Einhundertundzehn Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17. und 18. Jahrhunderts mit und ohne Singweisen: Nach fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde [Reprint 2020 ed.] 9783112380109

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Einhundertundzehn Volks- und Gesellschaftslieder des 16., 17. und 18. Jahrhunderts mit und ohne Singweisen: Nach fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellen und dem Volksmunde [Reprint 2020 ed.]
 9783112380109

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Eiuhuu-ertun-zehn

Volks- und Gestllschastsiirdrr ks 16., 17. und 18. Änhrhnndkrle

mit n«L ohne Aingweisen.

Nach fliegenden

Blättern,

handschriftlichen

Quellen

und dem VolkSmundc

gesammelt und herausgegeben VC II

Franz Wilhelm Freiherrn von Ditsurth.

Atnttgart.

G. I. Gcschcn'sche Verlagshandlung. 1875.

Druck von Karl Kirn In Stuttgart.

Srinen oirfjiürigm ftrandr,

Herm &ron Hermann von Änctfer )« fironjtU

gewidmet

vom

Hrrllasgrbtr.

Vorwort. Auch die vorliegenden „Einhundert und zehn Volks- und Gesellschaft-lieder deS 16., 17. u. 18. Jahrhunderts" sind, wie Alle- waS ich derartig bereit- herau-gegeben habe, jener öfter erwähnten, nun fast fünfzig Jahre hindurch fortgeführten, großen Sammlung entnommen. Sie sind nach denselben Grundsätzen au-gewählt, behandelt und geordnet, wie diejenigen jener frühern Veröffent­ lichungen. So ist namentlich die verschiedmartige Schreibweise der vielen darin sehr von einander abweichenden alten und neuern schriftlichen Quellen für un- le-barer gemacht, ohne da- Eigenthümliche zu beeinträchtigen. Nur die geschriebenm Aufzeichnungen mund­ artlicher Lieder sind getreu wiedergegeben, um nicht irgendwie dem Mundartlichen zu schaden. Die Richtigkeit deS Mundartlichen selbst aber vermag ich nicht zu vertreten; ich hatte nur da-

VI

in fliegenden Blättern, handschriftlichen Quellm und dem VolkSmunde Vorgefundene wiederzugeben. Bekannt sind auch von diesen Liedern nur sehr wenige; etwa Nr. 25, 32, 33, 35 und 36, hier aber in anderer Fassung, oder mit Singweise ge­ boten. Die übrigen erscheinen wol zum erstenmal. Willkommen dürsten die historischen Lieder seyn, da eben ihre Zeit zu der sterilsten dieses Gebietes gehört, wenigsten» au» jenen Tagen nicht viel Bezügliches zu finden ist. Die mit Sternchen bezeichneten Ueberschriftm fanden sich so vor; die übrigm Lieder mtbehrten derselben. Die zwette Stimme der Singweism ist von mir n«h volkSthümlicher Art hinzugefügt. Möge denn auch diese Gabe freundlich aufgenommm werden. Nürnberg, den 1. Mar; 1874.

Der Herausgeber.

Inhalt. Historische

Lieder. Seite

1.

mundi.

Theatrum

T. i. comüdieweiße dar­

gestellte Begebenheiten, so in den Jahren Christi

unsers Herrn 1653—1657 in Summ ihren Vor­

gang gehabt.

Althandschriftlich.

Zwei Foliobogen,

Hofprediger Jacobi in Koburg gehörig.

2.

Schlacht bei

St. Gotthardt.

1831

.

3

Geschrb. altes

Ldbch., Lehrer Möhring zu Haßfurt gehörig. 1839.

Die Überschrift hieß dort:

3.

Geschlagener Türkh

Schlacht bei St. Gotthardt.

.

12

Ein gantz newes

Lied über das Armistitium so der Großmechtigste

Kayser Leopoldas I. mit dem türkischen Erbfeindt nach glücklicher großer Schlacht bey Closter St. Gott­

hardt am Rab-Flusse den 10. Augusts dieses 1664

Jahrs aufs 20 Jahr abgeschlossen.

4. 2 Bll. o. I.

In der Erbschastsmasse der Familie v. Kretschmann zu Obertheres. 4.

Gespräch

1830

....................................................

14

zwischen England und Ruyter.

Altes Folioblatt, Professor Dentzinger in Würz­

burg gehörig.

1832.

Wahrscheinlich fehlt

noch

etwas, denn die andere Hälfte des Bogentz war abgerissen.

Ueberschrist nicht vorhanden

18

VIII Seite

5. Rheinfelden. Zwey schöne Newe Lieder. Das Erste: Bon Colmar. Colmar, wo mißt du jetzt hin rc. Das Andere: Bon Rheinfelden. Der Rhein-Graff und der Schwede rc. Im Jahr Christi, 1675. 8. 4 Bll. o. C. Berlin He 7686 und Ye 7771 ...................................................... 21 6. Belägerung Rheinfelds. Rheinselder Be­ lagerung durch die Frantzöfisch Armee von Grigi beschehen, Auß Forcht bald wider verlaffen ehe ihn Ihr Durchl. von Lothringen recht können er­ sassen. 8. 4 Bll. o. I. u. O. mit Titelholz­ schnitt .............................................................. 24 7. Straßburg. Staatsbibl. zu München. Cod. germ. p. 136—137 ........................................ 29 8. Schlacht bei Patras. Aeltere Hand­ schrift .............................................................. 36 9. Unvergleichlicher Teutscher Reichshelden rc. Alte Handschrift................................................. 39 10. Confessio Gallicana. Staatsbibl. zu München. Cod. germ. 4055. p. 165-173 .................. 47 11. Schlacht bei HochstSdt. Altes geschriebenes Liederbuch......................................................... 56 12. Im Quartiere. Desgleichen.................... 58 13. Belagerung von Toulon. Handschriftlich aus jener Zeit.......................................... 60 14. Schlacht bei Malplaquet. Desgleichen . . 61 15. Ganz neues Welttheater. 8. 4 Bll.o. O. 63 16. Peter des Großen Tod. Handschriftlich aus jener Zeit.......................................................... 69 17. Mors Emanuelis. Altes geschrb. Ldbch. . . 72

IX Seite

18. Jud Süß Oppenheimer. Curieuser Nach­ richten. Aus dem Reich der Beschnittenen. Erste Unterredung, zwischen Sabathai Sevi, Einem in dem vorigen Seculo in den Morgenländern Höchberüchtigl gewesenen Jüoisch: Ertzbctrüger, Und dem fameusen Würtembergijchen Avanturier, Jud, Joseph Süß Oppenheimer rc. Erstes Stück. Ge­ druckt zu Cana in Galiläa. 1737. 4 ... 74 19. Jud Süß. Daselbst........................................... 79 20. Der wahrhafte Zeitungssinger. Handschrift jener Zeit............................................................ 84 21. Österreichisches Kriegslied. Handschriftlich 90 22. Rückzug derer Franzosen von Prag. Hand­ schrift jener Zeit................................................... 92 23. Belagerung der Bestung Rottenberg. Handschrift jener Zeit.......................................... 94 24. Karl Albert's Tod. Geschrb. Ldbch. jener Zeit 99

SallaLea. 25. Faust. Mündlich in Unterfranken. 1832 . . 105 26. Der Wittwe Töchterlein Handschriftlich von Herrn Kunstdrechsler Weiß zu Nürnberg, der nach dem Boltsmunde das Lied auszeichnete . . . . 110 27. Ein Traum. Geschrb. Ldbch. aus Kastell in Unterfranken. 1832 ...................................... 112 2S. Hansel und Gretel. Geschrb. Ldbch. von 1691 aus Kisfingen...................................................... 115 29. Müller und Bauer. Aelteres geschrb. Ldbch. aus Schweinfurt.................................................. U7 30. Das fette Schweinlein. Geschrb. Lbbch. aus Römershofen . ................................. 119

X Seite

31. Frommer Hund.

Geschrb. Ldbch. aus West­

heim. 1833 32. a) Der Aälberkauf. liche Lieder.

125

Zwey Schöne Newe Welt­

Augspurg bey Marx-Antonj Hannas.

8. 4 Bll. o. 1

128

32. d) Tas Metzger-Lied. Neue lustige und scherz­

hafte Lieder.

131

8. 2 Bll. o. I. u. O

33. Cupido und der ClauSner.

Alte Handschrift 134

34. Japonia septentrion'alis.

Alles geschrb.

137

Ldbch

35. Die Schneider

und die Geis.

Geschrb.

älteres Ldbch

141

36. Jager und Mägdelein.

liche Lieder.

Sechs schöne Welt­

8. 4 Bll. o. I. u, O

144

37. Der Bettler. Alte Handschrift 147 38. Traum. Sechs neue Weltliche Lieder. 8. 4 Bll. o. I. u. O 39. Geweckt. Mündlich, in Unterftanken.

40. Der Organist.

.

.

149 . 151

Handschriftlich, aus dem Ende

des vorigen Jahrh

41. Bedenklich.

153

Mündlich, in Mrnberg

.

.

. 157

42. Das Grelle von Strimpflebach. Mündlich, aus der Gegend von Reutlingen

158

43. Angeführt. Mündlich,ausd.Gegendv.Dillingen 160 44. Liebesgespräch eines Franzosen. Soldatenund andere schöne Lieder. 45. Lieschen.

8. 2 Bll. o. I. u. O. 163

Drei schöne Neue Lieder.

...

o. I. u. O

8. 2 Bll.

. 166

Liebeslieder.

46. Kehrt um! 1834

Altes geschrb. Ldbch. aus Hofheim. 171

XI

Seite 47. Trauer. Der ander Theyl, Schöner kurtzweiliger Teutscher Lieder, zu dreyen Stimmen, Nach art der Neapolitaner rc. newlich durch Nöm. Key. May. Muficum, Jacobum Regnart, componirt rc. Nürnberg, 1578. Nr. 31.................................. 173 48. Abschied. Altes geschrb. Folioblatt Herrn von Hornthal in Bamberg gehörig. 1837 .... 175 49. Die Grausame. Handschriftlich..................... 176 50. Abschiedsschreiben an einen Geliebten. 8. 2 Bll. o. I. u. £.......................................... 178 51. Liebes-Antrag. Abschieds- und andere schöne Lieder. 8. 2 Bll. o. I. u. £.............................. 181 52. Unbeweglich. Geschrb. Ldbch........................... 183 53. An Sylvia. Daselbst................................... 185 54. Doch treu. Daselbst....................................... 187 55. Sieg der Beständigkeit. Daselbst . . . 190 56. Die Diebin. Handschriftlich......................... 193 57. Liebesphantasien. Geschrb. Ldbch. . . . 194 58. Weicht, quälende Gedanken. Aelteres geschrb. Ldbch.................................................................. 196 59. Abschieds-Lied. Vier zärtliche Lieder. 8. 2Bll. o. I. u. £.......................................................... 199 60. Treue Liebe. AlteS geschrb. Ldbch................... 202 . 204 61. Liebesschmerzen.Geschrb. Mufikhest . . 62. Abschied von der Geliebten. Mündlich, in Würzburg......................................................... 206 63. So sind die Mädchen. 8. 2 Bll. o. I. u. £. 208 64. Lottchen. 8. 2 Bll. o. I. u. £....................... 209 65. Trutze nur! Mündlich, in Unterfranken . . 211 66. Ein Kind von zwanzig Jahren. Mündlich, 21 in der Gegend von Würzburg

XII Seite

Mündlich, in der Gegend von

67. Treue Liebe.

Dillingen......................................................................216 68. Hans Luft....................................................................218 Vermischte Lieder. 69.

Ehegesang.

Altes geschrb. Ldbch........................... 223

70. Lustiges Lied über die Weiber. Verschiedene

.

8. 2 Bll. o. I. u. O.

schöne neue Lieder.

71. Neue Hauseinrichtung.

. 225

Mündlich, in der

Gegend von Regensburg.......................................... 227 72. Weiberhoffahrt. 73.

Handschriftlich.

Der Bauer als Rekrut.

74. Bauernfeldzug.

. 230

1696

Altes geschrb. Ldbch. 234

Altes geschrb. Ldbch. .

.

. 237

75. De§ Rekruten Abschied von der Geliebten. Mündlich, in Unterfranken......................................... 241

76.

Der Deserteur.

Mündlich, in der Gegend von

Landshut......................................................................243

77.

Ein Jäger will ich werden.

Mündlich, in 248

Unterfranken............................................

78.

Der Wildschütz.

Mündlich, in der Gegend von

Freising........................................................................... 251 79. Der Wildschütz.

Mündlich, in der Gegend von

Landshut..........................................................• .

80. Klage.

81. Beruhigung.

Daselbst..........................................260

82. Blasse Sorgen, gute Nacht! 83.

. 254

Altes geschrb. Ldbch.................................... 258

Wider den Schlaf.

Daselbst

. 262

Daselbst......................... 265

84. Hoffnungslos. Daselbst......................................268

85. Unglück.

Daselbst............................................... 271

86. Beständigkeit. Daselbst...................................... 2s4 87. Beständigkeit. Daselbst......................................276

xm Seite

88. Hoffnung und Treue.

.... 279

Daselbst

89. Wie mir's gefällt.

Handschriftlich

.

. 281

90. Fröhlicher Muth.

Altes geschrb. Ldbch..

.282

.

91. Arge Welt.

Altes geschrb. Ldbch........................ 285

92. Gleichmuth.

Daselbst.......................

93. Kein

Altes

Geld.

geschrb. Ldbch.

. 288

.

aus der

Gegend von Amberg................................................290 94. AbschiedsschmauS. Mündlich, in Aschaffenburg 292

95. Der Wahrheitsfreund. AlteS geschrb.Ldbch. 29^ 96. Lumperei.

Sechs neue Weltliche Lieder.

8.

4 Bll. o. I. u. O........................................................299

97.

Das Bettelleutlied.

Soldaten- und andere

8. 2 Bll. o. C. u. I.

scherzhafte Lieder.

98. Der lustige Orgelmann rc.

.

. 302

8. 2 Bll. o. I.

u. C............................................................................... 305

99. Der Bauer. Trey schöne Neue Weltliche Lieder. Das Erste.

Bon den groffen Held Friederich, wie

ihn die Starosten erschoffen haben rc. Das Andere. Ich bin ein freyer Bauersknecht rc.

Das Tritte.

O du schwartzeS Aeuglein ach! rc.

Gedruckt in

diesem Jahr.

100.

8. 4 Bll. o. I. u. 0....................... 311

Der Bauer.

Lieder.

Zwey Schöne Rewe Kurhweilige

Das Erste:

mann rc.

Mein Vatter ist kein Edel­

Tas Ander:

Ein Krieg hat sich

gesangm an rc.

Im Thon:

Buchtzbaum singt.

8. 4 Bll. o. I.

Wie man den Am Schluß:

Gedruckt zu Augspurg, bey Christoff Schmid 101. Hoffärtige Zeit.

102. Der Bauernknecht.

Aelteres geschrb. Ldbch.

. 315

. 318

Mündlich, in der Gegend

von Neuburg an der Donau.............................. 320

103. Erschaffung der Welt. Altes Liederheft aus der Gegend von Amberg...................... . 322

XIV Seite

104. Petrus.

Daselbst.................................................337

105. Weihnachtslied.

Altes geschrb. Ldbch.

106. Unser liebe Frau zu BerSbach. 107. Vergänglichkeit. 108. WeNeitelkeit.

IM. Der Tod.

. 340

.

Daselbst 343

AlteS geschrb. Ldbch.

. 345

.

Handschriftlich..........................348

Me Handschrift............................... 350

110. Der treue Pilot. Handschrift vom Jahre 1792 352

111. Des hl. Kirchenlehrers Auguftini Wort

bei dem Grab C. Julii Caesaris etc. Ubi nunc est tua magnificentia Caesar? Threnodiae beatis Manibus Viris magnifici, nobilissimi Dm. Johannis Jacobi Tetzelii a Kirch­ sittenbach. Norimbergae 1646 ..................... 357 Xahaug.

112. Gilimer. Ehren

Poetische Aufzüge zu hochzeitlichen

des erbarn

und

Wolvornemen Herrn

Wolfgang Achatius Gutbrods rc. Mrnberg 1649 389 113. Angefochtene Freiheit.

Münchner Staats­

bibliothek, C. germ. 4395, b. c. d. e. 114. Verfochtene Freiheit.

.

.

. 355

Daselbst .... 365

115. Domine, quid me vis kacere?Handschriftl. 371 116. Ein andächtiges Bater-Unser. In honorem

maledicti officialis Dechelj. Aeltere Handschrift 380

Historische Lieder.

v. titfurtb, Delks- uitc Gesellschrftslieder.

1

1.

Theatram mundi. * 1653-1657.

3m Ztn: Das tann man noch Neue- Heren? x.

Lromwell. Weil Protector bin geworden, Und auf Leben-zeit ernannt, Dienet mir in Süd und Norden England, Irland und Schottland. Mir verleiht das Parlamente Hoheit auch als Titul schon, Und wann ich mich König nennte, Reicht eS selbsten gar die Ären.

Zwar eS stecket mir im Sinne, Strebet gern so hock hinaus, Aber ob's zu Tau'r gewinne, Scheinet auf barolla krauS;

4

Denn ich hab sehr viele Feinde, Meine eigen Cffixier Rathen ab, und falsche Freunde Ständen nach dem Leben mir.

Königin Christine-

Königin ich Christin von Schweden, Großen Heldens Tochter auch, That mein Kron frei niederlegen, Aestimir'S vor Staub und Raucb. Bei den Jesuwitern drinne Zu Jnsbrucken ab ich schwör Meinen Glauben, und gewinne Dafür ihr pabistisch Lehr.

Alsdann bin nach Rom gekommen, Habe dort mit großem Pracht Meinen Aufzug vorgenommcn, Und Allarma recht gemacht. Allda hat der Papst mit Ehren Ueberschütt mich sonder Zahl, Weilen komm von Luthers Lehre Itzt in's gläubige Final. König Karl.

Ich Karol Gustaph Zwehbrucken, Gust-Adolphi Schwester-Sohn,

_ 5_

Kann dadurch itzt höher rucken, Und besteig den schwedisch Thron. Weiber lieben Kommandiren, Haben an dix Hosen gern, Hie kann man eS anderst spüren. Mich hat Ein' gemacht zum Herrn. So gefallt mir Weiber-Schalten, Ob es fromm sey, oder nicht; Hab dardurch ein Kron erhalten, Und selch'S ist kein leer's Gedicht. Wer mir feindlich und hergegen, Teme will ich'S zeigen bald, Daß verstehe durch den Degen Auszufechten mit Gewalt.

Löniz in Polen.

Weil ich stark hab intendiret Gegen diesen Carl Gustaph, Hat er Krieg mit mir geführet, Und mich abgetrumpfet brav, Hat erobert bald ganz Polen, Mich gejaget aus dem Land, Brennt mir aber unter' n Sohlen, Bis ihm wiedrum werd bastant. Bin auch abermalen kommen Als ein Alexander her,

6

Doch daS Glück hat Abscheid genommen, G'neppet ’) immer mehr und mehr; Tann bei War sau in dem Streite, So drei ganzer Tag gewährt, Schnappt der Fidel ab die Saite, Heißt Valet, nach HauS gekehrt!

Lonig in Hispanien.

Weil mir England anbefohlen, Daß sollt Inquisition Stellen ab, hab lieber roollen Einen Krieg drum heben an; Tann der Briten ihre Tücke Nimmt in tiefem Friedensstand Mein Jamaika, und schicket Mir doch Absag nicht zuhand;

Hat sich gar mit den Franzosen Alliiret mir contrair, Und mehr Anders abgestoßen, WaS nicht gebe gerne her. Mardyk und Tünkirchcn eben Muß auch lassen noch als Haar; Lieber wollt'S dem Teufel geben, Als dem Ketzer auch noch gar!

*) G'neppet — wankt, hinkt.

7

Der Papst.

Ich hab BielcS turbuliret, Und gemachet manchen Streich, Freund und Feind auch angeführet, Wie es mir gedienet gleich. Jetzo kommt der Tod gegangen, Giebt mir kein' Tiara Schutz, Werd nun sehn was dort empfange, Wo nur gute Thaten nutz.

Hab die Kirche stets gesühret, Vorgeschoben in dem Mund, Doch im Herzen nur verspüret, Was mir füllt den irdisch Schlund. Solch'ö ist eigen allen Pfaffen, Ihnen im Geblüte steckt: Kirch zu reden, Bauch beschaffen, Weil das nur alleinig kleckt. Meiste Menschen sehn nur Kinder, Qder alte Weiber zwar, Solche zwaget man geschwinder, Macht man sie zu Narrm gar. War mein Thun gleich nicht so übel, Dann viel ander Papst Gespunst, Papst ist Papst, seyn auS eim Tigel, Heiß er Peter oder Kunz.

8

Der Lzaar. Weil der Schweb in Polen sieget, Und rumoret mächtig draüß, Mir das schwer im Magen lieget, Rucket mir zu nah vor'S HanS. Mußte drum ein Krieg anheben, Um ihn abzutreiben dort; Dann ich kann nicht ruhig leben, Steht er so vor meiner Pfort. Suchet Preußen abzuwenden Bon des Schweden Allianz, Dann so wird sich günstig wenden Dieser neue KriegeSdanz. Wann wir beed zusammenhalten, So wird König Kasimir Wieder in sein Polen schalten, Und zwiefache danken mir.

Großvezier. Ich der Großvezier der Türken, Mahomct Kiuprili, Ließ die Ringler all erwürgen, Und was widerspännig hie. Bin ein Küchenjung gewesen Im Serail, und lernet nicht

9 Wie man schreiben sann und lesen. Aestimir'S ring an Gewicht. Aber Ordinanz innhalten, Weise und gerecht auch seyn, Solche Schule lasse walten, Giebt ein feinen gülden Schein. Darauf ich beständig richte Alle meine Intention, Mache mit dem Schwert zunichte, Was nicht halten will daran.

Kaiser f crtinanl III.

Ich muß jetzt auch von dem Throne, Und dem Leben scheiden ab, Geben meine Kron dem Sohne, Und mich legen in daS Grab; Hab sehr Viele- hie auf Erden AuSgemacht in Leid und Streit, Bin fast froh daß Ruh kann werden, Und nun kommt ein Schlafen-zeit. Ein- annoch sag unverhohlen: Mich bekrankt, daß lassen muß Don dem Schwed, drum hab mit Polen Auch paktiert trotz Friedensschluß.

10

Hätt' den Ketzer gern gedampfet,

Weil er mir gemarlscht^) das Spiel;

Doch ich hab jetzt auSgckampfct, Dann der Tod scht mir ein Ziel.

Kaiser Leapol-vs. Ich komm jetzo an den Reigen, Bin des Röm'fchen Reichs ein Herr;

Will, wie mir die Patres zeigen,

Gehen fromm und recht einher. Wünsche Ruh und Fried allwege,

Sonders mit Türk und FranzoS;

Solches ist dem Reiche Segen, Anderst leicht der Teufel los.

Preußen. Habe itzt mit Polen Frieden,

Mit dem König Casimir,

Bin von Schweden abgeschieden,

Im Vertrag zu Welau hier. Darnach komm aus Lehnsverbande Von der polnisch Krone itzt;

Preußen ist ein freies Lande, Und mein einiger Besitz.

') Gemartscht — zerschlagen, verdorben.

11 Kriege auch als polnisch Lehm, Nach des PommerherzogS Tod,

WaS leichtlich bald kann geschehen,

Laumburg und da- Bütow;

Brauch dafür nur zu verlieren Ermeland als Gegmgift; Mso thut mein Glück floriren,

Durch Vertrag itzt angestift.

poeta. Ich hab fürgestellt, ihr Leute,

In Contrafactura hier, WaS begeben sich derzeite,

Und gebracht in Reimen-Zier. Ueberall find't man auf Erden

Wenig Fried und mehrer Streit, Wird auch wol nicht anderst werden —

So ging's sonsten, so anheut. —

12

2.

Schlacht bei St. Gotthardt. 1664.

Der Türk' ist geschlagen, man hat's ihm gepfiffen,

Er traget darvon ein blutige Kron; Er meint' schon, hätt unS an die Kehle gegriffen, So hat er bekommen ein richtigen Lohn. Kiuprili, Montecuculi

Kannst nit bestehen, Thut übel abgehen,

Du hast darvon nur G'spott und Hohn.

Hast beten wöll'n, inS Kloster gehen,

Bist aber zum Beten gewest zu faul, So trischet man dir ganz unversehen Dein sündlich, türkenhündisch Maul.

Jetzt singst ohn Spott: Erbarm dich Gott!

Ist aber zu späte,

Du bist labethe, Kommst auf'n Hund und nit auf'n Gaul.

13 Ach wär's nur todter vorgegangen,

Wir hättm dich dapfer noch auSgekehrt; Doch hdßt eS: an den Nagel gehangm, Wdl'S Fried, Geharnisch, Spieß und Schwert.

Die schöne Beut,

So un» erfreut, Die ginge verloren,

Kott'» Blitz und Mohren,

Und hatte Maulwischm keiner begehrt! —

14

3.

Schlacht bei St. Satthardt. 10. «»,. 16M.

Im Ton: Phylli- Deine Mauen Augen re.

Mß«ster Mo»tec«culi.

Türk', itzt hangt dir Schwanz und Feder,

Wie eim nassen Gogelhahn, Weil vertroschen wir dein Leder,

Und dich abgetrieben Han; Lernest bei St. Gotthardt beten, Pfeifen am Flegel Antiphon,

Daß dein Kiupril in Nöthen Sprunge wie ein HaS darvon.

Hät'S der Kaiser so gepflogen, Wie ich'S ihme vorgemacht,

Fischet er wol bessern Rogen, ’) AlS er itzt darvon gebracht.

’) Rogen — Vortheil, Nutzen, Gewinnst.

15 Doch so gehet'-: waS erworben Und erlanget mit dem Schwert,

Solch'- hat Politik verdorben, Und wird schandelich verthört.

Moaßer ftieirili. Ich hab Conto falsch gestellet,

Bin sehr bo- gesoffen an, Weilen Hochmuth mich geschwellet, Glaubet, Sieg nit fehlen kann.

Aber Kaiserische Soldaten

Dapfer seynd bastant allhie,

Weilen sie so wol berathen Monster Montecumli.

Darf geschwind zum Frieden kehren,

Eh noch mehr verpölzt das Glück; ‘) Wann mein Soldan e- würd hören, Kriegt die Schnur ich um das Gnick.

Machet sich doch sogestalten, Daß Neuhäusel, Warasdin Darf noch obenein behaltm,

Statt daß sonsten muffet fliehn.

*) verpölzt — versetzt.

16

Der leiser.

Hab ich zware Sieg in HLnden, Mach doch einen Armistiz,

Sonstm könnt's contrair sich wenden,

Daß das Glück mich' dauzen *) ließ.

Der Franzos, so mir verbunden, Ist sehr falsch, trau ihme nicht,

Und wie Ungarn hab befunden, Giebt mir auch kein Zuversicht. Meiner Völker auS dem Reiche Seynd mir nit so viel erweckt,

Daß daS Glück nie ab tonnt weichen,

Und nit einmal auch verkleckt. Besser ist ein schmaler Bissen,

So man sicher nimmet hin, Dann Trumpf auS versuchen müssen, Ob ein Braten man gewinn.

ISnig in Frankreich.

Half ich gleich die Schlacht gewinnen, Ihme mit viel tausend Mann, Hab ich'S dannoch nit im Sinne,

Daß Fortun er nutzen kann; *) dauzen -- duzen, geringschätzig behandeln.

17 Ansonst mir der Kaiser würde Allzu mächtig, und ich hatt' Nur davon ein schwere Bürde, So mich letztlich macht labeth.

Leopoldi Macht zu spalten, Spiel ich falsch so hie wie dort; Darum mit den Türken halten Muß ich's heimlich immerfort. Bin zwar allerchristlichst König, Der so Kipper-Spiel') gethan, Doch scheer ich mich darum wenig, Vortheil stehet oben an. ') Kipper-Spiel — Münzen, am Rand beschneiden, Mscherspiel.

18

4. Gespräch zwischen England and Ruyter. 1667.

C*gU*>. Ach wie bin ich zugerichtet, Von de- Ruyter- SatanShänd,

Hat mir meine Mett vernichtet,

Meine stolz Armad geschändt! Dreimal auf dem Meer geschlagen.

Hat er mich also geschwind, Daß eS gar nicht ist zu sagen, Wie ich traurig bin gesinnt.

Und nun ist er gare eben

Kommen in die ThemS aühier, Will dm letzten Conto geben,

Und verbrmnt die Flotte mir.

Bon uns weichet alle- Glücke;

Schon seit Jahr und Tag bergab,

Gehet immer es zurücke, Dürft mich legen bald in'S Grab.

19 Schon in dem vergangnen Jahre

Käme Unglück unerhört;

Durch erschröcklich Feu'rsgefahre,

Mr halb London ist zerstört.

Viele tausend Menschenkinder Seynd da ohne Hab und Gut,

HauS und Hof, Pferd, Küh und Rinder, Fraß die wilde Feuer-wuth.

Muß um Frieden itzo bitten, Sonsten geht eS arg und schlimm,

Denn ich habe ausgestritten, Fechten schlage aus dem Sinn.

Holland hat mich stark turbieret, Ist mein Meister wordm sehr; Heimlich hoff, wa- ruinieret,

Werd hernach doch brffer mehr.

Mefttr. Ja, ihr stolze Herren Britten, Euch ist so ein Lehre gut,

Daß ihr meinet nicht wir litten Alle- was ihr wollt und thut.

Denkt ihr, daß ihr habt das Meere,

Itzt alleine in der Pacht, Weilen pochet also sehre,

Habet nicht auf Andre acht?

20 Ich werd'- aber anderst weisen: Wie ich will, macht Frieden jetzt, Müßt in sauren Apfel beißen,

Sonsten dapfer drauf gesetzt! London laste frei beschießen,

Daß kein Stein auf andern bleibt,

Also thut euch gleich entschließen, Mich nicht in dm Zoren treibt.

21

5. Rheinfelden. * 1475.

Der Rheingraf und der Schwede, Sie kriegen alle brede, Rheinfelden «öllend sie Han.

Sie zugm rin klein baß usen, Wol bei der Wriermatt uffen, Mit vierzigtausend Mann. Wo wöllen sie'- Läger haben,

Au Rheinfelden in den Reben,

Da händ sie's Läger g'han. Sie händ da- Läger g'schlagen,

Es kostet manchm Knaben,

Mancher Frauen ihrm Mann. Ein Bötelein kam ihnen spate Bon Zürich au- dem Rathe,

Gab ihnen ein gute Lehr:

22 Sie sollend Kügelein gießen,

Dapfer gm Rheinfelden schießen, Dann werden sie innen ko.

Sie haben Kügelein gegoffen. Dapfer gen Rheinfelden geschossen,

Sind noti nüt innen ko. ‘)

Ein Bötelein kam ihnen spate

Bon Bern u- dem Rathe, Gab ihnen ein gute Lehr:

Sie sollend da- Korn abschneiden,

Groß Hunger müßen'- leiden, Dann werden sie innen ko.

Sie haben da- Korn abg'schnitten,

Groß Hunger haben sie glitten, Sind noti nüt innen ko.

Ein Bötelein kam ihnen spate Bon Basel u- dem Rathe,

Gab ihnen ein gute Lehr:

Sie söllend die Trauben abschneiden,

Großen Durst müßen sie leiden, Dann werden sie innen ko.

’) noti nüt innen ko — noch nicht hereingekommen.

23 Sie haben die Trauben abg'schnitten,

Großen Durst haben sie gelitten, Sind itoti mit innen ko.

Ein Bötelein kam ihnen spate Von Schaffhausen us dem Rathe,

Gab ihnen ein gute Lehr:

Sie sollend die Mauren brechen, Und sollend frei dapfer fechten,

Dann werden sie innen ko.

Sie haben die Mauren brechen, Und habend dapfer gefochten, Sind noti zuletzt innen ko.

Ein Kühlein schickten sie für usen,

That manchen Schweden drob grusen,

Das Kühlem treit Werg am Horn. Wenn das Kühlein lehrt spinnen

Rheinfelden werdend ihr g'wünnen,

Dann werdend ihr innen ko. Das Kühlein hat mit gelehrt spinnen,

Rheinfelden Hand wir g'wunnen, Sind noti z'lctzt innen ko.

24

6.

Belagerung Rheinfelds. 1678.

Liebste Gräfin an dem Rhin,

Marm, Allarm l es steht dahin, Daß ihr vielleicht seyd bald ein Leicht, Noch darzu schändlich begraben

In de- Hahnen g'nieten *) Magen, Wo Gott nicht durch seine Gnad

Bald thut schicken Hüls und Rath. Stahremberg, dem General, 'S Lob gebühret überall,

Daß er bei Zeit

wohl vorbereit,

Diese Gräfin treulich z'schützen,

Die nicht redlich, durch die Büxen

Ließ wie d'Finken bürsen fort — Schöne Lehr, jetzt liegt er dort!

Die franzöfisch Furi hier

Keinen Schrecken machet mir;

) g'nieten --- geübten, gewohnten.

25 Sie ist bekannt

im ganzen Land.

Der mit List thut überfallen,

Muß z'letzt selbst die Zeche bezahlen Die vermessen sich gewagt,

Schießt brav drauf, seyd unverzagt.

Folget mir und frisch e- wagt,

Tapfer mit den Feinden schlagt! Vor Grigi hier

mich defendir,

Der zwar voller Listigkeiten, Und ohn Vortheil nicht thut streiten;

Doch so will ich thun die Prob,

Zu erwerben uns ein Lob.

Prinz Carl von Baden und Porly

Blieben beide todt dabei,

Markgraf (Susan

setzt auch brav dran,

Mußt verwundt doch letztlich weichen,

Stritte, daß nicht seinesgleichen,

Ist auch ferner- noch bereit, Als ein Vetter Ihr Heiligkeit.

Schallenberg und Mercy treu Stunden hier auch redlich bei, Sammt Dielm mehr,

die haben d'Ehr,

Und ein Kranz ihnm erkoren, Der da niemals kann verdorren,

Grünet vor der ganzen Welt, In dem schönm Ehrmfeld.

26 Wo der MarS mit Feuer spielt, Wo man nach dem Lebm ziehlt,

Mit Stucken kracht,

mit großer Macht,

Wo die Bomben 'runter fallen, Wo Nia« hört da- stäte Knallen:

Da ist unser Lust und Freud, Weil wir resolviert zum Streit.

Wo man hört im grünen Thal

Pauken- und Trompetenschall,

Da stirbt man gut

mit frisch«» Muth,

Besser al- mit krankem Herzen,

Da man liegt in tausend Schmerzen, Und die Schaar der liebsten Freund

Um da- Bette heult und weint.

Da der Feind sich dringet ein,

Gehet also blind er drein, Schlagt, haut und sticht,

verschonet nicht,

Seyd ihr trefflich auf die Dauer, Stehet fest, wie eine Mauer, Wie die Löwen unverzagt Euch in blusige- Kämpfm wagt!

Meine Burger, treue Kinder, Meiner Feind« Ueberwinder,

Halt'- ferner treu,

steht mir fest bei!

Nicht wie Freiburg thut mich lassen,

Drum ganz Teutschland sie thut Haffen,

27 Betrachtet euer Ehr und Eid, Solches z'bschulden hin ich bereit.

Unser Trost in unser Roth,

War zu alle dreizehn Ort; Allein das Ein

stund nicht mit ein,

Sonder mußt ich leider! sagen

Thäte unsre Feinde laben, Ließ den Feind marschieren fort Durch ihr Land, gab z'spat Rapport.

Also sieht man sonnenklar,

Daß der Hahn ein Peter war; Mit Schänd und Spott kräht er jetzt fort;

Bei sechzigtausrnd, chut er klagen,

Ersoffen, g'schoffen und erschlag«, Und wa- noch gerissen aus, Macht dem Grigi groß« GrauS.

D du weis Defension»!

B'schützet unS nun überall Die Grenzen gut

mit Leib und Blut!

Gewißlich solches schön ang'sehen, Redlich g'halten dabei stehen, Erhalt dem Land, um Grenzen 'rum,

D'Freiheit, Fried, Lob und Reichthum.

Meine Feder wär zu schlecht,

Daß sie könnt entwerfen recht,

28 Wie gut der Stand in Schutz nahm's Land, Resolviert zum Grigi -'sprechen, Weichen sollt und nur nicht pochen:

Halte 'S Königs Wort und Hand,

Sonst zerbrochen ist da« Band!

Also fallt auf eure Knie, Und dankt Gott von Herzen hie

Bor den Beistand

von seiner Hand;

Auch den treuen Eidgenossen,

Deren Hüls wir redlich g'noffen; Dies wäre uns das Werbest, Grigi sonst der Hahn im Nest.

Der dir Welt mit Donner schreckt, Der da» Meer und Erd bewegt,

Am Firmament

führt'» Regiment

Jener wolle euch beglücken,

Und dm Waffm Segen schicken! Einmal hat der Kaiser Recht:

Gott verläßt nicht seinm Knecht.

29

7.

Straßburg. * 1681.

Straßburg, du sckö-ne Stadt, eS soll zwar mit dir

trauren,derdei-ne fe-ste Maureneinmal ge-se-hmhat;

A-ber du findest kein Mann, der jetzt, da du mußt leiden, mit

dir sich schwarz will Reiben, weil selbst bist schuldig dran.

30 Hast lang genug getrutzt,

Nun aber einbefommen,

Der dir den G'walt genommen. Die Federn wohl gestutzt;

Du wärest wie ein Pfau Bist gar zu hoch geflogen,

Den Kaiser, 's Reich betrogen. Jetzt, wie's dir geht, zuschau!

Du sitz'st im Trauerthal,

Frankreich hat dich gewunnen; Wir alle- Wohl dir gunnen

Dein großm Unglücksfall. Traur' nur und bitter wein',

Da« Teutschland lacht von Herzen

Zu deinen großen Schmerzen, Hast selbst dir g'macht die Pein.

Gedämmt ist schon dein Pracht,

Man sieht auf beinen Schanzen D'Franzosen herum tanzen, Die dich demüthig g'macht.

Du steckst in großer Noth, Das Reich dich gar nicht kennet, Kein Reichsstadt dich mehr nennet.

Lacht nur zu deinem Spott.

Kein Stadt ja war dir gleich,

Könnt'st wehren dich aus allen.

31 Vor feindlichem Anfallen, Im ganzen Römisch-Reich.

Drum jeder inSgemein Wollt etwa» auf dich wettm,

Du, Mutter der Reichsstädten, Würdst niemals untreu seyn.

Aber waS höre ich?

Ich kann eS ja nit fasten,

Wie dWitz dich hat verlaffen, Pfui, Straßburg, schäme dich! Beim Reich kannst nit mehr seyn.

Weil deine Wehr und Waffen Nur haben darzu g'schlafen, Wie d'Feind dich g'nemmen rin.

WaS hat dich darzu bracht? Die Freiheit hinzuschrnken,

Braucht weiter nachzudenken. WaS hast du doch gedacht? Die Feind durch ihren List,

Wie Trojam dich gefangen, Bist selbst inS Garn gegangen.

Weil d'untreu worden bist.

Ein Jungfrau wärest du, Hast g'habt den edlen Namen;

Pfui, pfui! jetzt mußt dich schämen; Scham dich, truck d'Augen zu,

32 Und ruf: o weh, o weh! Hab d'Jungfrauschaft verloren,

Bin Absalon geboren — Die Untreu nun versteh!

Geh fort mit deinem Sohn!

Hast Leopold verachtet, Ihn und da- Reich nit g'achtet,

Empfang jetzt deinen Lohn! Dein Hochmuth war so groß, Daß du dem Kaiser trutzen, Leichtfertig dürftest schützen

Aus seiner milden Schooß.

Dir war daS Prädikat,

Daß vor viel hundert Jahren,

In schweren Kriegsgefahren, Kein Feind dich zwungen hat; Dann auch die starke Feind,

So dich auf allen Seiten

Gedachten zu bestreiten, Zu Schanden worden seynd.

Hast g'sucht ein großen Ruhm,

Hast eine Lilien g'rochen, So dich in d'Augen gestochen,

Ein schöne Frühlingsblum, Du weißt ja waS ich mein —

Drei Lilien auf den Wappen.

SS Jetzt der Straßburger Lappen, Gar strmge Richter seyn.

Dir Lilien rieckt sonst wohl,

Will aber dir nit schmecken; Muß was dahinter stecken»

Hast bald die Rasen voll. Sag und berichte mich, Wie riecht's in deiner Rasen, Daß man thut Fried ausblasen,

Und dich laßt man im Stich?

Gelt, gelt, man weiß es wohl; Zwölftausend mußt ernähren,

Den Eid auch Frankreich schwören, Das ist dein Garnison! Denkst dann jetzt nit mehr dran,

Wie du vor wenig Zeiten Nock g'noffen hast Freiheiten,

Dich b'schwert ob wenig Mann? Im Glauben warst ganz frei,

Der dir wollt etwa- sagen Vom Papst, hast's au-geschlagen,

Und g'nannt Abgötterei. G'wiß aber ist, glaub mir:

Daß Frankreich wird begehren, Du sollst den Papst verehren. —

Wie wird die- -'schmecken dir?

1. eiflutt», voll«- und

3

84 Wie flehst so durmisch') drein 1

Du mußt in Glaubenssachen Ein Aenderung bald machen,

Da- geht dir gar schwer ein. Ludwig sagt: Ich begehr, Da- Münster mußt du raumen,

Laß dir nicht- ander- träumen,

Dem Papst und seiner Lehr.

O großer Spott und Schänd!

Die Güter mußt vergessen, So du unbillig b'seffen, Gieb'- jetzt dem Priesterstand.

Versteh mich aber recht, Nit deinen Predikanten, Auch Priester sogenannten, Dahin sie viel zu schlecht.

Geh hin, und ewig Much,

Fluch über die Berräther, Und deine Uebelthäter, Die Rach an ihnen such!

Geh, ruf, schrei Tag und Nacht:

Der Sathan soll die holen, Die g'glaubt, Frankreich- Parolen, Und dich zum Sklaven g'macht!

') durmisch — taumelig.

35

Frankreich verspricht gar viel,

Dich auf ihr Seit zu bringen, Könnt schöne Lieder singen, Doch halt't sie, waS sie will.

Ach Straßburg, diesrSmal Trinkst für da- süße Hönig, So dir verspricht der König,

Nicht- als die bitter Gall.

Recht, recht, verbimst eS wohll

Dann die vom Kaiser weichm. Schlagt man mit solchm Streichm,

Dich man so zahlm soll; Man straft nur dein Untrm,

Du kannst dich zwar beklagen,

Man laßt dich aber sagen, Daß es zu spat dich reu.

Daher» lerne doch

Frankreich nun trm zu lebm. Dem du dich selbst ergebm,

Schwör zu dem hartm Joch! Verspreche deine Trm,

Schlag beede Hand zusammen, Rus an deS König- Namm, Daß er dir gnädig sey!

36

8. Schlacht bei Patras. U. Juli 1687.

Nach der Weise: Hört -u ein kündlich neue MLr re.

Dir Sonne schrint frei in da- Feld, Der Mond ist dunkel worden,

Graf Kbnig-mark, der dapfere Held, Hat großen Ruhm erworben.

Den Soldan in ein blutigen Schlacht

©tMmmt und ganz zunicht gemacht. Erst gäbe e- viel Müh und Noth, Erschrecklich Pest darneben,

Kein Wasser, ganz verschimmblet Brot,

War gar ein hündisch Leben.

Diel taufend Brüder stürben jach, Die Hälfte kaum man wieder fach. Gekommen srynd wir nach Patras,

Heißt'- gleich: frisch auf die Glieder!

Ueber hohe Berg und tiefe Thal

Zu Nacht- geht'- auf und nieder.

37 Dem Feind seynd wir schon im Ruckn, Wöll'n ihme da- Hiitlein zuckn. Früh, al- wir noch nit ausgestellt,

AuS einem Oelwald misten Herfür sie stürmten in da- Feld

Mit Schreien und mit Wüthen

Schießen gleich au- hundert Stucken schwer Auf un- ganz zorniglich daher.

Sie haben nit gar wohlgezielt, Sie kunnten schier nur knallen,

Darob seynd ihre Reuter wild

Nächst auf die Schlowacker -'fallen. Dir sorchten sich, stunden nit fest,

Hielten'- Laufen gleich für'- Allerbest. Darauf rennt auch da- Fußvolk frei

Auf unser deutsche Brüder, Erhübe «in sehr groß Geschrei,

Schallt weithin auf und nieder; Doch ging die Schule nit so au-

E- gäbe ganz ein andern Schmau-. Unser Artollerie mit Gewalt Ging sausen in ihr Haufen;

Gar mancher todt darniederfallt,

Da- Blut begunnt zu laufen. Stund ihnen nit an da- Confect,

Da- sie ganz blusig da geschleckt.

38 Da wollten's abtrutzm unsern Verhau,

Die Witz micht sonst vrrrinnm;

Von Donnern und Schreien erbidmet die Au,

Sie tonnten» nit gewinn«. Ihr Türkeahnnd, kommt nur herein, Wir schenk« dapfer Mu-ketellerwein!

Bei ganz« Haus« fielen's um, Darzu viel General«; Da seynd sie Word« still und stumm,

Weil«'- so die Zech soll'n zahl«;

Sie kunntm nit verdaun die Speis, Sie forchtm sich, war ihnen zu heiß.

Frisch auf, frisch auf!

Unser Kavallerie

Begunnt itzt einzuhaum,

Darzu freiher unser Infanterie

Ruckt für, sie zu beschau«. Ade, Ade!

Sie flieh» darvon,

Der Sieg und der ward unser Lohn.

Erbeutet seynd da groß und schwer

Gar viel Proviant und Schätzen, Kartaun«, Fahnm und Gewehr,

Da» Läger tonnt uns letzen;

Wer nit gefall« in der Schlacht,

Der hat da sein Fortun gemacht.

39

9.

Unvergleichlicher Teutscher Reichs Helden herrlicheSiegeslsb, und Aufmmteruug ins Feld

zu gehen contra Frankreich. * 1638. (!)

Laiscr.

Aus, teutsche Helden, aus! Ihr Säulen in dem Reich,

Streich, Legt das Verhee-rer-heer, daS so ve - xie-ret euch!

40 tretsdfc.

GroßmLchtigster Kai-ier, wir ste-hen bk- reit, Und

rich-ten un< sammtli - chm

Frankreich zu fech-ten, ist

al - le zum Streit; Mit

un - se - re Freud!

Inifer. ES ist ein arger Feind, der glatte Wort nur giebt,

Ja nicht- als Brand und Mord und die Verheerung

liebt, Und gleichwohl noch die Schuld uns in die Susen schiebt.

Frankreich. WaS frag ich nach eurem Beschulen doch viel»

AIS ob ich nur immer verderbe das Spiel, Ich lache der Sachen und thu was ich will.

41 Lnrdayer». ES klagt die schöne Pfalz, der Neckar, Rhein und Mai»; Wie sollen wir dann nicht darob erhitzet seyn, Und diesem Hahnenhrer da- Rauben stellen ein?

FrmKreich.

Ja stellet nur immer, wer fraget darnach?

Wir greifen doch weiter von Tage zu Tag, Gott gebe, wa- Kaiser und Reich darzu sag.

Lnrdayer». So werd ich Schwägerschaft und alle- setzen an, Und wider Frankreich Wuth, erweisen wa- ich kann;

E- muß doch Widerstand mit Eifer seyn gethan.

Frankreich.

Ja Bayern wird'- machen! Die Schwagerschast ttutzt; Ich hab die Kurpfalz schon zusammen gebutzt;

Wa- hat doch der Teutschen ihr Wehren genutzt?

Lnrsachsea. E- ist noch Zeit genug, daß man den Hahnen ropf, Und ihme wiederum auf seinen Schnabel klopf,

Ja gar da- Waizenloch verlege und verstopf.

42 Frankreich.

WaS? Possen!

Es ropfet und klopfet sich recht;

Ich rüste Armeen schon zu dem Gefecht. Laß schäum, wer jaget daS Hahnmgeschlecht.

Lnrsachsea. Ich will dir, stolzer Hahn, daS Trohm schon ver­

wehren, ES

soll der Tmtschm Macht

dich

anders singm

lehrm,

Man wird daS schöne Reich nit laffm so verheerm.

Frankreich.

So dmk ich indeffm ein andern Fund aus, Und locke dm Türkm und Töckeli 'rauS,

Daß dieser euch wieder dm Handel verkrauS.

LurKrau-enbnrg.

So macht's der Satan auch. Pfui Franzmann, pfui der Schänd!

Haust

so

der

Christlichste

Christmreich

im

und

Land; So ist der

Glaub hinweg

und

nur Gewiffms-

Brand.

43 /renkrtidj. Wa- Glauben, Gewissen, waS Länder, wa- Reichl

Ich achte die« alle« dm Märlein nur gleich; Jndeffm, ihr Teutschen, vexieren wir mch.

litHtihihtj. So soll noch meine Macht, vereimtm Kräften» dir, Du stolzer Hahnenprinz, gmugsam komm« für,

Wie meine Völker schon dich klopfm im Quartier.

Frankreich.

Laß klopfm!

Ob'« einmal geschieht, wa« schadt'«?

Wir haben im Reich gmugsamm Platz, Und thun mch schon wieder wa« anders zum Tratz.

ler,fei, Heikelkrr,.

Da« danke, weiß nit wer, solch einem falschm Freund, Der e« mit Schwigem so auf erzbarbarisch meint,

Und al« ein Länderftaß sich zu erweisen scheint!

Frankreich.

Wer fragt mehr nach Freunden? die Länder ich mein.

Es möge mit Rechten, auch wider Recht seyn, So zieh ich dir Gelder und schätze dich ein!

44 4ir,fel> Htidelder-. So hat der Kaiser doch noch Boll und Macht genug. Zu dämpfen solche Feind, voll Listen und Betrug, Dem alle Bosheit nur soll heißen recht und klug, /raadreich.

Ja dämpfet nur wacker, und stellet euch für. Ich werde schon machen in Ungarn und hier Dem Kaiser zu schaffen genugsam mit mirl

leiser. Auf, teutsche Helden, auf, zusamm mit aller Macht» Und helft dem stolzen Hahn erlegen seine Pracht, Der unser teutsche- Reich so lästert und veracht!

reutsche. Wir wollen dem Hahnen schon brechen die Zähn, Daß er uns wird kaffen die Länder bald stehn, Und wieder in seine Schlupfwinkel hingehn. Lpauit».

Ich stehe auch zu euch, ihr tapfer teutsche- Heer, Und halt e- mit dem Reich, zu eure- Kaiser- Ehr; ES hat mich dieser Hahn auch schon bezwacket sehr.

45 Pfttajall. Recht also!

Ich tragt auch gleicht Legier,

Er hat sich gleichmäßig verfeindet mit mir. Zum Waffm!

So rächen Kurheidelberg wir!

li«i| Viltzel» ie

Er hat mit Engeland auch Händel angericht, Doch war es, Gott sey Dank! ihm auch gelungen nicht;

E» schützet Gotte- Hand, wer um den Glauben ficht.

Holländer. Wa- hilft e- den König Jacobum dann nun?

Wir haben mit Frankreich gar nicht- zu thun, Und klopfen dieselben, so wollen nicht ruhn.

Lrntsche.

So setzt mit un- zusamm, und geht auf Frankreich lo-,

Dann seine Brennerstamm, die lodert gar zu groß, Daß wir dem Rauberkrieg auch geben einen Stoß!

Holland, England, Spanien.

Parola!

ES bleibe versichert gesagt:

Wir plagen den wieder, der Teutsche so plagt, Bi- alle die Hahnen am Rheinstrom verjagt!

46 • liiUrnf.

E- grünen Oesterreich mit besten Freundm all, Kurbayern, Spanien» Neuburg und Portugal! Sa l Vivat Leopold! Glück zu der Stucken Knall! «eatsche. Ja Vivat! Sie leben und grünen auf'- Best, Und setzen zusammen herzeinig und fest, Bi» alle Franzosen verkästen ihr Nest.

Es falle Frankreich um, das Erztyrannenreich, Und werd zur Wüstenei den Pfalzruinen gleich, Daß LudovikuS stürz und Leopold»- steig! Fama. Ja vivant! Es leben deS Reiches Getreu! Gott mache zu Schanden, waS wider sie sey, Und alles vom Wüthen des Hahnenheers steil

47

10. Confessio Gallicana. * 1690.

Frankreich, das groß Weltwunder, Bin ich, wer mich nicht kennt.

Stift aller Ort viel Plunder,

Wer mich antast, sich brennt. Mich fürcht auch, wer mich liebet,

Weh deme, so mir traut!

Wer mein« Freund betrübet,

Ten leg ich auf die Haut.

Mein Aufzug wohl besehet, Wie ich bekleidet bin,

In Farben viel bestehet, Verblümlet aus und in, Mit FuchSbälg unterzogen

All mein Bekleidung ist,

Der Faden ist: betrogen, Der Eintrag: lauter List. Nach Salamandrä Arte

Lieb ich da- Feuer sehr,

48

Nicht leichtlich ick erwarte, Bi« meiner man begehr.

Anblasen so viel Flammen

Zu Wasser und zu Land, Daß niemand sicht zusammm, Kann machm ich zur Hand.

Auf Filzschuh hereinschleichen,

Schön setzen meinen Fuß, Da- Hälmlein durch'« Maul streichen,') Mit Fuch-schweif handlen muß.

Laß mich in Händlen brauchen,

Die mir sonst nicht« angehn ©'sollt’« mir nit, hab ich d'Strauchen, *)

Und laß da- Handle« stehn. Mein Haupt, verblümäschieret,

Von fremdm Federn viel, Die andern ich entführet

Und nit mchr gebm will. Der Adler stark beschmerzet, Daß mit ihm und sein Hau«

Der Hahn so redlich scherzet, Wie'« Kätzlein mit der Mau«.

Von Gold mein Biuststuck scheinet,

Halt die Lionisch Prob,

*) Hälmlein durch'«

Maul

’) Strauchen — Schnupfen.

streichen — hinhalten.

49 Der Teutsch« gleichwol meinet,

Sey würdig alle- Lob. Mein Schärpe, so mich zieret

Bon schmaler Wahrheit ist,

Kein G'wissen mich vexieret, Bin doch der Christlichist. Mein Herz, wie ein Madresse

Dient jedermann; allein Da- eigne Interesse Da- Mark ist meiner Bein.

Ein gut'-, redlich- Gewissen Frankreich nie gliebet hat.

Kann und will nicht- drum wissen

Mein jetziger etat.

Herr Schadensroh mein Bruder, Fremd'- Unglück ist mein Freund,

De- Satan- Unterfutter, Fremd'- Glück mein Herzenleid. Ganz Teutschland sollte drinnen,

Ich wollt' zutragen Holz, Dann würd, ohn fromme- B'sinnen, Der Hahn und Mon recht stolz.

Glaubt, mich von Herzen freue Mein Tripelallianz,

Ganz Eine- seynd die Dreie In de- Humor- Substanz. v. Ditfurth, Voltt- und Gesellschaftslieder.

4

50

Satan, Soldan, mein JtBnig, Haben oft hart gebückt, Biel Salz mit wenig Höaig Schon mit einand geschleckt. Mein Ludwig, will man sagen. Wie sich auch wahr befindt, Sey, ohne ferner- Fragen, Ein Dreizehnmonattkind. Dom Purpur zwar herrühret, Doch wmig schamroch wird, Bon Vätern zween gebühret, Daß er zwei Wappen führt. Mein Gott, an ben ich glaube, Mein König ist allein, Ich stehle oder raube, Geht mir kein Sünd ait ein. Papst, Bischöf müffen fegen Nur was ich gerne hör, Hab nichts nach ihn zu fragen, Greif sonst gleich nach der Wehr.

Ich lieb die Götter alle, Bin ihrer all gut Freund, Darf allzeit auf ben Saale Wo sie versammlet seynd; Bin auch wie fle beschaffen, Erdichtet von Geburt,

51 Der Wahrheit bloße Affen,

An Lastern genaturt. Venu-, wie ich dich liebe,

M Sagen ist umsunst,

In Waffen drin mich übe, Bin Meister deiner Kunst.

Mein Montespan ist worden, Wa- vor Valiöre war; Ächte in Lumpen-orden,

Ist böser um ein Haar.

Mein K-nigc-bastartcn

Ich nit wohl zählm kann; Fleißig im Lüimgarten Gepflanzet hat mein Hah».

Ich zShl ihn unter Götter,

Ihm Alle- ist erlaubt, WaS sonst kein Venu-fretter, *) Al» Meister er behaupt.

Mar-, der unruhig Bruder, Ein G'srll nach meim Humor,

Mein'- Herzen» Unterfutter,

Der mich so hebt empor:

Er haßt wie ich den Frieden; Durch sein Gnad und Favor

') BmuSfretter — BenuSwunder.

52 Hab ich gut Pfeifen g'schnittm,

Weil ich sitz in dem Rohr.

Fürcht gleichwol seine Tücke,

Sein unbeständig Treu, Kommt er mit falschem Blicke

Macht er mich vogelfrei. Thut ihm'- Fortuna schaffen.

Fahrt er mit durch den Sinn,

Und legt mich wachend schlafen, Wie der zu Starnbul drin.

Richt» weich ich im Betrügen

Dem Gott Merkurio,

Trau mir so gut zu lügen Nach sein Ingenio.

Dir Welt hat satt erfahren Wa- mein Parole sey; Die Wahrheit muß matt sparen,

Muß geben Stroh für Heu.

Will mit Saturns messen, Wer sey ein grSßrer Fraß. Was Menschen hab ich g'freffen Am Rhein und im Elsaß! Diel Kirchen, Stidt und Häuser

Im Reich hab ich verschluckt, Damit nur würd dem Kaiser

Sein Heil und Glück verrückt.

53 Da« übrig Götterg'sindel, Den Magm mir umkehrt;

Ihr Glori hat den Schwindel, Ist kein Schnellfingerl *) werth. Viel wichtiger mein König,

Annehmlich von Postnr; Die Wort, lieblich wie Hönig, Halbgöttlicher Natur.

Weil ich dann bin so wichtig. Ein Schrecken aller Welt,

Zieh ich auf also prächtig

Au- mein und fremden Geld; Spar nichts zu korrumpieren

Der Potentaten Sinn,

Biel Schelmen zu kreieren Ist der Sorboni G'winn.

Ein- mich vrrhaffet machet. Verdächtig jedermann.

Daß Ludwig so viel bachet

In MachometiS Pfann. Wie viel hat mich gekostet Die türkisch Allianz I

Mein Geld allg'mach verrostet,

Hab fast kein- mehr zum Tanz.

') Schnellfingerl — Nasenstüber.

54 Die Teutschen allg'mach riechen.

Daß ihnm ich zu schwach, Muß mich daher verkriechen

Bor ihnm nach und nach. Fliehm ist mir ein Schande,

Friedmachm ist mein Spott,

Geb'- Heft nit au- der Hande, Bi- mich bezwingt die Noch.

Mein König liebt sein Lande,

Seine Franzosen zwar, Daß er hatt für kein Schande Am Hal- zu ttagm gar.

Kein Arzt kann mich erleidm, Die sonst so leidlich Sucht,

Der Tod allein muß scheidm Eing'wurzte Dmu-frücht.

Di« Erd zu schwach mir wordm,

Greif nun dm Himmel an; An gottgeweihtm Orten

Geld, Silber ich verbann, Die Heiligt von Altarm Mein Münzbank schaffet au-,

Mein BUdniß kann bewahrm

Allein da- Lilimhau-.

Biel meiner Feinde Augm, Dmrn ich bin ein Spieß,

SS Scharfsinnig auf mich schaugen, Wem nächste Laug ich gieß; Ober, ob sie mir zwagen,

Steht noch in GlückeShand;

Darf öffentlich kein» wagm, Schleich heimlich in mein Land.

Hab sauber au-gekehret

Im Elsaß und am Rhein, Wird niemals seyn gehöret,

WaS ich gethan allein.

Will mir'- der Himmel schenken, Die Erd muß schwcigm still, Ewig an mich gedenken,

WaS ich gethan zu viel.

56

11. Schlicht bei H-chstäbt. 1$. las *™.

Dorindchm, süßer Schatz, WaS soll dann die- bedeuten?

Dir müssen in das Feld,

Bon dir anitzt abscheiden.

Es ziehen in den Krieg Die größte Potentaten,

Mit Stucken und Tezelt,

Geharnisch, Roß und Wagen.

Und al- wir auSgeruckt, Nach HochstLdt seynd gekommen,

Franzosen stehn allda, Die Schlacht, die hat begonnen.

EugeniuS, der Held, Thiit unS encourafchiercn,

Wir felltm herzhaft dran,

Bictori nicht verlieren.

57 Konstabler, frisch darauf

Mt groß und kleine Stucken!

Darnach so wollm wir Mit dem Gewehr anruckrn.

Hilf Gott!

Ein solche Schlacht

Ist niemals nicht erlebet,

Darvon da- Herz im Leib Erbidmrt und erbebet. Victori!

Unser Feind,

Der ist auf'- Haupt geschlagen,

Er fliehet schon darvon, Die Reuter ihm nachjagen.

Man kann ste zählen nicht, So viele seynd gefallen; Sehr hohe Offizier,

Ihr General gefangen.

Vivat!

Eu-eniu-

Victori hat erhalten;

.Ueber die Feinde all Muß er dm Sieg brhaltm!

12. 3m Ceartiere. l-OL

Eviva, frisch lustig, Soldatm "kommen an! Nun, Bau«, mach gute- Quartier!

Wir haben dem Feind recht Abbruch gethan,

Itzt wöll'n wir einliegrn allhier. Bring Schunken und Würst, schaff Wein und schaff Brot,

Und wa« man sonst muß haben, Hat man bestanden groß Drangsal und Noth,

Sich auch rechtschaffen zu laben!

Schau nur nicht sauer auf un- herein, Solch'- kommt niemand zu gut«; Wir thätm dich ja von dem Feinde befrein

Mtt unserm Schweiß und Blute.

Er hätt' dich gefressen mit Haut und mit Haar, Wann er itzt Gewalt hier errungen; So därfst du sparen nicht so gar,

Weil wir ihn haben verdrungen.

59 Der Hahn ist sehr frech und trutzig darzu, Krähet gern auf fremder Misten;

Eugeniu- aber legt ihn zur Ruh,

Dor sein raubgierig'- Gelüsten.

Der gönnt uns auch jetzo die kurze Rast, Nach also heißen Lagen;

Da wird ein frischer Muth gefaßt,

Sich wiedrum herzhaft zu schlagen.

Soldaten, die muß man haben im Land, Aller Ehrm sie halten werthe, Weil sie dem Feind seyn allzeit bastant,

Und wehrm mit ihrem Schwerte. Nicht Kaiser und König, nicht Graf und nicht Herr,

Könnt sich der Ruh ergeben,

Wann nicht der tapfre Soldatenstand wär —

Eviva soldatische- Leben!

60

13. Belagen»«- vo» Taaln» durch P. 8ugeni»s. 1707.

Ein HLHnlein toBöen wir rupfen, Ist stolz und wohl bekannt, Schneeweiß mit bunten Dupfen,

E» soll uns nit entschlüpfen,

Toulon ist r- genannt.

Fein sauber wöll'n wir's braten, Ob's schreit Kikeriki;

Es soll uns wohl gerathen, Dieweil zu Gast geladen EugcniuS felbsten hie.

Er will es auch transchieren Mt seinem scharfen Schwert, Ihme seinen Kamm abzieren,

Den eS so stolz thut führen, Ist einer Mahlzeit werth.

Wohlauf und in die Schanzen,

Konstabler, frisch und gut! Laßt hell da- Fmer glanzen,

Da- HLHnelein der Franzen

Zu braten in der Gluth!

14. Schlacht Bei Malplaquet. 11. Sept. 1709.

Im Ton: Die Hirschen und Hasen den Jäger erfreun rc.

Ach Villar», ach Villar», ach großer Marschall,

Wa» ist denn da- vor ein Freudenhall, So durch die Lüften gleitet?

Fürwahre, da- ist Bictorigeschrei, Dieweilen Eugeniu» sieget auf*» Neu,

Und Marlebrough ihme zur Seiten. Bei Malplaqnet, in der Mutigen Schlacht, Haben sie geschlagen de» Ludowig» Macht,

Besieget die Franzosen.

Ob'» auch im Streite sich dapfer gewehrt,

Eugeniu» doch mit seinem Schwert, Hat sie zu Bodm gestoßen.

Zehntausend Franzosen, die liegen todt, Können nicht mehr verdauen da» frische Brot,

So sie am Morgen gmossen.

62 Marschall DillarS selbstm, du großer Held,

Liegst hingestrecket in dem Feld,

Don Blut ganz überfloffen.

Wäre BoufleurS nicht gewesen allda, AlS solches Unglück dir geschah,

ES wäre noch übler ergangen; Der stellte sein Sachen klüglich an, Und führte die Armee darvon,

Daß keiner nicht ward gefangen.

EugeniuS geht itzt nach MonS, So ihn erwählet zum GesponS, ES soll gar wohl gelingen.

EugeniuS behält den Preis Wohl auf dem todten ErdenkreiS, Wird alle Fdnd bezwingen!

63

15. Ganz neues Welttheatrr, * da- ist:

WaS alles in diesem Jahr

Poetische Darstellung In Europa geschehen war. Gedruckt unter dem Monde im Jahre de- Heils

1725.

Im Ion, wie man da- vorigjLhrt-e Lied fingt.

C)«r Peter.

Ich soll mich zur Ruh begeben, In die finster Erdengruft, Dmn der Tod pocht an so eben, Mich von meinem Throne ruft.

Alle Herrlichkeit deS Lebms,

Ist für mich nun ganz vergeben», Abgethan und eingestellt,

Vale, vale, arge Welt!

64

Weil der Czar nun ist gestorben Gehet eS nach meinem Sinn,

Daß ich hab den Thron erworben,

Und alleinig Herre bin. Werde meinen Steffen ziehen,

Daß er einstmals kann einstehen,

Und mir folge auf dem Thron, Peter de- Alexei Sohn.

Menzikoff. Meine Kaiserin hab erhoben Durch soldatisch Machtgewalt,

Solche- Werk soll man beloben, Denn e- giebt nun kein Zwiespalt. Bon eim armen Bäckerjungen

Habe mich so aufgeschwungen, Daß zu oberft in dem Reich

Steh mit Ostermann zugleich.

Vftermann.

Ja so ist eS, lieber Bruder,

Und wir sind die Mächtigsten, Können bleiben an dem Ruder, Wenn wir recht zusammen stehn.

WaS sonst Andere auShecken, Giebt uns wenig Sorg und Schrecken,

65 Wir sind erstlich oben an,

Und die Andre hinten dran.

priazessi» Ana«. Tochter ick des großen Czaren

Und der Kaiserin Katharein, Werdt mit Karl Friedrich ein Paare, Herzog Gottorp und Hollstein. Alle Freuden dieser Erden

Mir itzund zu theile werden,

Und mit ganz vergnügtem Sinn, Gehe zu der Hochzeit hin.

Spaaische pri,stß.

Ich spei aber Gift und Gallen, Wegen angethaner Schänd, Fluche den Franzosen allm

Wegen Ludwig» Unbestand. Hat die Ehe mir versprochen,

Jetzo doch da» Wort gebrochen, Frankreich» König Ludewig,

Schickt nach Spanien wieder mich.

Ward in Frankreich ja erzogen, Alle Welt itzt spottlich schaut, Weil ich also bin betrogen, Auf die abgedankte Braut. v. Dtrfurih, Volk-- und Gesellschaft-lieder.

5

66 Aber schwer soll er'S noch büßen! Wer Recht, Ehre tritt mit Füßen, Und so treulo- handeln thut,

Muß e- zahlen mit dem Blut.

Liaig in Frankreich.

Ich laß wenig mich turbieren Durch den Zorn der Spaniolin, Weil ein Andre heim will führen,

Maria steckt mir im Sinn.

Ist Le-cinSky'S Tochter zware, So au- Polen flüchüg Ware, Helf ihm aber wiedrum wohl,

Daß er Mnig werden soll.

linijin In Sonnten.

Ich brenn auch in Zorn und Flammen, Durch dm spottlichen Affront,

So man gegm unS begangen, Schicket die Prinzeß darvon.

Muß mich zware noch bezähmen,

Werd doch aber Rache nehmen, Und de- Ludwigs Schimpf und Spott

Machen wett gedoppelt noch. Laisrr Lari. Diesen Zorn mach mir zu nutze,

Will mit Spanim mich alliir,

67 Daß ich Frankreich besser trutze,

England, Holland auch bravier.

Diese sollen mich nicht stören, Und die Handelschast verwehren,

Meiner Indisch Kompagnie,

Zu Ostende spat und früh.

Helfe Spanim zu bekommen, Wiederum da» Gibraltar,

Sammt Minorka, so genommen

Engeland vor Tag und Jahr. Auch daß an Prinz Carlo» eben Da» ToSkana einst wird geben,

Mitsammt Parma, Piazenz, Gebe kaiserlich Lizenz.

.

Nein! cs kann nicht ander- werden, Füge dich geduldig drein, Hätt' ja nichts zu thun auf Erden,

Wann nur wollt gerufen seyn.

71 Glaube mir, ob man mich eben Haßt und lästert weit und breit,

Kann doch ich nur Ruhe geben, Ledig ab ') von Leid und Streit,

ver Har Peter.

Nun so sey e- dann geschieden,

Hier au- diesem Erdenthal! DLrf gar wohl nach solchen Frieden

Jetzt umschauen auch einmal. Du mein Reußenland verbleibe

Tapfer, wie ich'- hab bestellt, In dir ruhe nun mein Leibe —

Ade, lebewohl o Welt!

') Ledig ab =• löse ab.

72

17.

Mors Emanuelis. * 26. Febr. 1726.

Bayerland, itzt wirst versinken In den tiefsten Trauerstand, Und ein SchmerzenSkelche trinken,

Wie ehvor du nit gekannt; Dann der groß Emanuele, So dein Stolz und deine Zier, Thut auSschütten seine Seele, Weil der Tod ihn führt von hier.

Max Emanuel, dessen Thaten Fama mit Bosaunenschall

Hat mit lautem Ruhm getragen, Durch die Erdenvölter all,

Der den Türk oftmals gedampfet In lechgieriger Feldschlacht,

StLdt und Festungen erkämpfet,

Und den Feind zu Schänd gemacht:

73 Max Emanuel muß abscheiden, Werden itzt ein Todesraub, Seine Seel zum Himmel leiten,

Und den Leib in'- Grabe- Staub. Unser Sonne geht darnieder!

Solch ein tapferer Gideon Kehret nun sobald nit wieder, Als der Tod un- führt davon.

Ruhe sanft, Emanuele, In der stillen TodeSgruft, Bis dick au- der GrabeShöhle,

Dann die Weltbosaune ruft!

Doch die Seele thu geleiten, O Maria, Königin,

In die ewig Himmel-freuden, Zu dem Baradeise hin! — Ein Gesätz zwischen Strophe 3 und 4 war herausgerissen.

74

18.

Jud Sütz Oppenheimer. 1737.

Hinaus mit dir au- Stuttgart- Mauren,

Verdammter Jud, verfluchter Süß!

Der Teufel nur wird dich bedauren, Der dich in- Land zum Schaden schmiß.

Fort, fort, vermaledeiter Schinder, Vampyre, Bluthund, giftig- Aa-, Da- Freiheit, Leben, Blut und Kinder Mit eignen Tigerzahnen fraß!

Fort mit dir, fort in Neufen'ö Klüfte!

Dort gibt- ein Nest vor solche Brut,

Bis man dich einst in freie Lüfte,

Zum offnen Schauspiel, henken thut. Gieb Acht dort auf der Wolken Toben,

Und wird dir da die Zeit zu lang, So wiß, du sey'st genug erhoben, Bi- zu dem letzten Leiterngang.

75 Hörst du dort einen Donner knallen,

Denk, daß es lauter Wünsche seyn, Die dir auf keinen Mordkopf fallen, Don Groß und Siebten insgemein.

Hörst du der Winde wildes Sausen,

Es ist des Lande- Seufzerheer, Die dir um deine Ohren brausen,

Und dich verfluchen mehr und mehr.

Wirft du dann einen Regen hören,

So wiß in deiner Wildrer-grust, Es seyen der PupAen Zährm, Durch die das Land um Rache ruft.

Und siehst du selbst die Sonne blitzen, So denk, sie trockne Holz und Stroh Zu deinem Tod, sie zu erhitzen, Dergleichen Brut gehört e- so.

Hörst du bei ruhigem Gewitter

Der Raben gräßlichen Gesang, Denk eS sind deine Leichenbitter,

Und deiner Todtenglocken Klang.

Wann sie dir nach dm Augm fliegen, Schau, ob das Schutzgeld helfm kann?

Wann sie dich bei der Nasm kriegm, So weise sie beim Banko an.

76 Will einer dir das Fell bczwacken,

So sag, es sey veradmodiert, Und will er dir die Haut behacken,

So sprich, da« Stück ist schon taxiert.

Will man mit dir die Wacht bestellen, Daß keiner an den Galgen laust,

So schieb'« auf andere Gesellen, Und sag du habst den Dienst verkauft. Besteckt dir was in deiner Goschen,

Und will e« nicht den Hal« hinab,

So denk, e« find Besoldungsgroschen,

Die man dir eingepfeffert hab. Hörst du dann deine Ketten Ringen,

So schau ob's keine Münzen seyn;

Kannst du fie nicht in Tiegel bringen, So schmelz sie in dein Fleisch hinein! Willi du etwa vor Durst verrecken,

So schicke nach verbotnem Wein, Und will dir keine Specksupp schmecken,

Thu ausgewogen Salz darein. Behängt dir wa« an deiner Nasen,

Wovor dir etwa selber graut,

So flieh aus einen Schinderwasen, Und schlupf in eine Eselshaut!

Erschrecken dich Strick, Zangen, RLder, So halt dich an die Gerberherrn;

Erworg an einkm Stücklein Leder, Sie geben'- dir von Herzen gern.

Dein Urtheil milder abzufaffen,

So bring gestempelte- Papier;

Will Meister Han- dich greifen lasten, So nimm strack- eine Ma-ke für.

Wird dir ein Bauer dann begegnen,

Der dir nur ein Saurüffel war, So kannst du dich nicht bester segnen,

Al- werd ein Eber ganz und gar.

Um in der Luft nicht zu erkalten,

So rauch verpachteten Tabak,

Da gönnt man dir von Jung und Alten De- Höllenschwefels Vorgeschmack.

Meng deine Karten mit dem Teufel, Und überwind't er etwa dich, So tröste dich, dann ohne Zweifel

Bleibt da die Sau im letzten Stich.

Will dich dein Satir-kitzel reiten, DeS Teufel- Mutter steht parat,

Die dich, von deiner Kindheit Zeiten

Mit Hirschbrunst auferzogen hat.

78 Da- ganze Land wird sich bequemen. Dir in dem Tod bedient zu seyn,

Und kannst du sonst nicht-'ander- nehmen, So giebt man dir Potaschen ein.

Ist diese- dir zu ungeheuer, Nimm, deiner Judenseel zu gut,

Ein Stück von der Vermögensteuer,

Vielleicht sie dran zerberstm thut.

Sonst ist dir anderst nicht zu rathen,

Dann wann dich dein Gewissen plagt, Such Hüls bei deinen Juda-thaten, Die du so lange Zett gewagt.

Der Henker wird sein Recht bestreiten, Crepiere wie dir'- nur fällt ein,

Die Hunde sollen dich begleiten,

Und deine- Grabstein- Künstler seyn!

79

IS. Jud Süß. Au wai! au wai!

WaS giebt cS doch,

WaS müssen wir erfahren? Ach, unser Jud Süß sitzt im Loch,

Kein Müh thut mnn nicht sparen.

WaS er bei sich an Barschaft hat, Wechselbrief und Juwelen, Da- hat man alle- in der That,

Nebst seinen Diebsgesellen,

Recht wohlverwacht und arrestiert, BiS nach AuStrag der Sachen,

WaS dieser Schelm hat prakticiert, Wird man zur Zeit au-machen.

Die Judenschaft sehr lamentiert,

Daß ihr Schelm Jud Süß Rabbi,

Den man nach Reifen hat geführt, Festsitzt, au wai dem Schaudi!

80 Der so viel arme Leut gemacht, Durch sein verdammte- Schmieren,

Drum wird er jetzo wohl verwackt Weil er viel that pexieren.

Um deinen Schaden wird niemand

Sich kränken oder trauren,

Frohlocken wird da- ganze Land, Besonder- alle Bauren.

Dir werden klopfen in die Händ,

Wann sie e- werden hören,

Daß du wirst g'rSdert, köpft oder g'henft, Die G'walt sich that verkehren.

Auf Schelmenart dem ganzen Land Mit unerhörten Sachen,

Dem arme« Mann hat abgespannt, Die er vor sich thät machen.

Nun hat die Herrlichkeit ein End,

Da e- Gott so gefüget, Und diese Plage abgewendt, Daß jeder lebt vergnüget.

Der Titel, den er hat gebraucht, Der ist nunmehr verschwunden, Die Hoheit bei ihm ist verraucht,

Nebst andern Lumpenhunden.

81 Nicht Edler wird man sprechen mehr,

Niemand wird ihn beklagen, Nicht Resident, nicht gnäd'ger Herr Wird künftig jemand sagen.

Dein Schad ist unverzweiselt bö-, Die Wund ist nicht zu heilen, An dir, o du verfluchtes G'säß,

Mit deinen Hurenbeulen!

Fiskal, Finanzrach, Erzlanddieb,

ES kann dir nicht wohl gehen; Weil dir daS Geld war gar zu lieb,

Mußt du mit Schänd bestehen.

Dann auf gottlose Schelmenart Und von so vielen Dingen Hast du nie keine Müh gespart, Viel Geld dir zuzubringen.

War'n Dienst vakant, geist-weltlich Stands, Und einer wollt ihn haben,

Der'n zu vergeben viel im Land, Mußt er mit Geld herttaben.

Und dieses gar oft tausendweis,

Dann erst in die Schatulle, Und was man ihm anheut verheiß, Bis morgen war's zu Nulle, v. Dttfurth, Volks- und Gesellschaft-lieder.

6

82 Dem Herzog gab er überhaupt, Die Woche zwanzigtausend

An barem Geld, daß jeder glaubt,

ES sey recht wohl grhausrt.

Allein man denk, waS ich hier sag, Daß über neunzigtausend

Genommen ein in vierzehn Tag, Der Diebsjud Süß, und g'mauset.

DaS war ja lauter Sündengeld,

So er im Land gestohlen,

Ja täglich Prester ausgestellt, Die mußten es abholen.

Und was der Dieb noch ferner thät, Richt ruhen wollf noch rasten, Bis man abschafst getreue Räth,

Die er sucht anzutasten.

Er schickt im ganzm Land herum, Die Leut zu visitieren

Und waS er hatte um und um,

Ließ grausam exequieren.

Und dieser Dieb, der Jude Süß,

Nebst andern Diebsgesellen, Der vormals war ein hart Gebiß,

Der lieget fest in Zellen.

83 Triumph, Triumph, Viktoria!

Wir stimmen allzusammen,

Und fingen nun Halleluja, In unser- Gotte- Namen.

Er segne unsern Rudolph hier, Ich mein dm Herzog ebm, Zu Nmstadt, Gott mit Gnad regier,

Und geb ihm lange- Lebm!

Damit wir unter feinem Schuh,

Ach, unsern frommm Hirtm,

Ja liebm Cater, stets zu Nutz Genießen sein Bewirthen.

Nun vivat Herr Rudolph, der Herzog soll leben!

Gott wolle bestSnd'ge Gesundheit ihm gebm, Er gebe ihm lange gesegnete Hand, Damit er beglücket regiert da- Land!

84

20.

Der wahrhafte Zettuagsfia-er. * 1740.

Ein jeder spricht bei dieser Zeit

Bon unerhörter Neuigkeit,

Und von erhabnen Dingen; So will ich vor da- Bettelgehn, Mich auch in Einfalt unterstehn

Von Krieg und Fried zu singen.

Ich mache nicht so vielen Wind,

Wie diese sonst gewöhnet sind, So Zeitungen berichten;

Denn, ist der Kopf von Wahrheit leer, So macht man eine Lüge her,

Und pflegt wa- zu erdichten.

Drum kommet Alle her zu mir: Der Kaiser starb — das wisset ihr —

Trum sind wir alle Waisen,

86 Und werden wohl in kurzer Zeit, In Jammer und Trübseligkeit,

Gar Findelkinder heißen.

Kaum war der gute Kaiser todt,

So kam sein Kind in große Noth, Wie wir schon Alle wissen. Ein jeder fiele auf sie her, Und sie ward ärger, als wie er,

Von Bielen 'rumgerissen.

Frag jetzund nicht, mein lieber Christ,

Warum das Ding geschehen ist,

Und forsch nicht nach dem Rechte; Denn mein Verstand ist zu gering,

Daher ich mich in solche Ding

Nicht allzu gerne stechte.

Haßt man ein schön und junge- Weib,

So findet man an ihrem Leib Auch unsichtbare Flecken,

Und wird ein Mensch zum Grimm beregt, Daß er dich gerne prügeln möcht,

So findt sich bald ein Stecken.

Daher sucht man auck Alles vor, Und hält sein altes Recht empor,

DaS längst verschimmelt hieße,

86 Wenn nicht ein Stückchen Pergament,

An dem rin Wurm da- Maul verbrennt,

Noch einen Schatten wiese.

Findet man dergleichen alte Haut,

So werden Schlöffer drauf gebaut,

Und spricht: Ich suche Rechte. Ein jeder schwrige mausestill,

Und wer e- mir nicht glaubm will, Der komme her und fechte!

Spricht man: Da- ist doch gar verflucht!

Was hast du es nicht eh'r gesucht?

Bist du so niederträchtig l Ja frage du, so lang du willt,

Weil diese Antwort alle- stillt:

Er wäre mir zu michtig.

Frag link- und recht», die Läng und Quer, Wir brauch« keine Rechte mehr,

E» sind nur alte Geigen. Wenn du waS willst, so brauchst du Glück, Sechs Dutzmd groß und kleine Stück,

Und fech-zigtausend Zeugen.

In Welschland geht eS närrisch her,

Da werd« auch gewiß nunmehr DeS Reiche- alte Lehen,

87 Die man mit harter Noth behaupt'»,

Und die schon der und der beraubt, In die Rapuse gehen.

G'nug, daß eS Frankreich haben will, Daß Oesterreich, so in der Still, Soll blutig «utergehen, Damit der Teutsch, daß Gott erbarm! Mit seinem Hut schön unter'm Arm,

Mög vor dem König stehen.

Denn dieser König will allein

Auf dieser Welt allmächtig seyn,

Und weiß eS hoch zu bringen. Den stürzet er mit List vom Thron, Dm jaget er mit Macht davon —

So kann er Alles zwingm.

Möcht er ein wohlgelegnes Land,

So Hal er'S auch schon in der Hand,

Und niemand kann's ihm nehmm.

Kaum denkt er dran, kaum fällt's ihm ein, So will fich auch schon Groß und Klein Zur Sclaverei bequemm.

Er führet Alles glücklich au-. Wie dann? Er streut der klügstm Mau-

Bon Gold gemachte Kömer.

88 Dadurch macht er ihm Alles feil. Und dadurch schlinget er da- Seil

Un- einsten- um die Hörner.

Jedoch was einst?

Er führt un- schon,

Al- wie ein Vater seinen Sohn,

Und wie die Kuh die Kälber. Wie! Wa- sagst du.? Ach schweige still! Denn wer sich nicht verlaugnen will,

Der spricht: Ich sag eS selber.

Seht nur, wie er die Welt verhetzt! Dort wird die Fürstin abgesetzt, Und ganz und gar entfernet. Man macht dem Heinen Kaiserinn

Zum Laufen schon geschickte Bein, Da er's noch nicht gelernet.

Du alter, kluger Ostnmann, Schau jetzt die großen Löcher an, Die du dir selber riffest l

Schau an, du hast e- hoch gebracht;

Was Henker hast du benn gemacht, Daß du dich sangen ließest?

Von Einsicht groß, von Muth nicht klein,

Erfahren, klug und listig seyn, Und sich doch sangen lassen!

89 O Himmel, das ist mir zu schwer.

Ich sinne hin, ich denke her, So kann ich eS nicht fasten.

Weißt du, daß un< die Wachsamkeit, Und in der größtm Sicherheit, Nur vor dem Falle schütze? Weißt du das — warum dachtest du, Daß nun drin Glück, in sichrer Ruh,

Auf Kinderhänden sitze?

ES findet statt in deiner Sach, WaS David zu dem Abnrr sprach,

Als er Sauls Spieß gemirdet; Du siehest sonsten WeS gern, Warum hast du denn deinm Herrn Nicht wachsamer behütet?

Jedoch ich gehe fast zu weit, Und jetzt, bei dieser tollen Zeit,

Darf man nicht gar viel fegen. Indessen kaufet mir nur ab, Damit ich waS zu leben hab,

So will ich's immer wagen!

90

2L

OesterreichischeS Kriegslied. 174t.

Auf, ihr tapfre Krieg-soldaten,

Rucket herzhaft in da- Feld, Weil die größten Potentaten

Ihren Sinn auf Krieg gestellt! Nehmet Stuck, Zelt, Roß und Wagen,

Und wa- man zum Krieg muß haben,

Nehmt Musketen, Pulver, Blei, Proviante auch darbn!

Der Franzo- thät schon einrucken

In da- schöne Oesterreich,

Will der Kaiserin HauS zerstucken,

Treiben sie auS Böhmen gleich, Drum so wehrt euch tapfer Brüder, Strecket alle Feind darnieder,

So dem kaiserlichen HauMachen wollen den Garaus!

91 Freche Hahnen laßt euch sagen:

Vor tuet Rauben, Plündern schwer, Werdet ihr den Lohn noch tragen

Bei dem Teufel im Quartier! Jetzo aber sollt ihr scheu, Wie'- euch wird im Felde gchen,

Weilen Gott an Raubershand Giebt kein Glücke von Bestand.

Vivat hoch die Kaisrrinne, Maria Theresia! Unser Feldzug so beginne,

Daß sie hat Viktoria;

Auch die Feinde alle weichen

Au- dm kaiserlichen Reichm, Und der räubrische FranzoHat nur Schimpf und Schaden groß!

92

22.

Rückzug derer Franzosen von Prag. * 1742.

Im Ton: 3 bin halt a lustiger Schneider-tun- re.

Franzosen, waS lauft ihr so förchtig darvon, Und macht erst so große Pravaden?

Man meint ihr bekommt vor'- Laufen ein Lohn Und seyd zum Rennm geladm.

Ihr fahrt ja dahin

Durch Dick und durch Dünn, ES heißt wohl noch gar ihr thiitet fliehn, —

Bringt euer Ehr große Schaden. Euch g'fallt nit wohl da- Retirier, Möchtet gern in Böhmen drin bleiben,

Bei die Weiberleut spielen groß Monster, Die Zeit mit Schlemmen vertreiben;

Die Leut noch mehr Mit Schlagen tribulier Bi- ste ihr Geld schaffen zentnerweis her, Solch- könnt ihr sakrisch betreiben.

93

Ihr TrusrlSg'sellen, packt euch über'« Rhein, Da» Spiel habt ihr verloren! Maria Theresia herrschet hier ein. Sie hat e» schon geschworen: Euch Raubertbrut Schlagt sie aus» Blut, Bi» ihr um Gnad schön bitten thut, HundSfüttisch seyd geschoren.

Vor Hunger und Frost da seyd ihr ganz schwach, Die erst so dapfer gefressen, Und auch auf'» Reißau» itzt so jach, Wo vor ihr so feste gesessen. Bei Regen und Schnee, Da schreit ihr Auweh; Und hupfet und springet al» wie die Flöh, Meint, daß die Husarm mch fressen.

Al» wie die Zigeuner so schauet ihr au», Voll LäuS und Schmutz und voll Lumpen; Bei Furth hat euch noch Nadasti gelaust, Bi» mch der Kamm ganz gesunkm. Ach lauf drauf lo», Musje Franzo»! Bor Aengstm fahrt'» noch hinten lo», Daß bi» Paris« gestunkm.

94

23.

Belagerung der Best««- Nrttenberg. 1744 Juni bis Ende Septbr.

Frisch auf, frisch auf, sey jedermann! Die Zeit hat sich gewendet:

Der Tag sieht un- ganz freundlich an, Die Nacht hat sich geendet:

Die Sonn geht auf mit Hellem Schein, Bestrahlt die breiten Felder,

Da- Glück von oben sucht uns heim, Erfteuet Berg und Wälder.

Der Mond verkläret feinen Schein,

Die Sterne ihre Strahlen,

Der Himmel stellt sich freundlich ein,

Verspricht uns Hilfe Allen; DaS schreckliche Kometeng'sicht

Verschwindet nunmehro wieder, WaS Mars voraus hat zugericht,

Liegt allbereitS darnieder.

SS Nichts auf der Welt beständig währt, Die Zeit wie Waffer fließet;

Wer allzuviel vor sich begehrt, Zuwellen nichts genießet;

Unrecht regieren fremde- Gut, Bringt selten gute- Ende;

Da« Glück anfangs flattiren thut, Doch wechselt'« gar behende.

Die unverhoffte FeindrSmacht

Vermeinte un« zu schrecken,

Allein sie mußten Tag und Rächt

In Holz und Stauden stecken. Ter erste Sturm, dm sie gewagt,

Würd ihnm abgeschlagm, Daß mancher hat den Kopf geklagt,

Ein anderer dm Magen.

Die stürmende Pandurmschaar

Vermeint un« aufzufressen,

Aber ein wolgemuther Barr Kunnt ihn dm Saft au-preflm.

De« Kommandant« Heldmmuth Bemühte fich vor Allm, Damit der Feind mit seinem Blut

Die Zeche mußt bezahlen.

Ein jeder Oberosficier

Hat fich gemacht Mm'tm,

96 Werl er mit Eifer und Begier Mit seinem Feind gestritten.

Die tapfern Grenadier insgesammt Mit ihren Magenpillen,

Welche sie häufig angestammt, Kunnten dm Feind bald stillm-

Der MuSketirm Tapferkeit, Muß man auch billig loben, Weil fie bei der Gelegmheit Gemacht gar schöne Proben,

MS sie dem Feind thätm die Stuck

Unter der Ras wegführm, Der halbe Mond stets feuren thut,

Selbe zu sekundirm.

Euer Victori war die Flucht,

Ihr Böhmm und Croaten;

Als ibr bei uns Quartier gesucht

Ist mch der Tanz nit gerathen. Der Rottenberger Tapferkeit

Hat euch daS Thor verschlossen, Ja zu bedaurm ist die Zeit,

Die ihr umsonst geschossen.

Die todte Min bracht uns kein Leid, Die ihr habt angefangcn;

Wir warteten mit größter Freud, BiS daß sie wär gegangen;

97 Allein umsonst war eure Müh.

Wart ihr nur länger blieben,

Hätt man euch, wie der Hirt daS Vieh, AuS eurem Nest getrieben.

Glaubt nur die Zeit verändert sich,

Man wird bald besser blasen; Empor der Adler schwinget sich. Zerstoßt euch eure Nasen;

Bellona sieht unS freundlich an, Und steht auf unser Seiten, Die Fama geht bereits voran,

Thut unser Macht auSbreiten.

Nun lobet, preiset alle Gott,

Seyd fröhlich, jubilieret, Lacht, und verspott't des Feindes Rott, Die in der Süll marschieret;

Der Rotteberg bleibt unversehrt. Wie schmecket euch die Speise,

Die wir zuletzt euch hier verehrt, Den Tag vor eurer Reise?

ES heißt: marschiert zurück dorthin,

Woher ihr seyd gekommen! Berichtet eurer Königin, WaS ihr dahier gewonnen: Ein Waschhaus und ein Ziegelhütt —

Macht etwan hundert Gulden — v. Ditfurth, Volk-- und Geselljchafl-li«d Gretel. „Ei Hansel, mein Hansel, was willst dann machen? Dein Trutze« und Greinen ist mir nur zum Lachen.

Schau hin, schau her, I mag di nst mehr —

Aus ist da- Lied

Und Gott behüt! Ade!" „„Ei Gretel, mein Gretel, da gitt'S kein Besinnen,

Für Treue mag kein Falschheit gewinnen, Steht mir nit an Ein solch Gespann;

Bleib du allein, Wird beffer seyn —

Ade!""

Und als die lustige Kirm war gekommen, Da» Gretel hat kein Platzbursch genommen, Schaut hin, schaut her,

Kommt keiner daher,

116 Die BLrschlein all

Sie lachen mit Schall;

Adel

Sie kam z«m Hansel: „® Hansel, was denkest, Daß mich also mit Trntzrn bekrinkest?

War alle« nur Scherz

Ging nicht von Herz;

Mein Lieb-treu besteht; Schau, wa- sonst geredt:

Ade!"

„Ei Gretel, mein Gretel, sell kann mt geschehen,

Bald heiß, bald kall kann Lieb nit bestehen;

Schau hin und schau her, Da- Tbpfel ist leer,

Kein Feuer dazu, Hat'- Kochen fein Ruh:

Ade!«

117

29.

Müller mb Bauer.

Der Bauer in die Mühle kam: „Müller, ich will mein Mehl itzt Ham,

Hab'- heut noch nöchig sehre!" „„Schau nur, dort stehn dein Sick allein,

Die Ratzen fressen Löcher 'nein. Seyn beid schon halber leere!"" Der Bauer schaut sein Sick gleich an,

Kein Loch darin er sinken Fan, Seyn auch gebunden blieben:

„Da- mögen sauber Ratzen thun! Dir laufen in Strümps und Schnallenschuhn Du Müller bist der Dieöe!"

Der Müller war ein jacher G'sell, Gab gleich dem Bauer ein seyen Schell, Daß ihm die Nasen blutet.

Der Bauer bliebe auch nit faul,

Drosch ihm gar tapferlich da- Maul, Ganz zornigllch grmuthet;



118 Raust Schippe! Haar ihm vorn und hint, Stößt ihm die Augen halber blind, Reißt ihm rin Ohr ganz abe.

Der Müller schriee Ach und Weh: „So übel ist mir nie gescheh,

Zum Sterben bin Schababe!"

Der Bauer nahm des Müller- Sack,

Schob seine dafür in da- Eck: „Da, halt den Rest itzt feile! Stiehlst wiedrum meine Siick mir au-,

Tisch ich dir auf noch andern Schmau»!" Drauf fahrt er heim in Eile.

Dr- Müller- abgerissen Ohr Da- nagelt er frei an sein Thor Unter Geier und Raben zum Spotte.

Dm Müller rufet seit der Zeit Im ganzm Lande weit und breit:

„Einohr," 'der Bubm Rotte.

119

30. Das fette Sch»einlei«. Der Müller hat ein junge- Schwein —

Her mit dem Messer, wöllen'- morgen abschlachten! — Hat'- gemäss mit Bauren Mehl und Klei'n, Kein fester- *) möcht im Land nit seyn. —

Her mit dem Messer, wöllen'S morgen abschlachten!

Ein Dieb hat diese- Wort erhört: Her mit dem Messer rc.!

Der dacht, wär schon de- Handel- werth, Wann sich da- Säulcin zu mir kehrt. — Her mit dem Messer rc.!

Zum Stalle führt ein Seitenthür — Her mit dem Messer rc.! —

Au» einem kleinen Schupfen für; Mda der Dieb nahm gleich Quartier — Her mit dem Messer rc.!

*) Fester- = fetteres.

120 Er schliche leiSlick nach dem Schwein — Her mit dem Messer rc.! Dachs, wann'- zu Nacht wird stillt seyn,

Kann ich'- abstechen ganz allein.

Her mit dem Messer rc.!

Der Müller hat ein Töchterlein — Her mit dem Messer rc.! Die hieß da- schöne Annelein, Dazu ein Mühlknecht jung und fein. — Her mit dem Messer rc.!

Da- Annelein zum Mühlknecht sprach: —

Her mit dem Messer rc.!

Und wann die Glocke zehn Uhr schlagt, Äomin in den Schupfen lei-lich sacht! Her mit dem Messer rc.!

Und da eS ruhig ward in der Mühl, — Her mit dem Messer rc.! —

Da- Räderwerk auch stunde still,

Der Mühlknecht dacht an'- Liebe-spiel — Her mit dem Messer rc.! —

Trat lei-lich in den Schupfen ein, —

Her mit dem Messer rc.! —

Kam auch al-bald da- Annelein

Geschlichen sachtig hinterdrein. —

Her mit dem Mester rc.! —

121 Da ward charmiert und karesfiert, —

Her mit dem Meffer re.! Und Hertzen und Schmatzen viel vollführt;

Da» Säulrin hat sie nit beirrt. —

Her mit dem Messer re.'. —

Dem Dieb dem kam es überquer,

Her mit dem Messer rc.I

Schlupft in ein Kufen die stund leer,

Wünscht, daß Geschmatz beim Teufel wär Her mit dem Messer re.! —

Die Müllerin spat am Ofen saß, —

Her mit dem Messer re.! —

Sprach zu dem Müller: „Was ist da«? Die Brühkufen ich schier ganz vergaß! —

Her mit dem Meffer kJ



Geh, schütt' ein Butte Wasser 'nein! —

Her mit dem Meffer re. — Sie wird schier lodder getrocknet seyn,

Das Brühwasser morgen nit halten ein." —

Her mit dem Meffer ic.! — Der Müller schaut fle sauer an, — Her mit dem Meffer re.! — Und brummelnd sein Laternlein nahm.

Mit seiner Butt zum Schupfen kam. —

Her mit dem Meffer kJ

122 Das Annelein erschräke sehr, —

Her mit dem Meffer rc.!

AIS sie den Bater sah kommen her, Der Mühlknecht aber noch vielmehr. —

Her mit dem Meffer rc.! —

Sie schlupften beid' zur Kufen 'nein, —

Her mit dem Meffer rc.! —

Vermeinten d'rin ganz sicher zu seyn, Wie Schnecklein zogen's die Hörner ein. — Her mit dem Meffer rc.! —

Der Müller hat nit weiter acht. —

Her mit dem Meffer rc.! — Stellt auf ein Block 'S Laternlein sacht, Gießt au- die ganze Waffertracht. —

Her mit dem Meffer rc.! —

Der Dieb, da- Annelein, der Knecht, —

Her mit dem Meffer rc.! — Die waren da getaufet recht,

Gefiel ihnen aber Unmaßen schlecht. — Her mit dem Meffer rc.! —

Sie thäten all Drei ein hochen Sprung —

Her mit dem Meffer rc.! — Der Müller ganz erschreckt und stumm,

Sprang fort, stieß sein Laternlein um. — Her mit dem Meffer rc.! —

123 Stockfinster e- im Schupfen ward, — Her mit dem Messer kJ —

Ja Eil fie stießen zusammen hart;

E- war ein übel Außifahrt. — Her mit dem Messer kJ —

Der Müller am Boden Morde schreit, — Her mit dem Messer kJ —

Der Mühlknecht und da- Annelein Heid Schlupften in dir Mühl noch rechter Zeit. — Her mit dem Messer

kJ



Der Dieb alsbald entflöhe auch, —

Her mit dem Messer

kJ



Trat noch dem Müller hart auf den Bauch,

Der nit gewohnt an solchen Brauch. —

Her mit dem Messer

kJ



Er kam mit O und Weh und Ach — Her mit dem Messer

kJ



Zur Müllerin, gar voll Schreckm sprach: Ein ander-mal schau selber nach! —

Her mit dem Messer kJ —

Vermein der leidig Teufel die Nacht —

Her mit dem Messer

kJ



In unser Kufen hab zugebracht, HLtt mir den Garau- bald gemacht! — Her mit dem Messer kJ —

124 „Hast du'- Brühwasser vergeffm heut, — Her mit dem Messer ic.! —

Hab ich die Brüh erwischt bei Zeit; So seyd ihr dumme Weiberleut!" Her mit dem Messer rc.! —

Der Mühlknrcht und da- Annelein — Her mit dem Messer rc.!

Schlupften Nacht- nit mehr in dm Schupfm ein; Der Dieb tracht nie mehr nach ein Schwein. —

Her mit dem Messer rc.!

Al- Tag- darauf da» Schweinlein g'schlacht —

Her mit dem Messer rc.! Da- Annelein mit dem Mühlknecht lacht,

Daß also glücklich abgemacht. Her mit dem Messer, wBQen’8 morgen abschlachten!

125

31.

Fr»»»er Hund.

E» hatt' ein Bauer ein alten Spitz, Starb ihm ganz unversehen,

So lange Han» und Hof beschützt, Kein Dieb durst da hrrgrhrn.

Der Bauer dacht in seinem Sinn, Wo leg ich dich zur Ruh dann hin?

Warst mir so treu und ehrenwerth, Verdient hast schon geweihte Erd,

Schau, ob ich'» dir nicht gebe!

Er that ihn heimlich in der Nacht Wol auf den Freihof tragen, Hat ihm rin Grüblein dort gemacht,

Und darin auch begraben; Freut sich, daß e» so wohl grrieth,

Und daß ihn niemand dabei sieht,

Schleicht lei-lich wiederum nach Hau», Vermeinet damit sey eü au». Würd keiner darnach fragen.

126 Ein schlimmer Nachbar hat'« gesehn,

Den möcht' die Bosheit quälen,

That morgen» gleich zum Pfarrer gehn,

Und ihm die Sach «zählen. Der laut die Händ' zusammen schlug:

„Ho, auf dem Frcihof solch Unfug! Da» soll nit seyn, da» därf nit seyn,

Eh stürzt der Himmel selbstrn ein; Wart Bauer, da wird'- fehlen!

Er ließ ihn alsbald rufen her, Thät ihm die Zähn recht weisen:

„Du Schänder, Gotteslästerer, Wa» soll dann diese» beißen,

Daß du auf unsern Freihof hie Begräbst dein dumme» Hundevieh? Da» kann dir übel gehen drum, Weil'» ist rin Sacrilegium, Wird dich zur Hölle reißen!"

Dem Bauer war'» zum Lachen nicht, Thät in dem Kopf sehr kratzen, Furcht, wann e» komme vor'» Gericht,

Kost't'» gleich grausam viel Batzen; Sprach drauf: „Hochwürden, ach um Gott,

Bringt mich doch nit in solche Noth!

Hatt'» gar so bö-lich nit im Sinn, Daß legt' dm Spitz in Freihof hin,

Hab niemand wöllen ttatzrn.

127 „Doch weil'S ein gar so frommes Dich,

Wünscht sich'S des Freihof- Ehren, Möcht man zu Nacht, wo'-S niemand sieht, Ein Grüblein ihm gewähren. Hab'- erstlich nit recht mögen thun, Ließ mich die Sach doch nimmer ruhn, Weil'- gar ein Testament gemacht,

Worin Hochwürden auch bedacht — Da kunnt'S doch nit verwehren?"

Der Pfarrer ließ im Zorne nach,

Mit ein- lacht fein Gesichte, Sprach: „Eia, steht also die Sach, Ist'- ein anders Gerichte! So fromme, fürfichtige Hünd

Man nit allzeit auf Erden find't, Da darf er dann hiefür auch schon

In Fried auf unsern Freihof ruhn." —

WaS sagst zu der Geschichte?

128

32. L) Der »ilberkauf. * ES hatt ein Saurin ein KLlblein gezog'n,

Ist wahr, ist wahr, ist nit erlog'n;

Sie hat'- erzogen in'S Laufen: „Wollt Gott, eS käm ein Metzgerlcin fein, Thät mir mein Kälblein abkaufen!"

Die Bäurin erfuhr die neue Mär,

Als wann ein Metzger im Dorfe wär, Zum Fenster thät sie laufen: „Herein, herein, fein- Metzgerlein fein,

Thu mir mein Kälblein abkaufen!"

„„In euer HauS da komm icb nickt,

Wann euer Mann daheimen ist.""

„Mein Mann ist nicht daheimen, Er drescht in des Pfaffen Stadel;

Ich schlaf nicht gern alleine."

129 Drr Metzger in die Stuben 'neintrat, Die Biurin hinter dem Ofen saß, Gar freundlich that sie lachen.

Der Metzger gedacht in seinem ©hin, Der Kauf wird sich bald machen. Die BLurin in den Stall 'nauS geht, Der Metzger hinter ihr naher trat,

Er thit sie schmucken und drucken, Er gab ihr ein kein- Stößelein, Da fiel sie auf den Rucken.

Sie lagen beisammen anderthalb Stund, Da» Kälblein an dem Stricke bung. „Bleibt e- bei un- verschwiegen,

So seynd wir Küh- und Kälber-frei; Komm, Metzger, morgen wieder!" Der Metzger in da» Feld 'neu» trat, Der Bauer gegen ihm her gaht:

„Hast mir mein Kilblin abkaufet?

Ist mir nicht gewesen feil,

Ich hab'» erzogen in’» Laufen."

„„Ich hab drum kaust anderthalb Stund, Da» Kälble an dem Stricke hung. Ist dir der Kauf nicht eben, Gieb mir mein Silber und rothes Gold,

Will dir e» wieder geben."" V. DUsurlh, D°Iki- unb S-ftllschastSIikdrr.

9

130 Wer ist, der uns dir- Lieblein sang? Ein wackerer Metzger ist er genannt,

Er hat'- so frei gesungen. Viel lieber trinkt er den kühlen Wein,

Als Wasser au- dem Brunnen.

3» jftegmc Kiffung uach dem DolkSmunde mit Melodie in : Fränkische »olk-lieder II. Xr. €9.

131

b) Das Metzger-Lied.* E- hat ein Bauer ein Kalb erzogen, DaS ist wahr und nicht erlogen, Ditlum deih, so muß es seyn!

Da- kannst du ficher glauben;

Wenn ein braver Metzger kommt,

DaS Kalb wollen wir verkaufen.

Die Frau hört eine neue Mähr,

Als wenn ein Metzger im Dorfe wär; Ditlum deih rc.

An- Fenster that sie laufen.

Komm herein, komm herein, lieb- Metzgerlein, Da- Kalb woll'n wir beschauen!

Und al- der Metzger in die Stube kam, Die Frau an den Ofen saß und spann, Ditlum deih rc. Gar freundlich thät sie lachen.

132 Der Metzger dacht in seinem Sinn, Der Äouf wird sich gut machen. Die Frau die setzt ihn an den Tisch, Und trug ihm ans gebackn« Fisch,

Ditlum deih rc.

Dazu ein Kann mit Weine. Schenk ein, sauff au-, lieb's Metzgerlein, Wir beide sind alleine! Und da sie grffrn und trunken im Hauß,

Da gingen sie im Stall hinaus,

Ditlum deih rc. Da- KMlein zu beschauen; Dm ersten Griff den der Metzger chat, Dm chat er nach der Fraum.

Du magst ein loser Metzger seyn,

Du greifst nach mir und bin nicht dein, Dülum deih rc.

Da- Kalb sollst mir abkaufen.

Sie gingen beid' zur Stub' hinein,

Und fingen an zu saufen. Der Metzger sprach zur BLurin bald, Wa- sie wollt habm für da- Kalb;

Ditlum deih rc.

Sie sagte: zwei Ducatm. Der Metzger gab ihr drei dafür,

Und auch noch ein Stück Braten.

133

Die Saurin sprach: daS ist recht fein, Du mußt ein reicher Metzger seyn, Ditlum deih rc. Man sollt eS fast kaum glauben! Der Metzger löst sein Geldgurt ab, Und hing ihn an die Schrauben.

Und al- der Bauer nach Hause kam. Traf er die Zwei im Bette an. Ditlum deih rc. Er lief nach einer Stangen. Der Metzger sprang zum Fenster hinan-, Ließ Hosen und Beutel hangen.

Der Metzger dacht in seinem Sinn, Dreihundert Thaler sind schon hin, Dstlum deih rc. Ich mach da- Ding nur schlimmer; Da- war ein theurer Kilberkauf! Zu dir komm ich wohl nimmer.

Der Bauer der dacht in seinen Muth, Dreihundert Thaler die sind schon gut. Ditlum deih rc. Ach Metzger, komm bald wieder! Du sollt meine Frau im KLlberstall, Gar bald beschauen wieder.

134

33. 6u>i>» und der ClauSuer.

Willkomm, mein lieber Eremit!

Was machst in dieser finstern Hütt? Wie kommt'-, daß der verdrießlich Wald

Dir besser dann die StLdt' gefallt? Soll bann ein so betrübter Stand, Dies grob und rauhe ClauSnerg'wand,

Den schönsten Kleidern von Trador Und Silber gehen vor?

C l«i» e e r. Ein G'müth, so nach dem Himmel tracht,

Acht keine Lust noch eitlen Pracht;

Ein' Hütt', so mich bedecken kann, Ist stattlich g'nug vor mein Person;

Darzu wo find't man größer Freud Als in der süßen Einsamkeit,

Wo man kann in vergnügter Ruh Sein Leben bringen zu?

185

Ja ja, hast recht, ich stimm dir bei. Daß es kein g'ringxr Lust nit sey, Zubringen seine Lebenszeit

In Wildern mit der Einsamkeit, Wo man di« Hirschen und die Reh,

Sieht lustig springen in die Höh; Doch aber so verlassen seyn,

Das ging mir gar nst ein.

< l e ■ i n 11.

Ist nur ein schnöde Lustbarkeit

Um'S eitle G'schütz und Jagdbarkeit; Ein fromm andächtig'- ClauSnerg'müth,

DaS ist allein mein Jagdgebiet; Mit dem Brevier, so mein Geschoß,

Geh ich auf gute Werke loS, Bring meiner Seelen einen SchmauS

Von dieser Jagd nach HauS.

C n , i > e.

Hast du so Lust nach dem Brevier, Wie -'fallt dir die-?

Hab ein- bei mir,

Da» braucht so viel Durchblittern nit, Dirfst nur aufsuchen in der Mitt,

186 Und obzwar selten findest drin Ein Ve-per, Non und Matutin,

So hast doch Metten ohne Zahl, Die Complet alle Jahr einmal.-

< l • ■ » ■ e r. Wer Gott recht liebt und dienen will. Dem ist kein Beten nit zu viel; Da- Fasten und die Geißelstreich,

Die bringen ein in'- Himmel-reich.

Drnm geh nur hin, verführisch Kind,

Dein Rath ist nit also gesinnt; Laß mich in meiner Clau-nerei Der Frommkeit wohnen bei.

< ■ , i > e. Du bist der erst, mein Eremit, Der mich verstoßt von seiner Hütt';

Wüßt sonst kein Ort noch eine Stadt,

Wo man mich nit in Ehrm hat; Ich komm zum Bauren auf die Greth, Zum Fürsten in da- Kabinet,

Gar oftmal in die Klöster schon, Bin überall Patron. Wnnderhorn □, 350. »eicht im fünften und siebenten Sesätz ganz ab, hat auch noch eins mehr.

137

34. Japonia aeptentrionalis. * Al- in’« Ei-feld, weit entlegen, Mußte dieser große Mann;

Me kamen ihm entgegen, Hattm Ledermäntel an; Fragtm all' wer ist ankommen?

Ist das nit der alte Herr,

Der von un« Abschied genommen Bor drei Jahren ungefähr? „Ach Gott grüß euch, lieb« Bauren! Nehmt mich doch zum Pfaffen an;

Fircht ich muß lang bei euch trauren, Bi- ich wiedrum wandern kann.

Ich will mit eich Kraut, Käß essen Und wa- noch darz« gehört;

Ich will gerne mit eich speisen, Wenn ihr mir wa- Gut- verehrt."

„„Seyd willkommen, Pater Michel! Ihr liegt «n< schon lang im Sinn.

138 Schwört uns bei der Conventikel, Bei der neuen Docterin: Daß ihr lang bei uns wollt bleiben! Nehmt euch unsrer BLrlein an; Wollen euch das Maul braf reiben, Wie'S gebührt eim solchen Mann."" Als sie ihn zum Thor einführten, Stunden viel Leut auf dem Platz, Von dem Schultheiß bis zum Hirten; DaS Wort that der Thalermatz; Sprach: „9hm feye Gott gelobet, Der uns diesen Mann geschickt! Hat er einmal auSgetobet Und den Magen wohl gespickt?"

Da fing MeS an zu krischen, Heultm Alle überlaut — Potz! da lief ein Sau dazwischen. Hat im Maul ein Häuflein Kraut. Pater Michel sagt: „Ach leider! Soll dies DiSpensator ‘) seyn? Könnten'- auch wol seyn Narrheiter, Grüßen hier die Leut die Schwein. Hierauf sie bald weiter gingen, Ließen ihn All' gehen vor, ') DiSpensator — Schaffner, Küchenmeister.

139 Thaten vor'« Collegium bringen,

Pater Rektor stund am Thor: „Seyd Willkomm, mein lieber Pater,

Ei bu herza gilla ') Kind!

Lebt hier ohne Zank und Hader — Wa« ihr sucht, hier alle« findt.

»Habt ihr Lust zu gAen Möhre«, Oder zu dem blauen Kohl? Gott wird eich genug bescheeren,

Denn stehn aller Orten voll. Habt ihr Lust zu essen Kuchen,

Oder eßt ihr Spritz» gern? Sollt de« Ding- genug versuchen,

Hier thut man nicht solche« sparn.

„Itzt führt mir den Mann in Köller, Schwenkt zuvor ein Kannen au«, Schneidt ein Weißbrot» auf dm Deller,

Laßt zum größtm Faß herau«!

Nun seyd Willkomm Pater Michel, Ich bring eich vier Kännchen zu; Steht frei fest auf eurm Knüchel,

Thut ein Zug gleich wie ein Kuh!

„Wie!

Will eich der Trunk nit schmecken?

Meint ihr, das sey Kleien-Bier?

*) herza gilla — herzensguter.

140 Werbt darnach die Lippen lecken,

Bleibt nur noch em wenig hier! Habt ihr guten Wein gesoffen, Nembt mit Kovrnt') jetzt vorlieb;

Denkt» daS Faß ist ausgeloffen —

Henkt bnt Kopf nit wir ein Dieb!"

„„Ach'wie bin ich angesessen,

Ach du gilla herza Gott! Hätt ich doch ein Pfriem gefressen, Käm ich nit in diese Noth! Hat mich Satan hergeführet

Wieder in die heilig Stadt,

Führ« mich, wie sich's gebühret, Wieder 'nauS, ich bin schon satt! •) Konvent — koaoentbier, Rachbier, wie es die Ron» ventualen bekamen, während die Herren Pattes daS bessere, daS Paterbier, ttanken.

Das Lied scheint Parodie ans Xaver in d. Trutz Nachtigall von Epee -u sein: AlS nach Japon weit entlegen, Xaver dachte, Gottes Mann rc.

141

35.

Die Schneider und die Geis.

Mäßig bewegt. rd—dH—d----- h^-|

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Drei Schneider ein - mal bei-sam-men war'n, Sie

woll-ten vnt-nan-der mS Nre-der-landfayr'n,Mltnn-

an - der wollten's da-von; Ins Niederland wollten sie

142 Sie ließen sich machen ein ledernen Wag'n, Der ftebenunbfiebenjig Schneider möcht trag'n; Mit einander wollt«'- davon, In- Riederland wollt« sie fahr«, Da krieg« sie besser« Lohn. Sie fuhr« durch gar ein engen Weg, Da kommt ihn entgegm ein Geis am Steg; Sie schaut« sie alle sauer an: Ach Gott, hilf ewiger Herre, :,:Wir müssen uns greif« an!:,:

Der Erste war ein beherzter Mann, Der $iegt ein neues Paar Handschuh an, Seht auf sein eifern« Hut; Er greift auch nach dm» Sieg«, :,: Wollt stech« die Geis bi- aus- Blut.

Der Andere hat ein groß« Stein, Und warfe entzwei dem Gei-lein ein Bein; Da lag sie, al- wär sie schon todt: Hilf Gott, hilf ewiger Herre, :,:Hilf uns au- dieser Roth!:,: Sie liefen, da- Gei-lein wieder zu lab«; Da wmdt sich- und warf die Schneider in Grab«; Da lag« sie, al- wärm sie todt: Hilf Gott, hilf ewiger Herre, Hilf un- au- dieser Roth!

143

Ei, wären die Schneider beisammen geblieben,

Und hätten dem GeiSlein das Schwänzlein gerieben, So lebten sie alle noch.

Seithero haben die Schneider

Ein so gar schlechtes Lob.

144

36.

Jäger und Mägdelein.

E« jagt ein Jäger ein wilde« Schwein

Bei Tag, bei Nacht, bei Mondrnschein; He sa sa sa, da la la (g!

Bei Tag bei Nacht bei Mondrnschein.

Er jagt über Berg und tiefe Strauß, Jagt er ein wacker« braun« Mägdlein herau«. He sa sa sa, da la la la!

Jagt er ein wacker« braun« Mägdlein herau«.

„Wonau«, wohin du wilde« Thier? Bin ich ein Jäger und fang dich schier; He sa sa sa, da la la la!

Bin ich ein Jäger und fang dich schier."

„„Du bist ein Jäger und fängst mich nicht;

Kennst du meine krumme Sprünglein nicht? He sa sa sa, da la la la! Kennst du meine krumme Sprünglein nicht?""

145 Drin krumme Sprünglein weiß ich gar wol;

Mr ist leid, daß ich dich fangen soll; He sa sa sa, da la la la! Mir ist leid, daß ich dich fangen soll." Er wurf ihr da- Bändlein an dm Arm;

„Jetzt bin ich gefangm, daß Gott erbarm; He sa sa sa, da la la la!

Jetzt bin ich gefangen, daß Gott erbarm." Er nahm's bei ihrem rothm Rock,

Er schwang sie hinter ihm auf fein Roß;

He sa sa sa, da la la la! Er schwang sie hinter ihm auf fein Roß.

Er ritt vor feiner Frau Mutter Haus, Die Frau Mutter schauet zum Fmster hinaus;

He sa sa sa, da la la la! Die Frau Mutter schauet zum Fmster hinaus.

„Sey mir willkommen, o Sohne mein! Was bringst du für rin wilde- Schwein?

He fa sa sa, da la la la! Was bringst du für ein wilde- Schwein?"

„Frau Mutter, e- ist kein wilde- Schwein; Es ist ein zarte- JungfrSulein;

He sa sa sa, da la la la!

E- ist ein zarte» Jungfräulein." ». Dilsuilh, Lol»- und @e|cnf senn Diarn-derl zragn. 1

»sch

dMabt no v

sau '

finsch-ter, dear Weag no

geab i

net no(6, bi-

i

sau

schlimm,

Sau

mei Diarnderl fin.

217 Ei Diarnderl, stang auf, un leg» Kittel« a,

Gang zua wer an'- Fenschterl, g'schob mi a «eng a, Ob i dem Bua be, been du gliabt hascht so lang ja;

A sakrisch« Freid Hand oh'- g'het mit anand.

Un'- Diarnderl isch luschti un munter d'rbei,

Sia tennt ihr Buaberl an Juchschreia glei: Ei, do kommt dem Mei! sagt fia zu ehm glei;

Em zeit ihr a Buffer! zun Fenschterl Hinei.

Drum Buawa und Diarnderl, merkt wol auf mei

Rath: 'S ischt wohl für dös Buawerl, dö- a trei- Diarn­ derl hat.

Ma kan ja ananda reacht herzli schea liab'n,

Un braucht fi dö« Herzla durch Falschheit «et z'trüb'n.

218

68. HavS 8eft. Grüß dich Gott, mein Schätzelein,

Herzenskind, mein Lebe»!

Heut darf -ar wol bei dir seyn, Soll ein Freud anheb««.

Wille, walle, lustig Mr, Alle, Me, Wille wall« — Denn wir find zwei jung« Leut, Mezrit dazu bereit.

Du bist mein, und ich bin dein,

Habm wir un- beide; Bin rin lustig- Brüderlein, Und du hast kein Leide.

Wille, walle, lustig Me, M«, Me, will« walle —

Spring und fing« lustig jo!

Müßt es bleiben stetig so. Schöner- ist mir nit bewußt,

Al- dich anzuschauen;

219 SchLtzlein, Schätzlein, meine Lust, Ist nit wol zu trauen. Wille, walle, lustig Me,

Me, Alle, teile walle — Wie der Wi—Wi—Wi—Wi—Wind

Sind die Mädel« gar geschwind.

Musikanten spielet auf, Dreher, Siebensprünge,

Setzt mit Geigen tapfer braus. Da- Drometlein klinge!

WAe, walle, lustig Me,

Alle, Me, Wille, walle — Bis Herfür der Morgen geht, 'S letzte Hellerlein braus geht!

Schatz, bin ich's der Hansel Lust,

So bist Du daS Windle; Wann man un- bei'n Namen ruft,

Jst'S ein saubere Bündle. Wille, walle, lustig Alle,

Alle, Me, Wille walle — Liebster Wirth, die Zeche mein Schreib fürerst in Schlot hinein! —

Vermischte Lieder.

228

69. Shegef«-. * Ein böses Weib, ein harte Buß;

Weh dem, der eine haben muß!

Ich armer Mann hab auch ein Weib, Die plagt mir meinen jungen Leib. O Tod, o Gott, nimm weg von mir da» Weib,

So ist geholfm mir und dir!

Ein böser Mann, ein harte Buß; Weh der, die einen haben muß!

Ich armes Weib hab auch rin Mann, Von dem ich gar viel sagen kann,

O Tod, o Gott, nimm weg von mir den Mann, So ist geholfm mir und dir! Was willst du alte- Unhuldchier?

Schau, daß ich dich nit wohl abschmirr! Geh, hol mir einen guten Wein,

Ich will heut tapfer lustig sey»! O Tod, o Gott, nimm weg von mir da» Weib,

So ist geholfen mir und dir!

224 Was willst du Lump schon fangen an? Und hast dich noch nit angethan.

Du Schelm, du Dieb, bu Bogel du. Du Hexenmeister auch dazu! O Tod, o Gott, nimm weg von mir den Mann, So ist geholfen mir und dir l

So bin ich doch der Harr im Haus —

So bist du doch der Narr im Haus!

Ja ich, ich bin der Herr im Haus —

Ja du, du bist der Narr im Hau»! Biff, baff, buff, baff — da hast du deinen Lohn -

O wche, o weh«, ich bin schon todt!

225

70. 8«fti,eS Lied wer die Weider. * O Sankt Veit, du lieber Mann, Ach was hab ich doch gethan, Daß ich hab ein Weib genommen,

Bin dadurch in- Elend kommen! O Sankt Beit, du lieber Veit,

Helf mir doch von diesem Weib!

Ich hab g'meint, sie hat viel Geld,

E- ist aber weit gefehlt,

Sie thut mit den Kleidern prangen, Hat Mn Hemd am Hintern hangen! O mein Beit, du lieber Beit, Helf mir doch von diesem Weib!

Abend-, wenn wir schlafen gehn, Muß ich mich um Stroh umsehn; Oben ist da- Bett zerrissen.

Unten in die Federn pfifftn.

O mein Veit, du lieber Beit, Helf mir doch von diesem Weib! v. vitfurth, Volk-- und Vrsellschaft-tteder.

15

226 Wann ich glaub ich hab« Ruh, Giebt sie mir di« Wiegenschnur; Da muß ich die Wiegen geige», Damit nur da- Kind thut schweigen.

O mein Beit, du lieber Beit, Helf mir doch von diesem Weib!

Früh um halber zehen Uhr,

Steht erst auf die faule Hur.

Sie kommt daher auf ihren Knochen Fragt: lieber Mann, wa- soll ich kochen?

O mein Veit, du lieber Beit, Helf mir doch von diesem Weib!

Wend- spat um halber Drei,

Kommt die Sa» und bringt ein Brei, Halb gekocht und ohngesalzen,

Ohngewürzt und ohngeschmalzen! O mein Beit, du lieber Beit, Helf mir doch von diesem Weib!

Nunmehr werd ich eine- chun, Und dabei nicht eher ruhn,

Bi- ich sie hab von mir g'jagt, Damit sie mich nicht länger plagt.

O mein Beit, du lieber Beit, Jetzt helf mir von diesem Weib! Zn anderer Fassung auch in meinen Fränk. Lolk-ltedrrn II. 206.

227

71. Statt Ho-edttichta»-. Mäßig bewegt.

Un wan i wid-der komm auf d'Welt, no Do schau mir um en Sack vol - ler Geld, un

will i an-der« hausn; } u„ toen ^Klausn ist bau mir a - ne Klausn; > 1 '

auS-gebaut, will i d'Welt ver-geß'n; dan schau mir

um nach Sau-er-kraut unBratwürschtfürmein Eß'n.

228 L sauber- Menscher! muß i hob'n, Dö- taugt in meinen Gart«,

Zun Wasch'«, zun Erdäpfel grob'«,

Zu« Spiel'« un zun Äart’n. I werd mir a a Liegerstatt

Bon Besten Matt'« flecht'«,

Un wan dö- Mensch k» Bett nöt Hot, So schloft- bei meiner Recht'«, No schlof i engelkeusch bei ihr,

Un mach mir koa 0'bansn;

I schlog mir- au-, un schlof d'für,

Un halt met Fleisch in Schrank'«, Un wann- der Teux'l stark versucht, Un kon nöt ander- seyn,

So gib i endli, sey verflucht!

Mei Will'« z'letzschten drein.

Dö- Morgen- un dö- Nochtgebet Verricht i a mit ihr; Hergeg'n wan- aber schlof'« geht,

So schlof i a bei ihr. Dö- macht halt weil wir Mensch'» seynd,

Der Teux'l setzt un- zua;

Er ist ja unser größter Feind, Un laßt un» gar koa Rua.

I woaß scho wie« ih- künfti mach: I peitsch mi bi- auf- Bluet,

229 Un trink ma Weiner! nach und nach, Weils bester schmeck'« thuet; A Gürt'! trog i um un an Der voller Spitzen iß, Das mir koa Teuxl net zua kau, Un da- er mi nöt frißt.

230

72. Wrikerh-ff-hrt. *

Steh fHH, du alt ver - Leb - ter Mann Bon

neun - zig, hun-dert Jah-rm, Steh still unb zeig ein

gro - ße Hoffahrt, wie derzeit Bei un- im schwung thut

ge-hm? Du wirst ja sa-gen: weit und breit, Hab

231

ich'S mein Tag nie

fe-hm!

Ach Gott, verschone Land nnd Lent!

Sein Predigt will nicht« schaffen, So stark man auf der Kanzel schreit,

Gott werd die Hoffahrt strafen. Mel ärger man sich kleidet an,

Man kann bald niemand tauten,

Wer Burger oder Edelmann, Bi« man ihn pflegt zu nennen.

Den Adel setz ich da bei Seit, Dem diese« soll gebühren;

Allein daß sich die g’meine Leut

In Hoffahrt so verlieren; Sollt nit mehr Gelt vorhanden seyn, So muß man Spitz doch kaufen,

Und soll da« Mensch ben ganzen Tag Die G'wölber all durchlaufen.

Auf hohen Bergen oben drauf Baut man vor Zeiten Schlösser,

Jetzt setzt man« auf den Kopf hinauf Al« wie die Storchennester.

Da steigen« wie die Gän« daher,

Auf Stöckelschuhen laufen;

232 Wann man stieß mit dem Finger sehr, So fielen- übern Hansen.

Darf fich ein g'meinrs Handwerk-weib

An solche Hoffahrt wagen?

So theure Spitz an ihr« Leib, Und solchen Schopf anftragrn? Du steckst dein Geld in Schopf hinauf, Wie soll dein Mann besteh«? Darum thun unter solchem Haus

Viel Leut zu Grund« gehen.

Ost schlechte Kretzenrauberin

Und andre ihre- gleichen,

Geben fich au« für Schreiberin Ein jede soll ihr weich«;

Der Baur zuckt seinen Hut bereit, Vermeint, e- sey ihr Gnaden,

Führt gleich sein Wagm auf die Seit, Daß er nur nicht möcht schaden.

Mein Baur, wann du auch gingst mit mir,

Und schautest ihre Zimmer,

Ich bin dir gut, daß du dein Hut Bor ihr abzögest nimmer. Zwei Häfen in der Kuchen stehn,

Zwei Schüffeln, ein ist brochen,

Wann andre Leut zum Effen gehn, So muß da- Mensch erst kochen.

238 Und muß sie um ein Bürdlcin Holz, An bohrn Markt fort trollen, Ein Groschen Schmalz, ein Kreuzer Salz, Sech« Pfennig Mehl erst holen; Dazu ein schwarze» Leibel Brot,

Laß nur derweil aufschreiben; Ein Krüglein Wasser — ach was Noth I

Da» muß den Durst vertreiben.

Mein Gott, wo kommt dann'» Geld dahin? Sie tonnt ja besser essen: E» steckt rin Schopf und Spitzen drin, Die Hoffahrt hat» besessen.

In ihrem Zimmer findst genau

Nur blo» ein Spiegel hangen; Doch wird sie, wie ein Edelfrau

Stets auf der Gassen prangen.

O Jesu, du hast so viel Streich Auf deinen Leib empfangen,

Und wir thun noch ohn allen Schmch

I« solcher Hoffahrt prangen;

O Jesu mein, bekehr« all, Daß sie die Hoffahrt meiden Und kommen nicht in d'ewig Qual Und in da» ewig Leiden!

284

73. Der Steer eß- Betret Rasch. u . «—r4 -A— —3— ---------e—f-L«------ =-J----------■

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mög nim-ma -V.

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E-lend, o Noth, barm-her - zi - ger Gott! I

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i wollt, i wär todt! WaS

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mü-ßm die Bau-ern an - itzt nit er-fohr'n. MS

hutl'S, mL butl's, mä HLlt'S nurfür'n Narrn.

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E-lend, o Noth, barm - her - zi - ger Gott!

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285

mög nim-ma

lr - 6a, t wollt, i wär todt!

A lautre- Mischmaifch, Muß Sllwril auStraisch, Man läßt ja saht Bauern kam Fleck mehr in Gsaiß; A mücktiga Richta, a Plaga, a Vogt; Aß Schergen sei Jockel au alleweil noch. A lautres Mischmaifch rc.

Erst gestern auf d'Nacht, Da hat man unS bracht, Bor mir un mai Stöffel a närrische Tracht: Blau Joppen, weiß aufg'nSht, un zinnerne Knöpf, Zwai g'stolperte Huatl, die setzt mer auf d'Köpf. Erst gestern auf d'Nacht rc.

Oft ho i halt g'lacht, Daß d'Hos'n ham kracht; So eng warn'S, daß ma kain Back drain bracht; Un da ih'S wollt bind'n fest über die Haut, Da brechen'S vonananda, Hot der A... außi g'fchaut. Oft ho i halt g'lacht rc.

Das Frühjahr geht rum, Da haißt eS: trum trum. Da roSma mit Trummel von Hau« zu Haus rum, Und waS ma dafchnappa, da- nehma halt mit, Die Leut möge lacha, möga greina, oda nit DaS Frühjahr geht rum rc. Ost kommt der Cornet, Mit der alten Muschket, Daß ana allanS ain Zentner fast hätt

236 Uit sprach: Halt euch wohl, ihr tuntige KnLcht!

Wann ich schrei, so totnbt euch halb link- und halb rechts. Ost kommt der Cornet k.

Das Jammern, da- Kloga,

Kaa» nimmameh soga;

Die Mensch», die thäten gern dMänzel nachtroga;

Da« Kätel, da- Urschel, da- Bärbel, da- schreü: Behit di ma Hansel, behit di ma Fraid i

Da- Jammern, da- Kloga re.

237

74.

Bauernfeldzug.

Wem klag ich armer Bauer mein Noch,

WaS muß ich doch anheben?

Sollt einer lieber seyn hundertmal todt, Als so elendiglich leben!

Bei Tag und bei Nacht

Der Buckel mir kracht,

ES ist das ewig Geben. War ich vor Zeiten ein lustiger Bu,

War keiner meinesgleichen; Jetzt hab ich gar kein Augenblick Ruh,

Das Glück von mir will weichen.

Wie wird mir'S noch gehn!

Ich kann nit bestehn,

Kein Mensch will mir nichts leihen. Sitz ich im Elend bei meinem Weib,

Die Alt hebt an zu gronen; *)

Da wird mir umkehrt der Mag im Leib, Thut meiner nit verschonen;

Trutzt ewig und greint,

Und ist mir so feind.

Ich kann bei ihr nit wohnm.

' ) gronen — zanken.

888 Die Knöppin *) gibt mir allgültige Tag

Richt« al- steinharte Knochen;

Sir weiß, daß ich nicht- von Habrrmehl mag

Und seynd kaum halb gesottm. Da nihm ich'- hatt her

Gar garstig und scher;')

Und schmeiß sie an den Boden.

Da sangt da- Doimern und Blitze» fest an Al- wollt sie mich grad schlagen;

Daß ich im HSusel verbleiben nur kann.

Dirs ich kein Wbrtel fegen,

Und bin noch darz«

Ihr läufiger Bu —

Micht einer schier verzagen. Bald kommt der Pfleger und hudelt mich sehr.

Man kann ihm nit gnug geben;

Er schreit halt immer: Mein Bauer gib her! Und führt mit mir ein Leben;

Bald Steuer vom Han-,

Bald Grundrecht daraus.

Da- Ristgeld noch darneben.

Wo sollt ich nehmen gar alleweil Geld? Hat mich verderbt der Schauer,

Der Pfleger annoch ungütig anfüllt, Er macht mir'- gar zu sauer.

Wann'- Geben so währt,

Und nimmer aufhört,

Der Teufel sey ein Bauer! *) -nöppin — -nöpfin — grobes Ding.

') scher = abgenagt.

239 Hat mich erst nächsten in Ketten gesteckt, Bin drin acht Tag gesessen,

Bi- ich vor Hunger schier halber verreckt, Weil ich nicht- hatt' zu Fressen. Mein Gott und mein Herr, Wie geht mir'- so schwer i

Ich kann'- ihm nit vergessen. So mag ich einmal kein Bauer mehr sehn.

Ich will'- hatt rundum bekennen; Da- Land-kuechtleben stillt mir gar stet- ein.

Zum Hauptmann will ich rennen; Ein Thaler ohn nein,

So werd ich g'schwind sein,

Laß mich ein Land-knecht nennen.

Mein alte Gredel, da- garstige Weib, Soll mich nit überwinden;

Schau fie zu, wie sie den Hunger vertreib, Ich laß fie von Freistück hinten;

Je weiter von ihr,

Je lieber ist mir,

Ich will mein Brod schon finden. Ich bin ja noch ein rüstiger Mann, Bei meinen besten Tagen; Mit Kriegen ich mich versuchen noch kann,

Will mich hinan- halt wagen; Zu Fuß und zu Pferd, Mit Stangen und Schwert, Im Stteit will ich au-schlagen.

Der Feind soll finden ein Kerle- an mir, Da- fechten kann und raufen;

240 Hat er Courage, so komm er herfür,

Heraus auf unser Haufen;

Will steche«, will Haun,

Will bitter anschaun —

Was gilt'«, er wird bald lausen!

Ich gib ihm endlich, im Eigen Laus Ein lang und breite Schwitzen;')

Da« rothe Blut in Himmel hinaus Da« muß erschrecklich spritzen. Durch Bein und durch Mark

Verwund ihn so stark,

Da bleibt er Halter fitzen. Ihr liebe Nachbarn, da fahr ich dahin, Daß ich möcht Geld erwerben; Mit scharfem Pletzer versehen ich bin,

Der Feind, der muß mir sterben. Bei gutem Quartter,

Bei Wein und bei Bier,

Will ich nit leicht verderben. Ade, gestrenger Herr Pfleger ohn Rast!

Ich sag euch fein gut trucken:

Wolan, so bin ich ein Bauer gewast,

Nun zeig ich euch dm Ruckm, Und schweigt ihr nur still, Und schnarchet ’) nit viel

Darf sonst von Leder zucken.

') Schwitzen — Wunde. *) schnarchen — anschnauzen, anfahren, zanken.

241

75. De« Retorten «tfchtetz N* ter Selietten. Adje, herztaufiger Schatz, Dich muß ich taffen! Bin ich Soldat, Soldat, Muß aus die Straßen. Thu nur nicht wein um mich, Es ist geschehen, Du wirst mich jetzund wol Das letztemal scheu. O du herztaufiger Schatz, Thu nur fein denken, Daß ich'- allein nicht bin, Dm man thut uchmm; Mau thut jcht überall Die Bursch antastm, Da muß gar mancher Schatz Jhr'u Bubm taffen. ». Dltfurth, Bulks- und Gesellschafttlicder.

16

242 Jetzt heißt'«: adje, adjel

Die Trommel thun« rührm; Gar weit hinweg von dir

Muß ich marschieren. Adje, herztauflger Schatz,

LH« dich nicht grimen,

ÄBnitf« nur geschehn, geschehn, Thit dich mitnehmen.

248

76.

Der Deserteur.

errafft

ff

bin a jungs Bürsch'l, mueß wer-d'n Sol-bat. I hoaß Joseph Philippus, hott's nix d'rvo g'hört? Es iß scho sechSmol, das i bin drfertört.

Die RegementSschnader sinn falsch glci auf ml, Si g'wand'n mi von Fueß auf, geh glei Widder dohi. Dan hob i frisch Laut geb'n auf mei Rösl zua, Sie g'wandt mi von Fueß auf, «n gibt mir Geld gnua.

244 Well i 6cm Röfl lieg, werd i derspLht, (und) Dao käma d'Amt-leut, dö» ist ma nöt recht.

Mei Stutz! der stcht beim Bett, scharf iß'r glod'n, Wim i drauf gange bin, dar ham'S'n scho g'hobt.

Bon dar Ham- mi weck zum Regemmt bracht,

Dar fitz i drei Doog un Rocht auf der Stockwacht.

In der Frue, dein Report, schaug'n mi dDWer o, Bei der Nacht um halb Oin- gehni mit Schelln d'rvo.

„P'fürt die Good, mei lieb» Röfl, jetz geht'- holt dohi,

Bei dir kon i nöt bleib'«, sie streifn auf mi.

„Pfürt di Good, mei lieb- Röfl, herztausmder Schatz,

Dhu- fei nöt g'steha, da- mi karesfirt hast.*

Bon dar bin i weck auf Mmerhof gange, Dao Ham- mi woll'n g'fanga nehme.

Un mten i dö- Ding hob g'hört, Hot- mi glei g'freut, Dao denk i mir in mei Sinn, e- bringt- mi nöt weit.

Dao Ham- mit aufgepflanzt'n G'wehr g'sogt: Du bist Dersentörl I hob'-'n anderst g'sogt: e- hobt- mi no nöt d'rtappt.

245 Die Schlinger hob i von Füeß'n g'schwunga,

Dao bin i glei frisch über d'Dana g'schwwmna.

Sogt Oana zun Andern: scheuß nach'm -lei -'schwind!

Äon’6 Lach'» nöt hall'«, ’< Hot- Koana -'könnt.

Buab'n, i bin vog'lsrei, Buab'n, dS- iß Hartl

Gehn i ans oder o, Ham- übrall scho -'wart.

Die Steckbrief die -an-a mir Berg «n Dool no; Wien i auf Paffa« bin käm», fin d'Steckbrief scho dao.

Die Passauer Amt-leut fin streif'»,-an-a,

Ham mi d'Efl nöt -'kennt, fin für mir au-ganga.

Die Passauer Amt-leut die juchzen dasrll,

WanS mi heil krie-'n, morg'n theil«- dö- Geld.

Der Nochtzettelschreiber, der wollt mi krnna, Un wollt mi onzeig'n un -'fange nehm».

Dor lauter Zorn hob'm glei Oani -'steckt: Geh hin auf Dilzhofa, un verklog mi bet G'richtl

I woaß olle Weg un woaß olle Steg, I woaß Beuern auf und e; un Oestreich.

246 Für lautet Mqrschirn Ham mi d'Küeß brennt; Wim i auf Meuerhof bin (8ma, Ham mi Schiwalischea g'kennt. Dao hoaßt-: guter Freund, wo knnmst dan du her? Du bist von Sauet Niklas a DerfentSr.

No, meine Herrn, ihr kennt mi ja nöt; I bin der Wweiser HanSl von Oettinger G'richt. Dao suchmS mir d'SLck aus, koan Paß harn- g'funna Dao dhuanS halt d'Strick 'rauS, un d'HLnd zfamm g’bunna.

Bon das führn« ,mi weck in- Neuburger G'fchloaß, Dao hmkm» mi o, al- wie van alt- Roaß.

So beuf bin i g'seffn, i dSrf enk- wol sog'«, I hob nimma leit'« HSr'n, und a nimma schlog'n. SechSundreiß'k Wocha in Eis« un Band — Wie werd mir d'Zeit um mci Rbstl so lang!

Für bleuster iß a Göddern, un für der Dhür iß a G'fchloaß; '- werd do Widder a Zeit käma, daß i a Widder wir los. Dö- Urtel iß kSma von Kurfürst'« an-: Sech-mol Gaß'« las, «ach ist der G'fpoaß an-.

247 Hetz thut der ProfoS, schnürt mi d'HLnd z'samm, Rueß Spitzruech'a las, *< helft toa Pardon.

Grüeß di Good, lieb» Diand'l, grüeß di Good bei der Hand! Dö- Muetwoffer hob i trunka, dS» fielst an meiner

Hand. Die zittert mir d'Hosn, wie fiebern die Änia! Dan i dro denfn dhua, timt# ma recht g'spoaßi für.

248

77. Cin 3i-er will ich werkn. Mäßig.

>as ib'r

r

i wer - dm soll, rppS a Schnri-drr, od'r a

t

toern, und in Wald do will i gehn; ti-ral-la-la-la!

249

Nix als

ä fchö-ne Äu - gel-bix sonst freut mich

Mein Batter ist 5 Schiffmann, Da« Ding hat mi nit g'freut;

Auf'n Waffcr sind wir's g'fahr'n, Ja g'fahr'n gar g'fcheidt. 'Nunter sind wir selbst g'fahr'n,

'NaufwSrtS ham'S die Röff'l g'zog'n, tirallala I Nix als 6 Pitfchm Bier dabei,

Geht mir nit — ru Kukuck — nix,

Nix als L Pitfchm Bier dabei, Geht mir nit ri.

260 Im Wald da kann man jagen frei

Die Hasen, Reh »nd Hirsch; Da- bringt viel schöne Daler ein, Gar lustig auf der Birsch. Ja a JLger will i wer«,

Und in Wald da will i gehn — tirallala!

Rix al- 5 schöne Kugelbix Tonst freut mich —

tu

lkukuck! — nix,

Rix al- L schöne Kugelbix, Sonst freut mich nix!

251

78.

Der Wildschütz.

Mäßig.

Wir lu-stig auf der Alma, wie lu-stig auf der Da gibt« brav Küh mid lkalma, da gibt- brav Hirsch und

t mein Stu-tzerl kra-cha,

mir- meiu Her-zel lach»;

Wald,

wie

wie

lu-stig ist- in Wald!

thut

252 Wir nicht ih« Hirsch! gschossn, War« meine größte Freud; Da ward ih- «8t verdross«, Raum es schnell auf die Seit. Auf« Ruck'« thu ih« nehm«, Soll« gleich der Jiger kima, Und trag« mit mir nach Hau«; AI«dann da weid ih« au«. Da schreit der Jiger: tamia! (hall an?) U« fragt mi wa« i trag. „> Gams! hab ih« gschoffa, Habt« gewiß ghirt an Krach. Bor dir thu i »8t weich«, Du thust mi a n8t scheuch«; Du bist ja grad alloan Du kannst mir ja »ix thuan."

„„Ei, du verfluchter Wildschütz, — Sogt der Jaiger«jung zu mir, — »„Gibst du nöt her dein Kugelbix, So tonten unser vier."* „Ei, laß sie nur brav tonte, Bix laß i mir nöt nehm«; I bin a frischer Bua, Daß i vier nöt scheuen thual" Nun vivat! r« soll leb'«, Wa- grüne Kleider tragt!

258 Ein Wildschütz will i bleib'n, Bei Tag, wir bei der Nacht.

Un warnt ihs glri sollt mflffat In Wald mei Leb'« büße«, So bleib ih« doch d'rbei, Bei lustger Jaagerei!

964

79.

Der Wildschütz.

Ziemlich lebhaft.

I

bin

a

fri-scher Bu-a,

jun - ger Wild-schütz, A

ju-he l

Und

eil mit mei-nem

Stu - tzerl dem Gamsl-ber - ga zua.

I f'-1 sJ Gamsl

lie-ber,

sprin - ga, Schiaß'n auf'n,

Seh

i

dö»

I l* auf'n Grind,

255

Schrit'l

o - bi rinnt

I pack z'samm mei Gamfl, Und lauf b’rmit davon, fuhr!

Bei meiner Sendrin Hütt'n, Da klopf i halt glei an:

„Mach auf, mein liebe Smderin, Und laß mi g'schwind nri l

Drauß'n käma d'Jäger, Sau'» acht oder neun, juhe! Drauß'n käma d'JSger,

San'S acht oder neun." Die Jäger wolln mi fang'u,

Sie fuchm um und rum, juhe!

256 Ham g'meint sie ham'S mi schon,

Well i nü bin fo jung. Ei, meine Lebe Jäger, Dö- iß mei größt« Freud,

Wan mei Stutzer! kracha dhut Und- Gamsil niederleit, juhe!

Wann mei Stutzer! kracha dhut, Und- Gamsil niedrrleit.

„Ei, du mein liebe Senden«, Um oan- i di no bitt, juhe!

Daß i bei dir könnt lieg'« In deiner Hütte mit.* „„Ei, du mein lieber Bua, Dö- kan ja gar net setzn!

Du sichst «- ja wol selber scho, Mein Hütt iß viel zu kloan, juhe!

Du sichst r- ja wol selber scho. Mein Hütt iß viel zu kloan.*"

„Und wan- bei dir «mnögli iß,

Und kan ja gar net setzn, juhe! So gehn i zu oan Andere,

Und lassen- mir zwoa seyn." „„DöS dirfst net dhua, mei lieber Bua,

Dö- wär mir ja a Schänd!

E- iß mir weg'« an ander-mal,

So gieb nur her dei Hand, juhe!

257 Es iß mir weg'n an anderSmal, So gieb nur her bei Hand. du mti lieber Bua,

Dir kan ihr net versag'«, juhe!

Und »anst a wen! was effen magst, So dLrsst du mirs grad sag'«.

Mein Menasch weißt du selber scho: KiS, Butter und a Brod;

Mei lieber Bua, wanst widdrum kommst. Bei mir leid'st g'wiß kein Roth, juhe!

Mei lieber Bua, wanst widdrum kommst, Bei mir leid'st g'wiß kein Noth!“

v. Ditfurth, Volks- und Gesellschaft-lieder.

17

258

Ach, was soll ich lei - der sa-gen mit Be-trüb-niß Ach, waS soll ich mich be - klagen ü - ber die -seS

SS' ®"' M” der mein E - lend

tl

n0* *

lin-dern will,

der mich lö - set

TTf

aus den Banden, muß deß - we - gen schweigen still.

259 Hätt ich dieses soll'« verstehen,

Eh ich mich gebunden hab. Daß eS also mir sollt gehm, Wär ich lieber in da- Grab, AIS in diese- Hau- gegangen,

Wo ich nur geplaget werd, Als wir ich unter den Schlangen, Die nicht lasten unversehrt.

Diese- muß ich selbst itzt schauen,

Welche- mich so hoch betrübt; WaS zuvor nicht wollte glauben

Einem redlichen Gemüth: Werd geplaget, werd geschoren,

Werd gestrafrt ohne Schuld, Al- hätt ich die Sinn verloren,

Doch muß heißm: hab Geduld!

260

81.

Beruhigung.

Sehr mäßig.

Sor-ge nur nicht, der Himmel wird sor-gen, Sind dir auch jetzt die Mit-tel ver-bor-gen,

den - ke nur nicht, du lit - test zu glaub, daß er dich be - frie - di - gen

Schrei-be

du

nur nicht für,

wäh-le dir; ein frei-er Geist

viel, will.

Ge-duld er-

ver-gräbt, der-

Lege du dich ruhig zu Bette,

Schläfre dein Herz mit Hoffnung nur ein; Wenn alle Welt verschworen sich hätte, Dir hinderlich und schädlich zu seyn:

Je mehr der Donner schallt,

Je schwerer die Gewalt — Was du ersehn, Das muß geschehn,

Und vor sich gehn. Die Liebe wünscht die Stunden zwar gerne,

Darin sie sich beruhigen kann; Bis jetzo ist mein Glück noch ferne,

Und lacht mich nur von Weitem an; Doch eilet der Termin

Die Liebe zu vollziehn;

Es ist die Zeit

Vielleicht nicht weit Zur rechten Freud.

282

82.

Stoffe Sorgen, gute Rächt.

Blaffe ©orgen, gute Nacht! Nehmt nur andre Seelen ein;

Bei mir ist der Schluß gemacht,

Ruhig und vergnügt zu seyn; Ob mir gleich das Glück nicht lacht, Geb ich euch doch gute Nacht.

Ist gleich meiner Freuden Licht Jetzt mit Sollen überdeckt,

Ach, darum verzag ich nicht,

Weil die Nacht nicht ewig schreckt;

Palmenzweig beugt zwar der Stein, Doch er briltft den Stamm nicht ein. Muß ich gleich ein Schifflein seyn, DaS auf Fluth und Wasser schwebt, Weil mein Herz, zu seiner Pein,

Zwischen Furcht und Hoffnung lebt: Bin ich dennoch unverzagt,

Weil die Großmuth Alle- wagt.

263 Lacht mich nicht die Liebe an, Wie sie wol bei andern thut,

G'nug, daß ich r- leiden kann,

Ist mir nur der Himmel gut,

Weil da- zu vergeffen steht,

Wa» doch nicht zu Herzen geht. Ob der Neid auch Gall und Gift Gleich auf meine Thaten speit,

Alle-, wa- den Geist nicht trifft,

Kränkt nicht die Zufriedenheft; Wen der Unschuld Bogen schützt.

Ist vergnügt, ob- kracht und blitzt.

Gold macht Gluth und Feuer schön, Perlen zeuget Sturm und Wind;

Wer die Dornm nicht versteht, Weiß auch nicht wa- Rosen find; Schrecket, blitzt und donnert- gleich,

Macht r- doch die Felder reich.

Ruhig und gelassm seyn, Ist der größte Schatz der Welt;

Desirn Glück ist ungemein,

Der kein traurig Herz bchält;

Wer der Perlenmuschel gleich, Ist in sich am meisten reich.

Tannen bleiben immer grün, Und so soll mein Herz auch seyn;

264 Ob mich Wetter übrrziehn, Doch der Himmel fällt nicht ein;

Ja, er wird wol morgen klar, Wo er heute trübe war.

Drum soll die« die Losung seyn: Blaffe Sorgen, gute Nacht! Nehmt nur andre Seelen ein, Die ihr schüchtern habt gemacht;

Mr bleibt rin gekoster Muth, Endlich wird doch Alle- gut.

265

83.

Wider freit Schlaf.

Mäßig.

Auf, trä-ge- Hirn, auf auf!

dem Morphe-o

ent-

lauf; dein Schlafen ist Sterben, dein Ruhm Ver-

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der-ben, dies Le-den ist Träumen, dein Warten Der-

■tr~pr säu-men;

auf,

du hast gro - ße

du hast gro - ße Zeit!

Zeit!

auf.

266 Die Schlafsucht ist fürwahr

Ein Uebel voll Gefahr, Verstopfet die ©innen,

Vernünftig« Beginnen,

Entkräftet die Glieder, Schlägt Helden darnieder,

Sie macht die Weisen dumm.

Der Schläfer und der Tod

Sind allernächste Freund.

Viel haben ihr Leben Im Schlafe aufgeben,

Sind Tode- verfahren

In blühenden Jahren — Zeugniß gibt J«boseth.

Was hatte Holofern Im Schlaf nicht für Unstern!

Er wurde geschoren So, daß er verloren

Den Sieg und daneben Den Kopf und da« Leben; Der Schlaf hat ihn gekürzt.

Al« dorten, müd und schwach,

Elia« schliefe, sprach

Der Engel de« Herren: Wie lang soll e« währen,

Wa« soll die« Besinnen?

267 Auf, eilends von hinnen, Auf auf! — Da mußt er fort.

Morpheus, der falsche Dieb,

Ein Kuppler geiler Lieb,

Bezaubert mit Scherzen Die schlafenden Herzen,

Macht stattliche Stuten

Bei schlafenden Leuten,

Schickt sie der Hölle zu.

So mach« dich denn auf, Mein liebe« Hirn, auf auf!

Wirst länger da schlafen,

So warte der Strafen;

Dich Gott wird jetzt Haffen,

Und ewig verlassen; Auf auf, mein Herz, auf auf!

268

84.

Hoffnungslos.

Stürmt ihr tollen Unglück-winde, Stürmt nur immer auf mich zu!

Nehmt mir ganz die Leben-ruh, Weil ich doch kein Ende finde Meiner Pein und meiner Qual;

Stürmt auf mich nur allzuwal,

Quälen stet- und überall!

Ich bin gleich dm MeereSwellm,

So der Sturm nicht ruhen läßt.

Wenn sie, durch den Süd und West, Hoch hinaus zum Himmel quellen, Bald darauf, mit vollem Mund,

Stürzen in den tiefsten Schlund,

Hundertmal in einer Stund.

Meine Schickung ist so strenge,

Meine Last ist viel zu schwer;

269 Ich bin aber hoffnungsleer,

Alle Well ist mir zu enge. Unglück, da- mich stets verletzt,

Ich bin dir zum Ziel gesetzt, Dran du deine Zahne wetz'st!

Alle Lust hab ich vrrlorm,

Traurigkeit wohnt ganz in mir,

Und ich weine für und für, Weil fich wider mich verschworen

Alles, waS die Seele kränkt, Daß das Leben dahin lenkt.

Bi» rS wird in» Grab gesenkt.

Himmel, der bu mich geboren,

Kannst du denn so grausam seyn? Hast du mich beim ganz allein

Nur zum Quälen auserkoren? Hilft mir denn der Himmel nicht,

Und verbirgt sein Angesicht, Wozu dient da- Lebenslicht?

Meßet, meine Thränen, fließet,

Meßt und überschwemmet mich! Ich beschwör euch kräftiglich.

Daß ihr Blut mit untergießet, Damit doch die letzte Kraft,

Die mir hundert Schmerzen schafft, Gänzlich werd hinweggerafft.

270 Wo ich hin di« Augen wende, Da ist alle Freundschaft fort;

Ja, ich finde keinen Ort, An dem ich mein Schifflein linde,

Welche-, mast- und segellos, Zittert, aller Hoffnung blo-,

Auf den letzten Klippenstoß.

In den fiesen Waffrrwogcn

Sink ich, und schwimm schon hinab; Oeffne du dich, tiefe- Grab!

Meine Kraft ist au-gesogen;

Jetzo bricht da- kranke Boot,

Komm, o du gewünschter Tod, Komm, und ende meine NothI

271

85.

UuMck.

Mäßig.

MitTrauren muß ick mei-nen Stand und schwere Un-glück al-lein ist mir be-kannt, weiß sonsten

hab ich vielleicht ge - so - gen, von Wolstand ist mir

nichts be-wußt,

Unglück hat mich er - zo - gen.

272 Wie ich das Glück erholen soll,

Möcht ich wol gerne wissen;

Ich fange an gleich was ich woll, Unglück thut es beschließen; Wenn schon mein Sach von Anfang gut,

Glückselig ganz bestehet, Im Augenblick sich's wenden thut.

Alle- den Krebsgang gehet.

Ich geb ein Jeder ihre Ehr, Ist dennoch Keiner eben; Bedien mich nach der Lang und Quer, Kein Dank will man mir geben;

All mein Bedienm ist umsonst, All meine Müh verloren; Keine vergönnt mir ihre Gunst,

Verdien nur Haß und Zorem

Kein Graf, kein Freiherr bin ich nicht, Kann wenig Herstolziren;

Bei Weisen mir die Red gebricht.

Kann wenig diSkuriren; Bei Jungfrauschast gelt ich nicht viel,

Mein Thun will nicht gefallen; In Allem geht das Widerspiel,

Alse will- Glück bei allen.

Wer weiß, wie es noch jenen geht, Die jehund meiner lachen;

273 Da- Glücksrad gar nicht lang still steht, Fortuna kannS bald machen;

Schrei nicht zu laut, o Jungfräulein!

Da- Blättlein kann sich totnbtn; Wer du bist, kann ich auch noch seyn,

Steht M- in Gotte- Händen.

Wolan! die ihr seyd in Unglück,

Thut tuet Leid verzehren; Fortuna wird wol noch ihr Glück

In unsre Zeiten kehren; Seyd nur getrost, verzaget nicht,

Laßt un- beständig hoffen! Wer weiß, wa- über- Jahr grschicht, Der Glück-Hafen steht offen.

v. Ditfurth, Volks- und Grsellschaft-tteder.

18

274

86.

Bestütttzigkrit.

Mein Vergnügen will verderben. Meine Freude wird zur Pein, Meine Hoffnung muß ersterben,

Doch will ich beständig seyn.

Aller Lust hab mich begeben,

Doch will wir kein Wechsel ein; Muß ich unglückselig leben, Will ich doch beständig seyn.

Die beflammte Sonnmkerze

Pflegt zu enden ihren Schein;

Aber mein getreue- Herze Kann nichts als beständig seyn.

Was wir sehn und denken können, Gehet steten Wechsel ein;

Aber meine treuen Sinnen Können nie verändert seyn.

275

Sollte gleich die Erde brechen, Und der Himmel fallen ein.

Würd ich doch mit Freuden sprechen, Daß ich will bestiindig seyn.

Ob mich Glück unb Himmel Haffen,

Bleibet doch die Seele rein; Müßt ich Geist und Leim laffm,

Wist ich doch beständig seyn!

276

87.

Beßmltzigkeit.

Mäßig.

Atlf, mein Geist, auf mein Geist! lie-be, was be-

stän-dig heißt; has-se, was Ver-Sndrung pfle-get,

und den Schalk im Her-zen trä-grt, was mit falschen

Wor-ten speist, auf mein Geist, auf mein Geist!

277 Immerhin, immerhin! Falsche« Herze, leicht« Sinn,

Lisch« mir die Liebe-kerzen,

In dem sonst entstammten H«zen, Weil ich es zufrieden bin,

Immerhin, immerhin.

Traue nicht, traue nicht! Ob man gleich viel Treu »«spricht,

Ob sie oft gleich süße fingen, Und die Worte lieblich klingen,

Haltm sie doch keine Pflicht, Traue nicht, traue nicht!

Mund und Hand, Mund und Hand,

Binden zwar ein Liebe-band;

Doch wie Schn« pflegt zu »«gehen, Also wird die Treu bestehen,

Dmn e- fehlet d« Bestand Mund und Hand, Mund und Hand.

E- bleibt wahr, e- bleibt wahr: Treue Lieb ist ziemlich rar;

Denn die Meisten sind von Flandern,

Lieben Einen um den Andern, Solche- ist ganz offenbar; E- bleibt wahr, e- bleibt wahr.

Schwur und Trm, Schwur und Trm Ist Betrug und Heuchelei;

278 Ja man darf sich an da- Schwören

Gar nicht im Geringsten krhren.

Denn sie find im Reden frei

Schwur und Treu, Schwur und Treu.

Doch wie schön, doch wie schön. Wissen sie sich vorzusehn!

Wmn der Gartm ist durchstochen, Und die Rosm drau-gebrochen,

Soll er erst verschlossen stehn, Doch wie schön, doch wie schön!

Drum, meiu Geist, drum, meia Geist! Suche, wa- beständig heißt; Liebe, wo die schöne Jugend

Dich, durch Klugheit und durch Tugmd,

Ewig mit Vergnügung speist,

Drm, mein Geist, drum mein Geist!

279

88.

Hsffmmg irnb Treue.

Milbig.

Grü - net die Hoff-nung, bald hab ich geJst mir das Glück denn nicht gSnz-lich zer-

toonntn, blü-het die Treue, bald hab ich ge-fiegt; ron-ncn, wahrlich, so bin ich von Her-zm vergnügt.

Kummer und Pla-gen

will

ich

ver - ja-gen;

C—y- -N-pi-C-

?■



wer mich wird fra-gen,

dem will ichs

sa-gen:

280

grü-net die

ge - Wonnen,

Hoffnung, bald hab ich

blü-het die treue, bald

hab ich

ge-siegt.

Grünet die Hoffnung rc. rc.

Alles Bekränken, will ich versenken; Bald kann fichs lensen; drum will ich denken:

Grünet die Hoffnung re. rc.

Grünet die Hoffnung rc. rc. Haffen und Reidm muß ich zwar leiden,

Doch sollS die Freuden nicht von mir scheiden. Grünet die Hoffnung rc. rc.

Grünet die Hoffnung rc. rc.

Hoffnung wird bringen freundlichen Dingen Alle- Gelingen; drum will ich fingen:

Grünet die Hoffnung rc. rc. Grünet die Hoffnung rc. rc. Hoffen und Freum kann nicht gereuen;

Alles Gedrauen wird sich erweien. Grünet die Hoffnung rc. rc.

281

89. Wie aür'S gefallt. Ich kann lachen und kann weinen, Fröhlich seyn und auch verstellt: Die- beschauen, jenS vermeinen,

Alle-, wie- mein Herzen gfällt.

Ich kann schweigen und kann reden, Ich kann denken waS ich will: Gschwätzig seyn, wann eS vonnöthen,

Und hingegen schweigen still. Ich kann Freund seyn und auch Haffen, Seyn und auch nit seyn verliebt; Diese- binden, jene- laffm,

Wann- nur Nutz und Vortheil giebt. Ich kann bitten und begehren, Und gar leichtlich laffm ab; Spottm und zugleich verehrm,

Alle- wie ich- Ursach hab.

Lasset mich nur eigen leben,

Dann ich haß unnütze Pein; In der Liebe Spinnewebm Mag ich nit die Fliege seyn.

282

90. Fr-Hlicher Muth. Müßig bewegt.

Ich

lie-be und lo-bc rin fröh-lichm Muth; ob-

gleich schon an-fan-gm die Haa-re zu grau-en,

so

OWimWWPM

soll man sich dermoch nach Freuden um-schau-en;

daS traun - ge Le-ben ist nimmermehr gut, drum

lieb ich noch

invmcr ein froh - li - chen Muth.

283 Ich liebe und lobe ein fröhlichen Muth; Da- einsame, gar melancholische Leben, Hat niemals beliebig- Content« gegeben; E- frißt und zehret da- menschliche Blut, Drum lieb ich noch immer ein fröhlichen Muth. Ich liebe und lobe em fröhlichen Muth; Da- Trauern und viele Melancholisirm, Kann endlich die Menschen zu Narren mutiren, ES saugt und zehret da- mmschliche Blut, Drum lieb ich noch immer ein fröhlichen Muth. E- traure nur immer, wer traurig seyn will; Ein fröhliches fieben erquicket die Herzen, E- läßt sich gebrauchen bei Spielen und Scherzen; Mir ist e- bei traurigen Leuten zu still, ES traure nur immer, wer traurig seyn will.

ES traure nur immer, wer traurig seyn will; WaS nutzet doch immer viel Mucken zu machen? Sind voller Beschwerden, vergebliche Sachen, Ich habe vor Freuden ja eben so viel; Kalender mag machen wer machen nur will.

Ich liebe vor Allem ein fröhlichen Muth, Fort mit melancholischen, schwarzen Gedanken! Ein froher Muth leidet kein engere Schranken, Ein freier Muth bleibet der beste Gewinn, Drum lieb ich noch immer ein fröhlichen Sinn.

284 Ich liebe und lobe ein fröhlichen Sinn; Ich finde viel größere» LebenSergetzen, Wenn man fich thut öfter» in Freudstand versetzen; Die Traurigkeit raffet da» Leben dahin, Drum ist ja weit besser ein fröhlicher Sinn.

Und wann schon all Kisten und Äeften voll hab.

Und will doch mein Gut nicht in Freuden genießen,

So tret ich ja selbst meine Wolfahrt mit Füßen;

Ich nehme kein Heller ja mit mir m» Grab, ■ Wann ich schon all Kisten und Kasten voll hab.

Ich liebe und lobe ein fröhlichen Muth; Die Kümmerniß pfleget die Jahre zu kürzen,

Und Manchen gar in Verzweiflung zu stürzen. Frisch fröhlich, fein lustig in Ehren ist gut,

Drum lieb ich noch immer ein fröhlichen Muth.

Ich liebe und lobe ein fröhlichen Muth; Ein runzlichte Stirn und eolerische Bugen,

Sind allzeit verdächtig, thun gar nicht» taugen; Frisch fröhlich, fein lustig und ehrlich ist gut,

Drum lieb ich noch immer ein fröhlichen Muth. —

285

91. Ärge Welt. Mäßig.

Weiß nicht, ob ich trau-ern soll, o - der viel-mrhr Kunst und Tugoch gilt nicht mehr, Gunst richt al - le

lachen. Die Welt ist gar zu toll!) R » Eschen; man fragt nach kei - ner Ehr; \ ^errn "oeo

fei - ne Gnad

oft

ein Schelm geht jetzt vor-an,

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ü - der - all den



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hin - tm stahn.

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Vor - zug hat;

red - lich Herz muß

286 Wer die Kunst zu schmeicheln kann

Und sich fein erzeigen, Der fitzet obenan; Richt fichS zu, wie sich« geziemt,

Thut sich tapfer neigen, So ist die Sait gestimmt.

Wenn er dann die laudes fingt,

Lustig'- in die Ohren klingt; Dann kommt da- placebo drauf,

'S ist der Welt gemeiner Lauf. Mit Favor und Herrengunst

Au- Nicht- Etwa- machen, Ist ein gemeine Kunst. Dieser wird ein Advokat,

Möcht wol Einer lachen,

Der nicht- im Hirne hat. Jener rrdt sein schlecht Latein, Muß par force rin Doctor seyn;

Tauglich ist er doch dazu Wie zum Harfenspiel ein Kuh.

Blinde Welt, wo denkst du hin?

Auf wa- thust du trauen? Wo hast Verstand und Sinn?

Ebm schlägt- so übel au-,

Auf die Menschen bäum, Al- auf den Sand ein Hau-.

Ein gebrechlich- Fundammt Wird im Augenblick zertrmnt;

287 Hauser bauen auf das Gras,

Kurz« Freud, wie bald bricht das! Ich laß große Hansen seyn,

'S ist Aprilenwetter, (Sn kurzen Sonnenschein geben sie im Paradeis, Fallen ab wie Blatter, Zerrinnen wi« das Ei».

Laß fie prächtig einher gehn.

Ueber andern Häuptern stehn;

Geht so lang zum Brunn der Krug, Bis er bricht und hat genug.

Hat mich Keiner Promovirt, Bin ich auch deswegen Keim Menschen obligirt.

Gott allein mich tröstm kann, Hoff von ihm den Segen, Und alle Promotton.

Der wird haben Stund und Ziel, Wann er mich erhebm will; Schafft er daß ich bleib veracht, Bin content, Gott hat» gemacht.

288

92. Sleichmuth.

Em ed-lr« Herz »st stet« vrr-gnÜAt, und So tote e« ihm da- Schick-sal fügt, ge-

Son-nenschein, kann e- ver-gnü-get seyn.

289 Wie bald, wie leicht und unverhofft Bergcht ein Tag der Noth; Ein trüber Morgen bringet oft Ein Helle- Abendroth.

Die Hoffnung treibt geschwind

Den rauheu Unglück-wind, Und stellt bi-w«ilrn ungefähr Da- Glück schon wieder her.

Die Mißgunst ist de- Glücke- Fmcht;

Und pflegt e- zu geschehn, Daß die Verleumdung ost gesucht

Den Pfeil auf mich zu drehn: Die Großmuth ist dafür

Da- sicherste Panier;

Jemchr der Neider Frevel schießt, Jemchr da- Glück« sprießt. Mein Wallfahrt-schiff gcht diesem nach

Getrost aus Strom und Fluth, Obgleich manch Sturm und Ungemach

Dem Laufe Einhalt thut;

Geduldig und gefaßt

Sind Segel, Ruder, Mast; Der Anker die Zufriedenheit, Der Hafen Glück und Zeit. —

v. Ditfurth, Volts- und GesellschLftslieder.

19

290

SS.

Sei« Kett.

Hab ich ein Baitl kam Geltla mehr bratn, Äunnt ja beim Deiffel schier inner nit seyn,

Bin ja warla nit sicher ein Stund,

Daß mi nit in ganz Amberg anbellen die Hund.

Wan i alain bin, betracht i daS Ding, Daß i a so a Herr bin, da Baill so ring;

Ein Bellman, der blind iß und gesicht nimmer recht,

Hat mehrer GeV in Baill und lebt nit so schlecht.

Bckimmt mir ein Bettler und bettelt mich an, So mueß ich gleich lügen und sagen: Lieber Man,

Ich hab ja warla nix Klein- mehr bei mir, Morgm laß ich wexla, hernacha gib ich dir.

Ich weiß ja nit wie mir da- Gesicht so vergeht,

Ich sannt ja kein Landmünz, was gschriebm drauf steht; KünntS Geld nimmer zählen, wanS kosten thiit mein Kopf;

Bin ja warla a recht« g'fchlagna Tropfl

291 Er iß halt wahr und kommt mit der Zeit, Wa- mir mei. Bada schon lang prophezeit.

Daß ich amal wird werden ein recht« reicher Herr — Ja mein, eS komt schon, hab jetzt schon nix mehr.

I bohr »llaweil in Baitl hinein, I mainet e- feit noch «in Groschl drin seyn —

Es Hingt nix, es springt nix, -'schauet nix mehr, A Loch hat mein Baitl, kein Gelt!« hab i mehr. —

AS

94.

AßschiMschwiMS.

MLßig bewegt.

Seyd lu-stig, fröh-lich Al-leS was jun-ge Leu-te -

Leu-te seyn, setzt euch dar-nieder

bei ein Glas Wein I

Trinkt nach Gefallen,

Bi» Wes — Alles ist verzehrt!

Hat es uns Allen Nur wolgeschmeckt. Schatz, komm in Garten, Da woll» wir beide — beide fein

Auf einander teerten Beim kühlen Wein.

298 Wir wollen sprechen

Ein angenehme- — nehme- Wort,

Und Rö-lein brechen — Schatz, ich muß fort!

Wen» wir fortreisen, Reisen wir zum Thor — zum Thor hinau-, Du schwarzbraun- Miidel,

Du bleibst zu Hau-.

Jetzt geht'- zu Ende, Me Trommcki gebe» ihrm — ihren Schall;

Reich mir die Hinde,

Schatz, lebe wohl! —

29t

95.

Drr MchrhettSfremch.

Ich will dir wahrhaft Grschicht Euch liehen Herren singen;

Beschimpft «ich ab« nicht,

Ob solch« Wunderding«. Man sah im Schweizerland Ein gehrahten Ochs« fliegen,

Und da« ist schon bekannt, So wahr ich nicht kann lügen.

Al« ich vor hundert Jahr

Auf Cbln hinab bin komm«, Ein Ambo«, da« war rar,

Und Mühlstein kam geschwommm: Au« Ungarn von der Thai«,

Und da« ist nit erlogen, Sech« himmelblaue Mäu«

Dm Ambo« hab'n gezogm.

Zu Rom ein alte« Weib Hat Kuckuck au-gebrütet,

295 Und auch zum Zeitvertreib Eia Metzen Flöh gehütet,

Und wann ihr ohngefShr Ein Floh ist durchgegangen, Hat fie gleich toicbnnn mehr Mit Hasengarn gefangen.

Zu Dorchheim ist rin Stück,

Und das ist nit erlogen. Mit Pferden wird zum Glück

Die Äugel drein gezogen;

Kaum seynd, o Wunderding! Die Pferd hineingeschloffen, Seynd fie gleich wirdrum g'schwind

Zum Zündloch rau-geloffen.

Zu Kronach wachsn» Birn, Die Stiel von solcher Größe,

Draus macht man, ohn Vexirn, Die größten Wafferflöße.

Auch giebt- dort solche Klöß,

Der kleinst ein Zentner wöget; Zwölf Klöß ein Flößer fräß,

Und noch nach zwölfen fräget.

Potz Stern! da- Allerbest,

DaS darf ich nit verschweigen;

Zu Nürnberg, wo ich g'wrst, Da macht man di« Baßgeigen

286 Von einer solche« Größ, Daß nur zum Steg und Zwecken

Kaum hundert Wasferflöß Und tausend EichbLum klecken.

Es müßen nur allein

Zu chrem Fiedelbogen

Zwölstmifend Roßschweif seyn, Womit er wird bezogen.

Ein Saiten man nit leicht Umklaftert nur vom g'ringsten —

Drum hört man-, wann man« geigt,

Von Ostern bis auf Pfingsten.

Zu Amsterdam drei Flbh Thaten sehr großen Schaden,

Sie sprungen in die See,

Und solche Gruben traten, Daß man rin Jahr schier bald

An diesem See muß füllen;

Jetzt seynd die Flöh im Wald Und wie die Löwen brüllen.

Der Zeitung au-erwiihlt Weiß ich ein ganzen Haufen:

Ein Krebs auf freiem Feld

Einen Hasen that erlaufen;

Er hat ihn mit der Scheer Gefangm bei den Füßen,

297 Und drein gezwickt so sehr, Daß er hat sterben müssen.

Zu Bamberg im Rathhau-, Ein Feurreimer hanget; Die Regnitz schöpst er au-

Auf einmal, wer« verlanget.

Der Schmied im Saud, ein Greis, Der ist gar sehr geplaget,

Weil er die Giirtnrr-lLu-,

Wie Kirnersgäul beschlaget.

Zu Würzburg bi- auf Zell,

Da ist wa- schön- pasfiret: Zu Nacht die Sonn ganz hell Die Weinberg hat gezieret.

Ein Perspektiv ist da,

Dmch schaut man bi- in- Sachsen; Auch hört man dort beinah Wie Gumbe-kraut thut wachsen.

Zu Schwarzach, da» ist wahr. Ein Mühl hab »«getroffen;

Von Erz da- Mühlrad war, Ist doch sehr g'schwind geloffen; Die Mühlstein srynd mit Fleiß

Vom feinsten Schnee gegoffcn; Drum ist ihr Brod so weiß —

Ich hab- nur gern genoffen.

298 Layring, dir «dl« Stadt, Di« ist gar schön grzirrrt:

Da» Pflaster ist so glatt

Wie Elfenbein poliret. Auch Stelzen siudt man dort, Doch nur allein zum Fliege«.

Jetzt sag ich mehr kein Wort, Sonst heißt», ich thiite lügen.

Zu Kloster-Heidenfeld, Da» muß ich sehr beloben.

Da kaust man nicht» um» Geld, Al» wie im Himmel droben.

In ihrem großen See, Da werden Fisch gefangen,

Die springen in die Höh

Und bleib'« in Lüsten hangen. Wa» ich nun hab erzählt

Soll keinem nicht verdrießen;

Der Wahrheit auSerwählt Mich allzeit hab beflissen.

Hört da» noch zum Beschluß,

Sagt nicht, e» sey erlogen:

Hab g'sehn a Muskatnuß

Sieb'n Zmtner hat» gewogen. — Vt- auf Sesätz 2, Zeile 7, wo