Technologietransfer durch Unternehmensgründungen: Eine Erfinderbefragung an außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Entrepreneurship) (German Edition) 3835006762, 9783835006768

Die Unternehmensgründung als spezielle Form des Technologietransfers zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ist für Deutsc

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Technologietransfer durch Unternehmensgründungen: Eine Erfinderbefragung an außeruniversitären Forschungseinrichtungen (Entrepreneurship) (German Edition)
 3835006762, 9783835006768

Table of contents :
Geleitwort
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Teil I Bestandsaufnahme und theoretische Perspektiven
Kapitel 1 Einf¨uhrung in die Problemstellung
1.1 Gesamtwirtschaftliche Einordnung
1.2 Zur Forschungslage
1.3 Anliegen und Zielsetzung
1.4 Aufbau der Arbeit
Kapitel 2 Grundlagen der Untersuchung
2.1 Wichtige Begriffe
2.2 Konzeption und theoretische Ans¨atze
2.2.1 Eingrenzung des Untersuchungsobjekts
2.2.2 Theorien des Technologietransfers
2.3 Perspektiven unternehmerischen Verhaltens
2.3.1 Zum funktionalen Unternehmerbegriff
2.3.2 Pers¨onlichkeitsstile, Motive und Kompetenzen als Voraus-setzungen f¨ur unternehmerisches Verhalten
2.3.3 Empirische Befunde
2.4 Promotoren in Innovationsprozessen
2.4.1 Grundannahmen
2.4.2 Promotorenarten
2.4.3 Empirische Befunde der Promotorenforschung
2.5 Zur Aneignung von Innovationsrenten
2.5.1 Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung
2.5.2 Kontrollmechanismen
2.5.3 Aneignungsmechanismen
2.5.4 Empirische Befunde der Innovationsrentenforschung
2.6 Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨undungshandlung
2.6.1 Anforderungen und Literatur¨uberblick
2.6.2 Das Modell von
2.7 Bestandsaufnahme der empirischen Forschung
2.7.1 Bereich Person
2.7.2 Bereich Gelegenheit
2.7.3 Bereich Umfeld
2.7.4 Schnittstellen zwischen den Bereichen
2.7.5 Forschungsdefizit
Kapitel 3 Ableitung der Forschungshypothesen
3.1 Bezugsrahmen
3.2 Unternehmerische Aktivit¨aten
3.2.1 Bedeutung f¨ur die Entstehung von Gr¨undungen
3.2.2 Unternehmerische Aktivit¨aten als abh¨angige Variable
3.3 Eignung der Erfindung
3.3.1 Bedeutung f¨ur die Entstehung von Gr¨undungen
3.3.2 Eignung der Erfindung als abh¨angige Variable
3.4 F¨orderung durch Promotoren
3.4.1 Der Gr¨undungsprozess als Innovationsprozess
3.4.2 Bedeutung f¨ur die Entstehung von Gr¨undungen
Teil II Empirische Untersuchung
Kapitel 4 Methodik der empirischen Untersuchung
4.1 Grunds¨atzliche ¨Uberlegungen
4.2 Begr¨undung f¨ur die Wahl von PLS
4.3 Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle
4.3.1 Unternehmerische Aktivit¨aten
4.3.2 Eignung der Erfindung
4.3.3 F¨orderung durch Promotoren
4.4 Untersuchungsrelevante G¨utemaße
4.4.1 Kausalanalyse (PLS)
4.4.2 Logistische Regression
4.5 Vorgehen bei der Datenanalyse
Kapitel 5 Datenerhebung und Operationalisierung
5.1 Zusammenstellung der Untersuchungseinheit
5.2 Aufbau des Fragebogens
5.3 Explorative Voruntersuchung
5.4 Durchf¨uhrung der Hauptbefragung
5.5 Operationalisierung der Konstrukte
5.5.1 Konstrukte des Modells
5.5.2 Konstrukte des Modells
5.5.3 Konstrukte des Modells
Kapitel 6 Ergebnisse der Untersuchung
6.1 Stichprobe und Datenmaterial
6.2 Messmodelle
6.2.1 Konstrukte des Modells
6.2.2 Konstrukte des Modells
6.2.3 Konstrukte des Modells
6.3 Strukturmodelle
6.3.1 Unternehmerische Aktivit¨aten
6.3.2 F¨orderung durch Promotoren
6.3.3 Eignung der Erfindung
6.4 Wirkung auf die Entstehung von Gr¨undungen
6.5 Erg¨anzende Analysen
6.5.1 Relative Wichtigkeit der Faktoren
6.5.2 Weitere Erkenntnisse zum Einfluss von Promotoren
Kapitel 7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
7.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
7.2 Schlussfolgerungen f¨ur Wissenschaft und Forschung
7.3 Schlussfolgerungen f¨ur die Praxis
Anhang A Anschreiben zum Fragebogen
Anhang B Nachfassaktion zum Fragebogen
Anhang C Fragebogen
Literaturverzeichnis

Citation preview

Entrepreneurship Hrsg.: Malte Brettel, Lambert T. Koch, Tobias Kollmann und Peter Witt

Florian Baumgartner

Technologietransfer durch Unternehmensgründungen Eine Erfinderbefragung an außeruniversitären Forschungseinrichtungen

GABLER EDITION WISSENSCHAFT

Florian Baumgartner Technologietransfer durch Unternehmensgründungen

GABLER EDITION WISSENSCHAFT Entrepreneurship Herausgegeben von Professor Dr. Malte Brettel, RWTH Aachen, Professor Dr. Lambert T. Koch, Universität Wuppertal, Professor Dr. Tobias Kollmann, Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Professor Dr. Peter Witt, WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar

„Entrepreneurship“ ist ein noch relativ junger Forschungszweig, der jedoch in Wissenschaft und Praxis stetig an Bedeutung gewinnt. Denn Unternehmensgründungen und deren Promotoren nehmen für die wirtschaftliche Entwicklung einen zentralen Stellenwert ein, so dass es nur folgerichtig ist, dem auch in Forschung und Lehre Rechnung zu tragen. Die Schriftenreihe bietet ein Forum für wissenschaftliche Beiträge zur Entrepreneurship-Thematik. Ziel ist der Transfer von aktuellen Forschungsergebnissen und deren Diskussion aus der Wissenschaft in die Unternehmenspraxis.

Florian Baumgartner

Technologietransfer durch Unternehmensgründungen Eine Erfinderbefragung an außeruniversitären Forschungseinrichtungen

Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Peter Witt

Deutscher Universitäts-Verlag

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

Dissertation WHU – Otto Beisheim School of Management, Vallendar, 2006

1. Auflage April 2007 Alle Rechte vorbehalten © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Brigitte Siegel / Nicole Schweitzer Der Deutsche Universitäts-Verlag ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.duv.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier ISBN 978-3-8350-0676-8

Geleitwort Florian Baumgartner untersucht in seiner hier vorgelegten Dissertationsschrift die Determinanten von Unternehmensgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen. Konkret geht es um die Gr¨ undungsneigung von Erfindern, die an der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft arbeiten. Diesem Thema kommt zun¨achst große wirtschaftspolitische Bedeutung zu. Der Staat finanziert die drei genannten außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen mit u ¨ber drei Milliarden Euro j¨ahrlich. Diesen Staatsausgaben und den durch sie generierten zahlreichen Erfindungen stehen nur ganz geringe Lizenzeinnahmen der Forschungseinrichtungen und auch nur vergleichsweise geringe Anzahlen von Ausgr¨ undungen gegen¨ uber. W¨ahrend der Forschungserfolg nachweisbar ist, fehlt es an einem vergleichbaren Erfolg beim Technologietransfer von den Forschungseinrichtungen in die Privatwirtschaft. Das wirtschaftspolitische Ziel der F¨orderung von Forschungsaktivit¨aten, die zur Schaffung von Arbeitspl¨atzen in innovativen Gr¨ undungsunternehmen beitragen, wird also in Deutschland nicht zufriedenstellend erreicht. In anderen L¨andern wie z.B. den USA funktioniert diese Art des Technologietransfer viel besser, ohne dass bisher f¨ ur außeruniversit¨are Forschungseinrichtungen in Deutschland bekannt w¨are, welche speziellen Hemmnisse im Vergleich zu anderen L¨andern bestehen bzw. welche f¨orderlichen Bedingungen fehlen. Aus theoretischer Sicht besteht die Relevanz der Dissertation von Florian Baumgartner in der Erforschung der mehrdimensionalen Determinanten der Gr¨ undungsentscheidung von Wissenschaftlern. Die Ausl¨oser und die Hemmnisse der Gr¨ undungsentscheidung einzelner Personen sind generell bisher unzureichend erforscht worden. Das gilt noch viel mehr f¨ ur die Gr¨ undungsentscheidung von Wissenschaftlern, denen eine Erfindung und damit die Basis f¨ ur ein konkretes und innovatives Produkt zur Verf¨ ugung steht. Von solchen Personen k¨onnen aus theoretischer Sicht eher positive Gr¨ undungsentscheidungen erwartet werden als von Personen ohne Zugang zu innovativen Technologien. Gleichzeitig k¨onnten Wissenschaftler jedoch auch besonderen Gr¨ undungshemmnissen ausgesetzt sein, die in

VI ihrer Pers¨onlichkeit oder in den Bedingungen ihrer Berufst¨atigkeit begr¨ undet sein k¨onnten. Alle diese Fragen sind bisher nur in Ans¨atzen untersucht worden, obwohl sie von hoher Relevanz f¨ ur die Weiterentwicklung der Theorie des Entrepreneurship sind. Methodisch kommt der vorliegenden Dissertation ebenfalls große Relevanz zu, weil der Autor seine theoriegeleiteten Hypothesen anhand eines selbst erhobenen Datensatzes von Erfindern an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen in Deutschland pr¨ uft. Es handelt sich um die erste Untersuchung dieser Art in Deutschland, die ein großes Sample verwendet und moderne ¨okonometrische Methoden anwendet. Zwar wird man beides grunds¨atzlich bei einer großzahlig-empirischen Dissertation erwarten, bei der hier gew¨ahlten Forschungsfrage ist es die Erf¨ ullung dieser Erwartung aber keineswegs selbstverst¨andlich. Der Zugang zu Daten von Erfindern mit und ohne Gr¨ undungserfahrung in außeruniversit¨aren Forschungseinrichtung ist schwierig und f¨ uhrt zu einigen methodischen Herausforderungen. Florian Baumgartner hat diese Herausforderungen sehr gut gemeistert und sich ein Sample erarbeitet, das inhaltlich außerordentlich reichhaltige und methodisch sehr anspruchvolle Hypothesentests zul¨asst. Insgesamt handelt es sich um eine ausgereifte und klare theoretische Analyse. Die Verbindung des Promotoren-Modells mit der Theorie der Aneignung von Innovationsrenten und den eher psychologisch gepr¨agten Theorien zur Erkl¨arung von individuellen Gr¨ undungsentscheidungen ist innovativ und f¨ uhrt zu einem u ur ¨berzeugenden Erkl¨arungsmodell f¨ die Gr¨ undungsentscheidung von Erfindern an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen. Die empirische Untersuchung besticht durch die Qualit¨at des Samples und durch das hohe Niveau der ¨okonometrischen Auswertungen. Der Autor kommt zu klaren Schlussfolgerungen, mit denen er die Theorie des Entrepreneurship und die Theorie des Technologietransfers deutlich erweitert. Er zeigt auch klar auf, wo und wie seine Dissertation Grundlage weiterf¨ uhrender Forschungsarbeiten sein k¨onnte. Ich w¨ unsche dem vorliegenden Buch daher eine gute Aufnahme in Wissenschaft und Praxis.

Peter Witt

Vorwort Diese Arbeit besch¨aftigt sich mit der Frage, wie aus wissenschaftlichen Einrichtungen technologiebasierte Unternehmen hervorgehen k¨onnen. Im Zentrum des Erkl¨arungsansatzes stehen Erfinder und deren Entscheidung f¨ ur oder wider eine Unternehmensgr¨ undung zur Kommerzialisierung ihrer Erfindung. Diese Form des Technologietransfers von der Wissenschaft hin zu wirtschaftlichen Anwendungen ist f¨ ur Deutschland, wo j¨ahrlich Milliardenbetr¨age in die ¨offentliche Forschung investiert werden, von enorm hoher Bedeutung. Pers¨onlich fasziniert mich dieses Thema, seit ich als Jugendlicher mit einem Freund versuchte, ein von einem Wissenschaftler entwickeltes K¨ uhlelement f¨ ur Mikroprozessoren zu vertreiben. Sehr zur Sorge meiner Eltern geriet das Projekt in Schieflage, wohl aus betriebswirtschaftlicher Unkenntnis. Diese Erfahrung war einer der Gr¨ unde, weshalb ich mich f¨ ur ein betriebswirtschaftliches Studium an der Wissenschaftlichen Hochschule f¨ ur Unternehmensf¨ uhrung (WHU) in Vallendar entschloss. Nach einer zweij¨ahrigen Beratert¨atigkeit bei McKinsey & Company ergriff ich die Gelegenheit, Unternehmensgr¨ undungen aus der Wissenschaft im Rahmen einer Promotion zu durchleuchten. Noch immer bewegt mich der Gedanke, eines Tages selbst Technologietransfer aktiv mitzugestalten. Zum Gelingen der vorliegenden Arbeit haben viele Personen beigetragen. An erster Stelle danke ich Herrn Prof. Dr. Peter Witt, Lehrstuhl f¨ ur Unternehmertum und Existenzgr¨ undung (WHU), f¨ ur die wissenschaftliche Gesamtbetreuung der Dissertation. Ich sch¨atze besonders, dass ich als externer Doktorand Dank des intensiven Vorlesungsprogramms und der zahlreichen pers¨onlichen und telefonischen Betreuungsgespr¨ache sehr eng mit seinem Lehrstuhl verbunden sein konnte. Herrn Prof. Dr. Ernst, Lehrstuhl f¨ ur Technologie- und Innovationsmanagement (WHU), danke ich f¨ ur das Koreferat und die konstruktive Kritik. Weiterhin f¨ uhle ich mich den 159 Erfindern zu großem Dank verpflichtet, die an meiner Umfrage teilgenommen haben. Ohne ihre spontane Antwortbereitschaft w¨are eine empirische Arbeit wie die vorliegende nicht m¨oglich gewesen. Dass es gelungen ist, so viele

VIII Erfinder zur Teilnahme zu motivieren, liegt auch an der Offenheit von Frau Astrid Giegold und Herrn Dr. Bernhard Hertel von der Max-Planck-Innovation, Herrn Dr. Christian Stein und Herrn Dr. Peter Ruile von der Ascenion GmbH und Herrn Thomas Doppelberger sowie Herrn Carsten Kritscher von der Fraunhofer-Venture-Gruppe. Sie haben mir einen Einblick in die Arbeitspraxis ihrer Technolgietransfereinrichtungen gew¨ahrt und mich bei der Akquise der Probanden hervorragend unterst¨ utzt. Schließlich danke ich auch der Stiftung der Deutschen Wirtschaft f¨ ur die finanzielle F¨orderung des Dissertationsprojekts. Ein besonderer Dank gilt den Unterst¨ utzern aus meinem pers¨onlichen Umfeld: Meinen Eltern Birge und Isidor sowie meiner Ehefrau Anne. Anne hat mir insbesondere dabei geholfen, zum richtigen Zeitpunkt die Gedanken an die Dissertation loszulassen und aus der Besch¨aftigung mit Anderem Energie zu sch¨opfen. Im letzten Dissertationsjahr hat dazu auch unser neugeborener Sohn Xaver wesentlich beigetragen. Wie es Anne gelang, gleichzeitig einen Promovierenden zu unterst¨ utzen und einem Kleinkind zu einer sehr guten Entwicklung zu verhelfen, bewundere ich zutiefst. Ich widme ihr daher diese Arbeit.

Florian Baumgartner

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

XIII

Tabellenverzeichnis

XV

Abk¨ urzungsverzeichnis

1

I

1

Bestandsaufnahme und theoretische Perspektiven

1 Einf¨ uhrung in die Problemstellung

3

1.1

Gesamtwirtschaftliche Einordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

3

1.2

Zur Forschungslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

7

1.3

Anliegen und Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

9

1.4

Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

2 Grundlagen der Untersuchung

15

2.1

Wichtige Begriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

2.2

Konzeption und theoretische Ans¨atze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.3

2.2.1

Eingrenzung des Untersuchungsobjekts . . . . . . . . . . . . . . . . 17

2.2.2

Theorien des Technologietransfers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20

Perspektiven unternehmerischen Verhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 2.3.1

Zum funktionalen Unternehmerbegriff . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

X

Inhaltsverzeichnis

2.4

2.5

2.6

2.7

2.3.2

Pers¨onlichkeitsstile, Motive und Kompetenzen als Voraussetzungen f¨ ur unternehmerisches Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46

2.3.3

Empirische Befunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48

Promotoren in Innovationsprozessen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 2.4.1

Grundannahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

2.4.2

Promotorenarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56

2.4.3

Empirische Befunde der Promotorenforschung . . . . . . . . . . . . 58

Zur Aneignung von Innovationsrenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 2.5.1

Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung . . . . . . . . . . . . 64

2.5.2

Kontrollmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

2.5.3

Aneignungsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

2.5.4

Empirische Befunde der Innovationsrentenforschung . . . . . . . . . 70

Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung . . . . . . . . . . . . . . . 73 2.6.1

Anforderungen und Literatur¨ uberblick . . . . . . . . . . . . . . . . 73

2.6.2

Das Modell von Shane und Venkataraman . . . . . . . . . . . . . . 78

Bestandsaufnahme der empirischen Forschung . . . . . . . . . . . . . . . . 84 2.7.1

Bereich Person . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

2.7.2

Bereich Gelegenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

2.7.3

Bereich Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

2.7.4

Schnittstellen zwischen den Bereichen . . . . . . . . . . . . . . . . . 90

2.7.5

Forschungsdefizit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94

3 Ableitung der Forschungshypothesen

97

3.1

Bezugsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

3.2

Unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

3.3

3.2.1

Bedeutung f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen . . . . . . . . . . . 100

3.2.2

Unternehmerische Aktivit¨aten als abh¨angige Variable . . . . . . . . 102

Eignung der Erfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

Inhaltsverzeichnis

3.4

II

XI

3.3.1

Bedeutung f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen . . . . . . . . . . . 106

3.3.2

Eignung der Erfindung als abh¨angige Variable . . . . . . . . . . . . 108

F¨orderung durch Promotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 3.4.1

Der Gr¨ undungsprozess als Innovationsprozess . . . . . . . . . . . . 112

3.4.2

Bedeutung f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen . . . . . . . . . . . 116

Empirische Untersuchung

4 Methodik der empirischen Untersuchung

119 121

4.1

¨ Grunds¨atzliche Uberlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121

4.2

Begr¨ undung f¨ ur die Wahl von PLS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123

4.3

Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

4.4

4.5

4.3.1

Unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131

4.3.2

Eignung der Erfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

4.3.3

F¨orderung durch Promotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133

Untersuchungsrelevante G¨ utemaße . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 4.4.1

Kausalanalyse (PLS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 135

4.4.2

Logistische Regression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142

Vorgehen bei der Datenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 144

5 Datenerhebung und Operationalisierung

149

5.1

Zusammenstellung der Untersuchungseinheit . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

5.2

Aufbau des Fragebogens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152

5.3

Explorative Voruntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

5.4

Durchf¨ uhrung der Hauptbefragung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155

5.5

Operationalisierung der Konstrukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 5.5.1

Konstrukte des Modells unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . . . 157

5.5.2

Konstrukte des Modells F¨orderung durch Promotoren . . . . . . . . 163

XII

Inhaltsverzeichnis 5.5.3

Konstrukte des Modells Eignung der Erfindung . . . . . . . . . . . 164

6 Ergebnisse der Untersuchung

169

6.1

Stichprobe und Datenmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 169

6.2

Messmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 172

6.3

6.2.1

Konstrukte des Modells unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . . . 172

6.2.2

Konstrukte des Modells F¨orderung durch Promotoren . . . . . . . . 177

6.2.3

Konstrukte des Modells Eignung der Erfindung . . . . . . . . . . . 178

Strukturmodelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 6.3.1

Unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

6.3.2

F¨orderung durch Promotoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185

6.3.3

Eignung der Erfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 186

6.4

Wirkung auf die Entstehung von Gr¨ undungen . . . . . . . . . . . . . . . . 186

6.5

Erg¨anzende Analysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 6.5.1

Relative Wichtigkeit der Faktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189

6.5.2

Weitere Erkenntnisse zum Einfluss von Promotoren . . . . . . . . . 190

7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

197

7.1

Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

7.2

Schlussfolgerungen f¨ ur Wissenschaft und Forschung . . . . . . . . . . . . . 204

7.3

Schlussfolgerungen f¨ ur die Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

A Anschreiben zum Fragebogen

215

B Nachfassaktion zum Fragebogen

217

C Fragebogen

219

Literaturverzeichnis

233

Abbildungsverzeichnis

1.1

Bezugsrahmen der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12

1.2

Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14

2.1

Das Modell von Krueger und Brazeal . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75

2.2

Der Ansatz von Shane und Venkataraman . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

2.3

Anzahl empirischer Arbeiten nach Bereichen . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

3.1

Bezugsrahmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

4.1

Pfaddiagramm – Eignung der Erfindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128

4.2

Pfaddiagramm (Strukturmodell) – Unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . 132

4.3

Pfaddiagramm (Strukturmodell) – Eignung der Erfindung

4.4

Pfaddiagramm – F¨orderung durch Promotoren . . . . . . . . . . . . . . . . 134

4.5

Gang der Datenanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

5.1

Messung von zweifach reflektiven Konstrukten . . . . . . . . . . . . . . . . 159

6.1

PLS-Ergebnisse: Unternehmerische Aktivit¨aten . . . . . . . . . . . . . . . . 185

6.2

PLS-Ergebnisse: Eignung der Erfindung

6.3

H¨aufigkeit verschiedener Promotorenkombinationen . . . . . . . . . . . . . 192

6.4

Personengruppen, die als Promotoren auftreten . . . . . . . . . . . . . . . 196

. . . . . . . . . 133

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Tabellenverzeichnis

2.1

Aneignungsmechanismen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

2.2

Bereich Person: Potenzielle Gr¨ under als Datenbasis . . . . . . . . . . . . . 87

2.3

Bereich Person: Tats¨achliche Gr¨ under als Datenbasis . . . . . . . . . . . . 88

2.4

Bereich Gelegenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

2.5

Bereich Umfeld – Nutzung der AUTM Licensing Survey . . . . . . . . . . . 91

2.6

Bereich Umfeld – Sonstige Datenbasis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

2.7

Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Person und Umfeld . . . . . . . . . 93

2.8

Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit . . . . . . . 94

2.9

Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Gelegenheit und Umfeld

5.1

Unternehmerische Aktivit¨aten – Operationalisierung des abh¨angigen Konstrukts . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

5.2

Unternehmerische Aktivit¨aten – Operationalisierung der unabh¨angigen Konstrukte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162

5.3

F¨orderung durch Promotoren – Operationalisierung des Konstrukts . . . . 164

5.4

Eignung der Erfindung – Operationalisierung aller Konstrukte . . . . . . . 168

6.1

Technologiefelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

6.2

Unternehmerische Aktivit¨aten – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

6.3

Risikobereitschaft – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

6.4

Leistungsmotivation – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175

6.5

Sozialkompetenz – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176

. . . . . . 95

XVI

Tabellenverzeichnis

6.6

Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz – Messmodell . . . . . . . . . . . . 177

6.7

Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens – Messmodell . . . . . . . . . 177

6.8

F¨orderung durch Promotoren – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . 179

6.9

Eignung der Erfindung – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

6.10 Informationskontrolle – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 6.11 Relativer Vorteil – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 6.12 Anwendungsreife – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182 6.13 Marktattraktivit¨at – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183 6.14 Bedarf komplement¨arer G¨ uter – Messmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 6.15 Ergebnisse des logistischen Regressionsmodells . . . . . . . . . . . . . . . . 188 6.16 Ergebnisse der Sensitivit¨atsanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 6.17 Einfluss verschiedener Promotorenkombinationen . . . . . . . . . . . . . . 194

Teil I Bestandsaufnahme und theoretische Perspektiven

Kapitel 1 Einfu ¨ hrung in die Problemstellung Diese Arbeit geht der Frage nach, wie technologiebasierte Unternehmensgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen in Deutschland entstehen. F¨ ur die Besch¨afti¨ gung mit diesem Thema sprechen zum einen gesamtwirtschaftliche Uberlegungen. Um international wettbewerbsf¨ahig zu bleiben, ist Deutschland auf technologiebasierte Unternehmensgr¨ undungen angewiesen. Leider geht ihre Zahl schon seit 1995 kontinuierlich zur¨ uck. Außeruniversit¨are Einrichtungen sind bereits heute eine Quelle f¨ ur technologiebasierte Gr¨ undungen, k¨onnen also diesem Trend entgegenwirken. Daneben kann das Thema auch die Vorgr¨ undungsforschung bereichern. Es bietet die M¨oglichkeit, Ausl¨oser und Hindernisse der Gr¨ undungsentscheidung von Erfindern theoretisch besser zu verstehen und mit fortgeschrittenen Methoden empirisch zu u ufen. ¨berpr¨

1.1

Gesamtwirtschaftliche Einordnung

Deutschland befindet sich inmitten eines Strukturwandels: Dienstleistungsbranchen werden gegen¨ uber industriellen Branchen immer wichtiger. Die Besch¨aftigungsbilanz des industriellen Sektors ist negativ, die des Dienstleistungssektors positiv. In beiden Sektoren gewinnen wissens- und forschungsintensive Wirtschaftszweige an Bedeutung, w¨ahrend jene zur¨ uckfallen, die auf den Einsatz von weniger hoch qualifizierten Arbeitskr¨aften angewiesen sind.1 Da gerade die jungen, innovativen Unternehmen in den forschungsintensiven Bereichen der Wirtschaft t¨atig sind, wird ihnen f¨ ur die Geschwindigkeit dieses Wandels eine bedeutende Rolle zugeschrieben. Sie sollen durch die schnelle Verbreitung von Inno1

Vgl. [Legler und Gehrke 2005] S. 68.

F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_1, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

4

Kapitel 1. Einf¨ uhrung in die Problemstellung

vationen in der Wirtschaft f¨ ur Wachstum und Besch¨aftigung sorgen.2 Angesichts immer neuer Arbeitslosenrekorde ist das Entstehen technologiebasierter Existenzgr¨ undungen, die Arbeitspl¨atze schaffen, aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive w¨ unschenswert. Leider hat Deutschland aber genau hier seit Jahren ein Problem. Die Anzahl der Unternehmensgr¨ undungen nahm von 1998 bis 2002 kontinuierlich ab, von 260.000 auf 225.000. ¨ Ohne arbeitsmarktpolitisch gef¨orderte Gr¨ undungen (Ich-AG, Uberbr¨ uckungsgeld) w¨are diese Zahl auch 2003 weiter gesunken. Der leichte Anstieg auf 245.000 Gr¨ undungen im Jahr 2003 ist daher kaum als Trendwende zu bezeichnen. Besonders gravierend ist die negative Entwicklung des Anteils der Gr¨ undungen in forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen, da gerade diese f¨ ur die technologische Leistungsf¨ahigkeit eines Landes von Bedeutung sind. Beispielsweise nahm der Anteil von Gr¨ undungen in der forschungsintensiven Industrie kontinuierlich von 1,4 Prozent im Jahr 1995 auf 1 Prozent im Jahr 2003 ab. Sechs von sieben Gr¨ undungen finden außerhalb der High-Tech-Branchen statt. Gleichzeitig hat in allen forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen die Schließungsrate die Gr¨ undungsrate u ¨berholt. Es besteht daher wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf, um im internationalen Innovationswettbewerb nicht noch weiter ins Hintertreffen zu geraten.3 F¨ ur die Gr¨ undungsdynamik in forschungs- und wissensintensiven Branchen wird Gr¨ undungen aus dem Bereich der ¨offentlich finanzierten Wissenschaft eine bedeutsame Rolle zugeschrieben. Diese Spinoffs basieren auf neuem Wissen bzw. neuen Technologien aus der o¨ffentlichen Forschung. In der zweiten H¨alfte der 90er Jahre wurden in Deutschland pro Jahr etwa 6.800 solcher Spinoffs gegr¨ undet. Rund 2.600 von ihnen verwerten Forschungsergebnisse direkt ( Verwertungs-Spinoffs“), w¨ahrend die restlichen Kompetenzen nutzen, ” die die Gr¨ under w¨ahrend ihrer T¨atigkeit an einer Forschungseinrichtung erwerben konnten ( Kompetenz-Spinoffs“). Der Fokus dieser Arbeit liegt auf den Verwertungs-Spinoffs. ” Sie repr¨asentieren nur etwa 1 Prozent aller Neugr¨ undungen in Deutschland, aber rund 4 Prozent aller Gr¨ undungen in forschungs- und wissensintensiven Wirtschaftszweigen. Sie wandeln Forschungsergebnisse direkt in neue Arbeitspl¨atze und Wertsch¨opfung um. Weiterhin greifen sie Forschungsergebnisse und neue wissenschaftliche Methoden auf und versuchen, sie als Produkte oder Dienstleistungen zur Marktreife zu f¨ uhren. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft.4

2 3 4

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 8. Vgl. [Legler und Gehrke 2005] S. 34 ff. Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 8 - 11.

1.1. Gesamtwirtschaftliche Einordnung

5

Das Entstehen von Verwertungs-Spinoffs h¨angt davon ab, dass neue Forschungsergebnisse generiert werden und dass sich Wissenschaftler finden, die diese Ergebnisse in wirtschaftliche Anwendungen u uhren. Betrachtet man die Nutzung von Patenten ¨offentlicher For¨berf¨ schungseinrichtungen durch Verwertungs-Spinoffs als Indiz f¨ ur den Transfererfolg, steht Deutschland verh¨altnism¨aßig gut da. Sch¨atzungen zufolge werden zwischen 6 und 12 Prozent der Patente ¨offentlicher Einrichtungen durch Verwertungs-Spinoffs genutzt. In den USA liegt diese Quote bei etwa 7 bis 14 Prozent, ist also nur unwesentlich h¨oher. Dieses Ergebnis darf aber nicht dar¨ uber hinwegt¨auschen, dass die absoluten Zahlen weit auseinander liegen. In Deutschland fingen Universit¨aten erst seit der Ausweitung des Arbeitnehmererfindergesetzes im Jahr 2001 damit an, Erfindungen systematisch zu patentieren und zu nutzen. In den USA hat diese Entwicklung schon 1981 mit dem Bayh-Dole Act eingesetzt. Zuvor galt in Deutschland die individuelle Patentinhaberschaft, d.h., die Rechte an Erfindungen lagen bei den Erfindern (z.B. Professoren), nicht bei der Hochschule. Die gute Quote bei der Patentnutzung ist daher vor allem dem Erfolg außeruniversit¨arer Einrichtungen zuzuschreiben, f¨ ur die im Gegensatz zu Hochschulen schon immer die institutionelle Patentinhaberschaft galt. W¨ahrend an Hochschulen lediglich 1,7 Prozent aller Spinoffs Patente nutzen, sind es an außeruniversit¨aren Einrichtungen 20 Prozent.5 Außeruniversit¨are Einrichtungen erscheinen damit nicht nur als Quelle f¨ ur technologiebasierte Existenzgr¨ undungen interessant, sondern k¨onnten auch Vorbild f¨ ur Hochschulen und ihre Verwertung von Forschungsergebnissen sein. Sie verf¨ ugen u ¨ber langj¨ahrige Erfahrung im Umgang mit dem Patentwesen und verstehen es, ihr intellektuelles Kapital in wirtschaftliche Anwendungen zu u uhren. Technologietransferstellen, wie sie an ¨berf¨ Universit¨aten gerade erst entstehen, gibt es dort schon seit Jahrzehnten. Sollte die Ausweitung des Arbeitnehmererfindergesetzes auf Hochschulen von einem ¨ahnlichen Erfolg gekr¨ont sein wie in den USA, k¨onnte man von den Erfahrungen der außeruniversit¨aren Einrichtungen lernen. Dort hat seit den 80er Jahren die Anzahl der Universit¨atspatente drastisch zugenommen. Vor 1980 wurden weniger als 250 Patente j¨ahrlich an Universit¨aten erteilt, 2002 waren es mehr als 1.500.6 US-amerikanische Universit¨aten verbuchten laut einer Umfrage der Association of University Technology Managers (AUTM) 2003 rund 1,3 Milliarden US-Dollar an fixen Lizenzeinnahmen aus dem Abschluss von Vertr¨agen und rund 1,1 Milliarden US-Dollar aus laufenden Lizenzgeb¨ uhren (Verkaufserl¨osen). Bezogen auf die 194 an der Umfrage teilnehmenden Institutionen, vorwiegend Universit¨aten,

5 6

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 40 f. Vgl. [Thursby und Kemp 2002] S. 100. Vgl. weiter [Henderson u. a. 1998] S. 119 ff.

6

Kapitel 1. Einf¨ uhrung in die Problemstellung

entspricht das durchschnittlichen Lizenzeinnahmen je Institution von etwa 12 Millionen US-Dollar.7 Davon sind deutsche Universit¨aten noch weit entfernt. Aber auch was den Verwertungserfolg von außeruniversit¨aren Einrichtungen in Deutschland angeht, besteht noch erhebliches Verbesserungspotenzial, wie die nachfolgenden Eckdaten der drei bedeutendsten Wissenschaftsorganisationen Deutschlands, der HelmholtzGemeinschaft, der Fraunhofer-Gesellschaft und der Max-Planck-Gesellschaft verdeutlichen: • Die Helmholtz-Gemeinschaft generierte mit einem ¨offentlich finanzierten Budget von ca. 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2004 Lizenzeinnahmen von 12 Millionen Euro. J¨ahrlich werden rund dreißig Unternehmen aus den Instituten der HelmholtzGemeinschaft ausgegr¨ undet.8 • Die Fraunhofer-Gesellschaft generierte mit einem ¨offentlich finanzierten Budget von ca. 600 Millionen Euro im Jahr 2004 Lizenzeinnahmen von 26 Millionen Euro.9 J¨ahrlich werden rund f¨ unfzehn Unternehmen aus den Instituten der FraunhoferGesellschaft ausgegr¨ undet.10 • Die Max-Planck-Gesellschaft generierte mit einem ¨offentlich finanzierten Budget von ca. 1 Milliarde Euro im Jahr 2003 Lizenzeinnahmen in H¨ohe von rund 17 Millionen Euro. J¨ahrlich werden rund zehn Unternehmen aus den Instituten der Max-PlanckGesellschaft ausgegr¨ undet.11 Aus dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) heraus entstanden 2004 und 2005 jeweils 20 Spinoffs. Die j¨ahrlichen Lizenzeinnahmen betrugen 2004 38,3 Millionen USDollar und 2005 46,0 Millionen US-Dollar.12 Nat¨ urlich ist die bloße Gegen¨ uberstellung dieser Zahlen aus zwei Gr¨ unden nicht besonders aussagekr¨aftig. Erstens sind die genannten Einrichtungen unterschiedlich stark in der Grundlagenforschung t¨atig. Je gr¨oßer der Anteil der Grundlagenforschung und je geringer der Anteil der anwendungsorientierten Forschung, desto weniger direkt messbare R¨ uckfl¨ usse in Form von Lizenzeinnahmen sind zu erwarten. Zweitens ber¨ ucksichtigen diese Zahlen nicht die indirekten Spillover-Effekte. Es wurde in Deutschland und den USA 7 8 9 10 11 12

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[AUTM 2004] S. 3 f. [Helmholtz-Gemeinschaft 2004]. [Fraunhofer-Gesellschaft 2005]. [Fraunhofer-Gesellschaft 2004]. [Garching Innovation 2004], [Max-Planck-Gesellschaft 2005]. [MIT 2005], [MIT 2006].

1.2. Zur Forschungslage

7

nachgewiesen, dass die ¨offentliche Forschung einen positiven Effekt auf die Hervorbringung von Erfindungen und Innovationen im privaten Sektor aus¨ ubt.13 Die Gegen¨ uberstellung vergegenw¨artigt aber auf jeden Fall eines: Angesichts der umfangreichen ¨offentlichen Gelder, die jedes Jahr in die F¨orderung dieser Institute fließen, kann es sich die Gesellschaft nicht leisten, auf einen R¨ uckfluss zur F¨orderung des Innovationsstandorts Deutschland zu verzichten. Dies geschieht zum einen durch die Hervorbringung von Spinoffs und zum anderen nat¨ urlich auch durch die Lizenzierung von Technologien an bereits existierende Unternehmen. Amerikanische Universit¨aten schließen im Durchschnitt fast 70 Prozent der Lizenzvertr¨age mit Existenzgr¨ undungen oder kleinen Unternehmen ur die Mittelst¨andler in Deutschland, die sinkenmit weniger als 500 Angestellten ab.14 F¨ de Anteile erfolgreich innovierender Unternehmen zu beklagen haben, w¨are das ein sehr w¨ unschenswerter Impuls.15 Seit der vielzitierten Berliner Rede“ von Roman Herzog wird immer wieder in den Me” dien beklagt, man sei hierzulande nicht in der Lage, aus einer guten Idee auch ein gutes Produkt zu machen.16 Beispielsweise wurde die bahnbrechende MP3-Technologie zur Digitalisierung von Audio- und Videoinhalten am Fraunhofer-Institut erfunden. Kein deutsches Spinoff hat sich aber dieser Technologie angenommen und die M¨oglichkeiten ihrer Kommerzialisierung wahrgenommen. Die zunehmende ¨offentliche Aufmerksamkeit ist ein weiterer Grund, sich mit dem Entstehen von Gr¨ undungen auseinander zu setzen.

1.2

Zur Forschungslage

Auch aktuelle Entwicklungen in der Entrepreneurship-Forschung sprechen daf¨ ur, der Frage nachzugehen, wie technologiebasierte Gr¨ undungen entstehen. Generell ist das Wissen um die Vorgr¨ undungsphase sehr begrenzt, was sowohl die theoretische als auch die empirische Forschung betrifft. Mellewigt und Witt stellen in ihrer Bestandsaufnahme fest, dass die Gr¨ undungsforschung, soweit sie sich u undungsphase befasst, ¨berhaupt mit der Vorgr¨ den inhaltlichen Schwerpunkt auf die Beschaffung personeller und finanzieller Ressourcen w¨ahrend dieser Phase legt. Es ist offensichtlich, dass mit diesen Themen alleine der komplexe Entstehungsprozess von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrichtungen nicht erkl¨art 13 14 15 16

Vgl. [Acs u. a. 1992] S. 365 f., [Beise und Stahl 1999] S. 417. Vgl. weiter [Jaffe 1986], [Bruce u. a. 2004]. Vgl. [AUTM 2003] S. 1. Vgl. [Rammer u. a. 2004] S. 5. Vgl. [Herzog 1997]. Vgl. [Schrader 2004], [Sturm 2004], [Engelken 2004].

8

Kapitel 1. Einf¨ uhrung in die Problemstellung

werden kann. Weiterhin fordern die Autoren eine st¨arker theoretisch fundierte Erforschung des Vorgr¨ undungsprozesses auf Basis pr¨ ufender Forschungsdesigns. So dominieren im Gegensatz zur US-Gr¨ undungsforschung in der ¨alteren deutschen Gr¨ undungsforschung explorative Untersuchungen. Auf die Aufstellung und Falsifizierung von Hypothesen wurde oft verzichtet. Bivariate Analysen und deskriptive Statistik waren die bevorzugten Methoden. Auch der Survivor-Bias ist weit verbreitet, d.h., es werden in empirischen Untersuchungen oft nur junge Unternehmen befragt. Potenzielle Gr¨ under, die ihre Gr¨ undungsidee nicht 17 weiter verfolgten, fallen aus der Stichprobe heraus. Die Befunde von Mellewigt und Witt motivieren zu einer theoretisch fundierten und methodisch fortgeschrittenen Analyse des Entstehungsprozesses technologiebasierter Existenzgr¨ undungen. In den USA hat seit Ende der 90er Jahre zum wiederholten Mal eine Diskussion u ¨ber die Abgrenzung der Entrepreneurship-Forschung von anderen Disziplinen eingesetzt. Das Ergebnis dieser Diskussion ist eine st¨arkere Beachtung der Vorgr¨ undungsphase. Ihre Erforschung ist ein Unterscheidungsmerkmal von anderen Forschungsdisziplinen.18 Der Inhalt des Fachgebiets Entrepreneurship wird von Venkataraman wie folgt definiert: “... entrepreneurship as a scholarly field seeks to understand how opportunities to bring into existence ’future’ goods and services are discovered, created and exploited, by whom, and with what consequences“.19 Lange Zeit war das Forschungsfeld von dem Versuch gepr¨agt, sich u ¨ber die Erforschung der Person des Unternehmers zu definieren. Entsprechende Definitionen scheiterten daran, dass der Unternehmerbegriff zu vielschichtig ist, um eine allgemein anerkannte Definition hervorzubringen.20 Da insbesondere das Entdecken unternehmerischer Gelegenheiten und der individuelle Entschluss, sie zu ergreifen, in der Vorgr¨ undungsphase stattfinden, ist die Untersuchung des Entstehens von Existenzgr¨ undungen ein Kernanliegen, ja vielleicht sogar das Alleinstellungsmerkmal der Entrepreneurship-Forschung als wissenschaftliche Disziplin.21 Die starke Fokussierung auf die Unternehmerperson f¨ uhrte zu einer einseitigen Sichtweise, auch in empirischer Hinsicht. Bis Ende der 80er Jahre wurden auf der Grundlage 17 18

19 20 21

Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 102 - 105. Vgl. die grundlegenden Beitr¨ age von [Venkataraman 1997] und [Shane und Venkataraman 2000]. Vgl. f¨ ur die sich anschließende Diskussion z.B. [Gartner 2001], [Erikson 2001], [Zahra und Dess 2001], [Singh 2001]. [Venkataraman 1997] S. 120. Hervorhebung im Original. Vgl. [Gartner 1988] S. 11 f. Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 219, [Venkataraman 1997] S. 120.

1.3. Anliegen und Zielsetzung

9

des Traits-Ansatzes die Pers¨onlichkeitsmerkmale (z.B. Risikobereitschaft, Leistungsmotivation) von Unternehmern eingehend erforscht. Man erhoffte sich dadurch erkl¨aren zu k¨onnen, warum manche Menschen ein Unternehmen gr¨ unden und andere nicht, und warum manche Unternehmer erfolgreicher sind als andere. Dieser Forschungszweig hat sich aber als weitgehend ergebnislos erwiesen. Entsprechend der Fundamentalkritik und den Vorschl¨agen von Gartner, wurde in der Folge das Interesse auf unternehmerisches Verhalten gelenkt. Unternehmertum bedeutet das Erschaffen von Organisationen“, so das Credo ” des Behavior-Ansatzes.22 Erst in j¨ ungerer Zeit befasst sich die theoretische Forschung damit, Pers¨onlichkeitsmerkmale, unternehmerisches Verhalten und die Rolle der unternehmerischen Gelegenheit in ihrer Gesamtheit als erkl¨arungsrelevant f¨ ur das Entstehen von Gr¨ undungen zu betrach23 undungen muss die Gr¨ undungsentscheidung ten. Gerade bei forschungsnahen Existenzgr¨ eines Wissenschaftlers im Zusammenhang mit mehreren Faktoren betrachtet werden. Dazu z¨ahlen auch das Umfeld an der Forschungseinrichtung und die Lizenzierung ohne Existenzgr¨ undung als konkurrierende Verwertungsalternative. Welche Einstellung hat die Einrichtung gegen¨ uber der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen und wird das Verhalten von Wissenschaftlern dadurch beeinflusst? Welchen Einfluss haben Unterst¨ utzer aus dem Umfeld der Einrichtung f¨ ur das Entstehen von Gr¨ undungen? Verdr¨angt die Aussicht auf Lizenzierung von Forschungsergebnissen an existierende Unternehmen die Gr¨ undungsabsicht? Bislang gibt es keine zufriedenstellenden empirischen Antworten auf diese Fragen.24

1.3

Anliegen und Zielsetzung

Das Anliegen der vorliegenden Arbeit besteht darin, zu erkl¨aren, wie technologiebasierte Existenzgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen entstehen. Das Untersuchungsobjekt stellt eine gute M¨oglichkeit dar, um einen multidimensionalen Er¨ kl¨arungsansatz auf Basis theoretischer Uberlegungen zu konzipieren und empirisch zu testen. 22 23

24

Vgl. [Gartner 1988] S. 21, S. 26. Vgl. den integrativen Ansatz von [Shane 2003]. Ein fr¨ uherer Aufruf von Gartner, eine multidimensionale Perspektive auf das Gr¨ undungsph¨ anomen einzunehmen, verhallte in der empirischen Forschung weitgehend ungeh¨ort (vgl. [Gartner 1985] S. 696 f.). Vgl. auch [Wright u. a. 2004a] S. 240 f.

10

Kapitel 1. Einf¨ uhrung in die Problemstellung

Ein wichtiger Ausgangspunkt daf¨ ur ist das Modell von Shane und Venkataraman. Es r¨ uckt die unternehmerische Gelegenheit in den Mittelpunkt des Gr¨ undungsprozesses. Gelegenheiten existieren immer, so die Grundannahme des Modells. Unternehmerische Individuen unterscheiden sich von anderen darin, das sie Gelegenheiten entdecken und bewerten. Wenn sie eine Gelegenheit f¨ ur gut befinden, dann ergreifen sie diese und setzen sie u ¨ber Hierarchien (Unternehmensgr¨ undung) oder M¨arkte (Lizenzierung der Gelegenheit an andere) um. Aber nicht nur individuelle Faktoren bestimmen dar¨ uber, ob eine Gelegenheit erkannt und ergriffen wird. Auch Branchenunterschiede, Wissensumfeld, Nachfragekonditionen und bestimmte Faktoren des Umfelds k¨onnen zum Ergreifen einer Gelegenheit beitragen.25 Zur theoretischen Fundierung des Modells greifen Shane und Venkataraman, wie in der Entrepreneurship-Forschung u ¨blich, auf bestehende Konzepte aus anderen Forschungsdisziplinen zur¨ uck und vereinen sie. Weil davon ausgegangen werden muss, dass im Kontext forschungsnaher Existenzgr¨ undungen Besonderheiten bestehen, w¨are zu pr¨ ufen, in welcher Richtung das Modell einzuschr¨anken oder zu erweitern ist. Auch in empirischer und methodischer Hinsicht sind neue Wege zu beschreiten. Das von Mellewigt und Witt erkannte Problem des Survivor-Bias k¨onnte man durch die gleichzeitige Befragung potenzieller und tats¨achlicher Gr¨ under umgehen. Es w¨are außerdem w¨ unschenswert, wenn diese aus den renommiertesten außeruniversit¨aren Einrichtungen Deutschlands stammten. Von ihnen kann man sich die gr¨oßte Signalwirkung f¨ ur das Entstehen neuer Unternehmen erhoffen. Anstatt bivariate Analysen und H¨aufigkeitsverteilungen zu zeigen, w¨are zu pr¨ ufen, ob nicht fortgeschrittene multivariate Verfahren zur empirischen Durchdringung des Untersuchungsgegenstands eingesetzt werden k¨onnen. Insgesamt k¨onnte man durch diese Maßnahmen einen Beitrag zur theoretischen Weiterentwicklung des Forschungsfelds leisten. Bisher liegen keine empirischen Untersuchungen vor, die eine mehrdimensionale Sichtweise auf die Gr¨ undungsentscheidung eines einzelnen Wissenschaftlers einnehmen. Der Widerspruch zwischen der offenkundigen Relevanz des Themas und seiner geringen empirischen Erforschung stellt den Anstoß f¨ ur diese Arbeit dar. Folgende Forschungsfragen sollen gekl¨art werden:

1. Welche Rolle spielt unternehmerisches Verhalten in der Vorgr¨ undungsphase f¨ ur das Entstehen von Gr¨ undungen? Wie k¨onnen unterschiedliche Niveaus unternehmerischen Verhaltens w¨ahrend der Vorgr¨ undungsphase erkl¨art werden? Wird das Ergeb25

Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 222 ff.

1.3. Anliegen und Zielsetzung

11

nis unternehmerischen Verhaltens durch die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption beeinflusst? 2. Welche Rolle spielt die unternehmerische Gelegenheit f¨ ur die Entscheidung eines Wissenschaftlers, sich selbstst¨andig zu machen? Wann beurteilt er eine Gelegenheit als geeignet? 3. Welche Rolle spielen Unterst¨ utzer im Gr¨ undungsprozess? Welche Kompetenzen bringen sie in das Projekt ein? 4. Was ist die relative Bedeutung der Faktoren aus den drei genannten Sph¨aren (Verhalten, Gelegenheit, F¨orderung durch andere Personen) f¨ ur die Gr¨ undungsentscheidung eines Wissenschaftlers? Die Beantwortung dieser Fragen soll mithilfe einer empirischen Untersuchung erfolgen, die sich auf theoretisch fundierte, falsifizierbare Hypothesen st¨ utzt. Damit soll ein besseres Verst¨andnis u undungen erlangt werden, was gleichzeitig ¨ber das Entstehen von Existenzgr¨ auch das u ¨bergeordnete Ziel dieser Arbeit darstellt. Es ist ein weiteres Ziel, auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse Handlungsempfehlungen f¨ ur Verantwortliche an Forschungseinrichtungen zu geben, denen eine Intensivierung der Gr¨ undungsaktivit¨at am Herzen liegt. ¨ Abbildung 1.1 gibt einen Uberblick u ¨ber die noch abzuleitenden Elemente und Wirkungszusammenh¨ange dieser Arbeit. Das theoretische Modell geht davon aus, dass die Gr¨ undung eines Verwertungs-Spinoffs durch eine Wissenschaftlerin oder einen Wissenschaftler dann wahrscheinlicher ist, wenn er (i) w¨ahrend der Vorgr¨ undungsphase unternehmerisch agiert, (ii) glaubt, dass sich seine Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung eignet und (iii) durch Promotoren unterst¨ utzt wird.26 Wie sehr er unternehmerisch agiert, h¨angt wiederum ab von seiner Risikobereitschaft, Leistungsmotivation, Sozialkompetenz, Betriebswirtschaftlicher Fachkompetenz und der Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens an der Forschungseinrichtung. Unter einer unternehmerischen Aktivit¨at ist beispielsweise zu verstehen, dass sich eine Wissenschaftlerin Gedanken dar¨ uber macht, ob und ggf. wie sie ihre Erfindung am besten verwerten k¨onnte. Unternehmerische Wissenschaftler ziehen andere Personen zur Er¨orterung ihrer Vermarktungsideen heran und legen sich einen Plan zur Realisierung ihrer Ideen zurecht. Das Ergebnis unternehmerischer Aktivit¨aten kann eine Existenzgr¨ undung, aber auch die Lizenzierung von wissenschaftlichen Erkenntnissen an ein bereits bestehendes Unternehmen sein. Je attraktiver die Lizenzierungsoption ist, desto unwahrscheinlicher d¨ urfte es 26

Vgl. die Hypothesen H1, H9 und H15 in Abbildung 1.1.

12

Kapitel 1. Einf¨ uhrung in die Problemstellung

Risikobereitschaft

H4

Leistungsmotivation

H5

1

H6

Unternehmerische Aktivitäten

Sozialkompetenz H7 Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz

H1

H8

Lizenzierungsoption

Erwünschtheit unternehmerischen Verhaltens

H3

Informationskontrolle

H10

Relativer Vorteil

H11 H12

Anwendungsreife H13 Marktattraktivität

H14

Bedarf komplementärer Güter

H2 2

Eignung der Erfindung

Entstehen einer Gründung

H9

3

Förderung durch Promotoren

H15

Abbildung 1.1: Bezugsrahmen der Arbeit Quelle: Eigene Darstellung.

sein, dass ein Wissenschaftler selbst die Vermarktung seiner Erfindung in die Hand nimmt. Die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption ist f¨ ur das Entstehen von Gr¨ undungen daher ebenfalls von Bedeutung. Ob ein Wissenschaftler seine Erfindung f¨ ur geeignet h¨alt, wird durch seine Wahrnehmung ihres relativen Vorteils, ihrer Anwendungsreife und der damit verbundenen Marktattraktivit¨at beeinflusst. Des Weiteren spielt daf¨ ur eine Rolle, ob er zu ihrer Kommerzialisierung ¨ einen hohen Bedarf komplement¨arer G¨ uter antizipiert. Auch Uberlegungen hinsichtlich der M¨oglichkeiten, das in der Erfindung enthaltene Informationsb¨ undel vor dem Zugriff anderer zu sch¨ utzen (Informationskontrolle), gehen in sein Kalk¨ ul ein. Die Arbeit hat nicht zum Ziel, unterschiedliche Ausgr¨ undungsraten oder -erfolge der an der empirischen Untersuchung beteiligten außeruniversit¨aren Institute zu erkl¨aren. Es geht ebenfalls nicht um eine Quantifizierung des Gr¨ undungsgeschehens. F¨ ur diese Zwecke w¨are eine breiter angelegte Studie notwendig.

1.4. Aufbau der Arbeit

1.4

13

Aufbau der Arbeit

Abbildung 1.2 verdeutlicht den Aufbau der Arbeit. In Teil I werden die theoretischen Grundlagen der Untersuchung gelegt. Das aktuelle Kapitel (Kapitel 1) f¨ uhrt in die Problemstellung ein und beschreibt Ziele und Aufbau der Arbeit. ¨ In Kapitel 2 werden die wichtigsten Begriffe definiert und ein Uberblick u ¨ber verschiedene theoretische Ans¨atze gegeben, mit denen man erkl¨aren k¨onnte, wie technologiebasierte Gr¨ undungen entstehen. Drei f¨ ur vorteilhaft befundene Ans¨atze werden anschließend ausf¨ uhrlicher dargestellt. Hierbei handelt es sich um den verhaltensorientierten Ansatz der Entrepreneurship-Forschung (2.3), das Promotorenmodell (2.4) und Ans¨atze zur Aneignung von Innovationsrenten (2.5). Zu diesen Theoriebausteinen werden auch untersuchungsrelevante empirische Befunde vorgestellt. Abschnitt 2.6 widmet sich Modellen, anhand derer der Gr¨ undungsakt erkl¨art werden kann. Im vorliegenden Kontext wird das Modell von Shane und Venkataraman als besonders hilfreich empfunden und daher ausf¨ uhrlicher diskutiert. Kapitel 2 schließt mit einer Bestandsaufnahme der empirischen Forschung, die sich speziell dem Entstehen von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrichtungen widmet. Hier wird auch die Forschungsl¨ ucke aufgezeigt. Kapitel 3 beginnt mit einer Vorstellung des theoretischen Bezugsrahmens der Arbeit. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus Kapitel 2 werden die theoretischen Ans¨atze auf das Gr¨ undungsgeschehen an Forschungseinrichtungen angewendet und daraus Hypothesen abgeleitet. Die theoretischen Konstrukte werden n¨aher erl¨autert und ihre Bedeutung f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen durch empirische Studien unterlegt. ¨ Die empirische Uberpr¨ ufung der am Ende von Teil I aufgestellten Hypothesen steht im Zentrum von Teil II der Arbeit. Zun¨achst werden die wesentlichen Grundlagen zum Verst¨andnis der Auswertungsmethodik geschaffen (Kapitel 4). Hier wird besonderer Wert auf die Darstellung der zu verwendenden G¨ utemaße gelegt. Sie sind je nach Art der Konstruktoperationalisierung (reflektiv oder formativ) verschieden. Auch auf die G¨ utepr¨ ufung von logistischen Sch¨atzmodellen wird kurz eingegangen. Daran schließen sich die Beschreibung des Gangs der Datenerhebung und der Konstruktoperationalisierung an (Kapitel 5). In Kapitel 6 werden die Ergebnisse der Untersuchung pr¨asentiert. Es beginnt mit einer Charakterisierung der Stichprobe und des erhobenen Datenmaterials. Im n¨achsten Schritt werden die Messmodelle der latenten Variablen auf ihre G¨ ute hin untersucht. Ausgehend von einer positiven Beurteilung der Messmodelle werden sodann die Strukturmodelle be-

14

Kapitel 1. Einf¨ uhrung in die Problemstellung

Ausgewählte Inhalte Theorie (Teil I) Kapitel

1

Empirie (Teil II)

• Einführung in die

4

• Einführung in die Methodik • Relevante Gütemaße

5

• Gang der Datenerhebung • Operationalisierung der

Problemstellung • Ziele und Aufbau der Arbeit 2

• Überblick theoretischer Ansätze • Ausführlichere Darstellung relevanter Ansätze – Verhaltensorientierter Ansatz der EntrepreneurshipForschung – Promotoren in Innovationsprozessen – Aneignung von Innovationsrenten • Modelle zur Erklärung der Gründungshandlung • Empirische Bestandsaufnahme und Forschungslücke

3

• Bezugsrahmen • Ableitung der

Konstrukte 6

– Messmodelle – Strukturmodelle – Logistisches Regressionsmodell • Ergänzende Analysen – Relative Wichtigkeit der Faktoren – Differenzierte Betrachtung des Einflusses von Promotoren 7

Forschungshypothesen

• Untersuchungsergebnisse

• Zusammenfassung • Schlussfolgerungen für Wissenschaft und Praxis

Abbildung 1.2: Aufbau der Arbeit Quelle: Eigene Darstellung. uft. Der Kern der Hypothesenpr¨ ufung trachtet und im Zuge dessen die Hypothesen gepr¨ liegt im letzten Abschnitt von Kapitel 6, wo das logistische Sch¨atzmodell analysiert wird. Anschließend wird das Datenmaterial gesondert hinsichtlich des relativen Einflusses der theoretisch hergeleiteten Haupteinflussfaktoren untersucht. Zudem wird hier die Rolle von Promotoren im Gr¨ undungsprozess differenzierter beleuchtet. Kapitel 7 beschließt Teil II der Arbeit mit einer Zusammenfassung der wesentlichen Befunde und einer Darstellung der wesentlichen Schlussfolgerungen f¨ ur Wissenschaft und Praxis.

Kapitel 2 Grundlagen der Untersuchung 2.1

Wichtige Begriffe

In dieser Arbeit wird ein idealtypischer Prozess der Spinoff-Gr¨ undung unterstellt. Ein Spinoff ist dabei definiert als ein Unternehmen, das aus einer Forschungseinrichtung heraus unter Beteiligung eines Wissenschaftlers gegr¨ undet wird, um dessen Forschungsergebnisse zu verwerten. Handelt es sich dabei um eine direkte Verwertung von Forschungsergebnissen, z.B. einer Erfindung, spricht man von einem Verwertungs-Spinoff. Handelt es sich dagegen um ein Unternehmen, f¨ ur dessen Gr¨ undung nur“ die von einem Gr¨ undungs” mitglied an einer Forschungseinrichtung erworbene Kompetenz unabdingbar ist, spricht man von einem Kompetenz-Spinoff.1 Die vorliegende Arbeit beschr¨ankt sich auf die Untersuchung von Verwertungs-Spinoffs. Speziell wird immer davon ausgegangen, dass eine konkrete Erfindung vorliegt, die durch das Spinoff verwertet wird. Der idealtypische Gr¨ undungsprozess l¨auft wie folgt ab: Ein Wissenschaftler t¨atigt eine Erfindung und meldet diese an die Transferstelle der Forschungseinrichtung. Die Transferstelle pr¨ uft daraufhin deren wirtschaftliche Verwertbarkeit. Diese Pr¨ ufung verl¨auft unter zwei Gesichtspunkten: Einerseits wird untersucht, ob ein Interesse an der Erfindung von Seiten etablierter Unternehmen bestehen k¨onnte. Andererseits wird aber auch analysiert, ob die Voraussetzungen f¨ ur eine Existenzgr¨ undung auf Basis der Erfindung gegeben sind. Der Wissenschaftler muss selbst entscheiden, ob er die mit der Erfindung m¨oglicherweise verbundene unternehmerische Gelegenheit ergreifen m¨ochte. Im Fall eines positiven Ergebnisses der Pr¨ ufung schließt die Transferstelle einen Lizenzvertrag u ¨ber die Nutzung der 1

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 9 f.

F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_2, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

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Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Erfindung ab. Als Vertragspartner kommen zum einen etablierte Unternehmen in Frage, die sich f¨ ur die Erfindung interessieren. Unter einem etablierten Unternehmen wird in dieser Arbeit ein Unternehmen verstanden, das nicht eigens zum Zweck der Kommerzialisierung der Erfindung gegr¨ undet wird, sondern schon vorher existierte. Zum anderen kann dieser Vertrag aber auch mit dem vom Wissenschaftler neu gegr¨ undeten Spinoff abgeschlossen werden. Er u ¨bernimmt dann die Aufgabe, die Erfindung in eine wirtschaftliche Anwendung zu u uhren. Damit ist er nicht nur Anteilseigner, sondern auch Manager ¨berf¨ 2 des Unternehmens. Die Verwertung wissenschaftlicher Erkenntnisse auf dem Wege der Unternehmensgr¨ undung wird in dieser Arbeit als eine Sonderform des Technologietransfers verstanden. Der Begriff Technologietransfer ist in der betriebswirtschaftlichen Literatur definiert als wertorientierte, planvolle und zeitlich limitierte Austauschprozesse zwischen Organisationen, welche die ¨ Ubertragung von Technologien aus ihrer wissenschaftlichen Basis in wirtschaftliche Anwendungen zum Ziel haben.3 Ursprung der Technologien ist im vorliegenden Kontext eine wissenschaftliche Organisation. Dabei beschr¨ankt sich diese Arbeit aus bereits dargelegten Motiven auf die Betrachtung außeruniversit¨arer Organisationen. Um dennoch ein m¨oglichst umfassendes Bild bestehender Forschungsbem¨ uhungen zeichnen zu k¨onnen und um auf einer breiteren empirischen Basis aufzubauen, werden f¨ ur die theoretische Fundierung und empirische Absicherung der Arbeit auch Erkenntnisse zum universit¨aren Technologietransfer herangezogen. Dies ist insofern wichtig, als dazu aus den USA viele wertvolle Befunde vorliegen. In der dortigen Forschung spricht man in diesem Zusammenhang von University-Industry” Technology-Transfer“ (UITT). Es ist jedoch festzuhalten, dass deutliche Unterschiede zwischen universit¨aren und außeruniversit¨aren Einrichtungen bestehen. Als wichtigsten Unterschied kann man den Lehrauftrag von Universit¨aten und die damit einhergehende Anwesenheit von Studenten ansehen.4 Studenten sind auf den ersten Blick eine zus¨atzliche Quelle potenzieller Gr¨ under, u ¨ber die außeruniversit¨are Einrichtungen nicht verf¨ ugen. Empirische Untersuchungen lassen jedoch vermuten, dass Studenten als Unternehmensgr¨ under in Deutschland eher eine Ausnahmeerscheinung sind.5 Dieser Aspekt scheint daher vernachl¨assigbar. In der pers¨onlichen Motivation der Wissenschaftler zur Forschung bestehen kaum Unterschiede zwischen den 2 3 4 5

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Jensen u. a. 2003] S. 1274 f., [Siegel u. a. 2004] S. 117 ff. [Walter 2003] S. 16. [Bozeman 2000] S. 635 f. [Kulicke und G¨ orisch 2002] S. 39 f., [Richert und Schiller 1994] S. 7 f.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

17

Einrichtungsarten, was an den identischen Anreizsystemen liegen d¨ urfte. Belohnt wird, wer viel in anerkannten wissenschaftlichen Zeitschriften ver¨offentlicht. Einen wichtigen Unterschied stellen aber die an außeruniversit¨aren Einrichtungen meist deutlich leistungsf¨ahigeren Instrumente und Anlagen dar.6 Man sollte daher erwarten, dass dort mehr Erfindungen entstehen. Zielorganisation der Technologien ist im Sinne dieser Arbeit ein vom Wissenschaftler zur Kommerzialisierung der Erfindung gegr¨ undetes Unternehmen, ein Verwertungs-Spinoff. Die oben genannte Definition des Begriffs Technologietransfer“ legt nicht fest, ob es ” sich bei der Zielorganisation immer um ein etabliertes Unternehmen handeln muss oder auch um ein Spinoff handeln kann. Eine h¨aufige Praxis in der amerikanischen Forschung ist, unter UITT auch die Gr¨ undung von Spinoffs zu subsumieren. Somit kann man also die Unternehmensgr¨ undung als eine Sonderform des Technologietransfers verstehen. Die oben genannte Definition schließt aber auf jeden Fall unbewussten Technologietransfer ( spillovers“) aus.7 ” Wichtig ist auch die Unterscheidung zwischen dem Begriff Invention“, d.h. die Erfin” ” dung“, und dem Begriff Innovation“, der eine erfolgreich im Markt eingef¨ uhrte Erfindung ” bezeichnet.8 Dabei kann es sich um ein physisch neues Produkt oder um einen neuen Produktionsprozess handeln.9 Analog dazu wird jemand, der eine Erfindung erfolgreich in den Markt einf¨ uhrt, als Unternehmer (Innovator) angesehen. Hier soll es f¨ ur das Vorliegen der Unternehmereigenschaft aber schon gen¨ ugen, wenn ein Wissenschaftler ein Spinoff gr¨ undet, also unabh¨angig davon, ob bereits erste Ums¨atze mit dem auf der Erfindung basierenden Produkt erzielt werden.

2.2 2.2.1

Konzeption und theoretische Ans¨ atze Eingrenzung des Untersuchungsobjekts

Das erkl¨arte Ziel dieser Untersuchung ist, das Entstehen von technologiebasierten Existenzgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen besser zu verstehen. Es wurden bereits mehrere wirtschaftliche und wissenschaftliche Gr¨ unde angef¨ uhrt, die dieses 6 7 8 9

Vgl. [Autio u. a. 2004] S. 110, [Bozeman 2000] S. 634 f. F¨ ur weitere Definitionen des Begriffs Technologietransfer“ siehe z.B. [Walter 2003] S. 14 f. und ” [Bozeman 2000] S. 629 f. Vgl. [Brockhoff 1999] S. 35 ff. Vgl. [Hauschildt 1997] S. 6.

18

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Untersuchungsziel rechtfertigen. Anhand der in Abschnitt 1.3 dargelegten Forschungsfragen l¨asst sich zudem ablesen, dass die Untersuchungseinheit potenzielle und tats¨achliche Gr¨ under sind. Von Interesse ist, wie sich ihr Verhalten in der Vorgr¨ undungsphase auf die Wahrscheinlichkeit einer Existenzgr¨ undung auswirkt. Dar¨ uber hinaus ist bedeutsam, wie ihre Einsch¨atzung einer unternehmerischen Gelegenheit, hier in Form einer Erfindung, ihre Gr¨ undungsentscheidung beeinflusst. Und schließlich interessiert auch, welche Rolle sie der F¨orderung durch andere Personen f¨ ur den Gr¨ undungsakt beimessen. Um zu den damit verbundenen Hypothesen eine klare Falsifizierungsstrategie verfolgen zu k¨onnen, ist es notwendig, nicht nur solche Erfinder zu befragen, die ein Unternehmen gegr¨ undet haben, sondern auch solche, die dies nicht getan haben. Den j¨ ungsten Entwicklungen der Entrepreneurship-Forschung folgend wird der unternehmerischen Gelegenheit f¨ ur die Erkl¨arung des Gr¨ undungsakts eine bedeutende Stellung einger¨aumt. Unter einer solchen Gelegenheit ist zu verstehen: “... situations in which new goods, services, raw materials, markets and organizing methods can be introduced through the formation of new means, ends, or means-ends relationships. These situations do not need to change the terms of economic exchange to be entrepreneurial opportunities, but only need to have the potential to alter the terms of economic exchange.“ 10 An dieser Definition sind zwei Dinge besonders auffallend: Erstens, eine unternehmerische Gelegenheit kann im Prinzip alles sein, von neuen G¨ utern, Dienstleistungen, Rohstoffen bis hin zu neuen Organisationsmethoden. Entscheidend ist aber, dass sie auf einer neuen Mittel-Zweck-Beziehung aufbaut. Die bloße Optimierung einer bestehenden MittelZweck-Beziehung ist also nicht als unternehmerische Gelegenheit anzusehen. Zweitens, eine unternehmerische Gelegenheit ist nicht erst dann eine unternehmerische Gelegenheit, wenn sich jemand entschließt, sie umzusetzen. Was z¨ahlt, ist allein das Potenzial, dass sie jemand entdecken und ergreifen k¨onnte. Der Begriff impliziert also noch nicht, dass es sich um eine gute“ Gelegenheit handelt. Es kann auch sein, dass ein Individuum bei ” ihrer Bewertung zum Schluss kommt, sie sei schlecht und sie daher nicht ergreift. Eckhardt und Shane zeigen eine Vielzahl von Quellen auf, aus denen unternehmerische Gelegenheiten hervorgehen k¨onnen. Als eine dieser Quellen wird auch die Erzeugung neuen Wissens identifiziert.11 Da die Erzeugung neuen Wissens Gegenstand jeder Forschungst¨atigkeit ist, wird in der vorliegenden Arbeit allein diese Quelle als Ursprung 10 11

Vgl. [Eckhardt und Shane 2003] S. 336. Vgl. [Eckhardt und Shane 2003] S. 342.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

19

unternehmerischer Gelegenheiten betrachtet. Andere Quellen, z.B. ver¨anderte Nachfragebedingungen oder neue gesetzliche Rahmenbedingungen, werden ausgeschlossen. Um die Durchf¨ uhrbarkeit der empirischen Untersuchung zu gew¨ahrleisten, ist es notwendig, neues Wissen“ als Quelle f¨ ur unternehmerische Gelegenheiten weiter einzuschr¨anken. ” Vermutlich enth¨alt nicht jedes neue Wissen auch eine unternehmerische Gelegenheit. Außerdem ist w¨ unschenswert, dass die Informanten zu einer unternehmerischen Gelegenheit befragt werden, mit der sie sich zumindest ansatzweise besch¨aftigt haben. Nicht jedes beliebige, von einem Wissenschaftler generierte Wissen wird von diesem als unternehmerische Gelegenheit wahrgenommen. Es ist also nach m¨oglichst objektiven Kriterien weiter zu entscheiden, welche Art von Wissen als besonders aussichtsreich f¨ ur die Generierung und die bewusste Wahrnehmung unternehmerischer Gelegenheiten erscheint. Die L¨osung f¨ ur dieses Problem ist die Erfindungsmeldung. Wissenschaftler an außeruniversit¨aren Einrichtungen sind verpflichtet, ihren Arbeitgeber von Erfindungen zu unterrichten. Wird eine Erfindung gemeldet, dann bedeutet das gleichzeitig, dass der erfindende Wissenschaftler in ihr eine neue Mittel-Zweck-Beziehung sieht. Schließlich ist eine Erfindung ja ein neues Mittel f¨ ur einen bestimmten Zweck. Somit wohnt jeder Diensterfindung eine unternehmerische Gelegenheit inne. Jeder Erfinder sah sich bereits einmal mehr oder weniger bewusst mit einer unternehmerischen Gelegenheit konfrontiert. Wie oben gesagt, heißt unternehmerische Gelegenheit noch nicht, dass sie wirklich gut“ ist. ” Ganz im Gegenteil ist davon auszugehen, dass die wenigsten Diensterfindungen f¨ ur gut“ ” befunden und in eine wirtschaftliche Anwendung u uhrt werden. Es sollen nur solche ¨berf¨ Wissenschaftler betrachtet werden, die eine Diensterfindung get¨atigt haben. Weiterhin m¨ ussen manche dieser Wissenschaftler auf Basis einer Diensterfindung ein Unternehmen gegr¨ undet haben. Ein Vergleich zwischen den existenzgr¨ undenden Erfindern und den nicht existenzgr¨ undenden kann dann die Forschungsfragen beantworten. Wissenschaftler, die eine Diensterfindung get¨atigt haben, lassen sich m¨ uhelos u ¨ber ¨offentlich zug¨angliche Quellen identifizieren. Neuartige Diensterfindungen mit wirtschaftlichem Potenzial werden von Forschungseinrichtungen h¨aufig zum Patent angemeldet. In den Patentanmeldungen sind auch die Namen und Wohnorte der Erfinder verzeichnet. Das Deutsche Patent- und Markenamt unterh¨alt eine kostenlose Datenbank, u ¨ber die diese Informationen ausgelesen werden k¨onnen. Die anschließende Recherche der genauen postalischen Adresse oder auch der E-Mail-Adresse, stellt u ¨ber Internet-Suchmaschinen ¨ oder das einfache Telefonbuch keine un¨ uberwindbare Barriere dar. Eine empirische Uberpr¨ ufbarkeit scheint daher gew¨ahrleistet.

20

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Aus der skizzierten Konzeption der Arbeit geht hervor, dass nicht die objektiven Voraussetzungen f¨ ur eine Unternehmensgr¨ undung analysiert werden sollen. Wissenschaftler k¨onnen nur dar¨ uber Auskunft geben, wie sie subjektiv bestimmte gr¨ undungsrelevante Faktoren einsch¨atzen, wie beispielsweise die Anwendungsreife der Erfindung oder ihren Vorteil gegen¨ uber bestehenden Produkten. F¨ ur die Gr¨ undungsentscheidung kommt es aber genau auf diese subjektive Wahrnehmung an. Der Gr¨ undungsentschluss ist eine individuelle Entscheidung. Es z¨ahlen daher nicht die objektiven Gr¨ undungsvoraussetzungen, sondern nur ihre Wahrnehmung durch die Gr¨ underperson. Unternehmen entstehen nicht zuletzt deshalb, weil Individuen aus denselben Informationen unterschiedliche Schl¨ usse ziehen.12 ¨ F¨ ur die Untersuchung von Uberleben und Erfolg einer Gr¨ undung w¨are diese Sichtweise nat¨ urlich nicht ausreichend. Dazu m¨ usste man sich auch auf mehrere Informanten st¨ utzen, um m¨oglichst objektiv jene Faktoren zu identifizieren, die den Erfolg beeinflussen. Das ist aber nicht Gegenstand der vorliegenden Studie.

2.2.2

Theorien des Technologietransfers

Wie in Abschnitt 2.1 dargelegt wurde, kann man die Entstehung von Gr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen als eine Sonderform des Technologietransfers auffassen. Es erscheint daher angebracht, als erstes einen Blick auf jene Theorien zu werfen, mit denen Technologietransfer erkl¨art wird, und dann zu entscheiden, ob sie auch f¨ ur den hier betrachteten Sonderfall in Frage kommen. Walter entwirft ein umfassendes Modell des inter-organisationalen Technologietransfers. Er st¨ utzt sich dabei im Wesentlichen auf zwei theoretische Grundlagen, die Interaktionstheorie und die Adoptions- bzw. Diffusionsforschung.13

Interaktionstheorie In der Interaktionstheorie wird das Verhalten von Individuen als Austausch materieller und nicht materieller G¨ uter verstanden. Das wohl wichtigste materielle Gut ist Geld. Nicht materielle G¨ uter k¨onnen beispielsweise Prestige oder Anerkennung sein. Individuen, die anderen viele G¨ uter zuteil werden lassen, tun dies in der Absicht, wiederum selbst von diesen Personen G¨ uter zu bekommen.14 12 13 14

Vgl. [Shane 2003] S. 45, [Shane und Venkataraman 2000] S. 222. Vgl. [Walter 2003]. Vgl. [Homans 1958] S. 606.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

21

Mit dieser o¨konomischen Sichtweise auf menschliches Verhalten kann man viele soziologische Ph¨anomene analysieren, z.B. in den Bereichen Diskriminierung,15 Verbrechen,16 und Familie.17 Es gilt die Annahme, dass sich das Verhalten des gesamten sozialen Systems durch die Aggregation des nutzenorientierten Verhaltens Einzelner erkl¨aren l¨asst.18 Die Interaktionstheorie steht damit der (neo-)klassischen Wirtschaftstheorie und ihrer individualistischen, in utilitaristischer Tradition stehenden Auffassung menschlichen Handelns sehr nahe.19 Drei Realph¨anomene werden durch die Interaktionstheorie nicht zufriedenstellend erkl¨art: Gemeinsames Handeln ( collective action“), Normen und Pflichtgef¨ uhl ( norms and ob” ” ligation“) und soziale Struktur ( social structure“). Organisationen, in denen Einzelper” sonen gemeinsam an der Durchsetzung von Interessen arbeiten, die auch Personen außerhalb der Organisation teilen (z.B. Gewerkschaften), d¨ urften nach der Interaktionstheorie eigentlich nicht existieren: Rein ¨okonomisch betrachtet w¨ urden sich die Organisationsmitglieder als Trittbrettfahrer außerhalb der Organisation wirtschaftlich besser stellen, da sie dann zwar in den Genuss der von der Organisation wahrgenommenen Interessenvertretung kommen, aber keine Kosten f¨ ur die Mitgliedschaft aufwenden m¨ ussen.20 Normen und Pflichtgef¨ uhl, ausgedr¨ uckt durch altruistisches Handeln, sind in der Realit¨at zu beobachten, aber nicht zu erkl¨aren, wenn man ein reines Selbstinteresse der handelnden Individuen unterstellt. Dem halten Anh¨anger der Interaktionstheorie entgegen, dass Individuen auch bei scheinbar altruistischen Handlungen ihr Eigeninteresse verfolgen, n¨amlich dann, wenn sie eine l¨angerfristige Beziehung mit der von der Handlung profitierenden Person erwarten.21 Die Erkl¨arung sozialer Strukturen durch die Interaktionstheorie ist deshalb unzureichend, weil zwar Vorhersagen f¨ ur das Verhalten von Einzelpersonen getroffen werden, diese Vorhersagen aber nach Meinung der Kritiker nicht ohne weiteres u ¨ber die Einzelpersonen hinweg zur Verhaltensvorhersage des gesamten sozialen Systems aggregiert werden k¨onnen. Ein typisches Ph¨anomen in diesem Zusammenhang ist beispielsweise das Herdenverhal” ten“ bei Brandkatastrophen oder auch bei Spekulationsblasen an Aktienm¨arkten.22 15 16 17 18 19 20 21 22

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Becker 1957]. [Becker 1968]. [Becker 1981]. [Scott 2000] S. 127. [Granovetter 1985] S. 483. [Scott 2000] S. 131 ff. [Blau 1964]. [Coleman 1984] S. 84 ff.

22

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Wie Walter zeigt, kann man die Interaktionstheorie jedoch sehr gut zur Erkl¨arung des Technologietransfers zwischen Organisationen heranziehen. Technologietransfer ist aus diesem theoretischen Blickwinkel heraus der Austausch wertvoller Leistungen und Gegenleistungen zwischen den beteiligten Organisationen. Ihre Bed¨ urfnisse und W¨ unsche sollen so befriedigt werden, dass ein Gef¨ uhl der Gegenseitigkeit und Zufriedenheit entsteht.23 Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei den Austauschprozessen um eine l¨angerfristige Beziehung handelt.24 Damit ergeben sich zwei Probleme bei der Anwendung der Interaktionstheorie auf den Sonderfall des Technologietransfers durch Gr¨ undung: Erstens, es gibt in der Vorgr¨ undungsphase nur eine am Technologietransferprozess beteiligte Organisation, n¨amlich die Forschungseinrichtung. Die Organisation des Gr¨ unders besteht zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Zweitens, das, was ausgetauscht werden soll (eine Technologie), hat der Empf¨anger (der gr¨ undungswillige Erfinder) bereits. Die Forschungseinrichtung erbringt zudem keine Leistungen, ohne die eine Gr¨ undung nicht m¨oglich w¨are. Dieser Ansatz scheint daher f¨ ur die Erkl¨arung des hier interessierenden Ph¨anomens eher ungeeignet.

Adoptions- und Diffusionsforschung Die Adoptions- bzw. Diffusionsforschung widmet sich dem Prozess, durch den Innovationen u ¨ber die Zeit hinweg durch bestimmte Kan¨ale des sozialen Systems an seine Mitglieder kommuniziert werden. Diffusion wird verstanden als eine spezielle Art der Kommunikation, bei deren Inhalt es sich um eine neue Idee handelt. Sie kann spontan, aber auch geplant vonstatten gehen.25 Die Diffusionsforschung ist keine ausschließlich ¨okonomische Dom¨ane, im Gegenteil: Rogers identifiziert mehr als zehn Felder, darunter Anthropologie, Geographie und Soziologie, in denen das Ph¨anomen der Diffusion erforscht wird.26 Der Grundstein zur Diffusionsforschung wurde bei der Beobachtung der Vermehrung von Bakterien und bei der Analyse der r¨aumlichen Ausbreitung kultureller bzw. agrarsoziologischer Verhaltensweisen von Menschen gelegt.27 In der Diffusionsforschung im Bereich Marketing/General Management wird der Diffusionsprozess disagreggiert und aus Sicht der einzelnen Konsumenten betrachtet, die u ¨ber 23 24 25

26 27

Vgl. [Walter 2003] S. 80. ¨ Ein Uberblick u ¨ber die Unterschiede zwischen diskreten Transaktionen und relationalem Austausch findet sich bei [Dwyer u. a. 1987] S. 13. Vgl. [Rogers 1995] S. 5 ff. Im Gegensatz dazu fasst z.B. [Walter 2003] die Innovationsdiffusion als eher willk¨ urlichen, unkontrollierten Ausbreitungsprozess auf, um sie klarer gegen¨ uber dem Begriff Technologietransfer“, dem eine bewusste Steuerung der Ausbreitung innewohnt, abzugrenzen (vgl. ” [Walter 2003] S. 38). Vgl. [Rogers 1995] S. 42 f. Vgl. [Dreher 1997] S. 54, [B¨ ocker und Gierl 1988] S. 32.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

23

die Annahme (Adoption) einer Innovation entscheiden.28 Der Adoptionsprozess reicht von der erstmaligen Kenntnisnahme einer Innovation bis zur Annahme oder Ablehnung der¨ selben. W¨ahrend die Adoptionstheorie die Entscheidung zur Ubernahme oder Ablehnung einer Innovation auf Einzelakteursebene betrachtet, besch¨aftigt sich die Diffusionstheorie mit akteurs¨ ubergreifenden Gr¨ unden f¨ ur die Verbreitung von Innovationen.29 Die klassische, naturgesetzliche Innovationsdiffusion folgt einer S-f¨ormigen Kurve. Sie entsteht, wenn man in einem Koordinatensystem die Anzahl der Adopter kumuliert auf der Ordinate und die Zeit auf der Abszisse abtr¨agt. Grunds¨atzlich eignet sich diese Theorie sehr gut, um vorauszusagen, wie rasch sich neue, innovative Produkte verbreiten.30 Die zum Teil sehr unterschiedliche Diffusion ¨ahnlicher Produkte l¨asst jedoch vermuten, dass zahlreiche Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die Diffusionsgeschwindigkeit aus¨ uben. Zu diesen Faktoren z¨ahlen beispielsweise relativer Vorteil, Kompatibilit¨at, Komplexit¨at, Erprobbarkeit und Kommunizierbarkeit der Innovation.31 Die Adoptions- und Diffusionsforschung scheint auf das Gr¨ undungsgeschehen an Forschungseinrichtungen nur in sehr begrenztem Maße anwendbar zu sein. Das liegt daran, dass sie prim¨ar an Innovationsattributen zur Erkl¨arung eines Diffusionsverlaufs interessiert ist. Der Einfluss, den ein Gr¨ under durch seine Aktivit¨aten auf den Verbreitungsprozess aus¨ uben kann, wird vernachl¨assigt. Um den Gr¨ undungsakt zu erkl¨aren, k¨onnte man unter Einschluss dieses Forschungszweigs allenfalls argumentieren, dass er durch die Antizipation eines raschen Diffusionsprozesses wahrscheinlicher wird. Selbst das ist jedoch nicht zwingend, denn auch mit einer kleinen Gruppe von Early Adopters“ k¨onnte sich ” ein Gr¨ under gute Gewinne ausrechnen. Im Vergleich zu Ans¨atzen zur Aneignung von Innovationsrenten, die ebenfalls Technologieeigenschaften ber¨ ucksichtigen, f¨allt auf dieser Theoriegrundlage der Raum f¨ ur unternehmerisches Handeln aber zu gering aus. Damit ergibt der Blick auf zwei in der Technologietransfer-Literatur erfolgreich verwendete Theorien keine ausreichende Grundlage f¨ ur die Erkl¨arung des hier zu untersuchenden Ph¨anomens. In der Entrepreneurship-Forschung werden zum besseren Verst¨andnis der Vorgr¨ undungsphase viele weitere Theorien herangezogen. Mellewigt und Witt identifizieren sechs Ans¨atze: die Populations¨okologie, den Transaktionskostenansatz, die PrinzipalAgenten-Theorie, die betriebswirtschaftliche Wachstumstheorie, die Humankapitaltheorie 28 29 30 31

Vgl. [B¨ocker und Gierl 1987] S. 688 ff. Vgl. weiter [Mahajan u. a. 1990]. Vgl. [Walter 2003] S. 39. Vgl. das Modell von [Bass 1969]. ¨ Vgl. [Rogers 1983] S. 232. Die Ubersetzung der englischsprachigen Begriffe folgt [Walter 2003] S. 44 f. Der Begriff observability“, w¨ ortlich Beobachtbarkeit“, wird von [Walter 2003] mit Kommuni” ” ” zierbarkeit“ u ¨bersetzt.

24

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

und die Soziale Netzwerkperspektive. Von diesen sollen hier lediglich drei n¨aher vorgestellt werden. Die Populations¨okologie argumentiert auf Systemebene, ¨ahnlich wie die zuvor erw¨ahnte Diffusionsforschung. Damit wird unternehmerischen Entscheidungen wenig Einfluss zugestanden. Hier wird jedoch argumentiert, dass die individuelle Entscheidung des Gr¨ unders maßgeblich f¨ ur den Gr¨ undungsakt ist. Die Populations¨okologie wird daher in dieser Arbeit nicht weiter thematisiert. Die betriebswirtschaftliche Wachstumstheorie ist eher dazu geeignet, die Entwicklung bestehender Unternehmen als die Entstehung neuer Unternehmen zu erkl¨aren. Auch sie wird daher nicht n¨aher untersucht.32 Der Netzwerkansatz schließlich erfreut sich zwar gr¨oßter Beliebtheit in der empirischen Forschung, ur eine konnte jedoch bisher keine eindeutigen Ergebnisse hervorbringen.33 Damit bleiben f¨ n¨ahere Betrachtung die Prinzipal-Agenten-Theorie, der Transaktionskostenansatz und die Humankapitaltheorie.

Prinzipal-Agenten-Theorie ¨ Als Wurzel der Prinzipal-Agenten-Theorie gilt das starke Interesse von Okonomen an Mechanismen zur Risikoteilung zwischen Individuen bzw. Gruppen von Individuen.34 Das Prinzipal-Agent-Problem entsteht, wenn kooperierende Parteien, die sich in ihren Zielen und ihrer Risikoneigung unterscheiden, in einem arbeitsteiligen Prozess zusammenarbeiten.35 Eine Partei, der Prinzipal“, delegiert Arbeit an eine andere Partei, den Agent“. ” ” Der Agent muss diese Arbeit dann ausf¨ uhren. Das Verh¨altnis zwischen den beiden Parteien wird durch einen Vertrag beschrieben. Zwei Probleme treten in diesem Verh¨altnis auf: Erstens, der Prinzipal kann nicht u ¨berpr¨ ufen, ob sich der Agent gem¨aß der Arbeitsanweisung verh¨alt. Wegen dieser Informationsasymmetrie besteht die Gefahr, dass der Agent aus Faulheit die Arbeitsanweisung ignoriert ( moral hazard“). Zweitens, aufgrund der unterschiedlichen Risikoneigung der ” Parteien f¨ uhrt der Agent eventuell T¨atigkeiten aus oder trifft Entscheidungen, die vom Prinzipal nicht gew¨ unscht sind. Die Prinzipal-Agenten-Theorie widmet sich eingehend der Frage, wie der Vertrag zwischen Prinzipal und Agent aussehen muss, um diese Probleme zu l¨osen. 32 33 34 35

Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 101 f. Vgl. [Witt und Rosenkranz 2002] S. 102, [Witt 2004] S. 391 i. V. mit S. 399 ff. Vgl. auch die empirische Untersuchung von [Schr¨ oter 2005]. Vgl. [Eisenhardt 1989] S. 58. Vgl. weiter [Arrow 1971] und [Wilson 1968]. Vgl. [Jensen und Meckling 1976] und [Ross 1973].

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

25

Man unterscheidet verhaltensbezogene und ergebnisbezogene Vertr¨age. In ersterem Fall investiert der Prinzipal in Monitoring- und Kontrollsysteme, um die Informationsasymmetrie zwischen sich und dem Agenten zu reduzieren. Er kann dann mit dem Agenten einen Vertrag abschließen, der ein bestimmtes Verhalten vorschreibt, welches der Prinzipal dank der Systeme u ¨berwachen kann. Ein ergebnisorientierter Vertrag, bei dem Prinzipal und Agent sich nicht auf ein bestimmtes Verhalten, sondern lediglich auf die Merkmale eines zuk¨ unftigen Zustands einigen, kann auf Monitoring- und Kontrollsysteme verzichten. Allerdings wird durch solche Vertr¨age implizit Risiko auf den Agenten transferiert, denn nicht nur sein eigenes Verhalten beeinflusst das Arbeitsergebnis. Ab einem bestimmten Unsicherheitsniveau u ¨ber weitere, das Ergebnis beeinflussende Faktoren, ist der Agent nicht mehr bereit, den Vertrag mit dem Prinzipal zu akzeptieren.36 Die Prinzipal-Agenten-Theorie wird im Zusammenhang mit Unternehmensgr¨ undungen z.B. zur Untersuchung von Kapitalbeschaffungsentscheidungen angewendet. Sie erkl¨art die in der Realit¨at beobachtbaren Vertragsgestaltungen als Instrumente zur Senkung des Moral-Hazard-Risikos.37 Theoretisch k¨onnte man mit ihrer Hilfe auch die Beziehung zwischen dem Leiter einer Forschungseinrichtung oder der Transferstelle (Prinzipal) und dem gr¨ undenden Wissenschaftler (Agent) untersuchen. Man k¨onnte davon ausgehen, dass der Prinzipal den Wissenschaftler mit der Vermarktung einer Erfindung per Unternehmensgr¨ undung beauftragt und ihm die dazu notwendigen Ressourcen (z.B. Rechte an der Erfindung, wissenschaftliche Ger¨ate usw.) u ¨berl¨asst. An diesem Beispiel wird aber sofort deutlich, dass die Prinzipal-Agenten-Theorie einen Interessenkonflikt unterstellt, der so undungswilliger vermutlich in Bezug auf das Gr¨ undungsgeschehen nicht besteht.38 Ein gr¨ Wissenschaftler wird von sich aus t¨atig und braucht dazu nicht den Auftrag“ der Ein” richtung. Zudem hat der Leiter der Forschungseinrichtung typischerweise keinen Anteil an der Gr¨ undung, partizipiert also nicht am Arbeitsergebnis des Gr¨ unders. Dieser Ansatz wird daher f¨ ur die Erkl¨arung des Entstehens von Existenzgr¨ undungen verworfen.

Transaktionskostenansatz Der Transaktionskostenansatz geht auf Williamson zur¨ uck.39 Er befasst sich mit der Frage, in welcher Weise institutionelle Regelungen und Organisationsformen wirtschaft” 36 37 38 39

Vgl. [Eisenhardt 1989] S. 61. Beispiele f¨ ur diese Prinzipal-Agent-Modelle sind [Demski und Feltham 1978], [Harris und Raviv 1979], [Holmstrom 1979] und [Shavell 1979]. Vgl. [Brachtendorf und Witt 2004], [Reißig-Thust u. a. 2004]. Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 102. Vgl. [Williamson 1975].

26

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

licher Aktivit¨at abh¨angig sind von den jeweiligen Eigenarten und Besonderheiten der Tauschobjekte und -beziehungen.“ 40 Tausch ist nicht kostenlos. Beispielsweise fallen Kosten f¨ ur die Informationsbeschaffung beim Eintritt in eine Tauschbeziehung an. Auch das ¨ Verhandeln von Vertr¨agen mit Tauschpartnern und die Uberwachung dieser Vertragsbeziehungen sind nicht gratis. Je nach Art und H¨ohe dieser mit Tausch verbundenen Transaktionskosten“ sind unterschiedliche institutionelle Regelungen und Organisations” formen unterschiedlich effizient. Die effizienteste Regelung bzw. Organisationsform setzt sich durch, so die Annahme dieses Ansatzes.41 Bezogen auf das Problem der Entstehung neuer Organisationen besagt die Transaktionskostentheorie, dass sich neue Unternehmen dann am Markt durchsetzen, wenn sie ihre Leistungen zu niedrigeren Transaktionskosten anbieten k¨onnen als die bestehenden Wettbewerber.42 Mellewigt und Witt sehen die Schw¨ache des Transaktionskostenansatzes in der Gefahr eines Zirkelschlusses, weil sich ex post durch geeignete Definition der Transaktionskosten jedes in der Realit¨at u ¨berlebende Unternehmen als effizienter darstellen l¨asst.43 Hinzu kommen Probleme bei der empirischen Messung der relevanten Kosten.44 Dennoch gibt es zwei empirische Studien, die den Transaktionskostenansatz zur Erkl¨arung von Gr¨ undungen verwenden. Die erste Studie von Picot u. a. untersucht innovative Unterundungsidee und die nehmensgr¨ undungen.45 Der Ansatz wird prim¨ar dazu genutzt, die Gr¨ Gr¨ undungsorganisation zu bewerten. Dazu entwickeln die Autoren eine Reihe von Einzelfragen, wie etwa: Inwieweit werden durch die Gr¨ undungsidee Produktions- und Transaktionskosten entweder in dem neugegr¨ undeten Betrieb selbst oder auf der Anwenderseite reduziert? Was wird selbst produziert, was wird auf den Faktorm¨arkten beschafft? Die zweite Studie von Shane erkl¨art, wann Erfinder an Forschungseinrichtungen ihre Erfindung an ein etabliertes Unternehmen lizenzieren und wann sie lieber selbst ein Unternehmen gr¨ unden. Die Transaktionskosten werden dort indirekt u ¨ber die Effektivit¨at des Patentschutzes einer Branche gemessen.46 Shane argumentiert, dass die Vermarktung von Erfindungen mit erheblichen Transaktionskosten verbunden ist. Sie entstehen vorrangig deshalb, weil der Handel mit Informationsg¨ utern, wie sie Erfindungen darstellen, eine

40 41 42 43 44 45 46

[Br¨ uderl u. a. 1996] S. 55. Vgl. [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 56. Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 101. Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 101. Vgl. [Ebers und Gotsch 1999] S. 243 ff. Vgl. [Picot u. a. 1989]. Vgl. [Shane 2002] S. 128.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

27

Reihe von Problemen aufweist. Zu diesen z¨ahlen adverse Selektion, Moral-Hazard und Hold-up. Zu adverser Selektion kommt es, weil die Erwerber von Erfindungen deren Wert nicht so gut einsch¨atzen k¨onnen wie die Erfinder. Ihre Zahlungsbereitschaft ist niedrig, so lange sie die Erfindung nicht genau kennen. Eine Offenlegung kommt jedoch f¨ ur die Erfinder meist nicht in Betracht, da das Wissen um die Erfindung sehr intangibel ist. Es besteht die Gefahr, dass die Erwerber die Erfindung nutzen und die Erfinder an den Gewinnen daraus nicht beteiligt werden. Gute Erfindungen, f¨ ur die eigentlich eine h¨ohere Zahlungsbereitschaft seitens der Erwerber erforderlich w¨are, werden so aus dem Markt gedr¨angt, w¨ahrend die schlechten im Markt verbleiben.47 Ein Moral-Hazard-Risiko besteht sowohl f¨ ur den Verk¨aufer, als auch f¨ ur den Erwerber der Erfindung. F¨ ur ersteren, weil er damit rechnen muss, dass der Erwerber der Erfindung diese unentgeltlich nutzt, nachdem sie ihm dargelegt wurde. Anders als bei tangiblen G¨ utern kann der Verk¨aufer die Erfindung dem Erwerber nicht einfach wieder wegnehmen, falls dieser seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachkommt. F¨ ur den Erwerber besteht ein Moral-Hazard-Risiko, weil bei der Lizenzierung von Erfindungen immer auch stillschweigendes, nicht kodifizierbares Wissen weitergegeben wird. Dieses Wissen ist komplement¨ar zum kodifizierten Wissen. Es besteht das Risiko, dass der Verk¨aufer das stillschweigende Wissen nicht an den Erwerber transferiert, weil das f¨ ur ihn zu kostspielig ist. Er hat einen Anreiz, komplement¨are Leistungen schlecht oder gar nicht zu erbringen. Weder der Erwerber, noch dritte Parteien k¨onnen die Qualit¨at der durch den Verk¨aufer erbrachten Leistungen beurteilen.48 Weiterhin kann eine Hold-Up-Situation auftreten, da von den beteiligten Parteien beziehungsspezifische Investments get¨atigt werden. Dies betrifft speziell jene F¨alle, wo zwei Parteien gemeinsam an der Entwicklung und Vermarktung einer Erfindung arbeiten. Die Partei, die f¨ ur die Entwicklung zust¨andig ist, muss typischerweise einen sehr hohen Aufwand erbringen, bevor die Partei aktiv wird, die sich der Vermarktung annimmt. Je nach Grad der Spezifit¨at der Erfindung in Bezug auf die Anforderungen des Vermarkters, erh¨ohen sich f¨ ur das entwickelnde Unternehmen die Wechselkosten. Dies bietet dem Vermarkter die Chance, den Vertrag mit dem Entwickler ex-post zu seinen Gunsten neu zu verhandeln.49 47 48 49

Vgl. [Anton und Yao 1994] S. 194 f. Vgl. [Arora 1996] S. 237. Vgl. [Pisano 1989] S. 115.

28

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Das Patentwesen ist in der Lage, die Gefahren der adversen Selektion, des Moral-Hazard und des Hold-Up zu verringern. Es erlaubt dem Erfinder, seine Erfindung offen zu legen ohne dabei f¨ urchten zu m¨ ussen, dass ihn der Erwerber an den Gewinnen daraus nicht beteiligt. Die Bereitschaft zur Offenlegung f¨ uhrt dazu, dass der Erwerber mehr u ¨ber die Erfindung lernt und daher auch zu einer gerechteren“ Zahlung bereit ist. Adverse Selek” tion wird daher ebenso reduziert wie das Moral-Hazard-Risiko aus Sicht des Verk¨aufers. Das Moral-Hazard-Risiko aus Sicht des K¨aufers wird abgemildert, da das Patent vor seiner Erteilung durch unabh¨angige Experten gepr¨ uft wird. Sie k¨onnen bis zu einem gewissen Grad die Vollst¨andigkeit der Informationen und komplement¨aren Leistungen einfordern, die zur Nutzung des Patents tats¨achlich notwendig sind. Hold-Up kann vermieden werden wenn Wissen kodifiziert wird, wie das bei Patenten der Fall ist. Beziehungsspezifische Investments sind n¨amlich gerade dann besonders hoch, wenn Wissen nur in Form von pers¨onlichem Austausch weitergegeben werden kann.50 Wenn das Patentwesen funktioniert, verringern sich die mit den oben genannten Problemen verbundenen Transaktionskosten und die Erfindung wird von einem etablierten Unternehmen vermarktet. Es hat gegen¨ uber dem Erfinder mehr Erfahrung bei der Kommerzialisierung und daher auch insgesamt niedrigere Transaktionskosten. Funktioniert das Patentwesen hingegen nicht, dann wird die Erfindung durch den Erfinder vermarktet. Er hat zwar h¨ohere Transaktionskosten in Bezug auf die Kommerzialisierungsaktivit¨aten. Aus Sicht des etablierten Unternehmens sind aber die durch adverse Selektion, Moral-Hazard und Hold-up antizipierten Transaktionskosten so hoch, dass sich die Einlizenzierung trotz des Vorteils bei den Kommerzialisierungsaktivit¨aten nicht lohnt. Damit bleibt als einzige effiziente“ Vermarktungsoption die Vermarktung durch den Erfinder.51 ” So erscheint der Transaktionskostenansatz f¨ ur die Erkl¨arung des Entstehens von Gr¨ undungen sowohl theoretisch als auch empirisch anwendbar. Dennoch bestehen Zweifel hinsichtlich (i) der Messbarkeit von Transaktionskosten und (ii) der Kommunizierbarkeit dieses Konzepts an die hier anvisierten Informanten.52

Humankapitaltheorie Die Humankapitaltheorie untersucht im Bereich der arbeitsmarkttheoretischen Forschung den Einfluss, den die Ausstattung einer Person mit Humankapitalressourcen auf 50 51 52

Vgl. [Pisano 1991] S. 245. Vgl. [Shane 2002] S. 124 f. Vgl. dazu auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Messkonzept von [Shane 2002], S. 134.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

29

ihr Einkommen aus¨ ubt. Sie wurde nur in wenigen F¨allen auf den Kontext der beruflichen Selbstst¨andigkeit u ¨bertragen.53 Zur expliziten theoretischen Fundierung empirischer Designs in der Gr¨ undungsforschung wird sie nicht herangezogen, trotz des weit verbreiteten empirischen Interesses an der Humankapitalausstattung von Gr¨ undern. In Anwendung der Theorie auf die Gr¨ undungsforschung wird argumentiert, dass das Humankapital zwei Effekte hat: Produktivit¨atseffekte und Selektionseffekte. Gr¨ under mit h¨oherem Humankapital k¨onnen einen Betrieb effizienter organisieren und managen. Sie sollten daher auch erfolgreicher sein. Personen mit h¨oherem Humankapital sind eher in der Lage als andere, Betriebe zu gr¨ unden. Beispielsweise kann man erwarten, dass sie die Gr¨ undung besser vorbereiten und die Erfolgschancen realistischer einsch¨atzen. Humankapital ist zu unterscheiden in allgemeines, branchenspezifisches und unternehmerisches. Zum allgemeinen Humankapital z¨ahlen etwa die Jahre der schulischen Bildung und der Berufserfahrung. Das branchenspezifische Humankapital zielt auf die beruflichen Erfahrungen des Gr¨ unders in der Branche der Betriebsgr¨ undung ab. Das unternehmerische Humankapital schließlich sind beispielsweise eigene fr¨ uhere Erfahrungen mit der beruflichen Selbstst¨andigkeit oder in Vorgesetztenpositionen.54 Da nicht der Erfolg, sondern nur die Entstehung von Gr¨ undungen untersucht werden soll, verbietet sich die Anwendung der Humankapitaltheorie unter Produktivit¨atsaspekten. Unter dem Selektionsaspekt scheint die Anwendung der Humankapitaltheorie auf die Entstehung von Gr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen hingegen geeignet zu sein: Erfinder mit h¨oherem Humankapital sollten eher in der Lage sein als andere, Betriebe zu gr¨ unden. Ein Grund f¨ ur eine gr¨ undungsspezifische Ber¨ ucksichtigung der Humankapitaltheorie ist, dass sie implizit auch in dem sehr einflussreichen verhaltensorientierten Ansatz der Entrepreneurship-Forschung verwendet wird. Auf diesen soll als N¨achstes kurz eingegangen werden.

Verhaltensorientierter Ansatz Der verhaltensorientierte Ansatz ist die Antwort auf den Traits-Approach, der bis zur Mitte der 80er Jahre in der Entrepreneurship-Forschung weit verbreitet war. Sein Anliegen war, pers¨onliche Merkmale zu identifizieren, durch die sich Existenzgr¨ under von der 53 54

Vgl. [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 45 f. Vgl. [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 49 f.

30

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

normalen Bev¨olkerung unterscheiden.55 Dieser nicht unumstrittene theoretische Ansatz ur die Entrepreneurship-Forschung stammt aus der Pers¨onlichkeitsforschung.56 Er hat sich f¨ aber als weitgehend ergebnislos erwiesen. Gartner res¨ umiert: ... a startling number of traits and characteristics have been attributed to ” the entrepreneur, and a ’psychological profile’ of the entrepreneur [...] would portray someone larger than life, full of contradictions, and, conversely, someone so full of traits that (s)he would have to be a sort of generic ’Everyman’.“ 57 Der Empfehlung von Gartner folgend, hat sich die Entrepreneurship-Forschung sodann darauf konzentriert, das Verhalten von Unternehmern und nicht deren Pers¨onlichkeitseigenschaften n¨aher zu beschreiben.58 Der verhaltensorientierte Ansatz geht davon aus, dass unternehmerische Menschen andere Dinge tun, oder sie mit einer anderen Intensit¨at bzw. H¨aufigkeit tun als weniger unternehmerische. Das Prim¨arziel ist nicht, Unternehmer von Nicht-Unternehmern zu unterscheiden. Es kommt nicht darauf an, wer ein Unternehmer ist, sondern was unternehmerische Menschen machen. Auch Angestellte k¨onnen sich, bei geeigneter Definition des Begriffs, unternehmerisch“ verhalten.59 ” Das Niveau unternehmerischer Aktivit¨at einer Person wird durch eine Reihe von Faktoren beeinflusst. Dazu geh¨oren solche aus den Bereichen der Person, des Umfelds und der Organisation.60 Die im Traits-Ansatz identifizierten Einflussgr¨oßen finden so indirekt Eingang in die verhaltensorientierte Sichtweise. So werden beispielsweise Leistungsmotivation, interne Kontroll¨ uberzeugung, Risikobereitschaft, Alter und Erziehungshintergrund einer Person als relevante Faktoren angesehen, die das Niveau unternehmerischer Aktivit¨at beeinflussen. Genau jene Merkmale sind im Rahmen des Traits-Ansatzes von Forschern eingehend dahin untersucht worden, ob sie zwischen Gr¨ undern und Nicht-Gr¨ undern differenzieren. Hier zeigt sich auch die N¨ahe zur Humankapitaltheorie, n¨amlich wenn bestimmte Kompetenzen f¨ ur unternehmerisches Verhalten verantwortlich gemacht werden. Zu den Einflussgr¨oßen der Gr¨ undungsentscheidung aus dem Bereich des Umfelds z¨ahlen beispielsweise die Verf¨ ugbarkeit von Risikokapital, gesetzliche Rahmenbedingungen, allgemeine Lebensbedingungen usw. Wechselwirkungen zwischen unternehmerischem Ver55 56 57 58 59 60

¨ F¨ ur einen Uberblick zu Studien, die sich mit diesem Thema befassen, siehe [Gartner 1988] S. 11 f. sowie S. 13 - 20. Vgl. [Mischel 1968]. [Gartner 1988] S. 21. Hervorhebung im Original. Vgl. [Gartner 1988] S. 21 i. V. mit S. 26. Vgl. auch [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 278. Vgl. dazu beispielsweise die Studie von [Entrialgo u. a. 2000]. Vgl. [Gartner 1985] S. 699 f.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

31

halten und der Organisation bestehen beispielsweise im Hinblick auf die gew¨ahlte Strategie. Kostenf¨ uhrerschaft bedingt anderes unternehmerisches Verhalten als Qualit¨atsf¨ uhrerschaft.61 Unternehmerische Aktivit¨aten sind je nach Untersuchungsgegenstand unterschiedlich zu definieren und stehen als Mediatorvariable zwischen den oben genannten Einflussfaktour unternehren und Erfolgsoperationalisierungen.62 Werden bestimmte Kompetenzen f¨ merisches Verhalten verantwortlich gemacht und wird dieses Verhalten auf bestimmte Erfolgsvariablen bezogen, kann die Humankapitaltheorie den Zusammenhang theoretisch fundieren. Diejenige Aktivit¨at, die als ureigen mit dem Unternehmerbegriff verbunden angesehen wird, ist das Erschaffen von Organisationen: Entrepreneurship is the creation ” of new organizations.“ 63 Entrepreneurship-Forscher sollten sich nach dieser Auffassung um die Beantwortung der Frage k¨ ummern, wie Organisationen durch unternehmerisches Handeln entstehen. Als Beispiele f¨ ur unternehmerische Aktivit¨aten bei der Erschaffung von Organisationen nennt Gartner unter anderem:64 • Unternehmer erkennen unternehmerische Gelegenheiten • Unternehmer beschaffen Ressourcen • Unternehmer vermarkten Produkte und Dienstleistungen H¨aufig wird zu einer n¨aheren Fundierung des Begriffs unternehmerische Aktivit¨at eine historische Sichtweise eingenommen. Dabei werden die verschiedenen im Laufe der Wirtschaftstheorie entstandenen Auffassungen von den Funktionen des Unternehmers reflektiert und in eine Operationalisierung u uhrt.65 Eine m¨ogliche Alternative zu diesem ¨berf¨ Vorgehen deutet sich bei Gem¨ unden und Konrad an: Sie schlagen vor, das Promotorenkonzept aus der Innovationsforschung zur Charakterisierung unternehmerischen Verhaltens heranzuziehen. Bestimmte Promotorenrollen, so die Vermutung, k¨onnten auf den Unternehmensgr¨ under u ¨bertragen werden.66 An einer weiteren theoretischen Fundierung und empirischen Umsetzung dieser Idee wird intensiv gearbeitet.67 Generell bietet sich in 61 62 63 64 65 66 67

Vgl. [Gartner 1985] S. 699 ff. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 248 f. Vgl. weiter [Stevenson und Jarillo 1990] S. 20. F¨ ur ein empirisches Beispiel siehe die Untersuchung von [Walter u. a. 2003]. [Gartner 1988] S. 26. Vgl. [Gartner 1985] S. 699 f. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 683. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 262 f. Vgl. [Walter 2005], [Walter u. a. 2006].

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Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Weiterf¨ uhrung dieses Gedankens an, den Einfluss von Promotoren auf die Gr¨ undungsaktivit¨at zu untersuchen. Die Rolle von Unterst¨ utzern im Gr¨ undungsprozess k¨onnte dadurch vermutlich auf eine verbesserte theoretische Basis gestellt werden. Der verhaltensorientierte Ansatz ist in der empirischen Forschung sehr verbreitet.68 Dies und die urspr¨ ungliche Forderung, man solle ihn zur Erkl¨arung des Entstehens von Organisationen einsetzen, motiviert zu seiner Verwendung f¨ ur die Beantwortung der hier gestellten Forschungsfragen. Eine wichtige Aufgabe liegt dabei in der genauen Definition unternehmerischer Aktivit¨at. Diese Definition sollte m¨oglichst konkret auf den Untersuchungsgegenstand zugeschnitten werden. Inbesondere muss darauf geachtet werden, dass die definierten Aktivit¨aten die Gr¨ undungswahrscheinlichkeit erh¨ohen. Anderenfalls w¨are der Ansatz wertlos, da er zur Erkl¨arung der abh¨angigen Variable, dem Zustandekommen einer Gr¨ undung, nichts beitr¨ uge.

Promotorenmodell ¨ Ankn¨ upfend an die oben angestellten Uberlegungen soll als n¨achster wissenschaftlicher Ansatz das Promotorenmodell aus der Innovationsforschung kurz vorgestellt und hinsichtlich seiner Erkl¨arungsrelevanz f¨ ur Unternehmensgr¨ undungen aus außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen beurteilt werden. Die Promotorenforschung geht dem Einfluss verschiedener Individuen, sogenannten Promotoren“, auf den Erfolg von Innovations” prozessen nach.69 Promotoren sind Personen, die Innovationsprozesse aktiv und intensiv ¨ ugen u f¨ordern.70 Sie verf¨ ¨ber Machtquellen, aus denen sie Leistungsbeitr¨age zur Uberwindung von Barrieren in Innovationsprozessen ableiten. Je nachdem, u ¨ber welche Machtquellen ein Promotor verf¨ ugt und welche korrespondierenden Leistungsbeitr¨age er zur ¨ Uberwindung von Barrieren einsetzt, unterscheidet man verschiedene Arten von Promotoren. Beispielsweise st¨ utzt sich der Machtpromotor auf die Machtquelle der Hierarchie. Zur ¨ Uberwindung von Willens- und Hierarchiebarrieren stellt er organisationale Ressourcen bereit, sanktioniert Akteure und legt Ziele fest.71 Weitere Promotoren sind der Fach¨ promotor zur Uberwindung fachspezifischer F¨ahigkeitsbarrieren, der Prozesspromotor zur 68 69 70 71

Vgl. z.B. [Begley und Boyd 1987], [Utsch u. a. 1999], [Entrialgo u. a. 2000], [Szyperski und Klandt 1981], [Hull u. a. 1980], [Frank und Korunka 1996], [Chandler und Jansen 1997]. Vgl. [Witte 1973]. Vgl. [Witte 1973] S. 15 f. Vgl. [Walter 1998] S. 100 ff.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

33

¨ ¨ Uberwindung von Barrieren des Nicht-D¨ urfens und der Beziehungspromotor zur Uberwindung von fach¨ ubergreifenden F¨ahigkeitsbarrieren und Abh¨angigkeitsbarrieren. Empirisch hat sich die Promotorenforschung als sehr ergiebig erwiesen. So stellt Witte fest, dass Projekte, die vom Gespann aus Macht- und Fachpromotor gef¨ordert werden, einen signifikant h¨oheren Innovationsgrad aufweisen als Projekte ohne Promotoren.72 Noch u ¨berlegener scheint die Troika bestehend aus Macht-, Fach- und Prozesspromotor zu sein. Hauschildt und Kirchmann zeigen, dass sie dem Gespann von Fach- und Machtpromotor bei Innovationsgrad und -erfolg u ¨ben in ¨berlegen ist.73 Beziehungspromotoren u Kombination mit Macht- und Fachpromotor einen positiven Einfluss auf die Effizienz von Innovationsprozessen aus.74 Die Anwendung des Promotorenmodells auf den Gr¨ undungsprozess k¨onnte sich als sehr fruchtbar erweisen. Bislang ist in der Entrepreneurship-Forschung außer der Theorie sozialer Netzwerke kein theoretischer Rahmen entwickelt worden, um die Rolle von Unterst¨ utzern n¨aher zu beschreiben. Empirische Ergebnisse deuten darauf hin, dass diesen Personen f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen eine wichtige Bedeutung zukommt. Beispielsweise wird die Unterst¨ utzung durch Personen in Leitungsfunktionen als f¨orderlich anundungsgesehen.75 Isfan und Moog bezeichnen Professoren an Hochschulen sogar als Gr¨ ” promotoren“, ohne sich dabei aber auf das Promotorenmodell zu berufen.76 Auch die Mitarbeiter einer Transferstelle beeinflussen die Gr¨ undungsaktivit¨at positiv.77 Fraglich ¨ ist lediglich, ob die Ubertragung des Promotorenmodells auf Ausgr¨ undungen zul¨assig ist bzw. wie der Ansatz ggf. abge¨andert werden m¨ usste. Wegen der Aussicht auf eine weitere theoretische Fundierung der Rolle von Unterst¨ utzern im Gr¨ undungsprozess soll das Promotorenmodell zur Beantwortung der Forschungsfragen dieser Arbeit herangezogen werden. Im Kern steht dabei die Idee, den Gr¨ undungsprozess als Innovationsprozess aufzufassen. Dies soll im weiteren Verlauf der Arbeit n¨aher konkretisiert werden.

72 73 74 75 76 77

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Witte 1999] S. 39. [Hauschildt und Kirchmann 1999] S. 46 f. [Walter 1998] S. 282. [Smilor und Matthews 2004] S. 125. [Isfan und Moog 2003] S. 108 ff. [Friedman und Silberman 2003] S. 26 f. Vgl. auch [Markman u. a. 2004] S. 359 f.

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Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Ressourcenbasierter Ansatz Eine weitere theoretische Grundlage, die auch mit der Entwicklung von Spinoffs aus Forschungseinrichtungen in Verbindung gebracht wird, ist der ressourcenbasierte Ansatz ( resource-based view of the firm“).78 Er ist kein eindeutig abgrenzbarer theoretischer Be” zugsrahmen, sondern eine Sichtweise auf Unternehmen, die die nachhaltige Erschließung von Wettbewerbsvorteilen erkl¨art.79 Die grundlegende Idee des Ansatzes besteht darin, Firmen als ein B¨ undel von Produktivressourcen zu betrachten. Sie werden von Unternehmen mit dem Ziel erworben, daraus spezifische Leistungen f¨ ur den Produktionsprozess zu generieren. Die Ressourcen selbst sind keine Inputfaktoren f¨ ur die Produktion, sondern die Leistungen, die durch das Wissen um Kombinations- und Nutzungsm¨oglichkeiten von Ressourcen erbracht werden.80 Ressourcen k¨onnen tangibel (z.B. Maschinenkapazit¨aten) oder intangibel (z.B. Kundennutzen, -treue, Produktionserfahrungen) sein. Um Wettbewerbsvorteile zu erschließen, m¨ ussen sich Unternehmen Zug¨ange zu exklusiven, nicht transferierbaren und nicht substituierbaren Ressourcen sichern. Sie m¨ ussen der Gefahr vorbeugen, dass ihre Ressourcen durch Ressourcen von Wettbewerbern substituiert werden. Und schließlich m¨ ussen sie auch eine hohe Akzeptanz jener Produkte sicherstellen, die sie auf Basis ihrer eigenen Ressourcen hergestellt haben. Die Attraktivit¨at einer Ressource bemisst sich nach ihrer Kapazit¨at, f¨ ur Wettbewerber eine Barriere zu bilden.81 Der ressourcenbasierte Ansatz setzt voraus, dass Ressourcen und Anwendungswissen im Unternehmen vorhanden sind.82 Deswegen ist seine Anwendung auf reife, etablierte Unternehmen sofort einleuchtend. Im Gegensatz dazu keimt bei seiner Anwendung auf Neugr¨ undungen die Frage auf, wie Unternehmer u ¨berhaupt eine Ressourcenbasis als Grundlage der Gesch¨aftst¨atigkeit mobilisieren k¨onnen. Als Ausgangspunkt f¨ ur ihre eigene Ressourcenbasis dienen Existenzgr¨ undern im wissenschaftsnahen Umfeld oft jene materiellen Ressourcen, deren Mitnutzung ihnen die Forschungseinrichtung w¨ahrend der Anfangsphaunder se der Neugr¨ undung gestattet.83 Hinzu kommen Ressourcen, u ¨ber die potenzielle Gr¨ privat verf¨ ugen. Außerdem besteht die Chance, dass sie durch ihr technologisches Knowhow v¨ollig neue Ressourcen mobilisieren. Gleichzeitig besteht das Risiko, dass sie auf78 79 80 81 82 83

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

die Arbeiten von [Druilhe und Garnsey 2004] sowie [Vohora u. a. 2004]. [Fried 2003] S. 3. [Penrose 1995] S. 24 f. [Wernerfeldt 1984] S. 172 ff. [Fried 2003] S. 7. [Druilhe und Garnsey 2004] S. 271 f.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

35

grund der meist fehlenden Ressource betriebswirtschaftliches Wissen“ letztlich doch an ”

der Kommerzialisierung scheitern.84

Druilhe und Garnsey leiten aus dem ressourcenbasierten Ansatz drei unternehmerische Aktivit¨aten von Gr¨ undern ab: Erkennen einer unternehmerischen Gelegenheit, Mobilisierung von Ressourcen und Organisation der Ressourcenbasis f¨ ur das Unternehmen. Sie argumentieren, dass die Art der Gesch¨aftsgelegenheit einen Einfluss auf diese Aktivit¨aten und die ben¨otigte Ressourcenausstattung hat. Fasst man die Gesch¨aftsgelegenheiten zusammen, die a¨hnlicher Ressourcen bed¨ urfen, ergibt sich eine Typologie von Spinoffs. Die Autoren differenzieren nach Spinoffs, die sich der technischen Beratung widmen, der Lizenzierung von intellektuellem Kapital, der Software-Herstellung, der Herstellung von Produkten und der Herstellung von Infrastruktur.85 Vohora u. a. zeigen auf Basis des ressourcenbasierten Ansatzes und eines Phasenmodells kritische Barrieren in der Entwicklung wissenschaftsnaher Existenzgr¨ undungen auf. Sie ¨ identifizieren diejenigen Ressourcen, die zur Uberwindung der Barrieren notwendig sind: Die erste Barriere ist die der opportunity recognition“, die durch die F¨ahigkeit, wissen” schaftliche Erkenntnisse mit Marktwissen vereinen zu k¨onnen, u ¨berwunden werden kann. Die zweite Barriere, entrepreneurial commitment“, kann durch unternehmerische F¨ahig” ¨ keiten u ¨berwunden werden. Die dritte Barriere, credibility“, verlangt zu ihrer Uberwin” dung nach der Sicherung von finanziellen Ressourcen und von Humankapital. Die letzte Barriere schließlich, sustainable returns“, wird weniger durch das Erschließen neuer Res” sourcen als durch die Neukonfiguration existierender Ressourcen u ¨berwunden. Sie ist von 86 neu hinzugewonnener Information und Wissen abh¨angig. Aus den Beitr¨agen wird deutlich, dass der ressourcenbasierte Ansatz zur Erkl¨arung der Gr¨ undungsgeschehens an Forschungseinrichtungen wertvolle Hinweise liefert. Dazu z¨ahlt insbesondere die Erkenntnis, dass die wichtigste Ressource existenzgr¨ undender Wissenschaftler ihr spezielles Wissen ist. Auch das Ergebnis, dass sie in einer bestimmten Entwicklungsphase finanzielle Ressourcen zur Gr¨ undung oder zur Sicherung des Fortbestands ihres Unternehmens sichern m¨ ussen, leuchtet sofort ein. Speziell auf die Vorgr¨ undungsphase bezogen k¨onnte man argumentieren, dass sich Erfinder u ¨berlegen, ob sie bestimmte gr¨ undungsnotwendige Ressourcen mobilisieren k¨onnen. F¨allt ihr Urteil positiv aus, findet die Gr¨ undung statt, anderenfalls nicht. Der Ansatz w¨are somit geeignet, um das individuelle Entscheidungskalk¨ ul vor dem Gr¨ undungsakt n¨aher zu analysieren bzw. zu erkl¨aren. 84 85 86

Vgl. [Vohora u. a. 2004] S. 148. Vgl. [Druilhe und Garnsey 2004] S. 271 ff., S. 281. Vgl. [Vohora u. a. 2004] S. 160 - 166.

36

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Aneignung von Innovationsrenten

Ans¨atze zur Aneignung von Innovationsrenten setzen sich mit dem Ph¨anomen auseinander, dass jene Unternehmen, die als erste ein innovatives Produkt einf¨ uhren, nicht immer in der Lage sind, nennenswert davon zu profitieren. Auch hier handelt es sich nicht um ein geschlossenes Theoriegeb¨aude, sondern eher um eine Sicht des strategischen Managements. Als ihr Urheber gilt Teece. Er stellt in seinem Ansatz die Hypothese auf, dass das Aneignungsregime ( regime of appropriability“) und die Kontrolle u ¨ber komplement¨are ” G¨ uter dar¨ uber entscheiden, ob ein Innovator auch die Fr¨ uchte seiner Entwicklungs- und Vermarktungsarbeit ernten kann.87 Das Aneignungsregime kann stark oder schwach sein. Ein starkes Aneignungsregime bedeutet, dass ein Innovator das Informationsb¨ undel, das die seiner Innovation zu Grunde liegende Erfindung ausmacht, nur sehr schwer vor dem Zugriff von Wettbewerbern sch¨ utzen kann. Beispielsweise gibt es bestimmte Erfindungen, die sich nicht per Patent oder Geheimhaltung sch¨ utzen lassen und von Wettbewerbern sehr einfach kopiert werden k¨onnen. Es gibt aber auch Branchen, in denen der Patentschutz effektiver ist als in anderen ur den InnoBranchen.88 Ein schwaches Aneignungsregime ist tendenziell eher schlecht f¨ vator. Mit der Preisgabe des Informationsb¨ undels, das seine Erfindung ausmacht, verliert er die Investitionen, die zu ihrer Entdeckung gef¨ uhrt haben und beraubt sich zuk¨ unftiger Einkommensstr¨ome. Er kann diesen Nachteil aber kompensieren, wenn er G¨ uter kontrolliert, die zu seiner Innovation komplement¨ar sind. Komplement¨are G¨ uter sind fast immer notwendig, um eine Innovation erfolgreich zu vermarkten. Es kann sich dabei z.B. um ein ¨ Distributionsnetz, Markenreputation oder Ahnliches handeln.89 Durch ihre Kontrolle kann der Innovator verhindern, dass Imitatoren am Ende mehr von der Innovation profitieren als er selbst. Das gilt insbesondere dann, wenn das Aneignungsregime schwach und die Bedeutung komplement¨arer G¨ uter hoch ist. Die j¨ ungere US-amerikanische Entrepreneurship-Literatur verwendet den Ansatz der Aneignung von Innovationsrenten relativ h¨aufig im Zusammenhang mit der Entstehung von Unternehmen. Beispielsweise zeigen Gans und Stern, dass ein schwaches Aneignungsregime f¨ ur ihre Entstehung hinderlich ist.90 In einer weiteren Arbeit entwerfen sie darauf aufbauend ein Modell, welches strategische Optionen von technologiebasierten Existenzgr¨ un87 88 89 90

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Teece 1986] S. 287 ff. [Levin u. a. 1987]. [Teece 1986] S. 288. [Gans und Stern 2003b] S. 380.

2.2. Konzeption und theoretische Ans¨atze

37

dungen bei der Vermarktung innovativer Produkte aufzeigt.91 Auch Shane stellt in zwei ¨ empirischen Untersuchungen Uberlegungen zu Aneignungsregime und komplement¨aren G¨ utern an, um die Entstehung von MIT-Spinoffs zu erkl¨aren.92 Der Ansatz findet Eingang in sein zusammenfassendes Modell zur Erkl¨arung des Entstehens von Gr¨ undungen.93 Einer der Vorteile des Ansatzes der Aneignung von Innovationsrenten besteht darin, dass sich daraus konkrete strategische Handlungsoptionen ableiten lassen. Dies f¨ uhrt zu einer st¨arkeren Ber¨ ucksichtigung der Option, eine Erfindung zu verlizenzieren, anstatt sie ¨ selbst zu kommerzialisieren. Ausschlaggebend f¨ ur diese Entscheidung sind Uberlegungen hinsichtlich des Aneignungsregimes und der Kontrollm¨oglichkeit komplement¨arer G¨ uter. ¨ In der deutschsprachigen Entrepreneurship-Forschung wurden bisher keine Uberlegungen entlang des Ansatzes zur Aneignung von Innovationsrenten angestellt. Allerdings konnte im Rahmen einer breiteren Literaturrecherche ein theoretischer Ansatz gefunden werden, der im Gegensatz zum urspr¨ unglichen Modell von Teece deutlich systematischer ist. Dieser Ansatz, der von Henkel vorgestellt wurde, ist gut geeignet, um zu konkretisieren, ¨ welche Uberlegungen ein Erfinder anstellen sollte, um zu beurteilen, ob eine Existenzgr¨ undung der beste Verwertungsweg f¨ ur seine Erfindung ist.94 Angesichts der verbreiteten und erfolgreichen Anwendung des Ansatzes zur Aneignung von Innovationsrenten in der US-amerikanischen Gr¨ undungsforschung soll auch in dieser Arbeit darauf zur¨ uckgegriffen werden. Die Verwendung der Systematik von Henkel bietet zudem die Gelegenheit, die Forschungsbem¨ uhungen noch st¨arker theoretisch zu fundieren.

Zusammenfassung und Schlussfolgerung In diesem Abschnitt wurden insgesamt neun verschiedene wissenschaftliche Ans¨atze skizziert, die zur Beantwortung der Forschungsfragen potenziell geeignet erschienen. Diese Ans¨atze waren die Interaktionstheorie, die Adoptions-/Diffusionsforschung, die PrinzipalAgenten-Theorie, der Transaktionskostenansatz, die Humankapitaltheorie, der verhaltensorientierte Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, das Promotorenmodell, der ressourcenbasierte Ansatz und der Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten. Eine Beurteilung der Ans¨atze hinsichtlich ihrer Erkl¨arungsrelevanz f¨ ur das zu untersuchende Ph¨anomen und hinsichtlich ihrer tats¨achlichen Anwendung im relevanten Forschungsbereich ergab: Inbesondere der verhaltensorientierte Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, der 91 92 93 94

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Gans und Stern 2003a] S. 339 ff. [Shane 2001b], [Shane 2002]. [Shane 2003] S. 121. [Henkel 2003] S. 13 – 42.

38

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten und das Promotorenmodell sind f¨ ur die Beantwortung der Forschungsfragen dieser Arbeit geeignet. Es ist in der betriebswirtschaftlichen Forschung nicht un¨ ublich, mehrere verschiedene Ans¨atze heranzuziehen, um ein interessierendes Ph¨anomen zu erkl¨aren.95 Einige Forscher w¨ unschen sich zwar eine vereinheitlichte Entrepreneurship-Theorie“.96 Bis heute gibt es ” uckt den diese Theorie leider nicht und vermutlich wird es sie auch nie geben.97 Gartner dr¨ theoretischen Zustand des Forschungsfelds mit einem sehr anschaulichen Vergleich aus. Er handelt von einer W¨ ustenstadt, in der nur Blinde leben. Eines Tages zieht eine Armee vorbei, die zur Einsch¨ uchterung von Feinden einen Elefanten mitf¨ uhrt. Die Bewohner der W¨ ustenstadt waren noch nie mit einem Elefanten in Kontakt und einige versuchen nun, herauszufinden, was ein Elefant ist. Da sie den Elefanten mit unterschiedlichen Sinnen und an unterschiedlichen Stellen untersuchen, kommen sie als Kollektiv zu keinem Ergebnis hinsichtlich seiner wahren“ Beschaffenheit. Tats¨achlich irrt aber auch kein Einzelner ” von ihnen, denn was sie jeweils im Ausschnitt von dem Ph¨anomen erkannt haben, ist korrekt. Gartner fragt: Is there an elephant in entrepreneurship?“ 98 und muss diese Fra” ge verneinen.99 Er bringt dadurch zum Ausdruck, dass auch weiterhin mit verschiedenen wissenschaftlichen Ans¨atzen gearbeitet werden muss, um zu validen Aussagen bez¨ uglich des zu erforschenden Gegenstands zu gelangen. Die Tatsache, dass bisher so viele unterschiedliche Ans¨atze als potenziell geeignet f¨ ur die Erkl¨arung der Gr¨ undungsentscheidung befunden wurden, verdeutlicht auch die chaoti” ur diese sche, pr¨aparadigmatische Entwicklungsstufe“ des Forschungsfelds.100 Es bleibt f¨ Arbeit nur zu hoffen, dass mit den gew¨ahlten drei Ans¨atzen m¨oglichst viele Eigenschaften des Elefanten Unternehmensgr¨ undung aus außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen“ ” abgedeckt werden k¨onnen.

95 96 97 98 99 100

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Busenitz u. a. 2003] S. 295 f. [Shane und Venkataraman 2000] S. 217 f., [Busenitz u. a. 2003] S. 296, [Phan 2004] S. 617 f. [Gartner 2001] S. 34, [Phan 2004] S. 617 f. [Gartner 2001] S. 27. [Gartner 2001] S. 34. [Aldrich und Baker 1997] S. 396. Engl. chaotic and pre-paradigmatic state of development.“ ” auch [Ireland u. a. 2005] S. 556 f.

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

2.3

39

Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

Dieser Abschnitt folgt dem verhaltensorientierten Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, in dessen Zentrum das unternehmerisch handelnde Individuum steht.101 Seine unternehmerischen Aktivit¨aten werden in der ¨okonomischen Theorie schon seit langer Zeit untersucht. Anhand einer Reflexion verschiedener Auffassungen der Funktionen, die Unternehmer erf¨ ullen, versucht man zu beschreiben, durch welches Verhalten sich unternehmerische Menschen auszeichnen. Wie die sich unmittelbar anschließende Vorstellung einiger ¨ funktionaler Unternehmerbegriffe zeigen wird, gibt es vielerlei Widerspr¨ uche und Uberschneidungen zwischen den unterschiedlichen Str¨omungen. Als besonders einflussreich f¨ ur ¨ die Entrepreneurship-Forschung hat sich die Konzeption der Osterreichischen Schule erwiesen.102 Auf sie wird daher n¨aher eingegangen. ¨ Darauf folgt ein Uberblick empirischer Arbeiten, die dem Einfluss von Pers¨onlichkeitsstilen, Motiven und Kompetenzen auf unternehmerisches Verhalten nachgehen. Diese Arbeiten greifen zwei weitere wissenschaftliche Theorien auf, die im verhaltensorientierten Ansatz aufgegangen sind: Den Traits-Ansatz, der die untersuchten Konstrukte als konstituierende Merkmale von Unternehmern ansieht, und die Humankapitaltheorie, mit der die Wirkung von Kompetenzen auf unternehmerisches Verhalten untersucht wird.

2.3.1

Zum funktionalen Unternehmerbegriff

Historischer R¨ uckblick Die Wirtschaftstheorie hat im Laufe der Zeit eine fast un¨ uberschaubare Vielzahl von Definitionen des Begriffs Unternehmer“ und der unternehmerischen Funktionen hervor” gebracht. Da die Auffassung von den Funktionen des Unternehmers so vielschichtig ist, suchen viele Autoren nach einem gemeinsamen Nenner“, um so eine Reduktion auf we” nige, aber wesentliche Charakteristika zu erzielen.103 H´ebert und Link identifizieren in ihrem wirtschaftstheoretischen R¨ uckblick nicht weniger als zw¨olf Funktionen des Unternehmers:104 101 102 103 104

Vgl. [Gartner 1985], [Gartner 1988]. Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 220 ff. Vgl. z.B. die Ans¨atze von [H´ebert und Link 1988] S. 152, [Hofmann 1968] S. 138, [Schneider 2001] S. 510 f., [Welzel 1995] S. 169 ff., [Ripsas 1997] S. 12 f., [Schmitz 2004] S. 32 f., [Bretz 1991] S. 281. Vgl. [H´ebert und Link 1988] S. 152.

40

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung 1. Unternehmer nehmen Risiko und Unsicherheit auf sich. Als Quelle des Risikos ist die Ungewissheit u ¨ber Marktentwicklungen auszumachen: Cantillon beispielsweise sieht das Risiko von Unternehmern darin, G¨ uter zu einem bekannten Preis einzukaufen und zu einem sp¨ateren Zeitpunkt zu einem bis dahin unbekannten Preis wieder zu verkaufen. Selbst Bettler und Diebe sind damit im weitesten Sinne Unternehmer, weil sie einem t¨aglichen Einkommensrisiko ausgesetzt sind.105 Das bereits im Jahr 1850 formulierte Risikoverst¨andnis von von Th¨ unen hat kapitalmarkttheoretische Z¨ uge: Als unternehmerisches Risiko bezeichnet er jenes (Rest-)Risiko, gegen das sich der Unternehmer nicht versichern kann, also eine Art Marktrisiko“, gegen ” das keine Diversifizierung hilft. Den Wert des Risikos berechnet von Th¨ unen durch einen Opportunit¨atskostenansatz, bei dem als entgangenes Einkommen der sichere Lohn aus Beamtent¨atigkeit angesetzt wird.106 Mangoldt unterscheidet zwischen der risikolosen Auftragsproduktion und der risikoreichen Produktion f¨ ur den Markt und unterstreicht so die Rolle des Marktes als Risikoquelle.107 2. Unternehmer stellen finanzielle Ressourcen bereit. Beschr¨ankt man die Unternehmerfunktion auf diesen einen Aspekt, ergibt sich ein einseitiges Bild des Unternehmers. So erscheint der Unternehmer bei Smith als Spekulant, da er als Hasardeur Projekt f¨ ur Projekt sein Kapital aufs Spiel setzt, um dadurch außerordentlich hohe Gewinne zu erzielen.108 Die T¨atigkeit des Unternehmers ist nach der Auffassung Smiths also nicht produktiv, eine Idee, die man als N¨ahrboden f¨ ur die Arbeiten Marx’ sehen kann.109 Edgeworth stellt dagegen neben der Funktion des Unternehmers als Beschaffer von finanziellen Ressourcen auch fest, dass er innerhalb des Unternehmens die treibende Kraft darstellt, um aus Inputfaktoren halbfertige oder fertige Produkte zu erstellen. Seine Entlohnung umfasst den Beschaffungspreis f¨ ur die Ressourcen sowie eine Kompensation f¨ ur die eigene Arbeitsleistung und f¨ ur die Wartezeit zwischen Beschaffung und Verkauf.110 Er ist also auch Manager, nicht nur Aktion¨ar. 3. Unternehmer sind Innovatoren. Diese Auffassung wird heute besonders mit den Arbeiten Schumpeters in Verbindung gebracht, auf die sp¨ater noch genauer einge-

105 106

107 108 109 110

Vgl. [Cantillon 1931] S. 51, S. 72. ¨ Vgl. [von Th¨ unen 1960] S. 246 f. Schmitz sieht allerdings im Gegensatz zu H´ebert die Ubernahme von Risiko nicht als zentralen Bestandteil der Unternehmerkonzeption von von Th¨ unen an. Vgl. [Schmitz 2004] S. 40. Vgl. [von Mangoldt 1907] S. 37. Vgl. [Smith 1937] S. 114. Vgl. [H´ebert und Link 1982] S. 38 f. Vgl. [Edgeworth 1925] S. 378.

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

41

gangen werden soll. Von Th¨ unen wird heute oft als Wegbereiter Schumpeters angesehen, da er schon 1850 die Idee des Unternehmers als Innovator ¨außerte. Gleichzeitig vereinte er die bis dahin getrennt existierenden Ideen des Unternehmers zum einen als Risikotr¨ager und zum anderen als Innovator.111 Als Ursprung von Innovationen machte von Th¨ unen Bed¨ urfnisse aus, die von Unternehmern analysiert und schließlich durch eine passende Erfindung befriedigt werden.112 4. Unternehmer sind Entscheider. Insbesondere treffen sie ihre Entscheidungen in einer von Unsicherheit gepr¨agten Umwelt. Sie bilden Hypothesen u ¨ber die m¨oglichen Ergebnisse einer bestimmten Handlung, wobei sich die Ergebnisse gegenseitig ausschließen, und entscheiden sich unter allen verschiedenen Handlungsoptionen f¨ ur genau eine.113 Nur wenn sich Hypothesen u ¨ber die Wahrscheinlichkeit des Eintretens bestimmter zuk¨ unftiger Ereignisse aufstellen lassen, ist der kreative Entscheidungsakt des Unternehmers u ¨berhaupt sinnvoll.114 5. Unternehmer sind industrielle F¨ uhrer. Marshall (1842 - 1924), der als einer der ersten das Charakteristikum des F¨ uhrens als unternehmerischen Wesenszug annahm, bezieht sich damit auf konkrete organisatorische Aufgaben, die Unternehmer wahrnehmen. Er spricht speziell Personalauswahl, allgemeine Kontrollt¨atigkeiten und das Wahren von Ordnung und Einheit beim Verfolgen des Gesch¨aftsplans an.115 6. Unternehmer sind super-intendents“. In Anlehnung an Mill entwirft Marshall ” mit dem super-intendent“ einen Unternehmer, der H¨andler ist, aber gleichzeitig ” auch Organisator des Produktionsprozesses f¨ ur die G¨ uter, mit denen er handelt. Er sagt die Entwicklung von Angebot und Nachfrage voraus und sp¨ urt Marktl¨ ucken auf, die er nach sorgf¨altiger Analyse durch mutiges Handeln bedient.116 7. Unternehmer sind Organisatoren und Koordinatoren ¨okonomischer Ressourcen. Zu diesen Ressourcen z¨ahlen technische F¨ahigkeiten, Vermarktungswissen und ein Verwaltungsapparat.117 111 112 113 114 115 116 117

Bei Schumpeter tr¨agt der Unternehmer hingegen kein Risiko. Vgl. [Schumpeter 1993] S. 217. Vgl. [von Th¨ unen 1960] S. 248. Vgl. [Shackle 1955] S. 82 f. Vgl. [Shackle 1966] S. 86. Vgl. [Marshall 1961] S. 298. Vgl. [Marshall 1961] S. 297. Vgl. [Walker 1876] S. 245.

42

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung 8. Unternehmer besitzen eine Unternehmung. Pigou (1877 - 1959) beispielsweise verstand den Unternehmer als Kapitalist, also als Finanzierer und Eigent¨ umer des Produktionsprozesses.118 9. Unternehmer setzen Produktionsfaktoren ein. Der Einsatz von Produktionsfaktoren kommt Investment-Entscheidungen gleich, z.B. beim Faktor Arbeit: Diesen muss der Unternehmer so verwenden, dass sich – bei gegebener Sch¨atzung der Nachfrage – ein optimaler Gewinn einstellt.

10. Unternehmer sind contractors“. Auf Grundlage dieser Idee entwarf Bentham ” (1748 - 1832) ein Modellgef¨angnis: Mehrere Unternehmer bieten f¨ ur die Lizenz, die Arbeitskraft der Gef¨angnisinsassen f¨ ur sich nutzen zu d¨ urfen. Nach Vergabe der Lizenz an einen bestimmten Unternehmer hat dieser aufgrund der bezahlten Geb¨ uhr einen Anreiz, die Insassen gut zu behandeln und ihre Arbeitskraft nicht u ¨ber ein gesundheitssch¨adliches Niveau hinaus zu nutzen. Der Bieterprozess, an dessen Ende die Vertragsvereinbarung ( contract“) steht, sorgt daf¨ ur, dass o¨ffentliches und ” 119 privates Interesse in Einklang gebracht werden. 11. Unternehmer sind Arbitrageure. Der Unternehmer im Sinne von Kirzner ist st¨andig aufnahmebereit f¨ ur unternehmerische Gelegenheiten und erkennt diese fr¨ uher als andere. Der Arbitrageur, der G¨ uter zu niedrigen Preisen einkauft und unter Ausnutzung zeitlicher oder r¨aumlicher Nachfrageunterschiede zu h¨oheren Preisen wieder verkauft, ohne dabei Risiko eingehen zu m¨ ussen, ist die Reinform dieses Unternehmertypus. Als Arbitrageur braucht Kirzners Unternehmer weder Kapital, noch muss er besonders kreativ sein; er zeichnet sich stattdessen durch die st¨andige Ausschau nach Gelegenheiten aus.120 12. Unternehmer weisen Ressourcen einer Verwertung unter einer Vielzahl von Alternativen zu. Unternehmer sorgen durch die Reallokation von Ressourcen vom Status quo hin zu einer alternativen Verwendung daf¨ ur, dass sich die Wirtschaft wieder auf den Gleichgewichtszustand hinbewegt.121

Der wirtschaftstheoretische R¨ uckblick von H´ebert und Link offenbart Widerspr¨ uche und ¨ Uberschneidungen. Beispielsweise werden die widerspr¨ uchlichen Funktionen des Unternehmers als Arbitrageur und als Innovator genannt. Sie sind entscheidend durch Kirzner 118 119 120 121

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Pigou 1924] S. 135. [Bentham 1995] S. 29 f. [Kirzner 1987] S. 59. [Schultz 1980] S. 443.

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

43

und Schumpeter gepr¨agt worden. Kirzner geht davon aus, dass Unternehmer u ¨ber einen besseren Zugang zu Informationen verf¨ ugen und daher in der Lage sind, Schwankungen in den Preisen f¨ ur bestimmte G¨ uter auszunutzen. Sie sorgen daf¨ ur, dass M¨arkte in den Gleichgewichtszustand zur¨ uckfinden. Schumpeter geht es um das Durchsetzen neuer Information, nicht um den Zugang zu bestehender Information. Sein Innovator zerst¨ort durch eine neue Ressourcenkombination das Marktgleichgewicht und erzielt dadurch Profit. Die ¨ beiden Funktionen Arbitrageur und Innovator beinhalten daher einen Widerspruch. Uberschneidungen zwischen Unternehmerfunktionen zeigen sich beispielsweise darin, dass einmal Unternehmer als Organisatoren und Koordinatoren von Ressourcen betrachtet werden und ein andermal als Personen, die Ressourcen einer Verwertung zuweisen. Es ist unklar, wie diese Begriffe voneinander abzugrenzen sind.122 Versuche einer weiteren Verdichtung der zw¨olf Funktionen von H´ebert und Link l¨osen die grunds¨atzlichen Probleme nicht und f¨ uhren je nach beabsichtigter Argumentation zu unterschiedlichen Ergebnissen. So erkennt Ripsas zusammenfassend die vier Funktionen ¨ Ubernahme von Unsicherheit, Durchsetzung von Innovationen am Markt, Entdeckung von Preisarbitragen und Koordination von Ressourcen.123 Auch hier kann man wiederum den Widerspruch zwischen Arbitrageur und Innovator aufdecken. Bretz hingegen stellt als wesentliche Funktionen die Kombination von Produktionsfaktoren, das Tragen von ¨ Risiko und die Innovatorfunktion heraus.124 Auch hier ist keine Uberschneidungsfreiheit gegeben, denn die Neukombination von Faktoren ist in der Innovatorfunktion nach Schumpeter enthalten. Wie die von Bretz und Ripsas jeweils gew¨ahlten Begriffe zeigen, kommen ¨ ihre Zusammenfassungen trotz einer gewissen Ahnlichkeit (Risiko vs. Unsicherheit, Koordination von Ressourcen vs. Kombination von Produktionsfaktoren, Innovatorfunktion) zu unterschiedlichen Ergebnissen.125 Es wird deutlich, dass sich auf Basis der von H´ebert und Link genannten Funktionen Unternehmer nicht eindeutig von Kapitalgebern oder Managern differenzieren lassen. Auch Manager treffen h¨aufig Entscheidungen u ¨ber Preise oder u ¨ber den Einsatz von Produktionsfaktoren, und auch Kapitalgeber k¨onnen Unternehmen besitzen. Keine der einzelnen Funktionen kann f¨ ur sich beanspruchen, Unternehmer klar und eindeutig von anderen Akteuren abzugrenzen. In ihrer Gesamtheit sind sie wiederum, wie gezeigt, weder widerspruchs- noch u ¨berschneidungsfrei. 122 123 124 125

Vgl. [Schmitz 2004] S. 29. Vgl. [Ripsas 1997] S. 13. Vgl. [Bretz 1991] S. 281. ¨ Vgl. beispielhaft zu einer Erkl¨ arung der Funktion Ubernahme von Unsicherheit“ [Ripsas 1997] S. ” 13 ff. und zu einer Erkl¨ arung der Funktion Tragen von Risiko“ [Bretz 1991] S. 281. ”

44

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

In Summe erscheint es geboten, sich im Folgenden auf eine wissenschaftliche Str¨omung festzulegen, die m¨oglichst homogene Annahmen bez¨ uglich der Parameter trifft, aus denen sich die Unternehmerfunktionen ableiten. Gleichzeitig sollte diese Str¨omung nat¨ urlich gut auf den Untersuchungsgegenstand anwendbar sein. Wie erl¨autert wurde, folgt diese Arbeit der Auffassung von Shane und Venkataraman, wonach Unternehmertum die Pr¨asenz von unternehmerischen Personen und einer unternehmerischen Gelegenheit voraussetzt.126 In ¨ ihrer Argumentation wird der Osterreichischen Schule eine große Bedeutung einger¨aumt. Auf diese Str¨omung wird daher im Folgenden n¨aher eingegangen.

¨ Die Osterreichische Schule ¨ Als Gr¨ under der Osterreichischen Schule gelten Carl Menger (1840 - 1921), Eugen von B¨ohm-Bawerk (1851 - 1914) und Friedrich von Wieser (1851 - 1926). Die Bezeichnung ¨ Osterreichische Schule formte sich im Zuge des Methodenstreits der National¨okonomie, als sich Ende des 19. Jahrhunderts die Vertreter der historischen Schule gegen die Ansicht Mengers wehrten, dass ausgehend vom Prinzip der Nutzenmaximierung allgemein g¨ ultige und unver¨anderliche Gesetze menschlichen Handelns herleitbar seien.127 ¨ Das Credo der Osterreichischen Schule lautet, dass sich Individuen durch zielgerichtetes Verhalten auszeichnen.128 Sie treffen permanent Entscheidungen unter Unsicherheit, um ihre Pl¨ane bestm¨oglich zu verwirklichen. Obwohl sie rational handeln, k¨onnen sie sich manchmal irren. Das liegt daran, dass nicht alle dieselben Informationen besitzen bzw. diese unterschiedlich interpretieren. Die daraus resultierenden Marktungleichgewichte werden durch Handlung ausgeglichen. Handlung wirkt daher koordinierend.129 Da M¨arkte voll von Individuen sind, die st¨andig neue Informationen u ¨ber die Pl¨ane von anderen Marktteilnehmern erhalten und ihre eigenen daraufhin anpassen, befinden sich M¨arkte permanent im Ungleichgewicht.130 Unternehmer bewerten aufgrund ihrer Informationslage bestimmte Ressourcen h¨oher als andere Marktteilnehmer. Indem sie sich mit diesen Ressourcen zu dem Preis eindecken, mit dem die anderen Marktteilnehmer sie bewerten, und sp¨ater zu ihrem wahren Wert verkaufen, erzielen sie Gewinne. Dies geht 126 127 128 129 130

Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 218, [Shane 2003] S. 6 f. Vgl. weiter [Venkataraman 1997]. Vgl. [Wikipedia 2006b], [Wikipedia 2006a]. H¨ aufig ist auch der Begriff Austrianismus. Vgl. [Mises 1966] S. 11 ff. Vgl. [Rizzo 1982] S. 57 f. Vgl. [Kirzner 1982] S. 3, [Kirzner 1979] S. 17. Vgl. weiter [Jacobson 1992] S. 785. Allerdings k¨ onnen nach der Auffassung Schumpeters M¨ arkte kurzzeitig im Gleichgewicht sein, bevor eine neue Kombination dieses Gleichgewicht wieder zerst¨ ort. Vgl. dazu die Anmerkung von [Jacobson 1992] S. 787 sowie [Kirzner 1987] S. 58 f.

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

45

so lange, bis andere Marktteilnehmer ebenfalls u ugen.131 Nur ¨ber ihre Informationen verf¨ 132 wenn es Marktungleichgewichte gibt, gibt es Unternehmertum. Unternehmer sind daher nach der Auffassung Kirzners findig“, d.h., sie entdecken Marktungleichgewichte und ” nutzen sie zu ihrem Vorteil aus.133 In Gleichgewichtsmodellen entscheiden dagegen nur individuelle Pr¨aferenzen, wie beiur spielsweise Risikobereitschaft, ob ein Individuum Unternehmer wird.134 Der Grund daf¨ ist, dass in diesen Modellen alle Marktteilnehmer u ugen. ¨ber vollst¨andige Information verf¨ Sie k¨onnen daher auch keine Gelegenheiten entdecken, die andere nicht ebenfalls entdeckt haben und dementsprechend auch keinen Profit daraus ziehen.135 Risikobereitere Individuen bevorzugen unsichere, im Erwartungswert h¨ohere Zahlungsstr¨ome gegen¨ uber sicheren, immer gleich großen Zahlungsstr¨omen. Dies zeichnet sie als Unternehmer aus.136 ¨ Die wohl einflussreichste Unternehmerkonzeption, die der Osterreichischen Schule zugeordnet werden kann, ist die Schumpeters.137 Sie weicht insofern leicht von der bisher beschriebenen Konzeption ab, als Schumpeter den Unternehmer als die Quelle sch¨opferischer Ideen, sogenannter neuer Kombinationen, ansieht. Er findet also nicht nur Informationen (Marktungleichgewichte), die bereits bestehen.138 Eine neue Kombination hat das Potenzial zur radikalen Innovation, mit der das bestehende Marktgleichgewicht kreativ“ zerst¨ort ” wird.139 Bei der zuvor dargelegten Auffassung Kirzners stellt der Unternehmer hingegen durch sein Handeln das Marktgleichgewicht wieder her. Die Funktion des Unternehmers nach Schumpeter ist es, neue Kombinationen im Markt durchzusetzen. Sie k¨onnen f¨ unf verschiedene Urspr¨ unge haben:140 1. die Herstellung eines neuen Gutes oder der neuen Qualit¨at eines Gutes, 2. die Einf¨ uhrung einer neuen Produktionsmethode, 3. die Erschließung neuer Absatzm¨arkte, 4. die Eroberung einer neuen Bezugsquelle und 131 132 133 134 135 136 137 138 139 140

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Kirzner 1987] S. 11 f. [Kirzner 1994] S. 46. [Kirzner 1987] S. 59. stellvertretend das formale Modell von [Kihlstrom und Laffont 1979] S. 725. [Shane und Venkataraman 2000] S. 218. [Kihlstrom und Laffont 1979] S. 723. [Schneider 1991] S. 343. [Kirzner 1987] S. 59. [Schumpeter 1993] S. 211. [Schumpeter 1993] S. 100 f.

46

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung 5. die Durchf¨ uhrung einer Neuorganisation (z.B. Schaffung einer Monopolstellung oder Durchbrechen eines Monopols).

Der Unternehmer tr¨agt kein Risiko, sofern er nicht gleichzeitig auch der Kapitalgeber des Unternehmens ist. Er ist also jemand, der hedonistisches Gleichgewicht verachtet und ” nicht ¨angstlich auf das Risiko blickt.“ 141 Er wird aus einem pers¨onlichen Antrieb heraus t¨atig, dessen Ziel die Realisation des Neuen ist.142 Die unternehmerischen Aktivit¨aten dieses Unternehmertypus lassen sich zusammenfassend am besten mit den Verben initiieren, kombinieren und durchsetzen beschreiben.143 Mit Blick auf die Ziele dieser Arbeit ist es notwendig, sie inhaltlich so auszugestalten, dass ein h¨oheres Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten den Gr¨ undungsakt wahrscheinlicher macht. Dieser Weg scheint durchaus gangbar. So kann man sich beispielsweise vorstellen, unter der Aktivit¨at Initiieren das Nachdenken u ¨ber Verwertungsm¨oglichkeiten einer Erfindung zu verstehen. Menschen, die intensiver u ¨ber Vermarktungsm¨oglichkeiten nachdenken, ha¨ ben vermutlich auch eine h¨ohere Gr¨ undungswahrscheinlichkeit. Diese Uberlegungen sind im Zuge der Ableitung der Forschungshypothesen weiter zu vertiefen. Als n¨achstes soll im ¨ Uberblick gezeigt werden, welche Faktoren aus dem Bereich der Person f¨ ur unternehmerisches Verhalten verantwortlich gemacht werden.

2.3.2

Pers¨ onlichkeitsstile, Motive und Kompetenzen als Voraussetzungen fu ¨ r unternehmerisches Verhalten

Gem¨ unden und Konrad unterscheiden Faktoren aus dem Bereich der Person, mit denen unternehmerisches Verhalten erkl¨art werden soll, in Pers¨onlichkeitsstile, Motive und Komonlichkeitsstils einer Person sind mehrere Ans¨atze petenzen.144 Zur Messung des Pers¨ entwickelt worden, darunter die 16 Prim¨arfaktoren nach Cattell,145 The Big Five“ 146 ” und die Myers-Briggs Type Indicators.147 Zu den 16 Prim¨arfaktoren z¨ahlen Eigenschaften wie Begeisterungsf¨ahigkeit, Skeptizismus, Belastbarkeit, Gewissenhaftigkeit, Cleverness, Individualismus usw. Die Big Five“ sind Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Emotionale ” 141 142 143 144 145 146 147

[Albach 1984] S. 128. Vgl. [Witte 1999] S. 12. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 683. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 248 f. Vgl. [Cattell 1951]. Vgl. [Norman 1960], [Digman und Inouye 1986]. Vgl. [Myer 1992]. Vgl. f¨ ur weitere Pers¨ onlichkeitsinventare [Moran 1998] S. 21 ff. sowie [Caird 1993].

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

47

Stabilit¨at, Freundlichkeit und Offenheit f¨ ur Erfahrungen. Die Myer-Briggs Type Indicators setzen sich aus den Dimensionen Extraversion – Intraversion, Sinneswahrnehmung – Intuitive Wahrnehmung, Denkende Entscheidung – F¨ uhlende Entscheidung und Beurteilende Einstellung – Wahrnehmende Einstellung zusammen. Die Motivforschung wurde entscheidend durch die Arbeiten von McClelland und seinen Sch¨ ulern gepr¨agt. Zu den von ihnen identifizierten Merkmalen geh¨oren Leistungsmouberzeugung,149 Streben nach Macht/Einfluss150 und Geseltivation,148 interne Kontroll¨ lungsstreben,151 Streben nach Autonomie und Autarkie sowie Risikobereitschaft.152 Leistungsmotivierte Menschen zeichnen sich z.B. dadurch aus, dass sie Arbeitssituationen bevorzugen, die eine direkte R¨ uckmeldung u ¨ber die erreichte Leistung erm¨oglichen, dass sie st¨andig versuchen, ihre Leistung zu verbessern und Geld als wichtigen Maßstab f¨ ur die uberzeugung“ dr¨ uckt die subeigene Leistung ansehen.153 Der Begriff interne Kontroll¨ ” jektive Zuversicht des Gr¨ unders aus, sein Vorhaben durch aktive Einwirkung auf seine Umwelt mit Erfolg durchf¨ uhren zu k¨onnen. Auf Basis der Humankapitaltheorie wird argumentiert, dass die Kompetenzen und F¨ ahigkeiten einer Person Einfluss auf ihr Verhalten und, im Falle von Unternehmern, sogar auf den Erfolg ihrer Gr¨ undung haben.154 Auch der ressourcenbasierte Ansatz w¨are geeignet, den Zusammenhang theoretisch zu begr¨ unden. Unter den Kompetenzen und F¨ahigkeiten einer Person kann man psychische, relativ verfestigte Potenziale verstehen, die zu bewusstem Entscheiden und zielorientiertem Handeln notwendig sind.155 Dazu geh¨oren beispielsweise betriebswirtschaftliche oder technische Kompetenz, Branchenerfahrung, Managementerfahrung, Selbstst¨andigenerfahrung, Sozialkompetenz und Netzwerkuber hinaus werden eine Reihe von psychischen Grundfertigkeiten als kompetenz.156 Dar¨ relevant angesehen, beispielsweise die F¨ahigkeit zum Umgang mit Unsicherheit.157 Die Anwendung all dieser unterschiedlichen Konzepte mit dem Ziel, unternehmerische Aktivit¨aten oder dar¨ uber hinweg sogar den Unternehmenserfolg zu erkl¨aren, offenbart zwei 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157

Engl. Need for achievement“. Vgl. [McClelland 1961], [McClelland 1969]. ” Engl. Internal locus of control“. Vgl. [Rotter 1966]. ” Engl. Need for power“. ” Engl. Need for affiliation“. ” Vgl. die Auflistung der Motive bei [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 253 f. und [Ripsas 1997] S. 182 - 189. Vgl. weiter [Klandt 1984] S. 120 ff. Vgl. [Klandt 1990] S. 91. Vgl. [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 43 ff. Vgl. weiter [Wanzenb¨ ock 1998] S. 19 sowie die Untersuchung von [Cooper u. a. 1994]. Vgl. [Kaiser 1982]. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 255 ff. Vgl. [Bygrave 2004] S. 6, [Goebel 1990] S. 200, [Mitton 1989] S. 11-17.

48

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Schw¨achen des verhaltensorientierten Ansatzes der Entrepreneurship-Forschung: Erstens, er gibt nicht vor, nach welchen Dimensionen Einflussfaktoren aus dem Bereich der Person strukturiert werden sollten, um ihren Einfluss auf unternehmerische Aktivit¨aten zu messen. Dadurch wird ein sehr weites Feld er¨offnet, in dem der Einsatz praktisch jedes psychologischen Konzepts irgendwie gerechtfertigt werden kann. Zweitens, er macht keine n¨aheren Angaben zum Wirkmechanismus zwischen den unabh¨angigen Faktoren aus dem Bereich der Person und der abh¨angigen Variable unternehmerische Aktivit¨at. Es handelt sich bei diesem Ansatz daher eher um ein Postulat als um eine Theorie, mit der die Ursachen von beobachtbaren Wirkungszusammenh¨angen erkl¨art werden. Wie der nach¨ folgende Uberblick empirischer Studien zeigt, war der Ansatz dennoch Grundlage vieler interessanter Befunde.

2.3.3

Empirische Befunde

Pers¨ onlichkeitsstile

Gem¨ unden und Konrad analysieren eine Vielzahl empirischer Studien zum Einfluss von Pers¨onlichkeitsstilen auf unternehmerisches Verhalten. Gr¨ under scheinen sich demnach vereinzelt in ihren Pers¨onlichkeitsstilen von Nicht-Gr¨ undern zu unterscheiden. Zum Beispiel weist Kuipers bei 10 der 16 Prim¨arfaktoren signifikante Unterschiede zwischen Gr¨ un158 dern und Nicht-Gr¨ undern nach. Die Untersuchung von Roberts zeigt, dass ein bestimmur ter Myer-Briggs-Typ bei technologieorientierten Unternehmern h¨aufiger auftritt.159 F¨ den Unternehmenserfolg sind Pers¨onlichkeitsstile jedoch nicht relevant.160 Gem¨ unden und Konrad melden jedoch generelle Bedenken gegen empirische Untersuchungen an, die sich mit Pers¨onlichkeitsstilen auseinandersetzen. So gebe es Probleme in Zusammenhang mit der Erhebbarkeit von Pers¨onlichkeitsstilen. Zudem seien die Stile zu allgemein gehalten und h¨atten kaum etwas mit den tats¨achlichen Anforderungen an Unternehmer zu tun.161 158 159 160 161

Vgl. [Kuipers 1990]. Gemeint ist der Typ ENTP. Vgl. [Roberts 1989] S. 12 f. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 250 ff. Vgl. auch das Ergebnis der Analysen von [Rauch und Frese 1998] S. 11 ff. und [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 42. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 252.

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

49

Motive Mehrere Autoren analysieren die umfangreiche empirische Literatur zum Einfluss der Leistungsmotivation auf unternehmerisches Handeln und kommen zu dem Ergebnis, dass dieser Faktor von hoher Wichtigkeit ist.162 Zum einen besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Grad der Leistungsmotivation von Gr¨ undern und dem Unternehmenserfolg. Zum anderen handeln leistungsmotiviertere Menschen unternehmerischer als weniger leistungsmotivierte.163 Auch das Streben nach Unabh¨angigkeit wird als Einflussvariable auf unternehmerisches unden und Konrad darauf hin, Verhalten empirisch best¨atigt.164 Allerdings weisen Gem¨ dass vom Unabh¨angigkeitsstreben kein Bezug zum Unternehmenserfolg abgeleitet werden kann.165 Es ist nicht eindeutig empirisch gekl¨art, inwieweit Risikobereitschaft unternehmerische Aktivit¨at beeinflusst.166 Barth stellt einen negativen Zusammenhang zwischen risikoaversem ur westdeutVerhalten und Gr¨ undungserfolg fest.167 Utsch und Frese ermitteln dagegen f¨ sche Unternehmer einen schwach positiven Zusammenhang zwischen Risikobereitschaft und Erfolg.168 Begley und Boyd sowie Hull, Bosley und Udell erkennen in der Risikobereitschaft ein differenzierendes Merkmal zwischen Gr¨ undern und Nicht-Gr¨ undern.169 Meta-Analysen der empirischen Literatur veranlassen manche Autoren zu dem Schluss, dass Risikobereitschaft ein relevanter Faktor sei,170 andere kommen zum gegenteiligen Ergebnis.171 Auch f¨ ur Handlungskontrolle und managementbezogene Selbstwirksamkeit kann man Erur den Einfluss der internen Kontroll¨ uberzeugung auf unfolgswirkungen nachweisen.172 F¨ 162

163 164

165 166 167 168 169 170 171 172

Vgl. [Collins u. a. 2004] S. 111, [Korunka u. a. 2003] S. 24, [Johnson 1990] S. 47 f., [Brockhaus und Horwitz 1986] S. 27-31, [D¨ oring 2001] S. 42 f., [Ripsas 1997] S. 187 f., [Bygrave 2004] S. 5, [Rauch und Frese 2000] S. 107. Vgl. die empirischen Ergebnisse von [Entrialgo u. a. 2000] S. 197, [Begley und Boyd 1987], [Utsch u. a. 1999] sowie [Green u. a. 1996]. F¨ ur weitere empirische Studien siehe [Johnson 1990] S. 44 f. Vgl. die Zusammenfassungen von [Klandt 1984] S. 127, [Bygrave 2004] S. 5, [Rauch und Frese 2000] und [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 254. Vgl. stellvertretend auch die empirischen Ergebnisse von [Szyperski und Klandt 1981] S. 96, [Entrialgo u. a. 2000] S. 197. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 254. Vgl. [Rauch und Frese 2000] S. 110 - 113. Vgl. [Barth 1995] S. 199. Vgl. [Utsch und Frese 1998] S. 215. Vgl. [Begley und Boyd 1987], [Hull u. a. 1980] S. 15 ff. Vgl. z.B. [Korunka u. a. 2003] S. 24, [Brockhaus und Horwitz 1986] S. 27-31, [Klandt 1984] S. 144 f., [D¨oring 2001] S. 42 f. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 254, [Ripsas 1997] S. 189. Vgl. [Frank und Korunka 1996] S. 954 ff., [Chandler und Jansen 1997] S. 100 f.

50

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

ternehmerische Aktivit¨at liegen hingegen keine eindeutigen Befunde vor.173 Mehrdeutige ¨ Befunde bestehen auch bei anderen Motiven.174 Generell ist ein Mangel an Uberschnei¨ dungsfreiheit zu beklagen. Beispielsweise stellt Klandt eine Ahnlichkeit zwischen Leistungsmotivation und Machbarkeitsdenken fest.175

Kompetenzen Die Erforschung des Einflusses von Kompetenzen auf das unternehmerische Verhalten ist der Motivforschung insofern ¨ahnlich, als es eine fast un¨ uberschaubare Vielzahl potenziell relevanter und sich teilweise u ¨berlappender Faktoren gibt. Die empirischen Ergebnisse sind entsprechend umfangreich. Gem¨ unden und Konrad fokussieren sich in ihrer Analyse der empirischen Literatur auf die Faktoren Ausbildung und Fachkompetenz, Branchenerfahrung, Managementerfahrung, Selbstst¨andigenerfahrung, soziale Kompetenz sowie Netzwerkkompetenz und Beziehungsportfolio.176 Diese Einteilung wird im Folgenden aufgegriffen und, wo es notwendig erscheint, um weitere Ergebnisse erg¨anzt. ¨ Eine h¨ohere Ausbildung und Fachkompetenz wirken sich positiv auf die Uberlebenswahrunderteams scheinlichkeit von Betrieben aus.177 Junge, innovative Unternehmen, deren Gr¨ verschiedene Ausbildungsrichtungen kombinieren (z.B. ein Gr¨ under mit kaufm¨annischem, ein anderer mit technischem Hintergrund), wachsen schneller.178 Allerdings sprechen Indizien daf¨ ur, dass zwischen dem Grad der Ausbildung und dem Unternehmenserfolg ein unden und Konrad erkl¨aren dieumgekehrt U-f¨ormiger Zusammenhang besteht.179 Gem¨ sen kontraintuitiven Verlauf mit der Vermutung, dass eine zu l¨ange Ausbildungsdauer die Chance zu praktischen Erfahrungen und Netzwerkbildung in der Industrie verhindere.180 Die Branchenerfahrung gilt, ebenso wie die verwandten Begriffe Berufserfahrung, Managementerfahrung und Selbstst¨andigenerfahrung, als bedeutendste Komponente des Humankapitals f¨ ur den betrieblichen Erfolg.181 Eine notwendige Voraussetzung zur Nutzung der Berufserfahrung ist es, u ¨berhaupt f¨ahig zu sein, Erfahrungen zu verarbeiten. Sofern 173 174 175 176 177 178 179 180 181

Vgl. [Rauch und Frese 2000] S. 108 i. V. mit S. 112. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 253 f. Vgl. weiter [Wippler 1998] S. 104 sowie [Klandt 1984] S. 135. Vgl. [Klandt 1990] S. 96. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 255 - 258. Vgl. [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 116, [Barth 1995] S. 140. Vgl. [Nerlinger 1998] S. 239, [Picot u. a. 1989], [Kulicke 1993]. Vgl. [Roberts 1991] S. 291, [Cooper und Gascon 1992] S. 306 f. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 256. Vgl. [Br¨ uderl u. a. 1996] S. 128. Vgl. auch die Zusammenfassungen von [Klandt 1984] S. 265, [Brockhaus und Horwitz 1986] S. 34 ff., [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 256 f., [Roberts 1991] S. 289.

2.3. Perspektiven unternehmerischen Verhaltens

51

man dazu in der Lage ist, bilden sich auf Basis von Erfahrungen bestimmte Verhaltensmuster heraus. So l¨asst sich beispielsweise erkl¨aren, warum Unternehmer gut darin sind, intuitive Entscheidungen zu treffen und antizipatorisch zu denken und zu handeln.182 Gem¨ unden und Konrad gehen von einem starken Einfluss der Sozialkompetenz auf Gr¨ undungs- und Unternehmenserfolg aus, ohne jedoch empirische Studien zu nennen, die diesen Zusammenhang direkt belegen. Dies mag daran liegen, dass der Begriff sehr vielschichtig ist. Es werden darunter viele verwandte Teilaspekte subsumiert, unter anderem die Kommunikations-, Kontakt- und Konfliktl¨osungsf¨ahigkeit, das Einf¨ uhlungsverm¨ogen und 183 Auch die Team- und die F¨ uhrungsf¨ahigkeit k¨onnte die F¨ahigkeit zur Selbstreflexion. man darunter z¨ahlen. Sie stellen nach verbreiteter Auffassung wichtige unternehmerische F¨ahigkeiten dar.184 Eine empirische Untersuchung, die einen positiven Zusammenhang zwischen dem Konstrukt Sozialkompetenz und unternehmerischen Aktivit¨aten aufdeckt, ist die Untersuchung von Walter u. a.185 Einen weiteren Hinweis auf die Bedeutung der Sozialkompetenz liefert die Tatsache, dass viele Autoren Netzwerk und Beziehungsportfolio von Gr¨ undern als erfolgsrelevant anseunder zum Aufbau eines Beziehungsportfolios hen.186 Ohne Sozialkompetenz w¨aren Gr¨ nicht in der Lage. Kritisch ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, dass die Erfolgsrelevanz von Netzwerken im Bereich der Gr¨ undungsforschung keinesfalls erwiesen ist.187 Witt identifiziert mehrere Probleme empirischer Studien, die sich mit Gr¨ undungsnetzwerken auseinandersetzen.188 Insbesondere wird kritisiert, dass die Kosten zum Aufbau und zur Nutzung von Netzwerken in empirischen Untersuchungen vernachl¨assigt werden.189 Die Untersuchung von Schr¨oter, die dieses und weitere Probleme ber¨ ucksichtigt, konnte die Hypothese, dass Gr¨ undernetzwerke erfolgsrelevant sind, nicht best¨atigen.190 Als Fazit aus der Zusammenschau untersuchungsrelevanter Befunde bleibt festzuhalten: Es existiert eine sehr große Vielzahl an Studien, die den Einflussfaktoren unternehme182 183 184 185 186 187

188 189 190

Vgl. die Zusammenfassungen von [Bygrave 2004] S. 6 und [Mitton 1989] S. 11-17. Vgl. weiter [Goebel 1990] S. 200. Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 257. Vgl. auch [Timmons 1994] S. 191, [Ripsas 1997] S. 217 ff. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 692. Vgl. [Mitton 1989] S. 11-17, [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 257 f. Vgl. das Resultat der Literaturanalyse von [Witt 2004] S. 391 i. V. mit S. 399 ff. und [Witt und Rosenkranz 2002] S. 102. Vgl. auch die Literaturanalyse von [Hoang und Antoncic 2003] S. 172 177. F¨ ur empirische Studien vgl. stellvertretend [Aldrich u. a. 1987], [Cooper u. a. 1991], [Br¨ uderl und Preisend¨orfer 1998], [Schr¨ oter 2005], [Nicolaou und Birley 2003]. Vgl. weiter [Shane und Stuart 2002]. Vgl. [Witt 2004] S. 401 - 404. Vgl. [Witt und Rosenkranz 2002] S. 102 f. und [Witt 2004] S. 403 f. Vgl. [Schr¨oter 2005] S. 200 f. und S. 207.

52

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

rischer Aktivit¨aten nachgehen. Die Befunde sind nur in wenigen F¨allen einheitlich, wie etwa im Fall der Leistungsmotivation. Vielfach u ¨berschneiden sich Begriffe, was die Vergleichbarkeit empirischer Studien erschwert. In dieser Arbeit sollen deswegen keine neuen Konstrukte eingef¨ uhrt oder neue Operationalisierungen getestet werden. Das Ziel kann auch nicht sein, alle hier aufgef¨ uhrten Einflussgr¨oßen auf ihren Erkl¨arungsbeitrag f¨ ur unternehmerische Aktivit¨aten zu testen. Stattdessen wird eine m¨oglichst große N¨ahe zu einer empirischen Untersuchung angestrebt, die robuste und konsistente Ergebnisse geliefert hat. Idealerweise w¨are diese Untersuchung im Umfeld von Forschungseinrichtungen durchgef¨ uhrt worden, um dadurch auch einen Zusammenhang zum Untersuchungsobjekt herzustellen. Als besonders geeignet erweist sich zu diesem Zweck die Studie von Walter u. a.191 Darauf aufbauend werden in Abschnitt 3.2.2 Hypothesen zur Bestimmung erkl¨arungsrelevanter Faktoren abgeleitet.

2.4

Promotoren in Innovationsprozessen

Das Promotorenmodell aus der Innovationsforschung k¨onnte die Gr¨ undungsforschung in zweierlei Hinsicht bereichern: Zum einen k¨onnte der Ansatz dazu dienen, unternehmerische Aktivit¨aten besser zu beschreiben und Erfolgswirkungen dieser Aktivit¨aten theoretisch zu fundieren. Diese Idee klingt bereits bei Gem¨ unden und Konrad an.192 Sie wurde in weiteren Arbeiten n¨aher ausgestaltet und empirisch umgesetzt.193 Zum Zweiten kann man den Ansatz nutzen, um die Rolle von Unterst¨ utzern im Gr¨ undungsprozess n¨aher zu beschreiben. So bezeichnen Isfan und Moog in ihrer Studie zum Gr¨ undungsgeschehen an Hochschulen Professoren als Gr¨ undungspromotoren“, ohne sich allerdings dabei auf das ” theoretische Fundament des Promotorenmodells zu st¨ utzen.194 Dieser letztere Weg soll in der vorliegenden Arbeit beschritten werden. Dazu werden in den folgenden Abschnitten die wesentlichen Annahmen des Promotorenmodells, Promotorenarten und empirische Befunde zum Einfluss von Promotoren vorgestellt.

191 192 193 194

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Walter u. a. 2003]. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 262 f. [Walter 2005], [Walter u. a. 2006]. [Isfan und Moog 2003] S. 108.

2.4. Promotoren in Innovationsprozessen

2.4.1

53

Grundannahmen

Die Promotorenforschung gibt es seit mittlerweile rund 30 Jahren. Sie geht auf Eberhard Witte zur¨ uck.195 Als Vorl¨aufer seines Ansatzes gelten Champion-Modelle die besagen, dass das Gelingen von Innovationsprozessen bedeutend von bestimmten Schl¨ usselpersonen abh¨angt.196 Champion-Modellen liegt in der Regel kein theoretisches Konzept zu Grunde und sie sind im Gegensatz zum Promotorenmodell unipersonal, d.h., es gibt nur einen uhrte mit seinem Promotorenmodell eine Trennung von Schl¨ usselChampion.197 Witte f¨ ” person und Schl¨ usselfunktion“ 198 ein, was eine Arbeitsteilung im Innovationsprozess und damit ein multipersonales Modell impliziert. Das Vorliegen einer Erfindung f¨ uhrt noch keine Innovation herbei. Innovationsprozesse laufen nicht von alleine ab, sondern sind durch komplexe Entscheidungsprozesse gekennzeichnet. Die Vielzahl problemdurchschauender und probleml¨osender T¨atigkeiten, die im Rahmen des Innovationsprozesses ausgef¨ uhrt werden m¨ ussen, setzen sowohl die Bereitschaft als auch die F¨ahigkeit zur Mitwirkung der verschiedensten Prozessbeteiligten voraus: Die Innovationsbereitschaft mikro¨okonomischer Einheiten h¨angt nicht nur ” von den objektiven Voraussetzungen zur Innovation ab, sondern in entscheidendem Maße von der subjektiven Einstellung, das Neue realisieren zu wollen und zu k¨onnen.“ 199 Diese Auffassung steht dem Verst¨andnis Schumpeters sehr nahe: Es bedarf eines tatkr¨aftigen, dynamischen Unternehmers, um Innovationen durchzusetzen.200 Wenn also Innovationsprozesse nicht von alleine ablaufen, sondern der Unterst¨ utzung durch einzelne Personen bed¨ urfen, dann stellt sich die Frage, welche Barrieren diese Personen im Zuge des Innovationsprozesses u ussen. Die Promotorenforschung hat im Laufe der ¨berwinden m¨ Jahre mehrere solcher Barrieren identifiziert. Die beiden urspr¨ unglich von Witte erkannten Barrieren sind Willens- und F¨ahigkeitsbarrieren. Willensbarrieren f¨ uhrt Witte auf das Bestreben von Individuen zur¨ uck, am Status quo festzuhalten. Im Status quo sind Chance und Risiko f¨ ur alle betroffenen Personen kal195 196 197 198 199 200

Vgl. [Witte 1973]. Vgl. [Chakrabarti 1974], [Howell und Higgins 1990]. Vgl. [Hauschildt und Schewe 1998] S. 164 f. [Hauschildt und Schewe 1998] S. 165. Vgl. [Witte 1999] S. 12. Vgl. [Schumpeter 1993] S. 112.

54

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

kulierbar, w¨ahrend u unftigen, durch die Innovation herbeigef¨ uhrten Zustand ¨ber den zuk¨ große Unsicherheit herrscht. Die Ungewissheit u ¨ber die Vor- und Nachteile des neuen Zustands f¨ uhrt dazu, dass Individuen den Status quo bevorzugen.201 F¨ ahigkeitsbarrieren ergeben sich automatisch durch das Wesen von Innovationen: Zum einen ist mit ihnen h¨aufig eine technische Neuerung verbunden, zu deren Verst¨andnis es eines tiefgehenden Fachwissens bedarf, zum anderen stellt auch die Nutzung der Innovation Personen vor v¨ollig neue Anforderungen. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn das Innovationsproblem aufgrund zahlreicher Verkn¨ upfungen zwischen verschiedenen Fachgebieten sehr komplex strukturiert ist.202 F¨ahigkeitsbarrieren lassen sich weiter unterteilen in fach¨ ubergreifende und fachspezifische F¨ahigkeitsbarrieren: Erstere zielen prim¨ar auf die Anforderungen ab, die an Akteure im Rahmen zwischenmenschlicher Interaktion in Innovationsprozessen gestellt werden. Dazu z¨ahlen etwa die F¨ahigkeit zur Identifikation geeigneter Interaktionspartner, zur Definition m¨oglichst klarer und konfliktfreier Handlungsziele und zur Vorhersage und Bewertung partnerseitiger Handlungen. Fachspezifische F¨ahigkeitsbarrieren hingegen lassen sich eindeutig bestimmten Kompetenzfeldern zuordnen, z.B. technischen, o¨konomischen, rechtlichen oder organisatorischen.203 Neben F¨ahigkeitsbarrieren treten im Innovationsprozess auch Barrieren des NichtD¨ urfens auf, womit administrative Widerst¨ande in der eigenen Organisation gegen die Idee gemeint sind. Sie r¨ uhren unter anderem daher, dass die Sprache einer innovativen Technik eine andere ist als die, die traditionell in Organisationen gesprochen wird.204 Barrieren des Nicht-D¨ urfens wachsen mit der Komplexit¨at des Systems, innerhalb dessen die Innovation stattfinden soll.205 In kleineren Organisationen sollten diese Barrieren daher seltener auftreten als in großen. Zum Gelingen des Prozesses ist es mit Blick auf diese Barriere notwendig, alle relevanten Beteiligten zu identifizieren, f¨ ur das Neue zu gewinnen und einen konkreten Aktionsplan zur Durchf¨ uhrung der Innovation zu entwerfen.206 Weitere Barrieren im Innovationsprozess sind Hierarchiebarrieren und Abh¨angigkeitsbarrieren. Hierarchiebarrieren hindern Akteure im Rahmen des Innovationsprozesses an der Initiierung, Vereinbarung und Realisierung von inter-organisationalem Austausch.207 Sie entstehen, weil aus Koordinations¨ uberlegungen heraus innerhalb von Organisationen 201 202 203 204 205 206 207

Das theoretische Fundament dieses Gedankengangs ist in der Anreiz-Beitrags-Theorie zu sehen. Vgl. [Witte 1999] S. 13 f. Vgl. [Walter 1998] S. 36 ff. Vgl. [Hauschildt und Kirchmann 1999] S. 93. Vgl. [Hauschildt und Kirchmann 2001] S. 42. Vgl. [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 78. Vgl. [Walter 1998] S. 53 ff.

2.4. Promotoren in Innovationsprozessen

55

Aufgaben-, Stellen- und Personenhierarchien geschaffen werden. Abh¨ angigkeitsbarrieren bezeichnen unausbalancierte soziale Abh¨angigkeiten, die den weniger abh¨angigen Akteuren Macht verleihen. Sie erkl¨aren sich aus der leichten oder schweren Substituierbarkeit des jeweiligen Akteurs und kommen darin zum Ausdruck, dass weniger leicht substituierbare Akteure ihren Partnern bestimmte Aktivit¨aten vorschreiben oder untersagen k¨onnen.208 ¨ Die Uberwindung der Barrieren und die erfolgreiche Ausf¨ uhrung von Innovationsprozessen geht im Promotorenmodell nach folgendem Denkmuster vonstatten:209 ¨ 1. Zwischen den Barrieren und der n¨otigen Energie zur Uberwindung der Barrieren besteht eine Korrespondenz ( Korrespondenztheorem“). ” ¨ 2. Die Energie zur Uberwindung der jeweiligen Barriere wird von unterschiedlichen Personen bereitgestellt, was eine Arbeitsteilung im Innovationsmanagement“ 210 im” pliziert ( Theorem der Arbeitsteilung“). ” 3. Der Innovationsprozess f¨ uhrt dann zum Erfolg, wenn die beteiligten Personen gemeinsam an der Durchsetzung der Innovation arbeiten ( Interaktionstheorem“). ” Das Korrespondenztheorem besagt, auf F¨ahigkeitsbarrieren angewendet, dass zu ihrer ¨ Uberwindung Fachwissen als korrespondierende Energie bzw. Machtquelle erforderlich ist. Willensbarrieren k¨onnen hingegen durch hierarchische Macht u ¨berwunden werden, da sie in der Lage ist, durch positive und negative Sanktionen Anreize f¨ ur die Bereitschaft urfens aus zur Beteiligung am Innovationsprozess zu bieten.211 Um Barrieren des Nicht-D¨ 212 Durch sie werden einzeldem Weg zu r¨aumen, ist Organisationskenntnis notwendig. ne Individuen in die Lage versetzt, f¨ ur das Neue in der Organisation zu werben und – plastisch gesprochen – die notwendigen Strippen zu ziehen“, um die Innovation zu ” vollf¨ uhren. Hierarchiebarrieren m¨ ussen wiederum durch hierarchische Macht u ¨berwunden werden, weil sie dazu legitimiert, T¨atigkeiten zu vollziehen, die inbesondere das Durch” ¨ setzen eigener Interessen und Ziele erm¨oglichen“.213 Die Machtquelle zur Uberwindung von Abh¨angigkeitsbarrieren besteht in einem Beziehungsportfolio. Jenes sollte umfangreich und ausbalanciert und mit guten Beziehungen zu Akteuren ausgestattet sein, die ” 208 209 210 211 212 213

Vgl. [Walter 1998] S. 57 ff. Vgl. [Hauschildt und Kirchmann 1999] S. 92. Siehe den grundlegenden Beitrag von [Hauschildt und Chakrabarti 1988]. Vgl. [Witte 1999] S. 14. Vgl. [Hauschildt und Kirchmann 2001] S. 42. [Walter 1998] S. 89.

56

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

den (potentiellen) Austauschorganisationen und relevanten Drittparteien angeh¨oren und im Besitz von Machtquellen sind.“ 214 Das Theorem der Arbeitsteilung im Innovationsmanagement geht auf Schumpeter zur¨ uck, der mit seiner Trennung zwischen der Person des Erfinders und der des Unternehmers den Weg zu einer Trennung zwischen Person und Funktion beschritten hat. Wenngleich es empirische Untersuchungen gibt, die keine Arbeitsteilung im Innovationsmanagement feststellen konnten, weist das Gros der vorliegenden Studien klare Hinweise auf die Existenz einer solchen auf.215 Im Gegensatz zur institutionalisierten Forschung und Entwicklung ist sie jedoch nicht das Ergebnis eines bewusst geplanten Organisationsprozesses, sondern spontanes Ergebnis eines pers¨onlichkeitsbestimmten Einsatzes. Zur Gliederung der Arbeitsteilung kann man, dem Promotorenmodell folgend, nach der Verf¨ ugungsm¨oglichkeit u ber bestimmte Machtquellen vorgehen. Alternativ findet sich in der Forschung aber auch ¨ 216 die Gliederung nach Verrichtungen oder Phasen des Innovationsprozesses. Die im Interaktionstheorem inh¨arente Frage nach einer gesteigerten Effizienz des Innovationsprozesses durch die Arbeitsteilung ist pauschal schwer zu beantworten. Witte zeigt zwar in seiner Untersuchung, dass die Arbeitsteilung des Innovationsmanagements in einer Zwei-Personen-Konstellation effizienter ist als jede Ein-Personen-Konstellation.217 Mit einer wachsenden Betrachtung von Machtquellen und Akteuren und unter Ber¨ ucksichtigung von Unternehmens-, Branchen- und Technologiespezifika sind die Zusammenspiele jedoch komplexer und m¨ ussen differenzierter behandelt werden.218 Vor allem entstehen nun auch erhebliche Koordinationskosten bzw. Transaktionskosten. Die wichtigsten empirischen Erkenntnisse hierzu sollen an sp¨aterer Stelle zusammengefasst werden.

2.4.2

Promotorenarten

Promotoren sind Personen, ... die einen Innovationsprozess aktiv und intensiv f¨ordern“. ” 219 Sie verf¨ ugen u ¨ber bestimmte Machtquellen (z.B. eine hohe hierarchische Stellung oder ¨ Expertenkompetenz), aus denen sich Leistungsbeitr¨age zur Uberwindung der oben genannten Innovationsbarrieren ableiten lassen. Je nachdem, u ¨ber welche Machtquellen ein 214 215 216 217 218 219

[Walter 1998] S. 95. Siehe die Aufstellung bei [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 71 - 73. Vgl. [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 75 f. Vgl. [Witte 1999] S. 40. Vgl. [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 82. [Witte 1973] S. 15 f.

2.4. Promotoren in Innovationsprozessen

57

¨ Promotor verf¨ ugt und welche korrespondierenden Leistungsbeitr¨age er zur Uberwindung von Barrieren einsetzt, unterscheidet man verschiedene Arten von Promotoren. Der Machtpromotor st¨ utzt sich auf die Machtquelle der Hierarchie. Er u ¨berwindet Willens- und Hierarchiebarrieren durch die Bereitstellung organisationaler Ressourcen, die Festlegung von Zielen, die Gew¨ahrung von Anreizen, die Sanktionierung und die Blockade von Opponenten.220 Machtpromotoren entscheiden typischerweise u ¨ber Budgets, Kapazit¨atszuweisungen und Personalfreistellungen zugunsten der Innovation. Als Macher“ ” sind sie u uhrung.221 ¨blicherweise Mitglied oder Vorsitzender der Gesch¨aftsf¨ Der Fachpromotor verf¨ ugt u ¨ber Expertenkompetenz als Machtquelle. Zu seinen Leistungsbeitr¨agen z¨ahlen die Evaluierung neuartiger und komplexer Probleme, die Entwicklung und Realisierung von Probleml¨osungsvorschl¨agen sowie das Initiieren und F¨ordern fachspezifischer Lernprozesse.222 Dadurch spielt der Fachpromotor eine wesentliche Rolle ¨ bei der Uberwindung fachspezifischer F¨ahigkeitsbarrieren. Als Tr¨ager objektspezifischen Fachwissens ist er u ¨blicherweise Erfinder, Ideentr¨ager und kreativer Genius“ 223 , der Leis” tungspotenziale und Begrenzungen der neuen Produkte oder Verfahren genau kennt.224 Prozesspromotoren u urfens, also organisatorische und ¨berwinden Barrieren des Nicht-D¨ ultigkeit gegen¨ uber der administrative Widerst¨ande.225 Zu diesen z¨ahlt auch die Gleichg¨ Innovation.226 Ihre Machtquelle ist Organisationskenntnis: Sie wissen, wer von der Innovation betroffen sein k¨onnte, wie man unterschiedliche Menschen individuell anspricht und gewinnt, werben f¨ ur das Neue, entwickeln Aktionspl¨ane, haben diplomatisches Geschick und stellen die Verbindung zwischen Macht- und Fachpromotor her.227 Die Machtquelle des Beziehungspromotors besteht in seinem Netzwerk und der F¨ahig¨ fach¨ ubergreifender keit, dieses Netzwerk zu nutzen und zu erweitern.228 Zur Uberwindung F¨ahigkeitsbarrieren und Abh¨angigkeitsbarrieren tauschen Beziehungspromotoren Informationen mit Interaktionspartnern aus, suchen geeignete Interaktionspartner, bringen Interaktionspartner zusammen, koordinieren T¨atigkeiten von Interaktionspartnern und erzielen Verhandlungsergebnisse mit bzw. zwischen Interaktionspartnern.229 Beziehungs220 221 222 223 224 225 226 227 228 229

Vgl. [Walter 1998] S. 100 ff. Vgl. [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 78. Vgl. [Walter 1998] S. 100 ff. [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 78. [Witte 1973] S. 18. Vgl. [Walter 1998] S. 115. Vgl. [Hauschildt und Kirchmann 1997] S. 42. Vgl. [Hauschildt und Chakrabarti 1999] S. 78. Vgl. [Gem¨ unden und Walter 1999] S. 122 f. Vgl. [Walter 1998] S. 116 ff.

58

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

promotoren wirken im Gegensatz zu Prozesspromotoren zwischen und nicht innerhalb von Organisationen. Gem¨aß dem Interaktionstheorem arbeiten die vorgenannten Promotoren bei Innovationen zusammen und erh¨ohen so die Effizienz dieser Prozesse. Ein Blick auf empirische Ergebnisse erleichtert das Verst¨andnis des komplexen Zusammenspiels der verschiedenen Promotoren.

2.4.3

Empirische Befunde der Promotorenforschung

Empirische Untersuchungen im Rahmen der Promotorenforschung gehen meist zwei Kernfragestellungen nach: Zum einen, ob bzw. in welcher Kombination Promotoren auftreten und zum anderen, welche Auswirkungen diese Arbeitsteilung auf bestimmte abh¨angige Gr¨oßen des Innovationsprozesses hat (z.B. Anzahl der Aktivit¨aten, Prozessdauer, Neuigkeitsgrad, technischer/finanzieller Erfolg). In der ersten Untersuchung von Witte zur Existenz von Fach- bzw. Machtpromotoren konnte bei 50 von insgesamt 233 Innovationsprozessen, das sind also rund 21 Prozent, kein Promotor nachgewiesen werden. Bei 86 Innovationsprozessen, also rund 37 Prozent der F¨alle, treten Fach- und Machtpromotor nebeneinander als Gespann auf. Die restlichen Innovationsprozesse teilen sich auf in jene mit einseitiger Machtpromotoren-Struktur (16 Prozent), einseitiger Fachpromotoren-Struktur (18 Prozent) und Personalunion-Struktur (7 Prozent).230 In Bezug auf die Effizienz des Innovationsprozesses kann Witte feststellen, dass sich Innovationsprozesse mit Gespann-Struktur gegen¨ uber den anderen durch eine deutlich h¨ohere Anzahl an Aktivit¨aten auszeichnen. Gleichzeitig ist aber auch die Dauer dieser Innovationsprozesse l¨anger.231 Prozesse mit Promotoren weisen einen signifikant h¨oheren Innovationsgrad auf als Prozesse ohne Promotoren. Der h¨ochste Innovationsgrad ist bei der Gespann-Struktur festzustellen.232 Dass Prozesspromotoren bei Innovationen eine wichtige Rolle spielen, zeigen Hauschildt und Kirchmann: Sie weisen eine Troika“ bestehend aus Macht-, Fach- und Prozesspro” motor in 16 Prozent der von ihnen untersuchten Innovationsprozesse nach.233 Die klassische Gespann-Struktur tritt mit 14 Prozent in ihrer Untersuchung deutlich seltener auf 230 231 232 233

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Witte 1973] S. 38. [Witte 1999] S. 33 ff. [Witte 1999] S. 39. [Hauschildt und Kirchmann 1997] S. 45.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

59

als in derjenigen Wittes.234 Die Autoren kommen unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Promotoren-Troika sowohl dem Promotoren-Gespann als auch anderen PromotorenStrukturen bei Innovationsgrad und Innovationserfolg deutlich u ¨berlegen ist.235 W¨ahrend sich die bereits genannten Untersuchungen auf eine intra-organisationale Betrachtung von Innovationsprozessen beschr¨anken, muss zur Analyse des Einflusses von Beziehungspromotoren, die zwischen verschiedenen Organisationen wirken, ein inter-organisationaler Ansatz gew¨ahlt werden. Walter geht in seiner Arbeit der Rolle von Promo¨ toren bei der Uberwindung von Austauschbarrieren zwischen Herstellern und Verwendern innovativer G¨ uter nach. Auf der Seite der Hersteller kann er in 58 von 206 Gesch¨aftsbeziehungen (28 Prozent) keine Promotoren identifizieren. In insgesamt 34 Prozent der F¨alle treten Beziehungspromotoren auf, die Mehrzahl (77 Prozent) davon zusammen in Kombination mit einem Macht- und Fachpromotor. Beziehungspromotoren u ¨ben in Kombination mit Macht- und Fachpromotor einen positiven Einfluss auf die Effizienz von Innovationsprozessen aus, gemessen in Absatz-, Innovationsentwicklungs- und Markterschließungserfolg. Insbesondere beim Markterschließungserfolg zeigt sich die St¨arke des Beziehungspromotors: Walter stellt einen deutlichen Anstieg der erkl¨arten Varianz von 17 Prozent auf 32 Prozent dieser Gr¨oße durch die Kombination aus Fach- und Beziehungspromotor gegen¨ uber der Situation ohne Beziehungspromotor fest.236 Es l¨asst sich daher festhalten, dass Beziehungspromotoren einen positiven Effekt auf die Effizienz inter-organisationaler Technologietransferprozesse aus¨ uben, sofern sie durch einen Macht- und/oder einen Fachpromotor dabei unterst¨ utzt werden. Auch der technische und wirtschaftliche Erfolg von Innovationskooperationen wird durch Beziehungspromotoren signifikant positiv beeinflusst.237 Anhand der Befunde wird deutlich, dass das Promotorenmodell in der Innovationsforschung sehr erfolgreich eingesetzt wurde. Vor der Anwendung im hier vorliegenden Unter¨ suchungskontext ist indes seine Ubertragbarkeit genau zu pr¨ ufen. Dies soll im Zuge der Ableitung der Forschungshypothesen geschehen (Abschnitt 3.4).

2.5

Zur Aneignung von Innovationsrenten

Konzepte die erkl¨aren, wer am besten positioniert ist, um sich die Renten aus einer Innovation anzueignen, sind in der US-amerikanischen Entrepreneurship-Literatur weit ver234 235 236 237

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Hauschildt und Kirchmann 1997] S. 45 in Verbindung mit [Witte 1973] S. 38. [Hauschildt und Kirchmann 1997] S. 46 f. [Walter 1998] S. 280 ff. [Walter und Gem¨ unden 1999] S. 153 f.

60

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

breitet.238 Gerade im Zusammenhang mit technologiebasierten Existenzgr¨ undungen, wie sie hier ausschließlich betrachtet werden, erscheint eine Anwendung dieser aus dem Bereich des strategischen Managements stammenden Theorien vorteilhaft. Der erste Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten stammt von Teece.239 Er soll im Folgenden pr¨asentiert werden. Die j¨ ungere Systematik von Henkel weist gegen¨ uber Teece eine Reihe von Vorz¨ ugen auf und wird daher an sp¨aterer Stelle ebenfalls beschrieben.240 Viele Beispiele zeigen, dass Unternehmen, die als erste ein innovatives Produkt einf¨ uhren, nicht in der Lage sind, nennenswert davon zu profitieren. Nachahmern von innovativen Ideen gelingt es manchmal weitaus besser als den Urhebern dieser Ideen, sie in finanzielle ¨ Ubersch¨ usse zu verwandeln:

• Royal Crown Cola (RC Cola) ist eine Cola-Marke, die seit Oktober 2000 zu CadburySchweppes geh¨ort. Sie existiert seit 1905 und d¨ urfte den meisten Deutschen unbekannt sein. Ihre Manager haben mehrmals fr¨ uhzeitig innovative Ideen umgesetzt, die sp¨ater von den Großen der Branche kopiert wurden und uns heute selbstverst¨andlich erscheinen. So f¨ uhrte RC als erster Softdrink-Hersteller die Aluminiumdose ein. Auch die erste kalorienarme Cola und die erste koffeinfreie Cola kamen von RC Cola.241 Trotzdem hat es die Marke bis heute nicht geschafft, eine nennenswerte Bekanntheit zu erreichen. • Das Unternehmen Bowmar brachte den Taschenrechner auf den Markt und wurde kurze Zeit sp¨ater von Hewlett Packard und Texas Instruments verdr¨angt. • Xerox erfand die Computer-Maus und das Desktop-Icon. Apple feierte mit seinem MacIntosh dank dieser Ideen Erfolge, w¨ahrend Xerox nie eine nennenswerte Rolle im wachsenden Markt f¨ ur Personal Computer spielte.

David Teece entwirft einen Ansatz, um zu erkl¨aren, warum Nachahmer manchmal mehr von den Innovationen des First-Movers profitieren als dieser selbst. Seine wesentliche Hypothese lautet, dass (i) Aneignungsregime, (ii) komplement¨are G¨ uter und (iii) die Existenz eines dominanten Designs dar¨ uber bestimmen, ob dem Innovator oder den Imitatoren die Renten aus einer Erfindung zufließen.242 238 239 240 241 242

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Gans und Stern 2003a], [Gans und Stern 2003b], [Shane 2001b], [Shane 2002]. [Teece 1986]. [Henkel 2003]. [CSAB 2006]. [Teece 1986] S. 285 ff.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

61

Der Begriff Aneignungsregime“ ist bei Teece wie folgt definiert: ” “A regime of appropriability refers to the environmental factors, excluding firm and market structure, that govern an innovator’s ability to capture the profits generated by an innovation. The most important dimensions of such a regime are the nature of the technology, and the efficacy of legal mechanisms of protection.“ 243 Demnach bezeichnet ein Aneignungsregime also Umfeldfaktoren (außer Firmen- und Marktstruktur), die dar¨ uber bestimmen, ob sich ein Innovator die Renten aus seiner Erfindung zu eigen machen kann. W¨ahrend hinreichend unklar bleibt, was genau unter der Firmenund Marktstruktur zu verstehen ist, werden die Art der Technologie244 und legale Schutzmechanismen245 wie Patente als Dimensionen des Aneignungsregimes von Teece nachfolgend n¨aher beschrieben. Die Art der Technologie wird danach unterschieden, ob es sich um eine Produkt- oder eine Prozesstechnologie handelt, und ob sie auf kodifiziertem oder stillschweigendem Wissen beruht. Als legale Schutzmechanismen werden Patente, das Urheberrecht und Gesch¨aftsgeheimnisse genannt. Zusammen genommen bestimmen die beiden Dimensionen, ob ein Aneignungsregime stark oder schwach ist.246 Beispielsweise ist kodifiziertes Wissen prinzipiell leichter zu u ¨bertragen als nicht kodifiziertes, was die Nachahmung von innovativen Produkten vereinfacht. Kann Patentschutz jedoch gew¨ahrleisten, dass Nachahmer das Wissen nicht ohne Erlaubnis des Urhebers replizieren d¨ urfen, wachsen dem Urheber dennoch die Renten aus seiner Erfindung zu. Das Aneignungsregime ist dann stark. Manchmal verh¨alt es sich aber so, dass patentgesch¨ utztes (kodifiziertes) Wissen durch leichte technische Modifikationen zu umgehen ist und f¨ ur den Urheber dadurch kein nennenswerter Vorteil gegen¨ uber Imitatoren besteht. Das Aneignungsregime ist dann schwach. Um eine Erfindung erfolgreich zu kommerzialisieren, sind fast immer komplement¨are G¨ uter notwendig. Teece definiert nicht genau, was man darunter im Einzelnen zu verstehen hat. Er nennt jedoch zahlreiche Beispiele f¨ ur komplement¨are G¨ uter, etwa Marketingdienstleistungen, Kundendienst, wettbewerbsf¨ahige Produktion und Systemkomponenten anderer Hersteller. Komplement¨are G¨ uter kann man weiter unterteilen nach generischen, spezialisierten und kospezialisierten G¨ utern. Generische komplement¨are G¨ uter k¨onnen im Zusam243 244 245 246

Vgl. [Teece 1986] S. 287. Engl. nature of the technology“. ” Engl. legal mechanisms of protection“. ” Engl. tight“ bzw. weak“ regime of appropriability. Vgl. [Teece 1986] S. 287. ” ”

62

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

menhang mit der Erfindung direkt genutzt werden, ohne dass sie an spezielle Erfordernisse angepasst werden m¨ ussen. Bei spezialisierten G¨ utern besteht eine einseitige Abh¨angigkeit zwischen dem Gut und der Erfindung, w¨ahrend bei kospezialisierten G¨ utern eine beidseitige Abh¨angigkeit besteht. Beispielsweise sind seit l¨angerem erdgasgetriebene Fahrzeuge technisch machbar. Ihre Nutzung ist aber davon abh¨angig, dass es genug Tankstellen gibt, die die Bef¨ ullung mit Erdgas anbieten. Es handelt sich um eine einseitige Abh¨angigkeit, weil Tankstellen auch unabh¨angig von erdgasgetriebenen Fahrzeugen existieren. Eine beidseitige Abh¨angigkeit besteht dagegen zwischen Mobiltelefonen und Mobilfunknetzen: ohne Netz keine Telefone und umgekehrt. Wie die Beispiele zeigen, h¨angt der Erfolg von Erfindungen h¨aufig vom Vorhandensein komplement¨arer G¨ uter ab. Da diese komplement¨aren G¨ uter Innovatoren nicht immer zur Verf¨ ugung stehen, f¨allt es ihnen manchmal schwer, sich die Renten aus ihrer Erfindung anzueignen. Ein weiteres Erkl¨arungsmoment f¨ ur das von Teece beobachtete Ph¨anomen ist das Paradigma des dominanten Designs.247 Bevor eine Basisinnovation in ein allgemein akzeptiertes Format umgesetzt wird, vergeht oft eine lange Zeit. Imitatoren erhalten so die Gelegenheit, abzuwarten und erst dann in den Vermarktungsprozess einzusteigen, wenn sich abzeichnet, in welcher Form das innovative Produkt von den Kunden am meisten akzeptiert wird. Sie lernen also quasi auf Kosten des Innovators. Ihre St¨arke spielen sie dann aus, wenn es im Wettbewerb nicht mehr um das Finden eines dominanten Designs, sondern um die Realisierung von Wettbewerbsvorteilen durch Gr¨oßen- und Lernkurveneffekte geht.248 ¨ Aus diesen Uberlegungen heraus lassen sich Konsequenzen f¨ ur die Verteilung der Gewinne zwischen Innovator und Imitator ableiten. Geht man zun¨achst von einem starken Aneignungsregime aus, ist die Prognose einfach: Unabh¨angig davon, ob sich f¨ ur das innovative Produkt schon ein dominantes Design gefunden hat oder nicht und unabh¨angig davon, wer komplement¨are G¨ uter besitzt, stehen auf jeden Fall nur dem Innovator die Renten aus der Erfindung zu. In einem starken Aneignungsregime sind diese auch einklagbar, d.h., niemand außer dem Innovator kann mit der Erfindung Geld verdienen. Er muss lediglich entscheiden, ob er die zur Kommerzialisierung notwendigen G¨ uter selbst erwerben oder durch vertragliche Vereinbarungen mit anderen Parteien nutzen will. Teece empfiehlt f¨ ur generische komplement¨are G¨ uter vertragliche Vereinbarungen und f¨ ur andere G¨ uter die Integration. 247 248

Engl. The dominant design paradigm“. ” Vgl. [Teece 1986] S. 287 ff.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

63

Im Falle eines schwachen Aneignungsregimes liegt die Sache etwas komplizierter. Hier ist zun¨achst festzuhalten, dass in der Phase der Designfindung die Kontrolle komplement¨arer G¨ uter kaum erfolgsrelevant ist. Wichtiger ist hier eine enge Anbindung des Innovators an potenzielle Konsumenten, um die Wahrscheinlichkeit zu erh¨ohen, selbst ein dominantes Design zu entwickeln. Dies ist dann aussichtsreicher, wenn es sich um Produkte handelt, deren Erprobung und Anpassung weniger kostspielig ist. Sobald sich ein dominantes Design gefunden hat, wird die Kontrolle u ¨ber spezialisierte und kospezialisierte komplement¨are G¨ uter zum erfolgskritischen Faktor. Innovatoren sollten dann die ben¨otigten G¨ uter nach ihrer Wichtigkeit ordnen und versuchen, die wichtigsten in ihr Unternehmen zu integrieren.249 Der Ansatz von Teece liefert eine plausible Erkl¨arung, warum Innovatoren manchmal nicht in der Lage sind, sich die Renten aus ihrer Erfindung anzueignen. Er weist aber auch Schw¨achen auf. So ist der Begriff Aneignungsregime“ nicht sonderlich griffig. Kom” biniert man bestimmte Auspr¨agungen der Dimensionen des Aneignungsregimes, ergeben sich Widerspr¨ uche. Beispielsweise ergibt die Kombination Patent (als SchutzmechanismusDimension) und stillschweigendes Wissen (als Technologie-Dimension) einen solchen Widerspruch. Etwas, das patentierbar ist, kann nicht auf stillschweigendem Wissen beruhen. Das Komplement ist hingegen widerspruchsfrei. Generell ist unklar, wieso die TechnologieDimension u ur den Begriff Aneignungsregime“ ist. Es wird al¨berhaupt konstituierend f¨ ” lein dann als stark oder schwach klassifiziert, wenn der Schutz der Erfindung als gut bzw. schlecht einzustufen ist. Es geht also nur um die Effektivit¨at des Schutzes, nicht um die Technologie. Die Effektivit¨at des Schutzes mag nat¨ urlich abh¨angig von der Technologie sein. Die Technologie-Dimension ist aber selbst dann keine Dimension, die den Informationsgehalt des Konstrukts Aneignungsregime“ erh¨oht. Weil der Begriff nicht ” klar einzugrenzen ist, ergeben sich zwangsl¨aufig Schwierigkeiten, wenn er f¨ ur empirische Untersuchungen operationalisiert werden soll. Ein weiterer Nachteil des Ansatzes von Teece ist die mangelnde Differenzierung zwischen den verschiedenen Arten, auf die man sich Innovationsrenten aneignen kann. Teece geht davon aus, dass der Innovator die Erfindung in eigenen Produkten verwenden und die Nutzung der Erfindung durch andere so weit wie m¨oglich ausschließen m¨ochte. Hingegen stellt auch die Lizenzierung der Erfindung an andere Unternehmen eine M¨oglichkeit dar, sich die Renten daraus zu eigen zu machen.

249

Vgl. [Teece 1986] S. 290 f. i.V. mit S. 295.

64

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Eine umfassende Systematik der Aneignung von Innovationsrenten entwirft Henkel. Sein Ansatz ist gedanklich entlang der folgenden Fragestellungen aufgebaut:250 1. Welche Voraussetzungen m¨ ussen gegeben sein, damit u ¨berhaupt irgendjemand aus einer Erfindung Renten sch¨opfen kann? 2. Was kann man tun, um zu kontrollieren, wer aus der Erfindung Renten sch¨opft? 3. Welche grunds¨atzlichen M¨oglichkeiten gibt es zur Aneignung der Renten aus einer Erfindung? Die folgenden Ausf¨ uhrungen sind entlang dieser Fragen gegliedert. Die Inhalte zu den einzelnen Unterpunkten beruhen zum einen auf dem Ansatz von Henkel. Zum anderen wurden aber auch Punkte erg¨anzt, die im Laufe der eigenen Recherchen zur Aneignung von Innovationsrenten als wichtig erachtet wurden.

2.5.1

Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung

Man kann den Prozess, der zur Entstehung einer Erfindung f¨ uhrt, als die Produktion von undel. Zu den VorausInformation auffassen.251 Eine Erfindung ist also ein Informationsb¨ setzungen zur Nutzung einer Erfindung geh¨oren daher an erster Stelle Informationen.252 Nur wer weiß, wie eine Erfindung funktioniert, kann sie ggf. auch nutzen und sich die Renten daraus aneignen. Der Produzent“ der Information ist der Erfinder. Zwischen ihm und ” anderen Personen besteht eine Informationsasymmetrie in Bezug auf die Erfindung. Hieraus entsteht das von Arrow beschriebene Paradoxon bei der Lizenzierung von Erfindungen:253 Der Erfinder weiß, wie seine Erfindung funktioniert, der Erwerber (Lizenznehmer) der Erfindung jedoch nicht. Die Zahlungsbereitschaft des Erwerbers h¨angt aber von seinem Verst¨andnis der Funktionsweise der Erfindung ab. Durch eine Offenlegung der Funktionsweise der Erfindung w¨ urde der Erfinder daher die Zahlungsbereitschaft des Erwerbers erh¨ohen. Gleichzeitig w¨ urde er jedoch auch ein erhebliches Risiko eingehen: Da das Wissen um die Funktionsweise der Erfindung h¨ochst intangibel ist, k¨onnen dritte Parteien, wie etwa Gerichte, den Entstehungsort der Erfindung nicht bestimmen.254 Der 250 251 252 253 254

Vgl. [Henkel 2003] S. 13. Vgl. [Arrow 1962] S. 616. Vgl. [Henkel 2003] S. 16. Vgl. [Arrow 1962] S. 615. [Richter und Furubotn 2003] S. 98.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

65

Erwerber k¨onnte daher ganz einfach die Zahlung verweigern, die Erfindung kopieren und sich die Innovationsrenten daraus aneignen. Es besteht also die M¨oglichkeit, dass sich der Erwerber opportunistisch verh¨alt. Das aus der Sicht des Erfinders dadurch gegebene Risiko wird als appropriability risk“ 255 bezeichnet. ” Aber auch aus Sicht des Lizenznehmers bestehen Risiken, insbesondere wenn es sich um Erfindungen handelt, die aus Forschungseinrichtungen stammen. Da sie sich meist in einem sehr fr¨ uhen Stadium befinden, ist der Lizenznehmer auf die Kooperation des Erfinders bei der Weiterentwicklung der Erfindung zur Marktreife angewiesen. Es besteht das Moral Hazard-Risiko, dass der Erfinder nach Abschluss der Lizenzvereinbarung und einer entsprechenden Zahlung des Lizenznehmers keine weitere Anstrengung zur Weiterentwicklung der Erfindung unternimmt.256 Jensen und Thursby zeigen, dass die Lizenzeinnahmen der Forschungseinrichtung eine variable Komponente beinhalten m¨ ussen, um positive Anreize f¨ ur die Weiterentwicklung der Erfindung zu schaffen. Vertr¨age, bei denen die Forschungseinrichtung gemeinsam mit dem Lizenznehmer Anteile an dem Unternehmen h¨alt, das die Entwicklung der Erfindung vorantreibt, sind aus Anreizgesichtspunkten am besten.257 Eine weitere Voraussetzung zur Nutzung einer Erfindung sind Rechte.258 Zu ihnen z¨ahlen die Rechte zur Nutzung, Ver¨anderung, Weiterentwicklung und Weitergabe der Erfindung sowie zum Ausschließen anderer von ihrer Nutzung.259 Sie sind – im Gegensatz zu Rechten an dinglichen Gegenst¨anden – dem Bereich der immateriellen Verf¨ ugungsrechte zuzuordnen.260 Bestehen keine Schutzrechte des Erfinders, sind die Rechte an seiner Erfindung Allgemeingut.261 Beispiele f¨ ur Schutzrechte sind das gewerbliche Schutzrecht (Patente, Gebrauchs- und Geschmacksmusterschutz, Markenschutzrechte), das Urheberrecht sowie der Bereich bilateraler Vertr¨age (z.B. der Lizenzvertrag). Sieht man vom Urheberrecht ab, muss der Erfinder zum Erhalt eines Schutzrechts von sich aus aktiv werden und es erwerben (bei gewerblichen Schutzrechten) oder vertraglich vereinbaren.262 Schutzrechte dienen dazu, den Konflikt zwischen den gesellschaftlichen Zielen effizienter Verwendung bereits erzeugter ” Information und der Schaffung idealer Motivation f¨ ur die Erzeugung von Information“ 263 255 256 257 258 259 260 261 262 263

Vgl. [Casper und Whitley 2004] S. 91. Vgl. [Jensen und Thursby 2001] S. 246 f. Vgl. [Jensen und Thursby 2001] S. 251. Vgl. [Henkel 2003] S. 14 f. Vgl. [Smith und Parr 2000] S. 333 ff. Vgl. [Richter und Furubotn 2003] S. 96 f. Vgl. [Henkel 2003] S. 14. Vgl. [Steckler 1996] S. 162. [Hirshleifer und Riley 1979] S. 1404.

66

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

zu l¨osen: Durch sie soll verhindert werden, dass Erfinder aufgrund der genannten Informationsprobleme um ihre Erfindung betrogen werden und daher kein Anreiz zur Erzeugung von Erfindungen besteht. Gleichzeitig sollen sie die rasche Verbreitung von Erfindungen erm¨oglichen und verhindern, dass eine bestimmte Technologie immer wieder neu erfunden werden muss. Die Verf¨ ugung u ¨ber Schutzrechte hat mehrere Vorteile. Zun¨achst kann die Fremdnutzung der Erfindung durch sie kontrolliert werden.264 Brockhoff spricht in diesem Zusammenhang von der Sicherung des Ausschließbarkeitsprinzips“.265 Gleichzeitig verhindern sie, ” dass andere den Erfinder von der Nutzung der Erfindung ausschließen. Es w¨are n¨amlich denkbar, dass andere dieselbe Erfindung t¨atigen und f¨ ur sie Schutzrechte erwerben. Sowohl die M¨oglichkeit, andere von der Nutzung auszuschließen als auch die Verhinderung des Ausschlusses von der Nutzung durch andere erh¨ohen den Wert der Erfindung f¨ ur den Innovator. Zus¨atzlich erm¨oglichen es Schutzrechte, Tauschhandel mit den Inhabern komplement¨arer Schutzrechte zu betreiben.266 Neben Rechten versteht Henkel auch komplement¨ are G¨ uter als Voraussetzung zur Nutzung einer Invention. Unter den Begriff fasst er ... tangible oder intangible G¨ uter, ” 267 Die Definition ist die f¨ ur eine wirtschaftlich erfolgreiche Innovation erforderlich sind.“ also ¨ahnlich breit gefasst wie bei Teece. Auch die Funktion komplement¨arer G¨ uter ist bei Henkel und Teece identisch. Wiederum gilt, dass komplement¨are G¨ uter einen wesentlichen Anteil an der Generierung von Renten aus einer Erfindung haben. Eine Erfindung mag beispielsweise noch so bahnbrechend sein – wenn sie nicht u ¨ber ein leistungsf¨ahiges Distributionsnetz an die Kunden gebracht werden kann, ist sie ¨okonomisch wertlos. Dies trifft auch zu, wenn technisch fortgeschrittene Erfindungen inkompatibel zu bestehenden Komponenten eines Produktsystems sind und daher ebenfalls nicht erfolgreich oder nur sehr langsam in den Markt eingef¨ uhrt werden k¨onnen. Als eigentlich selbstverst¨andliche Voraussetzung f¨ ur die Nutzung einer Invention sind schließlich die Gewinnaussichten zu nennen.268 Die Gewinnaussichten sind um so h¨oher, je gr¨oßer die Nachfrage nach der Erfindung ist. Sie ist abh¨angig von Faktoren wie Marktgr¨oße, Marktwachstum, Intensit¨at des Wettbewerbs, Anwendungsreife und dem Vorteil gegen¨ uber bestehenden Technologien.269 264 265 266 267 268 269

Der Inhaber des Schutzrechts hat ein Verbietungsrecht“. Vgl. [Steckler 1996] S. 2. ” [Brockhoff 1999] S. 93 ff. Vgl. [Henkel 2003] S. 25. [Henkel 2003] S. 18. Vgl. [Henkel 2003] S. 19 Vgl. [Shane 2003] S. 124 - 128, S. 132 ff., [Rogers 1995] S. 210 ff., [Ripsas 1997] S. 97.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

67

Die Marktgr¨oße beeinflusst die Gewinnaussichten deswegen positiv, weil die mit der Vermarktung verbundenen fixen Kosten auf einen gr¨oßeren Umsatz verteilt werden. Ein hohes Marktwachstum ist f¨ ur die Gewinnaussichten von Vorteil, da Nutzer der Erfindung nicht von bestehenden Unternehmen bzw. Wettbewerbern abgeworben werden m¨ ussen, sondern allein u ¨ber die steigende Nachfrage gewonnen werden k¨onnen. Eine hohe Intensit¨at des Wettbewerbs bedeutet, dass sich viele Marktteilnehmer um dieselben Ressourcen bem¨ uhen und diese daher schwer zug¨anglich werden. Die Vermarktung einer Erfindung ist einfacher, wenn die dazu notwendigen Ressourcen nur von wenigen anderen Marktteilnehmern nachgefragt werden. Die Anwendungsreife u ¨bt einen Einfluss auf die Nachfrage aus, weil Konsumenten sich beim Kauf zur¨ uckhalten, wenn sie nicht sicher sein k¨onnen, dass das auf der Erfindung basierende Produkt tats¨achlich in der beabsichtigten Weise funktioniert. Unter Umst¨anden m¨ogen sie eine geringere Anwendungsreife in Kauf nehmen, wenn der Vorteil der neuen Technologie gegen¨ uber der alten ausreichend groß ist. Der relative Nutzenvorteil der neuen Technologie kompensiert dann die zu erwartenden Produktfehler. Anstatt sich den Gewinnaussichten u ¨ber die Nachfrageseite zu n¨ahern, kann man auch Qualit¨atsindikatoren der Erfindung zur Vorhersage ihres Werts nutzen. Im Falle einer zum Patent angemeldeten Erfindung k¨onnen solche Indikatoren die Anzahl der erhaltenen und enthaltenen Zitate oder die Gr¨oße der Patentfamilie sein. Es l¨asst sich zeigen, dass diese Faktoren den Wert einer Erfindung signifikant beeinflussen.270 Damit ist die erste der eingangs gestellten Fragen, Welche Voraussetzungen m¨ ussen ge” geben sein, damit u ¨berhaupt irgendjemand aus einer Erfindung Renten sch¨opfen kann?“ beantwortet: Hierzu sind Informationen, Rechte, komplement¨are G¨ uter und Gewinnaussichten notwendig.

2.5.2

Kontrollmechanismen

Die Voraussetzungen zur Nutzung der Erfindung entsprechen den M¨oglichkeiten, mit denen die Fremdnutzung kontrolliert werden kann. An den Informationen ansetzend ist der direkteste Weg zur Kontrolle der Fremdnutzung die Geheimhaltung.271 Wer nicht weiß, wie die Erfindung funktioniert, und nicht in der Lage ist, dies durch eigene Forschungen herauszufinden, der kann sie auch nicht nutzen. 270 271

Vgl. [Harhoff u. a. 2003] S. 1360, [Harhoff u. a. 1999] S. 515. Vgl. [Henkel 2003] S. 16 f.

68

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Im ersten Moment paradox erscheint der genau entgegengesetzte Kontrollmechanismus, n¨amlich die glaubw¨ urdige Drohung der Preisgabe von Informationen. Anton und Yao finden heraus, dass der Verk¨aufer einer Erfindung dadurch opportunistisches Verhalten des Erwerbers verhindern kann. W¨ urde der Erfinder n¨amlich die Informationen auch Konkurrenten des Erwerbers zug¨anglich machen, verl¨ore der Erwerber den von der neuartigen Technologie erhofften Wettbewerbsvorteil.272 Es liegt auf der Hand, die Fremdnutzung einer Erfindung mit Hilfe von Schutzrechten zu kontrollieren. Dazu werden vielfach Patente eingesetzt. Nachteile von Patenten sind zum einen die hohen Kosten f¨ ur Patentanmeldung und -aufrechterhaltung. Zum anderen bringt eine Patentanmeldung Opportunit¨atskosten mit sich. Durch die Offenlegung steigt n¨amlich die Wahrscheinlichkeit, dass Wettbewerber das Patent legal oder illegal umgehen.273 Dieser Gefahr kann auf zweierlei Weise vorgebeugt werden. Erstens durch eine m¨oglichst allgemeine Formulierung des Patents. Damit steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, es im Falle eines Rechtsstreits nicht aufrechterhalten zu k¨onnen.274 Das Patent ist dann wertlos. Hat ein Patent dagegen einen Rechtsstreit erfolgreich u ¨berstanden, gilt es als besonders wertvoll.275 Die zweite M¨oglichkeit besteht im Aufbau eines umfangreichen Patentportfolios.276 Wie trickreich Schutzrechte aber auch gestaltet sein m¨ogen, letztlich gew¨ahren sie allein keinen perfekten Schutz.277 Sie sollten daher immer mit anderen Kontrollmechanismen kombiniert werden. Beispielsweise mag es m¨oglich sein, einen Teil der Erfindung zu patentieren und einen anderen Teil geheim zu halten. Neben Geheimhaltung und gewerblichem Schutz kommt die Kontrolle u uter in Betracht. Erfinder sollten auf¨ber komplement¨are G¨ grund ihres Informationsvorsprungs in der Lage sein, fr¨ uher als andere diejenigen G¨ uter zu identifizieren, die zu ihrer Erfindung komplement¨ar sind.278 Sie k¨onnen sich daher mit ihnen ausstatten, bevor andere ihren wahren Wert erkennen oder, bei manchen G¨ utern, so279 gar bevor sie u ¨berhaupt auf M¨arkten handelbar sind. Der hier ebenfalls angesprochene Zeitvorteil ist per se kein weiterer Kontrollmechanismus, sondern eine abgeleitete Gr¨oße,

272 273 274 275 276 277 278 279

Vgl. [Anton und Yao 1994] S. 199 ff. Man spricht von invent-around“. Vgl. [Harhoff und Reitzig 2001] S. 513 f. ” Vgl. auch [Harhoff und Reitzig 2001] S. 519 f. Vgl. auch [Sherry 2004] S. 189, [Harhoff u. a. 2003] S. 1358 f. Siehe z.B. die empirische Untersuchung von [Brockhoff u. a. 1999]. Vgl. [Arrow 1962] S. 615: No amount of legal protection can make a thoroughly appropriable ” commodity of something so intangible as information.“ Vgl. [Henkel 2003] S. 18. Vgl. [Dierickx und Cool 1989] S. 1509.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

Eigennutzung (EN)

nein ja

69

Fremdnutzung (FN) ausschließen ignorieren erm¨oglichen reine Blockade Basisfall ausschließlich FN ausschließlich EN EN; FN m¨oglich EN und FN

Tabelle 2.1: Aneignungsmechanismen Quelle: Vgl. [Henkel 2003] S. 23. die sich aus dem Informationsvorsprung des Erfinders ergibt. Er erlaubt Innovatoren auch die Realisierung von Erfahrungskurveneffekten.280 Als Antwort auf die eingangs gestellte Frage, Was kann man tun, um zu kontrollieren, ” wer aus der Erfindung Renten sch¨opft?“, l¨asst sich festhalten, dass dazu prinzipiell jede sinnvolle Kombination der folgenden Mechanismen denkbar ist: Geheimhaltung von Informationen oder Drohung, sie preiszugeben, Durchsetzung von Schutzrechten, Kontrolle komplement¨arer G¨ uter und Nutzung von Erfahrungseffekten (abgeleitet aus dem Informationsvorsprung des Erfinders).

2.5.3

Aneignungsmechanismen

Eine Erfindung generiert Gewinne, indem sie genutzt wird. Diese Nutzung kann durch den Erfinder selbst erfolgen, indem er sie in eigene Produkte integriert und an Konsumenten vertreibt. Die Erfindung kann aber auch durch Fremde genutzt werden. Der Erfinder muss dann nur sicherstellen, dass er an den Gewinnen aus der Erfindung beteiligt wird. Auch Zwischenformen sind denkbar, bei denen der Erfinder die Erfindung auf einem bestimmten Gebiet selbst nutzt und auf einem anderen Gebiet Fremden die Nutzung bewusst erm¨oglicht. Die verschiedenen M¨oglichkeiten zur Eigen- und Fremdnutzung einer Erfindung bezeichnet Henkel als Aneignungsmechanismen. In anderen Untersuchungen werden z.B. Patente, Geheimhaltung und Zeitvorteile als Aneignungsmechanismen verstanden. Henkel kritisiert, dass dies unsauber sei, da weder Patente, Geheimhaltung oder Zeitvorteile an sich zu einer Aneignung von Innovationsrenten f¨ uhrten. Zur Aneignung komme es auf die Nutzung der Erfindung an.281 Tabelle 2.1 zeigt die denkbaren Aneignungsmechanismen. Die Extrempunkte dieser Matrix sind durch die F¨alle der ausschließlichen Eigen- bzw. Fremdnutzung gegeben (die Felder links unten bzw. rechts oben). Bei ausschließlicher Eigennutzung muss der Erfinder 280 281

Vgl. [Henkel 2003] S. 20. Vgl. weiter zu Erfahrungskurveneffekten [Phillips 1971] sowie allgemein zu First-Mover-Advantages [Szymanski u. a. 1995]. Vgl. [Henkel 2003] S. 11, S. 22 f.

70

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

sicherstellen k¨onnen, dass parallel keine Fremdnutzung stattfindet. Bei ausschließlicher Fremdnutzung hingegen muss er sicherstellen, dass sie u ¨berhaupt m¨oglich ist. Neben den in der Matrix eingezeichneten Mischformen aus Eigen- und Fremdnutzung und der Blockadeoption gibt es den sogenannten Basisfall“. Hier verwertet ein Erfinder die Erfindung ” selbst nicht und es ist ihm auch egal, ob andere sie verwerten. Zun¨achst mag diese Situation als Ausnahmefall anmuten. Tats¨achlich ist es aber so, dass h¨aufig Produktnutzer die Quelle von Erfindungen sind. Sie sind in der Regel bereit, ihre Entwicklungen uneingeschr¨ankt offen zu legen und von den Produktherstellern verwerten zu lassen.282 Je nach gew¨ahltem Aneignungsmechanismus kommen unterschiedliche Kontrollmechanismen zum Einsatz. Wird beispielsweise eine Eigennutzung angestrebt, empfiehlt Henkel den Erwerb gewerblicher Schutzrechte, sofern die Erfindung die daf¨ ur notwendigen Kriterien erf¨ ullt. Wenn dies nicht gegeben ist, muss auf andere der bereits vorgestellten Kontrollmechanismen zur¨ uckgegriffen werden.283 Der Ansatz von Henkel bietet gegen¨ uber dem von Teece den großen Vorteil, dass die Probleme bei der Aneignung von Innovationsrenten entlang einer u ¨bersichtlichen Systematik (Voraussetzungen, Kontrollmechanismen, Aneignungsmechanismen) analysiert werden k¨onnen. Allerdings f¨allt die Ableitung von Handlungsempfehlungen aus seiner Logik heraus schwerer. Henkel zeigt detailliert auf, welche Kontrollmechanismen in Abh¨angigkeit des gew¨ahlten Aneignungsmechanismus’ mit welcher Pr¨aferenz zum Einsatz kommen sollten. Von großem Interesse f¨ ur den vorliegenden Untersuchungszweck w¨are es aber, auf Grundlage einer Beurteilung der Effektivit¨at verschiedener Kontrollmechanismen in Abh¨angigkeit von der Art der Erfindung denjenigen Aneignungsmechanismus zu identifizieren, der die h¨ochsten Gewinnaussichten verspricht. Diese Idee wird bei der Ableitung der Forschungshypothesen erneut aufgegriffen.

2.5.4

Empirische Befunde der Innovationsrentenforschung

Levin u. a. befragten 650 Unternehmen in 130 Branchen nach der Effektivit¨at verschiedener Kontrollmechanismen. Sie stellen fest, dass im Vergleich mit Geheimhaltung, komplement¨aren G¨ utern, Lead-time- und Lernkurveneffekten Patente durchschnittlich der am wenigsten effektivste Kontrollmechanismus f¨ ur Prozessinnovationen sind. Als besonders effektiv werden dagegen Lead-time- und Lernkurvenvorteile eingesch¨atzt. Das komplement¨are Gut Vertrieb/Service wird bei Produktinnovationen als durchschnittlich effektiv282 283

Vgl. [von Hippel 1986]. Vgl. [Henkel 2003] S. 25, S. 31.

2.5. Zur Aneignung von Innovationsrenten

71

ster Kontrollmechanismus angesehen. Zwischen den Branchen gibt es jedoch Unterschiede. So werden Patente f¨ ur Prozessinnovationen in der pharmazeutischen und petrochemischen Industrie als effektiver Kontrollmechanismus angesehen. Was Produktinnovationen angeht, sind Patente in der pharmazeutischen Industrie sogar der effektivste Mechanismus.284 ¨ Wenngleich die Untersuchung damit zwar Hinweise auf die G¨ ultigkeit der Uberlegungen zur Aneignung von Innovationsrenten gibt, ist sie methodisch zu kritisieren. Die Befragten wurden zur Beurteilung der Effektivit¨at der Mechanismen um eine Einsch¨atzung auf einer siebenstufigen Ratingskala gebeten. Ab einer Auspr¨agung von f¨ unf wurde der jeweilige Kontrollmechanismus als wirksam interpretiert. Die Autoren vermuten selbst einen erheblichen Messfehler in ihrer Befragung.285 Harabi f¨ uhrte in der Schweiz eine Untersuchung durch, die methodisch fast identisch mit der zuvor genannten von Levin u. a. ist. Er kommt im Wesentlichen zu denselben Ergebnissen.286 Gans und Stern messen die Branchenunterschiede im Aneignungsregime indirekt. Sie gehen davon aus, dass die hohe Konzentration von Start-ups in bestimmten Branchen auf zwei Effekte zur¨ uckzuf¨ uhren ist, n¨amlich auf Unterschiede in der Verf¨ ugbarkeit von Kapital und auf Unterschiede im Aneignungsregime. Um die beiden Effekte voneinander zu trennen und ihrer Wichtigkeit nachzugehen, beobachten sie eine Reihe von Gr¨ undungsprojekten, die durch ein bestimmtes staatliches F¨orderprogramm unterst¨ utzt werden. Sollte die Kapitalverf¨ ugbarkeit f¨ ur die Konzentration junger Unternehmen auf bestimmte Branchen verantwortlich sein, ist ein negativer Zusammenhang zwischen dem Erfolg der staatlich gef¨orderten Unternehmen und dem Niveau privater F¨orderung in einer Branche zu erwarten. W¨ahrend es sich n¨amlich der Staat leisten kann, in Unternehmen zu investieren, die in unattraktiven Branchen operieren, k¨onnen private Kapitalgeber dies nicht. Da das von den Autoren untersuchte F¨orderprogramm darauf abzielte, speziell Gr¨ undern in Branchen unter die Arme zu greifen, wo private F¨orderung seltener ist, k¨onnte ein negativer Zusammenhang auf die Bedeutung des Faktors Kapitalverf¨ ugbarkeit hinweisen. Falls hingegen das Aneignungsregime f¨ ur die Konzentration von Start-ups auf bestimmte Branchen verantwortlich ist, ist eine positive Korrelation zwischen dem Niveau privater F¨orderung und dem Erfolg staatlich gef¨orderter Unternehmen zu erwarten. Das liegt daran, dass in schlechten“ Branchen schlichtweg keine Unternehmen entstehen k¨onnen und ” daher auch das staatliche Programm dazu gezwungen wird, in Branchen zu investieren, 284 285 286

Untersucht werden als komplement¨ are G¨ uter nur sales or service efforts“, was mit Ver” trieb/Kundendienst u ¨bersetzt werden kann. Vgl. [Levin u. a. 1987] S. 794 ff. Vgl. [Levin u. a. 1987] S. 785, 792 f. Vgl. [Harabi 1995] S. 984 - 990.

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Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

die aufgrund ihres Aneignungsregimes f¨ ur die Entstehung von Start-ups g¨ unstig sind.287 Letzteres weisen die Autoren empirisch nach und unterstreichen damit die Bedeutung des Aneignungsregimes f¨ ur die Hervorbringung junger innovativer Unternehmen.288 Shane f¨ uhrte eine empirische Studie durch, die zeigt, dass die Kommerzialisierung einer neuen Technologie durch Start-ups in solchen Branchen wahrscheinlicher ist, in denen Patentschutz effektiver ist. Er zeigt ebenfalls, dass Existenzgr¨ undungen in solchen M¨arkten wahrscheinlicher sind, in denen Distribution und Marketing eine geringere Rolle spielen. Beide Ergebnisse sprechen daf¨ ur, dass Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung und Mechanismen zur Kontrolle ihrer Nutzung einen hohen Einfluss auf die Entstehung von jungen Technologieunternehmen haben. Einschr¨ankend ist an der Untersuchung von Shane anzumerken, dass er auf den zuvor kritisierten empirischen Daten von Levin u. a. aufbaut.289 Ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung komplement¨arer G¨ uter zur Kommerzialisierung innovativer Produkte sind auch die h¨aufigen Allianzen zwischen Start-ups und großen Pharmakonzernen in der Biotechbranche. Zu den am h¨aufigsten genannten Gr¨ unden f¨ ur das Eingehen einer Allianz werden der Zugriff auf komplement¨are Technologien und das Verschaffen von Zeitvorteilen genannt.290 Spinoffs aus Forschungseinrichtungen haben h¨aufig nicht die notwendigen Ressourcen, um eine Erfindung erfolgreich zu kommerzialisieren.Wright u. a. zeigten anhand von vier Fallbeispielen, dass ein L¨osungsweg darin bestehen kann, fr¨ uhzeitig etablierte Unternehmen als Firmenteilhaber ins Boot zu holen. Diese Joint Venture Spinouts sind besser zur Kommerzialisierung von geistigem Eigentum in der Lage als Spinouts ohne Anbindung an etablierte Unternehmen.291 Die Befunde zur Aneignung von Innovationsrenten zeigen, dass der Ansatz insbesondere im Zusammenhang mit technologiebasierten Existenzgr¨ undungen sehr viele interessante Ergebnisse produziert hat. Wenngleich festzustehen scheint, dass Aneigungsbedingungen objektiv f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen wichtig sind, bleibt offen, ob sich Gr¨ undungswillige subjektiv im Vorfeld einer Gr¨ undung Gedanken dar¨ uber machen. In Kenntnis der empirischen Befunde w¨are ja zu erwarten, dass ein Erfinder nur dann gr¨ undet, wenn er tats¨achlich u ¨berzeugt ist, sich auf diesem Wege die Innovationsrenten aneignen zu k¨onnen. Dem ist im Rahmen der hier durchgef¨ uhrten empirischen Untersuchung weiter nachzugehen. 287 288 289 290 291

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Gans und Stern 2003b] S. 364 i. V. mit S. 367 f. [Gans und Stern 2003b] S. 380. [Shane 2001b] S. 1179 f., S. 1184 f. [Hagedoorn 1993] S. 379. Vgl. weiter [Audretsch und Feldman 2003]. [Wright u. a. 2004b] S. 307.

2.6. Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung

2.6

73

Ans¨ atze zur Erkl¨ arung der Gru ¨ ndungshandlung

Zu Beginn des zweiten Kapitels wurden mehrere wissenschaftliche Ans¨atze vorgestellt, die sich potenziell f¨ ur die Erkl¨arung des Entstehens von Existenzgr¨ undungen eignen. Besonders der verhaltenswissenschaftliche Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, das Promotorenmodell und der Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten erschienen dazu geeignet. Die bisherigen Ausf¨ uhrungen zeigen, dass die Theorien zwar mit dem Entstehen von technologiebasierten Existenzgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Einrichtungen in Verbindung gebracht werden k¨onnen. Es ist aber noch unklar, wie sie dazu miteinander verbunden werden m¨ ussen. Es fehlt ein Ablaufmodell der Existenzgr¨ undung“, das es erlaubt, sie ” zur Erkl¨arung eines bestimmten Teilaspekts heranzuziehen. Nur so k¨onnen die Ans¨atze ihre volle Bedeutung f¨ ur die Erkl¨arung des Gr¨ undungsakts entfalten. Im folgenden sollen mehrere solcher Modelle vorgestellt werden.

2.6.1

Anforderungen und Literaturu ¨ berblick

Eine Recherche der relevanten Literatur ergab insgesamt neun Arbeiten, die sich mit der Erkl¨arung des Gr¨ undungsakts befassen. Bis auf den Ansatz von Shane und Venkataraman weisen alle mindestens eines der folgenden Defizite auf: Erstens, das Modell greift zu kurz, weil der Anspruch erhoben wird, die Gr¨ undungsentscheidung erkl¨aren zu k¨onnen, wohingegen tats¨achlich nur die Gr¨ undungsabsicht erkl¨art wird. Zweitens, das Modell l¨asst dem potenziellen Gr¨ under nicht die Wahl zwischen der Gr¨ undung und einer beliebigen anderen, Nutzen stiftenden Alternative. Drittens, das Modell ber¨ ucksichtigt nicht, dass eine unternehmerische Gelegenheit zur Gr¨ undung eines Unternehmens existieren muss. Viertens, das Modell trifft keine Aussage zu den Anforderungen an die Beschaffenheit der unternehmerischen Gelegenheit. Anders formuliert werden an ein Modell zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung also die folgenden vier Anforderungen gestellt: 1. Erkl¨arung der Gr¨ undungsentscheidung, nicht nur der -absicht 2. Ber¨ ucksichtigung von Entscheidungsalternativen 3. Vorliegen einer unternehmerischen Gelegenheit als Voraussetzung f¨ ur die Gr¨ undung 4. Charakterisierung der notwendigen Eigenschaften einer unternehmerischen Gelegenheit

74

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Acht der neun identifizierten Modelle werden im Folgenden kurz vorgestellt und entlang dieser Kriterien beurteilt. Da das Modell von Shane und Venkataraman f¨ ur die Anwendung im vorliegenden Untersuchungskontext am geeignetsten erscheint, wird es in einem separaten Abschnitt ausf¨ uhrlicher diskutiert. Kihlstrom und Laffont entwerfen ein Gleichgewichtsmodell, in dem Agenten w¨ahlen k¨onnen, ob sie als Unternehmer t¨atig sein wollen und daf¨ ur unsichere, aber potenziell h¨ohere Zahlungsstr¨ome beziehen, oder ob sie von einem risikolosen Angestelltenlohn leben wollen. Sie zeigen, dass weniger risikoaverse Menschen Unternehmer werden, w¨ahrend risikoaversere ullt somit die erste und zweite der das Angestelltendasein bevorzugen.292 Das Modell erf¨ definierten Anforderungen, w¨ahrend die dritte und vierte nicht erf¨ ullt sind. Im Modell von Shapero wird die Absicht, ein Unternehmen zu gr¨ unden, von vier Faktoren beeinflusst:293

1. Dem Grad der Attraktivit¨ at der Handlung. Hiermit ist die allgemeine Einstellung zur Selbstst¨andigkeit gemeint. Die Attraktivit¨at wird also nicht auf eine spezielle, sich dem Individuum darbietende unternehmerische Gelegenheit bezogen. 2. Der Machbarkeits¨ uberzeugung. Sie wird von den unternehmerischen F¨ahigkeiten ¨ des potenziellen Gr¨ unders beeinflusst. Die Uberzeugung, dass sich z.B. eine Erfindung am Markt durchsetzen wird, weil sie eine Marktl¨ ucke trifft oder auf einer klar u ¨berlegenen Technologie beruht, ist damit nicht gemeint. 3. Der allgemeinen Handlungsbereitschaft. Sie zielt auf die Konsequenz ab, mit der einmal getroffene Entscheidungen in korrespondierendes Handeln umgesetzt werden. 4. Dem Einfluss vorheriger unternehmerischer Erfahrungen. Positive unternehmerische Erfahrungen f¨ uhren zu einer Erh¨ohung der Gr¨ undungswahrscheinlichkeit und umgekehrt.

Das Modell geht von der Annahme aus, dass menschliches Verhalten durch Tr¨agheit gesteuert wird, bis durch ein ausl¨osendes Moment eine fr¨ uher getroffene Entscheidung revidiert wird.294 In jedem Individuum steckt unternehmerisches Potenzial, das durch ein ausl¨osendes Moment geweckt wird. Ausl¨osende Momente k¨onnen sowohl positiv (z.B. das 292 293 294

Vgl. [Kihlstrom und Laffont 1979] S. 723 ff. Vgl. [Shapero 1975] und die Diskussion bei [Krueger 1993] S. 8 f. Vgl. [Shapero 1975] S. 86. Vgl. weiter [Krueger und Brazeal 1994] S. 93.

2.6. Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung

75

Perceived Desirability (incl. Social Norms, Attitude) Credibility

Potential

Intentions

Perceived Feasibility (Self-Efficacy)

Propensity to Act

Precipitating Event („Displacement“)

Abbildung 2.1: Das Modell von Krueger und Brazeal Quelle: Vgl. [Krueger und Brazeal 1994] S. 95.

Vorbild eines erfolgreichen Unternehmers oder eine Erbschaft) als auch negativ sein (z.B. Arbeitsplatzverlust).295 Krueger hat das Modell empirisch getestet. Seiner Untersuchung zufolge geht der gr¨oßte Einfluss auf die Gr¨ undungsabsicht von der wahrgenommenen Attraktivit¨at der Handlung aus, die ihrerseits bedeutend von vorherigen positiven unternehmerischen Erfahrungen beeinflusst wird.296 Die Idee, dass in jedem ein unternehmerisches Potenzial steckt, welches durch ein ausl¨osendes Moment aktiviert wird, haben Krueger und Brazeal in ihrem Modell vertieft. Abbildung 2.1 veranschaulicht ihren Gedankengang.297 Ausgangspunkt sind, genau wie bei Shapero, die wahrgenommene Attraktivit¨at der Handlung und die Machbarkeits¨ uberzeuuber der Handlung gung.298 Die Attraktivit¨at der Handlung wird von der Einstellung gegen¨ und gesellschaftlichen Normen beeinflusst. Wahrgenommene Attraktivit¨at und Machbarkeits¨ uberzeugung legen die Basis f¨ ur die Glaubw¨ urdigkeit des unternehmerischen Potenzials. Inwieweit die Glaubw¨ urdigkeit tats¨achlich zu unternehmerischem Potenzial f¨ uhrt, h¨angt von der Handlungsbereitschaft ab. Durch ein ausl¨osendes Moment wandelt sich das Potenzial in eine konkrete Gr¨ undungsabsicht. 295 296 297 298

Vgl. [Shapero 1975] S. 83 f. Vgl. weiter [Krueger und Brazeal 1994] S. 93 f. Vgl. [Krueger 1993] S. 16. Vgl. [Krueger und Brazeal 1994] S. 95. Engl. perceived desirability“ bzw. perceived feasibility“. ” ”

76

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Die Modelle von Shapero sowie von Krueger und Brazeal erf¨ ullen keine der vier definierten Anforderungen und erscheinen daher ungeeignet f¨ ur die Anwendung auf das Gr¨ undungsgeschehen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen. Neben der Gr¨ undungsabsicht sieht Learned auch die Gr¨ undungsneigung, die durch Pers¨onlichkeitsmerkmale vorgegeben ist, als zentralen Faktor an.299 In seinem Modell sammelt der potenzielle Gr¨ under w¨ahrend einer Sinnstiftungsphase in seiner Umwelt Informationen u undungsprojekt. Er erh¨alt positive oder negative Signale, die sein Projekt ¨ber sein Gr¨ best¨atigen oder ihn zur Aufgabe veranlassen. W¨ahrend der Sinnstiftungsphase werden erste unternehmerische Aufgaben get¨atigt, beispielsweise der Entwurf einer Unternehmensvision oder die Bereitstellung erster Ressourcen.300 In der Sinnstiftungsphase klingt bei Learned eine Abw¨agung ¨okonomischer Vor- und Nachteile des Gr¨ undungsprojekts an, ohne dass diese jedoch n¨aher konkretisiert wird. Die notwendige Existenz einer unternehmerischen Gelegenheit wird nicht diskutiert. Von den eingangs definierten Anforderungen an ein Modell zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung wird daher nur die erste erf¨ ullt. Im Modell von Campbell nimmt der potenzielle Gr¨ under einen Barwertvergleich zwischen den beiden alternativen Einkommensquellen Selbstst¨andigkeit und Angestelltenverh¨altnis unfte aus unternehmerischer T¨atigkeit mit einer vor.301 Dabei werden die erwarteten Eink¨ Erfolgswahrscheinlichkeit gewichtet. Der Diskontierungszins ergibt sich aus der Risikoneigung des Gr¨ unders. Auch psychische Kosten“ des Unternehmerdaseins fließen in die ” Kalkulation ein. Die Berechnung des Barwertes aus der Besch¨aftigung als Angestellter wird neben den erwarteten monatlichen Eink¨ unften auch von der Wahrscheinlichkeit bestimmt, nicht arbeitslos zu werden. Auffallend sind besonders die Ber¨ ucksichtigung nicht monet¨arer Kosten des Unternehmertums und der Eingang unternehmerischer F¨ahigkeiten in die Berechnung der Erfolgswahrscheinlichkeit. Pers¨onlichkeitsmerkmale finden in diesem Modell keine Ber¨ ucksichtigung. Das Modell von Campbell erf¨ ullt die ersten beiden der eingangs definierten Anforderungen. Die Entscheidungsalternative Selbstst¨andigkeit wird als gegeben betrachtet. Das Modell ber¨ ucksichtigt nicht, dass es eine unternehmerische Gelegenheit geben muss, aus der diese Alternative erw¨achst. Anforderungen drei und vier sind somit nicht erf¨ ullt.

299 300 301

Vgl. [Learned 1992] S. 40. Vgl. [Learned 1992] S. 43 f. Vgl. [Campbell 1992] S. 23.

2.6. Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung

77

Im Modell von Herron und Sapienza ist der potenzielle Gr¨ under auf der Suche nach einer M¨oglichkeit, sich unternehmerisch zu bet¨atigen. Ausgel¨ost wird die Suche durch die Unzufriedenheit mit dem Status-quo. Erst wenn eine unternehmerische Gelegenheit gefunden ist, die einen im Vergleich zum Status-quo h¨oheren Nutzen erwarten l¨asst, kommt unders f¨ uhren je es zum Gr¨ undungsakt.302 Die Pers¨onlichkeitsmerkmale des potenziellen Gr¨ nach ihrer Auspr¨agung zu einer st¨arkeren oder schw¨acheren Unzufriedenheit, die wiederum den Suchprozess ausl¨ost. Im Modell von Naffziger u. a. wird die Gr¨ undungsentscheidung von f¨ unf Faktoren beeinflusst, n¨amlich den Pers¨onlichkeitsmerkmalen des Gr¨ unders, dem pers¨onlichen Umfeld, dem Gesch¨aftsumfeld, der Gesch¨aftsidee und den Zielen des Gr¨ unders.303 Potenzielle Gr¨ under kalkulieren, ob das durch die Gr¨ undung erzielbare Ergebnis mindestens ihren selbst gesetzten Zielen gen¨ ugt. Sowohl das Modell von Herron und Sapienza als auch das von Naffziger erf¨ ullen die ersten drei der eingangs definierten Anforderungen. Sie machen aber keine n¨ahere Angabe dazu, was gegeben sein muss, damit ein potenzieller Gr¨ under eine unternehmerische Gelegenheit als gut oder schlecht bewertet. Das Kernst¨ uck des Modells von Shook, Priem und McGee ist ein unternehmerischer Prozess, der folgende Schritte durchl¨auft: erstens, die Suche nach einer unternehmerischen Gelegenheit und ihre Entdeckung. Zweitens die Entscheidung, diese Gelegenheit durch Unternehmensgr¨ undung auszubeuten und drittens, das Ausf¨ uhren von Aktivit¨aten zur Ausbeutung der Gelegenheit. Ausgel¨ost wird dieser Prozess durch die unternehmerischen Absichten des potenziellen Gr¨ unders. Alle Stufen des Prozesses werden durch individuelle Eigenschaften (psychologische, demografische usw.) beeinflusst. Der Ansatz erf¨ ullt zwei der vier eingangs genannten Anforderungen. Welche Charakteristika einer unternehmerischen Gelegenheit dazu f¨ uhren, dass sie von potenziellen Gr¨ undern als attraktiv eingestuft und sodann ausgebeutet wird, wird nicht thematisiert. Auch wird vernachl¨assigt, dass potenzielle Unternehmer meist weitere Entscheidungsalternativen neben der Option Selbstst¨andigkeit haben. Das eigentliche Ziel der Autoren ist eine n¨ahere ¨ Beschreibung der einzelnen Stufen des Prozesses durch einen Uberblick der empirischen 304 Es geht ihnen weniger um die Formulierung eines empirisch u ufbaLiteratur. ¨berpr¨ ren Modells als um das Aufzeigen zuk¨ unftiger Forschungsm¨oglichkeiten. Der Ansatz l¨asst 302 303 304

Vgl. [Herron und Sapienza 1992] S. 51 ff. Vgl. [Naffziger u. a. 1994] S. 32. Die Autoren bezeichnen ihr Modell als Organizing Model“, was den Modellzweck der Einordnung ” bestehender Forschungsergebnisse unterstreicht. Vgl. [Shook u. a. 2003] S. 380 f.

78

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

zudem Umfeldfaktoren explizit außen vor. Die im Rahmen der eigenen Recherche gewonnenen empirischen Ergebnisse zeigen jedoch, dass das Niveau unternehmerischer Aktivit¨at auch durch Umfeldfaktoren beeinflusst wird.305 Der Ansatz von Shook, Priem und McGee wird aufgrund dieser Einschr¨ankungen hier nicht weiter thematisiert.

2.6.2

Das Modell von Shane und Venkataraman

Im Gegensatz zu den weiter oben beschriebenen Ans¨atzen ist im Modell von Shane und Venkataraman die unternehmerische Gelegenheit der Ausgangspunkt f¨ ur unternehmerisches Handeln: To have entrepreneurship, you must first have entrepreneurial opportuni” ties.“ 306 Die Autoren argumentieren, dass unternehmerische Gelegenheiten immer existieren. Manchmal gelingt es einzelnen Menschen (Unternehmern), eine dieser Gelegenheiten zu erkennen. Falls das Ergreifen der Gelegenheit im Vergleich zu alternativen Handlungen f¨ ur sie attraktiv ist, entscheiden sie sich, genau das zu tun. Sie beschaffen dann Ressourcen, rufen eine Organisation zur Ergreifung der Gelegenheit ins Leben und entwerfen eine Strategie.307 Der Prozess wird von individuellen Faktoren und Umfeldfaktoren beeinflusst, was in Abbildung 2.2 durch Pfeile, die von diesen Konstrukten ausgehen und an den umrahmten Konstrukten Entdeckung, Ergreifung und Umsetzung enden, illustriert wird. Die Pfeile, die vom Konstrukt unternehmerische Gelegenheiten ausgehen und auf andere Pfeile zeigen, sollen den moderierenden Einfluss dieses Konstrukts veranschaulichen. Beispielsweise wird die Beziehung zwischen dem Konstrukt individuelle Faktoren und dem Konstrukt Ergreifung durch unternehmerische Gelegenheiten moderiert. Man kann das so interpretieren, dass selbst sehr unternehmerisch denkende Menschen nur dann eine Gelegenheit ergreifen, wenn diese von ihnen positiv beurteilt wird.

Die unternehmerische Gelegenheit

Unter einer unternehmerischen Gelegenheit werden Situationen verstanden, in denen eine Person durch Ressourcenkombination neue Mittel-Zweck-Beziehungen herstellen kann, die sie subjektiv als Profit versprechend erachtet: 305 306 307

Vgl. Abschnitt 2.7. [Shane und Venkataraman 2000] S. 220. Vgl. [Shane 2003] S. 10 f.

2.6. Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung

79

Individuelle Faktoren • Psychologische • Demografische

Unternehmerische Gelegenheiten

Entdeckung

Ergreifung

Umsetzung • Ressourcenbeschaffung • Strategie • Organisationsdesign

Umfeld • Branche • Makro-Umfeld

Abbildung 2.2: Der Ansatz von Shane und Venkataraman Quelle: Vgl. [Shane 2003] S. 11. I define an entrepreneurial opportunity as a situation in which a person ” can create a new means-ends framework for recombining resources that the entrepreneur believes will yield a profit.“ 308 Eine Gelegenheit ist auch dann eine unternehmerische Gelegenheit, wenn sich ihre Umsetzung als erfolglos erweist. Es kommt allein darauf an, dass jemand in ihr das Potenzial zu einer profitversprechenden Mittel-Zweck-Beziehung sieht.309 Die Gelegenheit kann schumpeterianischer oder kirznerianischer Natur sein. Eine schumpeterianische Gelegenheit setzt nach der Interpretation von Shane und Venkataraman voraus, dass durch technologische, politische, regulatorische, makro¨okonomische Faktoren oder gesellschaftliche Trends neue Informationen kreiert werden. Unternehmer nutzen diese Informationen, um neue Kombinationen einzuf¨ uhren, die das Marktgleichgewicht zerst¨oren. Dies geschieht, indem sie sich Ressourcen zu einem Preis beschaffen, der unterhalb ihres eigentlichen Werts liegt und sie nach der Neukombination zu einem h¨oheren Preis ver¨außern. Da sie auf neuen Informationen aufbauen, sind schumpeterianische Gelegenheiten sehr innovativ und selten. Sie stellen hohe Anforderungen an den Unternehmer, weil sie einen kreativen Prozess voraussetzen. F¨ ur eine kirznerianische Gelegenheit ist dagegen keine neue Information notwendig. Hier kommt es nur darauf an, dass zwischen den Marktteilnehmern eine Informationsasymmetrie besteht. Die Informationsasymmetrie f¨ uhrt zu Fehlern bei der Ressourcenallokation. 308 309

[Shane 2003] S. 18. Hervorhebung im Original. Vgl. [Eckhardt und Shane 2003] S. 336.

80

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Weil manche Individuen bessere“ Informationen haben, k¨onnen sie solche Fehlallokatio” nen erkennen und Ressourcen dort kaufen, wo sie f¨ ur einen zu niedrigen Preis gehandelt werden und dort wieder verkaufen, wo der Preis eigentlich zu hoch ist. Unternehmer sorgen dadurch daf¨ ur, dass sich das Marktgleichgewicht wieder einstellt. Im Gegensatz zu einer schumpeterianischen Gelegenheit sind kirznerianische also weniger innovativ und weniger anspruchsvoll, da es bei ihnen nur auf die Entdeckung und nicht auf die Neukombination von Information ankommt.310 In der Realit¨at sind kirznerianische Gelegenheiten daher vermutlich h¨aufiger anzutreffen. Singh betont in seiner von Shane und Venkataraman abweichenden Definition der unternehmerischen Gelegenheit, dass diese umsetzbar sein muss. Es kommt ihm also weniger auf den subjektiven Eindruck des unternehmerischen Individuums an. Gleichzeitig macht er drei Arten von Gelegenheiten aus: die Einf¨ uhrung neuer, die Verbesserung bestehender und die Imitation profitabler Produkte und Dienstleistungen.311 Die Definition von Shane und Venkataraman geht hier deutlich weiter, indem n¨amlich beispielsweise auch politische, regulatorische oder demografische Ver¨anderungen die Ausgangsbasis f¨ ur unternehmerische Gelegenheiten sein k¨onnen. Sie steht damit der Definition von Drucker nahe. Er sieht Marktineffizienzen wie beispielsweise Informationsasymmetrien und dar¨ uber hinaus soziale, politische, demografische und wirtschaftliche Ver¨anderungen sowie Erfindungen und Entdeckungen als wesentliche Quellen an.312

Die Entdeckung unternehmerischer Gelegenheiten Eine Gelegenheit wird durch einen kognitiven Akt erkannt, bei dem ein unternehmerisches Individuum eine neue Mittel-Zweck-Beziehung beurteilt. Der kognitive Akt ist individuell, was auch bedeutet, dass eine Gelegenheit nicht im Team oder von einem Unternehmen entdeckt werden kann.313 Neben den kognitiven F¨ahigkeiten einer Person entscheidet auch ihr Zugang zu Information dar¨ uber, ob sie eine Gelegenheit aufsp¨ urt. Menschen k¨onnen u ugen, weil sie sich in ihrer Lebens- und Arbeitser¨ber unterschiedliche Informationen verf¨ fahrung, ihrem sozialen Umfeld und in ihrer Art und Weise, Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten, unterscheiden.314 310 311 312 313 314

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Shane 2003] S. 20 f., [Shane und Venkataraman 2000] S. 220 f. [Singh 2001] S. 11. [Drucker 1985] S. 35. [Shane 2003] S. 45. [Venkataraman 1997] S. 123 f.

2.6. Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung

81

Das Ergreifen unternehmerischer Gelegenheiten Wenn jemand eine unternehmerische Gelegenheit entdeckt hat bedeutet das noch nicht, dass er sich auch daf¨ ur entscheidet, sie zu ergreifen. Shane unterscheidet vier Gruppen von Faktoren, die die Entscheidung beeinflussen: Individuelle Faktoren (ohne psychologische), psychologische Faktoren, Branchenunterschiede und Umfeldfaktoren. Zu den nicht psychologischen individuellen Faktoren z¨ahlen neben Erziehungshintergrund, Alter, sozialer Stellung und Arbeitserfahrung die Opportunit¨atskosten des unternehmerischen Handelns.315 Je mehr jemand verdient, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er Unternehmer wird. Wenn allerdings der Unterschied zwischen dem erwarteten Profit aus unternehmerischer T¨atigkeit und dem aktuellen Verdienst ausreichend groß ist, dann kommt es zum Ergreifen der unternehmerischen Gelegenheit.316 Die psychologischen Faktoren, die ein Ergreifen von unternehmerischen Gelegenheiten beg¨ unstigen k¨onnen, entsprechen im Wesentlichen jenen, die bereits im Abschnitt 2.3 vorgestellt wurden. Dabei handelt es sich um Begriffe wie Leistungsmotivation, Risikobereitschaft, Unabh¨angigkeitsstreben und interne Kontroll¨ uberzeugung.317 Die Branchenunterschiede zur Erkl¨arung unternehmerischen Handelns lassen sich weiter unterteilen nach Wissensumfeld, Nachfragekonditionen, Lebenszyklen, Aneignungsbedingungen und Branchenstruktur.318 Das Wissensumfeld kann die Entstehung von Gr¨ undungen beg¨ unstigen, wenn beispielsweise die F&E-Intensit¨at einer Branche hoch ist. Dadurch entstehen ceteris paribus mehr unternehmerische Gelegenheiten, was die Wahrscheinlichkeit erh¨oht, dass sie erkannt und ergriffen werden.319 Nachfragekonditionen wie Marktgr¨oße und Marktwachstum beeinflussen die Entstehung von Existenzgr¨ undunuhen gen ebenfalls positiv.320 Die Entstehung von jungen Unternehmen wird in einer fr¨ Phase des Lebenszyklus’ einer Industrie beg¨ unstigt. In diesem Stadium existiert noch kein dominantes Design, so dass junge Unternehmen zun¨achst gleichauf mit etablierten konkurrieren k¨onnen.321 Unter die Aneignungsbedingungen fasst Shane die Effizienz des Patentschutzes und die Wichtigkeit komplement¨arer G¨ uter. Je effizienter der Patentschutz und je unwichtiger komplement¨are G¨ uter, desto besser ist die Ausgangslage f¨ ur die 315 316 317 318 319 320 321

Vgl. [Shane 2003] S. 61. Vgl. [Kanbur 1980] S. 493. Vgl. [Venkataraman 1997] S. 123. Vgl. [Shane 2003] S. 121. Vgl. das Ergebnis der empirischen Untersuchung von [Dean u. a. 1998]. Vgl. die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen von [Highfield und Smiley 1987] und [Pennings 1982]. Vgl. [Teece 1986] S. 287 f.

82

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Entstehung von Gr¨ undungen. Als Elemente der Branchenstruktur beeinflussen hohe Faktorkosten sowie Kapital- und Werbeintensit¨at die Entstehung von Gr¨ undungen negativ.322 Je profitabler aber eine Branche ist, desto h¨oher liegt hingegen die Wahrscheinlichkeit von Gr¨ undungen.323

Die Umsetzung unternehmerischer Gelegenheiten Ist die Entscheidung gef¨allt, eine unternehmerische Gelegenheit zu ergreifen, beginnt die Phase der Ressourcenbeschaffung. Eine wichtige Ressource ist die Kapitalausstattung des Unternehmens. Hierf¨ ur stehen eine Reihe von Finanzierungsquellen bereit, beispielsweise die eigenen Mittel des Gr¨ unders und die Finanzierung durch Business Angels oder Venture-Capital-Gesellschaften.324 Zur Umsetzung von Gelegenheiten entwerfen Unternehmer Strategien. Sie dienen dazu, kompetitive Vorteile gegen¨ uber Wettbewerbern zu errichten. Kompetitive Vorteile k¨onnen entstehen, wenn Unternehmer komplement¨are G¨ uter kontrollieren, gewerbliche Schutzrechte erwerben oder Gr¨oßenvorteile erzielen.325 Um sich eine Gelegenheit zunutze zu machen, m¨ ussen Unternehmer organisierend t¨atig werden. Grundlage f¨ ur organisierende T¨atigkeit ist Planung. Sie kann dazu dienen, die Hypothesen, die sich Unternehmer in Bezug auf eine Gelegenheit zurechtgelegt haben, zu testen.326 Eine wichtige organisierende Entscheidung ist hinsichtlich der Art und Weise zu treffen, in der die Gelegenheit ausgebeutet werden soll. Grunds¨atzlich stehen daf¨ ur zwei Mechanismen zur Wahl: Hierarchien und M¨arkte. Hierarchie bedeutet, dass das unternehmerische Individuum ein Unternehmen gr¨ undet, um die Gelegenheit auszubeuten. Der Marktmechanismus meint hingegen, dass die Gelegenheit per Lizenzierung in Angriff ge¨ Kontroll- und Incentivierungssysteme k¨onnen Organisationen wie nommen wird.327 Uber Forschungseinrichtungen Einfluss auf die Entscheidung aus¨ uben, auf welche Art die Gelegenheit ausgebeutet werden soll. Beispielsweise sind in Einrichtungen, die ihre Mitarbeiter weniger zum Schritt in die Selbstst¨andigkeit ermutigen, mehr Lizenzierungen zu erwarten.328 322 323 324 325 326 327 328

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Shane 2003] S. 136 ff. das Ergebnis der empirischen Untersuchung von [Acs und Audretsch 1989]. weiterf¨ uhrend zur Finanzierung von Wachstumsunternehmen [Brettel u. a. 2005]. [Teece 1986] S. 290 ff. [Shane 2003] S. 221 f. [Venkataraman 1997] S. 131 f. [di Gregorio und Shane 2003] S. 222.

2.6. Ans¨atze zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung

83

Kritische W¨ urdigung Shane und Venkataraman machen den Nexus aus Gelegenheit und unternehmerischem ” Individuum“ 329 zum zentralen Element ihres Ansatzes. In der Entrepreneurship-Forschung hat man sich, wie bereits gezeigt, lange fast ausschließlich auf Pers¨onlichkeitsstile, Motive und Kompetenzen zur Erkl¨arung unternehmerischen Verhaltens fokussiert. Die Rolle der unternehmerischen Gelegenheit wurde vernachl¨assigt.330 Der Ansatz von Shane und Venkataraman hat dazu beigetragen, dass der Gelegenheit in der theoretischen und empirischen Forschung mehr Beachtung geschenkt wird.331 ¨ Uber das Modell wird versucht, zahlreiche Ans¨atze miteinander zu vereinen.332 Es beinhaltet beispielsweise den verhaltensorientierten Ansatz der Entrepreneurship-Forschung. Auch eine industrie¨okonomische Sichtweise findet sich darin wieder, etwa wenn argumentiert wird, die Gr¨ undungsentscheidung werde durch die Branchenstruktur beeinflusst. Und schließlich findet man auch eine dem strategischen Management verwandte Sichtweise, wenn u ¨ber die Bedingungen gesprochen wird, unter denen eine Aneignung von Innovationsrenten m¨oglich ist. Die Autoren werden damit in hohem Maße der in der Entrepreneurship-Forschung inh¨arenten Interdisziplinarit¨at gerecht. ¨ Eine Schw¨ache des Ansatzes sind begriffliche Uberschneidungen. Beispielsweise erl¨autert Shane unter Berufung auf das Lebenszyklus-Konzept, dass die Firmendichte (Engl. den” sity of firms“) die Entstehung von Existenzgr¨ undungen in umgekehrt U-f¨ormiger Weise beeinflusse. Wenig sp¨ater taucht in anderem Zusammenhang der Begriff Branchenkonzentration (Engl. industry concentration“) auf. Hier argumentiert Shane, dass Firmen” gr¨ undungen bei hoher Konzentration seltener seien.333 Es besteht Grund zu der Annahme, dass es sich beide Male um dasselbe Ph¨anomen handelt, welches lediglich aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet wird. Hinsichtlich des vorliegenden Untersuchungszwecks kann man dar¨ uber hinaus kritisch anmerken, dass die Umfeldfaktoren von Shane Elemente der Organisation, innerhalb der eine Gelegenheit erkannt wird, nicht n¨aher ber¨ ucksichtigen. Empirische Ergebnisse zeigen beispielsweise, dass Technologietransfer positiv durch die Anzahl der Mitarbeiter der 329 330 331

332 333

Engl. nexus of opportunity and enterprising individual“, [Venkataraman 1997] S. 123. ” Vgl. [Park 2005] S. 739 f. Beispiele f¨ ur empirische Arbeiten sind die Beitr¨ age von [Choi und Shepherd 2004], [Foo u. a. 2005], [˚ Astebro und Dahlin 2005], [Shane 2001a], [Shane 2001b], [Shane 2002]. F¨ ur theoretische Beitr¨ age siehe z.B. [Park 2005], [Dutta und Crossan 2005], [Shook u. a. 2003], [Busenitz u. a. 2003]. Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 217: “We attempt an integrating framework for the entrepreneurship field ...“. Vgl. [Shane 2003] S. 132, S. 141.

84

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Transferstelle beeinflusst wird.334 Bestimmte Unterst¨ utzungsleistungen der Einrichtung (z.B. Ger¨ateverleih an Existenzgr¨ under, Bereitstellung von R¨aumlichkeiten) k¨onnen das Gr¨ undungsgeschehen ebenfalls positiv beeinflussen.335 Auch der f¨orderliche Einfluss von anderen Personen auf Gr¨ undungen wird komplett ausgeblendet, obwohl empirische Studien f¨ ur eine hohe Bedeutung dieses Faktors sprechen. So wird beispielsweise Anregung/Unterst¨ utzung durch Kollegen“ von Verwertungs-Spinoffs ” als h¨aufigste Unterst¨ utzungsform genannt.336 Abschließend l¨asst sich feststellen, dass das Modell von Shane und Venkataraman trotz der genannten Unzul¨anglichkeiten einen hervorragenden Ausgangspunkt darstellt, um die Entstehung von technologiebasierten Existenzgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen zu untersuchen. Es f¨ uhrt zwei der Ans¨atze zusammen, auf die im Verlauf dieses Kapitels besonderer Wert gelegt wurde: den verhaltensorientierten Ansatz der Entrepreneurship-Forschung und den Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten. Eine Erweiterung scheint in Bezug auf die Rolle von Unterst¨ utzern im Gr¨ undungsprozess angebracht. Dazu kann im Zuge der Ableitung von Forschungshypothesen auf das Promotorenmodell zur¨ uckgegriffen werden.

2.7

Bestandsaufnahme der empirischen Forschung

In diesem Abschnitt wird versucht, jene empirischen Arbeiten zu identifizieren und einzuordnen, die sich mit der Entstehung von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrichtungen auseinandersetzen. Die Ergebnisse werden in das folgende dritte Kapitel zur Ableitung ¨ der Forschungshypothesen eingebunden und daher hier nur im Uberblick dargestellt. Busenitz u. a. betrachten 97 theoretische und empirische Entrepreneurship-Artikel, die in sieben anerkannten US-amerikanischen, wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind.337 Sie identifizieren vier konzeptionelle Bereiche: Umfeldfaktoren, Gelegenheiten, Individuen und Teams sowie Organisationsformen.338 Bei den analysierten Artikeln geht es nicht speziell um die Entstehung von Existenzgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Einrichtungen. 334 335 336 337

338

Vgl. [Thursby u. a. 2001] S. 68 f., [Thursby und Kemp 2002] S. 117 ff. Vgl. weiter [Rogers u. a. 2000]. Vgl. [Kriegesmann 1999] S. 410. Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 48. Bei den Zeitschriften handelt es sich um: Academy of Management Journal, Academy of Management Review, Strategic Management Journal, Journal of Management, Organization Science, Management Science und Administrative Science Quarterly. Vgl. [Busenitz u. a. 2003] S. 289. Vgl. [Busenitz u. a. 2003] S. 296 f.

2.7. Bestandsaufnahme der empirischen Forschung

85

F¨ ur den vorliegenden Untersuchungszweck ist der Bereich Organisationsformen nicht relevant. Hierunter werden von den Autoren n¨amlich Arbeiten gefasst, die sich mit Managementmethoden, Ressourcenakquisition und Strategieentwicklung auseinandersetzen.339 Sie setzen sich also mit Themen auseinander, die vorwiegend erst nach der Entstehung eines Gr¨ undungsunternehmens wichtig werden. In der vorliegenden Arbeit soll aber die Entstehung von Gr¨ undungen beleuchtet werden. Hinsichtlich der Bereiche Individuen und Teams ist die Einschr¨ankung vorzunehmen, dass in dieser Arbeit keine Teams betrachtet werden. In Anlehnung an den Ansatz von Shane und Venkataraman wird argumentiert, dass das Erkennen und Ergreifen von unternehmerischen Gelegenheiten ein individueller Akt ist, der nicht von Teams vollbracht werden kann. Der Einfluss von Personen im Umfeld des Gr¨ unders wird den Umfeldfaktoren zugeordnet. Damit ergeben sich in Anlehnung an die Systematik von Busenitz u. a. drei Bereiche, nach denen die identifizierten empirischen Arbeiten zum Entstehen von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrichtungen eingeordnet werden sollen: Umfeld, Gelegenheit und (Gr¨ under-)Person. Von besonderem Interesse ist die Frage, inwieweit bestehende empirische Arbeiten (i) die unternehmerische Gelegenheit thematisieren und (ii) die Schnittstellen zwischen den drei genannten Bereiche abdecken. Busenitz u. a. identifizieren von 97 Arbeiten n¨amlich nur eine, die sich mit der unternehmerischen Gelegenheit auseinandersetzt und nur zwei Arbeiten, die an den Schnittstellen der f¨ ur relevant befundenen Bereiche anzusiedeln sind.340 Bei der Identifikation relevanter empirischer Studien f¨ ur die vorliegende Arbeit war unerheblich, ob sie die Entstehung von Gr¨ undungen an universit¨aren oder an außeruniversit¨aren Einrichtungen beleuchteten. Zwischen beiden Organisationsformen bestehen hin¨ sichtlich des Ph¨anomens viele Ahnlichkeiten. Zudem gibt es sehr wenige Studien die sich, wie hier, explizit auf außeruniversit¨are Einrichtungen beziehen. Da die Betrachtung außeruniversit¨arer Einrichtungen nicht das Alleinstellungsmerkmal dieser Arbeit sein sollte, wurde im Sinne einer umfassenden Bestandsaufnahme des Forschungsfelds der Blick auf universit¨are Einrichtungen ausgeweitet. Empirische Arbeiten wurden sowohl in der deutschsprachigen als auch in der englischsprachigen Literatur recherchiert. Dadurch ergab sich geografisch betrachtet ein Fokus auf Deutschland und die USA. In Einzelf¨allen f¨ uhrte diese Vorgehensweise auch Unter339 340

Vgl. [Busenitz u. a. 2003] S. 296. Vgl. [Busenitz u. a. 2003] S. 297. Es handelt sich um die Arbeiten von [Biles u. a. 1989] und [Morris u. a. 1993], die an der Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit stehen. Sie sind f¨ ur die vorliegende Untersuchung nicht relevant.

86

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Person

Umfeld

3

7 2

10 3

2

Gelegenheit Abbildung 2.3: Anzahl empirischer Arbeiten nach Bereichen Quelle: In Anlehnung an [Busenitz u. a. 2003] S. 297.

suchungen zu Tage, die in einem anderen als den genannten L¨andern durchgef¨ uhrt wurden.341 Eine Arbeit z¨ahlte bereits dann als empirisch“, wenn zu einem der interessierenden ” Ph¨anomene deskriptive Statistiken gezeigt wurden. Wie aus Abbildung 2.3 hervorgeht, befassen sich insgesamt 27 empirische Arbeiten mit der Entstehung von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrichtungen. Keine dieser Arbeiten ¨ taucht in der zuvor erw¨ahnten Ubersicht von Busenitz u. a. auf. Der Aufsatz von Busenitz u. a. wurde lediglich als Ausgangspunkt einer systematischen Klassifikation der f¨ ur diese Arbeit recherchierten Studien verwendet. Dem Bereich der Person sind sieben Arbeiten zuzuordnen, dem Bereich der Gelegenheit zwei und dem Bereich des Umfelds zehn. Acht Arbeiten konnten den Schnittstellen zwischen den drei Bereichen zugeordnet werden. Das bedeutet, dass sie gleichzeitig mehr als nur einen Bereich untersuchen, um die Entstehung von Existenzgr¨ undungen zu erkl¨aren. Von den Studien ber¨ uhren drei die Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit und weitere drei die Schnittstelle zwischen Gelegenheit und Umfeld. Zwei sind an der Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit anzusiedeln. Keine Untersuchung ber¨ uhrt alle drei Bereiche gleichzeitig.

341

Vgl. die Arbeiten von [Degroof und Roberts 2004] und [Franklin u. a. 2001].

2.7. Bestandsaufnahme der empirischen Forschung Autor Szyperski und Klandt (1981)

Pinkwart (2001)

G¨ orisch (2002)

Datengrundlage Ca. 450 wissenschaftlichtechnische Mitarbeiter, unter anderem an außeruniversit¨aren Einrichtungen 808 Studenten, 61 Promovenden 5.324 Studenten

87

Befunde (Auswahl) Gr¨ undungsmotive: Erreichen von Entscheidungs- und Handlungsfreiheit, Durchsetzen eigener Ideen, Streben nach wirtschaftlicher Unabh¨ angigkeit. Vorbehalte: Kein Startkapital, keine Managementerfahrung. Gr¨ undungshemmnisse: Fehlendes Startkapital, f¨ ur die Gr¨ undung ungeeignete Ausbildung. Gr¨ undungshemmnisse: Kapitalbeschaffung, keine Kontakte in die Wirtschaft, zu hohes Risiko.

Tabelle 2.2: Bereich Person: Potenzielle Gr¨ under als Datenbasis

2.7.1

Bereich Person

Ein wichtiges Thema der zum Zweck dieser Arbeit identifizierten Beitr¨age sind personenbezogene Gr¨ undungsmotive, -vorbehalte und -hemmnisse. Die Aufschl¨ usselung nach Art der Datenbasis zeigt, dass jeweils drei Arbeiten ausschließlich entweder an potenziellen oder an tats¨achlichen Gr¨ undern interessiert sind, w¨ahrend nur eine Arbeit sowohl potenzielle als auch tats¨achliche Gr¨ under ber¨ ucksichtigt. Tabelle 2.2 zeigt diejenigen Bei¨ tr¨age im Uberblick, die auf potenzielle Gr¨ under als Datenbasis zur¨ uckgreifen. Studien, die tats¨achliche Gr¨ under als Datenbasis verwenden, sind Tabelle 2.3 zu entnehmen. Hier deutet sich eine in der Entrepreneurship-Forschung h¨aufig anzutreffende Problematik an. Werden potenzielle Gr¨ under befragt, kann nur der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Gr¨ undungsneigung, nicht aber auf die Gr¨ undungshandlung untersucht werden. Befragt man tats¨achliche Gr¨ under, ist unklar, ob die identifizierten Einflussfaktoren der Gr¨ undungshandlung tats¨achlich zwischen Gr¨ undern und Nicht-Gr¨ undern differenzieren. Da Franke und L¨ uthje als einzige Gr¨ under und Nicht-Gr¨ under gleichermaßen untersuchen, muss auf diese Arbeit kurz eingegangen werden. Die Autoren befragen 444 BWLStudenten an der Ludwig-Maximilians-Universit¨at M¨ unchen, von denen einige selbstst¨andig t¨atig sind. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die Einstellung zur Selbstst¨andigkeit durch Risikobereitschaft und das Bed¨ urfnis nach Unabh¨angigkeit positiv beeinflusst wird. Eine positive Einstellung zur Selbstst¨andigkeit beeinflusst auch das Gr¨ undungsverhalten 342 positiv. 342

Vgl. [Franke und L¨ uthje 2000] S. 12 f.

88

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Autor Kulicke und G¨ orisch (2002)

Egeln u. a. (2003)

Bornemann und Mauer (2004)

Datengrundlage 298 Unternehmen, darunter auch direkte Spinoffs aus Forschungseinrichtungen > 20.000 Gr¨ under, unter anderem aus außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen

36 Spinoff-Gr¨ under aus Hochschulen

Befunde (Auswahl) Bei direkten Spinoffs spielen Patente eine große Rolle. Nur selten Teamkombination Ingenieur plus Wirtschaftswissenschaftler. Am h¨aufigsten genannte Gr¨ undungsmotive: Selbstbestimmt und unabh¨angig arbeiten, Aussicht auf Einkommensverbesserung. Haupthindernis: Mangel an Finanzierungsquellen. Treiber der Gr¨ undungsmotivation: Entwicklung einer vermarktbaren Idee. H¨aufig hochschulexterne Berater als Unterst¨ utzer.

Tabelle 2.3: Bereich Person: Tats¨achliche Gr¨ under als Datenbasis Kritisch ist an dem Beitrag unter anderem zu sehen, dass das Ausmaß selbstst¨andiger T¨atigkeit bei BWL-Studenten vermutlich geringer einzustufen ist als dasjenige von Wissenschaftlern, die sich auf Basis einer Erfindung selbstst¨andig gemacht haben. Bei ersteren d¨ urfte es sich aller Voraussicht nach eher um einen unternehmerischen Nebenjob“ han” deln, bei letzteren um eine Vollzeitbesch¨aftigung, die nebenher keine weiteren T¨atigkeiten (wie etwa das Studium) erlaubt. Von diesem Standpunkt aus kann man auch zu dem Schluss kommen, dass die Datenbasis von Franke und L¨ uthje eigentlich nur potenzielle und keine tats¨achlichen Gr¨ under enth¨alt. Auf jeden Fall hebt sich die Arbeit aber positiv von den anderen ab, weil sie parallel Gr¨ undungsneigung und tats¨achliches Gr¨ undungsverhalten untersucht. Es f¨allt auf, dass von den insgesamt sieben Arbeiten in diesem Bereich nur eine Hypothesen formuliert und empirisch u uft.343 Vier der sieben Arbeiten sind methodisch sehr ¨berpr¨ einfach aufgebaut und verwenden nur deskriptive Statistiken. Zwei Arbeiten zeigen immerhin Diskriminanzanalysen.344 Als statistisch fortgeschrittenste Methode wird in einer Arbeit ein kovarianzstrukturbasiertes Kausalmodell (AMOS) eingesetzt.345 Weiterhin auffallend ist, dass keine Arbeit aus englischsprachigen referierten Zeitschriften gefunden werden konnte, die sich mit der Gr¨ underperson im Kontext von Forschungseinrichtungen auseinandersetzt. Es d¨ urfte sich insbesondere bei der Erforschung von Gr¨ un343 344 345

Vgl. [Franke und L¨ uthje 2000]. Vgl. [Szyperski und Klandt 1981], [Pinkwart 2001]. Szyperski und Klandt verwenden vereinzelt auch Faktorenanalysen und Regressionsanalysen. Vgl. [Franke und L¨ uthje 2000] S. 11.

2.7. Bestandsaufnahme der empirischen Forschung Autor Shane (2001b)

Datengrundlage 1.397 Patente des MIT, Yale survey

Shane (2002)

1.397 Patente des MIT, Yale survey

89

Befunde (Auswahl) Existenzgr¨ undungen sind in M¨ arkten wahrscheinlicher, in denen es viele Kundensegmente gibt, in denen Distribution und Marketing weniger wichtig sind, in denen junge Technologien dominieren, und in denen Patentschutz effektiver ist. Bei effektivem Patentschutz werden Erfindungen nicht an die Erfinder lizensiert, sondern an Personen mit mehr Vermarktungserfahrung. Wird dennoch an den Erfinder lizensiert, steigt die Wahrscheinlichkeit eines Verfalls der Lizenz, w¨ ahrend gleichzeitig die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Kommerzialisierung sinkt.

Tabelle 2.4: Bereich Gelegenheit

dungshemmnissen im (außer-)universit¨aren Bereich um ein in den USA wenig interessierendes Ph¨anomen handeln, weil dort Gr¨ undungsaktivit¨aten etwas Selbstverst¨andliches sind.

2.7.2

Bereich Gelegenheit

Tabelle 2.4 zeigt, dass nur zwei Untersuchungen dem Bereich der Gelegenheit zugeordnet werden k¨onnen. Beide Male greift der Autor Scott Shane auf den Patentbestand des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zur¨ uck, um mittels logistischer Regression den Einfluss verschiedener Faktoren auf Art und Wahrscheinlichkeit einer Verwertung zu pr¨ ufen. Bei beiden Untersuchungen ist anzumerken, dass sie auf die methodisch bereits kritisierte Datenbasis von Levin u. a. (1987) zur Messung der Effektivit¨at des Patentschutzes in einer Branche zur¨ uckgreifen. Sie wird auch als Yale survey bezeichnet. Auffallend ist, dass im deutschsprachigen Raum keine empirische Arbeit identifiziert werden konnte, die sich mit dem Einfluss der unternehmerischen Gelegenheit auf den Gr¨ undungsakt befasst.

90

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

2.7.3

Bereich Umfeld

Unter den US-amerikanischen Arbeiten, die sich mit dem Umfeld an Forschungseinrichtungen und dessen Auswirkungen auf den Technologietransfer befassen, hat sich die AUTM Licensing Survey als h¨aufig genutzte Datenbasis etabliert. Hier handelt es sich um eine j¨ahrlich von der Association of University Technology Managers (AUTM) publizierte Datenbasis, die Auskunft u ¨ber die Kommerzialisierungsaktivit¨aten von mittlerweile rund 190 wissenschaftlichen, prim¨ar universit¨aren Einrichtungen in den USA gibt. Tabelle 2.5 zeigt ¨ die Studien im Uberblick. Die beiden neueren Arbeiten von DiGregorio und Shane und Markman u. a. nutzen zus¨atzlich zur AUTM Survey auch selbst erhobene Daten. Unter den f¨ unf Arbeiten, die auf eine sonstige Datenbasis zur¨ uckgreifen (siehe Tabelle 2.6), 346 befinden sich zwei Fallstudien. Die weiteren Arbeiten weisen relativ geringe Fallzahlen auf. Positiv hervorzuheben ist, dass Siegel u.a. und Degroof und Roberts mehr als eine Gruppe von Informanten befragen. Generell f¨allt auf, dass die in diesem Unterabschnitt aufgelisteten Arbeiten nicht immer klar zwischen den beiden m¨oglichen Ergebnissen des Technologietransferprozesses, Spinoff oder Lizenzierung an etablierte Unternehmen, trennen. Es mag also sein, dass einige der empirischen Befunde nur eingeschr¨ankt f¨ ur das hier interessierende Entstehen von Spinoffs zutreffen. Es f¨allt außerdem auf, dass aus dem deutschsprachigen Raum bisher keine vergleichbaren Studien zum Einfluss des Umfelds an der Forschungseinrichtung auf die ur d¨ urfte zum einen ein Entstehung von Existenzgr¨ undungen vorliegen.347 Ein Grund hierf¨ Mangel an Sekund¨ardaten sein. Hierzulande vermisst man eine Institution wie AUTM, die u ¨ber mehrere Universit¨aten hinweg Daten zum Technologietransfer konsolidiert. Zum anderen gibt es aber einfach auch noch zu wenig Erfahrung mit universit¨arem Technologietransfer.

2.7.4

Schnittstellen zwischen den Bereichen

Tabelle 2.7 zeigt die empirischen Arbeiten, die gleichzeitig Faktoren der Person und aus dem Umfeld mit Blick auf ihre Bedeutung f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen untersuchen. Kritisch anzumerken ist, dass bei allen in Tabelle 2.7 aufgef¨ uhrten Arbeiten fast 346 347

Vgl. [Hsu und Bernstein 1997], [Smilor und Matthews 2004]. Es gibt aber sehr detaillierte Befunde zum Technologietransfer von der Wissenschaft hin zu etablierten Unternehmen, die unter anderem bestimmte Merkmale der Technologiegeberorganisation ber¨ ucksichtigen. Vgl. z.B. [Walter 2003], [Walter u. a. 2003].

2.7. Bestandsaufnahme der empirischen Forschung

Autor Rogers u.a. (2000)

Datengrundlage 131 amerikan. Universit¨aten (AUTM Licensing Survey)

Colwell (2002)

139 amerikan. Universit¨aten (AUTM Licensing Survey)

Friedman und Silberman (2003) Di Gregorio und Shane (2003)

83 amerikan. Unversit¨aten (AUTM Licensing Survey)

Markman u. a. (2004)

128 Leiter von Transferstellen amerikan. Universit¨aten, zus. Daten der AUTM Licensing Survey

101 Leiter von Transferstellen amerikan. Universit¨aten, zus. Daten der AUTM Licensing Survey

91

Befunde (Auswahl) Technologietransfereffektivit¨ at steigt mit Bezahlung des Lehrpersonals, Anzahl der Mitarbeiter im TTO, privaten Zuwendungen und eingeworbenen Drittmitteln. Universit¨aten, die eng mit Inkubatoren zusammenarbeiten, sind im Technologietransfer erfolgreicher. Technologietransferprozesse, bei denen das Lehrpersonal aktiv eingebunden ist, sind Erfolg versprechender als jene, die getrennt ablaufen. Universit¨aten, die Erfinder st¨ arker an den Lizenzeinnahmen beteiligen und erfahrenere Transferstellen haben, sind im Technologietransfer erfolgreicher. Je gr¨oßer das akademische Ansehen der Universit¨at, desto gr¨ oßer die Anzahl der Spinoffs. Je gr¨ oßer die Beteiligung von Erfindern an den Lizenzeinnahmen, desto geringer die Anzahl der Spinoffs. Je ¨alter die Transferstelle, desto geringer das Niveau unternehmerischer Aktivit¨ at (gemessen als Anzahl Spinoffs, Anzahl Lizenzvertr¨ age mit Beteiligung an Spinoffs). Je mehr Forschungsstipendien die Einrichtung erh¨ alt und je besser die Mitarbeiter der Transferstelle bezahlt werden, desto gr¨ oßer das Niveau unternehmerischer Aktivit¨ at.

Tabelle 2.5: Bereich Umfeld – Nutzung der AUTM Licensing Survey

92

Autor Bernstein und Hsu (1997) Franklin u. a. (2001)

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Datengrundlage 14 Fallstudien von Transferprojekten an amerikanischen Forschungseinrichtungen 57 Mitarbeiter von Transferstellen an englischen Universit¨aten

Degroof und Roberts (2004)

41 Spinoffs in Belgien, 20 Angeh¨orige von belgischen Forschungseinrichtungen

Siegel u. a. (2004)

Insgesamt 98 Leiter von Transferstellen, Leiter wissenschaftl. Einrichtungen und Erfinder an f¨ unf amerikanischen Forschungseinrichtungen F¨ unf amerikan. Universit¨aten als Benchmarking-Fallstudien

Smilor und Matthews (2004)

Befunde (Auswahl) Unternehmergeist, Anreize f¨ ur Personal der Transferstelle und Networking haben positiven Einfluss auf Technologietransfer. Spinoffs von Universit¨ aten, die eine positive Einstellung gegen¨ uber Surrogatunternehmertum aufweisen, sind erfolgreicher bei der Akquise privater Finanzmittel. Forschungseinrichtungen, deren Spinoff-Regelungen sich durch high ” selectivity/high support“ auszeichnen, eignen sich gut zur Hervorbringung von Spinoffs mit großem Potenzial. Low ” selectivity/low support“-Regelungen f¨ uhren meist zu kleineren Unternehmen. Es gibt kulturelle und informationsbezogene Hindernisse zwischen den Transferbeteiligten. Besetzung und Bezahlung der Transferstelle sowie Einbindung des Lehrpersonals in den Technologietransferprozess ist wichtig. Die Universit¨ atsleitung muss sich zum Technologietransfer bekennen. Die Transferstelle sollte sich sowohl mit der Gr¨ undung von Spinoffs als auch mit der Lizenzierung von Technologien an etablierte Unternehmen befassen.

Tabelle 2.6: Bereich Umfeld – Sonstige Datenbasis

2.7. Bestandsaufnahme der empirischen Forschung Autor ADT (1998)

Kriegesmann (1999)

Isfan und Moog (2003)

Datengrundlage Telefonische Befragung von 95.755 wissenschaftlichen Mitarbeitern, Dozenten und Lehrstuhlinhabern an Universit¨aten, Hochschulen und technischen Fachhochschulen 532 Wissenschaftler aus dreißig außeruniversit¨aren Einrichtungen und ca. 250 Institutsleiter. 5.526 Hochschulangeh¨orige

93

Befunde (Auswahl) Gr¨ undungsbereitschaft steigt mit T¨ atigkeit ¨ f¨ ur industriellen Partner und Ubernahme einer F¨ uhrungsfunktion.

Gr¨ undungsunspezifische Rahmenbedingungen, wie die T¨ atigkeit f¨ ur einen industriellen Partner oder die ¨ Ubernahme einer F¨ uhrungsfunktion, wirken sich positiv auf die Gr¨ undungsneigung aus. Zur F¨orderung von Existenzgr¨ undungen sind Gr¨ undungspromotoren in den Leitungspositionen der Hochschule notwendig.

Tabelle 2.7: Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Person und Umfeld

ausschließlich deskriptive Statistiken gezeigt werden. Eine Aussage zum Erkl¨arungsbeitrag der untersuchten Faktoren f¨ ur die Entstehung von Existenzgr¨ undungen ist auf Grundlage dieser Arbeiten nicht m¨oglich. Weiterhin werden Interaktionseffekte nicht ber¨ ucksichtigt. Tabelle 2.8 zeigt zwei Arbeiten, die an der Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit anzusiedeln sind. Sie betrachten also gleichzeitig Faktoren aus dem Bereich der Person und der Gelegenheit, um den Gr¨ undungsakt zu erkl¨aren. Wiederum konnte keine deutschsprachige Arbeit in dieser Gruppe gefunden werden. Wie bereits als grunds¨atzliches Problem empirischer Arbeiten im Abschnitt 2.7.1 festgehalten, hat die Studie von Lee und Wong mit einer ex-ante Problematik zu k¨ampfen. Zudem entspricht die Operationalisierung der Gelegenheit nicht dem, was man entlang des Ansatzes von Shane und Venkataraman als solche bezeichnen w¨ urde. Lee und Wong sprechen von organizational ” opportunities“ und verstehen darunter bestimmte Eigenschaften der Forschungseinrichtung, z.B. inwieweit sie Wissenschaftler zu H¨ochstleistungen inspiriert, dynamisch ist und Freiheit f¨ ur die Generierung von Ideen l¨asst.348 An der Untersuchung von Shane (2001a) ist zu kritisieren, dass sie der Komplexit¨at individueller Einflussfaktoren, wie sie in Abschnitt 2.3 dargestellt wurde, nicht gerecht wird. Der Autor ber¨ ucksichtigt nur vorherige

348

Vgl. [Lee und Wong 2004] S. 25. Vgl. weiter S. 16 f.

94

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

Autor Shane (2001a)

Datengrundlage 1.397 Patente des MIT

Lee und Wong (2004)

959 Wissenschaftler in Singapur, unter anderem aus außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen

Befunde (Auswahl) Die Wahrscheinlichkeit einer Existenzgr¨ undung ist umso h¨ oher, je wichtiger, radikaler und breiter das Patent ist. Fr¨ uhere Erfahrungen des Erfinders mit Patenten, die zu einer Existenzgr¨ undung f¨ uhrten, beeinflussen die Gr¨ undungswahrscheinlichkeit positiv. Je gr¨oßer der Management-Bezug eines Wissenschaftlers, desto gr¨ oßer seine Gr¨ undungsneigung. Wissenschaftler mit hoher Gr¨ undungsneigung sind st¨ arker monet¨ar incentiviert. Das Vorhandensein einer Gelegenheit moderiert die Gr¨ undungsabsicht nicht.

Tabelle 2.8: Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit Erfahrungen des Gr¨ unders und blendet weitere, in der empirischen Forschung best¨atigte Faktoren wie etwa Leistungsmotivation vollst¨andig aus.349 Tabelle 2.9 zeigt drei Arbeiten, die empirische Hinweise liefern, wie Gelegenheit und Umfeld die Entstehung von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrichtungen beeinflussen. Thursby u.a. (2001) und Jensen u.a. (2003) greifen auf dieselbe Datenbasis zur¨ uck. Auch die Artikel von Thursby und Thursby aus den Jahren 2000 und 2003 beruhen auf einer gemeinsamen Datengrundlage. Da die beiden Artikel zudem inhaltlich sehr ¨ahnlich sind, werden sie in der Tabelle zusammen ausgewiesen. An den Ergebnissen f¨allt auf, dass keine Differenzierung zwischen den beiden m¨oglichen Ergebnissen des Technologietransferprozesses, Lizenzierung an etablierte Unternehmen oder Entstehung von Spinoffs, vorgenommen wird. Es ist somit unklar, ob die Befunde tats¨achlich f¨ ur beide Prozessergebnisse gelten. Deutschsprachige Arbeiten sind in dieser Gruppe nicht vertreten.

2.7.5

Forschungsdefizit

In den Abschnitten 2.7.1 bis 2.7.4 wurden 27 empirische Arbeiten vorgestellt, die sich direkt oder indirekt mit der Entstehung von Existenzgr¨ undungen an Forschungseinrich349

Vgl. [Shane 2001a] S. 211, S. 214.

2.7. Bestandsaufnahme der empirischen Forschung Autor Thursby u. a. (2001)

Datengrundlage 62 Mitarbeiter und Leiter von Transferstellen an amerikan. Universit¨aten, zus. Daten der AUTM Licensing Survey

Thursby Thursby Thursby Thursby

112 lizenznehmende Firmen, 188 nicht lizenznehmende Firmen

und (2003), und (2000)

Jensen u. a. (2003)

62 Mitarbeiter und Leiter von Transferstellen an amerikan. Universit¨aten

95

Befunde (Auswahl) Erfindungen aus Universit¨ aten sind weit von der Marktreife entfernt. Die Lizenznehmer unreifer Technologien sind meist kleine Unternehmen. Je mehr Lizenzen eine Einrichtung abschließt, desto mehr Lizenzeinnahmen generiert sie. Je gr¨oßer die Transferstelle, desto mehr Lizenzen werden abgeschlossen. Die Erfindungen von Universit¨ aten sind weit von der Marktreife entfernt und mit technischen Risiken behaftet. Lizenznehmende Firmen werden u ¨ber pers¨onliche Kontakte zu Universit¨atsangeh¨ origen auf neue Technologien aufmerksam. Die Transferstelle ist eine dual agency“, ” die die Interessen von Lehrpersonal und Verwaltung ausbalanciert. Universit¨ aten mit besserem Lehrpersonal gelingt es h¨aufiger, Erfindungen in einer fr¨ uhen Entwicklungsphase zu lizenzieren.

Tabelle 2.9: Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Gelegenheit und Umfeld tungen befassen. Wie gezeigt wurde, weisen diese Arbeiten in vielfacher Hinsicht Defizite auf. Sie sollen hier nochmals kurz zusammengefasst werden. Als gravierendster Mangel ist festzuhalten, dass der Interdisziplinarit¨ at des Forschungsfelds nicht Rechnung getragen wird. Das heißt konkret, dass die meisten Studien nur einen der f¨ ur relevant befundenen Bereiche zur Erkl¨arung des Ph¨anomens heranziehen. Von den 27 identifizierten Arbeiten sind 19 unidimensional. Die drei Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Person und Umfeld gehen nicht hypothesengetrieben vor und zeigen lediglich H¨aufigkeitsverteilungen. Die drei Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Gelegenheit und Umfeld beleuchten das Gr¨ undungsgeschehen nur indirekt, weil sie sich auf den Technologietransfer im Allgemeinen beziehen. Die zwei Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Person und Gelegenheit erlauben keine R¨ uckschl¨ usse darauf, wie das Vorhandensein einer Gelegenheit in Kombination mit individuellen Faktoren die Entstehung von Gr¨ undungen beeinflusst. An der Schnittstelle zwischen den drei Bereichen gibt es u ¨berhaupt keine empirische Arbeit. Keine der gefundenen Studien kann die in dieser Arbeit gestellten Forschungsfragen zur Entscheidung zwischen Gr¨ undung und Lizenzierung beantworten. Als Informationsquel-

96

Kapitel 2. Grundlagen der Untersuchung

le kommen zu ihrer Beantwortung nur gr¨ undende und nicht gr¨ undende Wissenschaftler in Frage. Patent- und Lizenzstatistiken oder Transferstellenleiter k¨onnen die Gr¨ undungshandlung nur zum Teil erkl¨aren, weil sich die Entdeckung einer Gelegenheit und die Entscheidung, sie zu ergreifen, im Kopf des Wissenschaftlers abspielt: ... entrepreneurship ” requires a decision by a person to act upon an opportunity.“ 350 Keine der Studien, die Wissenschaftler befragt, untersucht neben individuellen Faktoren auch die Rolle der unternehmerischen Gelegenheit f¨ ur den Gr¨ undungsakt. Somit bleibt hinreichend unklar, was alles passieren muss, damit sich ein Wissenschaftler zum Schritt in die Selbstst¨andigkeit entschließt. Auffallend ist des Weiteren, dass keine Untersuchungen aus dem deutschsprachigen Raum in den Bereichen der Gelegenheit und des Umfelds sowie an der Schnittstelle dieser Bereiche vorliegen. Stark vertreten sind diese Arbeiten hingegen im Bereich der Person, allerdings mit drei Einschr¨ankungen. Erstens wurden nur in einer Arbeit gleichzeitig potenzielle und tats¨achliche Gr¨ under befragt.351 Zweitens pr¨asentieren nur zwei Arbeiten ein Theoriegeb¨aude, aus dem Hypothesen abgeleitet werden.352 Drittens wendet nur eine empirische Studie ein statistisch fortgeschrittenes Verfahren (Kausalmodell, AMOS) an. Schließlich konnte keine Arbeit identifiziert werden, die den Einfluss von Promotoren auf die Entstehung von Existenzgr¨ undungen untersucht. Die vorliegende Arbeit setzt an diesen Befunden an und versucht, durch die folgenden differenzierenden Merkmale einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Forschungsfelds zu leisten: ¨ 1. Theoretische Herleitung und empirische Uberpr¨ ufung von Faktoren aus allen drei f¨ ur relevant befundenen Bereichen (Person, Umfeld, Gelegenheit). 2. Ber¨ ucksichtigung der Lizenzierungsoption als Alternative zur Unternehmensgr¨ undung. 3. Feststellung der relativen Bedeutung der Faktoren f¨ ur den Gr¨ undungsakt mit statistisch fortgeschrittenen Methoden (PLS, logistische Regression). 4. Befragung von Wissenschaftlern in Deutschland, die ein Unternehmen auf Basis einer Erfindung gegr¨ undet haben und solchen, die zwar eine Erfindung get¨atigt, aber sich auf dieser Basis nicht selbstst¨andig gemacht haben. 5. Untersuchung des Einflusses von Promotoren auf den Gr¨ undungsakt. 350 351 352

[Shane 2003] S. 7. Vgl. [Franke und L¨ uthje 2000]. Vgl. [Franke und L¨ uthje 2000], [Szyperski und Klandt 1981].

Kapitel 3 Ableitung der Forschungshypothesen Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wird der Bezugsrahmen der Arbeit dargestellt. Er besteht aus drei voneinander unabh¨angigen Kernelementen, die erkl¨aren sollen, wie tech¨ nologiebasierte Unternehmensgr¨ undungen entstehen. Uberlegungen zur Bedeutung unternehmerischer Aktivit¨aten f¨ ur den Gr¨ undungsakt und zu Faktoren, die das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten beeinflussen, werden in Abschnitt 3.2 angestellt. In Abschnitt 3.3 soll genauer dargelegt werden, unter welchen Voraussetzungen man eine Erfindung als geeignet f¨ ur eine Existenzgr¨ undung ansehen kann und wie sich die entsprechende ¨ Einsch¨atzung des Wissenschaftlers auf die Entstehung von Gr¨ undungen auswirkt. Uberlegungen zur Bedeutung von Promotoren f¨ ur das Entstehen von Gr¨ undungen werden in Abschnitt 3.4 unternommen.

3.1

Bezugsrahmen

Abbildung 3.1 zeigt den Bezugsrahmen, mit dem die Entstehung von technologiebasierten Existenzgr¨ undungen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen erkl¨art werden soll. Er wurde bereits u uhrt und ¨berblickshaft zu Beginn der Arbeit in Abschnitt 1.3 eingef¨ besteht aus drei Kernelementen. Im ersten Kernelement geht es um die Bedeutung unternehmerischer Aktivit¨aten. Der verhaltensorientierte Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, der auch im Modell von Shane und Venkataraman auftaucht, legt einen Zusammenhang zwischen diesem Faktor und der individuellen Gr¨ undungsentscheidung nahe. Mit Hilfe des Ansatzes kann auch gezeigt werden, dass eine Reihe von Faktoren aus dem Bereich der Person und des Umfelds das Niveau F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_3, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

98

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

unternehmerischer Aktivit¨aten beeinflussen. Im zweiten Kernelement wird argumentiert, dass sich die Eignung der Erfindung auf die Gr¨ undungsentscheidung auswirkt. Das Modell von Shane und Venkataraman unterstellt, dass Gr¨ undungsinteressierte nur dann gr¨ unden, wenn Aussicht auf die Aneignung von Innovationsrenten besteht. Diese Sichtweise kann durch den zuvor pr¨asentierten Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten begr¨ undet werden. Er kann auch erkl¨aren, unter welchen Voraussetzungen eine Erfindung f¨ ur eine Gr¨ undung geeignet ist. Das dritte Kernelement schließlich sagt voraus, dass das Wirken von Promotoren in Gr¨ undungsprozessen die Gr¨ undungsentscheidung beg¨ unstigt.

Bedarf komplementärer Güter

Marktattraktivität

Anwendungsreife

Relativer Vorteil

Informationskontrolle

Erwünschtheit unternehmerischen Verhaltens

Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz

Sozialkompetenz

Leistungsmotivation

Risikobereitschaft

Eignung der Erfindung

Förderung durch Promotoren

3

H9

H1

Abbildung 3.1: Bezugsrahmen Quelle: Eigene Darstellung.

H14

H13

H12

H11

H10

H8

2

Unternehmerische Aktivitäten

H6 H7

1

H5

H4

H15

H2

Entstehen einer Gründung

H3

Lizenzierungsoption

3.1. Bezugsrahmen 99

100

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

3.2 3.2.1

Unternehmerische Aktivit¨ aten Bedeutung fu ¨ r die Entstehung von Gru ¨ ndungen

Unternehmerische Aktivit¨aten lassen sich am ehesten durch die Verben initiieren, kombinieren und durchsetzen beschreiben.1 Zum Initiieren geh¨ort die Suche nach einer Marktl¨ ucke, die mit der Erfindung bedient werden kann. Auch das Formulieren einer Gr¨ undungsidee kann man als daraus abgeleitete unternehmerische Aktivit¨at w¨ahrend der Vorgr¨ undungsphase verstehen. Das Kombinieren kann man als Informationsgewinnung und verarbeitung auffassen, z.B. indem eine bestimmte Vermarktungsidee mit anderen Menschen besprochen wird. Unter Durchsetzen kann man planende T¨atigkeiten wie die finanzielle Bewertung einer Erfindung oder die Feststellung des Finanzbedarfs zu deren Kommerzialisierung verstehen.2 Es ist davon auszugehen, dass das oben beschriebene unternehmerische Verhalten die Entstehung von Unternehmensgr¨ undungen beg¨ unstigt. Wie anhand des Modells von Shane und Venkataraman (Abschnitt 2.6.2) dargelegt wurde, ist die Voraussetzung f¨ ur die Entstehung einer Gr¨ undung, dass jemand eine unternehmerische Gelegenheit erkennt und sie als geeignet f¨ ur eine Gr¨ undung einsch¨atzt. Nicht alle Menschen sind jedoch gleich geeignet daf¨ ur, Gelegenheiten zu erkennen. Nicht alle sind u ¨berhaupt auf der Suche nach einer Gelegenheit oder bestrebt, neue Mittel-Zweck-Beziehungen zu ersinnen und zu bewerten. Unternehmerische Menschen unterscheiden sich daher schon vor dem Gr¨ undungsakt in ihrem Verhalten von weniger unternehmerischen Menschen. Diese Verhaltensunterschiede manifestieren sich in T¨atigkeiten, die entlang der drei oben genannten Dimensionen ¨ beschrieben werden k¨onnen. Aufgrund dieser Uberlegungen l¨asst sich folgende Hypothese formulieren:

Hypothese 1 Weist ein Wissenschaftler ein h¨oheres Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten auf, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich mit seiner Erfindung selbstst¨andig macht.

In Kapitel 2 wurde deutlich, dass das Ergebnis unternehmerischer Aktivit¨at in der Vorgr¨ undungsphase nicht zwingend eine Unternehmensgr¨ undung sein muss. Genau betrachtet gibt es drei M¨oglichkeiten: Der Prozess wird abgebrochen, der Prozess m¨ undet in einer 1 2

Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 683. Siehe dazu auch [Mellewigt und Witt 2002] S. 88 f.

3.2. Unternehmerische Aktivit¨aten

101

Gr¨ undung, oder aber der Prozess m¨ undet in einer Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen. Die Gr¨ undung ist nur unter bestimmten Voraussetzungen der beste Aneignungsmechanismus. Es mag manchmal aus Sicht des Erfinders rationaler sein, die Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen und eben nicht die Gr¨ undung anzustreben. Dies ist insbesondere dann von Vorteil, wenn der dem Erfinder vertraglich zugesicherte Anteil an den Lizenzeinnahmen besonders hoch ist. Di Gregorio und Shane zeigen, dass Universit¨aten, die Erfindern eine h¨ohere Beteiligung an den Lizenzeinnahmen einer Erfindung zusichern, weniger Spinoffs hervorbringen. Eine h¨ohere Beteiligung des Erfinders an den Einnahmen aus der Lizenzierung der Erfindung erh¨oht die Opportunit¨atskosten der Selbstst¨andigkeit. Die Gr¨ undungsoption wird dadurch unattraktiver und folglich sinkt die Zahl der Spinoffs.3 Man kann daher folgende Hypothese formulieren:

Hypothese 2 Sch¨atzt ein Wissenschaftler die Attraktivit¨at Option, seine Erfindung an ein etabliertes Unternehmen zu lizenzieren, h¨oher ein, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich selbstst¨andig macht.

Die weiter oben beschriebenen unternehmerischen Aktivit¨aten sind nicht auf eine der beiden Verwertungsformen, Gr¨ undung oder Lizenzierung, festgelegt. Sie m¨ ussen ausgef¨ uhrt werden, um eine sich darbietende Gelegenheit zu erkennen, zu durchdringen und u ¨ber die beste Verwertungsform zu entscheiden. Das bedeutet aber auch, dass ein hohes Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten nicht immer zu mehr Existenzgr¨ undungen f¨ uhrt. Der Zusammenhang wird durch die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption beeinflusst. Liegt ein hohes Aktivit¨atsniveau vor und erscheint die Lizenzierung wenig attraktiv, dann erh¨oht sich die Wahrscheinlichkeit einer Gr¨ undung. Liegt hingegen ein hohes Aktivit¨atsniveau vor und erscheint die Lizenzierung als sehr attraktiv, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Gr¨ undung. Die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption wirkt also moderierend auf die Beziehung zwischen unternehmerischen Aktivit¨aten und dem Entstehen einer Gr¨ undung. Daher kann man folgende Hypothese formulieren:

Hypothese 3 Eine h¨ohere wahrgenommene Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption durch den Wissenschaftler schw¨acht die Bedeutung unternehmerischer Aktivit¨aten f¨ ur den Gr¨ undungsakt ab. 3

Vgl. [di Gregorio und Shane 2003] S. 222.

102

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

3.2.2

Unternehmerische Aktivit¨ aten als abh¨ angige Variable

Der verhaltensorientierte Ansatz der Entrepreneurship-Forschung versteht Faktoren aus dem Bereich der Person und des Umfelds als Voraussetzungen unternehmerischen Handelns. Um die Vielfalt m¨oglicher Einflussfaktoren sinnvoll zu reduzieren und begriffliche ¨ Uberschneidungen zu vermeiden, wird als Ausgangspunkt die empirische Untersuchung von Walter u. a. gew¨ahlt. Die Autoren weisen f¨ ur Risikobereitschaft, Leistungsstreben, Bereitschaft zur Verantwortungs¨ ubernahme, Transfermotivation, Fachkompetenz und Sozialkompetenz signifikant positive Beziehungen mit dem Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten nach.4 Die Konstrukte werden durch die verwendeten Messkonzepte sehr gut gemessen. Vielf¨altige empirische Hinweise sprechen zudem daf¨ ur, dass die Mehrzahl dieser Faktoren auch im vorliegenden Untersuchungskontext von Bedeutung sind. So zeigen mehrere Autoren, dass die Risikobereitschaft einen Einfluss auf die Gr¨ undungsneigung von Wissenschaftlern aus¨ ubt.5 Dies erscheint plausibel, wenn man sich die Situation eines Wissenschaftlers vergegenw¨artigt, der an einer renommierten Einrichtung in Deutschland t¨atig ist. Als Mitglied der Einrichtung z¨ahlt er zu den Besten seines Fachs und hat vielf¨altige Karriereoptionen, von der T¨atigkeit in der Lehre bis hin zur T¨atigkeit in der Industrie. Es ist daher zu erwarten, dass der Schritt in die Selbstst¨andigkeit von ihm als eine vergleichsweise riskante Option wahrgenommen wird. Die Opportunit¨atskosten der Selbstst¨andigkeit sollten angesichts der Vielfalt an Berufsoptionen und des gesicherten Auskommens an der Einrichtung als hoch empfunden werden. W¨ahrend man sich vorstellen kann, dass Wissenschaftler an einer weniger renomierten Einrichtung vielleicht unzufriedener mit ihrer beruflichen Situation sind und daher ein h¨oheres Risiko akzeptieren, d¨ urfte dieser Fall bei den oben beschriebenen Wissenschaftlern seltener sein. Es ist wahrscheinlich, dass nur sehr risikobereite Wissenschaftler auch tats¨achlich gr¨ unden. Man kann daher folgende Hypothese formulieren:

Hypothese 4 Je gr¨oßer die Risikobereitschaft von Wissenschaftlern ist, desto unternehmerischer agieren sie in der Vorgr¨ undungsphase.

Im vorliegenden Kontext lassen sich auch f¨ ur die Bedeutung der Leistungsmotivation Hinweise finden. So werden die Verbesserung der eigenen wirtschaftlichen Situation und 4 5

Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 693. Leistungsstreben“ und Leistungsmotivation“ werden synonym ” ” verwendet. Vgl. [Franke und L¨ uthje 2000] S. 12, [Lee und Wong 2004] S. 19, [G¨ orisch 2002] S. 31.

3.2. Unternehmerische Aktivit¨aten

103

das Erreichen von mehr Unabh¨angigkeit als h¨aufige Gr¨ undungsmotive genannt.6 Diese Begriffe sind eng mit der Leistungsmotivation verkn¨ upft. Walter u. a. operationalisieren sie unter anderem mit den Indikatoren Eigene Ideen realisieren“ und Geld entsprechend ” ” undungsneigung sind st¨arker meiner Leistung verdienen“.7 Wissenschaftler mit hoher Gr¨ monet¨ar angetrieben als Wissenschaftler mit niedrigerer Gr¨ undungsneigung.8 Bereits in Abschnitt 2.3.2 wurde zudem erw¨ahnt, dass der Einfluss von Leistungsmotivation auf unternehmerische Aktivit¨aten als eine der wenigen weitgehend best¨atigten Wirkungen angesehen werden kann. Dies veranlasst zu folgender Hypothese:

Hypothese 5 Je gr¨oßer die Leistungsmotivation von Wissenschaftlern ist, desto unternehmerischer agieren sie in der Vorgr¨ undungsphase.

Wie schon in Abschnitt 2.3.2 erw¨ahnt, konnte nur eine empirische Studie identifiziert werden, die direkt den Einfluss der Sozialkompetenz auf das Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten misst.9 Dennoch wird sie, wie dargestellt, als bedeutender Einflussfaktor angesehen. Speziell im Kontext des Gr¨ undungsgeschehens an Forschungseinrichtungen sprechen mehrere Indizien daf¨ ur, dass eine hohe Sozialkompetenz unternehmerische Aktivit¨at f¨ordert. So zeigen Shane und Stuart, dass Gr¨ under mit pers¨onlichen Kontakten in die Kapitalgeberszene signifikant h¨aufiger Venture-Capital-Finanzierung erhalten. Ihre Unternehmen melden seltener Konkurs an und gehen h¨aufiger an die B¨orse.10 Aber nicht nur zum Aufbau von Kontakten in die Kapitalgeberszene kann die Sozialkompetenz dienlich sein. Auch das Halten von Kontakten in die Forschungseinrichtung, aus der ein Spinoff entsteht, liegt im Interesse von Gr¨ undern, z.B. um u ¨ber weitere technologische Erfindungen und Entwicklungen informiert zu sein. So l¨asst sich zeigen, dass Verwertungs-Spinoffs eine sehr enge Anbindung zu Forschungseinrichtungen aufweisen. Die h¨aufigste Art des Informationsaustauschs besteht in regelm¨aßigen informellen Kontakten.11 Zusammenfassend l¨asst sich folgende Hypothese formulieren:

Hypothese 6 Je gr¨oßer die Sozialkompetenz von Wissenschaftlern ist, desto unternehmerischer agieren sie in der Vorgr¨ undungsphase. 6 7 8 9 10 11

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 45, [Szyperski und Klandt 1981] S. 96 f., [Pinkwart 2001] S. 32. Vgl. weiter [Herrmann 1998] S. 226 f. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 702. Vgl. [Lee und Wong 2004] S. 22. Vgl. [Walter u. a. 2003]. Vgl. [Shane und Stuart 2002] S. 163 ff. Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 38 f.

104

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

Was den Einfluss der Fachkompetenz angeht, wurden bereits in Abschnitt 2.3.2 mehrere empirische Ergebnisse pr¨asentiert. Sie zeigten, dass die Fachkompetenz eine hohe Bedeutung f¨ ur das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten hat. Speziell im Kontext von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen wird h¨aufig beklagt, dass Wissenschaftler nicht u ur eine Gr¨ undung notwendige betriebswirtschaftliche Fachkompetenz und Erfah¨ber die f¨ ur die Entstehung von Existenzgr¨ unrung verf¨ ugen.12 Gleichzeitig ist festzustellen, dass es f¨ dungen hilfreich ist, wenn Wissenschaftler im Rahmen von Forschungskooperationen an wirtschaftswissenschaftliche Methoden herangef¨ uhrt werden. Die fr¨ uhere berufliche T¨atigkeit f¨ ur einen industriellen Partner wirkt sich positiv auf die Gr¨ undungsneigung aus.13 Damit erscheint die folgende Hypothese gerechtfertigt:

Hypothese 7 Je gr¨oßer die betriebswirtschaftliche Fachkompetenz von Wissenschaftlern ist, desto unternehmerischer agieren sie in der Vorgr¨ undungsphase.

Damit sind bereits vier der insgesamt sechs von Walter u. a. f¨ ur relevant befundenen Faktoren auch im hier vorliegenden Kontext als brauchbar identifiziert worden. Lediglich die Faktoren Transfermotivation und Bereitschaft zur Verantwortungs¨ ubernahme sind f¨ ur die Anwendung auf das Untersuchungsobjekt weniger geeignet. Sie stellen zu sehr auf Personen ab, die sich in Leitungspositionen befinden.14 Wie aus Abschnitt 2.7.3 hervorgeht, gibt es aber dar¨ uber hinaus noch einige Umfeldfaktoren, f¨ ur die ein empirischer Zusammenhang mit unternehmerischen Aktivit¨aten festzustellen ist. Zahlreiche empirische Untersuchungen legen nahe, dass das Vorhandensein einer erfahrenen und gut besetzten Transferstelle die Entstehung von Gr¨ undungen positiv beeinflusst.15 Allerdings scheint es in Bezug auf das Alter der Transferstelle einen negativen Zusammenhang mit unternehmerischer Aktivit¨at zu geben. So zeigen Markman u. a., dass ¨altere Transferstellen weniger Spinoffs hervorbringen. Die Erkl¨arung hierf¨ ur k¨onnte einerseits sein, dass sich mit der Zeit eine gewisse Tr¨agheit in Transferorganisationen einstellt. Man kennt m¨ogliche Lizenzierungspartner und spricht lieber gleich mit ihnen, als den zeitintensiven Prozess der Gr¨ undungsbegleitung zu w¨ahlen. Andererseits mag es aber auch ganz einfach so sein, dass fr¨ uh gegr¨ undete Transferstellen das Hervorbringen von Spinoffs nicht so sehr zum Ziel hatten wie Transferstellen, die in j¨ ungerer Zeit ins Leben 12 13 14 15

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 46, [Franklin u. a. 2001] S. 133, [Pinkwart 2001] S. 58, [Szyperski und Klandt 1981] S. 114. Vgl. weiter [Vohora u. a. 2004] S. 151, [Herrmann 1998] S. 228. Vgl. [ADT 1998] S. 39, [Kriegesmann 1999] S. 408. Vgl. die Operationalisierung bei [Walter u. a. 2003] S. 702. Vgl. [Friedman und Silberman 2003] S. 26 f., [Markman u. a. 2004] S. 359 f. Vgl. weiter [Rogers u. a. 2000], [Hsu und Bernstein 1997].

3.2. Unternehmerische Aktivit¨aten

105

gerufen wurden.16 Idealerweise sollten sich Transferstellen sowohl um die Lizenzierung von Erfindungen an etablierte Unternehmen k¨ ummern als auch um Gr¨ undungsaktivit¨aten.17 Ein weiterer Faktor ist das klare Bekenntnis von Forschungseinrichtungen zum Technologietransfer, das sich in verschiedener Weise manifestieren kann. Beispielsweise zeigen Franklin u. a., dass eine aufgeschlossene Haltung der Einrichtung gegen¨ uber Surrogatunternehmertum f¨ ur den sp¨ateren Erfolg von Spinoffs von Bedeutung ist.18 Von Surrogatunternehmertum spricht man, wenn die Kommerzialisierung der Erfindung mit Hilfe von einrichtungsfremden Gr¨ undern erfolgt. ¨ Uber interne Regularien k¨onnen Forschungseinrichtungen Einfluss auf den Prozess des Technologietransfers nehmen. Man kann zeigen, dass eine enge prozessuale Verzahnung zwischen Wissenschaftlern und Verwaltern (Transferstelle) f¨orderlich ist.19 Regularien, die Spinoffs selektiv, aber daf¨ ur intensiv f¨ordern, eignen sich gut zur Hervorbringung von sehr ¨ das Angebot von Unterst¨ utzungsleistungen k¨onnen Einricherfolgreichen Spinoffs.20 Uber tungen die Gr¨ undungsneigung von Wissenschaftlern beeinflussen. Beispielsweise sch¨atzen potenzielle Gr¨ under bestimmte dienstvertragliche Hilfestellungen wie die Genehmigung von Nebent¨atigkeiten oder Teilzeitbsch¨aftigung w¨ahrend der Vorgr¨ undungsphase. Dazu z¨ahlt auch die Erlaubnis, Ger¨ate und R¨aumlichkeiten befristet unentgeltlich nutzen zu d¨ urfen.21 Das akademische Ansehen von Einrichtungen scheint, zumindest in den USA, nicht unter kommerziellen Erfolgen zu leiden. So zeigen di Gregorio und Shane, dass angesehenere Universit¨aten mehr Spinoffs hervorbringen.22 Die bisher genannten Umfeldbedingungen kann man gut unter dem Begriff Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens zusammenfassen. Wie dargestellt, k¨onnen Forschungseinrichtungen auf vielerlei Weise zeigen, dass sie unternehmerisches Verhalten ihrer Wissenschaftler bef¨ urworten. Da sich f¨ ur viele dieser Maßnahmen positive Effekte auf das Gr¨ undungsgeschehen nachweisen lassen, kann man abschließend folgende Hypothese formulieren: Hypothese 8 Je gr¨oßer die wahrgenommene Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens an der Forschungseinrichtung ist, desto unternehmerischer agieren Wissenschaftler in der Vorgr¨ undungsphase. 16 17 18 19 20 21 22

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Markman u. a. 2004] S. 359 f. [Smilor und Matthews 2004] S. 125. [Franklin u. a. 2001] S. 134. [Colwell 2002] S. A5. [Degroof und Roberts 2004] S. 339 f. [Kriegesmann 1999] S. 409. [di Gregorio und Shane 2003] S. 222.

106

3.3

3.3.1

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

Eignung der Erfindung

Bedeutung fu ¨ r die Entstehung von Gru ¨ ndungen

Analog zur Argumentation von Shane und Venkataraman wird davon ausgegangen, dass die unternehmerische Gelegenheit ein zentrales Element f¨ ur den Gr¨ undungsakt ist. Ohne sie kann es keine Gr¨ undung geben. Man kann jede Erfindung eines Wissenschaftlers als unternehmerische Gelegenheit auffassen. Sie muss von ihm als solche erkannt und hinsichtlich ihrer Eignung f¨ ur Existenzgr¨ undung oder Lizenzierung bewertet werden. Shane und Venkataraman gehen davon aus, dass individuelle und psychologische Faktoren sowie Umfeldbedingungen und Branchenunterschiede die Entscheidung beeinflussen, eine Gelegenheit zu ergreifen. Im hier angestrebten Bezugsrahmen wird versucht, diese Effekte auf einer klar artikulierten theoretischen Grundlage deutlicher voneinander abzugrenzen. Dazu wurde bereits auf Basis des verhaltensorientierten Ansatzes der EntrepreneurshipForschung argumentiert, dass individuelle und psychologische Faktoren sowie das Umfeld an der Forschungseinrichtung das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten beeinflussen. Das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten beeinflusst wiederum die Entstehung von Gr¨ undungen. Es besteht somit aber kein direkter Zusammenhang zwischen individuellen und psychologischen Faktoren und dem Gr¨ undungsakt, sondern allenfalls ein indirekter durch den Umweg u ber das Aktivit¨ a ts-Konstrukt. Hierin unterscheidet sich der Bezugsrahmen dieser ¨ Arbeit vom Modell von Shane und Venkataraman. Unternehmerisch zu agieren wird auf Basis des verhaltensorientierten Ansatzes als relativ verfestigte Eigenschaft einer Person angesehen. Eine unternehmerische Gelegenheit trifft also bei einer gegebenen Person immer auf dasselbe Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten. Eine gute“ Gelegenheit f¨ uhrt innerhalb dieses Denkschemas nicht zu mehr ” Aktivit¨at. Unternehmerische Aktivit¨aten bewirken, dass nach Marktl¨ ucken gesucht wird (initiieren), dass eine Gelegenheit mit anderen besprochen wird (kombinieren) und dass ihre Umsetzbarkeit bewertet wird (durchsetzen). Diese T¨atigkeiten f¨ uhren unternehmerische Menschen standardm¨aßig“ f¨ ur alle Gelegenheiten aus, die ihnen begegnen. Die Beson” derheit einer guten Gelegenheit zeigt sich darin, dass sie zu einer Lizenzierung oder einer Existenzgr¨ undung f¨ uhrt. Die dazu notwendigen außerplanm¨aßigen“ T¨atigkeiten, wie das ” F¨ uhren von Verhandlungen oder die Vereinbarung eines Notartermins zur Errichtung des Unternehmens, sind aber nicht Bestandteil des Konstrukts.

3.3. Eignung der Erfindung

107

Unternehmerische Gelegenheiten k¨onnen einem h¨aufiger oder seltener, in verschiedenen Situationen und als gute“ oder schlechte“ Gelegenheiten begegnen. Mit dem Ergreifen ” ” einer unternehmerischen Gelegenheit legt man sich meist auf eine bestimmte Branche fest.23 Unterschiedliche Gelegenheiten werden daher von einem bestimmten Erfinder aufgrund ihres speziellen Kontexts unterschiedlich beurteilt. M¨ogliche Bewertungskriterien aus Sicht potenzieller Gr¨ under sind beispielsweise Wissensumfeld, Nachfragekonditionen, Wettbewerbsintensit¨at und Aneignungsbedingungen.24 Wie gezeigt wurde, gibt das Modell von Shane und Venkataraman aber kein u ¨berschneidungsfreies Muster vor, nach dem die Gelegenheit im Branchenkontext beurteilt werden kann. Es lohnt sich daher, auf den in Abschnitt 2.5 dargestellten Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten zur¨ uckzugreifen. Dort werden Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung, Kontrollmechanismen und verschiedene Aneignungsmechanismen beschrieben. Aneignungsmechanismen verlangen eine Entscheidung hinsichtlich zweier Dimensionen. Zum einen muss die Entscheidung getroffen werden, ob eine Eigennutzung der Erfindung angestrebt wird oder nicht. Zum anderen muss gekl¨art werden, ob eine Fremdnutzung der Erfindung erm¨oglicht, verhindert oder ignoriert werden soll. Die Unternehmensgr¨ undung kann man als Aneignungsmechanismus verstehen, bei dem eine Eigennutzung angestrebt wird und die Fremdnutzung m¨oglichst verhindert werden soll.25 Die Attraktivit¨at dieses Aneignungsmechanismus h¨angt von den Voraussetzungen zur Nutzung der Erfindung und den zur Verf¨ ugung stehenden Kontrollmechanismen ab. Nur wenn diese Faktoren vom Wissenschaftler positiv beurteilt werden, lohnt es sich u undung ¨berhaupt, eine Gr¨ ¨ anzustreben. Als erste Konsequenz dieser Uberlegungen ist also festzuhalten, dass ein Wissenschaftler nur dann auf Basis seiner Erfindung ein Unternehmen gr¨ undet, wenn er davon u ur eine Existenzgr¨ undung eignet. ¨berzeugt ist, dass sie sich f¨ Daf¨ ur sprechen auch einige empirische Hinweise. Beispielsweise geben mehr als 80 Prozent der insgesamt 36 von Bornemann und Mauer befragten Spinoff-Gr¨ under an, dass das Vorhandensein einer vermarktbaren Entwicklung ein wesentlicher Treiber ihrer Gr¨ undungsuber der Selbstst¨anmotivation gewesen sei.26 Die Einstellung von Wissenschaftlern gegen¨

23 24 25

26

Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 86. Vgl. [Shane 2003] S. 118. Vgl. weiter [Mellewigt und Witt 2002] S. 86. Bei Netzwerkg¨ utern k¨ onnten Gr¨ under auch daran interessiert sein, die Fremdnutzung der Erfindung bewusst zu erm¨oglichen. Dies w¨ urde allerdings voraussetzen, dass sie komplement¨ are G¨ uter kontrollieren, die ihnen weiterhin Zugriff auf die Innovationsrenten sichern. In der Vorgr¨ undungsphase kann davon nicht ausgegangen werden, weshalb unterstellt wird, dass zun¨ achst der Ausschluss der Fremdnutzung im Interesse des Gr¨ unders ist. Vgl. [Bornemann und Mauer 2004] S. 75 f.

108

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

digkeit wird unter anderem dadurch beeinflusst, ob sie ihre Erfindungen als kommerzialisierbar einsch¨atzen.27 Eine weitere Forschungshypothese lautet daher:

Hypothese 9 Sch¨atzt ein Wissenschaftler die Eignung seiner Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung h¨oher ein, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich selbstst¨andig macht.

3.3.2

Eignung der Erfindung als abh¨ angige Variable

Der Zugriff auf Information ist eine Voraussetzung f¨ ur die Nutzung der Erfindung. Die Information u ¨ber die Erfindung liegt zun¨achst beim Erfinder bzw. dem Erfinderteam. In einer außeruniversit¨aren Forschungseinrichtung wird sie anschließend u ¨ber interne Prozesse an die Transferstelle weitergegeben, die sodann die Attraktivit¨at verschiedener Aneignungsmechanismen bewertet. Solange dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, werden Erfinder in der Regel daran gehindert, die Informationen zu publizieren, etwa in Fachzeitschriften oder bei Konferenzen. Der Erfinder kennt aber selbst auf jeden Fall die Information u ¨ber die Erfindung. Die erste Voraussetzung zur Nutzung der Erfindung ist daher immer gegeben. Eine weitere Voraussetzung zur Nutzung der Erfindung sind Rechte. Gibt es keine Schutzrechte, so stehen die Rechte an einer Erfindung allen Marktteilnehmern zu. Ein wichtiges Schutzrecht im Kontext forschungsnaher Existenzgr¨ undungen ist das Arbeitnehmererfindergesetz (ArbEG). Im konkreten Fall besagt es, dass Erfindungen, die von Wissenschaftlern an Forschungseinrichtungen get¨atigt werden, der Einrichtung geh¨oren.28 Nur wenn die Einrichtung eine Erfindung schriftlich freigibt oder nicht in Anspruch nimmt, kann der undungswillige Wissenschaftler m¨ ussen sich daWissenschaftler frei u ugen.29 Gr¨ ¨ber sie verf¨ her im Normalfall zun¨achst mit der Forschungseinrichtung u ber die Nutzungsmodalit¨ aten ¨ einigen, bevor sie die Erfindung f¨ ur ihr eigenes Unternehmen verwenden k¨onnen. Neben diesem auf das Innenverh¨altnis gerichteten Schutzrecht sind die wichtigsten Schutzrechte gegen¨ uber Externen Patent und Gebrauchsmusterschutz, wie bereits in Abschnitt 2.5 beschrieben. Diese Schutzrechte werden, sofern dies im konkreten Einzelfall als sinnvoll angesehen wird, von den Transferstellen der Institute beantragt. Nicht jede Erfindung erf¨ ullt die Voraussetzungen, die zur Patentierung notwendig sind. 27 28 29

Vgl. [Szyperski und Klandt 1981] S. 212 f. Vgl. ArbEG Paragraf 6 i. V. mit 7, Abs. 1. Vgl. ArbEG Paragraf 8.

3.3. Eignung der Erfindung

109

In Deutschland spielt die Nutzung von Patenten als Ausgangsbasis f¨ ur die Gr¨ undung von Spinoffs eine eher geringe Rolle. Pro Jahr verwerten etwa 150 Spinoffs ein Patent aus der ¨offentlichen Forschung in Deutschland. Dies entspricht einem Anteil von 6 bis 12 Prozent an der Grundgesamtheit der Patente, die pro Jahr aus der ¨offentlichen Forschung ur Spinoffs aus der außeruniversit¨aren Forschung ist die angemeldet werden.30 Speziell f¨ Nutzung von Patenten hingegen sehr bedeutsam. Hier greifen rund 20 Prozent aller Spinoffs auf Patente der Einrichtung zur¨ uck.31 Die Kontrollmechanismen Geheimhaltung und Drohung der Preisgabe von Informationen sind im Zusammenhang mit Gr¨ undungen nicht ohne Schwierigkeiten anwendbar. So d¨ urfte Geheimhaltung aufgrund des Drucks, Forschungsergebnisse in renomierten Zeitschriften zu publizieren, problematisch sein. Die Drohung der Preisgabe von Informationen wiederum ist nur dann sinnvoll, wenn Einnahmen aus einer Lizenzierung an etablierte Unternehmen angestrebt werden. Beide Mechanismen sind daher nicht relevant. Die Durchsetzung von Schutzrechten ist hingegen als Kontrollmechanismus prinzipiell gut vorstellbar, wenngleich auch im forschungsnahen Kontext mit den bereits erw¨ahnten Problemen wie Invent-around, Kostspieligkeit der Patentaufrechterhaltung und -durchsetzung zu rechnen ist. Aus Sicht des Gr¨ unders kann man die oben erw¨ahnte Tatsache, dass die Forschungseinrichtung meistens Patentinhaber bleibt, in diesem Zusammenhang positiv sehen. Es obliegt n¨amlich ihr, das Patent gegen Fremdnutzung zu verteidigen. Zwar haben Gr¨ under keinen direkten Durchgriff auf das Patent und m¨ ussen sich auf den Handlungswillen der Forschungseinrichtung verlassen. Daf¨ ur u ¨bernimmt jene aber die Kosten zur Aufrechterhaltung und Durchsetzung des Patents bei Rechtsstreitigkeiten. Alle genannten Kontrollmechanismen haben ein gemeinsames Ziel, die Kontrolle des Informationsb¨ undels, das die Erfindung ausmacht. Je besser dieses Informationsb¨ undel kontrolliert werden kann, desto eher kann auch die Fremdnutzung der Erfindung kontrolliert werden. Dies reduziert die Gefahr, dass etablierte Wettbewerber Nachahmerprodukte entwickeln und dadurch das Spinoff seines technologischen Vorsprungs berauben.32 Wissenschaftler sollten daher die Eignung ihrer Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung h¨oher ¨ einsch¨atzen, wenn sie der Uberzeugung sind, die Informationen u ¨ber die Erfindung gut kontrollieren zu k¨onnen. Man kann daher folgende Hypothese formulieren:

30 31 32

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 40. Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 41. Vgl. [Gans und Stern 2003a] S. 339.

110

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

Hypothese 10 Je h¨oher ein Wissenschaftler die Kontrollm¨oglichkeit von Informationen einsch¨atzt, desto geeigneter erscheint ihm die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung.

Neben Informationen und Rechten und ihren korrespondierenden Kontrollmechanismen wurden in Abschnitt 2.5 Gewinnaussichten als Voraussetzung zur Nutzung einer Erfindung identifiziert. Wie dargestellt sind sie umso gr¨oßer, je gr¨oßer die Marktattraktivit¨at (Marktwachstum, Marktgr¨oße, Intensit¨at des Wettbewerbs), die Anwendungsreife und der Vorteil gegen¨ uber bestehenden Technologien sind. Unter dem relativen Vorteil einer Erfindung ist die Gesamtheit ihrer Eigenschaften zu verstehen, die sie im Vergleich zu ur alternativen Probleml¨osungen u ¨berlegen machen.33 Es ist nicht zu erwarten, dass es f¨ Erfindungen aus Forschungseinrichtungen immer Nachfrager und damit auch einen Markt gibt. Sie sind Abfallprodukt“ der Forschungst¨atigkeit und erf¨ ullen daher nicht notwen” digerweise ein bestimmtes Bed¨ urfnis. Unternehmerische Ideen sind aber eine Verbindung aus Informationen u urfnisse.34 Erfolgreiche Inno¨ber Produktionsfaktoren und u ¨ber Bed¨ vationen entstehen meistens bed¨ urfnisgetrieben, nicht angebotsgetrieben.35 Ein Kennzeichen von Technologien aus Forschungseinrichtungen ist ihre geringe Anwendungsreife.36 Darunter wird der Grad verstanden, mit dem eine Technologie ohne weitere F&E-T¨atigkeit reibungslos und fehlerfrei eingesetzt werden kann.37 Zum Zeitpunkt ihrer Lizenzierung sind die meisten Erfindungen an Forschungseinrichtungen nicht mehr als ein bloßes Konzept.38 Die Kommerzialisierung von Erfindungen ist daher nicht nur mit Marktrisiken, sondern auch mit erheblichen technischen Risiken verbunden. Sollten diese Risiken so hoch sein, dass dadurch die Gewinnaussichten aufgezehrt werden, besteht auch kein Anreiz f¨ ur eine Existenzgr¨ undung. Drei weitere Forschungshypothesen lauten daher:

Hypothese 11 Je h¨oher ein Wissenschaftler die relative Vorteilhaftigkeit der Erfindung einsch¨atzt, desto geeigneter erscheint ihm die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung.

Hypothese 12 Je h¨oher ein Wissenschaftler die Anwendungsreife der Erfindung einsch¨atzt, desto geeigneter erscheint ihm die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung. 33 34 35 36 37 38

Vgl. [Rogers 1995] S. 212 ff., [Walter 2003] S. 44. Vgl. [Picot 1986] S. 757. Vgl. [von Hippel 1986] S. 801 f. Vgl. [Thursby und Thursby 2000] S. 18 f., [Thursby und Thursby 2003] S. 209, [Thursby u. a. 2001] S. 62. Vgl. [Chakrabarti und Rubenstein 1976] S. 22. Vgl. [Jensen u. a. 2003] S. 1288.

3.4. F¨orderung durch Promotoren

111

Hypothese 13 Je h¨oher ein Wissenschaftler die Attraktivit¨at des Marktes f¨ ur die Erfindung einsch¨atzt, desto geeigneter erscheint ihm die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung.

Weiterhin ergibt sich der korrespondierende Kontrollmechanismus Kontrolle komplement¨arer G¨ uter. Existenzgr¨ undende Erfinder m¨ ussen sich dar¨ uber klar werden, welche komplement¨aren G¨ uter zur Kommerzialisierung ihrer Erfindung notwendig sind und ob bzw. wie sie die Kontrolle dar¨ uber erlangen k¨onnen. Komplement¨are G¨ uter wie Marketing, Produktionskapazit¨aten, Distribution, Kundenservice, andere Systemkomponenten usw. m¨ ussen im Zeitverlauf erst durch das Gr¨ undungsunternehmen erworben werden. Generell sollte es daher f¨ ur Gr¨ under von Vorteil sein, wenn die erfolgreiche Kommerzialisierung der Erfindung m¨oglichst wenig von komplement¨aren G¨ utern abh¨angt.39 Eine weitere Forschungshypothese lautet daher:

Hypothese 14 Je h¨oher ein Wissenschaftler den Bedarf komplement¨arer G¨ uter f¨ ur die erfolgreiche Kommerzialisierung der Erfindung einsch¨atzt, desto weniger geeignet erscheint ihm die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung.

Abschließend ist noch die Frage nach m¨oglichen Kontrollvariablen zu stellen. Wie die Ergebnisse mehrerer empirischer Untersuchungen nahe legen, k¨onnen die Bedingungen zur Aneignung von Innovationsrenten je nach Branche sehr unterschiedlich sein.40 Es scheint daher geboten, das Technologiefeld, dem die Erfindung zuzuordnen ist, als Kontrollvariable zu verwenden.

3.4

Fo ¨rderung durch Promotoren

Es liegen vereinzelt empirische Hinweise vor, die die Existenz von Promotoren bei Gr¨ undungsprozessen vermuten lassen. Aus theoretischer Sicht spricht f¨ ur die Promotorenhypothese, dass man Gr¨ undungsprozesse als Innovationsprozesse auffassen kann. Da der Einfluss von Promotoren bei Innovationsprozessen nachweisbar ist, sollte man auch bei Gr¨ undungsprozessen ihr Wirken beobachten k¨onnen. 39 40

Vgl. [Gans und Stern 2003a] S. 339 f. Vgl. [Levin u. a. 1987], [Shane 2001b], [Shane 2002].

112

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

3.4.1

Der Gru ¨ ndungsprozess als Innovationsprozess

Zun¨achst ist der Frage nachzugehen, ob das Promotorenmodell grunds¨atzlich auf Gr¨ undungsprozesse angewendet werden kann. Analog zur Argumentation in der Promotorenforschung werden dazu im ersten Schritt Barrieren in Gr¨ undungsprozessen untersucht und ¨ anschließend Machtquellen und Leistungsbeitr¨age zur Uberwindung der Barrieren identifiziert. Im letzten Schritt wird gepr¨ uft, inwiefern einzelne am Gr¨ undungsprozess beteiligte Individuen diese Machtquellen und Leistungsbeitr¨age aufweisen k¨onnten. Die im Untersuchungskontext betrachteten Wissenschaftler verf¨ ugen in der Regel nicht u ur eine Unternehmensgr¨ undung notwendige betriebswirtschaftliche Ausbildung ¨ber die f¨ oder Praxis. In empirischen Untersuchungen werden als Gr¨ undungshemmnisse fehlende Managementerfahrung, ungeeignete Ausbildung und ein Mangel an betriebswirtschaftliur ausgebildet, chen Kenntnissen von Forschern beklagt.41 Sie sind in der Regel nicht daf¨ eine Vermarktungsstrategie zu entwerfen. Dementsprechend schwer tun sie sich damit, ur den Gr¨ unihre Erfindung unter kommerziellen Aspekten zu bewerten.42 Dies stellt f¨ dungsprozess eine bedeutende F¨ ahigkeitsbarriere dar. Im Gegensatz zur Promotorenforschung, wo F¨ahigkeitsbarrieren traditionell einen technologischen Bezug haben, sind F¨ahigkeitsbarrieren im Gr¨ undungsprozess also betriebswirtschaftlicher Natur. Auch auf Willensbarrieren st¨oßt man im Gr¨ undungsprozess. Gerade junge Wissenschaftler sind darauf angewiesen, ihre Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften zu publizieren: ... when you’re a young academic, the mentality is publish or perish. It’s the ” only way you get recognized and rewarded.“ 43 Das Anreizsystem zielt nicht darauf ab, m¨oglichst viele Erfindungen hervorzubringen, die sich gut kommerziell verwerten lassen. Viel wichtiger ist es, als erster ein schwerwiegendes wissenschaftliches Problem auf elegante Weise zu l¨osen:

The most important criteria by which success is judged and rewarded in ” the university are the significance of the problem, the originality and creativity of the solution proposed, and being first to make the contribution. This triad of criteria [...] drives university researchers to differentiate and diversify their projects, their careers, and themselves.“ 44 41 42 43 44

Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 46, [Franklin u. a. 2001] S. 133, [Pinkwart 2001] S. 58, [Szyperski und Klandt 1981] S. 114. Vgl. weiter [Herrmann 1998] S. 228. Vgl. [Vohora u. a. 2004] S. 151. [Vohora u. a. 2004] S. 151. [Graft 2002] S. 92.

3.4. F¨orderung durch Promotoren

113

In der Konsequenz bedeutet das, dass es oftmals ganz einfach am Willen fehlt, eine Erfindung zu kommerzialisieren. Insbesondere die Kommerzialisierung auf dem Wege der Unternehmensgr¨ undung wird von Wissenschaftlern nicht immer als besonders erstrebenswertes Ergebnis von Technologietransferprozessen angesehen.45 Hierarchiebarrieren k¨onnen im Umfeld von Spinoffs in den unterschiedlichsten Facetten auftreten. Zum einen mag es den Fall geben, dass die Institutsleitung oder der Leiter einer Forschergruppe das Ausscheiden des gr¨ undungswilligen Erfinders unterbinden will, da dies den Verlust einer wertvollen Ressource f¨ ur das Institut bedeutet. Eine Hierarchiebarriere kann auch dann bestehen, wenn f¨ ur die beste Form der Verwertung unterschiedliche Ansichten zwischen Transferstelle und Erfinder bestehen: W¨ahrend z.B. erstere schon einen Partner f¨ ur eine Exklusivlizenz an der Hand hat, will letzterer sich mit der Erfindung selbstst¨andig machen. Empirische Ergebnisse zeigen, dass die unterschiedlichen Stakeholdergruppen im Technologietransfer tats¨achlich sehr unterschiedliche Interessenlagen haben.46 H¨aufig ist es die Aufgabe der Transferstelle, einen Interessenausgleich herbeizuf¨ uhren.47 Barrieren des Nicht-D¨ urfens bestehen z.B. dann, wenn starre administrative Prozesse am Institut die Ausgr¨ undung von Unternehmen erschweren. Als konkretes Beispiel kann man die Erfindungsmeldung anf¨ uhren. Hoher b¨ urokratischer Aufwand in diesem Zusammenhang mag Erfinder davon abschrecken, ihre Erfindung u ¨berhaupt erst zu melden. Tats¨achlich werden von vielen Wissenschaftlern B¨ urokratie und Inflexibilit¨at von Seiten der Verwaltung als wesentliche Hindernisse f¨ ur Technologietransfer angesehen.48 Auch Abh¨ angigkeitsbarrieren kann man in Gr¨ undungsprozessen antreffen. Sie bezeichnen unausbalancierte soziale Verh¨altnisse, die weniger abh¨angigen Akteuren Macht verleihen. Auch f¨ ur den Gr¨ undungsprozess ist diese Barriere relevant. So ist kein Kontaktnetz ” zu potenziellen Gesch¨aftspartnern“ ein h¨aufig genanntes Gr¨ undungshindernis.49 Konkret k¨onnte es passieren, dass ein gr¨ undungswilliger Wissenschaftler von der Gr¨ undung absieht, weil er sein Projekt dazu an eine zweite, externe Person ausliefern“ m¨ usste, die ” ihm entsprechende Kontakte zur Verf¨ ugung stellt. Aus den bisherigen Ausf¨ uhrungen wird deutlich, dass sich in Gr¨ undungsprozessen ganz a¨hnliche Barrieren identifizieren lassen wie in Innovationsprozessen. Die im Rahmen der 45 46 47 48 49

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Siegel u. a. 2004] S. 127, S. 130. [Siegel u. a. 2004] S. 127, S. 130. [Jensen u. a. 2003] S. 1291 f. [Siegel u. a. 2004] S. 128. [G¨orisch 2002] S. 33.

114

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

Promotorenforschung definierten Machtquellen und Leistungsbeitr¨age k¨onnen im n¨achsten Schritt unter Anwendung des Korrespondenztheorems analog auf die Barrieren im Gr¨ un¨ dungsprozess angewendet werden. So sollte man beispielsweise erwarten, dass die Uberwindung der identifizierten Hierarchiebarriere auf Grundlage hierarchischer Macht erfolgen kann. Entsprechende Leistungsbeitr¨age sind die Bereitstellung organisationaler Ressour¨ cen, die Festlegung von Zielen usw. Zur Uberwindung von F¨ahigkeitsbarrieren ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es sich im vorliegenden Kontext um vermarktungs¨ bezogene F¨ahigkeitsbarrieren handelt. Die Machtquelle zur Uberwindung der Barriere ist die Expertenkompetenz. Sie ist entsprechend als betriebswirtschaftliche Fachkompetenz, nicht als technische Fachkompetenz zu deuten. Letztere liegt beim Erfinder selbst. Kon¨ krete Leistungsbeitr¨age zur Uberwindung der Barriere k¨onnten z.B. das Erstellen eines Finanzplans, einer Wettbewerbsanalyse, eines Organisations- und Marketingplans sowie der Entwurf einer Markteintrittsstrategie sein. Im n¨achsten Schritt ist das Theorem der Arbeitsteilung im Innovationsprozess auf den Gr¨ undungsprozess anzuwenden. Konkret ist der Frage nachzugehen, ob es Personen gibt, die dem Gr¨ undungsprojekt u ¨ber jeweils eine der identifizierten Barrieren hinweghelfen. Als Machtpromotoren kommen etwa der Leiter der Forschungseinrichtung, der Leiter einer Forschergruppe, aber auch der Projektbetreuuer der Transferstelle in Betracht. Alle diese Personen verf¨ ugen u ¨ber eine bedeutende hierarchische Position, auf Basis derer sie das Gr¨ undungsprojekt aktiv und intensiv f¨ordern k¨onnen. Fachpromotoren verstanden als Personen, die Management- und Gr¨ undungskompetenz in das Unternehmen einbringen, k¨onnen in vielerlei Gestalt auftreten: Aus dem Bereich der Forschungseinrichtung kommen etwa der Leiter der Einrichtung, der Leiter der Transferstelle und auch der Projektbetreuer der Transferstelle in Betracht. Diese Personenkreise verf¨ ugen dank ihrer administrativen T¨atigkeit meist u ¨ber mehr betriebswirtschaftliche Erfahrung als Wissenschaftler, die diese Art von T¨atigkeit nicht ausf¨ uhren. Aus der Sph¨are des Spinoffs k¨onnte ein in einer fr¨ uhen Gr¨ undungsphase zum Erfinderteam gestoßener Manager diese Rolle ausf¨ ullen. Aber auch Finanzinvestoren schreiben sich h¨aufig auf die Fahnen, Managementkompetenz in ihre Portfoliofirmen einzubringen. Der InvestmentManager einer VC-Gesellschaft kommt daher ebenso wie ein Business Angel als Fachpromotor in Frage. Schließlich m¨ogen auch im Kreise sonstiger Berater (z.B. Steuerberater, Rechts- und Patentanw¨alte, IHK-Ansprechpartner usw.) oder im Bekanntenkreis der Erfinder (z.B. befreundeter Unternehmer) Fachpromotoren zu finden sein.

3.4. F¨orderung durch Promotoren

115

Viele Transferstellen geben f¨ ur ihre Mitarbeiter die Weisung aus, Beziehungspromotoren zu sein. In der empirischen Literatur lassen sich Hinweise finden, dass Transfereinrichtungen tats¨achlich die Interaktion zwischen VCs, erfahrenen Unternehmern, Beraurften tern und Spinoff-Gr¨ undern durch Netzwerkbildung erh¨ohen.50 Weitaus h¨aufiger d¨ aber informelle Beziehungspromotoren sein. Gerade die Leiter von Forschungseinrichtungen verf¨ ugen meist u ¨ber ein weit verzweigtes Netzwerk in Industrie und Forschung und ¨ k¨onnen dadurch Gr¨ undungsprojekten bei der Uberwindung fach¨ ubergreifender F¨ahigkeitsbarrieren behilflich sein. Theoretisch kann daf¨ ur aber auch ein Forscherkollege in Betracht kommen, der z.B. durch seine Beteiligung an einem Drittmittelprojekt Kontakte in die Wirtschaft kn¨ upfen konnte. Der gr¨ undungswillige Wissenschaftler nimmt selbst vermutlich eine Rolle irgendwo zwischen traditionellem“ Fachpromotor, also demjenigen, der das Projekt durch technolo” gische Expertenkompetenz f¨ordert, und Prozesspromotor ein. Wie in Abschnitt 3.2.1 dargelegt, stellt er die treibende Kraft hinter der Existenzgr¨ undung dar. Er bringt die richtigen Leute an den Tisch, wirbt f¨ ur seine Idee und setzt sie gegen Widerst¨ande durch. Dies legt nahe, Prozesspromotoren außerhalb der Person des Gr¨ unders kein allzu großes Gewicht beizumessen. Wenngleich aus den vorherigen Ausf¨ uhrungen hervorgeht, dass sich das Promotorenmodell grunds¨atzlich sehr gut f¨ ur die Anwendung im Kontext des Gr¨ undungsgeschehens eignet, sind dennoch einige Kritikpunkte zu erw¨ahnen. Zuallererst ist zu hinterfragen, ob die Interaktion von Promotoren im Rahmen des Gr¨ undungsprozesses wie gefordert informal ” und spontan“ 51 entsteht. Wie oben erw¨ahnt wurde, haben die Mitarbeiter der Technologietransferstelle explizit den Auftrag, als Beziehungs- oder Fachpromotor gegen¨ uber Erfindern zu agieren. Diese institutionalisierte Promotorenrolle“ widerspricht eigentlich ” dem Promotorenkonzept. Des Weiteren beziehen sich die Promotorenrollen in der Innovationsforschung auf eine bestimmte Organisation, entweder die des Herstellers oder die des Verwenders innovativer Produkte. Der Beziehungspromotor ist beispielsweise ein inter organisationaler F¨orderer, d.h. er wirkt vermittelnd zwischen diesen beiden Organisationen. Der Prozesspromotor hingegen w¨are ein Beispiel f¨ ur einen intraorganisationalen F¨orderer, d.h., er wirkt nur innerhalb einer der beiden Organisationen. Diese klare Trennung der Organisationen verschwimmt, wenn man das Spinoff-Ph¨anomen an Forschungseinrichtungen w¨ahrend der Vorgr¨ undungsphase betrachtet. In dieser Phase besteht das Gr¨ undungsunternehmen noch 50 51

Vgl. [Collinson und Gregson 2003] S. 201. [Hauschildt 1999] S. 242.

116

Kapitel 3. Ableitung der Forschungshypothesen

nicht. Es gibt also nur eine Organisation. Gleichzeitig kann man die Forschungseinrichtung weder klar als Hersteller“ noch als Verwender“ eines innovativen Produkts bezeichnen, ” ” denn es ist meist nicht in ihrem Interesse, eine Erfindung selbst am Markt durchzusetzen. Es gibt also streng genommen keine innovierende Organisation, wie sie in der Promotorenforschung unterstellt wird. In Anbetracht der besseren theoretischen Fundierung der ¨ Rolle von Unterst¨ utzern erscheinen die Schwierigkeiten bei der Ubertragung des Promotorenmodells auf den Gr¨ undungsprozess insgesamt jedoch vernachl¨assigbar.

3.4.2

Bedeutung fu ¨ r die Entstehung von Gru ¨ ndungen

Die Idee, eine Verbindung zwischen der Promotorenforschung und der Gr¨ undungsforschung herzustellen, ist nicht neu. Gem¨ unden und Konrad schlagen vor, das Konzept der Promotorenrollen auf die Person des Unternehmensgr¨ unders anzuwenden. Ausgehend von ¨ einer prinzipiellen Ahnlichkeit zwischen Gr¨ undungs- und Innovationsprozess vermuten sie, dass erfolgreiche Gr¨ under u ¨ber Eigenschaften von Fach-, Macht-, Prozess- und Beziehungspromotoren verf¨ ugen.52 Auf einer verwandten Idee beruht die Studie von Walter, Riesenhuber und Auer zur Rolle des Gr¨ unders als Innovation Champion“.53 ” Empirische Studien kommen u ¨bereinstimmend zu dem Ergebnis, dass die Voraussetzung f¨ ur erfolgreichen Technologietransfer an Forschungseinrichtungen die Unterst¨ utzung durch Personen in Leitungsfunktionen ist.54 Auch die Mitarbeiter von Transferstellen k¨onnen Technologietransfer f¨ordern. Es ist empirisch nachgewiesen worden, dass mit Anzahl, Erfahrung und anreizkompatibler Bezahlung der Mitarbeiter der Transferstelle auch der ur die Promotorenhypothese spricht weiter, dass AnTechnologietransfererfolg steigt.55 F¨ ” regung / Unterst¨ utzung durch Kollegen“ von Gr¨ undern von Verwertungs-Spinoffs als die under der Unterh¨aufigste Art der Unterst¨ utzungform genannt wird.56 Fast alle Spinoff-Gr¨ suchung von Bornemann und Mauer geben an, dass sie w¨ahrend des Gr¨ undungsprozesses beratend unterst¨ utzt wurden. Auch die moralische Unterst¨ utzung durch andere Personen wird von den Gr¨ undern positiv hervorgehoben.57 52 53 54 55

56 57

Vgl. [Gem¨ unden und Konrad 2000] S. 262 f. Vgl. [Walter u. a. 2006]. Vgl. auch [Walter 2005]. Vgl. [Smilor und Matthews 2004] S. 125, [Isfan und Moog 2003] S. 108 ff. Vgl. [Friedman und Silberman 2003] S. 26 f., [Markman u. a. 2004] S. 359 f. Vgl. weiter [Rogers u. a. 2000], [Hsu und Bernstein 1997]. Im Gegensatz dazu kann Colwell keinen Zusammenhang zwischen Technologietransfereffektivit¨ at und der Anzahl der Mitarbeiter der Transferstelle feststellen (vgl. [Colwell 2002] S. A5.). Vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 48. Vgl. [Bornemann und Mauer 2004] S. 77.

3.4. F¨orderung durch Promotoren

117

Wie die Anwendung der Promotorenforschung auf das Gr¨ undungsgeschehen zeigt, k¨onnen Innovationsbarrieren, korrespondierende Leistungsbeitr¨age und Personen, die diese Leistungsbeitr¨age erbringen, auch im Umfeld wissenschaftsnaher Existenzgr¨ undungen erwartet werden. Speziell drei Arten von Promotoren verdienen besondere Aufmerksamkeit: Machtpromotoren helfen dem Gr¨ undungsprojekt u ¨ber hierarchische Barrieren hinweg. Fachpromotoren f¨ordern die Entstehung von Gr¨ undungen, indem sie die vermarktungsbezogenen F¨ahigkeitsdefizite des Gr¨ unders ausgleichen. Beziehungspromotoren tragen durch ihr komplement¨ares Kontaktnetzwerk dazu bei, dass sich Wissenschaftler in dem f¨ ur sie ungewohnten wirtschaftlichen Umfeld besser zurechtfinden und Abh¨angigkeitsbarrieren u ¨berwinden k¨onnen. Zusammenfassend kann man auf Grundlage der vorangegangenen Ausf¨ uhrungen folgende Hypothese aufstellen:

Hypothese 15 Die F¨orderung durch Promotoren erh¨oht die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Wissenschaftler mit seiner Erfindung selbstst¨andig macht.

Teil II Empirische Untersuchung

Kapitel 4 Methodik der empirischen Untersuchung ¨ Dieses Kapitel erl¨autert, welche statistischen Methoden zur Uberpr¨ ufung der Forschungshypothesen eingesetzt werden, welche G¨ utemaße dabei im Einzelnen anzuwenden sind und in welchen Schritten die empirischen Daten analysiert werden sollen. Dazu werden ¨ im ersten Abschnitt grunds¨atzliche Uberlegungen zu den in Frage kommenden Methoden angestellt (logistische Regression, Kausalanalyse). Im zweiten Abschnitt wird dargelegt, warum in der vorliegenden Studie unter den verschiedenen Verfahren der Kausalanalyse der PLS-Ansatz ausgew¨ahlt wurde. Im dritten Abschnitt werden die Forschungshypothesen in Strukturgleichungsmodelle u uhrt und diese n¨aher erl¨autert. Der vierte ¨berf¨ Abschnitt dieses Kapitels befasst sich mit den G¨ utemaßen, die aufgrund der verwendeten statistischen Methoden eingesetzt werden. Der Ablauf der Datenanalyse wird im letzten Abschnitt dargestellt.

4.1

¨ Grunds¨ atzliche Uberlegungen

Bei den Hypothesen 1, 3, 9 und 15 ist die abh¨angige Variable dichotom: Entweder der Wissenschaftler gr¨ undet auf Basis seiner Erfindung ein Unternehmen, oder nicht. W¨ahrend diese Variable direkt beobachtbar ist, sind bei allen anderen Hypothesen die abh¨angigen Variablen nicht direkt beobachtbar (sog. latente Variable“). Sie m¨ ussen durch die ” Definition von geeigneten Indikatorvariablen messbar gemacht werden. Gleiches gilt auch f¨ ur die unabh¨angigen Variablen, wie beispielsweise Risikobereitschaft, Leistungsmotivation F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_4, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

122

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

und Kontrolle komplement¨arer G¨ uter. Die unterschiedliche Skalierung der Variablen und die Verwendung latenter Konstrukte bedingt, dass unterschiedliche statistische Verfahren zum Einsatz kommen m¨ ussen. Es ist keine Methode bekannt, mit der die Wirkung von latenten Variablen auf zum Teil dichotome Variablen und zum Teil metrisch skalierte latente Variablen untersucht werden kann. Um den Effekt einer unabh¨angigen auf eine dichotome abh¨angige Variable zu untersuchen, wie zur Pr¨ ufung der Hypothesen 1, 3, 9 und 15 erforderlich, ist die logistische Regression geeignet. Eine lineare Regression kommt aufgrund der dichotomen Auspr¨aung der abh¨angigen Variable nicht in Frage. Alternativ k¨onnte man auch mit Diskriminanzanalysen arbeiten. Das Verfahren der logistischen Regression hat demgegen¨ uber jedoch den Vorteil, dass die Merkmalsvariablen nicht multivariat normalverteilt sein m¨ ussen.1 Aus diesem Grund ist es auch in der j¨ ungeren empirischen Forschung weitaus gebr¨auchlicher. Durch die Regressionsanalyse wird gepr¨ uft, ob die theoretisch f¨ ur relevant befundenen Einflussfaktoren unternehmerische Aktivit¨aten, F¨orderung durch Promotoren, Eignung der Erfindung und Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption signifikante Effekte auf die Entste¨ hung von Existenzgr¨ undungen haben. Uber eine Interpretation der Regressionskoeffizienten kann dar¨ uber hinaus eine Aussage zur relativen Wichtigkeit der Faktoren getroffen werden. F¨ ur die Analyse der Wirkbeziehungen zwischen mehreren theoretischen Konstrukten bietet sich das Instrument der Kausalanalyse an.2 Kausalanalytische Modelle werden h¨aufig auch als Strukturgleichungsmodelle bezeichnet.3 Ein Strukturgleichungsmodell hat zwei Bestandteile: Zum einen das Messgleichungssystem, das die Beziehungen zwischen den Konstrukten und ihren Indikatoren in Form eines faktoren- oder regressionsanalytischen Ansatzes beschreibt, und zum anderen das Strukturgleichungssystem, das die Wirkbeziehungen zwischen den Konstrukten in Form eines regressionsanalytischen Modells wiedergibt. Die Indikatorvariablen, mit denen die latenten Variablen messbar gemacht ( opera” tionalisert“) werden, bezeichnet man auch als manifeste Variablen“.4 G¨angige Algorith” men setzen metrisch- bzw. intervallskalierte abh¨angige Variablen voraus, weshalb diese Methode zur Pr¨ ufung der Hypothesen 1, 3, 9 und 15 nicht in Frage kommt.5 1 2

3 4 5

Vgl. [Backhaus u. a. 2000] S. 167. Die Begriffe Konstrukt“ und latente Variable“ werden in der Literatur synonym verwendet (vgl. ” ” [Homburg und Giering 1996] S. 6.). Von latenten Variablen“ sprechen beispielsweise [Betzin und ” Henseler 2005] S. 50, [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 714, [Lohm¨ oller 1989] S. 28. Den Begriff Konstrukt“ verwendet hingegen [Walter 2003] S. 169. ” Vgl. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 714, [Betzin und Henseler 2005] S. 50. Vgl. [Lohm¨oller 1989] S. 28, [Betzin und Henseler 2005] S. 50. Vgl. [Chin u. a. 2003] S. 199.

4.2. Begr¨ undung f¨ ur die Wahl von PLS

123

Bei der Durchf¨ uhrung einer Kausalanalyse mit latenten Variablen unterscheidet man zwischen kovarianzstruktur- und varianzstrukturbasierten Verfahren.6 Zu ersteren z¨ahlen die in den Softwarepaketen LISREL, AMOS und EQS verwendeten Algorithmen.7 Die grunds¨atzliche Idee kovarianzstrukturbasierter Verfahren besteht darin, die Parameter der Gleichungsmodelle so zu w¨ahlen, dass sich die aus dem Modell theoretisch ableitbare Kovarianzmatrix der manifesten Variablen so gut wie m¨oglich an die empirische Kovarianzmatrix anpasst.8 Ein varianzstrukturbasiertes Verfahren ist hingegen der von Wold entwickelte ur Partial Least Squares“, auf Deutsch also partielle KleinstPLS-Ansatz.9 PLS steht f¨ ” ” quadratemethode“.10 Es handelt sich um ein zweistufiges Vorgehen, bei dem im ersten Schritt konkrete Sch¨atzwerte f¨ ur die latenten Variablen generiert werden. Im zweiten Schritt werden mit diesen Werten die Parameter der Gleichungssysteme sukzessiv und iterativ mit Hilfe der Kleinstquadratemethode gesch¨atzt.11 Daraus leitet sich auch der Name des Verfahrens ab, denn die sukzessive Sch¨atzung der Parameter bedingt, dass jeweils nur ein Teil des Modells durch die Kleinstquadratemethode berechnet wird.12 Sie zielt nicht darauf ab, die empirische Kovarianz-, sondern die Rohdatenmatrix optimal zu reproduzieren.13

4.2

Begru ¨ ndung fu ¨ r die Wahl von PLS

In der vorliegenden Studie wird der PLS-Ansatz der Kausalanalyse verwendet. Die Gr¨ unde, die ihn f¨ ur die Hypothesen dieser Arbeit vorteilhafter erscheinen lassen als kovarianzstrukturbasierte Verfahren, sind: • M¨ oglichkeit zur gleichzeitigen Behandlung formativer und reflektiver Konstrukte.14 Die Begriffe formativ“ und reflektiv“ beziehen sich auf die zwei m¨ogli” ” chen Arten von Messgleichungssystemen im Strukturgleichungsmodell. Wie bereits oben erw¨ahnt, kann die Beziehung zwischen einem Konstrukt und seinen Indikatoren entweder in Form eines regressions- oder eines faktorenanalytischen Ansatzes dargestellt werden. Im ersteren Fall spricht man von einer formativen, im letzteren Fall 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Fornell 1987] S. 412. [Fassott 2005] S. 21, [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 715. [Betzin und Henseler 2005] S. 50. [Wold 1980] S. 51 ff. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 722. [Betzin und Henseler 2005] S. 50. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 722. [Fassott 2005] S. 26. [Fassott 2005] S. 24, [Chin 1998] S. 295.

124

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung von einer reflektiven Operationalisierung. Bei einem formativen Konstrukt verur” sacht“ die Summe der Indikatoren das Konstrukt. Die Indikatoren k¨onnen, m¨ ussen aber untereinander nicht korreliert sein.15 Hingegen ruft bei einer reflektiven Ope¨ rationalisierung eine Anderung der Auspr¨agung des Konstrukts eine gleichzeitige ¨ Anderung der Auspr¨agung aller Indikatoren hervor. Jene m¨ ussen daher zwingend eine hohe Korrelation untereinander aufweisen.16 Formative Messmodelle k¨onnen von kovarianzstrukturbasierten Verfahren prinzipiell nicht abgebildet werden. Der Ausweg besteht in der empirischen Praxis h¨aufig darin, sie vor Anwendung des Verfahrens durch Aufsummieren, Durchschnittsbildung oder andere Berechnungsvorschriften zu einer einzigen Indexvariable zusammenzufassen, was aber dazu f¨ uhrt, dass der Einfluss der einzelnen Indikatoren nicht mehr 17 zu ermitteln ist. Da in der vorliegenden Untersuchung sowohl formativ als auch reflektiv operationalisierte Konstrukte verwendet werden, erscheint die Anwendung des PLS-Verfahrens geeigneter als die Anwendung eines kovarianzstrukturbasierten Verfahrens.

• Geringe Anforderung an die Stichprobengr¨ oße. Sie liegt darin begr¨ undet, dass im PLS-Verfahren nicht das gesamte Modell auf einmal gesch¨atzt wird, sondern nur jeweils Teilmodelle. Hierin besteht ein wesentlicher Unterschied zu kovarianzbasierten Verfahren, deren Zielfunktion die Anpassung der vom Modell generierten Kovarianzmatrix an die empirische Kovarianzmatrix ist. Dieses Vorgehen erfordert einen bedeutend gr¨oßeren Stichprobenumfang, damit die Parametersch¨atzung zu stabilen Ergebnissen f¨ uhrt. Kovarianzstrukturanalysen ben¨otigen f¨ ur ein Modell bestehend aus zwei Konstrukten einen Stichprobenumfang von 100 bis 150 Beobachtungen.18 Demgegen¨ uber wird f¨ ur das PLS-Verfahren gefordert, dass die Stichprobe mindestens zehnmal so groß sein sollte, wie die Anzahl der Indikatoren des komplexesten formativen Konstrukts im Modell oder aber zehnmal so groß wie die gr¨oßte Anzahl von exogenen Konstrukten, die auf ein endogenes Konstrukt laden. Es ist diejenige der beiden Regeln ausschlaggebend, die im konkreten Anwendungsfall zu einer h¨oheren Anforderung an die Stichprobe f¨ uhrt.19 In der vorliegenden Studie werden 15 16 17

18 19

Vgl. [Chin 1998] S. 306, [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 728 f. Vgl. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 718, [Cohen u. a. 1990] S. 183 f., [MacCallum und Browne 1993] S. 533 f. Vgl. [Fassott 2005] S. 25. Vgl. weiter [Kuester u. a. 1999] S. 90 ff., [Kuester u. a. 2001] S. 1204 f., [Morgan und Hunt 1994] S. 29 und 34 f., [Stock 2003] S. 390. Vgl. davon abweichend [Schloderer und Balderjahn 2005] S. 93. Vgl. [Hair u. a. 1998]. Vgl. [Chin 1998] S. 295, S. 311.

4.2. Begr¨ undung f¨ ur die Wahl von PLS

125

die Konstrukte Bedarf komplement¨arer G¨ uter sowie Informationskontrolle durch jeweils vier formative Indikatoren gemessen. Die Stichprobe m¨ usste daher mindestens 40 Objekte umfassen. Hingegen laden auf die endogenen Konstrukte Eignung der Erfindung und Unternehmerische Aktivit¨aten jeweils f¨ unf exogene Konstrukte. Dies f¨ uhrt zu einer Mindestanforderung von 50 Stichprobenobjekten. Die geringe Anforderung von PLS an die Stichprobengr¨oße ist insbesondere deswegen von Vorteil, da die Gewinnung von Informanten f¨ ur die vorliegende Untersuchung mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. Um die formulierten Hypothesen empirisch u ufen zu k¨onnen, m¨ ussen alle Informanten (i) Erfinder sein und (ii) diese ¨berpr¨ Erfindung w¨ahrend ihrer T¨atigkeit an einer außeruniversit¨aren Einrichtung gemacht haben. Zudem wird gefordert, dass (iii) einige dieser Informanten sich auf Basis einer derartigen Erfindung selbstst¨andig gemacht haben. Erfinder, die auf jeden Fall die ersten beiden Kriterien erf¨ ullen, kann man u ¨ber eine Patentrecherche identifizieren. Die operative Schwierigkeit besteht hier lediglich in der Vervollst¨andigung bzw. Aktualisierung der Adressdaten der Erfinder, insbesondere der E-Mail-Adresse, um sie f¨ ur die Befragung kontaktieren zu k¨onnen. Erfinder, die auch das dritte Kriterium erf¨ ullen, sind dagegen nur sehr schwer durch ¨offentlich zug¨angliche Quellen ausfindig zu machen. Zwar kommen sie auch unter den auf die bereits beschriebene Weise identifizierten Erfindern vor, allerdings ist ungewiss, mit welcher H¨aufigkeit. Erfolgversprechender schien es, hier u ¨ber die Forschungsinstitute zu gehen und mit ihrer Hilfe an die existenzgr¨ undenden Erfinder heranzukommen. Da nicht zu erwarten war, ein strukturiertes Verzeichnis existenzgr¨ undender Erfinder vorzufinden, musste mit erheblichem Zeit- und Kostenaufwand in Abh¨angigkeit von den recherchierten Erfindernamen gerechnet werden. Zudem war damit zu rechnen, dass gerade die Gr¨ under junger Unternehmen nur in einem sehr begrenzten Umfang Zeit f¨ ur die Beantwortung von Frageb¨ogen aufwenden wollen. • Keine Multinormalverteilungsannahme bez¨ uglich der manifesten Variablen.20 Der PLS-Sch¨atzalgorithmus beruht auf linearen Regressionen und erfordert daher keine strikten Verteilungsannahmen hinsichtlich der manifesten Variablen. Andere Sch¨atzmethoden setzen hingegen eine Normalverteilung der manifesten Variablen voraus. Im Falle des PLS-Algorithmus ist lediglich darauf zu achten, dass die manifesten Variablen metrisches Skalenniveau aufweisen.21 Likert-Skalen k¨onnen als metrische Skalen interpretiert werden.22 Aber auch die Behandlung kategorialer Da20 21 22

Vgl. [Chin 1998] S. 316. Vgl. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 721. Vgl. [Chin u. a. 2003] S. 199.

126

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung ten ist unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen des PLS-Ansatzes m¨oglich.23 In der vorliegenden Studie war a priori nicht damit zu rechnen, dass die manifesten Variablen normalverteilt sind.

• Besondere Eignung f¨ ur prognoseorientierte, induktive Forschungsans¨ atze.24 Im PLS-Ansatz gibt es im Gegensatz zu kovarianzstrukturbasierten Verfahren keine ¨ globale Zielfunktion. Die Ubereinstimmung der empirischen und der vom Modell berechneten Kovarianzmatrix wird bei diesen Verfahren statistisch u uft und ¨berpr¨ daraus eine Ablehnung bzw. Unterst¨ utzung des Strukturgleichungsmodells abgeleitet.25 PLS versucht hingegen, die Rohdatenmatrix m¨oglichst optimal zu reproduzieren. Ob das Modell insgesamt wahr oder falsch ist, kann nicht getestet werden. Es interessiert eher, inwieweit sich das Modell zur Vorhersage eignet.26 Das bedeutet, dass das PLS-Verfahren insbesondere f¨ ur die Theorieherleitung im Fr¨ uhstadium der Forschungsentwicklung (bezogen auf ein bestimmtes Einsatzfeld) herangezogen werden sollte.27 Gerade dann, wenn das Erkenntnisziel auf die Einzelbeziehungen zwischen latenten Variablen gerichtet ist, ist PLS von Vorteil.28 In der vorliegenden Untersuchung geht es nicht darum, die G¨ ultigkeit eines Gesamtmodells zu beweisen. Stattdessen sollen einzelne Abh¨angigkeitsbeziehungen und deren relative Intensit¨at erforscht werden. • Besondere Eignung f¨ ur die Sch¨ atzung von Interaktionseffekten.29 Interaktionseffekte, auch als moderierende Effekte“ bezeichnet,30 bestehen dann, wenn die ” St¨arke des Wirkzusammenhangs zwischen exogener und endogener Variable durch eine oder mehrere weitere sogenannte Moderatorvariablen beeinflusst wird.31 Der Interaktionseffekt wird in PLS per paarweiser multiplikativer Verkn¨ upfung zwischen den Indikatoren der exogenen Variable und jenen der Moderatorvariable berechnet.32 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32

Vgl. insbesondere [Betzin 2005] S. 184 ff., [Betzin 2000] S. 66 ff. Vgl. weiter [Bertholet und Wold 1984], [Lohm¨oller 1989] S. 155 ff. Vgl. [Wold 1982] S. 341 ff., [Fassott 2005] S. 29. Vgl. weiter [Fornell 1989] S. 164 ff., [Chin 1998] S. 295. Vgl. [Fassott 2005] S. 26. Vgl. [Lohm¨oller 1992] S. 355. Vgl. [Gopal u. a. 1992] S. 57, [Chin und Newsted 1999] S. 330. Vgl. [Albers und Hildebrandt 2006] S. 26 f. Vgl. [Eggert u. a. 2005] S. 107. Vgl. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 724, [Eggert u. a. 2005] S. 107. Vgl. [Eggert u. a. 2005] S. 102, [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 724. Diese Aussage bezieht sich auf die Bildung einer Interaktionsvariable auf der Basis von zwei reflektiv operationalisierten Konstrukten. Ist eines der beiden Konstrukte formativ operationalisiert, werden die PLS-Konstruktwerte des formativen Konstrukts paarweise mit den reflektiven Indikatoren des anderen Konstrukts multipliziert. Sind beide Konstrukte formativ operationalisiert, werden f¨ ur jedes Stichprobenobjekt die beiden Konstruktwerte multipliziert. Der Interaktionseffekt wird dann durch

4.3. Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle

127

Dies bedeutet zwangsl¨aufig, dass sich die Indikatoren der Interaktionsvariable einen Teil der Varianz mit den Indikatoren der Ausgangsvariablen teilen. Kovarianzstrukturbasierte Verfahren gehen von der Pr¨amisse aus, dass die Fehlerterme der Indikatorvariablen unkorreliert sind. Die Sch¨atzung von Interaktionseffekten stellt daher f¨ ur diese Verfahren ein Problem dar. In der vorliegenden Arbeit sind im Zusammenhang mit dem Technologiefeld der Erfindung mehrere Interaktionseffekte zu erwarten.

4.3

Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle

Zur Pr¨ ufung der Forschungshypothesen sind insgesamt drei Strukturgleichungsmodelle zu definieren. Das erste Modell beschreibt die vermuteten Wirkbeziehungen zwischen den exogenen latenten Variablen Risikobereitschaft, Leistungsmotivation, Sozialkompetenz, BWL-Kompetenz und Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens und der latenten endogenen Variable unternehmerische Aktivit¨aten. Das zweite Modell stellt den vermuteten Zusammenhang zwischen den exogenen Konstrukten Informationskontrolle, relativer Vorteil, Anwendungsreife, Marktattraktivit¨at, Bedarf komplement¨arer G¨ uter und dem endogenen Konstrukt Eignung der Erfindung dar. Das dritte Modell dient allein dem Zweck, f¨ ur jedes Stichprobenobjekt einen Indexwert zu generieren, der wiedergibt, wie intensiv die Verwertung der Erfindung durch Promotoren gef¨ordert wurde. Es handelt sich dabei um ein Zwei-Konstrukt-Modell, das von den anderen Modellen getrennt berechnet werden muss, da es sich keine abh¨angige Variable mit diesen teilt. Alle Strukturgleichungsmodelle sind durch ein Messmodell und ein Strukturmodell zu beschreiben. Zur Veranschaulichung ist in Abbildung 4.1 das zweite der drei erw¨ahnten Strukturgleichungsmodelle in Form eines Pfaddiagramms dargestellt. Es soll beispielhaft f¨ ur die grunds¨atzliche Vorgehensweise diskutiert werden.33 Das Strukturmodell beschreibt die Beziehung zwischen den Konstrukten. Dort bezeichnen die griechischen Buchstaben ξ1 bis ξ5 die latenten exogenen Variablen • Informationskontrolle (ξ1 ),

33

einen einzigen Indikator ausgedr¨ uckt. Vgl. [Eggert u. a. 2005] S. 107 ff., [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 725. ¨ Aus Gr¨ unden der Ubersichtlichkeit sind Fehlerterme und Interaktionsvariablen nicht eingezeichnet. Vgl. f¨ ur die grunds¨ atzliche Beschreibung von PLS-Strukturgleichungsmodellen [G¨ otz und LiehrGobbers 2004] S. 716 – 720.

128

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

Indikator x1

11

Indikator x2

12 13

Indikator x3

14

Strukturmodell

1

Indikator x4

Messmodell der latenten exogenen Variablen

Indikator x5 Indikator x6

52

11

62 72

2

Indikator x7 Indikator x8

83

Indikator x9

93 103

3

12

13

14 114

Indikator x12

124 134 144

4

Indikator x14 Indikator x16 Indikator x17

Indikator y2

4

Indikator x11

Indikator x15

Indikator y1

2 3

Indikator x10

Indikator x13

1

515

15

Indikator y3 Indikator y4

Messmodell der latenten endogenen Variablen

516 517

5

518

Indikator x18

Abbildung 4.1: Pfaddiagramm – Eignung der Erfindung Quelle: Eigene Darstellung. • Relativer Vorteil (ξ2 ), • Anwendungsreife (ξ3 ), • Marktattraktivit¨at (ξ4 ) und • Bedarf komplement¨arer G¨ uter (ξ5 ).

Die latente endogene Variable Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung ist durch das Symbol η dargestellt. Ein Maß f¨ ur die Richtung und St¨arke der Wirkbeziehung zwischen den exogenen Konstrukten und dem endogenen Konstrukt ist die Auspr¨agung der Pfadkoeffizienten γ. Sie k¨onnen als standardisierte Regressionskoeffizienten aufgefasst werden. Im Index der Koeffizienten ist die erste Ziffer mit dem Index des Konstrukts identisch, zu dem der Pfeil hinf¨ uhrt. Die zweite Ziffer ist identisch mit dem Index des Konstrukts, von dem der Pfeil entspringt. Dies entspricht der allgemein u ¨blichen Notation. Die Pfeilrichtung verdeutlicht, dass das exogene Konstrukt durch die endogenen Konstrukte erkl¨art werden soll. Formal l¨asst sich der grafisch veranschaulichte Zusammenhang im Strukturmodell wie folgt beschreiben:

4.3. Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle

129

η = Γξ + ζ, wobei ξ den Vektor der Konstruktwerte der exogenen Variablen, Γ den Vektor der Pfadkoeffizienten und ζ die Fehlervariable (Residualvariable) der nicht beobachtbaren endogenen Variable η darstellen. Qualitativ ausgedr¨ uckt handelt es sich bei dieser Formel um die in den Hypothesen H10 bis H14 formulierten Zusammenh¨ange, wonach die Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung beispielsweise von der Anwendungsreife positiv beeinflusst wird. F¨ ur eine Best¨atigung der Hypothesen sollten die einzelnen γ signifikant sein und das erwartete Vorzeichen aufweisen. Das Messmodell dient der Beschreibung der nicht direkt beobachtbaren Variablen. In Abbildung 4.1 sind drei reflektiv und zwei formativ operationalisierte exogene Konstrukte zu sehen (ξ2 , ξ3 , ξ4 bzw. ξ1 , ξ5 ). Auch das endogene Konstrukt η ist reflektiv operationalisiert. Man erkennt dies an der Richtung der Pfeile zwischen den Konstrukten und ihren Indikatoren. F¨ uhren die Pfeile vom Konstrukt weg, veranschaulicht dies, dass das Konstrukt die Auspr¨agung der Indikatoren verursacht. Es handelt sich dann um eine reflektive Operationalisierung. F¨ uhren die Pfeile hingegen von den Indikatoren zum Konstrukt, handelt es sich um formative Indikatoren. Die Summe der formativen Indikatoren verursacht das Konstrukt. Ob ein Konstrukt formativ oder reflektiv zu operationalisieren ist, muss auf ¨ der Basis inhaltlicher Uberlegungen entschieden werden.34 Die Operationalisierung der relevanten Konstrukte wird an sp¨aterer Stelle ausf¨ uhrlich behandelt. Formal lassen sich die reflektiven Messmodelle f¨ ur die latenten exogenen Variablen wie folgt beschreiben: x = λx ξ + δx . Hier bezeichnet x die Indikatorvariable. Der Ladungskoeffizient λx beschreibt den Zusammenhang zwischen ξ und x. δx stellt den Messfehler der Indikatorvariablen x dar. Qualitativ kommt in dieser Formel zum Ausdruck, dass eine Ver¨anderung des Konstrukts eine Ver¨anderung in allen Indikatorvariablen nach sich zieht. Das reflektive Messmodell der latenten endogenen Variable ist gegeben durch: y = λ y η + y , 34

Vgl. die Diskussion bei [Dijkstra 1983] S. 79 f. und [Fornell u. a. 1991]. Vgl. weiter [Jarvis u. a. 2003] S. 204 f. und [Eggert und Fassott 2003].

130

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

wobei es sich bei y um die Indikatorvariable handelt, bei λy um den Ladungskoeffizienten zur Beschreibung des Zusammenhangs zwischen η und y und bei y um den Fehlerterm der Indikatorvariable y. Wiederum kommt zum Ausdruck, dass eine Ver¨anderung des Konstrukts eine Ver¨anderung in allen Indikatorvariablen nach sich zieht. Die formativen Messmodelle der latenten exogenen Variablen werden hingegen durch die folgende Gleichung beschrieben: ξ = πξ x + δ, wobei πξ die Matrix der Regressions- bzw. Gewichtungskoeffizienten darstellt. In der Gleichung kommt zum Ausdruck, dass die Gesamtheit aller Indikatoren das Konstrukt ausmacht. Die Ver¨anderung eines einzelnen Indikators f¨ uhrt zu einer ver¨anderten Auspr¨agung des Konstrukts. Die formalen Unterschiede zwischen reflektiven und formativen Messmodellen f¨ uhren dazu, dass ihre G¨ ute nicht mit ein und demselben Verfahren gepr¨ uft werden darf. W¨ahrend es sich bei reflektiven Messmodellen im Kern um einen faktorenanalytischen Ansatz handelt, liegt formativen Messmodellen ein regressionsanalytischer Ansatz zu Grunde.35 Im ersteren Fall ist beispielsweise im Sinne einer G¨ utebeurteilung eine hohe Korrelation der Indikatoren w¨ unschenswert, im letzteren Fall k¨onnen die Indikatoren zwar miteinander korreliert sein, m¨ ussen es aber nicht. Bei formativen Indikatoren muss wegen des regressionsanalytischen Ansatzes beispielsweise auf Multikollinearit¨at gepr¨ uft werden, w¨ahrend diese wiederum bei reflektiven Indikatoren kein Problem darstellt.36 Es ist daher geboten, bei der Pr¨ ufung der Messmodelle genau darauf zu achten, um welche der beiden Operationalisierungsformen es sich handelt. Eggert und Fassott zeigen anhand einer Analyse von 30 Aufs¨atzen, die in der referierten Zeitschrift Marketing ZFP ver¨offentlicht wurden, ur 43 dass die empirische Praxis dieser Forderung leider h¨aufig nicht gerecht wird.37 F¨ Studien, die in den Zeitschriften Zeitschrift f¨ ur Betriebswirtschaft, Die Betriebswirtschaft und Zeitschrift f¨ ur betriebswirtschaftliche Forschung erschienen sind, weist Fassott nach, dass im Durchschnitt rund 35 Prozent der reflektiv operationalisierten Konstrukte ihrer Natur nach eigentlich formativ und daher fehlspezifiziert sind.38 Der am Beispiel des Modells Eignung der Erfindung illustrierte Formalismus kann analog auf die Modelle Unternehmerische Aktivit¨aten und F¨orderung durch Promotoren ange35 36 37 38

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Betzin und Henseler 2005] S. 50. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 729. Vgl. weiter [Backhaus u. a. 2000] S. 41 f. [Eggert und Fassott 2003] S. 9 ff. Siehe auch [Jarvis u. a. 2003] S. 206 f. [Fassott 2006] S. 74 ff.

4.3. Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle

131

wendet werden. Da diese Anwendung aber keine neuen Erkenntnisse verspricht, sollen im Folgenden lediglich die Besonderheiten der einzelnen Strukturgleichungsmodelle kurz herausgestellt werden. Dazu wird auch nochmals auf das Modell Eignung der Erfindung eingegangen.

4.3.1

Unternehmerische Aktivit¨ aten

Abbildung 4.2 zeigt das Strukturmodell, mit dessen Hilfe der Einfluss von Risikobereitschaft, Leistungsmotivation, Sozialkompetenz, BWL-Kompetenz und Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens auf das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten gepr¨ uft werden soll. Die Besonderheit des Modells besteht darin, dass es sich bei der latenten Variable unternehmerische Aktivit¨aten um ein mehrdimensionales Konstrukt handelt. Dies wird durch den gestrichelten Kasten illustriert, in dem die Dimensionen Initiieren, Kombinie¨ die eine reflektive ren und Durchsetzen enthalten sind.39 Die inhaltlichen Uberlegungen, Operationalisierung des Konstrukts unternehmerische Aktivit¨aten erzwingen, werden an sp¨aterer Stelle dargelegt.40 Um ein derartiges mehrdimensionales Konstrukt mit dem PLS-Ansatz zu berechnen, wird die Methode der wiederholten Indikatoren“ 41 verwendet. Hierbei wird das Konstrukt ” durch alle Indikatoren der Dimensionen gemessen. Werden beispielsweise die drei Dimensionen durch jeweils vier Indikatoren gemessen, so wird das Konstrukt durch zw¨olf Indikatoren abgebildet. Diese Technik stellt sicher, dass das Messmodell definiert ist. Da der PLS-Algorithmus mit konkreten Sch¨atzwerten f¨ ur die Konstrukte arbeitet, w¨are ein mehrdimensionales Konstrukt anderenfalls nicht berechenbar. Als Konsequenz ergibt sich, dass die G¨ utebeurteilung des Messmodells nicht am Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten ansetzen darf, sondern auf Ebene der einzelnen Dimensionen erfolgen muss.42 Hier tritt ein wesentlicher Unterschied zu kovarianzbasierten Verfahren zu Tage. Da diese auch ohne konkrete Sch¨atzwerte f¨ ur die latenten Variablen auskommen, w¨are das Messmodell auch dann definiert, wenn die reflektiven Indikatoren nicht wiederholt w¨ urden. 39

40

41 42

Streng genommen handelt es sich bei diesen drei Dimensionen nicht um einen Teil des Strukturmodells, sondern um einen Teil des Messmodells: Sie dienen ausschließlich dazu, das Konstrukt unternehmerische Aktivit¨ aten zu messen. Vgl. f¨ ur eine Darstellung grunds¨ atzlicher Optionen bei der Bildung mehrdimensionaler Konstrukte und einer kritischen Auseinandersetzung mit der g¨ angigen Praxis der Marketingforschung [Jarvis u. a. 2003] S. 204 ff. Vgl. weiter [Homburg und Giering 1996] S. 6. Engl. Repeated manifest variables“. Vgl. [Lohm¨ oller 1989] S. 130. ” Vgl. [Lohm¨oller 1989] S. 128 – 133.

132

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

Mehrdimensionales Konstrukt

Risikobereitschaft Initiieren Leistungsmotivation

Unternehmerische Aktivitäten

Sozialkompetenz

BWLKompetenz

Kombinieren

Durchsetzen Erwünschtheit untern. Verhaltens

Abbildung 4.2: Pfaddiagramm (Strukturmodell) – Unternehmerische Aktivit¨aten Quelle: Eigene Darstellung.

4.3.2

Eignung der Erfindung

Abbildung 4.3 zeigt nochmals das bereits weiter oben ausf¨ uhrlich beschriebene Pfaddiagramm aus Abbildung 4.1, allerdings ohne das Messmodell. Zus¨atzlich sind die vermuteten Interaktionseffekte durch entsprechende Pfeile angedeutet. Diese Effekte werden in Strukturgleichungsmodellen anhand von Interaktionstermen untersucht. Die Methode ist der moderierten Regression sehr ¨ahnlich.43 Eine Herausforderung stellt im vorliegenden Fall die Tatsache dar, dass es sich bei der Variable Technologiefeld um eine kategoriale Variable handelt. Sie darf als solche nicht mit den anderen Variablen verkn¨ upft werden, die auf 5-stufigen Likert-Skalen beruhen. Die L¨osung besteht darin, sie vor ihrer Verwendung im Strukturgleichungsmodell zu transformieren. Betzin entwickelt daf¨ ur eine Methode. Die grunds¨atzliche Idee dabei ist, auf Basis der H¨aufigkeitsverteilung der Kategorien f¨ ur jedes Stichprobenobjekt eine Art Entfernung von der mittleren Verteilung der Kategorien zu berechnen.44 43 44

Vgl. f¨ ur eine formale Darstellung [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 724 f. Vgl. weiter [Eggert u. a. 2005] S. 107 ff. Vgl. [Betzin 2000] S. 66 ff., [Betzin 2005] S. 184 ff. Vgl. weiter [Lohm¨ oller 1989] S. 155 ff., [Bertholet und Wold 1984].

4.3. Beschreibung der Strukturgleichungsmodelle

133

Informationskontrolle Relativer Vorteil

Eignung der Erfindung

Anwendungsreife

Marktattraktivität Bedarf komplementärer Güter

Technologiefeld

Abbildung 4.3: Pfaddiagramm (Strukturmodell) – Eignung der Erfindung Quelle: Eigene Darstellung.

4.3.3

F¨ orderung durch Promotoren

Ziel des letzten der drei Strukturgleichungsmodelle ist die Bildung eines Index, der den Grad der F¨orderung durch Promotoren misst. Das Modell ist in Abbildung 4.4 vollst¨andig dargestellt. Es handelt sich um ein sogenanntes Zwei-Konstrukt-Modell“:45 Hier wird der ” Grad der F¨orderung durch Promotoren sowohl durch formative wie auch durch reflektive Indikatoren gemessen. ¨ F¨ ur die Konstruktion sind inhaltliche Uberlegungen ausschlaggebend: Der Grad der F¨orderung durch Promotoren wird durch die Leistungsbeitr¨age der drei identifizierten Promotorenarten, dem Machtpromotor, dem Fachpromotor und dem Beziehungspromotor bestimmt. Die drei korrespondierenden Typen von Leistungsbeitr¨agen sind additiv zu verstehen, da sie sich nicht u ¨berschneiden. Zusammen genommen bestimmen sie den Grad der F¨orderung. Allerdings w¨are es falsch, die drei Typen von Leistungsbeitr¨agen mit gleichen Gewichten in einen Index zu u uhren. Es kann n¨amlich sein, dass sich die Leistungs¨berf¨ 45

Vgl. [Diamantopoulos und Winklhofer 2001] S. 273f., [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 719 f. Das Zwei-Konstrukt-Modell entspricht analytisch dem MIMIC-Modell (Multiple effect indicators for multiple causes). Vgl. dazu [Hauser und Goldberger 1971] S. 81 f.

134

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

Indikator 3

Indikator 1 Hilfskonstrukt Indikator 2

Förderung durch Promotoren

Indikator 4 Indikator 5

Abbildung 4.4: Pfaddiagramm – F¨orderung durch Promotoren Quelle: Eigene Darstellung. beitr¨age der Promotoren im Ausmaß ihrer positiven Effekte unterscheiden. Die F¨orderung durch einen bestimmten Promotorentyp k¨onnte mehr wert“ sein als die F¨orderung durch ” einen anderen. Um das Gewicht der Promotoren im Index festzustellen, kann das Zwei-Konstrukt-Modell weiterhelfen. Ein Hilfskonstrukt wird reflektiv so operationalisiert, dass es genau dasselbe misst, wie das oben beschriebene formative Konstrukt. Die Berechnung des Modells liefert das Gewicht der einzelnen formativen Indikatoren bzw. die relative Wichtigkeit der Promotorenarten. Sofern die G¨ ute des Modells zufriedenstellend ist, stellt der Grad der F¨orderung einen (korrekt) gewichteten Index dar, der in der logistischen Regression zur ¨ Uberpr¨ ufung der Hypothese 15 angesetzt werden kann. Die genaue Operationalisierung wird an sp¨aterer Stelle vorgenommen.

4.4

Untersuchungsrelevante Gu ¨ temaße

Zur G¨ utepr¨ ufung sind Objektivit¨at, Reliabilit¨at (Zuverl¨assigkeit) und Validit¨at (G¨ ultigkeit) der Messung zu beurteilen. Objektivit¨at erfordert, dass die Ergebnisse der Messung unabh¨angig von personellen Einfl¨ ussen und somit interpersonell nachpr¨ ufbar sind.46 Sie kann weiter unterschieden werden in die Dimensionen Durchf¨ uhrungs-, Auswertungs- und Interpretationsobjektivit¨at und ist qualitativ zu beurteilen.47 Der Begriff der Reliabilit¨at zielt dagegen auf die Beeintr¨achtigung der Messung durch zuf¨allige Einfl¨ usse ab. Eine Messung ist umso reliabler, je weniger sie zuf¨alligen Einfl¨ ussen unterliegt.48 Ob das zu messende Merkmal auch tats¨achlich untersucht wird, ist keine Frage der Realibilit¨at, sondern der Validit¨at.49 Sie bezeichnet die konzeptionelle Richtigkeit einer Messung.50 46 47 48 49 50

Vgl. [Decker und Wagner 2002] S. 262. Vgl. [Peppels 1985] S. 281. Vgl. [Lienert 1969] S. 13ff., [Peter 1979] S. 7. Vgl. weiter [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 727. Vgl. [Lienert 1969] S. 15. Vgl. [Homburg und Giering 1996] S. 7. Der Begriff Validit¨ at ist allerdings sehr vielschichtig (vgl. ” [Jacoby 1971] S. 91).

4.4. Untersuchungsrelevante G¨ utemaße

135

In der vorliegenden Untersuchung sind vor allem Reliabilit¨at und Validit¨at eingehend zu pr¨ ufen. Die Objektivit¨at der Messung kann hingegen vorab als zufriedenstellend angesehen werden: Die Befragung wurde mittels eines internetbasierten Erhebungsinstruments durchgef¨ uhrt, so dass kein direkter Einfluss auf die Informanten ausge¨ ubt werden konnte. Durchf¨ uhrungsobjektivit¨at war somit gew¨ahrleistet. Auswertungs- und Interpretationsobjektivit¨at sind anzuzweifeln, wenn viele Freiheitsgrade in der Auswertung und Interpretation der Antworten bestehen. Die vorliegende Studie verwendet ausschließlich Fragen mit vorgegebenen Antwortkategorien oder -skalen, so dass das Datenmaterial eindeutig interpretierbar ist. Potenzielle semantische Missverst¨andnisse wurden im Zuge mehrerer Pretest-Phasen so weit m¨oglich ausgeschlossen. Der Fragebogen wurde des Weiteren so konzipiert, dass er mit den verwendeten Methoden auswertbar ist.

4.4.1

Kausalanalyse (PLS)

Reflektive Messmodelle Im Rahmen kovarianzstrukturbasierter Ans¨atze wird eine G¨ utebeurteilung reflektiver Messmodelle in zwei Schritten empfohlen: Im ersten Schritt sollten Standardverfahren, sogenannte Verfahren der ersten Generation, eingesetzt werden. Im zweiten Schritt sollten die u ¨berlegenen, neueren Verfahren zur Anwendung kommen.51 Hier wird das PLS-Verfahren als ein solches u ¨berlegenes Verfahren der zweiten Generation“ angesehen. ” Standardverfahren dienen dazu, zu u ufen, ob die entwickelten Indikatoren grund¨berpr¨ s¨atzlich f¨ ur die Operationalisierung der Konstrukte geeignet sind. Ihre Annahmen bei der Reliabilit¨atspr¨ ufung werden aber kritisch beurteilt, ebenso ihre mangelnde Aussagekraft hinsichtlich bestimmer Validit¨atsaspekte.52 Entsprechend der Empfehlung von Homburg werden Cronbachsches Alpha, Item-to-Total-Korrelation und exploratorische Faktorenanalyse als Standardverfahren eingesetzt.53 Das Cronbachsche Alpha ist ein Reliabilit¨atsmaß, das die interne Konsistenz von Konstrukten misst.54 Der Wertebereich liegt zwischen 0 und 1. Je gr¨oßer das Cronbachsche Alpha, desto h¨oher die interne Konsistenz. Da der Wert mit der Anzahl der Indikatoren, 51

52 53 54

Vgl. beispielhaft [Walter 2003] S. 164 ff. f¨ ur das Vorgehen bei der Konstruktvalidierung im Rahmen eines kovarianzbasierten Ansatzes. Vgl. weiter [Homburg 1998] S. 80 ff., [Churchill 1992], [Anderson und Gerbing 1988] sowie [Homburg und Giering 1996]. Vgl. [Bagozzi und Phillips 1982], [Bagozzi u. a. 1991], [Anderson und Gerbing 1988]. Vgl. [Homburg 1998] S. 79 ff. Vgl. [Peter 1979] S. 8 f.

136

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

die ein bestimmtes Konstrukt messen, ansteigt, gelten bei Konstrukten mit weniger als vier Indikatoren Werte gr¨oßer als 0,5 als akzeptabel.55 Anderenfalls wird ein Mindestwert von 0,7 vorgeschlagen.56 Item-to-Total-Korrelationen sind die Korrelationen der Items mit dem Summenwert aller Indikatoren, die einem Konstrukt zugerechnet werden. Hier sind in der empirischen Praxis Werte von mindestens 0,4 erw¨ unscht.57 Die exploratorische Faktorenanalyse schließlich gibt Aufschluss dar¨ uber, welche Indikatoren sich gut zu einem gemeinsamen Faktor verdichten lassen.58 Mit ihrer Hilfe l¨asst sich auch feststellen, welcher Anteil der Varianz der Indikatoren durch die extrahierten Faktoren erkl¨art wird. In der empirischen Praxis wird gefordert, dass der kumulierte Varianzanteil gr¨oßer als 50 Prozent sein sollte.59 Die neueren Verfahren werden bisher begrifflich meist mit der konfirmatorischen Faktorenanalyse in Verbindung gebracht, wie sie beispielsweise im LISREL-Softwarepaket implementiert ist.60 Aber auch den PLS-Ansatz kann man als eine Form der konfirmatorischen Faktorenanalyse ansehen, mit dem das Repertoire der Standardverfahren zur G¨ utebeurteilung von Messmodellen erweitert wird. Der konfirmatorische Charakter von PLS in Bezug auf das Messmodell wird zum einen allein dadurch deutlich, dass a priori Beziehungen zwischen Indikatoren und latenten Variablen postuliert werden, deren Best¨atigung (lat. confirmare = best¨atigen) man sich erhofft. Das Gegenteil dazu w¨are ein exploratives Verfahren wie die exploratorische Faktorenanalyse, bei der man a priori keine Beziehungen postuliert. Gegen den konfirmatorischen Charakter des PLS-Verfahrens spricht lediglich, dass keine inferenzstatistische Pr¨ ufung des Gesamtmodells m¨oglich ist. Der Reliabilit¨ at reflektiver Messmodelle ist auf Ebene der einzelnen Indikatoren (Indikatorreliabilit¨at) sowie auf Ebene des Konstrukts (Konstruktreliabilit¨at) nachzugehen. Wie die vorherigen formalen Ausf¨ uhrungen gezeigt haben, bestehen auf beiden Ebenen zuf¨allige Einfl¨ usse, u ¨ber deren Ausmaß Klarheit gewonnen werden muss. Die Indikatorreliabilit¨ at gibt den Anteil der Varianz des Indikators an, der durch das zugeh¨orige Konstrukt erkl¨art wird.61 Sie wird wie folgt berechnet:62 rel(xi ) = 55 56 57 58 59 60 61 62

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

λ2ij φjj 2 λij φjj + θii

[Peter 1979] S. 8 f., [McAllister 1995] S. 36. Vgl. weiter [Walter 2003] S. 159. [Nunnally 1978] S. 245. [Walter 2003] S. 159. [Backhaus u. a. 2000] S. 253 f. [Homburg 1998] S. 86, [Walter 2003] S. 159. [Homburg und Giering 1996] S. 8, [Walter 2003] S. 160. [Bagozzi 1982] S. 156. [Homburg und Giering 1996] S. 10.

4.4. Untersuchungsrelevante G¨ utemaße

137

Hier stellt λij die gesch¨atzte Faktorladung zwischen Indikator xi und dem zu Grunde liegenden Konstrukt, φjj die gesch¨atzte Varianz des Konstrukts und θii die gesch¨atzte Varianz des zugeh¨origen Messfehlers dar. Es wird gefordert, dass mindestens 50 Prozent der Varianz des Indikators auf die latente Variable zur¨ uckzuf¨ uhren ist. Aus obiger Formel geht hervor, dass dies f¨ ur die Ladungskoeffizienten λ einen Wert von 0,7 impliziert. Gerade bei neu entwickelten Indikatoren treten jedoch h¨aufig auch geringere Ladungen auf.63 Zudem ist die Beurteilung auf Konstruktebene von gr¨oßerer Tragweite als die Beurteilung auf Ebene der einzelnen Indikatoren.64 Erst ab einem Niveau von 0,4 sollten reflektive Indikatoren aus dem Messmodell eliminiert werden.65 Konstruktreliabilit¨ at meint, dass Indikatoren, die demselben Konstrukt zugeordnet sind, eine starke Beziehung untereinander aufweisen sollten.66 Sie wird ermittelt durch Berechnung der internen Konsistenz nach Fornell und Larcker :67 

λij )2 i , Interne Konsistenz =   ( λij )2 + var(ij ) (

i

i

wobei λi die Ladung der Indikatorvariablen i einer latenten Variable, i den Messfehler der Indikatorvariablen i und j den Laufindex u ¨ber alle reflektiven Messmodelle darstellt. Der Wertebereich der internen Konsistenz liegt zwischen 0 und 1. In der Literatur werden Werte gr¨oßer als 0,6 bzw. 0,7 als akzeptabel angesehen.68 Hinsichtlich der Validit¨ atsmessung ist bei reflektiven Messmodellen zu unterscheiden at bezeichnet zwischen Inhaltsvalidit¨at und Diskriminanzvalidit¨at.69 Die Inhaltsvalidit¨ den Grad, zu dem die Variablen eines Messmodells dem inhaltlich-semantischen Bereich des Konstrukts angeh¨oren.70 Sie muss zum einen qualitativ im Vorfeld der Erhebung sichergestellt werden.71 Zum anderen kann die bereits oben erw¨ahnte exploratorische Faktorenanalyse einen quantitativen Beitrag leisten, um die Inhaltsvalidit¨at zu u ufen.72 ¨berpr¨ 63 64 65 66 67

68 69 70 71 72

Vgl. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 727. Vgl. [Bagozzi und Baumgartner 1994] S. 402. Vgl. [Hulland 1999] S. 198. Vgl. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 727. Vgl. [Fornell und Larcker 1981] S. 45. Weitere gebr¨ auchliche Bezeichnungen f¨ ur die interne Konsistenz sind Konvergenzvalidit¨ at, Faktorreliabilit¨ at (vgl. [Homburg und Giering 1996] S. 7 i.V. mit S. 10), J¨ oreskog’s Rho und Composite Reliability (vgl. [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 734.). Vgl. [Bagozzi und Yi 1988] S. 82 bzw. [Nunnally 1978] S. 245. Vgl. [Homburg und Giering 1996] S. 7 i.V. mit [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 727 f. Vgl. [Bohrnstedt 1970] S. 92. Vgl. [Carmines und Zeller 1979] S. 22, [Hildebrandt 1984] S. 42, [Churchill 1992] S. 76. Vgl. [Vinzi u. a. 2003] S. 5 f. Vgl. weiter [Bohrnstedt 1970] S. 92.

138

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

Die Diskriminanzvalidit¨ at beschreibt, inwieweit sich verschiedene Konstrukte voneinander abgrenzen lassen.73 Es wird gefordert, dass die Indikatoren eines Konstrukts untereinander st¨arkere Assoziationen aufweisen als mit Indikatoren anderer Konstrukte. Zur Beurteilung der Diskriminanzvalidit¨at wird die durchschnittlich erfasste Varianz (DEV) herangezogen. Sie wird nach folgender Formel berechnet: 

DEV =  i

i

λ2i +

λ2i

 i

var(i )

Diskriminanzvalidit¨at besteht dann, wenn die DEV einer latenten Variablen gr¨oßer ist als jede quadrierte Korrelation dieser latenten Variablen mit einem anderen Konstrukt im Modell.74 Zur abschließenden Beurteilung des reflektiven Messmodells werden per Resampling zu jedem Indikator t-Statistiken generiert, die einen Signifikanztest erlauben.75

Formative Messmodelle Die G¨ utebeurteilung formativer Messmodelle hat anhand von Expertenvalidit¨at, Indikaat ist vor torrelevanz und nomologischer Validit¨at zu erfolgen.76 Die Expertenvalidit¨ der eigentlichen Haupterhebung im Zuge des Pretests zu ermitteln. Experten oder als repr¨asentativ f¨ ur die Grundgesamtheit erachtete Personen werden gebeten, die zuf¨allig angeordneten Indikatoren mehrerer latenter Konstrukte dem ihrer Meinung nach richtigen Faktor zuzuordnen.77 Ab zw¨olf Personen gilt die Samplegr¨oße als zufriedenstellend.78 Als Maß der Expertenvalidit¨at werden der sogenannte psa - sowie der csv -Index verwendet. Ersterer sagt aus, welcher Prozentsatz der Probanden einen bestimmten Indikator dem richtigen Konstrukt zugeordnet hat. Letzterer gibt Aufschluss dar¨ uber, ob der Indikator f¨ ur das Konstrukt als inhaltlich relevant angesehen werden kann oder einem anderen als dem beabsichtigten Konstrukt sehr nahe steht. Die Formeln f¨ ur die Indizes lauten:

psa = 73 74 75 76 77 78

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Bagozzi und Phillips 1982] S. 469. [Fornell und Larcker 1981] S. 45 f. [Chin 1998] S. 318 ff. [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 728 ff. [Anderson und Gerbing 1991] S. 733. [Hunt u. a. 1982] S. 270.

nc N

4.4. Untersuchungsrelevante G¨ utemaße

csv =

139 n c − no , N

wobei nc die Anzahl der richtigen Zuordnungen, no die Anzahl der am h¨aufigsten genannten falschen Zuordnung und N die Zahl der Probanden bezeichnen. Der Wertebereich des ¨ psa -Index liegt zwischen 0 und 1, wobei h¨ohere Werte auf ein h¨oheres Maß an Ubereinstimmung hinweisen. Der Wertebereich des csv -Index liegt zwischen -1 und +1, wobei h¨ohere Werte auf eine h¨ohere inhaltliche Relevanz hinweisen und Werte nahe -1 auf eine große N¨ahe zu einem anderen Konstrukt.79 Zur Feststellung der Indikatorrelevanz werden die Gewichte der Indikatoren miteinander verglichen, um so ihren Beitrag zur Konstruktbildung zu bestimmen.80 Voraussetzung f¨ ur die Beurteilung der Indikatorrelevanz ist, dass zwischen den Indikatoren keine Multikollinearit¨at besteht. Sie kann dazu f¨ uhren, dass der Einfluss einzelner Indikatoren auf das Konstrukt nicht mehr nachvollzogen werden kann, weil sie große Standardfehler in den Regressionskoeffizienten des Messmodells verursacht.81 Ob Multikollinearit¨at vorliegt, kann in einem ersten Schritt durch eine paarweise Betrachtung der Indikatoren in der Korrelationsmatrix beurteilt werden.82 In einem zweiten Schritt sollte der VarianceInflation-Factor (VIF) berechnet werden:83 V IFk =

1 1 − Rk2

In obiger Gleichung bezeichnen V IFk den Variance-Inflation-Factor von Indikator k und Rk2 das Bestimmtheitsmaß der multiplen Regression aller 1-k Indikatoren des Konstrukts auf den betrachteten Indikator k. Ein VIF kleiner oder gleich zehn wird allgemein als unproblematisch angesehen, h¨ohere Werte weisen dagegen auf Multikollinearit¨at hin.84 Manche Autoren legen jedoch strengere Kriterien an und fordern VIFs kleiner als 5.85 Zus¨atzlich zum VIF wird vereinzelt auch der Konditionsindex zum Aufdecken von Multikollinearit¨at herangezogen.86 Er wird nach folgender Formel berechnet: 79 80 81 82 83 84 85 86

Vgl. [Anderson und Gerbing 1991] S. 734. Vgl. [Sambamurthy und Chin 1994] S. 231 f. Vgl. [Diamantopoulos und Winklhofer 2001] S. 272, [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 729. Vgl. [Eggert und Fassott 2003] S. 8. Vgl. [Eckey u. a. 2001] S. 93f., [Hair u. a. 1998] S. 220 f. Vgl. [Kleinbaum u. a. 1988] S. 214, [Mason und Perreault 1991] S. 270, [G¨ otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 729, [Michaels u. a. 1996] S. 15, [Im u. a. 2003] S. 94. Vgl. [Krieger 2005] S. 197, [Reinartz u. a. 2004] S. 303, [Michaels u. a. 1996] S. 15. Vgl. [Krieger 2005] S. 197, [Im u. a. 2003] S. 94.

140

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung 

Konditionsindexi =

Eigenwertmax Eigenwerti

In dieser Formel bezeichnen Eigenwertmax den gr¨oßten in der Sch¨atzung vorkommenden Eigenwert und Eigenwerti jeweils den zu betrachtenden Eigenwert der Varianz-KovarianzMatrix der unstandardisierten Regressionskoeffizienten zwischen den Indikatoren und der latenten Variable. Ein Konditionsindex gr¨oßer 30 deutet auf eine substanzielle Multikollinearit¨at hin.87 Die Pr¨ ufung der nomologischen Validit¨ at setzt die Einbindung des Konstrukts in einen u ¨bergeordneten theoretischen Rahmen voraus.88 Sie bezeichnet den Grad, zu dem sich bestimmte konzeptbasierte Vorhersagen in einem gr¨oßeren theoretischen Zusammenhang best¨atigen.89 Homburg und Giering beschreiben die nomologische Validit¨at im Zusammenhang mit der Validierung latenter Variablen wie folgt: Existiert im Hinblick auf das betrachtete Konstrukt eine [...] u ¨bergeordne” te Theorie, die eine Beziehung dieses Konstrukts mit einem anderen Konstrukt postuliert, so ist es erforderlich, die Messung des interessierenden Konstrukts mit der [...] Messung des anderen Konstrukts dahingehend zu untersuchen, ob die von der Theorie postulierten Zusammenh¨ange auch wirklich nachgewiesen werden k¨onnen.“ 90 Mit anderen Worten geht es also darum, Zusammenh¨ange zwischen dem formativ operationalisierten Konstrukt und weiteren Konstrukten zu untersuchen. Diese Zusammenh¨ange sollten theoretisch begr¨ undet und empirisch belegt sein. Wird der erwartete Zusammenhang festgestellt, kann dies als Indiz f¨ ur nomologische Validit¨at gewertet werden. Eine alternative Vorgehensweise besteht darin, das formative Konstrukt gleichzeitig auch noch reflektiv zu operationalisieren und sodann den Zusammenhang mit diesem reflektiven Konstrukt auf seine Signifikanz hin zu pr¨ ufen. Dies kann formal entweder durch das bereits erw¨ahnte MIMIC- oder das Zwei-Konstrukt-Modell vollzogen werden.91 Wiederum gilt die Best¨atigung des Zusammenhangs zwischen formativ und reflektiv operationalisiertem Konstrukt als ein Indiz f¨ ur nomologische Validit¨at. 87 88 89 90 91

Vgl. [Belsley u. a. 1980] S. 117 f., [Mason und Perreault 1991] S. 271. Vgl. [Ruekert und Churchill 1986] S. 226, [Peter und Churchill 1986] S. 2. Vgl. [Bagozzi 1979] S. 14. [Homburg und Giering 1996] S. 7 f. Vgl. [Diamantopoulos und Winklhofer 2001] S. 272 f., [Winklhofer und Diamantopoulos 2002] S. 153f., [Reinartz u. a. 2004] S. 298 f.

4.4. Untersuchungsrelevante G¨ utemaße

141

Zur abschließenden Beurteilung werden, wie schon im Falle reflektiver Messmodelle, per Resampling t-Statistiken generiert, die es erlauben, die Signifikanz der einzelnen Indikatoren zu pr¨ ufen.92 Eine Eliminierung formativer Indikatoren darf jedoch selbst bei geringer ¨ Signifikanz nur aufgrund inhaltlicher Uberlegungen in Betracht gezogen werden.93

Strukturmodell

Die Beurteilung des PLS-Strukturmodells beginnt mit der Betrachtung der Pfadkoeffizienten. Sie entsprechen den Koeffizienten einer multiplen Regression und k¨onnen Werte zwischen -1 und +1 annehmen.94 Sofern sie signifikant sind und das erwartete Vorzeichen aufweisen, werden die durch das Strukturmodell abgebildeten Hypothesen empirisch unterst¨ utzt. Zum Signifikanztest werden t-Werte beurteilt, die mittels der BootstrappingTechnik gewonnen werden. Die Bootstrapping-Technik dient dazu, die Verteilung des Standardfehlers der Regressionskoeffizienten zu simulieren, aus denen sodann die t-Werte berechnet werden k¨onnen. Es handelt sich dabei um eine Monte-Carlo-Simulation, bei der Zufallsstichproben mit Zur¨ ucklegen aus der Grundgesamtheit gezogen werden. Das aus der linearen Regressionsanalyse gewohnte Standardvorgehen zur Berechnung der t-Werte ist hier nicht m¨oglich, da die St¨orgr¨oßen nicht zwingend normalverteilt sein m¨ ussen.95 Die G¨ ute der Sch¨atzung erfolgt durch das aus der Regressionsanalyse bekannte Bestimmtheitsmaß R2 . Es gibt den Anteil der erkl¨arten Streuung an der Gesamtstreuung an. Der urde das beWertebereich liegt zwischen 0 und 1. N¨ahme R2 einen Wert von 1 an, so w¨ deuten, dass die gesamte Streuung durch die Regressionsfunktion erkl¨art werden kann.96 Neben dem Wert des Bestimmtheitsmaßes unter Einschluss aller latenten Variablen kann ¨ es aufschlussreich sein, seine Anderung bei Einschluss/Ausschluss bestimmter Konstrukte zu betrachten. Die Effektgr¨oße f 2 gibt hierzu Auskunft:97

f2 =

92 93 94 95 96 97

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

2 2 − Rexcl Rincl 2 1 − Rincl

[Chin 1998] S. 318 ff. [Albers und Hildebrandt 2006] S. 24 f. [Chin 1998] S. 316, [Gopal u. a. 1992] S. 57. [Efron und Gong 1983] S. 37 f., [Bortz 1999] S. 128 ff. Vgl. auch [Backhaus u. a. 2000] S. 43. [Backhaus u. a. 2000] S. 22. [Cohen 1988] S. 410 – 413.

142

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

Sie wird berechnet, indem das Bestimmtheitsmaß R2 einmal inklusive und einmal exklusive der latenten Variable bestimmt wird, f¨ ur die f 2 festgestellt werden soll. Werden die beiden Bestimmtheitsmaße zueinander wie in der Formel angegeben in Beziehung gesetzt, erh¨alt man eine Maßzahl f¨ ur den Einfluss der exogenen Variable auf die endogene. Die Grenzen f¨ ur einen schwachen/moderaten/starken Einfluss liegen jeweils bei 0,02/0,15/0,35.98 Abschließend kann durch das Stone-Geisser-Test-Kriterium Q2 die Prognoserelevanz des Modells ermittelt werden. Es gibt an, wie gut die empirisch erhobenen Daten mit Hilfe des ¨ Modells und der PLS-Parameter rekonstruiert werden k¨onnen. Ubersteigt Q2 den Wert 99 Null, besitzt das Modell Vorhersagerelevanz.

4.4.2

Logistische Regression

Beurteilung der Sch¨ atzfunktion

Die logistische Regression erfordert, dass die unabh¨angigen Variablen weitgehend frei von Multikollinearit¨at sind.100 Eine paarweise Betrachtung der Korrelationsmatrix kann hier¨ uber Aufschluss geben. Es konnte keine eindeutige Grenze recherchiert werden, ab der das Niveau der Korrelationskoeffizienten als klarer Hinweis auf Multikollinearit¨at gewertet werden muss. Shane f¨ uhrt in thematisch verwandten empirischen Untersuchungen logistische Regressionen durch, bei denen die bivariaten Korrelationen zwischen den unur die vorliegende Arbeit abh¨angigen Variablen ein Niveau von bis zu 0,71 erreichen.101 F¨ wird dieser Wert als Grenze definiert. Die weiteren in dieser Arbeit verwendeten Verfahren zur G¨ utepr¨ ufung des logistischen Sch¨atzmodells folgen im Wesentlichen den Empfehlungen von Krafft.Er bef¨ urwortet unter ufung anderem den Einsatz der Devianz.102 Sie ist asymptotisch χ2 -verteilt, was eine Pr¨ der Nullhypothese erlaubt, dass das Modell eine perfekte Anpassung aufweist. Geringe Devianzen weisen auf eine gute Modellanpassung hin. 98 99 100 101 102

Vgl. [Chin 1998] S. 316. Vgl. [Fornell und Cha 1994] S. 72 f., [Chin 1998] S. 318. Vgl. [Backhaus u. a. 2000] S. 137. Vgl. [Shane 2002] S. 130. Vgl. auch [Shane 2001b] S. 1182 sowie [Shane 2001a] S. 231, wo Korrelationskoeffizienten von 0,51 bzw. 0,56 ausgewiesen werden. Vgl. [Krafft 1997] S. 630. Vgl. weiter [Aldrich und Nelson 1984] S. 59, [Hosmer und Lemeshow 1989] S. 138 f.

4.4. Untersuchungsrelevante G¨ utemaße

143

Weitere G¨ utemaße sind Likelihood-Ratio-Test und McFaddens R2 .103 Ersterer ist mit dem F-Test aus der Regressionsanalyse vergleichbar. Als kritisches Signifikanzniveau wird u ¨blicherweise das 5-Prozent-Intervall gefordert.104 McFaddens R2 berechnet sich nach folgender Formel:

R2 = 1 −

LL1 LL0

Hier bezeichnen LL1 den nat¨ urlichen Logarithmus der Likelihood des endg¨ ultigen Modells urlichen Logarithmus der Likelihood des Null-Modells. Somit besteht und LL0 den nat¨ lediglich dem Namen nach eine Verwandtschaft mit dem R2 aus der (linearen) Regressionsanalyse. H¨ohere Werte von McFaddens R2 weisen auf eine bessere Modellanpassung hin. Ein Modell wird bereits als gut bezeichnet, wenn es Werte zwischen 0,2 und 0,4 annimmt.105 Erg¨anzend kommt zur Einsch¨atzung der Vorhersagegenauigkeit logistischer Modelle die Klassifikationsmatrix zum Einsatz. Hier werden auf Basis der Sch¨atzfunktion die Stichprobenobjekte einer der vorab definierten Gruppen zugeordnet. Anschließend wird die Anzahl der korrekt zugeordneten Elemente ausgewertet. Die Elemente, die mit Hilfe der Sch¨atzfunktion zugeordnet werden sollen, sollten nicht bereits in die Berechnung der Sch¨atzur relativ große funktion Eingang gefunden haben. Dieser Stichprobeneffekt“ ist aber f¨ ” Stichproben als gering einzusch¨atzen. Bei der Klassifizierung ist die a-priori-Wahrscheinlichkeit einer korrekten Gruppenzuordnung zu ber¨ ucksichtigen. Bei sehr unterschiedlichen Stichprobengr¨oßen kann schon bei rein zuf¨alliger Gruppenzuordnung eine gute Trefferquote erzielt werden. Dabei werden die Elemente der gr¨oßeren Gruppe h¨aufiger korrekt zugeordnet als die der kleineren. Wird eine m¨oglichst gleichm¨aßige richtige Klassifizierung u ¨ber die Gruppen angestrebt, ist als Referenzwert f¨ ur die rein zuf¨allige Anordnung das Proportional Chance Criterion (PCC) anzuwenden.106 Es berechnet sich nach folgender Formel:107

P CC = α2 + (1 − α)2 103 104 105 106 107

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

[Krafft 1997] S. 630 f. [Hosmer und Lemeshow 1989] S. 31 ff. sowie [Menard 1995] S. 20 f. [Urban 1993] S. 62 f. [Krafft 1997] S. 631 f. [Morrison 1969] S. 158.

144

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

Hier bezeichnet α den Anteil einer Gruppe an der Gesamtzahl der Beobachtungen. Im vorliegenden Untersuchungsfall ist davon auszugehen, dass die beiden Gruppen existenzgr¨ undende Erfinder und nicht existenzgr¨ undende Erfinder in sehr unterschiedlichen Gruppenst¨arken auftreten. Als Referenzwert zur Beurteilung der Klassifizierung ist daher das PCC anzuwenden.

Beurteilung der Koeffizienten Sofern auf Grundlage der oben dargestellten G¨ utemaße das Sch¨atzmodell positiv beurteilt werden kann, sind die einzelnen Koeffizienten n¨aher zu betrachten. Sind sie signifikant und stimmen in ihrer Richtung mit den Erwartungen u ¨berein, k¨onnen die entsprechenden Hypothesen angenommen werden. Positive Koeffizienten bedeuten ein Ansteigen der Wahrscheinlichkeit, dass das abh¨angige Ereignis mit einer Zunahme der unabh¨angigen Variable eintritt. Umgekehrt bedeuten negative Koeffizienten ein Sinken dieser Wahrscheinlichkeit. Die numerische Auspr¨agung der Koeffizienten der logistischen Regression ist, im Gegensatz zu ihren Pendants aus der linearen Regression, sehr schwer zu interpretieren. Die ¨ Koeffizienten repr¨asentieren die Anderung des Logit der abh¨angigen Variable bei einer ¨ Anderung der unabh¨angigen Variable um eine Einheit.108 Man kann daher aus der Auspr¨agung der Koeffizienten nicht direkt auf ihre relative Bedeutung f¨ ur die abh¨angige Variable schlussfolgern. Will man die relative St¨arke zweier Effekte vergleichen, empfiehlt ¨ sich eine Sensitivit¨atsanalyse. Hier wird die Anderung der Wahrscheinlichkeit des Eintreffens des abh¨angigen Ereignisses bei unterschiedlichen Auspr¨agungen der abh¨angigen Variablen untersucht.109

4.5

Vorgehen bei der Datenanalyse

Die erhobenen Daten werden in zwei Schritten analysiert. 1. Im ersten Schritt werden Kausalanalysen auf Basis des PLS-Ansatzes durchgef¨ uhrt, und zwar f¨ ur alle drei Strukturgleichungsmodelle (Unternehmerische Aktivit¨aten, F¨orderung durch Promotoren, Eignung der Erfindung). Im Zuge dieser Analysen k¨onnen anhand von Vorzeichen und Signifikanz der Pfadkoeffizienten die 108 109

Vgl. [Krafft 1997] S. 633. Vgl. weiter [Aldrich und Nelson 1984] S. 41 f. Vgl. [Krafft 1997] S. 637 f.

4.5. Vorgehen bei der Datenanalyse

145

Hypothesen H4 bis H8 und H10 bis H14 auf ihre G¨ ultigkeit hin gepr¨ uft werden. Weitere Ergebnisse der PLS-Kausalanalysen sind, je Stichprobenobjekt, Konstruktwerte f¨ ur die latenten Variablen. Diese werden durch den PLS-Algorithmus gesch¨atzt.110 (a) Innerhalb der Kausalanalyse sind zun¨achst die Messmodelle der latenten Variablen anhand der bereits dargestellten Kriterien zu beurteilen. Die Beurteilung soll zeigen, ob die Konstrukte durch die verwendeten Indikatorvariablen zufriedenstellend gemessen werden. i. Hier werden f¨ ur reflektive Messmodelle zun¨achst Standardverfahren iterativ eingesetzt, um eine Optimierung der G¨ utemaße zu erzielen. Wird beispielsweise der geforderte Wert des Cronbachschen Alphas f¨ ur ein bestimmtes Konstrukt unterschritten, wird gepr¨ uft, ob durch Eliminierung eines Indikators eine Verbesserung dieses G¨ utemaßes erreicht werden kann. Gegebenenfalls wird der betreffende Indikator eliminiert und das G¨ utemaß sodann neu berechnet.111 ii. Auf dieses iterative Vorgehen folgt die konfirmatorische Faktorenanalyse auf Basis des PLS-Ansatzes. Sie ist die Grundlage f¨ ur die Berechnung weiterer G¨ utemaße, sowohl f¨ ur reflektive als auch f¨ ur formative Messmodelle. (b) Ob die erwarteten Wirkbeziehungen zwischen den latenten Variablen bestehen, muss durch die anschließende Pr¨ ufung der Strukturmodelle entschieden werden. Dies erfolgt entlang der dargestellten G¨ utemaße. 2. Im zweiten Schritt werden die PLS-Konstruktwerte f¨ ur die latenten Variablen unternehmerische Aktivit¨aten, Eignung der Erfindung und F¨orderung durch Promotoren in der logistischen Regression angesetzt, um ihren Einfluss auf das Entstehen von Gr¨ undungen festzustellen. Auf die Kausalanalyse folgt also die Pr¨ ufung der Hypothesen H1, H2, H3, H9 und H15 entlang der dargestellten G¨ utemaße.

Die Messmodelle k¨onnen im PLS-Ansatz nicht ohne das Strukturmodell berechnet werden. Die Gestaltung des Strukturmodells nimmt Einfluss auf die Ergebnisse der konfirmatorischen Faktorenanalyse. Dies ist dann von hoher Bedeutung, wenn mehrere Schritte 110

111

Vgl. [Betzin und Henseler 2005] S. 60 – 68 f¨ ur eine genaue Beschreibung des Sch¨ atzalgorithmus. Vgl. weiter [G¨otz und Liehr-Gobbers 2004] S. 723 f¨ ur eine anschauliche grafische Darstellung des Algorithmus. Vgl. die Vorgehensweise von [Walter 2003] S. 164 ff., [Homburg 1998] S. 80 ff., [Homburg und Giering 1996] S. 11 ff.

146

Kapitel 4. Methodik der empirischen Untersuchung

notwendig sind, um ein Strukturmodell vollst¨andig zu berechnen. So im Falle des Modells Eignung der Erfindung, wo der Einfluss von Interaktionsvariablen untersucht wird. Hier muss das Modell zuerst ohne die Interaktionseffekte berechnet werden, d.h., die Moderatorvariable wird wie eine exogene Variable behandelt und das Modell durch den PLS-Algorithmus gesch¨atzt. Erst im folgenden Schritt werden durch multiplikative Verkn¨ upfung von Indikatoren Interaktionsvariablen gebildet und das Modell sodann neu berechnet. Dies ¨andert auch die Parameter der Ladungs- und Gewichtungskoeffizienten der Messmodelle geringf¨ ugig. Die G¨ utemaße sollen sp¨ater f¨ ur dasjenige Modell ausgewiesen werden, das die Interaktionseffekte bereits beinhaltet. Die Berechnung der Kausalmodelle erfolgt durch die frei verf¨ ugbare Software SmartPLS utemaße aus. F¨ ur weitere Berechnun(Version 2.0 M2).112 Sie weist viele der relevanten G¨ gen wurde die Statistiksoftware SPSS in der Version 12.0 genutzt. Abbildung 4.5 zeigt zum Kapitelabschluss nochmals zusammenfassend die Analyseschritte, sowie die auf jeder einzelnen Stufe verwendeten G¨ utemaße.

112

Vgl. [Ringle u. a. 2005].

1

2

Signifikanz der Pfadkoeffizienten

• Prognoserelevanz: Q2 • Richtung und

Erklärungsbeitrag: f2

• Bestimmtheitsmaß: R2 • Substanzieller

Strukturmodell

Abbildung 4.5: Gang der Datenanalyse Quelle: Eigene Darstellung.

* Iterativ und nur bei reflektiv operationalisierten Konstrukten anzuwenden

• Indikatorrelevanz: – Faktorladungen – Faktorgewicht (und (und t-Werte) t-Werte) – Item-to-Total– VIF Korrelation – Konditionsindex • Konstruktreliabilität: • Nomologische – Interne Konsistenz Validität: – Cronbachsches – Zusammenhang mit Alpha anderen Konstrukten • Diskriminanz– MIMIC- oder Zweivalidität: DEV • Inhaltsvalidität: Zahl Konstrukt-Modell der extrahierten • Expertenvalidität: psa, Faktoren csv

Formativ

Reflektiv

• Indikatorreliabilität:

Konfirmatorische FA

Standardverfahren*

Messmodell

Kausalanalyse (PLS)

Signifikanz der Koeffizienten

• Richtung und

matrix / PCC

• Devianz • Ȥ2-Test • Likelihood-Ratio • McFaddens R2 • Klassifikations-

Logistische Regression

4.5. Vorgehen bei der Datenanalyse 147

Kapitel 5 Datenerhebung und Operationalisierung ¨ Im ersten Abschnitt dieses Kapitels wird beschrieben, nach welchen Uberlegungen die 794 Informanten umfassende Untersuchungseinheit zusammengestellt wurde. Darauf folgt ein ¨ Uberblick u ¨ber den Aufbau des Fragebogens. Dieser wurde im Laufe einer explorativen Voruntersuchung eingehend getestet (Abschnitt 5.3). Der Verlauf der Hauptbefragung, in der eine R¨ ucklaufquote von 20 Prozent erzielt werden konnte, ist im vierten Abschnitt dieses Kapitels dargestellt.

5.1

Zusammenstellung der Untersuchungseinheit

Die Untersuchungseinheit muss zwei wichtigen Anforderungen gen¨ ugen: Erstens, die daraus zu erhebende Stichprobe muss mit hinreichender Wahrscheinlichkeit die gew¨ unschten Informanten in ausreichender Anzahl beinhalten. Zweitens, sie muss unter Zeit- und Kostenaspekten wirtschaftlich zusammenzustellen sein. Die Stichprobe muss Informanten enthalten, die (i) Erfinder sind und (ii) diese Erfindung w¨ahrend ihrer T¨atigkeit an einer außeruniversit¨aren Einrichtung gemacht haben. Zudem wird gefordert, dass (iii) einige dieser Informanten sich auf Basis einer derartigen Erfindung selbstst¨andig gemacht haben. Damit die logistische Regression durchf¨ uhrbar ist, darf keine der beiden Gruppen (existenzgr¨ undende Erfinder bzw. nicht existenzgr¨ undende Erfinder) zu klein sein. Es muss davon ausgegangen werden, dass existenzgr¨ undende F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_5, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

150

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Erfinder seltener sind als nicht existenzgr¨ undende und daher eine ausreichende Repr¨asentation insbesondere dieser Gruppe sichergestellt werden muss. Es gibt keinen allgemein g¨ ultigen Richtwert f¨ ur die Mindestgr¨oße einer Gruppe. F¨ ur die vorliegende Untersuchung wurde festgelegt, dass der Datensatz mindestens 30 existenzgr¨ undende Erfinder umfassen sollte. Diese Anzahl orientiert sich an der Untersuchung von Krafft, in der auf der Basis von 30 bzw. 119 Stichprobenobjekten je Gruppe ebenfalls eine logistische Regression durchgef¨ uhrt wird.1 Wie bereits berechnet, erfordert die Verwendung des PLS-Ansatzes eine Mindeststichprobengr¨oße von 50. Es erschien w¨ unschenswert, insgesamt etwa die doppelte Menge zu erreichen. Abz¨ uglich der geforderten 30 Existenzgr¨ under sollten also mindestens 70 sonstige bzw. nicht existenzgr¨ undende Erfinder in der Stichprobe enthalten sein. Zwei Alternativen kommen f¨ ur die Zusammenstellung der Untersuchungseinheit in Frage. Es ist abzuw¨agen, inwieweit sie den beiden oben definierten Anforderungen gen¨ ugen. 1. Identifikation von existenzgr¨ undenden und nicht existenzgr¨ undenden Erfindern u ¨ ber eine Patentrecherche. Wissenschaftler, die w¨ahrend ihrer Anstellung an einer außeruniversit¨aren Forschungseinrichtung eine Erfindung get¨atigt haben, lassen sich sehr einfach u ¨ber eine Patentrecherche ausfindig machen. Dazu kann man das ¨offentliche und kostenlos zug¨angliche DEPATISnet des Deutschen Patentucksichtigung und Markenamts nutzen.2 Diese Datenbank erlaubt es, sich unter Ber¨ von bestimmten einschr¨ankenden Suchkriterien die Namen der Erfinder anzeigen zu lassen, die in den Patenten einer bestimmten Forschungseinrichtung verzeichnet sind. Die genauen Adressdaten der Erfinder, insbesondere ihre E-Mail-Adressen, sind in den Patenten nicht verzeichnet. Sie m¨ ussen daher h¨andisch“ recherchiert werden, ” beispielsweise u ¨ber die Suchmaschine Google, die Homepages von Forschungsinstituten oder das Online-Telefonbuch. W¨ahrend dieser Weg gangbar sein d¨ urfte, um rasch eine große Anzahl nicht existenzgr¨ undender Erfinder zu identifizieren, ergibt sich bei der Identifikation existenzgr¨ undender Erfinder ein Problem: Es ist ungewiss, mit welcher H¨aufigkeit sie unter den Erfindern sind. Unter Umst¨anden muss eine sehr große Untersuchungseinheit zusammengestellt werden, um eine ausreichende Anzahl von Existenzgr¨ undern zu gew¨ahrleisten. Eine grobe Aufwandsabsch¨atzung illustriert dies: Wie oben beschrieben, sollen mindestens 30 Existenzgr¨ under in der Stichprobe vertreten sein. Nimmt man an, dass sich jeder 20. im Patent verzeichnete Erfinder selbstst¨andig macht und 1 2

Vgl. [Krafft 1997] S. 631. http://www.depatisnet.dpma.de

5.1. Zusammenstellung der Untersuchungseinheit

151

dass im Schnitt jeder 10. Erfinder zur Teilnahme an der Untersuchung gewonnen werden kann, m¨ ussten 6.000 Erfinder angeschrieben werden.3 Geht man davon aus, im Schnitt zu einem Drittel der Erfindernamen eine Adresse ausfindig machen zu k¨onnen, m¨ ussen 18.000 Erfindernamen in den oben erw¨ahnten Quellen recherchiert und gepr¨ uft werden. 2. Durchf¨ uhrung einer Patentrecherche, flankiert von einer Gr¨ undererhebung durch die Transferstellen. Man kann davon ausgehen, dass an den Transferstellen außeruniversit¨arer Einrichtungen Informationen u undungsakti¨ber die Gr¨ vit¨at von Wissenschaftlern vorliegen. Es w¨are daher w¨ unschenswert, diese Stellen vom Nutzen des Forschungsprojekts zu u utzung bei der ¨berzeugen und ihre Unterst¨ Identifikation existenzgr¨ undender Erfinder zu gewinnen. F¨ ur die Identifikation nicht existenzgr¨ undender Erfinder k¨ame nach wie vor die oben erl¨auterte Patentrecherche in Frage. Es ist von einer h¨oheren Teilnahmequote als in Alternative eins auszugehen, weil von der Zusammenarbeit mit den Transferstellen ein Reputationseffekt ausgeht. Eine Berufung auf die Transferstellen im Anschreiben d¨ urfte die Teilnahmebereitschaft der Wissenschaftler erh¨ohen.

¨ Diesen Uberlegungen folgend, wurde der zweite Weg zur Zusammenstellung der Untersuchungseinheit gew¨ahlt. Die drei wohl renommiertesten außeruniversit¨aren Einrichtungen Deutschlands konnten zur Unterst¨ utzung der Studie gewonnen werden. Es handelt sich dabei um die Fraunhofer- und Max-Planck-Institute sowie die Einrichtungen der Helmholtz-Gemeinschaft. Sie z¨ahlen nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch international zu den angesehensten außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen. Alle drei Einrichtungen unterhalten Technologietransferstellen. Sie sind mit der wirtschaftlichen Verwertung von Erfindungen betraut, die an den jeweiligen Instituten get¨atigt werden. Bei der Fraunhofer-Gesellschaft ist die Fraunhofer-Venture-Gruppe mit der F¨orderung von Existenzgr¨ undungen beauftragt. Die Max-Planck-Innovation GmbH ist die Technologietransferstelle der Max-Planck-Gesellschaft. Mit der Vermarktung von Erfindungen aus Helmholtz-Instituten, die den Life-Sciences zuzuordnen sind, befasst sich die Ascenion GmbH. 3

Die Annahme, dass sich jeder 20. Erfinder selbstst¨ andig macht, kann wie folgt plausibilisiert werden: Im g¨ unstigsten Fall wird jedes zehnte Patent aus einer ¨ offentlichen Forschungseinrichtung durch ein Spinoff verwertet (vgl. [Egeln u. a. 2003] S. 40). Wenn pro Patent vier Erfinder angegeben werden und davon zwei in das Gr¨ undungsunternehmen einsteigen, kann man im Schnitt davon ausgehen, dass sich jeder 20. in einem Patent verzeichnete Erfinder selbstst¨ andig macht. Bei dieser Berechnung geht es nat¨ urlich nicht darum, eine absolut richtige Zahl zu identifizieren, sondern lediglich um eine grobe Absch¨atzung des Umfrageaufwands.

152

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Leiter und Mitarbeiter der genannten Stellen wurden Ende 2004 kontaktiert und um ihre Unterst¨ utzung gebeten. Durch die zugesagte Hilfe war es m¨oglich, vergleichsweise effizient ¨ eine zufriedenstellende Anzahl existenzgr¨ undender Erfinder zu identifizieren. Uber die drei Institute hinweg konnten insgesamt 200 Personen gefunden werden, bei denen es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Existenzgr¨ under handelt. Zu 185 dieser Personen konnte eine E-Mail-Adresse recherchiert werden. Die sonstigen Erfinder wurden u ¨ber die oben beschriebene Patentrecherche ausgew¨ahlt. Es war damit zu rechnen, dass sich unter den so identifizierten Personen auch Existenzgr¨ under befinden. Sofern es dadurch nicht zu einer Doppelansprache derjenigen Personen kam, die bereits durch die Transferstellen als Existenzgr¨ under eingestuft wurden, war dieser Effekt erw¨ unscht. Doppelansprachen konnten per Namensvergleich relativ einfach ausgeschlossen werden. F¨ ur die vorliegende Untersuchung wurden nur Patente betrachtet, die nach 1996 angemeldet und in Deutschland publiziert wurden. Das Resultat der Patentrecherche war eine Liste mit deutlich mehr als 2.500 Erfindernamen. Nach M¨oglichkeit sollten sich die sonstigen Erfinder anteilsm¨aßig ¨ahnlich auf die Institute verteilen wie die existenzgr¨ undenden Erfinder. Es wurden daher unter Ber¨ ucksichtigung dieser Quote so lange zuf¨allig Erfinder aus der Grundgesamtheit ausgew¨ahlt und deren E-Mail-Adressen recherchiert, bis nach der Eliminierung von Dopplungen 609 E-MailAdressen vorlagen. Zur Generierung dieser Adressen waren 2.151 Erfindernamen notwendig. Im Schnitt konnte also zu 28 Prozent der Erfinder eine E-Mail-Adresse gefunden werden. Insgesamt umfasste die Untersuchungseinheit am Ende 794 Personen. Von 185 dieser Personen wurde vermutet, dass es sich um existenzgr¨ undende Erfinder handelt. 609 waren hingegen mit hoher Wahrscheinlichkeit sonstige Erfinder.

5.2

Aufbau des Fragebogens

Der Fragebogen war wie folgt aufgebaut: 1. Einf¨ uhrung 2. Gruppierung und allgemeine Fragen 3. Fragen zur Eignung der Erfindung 4. Fragen zur F¨orderung durch Promotoren

5.2. Aufbau des Fragebogens

153

5. Fragen zu unternehmerischen Aktivit¨aten 6. Fragen zu Erfolgsmaßen 7. Abschließende Angaben In der Einf¨ uhrung wurde den Teilnehmern der Hintergrund der Studie kurz erl¨autert. Die darauf folgende Gruppierungsfrage ordnete die Informanten einer von drei Gruppen ¨ zu. Die Dreiteilung ergab sich aus der Uberlegung, dass die Teilnehmer Erfinder sein k¨onnen, die sich (i) nie selbstst¨andig gemacht haben, (ii) selbstst¨andig gemacht haben, aber nicht auf Basis einer Diensterfindung, (iii) selbstst¨andig gemacht haben, und zwar auf Basis einer Diensterfindung. Nur die letzte Gruppe erf¨ ullt die Anforderungen, die an existenzgr¨ undende Erfinder im Sinne dieser Untersuchung gestellt werden. Die anderen beiden Gruppen wurden als sonstige Erfinder zusammengefasst. Es folgten allgemeine Fragen zu einer bestimmten Erfindung wie etwa Technologiefeld, Alter, Patentanmeldung ja/nein usw. Sonstige Erfinder konnten frei w¨ahlen, auf welche undende Erfindung sie sich f¨ ur den Rest des Fragebogens beziehen wollten.4 Existenzgr¨ Erfinder hingegen wurden nach der Erfindung befragt, die die Grundlage f¨ ur ihre Existenzgr¨ undung darstellte. Es ergab sich daraus die Notwendigkeit leicht unterschiedlicher Frageformulierungen, je nach Gruppenzuweisung eines Teilnehmers. Auf die allgemeinen Fragen zur Erfindung folgten spezifische Fragen, die der Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung nachgingen. Sie folgten den noch zu operationalisierenden Konstrukten. Auch die Fragen zur F¨orderung durch Promotoren wurden haupts¨achlich durch die Operationalisierung des korrespondierenden Konstrukts bestimmt. Zus¨atzlich interessierte hier auch, welchen Personengruppen die Promotoren zuzuordnen sind. Entsprechende Auswahlfelder erm¨oglichten den Teilnehmern, diese anzugeben. Dem gesamten Themenblock war eine kurze Einf¨ uhrung vorangestellt, die das Promotorenkonzept und die verschiedenen Promotorentypen erl¨auterte. Die Fragen zu unternehmerischen Aktivit¨aten folgten den Indikatoren, die f¨ ur die Messung der verschiedenen Konstrukte geeignet erscheinen. Sie werden sp¨ater ausf¨ uhrlich er¨ortert. Die Fragen zu den Erfolgsmaßen sind nur f¨ ur existenzgr¨ undende Erfinder relevant und wurden daher nur dieser Gruppe vorgelegt. Abschließend erhielten die Teilnehmer die Gelegenheit, pers¨onliche Daten wie Alter und Anschrift zu hinterlassen. Dies geschah vor dem Hintergrund, ihnen sp¨ater eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie zukommen zu lassen. 4

Gefragt wird nach der f¨ ur sie pers¨ onlich wichtigsten Erfindung.

154

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Die untersuchungsbedingte Notwendigkeit des Einsatzes von Filtern und Verweisen sprach f¨ ur eine Online-Erhebung mit automatisierter Ablaufsequenz. Sie erspart Umfrageteilnehmern das bewusste filterabh¨angige Springen zwischen Fragen und reduziert so die Fehleranf¨alligkeit. Zudem liegen am Ende der Befragung alle Daten in auswertbaren Tabellen elektronisch vor. Dies minimiert den Zeitaufwand bei der Datensammlung und schließt Fehler aus, die beim Kopieren von Rohdaten in elektronisch auswertbare Formate auftreten k¨onnen. Ein Nachteil der Online-Erhebung ist, dass der Fragebogen statt in der sonst gewohnten Schriftform nur als Aufeinanderfolge von Bildschirmkopien existiert. Diese k¨onnen, je nachdem, welchen Internetbrowser der Umfrageteilnehmer verwendet, optisch leicht verschieden aussehen. Im Anhang dieser Arbeit befindet sich eine Abschrift des Fragebogens. In dieser Abschrift konnten die optischen Gestaltungsm¨oglichkeiten, die eine webbasierte Erhebung erlaubt, nicht ber¨ ucksichtigt werden.

5.3

Explorative Voruntersuchung

Die explorative Voruntersuchung bestand aus drei Phasen. Die Grobkonzeptionsphase fand Ende 2004 statt. Ziel der Phase war es, einen praktischen Einblick in das Gr¨ undungsgeschehen an außeruniversit¨aren Forschungseinrichtungen zu erhalten und die Untersuchung darauf abzustimmen. Es wurden daher pers¨onliche Interviews mit zwei Leitern und drei Mitarbeitern der weiter oben erw¨ahnten Technologietransferstellen gef¨ uhrt. In den Gespr¨achen wurde das Forschungsprojekt anhand einer schriftlich ausgearbeiteten Pr¨asentation vorgestellt und sodann kritisch mit den Ansprechpartnern diskutiert. Von besonderer Hilfe war neben den pers¨onlichen Gespr¨achen auch, dass die Ansprechpartner ihrerseits schriftliches Informationsmaterial vorbereitet hatten, das die Arbeitsweise ihrer jeweiligen Technologietransferstelle dokumentierte. Die zweite Phase der explorativen Voruntersuchung fand von Ende Juli bis Anfang September 2005 statt. Ziel der Phase war es, den Fragebogen auf seine Verst¨andlichkeit hin zu testen. Des Weiteren sollte festgestellt werden, ob das Anschreiben den gew¨ unschten Effekt erzielen konnte, Erfinder zur Teilnahme an der Untersuchung zu bewegen. Ebenfalls von Interesse war zu diesem Zeitpunkt, die Expertenvalidit¨at der formativen Konstrukte zu pr¨ ufen. W¨ahrend dieser Phase wurden insgesamt zehn pers¨onliche Interviews gef¨ uhrt, darunter drei mit Mitarbeitern von Transferstellen, drei mit existenzgr¨ undenden Erfindern, eines mit einem sonstigen Erfinder sowie drei mit Experten f¨ ur Existenzgr¨ undungen. In

5.4. Durchf¨ uhrung der Hauptbefragung

155

allen Gespr¨achen wurde den Ansprechpartnern eine schriftliche Version des Fragebogens vorgelegt, die im weiteren Verlauf kritisch diskutiert wurde. Die Ansprechpartner erhielten weiterhin eine vorbereitete elektronische Datei mit der Bitte, die dort zuf¨allig angeordneten Indikatoren einer Auswahl von neun Konstrukten zuzuweisen. Die Zuordnung erfolgte nach Abschluss des Gespr¨achs und ohne das Beisein des Interviewers. Auf diesem Wege wurde die Expertenvalidit¨at der formativen Konstrukte ermittelt. Die Ziele der dritten Pretestphase waren mit jenen der zweiten weitgehend identisch, von der Ermittlung der Expertenvalidit¨at abgesehen. Hinzu trat die Absicht, das technische Funktionieren des internetbasierten Erhebungsinstruments sicherzustellen. Der Fragebogen wurde mit dem Umfragetool UNIPark des Anbieters Globalpark implementiert.5 Zum Test wurde an 26 der insgesamt 794 Informanten das E-Mail-Anschreiben mit Link auf den Online-Fragebogen verschickt. Die ersten drei Antworter wurden, unmittelbar nachdem sie den Fragebogen ausgef¨ ullt hatten, telefonisch kontaktiert und um ihr Feedback gebeten. Dar¨ uber hinaus wurden aus dem Kreis der Nicht-Antworter drei Personen angerufen, um zu verstehen, warum sie auf das Anschreiben nicht reagiert hatten. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Pretest-Phasen ergab sich keine Notwendigkeit einer weiteren Verbesserung des Erhebungsinstruments. Auch aus technischer Sicht waren keinerlei Probleme zu beanstanden. Die explorative Voruntersuchung war mit diesem Schritt beendet.

5.4

Durchfu ¨ hrung der Hauptbefragung

Die Haupterhebung begann am 19.10.2005 und endete am 14.11.2005. In einem E-MailAnschreiben wurde auf die Untersuchung aufmerksam gemacht und um die Beantwortung des Online-Fragebogens gebeten. Um zur Teilnahme an der Umfrage zu motivieren, wurde darauf hingewiesen, dass die Studie von den Technologietransferstellen Max-Planck-Innovation, Ascenion und Fraunhofer Venture Gruppe unterst¨ utzt wurde. Die jeweiligen Ansprechpartner dieser Stellen wurden namentlich im Anschreiben erw¨ahnt. Zudem wurde allen Teilnehmern zugesichert, eine schriftliche Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie zu erhalten. Unter den Teilnehmern, die innerhalb einer Woche antworteten, wurden zwei Handys verlost. Auf die Verlosung wurde im Anschreiben hingewiesen. Eine Woche nach Beginn der Haupterhebungsphase, am 26.10.2005, lagen 89 R¨ uckl¨aufe vor. Am selben Tag wurde eine schriftliche Erinnerungsmail versendet. Sie war im Wortlaut weitgehend identisch mit dem ersten E-Mail-Anschreiben. Am Ende der Erhebungs5

http://www.unipark.de

156

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

phase lagen 159 vollst¨andig ausgef¨ ullte Frageb¨ogen vor, einschließlich der zehn Stichprobenobjekte, die w¨ahrend der explorativen Voruntersuchung erhoben wurden. Bezogen auf die insgesamt 794 kontaktierten Erfinder entspricht dies einer R¨ ucklaufquote von 20 Prozent. Angesichts der bei schriftlichen Befragungen u ucklaufquote von 10 bis 30 ¨blichen R¨ Prozent ist dieses Ergebnis als zufriedenstellend anzusehen.6

5.5

Operationalisierung der Konstrukte

Es wurde bereits er¨ortert, warum zwischen der Operationalisierung durch formative und reflektive Indikatoren zu unterscheiden ist und welche Folgen sich daraus f¨ ur die Verwendung von G¨ utemaßen ergeben. In der empirischen Praxis wird h¨aufig nicht genug darauf geachtet, Messmodelle klar als formativ oder reflektiv zu spezifizieren.7 Es erscheint deshalb geboten, die Auswahl von Indikatoren f¨ ur die vorliegende Untersuchung anhand eines Kriterienkatalogs vorzunehmen, der eine Klassifizierung als reflektiv oder formativ erleichtert. Dies ist insbesondere bei Indikatoren n¨ utzlich, die eigens f¨ ur die vorliegende Untersuchung entwickelt wurden. Werden bestehende Itembatterien verwendet, die sich in der Praxis bereits bew¨ahrt haben, wird die von den Urhebern beabsichtigte Form der Operationalisierung verwendet. In Einzelf¨allen kann es hilfreich sein, diese kritisch zu hinterfragen und n¨aher zu begr¨ unden. Zur Unterscheidung von formativ und reflektiv operationalisierten Konstrukten kann man fragen:8 1. In welche Richtung fließt die Kausalit¨ at? Fließt sie von den Indikatoren zum Konstrukt, handelt es sich um eine formative Operationalisierung und umgekehrt. 2. Sind die Indikatoren austauschbar? Formative Indikatoren sind es nicht, reflektive hingegen schon. 3. Kovariieren die Indikatoren? Formative Indikatoren k¨onnen kovariieren, reflektive hingegen m¨ ussen kovariieren. 4. Haben die Indikatoren die gleichen Ursachen und rufen sie dieselben Folgen hervor? Bei formativen Indikatoren kann dies der Fall sein, bei reflektiven hingegen sollte dies der Fall sein. 6 7 8

Vgl. [Herrmann und Homburg ] S. 27. Vgl. [Eggert und Fassott 2003] S. 9 ff., [Fassott 2006] S. 76 f., [Jarvis u. a. 2003] S. 206 f. Vgl. [Jarvis u. a. 2003] S. 203.

5.5. Operationalisierung der Konstrukte

157

Um eine formative Operationalisierung handelt es sich insbesondere dann, wenn • die Indikatoren als konstituierende Charakteristika des Konstrukts angesehen werden k¨onnen, ¨ ¨ • eine Anderung der Indikatoren Anderungen im Konstrukt hervorrufen, ¨ ¨ • Anderungen im Konstrukt nicht notwendigerweise Anderungen in den Indikatoren hervorrufen, • die Indikatoren nicht notwendigerweise ein gleiches Thema teilen, • das Weglassen eines Indikators den Sinn des Konstrukts ver¨andert, ¨ • die Anderung der Auspr¨agung eines einzelnen Indikators nicht notwendigerweise mit ¨ einer Anderung der Auspr¨agung aller anderen Indikatoren einhergeht und • die Indikatoren nicht notwendigerweise dieselben Ursachen und Konsequenzen haben. Es w¨are unrealistisch anzunehmen, dass die Unterscheidung in formative und reflektive Konstrukte trotz dieser Kriterien immer klar und eindeutig ausf¨allt. Umso wichtiger ist es aber, explizit darzulegen, warum eine bestimmte Form der Operationalisierung unterstellt wird.9

5.5.1

Konstrukte des Modells unternehmerische Aktivit¨ aten

Innerhalb des Modells unternehmerische Aktivit¨aten sind sechs Konstrukte zu operationalisieren: zum einen das abh¨angige Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten selbst, zum anderen die unabh¨angigen Konstrukte Risikobereitschaft, Leistungsmotivation, Sozialkompetenz, BWL-Kompetenz und Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens. Zur Operationalisierung des abh¨angigen Konstrukts unternehmerische Aktivit¨aten wird auf die Untersuchung von Walter u. a. zur¨ uckgegriffen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass Initiieren, Kombinieren und Durchsetzen wichtige unternehmerische Aktivit¨aten im Technologietransfer darstellen.10 Das Konstrukt ist also mehrdimensional. Die drei genannten Dimensionen werden von den Autoren auf der Basis eines historischen 9 10

Vgl. [Jarvis u. a. 2003] S. 203. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 683.

158

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

¨ Uberblicks zum Unternehmerbegriff operationalisiert. Insgesamt werden elf Indikatoren eingesetzt, um die Dimensionen zu messen. Walter u. a. verstehen die Indikatoren jeweils als reflektiv in Bezug auf die drei Dimensionen Initiieren, Kombinieren und Durchsetzen. Ebenso reflektiv ist die Beziehung zwischen den Dimensionen und dem Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten. Dies wird zwar in der Untersuchung nicht explizit angegeben. Der Einsatz einer konfirmatorischen Faktorenanalyse zweiter Ordnung auf Basis des LISREL-Softwarepakets und der Ausweis von G¨ utemaßen f¨ ur reflektive Indikatoren lassen aber keine andere Interpretation zu. W¨ahrend an der reflektiven Natur der Indikatoren nicht zu zweifeln ist, kann man kontrovers diskutieren, ob die Dimensionen nicht in Wahrheit formativ statt reflektiv auf das Konstrukt wirken.11 Fasst man Initiieren, Kombinieren und Durchsetzen als konstituierende Merkmale unternehmerischer Aktivit¨at auf, spricht das f¨ ur eine formative Beziehung. Das Weglassen einer der Dimensionen w¨ urde dann dazu f¨ uhren, dass das Konstrukt eine andere Bedeutung bekommt. Gerade wenn man den Unternehmerbegriff Schumpeters zu Grunde legt, ist beispielsweise der Wegfall der Dimension Durchsetzen fatal, da er eine wesentliche Facette seines Unternehmerbegriffs ausmacht. Als Bef¨ urworter einer reflektiven Beziehung kann man entgegnen, dass die Richtung der ¨ Kausalit¨at vom Konstrukt weg und hin zu den Dimensionen geht: Eine Anderung des Niveaus unternehmerischer Aktivit¨at muss sich, quasi per Definition des Begriffs, in einer ¨ gleichzeitigen Anderung aller Aktivit¨aten des Initiierens, Kombinierens und Durchsetzens a¨ußern. Gleichzeitig spricht ein h¨oheres Aktivit¨atsniveau auf einer einzelnen Dimension ¨ noch nicht f¨ ur eine Anderung des Konstrukts. Beispielsweise bedingt ein Mehr an Initiieren noch nicht automatisch auch ein Mehr an unternehmerischer Aktivit¨at. Nur wenn sich alle drei Dimensionen gleichzeitig ¨andern, ¨andert sich auch das Konstrukt. Die Richtung der Kausalit¨at ist also, wie erw¨ahnt, vom Konstrukt weg und hin zu den Dimensionen. Das Beispiel zeigt, dass man bei der Operationalisierung von Konstrukten h¨oherer Ordnung zu unterschiedlichen Auffassungen kommen kann. Die vorliegende Studie folgt gedanklich der zweifach reflektiven Operationalisierung bei Walter u. a. Neben den bereits genannten Argumenten kann man weitere f¨ ur eine reflektive Beziehung zwischen den Dimensionen und dem Konstrukt ins Feld f¨ uhren. So ist anzuerkennen, dass die drei Dimensionen das Konstrukt nicht vollst¨andig beschreiben, sondern eben nur wichtige un” uhren und Entternehmerische Aktivit¨aten“ 12 darstellen. Beispielsweise k¨onnten auch F¨ 11 12

Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 701 f¨ ur die Indikatoren der drei Dimensionen des Konstrukts. [Walter u. a. 2003] S. 683.

5.5. Operationalisierung der Konstrukte

Anordnung nach Dimensionen

Unternehmerische Aktivitäten

159

Anordnung nach Itembatterien

Initiieren

Init1 Init2 Init3

Kombinieren

Komb1 Komb2 Komb3

Durchsetzen

Durch1 Durch2 Durch3

Unternehmerische Aktivitäten

Itembatterie 1

Init1 Komb1 Durch1

Itembatterie 2

Init2 Komb2 Durch2

Itembatterie 3

Init3 Komb3 Durch3

Abbildung 5.1: Messung von zweifach reflektiven Konstrukten Quelle: Vgl. [Lohm¨oller 1989] S. 129.

scheiden unternehmerische Aktivit¨aten sein, je nachdem, welcher Unternehmerbegriff zu Grunde gelegt wird. Es kann daher nur um das Gemeinsame, Generelle gehen, das sich alle Dimensionen miteinander teilen. Dieses Gemeinsame dr¨ uckt sich in der Korrelation der Dimensionen aus und besteht im Begriff unternehmerische Aktivit¨at. So betrachtet ist es auch m¨oglich, die Indikatoren nicht nach Dimensionen, sondern nach ¨aquivalenten Itembatterien anzuordnen, die alle jeweils f¨ ur sich den Begriff unternehmerische Aktivit¨at ¨ sich der reflektiv messen.13 Abbildung 5.1 zeigt beispielhaft, wie dies gemeint ist.14 Andert Sinn des Konstrukts durch diese Vorgehensweise nicht bzw. kann eine der Batterien auch weggelassen werden, spricht dies f¨ ur eine zweifach reflektive Operationalisierung. F¨ ur das von Walter u. a. operationalisierte Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten ist das der Fall. In der vorliegenden Untersuchung wird darauf aufbauend ebenfalls der Weg einer zweifach reflektiven Operationalisierung beschritten. Die von Walter u. a. verwendeten Indikatoren zur Operationalisierung der Dimensionen Initiieren, Kombinieren und Durchsetzen k¨onnen jedoch nicht u ¨bernommen werden. Das liegt zum einen daran, dass sich unternehmerische Aktivit¨aten in der vorliegenden Untersuchung, wie beschrieben, explizit auf die Vorgr¨ undungsphase beziehen. Zum anderen handelt es sich hier bei den Informanten um Erfinder und nicht um die Leiter von Transferzentrenten. Aus diesen Gr¨ unden wurden neue Indikatoren entworfen. So weit m¨oglich, 13 14

Vgl. das special- and general-factor model“ sowie das multiple battery model“ bei [Lohm¨ oller 1989] ” ” S. 128 f. In Anlehnung an [Lohm¨ oller 1989] S. 128 f.

160

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Aktivit¨ atsdimension Initiieren

Kombinieren

Durchsetzen

Indi- Formulierung kator 1 Ich suche stets nach Marktl¨ ucken, die ich mit meinen Erfindungen erfolgreich bedienen k¨ onnte. 2 Ich setze mich intensiv mit M¨oglichkeiten zur Vermarktung meiner Erfindungen auseinander. 3 Ich u ¨berlege mir stets, was erfolgversprechende industrielle Anwendungen f¨ ur meine Erfindungen sein k¨ onnten. 4 Ich denke in alle Richtungen u oglichkeiten f¨ ur ¨ber Nutzungsm¨ meine Erfindungen nach. 1 Ich stoße mit meinen Vermarktungsideen weitere Aktivit¨ aten an. 2 Ich nutze pers¨onliche Kontakte zur Informationsgewinnung u ¨ber Vermarktungsm¨oglichkeiten meiner Erfindungen. 3 Ich gehe mit meinen Vermarktungsideen auf andere zu. 4 Ich binde andere Leute, die bei der Vermarktung meiner Erfindungen hilfreich sein k¨onnten, in meine Aktivit¨ aten ein. 1 Ich verschaffe mir die Informationen, die ich zur Bewertung meiner Vermarktungsideen brauche. 2 Ich rechne schon mal durch, was eine Vermarktung meiner Erfindungen realistisch wert sein k¨ onnte. 3 Ich rechne schon mal durch, ob sich eine Vermarktung meiner Erfindungen finanziell lohnt. 4 Ich denke viel dar¨ uber nach, wie man die Vermarktung meiner Erfindungen sinnvollerweise angehen m¨ usste. 5 Ich denke viel dar¨ uber nach, was man f¨ ur eine erfolgreiche Vermarktung meiner Erfindungen alles br¨ auchte.

Tabelle 5.1: Unternehmerische Aktivit¨aten – Operationalisierung des abh¨angigen Konstrukts greifen sie gedanklich auf die empirisch validierten Indikatoren zur¨ uck.15 Tabelle 5.1 zeigt ¨ die Indikatoren im Uberblick. Die Operationalisierung der unabh¨angigen Konstrukte Risikobereitschaft, Leistungsmotivation und Sozialkompetenz greift ohne gr¨oßere Anpassungen auf die reflektiven Indikatoren der Untersuchung von Walter u. a. zur¨ uck.16 Wie die Ergebnisse des Messmodells ihrer Untersuchung zeigen, sollten sich die Indikatoren sehr gut eignen, um die betreffenden Konstrukte zu messen.17 15 16 17

Vgl. zu den bei Walter u. a. verwendeten Indikatoren [Walter u. a. 2003] S. 701. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 710 f. Die Autoren nennen als Grundlage f¨ ur ihre Indikatoren die Vorarbeiten von [Klandt 1984] und [McClelland 1969]. Vgl. dazu [Walter u. a. 2003] S. 689. Vgl. [Walter u. a. 2003] S. 690

5.5. Operationalisierung der Konstrukte

161

F¨ ur das Konstrukt betriebswirtschaftliche Fachkompetenz werden eigens reflektive Indikatoren entwickelt. Dabei muss ber¨ ucksichtigt werden, dass sich das abh¨angige Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten auf die Vorgr¨ undungsphase bezieht. Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz sollte daher ebenfalls einen Bezug zu dieser Phase haben. Die wohl wichtigste T¨atigkeit, die zu diesem Zeitpunkt eine solche Kompetenz erfordert, besteht in der Erstellung eines Plans zur Vermarktung der Erfindung. Zu den wesentlichen Bestandteilen eines solchen Plans geh¨oren Marketing-, Finanz- und Organisationsplan.18 Es kann daher davon ausgegangen werden, dass die betriebswirtschaftliche Kompetenz des Gr¨ unders die F¨ahigkeit zur Erstellung dieser Bestandteile umfassen sollte. Um einen Finanzplan erstellen zu k¨onnen, ist außerdem ein Mindestmaß an Wissen u ¨ber die kaufm¨annische Buchf¨ uhrung n¨otig. Die betriebswirtschaftliche Fachkompetenz wird aber nicht dadurch verursacht“, dass ein Erfinder zur Anfertigung aller Bestandteile eines Businessplans ” in der Lage ist. Die Richtung der Kausalit¨at ist umgekehrt: Wer betriebswirtschaftliche Fachkompetenz besitzt, von dem sollte man erwarten k¨onnen, dass er auch einen Plan erstellen kann. Der Sinn des Konstrukts ¨andert sich auch dann nicht, wenn ein Indikator weggelassen wird. Dementsprechend handelt es sich hier eindeutig um eine reflektive Operationalisierung des Konstrukts. Auch die Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens ist reflektiv operationalisiert, und zwar durch zwei eigens entwickelte Indikatoren. Gedanklich zielt das Konstrukt auf Umfeldfaktoren an der Forschungseinrichtung ab, die das Entstehen von Existenzgr¨ undungen positiv beeinflussen. Wie empirische Untersuchungen zeigen, spielen dabei unter anderem die von der Einrichtung angebotenen Unterst¨ utzungsleistungen eine Rolle. Zudem scheint von Bedeutung zu sein, dass sich die Einrichtung klar zum Technologietransfer bekennt. Die Indikatoren zur Messung der unabh¨angigen Konstrukte Risikobereitschaft, Leistungsmotivation, Sozialkompetenz, betriebswirtschaftliche Fachkompetenz und Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens sind zusammenfassend Tabelle 5.2 zu entnehmen. Alle Konstrukte sind reflektiv operationalisiert. Die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption wird durch ein einzelnes Item gemessen: Ich bin ” davon u ¨berzeugt, dass ich pers¨onlich am meisten davon h¨atte, wenn die Erfindung an ein etabliertes Unternehmen lizenziert w¨ urde.“ Dieses Item wurde eigens f¨ ur die Untersuchung konstruiert, da auf keinerlei Vorarbeiten zur¨ uckgegriffen werden konnte.

18

Vgl. [Hisrich und Peters 1998] S. 228 ff.

162

Konstrukt

Risikobereitschaft

Leistungsmotivation

Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz

Sozialkompetenz

Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Indi- Formulierung kator Inwieweit ist bei Ihnen die Bereitschaft vorhanden, ... 1 ein gewisses finanzielles Risiko einzugehen? 2 sich auf die Unw¨agbarkeiten des Wettbewerbs einzulassen? 3 sich auf die Folgen von Fehleinsch¨ atzungen einzulassen? 4 sich auf die Gefahr von Neid/Missgunst und deren Folgen einzulassen? Welches sind/waren/w¨ aren Ihre Motive f¨ ur die Gr¨ undung einer selbstst¨andigen unternehmerischen Existenz? Wer sein“. 1 ” 2 Eigene Ideen realisieren. 3 Geld entsprechend meiner Leistung verdienen. 4 Spaß an der Arbeit haben. Wie stufen Sie selbst Ihre F¨ahigkeit ein, ... 1 einen Finanz- und Liquidit¨atsplan zu erstellen? 2 einen Organisationsplan zu erstellen? 3 eine Markt-/Wettbewerbsanalyse durchzuf¨ uhren? 4 einen Marketingplan zu erstellen? 5 kaufm¨annisch Buch zu f¨ uhren? Wie stufen Sie selbst Ihre F¨ahigkeit ein, ... 1 mit anderen Personen konstruktiv zusammenzuarbeiten? 2 auf andere Menschen zuzugehen? 3 sich in andere Menschen hineinzuversetzen? 4 menschliche Konflikte rechtzeitig zu erkennen? 5 Personal zu f¨ uhren? Die Forschungseinrichtung, ... 1 bietet eine Reihe sinnvoller und attraktiver Unterst¨ utzungsmaßnahmen f¨ ur Existenzgr¨ under an. 2 sieht es gerne, wenn man unternehmerisch t¨ atig wird.

Tabelle 5.2: Unternehmerische Aktivit¨aten – Operationalisierung der unabh¨angigen Konstrukte

5.5. Operationalisierung der Konstrukte

5.5.2

163

Konstrukte des Modells F¨ orderung durch Promotoren

Die F¨orderung durch Promotoren hat drei Bestandteile: Die F¨orderung durch Macht-, Fach- und Beziehungspromotoren. Die Leistungsbeitr¨age der Promotoren sind unabh¨angig ¨ voneinander, denn per Definition kommt jeder Promotorentyp nur f¨ ur die Uberwindung von einer bestimmten Innovationsbarriere in Frage. Wie empirische Untersuchungen außerdem belegen, sind Innovationsprozesse tendenziell erfolgreicher, wenn mehrere Promotorenarten auftreten. Um die F¨orderung durch Promotoren zu operationalisieren, ist daher ein formatives Messmodell geboten. Nur in einem solchen Modell lassen sich voneinander unabh¨angige Effekte abbilden, die sich zu dem interessierenden Konstrukt quasi addieren“. Um aus den forma” tiven Indikatoren einen Index bilden zu k¨onnen, muss das Konstrukt gleichzeitig reflektiv gemessen werden. Anderenfalls sind die Gewichte der einzelnen Indikatoren im Index nicht zu ermitteln.19 Im formativen Messmodell summieren sich die Leistungsbeitr¨age der verschiedenen Promotorentypen. Es bietet sich daher an, die Informanten um ihre Einsch¨atzung zu bitten, in welchem Maße jeder einzelne Promotorentyp am Vermarktungserfolg der Erfindung beteiligt war. Dabei ist nat¨ urlich auch denkbar, dass bestimmte Promotoren aus Sicht der Informanten im Vermarktungsprozess gar nicht vorkamen. Ein Filter im Fragebogen stellt sicher, dass der Leistungsbeitrag dann auch entsprechend mit Null angesetzt wird. Zur reflektiven Operationalisierung des Konstrukts sind Indikatoren notwendig, die es den Informanten erlauben, den durch die Promotoren hervorgerufenen Gesamteffekt qualitativ zu bewerten. Es darf hier inhaltlich also nicht um den Beitrag einzelner Promotoren gehen. Stattdessen ist von Interesse, inwieweit das Projekt insgesamt durch andere Personen aktiv und intensiv gef¨ordert wurde und wie diese F¨orderung insgesamt von den Informanten bewertet wird. Alle Indikatoren zur Operationalisierung des Konstrukts F¨orderung durch Promotoren sind in Tabelle 5.3 aufgef¨ uhrt. Voraussetzung f¨ ur eine hohe Qualit¨at der Antworten ist eine eing¨angige Erl¨auterung des Promotorenkonzepts im schriftlichen Fragebogen. W¨ahrend der Pretest-Phasen wurde besonderer Wert darauf gelegt, eine verst¨andliche Passage zur ¨ Einf¨ uhrung in das Promotorenkonzept zu entwickeln, ohne durch Uberl¨ ange einen Fragebogenabbruch zu riskieren. 19

Vgl. [Diamantopoulos und Winklhofer 2001] S. 272 f.

164

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Art der Messung

Formativ

Indikator

1 2 3

Reflektiv

1 2 3

Formulierung Wie hilfreich war/ist diejenige von Ihnen angegebene Person, die ... durch Managementkompetenz oder betriebswirtschaftliche Kenntnisse unterst¨ utzt(e)? durch hierarchische Stellung oder Autorit¨ at unterst¨ utzt(e)? durch Netzwerk, soziale Kompetenz, oder ganz einfach weil sie sich mit Technologietransfer an Forschungseinrichtungen gut auskennt, unterst¨ utzt(e)? Die wirtschaftliche Verwertung der Erfindung wird/wurde von anderen Personen aktiv und intensiv gef¨ ordert. Andere Personen tragen/trugen positiv dazu bei, die wirtschaftliche Verwertung der Erfindung zu beschleunigen. Die F¨orderung durch andere Personen macht(e) es einfacher, bestimmte H¨ urden bei der Verwertung der Erfindung zu bew¨altigen.

Tabelle 5.3: F¨orderung durch Promotoren – Operationalisierung des Konstrukts

5.5.3

Konstrukte des Modells Eignung der Erfindung

Innerhalb des Modells Eignung der Erfindung sind sechs Konstrukte zu operationalisieren: zum einen das abh¨angige Konstrukt Eignung der Erfindung selbst, zum anderen die unabh¨angigen Konstrukte Informationskontrolle, relativer Vorteil, Anwendungsreife, Marktattraktivit¨at und Bedarf komplement¨arer G¨ uter. Das abh¨angige Konstrukt Eignung der Erfindung wird durch vier neu entwickelte, reflektive Indikatoren gemessen. Die Formulierung der ersten drei Indikatoren zielt deutlich auf ein gemeinsames Thema ab. Der vierte Indikator schl¨agt hingegen eine leicht andere Richtung ein. Er wurde im Verlauf der Pretest-Phase hinzugef¨ ugt. Dort wurde festgestellt, dass sich Erfinder zur Beurteilung der Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung h¨aufig folgende Frage stellen: W¨are ein Unternehmen, das nur Produkte auf Basis der Erfindung vertreibt, u ¨berlebensf¨ahig? H¨aufig kommen Erfinder zu dem Schluss, dass es EinproduktUnternehmen im Wettbewerb mit etablierten Firmen sehr schwer haben und ziehen dann die Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen der eigenen Existenzgr¨ undung vor. Auch f¨ ur das Konstrukt Informationskontrolle konnten keine bew¨ahrten Indikatoren in der Literatur gefunden werden. F¨ ur die Operationalisierung erscheint wichtig, bewusst keine Einschr¨ankung auf einen bestimmten Schutzmechanismus, wie Geheimhaltung oder Patent, vorzunehmen, da je nach Einzelfall unterschiedliche Kontrollmechanismen unter-

5.5. Operationalisierung der Konstrukte

165

schiedlich effektiv sein k¨onnen.20 Arrow beschreibt drei Probleme bei der Offenlegung von Erfindungen:21 Das erste Problem besteht in der Nicht-Rivalit¨at von Wissen, also in der M¨oglichkeit f¨ ur Dritte, die Erfindung zu kopieren. Das zweite Problem besteht darin, dass die Nutzung durch Unbefugte Dritten gegen¨ uber nur schwer nachzuweisen ist. Das dritte Problem schließlich betrifft die hohen Transaktionskosten, die mit dem Vorgehen gegen unbefugte Nutzer verbunden sind. Es wurden vier Indikatoren formuliert, die diese Gedanken aufgreifen. Die Informationskontrolle ist umso h¨oher, je h¨oher auch nur ein einzelner dieser Indikatoren ist. Zugleich ist nicht zu erwarten, dass die Indikatoren eine hohe Korrelation aufweisen. Es liegt also eine formative Operationalisierung vor. F¨ ur die unabh¨angigen Konstrukte relativer Vorteil und Anwendungsreife wird auf die bew¨ahrten reflektiven Indikatoren der Untersuchung von Walter zur¨ uckgegriffen.22 Die zwei Indikatoren zur Anwendungsreife wurden lediglich leicht variiert sowie ein weiterer, neuer Indikator hinzugef¨ ugt. Es ist davon auszugehen, dass bei hoher Marktattraktivit¨at positive Einsch¨atzungen der Informanten bez¨ uglich Marktgr¨oße, Marktwachstum, Gewinnaussichten im Markt und Wettbewerbsintensit¨at vorliegen. Das Konstrukt Marktattraktivit¨at wird daher mit diesen vier reflektiven Indikatoren gemessen. Dass es sich tats¨achlich um eine reflektive Operationalisierung handelt, wird dadurch deutlich, dass problemlos einer der Indikatoren weggelassen werden k¨onnte, ohne den Sinn des Konstrukts zu ver¨andern. Von Interesse ist das gemeinsame Konzept, das die Indikatoren miteinander teilen und nicht die Summe dessen, was sie verursachen. Es wird also eine hohe Korrelation unterstellt. Dies erscheint plausibel, wenn man bedenkt, dass beispielsweise ein hohes Marktwachstum mittelfristig auch zu hoher Marktgr¨oße f¨ uhrt oder dass eine niedrige Wettbewerbsintensit¨at hohe Gewinne verspricht. Bei der Operationalisierung des Konstrukts Bedarf komplement¨arer G¨ uter f¨allt die Wahl zwischen reflektiver oder formativer Operationalisierung nicht leicht. Erstere ist begrifflich schwer zu formulieren und letztere birgt die Gefahr, das Konstrukt nur unvollst¨andig abzubilden. M¨ogliche reflektive Indikatoren k¨onnten beispielsweise lauten: 20 21 22

Vgl. auch [Shane 2001b], [Sattler 2003], [Arundel 2001]. Vgl. [Arrow 1962]. Vgl. [Walter 2003] S. 174 f. Die Operationalisierung des relativen Vorteils beruht dort auf den Vorarbeiten von [Bochert 1997] S. 36 f. und [Ettlie und Vellenga 1979] S. 431. Die Anwendungsreife operationalisiert der Autor nach dem Vorbild von [Chakrabarti und Rubenstein 1976] S. 22. Vgl. dazu [Walter 2003] S. 173.

166

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

• Etablierte Unternehmen verf¨ ugen u ¨ber viele Mittel und Wege, um die Verbreitung von Produkten auf Basis der Erfindung erheblich zu beeintr¨achtigen. • Das Beste w¨are, die Erfindung in existierende Produkte oder Produktreihen etablierter Unternehmen zu integrieren. • Ein Start-up k¨ame zur erfolgreichen Kommerzialisierung der Erfindung nicht um eine enge Kooperation mit etablierten Anbietern herum. Bei allen Indikatoren handelt es sich um Indizien f¨ ur einen hohen Bedarf komplement¨arer G¨ uter. Allerdings weisen sie nur eine sehr geringe semantische N¨ahe zum Konstrukt auf, weshalb sie f¨ ur die Messung nicht sonderlich geeignet scheinen. Diese Vermutung erh¨artete sich w¨ahrend der Pretest-Phase. Eine reflektive Messung wurde daher ausgeschlossen. F¨ ur eine formative Operationalisierung w¨are es theoretisch notwendig, einen Katalog aller denkbaren komplement¨aren G¨ uter der Reihe nach vollst¨andig abzufragen. Zu h¨aufig genannten komplement¨aren G¨ utern z¨ahlen Kundenservice, Distributionsnetz, Massenproduktionskapazit¨at und Systemkomponenten.23 Da grunds¨atzlich aber jede Ressource eines Unternehmens zur erfolgreichen Nutzung von Innovationen f¨orderlich sein kann,24 ist eine vollst¨andige Auflistung aller komplement¨aren G¨ uter erstens unm¨oglich und zweitens f¨ ur eine Befragung ungeeignet. ¨ Trotzdem kommen in der vorliegenden Untersuchung aus praktischen Uberlegungen heraus formative Indikatoren zum Einsatz. Eine formative Operationalisierung erm¨oglicht es, die relative Bedeutung der komplement¨aren G¨ uter untereinander festzustellen. Dies er¨offnet Spielr¨aume f¨ ur eine sehr konkrete Interpretation.25 Anhand der Faktorgewichte kann man genau sagen, welches Gut am meisten Einfluss auf die Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung hat. Albers und Hildebrandt betonen, dass zur Ableitung von Handlungsempfehlungen formative Konstrukte besser geeignet sind als reflektive.26 Der Bedarf komplement¨arer G¨ uter wird daher trotz der genannten Einschr¨ankungen mit vier formativen Indikatoren gemessen. Sie greifen die vier h¨aufig in der Literatur genannten komplement¨aren G¨ uter auf. Die hier vertretene Ansicht, dass diese Art der Operationalisierung formativ zu interpretieren ist, steht im Gegensatz zur Auffassung von Shane. Er geht davon aus, mit den 23 24 25 26

Vgl. [Teece 1986], [Shane 2001b] S. 1181, [Henkel 2003] S. 18. Vgl. [Wernerfeldt 1984] und [Barney 1991], zit. nach [Henkel 2003] S. 18. Aus ¨ahnlichem Grund bevorzugt auch Krieger formative Messmodelle. Vgl. [Krieger 2005] S. 153. Vgl. [Albers und Hildebrandt 2006] S. 4, S. 8 f.

5.5. Operationalisierung der Konstrukte

167

folgenden zwei Indikatoren aus der Studie von Levin u.a. (1987) eine reflektive Messung der Bedeutung komplement¨arer G¨ uter durchf¨ uhren zu k¨onnen:27 • Effektivit¨at von Verkaufs- und Serviceanstrengungen f¨ ur das Erzielen und Verteidigen von kompetitiven Vorteilen bei neuen oder verbesserten Produktionsprozessen • Effektivit¨at von Verkaufs- und Serviceanstrengungen f¨ ur das Erzielen und Verteidigen von kompetitiven Vorteilen bei neuen oder verbesserten Produkten Shane setzt f¨ ur das Konstrukt den Mittelwert dieser beiden Items an und weist ein Cronbachsches Alpha von 0,65 aus. Folgt man den weiter oben ausgef¨ uhrten Argumenten, ist es nicht zul¨assig, aus der Wichtigkeit eines einzelnen komplement¨aren Guts (Verkaufsund Serviceanstrengungen) eine Aussage zum generellen Bedarf komplement¨arer G¨ uter abzuleiten. Zus¨atzlich verwirrt in dieser Operationalisierung die Trennung nach Produktionsprozessen und Produkten. Wenn sie Sinn machen soll, dann nur, weil es sich hier um zwei Bereiche handelt, f¨ ur die sich die Bedeutung komplement¨arer G¨ uter vermutlich stark unterscheidet. Das w¨ urde aber f¨ ur eine formative Operationalisierung sprechen. Die Bildung eines Mittelwerts w¨are dann unzul¨assig, weil sie die Faktorgewichte nicht ber¨ ucksichtigt. An diesem Beispiel erkennt man, wie schwierig die Operationalisierung von Konstrukten ist, die den Bedarf komplement¨arer G¨ uter messen. Tabelle 5.4 zeigt abschließend die Indikatoren aller Konstrukte des Modells Eignung der Erfindung.

27

Vgl. [Shane 2001b] S. 1181.

168

Kapitel 5. Datenerhebung und Operationalisierung

Konstrukt

Eignung der Erfindung

Anwendungsreife

Indi- Formulierung kator Ich bin davon u ¨berzeugt, dass ... 1 man als Existenzgr¨ under auf Basis der Erfindung sehr erfolgreich sein k¨onnte. 2 sich hier die Chance f¨ ur unternehmerische Bet¨ atigung bietet. 3 sich die Erfindung gut eignet, um darauf aufbauend ein Unternehmen zu gr¨ unden. 4 ein Unternehmen, dessen einziger Gesch¨ aftszweck die Verbreitung von Produkten auf Basis der Erfindung ist, nicht u ahig ist. ¨berlebensf¨ Ich bin davon u ¨berzeugt, dass es ein weiter Weg ist bis ... 1 zur technischen Reife von Produkten auf Basis der Erfindung. 2 3

Relativer Vorteil

1 2 3

Marktattraktivit¨ at

1 2 3 4

Informationskontrolle

1 2 3 4

Bedarf komplement¨ arer G¨ uter

1 2 3 4

zum “Proof-of-concept“ oder Prototypstadium von Produkten auf Basis der Erfindung. zur Herstellung von voll funktionsf¨ahigen Produkten unter industriellen Bedingungen, d.h. außerhalb des Labors. Die Erfindung zeichnet sich gegen¨ uber anderen, alternativen Technologien unter anderem dadurch aus, dass sie ... technisch vorteilhafter oder wirksamer ist. von Anwendern einfacher genutzt werden kann. wirtschaftlich vorteilhafter ist. Ich bin davon u ur Produkte auf Basis der ¨berzeugt, dass der Markt f¨ Erfindung ... groß ist. stark w¨achst. hohe Gewinne verspricht. aufgrund des Wettbewerbs stark umk¨ ampft ist. Potenzielle Nachahmer haben an der Erfindung wenig Freude, weil ... es schwierig ist, Produkte auf ihrer Basis unerlaubt zu kopieren. die illegale Nutzung leicht festzustellen ist. bei illegaler Nutzung ausreichend M¨ oglichkeiten vorhanden sind, um die Nutzung zu unterbinden. die Erfindung sehr spezielles Wissen erfordert. Ich bin davon u ¨berzeugt, dass man zur erfolgreichen Kommerzialisierung der Erfindung auf jeden Fall Folgendes braucht: Ein fl¨achendeckendes Distributionsnetz. Fl¨achendeckenden Kundenservice. Massenproduktionskapazit¨at. Essenzielle Komponenten/Bauteile/Technologien von ganz bestimmten Anbietern.

Tabelle 5.4: Eignung der Erfindung – Operationalisierung aller Konstrukte

Kapitel 6 Ergebnisse der Untersuchung Die Vorstellung der Untersuchungsergebnisse erfolgt in vier Abschnitten. Im ersten Abschnitt werden deskriptive Statistiken zum Datenmaterial vorgestellt. Im Anschluss findet eine Beurteilung der Messmodelle der latenten Variablen statt. Daran kn¨ upft im dritten Abschnitt die Pr¨ ufung der Strukturgleichungsmodelle an. Hier werden auch die Hypothesen 4 bis 8 und 10 bis 14 getestet. Die Abschnitte zwei und drei sind inhaltlich entlang der drei zuvor beschriebenen Modelle, unternehmerische Aktivit¨aten, F¨orderung durch Promotoren und Eignung der Erfindung gegliedert. Im vierten und letzten Abschnitt werden die Ergebnisse des logistischen Sch¨atzmodells pr¨asentiert. Dies umfasst eine Pr¨ ufung der Hypothesen 1, 2, 3, 9 und 15.

6.1

Stichprobe und Datenmaterial

Nach Durchf¨ uhrung der Haupterhebung lagen insgesamt 159 vollst¨andig und korrekt ausgef¨ ullte Frageb¨ogen vor. Bezogen auf die insgesamt 794 identifizierten Adressen entspricht dies einer erfreulich hohen R¨ ucklaufquote von 20 Prozent. Die durch das PLS-Verfahren vorgegebene Mindeststichprobengr¨oße von 50 wird also um das Dreifache u ¨bertroffen. Der durchschnittliche Aufwand zur Beantwortung des Fragebogens betrug zwischen 15 und 16 Minuten. Dies spricht f¨ ur eine gewissenhafte Bearbeitung durch die Probanden. Die befragten Erfinder sind im Schnitt 44,1 Jahre alt. 95,6 Prozent sind m¨annlich. F¨ ur außeruniversit¨are Einrichtungen erscheinen Durchschnittsalter und M¨anneranteil der Erfinder normal. F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_6, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

170

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

Unter den 159 Erfindern befinden sich 50 Existenzgr¨ under. 37 von diesen geben an, sich auf Basis einer Diensterfindung selbstst¨andig gemacht zu haben, die sie an einer außeruniversit¨aren Forschungseinrichtung get¨atigt haben. Sie entsprechen damit den Anforderungen an jene Informanten, die als existenzgr¨ undende Erfinder bezeichnet wurden. Weitere 13 Erfinder sind zwar selbstst¨andig, jedoch beruht ihre Existenzgr¨ undung nicht auf einer Erfindung. Sie sind daher, genau wie die u ¨brigen 109 Erfinder, der als nicht existenzgr¨ undende Erfinder bezeichneten Gruppe zuzuordnen. Die Gruppenst¨arken betragen also 37 (existenzgr¨ undende Erfinder) bzw. 122 (nicht existenzgr¨ undende Erfinder). Die Mindestanforderung von 30 Stichprobenobjekten in der kleineren Gruppe wird somit erf¨ ullt. Die Mehrzahl (41 Prozent) der 37 existenzgr¨ undenden Erfinder ist zum gegenw¨artigen Zeitpunkt als Mitglied der Gesch¨aftsf¨ uhrung in ihren Unternehmen t¨atig. Rund ein Drittel (30 Prozent) nimmt die Position des Beirats oder Aufsichtsrats ein. 8 Prozent sind in technischer Funktion t¨atig, weitere 21 Prozent haben sonstige Positionen inne. Das Minimum der f¨ ur das Unternehmen geleisteten Wochenstunden wird mit Null angegeben, das Maximum mit 80. 57 Prozent verbringen 10 Stunden oder weniger pro Woche mit ihrem Unternehmen. Die meisten der aktiven“ Gr¨ under leisten zwischen 50 und 55 ” Stunden pro Woche. Das Durchschnittsalter der 37 Gr¨ undungsunternehmen betr¨agt 5 Jahre (Standardabweichung: 3,7 Jahre; Minimum: < 1 Jahr, Maximum: 16 Jahre). Die in der Stichprobe vorzufindende Bandbreite von Rollen und zeitlicher Besch¨aftigung mit der Gr¨ undung erscheint normal. Es ist typisch, dass Gr¨ under nach einigen Jahren das Unternehmen verlassen und mitunter in eine Beiratsfunktion wechseln, um dem Unternehmen weiter verbunden zu bleiben. Der zeitliche Aufwand reduziert sich dann entsprechend. Mit Blick auf die angestrebten Ziele der Arbeit ist die Vielfalt der Stichprobe nicht von Gefahr: Die Gr¨ under werden ja zur Vorgr¨ undungsphase befragt und nicht zur aktuellen Unternehmenssituation. Zu dieser k¨onnte ggf. der aktuelle Gesch¨aftsf¨ uhrer besser Auskunft geben als sie selbst. Die Technologiefelder, in denen die Wissenschaftler ihre Erfindungen t¨atigten, sind breit gestreut. Die Mehrzahl der Erfindungen (32,1 Prozent) ist dem Bereich Biotech/Life Sciences zuzuordnen. Das zweitgr¨oßte Technologiefeld ist die Nanotechnologie / Mikrosystemtechnik mit einem Anteil von 13,2 Prozent. Tabelle 6.1 zeigt die Verteilung der Erfindungen auf zehn Technologiefelder. Die Dominanz des Biotech-Bereichs legt nahe, m¨ogliche durch das Technologiefeld bedingte Interaktionseffekte genau zu pr¨ ufen. Das Durchschnittsalter der Erfindungen, auf die sich die Informanten beziehen, betr¨agt 6,2 Jahre. 140 bzw. 88,1 Prozent wurden zum Patent angemeldet. Von den existenzgr¨ undenden Erfindern geben 78,4 Prozent an, dass ihre Erfindung zum Patent angemeldet wurde.

6.1. Stichprobe und Datenmaterial

171

Bei den sonstigen Erfindern betr¨agt dieser Anteil 91,0 Prozent. 110 Patente meldeten die Forschungseinrichtungen alleine, vier zusammen mit Industrieunternehmen und sieben zusammen mit einem Erfinder an. 15 Anmeldungen wurden alleine von Industrieunternehmen durchgef¨ uhrt. Weitere vier Anmeldungen unternahmen einzelne Erfinder alleine. 95 bzw. 59,7 Prozent aller Erfindungen werden derzeit in keiner Form kommerziell verwertet. In der Realit¨at ist dieser Anteil nat¨ urlich viel h¨oher. Bei der Zusammenstellung der Untersuchungseinheit wurden ja bewusst mehrere Erfinder aufgenommen, die sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Basis einer Diensterfindung selbstst¨andig gemacht haben. Neben den 37 Erfindungen, die die existenzgr¨ undenden Erfinder in ihren Unternehmen nutzen, werden 27 von etablierten Unternehmen in Lizenz genutzt. Die Stichprobe kann in Summe selbstverst¨andlich nicht als repr¨asentativ f¨ ur das gesamte Gr¨ undungsgeschehen an außeruniversit¨aren Einrichtungen in Deutschland angesehen werden. Sie weist aber, wie erl¨autert, einige f¨ ur das Gr¨ undungsgeschehen typische Merkmale auf.

Technologiefeld Biotech/Life Science Nanotechnologie / Mikrosystemtechnik Neue Materialien Messtechnik/Sensorik Informations-/Kommunikationstechnologie Ger¨ate-/Maschinenbau Energie Optoelektronik Analytik Mikroskopie Sonstige Gesamt Tabelle 6.1: Technologiefelder

Prozent 32,1 13,2 12,6 8,8 7,5 6,9 3,8 3,8 3,8 0,6 6,9 100,0

172

6.2 6.2.1

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

Messmodelle Konstrukte des Modells unternehmerische Aktivit¨ aten

Unternehmerische Aktivit¨ aten Wie beschrieben, ist das Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten in die drei Dimensionen Initiieren, Kombinieren und Durchsetzen zu unterteilen. Die Beurteilung des Messmodells hat auf der Ebene dieser Dimensionen stattzufinden. Die in der ersten Analysestufe eingesetzten Standardverfahren zeigen gute Resultate. Die exploratorische Faktorenanalyse ergibt f¨ ur jede Dimension einen Faktor. Seine Varianzerkl¨arung liegt bei 69,3 Prozent f¨ ur Initiieren und Durchsetzen sowie bei 66,7 Prozent f¨ ur Kombinieren. Das Cronbachsche Alpha weist durchg¨angig Werte u ¨ber 0,70 auf, was die Eliminierung von Indikatoren u ussig macht. Die Item-to-Total-Korrelation betr¨agt ¨berfl¨ minimal 0,61 und liegt damit komfortabel u ¨ber dem geforderten Mindestwert von 0,4. Auch die Beurteilung auf Grundlage des in der zweiten Analysestufe angewendeten PLSAlgorithmus f¨allt positiv aus. Die Konstruktreliabilit¨at (interne Konsistenz) u ¨bertrifft mit Werten um die 0,90 das geforderte Mindestniveau von 0,70 bei weitem. Auch die Diskriminanzvalidit¨at kann aufgrund der durchg¨angig positiven Werte des G¨ utemaßes als gegeben angesehen werden. Die stets signifikanten Faktorladungen mit Niveaus von u ¨ber 0,78 weisen auf eine gute Reliabilit¨at der verwendeten Indikatoren hin. Insgesamt wird das Konstrukt unternehmerische Aktivit¨aten durch die weitgehend neu entwickelten Indikatoren damit sehr gut gemessen. Die G¨ utemaße sind im Detail Tabelle 6.2 zu entnehmen.

Risikobereitschaft F¨ ur das Konstrukt Risikobereitschaft weisen die Standardverfahren sehr gute Resultate aus. Weder die exploratorische Faktorenanalyse noch das Cronbachsche Alpha oder die Item-to-Total-Korrelation geben Anlass zum Ausschluss einzelner Indikatoren. Auch die nach Anwendung des PLS-Algorithmus berechneten G¨ utemaße interne Konsistenz und Diskriminanzvalidit¨at befinden sich mit Werten von 0,86 bzw. 0,42 deutlich u ur alle Indikatoren bis ¨ber den geforderten Niveaus. Die Faktorladungen entsprechen f¨

6.2. Messmodelle

Unternehmerische Aktivit¨ aten Initiieren – Initiieren – Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 69,3% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,85 Interne Konsistenz 0,90 1 0,68 0,82*** Diskriminanzvalidit¨at 0,54 2 0,74 0,87*** 3 0,70 0,84*** 4 0,65 0,79*** Kombinieren – Kombinieren – Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 66,7% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,83 Interne Konsistenz 0,89 1 0,61 0,78*** Diskriminanzvalidit¨at 0,53 2 0,66 0,82*** 3 0,72 0,86*** 4 0,66 0,81*** Durchsetzen – Durchsetzen – Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 66,7% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,89 Interne Konsistenz 0,92 1 0,65 0,78*** Diskriminanzvalidit¨at 0,41 2 0,80 0,87*** 3 0,79 0,87*** 4 0,74 0,84*** 5 0,68 0,79*** ***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.2: Unternehmerische Aktivit¨aten – Messmodell

173

174

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Risikobereitschaft Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 60,8% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,78 Interne Konsistenz 0,86 1 0,47 0,73*** Diskriminanzvalidit¨at 0,42 2 0,69 0,87*** 3 0,68 0,83*** 4 0,51 0,67*** ***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.3: Risikobereitschaft – Messmodell auf einen dem strengen Kriterium von 0,70. Der betreffende Indikator verfehlt das Niveau mit 0,67 aber nur knapp und liegt immer noch komfortabel u ¨ber dem Wert von 0,4, ab dem eine Eliminierung von Indikatoren empfohlen wird. Die Ladungen der Indikatoren sind signifikant. Indikatorreliabilit¨at kann daher als gegeben betrachtet werden. Das Konstrukt Risikobereitschaft wird damit gut durch die verwendeten Indikatoren gemessen. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.3 zu entnehmen.

Leistungsmotivation Die im ersten Analyseschritt durchgef¨ uhrte exploratorische Faktorenanalyse extrahiert f¨ ur das Konstrukt Leistungsmotivation zwei Komponenten, wobei einer der vier Indikatoren eine eigene Komponente bildet. Nach Ausschluss dieses Indikators ergibt sich eine Komponente, die 52,9 Prozent der Varianz des Konstrukts erkl¨art. Das Cronbachsche Alpha weist selbst nach Eliminierung dieses Indikators nur einen Wert von 0,53 aus. Dieser liegt damit knapp u ur Konstrukte gilt, die durch ¨ber der kritischen Grenze von 0,50, welche f¨ weniger als vier Indikatoren gemessen werden. Die Item-to-Total-Korrelation zeigt f¨ ur zwei der drei Indikatoren Werte unterhalb der kritischen Grenze von 0,40, wobei besonders der zweite Indikator diese mit einem Wert von 0,20 deutlich verfehlt. Allein auf Grundlage der Standardverfahren w¨are es damit vertretbar, einen weiteren Indikator, n¨amlich Indikator zwei, zu eliminieren. Da den Standardverfahren aber nicht zu viel Gewicht beigemessen werden sollte, wird der Indikator zun¨achst beibehalten. Die G¨ utemaße der zweiten Generation best¨atigen die Konstruktreliabilit¨at mit einem Wert von 0,73. Die Faktorladung liegt beim ersten und dritten Indikator deutlich u ¨ber dem geforderten Mindestniveau von 0,70. Der zweite Indikator weist lediglich einen Wert von 0,54 auf, was aber immer noch u ¨ber der Grenze liegt, ab der die Eliminierung von Indikato-

6.2. Messmodelle

175

Leistungsmotivation Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 52,9% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,53 Interne Konsistenz 0,73 1 −,− −,− Diskriminanzvalidit¨at 0,40 2 0,39 0,75** 3 0,20 0,54t 4 0,45 0,75** ***p ≤ 0, 001

**p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

t

p ≤ 0, 1

Tabelle 6.4: Leistungsmotivation – Messmodell

ren empfohlen wird. Die Ladung dieses Indikators ist aber, im Gegensatz zur Ladung der beiden anderen Indikatoren, nicht signifikant. Die Indikatorreliabilit¨at kann daher nicht zweifelsfrei als gegeben betrachtet werden. Diskriminanzvalidit¨at ist hingegen gegeben. Das Konstrukt wird in Summe gerade noch zufriedenstellend durch die verwendeten Indikatoren gemessen. Dennoch bleibt das Resultat weit hinter den Erwartungen zur¨ uck, wenn man bedenkt, dass hier empirisch einwandfrei best¨atigte Indikatoren verwendet wurden. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.4 zu entnehmen.

Sozialkompetenz

Die exploratorische Faktorenanalyse ergibt f¨ ur das Konstrukt Sozialkompetenz eine Komponente, die 55,6 Prozent der Varianz erkl¨art. Aufgrund der guten Werte f¨ ur Item-toTotal-Korrelation und Cronbachsches Alpha besteht keine Notwendigkeit zum Ausschluss von Indikatoren. Die G¨ utemaße der zweiten Generation zeigen sehr gute Resultate f¨ ur interne Konsistenz (0,86) und Diskriminanzvalidit¨at (0,40). Auch die Indikatorreliabilit¨at ist mit hochsignifikanten Faktorladungen von meist deutlich u ¨ber 0,70 zweifelsfrei gegeben. Lediglich der erste Indikator verfehlt mit 0,60 diese Grenze. F¨ ur eine Eliminierung besteht jedoch kein Anlass. Das Konstrukt wird damit zusammenfassend sehr gut durch die verwendeten Indikatoren gemessen. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.5 zu entnehmen.

176

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Sozialkompetenz Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 56,3% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,80 Interne Konsistenz 0,86 1 0,53 0,60*** Diskriminanzvalidit¨at 0,40 2 0,60 0,81*** 3 0,59 0,74*** 4 0,66 0,81*** 5 0,53 0,72*** ***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.5: Sozialkompetenz – Messmodell Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz Die in der ersten Analysestufe durchgef¨ uhrte explorative Faktorenanalyse ergibt f¨ ur das Konstrukt betriebswirtschaftliche Fachkompetenz eine Komponente, die 60,8 Prozent der Varianz des Konstrukts erkl¨art. Das Cronbachsche Alpha weist mit 0,84 einen Wert auf, der f¨ ur dieses neu entwickelte Konstrukt als sehr zufriedenstellend zu bezeichnen ist. Auch die Item-to-Total-Korrelationen entsprechen ohne Einschr¨ankung den Erwartungen. Die interne Konsistenz als G¨ utemaß der zweiten Generation betr¨agt 0,88. Dies liegt deutlich u ¨ber dem geforderten Mindestwert von 0,70. Konstruktreliabilit¨at ist daher gegeben. Die Indikatoren zwei und f¨ unf liegen mit Werten von jeweils 0,62 f¨ ur die Faktorladung unter dem erw¨ unschten Niveau von 0,70, aber deutlich u ¨ber dem Niveau, ab dem eine Eliminierung empfohlen wird. Alle Faktorladungen sind hochsignifikant. Indikatorreliabilit¨at ist daher gegeben. Hinsichtlich der Diskriminanzvalidit¨at bestehen bei einem Wert von 0,32 f¨ ur das entsprechende G¨ utemaß keinerlei Bedenken. Das Konstrukt betriebswirtschaftliche Fachkompetenz wird damit zusammenfassend durch die neu entwickelten Indikatoren sehr gut gemessen. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.6 zu entnehmen.

Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens Standardverfahren zeigen f¨ ur das Konstrukt Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens durchwegs zufriedenstellende Werte. Die exploratorische Faktorenanalyse extrahiert einen Faktor, der 73 Prozent der Varianz erkl¨art. Das Cronbachsche Alpha ist mit 0,62 deutlich u ¨ber der Grenze von 0,50, die bei Konstrukten angesetzt werden muss, die mit weniger als

6.2. Messmodelle

177

Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 60,8% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,84 Interne Konsistenz 0,88 1 0,70 0,78*** Diskriminanzvalidit¨at 0,32 2 0,50 0,62*** 3 0,70 0,89*** 4 0,72 0,90*** 5 0,57 0,62*** ***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.6: Betriebswirtschaftliche Fachkompetenz – Messmodell Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 73,0% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,62 Interne Konsistenz 0,85 1 0,46 0,88*** Diskriminanzvalidit¨at 0,66 2 0,46 0,83*** ***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.7: Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens – Messmodell vier Indikatoren gemessen werden. Die Item-to-Total-Korrelation u ¨bertrifft die geforderten Niveaus. Verfahren der zweiten Generation zeigen eine gute Konstuktreliabilit¨at mit einem Wert von 0,85 f¨ ur das entsprechende G¨ utemaß. Auch hinsichtlich Indikatorreliabilit¨at und Diskriminanzvalidit¨at bestehen keinerlei Bedenken. Erstere ist mit signifikanten Ladungen von 0,88 bzw. 0,83 zweifelsfrei zu best¨atigen. Letztere weist unter allen Konstrukten des Modells mit 0,66 den h¨ochsten Wert auf. Dies weist darauf hin, dass sich das Konstrukt Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens semantisch am deutlichsten von allen anderen Konstrukten unterscheidet. Zusammenfassend wird das Konstrukt durch die verwendeten Indikatoren sehr gut gemessen. Tabelle 6.7 gibt im Detail Aufschluss u utemaße. ¨ber die Auspr¨agung der einzelnen G¨

6.2.2

Konstrukte des Modells F¨ orderung durch Promotoren

Das Modell F¨orderung durch Promotoren ist ein Zwei-Konstrukt-Modell, bei dem die latente Variable sowohl reflektiv als auch formativ gemessen wird. Die Standardverfah-

178

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

ren zur Messung des reflektiv operationalisierten Konstrukts weisen sehr gute Ergebnisse aus. Die exploratorische Faktorenanalyse extrahiert eine Komponente, die 81 Prozent des Konstrukts erkl¨art. Das Cronbachsche Alpha ist mit einem Wert von 0,88 bei nur drei verwendeten Indikatoren sehr gut. Auch die Item-to-Total-Korrelationen liegen deutlich u ¨ber den geforderten Mindestwerten. Die Anwendung des PLS-Algorithmus ergibt f¨ ur das Messmodell eine sehr hohe interne Konsistenz von 0,93. Die Faktorladungen sind mit Werten um die 0,90 sehr zufriedenstellend und hochsignifikant. Konstruktreliabilit¨at und Indikatorreliabilit¨at sind daher gegeben. Diskriminanzvalidit¨at wird hier nicht untersucht, da es sich um ein Zwei-KonstruktModell handelt. F¨ ur das formative Messmodell werden Faktorgewichte von 0,63 f¨ ur den Fachpromotor, 0,39 f¨ ur den Machtpromotor und 0,34 f¨ ur den Beziehungspromotor ausgewiesen. Alle Gewichte sind signifikant. Dies bedeutet, dass der Fachpromotor von den drei Promotorenarten am meisten zur Erkl¨arung des Konstrukts F¨orderung durch Promotoren beitr¨agt. Die Leistungsbeitr¨age des Fachpromotors werden also von den Informanten im Vergleich mit den Leistungsbeitr¨agen der anderen Promotoren als besonders hilfreich wahrgenommen. Dieses Ergebnis kann als ein Indiz f¨ ur die Vermutung gewertet werden, dass Erfinder selbst nicht u ugen. Jedenfalls sch¨atzen sie ¨ber ausreichend betriebswirtschaftliche Fachkompetenz verf¨ die Leistungsbeitr¨age des Promotortyps, der u ugt, im Vergleich ¨ber diese Kompetenz verf¨ sehr hoch ein. Der VIF liegt mit einem maximalen Wert von 1,2 komfortabel innerhalb des geforderten Bereichs. Zur abschließenden Beurteilung sei hier bereits vorweggenommen, dass das Strukturmodell, welches das reflektive und formative Messmodell zueinander in Beziehung setzt, signifikant ist und einen hohen Erkl¨arungsanteil aufweist. Das Konstrukt F¨orderung durch Promotoren wird demnach sehr gut durch die verwendeten Indikatoren gemessen. Tabelle ¨ 6.8 zeigt die G¨ utemaße f¨ ur das reflektive und formative Messmodell im Uberblick.

6.2.3

Konstrukte des Modells Eignung der Erfindung

Eignung der Erfindung Als eines der im ersten Analyseschritt eingesetzten Standardverfahren ergibt die exploratorische Faktorenanalyse eine Komponente, die 65,7 Prozent der Varianz des Konstrukts erkl¨art. Das Cronbachsche Alpha wird mit 0,81 berechnet und ist damit in einem sehr

6.2. Messmodelle

179

F¨ orderung durch Promotoren Reflektives Messmodell – Reflektives Messmodell – Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 60,8% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,88 Interne Konsistenz 0,93 1 0,77 0,91*** 2 0,81 0,91*** 3 0,74 0,88*** Formatives Messmodell – Formatives Messmodell – Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- FaktorVIF R2 28,7% kator gewicht Pfadkoeffizient 0,54*** *** 1 0,63 1,2 2 0,39** 1,1 3 0,34* 1,2 ***p ≤ 0, 001

**p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

Tabelle 6.8: F¨orderung durch Promotoren – Messmodell zufriedenstellenden Bereich. Auch die Item-to-Total-Korrelationen entsprechen den Anforderungen. Allerdings erf¨ ullt der vierte Indikator diese mit einem Wert von 0,42 nur knapp. Die auf Grundlage des PLS-Algorithmus berechnete interne Konsistenz zeigt einen sehr hohen Wert von 0,88. Konstruktreliabilit¨at kann daher als gegeben angenommen werden. Hohe Faktorladungen, die f¨ ur drei der vier Indikatoren weit u ¨ber die Mindestanforderung von 0,70 hinausgehen, sprechen f¨ ur eine gute Indikatorreliabilit¨at. Lediglich der vierte Indikator liegt mit 0,54 darunter, aber immer noch u ¨ber der Grenze von 0,40, ab der eine Eliminierung empfohlen wird. Alle Ladungen sind signifikant. Diskriminanzvalidit¨at ist gegeben. Zusammenfassend wird das Konstrukt Eignung der Erfindung damit gut durch die verwendeten Indikatoren gemessen, insbesondere wenn man bedenkt, dass diese eigens f¨ ur die Untersuchung entwickelt wurden. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.9 zu entnehmen.

Informationskontrolle Zur G¨ utepr¨ ufung des formativen Konstrukts Informationskontrolle wird zun¨achst die Korrelationsmatrix paarweise betrachtet. Die Korrelation zwischen den Indikatoren zwei und

180

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Eignung der Indikatorbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte kator Total Faktorladung 1 0,72 0,89*** 2 0,69 0,88*** 3 0,73 0,87*** 4 0,42 0,54***

Erfindung Konstruktbezogene G¨ utemaße Erkl¨arte Varianz 65,7% Cronbachsches Alpha 0,81 Interne Konsistenz 0,88 Diskriminanzvalidit¨at 0,24

***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.9: Eignung der Erfindung – Messmodell

Informationskontrolle Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- VIF Faktorgewicht Pfadkoeffizient kator zum Konstrukt 0,18* n.s. Eignung der Erfindung 1 1,3 −0,19 2 1,7 −0,05n.s. 3 1,8 0,84* 4 1,2 0,78** **p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

t

p ≤ 0, 1

n.s.

nicht signifikant

Tabelle 6.10: Informationskontrolle – Messmodell

drei, Feststellen illegaler Nutzung und Unterbinden illegaler Nutzung, ist mit 0,67 relativ hoch. Dies k¨onnte daran liegen, dass beide Indikatoren durch das Adjektiv illegal“ ” eine gewisse semantische N¨ahe aufweisen. Die Betrachtung des VIF zeigt, dass Multikollinearit¨at kein Problem darstellt. Der gr¨oßte VIF betr¨agt 1,8 und ist damit komfortabel innerhalb des geforderten Bereichs. Ein Blick auf die Faktorgewichte verr¨at, dass vor allem die Indikatoren Unterbinden illegaler Nutzung und Erfordernis speziellen Wissens zur Bildung des Konstrukts beitragen. Die entsprechenden Faktorgewichte sind signifikant. Zur Pr¨ ufung der nomologischen Validit¨at wird, die Ergebnisse des Strukturmodells vorwegnehmend, die Signifikanz der Beziehung zum abh¨angigen Konstrukt Eignung der Erfindung betrachtet. Der Zusammenhang ist mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5% signifikant. In Summe ist das Messmodell daher als zufriedenstellend zu beurteilen. Tabelle ¨ 6.10 zeigt die Ergebnisse nochmals im Uberblick.

6.2. Messmodelle

181

Relativer Indikatorbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte kator Total Faktorladung 1 0,30 0,85** 2 0,39 0,58t 3 0,43 0,68* **p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

t

Vorteil Konstruktbezogene G¨ utemaße Erkl¨arte Varianz 53,0% Cronbachsches Alpha 0,55 Interne Konsistenz 0,75 Diskriminanzvalidit¨at 0,38

p ≤ 0, 1

Tabelle 6.11: Relativer Vorteil – Messmodell Relativer Vorteil Die eingesetzten Standardverfahren zur G¨ utepr¨ ufung des Konstrukts relativer Vorteil zeigen durchwachsene Ergebnisse. Das Cronbachsche Alpha liegt mit einem Wert von 0,55 noch im akzeptablen Bereich. Die erkl¨arte Varianz des in der exploratorischen Faktorenanalyse extrahierten Faktors betr¨agt 53 Prozent. Nur ein Indikator erf¨ ullt die gestellten Anforderungen an die Item-to-Total-Korrelation. Von den in der zweiten Analysestufe eingesetzten G¨ utemaßen weist die interne Konsistenz einen Wert von 0,75 aus. Konstruktreliabilit¨at ist daher gegeben. Die Indikatoren eins und drei zeigen hohe und signifikante Faktorladungen von 0,85 und 0,68. Indikator zwei liegt mit einer Ladung von 0,58 zwar noch u ¨ber dem Niveau, ab dem eine Eliminierung empfohlen wird, allerdings ist die Ladung nicht signifikant. Indikatorreliabilit¨at ist in Summe also gerade noch gegeben. Bei der Diskriminanzvalidit¨at bestehen keine Bedenken. Zusammenfassend u ¨berrascht, dass trotz der Verwendung von empirisch best¨atigten Indikatoren keine besseren Ergebnisse f¨ ur das Messmodell erzielt werden konnten. Das Cronbachsche Alpha liegt beispielsweise mit einem Wert von nur 0,55 deutlich unter dem in der Untersuchung von Walter erzielten Wert von 0,74.1 Das Konstrukt wird aber insgesamt gerade noch zufriedenstellend gemessen. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.11 zu entnehmen.

Anwendungsreife Die exploratorische Faktorenanalyse extrahiert f¨ ur das Konstrukt Anwendungsreife einen Faktor, der 77,4 Prozent der Varianz erkl¨art. Der Wert des Cronbachschen Alpha liegt mit 1

Vgl. [Walter 2003] S. 175.

182

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Anwendungsreife Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 77,4% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,85 Interne Konsistenz 0,84 1 0,80 0,72* Diskriminanzvalidit¨at 0,61 2 0,63 0,99** 3 0,74 0,64t **p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

t

p ≤ 0, 1

Tabelle 6.12: Anwendungsreife – Messmodell 0,85 deutlich u ¨ber dem geforderten Mindestanspruch. Auch die Item-to-Total-Korrelationen weisen erfreulich hohe Niveaus auf. Das nach Anwendung des PLS-Algorithmus berechnete G¨ utemaß interne Konsistenz weist einen Wert von 0,84 aus. Konstruktreliabilit¨at ist daher gegeben. Zwei der drei Indikatoren gehen mit ihren Faktorladungen u ¨ber die strenge Grenze von 0,70 hinaus. Sie sind u ¨berdies signifikant. Der dritte Indikator hat hingegen eine nicht signifikante Ladung von 0,64. Dies liegt aber immer noch deutlich u ¨ber der Grenze, ab der eine Eliminierung empfohlen wird. Indikatorreliabilit¨at ist in Summe gegeben. Hinsichtlich der Diskriminanzvalidit¨at bestehen bei einem Wert von 0,61 des entsprechenden G¨ utemaßes keinerlei Bedenken. Das Konstrukt Anwendungsreife weist die h¨ochste Diskriminanzvalidit¨at innerhalb der Modellkonstrukte auf. Es unterscheidet sich also inhaltlich am deutlichsten von allen anderen. Details zur Auspr¨agung der einzelnen G¨ utemaße sind Tabelle 6.12 zu entnehmen.

Marktattraktivit¨ at Das im Zuge der Anwendung von Standardverfahren berechnete Cronbachsche Alpha weist einen Wert von nur 0,16 f¨ ur das Konstrukt Marktattraktivit¨at aus. Nach Eliminierung des vierten Indikators wird ein sehr zufriedenstellender Wert von 0,79 erreicht. Die explorative Faktorenanalyse extrahiert einen Faktor, der 70,4 Prozent der Varianz des Konstrukts erkl¨art. Die Item-to-Total-Korrelationen sind mit Werten zwischen 0,60 und 0,65 innerhalb des erwarteten Bereichs. Die interne Konsistenz als G¨ utemaß der zweiten Generation wird mit 0,88 berechnet. Konstruktreliabilit¨at ist daher zweifelsfrei gegeben. Die Faktorladungen weisen erfreulich hohe Werte u ¨ber 0,80 auf und sind hochsignifikant. Indikatorreliabilit¨at stellt daher im vorliegenden Messmodell ebenfalls kein Problem dar. Auch Diskriminanzvalidit¨at besteht, wie der Wert von 0,52 f¨ ur das entsprechende G¨ utemaß zeigt.

6.2. Messmodelle

183

Marktattraktivit¨ at Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- Item to Standardisierte Erkl¨arte Varianz 70,4% kator Total Faktorladung Cronbachsches Alpha 0,79 Interne Konsistenz 0,88 1 0,65 0,83*** Diskriminanzvalidit¨at 0,52 2 0,61 0,83*** 3 0,63 0,86*** 4 −,− −,− ***p ≤ 0, 001

Tabelle 6.13: Marktattraktivit¨at – Messmodell

In Summe wird das Konstrukt durch die verwendeten Indikatoren sehr gut gemessen. Dies ist besonders deshalb erfreulich, weil die Indikatoren eigens f¨ ur die vorliegende Untersuchung entwickelt wurden. Details zu den einzelnen G¨ utemaßen sind Tabelle 6.13 zu entnehmen.

Bedarf komplement¨ arer G¨ uter

Zur G¨ utepr¨ ufung des formativen Konstrukts Bedarf komplement¨arer G¨ uter wird zun¨achst die Korrelationsmatrix paarweise betrachtet. Die Korrelation zwischen den ersten beiden Indikatoren, fl¨achendeckendes Distributionsnetz und fl¨achendeckender Kundenservice, ist mit 0,59 nicht unbedeutsam. Dies k¨onnte daran liegen, dass beiden Indikatoren durch das Adjektiv fl¨achendeckend“ ein geografischer Bezug zu Grunde liegt. Die Betrachtung des ” VIF zeigt aber, dass keine Multikollinearit¨at vorliegt. Der gr¨oßte VIF betr¨agt 1,6 und ist damit komfortabel innerhalb des geforderten Bereichs. Ein Blick auf die Faktorgewichte verr¨at, dass vor allem der Indikator fl¨achendeckendes Distributionsnetz zur Bildung des Konstrukts beitr¨agt. Weder dieses noch eines der anderen Faktorgewichte sind jedoch signifikant. Zur Pr¨ ufung der nomologischen Validit¨at wird, die Ergebnisse des Strukturmodells vorwegnehmend, die Signifikanz der Beziehung zum abh¨angigen Konstrukt Eignung der Erfindung betrachtet. Der Zusammenhang ist nicht signifikant. Auch die mit dem Technologiefeld gebildete Interaktionsvariable zeigt keinen signifikanten Zusammenhang. In Summe ist das Messmodell daher kritisch zu beurteilen. Tabelle 6.14 zeigt die Ergebnisse ¨ der G¨ utepr¨ ufung im Uberblick.

184

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Bedarf komplement¨ arer G¨ uter Indikatorbezogene G¨ utemaße Konstruktbezogene G¨ utemaße Indi- VIF Faktorgewicht Pfadkoeffizient kator zum Konstrukt 0,04n.s. Eignung der Erfindung 1 1,6 0,93n.s. 2 1,5 −0,41n.s. 3 1,1 0,14n.s. 4 1,6 −0,51n.s. n.s.

nicht signifikant

Tabelle 6.14: Bedarf komplement¨arer G¨ uter – Messmodell

6.3

6.3.1

Strukturmodelle

Unternehmerische Aktivit¨ aten

Abbildung 6.1 zeigt die Ergebnisse des PLS-Algorithmus f¨ ur das Strukturmodell unternehmerische Aktivit¨aten. Das Bestimmtheitsmaß R2 betr¨agt 33 Prozent. Das bedeutet, dass die unabh¨angigen Variablen rund ein Drittel der Gesamtstreuung der abh¨angigen Variable erkl¨aren k¨onnen. Wie anhand der Pfadkoeffizienten zu erkennen ist, u ¨bt das Konstrukt betriebswirtschaftliche Fachkompetenz den st¨arksten Einfluss auf die abh¨angige Variable aus, gefolgt von Risikobereitschaft und Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens. Die Vorzeichen der Koeffizienten entsprechen den Erwartungen. Die Beziehungen sind signifikant. Die Hypothesen H4, H7 und H8 werden daher durch das vorliegende empirische Datenmaterial gest¨ utzt. Das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten ist umso h¨oher, je h¨oher betriebswirtschaftliche Fachkompetenz und Risikobereitschaft eines Erfinders liegen. Es wird zudem durch die wahrgenommene Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens positiv beeinflusst. F¨ ur die Konstrukte Sozialkompetenz und Leistungsmotivation ergeben sich die in ihrer Richtung erwarteten Pfadkoeffizienten. Sie sind aber nicht signifikant. Die Hypothesen H5 und H6, wonach sich die beiden Faktoren positiv auf das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten auswirken, k¨onnen daher durch das vorliegende empirische Datenmaterial nicht best¨atigt werden.

6.3. Strukturmodelle

185

Risikobereitschaft Leistungsmotivation

Sozialkompetenz

0,17*

0,09n.s.

Unternehmerische Aktivitäten (R2 = 0,33)

0,11n.s.

BWLKompetenz

0,33 * * *

Erwünschtheit untern. Verhaltens

0,16*

Abbildung 6.1: PLS-Ergebnisse: Unternehmerische Aktivit¨aten Quelle: Eigene Darstellung.

6.3.2

F¨ orderung durch Promotoren

Das Zwei-Konstrukt-Modell F¨orderung durch Promotoren dient dazu, Konstruktwerte zu berechnen, die sp¨ater in der logistischen Regression verwendet werden. Im Gegensatz zu den anderen Modellen werden hier also keine Hypothesen getestet. Von Interesse ist, dass die Beziehung zwischen reflektiv operationalisiertem Hilfskonstrukt und formativem Konstrukt ausreichend groß und signifikant ist. Das Modell zur F¨orderung durch Promotoren dient also genau genommen der Beurteilung der nomologischen Validit¨at des formativen Messmodells. Der PLS-Algorithmus weist einen erfreulich hohen Pfadkoeffizienten von 0,54 aus. Er ist mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit kleiner 0,1 Prozent hochsignifikant. Das Bestimmtheitsmaß R2 betr¨agt 29 Prozent. Das reflektiv operationalisierte Hilfskonstrukt erkl¨art also fast ein Drittel der Streuung des formativ operationalisierten Konstrukts. In Summe bestehen damit keine Bedenken bei der nomologischen Validit¨at der Konstrukte. Die je Stichprobenobjekt durch den Algorithmus berechneten Werte f¨ ur die F¨orderung durch Promotoren k¨onnen also sp¨ater bei der logistischen Regression angesetzt werden.

186

6.3.3

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

Eignung der Erfindung

Abbildung 6.1 zeigt die Ergebnisse des PLS-Algorithmus f¨ ur das Strukturmodell Eignung der Erfindung. Das Bestimmtheitsmaß R2 betr¨agt 25 Prozent. Das bedeutet, dass die unabh¨angigen Variablen ein Viertel der Gesamtstreuung der abh¨angigen Variable erkl¨aren k¨onnen. Wie anhand der Pfadkoeffizienten zu erkennen ist, u ¨bt das Konstrukt Marktattraktivit¨at den st¨arksten Einfluss auf die abh¨angige Variable aus, gefolgt vom Konstrukt Informationskontrolle. Die Vorzeichen der Koeffizienten entsprechen den Erwartungen. Die Beziehungen sind signifikant. Die Hypothesen H10 und H13 werden daher durch das vorliegende empirische Datenmaterial gest¨ utzt. Die Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung wird von den Erfindern um so h¨oher beurteilt, je h¨oher sie Marktattraktivit¨at und Informationskontrolle einsch¨atzen. F¨ ur alle anderen Konstrukte konnten keine signifikanten Pfadkoeffizienten berechnet werden. Auch bei den Interaktionseffekten mit der Kontrollvariable Technologiefeld ergeben sich keine signifikanten Beziehungen. Die Hypothesen H11, H12 und H14 m¨ ussen daher abgelehnt werden. Offenbar nehmen also relativer Vorteil, Anwendungsreife und Bedarf komplement¨arer G¨ uter keinen signifikanten Einfluss auf die Einsch¨atzung der Erfinder, ob sich ihre Erfindung f¨ ur eine Gr¨ undung eignet. Auch unter Ber¨ ucksichtigung m¨oglicher durch das Technologiefeld bedingter Interaktionseffekte sind keine signifikanten Effekte nachweisbar.

6.4

Wirkung auf die Entstehung von Gru ¨ ndungen

Wie Tabelle 6.15 zeigt, weist das Sch¨atzmodell hinsichtlich der f¨ ur relevant befundenen G¨ utemaße sehr erfreuliche Werte auf. Die Devianz ist mit 114,8 im finalen Modell (Modell 3) sehr niedrig und weist eine Signifikanz nahe 1,0 auf. Das bedeutet, dass die Nullhypothese, dass das Modell eine perfekte Anpassung aufweist, nicht zur¨ uckgewiesen werden 2 kann. Der Likelihood-Ratio-Test ist signifikant. McFaddens R weist final einen Wert von 0,34 auf, was bedeutet, dass die Anpassung des Modells als sehr gut bezeichnet werden kann. Die G¨ ute zeigt sich auch im Anteil der korrekt klassifizierten Elemente. Gegen¨ uber einer rein zuf¨alligen Ziehung, die eine Trefferquote von 64,3 Prozent zu Wege br¨achte, erreicht Modell 3 eine Trefferquote von 86,2 Prozent. Einschr¨ankend ist hier allerdings zu erw¨ahnen, dass keine Bereinigung um den Stichprobeneffekt erfolgte und daher die Trefferquote etwas u ¨berh¨oht ausf¨allt.

6.4. Wirkung auf die Entstehung von Gr¨ undungen

187

0,18*

Informationskontrolle Relativer Vorteil

0,04n.s.

Eignung der Erfindung

Anwendungs- 0,17n.s. reife

(R2 = 0,25)

0,33***

Marktattraktivität

Bedarf komplementärer Güter

0,04n.s.

-0,07n.s. 0,12n.s.

-0,06n.s.

-0,13n.s. 0,05n.s.

Technologiefeld

Abbildung 6.2: PLS-Ergebnisse: Eignung der Erfindung Quelle: Eigene Darstellung.

188

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Modell 1 Modell 2 Koeffizienten Unternehmerische Aktivit¨aten 0,49* 0,44t *** Eignung der Erfindung 1,23 1,05*** F¨orderung durch Promotoren 0,54* 0,52* Lizenzierungsoption −0,27n.s. Aktviti¨aten x Lizenzierungsoption Konstante −1,76*** −0,80n.s. G¨ ute der Sch¨atzmodelle Devianz 120,72 118,1 Likelihood-Ratio (χ2 ) 51,81*** 54,43*** 2 McFaddens R 0,30 0,32 Korrekt klassifizierte Elemente 85,5% 82,4% PCC 64,3% 64,3% ***p ≤ 0, 001

**p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

t

p ≤ 0, 1

n.s.

Modell 3 0,69* 1,03** 0,53* −0,39* 0,45t −0,44n.s. 114,8 57,5*** 0,34 86,2% 64,3% nicht signifikant

Tabelle 6.15: Ergebnisse des logistischen Regressionsmodells

Die zuvor durchgef¨ uhrte paarweise Betrachtung der Korrelationskoeffizienten ergab keinen Hinweis auf Multikollinearit¨at. Die h¨ochste Korrelation bestand mit einem Wert von 0,37 zwischen dem Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten und der Eignung der Erfindung. Wie aus Tabelle 6.15 weiter hervorgeht, ist ein signifikanter Einfluss von unternehmerischen Aktivit¨aten, der Eignung der Erfindung und der F¨orderung durch Promotoren auf die Entstehung von Existenzgr¨ undungen nachweisbar (Modell 3). Die Koeffizienten dieser Variablen stimmen in ihrer Richtung mit den Erwartungen u ¨berein. Die Hypothesen 1, 9 und 15 werden somit durch das vorliegende empirische Datenmaterial unterst¨ utzt. Weist ein Wissenschaftler ein h¨oheres Niveau unternehmerischer Aktivit¨at auf, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass er sich mit seiner Erfindung selbstst¨andig macht (H1). Diese Wahrscheinlichkeit steigt ebenfalls, wenn er die Eignung seiner Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung h¨oher einsch¨atzt (H9). Auch die F¨orderung durch Promotoren beeinflusst die Gr¨ undungswahrscheinlichkeit positiv (H15). Die Hypothese 3, wonach eine h¨ohere wahrgenommene Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption die Bedeutung unternehmerischer Aktivit¨aten f¨ ur den Gr¨ undungsakt abschw¨acht, konnte bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 7,5 Prozent nicht best¨atigt werden. Dagegen weist der direkte Einfluss der Lizenzierungsoption auf die Gr¨ undungsentscheidung einen signifikanten und in seiner Richtung plausiblen Effekt auf. Je attraktiver ein Wissenschaftler die M¨oglichkeit einsch¨atzt, seine Erfindung per Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen zu kommerzialisieren, desto unwahrscheinlicher ist, dass er ein Unterneh-

6.5. Erg¨anzende Analysen

189

men gr¨ undet. Hypothese 2 wird daher durch das vorliegende empirische Datenmaterial best¨atigt.

6.5 6.5.1

Erg¨ anzende Analysen Relative Wichtigkeit der Faktoren

Eine Sensitivit¨atsanalyse soll Aufschluss u ¨ber die relative Wichtigkeit jener vier Faktoren geben, f¨ ur die ein signifikanter Einfluss auf die Gr¨ undungsentscheidung nachgewiesen werden konnte. Tabelle 6.16 zeigt das Ergebnis dieser Analyse, die entlang der Empfehlung von Krafft durchgef¨ uhrt wurde.2 Ausgangspunkt ist die auf Basis der Sch¨atzfunktion ermittelte durchschnittliche Wahrscheinlichkeit von Nicht-Existenzgr¨ undern, sich selbstst¨andig zu machen. Sie betr¨agt 7,8 Prozent. Diese Wahrscheinlichkeit wird berechnet, indem die Mittelwerte der unabh¨angigen Variablen f¨ ur die Gruppe der Nicht-Existenzgr¨ under in die Sch¨atzfunktion eingesetzt werden. Sodann wird eine Ceteris-Paribus-Betrachtung durchgef¨ uhrt: Die Mittelwerte aller unabh¨angigen Variablen bleiben gleich, bis auf eine. Diese nimmt den Mittelwert (i) aller Stichprobenobjekte oder (ii) der Gruppe der Existenzgr¨ under an. Auf Basis die¨ ser einen Anderung wird die Wahrscheinlichkeit einer Gr¨ undung neu berechnet. Sodann ¨ wird die Anderung r¨ uckg¨angig gemacht und einer anderen Variable ein neuer Mittelwert zugewiesen. Anhand der Tabelle kann man erkennen, dass die Wahrscheinlichkeit f¨ ur einen Nicht-Existenzgr¨ under, ein Unternehmen zu gr¨ unden, von 7,8 Prozent auf 12,5 Prozent ansteigt, wenn sein Niveau unternehmerischer Aktivit¨at das durchschnittliche Niveau der Gruppe der Existenzgr¨ under annimmt. Die Wahrscheinlichkeit erh¨oht sich sogar auf 21,2 Prozent, wenn er die Eignung seiner Erfindung so gut einsch¨atzt, wie der Durchschnitt der Existenzgr¨ under. Relativ betrachtet am wenigsten Einfluss hat die F¨orderung durch Promotoren. Hier erh¨oht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Nicht-Existenzgr¨ under gr¨ unden will, auf 11,1 Prozent. Zusammenfassend ist folgende Rangfolge der Effekte festzustellen: 1. Eignung der Erfindung 2. Unternehmerische Aktivit¨aten 2

Vgl. [Krafft 1997] S. 635 i.V. mit S. 637 f.

190

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung Gesch¨atzte Wahrscheinlichkeit einer Unternehmensgr¨ undung bei Einsetzen des Gruppenmittelwerts von ...

Unternehmerische Aktivit¨aten Eignung der Erfindung F¨orderung durch Promotoren Lizenzierungsoption

... den Nicht-Existenzgr¨ undern 7,8% 7,8% 7,8% 7,8%

... allen

... den Existenzgr¨ undern

8,7% 9,9% 8,5% 8,6%

12,5% 21,2% 11,1% 11,7%

Tabelle 6.16: Ergebnisse der Sensitivit¨atsanalyse 3. Lizenzierungsoption 4. F¨orderung durch Promotoren Dieses Resultat bekr¨aftigt die zentrale Annahme des Modells von Shane und Venkataraman, der auch in dieser Studie gefolgt wurde. Demnach ist die Entdeckung einer unternehmerischen Gelegenheit, die in den Augen des Wissenschaftlers geeignet f¨ ur eine Existenzgr¨ undung erscheint, der wichtigste Faktor f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen.

6.5.2

Weitere Erkenntnisse zum Einfluss von Promotoren

In der vorliegenden Untersuchung wurde die F¨orderung durch Promotoren bisher stets auf aggregierter Ebene betrachtet. Die Leistungsbeitr¨age der einzelnen Promotoren wurden dazu in einem Index verdichtet. Von Interesse ist in der empirischen Promotorenforschung aber auch, in welcher H¨aufigkeit bestimmte Kombinationen von Promotoren auftreten. Abbildung 6.3 zeigt diese f¨ ur drei F¨alle. Der erste Fall besteht in der Nicht-Verwertung, betrifft also die 95 Erfindungen, die derzeit aus kommerzieller Sicht brachliegen. Der zweite Fall umfasst jene Erfindungen, die durch Gr¨ undung oder Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen verwertet werden. Die Stichprobe umfasst 64 solcher Objekte. Der dritte Fall schließlich betrifft jene 37 Erfindungen, die zur Unternehmensgr¨ undung durch den Erfinder gef¨ uhrt haben. Betrachtet man die H¨aufigkeiten, so f¨allt als erstes auf, dass Erfindungen, die nicht kommerziell verwertet werden, auch h¨aufig keine F¨orderung durch Promotoren erhalten. 42 Prozent dieser Erfindungen erhalten nach Angabe der Erfinder keine derartige Unterst¨ utzung. Im Vergleich dazu werden Erfindungen, die verwertet werden, h¨aufiger durch

6.5. Erg¨anzende Analysen

191

alle drei Promotorenarten (17 Prozent vs. 8 Prozent), nur den Fachpromotor (11 Prozent vs. 3 Prozent) oder eine Kombination aus Macht- und Fachpromotor gef¨ordert (8 Prozent vs. 2 Prozent). Speziell jene Erfindungen, die zu einer Existenzgr¨ undung f¨ uhren, erhalten vergleichsweise h¨aufig gleichzeitig Unterst¨ utzung von allen drei Promotorenarten (27 Prozent vs. 17 Prozent vs. 8 Prozent).

8 5 2 3 Nicht verwertet (n = 95)

8

14

17

42

100

8 Durch Gründung verwertet (n = 37)

8 Verwertet (n = 64)

5

14

3

27

16

8

19

100

8 5 11

17

17

11

23

100

Abbildung 6.3: H¨aufigkeit verschiedener Promotorenkombinationen Quelle: Eigene Darstellung.

Nur Beziehungspromotor Fach- und Beziehungspromotor Alle drei Promotorenarten Macht- und Beziehungspromotor Nur Machtpromotor Nur Fachpromotor Macht- und Fachpromotor

Ohne Promotor

Promotorkombination

Häufigkeit nach Art der Verwertung (in Prozent)

192 Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

6.5. Erg¨anzende Analysen

193

Aufgrund der ermutigenden Ergebnisse dieser rein h¨aufigkeitsbasierten Betrachtungsweise scheint eine weitere Vertiefung mit Hilfe des Instruments der logistischen Regression lohnenswert. Dazu wurden insgesamt vier Modelle gerechnet:

1. Modell 1: Welche Promotorenkombination kann dabei helfen, dass eine Erfindung nicht in der Schublade“ landet, sondern auf dem Wege der ” Unternehmensgr¨ undung verwertet wird? Diese Frage zielt darauf ab, festzustellen, ob es in der F¨orderung durch Promotoren Unterschiede zwischen erfolglosen und erfolgreichen Kommerzialisierungsbem¨ uhungen gibt, wobei unter Erfolg“ das ” Zustandekommen einer Gr¨ undung verstanden wird.3 2. Modell 2: Welche Promotorenkombination kann dabei helfen, dass eine Erfindung u undung oder ¨ berhaupt verwertet wird, egal ob durch Gr¨ durch Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen? Diese Fragestellung ist der obigen sehr ¨ahnlich. Wiederum werden erfolglose und erfolgreiche Kommerzialisierungsbem¨ uhungen miteinander verglichen, wobei als Erfolg diesmal das Zustandekommen einer Gr¨ undung oder der Abschluss eines Lizenzvertrags mit einem etablierten Unternehmen verstanden wird. 3. Modell 3: Welche Promotorenkombination sagt am besten voraus, ob eine Erfindung durch Gr¨ undung oder durch Lizenzierung verwertet wird? Hier wird also danach gefragt, ob es in der F¨orderung durch Promotoren Unterschiede zwischen den beiden als erfolgreich angesehenen Kommerzialisierungsergebnissen Lizenzierung bzw. Gr¨ undung gibt. 4. Modell 4: Welche Promotorenkombination kann dabei helfen, dass sich ein Wissenschaftler mit seiner Erfindung selbstst¨ andig macht? Diese Frage greift erneut Hypothese 15 auf. Im Unterschied dazu wird jetzt nicht der Grad der F¨orderung durch Promotoren untersucht, sondern die F¨orderung durch eine bestimmte Promotorenkombination. Im Gegensatz zu Modell 1 umfasst die Vergleichsgruppe nicht nur erfolglose Transferbem¨ uhungen, sondern auch solche, die zu einer Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen gef¨ uhrt haben.

Tabelle 6.17 zeigt das Ergebnis der logistischen Regression. Der Interpretation ist zun¨achst vorauszuschicken, dass in Bezug auf die Anpassungsg¨ ute gemessen an McFaddens R2 kein besonders hoher Wert erwartet werden kann. Wie gezeigt wurde, k¨onnen neben der 3

Vgl. [Witt und Rosenkranz 2002] S. 90.

194

Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

Modell 1 Modell 2 Untersuchte Gruppen Gruppe 1 Keine Keine Verwertung Verwertung (n) (95) (95) Gruppe 2 Gr¨ undung Irgendeine Verwertung (n) (37) (65) Koeffizienten Nur Machtpromotor 0,13n.s. 0,47n.s. Nur Fachpromotor 2,25** 1,83* n.s. Nur Beziehungspromotor 0,07 0,15n.s. Macht- und Fachpromotor 2,15* 1,90* n.s. Macht- und Beziehungspromotor 0,36 0,51n.s. Fach- und Beziehungspromotor 0,97n.s. 0,81n.s. Alle drei Promotorenarten 1,97** 1,30* G¨ ute der Sch¨atzmodelle Devianz 137,3 200,2 Likelihood-Ratio (χ2 ) 19,32** 14,15* 2 McFaddens R 0,12 0,07 ***p ≤ 0, 001

**p ≤ 0, 01

*p ≤ 0, 05

Modell 3

Modell 4

Lizenzierung (27) Gr¨ undung

NichtGr¨ undung (122) Gr¨ undung

(37)

(37)

t

−0,56n.s. 1,05n.s. −0,15n.s. −0,54n.s. −0,27n.s. −0,32n.s. 2,44*

−0,20n.s. 1,93** −0,03n.s. 1,64t 0,22n.s. 0,83n.s. 2,03***

77,8 9,35n.s. 0,08

153,64 18,89** 0,11

p ≤ 0, 1

n.s.

nicht signifikant

Tabelle 6.17: Einfluss verschiedener Promotorenkombinationen F¨orderung durch Promotoren, die hier ausschließlich betrachtet wird, noch eine ganze Reihe weiterer Faktoren f¨ ur die jeweils untersuchten Gruppenunterschiede von Bedeutung sein. Der maximale Wert des G¨ utemaßes in den hier betrachteten Modellen f¨allt daher mit 0,12 (Modell 1) relativ gering aus. Modell 1 ist signifikant (χ2 = 19, 32, p ≤ 0, 01). Referenzpunkt in diesem Modell sind Erfindungen, die derzeit nicht kommerziell verwertet werden. Wie die signifikanten und positiven Koeffizienten zeigen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Verwertung auf dem Wege der Unternehmensgr¨ undung mit der F¨orderung durch einen Fachpromotor (Koeffizient = 2, 25, p ≤ 0, 01), durch die Kombination aus Macht- und Fachpromotor (Koeffizient = 2, 15, p ≤ 0, 05) und die Troika bestehend aus Macht-, Fach- und Beziehungspromotor (Koeffizient = 1, 97, p ≤ 0, 01). Auch Modell 2 ist signifikant (χ2 = 14, 15, p ≤ 0, 05). Die Ergebnisse sind identisch mit Modell 1. Die Wahrscheinlichkeit einer Verwertung, egal ob durch Unternehmensgr¨ undung oder durch Lizenzierung an ein etabliertes Unternehmen, steigt mit der F¨orderung durch einen Fachpromotor, die Kombination aus Macht- und Fachpromotor und die Kombination aller drei Promotorenarten.

6.5. Erg¨anzende Analysen

195

Modell 3 ist nicht signifikant, was aber als plausibel gewertet werden kann. In diesem Ergebnis kommt zum Ausdruck, dass die F¨orderung durch Promotoren nicht auf ein bestimmtes Technologietransferergebnis festlegt ist. Beide Verwertungsarten, Lizenzierung und Gr¨ undung, sind als gleichberechtigte Transfererfolge zu bewerten. In welches der beiden Ergebnisse die F¨orderung m¨ undet, ist nicht von Promotoren, sondern von anderen Faktoren abh¨angig. Promotoren helfen dabei, das jeweils angestrebte Ziel zu verwirklichen. ultigkeit der Modell 4 ist signifikant (χ2 = 18, 89, p ≤ 0, 01), was zum einen wiederum die G¨ Hypothese 15 st¨ utzt. Zus¨atzlich ist jetzt eine differenziertere Aussage zur Art der F¨orderung m¨oglich. Wie Signifikanz und Richtung der Koeffizienten zeigen, ist die Gr¨ undung durch einen Wissenschaftler um so wahrscheinlicher, wenn er durch einen Fachpromotor (Koeffizient = 1, 93, p ≤ 0, 01) oder durch die Kombination aus allen drei Promotorenarten (Koeffizient = 2, 03, p ≤ 0, 001) gef¨ordert wird. Die Ergebnisse der Modelle 1 bis 4 machen vor allem eines deutlich: Der Fachpromotor nimmt f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen eine bedeutende Stellung ein. Er wurde definiert als eine Person, die die Kommerzialisierung der Erfindung durch betriebswirtschaftliche Fachkompetenz unterst¨ utzt. Da Wissenschaftler u ¨ber diese Kompetenz nur sehr selten verf¨ ugen, erscheint es verst¨andlich, dass diese Form der Hilfestellung f¨ ur so relevant befunden wird. Von hohem praktischem Interesse ist die Frage, welche Personengruppen als Promotor auftreten k¨onnen. Wie Abbildung 6.4 zeigt, kommt vor allem dem Leiter der Forschungseinrichtung eine wichtige Rolle zu. Immer dann, wenn ein Fachpromotor an der Verwertung der Erfindung beteiligt ist, nimmt der Leiter der Forschungseinrichtung mit einer Wahrscheinlichkeit von 15 Prozent diese Rolle ein. Lediglich Kooperationspartner weisen mit 17 Prozent eine h¨ohere Wahrscheinlichkeit auf, als Fachpromotoren genannt zu werden. In 28 Prozent aller F¨alle, in denen ein Beziehungspromotor auftritt, kommt dem Leiter der Forschungseinrichtung diese Rolle zu. Er ist damit mit Abstand der h¨aufigste Beziehungspromotor. Besonders sticht seine Bedeutung als Machtpromotor hervor. Tritt ein Machtpromotor auf, so ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent damit zu rechnen, dass der Leiter der Einrichtung diese Rolle wahrnimmt.

BeziehungsPromotor (n = 79)

FachPromotor (n = 60)

Leiter der Forschungseinrichtung

Leiter des Forschungsprojekts

Sonstige Person

Kooperationspartner

Investmentmanager

Kollege aus der Forschungseinrichtung

Business Angel

Projektbetreuer der Transferstelle

Abbildung 6.4: Personengruppen, die als Promotoren auftreten Quelle: Eigene Darstellung.

14

17

28

11

5 4

11

100 1 1 4 3 6 4 8

Kooperationspartner

2

15

2

Leiter der Forschungseinrichtung

8

8

8

7

7

7

100

13

2 5

Häufigkeit der Nennung in Prozent

Projektbetreuer der Transferstelle

Sonstiger Berater

Patentanwalt

Leiter der Transferstelle

Leiter des Forschungsprojekts

Sonstige Person

Kollege aus der Forschungseinrichtung

Business Angel

Freunde/Bekannte

Steuerberater

Investmentmanager

Personengruppe

60

10

9

9

4

100 2

MachtPromotor (n = 47)

2 4

196 Kapitel 6. Ergebnisse der Untersuchung

Kapitel 7 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

7.1

Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Entstehen von Unternehmensgr¨ undungen aus der Wissenschaft wird als ein wichtiger Treiber der wirtschaftlichen Entwicklung angesehen. Viele dieser Unternehmen verwerten direkt oder indirekt Forschungsergebnisse und sichern dadurch die Innovationsf¨ahigkeit Deutschlands. Allerdings ist seit 1995 ein stark r¨ uckl¨aufiger Trend in der Anzahl von technologiebasierten Gr¨ undungen aus dem Bereich der Spitzen- und hochwertigen Technologie zu konstatieren. Außeruniversit¨are Forschungseinrichtungen werden Jahr f¨ ur Jahr mit erheblichen ¨offentlichen Mitteln gef¨ordert. Diese Mittel sind notwendig, um qualitativ hochwertige Grundlagenforschung in Deutschland zu betreiben und wissenschaftliche Erkenntnisse, sofern es m¨oglich ist, in wirtschaftliche Anwendungen zu u uhren. Gemessen an der ¨offentlichen ¨berf¨ F¨orderung sind die Einnahmen, die außeruniversit¨are Einrichtungen durch die Vermarktung ihrer Erfindungen erzielen, noch gering. Beide Beobachtungen sprechen daf¨ ur, die Entstehung von Existenzgr¨ undungen zu f¨ordern, die wissenschaftliche Erkenntnisse in wirtschaftliche Anwendungen u uhren. In den ¨berf¨ USA sind seit Anfang der 80er Jahre, unter anderem aufgrund ver¨anderter Rahmenbedingungen durch den Bayh-Dole Act, eine Vielzahl solcher Unternehmen entstanden. Diese haben die wirtschaftliche Entwicklung nachhaltig positiv beeinflusst. Aus gesamtwirtF. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7_7, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

198

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

schaftlicher Perspektive scheint es daher w¨ unschenswert, der Frage nachzugehen, was Wissenschaftler zum Schritt in die Selbstst¨andigkeit veranlassen kann. Weiterhin ist festzustellen, dass in der Entrepreneurship-Forschung in letzter Zeit folgende Themen in den Mittelpunkt des Interesses gestellt werden: erstens, wie unternehmerische Gelegenheiten entstehen, zweitens, wie bestimmte Individuen diese erkennen und ergreifen und drittens, auf welche Weisen diese Gelegenheiten ausgebeutet werden.1 Dies steht im Gegensatz zum Forschungsschwerpunkt, der bis Mitte der 80er Jahre vorherrschte. Damals konzentrierte man sich fast ausschließlich auf bestimmte Pers¨onlichkeitseigenschaften, um die Entstehung von Gr¨ undungen zu erkl¨aren. Bis Ende der 90er Jahre wurde prim¨ar das unternehmerische Verhalten untersucht. Erst seit wenigen Jahren versucht man, eine holistische Perspektive auf das Gr¨ undungsgeschehen einzunehmen und mit empirischen Erkenntnissen zu untermauern. Generell l¨asst das Verst¨andnis der Vorgr¨ undungsphase noch zu w¨ unschen u ¨brig.2 Die Entstehung von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen bietet sehr gute Rahmenbedingungen, um diese neuesten theoretischen Entwicklungen anzuwenden und empirisch zu u ufen. An den Einrichtungen wird eine Vielzahl von Erfindungen get¨atigt und ¨berpr¨ zum Patent angemeldet. Man kann jede dieser Erfindungen als eine unternehmerische Gelegenheit auffassen, die von dem Erfinder erkannt und auf ihre Attraktivit¨at hin beurteilt werden muss. Der Untersuchungsgegenstand erlaubt also einen Einblick in den Kern ¨ dessen, was nach Uberzeugung einiger Autoren den Schwerpunkt der EntrepreneurshipForschung ausmachen sollte. ¨ Nicht nur aus gesamtwirtschaftlichen, sondern auch aus wissenschaftlichen Uberlegungen heraus erscheint es daher w¨ unschenswert, die Entstehung von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen n¨aher zu beleuchten. Dabei standen in der vorliegenden Arbeit folgende Forschungsfragen im Mittelpunkt:

1. Welche Rolle spielt unternehmerisches Verhalten in der Vorgr¨ undungsphase f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen? Wie k¨onnen unterschiedliche Niveaus unternehmerischen Verhaltens w¨ahrend der Vorgr¨ undungsphase erkl¨art werden? Wird das Ergebnis unternehmerischen Verhaltens durch die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption beeinflusst? 1 2

Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 218. Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 82 f.

7.1. Zusammenfassung der Ergebnisse

199

2. Welche Rolle spielt die unternehmerische Gelegenheit f¨ ur die Entscheidung eines Wissenschaftlers, sich selbstst¨andig zu machen? Wann beurteilt er eine Gelegenheit als geeignet? 3. Welche Rolle spielen Unterst¨ utzer im Gr¨ undungsprozess? Welche Kompetenzen bringen sie in das Projekt ein? 4. Was ist die relative Bedeutung der Faktoren aus den drei genannten Sph¨aren (Verhalten, Gelegenheit, F¨orderung durch andere Personen) f¨ ur die Gr¨ undungsentscheidung eines Wissenschaftlers?

Der Entrepreneurship-Forschung liegt kein vereinheitlichtes Theoriegeb¨aude zu Grunde. Eine g¨angige Praxis ist daher, sich aus anderen Forschungsdisziplinen jene Elemente zu entleihen, die f¨ ur die Erkl¨arung des konkret vorliegenden Untersuchungsgegenstands angeutzt sich im Wesentlichen bracht erscheinen.3 Diesem Weg folgte auch diese Studie. Sie st¨ auf den verhaltensorientierten Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, auf das Promotorenmodell und auf einen Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten. Zun¨achst wurde der funktionale Unternehmerbegriff n¨aher er¨ortert und speziell auf das ¨ ¨ Verst¨andnis der Osterreichischen Schule eingegangen. Zwei bedeutende Vertreter der Osterreichischen Schule sind Kirzner und Schumpeter. Ihre Unternehmerkonzeptionen haben die (zumindest zeitweise) Annahme eines Marktungleichgewichts gemeinsam. Der schumpeterianische Unternehmer zerst¨ort das bestehende Marktgleichgewicht durch eine sogenannte neue Kombination“ von G¨ utern. Der kirznerianische stellt das Marktgleichgewicht durch ” Arbitragetransaktionen wieder her. Die Annahme eines Marktungleichgewichts ist deshalb von Bedeutung, weil damit gleichzeitig die Annahme getroffen wird, dass sich Individuen darin unterscheiden, wie sie Informationen wahrnehmen und verarbeiten. Erst dieser Unterschied macht es m¨oglich, die unternehmerische Gelegenheit als ein konstituierendes Element der Gr¨ undungshandlung anzusehen. In Gleichgewichtsmodellen bestimmen lediglich individuelle Pr¨aferenzen wie Risikoaversion dar¨ uber, ob jemand Unternehmer wird. Den Kern unternehmerischer T¨atigkeit kann man gut mit den Verben initiieren, kombinieren und durchsetzen beschreiben. Nachdem so die Grundz¨ uge unternehmerischen Verhaltens n¨aher beleuchtet wurden, stand als N¨achstes die Frage nach den Treibern dieses Verhaltens im Raum. Aufbauend auf den zahlreichen empirischen Arbeiten, die unter dem urspr¨ unglichen Einfluss des TraitsAnsatzes eine Vielzahl von Pers¨onlichkeitsstilen, Motiven und Kompetenzen analysierten, 3

Vgl. [Gartner 2001] S. 33 f.

200

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

konnte eine Reihe von Faktoren festgestellt werden. Zu diesen z¨ahlen Risikobereitschaft, Leistungsmotivation, Sozialkompetenz und Fachkompetenz. Einige wenige Autoren argumentieren, dass man unternehmerisches Verhalten auch aus Sicht des Promotorenmodells der Innovationsforschung beschreiben kann. Sie verstehen den Gr¨ undungsprozess als Innovationsprozess. Promotoren sind Personen, die auf ¨ bestimmten Machtquellen aufbauend Leistungsbeitr¨age zur Uberwindung von Barrieren in Innovationsprozessen erbringen und sie dadurch aktiv und intensiv f¨ordern. Vier Promotorenarten wurden identifiziert, der Machtpromotor, der Fachpromotor, der Prozesspromotor und der Beziehungspromotor. Ein wichtiges Problem bei Innovationen ist die Frage, wer am besten in der Lage ist, sich die Renten daraus aneignen zu k¨onnen. Der Ansatz von Henkel (2003) liefert zur Beurteilung dieser Frage ein systematisches Geb¨aude. Er unterscheidet zwischen Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung, Kontrollmechanismen und Aneignungsmechanismen. Zu den Voraussetzungen zur Nutzung einer Erfindung geh¨oren Informationen, Rechte, Gewinnaussichten und komplement¨are G¨ uter. Als Mechanismen zur Kontrolle der Fremdnutzung einer Erfindung kommen Geheimhaltung, Drohung der Preisgabe von Informationen, Durchsetzung von Schutzrechten und Kontrolle komplement¨arer G¨ uter in Betracht. Die Unternehmensgr¨ undung kann man als einen Aneignungsmechanismus auffassen, bei dem eine Eigennutzung der Erfindung angestrebt wird und die Fremdnutzung m¨oglichst verhindert werden soll. Aufbauend auf diesen drei Grundpfeilern (verhaltensorientierter Ansatz der Entrepreneurship-Forschung, Promotorenmodell, Aneignung von Innovationsrenten) wurden sodann einige Modelle vorgestellt, die den Gr¨ undungsakt zu erkl¨aren versuchen. Als fortgeschrittenstes Modell wurde dem Modell von Shane und Venkataraman (2000) besondere ¨ Aufmerksamkeit geschenkt. Es nimmt unter anderem die Sichtweise der Osterreichischen Schule ein und zieht einen Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten zur besseren Erkl¨arung der Gr¨ undungsentscheidung heran. Damit beschreibt es den Gr¨ undungsakt aus einer ganzheitlichen Perspektive heraus, in der nicht nur Faktoren aus dem Bereich des Individuums, sondern auch aus dem Bereich der unternehmerischen Gelegenheit und des Umfelds als erkl¨arungsrelevant angesehen werden. Die anschließende Analyse der empirischen Forschung zum Entstehen von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen ergab ein ern¨ uchterndes Bild. Die meisten empirischen Arbeiten sind unidimensional, d.h., sie beleuchten nur einen der f¨ ur relevant befundenen Aspekte der Gr¨ undungsentscheidung. Ebenso auffallend ist die Absenz von Arbeiten aus

7.1. Zusammenfassung der Ergebnisse

201

dem deutschsprachigen Raum in Bereichen außerhalb der Dom¨ane der Gr¨ underperson. Die vorliegende Arbeit kann durch das Einnehmen einer dimensions¨ ubergreifenden Perspektive und die Verwendung fortgeschrittener Methoden (PLS, logistische Regression) einen bedeutenden Beitrag zum besseren Verst¨andnis des Entstehens von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen leisten. Zus¨atzlich zu den durch die theoretische Betrachtung gewonnenen Erkenntnissen wurde bei der Bestandsaufnahme empirischer Studien deutlich, dass auch das Umfeld an einer Forschungseinrichtung einen erheblichen Einfluss auf unternehmerische Aktivit¨aten aus¨ uben kann. Auf Basis der theoretischen und empirischen Bestandsaufnahme wurden sodann die Forschungshypothesen formuliert. Einer der drei f¨ ur relevant befundenen Haupteinflussfaktoren sind unternehmerische Aktivit¨aten in der Vorgr¨ undungsphase. Mit unternehmerischen Aktivit¨aten sind T¨atigkeiten des Initiierens, Kombinierens und Durchsetzens gemeint. Ein h¨oheres Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten in der Vorgr¨ undungsphase macht den Gr¨ undungsakt wahrscheinlicher (H1). Theoretische Grundlagen f¨ ur dieses Argument sind der verhaltensorientierte Ansatz der Entrepreneurship-Forschung und das Modell von Shane und Venkataraman. Gr¨ undungen entstehen, weil sich Menschen in ihrer Informationswahrnehmung und -verarbeitung unterscheiden. Dementsprechend ist zu erwarten, dass sie sich vor dem Gr¨ undungsakt unterschiedlich verhalten. Beispielsweise wird ein Wissenschaftler niemals gr¨ unden, wenn er sich keine Gedanken u ¨ber m¨ogliche kommerzielle Anwendungen seiner Erfindung macht (initiieren), keine Informationen u ¨ber Vermarktungsm¨oglichkeiten einholt (kombinieren) und sich keinen Plan zur Durchsetzung seines Vorhabens zurechtlegt (durchsetzen). Wie Shane und Venkataraman in ihrem Modell zeigen, kann unternehmerische Aktivit¨at im Zusammenhang mit einer unternehmerischen Gelegenheit zu zwei verschiedenen Ergebnissen f¨ uhren: zum einen zu einer Unternehmensgr¨ undung, zum anderen zu einer Weitergabe der Gelegenheit an jene, die besser zu ihrer Ausbeutung in der Lage sind. Dies geschieht im wissenschaftlichen Umfeld durch die Lizenzierung an etablierte Unternehmen. Je attraktiver ein Wissenschaftler die Lizenzierungsoption einsch¨atzt, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er selbst ein Unternehmen gr¨ undet (H2). Weiterhin ist zu vermuten, dass die Bedeutung unternehmerischer Aktivit¨aten f¨ ur den Gr¨ undungsakt durch die Attraktivit¨at dieser Lizenzierungsoption moderiert wird (H3). Die Ergebnisse vieler empirischer Studien, die unternehmerisches Verhalten erforscht haben, sprechen daf¨ ur, dass das Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten von Wissenschaftlern von folgenden Faktoren abh¨angt: Risikobereitschaft (H4), Leistungsmotivation (H5),

202

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Sozialkompetenz (H6), betriebswirtschaftlicher Fachkompetenz (H7) und der wahrgenommenen Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens an der Forschungseinrichtung (H8). Neben unternehmerischen Aktivit¨aten ist ein weiterer Haupteinflussfaktor f¨ ur die Gr¨ undungsentscheidung eines Wissenschaftlers die wahrgenommene Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung. Je geeigneter er diese einsch¨atzt, desto wahrscheinlicher ist der Gr¨ undungsakt (H9). Die theoretische Grundlage f¨ ur diese Vermutung ist wiederum im Modell von Shane und Venkataraman zu sehen. Die unternehmerische Gelegenheit ist das zentrale Element jeder Gr¨ undungsentscheidung. Ohne eine passende Gelegenheit kann es keine Gr¨ undung geben. Die Anschlussfrage ist, welche Eigenschaften eine gute“ ” Gelegenheit aufweisen muss, damit sie von einem Wissenschaftler ergriffen wird. Zur Beantwortung dieser Frage hilft der Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten weiter. Demzufolge ist davon auszugehen, dass eine Gelegenheit dann als gut“ zu bezeichnen ” ist, wenn eine gute Kontrolle des Informationsb¨ undels m¨oglich ist, das die Erfindung ausmacht (H10), wenn relativer Vorteil, Anwendungsreife und Marktattraktivit¨at hoch sind (H11 bis H13), und wenn der Bedarf komplement¨arer G¨ uter niedrig ist (H14). Als letzter Haupteinflussfaktor wurde die F¨orderung durch Promotoren identifiziert. Es ist davon auszugehen, dass eine Existenzgr¨ undung dann wahrscheinlicher ist, wenn ein Promotor die Vermarktungsaktivit¨aten unterst¨ utzt (H15). F¨ ur diese Vermutung spricht, dass man Gr¨ undungsprozesse als Innovationsprozesse auffassen kann. Da in Innovationsprozessen Promotoren nachweislich einen positiven Einfluss auf den Kommerzialisierungserfolg aus¨ uben, sollte man in Gr¨ undungsprozessen dasselbe erwarten. Vereinzelte empirische Hinweise unterst¨ utzen diese Vermutung. Zur Hypothesenpr¨ ufung kommen zwei Verfahren zum Einsatz: der Partial-Least-SquaresAnsatz (PLS) der Kausalanalyse und die logistische Regression. Ersterer dient dazu, den Einfluss verschiedener Konstrukte auf die abh¨angigen Variablen unternehmerische Aktivit¨aten und Eignung der Erfindung zu messen. Außerdem ist er bei der Bildung von Indizes dienlich, so im Falle des Konstrukts F¨orderung durch Promotoren. Die logistische Regression erlaubt es, den Einfluss verschiedener unabh¨angiger Variablen auf eine dichotome abh¨angige Variable zu messen. In der vorliegenden Untersuchung handelt es sich beim ur die StichGr¨ undungsakt um eine solche Variable: Er findet entweder statt oder nicht. F¨ probe ergibt sich daraus die Anforderung, eine ausreichende Zahl an existenzgr¨ undenden und nicht existenzgr¨ undenden Erfindern zu enthalten.

7.1. Zusammenfassung der Ergebnisse

203

Bei der Datenerhebung wurde wie folgt vorgegangen: Zur Identifikation existenzgr¨ undender Erfinder konnten die Transferstellen der Fraunhofer-, Max-Planck- und bestimmter Helmholtz-Institute gewonnen werden. Zur Identifikation nicht existenzgr¨ undender Erfinder wurden die Patente dieser Einrichtungen nach dort verzeichneten Erfindernamen ausgewertet. Beide Gruppen erhielten eine Einladung zum Ausf¨ ullen eines standardisierten, webbasierten Erhebungsinstruments. Das Instrument war in einer mehrstufigen PretestPhase eingehend getestet worden. Am Ende der Erhebungsphase lagen 159 vollst¨andig und korrekt ausgef¨ ullte Frageb¨ogen vor (R¨ ucklauf 20 Prozent), wobei die Stichprobe 37 existenzgr¨ undende und 122 nicht existenzgr¨ undende Erfinder beinhaltet. Wie die Auswertung des Datenmaterials ergab, wurden die meisten der verwendeten Konstrukte sehr zufriedenstellend durch die verwendeten Indikatoren gemessen. Auff¨alligerweise erzielten jedoch einige in anderen Studien empirisch best¨atigte Skalen eher entt¨auschende Ergebnisse (Leistungsmotivation, relativer Vorteil). Als Ergebnis der ersten PLS-Kausalanalyse ist festzuhalten, dass die f¨ unf Faktoren zur Erkl¨arung des Niveaus unternehmerischer Aktivit¨aten (H4 bis H8) 33 Prozent der Varianz dieses Konstrukts erkl¨aren. Von gr¨oßter Relevanz ist dabei die BWL-Kompetenz des Erfinders (H7), gefolgt von der Risikobereitschaft (H4) und der Erw¨ unschtheit unternehmerischen Verhaltens an der Forschungseinrichtung (H8). F¨ ur die Faktoren Leistungsmotivation und Sozialkompetenz konnte hingegen kein signifikanter Einfluss festgestellt werden. Je mehr also ein Wissenschaftler von seiner eigenen betriebswirtschaftlichen Kompetenz u ¨berzeugt ist, je mehr er bereit ist, Risiken einzugehen und je mehr er den Eindruck hat, dass seine Einrichtung unternehmerisches Verhalten bef¨ urwortet, desto unternehmerischer verh¨alt er sich. Die zweite PLS-Kausalanalyse macht den Zusammenhang zwischen der Einsch¨atzung der Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung und verschiedenen unabh¨angigen Variablen transparent. Die f¨ unf Einflussfaktoren (H10 bis H14) erkl¨aren 25 Prozent der Varianz des Konstrukts Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung. Es ergibt sich ein hochsignifikanter und starker positiver Zusammenhang mit dem unabh¨angigen Konstrukt Marktattraktivit¨at (H13). Je h¨oher also ein Erfinder die Marktattraktivit¨at einsch¨atzt, ¨ umso geeigneter erscheint ihm die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung. Auch die Uberundel kontrollieren zu k¨onnen, das die Erfindung ausmacht, zeugung, das Informationsb¨ wirkt sich positiv auf die Eignung der Erfindung aus (H10). F¨ ur die anderen Faktoren (Anwendungsreife, komplement¨are G¨ uter, relativer Vorteil) konnten keine signifikanten Einfl¨ usse aufgedeckt werden. Die anschließend durchgef¨ uhrte logistische Regression mit den Konstrukten unternehmerische Aktivit¨aten, Eignung der Erfindung und F¨orderung durch Promotoren als un-

204

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

abh¨angige Variable und dem Zustandekommen einer Gr¨ undung als abh¨angige Variable lieferte sehr gute Ergebnisse. Ein h¨oheres Niveau unternehmerischer Aktivit¨at (H1), eine h¨ohere Einsch¨atzung der Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung (H9) und eine intensivere F¨orderung durch Promotoren (H15) erh¨ohen die Wahrscheinlichkeit einer Existenzgr¨ undung. Die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption beeinflusst das Entstehen von Gr¨ undungen wie vermutet negativ (H2). Der moderierende Einfluss der Lizenzierungsoption auf die Beziehung zwischen unternehmerischen Aktivit¨aten und dem Entstehen einer Gr¨ undung konnte nicht best¨atigt werden (H3). Um die relative Wichtigkeit der erkl¨arungsrelevanten Faktoren zu untersuchen, wurde eine Sensitivit¨atsanalyse durchgef¨ uhrt. Als Ergebnis dieser Analyse kann festgehalten werden, dass der wichtigste Faktor f¨ ur die Entstehung von Existenzgr¨ undungen das Vorliegen einer unternehmerischen Gelegenheit ist, gefolgt vom Niveau unternehmerischer Aktivit¨aten in der Vorgr¨ undungsphase. An dritter Stelle steht die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption. Im direkten Vergleich am wenigsten von Bedeutung ist der Grad der F¨orderung durch Promotoren. Da der Grad der F¨orderung durch Promotoren einen verdichteten Index der Beitr¨age von Macht-, Fach- und Beziehungspromotor darstellt, erschien es aufschlussreich, diesen zu zerlegen und so detailliertere Erkenntnisse zur Bedeutung einzelner Promotorenkombinationen zu gewinnen. Das Resultat dieser Zerlegung zeigte, dass der Fachpromotor der wichtigste Promotor f¨ ur die Entstehung von Existenzgr¨ undungen ist. Er wurde definiert als eine Person, die das Gr¨ undungsprojekt durch betriebswirtschaftliche Fachkompetenz unterst¨ utzt. Er entfaltet seinen positiven Einfluss auf das Gr¨ undungsgeschehen am besten alleine oder als Troika mit dem Macht- und Beziehungspromotor.

7.2

Schlussfolgerungen fu ¨ r Wissenschaft und Forschung

Die vorliegende Arbeit setzt an mehreren Defiziten der empirischen Erforschung des Vorgr¨ undungsprozesses im Kontext von wissenschaftsnahen Existenzgr¨ undungen an. Zu diesen Defiziten geh¨oren die Dominanz explorativer Untersuchungen, die Dominanz bivariater Analysen und ein weit verbreiteter Survivor-Bias.4 Des Weiteren ist zu beklagen, dass es kaum empirische Studien gibt, die eine mehrdimensionale Perspektive auf die Entstehung 4

Vgl. [Mellewigt und Witt 2002] S. 103 f.

7.2. Schlussfolgerungen f¨ ur Wissenschaft und Forschung

205

von Gr¨ undungen einnehmen. Gerade in deutschen Beitr¨agen fokussiert man sich meist auf nur einen Aspekt zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung, wie beispielsweise Merkmale aus dem Bereich der Person. Hingegen stellen neuere Ans¨atze der Entrepreneurship-Forschung heraus, dass f¨ ur die Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung zwingend eine u ¨bergreifende, ganzheitliche Perspektive einzunehmen ist.5 Es wurde angestrebt, den identifizierten Defiziten m¨oglichst weitgehend zu begegnen. Zun¨achst ist die theoriegest¨ utzte Ableitung falsifizierbarer Forschungshypothesen zu nennen, die mehr als eine Dom¨ane erkl¨arungsrelevanter Faktoren abdecken. Zwar gibt es in der Entrepreneurship-Forschung kein allgemein anerkanntes Theoriegeb¨aude, welches die Entstehung von Existenzgr¨ undungen erkl¨art. Der Ansatz von Shane und Venkataraman stellt jedoch einen sehr erfolgreichen Versuch dar, durch die Entlehnung verschiedener Konzepte aus angrenzenden Forschungsfeldern eine solide Fundierung dieses Vorgangs zu entwickeln. Aufbauend darauf und in Erweiterung des Konzepts, vornehmlich durch R¨ uckgriff auf einen Ansatz zur Aneignung von Innovationsrenten und auf die Promotorenforschung, werden in dieser Arbeit systematisch Hypothesen abgeleitet. Wenngleich eigentlich selbstverst¨andlich, ist dieser Weg bei der ganzheitlichen Untersuchung des Vorgr¨ undungsprozesses im relevanten Kontext bisher nicht beschritten worden. Daran ankn¨ upfend ist ein weiterer Beitrag der Arbeit im Einnehmen einer dimensions¨ ubergreifenden Perspektive auf den Gr¨ undungsakt zu sehen. Die damit verbundenen empirischen Erkenntnisse erlauben es zum ersten Mal, die relative Bedeutung verschiedener Faktoren f¨ ur die Entstehung von Existenzgr¨ undungen zu bewerten. Das erst seit kurzer Zeit ins Zentrum der Diskussion geratene Interesse an der unternehmerischen Gelegenheit zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung wird durch das vorliegende empirische Datenmaterial legitimiert. Um zu gr¨ unden, kommt es zuallererst darauf an, dass ein Wissenschaftler seine Erfindung als geeignet f¨ ur eine Existenzgr¨ undung einstuft. Erst mit weitem Abstand folgen unternehmerische Aktivit¨aten, die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption und die F¨orderung durch Promotoren als weitere Treiber. Ein weiterer Beitrag der vorliegenden Arbeit ist in der erstmaligen Ber¨ ucksichtigung der Lizenzierung als Verwertungsalternative f¨ ur Erfinder zu sehen. Wie gezeigt wurde, u ¨bt die Attraktivit¨at der Lizenzierungsoption einen signifikanten Einfluss auf den Gr¨ undungsakt aus. Dieses Ergebnis st¨ utzt das Modell von Shane und Venkataraman, in dem die beiden Verwertungsalternativen Gr¨ undung und Lizenzierung untrennbar miteinander verbunden sind. Das Zustandekommen einer Gr¨ undung darf nicht isoliert von alter5

Vgl. [Shane und Venkataraman 2000] S. 218, [Busenitz u. a. 2003] S. 297. Vgl. weiter [Shook u. a. 2003] S. 388.

206

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

nativen Optionen betrachtet werden, die Erfindern zur Aneignung von Innovationsrenten aus ihrer Erfindung zur Verf¨ ugung stehen. Um den Survivor-Bias zu vermeiden und einen direkten Gruppenvergleich durchf¨ uhren zu k¨onnen, wurden in der vorliegenden Untersuchung gleichzeitig existenzgr¨ undende und nicht existenzgr¨ undende Wissenschaftler befragt. Es konnte keine empirische Arbeit gefunden werden, die zur Erforschung des Entstehens von Gr¨ undungen an Forschungseinrichtungen denselben Weg verfolgt. Schließlich wurde erhofft, durch die Verwendung fortgeschrittener statistischer Methoden (logistische Regression, PLS) einen Beitrag zur Qualit¨atsverbesserung empirischer Arbeiten zu leisten, die sich mit dem hier untersuchten Ph¨anomen auseinandersetzen. Insgesamt wurde angestrebt, durch die Ber¨ ucksichtigung der zuvor genannten Defizite die Entrepreneurship-Forschung im Bereich der Vorgr¨ undungsphase zu bereichern. Bettet man die Ergebnisse dieser Studie in den gr¨oßeren Zusammenhang des Forschungsfelds ein, lassen sich einige weiterf¨ uhrende Vermutungen ¨außern. Die erste Vermutung betrifft den situativen Charakter unternehmerischen Verhaltens. Er zeigt sich in dieser Studie in der starken Abh¨angigkeit der Gr¨ undungshandlung von betriebswirtschaftlicher Fachkompetenz und in der bedeutenden Rolle von Fachpromotoren. Es liegt nahe, diesen starken Einfluss dadurch zu begr¨ unden, dass als Informanten Erfinder aus dem naturwissenschaftlich-technischen Bereich ausgew¨ahlt wurden. Da Erfinder typischerweise nicht alle u ugen, ist sie zur Erkl¨arung des unternehmerischen ¨ber BWL-Kompetenz verf¨ Verhaltens dieser Personengruppe besonders wichtig. W¨are eine andere Personengruppe befragt worden, w¨are die betriebswirtschaftliche Kompetenz vielleicht nicht im selben Maße relevant. Vermutlich bedingen also die speziellen Voraussetzungen eines erfindenden Wissenschaftlers diesen u ¨berraschend deutlichen Zusammenhang. Die Ergebnisse dieser Arbeit erh¨arten des Weiteren die Vermutung, dass zwischen objektiven Gr¨ undungsbedingungen und subjektiver Relevanz dieser Bedingungen ein tiefer Abgrund klafft. So konnte trotz theoretischer Fundierung und ermutigender empirischer Anzeichen aus Vorg¨angerstudien hier kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Bedarf komplement¨arer G¨ uter und der Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung hergestellt werden. Wie dargestellt wurde, greifen empirische Arbeiten zur Messung der Bedeutung komplement¨arer G¨ uter auf die Studie von Levin u.a. (1987) zur¨ uck. L¨asst man die damit verbundenen methodischen M¨angel außer Acht, kann nur ein Umstand erkl¨aren, warum die Ergebnisse dieser Arbeit von den bestehenden Ergebnissen abweichen: ¨ Der Bedarf komplement¨arer G¨ uter ist zwar objektiv f¨ ur das Uberleben von wissenschafts-

7.2. Schlussfolgerungen f¨ ur Wissenschaft und Forschung

207

nahen Existenzgr¨ undungen wichtig, spielt aber f¨ ur das individuelle Entscheidungskalk¨ ul eine gr¨ undungsbereiten Wissenschaftlers keine Rolle. Wenn man sich vergegenw¨artigt, f¨ ur wie wichtig die betriebswirtschaftliche Fachkompetenz befunden wurde und wie wenig sie vermutlich bei der Mehrzahl der Probanden vorhanden ist, dann erscheint dieses Ergebnis plausibel. Strategische Gedankenspiele u ¨ber die Bedeutung komplement¨arer G¨ uter passen eher zu Menschen, die eine betriebswirtschaftliche Ausbildung genossen oder sich diese im Laufe ihrer Berufserfahrung angeeignet haben. Erfinder an Forschungseinrichtungen scheinen davon in der Regel etwas weiter entfernt zu sein und stellen sie daher konsequenterweise gar nicht erst zur Fundierung ihrer Gr¨ undungsentscheidung an. Diese Ergebnisse sollten dazu veranlassen, bei der Erforschung der Vorgr¨ undungsphase noch st¨arker dahingehend zu differenzieren, ob ein individueller Entscheidungsmechanismus untersucht werden soll oder objektiv feststellbare“ Faktoren ” ¨ f¨ ur das Uberleben und den Erfolg von Gr¨ undungen. Letzteres w¨ urde zur Vermeidung des Informant-Bias insbesondere danach verlangen, mehrere verschiedene Gruppen von Informanten zu befragen. Dieser Praxis wird in der Gr¨ undungsforschung heute kaum Rechnung getragen. Die Ergebnisse der Studie weisen auf die große Wichtigkeit des Fachpromotors hin. Aus empirischen Untersuchungen ist bekannt, dass die wenigsten Teamgr¨ undungen kaufm¨annische Qualifikationen abdecken.6 Es dr¨angt sich daher die Vermutung auf, dass, zumindest w¨ahrend der Anfangsphase, Promotoren diese F¨ahigkeiten in das Gr¨ underteam einbringen. Hier er¨offnet sich Raum f¨ ur tiefergehende Forschungsarbeiten. Als Einschr¨ankung ist zu nennen, dass die vorliegende Studie gerade im Zusammenhang mit dem Wirken von Promotoren nur einen ersten Anhaltspunkt liefern kann. Die gr¨ undungsbezogenen Leistungsbeitr¨age der verschiedenen Promotorenarten wurden nicht im einzelnen analysiert. Hier w¨ urde sich die Befragung mehrerer Gruppen von Informanten empfehlen. Ebenso w¨are es von Interesse, das Wirken von Promotoren nicht nur im Hinblick auf die Entstehung, sondern auch auf den Erfolg von Gr¨ undungen zu beurteilen. Dazu w¨are eine Stichprobe notwendig, die mehr als nur 37 existenzgr¨ undende Erfinder umfasst. Im Sinne des u bergeordneten Ziels einer holistischen Perspektive auf ¨ den Gr¨ undungsakt ist der Nachteil in Kauf zu nehmen, dass das Wirken von Promotoren nicht im Detail erforscht werden konnte. Angesichts der guten Ergebnisse ¨offnet sich hier jedoch gleichzeitig Raum f¨ ur weitere Forschungsbem¨ uhungen.

6

Vgl. die Zusammenfassung bei [Mellewigt und Witt 2002] S. 94.

208

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

Eine weitere Einschr¨ankung der Untersuchung ist darin zu sehen, dass die Informanten zu einer Erfindung befragt wurden, die f¨ ur sie unterschiedlich weit in der Vergangenheit zur¨ uckliegt. Obwohl durch die Formulierung der Fragen versucht wurde, das Erinnerungsverm¨ogen nicht u ¨berzustrapazieren, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es dadurch zu Verzerrungen in der Stichprobe gekommen ist. Aufgrund der schweren Zug¨anglichkeit des interessierenden Datenmaterials musste auch dieser Nachteil in Kauf genommen werden. Als zus¨atzliche Einschr¨ankung ist zu erw¨ahnen, dass die Studie Teamprozesse v¨ollig ausblendet. Der Grund hierf¨ ur ist im a¨hnlich gelagerten Modellansatz von Shane und Venkataraman zu sehen, auf den sich die Untersuchung unter anderem beruft. Demzufolge ist die Entscheidung, ein Unternehmen zu gr¨ unden, ein individueller kognitiver Entscheidungsprozess. Man k¨onnte dagegen ins Feld f¨ uhren, dass Teamsituationen die Motivation des Einzelnen zur Gr¨ undung erh¨ohen k¨onnen und daher – v¨ollig losgel¨ost vom kognitiven Akt – einen erheblichen emotionalen Einfluss auf die Gr¨ undungsentscheidung aus¨ uben. Schließlich ist hinzuzuf¨ ugen, dass die Untersuchung eine sehr enge Sichtweise auf den Begriff der unternehmerischen Gelegenheit einnimmt. Nur Erfindungen werden als Quelle f¨ ur Gr¨ undungsideen angesehen. Tats¨achlich ist es aber so, dass viele Spinoffs nicht auf direktem Wege, sondern nur indirekt u under Forschungser¨ber die Kompetenzen der Gr¨ gebnisse verwerten. Die diesen Gr¨ undungen eigenen Gr¨ undungsideen werden durch das Untersuchungsdesign nicht erfasst. Auf Basis der empirischen Bestandsaufnahme kommt man zu dem Ergebnis, dass dar¨ uber hinaus zwei weitere Themenfelder in der deutschen (Vor-)Gr¨ undungsforschung mehr Aufmerksamkeit verdienen. Es handelt sich hier einerseits um Surrogatunternehmertum und andererseits um den Erfolgsbeitrag von Transferstellen. Wie die Studie von Franklin u. a. (2001) zeigt, k¨onnen externe Personen, die Gr¨ undungsideen an Forschungseinrichtungen aufgreifen und sich ihrer annehmen, bedeutende Erfolge erzielen. Es ist unklar, inwieweit diese Praxis an Forschungseinrichtungen in Deutschland erw¨ unscht bzw. g¨angig ist. Zu bef¨ urchten ist aber eine Closed-shop“-Mentalit¨at. Externe k¨onnten als Ideenklau” ” er“ angesehen und mit dem entsprechenden Misstrauen bedacht werden. Hier bietet sich eine weitergehende Erforschung an. Beispielsweise k¨onnte man der provokanten Hypothese nachgehen, dass aus Erfolgsgesichtspunkten generell nur Externe als Gr¨ under von wissenschaftsnahen Unternehmen in Frage kommen sollten. Diese Ansicht scheint nicht so abwegig zu sein, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. So wird der Pr¨asident der Fraunhofer-Gesellschaft in einem Bericht der S¨ uddeutschen Zeitung mit den Worten

7.3. Schlussfolgerungen f¨ ur die Praxis

209

zitiert: Wissenschaftler k¨onnen Fundamente legen und eine Innovation anwendungsreif ” machen, aber unternehmerische Aufgaben sollen andere wahrnehmen.“ 7 Wie gezeigt wurde, basiert eine Vielzahl empirischer Arbeiten in den USA auf der AUTM Licensing Survey. Dabei handelt es sich um eine weitgehend standardisierte Umfrage, die jedes Jahr die Kommerzialisierungsaktivit¨aten von amerikanischen Universit¨aten erhebt. Anhand der mittlerweile 20-j¨ahrigen Datenreihen k¨onnen profunde Aussagen zum Einfluss von institutsspezifischen Unterst¨ utzungsaktivit¨aten auf den Erfolg ausgegr¨ undeter Unternehmen getroffen werden. Es w¨are w¨ unschenswert, in Deutschland mit einer a¨hnlich systematischen Erfassung zu beginnen und die Transferaktivit¨aten von Forschungseinrichtungen kontinuierlich zu bewerten und fortzuentwickeln.

7.3

Schlussfolgerungen fu ¨ r die Praxis

Die nachfolgenden Handlungsempfehlungen richten sich an die Transferstellen von Forschungseinrichtungen und an jene Personen, denen diese Stellen untergeordnet sind. Sie gehen davon aus, dass es prinzipiell im Interesse von Forschungseinrichtungen ist, wenn sich Wissenschaftler mit ihrer Erfindung selbstst¨andig machen.

1. Demonstrieren Sie zu jeder Gelegenheit, dass unternehmerisches Verhalten von der Forschungseinrichtung erw¨ unscht ist. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie belegen, dass sich Wissenschaftler unternehmerischer verhalten, wenn sie glauben, dass dieses Verhalten von ihrem Institut gew¨ unscht wird. Das soll nicht heißen, dass jeder Wissenschaftler zur Selbstst¨andigkeit ermuntert werden soll. Nicht jeder ist daf¨ ur geeignet und vielen bedeutet der Erkenntnisgewinn auf ihrem Forschungsgebiet weitaus mehr als die Kommerzialisierung ihres Wissens auf dem Wege der Gr¨ undung. Unternehmerisches Verhalten von Wissenschaftlern bedeutet vor allem: sich Gedanken u ¨ber m¨ogliche Anwendungen einer Erfindung zu machen, in Interaktion mit anderen bei der Weiterentwicklung dieser Gedanken zu treten und sich einen Plan zur Kommerzialisierung zurechtzulegen. In den meisten F¨allen wird dieser Plan darauf abzielen, ein etabliertes Unternehmen zur Lizenznahme zu animieren. Machen Sie deutlich, dass der Forschungseinrichtung diese Art von Verhalten am Herzen liegt. 7

Vgl. [Thurau 2004].

210

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen Die Ergebnisse mehrerer US-amerikanischer Studien haben zudem gezeigt, dass Technologietransferprozesse dann erfolgreich sind, wenn sie von Personen in Leitungspositionen der Forschungseinrichtung unterst¨ utzt werden. Konkret k¨onnen Sie beispielsweise durch die Gestaltung gr¨ undungsspezifischer Regularien und Unterst¨ utzungsleistungen demonstrieren, dass die Entstehung von Spinoffs im allgemeinen Interesse liegt.

2. Sprechen Sie mit Erfindern dar¨ uber, wie geeignet Sie die Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung einsch¨ atzen. Es ist eigentlich eine Selbstverst¨andlichkeit: Der mit Abstand wichtigste Faktor zur Erkl¨arung der Gr¨ undungshandlung ist das Vorliegen einer unternehmerischen Gelegenheit. Dies geht auch eindeutig aus dem hier analysierten empirischen Datenmaterial hervor. Die angestellten theoretischen ¨ Uberlegungen haben gezeigt, dass nicht alle Menschen gleich gut darin sind, unternehmerische Gelegenheiten zu entdecken. Und selbst wenn Gelegenheiten entdeckt sind, werden sie von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich bewertet. Bringen Sie Transparenz in das un¨ ubersichtliche Geflecht aus impliziten Annahmen, die zu einer subjektiven Annahme oder Ablehnung einer Erfindung als unternehmerischer Gelegenheit f¨ uhren. 3. Sprechen Sie mit Erfindern dar¨ uber, wie attraktiv Sie die Option einer Lizenzierung der Erfindung an ein etabliertes Unternehmen einsch¨ atzen. Die vorliegende Studie beweist, dass eine Existenzgr¨ undung durch den Erfinder unwahrscheinlicher wird, wenn dieser glaubt, dass eine Lizenzierung f¨ ur ihn pers¨onlich das Beste ist. Diskutieren Sie mit ihm die Wahrscheinlichkeit dieses Ereignisses und zeigen Sie ihm auf, was dabei f¨ ur ihn finanziell herausspringt. Um entscheiden zu k¨onnen, ob nicht am Ende doch eine Existenzgr¨ undung die bessere Wahl ist, muss ein Erfinder zu einer richtigen“ Bewertung der Lizenzierungsoption gelangen. Dabei ” sollten Sie ihn unterst¨ utzen. Die Ergebnisse US-amerikanischer Studien haben außerdem gezeigt, dass Erfinder am besten wissen, wer als Lizenznehmer f¨ ur ihre Idee in Frage kommt. Sie sind die wichtigste Informationsquelle f¨ ur das F¨ ullen der Gespr¨achspipeline mit potenziellen Verwertern. Lassen Sie diesen Vorteil nicht ungenutzt. 4. Wecken Sie bei Wissenschaftlern Verst¨ andnis f¨ ur strategische Fragestellungen im Zusammenhang mit der Kommerzialisierung von Erfindungen. ¨ Theoretische Uberlegungen und empirische Ergebnisse anderer Studien sprechen daf¨ ur, dass die sogenannten komplement¨aren G¨ uter“ bei der Kommerzialisierung ” von Erfindungen eine wichtige Stellung einnehmen. Der Begriff bezieht sich nicht nur

7.3. Schlussfolgerungen f¨ ur die Praxis

211

auf dingliche Gegenst¨ande. Beispielsweise kann ein komplement¨ares Gut auch ein Distributionskanal, die Reputation einer Marke, Produktionskapazit¨aten oder ein Kundenservicenetz sein. Typischerweise haben Existenzgr¨ undungen all das nicht, sondern m¨ ussen sich diese Dinge erst sichern, beispielsweise durch eine Kooperation mit etablierten Anbietern. Gelingt dies nicht, sinkt die Erfolgswahrscheinlichkeit der Gr¨ undung. Die Ergebnisse dieser Studie lassen vermuten, dass Wissenschaftler komplement¨are G¨ uter nicht in ihre Bewertung der Erfindung einbeziehen. Eine Erfindung ist aus ihrer Sicht insbesondere dann geeignet, wenn der Markt daf¨ ur groß ist, stark w¨achst und hohe Gewinne verspricht. Zus¨atzlich erh¨oht eine gute Kontrolle u ¨ber die Information, die die Erfindung ausmacht, ihre Eignung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung (z.B. die Kontrolle der Information per Patentschutz). Es scheint an Bewusstsein daf¨ ur zu mangeln, dass Marktattraktivit¨at und Schutz der Erfindung alleine noch keine Garantie daf¨ ur sind, dass man sich auch die Geldfl¨ usse daraus aneignen kann. Wecken Sie daher Verst¨andnis f¨ ur tiefergehende strategische Fragen bei der Kommerzialisierung. 5. F¨ ordern Sie den Aufbau von Management- und betriebswirtschaftlicher Kompetenz bei Wissenschaftlern. Die vorliegende Studie stellt fest, dass unternehmerisches Verhalten (gemeint ist der unter 1. beschriebene Begriff) entscheidend von der betriebswirtschaftlichen Kompetenz abh¨angt. Da ein h¨oheres Maß unternehmerischen Verhaltens wiederum die Entstehung von Spinoffs beg¨ unstigt, sollten Sie zum Aufbau dieser Kompetenzen bei Wissenschaftlern beitragen. Viele andere Studien haben aufgezeigt, dass Wissenschaftler im Allgemeinen nicht u ¨ber betriebswirtschaftliche F¨ahigkeiten verf¨ ugen. 6. Helfen Sie Erfindern dabei, einen Plan zur Vermarktung der Erfindung zu entwerfen. Die vorliegende Studie zeigt, dass ein wesentlicher Bestandteil unternehmerischen Verhaltens die Erstellung eines Plans zur Kommerzialisierung der Erfindung ist. Ein h¨oheres Maß unternehmerischen Verhaltens beg¨ unstigt die Entstehung von Spinoffs. Die Erstellung eines Plans setzt ein Mindestmaß an betriebswirtschaftlichem Wissen voraus. Wie andere Studien gezeigt haben, verf¨ ugen Wissenschaftler dar¨ uber nur selten. Unterst¨ utzen Sie daher Erfinder besonders in diesem Punkt. 7. Tragen Sie durch Ihre eigene Management- und betriebswirtschaftliche Kompetenz zum Gelingen von Gr¨ undungsprojekten bei. Empirisch betrachundungen interdisziplin¨are Teamgr¨ undungen. Nur sehr seltet sind die wenigsten Gr¨ ten gibt es von Anfang an ein Mitglied, das u ¨ber betriebswirtschaftliche Kompetenz

212

Kapitel 7. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen verf¨ ugt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen aber, dass f¨ ur die Entstehung von Gr¨ undungen Personen aus dem Umfeld wichtig sind, die betriebswirtschaftliche Fachkompetenz in das Gr¨ undungsprojekt einbringen. Die Kompetenz ist also seltener im Gr¨ undungsteam, sondern h¨aufiger im Umfeld der Gr¨ undung angesiedelt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass Sie als Leiter der Einrichtung oder Mitglied der Transferstelle mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von Wissenschaftlern in der Rolle dieser betriebswirtschaftlich kompetenten und in Managementfragen erfahrenen Person wahrgenommen werden. Nehmen Sie diese Aufgabe an.

8. Machen Sie Erfindern klar, dass Sie ihr geistiges Eigentum rigoros sch¨ utzen werden. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde festgestellt, dass Wissenschaftler ihre Erfindung dann geeigneter f¨ ur eine Existenzgr¨ undung halten, wenn sie glauben, dass sie sich gut sch¨ utzen l¨asst. Um welchen Schutzmechanismus (Patent, Gebrauchsmuster, Geheimhaltung usw.) es sich dabei genau handelt, wurde bewusst offen gelassen, das dies in hohem Maße von der Natur und dem Technologiefeld der Erfindung abh¨angt. Erkl¨aren Sie Wissenschaftlern, was von Seiten der Einrichtung alles getan werden kann, um ihr geistiges Eigentum zu sch¨ utzen. Zeigen Sie auf, welche Erfolge Sie in der Vergangenheit in diesem Bereich erzielen konnten und schaffen Sie dadurch Vertrauen.

9. Belohnen Sie Risikobereitschaft. Risikobereitere Wissenschaftler verhalten sich unternehmerischer. Das wird nicht nur durch die vorliegende Studie, sondern auch in anderen Untersuchungen belegt. So wie unternehmerisches Verhalten und Risikobereitschaft hier definiert wurde, soll das nicht bedeuten, dass unternehmerische Wissenschaftler immer gleich Haus und Hof f¨ ur eine Gr¨ undung aufs Spiel setzen. Unternehmerisches Verhalten beginnt mit dem Nachdenken u ¨ber m¨ogliche Anwendungen und dem Austausch dieser Ideen mit anderen. Risikobereitschaft hat zwar eine finanzielle Komponente, bedeutet aber auch, sich auf die Folgen von Fehleinsch¨atzungen sowie auf Neid und Missgunst und deren Folgen einzulassen. Belohnen Sie es daher, wenn ein Wissenschaftler mit einer unausgegorenen Idee auf Sie zukommt. Dies k¨onnen sie beispielsweise tun, indem Sie die sein Anliegen ernst nehmen und ihm Anregungen zur weiteren Fundierung seiner Vermarktungsidee geben. Machen Sie deutlich, dass das Wohl und Ansehen der Forschungseinrichtung von vermarktungsorientiert denkenden Menschen wie ihm positiv beeinflusst werden kann. Bestrafen Sie niemanden f¨ ur eine verr¨ uckte“ Idee. Gehen Sie behutsam vor, wenn Sie einem ” Erfinder aufzeigen wollen, dass seine Idee nicht umsetzbar ist.

7.3. Schlussfolgerungen f¨ ur die Praxis

213

10. Sorgen Sie daf¨ ur, dass sich neben dem Erfinder drei weitere Leute mit folgenden Eigenschaften formell oder informell um den Gr¨ undungsprozess k¨ ummern: eine Person mit Management- oder BWL-Kompetenz, eine Person mit guten Beziehungen in die Industrie und eine Person mit hierarchischem Einfluss. Gr¨ under geben h¨aufiger als andere an, dass sie von Personen aus ihrem Umfeld auf gleichzeitig drei verschiedene Weisen Unterst¨ utzung erfahren haben. Sie hatten erstens jemanden an der Seite, der ihnen u ¨ber F¨ahigkeitsbarrieren hinweghalf, die sich im Laufe des Gr¨ undungsprozesses ergaben. Diese F¨ahigkeitsbarrieren stellen BWL-Kompetenz und Managementkompetenz dar. Sie hatten zweitens jemanden an der Seite, der das Projekt durch sein ausgedehntes Netzwerk und Beziehungsportfolio f¨orderte. Und schließlich gab es drittens jemanden, der dem Gr¨ undungsprojekt u utzer soll¨ber hierarchische Barrieren hinweghalf. Diese Unterst¨ te es auf jeden Fall geben, sei es formell oder informell.

Anhang A Anschreiben zum Fragebogen Sehr geehrter Herr ..., ich befrage derzeit im Rahmen meiner Dissertation im Fach BWL existenzgr¨ undende und nicht-existenzgr¨ undende WissenschaftlerInnen. In diesem Zusammenhang bin ich auf Sie aufmerksam geworden. Ich w¨are Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mich bei dieser Studie unterst¨ utzen k¨onnten, indem Sie einen per Internet zug¨anglichen Fragebogen ausf¨ ullen. F¨ ur die Beantwortung meiner Fragen m¨ ussten Sie etwa 10 Minuten Ihrer Zeit aufwenden. Was haben Sie davon, wenn Sie an der Befragung teilnehmen? Sie erhalten von mir nach Abschluss der Studie eine Ergebniszusammenfassung. Die Untersuchung soll kl¨aren, welchen Stellenwert Forschungsergebnisse (z.B. in Form einer Erfindung), F¨orderer (z.B. bestimmte Personen an der Forschungseinrichtung) und pers¨onliche Einstellungen (z.B. Risikobereitschaft) f¨ ur das Entstehen und den sp¨ateren Erfolg von Existenzgr¨ undungen haben. Die Ergebnisse sollten daher f¨ ur existenzgr¨ undende und nicht-existenzgr¨ undende Forscher gleichermaßen interessant sein. Zus¨atzlich verlose ich unter allen Teilnehmern, die den Fragebogen innerhalb einer Woche ausf¨ ullen, zwei Motorola V600 Quad-Band Handys. Wer steht hinter dem Forschungsvorhaben? Die Dissertation wird von Prof. Dr. Peter Witt von der Wissenschaftlichen Hochschule f¨ ur Unternehmensf¨ uhrung (WHU) betreut und erfolgt in enger Kooperation mit den Technologietransferstellen der - Fraunhofer-Institute (Fraunhofer Venture-Gruppe: Hr. Doppelberger, Hr. Kritscher) - Max-Planck-Institute (Max-Planck-Innovation GmbH: Dr. Hertel, Fr. Giegold) - Helmholtz-Institute (Life-Science Bereich, vertreten durch die VerwertungsF. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

216

Anhang A. Anschreiben zum Fragebogen

gesellschaft Ascenion GmbH: Dr. Stein, Dr. Ruile) Sie wird zudem finanziell unterst¨ utzt von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft. Link zum Fragebogen Um den Fragebogen zu beantworten, m¨ ussen Sie lediglich auf den untenstehenden Verweis klicken und nach Aufforderung Ihr Passwort eingeben. Es lautet: ... Selbstverst¨andlich werden Ihre Antworten absolut vertraulich behandelt und nur zum Zweck der Untersuchung verwendet. Ich danke Ihnen f¨ ur Ihre Unterst¨ utzung und stehe Ihnen gerne pers¨onlich f¨ ur weitere Fragen zur Verf¨ ugung. Mit freundlichen Gr¨ ußen, Florian Baumgartner.

Anhang B Nachfassaktion zum Fragebogen Sehr geehrter Herr ..., ich habe Sie vor einer Woche in Zusammenhang mit meinem Dissertationsprojekt kontaktiert. Bitte gestatten Sie mir, Sie erneut auf meinen Fragebogen aufmerksam zu machen, den Sie online durch einen Klick auf den unten stehenden Link in rund 10 Minuten ausf¨ ullen k¨onnen. Sollten Sie bereits mit dem Ausf¨ ullen begonnen haben, gelangen Sie direkt an die Stelle, an der Sie unterbrochen haben. Ihr Nutzen Die Studie soll kl¨aren, was Wissenschaftler zum Schritt in die Selbstst¨andigkeit bewegt. Außerdem will ich herausfinden, welchen Einfluss die einzelnen Faktoren auf Erfolg bzw. Mißerfolg der Unternehmensgr¨ undung haben (z.B. Stellenwert von Forschungsergebnissen, F¨orderung durch andere Personen etc.). Sie erhalten von mir im Februar 2006 eine Zusammenfassung der Ergebnisse, die f¨ ur existenzgr¨ undende und nicht-existenzgr¨ undende Wissenschaftler gleichermaßen interessant sein sollten. Unter allen Teilnehmern, die den Fragebogen bisher nicht oder nicht vollst¨andig ausgef¨ ullt haben und innerhalb einer Woche antworten, verlose ich zwei USB Memory-Sticks (512MB). Unterst¨ utzer des Forschungsprojekts

• Max-Planck-Innovation GmbH: Dr. Hertel, Frau Giegold • Fraunhofer Venture-Gruppe: Herr Doppelberger, Herr Kritscher F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

218

Anhang B. Nachfassaktion zum Fragebogen

• Ascenion GmbH (Technologietransferstelle bestimmter Helmholtz-Institute im LifeScience-Bereich): Dr. Stein, Dr. Ruile • Stiftung der Deutschen Wirtschaft • Wissenschaftliche Hochschule f¨ ur Unternehmensf¨ uhrung (WHU): Prof. Dr. Peter Witt F¨ ur weitere Fragen stehe ich Ihnen nat¨ urlich jederzeit gerne pers¨onlich zur Verf¨ ugung. Mit freundlichen Gr¨ ußen Florian Baumgartner

Anhang C Fragebogen Vielen Dank f¨ ur Ihre Bereitschaft, an der rund 10-min¨ utigen Befragung teilzunehmen. Die Untersuchung soll kl¨aren, welchen Stellenwert Forschungsergebnisse (z.B. in Form einer Erfindung), F¨orderer (z.B. bestimmte Personen an der Forschungseinrichtung) und pers¨onliche Einstellungen (z.B. Risikobereitschaft) f¨ ur das Entstehen und den sp¨ateren Erfolg von Exsitenzgr¨ undungen haben. Ihre Antworten werden absolut vertraulich behandelt und nur zum Zweck der Untersuchung erhoben. Es finden keine Auswertungen auf individueller Basis statt. Der Datensatz wird komplett anonymisiert. Am Ende des Fragebogens k¨onnen Sie angeben, ob Sie eine Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse erhalten und an der Verlosung teilnehmen wollen. Viele der folgenden Fragen verwenden den Begriff Erfindung“. Damit ist eine zusammen” geh¨orende Gruppe von Forschungsergebnissen gemeint, die sich m¨oglicherweise wirtschaftlich verwerten l¨asst. Falls die Forschungsergebnisse im Rahmen eines Dienstverh¨altnisses entstehen, z.B. im Rahmen der T¨atigkeit an einer außeruniversit¨aren Einrichtung, handelt es sich um eine Diensterfindung“. ” H¨aufig liegt zu einer Erfindung eine Erfindungsmeldung oder ein Patent vor. Im Kontext dieser Befragung meint der Begriff Erfindung“ aber auch Forschungsergebnisse oder Inno” vationen, die unter Umst¨anden nicht patentiert werden k¨onnen (z.B. bestimmte SoftwareAlgorithmen), oder daf¨ ur ungeeignet erscheinen (z.B. weil eine Ver¨offentlichung nicht erw¨ unscht ist). Diese bewußte Verallgemeinerung des Begriffs soll der Komplexit¨atsreduktion dienen. F. Baumgartner, Technologietransfer durch Unternehmensgründungen, DOI 10.1007/978-3-8350-9513-7, © Deutscher Universitäts-Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007

220

Anhang C. Fragebogen

Bei Unternehmen, die auf Basis einer Diensterfindung gegr¨ undet werden, gibt es meistens einen Lizenzvertrag mit der Forschungseinrichtung. Frage-

Bedingung

Formulierung

nummer 1

Haben Sie schon einmal alleine oder mit anderen ein Unternehmen gegr¨ undet? 1 = Ja, auf Basis einer Diensterfindung, 2 = Ja, aber nicht auf Basis einer Diensterfindung, 3 = Nein.

2

Falls 1 = 1

Bitte denken Sie jetzt an die Erfindung, die der Ausl¨ oser f¨ ur Ihre Existenzgr¨ undung war.

Falls 1 = 1

Bitte denken Sie jetzt an die f¨ ur Sie pers¨ onlich wichtigste Diensterfindung aus der Zeit Ihrer T¨ atigkeit an einer Forschungseinrichtung. Wann wurde diese Erfindung gemeldet? Bitte geben Sie eine Jahreszahl ein, zum Beispiel 1997. Falls es keine Erfindungsmeldung gab (z.B. bei Software-Algorithmen), dann geben Sie bitte das Jahr ein, in dem Sie bei Ihren Forschungen in Zusammenhang mit der Erfindung einen wichtigen Durchbruch erzielen konnten.

3

Bitte ordnen Sie die Erfindung einem Technologiefeld zu. 1 = Analytik, 2 = Biotech/Life Science, 3 = Energie, 4 = Ger¨ ate-/Maschinenbau, 5 = Informations- und Kommunikationstechnologie, 6 = Messtechnik/Sensorik, 7 = Mikroskopie, 8 = Nanotechnologie/Mikrosystemtechnik, 9 = Neue Materialien, 10 = Optoelektronik, 11 = Sonstiges.

4

Wurde die Erfindung zum Patent angemeldet? 1 = Ja, 2 = Nein.

5

Falls 1 = 1

Wird die Erfindung im Moment kommerziell verwertet? 1 = Ja, 2 = Nein, 3 = Weiß nicht.

Anhang C. Fragebogen

Frage-

221

Bedingung

Formulierung

Falls 4 = 1

Von wem wurde die Erfindung zum Patent

nummer 6

angemeldet? Von der Forschungseinrichtung / Von einem Industrieunternehmen / Von mir selbst. 7

Falls 1 = 1 UND

Von wem wird die Erfindung im Moment verwertet?

5=1 1 = Sie wird von einem Unternehmen verwertet, das zur Verwertung der Erfindung gegr¨ undet wurde, 2 = Sie wird von einem sonstigen Unternehmen verwertet.

Frage-

Bedingung

Formulierung

Falls 1 = 1

Bitte geben Sie an, in wie fern die folgenden Aussagen Ihre

nummer 8

pers¨onliche Einsch¨atzung der Erfindung wiedergeben: 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. Falls 1 = 1

Bitte erinnern Sie sich an den Zeitpunkt, kurz bevor Sie das Unternehmen gegr¨ undet haben. In wie fern geben die folgenden Aussagen Ihre pers¨ onliche Einsch¨ atzung der Erfindung zum damaligen Zeitpunkt wieder? 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. Ich bin davon u ur ¨ berzeugt, dass der Markt f¨ Produkte auf Basis der Erfindung ... ... groß ist. ... stark w¨achst. ... hohe Gewinne verspricht. ... aufgrund des Wettbewerbs stark umk¨ ampft ist.

9

Ich bin davon u ¨ berzeugt, dass es ein weiter Weg ist bis ... ... zur technischen Reife von Produkten auf Basis der Erfindung. ... zum Proof-of-concept“- oder Prototypstadium von ” Produkten auf Basis der Erfindung. ... zur Herstellung von voll funktionsf¨ ahigen Produkten unter industriellen Bedingungen, d.h. außerhalb des Labors.

222

Frage-

Anhang C. Fragebogen

Bedingung

Formulierung

nummer 10

Ich bin davon u ¨ berzeugt, dass man zur erfolgreichen Kommerzialisierung der Erfindung auf jeden Fall Folgendes braucht: Ein fl¨achendeckendes Distributionsnetz. Fl¨achendeckenden Kundenservice. Masseproduktionskapazit¨at. Essenzielle Komponenten / Bauteile / Technologien von ganz bestimmten Anbietern.

11

Die Erfindung zeichnet sich gegen¨ uber anderen, alternativen Technologien unter anderem dadurch aus, dass sie ... ... technisch vorteilhafter oder wirksamer ist. ... von Anwendern einfacher genutzt werden kann. ... wirtschaftlich vorteilhafter ist.

12

Potenzielle Nachahmer haben an der Erfindung wenig Freude, weil ... ... es schwierig ist, Produkte auf ihrer Basis unerlaubt zu kopieren. ... die illegale Nutzung leicht festzustellen ist. ... bei illegaler Nutzung ausreichend M¨ oglichkeiten vorhanden sind, um die Nutzung zu unterbinden. ... die Erfindung sehr spezielles Wissen erfordert.

13

Mein zusammenfassendes Urteil u ¨ ber die Eignung der Erfindung f¨ ur eine Existenzgr¨ undung k¨ onnte man in etwa so formulieren: Ich bin davon u ¨ berzeugt, dass ... ... man als Existenzgr¨ under auf Basis der Erfindung sehr erfolgreich sein k¨onnte. ... sich hier die Chance f¨ ur unternehmerische Bet¨ atigung bietet. ... sich die Erfindung gut eignet, um darauf aufbauend ein Unternehmen zu gr¨ unden. ... ein Unternehmen, dessen einziger Gesch¨ aftszweck die Verbreitung von Produkten auf Basis der Erfindung ist, nicht u ¨berlebensf¨ahig ist. ... ich pers¨onlich am meisten davon h¨ atte, wenn die Erfindung an ein etabliertes Unternehemen lizenziert w¨ urde.

Anhang C. Fragebogen

Frage-

Bedingung

223

Formulierung

nummer 14

Falls 1 = 1

Welchen Stellenwert hat die Erfindung heute f¨ ur Ihr Unternehmen? 1 = Geringer Stellenwert, 5 = Hoher Stellenwert.

Frage-

Bedingung

Formulierung

nummer 15

Zur erfolgreichen wirtschaftlichen Verwertung einer Erfindung bedarf es der intensiven Zusammenarbeit mehrerer Personen. Bitte geben Sie durch Beantwortung der folgenden Fragen an, in wie weit die Verwertung der Erfindung durch bestimmte Personen vorangetrieben wird/wurde. 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. Die wirtschaftliche Verwertung einer Erfindung wird/wurde von anderen Personen aktiv und intensiv gef¨ ordert. Andere Personen tragen/trugen positiv dazu bei, die wirtschaftliche Verwertung der Erfindung zu beschleunigen. Die F¨orderung durch andere Personen macht(e) es einfacher, bestimmte H¨ urden bei der Verwertung der Erfindung zu bew¨altigen.

In der Innovationsforschung unterscheidet man Personen, die die Vermarktung von Erfindungen f¨ordern, nach der Art ihrer Unterst¨ utzungsleistung. Im Folgenden werden Ihnen drei Arten von Unterst¨ utzungsleistungen pr¨asentiert und kurz erl¨autert. Bitte lesen Sie die Erl¨auterungen und entscheiden Sie dann durch Beantwortung der nachfolgenden Frage, ob sich einer Ihrer F¨orderer durch die entsprechende Unterst¨ utzung auszeichnet(e). F¨ orderung der Vermarktung durch Managementkompetenz, betriebswirtschafliche / rechtliche Kenntnisse: Diese Person k¨onnte Ihnen z.B. dabei geholfen haben, eine Vermarktungsstrategie zu entwerfen. Auch bei Organisation und Planung der Vermarktungsaktivit¨aten, (z.B. in Form eines Businessplans oder eines Verkaufsprospektes) k¨onnte diese Person Sie unterst¨ utzt haben. Ggfs. haben Sie sich h¨aufiger an diese Person gewandt, wenn Sie in rechtlichen oder betriebswirtschaftlichen Dingen Rat suchten.

224

Anhang C. Fragebogen

F¨ orderung der Vermarktung durch hierarchische Stellung oder Autorit¨ at: Oft stellen sich einer erfolgreichen Vermarktung hierarchische Barrieren in den Weg (z.B. b¨ urokratische Prozesse, politische Querelen, unmotivierte Verwaltungsangestellte etc.). Gl¨ ucklicherweise gibt es manchmal hierarchisch gut positionierte Personen, die diese Hindernisse Dank ihrer Stellung oder Autorit¨at (z.B. durch ein Machtwort) beseitigen k¨onnen. F¨ orderung der Vermarktung durch Netzwerk, soziale Kompetenz, Technologietransferkompetenz: F¨ ur eine erfolgreiche Vermarktung braucht man oft jemand der einem T¨ uren ¨offnet, der die richtigen Leute kennt, der gut verhandeln kann und zwischen verschiedenen Parteien vermittelt. Frage-

Bedingung

Formulierung

nummer Gibt es eine Person, die die wirtschaftliche Verwertung der Erfindung durch ... 1 = Ja, 2 = Nein. 16a

... Managementkompetenz oder betriebswirtschaftliche / rechtliche Kenntnisse f¨ordert(e)?

16b

... hierarchische Stellung oder Autorit¨ at f¨ ordert(e)?

16c

... Netzwerk, soziale Kompetenz, oder ganz einfach weil sie sich mit Technologietransfer an Forschungseinrichtungen gut auskennt, f¨ordert(e)?

Anhang C. Fragebogen

Frage-

Bedingung

225

Formulierung

nummer 17

Welcher Gruppe geh¨ ort die Person an, die die wirtschaftliche Verwertung der Erfindung durch ... Falls 16a = 1

... Managementkompetenz oder betriebswirtschaftliche/rechtliche Kenntnisse f¨ ordert(e)? 1 = Leiter der Forschungseinrichtung, 2 = Leiter der Transferstelle, 3 = Leiter des Forschungsprojekts, 4 = Projektbetreuer der Transferstelle, 5 = Investment Manager, 6 = Business Angel, 7 = Patentanwalt, 8 = Steuerberater, 9 = Sonstige Berater, 10 = Freunde / Bekannte, 11 = Kollege aus der Forschungseinrichtung, 12 = Kooperationspartner, 13 = Sonstige Person.

Falls 16b = 1

... hierarchische Stellung oder Autorit¨ at f¨ ordert(e)? 1 = Leiter der Forschungseinrichtung, 2 = Leiter der Transferstelle, 3 = Leiter des Forschungsprojekts, 4 = Projektbetreuer der Transferstelle, 5 = Investment Manager, 6 = Business Angel, 11 = Kollege aus der Forschungseinrichtung, 12 = Kooperationspartner, 13 = Sonstige Person.

Falls 16c = 1

... Netzwerk, soziale Kompetenz, oder ganz einfach weil sie sich mit Technologietransfer an Forschungseinrichtungen gut auskennt, f¨ordert(e)? 1 = Leiter der Forschungseinrichtung, 2 = Leiter der Transferstelle, 3 = Leiter des Forschungsprojekts, 4 = Projektbetreuer der Transferstelle, 5 = Investment Manager, 6 = Business Angel, 7 = Patentanwalt, 8 = Steuerberater, 9 = Sonstige Berater, 10 = Freunde / Bekannte, 11 = Kollege aus der Forschungseinrichtung, 12 = Kooperationspartner, 13 = Sonstige Person.

226

Frage-

Anhang C. Fragebogen

Bedingung

Formulierung

nummer 18

Wie hilfreich war/ist diejenige von Ihnen angegebene Person, die ... ¨ 1 = Uberhaupt nicht hilfreich, 5 = Sehr hilfreich. Falls 16a = 1

... durch Managementkompetenz oder betriebswirtschaftliche/rechtliche Kenntnisse unterst¨ utzt(e)?

Falls 16b = 1

... durch hierarchische Stellung oder Autorit¨ at unterst¨ utzt(e)?

Falls 16c = 1

... durch Netzwerk, soziale Kompetenz, oder ganz einfach weil sie sich mit Technologietransfer an Forschungseinrichtungen gut auskennt, unterst¨ utzt(e)?

Frage-

Bedingung

Formulierung

nummer 19

Wie w¨ urden Sie die unternehmerischen Rahmenbedingungen der Einrichtung beschreiben, an der die Erfindung entstand? Die Forschungseinrichtung ... 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. ... bietet eine Reihe sinnvoller und attraktiver Unterst¨ utzungsmaßnahmen f¨ ur Existenzgr¨ under an. ... sieht es gerne, wenn man unternehmerisch t¨ atig wird.

Anhang C. Fragebogen

Frage-

Bedingung

227

Formulierung

nummer 20

Im Folgenden werden Ihnen einige Aussagen von Erfindern vorgelegt, die an Forschungseinrichtungen t¨ atig sind. Inwieweit treffen bzw. trafen diese Aussagen auch f¨ ur Sie pers¨ onlich zu? 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. Ich suche stets nach Marktl¨ ucken, die ich mit meinen Erfindungen erfolgreich bedienen k¨ onnte. Ich setze mich intensiv mit M¨ oglicheiten zur Vermarktung meiner Erfindung auseinander. Ich u ¨berlege mir stets, was erfolgversprechende industrielle Anwendungen f¨ ur meine Erfindungen sein k¨ onnten. Ich denke in alle Richtungen u oglichkeiten f¨ ur ¨ber Nutzungsm¨ meine Erfindungen nach. Ich stoße mit meinen Vermarktungsideen weitere Aktivit¨ aten an. Ich nutze pers¨onliche Kontakte zur Informationsgewinnung u ¨ber Vermarktungsm¨oglichkeiten meiner Erfindung. Ich gehe mit meinen Vermarktungsideen auf andere zu. Ich binde andere Leute, die bei der Vermarktung meiner Erfindungen hilfreich sein k¨onnten, in meine Aktivit¨ aten ein. Ich verschaffe mir die Informationen, die ich zur Bewertung meiner Vermarktungsideen brauche. Ich rechne schon mal durch, was eine Vermarktung meiner Erfindungen realistisch wert sein k¨ onnte. Ich rechne schon mal durch, ob sich eine Vermarktung meiner Erfindungen finanziell lohnt. Ich denke viel dar¨ uber nach, wie man die Vermarktung meiner Erfindungen sinnvollerweise angehen m¨ usste. Ich denke viel dar¨ uber nach, was man f¨ ur eine erfolgreiche Vermarktung meiner Erfindungen alles br¨ auchte.

228

Frage-

Anhang C. Fragebogen

Bedingung

Formulierung

nummer 21

Welches sind / waren / w¨ aren Ihre Motive f¨ ur die Gr¨ undung einer selbstst¨ andigen unternehmerischen Existenz? 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. Wer sein. Eigene Ideen realisieren. Geld entsprechend meiner Leistung verdienen. Spass an der Arbeit haben.

22

Inwieweit ist bei Ihnen die Bereitschaft vorhanden ... 1 = Ist bei mir u ¨berhaupt nicht vorhanden, 5 = Ist bei mir voll und ganz vorhanden. ... ein gewisses finanzielles Risiko einzugehen? ... sich auf die Unw¨agbarkeiten des Wettbewerbs einzulassen? ... sich auf die Folgen von Fehleinsch¨ atzungen einzulassen? ... sich auf die Gefahr von Neid/Missgunst und deren Folgen einzulassen?

23

Wie stufen Sie selbst Ihre F¨ ahigkeit ein, ... 1 = Ist bei mir u ¨berhaupt nicht vorhanden, 5 = Ist bei mir voll und ganz vorhanden. ... mit anderen Personen konstruktiv zusammenzuarbeiten. ... auf andere Menschen zuzugehen. ... sich in andere Menschen hineinzuversetzen. ... menschliche Konflikte rechtzeitig zu erkennen. ... Personal zu f¨ uhren. ... einen Finanz- und Liquidit¨ atsplan zu erstellen. ... einen Organisationplan zu erstellen. ... eine Markt-/Wettbewerbsanalyse durchzuf¨ uhren. ... einen Marketingplan zu erstellen. ... kaufm¨annisch Buch zu f¨ uhren.

Anhang C. Fragebogen

Frage-

Bedingung

229

Formulierung

nummer 24

In Deutschland wird derzeit viel u ¨ ber die Bedingungen f¨ ur selbstst¨ andiges Unternehmertum diskutiert. Was ist Ihre pers¨ onliche Meinung zu folgenden Aussagen? In Deutschland... 1 = Trifft u ¨berhaupt nicht zu, 5 = Trifft vollkommen zu. ... findet man zur Umsetzung einer guten Existenzgr¨ undungsidee immer das n¨ otige Kapital. ... sind Unternehmer hoch angesehen.

230

Frage-

Anhang C. Fragebogen

Bedingung

Formulierung

Falls 1 = 3

Zum Schluss m¨ochten wir Sie noch um einige Angaben zu

nummer der auf Basis der von Ihnen gegr¨ undeten Unternehmung bitten. Wir versichern Ihnen nochmals, dass wir Ihre Antworten absolut vertraulich behandeln werden. 25

Falls 1 = 3

26

Falls 1 = 3

27

Falls 1 = 3

Wie viele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen? Bitte geben Sie die ungef¨ahre Anzahl der Vollzeitstellen ein. Wann wurde das Unternehmen gegr¨ undet? Bitte geben Sie eine Jahreszahl ein, zum Beispiel 2001. Wieviel Umsatz macht das Unternehmen heute? Bitte w¨ahlen Sie eine Umsatzklasse (in EUR) aus. 1 = Weniger als 500 Tsd., 2 = 500 Tsd. - 1 Mio. 3 = 1 - 5 Mio., 4 = 5 - 10 Mio., 5 = 10 - 50 Mio., 6 = Mehr als 50 Mio..

28

Falls 1 = 3

Wie beurteilen Sie zusammenfassend den Erfolg der von Ihnen gegr¨ undeten Unternehmung? 1 = Sehr schlecht, 5 = Sehr gut.

29

Falls 1 = 3

Um wieviel Prozent w¨ achst der Umsatz Ihres Unternehmens durchschnittlich pro Jahr? 1 = Weniger als 5%, 2 = 5 - 10%, 3 = 10 - 20%, 4 = 20 50%, 5 = Mehr als 50%.

30

Falls 1 = 3

Wieviel Zeit verbringen Sie heute durchschnittlich pro Woche mit dem von Ihnen gegr¨ undeten Unternehmen? Bitte geben sie die ungef¨ ahre Anzahl an Arbeitsstunden an, die Sie pro Woche f¨ ur das Unternehmen aufwenden.

31

Falls 1 = 3

Welche Position haben Sie in dem von Ihnen gegr¨ undeten Unternehmen? 1 = Beirat / Aufsichtsrat, 2 = Mitglied der Gesch¨ aftsf¨ uhrung, 3 = Technische Leitung, 4 = Sonstige Position.

Anhang C. Fragebogen

Frage-

Bedingung

231

Formulierung

nummer 32

Vielen Dank, dass Sie an der Studie teilgenommen haben. Zu guter Letzt: Wie alt sind Sie? Bitte geben Sie Ihr Alter ein.

33

Wenn Sie an der Verlosung teilnehmen und von den Ergebnissen der Studie unterrichtet werden m¨ ochten, teilen Sie mir dies bitte mit: Ja, ich m¨ ochte an der Verlosung teilnehmen / Ja, ich m¨ ochte einen Ergebnisbericht per Email erhalten.

34

Falls 33 = Ja

Bitte f¨ ullen Sie die folgenden Felder aus, damit ich Sie benachrichtigen kann. Mit einem Sternchen gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder. Frau / Herr, Nachname:*, Vorname:*, Email:*, Titel:, Unternehmen:, Straße:, Postleitzahl:, Ort:, Telefon:.

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