Duftgelenkte Bienen im Dienste der Landwirtschaft und Imkerei [1. Aufl.] 978-3-211-80027-0;978-3-7091-4485-5

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Duftgelenkte Bienen im Dienste der Landwirtschaft und Imkerei [1. Aufl.]
 978-3-211-80027-0;978-3-7091-4485-5

Table of contents :
Front Matter ....Pages I-X
Die wissenschaftlichen Grundlagen der Duftlenkung (K. v. Frisch)....Pages 1-32
Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung (K. v. Frisch)....Pages 33-99
Feldversuche zur Erprobung des Verfahrens (K. v. Frisch)....Pages 100-177
Back Matter ....Pages 178-192

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Duftgelenkte Bienen im Dienste der Landwirtschaft und Imkerei Von

Dr. K. v. Frisch

Professor der Zoologie an der Universität Graz

Mit 50 Textabbildungen

Springer-Verlag Wien GmbH 1947

© 1947 Springer-Verlag Wien Ursprünglich erschienen bei Springer-Verlag in Vienna 1947

ISBN 978-3-211-80027-0 ISBN 978-3-7091-4485-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-7091-4485-5

Vorwort. Ein offener Honigtopf mag tagelang unbeachtet gestanden haben. Wird er dann von e in e r Biene entdeckt, so sind bald ihrer Dutzende, ja Hunderte zur Stelle .. Es sieht so aus, als hatte die erste Biene !laheim ihren gliicklichen Fund mitgeteilt. Wir wissen heute, daB diese oft ausgesprochene Vermutung richtig ist, und daB die Bienen eine ,,Sprache" haben, die freHich nicht durch W orte, wohl aber durch Bewegungen und Duftstoffe eine Verstandigung der Stockgenossen tiber eine aufgefundene Futterquelle ·bis ins einzelne ermoglicht. Tan z e der heimkehrenden Sammlerinnen sagen an, daB es reiche Tracht gibt, und der dem Bienenkorper noch anhaftende B lumen du ft verktindet die Bliiten.sorte, an der sie gesammelt haben. So werden die Kameraden alarmiert und zugleich auf die Quelle der Tracht hingewiesen (v. Frisch. 1923, 1924, 1941). Bei der Untersuchung der Bienensprache verdankte ich Herrn Gui do B am b e r g. e r, einem erfahrenen und an wissenschaftlichen Dingen interessierten Imker, manchen. guten Rat. Eines Tages erzahlte- er mir, daB er aus meinen Beobachtungen eine lohnende Nutzanwendung gezogen hatte: Bei einer Wanderung mit seinen Volkern in eine Gegend mit besseren Trachtverhaltnissen hatte er, sobald die Stocke aufgestellt waren, abgeschnittene Bliiten .der Trachtpflanze mit Honig und Zuckerwasser besprengt und den Bienen vorgelegt. Sie sammelten rasch das Futter ein, alarmierten ihre Stockgenossen und schickten sie an die Bliitensorte, deren Duft sie im Haarkleid trugen. Bamberger erzielte dadurch eine bessere Honigernte als seine Wandergefahrten. Er hatte durch Ftitterung weniger Bienen auf duftenden Bltiten die groBe Masse seiner Volker ohne Zeitverlust auf die lohnende Tr:;i.chtquelle hingelenkt.

IV

Vorwort.

Wi.ederholte Anregungen, diese Moglichkeit auszuniitzen, 1 blieben bei uns unbeachtet. Dagegen arbeiteten russische Bienenforscher ein Verfahren fiir die Praxis aus, um insbesondere bei ihren ausgedehnten Ro t k 1 e e kulturen den Bienenbeflug zu steigern und dadu.rch eine bessere Bestaubung und Samenernte zu erzielen. Infolge des Krieges sind die Nachrichten dariiber nur sparlich zu uns gedrungen. Was ich erfahren konnte, ist im wesentlichen folgendes: Die russischen Forscher gingen davon aus, daB man Bien en au f Riech st off e dressier e'p. kann und versuchten, durch Fiitterung im Stock mit Zuckerwasser, dem ein Bliitenduft beigegeben war, die Insassen auf den Besuch bestimmter Bliiten abzurichten (Smar a g do w a 1930, nach We pr i k ow 1936). Die duftende Zuckerlosung wurde durch mehrstiindiges Einlegen von Bliiten in reines Zuckerwasser gewonnen. Die Methode weicht in drei wesentlichen Punkten von meinem urspriinglichen Vorschlag ab: 1. Die Fiitterung geschieht nicht auf duften >

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Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung.

Eine -Obersicht uber die Ergebnisse s amt 1 i ch e r Versuche gibt Tab. 8. Darin sind auch die beiden Versuche nochmals aufgenommen, die ich soeben als Beispiel fiir ihre Anlage und Durchfiihrung genauer geschildert habe. W er sich in die Einzelheiten nicht vertiefen will, findet die Hauptsache in den beiden vorletzten, fett gedruckten Staben der Tabelle. Es kommt darauf an, den Erfolg bei den verschiedenen Elli.ten zu vergleichen. Da aber die Dauer der Futterung verschieden war, bietet die tatsachlich beobachtete Zahl der Anfluge erst einen brauchbaren MaBstab, w@hn man daraus die Z a h I d e r A n fl ii g e p r o S tu n d e berechnet. Das ist im drittletzten Stab der Tabelle geschehen. Auch diese Werte sind nur bedingt vergleichbar. Denn manchmal dauert es !anger, bis die Bienen das angesetzte Futterkastchen finden und die Alarmierung in Schwung kommt, und hernach wird in der gleichen Zeitspanne nicht immer gleich viel FutterlOsung abgetragen. lch habe darum im vorletzten Stab der Tabelle noch berechnet, w i e v i e 1 e B i en en j ewe i I s du r ch Verfutterung von 100ccm Zuckerli:isung an die B I ii ten g e s chi ck t w e rd en k o n n ten. Das erscheint mir als der beste VergleichsmaBstab. Aus der Tabelle ist zu entnehmen, da-6 bei den stark duftenden Phlox- und Zyklamenblliten der Erfolg immer gut war mit Ausrtahme des ersten Phloxversuches, bei dem das Ansatzkastchen damals zum ersten Male benutzt - besonders schlecht von den Bien en aufgefunden wurde. ·Die schwacher dufteilden Sonnenblumen und Kohldisteln brachten bei weitem keine so guten Ergebnisse. Bei Barenklau, bei einem der beiden Versuche mit Rotkleeblliten, die fiir uns kaum wahrnehmbar dufteten, und bei dem nahezu geruchlosen Enzian versagte die Methode. Zwar war eine Al arm i e rung des Volkes auch hier bisweilen deutlich erkennbar. Man sah in der Nahe des Beobachtungsplatzes viele Bienen suchend herumschwarmen, aber sie zeig'ten kein Interesse fiir unsere Elli.ten. Nur einzelne, vielleicht mit besonders scharfem Geruchssinn begabte Individuen flogen, sichtlich duftgelenkt, entgegen der Luftstromung zielgerichtet an die Blumen. Bei schwachem Bliitenduft ist daher eine Anordnung vor-· zuziehen; bei der die Bienen zwischen den Bliiten durchkriechen oder auf ihnen sitzen milssen und so mit der Duftquelle in engere Berilhrung kommen.

Duftlenkung durch Fiittcrung an frischen Bl ii ten im Bienenstock.

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D a s H o e h n s c h e V o r s a t z g e r a t : Von W i I h e I m Hoehn, Bienenmeister in Oberpleis (Rneinland), einem sehr erfolgreichen Mitarbeiter bei der feldmaBigen Erprobung der Duftlenkung, wurde ein holzernes Futterkastchen entworfen und angefertigt, welches der eben erwahnten Forderung entspricht und daneben noch andere Vorztige aufweist. Abb. 27 zeigt eine fiir die Flugnische eines Zanderkastens passende Ausfiihrung. Bei /0

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Abb. 27. Das Ho:e.hnsche Vorsatzgerltt. a Vorcferansicht, b Ansicht von oben bei abgehobenem Deckel, c Lltngsschnitt. Mal3e: 30/8/5 cm. Durch den Ausschnitt A, vor dem Flugloch des Bienenkastens, konnen die Bienen trotz des Vorsatzkastchens unbehindert aus und eln fliegen. Zwischen den Drahtstltben Dr (Drahtrost) emporkriechend, gelangen sie durch den Bliitenraum in die beiderseitigen Futterabteilungen F. Um ihnen das Hinabsteigen in diese zu erleichtern, ist das Einlegen einer Briicke aus feinem Drahtnetz (N) oder dergl. zweckmal3ig. Z = Zuckerwasser, D = Deckel.

manchen anderen Beuten werden kleine A.nderungen in,den Matlen sinngematl vorzunehmen sein. Das Gerat wird in die Flugnische gesetzt, die es in ganzer Breite einnimmt. 1 Der Ausschnitt A liitlt das Flugloch frei, so datl der Verkehr nicht behindert ist. Die 1 Bei Kasten ohne F!ugnische an die Vorderwand, vor das Flugloch.

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Die praktischen Grundlagen dcr Duftlenkung.

Bienen gewohnen sich sehr rasch an die Neuerung. Das Innere des Kastchens ist in drei Abteilungen geteilt. Die beiden seitlichen werden mit Zuckerwasser geflillt, in die mittlere kommen die Blliten. Die Drahtstabchen Dr (oder ein Drahtnetz) verhliten, daB die Blumen herausfallen oder von den Bienen herausgezerrt werden und geben diesen doch den Weg nach oben frei. Sie finQ.en das Futter rascfi, wenn man flirs erstemal ein wenig Honig an die Stabchen streicht und Zuckerwasser oder etwas Honig auf die Blliten tropft. Das geflillte Gerat wird oben durch den abnehmbaren Holzdeckel D verschlossen und in die Flugnische geschoben. Die Bienen mlissen sich auf dem Wege zum und vom Futter durch die Blumen drangen. Man kann auch in die Futterabteilungen einige Blliten geben, damit die Tiere auch wahrend des Saugens auf der Duftquelle sitzen. Die Bedienung des Gerates ist auBerordent1 i ch e inf a.ch, die W irk u n g g u t. 1 Es wurde von verschiedenen Mitarbeitern bei Feldversuchen mit b.:istem Erfolg benlitzt (vgl. z. B. S. 114, 137, 149). Ich selbst machte. im Spatherbst 1943, um es kennen zu Iernen, folgenden Versuch: Es gab damals (16. Oktober) kaum mehr Blumen, so daB ich auf eine fremdllindische Zierstaude verfiel, die in einem Garten der Nachbarschaft in Bliite stand, die Sackelblume Ceanothus (Fam. Rhamnaceae).2 Ihre im Aussehen an Flieder erinnernden blauen Bliitenstande entwickelten einen sehr schwachen, vanilleahnlichen Duft - so schwach, daB zunachst Zweifel bestanden, ob sie nicht vollig geruchlos waren. In der Nahe eines Krainer Bienenvolkes wurden zwei Blumenschalen ins Gras gesetzt, die cine mit · einigen BliitenstlLnden der Sackelblume, die andere zum Vergleich mit 12 Bliiten von Tagetes erectus L. In halbstlindiger Vo r beobachtung wurden die Tag et e sbliiten von einer, die Sackelblumen von keiner Biene angeflogen. Nun fiillte ich das H o e h n sche Vorsatzgerat mit Sackelblumen, besprengte sie mit- etwas Zuckerwasser und gab 50 ccm Zucker!Osung 1: 1 in die Troge. Nach 40 Minuten war das Futter abgetragen. Wahrend dieser Zeit und der nachfolgenden Viertelstunde flog am Beobachtungsplatz cine Biene an Tag et es an, an den Sackelblumen aber 15, von denen sich 12 auf den Bliiten niederlieBen. In Anbetracht 1 Eine Erklarung fiir diese gute Wirkung findet man S. 74, Anm. 1. 2 Na1)b freundlicher Mitteilung Herrn Prof. S ii Ben gut h s handelt es sich um eine gartnerische Kreuzung von Ceanothus caeruleus Lag. mit C. americanus L., die auch als C. versaillensis C. K. Schneider bezeichnet wird.

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Duftlenkung durch AuBentiittenmg.

des auBerordentlich schwachen Duftes und der niederen, wahrend des Versuches noch abnehmenden Temperatur (10 ° zu Eeginn, 9 o zu Ende der Eeobachtung) ist dieser Erfolg als sehr gut zu bewerten. Die drei hier besprochenen Anordnungen sollen Moglichkeiten vor Augen fiihren, wie man mit frischen Bliiten eine Duftlenkung durch Stockfiitterung bewerkstelligen kann. GewiB liil3t sich das Verfahren noch in mannigfacher Weise abandern, vielleicht verbessern und an die verschiedenen Beuteformen anpassen. Doch glaube ich, da/3 das Grundsatzliche an diesen Beispielrn klar geworden ist und die weitere technische Ausgestaltung dem Erfindergeist der Imker iiberlassen bleiben kann. Auf eines mu/3 aber noch mit Nachdruck hingewiesen werden: .S au b e re s Arb e i ten ist unerla131iche Voraussetzung fiir den Erfolg. Man denke daran, da/3 nicht nur die Bliiten duften, mit welchen wir die Bienen lenken wollen, sondern dal3 fast jeder Gegenstand, mit dem der Bienenwirt in Haus und Hof zu hantieren hat, einen Geruch erkennen Ial3t, nicht zuletzt die Hand des Imkers selbst, mit der er die Bliiten ptliickt und in das Futterkastchen fiillt. Wenn er hierbei den Tabakduft seiner Pfeife mit in das Kilstchen schmuggelt oder wenn er dieses nicht ordentlich saubert, ausliiftet und sonnt, bevor er es zur Duftlenkung mit einer neuen Bliitensmte beniitzt, so muB er mangelhafte Erfolge nicht der Methode, sondern seiner eigenen Sorglosigkeit zuschreiben.

5. Duftlenkung durch Au6enfiitterung. Beim Erproben des W oh 1gem u th sch en Ansatzkastchens war die Duftlenkung mit EnzianbHiten sehr unbefriedigend verlaufen (S. 61, 62). Eingedenk meiner 20 Jahre frtiher durchgefiihrten Versuche, bei denen ich durch Fiitterung einiger weniger Bienen an Enzianbliiten au 13erha1 b des Stocke s eine deutliche Alarmierung des Volkes auf Enzian beobachtet hattti, wollte ich priifen, ob sich dies auch jetzt bestatigen lieBe und auf einer 0 b e r 1 e g e n h e i t d e r A u B e n f ii t t e r u n g beruhte. Das erwies sich als zutreffend. Die beiden Enzianversuche mit dem W o h 1g e mu th schen Ansatzkastchen hatten nur das in Tab. 8, S. 61 (Versuch Nr. 38 v. Fri s c h, Duftgelenkte Bienen.

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Die praktischen Grundlage.n der Duftlenk>lng.

und 39) verzeichnete klimmerliche Ergebnis gezeitigt. In diesem Kastchen kamen die Bienen mit den Bltiten nicht in unmittelbare Bertihrung. Ich untersuchte zunachst, ob der Erfolg besser wird, wenn sie sich bei Innenflitterung zwischen den Bltiten bewegen und auf ihnen sitzen. Am 15. September wurde der Drahtkorb um den Futterteller des Versuchsvolkes (vgl. Abb. 16, S. 35) mit 70 Enzianbltiten (Gentiana asclepiadea L.) geflillt und die Futterflasche mit Zuckerli.isung 1 : 1 aufgesetzt. Am Beobachtungsplatz, 45 m vom Stock entfernt, stand ein BlumenstrauB von Enzianbltiten und einer von Rudbeckienbliiten. Vo r Begin n der · Stockflitterung batten wahrend 40 Minuten die Enzianbltiten keinen, die Rudbeckienbltiten 2 Bienenbesuche erhalten. Wahrend % sttindiger Ftitterung, bei welcher 150 ccm Zuckerli.isung abgetragen wurden, und in der folgenden 72 Stunde flogen insgesamt 6 B i en e n an d en En z i an, von denen sich 3 niedersetzten, 1 Biene an die Rudbeckien. Es war also ni ...... ""'"

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Duftlcnkung durch Autlenfiitterung.

einzelte Tanze ausgeli:ist werden. Eine Jfmolare ZuckerlOsung, autlen geffittert, veranla13te zahlreiche Tanze, und ebenso eine 2molare Zuckergabe innen. 1 In einer weiteren Versuchsreihe beobachtete ich auch die M en g e des abgetragenen Futters, um sie mit der Zahl der Tanze in Beziehung zu setzen. Die Ergebnisse findet. man in Tab. 11. Man sieht zunachst bestatigt, da13 zur Ausli:isung von Tanzen bei Innenfiitterung die vierfache Zuckerkonzentration erforderlich ist (bei 2molarer Innen- und bei Jfmolarer Au13enffitterung begannen die Tanze). Man sieht ferner, da13 mit 2molarer Zuckerli:isung b e i Au 13 e n f ii t t e rung 1 4- b i s 1 5m al so vie le Tanze ausgelost wurd.en als mit der gleichen Zuckermenge bei Innenfiitterung. In diesen Zahlen kommt nicht zum Ausdruck, was .dem Beschauer doch eindringlich in die Augen springt: da13 die von au 13 en heimkehrenden Sammlerinnen auch vi e"l au s d au er n de r Tab. 11. Der Einflu!l von lnnen- und Au!lenfiitternng a u f d i e T a n z e. Konzentration der gefiitter· ten Zuk. ker!Osung (mol)

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u n d en erg is ch er tan z en als die Bienen, die das Zuckerwasser aus dem Futtergefa13 im Ip.neren des Stockes holen. In den zahlreicheren, langer dauernden und lebhafteren Tanzen liegt die Erklarung dafiir, da13 die Duftlenkung bei Au13enfiitterung 1 Bei einer Wiederholung solcher Versuche im Juni 1946 war das Verhaltnis der Tanzfreudigkeit noch starker zugunsten der Autlenfiitterung verschoben (vgl. S. 76, Anm., Tab. 11 ·a).

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Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung.

einen auf das Flinfzigfache gesteigerten Erfolg aufzuweisen hatte. 1 Die bi o 1 o g i s ch e B e d e u tung des anderen tanzerischen 1 Die auffallend guten Erfolge bei den Duftlenkungen mit dem Ho eh ~ schen Futtergerat (S. 63) legten die Ve.rmutung nalrn, daf3

Abb. 31. Beobachtungsstock mit aufgesetzter Futterflasche zur InnenfUtterung. T=Blechtrog, aus dem die Bienen das Zuckerwasser abtragen, F = Flugloch, W = Waben

die Fiitterung in diesem, vor dem Flugloch angebrachten Vorsatzkafltchen fiir die Bienen nicht gleichbedeutend mit einer ,,Innenfiitterung" ist, sondern einen Dbergang zur ,,Auf3enfiitterung" darstellt, entsprechend lebhaftere Tiinze aus!Ost und einen gesteigerten Alarm bewirkt. Dies hat sich in zwei soeben (1946) durchgefiihrten Versuchsreihen klar bestatigt: / Ich fiitterte die Bienen eines Beobachtungsstockes abwechselnd i m Stock (Abb. 31), an einem Au 13 en fut t er p I at z etwa 5 m vom Stock und im Ho eh n s c he n Vo r s at z g e r ii t unmittelbar vor dem Flugluch (Abb. 32) und beobachtete die Zahl und Lebhaftigkeit der Tanze. Am 29. Juni wurde 2molare und 1molare,

Duftlenkung dureh AuBenfiitterung.

75

Verhaltens bei Innenftitterung kann man darin sehen, daB das Zuckerwasser im Inneren des Stock.es leichter zu finden ist als Futterquellen, die an entfernter und oft versteckter Stelle drauBen am 30. Juni Y,molare und Y.molare Zucker!Osung geboten. Am zweiten Tage war die Tanzfreudigkeit ein wenig groJ3er. Die dadurch bedingte Unstetigkeit in der Abnahme der Tanze mit der Verminderung der Zuckerkonzentration andert aber nichts an der Tatsache, d a 13 bei Ftitterung im Hoehnschen vo·rsatzgerat zwar w e n i g e r a I s b ,e i A u 13 e n f ti t t e r u n g, a b e r s ta r k e r a l s be i In n e n f titter u n g g e tan z t w u rd 'e (vgl. Tab. 11 a). Bei

Abb. 32. Beobachtungsstcick mit Hoehnschem Vousatzgerat. W = Waben, F ~ Flugloch, Bl= Bliiten im Mittelabteil des H-0 eh n sch en Gerates, D = Drahtrost als Durchlal3 fiir die Bienen (vgl. Abb. 27, S. 63).

2molarer Losung waren beim Abtragen. gleicher Zuckermengen aus de'm Hoehn schen Vorsatzgerat fiinfmal so viele Tanze zu beobachten als bei Innenfiitterung. Bei lmolarer Losung wurde, wenn sie im Stock gereicht wurde, kaum getanzt, bei Anwendung des Vorsatzgerates noch vie! und lebhaft. U- und Y.molare Losungen wurden bei Innenfiitterung ohne jede Tanzbewegung abgetragen, beim Sammeln aus dem Vorsatzgerat gab es bei Y:;molarer Losung noch ziemlich viele Tanze, erst bei Y.molarer horten sie fast ganz auf. Bei AuJ3enfiitterung waren erst bei 1 /smolarer Losung die letzten vereinzelten matten Tanze zu beobachten. D i e Tr a ch t w a r s ch I e ch t, die Gier der Bienen auch nach dtinnem Zuckerwasser groJ3. 1% Monate frilher hatte ich denselben Versuch mit demselben Volk zu einer Z·:iit gut e r Tr a ch t v e r h a I t n i s s e durchgefiihrt.

Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung.

76

in der Landschaft flieBen. Tanze von gleichem AusmaBe und gleicher Lebhaftigke it wie bei AuBentracht wiirden bei Innenfiitterung ein unverhaltnismaBig groBes und nicht beni:itigtes Damals waren sogar bei z w e i m o ea r e r Losung, wenn sie i m St o ck f\"ereicht wurde, nur ganz vereinzelte matte Tanze zu sehen. Das gleiche Bild bot sich bei e in mo 1 are r Zuckerftitterung im T ab. 11 a u n d b. Di e Tan z e d er B i en en b e i Inn enun d Au .6 en f titter u n g u n d b e i I"tj

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84

Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung.

suchstage die Zuckerkonzentration verzeichnet, durch die eben noch Tanze ausgelOst wurden. AuBerdem sind die Trachtverhaltnisse und das Wetter bei den entsprechenden Tagen vermerkt. Der ausschlaggebende EinfluB des Versiegens der Tracht im Juli ist augenfallig. Das folgende Jahr 1946 brachte auBergewohnlich schlechte Trachtverhaltnisse. Unter diesen Umstanden wurden die Bienen auch im Juni schon durch 72- bis 1molare ZuckerHisungen zum Tanzen veranlaBt. Wir wollen durch die AuBenftitterung lebhafte Tanze erzielen. In Zeiten nicht zu iippiger Tracht werQ.en solche schon mit einer Losung 1 : 2 ( 72 kg Zucker auf 11 Wasser) oder mit noch diinnerem Zuckerwasser zu erreichen sein. Eine gierige Annahme des Futters und rasche Zunahme der Bienen am Futterplatz sind Anzeichen dafiir, daB die Losung siiB genug ist. Dann darf der. Imker mit seinem Zucker sparsam umgehen. Als tagliche Fut t e rm en g e verabreichen die russischen Bienenforscher in den ersten Tagen 100 bis 200 g, weiterhin 100 g taglich, solange die Bllite, a.uf die gelenkt werden soll, anhalt. Bei unseren Feldversuchen waren tagliche Gaben von 150 bis 200 ccm Zuckerwasser 1 : 1 vorgeschrieben. Das gilt fiir Innenfiitterung. Bei AuBenfiitterung kann man wie an der Konzentration des Zuckers so auch an der Menge der Futterlosung sparen. Die W i e de r h o 1u n g der Duftlenkung ist wesentlich. Sie steigert den Erfolg. 1 Aus mehrfachen Erfahrungen seien hier zwei Beispiele zahlenmaBig angefiihrt: Bei einer Duftlenkung auf Son-n e n b 1 um en wurden durch 1stiindig·e Fiitterung im W o h lg emu th schen Ansatzkastchen pro 100 ccm ZuckerlOsung 13 Anfliige an dem aufgestellten SonnenblumenstrauB erzielt. Bei einer Wiederholung am folgenden Tage stieg die Zahl der Anfliige au~ 46 (vgl. Tab. 8, S. 61). Bei Duftlenkungsversuch en an Rotk 1 e e, die in Tab. 12 zusammengestellt sind, wurde am 26. August im W o h 1g emu th schen Ansatzkastchen, am 30. August mit frischen Bliiten im Inneren des Stockes, am 3. September mit Duftlauge und am 5. September wieder mit dem' Ansatzkastchen gelenkt. Eine deutliche Oberlegenheit der einen oder anderen 1 Mein MitarbeitPr W. Hoehn ist auf Grnnd seiner Rotkleeverimche 1946 der Meinung, d~B bei gleichmaBig giinstiger Witterung eine Wiederholung der Duftlenkung jeden zweiten bis dritten Tag geniigt, wahrend bei wechselnder Witterung taglich gefiittert werden solle.

85

Da3 Futter nnd die Fiitterungszeit.

Methode war nicht ersichtlich. Doch ist bei den in Abstanden von wenigen Tagen durchgeftihrten Versuchen eine stetige Steigerung der Wirkung deutlich. Tab. 12. Steiger u n g des Er fol g es be i Wieder ho lung d e r D u ft l e n k u n g a u f R o t k l e e. Zahl der Anfliige am Rotkleestraull des Beobachtungsplatzes pro 100 ccm . verfii tterte Z!:ckermsgesamt pro Stunde losung

Zeit

Rotkleebliiten dargeboten

26. 8. 1943

im W o h I g e m u t h schen Ansatzkastchen

1

1

1

30.8. 1943

im Stock um den Futterteller im Stock als Duftlauge im W o h l g e m u t h schen Ansatzkastchen

11

4

7

19

9

18

41

15

23

3. 9. 1943 5. 9.1943

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I

Wer an der Rohe des Futterverbrauches AnstoB nimmt, bedenke, daB der gereichte Zucker ja nicht verloren ist, sondern fiir das Volk eine Verbesserung des Futterstandes bedeutet und tiberdies bei erfolgreicher Duftlenkung durch die verstarkte Sammeltatigkeit der Bienen reiche Zinsen an Honig tragt. Auch scheint die Duftlenkung nach den Angaben einiger Beobachter auf die E n t w i ck I u n g d e r Vo 1k er nachhaltig gtinstig einzuwirken. Er 1 er teilte mir mit, daB bei seinen Versuchen 1942 und 1943 die duftgelenkten Volker im Fruhling des folgenden Jahres starker waren und sich besser entwickelten als die Kontrollvolker. Dasselbe berichten Wei s er und H o eh n. Letzterer ftigt noch hinzu, daB die im Vorjahr gelenkten Volker als erste die Baurahmen ausbauten. Weiser meint, daB nur eine Duftlenkung bei spater Tracht (Himbeere, Ju Ii) in ihren Nachwirkungen noch im nachsten J ahre bemerkbar war, nicht aber eine solche bei Frtihtracht (Raps, Mai). Auch bei Er 1 er und Hoehn handelt es sich um spate Trachten (WeiBklee, Ende Ju Ii; Rotklee, Ju Ii/ August; Kohldistel, August). Eine gtinstige F tit t e run g s z e it ist morgens, zu Flugbeginn. Vielleicht sind die spateren Vormittagsstunden n-0ch

86

Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung.

besser. Denn es fiel mir wiederholt auf, daB eine Schar sammelnder Bienen gegen Mittag besonders viele Neulinge anwirbt. Systematische, vergleichende Versuche darliber :€ehlen leider noch. Man wird auch in diesem Punkte nicht nach einer Schablone vorgehen dlirfen. Manche Blliten duften zu gewissen Tagesstunden viel starker als zu anderen. In solchen Fallen wird die Zeit der kraftigsten Duftentwicklung die beste Zeit fiir die Duftlenkung sein. DaB eine n a c h t 1i c h e F li t t e r u n g einen VBrzicht auf die werbende Wirlrnng der Tanze bedeutet, wurde scnon S. 78 besprochen. Sie wird aber unter gewissen Umstanden doch in Betracht zu ziehen sein. Wenn die Bienen im Frlihjahre an ihren natlirlichen Nahrungsquellen reiche Vorrate einheimsen konnen, lassen sie sich nicht so leicht zum Tanzen bewegen wie spater, nach dem Erloschen der Haupttracht. Es sind starkere Zuckerkonzentrationen erforderlich, um anhaltende Tanze auszulOsen (vgl. S. 82). Bei Fiitterung im Inneren des Stockes tanzen die Sammlerinnen an sich schon viel weniger lebhaft. B e i Inn e nf ii t t c rung zu Zeiten iippiger Tracht kann daher d a s T a n z e n, s e 1b s t b e i A n w e n d u n g h o h e r Z u c k e rk o n z e n t r a t i o n e n, v o 11 i g u n t e r b I e i b e n (S. 74, Anm. 1). Dann wird man besser durch n a ch t 1 i ch e Inn en flit t e rung· nach russischem Vorbild das Bienenvolk - auch die des Nachts daheim weilenden Sammlerinnen - auf den gewiinschten Duft d re s s i e re n und auf die werbertde Wirkung der Tanze verzichten, oder aber zur Au Ben f ii t t e rung schreiten, durch die sich auch zu Zeiten guter Trachtverhaltnisse lebhafte Tanze auslOsen lassen. Das letztere Verfahren hat den Vorzug des sparsameren Zuckerverbrauches. Doch bleibt noch iu priifen, ob unter den erwahnten Bedingu~gen die nachtliche Innenfiitterung nicht wirksamer ist.

8. Zahl, Vorbereitung und Aufstellung der Volker zur Duftlenkung. Wenn ein Bien en w i rt ftir ein Trachtfeld zu wenig Volker hat, so schmalert das nicht den Ertrag seiner Stocke, nur bleibt ein Teil der Honigschatze ungeniitzt otler wird von anderen In· sekten aufgenommen, die dem Menschen keinen Tribut entrichten.

Zahl, Vorbereitung und Aufstellung der \'olker zur Duftlenkung.

87

W enn aber der Land w i rt an einem Trachtfeld zu wenig Bien en hat, dann wird die Bestaubung unzureichend, und eine MiBernte kann die Folge sein ..Er soll daher wissen, wie viele Volker notig sind, um einen befriedigenden Samenansatz zu erzielen. Von erfahrenen Imkern, die mit der Landwirtschaft in eng\lJ" Ftihlung stehen, wurde mir eine Zahl von vier Volkern je Hektar als angemessen bezeichnet. Nach We pr i k ow (1936) rechnet man nach alterer Gepflogenheit drei Volker auf ein Hektar, bei den modernen russischen · Rotklee-Bestaubungsstanden auf Grund neuerer Untersuchungen von Rom as chow drei Volker auf z we i Hektar 1 - unter der Voraussetzung ausgedehnter Anbauflachen von mehreren Quadratkilometern ohne andere Trachten. Es ist klar, daB eine geringere Zahl von Stacken genligt, wenn sich die Bienen ausschlieBlich dem Rotklee widmen, weil es in ihrem Flugbereich nichts anderes gibt. Zander (1924) empfiehlt bei Kleefeldern vier, bei Rapsfeldern sechs VOlker je Hektar. Bei Obstgarten genligen nach Kobe 1 (1942) bei glinstiger Verteilung zwei Volker je Hektar. We pr i k ow (1936) verlangt bei Kernobst drei, bei Steinobst wegen ·der zahlreicheren Bltiten vier bis flinf Volker je Hektar. Diese Angaben aus ganz verschiedenen Quellen stimmen untereinander befriedigend tiberein. Es ist natlirlich flir den Erfolg nicht gleichgliltig, in welchem Zustande sich die zur Duftlenkung bestimmten Volker befinden. Sie sollen s tar k und a r b e its fr e u dig sein und re i ch an jun gen Bien en, die zum Sammeln bereit, aber noch nicht auf eine bestimmte Tracht festgelegt sind. Wenn der Landwirt solche Stocke an die Kulturen bringt, die zu bestauben sh1d, dann werden sie fruchtbare A:r:beit lei:sten. Die russischen Bienenforscher legen besonderes Gewicht auf diesen Punkt. Gubin (1938, 1) empfiehlt die rechtzeitige Herstellung von Brutablegern, um Volker mit vielen Jungbienen zu bekommen. We pr i k ow (1936) weist darauf hin, daB gute Futterversorgung, namentlich auch mit Pollen, und Warmhaltung einem reichen Brutansatz fOrderlich sind. Viel Brut ist notwendig, damit rechtzeitig die notige Zahl junger Bienen aus ihr hervorgeht, viel Brut soll aber auch spater zur 1 An einer Stelle ist von 115 Volkern je Hektar die Rede. Das ist aber, wie auch aus dem weiteren Text hervorgeht, offensichtlich ein Versehen.

88

Die praktischen Grundlagen der Duftlenkung.

Zeit der Duftlenkung selbst da sein, weil dies die Bienen zu lebhafterer Sammeltatigkeit anregt. Werden die Vi:ilker wahrend des Sommers zur Bestaubungsarbeit gebraucht, so soll man ihnen nach We p r i k o w die tiberfliissigen Honigwaben wegnehmen und mitten in das Brutnest einige leere Waben oder Mittelwande einsetzen; oder man soll durch Versetzen des Stockes und Aufstellen eines neuen Kastens am alten Platz des Volkes (mit zwei bis drei Brutwaben, einer Honigwabe, leeren Wabep und mit der alten Konigin) einen F 1u g 1in g bilden, der ebenso wie ein junger Schwarm besonders eifrig sammelt. Noch besser dtirfte es sein, wenn man etwa 40 Tage vor der geplanten Duftlenkung das Volk durch nachtliche Reizfiitterung zu starkem Brutansatz anregt und, wenn notig, durch Einhangen leerer Waben der Konigin zu reicher Eiablage Raum bietet. Herausgenommene Brutwaben kann man in den Honigraufn umhangen. Auf diese Weise wird viel Nachwuchs erzeugt, ohne daB dem Stock von der schon vorhandenen Brut etwas entwendet wird. Wer ohnedies starke und leistungsfahige Volker hat, kann sich solche Eingriffe sparen. Ein wichtiger Umstand ftir die Wirkung der Duftlenkung ist di e En t f e r nun g z w i s ch en B i en e n s tan d u n d Tr a ch tf e 1d. Wenn sich die Bltiten auBerhalb des Flugbereiches befinden, ist selbstverstandlich jede Miihe vergeblich. W o sin d die G r e n z e n ·d e s F 1 u g k r e i s e s? Nach v. B u t t e 1- R e e p e n (1915, S. 161) kann man annehmen, daB sich die Bienen innerhalb eines Kreises von 3 bis 4 km vom Stock bewegen, soweit sie nicht. etwa durch hohe Berge behindert sind. Durch sehr reiche Tracht (Raps, Esparsette usw.) und bltitenarme nahere Umgebung konnten sie aber ausnahmsweise auch bis zu 6, ja fiber 7 km entfernten Sammelplatzen verlockt werden. In guter Dbereinstimmung hiermit berichtet .schon v. Ber I e p sch (1860, S. 176), daB seine Italiener-Bienen, damals die einzigen ,,Gelben" 1 in der Gegend, regelmaBig in halbsttindigem Umkreis (also wohl 2 bis 3 km) um ihren Standort anzutreffen waren, aber im Mai 1857, bei herrlichem Wetterund Trachtmangel in der naheren Umgebung, in 1stiindiger, 1 Die italienische Rasse der Honigbiene ist durch die gelbe Ringelung des Hinterleibes auffallig gekennzeichnet.

Zahl, Vorbereitung und Aufstellung der VOlker zur Duftlenkung.

89

ja vereinzelt no ch in 1 %stundiger Entfernung an Rapsfeldern sammelten. Nach Beobachtungen Eckert s (1933) in Amerika flogen Bienenvolker, die in. trachtlosem Odlandgebiet aufgestellt waren, sogar bis zu etwa 13 km entfernten Trachtquellen einer bewasserten Zone - eine Angabe, die der Nachpriifung bedarf. Wenn in der Nahe ausreichende Nahrung zu finden ist, scheint sich der Sammelbereich in der Regel auf 2 bis 3 km, ja im Friihjahr auf weniger als 1 km 1 Umkreis zu beschranken. Und das ist gut, denn je weiter der Weg, desto mehr Zeit und Kraft geht fiir den Hin- und Riickflug verloren. E ck e rt s Volker arbeiteten bei Entfernungen von 8 km an mit Verlust, trotz der ungemein iippigen Tracht an den bewasserten Sammelplatzen. Schon aus diesem Grunde ist es zweckmaBig, die z u r Duft1 en k u n g bestimmten Volker an das Trachtfeld mo g l i ch st u nm it tel bar her an z us t e 11 e n.2 N eben der Arbeitsokonomie besteht no ch ein anderer Grund fiir die Aufstellung der Volker in unmittelbarer Nahe ihres Arbeitszieles: Bei Inn en f ii tt er u n g machen die Bienen Rundt an z e. Diese fordern die Stockgenossen auf, die n a ch st e Um g e bun g nach der. verkiindeten Trachtquelle abzusuchen (vgl. S. 25). Liegen nun die BIµten, auf die wir lenken wollen, in groBerer Entfernung, so veranlassen wir eine MiBweisung und einen entsprechend geringen Erfolg. Durch Au Ben f ii t t er u n g IaBt sich dieser Dbelstand vermeiden, wenn man den Futterplatz 1 Vgl. Z ;t n de r 1946, S. 22. Nach t>incr schriftlichen Mitteilung Kick ho ff e 1 s fand dieser in Versuchen zur Zeit der Obstbltite sogar einen Flugkreis von nur 75 m. Auch diese nach der anderen Seite extreme Angabe miiBte iiberpriift werden. 2 ll= ....,

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Samten Kontrollfeld war 72 kg je Hektar, vom Feld mit Duftlenkung 100 kg je Hektar, das bedeutet eine V e r be s s er u n g u.m 3 9 %. Als langjahriger Durchschnittsertrag gelten 60 bis 70 kg je Hektar. Die Samenbauer klagen fiber einen Rtickgang der Ertrage wegen fast ganzlichen Fehlens der Hummeln. Er tr a gs st e i g er u n g f ti r den Im k er : Die Volker wnrden zu Beginn und am Ende des Versuches gewogen (Tab. 16). Die 1

Vgl. S. 116, Anm. 3.

Rotklee (Trifolium pratense L. var. sativum Schreber).

113

Kontrollviilker, mit g·leichen Zuckermengen gefiittert wie die duftgelenkten Vi.ilk.er, hatten im Durchschnitt eine Zunahme von 10,733 kg, die gelenkten Volker eine solche von 12,100 kg, also j e Vo 1 k c inc um 1,367kg vermehrte Gewichtszunahme (=+12,7%) zu verzcichnen.

Duftlenkungsversnch an der zweiten Bliite von Rotklee. Ve rs u c h s an s t e 11 e r : Wilhelm H o ch n, Bienenmeistcr in Oberpleis (Rheinland), mit den Bauern :Matth. Leven und Peter K 1 e in (Feld Gieselberg) und Ferd. Schmitt (Feld Sonnenberg). Au/Jenfulteruf!g

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12,6

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11,3

24,5

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1 Die GroBenangaben beziehen sich auf die Teile der Rotkleefelder, die zur Samengewinnung stehenblieben.

von Bienenvolkern stand und mit gleichen Mengen Zuckerwasser, aber ohne Beigabe von Kleeduft, geflittert wurde. Die Ergebnisse fiir jeden einzelnen Versuch, und zwar sowohl der durchschnittliche Beflug wahrend der ganzeri Beobachtungszeit wie auch der hOchste beobachtete Beflug am Versuchs- und Kontrollfeld, sind aus Tab. 18 ersichtlich. Honigproben zur Pollenanalyse konnten von den 12 Versuchen aus den Jahren 1943 und 1944 in 6 Fallen eingesandt werden. Dreimal war bei den duftgelenkten Volkern deutlich mehr Rotkleepollen im Honig enthalten (Tab. 18, Nr. 1, 4, 10) und der gesteigerte Beflug hiermit objektiv belegt; in den drei anderen Fallen deckte sich der Befund mit dem der Kontrollvolker.

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119

Rotklee (Trifolium pratcnse L. var. sativum Schreber). u n d S a m e n a n s a t z d e r R o t k 1 e e f e I d e r 19 4 3 u n d Hl 4 4. Pollenanalyse des Honigs Rotkleepo!len

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:..). Im August, wenn die ertragreichen Monate ftir die Bienen vorbei sind, erheben sich manchenorts die Bliitenkopfchen der Kohldistel in groBer Zahl hoch aus den griinen, blumenarm gewordenen Wiesen. Ich fiihrte an dieser, von Imkern sehr geschatzten Spatsommer-Trachtpflanze vom 13. bis 24. August 1942 in Brunnwinkl einen Versuch diuch, um zu erfahren, ob sich durch Duftlenkung eine deutliche B e flu g s s t e i g e rung erzielen laBt. Fiir die Beobachtung wahlte ich vier Distelgruppen: Etwa 50 bliihende Pflanzen 100 m westlich von meinem Krainer Versuchsvolk, am See u fer; etwa 150 Pflanzen 80 m siidostlich in einer ziemlich abgeschlossenen S ch 1u ch t; und etwa, 30 Pflanzen 80 m siidlich vom Stock auf einer Anhi:ihe, elem S ch u s t e rb erg er 1. Die letzte Distelgruppe war zu klein und stand ungiinstig auf windiger Hohe. Die Ergebnisse waren hier weniger deutlich als an den beiden anderen Platzen, auf die ich mich bei

166

Feldversuche zur Erprobung des Verfahrens.

der Beschreibung und bildlichen Da.rstellung beschranke; in der Dbersichtstabelle der Besucherzahlen sind aber alle drei Platze beriicksichtigt (S. 169, Tab. 33). Zur Beobachtung des Besuches wurde jedesmal eine Distelgruppe in Y. Stunde l5mal abgeschritten und ftir jede Minute die Zahl der Bienen und Hummeln an den Bliiten vermerkt. Wir haben die Hummeln als erwiinschte Kontrolle mitgezahlt. Ihre anfangliche Anwesenheit war ein Zeichen, datl das Fehlen der Bienen nicht auf Nektarmangel zuriickzufiihren war. Durch ihren gleichmatligen und sogar abnehmenden Besuch spaterhin wird das gegenteilige Verhalten der Bienen noch eindrucksvoller. Verlauf und Ergebnis des Versuches sind in Abb. 50 dar~ gestellt. Die oben angebrachten ».. • - '!;,, ,· • ·Symbole deuten die jeweilige Witte rung an (Punktierung = Nebel). Die Kurvenpunkte bedeuten for die unten angegebene Beobachtungszeit die Abb. 49. Kohldistel. Bliitenfarbe griingelb. Zahl 1 der in Y. Stun de fest(Orig.) gestellten Bienen (stark ausgezogene Kurve) und Hummeln (diinn ausgezogene Kurve). Am 13. und am 14. August morgens waren al} beiden Platzen die Hummeln weit in der Uberzahl. Nach einer Fi.itterung mit 100 ccm du ft 1 o s em Zuckerwasser um 11 Uhr blieb in der Schlucht alles beim alten, wahrend am Seeplatz der Bienenbesuch leicht gesteigert war - vielleicht nur infolge der durchbrechenden Sonne, denn auch der Hummelbesuch erfuhr gleichzeitig einen Anstieg. Als Durch-

s ch n i t ts b e s u eh ergibt sich aus 3 Y. Beobachtungsstunden v o r 1

Links abzulesen.

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Feldversuche zur Erprobung des Vcrfahreris.

d e r D u f t f ti t t e r u n g p r o V i e r t e I s t u n d e : 2 B i e n e n, 33 Humme ln. Am Nachmittag des 14. August und am 15. August vormittags wurde i m B i e n e n s t o c k m i t f r i s c h e n B I ti t e n a u f D is t e In g e I e n kt. Das Vt>lk erhielt aus der Futt{\rf!asche je 150 ccm Zuckerliisung 1 :.1, der Drahtkorb um den Futterte1ler (Abb. 16, S. 35) war mit frisch gepfltickten Distelbltiten geftillt. An den Beobachtungsp!atzen stieg der Bienenbesuch gewaltig an und hob sich in der Schlucht weit tiber den Hurnmelbesuch. Der Abfall der Kurve am Abend des 15. August ist darauf zurtickzuftihren, da!J der Schluchtplatz seit 16 Uhr bereits in tiefern Schatten lag. - Am 16. August wurde nicht beobachtet. Arn 17. August sind an beiJen Platzen die. Bien.en zahlreicher als die Hurnrneln. Bis zum 18. August, 11 Uhr, errechnet sich ais Durch sch nit ts we rt aus SY. Beobachtungsstunden seit Beginn der ersten Duftlenkung die Zahl· vbn 2 6 B i e n e n u n d 2 4 II u m m e 1 n p r o V i e r t e 1 s t u n d e. · Ich wollte nun sehen, ob sich der Besuch durch Fii.ttarung mit D i st e I - D u ft I au g e noch weiter heben lie!Je. 30 fri~ch gepfltickte Distelbltiten wurden in einem verschlossenen Glasgefii!J mit 200 ccm Zucker!Osung 4 Stunden extrahiert. Am 18. August um 11 Uhr wurden 150 ccm des duftenden Zuckerwassers eingeftittert. Ein weiterer Anstieg des Bienenbesuches war deutlich. Der du r ch s ch n it t Ii ch e B e f 1 u g j e V i e r t e 1 s tu n d e an beiden Platzen betragt an diesem und dem folgenden Tage in 3% Beobachtungsstunden: 4 5 Bien en u n d 1 6 H u m rn e l n. Eine zweite· Ftitterung mit Duftlauge am Nachmittage des 19. August dierite einem anderen Versuch und kann nur ftir die letzte Zahlung am Seeplatz noch von Bedeutung gewesen sein. Bis 22. August urn 14 Uhr war der drirchschnittliche Besuch, zum Teil wohl durch das schlechte Wetter bedingt, auf 13 Bienen und 20 Hummeln je Viertelstunde zurtickgegangen (2% Beobachtungsstunden). Nun ftitterte ich am 22. und 23. August noch zweimal je 150 ccm Zuckerwasser aus dem rn i t f r i s c h e n D i s t e I b I ti t e n umgebenen Futterteller.1 Der du r ch s ch n it t 1 i ch e B e s u ch in den 4% Beobachtungsstunden vom Beginn dieser neuerlichen Duftftitterung bis zurn Abschlu!J des Versuches brachte den gewaltigen Anstieg auf 66 Bien en g e gen 11 Humm e In. In Tab. 33 ist der durchschnittliche Besuch je Viertelstunde in den verschiedenen Abschnitten des Versuches gesondert ftir alle drei Beobachtungf\platze ubersichtlich zusammengestellt. 1 Am 24. August wurden tiberdies einige gezeichnete Bienen au!Jerhalb des. Stockes auf Distelblilten geftittert, was ager nur noch auf die letzte Zahlung Einflu!J gehabt haben kann.

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0 / 0 + 57 °lo + 1,2,i7 + 1,107 = + 2! °lo - 9 °lo - 0,467 = + 1,286 = + 19 °/o + 0,6f>8 = +17°1o -11,400 = _740;01 + 0,270 = + 7 °/o + 0,16() = +3% + 1,366 + 39 °/o + I,f>78 + 17 °/o + 1,577 + 41 °/o +,1,213 + 32 °lo + 5,2f>6 + O,lf>5 = + 80 °/0

Wildtrachtpflanzen: + 5,333 = 13,000 Himbeere . . . . . . 1943 1 3 3 + 3,620 = 4,880 1944 1 5 5 0,3,13 = + 2,668 17 17 2 1942 . . . . Heidekraut + 0,971 2,870 1944 1 23 22 + 0,813 0,860 Kohldistel. . . . . . 1942 1 3 3 + 0,916 1,650 1943 1 3 3 + 1,192 3,400 6 3 1944 l

+ 41 °lo + 7i"/o +13"/o

+ 3,1 °/o + 95 °/o + f>6 °lo + 3f> °lo

1 Der Mi13erfolg ist. durch die besonderen Umsti.inde dieses Versuches verstandlich, vgl. S. 146. 2 In Prozenten nicht anzugeben, da dem Gewichtsverlust der Kontrollvolker eine Gewichtszunahme der gelenkten VOlker gegeniibersteht.

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Feldversuche zur Erprobung des Verfahrens.

Auch waren Versuche geplant, um die g ii n st i gs t e Tag esz e it fiir die. Reizfiitterung zu ermitteln. Aus den vorliegenden Beobachtungen Hitlt sich schon mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit entnehmen, daB eine Duftlenkung zur Zeit des Flugbeginnes glinstigere Resultate verspricht als eine Flitterung in den Abendstunden - was auch theoretisch zu erwarten war. Wen'n einc Bllitensorte zu bestimmter Tageszeit auffallend starker duftet, empfiehlt sich die Durchfiihrung der Lenkung zu diesen Stunden, da· mit zunehmender Intensitat des Bllitenduftes ein wachsender Erfolg der Duftlenkung zu erwarten ist. Wenn ich vorhin auf die breite Grundlage unserer Versuche hingewiesen habe, so diirfen doch anderseits die groBen Lucken nicht ubersehen werden, die noch bestehen - all di e vi e 1 en P f 1 an z e n a r t e n, d i e n o c h au f e i n e E r p r o b u n g d e s Ve r fa hr ens wart e n und dem forschungslustigen, mit einer wissenschaftlichen Ader begabten lmker ein weites Feld der Tatigkeit eroffnen. Die Prlifung der Frage, ob eine i m k e r 1 i ch e E rt rag s s t e i g e rung zu erzielen ist, wird bei allen von Bienen besuchten Bliiten zu empfehlen sein, die in genugenden Massen auftreten und einen Duft entwickeln. Bei Nebentrachten wird sich eine Lenkung nicht lohnen, ja sie kann schaden, wenn sie die Bienen von besseren Nahrungsquellen abzieht. Bei vollig duftlosen Bliiten ist sie sinnlos. 1 Fur die Prlifung der 1andw i r t s c h a f t 1 i c h e n E r t r a g s s t e i g e r u n g ist die verbleibende Wunschliste kleiner. Denn hier scheidet die groBe Menge der Wildtrachtpflanzen aus. Von den landwirtschaftlichen Nutzpflanzen bleiben die Windblliter (S. 90) und jene Pflanzen, die auch ohne Insektenbesuch durch Selbstbestaubung vollkommen oder weitgehend fruchtbar sind (S. 92ff.), auBer Betracht. Bei ihnen ist von einem gesteigerten Bienenbesuch kein nennenswert besseres Fruchten zu erwarten. Nach einer Klarung verlangt vor allem die Anwendba.rkeit der M;ethode bei den Obstgewachsen. Hier fehlt es meines Wissens noch ganz an systematischen Ver1 Fiir uns geruchlose Bliiten sind, soweit unsere Erfahrungen reichen, auch fiir Bienen duftlos (vgl. S. 9, 90). Ich habe mich an Heidelbeerbliiten iiberzeugt, daB in solchem Falle der Versuch einer ,,Duftlenkung" auch unter giinstigsten Bedingungen ohne jeden Erfolg bleibt.

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Cberblick iiber die Feldversuche und Folgerungen.

suchen. 1 Nach eigenen Erfahrungen diirfte die Duftlenkung zu friiher Jahreszeit, wie sie der Obstbliite entspricht, groBere Schwierigkeiten bereiten als spater. Aus unserer Arbeit ist zu entnehmen, d a B die D u ft1 e n k u n g d e m L a n d w i r t b e i R o t k 1 e e, R ii b s e n u n d R a p s, d e m I m k e r d a r ii b e r h i n a u s b e i z a h 1r e i c h e n Trachtpflanzen eine bedeutende Steigerung.der S am e n- u n d Ho n i g e r n ten v e rs p r i ch t. Doch um der neuen Methode E in gang in di e P r ax i s zu verschaffen, ist der papierene Weg schwerlich geeigilet. Es ware eine dankbare Aufgabe fiir die Versuchs- und Lehranstalten der Bienenzucht, sich mit dem Verfahren vertraut zu machen und es durch Wanderlehrer und Bienenzuchtberater bei den Landwirten und Imkern ihres Gebietes einzufiihren. 1 W. v. Rhein (1944) fand durch Dressurversuche, da.6 die Blliten verschiedener Obst art en von den Bienen geruchlich scharf unterschieden warden, die Bltiten verschiedener S or ten derselben Art aber fiir sie - ebenso wie fiir uns - d e n s e 1 b e n Duft haben. Das ist wichtig, weil bei manchen Obstarten, z. B. Xpfeln, Fremdbestaubung mit dem Pollen a n de re r S o rte n fiir einen guten Fruchtansatz notwendig ist. Wlirde man die Bienen durch die Duftlenkung nur auf tine bestimmte Sorte von Apfelbltiten leiten, so ware dies, ftir den Obstziichter unerwiinscht. - In weiteren Versuchen konnte v. Rh e in (nach brieflicher Mitteilung) bei Sauerkirschen