Einiges über Schachaufgaben: Eine Einführung in der Problemschach [Reprint 2022 ed.]
 9783112694589

Table of contents :
Vorwort
Einiges über Schachaufgaben
Weiße Schnittpunkte
Sachregister

Citation preview

Einiges über Schachaufgaben Eine Einführung in das Problemschach von Dr. Karl Fabel



SCHWALBEN.BÜCHEREI

NR. 4

SELBSTVERLAG DER SCHWALBE 19 5 0

Vorwort Von einem Büchlein, das sich „Einiges über Schachaufgaben" nennt, kann man nicht erwarten, daß es „Alles über Schachaufgaben" enthält. Die Auswahl des Gebotenen traf der Verfasser seinen Absichten entsprechend. Mit dem vorliegenden Büchlein gebe ich eine Einführung in die Grundbegriffe des Problemschachs und hieran anschließend einen Uberblick über das Ideengebiet der Neudeutschen Problemschule. Wer die elementaren Teile des gebotenen Stoffes sorgfältig studiert und sich mit den dort erläuterten Grundbegriffen vertraut macht, dem werden auch die späteren, komplizierteren Abschnitte keine Schwierigkeiten bereiten. Eine flüchtige Lektüre kann hingegen den falschen Eindruck entstehen lassen, das Büchlein „setze zuviel voraus". Als Beispiele habe ich bevorzugt Miniaturen verwendet, einmal wegen ihrer Klarheit und Übersichtlichkeit und zum anderen, weil mir sonst fast keine Problemliteratur zur Verfügung stand. Dr. Karl Fabel.

Einiges über Schachaufgaben (Eine Einführung in das Problemschach) Stellen wir uns vor: ein Partiespieler befaßt sich zum ersten Male ernsthaft mit dem Lösen einer Schachaufgabe, vielleicht auf einer langweiligen Eisenbahnfahrt und angeregt durch ein Schachdiagramm in der als Reiselektüre gekauften Zeitung. W i r wollen auch voraussetzen, daß er von Schachproblemen wenigstens elementare Kenntnisse besitzt und immerhin schon weiß, daß die Forderung „Matt in 2 Zügen" nach allgemeiner Übereinkunft besagt: 1. W e i ß soll anziehen. 2. W e i ß soll in 2 Zügen mattsetzen. 3. Das Matt soll auf jeden schwarzen Gegenzug erfolgen. W e n n unser Partiespieler außerdem kein „Korkser" ist, so können wir wohl annehmen, daß es ihm nach vieler Mühe gelingt, den richtigen Lösungsweg zu finden. W i r können aber ganz sicher sein, daß er ziemlich viel herumprobiert und zunächst Züge versucht, die nicht zum Erfolg führen. „Matt in 2 Zügen, also nur zwei Züge Zeit! D a muß man schon energisch zupacken, also zunächst einmal Schach geboten oder die schwarze Dame geschlagen!" Mit derart „groben" Zügen (in den Augen des Problemverfassers) beginnt er seine Überlegungen und Lösungsversuche, um schließlich etwas erstaunt festzustellen, daß nur ein recht unwahrscheinlicher und unscheinbarer Zug zum Ziel führt, ein Zug, dessen Sinn gar nicht leicht zu ergründen ist oder der vielleicht keinen anderen Sinn hat, als Schwarz ans Spiel zu bringen. Dieses unerwartete Ergebnis der ersten näheren Beschäftigung mit einem Schachproblem läßt unseren Partiespieler zu dem Schluß kommen, daß in Schachaufgaben offenbar ihm bisher fremde Gedankengänge verborgen sind und daß zum Lösen einer Aufgabe eine besondere Schulung und Technik gehört, mit der ein Partiespieler nicht vertraut ist. Mit dieser Folgerung hat unser Schachfreund recht. Partieschach und Problemschach sind zwei verschiedene Dinge, die im krassesten Fall nur darin übereinstimmen, daß es sich bei beiden um ein Spiel mit Figuren auf einer Felderfläche handelt. Diese Feststellung dürfte auf den gutwilligen Leser, der an Hand unserer Ausführungen in das Problemschach eingeführt werden möchte, wie ein kaltes Bad wirken. W i r halten es jedoch für richtiger, nicht irgendwelche — in Wirklichkeit doch nicht vorhandene — Analogien zwischen Schachpartie und Schachaufgabe nachzuweisen, sondern den Leser zu bitten, er möchte alles partiemäßige Denken beiseite schieben und uns unbelastet, aber mit offenen Sinnen in das Wunderland der Schachaufgabe folgen. Dafür sagen wir ihm zu, daß er für den wesentlichen Teil der Einführung sein 64feldriges Brett und die gewohnten 32 Figuren behalten darf. Schon jetzt deuten wir jedoch an, daß sich hinter dem Problemland, in dem man sich noch dieses üblichen Materials bedient, jenseits des Gebiets der „orthodoxen Schachaufgabe", in unermeßlicher Weite das Reich des „Märchenschachs" ausdehnt mit neuen Figuren, neuen Brettformen und vielfältigem Märchenzauber. Dieses Reich betrachten wir aber vorläufig noch als Sperrgebiet. Auch mit den Zugeständnissen eines Normalbretts und üblicher Figuren, zu denen noch die Beibehaltung der gängigen Spielregeln kommt, unterscheiden sich Partie

5

und Problem grundlegend. Der wesentliche Unterschied ist folgender: die Partie wächst unter dem Einfluß zweier gegeneinander wirkender Kräfte Zug um Zug heran, das Problem wird hingegen nach einheitlichem Plan künstlich geschaffen. So wie jedoch in der Chemie der Kunststoff nicht einen Ersatz für den Naturstoff darstellt, sondern beide Arten von Stoffen auf Grund ihrer besonderen Eigenschaften für sich Bedeutung besitzen und eigene Anwendungsbereiche finden, so bildet auch das Problem keinen Ersatz, nur dazu bestimmt, als Trost für einsame Partiespieler ohne Gegner zu dienen. Vielmehr handelt es sich hier um zwei getrennte Dinge, von denen jedes dem Menschen, der sich damit befaßt, auf seine Art Freude bereitet. A u ß e r dem Handwerkszeug haben Problem und Partie wenig miteinander gemein; sie befruchten sich nicht und sie ersetzen einander nicht, aber sie ergänzen sich. Auch der Mensch, der seine Liebe dem Problemschach schenkt, gleicht nicht dem Menschen, dem der Partiekampf besondere Freude bereitet. Wir wollen nicht gerade behaupten, daß der Problemfreund unbedingt das darstellt, was man einen Sonderling nennt; doch handelt es sich bei ihm allgemein um einen Menschen, der gut für sich allein sein kann. Mancher wurde auf einsamem Posten zum Freund der Schachaufgabe; sie war sein einziger Zeitvertreib, und die Beschäftigung mit Schachproblemen, sei es als Löser, sei es als Verfasser, schenkte ihm die notwendige Entspannung, um der eintönigen Pflicht weiter zu genügen. W e n n wir weiter oben bemerkt haben, daß die Schachaufgabe im Gegensatz zur Partie künstlich geschaffen wird, so darf diese Ausdrucksweise nicht als ein Urteil angesprochen werden, durch das der Wert des Schachproblems herabgesetzt werden soll. Die Schachaufgabe ist nicht nur eine künstlich zusammengebaute Figurenstellung; sie soll darüber hinaus die künstlerische Darstellung einer bestimmten Idee oder eines Gedankens enthalten und damit ein kleines Kunstwerk sein. Wie jedes wirkliche Kunstwerk soll sie innerlich befreiend wirken, Freude bereiten und auch durch ihre Form gefallen. Die schönsten Schachprobleme werden nicht nach einem Plan gebaut, sondern entstehen durch Eingebung; viele weitere werden mit Fleiß, Geschick und Technik geformt, während man manche andere eher als Konstruktion denn als Kunstwerk bezeichnen möchte. Auch die Problemverfasser sind von verschiedenem Rang; zu dem großen Meister gesellen sich der tüchtige Könner und der erfahrene Konstrukteur, und dann folgt das große Heer der mittelmäßig Begabten. W i e in jeder Sparte der Kunst gibt es auch im Kunstschach verschiedene Richtungen und Schulen. Die eine stellt den Inhalt über die Form, einer anderen bedeutet die Form das Wesentliche. Keine darf jedoch daran vorbeigehen, daß die Schachaufgabe nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Rätsel sein soll. Das äußerlich gefällige Problem mit einer gehaltvollen Idee wirkt unbefriedigend, wenn der Inhalt zu durchsichtig ist. Als Ideal einer Schachaufgabe stellt sich danach ein Problem dar, das Ideenreichtum, Schönheit und Schwierigkeit vereint. Damit sind die Anforderungen an ein Schachproblem aber noch nicht erschöpft. Ü b e r Ökonomie, Schlüsselzüge und Mattstellungen ist noch manches zu sagen; doch wir wollen zunächst zu unserem Partiespieler zurückkehren, der seine ersten Lösungsversuche unternimmt. Vielleicht lernen wir an den Fehlern, die ihm unterlaufen, wie man einem Schachrätsel am besten zu Leibe geht. Nehmen wir an, unser Schachfreund hielte das Hamburger Fremdenblatt vom 31. Oktober 1925 in Händen und befaßte sich mit der darin veröffentlichten Aufgabe 1. Wir haben schon erwähnt, daß er sich über die Bedeutung der Forderung „Matt in 2 Zügen" im klaren ist: W e i ß soll so anziehen, daß er auf jeden schwarzen Gegenzug sofort mattsetzen kann. „Vom reinen Partiestandpunkt aus ist diese Forderung ganz überflüssig. Das weiße Übergewicht in

6

1. Dr. K. Fabel Hamburger Fremdenblatt, 31. 10. 1925

& « • m i M . . .1

m

mJMjmjk üsjWm 1 ¡¡¡I

*

1 jgpi II 3 & i •

*

«

JKJBjäjI • gg H • Matt in 2 Zügen der Stellung ist so stark, daß Schwarz ohnehin schon verloren hat. Warum also diese E i l e ? ! Eine so komische Stellung kommt in einer Partie doch niemals vor." S o ungefähr mögen die ersten Gedanken unseres Partiespielers sein. Dann wird probiert. Das Abzugsschach durch den Turm auf b4 wirkt sehr verlockend, führt aber nach Ka4 leider nicht zum Ziel. Mit dem Springer die schwarze Dame schlagen, das ist zweifellos ein „starker" Zug. So stark, daß Schwarz im nächsten Zuge matt wird, ist er aber auch wieder nicht. Unser Freund verfällt nun auf das Mittel, das für jeden Anfänger im Lösen immer noch das beste ist: er läßt zunächst Schwarz anziehen, um festzustellen, nach welchen schwarzen Zügen noch kein Matt zustande kommt. Die schwarze Dame und der Läufer können dem Weißen ganz schöne Verluste beibringen; aber ein Mattbild ist nach L:d5 oder D : b 8 nicht ersichtlich. Diese Methode führt also auch nicht zum Ziel. Die Gedanken kehren zu dem verlockenden Abzugsschach zurück. Irgendwie muß diese „Batterie" j a bei der Lösung zur Wirkung kommen. W e n n es gelänge, das Feld a4 zu decken, könnte T b 4 — a 4 + + tödlich sein. Also Sa8—b6 oder D d 5 — c 6 ? Beide Figuren werden ohne Vorteil für Weiß geschlagen. A h a , es dämmert: Lc4—b3 scheint der richtige Zug — der ..Schlüsselzug" — zu sein. Jetzt verliert allerdings das Feld b5 die Deckung, doch T b 4 — b 6 + ist auch eine ganz kräftige Drohung. Pariert Schwarz durch Entfesselung des Lc5 (Lb7:d5), so öffnet er die Turmlinie, und es folgt Ta4 oder auch T b 5 # . Der simple Bauernzug d4—d3 macht jedoch alles zunichte. Vielleicht diesen Bauern abstoppen? Also Ld3 mit der Drohung D a 2 # . Dieser Versuch scheitert an L:d5. Schließlich der Schlüsselzug: l . L b 5 ! ebenfalls mit der Drohung Da2, die z. B . auf ab5 zur Ausführung gelangt. W e n n Schwarz jetzt L:d5 erwidert, so kommen wir mit T a 4 # doch noch zu unserem Abzugsmatt. Damit sind wir aber nicht am Ende. Der Läuferzug nach b5 hat Schwarz die Möglichkeit gegeben, das drohende Matt durch bisher nicht angängige schwarze Schachgebote zu parieren: L : b 4 + ! Doch nun hat sich der Läufer wieder selbst gefesselt, und L c 6 # ist die Folge. Auf andere Schachgebott (La7 + , L b 6 + ) gibt es nochmals ein Abzugsmatt durch Tc4. Nachdem unser Partiespieler diesen langen Lösungsweg geschafft hat, ist sein Bedarf an Schachaufgaben vorerst gedeckt. Doch das Interesse bleibt geweckt; er wendet sich an einen Problemfreund, schildert sein Erlebnis mit der Aufgabe aus dem Hamburger

l

Fremdenblatt und bittet ihn um eine Einführung in das Wesen des Schachproblems. Der Problemfreund klärt ihn darüber auf, daß es falsch und unpraktisch ist, mit so komplizierten Aufgaben zu beginnen, und zeigt ihm einige einfache Aufgaben, die wir uns in Kürze ebenfalls ansehen werden. Zunächst wollen wir jedoch einen kleinen Rückblick halten und feststellen, daß wir trotz des pädagogischen Fehlers, durch den unser Partiespieler sozusagen gleich mit beiden Beinen ins Wasser gesprungen ist, schon einige Begriffe gewonnen haben. Wir merken uns nochmals, daß der erste Zug der Lösung S c h l ü s s e l z u g oder auch nur Schlüssel heißt. Jedes Problem darf nur einen Schlüsselzug besitzen, sonst ist es inkorrekt oder n e b e n l ö s i g . Wenn umgekehrt die Absicht des Verfassers an irgendeinem versteckten Gegenzug scheitert und das Problem gar keine Lösung hat, so ist es ebenfalls inkorrekt, und zwar u n l ö s b a r . Einige Problemredakteure bewerten Lösungen von Aufgaben, bei denen die Löser nachweisen, daß die Autorlösung scheitert und statt dessen eine Nebenlösung existiert, mit erhöhter Punktzahl. Das ist jedoch unrichtig; ein Problem kann nicht gleichzeitig unlösbar und nebenlösig sein; es kann aber mehrere Nebenlösungen besitzen, deren Angabe dann gesondert mit Löserpunkten belohnt wird. Wird festgestellt, daß eine Aufgabe nebenlösig ist, so bezeichnet man sie als „gekocht". Probleme, die wie Aufgabe 1 ein Matt in zwei Zügen verlangen, heißen Zweizüger. Bei Zweizügern kann es vorkommen, daß auf einzelne schwarze Züge zwei oder mehrere Mattzüge möglich sind. Man spricht dann von M a t t d u a l e n . Diese sind unerheblich, falls Weiß im ersten Zuge ein bestimmtes Matt gedroht hat und die schwarze Antwort diese Drohung nicht pariert, sondern im Gegenteil dem Weißen eine weitere Mattmöglichkeit bietet. So wird in Aufgabe 1 durch den Zug L:a8 das Damenmatt auf a2 nicht verhindert. Es ist daher belanglos, daß jetzt auch T a 4 # möglich geworden ist. Probleme mit der Forderung „Matt in 3, 4 oder mehr Zügen" heißen Mehrzüger, und zwar Dreizüger, Vierzüger usw. Audi in solchen Aufgaben hat Weiß zuweilen im zweiten oder einem späteren Zuge mehrere Möglichkeiten, die ebenfalls als D u a l e oder auch als Doppelzüge bezeichnet werden. Man sollte jedoch den Ausdruck „Duale" nur dann anwenden, falls es sich um wertmindernde Doppelzüge handelt. Begriffe wie Drohung, Deckung, Parade und Verteidigung sind dem Aufgabenfreund bereits aus dem Partieschach vertraut und bedürfen daher hier keiner Erläuterung. Eine Gruppe von zwei Steinen, durch die Abzugsschach gegeben werden kann, nennt man B a t t e r i e . Beispiel: Lei und Tb4 in Aufgabe 1 oder Dc7 und Lc5. Nach dem Schlüsselzug bildet die Gruppe Dd5 und Lb5 ebenfalls eine Batterie. Die beiden Linien c7—cl und d5—a5, auf denen die Schachgebote erfolgen, bilden zusammen ein Kreuz. In solchen Fällen spricht man daher von K r e u z s c h a c h . Der Inhalt von Aufgabe 1 läßt sich als Kreuzschach verbunden mit Entfesselung und Selbstfesselung bezeichnen. Für unseren Partiespieler war der Schlüsselzug der Aufgabe 1 zweifellos ein 'recht ungewöhnlicher Zug, vor allem, weil er dem Schwarzen die Möglichkeit zu einigen Racheschachs gab. Selber Schach bieten oder eine weiße Figur schlagen, das wären Züge nach seinem Herzen gewesen. So ist es jedoch bei den Schachproblemen. Ein im Partiesinne unwahrscheinlicher Zug ist häufig der rechte Schlüsselzug.. Nur sehr selten wird zu Beginn Schach gegeben oder ein Stein geschlagen, und dann höchstens ein schwarzes Bäuerlein. Statt dessen wird ein Figurenopfer angeboten, eine günstig postierte Figur auf ein scheinbar ungünstiges Feld gezogen, die weiße Stellung erheblich geschwächt oder in sonst irgendeiner Art so unwahrscheinlich gezogen, wie es einem Partiespieler nie einfallen würde.

8

Alles Tarnung! Der Löser, der den richtigen Schlüsselzug endlich gefunden oder gleich erahnt hat, weiß schon, was er will. Er übernimmt die weißen Steine und erhält einen imaginären Gegner, der so tut, als ob er von seinem baldigen Untergang noch nichts wüßte. Wer möchte schon in der Haut des Schwarzen stecken, wenn von vornherein feststeht, daß in zwei Zügen alles aus istl Ein merkwürdiger Spielpartner, der Fuhrer der schwarzen Steine. In einer Stellung, die im allgemeinen jeder gleich als verloren ansehen muß, in einer Stellung, "in der jeder anständige Spieler sofort aufgibt, um seinen Gegner nicht zu beleidigen, benimmt sich dieser Herr Schwarz ahnungslos, pariert Drohungen, schreitet zum Gegenangriff, probiert alle Verteidigungen der Reihe nach durch und ist dabei so kurzsichtig, daß er das stets folgende Matt offenbar im voraus nicht erkennt. Doch wir wollen ihm keine Vorwürfe machen; er fügt sich ja nur dem Willen des Meisters, der das Problem geschaffen hat, er ist nur „ausführendes Organ". Von dem Schöpfer der Aufgabe sprachen wir schon hier und da; jetzt wollen wir ihn offiziell vorstellen. Sein Name ist den Gebieten der Literatur und Kunst entnommen, er nennt sich A u t o r , Aufgaben V e r f a s s e r oder — stolzes und verpflichtendes Wort! — Problem k o m p o n i s t .

2. Dr. K. Fabel

Schach in USSR, Dezember 1936

Matt in 2 Zügen An einen solchen Meister der Problemkunst ist nun unser Partiefreund geraten und bekommt als leichte Übung Aufgabe 2 vorgesetzt, die auch vom Verfasser der Aufgabe 1 stammt. Kraftzüge wie T : D oder D e 3 + macht er nur noch zögernd; die schlechten Erfahrungen bei Aufgabe 1 haben ihm gezeigt, daß derartige Versuche nicht zum Ziel führen. Und so ist es auch hier. (Woran scheitert denn eigentlich D : h 2 ? ) . Aber wie steht es mit dem Matt, wenn man zunächst Schwarz anziehen läßt? Auf K : d l ist ein Matt durch Del immerhin bereits vorhanden. Das gehört sich auch so. Solche Abspiele, in denen Schwarz beginnt, nennt man S a t z s p i e l e , und es ist ein ungeschriebenes Gesetz, daß ein Satzspiel, in dem der schwarze König zieht, zum Matt führen muß. Del ist ein sogenanntes S a t z m a t t . Mit T:c2 sieht es schon schlechter aus, und die anderen Züge des Turms oder Läufers ergeben ebensowenig ein Matt. Da muß also etwas geschehen! Die schwarze Drohung T:c2 legt den richtigen Schlüsselzug Le2 ziemlich nahe; doch gefällt dieser

9

Z u g unserem F r e u n d nicht, da das Satzspiel jetzt verschwunden ist. Auch fehlt es an einer weißen D r o h u n g . W e n n Schwarz allerdings zieht, und dazu ist er ja verpflichtet, folgt in jedem Fall ein Matt. Lg2 gestattet Dg3, u n d alle anderen Züge des Läufers werden mit D ( : ) f l # beantwortet. Das gleiche Matt sehen wir nach Tg2, während auf Tf2 die Dame nach cl u n d auf T:e2 der Turm nach cl zieht. Der Zug T h l schließlich führt zu einem Mattdual (Dg3 u n d Dh4). Auch A u f g a b e 2 vermittelt uns einige wichtige Begriffe aus dem Kunstschach. Bemerkenswert sind zunächst die beiden Abspiele T:e2 u n d Tf2. In beiden Fällen hindert der Turm den König am Betreten eines Fluchtfeldes: er „blockt". A u ß e r diesen B l o c k u n g e n zeigt das Problem noch die gegenseitige Verstellung der „Wirkungslinien" von Turm u n d Läufer durch Besetzung des „Schnittpunktes" g2. Wie leicht ersichtlich, deckt nach dem Schlüsselzug der Läufer das Damenmatt auf f l u n d der Turm das Damenmatt auf g3, da er die Möglichkeit hat, sich auf f2 dazwischen zu stellen. Die Linie h3—fl nennt man die W i r k u n g s l i n i e des Läufers u n d die Linie h2—f2 die Wirkungslinie des Turms. Man kann eine solche Wirkungslinie „unterbrechen", „verstellen" oder „sperren", indem man sie mit einem S p e r r s t e i n besetzt. In dem einen Abspiel versperrt der Läufer die Turmlinie, in dem anderen der T u r m die Läuferlinie. Turm u n d Läufer verstellen also einander gegenseitig auf dem Feld g2. Dieses Feld heißt S c h n i t t p u n k t , da sich die Wirkungslinien von Turm u n d Läufer dort schneiden. Dame, Turm u n d Läufer sind sogenannte „Langschrittler" im Gegensatz zu König, Springer u n d Bauer. W i r d die Wirkungslinie eines Langschrittlers durch einen gleichfarbigen Stein anderer Gangart im ungünstigen Sinne verstellt, so spricht man v o n einer G r i m s h a w - V e r s t e l l u n g . Hier lernen wir zum ersten Male das im Problemschach übliche Verfahren kennen, bestimmte Erscheinungen auf dem Schachbrett, bestimmte Ideen und Themen mit Personennamen zu bezeichnen. Man wählt h i e r f ü r , die N a m e n der Verfasser, die den betreffenden G e d a n k e n erstmalig ini Schachproblem dargestellt haben oder von denen man wenigstens eine Zeitlang annahm, d a ß sie die ersten gewesen seien. Des öfteren hat sich dann später ergeben, daß einem anderen die Priorität zukommt. Eine einfache Grimshaw-Verstellung liegt z. B. vor, wenn die Wirkungslinie eines weißen oder schwarzen Läufers durch einen gleichfarbigen König verstellt wird. A u f g a b e 2 zeigt einen d o p p e l w e n d i g e n G r i m s h a w mit gegenseitiger Verstellung zweier Langschrittler. Wie oben schon erwähnt wurde, wird Schwarz in dieser A u f g a b e nur matt, weil er ziehen m u ß . Man sagt, er befindet sich in Z u g z w a n g , ein Ausdruck, den die französischen Problemkundigen wörtlich übernommen haben. Den Gegensatz zur Zugzwangaufgabe bildet das D r o h p r o b l e m (vgl. A u f g a b e 1). Hier legt Schwarz großen Wert auf die A u s n u t z u n g seiner Zugpflicht, um die D r o h u n g zu parieren. Sonst wäre von A u f g a b e 2 noch zu bemerken, daß sie eine b a u e r n l o s e M i n i a t u r darstellt. Bauernlosigkeit, vor allem das Fehlen weißer Bauern, wird als besonderer Vorzug eines Problems gewertet. Eine Miniatur ist eine Schachaufgabe mit höchstens sieben Steinen. Es ist zweifellos verdienstvoll, wenn sich die Aufgabenverfasser bemühen, ihre Gedanken möglichst sparsam darzustellen. Auf dem Wege v o n der steinüppigen Stellung zur steinärmeren Fassung sind nun verschiedene markante Punkte bezeichnet worden, vor allem die M e r e d i t h form mit höchstens zwölf Steinen u n d die Miniatur. W e r eine bisher n u r mit viel Material dargestellte Idee in Meredithform gießt u n d wer aus einem Achtsteiner durch kunstvollen U m b a u zur Miniatur gelangt, wird mit besonderem Lob bedacht. Wir sind persönlich große Freund? der Miniatur

10

und haben eine ganze Reihe solcher sparsamen Aufgaben verfaßt 1 )- W i r haben jedoch auch schon davor gewarnt, eine Idee um jeden Preis in die „Zwangsjacke" des Siebensteiners zu quetschen. Die Schönheit und die Schwierigkeit eines Problems dürfen durch eine solche Umformung keine Einbuße erleiden; eine verkrüppelte Miniatur bildet keine Bereicherung der Problemwelt.' W e n n wir nach unseren Randbemerkungen zur Aufgabe 2 nun den Inhalt dieses Problems beschreiben sollen, so können wir sagen, daß es sich um eine bauernlose Miniatur mit zwei Turmblockungen und einem doppelwendigen Turm/Läufer-Grimshaw handelt. Wir sind aber immer noch nicht am Ende mit der Betrachtung dieser Aufgabe, sondern möchten noch auf das Mattbild nach l.Le2, Lg2; 2 . D g 3 # aufmerksam machen. Sowohl das Mattfeld als auch die Fluchtfelder des Königs werden hier jeweils nur von einem weißen Stein beherrscht. Ein solches Matt wird als r e i n e s M a t t bezeichnet. Bei reinen Mattbildern ist es auch zulässig, daß Fluchtfelder durch schwarze Steine blockiert oder verbaut sind; sie dürfen dann aber nicht zugleich durch einen weißen Stein beherrscht werden. Hierfür lassen wir eine Ausnahme gelten, und zwar die Fesselung eines schwarzen Steines, der bei voller Beweglichkeit das Matt parieren würde. Diagramm A zeigt ein derartiges Mattbild mit einer gefesselten Dame. Im Zusammenhang mit der Mattreinheit wollen wir uns noch mit einigen weiteren Begriffen vertraut machen. Ein Mattbild, bei dem auf keinem Fluchtfeld ein Stein steht, heißt S p i e g e 1 m a 11 (Diagramm B ) . Das seltene E p a u l e t t e n m a t t sehen wir in Diagramm C. Als ö k o n o m i s c h bezeichnet man eine Mattstellung, wenn alle weißen Figuren an ihr beteiligt sind (König und Bauern werden also hierbei nicht berücksichtigt), und ein M u s t e r m a t t ist ein reines und ökonomisches Matt. V o r allem die B ö h m i s c h e S c h u l e pflegt die Darstellung reiner Mattbilder von gefälliger Form unter sparsamer Verwendung besonders des weißen Materials. A

B

C

Der soeben erwähnte Begriff „ökonomisch" muß uns noch etwas beschäftigen. Ökonomie im Schachproblem bildet eine an jede Problemschule zu stellende Forderung, mit der die größtmögliche Sparsamkeit im Figurenmaterial ( Ö k o n o m i e d e r M i t t e l ) und in der Zügezahl verlangt wird. Also nicht mehr Steine als unbedingt notwendig, diese jedoch weitgehend ausgenutzt, keine „Nachtwächter" (überflüssige Steine), kein Vierzüger, wenn drei Züge zur Darstellung der Idee genügen, kein „vorgeflickter" Zug. Auch Raumökonomie ist anzustreben, d. h. die möglichst gleichmäßige und ästhetisch wirkende Ausnutzung des ganzen Brettes. Leidenschaftlicher Verfechter der Forderung nach Ökonomie jeder Art im Schachproblem ist Dr. E. P a 1 k o s k a 2 ). Vgl. das Büchlein „Kleinkunst" mit etwa 120 Miniaturen von F . Dr. K . Fabel, Prag, 1943. -'.I Vgl. sein Buch „Idee und Ökonomie im Schachproblem", Prag 1928.

Palatz,

Dr. W .

Maßmann

und

11

Wir müssen jetzt befürchten, daß es unseren Lesern ebenso ergeht wie unserem Partiefreund; er hat zunächst'genug von Erläuterungen und Fachausdrücken und bittet um eine neue und leichte Aufgabe. Leider läßt es sich nicht vermeiden, daß wir zu Beginn unserer Einführung so zahlreiche Vokabeln bringen. Wenn die Grundbegriffe erst erarbeitet sind, wird es schneller vorwärts gehen. Man denke zum Vergleich an ein Lehrbuch für irgendeine Fremdsprache. Auch dort sind bei den ersten Lektionen neue Begriffe und Ausdrücke in großer Zahl zu bewältigen. Doch jetzt kommen wir zur Aufgabe 3. Ein Kraftzug wie Dh7 führt nicht zum Matt, wie sich schnell ergibt, denn der König rückt nach g5 aus. Lassen wir also zunächst Schwarz anziehen, was ja ein gutes Mittel zum Lösen sein soll. Nur der schwarze Läufer ist beweglich. Zieht er, so folgt Dg5#. Wir brauchen daher lediglich noch einen weißen „Wartezug"; doch der — fehlt leider. Schwarz am Zuge würde durch Zugzwang verlieren. Weiß am Zuge würde ebenfalls am liebsten auf der Stelle treten. Dieser Zustand heißt White to play („Weiß am Zuge", also schon wieder eine neue Vokabel). Man nennt solche Aufgaben daher White-to-play- oder auch Z u g w e c h s e l aufgaben. 3. F. v. Wardener L'Echiquier Marseillais 2. Preis im Turnier 1925—26

Wir lernen hier einen sehr interessanten Typ von Problemen kennen. Bei Aufgabe 2 handelte es sich um eine Zug£wangaufgäbe, in der durch einen „zurechtstellenden" Schlüsselzug erst der Zugzwang herbeigeführt wurde. Dann existieren noch Zugzwangaufgaben, in denen der Zugzwang bereits vorliegt und Weiß zur Beibehaltung dieses Zustandes einen Wartezug ausführt. In Aufgabe 3 schließlich ist ebenfalls bereits Zugzwang vorhanden, aber es fehlt der Wartezug. Oder mit anderen Worten: Bei Aufgabe 2 ist es notwendig, daß Weiß zieht; bei Wartezugproblemen ist es gleich, ob er zieht oder nicht, und bei White-to-play-Aufgaben würde Weiß auf seine Zugpflicht gern verzichten. Wie hilft sich Weiß nun aus der Klemme? 1.DÍ4! heißt der glänzende Schlüsselzug, der dem schwarzen König zwei Fluchtfelder zur Verfügung stellt. Auf Kh5 folgt 2.Lf7 mit einem reinen Mattbild, bei dem der schwarze Läufer gefesselt ist. Kf6 wird mit T:e6# beantwortet. Auch hier zeigt sich der schwarze Läufer gefesselt. Das Mattbild

12

ist allerdings nicht rein, da das Feld e5 sowohl von der Dame als auch vom Turm beherrscht wird. Die Lösung bringt also zwei schwarze Selbstfesselungen. Außerdem kehrt das Satzspiel 1.—, L beliebig; 2.Dg5# unverändert wieder. In diesem Zugwechselproblem bezahlt Weiß die Abwälzung der Zugpflicht auf Schwarz, indem er zwei weitere Abspiele (auch V a r i a n t e n genannt) zuläßt. Im Gegensatz hierzu verschwinden bei vielen anderen Zugwechselaufgaben in der Lösung die in der Stellung schon vorhandenen Satzmattspiele, und abgeänderte oder auch vollkommen neue Mattwendungen treten an ihre Stelle. Aufgabe 4 ist ein schlichtes Beispiel hierfür. Das einzige Satzmatt ist 1.—, c5; 2.dc5#. Ein Abwartezug ist wieder nicht vorhanden. Was soll jedoch der Bauer auf c3? Jeder Stein in der Stellung muß doch schließlich einen Sinn haben. Bauer c3 deckt die Felder b4 und d4, falls der schwarze König nach c5 oder d5 gelangt. Diese Feststellung legt nahe, dem schwarzen König einen solchen Zug zu gestatten. I.c5 + , Kd5 führt allerdings nicht zum Ziel; doch mit l.d5 ist der richtige Schlüsselzug gefunden. Der Königszug nach c5 erlaubt uns, mit T:c6 matt zu setzen (reines Matt). 1.—, cd5 ergibt durch 2.c5 ebenfalls ein reines Mattbild, in dem der schwarze Bauer blockt. Und was ist aus dem Satzspiel geworden? Auf 1.—, c5 folgt jetzt Tc6#. Diese Zugwechselaufgabe zeigt uns also eine weitgehende Mattveränderung und zwei neue Mattspiele. Nach dem Schlüsselzug hat das Problem ein vollkommen neues Gesicht erhalten. 5. Dr. W . Maßmann SchachsSpiegel März 1948

4. Dr. K. Fabel Horizont 9. Nov. 1947

I I ÜÜ 81 III mk

i Ä , J M B ^ j p b j b k

mm A l

J §

& B Ä toL-

Wik WM H f m m, m. ms.

Wffit % •

f f § Ü L ;

¡ Ü f ü l ;

i

I

Matt in 2 Zügen

Matt in 2 Zügen

Eine weitere Zugwechselaufgabe mit überraschender Lösung ist Nr. 5. Die Satzspiele sind leicht zu finden: 1.—, Kd5; 2.Df5# (so etwas Ähnliches wie ein reines Epaulettenmatt), 1—, d5; 2.Df8# (wieder ein reines Matt) und 1—, Kb4; 2.D:d4#. Wenn dieses Problem das erste wäre, das unser Partiespieler in seinem Leben zu lösen hätte, so würde ihm die Lösung leicht fallen. Inzwischen ist er jedoch bereits von den Gedankengängen der Problemisten infiziert und versucht manche „stillen" Züge, bis er schließlich den Lösungsweg findet: l.Dc2-H Aus der Zugwechselaufgabe wird ein Drohproblem! Nach 1.—, Kd5 bleibt das Satzmatt 2.Df5 unverändert. Das Satzspiel 1.—, d5 ist verschwunden; 1.—, Kb4 wird jetzt mit Sc6# beantwortet, und als neues Abspiel zeigt sich 1.—, Tc4; 2.D:c4#.

13

Wie schon diese Wenigen Beispiele erkennen lassen, bestehen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um einem Zug Wechselproblem Inhalt und Farbe zu verleihen. Satzmattspiele können erhalten bleiben, verändert werden oder ganz in Fortfall kommen. Neue Mattvarianten können auftauchen, und schließlich kann an die Stelle des Zugzwangs eine Drohung treten. Man hat diese verschiedenen Möglichkeiten benutzt, um eine Einteilung der Zugwechselprobleme in verschiedene Arten und Unterarten auszuarbeiten. Wir wollen hierauf aber nicht näher eingehen, zumal White-to-play-Aufgaben heute keine große Rolle mehr spielen. Rückblickend seien jedoch die bisher besprochenen Aufgabentypen nochmals zusammengefaßt: Art der Aufgabe Drohproblem Zugzwang mit zurechtstellendem Schlüsselzug . . . . Zugzwang mit reinem Wartezug Zugwechsel mit Mattveränderung und bzw. oder Mattvermehrung Zugwechsel mit Übergang zur Drohung

Beispiel Aufgabe 1 Aufgabe 2 kein besonderes Beispiel Aufgaben 3 und 4 Aufgabe 5

Das Schachgebot im Schlüsselzug der Nr. 5 bedarf noch eines Kommentars. Wir hatten weiter oben schon erwähnt, daß im Partiesinne starke Züge wie Schachgebote oder Schlagfälle selten als Schlüsselzüge auftreten. Sie sind jedoch nicht verboten, sondern werden immer dann angewendet, wenn die Darstellung der Idee sie notwendig erscheinen läßt, oder mit anderen Worten, wenn sie thematisch bedingt sind. Man könnte auch hier sagen: Der Zweck heiligt die Mittel! Sogenannte Kunstgesetze,, wie sie vor einem halben Jahrhundert J. B e r g e r aufgestellt hat, also die Forderung der Mattreinheit und das Verbot, im ersten Zuge Schach zu bieten oder einen Stein zu schlagen, sind heute überholt. Als einziges Gesetz gilt die Forderung nach Ö k o n o m i e , der wir schon einige Zeilen gewidmet haben. Wenn darüber hinaus die Darstellung der Idee in reiner und sparsamer Form auch noch die Beachtung der Kunstgesetze erlaubt, so sollte man allerdings nicht verschmähen, sie zu berücksichtigen, um damit den Wert des Problems zu erhöhen. Nachdem unser Partiespieler mit Hilfe der besprochenen Aufgaben einen kleinen Einblick in das Reich des Zweizügers genommen hat, wird ihm als Lehrbeispiel ein einfaches Matt in drei Zügen vorgeführt. Es handelt sich um Aufgabe 6, die aus einem Vierzüger herausgeschnitten ist. Die übliche Frage, was geschieht, nachdem zunächst Schwarz gezogen hat, läßt sich zum Teil sehr einfach beantworten. Wenn der Läufer die Deckung des Punktes g4 aufgibt, z. B. durch Le8 oder Lg4, so setzt der Turm auf g4 matt. Auf den Zug Lf3 folgt Sh3 matt. Der König kann nicht ziehen, so daß nur noch die Züge Ldl und Le2 bleiben. Das in diesem Falle naheliegende Springerschach auf h3 führt nach Kf3 allerdings nicht ohne weiteres zum Matt im dritten Zuge, da der Bauer den Läuferzug nach e4 verhindert und für ein Läufermatt auf g4 die Dekkung des Turmes fehlt. Wenn wir jedoch als ersten Zug, den wir ja noch frei haben, Tgl spielen, so ist nach Ldl oder Le2 die Fortsetzung 2. Sh3 + , Kf3; 3. Lg4# möglich geworden. Damit haben wir zugleich die Lösung der Aufgabe. Es handelt sich also wie bei Aufgabe 2 um ein Zugzwangproblem mit zurechtstellendem Schlüsselzug. Aber nicht aus diesem Grunde haben wir die Aufgabe ausgewählt. Wir wollen uns vielmehr eingehend mit dem Charakter des Zuges Lh5—dl beschäftigen. Zu diesem Zweck verschieben wir die Stellung um zwei Linien nach links und

14

erhalten sd Diagramm D. Hier stehen dem schwarzen Läufer noch zwei weitere Züge zur Verfügung: Lg6 und Lh7. Wenn nun Schwarz nach dem Schlüsselzug l . T e l einen dieser beiden Züge ausführt, so kann der Läufer bei der Fortsetzung 2.Sf3 + , Kd3 das Matt auf e4 verhindern. Zieht Schwarz jedoch den Läufer nach b l , so wird er im dritten Zuge mattgesetzt, weil der König die Wirkungslinie des Läufers verstellt! Derartige Verstellungen schwarzer Langschrittler und ihre schädlichen Folgen haben wir bereits in Aufgabe 2 kennengelernt; man nennt sie Grimshaw-Verstellungen. Neu ist hier jedoch der vorgeschaltete Zug, bei dem der Läufer auf seiner Wirkungslinie so ungünstig zieht, daß diese anschließend verstellt werden kann. Die einzelnen Felder der Läuferlinie sind offensichtlich nicht gleichwertig. Steht der Läufer auf h7, g6 oder f5, so deckt er das Matt auf e4; befindet er sich hingegen auf c2 oder b l , so wird Schwarz im dritten Zuge matt. Die Grenze zwischen dem günstigen Bereich h7—f5 und dem ungünstigen Bereich c2—bl bildet der spätere Schnittpunkt

6. Dr. K. Fabel Deutsche Schachblätter Mai 1942 (Variation)

-pv

Matt in 3 Zügen d3, auf dem der schwarze König die Wirkungslinie des Läufers verstellt. (Man spricht auch dann von einem Schnittpunkt, wenn eine kurzschrittige Figur die Wirkungslinie eines Langschrittlers unterbricht.) Ein Zug aus dem günstigen Bereich in den ungünstigen Bereich ist mit einer Überschreitung des Schnittpunktes verbunden. Man drückt das so aus, daß man sagt, durch diesen Zug wird der Schnittpunkt für eine Verstellung b r a u c h b a r gemacht, und man nennt den Zug eines Langschrittlers auf seiner Wirkungslinie, durch den ein Schnittpunkt für eine Verstellung brauchbar gemacht wird, k r i t i s c h e n Z u g oder K r i t i k u s . In Aufgabe 6 bzw. Diagramm D wird der Schnittpunkt für eine schwarze Grimshaw-Verstellung brauchbar gemacht. Man spricht daher von einem schwarzen G r i m s h a w - K r i t i k u s . W i r haben hier für unseren Partiespieler einen sehr wichtigen Begriff erarbeitet, ohne den das Verständnis vieler moderner Schachaufgaben gar nicht möglich wäre. Außer diesem Begriff wollen wir uns noch einige weitere Ausdrücke merken, und zwar W i r k u n g s s t e i n und W i r k u n g s f e l d . Der Wirkungsstein ist die den Schnittpunkt überschreitende Figur, bei Aufgabe 6 also der Läufer, und das Wirkungsfeld ist das Feld der Wirkungslinie, von dem der Wirkungsstein nach erfolgter Verstellung zu seinem Schaden abgeschnitten ist, im vorliegenden Fall (Aufgabe 6) also g4.

15

In der besprochenen Stellung erfolgte der kritische Zug, weil Schwarz im Zugzwang war. Die Verstellung wurde hingegen durch ein Schachgebot erzwungen. Wir wollen uns jetzt einer Aufgabe zuwenden, bei der Weiß nacheinander durch kräftige Drohungen sowohl den kritischen Zug als auch die Besetzung des Schnittpunktes erzwingt. Es ist dies Aufgabe 7 mit dem Schlüsselzug 1 .Te4. Die sofortige Mattdrohung T:a4 kann Schwarz nur durch Lb3 erfolgreich parieren. Dieser Zug erweist sich später als ein kritischer; denn mit 2.Te5 (droht Ta5#) erzwingt Weiß die neue Parade Bd7—d5. (Der Zug Ld5 hätte offensichtlich keinen großen Wert, da der Läufer geschlagen würde.) Durch den Bauernzug ist der Schnittpunkt d5 besetzt und Schwarz von dem Bereich e6—g8 abgeschnitten, so daß Weiß jetzt mit Erfolg 3.Kb6, 4.Te8# spielen kann. Schwarz ist nicht mehr in der Lage, diese Drohung zu decken, da er dazu das 7. G. Latzel Deutsche Schachzeitung Juni 1943

Matt in 4-Zügen Feld f7 betreten müßte. f7 ist also das Wirkungsfeld. Da der Läufer das Matt nidit durch direkte Deckung des Feldes f7, sondern nur durch Ziehen nach f7 verhindern könnte, spricht man in diesem Fall nicht nur von der Verstellung einer Wirkungslinie, sondern auch - von der Verstellung einer Z u g 1 i n i e und einem ZuglinienGrimshaw. Aufgabe 7 mit ihrem klaren und einfachen Inhalt ist ein geeigneter Ausgangspunkt, um erneut eine ganze Reihe wichtiger Begriffe festzulegen. Wir erkennen leicht, daß jeder Zug auf dem Schachbrett stets wenigstens zwei Wirkungen hat: die eine besteht darin, daß das bisherige Standfeld verlassen worden ist, die andere darin, daß ein neues Feld besetzt worden ist. Entsprechend kann der Zug als W e g z u g oder als H i n z u g angesehen werden, je nachdem welcher Wirkung im Sinne des Problemgeschehens die größere Bedeutung zukommt. So ist z. B. der schnittpunktbesetzende Zug 2.Bd7—d5 ein ausgesprochener Hinzug, da die wesentliche Wirkung in der Sperrung der Läuferlinie und nicht etwa in dem Verlassen von d7 zu sehen ist. Ein Zug kann außerdem freiwillig oder erzwungen geschehen. Freiwillig ausgeführte Züge werden F ü h r u n g e n genannt, erzwungen ausgeführte L e n k u n g e n . Wir erhalten so vier Kategorien von Zügen : W e g f ü h r u n g , W e g l e n k u n g , H i n f ü h r u n g , H i n l e n k u n g . Ein freiwilliger Zug ist offenbar ein Manöver, das

16

dem Ausführenden einen Vorteil bringen oder erhalten soll; er ist n ü t z l i c h . Ein erzwungener Zug soll hingegen für den Ausführenden nachteilig oder s c h ä d l i c h sein. Nehmen wir auch diese Zugwirkungen mit in die Definition der vier genannten Zugarten auf, so kommen wir zu folgenden Formulierungen: Hinführung nennt man die freiwillige, für den Ausführenden nützliche Besetzung eines Feldes durch einen Stein. Wegführung nennt man das freiwillige, für den Ausführenden nützliche Verlassen eines Feldes durch einen Stein. Hinlenkung nennt man die erzwungene, für den Ausführenden schädliche Besetzung eines Feldes durch einen Stein. Weglenkung nennt man das erzwungene, für den Ausführenden schädliche Verlassen eines Feldes durch einen Stein. Das klingt alles sehr klar. Leider zeigt die Praxis, daß es nicht immer leicht ist, den Charakter eines Zuges zu bestimmen. Insbesondere macht es manchmal Schwierigkeiten zu unterscheiden, ob ein freiwilliger oder ein erzwungener Zug vorliegt. So kann ein Zug sehr wohl vom Standpunkt des Ausführenden freiwillig, vom Standpunkt seines Gegners erzwungen sein. Dies liegt dann daran, daß der ausgeübte „Zwang" nur sehr milde ist. Die verschiedenartigen Machtmittel, um einen Zug zu erzwingen, sind j a abgestuft vom Schachgebot bis zum Zugzwang. Ein schachbietender Zug, der dem Gegner nur eine Möglichkeit läßt, ist ein vollkommenes Zwangsmittel. Beispielsweise wird in Aufgabe 6 die Besetzung des Schnittpunktes f3 durch den König einwandfrei erzwungen. Läßt der schachbietende Zug jedoch mehrere Antworten zu, so genießt der Gegner immerhin die Freiheit, sich den am meisten zusagenden Gegenzug aussuchen zu dürfen. Man billigt dem imaginären Herrn Schwarz, über, dessen etwas merkwürdige Rolle wir bereits einige Bemerkungen gemacht haben, in diesem Fall zu, daß er bei einem Mehrzüger stets die Fortsetzung wählt, die das Matt am längsten hinauszögert. Warum auch nicht? Die Aufgabe könnte ja unlösbar sein. Ein etwas milderes Zwangsmittel ist die Drohung. Es gibt einzügige, zweizügige und mehrzügige Drohungen. J e länger die Drohung, desto größer die Freiheit bei der Auswahl einer passenden Entgegnung. Aufgabe 7 arbeitet mit kurzen kräftigen Drohungen und zwingt Schwarz zu entscheidenden Antworten. Auch hier soll Herr Schwarz sich so verhalten, daß das Matt recht spät — der Forderung entsprechend — erfolgt. Nun könnte er auf 2.Te5 statt Bd5 auch Ld5 spielen, und das Matt würde nach 3.T:d5 ebenfalls erst im vierten Zuge möglich sein. V o n dem Führer der schwarzen Steine wird aber vor allem verlangt, daß er jede Drohung pariert. Der Zug 2.—, Ld5 ist keine Parade der Drohung, sondern verzögert nur ihre Ausführung um einen Zug. Sind mehrere Paraden möglich, so soll wieder diejenige gewählt werden, die das Matt am längsten hinauszögert. Mehrere gleichwertige Paraden führen zu gleich langen Abspielen. Das bescheidenste und kümmerlichste Zwangsmittel ist der Zugzwang. Er macht lediglich von der Tatsache Gebrauch, daß auf jeden weißen Zug ein schwarzer folgen muß. Hier ist also die Freiheit, die Schwarz genießt, am ausgeprägtesten, und er kann sich in aller Ruhe den Zug aussuchen, bei dem er sich die geringste B l ö ß e gibt. Manche Problemfreunde neigen daher dazu, einen durch Zugzwang bewirkten Zug eher als freiwillig denn als erzwungen anzusehen. In dem Lösungsablauf der Aufgabe 7 setzt Weiß nacheinander zwei Drohungen an, um damit zwei bestimmte schwarze Züge zu erzwingen. Jeder dieser schwarzen Züge ist für sich allein ohne Bedeutung für Weiß. Die Wirkung beider Züge zusammen läßt die Mattführung zu. Der kritische Zug wird also zu dem Zweck erzwungen, damit anschließend die Läuferlinie durch Besetzung des Schnittpunktes d5 verstellt werden

17

kann. Werden in dieser oder ähnlicher Weise einzelne Wirkungen von wenigstens zwei Zügen einer Partei aufeinander abgestimmt und zur Erreichung eines bestimmten Zieles miteinander verbunden, so spricht man von einer K o m b i n a t i o n . Der begriff der Kombination ist ebenfalls ein sehr wichtiges Element des modernen Schachproblems. In Aufgabe 7 operiert Weiß mit den Wirkungen zweier schwarzer Züge. Eine solche Kombination heißt i n d i r e k t e K o m b i n a t i o n im Gegensatz zur d i r e k t e n K o m b i n a t i o n , bei der die kombinierende Partei einzelne Wirkungen von mindestens zwei Zügen eigener Steine zur Erreichung eines bestimmten Zweckes miteinander verbindet. Kombinationen, bei denen Weiß einen bestimmten Plan durchführt oder, wie man sich auch ausdrückt, die I n i t i a t i v e hat, werden K o m b i n a t i o n e n i m A n g r i f f genannt; Kombinationen von Schwarz heißen dementsprechend K o m b i n a t i o n e n i n d e r V e r t e i d i g u n g . Insgesamt ergeben sich damit folgende vier Gruppen von Kombinationen: direkte Kombination im Angriff = Weiß operiert mit den Wirkungen weißer Züge, indirekte Kombination im Angriff = Weiß operiert mit den Wirkungen schwarzer Züge, direkte Kombination in der Verteidigung = Schwarz operiert mit den Wirkungen schwarzer Züge, indirekte Kombination in der Verteidigung = Schwarz operiert mit den Wirkungen weißer Züge. Daß Schwarz in einer Schachaufgabe eine indirekte Kombination durchführt, d. h. also mehrere weiße Züge veranlaßt und ihre Wirkungen für einen bestimmten Zweck ausnutzt, erscheint recht unwahrscheinlich und wird auch nur verhältnismäßig selten dargestellt. Die am häufigsten anzutreffende Kombination ist die indirekte Kombination im Angriff, wie sie beispielsweise in Aufgabe 7 gezeigt wird. Mehrere als Bestandteil einer Kombination auftretende Lenkungen werde z u s a m m e n g e s e t z t e L e n k u n g genannt, mehrere als Bestandteil einer Kombination auftretende Führungen z u s a m m e n g e s e t z t e Führung. Trotz der Vielzahl der neuen Begriffe können wir diese Lektion weder abschließen noch das nächste Problem betrachten. Wir müssen uns vielmehr noch mit dem Begriff der l o g i s c h e n K o m b i n a t i o n vertraut machen. Wir gehen hierzu davon aus, daß in einer Kombination einzelne Wirkungen mehrerer Züge einer Partei so miteinander verbunden werden, daß ein bestimmter Plan zur Durchführung gelangt. Wenn nun eine bestimmte Wirkung eines Zuges n u r aus dem Grunde herbeigeführt wird, damit eine bestimmte Wirkung eines an sich sofort ausführbaren anderen Zuges einen Sinn erhält, dann sprechen wir von einer l o g i s c h e n Verbindung der beiden Zugwirkungen und einer logischen Kombination. Aufgabe 7 ist ein gutes Beispiel hierfür. Der Zug Bd7—d5, dessen für Weiß nützliche Wirkung in der Besetzung des Feldes d5 zu sehen ist, könnte durch l.Te5 sofort herbeigeführt werden. Die Besetzung von d5 erhält jedoch erst dann einen Sinn, wenn zuvor der Läufer sein Standfeld aus dem günstigen Bereich e6—gS in den ungünstigen Ecreich a2—c4 verlegt. Daher zunächst Te4, Lc4 und dann Te5, Bd5. Die für den nachfolgenden Zug wesentliche Wirkung des Läuferzuges ist die Brauchbarmachung des Schnittpunktes, und ausschließlich zu diesem Zweck wird die Lenkung des Läufers durchgeführt. Zwischen der Wirkung des kritischen Zuges und der Wirkung des Sperrzuges besteht daher eine logische Verbindung. Aufgabe 7 zeigt demnach eine logische Kombination (Grimshaw-Verstellung mit kritischer Einleitung).

18

8. J. Kohtz und C. Kockelkorn »Eine Schwalbe« Festschrift des »A. S. C. M.« 1911 &

4

•¡NM! •

• äOf

i • •

.



B

• B

Wmfc.

• •

i »S X . 4

Matt in 4 Zügen Die Darstellung logischer Kombinationen ist ein besonderes Kennzeichen der Aufgabengattung, die in Deutschland von der sogenannten N e u d e u t s c h e n S c h u l e bevorzugt gepflegt wird. Wenn auch die entwickelten Gedankengänge zunächst recht kompliziert und vielleicht auch etwas gekünstelt wirken mögen, so müssen wir un§. trotzdem eingehend mit ihnen vertraut machen, da sie immer wieder auftauchen und zum Verständnis des Inhalts vieler Probleme notwendig sind. Wir sind nun aber wirklich reif, um zur Aufgabe 8 überzugehen. Es handelt sich dabei um einen nicht ganz einfachen Vierzüger, den unser Partiespieler ohne die Schulung durch die vorhergehenden Ausführungen sicher nicht bewältigen würde, der aber jetzt bezwingbar erscheint. Zum Verständnis dieses Problems wollen wir daran erinnern, daß uns Aufgabe 2 einen d o p p e l w e n d i g e n Turm/Läufer-Grimshaw vermittelt hat, während wir in den Aufgaben 6 und 7 kritische Züge schwarzer Langschrittler sahen, die von e i n w e n d i g e n Grimshaw-Verstellungen gefolgt waren. Aufgabe 8 bringt uns nun in wunderschöner und sparsamer Gestaltung die Darstellung der kritischen Züge von Turm u n d Läufer, gefolgt von einem doppelwendigen Grimshaw. Die Wirkungslinie des Läufers erstreckt sich von c6 bis h l , die des Turmes von a4 bis h4. Der Schnittpunkt beider Linien ist e4. Weiß könnte mit dem Zuge l.Dh7 (droht D b l # ) als einzige Parade von Wert die Besetzung dieses Schnittpunktes durch Turm oder Läufer erzwingen, hätte jedoch keinen ersichtlichen Vorteil davon. Damit die Besetzung von e4 einen Sinn bekommt, müssen zunächst Turm und Läufer kritisch gelenkt werden. Dies geschieht durch folgende Damenzüge: l . D f 7 ! (droht S d 3 + und D b 3 # ) , Ld5; (1.—, Tc4 wird mit 2.Dg6 beantwortet). 2. Da7 (droht D a l # ) Ta4. Jetzt stehen beide Langschrittler ungünstig in bezug auf den Schnittpunkt e4, und Weiß kann mit 3.Dh7 fortsetzen. Auf Le4 folgt 4 . D h 4 # und auf Te4 4 . D h l # . Der aufmerksame Leser wird sich bei eingehendem Studium dieses schönen Problems davon überzeugen, daß Herr Schwarz getreu den ihm gegebenen Richtlinien jeweils die für ihn günstigste Parade der weißen Drohungen gewählt hat, daß er aber seinem Schicksal trotzdem nicht entrinnen konnte. Die Lösung zeigt im „Bewegungsbild" horizontale Züge der weißen Dame, bei denen diese schwalbengleich hin- und her-

19

schwebt. Die Aufgabe hat wohl aus diesem Grunde die Bezeichnung „Eine Schwalbe" erhalten, und dieser Name wurde dann von der deutschen Vereinigung von Problemfreunden und ihrer Zeitschrift übernommen. Aufgabe 8 war bisher das schwierigste Problem unserer kleinen Sammlung, und unser Partiespieler hat sich dafür, daß er auch diese Aufgabe ohne Murren studiert hat, eine kleine Erholung verdient. Sie besteht aus einem Zweizüger, und zwar aus einer der schönsten Darstellungen eines schwarzen S p r i n g e r - V e r s t e l l - R a d e s (Aufgabe 9). Mit dem Schlüsselzug l.Tc5 droht Weiß T:e5#. Zur Deckung des Mattfeldes zieht der schwarze Springer ab. Wohin er aber auch geht, in jedem Fall verstellt er einen schwarzen Langschrittler und gestattet dadurch Weiß einen Mattzug. Wir finden hier eine Häufung von Grimshaw-Verstellungen mit sieben verschiedenen Mattbildern; lediglich nach Sd3 und Sf3 erfolgt der gleiche Mattzug B :a4. Bei einem vollständigen Springer-Verstell-Rad müßten sich acht Grimshaw-Verstellungen mit acht voneinander verschiedenen Mattbildern ergeben. Eine Darstellung dieses Themas, das zu den sogenannten T a s k - oder Häufungsideen gehört, ohne Umwandlungsfiguren ist aber bisher noch nicht gelungen. 9. A. Mari (Verb.) II Secolo Turnier 1921

10. E. O. Martin Neue Leipziger Zeitung 19. August 1934

Matt in 2 Zügen

Matt in 2 Zügen

Erheblich einfacher gebaut ist die Miniaturaufgabe 10. Sie bringt uns aber etwas Neues. Der Schlüsselzug Tb7 besetzt den Schnittpunkt b7 und droht Matt mit der Dame auf bl und h l . Wenn Turm oder Läufer schlagen, so entstehen Grimshaw-Verstellungen, und die Dame kann nur noch auf einem der beiden genannten Felder mattsetzen. Man sagt, die Drohungen werden „differenziert". Eine solche Verstellungsidee wird jedoch nicht doppelwendiger Grimshaw, sondern nach dem Erstdarsteller N o w o t n y genannt. Der Unterschied liegt in der Verwendung eines weißen Opfersteins, der den Schnittpunkt besetzt. Letzterer wird in diesem Fall als schwarz-weißer Schnittpunkt bezeichnet, weil die Wirkungslinien sdiwarzer Langschrittler durch einen weißen Sperrstein unterbrochen werden. Die bisher gezeigten Grimshaw-Darstellungen enthielten hingegen schwarze Schnittpunkte. Als unschön muß man empfinden, daß die Besetzung des Schnittpunktes durch den Opferstein mit einer zweifachen Mattdrohung verbunden ist. Bei gleichgültigen

20

schwarzen Zügen (z. B . T c 8 in Aufgabe 10) zeigen sieh dann Mattduale. Dies läßt sich vermeiden, wenn der Opferstein, z. B . ein weißer Springer, das Sperrfeld mit Schach betritt und daher von einem der beiden Langschrittler geschlagen werden muß. Eine andere Möglichkeit besteht darin, als Schnittpunkt ein Fluchtfeld des schwarzen Königs zu verwenden, wie dies in Verbindung mit zwei vorgeschalteten kritischen Zügen Aufgabe 11 zeigt. W i r erhalten dann den sogenannten v o r n e h m e n N o w o t n y . Mit den Zügen l.Le2 (droht Lf3) T : e 2 und 2.Tc7 (droht Tc5) L:c7 werden zunächst die kritischen Züge der beiden Langschrittler erzwungen. Anschließend wird mit 3.Le5 der Schnittpunkt besetzt. Dieser Zug droht, mit Hilfe des Springers b5 mattzusetzen; er droht jedoch nicht, und das ist wesentlich, die Verstellung der beiden Langschrittler auszunutzen und durch Sf4 oder Se7 mattzusetzen. Diese beiden Matts treten erst auf, wenn Turm oder Läufer den weißen Sperrstein geschlagen haben, auf e5 den anderen Langschrittler verstellen und dieses Feld zugleich für den König blockieren. Bei allen Darstellungen von Schnittpunktkombinationen mit zwei kritischen Zügen muß ein kleiner technischer Kniff angewendet werden, um die Reihenfolge der beiden kritischen Züge zu begründen. W i r überlassen es dem Leser, die beiden Aufgaben 8

11. F. Palatz

12. Dr. K. Fabel

Deutsches Wochenschach 1918

Deutsche Schachblätter Mai 1942

Matt in 4 Zügen

Matt in 4 Zügen

und 11 daraufhin zu studieren, und wenden uns nochmals der Aufgabe 6 zu, und zwar dieses Mal der vierzügigen Originalfassung (Aufgabe 12). Der Schlüsselzug l.Lf5 fesselt den schwarzen Läufer an die Deckung des Feldes g4. D a die Erwiderung Lf3 infolge Blockung eines Königsfluchtfeldes nicht in Betracht kommt (2.S setzt matt), bleiben Schwarz nur die beiden Züge Le2 und Lh5. Der Zug Le2 führt ebenfalls zu einer Blockierung nach Anlenkung des Königs: 2.Sh3 + , K f 3 ; 3 . T g l ; 4 . L g 4 # ( F e r n b l o c k ) ; der Zug Lh5 jedoch erweckt unser ganz besonderes Interesse. W i e wir aus Aufgabe 6 noch wissen, folgt jetzt 2 . T g l , und wenn kein Zugzwang herrschte, Schwarz also auf der Stelle treten könnte, würde die Fortsetzung 3.Sh3 + , 4.Lg4 nicht zum Ziel führen. Schwarz ist aber gezwungen, den Läufer schädlich kritisch über den Schnittpunkt f3 hinweg zu ziehen. Der vorhergehende Zug L d l — h 5 war demgegenüber offenbar für Schwarz nützlich, Der Läufer überschritt den Schnittpunkt in günstiger

21

Richtung und postierte sich so, daß Weiß nicht mattsetzen konnte. Ein solcher Zug, bei dem ein Langschrittler den Schnittpunkt in der Weise überschreitet, daß dieser unbrauchbar für eine Verstellung wird, heißt a n t i k r i t i s c h. Er stellt die Umkehrune des kritischen Zuges dar. Während jedoch der Grimshaw-Kritikus als Einleitung einer indirekten Kombination ein erzwungener Zug ist, erfolgt die antikritische Überschreitung des Schnittpunkts als freiwillige Führung. Aufgabe 12 zeigt also — kurz formuliert — nacheinander A n t i - G r i m s h a w und Grimshaw. Wir lernen hier zum ersten Male die A n t i f o r m :l ) einer logischen Kombination kennen; die logische Kombination selbst wird als U r f o r m bezeichnet. Bei logischen Kombinationen, die mit einem kritischen Zuge beginnen, besteht die Antiform in der Umkehrung des kritischen Zuges, in der Unbrauchbarmachung des Schnittpunktes für die beabsichtigte Verstellung. Streng ist hierbei zu beachten, daß die Initiative für den A n t i k r i t i k u s niemals bei der gleichen Partei liegt, die den Kritikus erzwungen hat, sondern immer bei der Gegenpartei. Ebenso wie bei dem Verhältnis Grimshaw/Anti-Grimshaw stellt auch die Antiform jeder anderen durch kritische Lenkung eingeleiteten indirekten Kombination einen freiwillig ausgeführten antikritischen Zug dar. Handelt es sich jedoch um direkte Kombinationen mit kritischer Einleitung, wie wir sie noch kennenlernen werden, so besteht die Antiform aus einer erzwungenen Umkehrung der kritischen Einleitung. Neben den Darstellungen der e i n f a c h e n A n t i f o r m trifft man gelegentlich auch- v o l l s t ä n d i g e A n t i f o r m e n an. Im Falle einer Schnittpunktkombination zeigt uns die vollständige Antiform die Aufhebung der Verstellung der Wirkungslinie, also einen Zug, bei dem der Sperrstein den Schnittpunkt wieder verläßt und der kurz A n t i s p e r r z u g heißt, und daran anschließend den antikritischen Zug. Wesentlich ist auch hier wieder, daß die Initiative für die Antizüge nicht bei der gleichen Partei liegt, die den kritischen Zug und den Sperrzug (bei direkten Kombinationen) freiwillig ausgeführt oder (bei indirekten Kombinationen) erzwungen hat, sondern bei der Gegenpartei. Ein vollständiger schwarzer Anti-Grimshaw besteht also aus einem freiwillig ausgeführten, für Schwarz nützlichen Antisperrzug und einem freiwilligen, ebenfalls nützlichen Antikritikus. In A u f g a b e 13, die große Ähnlichkeit mit A u f g a b e 12 aufweist, sehen wir nochmals die einfache Antiform eines Grimshaw. Weiß zieht l.Tb8 und droht, mit 2 . S a 6 L , Kc6; 3.Lb5# die Verstellung der Läuferlinie durch den König auszunutzen. Schwarz antwortet daher antikritisch 1.—, La4. Bis hierher bringt uns das Problem nichts Neues. Jetzt folgt jedoch eine für unsere bisherigen Gedankengänge erstaunliche Fortsetzung. Trotz des antikritischen Zuges La4 spielt Weiß 2 . S a 6 + , Kc6 und kann nun selbstverständlich nicht mit Lb5 mattsetzen. Statt dessen zieht er 3. Ke6, und es liegt wieder einmal Zugzwang vor: 3.—, L zieht; 4.Lb5# oder 3.—, B zieht; 4. L f 3 # . Wenn wir aber — ähnlich wie bei A u f g a b e 6 — die ganze Stellung um zwei Felder nach rechts rücken, wofür wir uns wohl ein besonderes Diagramm ersparen können, so wird Schwarz im vierten Zuge nicht matt, da der Läufer auf der Diagonale bleiben kann und sich nicht durch Zugzwang abdrängen läßt. Hieraus folgt, daß in A u f g a b e 13 lediglich der eingeschränkten Beweglichkeit des Läufers die Schuld an dem Matt zuzuschreiben ist. Diese Einengung ist dadurch zustande gekommen, daß der Läufer den Schnittpunkt c6 überschritten hat und anschließend eingesperrt wurde. Die schädliche Wirkung des schnittpunktüberschreitenden Zuges besteht also hier in der nachfolgenden EinJ ) D a s Wesen der Antiform wurde von H . K l ü v e r entdeckt, der hierüber im Teplitz-Schönauer Kongreßbuch 1923 grundlegend berichtete. Auf dieser Grundlage schuf F . P a l a t z 1929 sein bahnbrechendes Werk „Antiform".

22

schränkung der Beweglichkeit des Läufers, die W e i ß durch Zugzwang für sich ausnutzt. Eine Kombination dieser Art, bei der eine Partei zu einem kritischen Zuge gezwungen und anschließend durch Besetzung des Schnittpunkts der betreffende Langschrittler in der Beweglichkeit beschränkt wird, heißt nach dem vermutlichen Erstdarsteller S e e b e r g e r. Grimshaw-Kritikus und Seeberger-Kritikus haben beide gemeinsam, daß sie Bestandteile indirekter Kombinationen sind. Beim Grimshaw wird dann der Langschrittler durch den Sperrzug von einem bestimmten Wirkungsfeld abgeschnitten, während beim Seeberger eine weitgehende oder auch vollständige (Aufgabe 14) Einsperrung erfolgt, die durch Zugzwang ausgenutzt wird.

13. Dr. K. Fabel

Deutsche Schachblätter März 1942

Matt in 4 Zügen Der Zug La4 in Aufgabe 13 hat also doppelten Charakter: Einmal ist er ein GrimshawAntikritikus und zum anderen ein Seeberger-Kritikus, in beiden Fällen mit dem gleichen Schnittpunkt. Man drückt sich da etwa folgendermaßen aus: Schwarz verteidigt sich gegen die Drohung 2 . S a 6 + , 3 . L b 5 # durch einen freiwillig ausgeführten antikritischen Zug. W e i ß nutzt diesen Antikritikus als schädlichen Kritikus für eine Seeberger-Einschränkung. Ein „kritisch" eingestellter Geist wie unser Partiespielir wird bei diesem Gedankengang vielleicht einwenden, daß von einer Freiwilligkeit des Zuges La4 nicht die Rede sein könne. Der überaus weise Herr W e i ß habe bereits alles einkalkuliert und erzwänge den Zug La4 durch eine geeignete Drohung, um ihn dann seiner Absicht entsprechend auszunutzen. Die klägliche Rolle, die Herr Schwarz bei der Lösung eines Schachproblems spielt, tritt hier wieder einmal deutlich zutage. W i r wollen ihm aber zubilligen, daß er nach l . T b 8 wenigstens das Matt im 3. Zuge sieht und daher seinen Richtlinien entsprechend „freiwillig" pariert; dem Matt im vierten Zuge steht er allerdings hilflos gegenüber. Eine klarere Darstellung des Seeberger ohne Beiwerk und vor allem eine vollständ'je Seeberger-Einsperrung zeigt die schon erwähnte Aufgabe 14. Der naheliegende Versuch l . D d l + scheitert nach K g 2 ; 2.Kf4 an der Beweglichkeit des Läufers. Wäre dieser unbeweglich, so müßte der schwarze König jetzt nach h3 ziehen und würde dort mattgesetzt. W e i ß erzwingt nun mit l . D d 2 (droht D f 2 + und D f l # ) den Seeberger-Kritü kus L : h l und anschließend durch 2 . D e l + , Kg2 die totale Einsperrung. Es folgt 3.Kf4

28

und durch Zugzwang Kh3 mit 4.Dg3#. Man erkennt leicht, daß der Zug Lhl keinen Grimshaw-Kritikus darstellt, denn der Läufer wird nicht von irgendeinem Wirkungsfeld abgeschnitten, auf dem Matt droht, sondern unbeweglich gemacht. Wir betrachten nun Aufgabe 15, die man zuweilen auch mit der Frage „Matt in wieviel Zügen?" veröffentlicht findet. Ein Matt im vierten Zuge scheint keine Schwierigkeiten zu bereiten. Der weiße Läufer betritt im zweiten Zuge die Schräge a3—f8 und setzt im vierten Zuge auf g7 matt. Hiergegen hat Schwarz jedoch eine raffinierte Verteidigung: er spielt auf Patt! 1.—, Lhl; 2.— , Bg2 heißt die glänzende Parade, durch die Weiß gezwungen wird, im zweiten Zuge den Bauern auf g3 zu schlagen, um das 14. L. Lamerat Le Temps 2. April 1933

15. J. Kohtz und C. Kockelkorn Leipziger Illustrierte Zeitung 24. März 1866

Matt in 4 Zügen

Matt in 5 Zügen

drohende Patt zu verhindern. Die Lösung lautet also l.Le5, Lhl 1 2.L:g3! 3.Ld6 usw. Uns interessiert hier vor allem das Manöver Lhl, Bg2, das im Bewegungsbild, also äußerlich, s e h r a n eine Seeberger-Einsperrung erinnert. Jedoch besteht ein grundsätzlicher Unterschied. Der Seeberger ist eine indirekte, für den Ausführenden schädliche Kombination, während in Aufgabe 15 Schwarz doch offensichtlich den kritischen Zug und den Sperrzug freiwillig ausführt. Wir lernen hier zum ersten Male eine für Schwarz nützliche, direkte Kombination, — die Selbsteinsperrung — kennen, die den Namen Kombination K l i n g trägt, für die wieder der Autor der wahrscheinlich ersten Darstellung (im Jahre 1849) seinen Namen gegeben hat. Die Kombination Kling tritt in dem vorliegenden Problem allerdings nur dann auf, wenn Weiß mit einem falschen Zuge beginnt, etwa mit Lb2. Die Züge Lb2, Lc3 und Ld4 mit den Fortsetzungen La3 bzw. Lb4 bzw. Lc5' sind sogenannte V e r f ü h r u n g s s p i e l e oder i d e e g e m ä ß e V e r f ü h r u n g e n , die an der Kombination Kling scheitern. Eine soldie Darstellungsform, bei der eine Kombination „nur in der Verführung" erscheint, wird v i r t u e l l genannt im Gegensatz zur r e e l l e n Darstellungsform. Kombinationen, bei denen Schwarz die Initiative hat, werden häufig nur virtuell dargestellt. Sie sollen ja für Schwarz nützlich sein, was sich bei einer reellen Darstellung im direkten Mattproblem nur als Verzögerung des doch unvermeidlichen Matts auswirken kann. Weiß wird z.B. gezwungen, seinen ursprünglichen Angriffsplan zu ändern oder irgendwelche Abwehrzüge einzuschieben oder auch die Umkehrung der

24

schwarzen Kombination durchzusetzen. Derartige Probleme müssen also eine höhere Zügezahl aufweisen und sind darum oft nicht sehr reizvoll. Die virtuelle Darstellungsart hingegen gestattet, direkte schwarze Kombinationen schon im Dreizüger zu zeigen, beispielsweise schwarze Bahnungen und andere Manöver, die wir später noch kennenlernen werden. Wir wollen jedoch dem Löser auch eine besonders klare Darstellung eines reellen Kling vorführen und bitten ihn, Aufgabe 16 anzusehen. Hier finden wir ebenso wie in Aufgabe 15 das Auswahlprinzip angewendet, doch tritt die Kombination Kling nicht nur in der Verführung auf. Um im dritten Zuge auf f4 mattzusetzen, stehen dem weißen Läufer drei Wege zur Verfügung. l.Lc3 und l.La5 mit den Fortsetzungen 2.Le5 bzw. Lc7 scheitern jedoch an der schwarzen Pattkombination 1.—, L f l ! 2.—, B e 2 + ; 3.Kel patt. Statt dessen führt Lb4 in Verbindung mit einer Vorverlegung des weißen Königszuges zum Ziel: l.Lb41 L f l ; 2.Kel, B e 2 ; 3.Bf7! K:g7; 4 . B f 8 D # . Die Selbsteinsperrung wird als totale Seeberger-Einsperrung durch Zugzwang ausgenutzt. Wieder begegnet uns hier der Doppelcharakter eines Zuges, der in diesem Fall als Kling-Kritikus freiwillig ausgeführt und als Seeberger-Kritikus den weißen Zwecken dienlich gemacht wird. Die Auswahl des Schlüsselzuges ist durch, die Deckung des Feldes f8 bestimmt. Da die Kombination Kling eine für Schwarz nützliche direkte Kombination darstellt, muß ihre Antiform für Schwarz schädlich sein. Der einfache schwarze A n t i - K l i n g besteht in der erzwungenen Umkehrung des kritischen Zuges, also in einem Antikritikus. Es ist für eine Antiform nicht immer notwendig, daß zunächst die Urform im Lösungsablauf gezeigt wird, sondern man kann oft ohne weiteres unterstellen, daß in einer entsprechenden Stellung gerade ein kritischer Zug ausgeführt worden ist. A u f " gäbe 17 zeigt jedoch nacheinander Kling und Anti-Kling in entsprechend höherer Zügezahl. Mit l.Sb6 macht sich der weiße Springer auf den Weg, um den schwarzen König nach einigen weiteren Zügen mattzusetzen. Der Weg ist jedoch zu lang; denn Schwarz spielt sich inzwischen patt: 1.—, L a l ! Dieser Beginn einer Kombination Kling muß sofort rückgängig gemacht werden: 2.Sh8 (droht S f 7 # . Der Leser prüfe, warum 2.Se5 nicht genügt!) L:h8 (Anti-Kling). Jetzt wandert der Springer weiter: 3.Sc4. Ein 16. Dr. A . Kraemer Wiener Schachzeitung Februar 1929

Matt in 4 Zügen

17. G. LéonsMartin Bulletin de la Fédération Franç. des Échecs, November 1930

Matt in 5 Zügen

nochmaliger Kling-Kritikus kann nicht mehr helfen, und Le5 wird mit 4.S:e5 und 5 . S f 7 # beantwortet. Interesse verdient auch das Studium der ideegemäßen Verführung l . S c 7 ? L a l l , die trotz des mit 2.Sh8 ebenfalls erzwingbaren antikritischen Zuges nicht zum Ziel führt. Mit der Betrachtung der Aufgabe 17 könnten wir die Besprechung der Schnittpunktkombinationen mit ungleichschrittigen schwarzen Steinen abschließen und zu einer ebenfalls sehr interessanten Gruppe von Aufgaben übergehen, in denen Verstellungen gleichschrittiger Steine gezeigt werden. Es ist jedoch an der Zeit, unseren Partiespieler und zugleich die Leser dieses Büchleins noch mit einigen Begriffen bekanntzumachen, die in engem Zusammenhang mit dem bereits erläuterten Begriff der logischen Kombination stehen. W i r entsinnen uns: Bei einer logischen Kombination wird eine bestimmte Wirkung eines Zuges nur zu dem Zweck herbeigeführt, damit eine bestimmte Wirkung eines anderen, an sich sofort ausführbaren Zuges einen Sinn erhält und erfolgreich wird. D r . M a ß m a n n hat diese Zusammenhänge in einem Aufsatz 4 ) sehr gut beleuchtet. Der lediglich zu dem genannten Zweck ausgeführte Zug wird der V o r p l a n der logischen Kombination genannt; der restliche Teil der Kombination, der ohne die Wirkung des Vorplans erfolglos bleibt, stellt den H a u p t p l a n dar. Beispielsweise möge W e i ß bei einem Grimshaw beabsichtigen, die Wirkungslinie eines Läufers zu verstellen, um dann auf der Wirkungslinie mattzusetzen. Dies sei der Hauptplan. Die Besetzung des Schnittpunkts erhält aber erst dann einen Sinn und der Hauptplan hat erst dann Erfolg, wenn zunächst der Läufer kritisch gelenkt wird. Diese Lenkung bildet den Vorplan. Die Durchführung des Hauptplans o h n e vorgeschalteten Vorplan stellt die ideegemäße Verführung des betreffenden Problems dar. Zu einem Hauptplan können auch mehrere Vorpläne gehören. So zeigte uns Aufgabe 8 einen Grimshaw mit zwei kritischen Zügen, also mit zwei Vorplänen, deren Reihenfolge durch einen technischen Kniff bestimmt war. Es besteht auch die Möglichkeit, daß die Wirkung eines Vorplanzuges erst dann erfolgreich ist, wenn zuvor ein anderer Vorplan durchgeführt wird. Solche logischen Kombinationen werden in sogenannten g e s t a f f e l t e n V o r p l a n p r o b l e m e n dargestellt, wobei dieser Ausdruck sprachlich gesehen nicht viel besser ist als die Bezeichnung „schmalspuriger Eisenbahnbeamter". Aufgaben mit gestaffelten Vorplänen sind vom logischen Standpunkt aus äußerst interessant und nur durch einen in bestimmter Richtung laufenden scharfen Denkprozeß zu lösen. Die Kenntnis der Begriffe Vorplan und Hauptplan wird für die weiteren Ausführungen uns die Besprechung und den Lesern das Verständnis sehr erleichtern. Nach dieser Abschweifung gehen wir zu den Schnittpunktproblemen über, in denen Verstellungen gleichschrittiger Steine dargestellt sind. „Verstellungen von zwei Gleichschrittlern, z. B . von zwei T ü r m e n ? Ja, wie kann denn ein Turm einen anderen Turm verstellen?", so hören wir unseren Partiespieler fragen. Nun, es könnte sich j a auch um Verstellungen von Dame und Turm handeln, und im übrigen bilden Verstellungen zweier Türme tatsächlich den Bestandteil sehr schöner und interessanter Problemideen. Ein einfaches, mehr schematisches Beispiel hierfür ist Aufgabe 18. Die beiden schwarzen Türme bewachen die Felder f2 und g3, so daß der Springer e4 dort nicht mattsetzen kann. Mit l.Sh5 wird das Feld g3 nochmals angegriffen. Schwarz verteidigt sich durch Verdoppelung der Türme: Tf5—f3. Trotzdem folgt 2.Sh5—g3 + . W e n n jetzt der-Turm a3 über seinen Kollegen hinwegspringen könnte, wäre alles in Ordnung. So muß jedoch der f-Turm schlagen und wird von dem Felde f2 abgelenkt, was 3 . S : f 2 # zur Folge hat. Es ist leicht zu erkennen, daß der Zug Tf5—f3 nicht nur eine Verdoppelung ' ) Schwalbe 1939, Seite 609 ff.

26

der Turmkraft, sondern zugleich eine Verstellung der Wirkungslinie des a-Turms bewirkt. Eine solche Verstellung der Wirkungslinie eines Langschrittlers durch einen gleichschrittigen Stein heißt H o l z h a u s e n -Verstellung. Ebenso wie die Grimshaw-Verstellung kann auch die Holzhausen-Verstellung in Verbindung mit einem kritischen Zuge gezeigt werden. In Aufgabe 19, deren Verfasser dieser Verstellung seinen Namen gegeben hat, veranlaßt der Schlüsselzug l.TfS Schwarz zu dem Kritikus T:f8. Dieser Turm ist an die Deckung des Feldes (2 gebunden; der andere Turm verhindert Sg5#. Mit 2.Sdl wird nun genau wie in Aufgabe 18 das eine Wirkungsfeld nochmals angegriffen. Schwarz hat nur die Deckung Ta5—f5 und schneidet mit diesem Zuge den kritisch gelenkten Turm von seinem Wirkungsfeld f2 ab. Es folgt dann die bei Holzhausen-Verstellungen übliche Ausnutzung der Verstellung durch seitliche Ablenkung: 3.Sdl—f2+, T:f2; 4.Sg5#. Bei den Aufgaben 18 und 19 wird jeweils auf einem der beiden Wirkungsfelder doppelt gedroht. Es wird dem Leser nicht schwer fallen festzustellen, aus welchen Gründen in Aufgabe 18 gerade das Feld g3 und nicht das Feld f2 für diesen Zweck 18. Dr. K. Fabel Gondel April 1949

19. W . von Holzhausen Deutsches Wochenschach 1908

W/M

Matt in 3 Zügen ausgewählt wird. Die Auswahl des Feldes, auf dem mattgesetzt wird, bedingt auch, welcher Turm als Sperrstein wirken muß. Die Holzhausen-Verstellung ist in beiden Aufgaben nur einwendig im Gegensatz zu einem doppelwendigen Turm/LäuferGrimshaw, bei dem Turm o d e r Läufer den Schnittpunkt betreten können. Aber auch die doppelwendige Holzhausen-Verstellung ist dargestellt worden, und sogar in Miniaturform, wie Aufgabe 20 zeigt. Mit dem kräftigen Zuge l . D e 7 + erzwingt Weiß Tg5, falls Schwarz nicht vorzieht, den König nach h5 zu ziehen mit der Fortsetzung 2.Dh7+ oder nach g4 mit der Fortsetzung 2 . D e 4 + . Hier steht es Schwarz nun frei, welchen Turm er nach g5 bringt. Bei Tgg5 folgt 2.Dh7+ mit der Ablenkung Th5 sowie 3.De4#, und bei Tag5 folgt 2.De4+ mit der Ablenkung Tg4; 3.Dh7#. Die ideegemäßen Verführungen l . D e 4 + und l . D h 7 + scheitern daran, daß im ersten Fall der g-Turm, im anderen Fall der a-Turm nicht verstellt ist und sich dazwischen schieben kann. Diese Darstellung eines doppelwendigen Holzhausen wird auch W ü r z b u r g - P l a c h u t t a genannt.

27

20. E. Brunner Miniatures strategiques 1935

Matt in 3 Zügen Schließlich gibt es auch noch den P 1 a c h u 11 a selbst, der sich vom Holzhausen ebenso unterscheidet wie der Nowotny vom Grimshaw, nämlich durch die Verwendung eines Opfersteins. Aufgabe 21 ist ein Ausschnitt aus dem ehrwürdigen Problem des Herrn Plachutta persönlich, das an sich ein Vierzüger ist und eine doppelwendige Plachutta-Verstellung zeigt. Die Drohung Lc7# wird durch den Turm h7 gedeckt, die Drohung Dg3# durch den anderen Turm. Der Schlüsselzug l.Tg7 bewirkt eine Besetzung des Schnittpunktes g7 und damit eine Doppeldrohung. Schlägt der g-Turm, so verstellt er den h-Turm, und schlägt der h-Turm, so verstellt er den g-Turm. In einem Falle folgt Ablenkung durch Lc7+, im anderen durch Dg3 + . Eine moderne Fassung der Plachutta-Verstellung bringt Aufgabe 22. Der Schlüsselzug l.Lf3 erzwingt T:f3. Das auf e4 drohende Matt kann zwar auch durch Tel gedeckt 21. J. Plachutta Leipziger Illustrierte Zeitung 1858 (Variation)

22. Dr. K. Fabel Schwalbe November 1939

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

werden; hierauf führt jedoch 2.Sc5 zum Ziel. Wenn der h-Turm den Läufer schlägt, folgt ebenfalls 2.Sc5, und der auf f3 verstellte Turm fl ist nicht in der Lage, das auf d7 drohende Matt zu decken. Die Weglenkung des Sperrsteins 2.—, Tf7 führt aber zu 3.Sd3#. Schlägt der f-Turm, so folgt analog 2.Sd8, Tc3; 3.Sf7#. Die Ablenkung der sperrenden Türme geschieht bei dieser Aufgabe nicht durch Schachgebot, sondern durch Drohung. Es handelt sich hier auch nicht um eine Verstellung der Wirkungslinien, sondern um eine Verstellung von Zuglinien, also um einen Zuglinien-Plachutta, wie wir ähnlich schon einen Zuglinien-Grimshaw kennengelernt haben (Aufgabe 7). Im Gegensatz zum Grimshaw und auch zum Nowotny ist der Plachutta jedoch bereits ohne vorgeschalteten kritischen Zug eine logische Kombination mit Vorplan und Hauptplan. Der Vorplan besteht hier in der erzwungenen schädlichen Verstellung des einen Turms durch den anderen, also in der Besetzung des Schnittpunktes, und der Hauptplan in der Weglenkung des Sperrsteins durch Schachgebot (Aufgabe 21) oder Drohung (Aufgabe 22). Ausgenutzt wird diese Weglenkung dann im allgemeinen, indem auf der Wirkungslinie des weggelenkten Sperrsteins mattgesetzt wird. Daß eine logische Kombination vorliegt, erkennt man auch hier leicht, indem man die Vorplanlenkung zunächst fortläßt, also mit den Hauptplanlenkungen beginnt. Diese Versuche, die als ideegemäße Verführungen zu bezeichnen sind, verlaufen in Aufgabe 22 folgendermaßen: l.Sd8? Tc31 und l.Sc5? Tf7! Sie scheitern also nur daran, daß der Schnittpunkt noch nicht besetzt ist. Die Besetzung des Schnittpunktes wird nun durch die Vorplanlenkung bewirkt, und dann erst erfolgt die Hauptplanlenkung. Vor diese Vorplanlenkung lassen sich noch weitere Vorpläne in Form von zwei kritischen Zügen schalten, so daß die Kombination Plachutta in vollkommener Darstellung fünf Züge umfaßt. Die Reihenfolge der beiden kritischen Züge muß auch in diesem Fall durch einen technischen Kniff festgelegt werden; sie sind an sich von gleichem Rang. Ihnen nachgeordnet ist die Schnittpunktbesetzung, so daß wir also hier ein Beispiel für ein Problem mit gestaffelten Vorplänen antreffen. Aufgaben, in denen logische Kombinationen dargestellt sind, werden auch l o g i s c h e P r o b l e m e genannt. Bis jetzt haben wir nur solche logischen Probleme kennengelernt, in denen Schnittpunktkombinationen enthalten waren; wir werden später sehen, daß noch manche andere logische Kombination existiert. Zu den Schnittpunktkombinationen sei ergänzend bemerkt, daß die Ausnutzung der schädlichen Verstellung bei den einzelnen Kombinationen in verschiedener Weise erfolgt, und zwar entweder unmittelbar wie beim Grimshaw und Nowotny oder nach Ablenkung des Sperrsteins wie beim Holzhausen und Plachutta. Im ersteren Fall spricht man von einer p r i m ä r e n , im anderen Fall von einer s e k u n d ä r e n N u t z u n g . Die schädliche Einsperrung wird durch Zugzwang ausgenutzt, während die freiwillige Selbsteinsperrung dadurch ausgenutzt wird, daß der Ausführende sich patt spielt. Die Aufgaben 18—22 zeigten Verstellungen gleichschrittiger Steine, in denen jeweils zwei Türme als Gleichschrittler auftraten. Selbstverständlich können die besprochenen Kombinationen auch mit zwei Läufern auf Feldern gleicher Farbe dargestellt werden; doch soll man ohne zwingende Notwendigkeit Umwandlungsfiguren in Schachaufgaben nicht verwenden. Ersetzt man aber den einen Läufer durch die Dame, so bleibt man im Bereich des normalen Schachproblems. Aufgabe 23 ist ein Beispiel für eine derartige Darstellung eines Holzhausen-Schnittpunktes und zugleich eine Aufgabe von ganz besonderer Art. Wir betrachten zunächst die ideegemäße Verführung l.Sc5. Sie wird in einfachster Weise durch Lb5 widerlegt. Zwar ist jetzt das Wirkungsfeld d3 doppelt angegriffen und auch doppelt gedeckt, während das Wirkungsfeld e6 nur einmal angegriffen und auch nur einmal gedeckt ist; doch eine schädliche Weglenkung des einen Verteidigers in der üblichen Weise ist nicht möglich. Durdbi die Lenkung

29

l.Bc4 (droht Sd3#) D:c4 erreichen wir nun eine für Schwarz schädliche Umgruppierung von Dame und Läufer. Der Zug 2.Sc5 führt wieder zur Verdoppelung Lb5; aber jetzt steht die Dame v o r dem Läufer und kann durch 3 . S d 3 + nach Holzhausen-Art abgelenkt werden, so daß schließlich 4.S:e6 matt setzt. Von welcher Art ist nun die Lenkung D : c 4 ? Ein gewöhnlicher kritischer Zug des Wirkungssteins liegt nicht vor; denn der von seinem Wirkungsfeld d3 abgeschnittene Wirkungsstein ist ja der Läufer b5. Die Dame hingegen ist der Sperrstein, der „vorwegig" den Schnittpunkt c4 besetzt. Also ein Sperrzug? Ja, und zwar ein Zug des Sperrsteins auf der Wirkungslinie des Wirkungssteins, wobei das spätere Standfeld des Wirkungssteins überschritten wird. Versucht man die ideegemäße Verführung l.Sc5? Lb5, so befinden.sich Dame a6, Läufer b5 und das Wirkungsfeld d3 in einer

23. Dr. K. Fabel

SchachsEcho Januar 1938 (Variation)

Matt in 4 Zügen für Schwarz günstigen „antikritischen Anordnung": der Sperrstein steht nicht zwischen Wirkungsstein und Wirkungsfeld. Die Lenkung D:c4 wandelt nun diese antikritische Anordnung in eine kritische um. Die Dame könnte auch von e2 kommen und hierbei das Wirkungsfeld und nicht das Standfeld des Wirkungssteins überschreiten; die Wirkung des Zuges wäre die gleiche. Nach einem Vorschlag von H. K l ü v e r bezeichnet man einen derartigen Zug mit m e t a k r i t i s c h . Wir werden ihn im Laufe unserer weiteren Ausführungen noch mehrfach vorstellen. Aufgabe 23 zeigt also einen M e t a - H o l z h a u s e n . Unsere Leser haben sich wohl schon daran gewöhnt, daß zwischen die Betrachtung der einzelnen Aufgaben theoretische Ausführungen von allgemeinerer Bedeutung eingefügt werden, und so wollen wir auch die Besprechung der schwarzen Schnittpunkte nicht abschließen, ohne unseren Partiespieler mit einem neuen Begriff vertraut zu machen, und zwar mit dem der Z w e c k r e i n h e i t . Über diesen Begriff ist schon viel geschrieben worden; man sprach von absolut zweckreinen, relativ zweckreinen, zweckunreinen, einzweckigen, mehrzweckigen und zweckgetrübten Zügen und war sich gar nicht einig; nachdem wir jedoch die auf D r . M a ß m a n n zurückgehende Erläuterung der logischen Kombination in uns aufgenommen haben, bereitet uns das Verständnis des Begriffes Zweckreinheit keine Schwierigkeit.

30

Wir machen uns erneut klar: Wenn eine bestimmte Wirkung eines Zuges nur aus dem Grunde herbeigeführt wird, damit eine bestimmte Wirkung eines anderen Zuges der gleichen Kombination einen Sinn erhält und erfolgreich wird, so besteht eine logische Verbindung zwischen den beiden Zugwirkungen und liegt eine logische Kombination vor. Das Vorhandensein dieser logischen Verbindung bedeutet jedoch zugleich Zweckreinheit! Es ist eben das Kennzeichen des Vorplanzuges einer logischen Kombination, daß eine seiner Wirkungen a u s s c h l i e ß l i c h d e m Z w e c k dient, einer bestimmten Wirkung eines späteren Zuges der gleichen Partei Sinn und Erfolg zu verleihen. Ist diese Voraussetzung erfüllt, so ist das betreffende logische Problem auch zweckrein. Es ist hiernach belanglos, wie viele Wirkungen der Vorplanzug außer der einen, auf die es ankommt, noch aufweist. Es gibt keinen Zug, der nur der Herbeiführung einer einzigen Wirkung dient, der nur einen Zweck verfolgt. Alle Züge haben auf jeden Fall auch die nicht zu vernachlässigende Wirkung, daß jetzt der Gegner seiner Zugpflieht genügen muß. Zweckreinheit bedeutet daher nicht Einzweckigkeit. Wir werden uns mit dem Begriff der Zweckreinheit auch bei den direkten weißen Kombinationen beschäftigen müssen. Der Leser möge sich inzwischen nochmals die ihm vorgeführten schwarzen Kombinationen ansehen und sie prüfen, ob sie logisch und zweckrein sind im Sinne der gegebenen Erläuterungen. Wir hingegen wenden uns wieder unserem Partiefreund zu, der bis jetzt eine ganze Reihe von Schnittpunkten schwarzer Steine kennengelernt hat und uns nun mit dem erfreulichen Interesse eines Wißbegierigen, der endlich auf den Geschmack gekommen ist, fragt, ob die gleichen Schnittpunkte auch mit weißen Steinen darstellbar, sind. Wir wollen ihm die Antwort hierauf nicht schuldig bleiben, geben aber zunächst noch eine kurze Ubersicht über die bisher besprochenen Linienverstellungen und Schnittpunkte.

Schwarze Schnittpunkte I. V e r s t e l l u n g e n

u n g 1 e i c h s c h r i 11 i g e r

Bezeichnung

Initiative und Wirkung erzwungen, schädlich erzwungen, schädlich erzwungen, schädlich freiwillig, nützlich

mit Opferstein ohne Opferstein ohne Opferstein

Nowotny Grimshaw Seeberger Kling

II. V e r s t e l l u n g e n g l e i c h s c h r i t t i g e r

Steine Bezeichnung

Initiative und Wirkung erzwungen, schädlich erzwungen, schädlich

Steine

mit Opferstein ohne Opferstein

Plachutta Holzhausen

Wenn wir nun die Frage beantworten wollen, ob die genannten Schnittpunkte audi mit weißen Steinen darstellbar sind, so müsssen wir uns vor Augen führen, daß diese Linienverstellungen — abgesehen von der Kombination Kling — durch schädliche Lenkungen zustande kommen, daß es sich also bei ihnen um Bestandteile indirekter Kombinationen handelt. Wir waren uns auch bereits darüber im klaren, daß Kombinationen, bei denen Schwarz die Initiative hat und die demnach für Schwarz nützlich sein sollen, bei reeller Darstellung nur in Aufgaben mit ziemlich hoher Zügezahl ein-

31

gebaut werden können. Dies gilt vor allem für indirekte Kombinationen. Die ganzen Lenkungen weißer Steine durch schwarze Drohungen und Schachgebote können im direkten Mattproblem nur den Sinn haben, das unvermeidliche Matt hinauszuzögern. Der brave Herr Schwarz strengt sich zwar aufs äußerste an, ja, er scheint sogar vorübergehend zu triumphieren, doch ein bis zwei Züge später ist seine Verteidigungsstellung schon zusammengebrochen oder umgangen. Die indirekte Kombination von Schwarz, also das Operieren mit weißen Steinen, ist zweifellos der Gipfel der schwarzen Verteidigungskunst; doch nach dem unerbittlichen Willen des Herrn Problemkomponisten soll im direkten Mattproblem nun einmal Weiß mattsetzen! Unter diesen Gesichtspunkten wollen wir Aufgabe 24 betrachten. Sie ist eine der seltenen Darstellungen eines kritisch eingeleiteten w e i ß e n G r i m s h a w s . l.L:e3 droht sofortiges Matt. Schwarz verteidigt sich mit Lc5. (1.—, B d 5 + ? 2.Kf5 und Matt im vierten Zuge.) Für Weiß kommt praktisch kein anderer Zug in Frage, als den I.äufer zu schlagen: 2.L:c5 (weißer Grimshaw-Kritikus). Jetzt folgt B d 5 + . Weiteren Störungen kann der weiße König nur durch 3.Kd4 aus dem Wege gehen (weißer Sperrzug). Damit ist der weiße Läufer von seinem Wirkungsfeld abgeschnitten und das Ziel der schwarzen Kombination erreicht. Was jetzt folgt, ist die unumgängliche Verlängerung, damit Schwarz doch noch matt wird. Nach Bg6 und 4.Bh6 gerät Schwarz leider in peinlichen Zugzwang und muß den schwarzen Springer ziehen, worauf 5.S:g6# folgt. Die Leser werden mit uns der Ansicht sein, daß diese Aufgabe recht schematisch wirkt. Man wird sie als Schachproblem nicht besonders hoch schätzen, aber als gute Darstellung des schwierigen Themas bewerten. 24. E. Schütte Schwalbe Februar 1939

Matt in 5 Zügen Wenn nun im Anschluß an den weißen Grimshaw gleich die Frage nach dem w e i ß e n A n t i - G r i m s h a w an uns gerichtet wird, so wollen wir uns mit der Mitteilung begnügen, daß er ebenfalls dargestellt worden ist. Das benutzte Schema ähnelt dem der Aufgabe 24. Wir müssen uns nur vorstellen, daß Schwarz nach der kritischen Lenkung des weißen Läufers den weißen Sperrzug nicht sofort erzwingt, sondern hierfür noch irgendeinen Vorbereitungszug ausführen muß. Damit gewinnt Weiß Zeit, um den Läufer wieder antikritisch zurückzuziehen. (Der sofortige Mattzug Lf2

32

dürfte in einem solchen Schema selbstverständlich nicht möglich sein.) Naturgemäß st der weiße Grimshaw-Antikritikus ebenso wie der schwarze Grimshaw-Antikritikus eine freiwillige Führung. Erheblich größeres Interesse verdient ein Zug, der in vielen Problemen und auch in der praktischen Partie ausgeführt wird und aussieht wie ein Anti-Grimshaw, in Wirklichkeit jedoch keine Umkehrung eines kritischen Vorplans darstellt. Als Beispiel betrachten wir Aufgabe 25. Sie macht uns zugleich mit einer logischen Kombination bekannt, die nicht zu den Schnittpunktkombinationen gehört. Der Hauptplan dieser Kombination besteht aus den Zügen Ld7 mit der Mattdrohung Tf5. Eine schlechte Verteidigung gegen diese Drohung ist Le4, denn der Läufer blockt auf dem Feld e4 und ermöglicht B d 4 # . Der Hauptplan wird jedoch durch die „gute" Verteidigung Lh3 pariert. Die Vorplanlenkung l.Bb7, L:b7 dient nun ausschließlich dem Zweck, diese gute Verteidigung unmöglich zu machen und dadurch der Mattdrohung 2.Ld7 Erfolg zu verleihen. Es liegt also eine zweckrein dargestellte logische Kombination vor. Man bezeichnet sie mit dem Wort B e u g u n g . Der Inhalt dieser Kombination läßt sich wie folgt wiedergeben: Gegen eine weiße Drohung verfügt Schwarz über eine gute und eine schlechte Verteidigung. Durch den Vorplan wird die gute Verteidigung ausgeschaltet, so daß bei Ausführung der Drohung nur noch die schlechte Verteidigung zur Verfügung steht. Uns interessiert bei Aufgabe 25 jedoch im Augenblick nicht die an sich sehr interessante Beugungsidee, sondern der Zug Ld7. Was bezweckt dieser Zug? Hierüber gibt der Versuch l . T f 5 + , Ke6! Auskunft. Die schädliche Verstellung der Wirkungslinie des Läufers durch den Turm, die dem schwarzen König ein Fluchtfeld schenkt, muß_ also vermieden werden. Der Lauf er überschreitet daher den Schnittpunkt f5 in der Weise, daß dieser unbrauchbar für eine Verstellung wird. Wir haben solche Züge antikritisch genannt. Was für ein Antikritikus ist jedoch dieser schnittpunktüberschreitende Zug? Ist er ein Anti-Grimshaw? Ein Anti-Grimshaw würde voraussetzen, daß Schwarz droht, die Sperrung der weißen Läuferlinie zu erzwingen (vergl. Aufgabe 24). Wir brauchen nur an Aufgabe 13 zurückzudenken, in der Weiß beabsichtigte, Schwarz zu einer Verstellung der schwarzen Läuferlinie zu zwingen, so daß der schwarze Läufer antikritisch zog. So liegen die Verhältnisse hier jedoch nicht. Niemand will und kann Weiß zwingen, den Schnittpunkt f5 zu besetzen. Aus freien Stücken gedenkt Weiß, den Zug Tf5 auszuführen, und zieht vorbereitend den Läufer zur Vermeidung einer Selbstverstellung. D r . M a ß m a n n hat derartige Züge s p e r r m e i d e n d genannt. Unter einer S p e r r m e i d u n g versteht er also die Vermeidung einer Verstellung durch einen schnittpunktüberschreitenden Zug. Um über den Charakter derartiger Züge noch weitere Klarheit zu-gewinnen, sehen wir uns Aufgabe 26 an, in der eine Sperrmeidung und ihre Umkehrung dargestellt ist. l.Tf2 droht 2.Se2 und 3.Sg3#. Sinn des Schlüsselzuges ist, die Sperrung der Turmlinie durch Se2 zu vermeiden. Schwarz pariert mit Lb2. Da Le5 droht, nimmt Weiß den sperrmeidenden Zug wieder zurück: 2.T:b2, Bd6. Zu einer nochmaligen Sperrmeidung ist jedoch keine Zeit mehr, denn Schwarz steht dicht vor dem Patt. Weiß muß also in den sauren Apfel beißen: 3.Se2, K:h2. Er kann es sich auch leisten, da nach 4.Bg5 Zugzwang vorliegt, der Khl und 5.Sg3# zur Folge hat. Der Zug 2.T:b2 ist ebensowenig ein Grimshaw-Kritikus, wie l.Tf2 einen GrimshawAntikritikus darstellt; denn Schwarz beabsichtigt nicht, eine weiße Grimshaw-Verstellung zu erzwingen, und wäre auch gar nicht dazu in der Lage. Der Zweck des Turmzuges nach b2 besteht vielmehr nur darin, eine Sperrung zu ermöglichen. Von F. P a l a t z wurden derartige Züge S p e r r f a l l e , von H. K l ü v e r S p e r r -

33

25. Dr. K. Fabel Hamburgischer Correspondent

26. C. E c k h a r d t . Schwalbe Januar 1941

Matt in 3 Zügen

Matt in 5 Zügen

s u c h u n g genannt. Suchen steht im Gegensatz zu meiden. Der eine Sperrung ermöglichende Zug macht den Schnittpunkt e2 wieder für eine Verstellung brauchbar, er zeigt also die äußeren Merkmale eines kritischen Zuges. Allerdings ist er kein Vorplan zu einer logischen Kombination, sondern eben nur eine schwarze Verteidigungslenkung, die zu keiner Kombination gehört. Man kann der Sperrfalle die Bezeichnung Kritikus und der Sperrmeidung die Bezeichnung Antikritikus also nur dann absprechen, wenn man sich auf den strengen Standpunkt stellt, daß ein kritischer Zug immer Vorplan zu einer logischen Kombination sein muß und ein antikritischer Zug die Antiform hierzu. Eine solche Auffassung wird von uns jedoch nicht geteilt. Werden Grimshaw-Verstellungen durch Benutzung eines Opfersteines herbeigeführt, so spricht man vom Nowotny-Schnittpunkt. Aufgabe 10 zeigte einen schwatzen Nowotny mit einem weißen Opferstein. Aus dem ursprünglich schwarz-weißen Schnittpunkt wurde dort ein schwarzer. Entsprechend muß bei einem w e i ß e n N o w o t n y ein schwarzer Opferstein auftreten (weiß-schwarzer Schnittpunkt), der dann von weißen Langschrittlern geschlagen wird. Ein Beispiel hierfür ist Aufgabe 27. Der Zug l.Kb5 droht sofortiges Matt durch Sc6. Schwarz verteidigt sich, indem er zunächst mit L e 2 + ; 2.T:e2 einen kritischen Zug erzwingt und dann mit Te4 den Nowotny-Schnittpunkt besetzt. Die Nutzung erfolgt unmittelbar, ist also primärer Natur. Wenn der Turm schlägt, verstellt er den Läufer und gibt dem König ein Fluchtfeld: 3 . T : e 4 + , K : d 5 ; 4 . B c 4 # . Schlägt jedoch der Läufer, so erhält der König das andere Fluchtfeld: 3.Le4, Ke5; 4.Lc3#. Welche Fortsetzung ist nun richtig? Leider alle beide. Ebenso wie beim schwarzen Nowotny zwei Abspiele auftreten, in denen entweder die Turmlinie oder die Läuferlinie verstellt wird, ergeben sich auch beim weißen Nowotny zwei Möglichkeiten für Weiß, den schwarzen Opferstein zu schlagen. Die Aufgabe ist also vom dritten Zuge ab dualistisch. Vom allgemeinen problemschachlichen Standpunkt aus gesehen ein Manko, als Themadarstellung jedoch mit voller Absicht und konsequent so gestaltet. Unsere Leser werden zugeben, daß indirekte Kombinationen von Schwarz wirklich kein sehr fruchtbares und dankbares Betätigungsfeld für die Problemkomponisten sind. Man kennt von den meisten Themen auch nur wenige^ Darstellungen, die außer-

34

27. C. Eckhardt und A. Trilling (Verb.) Essener Anzeiger 2. J u l i 1927

Matt in 4 Zügen dem durchweg eine höhe Zügezahl und ziemlich viel Material aufweisen und dem Löser keine besondere Freude bereiten. Es handelt sich also um solche Aufgaben, die wir am Anfang unseres Büchleins als Konstruktionen bezeichnet haben. Sie enthalten zwar gewisse Möglichkeiten für Schwarz, doch ist die sich in ihnen entwickelnde schwarze Initiative mit einem Feuerwerk zu vergleichen, das rasch abbrennt und nur etwas Rauch und Asche hinterläßt. Hierfür ist der w e i ß e S e e b e r g e r ein besonders krasses Beispiel. Ein Vergleich mit dem schwarzen Seeberger (Aufgabe 14) lehrt uns, daß es sich dabei um eine von Schwarz erzwungene schädliche Einsperrung eines weißen Langschrittlers handeln muß, die dadurch genutzt wird, daß dem Langschrittler die Möglichkeit zu Tempozügen genommen ist. Dieses schwierige Thema ist tatsächlich gemeistert worden und umfaßt in einer uns bekannten einwandfreien Darstellung immerhin neun Züge. Es würde den Rahmen dieses Buches überschreiten, das ohne eingehende Analyse nicht genügend verständliche Problem hier zu bringen; an seine Stelle setzen wir Aufgabe 28, die uns einen w e i ß e n A n t i - S e e b e r g e r zeigt. D a der Seeberger eine indirekte Kombination darstellt, muß der Seeberger-Antikritikus ein freiwilliger Zug sein. Es handelt sich bei der Aufgabe jedoch nicht um eine einfache, sondern um eine vollständige Antiform; d . h . vor den Seeberger-Antikritikus ist noch ein freiwilliger Antisperrzug geschaltet. Bei der Besprechung des schwarzen Anti-Grimshaw hatten wir bereits darauf hingewiesen, daß man gelegentlich auch vollständige Antiformen antrifft, und führen nun unseren Lesern einen vollständigen weißen Anti-Seeberger vor. W e n n W e i ß über einen Tempozug verfügte, so wäre Schwarz im dritten Zuge matt: 1..—, L zieht; 2.S:f5 oder S : h 5 ; 3 . S g 3 # . Für einen solchen Tempozug kommt nur der Läufer in Betracht, doch leider ist er eingesperrt. W e i ß zieht daher l.Se8 (Antisperrzug), 2.Lf8 (Antikritikus), 3.Sg7, Lg4. Jetzt folgt die Belohnung: 4.Le7! und 6 . S g 3 # . Eine klare Themadarstellung, aber nicht das, was man sich von einem Schachproblem wünscht: vielseitiger Inhalt, Schönheit und Schwierigkeit. Als nächste Kombination, die unser Particspieler mit weißen Steinen durchgeführt sehen möchte, ist die Kombination Kling zu nennen. Machen wir's kurz: einen weißen

35

28. F. Palatz Deutsche Schachzeitung Oktober 1929

Matt in 6 Zügen Kling gibt es nicht, jedenfalls nicht im direkten Mattproblem! Denken wir an die Aufgaben 15 bis 17 zurück; der Sinn der Kombination Kling lag darin, daß Schwarz patt werden wollte. Was sollte aber Weiß für einen Zweck damit verfolgen, auf Selbstpatt zu spielen, statt Schwarz mattzusetzen? Mit einem weißen Patt wäre Schwarz nur gedient. Die Kombination Kling ist als ausgesprochene Verteidigungskombination für die angreifende Partei unverwendbar. Etwas anders sieht es in der Remisstudie aus. Bei einem Endspiel mit der Forderung „Weiß erzwingt remis" ist es durchaus denkbar, daß Weiß zur Kombination Kling greift. Die bisherige Ausbeute an Darstellungen indirekter schwarzer Kombinationen war zweifellos mager. Die Gründe hierfür haben wir schon mehrfach angeführt. Es erhebt sich nun die Frage, ob das Gebiet der weißen Linienverstellungen mit ungleichschrittigen Steinen damit von uns verlassen werden kann. Erfreulicherweise ist das nicht der Fall. Wir haben ja noch die direkten weißen Kombinationen zu behandeln. Zwar sahen wir soeben, daß die Kombination Kling, die ja die einzige bisher besprochene direkte Kombination darstellt, mit weißen Steinen nicht existiert; doch dafür lernen wir jetzt andere, sehr fruchtbare direkte weiße Kombinationen kennen, die wiederum bei Schwarz nicht anzutreffen sind. Wir wollen zunächst einen Blick auf das Diagramm E werfen. Schwarz steht patt. Alle Versuche, den weißen Turm in zwei Zügen mit Matt auf die erste Reihe zu bringen, müssen auf dieses Patt Rücksicht nehmen. Erfolg hat daher nur der Zug l.Tgö, der das Patt aufhebt und dem schwarzen König das Betreten des Feldes b l gestattet. Das dann folgende Abzugsschach ist tödlich. Dieses zweizügige Manöver wird nach dem großen Meister Anderssen, der es 1842 mit Läufer und König dargestellt hat, das M a t t A n d e r s s e n s genannt. In der uns jetzt geläufigen Ausdrucksweise besteht es aus erstens einem Sperrzug, durch den auf der Wirkungslinie eines „kritisch" stehenden Langschrittlers (Läufer) ein Schnittpunkt (g6) besetzt und der Langschrittler von seinem Wirkungsfeld (bl) abgeschnitten wird, sowie zweitens dem Abzugsschach mit Matt. Wesentlich hierbei ist die Aufhebung des Patts, denn ein anderer Grund, der Weiß zu einer v o r ü b e r g e h e n d e n A u f h e b u n g d e r W i r k u n g s k r a f t des Läufers veranlassen könnte, ist nicht ersichtlich.

36

E

Matt in 2 Zügen Das Matt Anderssens bzw. die vorübergehende Aufhebung der Wirkungskraft eines Langschrittlers, wie das Manöver auch bezeichnet wird, ist für sich allein ebensowenig eine logische Kombination wie ein Grimshaw oder ein Nowotny; es kann jedoch Bestandteil einer logischen Kombination sein, wenn der Besetzung des Schnittpunktes, also dem Sperrzug, ein kritischer Zug vorausgeht. In dieser Form erhalten wir eine Aufgabenart, die unter der Bezeichnung I n d i s c h e s P r o b l e m oder kürzer I n d e r einst eine grundlegende Umwälzung im Problemwesen eingeleitet hat. Aufgabe 29 zeigt uns die Erweiterung des Anderssenmatts von Diagramm E zu einem Inder, und zwar aus technischen Gründen in vierzügiger Form. D a Schwarz zunächst noch eine gewisse Beweglichkeit besitzen muß, ist ein schwarzer Bauer hinzugefügt. Die Lösung lautet l.Lh7, K a i ; 2.Kb3, B a 2 ; 3.Tg6, K b l ; 4 . T g l # . Daß hier eine zweckreine logische Kombination vorliegt, erkennt man ebenso wie bei indirekten schwarzen Kombinationen, wenn man den Vorplan, also den kritischen Zug, probeweise fortläßt: 1.—, K a i ; 2.Kb3, B a 2 ; 3.Tg6 patt! Dieser Versuch scheitert also daran, daß der Läufer nicht kritisch gezogen hat. Zwischen der schnittpunktüberschreitenden Wirkung des Läuferzuges, die nur zu dem Zweck herbeigeführt wird, um den Schnittpunkt für die Verstellung durch den Turm brauchbar zu machen, und der Sperrwirkung des Turinzuges besteht demnach eine logische Verbindung. Der Läuferzug hat außerdem noch eine zweite Wirkung; er wälzt die Zugpflicht auf Schwarz ab; aodi diese Wirkung hat er mit allen kürzeren Zügen in der gleichen Richtung wie z. B. Ld3 oder Lf5 gemeinsam. Derartige Züge, die sich von dem Vorplan lediglich dadurch unterscheiden, daß ihnen die eine für die logische Kombination wesentliche Wirkung fehlt, heißen nach v o n H o l z h a u s e n : Probespiele. Offensichtlich reichen für einen Inder drei Züge aus: erstens der kritische Zug, zweitens der Sperrzug und drittens das Abzugsmatt. Das erste indische Problem, das von dem in Indien lebenden Pfarrer H. A . L o v e d a y verfaßt wurde und dieser Aufgabenart ihren Namen gab, war jedoch ebenfalls ein Vierzüger. V o n Aufgabe 30 unterschied es sich nur durch einen zusätzlichen schwarzen Bauern b6, der Schwarz die Möglichkeit zu einem weiteren Tempozug gab und daher Weiß zu einem eingeschobenen Abwartezug zwang. In der dargestellten Form läßt es sich bereits in drei Zügen lösen. Das Auffinden der Lösung l . L c l , B b 4 ; 2.Td2, K f 4 ; 3 . T d 4 # ist für uns jetzt fast ein Kinderspiel; jeder erfahrene Löser wittert bei schwarzer Pattdrohung

37

29. O. Strange-Petersen Skakbladet Februar 1925

30. H. A. Loveday Chess Player's Chronicle Februar 1845 (Version)

Matt in 4 Zügen

Matt in 3 Zügen

schon den Inder, der nach dem oben erwähnten Verfasser auch K o m b i n a t i o n L o v e d a y genannt wird; aber vor mehr als 100 Jahren, als man die Begriffe kritischer Zug, Schnittpunkt und Wirkungsfeld noch nicht kannte, bereitete die Lösung des Problems außergewöhnliche Schwierigkeiten und erweckte entsprechend große Begeisterung. „Das Indische Problem" nennt sich auch eine 1903 erschienene Schachstudie der deutschen Aufgabenverfasser J. K o h t z und C. K o c k e l k o r n , in der sie, ausgehend von Lovedays unsterblicher Aufgabe, den Begriff des kritischen Zuges entwickelten und anschließend die zahlreichen damals schon bekannten weißen, schwarzen und gemischten Schnittpunkte und Kombinationen besprachen, so Nowotny, Plachutta und manche andere Kombination, die wir noch behandeln werden. Von dieser Studie nahm die N e u d e u t s c h e S c h u l e ihren Ausgang; es ist vor allem Kohtz, der als Vater der Neudeutschen Schule anzusehen ist. Während die Altdeutsche klassische Schule Aufgaben mit weitverzweigtem Variaritenspiel, Opfern und mattreiner Schlußwendung pflegte, fragt die Neudeutsche Schule nach dem „Zweck" jedes Zuges und verlangt die Darstellung „logischer" Kombinationen, wobei „Logik" und „Zweckreinheit" in dem von uns erläuterten Sinne zu verstehen sind. Hinter diesen beiden Kennzeichen eines neudeutschen Problems treten alle anderen Forderungen wie Mattreinheit und Sparsamkeit im Material zurück; sie sind aber deswegen nicht zu vernachlässigen. Vieles von dem, was Kohtz und Kockelkorn in ihrem Buch niedergelegt haben, hat heute für. uns unverändert Gültigkeit. Wir halten es aber für falsch, jedes Wort ihrer grundsätzlichen Ausführungen als ein Dogma anzusehen, an dem nicht gerüttelt werden darf. Die Problemkunst ist inzwischen ein weiteres halbes Jahrhundert vorangeschritten und manche neue Idee ist hierbei zutage getreten, manche neue Erkenntnis gewonnen worden, die ohne Erweiterung der Gedankengänge von Kohtz und Kockelkorn nicht recht in den Rahmen ihres Systems hineinpassen will. Auch die Problemtheorie muß sich fortentwickeln und kann hierbei vor dem „Katechismus der Neudeutschen" nicht haltmachen.

38

Indische Probleme gibt es heute wie Sand am Meer; jeder Problemkomponist hat einige gebaut. Diese fruchtbare Idee läßt schon rein materialmäßig eine große Zahl von Möglichkeiten zu. Der kritische Zug kann von Läufer, Turm oder Dame ausgeführt werden, und als Sperrsteine kommen alle Steine mit Ausnahme der Dame in Betracht. Aufgabe 31 zeigt z. B. die Kombination Loveday mit einem Springer als Sperrstein und einer zweiten Variante. Die Lösung lautet l.Ldl, Bc4; 2.Sc2, Kb3; 3.Sb4# bzw. 1.—, Kai; 2.Lb3, Bc4; 3.Sc2#. Es ist aber nicht erforderlich, daß nach dem Sperrzug der König das Wirkungsfeld betritt, sondern die vorübergehende Aufhebung der Wirkungskraft des Langschrittlers dient sehr oft dazu, eine schwarze Figur zu entfesseln. Das Wirkungsfeld ist in diesem Fall das Standfeld des schwarzen Steines. Eine besondere Gruppe von indischen Problemen bilden die A b f a n g - I n d e r , bei denen auf dem Schnittpunkt die einzig bewegliche schwarze Figur geschlagen wird. Schließlich gibt es noch „Doppelsetzungen" und sonstige gehäufte Darstellungen der Kombination Loveday sowie Probleme, in denen die Idee des Inders mit anderen Ideen verknüpft ist. Die soeben erwähnte einzig bewegliche schwarze Figur, die wegen Pattgefahr unverletzlich ist, wurde von uns S c h w a r z e r S i e g f r i e d getauft. Mit ihm lassen sich im Schachproblem ganz besondere Wirkungen erzielen, da er fast jede Drohung 31. Dr. W . Maßmann (nach H. Laufs) Deutsche Schachblätter September 1939

Matt in 3 Zügen

32, Dr. K. Fabel Deutsche Schachblätter Juni 1942

Matt in 4 Zügen

gefahrlos parieren kann. Wohin in Aufgabe 32 der weiße Turm auch auf der fünften Reihe zieht, um Matt zu drohen, der schwarze Siegfried in Gestalt des schwarzen Turmes folgt ihm wie ein Schatten. Die Turmzüge nach d5, f5, g5 und h5 sind daher auch nur „Probespiele", und lediglich l.Te5 führt zum Ziel. Wenn Schwarz jetzt mit Te6 das drohende Matt deckt, so zeigt der schwarze Siegfried seine verwundbare Stelle: er kann unter Vermeidung des Patts geschlagen werden, und wir bekommen ein Abfang-Anderssenmatt, das sich von dem obengenannten Abfang-Inder nur durch das Fehlen des kritischen Zuges unterscheidet: 2.T:e6, Ka2; 3 . T e l # wäre dann das Ende. Doch dieses Anderssenmatt ist nur virtuell; denn Herr Schwarz, eingedenk seines Auftrages, stets den besten Zug zu machen, spielt zunächst T c 6 + ! Da 2.Sc4 zu T : c 4 + und 3.L;c4 patt führt, muß Weiß 2,Lc4 antworten, und jetzt erst hinterstellt

39

sich der schwarze Siegfried dem weißen Turm. Nach 2.—, Te6 scheidet 3.T:e6 selbstverständlich wegen Patt aus, und Weiß muß einen neuen Weg beschreiten, um zum Ziel zu gelangen. Mit 3.Kcl und 4.Sc2# ist dieser Weg gefunden. Wir wollen es dahingestellt sein lassen, ob der überdurchschnittlich begabte Herr Weiß dies alles vielleicht schon vorausgesehen hat und vom Beginn des Lösens an das Springermatt als Fernziel vor Augen hatte; wir weisen nur noch darauf hin, daß der Versuch l.Kcl natürlich an T:a3 scheitert, und betrachten dann die Lenkung I.g8—c4 etwas genauer. Sie stellt einen für Weiß schädlichen, antikritischen Zug dar, der den Schnittpunkt e6 unbrauchbar für eine Verstellung macht, und zwar haben wir hier die Antiform eines Abfang-Inders vor uns. Da der Inder zu den kritisch eingeleiteten direkten Kombinationen gehört, muß seine Antiform in der erzwungenen Umkehrung des kritischen Zuges bestehen. Unerheblich ist hierbei, daß der kritische Zug in der Diagrammstellung als geschehen anzunehmen ist; wir hatten bereits früher darauf hingewiesen, daß es für die Darstellung einer Antiform nicht immer notwendig ist, zunächst die Urform im Lösungsablauf zu zeigen. Selbstverständlich bringt uns Aufgabe 32 nur die einfache Antiform, denn die vollständige Antiform müßte mit einem Antisperrzug beginnen. Der gewöhnliche A n t i - I n d e r (also ohne Abfang) ist ebenfalls dargestellt worden, aber auch nur als einfache Antiform. Überzeugende Konstruktionen eines vollständigen weißen Anti-Lovedays, wie sie u. a. auch von uns mehrfach versucht worden sind, erscheinen nicht möglich. Wo sollte Schwarz, der doch kurz vor dem Patt steht, noch die Machtmittel hernehmen, um einen für Weiß schädlichen Antisperrzug und einen ebenfalls schädlichen Antikritikus zu erzwingen? Aufgabe 33 lehrt uns, daß der Zweck des kritischen Zuges, die Brauchbarmachung des Schnittpunktes (c3) für eine Verstellung bzw. die Herbeiführung der „kritischen Anordnung" von Wirkungsstein, Schnittpunkt und Wirkungsfeld, auch durch einen Zug des Wirkungssteins auf einer Parallelen zur Wirkungslinie erreicht werden kann. Die Lösung zeigt den weißen König als Sperrstein und läuft wie folgt: l.Lcl, Ke5; 2. L b 2 + , Kd5; 3.Kc3, Ke5; 4. K c 4 # . An die Stelle des normalen kritischen Zuges tritt hier das zweizügige p e r i k r i t i s c h e Manöver, dem dann genau wie bei der üblichen Kombination Loveday der Sperrzug folgt. Es ist jedoch leicht ersichtlich,

33. A. Ursic

34. J. W. Abbott

Matt in 4 Zügen

Matt in 3 Zügen

Deutsches Wochenschach 10. Oktober 1909

40

Baltimore News 27. April 1890

'daß bei dieser Forrti der Darstellung eines Anderssenmatts der Sperrzug auch dem perikritischen Zug vorgeschaltet werden kann. Das war z. B. der Fall bei der ersten einschlägigen Aufgabe dieser Art, die bereits 1845 von T h. H e r 1 i n veröffentlicht wurde. Analog zu der Bezeichnung Loveday für den Inder wird die Idee der Aufgabe 33 auch H e r 1 i n genannt, während der Ausdruck perikritisch noch auf andere Schnittpunktkombinationen übertragen worden ist, bei denen „kritische Züge auf der Parallelen" erfolgen. Die ebenfalls gebräuchliche Bezeichnung p e r i a n t i k r i t i s c h bedarf hiernach wohl keiner Erläuterung. Aufgabe 34 zeigt uns den kritischen Zug wieder auf der Wirkungslinie, dieses Mal mit einem Turm als Wirkungsstein und dem König als Sperrstein: l.TcS, Kd5; 2.Kc7, Kc5. Das Matt erfolgt jedoch nicht durch Königsabzug, also durch Aufhebung der Verstellung, sondern ganz schlicht durch 3.Te5. Der kritische Zug bezweckt hier also nicht die vorübergehende, sondern die e n d g ü l t i g e A u f h e b u n g d e r W i r k u n g s k r a f t des Turmes. Diese Kombination wird nach 2 Problemkomponisten C h e n e y - L o y d oder auch nur C h e n e y genannt. Vom Standpunkt des Ökonomiegesetzes ist sie zu verwerfen, da der kaltgestellte Turm in der Mattstellung nicht mitwirkt. Wir wiesen aber bereits darauf hin, daß die Neudeutsche Schule die zweckreine Darstellung der Idee vor jede andere Forderung setzt. Außerdem läßt der Cheney eine Konzession zu. An .die Stelle der Aufhebung der Wirkungskraft des Langschrittlers kann eine Einschränkung treten, wie dies Aufgabe 35 zeigt: l,Lal, Kd3; 2.Tb2, Kc3; 3.Tg3#. In dieser Mattstellung ist die Wirkungskraft des Läufers noch spürbar, da er den Turm deckt. Jeder andere Läuferzug auf der Diagonalen als Lal erweist sich hingegen nur als Probespiel: l.Lh8? Kd3; 2.Tb2 patt. Der Cheney-Loyd sieht äußerlich ein wenig aus wie eine weiße Kombination Kling, von der wir gesagt hatten, daß sie im direkten Mattproblem nicht existiere. In beiden Fällen zieht ein Langschrittler kritisch und wird endgültig verstellt, falls nicht eine Gegenaktion der anderen Partei einsetzt, die den Langschrittler wieder antikritisch zurückzwingt. Wenn es sich auch beide Male um direkte weiße Kombinationen handelt, so ist der Sinn der Manöver doch jedes Mal ein ganz verschiedener. Beim Cheney will Weiß ein schwarzes Patt vermeiden und hebt daher die Wirkungskraft des Langschrittlers auf. Beim Kling müßte Weiß danach streben, die Beweglichkeit seines Langschrittlers aufzuheben, um selber patt zu werden. Hierfür läßt sich selbstverständlich in einem direkten Mattproblem keine Begründung konstruieren. Mit dem Inder liegen die Dinge gerade umgekehrt: es läßt sich kein noch so spitzfindiges Motiv entdecken, durch das Schwarz verleitet werden könnte, ein drohendes weißes Patt durch die Kombination Loveday zu parieren. Während also in direkten Mattaufgaben der schwarze Kling und der weiße Inder häufig anzutreffen sind, zuweilen sogar im gleichen Problem (Schwarz spielt sich durch die Kombination Kling patt, und Weiß hebt mit der Kombination Loveday das Patt wieder auf), müssen wir unsere Leser für den weißen Kling und den schwarzen Inder auf die Remisstudie verweisen. Wir wollen aber ausnahmsweise noch einen Schritt weiter gehen und einen solchen schwarzen Inder auch vorführen. Es ist zwar nicht das schönste der bisher bekannten wenigen Beispiele; aber es hat den Vorzug, daß es neben einer schwarzen Kombination Loveday, die allerdings nur virtuell auftritt, auch gleich noch die Antiform zeigt. Wenn Weiß in der Aufgabe 36 mit l.Bd8 beginnt, so antwortet Schwarz mit T:d8 und gewinnt auf 2.B:a6 mit Tc8; 3. Ba7, Ld8; 4.Se7, L:e7+ usw. Die beiden Züge Tf8—d8 und Td8—c8 bilden zusammen den kritischen Zug, und Lf6—d8 ist der Sperrzug. Gleichzeitig sehen wir hier ein Beispiel für die schon erwähnte Möglichkeit,

41

durch das indische Manöver eine Figur zu entfesseln. Der Weg zum Remis geht nun folgendermaßen: l.B:a6, Tb8. Schwarz kombiniert auf jeden Fall indisch. Wenn Weiß mit 2.Bd8 fortsetzt, ist er wieder der Hereingefallene: L:d3, 3.Ba7, Tc8! usw. Weiß spielt daher 2.Ba7 und erzwingt so den schwarzen Antikritikus Tf8; 3.Bd8, T:d8 patt. Nach dieser kleinen Abschweifung verlassen wir die Verstellungen weißer ungleichschrittiger Steine und wenden uns den mit gleichschrittigen Steinen darstellbaren weißen Schnittpunkten zu. Es müßten dies der w e i ß e H o l z h a u s e n und der w e i ß e P l a c h u t t a sein, beides indirekte schwarze Kombinationen, über die 35. Dr. W. Maßmann Deutsche Schachblätter Juli 1940

36. Dr. K. Fabel Schwalbe Juli 1933

Matt in 3 Zügen

Weiß erzwingt remis

wir uns grundsätzlich schon geäußert haben: Schwarz brennt ein Feuerwerk von Schachgeboten und kräftigen Drohungen ab und muß schließlich doch matt werden. Wir können nun tatsächlich kein einwandfreies Beispiel eines weißen Holzhausen mit kritischer Einleitung vorlegen. Ein solches Problem müßte drei Lenkungen enthalten: den kritischen Zug eines Langschrittlers, die Verstellung durch einen gleichschrittigen Stein und die seitliche Ablenkung dieses Steines. Auch die Antiform, der weiße Anti-Holzhausen, harrt noch der Darstellung. Was früher so bezeichnet worden ist, waren einfache Sperrmeidungen, denn Schwarz drohte keinesfalls, die Verstellung des Langschrittlers zu erzwingen. Wir verzichten daher auf die Wiedergabe eines derartigen Problems. Einen reellen weißen Plachutta könnten wir vorführen, sehen aber auch davon ab, da er ebenso wie der weiße Nowotny (s. dort) Duale enthält. Beide weiße Langschrittler haben ja die Möglichkeit, den schwarzen Sperrstein zu schlagen, so daß sich zwei verschiedene Fortsetzungen ergeben. Mit Aufgabe 37 bringen wir jedoch einen virtuellen weißen Plachutta, d. h. also die Darstellung in der Verführung, und zwar in Doppelsetzung. Der Angriffsplan ist einfach. Weiß zieht den Turm auf der dritten Reihe und droht, nach 2.Thl—h2+ auf der ersten Reihe mattzusetzen. Da der schwarze Läufer die Felder dl und f l decken kann, versucht Weiß sein Heil am besten auf der e-Linie oder g-Linie. Auf l.Tg3 folgt jedoch Ld5! 2 . T h 2 + , Lg2!, und l.Te3 wird mit Lc4! 2. T h 2 + , Le21 beantwortet. In beiden Fällen ergeben sich weiße Plachutta-

42

Verstellungen. Die Lösung selbst ist ohne besonderen Reiz. Der weiße Turm betritt doch die d-Linie und schlägt den störenden schwarzen Läufer fort. l.Td3, Lb3; 2.T:b3; 3.Th6 und 4.Ta6#. Einen weißen Anti-Plachutta, also die antikritische Führung eines weißen Langschritt lers über den Plachutta-Schnittpunkt, dessen Besetzung durch Schwarz droht, zeigt Aufgabe 38. Der Plan der Lösung zielt darauf hin, beide schwarze Springer wegzuschlagen und nach 3.—, Kd8 mit 4.Tf8 mattzusetzen. Der Turm a7 muß hierbei das Feld g7 bewachen. Wenn Weiß mit einem belanglosen Abwartezug, z. B. Kg2, beginnt, so besetzt Schwarz mit Sf7 den Schnittpunkt. Schlägt der f-Turm, so lenkt 37. Dr. E. Zepler Münchener Zeitung 21. Dezember 1934

38. A. W . Mongredien Hamburgischer Correspondent 29. November 1925

Schwarz diesen Turm durch den Zug Sg7 seitlich ab und gewinnt für seinen König das Feld f8: 2.Tf:f7, Sg7; 3.T:g7, Kf8! 4.? Schlägt jedoch der a-Turm, so verstellt er ebenfalls seinen Kollegen, so daß dieser nach z. B. Sg3; 3.K:g3, Kd8 nicht mattsetzen kann. Eine interessante Darstellung eines Plachutta-Schnittpunktes, den Weiß mit l.Th7! antikritisch überschreitet. Die Lösung verläuft dann glatt: Sf7; 2.Tf:f7, Sg7; 3.Th:g7, Kd8; 4.Tf8#. Mit den Problemen 24 bis 38 hätten wir die Frage unseres Partiespielers nach Schnittpunkten weißer Steine vorläufig beantwortet. Wir wollen ihn zwar in Kürze noch mit weiteren Kombinationen bekannt machen, in denen Verstellungen gleichschrittiger Steine auftreten, geben aber zunächst eine kurze Übersicht über die bisher besprochenen oder auch nur erwähnten weißen Schnittpunkte und Linien Verstellungen.

43

Weiße Schnittpunkte I.Verstellungen

ungleichschrittiger

Bezeichnung

Initiative u. Wirkung erzwungen, schädlich erzwungen, schädlich erzwungen, schädlich freiwillig, nützlich freiwillig, nützlich

mit Opferstein ohne Opferstein ohne Opferstein vorübergehend endgültig

II. V e r s t e l l u n g e n

Nowotny kjrimshaw Seeberger Anderssen, Loveday (Inder) Cheney-Loyd

gleichschrittiger

Steine

Bezeichnung

Initiative u. Wirkung erzwungen, schädlich erzwungen, schädlich

Steine

mit Opferstein ohne Opferstein

Plaqhutta Holzhausen

U n d nun ein Blick auf ein sehr schönes Schachproblem (Aufgabe 39)! Der unseren Partiespieler etwas verblüffende Schlüsselzug lautet l.Lh3! Das Abspiel Ba5 zeigt ein glänzendes Damenopfer: 2 . D a 6 + ! K:a6; 3.Lc8#, während die Königszüge auf die Felder a8 und b8 zu der Fortsetzung 2.Dg4 und 3.Dc8# führen. Steht in diesem Mattbild der König auf b8, so stützt der Läufer die Dame; steht er jedoch auf a8, so nimmt der Läufer an dem Mattbild nicht teil. Man bezeichnet das dargestellte Läufer/ Damen-Manöver, bei dem sich ein Langschrittler auf einer Linie zurückzieht und für den zweiten Langschrittler, der dann in entgegengesetzter Richtung vorstößt, Platz macht, als eine L i n i e n r ä u m u n g , und zwar spricht man von einer L o y d s c h e n L i n i e n r ä u m u n g , wenn der zurückgezogene Langschrittler die Mattfigur nicht stützt, also bei dem Mattbild nicht mitwirkt (König auf a8). Im anderen Fall (König auf b8), bei dem auf die Linienräumung eine regelrechte Verdoppelung 39. O. Würzburg British Chess Magazine Oktober 1896

Matt in 3 Zügen

44

folgt, wird die betreffende Kombination T u r t o n genannt. Wie in allen bisher behandelten Fällen haben für diese Eigennamen Problemkomponisten Pate gestanden, welche die betreffende Idee erstmalig dargestellt haben bzw. haben sollen. Aufgabe 39 zeigt also nebeneinander einen Turton und die Loydsche Linienräumung. Es ist verständlich, daß bei derartigen Darstellungen im allgemeinen die schwächere Figur (Läufer, Turm) als Räumungsfigur auftritt und die Dame auf der geräumten Linie vorstößt. Das muß jedoch nicht so sein. Vor allem der Turton läßt sich auch in der Form zeigen, daß die Dame für die leichtere Figur räumt oder daß Räumungsfigur und Verdoppelungsfigur gleichartig, also beides Türme sind. Die erstgenannte dieser beiden Unterarten heißt L o y d - T u r t o n , die andere B r u n n e i 40. F. v. Wardener Bohemia Februar 1908

Matt in 3 Zügen T u r t o n . Mit den Aufgaben 40—42 bringen wir nacheinander einen Turton mit Turm und Dame, einen Loyd-Turton mit Dame und Turm und einen Brunner-Turton mit zwei Türmen. Die Lösung der Aufgabe 40 dürfte keine Schwierigkeiten bereiten: l.Ta2, S:g2; 2.Db2; 3JD:g2 bzw. 1.—, Se2; 2.Bg3 usw. Ebenfalls einen Springer als schwarzen Siegfried zeigt Aufgabe 41 mit dem glänzenden Sclilüsselzug l.Dd8! Es ist hier erforderlich, daß sich der Turm vor die Dame stellt, damit Schwarz durch das Schlagen des Springers nicht patt wird: 1.—, Sei; 2.Td7, Sd3; 3.T:d3, Kc2; 4.Tc3#. Ziehen wir die Dame nicht über den Punkt d7 hinweg, so verläuft diese Verführung wie folgt: l.Ddö? Sei; 2.Td7, Sd3; 3. D:d3 patt! Die Darstellung eines Loyd-Turton bereitet erheblich größere Schwierigkeiten als die Konstruktion eines gewöhnlichen Turton. Um so mehr ist zu bewundern, daß die Idee hier sogar in Miniaturform gestaltet ist. Noch kniffliger wird die Arbeit allerdings, wenn ein Brunner-Turton mit zwei Türmen gebaut werden soll. Durch irgendeine Maßnahme muß ja schließlich ein Unterschied zwischen den beiden Türmen begründet werden; denn sonst ist nicht einzusehen, warum der eine Turm räumen soll, damit ein anderer Turm auf der geräumten Linie ziehen kann. Wenn in Aufgabe 42 von E. B r u n n e r Weiß mit dem Schlüsselzug den Turm c4 nur nach f4 zieht, so folgt K:c5; 2. Tgl—g4, Kc6; 3.Tc4+, Kd71 Die Ver-

45

41. Dr. E. Zepler Dr. PalitzschsGedenkturnier 1932. 3. Preis

Matt in 4 Zügen

42. £ . Brunner Akademische Monatshefte 1910

Matt in 3 ZUgen

Stellung des Läufers darf also keine endgültige sein, da sonst der schwarze König ein Fluchtfeld erhält. Daher muß der andere Turm nach g4 gebracht werden: l.Th4, 2.Tgg4 und 3.Tc4#l Der Unterschied zwischen den beiden Türmen besteht hier darin, daß der mattsetzende Turm vorübergehend die Läuferlinie sperren kann, während der lediglich stützende Turm den Schnittpunkt g4 nicht besetzen darf. Bei der Linienräumung und dem Turton handelt es sich um Manöver gleichschrittiger Steine, so daß die Frage nach dem hierbei auftretenden etwaigen Schnittpunkt berechtigt erscheint. Vergleicht man den Schlüsselzug der Aufgabe 39 mit dem kritischen Zug in einem Inder, so fällt — geometrisch gesehen — eine gewisse Ähnlichkeit auf. In beiden Fällen überschreitet ein Langschrittler ein Feld, das später von einem zweiten Stein besetzt wird. Beim Inder bewirkt diese Besetzung eine Verstellung des Langschrittlers oder — wie man sich auch ausdrückt — eine E i n s c h a l t u n g p a s s i v e r W i r k u n g s k r a f t ( = Masse), bei der Linienräumung und dem Turton jedoch eine E i n s c h a l t u n g a k t i v e r W i r k u n g s k r a f t . Trotz dieses ganz verschiedenen Zwecks bei beiden Kombinationen hat K o h t z in dem bereits genannten Buch „Das indische Problem" den die Linie räumenden Zug ebenfalls als einen kritischen Zug angesprochen, der den Schnittpunkt „brauchbar" macht. Man bezeichnet den Zug deshalb auch als Räumungskritikus. Hier ist jedoch einer der Punkte, wo manche Problemtheoretiker glauben, von der Kohtzschen Lehre abgehen zu sollen. Die Kennzeichnung der Linienräumung als ein kritisches Manöver ist daher wiederholt angegriffen und u. a. der Standpunkt vertreten worden, daß es sich dabei um einen.antikritischen Zug handle. Für uns kann es hier nur e i n e Erläuterung des Zuges geben, die aus unseren bisherigen Darlegungen ganz zwanglos folgt: In der Aufgabe 39 ist der Läufer auf d7 zweifellos ein Sperrstein, welcher der Dame auf ihrem Wege nach c8 hinderlich ist und daher auf der Linie c8—h3 so weit zurückgezogen wird, bis das spätere Standfeld der Dame (g4) überschritten ist. Betritt jetzt die Dame das.Feld g4, so befindet sich der Sperrstein Läufer nicht mehr zwischen der Dame (Wirkungsstein) und ihrem Wirkungsfeld c8. Die Linienräumung erweist sich also als eine Bewegung eines Sperrsteins auf der Wirkungslinie eines Langschrittlers.

Einen ähnlichen Zug haben wir in der Aufgabe 23 schon kennen gelernt. Dort zog ein Sperrstein auf der Wirkungslinie derart, daß eine „kritische Anordnung" (Wirkungsstein—Sperrstein—Wirkungsfeld) entstand: er zog m e t a k r i t i s c h . Entgegengesetzt ist die Tendenz des Läuferzuges bei der Linienräumung der Aufgabe 39. Der Läufer bewegt sich so, daß eine „antikritische Anordnung" (Sperrstein—Wirkungsstein—Wirkungsfeld) entsteht: er zieht a n t i m e t a k r i t i s c h ! Linienräumungen sind hiernach als Züge eines Sperrsteins von antikritischer (befreiender) Wirkung anzusehen, bei denen das (spätere) Standfeld des Wirkungssteins überschritten wird. Diese zweifellos klare Deutung der Linienräumung wurde erstmalig von H . K l ü v e r gegeben. Sie schafft Einheitlichkeit in der Betrachtung aller Schnittpunktkombinationen, indem sie als gleichberechtigt neben die sdinittpunktüberschreitenden Züge solche Züge stellt, die das Standfeld des Wirkungssteins oder auch das Wirkungsfeld überschreiten, und als Zweck aller dieser Züge nur die Brauchbarmachung ( = kritisch) oder Unbrauchbarmachung ( = antikritisch) des Schnittpunkts für eine Verstellung igelten läßt. Selbstverständlich wird nicht geleugnet, daß der Zweck der K o m b i n a t i o n T u r t o n die Verdoppelung in der gewünschten Reihenfolge ist. Im Rahmen dieser Kombination besteht jedoch der Zweck des ersten Zuges darin, den Schnittpunkt, d. h. also das Standfeld des Sperrsteins, durch Überschreitung des späteren ¡Standfeldes der Verdoppelungsfigur so zu verlegen, daß keine Verstellung mehr erfolgen kann. Der Vorplan der Kombination Turton ist also ein Antimetakritikus, ein räumender Zug. Diese Betrachtungsweise hat weitgehende Anerkennung gefunden, sie hat aber auch, wie jede fortschrittliche Anschauung, heute noch ihre Gegner. Es sind dies zumeist Problemtheoretiker, die grundsätzlich jede Abweichung von den Gedankengängen der Altmeister Kohtz und Kockelkorn ablehnen. W i r halten es jedoch für müßig, mit ihnen zu streiten. Ein Teil der Gegner sind leider auch Theoretiker, welche die dargelegte Auffassung der Linienräumung gar nicht begriffen haben; denn sonst könnte es nicht immer wieder vorkommen, daß sie behaupten, beim metakritischen Zug überschritte der Sperrstein d e n Schnittpunkt. Das ist selbstverständlich Unsinn; der Sperrstein kann schließlich nicht über sich selbst springen. W i r zweifeln nicht, daß unsere Leser hingegen unseren Gedankengängen folgen konnten. Es wird ihnen dann nicht schwer fallen, die in den folgenden Problemen dargestellten Manöver zu deuten. Vielleicht bringen sie auch ebenso wie unser Partiespieler den Räumungs- und Verdoppelungskombinationen besonderes Interesse entgegen, weil sie darin altbekannte Manöver aus der Schachpartie wiederfinden. Auch die vollständige Kombination Turton ist in Schachpartien schon wiederholt angewendet worden. Aufgabe 43 zeigt ebenfalls eine Verdoppelung, und zwar soll wieder die Dame vor dem Läufer zu stehen kommen. Dies wird durch die Zugfolge l.Df5, 2.Le4 ermöglicht, die der Dame im dritten Zuge zum Matt auf h7 oder g6 verhilft. W i e der Versuch l . L e 4 ? sofort erkennen läßt, ist der Läufer nicht nur Stützfigur, sondern auch Sperrstein, und der Schlüsselzug ist ein Zug, der den Schnittpunkt e4 so überschreitet, daß dieser unbrauchbar für eine Verstellung wird, also ein antikritischer Zug. Diese antikritisch eingeleitete Kombination wird Z e p l e r - T u r t o n genannt. Niemand wird bestreiten wollen, daß sich nach geschehenem Antikritikus der Schnittpunkt e4, die Wirkungsfigur f5 und die Wirkungsfelder g6 bzw. h7 in antikritischer Anordnung befinden. Es handelt sich dabei jedoch um die gleiche Reihenfolge der

47

Felder, die auch durch die Kombination Turton selbst erreicht wird. Folglich muß der Einleitungszug zum Turton ebenfalls antikritische Tendenz aufweisen und kann nicht als kritisch bezeichnet werden. Erwähnt sei noch, daß Aufgabe 43 die Zugfolge l.Ldl, 2.Lc2 als Verführung enthält. Dieses Manöver wäre als p e r i a n t i m e t a k r i t i s c h zu bezeichnen, d. h. als eine antikritische Sperrsteinbewegung auf der Parallelen zur Wirkungslinie. Es scheitert jedoch an 2 — , B e l D + . Kehren wir nun nochmals zur Aufgabe 39 zurück! Wir wollen uns vorstellen, es sei am oberen Rand des Schachbretts noch ein Feld b9 angeklebt. Dann wäre diese Aufgabe auch durch den Zug l.Ld7—b9 lösbar. Auf Kb8 würde wie bisher 2.Dg4 folgen, und das Matt durch 3.Dc8 wäre ebenfalls unvermeidbar. Welches wäre jedoch der 43. F. Palatz La Vie Rennaise 3. Januar 1931

Matt in 3 Zügen

44. M. Marble The Theory of PawniPromotion 1912

Matt in 3 Zügen

Sinn des Zuges Ld7—b9? Offensichtlich hätten wir hier eine neue Möglichkeit, den lästigen Sperrstein Läufer, der nur noch als Stützfigur benötigt wird, aus dem kritischen Bereich zwischen dem Wirkungsstein (Dg4) und dem Wirkungsfeld (c8) herauszuschaffen, und zwar durch eine Bewegung, die in der gleichen Richtung verläuft wie der spätere Vorstoß der Mattfigur. Hierbei würde der Sperrstein das Wirkungsteld überschreiten. Ein solches Manöver wird B a h n u n g oder H e a 1 e y oder auch B r i s t o l genannt nach der Erstdarstellung durch F. Healey im Bristoler Problemturnier 1861. Der Unterschied zwischen der Linienräumung, kurz auch nur Räumung genannt, und der Bahnung ist folgender: Bei der Räumung bewegt sich der Sperrstein in entgegengesetzter Richtung wie der Wirkungsstein, für den geräumt wird, und überschreitet hierbei das (spätere) Standfeld des Wirkungssteins. Bei der Bahnung bewegt sich der Sperrstein in gleicher Richtung wie der Wirkungsstein, für den gebahnt wird, und überschreitet hierbei das Wirkungsfeld. Beide Züge sind antimetakritische Bewegungen. Aufgabe 44 zeigt uns eine zweckreine Bahnung durch den Läufer für eine dürch Umwandlung entstehende Dame. Der Läufer wird hier nicht als Stützfigur benötigt, so daß die Aufgabe sogar dadurch gelöst werden kann, daß man im ersten Zuge den Läufer vom Brett nimmt. Die Lösung lautet l.Lal, K:g2; 2.Bh8D, Kf2; 3.Db2#. Das

48

überschrittene Wirkungsfeld ist hier das Feld b2. Die Bahnung ist in diesem Problem als dreizügiges Manöver dargestellt, weil der Wirkungsstein erst im zweiten Zuge die Wirkungslinie betritt. Es liegt jedoch auf der Hand, daß sich der Wirkungsstein bei der Bahnung im Gegensatz zur Räumung auch von vornherein auf der Wirkungslinie befinden kann. Wir erhalten dann ein nur zweizügiges Manöver, das beispielsweise in Aufgabe 45 dargestellt ist. Der Schlüssclzug lautet selbstverständlich La8. Je nach der Stellung des Königs wird der Läufer noch als Stützfigur benötigt oder ist nur ein aus dem Wege geschaffter Sperrstein. Eine besondere Abart der Bahnung ist die O p f e r b a h n u n g . Hier ist die dem Sperrstein zur Verfügung stehende Bahnungslinie nicht lang genug, um eine Überschreitung des Wirkungsfeldes zu gestatten. Äußerstenfalls gelangt der Sperrstein bis

45. Dr. K. Fabel

Schach in USSR Januar 1937

46. J. Möller

Nationaltidende 15. Dezember 1918

auf das Wirkungsfeld und steht dann immer noch im Wege. Weiß zieht ihn daher auf ein Feld, auf dem er von einer schwarzen Figur geschlagen wird, und erreicht auf diese Weise einen ungehinderten Durchgang für den Wirkungsstein. In Aufgabe 46 würde der Zug l.TaS—i8 ausreichend bahnen. Da jedoch kein Feld i8 vorhanden ist, zieht der Turm nur bis g8 und wird dort geschlagen: l.Tg8 (droht B a 8 D # ) , L:g8; 2 . B a 8 D + , La2; 3. D h 8 # . Wenn die räumende oder bahnende Figur ihren Weg in Etappen zurücklegt, spricht man von einer S t u f e n r ä u m u n g bzw. S t u f e n b a h n u n g . Ein etwas komplizierteres Beispiel der Stufenbahnung ist Aufgabe 47. Unsere Leser sollen hier einmal wieder einen schwerer verdaulichen Bissen vorgesetzt bekommen. In der Hauptvariante zieht der weiße Läufer zunächst zwei Felder vorwärts, dann ein Feld zurück und schließlich wieder zwei Felder vorwärts. Jeder dieser drei Züge ist mit einer Mattdrohung auf der Schrägen dl—h5 verbunden. Der letzte Zug erweist sich schließlich als eine ausreichende Bahnung, uni der Dame den Mattzug nach b5 zu gestatten. Die vorgeschalteten Läuferzüge bezwecken die Befreiung der fünften Reihe von schwarzen Bauern und die Herbeiführung einer Grimshaw-Verstellung auf e4. Die Aufgabe gehört also zu den Problemen mit gestaffelten Vorplänen. Die Lösung

49

lautet l . L b 5 ! "Bc4; 2.Lc6, Be4; 3.La4, Lc2; 4 . D b 5 # bzw. 1 — , B d 3 ; 2. Lc6, Be4; 3.L:e4 und 4 . L f 3 # . Die Leser mögen herausfinden, an welchen Gegenzügen eine Umstellung der Läuferzüge wie z. B . l.Lcö, 2.Lb5 scheitert. Unser Partiespieler hat dank der bereits genossenen Schulung auch dieses Problem ohne allzu große Schwierigkeiten bewältigt. Wenn er jedoch das ganze bis jetzt verarbeitete Wissen nochmals überprüft, scheint ihm eine Lücke vorhanden zu sein Obwohl die Besprechung der Kombinationen mit gleichschrittigen schwarzen Steinen 47. Dr. K. Fabel und F . Palatz Vossische Zeitung

48. F . Palatz und Dr. K. Fabel Schwalbe Oktober 1932

Matt in 4 Zügen

Matt in 3 Zügen

bereits abgeschlossen ist, sind ihm Begriffe wie schwarze Bahnung, schwarzer Turton und ähnliche bis jetzt fremd geblieben. Sollte es derartige Kombinationen wirklich nicht geben? Man könnte sich doch recht gut vorstellen, daß Schwarz in Abwehr feindlicher Angriffe ein Verdoppelungsmanöver oder eine Linienräumung durchführt. Nun, derartige Ideen sind zweifellos dargestellt worden. Als Kombinationen in der Verteidigung sind sie jedoch verhältnismäßig rar..Wir hielten es für zweckmäßig,, unseren Lesern die Räumung und die Bahnung zunächst als Kombinationen im Angriff vorzuführen, denn es sind nun einmal ausgesprochene Angriffsmanöver. Jetzt holen wir jedoch das Versäumte nach und zeigen wenigstens einen Teil der besprochenen Kombinationen auch mit schwarzen Steinen. Aufgaben mit zwei aktiven langschrittigen schwarzen Figuren, die im Zaum gehalten werden müssen, erfordern naturgemäß etwas mehr Material als die bisher gebrachten Miniaturdarstellungen weißer Räumungen und Bahnungen. Verhältnismäßig sparsam gebaut sind noch solche Probleme, in denen die schwarze Kombination nur virtuell auftritt, also nur in der Verführung als Parade unzureichender Lösungsversuche. So zeigt uns Aufgabe 48 eine schwarze Bahnung, an der ein weißes Probespiel scheitert. Mit dem Schlüsselzug muß der weiße Turm das Feld f4 räumen, um 2.Sf4 und 3.Sg6# zu ermöglichen. Schwarz hat zwei Züge Zeit, um Gegenmaßnahmen zu treffen. Verläßt der weiße Turm mit z . B . l.Tf5 die 4. Reihe, so fesselt Schwarz durch 1.—, T a l und 2.—, Ta4 den weißen Springer und das Matt kann nicht erfolgen. Bleibt der Turm jedoch auf der 4. Reihe und zieht z. B . nach g4, so verteidigt sich Schwarz durch ein

50

Bahnungsmanöver 1.—, T a l ; 2.—, D b l und deckt das Mattfeld g6. W e i ß muß daher den Schnittpunkt der beiden Linien a4—g4 und b l — g 6 besetzen. l.Te4 ist der richtige Schlüsselzug. In dem Fünfzüger N r . 4 9 mit schwarzer Dame und schwarzem Läufer droht l . B b ö die beiden Fortsetzungen 2.Bb7, 3 . S c 8 + , L:c8, 4 . B : c 8 S # bzw., falls Schwarz 2.— , Dg4 zieht, 3.Ka8 und 4 . B b 8 D # . Beide Drohungen werden durch die Linienräumung Lf5—h3 pariert. Fährt W e i ß jetzt seiner ursprünglichen Absicht entsprechend mit

49. Dr. K. Fabel

50. Dr. K. Fabel

Die Welt 29. Mai 1948 5. Preis im Problemturnier

Schwalbe Dezember 1938 E. Brunner f gewidmet

Matt in 5 Zügen

Matt in 4 Zügen

2.Bb7 fort, so folgt 2.—, Dg4!, und die schwarze Dame ist in der Lage, auf der geräumten Linie vorzustoßen und das Matt zu verhindern. W e i ß erzwingt daher mit 2.Bf5 (droht 3 . S c 8 # ) die Umkehrung des Räumungszuges L:f5 und führt dann seinen Angriffsplan ungestört zu Ende. Die Aufgabe zeigt demnach eine reelle schwarze Linienräumung und ihre Antiform. Die Räumung ist eine direkte, für den Ausführenden nützliche Kombination; folglich ist ihre Antiform, d . h . also die Umkehrung des Vorplanzuges, ein erzwungenes, schädliches Manöver. Die Antiform zur Linienräumung wird auch V e r r ä u m u n g genannt und die Antiform zur Bahnung entsprechend V e r b a h n u n g . Wir haben darauf verzichtet, Antiformen der weißen Räumung und Bahnung vorzuführen, da — wie schon wiederholt dargelegt. — solche Lenkungen weißer Steine zumeist nur in recht schematischen Aufgaben höherer Zügezahl zu finden sind. Antiformen direkter schwarzer Kombinationen sind hingegen einfacher zu bauen. S o läßt sich ein s c h w a r z e r A n t i - T i i r t o n oder auch ein A n t i - L o y d - T u r t o n in ähnlicher Weise wie die Verräumung der Aufgabe 49 ohne großen Aufwand an Material und Zügen darstellen. Als besonders kniffliges Beispiel dieser Gattung zeigen wir in Aufgabe 50 einen schwarzen A n t i - B r u n n e r - T u r t o n . Es handelt sich also um ein Beispiel mit zwei schwarzen Türmen, zwischen denen durch eine besondere technische Maßnahme ein Unterschied konstruiert worden ist. Ahnlich wie bei dem weißen Brunner-Turton der Aufgabe 42 besteht diese M a ß nahme auch hier darin, daß die Verdoppelung der Türme zugleich mit der Verstellung

51

einer Läuferlinie verbunden ist. Wenn Weiß in der Aufgabe 50 mit l.Sa3 die sofortige Verdoppelung Tdl—d5 erzwingt, so ist nach 2.Sc7:b5+, T:b5 der Läufer f7 in der Lage, das auf c4 drohende Matt zu decken. Wir haben also einen schwarzen BrunnerTurton vor uns, dessen räumender Vorplan in der Diagrammstellung bereits ausgeführt ist. Weiß erzwingt nun mit 1 .Tc5 (droht S :b5#) die Umkehrung des schwarzen antimetakritischen Zuges und siegt dann nach T:c5 (Metakritikus, Verräumung) mit 2.Sa3, Tdd5; 3.Sc7:b5+, T:b5; 4.Sc4#. Mit diesen drei Beispielen glauben wir den Nachweis erbracht zu haben, daß die als Räumung und Bahnung bezeichneten Manöver bzw. ihre Antiformen auch mit schwarzen Steinen darstellbar sind. Ehe wir nun das Gebiet der Schnittpunktkombinationen endgültig verlassen, sollen noch einige weitere Lücken geschlossen werden, zu denen vor allem d i e g e m i s c h t f a r b i g e n V e r s t e l l u n g e n rechnen. Der Begriff des weiß-schwarzen und des schwarz-weißen Schnittpunktes ist uns schon gelegentlich begegnet, und zwar beim Nowotny (Aufgaben 10, 11 und 27) und beim Plachutta (Auf-

51. K. A. L. Kubbel Deutsches Wochenschach 14. 2. 1909

52. Dr. W Maßmann (nach Th. Siers) Dt. Schachbl., Nov. 1938

53. A. Chéron Hamburg. Correspondent 13. 7. 1930

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

gaben 21, 22 und 37). Dort wurden z. B. schwarze Langschrittler vorübergehend durch einen weißen Sperrstein verstellt. Die folgenden Probleme sollen einige weitere Beispiele derartiger weiß-schwarzer und schwarz-weißer Verstellungen zeigen. In Aufgabe 51 beginnt Weiß mit einem kritischen Zuge l.Lh8. Dieser Zug hat eine Einschränkung der Wirkungskraft des Läufers zur Folge und vermeidet nach Sf6; 2.Dg6 das Patt. Es folgt Ke5 und 3.De4#. Von einem Cheney-Loyd unterscheidet sich diese gemischt-farbige Kombination im wesentlichen nur dadurch, daß der Sperrstein schwarz ist. Einen schwarz-weißen Schnittpunkt mit schwarzem Kritikus und weißem Sperrstein bringt Aufgabe 52. Der Schlüsselzug l.Lh4 droht Sg7# und erzwingt Lh6. Jetzt sitzt der Läufer in der Falle, denn es folgt 2.Lg5, L:g5 (blockt); 3.Sg7#. Dieses Problem bildet die erste Miniaturdarstellung der sogenannten M a u s e f a l l e . Auch Aufgabe 53 zeigt einen schwarz-weißen Schnittpunkt in Gestalt eines g e m i s c h t f a r b i g e n S e e b e r g e r s . Von den Auswahlzügen des weißen Springers, die sämtlich T h l + drohen, sind die Züge nach g4, f7 und g8 nur Probespiele; l.Sf5 ist hingegen der richtige Schlüsselzug. Es folgt L:h8 (Seeberger-Kritikus); 2.Sg7 (Sperrzug), L:g7 (infolge Zugzwang) und 3.L:g7#.

52

Eine zweifarbige (weiß-schwarze) Verräuraung schließlich ist in dem Zweizüger 54 dargestellt. Der Zug l.Lh7—d3 bewirkt vorbeugend eine Linienverstellung und Entfesselung des Turms. Man erkennt diese Wirkung sofort, wenn man sich klar madit, daß der Versuch 1 .Lg6 an Le4 und nicht an Lg2 scheitert. Die eben besprochenen Aufgaben zeigen uns nicht nur gemischtfarbige Verstellungen, sie zeigen uns auch — ebenso wie zahlreiche der vorhergehenden Probleme — den kritischen Zug als fast unentbehrliches Hilfsmittel bei der Darstellung von Schnittpunktkombinationen der verschiedensten Art. Vergegenwärtigen wir uns nochmals den Sinn und Mechanismus des kritischen Zuges: der Wirkungsstein überschreitet den Schnittpunkt und macht diesen für eine Verstellung brauchbar, oder — mit anderen Worten — er stellt aus der antikritischen Anordnung Schnittpunkt—Wirkungsstein— 54. H. Weenink Oprechte Haarlemsche Courant 19. April 1926

Matt in 2 Zügen Wirkungsfeld (bzw. Wirkungsobjekt) die kritische Anordnung Wirkungsstein— Schnittpunkt—Wirkungsfeld (Wirkungsobjekt) her. Wir haben auch bereits erfahren, daß das gleiche Ergebnis noch auf eine zweite Art erzielt werden kann: der Sperrstein überschreitet das (spätere) Standfeld des Wirkungssteins oder das Wirkungsfeld, d . h . also der Schnittpunkt wird auf der Wirkungslinie verlagert. Diese Art von kritischem Zug wird metakritisch genannt, der normale kritische Zug zum Unterschied auch o r t h o k r i t i s c h . Die Feststellung liegt nahe, daß noch eine dritte Art von Manöver möglich sein muß, um eine antikritische Anordnung in eine kritische überzuführen, und zwar handelt es sich dabei um eine Verlagerung des Wirkungsfeldes, d . h . also um eine Bewegung des Wirkungsobjektes auf der Wirkungslinie,.bei der ebenfalls der Schnittpunkt überschritten und für eine Verstellung brauchbar gemadit wird. Diese Art von kritischem Zug wird p a r a k r i t i s c h genannt. Der P a r a k r i t i k u s , auch O r l i m o n t scher Zug genannt (nach dem Pseudonym P. A. Orlimont eines verstorbenen Problemkomponisten), wandelt also die antikritische Anordnung Wirkungsstein—Wirkungsobjekt—Schnittpunkt in die kritische Anordnung Wirkungsstein—Schnittpunkt—Wirkungsobjekt um. Zwei Beispiele sollen dies erläutern.

53

In Aufgabe 55 ist 1 .Ld6—f8 ein parakritischer Zug, mit dem der Läufer vor dem Geschlagenwerden flüchtet. Der schwarze Läufer, der wegen Sc3 + und T b 3 # des Feld c3 bewachen muß, ist der Wirkungsstein und e7 der Schnittpunkt, der von dem Wirkungsobjekt überschritten wird. Schwarz antwortet Be4 und kann nach 2.Te7 (Sperrzug) den weißen Läufer nicht mehr schlagen. Um 3.T:e4 zu verhindern, zieht Schwarz 2.—, L:e7 und wird dann durch 3. L:e7, 4. Sc3 mattgesetzt. Die ideegemäße Verführung l.Lc5, B e 4 ; 2.Te7, L : c 5 ! 3 . T : e 4 + , Lb4 zeigt die Bedeutung des parakritischen Schlüsselzuges. Auch der Inder kann parakritisch eingeleitet werden, wie sich aus der steinreichen Aufgabe 56 ergibt. Mit den Zügen l.Sh3 + , Ke4; 2.Ld4, K:d4 überschreitet das Wirkungsobjekt, in diesem Fall der schwarze König, den Schnittpunkt e4, und es folgt jetzt ein Anderssen-Matt 3.Be4, B : h 3 ; 4. B e 5 # ! 55. A . W . Mongredien Chess Amateur 1924

Matt in 4 Zügen

56. Dr. F . Palitzsch Deutsches Wochenschach 1918

Matt in 4 Zügen

Orthokritikus, Metakritikus und Parakritikus sind also die drei gleichberechtigten Vertreter des kritischen Zuges. Zu ihnen gesellen sich die rückläufigen Bewegungen antiorthokritisch, antimetakritisch und antiparakritisch, und alle diese Züge können auch noch auf der Parallelen ausgeführt werden, d. h. also perikritisch, woraus sich weitere neckische Wortkombinationen ergeben. Eine ganze Reihe' dieser vielen Zugärten haben wir unseren Lesern bereits vorgeführt, vor allem naturgemäß den normalen kritischen (orthokritischen) Zug, der als Vorplan vieler Schnittpunktkombinationen auftritt. Es ist nun nicht Aufgabe dieses Buches, für alle nur denkbaren Möglichkeiten der Schnittpunktüberschreitung und Schnittpunktumgehung Beispiele zu bringen; sondern wir müssen uns auf das bisher Gebrachte beschränken, um auf dem noch verfügbaren Raum einige weitere Erscheinungen aus dem unerschöpflichen Gebiet des Schachproblems erläutern zu können. Aufgabe 25 hatte uns bereits mit einer logischen Kombination bekanntgemacht, die nicht zu den Schnittpunktkombinationen gehört und als B e u g u n g bezeichnet wird. Ehe wir jedoch einige weitere Darstellungen dieser Idee betrachten, wollen wir uns rückschauend darüber klar werden, daß jede Kombination grundsätzlich in vier verschiedenen Erscheinungsformen auftreten kann:

1. 2.. 3. 4.

als als als als

K o m b i n a t i o n im Angriff, K o m b i n a t i o n in der Verteidigung, A n t i f o r m v o n 1., A n t i f o r m v o n 2.

A l s Beispiele seien genannt 1. ein weißer T u r t o n , 2. ein schwarzer T u r t o n , 3. ein waißsr A n t i - T u r t o n und 4. ein schwarzer A n t i - T u r t o n . W i r hatten uns allerdings damit abfinden müssen, daß nicht immer alle vier Erscheinungsformen im direkten Mattp r o b l e m darstellbar sind. Es sei z. B . an den weißen Kling und an den schwarzen Inder erinnert. Auch dürfte es w o h l die Kegel sein, d a ß jeweils eine der vier M ö g lichkeiten besonders leicht zu konstruieren und daher auch besonders häufig anzutreffen ist wie etwa ein schwarzer G r i m s h a w oder ein weißer T u r t o n , während die anderen drei bei weitem schwieriger darzustellen und deshalb entsprechend seltener sind. Diese Feststellungen behalten auch bei solchen logischen K o m b i n a t i o n e n ihre Gültigkeit, die wie die B e u g u n g nicht zu den Schnittpunktkombinationen gehören. M a n kennt die Beugung praktisch nur als indirekte weiße K o m b i n a t i o n , also dargestellt mit Hilfe von Lenkungen schwarzer Steine. Versuche, eine „weiße B e u g u n g " zu konstruieren, führten zu wenig überzeugenden Ergebnissen. Auch k ö n n e n wir kein B e i spiel einer „ A n t i - B e u g u n g " vorlegen. Für diesen A u s f a l l entschädigt uns die eigentliche Beugung jedoch reichlich, da sie vielerlei Darstellungsmöglichkeiten zuläßt, wie z. B . die L e n k b e u g u n g , B l o c k b e u g u n g , S p e r r b e u g u n g und U m Wandlungsbeugung. 57. F . P a l a t z Deutsche Schachblätter August 1940

58. D r . K . F a b e l Schwalbe J u l i 1933 (Ehrenpreis im 3. Q u a r t a l )

Matt in 4 Zügen

Matt in 4 Zügen

Es erscheint zweckmäßig, daß wir uns den Begriff der B e u g u n g nochmals klarmachen: G e g e n eine weiße D r o h u n g verfügt Schwarz über eine gute Verteidigung (Parade) und eine schlechte Verteidigung. Durch den V o r p l a n wird die Parade ausgeschaltet, so daß bei A u s f ü h r u n g der D r o h u n g nur noch die schlechte Verteidigung zur Verfügung steht. A u f g a b e 25 zeigte eine L e n k b e u g u n g : die gute Verteidigung Lh3 wird durch die perikritische Lenkung L : b 7 ausgeschaltet. A u f g a b e 57 ist ein vortreffliches Beispiel einer B l o c k b e u g u n g mit gestaffelten V o r p l ä n e n . D e r Versuch l . K g ö ? mit doppelter

Mattdrohung scheitert an L e 4 + ; 2. Kf6, S d 5 + ! , und der Versuch l . K f ö ? wird ebenfalls mittels S d 5 + zunichte gemacht. Durch entsprechende Lenkung wird nun erreicht, daß zunächst der schwarze Läufer dem Springer das günstige Feld d5 blockt und dann der Springer dem Läufer das Feld e4, und zwar beginnt W e i ß mit l.Keö (droht L f 7 # ) . Es folgt L d 5 + ; 2. Kf6, S e 4 + (die gute Verteidigung Sd5 ist durch Blockung ausgeschaltet) ; 3.Kg6, L f 7 + ; 4. L : f 7 # . P e s weiteren ein Beispiel der Sperrbeugung. Wenn in Aufgabe 58 W e i ß sofort l.Lc8 spielt, so pariert Schwarz mit Lf5. Dieser Zug ist die gute Verteidigung. 1.—, Lc4 ist hingegen eine schlechte Verteidigung, da sich die Läuferlenkung nach c4 als F e r n b l o c k auswirkt: 2.Sf5 + , Kd5; 3 . L b 7 # . Um die gute Verteidigung auszuschalten, zerlegt W e i ß den sperrmeidenden Zug Lg4—c8 in zwei Teile und beginnt mit l . L e 6 ! Da der weiße Läufer jetzt das Feld d5 beherrscht, ist der schwarze Läufer zur Vermeidung eines Springermatts an seinen Platz gefesselt. Es liegt Zugzwang vor, und Schwarz muß durch den einzig verfügbaren Zug Be4 die Läuferlinie nach f5 sperren. Die Fortsetzung 2.Lc8 kann daher nur noch mit Lc4 beantwortet werden und führt in der angegebenen Weise zum Matt. Schließlich noch die Umwandlungsbeugung. In Aufgabe 59 scheitert der Versuch l . T c 8 an B e l D und l . T d 8 an B e l S ! 2. Tc8, B f l D + . W e i ß schaltet daher diese guten Verteidigungen aus, indem er die Unterverwandlung beider schwarzer Bauern erzwingt: l.Tg8, B f l S ; 2.Td8, B e l S ; 3. T c 8 ; 4. T c 3 # . B e i diesen Beugungsaufgaben soll es sich um Darstellungen logischer Kombinationen handeln. W i r wollen dies an einem Beispiel nachprüfen, und zwar an der Aufgabe 58. Es ist also notwendig, daß eine bestimmte Wirkung des Vorplans lediglich zu dem Zweck herbeigeführt wird, damit eine bestimmte Wirkung des an sich sofort ausführbaren Hauptplans erfolgreich wird. Der Hauptplan ist der Zug Lc8 mit der Mattdrohung Te6, die den Zug Lc4 erzwingen will. Die Mattdrohung bleibt jedoch erfolglos, solange Schwarz mit Lf5 parieren kann. Sinn des Vorplans ist nun einzig und allein, den Sperrzug B e 4 zu bewirken, so daß dann der Zug Lc8 mit seiner Mattdrohung den erwünschten Zug Lc4 nach sich zieht. In der Beugung liegt also tatsäcb lieh eine logische Kombination vor.

59. E. M. H. Guttmann Miniatures strategiques 1935

Matt in 4 Zügen

56

In bezug auf Vielseitigkeit und Fruchtbarkeit wird die Beugung jedoch von einer anderen Idee bei weitem übertroffen. Diese wird als r ö m i s c h e I d e e bezeichnet, und Aufgaben, welche diese Idee zeigen, werden kurz R ö m e r genannt. Während bei den Schnittpunkten und Schnittpunktkombinationen fast ausschließlich Problemkomponisten ihre Namen hergegeben haben, um die Taufe zu vollziehen, lernen wir hier eine logische Kombination mit einer geographischen Bezeichnung kennen. Der Anlaß für eine derartige Benennung (Hamburger, Dresdner, Münchener, Schweizer Idee) kann ein ganz verschiedener sein. Beispielsweise ist die betreffende Stadt oder das Land die Heimat des Aufgaben Verfassers, der die Idee erstmalig dargestellt hat, oder dieser widmet die Idee einem Problemfreund in der betreffenden Stadt usf. Dies soll uns hier jedoch wenig kümmern. Der Römer enthält folgende Kombination: Eine weiße Drohung kann Schwarz mit einem bestimmten Stein decken. Durch den Vorplan wird dieser Stein so gelenkt, daß er die Drohung immer noch in a n a l o g e r W e i s e decken kann, hierbei jedodi eine neue Schädigung hervorruft. Die Art dieser Schädigung bietet eine willkommene Möglichkeit, um die vielen Darstellungen der römischen Idee, die an Zahl die Inder bald erreichen, zu unterteilen. Man kennt Schlagrömer, bei denen der deckende Stein geschlagen wird, Blockrömer, in denen er für den König blockt, Verstellungsrömer, bei denen der Stein einen Langschrittler verstellt, Entfesselungsrömer und andere mehr. Zunächst ein Blockrömer. In Aufgabe 60 scheitert der Versuch 1 .Ld7 mit der Drohung Tf5# an Ld3. Weiß lenkt nun diesen Läufer römisch, indem er mit l.Lc6 die Mattführung 2.Sf3+ und 3.Ld5# androht und so Schwarz zu der Parade Lb7 veranlaßt. Wenn Weiß jetzt 2.Ld7 spielt, so kann Schwarz das Matt auf 15 immer noch decken, und zwar in analoger Weise mit Le4, doch dieser Zug führt zu einer neuen Schädigung: der schwarze Läufer blockt auf dem Feld e4 und erlaubt so dem Springer, auf c4 mattzusetzen. Die im Verführungsspiel und der Lösung bedeutsamen Felder a6, d3, e4 und b7 bilden die Ecken eines „römischen Rechtecks*, das man in ähnlicher Form in vielen Römern wiederfindet. 60. Dr. K. Fabel 1. ehr. Erw. im 20, Turnier der British Chess Problem Society 1933

61. Dr. W. Maßmann Neue Leipziger Zeitung 15. September 1935 (2. Preis im 3. Quartal)

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

57

62. Dr. K. Fabel Schwalbe März 1938

Matt in 3 Zügen Zur Aufgabe 60 notieren wir noch einige weitere Abspiele, die zur römischen Idee in keiner Beziehung stehen: 1 — , Ke6; 2.Ld5 4 und 1.— , Le2; 2.Ld5,.und wenden uns dann dem nächsten Problem zu, das einen Schlagrömer in Doppelsetzung zeigt. Die beiden ideegemäßen Verführungen lauten l . S e 3 ? Ld7! und l . S e 7 ? Lc2! Der Schlüsselzug l.Tg2 droht 2 . S g 6 + , 3 . S f 4 # und veranlaßt Schwarz entweder zu Lc2 oder zu Le8. Beide Züge sind römische Lenkungen, denn es folgt auf Lc2 2.Se3, Lf5; 3 . S : f 5 # bzw. auf Le8 2.Se7, Lg6; 3. S : g 6 # . Der römisch gelenkte Stein wird also in beiden Varianten geschlagen, nachdem er eine Drohung gedeckt hat, die er vor der Lenkung gefahrlos parieren konnte. Der Leser möge sich für jedes Abspiel die Lage des römischen Rechtecks klarmachen. Eine seltenere Darstellung des Römers bringt Aufgabe 6 2 . D e r sofortige Versuch l.Sfö mit der Mattdrohung Sd5 scheitert an der Entfesselung der schwarzen Dame durch L b 4 ! Die römische Vorplanlenkung l.Sf2, L:f2 bezweckt eine Verlagerung des Entfesselungsfeldes von b4 nach d4: 2.Sf6, Ld4. Schwarz deckt analog, aber es ist eine neue Schädigung eingetreten, da die Wirkungslinie der schwarzen Dame verstellt ist. Weiß kann daher mit 3.Te4 mattsetzen. Das römische Rechteck nimmt hier die Form eines Trapezes an ( e l , b4, d4, f2). Wie die drei vorhergehenden Probleme zeigen, ist der schwarze Läufer eine besonders geeignete Figur für die Darstellung der römischen Idee. Selbstredend ist diese jedoch auch unter Benutzung anderer Langschrittler ein immer wieder dankbares Aufgabenthema für den Komponisten, und auch Springerrömer und Bauernrömer sind schon konstruiert worden. Besonderer Wert ist beim B a u römischer Probleme auf eine möglichst originelle Schädigung zu legen, die durch die analoge Deckung der Hauptplandrohung hervorgerufen wird. Es gibt allerdings auch Römer, bei denen keine neuartige Schädigung auftritt. So folgt z. B . in dem Dreizüger Kc3 L b l Sb7 Sf4, Ka3 Lc8 B a 4 ( W . v. Holzhausen, Deutsches Wochenschach, 29. 4. 1906) nach l.Se6, L : e 6 ; 2.Sd6, Lc4 ein Mattzug (3.S:c4), der bereits in der Drohung des Probespiels l . S d ö ? enthalten ist. In derartigen Fällen spricht man von einem (Schlag-) R ö m e r n i e d e r e r O r d n u n g (vergl. auch Nr. 61).

63. F. Palatz Basler Nachrichten 31. Oktober 1931

Matt in 4 Zügen Der Römer bietet uns die Gelegenheit, auf einen Begriff zurückzukommen, den wir in einer unsererer früheren Lektionen abgeleitet haben, und zwar auf die z u s a m m e n g e s e t i t e L e n k u n g . Mehrere als Bestandteil einer Kombination auftretende Lenkungen werden zusammengesetzte Lenkung genannt, und ein Beispiel für eine solche zusammengesetzte H i n lenkung ist der Römer. Als logische Kombination ist die römische Idee grundsätzlich in allen vier Erscheinungsformen darstellbar, die weiter oben angeführt wurden, hat aber ebenso wie die Beugung nur als indirekte weiße Kombination Bedeutung. V o n den anderen Möglichkeiten wollen wir hier nur noch die Antiform eines schwarzen Schlagrömers betrachten (Aufgabe 63), wobei sich die Farbbezeichnung auf die Farbe der römisch gelenkten bzw. anti-römisch geführten Figur und nicht auf den Kombinationsträger bezieht. B e i der Aufgabe 63 müssen wir uns vorstellen, daß der schwarze Läufer bereits römisch von h4 nach g3 gelenkt ist. W e i ß beabsichtigt nun, diese Lenkung auszunutzen, indem er mit l.Sc3 die Drohung 2.Sd5, Lc7; 3. S : c 7 # verbindet. Schwarz zieht jedoch anti-römisch L h 4 ! Nunmehr würde 2.Sd5 an Ld8 scheitern. W e i ß ist daher zu einer Änderung seines Planes gezwungen: 2 . S c 7 + , K a 7 ; 3.Bc5; 4 . S f 5 # . Es ist nicht zu leugnen, daß diese Darstellung eines Anti-Römers hinsichtlich Schönheit und Ideenreichtum in keiner Weise mit den Urformen verglichen werden kann. Damit wiederholt sich nur der Eindruck, den uns bereits andere Aufgaben vermittelt haben, in denen Schwarz eine gewisse Initiative zuerkannt wurde. Es könnten Zweifel darüber auftauchen, ob der Zug Lg3—h4 eine Antiform darstellt. Bis jetzt hatten wir nur Antiformen von Schnittpunktkombinationen kennen gelernt. Die Antiform bestand bei (ortho)kritisch eingeleiteten Schnittpunktkombinationen in der Umkehrung des Einleitungszuges, also in einem Antikritikus. W i e wir auch schon wissen, stellt die kritische Einleitung den Vorplan der betreffenden Kombination dar. Dieser Vorplan wird rückgängig gemacht. Analog liegen die Verhältnisse bei logischen Kombinationen, die nicht dem Schnittpunktgebiet angehören. W i r können daher ganz allgemein mit P a 1 a t z sagen: Die Antiform einer logischen Kombination besteht in der Umkehrung ihres Vorplanmanövers. Hierbei muß auch ein Wechsel in der Kombinationsinitiative erfolgen. Ein freiwilliger Inder-Kritikus wird durch Maß-

59

nahmen des Gegners rückgängig gemacht, und eine erzwungene römische Lenkung (z. B. Lh4—g3 in Aufgabe 63) wird durch einen freiwilligen Zug wieder aufgehoben. Nach diesem Abstecher von grundlegender Bedeutung verlassen wir den Römer und wenden uns einer logischen Kombination zu, die nadi einer deutschen Stadt benannt ist, und zwar der von Dr. P a l i t z s c h entwickelten D r e s d n e r I d e e . Sie läßt sich folgendermaßen definieren: Eine weiße Drohung kann durch einen schwarzen Stein ohne Nachteil pariert werden. Durch eine Vorplanlenkung wird diese Parade ausgeschaltet und gleichzeitig eine neue Verteidigung durch einen zweiten Stein eingeschaltet. Die neue Verteidigung ist jedoch mit einer Schädigung für Sdiwarz verbun64. Dr. K. Fabel Weltspiegel 3. November 1946

65. Dr. G. Berg Deutsche Schachzeitung August 1928

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

den. Wir haben hier also insgesamt zwei Verteidiger, von denen der gute ausgeschaltet und dafür der weniger gute eingeschaltet wird. Aufgabe 64 soll uns das erläutern. Die sofortige Drohung l.Bd5, 2.Te6# pariert Schwarz durch einen Springerzug nadi c5 und droht gleichzeitig, im nächsten Zug Schach zu bieten. Die Vorplanlenkung l.Sg3, S:g3 macht nun diese Verteidigung durch Weglenkung des Springers unmöglich (Ausschaltung). Dafür ist jetzt der schwarze Läufer eingeschaltet und deckt nach 2.Bd5 die Drohung mit L:d5. Da er jedoch gleichzeitig auf d5 blockt, gelangt Weiß zu dem reinen Matt 3.Bc5. Das Prinzip der Ausschaltung eines Verteidigers und Einschaltung eines neuen Verteidigers läßt eine große Zahl von Ausführungsformen zu. Dr. R. L e o p o l d 5 ) hat die vielen in Betracht kommenden Schaltungsmechanismen weitgehend analysiert. Aufgabe 64 zeigt einen sehr gebräuchlichen Typ, bei dem der erste Verteidiger durch Weglenkung ausgeschaltet und unmittelbar der zweite Verteidiger eingeschaltet wird. In Aufgabe 65 lernen wir einen anderen Typ kennen, bei dem der zweite Verteidiger durch Hinlenkung den ersten Verteidiger ausschaltet und sich selbst einschaltet. Das Probespiel lautet I.D:c7? B b l D ! Durch die Vorplanlenkung l.Dg3, Lb4 wird die Wirkungslinie der Umwandlungsdame gesperrt und gleichzeitig dem Läufer die Möglichkeit gegeben, nach 2.D:c7 als neuer Verteidiger aufzutreten, allerdings als ein schädlicher Verteidiger, der auf a5 blockt und dadurch 3.Db7# gestattet. ») SAwalbe 1937, Seite 129 ff. und 185 ff

60

Ein weiterer Typ des Dresdners enthält eine Hilfssteinschaltung, bei der im Vorplan ein Hilfsstein gelenkt wird. Dieser Zug schaltet einen Verteidiger aus und den anderen ein. Das ziemlich schematische Beispiel 66 erscheint instruktiv genug zur Erläuterung dieses Typs. Das Probespiel l . S b 7 ? L:e5 zeigt den Läufer als ersten Verteidiger. Die Vorplanlenkung l.Tf2, Tf4 veranlaßt den Hilfsstein Turm, die Läuferlinie zu sperren und dafür dem Springer eine Verteidigungsmöglichkeit zu bieten: 2.Sb7, Se4. Schließlich wird Schwarz dann doch noch matt: 3.Tc2, Sd6; 4.S:d6. Betrachten wir nun Aufgabe 6 7 ! Der Versuch l.De4 scheitert an T b l ! Weiß zieht daher zunächst l.Dh5, ein Zug, der nur durch Lb3 oder L b l pariert werden kann. In 66. P. Obermayer Dresdner Anzeiger 1927

67. D r . K . F a b e l Schwalbe April 1936

Matt in 4 Zügen

Matt in 3 Zügen

beiden Fällen greift W e i ß den Punkt b7 jetzt mit Erfolg an (Lb3; 2.Df3 b z w . L b l ; 2 . D h l ) , denn die Turmlinie b l — b 7 ist inzwischen ausgeschaltet worden. Schwarz hat zwar auf der Linie al—a7 eine neue Verteidigungsmöglichkeit erhalten. Diese ist jedoch mit einer Schädigung durch Blockung verbunden: 2.Df3, T a 7 ; 3 . D f 8 # und entsprechend 2 . D h l , T a 7 ; 3 . D h 8 # oder Le4; 3 . T : a l # . In diesem M i n i m a l problem ( = Problem, in dem Weiß außer dem König nur noch einen Stein besitzt) interessiert uns der Verteidigungswechsel Ta7 statt T b l durch Hilfssteinschaltung. Liegt hier ein Dresdner v o r ? Nein, denn es wird nicht der erste Verteidiger durch den zweiten abgelöst, sondern eine Verteidigungsmöglichkeit durch eine andere Verteidigungsmöglichkeit des gleichen Verteidigers ersetzt! Wir haben nicht den Dresdner, sondern die von E. B t u n n e r so bekannte H a m b u r g e r I d e e " ) vor uns. •n

Auch diese Problemidee ist sehr wandlungsfähig. A n die Stelle der Linienöffnung und -Schließung ( S p e r r w e c h s e l oder V a 1 v e = Klappe, Ventil genannt) kann z. B . ein B l o c k w e c h s e l treten, wie dies Aufgabe 68 zeigt. In diesem Problem versagt 1.Da2 wegen Lf4. Der Vorplan l.Dd5 (droht 2 . D : f 3 # ) erzwingt Tf4. Jetzt ist nach 2.Da2 der Zug Lf4 nicht mehr möglich. Stattdessen steht dem Läufer das frei gewordene Feld b4 zur Verfügung.. Hier verstellt er jedoch die Turmlinie, und es folgt 3.D:a4#. •) Sdiwalbe 1935, Seite 297 (f.

61

68. P. Sola Ajan Sana Dezember 1930

Matt in 3 Zügen Von der schon erläuterten Beugungsidee, die ebenfalls auf Brunner zurückgeht, unterscheidet sich die Hamburger Idee dadurch, daß nicht von zwei schon vorhandenen Verteidigungen die gute zugunsten der schädlichen ausgeschaltet wird, sondern daß von einer guten Verteidigung zu einer schädlichen Verteidigung des gleichen Steines umgeschaltet wird. Brunner hat uns auch noch eine dritte Idee geschenkt, die zu den soeben besprochenen Problemideen in enger Beziehung steht. Es handelt sich dabei um die S c h w e i z e r I d e e 7 ) , von der wir mit Aufgabe 69 wenigstens ein Beispiel bringen wollen. Der interessierte Leser findet an den angegebenen Stellen weiteres reichliches Material zu den ganzen Schaltungsthemen. Bei der Schweizer Idee kann wie üblich eine weiße Drohung durch einen schwarzen Verteidigungszug pariert werden. Durch 69. E. Brunner Basler Nachrichten

70. W.Keitel Arbeiter Schachkalender 1923

Matt in 3 Zügen ' ) Sdiwalbe 1935, Seite 313 ff.

62

den Vorplan wird nun ein anderer schwarzer Stein derart verlagert, daß bei gleichem weißen Zug in Probespiel und Lösung ein Wechsel in der Drohung ( D r o h w e c h s e l ) erfolgt, der einen geänderten Verteidigungszug des gleichen Verteidigers nach sich zieht. Diese neue Verteidigung ist mit einer Schädigung verbunden. In Aufgabe 69 scheitert der Versuch l.S:e3 mit der Drohung 2.Sc2# an La4. Der Schlüsselzug l.Lc7 bewirkt nun mit T:c7 eine solche Lenkung des Turms, daß 2.S:e3 jetzt nicht mehr 3.Sc2 sondern S:g2# droht. Daher muß der schwarze Läufer auch nicht mehr nach a4, sondern nach c6 ziehen. Dieser Zug ist jedoch mit einer Schädigung verbünden und erlaubt 3.Sc2#. Wir gehen nun zu einer Problemidee über, die sich ebenso wie die bereits besprochenen Themen als sehr fruchtbar erwiesen hat und in den verschiedensten Richtungen abgewandelt werden kann. Sie führt den Namen T r e f f p u n k t und geht auf 71. W. Karsch TeplitzsSchönauer Anzeiger 25. Januar 1925

72. Fred Lazard Schwalbe Mai 1933

Matt in 3 Zügen

Matt in 2 Zügen

A. K l i n k e zurück. In der ursprünglichen Fassung läßt sie sich folgendermaßen definieren: Zwei schwarze Figuren beherrschen ein bestimmtes Feld, das Treffpunkt genannt wird. Weiß lenkt durch Opfer eine dieser Figuren auf den Treffpunkt (Hinlenkung) und lenkt dann die andere ab, so daß sie die erste Figur nicht mehr deckt (Weglenkung). Als Folge wird die erste Figur geschlagen. Aufgabe 70 erläutert diese Idee in einfachster Weise. Das Feld b4 ist der Treffpunkt. Er wird durch l.Sb4 mit einer Mattdrohung von Weiß besetzt. Schlägt der schwarze Springer, so folgt 2.Se3, L:e3; 3.B:b4#, und schlägt der Läufer, so folgt 2.Sd4, S:d4; 3.B:b4#. Der Mattzug ist also in beiden Fällen der gleiche. Später hat man die Idee in verschiedener Hinsicht erweitert. Es ist jetzt nicht mehr erforderlich, daß die Hinlenkung auf den Treffpunkt durch ein Opfer erfolgt. Audi kann die Weglenkung des zweiten Verteidigers durdi andere Arten der Ausschaltung ersetzt werden, z. B. durch Fesseln, Schlagen oder dadurch, daß seine Wirkungslinie verstellt wird. Ein Beispiel soll uns auch eine solche Treffpunktdarstellung vor Augen führen. Der Schlüsselzug der Aufgabe 71 lautet l.Lb7 mit der Drohung Se4#. Schwarz verteidigt sich, indem einer der beiden Türme den Treffpunkt d5 betritt und dort den weißen Springer fesselt. Zieht der a-Turm, so setzt Weiß mit 2.Ted7 + , Ke5; 3.T:d5#

63

fort, und wenn der f-Turm nach d5 zieht, so folgt 2.Tcd7+, Kc5; 3.T:d5#. In beiden Fällen verstellt also der schwarze König die Wirkungslinie des zweiten Verteidigers und schaltet ihn auf diese Weise aus. Wir beschränken uns nun wieder auf nur einen Verteidiger und betrachten Aufgabe 72. Die schwarze Dame ist hier eine sehr in Anspruch genommene Verteidigungsfigur, denn sie hat gleichzeitig zwei Drohungen zu decken :Sa4 und Sd7#.Zwei Felder auf verschiedenen Linien, die von einem Langschrittler bewacht werden, heißen B r e n n p u n k t e . Oft steht dem Verteidiger nur ein einziges Feld zur Verfügung, von dem aus er beide Brennpunkte beherrschen kann; manchmal sind es auch zwei, und nur bei der Dame kann man erreichen, daß diese unter mehr als zwei Standfeldern die Auswahl hat. Nun läßt sich eine Stellung, in der eine Verteidigungsfigur an ein bestimmtes Feld gebunden ist, häufig durch Zugzwang erschüttern, und in der Tat ist Zugzwang ein Hilfsmittel, durch das viele Brennpunktprobleme zu lösen sind. In Aufgabe 72 steht der schwarzen Dame außer ihrem Standfeld g4 nur noch das Feld d4 zur Verfügung, um beide Mattdrohungen zu decken. Dort folgt jedoch D:d4#. Weiß hat allerdings keinen Abwartezug, um dieses Abspiel zu erzwingen. Es liegt somit Zugwechsel vor. Der Schlüsselzug l.Bc4 unterbricht nun einen V e k t o r , d. h. die Verbindungslinie zwischen dem Brennpunktverteidiger und einem Brennpunkt, und droht dadurch Matt. Die einzige Verteidigung ist auch jetzt wieder Dd4. Sie erlaubt infolge der Blockung auf d4 jedoch den Mattzug Da3. Wir sehen also, daß neben dem Zugzwang auch die Vektorunterbrechung ein Mittel darstellt, um eine Brennpunktstellung anzugreifen. Ein anderer Weg ist die B r e n n punktverlageru In Aufgabe 73 beherrscht der schwarze Läufer die beiden Brennpunkte b2 und c5. Ein Abwartezug ist auch hier nicht vorhanden. Durch das Manöver l.Sf4, L/beliebig; 2.Sd5, Ld4 erreicht Weiß nun eine Verlegung der beiden Brennpunkte nach c3 und b6. Der schwarze Läufer steht wieder auf dem gleichen Feld in Brennpunktstellung, aber jetzt ist der Abwartezug 3.Bd3, der Schwarz zum Ziehen zwingt, möglich geworden. Wenn in Aufgabe 73 der schwarze Läufer einen der Brennpunkte betritt, so entsteht jeweils ein Mattdual, da Weiß beide Springermatts geben kann. Die dualfreie Ver73. Dr. M. Niemeijer Miniatures stratégiques 1935

74. Knut A r n s t a m Vart Hem 1. Preis, I. Quartal 1941

Matt in 2 Zügen

lagerung der Brennpunkte eines schwarzen Turms ist in dem Zugzwangproblem 74 dargestellt. In der Satzstellung liegen die Brennpunkte auf d3 und e2 und werden durch den überraschenden Schlüsselzug l.D:c5 nach d4 und 12 verlegt. Auch in den Nebenspielen 1.—, S beliebig und B:g3 weist diese Aufgabe Mattveränderung (Mattwechsel) auf. Das sehr interessante Gebiet der Brennpunktprobleme ist durch W. v. H o l z h a u s e n in einer Schachstudie zusammenfassend behandelt worden. Wir bringen mit Aufgabe 75 ein etwas komplizierteres Beispiel aus der Hand dieses Autors. Die schwarze Dame kann die beiden Brennpunkte b7 und e4 nicht nur von ihrem augenblicklichen Standfeld, sondern auch von e7 und hl aus beherrschen. Durch Vektorunterbrechung mit l.Lf7 wird ihr die Möglichkeit genommen, nach e7 zu ziehen. Da jedoch auf b7 Matt droht, ist sie zu dem Zuge Dhl gezwungen. Jetzt liegen die beiden Punkte b7 und e4 auf einer Damenlinie und sind daher keine eigentlichen Brennpunkte mehr. Die Unterbrechung dieser Linie durch 2.Te4 schneidet die schwarze Dame erneut von b7 ab, was D:e4 und 3 .S :e4# zur Folge hat. Schließlich noch ein Beispiel, das Brennpunkte in Verbindung mit einigen anderen Erscheinungen auf dem Schachbrett zeigt. Der Schlüssel der Aufgabe 76 lautet: l.Td7 und erzwingt Td3. Der schwarze Turm steht nunmehr in Brennpunktstellung, da er sowohl das Springermatt auf b3 als audi das Turmmatt auf dl verhindern muß. Das 75. W . v. Holzhausen Deutsches Wochenschach 1908

76. Dr. K. Fabel Schwalbe September 1934 (F. Palatz gewidmet)

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

Springermatt könnte er aber auch auf der fünften Reihe durch Fesselung des weißen Springers decken. Aus diesem Grunde sdieitert z . B . l.Tg7 an Tg5. Um ein entsprechendes Manöver auf der d-Linie zu verhindern, zieht Weiß 2.Td 4. Dieser Zug stellt eine V e r b a h n u n g dar und bindet den schwarzen Turm an die dritte Reihe. Infolge des leidigen Zugzwangs bleibt dem Turm nun nichts weiter übrig, als sich auf dieser Reihe in Richtung Osten abdrängen zu lassen, was dann zu 3 . T d l # führt. Diese A b d r ä n g u n g läßt sich nur erreichen, wenn der weiße Turm im Schlüsselzug nach d7 zieht. So scheitert beispielsweise die ideegemäße Verführung l.Te7 an Te3; 2.Te4, Td3! Schwarz findet hier noch eine Lücke zum Durchschlüpfen!

65

77. W . A . Shinkman Detroit Free Press 21. Juli 1883

78. E. Boström Svenska Dagbladet Turnier 1929

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

Aufgabe 76 zeigt in Lösung und Probespiel die als O p p o s i t i o n bekannte Erscheinung, daß zwei gleichartige Figuren verschiedener Farbe sich gegenüberstehen. D a der schwarzeTurm ein schwarzer Siegfried ist, kann er von dem weißen Turm nicht geschlagen werden. Seine verwundbare Stelle ist in diesem Falle der Zugzwang. Die Opposition ist ein beliebtes Problemmotiv, das gern in gehäufter Darstellung gebracht wird. Hierfür zwei Beispiele. In Aufgabe 77 ist l.Sd5 der richtige Schlüsselzug. Der an die Diagonale b8—h2 gebundene schwarze Läufer betritt nun eines der Felder d6, e5, f4, g3 und droht, dem weißen König Schach zu bieten.Weiß pariert mit Lc5 bzw.d4 bzw.e3 bzw.f2, d.h.der weiße Läufer opponiert dem schwarzen Läufer und droht gleichzeitig durch Räumung des Feldes b6 Matt. Damit ist das Schicksal des schwarzen Königs besiegelt. Eine vorbeugende Opposition zeigt Aufgabe 78.Nach dem Zuge l.Dh8 ist es für den schwarzen Turm zweckmäßig, nach a4, a5, a6 oder a7 zu ziehen. Entsprechend antwortet Weiß 2.Td, e, f, g 2 + . Es folgt Td4 bzw. e5 bzw. f6 bzw. g7, und wenn Weiß seinen Turm vorbeugend auf das richtige Feld gebracht hatte, ist 3 . D h l # nicht mehr zu vemeiden. Die in den Aufgaben 72—76 behandelten Brennpunkte finden wir auch in dem Preisträger 79 wieder. Es ist die einzige Miniaturdarstellung eines Themas, das unter der Bezeichnung „Eine Figur für ein Tempo" Ggenstand zweier Thematurniere der „Schwalbe" gewesen ist. Verlangt wurden Zugwechselaufgaben, bei denen Weiß ein Tempo verliert, indem er zwischen die Pendelbewegungen einer Figur das Opfer einer anderen, anfangs eingesperrten Figur einschiebt. In der Diagrammstellung steht der schwarze Turm als Wächter der beiden Brennpunkte c5 und d6. Der Schlüsselzug lautet l . S d 8 ! und erzwingt Td6. Es folgt 2.Lc6ü T : c 6 ; 3.Sb7, und die alte Brennpunkstellung ist wieder erreicht, jedoch mit Schwarz am Zuge. Daß der Läufer im 2. Zuge gerade nach c6 ziehen mußte, ergibt sich aus dem 2. Abspiel 2.—, Td2 ! ; 3. D:d2, Kc5; 4. D d 4 # . Ein glänzendes Problem! Das soeben besprochene Thema ist eng verwandt mit dem sogenannten T e m p o d u e 11, bei dem eine weiße Figur gegenüber einer schwarzen Figur ein Tempo verliert und dadurch die Zugpflicht auf Schwarz abwälzt. Es handelt sich dabei also ebenfalls um Aufgaben in Zugwechselform. Beide Themen lassen eine große Zahl ver-

66

79. Dr. W. Maßmann 1. Preis im 52. Thematurnier der Schwalbe 1942/43

80. F. Palatz Miniatures stratégiques 1935

Matt in 4 Zügen

Matt in 4 Zügen

schiedener Darstellungsarten zu, da ja praktisch alle Figuren als Mitwirkende bei diesen Tempospielen zur Verfügung stehen. So zeigte Aufgabe 79 einen weißen Springer und einen schwarzen Turm als pendelnde Figuren und einen weißen Läufer als Opferstein. An die Stelle dieser Figuren können selbstverständlich andere treten. Die einzelnen Möglichkeiten sind im Zuge der genannten Thematurniere alle durchprobiert worden. Ahnlich steht es auch mit den Tempoduellen. Hier sind sogar eine ganze Reihe von Miniaturdarstellungen bekannt. Aufgabe 80 ist eine davon. Wenn der schwarze Läufer zieht, öffnet er dem weißen Turm den Weg nach c2. Weiß hat jedoch keinen Abwartezug. Der Schlüssel l.Ldl überschreitet den Schnittpunkt c2 in einem für Weiß ungünstigen Sinne (Sperrfalle), so daß Schwarz gefahrlos Lei ziehen kann. Weiß setzt nun mit 2.Lc2 fort. Dadurch wird der Springer f2 entlastet und droht auf dl und e4 Matt. Schwarz hat nur die Parade Lb2, und jetzt zieht der weiße Läufer wieder nach a4. Damit ist die Ausgangsstellung mit Schwarz am Zuge erreicht. Der weiße Läufer hat insgesamt drei Schritte ausgeführt, von denen der zweite und dritte zusammen einen sperrmeidenden Zug darstellen, der schwarze Läufer hingegen nur zwei Schritte. Man bezeichnet das weiße Manöver auch als einen Dreiecksmarsch. Ein wirkliches Dreieck auch im geometrischen Sinne durchwandert der weiße König in der folgenden Aufgabe (81), die einen Tempokampf zwischen König und Springer zeigt: l.Kcö, S + ; 2.Kd6, Sd7; 3.Kc7; 4.Db6#. Die Pflege des an sich schon alten Tempoduellthemas wurde durch verschiedene Aufsätze von Dr. E. B i r g f e l d in der „Schwalbe" sehr gefördert, so daß heute alle denkbaren Typen dieser Aufgabenart dargestellt sind. Wir sahen in Aufgabe 80 das Tempoduell Läufer gegen Läufer und in Aufgabe 81 das Tempoduell König gegen Springer und geben nun noch je ein Beispiel für den Tempokampf des Turms und der Dame. Im Problem 82 besiegt der Turm den Springer durch die Zugfolge l.Tb4, Sc3 (sonst 2.Sc5+ und 3.Tb5#); 2.Tb8, Sa4; 3.Tb5; 4.Sc5#, und in Aufgabe 83 finden wir das Tempoduell Dame gegen König sogar in Doppelsetzung: l . D b l ! Kc6; 2.Dd3, Kc5; 3.Db3 bzw. 1.— , Kc4; 2.Db2; 3.Db3, Kc6; 4.Dd5#. In dem ersten der beiden Abspiele führt die Dame einen auch geometrisch einwandfreien Dreiecksmarsch durch.

67

81. F. Sackmann Münchener Zeitung 6. Juli 1918

82. Dr. W. Maßmann Deutsche Schachzeitung Januar 1937

83. F. Palatz u. E. Schütte Neue Leipziger Zeitung 11. Oktober 1936 3 e h r . E r w . im M i n i a t u r t u r n i e r

Matt in 4 Zügen

Matt in 4 Zügen

Matt in 4 Zügen

Wir wollen uns nun vorstellen, Schwarz hätte in diesen Aufgaben noch einen beweglichen sdiwarzen Bauern zur Verfügung. Dann würde er nach Beendigung des Tempoduells nicht den Zug ausführen, der ihn matt werden läßt, sondern lieber den Bauern ziehen. Damit wäre wieder Weiß am Zuge und hätte das Vergnügen, das Tempoduell noch einmal durchzufechten. Schwarz zieht dann erneut den Bauern, falls noch möglich, und so geht das Spiel weiter, bis kein Bauernzug mehr zur Verfügung steht und

Schwarz daß auf sächlich gabe 84

84. Dr. K. Fabel Schwalbe Dezember 1938 .

85. F. Palatz Aachener Anzeiger 14. Oktober 1932

Matt in 64 Zügen

Matt in 4 Zügen

schließlich doch in den sauren Apfel beißen muß. Es ist leicht einzusehen, diesem Wege ganz beaditliche Zügezahlen erreichbar sein müssen, und tatist dies das Prinzip, nach dem zahlreiche Vielzüger konstruiert sind. Aufist hierfür ein Beispiel.

In diesem Problem kommt es darauf an, daß der weiße König das Feld f l betritt, wenn 5er schwarze Läufer nach g4 ziehen muß. Da jedoch Weiß am Zuge ist, muß der König zunächst durch einen Dreiecksmarsch ein Tempo verlieren. Das Dreieck liegt auf den

68

Feldern dl, d2 und el. Es ist hierbei gleichgültig, ob der König diese Felder in der Reihenfolge el, dl, d2 oder el, d2, dl passiert. Derartige Zugumstellungen sind in den meisten Vielzügern möglich. N.ach den Zügen Kfl—el—dl—d2—el—fl ist die Ausgangsstellung mit Schwarz am Zuge erreicht, so daß ein schwarzer Bauer ziehen muß. Dann beginnt das Spiel von neuem. Sobald ein schwarzer Bauer das Feld d3 betritt, wird er dort von dem weißen König geschlagen. In diesem Fall erfordert der Dreiecksmarsch 7 Züge. Insgesamt sind 7 Königswanderungen von je 5 Zügen und 4 Märsche zu je 7 Zügen erforderlich, bis auf 63.Kfl die Züge Lg4 und 64.L:g2# folgen. Tempoduelle zwischen zwei Figuren, wie wir sie mit Nr. 80 bis 84 kennengelernt haben, sind eine besondere Art der D u e l l a u f g a b e n . Anders geartete Duelle zeigen die folgenden Probleme. In Aufgabe 85 lenkt der weiße Läufer mit kleinsten Schritten den schwarzen Turm, der sich ebenfalls nur über kürzeste Strecken bewegt, 86. Dr. K. Fabel Schwalbe März/April 1950

87. N. Hoeg Tidende 1909

Matt in 5 Zügen

Matt in 3 Zügen

genau auf das Feld, wo er den Turm mit Matt schlagen kann. Die Züge des Turms werden durch die Notwendigkeit bestimmt, stets zwei Mattfelder beherrschen zu müssen. Die Lösung verläuft wie folgt l.Lf4, Tc5; 2.Le3, Tb5; 3.Ld4, Tb6; 4.L:b6#. Ganz anders Nr. 86, die sich, der Lehre von den g e p a a r t e n F e l d e r n bedient (vergl. A. M a r c e i l 8 ) ) . Der Gedankengang derartiger Duellaufgaben ist etwa folgender. Besetzt die weiße Duellfigur ein bestimmtes Feld mit einer Drohung, so kann diese Drohung dadurch pariert werden, daß die schwarze Figur ebenfalls ein bestimmtes Feld betritt. Diese beiden Felder stehen also in Beziehung zueinander; sie sind gepaarte Felder. Besetzt die weiße Figur dann ein anderes Feld und droht von dort aus, so muß auch die schwarze Figur auf ein neues, und zwar wieder auf das zugehörige Feld ziehen. Eine Mattführung läßt sich nun z. B. dadurch erzielen, daß die weiße Figur ihr Feld betritt, wenn die schwarze Figur bereits auf dem zugehörigen Feld steht. Sdiwarz muß dann infolge Zugzwang das Feld wieder räumen. Eine andere Möglichkeit besteht darin, daß Weiß ein Feld besetzt, zu dem kein entsprechendes Feld vorhanden ist. •) Sdiwalbe 1934, Seite 167 ff.

69

Ein Beispiel für ein derartiges Problem ist Aufgabe 86. Hier kann der schwarze König auf b8, c7 und b4 mattgesetzt werden. Diese Mattfelder sind von 8 Feldern aus erreichbar, die man sich zum besseren Verständnis der Aufgabe in dem Diagramm ankreuzen möge. Betrachtet man nun die Zugangsfelder zu diesen 8 Feldern, so findet man unter anderem folgende Gruppen von gepaarten Feldern: Sf6/Lc6, Sf4/Lc4, Sc3/Lc4, Se5/Lb5 oder 15, Se3/Lb3 oder e4. Zu dem Feld d4 (droht Sb5, c2 oder e6) ist jedoch kein korrespondierendes Feld vorhanden. Der Schliisselzug l.Se3 zwingt den schwarzen Läufer nach b3 oder e4. A u f Le4 zieht W e i ß 2.Sg4 mit der Drohung 3.Se5 und 3.Sf6. Könnte der schwarze Läufer jetzt auf e4 stehen bleiben, so würde er 3.Se5 mit Lf5 und 3.Sf6 mit Lc6 beantworten. Das Läufer-Feld e4 ist also auch mit dem Springer-Feld g4 gepaart, muß jedoch infolge Zugzwang aufgegeben werden. A u f 1.—, Lb3 zieht W e i ß 2.Sf5 und erreicht im 3. Zug das Feld d4, zu dem kein gepaartes Feld existiert. 1.—, Lb3; 2 . S g 4 ? scheitert hingegen an L a 4 ! Die Aufgabe zeigt also in zwei Abspielen beide oben erwähnte Methoden der Mattführung. Solche Duellprobleme sind besonders für den Mathematiker von großem Interesse. Eine andere Art von Duellen findet man in den sogenannten A b f a n g aufgaben. Hier wird eine schwarze Figur so lange von einer weißen Figur gejagt, bis sie geschlagen werden kann. Der dadurch eintretende Zugzwang veranlaßt dann Schwarz zu einem schädlichen Zug, der Matt zur Folge hat. Ein einfaches Beispiel ist Aufgabe 87. Mit dem Schlüsselzug begibt sich die weiße Dame nach d6, von wo sie im zweiten Zuge den schwarzen Läufer auf 6 verschiedenen Feldern schlagen kann. Dem Läufer bleiben nur noch zwei Felder, auf denen ihn jedoch das gleiche Schicksal durch den König oder den weißen Bauern ereilt. A u f diese Weise wird Schwarz gezwungen, den Bauern b7 zu ziehen, so daß die Dame auf der Diagonalen mattsetzen kann. Es gibt äußerst raffinierte, vier- und fünfzügige Abfangprobleme, in denen ein schwarzer Läufer oder Springer in ein enges Netz verstrickt und in etwa 100 verschiedenen A b spielen schließlich geschlagen wird. Die besprochenen Duellaufgaben, insbesondere die Tempoduelle, enthalten keine logische Kombination in dem früher formulierten Sinne, also keine Kombination, bei der zwischen einer bestimmten Wirkung des Vorplans und einer bestimmten Wirkung des Hauptplans eine logische Verbindung besteht. A u f zwei Züge verteilte Vorpläne und Hauptpläne sind auch gar nicht vorhanden. Trotzdem liegen in den Tempoduellen Darstellungen logischer Kombinationen vor, und zwar gehören sie nach A . T r i 1 1 i n g ' ) zu den logisdien Kombinationen zweiten Grades oder K o n t r a p r o b l e m e n . Bei derartigen Kombinationen sind Hauptplan und Vorplan in einem Zug vereinigt. Die ideegemäße Verführung besteht hier nicht in der versuchsweisen Durchführung des Hauptplans ohne vorgeschalteten Vorplan, sondern in Auswahlspielen, die zwar die Wirkung des Hauptplans enthalten, denen jedoch die zusätzliche Wirkung des Vorplans fehlt. Der Zweck des Vorplans ist ausschließlich gegen ein K o n t r a s p i e l des Gegners gerichtet und wird daher auch als K o n t r a z w e c k bezeichnet. Z . B . gehören Probleme mit einem schwarzen Siegfried, in denen eine Auswahlmöglichkeit für den Schlüsselzug vorhanden ist, regelmäßig zu den Kontraproblemen. Aufgabe 88 ist ein sehr gutes Beispiel dafür. Der schwarze Turm kann offenbar geschlagen werden, sobald der weiße Turm die zweite Reihe verlassen hat. Die Züge Tf3, f4, f5, £6, f7 erscheinen daher zunächst gleichwertig. Schwarz hat jedoch den Kontrazug 1.—, T g 8 l mit der Folge 2.D:g8 pattl. A n diesem schwarzen Kontraspiel scheitert die Durchführung des Hauptplans 2 . D : T , •) Schwalbe 1938, Seite 28i ff.

70

K:a2; 3 . D a 8 # , falls Weiß nicht im ersten Zuge l . T f 7 ! zieht und die Diagonale a2—g8 unterbricht, so daß der schwarze Turm auf g8 nicht mehr unverwundbar ist. Die zusätzliche Wirkung des Schlüsselzuges gegenüber den ideegemäßen Verführungen, d. h. der Kontrazweck des Vorplans, ist daher die Unterbrechung der Diagonale zur Vermeidung des Patts. Bei den Tempoduellen ist der Einfluß des Kontraspiels erheblich geringer, er ist jedoch spürbar. Da Zugwechsel vorliegt, kann Weiß die Diagrammstellung nicht beibehalten und muß ziehen (Hauptplan). Durch den weißen Zug erhält Schwarz aie Möglichkeit zu einem Kontraspiel. Bei der Auswahl des richtigen Schlüsselzuges muß Weiß auf diesen Kontrazweck Rücksicht nehmen (Vorplan). Wir haben in unseren Ausführungen schon wiederholt über die klägliche Rolle gelästert, die Schwarz bei der Lösung eines Schachproblems spielt, und uns dem Standpunkt genähert, daß letzten Endes Weiß doch alles voraussieht und mit einkalkuliert. Initiative haben wir Schwarz nur selten zuerkannt. Nun, die Begriffe des Kontrazwecks und Kontraproblems, die von Trilling zur Ausmerzung des zweifelhaften Begriffs der „relativen Zweckreinheit" eingeführt wurden, setzen jedoch unbedingt Initiative bei Schwarz voraus, gleichzeitig aber auch einen weißen Spieler, der bei der Auswahl seines Schlüsselzuges die schwarze Initiative weitgehend berücksichtigt! Aufgabe 89 bringt uns ein weiteres, etwas komplizierteres Beispiel eines Kontraproblems mit schwarzem Siegfried. Der schwarze Turm strebt nach der 8. Reihe und nach h5 (Hauptplan). Die ideegemäße Verführung 1 T e 4 scheitert an der O p p o s i t i o n Te7 oder am schwarzen Schachgebot nach T c 8 ; 2. Te5 (Tc4 ; 3. L:c4 patt!) Hiergegen lichtet sich der Kontrazweck des Schlüssels: l . T d 4 ! T c 8 ; 2.Td5! T c 4 + ; 3.L:c4, Kg8, : 4 . T d 8 # . Die Diagonale b3—g8 wird also vorbeugend unterbrochen, was nach dem 88. W . von Holzhausen Deutsches Wochenschach 1. Oktober 1905

89. Dr. K. Fabel Schwalbe April 1937 2. ehr. Erw. im II. Quartal

II

Ü

I

m m

Ä

*

90. A . Trilling Deutsche Schachblätter Juli 1942

t

m

- ;'

M

Wmm

U I m Äü M 'zum I ¡Ü Ä W£ k Win. m m Ü iü^fjs 'wfc, M Ü 8 WM m Wik N fm WS. 8 wm M.

%/ m Matt in 3 Zügen

n

n

m

M

Matt in 4 Zügen

ff i»



mm m

M

Matt in 3 Zügen

Schlagen des Turms zu einem Anderssenmatt führt. Auf 1.—, Td7 folgt 2.Kg5 (droht 3 . B g 7 + , Kh7; 4 . B g 8 D # ) , T d 5 + ; 3.T:d5, d . h . noch ein Anderssenmatt, und 1 — , T h 7 + wird durch 2.B:h7, K : h 7 ; 3.Kg5; 4 . T h 4 # erledigt. Eine besonders interessante Gruppe von Kontraproblemen sind die K o n t r a w e c h s e l p r o b l e m e 1 0 ). Das sind Kontraprobleme, in denen Doppelsetzungen logischer Kombinationen dargestellt sind. Der Schlüsselzug derartiger Probleme muß ">) Schwalbe 1942, Seite 341 fi.

71

sich gegen zwei Kontraspiele richten. Dies wird durch Probespiele bewiesen, die neben dem Hauptplan nur einen Kontrazweck berücksichtigen und daher jeweils an dem nicht einkalkulierten Kontraspiel scheitern. Eine Untergruppe dieser Aufgabenart sind die „KontraWechselprobleme mit Umstellung", von denen wir mit Nr. 90 ein leicht verständliches Beispiel bringen. Bei diesem Typ wird der erste Zug der Lösung von eiher anderen Figur ausgeführt als der erste Zug des Probespiels. Um in Aufgabe 90 mattsetzen zu können, muß erstens der Läufer g6 sein Feld räumen und zweitens der Springer h5 nach f4 ziehen. Es erscheint zunächst gleichgültig, ob wir z . B . mit lXf7 oder 1 .Lf5 beginnen und im zweiten Zuge den Springer bewegen oder ob wir in umgekehrter Reihenfolge vorgehen. Doch das schwarze Kontraspiel belehrt uns schnell eines Besseren! Nach l.Lf7 zieht Schwarz Bd4 und ist jetzt in der Lage, das Feld g6 anzugreifen. Fangen wir aber mit l.Lf5 an, so pariert Schwarz mit Lc6, und mit dem Matt im dritten Zuge ist es wieder nichts. Also stellen wir die Reihenfolge der Züge um und beginnen mit 1 .Sf4. Jetzt muß sich Schwarz entscheiden. Nach Bd4 sperrt ihm Weiß die Angriffslinie mit 2.Lf5, und nach Lc6 erfolgt dasselbe durch 2.Lf7. Die Züge l.Lf7? und l.Lf5? sind hier die Probespiele, die nur einen Kontrazweck berücksichtigen und den anderen vernachlässigen. Die weiteren Probespiele l.Lbl usw. dienen lediglich dem Hauptplan, führen aber zu keiner der beiden Vorplanwirkungen und scheitern daher an beiden Kontraspielen. Das nächste Beispiel — Aufgabe 91 — enthält nur solche Probespiele, die an dem einen der beiden Kontraspiele zunichte werden. Der Hauptplan besteht aus der Mattdrohung l.L zieht, 2.Dhl bzw. umgekehrt. Das Probespiel l.Lg2 scheitert jedoch an Tc71 2.Dhl + , Th7!, und Weiß kann die Blockung auf h7 nicht durch 3.Da8# ausnutzen, weil er durch den Läufer die Diagonale verstellt hat. Beginnt Weiß aber mit l.Lfl, so zieht Schwarz nicht Tc7 sondern Bd21, und nach 2.Dhl + , Lh7! ist das Matt durch 3.Dal infolge der weißen Selbstbehin'derung ebenfalls flicht zu erreichen. Nur eine Zugumstellung hilft in diesem Fall: l . D h l , ein Zug, der beide Kontraspiele berücksichtigt. Nach Tc7 setzt Weiß mit 2 . L f l + fort und nach Bd2 mit 2.Lg2+. 91. Dr. W. Speckmann Schwalbe Januar 1942 2. Preis im Jahresturnier 1942/43

92. F. Metzenauer Schwalbe Januar 1934

Matt in 3 Zügen

Matt in 3 Zügen

Dieses Kontrawediselproblem enthält ein Thema, das als M ü n c h e n e r I d e e 1 1 ) bezeichnet wird. Wir können sie etwa folgendermaßen erläutern: Eine weiße Drohung scheitert daran, daß Weiß eine sdiwarze Schädigung, die als Folge des schwarzen Verteidigungszuges auftritt, wegen Selbstbehinderung nicht ausnutzen kann. Weiß sorgt daher zunächst für den Wegfall des schwarzen Verteidigungszuges und setzt erst dann die mit der Selbstbehinderung verbundene Drohung an. In der Aufgabe 91 besteht die schwarze Schädigung in den Blockungen auf h7 und die Selbstbehinderung in den Verstellungen auf fl bzw. g2. In der Lösung führt Weiß die Selbstbehinderung erst durch, nachdem feststeht, daß sie für den weiteren Ablauf ohne Bedeutung ist. Mit Aufgabe 92 bringen wir nodi ein Beispiel für dieses Thema. Probespiele sind die Züge Bc3 und Bc4, die beide Sc2# drohen. Da durch die Bauernzüge jeweils eine weiße Turmlinie gesperrt wird, kann der sdi warze Turm, der zur Bewachung des be93. Dr. K. Fabel Schwalbe

94. Dr. A. Kraemer Deutsche Schachblätter

Matt in 5 Zügen treffenden weißen Turms aufgestellt ist, auf die erste Reihe ziehen und dort den weißen Springer fesseln. Damit ist die Drohung gedeckt. Mit dem kräftigen Schlüssel l.Df8 (droht 2.Da8#) veranlaßt nun Weiß, daß der Turm f3 zur Öffnung der Läuferlinie in Bewegung kommt und ein anderes Feld auf der dritten Reihe aufsucht. Durch 1.—, Tg3 fällt jedoch der Verteidigungszug Tg4—gl weg, so daß Weiß jetzt ungestraft 2.Bc4 spielen kann (Tg3—gl; 3.Ta3#), und die sonstigen Turmzüge nach h3 und e3 lassen die Fortsetzung 2.Bc3 zu (Tg4—gl; 3.Ta4#). Nicht nur die von uns als Kontraprobleme bezeichneten Aufgaben 88—92 sind wirkliche Kontraprobleme, sondern der aufmerksame Leser wird bei Durchsicht der bisher vorgeführten Aufgaben noch eine ganze Reihe von solchen Problemen antreffen (z. B. Nr. 48). Letzten Endes sind sämtliche Aufgaben, in denen Weiß unter mehreren scheinbar gleichwertigen Zügen, die alle dem gleichen Zweck dienen, den Zug auswählt, der zusätzlich ein schwarzes Gegenspiel pariert, Kontraproblenje. Nr. 93 ist ein weiteres Beispiel. Von den Turmzügen nach d4, e4, f4, g4 und h4 macht zunächst keiner den Eindruck, als ob er ein besserer Schlüsselzug sei als die anderen. Beginnen wir ver» ) Schwalb« 1934, Seite 1 ff.

73

95. G. Thoren Svenska Dagbladet 23. Oktober 1927

Matt in 3 Zügen suchsweise mit l.Tf4, so folgt T c 8 + ; 2.Lc4, T f 8 ! Diese Anordnung der beiden Türme wird H i n t e r s t e l l u n g genannt; die entgegengesetzte Anordnung heißt, wie schon erläutert, Opposition. Auf 3.Lf7, T:f7; 4.T:f7 kommt Weiß zum Ziel; doch das erneute Kontraschach 3.—, T c 8 + zeigt, daß wir nicht auf dem richtigen Wege sind. Wenn sich der Läufer zwischen die beiden Türme stellt, muß er gleichzeitig das Feld c8 beherrschen! Diese Erkenntnis führt zur Lösung: l.Te4! T c 8 + ; 2.Lc4, Te8; 3.Le6! T c 8 + ; 4.L:c8; 5.Ta4#. Die in dem anderen Abspiel 3.Le6, T:e6; 4.T:e6 dargestellte Idee heißt A b t a u s c h - I d e e . Durch dieses Manöver wird dasselbe erzielt wie durch die Kombination C h e n e y - L o y d (Aufgabe 34), die endgültige Beseitigung der Wirkungskraft eines Langschrittlers. Eine andere Form der Abtausch-Idee, und zwar den Räumungs-Abtausch, sehen wir in der glänzend konstruierten Miniatur 94. Die Lösung lautet: l . L a l ! T : a l ; 2.D:al, 3.Dg7# bzw. 1.—, Kg8; 2 . D e 6 + usw. Räumen würden auch die Züge Lb2, Lc3, Ld4 usw., denn in jedem Fall wäre 2.Df6 möglich; aber alle diese Probespiele scheitern an T a l ! Ahnlich wie bei der Opferbahnung niuß der räumende Läufer hier das Feld betreten, auf dem seine schädliche Masse vernichtet werden kann. Dieses Opfer ist der mit dem Schlüsselzug verbundene Kontrazweck. Zum Abschluß ein nur scheinbares Kontraproblem, das uns zugleich mit einer noch nicht besprochenen Kombination bekannt macht. Aufgabe 95 hat die Lösung l.Tfti! K h l ; 2 T g 6 ; 3 . D g l # bzw. K:h2; 2.Tf2; 3.D:g2#. Uns interessiert vor allem das erste Abspiel. Zweifellos könnte der weiße Turm sein periantimetakritisches Manöver ( = räumender Zug auf der Parallelen) auch so durchführen, daß er mit dem zweiten Zuge eines der Felder g5, g7 oder g8 besetzen würde. Als unangenehme Überraschung müßten wir dann aber das Schachgebot durch 2.—, L e 4 + in Kauf nehmen. Der zusätzliche Zweck der ersten beiden weißen Züge besteht demnach in der Vermeidung des drohenden Schachgebots. Diese beiden Züge bilden zusammen eine Kombination, und zwar eine z u s a m m e n g e s e t z t e H i n f ü h r u n g , die als K o m b i n a t i o n S a c k m a n n bezeichnet wird. Der erste Zug ist ein regelrechter Vorplan und der zweite der Hauptplan, d. h. wir haben kein Kontraproblem, sondern eine logische Kombination ersten Grades vor uns, eine direkte Kombination im AngriS wie z, B.

74

der Turton. In den Probespielen einer Kombination Sackmann führt die gleiche Figur analoge Bewegungen wie in der Lösung aus, erzielt jedoch nicht die gleiche Wirkung. Man hat ursprünglich die Kombination Sackmann als einen weißen Römer angesprochen; ein Römer bleibt jedoch stets eine indirekte Kombination, auch wenn der zweimal gelenkte Stein weiß ist und die Lenkungen durch Schwarz erzwungen werden. Andererseits läßt sich die Kombination Sackmann mit schwarzen Steinen darstellen und bleibt auch.dann eine direkte (schwarze) Kombination. Die weiteren Erscheinungsformen einer logischen Kombination, die beiden Antiformen, sind ebenfalls denkbar und der schwarze Anti-Sackmann ist z. B. auch schon dargestellt. Diese Antiform besteht — wie immer bei direkten Kombinationen — in der erzwungenen Umkehrung des freiwilligen schwarzen Vorplans. Solche Aufgaben sind jedoch nur von theoretischem Interesse, und ihre Wiedergabe kann daher hier unterbleiben. Nach einer allgemeinen Einführung in das Problemschach haben wir unsere Leser mit den wichtigsten Begriffen und Ideen der Neudeutschen Schule vertraut gemacht, weil es sich bei den neudeutschen Aufgaben, d.h. also den logischen Kombinationen, um den Problemtyp handelt, der durch die deutschen Komponisten bevorzugt gepflegt und am stärksten gefördert wird. Selbstverständlich existieren daneben zahlreiche anders geartete Schachaufgaben, die den Problemen der Neudeutschen Schule in bezug auf Schönheit und Schwierigkeit nicht nachstehen oder diese sogar noch übertreffen. Wir brauchen hier nur an die sparsam gebauten Aufgaben der Böhmischen Schule zu erinnern. Diese Aufgaben fallen jedoch ebenso aus dem Rahmen unseres Büchleins wie etwa Darstellungen von Bauernumwandlungen oder en passant-Schlagfällen. Auch die Freunde des modernen Zweizügers, der besonders von der englisch-amerikanischen Schule und zahlreichen Experten anderer Länder gepflegt wird, werden unsere Ausführungen enttäuscht beiseite legen. Die Themaauswahl des modernen Zweizügers ist ebenso reichhaltig und verwickelt wie die Neudeutsche Problemtheorie und würde für eine Erläuterung in großen Zügen etwa den gleichen Raum noch einmal beanspruchen, den wir bereits verbraucht haben. Wir glauben jedoch, dem jungen Problemfreund bereits soviel an Rüstzeug und Wissen vermittelt zu haben, daß es ihm nicht schwer fallen kann, sich jetzt in der Problemtheorie zurechtzufinden und hierbei auch in solche Gebiete vorzustoßen, die wir gemeinsam mit ihm noch nicht betreten haben. Unser weiteres Ziel beschränkt sich daher nur noch auf einige grundsätzliche Ausführungen und einen Ausblick in das Reich des von seinen orthodoxen Fesseln befreiten Schachproblems. Eine Forderung, die bei jeder der bisher vorgeführten Aufgaben stillschweigend als erfüllt angesehen wurde, besagt, daß die Stellung eines Schachproblems partiemöglich oder l e g a l sein muß. Man beweist die Legalität, indem man eine künstliche Partie konstruiert, die von der Grundstellung zur Diagrammstellung führt. Solche Partien machen, vom Standpunkt des Partiespielers aus gesehen, einen mehr als absonderlichen Eindruck. Wenn sich keine Beweispartie konstruieren läßt, die Stellung also i l l e g a l ist, so gibt es dafür mancherlei Ursachen. Meistens steht ein Stein auf einem Felde, das er bei legalem Partieablauf nicht betreten konnte. Die beiden Diagramme F und G zeigen je drei aus veröffentlichten Problemen entnommene Gruppierungen von Schachfiguren, die beim Komponieren leicht unter die Finger geraten, oft sehr erwünscht wären, aber die betreffende Stellung leider illegal machen. Häufig entsteht die Partieunmöglichkeit auch durch zu reichlichen Gebrauch von Doppelbauern und Tripelbauern. Die aus der Stellung ablesbare Zahl der Bauernschlagfälle wird dann größer als die Zahl der fehlenden Schlagobjekte. Mit Aufgabe 96 geben wir ein Beispiel für eine solche partieunmögliche Stellung.

75

Die Anordnung der weißen Bauern verlangt 6 schwarze Schlagobjekte. Da 7 schwarze Steine fehlen, scheint zunächst alles in Ordnung zu sein. Tatsächlich können jedoch weder der schwarze Damenturm noch der schwarze e-Bauer von einem weißen Bauern geschlagen worden sein, so daß ein Schlagobjekt fehlt. Die rückschauende Betrachtung einer Aufgabe, durch die Aufschluß über die Legalität und das Zustandekommen der betreffenden Stellung gewonnen wird, nennt man R e t r o a n a l y s e . Es gibt knifflige Probleme, deren Idee ausschließlich durch Retroanalyse erfaßt werden kann. Man be weist so z. B., daß eine bestimmte Rochade nicht mehr zulässig ist, weil der König schon gezogen hat, oder daß der letzte Zug ein Bauern-Doppelschritt war und Weiß mit dem Schlüsselzug diesen Bauern en passant schlagen darf. Ein wenig muß sich jeder Problemkomponist und jeder Löser mit Retroanalyse befassen. Aufgabe 96 (Lösung l.D:a3) diente z. B. als Fallstrick bei einem Lösungsturnier und hat manchen Teilnehmer genarrt. Wir haben hier die Illegalität als Problemidee. 96. E. Eginton Birmingham Post 28. Mai 1912

97. H. H j o r t h Skakbladet Januar 1911

Eine zweite Bedingung, der jede normale Schachaufgabe zu entsprechen hat, verlangt, daß Weiß auch tatsächlich am Zuge,ist. Im allgemeinen wird das ja der Fall sein, doch ist schon manches Problem veröffentlicht worden, in dfem eigentlich Schwarz am Zuge war. Besonders bei Aufgaben mit wenig Steinen wie z . B . Nr. 97 trifft dies zuweilen zu. Hier hilft uns auch wieder die Retroanalyse. Der schwarze Bauer hat sicher noch nicht gezogen, und der schwarze König kann nicht aus dem unmöglichen Doppelschach auf g8 nach h8 gekommen sein. Folglich darf Weiß nicht l.BfSS anziehen. Die Aufgabe läßt sich korrigieren, indem z. B. auf g2, g3 ein weiß/schwarzes Bauernpaar eingefügt wird. Solche Probleme dürfen nicht mit den mehr scherzhaften Aufgaben verwechselt werden, bei denen Schwarz tatsächlich am Zuge sein soll und durch seinen Zug erst die Mattführung ermöglicht oder — in krasseren Fällen — selber mattsetzt. Die dritte Forderung, die an eine Schachaufgabe hinsichtlich ihrer Stellung gerichtet wird, betrifft nur Probleme, die zu Turnieren eingesandt werden. In diesem Fall wird verlangt, daß die Stellung keine Umwandlungsfiguren enthalten soll. Das heißt nun allerdings nicht, daß man bei allen sonstigen Aufgaben das Schachbrett nach Belieben bevölkern kann. Selbstverständlich soll sich der Problemkomponist bemühen, mit seinem Material auszukommen, doch darf er schon mal mit zwei Läufern gleicher Felderfarbe oder einem dritten Springer arbeiten, wenn die Darstellung der Idee einen solchen Aufwand erfordert. Diese Einschränkung bitten wir gebührend zu beachten 1 Bei Turnierproblemen wird jedoch ein strengerer Maßstab angelegt. Leider läßt sidi nicht immer durch einfaches Abzählen feststellen, ob eine Umwandlungsfigur vorhanden ist. Man erkennt dies leicht am Beispiel des „Obtrusive Bishop" (aufdringlicher Läufer), der sein ursprüngliches Standfeld noch nicht verlassen haben kann und sich doch schon mitten auf dem Brett befindet. So mußte z. B . der 3. Preis im OlympiaProblemturnier 1936 (Aufgabe 98 — l.Bd4) disqualifiziert werden, da der Läufer g7 nicht von cl gekommen sein kann, sondern durch Umwandlung entstanden ist. In Aufgabe 96 finden wir ebenfalls einen Umwandlungsläufer. Es gibt audi Stellungen, die einen Umwandlungsspringer oder einen Umwandlungsturm enthalten, ohne daß dies gleidi ersichtlich ist. Probleme, die den genannten Bedingungen genügen und außerdem mit der Forderung 98. A . Keirans OlympiasProblemturnier

99. A . Kniest Bottroper Volkszeitung Februar 1937

Matt in 2 Zügen

Selbstmatt in 2 Zügen

77

„Matt in 2, 3, 4 usw. Zügen" versehen sind, bezeichnet man als o r t h o d o x e direkte Mattaufgaben. Die unzähligen und vielfältigen Möglichkeiten des Schachspiels werden aber durch den Bau solcher iProbleme, und seien sie noch so inhaltreich, bei weitem nicht ausgeschöpft. Man hat daher Wege gesucht, neue Formen der Schachaufgabe zu schaffen. Zunächst hat man die Forderung gewandelt und an die Stelle des Matts das S e l b s t m a t t gesetzt. Selbstmatt bedeutet: Weiß zwingt Schwarz, den Weißen mattzusetzen. Aufgabe 99 zeigt eine solche Aufgabe in Zugwechselform. Mit Schwarz am Zuge wäre Weiß sofort matt, denn Schwarz hat nur den Zug D : f 3 # . Weiß verfügt jedoch über keinen Wartezug. Durch den überraschenden Schlüssel l.B:g3 (B:g3; 2.Df4, B g 2 # ) schlägt Weiß den Stein, der ihn scheinbar mattsetzen soll, und erzwingt dann ein Bauernmatt. Ein Zug, der im direkten Mattproblem unmöglich wäre, das Schlagen der schwarzen Dame, ist im Selbstmatt ein durchaus passabler Schlüsselzug! Man rechnet solche Selbstmattaufgaben trotz ihrer selbstmörderischen Forderung noch zu den orthodoxen Problemen. Alles aber, was sich noch weiter von den geheiligten Normen entfernt, ist Ketzerei und wird in das Reich des M ä r c h e n s c h a c h s verbannt. Das Märchenschach befaßt sich mit der Verallgemeinerung des zur Zeit als normal geltenden Schachspiels'nach jeder nur denkbaren Richtung. Es tritt vor allem im Problemschach in Erscheinung. Einen kleinen Überblick über die vielen Möglichkeiten sollen die folgenden Hinweise geben. Die Matt- bzw. Selbstmattforderung kann ersetzt werden durch Patt, Selbstpatt, Doppelpatt, Hilfsmatt, Hilfspatt usw. (Bei allen Hilfszügern arbeiten Weiß und Schwarz nicht gegeneinander, sondern vereinigen ihre Kräfte zur Erfüllung' der Problemforderung.) Die schwarzen Züge können gewissen Beschränkungen unterliegen, z. B . : Schwarz macht stets den geometrisch längsten Zug (Längstzüger) oder darf nur ziehen, wenn er Schach bieten kann, und anderes mehr. Auch Weiß kann in ähnlicher Weise in seiner Wirkungskraft beschnitten werden. Ein besonders reichhaltiges Feld für kühne Ideen ist die Schaffung von neuen Figuren mit bisher nicht üblicher Gangart. Wir erwähnen nur die beiden bekanntesten Märchenfigur'en: den N a c h t r e i t e r , der sich als Langschrittler in der verlängerten Springerlinie bewegt, und den G r a s s h o p p e r , der in gerader und schräger Richtung springt und das Feld unmittelbar hinter einem Stein beliebiger Farbe besetzt. Auch vor dem König hat man nicht halt gemacht. Er ist schon seit langem seiner Würde entkleidet worden und kann im S c h l a g s c h a c h ebenso gut geschlagen werden wie durch Umwandlung entstehen. Schließlich hat man auch noch das Brett von 8 X 8 Feldern verlassen. Der Märchenschachfreund wählt sich die Brettgröße und -form, die der Darstellung seiner Idee am meisten zusagt. Zylinderschach 7 X 8 und Raumschach 5 X 5 X 5 sind nur einige bescheidene Beispiele derartiger Möglichkeiten. Der Märchenschachkönig T. R. D a w s o n sagt daher mit Recht: „Der Gedanke an eine Figur, die sich in den Verhältnissen einer Riemann-Geometrie über die Oberfläche eines n-dimensionalen Hyperboloids bewegt, gibt uns eine klare Bestätigung dafür, daß Schach noch eine sehr junge Wissenschaft ist." Ein Teil dieser Neuerungen hat bereits Eingang ins Partieschach gefunden. Man spielt Doppelzugschach, Raumschach, Ohneschach und Schlagschach. Übrigens: Partieschach? Ja, was macht denn eigentlich unser Partiespieler, von dem wir eine ganze Reihe von Seiten nichts mehr gehört haben? Nun, seit dem 31. 10. 1925, dem Tag, an dem er zum ersten Male ein Schachproblem gelöst hat, sind 25 Jahre vergangen. Aus dem Partiefreund ist schon seit langem ein in allen Sätteln gerechter Problemfreund geworden, dem das Schachproblem viele Stunden der Freude bereitet hat und dem wir manche schöne Aufgabe verdanken. Aber Partie spielt er nur noch gelegentlich, und dann zumeist Schlagschach.

78

Sachregister Die Zahlen bezeichnen die Seiten, auf denen die betreffenden Begriffe besonders erläutert werden Abdrängung 65 Abfang 70 Abfangender 39 Abtauscheidee 74 AnderssensMatt 36 Antiform 22 AntisGrimshaw, schwarz 22 weiß 32 Antiilnder, schwarz 42 weiß 40 AntisKling 25 antikritischer Zug 22 antimetakritischer Zug 47 AntisPlachutta 43 AntiiRömer 59 AntisSeeberger 35 Antisperrzug 22 AntisTurton 51 Bahnung, schwarz 50 weiß 48 Batterie 8 Beugung 33, 55 Blockung 10 Blockwechsel 61 Böhmische Schule 11 Brennpunkte 64 Bristol 48 Brunner«Turton 45 CheneysLoyd 41 direkte Kombination 18 Dresdner Idee 60 Drohwechsel 63 Dual 8 Duelle 69 Epaulettenmatt 11

Fernblock 21, 56 Führung 16, 18 gemischtfarbige Verstellung 52 gepaarte Felder 69Grasshopper 78. Grimshaw, schwarz 10, 15, 16 weiß 32 Hamburger Idee 61 Hauptplan 26 Herlin 41 Hinführung, zusammengesetzte 74 Hinterstellung 74 Holzhausen, schwarz 27 weiß 42 ideegemäße Verführung 24 indirekte Kombination 18 Indisches Problem 37 Kling 24 Kombination 18 Kombination Loveday 38 Kontraprobleme 70 Kontrawechselprobleme 71 Kreuzschach 8 kritischer Zug 15 Legalität 75 Lenkung 16, 18 Lenkung, zusammengesetzte 18, 59 Linienräumung, schwarz 51 weiß 44 logische Kombination 18 logisches Problem 29 LoydsTurton 45 Märchenschach 78 Mattdual 8

79

Mausefalle 52 Meredith 10 MetasHolzhausen 30 metakritischer Zug 30 Miniatur 10 Minimalproblem 61 Münchner Idee 73 Mustermatt 11 Nachtreiter 78 Nebenlösung 8 Neudeutsche Schule 19 Nowotny, schwarz 20 weiß 34 Nutzung, primäre und sekundäre Ökonomie 11 Opferbahnung 49 Opposition 66, 71 orthokritischer Zug 53 parakritischer Zug 53 perikritischer Zug 40 Plachutta, schwarz 28 weiß 42 Probespiele 37 reelle Form 24 reines Matt 11 Retroanalyse 76 Römer 57 Römer niederer Ordnung 58 Sackmann 74 Satzmatt 9 Satzspiel 9 Schlagschach 78 Schlüsselzug 8 Schnittpunkt 10 Schwalbe 19 schwarzer Siegfried 39

80

Schweizer Idee 62 Seeberger, gemischtfarbig 52 schwarz 23 weiß 35 Selbstmatt 78 Sperrfalle 33 Sperrmeidung 33 Sperrstein 10 Sperrwechsel 61 Spiegelmatt 11 Springerverstellrad 20 Stufenbahnung 49 Stufenräumung 49 Tempoduell 66 Treffpunkt 63 Turton 45 Unlösbarkeit 8 Urform 22 Valve 61 Variante 13 Vektor 64 Verbahnung 51, 65 Verräumung 51 virtuelle Form 24 Vorplan 26 Vorplanproblem 26 Whitestosplay 12 Wirkungsfeld 15 Wirkungslinie 10 Wirkungsstein 15 WürzburgsPlachutta 27 ZeplersTurton 47 Zuglinienverstellung 16 Zugwechsel 12 Zugzwang 10 Zweckreinheit 30