Entstehung und Ausbildung des französischen Vokabulars der Luftfahrt mit Fahrzeugen “leichter als Luft” (Ballon, Luftschiff) von den Anfängen bis 1910 9783111328010, 9783110984682

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Entstehung und Ausbildung des französischen Vokabulars der Luftfahrt mit Fahrzeugen “leichter als Luft” (Ballon, Luftschiff) von den Anfängen bis 1910
 9783111328010, 9783110984682

Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
ÜBERSICHT ÜBER DIE BENUTZTE LITERATUR MIT DEN IN DER ARBEIT VERWENDETEN SIGLEN
VORBEMERKUNG
STAND DER WISSENSCHAFTLICHEN FORSCHUNG
DIE GESCHICHTE DER ERFINDUNG
DIE TERMINOLOGIE
I. Das Luftfahrzeug als Ganzes
II. Einzelteile von Ballon und Luftschiff
III. Der Luftschiffer
IV. Die Abstrakta
V. Tätigkeiten und Vorgänge
ZUSAMMENFASSUNG DER SPRACHLICHEN ERGEBNISSE DER KAPITEL I–V
A. Das behandelte Wortmaterial
B. Ausbildung des Luftfahrtvokabulars
WORTINDEX

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B E I H E F T E ZUR Z E I T S C H R I F T FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE BEGRÜNDET FORTGEFÜHRT

VON

VON

HERAUSGEGEBEN

GUSTAV

WALTHER VON

GRÖBERt VON

KURT

WARTBURG

BALDINGER

105. H E F T

Dieter Zastrow

Entstehung und Ausbildung des französischen Vokabulars der Luftfahrt mit Fahrzeugen „leichter als Luft" (Ballon, Luftschiff) von den Anfängen bis 1910

MAX N I E M E Y E R

VERLAG

/ TÜBINGEN

1963

Entstehung und Ausbildung des französischen Vokabulars der Luftfahrt mit Fahrzeugen „leichter als Luft" (Ballon, Luftschiff) von den Anfängen bis 1910

von Dieter Zastrow

MAX N I E M E Y E R

VERLAG

/ TÜBINGEN

1963

Die vorliegende Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz 1960 als Dissertation angenommen. Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft Copyright by Max Niemeyer Verlag Tübingen 1963 Alle Rechte vorbehalten • Printed in Germany Satz und Druck: Offizindruck A G Stuttgart

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Literaturverzeichnis (mit Siglen) Vorbemerkung Stand der wissenschaftlichen Forschung Die Geschichte der Erfindung Die Luftfahrtterminologie I Das Luftfahrzeug als Ganzes 1. Vormontgolfiersche Bezeichnungen 2. Hauptbezeichnungen machine aérostatique, machine diostatique globe, sphère ballon aérostat montgolfière und weitere Erfinderbezeichnungen Gesamtübersicht über die Entwicklung und Verbreitung der Hauptbezeichnungen 3. Formvergleiche und Formbezeichnungen A Volkstümliche Termini (tente, poisson, saucisse u.a.) B Wissenschaftliche Termini (sphérique u.a.) 4. Spezialbezeichnungen (gemäß Füllmittel und Verwendungszweck) . 5. Das Luftschiff. Übertragungen aus dem Bereich des Seeverkehrs (navire, vaisseau, aéronef, aéroscaphe u.a.), sowie weitere Lenkluftschiffbezeichnungen (dirigeable, aéronat, zeppelin u. a.) 6. Der Luftwagen. Übertragungen aus dem Bereich des Landverkehrs Luftkutsche Lufteisenbahn Luftauto Luftpferd Zusammenfassung II Einzelteile von Ballon und Luftschiff 1. Ballonkörper (ballon proprement dit u.a.) 2. Gondel (galerie, nacelle u.a.) 3. Heizapparat bei der Montgolfière (réchaud u.a.) 4.-14. Übrige Teile Zusammenfassung III Der Luftschiffer Vor 1783 Ab 1783 1. Haupttermini (navigateur, voyageur, aéronaute, aérostier) 2. Weitere Schiffahrtsentlehnungen (pilote u.a.) 3. Seltener belegte Termini (aéroporiste, ascensionniste)

VII 1 23 25 29 42 42 42 50 51 73 85 96 117 134 148 149 163 170 187 244 244 251 254 256 258 259 262 265 285 287 300 301 304 306 306 318 330

V

4. u. 5. Poetische Termini u. Personennamen (nautonier, argonaute u.a.) Zusammenfassung

335 348

IV Die Abstrakta 1. Der Begriff der Luftschiffahrt a) Umschreibungen (art de naviguer en l'air u.a.) b) Bezeichnungen (navigation aérienne, aérostation, aéronautique, aérostatique u.a.) Sondergruppe : Die Plus-lourd-Bewegung (aviation, aviateur, volateur u. a.) 2. Der Begriff der Ballomanie a) Zum Sachlichen (enthousiasme, minimum, au ballon u.a.) . . . . b) Zum Sprachlichen (aérostatimanie u.a., balloniste u.a., außerdem weitere Ableitungen von ballon, aérostat, montgolf-; sowie die emphatischen Epitheta pompeux, majestueusement u.a. und die Verwendung von Ballontermini im Vergleich)

352 355 355

V Tätigkeiten und Vorgänge 1. Ballonaufstieg (als Veranstaltung) 2. Vorbereitung des Aufsteigens 3. Start- und Aufsteigen 4. Fahrt 5. Niedergehen und Aufgaben nach der Landung Zusammenfassung

356 371 392 393

398 415 419 421 433 453 489 526

Die sprachlichen Ergebnisse der Kapitel I-V A Das behandelte Wortmaterial B Die Ausbildung des Luftfahrtvokabulars a) Woher kommen die Luftfahrttermini 1. Komplex: Vogel / fliegen 2. Komplex: Wagen / fahren 3. Komplex: Schiff / segeln 4. Komplex: Maschine Scherzbezeichnungen b) Wie sind die Luftfahrttermini gebildet 1. mit eigensprachlichen Mitteln 2. gelehrte gräzisierende oder latinisierende Wortneuschöpfungen . . c) Besonders auffallende sprachliche Erscheinungen bei der Ausbildung und Verbreitung des Luftfahrtvokabulars 1. Konkurrieren und Eliminieren 2. Bedeutungswandel a) die einzelnen Stufen b) die möglichen Ergebnisse

529 529 530 533 533 537 539 543 549 552 554 556

Wortindex

575

VI

562 563 565 565 570

VORWORT Der Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung des französischen Vokabulars der Luftfahrt mit Fahrzeugen „leichter als Luft" (Ballon, Luftschiff). Die Materialsammlung umfaßte die Sprache beider Teile der Luftfahrt (aéronautique), sowohl die der Ballonluftschiffahrt (aérostation) wie auch die der Fliegerei (aviation). Da aber nicht nur eine Auswahl der wichtigsten Ausdrücke, sondern nach Möglichkeit der gesamte Wortschatz behandelt werden soll, mußte hier auf eine gleichzeitige Darstellung der Terminologie der Luftfahrt mit Fahrzeugen „schwerer als Luft" (Flugzeug, Hubschrauber) verzichtet werden. Zeitlich ist die Untersuchung im wesentlichen begrenzt auf die Epoche 1783 bis 1910. Aus der Zeit v o r 1783 wurden die verfügbaren bedeutenderen Werke frühen Luftfahrtschrifttums herangezogen und die sachbedingt bescheidenen Ergebnisse mit ausgewertet. Die Jahre nach 1910 fanden nicht dieselbe eingehende Berücksichtigung wie der Zeitraum 1783-1910: Trotz unverkennbarer Erfolge im Zeppelinluftverkehr bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs hat die Luftfahrt mit Fahrzeugen „leichter als Luft" mit dem Aufkommen der Fliegerei ständig an Bedeutung verloren, und Ballon und Luftschiff nehmen im Vergleich zum Flugzeug nur noch eine sehr untergeordnete Stellung ein. Die sprachliche Folge : Auch die entsprechende Luftschiffahrtsterminologie - soweit sie nicht, wie vor allem bei den Bezeichnungen für die Tätigkeiten und Vorgänge, dieselbe ist wie die der Fliegerei - büßt an Bedeutung ein. Neue Termini kommen kaum noch hinzu, und bei den vorhandenen vollziehen sich nicht mehr derartige Wandlungen, daß ein ähnlich eingehendes Quellenstudium, wie es für die Zeit der Entstehung und wachsenden Ausbreitung des Vokabulars notwendig war, nennenswerte neue Ergebnisse erwarten ließe. So wurde für die Zeit nach 1910 nur noch eine kleine Nachlese gehalten ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Die meiste Aufmerksamkeit innerhalb der untersuchten Epoche galt den Jahren 1783-85, in denen die Erfindung des Ballons gemacht und erprobt und eine entsprechende Terminologie ausgebildet und befestigt wurde. Für diese Zeit werden genaue Wortdatierungen auf Grund des zusammengetragenen Materials gegeben werden können. Dies ist nicht im gleichen Maße möglich für den Abschnitt 1786-1910, da hierfür Unterlagen in geringerer Vollständigkeit zur Verfügung standen. VII

Etwa hundert größere Werke der aeronautischen Literatur wurden durchgesehen. An Hand der Belege ließ sich ein Überblick über die sprachliche Weiterentwicklung im 19. Jahrhundert und für die meisten noch hinzukommenden aeronautischen Termini eine annähernd genaue Datierung und Einordnung geben. Im Rahmen des zu behandelnden Wortmaterials wird den Zentralbegriffen vornehmliche Beachtung geschenkt. Hier sind besonders zu nennen die fünf wichtigsten Ballonbezeichnungen machine aérostatique, globe, ballon, aérostat, montgolfière, sowie die Termini aéronaute, aérostier, aérostation, aérostatique, aéronautique. Das weitere Vokabular wird gedrängter dargestellt werden können, da sich die sprachlichen Vorgänge in den einzelnen Begriffsgruppen im wesentlichen wiederholen. Selbstverständlich wurden auch Termini der Luftfahrt mit Apparaten „schwerer als Luft" in die Darstellung mit einbezogen, wenn sie zur Erklärung der Entstehung und Abgrenzung des Vokabulars für die Luftfahrt „leichter als Luft" notwendig waren. Die Anregung zu der vorliegenden Untersuchung verdanke ich meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. W. Theodor E l w e r t , der die Entstehung der Arbeit mit großem Interesse verfolgte und mir bei der Abfassung seinen Rat zuteil werden ließ. Dafür, wie für seine unermüdlichen Bemühungen um die Drucklegung, spreche ich ihm meinen aufrichtigen Dank aus. Herr Professor Elwert vermittelte mir auch ein Stipendium, das mir ermöglichte, an den Bibliothèques Nationales in Straßburg und Paris, außerdem im Musée de l'Air in Paris die einschlägige Literatur und seltene Quellenwerke (u. a. zeitgenössische Originalbriefe) einzusehen. Mein Dank gilt ebenfalls dem Herausgeber der „Zeitschrift für Romanische Philologie und Beihefte", Herrn Professor Dr. Kurt B a l d i n g e r , für die Aufnahme in die Reihe. Weiteren Dank sage ich der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bad Godesberg und der Philosophischen Fakultät der Johannes-GutenbergUniversität in Mainz für die Gewährung von Druckkostenzuschüssen. Ich danke außerdem Herrn Professor Paul Imbs (damals Universität Straßburg) für manchen wertvollen Hinweis; M. André B i é vom Musée de l'Air in Paris, sowie der Direktion und den Mitarbeitern der Stadtbibliothek in Worms, die mir bei der Zusammenstellung und Beschaffung des Quellenmaterials unschätzbare Hilfe zuteil werden ließen; schließlich dem Verlag Max Niemeyer in Tübingen und der Offizindruck AG in Stuttgart für die Sorgfalt der Drucklegung.

VIII

ÜBERSICHT ÜBER DIE BENUTZTE LITERATUR MIT DEN IN DER ARBEIT VERWENDETEN SIGLEN Einteilung: l a . aeronautische Primärliteratur : Bücher, l b . aeronautische Primärliteratur: Zeitungen und Zeitschriften, 2. Wörterbücher, 3. Sekundärliteratur. Ader Av.

Aéromotion Aero Nauta Air balloon ALA Alcan Andreoli Anweisung Argelliés Arnoult Art voyager 1

la. Ader, Clément, L'aviation militaire. Paris-Nancy 3. Aufl. 1911. (Ader, der Schöpfer des Wortes avion, ist wichtig als Quelle für weitere Wortneuprägungen oder Bedeutungserweiterungen, z. B. aérien .Flieger', aéroplanard, aviatard, avionnerie, avionneur. Er gebraucht außerdem so seltene Ausdrücke wie avier, aviage, envolement, ascensionniste.,) B., Aéromotion. Mémoire sur la science et Part de la navigation aérienne. Bayonne 1867. —, Wolberuffener und vielbeschreyeter Aero Nauta oder Luffts c h i f f e r . . . Leipzig, um 1750 (Nachdruck 1916). —, The air balloon: Or a treatise on the aerostatic globe, lately invented bj the celebrated Möns. Montgolfier of Paris. London 1783. ALA. Allgemeine Luftfahrzeug-Ausstellung Berlin 1912. Offizieller Katalog. Berlin 1912. Alcan, Rapport fait par - , au nom du comité des arts mécaniques, sur un ouvrage intitulé: Etudes sur l'aérostation, par M. Edmond Marey-Monge. Paris 1849. Andreoli, (Pasquale), Descrizione dell'aerostato La Speranza costruito a Forlì nell'anno 1809. Forli 1809. —, Ausführliche Anweisung kleine Luftballons zu verfertigen . . . Neuburg und Aarnheim (um 1784). Argelliés, J., Guide aérostatique, ou méthode facile pour construire et lancer des ballons de forme ronde, ovale . . . Vigan 1823. Arnoult, Eugène d', Voyage du Géant. De Paris à Hanovre en ballon. Paris 1863. —, L'art de voyager dans les airs, ou les ballons. Paris 1784.

Zastrow, Vokabular der Luftfahrt

1

Auerbach Babinet Bahrdt Banet-Rivet Bégin Berget Bernardin Bernardin AM Bertholon Besançon Bescherelle Beschr. Lyon Beschr. Wien Béthuys Biedenfeld Birnbaum Blanchard Bourgeois Brandon

Bretzner 2

Auerbach, Felix, Hundert Jahre Luftschiffahrt. Die Aeronautik nach ihrer Entwicklung und ihrem gegenwärtigen Stande. Breslau 1883. Babinet, Léon, Notice sur Pilastre de Rotier. Metz 1865. Bahrdt, Carl Fr., Zamor, oder der Mann aus dem Monde. Berlin 1787. Banet-Rivet, M., Uaéronautique. Paris 1898, 272 p. Bégin, Emile-Auguste, Esquisses biographiques et littéraires. Pilâtre de Rotier et les aérostats. Metz (1840). Berget, Alphonse, La route de l'air, aéronautique, aviation. Paris 1909. Bernardin de Saint-Pierre, J.-H., Harmonie de la nature. t. 2-3. Paris 1826. d.O., Œuvres complètes, éditées par L. Aimé-Martin, t. 5, 7,9. Paris 1818. Bertholon, l'abbé, Des avantages que la physique, et les arts qui en dépendent, peuvent retirer des globes aërostatiques. Montpellier 1784. Besançon, Georges, Ballons et aéroplanes. Paris 1910. 346 p. Bescherelle, Louis Nicolas, Histoire des ballons et clés locomotives aériennes depuis Dédale jusqu'à Pétin. Paris 2. Aufl. 1859. —, Kurzgefaßte Beschreibung der aerostatischen Maschinen, worinnen die verschiedene Art und Kunst der Verfertigung derselben umständlich erzählet wird. . . Lyon 1784. —, Aechte Beschreibung der aerostatischen Maschine des Montgolfier. Wien 1783. Béthuys, G., Les aérostiers militaires. Paris 1889. 319 p. Biedenfeld, Die Luftballone und die Reisen durch die Luft. Weimar 1851. ( = freie Übersetzung von Turgan.) Birnbaum, Böttger u. a., Das neue Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Bd. 2, 109-138: Der Luftballon und die Luftschiffahrt. Leipzig-Berlin 6. Aufl. 1872. Blanchard, Jean Pierre, Relation du 32me voyage aérien. Berlin 1788. Bourgeois, David, Recherches sur l'art de voler, depuis la plus haute antiquité jusqu' à ce jour; .. . Paris 1784. Brandon, Charles, Les inventions merveilleuses, anciennes et modernes . . . 2 Bde. 1 149-192: Invention des aérostats. Leipzig 1873. (mit dem ersten von mir gefundenen f r a n z ö s i schen Beleg für charHère; aber deutscher Erscheinungsort 1) Bretzner, C. F., Die Luftbälle oder die Liebhaber à la Montgolfier. Leipzig (um 1786).

Briss. Obs. Brown Bruel Businski Calvi Caslant Cavallo fz

Cavallo engl Cavallo dt Cazenove Chambe Chansonnier

Charvin Clerval Cons. Paris Cons. Petersb. Coutaud Crouvezier Croy

Brisson, Observations sur les nouvelles découvertes, et sur la probabilité de pouvoir diriger les ballons. Paris 1784. Brown, A., La conquête de l'air. Quarante jours de navigation aérienne. Paris 2. Aufl. 1875. 452 p. Bruel, François-Louis, Histoire aéronautique par les monuments peints, sculptés, dessinés et gravés, des origines à 1830. 200 reproductions. Texte. 4°. Paris 1909. Businski, Alfred, Luftfahrtliteratur. Berlin 1924. Calvi, Stefano, Metodo di dirigere i palloni ad aria infiammabile. Milano 1784. Caslant, E., Passé et avenir de la navigation aérienne. L'hélicoplane futur. Paris 1911. 369 p. Cavallo, Tibère, Histoire et pratique de Vaérostation . . . traduite de Vanglais. Paris 1786 (Druckerlaubnis v. 8. 7.1785). 244 p. (Aufschlußreiche Vergleiche zwischen der englischen Originalausgabe und der französischen und deutschen Übersetzung.) Cavallo, Tiberius, The history and practice of aerostation. London 1785. d.O., Geschichte und Praxis der Aerostatik . . . Leipzig 1786. Cazenove, Raoul de, Premiers voyages aériens à Lyon en 1784. Lyon 1887. Chambe, René, Dans l'enfer du ciel. Paris 1933. 317 p. Chansonnier historique du X Ville siècle. Recueil de chansons, vaudevilles, sonnets, épigrammes, épitaphes et autres vers satiriques et historiques . . . publié .. . par Emile Raunié. Teil 5, Bd. 2: 1781-1789. Paris 1884. (Abdruck zahlreicher Gedichte über die ersten Ballonaufstiege.) Charvin, A., De la navigation aérienne par les aérostats. Paris 2. Aufl. 1864. (Bewegung des „Schwerer als Luft".) Clerval, G. de, Les ballons pendant le siege de Paris. Récits de 60 voyages aériens. Paris 1871. (Blainville?), Considérations sur le globe aérostatique. Paris 1783. —, Considérations sur le globe aérostatique, inventépar Mr. Montgolfier, à Paris. Petersburg 1783. Coutaud, Germain et Louis Andlauer, La navigation aérienne., in: Que sais-je? 559. Paris 1953. 114 p. Crouvezier, Gustave, L'aviation pendant la guerre. ParisNancy 1916. 156 p. fournal inédit du Duc de Croy ( 1718-1784), publié d'après le manuscrit autographe . . . par le Vte Grouchy et Paul Crottin. Bd. IV 305-338: Über die Pariser Ballonaufstiege zwischen dem 30. 9. 1783 und dem 26. 3. 1784. Paris 1907. 3

Cyrano

Dallet Damen Darmon Découverte Delambre Départ Derval Desmarets Digonnet

Dô Dollfus Driou Duclau Duhamel Duhem Id.

Duhem Mus. Duperron

4

Cyrano Bergerac, Savinien de, Les œuvres diverses de Monsieur de Cyrano Bergerac. Bd. 1, 269-376: Histoire comique des Estais et Empires de la Lune. Bd. 2, 78-224: Fragment d'Histoire . . . contenant les Estats et Empires du Soleil. Amsterdam 1710. (Zum Inhalt vgl. S. 31.) Dallet, Gabriel, La navigation aérienne. Paris 1886. 188 p. Damen, Christiaan Hendrik, Natuur- en wiskundige Beschouwing van den Lugtbol, tot eene betere Kennis en Beoordeeling dier berugte Ontdekking . . . Utrecht 1784. 174 p. Darmon, J. E., Dictionnaire des estampes et livres illustrés sur les ballons et machines volantes des débuts jusque vers 1880. Montpellier 1929. 120 p. D***, Découverte d'un point d'appui dans l'air, à l'usage des machines aérostatiques pour naviguer contre le vent . . . Paris 31. 3. 1784. Delambre, le capitaine, L'aérostation militaire. Paris 1872. —, Départ du ballon de Saint-Cloud. o.O.o.J. (um 1790). Derval, E., Etude sur la navigation aérienne . . . Paris 1889. 239 p. Desmarets (de Saint-Sorlin, Jean), L'Ariane. Leyden 1644. 1054 p. Digonnet, Félix, L'invention de l'aérostation à Avignon en 1782, et les premières ascensions dans cette ville. Avignon 1906. (Mit zahlreichen Zitaten aus dem Courier (sic) d'Avignon von 1783/84). Dô, Capitaine, Le ballon libre. Théorie et pratique. Paris 1911. 506 p. Dollfus, Charles et Henri Bouché, Histoire de l'aéronautique. In-folio. Paris 2. Aufl. (nach 1942). 616 p. Driou, A., Aventures d'un aréonaute (sic!) parisien dans les mondes inconnus. Paris (um 1853). Duclau, S., La science populaire. Les ballons et les premiers voyages aériens. Limoges (um 1805). Duhamel, L., Les Montgolfier à Avignon. Paris 1894. Duhem, Jules, Histoire des idées aéronautiques avant Montgolfier. Paris 1943. (Dieses und das folgende Werk Duhems sind die maßgeblichen Darstellungen der Geschichte des Fluggedankens von der Urzeit bis zur Erfindung der Montgolfiere.) Duhem, Jules, Musée aéronautique avant Montgolfier. Recueil de figures et de documents pour servir à l'histoire des idées aéronautiques avant l'invention des aérostats. Paris 1943. Duperron, Louis, Aperçu systématique sur la navigation dans l'air et sur la direction qu'il est désormais possible de donner aux aérostats . . . Paris 1834.

Dupuis-Delcourt Dupuis-Delcourt, Nouveau manuel complet d'aérostation ou guide pour servir à l'histoire ou à la pratique des ballons. Paris 1850. 292 p. Durassier Durassier, Henry, La navigation aérienne, ses rapports avec la navigation aquatique. Paris 1875. Duroy Duroy de Bruignac, Albert, Recherches sur la navigation aérienne. Paris 1875. Ehrmann Ehrmann, Friedrich Ludwig, Montgolfier'sehe Luftkörper oder Aërostatische Maschinen. Straßburg-Leipzig 1784. Engberding Farman

Engberding, Dietrich, Luftschiff und Luftschiffahrt in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Berlin 1928. Farman, Maurice, Les merveilles aériennes. Paris 1896. 352 p. pp. 129-147: Histoire des ballons. Leur construction. pp. 148-171 : Les voyages aériens. Les ballons d'essai.

Faujas I

Faujas de Saint-Fond, Barthélémy. Description des expériences de la machine aérostatique de MM. de Montgolfier, et de celles auxquelles cette découverte a donné lieu . . . 1. Aufl. 1783, 2. Aufl. 1784. Paris. 304 p. (Faujas I-IV ist neben den Zeitungen das wichtigste Quellenwerk für die Jahre 1783 bis 1784. Es stellt eine Kompilation aus Zeitungsmeldungen, Briefen, Spezialabhandlungen, Akademieberichten u. ä. dar, hat eine sehr weite Verbreitung gefunden (zwei Auflagen, zahlreiche Übersetzungen und Plagiate, allein in dt. Bibliotheken sechs Originalexemplare) und ist unverkennbar die Hauptquelle fast sämtlicher späterer Darstellungen der frühen Luftfahrtgeschichte.)

Faujas II

d. o., Première suite de la description des expériences aérostatiques de MM. de Montgolfier, ) „Le Flesselles", & il sera () sous le commandement de M. Pilâtre; . . . il étoit le seul qui eût déjà pratiqué ( i ) la manœuvre propre à cette navigation. Le pavillon de M. de Flesselles fut attaché au ( A ) bord oriental du Globe ( ! ) . . . A 1 Das Zeichen j, wurde in die Belege eingefügt, um auf die im Kontext gleichzeitig metaphorisch verwendete Seeschiffahrtsterminologie aufmerksam zu machen.

191

la partie du Nord qui formoit (A) la proue du Navire, étoit ( 4 ) la Renommée (als Galionsfigur); . . . A (A) la poupe . . . devoient être . . ." (Faujas IV 264f.) 1784 bâtiment „. . . le sieur Pilâtre . . . avait imaginé de ne prendre qu'un nombre de bras suffisants pour ( 4 ) manœuvrer, & ( 4 ) d'embarquer en marchandises le surplus du poids, c'est-à-dire qu'il avait réduit ( 4 ) l'équipage de son bâtiment à six ( 4 ) matelots (nur Übertragung!) . . . Ce premier bâtiment devait se nommer ,Le Flesselles' . . . M. Pilâtre devait en être le ( 4 ) capitaine . . . " (Msecr XXV 52 v. 22.1.1784) 1784 Schiff „Uebrigens heißt das Lyoner Gebäude nun dort würklich ein S c h i f f , führt unter dieser Benennung . . . (den) Namen Flesselles, die ( 4 ) LuftschifFer heißen ( 4 ) Matrosen, und ihr Aufseher . . . der ( 4 ) Capitain." (Hayne 183) Außerdem bezüglich der Montgolfiere „Marie-Antoinette" vom 23.6.1784: 1784 bâtiment „Les vents . . . emportoient notre Bâtiment sans nous faire éprouver le plus léger ( 4 ) roulis; . . . il sembloit, à la tranquillité avec laquelle nous ( 4 ) voguions, que nous étions entraînés par le mouvement diurne. " (Pilâtre Exp. 14) Die Belege zeigen die Freude an der Metapher. Man glaubte, jetzt das „Luftschiff" zu besitzen und fügte dem sachlich und sprachlich alles hinzu, was zu einem Schiff gehört : Matrosen, einen Kapitän, die Galionsfigur, die Schiffstaufe usw. Da störte auch keineswegs, daß die Übertragung etwas seltsam anmuten mußte bezüglich der F o r m des neuen „Luftschiffs". Entscheidend war, daß man die Überzeugung hatte, mit dem Ballon das Verk e h r s m i t t e l der Zukunft geschaffen zu haben, das bald die Kutschen und Schiffe an Schnelligkeit und Bequemlichkeit übertreffen würde (vgl. Kohlreif [1784] 17). Auch als Transportluftschiff war der Ballon schon in Aussicht genommen, und man sprach bereits ernsthaft vom „Lufthandel" (commerce aérien, CBR v. 28.1.1784). Joseph Montgolfier betont gleich zu Anfang seines „Mémoire lu à l'Académie de Lyon" (Faujas II 98-111): „Lorsque les hommes se sont rassemblés en société, il leur a été important d'aviser aux moyens de s'entre-aider mutuellement par la correspondance & l'échange de leurs productions." Er zeigt, wie die Menschen sich anfänglich dazu der Tiere bedienten, wie sie dann aufs Wasser vordrangen und Schiffe bauten. Schließlich : „Encouragés par ces succès, plusieurs ont essayé de naviger (sic) dans l'air ...". Doch dies gelang erst nach jahrhundertelangen vergeblichen Versuchen. Sie, die Gebrüder Montgolfier, waren es, die das erste „Luftschiff" (vaisseau aérien) zu bauen vermochten, „ce qui nous fortifia dans 192

l'idée que le gouvernement pourroit tirer quelque parti de ce moyen." Nun sieht aber J. Montgolfier ein, daß die Vollwirksamkeit eines solchen „Luftschiffs" nicht gegeben sei, wenn es nicht in jeder Richtung zu bewegen wäre (Faujas II 105 : „ . . . faire mouvoir en tous sens ce vaisseau en tems calme,... le faire dévoyer en tous sens en tems de vent."). Er verwirft Segel als Fortbewegungsmittel, da sich ihre Wertlosigkeit bereits erwiesen hatte, und schlägt dafür eine auf dem Rückstoßprinzip (puissance de réaction) beruhende Antriebskraft vor. Dann erst würde aus dem noch unvollkommenen Ballon ein echtes Luftschiff. Der Weg zum Luftschiff: der Lenkballon Damit ist der künftige Weg vorgezeichnet. Waren es bisher ganz einfache Ballone, die man als vaisseaux aériens bezeichnete, so sah man nun doch ein, daß sie einer wesentlichen Verbesserung bedurften, um ihre Benennung zu rechtfertigen. Ein Schiff, daß ohne Antriebskraft und steuerlos auf dem Meer treibt, ist kein Verkehrsmittel; einem solchen Schiff aber glich bis jetzt noch das „Luftschiff" Ballon, das sein Pilot nur in einer, der vertikalen, Richtung beinflussen und allenfalls wieder vor Anker gehen lassen konnte. Es galt folglich, nach der ersten Schwierigkeit nun auch die zweite zu überwinden und den Ballon l e n k b a r zu machen (in der Horizontalen). So wird navire (oder vaisseau) aérien zur Bezeichnung für die vielen Lenkballonprojekte, z.B. : 1784 vaisseau aérien = Lenkballonprojekt Dijon „MM. Gattey & Megnié de l'académie de Dijon, . . . ont ouvert une souscription pour la construction d'un (ku) vaisseau aérien (*) dans lequel 10 ou 12 personnes pourront voyager en s'élevant & s'abaissant à leur gré, sans aucune déperdition du gaz ni du lest de la machine, & se conduire dans une direction plus ou moins différente de celle du vent. . ." (*) „Nous avons cru, disent-ils (dans leur Prospectus), devoir donner à la machine que nous nous proposons de construire, le nom de vaisseau aérien, parce que ce ne sera pas une machine destinée simplement à s'élever dans l'air pour le parcourir au gré des vents, mais bien à transporter des observateurs & des voyageurs d'un lieu dans un autre où ils auront dessein d'aller, & qu'elle sera par conséquent, un véritable vaisseau." (JEnc 1784 II 325 mit Fußnote) Diese Stelle ist sehr wichtig und motiviert deutlich die Wahl des Terminus „Luftschiff" im Sinne des bereits oben ausführlich Dargelegten. Zur Bestätigung seien weitere Beispiele angeführt : 1784 navire aérien = Lenkballonprojekt Meusnier „. . . on m'attribue un projet, qui paroîtra . . . très hardi, en fait des Machines Aérostatiques. . . . il ne s'agit pas de moins que de faire ( $ „einschiffen, verladen". 1783 „. . . un bateau ( = Ballongondel) . . . sur lequel Rembarquerai les hommes qui voudront naviger (sic) avec moi, & ce qu'il faut pour notre voyage (aérien)." (Faujas I 224 u.ö.) s'embarquer 1> 9 „auf Kiel legen (liegen)". 1784 „Le plus superbe Vaisseau Aérien qu'on ait jamais construit est à présent sur nos chantiers . . . il sera lancé à l'air le 10 de ce mois . . . " (JdP Nr. 9 p. 37 v. 9.1.1784) 1785 „. . . l'aérostat fut conduit tristement sur le chantier où il est enchaîné depuis 4 mois." (Msecr v. 23. 4. 1785 p. 268 = CBR Nr. 37 p. 298 v. 7. 5. 1785) 1864 „. . . encourager M. de Groof en votant . . . les fonds nécessaires à la construction de son appareil, qui est en ce moment sur le chantier . . ." (Nadar, in: Aéronaute no. 5 p. 2 c. 1) 1909 „. . . (le) Gouvernement qui mit. . . en chantier des (ku) Dreadnought aériens . . . / . . . les membres de l'Aerial Association Experiments mirent en chantier un troisième aéroplane . . ." (Peyrey 329/586) 441

1910 „. . . Santos-Dumont. . . met en chantier de nouveaux dirigeables, dont le fameux omnibus ( ! ) aérien . . ." (Lecornu 431 u. 437; man beachte die Verbindung mettre en chantier un omnibus aérien;') Während sich 1784 die Übernahme der Ausdrücke être sur le chantier usw. aus dem Bild des Luft-Schiffs erklärt und keine unmittelbare sachliche Ähnlichkeit zwischen dem Bau eines Schiffs und der Verfertigung von Ballonhülle und Zubehör bestand, kann bei den wirklichen (Starr)luftschiffen von einer echten Analogie gesprochen werden; man denke nur an Bilder vom Bau des Zeppelingerippes (carcasse). Von den Luftschiffen wurden die Ausdrücke mettre en chantier und être sur le chantier auch auf die Flugzeuge übertragen. (15) lever l'ancre - levée de l'ancre A $ „den Anker lichten, abfahren". 1744 „. . . (sie) schafften alles Nöthige zu Schiffe, stiegen ein, lichteten ihren Ancker, spannten das Segel auf und überließen sich ihrem (Lufft)schiffgen, welches sogleich immer höher und höher stieg." (Kindermann 5) 1782 „M. Blanchard a fait . . . la démonstration publique de son vaisseau volant . . . Sa première expérience est fixée pour les premiers jours de j u i n ; . . . il doit lever l'ancre de Pantin et (&) cingler . . . vers les jardins de R a i n c y . . . " (Correspondance Métra v. 8. 5. 1782, in: Raunié 59) 1870 Auf einem Schaubild mit der Überschrift „Ligne Aérienne suivie par Mr. Flammarion dans son ascension du 10 Juin 1867 . . ." finden sich die Angaben: „Levée de l'ancre à 3h.55 du matin, (tli) attérissage à 7h.45." (Glaisher 196f.) Der große zeitliche Abstand zwischen den Belegen für Verb und Substantiv mag verdeutlichen, daß es sich hier um gelegentliche Übernahmen aus der Schiffahrtsterminologie handelt. (16)

sortir du port

A H „auslaufen". 1784 „. . . c'était ici le premier vaisseau aérien qu'on vouloit faire sortir du port, & il étoit nécessaire que les vents fussent favorables." (Faujas II 13 über den Ballon vom 21. 11.1783) (17) perdre terre 4 „das Land aus den Augen verlieren", 9 „vom Boden abstoßen, den Erdboden hinter sich lassen, aufsteigen". 442

1783 „. . . la machine aérostatique de MM. de Montgolfier . . . a été remplie . . . de gaz, et elle a perdu terre ..." (Protokoll über den Ballonaufetieg v. 12. 9. 1783, in Rostaing 271) 1784 „. . . la Machine (aérostatique) . . . tendit à s'enlever, . . .perdit terre & se soutint à plusieurs pieds . . ." (Faujas IV 38 = Rouland 316) Der aus der Schiffahrtsterminologie übernommene Ausdruck steht zuweilen an Stelle der üblichen Verben s'élever, s'enlever, monter. Vgl. auch: toucher terre, mettre pied à terre, prendre terre, sowie: quitter terre $ „aufsteigen". 1784 „II seroit très-difficile de vous peindre toutes les sensations que le public a paru éprouver au moment où ce vaste édifice a quitté la terre. (Brief Pilâtres de Rozier v. 28. 1. 1784, in: Faujas II 78) 1785 MdF/JpBrux Nr. 4 p. 179 v. 22. 1. 1785; 1870 Glaisher 80; 1910 Lecornu 456 ; 1910 Saint-Fégor 342. (18)

partir - départ

9 „aufsteigen". 1783 „. . . (la machine aérostatique d'Annonay) partit avec autant de rapidité qu'une fusée . . ." (JpBrux Nr. 30 p. 177 v. 26. 7.1783) Man kann partir nicht zum eigentlichen Luftfahrtvokabular rechnen, dazu ist seine Bedeutung zu allgemein; aber es wird von Anfang an und häufig gebraucht und sei verzeichnet als mehr umgangssprachlicher Terminus (der auch auf Seeschiff und Eisenbahn angewendet wird) an Stelle der spezielleren s'enlever, s'élever, décoller (Flugzeug). Das zugehörige Substantiv départ ist ebenfalls schon 1783 belegt bezüglich des Ballon-,,Starts" : 1783 „. . . chacun seroit admis pour voir le départ de son ballon . . (Corr. secr. pol. XV 156 v. 8. 10. 1783) ablation 1. (med.) : „Abnahme von Körperteilen", 2. (gramm.): „Wortverkürzung (Aphärese)", 3. (aer.): „Loslösen des Luftfahrzeugs vom Boden, Aufstieg". Einziger Beleg für 3. : 1865 „Une fois l'Ablation (ku) ou ascension obtenue, la Direction (ku) n'est plus que question secondaire . . ." (Nadar Droit 77 u. 28) 443

(19)

„sich erheben, aufsteigen".

s'élever - s'enlever

Beide Verben gehören 1. zur Frühschicht aeronautischer Terminologie und 2. zu den meistverwendeten und überall zu belegenden Luftfahrtausdrücken. 1657 Cyrano Bergerac Ausg. 1710 I 291: „s'enlever dans les airs", I 299: ,/enlever dans la nüe . . .". 1781 Restif de La Bretonne I 18 u. 158: „s'élever en l'air . . ." I 52 u. 57: „s'élever de terre . . ." 1783 „Ce globe . . . s'est élevé . . . jusqu'à la hauteur de 500 toises." (CBR Nr. 64 p. 514, Bericht y. 5. 6. 1783) 1783 „. . . on coupa les cordes qui . . . retenoient (la machine aérostatique) . . . Elle s'enleva aussitôt." (MdF/JpBrux Nr. 39 p. 177 v. 27. 9. 1783) Ein wesentlicher Bedeutungsunterschied zwischen den beiden Verben scheint nicht zu bestehen, im Gebrauch aber wird s'élever unverkennbar der Vorzug gegeben. élévation 1. „Höhe"

(hauteur),

2. „Aufsteigen, Aufstieg" (ascension). Zu 1: 1783 ,,. . . le globe . . . paroissoit former un angle de 45 degrés avec la ligne horizontale . . . ; ce qui sembleroit annoncer une élévation de 1000 toises." (CBR Nr. 64 p. 514, Bericht v. 5. 6. 1783; auch: Faujas I 273) Zu 2: 1657 „. . . il falloit que la Terre eust tourné pendant mon élévation." (Cyrano Bergerac, Ausg. v. 1710 I 292) 1783 on apprit que . . . (le globe) est tombé . . . 3 quarts d'heure après son élévation, à un mille de Gonesse . . ." (CBR Nr. 72 p. 578 v. 6.10.1783) 1784 „. . . la seconde élévation (de M. Charles) dans les airs . . ." (JpBrux Nr. 6 p. 34 v. 7. 2. 1784) Die doppelte Verwendung des schon vor 1783 als „Luftfahrt"-Terminus gebräuchlichen Wortes élévation zur Bezeichnung des Vorgangs (l'action de s'élever) und seines Ergebnisses ( l ' e f f e t ) hat, obwohl um 1784 weit verbreitet, nicht überall Beifall gefunden. Der Verfasser einer Zuschrift an das JEnc 1783 VI 495ff. wendet sich gegen den Ausdruck élévation des vapeurs (er selbst schreibt ascension des vapeurs) : 444

1783 „Je n'ai pas parlé de (ku) élévation des vapeurs, parce que ce mot dans ce sens-là n'est pas françois. On dit (ku) l'élévation d'une tour; mais on ne peut pas dire l'élévation des vapeurs, quand on parle de l'ascension parce que l'élévation est l'effet de l'ascension, & qu'on ne doit pas prendre l'effet pour la cause . . ." Der lebendige Sprachgebrauch kümmerte sich wenig um solche Einwände. Die Verwendung des Wortes im Sinne von ascension ist überall zu belegen; an weiteren Stellen läßt es sich nicht mit Sicherheit entscheiden, ob élévation mehr den Vorgang oder dessen Ergebnis bezeichnet : 1784 „. . . l'aérostat montoit, & son élévation étoit proportionelle à la longueur du fil qu'on déployoit..." (MdF/JpBrux Nr. 26 p. 182 v. 26. 6.1784) Wie élévation, vermutlich unter dem Einfluß des Verbs, im Sinne von ascension verwendet wurde, so scheint umgekehrt ascension, auf Grund dieser Unsicherheit, in der Bedeutung élévation 1 (= hauteur) gebraucht zu sein: 1783 ,,L'ascension de cette machine (aérostatique) paroît avoir été d'environ 200 toises." (MdF/JpBrux Nr. 39 p. 177 v. 27. 9. 1783) enlèvement „Aufsteigen, Aufstieg". 1783 JdP Nr. 254 p. 1046 v. 11. 9.1783 1783 Msecr XXIII 247 v. 17. 10.1783 1784 „. . . (ils) pourront assister au Spectacle du premier enlèvement du Vaisseau (aérien de Dijon) . . ." (JgF v. 20. 3.1784 p. 171 f.) Wesentlich häufiger als enlèvement ist der Terminus ascension verwendet. monter „aufsteigen". Wie s'élever ist auch monter eines der Wörter, die sich in den frühen Darstellungen der Luftfahrt vor der Erfindung des Ballons finden, z.B. 1657 Cyrano Bergerac, Ausg. v. 1710 I 290ff., 305f., II 92, 98,121,125. Monter bezeichnet 1. das Aufsteigen des Ballons, 2. das Aufsteigen des Aeronauten, 3. das Einsteigen „in den Ballon", 4. das Einsteigen in die Gondel. (Die folgenden Beispiele sind nicht als Erstbezeugungen, sondern als Beispiele zu verstehen.) (1) l'aérostat monte „. . . la Machine (aérostatique) qui ne montoit ni ne descendoit alors, fut très-belle à voir . . . " (Faujas I 42) 445

„. . . (l'aérostat) qui, au lieu de s'élever verticalement, monta horizontalement." (JEnc 1784 Y 494) (2)

l'aéronaute monte „. . . un jeune homme qui voulut monter absolument avec (M. Blanchard) . . . s'était élancé dans le bâtiment (aérien) . . . " (JpBrux Nr. 11 p. 76f. v. 13. 3.1784)

(3 a) monter dans le ballon ,,. . . unAnonyme. . .offre de monter dans la machine (aérostatique)..." (JpBrux Nr. 38 p. 120 v. 20. 9. 1783) ,,. . . on ne peut lui refuser de monter dans ce Ballon . . ." (Faujas II 86, auch 90 = Rouland 329) (3 b) monter le ballon (vgl. monter un navire, zugleich im Sinne von „commander") „. . . je le ( = le globe aérostatique) monterai & le conduirai. . . " (JpBrux Nr. 37 p. 87 v. 13. 9. 1783; auch: Corr. secr. pol. XVI 334 v. 21. 7.1784) (3 c) le ballon est monté (vgl. ballon monte) „. . . on est parvenu à enlever un (globe), monté par un François . . ." (MdF/JpBrux Nr. 26 p. 155 v. 26. 6. 1784) (4) monter dans la nacelle „M. le Duc de Chartres . . . voulut. . . monter dans la galerie . . ." (JpBrux Nr. 43 p. 179f. v. 25.10. 1783) Monter wird weniger häufig als s'élever verwendet, doch ist das Verhältnis wesentlich günstiger als bei montée - ascension (vgl. die Tabellen unter montée und vor planer). „Aufsteigen".

montée

1783

la montée et la descente du ballon . . . " (Parcieux 19) 1834 Duperron 19 (Beleg s. S. 502 unter „descensión") 1886 „ . . . la résistance de l'air pendant la montée ou la descente (du ballon) . . . " (Tiss. Nav. 209) 1889 „Si l'on f a i s a i t . . . 10 montées et 10 descentes à l'heure . . ." (Derval 64)

Um 1784 ist das Wort montée recht selten gebraucht: die Ausdrücke ascension und élévation dominieren eindeutig, üblich ist die Formel ascension et descente. Im 19. Jh. zeigt sich keine wesentliche Änderung. Das Wort wird zwar zuweilen verwendet, spielt aber fast dieselbe untergeordnete Rolle wie descensión (s.S. 500 ff.) gegenüber descente; ascension ist nach wie vor der geläufige Ausdruck : 446

1882 1883 1884 1886 1889 1889 1891 1896 1896 1898 1910 1910

Fig. Aér. Perrier Grilleau Dallet Béthuys Derval Fonv. Man. Lapointe Farman Banet-Rivet Lecornu Besançon

montée

ascension

1 1 2 1 1 15 2 6 1 5 11 2

154 17 27 185 97 26 129 29 32 96 366 25

ascension 1. „Aufsteigen eines Ballons", 2. „Aufsteigen mit einem Ballon". Von den ersten Berichten über Ballonaufstiege an wird das Wort verwendet und zum üblichen Ausdruck : 1783 „. . . l'ascension de la machine aura lieu devant tous les témoins . . ." (Msecr XXIII 98 v. 2. 8. 1783) Das Wort bezeichnet nicht nur den Vorgang des Aufsteigens eines Ballons, sondern hat auch den Sinn von „Aufstieg (eines Luftschiffers) mit dem Ballon" (oft in den Verbindungen ascension captive, ascension libre, z.B. Béthuys 25). Die beiden Bedeutungen gehen auch aus der Definition des Akademiewörterbuchs hervor : 1835 Ac I 112 1. „Ascension, se dit également De certaines choses qui montent. L'ascension d'un aérostat, d'un ballon ..." 2. „Ascension, se dit encore de U action de s'élever dans les airs au moyen d'un aérostat. Ce physicien a fait plusieurs ascensions. Cette ascension est périlleuse." 1864 ebenso bei Dupiney I 214. Als Synonym steht ascension in beiden Bedeutungen das weniger häufig verwendete montée zur Seite. Das folgende Beispiel zeigt das Abwechseln zwischen beiden (und dem anderen Synonymenpaar descensión - descente) zum stilistischen Variieren : 1834 „. . . une fois l'ascension et la descensión faites, si je ne remonte pas à volonté, si je ne puis pas faire un nombre quelconque de montées et de descentes,... je n'ai rien fait, je n'ai rien obtenu . . . " (Duperron 19)

„aufsteigen".

ascensionner (s. S. 331 f.) ascender - ascendre 447

Sämtliche Belege: 1796 „ascender (sic): (nouveau) pour monter; hinaufsteigen. On disait déjà Ascension, Auffahrt. Ascendant, Anverwandter in aufsteigender Linie; mais on n'avait pas le verbe." (Reinh. Néol. 34) 1801 „ascendre. Monter; . . . monter sur la montagne: comme cela est plat! Ascendre la montagne, les Alpes; quand j'ai vu l'aérostat ascendre au firmament, j'ai reçu une sensation toute nouvelle." (Merc. Néol. I 51) 1842 „Ascendre. v. n. (V. lang.) Monter, gravir." (Ac. suppl. 77, aber nicht mehr Ac 1878 u. 1932) Zur Beschreibung der Auf- und Abwärtsbewegung des Ballons wurden im allgemeinen die Substantive ascension (montée) und descente sowie die Verben s'élever (monter) und descendre verwendet. Einige Darsteller der frühen Ballonluftschiffahrtsgeschichte begnügten sich nicht mit diesen nur unvollständig aufeinander passenden Termini, sondern gaben den beiden Begriffspaaren durch die Schaffung zweier Neologismen formale Gleichheit. Zu ascension bildeten sie descensión (s. S. 500 ff.) und zu descendre das hier behandelte ascendre. (Die weiteren Neubildungen ascensionner und ascensionniste stammen erst aus der zweiten Hälfte des 19. Jh.) Trotz der obigen Wörterbuchbelege und einem dort eigens angeführten Beispiel, das ascendre bezüglich des Ballons verwendet zeigt, fand das Wort keine Anerkennung in der Sprache der Luftschiffahrt. s'élancer (dans l'air) „sich emporschwingen, aufwärts schießen" (vom Ballon beim Start). 1772 „ . . . le char volant, au lieu de s'élancer en haut, vole à rebours . . . et précipite son Phaéton." (Aff., ann. et avis div. v. 21. 10. 1772) 1783 „. . . le signal est donné, (la Machine aérostatique) part & s'élance avec rapidité dans l'air, où le mouvement accéléré la porte en moins de dix minutes à mille toises d'élévation." (Faujas I 5) 1784 „. . . je vais m'envoler . . . je m'élançai comme l'oiseau; . . ." (Charles, in: Faujas III/2, 32) 1784 „. . . bientôt nous verrons de hardis Navigateurs aériens . . . animés d'une noble ardeur, s'élancer dans les plaines des airs, & entreprendre . . . des voyages aërostatiques . . ." (Bertholon 24) 1784 Faujas II 301, Rouland 360; 1872 Théophile Gautier, in: Moland 58. Der Ausdruck s'élancer dans l'air usw. ist den Wendungen s'élever majestueusement, pompeusement, prodigieusement an die Seite zu stellen und spiegelt den Stolz über die zahlreichen gelungenen „majestätischen" Ballonaufstiege wider. 448

s'envoler „davonfliegen". 1783 „Tout Paris ne parla que du ballon qui devoit bientôt s'envoler dans les airs." (Corr. secr. pol. XV 90f. v. 3. 9. 1783) 1784 JEnc VI 318 (bis), Ling. Ann. XI 337. envolée „Aufflug". 1894 „. . . le gonflement . . . commença . . . Peu avant notre envolée, le ciel était très chargé . . ." (Farman, in: Aérophile II 192) Vgl. voler (s. S. 467 ff.). gravir dans l'air „die Lüfte ,erklimmen' ". Einziger Beleg : 1784 „Un particulier du fauxbourg St. Martin . . . construit plusieurs (aérostats) . . . ils graviront dans l'air, étant retenus par une corde." (JEnc VII 468) a) prendre son essor dans l'air b) prendre son vol c) prendre l'air ou les airs (jouer la fille de l'air) „auffliegen, sich aufschwingen (v. Vogel), davonfliegen". Zu a: 1768 „Je sçais de plus que plusieurs personnes, qui ont osé prendre l'essor dans les airs, n'ont pas eu un meilleur succès que l'imprudent Icare." (Paucton 210 f.) 1772 „. . . (le) char (volant de M. Desforges) n'avait pu prendre l'essor . . ." (Aff., ann. et av. div. v. 21. 10. 1772) 1783 „. . . les ballons commencèrent à s'ébranler, prirent leur essor, & s'élevèrent dans les airs . . ." (Corr. secr. pol. XV 139 v. 1. 10. 1783) 1784 Corr. secr. pol. XVI 350 v. 27. 7. 1784, Esprit XI 331, Ling. Ann. XI 337. 1871 Clerval 68, 1898 Banet-Rivet 92. Zu b: 1648 Godwin Ausg. 1666 pp. 23, 48, 57, 95. 1772 „M. Desforges, après avoir mis la dernière main à sa machine (volante) . . . s'y embarque . . . pour prendre son vol. . ." (Aff., ann. et av. div. v. 21. 10. 1772) 1783 „. . . l'instant où ce Ballon prendroit son vol. . ." (Pingeron 29) 1871 „. . . on jeta tout ce qui pouvait alléger le ballon; en une minute l'esquif aérien reprit son vol dans les régions supérieures . . . " (Clerval 30) 29

Zastrow, Vokabular der Luftfahrt

449

1898 „L'aéronaute sacrifie un ou plusieurs sacs de lest, et le ballon prend définitivement son vol." (Banet-Rivet 92) 1876 Sircos-Pallier 440; 1910 Lecornu 456, 461. Zu c: 1886 „. . . un nouvel Albatros . . . fut prêt à prendre l'air." (Verne Robur 309 f.) 1910 „Une tempête ayant endommagé le (Zeppelin) n° III un quatrième aéronat est construit, qui prend les airs le 19 juin 1908." (Lecornu 445) Vgl. noch : 1916 „Prendre Pair. Sortir en a v i o n : „plusieurs appareils français avaient pris l'air avec mission de détruire tout ballon rencontré", Matin 5-7-16, p. 2 c. 3; „il est souverainement imprudent de ,prendre l'air' 1917 quand il y a un crochet d'orage", Moreux, Gu. Aér. 25-10-17. Décalqué du terme nautique prendre la mer." (Esnault Poilu 35 f.) Vgl. außerdem: „Enjouer un air, Partir; 16-17, -18, usuel un peu partout; - Barbusse, Le Feu, journal d'une escouade 30, 116; - Chevauchement de se donner de l'air et jouer la Fille de l'air. - En faire un air, Partir, -16; chevauchement du précédent et de se faire la paire ou faire l'abja." (Esnault Poilu 36) Schon 1884/85: „. . . le filet fut enroulé sur le cercle dans la nacelle. . . . le travail étant achevé, nous nous préparâmes à jouer ,la fille de l'air'," (Graff. Réc. 89) „. . . (on a) constaté, par l'ascension du 12 septembre, que les aérostiers de Chalais ne sont pas toujours maîtres de (ku) Fille-de-l'Air;" (Grilleau 138) Jouer la fille de l'air ist mit ziemlicher Sicherheit ein Argotausdruck und bedeutet hier, auf Ballon und Luftschiffer übertragen, „aufsteigen", jedoch mit der Färbung „abhauen, Leine ziehen" (Duden). Die Dictionnaires einschl. der Argotwörterbücher verzeichnen den Ausdruck nicht; lediglich Robert IV 134 gibt einen Hinweis: „Jouer la fille de l'air: Pop., se sauver" („sich davonmachen"). (ab) Wie se poser (s. S. 513 f.) so sind auch prendre son essor und prendre son vol vom Vogel auf den Ballon und den Luftschiffer übertragen und mehrfach belegt in der ersten Zeit, als man noch an ein „Fliegen" des Aerostaten glaubte. Spätere Belege im Zusammenhang mit dem Ballon sind recht selten. Dafür werden die beiden Ausdrücke (wie se poser) wiederum aufgenommen zur Bezeichnung des Startens der Flugzeuge. 450

(c) Neben prendre son essor dans l'air und prendre son vol (und den heute hinsichtlich des Flugzeuges gebräuchlichen décoller, démarrer, s'enlever, s'envoler) wird noch prendre l'air ou les airs im Sinne von „starten" verwendet und sowohl auf das Luftschiff als auch dann vor allem auf das Flugzeug be2ogen. Dieser Ausdruck ist unverkennbar eine Analogiebildung zu dem der Schifffahrtsterminologie angehörenden prendre la mer (vgl. Esnault Poilu 35f.). (20) bondir „springen = mit zu hoher Geschwindigkeit aufsteigen". 1784 „. . . je jetai deux livres de lest, et le char s'éleva par-dessus en bondissant à peu près comme un coursier qui franchit une haie." (Charles über seinen Aufstieg v. 1. 12. 1783, i n : Faujas II 51) 1894 „. . . il aurait fallu jouer de la soupape pour empêcher le ballon de bondir." (de Fonvielle, in: Aérophile III 109) 1898 Graff. Réc. 38, 1909 Schaeck 169. Während Charles bondir noch vergleichend-beschreibend gebraucht, ist das Wort bei de Fonvielle und den Späteren zum Fachausdruck der Aeronautik geworden und steht in engem Sinnzusammenhang mit dem folgenden : s'emballer

(21) - emballement

„durchgehen = durch einen zu starken Ballastabwurf springt der Ballon zu hoch in die Atmosphäre, über den Punkt hinaus, an dem er auf Grund seines Ciasinhalts, seines Auftriebs, normalerweise zum Stillstand, ins Gleichgewicht, kommen müßte." 1898 „Si la perte de gaz éprouvée entre la zone d'équilibre et la zone d'arrêt est par trop considérable, il peut arriver qu'il soit impossible . . . d'arrêter la chute du ballon: on dit alors qu'il s'est (ku) emballé. Ce phénomène d'emballement d'un ballon, qui bondissant trop haut audessus de sa couche d'équilibre tombe ensuite comme une balle de plomb, et ne se relève plus, à cause de la perte considérable de gaz qu'il a subie en dépassant cette zone, est assez fréquent, même en ballon monté, surtout dans les ascensions en grandes hauteurs, où l'aéronaute dépense du premier coup une grande partie du lest disponible. . . . Il arrive même souvent que les aéronautes font emballer leur ballon pour atterrir sans toucher à la soupape et, par suite, en perdant le moins de gaz possible." (Banet-Rivet 103) In dieser Verwendung ist das Wort ein Spezialausdruck der Luftschiffersprache, vgl. ähnlich: 451

„On dit . . . d'un moteur qu'il emballe ou qu'il s'emballe, lorsque, ne possédant pas de régulateur il dépasse un nombre rationnel de tours à la minute." (Baeder-Dubouchet AER 49, auch Larousse PL 363) „S'emballer se dit d'un Cheval qui s'emporte et qui ne peut plus être retenu, qui prend le mors aux dents." (Ac 1932 I 447) Das Gegenteil von faire bondir, faire emballer ist papillonner 1. (Schmetterling) „hin und hergaukeln, umherflattern", 2. (fig.) „umherflattern, umhergeistern" (vgl. Larousse PL 747: „Voltiger d'un objet à un autre, d'une personne à une autre, comme les papillons."), 3. (Ballon) „einen verzögerten, gebremsten Aufstieg machen (zur Vermeidung einer allzu großen Beschleunigung des Ballons und der dabei auftretenden Blutungen, Ohrenschmerzen, Atembeklemmungen u.a.)". 1894 „. . . le capitaine fera bien de ne pas monter d'un seul coup au sommet de la trajectoire, mais de (ku)papillonner, c'est-à-dire d'alterner l'usage du lest et de la soupape." (Fonv. Man. 165) Papillonner dürfte ebenfalls ein Spezialterminus der Luftschiffersprache sein; aber auf Grund dieses einen vorhandenen Belegs kann man dies trotz des Kursivdrucks nur vermuten. (22) a) se mettre en équilibre b) être en équilibre c) se(main-, sou-) tenir en équilibre a) „ins Gleichgewicht kommen mit der umgebenden Luft", b) „im Gleichgewicht sein mit der umgebenden Luft", c) „sich mit der umgebenden Luft im Gleichgewicht, schwebend erhalten". 1783 „On a trouvé qu'un ballon rempli d'. . .air inflammable, devoit s'élever de lui même vers le ciel, pour ne s'arrêter qu'au moment où les deux airs seroient en équilibre . . ." (aus der königl. Bekanntmachung über die neue Entdeckung, in: JpBrux Nr. 36 p. 35 v. 6. 9. 1783) Zu a : 1783 „. . . le mot d'Aérostatique indique que (cette machine) doit demeurer ou s'arrêter en l'air, lorsqu'elle peut s'y mettre en équilibre" (Saint-Valier 9f. v. 30. 10. 1783) Zu b: 1783 „. . . ce Ballon s'est . . . élevé avec une rupture d'équilibre ( = force d'ascension) de 5 à 6 quintaux; mais il n'a pu le faire jusqu'à la hauteur où il devoit être en équilibre avec l'air atmosphérique . . ." (Joseph Montgolfier, in: Faujas II 107; auch: Ling. Ann. X 361) 452

Zu c: 1783 „. . . après s'être soutenu à (la) hauteur (de 500 toises) environ 10 minutes, le globe est descendu lentement sur la terre . . ." (Protokoll v. 5. 6. 1783, in: JEnc 1783 V 533f.) 1783 „La machine se seroit maintenue à cette hauteur si elle eût été assez exactement faite pour contenir sans déperdition le gaz . . ." (JEnc V 534) 1786 „(Les Montgolfier) emplirent (les Ballons) de gas inflammable; & ils les virent flotter & se tenir suspendus dans l'Air, pendant quelque temps . . ." (Para 453) Wie es im königlichen Erlaß (s. o.) genau erklärt wird, steigt der Ballon normalerweise bis zu dem Punkt, wo er mit der umgebenden Luft in ein spezifisches Gleichgewicht kommt. Dort hält er sich vermöge seiner Gasfüllung eine gewisse Zeit schwebend im Gleichgewicht. Diese Fähigkeit, lange vergeblich (und später beim Flugzeug aufs neue und mit neuen Mitteln) gesucht, charakterisiert die Ballone und gab ihnen auch den Namen machine aérostatique = machine qui se soutient en l'air. Als man dann aber mehr von ihnen verlangte, sich nicht mehr mit dem Aufsteigen und dem Schweben aufs Geratewohl begnügte und enttäuscht feststellen mußte, daß die Erfindung nicht das ersehnte Luftfahrzeug mit voller Bewegungsfreiheit darstellte, da kam es auch zu der Umdeutung und dem gewollten oder ungewollten Mißverstehen der Bezeichnung aérostatique = qui s'arrête en l'air, wodurch man schon aus dem Namen das ganze Unvermögen des Ballons ableiten wollte (s. S. 144,195 f., 215). Die Wörterbücher gehen natürlich nicht auf diese Fehlinterpretation ein, sondern verwenden den Terminus se (main-, sou-) tenir en l'air weiterhin für eine etymologische und korrekte Definition des Begriffs aérostat, machine aérostatique (vgl. z. B. 1851 Landais I 48, 1864 Dupiney I 40). 4. Die Fahrt Zum Sachlichen : Der Ballon ist aufgestiegen, hat seinen augenblicklich höchsten Punkt erreicht und hält sich im Gleichgewicht mit der umgebenden Luft. Je nach den Luftströmungen wird er nun in der Horizontalen (23) weiter f a h r e n (voyager dans les airs, parcourir les airs, franchir les airs, sillonner l'espace, planer, cheminer, filer, traverser les airs; naviguer, nager, flotter u. a.), nicht „fliegen", oder aber bei Windstille (24) annähernd am selben Platz verharren (rester en station, rester immobile, rester stationnaire, se soutenir en station, stationner). Eine unmittelbare Beeinflussung des Kurses ist nicht möglich : der Aérostat kann nicht (25) kreuzen usw. wie ein Segelschiff (dériver, biaiser, dévier, louvoyer, pincer, virer, revirer, faire des bordées, cingler, croiser, mettre le cap sur; déri453

valion, louvoiement, revirement u. a.). Pilot sein und den Ballon (26) führen (conduire, diriger, gouverner, piloter; conduite, pilotage u. a.) heißt nicht: ihn in der Horizontalen auf ein bestimmtes Ziel hinlenken können, wie dies beim Schiff selbstverständlich und Grundvoraussetzung für alle Seefahrt ist. Der Luftschiffer kann nur versuchen, seinen Kurs etwas dadurch zu beeinflussen, daß er die Luftströmung wechselt, in welche der Ballon gerade eingetaucht ist und die ihn mit und in sich nach einer bestimmten Richtung trägt. Eine solche entgegengesetzte oder auch nur teilweise abweichende, stärkere oder schwächere Strömung im großen (27) Luftmeer (océan aérien, mer aérienne, courants aériens ; selten: flots aériens, fleuves aériens, plage aérienne, écueils de l'air = Berge, u. a.) kann der Pilot erreichen durch (28/29) Auf- und Niedersteigen (monter, s'élever; s'abaisser, descendre; hausser, baisser), indem er (30) Ballast abwirft (jeter du lest, délester; délestage, jeu de lest) oder aber (31) das Ventil öffnet ( ouvrir ou tirer la soupape, faire jouer la soupape, jouer de la soupape, soupaper). Beide Maßnahmen verlangen vom Ballonführer viel Aufmerksamkeit und Erfahrung : Eine Unvorsichtigkeit oder Nachlässigkeit kann zu einem (32) Luftunglück (naufrage aérien; faire naufrage, naufrager; avarier; chavirer, sombrer) führen, den Ballon plötzlich in höchste Höhen schnellen lassen, zum Platzen bringen oder aber einen nicht mehr zu bremsenden (33) Absturz (tomber; chute) hervorrufen. Im übrigen vollzieht sich die Reise ohne irgendwelche Erschütterungen, der Luftschiffer verspürt keinen Windhauch, und auch das bei den Schiffen vorkommende (34) Schlingern und Stampfen (tanguer, rouler; tangage, roulis) kennt der Freiballon ohne Eigenbewegung nicht. Anders ist dies beim Fesselballon, der, durch Halteseile am Boden (35) verankert (être à l'ancre, être captif) oder auch, wie im Krieg, von den Bedienungsmannschaften (36) hin und hermanövriert (manœuvrer, conduire), nicht erschütterungsfrei in und mit den Luftströmungen schwebt, sondern diesen infolge der Verankerung Widerstand entgegensetzt und darum (37) hinundhergeschüttelt (être balloté; ballotement) werden kann. Anders ist dies auch beim Luftschiff, das über ausreichende Eigengeschwindigkeit verfügt und damit zu lenken ist. Mit ihm kann man, wie es schon lange gewünscht oder behauptet wurde, gegen den Wind kreuzen, feste Ziele ansteuern und eine wirkliche Luftschiffahrt durchführen. Das Luftfahrzeug treibt nicht mehr dahin wie der Freiballon, sondern vermag Kurs zu halten wie das Seeschiff, das durch Jahrhunderte unerreichtes Vorbild war. Ein Phänomen bleibt noch zu erwähnen: das (38) „Pfeiferauchen" des Ballons. Nachdem der lose Knoten um den Füllansatz (vgl. cravater le ballon S. 429f.) beim Aufsteigen wieder gelöst worden ist, kann das sich ausdehnende Gas entweichen. Beim Ausströmen kühlt sich das Gas meistens ab und wird als weißer Nebel am Füllansatz sichtbar. Die Luftschiffer fanden für diese Erscheinung den sehr bildhaften Ausdruck „der Ballon raucht Pfeife" (le ballon fume sa pipe). 454

Zum Sprachlichen : Dieser Abschnitt ist sprachlich von größerem Interesse als der letzte: Während es über die Fähigkeit des Ballons, sich vertikal fortzubewegen (also: aufzusteigen), keine Zweifel und über die Bezeichnungen s'élever, s'enlever, monter, ascension keine Diskussionen gab, war die horizontale Fortbewegung schon bald nach den ersten Aufstiegen ein Problem im Sprachlichen nicht minder denn im Sachlichen. Man fragte: Was kann der Ballon außer auf- und niedersteigen? Schaut man sich daraufhin das Wortmaterial an, so ergibt sich die an sich merkwürdige Tatsache, daß von Aufsteigen und Niedergehen sehr viel die Rede ist, daß jedoch für das eigentliche F a h r e n Belege in weit geringerer Anzahl vorhanden sind. Zur Illustrierung dieser Feststellung sei auf die nachfolgende Tabelle verwiesen, wo 1384 Belegstellen für s'élever, monter und 688 für descendre nur 203 Stellen gegenüberstehen, an denen die fünf häufigsten Ausdrücke für das Fahren in der Luft, nämlich planer, voyager, flotter, voguer, naviguer gebraucht sind. Man ist versucht, diese Tatsache so zu interpretieren, daß die Problematik im Sachlichen (sc. die der besonderen Art der Fortbewegung des Ballons, welche bezüglich der umgebenden Luft ein Verharren, bezüglich des Erdbodens jedoch eine Verlagerung darstellt) zu einem Zögern im Sprachlichen führte. Trotz einer gewissen Bevorzugung von planer fehlt der eigentliche Zentralterminus entsprechend s'élever, monter, descendre, atterrir in den anderen Kapiteln. Bei den Verben klafft eine Lücke, welche durch die Ausdrücke voyager, naviguer usw. nicht befriedigend geschlossen wird. Die Mehrzahl konkurrierender und verschiedentlich kritisierter oder ganz abgelehnter Termini deutet ebenfalls nicht auf Einheitlichkeit und Sicherheit in der Benennung hin. Selbst das neutrale voyager mit dem allgemein üblichen Substantiv voyage aérien wird zuweilen als nicht ganz zutreffend empfunden. Einigkeit besteht über die Verwendung der Termini parcourir les airs, franchir les airs, planer, cheminer, traverser les airs; Einigkeit (im Negativen) im wesentlichen auch bezüglich voler, vol usw., die selten verwendet werden in der Einsicht, daß diese Art der Fortbewegung und ihre Benennung dem Ballon nicht zukommt. Um eine Reihe anderer Termini jedoch entbrennt der Meinungsstreit, und bei naviguer, nager und navigation aérienne (konkret) reichen die Auseinandersetzungen bis weit in das 19. Jh. Die Übernahme von naviguer (Einzelheiten s. S. 463 ff.) erklärt sich wieder aus der Vorstellung vom Luft-Schiff; sie ist alt und wird 1783 auf das „Luftschiff" Ballon übertragen. Als man dessen Unvermögen, wirklich zu s e g e l n , erkannte, kommt es zu derselben Entwicklung wie beim Abstraktsubstantiv navigation aérienne. Besonders die Bewegung des „Schwerer als Luft" betont, daß man beim Ballon weder von naviguer noch von nager sprechen dürfe. Beides seien Bezeichnungen für eine a k t i v e , d y n a m i s c h e Fortbewegung, während man beim Ballon nur von einem p a s s i v e n Trei455

ben (flotter) und bezüglich eines bestimmten einzuhaltenden Kurses von einem dauernden Abtreiben (dériver) sprechen könne. Andere wenden sich gegen den Gebrauch der Termini naviguer und nager mit der Begründung, daß diese einem anderen Element zugehörten und nicht einfach vom Wasser auf die Luft übertragen werden dürften. (Warum eigentlich nicht, wenn man mit dem Schiff ein Großteil der Seefahrtsterminologie ohne diese Einwände übernommen hat und übernimmt?) Wieder andere sehen das Hindernis darin, daß das Segeln (naviguer) auf dem Wasser geschieht, wohingegen der Ballon i n die Luftströmung eingetaucht ist; gegen das dann eher passende nager wird eingewendet, daß es nur auf lebende Wesen anwendbar sei. Den nun folgenden E i n z e l b e l e g e n soll eine Übersicht über die Verbreitung der wichtigsten Termini zur Bezeichnung des Fahrens in der Luft vorausgehen. Die Zahl der Belegstellen für die Ausdrücke s'élever, monter, descendre in denselben Quellen wird zum Vergleich mit angegeben.

JdP 1783-84 CBR 1783-85 Msecr 1783-85 JEnc 1783-85 JdSav 1783-85 JdPhys 1784 JgF 1783-85 Faujas I Faujas II Faujas III Faujas IV Art voyager Kratzenstein

planer

voyager

9 8 5 25 3 2 8

7 3 1 7 4

2 4 1 7 74

1850 1851 1859 1870 1871 1871 1874 1876 1882 1886 1894 1898 1898 1910 1910

Dupuis Turgan Bescherelle Glaisher Clerval Tiss. Ballon Marion Sircos Fig. Aér. Dallet Fonv. Man. Banet-Rivet Graff. Réc. Besançon Lecornu

6 5 33 2 16 8 34 7 4 3 13 5 5 21 162

456

8 3

naviguer 4 2 7 1 1 6 1

flotter

voguer

s'élever

monter

descendre

1

5 4

93 117 40 194 45 36 80 69 75 26 97 74 17

7 39 27 102 16 38 32 21 33 20 47 25 14

77 82 34 156 26 36 58 32 43 20 60 46 18

963

421

688

4 1 3 2 1

3 7 3 1

13 1 3

3 3 1 4

47

39

23

2 3 1 7

3 2 4 9

9 2 9

2 2 1 3

1 4 1 4

2

5 1 1

1 3 1 3 2

3 4 4

23

39

7 2

2 20 2 31

2

2

1 38

37

Aus dieser Statistik geht hervor, daß planer mit Abstand sowohl um 1784 als auch im 19. Jh. am häufigsten verwendet w i r d : (23a) planer „schweben". Gegenüber den sachlich nicht zutreffenden, oft kritisierten oder weitgehend vermiedenen Ausdrücken voler, naviguer, nager ist planer eine der neutralen Bezeichnungen, die nichts darüber aussagen, ob es sich um eine aeros t a t i s c h e (passivesTreiben) o d e r a e r o d y n a m i s c h e (aktivesFliegen)Fortbewegung handelt 1 , die also ohne Schwierigkeiten verwendbar sind. Wenn Gudin de La Brennellerie in seinem umfangreichen Huldigungsgedicht auf die ersten Luftreisenden vom 21.11.1783 schreibt: 1783 „Le voilà donc trouvé ce secret étonnant Qu'on chercha tant de fois, & toujours vainement Ce secret de planer dans la vaste atmosphère." (Faujas III/2,14f. Zeile 1-3), dann dachte der Dichter nicht daran und ahnte nicht 2 , daß mehr als die Möglichkeit, auf- und abzusteigen und in den Lüften zu s c h w e b e n , tatsächlich nicht gefunden war. Die Enttäuschung zeigt sich schon im folgenden Beleg : 1783 „Les intrépides voyageurs (du 21 novembre étoient) fâchés de ne pouvoir s'éloigner de la rivière, & de planer si long-tems sur elle . . ." (JpBrux Nr. 49 p. 28 v. 6. 12.1783) Im 19. Jh. wird das neutrale Wort planer mehr und mehr verwendet bezüglich des Ballons und seiner besonderen Art der Fortbewegung in und mit der Luft. voyager dans l'air „in der Luft reisen". Der Ausdruck war schon in vormontgolfierscher Zeit gebräuchlich, z.B. 1720 „. . . vous ferez partir & voyager dans les airs des hommes . . (d'Argenson, Mémoires V 390 ff., posthum 1858), ebenso 1724Fayol und Legrand (voyageur aérien, s. S. 305,308), und wurde 1783 auf den Ballon und den Luftschi fier (der j a auch voyageur aérien genannt wurde) übertragen. Belege erübrigen sich bis auf eine Stelle, w o auch an diesem allgemein gehaltenen Terminus indirekt Kritik geübt wird : 1783 „Pour voyager dans les airs, il faut à ce Globe deux forces, (ku) la force ascendante & la force dirigeante; je veux dire une force qui l'élève & 1 wird doch planer sowohl bezüglich des Ballons als auch des Flugzeugs verwendet (vgl. planeur, aéroplane). 2 wie es deutlich aus den folgenden Zeilen des Gedichts hervorgeht, wo Gudin de La Brennellerie den Menschen als nunmehrigen unbeschränkten Beherrscher der Lüfte feiert.

457

une force qui le pousse horisontalement vers l'endroit où on se propose d'aller. - Pour moi je ne vois aucun moyen de donner cette force dirigeante à la merveilleuse (!) Machine Aëro-statique; & je suis bien assuré que nos très-illustres académiciens n'en savent pas plus que moi là-dessus." (Saint-Valier 16f.) Das bedeutet also doch, daß es mit einem echten Reisen in der Luft gleich dem zur See nicht gut bestellt ist. - Im allgemeinen wurde aber auf diesen Einwand nicht eingegangen, was auch schon aus der weiten Verbreitung der Ausdrücke voyage aérien, voyageur aérien hervorgeht.

1. „schweben", 2. „treiben".

flotter dans les airs

Zu 1: 1783 „. . . (les) Ballons aérostatiques . . . s'élèvent, flottent & voyagent . . . dans les hautes régions atmosphériques . . ." (Faujas I 185) Zu 1/2: 1784 „Un vaisseau, par la force de la gravité, est attaché à la surface de la mer, avantage qui lui donne le pouvoir d'obéir ou de résister aux vents, de s'en servir & de manœuvrer; mais un ballon qui flotte dans le vague des airs ne peut qu'errer à l'aventure, tant qu'on n'aura pas un moyen de le diriger & de résister." (MdF/JpBrux Nr. 2 p. 79 v. 10. 1. 1784) Zu 2: 1861 „On se demande bien souvent s'il est possible de diriger à son gré les ballons flottants dans les airs." (Fig. Inv. 366) 1863 „. . .flotter n'est point nager ou naviguer . . . / . . . Ne demandez pas (au ballon) de nager, de voler, de naviguer . . . " (Land. Av. 38/39) Während im ersten Beleg flotter die Bedeutung „schweben" hat, zeigt sich im zweiten schon der Übergang, und im 3. u. 4. Zeugnis hat das Wort die Bedeutung „treiben": Der noch nicht lenkbare Ballon t r e i b t ohne festes Ziel mit den Luftströmungen, wird von ihnen mitgeführt (ein passiver Vorgang!) und irrt umher (errer); seine Fortbewegung ist ein Dahintreiben (flotter) und Abtreiben (dériver), wie es später La Landelle nennt (s. S. 473) und immer wieder gegenüber naviguer im Sinne einer véritable navigation aérienne abhebt. Nicht ohne Grund sprachen die Gegner der Ballonluftfahrt, die Anhänger des „Plus lourd", recht abschätzig von der „vessie flottante de Charles" (Banet-Rivet 178). 458

cheminer „ruhig seine Bahn ziehen, dahinschweben". 1783 „. . . un globe, fait de manière à cheminer plusieurs lieues par air . . ." (JpBrux Nr. 37 p. 87 v. 13. 9. 1783) 1853 „Le ballon chemina rapidement. . ." (Driou 33) Cheminer ist das erste der im folgenden zu erwähnenden selteneren Verben. filer A

„schnell dahinfahren".

1783 „. . . nous restâmes un instant stationnaires ; notre Char se tourna, & enfin nous filâmes au gré du vent." (Charles, in: Faujas II 49 = JdP v. 13. 12. 1783) 1886 „ L ' a é r o n e f f i l a i t à toute vitesse au-dessus du Pacifique-Nord." (Verne Robur 129, auch 208) 1910 „(Santos-Dumont) embarque à l'aérodrome de Neuilly, arrive à Bagatelle et file sur Paris . . . contourne l'Arc de Triomphe, descend l'Avenue des Champs-Elysées et prend terre . . . sur le trottoir . . ." (Lecornu 432, Luftschiff) Vgl. DG I 1061 : „Filer - P.etx. Famil. S'en aller droit devant soi, sans arrêter. Une barque, une voiture qui file rapidement." Die folgenden drei Termini betonen die Weite des Himmelsraums,welche den Menschen von jetzt an offen stehe und von ihnen mit Hilfe des Ballons in seiner ganzen Ausdehnung durchfahren und erkundet werden könne : parcourir

les airs

„die Lüfte nach allen Richtungen hin durchfahren" (vgl. Littré: „. . .parcourir un pays, la moitié de la terre"). 1783 Saint-Valier zweifelt an dem Nutzen und an der Wirksamkeit einer Maschine, die „ a e r o s t a t i s c h " genannt wurde und damit nach seiner Ansicht schon durch ihre Bezeichnung kundtue, daß sie nicht vom Flecke kommt. „Si cette machine devait être bonne à autre chose, & si elle pouvait servir à parcourir les airs . . ." dann hätte man ihr einen passenderen Namen gegeben und die machine aërocursor getauft. (Saint-Valier 10 v. 30. 10. 1783) franchir les espaces aériens ou l'air „die Weiten des Himmels überwinden". Einziger Beleg: 1783 „Quelle intrépide audace avez vous donc dans l'ame, Vous qui franchisse% Pair sur des aîles de flamme (Vers adressés à M. Faujas de Saint-Fond, par M. Gudin de La Brennellerie, sur le voyage aérien de M. le Marquis d'Arlandes & de M. Pilatre de Rozier. Zeile 7-8. In: Faujas III/2, 14) 459

Franchir l'air oder franchir les espaces aériens ist ein dichterischer Ausdruck, der sich zu Wendungen wie s'élancer majestueusement, s'envoler pompeusement u. ä. gesellt und aus der überschwänglichen Begeisterung der ersten Monate nach der Erfindung erklärt. sillonner (les airs) „die Lüfte durchfurchen" (vgl. Littré: „Les vaisseaux sillonnent les ondes, l'éclair sillonne le nuage."). 1850 Dupuis-Delcourt 21 1851 „II y a tantôt soixante-sept ans que les ballons sillonnent l'espace." (Turgan p. II) 1878 „. . . un navire dirigeable, sillonnant au gré du pilote les immensités de l'atmosphère, comme le bateau parcourt aujourd'hui les immensités de l'océan." (Tiss. Asc. 85, auch 92f.) 1886 Dallet 25, 50. sillage des airs 1884 Land. Airs 218. Sillonner les airs ist unverkennbar eine Nachbildung von sillonner la mer, les flots, les ondes, vergleicht -wiederum den Ballon mit dem Schiff und hat ein weiteres Pendant in : fendre l'air „die Luft durchschneiden" (Vorstellung von Schnelligkeit! vgl. Littré: „Les éclairs fendaient la nue. Il fendit l'air comme une flèche."). 1648 Godwin Ausg. 1666 p. 39: „fendir (sic) l'air". 1781 „L'on me vetta fendre l'air avec plus de vivacité que le corbeau . . ." (Blanchard, in: JdP v. 28. 8. 1781) 1784 „II s'agit . . . de fendre tous les courans d'air . . ." (Salle 19 v. 29. 1. 1784) 1784 JdP Nr. 174 p. 748 v. 22. 6. 1784. Nicht um die Schnelligkeit, sondern um ein wirkliches Zerteilen der Luftmassen durch eine stromlinienförmige Konstruktion des zukünftigen Lenkluftschiffs geht es im folgenden Beispiel, das fendre l'air nicht als Metapher, sondern in der ursprünglichen Bedeutung gebraucht zeigt : 1847 „L'aérostat doit avoir une forme allongée pour pouvoir fendre (Marey-Monge 7)

l'air."

(23b) voguer Ji „sich fortbewegen, dahinschwimmen" (vgl. Littré IV 2520: „voguer = naviguer de quelque manière que ce soit [emploi pour lequel les marins disent aujourd'hui plutôt marcher . . .]), $ ,,(dahin)fahren" (vom Ballon oder Aeronauten). 460

Die Auseinandersetzung um den richtigen Ausdruck innerhalb dieser Gruppe beginnt bei voguer. Einmal wendet man sich überhaupt gegen die Übernahme, da voguer eine Fortbewegung auf dem W a s s e r bezeichne und eine Übertragung von einem Element auf das andere nicht zu billigen sei. Weiter kritisiert man, daß voguer „ a u f dem Wasser dahinschwimmen" bedeute, während der Ballon doch i n der Luft (eingetaucht) schwebe (1783 Parcieux 18 und 1869 Mangin 168 stellen dem nager dans l'air das voguer sur les eaux entgegen.). Desungeachtet findet sich voguer im Luftfahrtschrifttum vor und um 1784, sowie im 19. Jh., mehrfach belegt: 1755 „. . . (des vaisseaux aériens pour) voguer entre le ciel et la terre . . ." (Galien 69) 1781 „. . . il aurait falu qu'ils se fussent élevés au-dessus des nuages pour voguer avec quelque facilité." (La Bretonne 1 1 8 ) 1782 „(Joseph Montgolfier) rentre chez lui en s'écriant avec enthousiasme: ,Maintenant nous pouvons voguer dans l'air."' (Filhol II 558) 1784 „Les vents . . . emportoient notre Bâtiment (aérien) sans nous faire éprouver le plus léger roulis ; nous n'appercevions notre marche, que par la vitesse avec laquelle les villages fuyoient sous nos pieds; ensorte qu'il sembloit, à la tranquillité avec laquelle nous voguions, que nous étions entraînés par le mouvement diurne." (Pilâtre Exp. 14) 1873 „. . . les gens à la surface de la terre devaient avoir eu leur coucher du soleil tandis que nous nagions encore en pleine lumière. . . . Nous voguions dans une espèce d'atmosphère transparente . . . " (Brandon I 183f.; voguer im Wechsel mit nager) nager dans l'air „in der Luft schwimmen". 1783 „. . . la différence qu'il y a entre l'action de nager dans les airs & celle de nager dans les eaux ou de voguer sur leur superficie . . . " (Parcieux 18, auch 28) 1784 „Auf den Gedanken in der Luft zu schwimmen, ist schon mancher Gelehrte gefallen, und man hat natürlich darauf fallen müssen, sobald man nur erkannt, daß die Luft körperlich - und etwas zu tragen oder zu heben im Stande sey." (Hayne Vorrede) Während hier nager noch allgemein verwendet ist, zeigen es die folgenden Belege im unmittelbaren Bezug auf den Aerostaten : 1784

(le) ballon sphérique, qui rempli de notre gas, sera capable de nager dans l'air avec son bateau . . ." (Kratzenstein 13) 1784 „ . . . un (des aérostats) . . . nageant dans l'air pendant 10 jours . . ." (JEnc VII 203; auch: Ling. Ann. XI 27,193; Rapp. Lyon Anhang 19) 461

1786 „. . . Blanchard und Doktor Jefferies schmamen (sie) mit einem Luftschiff wolkenhoch von Douvres über den Meerkanal nach Frankreich . . ." (Weber 11) Es sind dies Einzelbelege, aber auch noch im 19. Jh. spielt der Begriff des Schwimmens in der Luft eine beachtliche Rolle : 1823 veröffentlicht A. W. Zachariä seine „Geschichte der Luftschwimmkunst von 1783 bis zu den Wendelsteiner Fallversuchen". Er versteht unter Luftscbwimmkunst, im Gegensatz zur „Lufttaucherei" (aérostation) der „Lufttaucher" (d. h. die also nur „auftauchen" = aufsteigen mit ihren Ballonen, sie aber nicht lenken können), die g e l e n k t e Luftschiffahrt. 1869 „. . . pour nager dans l'air comme pour voguer sur les eaux, c'est à . . . la nature, que l'homme devra demander des inspirations." (Mangin 168) 1870 „. . . nous nageons . . . dans les couches aériennes . . ." (Glaisher/Tiss. 465 = Tiss. Asc. 144; Freiballon) 1884 „,L'aéronef doit nager dans l'air, comme un poisson dans l'eau, dit le capitaine Krebs, . . . ' " (Grilleau 108) 1898 Banet-Rivet 128. In der Diskussion darüber, ob der Ausdruck „rendre l'air navigable" (s. S. 465 f.) passend und sprachlich glücklich gewählt sei, wird auch das Wort nager gestreift und festgestellt (Faujas IV 96) : „l'expression de . . . nager ne me paraoît applicable avec quelque propriété qu'à des animaux vivans . . .". Man kann dieser Behauptung entgegenhalten, daß auch vom Kork, Holz und von ähnlichen Dingen gesagt wird, sie s c h w ä m m e n im Wasser (vgl. Littré und Ac), um auszudrücken, daß sie nicht untergehen. Die Hauptbedeutung des Wortes nager ist aber doch „se soutenir et avancer sur l'eau par le mouvement de certaines parties du corps; il se dit de l'homme et des animaux." (Ac 1835 II 250). Wichtiger als die Beziehung auf Mensch und Tier ist in dieser Definition die Betonung der a k t i v e n Bewegung, wie sie auch bei dem anderen wichtigen Wort voler (s. S. 467ff.)im Vordergrund steht. Beides aber kommt dem Ballon nicht zu : er bewegt sich weder mit Flügeln nach Art der Vögel noch mit Flossen nach Art der Fische : er bewegt sich überhaupt nicht a k t i v . Unter diesem Gesichtspunkt ist nager bezüglich des nicht lenkbaren Freiballons nicht recht passend (vgl. Land. Av. 39 unter „naviguer") und nicht zuletzt wohl deshalb so wenig gebraucht. Eine hinsichtlich Lenkluftschiff und Flugzeug sachlich zutreffendere Verwendung (vgl. natation aérienne, erstmals belegt 1879 : Cayrol-Castagnat, La conquête de l'air. Natation aérienne. Système C.-C. Nochmals erwähnt: 1884 Land. Airs. 203 und 1898 Graff. Réc. 79 ; wiederum Bezeichnung aktiven „Schwimmens" in der Luft gegenüber passivem Stillstehen = aérostation) vermochte 462

sich gegenüber den längst eingebürgerten Termini naviguer und voler nicht durchzusetzen. naviguer dans les airs „durch die Luft fahren" 1. mit einem Luftfahrzeug, 2. mit dem (vermeintlich lenkbaren) Ballon, 3. mit einem wirklichen Luft-Fahr-Zeug (LenkLuftschifF, Flugzeug). Zu 1: 1603 „durch die Luft schiffen" (Rollenhagen und Buchholtz: Lucian von Samosata; auch 1676 Lohmeier 53) 1658 „Gasp. Schottus. Mag. univ. nat. et. art. . . . p. III: ,Utrum navigari possit in aère?'" 1672 „P. Iohannes Kwiatkiewicz. Eloquentia reconditor p. 98: ,An in aire navigari possit?' " (Zamagna, Navis aeria. 1768. pp. XVI u. XXI) 1670 „Joh. Caramuel de Lobkowitz, Mathesis Biceps Vetus et Nova juniorum inventa cum veterum fundamentis conferens. 2 Bde. in-fol. Capaniae 1670. I 740-762: Ptetica, Ars volandi et Nautica Aetherea. Ars navigandi super aerem." (v. Klinckowstroem, Luftschiffahrts-Bibliographien ; in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel - Frankfurter Ausgabe - Nr. 74 p. 1108 v. 16. 9.1958) 1676 Lohmeier, De artificio navigandi per aërem. Nachdruck v. 1784, p. 45: navigatio aêrea. 1742 verwendet J. J. Rousseau den Ausdruck navigation aérienne in seinem „Nouveau Dédale" (Manuskript). 1755 „Nous voici donc arrivés au moment de la construction de notre vaisseau pour naviger (sic) dans les airs . . ." (Galien, L'art de naviger dans les airs, zit. nach: Faujas I p. XIII) 1781 „. . . je m'occupe . . . à construire un vaisseau qui puisse naviguer dans l'air . . ." (Blanchard, in: JdP v. 28. 8. 1781) Zu 2: Wie das Substantiv navigation (aérienne) wurde auch naviguer nach der Erfindung des Ballons zu einem der häufiger belegten Luftfahrttermini nach s'élever, monter, descendre und neben voyager dans Pair: 1783 „. . . il sera permis . . . à 3 particuliers . . . de naviguer dans l'air avec (la machine aérostatique)." (CBR Nr. 74 p. 599 v. 13. 10. 1783) 1783 „II a fallu bien de l'intelligence & de sens-froid aux deux navigateurs pour conduire avec tant d'art cette prodigieuse machine ( = le ballon 463

de La Muette). . . . il n'y a personne qui n'ait frémi en voiant deux hommes . . . naviguer à 3 ou 4 mille pieds en l'air . . ." (CBR Nr. 97 p. 785 v. 24. 11. 1783 datiert) Auch im 19. Jh. wird naviguer en l'air - nun etwas seltener - weiter verwendet: 1878 „. . . l'aéronaute . . . subit d'une façon très-appréciable l'influence du terrain au-dessus duquel il navigue (avec son ballon)." (Tiss. Asc. 183 £. ; zum stilistischen Wechsel gebraucht Tissandier gleich darauf die Ausdrücke planer und tracer son sillage.) Zu 3: Die Diskussionen um die véritable navigation aérienne (s. S. 358 ff.) wirkten sich auch auf das zugehörige Verb aus. Nicht wenige sahen ein, daß das Reisen, Schweben, Treiben mit dem Ballon noch kein echtes naviguer en l'air ist. Besonders die Plus-lourd-Bewegung stellt naviguer als Bezeichnung für eine a k t i v e Bewegung an die Seite von nager und voler: Schon 1784: „. . . il seroit plus exact de dire (ku) Mongolfiser en parlant de l'art de s'élever dans les airs & de les parcourir, que d'adapter le terme de (ku) naviguer qui appartient à un autre élément. . . ." (JdP Nr. 366 p. 1550 v. 31. 12. 1784, ausführliches Zitat s. S. 408) 1863 „. . . flotter ( = die dem Ballon eigentümliche Art der Bewegung) n'est point nager ou naviguer . . . / . . . Ne demandez pas (au ballon) de nager, de voler, de naviguer ..." (Land. Av. 38/39, auch 134) Entsprechend heißt es : 1889 „L'idéal d'un ballon . . . s e r a i t . . . de pouvoir aller dans tous les sens, au gré de son pilote; en un mot, de (ku) naviguer réellement dans l'océan aérien, comme le vaisseau sur l'océan maritime." (Béthuys 137) Nach der Schaffung des Lenkluftschiffs können auch diejenigen, welche seither nur mit Unbehagen und Zögern naviguer (und nager) im Zusammenhang mit der Fortbewegung in der Luft verwendeten, den Ausdruck gutheißen : 1886 „. . . on nous vit recommencer . . . une manœuvre de louvoyage . . . et l'aérostat (dirigeable), la pointe avant contre le vent, a encore navigué quelques minutes . . . " (Tiss. Nav. 301) 1889 „Les dirigeables ne sont pas destinés à naviguer bien haut; . . ." (Béthuys 158) 1943 schreiben Dollfus-Bouché „. . . le R-34 (ku) navigua" und bringen durch den Kursivdruck zum Ausdruck, daß dieser Zeppelin tatsäch464

lieh die an ihn gestellten Anforderungen erfüllte und wie ein Seeschiff alle Manöver ausführen konnte, (p. 361, auch p. 386 und 438:) „. . . le grand rigide (Graf-Zeppelin) navigue au-dessus . . . de la toundra de Siberie . . .". navigable „schiffbar". Als Schiffahrtsterminus ist navigable nach Dauzat DE 497 seit 1448 bezeugt. Eine andere Frage ist, seit wann das Adjektiv mit Bezug auf die L u f t verwendet wird, d. h. seit wann die beiden so verschiedenen Begriffe in Zusammenhang gebracht worden sind. Dies scheint spätestens im 13. Jh. erfolgt zu sein : „Der erste, welcher sich des Ausdrucks daß die Luft schiffbar sey, bediente, ist, meines Wissens, Albertus de Saxonia, der . . . (1200 bis 1280) lebte, und dessen sechs Bücher De Caelo et Mundo 1497 gedruckt sind. Die Stelle führet der portugesische Jesuit P. Franz von Mendoza an, in seinem Viridiario utriusque Eruditionis sacrae et profanae, welches zu Lyon 1632 . . . und in Kölln 1633 . . . und 1701 gedruckt worden, wo er also schreibt: Problema, utrum aer parte aliqua sit nauigabilis, quamvis nullius venerit in mentem, illud tarnen pro affirmatiua parte obiter tetigit Albertus de Saxonia, Lib. 3. physic. quaest. 6. art. 2. conclusione 3. Cum enim ostendisset, ignem esse aere subtiliorem, rariorem, ac leuiorem, ut consectarium colligit, aerem, ubi igni contiguus est, nauigabikm esse, uti aqua, ubi est aeri contigua : atque hoc ex scientia de ponderibus posse demonstrari, concludit." (Murr 116; vgl. auch Cavallo fz 9) Um 1784 wurde zu Ehren der Montgolfiers eine Medaille mit der Inschrift „. . . pour avoir rendu l'air navigable" geprägt. Gegen diese Ausdrucksweise liefen die Puristen Sturm (Faujas IV 95ff. Zusammenfassung): Einmal fand man den Ausdruck navigable deshalb unpassend, da er nur auf eine Fortbewegung z w i s c h e n z w e i Medien, d. h. speziell: auf dem Wasser und gleichzeitig in der Luft, bezogen sein könne; dies treffe aber nicht auf den Ballon zu, da hier eine Fortbewegung i n n e r h a l b eines Mediums, speziell: eingetaucht in der Luft, erfolge. Voler und nager seien passendere Ausdrücke (Einwände dagegen s. u. diesen Termini S. 467 ff. und S. 461 f.). Zum anderen wendete man sich gegen die Ausdrucksweise „die Luft wurde schiffbar (d. h. nach Auffassung der Puristen: „propre à transporter des corps solides") gemacht", während es in Wirklichkeit doch diese „corps solides" waren, die man in die Lage versetzte, in der Luft transportiert zu werden. Daraus wäre zu folgern, daß man - vorausgesetzt, man akzeptiert das Adjektiv überhaupt für den besonderen Fall der Luftschiffahrt - die B a l l o n e navigables nennen müßte. Das geschah auch, wie der folgende Beleg zeigt : 30

Zastrow, Vokabular der Luftfahrt

465

1783 „Les . . . (lettres) ont pour objet les moyens de rendre cette machine (aérostatique) vraiment navigable ..." (Esprit X 338) Aber es liegen eben mehr als nur e i n Beleg vor, wo von einer „schiffbaren L u f t " die Rede ist; außer den bereits angeführten: 1772 „L'air n'est . . . navigable aux volatiles ( ! ) que par la vitesse et la légèreté de leurs mouvements;..." (Aff., ann. et av. div. v. 21. 10. 1772) 1784 „. . . l'honneur d'avoir les premiers rendu l'air navigable doit nous rester. . . " (JEnc I 488) 1786 „Pilatre de Rozier, und Marquis d'Arlandes bestiegen wirklich das Schiff, überließen sich am 21. November ganz frei der Luft und bewiesen am allerersten durch Erfahrung, daß die Luft wie das Wasser schiffbar sei." (Weber 11) Gewiß : es ist zutreffend, daß navigable und naviguer sich auf eine Fortbewegung zwischen zwei Medien beziehen und daß auch - genau genommen nichts an der L u f t verändert wurde, um diese Schiffbarkeit zu erreichen (wie man z. B. Felsen aus einem Fluß räumt, um ihn schiffbar zu machen). Aber: 1784 „. . . pour qu'un fluide puisse être appellé navigable, il importe peu que ce soit à la surface ou dans la profondeur même de ce fluide, que les corps solides soient transportés, & que si ce n'est pas, à proprement parler, l'air qui a été rendu capable de transporter des corps solides, mais si ce sont des corps solides qui ont été rendus propres à être transportés dans l'air, l'air n'en est pas moins, par cette découverte, devenu capable d'opérer ce transport, & qu'on peut donc ainsi dire métaphoriquement que cette découverte l'a rendu navigable." (Faujas IV 96) Und der Schreiber fügt hinzu, daß diese Metapher ihm weniger kühn erscheine als viele andere, die zum täglichen Sprachgebrauch gehörten. Wenn man bedenkt, daß a l l g e m e i n alle Vergleiche zwischen See- und Luftschiffahrt nur zum Teil zutreffen und daß im b e s o n d e r e n auch die Haupttermini navigation, navigateur, naviguer übernommen und anerkannt wurden, obwohl doch im Grunde dieselben Einwände gemacht werden konnten, dann darf man die Angriffe der Puristen gegen die Übernahme des Ausdrucks navigable zurückweisen. Die Verbindung air navigable aber erklärt sich als Analogiebildung zu mer navigable, fleuve navigable, rivière navigable aus der Definition „navigable = où l'on peut naviguer"; spricht man doch auch von mer aérienne; océan, fleuve, courant aérien (s. S. 481 f.). 466

navigation

aérienne

konkret: „Einzelfahrt in der Luft". Die abstrakte Bedeutung von navigation aérienne („Luftschiffahrt") steht unverkennbar seit 1783 im Vordergrund, auch wenn Littré noch 1878 definiert : 1878 „Navigation 6: Navigation aérienne, nom donné aux voyages qu'on fait en ballon." (d. h. doch : „Luftreise, Ballonfahrt") (Littré III 700) Die Zahl der Belege für eine konkrete Verwendung des Terminus navigation aérienne ist gering : 1784 „Le pere Raimond . . . a lancé . . . un aérostat. . . Son ascension & sa navigation ont été telles q u ' . . . il a pu parcourir un espace de quatre lieues par quart-d'heure." ( J E n c III 321, auch: Esprit 1784 VI 351 f.) 1840 „. . . après 13 minutes de navigation, éviter une descente . . . " (Bégin 49)

la machine (aérostatique) ne put

1876 „. . . nous touchions . . . la terre . . . après quatre heures quinze minutes de navigation aérienne." (Sircos-Pallier 384, auch: 151) In den meisten Fällen steht an Stelle von navigation aérienne der Ausdruck voyage aérien (s. d. u. vgl. das Nebeneinander von naviguer und voyager, navigateur aérien und voyageur aérien). voler Mit den wirklichen und utopischen Vorläufern der Montgolfiers von der ältesten bis in die jüngste Zeit verband sich in den meisten Fällen der Begriff des F l i e g e n s nach Art der Vögel : ca. 1250 instrumentai» volandi Roger Bacon 1389 cerf-volant nach Dauzat DE ca. 1550 (n)avicula volans Scaliger, De subt. ad card. 326 1617 homo volans Fausto Veranzio, Homo volans (nach : Pellandini 9) 1640/48 flying chariots John Wilkins, Dedalus VII (nach: Cavallo fz 15/18) 1648 Courier volant, voler, prendre son vol, vol Godwin, Ausg. v. 1666 pp. 23, 25, 39, 48, 55, 57, 95. 467

1657 fusée volante, maison volante, voler (Menschen) Cyrano Bergerac, Ausg. v. 1710 I 299, 306 und II 98ff. 1659 fliegende Wandersmann Chr. Grimmelshausen, Der fliegende Wandersmann nach dem Mond . . . Wolffenbüttel 1659 . . . 1670 nave volante Lana 1678 machine volante, homme volant (Besnier) JdSav v. 12.12. 1678 1700 draco volans, currus velivolus, machina volatilis Paschius 638, 640, 643 1709 fliegendes S c h i f f , Kunst durch die Lufft fliegen Gusmäo-Flugblätter Wien (Treichlinger 8ff.) 1720 vaisseau volant d'Argenson, Mémoires V 390 ff. ca. 1750 Kunst fliegen, Fliege-Kunst, durch die Lufft fliegen Aero Nauta 3, 38, 53 1751 flying Woman, Men and Women that fly Robert Paltock, The life and adventure of Peter Wilkins . . . London 1751. 1763 homme volant Robert Paltock, Les hommes volans ou les aventures de Pierre Wilkins . . . Londres et Paris 1763. 1767 fliegende Mensch Robert Paltock, Die Fliegenden Menschen oder wunderbare Begebenheiten Peter Wilkins. Braunschweig 1767. 1770 cabriolet volant Cailhava d'Estendoux, Le cabriolet volant ou Arlequin Mahomet. 1772 voiture volante, fliegendes Fuhrwerk (Desforges) Aff., ann. et av. div. v. 21. 10.1772 und Treichlinger 18. 1775 vol (Menschenflug) La Folie 35 1781 homme volant, machine volante, voler comme Dédale, le volant, vol La Bretonne, Titel, 118, 21 f., 52, 56 und II 17f., 21 ff., 55 ff. 1782 bateau volant, vaisseau volant vielfach belegt im Zusammenhang mit Blanchard. Diese Ausdrücke waren bekannt und wurden nach dem 4. 6. 1783 nicht nur als historische Termini weiter verwendet, sondern auch auf den anders gearteten Ballon, „les ailes de M. de Montgolfier", wie es an einer Stelle heißt: 1784 „Blanchard . . . s'est enfin élevé à l'aide des ailes de M. de Montgolfier, . . . " - und wenig später dementsprechend: - „(Le ballon de Miollan et Janninet) étoit prêt à s''envoler: c'est un accident absolument étranger à la manipulation du voyage, & à l'aërostatisme, qui l'a seul empêché de prendre son essor." (Ling. Ann. XI 320/337), 468

und den Luftschiffer übertragen, obwohl man sich doch bald sagen mußte, daß der Aérostat zwar auf- und niederstieg und schwebte, daß er aber nicht f l o g . Im Augenblick des ersten Erfolgs mag man tatsächlich an die volle Verwirklichung des Flugtraums geglaubt haben : volant 1783 „Lettre à un ami sur l'utilité des globes volans de M. de Montgolfier...". Amsterdam & Paris, 1783. Weitere Belege für globe volant: Notenblatt v. 1783 in: Duhem Musée 216; königl. Erlaß v. 27. 8. 1783 in: Dupuis-Delcourt lOOf. 1783 machine volante: Corr. secr. pol. XV 207 v. 10.11. 1783. 1784 „Méthode aisée de faire la machine aérostatique, vulgairement nommée Ballon volant. ( = Faujas III). Liège 1784. Weitere Belege für ballon volant: Ling. Ann. X 355, JEnc 1784 VIII201. 1785 charrette volante: JEnc 1785 VIII 281 (s. S. 250). um 1784 bateau volant, vaisseau volant: (s. S. 225, 230). voler 1783 „. . . la tranquillité . . . dont ils jouissoient à la hauteur où ils naviguaient. . . . ils volerent ainsi pendant une heure . . ." (JpBrux Nr. 50 p. 84 v. 13.12.1783 über Charles' Luftreise v. 1.12. 1783) 1784 „ . . . ce ballon . . . voleroit au-dessus des mers, & probablement ne prendrait terre nulle part; . . ." (JpBrux Nr. 2 p. 80 v. 10. 1. 1784) s'envoler, envolée (s. S. 449) vol (aérien) 1784 Uber die Ballomanie: „. . . les rubans qui . . . décorent (nos dames) sont l'élégante enseigne du parti qu'elles ont adopté; on distingue sur les uns la noble ascension du globe de M. de Montgolfier, & sur d'autres le (ku) vol de Charles." (Corr. secr. pol. XV 429 v. 18. 2. 1784, zu beachten ist der Kursivdruck von vol im Original) voleur (Doppelsinn „Dieb-Flieger") 1784 Der großangekündigte Aufstieg einer „lenkbaren" Riesenmontgolfiere der MM. Miollan und Janninet scheitert kläglich, der erboste Pöbel verbrennt den Ballon, und eine Flut von Spott- und Schmähschriften ergießt sich über die beiden Veranstalter : „des facéties plus ou moins insultantes, accompagnées de couplets plus ou moins plats & grossiers, dont les mots de (ku) voleur, de volé, de volant sont les expressions par excellence; . . ." (Corr. secr. pol. XVI 365 v. 4. 8. 1784) 469

vgl. Grand-Carteret 26: „Dans un dictionnaire comique de 1850, rédigé à la façon de Commerson, au mot ,navigateur aérien' on lit ceci: .Celui qui annonce devoir voler dans les airs ( ! ) et qui, en réalité, ne vole que l'argent des spectateurs ou des actionnaires.'" Viele erkannten bald die Grenzen des Ballons und wußten, daß das Schweben kein Fliegen war und daß man mit den vorgeschlagenen Mitteln auch nicht in absehbarer Zeit so weit sein würde : 1783 „. . . je demandai à un Savant . . . à quoi (la) machine (aëro-statique) pourrait être utile. Il me répondit: je n'en sais rien encore, mais je suis prêt à parier que dans deux ans d'ici on pourra voler." Saint-Valier bezweifelt dies ganz entschieden, fragt aber weiter: „. . . dites-moi comment vous placerez le corps de l'homme sous les ailes qui doivent le porter? sera-t-il placé perpendiculairement ou horisontalement? Ma (question) le fit rire; . . . Il me dit cependant que ce ne serait point avec des ailes que l'on volerait, mais qu'on serait assis dans un fauteuil arrangé, . . . Alors, lui dis-je, ce ne sera plus voler, mais parcourir les airs (beide ku); car on ne dit pas qu'on vole sur la mer, mais qu'on parcoure les mers. C'est donc à dire qu'on trouvera le moyen de construire une machine ( ! ) où on pourra s'embarquer & parcourir les airs comme on a trouvé le moyen de construire des machines ( ! ) pour parcourir les mers. - Précisément, me répondit-il. Eh bien, lui dis-je, je suis bien-aise de vous assurer que cela est encore plus possible qu'il n'est impossible de voler:. . ." (Saint-Valier 6 f.) 1783 „Ce n'étoit. . . pas à (ku) voler qu'il falloit penser, mais à (sic und ku) naviger: c'est-à-dire à se ménager dans l'air un point d'appui, un récipient quelconque qui était en équilibre dans cet élément, y nageant comme les bateaux sur l'eau . . ." (Ling. Ann. X 356) So verzichtete man bald weitgehend auf die Termini vol, voler, volant im Zusammenhang mit dem Ballon und nahm den Gebrauch in Einzelfällen erst wieder auf, als man den Aerostaten zum lenkbaren Luftschiff umgestaltet hatte : 1910 Besançon 172, Fig. 41 mit Bildlegende: „Le Zeppelin IV en plein vol." (Anm. : Besançon verwendet jedoch das Verb, voler, nur bezüglich des Fliegers.) Weitere Belege: Dollfus 361, 439, 578. Beiden S u b s t a n t i v e n ist voyage aérien, schon 1783 geläufig (1657 Cyrano Bergerac, Ausg. 1700 II 94: voyages par l'air), der übliche und meistbelegte Ausdruck, der sich in den Berichten über die erste Ballon-Luftreise vom 21.11.1783 ebenso findet wie bezüglich der Weltreisen der verschiedenen Zeppelinluftschiffe um das Jahr 1930. Neben voyage aérien und dem aber hauptsächlich als Abstraktum verwendeten navigation aérienne (s.S. 356 ff.) sind 470

noch mehrere andere, bedeutungsähnliche Termini belegt, die jedoch alle wesentlich seltener gebraucht sind, u. a. : course aérienne

JpBrux Nr. 49 p. 27 v. 6. 12. 1783; Corr. seer. pol. XV 270 u. 275 v. 10.12. 1783, XV 291 v. 13. 12. 1783, XV 301 v. 24.12.1783, XV 324 v. 3.1. 1784; Esprit 1784 VIII 336. promenade aérienne Lettre Ut. 11 v. 28. 8. 1783; JpBrux Nr. 2 p. 79 v. 10. 1. 1784; Tiss. Asc. 220; auch: Halle Magie II195. Faujas III/2, 35. trajet aérien Tournon 55f.; Fig. Aér. 95,226,234; auch: Brandon excursion aérienne 149. expédition aérienne Corr. seer. pol. XV 290 v. 13. 12. 1783; Vaschalde 65. pérégrinations aériennes Brief Tissandiers v. 15. 2. 1869, in: Tiss. Asc. 162; Tiss. Asc. 95. raid aérien Besançon 142,181 (Lenkluftschiff) ; Saint-Fégor 117. (24) a) b) c) d) e)

rester immobile rester ou être en station rester ou être stationnaire se soutenir en station stationner

,,am selben Punkt verharren". a) 1775 „. . . rester immobile, puis redescendre, puis s'élever . . ." (La Folie 32) 1784 Guyton de Morveau 210. b) 1783 „La Machine (aérostatique) fut gonflée . . . & s'éleva . . . jusqu'à 80 pieds de hauteur, & elle y resta en station . . ." (Faujas I 271) c) 1783 „. . . nous restâmes un instant stationnaires; enfin nous filâmes au gré du vent." (Charles, in: Faujas II 49)

notre Char se tourna, &

d) 1784 JdSav p. 25. e) 1789 „. . . si, pendant ce voyage (aérien), on apercevoit un orage se former, . . . il faudroit. . . prendre une élévation au-dessus de l'ordinaire, et stationner à cette hauteur jusqu'à la fin de l'orage . . ." (Scott 137f.) 471

Am häufigsten von diesen Ausdrücken fand ich c) rester stationnaire [und b) rester en Station] belegt; die anderen Termini sind nur durch wenige Einzelzeugnisse vertreten: rester stationnaire

1783 1784 1785 1789 1793 1847 1851 1870 1876 1882 1889 1894 1898 1910

JdP 1783/84 JdPhys 1784 JdSav 1783-85 JgF 1784/85 JEnc 1783-85 CBR 1784 Ling. Ann. 1783/84 Faujas I Faujas II-IV Art voyager Guyton de Morveau Cavallo Scott EncMPhys Marey-Monge Turgan Glaisher Sircos-Pallier Fig. Aér. Béthuys Fonv. Man. Banet-Rivet Lecornu

rester en station

2 1

5

2 12 1 3

1 5 1

6 3 1 5

stationner

se soutenir en station

rester immobile

2 9 3 1 1

4 2 3 1 16 1 3 1 2

5

1

1

(25) In der ersten Zeit nach der Erfindung, als man noch von deren Vollkommenheit oder mindestens von der Möglichkeit ihrer schnellen Vervollkommnung ziemlich überzeugt war, glaubte man auch, man könne mit dem „Luft-Schiff" Ballon dieselben Manöver durchführen wie mit einem Segelschiff auf dem Meer. Daher die vielen segeltechnischen Termini, die mehr oder weniger häufig im Zusammenhang mit dem Ballon und den zahllosen Lenkluftschiffprojekten erscheinen: dériver, biaiser, dévier, louvoyer, pincer usw. Erst bezüglich des wirklichen Lenkluftschiffs sind sie zu Recht verwendbar, doch wird nur ein geringer Teil tatsächlich übernommen und häufiger gebraucht. cingler J> „segeln, einen Kurs steuern" (Littré: „faire voile dans telle ou telle direction"; vgl. Corr. secr. pol. XV 207 v. 10.11. 1783: „un globe (aérostatique) ira . . . huit cens fois plus vite qu'un vaisseau qui cingle à pleines voiles."), $ Übertragung auf den angeblich lenkbaren Ballon, das „Luftschiff". 472

1782 „(La) première expérience (du vaisseau volant de M. Blanchard) est . . . fixée pour les premiers jours de juin; . . . il doit lever l'ancre de Pantin et cingler en clin d'oeil vers les jardins de Raincy . . ." (Correspondance Métra v. 8. 5. 1782, in: Raunié 59) 1783 „. . . ces téméraires champions aériens ne devoient rien moins que cingler tout droit vers les astres." (Corr. secr. pol. X V 174 v. 22.10.1783) 1789 Scott p. X gibt zunächst eine Definition des Wortes cingler und gebraucht es dann neben zahlreichen anderen aus der Schiffahrtsterminologie entlehnten Ausdrücken u. a. auf den Seiten l f . , 101,143 und 102: „II y a u r o i t . . . quatre circonstances générales dans lesquelles un aérostat pourroit se trouver à l'égard de sa direction: . . . un vent assez léger pour ne pouvoir empêcher de cingler contre son courant ; . . . " dériver J» V „von der Fahrtrichtung abtreiben" (Littré: „S'écarter plus ou moins de sa route par l'effet des vents ou des courants.") 1783 „. . . un coup de vent violent l'a forcé de dériver horizontalement. . ." (Corr. secr. pol. X V 128 v. 24. 9. 1783, Versailler Montgolfière) 1783 „. . . il faisoit un peu de vent, ce qui obligeoit de contenir la Machine (aérostatique) avec des cordages pour qu'elle ne dérivât pas . . ." (Montgolfier, in: Faujas I 277 = JdP Nr. 296 p. 1221 v. 23. 10. 1783) 1784 „. . . on . . . a vu (Blanchard) comme dériver & rétrogarder dans sa première direction . . (Corr. secr. pol. XVI 35 v. 10. 3. 1784) 1784 „ . . . (la machine aérostatique) ne doit pas dériver autant que les Navires . . . " (Découverte 22) 1884 „Depuis un siècle . . . sous le rapport de la dirigeabilité d'immenses efforts ont été stériles; . . . les ballons dérivent toujours. Ils dérivent." (Land. Airs 106) Weitere Belege: Robert frères 17,19; Guyton de Morveau 186 u.a. dérive A V „Abtreiben, Abtrift". 1784 „J'ai pensé . . . qu'on pourroit imiter la forme simple . . . de nos bâtimens de mer, & sur-tout celle des pirogues longues, étroites & profondes, afin que les flancs de la machine offrant à l'air des surfaces presque planes, il y eût moins de (ku) dérive lorsqu'on feroit route par un vent (ku) largue ou (ku) au plus près." (Idées Pirogue 9) Weitere Belege: Rapport Lyon Anhang 19, Scott 140. dérivation 1793 „. . . l'aérostat, après son développement,. . . s'éleva . . . majestueusement dans l'air, sans dérivation & sans balancement." (EncMPys B 42) 473

Die Verwendung von dériver, dérive und dérivation bezüglich des Ballons ist sachlich unberechtigt. Sie setzt voraus, daß der Aérostat Kurs zu halten, ein Abtreiben zumindest korrigiert zu werden vermag. Der Ballon ohne Eigengeschwindigkeit ist jedoch ein Spielzeug der Luftströmungen, und sein Pilot kann auf keinen Fall gegen den Wind eine bestimmte Fahrtrichtung einhalten. Trotzdem findet sich das Wort dériver immer wieder um 1784 in diesem Zusammenhang belegt. Die Erklärung mag darin zu suchen sein, daß für den Zuschauer unten auf der Erde der Ballon bei gleichmäßiger Fahrt einen bestimmten Kurs zu verfolgen schien, von dem er dann (bei einer Richtungsänderung der Luftströmungen) „abtrieb". Verschiedentlich wurden solche „Kursabweichungen" sogar als Beweis dafür ausgelegt, daß der Luftschiffer (besonders Blanchard) sein Gefährt aus der Windrichtung herauszusteuern undmit„seitlichem"oder„Gegenwind" weiterzufahren vermochte. - La Landelles Verdammungsurteil über den Ballon lautet: „Les ballons dérivent toujours." Also greift auch er den eigentlich unzutreffenden Ausdruck auf. Er bezieht ihn nun auf die ein Jahrhundert vergeblich gesuchte Lenkbarmachung des Ballons und stellt diesen Bestrebungen gegenüber (positiv) das dauernde „Abtreiben", das ist (negativ) das bleibende Unvermögen des Kurshaltens, fest. dévier „von der Route abkommen". 1784 „. . . (l'aérostat) a dévié vers la ville . . ." (Rapport Lyon 8) 1784 Corr. secr. pol. XVI 332,349 v. 21. u. 27.7.1784; JgF v. 22.7.1784 p. 414. 1871 „Le ballon s'élève verticalement, sans dévier d'une ligne de sa marche perpendiculaire au sol." (Tiss. Ballon 158) déviation „Abweichung des Ballons von seinem Kurs". 1783 „La distance que j'ai parcourue pendant ces 35 minutes, étoit par terre, d'une lieue & demie, mais j'en ai fait plus de trois dans les airs, relativement à des déviations fréquentes, dont quelques-unes m'ont ramené sur moi-même." (Charles, in: JpBrux Nr. 50 p. 82f. v. 13. 12. 1783; auch: JpBrux Nr. 50 p. 85 v. 13.12.1783 und Faujas III/2, 34+35) a) biaiser b) louvoyer c) courir un bord, courir une bordée, faire des bordées d) louvoiement, louvoyage di $ „lavieren, gegen den Wind kreuzen". 474

(a + b) 1784 „. . . aller contre le vent, mais en biaisant, ou, comme disent les Marins, en (ku) louvoyant, de manière toutefois à se rendre à sa destination, malgré un vent très-fort." (Découverte 16 = JdP Nr. 126 p. 547 v. 5. 5.1784) (b) 1784 „. . . soumises aux caprices des vents, (les machines aérostatiques) sont forcées d'obéir à la force qui agite l'athmosphère (sic). En supposant même un vent favorable, seroit-on sans danger s'il étoit impétueux? & s'il étoit contraire & passablement fort, pourroit-on espérer de louvoyer?" (Rapport Lyon Anhang 19) 1784 „. . . a u moyen de quelques secousses de gouvernail, je parvins à louvoyer contre ce courant . . ." (Blanchard, in: Faujas II 183) 1812 „. . . la possibilité de louvoyer dans les airs . . ." (JdP v. 9. 6. 1812)

W

1785 „Le vent. . . nous portait sur Neuilly ; mais nous avons fait différentes bordées très-distinctes, nous retournant tantôt à droite, tantôt à gauche;..." (JEnc VIII 92) 1875 „(Le pilote du dirigeable) remit . . . le cap au nord et continua à suivre la côte; mais en arrivant au-dessus de l'embouchure de la Vilaine, il dut, selon l'expression des marins, courir une bordée afin de s'engager au n o r d - o u e s t . . . " (Brown 88) (d)

1785 „La forme sphérique ne comporte jamais le louvoyement, puisqu'à son égard le choc oblique du vent n'a jamais lieu. Ceci suffit pour prouver qu'une machine sphérique ne peut jamais être dirigée . . . " (Mag. Gotha 78) Das Wort louvoiement, von den konsultierten Wörterbüchern, mit Ausnahme von Ac 1935 II 135, nicht verzeichnet (angegeben ist nur louvoyage als usueller Terminus der Segelschiffahrt), ist durch Suffixtausch entstanden (möglicherweise speziell für die Luftschiffahrt geprägt, vgl. appareillement und dégonflage S. 428, 518) und bezeichnet wie die anderen hier zu besprechenden Termini einen Vorgang, der um 1784 und noch lange im 19. Jh. nur in den Vorstellungen der Ballonkonstrukteure realisierbar war. Im letzten Drittel des 19. Jh. begann man dann Erfahrungen zu sammeln und Versuche zu unternehmen, durch geschickte Ausnutzung gegensätzlicher Luftströmungen verschiedener Höhen in beschränktem Maße auch vorher (günstig) gesteckte Ziele mit dem an sich nicht lenkbaren Ballon „anzusteuern", also doch etwas Ähnliches wie ein „Kreuzen gegen den Wind" durchzuführen: 475

1898 „. . . on découvrira un jour les lois du régime des vents dans toutes les saisons et à toutes les altitudes e t . . . alors on pourra se rendre en ballon d'un point à un autre, en louvoyant, la manœuvre se réduisant, en fin de compte, à monter ou à descendre." (Banet-Rivet 139f.) Dies meint auch Tiss. Ballon 68 (Versuch, Paris „anzufliegen" mit dem Ballon während der Belagerung der Stadt) : 1871 „Iis nous ont montré l'aspect du pays que nous devons traverser pour rentrer à Paris, ils nous ont initiés au louvoiement aérien . . ." Mehr als die Tüchtigkeit und Geschicklichkeit des Aeronauten entschieden beim Freiballon aber auch weiterhin günstige Zufälle solche „Zielfahrten". Wie gering der Fortschritt war, geht schon daraus hervor, daß es 1870/71 in keinem Falle gelang, von irgendeinem Punkt der noch unbesetzten Provinz aus die Hauptstadt mit dem Ballon zu erreichen. Es gab also auch jetzt noch kein echtes „Segeln gegen den Wind". Erst zwei Jahrzehnte später war mit dem Lenkluftschiff ein wirkliches Lavieren möglich, von dessen Anfängen wiederum Tissandier berichtet: 1886 „. . . on nous vit recommencer . . . une manœuvre de louvojage ( ! ) . . . et l'aérostat (dirigeable), la pointe avant contre le vent, a encore navigué quelques minutes . . . " (Tiss. Nav. 301) pincer le vent il f

„den Wind abkneifen" (Littré: „S'approcher du lit du vent, se tenir le plus près du vent, aussi près que possible."). 1784 „ . . . il y a lieu de croire que l'on parviendra . . . à . . . diriger (les vaisseaux aériens) par le calme, & même à pincer de quelques degrés un vent foible; . . ." (Faujas II 124) 1784 „. . . la promptitude de la navigation aérienne surpassera & triplera celle de la maritime. On pourra même s'y servir de l'usage d'une voile (völlig nutzlos) pour pincer le vent & décrire contre lui un plus grand cercle dans les airs que sur les eaux." (Bourgeois 97f.; denselben wirklichkeitsfremden Vorschlag bringt Découverte 21) (re) virer de bord A $ „drehen, wenden" (Littré: „On dit qu'un vaisseau vire de bord, quand il tourne horizontalement sur lui-même pour présenter au vent le côté opposé à celui qui le recevait avant cette évolution."). 1784 „. . . nous tournâmes la proue de notre gondole (volante) au vent, & nous essayâmes de virer vers l'ouest." (Robert frères 13, bezüglich des angeblich lenkbaren Ballons) 1784 Guyton de Morveau 185f., Idées Pirogue 20, Découverte 19. 476

1889 „. . . le ballon (dirigeable!) put virer de bord sous l'action du gouvernail, et . . . il commença à naviguer vent debout." (Béthuys 179, bezüglich des Lenkluftschiffs) 1910 „. . . un simple mouvement de poignet et notre gigantesque véhicule (le dirigeable La Patrie) monte, descend, vire, va, revient . . . / . . . le Zeppelin IV . . . arrivait à 11 heures au-dessus de Mayence, où il virait de bord pour commencer son trajet de retour." (Besançon 141/175, bezüglich zweier Lenkluftschiffe) ( re) virement i 9 „Wenden eines (Luft)schiffes". 1785 „(La corde) fera mouvoir le gouvernail et opérera le revirement de la machine (aérostatique) . . ." (Mag. Gotha 81, Luftschiffprojekt) mettre le cap sur tl> V „(,die Schiffsnase') zuhalten auf, fahren in Richtung auf". 1847 „. . . soit AF une direction de vent qui entraîne la masse d'air renfermant notre appareil (aérostatique dirigeable) qui est en A et veut aller en B, nous mettrons le cap sur AG de manière à décliner sur B par la force des rames et du vent." (Marey-Monge 41 ; im selben Zusammenhang verwendet M.-M. auch die Termini louvoyer, virer de bord) 1875 „(Le pilote du dirigeable) remit . . . le cap au nord et continua à suivre la côte; . . ." (Brown 88) 1884 „. . . qu'est-ce qu'un aérostat dirigeable? C'est un aérostat qui, dans un air absolument calme (zu beachten!), peut mettre le cap sur un point et avancer dans cette direction . . . / . . . Sous l'action du gouvernail, l'aérostat décrivit un demi-cercle et (ku) mit le cap sur Chalais . . . Il avait alors vent debout." (Grilleau IXf. u. 142) Weitere Belege: Marchis 128, Lecornu 413. croiser A 9 „kreuzen". 1910 „. . . monté par sept personnes . . . (le dirigeable) venait croiser audessus de Paris . . ." (Lecornu 442) Virer, mettre le cap, croiser gehören zu den Übernahmen aus der Schiffahrtsterminologie, die, über die Zeit um 1784 und das vermeintliche „Luft(segel)schiff" hinaus, nach dessen Umgestaltung zum wirklichen Lenkluftschiff weiter verwendet werden und oft zu belegen sind. 477

(26)

Auch bei den Ausdrücken conduire, diriger, gouverner, piloter, conduite, pilotage usw. kommt es zu ähnlichen Meinungsverschiedenheiten wie bei naviguer. Da ein in der Horizontalen gesteuertes Segeln, Fahren mit dem Ballon nicht möglich ist, entfällt somit die Hauptaufgabe des Steuermanns. Über die nun modifizierte Bedeutung des Begriffs „lenken, führen" wurde im sachlichen Teil (s. S. 453 f.) gesprochen. Die Auffassungen gehen jedoch auseinander, und die Gegner des Ballons werden auf das ziellose Dahintreiben der „Gasblase" verweisen, die genannten Termini einseitig im Sinne des horizontalen Steuerns (wie beim Schiff) verstehen und daraus den Schluß ziehen, daß diese Verben ähnlich fragwürdig sind wie die Ausdrücke naviguer, nager oder auch voler. Diese gegensätzlichen Interpretationen ändern aber nichts daran, daß die Ausdrücke gebraucht werden und recht oft belegt sind. Ohne Bedeutungsunterschied und gleichzeitig nebeneinander finden sich die Wendungen m ballon sous le commandement / sous la conduite de und un ballon conduit I dirigé / piloté / monté („befehligt") par . . ., die, vom Schiff übernommen, später auch auf Lenkluftschiff und Flugzeug übertragen werden. commander - ( être sous le) commandement i $ „führen, befehligen; geführt, befehligt werden" (ohne eine unmittelbare, schon im Wort begründete Aussage über die Möglichkeit eines horizontalen Lenkens, Steuerns; also neutral [ähnlich wie: planer, cheminer gegenüber naviguer, nagef[). 1784 „. . . le fameux Pilâtre . . . devoit commander ce fameux navire aërien, nommé Le Flesselles;. . ." (Corr. secr. pol. XV 379 v. 27. 1. 1784) 1784 „. . . ce Vaisseau aérien fut appellé Le Flesselles, & mis sous le commandement de M. Pilâtre; . . . il étoit le seul qui eût déjà pratiqué la manœuvre propre à cette navigation." (Faujas IV 264) 1876 Sircos-Pallier 395 (s. S. 320). 1895 „. . . (le ballon) Le Sirius . . . était sous le commandement de M. Georges Besançon qui avait comme second M. Auguste Nicolleau . . ." (Cabalzar, in: Aérophile III 23) conduire - ( être sous laJ conduite 4 9 „führen; geführt werden". 1783 „. . . je monterai (le globe) & le conduirai . . ." (JpBrux Nr. 37 p. 87 v. 13. 9.1783) 1783 „II a fallu bien de l'intelligence . . . aux deux navigateurs pour conduire avec tant d'art cette prodigieuse machine (aérostatique de La Muette)." (CBR Nr. 97 p. 785 v. 3. 12.1783) 478

1789 „Le ballon aérostatique . . . L'Académie de Dijon . . . sous la conduite de MM. de Morveau & Bertrand, partit . . ." (Paulian PHYS 30) 1893 „ . . . l ' a é r o s t a t , que dirigeait M. Georges Besançon . . . L'aérostat, conduit par M. Moucheaud . . ." (Aérophile I 159 f., Wechsel von diriger und conduire, für das auch weiterhin viele Belege vorhanden sind, u. a. Béthuys 192, Lecornu 210, 438; für conduite: Graff. Rèe. 34, 36, 37, 54,172 und Béthuys 109, 111, 115 u.a.) diriger wird bereits um 1784 im Sinne des damals noch nicht möglichen, aber immer wieder diskutierten h o r i z o n t a l e n Steuerns eines Ballons verstanden: 1784 „M. de La Lande . . . dit: ,Nous n'avons aucun espoir sur la possibilité de diriger ces Machines (aérostatiques), quoiqu'il nous vienne pour cela des projets de toutes parts . . . " ' ( J g F v . 20.1.1784 p. 39) 1784 „Parmi les mémoires présentés à l'académie des sciences de Paris . . . sur les moyens de . . . diriger (la machine aérostatique), il en est un que cette compagnie a jugé digne d'être examiné . . il a pour objet un moyen de conduire les aérostats dans une direction oblique à celle du vent." (JEnc III 327f.) Im letzten Drittel des 19. Jh. finden sich Stellen, wo diriger auch in dem weiter gefaßten Sinn des v e r t i k a l e n Steuerns und der Überwachung von Ballast, Gas usw., also gleichbedeutend mit conduire „führen", verwendet wird, z. B. : 1871 Tiss. Ballon 190-193: Wechsel von conduire le ballon (190,191 2 x , 193) und diriger le ballon (192). 1893 „. . . l'aérostat, que dirigeait M. Georges Besançon . . . L'aérostat, conduit par M. Moucheaud . . . " (Aérophile I 159 f., zwei einfache Freiballone) gouverner i

„steuern".

Mit gouverner verbindet sich, wie zunächst auch mit diriger, die Vorstellung der horizontalen Steuerung des „Luftschiffs": 1783 „. . . qu'on juge, lorsqu'on sera parvenu à . . . maintenir (la machine aérostatique) en l'air, à la faire descendre à volonté, à la faire voiager &c., enfin à la gouverner en l'air comme on gouverne un vaisseau sur la mer, de quelle importance peut être cette découverte." (CBR Nr. 65 p. 523 v. 13. 8. 1783) 1784 „Si l'on n'avoit qu'à diriger . . . (un) . . . bâtiment (aérien) . . ., il est certain que le problême de la direction seroit résolu . . . Deux rames 479

. . . suffiroient pour la gouverner, non-seulement dans le calme, mais même contre le vent. . (Guyton de Morveau 7 f., Wechsel von gouverner und diriger) 1784 „. . . l'Académie des Sciences de Paris . . . regarde comme probable la découverte d'un moteur . . . pour gouverner selon les besoins nos embarquations aériennes." (Ling. Ann. XI 28) 1784 Faujas 1245,IV147; JpBruxNr. 37 p. 73 v. 11. 9. 1784; Meerwein 17f. Im Gegensatz zu diriger ist gouverner später kaum noch zu belegen pilotage Ji 9 „Steuermannskunst, Steuerung". 1784 „Le Pilotage, étant la science de gouverner & conduire sûrement les vaisseaux d'un port à l'autre, demande la connoissance de l'océan, de ses bancs & écueils. . . . Comme le pilote de mer reconnoit souvent la position de son bâtiment par la condition du fond, le pilote aérien reconnoitra beaucoup mieux celle de son navire par la configuration des montagnes, villages & chateaux, par dessus lesquels il passe." (Kratzenstein 84) 1784 „. . . le pilotage relatif à la navigation aérienne . . ." (Kratzenstein 6; sowie Ling. Ann. XI 36) 1870 wurde während der Belagerung von Paris eine „Ecole de pilotage" zur Ausbildung von Ballonführern gegründet. (Béthuys 106) 1910 „Les sorties préparatoires (du dirigeable Nulli Secundus) . . . avaient allumé des espérances telles que les créateurs n'hésitèrent pas à tenter un voyage au long cours sans avoir acquis une connaissance suffisamment approfondie, non seulement de l'esquif qu'ils avaient entre les mains, mais encore des principes généraux de tout pilotage aérien. . . . / . . . en France on possédait, au commencement de l'année 1909, au moins une vingtaine de spécialistes susceptibles de s'acquitter d'une façon distinguée du pilotage d'un navire aérien." (Besançon 160/156) vgl. auch noch: 1932 „. . . Gambetta . . . rejoignit son poste en province par la voie des airs à bord du ballon L'Armand-Barbès, parti . . . sous le pilotage de Triquet." (Dollfus 109, einfacher Freiballon) piloter tt $ „steuern". Während pilote und pilotage um 1784 und im 19. Jh. geläufige Bezeichnungen sind, fand ich das zugehörige Verb erst im beginnenden 20. Jh. häufiger belegt und da im Zusammenhang mit (b) Lenkluftschiff und (c) Flugzeug, selten mit (a) dem Ballon : 480

(a) piloter un ballon bzw. les passagers du ballon 1909 „Le ballon que pilotait M. Léon Barthou . . . brisa, lors de l'atterrissage, une assez grosse branche d'un chêne . . ." (Peyrey 178) 1910 „Les ascensions physiologiques ont été répétées . . . par les Drs Reymond et Tripet pilotés par M. de La Vaulx . . ." (Lecornu 305) (b) piloter un dirigeable 1909 Peyrey 93, 94. 1910 „. . . le (dirigeable) Clément-Bayard, piloté par MM. Henri Kapférer et Surcouf et portant trois autres passagers, accomplissait sa première sortie." (Lecornu 442, auch 438) (c) piloter un aéroplane 1910 „L'aéroplane était. . . piloté par . . . Gabriel Voisin." (Lecornu 453) 1911 „. . . les aviateurs qui . . . piloteront (les avions) . . ." (Ader Aviation 96) (27) courant aérien „Luftströmung" (Littré I 853: „courant 13. Courant atmosphérique, dit, par analogie avec les courants de la mer, des vents qui suivent une direction déterminée. Le ballon rencontra les courants supérieurs."). 1784 „II s ' a g i t . . . de fendre tous les courans d'air . . ." (Salle 19 v. 29. 1. 1784) fleuves aériens „Luft 'flüsse'". 1898 „C. Flammarion a rencontré, dans l'atmosphère, des régions plus chaudes ou plus froides que la moyenne de l'altitude, et qui traversent l'air comme de véritables (ku) fleuves aériens." (Banet-Rivet 226) flots aériens „Luftmeer". 1851 „N'est-ce point un honneur de naviguer ainsi sur les flots aériens?" (Verne Drame 157) mer aérienne „Luftmeer". 1894 „. . . les bas-fonds de la mer aérienne . . ." (Aimé, in: Aérophile II 122) 1898 „. . . les profondeurs inexplorées de la mer aérienne . . ." (Banet-Rivet 265) 31

Z a s t r o w , V o k a b u l a r der L u f t f a h r t

481

„Luftozean".

a) océan de l'air, des airs b) océan aérien c) océan atmosphérique

(a)

1772 „. . . le vaste océan de Pair . . ." (Aff., ann. et av. div. v. 21. 10. 1772) 1784 „II n'y a pas grand chose à découvrir dans l'océan des airs. Il ne peut gueres servir qu'à des promenades aériennes; . . (JpBrux Nr. 2 p. 79 v. 10.1.1784) (b) 1870 „Là-bas, à dix mille pieds au-dessous de moi, la vie déploie son rayonnement universel: plantes, animaux, hommes respirent ensemble dans la couche inférieure de ce vaste océan aérien; . . ." (Glaisher/Flammarion 192) Weitere Belege: 1870 Glaisher 217, 502 u.ö.; 1891 Graft Traité 39; 1893 Aérophile I 2, 6, 85; 1898 Béthuys 174f.; 1910 Besançon 5, 9 (2x), 13 (3x),80,166, 177, 263; usw. (c) 1910 „. . . l'ingénieur suédois Andrée . . . avait imaginé un système dont il avait fait l'essai, et qui permet en effet de faire suivre à l'aérostat une direction un peu différente de celle de la brise qui l'entraîne dans l'océan atmosphérique." (Besançon 40, auch: 192, 206, 276) (Océanie

atmosphérique)

1894 ,,U Océanie atmosphérique, la plus belle des six parties du monde, est d'ailleurs plus peuplée qu'on ne l'imagine;. . . " (Aimé, in: Aérophile II122, auch: II169) plage aérienne „Gestade des Himmels". 1871 „. . . les rayons ardents nous donnent des ailes, nous bondissons vers les plages aériennes supérieures, et bientôt la terre disparaît à nos yeux." (Clerval 37; auch: Tiss. Ballon VI 60, 66,265) plaines aériennes „Luftmeer" (Littré: „Les plaines du ciel, l'atmosphère, le ciel; Volt. Fanat. V 1."). 1784 „M. Blanchard . . . avoit annoncé . . . qu' . . . il démontreroit le premier la possibilité de se diriger à volonté dans les plaines aériennes." (Corr. secr. pol. XVI 33 v. 10. 3. 1784; auch: EncMPhys B 50) écueils de l'air „Luftklippen" (gemeint sind die Berge, wie Lohmeier 1676 p. 48/49: „scopuli aërei = Luftklippen"). 482

1886 „. . . si quelque montagne . . . eût barré sa route. C'étaient là des écueils de l'air, et il devait les éviter comme un bâtiment évite des ècueils de la mer.11 (Verne Robur 110) (28/29) hausser / baisser „höher steigen lassen / fallen lassen". 1784 „. . . l'aérostat sera retenu par des cordes, au moyen desquelles il sera haussé & baissé à volonté." (JEnc 1784 III 324) 1784 „. . . on . . . a vu (le ballon) comme dériver & rétrograder . . . dans sa première direction, puis baisser insensiblement. . ." (Corr. secr. pol. XVI 35 v. 10. 3. 1784) (30) jeter du lest - délester „Ballast abwerfen". 1783 „. . . M. Charles . . .jettant une partie de son lest, s'éleva . . ." (JpBrux Nr. 50 p. 84 v. 13.12. 1783) Neben dem üblicherweise verwendeten Terminus jeter du lest findet sich 2uweilen das ebenfalls aus der Schiffahrtsterminologie übernommene Verb délester: 1784 „Iis n'avoient pas osé verser leurs bouteilles d'eau pour prendre de l'air (für Luftproben), lors de leur plus grande ascension, dans la crainte de se délester; . . ." (JdSav 736) délestage „Abwerfen von Ballast". 1876 Sircos-Pallier 445. 1878 „. . . nous ne montons qu'en vidant à la fois plusieurs sacs de lest; grâce à ce délestage, nous nous élevons à 1.800 mètres d'altitude . . ." (Tiss. Asc. 137f.) Der im Vergleich 2um Verb späte Beleg sollte Zufall sein. Als Marineterminus ist das Wort schon seit 1681 belegt (Littré II 1033, Dauzat DE o), und das zugehörige Verb délester war schon 1784 übernommen worden. Nach 1875 und besonders nach 1900 ist délestage häufiger bezeugt, u. a. noch: Marchis 169f„ 175-181, 186ff.; Schaeck 169; Graff. Nav. 79 u.ö. jeu de lest „Handhabung des Ballastabwurfs zum vorsichtigen Ausgleich von Auf- und Abtrieb". 483

1878 „Par un jeu de lest très-habile, notre pilote nous fait . . . glisser à la cime des arbres et raser les champs à 10 ou 15 mètres de haut." (Tiss. Asc. 173f., auch: 167) 1896 „Le jeu de lest." (Überschrift eines Abschnitts in einem Aufsatz von Georges Besançon, Aérophile IV 257) (31) 1. ouvrir ou tirer la soupape 2. faire jouer la soupape 3. jouer de la soupape 4. soupaper 1. „das Ventil öffnen oder ziehen". Die beiden Ausdrücke sind von Dezember 1783 an im Zusammenhang mit dem Wasserstoffballon häufig belegt (z. B. JpBrux Nr. 50 p. 84f. v. 13.12.1784, Faujas 111/2,33 u.a.). 2. „das Ventil betätigen". 1784 „La forme de notre ballon nous annonçant une très-forte dilatation, . . . nous avons fait jouer . . . nos deux soupapes; . . ." (JpBrux Nr. 19 p. 78f. v. 8. 5.1784) 1785 „. . . la corde qui faisoit jouer la soupape . . ." (Marat 12 v. 23. 6. 1785) 1886 „. . . on doit. . .faire jouer la soupape pour donner cours à la dilatation du gaz . . ." (Dallet 5) vgl. Littré III 195: „jouer 9: se mouvoir, agir d'une certaine façon, en parlant des ressorts, des machines." 3. „das Ventil betätigen". 1893 „. . . entre l'aéronaute et son coursier céleste il n'y a pas d'entente possible. Le ballon est absolument indomptable: c'est un zèbre. Qu'on joue de la soupape ou qu'on n'en joue pas, l'aventure finale est la même: il s'abat sur le sol avec deux cents francs de gaz dans le ventre, se roule sur le dos et crèverait plutôt que de repartir." (Aimé, in: Aérophile I 123, auch: III 109) vgl. Littré III 195: „jouer 7: se servir d'un instrument quelconque." 4. „landen" (Einzelheiten s. u.). Einziger Beleg : 1909 Französisches Verbot, mit dem Ballon die deutsche Grenze zu .überfliegen': „Nous sommes enfin devenus à ce point ridicules que les aéronautes français se demandent s'ils ne devront pas bientôt renoncer aux grands voyages, s'il ne leur faudra pas soupaper tristement peu après le départ." (Peyrey 582) 484

Während ouvrir la soupape einfach „das Ventil öffnen" bedeutet, bezeichnen die beiden folgenden Ausdrücke das wiederholte vorsichtige und nur jeweils Augenblicke dauernde Öffnen des Ventils, um eine zu starke Ausdehnung der Hülle zu vermeiden oder den Abstieg und die Landung abzubremsen. Das nur einmal belegte und in den Wörterbüchern nicht aufgeführte soupaper schließlich hat an der zitierten Stelle die Bedeutung „ das Ventil öffnen, das Gas entweichen lassen und damit den Ballon zum Sinken bringen", im Endergebnis: „ l a n d e n " . (32) (faire) naufrage .fc V „Schiffbruch (erleiden)". Das aus der Schiffahrtsterminologie übernommene Wort wird zumeist in der Verbindung faire naufrage gebraucht: 1784 „Le pilote (du vaisseau aérien) doit . . . connoître la hauteur des montagnes situées sur son chemin, et si l'élévation en est plus grande, . . . il doit prendre garde, de ne pas y faire naufrage." (Kratzenstein 87) 1785 „Si, le premier, des airs il tenta le voyage, Bientôt précipité des cieux, Le premier il fit naufrage." (Epitaphe de Mr. Pilatre de Rozier, in: Msecr XXIX 120 v. 2. 7. 1785) 1793 „. . . on . . . vit (Pilâtre de Rozier et Romain) tomber, faire .. . naufrage presque sans être sortis du port." (EncMPhys B 50) 1851 Turgan 146. 1870 Glaisher 428, 1878 Tiss. Asc. 40, 1884 Land. Airs 245, 1886 Dallet 85 und 1894 „. . . un des ballons fit naufrage dans un arbre (!), il fallut . . . débarquer un passager pour le dégager." (Fonv. Man. 158) naufrager ili 9 „Schiffbruch erleiden". 1868 „Nous allons naufrager sur quelque toit. . ." (Land. Pig. 139) Im Gegensatz zum substantivierten Partizip Perfekt naufragé (s. S. 331) ist das Verb sehr selten zu belegen und - wie in der Schiffahrtsterminologie im allgemeinen durch faire naufrage ersetzt. avarie Jf 9 „Havarie, Beschädigung". 485

1847 Marey-Monge 160. 1869 „Blanchard répara les avaries de sa machine (volante) . . (Mangin 89) avarier „beschädigen" (avarier ist eine spätere Ableitung von avarie). 1863 „ . . . sans que le magnifique aérostat ait été avarié. . ." (Land. Av. 331) 1884 „L'aérostat avarié se dégonflait . . (Land. Airs 136) chavirer d> 9 „kentern, umschlagen" 1783 „. . . la machine . . . continua . . . majestueusement sa route jusqu'à 1800 toises où le vent la fit . . . chavirer et descendre doucement à terre,. . ." (Brief Etiennes Montgolfier über den Versailler Aufstieg v. 19. 9. 1783; Fotografie des Originals in: Dollfus 12) 1784 „Le . . . globe s'est enflammé & a chaviré; . .." (Corr. secr. pol. XV 428 v. 18. 2. 1784) 1784 Corr. secr. pol. XVI 184 v. 19. 5. 1784; Guyton de Morveau 161; Faujas II 334; 1863 Land. Av. 239 u.ö. chavirement d» ? „Kentern". 1863 „J'estime . . . que le chavirement même (de l'aéronef) n'entraînera pas forcément la mort des voyageurs." (Land. Av. 239) sombrer d> $ „kentern". 1886 „. . . le navire aérien menaça de ,sombrer'. . ." (Verne Robur 190) Chavirer, chavirement und sombrer sind Übernahmen aus der Schiffahrtsterminologie. An den angeführten Stellen wird chavirer verwendet sowohl bezüglich des Lyoner Freiballons von 1784, der vaisseau aérien genannt und wie ein Schiff getauft wurde, als auch hinsichtlich der „Luftschiffe" der Pluslourd-Bewegung. Aber wie das erste Beispiel deutlich zeigt, wird chavirer auch unabhängig vom Bild des Luftschiffs unmittelbar auf den Ballon bezogen. (33) chute „Absturz eines Ballons, Luftschiffs, Flugzeugs". Das Wort war schon vor 1783 im Luftfahrtschrifttum gebräuchlich (z. B. Cyrano Bergerac Ausg. 1710 I 301, 307 und II 127) und gehört ab 1783 zu den überall verwendeten Termini, z. B. : 486

1783 „Paris . . . ne sera . . . pas fâché d'apprendre quelques circonstances de (la) chute (du ballon de Gonesse)." (JpBrux Nr. 37 p. 83 v. 13. 9.1783) Das zugehörige Verb ist das vor und seit 1783 überall zu belegende tomber. (34) tanguer, rouler - tangage, roulis A $ „stampfen, schlingern". 1784 „Les vents, quoique très-considérables, emportoient notre Bâtiment (aérien) sans nous faire éprouver le plus léger roulis; . . ." (Pilâtre Exp. 14, Esprit 1784IX 349) 1868 „La nacelle monta, roula, tangua, remonta, se balança, au gré des brises . . . Nous allons naufrager sur quelque toit. . ." (Land. Pig. 139) 1871 „II n'y a plus dans la nacelle aérienne, ni vent, ni roulis, ni tangage . . ." (Tiss. Ballon 82, Tiss. Souv. 170f.) 1876 Sircos-Pallier 427, 1884 Grilleau 172, 1909 Marchis 114 und 1910 „. . . les effets de tangage . . . sont sûrement plus terribles à bord d'un aéronat qu'à bord d'un steamer." (Besançon 72; auch: 117, 164,171 u.ö.) (36) manœuvrer tli „ein Schiff (oder auch eine Armee) manövrieren", 9 „den Fesselballon vom Boden aus hin und her, auf und abwärts bewegen mit Hilfe von Seilen". 1783 „. . . (les) cordages tendus pour . . . manœuvrer (la machine aérostatique de Versailles) . . ." (Faujas I 37) 1844 „On appelle ballon captif un aérostat qui est retenu par une ou plusieurs cordes, attachées à des obstacles fixes, ou bien manœuvrées par des hommes. . . . / . . . on pourra MANŒUVRER cet appareil (auquel nous avons réservé le nom d'AERONEF = eine Art Fesselballon), c'est-à-dire le faire monter ou descendre à volonté, sans changer la longueur de sa corde de retenue." (Transon, in: Mag. Pitt. XX 157, mai 1844; vgl. „conducteur" Anm. 1 S. 329 ; dementsprechend wird auch conduire im Sinne von manœuvrer verwendet.) (37) se balancer „hin und her schaukeln, sich wiegen". 487

1784 „ . . . la propriété (des ballons aérostatiques) de s'élever d'eux-mêmes & de se balancer majestueusement dans les airs; . . ." (Rouland 310f.) 1886 „. . .l'énorme aérostat se balançait à quelques pieds du sol, prêt à s'élever au milieu des airs." (Verne Robur 301) balancement „Hin und Herschwenken". 1793 „. . . l'aérostat . . . s'éleva . . . majestueusement dans l'air, sans dérivation, & sans balancement." (EncMPhys B 42) 1826 Beobachtungen vom Fesselballon aus sind schwierig: „. . . les difficultés d'observer pendant une oscillation continuelle et un balancement plus ou moins grand, suivant la force du vent." ' (Ferry 582, auch: 585) balloter „hin und her werfen, hin und her schwanken". 1783 „. . . balloté par le vent . . . (le ballon) fut dégradé en plusieurs endroits . . ." (MdF/JpBrux Nr. 39 p. 176 v. 27. 9. 1783) ballotement „Hin und Herschwanken". 1785 „C'est un préjugé . . . de croire qu'il faut s'élever à une moyenne hauteur, pour éviter le ballotement de la machine; cet effet résulte des différentes oscillations de l'air ambiant." (Marat 31 v. 26. 6.1785) (38) le ballon fume sa pipe „der Ballon raucht seine Pfeife", d. h. infolge von Überdruck entweicht Wasserdampf aus dem Ballon durch den Füllansatz und wird als weißer Rauch sichtbar. 1893 „Le ballon qui fume sa pipe." (Überschrift eines Abschnitts im Aufsatz von Aimé, in: Aérophile I 117; auch: 118:) 1893 „. . . (ce) que les aéronautes désignent d'une façon pittoresque en disant ,que le ballon fume sa pipe'." 1894 „Souvent lorsque le ballon monte rapidement, on voit une fumée blanche qui sort de l'appendice. On dit ,que le ballon fume sa pipe'. Cette fumée blanche est produite par ce qu'en se distendant le gaz s'est refroidi et que l'eau qu'il renferme à l'état de vapeur insensible s'est manifestée et trouble sa transparence." (Fonv. Man. 203 f.) 488

1898 „Ce phénomène . . . se traduit, en langage aéronautique, par le dicton: le ballon fume sa pipe." (Banet-Rivet 109) Dieser recht bildhafte Ausdruck fumer sa pipe für eine Erscheinung, die natürlich schon ebenso alt ist wie der Wasserstoffballon und - freilich ohne die hier zu betrachtende Wendung-bereits 1783/84 von Charles beschrieben wird in seinem Bericht über den Tuilerienaufstieg vom 1.12.1783 (Faujas II 53), gehört in die Luftschiffersondersprache. Eine eigene Prägung ohne Vorbild ist er aber offensichtlich nicht, denn bei Littré 1877 (also v o r meinem ersten Beleg für le ballon fume sa pipe) fand ich II 1799 (fumer 4) die interessante, leider nicht datierte, Notiz : „Le Mont-Blanc fume sa pipe. Dicton des Savoisiens qui expriment par là la vapeur que le sommet du Mont-Blanc paraît presque toujours exhaler, même dans les plus beaux temps." Die physikalische Erscheinung ist - wenn man der Erklärung bei Littré Glauben schenken darf und es sich bei der fraglichen Erscheinung nicht um Schneestaub handelt - in beiden Fällen a n n ä h e r n d dieselbe. Vermutlich hat man also den bei Littré zitierten Ausdruck als Vorbild für den Terminus der Luftschiffahrt anzusehen. 5. Niedergehen und Landung Zum Sachlichen : Die Montgolfiere ist durch die (39) Verdünnung (dilater, raréfier; dilatation, raréfaction) und Ausdehnung der in der Hülle befindlichen Luft aufgestiegen und hat sich eine Weile schwebend erhalten. Durch (40) Kondensation (condensation) und steten (41) Gasverlust (déperdition) geht der anfänglich vorhandene Auftrieb allmählich verloren, der Aérostat sinkt tiefer, und der Luftschiffer muß, wenn er keine Brennmaterialien mehr hat, an die Landung denken. Auch der Wasserstoffballon bleibt nicht unbegrenzt in der Luft; je nach dem Volumen der Hülle, der (42) „Tonnage" (tonnage) des Ballons, und dem mitgeführten Ballast kann die Luftreise kürzer oder länger dauern. Aber der fortwährende Verlust an Auftrieb durch das Entweichen von Gas (41) läßt sich nur eine gewisse Zeitlang durch Ballastabwurf neutralisieren. Schließlich wird der Ballon immer (43) schlaffer (flasque) und verliert mehr und mehr an Höhe. Durch geschickte Handhabung des Ballasts kann der Luftschiffer einen bei zu starkem Entweichen des Gases infolge irgendwelcher Zwischenfälle möglichen (33) Absturz vermeiden. Der Ballon (44) geht langsam nieder (s'abaisser, abaissement) und kann (45) durch Verwendung des Schleppseils nochmals gebremst werden: er schwebt in mäßigem Abstand vom Boden dahin (guide-roper, guide-ropage) oder (46) streift ihn leicht (raser la terre, friser la terre; effleurer la terre, les herbes, la 489

marguerite). Nicht immer vollzieht sich das anschließende Aufsetzen ganz glatt. Wenn der Abtrieb zu groß ist, der Ballon also noch zu viel Fahrt hat, und wenn nicht mehr genügend Ballast zur Verfügung steht, wenn dann starker Wind und ungünstiges Gelände ein übriges tun, dann vermögen auch das Schleppseil und die (47) ausgeworfenen Anker (jeter l'ancre) oft nicht mehr zu helfen: es kommt zu einer der gefürchteten (48) Schleiflandungen (traînage) über eine größere Strecke; der Boden (49) wird aufgewühlt (labourer la terre), und die Passagiere sind erheblich gefährdet, wenn sie (50) sich nicht am Korb fest anklammern (se cramponner). Die (51) Landung (descendre, descente, descensión; aborder, abordage; accoster, accostage; débarquer, débarquement; prendre terre, mettre pied à terre, toucher terre; atterrer, atterrir, atterrage, atterrissage, atterrissement; se poser, se reposer) ist vollzogen, der Ballon (52) „ankert" (ancrer, mouiller; mouillage). Falls er nicht schon während des Niedergehens sçhlaff geworden und (53) zusammengefallen ist (s'affaisser, affaissement; s'abattre), wird er nun (54) entleert (désemplir, désenfler, vider; dégonfler, dégonflement), (55) von der Gondel getrennt (désappareiller), (56) zusammengefaltet (plier, ployer, pliage) und (57) verpackt (empaqueter). Für den (Militär)fesselballon gelten andere Bedingungen : nach Erledigung seiner jeweiligen Aufgabe wird er im Prallzustand eingezogen, (58) am Boden vertäut (amarrer, amarrage) und gegebenenfalls noch zum Schutz gegen Witterungseinflüsse (59) überdeckt (camper, campement). Neue Möglichkeiten brachte die Verwendung von Ballonetten und undurchlässigen Gaszellen beim Lenkluftschiff, das nun nicht mehr bei jeder Landung entleert und „abgetakelt" wird, sondern, wie es für ein echtes Luftverkehrsmittel auch unerläßlich ist, mehrere Reisen machen kann mit (60) Zwischenlandungen (faire escale), wobei es jeweils „eingeholt" (61) (haier) und am Ankermast befestigt wird, dann (62) Gas und Treibstoff ergänzt (ravitailler, ravitaillement). Mit den halbstarren und starren Leichtmetall-Luftschiifen ergab sich aber auch erstmals die Notwendigkeit, (63) Ankerplätze und Hangars (hangar, garage ; port d'atterrissage u.a.) für die Landung und Aufbewahrung der nicht unempfindlichen Schiffe zu bauen. Zum Sprachlichen : (39-41) Wenn auch die Kenntnisse über die physikalischen Vorgänge, die beim Auftrieb und Abtrieb eine Rolle spielen, teilweise noch recht unvollkommen und verschwommen waren (vgl. ga^ déphlogistiqué u. ä.), so wurden die Termini dilatation, raréfaction, condensation, déperdition immer wieder verwendet und finden sich auch in den wissenschaftlichen Ballonbezeichnungen ballon à air dilaté und ballon à air raréfié. 490

(39) dilatation 1. „Ausdehnung der Luft in der Montgolfiere", 2. „Ausdehnung des Ballons selbst". W 1783 Die Montgolfiere war ausgerüstet „d'un petit fourneau . . .pour entretenir l'air dans un état de dilatation convenable; car . . . la chaleur est le seul agent de la belle expérience de M. de Montgolfier." (Corr. secr. pol. XV 174 v. 22. 10. 1783) (2) 1784 „La forme de notre ballon nous annonçant une très-forte dilatation, occasionnée à la fois par la chaleur du soleil & la diminution de densité de l'air environnant, nous avons fait jouer . . . nos deux soupapes; . . ." (JpBrux Nr. 19 p. 78 f. v. 8. 5.1784) dilater 1. „die Luft in der Montgolfiere ausdehnen", 2. „den Ballon selbst ausdehnen". (1)

1783 Für das Partizip dilaté Belege in der Verbindung air dilaté (s. S. 172ff.). 1785 „. . . le feu destiné à dilater l'air dans les Montgolfières." (MdF/JpBrux Nr. 26 p. 178 v. 25. 6. 1785) 1786 „L'air se dilate avec furie, Le globe se rompt, se replie . . ." (Epître à M. La Lande, in : JdP Nr. 62 p. 249f. v. 3. 3. 1786, Zeile 51 f.) (2) 1784 „. . . l'Aérostate fut dilatée en 5 ou 6 minutes, avec de la paille, & . . . elle s'éleva . . ." (JdP Nr. 79 p. 352 v. 19. 3. 1784) raréfaction „Verdünnung der Luft in der Hülle der Montgolfiere". 1783 JEnc VII 131. 1784 „. . . la raréfaction seule occasionne l'ascension (de la Montgolfière)..." (Corr. secr. pol. XVI 330 v. 21. 7. 1784) raréfier „die Luft in der Montgolfiere ausdehnen, verdünnen". 1783 Für das Partizip raréfié Belege in der Verbindung air raréfié (s. S. 172 ff.). 1784 „. . . on remplit (de pareils Globes aérostatiques) . . . en raréfiant l'air qu'ils contiennent..." (MdF/JpBrux Nr. 3 p. 130 v. 17. 1. 1784) 1784 „. . . les matières combustibles pour raréfier l'air contenu dans le ballon." (Esprit VI 391) 491

(40) condensation

„Verdichtung". 1783 „. . . la cause . . . de (la) chûte (du Ballon de MM. de Montgoliîer) est le refroidissement ou la condensation (de l'air chaud) dont il est rempli." (Parcieux 12) déperdition .Gasverlust, Entweichen von Gas aus der Hülle". 1783 „. . . le globe (d'Annonay) est redescendu 10 minutes après, sans doute par la déperdition du gas qu'il renfermoit." (JdP Nr. 208 v. 27. 7.1783 = Esprit IX 349) 1783 Corr. secr. pol. XV 128f. v. 24. 9.1783. (42) tonnage A „Wasserverdrängung, Ladefähigkeit", 9 „Fassungsvermögen eines Ballons". 1850 „Le tonnage d'un navire aérien sera facile à établir." (Dupuis-Delcourt 156) 1896 „(Les) ballons L'Urania et L'Helvétia, ce dernier du tonnage de 3.200 mètres cubes, sont bien connus . . ." (Aimé, in: Aérophile IV 99) 1898 Banet-Rivet 148, 160, 249. 1928 Graff. Nav. 9,102 u.ö. Üblicherweise wird aber nicht dieser Schiffahrtsterminus verwendet, sondern die mathematisch-physikalischen Termini volume und capacité, sowie das Verb cuber, z.B. : 1910 „Cette enveloppe (de ballon) suffisante pour des capacités de 4.000 à 5.000 mètres cubes pèse 330 à 340 grammes au mètre carré; . . ." (Besançon 64 u. Ö.) 1910 „Le Zeppelin IV avait 136 mètres de long, 13 mètres de diamètre, ce qui produisait un volume de 13.000 mètres cubes . . ." (Besançon 171, auch: 185 u.ö.) 1928 „En 1784, la montgolfière Flesselles, lancée à Lyon, ne cubait pas moins de 20.000 m è t r e s , . . . " (Graff. Nav. 11 ; auch: Dollfus 534 u.ö.) (43) flasque

„schlaff" (Ballonhülle). 1784 „. . . on . . . avoit retrouvé (le globe) à un quart de lieue de là, flasque & brisé." (Hist. Lyon 30) 1784 Faujas III/2, 33; Corr. litt. secr. 32 v. 4. 8. 1784 (adv.); usw. 492

(44) ( s') abaisser abaisser = „senken". 1784 „. . . l'action variée du feu, qui devra alternativement faire élever & abaisser l'Aérostat. . ." (Bourgeois 89) s'abaisser = „tiefer gehen". 1783 „. . . la machine (aérostatique) peut s'élever & s'abaisser à volonté, sans qu'il y ait le moindre risque pour les personnes qu'elle porte . . ." (JpBrux Nr. 44 p. 34 v. 1. 11. 1783; auch: Corr. secr. pol. X V 208 v. 10. 11.) abaissement „Niedergehen des Ballons in eine tiefere Luftschicht". 1784 „. . . Yabaissement du Navigateur près de la terre ne nuira gueres à sa vitesse . . ." (JpBrux Nr. 6 p. 36 v. 7. 2. 1784) 1793 EncMPhys B 54, 1864 Aéronaute no. 5 p. 2. Wesentlich häufiger als s'abaisser und abaissement descendre und descente (s.S. 498ff.) gebraucht.

sind aber die Termini

(45) guide-roper „das Schleppseil auf der Erde schleifen lassen und so in geringem Abstand vom Boden dahinschweben". 1894 „Le ballon est . . . redescendu à 100 mètres du sol et nous voyageons au guide-rope . . ." (Farman, in: Aérophile II 192; 194 dann guide-roper) 1894 „. . . on a annoncé l'intention d'exécuter dans l'intérieur de l'Afrique de longs voyages d'exploration en (ku) guide-ropant. Ce mot a été imaginé à la suite du succès obtenu par la méthode du guide-rope par Lhoste et Mangot dans leurs ascensions maritimes et par Jovis et M. Mallet dans leurs ascensions terrestres (d. h. um 1885)." (Fonv. Man. 144) 1894 Nicolleau, in: Aérophile II 208 (guide-roper kursiv); 1895 de Fonvielle, in: Aérophile III 109; 1898 Banet-Rivet 73. guide-ropage „Landung (oder niedriges Schweben) unter Verwendung des Schleppseils". 1896 „. . . le guide-ropage ne comptera jamais beaucoup de partisans." (Lapointe 18) 493

Das Schleppseil guide-rope (s. S. 295 f.) ist eine englische Erfindung, dementsprechend auch die Bezeichnung, die dann ins Französische übernommen und durch die spätere französische ( !, keine Übernahme aus dem Englischen, wie aus dem obigen Beleg Fonv. Man. 144 hervorgeht) Hinzubildung der Termini guide-roper und guide-ropage offensichtlich auch von der Sprache assimiliert wurde. Während indes der Ausdruck guide-rope größere und allgemeine Bedeutung erlangt und auch Aufnahme in das Akademiewörterbuch von 1932 (I 621) gefunden hat, werden die zwischen 1885 und 1890 gebildeten Ableitungen als seltenere Spezialausdrücke der Luftschiffahrtssprache nicht von den konsultierten Wörterbüchern verzeichnet. (46) „den Boden leicht berühren" Zur Bezeichnung dieses Vorgangs findet sich eine größere Zahl von Ausdrücken: Schon um 1784 gebräuchlich sind raser la terre ou le sol und das seltenere friser la terre. Erst im Laufe des 19. Jh. belegt sind die Wendungen effleurer la terre (1812), effleurer les herbes (1863), effleurer la marguerite (1916), wobei der letzte (Argot)ausdruck bereits die weitere Bedeutung „ohne Zwischenfall, glücklich landen" bekommt. Von den drei Synonymen fanden sich die meisten Belege für raser:, raser la terre ou le sol „leicht den Erdboden berühren, streifen". 1783 „. . . on ouvrit la soupape, & le Globe descendit mollement, au point qu'il ne toucha la terre qu'après l'avoir rasée à trois ou quatre pieds l'espace de quarante toises . . . " (JpBrux Nr. 50 p. 84 v. 13. 12.1783) 1784 „Notre Aérostat. . . frappa la terre . . ., & rasant la surface du jardin, parvint à un arbre contre lequel il donna;. . (JpBrux Nr. 27 p. 37 v. 3. 7. 1784) 1785 „. . . (le) globe s'abaissa . . . (&) rasa la terre . .." (Courier d'Avignon v. 23. 1. 1785 p. 32, in: Digonnet 17) 1785 „. . . (l'aérostat) s'abaissa jusqu'à raser le sol. . ." (Cavallo fz. 126) Der Ausdruck raser la terre ou le sol ist schon vor 1783 gebraucht worden bezüglich der Vögel (besonders der Schwalben) ; vgl. Littré IV 1482 : raser 6. friser la terre „leicht den Erdboden berühren, streifen". 1783 „Deux fois (Pilâtre de Rozier) frise la terre et se relève en faisant du gaz." (Croy IV 309; auch: 336, s. u. „labourer la terre" S. 497) 494

a) effleurer la terre (le sol, la surface de la mer), b) effleurer les herbes, c) effleurer la marguerite. „den Boden usw. (nur) leicht berühren, streifen"; (c: „beim Aufsetzen den Boden nur leicht berühren, d.h. eine gute Landung ohne Zwischenfall machen"). GO 1812 „. . . ne diriez-vous pas qu'elles sont prêtes à s'envoler? elles effleurent . . . la terre . . ." (JdP v. 16. 6. 1812; gemeint sind die Personen, die fliegen zu können behaupten) 1875 „Le (ballon) Céleste continua sa course; il effleurait presque le sol . . . / . . . L'aéronef effleura la surface de la mer et tourna dans un cercle étroit." (Brown 295/423) (b) 1863 „Le (ballon) Victoria effleurait les herbes sans les courber, comme un papillon gigantesque; . . . " (Verne Cinq 127; nicht scherzhaft!) (b/c) 1916 „Doucement sur l'herbe; Par un atterrissage heureux et agréable: ,Est-il (le poilu sous un bombardement) bousculé par 'le souffle' (de l'obus)? Il ajoute: 'Doucement sur l'herbe ou dans les roses'.' Cri de Paris, vers juillet 1916. - Image prise de l'aviation : atterrir en caressant la marguerite, Atterrir avec une douceur idéale; esc. S-152, juill. 1918; ,il effleure la marguerite', Musidora (Pigeon vole! Fantasio, 1-8-16). ,Herbe, roses et marguerites, sont espèces du genre accident de terrain ( = Unebenheiten der Bodenfläche), mais du sous-genre doux accident." (Esnault Poilu 295f.) In den drei ersten Beispielen hat effleurer in der Verbindung mit le sol und la surface de la mer nur die Bedeutung „streifen, ganz nahe darüber hinwegschweben, leicht berühren" entsprechend der Definition im Ac 1835 I 611 : „raser = passer tout près, atteindre légèrement" und den dort aufgeführten Beispielen: „La barque effleurait le rivage. La balle a effleuré le mur." Die bei Esnault angegebene Verwendung von effleurer war der Soldatensprache eigen. Esnault gibt dazu eine Erklärung und gleichzeitig die gegenüber a/b weitergehende Definition atterrir avec une douceur idéale (Flugzeug). Als Synonym wurde der Ausdruck atterrir comme une fleur gebraucht, wie aus Esnault Poilu 243 (Belege von 1918) zu entnehmen ist. jeter

(47) l'ancre

i V „Anker werfen" 1. bei der Landung, 2. zum Verharren am selben Platz in den Lüften. 495

(1)

Seit Charles' erster Luftfahrt am 1. 12. 1783 werfen auch die Ballone wie die Seeschiffe beim Landen Anker. Doch schon vorher, am 28. 8. 1783, machte ein anonymer Schreiber einen entsprechenden Vorschlag : 1783 „. . . arrivés à l'endroit où ils voudront descendre, ils auront soin de laisser couler à terre, ce qui s'appellera, si vous le voulez, jeter l'ancre pour s'y arrêter . . ." (Lettre Ut. 7f.) 1847 Marey-Monge 7, 1863 Verne Cinq 160, 1870 Glaisher 298, 1910 Lecornu 194. (2) Unabhängig vom wirklichen Ankerwerfen des Ballons verwenden Linguet und Mercier den Ausdruck übertragen, in der Bedeutung „(nach Wunsch) am selben Ort in den Lüften verharren" (vgl. „rester stationnaire", s. S. 471 f.) : 1784 „Le vrai secret qu'il faudroit chercher seroit . . . de pouvoir jetter l'ancre à volonté au milieu des airs;. . ." (Ling. Ann. XI 36) 1784 „. . .jeter l'ancre, pour ainsi dire, à quinze cens toises au-dessus de (la terre) . . (Merc. Bonn. II 209) Ein solches „Vor-Anker-Gehen" nach dem Willen des Aeronauten - beispielsweise zu militärischen Erkundungen oder später zu Luftaufnahmen war noch lange ein ebenso unlösbares Problem wie das der Lenkbarmachung ; denn sowohl das stete Verharren am Ort wie die gelenkte Fortbewegung waren erst dadurch zu ermöglichen, daß man dem Ballon Eigenbewegung gegen die Luftströmungen verlieh. (48) traînage „Schleiffahrt". 1864 „. . . le traînage du ballon Le Géant en Hanovre . . ." (Aéronaute no. 2 p. 8, no. 5 p. 2) Weitere Belege: 1870 Glaisher 479, 545 und 52 Bezeugungen bei Clerval, Tiss. Ballon, Vaschalde, Dallet, Béthuys, Graff. Traité, Graff. Réc., Fonv. Man., Banet-Rivet, Besançon, Lecornu; außerdem: 1890 „. . . construire (un panier d'osier) propre à supporter des chocs, des traînages, sans se détériorer et sans blesser les touristes aériens qui s'y sont confiés." (Tiss. Hist. II 89 ff.) 496

Die konsultierten Wörterbücher gehen auf diese Spezialbedeutung des Terminus nicht ein (Ac 1935 II 677: „Traînage. Action de traîner. Il se dit principalement en parlant des véhicules appelés traîneaux." Sinngemäß auch die Definitionen bei Littré, DG, Larousse N P L + P L u . a.). Das Wort wurde im Luftfahrtschrifttum bekannt durch die Berichte über die vielbeachtete Fernfahrt Nadars mit seinem Riesenballon Géant am 18. 10. 1863 von Paris nach Deutschland und über den schlimmen Ausgang dieser Reise in einer 16 km langen Schleiffahrt bei Hannover. (49) labourer la terre „den Boden aufwühlen". 1784 „M. Blanchard jeta du lest, se releva un peu, & . . . glissant fort bas, allait labourer la terre . . . Il jeta tout le reste, & vint . . . aborder en f r i s a n t . . . on courait après, & on le fixa en appuyant (sur le char) . . . Il mit . . . pied à terre . . ." (Croy IV 336) Vom Pflug hat man den Ausdruck labourer la terre auf andere Dinge übertragen, die einen ähnlichen Eindruck auf einem Feld usw. hervorrufen können, so (nach Littré) bezüglich der Wildschweine und Maulwürfe, auch einer Kanone, hier nun hinsichtlich des Ballons, der bei einer Schleiflandung den Boden aufwühlt. (50) se cramponner „sich festhalten, sich anklammern bei der Landung". Wie beim Start das Kommando „Lächez-tout!" gegeben wird, so ergeht bei der beginnenden Landung an die Passagiere die Anweisung „Tenezvous bien ! Cramponne\-vous !" : 1864 Nadar sieht einen Ballon bei einer Schleiflandung: „. . . dans le petit panier d'osier . . . un être humain . . . qui se cramponnait aux cordages..." (Nadar Géant 27) 1898 „Nous résolûmes d'atterrir dans ce pays inconnu. Le cri sacramentel en toute descente se fit alors entendre: ,Tenez-vous bien! Cramponnezvous-, Attention!' . . . Le premier choc eut lieu, lesguide-ropes se déroulèrent, et les ancres égratignèrent le sol." (Graff. Réc. 280) (51) Der Landevorgang Zur Bezeichnung des Landevorgangs werden mehrere Ausdrücke verwendet, die mit Ausnahme von descendre und se (re)poser alle aus der Schifffahrtsterminologie entnommen sind, wobei auffällt, daß eine dieser Übertragungen, die sprachlich interessanteste, nämlich: atterr-, nach allen vor32

Zascrow, Vokabular der Luftfahrt

497

handenen Belegen erst um die Mitte des 19. Jh. erfolgte, dann aber zum hauptsächlich gebräuchlichen Terminus wurde nach einem längeren Nebeneinander von zwei bzw. drei Varianten: atterrer, atterrir; atterrage, atterrissement, atterrissage. Die früher üblichen Termini prendre terre, mettre pied à terre, toucher terre werden danach zwar noch weiter verwendet (besonders zum stilistischen Wechsel), verlieren aber an Bedeutung. Die schon um 1784 seltenen Ausdrücke se (re)poser, aborder, débarquer; abordage, débarquement, sowie accoster und accostage, erscheinen jetzt nur noch ganz vereinzelt. Zu den einzelnen Termini : descendre Wie s'élever, monter u. a. gehört auch descendre zu den von Anfang und schon vor 1783 gebräuchlichen, meistverwendeten Wörtern im gesamten Bereich der Luftschiffahrtsterminologie. Es hat die oft nicht genau zu trennenden Bedeutungen: 1. „niedergehen, an Höhe verlieren" ( = s'abaisser), 2. „landen" ( = atterrir), 3. „aussteigen" ( = débarquer). Zu 1 („niedergehen"): 1657 „. . . je redescendois vers la terre . . ." (Cyrano Bergerac Ausg. 1710 I 290, 191 und II 127) 1670 „. . . discendere dall'aria . . ." (Lana Ausg. 1760 p. XXXI) 1783 „(La machine aérostatique) commençoit. . .à descendre, & son volume grossissoit à vue d'oeil." (JpBrux Nr. 37 p. 83 v. 13. 9. 1783) 1784 „Les voyageurs descendirent ( = „niedergehen") & prirent terre ( = „landen") dans les plaines de Nesle. M. Charles, sans descendre ( = „aussteigen") du char, dressa un procès-verbal. . ." (Rouland 362; also zwei verschiedene Vorgänge, wiedergegeben durch zwei verschiedene Verben - descendre und prendre terre - , an die sich nochmals descendre anschließt, nun in der Bedeutung 3) vgl. aber: 1784 „Après avoir jeté . . . (du) lest, ils sont descendus dans la prairie de Nesle . . ." (Rouland 366 ; also Wiedergabe der zwei getrennten Vorgänge durch das e i n e Verb - descendre - in den Bedeutungen 1 + 2 ) An den zitierten Stellen ist die Verwendung des Verbs in der 1. Bedeutung ( = s'abaisser) klar gekennzeichnet durch den Sinnzusammenhang (Beleg 1783) und durch die Gegenüberstellung mit dem entgegengesetzten Begriff (Beleg 1784). Vgl. auch noch die folgenden beiden Belege: 1784 „On fait . . . monter & descendre „ . . . la machine (aérostatique) peut la machine (aérostatique) à vo- s'élever & s'abaisser à volonté . . . " lonté..." (JpBrux Nr. 44 p.34 v . l . 11.1784) (JpBruxNr.43p.180v. 25.10.84) 498

Zu 2 („landen"): 1783 „. . . la Machine aérostatique est descendue . . . dans la prairie de Nesle, à trois heures trois quarts . . ." (Protokoll vom Tuilerienaufstieg am 1. 12. 1783, in: JpBrux Nr. 49 p. 33 v. 6.12.1783) Vgl. die folgenden beiden Belege : 1785 „A trois heures . . . ils passèrent 1910 sur .'. . Calais . . enfin ils descendirent . . . dans la forêt de Guines; . . ." (Cavallo fz 142f.)

,,A trois heures, ils passaient audessus de Calais et venaient atterrir ... dans la forêt de Guines." (Lecornu 79)

Auch hier gibt der Textvergleich Auskunft über die genaue Bedeutung von descendre, das, vor allem bis zum Aufkommen von atterrir, keineswegs selten das langsame Niedergehen des Ballons und gleichzeitig sein Landen, Aufsetzen bezeichnet. Zu 3 („aussteigen") : Die weitere Verwendung von descendre bzw. descente in der dritten Bedeutung „aussteigen aus . . . " versteht sich von selbst: 1784 „M. Charles, sans descendre du char (aérostatique), dressa un procèsverbal . . ." (Rouland 362, Tuilerienaufstieg v. 1. 12. 1783) 1784 „. . . une jeune fille qui se trouvoit dans un champ voisin . . . aida (l'aéronaute) à jetter ses grappins et à descendre de sa voiture (aérostatique) . . . " (JpBrux Nr. 40 p. 25 v. 2. 10.1784) descente mit den descendre entsprechenden Bedeutungen : 1. „Niedergehen des Ballons in eine tiefere Luftschicht ( = 2. „Landen des Ballons" ( = atterrissage), 3. „Aussteigen aus dem Aerostaten" ( = débarquement). Zu 1 ( =

abaissement),

abaissement)-.

1784 „. . . on v o i t . . . le méchanisme de l'ascension ou de la descente du Navigateur aérien, qui s'élevera ou s'abaissera à volonté . . ." (JpBrux Nr. 6 p. 32 v. 7. 2. 1784) 1910 „. . . il ne me restait que six . . . sacs de lest et je ne devais plus toucher à cette réserve nécessaire à la sécurité de la descente et de Yatterrissage . . ." (Lecornu 298; zwei getrennte Vorgänge, wiedergegeben durch zwei verschiedene Termini) 499

Zu 2 ( = atterrissage)-. 1783 „. . . M. Farrer . . . qui, m'ayant apperçu dans ma route aérienne, s'est trouvé à ma descente." (JpBrux Nr. 50 p. 83 v. 13. 12. 1783) Zu 3 ( = débarquement)-. 1784 „M. Robert descendit du Char (aérostatique),... je calculai rapidement la hauteur possible où pouvoit m'élever la légéreté spécifique de 130 liv. que je venois d'acquérir par la descente de M. Robert . . ." (Charles, in: Faujas II 52; Aufstieg v. 1. 12. 1783) Die Beispiele sind keine Erstbelege, sondern so ausgewählt, daß der Bedeutungsunterschied möglichst augenfällig wird. Die Doppelverwendung in den Bedeutungen 1 und 2 ergibt sich aus dem Fehlen eines geläufigen Substantivs zur Bezeichnung des Landevorgangs (bei den Verben standen immerhin neben descendre die Wendungen prendre terre, mettre pied à terre, toucher terre u. a. zur Verfügung, s. S. 512); sie dauert an bis zum Aufkommen von atterrissage. Die Entwicklung läßt sich gut an der Bezeichnung für den Begriff „Notlandung" 1 veranschaulichen: 1784 Meusnier (in: Faujas II 55 Anm.) und 1847 Marey-Monge 164 verwenden noch den älteren Ausdruck descente forcée, während seit dem letzten Drittel des 19. Jh. der Terminus atterrissage forcé üblich ist. descensión 9 1. „Niedergehen des Ballons bzw. des Luftschiffers", 2. „Fallschirmabsprung" (?). Dauzat DE suppl. 796 gibt das Jahr 1620 (Béguin) für den Erstbeleg von descensión (Terminus der Astronomie) an. Der folgende von mir gefundene Beleg bestätigt den Gebrauch des Wortpaares ascension - descensión als Ausdruck der Astronomie-Meteorologie v o r den Berichten über die ersten Ballonaufstiege : 1783 „. . . l'aiguille à seconde exécute . . . 64 tours d'ascension ou de (ku!) descensión ..." (JEnc VI 156 August, über ein neuerfundenes Barometer) Allerdings scheint es erst der Gebrauch des Wortes als Luftschiffahrtsterminus gewesen zu sein, der den vermeintlichen (s. u. Beleg Féraud 1787) Neologismus bekannt gemacht hat. 1783 „. . . cette machine (aérostatique) . . . n'a pu parvenir à son degré d'ascension naturelle, d'autant que l'effort du vent qui souffloit, a nécessité l'évaporation de son gaz, d'où sa descensión est résultée." (Corr. secr. pol. XV 129 v. 24. 9. 1783) 1

500

Für einen eigenen Abschnitt „Notlandung" reichte mein Material nicht aus.

1783 „. . . vider (la sphère ascendante de Gonesse) . . . d'une grande quantité d'air athmosphérique (sic) qui s'y étoit introduit pendant sa descensión..." ( J E n c VII 127) Weitere Belege: Corr. secr. pol. X V 275 v. 10. 12. 1783; J d P v. 22. 7. 1785; Brief der MM. Alban et Vallet v. 1785, zit. in: Sircos-Pallier 200/202. Féraud und Mercier bemängeln die „Neubildung": 1787 Féraud Dict. crit. I 739 „Descensión. - Les Aérostats ont ocasioné ce néologisme (!). ,11 nous a été aisé de déterminer notre descensión.'' Alban et Vallet (s. o.). Ascension est un mot ancien dans la Langue: Descensión est un mot nouveau (!), et peu nécessaire, puisqu'on a le mot de descente, qui exprime la même chose. ,Nos moyens de descensión et d'ascension' : ici ce mot paraît plus utile; à force d'être répété, il passera peut-être comme un terme de navigation aérienne ( ! ) " Während im ersten Falle Féraud der Terminus descensión unnötig erscheint, trifft dies nach seiner Ansicht nicht in gleicher Weise für den zweiten Fall zu: Möglicherweise würde der Ausdruck „moyen de descente et d'ascension" stören (aber auch der Terminus descensión war noch nicht akzeptiert, denn Bremontier - 1738-1809, nach Littré suppl. 113 - schreibt: „ . . . mouvement d'ascension et de descensión, si je me puis servir de ce terme . . ."). Ganz gleich, ob die Anwendung des Wortes im jeweiligen Falle Férauds Zustimmung gefunden hätte, descensión kann um das J a h r 1784 immerhin an fünf voneinander unabhängigen Stellen belegt werden, ohne damit freilich auch nur annähernd an die Verbreitung des überall begegnenden Ausdrucks descente heranzureichen. 1801 greift Mercier Néol. suppl. 345 die Diskussion auf, ein Beweis für das Verlangen nach einem eindeutigen Terminus : 1801 „On ne peut pas dire la Descensión d'Elie, de Hénock, de Jésus Christ . . . parce qu'ils ne sont pas descendus du ciel, après y être montés ; mais on peut bien dire la Descensión de l'aéronaute Blanchard et de l'aéronaute Garnerin. Le mot usité de Descente a une autre acception." W o liegt der Unterschied zwischen descensión und descente, wenn Mercier die Wendung la descensión de l'aéronaute Blanchard ausdrücklich als Musterbeispiel billigt, die zeitgenössischen Berichte aber ebenso selbstverständlich und häufiger die Wendung la descente des aéronautes verwenden (u. a. JpBrux Nr. 50 p. 83 v. 13. 12. 1783, Nr. 31 p. 227, 228 v. 31. 7. 1784, Nr. 33 p. 71 v. 13. 8. 1785)? Mag es auch aus den Ausführungen Merciers nicht unmittelbar hervorgehen, so kann man doch mit einiger Sicherheit annehmen, daß Mercier bei den descensions de Blanchard et de Garnerin nicht deren Niedergehen und Landen mit dem Ballon meint, sondern vielmehr deren F a l l 501

s c h i r m a b s p r ü n g e : Blanchard und Garnerin waren nach 1784 Berufsluftschiffer geworden, zogen mit ihren Ballonen durch die Städte Europas und stiegen gegen Bezahlung an den Fürstenhöfen auf. Da das Interesse an einfachen Aufstiegen zunehmend erlahmte, mußten sich die Luftschiffer immer neue Attraktionen ausdenken, z. B. Ballonaufstiege zu Pferd, Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Gondel (unter dem Wasserstoffballon!) und als letzte Neuheit: Fallschirmabsprünge (Gehler PHYS 1795 V 15: „Die Aerostaten waren . . . aus einem Geschäfte der Naturforscher zu einem Gelderwerb der Gaukler herabgesunken, und die Luftschifferey stand fast in gleichem Range mit dem Seiltanzen."). Diese Absprünge zwischen 1797 und 1810 vermochten noch einmal die Massen zu fesseln und machten Blanchard und Garnerin berühmt. Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen halte ich es durchaus für denkbar, daß Mercier a. a. O. den Terminus descensión als Bezeichnung für die Fallschirmabsprünge, für das Niedergehen des Aeronauten ohne Ballon, empfiehlt und daß dann seine Bemerkung ,,le mot usité de descente a une autre acception" verständlich wird, indem descente die Ballonlandung, das herkömmliche Niedergehen des Aeronauten mit dem Ballon bezeichnet. Die Verwendung von descensión würde sich demnach nicht allein aus einem Streben nach formaler Gleichheit in der oft gebrauchten Wendung ascension et descente descensión erklären, sondern sie entspräche auch einem Streben nach einem eindeutigen, speziellen Ausdruck für verschiedene Vorgänge. Der „Neologismus" descensión vermochte sich aber gegenüber dem üblichen Ausdruck descente in keiner der beiden Bedeutungen durchzusetzen: insgesamt fand ich nur 12 Belege für das Wort als Luftschiffahrtsterminus ; in der ersten Hälfte des 19. Jh. noch : 1834 „. . . une fois Yascension et la descensión faites, si je ne remonte pas à volonté, si je ne puis pas faire un nombre quelconque de montées et de descentes, . . . je n'ai rien fait, je n'ai rien obtenu . . ." (Duperron 19; auch: 18, 27-Bedeutung 1) 1851 „Nous fîmes des ascensions et des descensions sans perdre ni gaz ni lest." (Turgan 168 - Bedeutung 1) Die folgenden Termini zur Bezeichnung des Landevorgangs sind fast ausnahmslos von der Schiffahrt übernommen und betonen mehr als descendre den unmittelbaren Vorgang des Landens : aborder ti 1. „Anlegen, Entern", ? 2. „Landung" (Bedeutungswandel!), dt $ 3. „Zusammenstoß". Zu 2: 1785 „. . . Fabordage ne devoit pas être aisé; mais en laissant filer mon ancre, . . . je me sentis toucher la terre comme si j'étois descendu sur l'aile du zéphir;. . ." (Blanchard, in: CBR Nr. 64 p. 514 v. 10. 8. 1785) 1787 „. . . malgré la difficulté de se fixer à la terre, l'abordage (du ballon) qui ne paraissait pas sans danger a eu le plus heureux succès." (JdP Nr. 98 v. 8. 4.1787) Weitere Belege: Esprit 1785 II 328; Bericht von 1788, in: Sircos-Pallier 235. Zu 3: 1884 „Les accidents se succèdent. Peu s'en faut qu'il y ait abordage entre l'aérostat furibond et la locomotive ( ! ) d'un train en marche." (Land. Airs 187) Vom Verb aborder in der Bedeutung „landen" scheint nun das davon abgeleitete Substantiv abordage, besonders von Blanchard verwendet, seine neue Bedeutung „Landung" bekommen zu haben; denn nach den Definitionen aller konsultierten Wörterbücher bezeichnet abordage 1. das Entern eines feindlichen Schiffes im Krieg oder durch Piraten, sowie 2. den Zusammenstoß zweier Schiffe auf See. Davon läßt sich kaum der neue Gebrauch herleiten. Ähnlich abweichend vom allgemeinen Gebrauch („zu jemandem hingehen", dt „an einem anderen Schiff anlegen"), verwendet Jules Verne accoster in der Bedeutung „landen" : 1863 „II fut décidé entre les trois voyageurs qu'ils accosteraient

la terre au 503

premier emplacement favorable. On devait faire une halte prolongée, et l'aérostat serait soigneusement passé en revue; . . . " (Verne Cinq 127; auch: Verne Robur 247) débarquer Greift descendre z u r ü c k , bezieht das Niedergehen mit in das Landen ein und macht aus dem doch getrennten Vorgang descendre et atterrir die Handlungseinheit descendre, so bezieht débarquer oft vorgreifend das „Ausschiffen" in das Landen ein und setzt stellvertretend für die b e i d e n Termini atterrir et débarquer den einen, débarquer: 1784 Rat an einen Luftschiffer: „Prends le moment d'un bon vent de midi, afin que tu puisses débarquer à Lyon . . ." (JEnc 1784 VII 294) 1869 „(Blanchard et Jeffries) descendirent sur la forêt de Guines, où ils purent débarquer sains et saufs." (Mangin 97) débarquement „Landung". 1782 JdP v. 23. 5. 1782 (Beleg s. u. „embarquement". S. 432) 1784 „. . . choisir le lieu de . . . débarquement. . ." (JEnc 1784 VIII 472, 474 = Sircos-Pallier 151f.) 1784 Ling. Ann. XI 36. prendre terre A $ „landen". 1670 prendere terra (Lana Ausg. 1670 p. XXXI) 1783 „II est question d'élever une colonne à l'endroit où (les deux voyageurs aériens) ont pris terre."' (Corr. secr. pol. XV 246) 1784 „Les deux Conducteurs (de la grande Mongolfière de Versailles) . . . prirent terre dans la forêt de Chantilly." (JpBrux Nr. 27 p. 35 v. 3. 7. 1784) 1784 Faujas II 51; Rouland 362; Ling. Ann. XI 13; JpBrux v. 10. 1. 1784 und 22. 1. 1785 (ku) und 1785 „. . . le sieur Blanchard s'est élevé dans un Ballon (à Francfort) . . .; il a pris terre deux heures après à Weilbourg . . ." (JpBrux Nr. 43 p. 155 v. 22. 10. 1785) mettre pied à terre „landen, aussteigen". 1783 „La nuit (et) le froid . . . m'ont déterminé à descendre au bout de 35 minutes; j'ai mis pied à terre dans les friches du bois . . ." (Charles, in: JpBrux Nr. 50 p. 82 v. 13. 12. 1783) 504

1784 „. . . appréciant . . . par la vitesse de notre marche que nous serions portés sur les maisons . . . je crus qu'il seroit plus sage de mettre pied à terre . . . notre descente (étoit) si douce, que mon compagnon me demanda si nous arrivions bientôt à terre." (Pilâtre de Rozier, in: JpBrux Nr. 31 p. 227 v. 31. 7. 1784) 1784 Rouland 363, Faujas II 79, Croy IV 318f.; 1851 Turgan 25, 78,108 (zit.); 1910 Besançon 148. Zuvor bezüglich des Ab- bzw. Aussteigens vom Pferd bzw. aus Wagen und Schiff gebraucht, wurde der Ausdruck (spätestens 1657) in die Luftfahrtterminologie übernommen. Zur Verbreitung von mettre pied à terre und prendre terre um 1784 und im 19. Jh. vgl. die Tabelle auf S. 512. toucher

terre

A $ „landen". 1783 „. . . un instant avant que le ballon eût touché terre, il passa au-dessus d'une grande meule de bois . . . " (Faujas I 43) 1784 „. . . dès que la Machine (aérostatique) eut touché terre, toutes les toiles furent abattues & repliées en deux ou trois secondes . . ." (Faujas II 94) 1784 Faujas II 18; JEnc 1784 I 491 ; Art voyager 98, 171 ; 1789 Paulian PHYS 31 ; vgl. die Tabelle auf S. 512. a) b) c) d) e)

atterrage atterrer atterrir atterrissage atterrissement

atterr1483 12./17. Jh. 1334/1752 (1687) 1835 (1822) 1352/1696

1826 1847 1863 1863 1863

„Landung, landen". Übersicht: A 1. Wie die Jahreszahlen in der ersten Spalte (nach BIWb 601 und Dauzat DE) zeigen, sind diese fünf Substantive und Verben (bis auf atterrissage) bereits sehr alt und gehören in verschiedenen Verwendungen und Bedeutungen schon lange der Sprache an, ehe sie in die Terminologie der Luftfahrt übernommen wurden. 2. Die Übertragung erfolgte wie in zahllosen anderen Fällen von der Sprache der Schiffahrt aus und fand 3. (nach meinen Belegen, s. zweite Spalte) im wesentlichen erst um 1850 also sehr spät - statt. B Mit den fünf Termini hat man auch zwei Probleme übernommen, welche die Sprache schon lange beschäftigte: 505

1. den synonymen Gebrauch der drei Substantive und der zwei Verben, 2. die Schreibung atterr- oder attêr- (sowie weitere Varianten). C Ferner stellt sich noch die Frage nach dem Verhältnis der hier zu behandelnden Termini zu den v o r h e r verwendeten Bezeichnungen für den Landevorgang. A (a) atterrage A 1. „Meeresstrecke in Küstennähe", „Reede", A 2. „Landung", $ 3. „Landung". (1+2) 1483 Erstbeleg: Grand Routier (nach Dauzat DE). 1762 „Attérage. Terme de marine. L'endroit où un vaisseau peut prendre terre." (Ac 1762 I 120) 1822 „Attérage. T. de mar. On approche d'une terre, on fait Vattérage d'une terre en la découvrant, on porte dessus pour la reconnaître. Aux approches d'une terre, on dit être à l'attérage, même avant d'être à portée de l'apercevoir. Faire son attérage, c'est l'action Matterer, d'approcher une terre que les vigies ont annoncée." (Laveaux I 149) Sinnentsprechende Definitionen in den Wörterbüchern von: Raymond (1824), Jal (1848), Landais (1851), Legoarant (1858), Dupiney (1864) u. a. (3)

1826 Erstbeleg für Bedeutung 3 : „L'habile mécanicien a vaincu presque toutes les difficultés . . . en mettant une seconde enveloppe à son ballon. Cette addition lui procure les moyens de résister aux vents . . . (et) aux chocs inévitables dans les attérages; . . ." (Ferry 588f.) 1864 „. . . le jeu de manœuvre pendant l'ascension et celui à?atterrage . . ." (Nadar Géant 183) 1876 Sircos-Pallier 375. 1894 „. . . un traînage échevelé se prolongeant pendant très longtemps parce que l'atterrage a été effectué d'une façon trop timide." (Fonv. Man. 198 = letzter Beleg) (b) atterrer 1. „zu Boden werfen, ruinieren", 2. (übertr.) „niederschmettern", A 3. „der Küste zufahren",