Dramatische Werke: Band 1 [Reprint 2019 ed.] 9783111420790, 9783111056371

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Dramatische Werke: Band 1 [Reprint 2019 ed.]
 9783111420790, 9783111056371

Table of contents :
Inhalt
Einleitung
Die Flucht
Die Liebenden von Teruel
Der Ritter von der brennenden Keule
Ein Freund am Hofe

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Dramatische Werke von

Karl Goldschmidt. Aus seinem Nachlasse herausgegeben

seinen Freunden.

Erster Kand.

Berlin. Druck und Verlag von Georg Reimer.

1858.

Die Genehmigung jur öffentlichen Ausführung der in diesem Bande enthaltenen dramatischen Werk, bleibt den Erben de» Verstorbenen vorbehalten.

Die Earl Goldschmidtschen Testament« - Exeeutoren. «ras v. Schwert»»Potzar.

F. «ottzschmtdt.

Inhalt.

Einleitung

Seite V

Die Flucht............................................................................. -

1

Die Liebenden von Teruel..................................................... - 47

Der Ritter von der brennenden Keule.................................. - 127

Ein Freund am Hofe............................................................ - 235

Einleitung.

4Jie Herausgabe der dramatischen Arbeiten Carl Goldschmidts verlangt

eine Erklärung, wenn

auch

keine Recht­

fertigung. Die

Letztere

mag

der

Inhalt

der

hier dem

lesenden

Publikum dargebotenen Sammlung selbst übernehmen.

Aber

erklären müssen sich die Herausgeber über ihre Ansichten von der Berechtigung:

dramatische Poesien durch dm Druck zu

verbreiten, wenn auch deren scenische Darstellung noch nicht Statt gefunden hat. Es ist jetzt eine allverbreitete Meinung, daß nur das

Letztere

der Zweck und die Bestimmung jedes dramatischm

Werkes sei. — Leicht werden solche, mit einer gewissen Sicher­ heit hingestellte Behauptungen für die größere Menge zu ei­

nem litterarischen Glaubensartikel und wirkm dann eben so

schädlich als ungerecht auf Produktionen wie die hier vorlie­ genden zurück.

Wenn auch nicht geläugnet werden soll, daß allerdings die wahre Wirksamkeit eines Schauspiels, erst durch die Er­

füllung

dessen was sein Name schon ausdrückt,

durch das

Anschauen und Vernehmen von der Bühne herab, eintritt, so darf doch nicht übersehen werden, daß hiezu zwei Personen:

der Dichter und der Darsteller, gehören. — Entzieht sich nun der Letztere spröde und auS anderen weiterhin zu berührenden Gründen seiner Mitwirkung, so würde, wollte man jenen Satz als Gesetz gelten lasten, dem Dichter ein ewiges Schwei­ gen vor dem Publikum auferlegt sein. Zunächst wird es sich empfehlen, etwas näher nachzusehen, ob denn überhaupt die Möglichkeit vorhanden ist, dramati­ schen Werken jenes so wünschenSwerthe Bekanntwerden von der Bühne herab, zu sichern. — Von wem hängt dies ab? Von den Vorständen unserer dramatischen Institute und von dem gerade herrschenden Geschmacke des Publikums, durch welchen jene mit bedingt werden. Aber noch ein Drittes tritt hier hinzu: die Beschränttheit des RepertoirS der meisten Bühnm. — Was den ersten Richter über das Geschick der Litteraten anbelangt, so mag eingeräumt werden, daß hie und da hö­ here ästhetische Maximen und ein bewußtes Kunsturtheil daS Gesetzbuch sein mögen nach welchem die Uriheilsprüche abgemessen würden. Doch leider ist dies wohl nur ausnahms­ weise der Fall und der größere Theil jenes AreopaguS blickt nur mit einem Auge in das vorliegende Manuskript und mit dem anderen besorgt in die Theaterkaste, deren Füllung von dem vielköpfigen Richter, dem Publikum abhängt. — Wie eS heut zu Tage mit dem Geschmacke deS Letzteren bestellt ist, wissen die Götter! — Wer davon die Schuld hauptsächlich trägt, ist schwer zu bestimmen. Auf den Grund dieses Uebels zurück zu gehen, würde eine Analyse unserer socialen Zustände überhaupt er­ heischen und zu weit führen. Die Thatsachen, besonders auf dem Gebiete des Lustspiels, um welches es sich hier zunächst handelt, mögen sprechen. Die Novität, die kurzlebigste Farce,

vn

Einleitung.

wem sie nur momentan prickelt und stachelt, hie und da zeit­ gemäße Hiebe austheilt und dem übersättigten Gaumen ein Rcizmittel darbietet, ist fast durchgängig die Beherrscherin der

TcgeSbühne geworden. Wird der Markt nur erst besucht, dann finden sich die Verkäufer. — Eine schnell producirende, eben auf nichts als

der. momentanen Erfolg Anspruch machende Klasse von Litte­ raten, versorgt reichlich und im Uebermaaße unsere Bühnen mit

solchen ephemeren Produktionen.

Die Theater-Direkttonen

heben scheinheilig den Blick nach Oben und seufzen, denn sie

folgen angeblich nur gezwungen dem Geschmacke des Publi­ kums, während sie doch wohlgefällig auf die gefüllten Säle blicken.

Daß sie es aber gerade sind, die diesen Geschmack

zu bilden haben, bedenken sie nicht. —

Aber auch selbst da, wo guter Wille vorwaltet, wo beffere Einsicht zum Guten führen konnte, sind noch andere Schwie­ rigkeiten rein praktischer Natur zu überwinden. — Deutschland

besitzt eine große Anzahl namhafter Bühnen.

Sie alle wol­

len ein wohl geordnetes Repertoir haben. — So ganz ver­ sunken ist der Geschmack des Publikums doch noch nicht, daß

nicht die klassischen Erscheinungen unserer Litteratur auch noch ihr Recht behalten hätten. — Selbst eine gewisse Scham nö­

thigt einen Theil des Publikums, die Darstellungen auö die­ sem Gebiete zu besuchen.

Daneben nimmt die Oper einen

bedeutenden Raum des Repertoirs für sich in Anspruch. Wenn nun der, dem Lustspiele zugemeffene, noch von dem ephemeren Tages-Erzeugnisse hinweggenommen wird, wie soll da eine

große Masse würdiger dramatischer Werke einen Weg zu der,

in solcher Weise in Beschlag genommenen Bühne, finden?

Diese Thatsachen lasten den oben aufgestellten Satz, daß jedes dramatische Werk nur durch die Darstellung zur Gel-

VIII

Einleitung.

tuag gelangen könne, erst in seinem wahren Lichte, als einen durchaus unhaltbaren erscheinen. Denselben zngeben, hieße den größten Theil unserer dra­

matischen Litteratur in ewige Nacht versenken.

Wendet man nun daö Auge von der Bühne ab, muß

man die Berechtigung dem dichterischen Genius einräumen, auch in dramatischer Form in die Erscheinung zu treten, so

muß eS noch einen anderen Weg geben, ihm auch eine Wirk­ samkeit zu sichern. — Und hier wird eines Zustandes unserer

Litteratur zu gedenken sein, wo es anders und bester war.

Die älteren jetzt noch Lebenden werden der Zeit sich er­ innern in der die Lektüre dramatischer Werke noch einen gro­

ßen Werth für das Publikum hatte. Nur in größeren Lrten

kommt dasselbe überhaupt zur Anschauung derselben.

Wie

groß ist die Zahl derer, die solchen Genuß entbehren! Ihnen

ersetzte die Phantasie die Darstellung.

Sie wiegten sich gern

in dem Gedanken, wie erfreuend oder erhebend von der Bühne

herab die von ihnen beim Lesen schon tiefempfundene Situa­

tion sein müsse. — Wer kann es läugnen daß dieses Bedürf­ niß nicht auch jetzt noch vorhanden ist, wenn auch in gerin­

geren! Maaße? Man gewähre ihm nur Befriedigung und

der Sinn wird sich von selbst wieder einer solchen erfreulichen Geistesnahrung zuwenden.

Die volle Berechtigung, dramatischen Merken durch den Truck, auch vor ihrer Aufführung, eine weitere Verbreitung zu geben, dürfte hiernach nicht zu bezweifeln sein. — Noch mehr! für die Bühnen selbst möchte hierin ein Vortheil lie­

gen.

Zu dem immer noch einseitigen Urtheile der Leitenden

dieser Anstalten, neben das Glückspiel des Erfolges beim Pu­ blikum, für das keine Regie einstehen kann, tritt ein neuer

Faktor, daS Urtheil des lesenden Publikums.

Findet ein dra-

Einleitung.

ix

matisches Werk hier allgerneinen Anklang, spricht sich die öf­

fentliche Stimme für dasselbe aus,

so

ist dies ein bedeu­

tender Anhalt bei dem Versuche, dasselbe auf die Buhne zu bringen. Nicht in allen Fällen wird jene Zustimmung eine ganz sichere Garantie gewähren, aber in den meisten; und viel ist schon gewonnen, wenn dem aufzuführenden Stücke ein guter

Ruf voraus geht. — Freilich aber!

Es ist dann keine Novität mehr! Und

wird das beim Publikum nicht den Eindruck schwächen? — Darauf kann man erwiedern, daß alle klassischen Sachen dies ja auch nicht sind und daß die Belebung eines Werkes durch die Darstellung einen so hohen Reiz an sich hat, daß jener

schnell vorübergehende der Neuheit dadurch reichlich ausgewo­

gen wird. Alles Obige auf das Unternehmen angewendet, die dra-

matischen Werke Carl Goldschmidts dem Publikum gedruckt

vorznlegen, wird es sich rechtfertigen lasten, daß auf jenen Dielverbreiteten nur halbwahren Satz nicht Rücksicht genom­

men worden ist. Sie gehören in jene Klaffe von Produktionen, die durch

die Ungunst unserer Bühnen-Verhältniste nicht haben auf dm Rednerstuhl vor das Publikum gelangen können. Ueber ihren Werth sei hier nichts gesagt.

die öffentliche Stimme entscheiden.

Darüber wird

Da es aber den Lesern

nicht unintereffant sein dürfte, über den Verfasser selbst etwas

Näheres zu vernehmen, so sei hier noch mit wenigen Wortm seiner gedacht.

ES gehört zu dem Charakteristischen unserer Zeit, daß

die weit verbreitete Kultur, welche allerdings nur zn oft auch einer oberflächlichen Halbbildung zur Unterlage dient, nicht

selten litterarische Erscheinungen hervorruft und zeitigt, die in früheren Perioden als frappante Ausnahmen angestaunt worden wären. Die innigere Verbindung von Wissenschaft und Leben, die leichtere Zugänglichkeit einer allgemeineren und auch gründlichen Bildung, machen es möglich, daß auch der, durch sein sonstiges Lebensgeschick auf ein scheinbar rein praktisches Feld der Thätigkeit Hingewiesene, sich bei vorhandener ent­ schiedener Anlage, dem heiteren Umgänge mit dm Musm zu­ zuwenden vermag. Ein solcher Begünstigter war Carl Goldschmidt. Unter glücklichm Berhältnisien geboren, genoß er einer sorgfältigen Erziehung. Sein Beruf wurde der Kaufmannsstand, in en­ gerer Beziehung, die Industrie. — In diesem Gebiete, großen gewerblichm Unternehmungm mit vorstehend, entwickelte er eine ebenso den Erfolg sichernde Thätigkeit, als eine wissmschaftliche Förderung seiner industriellen Aufgaben. Danebm war die Ausbildung seines reichen Geistes mit ein Hauptzweck feines, im Ganzen still verlaufenden Lebens, und das Resultat solch eines Strebens sind seine vielfachen litterarischen Arbeiten. — Hierbei förderte ihn allerdings der Umgang mit dm be­ deutenden wissmschastlichen und künstlerischen Erscheinungen seiner Zeit — Sein Naturell war ein stillsinniges, mit dem sich eine scharfe Beobachtungsgabe verband. Ein Zug feiner Satire, die aber immer wohlwollend blieb, trat selten, aber dann prägnant hervor. Die dichterische Anlage in ihm bildete sich früh aus. Im ersten Mannesalter trat er zunächst mit ei­ nigen dramatischen Arbeiten jedoch pseudonym auf. Entschie­ den produktiv wendete er sich aber dem Lustspiele erst in gereifterem männlichen Alter zu, wo sein Urtheil und seine

Einleitung.

XI

Beobachtung res menschlichen Treibens im Allgemeinen, wie des menschlichen Herzens im Besonderen eben auch schon ge­

reist waren. Hiefür legt die besonnene Anordnung, die feine Durch­

bildung und die wahre Charakterschilderung seiner Lustspiele Zeugniß ab.

Mit den lebenden Sprachen genau vertraut, zog es ihn

auch

auf das Gebiet der dramatischen Litteratur des Aus­

landes hin.

Hier war es aber wieder nicht die Erscheinung

des Tages, sondern mehr das Eigenthümliche und die Ver­

gangenheit, was ihn anregte. mit Fletcher und

dem

So wendete er sich Beaumont

Spanier Hartzenbusch zu,

der von

deutschen Eltern zwar abstammend, doch ein reiner Abdruck seiner jetzigen Nationalität ist. Die Bearbeitung einzelner Stücke jener Dichter war das

Resultat seiner sprachlichen Forschungen. Was bei denen seiner Stücke, welche den modernsten Ver­

hältnissen unserer Zeit angehören, am Entschiedensten sich gel­

tend macht, ist eine genaue Beobachtung, man möchte sagen,

des Lokaltones eben der modernen Zeit, bei der vorwaltenden

Tendenz sie doch wieder zu verallgemeinern und hierdurch die wahre Aufgabe des Lustspieldichters zu lösen, in dem speciel­ len Charakter zugleich den Gattungs-Begriff zu geben. Nm* wenige seiner Produktionen sind vor seinem Tahin­ gange dem Publikum von der Bühne herab bekannt geworden

und das auch nicht unter seinem Namen.

Darunter befin­

den sich einige aus früherer Zeit die mit den Arbeiten eines

Freundes unter dem gemeinschaftlichen Namen Z. E. Mand

erschienen

und

nicht

ohne Beifall

über die Bühne gingen.

Andere wurden unter dem Namen Gernold aufgeführt. Hohe Bescheidenheit war ein Grundzug seines Charakters

Einleitung.

XII

und verschiedene mißglückte Versuche, seine Lustspiele zur Auf­ führung zu bringen, die in den oben entwickelten Verhältnissen

ihre genügsame Erklärung finden, mochten es ihm klar ge­

macht haben, wie seine Auffassung der Kunst zu dem Ge­ schmacke der Zeit und dem der Leitenden unserer Bühnen nicht

gerade im Einklänge stand. Goldschmidt

starb im Februar 1857 im 65sten Jahre

seines Lebens, innig

Freunden.

betrauert von den Seinen und seinen

D i c

Flucht.

Drama in drei Akten,

zum Theil nach Beaumont und Fletcher.

Personen Anshelm. Klara, seine Tochter. Oswald. Lütbrand, \ Otto, > dessen Freunde. Eckbert, ) Gräfin Elsbeth. Grete, | Mägde. Marthe, j Klaus, AnShelm- Diener. Eine Zofe der Gräfin. Kunz, Holzbauer. Bärbcheu, seine Tochter. Ein Küfer. Anführer der Schaarwacht. S ckaarwachter, Holzhauer.

Die Handlung begiebt sich in einer deurschcn Stadt und deren Umgegend.

Erster Akt. Erste Scene. Garlcn.

3m Hintergründe ein Gitter, durch welche- man auf eine Straße sicht. Mondschein.

(Klara am Gitter; außerhalb desselben, Oswald)

Oswald. Seid ihr entschlossen? Zögert länger nicht. Kein Auöweg bleibt; laßt uns die flüchtige Zeit

Nicht mit Betheuerungen jetzt verlieren. Berdächtig müßt' euch meine Treu' erscheinen,

Wenn ich noch einmal sagen wollt': ich lieb' euch.

Klara. Sprecht leis' um's Himmels willen! Wenn mein Vater

Uns horte — säh' — es wär' um mich geschehen.

Er ist gar streng.

Oswald. Und dennoch zaudert ihr? Schon morgen — sagt ihr — trifft der Freier ein,

Dem er euch zugesagt.

Dann ist's zu spät;

Dann seid ihr mir, dann bin ich euch verlorm.

Sagt endlich Ja! Mit größter Vorsicht hab' ich Zur schnellen Flucht schon alles vorbereitet. Ein Wort von euch — o sprecht es!

Klara. Muß ich's doch! — 1*

Vie Flucht.

4

Euch zu entsage»! — Ja; dies Opfer hätt' ich Der Kindespflicht gebracht, ob auch mein Herz

Darob verblutet wär'; doch eines andern Als euer sein — bei Gott, das kann ich nicht!

So wag' ich denn, um eurer Liebe willen. Des BaterS Zorn. Oswald.

Wie sehr beglückst du mich. Klara. Jedoch, wenn ihr'S nicht redlich mit mir meintet —

Wenn ihr mich täuschtet — OSwald.

Nie! Sonst möge mich

Des Himmels Rache treffm! Klara.

Still, ich glaub' euch, Vertrau' euch, lieb' euch — und brum folg' ich euch.

Sobald im Hause alles eingescklafen. Schlüpf' ich hinaus.

Am Brunnen, nah dem Markte,

Seid dann Schlag Eins bereit mich zu empfangen.

OSwald.

Du schließest mir des Himmels Pforten auf!

Klara. Ja, du bist gut und treu! — wenn'S anders wäre — Wenn du die Treu' mir brächst — du brächst mein Herz! —

Jetzt fort! ich höre Schritte.

Um Schlag Eins —

Oswald.

Erwart' ich dich.

Leb' wohl! Der Himmel kann

So treuer Liebe nimmer abhold sei». Er wird uns schützen.

Klara.

Darum will ich beim,

cvswalr ab.

Die Flucht. Klara,

5

(allein)

Ja, treue Liebe schützt der Himmel! — Aber Schützt er Verrath an Kindespflicht? Doch nein! Die üb' ich nicht.

Mein Unglück brächte dennoch

Dem Vater keinen Segen.

Ich erspar' ihm

Zu spätes und vergebliches Bereuen. Der Schuldigm kann er dereinst vergeben,

Und mit der Glücklichen noch glücklich sein. (Anöhelm tritt auf)

An Shelm. Ei Iüngferchen, noch so spät zur Nacht im

Garten?

Klara,

(verlegen)

Ans Helm.

Der Abend ist so schön.

Den Teufel mag er schön sein! Kalt, daß

einem die Zähne klappen. Klara,

Der Mond scheint so herrlich.

(wie oben)

Anshelm.

Ah so, der Mond! Der ist immer euer Hei­

liger. Wozu der unnütze bleiche Gesell nur in der Welt ist? mit seinem unzuverlässigen Licht und seinem kalten Strahl, der zu nichts weiter taugt, als die Raupen im kranken Hiru

liebesiecher Mädchen auszubrüten.

Rechtliche Eltern sollten —

da sie den ungebetenen Gast nicht vor ihren Töchtern ver­ schließen

können — ihre Töchter vor ihm verschließen. —

Nun, gut daß die Geschichte die längste Zeit gedauert hat! Klara.

Vater —

Aushelm.

Mach kein Gerede! Geh' auf dein Kämmer­

lein; 's ist Schlafenszeit, und morgen mußt du zeitig heraus, denn dein Bräutigam kommt an, und da giebt'S viel für dich

im Haus zu schaffen. Klara.

Glaubt mir, Vater —

Aus Helm. hast.

Still! ich weiß alles, waö du einzuwenden

Hab's schon an die tausendmal angehört; aber kurz und

gut: eS bleibt dabei.

Und wenn du auch jetzt zu jung und zu

Vie Flucht.

6

albern bist, um dein Glück zu erkennen, so wird schon der Tag

kommen, wo du mir meine Fürsorge danken wirst.

Die Zeit

der Thränen wird bald vorüber sein. Nach Regen, Sonnen­ schein; und wenn die Luft vorher ein wenig abgekühlt, und

der Staub gelöscht ist, wirkt er um so erfreulicher. — Kein

Wort, sag' ich — und nun zu Bett! und daß du mich mor­ gen keine verweintm Augm sehen lastest! Klara.

Ach nein, ihr werdet morgen meine verweinten

Augen nicht sehen.

AnShelm. Klara,

So recht.

(sehr bewegt)

Gute Nacht!

Gute Nacht, Vater!

(Sie will gehen,

wendet sich dann noch einmal zurück, den Vater unter Thränen umarmend)

Gute Nacht, lieber Vater! Anshelm.

Schon gut, geh nur! (Klara geht) Wie das

Weibervolk immer gleich die Thränen bei der Hand hat, wenn es gilt, unsere Vorsätze zu Master zu machen.

Nein mein

Kind, das schlägt bei mir nicht mehr an. Deine Mutter hat zu oft mit den Salztröpfchen meine festesten Entschlüste mürbe gemacht, als daß ich nicht dagegen auf der Hut wäre. — Nun

Gott laste sie selig ruhn!

Jetzt soll mich niemand mchr irre

(ab)

machen.

Zweite Scene. Weinkeller, von einer Hängelampe erleuchtet. Tische und Bänke zu Leiden Seiten der Bühne. Im Hintergrund eine Thür mit einer

Treppe, die auswärts zur Straße führt. (Ein Küfer sitzt schlafend in einer Ecke.

Otto, Eckbert, Lütbrand steigen

die Treppe herab, letzterer den widerstrebenden Oswald mit sich ziehend)

Lütbrand.

Nur mit herein, und sperr' dich nicht län­

ger! Wir haben noch über eine Stunde Zeit, und draußen

ist's kalt.

Die Flucht.

7

Oswald. Daß ihr doch keinem Weinhause vorüber könnt! Das sagst du?

Otto.

Ich mag aber heut nicht mehr trinken.

Oswald.

Wir

könr.ten die Zeit verfehlen. Hab' ohnehin schon genug getrunken,

und ihr andern mehr als genug.

Ei was, wir sind hier ganz in der Nähe,

Lütbraud.

imb wollen schon wachsam sein.

Eine Kanne Wein wird auch

vier Kerle nicht umwerfen. Ja, wenn's bei einer Kanne bliebe!

Oswald.

Lütbraud.

Oswald.

Auf's Wort, wir trinken nicht mehr. Nun,

so mag ich nicht weiter Widerreden.

Aber wachsam, ihr Freunde! Abgemacht! — He Küfer! — ich glaube der

Eckbert.

Schlingel schläft. Küfer! Eine Kanne Wein! was Gutes, und

vier Becher!

(Sie setzen sich um einen Tisch) Gleich ihr Herren, gleich!

Küfer.

(Geht und bringt da- Verlangte) Otto.

Also geht es wirklich fort? Und nicht genug, daß

du deine treuen Kameraden verlässest, nimmst auch noch die

Weiß es Gott! wär's

schmuckeste Dirne der Stadt mit fort.

ein anderer als du, ich mißgönnt's ihm.

Ei, er thut wohl.

Lütbraud.

Soll das holde Kind in

des alten Griesgrams Hut versauern, oder des schnöden Mam­

mons willen, einem filzigen Krämer zu Theil werden? —

Frisch gewagt, Oswald! wir decken dir den Rücken.

Dank, ihr Freunde!

Oswald.

Otto. Eckbert.

Nun, auf gut Gelingen! Darauf laßt uns anstoßen!

(Sie stoßen an und trinken) Lütbraud.

Otto.

Und auf glückliche Fahrt!

Und auf fröhliches Wiedersehen!

(ebenso)

(ebenso)

aus! Darauf mußt du den Becher leeren, Oswald!

Aus,

Die Flucht.

6

Hab' nichts mehr drinnen.

OSwald.

He, Küfer, noch eine!

Eckbert.

New Eckbert; bedenke----------

Oswald.

Was bedenken? — »Bedenke dein Ende!« sagt

Eckbert. der Sprach.

Gut! hab' nichts dagegen.

Aber wenn der Wem

ju Ende geht, muß auch das bedacht werden.

Ich mag nicht wehr trinken.

Oswald.

Mei« Kopf

brermt mir, und wir dürfm nicht zn lange weilm. Otto.

Ei, wir habm «och lauge Zeit. (Küfer -ringt Wein)

Pfui, Oswald, nicht so griesgrämig! Nun,

Lütbranb. sie soll leben!

OSwald.

Ja wahrhaftig, das soll sie! Hoch!

Die Ruder». (triefen)

Hoch!

(ttinftn)

und nochmals hoch!

(ebenso)

Otto.

und

abermals:

hoch!

He Bursch, ihr habt verdammt kleines Maaß.

Heiß deinem Herrn uns was besier'S geben!

Küfer.

Der schläft längst in guter Rich.

Otto. Ei, so laß ihn schlafen bis an bot jüngsten Tag. Wir aber wollen wachsam sein, und uns mimt« trinken. Wein her!

(Küfer geht und kommt mit vier Kannen)

Oswald,

(sich während de« Reden« Immer mehr erhitzend)

Daß ihr sie kenntet so wie ich! und allen Dm Liebreiz d« sie schmückt, die Herzlichkeit,

Die Anmuth und dm sanften frommm Sinn, Die Sittsamkeit — Herr Gott, mir schwirrt'- im Kopf,

Wenn ich auf einmal ihre Tugmdm

Und ihre Reize alle dmkm will. Lütbraud.

Nun, so laß uns auf ihre Reize und Tu-

gMdm trinkm, auf jede in'S besondere, Stück für Stück! Also

zuerst: ihre Anmuch! Alle.

Hoch!

(Sie stoßen an und trinken)

Die Flucht. Und ihre Holdseligkeit!

Lütbraud. Alle.

9

Hoch!

Klara, (für»«) Ach, diese arme Dirnen sind wohl glücklich,

Die fern der Stadt in Fried' und Unschuld leben! (Sie geht zu ihnen)

Ihr Mädchen, gönnet mir ein wenig Milch; Ich bin von Durst und Müdigkeit erschöpft.

Grete,

(nicht ihr,u trink««)

soviel ihr wollt.

Marthe.

Ei, trinkt in Gotte- Namen,

DaS arme Ding! Trinkt immer zu!

Seid ihr hier auS der Gegend?

Wie Flucht.

25

Klara. Ach nem. Ich wollte, daß ich's wäre! Marthe. Sprich Grete, sieht sie nicht meiner Mrchwe Gertrud aus Mellingen ähnlich? Grete. Ei, bewahre! Gertrud hat graue Augen, und ist auch nicht so hübsch, und nicht so zierlich gebaut. Klara. Recht herzlich dank' ich euch, ihr guten Mädchen. Marthe. WolÜ chr nicht noch eins trinken? Klara. Ich habe schon zur G'nüge. Lohn'S euch Gott! Doch, seid ihr in der Gegend hier bekannt, So konnt ihr mir noch eine Gunst erzeigen. Greto. Wir sind euch gern zu Dienst. Klara. Ich bin hier im Gebirge fremd, und habe Den Weg verfehlt; der Abend rückt heran — Konnt ihr vielleicht ein sichres Obdach mir Für diese Nacht verschaffen? Grete. Ei warum nicht? Ihr könnt über Nacht bei uns bleiben. Meinst du nicht, Marthe? Sie sieht so sauber und so seelengut aus. Die Herrschaft wird nichts dawider­ haben. Marthe. Sicher nicht. Wohin wollt chr morgen früh? Klara. Wohin ? Ach, wenn ich bei euch bleiben könnte! Ich bin ein armes und verlaff'neS Mädchen. Grete. Je nun, wir wollen sehn was sich thun läßt. Wie heißt ihr, Liebchen? Klara, tnach einigem Zögern) Rose. Marthe. Ein feiner Name. Grete. Gut würdet ihr's schon bei unS haben, liebe

*te Flucht.

26

Rose; unsere Herrschaft ist gar lieb und gütig; aber es giebt

vollauf zu thun und zu schaffen, und wir müffm unS tüchtig tummeln.

Marthe.

Ja, und ihr mit euren Keinen, feinen, schnee­

weißen Fingerchen, seht mir gar nicht auS, als ob ihr tüchti­ ger Arbeit gewohnt wär't.

Und wenn auch! Mit Ernst und gutem Willen

Klara.

wird mir'S schon gelingen.

Ei, kommt nur getrost mit uns! Einstweilen

Grete.

beherbergen wir euch diese Nacht, und wenn'S geht, daß wir länger beisammen bleiben können, so soll mich'S von ganzer

Seele freuen.

Klara.

Wie soll ich euch so viel Güte bansen?

Grete.

Kommt nur, kommt geschwind.

Die AuSgebe-

rin schilt, wenn wir allzulang verweilen. (Klara nimmt ihren Mantel und ihr Bündel.

ten Seite.

Eie gehen ab nach der rech­

Pause)

(Bärbchen kommt von der linken Seite, und sammelt läng- de- Ufer-

Kräuter in ein Körbchen)

Bärbchen.

(fingt)

Wie sich die schmucken Vögelein

Aus Zweigen singend wiegen!

Ach, könnt' ich singen so wie sie, Und so wie sie auch fliegen! Dann sänge ich, dann schwänge ich Mich auf bis an die Sterne;

Die lieben Eng'lein sucht' ich auf;

Sie haben Kinder gerne.

Und wenn du auch nicht fliegen kannst, Sei drum getrost und munter! Die lieben Eng'lein kommen schon Zu frommen Kindern herunter. (Sie ist während de- Singen-, Kräuter suchend, weiter gegangen, so dass man

Die Flucht

27

den Schluß des Liedchen- nach ihrem Abgehn von der rechten Sette hört. Lange Pauie)

Lütbrand.

(hinter der Scene)

Führ' nur die Rosse nach der Meierei! Hier im Gebirg' sind sie uns doch nicht nütze. Dort bleibst du über Nacht, und wartest bis

Wir selber kommen, oder Botschaft senden. (Oswald, bleich und erschöpft, tritt, auf Lütbrand gestützt, links im Vor­ grunde auf. Kunz und noch einige Holzhauer werden während der nächsten Reden, jenseit- de- Strom- im äußersten Hintergrund sichtbar. Sie sind beschäftigt, gefällte- Holz aufzusetzen)

Lütbrand.

Komm, setze hier dich nieder! Gönne nur Ein wenig Ruhe den erschöpften Gliedern.

Du bist vom hast'gen Ritt, von inn'rer Angst, Daß wir bisher sie noch nicht aufgefunden,

Zu sehr verstört.

Im Schlosse drüben, oder

Im nahen Dorfe weilt sie zuverlässig.

In einer Stunde haben wir's erreicht,

Wenn du zuvor ein Weilchen---------

Oswald. Nein! Du sollst

Mir nicht von Ruhe sprechen.

Weiter! weiter!

Sie muß gefunden sein! Dann möge immer

Der matte Leib geknickt zusammenbrechen, Und die gequälte Seele ihm entfliehn!

Wenn ich nur weiß, daß sie geborgen ist; Wenn sie mir nur ein Wörtchen der Verzeihung —

Ach nein, das kann sie nimmer! — Doch meine bitt’re Reue muß sie sehen,

Damit die Hoffnung mich in's Grab geleite, Daß einst sie dem Gestorbenen vergiebt. Fort! fort!

Air Flucht

28

gilbt«».

Nur einen Augenblick Erholung! Du mißtraust deinen Kräften, guter Oswald; Dein Puls schlägt fieberhaft; eS wankt dein Fuß.

Die kurze Rast wird deine Kraft Mefcen.

Oswald.

Ich bin so schwach nicht, al- du glaubst. Richt Zeit vertieren.

Wir dürfen

Weiter, weiter!---------- Oh! Lütbrand.

Wie ist dir? Oswald. Kalt durchrieselt's mein Gebein —

Fluch diesem stechen Leib! und dreimal Fluch Dem siechern Geist, dem eS an Kraft gebricht,

Den schwachen Leichnam zu beherrsch«. — Wch mir! Ein Nebel hüllt mein Auge. — Halt mich, Lütbrand! (8t finkt)

Ist das der Tod? er darf's nicht sein!

Zurück!

Jetzt kann ich noch nicht, darf ich noch nicht sterb«. Nur jetzt noch nicht--------- Oh!

(St fällt ohnmächtig nietet)

Lütbrand. Himmel! Oswald, Oswald! Todt! — schrecklich! — nein, noch schlägt sein Herz! zwar

matt, —

Doch schlägt es.

Die Erschöpfung warf ihn nieder.

Ich will ihn hier auf diesen Steinen bett«. (Er legt ihn auf eine Fel-bant, und breitet feinen Mantel über ihn)

Dort unten sch' ich Leute.

Schnell hinüber!

Bielleicht kann ich ihm Hülfe schaff«. (Er eilt über den Steg zu den Holzhauern)

(Anshelm

tritt auf mtt Klaus von der linken Seite)

AnShelm. Frag' die Leute drübm nach dem recht« Weg.

®tr FluM

29

Klaus. Folgt mir nur getrost. Bin hier in diesem selben Walde von einem ehrlichen Kohlenbrenner geboren und erzogen, und kenne Weg' und Stege auf drei Meilen in die Runde. Nur immer das Wasser entlang, da kommen wir auf die Straße nach Emmingen. Anshelm, (für fid') Und wenn sie auch dort nicht wäre! Ich Thor, meinen Willen gegen ein verliebtes Mädchen durch­ setzen zu wollen! Wenn sie aber verloren bliebe! die Strafe wäre wohl zu hart. Ich hatte ja doch ihr Glück gewollt. (Lntbrand lehrt mit Kunz zurück, ohne An-Helm zu

bemerke»)

Lütbrand. Er liegt noch regungslos. Kunz. Ich will ihm ein paar Tropfen Branntwein ein» flößen.

(Sie beschäftigen sich um den Ohnmächtige»)

AushelM. (wird auf die Gruppe aufmerksam) Seh' ich recht? Ist das nicht der Bube, der mein Kind gestohlen hat? Liitbraud. Herr Anshelm! Aushelm. Ihr seid ja wohl sein saubrer Spießgeselle? Wo habt ihr meine Tochter? Liitbraud. Beruhigt euch, lieber Herr. Wir haben lei­ der bisher selbst vergeblich nach ihr umhergesucht. Seht mei­ nen unglücklichen Freund! Angst und Verzweiflung um sie haben ihn ohnmächtig niedergeworfen. Aus Helm. Hm! Ich will ihn aus seiner Ohnmacht wach schreien! Er muß mir meine Tochter wiederschaffeu. Lütdrand. Um Gott, mäßigt euch! Kuuz. Er bewegt sich. Oswald, (sich allmälig erholend) Ah! — ich lebe noch! — Hätt' ich nur erst meine Kräfte wieder, um — Gott! ihr Vater! — Herr, ist euer Kind gefunden? AuShelm. DaS frag' ich euch, verruchter Mädchendieb!

Die Flucht.

30

OSvald. Nicht? nicht gefunden? An-Helm.

Schafft mir meine Tochter!

Ähr feid'S, der sie geraubt hat. Oswald. Hätt' ich das!

Dan« wär' sie mein; dann hielte sie mein Arm; Dann sollte keine Macht sie ihm entwinden. Ach! schlimmeres hab' ich an ihr verübt;

So schnöde Unthat, daß die strengste Buße, Daß selbst mein Blut sie nimmer tilgen kann.

AnShelm.

WaS sagt ihr? OSwald.

Hört, und schaudert, und dann laßt mich All' turnt Grimm, all' eure Rache treffen! Verhöhnt mich, flucht mir, foltert mich zu Tode!

Ähr könnt so harte Strafe nicht ersinnen,

Als mein Vergehm fordert.

Nicht mit ihr

Bin ich entflohen — nein!

Erst hab' ich sie

Zur Flucht beredet, und indeß sie, ganz Auf meine Liebe bauend, meiner harrte,

Lag ich dem edeln Werk des ZechenS ob.

Und waS von Lieb' und Ehre in mir lebte,

Ersäufte ich im Wein, und zahlte dann Mit meiner Liebsten Ruf und Lebensglück Die Zeche. — Nun, was meint ihr dazu? (er sinkt auf die Bank zurück)

Anshelm. Himmel!

Vie Flucht.

31

Oswald.

Ihr schweigt? Ihr weint; seht mich bedauernd an ?

Und seid ihr Vater! Wahrlich wenn ihr nur Für sie dm zehnten Theil der Liebe fühltet, Die meine Brust noch jetzt für sie durchglüht, Nachdem ich so nichtswürdig sie verrathm,

So hättet ihr den Buben, der sie täuschte,

Mit euerm Fluch zermalmt. Lütbraud. Sei ruhig, Freund! Anshelm. Ich mag nicht richten.

Schuldig wie ihr seid,

Weiß ich mich selbst doch nicht von Vorwurf frei. Schafft mir mein Kind! Sonst fordr' ich nichts von mch.

Schafft mir mein Kind, und habt ihr sie gefunden, So mag sie euer sein, wenn sie es will! (Barbchen kommt gesprungen, Klara'- Schleier in der Hand)

Vater, Vater, wo bist du? Sieh was ich

Bä röchen.

gefunden! Kennst du den Schleier wohl? Bei meiner armen Seele, das ist unsrer Toch­

Klaus.

ter Schleier. Oswald,

(hastig und zitternd)

Wie

kommst

du zu dem

Schleier, Mädchen? Ich suchte Kräuter dort unten am Ufer.

Bärbchen.

Da sah ich ihn auf dem Waffer schwimmen; ein Dornstrauch

hielt ihn fest, und ich konnt' ihn erfassen.

Der schöne Schleier!

wie er naß ist und zerrissen! Am Ende halt' ich doch recht,

Baier, daß die Jungfrau eine Wassernixe war. Oswald,

(kaum der Sprache mächtig)

Lütbraud.

Im Waffer, sagst dll?

Was ist das für eine Jungfrau, von der

die Äleme spricht? Kunz.

Ei, als ich unlängst mit dem Kinde hier vor»

Dir Fischt.

32

überging, da stand ein schöne» bleiche» Mädchen, dm Schleier hier auf de» Haupt, dort auf de« Gestein am Ufer, und -starrte in dm Strom hinab.

Ich rief ihr

Acht zu ha«

bm, daß sie nicht ««»gleite; und ging meine- Weges.

Sie

mag doch wohl verunglückt fei«; vielleicht auch — sie sah so bekümmert aus, und der Unglückliche wmdet sich gar leicht von

Gott, wmn er glaubt, daß Gott sich von ihm gewendet habe. Oswald,

(wie ob«», für fich)

Im Wasier! Ertrunken —

ertränkt — gleichviel! Ich, ich ihr Mörder!

AuShelm.

Todt! mußt' es dahin kommm! oh mein

Kind! Kuuz.

Euer Kind?

Eine hatte Prüfung, Herr! Ist

sie hinabgestürzt, so ist sie auch verloren; der Strom ist allzuwild und reißend.

Oswald, (dumpfvor fich -in. Wenn ihr dir Treue bräch't — ihr bräch't mein Herz! viirdchen.

War das schöne Wafferfräulein eure Toch­

ter? und ist nun todt? — Kommt alter Herr, wir wollen

»ach ihr suchm; und wenn wir sie gefunden habm, st« auf

unserm Kirchhof, unter dm Fliedersträuchm begrabm;

und

ich will Blumm auf ihr Grab streuen, und so herzlich wei­ nen, wie auf meiner Schwester Anna Grabe.

AuShelm.

DaS Kind mahnt uns an unsre Pflicht.

Laßt uoS stromabwärts gehm, imd sie fuchm! Oswald,

(steht auf. Irr' umherblickrnd,

Zurück!

laßt mich

allem zu ihr!

AuShelm

Lütbraud. OSwald.

WaS ist euch? Oswald! was hast du? wohin willst du?

Hinab, hinab zu ihr! Dott unterm Wasier

«es des Stromes Grund — da harrt sie mein; dort sind wir ungestört.

Bringt den asten Mann bei Seite! der ist

unsrer Liebe gram, und lauert mir auf allen Weg« auf.

33

Vie Flucht.

Llitbrand. Komm zu dir, Oswald, gieb mir deinen Arm! An-Helm. Haltet ihn! er redet irr'. Oswald. Zurück! sag' ich. Wer wagt eS mich zu hal­ ten? Hört ihr? die Stunde schlägt. Soll sie zum zweiten­ mal vergebens auf mich harren? Hörst, wie sie leise ruft: Oswald! Oswald! (@r geht mit schwankendem Schritt auf den Strom zu) Ruhig Liebchen, ruhig! — ich komme schon — ich komme — (Er sinkt zusammen)

Lütbraud. Weh', er ist von Sinnen. WaS beginn' ich mit ihm? Kunz. Geh' Bärbchen, rufe Thoms und Joseph her­ über! (Bärbchen geht über den Steg zu den Holzhauern) Sie sollen ihn nach Emmingen auf's Schloß tragen. Die Gräfin Elsbech ist eine gütige und fromme Dame. Dort wird er Pflege und Hülfe finden. (Bärbchen kommt mit zwei Holzhauern zurück, Kunz redet leise mit ihnen) AaShelm. lz» sütbnnt) Doch Herr, sobald ihr euer» Freund dort untergebracht habt, müßt ihr mir helfen mein Kind suchen. Den Dienst dürft ihr mir nicht versagen. Lütbraud. Verlaßt euch darauf. AuS-elm. Damit ich doch des dürftigen Glücke- nicht entbehre, sie noch einmal in meine Arme zu schließen — wen« auch als Leiche. Lütbraud. Armer Vater!

Oswald,

(halb im Tram»)

Wenn ihr die Treue bräch't — Ihr bräch't mein Herz. Klara.

Die Stimme — diese Worte — (Sie tritt ihm zitternd näher; dann aufschrelend>

Ihr Himmelsmächte!

Oswald! (Sie hält stch zitternd an einem Sessel>

Vir Flucht. £6tofll6.

41

kcrwacht, und richtet fich auf dem Lager auf)

Rief mich wer? —

Wo bin ich hier? — Wie bin ich hergerathen?

Ich habe lang' geschlafen, wie mir däucht; Geträumt — von ihr geträumt, die — still davon!

Ich darf daran nicht denken — kann nicht denke«! Mein Hirn ist auSgebrannt; mein Herz allein

Zuckt noch in bangem Krampf.----------

Dir ßtbtnbrx ,o» Ctrael.

53

Die Brust scheint fich zu hebe».

(Etc hält Marfilla eia L»ch»chen unto die 9lafe> So.

Er athmet!

Marstlla. Ah! Zulima. Er bewegt fich!

Marstlla.

Welch ein Strom von Licht Dringt auf mich ein! Er blendet mich.

Zulima.

Entwöhnt

Ward er des Tageslichts im tiefm Dunkel.

(©i< schließt die Fenftervorhänge) Marstlla. DaS ist kein Stein — ich ruhe auf einem Bett.

Bin ich nicht mehr im Kerker?

Zulima. Sich, er hat fich Gewandelt zum Palaste.

Marstlla. Wie erklär' ich ... ?

Wie, Herrin — soll ich es begreifen? Sprich, Wie ist dies zugegangm? Zulima.

Du warst Sllav,

Und bist jetzt frei und reich. Marstlla.

Frei sagst du? Frei? Barmherziger Gott! Wem dank' ich diese Gunst? Zulima.

Wer anders als die Königin Valencia'-

Hat dich so frmdig überraschen tonnen? Bon ihr bin ich gesendet um für dich Zu sorgen, dein zu pflegen, jede Trübsal Dir fern zu halt«. Marsilla. Und wer bist du? Znlima.

Ich Bin ihre Freundin, bin die Tochter MervanS Des Tapfem. Marsilla. MervanS? (beiseit) Ha, was fällt mir ein! Znlima. Was suchst du so erschrocken? Dieses Tuch? Marsilla. (beiseit) Wenn sie davon erfährt, bin ich verlor«. Znlima. WaS ist mit blutigen Zügm drauf geschrieben? Marsilla. Dem Könige gehör« diese Worte. Anlima. Er ist nicht hier. Marsilla. 9hm denn, der Königin. Laß baldigst meine Retterin mich seh«, Um Gottes teilten bitt' ich dich. Znlima. Bald wirst du Sie, deine Herrin, sehn. Sei ohne Furcht, Vergiß der Pein die du erlitt« hast; Dir thut Erholung jetzt, thut Stärkung noth.

Die Liebenden von Teruel.

Marsilla. Der Himmel mag mit seinen besten Gaben

Den edelen Herzen lohnen, die voll Huld

Sich des Verlaffenen erbarmen.

Ewig

Bleib' ich Zulima dienstbar, bleib' es dir.

Des besten Gutes Werth wird noch erhöht Wenn es die Schönheit spendet. — Gestern, ja

Noch heut — was war mein Loos? In enger Höhle

Des Lichts, der Lust entbehrend zu verschmachten;

Auf feuchtem Stroh, von ungesunden Dünsten Betäubt, das Haupt auf hartem Stein gebettet Dahin zu siechen! Jetzt — wenn ich nicht träume,

Nenn' ich das Licht, das Lebm wieder mein!

Die Hoffnung mein, sie wieder zu erblicken Die grünen Ufer des Guadalaviar!

Ich sehe wie in seiner Haren Flut Die weißen Thürme Teruels sich spiegeln!

O nimmer weiß die edle Maurenfürstin Welch hohes Glück durch sie zu Theil mir wird.

Znlima. Der Antheil, den sie deinem Schicksal weiht,

Giebt ihr ein Recht auf dein Verttau'n.

Sie will

Daß du genau von allem mir berichtest

WaS dich betrifft.

Wir haben Grund zu glauben

Ramiro sei dein rechter Name nicht. Marsilla.

Diego de Marsilla ist mein Name Und meine Heimach Teruel, vor kurzem

Ein Flecken nur, jetzt eine mächtige Stadt.

In wildem Krieg erstanden sind die Wälle, Gekittet mit dem Blute der Erbauer. — ES mußte Gottes Wille sein, zugleich

55

56

Vir fttbtnbttt oo« Trrort.

Mit mir ein weiblich Wesen jn erschaff«,

Dem er mit mir dieselbe Seele lich,

Und daß er sprechet: Lebt tttfb littt einander! Als Muster reiner Liebe uns gebäbet. Am fetten Tage und zur fetten Stunde

Erblickt« Isabel und ich das Licht. 3m zart« KiudeSaKer schon vereinte

Die Litte uns, sobald wir uns geschn;

Ja eh' wir uns geschn,

D« KickwrherM

War vor dem Dasein Litte etngepflanzt.

Blind für die Wckt, die eS für «ns nicht «ar. Wie fühlt« wir uns reich an Glück und Fried«!

Doch nimmer banernb ist bet Liebe Glück! Znltma.

So gleichgestimmte Neigung sollte hoch

Nm Glück verheißen. Marstlla.

Sie ist reich, ich arm. Znltma. (6. Anlima. Und wer ist der Verräth« d« eS wagte?

Marfilla.

Derselbe Mervau den du Baler nanntest.

DaS ließ mich schweigen, und d« AuSgang konnte Verderblich sür dich werden, wen« dein Zorn Nicht loögebroche» wär' und mir enthüllte .... Zalima.

Allein wie ward dir die Verschwörung kund? Marsilla. DeS engen Kerk«S Thüre zu zerbrechen

War gestern mir gelungen; ich durchirrte

Die Gänge. — Stimmen hört' ich und ich lauschte. Treulose Diener waren eS, die sich

Versammelt hatten, Mervau an der Spitze. Ich hörte daß der König heut zurück Erwartet w«de, welch Geschick ihm drohe:

Da fasi' ich den Entschluß ihn zu erretten

Und so mir meine Freiheit zu «w«ben. Mit Hülfe eines Nagels schreibe ich

Mit meinem Blut auf dieses Tuch die Kunde

Von dem Verrath und wie « zu »«titeln.

Ich wollte es dem Korbe anvertraue» Der heute früh mir Nahrung brachte.

Ab«

Ich fühlte bald von Schlafsucht mich befangen, D« ich zu wid«stehen nicht »«mochte. — Mit Staunen wacht' ich auf, dem K«k« fern. Heiß' deine Wachen nahen; laß ein Schwert

Mir reichen und wir trotzen dm V«schwornm!

(Osmln kommt) LsmilU Gebieterin!

61

62

Die Liebenden »o» Ternel. Z»llMa. (tetsett)

Ein Späher! Rarsill«. Was ist das? OSmia.

Erschrick nicht, Herrin! Dich verderben könnt' ich,

Allein ich will dich retten.

Anlima. Du?

D6mtn.

Der König Ist nahe.

Znllma. (tdftti) Mißgeschick!

Dentin.

Weißt du, daß Mervan Sich wider ihn und dich verschwor« hat? So schwebst du jetzt in doppelter Gefahr:

Der Hmker hinter dir, vor dir der Aufruhr! Zulima. Dein Wort erschreckt mich nicht.

Noch giebt eö Männer

Die kühnm Muthes mich vertheidigen.

D6min.

Wir alle sind zum Kampf für dich bereit,

Wmn den Gefangnen du von dir entfernst.

Anlima. Wer wagte mir Gesetze vorzuschreibm? Stimmen,

(hinter der Gerne)

Tod dm Thrannm l

Rarsilla. Keine Worte mchr!

Zu handeln ruft unS die Gefahr.

Ein Schwert!

63

Vie Liebenden von Trrnel. (Arhel und maurische Krieger kommen)

Adhel.

(Marstlla ein Schwert reichend)

Hier nimm und komm! Sie stürmen schon daS Schloß. Zulima,

«beiseit)

Jetzt zu der Schaar die Za8n hergeführt! (Sie eilt nach der Pforte im Hintergründe, die sie öffnet. Man erblickt einen Haufen Bewaffneter)

Adhel.

Osmia.

Verrath! Maurische Soldaten.

Verrath!

Zulima. Hieher zu mir, und rächt

Ein schwer gekränktes Weib! Tod ihnen allen!

Die fremden Krieger. Tod ihnm allen!

Adhel, OSmiu und maurische Krieger.

Tod den Hochverräthern! sNampf)

Wie JGtbmbea wn Ternet.

64

Zweiter Mkt. Gemach im Hause Don Pedro« d« Segura. (Don Pedro sitzen».

DoUa Isabel hat ihm so eben fein Schwert lotge«

gürtet nn» legt e» auf einen Tisch)

Pedro.

Laß gut feie, Kind!

DaS ist Sache meiner

Schildknappen. — Auch die Sporm? Isabel. ES macht mir so viel Freude mch zu bedienen

nach so langer Abwesenheit. Pedro.

D« bist mir keinen Augenblick ans dem Sinn

gekommen, so lang ich in Monzon war.

Ich bin mit Don

Rodrigo de Azagra dort gewesen um unfern jungen König gegen die ÄNfanten zu vertheidigen, die ihm die Krone strei­ tig machen, aber inmitten all' der kriegerischen Bewegung hab'

ich immer an mein liebes Kind gedacht das ich in Teruel

so traurig zurückgelafsen hatte.

Doch wahrlich, ich finde dich

bei meiner Heimkehr nicht fröhlicher. Isabel. Pedro.

Geliebter Vater! Freilich kenne ich den Grund, und da ich lei­

der kein Mittel weiß ....

Isabel. Pedro.

Woran mahnt ihr mich! Da deine fromme Mutter eben abwesend ist —

wahrscheinlich dankt sie Gott an heiliger Stätte für meine glückliche Heimkehr — will ich dir ein Ereigniß mittheilen,

defien ich in ihrem Beisein nicht erwähnen mochte.

Ich habe

euch gesagt, mir sei in Monzon nichts erhebliches begegnet.

Dem ist nicht so. fahr gewesen.

Deines Vaters Leben ist in großer Ge­

Air Liebende« von lernt!.

65

Isabel.

Was sagt ihr?

Pedro.

Du hast mich vielleicht einmal eines Ritter­

erwähnen hören, Namens Reger de Lizana.

Isabel.

Nicht?

Vom Tempelorden.

Ja wohl, er war Templer.

Pedro.

Roger, ein unge­

stümer leidmschaftlicher Mann, von Neue über ein unbekannt

gebliebenes Verbrechen verzehrt, hatte den Verstand und den Gebrauch der Sprache verloren.

Da jedoch sein Wahnsinn

friedlicher Art war, so hatte man ihn frei umhergehen lasten.

Eines Tages nun dringt er wüthmd in mein Gemach, schließt die Thür ab, wirft die Schlüffe! durchs Fenster und stürzt

auf mich los, indem er in kaum verständlicher Weife kund

giebt, einer von uns müffe auf dem Platze fein Leben lasten. O mein Gott!

Isabel. Pedro.

Er war ohne Waffm und die meinigen waren

nicht zur Hand.

Roger, durch lange Krankheit geschwächt,

war eigentlich kein furchtbarer Gegner; aber seine tolle Wuth lieh ihm unerschöpfliche Kraft.

war entsetzlich.

Der Kampf war grausam,

Zehn, zwanzigmal hatte ich seinen Nacken

unter meinen Füßm; zwanzigmal raffte er sich wieder auf und griff mich mit größerer Hartnäckigkeit an.

Ich war ge­

zwungen ihm hundertfach den Tod zu geben, ihn zu erdrücken,

zu zermalmen.

Endlich auf mein anhaltmdeS Rufm kam

Don Rodrigo dein Verlobter herbei, und erbrach die Thür.

Lsabel. Ah! Pedro. Ja fernen

Hände» ließ ich mein Opfer und

eilte entsetzt von dannen. Meine erste Empfindung trieb mich dem Herrn meinen Dank für die Erhaltung meine- Leben­ darzubringen.

Bald darauf — glaub' eS mir — kam mir

der Gedanke ob eS nicht bester gewesen, wäre ich unter den

Händm de- Wahnsinnigen geblieben.

Denn wahrlich e- war

unklug von mir, daß ich Don Rodrigo deine Hand versproGoldschmidt, Schauspitl«.

6

Vie Liebend« von Teruel.

66

chm hatte, ohne dich vorher zu befragen.

Mein Tod hätte

dich der Verpflichtung enthoben. Ach Vater! Ihr fürchtet nicht dem Tod die

Isabel.

Stim zu bieten, und dennoch fehlt euch der Muth ein Wort zurückzunehmen.

Pedro.

Ich bin meines Wortes Sklave, denn ich bin

Ritter.

(Teresa kommt) Teresa. Pedro.

Seüor, ein Besuch. Heut will ich im Kreise der Mein« auSruhen.

Morgen mag ganz Teruel komm«, meine Ankunft zu be­ grüßen.

Teresa.

Wohlgesprochen! Als hättet ihr geahnt, der

Besuch sei kein erfreulicher.

Denkt nur, eS ist Do» Marti»

de Marsilla.

Pedro.

Marsilla? Laß ihn näher trete»!

Vor dem

Feind, der zu mir kommt, verläugne ich mich niemals. Teresa.

Lieber Himmel!

Wozu feint» Feinden die

Thür öffnen?

(Teresa ab)

Petro.

Geh zu deiner Mutter, Isabel!

Isabel,

(beiseit)

Iu sie allein setz' ich meine Hoffnung, (ab)

Petro.

Er wird wolle» daß wir jetzt dm Handel auS-

fechtm, der bei meiner Abreise zwischm u»S mtstanden war.

Ab« « hat seitdem lange krank danieder gelegm und ist wohl kaum geneset. Er muß erst wird« bei voll« Kraft sei», ehe

sich uus«e Schwert« krmzm dürfen.

(von Matti» de Marfllla tritt auf) Marti».

Don Pedro de Segura seid Willkomm«!

Vie Liebenden von Teruel.

67

Pedro. Und ihr, Don Martin Garcvs de Marsilla, Seid mir gegrüßt! Nehmt, bitt' ich, einen Sessel!

(Don Martin seht sich. Don Pedro will sein Schwert vom Tisch nehmen) Martin.

Laßt euren Degen, bitt' ich! Pedro.

(fy

WaS ist nur der Frau

Zu Kopf gestiegen? — Ja, ich weiß es wohl, Der Teufel der sie plagt heißt Eifersucht. Gräfin.

Hier nehmt! Bestellt mir schleunig diesen Brief.

Francisco. An wen?

Gräfin. Die Aufschrift sagt's. Francisco,

(fit bttta^tenb)

Ah so.

Gräfin. Doch eiligst;

Ich warte hier.

Francisco. Ich laufe waS ich kann.

(eiligst ab>

Gräfin.

Wir wollen sehn ob diesmal . . . Doch mein Gott! WaS habe ich gethan? Wohin hat mich

Ein Freund am Hofe.

359

Mein blinder Zorn gerissen? Orendana So auszusetzen? Nein, das darf nicht sein.

Ich will . . . Francisco, kommt zurück! Francisco! (Sie tritt zur Thür hinaus, aus der Francisco gegangen)

Er hört mich nicht ... er ist so schnell gelaufen. Er muß zurückgerufen werden. (Sie eilt wieder nach der Klingel an der Hinterwand. In demselben Augen­ blick sieht sie Clara aus ihrem Zimmer treten)

Himmel!

Ob sie das ist? Ich muß dahinter kommen. Clara,

(beiseit)

Don Aquilino ist nicht hier .... (laut) Senora, Verzeihen Sie....

Gräfin. (beiseit) Selten schön!

Senora!

Clara. Ich glaubte . . .

(sie will gehen)

Gräfin. Bleiben Sie!

Clara,

(beiseit)

Wer mag sie sein?

Wie sie mich anschaut!

Gräfin. Fürchten Sie sich vor mir?

Clara. Nein; vielmehr flößt so hohe Schönheit mir Vertrauen ein.

Gräfin,

(beiseit)

Wie geht das zu?

Mein Zorn

Verstummt, entweicht in ihrer Gegenwart.

Ist es ihr reiner unschuldsvoller Blick? (laut)

So finden Sie mich schön?

Ei» Freust am Hofe.

360

Clara. Ja sehr.

Gräsia. Ich danke Ihnen. Clara.

Wmn Sie gestatten ....

Gräfin.

Gehen Sie nicht fort. Mehr als Sie glauben freut mich'S Sie zu sehn.

Auch Sie gefallen mir durch Schönheit, Anmuth . . .

(Beiseit)

Nur allzusehr! Clara. Senora, darf ich misten

Wer mir so freundliche Gesinnung zeigt? Gräfin.

Ich bin ... . Sie sollen später eS erfahren. Clara.

Verzeihen Sie, wmn meine Frage Ihnen Nicht ziemlich scheint.

Gräfin.

Ich habe kein Geheimniß; Allein bedenken Sie, daß Ihrer Frage Die gleiche sich entgegenstellm läßt.

Clara. Ich . . . Gräfin.

Ihr Erröthen würd' eS mir bekmnm, Wenn ich nicht wüßte wer Sie sind.

Clara.

Wer konnt«

Es Ihnen sagen?

Ein Freund am Hofe. Gräfin. Der Geliebte, der Sie Hieher gebracht. Clara.

Sie irren.

Diese Worte

Bezeugen, daß Sie mich nicht kennen.

Gräfin.

Ist Don Gabriel de Solis nicht Ihr Bruder? Clara.

Sie wissen . . .? Gräfin. Mehr als das.

Ich weiß daß er

In diesem HauS verborgen ist. Clara.

Mein Gott! Gräfin,

(beiseit)

Ich hab'S errathen! Clara. Doch wie haben Sie . . .? Gräfin.

Mir sagt' es Don Gonzalo. Clara. Don Gonzalo?

Gräfin. Ja, Ähr Geliebter.

Clara. Sie bestehn auf Ihrem Irrthum; Allein ich muß . . .

Gräfin.

Sie haben keine Ursach Zu zürnen, daß ich Ihrer Lieb' erwähne.

361

Sin Freund am Hofe.

362

Kein Tadel ist es Liebe einzuflößen Für den der ihrer werth ist so wie Sie. Daß Ihre Neigung, rein und unschuldsvoll, Dem Mann sich zugewendet der Sie schon

Als Kind gekannt, geliebt — deswegen kann Sie

Kein Vorwurf treffen; Sie kann es nicht kümmern, Wie schmerzlich einer andern liebend Herz

Dadurch verwundet wird.

Clara.

Ich bin erstaunt Ob Ihrer Worte, und bin zweifelhaft,

Senora, ob ich Sie als eine Freundin, Ob ich als Feindin Sie betrachten soll. Nachdem Sie aber soviel von mir wissen,

Wär's thöricht toeiut ich leugnen wollte, daß ich

Schon als ein Kind an Orendana hing; Daß dies Gefühl mir selber unbewußt Sich mehr und mehr in meiner Brust entfaltet;

Daß ich mich süßen Hoffnungen ergab;

Vom ewigen Bund zwei treuer Herzen träumte —

Indessen seine Liebe minder fest Sich einer anderen entgegenneigte.

Gräfin. Wie?

Einer andern?

Clara.

Deß bin ich gewiß,

Ob ich sie auch nicht kenne.

Dies nur konnte

Ihn, meiner bittern Thränen nicht gedenk, Drei lange Jahre mein vergessen lassen. Gräfin.

Vergessen?

Sin Freund am Hofe. Clara. Ja. Gräfin. Und in der Trennungszeit? Clara.

Hab' ich kein Wort von seiner Hand erblickt. Gräfin.

Doch seit Sie hier sind . . . Clara.

Habe ich ihn nur

Ein einzig Mal gesehn.

Gräfin. Ein einzig Mal? Clara.

Er zeigte Güte, zeigte Freundlichkeit,

Doch Liebe nicht. Gräfin.

Jetzt aber, Ihnen nah, Wird er gewiß die alte Lieb' erneuen.

Clara.

Erneu'n? Und ich soll reisen!

Gräfin. Wann?

Clara. Schon morgen. Er wünscht eS so.

Gräfin. Er?

Wag' ich es zu glauben?

Wenn dem so wäre! Clara.

Ja.

Ich werde gehen

Weil er es will, wie auch das Herz mir blute'

363

Ein Freund em Hofe.

364

Gräfin.

Er liebt Sie nicht? Wär's möglich? Sagen Sie ES noch einmal!

O täuschen Sie mich nicht.

Ja aus Barmherzigkeit — wenn dem so ist,

So laste» Sie eS mich noch einmal hören. Clara. Wie deute ich . . .? Gräfin. Er liebt Sie nicht?

Clara. Ich sehe

Sie außer sich.

Wie soll ich ... ? Jetzt versteh' ich . . .

Sie lieben ihn!

Gräfin. Ich?

Und wer sagt'S? Clara. Ich seh' es,

Da 's zu verbergen Ihne» nicht gelingt.

Gräfin. Ja! ja, ich lieb' ihn! Die mich verzehrt.

Und mit einer Liebe

Mein Herz schlägt nur für ihn!

Ja, ich bin Ihre Nebenbuhlerin! Clara.

Oh!

(Sic bedeckt ihr Gesicht mit den Händen und seht sich zitternd) Gräfin.

Dieses Wort hat Sie erschreckt, erschüttert;

Sie sehen mich mit Haß und Abscheu au. Clara.

Nein; doch ich fühle mich von Schmerz durchbebt. Gräfin.

Wie? hasten Sie mich nicht?

Sin Freund am Hose.

365

Clara. Warum nur sollt' ich'S? Kann Haß die Thränen stillen die ich weine?

Kann Haß mir seine Lieb' erwerben? Nimmer!

Sie aber Haffen mich, das sagt Ihr Blick.

Gräfin.

Ich möcht' es.

Doch vor Ihren Worten weicht

Der Haß, und Mitleid ist es was ich fühle.

Clara. Ja schenken Sie mir Mitleid! Ich verdien' es.

Wie viele Leiden hab' ich nicht erduldet!

Wie viele Thränen hab' ich nicht geweint! Ich wußte meine Liebe unerwiedert —

Doch wie ich rang, im Ringen wuchs die Glut Die ich ersticken wollte. — Neu erstand Die Hoffnung die ich schon erlebtet glaubte,

Als ich ihn wiedersah, und wohl auf's neue

Der Täuschung bunte Schleier um mein Haupt Sie sind gefallen — und die Wahrheit schaut

Mich traurig an!

Ich werd' es tragen.

Ja,

Ich werde lernen meinen Schmerz beherrschen,

Weiß ich Sie seiner würdiger als ich. Hab' ich doch andres nicht als meine Liebe

Was ich ihm bieten kann.

Wie wagte ich

Mich in die Schranken gegen Sie, wenn Ihnen Sein Herz geweiht ist? Nicht allein der Glanz Der Schönheit ist es der Sie schmückt: der Adel,

Die Hoheit Ihres Wesens lassen mich

Vermuthen daß Sie nah' dem Throne stehen. Ihn fördern können auf der Bahn des Ruhmes,

Mit Schätzen, Ehren ihn begaben können

Wenn ihm sein Glück an Ihrer Hand erblüht:

Wie sollte da ich Ihnen nicht verzeihen Daß Sie ihn mir geraubt? Gräfin,

(beiseit)

An meiner Hand! (laut) Sie könnten wirklich — könnten ohne Groll Und Bitterkeit. . . .? Clara. Ich liebte ihn ja nicht Wenn sein Glück mir nicht höher gälte als meines. Weiß ich ihn wahrhaft glücklich, wird auch mir Ein Strahl des Glückes leuchten. Ist mein Leid Doch nicht unheilbar. Denn ich kann — ich werde Um einen bessern höhern Gatten werben. Und wenn in stiller Zelle mein Gebet Zum Himmel steigt, so wird es seinen Segen Auf Ihrer Ehe Bund herniederflehu. Gräfin. O schweigen Sie! Sie ahnen nicht wie weh Mir Ihre Worte thun, wie sie mein Herz Gleich spitzen Dolchen treffen. — Meine Hand Ihm reichen! In der Ehe Bund das Glück Der Gattin kennen! Alles, alles gäbe Ich dafür hin! Doch eitle Träume sind daö! Die Hand ihm reichen! Wissen Sie ob ich Es kann? Nein nein, ich kann es nicht. Die Scheidewand, uns von der Welt, von Gott Gefetzt — ist unzerstörbar, heilig, ewig — Ist furchtbar! So erfahren Sie . . . doch nein! Sie sollend nicht erfahren. Rein und schuldlos Äst Ihr Gemüth, und nicht verscherzen mag Ich Ihre Achtung die ich gern gewönne. Biel dankt mir Orendana, das ist wahr;

Ein Freund am Hofe. Mein Leben hab' ich ihm geweiht; die Ehren,

Die Aemter, Güter, ihm zu Theil geworden.

Die hohe Stellung die er eingenommen — Dies alles dankt er mir und meinem Wirken. Sein Glück zu mehren war ich stets bemüht

Und bin es noch — und habe eben jetzt

Ein Gut für ihn, ein höchstes Gut gefunden. Dies Gut, in dem die besten Gottesgaben,

In dem sich Schönheit, Tugend, edler Sinn Bereinigen — dies höchste Gut — sind Sie! Clara.

Seilora . . .

Gräfin. Seien Sie Gonzalos Gattin! Clara.

Was sagen Sie da? Gräfin.

Soll ich mich von Ihnen An Großmuth überbieten lasten?

Ich

Bin's die sich opfern muß; drum nehmen Sie Ihn hin!

Denn Sie verdienen ihn, nicht ich.

Vielleicht vergüte so ich eine Unthat

Die ich begangen habe gegen Sie, Die Sie nicht kennen! — Ach! ich weiß gar wohl

Welch herben Schmerzen ich entgegengehe; Doch mach' ich Ihre Worte zu den meinen:

Sein Glück ist's was mich trösten wird, und Segm Werd' ich von Gott für Ihren Bund erflehen.

Clara. Sie sehen mich verwirrt, beschämt.

Ich weiß

Nicht was ich sagen, was ich thun soll.

367

Em Freund am Hofe.

368

Gräfin.

Kommen Sie in die Arme einer Freundin! (Während fit «inander umarmt halten, tritt Don Gonzalo auf dem Äabintt

und bleibt erstaunt stehen)

Gonzalo. Was ist da«? (Don Aquilins

kommt eilig ohne die Frauen zu bem«r0m)

Aqnilino. Freund, Neuigkeiten! Eben schreibt mir Lope

Ich möchte heimlich SoliS ....

Gonzalo. Leise! Siehst du nicht. .?

Aqnilino. WaS sehe ich! (leis«) Jedoch . . .

Gonzalo,

(ebenso)

WaS ist's mit SoliS?

Aqnilino. Ich soll ihm heimlich dieses Schreiben bringen. Gonzalo. Wohl, bring' es ihm. Aqnilino. Ich laufe, (beiseit) Und die beidm

Beisammen! Eng umarmt! Das Haus fällt ein! Gonzalo.

Verwundert steh' ich da.

Gräfin. Worüber?

Gonzalo. Diese Umarmung . . . .

(ab>

Gräfin. Wundert Sie? Und soll ich Ihre Verwandte nicht umarmen? Gonzalo. Ah! ... ja freilich. Gräfin. Wie ist's mit der Verwandtschaft? Eine Muhme? Wie? — Oder eine Nichte? Gonzalo. Eine Muhme Doch in entferntem Grade. Gräfin. Ich muß lachen. Gonzalo. Senora .... Gräfin. Immer Heimlichkeiten! Dennoch Ist alles mir bekannt. Gonzalo. Wie? Gräfin. Dieses Mädchen Ist ... . Gonzalo. Wer? Gräfin. Muß ich es sagen? Dona Clara, DaS Schwesterchen .... Gonzalo. O Gott! Und konnten Sie So unvorsichtig sein? Clara. Ich? Und Sie selber haben 24 Goltvschnndt, Schauspiele.

Bon meinem und von meines Bruders Hiersein Sie unterrichtet. Gonzalo. Wie? Clara. S» sagte sie. Gonzalo. Sie täuschte Sie. Clara. Ist'» möglich? Gonzalo. Ha, der Arglist, Die Sie mit süßem SchmeichAwort m's Netz Zu locken wußte! Clara. Zürnen Sie ihr nicht. Sie meint es gut mit mir und liebreich hat sie Mich an ihr Herz genommen. Gonzalo. Ihr Umarmen Gleicht dem der Schlange die, als wär's im Spiel, Die glatten Ringe um ihr Opfer schlingt, Und dann verderbenbringend enger sie Und immer enger anzieht. Gräfin. Don Gonzalo! Gonzalo. Wie sich die Zukunft mir gestalten möge, Wir sind getrennt, Senora, sind's auf immer. Der Nebel ist von meinem Blick gewichen; Erkannt hab' ich wie unheilvoll der Weg Den ich bisher gewandelt, und wie nichtig

Ein -Freun- am Hofe.

Der Glanz den ich erstrebte. Dieser Engel Geleite mich fortan, wenn er mir liebend Die Hand zum Gang durchs Leben bieten will. Sein Sie mir hold Clarita! Wenn Sie mir Ein guter Genius zur Seite bleiben, Wächst mir der Muth und meine schwache Kraft Erstarkt an Ihres Blickes Sonnenreinheit. — In diesem Hellen makellosen Spiegel Beschauen Sie sich, Gräfin, und Sie werden Vor Ihrem eignen Bild erschrecken. Gräfin.

Wohl, Und wenn ich, statt dem harten Wort zu zürnen, Die Regung falschen Stolzes niederkämpfend Gestehe, daß ich hier vor diesem Bilde Der Unschuld und der Demuth, das so plötzlich In vollster Klarheit mir entgegentrat, Mich tief beschämt gebeugt? — Ja Don Gonzalo, Ein Kleinod ist sie, wie ich kein's gefunden Und keinen kenne werth es zu besitzen. Gonzalo.

Sie hätten ihren Werth erkannt? Und haben Sich dennoch sie zu täuschen nicht gescheut? — Mich aber täuschen Sie nicht mehr, und wenn Sie Auch listig dies Geheimniß ausgeforscht, So werde ich zu hindern wissen, daß Sie Es zum Verderben meines Freundes nützen. Sie kommen nicht von hinnen eh' ... . Gräfin.

O Himmel! Verzeffen konnt' ich . .? Was hab' ich gethan! — Ich bin mir selbst ein Grauen!

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Ein Freund am Hose

Clara.

Großer Gott! Gonzalo. Erklären Sie ....

Gräfin. Ich hatte kaum erfahren Wer hier versteckt war — ach ich hatte sie Noch nicht gesehn, gesprochen .... Gonzalo. Weiter! Gräfin. Als ich In blindem Zorn — im Wahnsinn — es berichtet. Gonzalo. Ruchloses Weib! Clara. O all' ihr Heiligen! Gräfin. Ja fluchen Sie mir, ich hab' es verdimt. Gonzalo. Sie konnten .... Gräfin. Lasten Sie geschwind uns auf Ein Mittel denken. Jeder Augenblick Bedroht Sie. Gonzalo. Mich? Gräfin. Sie beide. Meine Kutsche Hält vor der Thür. Geschwind, bevor man noch Sie zu verhaften kommt, entführ' ich Sie Und Dona Clara hier nach meinem Landhaus Wo Sie einstweilen sicher sind.

Ein Freund am Hofe.

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Gonzalo. Und Solls? Gräfin.

Ihn mitzunehmen scheint mir zu gefährlich. Der fremde Unbekannte muß unfehlbar

Verdacht erregen.

Laßen Sie uns sinnen

Ob hier nicht .... Gonzalo.

Nun und nimmer. Gilt mehr als meine.

Seine Rettung

Ist es ein Verbrechen

Verrätherei entlarven die dem Thron, Dem Vaterland Verderben droht, so bin ich

Genosse seiner Schuld und wenn ich nicht Ihn retten kann, so theile ich sein Schicksal

Wie Freundschaft nicht allein, wie Pflicht gebietet. Clara.

O Gott, wie wird das enden?

(Man hört Stimmen in Doila Clara'- Zimmer) Aquilino. (drinnen) Nein du darfst nicht.

Gabriel, (ebenso)

Ich sage, laß mich los!

Aquilino.

tebenso)

Ich sage, bleib!

Gonzalo. Was für ein Lärmen? (Don Gabriel und Don Aquilino kommen heraus)

Aquilino. Es ist unvorsichtig.

Gabriel. Halt mich nicht auf! Laß mich aus diesem Haus

Entfliehn!

E« Freund am Host.

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Son-alo. Halt Gabriel! Entgegen eilst D« dem Verderb«.

Gabriel. Und was gilt das dir Verruchter? Willst dn einmal mich verkaufen,

So liefre bester ich mich selber aus Und spare dir, Elmder! ein Verbrech«.

Clara. O heiliger Gott!

Gräfin. Sie glaub« . . . ?

Gonzalo. Du erkühnst dich ..?

Gabriel. Ich kenne deine Frevel.

Dieser Brief

DeS treuen Lope giebt mir sichere Kunde, Wie gestern dem Minister als Verbrecher

Der schwerst« Strafe werth du mich bezeichnet,

Und eine Zuflucht mir in deinem Hause Gebot« hast, um heute meinen Hmkern Mich auszuliefern.

Gonzalo. Das schreibt Lope dir?

Gabriel. Sieh! Lies!

Gonzalo. O Himmel!

Gabriel. Dm Bericht, den du Erstattet hast, hat Lope selbst gelesen.

Und allgemein bekannt ist drin Verrath

In ganz Madrid.

Cm Freund am Haft.

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Clara. Ist solche Unthat glaublich? Gonralo.