“ Finanzamt aufgeführt werden. Die gezahlte Kapitalertragsteuer ist eine Vorauszahlung auf die Einkommensteuer und wird im Rahmen der Einkommensteuererklärung auf die Steuerschuld angerechnet. Für die Anrechnung muss er zwingend die Original-Steuerbescheinigung zusammen mit der Gewinnermittlung beim Finanzamt einreichen.

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben Die nachfolgende Lektion erlaubt einen Überblick über sonstige betrieblich veranlasste Aufwendungen. Die exakte Einordnung der verschiedenen Betriebsausgaben ist wichtig für die Erstellung betriebswirtschaftlicher Auswertungen (Lektion 22, Die Betriebswirtschaftliche Auswertung).



Fall 76: Ein Sammelsurium an Ausgaben

Ihr Freund aus der Lektion 1 (Verkauf über ein eBay-Shop im Internet) gibt Ihnen folgende Informationen über seine Ausgaben im Jahr 01 und bittet Sie um eine Einordnung: 1 Einkauf von Konkurswaren 2 Transportkosten der Waren 3 Schuldzinsen für die Überziehung des betrieblichen Bankkontos 4 Telefon 5 Nutzung eines Raumes der Wohnung als Büro, Kosten anteilig 6 Miete für ein Warenlager 7 Gewerbesteuerzahlung 8 Aushilfslöhne und Sozialabgaben 9 Einkommensteuervorauszahlung

50.000 € 2.000 € 2.200 € 500 € 2.500 € 1.800 € 1.500 € 5.000 € 10.000 €

Lösung: zu 1 Der Wareneinkauf gehört zu den klassischen betriebsbedingten Aufwendungen. Diese Kosten werden in der betriebswirtschaftlichen Auswertung direkt unterhalb der Erlöse beim sogenannten Wareneinsatz angesetzt. zu 2 Ebenfalls dort anzuordnen sind die bezahlten Warentransportkosten. zu 3 Die Schuldzinsen sind Aufwendungen, die nur mittelbar durch den Betrieb verursacht sind. Es handelt sich um „neutrale“ Aufwendungen. zu 4 Telefonkosten gehören zu den (operativen) sonstigen betrieblichen Aufwendungen. Für die private Nutzung des Telefons ist in der Regel eine Nutzungsentnahme zu erfassen (ca. 20 % der Ausgaben – einzelfallabhängig).

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Die Geschäftsvorfälle zu 5 Die Nutzung des privaten Büros kann über eine Nutzungseinlage als „häusliches Arbeitszimmer“ berücksichtigt werden. Es handelt sich ebenfalls um sonstige betriebliche Aufwendungen. zu 6 Die Ausgaben für das Lager sind zweifelsohne betrieblich bedingt. Sie werden bei den Raumkosten ausgewiesen (wie die Kosten für das Arbeitszimmer). zu 7 Die Gewerbesteuerzahlung ist die Zahlung für eine betriebliche Steuer. Es handelt sich jedoch um eine nicht abziehbare Betriebsausgabe. zu 8 Löhne und soziale Abgaben gehören zu den Personalkosten. zu 9 Mit der Einkommensteuer wird das „private Einkommen besteuert. Es ist eine private Steuer und keine Betriebsausgabe. Nachfolgend kommen zur Vertiefung einige kleinere Fälle.

Einkauf von Waren und Material – Gutschriften

Fall 77: Die Inventur bei Tante Emma

T möchte in ihrem Kiez einen kleinen Tante-Emma-Laden einrichten. Ihr Bekannter X rät ihr davon ab: all die vielen Inventuren und Bestandslisten, die auch bei kleinen Läden durchzuführen seien, führen zu einem immensen Aufwand, der angesichts des zu erwartenden Gewinns die Mühe nicht wert sei. Hat X Recht? Wenn der steuerpflichtige Gewinn durch die Erstellung einer EÜR ermittelt wird, sind keine Aufzeichnungen über Lagerbestände erforderlich. T muss daher nicht, wie von X behauptet, Inventuren durchführen und Bestandslisten führen. Bei Wareneinkäufen muss T jedoch Belege über die erhaltene Waren als Nachweis aufbewahren. Die Ausgaben, die für die Anschaffung von Waren und Warenvorräten anfallen, sind im Zeitpunkt der Zahlung Betriebsausgaben. Wenn beim Erwerb dieser Waren Nachlässe oder Rabatte gewährt werden, sind lediglich die tatsächlich geleisteten Zahlungen steuerlich anzusetzen. Nachlässe und Rabatte müssen im Rahmen der EÜR nicht gesondert erfasst werden. Aufzuteilen sind jedoch die Ausgaben nach Wareneinkäufen mit 7 % und 19 % Umsatzsteuer.

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben

Steuertipp: Die Besonderheiten der Einnahme-Überschuss-Rechnung (Zahlungszeitpunkt) lassen sich für die Steuergestaltung sehr gut nutzen. Wenn Sie sich am Ende des Jahres entscheiden, ihren Warenbestand noch einmal aufzufüllen, sinkt automatisch der Gewinn bei sofortiger Zahlung des Wareneinkaufs. Bezahlen Sie erst im Folgejahr ihre Wareneinkäufe, sind die Betriebsausgaben auch erst im Folgejahr zu berücksichtigen!

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Leitsatz 25 Warenbestand Die Kosten für Wirtschaftsgüter, die zum Warenbestand bzw. –vorrat gehören, können im Zeitpunkt der Anschaffung als Betriebsausgaben geltend gemacht werden. Aufzeichnungen über Warenab- und –zugänge müssen Anwender der EÜR nicht führen (Inventur). Auch die Bezugskosten (z.B. Transportkosten, Frachten) gehören als Nebenkosten zum Wareneinsatz und sind als Betriebsausgabe anzusetzen. Gutschriften müssen nur dann in der EÜR berücksichtigt werden, wenn tatsächlich Geld zurückfließt. In den meisten Fällen wird die Gutschrift noch vor Begleichung der Rechnung mit dem Rechnungsbetrag verrechnet. In diesem Fall wird der in Rechnung gestellte (gekürzte) Betrag als Betriebsausgabe angesetzt.

Kosten für das häusliche Arbeitszimmer und für angemietete Büroräume

Fall 78: Das häusliche Arbeitszimmer

Der selbständig tätige Ingenieur I arbeitet an etwa drei Tagen in der Woche in seinem Arbeitszimmer in der eigenen Mietwohnung. An den beiden restlichen Wochentagen nimmt er Kundentermine wahr. Kann er für sein Arbeitszimmer Kosten geltend machen? Beim häuslichen Arbeitszimmer handelt es sich um einen in der privaten Wohnsphäre eingebundenen, geschäftlich genutzten Raum.

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Die Geschäftsvorfälle Diese Ausgaben sind unter folgenden Voraussetzungen komplett abziehbar: XXDas Arbeitszimmer stellt den Mittelpunkt der beruflichen bzw. betrieblichen Tätigkeit dar. XXEs handelt sich um einen in sich geschlossenen Raum (kein offenes Studio, kein Durchgangszimmer (außer ein Durchgangszimmer zu Schlafräumen). XXDer Raum ist entsprechend einem Arbeitszimmer eingerichtet (kein Fernseher, keine Schlafcouch). XXEs stehen mindestens so viel Wohnräume zusätzlich zur Verfügung, wie Personen im Haushalt leben (also bei einer dreiköpfigen Familie mindestens vier Räume). Steuertipp: Steht für die berufliche Tätigkeit oder eine separate Nebentätigkeit kein anderer Arbeitsplatz zur Verfügung ist ein Kostenabzug bis zu einem Betrag von 1.250 € im Jahr möglich. Haben Sie ein anerkanntes Arbeitszimmer können Sie unter anderem folgende Ausgaben anteilig ansetzen: XXMiete (bei Mieträumen) XXAbschreibung ( bei Eigentum) XXZinsen (soweit das Eigentum finanziert wurde) XXNebenkosten (Gas, Strom, Betriebskosten) XXEinrichtung (Teppich, Tapete, Farbe) XXHausversicherungen XXGrundsteuer

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben Die Ausstattung des Arbeitszimmers (Büromöbel, Computer) kann natürlich vollständig angesetzt werden. Der abziehbare Betrag wird dadurch ermittelt, dass die Größe des häuslichen Arbeitszimmers zur Gesamtwohnfläche ins Verhältnis gesetzt wird. Dieses Verhältnis regelt auch die Höhe der abziehbaren Betriebsausgaben. Beispiel: Wohnfläche 100 m², Arbeitszimmer 20 m². 20 % der Kosten können geltend gemacht werden. Steuertipp: Auch wenn die Voraussetzungen eines häuslichen Arbeitszimmers nicht erfüllt sind, können die Kosten der Ar­ beitsmittel, die sich in dem Arbeitszimmer befinden und die entsprechend betrieblich genutzt werden (PC, Büromöbel etc.), als Betriebsausgaben abgezogen werden. Nicht unter den Begriff eines häuslichen Arbeitszimmers fallen solche Büroräume, die außerhalb der Privatwohnung oder des Privathauses liegen, beispielsweise eigens angemietete Büroräume, oder Räume einer Praxis (Arzt) bzw. Kanzlei (Rechtsanwalt). Ebenfalls keine häuslichen Arbeitszimmer stellen jene Räume dar, die zwar auch in der privaten Wohnung bzw. im Privathaus liegen, aber zu anderen Zwecken, also zu keiner Bürotätigkeit, genutzt werden (z.B. Lager, Werkstatt). Steuertipp: Wohnen Sie in einem Mietshaus und mieten Sie auf einer anderen als der Wohnetage zusätzliche Räume für die Arbeit an, handelt es sich um kein „häusliches Arbeitszimmer“. Die Kosten sind komplett abziehbar.

Personalkosten und Pauschalversteuerung nach § 37b EStG Personalkosten sind klassische Betriebsausgaben. Die Kosten für das Personal eines Betriebes sind stets betrieblich veranlasst und können gewinnmindernd berücksichtigt werden. Das trifft auf Löhne und Gehälter sowie auf die Sozialversicherungsbeiträge und die Altersvorsorgeleistungen zu, die das Unternehmen erbringt.

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Die Geschäftsvorfälle Auch Arbeitnehmer erhalten oftmals neben Lohn und Gehalt weitere Zuwendungen in Form von Geschenken oder zusätzlichen Leistungen. Insoweit ist die Pauschalierungsvorschrift in § 37b EStG von Bedeutung. Im § 37b EStG sind jedoch lediglich jene Sachbezüge erfasst, die nicht bereits nach anderen, gesetzlichen Regelungen versteuert werden müssen, zum Beispiel: XXGeldwerter Vorteil der privaten Nutzung von Firmenwagen XXDie Überlassung von Waren oder Dienstleistungen, die der Arbeitgeber nicht überwiegend für den Bedarf seiner Arbeitnehmer hergestellt, vertrieben oder erbracht hat XXArbeitnehmer-Vermögensbeteiligungen und Vorteile, die der Arbeitgeber bereits nach § 40 Abs. 1 EStG pauschal besteuert hat Hinweis: Unter geldwerten Vorteil versteht man ein dem Arbeitnehmer zugewendeter Vorteil, der nicht in Geld besteht, der aber wirtschaftlich so bedeutsam ist, dass dieser in Geld ausgedrückt wird. Dabei wird berechnet, was ein fremder Dritter für diesen Vorteil aufgewendet hätte. Geldwerte Vorteile können z.B. sein: Private Nutzung des Firmen-PKWs Überlassung einer firmeneigenen Wohnung (Werkswohnung) Beköstigung während der Arbeitszeit (Mittagessen)

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Leitsatz 26 Personalkosten Unter den Begriff der Personalkosten fallen nicht nur die Löhne und Gehälter, sondern jeder steuer- und beitragspflichtige geld­ werte Vorteil, der dem Arbeitnehmer im Rahmen seines Dienstverhältnisses (auch von Dritten) zufließt.

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben

Betriebsausgabenpauschalen

Fall 79: Der Schriftsteller

S beginnt im Jahr 01 damit, hauptberuflich als Schriftsteller tätig zu werden. Ende des Jahres 01 veröffentlicht er sein erstes Werk und erhält ein Honorar von 10.000 €. Da er sehr sparsam war, kann er jedoch nur Materialien im Gesamtwert von 800 € als Ausgaben geltend machen. Was ist ihm zu raten? Bestimmte Berufsgruppen haben die Möglichkeit, einen pauschalen Prozentsatz als Betriebsausgaben anzusetzen, unabhängig davon, was tatsächlich an konkreten Betriebsausgaben anfiel. Bemessungsgrundlage für die Berechnung dieses pauschalen Satzes sind die erzielten Betriebseinnahmen. Hierbei wird unterschieden, ob die jeweilige Tätigkeit innerhalb der betreffenden Berufsgruppe haupt- oder nebenberuflich selbständig ausgeübt wird.

Übersicht 22: Betriebsausgabenpauschalen Hauptberufliche selbständige Tätigkeit mit Betriebsausgabenpauschale Journalisten, Schriftsteller, Künstler

30 % der Betriebseinnahmen, begrenzt auf maximal 2.455 € pro Jahr

Hebammen

25 % der Betriebseinnahmen, begrenzt auf maximal 1.535 € pro Jahr

Tageseltern

pro Kind 300 € pro Monat (bei täglicher Betreuung von 8 Stunden und mehr; bei kürzerer Betreuung ist diese Pauschale anteilig zu kürzen, wobei hier zur Vereinfachung der Betrag von (300 € : 20 Arbeitstage =) 15 € pro Arbeitstag à 8 Stunden angesetzt werden kann. Nebenberufliche selbständige Tätigkeit mit Betriebsausgabenpauschale

Künstler, Schriftsteller, Wissenschaftliche Tätigkeit, Vortragstätigkeit, Unterricht, Nachhilfe

25 % der Betriebseinnahmen, begrenzt auf maximal 614 € pro Jahr

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Die Geschäftsvorfälle S kann also anstatt der 800 € die Betriebsausgabenpauschale ansetzen. Diese beträgt 30 % der Betriebseinnahmen, begrenzt auf maximal 2.455 € pro Jahr. Bei Betriebseinnahmen in Höhe von 10.000 € (30 % hier von = 3.000 €) kann also nur der Maximalbetrag in Höhe von 2.455 € angesetzt werden.

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Leitsatz 27 Betriebsausgabenpauschalen Bestimmte Berufsgruppen haben die Möglichkeit, pauschale Sätze als Betriebsausgaben anzusetzen. Die tatsächlich angefallenen Betriebsausgaben sind in dem Fall unbeachtlich und können nicht zusätzlich abgezogen werden.

Großübersicht 23: Betriebsausgaben ABC Abfindungszahlungen

wenn betrieblich veranlasst (z.B. bei Kündigungen von Arbeitnehmern) voll abziehbar, für Geliebte eher nicht abziehbar (außer wenn ehemalige Sekretärin )

Abschreibung (Anlagevermögen)

entsprechend der Nutzungsdauer und der Abschreibungsart als Betriebsausgabe abziehbar

Abschlagszahlung

für Leistungen und Lieferungen (außer Anlagevermögen) zum Zeitpunkt der Zahlung abzugsfähig. Bei regelmäßig wiederkehrenden Ausgaben die 10-Tage-Regel beachten, bei Anlagevermögen im Rahmen der Abschreibung nur zu berücksichtigen, wenn über das Wirtschaftsgut bereits verfügt werden kann

Arbeitskleidung

abziehbar wenn rein betriebliche Nutzung (z.B. Robe des Richters, keine Alltagskleidung). Es hilft der Glaubwürdigkeit der betrieblichen Verwendung, wenn die Kleidung in entsprechenden Fachgeschäften gekauft wird.

Arbeitszimmer

siehe gesonderte Ausführung dieser Lektion, Einzelfallentscheidung

Beiträge Berufsverbände

zum Beispiel Beiträge an Kammern (Rechtsanwalts-, Ärzteoder Handwerkskammer etc.)

Bewirtung

wenn Beleganforderungen erfüllt und geschäftlicher Ansatz zu 70 % abziehbar

Computer

bei überwiegender betrieblicher Nutzung (90 % +), ansonsten auch anteiliger Ansatz möglich, Nachweis lässt sich über einen Tätigkeitsnachweis führen

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben Damnum Disagio

Zinsvorauszahlung bei betrieblichen Darlehen, wenn marktüblich sofort als Betriebsausgabe abziehbar, ansonsten Verteilung über die Kreditlaufzeit

doppelte Haushaltsführung

Eine steuerlich zu berücksichtigende doppelte Haushaltsführung liegt vor, wenn der Unternehmer außerhalb des Ortes des Mittelpunktes seiner Lebensinteressen, an dem er seinen eigenen Hausstand unterhält (Single) oder an dem der Familienwohnsitz liegt, seiner betrieblichen Tätigkeit nachgeht und am auswärtigen Ort der betrieblichen Tätigkeit auch eine Zweitwohnung unterhält. Der Unternehmer, der die Voraussetzungen einer steuerlich zu berücksichtigenden doppelten Haushaltsführung erfüllt, kann diese notwendigen Mehraufwendungen als Betriebsausgaben ansetzen: –– Fahrtkosten (Familienheimfahrten), –– Verpflegungsmehraufwendungen für die Dauer der ersten drei Monate der doppelten Haushaltsführung, –– Aufwendungen für die Zweitwohnung (tatsächliche Mietkosten, bei Eigentum Abschreibung/Zinsaufwand) begrenzt auf maximal 60 Quadratmeter Wohnfläche bei ortsüblichem Mietzins), –– Einrichtung der Mietwohnung.

Drittaufwand

betriebliche Aufwendungen, die von Dritten bezahlt werden, können trotzdem als Betriebsausgabe angesetzt werden „abgekürzter Zahlungsweg“. Es gilt die Fiktion: das Geld wurde vorab geschenkt und damit wurden die Ausgaben damit bezahlt. Aber Achtung: Sollte es sich um wesentliche Beträge handeln, kann Schenkungssteuer anfallen.

Durchlaufende Posten

stellen keinen Aufwand/Ertrag dar

Einlagen

–– Waren – in Höhe der Anschaffungskosten der eingelegten Waren, erfolgt der Ansatz von Betriebsausgaben –– Leistungen/Nutzungen (z.B. Miete) – Es erfolgt der Ansatz von fiktiven Betriebsausgaben in Höhe der tatsächlichen Kosten. –– Abnutzbare Wirtschaftsgüter (Anlagevermögen) – Ansatz vom Teilwert (Einlage 3 Jahre und später nach Anschaffung) oder mit den fortgeführten Anschaffungskosten (Einlage erfolgte innerhalb von drei Jahren nach Anschaffung), Betriebsausgaben erfolgen über die jährlichen Abschreibungen –– Nicht abnutzbare Wirtschaftsgüter (Anlagevermögen), bei späterer Veräußerung bzw. Entnahme erfolgt erst ein Betriebsausgabenabzug

Erhaltungsaufwand

in der Regel sofort abziehbare Betriebsausgabe. Bei großer Substanzverbesserung ist die Aktivierung als nachträgliche Herstellungskosten zu prüfen.

Fachkongress

wenn mit privaten Urlaubselementen verbunden, ist eine (zeitliche) Aufteilung der Kosten vorzunehmen, ansonsten komplett als Betriebsausgabe abziehbar.

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Die Geschäftsvorfälle Fahrten Wohnung/Betrieb absetzbar sind 0,30 €/Entfernungskilometer pro Geschäftstag; sind die anteiligen Kosten höher, liegen nicht abziehbare Betriebsausgaben vor. Fahrzeug wenn sich Auto im Betriebsvermögen befindet, erfolgt voller Ansatz der Ausgaben, eventuell ist eine private Nutzung zu besteuern (Fahrtenbuch/Bruttolistenpreis), Befindet sich das Auto im Privatvermögen und wird betrieblich genutzt, Nutzungseinlage von 0,30 € je gefahrenen Geschäftskilometer möglich. Finanzierungskosten Zinsen, Damnum, Kreditgebühren etc. sind abziehbar. Zu beachten ist bei Überentnahmen der beschränkte Schuldzinsenabzug! Fortbildung/Fachliteratur Belege für Fachliteratur müssen die genaue Bezeichnung des Buches enthalten. Fortbildungskosten müssen im direkten Zusammenhang mit der Tätigkeit stehen (keine allgemeinbildenden oder persönlichkeitsbildenden Veranstaltungen). Fremdleistungen darunter fallen alle Leistungen, die durch freie Mitarbeiter oder andere beauftragte Firmen erledigt werden. Es sind abziehbare Betriebsausgaben. Geldbußen/ nicht als Betriebsausgabe abziehbar, wird aber gegen Verwarnungsgelder die Festsetzung vorgegangen (Anwalt) sind diese Kosten wiederum abziehbar. Geschenke an Geschäftspartner sind bis zu einer bestimm­ten Höhe abziehbar (35 €/Jahr pro Kunde); können die Geschenke nur betrieblich genutzt werden, sind auch höherpreisige Geschenke abziehbar. an Arbeitnehmer als Aufmerksamkeit bei persönlichen Anlässen (z.B. Geburtstag) bis zu 60 € abziehbar. Personalkosten als Betriebsausgabe abziehbar, sämtliche Kosten, auch Berufsgenossenschaft, Aufmerksamkeiten etc. Eventuell sind geldwerte Vorteile als Lohn nachzuversteuern. Achtung: Personalkosten für nahe Angehörige unterliegen einer stärkeren Prüfung durch die Finanzverwaltung, ob der betriebliche Zusammenhang gegeben ist. Reinigung –– von Berufskleidung, tatsächlicher Aufwand (Rechnung), oder (bei privater Waschmaschine) Schätzung der Kosten –– von Räumen, tatsächlicher Aufwand abziehbar, bei Arbeitszimmer anteilig abziehbar Reisekosten betrieblich veranlasste Reisekosten sind grundsätzlich abziehbar, bei privater Mitveranlassung erfolgt gegebenenfalls eine Aufteilung der Kosten, sie werden unterteilt in –– Fahrtkosten (Flugzeug, Auto, Züge etc.) –– Übernachtungskosten (tatsächlicher Aufwand) –– Verpflegungsmehraufwendungen (Pauschalen) –– sonstige Reisenebenkosten (Trinkgelder, Parktickets etc.)

Lektion 15: Sonstige Betriebsausgaben Versicherungsbeiträge

betrieblich veranlasste Beiträge (Betriebshaftpflicht, Sachversicherungen) komplett abziehbar, Krankenversicherungen und Rentenversicherungen sind Kosten der privaten Lebensführung und als Sonderausgaben abziehbar, bei einer Unfallversicherung erfolgt eine Aufteilung der Beiträge wenn Arbeitsrisiko mit abgedeckt ist.

Geschäftsvorfälle ohne Auswirkung im Rahmen der EÜR Die nachfolgend aufgelisteten Geschäftsvorfälle stellen keine Betriebseinnahmen oder Betriebsausgaben dar und müssen nicht im Rahmen der EÜR berücksichtigt werden. XXAufwendungen für die private Lebensführung XXDarlehen: Erhalt der Darlehenssumme und Geldzahlungen zur Darlehenstilgung sind ohne Auswirkung auf die EÜR XXDiebstahl von Waren, da die Anschaffungskosten der Waren bereits bei Anschaffung als Betriebsausgaben den Gewinn gemindert haben (Umlaufvermögen) XXEinlage/Entnahme von Bargeld (Aufzeichnungen sind jedoch für den eingeschränkten Schuldzinsenabzug, erforderlich, § 4 Abs. 4a EStG) XXEntstehen/Ausfall einer betrieblichen Forderung/Verbindlichkeit XXErstattungsleistungen privater Versicherungen (z.B. Krankenversicherung) XXGeldeingang nach Überweisung vom Privat- auf das Geschäftskonto (Geldeinlage) XXMieteinnahmen aus der Vermietung von Gütern, die nicht zum Betriebs-, sondern zum Privatvermögen gehören XXStrafzettel und Bußgelder XXZinserträge aus privaten Finanzanlagen

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Besonderheiten der EÜR

IV. Besonderheiten der EÜR Lektion 16: Zu- und Abflussprinzip Ein Grundsatz der Einnahme-Überschussrechnung ist, dass XXBetriebseinnahmen erst bei Zufluss und XXBetriebsausgaben erst bei Abfluss berücksichtigt werden. Die gesetzliche Grundlage dieses Prinzips findet sich in § 11 EStG. „Natürlich“ gibt es im Steuerrecht von diesem Grundsatz eine Reihe von Ausnahmen, die Ihnen diese Lektion näher bringen möchte.

1. Ausnahme „die wirtschaftliche Verfügungsmacht“

Fall 80: Ein paar Erlöse

Rechtsanwalt R, hat drei Honorarrechnungen geschrieben. a) Der säumige Zahler Z gab einen Überweisungsauftrag am 15. 12. 01 bei seiner Hausbank ab und ließ sich die Abgabe quittieren. Die Überweisung von Z wurde mangels Deckung nicht ausgeführt. Tatsächlich erhielt Rechtsanwalt R erst am 18. Januar 02 sein wohlverdientes Geld. b) Luftikus L zückte ebenfalls am 15.12. sein Scheckheft und übergab Rechtsanwalt R einen Scheck. Dieser konnte ihn jedoch wegen seines Weihnachtsurlaubes ebenfalls erst am 18. Januar bei seiner Hausbank einlösen. c) Sein Bruder B erteilte ihm eine Einzugsermächtigung. Die entsprechende Lastschrift wurde ebenfalls am 15. 12. dem Bankkonto gutgeschrieben. Während der Feiertage kam es aufgrund des angebrannten Gänsebratens zum Zerwürfnis. Bruder B widerrief den Einzug. Der Rechnungsbetrag wurde Ende Januar zurückgebucht. Wann sind jeweils die Einnahmen zu berücksichtigen?

Lektion 16: Zu- und Abflussprinzip zu a): Rechtsanwalt R hat die Zahlung von Z erst im Folgejahr zu versteuern. Die wirtschaftliche Verfügungsmacht erfolgte mit Gutschrift (im Januar 02) auf seinem Konto. zu b): Bei der Scheckzahlung gilt der Grundsatz, dass die wirtschaftliche Verfügungsmacht mit Übergabe des Schecks erfolgt, wenn der sofortigen Einlösung keine Abreden entgegenstehen. (z.B. aufschiebende Bedingung) Rechtsanwalt R hat demnach die Einnahme bereits im Jahr 01 zu versteuern, unabhängig von der Gutschrift im Jahr 02. zu c): Die Einnahme ist im Jahr 01 zu erfassen. Die wirtschaftliche Verfügungsmacht erfolgte mit Gutschrift auf dem Bankkonto. Mit Rückbuchung in 02 ist eine negative Betriebseinnahme zu erfassen. Sein Gewinn in 02 wird um die zurückgebuchte Einnahme gemindert. Falsch wäre es, bereits im Jahr 01 die Einnahme nicht zu berücksichtigen. Umgekehrt gilt das dargestellte Prinzip natürlich auch für Betriebsausgaben.



Fall 81: PC-Reparatur zum Jahresende

Im November des Jahres 01 lässt Architekt A seinen PC reparieren. Die Rechnung erhält A Ende November 01. Er begleicht den Rechnungsbetrag jedoch erst im Februar des Folgejahres 02. Als A Ende des Monats Februar 02 seine Steuererklärung für das Jahr 01 erstellt, überlegt er, ob er die Rechnung für die Reparatur noch im Rahmen seiner Gewinnermittlung für das vergangene Jahr 01 berücksichtigen und so seinen steuerpflichtigen Gewinn aus dem Jahr 01 mindern kann. Architekt A muss die Ausgaben für die Reparatur des PC im Folgejahr 02 berücksichtigen. Tatsächlich abgeflossen ist das Geld erst im neuen Jahr. Den Gewinn aus dem Vorjahr 01 kann er mit diesen Kosten also nicht mehr mindern. Hinweis: Was anderes gilt jedoch für die Vorsteuer. Ist die Leistung erbracht und die Rechnung liegt vor, kann die Vorsteuer auch ohne erfolgter Zahlung im Jahr 01 angemeldet werden.

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Besonderheiten der EÜR

Übersicht 24: Die unterschiedlichen Zufluss-/ Abflusszeitpunkte Zahlungsart

Zuflusszeitpunkt

Abflusszeitpunkt

Abtretung

Abtretung an Erfüllung statt: Datum der Abtretungserklärung; Abtretung erfüllungshalber: (Zahlung erfolgt durch Dritten) Datum der Zahlung

Abtretung an Erfüllungs statt: Datum der Abtretungserklärung; Abtretung erfüllungshalber: Datum der Zahlung durch Dritten

Aufrechnung

Datum des Zugangs der Aufrechnungserklärung

Datum des Zugangs der Aufrechnungserklärung

Barzahlung

Datum der Geldübergabe

Datum der Geldübergabe

Beteiligungen, Dividenden

Datum des Geldeingangs und der wirtschaftlichen Verfügungsmacht (i.d.R. Gutschrift auf dem Konto)

Kreditkarte, EC-Karte

Gutschrift auf dem Konto

Hingabe Zahlungsbeleg nach Unterschrift

Lastschrift

Gutschrift auf dem Konto

Abbuchung vom Bankkonto (Tag der Lastschrift)

Novation (Umwandlung eines Schuldverhält­ nisses, z.B. einer Forde­ rung in ein Darlehen)

Datum der Verfügung, durch die aus der alten Forderung ein neues Schuldverhältnis entsteht

Datum der Verfügung, durch die aus der alten Forderung ein neues Schuldverhältnis entsteht

Lektion 16: Zu- und Abflussprinzip

Scheck

Hingabe des Schecks, sofern Deckung besteht (Behandlung wie Barzahlung)

Hingabe des Schecks sofern Deckung besteht (Behandlung wie Barzahlung)

Überweisung

Gutschrift auf dem Konto

Hingabe Überweisungsauftrag an Bank

2. Ausnahme „Vorauszahlungen für mehrere Jahre“ Werden Wirtschaftsgüter überlassen und wird für die Überlassung dieser Wirtschaftsgüter eine Nutzungsüberlassungsvergütung im Voraus von mehr als fünf Jahren geleistet (Miete, Pacht), ist die Zahlung über den Nutzungszeitraum zu verteilen. Davon ausdrücklich ausgeschlossen ist ein Damnum, soweit es marktüblich ist (§ 11 Abs. 2 Satz 4 EStG).



Fall 82: Das angemietete Schloss

Rechtsanwalt R hat aufgrund eines gewonnenen aufsehenerregendes Prozesses und dem damit verbundenen Renommee einen vorläufigen Gewinn von 500.000 € per 30.11.01. Schnurstracks mietet er vis-à-vis vom Schloss Charlottenburg eine Etage für seine Kanzlei ab dem 01.01.02 an. Mit dem Vermieter vereinbart er, die Miete für den vereinbarten 10‑Jahres-Zeitraum in einem einzigen Betrag (360.000 €) zu bezahlen. Die Bezahlung erfolgt tatsächlich am 15.12.01. Was sind die Konsequenzen? Rechtsanwalt R muss die gezahlte Vergütung verteilen und kann sie nicht im Jahr 01 als Betriebsausgabe absetzen. Ab dem Jahr 02 kann er jährlich 36.000 € als Mietaufwand steuermindernd berücksichtigen.

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Besonderheiten der EÜR

Steuertipp: Wären Sie in der Rolle des Vermieters, räumt Ihnen die Finanzverwaltung ein Wahlrecht ein. Sie können die Einnahme im Jahr des Zuflusses komplett versteuern, oder über den Zeitraum (zehn Jahre) verteilen. Aufgrund des mit der Höhe des Einkommens ansteigenden Steuersatzes (Progression) sollten Sie also immer solche Einnahmen verteilen.

3. Ausnahme „die 10-Tage-Regel“ Regelmäßig wiederkehrende Ausgaben und Einnahmen werden dem entsprechenden Kalenderjahr zugeordnet, dem sie wirtschaftlich angehören, soweit die Zahlung/Gutschrift zehn Tage vor oder zehn Tage nach dem Jahreswechsel erfolgte.



Fall 83

Bäcker B kaufte sich im November ein Touchscreen-Handy. Dieses wurde vom Bäckerlehrling L aus Versehen in den Backofen geschoben und beim ersten Klingeln sofort wieder herausgeholt. Wenige Tage vor dem Jahreswechsel muss er es dennoch reparieren lassen. Die entsprechende Rechnung lautet auf den 23. Dezember des Jahres 01. Fällig ist der Rechnungsbetrag am 30.12.01. Bäcker B bezahlt die Rechnung jedoch erst im neuen Jahr am 3. Januar 02. Kann er diese Zahlung noch im Rahmen der Einnahme-Überschuss-Rechnung für das Jahr 01 berücksichtigen? Die 10-Tage-Regelung könnte Anwendung finden und die Ausgabe noch dem abgelaufenen Wirtschaftsjahr 01 zugeordnet werden: XXDie Zahlung ist am 30.12.01 fällig XXB bezahlt auch innerhalb des „10-Tage-Zeitraumes“ am 03.01.02. Grundsätzlich könnte die Rechnung noch im Jahr 01 berücksichtigt werden, wenn es sich bei dieser Zahlung um eine „regelmäßig wiederkehrende Zahlung“ handelt.

Lektion 16: Zu- und Abflussprinzip Das ist jedoch nicht der Fall. Er kann daher die Rechnung nur im neuen Jahr 02 steuerlich berücksichtigen und als Betriebsausgaben ansetzen.  Zwischenstopp Regelmäßig wiederkehrende Einnahmen und Ausgaben sind gemäß des zugrunde liegenden Rechtsverhältnisses am Beginn oder am Ende jenes Kalenderjahres zahlbar, zu dem sie wirtschaftlich gehören. Sie müssen aufgrund eines Dauerschuldverhältnisses (Vertrag oder auch öffentliches Rechtsverhältnis) immer wieder geschuldet werden. Nicht erforderlich ist, dass die Zahlung regelmäßig in derselben Höhe erfolgt. Keine regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen sind demnach nur einmalig zahlbare Beträge oder solche, die immer wieder neu beschlossen oder begründet werden (Dividenden, Aufsichtsratsvergütungen, Kapitalerträge aus stillen Beteiligungen,) und nur zufällig in diesen Zeitraum fallen. Weder Einnahmen aus Warenverkäufen oder Dienstleistungen, noch Ausgaben im Zuge von Wareneinkäufen oder in Anspruch genommenen Dienstleistungen stellen regelmäßig wiederkehrende Zahlungen und Ausgaben dar, wenn dem nicht ein Dauerschuldverhältnis zugrunde liegt. 



Fall 84: Die verspätete Gehaltszahlung

Facharzt F zahlt die Gehälter seiner angestellten Mitarbeiter am Ende des Monats so aus, dass diese jeweils zwei bzw. drei Tage nach Ablauf des jeweiligen Leistungsmonats auf deren Konten eingehen. Die Fälligkeit der Gehälter liegt auf dem jeweils letzten Arbeitstag im Monat. Dementsprechend erhalten die Mitarbeiter das Gehalt für den Monat Dezember des Jahres 01 also erst am 2. bzw. 3. Januar des Jahres 02. Kann F die Zahlungen für den Monat Dezember 01 noch im Rahmen seiner EÜR für das Jahr 01 ansetzen und steuerlich als Betriebsausgaben berücksichtigen? Bei Löhnen und Gehältern handelt es sich um „regelmäßig wiederkehrende Leistungen“. Sind diese innerhalb des „10-Tage-Zeitraumes“ nach dem Jahreswechsel erfolgt und das Fälligkeitsdatum liegt im Vorjahr, muss F die Ausgaben dem Dezember 01 (also dem Vorjahr) wirtschaftlich zuordnen und steuerlich berücksichtigen. Dazu nun eine Übersicht über die 10-Tage-Regel:

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Besonderheiten der EÜR

Übersicht 25: Die 10-Tage-Regel ––die Zahlung wird zwischen dem 22.12. und 10.01. vorgenommen ––Fälligkeit des Anspruchs liegt zwischen dem 22.12. und dem 10.01. Voraussetzungen der „10-Tage-Regel“

––fällt die Fälligkeit auf einen Samstag, ist der nächste Werktag einzubeziehen, wenn tatsächlich bezahlt wurde, also maximale Frist bis zum 12.1. ––Zu-/Abfluss der Zahlung und ihre wirtschaftliche Zugehörigkeit liegen in zwei verschiedenen, auf­ einander folgenden Kalenderjahren ––es handelt sich um eine regelmäßig wiederkehrende Zahlung (Dauerschuldverhältnis)

 Folge: Zuordnung zu dem Jahr, zu dem sie wirtschaftlich gehört Hierzu einige Beispiele regelmäßig wiederkehrender Einnahmen und Ausgaben: XXArzthonorar der kassenärztlichen Vereinigungen XXGehälter und Löhne XXMiete und Pacht XXRenten XXTelefonvertrag XXUmsatzsteuer-Vorauszahlungen XXWasser- und Stromzahlungen XXMüllgebühren

Lektion 16: Zu- und Abflussprinzip XXZinsen XXLeasingverträge XXHonorarverträge

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Leitsatz 28

Zuordnung regelmäßig wiederkehrender Einnahmen/Ausgaben Im Rahmen der EÜR sind zeitliche Abgrenzungen lediglich bei regelmäßig wiederkehrenden Einnahmen und Ausgaben vorzunehmen, die in den letzten oder ersten zehn Tagen eines Jahres erfolgen und die Einnahmen und Ausgaben in diesem Zeitraum auch fällig sind. Dann müssen sie dem Jahr zugeordnet werden, in das sie wirtschaftlich gehören.

4. Ausnahme „Anschaffung vom Anlagevermögen“ Die vierte Ausnahme haben Sie bereits kennengelernt. Haben Sie Anlagevermögen im alten Jahr geliefert bekommen, bezahlen jedoch erst im Folgejahr, können sie dennoch die Abschreibungen mindernd geltend machen, wenn XXeine ordnungsgemäße Rechnung vorliegt und XXSie die wirtschaftliche Verfügungsmacht über das Wirtschaftsgut haben. Beispiel: Im November 01 bekamen Sie eine Maschine mit Rechnung geliefert. (Anschaffungskosten 120.000 €, 10 Jahre Nutzungsdauer AfA pro Monat 1.000 €). Die Bezahlung erfolgt vereinbarungsgemäß erst im März 02. Abschreibung in Höhe von 2.000 € (11 und 12 je 1.000 €) können Sie bereits in 01 geltend machen. Zu den vier Ausnahmen vom Zu- und Abflussprinzips nun ein abschließender Leitsatz.

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Besonderheiten der EÜR

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Leitsatz 29 Die vier Ausnahmen vom Zu- und Abflussprinzips Vom Grundsatz des Zu- und Abflussprinzips der Einnahme-Überschussrechnung gibt es vier Abweichungen: 1. Die wirtschaftliche Verfügungsmacht muss vorliegen. Liegt diese nicht vor, ist die Ausgabe/Einnahme noch nicht zu berücksichtigen. 2. Vorauszahlungen für Nutzungsüberlassungen für mehr als fünf Jahre müssen über den bezahlten Nutzungszeitraum verteilt werden. Erhaltene Einnahmen (Nutzungsüberlassungen) können über den Zeitraum verteilt werden. 3. Werden regelmäßig wiederkehrende Ausgaben/Einnahmen zehn Tage vor bzw. zehn Tage nach dem entsprechenden Kalenderjahr gezahlt/erhalten, sind diese abweichend vom Abfluss-/Zuflusszeitpunkt im Jahr der wirtschaftlichen Zugehörigkeit anzusetzen. 4. Anlagevermögen kann bereits (über die Abschreibungen) steuerlich berücksichtigt werden, wenn über das Anlagevermögen wirtschaftlich verfügt werden kann und eine Rechnung vorliegt. Das Anlagevermögen muss noch nicht bezahlt sein.

Lektion 17: Durchlaufende Posten und Vorschüsse

Lektion 17: Durchlaufende Posten und Vorschüsse Geldbeträge, die im Namen und für Rechnung eines anderen vereinnahmt und verausgabt werden, nennt man durchlaufende Posten. Solche Zahlungen gehören nach § 4 Absatz 3 Satz 2 EStG nicht zu den Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben. Sie sind für die Gewinnermittlung durch Erstellung einer EÜR irrelevant und werden nicht berücksichtigt. Keinen durchlaufenden Posten stellt die in Rechnung gestellte Umsatzsteuer dar. Sie wird in eigenem Namen vereinnahmt und geschuldet. Auch der Auslagenersatz fällt nicht unter den Begriff des durchlaufenden Postens. Was sind also durchlaufende Posten?



Fall 85: Der Gerichtskostenvorschuss

Rechtsanwalt R erhält von seinem Mandanten einen Gerichtskostenvorschuss in Höhe von 500 €, damit er beim zuständigen Gericht Klage einreichen kann. Hat er diesen Vorschuss im Rahmen seiner EÜR als Betriebseinnahme zu berücksichtigen? Für Rechtsanwalt R und dessen steuerliche Gewinnermittlung hat der Gerichtskostenvorschuss keine Auswirkung. Rechtsanwalt R wird diese Gelder sogleich an die Gerichtskasse weiterleiten, wenn er im Namen seines Mandanten Klage erhebt. Der Betrag wird also von R im Namen und für Rechnung seines Mandanten vereinnahmt und verausgabt. Insoweit ist weder eine Einnahme, noch eine Ausgabe gegeben. Hinweis: Ausgaben/Einnahmen können nur als durchlaufende Posten deklariert werden und unversteuert bleiben, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind: 1. Es handelt sich um Geldbeträge, 2. die im Namen und Rechnung für einen anderen 3. bezahlt und vereinnahmt werden !! Das bedeutet also: Die dritte Vertragspartei muss wissen, dass die Beträge für einen anderen und für wen die Beträge vereinnahmt bzw. verauslagt wurden.

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Leitsatz 30 Durchlaufende Posten Bei den durchlaufenden Posten handelt es sich um Geldbeträge, die im Namen und für Rechnung eines anderen vereinnahmt und verausgabt werden. Sie gehören nicht zu den Betriebseinnahmen oder –ausgaben.

Vorschuss, Voraus-, Teil- und Abschlagszahlungen

Fall 86: Der zu große Auftrag

Architekt A erhält im Dezember des Jahres 01 den Auftrag, einen Entwurf für ein neues Hotel zu fertigen. Für den Auftrag verlangt er im Dezember 01 einen Vorschuss in Höhe von 15 %. Aufgrund eines Fehlers werden A noch Ende Dezember 01 20 % des Honorars als Vorschuss ausgezahlt. A korrigiert dies, indem er Mitte Januar 02 5 % des Honorars zurückzahlt. Muss Architekt A den Vorschuss noch im Jahr 01 im Rahmen seiner EÜR berücksichtigen – wenn ja: in welcher Höhe hat dies zu geschehen? Oder kann A nach Fertigstellung des Entwurfs im März 02 eine Betriebseinnahme in Höhe des komplett ausgezahlten Honorars steuerlich ansetzen? Da Architekt A den Vorschuss im Jahr 01 erhält, muss er ihn in erhaltener Höhe (20 %) für das Jahr 01 berücksichtigen. Im Januar, mit Rückzahlung von 5 % der Vergütung, hat er eine entsprechende Erlösminderung. Der hier im Fall dargestellte sogenannte „echte Vorschuss“ muss von dem im vorhergehenden Fall behandelten Gerichtskostenvorschuss abgegrenzt werden. Der Gerichtskostenvorschuss wird als „durchlaufender Posten“ behandelt und wirkt sich im Rahmen der EÜR nicht aus, weil diese Beträge im Namen und für Rechnung eines anderen vereinnahmt und verausgabt werden. Der „echte Vorschuss“, (der auch Voraus-, Teil-, Abschlags- oder Anzahlung genannt werden kann) wird wie eine „echte“ Einnahme/Ausgabe behandelt. Das bedeutet für die Betriebsausgabenseite:

Lektion 17: Durchlaufende Posten und Vorschüsse XXHandelt es sich mit Zahlung des Vorschusses um den Erwerb von Waren oder ähnlichen sofort abziehbaren Betriebsausgaben, ist der Vorschuss sofort abziehbar. XXWird stattdessen Anlagevermögen angezahlt, sind diese Anzahlungen nicht sofort als Betriebsausgaben abziehbar.

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Leitsatz 31 Voraus-, Teil-, Abschlags- und Anzahlungen Führt der komplette Zahlbetrag zu einer sofort abzugsfähigen oder zu einer in bestimmten Teilbeträgen abzuschreibenden Betriebsausgabe, so trifft dies auch auf die Abschlagszahlung zu. Die erhaltene Zahlung stellt stets eine Betriebseinnahme dar.

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Lektion 18: Der Investitionsabzugsbetrag

Fall 87: Die steuersparende Investition

Krankengymnast K ermittelt seinen steuerlichen Gewinn durch Erstellung einer EÜR. Die Anzahl seiner Patienten steigt stetig. Um gleichermaßen auch die stetig steigende Anzahl der Hausbesuche meistern und Anfahrtszeit einsparen zu können, entschließt sich K im Jahr 01, ein Turbo-Fahrzeug anzuschaffen, das er ausschließlich im Rahmen seiner betrieblichen Tätigkeit nutzen will. Die Kosten für das Neufahrzeug liegen bei 100.000 € zzgl. 19.000 € Umsatzsteuer. K fragt sich, ob es nicht Gestaltungsmöglichkeiten gibt, die ihm eine solche Anschaffung erleichtern. Im Vorjahr lag sein Gewinn bei 98.000 €. Das Auto hat er bestellt. Es wird im Mai 02 voraussichtlich geliefert. K kann für die Anschaffung des Fahrzeuges einen – im Jahr 01 gewinnmindernden – Investitionsabzugsbetrag bilden. Den sogenannten Investitionsabzugsbetrag (§ 7g Abs. 1 EStG) können Unternehmer steuerlich gewinnmindernd in Ansatz bringen, wenn sie beabsichtigen, bewegliche Anlagegüter mit mehr als 90 % betrieblicher Nutzung anzuschaffen. Voraussetzung für die Bildung ist: XXDer Gewinn im Jahr des Abzugs (vor dem Investitionsabzugsbetrag) nicht höher als 100.000 € ist. XXDie Investition erfolgt innerhalb der nächsten drei Jahre. Erfolgt die Investition innerhalb des Drei-Jahres-Zeitraum nicht, ist das Jahr der Bildung rückwirkend zu korrigieren. XXDas Wirtschaftsgut wird im Jahr der Anschaffung und im Folgejahr fast ausschließlich (= > 90 %) betrieblich genutzt. XXDie Summe aller gebildeten Investitionsabzugsbeträge darf 200.000 € nicht übersteigen. XXDem Finanzamt gegenüber ist die Bildung anzuzeigen. Dabei genügt die Angabe von Sammelbegriffen und den voraussichtlichen Anschaffungskosten.

Lektion 18: Der Investitionsabzugsbetrag XXBei Sammelinvestitionen (ein Computer, ein weiterer Computer 02) kann der IAB anteilig angesetzt und aufgelöst werden Steuertipp: Haben Sie die Steuererklärungen abgegeben, aber es ist noch kein Steuerbescheid erlassen worden, können Sie ebenfalls die Investitionsabzugsbeträge „nachträglich“ geltend machen. Wurden Steuerbescheide erlassen ohne dass Sie eine Erklärung abgegeben haben (sogenannte „Schätzbescheide“), können Sie im Einspruchsverfahren und mit erstmaliger Einreichung der Erklärungen diese gewinnmindernden Beträge ebenfalls ansetzen!



Fall 88: Die Regelung in der Praxis

K ist immer noch etwas ratlos. Wie funktioniert nun dieser Investitionsabzugsbetrag? Lösung: K kann bis zu maximal 40 % der voraussichtlichen Anschaffungskosten (hier 40 % von 100.000 € = 40.000 €) einen gewinnmindernden Abzug vornehmen (§ 7g Abs. 1 EStG). Dieser Abzug erfolgt jedoch „außerhalb“ der Gewinnermittlung. Das bedeutet, dass nach der Ermittlung des Gewinns ein Abzug von 40.000 € erfolgt. Vorläufiger Gewinn Investitionsabzugsbetrag endgültiger Gewinn

98.000 € ./.   40.000 € 58.000 €

Es kommt faktisch zu einer vorgezogenen Abschreibung des noch anzuschaffenden Wirtschaftsgutes. In dem Jahr, in dem dann die tatsächliche Anschaffung des Wirtschaftsgutes erfolgt (Anschaffungsjahr), ist dieser Abzugsbetrag dem Gewinn wieder hinzuzurechnen. Der Abzugsbetrag bewirkt letztendlich also lediglich eine Steuerverschiebung auf spätere Zeiträume und damit einen Liquiditätsvorteil. Wenn sich Krankengymnast K dazu entschließt, den Investitionsabzugsbetrag in Höhe von 40 % der Anschaffungskosten anzusetzen, wirkt sich dies – unter Berücksichtigung der gewöhnlichen Nutzungsdauer eines

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Besonderheiten der EÜR Fahrzeugs von sechs Jahren und linearer Abschreibungsmethode – wie folgt aus: Zeitraum

Ansatz

Gewinnaus­ wirkung

Jahr 01

 

1. geplante Investition

100.000 €

 

Planungsjahr

Dezember*

2. Bildung des Abzugsbetrages 40.000 €

–40.000,00 €

Gewinnauswirkung 01

 

–40.000,00 €

Jahr 02

3. Kauf des Autos

April

Investitionsjahr

Bezahlung der Vorsteuer 19 % von 100.000 €

–19.000,00 €

 

Mai oder Juni**

4. Erstattung der Vorsteuer vom Finanzamt (UStVA)

19.000,00 €

 

Dezember***

5. Auflösung des Abzugsbetrags

40.000,00 €

 

Dezember***

6. Abzug von Anschaffungskosten maximal in Höhe des Auflösungsbetrages

–40.000,00 €

7. Bildung Sonderabschreibung vom Restwert (100.000 – 40.000) × 20 %

–12.000,00 €

   

Dezember***

Gewinnauswirkung 02

8. Lineare Abschreibung bei 6 Jahren Nutzungsdauer 8⁄12 × 60.000 €/6 Jahre  

–6.667,00 € –18.667,00 €

* Für Dezember 01 im Rahmen der Gewinnermittlung 01 ** abhängig davon, ob eine Dauerfristverlängerung gewährt wurde (Lektion 4, Einstieg in Umsatz- und Gewerbesteuer) *** Für Dezember 02 im Rahmen der Gewinnermittlung 01

Der Buchwert des PKWs (Anschaffungskosten 100.000 €) entwickelt sich wie folgt: Anschaffungskosten ./. Abzug in Höhe des Investitionsabzugsbetrages vorläufiger Buchwert

vorläufiger Buchwert

100.000 € 40.000 € 60.000 € 60.000 €

Lektion 18: Der Investitionsabzugsbetrag ./. Sonderabschreibung (20 % vom vorl. Restbuchwert) ./. lineare Abschreibung (8 Monate × 60.000 €/6 Jahre) Buchwert zum 31.12.02

12.000 € 6.667 € 41.333 €

Weiterhin ist zu beachten: 1. Wenn der Investitionsabzugsbetrag zu hoch angesetzt wird, die tatsächlichen Anschaffungskosten also niedriger als geplant ausfallen, wird der Abzugsbetrag rückwirkend im Jahr seines Ansatzes korrigiert. Eine entsprechende Steuernachzahlung wird verzinst. 2. Fallen die tatsächlichen Anschaffungskosten dagegen höher aus, als geplant, kommt es zu keiner Korrektur. Dann muss der Investitionsabzugsbetrag im Investitionsjahr berücksichtigt werden, der im Planungsjahr auch angesetzt wurde. 3. Wenn die Anschaffung bzw. Herstellung des Wirtschaftsgutes tatsächlich nicht erfolgt ist oder das Wirtschaftsgut nicht zu den entsprechenden Anteilen betrieblich genutzt wird, dann erfolgen die Rückgängigmachung des Abzugs und die Versteuerung des Mehrgewinns rückwirkend im Jahr der Bildung. 4. Innerhalb des möglichen Investitionszeitraumes kann der Abzugsbetrag auch aufgestockt werden. Beispiel: Im Jahr 01 werden 40.000 € für eine Maschine gebildet. Im Jahr 02 erfolgt eine Aufstockung um 20.000 €, weil die Anschaffungskosten voraussichtlich 150.000 € betragen werden. Der Investitionsabzugsbetrag hat auch Auswirkungen auf die steuerliche Behandlung der Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten von geringwertigen Wirtschaftsgütern (GWGs). Auch für diese kann der Investitionsabzugsbetrag angewendet werden. Werden diese Kosten entsprechend herabgesetzt, werden die relevanten GWG-Grenzen (1.000 € bzw. 800 €/250 €) nicht mehr erreicht. Ein Sofortabzug kann vorgenommen werden (sollten die Kosten dann weniger, als 800 € betragen  Wahlrecht) bzw. die Anschaffungskosten werden im Rahmen eines GWG-Sammelpostens berücksichtigt (sollten sich die Kosten dann auf einen Betrag zwischen 250 € (800 €) und 1.000 € belaufen).

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Besonderheiten der EÜR



Fall 89: Die geplante Investition

Ingenieur I beschafft für seinen Ingenieursbetrieb einen modernen, leistungsfähigen PC. Dafür muss er allerdings auch einen Netto-Kaufpreis von 1.500 € zahlen. Wie kann er diese Kosten als Betriebsausgaben steuerlich geltend machen? Ingenieur I hat die Wahl: Er kann den PC über drei Jahre hinweg linear abschreiben (max. 500 € pro Jahr). Im Jahr vor der Anschaffung kann er allerdings auch bereits den Investitionsabzugsbetrag in Höhe von 600 € als Betriebsausgabe geltend machen. Dadurch mindern sich jedoch die Anschaffungskosten entsprechend. Bemessungsgrundlage für die Abschreibung sind dann (1.500 € – 600 €=) 900 €. Ingenieur I müsste dann den PC in den GWG-Pool für das Jahr der Anschaffung einfließen lassen und die Kosten würden über fünf Jahre abgeschrieben werden. Steuertipp: Sie sind jedoch nicht verpflichtet, die vollen 40 % der voraussichtlichen Investition als Abzugsbetrag zu bilden. Was würde im obigen Beispiel bei einem Investitionsabzugbetrag von z.B. 30 % passieren? 30 % × 1.500 € = 450 € 1.500 € ./. 450 € = 1.050 € Die steuerlichen Anschaffungskosten des Wirtschaftsgutes liegen weiterhin über 1.000 €. Somit kann der Computer über eine Nutzungsdauer von drei Jahren abgeschrieben werden. Die in dem Fall steuerlich ungünstigere Poolabschreibung kann so umgangen werden!

Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR

Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR Die Rücklage ist ein gängiger Begriff aus der Bilanzierung. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es auch Einnahme-Überschuss-Rechnern gestattet, gewinnmindernde Rücklagen zu bilden. Mit den Voraussetzungen der Bildung und dem Anwendungsbereich beschäftigt sich nachfolgende Lektion.  Zwischenstopp: Rücklagen Unter Rücklagen sind Überschüsse aus der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Betriebes zu verstehen, die für zukünftige Investitionen reserviert sind. 



Fall 90: Die Umstrukturierung

E verkauft im Jahr 01 nach zwanzig Jahren das kleine, einstöckige Gebäude, in dem sie jahrelang ihren Tante-Emma-Laden betrieb. Sie erhält dafür 100.000 €. (25.000 € Grundstück. 75.000 € Gebäude). Der Buchwert des Gebäudes lag bei 50.000 €, der Grundstückswert bei 15.000 €. Das Geld möchte E in ein moderneres Ladengeschäft investieren. Kann sie hierfür eine Rücklage bilden? Nach § 6c EStG in Verbindung mit. § 6b EStG kann für den Gewinn aus solchen betrieblichen Umstrukturierungen eine Rücklage unter folgenden Voraussetzungen gebildet werden (Grundstück oder Gebäude): XXDas veräußerte Grundstück bzw. Gebäude gehörte mindestens sechs Jahre zum Anlagevermögen einer inländischen Betriebsstätte. XXDas neu angeschaffte Grundstück bzw. Gebäude gehört dann ebenfalls zum Anlagevermögen einer inländischen Betriebsstätte. XXEs ist gewährleistet, dass der Veräußerungsgewinn in Deutschland versteuert wird. XXDie gebildete Rücklage wird für Prüfzwecke gesondert aufgezeichnet (in der Buchhaltung).

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Besonderheiten der EÜR XXDie Anschaffung/Herstellung eines anderen Grundstückes oder Gebäudes erfolgt innerhalb von vier Jahren. Handelt es sich um ein neu hergestelltes Gebäude, verlängert sich die Frist auf sechs Jahre, wenn mit der Herstellung nach spätestens vier Jahren begonnen wurde. Hinweis: Erfolgt im Jahr des Verkaufes der Kauf des neuen Grundstücks, ist natürlich keine Rücklage zu bilden, sondern der entstandene Veräußerungsgewinn kann direkt auf das neue Wirtschaftsgut „übertragen“ werden. Die E kauft sich im Folgejahr ein schmuckes Geschäftsgrundstück für 250.000 € (100.000 € Grundstück und 150.000 € Gebäude). In welcher Höhe ist die Rücklage zu bilden und aufzulösen? Was ist noch zu beachten? Der Veräußerungsgewinn im vergangenen Jahr betrug Verkaufspreis Gebäude ./. Buchwert Gebäude Veräußerungsgewinn Gebäude

75.000 € 50.000 € 25.000 €

Verkaufspreis Grundstück ./. Buchwert Grundstück Veräußerungsgewinn Grundstück

25.000 € 15.000 € 10.000 €

In Höhe des Veräußerungsgewinns liegen also stille Reserven vor. Stille Reserven entstehen, wenn der Buchwert des Wirtschaftsgutes geringer ist als der tatsächliche Marktwert. Die Rücklage bewirkt also, dass diese stillen Reserven nicht sofort versteuert werden müssen. Die Unterteilung in einen Gewinn aus der Veräußerung des Grund und Bodens und einen Gewinn aus Gebäude ist wichtig, da: XXder Gewinn aus der Veräußerung von Grund und Boden auf den neu angeschafften Grund und Boden und auf das Gebäude übertragen werden kann.

Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR XXDer Gewinn aus der Gebäudeveräußerung kann jedoch nur auf die Anschaffungskosten Gebäude übertragen werden. Steuertipp: Sie haben ein Wahlrecht bei der Rücklagenbildung. Sie müssen nicht die Rücklage in voller Höhe bilden, sondern können auch Zwischenwerte ansetzen (z.B. Rücklage Grund und Boden 5.000 € und Rücklage Gebäude 15.000 €), oder nur eine Rücklage für Grund und Boden bzw. Gebäude bilden. Sie haben also einen ganz legalen Gestaltungsspielraum. Nachfolgend gehen wir von einer kompletten Rücklagenbildung aus. Im Jahr des Verkaufs würde sich der Sachverhalt folgendermaßen abbilden Verkauf Anlagevermögen (komplett) Buchwert Anlagevermögen (komplett) Veräußerungsgewinn

100.000 € 65.000 € 35.000 €

Die Rücklagenbildung erfolgt durch folgende Buchung: Sonstiger betrieblicher Aufwand an Rücklage Gewinn/Verlust

./.  35.000 € 0 €

Das Investitionsjahr gestaltet sich folgendermaßen: Zugang Grund und Boden Zugang Gebäude Insgesamt

100.000 € 150.000 € 250.000 €

Die Rücklagen werden über einen sonstigen betrieblichen Ertrag aufgelöst. Rücklagen an sonstiger betrieblicher Ertrag

35.000 €

Gleichzeitig kann in Höhe der aufgelösten Rücklagen eine Sonderabschreibung beim Grund und Boden bzw. Gebäude vorgenommen werden.

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Besonderheiten der EÜR Wie sollte die Auflösung optimal erfolgen? Soweit wie möglich sollte der Veräußerungsgewinn aus dem Grundstück auf die Anschaffungskosten des Grundstücks übertragen werden. Womit könnte das zusammenhängen? Der Grund und Boden gehört zu den nicht abnutzbaren Wirtschaftsgütern. Es wird also auch kein Aufwand in Form der Abschreibungen berücksichtigt. Wird der Veräußerungsgewinn des Grundstücks auf das Gebäude übertragen, würde sich das Abschreibungspotenzial vom Gebäude reduzieren. Daher Sonderabschreibung an Grundstück Sonderabschreibung an Gebäude per Saldo

10.000 € 25.000 € 35.000 €

Der Ertrag aus der Auflösung der Rücklage wurde eliminiert. Die Buchwerte gestalten sich wie folgt. Grundstück ./. Sonderabschreibung Buchwert (nicht abnutzbar)

100.000 € 10.000 € 90.000 €

Gebäude ./. Sonderabschreibung Buchwert (abnutzbar)

150.000 € 25.000 € 125.000 €

Abschreibung 3 % × 125.000 € = 3.750 € im Jahr. Wie sie sehen, erfolgt die Besteuerung des Gewinns zeitlich gestreckt. Ohne die Rücklage und die entsprechende Sonderabschreibung würde das Abschreibungspotenzial nämlich Abschreibung 3 % × 150.000 € = 4.500 € im Jahr betragen.

Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR Der Veräußerungsgewinn aus dem Grundstück wird erst mit einer erneuten Veräußerung oder Entnahme aufgrund des geringeren Buchwertes berücksichtigt. Steuertipp: Auch im Jahr der Auflösung können Sie entsprechend Ihres Gewinns gestalten. Haben Sie einen Verlust würde es nicht sinnvoll sein, diesen durch die Sonderabschreibung noch zu erhöhen. Verzichten Sie auf die Sonderabschreibung. Die Folge wären höhere Buchwerte und somit ein höheres künftiges Abschreibungspotenzial beim Gebäude.



Fall 91: Die fehlende Investition

E hatte großes Glück, so schnell die passende Immobilie gefunden zu haben. Interessehalber möchte Sie wissen, was denn wäre, wenn sie nichts gekauft hätte? E hätte vier Jahre Zeit eine Ersatzimmobilie (Gebäude) anzuschaffen bzw. sechs Jahre um diese herzustellen (§ 6b Abs. 3 EStG). Täte Sie es nicht würde neben der Auflösung der Rücklage in Höhe von 35.000 € eine Strafverzinsung des Rücklagenbetrages von 6 % pro Jahr erfolgen. In Ihrem Fall würde nach vier Jahren der Gewinn um Rücklage an sonstiger betrieblicher Ertrag 35.000 € × 6 %/Jahr × 4 Jahre

35.000 € 8.400 € 43.400 €

erhöht werden. Hinweis: Der Anschaffung/Herstellung gleichgestellt sind Um- und Ausbauten an bereits vorhandenen Gebäuden. Sie können diese Rücklagen also auch in diesem Fall übertragen. Steuertipp: Bemerken Sie bereits früher, dass Sie nicht mehr investieren werden, können Sie natürlich die Rücklage eher auflö­ sen. Die Zinsen werden dann nur für den entsprechenden kürzeren Zeitraum berechnet.

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Besonderheiten der EÜR Neben der „klassischen“ Rücklage für Grundstücke und Immobilien sind noch folgende Wirtschaftsgüter begünstigt: XXBei Land- und Forstwirtschaft zusätzlich der Aufwuchs auf dem Grund und Boden ansonsten XXBinnenschiffe XXAnteile an Kapitalgesellschaften (GmbH) Die genaueren Voraussetzungen dazu finden Sie im § 6b EStG. Steuertipp: Die Rücklage können Sie auch innerhalb verschie­ dener Betriebsvermögen übertragen. Sie sind zum Beispiel Einzelunternehmer und sind zusätzlich an einer Personengesellschaft beteiligt. Im Einzelunternehmen haben Sie einen begünstigten Veräußerungsgewinn durch den Verkauf eines Betriebsgebäudes erzielt. In der Personengesellschaft wird im Folgejahr ein begünstigtes bebautes Grundstück angeschafft. Sie können die Rücklage aus dem Einzelunternehmen in die Personengesellschaft steuerneutral übertragen (EStRL 6b 2).

Rücklage für Ersatzbeschaffung nach höherer Gewalt

Fall 92: Ein Fall höherer Gewalt

Am 30.06.01 wird bei einem nächtlichen Schwelbrand eine elektronische Anlage in der Praxis von Zahnarzt Z vollständig zerstört. Zum 01.01.01 betrug der Buchwert der Anlage 20.000 €. Die jährlichen Abschreibungsbeträge beliefen sich auf 5.000 €. Die Versicherung überwies einen Betrag in Höhe von 60.000 €. Dieser Betrag beinhaltete eine Entschädigungsleistung für den entgangenen Gewinn in Höhe von 10.000 €. Zahnarzt Z bestellte noch im November 01 eine funktionsgleiche Anlage zum Wert von 72.000 €. Die neue Anlage wurde jedoch erst im Februar des Jahres 02 geliefert. Z ermittelt seinen Gewinn durch Erstellung einer EÜR. Kann für die Beschaffung der neuen Maschine auch eine Rücklage gebildet werden? Ja, das ist möglich. Wenn Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens durch höhere Gewalt (z.B. Diebstahl, Brand, Sturm, Hochwasser) oder behörd-

Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR liche Eingriffe (z.B. Enteignung) aus dem Betriebsvermögen ausscheiden und für diese ausgeschiedenen Wirtschaftsgüter eine Entschädigung gezahlt wurde, die über den Buchwerten des Wirtschaftsgutes lag (Aufdeckung stiller Reserven), kann eine Rücklage für Ersatzbeschaffung gemäß R. 6.6 EStR gebildet werden. Diese Rücklage kann maximal in Höhe der Differenz (gleich Gewinn) aus Entschädigungszahlung und Buchwert gebildet werden. Achtung: Die Entschädigungsleistung für den Verlust des Wirtschaftsgutes muss dabei abgegrenzt werden von anderen Leistungen, wie z.B. Schadenersatzzahlungen für entgangene Gewinne oder andere Nebenkosten, die von der Versicherung oder der Behörde gezahlt werden. Diese Leistungen werden in voller Höhe als Betriebseinnahme versteuert! Weitere Voraussetzungen für die Bildung sind: XXEs muss ein funktionsgleiches Wirtschaftsgutes angeschafft werden. XXErsatzbeschaffung muss bei beweglichen Wirtschaftsgütern grundsätzlich ein Jahr nach der Bildung der Rücklage erfolgen. XXBei unbeweglichen Wirtschaftsgütern (Gebäude und Grundstücke) verlängert sich diese Frist auf zwei Jahre. XXDie Rücklage der Ersatzbeschaffung muss aus der Buchhaltung ersichtlich sein. Sollte aufgrund von Lieferengpässen das Wirtschaftsgut erst zwei Jahre nach Ausscheiden angeschafft werden, ist eine Verlängerung des Investitionszeitraumes auf Antrag möglich. Voraussetzung dafür ist eine verbindliche Bestellung. Zahnarzt Z kann also für das Jahr 01 eine Rücklage nach R. 6.6 (EStRL) bilden. Um die Höhe der begünstigten Rücklage zu ermitteln, ist zunächst der Buchwert der Anlage zum 01.07.01 zu berechnen: Buchwert zum 01.01.01 ./. anteilige Abschreibung (bis 30.06.01) Restbuchwert zum 01.07.01

20.000 € 2.500 € 17.500 €

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Besonderheiten der EÜR Die nach R. 6.6 zu bildende Rücklage für die neue Anlage beträgt folglich: Versicherungsentschädigung ./. Restbuchwert Rücklage

50.000 € 17.500 € 32.500 €

Die Entschädigungszahlung für den entgangenen Gewinn (10.000 €) ist nicht begünstigt und im Jahr des Zuflusses als Einnahme zu versteuern. Zu beachten ist, dass die Anlage aufgrund ihrer Zerstörung vollständig auf 0 € abzuschreiben ist (Abschreibung für außergewöhnliche technische oder wirtschaftliche Abnutzung, AfaA). Im Jahr 02 kann Zahnarzt Z die Rücklage in voller Höhe auf die Anschaffungskosten der neuen Anlage anrechnen. Die Berechnung ergibt sich wie folgt: Anschaffungskosten neue Anlage ./. Auflösung Rücklage Restbuchwert (AfA-Bemessungsgrundlage)



72.000 € 32.500 € 39.500 €

Fall 93: Die preiswerte Anlage

Wie wäre der Sachverhalt zu beurteilen, wenn die Anlage nur 45.000 € gekostet hätte? Sollte die Entschädigungsleistung höher ausfallen, als der Anschaffungswert der Ersatzanlage, kann die Rücklage nur anteilig übertragen werden. Dazu müsste folgende Verhältnisgleichung gebildet werden. Rücklage × Kaufpreis Ersatzanlage = übertragbarer Anteil der Rücklage     Versicherungsleistung    Beispiel: Die Rücklage beträgt weiterhin Anschaffungskosten neue Anlage Versicherungsentschädigung

32.500 € 45.000 € 50.000 €

Lektion 19: Die Rücklagen in der EÜR Rücklage 32.500 € × 45.000 € Kaufpreis = 29.250 €   Versicherungsentschädigung 50.000 €   gebildete Rücklage ./. davon begünstigt als Ertrag sofort zu versteuern

32.500 € 29.250 € 3.250 €

Hinweis: Die Einlage eines Wirtschaftsgutes gilt nicht als Ersatzbeschaffung!

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Besonderheiten der EÜR

Lektion 20: Der Wechsel der Gewinnermittlungsart Sie sind bereits seit einigen Jahren Unternehmer, und die Gewinne steigen und steigen. Oder Sie sind es satt und widmen sich immer mehr dem Handicap auf dem Golfplatz. Im Laufe eines Unternehmerlebens kann es durchaus vorkommen, dass die in grauen Vorzeiten gewählte Gewinnermittlungsart (Bilanzierung/ Betriebsvermögenvergleich bzw. Einnahme-Überschuss-Rechnung) nicht mehr zur Unternehmensgröße passt. Was es bei dem Wechsel der Gewinnermittlungsart zu beachten gibt, damit beschäftigt sich nachfolgende Lektion.



Fall 94: Die kaufmännische Buchführungspflicht

Sie sitzen auf der Dachterrasse ihres Großraumbüros und lesen voller Genuss die Zeitung das „Deutsche Steuerrecht“. Ihr alter Schulfreund mit dem Internetshop kommt vorbei. Etwas ungehalten über die Störung bei Ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung glättet sich die innere Aufruhr, als er Ihnen das Schreiben des Finanzamtes überreicht, in dem er aufgefordert wird, ab dem nächsten Jahr zur Buchführungspflicht überzugehen. Völlig zu Recht fragt er Sie „Was ist denn das schon wieder?“ Wir erinnern uns: Wer Kaufmann ist, ist nach dem Handelsrecht verpflichtet, Bücher zu führen (§ 238 HGB) und muss einen Jahresabschluss aufstellen (§ 242 HGB). Kaufmann kann man kraft Rechtsform (z.B.: KapitalgesellschaftenGmbH), kraft eines kaufmännisch eingerichteten Geschäftsbetriebes (z.B. viele Angestellte, umfangreiche Kunden- und Lieferantenverwaltung) oder kraft Eintragung (freiwillige Eintragung e.K.) sein. Für freiwillig eingetragene Einzelkaufleute kann auf Antrag die Buchführungspflicht entfallen, wenn in den letzten zwei Jahren jeweils der Gewinn