Matthäus von Krakau: Theologe, Politiker, Kirchenreformer in Krakau, Prag und Heidelberg zur Zeit des Großen Abendländischen Schismas. Dissertationsschrift 9783161490286, 9783161585753, 3161490282

Matthäus von Krakau (um 1345-1410) war Theologieprofessor in Prag und Heidelberg, kirchenpolitischer Berater des römisch

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German Pages 380 [393] Year 2007

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Matthäus von Krakau: Theologe, Politiker, Kirchenreformer in Krakau, Prag und Heidelberg zur Zeit des Großen Abendländischen Schismas. Dissertationsschrift
 9783161490286, 9783161585753, 3161490282

Table of contents :
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Titel
Vorwort
Inhalt
I. Einleitung
I. 1. Historischer Kontext
I. 2. Forschungslage
I. 3. Fragestellungen
I. 4. Quellen
II. Ausbildung und Wirken an der Prager Universität
II. 1. Studium
II. 2. Prag als Zentrum der Reform
II. 3. Theologische Schriften
II. 4. Matthäus als Prediger
II. 4. 1. Gemeindepredigten
II. 4. 2. Politische Predigten
II. 5. Die Heiligsprechung Birgittas von Schweden
II. 6. Streit zwischen den Universitätsnationen
II. 7. Scholastische Wirtschaftsethik: ‚De contractibus‘
II. 8. „A Praga quadam necessitate recessi“
II. 9. Zusammenfassung: Das geistige Profil des Matthäus von Krakau
III. Heidelberg und Krakau
III. 1. Übersiedelung nach Heidelberg
III. 2. Die Erneuerung der Krakauer Universität
III. 3. Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘
IV. Karriere in der Kirche
IV. 1. Pfründenbesitz und Einkünfte
IV. 2. Bischof von Worms
IV. 3. Kardinal?
V. Pfälzer Kirchenpolitik
V. 1. Heidelberg und die konziliare Theorie
V. 2. Matthäus als königlicher Diplomat
V. 3. Der „Heidelberger“ Konziliarismus und das Konzil von Pisa
VI. Epilog
VI. 1. Letzte Verfügungen
VI. 2. Ein Spätwerk?
VI. 3. Das Ende
VII. Bilanz: Reformer in einer Umbruchszeit
VIII. Anhang
VIII. 1. Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia
VIII. 2. Werkverzeichnis
VIII. 3. Editionen
VIII. 3. 1. Quellen zur Biographie
VIII. 3. 2. ‚Sermo de sanctis apostolis Petro et Paulo‘
VIII. 3. 3. ‚Proposicio facta pro canonizacione Birgitte de Swecia‘
VIII. 3. 4. ‚Epistola ad novum sacerdotem‘
IX. Bibliographie
IX. 1. Handschriftliche Quellen
IX. 2. Gedruckte Quellen
IX. 3. Darstellungen
Register

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Spätmittelalter und Reformation Neue Reihe begründet von Heiko A. Oberman herausgegeben von Berndt Hamm in Verbindung mit Johannes Helmrath, Jürgen Miethke und Heinz Schilling

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Matthias Nuding

Matthäus von Krakau Theologe, Politiker, Kirchenreformer in Krakau, Prag und Heidelberg zur Zeit des Großen Abendländischen Schismas

Mohr Siebeck

Matthias Nuding, geboren 1971; Studium in Heidelberg und Cassino (Geschichte, Latein, Kunstgeschichte); 2004 Promotion; wiss. Archivar am Deutschen Historischen Institut Paris.

Gedruckt mit Hilfe der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften in Ingelheim am Rhein. ISBN 978-3-16-149028-6 / eISBN 978-3-16-158575-3 unveränderte eBook-Ausgabe 2019 ISSN 0937-5740 (Spätmittelalter und Reformation. Neue Reihe) Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2007 Mohr Siebeck Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde von Martin Fischer in Tübingen aus der Times gesetzt, von Gulde-Druck in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier gedruckt und von der Großbuchbinderei Spinner in Ottersweier gebunden.

Vorwort Die vorliegende Studie wurde unter dem Titel „Krakau – Prag – Heidelberg. Die Gelehrtenkarriere des Matthäus von Krakau im Großen Schisma“ im Sommersemester 2004 von der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg als Dissertation angenommen. Für die Drucklegung wurde sie überarbeitet, wobei noch verschiedene neue Veröffentlichungen berücksichtigt werden konnten. Das Buch wäre schwerlich zustande gekommen ohne die Unterstützung, die mir von verschiedenen Seiten zuteil wurde. An erster Stelle habe ich meinem Lehrer Prof. Dr. Jürgen Miethke herzlich dafür zu danken, dass er die Arbeit angeregt und ihre Entstehung jederzeit über das selbstverständliche Maß hinaus mit Interesse, Sachkenntnis und Hilfsbereitschaft begleitet hat. Gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Weinfurter gebührt ihm auch Dank für die zügige Erstellung der Gutachten. Die Studienstiftung des deutschen Volkes schuf durch ein Stipendium zwei Jahre lang die materiellen Voraussetzungen für die Durchführung des Projekts. Sie und der Deutsche Akademische Austauschdienst unterstützten mich zudem bei meinen Bemühungen um angemessene Kenntnisse der polnischen Sprache, die für die Auseinandersetzung mit diesem Thema unerlässlich waren. Die Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften stellte schließlich einen großzügigen Druckkostenzuschuss bereit. Den genannten Institutionen sage ich für die erhaltene Förderung herzlichen Dank. Den Mitgliedern des Heidelberger Doktorandenkolloquiums, in dessen Runde ich mehrmals Ergebnisse des laufenden Projekts vorstellen konnte, verdanke ich verschiedene wertvolle Ratschläge und Hinweise, insbesondere Prof. Dr. Martin Kaufhold, Dr. Gerald Schwedler, Dr. Karl Ubl und Dr. Thomas Wetzstein. Mein Dank gebührt außerdem all jenen, die mir bei anderen Anlässen Rat, Hilfe oder die Gelegenheit zu klärenden Gesprächen gewährten, vor allem Dr. Krzysztof Bracha, Prof. Dr. Toni Diederich, Dr. Harald Drös, Dr. Dagmar Drüll-Zimmermann, Oliver Fieg M.A., Prof. Dr. Christoph Flüeler, Prof. Dr. Ivan Hlaváček, Dr. Carola Hoécker, Prof. Dr. Ludwig Hödl, Dr. Ulrich Kober, Anna Kozłowska M.A., Dr. Gerald Kreucher, Dr. Olivier Marin, Prof. Dr. Mieczysław Markowski, Dr. Lucyna Nowak, Prof. Dr. František Šmahel, Dr. Michal Svatoš, Dr. Zdeněk Uhlíř und Prof. Dr. Thomas Wünsch. Dank schulde ich auch den Mitarbeitern der Archive und Bibliotheken, mit deren Beständen ich gearbeitet habe, sowie dem Akademischen Auslandsamt der Universität Heidelberg für die Vermittlung

VI

Vorwort

von Kontakten nach Krakau und Prag im Rahmen der mit den dortigen Hochschulen bestehenden Partnerschaftsprogramme. Zu guter Letzt gilt mein Dank den Herausgebern von „Spätmittelalter und Reformation“, insbesondere Prof. Dr. Berndt Hamm und Prof. Dr. Johannes Helmrath, für die Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe und für sachkundige Korrekturen. Gewidmet sei das Buch meinen Eltern, die meine akademische Ausbildung stets interessiert und fördernd verfolgt haben. Paris, im Juli 2007

Matthias Nuding

Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V I. Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1

I. 1. Historischer Kontext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1



I. 2. Forschungslage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5



I. 3. Fragestellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12



I. 4. Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17

II. Ausbildung und Wirken an der Prager Universität . . . . . . . . . . . . . . . . 23

II. 1. Studium . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23



II. 2. Prag als Zentrum der Reform . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26



II. 3. Theologische Schriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31



II. 4. Matthäus als Prediger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 II. 4. 1. Gemeindepredigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 II. 4. 2. Politische Predigten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63



II. 5. Die Heiligsprechung Birgittas von Schweden . . . . . . . . . . . . . . . . 75



II. 6. Streit zwischen den Universitätsnationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90



II. 7. Scholastische Wirtschaftsethik: ‚De contractibus‘ . . . . . . . . . . . . . 93



II. 8. „A Praga quadam necessitate recessi“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113



II. 9. Zusammenfassung: Das geistige Profil des Matthäus von Krakau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

III. Heidelberg und Krakau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

III. 1. Übersiedelung nach Heidelberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122



III. 2. Die Erneuerung der Krakauer Universität . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127



III. 3. Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘ . . . . . . . 146

VIII

Inhalt

IV. Karriere in der Kirche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

IV. 1. Pfründenbesitz und Einkünfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174



IV. 2. Bischof von Worms . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 177



IV. 3. Kardinal? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194

V. Pfälzer Kirchenpolitik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197

V. 1. Heidelberg und die konziliare Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 197



V. 2. Matthäus als königlicher Diplomat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199



V. 3. Der „Heidelberger“ Konziliarismus und das Konzil von Pisa . . 203

VI. Epilog . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209

VI. 1. Letzte Verfügungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209



VI. 2. Ein Spätwerk? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210



VI. 3. Das Ende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213

VII. Bilanz: Reformer in einer Umbruchszeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 217 VIII. Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

VIII. 1. Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia . . . . . . . . . . . . . . . . . 223



VIII. 2. Werkverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253



VIII. 3. Editionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. 3. 1. Quellen zur Biographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. 3. 2. ‚Sermo de sanctis apostolis Petro et Paulo‘ . . . . . . VIII. 3. 3. ‚Proposicio facta pro canonizacione Birgitte de Swecia‘ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VIII. 3. 4. ‚Epistola ad novum sacerdotem‘ . . . . . . . . . . . . . . .



263 263 302 312 329

IX. Bibliographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333

IX. 1. Handschriftliche Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 333



IX. 2. Gedruckte Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 334



IX. 3. Darstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 340

Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 369

Bischofssiegel des Matthäus von Krakau (1407) Speyer, Landesarchiv, A1 Nr. 575

I.  Einleitung I. 1.  Historischer Kontext Als der römisch-deutsche König Ruprecht am 18. Mai 1410 nach knapp zehnjähriger Herrschaft in Oppenheim verstarb, endete ein ambitionierter, aber glückloser und letztlich episodenhafter Versuch der rheinischen Wittelsbacher, sich an der Spitze des Reiches zu etablieren. Der „Griff nach der Krone“, dem kein dauerhafter Erfolg beschieden war, hatte im Herbst 1396 unter Pfalzgraf Ruprecht II. an gleicher Stelle im Oppenheimer Vertrag sichtbare Gestalt angenommen und vier Jahre später zur Krönung seines gleichnamigen Sohnes geführt. Ruprecht III., der nach der umstrittenen Absetzung seines Vorgängers Wenzel von Böhmen als Kreatur der drei Kurerzbischöfe auf den Thron gelangt war, hatte von Anfang an zäh um seine Anerkennung kämpfen müssen. Die päpstliche Approbation erhielt er erst nach jahrelangen Bemühungen, obwohl das seit 1378 andauernde Große Schisma, das die Christenheit in zwei Obödienzen spaltete, das Papsttum geschwächt hatte. Im Reich musste er es nicht nur hinnehmen, dass seine Position außerhalb des nächsten Umfelds der bescheidenen kurpfälzischen Hausmacht prekär blieb, sondern auch dass sich selbst in seiner Nachbarschaft bald der Widerstand territorialer Konkurrenten formierte, insbesondere von Seiten des einstigen Königsmachers in Mainz. Die geringen Einkünfte, mit denen Ruprecht auszukommen hatte, schränkten seine   Die in den Fußnoten abgekürzt zitierten Literaturangaben sind in der Bibliographie (Kapitel IX.) nachgewiesen. Bei mehrbändigen Werken bezeichnen römische Zahlen im Kurztitel den Band. Verweise auf Regesten beziehen sich auf die Einträge in Kapitel VIII. 1.; das mehrfach genannte Werkverzeichnis des Matthäus von Krakau befindet sich in Kapitel VIII. 2. Bei der Wiedergabe von Quellen – insbesondere in Kapitel VIII. 3. – stehen Erläuterungen in {geschweiften} Klammern; liegen unikale Textzeugen zugrunde, kennzeichnen [eckige] Klammern Tilgungen und Klammern Ergänzungen. Zu Ruprecht s. Auge / Spiess: Ruprecht; Moraw: Ruprecht von der Pfalz; Gerlich: König Ruprecht; Schaab: Geschichte der Kurpfalz I, S. 122–144; Prietzel: Das Heilige Römische Reich, S. 97–102; Thomas: Deutsche Geschichte, S. 341–376; Holzfurtner: Wittelsbacher, S. 305–307; Schubert: Probleme der Königsherrschaft.   So der Titel einer viel beachteten Ausstellung im Heidelberger Schloss, die sich im Jahr 2000 dieses Themas annahm, vgl. Rödel (Hrsg.): Griff nach der Krone.   Zur Vorgeschichte von Ruprechts Königtum ausführlich Gerlich: Habsburg – Luxemburg – Wittelsbach.   Nach seiner Erhebung zum König wird er als Ruprecht I. gezählt.   Zu Wenzel s. Kintzinger: Wenzel; Thomas: Deutsche Geschichte, S. 309–340.



I.  Einleitung

Handlungsmöglichkeiten von Anfang an empfindlich ein, wie der spektakulärste Misserfolg seiner ersten Regierungsjahre, der gescheiterte Kriegs‑ und Krönungszug nach Italien, augenfällig machte. Hatte sein Hof selbst zu den besten Zeiten nur wenige Reichsfürsten an sich zu binden vermocht und kaum Anziehungskraft entfaltet, so geriet der König mit den Jahren immer mehr in Isolation, wozu am Ende seiner Herrschaft die eigenwillige kirchenpolitische Orientierung, das Festhalten an der römischen Papstlinie selbst nach dem Konzil von Pisa, maßgeblich beitrug. Ein politisches Gewicht, das es ihm erlaubt hätte, sein Amt wirklich auszufüllen, hat er im Grunde nie zu entwickeln vermocht. Diesen empfindlichen Mangel versuchte Ruprecht in der Regierungspraxis durch akademisch geschulten Sachverstand zu kompensieren. In stärkerem Maße als seine Vorgänger umgab er sich mit gelehrten Männern, deren Wirken in Rat und Kanzlei der königlichen Verwaltung eine bemerkenswerte Leistungskraft verlieh. Die Heidelberger Universität war 1385 / 86 von Ruprechts Großonkel nicht zuletzt als Reservoir für solches Personal ins Leben gerufen worden. Dieser hatte sich dabei von ähnlichen Überlegungen leiten lassen wie in den Jahrzehnten zuvor die konkurrierenden Dynastien der Luxemburger und Habsburger bei ihren Hochschulgründungen in Prag und Wien. Ihr Beispiel sollte Schule machen: die spätmittelalterlichen Fürstenhöfe ließen mit der Zeit eine immer stärkere Tendenz zur „Verwissenschaftlichung der Regierungstätigkeit“10 erkennen. Bei den akademisch gebildeten Räten, die diese Entwicklung trugen, handelte es sich in der Regel um Juristen; in selteneren Fällen – und der Heidelberger Hof unter König Ruprecht gehörte zu diesen Ausnahmen – waren es vor allem Theologen, die dem Herrscher zur Seite standen.11 Die besondere Nachfrage nach Vertretern dieser Fachrichtung kann vor dem Hintergrund des Großen Schismas, dessen Beseitigung am Beginn des 15. Jahrhunderts mit neuem Nachdruck auf die Tagesordnung der europäischen Politik gesetzt wurde, nicht verwundern.12 Die gelehrten Herren blieben offenbar nicht ohne Einfluss auf Ruprecht, der für manchen geradezu „im Banne“ seiner Räte stand.13 Einem dieser Männer aus der Umgebung des Königs ist die vorliegende Studie gewidmet: dem um 1345 geborenen14 Magister der Theologie Matthäus von Krakau, den man in Anbetracht seines literarischen Werkes und seines nach  

Zorn: Anmerkungen. Winkelmann: Romzug.    Moraw: Beamtentum; Ders.: Kanzlei; Ders.: Gelehrte Juristen, S. 103 ff.    Miethke: Universitätsgründung. 10  Moraw: Beamtentum, S. 126. 11  Miethke: Karrierechancen, S. 189. 12  Vgl. zusammenfassend Fink: Das große Schisma; Ourliac: Schisma. 13  Thomas: Deutsche Geschichte, S. 375; vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 252. 14  Diese Datierung seiner Geburt wird heute von den meisten Biographen vertreten, s. Se ń ko: Mateusz z Krakowa, S. 196; Kaluza: Matthieu de Cracovie, Sp. 804; Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 79; Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 172; vgl. auch Moraw: Beamtentum, S. 112, Anm. 9.   

I. 1.  Historischer Kontext



vollziehbaren Einflusses als den bedeutendsten Kopf in Ruprechts Rat eingeschätzt hat.15 Matthäus hat das pfälzische Königtum von dessen ersten Anfängen fast bis zu seinem Ende begleitet: Sein Name steht bereits in der Zeugenliste des eingangs erwähnten Oppenheimer Vertrags,16 und sein Lebensweg endete nur wenige Wochen vor dem seines königlichen Herrn am 5. März 1410. Der Einklang zwischen beiden ging jedoch über diese chronologische Koinzidenz hinaus. Einen besonders engen Zusammenhang stellen die Quellen zwischen Matthäus und Ruprechts Kirchenpolitik her. Als beispielsweise der Würzburger Generalvikar und Professor Winand von Steeg17 dem König drei Wochen nach dessen Ableben eine Gedenkpredigt hielt, unterstrich er, dass die Festlegung auf die römische Obödienz in erster Linie das Werk des zwischenzeitlich zum Bischof von Worms aufgestiegenen Krakauers gewesen sei, an dessen Urteil der Monarch sich orientiert habe.18 Außer Winand kannten offenbar auch andere Zeitgenossen Matthäus’ Verbundenheit mit Ruprecht in der Kirchenfrage,19 etwa der Pädagoge und Arzt Johannes Lange von Wetzlar, ein ehemaliger Prager Kommilitone unseres Theologen.20 Wie Winands Grabrede bereits andeutete, konnte Matthäus von Krakau am Ende seines Lebens auf eine beachtliche Karriere zurückblicken. Begonnen hatte seine Laufbahn in den frühen 1360er Jahren an der Prager Universität,21 wo der begabte junge Mann nach Erlangung der Magisterwürde in den Freien Künsten (1367) ein Studium der Theologie absolvierte und die Priesterweihe erhielt. Der vermutlich 1381 auch in jenem zweiten Fach zum Magister Promovierte entfaltete in den 1380er Jahren eine ertragreiche Tätigkeit als Verfasser theologischer Traktate. Die weite Verbreitung dieser Werke, von denen einige eine dreistellige Anzahl von Abschriften erreichten, zeugen von der Popularität ihres Urhebers.22 Der reformbewusste Prager Erzbischof Johann von Jenstein, dem Matthäus nahestand, bestellte den Krakauer mehrmals zum Prediger auf den Diözesansynoden jener Jahre. Auch die bei diesen Gelegenheiten entstandenen sermones haben – nach ihrer Verbreitung zu urteilen – die Zeitgenossen sehr beeindruckt. Gepredigt hat Matthäus damals und später auch bei weiteren, 15 

Miethke: Karrierechancen, S. 190. S. unten Regest R 48. 17  Vgl. Schmidt / Heimpel: Winand von Steeg. 18  Schmidt: Leichenpredigt, S. 342. 19  Mit diesem Begriff bezeichnen die im späten 19. Jahrhundert von Weizsäcker herausgegebenen Deutschen Reichstagsakten die Bemühungen um die Beilegung des Schismas. 20  Johannes Lange, der sich gleichzeitig mit Matthäus an der Prager Universität aufgehalten hatte, nannte die beiden an einer einschlägigen Stelle seines metrischen „Dialogus super Magnificat“ in einem Atemzug: Hoc reprobum scisma nimium duos hos tribulavit: / Rupertum regem Romanorum michi carum / et Wormacensem presidem michi valde devotum / Christo nato meo famulum in laude Matheum. / Qui nunc preventi morte sunt ambo beati. Bauer: Frömmigkeit, S. 252 (V. 1667–1671). 21  S. unten Kapitel II. 22  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 176–178. 16 



I.  Einleitung

durchaus unterschiedlichen Gelegenheiten, nämlich als Seelsorger und als Diplomat, darunter mehrmals an der römischen Kurie. Als Vertreter der natio Polonorum wurde er an der Prager Hochschule in den eskalierenden Konflikt zwischen den böhmischen und den mehrheitlich auswärtigen Universitätsbesuchern verwickelt, in dessen Zentrum die Pfründenvergabe stand. Als Reaktion auf diese Auseinandersetzung kam es seit Mitte der 1380er Jahre zu einer Abwanderungsbewegung nicht-böhmischer Magister und Scholaren aus Prag, von der insbesondere die gerade erst in Gang gekommenen neuen Universitäten in Wien, Heidelberg und Köln profitierten.23 Wie mehrere seiner Kollegen ist auch Matthäus nach Heidelberg übergesiedelt, allerdings erst 1394 / 95 – wie noch zu zeigen sein wird, offenbar infolge einer gezielten Abwerbung durch die rheinischen Pfalzgrafen.24 Der zunächst zum Hofkleriker ernannte und als Professor an der Heidelberger Universität installierte Theologe fand an seiner neuen Wirkungsstätte bald Aufnahme in den Rat Ruprechts II. Näher noch als diesem stand der Krakauer schon damals dessen Sohn und Nachfolger, dem späteren König. Man wird beim Lesen der Quellen den Eindruck nicht los, dass besonders der jüngere der beiden Fürsten von Anfang an enge Kontakte zur Universität pflegte und gezielt auf ihren Ausbau setzte.25 Offenbar war es auch vor allem er, der sich um die Verpflichtung des illustren Gelehrten bemüht hatte.26 Im Vorfeld des Pfälzer Königtums und während dessen gesamter Dauer standen beide in einem engen Vertrauensverhältnis zueinander, was nicht zuletzt an Matthäus’ Funktion als königlicher Beichtvater ablesbar ist. Infolgedessen wurde der Krakauer mit einigen der wichtigsten politischen Aufgaben betraut, die seinerzeit auf Ruprechts Agenda standen. Seine diplomatischen Missionen führten ihn bis nach Frankreich und vor allem an die – ihm bereits aus eigener Anschauung gut bekannte – römische Kurie. Matthäus’ akademische Lehrtätigkeit und schriftstellerische Produktivität scheinen durch den Fürstendienst eingeschränkt worden zu sein, doch ist aus seiner Heidelberger Zeit immerhin ein längerer Traktat – sein aus heutiger Sicht populärster – erhalten: die traditionell De squaloribus Romanae curiae betitelte Abrechnung mit den Praktiken des päpstlichen Hofes, die er um 1403 verfasst hat. Von Heidelberg aus hielt Matthäus, wie zuvor aus Prag, weiter Kontakt zu seiner Heimatstadt Krakau. Seine Mitwirkung an der Erneuerung der dortigen Universität in den Jahren vor 1400 machen dies ebenso deutlich wie Verbindungen, die sich im Umfeld der Veröffentlichung von De squaloribus erkennen 23 

Nuding: Mobilität und Migration, S. 280 f. S. unten Kapitel III. 1. 25  Vgl. Nuding: Universität, S. 233. 26  S. Text Nr. 2 im Quellenanhang (Kapitel VIII. 3. 3.) sowie das Regest R 42 zum 19. III. 1395 (Kapitel VIII. 1.). 24 

I. 2.  Forschungslage



lassen.27 Im Sommer 1405 erreichte die Karriere des Theologen neue Höhen: Ruprechts Förderung trug ihm die Erhebung zum Wormser Bischof ein; als solcher trat er 1409 auf der letzten großen diplomatischen Gesandtschaft seines Lebens vor dem Konzil von Pisa auf. Der römische Papst hatte ihn zuvor zum Kardinal designiert, eine Würde, die Matthäus jedoch ausschlug. Angenommen hat er dagegen die Ernennung zum Legaten Gregors XII. für sechs deutsche Kirchenprovinzen, freilich ohne dieses Amt unter den zwischenzeitlich eingetretenen Umständen wirkungsvoll ausfüllen zu können.28 Die Karriere, die der Stadtschreibersohn günstigen politischen Rahmenbedingungen, vor allem aber seiner gelehrten Bildung verdankte, steht als frühes Beispiel für einen derartigen Aufstieg in den Reichsfürstenstand.29 Sicherlich: die politischen Hintergründe, die in ihrer Krisenhaftigkeit diesen Aufstieg erst ermöglichten – die Mehrfachbesetzung sowohl des römisch-deutschen Throns als auch des Apostolischen Stuhls und die damit einhergehende Schwächung der betroffenen Institutionen – relativieren die tatsächlichen Gestaltungsmöglichkeiten, die Matthäus zu Gebote standen. Dem Ausnahmecharakter seiner Laufbahn, die wir in den kommenden Kapiteln nachverfolgen wollen, tut dies jedoch keinen Abbruch. Doch nicht nur in sozialer Hinsicht fiel das Leben des Krakauers in eine Zeit des Übergangs. Betrachtet man nämlich die Geistesgeschichte jener Jahre, so erkennt man auch dort immer wieder Altes neben Neuem, Traditionelles neben Zukunftsweisendem. Matthäus hat viele der Fragen seiner Zeit reflektiert und als einer der profiliertesten Theologen im Reich bereichert und mitgeprägt. Die Kombination von theoretischen Diskursen und praktischem Handeln erlaubt es, den Krakauer sowohl in einer Innen‑ als auch in einer Außenansicht zu betrachten, was ihn zu einem erhellenden Forschungsgegenstand macht.

I. 2.  Forschungslage Das historiographische Interesse an Matthäus von Krakau reicht zurück bis ins 16. Jahrhundert.30 Seit jener Zeit hat sich eine Vielzahl von Gelehrten zu seiner Person geäußert, zunächst meist in Form knapper Biogramme. Man sollte meinen, dass eine derart lange Forschungstradition einen hervorragenden Kenntnisstand erzeugt haben müsste. Doch stellten sich paradoxerweise zunächst auch gegenteilige Effekte ein. Unkritische oder spekulative Äußerungen der frühen Autoren haben manches eher verdunkelt als geklärt. Über die Jahrhunderte hinweg haben sich einige der so entstandenen Legenden – etwa die bereits von Johannes Trithemius († 1516) formulierte Annahme, Matthäus habe zeitweilig 27 

S. unten Kapitel III. 2. und III. 3. S. unten Kapitel IV. und V. 3. 29  Ritter: Heidelberger Universität, S. 252. 30  Vgl. Szafra ń ski: Mateusz z Krakowa, S. 25; Danys: Master Matthew, S. 9–16. 28 



I.  Einleitung

an der Pariser Universität gelehrt – mit großer Hartnäckigkeit in der Biographie unseres Gelehrten gehalten.31 Seit dem späteren 19. Jahrhundert ging man auf der Basis breiterer Quellenkenntnis und eines verbesserten methodischen Rüstzeugs an das Thema heran, wodurch sich bald auch die Fragestellungen ausdifferenzierten. Den Beginn der modernen Beschäftigung mit Matthäus von Krakau markiert die von Theodor Lindner angeregte Dissertation, die Theodor Sommerlad 1891 in Halle vorlegte.32 Ihr Verfasser hatte noch den 1888 von Julius Weizsäcker herausgegebenen Band der Deutschen Reichstagsakten, der die Zeit des Pisaner Konzils abdeckt,33 und die aus demselben Quellenmaterial erarbeitete Leipziger Dissertation von Karl Rudolf Kötzschke über Ruprechts Verhältnis zu dieser Synode (1889) berücksichtigen können.34 In jenen Jahren scheint die Zeit für eine neue Untersuchung des Matthäus von Krakau geradezu reif gewesen zu sein: Ebenfalls im Jahr 1889 – und somit noch vor Sommerlads Dissertation – brachte der preußische Staatsarchivar Herman von Petersdorff (1864–1929) eine Studie mit dem Titel „Der Kirchenpolitiker Matthäus aus Krakau. Ein Beitrag zur Geschichte König Ruprechts“ zu Papier; das 165 Seiten starke Manuskript blieb jedoch ungedruckt.35 Die Erschließung von Quellentexten, die im ausgehenden 19. Jahrhundert rasche Fortschritte machte, vermehrte das Wissen um Matthäus’ Lebensgang beträchtlich.36 Als Sommerlad seine Arbeit verfasste, waren die Schriften des Matthäus von Krakau, soweit man überhaupt von ihnen Kenntnis hatte, erst schwer zugänglich. In Jahrhunderte alten Drucken lagen vor allem De squaloribus Romanae curiae, dessen Verfasserschaft freilich umstritten war, ferner einige der theologischen Traktate und die beiden Ansprachen vor, die Matthäus anlässlich der Approbationsverhandlungen zugunsten König Ruprechts 1403 in Rom 31  Trithemius: Catalogus, f. 118v; vgl. Schannat: Historia, S. 407; Schwab: Quatuor seculorum, S. 22. Zum Ursprung der These über den Paris-Aufenthalt vgl. Kaluza: Czy Mateusz, S. 4 ff. 32  Sommerlad: Matthaeus von Krakau. Vgl. Heimpel: Studien II, S. 11, Anm. 13. 33  Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker. 34  Kötzschke: Ruprecht; vgl. auch Heimpel: Vener I, S. 309. 35  Berlin, Geheimes Staatsarchiv PK, I. HA, Rep. 94, Kleine Erwerbungen I C Nr. 5; freundlicher Hinweis von Dr. Ulrich Kober (GStA PK). Die Schrift v. Petersdorffs, die nicht ganz an diejenige Sommerlads heranreicht und dieser gegenüber kaum weiterführende Informationen enthält, ist aus heutiger Sicht nur noch von forschungsgeschichtlichem Interesse. 36  Hervorzuheben sind neben den bereits erwähnten, von Weizsäcker herausgegebenen Deutschen Reichstagsakten vor allem die Amtsbücher der Stadt Krakau (Najstarsze księgi, 1878) von Piekosiński / Szujski, die von Toepke besorgte Edition der Heidelberger Universitätsmatrikel (Band 1: 1884), Winkelmanns Urkundenbuch der Universität Heidelberg (1886), die von Boos erarbeiteten Monumenta Wormatiensia (1893), Tadras Gerichtsakten des Prager Konsistoriums (Soudní akta, 1893), der von Koch und Wille vorgelegte erste Band der Regesten der rheinischen Pfalzgrafen (1894) und Nováčeks Urkunden zur Geschichte des Prager Karlskollegiums (Několik listin, 1896).

I. 2.  Forschungslage



gehalten hatte.37 Geradezu einen publizistischen „Quantensprung“ leitete nun der Königsberger Oberlehrer Gustav Sommerfeldt ein, der sich seit 1892 und verstärkt in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts mit einer ganzen Reihe von Quelleneditionen und kleineren Studien um die Biographie des Matthäus von Krakau verdient machte. Sommerfeldt verdanken wir nicht nur die Veröffentlichung eines Großteils von Matthäus’ Synodal‑ und Gelegenheitspredigten,38 sondern – durch die Publikation eines von diesem in Umlauf gebrachten offenen Briefes, der Notificatio de Iohanne Falkenberg – auch die endgültige Sicherheit darüber, dass er tatsächlich der Hauptverfasser von De squaloribus Romanae curiae war.39 Sommerfeldt spürte ferner Material zur frühen Rezeptionsgeschichte dieses Traktats auf,40 druckte weitere kleine Schriften des Krakauers41 und widmete sich außerdem der Politik des Heidelberger Hofes in den Jahren um 1400.42 Auch wenn seine Ergebnisse heute teilweise überholt sind, ist die herausragende Rolle, die dieser Gelehrte bei der Erforschung unseres Theologen spielte, nicht zu leugnen. Noch im selben Jahr, in dem Sommerfeldt Matthäus’ Selbstbekenntnis als Hauptautor der Squalores publiziert hatte, ging der seinerzeit in Marburg tätige Mediävist Johannes Haller im Anhang seines eben abgeschlossenen Bandes Papsttum und Kirchenreform auf die Schrift ein, wobei er insbesondere die Frage ansprach, wer der von Matthäus ohne Namensnennung erwähnte Mitverfasser der Squalores gewesen sein könnte, in welchem Verhältnis die Schrift zu dem etwa gleichzeitig entstandenen kanonistischen Traktat Speculum aureum de titulis beneficiorum stand, wer dessen Autor gewesen war und wie die beiden Schriften fortgewirkt hatten.43 Damit waren Fragestellungen formuliert, die bis heute nicht endgültig beantwortet werden konnten und die auch im Folgenden wieder aufzugreifen sind.44 Dass bereits 1910, keine zwei Jahrzehnte nach Sommerlads Studie, mit der von Ernst Bernheim angeregten Greifswalder Dissertation Franz Frankes eine neue Matthäus-Biographie entstand, war die logische Folge der zwischenzeitlich erzielten Fortschritte in der Quellen37  Zur frühen Publikationslage der Squalores vgl. Se ń ko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 24. Die Predigten von 1403 druckte 1723 Duellius: Miscellanea I, S. 139–154. 38  Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I–IV); Ders.: Die Adventsrede des Matthäus de Cracovia. Sechs der Predigten, davon eine bislang ungedruckte, veröffentlichte 1969 Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 125–175. 39   Sommerfeldt: Über den Verfasser, S. 420–423. Ein Fragment aus diesem Text hatte bereits 1841 der polnische Literaturhistoriker M. Wiszniewski veröffentlicht, vgl. Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 69, wo die Notificatio im Übrigen ein weiteres Mal abgedruckt ist (S. 69–71). 40  Sommerfeldt: Das Vorwort; Ders.: Matthäus von Krakau und Albert Engelschalk. 41  Ders.: Ein kirchlicher Traktat; Ders.: Ein Brief des Matthäus. 42  Ders.: Die Stellung Ruprechts III.; Ders.: Verhandlungen König Ruprechts. 43  Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 483–524; zur Person vgl. Faulenbach: Haller. 44  S. unten Kapitel III. 3.



I.  Einleitung

erschließung.45 Kritisch gesichtet und um Belege aus der Überlieferung der Heidelberger Universität ergänzt flossen die gesammelten Erkenntnisse 1936 in das scharfsinnige Porträt ein, das Gerhard Ritter im Rahmen seiner Darstellung der mittelalterlichen Geschichte dieser Hochschule von Matthäus gezeichnet hat.46 Indessen wäre es falsch anzunehmen, nur die deutsche Forschung habe sich mit Matthäus von Krakau auseinandergesetzt. Entsprechend den Beziehungen des Theologen zu Krakau und Prag haben sich außerdem vor allem polnische, aber auch tschechische Historiker seiner angenommen. Die drei nationalen Traditionen setzten dabei unterschiedliche Schwerpunkte; es ist nicht verwunderlich, dass die polnische und die tschechische Historiographie in Matthäus stärker den Prager Professor, theologischen Schriftsteller, Prediger und Erneuerer der Krakauer Universität sah, während man in Deutschland den Gelehrten tendenziell eher aus der Perspektive der Heidelberger Hochschule, als Ratgeber der Pfälzer Kurfürsten und als königlichen Gefolgsmann in den Blick nahm. Um die gegenseitige Rezeption der Ergebnisse stand es dabei nicht immer zum Besten.47 Auch die polnische Forschung zu Matthäus von Krakau reicht weit zurück; wie in Deutschland intensivierte sie sich an der Wende zum 20. Jahrhundert. Nachdem 1900 der Kulturhistoriker Aleksander Brückner einen zusammenfassenden Aufsatz über den Theologen veröffentlicht hatte,48 widmete sich in den folgenden Jahrzehnten vor allem dem Krakauer Philosophiehistoriker Witold Rubczyński der Erschließung größerer Schriften des Matthäus. Infolge der ungünstigen Rahmenbedingungen der Zwischenkriegszeit konnte Rubczyński, dessen wissenschaftlicher Nachlass in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau verwahrt wird, nur eines dieser Projekte abschließen. In erster Linie verdanken wir 45  Franke: Mathäus von Krakau. Zur Beurteilung vgl. Heimpel: Studien II, S. 11, Anm. 13 und Ritter: Heidelberger Universität, S. 248, Anm. 1. 46  Ritter: Heidelberger Universität, S. 246–253 u. ö. 47  Als sprechendes Beispiel sei hier nur die bedeutende Darstellung Gerhard Ritters über die Geschichte der Heidelberger Universität im Mittelalter genannt. Hatte Ritter (Heidelberger Universität, S. 250, Anm. 2) – wie übrigens zuvor schon Sommerlad (Matthaeus von Krakau, S. 28 f.) – die oben erwähnte Annahme, Matthäus habe zeitweilig in Paris gelehrt, verworfen, so erschien noch Jahrzehnte später ein Aufsatz, der dieselbe Frage von neuem aufrollte (Kałuża: Czy Mateusz). Desgleichen findet sich der schon von Ritter (Heidelberger Universität, S. 251, Anm. 4) mit Quellenbelegen widerlegte Irrtum, Matthäus habe von 1397 an einige Jahre in Krakau geweilt, noch in sehr viel jüngeren Darstellungen, vgl. Seńko: Mateusz z Krakowa, S. 197; Kaluza: Matthieu de Cracovie, Sp. 804; Markowski: Heilige Hedwig, S. 82; Wielgus: Biblistyka polska, S. 12. – Auch in der Gegenrichtung funktionierte der Rezeptionsprozess bisweilen eher schleppend, wofür nicht zuletzt sprachliche Gründe verantwortlich gewesen sein dürften. Erfreulicherweise wird aus dem Nebeneinander in immer stärkerem Maße ein Miteinander, vgl. exemplarisch die Debatte zwischen Kaluza: Matthieu de Cracovie, Pierre Wysz de Radolin et les autres, und Miethke: Eine unsichere Rekonstruktion von Textverhältnissen. 48  Brückner: Mateusz z Krakowa.

I. 2.  Forschungslage



ihm damit eine gediegene Edition von Matthäus’ Theodizee-Traktat.49 Seit den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde Matthäus immer häufiger Gegenstand polnischer Historiker. Anlässlich des 600-jährigen Gründungsjubiläums der Krakauer Universität (1964) akzentuierte man seine Rolle in deren früher Geschichte, wobei insbesondere die Beiträge von Jadwiga Krzyżaniakowa den Kenntnisstand der Zeit zusammenfassten.50 Im selben Jahrzehnt traten auch die beiden Geistlichen Adam Ludwik Szafrański und Władysław Seńko mit einschlägigen Publikationen an die Öffentlichkeit. Ersterer legte 1967 einen langen biographischen Artikel über Matthäus vor,51 letzterer veröffentlichte 1969 die seit langem erhoffte kritische Ausgabe der Squalores,52 die trotz entsprechender Ankündigungen – etwa von Seiten Witold Rubczyńskis und Heinrich Finkes53 – vorher nicht zustande gekommen war. In den nächsten Jahren ließ Seńko eine polnische Übersetzung des Traktats,54 einen diesem gewidmeten Aufsatz55 sowie einen ausführlichen Lexikonartikel über Matthäus56 folgen. Aus der Zusammenarbeit von Seńko und Szafrański erwuchs 1974 eine wertvolle Sammlung von Werken, die Matthäus den Themen Kommunion und Beichte gewidmet hatte.57 Obwohl die Texte nur auf einer schmalen, oft ungenügenden Handschriftenbasis beruhen und von den Herausgebern auch nicht als endgültige Editionen verstanden wissen wollten, stellen sie heute ein unverzichtbares Arbeitsinstrument dar. Dies gilt umso mehr, als die beiden Forscher sich bemühten, Material zur gesamten Biographie des Matthäus von Krakau zusammenzutragen und auch seine noch unerschlossenen Werke näher zu charakterisieren. Aus heutiger Sicht wäre freilich die Ersetzung dieser richtungsweisenden Publikation durch philologisch und historisch präzisere Neubearbeitungen der darin behandelten Texte und Themen wünschenswert. Seit den 1960er Jahren hat sich auch Mieczysław Markowski, ein hervorragender Kenner der zeitgenössischen Geisteswelt und ihrer handschriftlichen Zeugnisse, immer wieder mit Matthäus von Krakau, der Geschichte der Krakauer Universität und verwandten Themen auseinandergesetzt.58 Vom folgenden Jahr49 

Matthäus von Krakau: Rationale operum divinorum, hrsg. v. Rubczyński. Krzyżaniakowa: Związki uniwersytetu praskiego; Dies.: Mateusz z Krakowa. Wichtige neuere Arbeiten: Dies.: Henryk Totting; Dies.: Profesorowie; Dies.: Praskie środowisko. 51  Szafra ń ski: Mateusz z Krakowa. 52  Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Se ń ko. Vgl. dazu die Rezension von Boockmann. 53  Se ń ko, in: Mateusz z Krakowa: ‚O praktykach‘, S. XI; Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 483 f. Zu Finke s. Frenken: Erforschung, S. 17–89. 54  Matthäus von Krakau: O praktykach kurii rzymskiej, hrsg. v. Se ń ko. 55  Se ń ko: Mathieu de Cracovie. 56  Ders.: Mateusz z Krakowa. 57  Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Se ń ko / Szafra ń ski. 58  Die imposante Bibliographie dieses Gelehrten ist in Studia Mediewistyczne 34 / 35 (1999–2000), S. 23–54 erschienen. Aus unserer Sicht besonders bedeutsam ist Ders.: Dzieje Wydziału. 50 

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I.  Einleitung

zehnt an ist der später in Paris tätige Philosophiehistoriker Zenon Kałuża wiederholt mit wichtigen Beiträgen zum Werk des Krakauers hervorgetreten.59 Kałuża, unbestritten einer der besten zeitgenössischen Matthäus-Kenner, hat sich besonders der Squalores angenommen, ihren ekklesiologischen Gehalt analysiert60 und zuletzt auch neue Thesen zu ihrer Entstehungsgeschichte formuliert.61 Daneben sind seine Studien zu Matthäus’ Theodizee-Traktat,62 zu Peter Wysz als potenziellem Verfasser des Speculum aureum,63 sowie zur Überlieferung64 und Biographie des Matthäus65 hervorzuheben. Von Kałużas Zuschreibung des Speculum aureum an Wysz ließ sich neben Markowski auch Władysław Seńko leiten, der 1996 eine kritische Ausgabe dieser Schrift vorlegte.66 Noch in den 1980er Jahren erschienen ferner weitere bislang unveröffentlichte, unter Matthäus’ Namen überlieferte Werke, freilich in karg ausgestatteten Editionen: zum einen ein Zyklus von Predigten zu Heiligenfesten, vorgelegt von Bożena Chmielowska,67 zum anderen die Vorlesung über den 118. Psalm, besorgt von Wacław Bucichowski.68 Auch tschechische Forscher haben sich wiederholt mit Matthäus beschäftigt, wobei besonders die in Prag verbrachte Periode seines Lebens Aufmerksamkeit gefunden hat. Eine große Hilfe sind die dabei entstandenen Studien und Hilfsmittel zur Geschichte der Karls-Universität, die es ermöglichen, Matthäus im Kontext seines akademischen Umfelds zu untersuchen.69 Eine Arbeit, die sich gezielt mit dem Leben und Wirken des Matthäus auseinandersetzt, hat in den 1970er Jahren Miroslav Danys verfasst. Der nur 60 Seiten lange Essay, der erst 1995 erschien, ohne zuvor auf den neuesten Stand gebracht worden zu sein,70 kann jedoch nicht den Rang einer vollgültigen Biographie beanspruchen. Unterdessen blieb Matthäus von Krakau auch in der deutschen Forschung populär. Es entstand zwar keine neue Biographie, dafür wurde sein Wirken in zahlreichen sachthematischen Studien untersucht. In den späten 1960er Jahren beleuchtete Peter Moraw in seiner Heidelberger Habilitationsschrift unter personen‑ und verfassungsgeschichtlichen Fragestellungen Rat und Kanzlei König 59 

Zu seiner Bibliographie vgl. Bakker (Hrsg.): Chemins, S. XIII–XXIX. Kałuża: Eklezjologia. 61  Ders.: Chronologie. 62  Ders.: Metateologia. 63  Ders.: Autor Speculum aureum; Ders.: Piotr Wysz. 64  Ders.: O kilku pomijanych listach; Ders.: La liste des œuvres; Ders.: Trois listes de œuvres; Ders.: Quelques textes. 65  Ders.: Czy Mateusz; Ders.: Matthieu de Cracovie; Ders.: Thomas de Cracovie. 66  Se ń ko (Hrsg.): Piotr Wysz. 67  Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis, hrsg. v. Chmielowska. 68  Matthäus von Krakau: Lectura super Beati immaculati, hrsg. v. Bucichowski. 69  T ř íška: Literární činnost; Ders.: Životopisný slovník; Ders.: Rétorický styl; Čornejová / Svatoš (Hrsg.): A History of Charles University, Bd. 1; Uhlíř: Charles University; Šmahel: Hussitische Revolution, bes. Bd. 2. 70  Danys: Master Matthew. 60 

I. 2.  Forschungslage

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Ruprechts,71 wobei ihm die prominente Rolle des Matthäus auffiel. Klaus Wriedt stieß kurz danach auf den Krakauer, als er sich bei den Recherchen für seine Kieler Habilitationsschrift auf die Suche nach der besonderen Ausprägung des Konziliarismus am Heidelberger Hof im Vorfeld des Konzils von Pisa machte.72 Noch intensiver widmete sich Hermann Heimpel unserem Theologen im Zuge seiner Beschäftigung mit der im Dienste der pfälzischen Wittelsbacher tätigen Beamtenfamilie Vener. Entsprechend der Fragestellung galt dabei sein Augenmerk – wie bei Moraw und Wriedt – dem Heidelberger Wirken des Krakauers; unter anderem versuchte er den anonymen juristischen Mitverfasser der Squalores mit seinem Protagonisten Job Vener, dem bedeutendsten Mitglied der Vener-Familie, zu identifizieren.73 Obwohl Heimpels Standpunkte nicht ganz frei von Irrtümern sind,74 haben sie das in der deutschen Forschung kursierende Bild des Matthäus nachhaltig geprägt. Wiederholt auf den Krakauer eingegangen ist in neuerer Zeit auch der Heidelberger Mediävist Jürgen Miethke als wohl bester Kenner der mittelalterlichen Heidelberger Universität; seine Schriften untersuchen Matthäus’ geistesgeschichtliche Wirkung und konturieren ihn als eine in Theorie und Praxis gleichermaßen bedeutsame Gestalt in verschiedenen Zusammenhängen schärfer.75 Daneben gebührt Miethke zusammen mit Lorenz Weinrich das Verdienst, eine gegenüber der Edition von Seńko deutlich verbesserte Ausgabe der Squalores vorgelegt zu haben, die heute als maßgeblich anzusehen ist.76 Thomas Wünsch, Schüler des selbst über Matthäus forschenden Konstanzer Historikers Alexander Patschovsky,77 widmete sich 1998 den konziliaristischen Aussagen des Krakauers mit Blick auf die später von polnischen Autoren bezogenen Positionen zu diesem Thema.78 Der jüngste größere Beitrag zum Werk des Matthäus, die vom Verfasser der vorliegenden Studie erarbeitete Edition des Traktats De contractibus, ist – ebenso wie diese – wiederum der Anregung Jürgen Miethkes zu verdanken. Selbstverständlich war und ist das Interesse an Matthäus von Krakau nicht auf die Länder beschränkt, in denen der Protagonist sich länger aufgehalten hat; als neuester Beleg genüge die wichtige Studie des französischen Mediävisten Olivier Marin über das Prager Reformmilieu im späten 14. und frühen 15. Jahr71  72 

Hof.

Moraw: Beamtentum; Ders: Kanzlei. Die hier einschlägigen Ergebnisse wurden veröffentlicht als Wriedt: Heidelberger

73  Heimpel: Studien II; Ders.: Der verketzerte Matthäus von Krakau; einen breiteren Überblick, u. a. mit einer intensiven Betrachtung der Squalores, bietet Ders. in: Vener. 74  Vgl. Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 174; Miethke: Gelehrte Ketzerei, bes. S. 20 f. 75  Miethke: Gelehrte Ketzerei; Ders.: Karrierechancen; Ders.: Kirchenreform. 76  Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich. 77  Vgl. Patschovsky: Reformbegriff. 78  Wünsch: Konziliarismus und Polen, bes. S. 343 ff.

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hundert.79 Gleichwohl sind es bislang vor allem deutsche und polnische Historiker gewesen, die sich des Gegenstands annahmen. In dieser Konstellation wirkten immer wieder nationale Ressentiments in die Beschäftigung mit dem Krakauer hinein. So konnte die Forschung sich in den Jahrzehnten um 1900 noch an der alten Streitfrage erhitzen, ob Matthäus Deutscher oder Pole gewesen und damit gleichsam dem polnischen oder dem deutschen Kulturerbe zuzurechnen sei80 – eine Debatte, die der Krakauer als Angehöriger einer übernationalen europäischen Gelehrtenkultur vermutlich selbst nur schwer hätte nachvollziehen können. Unter dem Eindruck leidvoller zeitgeschichtlicher Erfahrungen sprach noch 1967 der um die Biographie des Theologen verdiente polnische Historiker Adam Ludwik Szafrański sogar von einer Art „Annexion“ des Matthäus durch die deutsche Forschung.81 Solche vermeintlichen Gegensätze gehören inzwischen der Vergangenheit an;82 dennoch lässt sich die nationale Gebundenheit des Blicks auf Matthäus von Krakau zumindest in forschungsgeschichtlicher Sicht nicht ganz ausblenden: Manche der heute geführten Debatten wurzeln noch in der alten Dichotomie und werden erst dadurch vollkommen verständlich, dass man sich diese Tatsache bewusst macht.

I. 3.  Fragestellungen Wenn man im Wissen um die herausragende Rolle, die der Krakauer während des Pfälzer Königtums am Heidelberger Hof spielte, die einschlägigen Darstellungen durchsieht, findet man bisweilen nicht viel mehr als sporadische Nennungen seines Namens vor – sein Handeln ist auf einzelne Schlagworte reduziert, er selbst bleibt ein schwer fassbarer Schemen. Obwohl wir, um ein Beispiel zu nennen, Hermann Heimpels jahrzehntelangen Bemühungen um den zur selben Zeit in Heidelberg wirkenden Hofjuristen Job Vener einerseits auch wichtige Erkenntnisse über Matthäus von Krakau verdanken, haben sie andererseits doch unwillkürlich zu einer perspektivischen Verzerrung geführt. Sowohl Matthäus als auch Job gehörten zu jenem Typus spätmittelalterlicher Akademiker, die von der modernen Forschung als gelehrte Räte bezeichnet werden.83 Wie an den beiden Genannten deutlich wird, konnten sich die Karrieren solcher Persönlichkeiten jedoch sehr unterschiedlich entwickeln. Matthäus von Krakau übertraf den eher im Hintergrund wirkenden Juristen Vener offenbar schon zu Lebzeiten an Außenwirkung und im Hinblick auf seinen sozialen Aufstieg, desgleichen 79 

Marin: L’archevêque. Vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 17–19. Die zuvor aufgeworfene Frage, ob er statt aus Krakau aus Pommern gestammt habe, war seinerzeit bereits zugunsten der polnischen Königsstadt entschieden, vgl. ebd. S. 9–16 und Günther: Mittelalterliches, S. 126, Anm. 1. 81  Szafra ń ski: Mateusz z Krakowa, S. 25, übernommen in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 9. 82  Vgl. Reszczy ń ski: Rezension, S. 116, 120. 83  Boockmann: Zur Mentalität; vgl. auch Schwinges: Karrieremuster, S. 17. 80 

I. 3.  Fragestellungen

13

steht er ihm aus heutiger Sicht an geistesgeschichtlicher Bedeutung voran. Wer jedoch beispielsweise die kurz nach dem Erscheinen von Heimpels monumentaler Vener-Studie publizierte „Deutsche Geschichte des Spätmittelalters“ von Heinz Thomas liest, wird im Kapitel über das Königtum Ruprechts von der Pfalz den von Heimpel hervorragend dokumentierten Rat Vener ausführlich gewürdigt finden, während sein Kollege Matthäus von Krakau nur in wenigen Sätzen zur Sprache kommt.84 Doch wenn Matthäus in die Darstellung hätte einfließen sollen: auf welcher Basis? Seine letzte ausführliche Biographie, die Studie Frankes, war damals bereits fast ein dreiviertel Jahrhundert alt. Heute ist seit ihrem Erscheinen beinahe ein ganzes Jahrhundert vergangen, und obwohl seither zahlreiche neue Untersuchungen publiziert wurden, liegt das seither gewonnene Wissen nicht in einer aktuellen Zusammenfassung vor. Dass eine solche nunmehr überfällig ist, lässt sich somit nicht bestreiten. Doch geht es im Folgenden natürlich nicht nur um eine Synthese des Bekannten. Trotz der imposanten Forschungsgeschichte sind wir noch weit davon entfernt, über den Krakauer und sein Wirken hinreichend Bescheid zu wissen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die weite Streuung seines Œuvres, sowohl in thematischer als auch in überlieferungstechnischer Hinsicht. Das zu Zeiten des Kalten Krieges von Szafrański benannte Problem, die überaus zahlreichen, über ganz Mitteleuropa und darüber hinaus verstreuten Handschriften, in denen sich mutmaßlich Werke des Matthäus befinden, seien erst sehr unzureichend gesichtet, besteht weiter.85 Zwar ist heute der Zugang zu den Handschriften einfacher als damals, doch bedeutet dies nicht, dass sich auch ihr Erschließungszustand in gleichem Maße gebessert hätte. Szafrańskis Beobachtung, unser Kenntnisstand über die Authentizität etlicher traditionell mit dem Krakauer in Verbindung gebrachter Werke sei lückenhaft, gilt daher noch immer. Auch wenn sich inzwischen ein Kern allgemein als echt anerkannter Schriften herauskristallisiert hat, wird er nach wie vor von einer nebulösen Grauzone zweifelhafter Zuschreibungen gesäumt.86 Die Unklarheiten reichen indessen noch weiter. Bei genauerem Hinsehen sind bislang nicht einmal die Eckdaten von Matthäus’ Lebenslauf hinreichend gesichert. Diese Ausgangslage weist der vorliegenden Studie den Weg. Nötigenfalls ohne Scheu vor positivistischer Beschränkung wird zunächst versucht, das Itinerar des Krakauers zu vervollständigen – ein Unterfangen, das einigen Nutzen verspricht und von der Forschung bereits angemahnt wurde.87 Sodann 84 

Thomas: Deutsche Geschichte, S. 350–353. Szafrański: Mateusz z Krakowa, S. 25. 86  Vgl. etwa die Schriftenverzeichnisse bei Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa; Kaluza: Matthieu de Cracovie; Seńko: Mateusz z Krakowa; Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 47–55; Worstbrock: Matthäus von Krakau; Nechutová: Latinská literatura, S. 211 f. sowie das Werkverzeichnis unten in Kapitel VIII. 2. 87  Miethke: Gelehrte Ketzerei, S. 10 f., Anm. 4. 85 

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I.  Einleitung

wird in diese Arbeit neben den im Druck vorliegenden Werken des Matthäus auch ein ausgewählter Teil der handschriftlichen Überlieferung einbezogen. Eine Anzahl der vorher nicht oder nur ungenügend bekannten Quellen ist im Anhang erstmals abgedruckt. Bei den Texten handelt es sich einerseits um Schriften des Krakauers selbst, andererseits um (zumeist urkundliche) Dokumente, die Aufschluss über seine Biographie geben. Bei den letzteren liegt der Schwerpunkt, wie zu erwarten war, auf der Lebensphase des Matthäus in Heidelberg und Worms, für welche die Überlieferungs­chance angesichts der bedeutenden Position, die der Theologe mittlerweile erreicht hatte, am größten ist. Dem Itinerar und den Quellentexten wird ein kritisches Werkverzeichnis zur Seite gestellt, das künftigen Untersuchungen als Ausgangspunkt dienen kann.88 Die vorliegende Studie setzt thematische Schwerpunkte, und zwar insbesondere an den Stellen, an denen sich in jüngerer Zeit Diskussionsbedarf ergeben hat oder an denen es gilt, unser bisheriges Bild des Krakauers zu erweitern und zu korrigieren. Man kann der Forschung zwar nicht vorwerfen, ihn bislang nur im Hinblick auf die heute (im Gegensatz zu seinen Lebzeiten) als sein Hauptwerk geltenden Squalores beleuchtet zu haben, doch ist augenfällig, dass neben dieser emblematischen Schrift der Rest seines reichen Schaffens in der Betrachtung wesentlich geringeres Gewicht hat. Unter solchen Bedingungen bleibt ein Urteil wie das Paul-Joachim Heinigs, der Traktat enthalte „die Summe seiner theologischen Lehre und seines Lebens“,89 schwer verifizierbar. Zur Erklärung dieser Schieflage kann man vorbringen, dass ein großer Teil von Matthäus’ Werk, wie gesehen, erst in den letzten Jahren und Jahrzehnten erschlossen wurde. Umso dringlicher erscheint es nun, einen umfassenden Überblick über das Œuvre des Krakauers zu bieten, der nötigenfalls die Frage der Authentizität erörtert, neues Material erschließt und, sofern möglich, inhaltliche Querverbindungen aufzeigt. An vernachlässigten Themen jenseits der Squalores herrscht kein Mangel: Im späten Mittelalter war Matthäus nicht zuletzt als Prediger populär. Während eine ganze Anzahl seiner bei besonderen Gelegenheiten und vor prominentem Publikum vorgetragenen sermones uns seit langem bekannt ist, verhält es sich mit den Volkspredigten, die er als Seelsorger vor Laien gehalten haben soll, nicht ganz so eindeutig. Es soll daher versucht werden, die verschiedenen Predigtserien, die unter Matthäus’ Namen überliefert sind, zu sichten und zu charakterisieren.90 Doch auch die feierlichen Gelegenheitspredigten kennen wir noch nicht alle. Eine reformerische Ansprache, die Matthäus als Gesandter der Prager Universität vor Papst Urban VI. gehalten hat, wird im Folgenden erstmals ediert und vorgestellt.91 Das gleiche gilt für sein an denselben Papst gerichtetes 88  Ansätze

bieten beispielsweise Seńko: Dzieła (1988, 1997); Tatarzyński: Dzieła. Heinig: Matthäus von Krakau, S. 397. 90  S. unten Kapitel II. 4. 1. 91  S. unten Kapitel II. 4. 2. und VIII. 3. 2. 89 

I. 3.  Fragestellungen

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Plädoyer zugunsten der Heiligsprechung Birgittas von Schweden, das nicht nur Matthäus’ Mitwirkung am Kanonisationsprozess und an der Verbreitung des Birgitta-Kultes in Böhmen illustriert, sondern auch ein Schlaglicht auf die Hintergründe seiner Vorliebe für die Lehren der nordischen Visionärin wirft.92 Wesentlichen Raum soll außerdem die Einordnung anderer Werke in den zeit‑ und geistesgeschichtlichen Zusammenhang einnehmen. Dies betrifft etwa Matthäus’ Stellungnahme zur Frage des häufigen Kommunionempfangs, die im Milieu der Prager Reformer diskutiert wurde,93 seinen erst jüngst edierten Traktat zur Wirtschaftsethik94 und natürlich seine letzte große Schrift De squaloribus. Was sie betrifft, ist zunächst auf die Problematik ihrer Entstehung einzugehen, die seit jeher umstritten ist.95 Die methodischen Schwierigkeiten, die sich aus der nicht immer zweifelsfreien Verfasserfrage ergeben, sind offensichtlich. Wo Zuschreibungen nicht eindeutig sind oder berechtigte Zweifel an der Authentizität von Werken bestehen, muss auf ihre Einbeziehung an argumentativ tragender Stelle verzichtet werden. Matthäus von Krakau war nicht nur ein Mann der Theorie, der ausschließlich in seinen Traktaten greifbar wäre. Vielmehr ist er sein Leben lang erst in der Seelsorge, dann zunehmend in Verwaltung und Politik praktisch tätig gewesen. Sein Engagement bei der Erneuerung der Krakauer Universität, dem hier nachzugehen ist,96 war eine derartige Aufgabe, desgleichen seine Bemühungen, sich als Wormser Bischof in seiner unruhigen Diözese durchzusetzen,97 oder seine Tätigkeit als königlicher Diplomat.98 Zwischen Theorie und Praxis stand schließlich sein Wirken in der Kirchenpolitik König Ruprechts, das en passant einen Blick auf die Art der Entscheidungsfindung am Pfälzer Hof eröffnet.99 Die Untersuchung versucht, die Schnittmenge beider Bereiche zu ermitteln; anders ausgedrückt, es wird geprüft, inwieweit sich das praktisch-politische Wirken des Matthäus in den Positionen, die sein Œuvre erkennen lässt, spiegelt und damit deutbar wird. Die vorliegende Studie versteht sich in erster Linie als ein Beitrag zur spätmittelalterlichen Geistesgeschichte auf biographischer Ebene. Sie will das Leben eines „der bedeutendsten theologischen und kirchenpolitischen Publizisten seiner Zeit“100 und eines der einflussreichsten Beteiligten an der Gestaltung der ­europäischen Kirchenpolitik in den beiden Jahrzehnten vor und nach 1400 kritisch nachzeichnen und zugleich schildern, wie sich unter den besonderen   92 

S. unten Kapitel II. 5. und VIII. 3. 3. S. unten Kapitel II. 3.   94  S. unten Kapitel II. 7.   95  S. unten Kapitel III. 3.   96  S. unten Kapitel III. 2.   97  S. unten Kapitel IV. 2.   98  S. unten Kapitel V. 2.   99  S. unten Kapitel V. 3. 100  Heinig: Matthäus von Krakau, S. 397.   93 

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I.  Einleitung

Umständen jener Zeit das Leben eines Mannes entwickeln konnte, dem seine Bildung und sein Intellekt die Türen zu den höchsten politischen Kreisen öffneten. Matthäus ist ein Einzelfall, der aber von den Bedingungen und Strukturen geprägt wurde, die er auf den Etappen seines Lebensweges vorfand. An dieser Stelle reicht seine Persönlichkeit gleichsam über die individuelle Sphäre hinaus und steht als exemplarischer Kristallisationspunkt historischer Gegebenheiten zur Interpretation. Eine Biographie bietet die Möglichkeit, ihren Protagonisten so im Kontext seiner Epoche darzustellen, dass beide einander gegenseitig erhellen.101 Das soll hier versucht werden. Die Epoche, um die es geht, das Große Schisma, war eine krisenhafte Umbruchszeit. Die unruhigen Zeitläufte ließen neue Ideen entstehen, die neben die althergebrachten traten. So standen Beharrung und Neuerung in jenem letzten Jahrhundert des Mittelalters bisweilen unvermittelt nebeneinander. Matthäus von Krakau ist einer derjenigen Autoren, in deren Schriften man den Anbruch der neuen Zeit – etwa in der pastoraltheologischen Orientierung oder im Kirchenverständnis – stellenweise nachempfinden kann. Die Berechtigung des Unterfangens, Matthäus von Krakau im Rahmen einer Biographie zu behandeln, stand in der Vergangenheit nie zur Debatte, und sie tut es sicher auch jetzt nicht, nachdem in den letzten Jahrzehnten biographische Darstellungen, darunter solche gelehrter Räte, in der Mediävistik an Popularität gewonnen haben.102 Die Beschäftigung mit einer historischen Persönlichkeit unterscheidet sich allerdings von derjenigen mit einem abgegrenzten Sachthema dadurch, dass je nach der Vielseitigkeit der Zielperson eine Anzahl von Zusammenhängen zu behandeln ist, deren Verklammerung sich weniger aus sachlicher Affinität als vielmehr aus der Lebensgeschichte des Helden ergibt. Matthäus von Krakau war ein Mann, der in sehr unterschiedlichen Bereichen aktiv geworden ist, und gerade das macht auch den Reiz der Beschäftigung mit ihm aus. Insgesamt ist seine Lebensleistung jedoch so umfangreich und ausdifferenziert, dass ihr ein einzelner Biograph – zumal ein solcher, der nicht zugleich Theologe und Historiker ist – nur schwer gerecht zu werden vermag. Die thematische Fragmentierung seines Wirkens hat auch Folgen für die Geschlossenheit der Präsentation. Man hätte eine übergreifende, problemorientierte Perspektive wählen können, die freilich auf Kosten der chronologischen, manchmal vielleicht auch der sachlichen Transparenz gegangen wäre. Umgekehrt kann die hier angewandte, zeitlich fortschreitende Darstellung den systematischen Überblick über thematische Zusammenhänge erschweren. Sie wurde dennoch gewählt, weil sie bessere Möglichkeiten bietet, einzelne Lebensstationen und 101 

Vgl. Le Goff: Wie schreibt man eine Biographie?, S. 103. Meuthen: Das 15. Jahrhundert, S. 145, 157; vgl. etwa: Kleinert: Philibert de Montjeu; Märtl: Jean Jouffroy; Miller: Jakob von Sierck; Prietzel: Guillaume Fillastre; Reinle: Ulrich Riederer. 102 

I. 4.  Quellen

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Aktivitäten des Krakauers in ihrem zeitlichen Kontext darzustellen und weil sie dadurch sein Leben authentischer abzubilden vermag.103

I. 4.  Quellen Die Überlieferung zu Matthäus von Krakau gliedert sich im Großen und Ganzen in zwei Zweige, deren erster die literarischen Werke des Theologen umfasst, der zweite dagegen die im engeren Sinne archivalischen Dokumente, die zumeist als Überreste zeitgenössischen Verwaltungshandelns Aufschluss über seine Lebensumstände geben. Während die literarische Überlieferung sich großräumig über ganz Mitteleuropa und darüber hinaus erstreckt, sind die biographischhistorischen Quellen konkreter mit den realen Wirkungsstätten des Krakauers verknüpft – oder waren es zumindest, bevor spätere Verwerfungen der Archivlandschaft das Bild verzerrten. Schriftstellerische Werke Einen auch nur annähernd vollständigen Überblick über die zahllosen Handschriften zu gewinnen, die tatsächlich oder angeblich Werke des Krakauers enthalten, wäre ein Projekt für sich, und möglicherweise angesichts der Erschließungssituation zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Sisyphusarbeit. Matthäus gehörte im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert zu den bekanntesten Theologen Mitteleuropas. Da er in seinen Schriften eine beachtliche Bandbreite von Genres und Themen abdeckte und dabei sachlich und sprachlich den Geschmack der Zeit traf, wurde er weithin rezipiert und abgeschrieben. Seine Popularität reichte bis in die Zeit des Buchdrucks hinein, der sich einzelner seiner Schriften annahm. Doch auch die Vervielfältigung von Hand setzte sich bis ins spätere 15. Jahrhundert fort. Nicht alle Schriften des Krakauers sind in gleicher Dichte überliefert. Die Bandbreite reicht von Unikaten bis hin zu Spitzen-„Auflagen“ in dreistelliger Höhe. Als Franz Josef Worstbrock seinen Artikel für den 1987 erschienenen Band der Neuauflage des „Verfasserlexikons“ niederschrieb, waren ihm vom Beichttraktat De puritate conscientiae über 150 und vom Dialogus rationis et conscientiae sogar 250 Handschriften bekannt.104 Die Zahlen dürften inzwischen noch höher zu veranschlagen sein. Matthäus’ Popularität kannte kaum räumliche Grenzen, wenn man von dem eher spärlichen Interesse des kulturell führenden West‑ und Südeuropa absieht. Es geht in dieser Studie nicht darum, in solchen Fällen einen Weg durch die massenhafte Überlieferung zu bahnen; vielmehr stehen hier seltener vervielfältigte und weniger bekannte Werke im Mittelpunkt. 103  Die Gattung der „Life and Letters“-Biographien, der auch die vorliegende Studie zuzurechnen ist, hat traditionell mit Kritik an ihrer Kompositionsform zu leben, s. Hömig: Zur Renaissance, S. 116 f. 104  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 177.

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I.  Einleitung

Ihre Verbreitung ist enger an den Lebensstationen unseres Theologen orientiert; sie finden sich besonders zahlreich in böhmischen und polnischen Bibliotheken. Gelegentlich lässt sich sogar ein Zusammenhang zwischen den Überlieferungsorten und dem Itinerar des Verfassers feststellen.105 Archivalische Quellen Als historisch handelnde Person, nicht als Verfasser literarischer Texte tritt uns Matthäus von Krakau naturgemäß zunächst in Quellen entgegen, die an seiner ersten akademischen Wirkungsstätte, der Prager Universität und deren Umfeld, entstanden sind. Aufgrund der lückenhaften Prager Überlieferung,106 aber auch wegen des erst wachsenden Renommees des aufstrebenden Gelehrten fließen diese Quellen freilich anfangs nur spärlich. Mit der Übersiedelung nach Heidelberg verlagert sich auch der Schwerpunkt seiner archivalischen Spuren in die Kurpfalz. Zunächst erscheint Matthäus vor allem in Unterlagen der Universität Heidelberg, mit der er von 1394 bis zu seinem Tod (und in gewissem Sinne darüber hinaus107) auf das Engste verbunden war. Mit der Intensivierung seiner Kontakte zum pfalzgräflichen bzw. später königlichen Hof verdichten sich auch die Belege in dessen Überlieferung. Daneben ist auf Nennungen in vatikanischen und Krakauer Quellen hinzuweisen, die freilich nur sporadischer Natur sind. Die bis hierher angesprochenen Texte sind überwiegend bereits ediert. Durch Matthäus’ Erhebung zum Bischof (1405) ändert sich die Qualität der archivalischen Quellen hinsichtlich ihrer Genese und ihres Erschließungszustands gleichermaßen. Der zuvor meist nur Erwähnte tritt jetzt immer wieder als Aussteller der Schriftstücke auf. Leider ist es um die spätmittelalterliche Überlieferung des Hochstifts Worms nicht gut bestellt. Was das bischöfliche Archiv selbst betrifft, so gibt es Hinweise darauf, dass es zu großen Teilen 1792 vor den französischen Revolutionstruppen nach Mainz geflüchtet wurde und im Jahr danach während der Belagerung im dortigen Dominikanerkloster verbrannt ist.108 Andererseits haben sich in gewissem Maße Archivalien im Hessischen Staatsarchiv Darmstadt erhalten, in das als Folge der territorialen Neugliederungen nach dem Reichsdeputationshauptschluss neben Schriftgut des Hochstifts auch solches der übrigen Wormser Stifter Eingang fand.109 Eine größere Zahl von Urkunden, die noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts im Wormser Domarchiv lagen, darunter auch eine mit Bezug auf Matthäus von Krakau, gelangten 105  Ein sprechendes Beispiel stellt auch die nach der Prager Zeit entstandene wirtschaftsethische Schrift De contractibus dar, in deren Überlieferungsgeschichte (Schwerpunkte: Süddeutschland, Krakau) sich persönliche Verbindungen des Theologen spiegeln (hierzu vgl. Nuding: Geschäft und Moral). 106  Bergel: Hauptquellen, bes. S. 18–21. 107  Die Universität beging bis mindestens 1532 sein Totengedenken, vgl. Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 379. 108  Becker: Wo ist das Wormser bischöfliche Archiv geblieben? 109  Ebd. S. 365; Franz: Das Hessische Staatsarchiv Darmstadt, S. 220.

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ferner in den Besitz des Heidelberger Professors Christoph Wilhelm Gatterer und nach dessen Tod (1838) größtenteils in das Staatsarchiv Luzern.110 Von dort wurde die Sammlung in jüngster Zeit an das Landesarchiv Speyer abgegeben, in dem sich infolge der Zuständigkeit für diverse rheinpfälzische Provenienzen auch weiteres einschlägiges Archivgut erhalten hat. Allerdings wurde schon Mitte des 19. Jahrhunderts ein umfangreicher Urkundenbestand aus der Zeit vor 1400 aus dem damals bayerischen Speyer nach München abgegeben.111 Aufgrund des engen Bezugs der spätmittelalterlichen Wormser Bischöfe zum Heidelberger Hof finden sich bischöfliche Urkunden auch als Empfängerüberlieferung in kurpfälzischem Archivgut. Dieses wurde nach dem Ende der Kurpfalz zwischen Baden und Bayern aufgeteilt, wobei Baden die innenpolitischen Urkunden und Akten, Bayern dagegen die außenpolitischen erhalten sollte. Da sich dieser Grundsatz offenbar nicht fehlerfrei realisieren ließ, gelangten jedoch auch zahlreiche Urkunden aus der inneren Landesverwaltung nach München und dort mit der Zeit ins Geheime Hausarchiv der Wittelsbacher, das heute eine Abteilung des Bayerischen Hauptstaatsarchivs ist.112 Kaum fündig wird man dagegen im Wormser Stadtarchiv.113 Weniger kompliziert als das Schicksal der bischöflich-wormsischen Archivalien stellt sich das der kurpfälzischen dar. Die während des Königtums Ruprechts I. geführten Reichsregister, die einige relevante Einträge enthalten, liegen heute im Österreichischen Staatsarchiv in Wien, zeitgenössische Kopien im Generallandesarchiv Karlsruhe.114 Aus den Beständen des letzteren115 sind insbesondere die übrigen Pfälzer Kopialbücher von Belang, die keine Wormser Überlieferung darstellen, aber doch auch Einträge zur Person des Matthäus von Krakau aus dem Zeitraum 1395–1410 enthalten. Das kurpfälzische Archivgut ist zwar nicht erschöpfend, aber doch in für unsere Zwecke, wie es scheint, hinreichender Vollständigkeit in den „Regesten der Pfalzgrafen“116 erfasst. Weniger übersichtlich ist der Erschließungszustand der Wormatiensia in Speyer und Darmstadt, wenngleich auch hier nützliche Hilfsmittel erschienen sind.117 Da die meisten Stücke aus den genannten Beständen, die für die Geschichte 110 

Rödel: Zerstreut und auch verloren, S. 127. Heute die „Rheinpfälzer Urkunden“ im Bayerischen Hauptstaatsarchiv. 112  Heute die „Mannheimer Urkunden“ im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abt. III: Geheimes Hausarchiv. Zur Geschichte des Bayerischen HStA und seiner Bestände vgl. Jaroschka: Hauptstaatsarchiv; Neudegger: Geschichte; Ders.: Organische Umgestaltung. 113  Vgl. Bönnen: Stadtarchiv Worms, bes. S. 45–55. Das Vorhandene wurde in den Monumenta Wormatiensia von Boos ediert. 114  Dies betrifft die im Anhang (Kapitel VIII. 3. 3.) edierten Texte Nr. 9, 10, 13 und 15. Zu den Reichsregistern vgl. Moraw: Kanzlei, S. 440–444; Seeliger: Registerführung, S. 245 ff. 115  Andermann: Bedeutung des Generallandesarchivs. 116  Regesten der Pfalzgrafen I / II, bearb. v. Koch / Wille bzw. v. Oberndorff. 117  Schwan: Wormser Urkunden; Glasschröder: Urkunden; Ders.: Neue Urkunden; Debus / Warmbrunn: Bestände. 111 

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des Matthäus von Krakau und des Wormser Hochstifts von Interesse sind, bislang nicht im Druck vorliegen, werden sie zusammen mit einigen weiteren illustrativen Texten im Anhang ediert. Autographe Spuren? Was eigenhändige Aufzeichnungen des Matthäus von Krakau betrifft, so ist trotz der Fülle von Handschriften, die seine Werke überliefern, kein Textzeuge bekannt geworden, der als Autograph identifiziert worden wäre. Dieser Umstand illustriert auf paradox anmutende Weise die Bedeutung des Verfassers: Während von vielen Werken weniger prominenter Autoren eigenhändige Niederschriften vorliegen – und in zahlreichen Fällen ausschließlich diese –, begegnet uns das Œuvre des Krakauers nur in Form von Kopien, deren Zahl, wie erwähnt, bei den meistverbreiteten Titeln in die Hunderte geht. Matthäus’ persönliche Aufzeichnungen scheinen sich schnell zerstreut zu haben. Unter den Büchern, die er testamentarisch der Heidelberger Universität vermachte, befanden sich kaum eigene Werke, hinter denen man am ehesten von seiner Hand stammende Aufzeichnungen vermuten könnte.118 Einzelne Originale hat Matthäus möglicherweise im privaten Umfeld weitergegeben. Trotz allem ist zumindest ein Buch erhalten geblieben, von dem sicher gesagt werden kann, dass er es in Gewahrsam hatte, und das vor diesem Hintergrund unsere Aufmerksamkeit verdient. Es ist die Heidelberger Universitätsmatrikel, mit deren Führung der Theologe während seines Rektorats 1396 / 97 betraut war.119 Jenen liber universitatis120 hatte die junge Heidelberger Hochschule wenige Wochen nach ihrer Gründung angelegt, um darin die Immatrikulationen und weitere für ihren Betrieb bedeutende Aufzeichnungen niederzulegen. Mit der Ausdifferenzierung des universitären Verwaltungsschriftguts konzentrierte sich der Zweck der Matrikel bereits nach wenigen Jahren auf die Dokumentation der Einschreibungen.121 Die Quellengattung ‚Universitätsmatrikel‘ birgt, was die Einzelheiten der Buchführung betrifft, durchaus ihre Tücken. Die Matrikeln dienten dem Nachweis des Mitgliederstands einer Hochschule, wobei für die Aufnahme (Intitulation) drei Elemente konstitutiv waren: die Vereidigung auf die Universitätsstatuten, die Entrichtung einer Gebühr an den Rektor und vor allem 118  Die Liste der Bücher, die Matthäus der Universität vermachte, ist ediert in: Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 687. 119  Matthäus amtierte als Rektor vom 20. Dezember 1396 bis mindestens zum 5. Mai 1397, s. unten die Regesten R 49 – R 55. 120  So die Bezeichnung in dem für die Datierung der Matrikel einschlägigen Bericht der Universitätsakten, s. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 79, S. 153. Vgl. auch Nuding: Rektorbuch, S. 602 f. Die Matrikel befindet sich im Universitätsarchiv Heidelberg unter der Signatur A-702 / 1 (ehemals I, 2, Nr. 1 bzw. Cod. Heid. 358,49). 121  Vgl. Nuding: Rektorbuch, S. 603 ff.

I. 4.  Quellen

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die Eintragung in das vorgesehene Amtsbuch der Korporation.122 Je nach den Verwaltungsgewohnheiten des amtierenden Rektors konnte diese Eintragung von ihm selbst oder von einem beauftragten Schreiber vorgenommen werden. Manchmal geschah dies unmittelbar während der Intitulationszeremonie, manchmal erst zu einem späteren Zeitpunkt nach vorherigem Sammeln der Namen auf Notizzetteln.123 Die Heidelberger Rektoren jener Zeit handhabten die Buchführung in unterschiedlicher Weise. Während etwa Marsilius von Inghen († 1396)124 einen Schreiber beauftragte, pflegte sein Kollege und Nachfolger Johann van der Noet († 1432)125 die Neuankömmlinge aufzufordern, sich an Ort und Stelle eigenhändig einzuschreiben.126 Andere Rektoren scheinen die Eintragungen selbst durchgeführt zu haben. Dies könnte mit einiger Plausibilität auch für die Aufzeichnungen gelten, die im Rektorat des Matthäus von Krakau hinzugekommen sind.127 Der Theologe wurde am 20. Dezember 1396 für ein halbes Jahr zum Rektor gewählt, wodurch auch die Führung des Matrikelbuchs in seine Verantwortung überging. Ein Jahr zuvor hatte der Artistenmagister Berthold von Dieburg128 das Rektorat übernommen, auf den im Juni 1396 Marsilius von Inghen und nach dessen Tod zwei Monate später Johann van der Noet folgten. Unter Berthold von Dieburg waren die Eintragungen nicht direkt an der von seinem Vorgänger erreichten Stelle der Matrikel fortgesetzt worden; vielmehr wurde aus unbekannten Gründen eine Seite (f. 42r) frei gelassen. Der (Haupt‑)Schreiber während des Matthäus-Rektorats, hinter dem der Herausgeber des Matrikelbuches den Krakauer selbst vermutete,129 übersah zunächst diese Freilassung und begann irrtümlich auf f. 42r seine Niederschrift. Als er jedoch gleich nach den ersten Wörtern bemerkte, dass die Aufzeichnungen auf der Rückseite des Blattes weiter gingen, brach er ab und begann auf f. 44r von neuem. Was die dortigen Einträge betrifft, so wird im unteren Drittel von f. 44r in einer deutlich von den vorhergehenden Schriftzügen unterscheidbaren Bastarda unter der offenbar nachträglich über den Text gezwängten Rubrik Rectoratus Mathei de Cracovia zunächst dessen Wahl zum Oberhaupt der Universität in

122 

Paquet: Les matricules, S. 36–41. Ebd. S. 53 f. 124  Miethke: Marsilius von Inghen; Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 373 f. 125  Nuding: Universität, S. 200–207; Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 264 f. 126  Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 64, Anm. 1. 127  Die in Frage kommenden Einträge reichen von f. 44r bis 44v. Während der letzten Phase seines Rektorats (im Juni 1397) ließ sich Matthäus von Krakau wegen einer Reise in seine Heimatstadt durch Johann van der Noet vertreten. Ein Hinweiszeichen am Rand neben der viertletzten Zeile auf f. 44v markiert diesen Einschnitt, der aufgrund der deutlich wechselnden Hände klar erkennbar ist. 128  Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 39. 129  Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 60, Anm. 4. 123 

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I.  Einleitung

einer unprätentiösen Formulierung mitgeteilt.130 Die nachfolgende Liste der Neuimmatrikulierten des betreffenden Halbjahrs wurde ohne kalligraphischen Anspruch und sehr wahrscheinlich von Fall zu Fall direkt nach den Angaben der Aufnahmewilligen eingetragen.131 Dabei fällt auf, dass die ersten Einträge auf f. 44v, die merkwürdig dicht unter dem oberen Seitenrand stehen und sicherlich im Nachhinein eingefügt wurden, sich im Schriftbild von den übrigen unterscheiden. Die Annahme einer gesammelten Niederschrift am Ende des Rekorats (womöglich nach dem neuerlichen Übergang der Zuständigkeit auf Johann van der Noet im Frühsommer 1397), ist vom paläographischen Befund her unwahrscheinlich. Wenn man nicht geneigt ist, in einer der Hände, die die Eintragungen während der Amtszeit des Matthäus von Krakau vorgenommen haben, dessen eigene zu sehen, können sie eigentlich nur als die von Sekretären oder Dienern aufgefasst werden, die dann bei den einzelnen Intitulationen anwesend gewesen sein und die Eintragungen nach Diktat durchgeführt haben müssten.132 Gleichwohl erscheint es sinnvoll, die Schriftproben aus der Heidelberger Matrikel bis auf weiteres zumindest als potenzielle Autographen anzusehen und sie erforderlichenfalls zu paläographischen Vergleichen heranzuziehen.

130  Anno domini 1396°, 20a die decembris facta congregacione in capella beate virginis electus fuit in rectorem magister Matheus de Cracovia concorditer. 131  Für die fallweise Niederschrift nach Gehör ohne vorheriges Sammeln der Namen auf Konzept sprechen mehrere gestrichene und sofort verbesserte (auf Hörfehler hindeutende) Schreibungen sowie auch die Tatsache, dass auf die Wahlanzeige die im Singular gehaltene Überleitung In cuius rectoratu fuit intytulatus folgt. Geht diese Formulierung darauf zurück, daß zum fraglichen Zeitpunkt nur ein einziger neuer Student vorstellig geworden war? Bei einem nachträglichen reinschriftlichen Übertrag der Namen hätte man jedenfalls eher mit einem Plural zu rechnen. 132  Wenn die Eintragungen von Dienern des Matthäus vorgenommen wurden, dürften sie von Johann Hoppener oder Nikolaus Doring stammen, die als Mitglieder seines Haushalts belegt sind; vgl. unten Kapitel IV. 2.

II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität II. 1.  Studium Die Biographie des Matthäus von Krakau teilt sich grob in zwei Perioden: eine (frühere) Prager Phase, die seinen Aufstieg als Theologe einschloss und vorrangig dem Studium, der wissenschaftlichen Schriftstellerei und der Seelsorge gewidmet war, sowie eine (spätere) Heidelberger Phase seit 1394 / 95, die den Hintergrund für den politischen Aufstieg des Matthäus zum königlichen Rat, Bischof, designierten Kardinal und apostolischen Legaten umrahmte. Die Prager Periode, die im Folgenden zunächst zu beleuchten ist, war die Zeit seiner geistigen und ideologischen Formation und verdient daher als Ausgangspunkt und Interpretationsgrundlage seines späteren Wirkens besonderes Augenmerk. Der aus Krakau stammende Bürgersohn traf vermutlich bald nach 1360 in Prag ein, um dort ein Studium aufzunehmen. Zwar stand zum damaligen Zeitpunkt auch in seiner Heimatstadt die Gründung einer Hochschule bevor, doch hatte dieses 1364 realisierte Vorhaben König Kasimirs des Großen zum damaligen Zeitpunkt allenfalls in den Köpfen seiner Planer Gestalt angenommen. In Prag war bereits 1348 eine Universität aus der Taufe gehoben worden – die erste solche Anstalt in Mitteleuropa –, die sich in diesem Einzugsgebiet nach unbedeutenden Anfängen allmählich als Alternative zu den traditionellen akademischen Zentren Frankreichs und Italiens etablierte. Als Matthäus von Krakau sich in der böhmischen Hauptstadt einfand und immatrikulieren ließ, stand die Hochschule bereits an der Schwelle zu einer Phase ansehnlicher Existenz, auf die in den folgenden Jahrzehnten geradezu eine Blütezeit in materieller und geistiger Hinsicht folgen sollte. Über die Einschreibung des jungen Studienanfängers aus Krakau hat sich kein Beleg erhalten. In den Quellen tritt uns Matthäus erstmals im Frühsommer 1365 entgegen, nachdem er die niedrigste akademische Graduierung, das Bakkalaureat in der Artistenfakultät, erreicht hatte. Vor der entsprechenden Prüfung mussten an die zwei Jahre Studium absolviert werden, bis zum folgenden   Zu Kasimirs Gründung s. Szczur: Papież Urban. Zur Krakauer Universität vgl. unten Kapitel III. 2. Über das Verhältnis des Matthäus zu seiner Heimatstadt s. unten S. 127 ff.   Vgl. Moraw: Universität Prag, S. 26 ff.; Čornejová / Svatoš: History of Charles University, S. 22 ff.   Monumenta Vaticana, Bd. 3, S. 353–355. Der hier vorgestellte Supplikenrotulus, in dem Matthäus genannt wird, wurde früher irrtümlich auf das Jahr 1355 datiert, was zur Folge

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

Magisterexamen waren es nach einem später fixierten Lehrplan insgesamt etwa fünf Jahre. Wenn man sich an diesen Rahmendaten orientiert, dürfte Matthäus etwa 1362 sein Studium aufgenommen haben. Entsprechend dem seinerzeit üblichen Eintrittsalter wird er damals im zweiten Lebensjahrzehnt gestanden sein. Plausiblerweise gehen deshalb heute die meisten Historiker davon aus, dass er um 1345 geboren sein muss. Die Ausbildung, die der junge Artist in Prag durchlief, orientierte sich weitgehend an den Lehrprogrammen der Universität Paris, wo auch etliche der in Prag aktiven akademischen Lehrer ihre Qualifikation erworben hatten. Zu einem von ihnen, dem aus Friesland stammenden Heinrich Totting von Oyta, scheint Matthäus besonders enge Verbindungen geknüpft zu haben, denn unter Heinrich wurde der Krakauer am 17. November 1367 zum Artistenmagister promoviert. Er wird bald danach begonnen haben, selbst in diesem Fach zu unterrichten. Wie groß der studentische Zulauf zu Matthäus in jenen Jahren gewesen ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen; die universitäre Überlieferung verzeichnet jedenfalls nur drei Promotionen, die 1378 und 1381 unter seiner Ägide durchgeführt wurden. Dass Matthäus damals Dekan der philosophischen Fakultät gewesen sein soll, wie immer wieder zu lesen ist, trifft allerdings nicht zu; vielmehr erscheint es fraglich, ob er diese Würde jemals bekleidet hat.10 Inzwischen studierte der Krakauer bereits an der theologischen Fakultät; vor 1377 empfing er zudem die Priesterweihe.11 Als Artistenmagister erhielt Matthäus bald eine Stelle im Karlskolleg,12 als dessen Propst er 1378 erwähnt wird.13 Anfang 1380 war er baccalarius formatus, im Oktober 1381 Lizentiat der Theologie.14 Das Datum der Promotion zum Magister der Theologie hat sich nicht erhalten, doch ist es wahrscheinlich, dass dieser vornehmste akademische Grad nicht lange nach der Lizenz verliehen worden ist.15 Auch neuere Nachschlagehatte, dass man den Krakauer für zehn Jahre älter hielt als er tatsächlich war, vgl. Moraw: Beamtentum, S. 112, Anm. 9.    Šmahel: Faculty of Liberal Arts, S. 103.    Ebd. S. 99.    Zur Biographie s. Gerwing: Theologie im Mittelalter, S. 219–221; Lang: Heinrich Totting.    Liber decanorum I, S. 135.    Ebd. S. 180, 197.    Vgl. etwa Sommerlad: Matthaeus von Krakau, S. 19; Rychterová: Offenbarungen, S. 91, Anm. 37. 10  Der Liber decanorum I weist in den fraglichen Zeiträumen Erhard Kaufmann von Nürnberg (1377 / 78) und Matthias Kerbelicz (1380 / 81) als Dekane aus; Matthäus ist dort auch zu anderen Zeiten nicht in diesem Amt belegt. 11  Soudní akta II, hrsg. v. Tadra, S. 216. 12  Zu diesem 1366 von Kaiser Karl IV. gestifteten Kolleg s. Wagner: Universitätsstift und Kollegium, S. 37 ff.; Svatoš: Studium Generale, S. 39 ff. 13  Nova č ek: Několik listin, S. 14; Soudní akta I, hrsg. v. Tadra, S. 293. 14  Monumenta medii aevi, Bd. 8, S. 77 f.; Tadra: Příspěvky k dějinám, S. 297 f. 15  Der erste ausdrückliche Beleg für die Führung des theologischen Magistertitels durch

II. 1.  Studium

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werke erwähnen nach dem Wortlaut der Quellen getrennte Erstbelege für das Magisterium, den Doktorgrad und die theologische Professur des Matthäus.16 Die Begriffe magister, doctor und professor theologiae sind jedoch weitgehend synonym.17 Die Akzentuierung der vermeintlichen Unterschiede ist spätestens seit Frankes Matthäus-Biographie populär.18 Die dort gemachten Angaben sind im Übrigen auch chronologisch falsch. Der seither immer wieder genannte Beleg für die Magisterwürde vom 31. März 1384 ist in Wirklichkeit ein Jahr älter, was eine engere Eingrenzung des Promotionsdatums ermöglicht.19 In dem geistig und literarisch äußerst produktiven, prosopographisch fluktuierenden Milieu, das Prag in jener Zeit verkörperte, ist Matthäus von Krakau vor allem in zweierlei Funktionen öffentlich in Erscheinung getreten: zum einen als Theologieprofessor und Universitätsfunktionär, zum anderen als Prediger und Seelsorger. Auch wenn die Betrachtung dieser Aktivitäten einen geistesgeschichtlichen Schwerpunkt umschließt, bewegen sie sich durchaus auch im Fahrwasser ereignishistorischer Fragestellungen. Der älteren Forschung waren nur grobe Einblicke in die drei Jahrzehnte umspannende Tätigkeit des Matthäus in Prag möglich.20 Erst seitdem das Werk des Krakauers durch das Erscheinen weiterer Editionen besser erschlossen ist, lassen sich seine damals entstandenen Schriften zuverlässig charakterisieren.21 Auch die Autoren aus Matthäus’ Prager Umfeld sind inzwischen zumindest auf der Ebene ihrer Lebens‑ und Werkdaten besser greifbar.22 Trotz der nach wie vor nicht idealen Voraussetzungen erlaubt die heutige Quellenlage eine Revision und insbesondere eine Ergänzung der altbekannten Eckdaten von Matthäus’ Karriere. Unser Theologe war schon während seines Prager Wirkens bedeutend genug, um an etwa dreißig Itinerarstationen Spuren zu hinterlassen. Die möglichst vollständige Erfassung dieses Matthäus stammt vom 31. März 1383 (Libri erectionum II, hrsg. v. Borový, S. 204 f.); in der dazwischen liegenden Periode schweigen die Quellen. Vgl. unten Regest R 13. 16  Vgl. z. B. T ř íška: Životopisný slovník, S. 359; Ders.: Literární činnost, S. 117; Keilmann: Mathäus von Krakau, S. 875 f. 17  Die gängigste Bezeichnung für einen promovierten Theologen ist magister, jedoch kommt in Analogie zum Sprachgebrauch der Juristenfakultäten durchaus auch der Titel doctor vor. Die Bezeichnung als professor zielt eher auf das universitäre Lehramt ab, das der magister theologiae innehatte, vgl. allgemein Weijers: Terminologie, S. 132–155, und im konkreten Fall Ritter: Heidelberger Universität, S. 249, Anm. 1. Eine Unterscheidung zwischen ‚regierendem‘ (lehrendem) und Titular-Magister wäre allenfalls außerhalb des universitären Milieus sinnvoll. Der Verbleib des Matthäus von Krakau an der Prager Universität ist während der betreffenden Jahre jedoch nicht zu leugnen. 18  Vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 23 f. 19  Franke, ebd. S. 23, Anm. 17 nennt als Gewährsmann Millauer: Kritische Beiträge, S. 13. Dort findet sich jedoch die korrekte Jahresangabe 1383. Vgl. unten Regest R 13. 20  Zum Wissensstand der frühen 1360er Jahre vgl. Krzy ż aniakowa: Mateusz z Krakowa; die Autorin ging noch davon aus, dass sich Matthäus von vor 1355 bis 1394 in Prag aufgehalten habe. 21  Von besonderer Bedeutung ist die 1974 von Se ń ko / Szafra ń ski herausgegebene Sammlung: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica. 22  T ř íška: Literární činnost; Spunar: Repertorium.

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

Materials sowie die Einbeziehung der von ihm hinterlassenen Schriften lässt es zu, seine Biographie an verschiedenen Stellen plastischer zu gestalten.

II. 2.  Prag als Zentrum der Reform Das Prag jener Jahre war eine intellektuell und kulturell sehr lebendige Kulisse. Bereits in den Jahrzehnten, bevor Matthäus von Krakau dort eintraf, waren in Böhmen und insbesondere in dessen Metropole Reformgedanken wirkmächtig geworden, die nicht nur die Kirche, sondern auch Kultur und Gesellschaft im Allgemeinen betrafen. An den Bemühungen um eine geistige und geistliche Erneuerung waren in gewissem Maße der königliche Hof, vor allem aber der Prager Episkopat, Orden und Universitätstheologen beteiligt. Doch beschränkte sich die Entwicklung nicht auf diese elitären Kreise. Auch das einfache Volk geriet – nicht zuletzt unter dem Einfluss populärer Prediger – in den Sog des neuen Denkens.23 Der hier benutzte Begriff „Reform“ ist zu allgemein, als dass er für sich genommen genügen würde, um die angedeuteten Vorgänge zu beschreiben. Ein reformerischer Impetus gehörte im Grunde seit biblischer Zeit zu den Konstanten christlichen Denkens. Über die Jahrhunderte hat er verschiedene Ausprägungen erfahren; seine beständigen Wesensmerkmale waren jedoch das Bestreben, Missstände zu heilen, und der Wunsch nach einer Rückkehr zu den vermeintlich besseren Zuständen der Vergangenheit, nach der Wiederherstellung eines – nicht ganz realistisch gesehenen – verlorenen Ideals.24 Forum der Bemühungen um eine Reform der Kirche als der organisierten christlichen Gesellschaft waren auf offizieller Ebene traditionell synodale Versammlungen, wobei deren Erscheinungsbild gewissen Wandlungen unterworfen war.25 Im Hochmittelalter bestimmten Konzilien unter Führung eines immer beherrschender auftretenden Papsttums das Bild. Auf dem Konzil von Vienne (1311 / 12) plädierte Wilhelm Duranti d. J., Bischof von Mende, der unter Rückgriff auf eine ältere Formel für eine correctio in capite et membris eintrat, für die regelmäßige Abhaltung solcher Synoden, um den Erfolg der Reformbestrebungen sicherzustellen.26 Inhaltlich trat er für die Rückkehr zur traditionellen Kirchen23  Zur Entwicklung in Böhmen vgl. Gerwing: Malogranatum, S. 37–120; Ders.: Böhmische Reformbewegung; Winter: Frühhumanismus; Krzyżaniakowa: Mateusz z Krakowa; Šmahel: Hussitische Revolution I–II; Kadlec: Bibel; Werner: Hus, sowie jetzt die ausgezeichnete Studie von Marin: L’archevêque, die leider erst nach der Niederschrift der vorliegenden Arbeit erschien und in der Druckfassung nur noch stellenweise berücksichtigt werden konnte. 24  Miethke / Weinrich, in: Quellen zur Kirchenreform, S. 1 f. 25  Schatz: Allgemeine Konzilien, bes. S. 21–26. 26  Zu Duranti vgl. Fasolt: Council and hierarchy; Ders.: Rezeption; Miethke: De potestate papae, S. 127–135. Zur Geschichte der von Duranti verwendeten Formulierung s. Frech: Reform an Haupt und Gliedern, bes. S. 109 ff.

II. 2.  Prag als Zentrum der Reform

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verfassung ein, die eine Restitution der selbständigen bischöflichen Gewalt und die Wiederbelebung des Instruments der Diözesansynoden umfassen sollte.27 Diesem Aufruf ist die Papstkirche in der Folgezeit aus nahe liegenden Gründen nicht nachgekommen; den Reformauftrag nahm indes auch das avignonesische Papsttum, von der konziliaren Komponente abgesehen, durchaus ernst.28 Die als Ärgernis empfundenen Sachverhalte konnten je nach Situation differieren, doch gehörten beispielsweise Beschwerden über den kurialen Verwaltungsgang schon seit dem 12. Jahrhundert zu den vorgebrachten gravamina.29 Im 14. Jahrhundert floss der Reformgedanke verstärkt in die Volksfrömmigkeit ein, wo er sich mit apokalyptisch-utopischen Vorstellungen verband.30 Seine Popularität wuchs sprunghaft unter dem Eindruck des Großen Schismas, das die Kirche 1378 spaltete, den beiden Hälften eine als monströs empfundene Doppelköpfigkeit aufpfropfte und als deutlicher Beweis der Reformbedürftigkeit aufgefasst wurde.31 Ein Phänomen, an dem die Zeitgenossen besonderen Anstoß nahmen, war das allenthalben zutage liegende Erscheinungsbild des Klerus auf den verschiedenen Ebenen der Kirchenhierarchie: Zum einen häufte eine kleine Gruppe von Bessergestellten ungeniert Pfründe auf Pfründe, zum anderen vegetierte eine Vielzahl oft schlecht qualifizierter Vikare am Rande des Existenzminimums. Um die Moral und den seelsorgerlichen Einsatz stand es bei beiden Gruppen nicht immer zum Besten.32 Die Ziele der Reformkräfte und die Radikalität, mit der sie diese verfolgten, fielen durchaus uneinheitlich aus. Eduard Winter, der 1964 das Prager Milieu jener Jahrzehnte beschrieben hat, unterschied erkenntnisleitend zwischen einer reformistischen und einer reformatorischen Strömung.33 Die erstere beschrieb er als eine „Bewegung, die versucht, die Entwicklung so zu temperieren, dass es höchstens zu einer Revision, aber nicht zu einer grundlegenden Änderung kommt“, während er unter dem reformatorischen Ansatz einen solchen verstand, der die Grundlagen der kirchlichen Existenz von innen angriff. Auch wenn Winters manchmal etwas eigenwillige Urteile nicht immer überzeugen,34 ist diese Unterscheidung eine wertvolle Verständnishilfe, mit der sich die historischen Vorgänge skalieren lassen. Mit einem gemäßigten, aber kontinuierlichen reformistischen Impetus reagierte der Prager Episkopat auf die herrschenden Zustände.35 Prags erster Erz27 

Wolgast: Reform, Reformation, S. 320. Miethke / Weinrich, in: Quellen zur Kirchenreform, S. 11–13. 29  Ebd. S. 11. 30  Wolgast: Reform, Reformation, S. 320 f. 31  Vgl. Haller: Papsttum und Kirchenreform, bes. S. 3–23. 32  Winter: Frühhumanismus, S. 66 f. 33  Ebd. S. 45, 121. 34  Vgl. Seibt: Rezension. 35  Zu den Prager Erzbischöfen vgl. Hledíková / Polc: Pražské arcibiskupství; Hledíková: (Arci)biskupský dvůr. 28 

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

bischof Ernst von Pardubitz (1343/44–1364) forderte mittels entsprechender Statutengesetzgebung sowie auf den zweimal jährlich abgehaltenen Provinzialsynoden nachdrücklich eine moralische Erneuerung des geistlichen Standes und versuchte auch, die Vergabe kirchlicher Ämter durch die Kurie zu Gunsten seiner ortsbischöflichen Kompetenz einzuschränken.36 Ernsts Nachfolger Johann Očko von Vlaším (1364–1378) und Johann von Jenstein (1378–1396) führten seine Reformbestrebungen fort. Fast gleichzeitig mit dem Amtsantritt Jensteins brach jenes Schisma aus, das man später ob seiner vier Jahrzehnte währenden Dauer das „große“ nennen sollte. Wer bei dem Gedanken an eine Reform zuvor noch nicht die höheren Ebenen der Kirche mit in den Blick genommen hatte, der tat dies spätestens jetzt unter dem Eindruck der Spaltung. Jenstein selbst, der am Beginn seiner Laufbahn ein durchaus weltlicher Charakter gewesen war, wurde nach einer marianischen Vision im Oktober 1378 und infolge der Erfahrung einer schweren Krankheit, von der er 1380 unverhofft wieder genas, zunehmend von einer reformerischen Spiritualität ergriffen.37 Unter seiner Herrschaft kam es zu ernstlichen Bemühungen um eine Korrektur der Lebensführung des Pfarrklerus und zur Diskussion eines neuen Frömmigkeitskonzepts auf den Diözesansynoden. In der Hoffnung, die Gottesmutter dadurch als Beistand im Bemühen um die Kircheneinheit zu gewinnen, führte Jenstein 1386 in seinem Erzbistum das Fest Mariae Heimsuchung ein.38 In der Schismafrage war er von Anfang an ein entschiedener Verfechter der römischen Obödienz.39 Waren die Reformbemühungen der Erzbischöfe im Großen und Ganzen eher administrativ geprägt, so zielten die in den Ordensgemeinschaften herrschenden Strömungen unmittelbarer auf eine Erneuerung der religiösen Einstellung hin. Kaiser Karl IV. förderte in seinen Ländern die Ausbreitung dezentral strukturierter Orden, die aufgrund dessen nicht in einem Konkurrenzverhältnis zum Weltklerus standen.40 Vor allem die Augustiner-Chorherren, aber auch Augustiner-Eremiten, Kartäuser, Zisterzienser und Prämonstratenser wirkten durch ihre Schriften und Aktivitäten an der Herausbildung einer neuen Spriritualität mit.41 Eine besondere Rolle kam außerdem den Theologen der von Karl ins Leben gerufenen Universität zu, an der seit der ersten Zeit ihres Bestehens Reformgedanken entwickelt wurden. In der Zeit, in der Matthäus von Krakau seine artistischen Studien an der Carolina absolvierte, spielte der Kreis, der sich um seinen Lehrer Heinrich Totting von Oyta bildete und dem sich auch Matthäus 36 

Gerwing: Malogranatum, S. 61–64. Ebd. S. 69–72; vgl. Winter: Frühhumanismus, S. 117; Bujnoch: Johann von Jenstein; Weltsch: Archbishop John, S. 82 f.; Seifert / Hledíková: Johann von Jenstein, S. 590. 38  An der Einführung des Festes scheint mittelbar auch Matthäus von Krakau mitgewirkt haben, vgl. Rychterová: Offenbarungen, S. 87 f. 39  Vgl. die prägnante Zusammenfassung bei Seifert / Hledíková: Johann von Jenstein, S. 590 f. 40  Gerwing: Malogranatum, S. 81. 41  Ebd. S. 81–91. 37 

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anschloss, eine herausragende Rolle.42 Totting, der in seiner wissenschaftlichen Methode einen kritischen Nominalismus mit Positionen des Augustinismus zu synthetisieren suchte,43 beeinflusste an der Carolina neben dem Krakauer unter anderen auch dessen Fachgenossen Konrad von Soltau und Johannes von Marienwerder.44 Als Heinrich einmal in einer Erörterung die Frage, ob ein sündiger Priester predigen dürfe, verneinte, wirkte diese offenbar sehr lebensnahe These derart provokant, dass ihr Urheber prompt von dem Theologen Adalbert Ranconis, einer Autorität im Prager Domkapitel,45 der Ketzerei bezichtigt und daraufhin von der Kurie zum Prozess nach Avignon zitiert wurde. Auch Heinrichs Schüler Konrad von Soltau sah sich mit dem Ruf der Häresie konfrontiert, als er einige Jahre später die Sakramentenspendung durch Priester, die im Konkubinat lebten, in Zweifel zog.46 Ungleich dynamischer als an der Universität, wo die Furcht vor Verketzerung die Äußerung reformatorischer Gedanken deutlich im Zaum hielt, machten sich solche in der allgemeinen Öffentlichkeit breit. Sie fielen zudem radikaler aus als die einschlägigen akademischen Verlautbarungen. Wichtigster Urheber der Entwicklung war der aus Österreich stammende und von Karl IV. nach Prag berufene Prediger Konrad Waldhauser († 1369),47 der als Priester an der Teynkirche48 eine erhebliche Wirkung in der deutschsprachigen Bevölkerung erzielte. Matthäus von Krakau, der ungefähr gleichzeitig mit Konrad in Prag angelangt war, muss die Auftritte miterlebt haben, in denen der begnadete Prediger simonistische Erscheinungen geißelte und harsch den Klerus kritisierte. Auch Waldhauser blieb freilich nicht unbehelligt von der kirchlichen Obrigkeit; diese maßregelte ihn auf Betreiben der Bettelorden, denen der beliebte Kanzelredner als unliebsamer Konkurrent ein Dorn im Auge sein musste.49 Konrads Auftreten überlagerte sich mit dem des Tschechen Johann Milíč († 1374), der in seinem reformatorischen Eifer noch weiter ging als jener.50 Nach einem Konversionserlebnis entsagte der vormalige Hofkanzleibeamte und Kanoniker 1363 seiner kirchlichen Karriere und widmete sich fortan ganz der Predigt in tschechischer und lateinischer, später auch in deutscher 42  Zu Heinrich s. noch immer Lang: Heinrich Totting; seinen Kreis beschreiben Krzy ż a­ nia­kowa: Henryk Totting, und Winter: Frühhumanismus, S. 74–78; zur Entwicklung des Personalbestands der theologischen Fakultät Kadlec: Theological Faculty; s. auch Franz: Nikolaus Magni, S. 33–48; Krzyżaniakowa: Praskie środowisko. 43  Krzy ż aniakowa: Henryk Totting, S. 93; vgl. Winter: Frühhumanismus, S. 76 f. 44  Krzy ż aniakowa: Henryk Totting, S. 94 ff. Über Konrad von Soltau s. Brandt: Universität; zu Johannes von Marienwerder s. Wagner: Universitätsstift und Kollegium, bes. S. 70 f., Rossmann: Johannes Marienwerder, sowie noch immer Hipler: Meister Johannes. 45  Kadlec: Leben und Schriften. 46  Winter: Frühhumanismus, S. 122 f.; vgl. Nechutová: Konrad von Soltau, S. 6 f. 47  Vgl. Richter: Konrad Waldhauser. 48  Die Marienkirche am Teyn (před Týnem / ante Laetam Curiam) in der Altstadt. 49  Winter: Frühhumanismus, S. 83–85. 50  Vgl. Herold / Mráz: Johann Milíč.

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Sprache.51 Der Inhalt seiner Predigten kreiste um den Zustand der Kirche; er geißelte die Weltlichkeit und materialistische Haltung des Klerus und verstieg sich in eine vielfach missverstandene Apokalyptik, indem er das Nahen des Antichrists ankündigte.52 Gegenüber Papst Urban V. plädierte Milíč 1368 für die Einberufung eines Reformkonzils zur Behebung der Missstände, womit er – im Unterschied zu später vertretenen konziliaristischen Standpunkten – für eine Kirchenreform unter Leitung des Papstes eintrat.53 In Prag machte er außer durch seine Predigten insbesondere durch die Bekehrung von Prostituierten von sich reden, denen er in einer aus frommen Stiftungen hervorgegangenen Einrichtung namens „Jerusalem“ die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Leben in Buße schuf und geistliche Betreuung angedeihen ließ.54 Auch Milíč wurde von Bettelmönchen bei der Kurie denunziert, musste sich dort wegen Häresie verantworten und starb, ohne nach Prag zurückgekehrt zu sein. Ein dritter populärer Protagonist der Reform, den Matthäus von Krakau in Prag erlebte, war der Theologe Matthias von Janov († 1393), der als Prediger an der Kirche St. Nikolaus wirkte.55 Auch er wandte sich gegen den sittlichen Niedergang des Klerus. Das praktische seelsorgerliche Anliegen Milíčs griff er unter anderen Vorzeichen auf – indem er sich beispielsweise dafür aussprach, den Laien den häufigen Empfang der Eucharistie zu erlauben. An diesem Punkt, auf den noch näher einzugehen sein wird, berührte er sich mit dem Krakauer. Matthias war nicht so sehr ein Mann der Tat und des Wortes wie Milíč, sondern ein Gelehrter, in dessen Arsenal die Feder eine wichtige Rolle spielte, was eine weitere Gemeinsamkeit mit Matthäus bedeutete. Wegen der wissenschaftlichen Durchdachtheit seiner Thesen wirkte Matthias von Janov äußerlich weniger radikal als die beiden Reformprediger vor ihm, doch auch er musste 1389 auf einer Prager Synode zentrale Aussagen seiner Lehre widerrufen und danach die Stadt verlassen. Matthäus von Krakau, der diese stürmischen Jahre an der Prager Universität verbrachte, hat die genannten Vorgänge intensiv mitverfolgt. Die gesellschaftlichen Entwicklungen wirkten in die Hochschule hinein und riefen dort Debatten hervor, an denen sich der Krakauer beteiligte. Mit Anteilnahme verfolgte er, wie sich Ketzerbewegungen im Land ausbreiteten.56 Wir wissen auch, dass er dem reformoffenen Erzbischof Johann von Jenstein nahestand.57 Seit dem Herbst 1392 hatte er – wie schon zuvor Konrad Waldhauser – die Pfarrstelle an der Teynkirche inne, die ihn den Kontakt zum nicht-akademischen Milieu halten 51  Eine Milíč-Biographie unter besonderer Beachtung seines Predigtwerkes hat Morée: Preaching, vorgelegt. 52  Zu Milíčs Antichristvorstellungen s. ebd., bes. S. 67–69, 153–158. 53  Gerwing: Malogranatum, S. 112. 54  Ebd. S. 112 f. 55  Vgl. Kybal: M. Matěj; Valasek: Kirchenverständnis. 56  Quellen zur böhmischen Inquisition, hrsg. v. Patschovsky, S. 110 f. 57  Weltsch: Archbishop John, S. 86.

II. 3.  Theologische Schriften

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ließ. Als er sie im Frühjahr 1395 aufgab, stand sein endgültiger Weggang nach Heidelberg bevor. Die weiteren Entwicklungen im Prager Reformmilieu wie die Stiftung der Betlehemkapelle und den Aufstieg von Jan Hus hat er wohl nur noch aus der Ferne miterlebt.58

II. 3.  Theologische Schriften Die theologische Schriftstellerei des Matthäus von Krakau beschäftigte sich in den 1380er Jahren zum einen mit spekulativ-theoretischen, zum anderen – unter dem Eindruck der in seiner Umgebung ausgetragenen Debatten – mit praxisbezogenen Problemen. Letztere betrafen insbesondere die Sakramente Beichte und Kommunion.59 Die Texte, die diesen pastoraltheologischen Fragen gewidmet waren, fanden unter seinen Werken die weiteste Verbreitung, was zum einen für die Übereinstimmung mit dem zeitgenössischen Problemempfinden, zum anderen für die Qualität und Eingängigkeit der Schriften spricht. Matthäus sah, so der Leitgedanke, der immer wieder in den Texten aufscheint, die Sakramente als nachhaltigstes Bindemittel zwischen Gläubigen und Kirche. Entsprechend setzte er sich für einen aufgeklärten, verantwortungsvollen Umgang mit diesen Gnadengaben ein. Schriften über die Beichte Dem Thema Beichte und Gewissenserforschung maß Matthäus besondere Bedeutung im Alltagsleben bei, weil damit die Reflexion über das eigene Tun verknüpft war, die als erster Schritt zur Besserung unerlässlich ist.60 Seine einschlägigen Schriften richteten sich an den Klerus, teilweise auch an Laien. Die zum Ausdruck gebrachte Gelehrsamkeit ist recht unterschiedlich, dafür durchzieht die Texte das einheitliche Anliegen, einleuchtende und nachvollziehbare Grundsätze aufzustellen. Die umfangreichste Äußerung in diesem Kontext, ein unter verschiedenen Titeln (De puritate conscientiae, De confessione, Confessionale usw.) umlaufender ausführlicher Beichtspiegel,61 wurde so populär, dass man ihn für ein Werk des Thomas von Aquin hielt und ihn zusammen mit dessen Schriften überlieferte.62 Die ältesten Textzeugen Prager Provenienz aus dem späten 14. Jahrhundert sprechen die Verfasserschaft jedoch eindeutig Matthäus 58 

Vgl. Werner: Jan Hus; Funda: Jan Hus; Winter: Frühhumanismus, S. 138 ff. Die wichtigsten Werke edierten Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica. Ihre genaue Datierung ist schwierig, die chronologische Reihenfolge damit kaum rekonstruierbar. 60  Zum normativen Hintergrund der mittelalterlichen Bußpraxis s. Ohst: Pflichtbeichte. 61  Zur Gattung dieser Beichtmanualien s. Tentler: Sin and confession, bes. S. 39 ff.; Michaud-Quantin: Sommes de casuistique, bes. S. 68 ff.; Vauchez: Heiligung, S. 435– 437. 62  Zu dieser Schrift s. Tentler: Sin and confession, S. 154–156; Michaud-Quantin: Sommes de casuistique, S. 79–80. 59 

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

von Krakau zu.63 Die Einfühlsamkeit und psychologische Schärfe des Werkes weist auf intensive Erfahrungen des Verfassers als Beichtiger hin. Grundgedanke ist die Mahnung zu aufrichtiger Rechenschaft vor dem eigenen Gewissen über Taten und Absichten. Die aufgezählten Sünden orientieren sich offenbar vor allem an der Lebenswirklichkeit klerikaler Adressaten.64 Kürzer gefasst und nach den zehn Geboten geordnet ist eine zweite Schrift (De modo confitendi oder De decem praeceptis), die demselben Gedankenkreis angehört,65 aber eher für ein Laienpublikum gedacht war.66 Eine kurze Belehrung De peccatis mortalibus et venialibus ist der Erläuterung der Todsünden anhand von Definitionen und Regeln gewidmet;67 vermutlich sollte sie der Instruktion von Beichtvätern dienen. An einen solchen Adressatenkreis ist außerdem ein kurzes Schreiben68 gerichtet, das zum nachsichtigen Umgang mit denjenigen aufruft, die ihnen ihre Sünden bekennen: Psychologisch betrachtet sei diese Strategie, deren sich auch Matthäus selbst bediene, die geeignetste, um die Intention des Bußsakraments zur Geltung zu bringen.69 Mit der Gewissenserforschung beschäftigen sich die Meditationes super ‚Probet autem semet ipsum homo‘, die wegen der in ihnen aufscheinenden Selbstbetrachtungen des Verfassers an anderer Stelle besprochen werden.70 Ein Reflex der Seelsorgepraxis in deutschsprachigen Prager Gemeinden dürfte die Beichtformel sein, die in deutscher Sprache unter Matthäus’ Namen überliefert ist.71 Es handelt sich um einen Predigtannex, eine so genannte Offene Schuld, die von den Gläubigen nachgesprochen werden konnte.72 Bereits an dieser ersten Gruppe thematisch verwandter Texte des Matthäus von Krakau wird die Verbundenheit der scholastischen Theologie mit dem pastoralen Alltag deutlich. Weil die Universitätstheologen häufig in der Seel63  Edition: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. von Se ń ko / Szafra ń ski, S. 248–292, bzw. Thomas von Aquin: Opera omnia, hrsg. v. Busa, Bd. 7, S. 577–582. Vgl. Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 236 f. 64  Michaud-Quantin: Sommes de casuistique, S. 80. Schmidtke: Pastoraltheologische Texte, S. 193, vermutet das Zielpublikum eher in Laienkreisen, stellt aber fest, dass der Text diese Adressaten nicht „in ihrer eigenen Welt“ aufsuche. Vgl. Matthäus’ Charakterisierung der Adressaten (Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 248): … nobis, qui vocati sumus ad statum gratiae et ad acquirendas virtutes ac vitanda vitia, de sufficienti confessione ac modo confitendi, ut decet viros ad statum perfectionis electos, cum summa diligentia et sollicitudine continua prae ceteris mortalibus est curandum. 65  Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Se ń ko / Szafra ń ski, S. 302–313. 66  S. auch Schmidtke: Pastoraltheologische Texte, S. 190. 67  Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Se ń ko / Szafra ń ski, S. 317–324. 68  Epistola missilis ad confessores, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 295–301. 69  Ebd. S. 300. 70  Ebd. S. 330–353. Vgl. Kapitel II. 9. 71  Lange: Matthaeus de Cracovia: ‚Ich sundeger mensche bekenne‘. 72  Schmidtke: Pastoraltheologische Texte, S. 178 f.

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sorge aktiv waren, standen beide Sphären miteinander in enger Verbindung und beeinflussten sich gegenseitig. Schriften über die Kommunion Der Themenkreis der Eucharistie, dem Matthäus sich gleichfalls intensiv widmete, hatte in noch aktuellerer Weise als die Beichtpraxis Bezug zum zeitgenössischen Alltag, auch wenn an sich beide Sakramente im kirchlichen Leben eng miteinander verbunden waren: Prag als intellektuelles Zentrum eines schon vor dem Ausbruch des Schismas in religiöse Erregung geratenen Landes erlebte Ende der 1380er Jahre eine kontroverse Debatte um den Kommunionempfang, genauer gesagt um dessen Frequenz. Den Anstoß dazu hatte um die Jahrhundertmitte die im südböhmischen Zisterzienserkloster Königsaal entstandene Schrift Malogranatum gegeben, die ihrerseits von ähnlichen geistigen Strömungen des Niederrheingebiets beeinflusst war.73 Johann Milíč und der Philosoph Thomas von Štítné hatten die darin enthaltenen Gedanken aufgegriffen und verbreitet, ersterer in seinen Predigten, letzterer in einer volkssprachlichen Schrift,74 ehe das Thema in den fortgeschrittenen 1370er Jahren an der Prager Universität aufgegriffen wurde. Die Forderung, einen häufigeren Zugang der Gläubigen zum Altarsakrament zu erlauben, rührte geradezu an Grundsätzen der christlichen Tradition, denn es stand eine Entwicklung zur Debatte, die bis in die Spätantike zurückreichte: Die Alte Kirche hatte das Eucharistieopfer zunächst im Rahmen häuslicher Mähler gefeiert.75 Als die Zahl der Gläubigen allmählich wuchs, verlor es diesen privaten Charakter und wandelte sich zu einer Gemeindeversammlung mit gottesdienstlichen Zeremonien nach jüdischem Vorbild. In den ersten Jahrhunderten war die Anwesenheit in der Messe noch eng verbunden mit dem Empfang der Kommunion, die unter beiderlei Gestalt gereicht wurde und die der Apostel Paulus als Teilhabe an Leib und Blut Christi bezeichnet hatte.76 In der Folgezeit wurde der Empfang des Leibes Christi immer seltener, während man von der Darreichung des Blutes ganz abkam. Eine Synode in Gallien verlangte im Jahre 506 erstmals von den Gläubigen, wenigstens an Weihnachten, Ostern und Pfingsten zu kommunizieren – eine Minimalanforderung, die sich allmählich durchsetzte, hinter der jedoch sieben Jahrhunderte später das vierte Laterankon-

73  Gerwing: Malogranatum, S. 121 ff.; Krmí č ková: Le Malogranatum; Marin: L’archevêque, S. 467–469. 74  Marin: L’archevêque, S. 469–476; vgl. Browe: Häufige Kommunion, S. 32 ff. 75  Vgl. zum Folgenden Se ń ko / Szafra ń ski, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 171–201; Browe: Häufige Kommunion, S. 3 ff.; Duhr: Communion fréquente; Jungmann: Missarum sollemnia I, S. 279–310 und II, S. 446–455; Rubin: Corpus Christi, S. 147 ff. 76  I Cor 10, 16–17.

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zil noch einmal zurückblieb.77 Nunmehr galt allein die Osterkommunion als obligatorisch. Das Minimum entwickelte sich im allgemeinen Verständnis bald zu einem Maximum. Die Laienkommunion wurde mit der Zeit immer unüblicher, weil der Klerus die Gläubigen durch die Verordnung radikaler Abstinenz vor der überbewerteten Gefahr bewahren zu müssen glaubte, durch unwürdigen Empfang des Sakraments zu sündigen.78 Im Zuge der Frömmigkeitsbewegungen des späteren Mittelalters geriet diese Fehlentwicklung der christlichen Seelsorge in die Kritik, und der häufige Empfang des Leibes Christi gewann an Popularität und Fürsprache, da man in ihm einen wesentlichen Schlüssel zu tieferen spirituellen Erfahrungen sah.79 In Prag, einem der wichtigsten Zentren dieses Wiedererwachens, fand das Thema, wie angedeutet, bereits zur Studienzeit des Matthäus von Krakau über die Grenzen der Geistlichkeit hinaus Interesse und Erörterung. Mit Variationen sollte es später im Streit um die Wiclifsche Abendmahlslehre und zuletzt im Kampf um den Laienkelch an gleicher Stelle neu aufleben.80 Zur Frage des häufigen Kommunionempfangs hat sich im Böhmen des späteren 14. Jahrhunderts eine nennenswerte Anzahl gelehrter Zeitgenossen geäußert. Auch wenn die Debatte sicherlich nur ausschnitthaft überliefert ist, kann man ihren kontroversen Charakter und ihre Argumentationsmuster deutlich erkennen.81 Dem Beitrag, den Matthäus von Krakau in diesem Rahmen geleistet hat, war eine nachhaltige Wirkung beschieden. Sein einschlägiges Hauptwerk, dessen authentischer Titel sich in der Vielfalt der überaus zahlreichen Überlieferung verloren hat, sei im Folgenden hilfsweise mit der gängigen Bezeichnung Dialogus rationis et conscientiae de crebra communione überschrieben. Es handelt sich um ein wohl 1389 entstandenes literarisches Zwiegespräch, in dem die Vernunft, überzeugt von der Gnadenbereitschaft Gottes, die vom Gewissen aufgeworfenen Zweifel an der Berechtigung des sündhaften Menschen zum häufigen Kommunionempfang zu widerlegen sucht. Die Verbreitung des Werkes, von dem, wie erwähnt, etwa 250 Abschriften, dazu zahlreiche Frühdrucke und spätmittelalterliche Übersetzungen in verschiedene Volkssprachen bekannt sind,82 sucht nicht nur in diesem thematischen Kontext ihresgleichen. Die Schrift wurde offenbar auch in Laienkreisen rezipiert. 77 

27.

78 

Duhr: Communion fréquente, Sp. 1243–1246; Browe: Häufige Kommunion, S. IX,

Vgl. Browe: Häufige Kommunion, S. 133 ff. Duhr: Communion fréquente, Sp. 1263 ff. 80  Hauschild: Kirchen‑ und Dogmengeschichte, bes. S. 474, 478; Duhr: Communion fréquente, Sp. 1268–1270. 81  Vgl. jetzt die ausführliche und kenntnisreiche, erst nach Abschluss der vorliegenden Arbeit erschienene Darstellung von Marin: L’archevêque, S. 453–508. 82  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 177; Bozzolo: Une traduction; Schmidtke: Pastoraltheologische Texte, S. 182–189. 79 

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Die beiden Herausgeber der eucharistiebezogenen Texte des Matthäus von Krakau, Władysław Seńko und Adam Szafrański, charakterisierten den geistesgeschichtlichen Stellenwert des Dialogus folgendermaßen: „Zum ersten Mal seit den Zeiten des hl. Paulus (…) erinnerte Matthäus an die richtige, auf die Person bezogene Vorgehensweise, die besagt, dass der Gläubige selbst in seinem Gewissen entscheidet, ob er zur Kommunion schreiten darf. Das Kommunizieren wurde befreit von den formalen Vorschriften des Sakralrechts im Alten Bund sowie bestimmter Theorien des früheren Mittelalters. Zum ersten Mal ist das für den Gläubigen gewichtige Problem: ‚die Messe mitfeiern oder nicht, zur Kommunion schreiten oder nicht‘ Gegenstand einer Diskussion zwischen Gewissen und Vernunft eines jeden Geistlichen und Laien.“83

Eine derartige Würdigung, die Matthäus von Krakau in einem Atemzug mit dem Apostel Paulus nennt, bleibt bei aller Schmeichelhaftigkeit doch sehr vage und wirft die Frage auf, wie die Konzeption des Matthäus entstand und welchen Einfluss sie auf die Nachfolgenden ausübte. Eine Einordnung des Dialogus lässt sich durch den Vergleich mit einschlägigen Äußerungen von Zeitgenossen versuchen, wie sie im Prag jener Jahre entstanden sind. Eine wichtige Quelle zur Rekonstruktion dieser Debatte ist die umfangreiche und bedeutende Schrift über das wahre und das falsche Christentum De regulis Veteris et Novi Testamenti des oben genannten, in Paris und Prag ausgebildeten Theologen und Reformpredigers Matthias von Janov († 1393). Dies gilt freilich nur mit Einschränkungen für die umfassenden, großenteils aus Exzerpten bestehenden Aussagen von knapp dreißig Autoritäten zur Frage des Kommunionempfangs, die Matthias im dritten Buch seines vor Herbst 1388, also kurz vor dem Höhepunkt der Auseinandersetzung, begonnenen und später überarbeiteten Werkes anführt. Bei den Auszügen handelt es sich um eine Sammlung einschlägiger Stellungnahmen, die fast die gesamte Kirchengeschichte abdecken und in ihrer Gesamtheit eher Matthias‘ Standpunkt als den tatsächlichen Hergang der Diskussion im Prag der späten 1380er Jahre skizzieren.84 Matthias von Janov, der in Prag zu den nachdrücklichsten Befürwortern der häufigen Laienkommunion zählte, bemühte dabei vor allem solche Zeugen, die seine Sichtweise stützten, ihr zumindest nicht geradewegs entgegenstanden oder sich wenigstens so darstellen ließen, als wäre dies der Fall. Das Eintreten für den häufigen Kommunionempfang ist anscheinend die einzige erkennbare Gemeinsamkeit, die Janovs buntes Gemisch aus Zeugnissen der scholastischen Theologie, der Ordensfrömmigkeit und der Volkspredigt zusammenhält. An zeitnahen Positionen kommen in seinem Traktat neben Matthäus von Krakau unter anderen der in Paris promovierte 83  Se ń ko / Szafra ń ski, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 192 (Übersetzung M.N.). 84  Matthias von Janov: Regulae, lib. 3, tr. 3 (Bd. 2, hrsg. v. Kybal, S. 68 ff.). Matthias’ Quellen hat Marin: L’archevêque, S. 592–595, zusammengestellt. Zur Deutung s. ebd. S. 495–498.

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

Theologe und soeben verstorbene Domscholaster Adalbert Ranconis († 1388), das Malogranatum und der Prediger Johann Milíč zu Wort. Was den Inhalt der Aussagen betrifft, so erweist es sich als problematisch, einen Vergleich auf der Basis der angeführten Zitate anzustellen, da Matthias, soweit erkennbar, zwar wörtlich zitiert, sich dabei jedoch auf die seiner Ansicht nach zentralen Aussagen beschränkt und sie aus dem Zusammenhang gerissen wiedergibt. Fallweise bleibt nicht einmal die literarische Form der Ursprungstexte klar erkennbar. Näher am tatsächlichen Geschehen bewegen sich hingegen andere Teile seiner Darstellung, aus denen wir wertvolle Einblicke in die historischen Abläufe erhalten: So schildert Matthias, wie zu seiner Zeit (in temporibus, quae nunc currunt) vor allem unter den Laien der Wunsch nach dem täglichen oder zumindest häufigen Empfang des Leibes und Blutes Christi sehr an Gewicht gewonnen habe. Einige Gelehrte und Prediger unterstützten dieses Anliegen unter der Voraussetzung gediegener persönlicher Vorbereitung und würdiger Umsetzung durch die Gläubigen; andere opponierten dagegen mit allen Mitteln, da sie es überhaupt nicht für angemessen hielten, wenn Laien sich häufig am Leib und Blut Christi sättigten.85 In der Auseinandersetzung vermengte sich demnach die Frage des häufigeren Kommunionempfangs mit der des Laienkelchs. Auf offizieller Ebene stießen die neuen Forderungen anfangs auf wenig Gegenliebe. Eine Diözesansynode am 19. Oktober 1388, über die uns als einzige Quelle wiederum Matthias von Janov berichtet, verfügte als Maximum für Laien den monatlichen Kommunionempfang. Matthias beschreibt, dass sich im Vorfeld dieses Beschlusses die Konservativen unter den Prager Gelehrten und Geistlichen bei Erzbischof Johann von Jenstein hätten Gehör verschaffen können. Liberalere Prediger und Priester hätten sehr unter den Konsequenzen der Entscheidung zu leiden gehabt, fährt Matthias, der sich mit der Niederlage offensichtlich nur schwer abfinden konnte, unter Anspielung auf sein eigenes Schicksal fort.86 Auf der Synode des Folgejahres wurde er gezwungen, die Ver85 

Matthias von Janov: Regulae, lib. 3, tr. 3 (Bd. 2, hrsg. v. Kybal, S. 70). Tunc autem videtur esse ideo iuge sacrificium ablatum, quando surrexerunt quidam in ecclesia non tantum iam publice et in ambone dissuaserunt et retraxerunt plebem Christi Ihesu a frequenti communione suis sermonibus propriis, quamvis ullo modo ex scripturis, sed eciam solempniter in synodis provincialibus publice voce preconia probaverunt plebem christianam communicari Christi corpori et sanguini in sacramento cottidie et frequenter, legem Christi hoc ex sua auctoritate ordinaria statuentes, quod nullus plebeius seu laycus admittatur ad sacramentum altaris, quomodo libet dignus, sepius quam de mense ad mensem vel semel in quatuor septimanis. Insuper tunc videtur esse ablatum iuge sacrificium, cum ex decretis multorum doctorum et sacerdotum et ex consensu episcopi et prelatorum solempniter et publice in synodo cleri et in congregacione plebium facta est prohibicio, quod puta plebei et layce persone de communitate christiana nullo modo debeant hortari ad frequentem communionem sacramenti vel cottidianam. Hec autem facta sunt et visa sunt notorie fieri in anno domini M°CCC°LXXX°VIII° in mense Octobri in crastino sancti Luce ewangeliste {19. X. 1388}. Unde statim atque post per totum predicatores et sacerdotes multa valde passi sunt publice et notorie non tantum a communibus, sed eciam ab ecclesia et prelatis illi, qui sanctis et devotis personis laycis utriusque 86 

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stöße, deren er sich im Einklang mit seinen Überzeugungen schuldig gemacht hatte, zu widerrufen.87 Wie gründlich Matthäus von Krakau, Matthias von Janov und die anderen Befürworter des häufigen Kommunionempfangs jedoch durch ihre Stellungnahmen das überkommene Regelgefüge erschütterten, ist an der Tatsache zu erkennen, dass bereits die Prager Synode vom 16. Juni 1391 die Laienkommunion unter bestimmten Bedingungen von jeder Häufigkeitsbeschränkung löste.88 Wie dieser plötzliche Sinneswandel zustande kam, liegt nicht restlos zutage. Man wird jedenfalls nicht fehlgehen, wenn man die Initiative diesmal am erzbischöflichen Hof sucht. Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass sich die Personenkonstellation im Umfeld Johanns von Jenstein durch den Tod des ebenso einflussreichen wie konservativen Dominikaners Nikolaus Biceps verändert hatte und nun liberalere Stimmen wie diejenige seines Ordensbruders Heinrich von Bitterfeld Gehör fanden.89 Dass der Erzbischof plötzlich selbst große Stücke auf die heilsame Wirkung des Eucharistieempfangs hielt, erklärt vielleicht noch schlüssiger eine Erfahrung, die er just zu jener Zeit gemacht und der Nachwelt in einem ergreifenden Bericht tradiert hat. Als Jenstein nämlich 1390 auf der Rückreise von einer Pilgerfahrt nach Rom unweit Prags einen plötzlichen Zusammenbruch erlitt, wähnte er sich bereits dem Tode nahe, fühlte sich jedoch nach dem Empfang des Leibes Christi so wundersam genesen, dass er kaum noch auf den Rat seiner Ärzte zu hören bereit war.90 sexus sacramentum Christi corporis cottidie vel alias frequenter ministrabant, et solum ob id sunt passi et quod christianos sancte viventes ad crebram com­munionem sacramenti invitabant atque hortabantur. Illi vero predicatores et magistri populi, qui dehortabantur et retrahebant prohibebantque Christi Ihesu plebes a crebra huiusmodi communione, sunt honorem consecuti et facti sunt proinde iudices et ultores eorum, qui ad frequentem communionem dominici sacramenti hortabantur et suadebant, et eorum laycorum, qui alias sancte viventes, prout sunt virgines et vidue, ad frequentem communionem anhelabant semper cum sancto timore et reverencia debita ad sacramentum in omnibus supposita fide recta et caritate. Matthias von Janov: Regulae, lib. 1, tr. 2, reg. 1, c. 10 (Bd. 1, hrsg. v. Kybal, S. 76 f.). Vgl. auch Ders.: lib. 3, tr. 6, c. 62 (Bd. 4, hrsg. v. Kybal, S. 282 f.), und Polc: Statutes, S. 434–437. 87  Noveritis omnes fideles quod ego Magister Mathias predicavi aliqua non tam recte caute et provide sicut debitum fuisset et oportunum per que vel fui vel esse potui aliquibus causa vel occasio erroris et scandali. Ideo ad tollendum ista et ne veritas lateat et quod fideles sciant quid in hiis credere debeant vel tenere (…) dico quod homines et presertim layci non sunt inducendi vel hortandi ad cotidianam communionem dominici sacramenti. Item quod non quilibet penitens incipiens mox inducendus est ut ad sacram communionem accedat. Item quod non quilibet indifferenter admittendus est ad cottidianam communionem corporis Christi, et cuiuscunque horum contrarium feci vel dixi, hoc de cetero nolo facere nec dicere sed pocius vitare. Concilia Pragensia, hrsg. v. Höfler, S. 37–39 = Polc: Statutes, S. 437 f. Vgl. auch Valasek: Kirchenverständnis, S. 54. 88  Primo mandatur ut veri penitentes cum sint bene confessi et contriti et digni possint communicare quociescunque affectant. Item mandatur ut captivis detur communio et si prestolatur vita captivi trucidati, et infirmi eciam procuretur sacra unccione. Concilia Pragensia, hrsg. v. Höfler, S. 40 = Polc: Statutes, S. 447. Vgl. Marin: L’archevêque, S. 504. 89  Koudelka: Heinrich von Bitterfeld, S. 33. 90  Weltsch: Archbishop John, S. 100.

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Worin aber bestand nun der spezifische Beitrag des Matthäus von Krakau in der Kommuniondebatte? Wie bereits geschildert, hilft uns der Traktat des Matthias von Janov in dieser Frage nicht weiter. Um den Text des Matthäus zu der Diskussion in Bezug zu setzen, bietet sich stattdessen ein exemplarischer Vergleich mit einem etwas älteren und am selben Ort entstandenen Beitrag an, der gleichfalls nicht ohne Breitenwirkung blieb: Um 1376 / 78 hatte einer der Altmeister der böhmischen Theologie, der ehemalige Pariser Universitätsrektor und nunmehrige Prager Domscholaster Adalbert Ranconis, in einem offenen Brief an den Pfarrer Martin von Neudorf (Nová Věs, nördlich von Prag) zur Kommunionfrage Stellung genommen,91 deren Tragweite für die Seelsorge ihm angesichts der vorangegangenen Auseinandersetzungen durchaus bewusst war.92 Adalbert blieb in seiner Erörterung traditionellen Fragestellungen verbunden und gab letztlich auch die Haltung des um Rat ersuchten und schulmäßig determinierenden Theologen nicht auf. Indem er sein grundsätzliches Einverständnis mit dem häufigen Kommunionempfang einräumte, machte er sich zukunftsweisende Argumente wie die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen und die Bedeutung des affektiven Empfindens zwar im Prinzip zu eigen,93 ließ sie jedoch – wohl im Wissen um ihre Brisanz – wieder hinter die Kulissen eines nur graduell 91   Kadlec: Leben und Schriften, S. 197 ff., vgl. ebd. S. 25–27; Marin: L’archevêque, S. 478–481. 92  (…) res ista meis imposita humeris serenandis hominum conscienciis necessaria est, diuque, ut audivi, Prage in sermonibus agitata et in parietibus depicta propter quasdam circumstancias varias statuum diversorum communicare volencium, valencium vel non valencium, quod divino relinquo iudicio, nimis difficilis et anxia supra modum. Adalbertus Ranconis de Ericinio: De frequenti communione ad plebanum Martinum (Kadlec: Leben und Schriften, S. 204). Quare concludendo, quid michi appareat de preposita questione, dico, quod si essem plebanus alicuius ecclesie, quantumcumque perfectos haberem in parochia mea, qui omni die communicare vellent, laicos specialiter vel laicas, si non esset in illa diocesi consuetudo in contrarium ab antiquo introducta de omni die communicando, non auderem ipsos ad communionem omni die admittere, quia magna consciencie preparacio ad hoc requiritur. Quia in hac fragili carne et in hoc finali tempore, quo iam caritas refriguit et amplius refrigescet, difficile est hominem inter mundanos viventem talem preparacionem habere omni die, quod possit omni die ad sacram communionem digne accedere, et presertim si consuetudo ecclesie obstat, ut est in proposito. Ebd. S. 226. 93  Quesivisti itaque a me de frequentacione sumpcionis sacratissimi corporis Christi, an videlicet aliqua persona, puta vir vel mulier christianus vel christiana, possit sine peccato suscipere Eucaristie sacramentum omni die dominico vel omni die festivo vel eciam omni die non festivo indistincte. Et circa hanc questionem sine argumentis est sciendum, quod istud sacratissimum sacramentum corporis Domini nostri Ihesu Christi est sacramentum unionis et amoris et ideo in rite suscipiente ipsum requirit fervorem et sumendi desiderium, ut semper desideret ampliorem et intimiorem sui coniunccionem ad Christum et cum Christo. Ebd. S. 204 f. Si ergo homo, quantum sibi est possibile, experimentaliter cognoscit, quod ex frequenti sumpcione huius sacramenti fervor caritatis augetur, reverencia erga sacramentum non minuitur, sed crescit et incenditur, frequenter sine peccato potest, immo cum magno merito, communicare, non tamen in die pluries quam semel (…). Ebd. S. 205.

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gelockerten und weitgehend der Tradition verpflichteten Restriktionsdenkens zurücktreten. Seine abschließend geäußerte Empfehlung, unter bestimmten Voraussetzungen den wöchentlichen Kommunionempfang zu gestatten,94 geht zwar weiter als der Synodalbeschluss von 1388, doch wirkt in Adalberts Sätzen noch der pessimistisch gefärbte Denkansatz der Vergangenheit nach, der den Gläubigen nur unter bestimmten Bedingungen des Altarsakraments für würdig hielt und in dieser Frage die letzte Entscheidungskompetenz nach wie vor beim Priester suchte.95 Vergleicht man diese Stellungnahme mit der nur ein Jahrzehnt jüngeren des Matthäus von Krakau,96 die vielleicht als Reaktion auf den restriktiven Synodalbeschluss entstanden ist, so fällt auf, welch einschneidenden Paradigmenwechsel der Krakauer vollzogen hat. Die Unterschiedlichkeit beginnt bereits bei der literarischen Form und der einfachen und eingängigen Sprache. Im Gegensatz zu seinem Vorläufer gibt Matthäus die Außenperspektive auf und behandelt das Thema, das er im Übrigen als ein wichtiges persönliches Anliegen bezeichnet, als literarischen Widerstreit zweier Seelen in der Brust des hin‑ und hergerissenen Gläubigen. Dieser wird dadurch bereits formal in das Zentrum der Betrachtung gerückt und somit erheblich aufgewertet. Anders als Adalbert und die Mehrzahl der in den Regulae zitierten Autoritäten verfolgt Matthäus nicht das Ziel, eine numerisch bezifferbare Ideallösung vorzuschlagen, sondern den Stoff jenseits solcher formalen Größen zu erörtern. Betont wird im Unterschied zum äußerlichen Formalismus die Bedeutung der inneren Empfindung, wobei die Abhandlung reich an psychologischen und erkenntnistheoretischen Gedankengängen ist.97 Accipere autem Eucaristiam est bonum per se et non est malum nec peccatum nisi ex accidenti, in quantum videlicet cum diminucione fervoris et reverencie sumitur. Abstinere autem est malum de se et non bonum nisi per accidens, in quantum videlicet per abstinenciam fervor et reverencia ad sacramentum vigorantur. Ebd. S. 218. 94  Si quis tamen vel que esset tante perfeccionis iudicio sui confessoris discreti et circumspecti, non adulatoris, et constaret ipsi confessori probabiliter de magno et fervido desiderio ad sacram communionem frequentandam, posset sibi de octo diebus in octo dies sacra communio per suum plebanum aut de certa sciencia plebani per suum vicarium aut per confessorem ministrari, si non obviaret synodale statutum aut consuetudo, ut predixi, in contrarium introducta. Ebd. S. 227. 95  (…) ex diligenti (…) inquisicione et circumstanciarum persone investigacione perpendet curatus prudens, si talis persona frequenter ad communionem sacram admittenda sit vel non admittenda, quia ad hoc generalis non est data regula, sed relinquitur prudencie et circumspeccioni sacerdotis. Ebd. S. 210. 96  Vgl. Marin: L’archevêque, S. 483–486. 97  Aliud est habere desiderium, aliud sensibilem desiderii perceptionem. Equidem sine desiderio nemo debet accedere, cum autem christianum sic vivere deceat, ut semper mereatur accipere, numquam debet esse sine desiderio tunc et totiens sumendi, quando et quotiens convenienter poterit et crediderit expedire. In hoc vero multi errant, qui solent sibi praefigere in animo, nonnisi totiens in anno vel septianno {lies: septimana} celebrare. Sed hoc est obicem ponere gratiae et admonitioni Dei et quasi tempus miserationis Domini in sua potestate constituere (…). Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 379.

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Wo die Tradition negativ-pessimistisch argumentierte, insbesondere hinsichtlich des Gottesbildes, kehrt Matthäus die alten Folgerungen in ihr positives Gegenteil um. Er akzentuiert das Wesen des Altarsakraments als eine dem Menschen zugedachte Gnadengabe Gottes und die sinnliche Dimension der Teilhabe daran als ihren wichtigsten Wesenzug.98 Vor allem aber weist der Krakauer die Entscheidungsgewalt in dieser Frage dem autonomen Individuum zu, dem er nur mit Ratschlägen, nicht jedoch mit Vorschriften zur Seite stehen will.99 Typisch für den allgegenwärtigen Praxisbezug des Matthäus ist der Schluss seiner Schrift, der auf wenigen Seiten nach der Art eines Katechismus praktische Anleitungen zur Lebensführung gibt, welche wiederum nach den verschiedenen Reifegraden der Rezipienten gestaffelt sind.100 In die Formulierung seiner Gedanken lässt Matthäus die kanonischen Äußerungen der Tradition sehr wohl einfließen, jedoch mit Unterschieden in Auswahl und Gewichtung. So klingt das in diesem Zusammenhang immer wieder bemühte Wort Probet autem se ipsum homo aus dem ersten Korintherbrief101 implizit (…) incautum est credere affectibus et sentimentis huiusmodi. (…) Quapropter melius esset insistere interioribus signis gratiae quam istis corporalibus sentimentis. Ebd. S. 386, 389. Frequens displicentia et detestatio peccati tam proprii quam alieni, zelus animarum, odium iniustitiae, humiliatio continua et vilificatio sui ipsius, desiderium coelestium, promptitudo ad carendum omnibus, que in mundo sunt, quandoque voluerit Deus, et sustinendi, quae supervenire permiserit; contemptus et fuga vanitatum et mundanarum consolationum, vel si eis adesse contingerit, non ex delectatione vel deliberata complacentia immorari. Ebd. S. 389.   98  Quid enim iocundius, dulcius, delectabilius esse potest quam habere personaliter et corporaliter praesentem Dominum Jesum Christum, donum utique excellentissimum et totius spiritualis delectationis obiectum seu materiam, causam efficientem et finem. Et haec est dulcedo, quae huic sacramento singularis est, et ei numquam deest. In qua etiam omnia alia transcendit sacramenta. Ebd. S. 377, vgl. Marin: L’archevêque, S. 485 f.   99  (…) abstinere a communione nihil prodest, quantum est de se, sed si quandoque videtur prodesse, hoc est valde per accidens et per occasionem quasi inpertinentem. (…) cuicumque licet accedere, et habenti opportunitatem loci aut temporis, melius est frequenter accedere quam raro. Immo (…) numquam debeat abstinere, nisi habeat specialem causam retrahentem. (…) cavendum est, ne quis ex sola consuetudine exterioris operis moveatur ad celebrandum, non advertendo an indispositus vel minus dispositus sit, seu an ex celebratione proficiat vel tepescit, sive an habeat causam rationabilem abstinendi (…). Ebd. S. 394, 396, 397. 100  Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Se ń ko / Szafra ń ski, S. 406 ff. 101  Vgl. etwa Innozenz III.: De sacro altaris mysterio IV, 42 (PL 217, Sp. 882 f.): Hec quotienscunque feceritis. In perceptione corporis et sanguinis Christi magna est nobis adhibenda discretio. Cavendum est enim, ne si nimium differatur, mortis periculum incurratur, Domino protestante: Nisi manducaveritis carnem Filii hominis et biberitis eius sanguinem, non habebitis vitam in vobis (Joan. VI). Si vero quis indigne suscipiat, iudicium damnationis incurrat, Apostolo testante: Qui manducat et bibit indigne, iudicium sibi manducat et bibit (I Cor. XI). Ideoque iuxta vocem eiusdem Apostoli: Probet seipsum homo, et sic de pane illo edat et de calice bibat (ibid.). Ingens itaque nobis videtur vel indicitur bene vivendi necessitas, ne corpus Domini vel indigne sumendo sumamus iudicium vel sumere cessando nihilominus incurramus periculum. Necessario quippe sumendus est Agnus, ut a vastante angelo protegamur, nec exire possumus de Aegypto nisi celebrando phase paschalem agnum edamus (Exod. XII). Dixerit ergo quispiam communicandum esse quotidie, dixerit alius communicandum non esse, fiat {faciat?} unusquisque quod pie crediderit faciendum.

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ebenfalls an, doch wird es auf eigene Weise gedeutet: Statt nämlich die dahin enthaltene Androhung qui enim manducat et bibit indigne, iudicium sibi manducat et bibit zu akzentuieren, stellt Matthäus den Aspekt der eigenverantwortlichen Selbstprüfung in den Vordergrund.102 Seine Originalität bestand hierbei nicht etwa darin, dass er die alten Autoritäten neu entdeckt hätte, sondern in der Art und Weise, wie er ihre Postulate mit konkreten Inhalten für die Lebenswirklichkeit der eigenen Zeit füllte und sie in seine Stellungnahmen einbaute. In dieser Hinsicht lässt sich nun die oben zitierte, von Seńko und Szafrański postulierte Affinität zwischen Matthäus von Krakau und dem Apostel Paulus präzisieren: Die Schrift ist geprägt von einer neuartigen, affektbetonten Frömmigkeit, unterstreicht die Rolle des Individuums und begreift die Seelsorge nicht als Verwaltung der Sakramente, sondern als Begleitung des Menschen auf dem Weg zu einem gottgemäßen Leben. Besonders auffällig ist auch in diesem Fall der etwa in De puritate conscientiae erkennbare tiefgründige psychologische Ansatz, dessen sich Matthäus in diesem Kontext bediente. Die Schrift hat ohne Zweifel zur geistigen Vorbereitung des Synodalbeschlusses von 1391 beigetragen. Auch außerhalb Böhmens hat der Dialogus einige Beachtung gefunden und damit die Verbreitung der Kommunionfrage wesentlich vorangetrieben. So traf der Text – entgegen der sonst üblichen Rezeptionsrichtung jener Zeit – sogar westlich der deutschen Grenzen auf Anerkennung: Kein Geringerer als der große Pariser Theologe Jean Gerson,103 selbst ein Verfechter ähnlicher Grundsätze, der um 1400 bei einem Aufenthalt im Reich auf das Werk stieß und sich eine Abschrift davon fertigen ließ, äußerte sich sehr lobend darüber, quia doctrina illa salubris est et secura et respondet sufficienter ad hanc quaestionem, quod non est propter hanc lassitudinem desistendum a tanto bono salutiferoque sacramento.104 Wahrscheinlich hat Matthäus das Thema später auch selbst in seinen Lehrveranstaltungen an der Universität Heidelberg behandelt. Dort ver-

102  I Cor 11, 28–29 (Matthäus nennt die Bibelstelle in seinen Ausführungen jedoch nicht ausdrücklich.). Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 406 f.: Incipiens et noviter conversus ad Deum probet seipsum, an peccasse se doleat et confessus sit peccata vel saltem, quantum in ipso est, paratus confiteri, poenitentiam subire et satisfacere; et utrum habeat bonam voluntatem vitandi peccata et serviendi Deo; et an faciat diligentiam suam pro opportunitate loci et temporis et virium; quamdiu enim quis in his deficeret, numquam deberet accedere. Deinde probet, an de proximo fuerit in aliquo gravi peccato (…). Deinde probet, si non habea[n]t ex culpa aut negligentia sua notabile devotionis impedimentum, utpote pollutionem corporis vel magnam animi distractionem. Postremo, si sit nimis indispositus ad devotionem etiam praeter culpam et negligentiam suam, utpote si esset gravatus capite pressusque somnolentia aut nimium tediosus (…). 103  Über ihn und seine Positionen Burger: Aedificatio; Ders.: Jean Gerson; Brown: Pastor and laity. 104  Brief des Jean Gerson an Oswald de Corda (um 1427), in: Œuvres complètes, hrsg. v. Glorieux, Bd. 2, S. 291. Vgl. Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 355 f.

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fasste sein jüngerer Kollege und mutmaßlicher Schüler Heinrich von Altendorf eine ähnliche Schrift zum Kommunionempfang, die weite Resonanz fand.105 Mit dem Thema der Kommunion hat sich Matthäus noch bei weiteren Anlässen auseinandergesetzt. So sind zwei Themenpredigten erhalten, von denen die eine (Quomodo hic potest nobis dare ad manducandum)106 die spirituelle Dimension des göttlichen Gnadengeschenkes verkündet. Die andere (Accipite et manducate)107 ist stärker im Diesseits verhaftet und äußert sich unter anderem zu den Voraussetzungen eines würdigen Kommunionempfangs. Während die erste Predigt einer harmonischen Danksagung an Gott gleicht, erklingen in der zweiten auch überaus dissonante Töne, indem die Lasterhaftigkeit von Laien und Priestern, die zur Kommunion schreiten wollen, angeprangert wird. In Ton und Inhalt weist dieser Sermon eine große Nähe zu den unten zu besprechenden, wohl etwa gleichzeitig entstandenen Synodal‑ und Gelegenheitspredigten auf; vielleicht ist er in einem ähnlichen Kontext gehalten worden.108 Dem gleichen Gedankenkreis ist ferner ein bislang unbekannter Brief des Matthäus von Krakau anlässlich einer Priesterweihe verpflichtet, in dem die verantwortungsvolle Stellung des geistlichen Amtes zur Sprache kommt und der stellenweise wörtliche Anklänge an den Dialogus aufweist.109 Hier herrscht jedoch wieder der spirituelle Enthusiasmus vor, den Matthäus bei der Beschreibung des Eucharistiesakraments empfand. Wissenschaftlich-theologische Schriften Ausführliche Erörterungen widmete Matthäus während seiner Prager Professur auch exegetischen Themen. Mit der umfangreichen Lectura super ‚Beati immaculati‘, ist uns eine Vorlesung überliefert, in der er den 118. Psalm kommentiert hat.110 Seinem Sitz im Leben nach dürfte das Werk also nicht vor 1381, Matthäus’ mutmaßlichem Promotionsjahr, entstanden sein; es wie sein Herausgeber erst in die 1390er Jahre zu datieren, besteht kein Anlass.111 Der Text gehört zu den wenigen eigenen Werken des Krakauers, die sich in seiner Bibliothek nachweisen lassen, welche er am Ende seines Lebens testamenta-

105 

Heilig: Kritische Studien, S. 161–163. Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 412–422. 107  Ebd. S. 426–440. 108  Matthäus redet seine Zuhörer als domini et patres reverendi an (ebd. S. 435). 109  Der Text ist ediert in Kapitel VIII. 3. 4. Weil Matthäus sich darin als langjährigen Priester bezeichnet, ist es unwahrscheinlich, dass der Brief deutlich früher als der Dialogus entstanden und später in diesen eingeflossen ist. Die Nähe zum Wortlaut des Dialogus ist auffällig, aber reicht nicht so weit, dass man davon ausgehen müsste, es mit der Arbeit eines Plagiators zu tun zu haben. 110  Matthäus von Krakau: Lectura, hrsg. v. Bucichowski. 111  Bucichowski, in: Matthäus von Krakau: Lectura, S. 5 (unter Berufung auf Zenon Kałuża). 106 

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risch der Heidelberger Universität vermachte.112 Der behandelte Psalm war seit der Zeit der Kirchenväter immer wieder Gegenstand von Kommentaren geworden. Eine Anzahl von diesen, allen voran diejenigen des Augustinus, des Ambrosius und des Cassiodor, aber auch eine ganze Reihe weiterer – zumeist vorscholastischer – Autoritäten hat Matthäus in seiner Schrift verarbeitet.113 Die literarische Technik besteht in einem versweisen kommentierenden Vortrag mit kurzen Erläuterungen des Inhalts, ausführlichen Betrachtungen einzelner Schlüsselbegriffe und ihrer Auslegungsmöglichkeiten unter Heranziehung der Autoritäten, dazu im Aufwerfen von Einwänden und Zweifeln sowie in deren Auflösung. Dem Zeitgebrauch entsprechend ist die Vorlesung mit Zitaten aus den klassischen Vorgängerwerken gesättigt, ohne jedoch auf dem Stand einer mechanischen Spruchsammlung zu verharren. Wie schon beim Dialogus sichtbar wurde, bediente sich Matthäus der Autoritäten vielmehr, um eigene Gedanken zu formulieren und zu belegen, die durchaus auch im Widerspruch zu den Ansichten der Vorläufer stehen konnten.114 Wie der Krakauer nämlich im Vorwort der Lectura bemerkt, war er mit den vorliegenden Arbeiten über den Psalm nicht recht zufrieden, weil sie zu allgemein geblieben seien anstatt zu versuchen, dem spezifischen Aussagegehalt des Textes auf die Spur zu kommen.115 Was am Beispiel dieses Psalms über den rechten Lebensweg, die vita activa und contemplativa oder den Weg zur Vollendung im Glauben geschrieben worden sei, hätte man auch an anderen Bibelstellen aufzeigen können.116 Was Matthäus dagegen als Grundgedanke des Psalms auffiel, war die Beschäftigung mit dem Problem des Rechts und der Gerechtigkeit vor Gott,117 und unter diesem Vorzeichen hat er den Text gedeutet.118 Weitere Exegetica des Matthäus sind verloren, so die Schrift über die Sentenzen und seine Glosse über das Johannes-Evangelium. Auch einige der 112 

Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 687. Vgl. Wielgus: Biblistyka polska, S. 15. 114  Ebd. 115  (…) considerandum est, quod inter alia huius psalmi nodosa specialis difficultas est et, ut credo, principaliter discutienda: quae est in hoc psalmo psalmistae intentio principalis? Matthäus von Krakau: Lectura, hrsg. v. Bucichowski, S. 14. 116  (…) glossatores et doctores scolastici, qui de hoc conati sunt, valde sunt varii, alii enim dicunt, quod propheta tractet hic de beatitudine viae et quomodo perveniatur ad eam; alii, quod de vita activa et contemplativa, alii, quod de meritis incipientium, proficientium et perfectorum. Et licet ad quemlibet istorum sensum verba huius psalmi bene possunt exponi salva veritate et sine scrupulo falsitatis, cum omnis sacra scriptura, sicut ad hoc data est, ut ad beatitudinem dirigat, sic ad hunc sensum potest exponi. Ebd. 117  (…) quid aliud potuerit hic principaliter intendere propheta, nisi ostendere, quomodo se quis recte debeat circa Dei legem habere et hoc ipsum a Domino orationibus et aliis debitis mediis obtinere. Ebd. S. 17. 118  Bei seinen Ausführungen über die Erlösung durch Christus (ebd. S. 204 f.) und über die rectitudo voluntatis, die er als bewusste Entscheidung, das von Gott Gebotene zu tun, definierte (ebd. S. 193), hat Matthäus sich durch Anselm von Canterbury anregen lassen; vgl. Markowski: Anselm von Canterbury, S. 350 f. 113 

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Quaestionen, die er in Prag gehalten hat, dürften in diesen Themenkreis hineingereicht haben, doch sind auch sie bislang nicht ermittelbar.119 Schriften über die Passion Umfangreiche Betrachtungen widmete Matthäus sodann der Leidensgeschichte Christi, auf die er in einer Anzahl von Predigten120 und in einer Schrift einging, die ein Indiz dafür ist, wodurch Matthäus’ Interesse an dieser Thematik angeregt worden sei könnte: Aus den Offenbarungen der heiligen Birgitta, von der noch zu handeln sein wird,121 kompilierte er eine Passion.122 Die schlechte Erschließungslage dieser Texte erlaubt bislang allerdings in etlichen Fällen weder nähere Ausführungen zur Frage der Echtheit noch zu den Auffassungen, die Matthäus darin niederlegte. Zwar seit langem ediert, aber von umstrittener Authentizität ist ferner eine umfangreiche Expositio passionis (Inc.: Scitis, quia post biduum Pascha fiet), die in einer Anzahl von Handschriften dem Krakauer zugeschrieben wird und die man als die Quelle des „Creutziger“ Johanns von Frankenstein identifiziert hat. Der chronologische Widerspruch, der sich hieraus ergibt, lässt sich nur dadurch auflösen, dass man entweder die Zuschreibung an Matthäus verwirft oder den „Creutziger“ beträchtlich später datiert als bisher üblich. In der neueren Forschung halten sich Zweifel an der Autorschaft des Matthäus.123 Wenn der Text wirklich von ihm stammen sollte, wären jedoch Unterschiede zu seinen übrigen Schriften auffällig. Insbesondere die kompakte und relativ schlichte Darstellungsweise dieser Expositio passionis würde wohl auf ein Frühwerk hindeuten. Nur eine Bearbeitung dieser Schrift durch einen anderen Autor – nämlich eine auf der Expositio basierende Lectura – scheint sich hinter dem ähnlich betitelten Werk (Inc.: Feria quarta post festum palmarum) zu verbergen, 119  Kaluza: Matthieu de Cracovie, Sp. 805 f. Die im Codex D 64 des Prager Metropolitankapitels auf f. 1–42 überlieferten Quaestionen stammen wahrscheinlich nicht von Matthäus, wie man zeitweilig annahm. Die Zuschreibung beruht auf einer falschen Lesung des Inhaltsverzeichnisses der Handschrift, die im Anschluss Matthäus’ Dialogus enthält; vgl. Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau, Opuscula theologica, S. 56. Einige weitere Zuschreibungen biblischer Kommentare nennen Ritter: Heidelberger Universität, S. 497 und Wielgus: Biblistyka polska, S. 17. 120  Vgl. die Liste bei Wielgus: Biblistyka polska, S. 17 sowie das Werkverzeichnis in Kapitel VIII. 2. 121  S. Kapitel II. 4. 122  Eine Edition der aus den Offenbarungen Birgittas zusammengestellten Passion hat Drahomíra Breedveld-Baránková vorbereitet, weswegen hier auf eine eigene Erarbeitung des Textes verzichtet wurde. 123  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 174 („dürfte schon aus chronologischen Gründen verfehlt sein“). Der Text ist ediert von Ferber: Die Quelle; die Herausgeberin lässt die Frage der Autorschaft offen (S. 8). Für Matthäus von Krakau als Verfasser sprechen sich aus: Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 130–134 (mit Abdruck der Einleitung), Kaluza: Matthieu de Cracovie, Sp. 805 und Wielgus: Biblistyka polska, S. 16 f. Zur Diskussion vgl. Michael: Mittelalterliche Handschriften, S. 92 f.

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das bereits 1489 in Antwerpen gedruckt wurde und bisweilen als Arbeit des Krakauers genannt wird.124 Traktat über die Theodizee Noch vor seiner Übersiedelung nach Heidelberg verfasste Matthäus außerdem einen langen Traktat, der ein anderes theologisches Kernproblem, die Frage der Theodizee, zum Gegenstand hat.125 Die Anregung dazu erhielt er, wie dem vorgeschalteten Widmungsbrief 126 zu entnehmen ist, von Heinrich Sorbom, der von 1373 bis 1401 in Frauenburg (Frombork) als Bischof von Ermland amtierte. Matthäus kannte den nur unwesentlich älteren Kirchenmann aus Prag, wo Heinrich zwischen 1365 und 1373 Sekretär Kaiser Karls IV. gewesen war.127 In Heinrichs Amtsführung sind Anliegen der Prager Reformbewegung erkennbar; so versuchte er, in seiner Diözese den regelmäßigen Messbesuch für alle Erwachsenen einzuführen, die dazu gesundheitlich in der Lage waren.128 Die zwischen ihm und Matthäus herrschende Vertrautheit scheint stellenweise durch die respektvolle Distanz hindurch, mit der sich Matthäus in dem literarisch stilisierten Vorwort an den Bischof wendet.129 Entsprechend dem Rang des Adressaten spricht der Krakauer ihn als seinen Vater an, fügt jedoch die Einschränkung hinzu, dies gelte eher dem Empfinden als dem Alter nach.130 Die Gegenüberstellung von Vater und Sohn wird in dem sieben Teile umfassenden Traktat literarisch fortgesetzt, indem Matthäus die Schrift als fiktiven Dialog zwischen zwei solchen Partnern gestaltet. Inhaltlich versucht der 144 Druckseiten umfassende Text zu beweisen, dass die göttliche Weltordnung trotz aller von den Menschen durch das Walten des Bösen wahrgenommenen Makel an sich gut sei. Auch dem Übel wird sein Platz im Heilsplan Gottes zugewiesen, indem herausgearbeitet wird, dass das Gute erst im Kontrast zum Bösen deutlich in Erscheinung tritt. Der Mensch, der trotz der grundsätzlichen Neigung seiner Natur zur Sünde und der allenthalben lockenden Verführungen nicht zu schuldhaftem Handeln oder gar zur Verdammnis determiniert sei, stehe unter der Leitung seines eigenen Willens. Dementsprechend, so die Folgerung des Matthäus, müsse auf die Erziehung des Willens mit besonderem Nachdruck geachtet werden. 124  Michael: Mittelalterliche Handschriften, S. 92 f.; Markowski: „Expositio passionis“. Vgl. Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 82, Nr. 4. 125  Matthäus von Krakau: Rationale operum divinorum, hrsg. v. Rubczy ń ski. 126  Ebd. S. 1 f. 127  Kopiec / Glauert: Heinrich Sorbom. Als sein Geburtsdatum wird ‚um 1340 in Elbing‘ angegeben. 128  Ebd. 129  Er bezeichnet sich mit Blick auf Heinrich als suus Matthaeus, s. Matthäus von Krakau: Rationale operum divinorum, hrsg. v. Rubczyński, S. 1. 130  Ebd.

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Zenon Kałuża, der sich bisher am intensivsten mit dem Theodizeetraktat des Matthäus auseinandergesetzt hat,131 versuchte, Zeit und Ort der Abfassung zu ermitteln. Seiner Ansicht nach entstand die Schrift zwischen Frühjahr 1393 und Sommer 1394 in Rom. Zwar räumt Kałuża ein, dass es keine sicheren Beweise für einen solchen Aufenthalt des Matthäus gebe, doch hält er die Indizien für ausreichend.132 Da der Verbleib des Krakauers in jener Zeit nicht gesichert ist, verdient diese These als potenzielle Lösung des Problems in jedem Fall Beachtung. Bei näherem Hinsehen erweist sich das Fundament von Kałużas Annahme jedoch als instabil. Dass Matthäus in Rom gewesen sei, schließt Kałuża vor allem aus einer der Ansprachen, die dieser 1403 anlässlich der in König Ruprechts Namen geführten Approbationsverhandlungen vor Papst Bonifaz IX. gehalten hat. Der Theologe erklärt darin, er habe den Papst bereits mehrere Jahre zuvor lobend über Ruprecht sprechen hören (pluries et ante plures annos ex ore sanctitatis vestrae audivi).133 Dies, so Kałuża, müsse im postulierten Zeitraum geschehen sein; es sei geradezu wahrscheinlich, dass Matthäus, der damals überhaupt noch nicht daran gedacht habe, sich nach Heidelberg zu orientieren, erst durch das Lob des Papstes auf den Pfälzer aufmerksam geworden sei.134 Abgesehen davon, dass Matthäus die Entwicklung der Heidelberger Universität sehr wohl bereits aus eigenem Antrieb beobachtet haben wird – immerhin war dorthin schon eine ganze Anzahl seiner Kollegen abgewandert –, liegt es nicht auf der Hand, was den Papst veranlasst haben sollte, einem vorübergehend in Rom weilenden Theologen wiederholt mit warmen Worten den seinerzeit noch nicht einmal selbst regierenden jungen Pfalzgrafen anzuempfehlen. Anstelle dieser etwas gekünstelten Theorie ist eher anzunehmen, dass die von Matthäus erwähnten Szenen sich später und in anderen Zusammenhängen – etwa im Rahmen einer diplomatischen Gesandtschaft, vielleicht bei einer Sondierung im Vorfeld der Königswahl von 1400 – abgespielt haben. Direkte Hinweise auf einen solchen Anlass liegen jedoch nicht vor. Dass das Rationale überdies notwendigerweise in einer Periode entstanden sein muss, in der Matthäus keine Einkünfte aus seiner Prager Professur bezog und auf finanzielle Zuwendungen des Bischofs Heinrich Sorbom angewiesen 131  Kału ż a: Metateologia. Die Schwerpunkte der Studie liegen auf den Entstehungsumständen des Traktats, der Problematik von Wissen und theologischer Spekulation, der Einordnung in die methodischen Ansätze der mittelalterlichen Theologie sowie der grundsätzlichen Natur der Theologie des Matthäus. Was letztere betrifft, stellt Kałuża eine gewisse Distanz zur aristotelischen Terminologie, dafür aber eine Beeinflussung durch den von Augustin und Pseudo-Dionysius vermittelten Neoplatonismus und eine damit einhergehende Beschränkung des Rationalismus fest (S. 75–88). 132  Ebd. S. 34. Für einen Romaufenthalt in jener Zeit plädiert unter Annahme einer anderen Beschäftigung auch Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 80. 133  Matthäus von Krakau: Duae collationes, in: Duellius: Miscellanea I, S. 149; vgl. Kałuża: Metateologia, S. 34. 134  In diesem Sinne Kału ż a: Metateologia, S. 34 f.

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sein soll, überdehnt wohl die Bedeutung einer Floskel im Widmungsbrief am Beginn der Schrift. Matthäus reflektiert darin voll topischer Bescheidenheit die Gründe, warum er trotz seiner geringen Fähigkeiten von Heinrich zur Abfassung der Schrift aufgefordert worden sein könnte, und äußert u. a. die Vermutung, vielleicht habe Heinrich überprüfen wollen, ob die fördernde Unterstützung von Seiten des Vaters gut angelegt sei (an subsidium paternae provisionis bene sit impensum)135. Diese Wendung muss nicht notwendigerweise auf finanzielle Zuwendungen gemünzt sein, und wenn doch, besteht kein Anhaltspunkt, sie auf eine bestimmte Zeit zu datieren. Zu guter Letzt ist an dieser Stelle bereits darauf hinzuweisen, dass der von Kałuża für die Abfassung des Theodizeetraktats vorgeschlagene Zeitraum aus nicht von der Hand zu weisenden Gründen auch für die Entstehung von Matthäus’ Schrift De contractibus ins Gespräch gebracht wurde.136 Matthäus hatte schon Jahre zuvor, im Sommer 1387, in Ermland geweilt, möglicherweise um im Auftrag des Prager Allerheiligenkapitels seinen in den Deutschen Orden eingetretenen Kollegen Johannes von Marienwerder zur Aufgabe seines Kanonikats zu bewegen.137 Daher ließe sich in jedem Fall auch an eine frühere Datierung von Sorboms Anregung zur Abfassung des Rationale denken.138 Wissenschaftstheoretisch von Interesse sind die Überlegungen, die Matthäus im Rationale über das Verhältnis von Tradition und Originalität formuliert.139 Im Gegensatz zu einer eher auf die bereits formulierten Erkenntnisse und Lehren anerkannter Autoritäten fixierten Schule bevorzugt er es, sich auf der Suche nach einer erhellenderen Erklärung der Wahrheit von einer investigativen Neugier leiten zu lassen.140 Diese Haltung hat Auswirkungen auf seinen wissenschaftlichen Stil, der sich nicht in der Kompilation von Quellen erschöpft, sondern sich ihrer in wohldurchdachter Auswahl belegt, um mit ihnen Thesen zu belegen oder Fragen aufzuwerfen. Die hier formulierten methodologischen Überlegungen greifen Beobachtungen auf, die bereits bei anderen Schriften zu diagnostizieren waren, und bezeichnen demnach eine Konstante im Werk des Matthäus.

II. 4.  Matthäus als Prediger Während seiner Zeit an der Prager Universität war Matthäus’ Wirken nicht auf die akademische Sphäre beschränkt. Stand schon diese, wie aus seinen Schriften deutlich wird, durchaus im Zeichen eines pastoralen Praxisbezugs,

135 

Matthäus von Krakau: Rationale operum divinorum, hrsg. v. Rubczyński, S. 2. Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 14 f. 137  Wagner: Universitätsstift und Kollegium, S. 70 f. 138  Vgl. Regest R 26 (16. VIII. 1387). 139  Vgl. Kału ż a: Metateologia, S. 35–41. 140  Matthäus von Krakau: Rationale operum divinorum, hrsg. v. Rubczy ń ski, S. 2. 136 

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so hat Matthäus auch direkt als Seelsorger gewirkt.141 Eine mehr oder weniger strikte Trennung der wissenschaftlichen und der praktischen Sphäre, die unser heutiges Verständnis nahelegt, existierte für die mittelalterlichen Universitätstheologen nicht in dieser Deutlichkeit. Wenn der Pariser Gelehrte Petrus Cantor († 1197) lectio, disputatio und praedicatio gleichermaßen als Bestandteile des Studiums der Heiligen Schrift bezeichnete,142 so wies zumindest die dritte Komponente potenziell aus dem akademischen Umfeld hinaus. Auch wenn der Urheber dieser Einteilung an das Predigen vor Universitätsangehörigen dachte, musste er in zweiter Linie ein weiteres Publikum im Blick haben, denn die Ausbildung der Theologen diente nicht zuletzt der allgemeinen Seelsorge. In den letzten Jahrhunderten des Mittelalters, die vielerorts von einer Intensivierung der Laienfrömmigkeit geprägt waren, herrschte eine beträchtliche Nachfrage nach Predigten.143 Dies galt besonders für Prag, wie die Popularität von Männern wie Waldhauser und Milíč deutlich macht. Diese beiden gehörten zwar nicht der Prager Universität an, doch bedeutete dies nicht im Umkehrschluss, dass den Theologen der Carolina der Bezug zum laikalen Alltag gefehlt hätte. Für sie ergab sich die Nähe zur Praxis schon aus der Versorgung mit Pfarr‑ oder Predigerpfründen – von dem Anspruch, anwendbares Wissen zu vermitteln, ganz zu schweigen.144 Den Ruf des Matthäus von Krakau begründeten in Prag neben seinen literarischen Äußerungen die zahlreichen Predigten, die er in lateinischer und volkssprachlicher Rede vorgetragen haben muss. Dass Erzbischof Johann von Jenstein ihn seit 1384 mehrfach zum Prediger auf seinen Diözesansynoden bestellte, ist nur ein Hinweis darauf, wie nahe es liegt zu konstatieren, dass Matthäus in der Wahrnehmung seiner unmittelbaren Umgebung nicht zuletzt als Kanzelredner bekannt und geschätzt war. Für diese Popularität können jedoch schwerlich die gelegentlichen Ansprachen bei solchen besonderen Anlässen allein verantwortlich sein. In der Tat werden Matthäus neben den Synodalpredigten und einigen vor der Universität oder am päpstlichen Hof vorgetragenen Ansprachen noch umfangreiche Corpora von Gemeindepredigten zugeschrieben, die er als Prager Pleban gehalten haben soll. Während die meisten Synodal‑, Universitäts‑ und Kurialansprachen seit längerer Zeit gedruckt vorliegen und auch von der Forschung berücksichtigt wurden,145 verhält es sich mit der pastoralen Homiletik 141  Erzbischof Johann von Jenstein hat in seiner Schrift De bono mortis eine Szene aus Matthäus’ praktischem Wirken überliefert: Demnach soll er einer leidenden Pragerin namens Elisabeth, deren Beichtvater er war, den häufigen Empfang der Kommunion empfohlen haben. Elisabeth gelangte durch die Befolgung dieses Ratschlags zu ekstatischem Wohlbefinden, s. Sedlák: M. Jan Hus, S. 5; Marin: L’archevêque, S. 484, Anm. 2–4. Die Szene illustriert die praktische Dimension von Matthäus’ Eintreten zugunsten des Kommunionempfangs. 142  Leinsle: Einführung, S. 63. 143  Briscoe: Artes praedicandi, S. 26. 144  Vgl. Uhlí ř : Charles University, S. 9. 145  Vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 38 ff.

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des Matthäus anders. An praktischen Gründen für diese Missachtung mangelt es nicht. Am schwersten wiegt, dass viele der einschlägigen Texte nie ediert worden sind. In beunruhigend zahlreichen Fällen haben darüber hinaus die Zuschreibungen als unsicher zu gelten. Schon wegen dieses Klärungsbedarfs erweist sich eine nähere Betrachtung des Predigtwerks als notwendig. Die Tatsache, dass jüngst Peter Morée durch die erstmalige breit angelegte Untersuchung des homiletischen Werkes des Johannes Milíč von Kremsier zu einer Neubewertung von dessen in der Forschung lange missverstandener Apokalyptik gelangte,146 zeigt das Erkenntnispotenzial der Quellengattung Predigt und mag als weitere Rechtfertigung der Betrachtung dienen. II. 4. 1.  Gemeindepredigten Seit frühchristlicher Zeit bildete die Wortverkündigung neben der Herrenmahlfeier einen der Wesensbestandteile des christlichen Gottesdienstes.147 Zur Erläuterung der dabei rezitierten Stellen der Heiligen Schrift bildete sich allmählich eine Vers für Vers voranschreitende Technik der auslegenden Rede heraus, die bis ins hohe Mittelalter vorherrschte und als ‚Homilie‘ bezeichnet wurde. Kursorische Zyklen solcher Homilien konnten weite Teile der Perikopentexte abdecken, über die an den Sonntagen und Heiligenfesten zu predigen war, und damit zu einer Art Bibelkommentar geraten. Neben dieser Predigtform behauptete sich jedoch die in der antiken Gelegenheitsrede wurzelnde Gattung der Themenpredigt, der nicht längere Texte wie Episteln oder Evangelien, sondern nur einzelne Sätze (themata) aus solchen zugrunde lagen. Seit dem 12. Jahrhundert gewann diese Form, der so genannte sermo, immer mehr gegenüber der Homilie an Boden.148 Insbesondere an den Universitäten wurde diese stark von scholastischen Denk‑ und Gliederungsstrukturen geprägte Predigtgattung gepflegt; von dort ausgehend, fasste sie schließlich auch im gottesdienstlichen Rahmen Fuß. Mit der Zeit setzte jedoch wieder eine Gegenbewegung ein, die im Böhmen des späteren 14. Jahrhunderts erkennbare Folgen zeigte. Die Hintergründe dieses Umschwungs mag ein Beispiel andeuten: Dem Anlass ihrer Entstehung und ihrem gebildeten, ausschließlich klerikalen Publikum entsprechend sind auch die Synodalpredigten des Matthäus von Krakau als thematische sermones gestaltet. Zur Illustration sei der 1384 vor146 

Morée: Preaching. Zum Folgenden s. Morée: Preaching, S. 89 ff.; Schneyer: Geschichte, S. 40 ff., 128 ff. Als Handbuch jetzt grundlegend Kienzle (Hrsg.): Sermon; vgl. auch Longère: Prédication. 148  Briscoe: Artes praedicandi, S. 29; vgl. Rapp: L’Eglise, S. 132 f.; Brown: Pastor and laity, S. 11–17; de la Roncière: Glaubensunterweisung, S. 368–378; Hamesse / Hermand (Hrsg.): De l’homélie au sermon. – Insbesondere in Sprachen, deren Begriff für ‚Predigt‘ im allgemeinen Sinne vom lateinischen Wort sermo abgeleitet ist, kommt es jedoch häufig zu Missverständnissen, da die sprachliche Unterscheidung von sermo und Homilie im Sinne unserer Ausführungen schwerfällt. 147 

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getragene sermo über Jer 11,15 ‚Was hat mein Liebling in meinem Haus zu suchen, wenn er nur Schlimmes verübt?‘ herangezogen.149 Wie das Aufbauschema andeutet, handelt es sich um eine kunstvolle, in zwei Phasen gegliederte Abfolge ineinandergeschachtelter Distinktionen, die in prunkvoller Rhetorik präsentiert wurden. I. Schriftwort und Prothema / triplex est domus Domini 1. domus generalis 2. domus spiritualis 3. domus singularis (= geistlicher Stand) / tria privilegia 3a. dignitas permaxima 3b. sustentatio singularis 3c. thesauri commendatio / hoc autem contingit tripliciter 3c1. negligere / ex his ergo duobus venit – amor temporalium – dissimulatio peccatorum aliorum 3c2. scandalizare / possumus (…) ex duobus signis cognoscere – populi foetor – salis conculcatio 3c3. subvertere Zwischenbilanz: pro quadam recollectione et (…) brevi confirmatione 3c2. scandalizare 3c1. negligere 3c3. subvertere II. Wiederaufnahme des Schriftwortes / in quibus verbis sex beneficia Dei tanguntur Aufzählung in Reimform, danach Ausführungen: 1. primo: adamatio 2. secundo: appropriatio 3. tertio: hospitatio 4. quarto: exspectatio 5. quinto: tollerabilitas / clericorum scelera 5a. male intrant 5a1. nequitiis 5a2. ignorantia 5a3. sine ulla gratia 5b. male ministrant 5b1. ut impii et illusores 5c. male dispensant 5c1. avare retinendo 5c2. inutiliter consumendo 6. sexto: pia increpatio Schluss und Doxologie

Die Predigt, die etwa eineinhalb Stunden gedauert haben muss, enthält über fünf Dutzend eingearbeiteter Bibelstellen und nicht weniger als 27 Zitate geistlicher 149  Edition: Se ń ko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 127–139, s. unten Kapitel II. 4. 2.

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Autoritäten von der Spätantike bis zur Hochscholastik. Bei seinen Ausführungen über den Zustand des Klerus lief Matthäus zu großer Form auf, glänzte durch leidenschaftlichen Schwung und bot den Synodalen trotz seiner Ausführlichkeit bestimmt eher ästhetischen und intellektuellen Genuss als einen Anlass zur Langeweile.150 Natürlich war bei weitem nicht jeder thematische sermo so aufwändig und intellektualistisch gestaltet wie dieser, erst recht nicht jene, die im Gemeindegottesdienst vorgetragen wurden, doch zeichnet sich ab, warum diese Predigtgattung für die praktischen Anforderungen der Seelsorge, wie sie sich im spirituell bewegten Böhmen des späten 14. Jahrhunderts darboten, tendenziell weniger geeignet war als die alte Form der Homilie. Da sich beim sermo die Gefahr einer gewissen Präponderanz der Form über den Inhalt nicht von der Hand weisen lässt, kann die Homilie als das authentischere, lebendigere Genre empfunden werden; indem sie statt der reichlichen Bemühung immer weiterer exempla den Schwerpunkt auf die Exegese des Bibeltextes legt, den sie Vers um Vers kommentiert, wirkt sie nicht nur volksnäher, sondern auch stärker orientiert am Wesentlichen. Folgerichtig zeigte die vorhussitische Reformbewegung in Böhmen ein deutliches Interesse an dieser Predigtform.151 Johannes Milíč von Kremsier bediente sich in der älteren seiner beiden Postillen noch des sermonalen Schemas, wechselte dann aber zur Homilie.152 Dieselbe Gattung verwendete etwa auch der reformorientierte Prager Erzbischof Johannes von Jenstein153 oder – wie im Folgenden auszuführen ist – Matthäus von Krakau. Soweit es sich heute absehen lässt, hat dieser sich in seinem pastoralen Predigtwerk überwiegend der Homilie bedient. Stellenweise ist bezweifelt worden, dass die überlieferten Homilienzyklen tatsächlich für den Vortrag konzipiert waren: Handelte es sich stattdessen um Sammlungen von Versatzstücken, aus denen der Prediger bei Bedarf Anregungen für die Kommentierung einzelner Schriftworte ziehen konnte?154 Diese Frage deutet geradewegs auf ein gravierendes quellenkritisches Grundproblem der Textgattung Predigt hin, das einige prinzipielle Bemerkungen notwendig macht. Wie kaum ein anderes literarisches Genre entzieht sich die mittelalterliche Predigt dem präzisen philologischen Zugriff durch den Umstand, dass sie nicht auf die Dimension der Schriftlichkeit beschränkt ist. Selbstverständlich existieren vereinzelt reine Lesepredigten, die nicht primär für den mündlichen Vortrag konzipiert waren. Wahrscheinlich zählen auch die Ansprachen zu besonderen Anlässen in gewissem Sinne noch zu der gleichen Gruppe, mochten sie 150  Vgl. jedoch – stellvertretend für viele – das abwertende allgemeine Urteil über die Qualität solcher Rhetorik bei Ritter: Heidelberger Universität, S. 207. Bereits im Spätmittelalter erhob sich Kritik gegen die als gekünstelt empfundenen sermones, vgl. Rapp: L’Eglise, S. 132. 151  Uhlí ř : Charles University, S. 25. 152  Morée: Preaching, S. 102. 153  Polc: Tři homilie; vgl. auch Kadlec: L’œuvre homilétique, bes. S. 301. 154  Kadlec: L’œuvre homilétique, S. 301.

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nun vor oder erst nach ihrem Vortrag ausgearbeitet worden sein. Je singulärer der historische Kontext, desto verbindlicher dürfte man den Text fixiert haben. Anders verhielt es sich bei den routinemäßigen Sonn‑ und Feiertagspredigten vor einer Gemeinde, deren Reflexe in der schriftlichen Überlieferung wohl in den seltensten Fällen einigermaßen das wiedergeben, was im mündlichen Vortrag zur Sprache gekommen ist.155 Stellenweise macht dies bereits die Knappheit der Texte deutlich, die sich auf bloße Stichwörter beschränken können. Sodann ist an den Wandel des vermittelnden Mediums zu erinnern. Der Übergang vom gesprochenen zum geschriebenen Wort und umgekehrt mag in vielen Fällen mit einer Reduktion des Umfangs, einer Beschränkung auf Kerngedanken, einer Verkürzung auf Gedächtnisstützen einhergegangen sein. Ein noch gravierenderer Wandlungsfaktor liegt im Wechsel der Sprache begründet: Während die mündliche Predigt in der Volkssprache gehalten worden sein konnte, sind die schriftlichen Versionen aus der uns interessierenden Zeit regelmäßig auf Latein überliefert. Konnte das Publikum des mündlichen Vortrags auch aus theologisch ungebildeten Laien bestehen, so richtete sich die Niederschrift automatisch an gebildetere, da lesekundige Rezipienten, die in Bezug auf Argumentation und Nachweis der Ausführungen höhere Ansprüche stellen mochten. Solche Leser sollten in den Stand versetzt werden, die schriftlich fixierten Entwürfe in mehr oder weniger weitreichender Übernahme zur eigenen Tätigkeit heranzuziehen, wobei die anachronistische Frage des geistigen Eigentums kaum eine Rolle spielte. Die vielfache Anonymität der Überlieferung kann vor diesem Hintergrund nicht überraschen. Eine Besonderheit ergibt sich auch aus der literarischen Makrostruktur der Predigtüberlieferung: In der Regel handelt es sich um mehr oder weniger lange Zyklen, die in der Regel die Sonntage oder die Heiligenfeste eines halben oder ganzen Kirchenjahrs abdecken – in jedem Falle jedoch um Serien abgeschlossener Einzelstücke, die sich durch bewussten Eingriff des Kopisten oder Überlieferungszufälle austauschen, weglassen, hinzufügen oder umstellen ließen, ohne dass dadurch der Zyklus als ganzer unbrauchbar geworden wäre. Als Folge dieser Umstände entsteht bei der Sammlung der Textzeugen ein buntes Bild. Selbst ein und dieselbe Predigtserie kann, was Einzelheiten angeht, in sehr variantenreichen Erscheinungsformen auftreten. Längst nicht immer stimmt die äußere Anordnung in den verschiedenen Handschriften überein, und selbst wenn dies so ist, muss es noch nicht heißen, dass nicht der Text selbst aufgrund späterer Veränderungen stellenweise differiert. In diesem Sinne sind die nachfolgenden Ausführungen zur Überlieferung unter dem Vorbehalt solcher Abweichungen im Großen wie im Kleinen gemeint, und auch bei der inhaltlichen Analyse tut man gut daran, die Authentizität des Gelesenen im Detail stets kritisch zu hinterfragen. 155 

Zum Problem vgl. Morée: Preaching, S. 95.

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In den Handschriften verbindet sich der Name des Matthäus von Krakau mit etlichen verschiedenen Predigttexten. Während seine Verfasserschaft bei den Synodal‑ und sonstigen Gelegenheitspredigten recht sicher verbürgt ist, erweist sich die Zuschreibung der unter seinem Namen kursierenden pastoralen Homiletik als keineswegs einfach. Matthäus war als einer der populärsten theologischen Autoren seiner Zeit in Böhmen zumindest dem Namen nach weithin bekannt, so dass der Schritt, dass ein Kopist einen anonym überlieferten Text nach dem Hörensagen oder eigenem Gutdünken ihm als Verfasser zuschrieb, nahelag. In der Praxis sind es jedoch nicht nur einander widersprechende Zuschreibungen, die für Unsicherheit sorgen, sondern der Umstand, dass insbesondere die großen, uns hier beschäftigenden Predigtzyklen in vielen Handschriften gänzlich anonym vorliegen. Ausdrückliche Belege für die Urheberschaft des Matthäus sind so selten, dass die vordringlichste Aufgabe also zunächst darin besteht, die Frage der Echtheit zu beantworten. Die ältere Forschung hat sich dieses Problems nicht systematisch angenommen, litt sie doch unter einer mangelhaften Handschriftenkenntnis sowohl in numerischer als auch in inhaltlicher Hinsicht. Auch wenn sich die Situation bis heute nicht in allen Belangen gewandelt hat, so stehen inzwischen doch mehr und zuverlässigere Informationen zur Verfügung. Versuchen wir also zunächst einen Überblick über die bedeutendsten Predigttexte, die mit Matthäus von Krakau in Verbindung gebracht werden. Traditionell werden in diesem Zusammenhang vor allem drei Perikopenpostillen genannt: Nach gegenwärtigem Kenntnisstand am zahlreichsten überliefert ist eine Serie von bis zu 45 Predigten zu den Heiligenfesten, die 1984 von Bożena Chmielowska in einer zweibändigen Edition vorgelegt wurde.156 Die Herausgeberin erklärt im Vorwort, der Zyklus finde sich nur in Prager Handschriften, von denen sie nicht weniger als zehn zusammenstellen konnte und drei – die ältesten sollen aus dem ausgehenden 14. Jahrhundert stammen – zur Textgestaltung heranzog.157 Bei genauerer Betrachtung erweist der Zyklus sich jedoch räumlich und zahlenmäßig als viel weiter verbreitet.158 Die meisten Textzeugen überliefern ihn anonym. Mindestens eine Handschrift nennt als Autor Virgilius von Salzburg;159 in die herrschende Meinung eingegangen ist jedoch, äußerlich befestigt durch das Erscheinen von Chmielowskas Edition, das Votum eines Prager Manuskripts, das Matthäus von Krakau als Verfasser angibt.160 Obwohl 156 

Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis, hrsg. v. Chmielowska. Ebd. Bd. 1, S. 8 f. 158  Weitere Handschriften: s. Kapitel VIII. 2. unter B. 2. 159  Göttweig, Stiftsbibliothek, ms. 340 (302), vgl. Werl: Manuscriptenkatalog I, S. 632; Spunar: Repertorium I, S. 305. 160  Prag, Národní Knihovna, VIII D 2 (saec. XIV ex.), f. 40r: Super evangelia de sanctis magistri Mathei de Cracovia, qui fuit plebanus Prage in ecclesia beate virginis in Leta Curia tempore imperatoris {folgt Rasur}; f. 122r: Pustilla magistri Mathei de Cracovia plebani quondam in Leta Curia Prage. 157 

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sein Name gleich zweimal, am Beginn und am Schluss der Sammlung, genannt wird, müssen hier einige einschränkende Bemerkungen gemacht werden: Die Notiz am Fuß des Textes stammt von einer anderen Hand als die am Anfang der Postille, dürfte also eine bloße Paraphrase der ersten sein. Deren Wortlaut legt jedoch nahe, dass sie erst in größerem zeitlichem Abstand zu den Predigten entstanden ist, als die genaue Erinnerung an die Geschehnisse bereits verblasst war. Dies lässt sich aus der Unstimmigkeit der Angabe folgern, wonach Matthäus „zu Lebzeiten des Kaisers“, also Karls IV., Pleban an der Prager Teynkirche gewesen sei. In Wirklichkeit bekleidete er diese Würde vom 7. Oktober 1392 bis zum 5. Februar 1395, also lange nach dem Tode Karls. Zudem wird die Handschrift vielleicht nicht schon Ende des 14. Jahrhunderts entstanden sein, wie Chmielowska annimmt,161 sondern, wie ein von ihr gleichfalls erwähntes, im Einband verwendetes Notariatsinstrument aus dem Jahre 1405 vermuten lässt, erst deutlich nach der Jahrhundertwende. Eine Hinterfragung der Autorschaft des Matthäus hat bisher kaum stattgefunden, zumal die Handschrift mit der widersprechenden Zuschreibung von Chmielowska nicht berücksichtigt worden war. Das einzige dezidierte Votum in dieser Sache, auf das sich im Übrigen auch die Herausgeberin beruft, stellt demnach eine 1947 erschienene halbseitige Miszelle des tschechischen Kirchenhistorikers František M. Bartoš dar.162 Dieser widerrief darin seine gerade ein Jahr zuvor veröffentlichte Auffassung, der Text stamme von dem böhmischen Prediger Jan Protiva, weil er inzwischen auf die Notiz in der Prager Handschrift gestoßen war.163 Neben der Namensnennung schien Bartoš nun auch, wie er sich ausdrückte, der „Geist des Werkes“ für die Verfasserschaft des Matthäus zu sprechen. Der Anonymus verurteile nämlich die Einschränkung der Freiheiten des Predigers durch die Mächtigen dieser Welt, deren Hass und Verfolgung man sich durch kritische Aussagen leicht zuziehe.164 Bożena Chmielowska konnte diese Assoziation aus ihrer vollständigeren Textkenntnis heraus immerhin noch um zwei weitere einschlägige Aussagen ergänzen: Viele Herren, so der Prediger, verfolgten seinesgleichen nur wegen deren Unterstützung im Volke nicht offen, dafür jedoch im geheimen, wie er am eigenen Leib habe erfahren müssen.165 161 

Chmielowska, in: Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, S. 26. Bartoš: Dvojí sváteční postila. 163  Diese Zuschreibung ist noch beibehalten bei Spunar: Repertorium I, S. 305. 164  Sic, proh dolor, est hodie: quicumque praedicator veritatem omnem, quam de scriptura habere potest, dicit contra religiosos et saeculares, quantum hoc de iure et de ratione fieri potest, et hoc in genere et non in specie voluerit praedicare et praedicat, statim odio incipit haberi et persequi, et hoc non propter se, quia si non praedicaret veritatem, odio non haberetur. Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, hrsg. v. Chmielowska, S. 211. 165  Tales sunt multi hodie, qui ideo praedicatores audiunt et fingunt se libenter audire solum propter timorem et verecundiam, quia si non timerent populum, gravius forte persequerentur praedicatorem veritatis quam Herodes, et ideo quod aperte non presumit, occultis insidiis machinatur contra eos, quemadmodum ego didici, qui hoc scripsi. Vgl. auch: Contra quos {i.e. qui verba veritatis recte ab ore predicatoris prolata, sed non recte aliis, qui nocere possunt, ex 162 

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Man kann sich allerdings fragen, ob ein solcher „Geist des Werkes“ tatsächlich auf Matthäus von Krakau hinweisen muss, dessen Verfolgung durch die Obrigkeit zudem nicht sicher bezeugt ist.166 Für den von Bożena Chmielowska edierten Zyklus von Heiligenpredigten lässt sich somit feststellen, dass die Zuschreibung an Matthäus von Krakau bei genauer Betrachtung durchaus nicht über jeden Zweifel erhaben ist. Zu ihrer Unterstützung kann – abgesehen von einzelnen Passagen, die tatsächlich in Ton und Gegenstand an andere Äußerungen des Krakauers erinnern167 – wenig mehr als eine offensichtlich nicht ganz zeitgenössische Notiz in einer einzigen Handschrift sowie ein recht assoziativ wirkendes Verdikt eines freilich gewichtigen Kenners der Epoche herangezogen werden. Unter Hinweis auf die ungeklärte Verfasserschaft hatten die beiden polnischen Forscher Władysław Seńko und Adam Szafrański in ihrer 1974, also zehn Jahre vor Chmielowskas Edition, publizierten Materialsammlung zum Werk des Matthäus von Krakau darauf verzichtet, auf den genannten Predigtzyklus näher einzugehen.168 Immerhin scheint die auffällige Ballung der Handschriften in Prager Bibliotheken darauf hinzudeuten, dass unsere Predigtserie tatsächlich dort entstanden ist. Außerdem bezeichnet die Nennung des Virgilius von Salzburg als Autor wohl keine stichhaltige Alternative. An der vorhussitischen Prager Universität sind zwei Träger dieses Namens belegt, die jedoch nicht als Theologen in Erscheinung traten. Sie wurden 1385 bzw. 1397 zu Artistenmagistern promoviert und beide 1385 bzw. 1392 bei den Prager Juristen intituliert.169 Der erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts in Leipzig belegte Virgilius Wallendorfer von Salzburg kommt aus chronologischen Gründen nicht in Betracht.170 Der zweite Zyklus von Heiligenpredigten, der Matthäus von Krakau zugeschrieben wird, enthält an die 48 Stücke und beginnt mit demselben Perikopenthema wie der erste – schon dieser Umstand mag Verwechslungen bedingt haben. Die Sammlung scheint deutlich seltener überliefert zu sein als jene. Neben einer Wiener Handschrift, auf die schon 1902 Gustav Sommerfeldt aufodio deferre solent} dilata, prout videris expedire, quia ego, qui hoc scripsi, consilia fieri contra me saepius sum expertus. Ebd. S. 144, 194. 166  Vgl. dazu unten die Ausführungen zu Matthäus’ Weggang aus Prag in Kapitel II. 8. 167  Vgl. die Kritik am zeitgenössischen Klerus: (…) hoc est contra clericos nostri temporis, qui valde graviter ferunt, quando vitia eorum sub generali correctione coram laicis in praedicatione vulgariter arguuntur dicentes per hoc in populo scandala oriri, non attendentes, quod ex eorum actibus perversis et manifestis multa plura scandala oriuntur, per quae decori sacerdotalis dignitatis detrahitur, quasi correcti coram laicis vitam suam studerent emendare. Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, hrsg. v. Chmielowska, S. 36; vgl. auch Marin: L’archevêque, S. 407. 168  Se ń ko / Szafra ń ski, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 122 f. (vgl. jedoch ebd. S. 109). 169  T ř íška: Životopisný slovník, S. 537. 170  Über ihn vgl. Schneyer: Winke für die Sichtung, S. 243.

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

merksam gemacht hat,171 war bisher noch ein Textzeuge in Danzig bekannt.172 Hinzuweisen ist jedoch mindestens noch auf einen Codex in Cambridge, der im Anschluss an unsere Postille einen Text von Matthäus’ Prager und später Heidelberger Kollegen Konrad von Soltau enthält.173 Soweit ersichtlich, sind die Predigten dieser Postille bisher unveröffentlicht und damit auch weitgehend unbearbeitet geblieben.174 Als dritter großer Predigtzyklus ist eine Sammlung zu nennen, die wie viele populäre Texte des Mittelalters – insbesondere Predigtsammlungen – unter einem Eigen‑ oder Sondernamen,175 nämlich Piper bekannt war. Diese demnach ‚gepfefferte‘ Postille, bestehend aus über 50 Predigten,176 findet sich immerhin in etwa einem Dutzend Codices.177 Die einzelnen Sammlungen sind freilich nicht völlig identisch, allerdings dürften die Augsburger und eine der Breslauer Kopien näher miteinander verwandt sein; sie weisen wie die Warschauer Handschrift einen besonderen Prolog auf.178 Auch die Predigtsammlung Piper ist in den meisten Fällen anonym überliefert. Zumindest der Pelpliner Codex enthält eine Zuschreibung, aber an einen Matthias de Cracovia. Diese Angabe ist nicht eindeutig: Beruht sie auf einer bloßen Verwechslung ähnlich klingender Vornamen, oder bezeichnet sie nicht doch den etwas jüngeren Theologen Matthias von Liegnitz, der zeitweilig in Krakau aktiv war?179 Der Text dieser Postille, die im Gegensatz zu den beiden anderen aus sermones besteht, ruht auf einer breiten Basis zitierter Autoritäten. Sie sind jedoch vielfach nur dem Sinn nach oder zumindest kürzer zitiert als in dem von Chmielowska edierten Zyklus. Unter den einbezogenen antiken Autoren fallen Plato und 171  Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 4150, f. 1r–180r; vgl. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II), S. 601 und Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 122–129. 172  Danzig, Biblioteka PAN, ms. 2009, f. 8r–203r / 203r–206 / 222–237; vgl. Günther: Katalog III.3, S. 141–143. 173  Cambridge, Corpus Christi College, ms. 529 (N. 31), f. 54–189; vgl. James: Descriptive catalogue, S. 481 f. Wahrscheinlich überliefern auch zwei Abschriften in Prag – Národní Knihovna, ms. I E 20, f. 1–181v und ms. IV C 15, f. 1r–98v – und eine (mit tschechischen Glossen versehene) in Brünn – Státní Vědecká Knihovna, R 405 – die gleiche Sammlung. 174  Das Register der Predigtthemen und ‑initien in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 122–129. 175  Vgl. zu diesem Phänomen Schneyer: Winke für die Sichtung, S. 243 f. 176  Zum Inhalt: Se ń ko / Szafra ń ski, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 109– 123 (nach Warschau, Biblioteka Narodowa, ms. 3023); Wolny / Markowski / Kuksewicz: Polonica, S. 65–68 (nach München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 5925). 177  Handschriften: s. Kapitel VIII. 2. unter B. 2. 178  Vgl. Wolny / Markowski / Kuksewicz: Polonica, S. 68. Der genannte Prolog enthält in der von Seńko / Szafrański edierten Form offenbar eine Interpolation; zumindest fehlt der quaestionenartige Einschub Utrum confessio fidei debet semper fieri, an aliquando possset obmitti (Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 111, Z. 3–16) in der Augsburger Handschrift (Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 167). 179  Vgl. Kadlec: Bibel im mittelalterlichen Böhmen, S. 99; Wielgus: Z badań, S. 93 f.

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Seneca auf. Im Titel jeder einzelnen Predigt ist in der Augsburger Handschrift der Name des jeweils benutzen Glossators angegeben.180 Auch hier deutet die Vielzahl der Namen eine besondere Belesenheit des Verfassers an. In dem Prolog, der die Sammlung in mindestens zwei Handschriften einleitet, nimmt der Prediger sich vor, die Evangelien stilo Hugonis postilatoris zu erklären;181 mit dem Kommentator Hugo von St. Cher († 1263) wählt er demnach ein populäres Vorbild.182 Aus dem an gleicher Stelle geäußerten Ziel, die Evangelien so zu erläutern, dass eine eigenständige Weitergabe des Inhalts an andere möglich werde, wird man jedoch nicht notwendigerweise auf ein klerikales Vortragspublikum schließen dürfen; schließlich sind die Adressaten dieser Worte zunächst die Leser der vorliegenden schriftlichen Fassung. Die Texte müssen in einem deutschsprachigen Milieu entstanden sein, wie ab und zu eingefügte Übersetzungen schwieriger Begriffe andeuten.183 Gleichzeitig wird deutlich, dass die extreme Knappheit den Text stellenweise zu einer reinen Stichwortsammlung macht, die der Prediger nach eigenem Gutdünken ausgestalten konnte.184 180  Nikolaus von Lyra, Peter von Tarantaise (Innozenz V.), Nikolaus von Gorran, Robert Holcot, Orosius, Gregor der Große, Bertrandus de La Tour und Konrad von Brundelsheim. 181   Sed quia ei, que non intellegimus, minus assentiamus et ex consequenti textum earum sententiarum in aliis explicare nequimus, quapropter ut sanctorum honor, qui in epistola sancta per epistolas diversas diversimode enuntiatur, etiam aliis ad eruditionem prodere valeat ex pietate, que ad omnia utilis est, I Tim 4 {8}, oportebat restaurare stilo Hugonis postilatoris in intendendo pietatem illam. Et ideo ad Dei laudem huius operis initium hoc modo prosequamur. Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 109 (nach Ms. Warschau, Biblioteka Narodowa, lat. 3023, f. 221v). 182  Vgl. Gerwing: Hugo von St. Cher; Leinsle: Einführung, S. 51. 183  Beispiele: disceptacio, volgariter eyne krigunge adir tzwetragunge (Augsburg, UB, II. 1. 2° 167, f. 113va) oder causa efficiens, id est eyne wirckende sache (ebd. f. 114va). An einer Stelle fühlt sich der Prediger veranlaßt, den Gebrauch der lateinischen Interjektion „a“ zu erläutern (ebd. f. 118ra). 184  Vgl. Aufzählungen wie die folgenden (Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 112): Nota, quod beatus Thomas dicit, quod fides dicitur multiplex. Est enim primo habitus informans caritate, illuminans mentem ad credendum. Unde in Act {15,9} dicitur de fide purificante corda eorum. Secundo est qualitas informis. Iac 2 {17–18}: Fides sine operibus mortua est. Tertio est motus animi. Unde Augustinus {In Iohannis evangelium tractatus 40, 9}: Fides est credere, quod non vides. Quarto – felicitas credendi. Mt 8 {10}: Non inveni tantam fidem in Israel, id est fidei signum. Quinto – devotio fidei. Mt 15 {28}: O mulier, magna est fides tua. Nota, quod ad perfectionem fidei pertinent septem. Primum est quod sit veritati innixa sicut fides Moysi, qui se negavit filium filie pharaonis magis eligens affligi cum populo Dei quam temporalis potestatis habere iucunditatem. Secundum est, ut sit caritate informata sicut fides Marie Magdalene, cui dixit Iesus: Fides tua te salvam fecit; quia dilexit multum, ideo dimissa sunt ei peccata multa, Lc 7 {47–50}. Tertium est, quod in devotione sit fervida sicut mulieris Chananee dictum est, Mt 15 {28}: Mulier, magna est fides tua. Quartum, quod sit bonis operibus probata sicut fides Cornelii, Act 10. Quintum, quod sit fortitudine roborata sicut fides sancti Stephani, Laurentii, Vincentii et aliorum martirorum. Hbr 11 {34}: Forti {lies: fortes} facti sunt in bello. Sextum, quod sit obedientia decorata sicut

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

In die Betrachtung des potenziellen Predigtwerks des Matthäus von Krakau ist noch eine vierte Schrift einzubeziehen, die eine Sonderrolle in der Überlieferung einnimmt. In einer Breslauer Handschrift des 15. Jahrhunderts findet sich ein fünfzig Seiten starker anonymer Text, der laut Überschrift ‚Merkwürdiges aus den Predigten des Matthäus von Krakau‘ enthalten soll.185 In summarischen Abschnitten werden markante Predigtstellen, offensichtlich als Bausteine zum späteren eigenen Gebrauch, paraphrasiert, wobei man den Eindruck hat, dass die Nähe zum Wortlaut des Originals stellenweise sehr groß sein muss. Es ist daher unwahrscheinlich, dass der Text auf der Mitschrift eines mündlichen, vielleicht gar deutschsprachigen Vortrags beruht.186 Zwingende Hinweise auf eine fehlerhafte Verfasserangabe sind nicht erkennbar. Wie der Wortlaut zeigt, bezieht der Text sich auf die Verhältnisse in Böhmen187 und stammt aus einem Ambiente, in dem deutsch gepredigt wurde.188 Beides passt – wie im Fall der anderen Zyklen – zu der Wirkungsstätte des Matthäus von Krakau in der Prager Altstadt. Diese Notabilia wirken in einzelnen Passagen recht volkstümlich, indem sie sogar auf fides Abrahe. Septimum, quod sit humilitati subiecta sicut fides Marie Virginis Gloriose, Lc 1 {38}: Ecce, inquit, ancilla Domini, fiat mihi secundum verbum tuum. (…) 185  Notabilia reportata in sermonibus magistri Mathei de Cracovia doctoris sacre theoloye (f. 261r): Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 485, f. 259v–284v. 186  Der im Titel des Textes genannte Fachbegriff „reportare“ bezeichnet im akademischen Sprachgebrauch den mündlichen Vortrag oder auch eine an der Universität entstandene Mitschrift, vgl. Glorieux: L’enseignement, S. 175–177. 187  In vigiliis Iohannis baptiste homines circumdant se cingulis herbe et serta super capita ponunt de eisdem herbis et ignem faciunt, et pueri cum gladiis et clipeis litigant, s i c u d h i c p a t e t i n B o h e mia. Pro quo sertur {lies: serto} mistice per cingulum viride[m] lumbis circumdatum intelligitur c a s t i t a s in signum, quod sanctus ille Iohannes fuit et permansit castus. Ita et nos debemus esse casti et lumbos nostros ligare ab omni luxuria. Sed per sertum factum de herbis intelligitur h u m i l i t a s. Nam sicud sertum est rotundum et circulare semper tendens et currens inferius, scilicet ad vallem, ita debemus nos tenere inferius in humilitate, quia superbi volunt esse super omnes. Sed nos per oppositum debemus esse sub omnibus. Per ignem intelligitur a m o r S p i r i t u s S a n c ti, ita quod nos debemus comburere metaphorice confessione et manere in caritate et amore Spiritus Sancti. Sed per gladium in scriptura intelligitur v e r b u m D e i , quod scindit utraque parte, id est animam a corpore. Quod nos debemus: nos occupare gladiis, id est sermonibus, et illos semper repetere, quia in illis datur audienti Spiritus Sanctus. Sed heu, hodie abutimur illis quattuor! (f. 261vb) 188  Navis duplex datur homini, scilicet navis innocencie et navis penitencie. Prima datur in baptismo, et si quis fregit illam, debet accipere secundam, que debet esse sic facta, quod habet duas acies. Prima acies est profunda cogitacio de peccatis preteritis, secunda debet esse profunda cogitacio de stricto iudicio, qualiter Deus velit in illo iudicio cuilibet dare premium secundum opera sua. Eciam illa navis debet esse inferius clausa et superius aperta, id est homo, quando egerit penitenciam, debet claudere cor suum pre omnibus rebus et mundanis cogitacionibus et aperire Deo omnipotenti cum bonis cogitacionibus et operibus. Eciam debet habere malum, eyn mastbawm, id est firmam spem regni celestis, et velum, e y n z e g i l , id est amorem ad Deum, ad proximum, ymmo eciam ad inimicum, quia quantam mercedem accipis de Deo, quod diligis diligentem te? Quasi dicat: nullam, quia hoc est premium tuum, quod ipse diligit te. Sed quod diligis inimicum, per hoc accipis premium a Deo, ex quo servas suum preceptum. (f. 261va)

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folkloristische Phänomene eingehen.189 Gelehrte Zitate treten auf, jedoch nur stellenweise in höherer Dichte. Da es fraglich erscheint, dass ausgerechnet der Anleger einer Materialsammlung sie in größerem Maßstab ausgelassen hätte, könnte schon der zugrunde liegende Text sparsam mit solchen Belegen umgegangen sein. Im Vergleich mit den sermones des Piper-Zyklus erscheint das Strickmuster der von Chmielowska edierten Homilien gattungsgemäß einfacher. Die Einführungen sind bisweilen recht knapp, dafür fallen die wörtlich wiedergegebenen Zitate der Autoritäten, mit denen die einzelnen Schriftverse erläutert werden, umso länger aus. Die relativ ausführlichen, bisweilen nur durch kurze Überleitungen voneinander getrennten Väterstellen, die jedesmal in ein stereotypes „Haec ille“ (Zitat Ende) münden, haben passagenweise etwas Mechanisches und Katenenartiges. Bemüht werden Aristoteles und eine Vielzahl theologischer Autoren, wobei jedoch die Bandbreite in den einzelnen Predigten stark variieren kann. So fußen etwa die Homilien zu den aus dem Matthäusevangelium stammenden Perikopen oft geradezu auf einem einschlägigen Standardwerk, den Kommentaren des Johannes Chrysostomus. In ihrer literarischen Technik ähnelt diese Postille der Lectura super ‚Beati immaculati‘, die Matthäus an der Prager Universität gehalten hat. Etwas harmonischer eingepasst und weniger dominant erscheinen die Autoritäten dagegen in dem dritten Predigtzyklus.190 Stellenweise auftretenden ‚Regieanweisungen‘ des Autors an potenzielle Weiterverwerter seiner Predigttexte ist zu entnehmen, dass die edierte Postille für die Ohren einfacher Hörer bestimmt war. So lässt er einmal der Darstellung eines bei mehreren Autoren umstrittenen Sachverhalts den Rat folgen: „Bei der Predigt vor dem Volk sollst du e i n e r dieser Meinungen folgen, damit sich die zuhörenden Laien nicht daran stoßen, wie sich die Gelehrten widersprechen“.191 Anmerkungen wie diese bieten überhaupt einen aufschlussreichen Einblick in die Variabilität solcher Texte, deren Formulierungen von den Autoren weder als vollständig noch als endgültig betrachtet wurden. Alle drei betrachteten Predigtzyklen haben gemeinsam, dass sie aufgrund ihrer Überlieferung im böhmisch-polnisch-süddeutschen Raum beheimatet sein müssen. Diese Lokalisierung entspricht der normalen Situation bei den Werken des Matthäus von Krakau – aber natürlich längst nicht nur bei den seinigen. Alle drei Zyklen teilen ebenso die Problematik, dass ihre Verfasserangaben, sofern vorhanden, mehr oder weniger unsicher sind. Die beiden Postillen, die mit Ambulans Iesus beginnen, ähneln sich stellenweise zumindest äußerlich. So findet man in den beiden Predigten anlässlich 189 

S. die vorletzte Anm. Vgl. Wien, Österreichische Nationabibliothek, ms. 4150, f. 1–180. 191  Unam illarum sententiarum, cum praedicaveris ad populum, sequaris, ne audientes laici doctores contrariari scandalizentur. Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, hrsg. v. Chmielowska, S. 142. 190 

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der Enthauptung Johannes des Täufers teilweise dieselbe Literatur zitiert.192 In ihrer Aussagetendenz unterscheiden sich die Interpretationen der Stelle hingegen deutlich: Der Verfasser des von Chmielowska edierten Zyklus neigt stellenweise zu einem gewissen Argwohn. Abgesehen von der Verbitterung, mit der er über sein eigenes Schicksal spricht, deutet er beispielsweise den Tanz der Salome, in dessen Anschluss Herodes die Enthauptung des Täufers anordnen musste, als ein gut getarntes Mordkomplott des Königs, der sich auf diese Weise dem Verdacht zu entziehen gewusst habe, selbst auf die Beseitigung des Johannes hingewirkt zu haben. Der Fall wird prompt auf die aktuellen Zustände übertragen, deren Verderbtheit im Übrigen allenthalben ausgiebig beklagt wird. Dagegen akzentuiert die andere Postille im selben Kontext die Achtung des Herodes für den Täufer und seinen Widerwillen, die leichtfertig versprochene Hinrichtung vollstrecken zu lassen.193 Ungeachtet aller formalen Unterschiede gehen die untersuchten Predigtsammlungen immer wieder auf koinzidierende Themen ein. Eines von ihnen, die Frage nach den Eigenschaften eines Predigers, soll hier als Beispiel herangezogen werden, weil es aus zwei Gründen interessant erscheint. Zum einen beschäftigten verwandte Fragestellungen auch die böhmischen Reformer im allgemeinen und Matthäus von Krakau im besonderen,194 zum anderen kann man den entsprechenden Ausführungen auch eine Art selbsteinschätzendes Bekenntnis entnehmen. Es fällt auf, dass die Ausführungen der herangezogenen Zyklen in diesem Punkt zwar einander berühren, aber keineswegs vollkommen übereinstimmen. Das bündigste Zeugnis, die Breslauer Notabilia, vermerken als hauptsächliche Voraussetzungen für eine anständige Predigertätigkeit zweierlei: Der Prediger habe korrekt ins Amt zu gelangen, es sich also nicht zu erkaufen, und er müsse zu seiner Tätigkeit durch eine innere Berufung veranlasst sein. Materielle Beweggründe seien unzulässig; Güte und Aufrichtigkeit der Prediger wögen schwerer als ihre Anzahl.195 In diesen Punkt, die Berufung, stimmt auch 192  So etwa beidesmal Remigius (von Auxerre?) zu Mc 6,22: Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, hrsg. v. Chmielowska, S. 145; Wien, Österreichische Nationabibliothek, ms. 4150, f. 83ra. 193  Wien, Österreichische Nationabibliothek, ms. 4150, f. 82v–83v. 194  Vgl. unten Kapitel II. 4. 2. 195  Omnes illi sunt fures spiritualiter et latrones, qui sibi usurpant et accipiunt aliquam dignitatem quamcumque per pecuniam vel per se ipsos, ita quod non [non] faciant ex monicione et vocacione Dei, ut cogitarent: ecce, illud officium non bene regitur, vel bonum commune capit dampnum in illo, vel in illo tu debes accipere dignitatem. Ex hoc Deus laudetur, vel ideo debes fieri sacerdos, ut posses instruere in illa civitate homines, qui sunt rudes et paciuntur defectum in predicatoribus. Sed si ibi essent sufficientes predicatores et informatores et non haberes aliquas moniciones, que spectarent ad Deum ex te ipso, ut vocaris rabbi et promoveres alios et ut haberes magnam dignitatem et dominacionem super alios, nullomodo deberes accipere dignitatem, quia in omnibus operibus tuis opportet te transire per ianuam Christum, Io 10 {9}. Melius est, ut sint pauci sacerdotes boni quam multi et mali. Et quod ex te et per te ipsum non debeas accipere dignitatem, innuit Dominus Io 10 {1}, ubi dicit: Quicumque aliunde veniet, est

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der Piper-Zyklus ein, der die interna inspiratio und die auctoritas missionis als notwendig bezeichnet. Sonst stehen in diesem Katalog freilich intellektuelle Eigenschaften (theologischer Sachverstand und Redegewandtheit) ganz oben.196 Der von Chmielowska edierte Zyklus fragt wiederum nach anderen Qualitäten. Neben der Geduld, die in der Piper-Postille immerhin ebenfalls genannt ist, stehen für ihn Vorsicht (prudentia) und natürliche Schlichtheit (simplicitas) im Vordergrund:197 Dies steht im Einklang mit dem in diesen Predigten vorherrschenden defensiven Unterton, denn mit solchen Qualitäten sei man am ehesten gegen Betrug und Anfeindungen gewappnet.198 Eine allzu deutliche Übereinstimmung ist bei diesen Aussagen nicht erkennbar. Es fragt sich jedenfalls, ob man die feststellbaren Divergenzen der Schwerpunktsetzung noch mit jeweils neuen ad-hoc-Assoziationen oder einem inzwischen veränderten Erfahrungshorizont des Autors erklären kann oder nicht vielleicht eher von verschiedenen Autoren ausgehen sollte. Tatsächlich weisen die untersuchten Textcorpora abgesehen von ihren oben ausgeführten formalen Unterschieden durchaus auch jeweils eigene inhaltliche Tendenzen auf: In den Breslauer Notabilia wird versucht, vor allem durch die allegorische Auslegung von Bildern einprägsame Ratschläge für ein christliches Leben zu vermitteln. Immer wieder enthalten die zitierten Stellen mnemotechnisch griffige Unterscheidungen oder naturkundlich interessante Phänomene.199 Die relative Schlichtheit der Ausführungen und die Kernigkeit der Themen deuten auf ein volkstümliches Vortragsmilieu hin. Liegt uns hier also ein besonders sprechendes Zeugnis für die Tätigkeit des Matthäus als Leutpriester vor? Zwar entsprach es genau dem Anliegen des Kompilators, Solches zusammenzustellen, doch bleibt festzuhalten, dass die ausführlichen Predigtzyklen allesamt wenig fur et latro, id est quicumque ad aliquam veniat dignitatem non vocatus, sed ex se, est fur et latro. Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 485, f. 269ra–b. 196  Nota, quod multa sunt necessaria predicatori. Primum scientia divine legis, Mal 1 {2,7}: Labia sacerdotis custodiunt scientiam. Secundum est eloquentia sermonis; ob eius defectum se excusavit Moyses, Ex 13 {4,10}, dicens: ‚Obsecro, Domine, non sum eloquens.‘ Tertium gratia interne inspirationis, Eccli 20 {Sir 20,21}: Homo acharis, id est sine gratia, quasi fabula vana. Quartum – vite honeste conversatio, quia vita erat lux hominum, Io 1 {4}. Quintum – fama bone operationis, II Cor 2 {15}: Odor bonus sumus. Sextum – patientia in adversis, Ps 91 {15–16}: Et bene patientes erunt ut annuntient. Septimum – zelus sive fervor caritatis; hoc patet in discipulis, quibus, antequam irent ad predicandum, misit Spiritum Sanctum in specie igni, Act 2 {2–3}. Octavum – auctoritas missionis, Io 10 {1}: Qui non intrant per ostium, fures sunt et latrones. Et sunt isti, qui predicant non missi a Domino. Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 113 f. 197  Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, hrsg. v. Chmielowska, S. 191 f., 194. 198  In der dritten langen Postille (Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 4150) konnten keine einschlägigen Aussagen ermittelt werden. 199  Beispiele aus dem Inhaltsverzeichnis: Es gibt zehn Himmel; der Heilige Geist wird dreimal gespendet; ein Christenmensch darf Folgendes nicht sagen; sieben Dinge führen uns in Versuchung; drei Arten andächtig zu beten; wie eine Perle entsteht; der nächtliche Samenerguss etc.

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derart griffiges Anschauungsmaterial enthalten. Im Gegensatz zu den Breslauer Notabilia ist die von Chmielowska edierte Postille eher der Klärung historischer Verhältnisse verpflichtet, die Verwendung allegorischer Bilder tritt dahinter zurück. Hierin scheint er sich vor allem von dem Piper-Zyklus zu unterscheiden, der stärker den anderen Schriftsinnen verpflichtet ist und – ähnlich wie die dritte Serie – weniger historische als philosophische Interessen dokumentiert. Die in der ediert vorliegenden Sammlung geäußerte moralische Kritik betrifft alle Stände gleichermaßen, Kleriker wie Laien, Mächtige wie Untertanen. Sporadisch wird gegen Ketzereien Stellung genommen. Bisweilen fällt auf, dass die Aussagen in diesen Predigten geradezu im Gegensatz zu belegten Standpunkten des Matthäus von Krakau stehen, so etwa im Fall der Bewertung von Geldhandelsgeschäften.200 Wenn der Krakauer trotzdem der Verfasser dieser Postille gewesen sein sollte, dann jedenfalls schwerlich während der gut zwei Jahre (Herbst 1392 bis Frühjahr 1395), in denen er die Plebanspfründe an der Prager Teynkirche besaß und nach der Meinung von Bożena Chmielowska nicht nur diese, sondern auch den u. a. in Wien und Cambridge überlieferten Predigtzyklus verfasst haben soll.201 Allerdings lässt sich gegen die Annahme, bei den beiden Serien handele es sich um Ansprachen aus einer bürgerlichen Prager Altstadtpfarrei, nicht der scheinbar nahe liegende Einwand vorbringen, das allzu gelehrte Erscheinungsbild der schriftlich fixierten Form dieser Texte spreche gegen einen solchen Sitz im Leben. Dem steht die oben geschilderte grundsätzliche Ungeklärtheit der Beziehung zwischen mündlicher und schriftlicher Fassung entgegen. Stattdessen kann man sich freilich eines chronologischen Arguments bedienen: Abgesehen davon, dass Matthäus in jener Zeit wohl anderweitig schriftstellerisch aktiv war,202 verbrachte er einen Teil seiner Plebanszeit nachweislich nicht in Prag, sondern in Heidelberg,203 wo er kein Predigeramt innehatte – das Recht der freien Kanzelwahl verlieh ihm Papst Bonifaz IX. erst 1396.204 Sofern man den Autor der Predigten mit Matthäus gleichsetzen will, wäre stattdessen vielleicht an eine Abfassung während Matthäus’ Zeit als baccalarius cursor in den 1370er Jahren zu denken. Zumindest bringt eine neuere Hypothese diese angehenden Theologen mit homiletischen Verpflichtungen an der Prager Univer200  „Vidit Iesus hominem sedentem in teloneo“ {Mt 9,9}. (…) Et quod hunc hominem vidit sedentem in teloneo, id est in domo, ubi vectigalia congregantur, in quo solent campsores sedere, quod quidem negotium vix aut numquam sine peccato potest exerceri secundum Gregorium (Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, hrsg. v. Chmielowska, S. 149). Vgl. dagegen die Ausführungen über die campsores bei Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Nuding, bes. II. 2. 16. 201  Chmielowska, in: Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, S. 6. 202  Zumindest sein Traktat De contractibus dürfte damals entstanden sein, vgl. Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 14 f. – vgl. unten Kapitel II. 7. 203  Nachweise: s. die Regesten (unten Kapitel VIII. 1). 204  S. Regest R 46 zum 18. VIII. 1396.

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sität in Verbindung.205 Auf diese Weise ließe sich auch der etwas bieder-schulmäßige, auf lange Autoritätenzitate gestützte Aufbau der Ansprachen erklären. Als Konsequenz einer solchen Umdatierung wäre allerdings der in der Literatur postulierte Konflikt mit König Wenzel als Hintergrundgeschehen hinfällig, auf dem die Zuschreibung des Textes an Matthäus von Krakau ganz wesentlich beruht. Von der Möglichkeit, die Berechtigung, mit der die einzelnen vorgestellten Predigtzyklen Matthäus von Krakau zugeschrieben werden, einigermaßen sicher beurteilen zu können, sind wir heute noch ein ganzes Stück entfernt. Inwieweit sich zusätzliche Hinweise auf die Verfasserschaft finden lassen und ob es vor diesem Hintergrund zu rechtfertigen ist, den Gehalt jener Texte in die intellektuelle Biographie des Matthäus von Krakau einfließen zu lassen, wird weiteres Handschriftenstudium zeigen müssen. Es zeichnet sich jedenfalls ab, dass selbst bei einer fraglich bleibenden Autorschaft der Predigten ihre Einbeziehung in die Historiographie zur vorhussitischen Reformbewegung in Böhmen ein sinnvolles Unterfangen sein wird. II. 4. 2.  Politische Predigten Matthäus von Krakau hat sich in etlichen seiner Predigten auch über den Zustand der Kirche geäußert. Soweit es sich nach den Beobachtungen über die ihm zugeschriebenen Postillen beurteilen lässt, geschah dies jedoch in erster Linie vor einem anderen Publikum. Als einer der führenden Kanzelredner Prags wurde der Krakauer mehrfach von Erzbischof Johann von Jenstein zum Prediger auf den jährlich am 15. Juni und am 18. Oktober stattfindenden Diözesansynoden berufen. Vier bei solchen Anlässen gehaltene sermones sind überliefert.206 Seit langem bekannt ist darüber hinaus auch Matthäus’ Betrauung mit diplomatischen Gesandtschaften an den Hof des römischen Papstes, von denen jedoch nur eine (im Advent 1385) datiert werden kann. Es gibt indessen Hinweise darauf, dass 205 

Uhlíř: Charles University, S. 25. a) Quid est quod dilectus meus (18. X. 1384), hrsg. v. Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 127–139; polnische Übersetzung: Seńko, in: Matthäus von Krakau: O praktykach, S. 99–120; vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 29–31 und Kałuża: Eklezjologia, S. 73–75. b) Sobrii estote (um 1385), hrsg. v. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II) und Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 150–159; vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 38–40. c) Digne ambuletis (1386), hrsg. v. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I) und Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 140–149; polnische Übersetzung: Seńko, in: Matthäus von Krakau: O praktykach, S. 121–133 und Daszkiewicz, in: Matthäus von Krakau: O godności; vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 36–38 und Kałuża: Eklezjologia, S. 75 f. d) Detrectant de vobis (Datierung unklar, 1389? Seńko), hrsg. v. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III) und Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 160–167; vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 40–42 und Kałuża: Eklezjologia, S. 76 f. 206 

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Matthäus sich bereits früher als bisher bekannt, noch als Artistenmagister, auf internationalem Parkett bewegt und dabei Kontakte zu den höchsten Ebenen der Kirchenhierarchie geknüpft haben könnte. Mithin könnten auch seine Einblicke in den Geschäftsgang der päpstlichen Kurie, die er am Beginn des 15. Jahrhunderts literarisch fixierte, älter sein, als man bisher anzunehmen bereit war. Ende 1367, nach seiner Promotion zum magister artium, verschwindet Matthäus für sage und schreibe zehn Jahre vollständig aus den Quellen. Sein erster für uns erkennbarer Auftritt nach diesem ungewöhnlich langen Intervall ist eine Vorsprache beim erzbischöflichen Gericht in Prag, bei der er die Transsumierung einer von Kardinal Petrus de Vergne ausgestellten Urkunde erbat.207 Wir erfahren leider nichts Näheres über den Inhalt dieses Dokuments und entbehren auch jeder Handhabe, darin einen ausschließlich auf den Krakauer persönlich bezogenen Rechtsakt zu sehen. Gleichwohl ist der Beleg als Indiz für früh geknüpfte Beziehungen zur Kirchenzentrale und möglicherweise für einen Aufenthalt an der eben erst aus Avignon nach Rom zurückgekehrten Kurie Gregors XI. nicht von der Hand zu weisen. Diese Behauptung erscheint zwar auf so schmaler Basis noch etwas willkürlich, wird jedoch durch eine weitere Notiz gestützt. Diesmal ist es Matthäus selbst, der in seinem wohl ca. 1385 vor Papst Urban VI. gehaltenen Plädoyer für die Heiligsprechung Birgittas von Schweden, von dem noch ausführlich die Rede sein wird, einen Kardinal ausdrücklich als dominus meus bezeichnet.208 Bei dem genannten Purpurträger muss es sich um den Dominikaner Nikolaus Misquinus handeln, der bemerkenswerterweise dieselbe Titelkirche innehatte, die später Papst Gregor XII. bei der Kardinalsernennung vom September 1408 dem Matthäus anzutragen versuchte.209 Angesichts der überaus lückenhaften Nachweisbarkeit des Krakauers in Prag ist es durchaus denkbar, dass er sich zeitweilig außerhalb – vielleicht im Umkreis der Kurie – aufgehalten hat. Zwar bleibt zu beachten, dass er während dieser Jahre auch mit seinem Theologiestudium befasst war, doch deuten die Kontakte nach Rom zumindest darauf hin, dass Matthäus von Krakau in jenen Anfangsjahren des Schismas eine gewisse Rolle bei der kirchenpolitischen Festlegung Böhmens auf die urbanistische Obödienz gespielt hat, für die insbesondere Erzbischof Johann von Jenstein mit Nachdruck eintrat.210 207  Item die qua supra {6. VIII. 1377} (…) magister Matheus presbyter de Cracovia presentavit literam ad manus m. Cunssonis vicarii sigillo Petri {de Vernhio, † 1403 in Avignon} cardinalis de Via lata s. Romane ecclesie et petivit eam transsumi et m. Cunsso literam huiusmodi recipiens ipsam transsumi mandavit (…). Soudní akta, Teil 1, hrsg. v. Tadra, S. 216. 208  Sic examinata fuerunt quedam revelata in Neapoli et modus revelacionum per dominum tunc archiepiscopum Neapolitanum, ubi unus examinatorum fuit reverendissimus dominus meus dominus cardinalis sancti Cyriaci et alii duo magistri in theologia, tres doctores et multi alii. Et quia multa notabilia in eadem revelacione dicuntur, si quid erroris vel defectus in revelatis vel modo revelandi reperit, ipse dominus meus testatus est, hodie testari potest et vovit. Matthäus von Krakau: Proposicio (s. Kapitel VIII. 3. 3., S. 321 f.). 209  Eubel: Hierarchia catholica, S. 41. 210  Vgl. Seifert / Hledíková: Johann von Jenstein, S. 590.

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Während seiner Gesandtschaftsreisen trat Matthäus auch mehrfach am päpstlichen Hof auf die Kanzel. Wenn man von seinen Plädoyers zugunsten der Heiligsprechung Birgittas von Schweden und der Approbation König Ruprechts absieht, die später zu behandeln sind, verbleiben zwei Predigten, die er vor Urban VI. gehalten hat.211 Neben diesen und den Synodalpredigten haben sich zwei Ansprachen erhalten, die in nicht näher rekonstruierbaren Rahmen gehalten wurden.212 Eduard Winter hat es 1964 als lohnend bezeichnet zu versuchen, die Reformgedanken des Matthäus aus seinen Synodalpredigten herauszuarbeiten.213 Schon Franz Franke hatte 1910 die seinerzeit bekannten Texte beschrieben.214 Zenon Kałuża zeichnete schließlich 1977 die von Winter postulierte Entwicklungslinie nach, die von den Predigten zu dem von ihm untersuchten Spätwerk De squaloribus führt, beschränkte sich dabei aber auf die Frage des Kirchenverständnisses.215 Keiner der Überblicke hat das vorliegende Material vollständig erfasst, geschweige denn Winters Anregung umgesetzt. Daher scheint es nun angebracht, unter Einbeziehung der unbeachtet gebliebenen Texte einen abgerundeten Überblick über die Reformanliegen zu bieten, die in den Gelegenheitspredigten des Matthäus zum Ausdruck kommen. Diese wird man – soviel sei vorweggenommen – mit Recht als politische Predigten bezeichnen können. Predigten vor Papst Urban VI. Von den beiden sermones, die Matthäus vor Urban VI. zu Gehör brachte, scheint der ältere, der bislang unveröffentlicht geblieben ist, ungefähr in das Jahr 1382 zu gehören.216 Welches Ziel die Gesandtschaft verfolgte, die man als Rahmen a) De sanctis apostolis Petro et Paulo (1382?), hrsg. in Kapitel VIII. 3. 2. dieser Arbeit. b) Quomodo facta est meretrix (Dezember 1385), hrsg. v. Sommerfeldt: Adventsrede und Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 176–185; vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 31–35 und Kałuża: Eklezjologia, S. 77–79. 212  a) Venit iudicare (1387?), hrsg. v. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III) und Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 168–175; vgl. Franke: Mathäus von Krakau, S. 42–45 und Kałuża: Eklezjologia, S. 71–73. Seńko und nach ihm Kałuża datieren das Stück ins Jahr 1378 – eine verdrehte Übernahme der von Sommerfeldt vorgeschlagenen Jahreszahl? b) Facite vobis amicos (Datierung unklar), hrsg. v. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (IV); Auszüge auch in de Vooght: Trois textes, und Ders.: Hussiana, S. 360–362. Sommerfeldt vermutete eine Entstehung in Krakau zwischen 1391 und 1394, doch ist diese Spekulation vor allem seiner mangelhaften Kenntnis von Matthäus’ Itinerar geschuldet. 213  Winter: Frühhumanismus, S. 128. 214  Franke: Mathäus von Krakau, S. 24–48, vgl. oben die Anmerkungen zu den einzelnen Predigten. 215  Kału ż a: Eklezjologia, S. 70–80; vgl. wiederum oben die Anmerkungen zu den einzelnen Predigten. 216  Vgl. Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 84 (1381 / 82). Manche datieren die Predigt auf 1379 (vgl. Danys: Master Matthew, S. 21; Rychterová: Offenbarungen, S. 92). Doch wird Matthäus schon vor dem Abschluss seiner theologischen Studien mit einem der211 

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dieses Auftritts annimmt, liegt nicht klar zutage; sicherlich wird das Schisma in den Unterredungen eine Rolle gespielt haben. Matthäus’ an einem Peter‑ und Paulsfest (29. Juni) gehaltene Ansprache ist einzig in einem Krakauer Codex des späten 14. Jahrhunderts überliefert, der einem seiner Prager Kollegen, dem böhmischen Zisterziensertheologen Johannes Štěkna, gehörte und der unter anderem eine ganze Sammlung von Matthäus-Predigten enthält.217 An der Authentizität des Textes besteht aufgrund des Überlieferungsortes und der inhaltlichen Verwandtschaft zu Matthäus’ anderen sermones kein Zweifel. Ausgerechnet am Fest der Apostelfürsten – und damit auch des Papsttums – stellte der Krakauer Erörterungen über das beklagenswerte Erscheinungsbild des höheren Klerus an. Sanft abgefedert durch demütige Exordialtopik setzte er sich zu Beginn seiner Ausführungen in Anlehnung an eine Episode aus dem zweiten Buch der Könige ausgerechnet mit dem Propheten Elischa gleich, der sich anschickte, den reichen Aramäer Naaman zu belehren, wie dessen Aussatz geheilt werden könne. Bei aller subtilen Einkleidung bleibt im ganzen Text ein derart drastischer Unterton gegenwärtig. Zwar nehme der Klerus, insbesondere der römische, eine herausragende Würdestellung innerhalb der Kirche ein, doch bestehe das eigentliche Qualifikationsmerkmal für deren Leitung in der imitatio moralis der heiligen Vorbilder. Man kann den Hinweis auf die besondere Position Roms durchaus im Sinne einer urbanistischen Parteinahme des Matthäus vor dem Hintergrund des 1378 ausgebrochenen Schismas verstehen;218 wie die Fortsetzung zeigt, war sein Hauptanliegen in jener Predigt jedoch ein moralischer Appell: So zeuge es von einem reifen Urteilsvermögen, Unmögliches nicht zu wollen und Unbeherrschbarem auszuweichen, doch seien nur wenige Geistliche in der Lage, wie die Apostel dem Irdischen zu entsagen. Eine zu große Liebe zum Weltlichen aber kompromittiere die Stellung des Klerus.219 Unwürdige und Übeltäter würden entgegenkommend behandelt, nur um sie bei Laune zu halten; ein Vorgehen, das zersetzend wirke. Wichtig sei die innere Disposition: Man müsse Besitzlosigkeit ja nicht anstreben, aber zumindest bereit sein, sie zu leben.220 Sich nur auf menschliche, nicht aber auf Gottes Hilfe zu verlassen, greife zu kurz, wie die prekäre Lage zeige. Die Predigt kommentiert hier treffend artigen Auftritt betraut worden sein (vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 249)? Urban VI. musste Rom – wo die Predigt allem Anschein nach gehalten wurde – 1383 für fünf Jahre verlassen, s. Rychterová: Offenbarungen, S. 71). 217  Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 537 f. Zu Štěkna und seinen in Krakau überlieferten Codices vgl. Zathey u. a.: Historia Biblioteki Jagiellońskiej I, S. 61–63; Tříška: Literární činnost, S. 139 f.; Wielgus: Z badań, S. 89. 218  Vgl. Rychterová: Offenbarungen, S. 92. 219  Pauci sunt, qui non dico mortem, sed vel temporalia bona contempnunt, et tamen contemptus talium fuit dominacio apostolorum, et per hoc fuit confortatus principatus eorum. (…) Et sine dubio qui vult advertere, manifeste reperiet, quod maxime hac occasione clericorum potestas aufertur et potestas minuitur, quia temporalia nimium diliguntur. Matthäus von Krakau: Sermo de sanctis apostolis Petro et Paulo (s. unten Kapitel VIII. 3. 2., S. 305). 220  (…) paratus sit homo carere. Ebd. S. 306.

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die politische Aktualität: Tatkräftige Hilfe jenseits von Lippenbekenntnissen sei der (römischen) Kirche bisher von den umworbenen Mächtigen kaum zuteil geworden. Manchen sei das Chaos womöglich sogar willkommen, weil sie unter diesen Umständen ihre Interessen einfacher durchsetzen könnten.221 Der Gedankengang wird nun wieder zeitloser: Über Prälaten und Kirchenfürsten bemerkt Matthäus, dass sie für ihre Aufgaben qualifiziert sein müssten: Abstammung, Gefälligkeiten, politischer Druck oder Gefallsucht seien keine gültigen Gründe dafür, einem Ungebildeten Verantwortung in der Kirche zu übertragen; vielmehr machten sich durch einen solchen Schritt alle Beteiligten schuldig.222 Besondere Bedeutung hätten stattdessen die richtige Einstellung, ein integrer Charakter, eine profunde Kenntnis der christlichen Lehre, die ehrliche, doch demütige Überzeugung von der eigenen Würdigkeit, notfalls auch die Bereitschaft zum Verzicht, sowie eine Bewerbung auf korrektem Wege – nicht etwa mittels Protektion oder gegen Geld. Der hohe Anspruch, dass man der göttlichen Würde des Priesteramtes gerecht werden müsse, das Auszeichnung und Verpflichtung zugleich sei, gewissermaßen ein „Vertrag“ (contractus), hält den Hörern unmissverständlich einen Spiegel vor. Es ist bezeichnend für Matthäus’ Grundeinstellung, dass er verlangt, die Geistlichkeit habe eine moralische und intellektuelle Elite zu sein, von der allzu weltliche und unbedarfte Charaktere ausgeschlossen bleiben müssten.223 Es wird in der Summe nicht nur die materialistische Einstellung des Klerus kritisiert, sondern auch suggeriert, dass gerade die Pfründen vergebende Kirche diesem Missstand Vorschub leiste. Stattdessen sollten moralische Mindestmaßstäbe beachtet werden, wobei insbesondere die geistliche Neigung und persönliche Dignität der Kandidaten zu überprüfen seien. Bedenkt man, dass Urban VI. gerade deswegen in der Kritik stand, weil er nach dem Abfall seiner frondierenden Kardinäle im Sommer 1378 gleichsam über Nacht ein neues Kardinalskollegium 221  Nam quantum turbetur ecclesia et pastor eius, quantum fluctuet Petri navicula, omnes videmus, et quam modicum per tales dominos, quorum intuitu maximas gracias et quasi minimas concessit vel eorum temporalia adiuvetur, eque sencimus. (…) Devotissimos se scribunt et fidelissimi sunt ad beneficia impetranda. Sed sicut fides sine operibus mortua est, ita et fidelitas sine operum exhibicione modica vel nulla censetur. Et valde timeo, quod multi forsan de sancte matris ecclesie turbacione gaudeant, ut facilius optineant, quod intendunt. Ebd. S. 306. 222  Sacerdotis enim est scire legem domini et non ad interrogata respondere de lege. Hinc est, quod ignarus et ex ignorancia sua indignus ad principatum ecclesie nec propter nobilitatem sanguinis aut amicorum potenciam nec principum minas et inportunam instanciam nec propter servicia exhibita vel exhibenda ecclesie aut quantamcumque utilitatem provenientem vel verisimiliter proventuram debet aliquatenus promoveri. Non enim facienda sunt bona, ut eveniant mala, quia talium iusta est dampnacio, Rm 3 {8}. Indignum autem scienter promovere preter periculum promoti et dampnum subiecti populi promoventi est grande periculum teste beato Chrisostomo in libro de dignitate sacerdotali: Qui ordinant indignos, eisdem subiacent penis, quibus illi, qui indigni sunt ordinati, eciam si dicant se eorum vicia ignorasse. Ebd. S. 307. 223  Vgl. die im vorigen Kapitel dargestellten Aussagen der Homilienzyklen über die Eigenschaften eines integren Predigers, die zum Teil in dieselbe Richtung zielen wie der Tenor dieser Ansprache.

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kreiert hatte, dessen Mitglieder in den Quellen eher unvorteilhaft beleumundet sind,224 wird man erahnen können, wie treffsicher die Kritik des Matthäus gewirkt haben muss. Vergegenwärtigt man sich weiterhin, dass dieser Papst als jähzorniger, mit Gegnern wenig zimperlich verfahrender Charakter bekannt war,225 lässt sich auch der Mut ermessen, mit dem Matthäus offenbar bereits lange, bevor er eine politisch unantastbare Persönlichkeit geworden war, seine Überzeugungen selbst an höchster Stelle vertreten hat. Als er im Advent 1385 ein weiteres Mal vor Urban VI. und seinem Hof auftrat, wählte er als Thema seines Sermons gar die unsanfte Frage aus Jesaia 1,21: Quomodo facta est meretrix, civitas fidelis? Wer unter den Zuhörern erwartet hatte, dass nur auf einer allgemeinen und verklausulierten Ebene Klagen über den aktuellen Zustand der Kirche vorgebracht würden, mochte sich durch die erste Hälfte der Predigt bestätigt sehen. Doch dann wurde Matthäus deutlich: Hurenhaft verhielten sich Kleriker, die nur nach Geld strebten und ansonsten Christus, den Bräutigam der Kirche, schamlos betrögen. Insbesondere sei das Schisma die Frucht einer solchen Einstellung, denn viele Kirchenmänner und geistliche Institutionen hingen dem Gegenpapst an, nur um ihre Einkünfte nicht zu verlieren. Matthäus’ polemisches Wortspiel, Clemens VII. hätte doch eigentlich den Namen Demens verdient, wird Urban mit wohlwollendem Lächeln aufgenommen haben. Doch die Kritik war nicht nur auf die Gegenobödienz gemünzt. Die Kirchenspaltung ähnle dem Streit der beiden Frauen vor König Salomo, die beide Anspruch auf dasselbe Kind erhoben. Eine Abkehr von diesem Besitzdenken hätte das Schisma längst beseitigt.226 Eigentlicher Urheber der beklagenswerten Zustände sei mithin der Klerus, denn wenn mit diesem etwas nicht stimme, habe das Folgen für die gesamte Kirche. Wiederum diagnostiziert Matthäus die Wurzel des Übels im Bereich des Intellekts. Es fehle zwar nicht an klugen Leuten, doch hätten diese nur geringe Chancen, verantwortungsvolle Positionen im Klerus einzunehmen. Eine Änderung dieser Politik könne dem Übel abhelfen.227 Anstatt qualifizierte Seelsorge zu organisieren, überlasse man die entscheidenden Positionen Unfähigen, nicht selten aus rein materiellen Gründen. Folgerichtig seien Orden, Universitäten, Kollegien, Städte, Verantwortliche in Staat und Kirche auf allen möglichen Ebenen unbedingt reformbedürftig (reformandi). Es könne nicht so weitergehen, dass man sich nur noch mit der 224 

Vgl. etwa Dietrich von Niem: De scismate, hrsg. v. Erler, I. 12. Ebd. I. 45, 50–52. 226  (…) statim esset finis schismatis, si extinctum esset desiderium temporalis comodi vel honoris. Sommerfeldt: Adventsrede, S. 383. 227  (…) ex defectu sapientie deficit ecclesia (…). In magno ergo et faciliter provideretur ecclesie, si in conferendis dignitatibus et beneficiis, in officiis et potestatibus committendis sapientes, dum aliud canonicum non obsisteret vel obstaret, omnibus aliis preferentur, sicut de iure deberent preferri. Tunc enim quilibet sive nobilis sive plebeius anhelaret ad studium (…). Ebd. S. 385. 225 

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Wahrung des eigenen Besitzstandes beschäftige, sich zu diesem Zweck mit den Mächtigen arrangiere und darüber alle moralischen Grundsätze vergesse. In beiden Ansprachen ist Matthäus damit nicht zuletzt als Fürsprecher der gelehrten Bildung aufgetreten. Das ist zum einen ein deutlicher Hinweis darauf, dass seine Äußerungen jeweils im Auftrag und Interesse der Prager Universität erfolgten. Dass ihm eine Förderung des Studiums sogar als mittelbarer Ausweg aus dem Schisma vorschwebte, zeigt zum anderen seine Einstellung als Theologe und einen nicht unbeträchtlichen Stolz als Intellektueller, der ihn sein Leben lang begleitet hat.228 Aus den Predigten ist ersichtlich, wie unmittelbar sich für Matthäus der Ausbruch des Schismas aus dem Zustand der Kirche erklärte. Synodal‑ und Gelegenheitspredigten Da sich über die Chronologie seines oben betrachteten homiletischen Wirkens bisher nichts Gesichertes sagen lässt, ist erstmals am 25. Januar 1384 eine Predigt des Matthäus von Krakau in Prag zweifelsfrei belegt – ob sie tatsächlich an der Teynkirche stattfand, wie man vermutet hat,229 muss dahinstehen. Matthäus verkündete damals öffentlich dem Volk230 die Festsetzung einiger Ketzer durch Erzbischof Johann von Jenstein und beschrieb ihre Irrlehren. Diese Nachricht verstärkt die Vermutung, dass der Krakauer schon vor seinen Auftritten als Synodalredner auf Erfahrungen als Volksprediger zurückblickte. Am 18. Oktober desselben Jahres trug er erstmals einen sermo auf einer Diözesansynode vor. Für diesen Auftritt hat er jenes glänzende Beispiel scholastischer Rhetorik formuliert, dessen Schema oben erörtert wurde. Dem Anlass entsprechend widmet sich seine Predigt Quid est quod dilectus meus insbesondere dem Erscheinungsbild der Geistlichkeit und des Christentums insgesamt. Letzteres in einer erstarrten, oberflächlichen Form ohne innere Teilnahme sei nur äußerliches Beiwerk wie das leere Gewand Josefs, den man einem Raubtier zum Opfer gefallen glaubte. Matthäus interpretiert den Klerus, insbesondere die Priester und Prälaten, als den innersten Kern der Kirche, der die übrige menschliche Gesellschaft dadurch überrage, dass ihm eine besondere Würde, die Nutznießung des Kirchengutes und die Verwaltung des göttlichen Gnadenschatzes übertragen seien. Wenn nun aber der Klerus zu Verfehlungen neige, wirke das besonders schlimm, denn so wie ein verdorbener Magen dem ganzen Körper Leiden bringe, so schädige auch ein maroder Klerus die gesamte 228  Vgl. Matthäus’ Anklage gegen seinen Widersacher Johannes Falkenberg von 1406 (unten Kapitel III. 3.). 229  Quellen zur böhmischen Inquisition, hrsg. v. Patschovksy, S. 110 f.; ebd. S. 319–323 auch eine zeitgenössische Zusammenfassung der Predigt. Matthäus hatte die Plebanspfründe an der Teynkirche erst seit dem 7. Oktober 1392 inne (vgl. Regest R 31 zum betreffenden Datum). 230  (…) pronunciavit publice magister Matheus de Cracovia sermonem faciens ad populum (…). Quellen zur böhmischen Inquisition, hrsg. v. Patschovsky, S. 319. Von der Predigt ist nur eine Inhaltsangabe überliefert.

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Christenheit – diesen Gedanken aus der oben besprochenen zweiten Predigt vor Papst Urban hat Matthäus wohl der vorliegenden entlehnt. Wer am geistlichen Amt nur die Ehren schätze, sich aber nicht selbstlos für die Ziele des Glaubens einsetze, sei nicht mehr als ein Mietling, der auch keinen Schaden abzuwenden vermöchte, eine kraft‑ und nutzlose Vogelscheuche (idolum), die von den Vögeln befleckt werde. Die Nachlässigkeit der Prälaten ergebe sich aus der Liebe zum Weltlichen und aus dem Ignorieren der Sünden anderer in der Hoffnung, dass diese ein Ähnliches täten. Klerus und Volk steckten sich mit ihren Verfehlungen gegenseitig an, indem der erstere vulgäre Laster übernehme und das letztere die Unsitten, die es beim Klerus beobachte, für erlaubt halte. Ausgerechnet diejenigen, die das Volk zum ewigen Leben führen sollten, richteten es zugrunde. Es könne doch nicht sein, dass etwa in der Bußpraxis über die schwersten Sünden anstandslos oder womöglich gegen eine materielle Zuwendung hinweggesehen werde. Die verfehlte Einstellung übertrage sich auch auf das kirchliche Leben; wie in einer Markthalle würde mit geistlichen Ehren gehandelt.231 Der Name Christi sei geradezu ein kommerzielles Objekt, das alle anderen an Wert und Begehrtheit übertreffe. Es folgt einer der Kerngedanken der Predigt: Nicht auszudenken, wie es um das Ansehen des Klerus stünde, gäbe es das Eucharistiesakrament nicht! Dieses sei das Einzige, was unter den Laien noch ein wenig Achtung vor dem Klerus am Leben erhalte. Doch da es dieser selbst nicht hinreichend ehre,232 müsse man befürchten, dass das Ansehen des geistlichen Standes in den Herzen des Volkes noch unter das erreichte, bereits minimale Maß sinke. Die Geldgier unter den Priestern sieht Matthäus dabei nur als ein Motiv unter mehreren.233 Auch geschlechtliche Ausschweifungen als verruchtester Auswuchs der Weltlichkeit werden gegeißelt, wobei anscheinend konkrete Geschehnisse anklingen. Die Sünden der Kleriker begännen schon mit einem inkorrekten Erwerb von Weihen, Würden oder Pfründen – hier fällt der Simoniebegriff – und setzten sich durch die schlechte Verwaltung und Veruntreuung des Anvertrauten fort. Matthäus geht in dieser Predigt freilich mit seiner Kritik an der kirchlichen Ämtervergabe nicht bis zum Letzten, sondern fügt eine salvatorische Klausel an: Wenn der Papst und die Bischöfe aus besonderen Gründen einen Minderjährigen oder Unqualifizierten 231  An non domum domini faciunt negotiatorium, qui ad beneficia, ad sacros ordines, qui ad religionem, ad sacram {sic}, ad sepulturam raro vel numquam admittunt, nisi prompta detur pecunia, vel promittatur expresse, etiam aliquando cum fideiussoria cautione? In: Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, S. 135. 232  (…) tam viliter, tam indevote tractatur et tam varie quasi luditur cum illo venerabili sacramento, ut quasi portetur ad forum et quasi venale exhibeatur: dum alii in dedicationibus suis per cimeterium sacramentum portant aut ambitum, alii in eadem missa quasi sepius elevantes populo monstrant, huiusmodi tam varia excogitantur – non video quare, nisi ut pecuniae a simplicibus emungantur (…). Ebd. S. 135. 233  Sed revera nostri sacerdotes, quantum in ipsis est, corpus Christi polluunt, quando ipsum non instictu devotionis proprie offerunt, sed aliunde necessitate coacti vel precio conducti vel hipocrisi stimulati. Ebd. S. 136.

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beförderten, so stehe ihm darüber kein Urteil zu; freilich müssten die Verantwortlichen stets damit rechnen, gegen Gottes Willen zu handeln.234 Der notwendigen Qualifikation des Geistlichen gelten Überlegungen,235 die wörtlich an die hohen Forderungen aus der ersten in Rom gehaltenen Predigt anklingen. Der vielleicht im Folgejahr gehaltene Sermon Sobrii estote greift einige der in Quid est quod dilectus meus geäußerten Gedanken wieder auf. Darüber hinaus werden die Zustände mit dem Schisma in Bezug gesetzt: Matthäus beklagt wiederum das verderbliche Erscheinungsbild der Kirche, das ihrer Spaltung vorausgegangen sei. Habe Christus nur einen Judas in seinem Gefolge gehabt, so seien es nun unzählige, die die Gemeinschaft der Gläubigen durch ihr frevelhaftes Leben im Innern schädigten.236 Besonders akzentuiert wird der Missstand, dass viele Kleriker zwar vom Pfründenbesitz lebten, aber anstatt der Kirche zu dienen, nur ihren privaten Vergnügungen oblägen. Manche seien so geldgierig, dass sie geistlichen Beistand nur gegen Bezahlung leisteten. War schon diese Beobachtung in der vorigen Predigt zu Wort gekommen, so wiederholt auch die Feststellung, dass Büßer bei entsprechender Freigebigkeit allzu nachsichtig behandelt würden, eine Klage aus der Synode von 1384. Dass mancher seine geistlichen Pflichten einem unbedarften Vikar überlasse, habe desaströse Folgen, weil solche Leute den Gläubigen nicht zu Vorbildern und Ratgebern taugten. Das Schisma zeige, in welcher Bedrängnis die Kirche sich befinde, wobei in erster Linie ausgerechnet Kleriker für diesen Zustand verantwortlich seien. Indem die Geistlichkeit sich von weltlichem Machtkalkül und Gewinnstreben leiten lasse, wo doch ihre wahren Waffen in Predigten und Gebeten bestünden, vernachlässige sie ihre Pflichten und wehre nicht wachsam dem Übel. Habgier, Verschwendungssucht und ein zweifelhafter Lebenswandel untergrüben den Ruf des Klerus, der inzwischen so zugrunde gerichtet sei, dass eigentlich nur noch die Aussicht auf materielle Versorgung zur Wahl der geistlichen Laufbahn motiviere. Die wohl 1386 gehaltene Predigt Digne ambuletis widmet sich vor allem der Würde des Priestertums, die sich aus dem ihm verliehenen Amt ableite.237 Man dürfe diese Dignität jedoch nicht als Rechtfertigung eines aufwändigen Lebenswandels missverstehen; entscheidend sei vielmehr, dass man mit seinem Verhalten den Erwartungen Gottes und der Gläubigen gerecht werde. Jeder Pfründner 234  Hic tamen advertendum est, quod si aliquando papa et episcopi ex certa scientia et causis eos moventibus aliquem puerorum et ignarum praeficiunt, de hoc non est meum iudicare, nec volo scrutare vel damnare. Videant tamen dispensatores quam dispensationem patentes et timent, ne, licet sit cum aliquo dispensatum, Deus forte non habeat ratum. Ebd. S. 137 (Der Text ist an dieser Stelle offenbar nicht ganz korrekt). 235  Ebd. S. 137. 236  Hii sunt qui Christum indigne suscipiunt et de Christi patrimonio male vivunt, Christum in sacramentis vendunt et christianum nomen habentes christiane non vivunt. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II), S. 603 f. 237  Vgl. Doma ń ski: Filozofia i myśl społeczna, S. 164–174.

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müsse sich fragen, ob er sein Amt so versehe, dass er selbst an der Stelle des Pfründenstifters keine Einwände gegen eine entsprechende Verwendung seines Vermögens hätte. Wer dagegen als Inhaber einer prominenten Stellung unwürdig handle, schädige damit nicht nur das Amt, sondern gebe auch der Allgemeinheit ein verderbliches Beispiel. Verleihe man zudem einem Unwürdigen eine hohe Stellung, so hebe dies nicht etwa seinen Charakter, sondern drücke vielmehr das Ansehen des Amtes hinab. Entsprechend seien bereits zahlreiche Würden im geistlichen und weltlichen Leben – einschließlich solche in der Wissenschaft – entwertet, für die sich kaum noch vernünftige und ehrbare Bewerber fänden, blieben die Posten doch keinem noch so Ungeeigneten verschlossen, wenn er sich nur um sie bemühe.238 Ruchlos lebende Christen würden zu Antichristen (antichristi) – ein Anklang an Milíč –, ungeistlich lebende Kirchenmänner nachgerade zu Teufeln (diaboli). Die vierte Synodalpredigt, die Matthäus – wohl zu Recht – zugeschrieben wird, ist nicht näher zu datieren;239 dass sie auf einer Versammlung des Klerus gehalten worden ist, geht immerhin aus dem Text hervor. Im Zentrum steht wiederum das Verhalten der Geistlichkeit. Jeder Kirchenmann, vor allem die Prälaten, solle mehr nach ewigen als nach weltlichen Gütern streben, sich davor hüten, durch seine Verfehlungen Ärgernis zu erregen und sich so verhalten, wie es sich im Hause Gottes schicke. Die Gottgefälligkeit sei die Richtschnur des Handelns, welche die Geistlichkeit, zumal die höhere, jedoch nicht genügend beachte. Weitere Gedanken gelten dem Ämterschacher: Es sei schon schlimm, wenn ein Simonist auf nicht simonistische Weise Kleriker einsetze, schlimmer noch, wenn es ein Nicht-Simonist auf simonistische Weise tue, und am schlimmsten, wenn sowohl der Handelnde als auch das Geschehen simonistisch seien. Wer auf diese Art andere ordiniere oder selbst ins Amt gelange, sei für die Spendung der Sakramente disqualifiziert.240 In diesem Gedanken spiegeln sich Meinungen, die, wie bereits geschildert, auch Heinrich Totting und Konrad von 238  Etenim ex quo modo {alio Se ń ko} provenit, quod omnes dignitates tam seculares quam spirituales, milicia, sacerdocium, doctoratus in scientiis vel magisterium ita generaliter viluerunt et cottidie vilescunt nisi ex eo, quod tam multi indigne assummuntur vel assumpti tm turpiter et misere conversantur. Cui enim racionali {racionabili Seńko} et honesto non vilescat gradum assumere vel statum tenere, quem assecuntur et assumunt nequam, vilissimi, infames, proditores aut qualicumque vicio irretiti, et vix est tam miser et insufficiens, quin, si laboraret, admitteretur. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I), S. 479. 239  Zur Frage der Autorschaft und Entstehungszeit s. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 604 f. Seńko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 126 vermutet eine Entstehung im Jahr 1389. 240  Nam ordinatores et ordinati sunt lepra symonie infecti, irregulares et ab officiis et execucione suorum ordinum suspensi. Unde videant, qualiter alios absolvunt, quomodo de divinis officiis, que sine mortali culpa exequi non potuerunt, se taliter qualiter intromittant, quomodo dampnacionis sibi penam plurificando actus execucionum accumulant, quam horribiliter sine remedio talibus ipsorum disposicionibus ad inferna descendunt. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 610.

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Soltau an der Prager Universität vertraten. Das Priestertum, das der weltlichen Gewalt voranstehe, fährt Matthäus fort, sei eine derart vornehme Würde, dass es keinerlei sündhafte Befleckung dulde; deswegen sei der Klerus zu lauterem Lebenswandel und eifrigem Einsatz für den Glauben verpflichtet. Lauterer Lebenswandel des Klerus und eifriger Einsatz für den Glauben sind mithin auch die Hauptanliegen, die Matthäus von Krakau in seinen Synodalpredigten formulierte. Die besondere Verantwortung des geistlichen Standes für das Wohlergehen der ihm anvertrauten Seelen bezog er auch auf den Umgang mit dem überlassenen Kircheneigentum, das gleichfalls zum Besten der Allgemeinheit verwendet werden müsse. Dieser Gedanke schließt eine allzu weltliche oder materialistische Einstellung der Kleriker kategorisch aus, zumal von der letzteren aus der Schritt zur wiederholt kritisierten Simonie nicht mehr weit sei. Diese Beobachtungen münden bei Matthäus in einen moralischen Elitarismus: Geistliche Verantwortung soll integren Charakteren vorbehalten bleiben, die mit der rechten Einstellung, aber auch mit dem notwendigen Niveau für die Ziele Gottes einträten. Es fällt auf, dass die in ihrer Bandbreite wenig variable Kritik, die in den Synodalpredigten zur Sprache kommt, nicht ausdrücklich auf die oberste Kirchenspitze bezogen ist. Diese nimmt Matthäus in seiner Predigt von 1384 sogar noch von seinem Tadel aus. Eine inhaltliche Verbindung zu den in Rom gehaltenen Ansprachen ergibt sich neben der Klage über die Verweltlichung der Geistlichen und der Anmahnung einer ausreichenden intellektuellen Qualifikation aus dem Zusammenhang, den Matthäus zwischen dem Zustand der Kirche und dem Ausbruch sowie der Fortdauer des Schismas diagnostiziert. Der Fokus der übrigen Gelegenheitspredigten, die uns von Matthäus überliefert sind, weicht von diesem bei aller Kunstfertigkeit der Formulierung doch etwas stereotypen Ins-Gewissen-Reden ab. So tritt uns der Krakauer in seiner nicht eindeutig datier‑ und lokalisierbaren Predigt Venit iudicare vor allem auf einer anderen Ebene mit zeitkritischen Aussagen entgegen: Prag, die einstmals bedeutende und – als Verdienst der dort wirkenden Theologen – rechtgläubige Metropole Böhmens sei zu einem Tummelplatz von Ketzern geworden, die nur durch die Protektion der Mächtigen ihren Einfluss zu entfalten vermöchten, lautet der Grundgedanke. Sommerfeldt und Franke haben hinter den Anspielungen des Matthäus die zunehmenden religiösen und politischen Spannungen in Prag vermutet. An der Universität brach Mitte der 1380er Jahre der Konflikt zwischen Böhmen und Auswärtigen aus; um dieselbe Zeit kam es zur Abwanderung einer großen Zahl von Prager Gelehrten an die neuen Hochschulen in Wien und Heidelberg.241 Es ist an dieser Stelle also noch einmal die Frage nach Entstehungsort und ‑zeitpunkt der Predigt zu stellen. Ihr erster Herausgeber Sommerfeldt hatte sie „frühestens etwa 1387“ datiert und vermutet, sie könne 241 

tion.

Zu dieser Bewegung s. Miethke: Anfänge, S. 313 f.; Nuding: Mobilität und Migra-

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

auch außerhalb Prags – vielleicht in Krakau – gehalten worden sein.242 Dieser Annahme widersprach Franke mit dem Argument, auswärtigen Zuhörern hätte das Verständnis für die beklagten Zustände in Prag fehlen müssen.243 Seńko, der die Predigt nachdruckte, setzte sie ohne weitere Begründung ins Jahr „1378“, so dass man fast versucht ist, eine versehentliche Verdrehung der beiden Schlussziffern zu vermuten; da er die Rede für eine Synodalpredigt hielt, scheint er von Prag als Schauplatz ausgegangen zu sein.244 Kałuża, der offenbar Seńkos Ausgabe benutzte, übernahm dessen Datierung, behandelte die Predigt dementsprechend als die früheste Synodalpredigt des Matthäus und zog aus ihrem Wortlaut Rückschlüsse über das Kirchenverständnis des Krakauers in der Zeit seiner vermeintlich ersten Ausformulierung. Auf die Zeitbezüge ging er nicht näher ein.245 Diese weisen jedoch recht deutlich in einen späteren Kontext als 1378, das Todesjahr Karls IV., in dem Matthäus noch mindestens drei Jahre vom Abschluss seiner theologischen Studien entfernt war. Wer hätte ihn damals zu einer solchen Predigt veranlasst? Und hätte man damals etwa schon der Blütezeit der Prager Universität nachtrauern müssen, wie dies der Prediger tat?246 Auffällig ist unter anderem auch der Verweis auf Vorgänge in Polen, die in einem Prager Ambiente etwas weit hergeholt erschiene: „Und weil die Gefahren der Nachbarn zur Vorsicht mahnen, nämlich Polen, soll Polen künftig von anderen Dingen Abstand nehmen, durch die Zorn über die Nachbarn kommt, und sich in Friedenszeiten um den Frieden bemühen und nach der Art seiner Feinde Buße tun, um der Gefahr zu entgehen.“247

Es ist demnach denkbar, dass Matthäus diese Predigt tatsächlich erst deutlich später als 1378 und auch außerhalb Prags248 – vielleicht in Krakau – gehalten hat. Den Einwand, dort hätte man die auf Prag bezogenen Einlassungen nicht verstanden, kann man getrost beiseite lassen, denn die Kontakte zwischen beiden Orten waren insbesondere unter den Gebildeten und potenziellen Zuhörern 242 

Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 615. Franke: Mathäus von Krakau, S. 45. 244  Se ń ko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 126. 245  Kału ż a: Eklezjologia, S. 72 („Also schon direkt in ihren Anfängen, als sich das Denken des Matthäus noch herausbildete, war seine Ekklesiologie verschieden von der Ekklesiologie der Prager Reformer“ [Übersetzung M.N.]). 246  (…) in te {d. h. Praga} requievit doctorum sapientia, magistrorum scientia, prudentium emanaverunt de te consilia. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 619. 247  Et quia pericula vicinorum dant cautelam, scilicet Polonie, futurorum ab aliis Polonia abstineat, propter que ira in vicinos descendit, de pace sibi tempore pacis provideat moreque inimicorum ad evadendum pericula penitenciam agat. Ebd. S. 620. Es fällt schwer, diese Passage mit Sommerfeldt als Kritik an der Politik König Kasimirs († 1370) zu verstehen; offenbar wird auf ein späteres, zum Zeitpunkt der Predigt aktuelles Problem angespielt. 248  Auf Prag wird mehrfach mit ibi Bezug genommen; ein dort vortragender Prediger hätte aber wohl eher hic gesagt. Zur Überlieferung des Textes (in Krakau und Marburg) s. ebd. S. 615. 243 

II. 5.  Die Heiligsprechung Birgittas von Schweden

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des Matthäus eng, und sie sollten – nicht ohne seine Beteiligung – durch die Bemühungen um die Erneuerung der Krakauer Universität sogar noch enger werden. Liegt uns in dieser Predigt also ein Reflex aus der Zeit vor, als Matthäus begann, sich aus dem für ihn zunehmend unattraktiven Prag abzuwenden und sich in Krakau zu engagieren?249 Die übrigen Aussagen ähneln nur entfernt denen in Matthäus’ Synodalpredigten. Zwar scheint beispielsweise auch in Venit iudicare Kritik am unspirituellen Klerus auf, doch geschieht dies eher vereinzelt.250 Der Gedanke, dass die von Gott zugelassenen Irrlehren den Guten nützten, die in der Auseinandersetzung mit solchen Erscheinungen ihre Geduld und Weisheit mehren könnten,251 erinnert an die Argumentation in Matthäus’ Traktat über die Theodizee. Wiederum in einem nicht näher bestimmbaren Jahr stieg Matthäus zu Mariae Himmelfahrt auf die Kanzel. Als Gegenstand seiner Predigt Facite vobis amicos wählte er sich diesmal die Rolle des Ablasses im Kontext der Sündenvergebung. Das Thema wurde im Prag des ausgehenden 14. Jahrhunderts diskutiert, wofür einer der Anlässe die Ablassbulle Bonifaz’ IX. von 1393 war.252 Matthäus misst den Indulgenzen keine tragende Rolle im Heilsgeschehen zu und betont auch, dass sie nicht das eigene Streben der Gläubigen nach einem gottgemäßen Leben zu ersetzen vermöchten. Ihm ging es dabei jedoch weniger um eine theologische Hinterfragung der Ablasslehre als um eine Warnung vor ihrem Missbrauch im Alltagsleben. Hierin stimmte Matthäus mit seinen Prager Zeitgenossen Stefan von Kolín und Heinrich von Bitterfeld überein.253

II. 5.  Die Heiligsprechung Birgittas von Schweden Im Milieu der Prager Reformtheologen, in dem Matthäus von Krakau seine akademische Karriere begann, genoss eine Skandinavierin hohes Ansehen, die schon zu ihren Lebzeiten im Ruch der Heiligkeit stand und 1391 kanonisiert wurde: Birgitta von Schweden (1303–1373).254 Auch außerhalb akademischer Zirkel interessierte man sich für sie, wovon die alttschechische Übersetzung ihrer Offenbarungen durch Thomas von Štítné (nach 1391) ein beredtes Zeugnis ablegt.255 Die Beschäftigung mit dieser Figur war auch in der Lebenswirklich249 

Siehe Kapitel III. 2. (…) nonne sit ignominia, secundum Hieronimum in Micheam prophetam, Ihesum crucifixum, pauperem et esurientem farsis corporibus predicare et ieiuniorum doctrinam iubentes uncta sibi tumenciaque ora proferre? Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 616 f. 251  Ebd. S. 616. 252  De Vooght: Hussiana, S. 340–362. 253  Vgl. ebd. S. 343. 254  Zur Biographie s. Morris: St Birgitta; Sahlin: Birgitta; Schiwy: Birgitta. 255  Rychterová: Offenbarungen; vgl. Spunar: Repertorium I, S. 207; Marin: L’archevêque, S. 548–564. 250 

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

keit des Matthäus von Krakau kein randständiges Phänomen. Noch lange nach seiner Prager Zeit verband Matthäus besondere Erinnerungen mit der nordischen Visionärin, der er ein Jahr vor seinem Tod sogar einen Altar stiften sollte. In einem Brief an das Mutterhaus des Birgittinenordens in Vadstena ließ er um 1400 nostalgische Gedanken anklingen: „Sooft ich mir wieder vor Augen führe, auf welch fromme, gnadenreiche und einzigartige Weise euch Gott berufen hat und auf welch wundersame Art Er durch Seine auserwählte Braut, eure Birgitta, euren Orden, den Ort und das Kloster sowie die Personen (…) auserwählt hat, wird mir vor Freude jedesmal ganz warm ums Herz.“256

Man wird sich den Kontakt des Matthäus mit dem schwedischen Konvent schon wegen der großen räumlichen Entfernung nicht allzu eng vorstellen dürfen. Tatsächlich räumte Matthäus in dem genannten Schreiben ein, schon jahrelang keine Korrepondenz mehr mit dem Kloster gepflegt zu haben.257 Dennoch galt er in Vadstena genug, um in die Gebete der Ordensmitglieder eingeschlossen zu sein.258 Bevor den Hintergründen seiner Nähe zu Birgitta und ihrem Kloster nachzugehen ist, sind einige kurze Bemerkungen zur Person der skandinavischen Heiligen notwendig. 1303 als Tochter Birger Peterssons, des Regenten der schwedischen Provinz Uppland, geboren und 1316 mit Ulf Gudmarsson, dem späteren Regenten von Närke, verheiratet, hatte Birgitta auf dessen Gütern und zeitweilig am schwedischen Königshof zunächst das Leben einer hochadeligen Dame geführt.259 Schon damals unternahm sie auch verschiedene Pilgerreisen. Eine von ihnen führte sie an der Seite ihres Mannes, dem sie im Laufe der Zeit acht Kinder geboren hatte, 1341–1343 bis nach Santiago de Compostela. Als Ulf bald darauf 256  Quociens enim attente recolo, quam pie, clementer et singulariter vocaverit vos Deus et elegerit miro modo per sponsam suam electam vestram Birgittam, ordinem vestrum, locum et monasterium, necnon personas pro renovacione devocionis, stabilitatem fidei, mundi et mundanorum confusionem, tociens intimo corde letificor et consolor. Nyberg: Klasztor Brygidek, S. 75. Nyberg datiert den ohne Zeit‑ und Ortsangabe überlieferten Brief auf 1397–1401. Ich neige dazu, ihn in das Jahr 1401 zu setzen, in dem der Mönch Lucas Jacobi, dem Matthäus sein Schreiben mitgab, zwischen Vadstena und Rom unterwegs war. Zu dem Schreiben vgl. auch Borzyszkowski: O liście (dort die Datierung 1400 / 01, S. 4). 257  Quamvis a tempore, quo a Praga quadam necessitate recessi, nec scripserim vestre caritati nec eiusdem scripta recepimus (…). Nyberg: Klasztor Brygidek, S. 74 f. 258  (…) dignati estis me in fraternitatem et communionem oracionum vestrarum assumere (…), Nyberg: Klasztor Brygidek, S. 74. Aus dieser Formulierung wurde gefolgert, Matthäus habe dem Kloster Vadstena gleichsam ehrenhalber angehört (vgl. Borzyszkowski: O liście, S. 5); eine solche Vermutung scheint mir jedoch durch die Quelle nicht hinreichend gestützt zu werden. 259  Über Birgitta existiert eine kaum überschaubare Literatur. Neben den Biographien von Morris, Sahlin und Schiwy einige Titel neueren Datums: Birgitta of Sweden, hrsg. v. Harris; Hogg: Sunte Birgitten openbaringe, S. 103–139; Bergh: A saint; Farmer: Dictionary, S. 74 f. sowie jetzt Rychterová: Offenbarungen. Die zahlreichen schwedischsprachigen Publikationen (vgl. etwa Nyberg: Birgittinsk festgåva) konnten hier nur sehr eingeschränkt berücksichtigt werden.

II. 5.  Die Heiligsprechung Birgittas von Schweden

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im Februar 1344 starb, zog Birgitta sich in die schwedische Zisterze Alvastra zurück. Die religiösen Visionen, die sie sporadisch bereits als Kind erlebt hatte, nahmen fortan zu, so dass sie sich erfahrenen Theologen anvertraute und ihnen die Prüfung dieser „Offenbarungen“260 auftrug. Darin kamen neben spirituellen Inhalten zunehmend auch politische zum Tragen. In der Form, wie uns Birgittas Revelationes heute vorliegen, haben sie eine komplexe Entstehungsgeschichte hinter sich. Wenn Christus oder Maria zu der Heiligen sprachen, taten sie dies in altschwedischer Sprache. Birgitta berichtete das Gesehene und Gehörte wortgetreu ihren Beichtvätern, die sodann eine möglichst authentische lateinische Version zu Papier brachten. Noch in reiferem Alter nahm die Visionärin Lateinunterricht, um die Übersetzungen ihrer „Offenbarungen“ selbst kontrollieren zu können.261 Eine von ihnen betraf die Gründung eines neuartigen Doppelklosters, die Birgitta alsbald in Angriff nahm, nachdem sie den schwedischen König dazu veranlasst hatte, in Vadstena das Land dafür zur Verfügung zu stellen. Im Herbst 1349 brach sie in Erwartung des Heiligen Jahres nach Rom auf, ohne jemals wieder nach Schweden zurückzukehren. Bis zu ihrem Tod am 23. Juli 1373 in Rom unternahm sie weitere Pilgerreisen, zuletzt ins Heilige Land, und ebenso setzten sich ihre Visionen bis an ihr Lebensende fort. Allmählich zog ihr Ruf als Wundertäterin seine Kreise, wenngleich sie wegen der bisweilen schroff und herrisch wirkenden Art ihres Auftretens nicht unumstritten blieb.262 Von den Päpsten, mit denen sie aufgrund ihrer hochadeligen Abkunft von gleich zu gleich verkehrte,263 verlangte sie die Approbation ihrer Klosterregeln und die Rückkehr aus Avignon nach Rom. Während sie ersteres – freilich mit Einschränkungen – durchsetzen konnte, blieb ihr in der zweiten Frage ein dauerhafter Erfolg verwehrt.264 Bald nach ihrem Tod unternahm Birgittas Tochter Katharina mit Unterstützung von Schwedens König, Adel und Klerus erste Bemühungen um die Heiligsprechung ihrer Mutter. Während bereits Wunderberichte zusammengetragen wurden, erarbeitete der spanische Olivetaner­eremit und vormalige Bischof von Jaén, Alfonso Pecha, der noch von Birgitta selbst (bzw. von dem durch ihren Mund sprechenden Christus) mit dieser Aufgabe betraut worden war, eine präsentable Sammlung der bis dato unveröffentlichten „Offenbarungen“.265 Dieses 260  Unter diesem Titel wurden die Visionen publiziert. Die moderne (seit 1967 publizierte) Edition ist inzwischen abgeschlossen, s. Quellenverzeichnis. Zur Definition des Begriffs vgl. Dinzelbacher: „Revelationes“; Beskow: Revelationer. 261  Vgl. zum vorstehenden Überblick Undhagen, in: Revelaciones I, S. 4 ff. 262  Die Kritik betraf vor allem ihre politischen Stellungnahmen; es missfielen jedoch auch die zahlreichen Strafmirakel, mit denen sie von sich reden machte, vgl. Krötzl: Pilger, S. 85 f. 263  Rossi: Social activism, S. 50. 264  Vgl. Jönsson: Alfonso, S. 41–53; Jönsson: Revelations. 265  Vgl. Jönsson: Alfonso, S. 54 ff.; Undhagen, in: Revelaciones I, S. 11 ff.; Krötzl: Pilger, S. 82 ff.; Reber: Gestaltung, S. 57 f.

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Werk, der so genannte Liber Celestis, der 1377 erstmals einer päpstlichen Untersuchungskommission vorlag und in der Folgezeit noch mehrfach überarbeitet und erweitert wurde,266 fand rasch in ganz Europa Verbreitung. Unter den ersten Interessenten, die sich um 1380 in Rom Kopien des Textes anfertigen ließen, befand sich neben Vertretern etlicher europäischer Herrscherhäuser auch ein Bote der Universität Prag.267 Spätestens seitdem im Jahre 1903 Gustav Sommerfeldt die vor Papst Urban VI. gehaltene Adventspredigt des Matthäus von Krakau edieren und überzeugend auf 1385 datieren konnte,268 gilt ein Aufenthalt des Theologen an der Kurie zu jener Zeit als gesichert. Der Papst der römischen Obödienz verbrachte jene Phase seines unruhigen Pontifikats (vom 23. September 1385 bis zum 16. Dezember 1386) in Genua, das unter anderem Schauplatz von Urbans rücksichtslosem Vorgehen gegen eine vermeintliche Verschwörung seiner Kardinäle wurde.269 Inmitten dieser Aufregungen unternahm er jedoch auch allerhand konstruktivere Schritte. So genehmigte er unter anderem den Abgesandten der rheinischen Pfalzgrafen das ehrgeizige Ansinnen, in ihrem beschaulichen Residenzstädtchen im Wormser Bistum eine Hochschule nach Pariser Vorbild zu errichten.270 Botschafter des byzantinischen Kaisers, Manuels II. Palaiologos, der in Thessalonike immer stärker von den Türken bedrängt wurde, stellten sich mit einem Hilfsgesuch ein, auf das Urban mit einer Gegengesandtschaft reagiert zu haben scheint, die wohl nicht zuletzt die Bereitschaft der Griechen zur Annäherung an die Glaubensgrundsätze der Westkirche sondieren sollte.271 Und mitten in dieser Zeit traf Matthäus als Gesandter der Prager Universität in Genua ein. Man hat angenommen, dass er einen Supplikenrotulus überbringen und von den jüngsten Nationalitätenunruhen an der Carolina berichten sollte.272 Sicher ist jedoch, dass er noch ein weiteres Anliegen verfolgte: die auf halbem Wege steckengebliebene Heiligsprechung Birgittas. Urban war der selbstbewusste Theologe sicher noch in Erinnerung, der einige Jahre zuvor an einem Peter‑ und Paulstag in Rom schon einmal in seiner Gegenwart gepredigt hatte. Mutig, kompromisslos und wortgewaltig hatte der Mann aus Prag damals über die Grundsätze des wahren Priestertums gesprochen.273 Auch als er nun die Einladung wahrnahm, ein weiteres Mal vor dem Pontifex die Kanzel zu besteigen, war seine Botschaft eindeutig: Papst, Kardinäle und Kurie waren zwar, wie gesehen, „nur in vorsichtiger Mittelbarkeit“274 Gegenstand 266 

Vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, bes. S. 13. Undhagen: Source, S. 225. 268  Sommerfeldt: Adventsrede. 269  Anschaulich geschildert bei Dietrich von Niem: De scismate, I 42–60. 270  Miethke: Universitätsgründung; Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen, S. 173 ff. 271  Vgl. Dennis: Reign, S. 136 ff. 272  Sommerfeldt: Adventsrede, S. 374. 273  S. oben Kapitel II. 4. 2. sowie die Edition unten in Kapitel VIII. 3. 2. 274  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 176. 267 

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seiner Ausführungen, doch konnte ihnen nicht verborgen bleiben, an wen sich die energische Kritik am Zustand von Kirche und Klerus auf allen Ebenen, die der streitbare Idealist aus Böhmen zum besten gab, zuvörderst richtete. In konzilianterem Ton, aber nicht weniger eindrücklich äußerte sich der Prager Gesandte bei einem weiteren Auftritt am Rednerpult im Konsistorium. Obwohl er dabei nicht in erster Linie im eigenen Namen gesprochen haben wird, ist es offensichtlich, wie sehr er sich mit seinem Gegenstand identifizierte, als er eine Propositio zu Gunsten von Birgittas Kanonisierung vortrug.275 Nach zügigen Fortschritten zwischen 1378 und 1380 war das Heiligsprechungsverfahren aus heute nicht mehr klar erkennbaren Gründen liegengeblieben.276 Im Namen aller, die jemals in dieser Sache vorstellig geworden seien, ja aller Stände überhaupt, bat Matthäus den Papst, den bisherigen Teil des Prozesses nunmehr untersuchen zu lassen und die Sache zu einem positiven Abschluss zu führen.277 Sein Auftritt markiert den (zumindest erhofften) Beginn der kurialen Phase des Verfahrens, der auf den Abschluss der Untersuchungen in partibus folgen sollte.278 Matthäus wusste, wovon er sprach. Seine Darstellung lässt erkennen, dass er nicht nur Birgittas „Offenbarungen“, sondern auch die Prozessakten studiert hatte.279 Letztere wohl weniger eingehend als erstere, wie sporadische Ungenauigkeiten in den Details seiner Ausführungen vermuten lassen.280 Sehr intensiv war dagegen seine Beschäftigung mit den Revelationes gewesen. Fünf Jahre zuvor, so führte Matthäus aus, habe er das Werk erstmals zu Gesicht bekommen, es seither oftmals zur Hand gehabt und vielen anderen gezeigt oder referiert. Er habe sich davon überzeugen können – und deswegen habe er nun auch das Wort ergriffen –, dass sein Inhalt nützlich, fromm, erbaulich und im Einklang mit der Heiligen Schrift sei.281 275  Auch

dieser Text ist im Anhang ediert (Kapitel VIII. 3. 3.). Der Verlauf zwischen 1378 und 1380 ist dokumentiert in: Acta et processus, hrsg. v. Collijn. 277  Matthäus von Krakau: Proposicio (Kapitel VIII. 3. 3., S. 328): Supplicans pro parte omnium, qui umquam in hac materia supplicarunt, ymmo ex parte omnium statuum, quia omnes status huic canonizacioni affectos estimo vel esse debere (…), supplico, inquam (…), quatenus dignissima sanctitas vestra examinet vel examinari faciat totum huius cause processum; et postquam (…) repertum fuerit vera esse et sufficienter probata, que dicta et producta sunt, quod tunc ex apostolica et paterna clemencia cathalogo sanctorum annumeretur hec sancta (…). 278  Zum Verlauf von Kanonisationsverfahren jetzt grundlegend Wetzstein: Heilige vor Gericht. 279  In der Bibliothek des Matthäus befanden sich ein Band mit Offenbarungen Birgittas und Auszüge aus Birgittas Vita, s. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 680. 280  Beispielsweise scheint Matthäus’ Behauptung, Gregor XI. habe nach den Bischöfen von Lund und Odense auch ihre Amtsbrüder von Uppsala, Linköping und Västerås mit der Untersuchung in partibus betraut, auf ein Missverständnis bei der Lektüre von Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 144 ff. zurückzugehen. Auch dass der Prolog des Matthias von Linköping erst nach einer ca. 1373 vorgenommenen Untersuchung entstanden sei, muss auf eine Verwechslung zurückgehen, wie sie bei flüchtiger Aktenlektüre auftreten kann. 281  Matthäus von Krakau: Proposicio (s. Kapitel VIII. 3. 3., S. 320): Siquidem ante quinque annos vidi et interim frequenter habui multisque aliis ostendi et retuli visumque est michi et 276 

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

Fünf Jahre zuvor – diese Angabe deutet etwa in die Jahre 1380 / 81. Dass die Rede, in der uns diese Zeitangabe gemacht wird, wie die vorgenannte Adventspredigt während des Genueser Aufenthalts Urbans VI. (1385 / 86) gehalten wurde, scheint festzustehen, zumal Matthäus den Auftritt der oben erwähnten byzantinischen Delegation als ein noch nicht lange zurückliegendes Ereignis anführt.282 Wir erinnern uns, dass nach dem Bericht eines gut informierten Zeugen zur fraglichen Zeit (etwa 1380) ein Bote der Prager Universität in Rom erschienen war, um eine Abschrift der „Offenbarungen“ zu besorgen.283 Man muss diesen Boten nicht notwendigerweise mit Matthäus von Krakau identifizieren, obgleich es durchaus möglich ist, dass er diese Rolle innegehabt haben könnte. Fest steht jedenfalls, dass auch Matthäus frühzeitig und keineswegs zufällig mit dem Text in Berührung kam. Zwar hatte die Expertenkommission Gregors XI. an dem Text der „Offenbarungen“ nichts Beanstandenswertes gefunden, doch waren schon im Jahr nach dem Beginn der Untersuchung der Papst gestorben und das Schisma ausgebrochen. Formale und praktische Gründe, insbesondere wohl der, dass die seinerzeit von Gregor XI. beauftragten Kardinäle ins clementistische Lager gewechselt waren, veranlassten den römischen Papst Urban VI., das Verfahren neu einzuleiten. Unter den Sachverständigen, die er mit der Untersuchung der „Offenbarungen“ betraute, befand sich auch Matthäus von Krakau.284 Vielleicht ist unser Theologe dieser Verpflichtung zumindest zeitweilig nicht am heimischen Prager Schreibtisch, sondern in Rom nachgekommen. In einem anscheinend undatierten Schreiben an das Kloster Vadstena berichtete später der Kardinal Lucas von Nocera, er habe mit dem Redaktor der Revelationes, Alfonso von Jaén, und mit dem Theologieprofessor Matthäus von Krakau mehrmals strittige Fragen diskutiert.285 Da sämtliche drei Genannten zu Urbans Untersuchungsausschuss gehörten, spricht alles dafür, dass wir in dieser Notiz einen Reflex der Begutachtung vor uns haben. Urban VI. berief die Kardinalskommission, die das Kanonisationsverfahren leiten sollte, schon wenige Monate nach seiner Wahl und dem bald folgenden Ausbruch des Schismas.286 Er hatte auch gute Gründe, sich des bereits angestoßenen Projekts zügig anzunehmen, hatte doch die potenzielle Heilige sich immer wieder hodie credo, propter quod et loquor, quod materie ibi conscripte utiles sunt, devote, edificatorie, scripture sacre non contrarie, sed consone (…). 282  Matthäus von Krakau: Proposicio (s. Kapitel VIII. 3. 3., S. 323): (…) Greci diebus istis publice in hoc sacro consistorio confessi sunt (…). 283  Undhagen: Source, S. 225. 284  Ebd. S. 223. 285  Venit ad nos reverendus pater dominus Alfonsus episcopus olim Gienensis nobis certa dubia, super quibus vos dubitare dicebat, ostendens, de quibus cum ipso domino Alfonso et cum magistro Matheo de Cracovia sacre theologie professore pluries locuti fuimus. (…). Undhagen, in: Revelaciones I, S. 32, Anm. 149 (nach Cod. Holm. A 20, f. 21r). 286  Zum Ausbruch des Schismas s. Fink: Das große Schisma, bes. S. 491–496; weitere Literatur bei Frech: Reform, S. 269; die Berufung der Kardinäle (15. XII. 1378): Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 3.

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vehement gegen Avignon und für Rom als legitimen Papstsitz ausgesprochen. Urban war eine solche Bestätigung seiner Position sicher nicht unwillkommen, auch wenn – und gerade weil – der reale Hintergrund des Problems sich gegenüber Birgittas Lebzeiten dahingegehend geändert hatte, dass im Gegensatz zu damals nunmehr in beiden Orten ein Papst residierte. Die Berufung der Sachverständigen zur Prüfung der Revelationes ließ mit Sicherheit nach der Ernennung der für das Kanonisationsverfahren zuständigen Kardinäle am 15. Dezember 1378 nicht allzu lange auf sich warten. Wenn sie tatsächlich, wie die Forschung annimmt, 1379 ihre Arbeit aufgenommen hat, ergeben sich mehrere Fragen: Wie kam ausgerechnet Matthäus von Krakau, der erst Jahre später, nämlich nicht vor Ende 1381, zum Magister der Theologie promoviert werden sollte, derart früh zu der Ehre, ein solches Sachverständigenamt angetragen zu bekommen? Es ist nicht ausgeschlossen, dass dies der Fall war, denn immerhin nennt unser Gewährsmann für die betreffenden Vorgänge Matthäus von Krakau im Gegensatz zu dessen Kollegen ohne Beifügung eines entsprechenden Titels.287 Ebenso wie dem römischen Papst war auch der urbanistischen Prager Universität, die Matthäus vertrat, an der Legitimierung der eigenen Obödienz durch die Heiligsprechung Birgittas gelegen. Infolge dessen kann man vermuten, dass dem Einsatz des Krakauers zugunsten der Schwedin und seiner Mitarbeit in der Sachverständigenkommission auch politische Motive zugrunde lagen.288 Doch bei aller Plausibilität bleiben chronologische Unstimmigkeiten: Warum sollte Matthäus 1385 / 86 einen Vorgang, der 1379 stattgefunden hatte, als fünf Jahre zurückliegend bezeichnet haben? Man ist versucht, den Widerspruch durch die Annahme aufzulösen, dass der Theologe bei seiner Zeitangabe nicht hundertprozentig präzise war oder vielleicht tatsächlich erst infolge der Reise des Prager Universitätsgesandten nach Rom – ob er nun selbst mit diesem identisch war oder nicht – auf den Text gestoßen ist. Möglicherweise war er erst nachträglich an der Untersuchungskommission beteiligt, die man sich auch nicht notwendigerweise als stets geschlossen forschenden und tagenden Ausschuss vorstellen muss – wenngleich, wie oben gezeigt, Gespräche zwischen einzelnen Sachverständigen belegt sind. Freilich sind auch andere Möglichkeiten denkbar. So bezeichnet Matthäus in seiner Propositio den Kardinal von St. Cyriacus in Thermis – derselben Titelkirche also, die ihm selbst im Jahre 1408 von Papst Gregor XII. angetragen werden sollte289 – als reverendissimus dominus meus.290 Wenn diese Formulierung auf ein besonderes Vertrauensverhältnis hindeutet, so wissen wir leider nicht, ob dieses schon zur Zeit des geschilderten Geschehnisses – der noch zu Lebzeiten Birgittas in Neapel durchgeführten Untersuchung einiger ihrer 287 

Undhagen: Source, S. 223. Rychterová: Offenbarungen, S. 92. 289  S. unten Kapitel IV. 3. 290  Matthäus von Krakau: Proposicio (s. Kapitel VIII. 3. 3.). 288 

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

„Offenbarungen“, an welcher der Dominikaner und spätere Kardinal Nikolaus Misquinus beteiligt war – bestanden hat. Sollte dies der Fall sein, fiele ein Lichtstrahl in die uns weitgehend unbekannte Phase von Matthäus’ Biographie im Jahrzehnt nach seiner 1367 erfolgten Prager Promotion zum Artistenmagister. In welcher Funktion er in den siebziger Jahren bei dem Dominikaner geweilt haben sollte, bliebe jedoch unklar. Ein Aufenthalt in Italien während jener Zeit würde zwar aufgrund der geographischen und personellen Nähe einen willkommenen Hinweis darauf geben, wie Matthäus mit dem Fall Birgitta in Kontakt gekommen sein könnte, doch scheint es mangels weiterer Indizien geboten, die zum Zeitpunkt der Propositio offenbar erreichte Nähe zu dem Kardinal nicht so weit zurückzuprojizieren. Diese ist ohnehin bereits für die Gegenwart von 1385 / 86 unklar genug. Der Kardinal gehörte offenbar nicht der Kommission an, welche die Revelationes untersuchte.291 Wenn Matthäus seine Propositio nicht im Namen der Prager Universität vorgetragen hat, so könnte man in Misquinus den Repräsentanten derjenigen Partei vermuten, auf deren Initiative Matthäus’ Vortrag letztlich zurückging. Um die Heiligsprechung Birgittas als dringendes Bedürfnis der gesamten Christenheit erscheinen zu lassen, verzichtete Matthäus jedoch auf die explizite Nennung von Auftraggebern, so dass die Frage nach deren Identität offen bleiben muss. Der Prager Bote, der eine Abschrift der Revelationes an die Moldau brachte, sowie im Anschluss daran die Prager Universität waren maßgeblich an der Verbreitung des Birgitta-Kultes im östlichen Mitteleuropa beteiligt.292 Eine stattliche Anzahl von Abschriften hauptsächlich in böhmischen und polnischen Bibliotheken geht nachweislich auf die aus Rom stammende Kopie zurück.293 Drei von ihnen erwarb, offenbar auf Bestellung, ein späterer Student der Rechte namens Janusz Kropacz aus dem polnischen Kłobuck294 an der Prager Universität. Während das älteste Exemplar in Prag verblieb, befinden sich die beiden anderen Kopien heute in Polen.295 Die Eigenarten der Handschriftenklasse, zu der u. a. die Kropacz-Abschriften gehören, haben Carl-Gustaf Undhagen, der maßgeblich an der Erarbeitung der modernen Revelationes-Ausgabe beteiligt war, dazu bewogen, von einer eigenständigen Prager Redaktion des Werkes zu sprechen. Der schwedische Birgitta-Experte vermutete den Urheber dieser Redaktion in keinem anderen als in Matthäus von Krakau.296 Die Indizien, die auf Matthäus deuten, sind in der Tat gewichtig. Abgesehen von der Stellungnahme in der Propositio und von seiner späteren Nähe zum Kloster Vadstena lässt sich 291 

Undhagen: Source, S. 223 f. Zur Rezeption der Revelationes in Böhmen s. Rychterová: Offenbarungen, S. 85 ff. 293  Ebd. S. 95. 294  Vgl. T ř íška: Životopisný slovník, S. 232: De nat. Polon., intitulatus in iure 1398. 295  Zu den Handschriften s. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 64–71. Es handelt sich um: Prag, Národní Knihovna, VIII D 26 (aus dem Jahr 1394); Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1259 (entstanden 1396); Warschau, Biblioteka Narodowa, ms. 17067 (geschrieben 1400). 296  Undhagen, in: Revelaciones I, S. 31–33. 292 

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darauf verweisen, dass Matthäus in Genua, während die römische Kurie sich dort aufhielt, also wiederum 1385 / 86, eine in mehreren Handschriften überlieferte Passio Iesu Christi aus Birgittas Offenbarungen zusammengestellt hat.297 Was die Revelationes selbst angeht, so kam Undhagen nach seiner Sichtung der Handschriften zu dem Schluss, der Text sei in Prag einer grundlegenden Revision unterzogen worden, wobei der Bearbeiter – also wohl Matthäus – nicht immer so sorgsam und respektvoll mit dem Wortlaut umgegangen sei, wie man sich wörtlich offenbarten Texten gegenüber gemeinhin verhalte.298 Ein Befund, der neugierig macht: Matthäus von Krakau in der Rolle als federführender Sachwalter Birgittas im östlichen Europa, der sich immer und immer wieder leidenschaftlich mit ihren „Offenbarungen“ beschäftigt, sie wohl auch in das Lehrprogramm der Prager Universität integriert hat und sich nicht gescheut haben soll, sie gar im Wortlaut zu verändern? Die Aufstellung der Punkte, in denen man Matthäus und Birgitta miteinander in Verbindung bringt, nimmt sich gewiss imposant aus, doch darf man das Prager Interesse an der schwedischen Mystikerin nicht auf die Person des Krakauers reduzieren. Außer ihm zählten wohl auch etliche seiner dortigen Fach‑, Zeit‑ und Gesinnungsgenossen zu den Parteigängern Birgittas.299 Gleichwohl müssen wir uns hier auf die Frage beschränken, welche Bedeutung das birgittinische Projekt für Matthäus von Krakau und welches Gewicht umgekehrt Matthäus von Krakau im Umgang mit dem Vermächtnis der schwedischen Heiligen entwickelt hat. Hierzu gilt es, die Berührungspunkte zwischen beiden, soweit möglich, präziser zu charakterisieren – dies jedoch nicht nur in äußerlicher Hinsicht, denn wie schon ein flüchtiger Blick zeigt, passte der Inhalt der birgittinischen Offenbarungen auch gut zu den Ansichten unseres Theologen. Wenn man sich folgerichtig die Frage stellt, was genau Matthäus an Birgitta fasziniert haben könnte, so dürfte dies der Ansatz sein, der letztlich die Logik seiner Bemühungen zu erhellen vermag. Die Forschung hat sich lange damit begnügt, allerhand äußerliche Beobachtungen summarisch mit dem Krakauer in Verbindung zu bringen. Zu einer kritischen Prüfung oder gar einer inhaltlichen Bewertung seines Handelns im Zusammenhang mit Birgitta ist es dagegen kaum gekommen, obwohl ein solcher Schritt im Rahmen des Möglichen liegt. Hier ist der Ort, ihn nachzuholen. Dazu ist zunächst der Frage nachzugehen, worin sich die Prager Redaktion genau von der ansonsten gängigen Überlieferung des birgittinischen Textcorpus unterscheidet. Dieses besteht aus verschiedenen, zu unterschiedlichen Zeiten entstandenen Teilen, deren Zahl und Reihenfolge grundsätzlich zwischen den einzelnen nachgewiesenen oder rekonstruierten Redaktionen variiert.300 Selbst 297  Zur Überlieferung siehe das Werkverzeichnis in Kapitel VIII. 2.; vgl. auch Sommerfeldt: Adventsrede, S. 372 f. 298  Undhagen, in: Revelaciones I, S. 56, Anm. 42. 299  Rychterová: Offenbarungen, S. 95–100; Marin: L’archevêque, S. 548–564. 300  Vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 4 ff.

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wenn man die strenggenommen nur mittelbar auf Birgitta zurückgehenden acht Bücher der „Offenbarungen“ als ihr Werk gelten lässt,301 stammen dennoch nicht alle Teile des im Mittelalter unter dem Titel „Liber celestis“ bekannten Gesamtcorpus von der Heiligen selbst. Die ursprüngliche Redaktion, die Alfonso von Jaén anlässlich der ersten Kanonisierungsbemühungen vorlegte, soll nach der vielbeachteten Darstellung des schwedischen Philologen Carl-Gustaf Undhagen, der sich auf die Rekonstruktion einer verlorenen, auf Alfonso zurückgehenden Abschrift beruft, lediglich die Bücher I bis VII der „Offenbarungen“ enthalten haben. Dem ersten von ihnen war damals (wie auch später) jener berühmte Prolog vorangestellt, den ca. 1346 Birgittas damaliger Beichtvater Matthias Ovidi von Linköping für die seinerzeit einzig vorhandenen „Offenbarungen“, das künftige erste Buch, geschrieben hatte. Dieser Prolog wurde aufgrund seiner Stellung und seiner allgemein gehaltenen Aussage später nicht mehr nur als der des ersten Buches, sondern als Einleitung der ganzen Sammlung verstanden.302 Diese sogenannte erste Alfonso-Redaktion wurde nach Undhagen 1377 an Papst Gregor XI. und, da dessen Gutachter nichts Beanstandenswertes darin gefunden hatten, nach seinem Tod unverändert an Urban VI. übergeben. Mit der Zeit nahm Alfonso Ergänzungen vor, wobei zunächst insbesondere die von ihm selbst verfasste „Epistola Solitarii ad Reges“ zu nennen ist.303 Der vormalige Bischof und nunmehrige Eremit (daher die ungewöhnliche Selbstbezeichnung im Titel) wandte sich darin an die Herrscher der Welt, empfahl ihnen Birgitta an und trat insbesondere Stimmen entgegen, die sich skeptisch über ihre Visionen geäußert hatten. Kritik wie diejenige eines Mönchs aus Birgittas Umfeld, der mutmaßte eam non habere cerebrum sanum, sed esse fantasticam,304 gehörte noch zu der harmloseren Sorte. Schwerwiegender waren jedoch solche Skeptiker, die hinter ihren „Offenbarungen“ nichts als teuflische Einbläsereien vermuteten. Die alte theologische Streitfrage der discretio spirituum erfuhr so eine auf die nordische Seherin bezogene Zuspitzung, und Alfonso empfand die Notwendigkeit, in seiner Schrift die entsprechenden Verdachtsmomente auszuräumen. Der Text hatte die Nebenfunktion, in einen Prolog zum sogenannten „Liber celestis imperatoris ad reges“ zu münden. Dieser enthielt diejenigen „Offenbarungen“ Birgittas, die an Könige und Päpste gerichtet waren, und wurde dem Gesamtcorpus als achtes Buch der Revelationes angeschlossen. Neben der „Epistola Solitarii“ und dem „Liber celestis imperatoris“ fügte Alfonso seiner zweiten Redaktion noch zwei weitere Texte an, nämlich den von ihm selbst eingeleiteten so genannten „Sermo Angelicus“ – die Rede eines Engels, in der die Matutinlesungen für den Birgittenorden festgelegt sind – sowie vier längere Gebete Birgittas an Christus und die Jungfrau Maria. 301 

Vgl. Aili: St. Birgitta and the text; Öberg: Authentischer oder autorisierter Text? Undhagen, in: Revelaciones I, S. 14 ff. 303  Jönsson: Alfonso, S. 62–64, 83–171. 304  Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 488. 302 

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Der Hauptunterschied zwischen dieser und der Prager Redaktion des birgittinischen Corpus besteht zunächst in der Reihenfolge der Bücher.305 Die „Epistola Solitarii“ und das auf sie folgende achte Buch stehen zwischen den Büchern II und III, der „Sermo Angelicus“ zwischen IV und V; die vier Gebete fehlen ganz. Wenn man einen Grund für die Umstellung nennen möchte, kommt allenfalls eine gewisse konzeptionelle Affinität zwischen dem dritten und dem achten Buch in Frage. Im Gegensatz zu den übrigen Büchern, die mehr durch die chronologischen Zusammenhänge ihrer Entstehung geprägt sind, in den Inhalten jedoch variieren, präsentieren sich die Bücher III und VIII ihren Gegenständen nach einheitlicher. Buch III enthält „Offenbarungen“, die sich mit dem Verhalten von Bischöfen auseinandersetzen; wenn man so will, bildet es eine „bischofsspiegel“-ähnliche Einheit. Buch VIII dagegen wäre in dieser Terminologie eher ein Fürstenspiegel, behandelt es doch Offenbarungen über Könige und Päpste. In der Prager Redaktion folgen beide – vielleicht wegen dieser Gleichartigkeit – direkt aufeinander. Sieht man vom Fehlen der vier Gebete ab, hält sich die so erzeugte Unterschiedlichkeit der Redaktionen jedoch in engen Grenzen. Interessanter sind diejenigen Stellen, an denen der Wortlaut der Prager und der Standard-Überlieferung divergiert. Dies geht zunächst auf die unterschiedliche Behandlung von editorischen Zusätzen zurück, die zur Erläuterung der stellenweise etwas hermetischen Bezüge einzelner Offenbarungen vom Herausgeber eingefügt worden waren. Die Prager Fassung zeigte sich bei deren Übernahme etwas zögerlicher. Dafür bietet sie einen Prolog zu Buch 7, der zwar eine ähnliche kommentierende Funktion erfüllt wie die besagten „Additiones und Declarationes“, der jedoch seinerseits in den nicht-Prager Handschriften fehlt.306 An einzelnen Stellen schließlich weichen die Versionen dergestalt voneinander ab, dass beide einen jeweils anderen Wortlaut bieten. Die erheblichste Divergenz dieser Art findet sich in Buch 3, Kapitel 32.307 Man hat nicht den Eindruck, dass irgendeiner der aufgezählten Unterschiede der Prager Redaktion im inhaltlichen Sinne ein nennenswert anderes Gesicht gibt. Auch bei noch geringeren Abweichungen an anderen Stellen fällt es schwer, diesen Befund zu ändern. So hat etwa Carl-Gustaf Undhagen den möglichen Hintergründen der Tatsache, dass in einem bestimmten Satz der Prager Redaktion das Wort „Engel“ steht, wo die übrigen Handschriften von „Teufeln“ sprechen, lange Ausführungen gewidmet;308 zu einer wirklich interpretierbaren Erklärung ist er jedoch m. E. nicht gelangt. Überhaupt sollte man zunächst auch die Frage stellen, ob das spezifische Profil der Prager Redaktion tatsächlich erst in Prag geprägt wurde oder nicht vielleicht doch bereits – womöglich unabsichtlich – in dem römischen Skriptorium, in dem seinerzeit der Prager Gesandte seine Kopie 305 

Vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 31–33. Zu den Spezifika vgl. Undhagen, ebd. S. 54 ff. 307  Birgitta: Revelaciones III, hrsg. v. Jönsson, S. 187. 308  Undhagen, in: Revelaciones I, S. 54–56. 306 

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in Auftrag gegeben hatte. Eine Möglichkeit zur Beantwortung dieser Frage böte sich vielleicht anhand einer in der Warschauer Nationalbibliothek überlieferten Prachthandschrift der „Offenbarungen“, die, wie erst in jüngerer Zeit publik wurde, wider Erwarten unter abenteuerlichen Umständen den Zweiten Weltkrieg überstanden hat.309 Bei diesem illuminierten Codex, welche die den päpstlichen Gutachtern vorgelegte erste Alfonso-Redaktion enthält, könnte es sich um jene Abschrift (oder doch nur um deren Vorlage?) handeln, die Matthäus von Krakau seinerzeit zur Begutachtung erhielt und auf deren Basis er die Prager Redaktion entworfen haben soll, ehe er den Band nach Krakau weitergeleitet habe.310 Diese Hypothese klingt faszinierend, geht jedoch von einer Annahme aus, die erst noch bewiesen werden müsste: nämlich der Identität des Prager Redakteurs mit Matthäus von Krakau. Meines Erachtens bleibt das Geheimnis um die Identität des Mannes, der die Prager Überlieferung prägte, einstweilen weiter bestehen. Möglicherweise war der Betreffende tatsächlich unser Theologe. Doch selbst wenn dies der Fall sein sollte, bliebe die daraus zu gewinnende Erkenntnis über Matthäus angesichts der allem Anschein nach geringen inhaltlichen Eigenständigkeit der Prager Redaktion bescheiden. Im Gegensatz zur Prager Redaktion der „Offenbarungen“ geht der zweite Text, mit dem Matthäus von Krakau die Verbreitung birgittinischer Gedanken förderte, nach dem fast einhelligen Urteil der Handschriften tatsächlich auf ihn zurück. Die oben bereits erwähnte Darstellung der Passion Christi, die er 1385 / 86 bei seinem Aufenthalt an der in Genua residierenden Kurie aus den „Offenbarungen“ zusammentrug, findet sich heute in Prag und vor allem in Polen überliefert. Tatsächlich betreffen von Birgittas Visionen einige die Leidensgeschichte Jesu, die mit beeindruckender Plastizität und – bedingt durch die Sichtweise aus der Perspektive Mariens – voll mütterlicher Emotionen geschildert wird. Die Farbigkeit und wohl auch die mitreißende Kraft dieser Episoden machen es ohne weiteres plausibel, dass Matthäus, der sich, nach seinen Schriften zu urteilen, sehr für die Passion interessierte, sie gesondert gesammelt und weiterverbreitet hat. Mit einiger Skepsis kann man dagegen den überlieferten Termin dieses Vorgangs hinterfragen. Ob er sich tatsächlich erst und ausgerechnet während jenes Aufenthalts in Genua, der im Zentrum dieses Kapitels steht, abgespielt hat, mag jedoch dahingestellt bleiben. Wichtiger erscheint es auch hier, wie im Falle der Prager Redaktion zu versuchen, den spezifischen inhaltlichen Bestand zu klären. Was zunächst auffällt, ist der geringe Umfang der Abhandlung, die in den Handschriften jeweils nur wenige Blätter füllt. Der Codex des Prager 309  Warschau, Biblioteka Narodowa, ms. 3310. Beschreibung bei Sawicka: Manuscrits; vgl. Svanberg / Aili: Birgittahandskrifter; Nyberg: Birgittahandskriften; Lindgren: Birgittamanuskript. 310  S. Jönsson, in: Revelaciones III, S. 48 f.

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Domkapitels311 bietet zunächst unter dem Titel „Revelaciones beate Birgitte de passione Christi“ sieben kleinformatige Blätter Text, hinter dem sich wenig mehr zu verbergen scheint als eine Nacherzählung von Birgittas Revelatio I, 10 in der dritten statt in der ersten Person. Darauf folgen zwei weitere Blätter mit der eigentlichen „Passio Jesu Christi collecta per magistrum Matheum de Cracovia“, in Wirklichkeit jedoch nur eine kurze und wohl fragmentarische Betrachtung „De ieiunio Christi“. Eine Handschrift im polnischen Pelplin weist dieselbe Einteilung auf.312 Ob sie und die anderen Textzeugen exakt den gleichen Inhalt haben wie der Prager Codex, wird zwar noch zu prüfen sein, doch zeichnet sich ab, dass das schmale Schriftchen schon wegen seiner engen Orientierung an der Vorlage nur wenig mehr über den Kompilator verrät als dessen Interesse an der Materie. Der gleiche, nicht eben spektakuläre Befund gilt damit für die gesamte erwiesene oder angenommene Beteiligung des Matthäus von Krakau an der Redaktion birgittinischen Schriftguts. Wenn überhaupt, so scheint er den von ihm bearbeiteten Texten in geringerem Umfang seinen Stempel aufgedrückt zu haben, als es die Forschung beim bloßen Klang seines Namens und ohne nähere Kenntnis der Einzelheiten anzunehmen bereit ist.313 Trotz dieses eher destruktiven Ergebnisses vermag die Beschäftigung mit Birgittas „Offenbarungen“ dennoch unser Bild des Matthäus von Krakau zu ergänzen. Wenn aus dem bisher Gesagten eines deutlich geworden ist, so ist dies das manifeste Interesse unseres Theologen an Birgitta und an der Verbreitung ihrer Schriften. Richten wir unser Augenmerk nun nicht mehr darauf, in welcher Weise er dies getan hat, sondern eher warum es ihm wichtig gewesen sein könnte, befinden wir uns auf ertragreicherem Boden. Zu erinnern ist zunächst an den politischen Kontext: Vor dem Hintergrund des Schismas waren die Bemühungen um eine Kanonisierung Birgittas weit mehr als nur eine spirituelle Angelegenheit. Vielmehr sollte durch diesen Schritt die Legitimation der römischen Papstlinie unterstrichen werden; energischer Widerspruch aus dem clementistischen Lager ließ dementsprechend nicht lange auf sich warten.314 Man hat daher versucht, Matthäus’ Mitwirkung bei der Verbreitung der „Revelationes“ und sein Eintreten für das Heiligsprechungsvorhaben als Aktivitäten eines urbanistischen Parteigängers zu deuten.315 Das Eintreten für den als rechtmäßigen Papst gesehenen Urban VI. dürfte in der Tat 311 

Ms. O 31. Diese Handschrift lag mir vor. Vgl. Sommerfeldt: Adventsrede, S. 372. 313  Wie mir erst nach der Transkription von Matthäus’ Propositio bekannt wurde, bereitete Drahomíra Breedveld-Baránková bereits seit einiger Zeit eine kommentierte Edition dieser Schrift sowie der Passionssammlung vor. Es erschien daher nicht sinnvoll, den von mir noch nicht näher betrachteten zweiten Text mittels eigener Handschriftenstudien ein weiteres Mal zu durchleuchten. Die Arbeit von Frau Dr. Breedveld-Baránková ist m. W. bislang nicht erschienen. Vgl. Dies.: St. Bridget; Sahlin: Matthew of Kaków, S. 68. 314  Rychterová: Offenbarungen, S. 75 f. 315  Ebd. S. 92. 312 

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ein wichtiges Motiv im Handeln des Krakauers gewesen sein. Wie die Quellen erkennen lassen, war seine Affinität zu der schwedischen Visionärin jedoch bei weitem nicht auf den politischen Aspekt ihrer Verehrung beschränkt. Franz Josef Worstbrock hat den Einsatz des Matthäus für die Heiligsprechung Birgittas zu erklären versucht, indem er auf dessen „Eifer für eine lebendige praktische Frömmigkeit“ verwies.316 Mit dieser Formulierung hat er zweifellos nicht nur einen markanten Zug des Krakauers, sondern auch ein wesentliches Charakteristikum von Birgittas „Offenbarungen“ und darüber hinaus insbesondere der Biographie der Heiligen getroffen. Wer den spirituellen Enthusiasmus zur Kenntnis nimmt, mit dem sich Matthäus über das Eucharistiesakrament äußerte, und wer sich das Bild der mystischen Verbindung zwischen der Kirche und ihrem Bräutigam Christus vergegenwärtigt, das er wiederholt formulierte, kann ermessen, wie sehr ihn die Erlebnisse Birgittas ergriffen haben müssen und als wie begnadet er diese angesichts der Intensität ihrer Erfahrungen angesehen haben wird. Als Seelsorger hat er den pastoraltheologischen Wert der Revelationes, die gewissermaßen als Kompendium der christlichen Ethik vermittelt werden konnten, zu schätzen gewusst.317 Doch war dies die einzige Ebene, auf der ihn Birgitta beeindruckte? Immerhin gingen ihre Äußerungen sowohl in sachlicher Hinsicht als auch was die Deutlichkeit betrifft über spirituelle Erbaulichkeiten hinaus. Anhand der Propositio sind wir in der Lage, die Begründung des Matthäus für seine Wertschätzung Birgittas gleichsam aus seinem eigenen Munde zu erfahren. Tatsächlich nehmen einfühlsame Ausführungen über die vorbildliche, tugendhafte Lebensweise der Schwedin darin breiten Raum ein. Er versäumt es auch nicht, darauf hinzuweisen, dass es seines Wissens keinen anderen Heiligen gegeben habe, dem Christus das Privileg eines so vertraulichen Umgangs mit ihm gewährt habe und dass Birgitta somit eine Sonderstellung unter den Heiligen einnehme.318 Die Erklärungen des Matthäus zielen also zunächst einmal auf geistliche Argumente ab. Mehrmals tastet er sich dem Papst gegenüber allerdings auch an einen weiteren Bereich heran, der für Birgittas Wirken charakteristisch gewesen war: Außer als demütige Dulderin war sie auch als harsche Kritikerin eingerissener Missstände, ja gewissermaßen sogar als Politikerin in Erscheinung getreten, wobei sich oft genug die politische und die reformerische Intention in ihrem Handeln verbanden. Insofern konnten ihre zuweilen tadelnden Auftritte vor den Mächtigen der Welt bei den derart Beehrten einiges Missvergnügen 316 

Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 176. Rychterová: Offenbarungen, S. 96. 318  Matthäus von Krakau: Proposicio (s. Kapitel VIII. 3. 3., S. 319): (…) ut secundum ea, que ego de vitis sanctorum legi vel audivi, nondum adverterem aliquem sanctorum excepta illa – exempta beata semper virgine Maria –, cui Christus tantam familiaritatis graciam hic in via contulerit in sensibili et exterius apparente dulcedine, cui in visitacionibus, revelacionibus, colloquiis et consolacionibus internis tam familiarem se exhibuit et frequenter. 317 

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auslösen. Matthäus deutet diese Ebene immerhin an, indem er etwa auf Birgittas Kritik an den angeblich vom rechten Glauben abgewichenen Griechen hinweist.319 Ähnlich verhält es sich mit seiner Erinnerung an die Ratschläge, welche die Heilige einer ganzen Reihe von Päpsten gegeben hatte. Nicht alles, was sie über die Nachfolger Petri geäußert hatte, konnte freilich auf deren Beifall hoffen. So unterstrich Birgitta beispielsweise ihr wiederholtes Drängen auf Rückkehr der Kurie aus Avignon nach Rom mit direkten Drohungen, etwa gegenüber Gregor XI., dem sie für den Fall einer Rückkehr nach Frankreich – wahrheitsgemäß, wie sich herausstellen sollte – den baldigen Tod prophezeite. Man nimmt plausiblerweise an, Alfonso von Jaén habe, als er seine erste Redaktion der „Offenbarungen“ zur Begutachtung durch die Kurie erstellte, solche rüden Episoden, die geeignet gewesen wären, die päpstlichen Kommissare gegen die Visionärin einzunehmen, erst einmal bewusst außen vor gelassen.320 Einem ähnlichen Prinzip scheint Matthäus von Krakau bei der Abfassung seiner Propositio gefolgt zu sein.321 Er, später ein flammender Kritiker des Zustands von Kirche und Klerus, hätte sonst auch 1385 / 86 vielleicht nicht darauf verzichtet, Birgitta für das zu loben, was ihm in seinen eigenen Schriften und Predigten so wichtig war (bzw. werden sollte) und was er in den Revelationes zum Teil noch scharfzüngiger formuliert fand, als er es selbst jemals ausgedrückt hat.322 Tatsächlich nimmt ein nicht unerheblicher Teil der „Offenbarungen“ auf derartige Ärgernisse Bezug. Ob Priester, Bischöfe, Ordensklerus, Papsttum oder wer immer es sonst verdiente: sie alle sind immer wieder Ziele der Kritik. Die „lebendige praktische Frömmigkeit“, um noch einmal Worstbrocks Formulierung aufzugreifen, war bei Matthäus und bei Birgitta ähnlich strukturiert. Beide versuchten sich auch jenseits rein theologischer oder pastoraler Zusammenhänge für ihre Ideale einzusetzen. Birgittas Ermahnungen an die Päpste zur Rückkehr aus dem avignonesischen Exil wurden bereits erwähnt. Die von ihr initiierte Ordensgründung verfolgte das Ziel, die Missstände im Klosterwesen zu bekämpfen. Wie gesehen, trat auch der Krakauer in seinen Predigten für Reformziele ein und brandmarkte Verfallserscheinungen im religösen Leben. Bei allen Unterschieden im Konkreten verband ihn dies mit Birgitta. Die Heilige machte aber auch außerhalb der geistlichen Sphäre nicht Halt: So initiierte sie etwa einen Vermittlungsversuch im Hundertjährigen Krieg oder versuchte bessernd auf Königin Johanna von Neapel einzuwirken. Birgittas Fürsprecher Matthäus von Krakau blieb zwar ein Großteil des Arsenals an Autorität 319  Matthäus von Krakau: Proposicio (s. Kapitel VIII. 3. 3.), vgl. Birgitta: Revelaciones VII, 19, hrsg. v. Bergh, bes. S. 181 f. 320  Vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 22. Möglicherweise entstanden diese Text­ elemente auch erst nachträglich, vgl. Rychterová: Offenbarungen, S. 73. 321  Auch an Birgitta und ihrer geplanten Heiligsprechung geübte Kritik wird in der Proposicio kaum angesprochen; vgl. Marin: L’archevêque, S. 552–558. 322  Vgl. als ein Beispiel unter vielen Birgitta: Revelaciones IV, 33, hrsg. v. Aili, S. 138– 144.

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und Einfluss, über den das angebliche „Sprachrohr Gottes“ verfügte, verwehrt; dennoch waren seine Bestrebungen ähnlich orientiert. Immerhin hat der Krakauer in seiner letzten Lebensphase mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Rolle eines der maßgeblichen Kirchenpolitiker des Reiches übernommen.323 Die theoretische Formulierung seiner Anklage gegen den verweltlichten Materialismus der Kurie hat Matthäus erst knapp zwei Jahrzehnte nach seiner Propositio zu Papier gebracht.324 Wie noch auszuführen sein wird, ist in seiner Schrift vieles anders, manches weniger und manches, wie etwa die Akzentuierung des kirchlichen Fiskalismus, aufgrund spezifischer eigener Erfahrungen stärker betont als in den Äußerungen Birgittas. Dennoch haben beide Werke ungeachtet aller äußeren Differenzen eine gemeinsame Intention. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Beschäftigung mit Birgitta von Schweden zu Beginn seiner Professorenlaufbahn eine nicht unwesentliche Station im Prozess der intellektuellen und ideologischen Formierung unseres Theologen gewesen ist, und dass sie in gewissem Umfang sogar das vorgezeichnet haben mag, was Matthäus später selbst angestrebt hat.

II. 6.  Streit zwischen den Universitätsnationen Während der Jahre, in denen Matthäus’ oben charakterisierte Schriften und sermones entstanden, brauten sich über seiner alma mater, der Prager Universität, zunehmend dunkle Wolken zusammen. Die Carolina war nach Pariser Vorbild in nationes organisiert: landsmannschaftliche Gruppen, die sich freilich nur grob an Herkunftsräumen orientierten. In Prag bestanden vier solche Einheiten, von denen nur eine sich aus Böhmen zusammensetzte. In den übrigen nationes, der bayerischen, sächsischen und polnischen, dominierte das deutsche Element.325 Matthäus von Krakau, der als Magister der Theologie zu den führenden Köpfen der polnischen Nation gehörte, hat offenbar eine Zeit lang als deren Prokurator in der Führung der Universität mitgewirkt. Seine Tätigkeit fiel in eine bewegte Zeit, weil gerade damals das Übergewicht der Deutschen bei inneruniversitären Entscheidungsabläufen zu einem Konflikt führte. Da insbesondere die Vergabepraxis von Plätzen im Karls‑ und im Wenzelskolleg326 die numerisch unterlegenen Böhmen nicht im gleichen Maße wie die Auswärtigen zum Zuge kommen ließ, hatte das Problem eine handfeste versorgungstechnische Dimension. Dieser Aspekt dürfte in der sich entfaltenden Auseinandersetzung, in der man auch die frühe Manifestation eines tschechischen Nationalgefühls gesehen hat, dominiert haben.327 Im Laufe des Jahres 1384 kamen die seit einiger Zeit 323 

S. unten Kapitel V. Matthäus von Krakau: De squaloribus. 325  Vgl. Schumann: „Nationes“, S. 72 ff. 326  Zu diesen Einrichtungen s. Svatoš / Havránek: University colleges, S. 143–147. 327  Vgl. Wagner: Von der „natio“, S. 150 ff. 324 

II. 6.  Streit zwischen den Universitätsnationen

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schwelenden Spannungen endgültig zum Ausbruch. Ein konkreter Anlass liegt nicht klar zutage; möglicherweise spekulierte die böhmische Partei auf einen wachsenden Unmut des Universitätskanzlers, des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein, gegenüber den auswärtigen Nationen. In der Tat dürfte dieser über die Ausweichbewegung prominenter deutscher Gelehrter nach Wien, die seine Idee einer translatio studii, der Verlegung der schismatischen Pariser Universität an die Moldau, torpedierten, verärgert gewesen sein.328 Die Auseinandersetzung, deren Einzelheiten teils im Unklaren liegen,329 nahm ihren Lauf. Anscheinend forderten die Böhmen von Jenstein die Hälfte der Kollegienplätze,330 dafür setzten die auswärtigen Nationen bei der Rektorwahl Mitte Oktober 1384 ihren Kandidaten Konrad von Soltau durch. Dessen Kandidatur war Programm: Der ebenso populäre wie selbstbewusste Theologe, der auch im späteren Verlauf seines Lebens kaum einen Konflikt gemieden hat, wenn er seine eigenen Interessen berührt sah, war schwerlich der geeignete Mann für eine gütliche Lösung. In der Auseinandersetzung wurde der ehemalige Karlskollegiat und nunmehrige Angehörige des Allerheiligenkapitels331 von einer Anzahl prominenter Universitätslehrer tatkräftig unterstützt. Noch vor den Theologiebakkalaren Menso von Beckhusen und Bartholomäus Torgelow, dem Mediziner Bruno von Osnabrück sowie den Artisten Nikolaus Storch und Nikolaus von Meppen genossen in dieser Fraktion Matthäus von Krakau und sein Lehrer Heinrich Totting von Oyta das größte Gewicht.332 Der Streit führte zu einer Suspension der Lehrveranstaltungen durch den Rektor, die von den Böhmen nicht beachtet wurde und in tätliche Auseinandersetzungen mündete; alsbald beschäftigte die Sache das erzbischöfliche Gericht.333 Johann von Jenstein entschied Anfang Dezember 1384 zunächst im Sinne der Böhmen, dass einstweilen keine Angehörigen auswärtiger Nationen mehr in die Kollegien nachrücken sollten,334 und rief darüber hinaus den Rektor Konrad von Soltau zur Einhaltung der geltenden Statuten bei der Abhaltung von Universitätsversammlungen auf.335 Der Konflikt spielte sich somit auf zwei Ebenen ab: Zum einen stand die Vergabe der Kollegiaturen zur Debatte, zum anderen die Amtsführung des Rektors. Als dieser jedoch, anstatt sich zu fügen, eine Eskalation herbeiführte, indem er gegen die beiden Entscheidungen Jensteins das eine Mal im eigenen 328 

Vgl. Šmahel: Hussitische Revolution II, S. 765. Die dürftige Quellenlage zu diesem Konflikt, der in den erzbischöflichen Konsistorialakten als causa nacionis Bohemorum et Theutunicorum bezeichnet wird, beschreibt Wagner: Universitätsstift und Kollegium, S. 71 f. Die Darstellungen in der Literatur weichen z. T. erheblich voneinander ab, vgl. Šmahel: Hussitische Revolution II, S. 756 ff. 330  So die Annahme von Šmahel: Hussitische Revolution II, S. 756. 331  Wagner: Universitätsstift und Kollegium, S. 76. 332  Šmahel: Hussitische Revolution II, S. 757. 333  Wagner: Von der „natio“, S. 151. 334  Wagner: Universitätsstift und Kollegium, S. 73. 335  Ebd. S. 76. 329 

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Namen, das andere Mal an der Spitze der deutschen Kollegiaten Berufung bei Papst Urban VI. einlegte,336 ruderte der Kanzler zurück. Nach wenigen Wochen einigte man sich unter maßgeblicher Beteiligung des Matthäus von Krakau337 auf eine Kassation sowohl des erzbischöflichen Dekrets als auch der eingelegten Berufung, was den status quo ante einstweilen wieder herstellte. Anscheinend war der Schlagabtausch damit jedoch noch nicht vorüber:338 Die böhmischen Magister erwirkten am 20. Januar 1385 wegen Missachtung des Gerichts die Verhängung des Kirchenbanns über die Kollegiaten der auswärtigen Nationen – offenbar die oben genannte Gruppe um Konrad von Soltau. Am selben Tag rief Johann von Jenstein den Rektor erneut zur Ordnung. Soweit erkennbar, schaltete sich danach alsbald der Königshof in den Fall ein. Eine paritätisch besetzte deutsch-böhmische Schiedskommission erarbeitete einen Kompromiss, der den Böhmen jeweils mindestens fünf von zwölf Kollegiaturen sicherte. Als die exkommunizierten Magister sich dem Vorschlag fügten, wurden sie noch vor dem 1. März 1385 vom Bann gelöst. Während die Auseinandersetzung um die Pfründenvergabe damit für einige Jahre von der Tagesordnung genommen war, setzte sich der Konflikt zwischen den Böhmen und Konrad von Soltau, der sich um eine Revision der Statuten gedreht zu haben scheint,339 noch fast zwei Jahre lang fort. Der Theologe konnte sich dabei umso größere Kompromisslosigkeit erlauben, als sich ihm die Möglichkeit eröffnete, Prag in Richtung der neu gegründeten Heidelberger Universität zu verlassen. Anfang 1387 ist er schließlich der Einladung des Pfalzgrafen gefolgt, wo er aus Unzufriedenheit über die Privilegien der Artisten in der dortigen Universitätsverfassung seiner Streitlust sofort wieder freien Lauf ließ.340 Konrad kam nicht allein nach Heidelberg: Vor, mit und nach ihm trafen an die zwei Dutzend weitere Prager Graduierte in der Kurpfalz ein. Tatsächlich drückte der Zustrom aus Böhmen der Heidelberger Universität nachdrücklich ihren Stempel auf. Dies betraf nicht nur die Abänderung der ursprünglich nach Pariser Vorbild formulierten Statuten der Rektorwahl, von denen Konrad von Soltau sich so sehr zurückgesetzt fühlte, sondern, was noch schwerer wiegt, die intellektuelle Ausrichtung des erst im Entstehen begriffenen Generalstudiums am Neckar.341 Die Auszugsbewegung der achtziger Jahre wies darüber hinaus auch Matthäus den Weg, den er einige Jahre später einschlagen sollte.

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Ebd. S. 73, 76. Die prominente Rolle des Krakauers geht aus den Gerichtsakten hervor: Soudní akta II, hrsg. v. Tadra, S. 303. 338  Šmahel: Hussitische Revolution II, S. 758 f. 339  Ebd. S. 759. 340  Nuding: Universität, S. 217 f. 341  Miethke: Anfänge, S. 310 ff. 337 

II. 7.  Scholastische Wirtschaftsethik: ‚De contractibus‘

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II. 7.  Scholastische Wirtschaftsethik: ‚De contractibus‘ Zum Ende seiner Prager Zeit, möglicherweise sogar schon in Heidelberg, verfasste Matthäus von Krakau eine weitere größere Schrift: seinen Traktat De contractibus, der, um mit einem modernen Begriff zu sprechen, Probleme der Wirtschaftsethik behandelt.342 Bezogen auf die Geisteswelt des späten Mittelalters bedarf dieser anachronistische Ausdruck freilich der Präzisierung: Das Konzept einer selbständigen, mathematisch geprägten Lehre von der Wirtschaft und ihren Phänomenen im heutigen Sinn war den Zeitgenossen fremd. Aristoteles, der in Westeuropa seit der Mitte des 13. Jahrhunderts durch neue Übersetzungen ins Lateinische verstärkt an Popularität gewann und dem die christlichen Autoren den Ausdruck Ökonomik verdankten,343 hatte damit die Führung eines Haushalts bezeichnet.344 Obwohl der griechische Gelehrte seinen Lesern durchaus den Weg zu einer Suche nach Gesetzmäßigkeiten aufzeigte, blieb die Materie auch im Mittelalter den konkreten Lebensbedingungen des Individuums verhaftet. Auf wissenschaftliches Interesse stießen insbesondere die juristischen und ethischen Aspekte des Themas.345 Die theologische Debatte um wirtschaftliche Phänomene spielte sich im mittelalterlichen Europa etwa zwischen 1200 und 1350 hauptsächlich, doch bei weitem nicht ausschließlich, an der Pariser Universität ab, der während dieser eineinhalb Jahrhunderte in der lateinischen Christenheit die Führungsrolle im Bereich philosophischer und theologischer Gelehrsamkeit zukam. Die Auseinandersetzung mit dem Thema in der Theorie folgte einem einschneidenden sozialen Wandel in der Praxis auf dem Fuße: Die europäische Gesellschaft brach im selben Zeitraum die starren sozialen und wirtschaftlichen Strukturen auf, von denen sie Jahrhunderte lang geprägt worden war. Feudale Standesgrenzen lockerten sich, verbesserte Produktionsmethoden belebten Handwerk und Landwirtschaft, eine städtische Bürger‑ und Kaufmannsschicht bildete sich heraus.346 Mit der Ausdifferenzierung der Geldwirtschaft rückten neue Praktiken des Zahlungsverkehrs in den Blick, die der Erörterung bedurften. Wesentliche Beiträge zu wirtschaftsethischen Fragestellungen gingen aus den Reihen der im frühen 13. Jahrhundert entstandenen Bettelorden der Dominikaner und Franziskaner hervor. Diese selbst wurzelten nicht zuletzt in einer Reaktion auf die ökonomischen Veränderungen nebst ihren sozialen Folgen und beteiligten sich über ihre jeweiligen Schulen rege an den intellektuellen Debatten jener 342  Eine Edition des Textes liegt seit 2000 u. d. T. Matthäus von Krakau: De contractibus vor. Vgl. die Rezensionen von Adkin, Ceccarelli, Kaiser, Reszczyński und Rüfner. Zur Begriffswahl vgl. Trusen: Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik. 343  Vgl. Kretzmann / Kenny / Pinborg (Hrsg.): Later Medieval Philosophy, S. 45–98; Kaye: Economy and nature, S. 37–78; Flüeler: Die aristotelische Yconomica. 344  Langholm: Economics, S. 1. 345  Vgl. Manselli: Pensiero, S. 819 f. 346  Vgl. Favier: Gold und Gewürze; Beutter: Thomas von Aquin, S. 61–63.

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Zeit.347 Als besonders wirkmächtig erwiesen sich die einschlägigen Äußerungen des Dominikaners Thomas von Aquin (1224 / 25–1274), der in Neapel die artes studiert und seine Ausbildung in Paris fortgesetzt hatte.348 Der später weithin rezipierte und als bedeutendster Kopf der Hochscholastik angesehene Aquinate formulierte wesentliche Fragestellungen, mit denen sich die Theologen der Folgezeit bei der Bearbeitung dieses Themas beschäftigten: die Preisgerechtigkeit, das Wucherverbot und die Problematik der Wechselgeschäfte.349 Manchen Forschern galt er geradezu als der maßgebliche wirtschaftsethische Autor jener Epoche. Obwohl der Einfluss, den Thomas, zumal nach seiner Kanonisierung, auf die spätmittelalterlichen Autoren ausübte, beträchtlich war, muss dieses Bild aber sicher zugunsten seiner Zeitgenossen relativiert werden.350 Unter ihnen entwickelten insbesondere der Franziskaner Petrus Johannis Olivi und seine Schüler eigenständige, teilweise sogar innovativere Gedanken.351 Die frühe wissenschaftliche Beschäftigung mit diesem Gegenstand beschränkte sich punktuell auf Einzelfragen, die entsprechend der Erörterungskultur der scholastischen Universitäten häufig in die Form von Quaestionen gekleidet waren. Von einer geschlossenen Lehre war man zumindest in der Darstellung weit entfernt; selbst ein Genius im Errichten systematischer Gedankengebäude wie der Aquinate hat keine umfassende Synthese der Wirtschaftsethik hinterlassen, sondern vielmehr in den übergeordneten Kontext seiner Lehren, wie er sie etwa in der Summa theologiae, in den Quodlibeta oder in seinem Fürstenspiegel für den König von Zypern352 niederlegte, einzelne einschlägige Fragestellungen eingebettet. Die in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gegründeten landesherrlichen Hochschulen Mitteleuropas, die sich mehr oder weniger eng am Pariser Vorbild orientierten,353 stellten sich – oft genug auf der Basis direkter persönlicher Kontakte – in die Tradition der Pariser Gelehrsamkeit.354 Auch die akademische 347  Zu Franz von Assisi und der Entstehung des Franziskanerordens vgl. Moorman: History, S. 3–80. Zu seiner Reaktion auf die kommerzielle Entwicklung auch Langholm: Economics, S. 18 f.; zu den Dominikanern jetzt Hinnebusch: Kleine Geschichte. 348   Zur Biographie s. Drewes: Thomas von Aquin; Beutter: Thomas von Aquin, S. 57–59. 349  Zu seinen einschlägigen Lehren s. v.a. Manselli: Pensiero, S. 844–847; Langholm: Economics, S. 198–248; Pribram: History, S. 14–20; Beutter: Thomas von Aquin, S. 64–73. Vgl. auch die älteren Darstellungen von Schreiber: Volkswirtschaftliche Anschauungen, S. 1–121, und Hagenauer: „Justum pretium“. 350  Langholm: Economics, S. 11–13. 351  Vgl. Manselli: Pensiero, S. 848 f.; Langholm: Economics, bes. S. 345–373; Marazzi: Iustum pretium; Lambertini: Das Geld und sein Gebrauch; Ceccarelli: Gioco e peccato. 352  Miethke: De potestate papae, S. 25–45; vgl. Luschin von Ebengreuth: Allgemeine Münzkunde, S. 213. 353  Zu dieser ersten mitteleuropäischen Gründungswelle s. insbesondere Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen. 354  Das gilt nicht zuletzt für Heidelberg, vgl. Miethke: Universitätsgründung.

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Ausbildungs‑ und Wirkungsstätte des Matthäus von Krakau, die Prager Universität als älteste der neuen mitteleuropäischen Hochschulen, war ein Schauplatz, an dem Fragen des Geschäftslebens erörtert wurden. Spätestens seit den 70er Jahren des 14. Jahrhunderts beschäftigten sich dort insbesondere Angehörige der theologischen Fakultät mit der moralischen Dimension des Handels. Nicht alle ihre Äußerungen haben einen schriftlichen Niederschlag und noch weniger einen Überlieferungsweg in unsere Zeit gefunden; gleichwohl vermitteln uns die erhaltenen Belege eine Ahnung von der Popularität, die dieses Thema nun auch in Mitteleuropa gewann. Einer der frühesten erhaltenen Prager Texte zum Thema ist die 1375 / 78 entstandene, dem Zisterziensertheologen Konrad von Ebrach zugeschriebene quaestio über die Frage, ob ein als Kaufvertrag bemänteltes verzinsliches Darlehen zulässig sei.355 Neben dem Verfasser dieser Schrift äußerten sich in Prag auch Gelehrte wie Albert Engelschalk,356 Johannes von Brakel357 und Heinrich von Bitterfeld358 zu Problemen desselben Themenkreises. Matthäus von Krakau muss im Verlauf seines Theologiestudiums ebenfalls früh mit diesem Stoff in Berührung gekommen sein. In seinen Schriften aus den 1380er Jahren finden sich vereinzelt Passagen, deren Diktion eine gewisse Nähe zu wirtschaftlichen Themen aufweist.359 Man kann sich vorstellen, dass in ihm schon damals der Gedanke reifte, eine schriftliche Ausarbeitung des Themas zu versuchen, auch wenn er eine solche – seinen langen Traktat De contractibus – erst nach seiner Prager Karriere vorlegte. Die Entstehungszeit dieser Schrift ist nicht ganz gesichert, doch kann man sie mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Jahre zwischen 1393 / 94 und 1396 datieren.360 Im Unterschied zu den vorher in Mitteleuropa entstandenen Beiträgen handelt es sich dabei um den Versuch, den Stoff umfassend und systematisch in monographischer Form darzustellen. Wie ehrgeizig und aufwändig dieses Unterfangen war, wurde dem Krakauer offenbar im Laufe der Abfassung bewusst. Die Tatsache, dass der diffizile, im Vorwort der Schrift angekündigte Schlussteil bis heute in der durchaus weitläufigen Überlieferung nicht nachgewiesen werden konnte, spricht dafür, dass das Werk ein Fragment geblieben ist.361 Dies bedeutet jedoch nicht, dass uns nur ein Torso 355  Der Text ist beschrieben bei Nuding: Geschäft und Moral, S. 50–52. Zum Verfasser s. insbesondere Lauterer: Konrad von Ebrach (III), S. 23–26. 356  T ř íška: Literární činnost, S. 112; zu angenommenen Kontakten Alberts mit Matthäus von Krakau vgl. Sommerfeldt: Matthäus von Krakau und Albert Engelschalk, S. 201 f. 357  T ř íška: Literární činnost, S. 136; Bohá č ek / Čáda: Beschreibung, S. 364. 358  T ř íška: Literární činnost, S. 132; zum Verfasser s. Koudelka: Heinrich von Bitterfeld. 359  Vgl. z. B. Dialogus, Kapitel 1 (Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 371 f.). 360  Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 15. 361  Zur Überlieferung s. ebd. S. 29–49. Die dort namhaft gemachten 17 Handschriften sind zu ergänzen um eine weitere: Eichstätt, Universitätsbibliothek / Eigentum des Freistaates Bayern, Cod. st 717, f. 19r–40r; vgl. Włodek: Polonica, S. 37. Bei diesem Textzeugen handelt es sich um einen (relativ exzentrischen) Repräsentanten der Handschriftenklasse β.

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vorläge. Der Text genügt ohne weiteres den Ansprüchen eines ausgearbeiteten, in sich geschlossenen Schriftwerks und ist trotz des fehlenden Teils, der über Zinsgeschäfte mit unbeweglichen Gütern (also wohl vor allem Rentenverträge) handeln sollte, lesenswert und interpretierbar. Den wichtigsten Anhaltspunkt für die Genese der Schrift liefert uns eine Notiz, die Bartholomäus von Jasło, ein Prager Bekannter und möglicherweise Schüler des Matthäus, wohl in Krakau in der ältesten dort überlieferten Handschrift von De contractibus dem von einem Schreiber kopierten Text eigenhändig anfügte.362 Die Bemerkung, die zugleich einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise des Matthäus eröffnet, besagt, dieser habe vor der Niederschrift des Textes die einschlägigen Abhandlungen seiner beiden Wiener Kollegen Heinrich Totting von Oyta und Heinrich von Langenstein (beide † 1397) gelesen, mit denen er auch in persönlichem Austausch gestanden habe.363 Die erwähnten Werke sind allem Anschein nach die Gutachten, welche die beiden Heinriche zwischen 1392 und 1394 im Auftrag des Wiener Stadtrats verfassten, als eine Revision von Gesetzen Erzherzog Rudolfs IV. († 1365) über Renten‑ und Grundzinsablösungen zur Debatte stand.364 Mittelbar scheint dieser Anlass also auch der Schrift des Matthäus zugrunde zu liegen. Sie war jedoch keine Auftragsarbeit wie die Wiener Gutachten und unterlag auch nicht der Bindung an deren Fragestellung. Anstelle einer fallbezogenen Expertise wollte der Krakauer vielmehr ein allgemeines Kompendium zum Thema des gerechten Geschäfts verfassen, das dazu gedacht war, dem interessierten Leser Regeln an die Hand zu geben, um sich im Alltag zurechtzufinden.365 Adressaten der Schrift waren wohl nicht zuletzt seelsorgerisch Tätige, die darin Antworten auf die Fragen finden sollten, die man ihnen immer wieder im Beichtstuhl stellte. Wie eng Matthäus sich an Problemen und Phänomenen des Alltags orientierte, wird an etlichen Stellen der Schrift deutlich. Solche pastoralen Leitfäden waren ein Genre, das sich in der Entwicklung des wirtschaftsethischen Schrifttums im 15. Jahrhundert immer stärker verbreitete, auch wenn Erörterungen dieses Themas nach wie vor in einer Vielzahl von Textgattungen anzutreffen waren.366 Eine im Vergleich zu Matthäus von Krakau – positiv formuliert – weiterentwickelte Vertreterin der 362  Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1309 (entstanden 1397). Zur Handschrift s. Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 32 f.; zum Urheber und seinem Eintrag Kowalczyk: Bartłomiej z Jasła (1965), S. 16. 363  (…) priusquam hunc tractatum scripsit, vidit de eadem materia scripta magistrorum Henrici de Oyta et Henrici de Hassia, cum quibus eciam personaliter conferebat. Zu diesen beiden Theologen s. Gerwing: Theologie im Mittelalter, S. 216–222; Kreuzer: Heinrich von Langenstein; Lang: Heinrich von Oyta. 364  Zu diesen Schriften und ihrer Vorgeschichte ausführlich Trusen: Spätmittelalterliche Jurisprudenz und Wirtschaftsethik. 365  So seine Aussage im Vorwort, s. unten. 366  Vgl. Langholm: Economics, S. 28–31.

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einschlägigen pastoralen Empfehlungen stellt etwa das Beichtmanual De contractibus des Heidelberger Theologen Johannes von Frankfurt († 1441) dar, der die Schrift des Matthäus gekannt haben müsste.367 Es griffe jedoch zu kurz, das Werk des Krakauers als derartige Handreichung zu charakterisieren. Es stellt vielmehr ein gleichsam janusköpfiges Bindeglied zwischen der gelehrten und der populären Sphäre dar und ähnelt darin einigen seiner früheren Schriften. Flüssig geschriebene Passagen und eher schwerfällige scholastische Argumentation stehen in De contractibus nebeneinander. Schon die Systematik, die einleitend entwickelt wird, unterstreicht die Absicht des Verfassers, das Problem theoretisch zu durchdringen, bevor es zum Alltagsgeschehen in Bezug gesetzt wird. Der Traktat des Matthäus ist eine theologische Schrift. Dennoch ist ihre Argumentation nicht frei von juristischen Elementen. Eine auf das Moralische beschränkte Erörterung wäre dem allzu weltlichen und mit Rechtsproblemen durchdrungenen Thema auch schwerlich in glaubwürdiger Weise gerecht geworden. Indessen sind die der rechtlichen Sphäre entlehnten Gedanken eher sporadisch an einigen wenigen Punkten eingestreut und insgesamt deutlich dem theologischen Anliegen untergeordnet. Das Vorherrschen eines solchen bedeutet indes nicht, dass der Schrift die alltagsbezogene Bodenhaftung fehlte. Vielmehr verbergen sich hinter den abstrakt formulierten Binnentiteln gleichsam eigenständige Traktate zu speziellen Problemen, mit denen das moraltheologische Denken der Scholastik sich bereits seit längerer Zeit auseinandersetzte. Ein Darstellungsmittel, das in der Schrift immer wieder zur Anwendung kommt, ist die Einfügung alltagsnaher oder zumindest denkbarer Beispiele, die den Argumentationsgang im Erfahrungshorizont der Leser verwurzeln. Die Vorstellungswelt der Zeitgenossen, die auch die in der scholastischen Wissenschaft jener Zeit herrschenden Meinungen geprägt hatte, muss man sich vergegenwärtigen, um den Text richtig verstehen zu können. Die ideologischen Rahmenbedingungen für das gerechte Verhalten im Geschäftsleben gab die christliche Tradition vor. Bibel und Patristik formulierten strenge, zuweilen kompromisslose Grundsätze, die bei strikter Einhaltung den kommerziellen Verkehr als Quelle gerechten Lebenserwerbs wenn nicht ausschlossen, so doch manifesten Beschränkungen unterwarfen und ihm zumindest das Odium des Wuchers auferlegten. Die Vermeidung des Wuchers (usura), des als unberechtigt empfundenen Gewinns aus Geschäften, galt geradezu als Richtschnur für die Bewertung von Leihe und Handel.368 Hieraus resultierte, nicht minder bedeutend, 367  Eine Abschrift von Matthäus’ Traktat befand sich bis 1623 im Besitz der Heidelberger Universität, vgl. Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 35, 42. Der Traktat des Johannes von Frankfurt wurde inzwischen ediert von Angelika Häse und Katrin Pfister, in: Johannes von Frankfurt: Zwölf Werke, hrsg. v. Walz. Zur Biographie Bulst-Thiele: Johannes von Frankfurt. 368  Vgl. Wood: Medieval Economic Thought, S. 159 ff.; Noonan: Scholastic analysis; Gilomen: Wucher und Wirtschaft; Le Goff: Wucherzins und Höllenqualen.

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die Frage nach dem gerechten Preis (iustum pretium) und den Möglichkeiten, ihn zu ermitteln.369 Diese theoretischen Vorgaben waren im späten Mittelalter eng verbunden mit einer besonderen Wahrnehmung der wirtschaftlichen Abläufe im Konkreten, wie sie beispielsweise aus den Eigengesetzlichkeiten des Geldverkehrs resultierten. Die oftmals anklingende, vom römischen Recht inspirierte Gleichsetzung des Gebrauchs von Bargeld mit seinem Verbrauch370 wird verständlicher, wenn man sich von dem heute vertrauten Erscheinungsbild des Geldes als einer dauerhaft gültigen und einfach konvertiblen Rechengröße löst. Im Spätmittelalter und noch weit darüber hinaus spielte der Materialwert die dominante Rolle im Verständnis der Marktteilnehmer von ihrem Zahlungsmittel. Dieser konnte, bedingt durch die technische Unmöglichkeit der Ausprägung weitgehend gleichgewichtiger Münzen, deutlich vom nominellen Wert differieren. Schwerere Stücke blieben in der Regel nicht lange in Umlauf, sondern verschwanden in den Schatullen ihrer Besitzer. Nach der Waage, die zur Gewichtsbestimmung der Münzen benutzt wurde, wird dieser Aussonderungsvorgang als „Seigern“ bezeichnet.371 Man hat angenommen, dass der regelmäßige, zum Teil in relativ kurzen Intervallen von den Emittenten vorgenommene Münzverruf – die Aberkennung der Zahlungsmitteleigenschaft – als Maßnahme gegen das Horten höherwertiger Geldstücke gedacht war.372 Dieses Vorgehen zeitigte jedoch bei höherer Frequenz mindestens ähnlich desaströse Auswirkungen auf die Stabilität des Wirtschaftskreislaufs wie die schleichende Geldentwertung durch das Seigern.373 Die zahlreichen überlieferten Münzgesetze zeugen von der Instabilität der monetären Verhältnisse.374 Andererseits führte die Territorialität der Münzen,375 die ein Denken in kleinräumigen, notwendigerweise in erster Linie auf dem Metallwert fußenden Äquivalenzmustern erzwang, zu einer Lösung vom rein materialbezogenen Wertbegriff. Geld galt als Handelsware wie andere Verbrauchsgüter auch, und entsprechend den Mehrwert schaffenden Leistungen wie Herstellung, Veredelung, Transport und Bereitstellung, welche die Scholastiker bei sonstigen Produkten anerkannten, wurde mit der Zeit auch die Tätigkeit des Wechslers 369 

Vgl. Wood: Medieval Economic Thought, S. 132 ff.; de Roover: Concept. Wood: Medieval Economic Thought, S. 75; vgl. Thomas von Aquin: Summa theologiae, II–II, q. 78, 1 (Opera, hrsg. v. Busa, Bd. 2, S. 624). 371  Luschin von Ebengreuth: Allgemeine Münzkunde, S. 204, 216, 264 f.; vgl. Grimm: Deutsches Wörterbuch X.1, Sp. 197, s. v. „Seiger“ [2]. 372  Luschin von Ebengreuth: Allgemeine Münzkunde, S. 216. 373  Neben den insbesondere bei den Kleinmünzen auftretenden, unbeabsichtigten Unterschieden konnte der Metallwert auch willentlich und sogar innerhalb kurzer Prägezeiträume differieren, wenn die Münzherren aus Mittelknappheit den Feingehalt größerer Geldeinheiten heruntersetzten. Darüber hinaus bedingte schon der bloße Abrieb des in Umlauf befindlichen Geldes einen Wertverlust, der merklich ins Gewicht fallen konnte. Ebd. S. 202 f., 216, 264. 374  Vgl. Deutsche Reichstagsakten I, hrsg. v. Weizsäcker, S. 475–517; ebd. II, S. 290– 306. 375  Luschin von Ebengreuth: Allgemeine Münzkunde, S. 279 f. 370 

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aufgefasst, der die Verfügbarkeit einheimischen und auswärtigen Geldes sicherstellte. Alle genannten Problemfelder, sowohl die eher theoretisch geprägten Fragen von Wucher und Wert als auch ihre praktischen Implikationen, klingen in der Schrift De contractibus an, die nun näher zu betrachten ist: Wie der Krakauer im Vorwort376 bemerkt, empfand er die Erörterung des ethischen Kontexts von Geschäften als Desiderat. Dass viele sich mit der Materie schwer täten und zögerten, sich auf einen Standpunkt festzulegen, sei vor allem der Mannigfaltigkeit verschiedener Fallkonstellationen im Alltag geschuldet. Da oftmals nämlich gerade die nebensächlich erscheinenden Details eines Vorgangs für seine Bewertung entscheidend seien, führten allgemeine Aussagen selten in die richtige Richtung. Wenn nun schon unter Gelehrten nicht selten Verwirrung darüber herrsche, was erlaubt sei und was nicht, wie stehe es dann erst bei den einfachen Leuten? Das sei besonders misslich, weil derartige Verhaltensregeln durchaus weitreichende Folgen für das Individuum und die Gesellschaft haben könnten. Eine Debatte über dieses Thema könne vor diesem Hintergrund nur von Vorteil sein, selbst auf die Gefahr hin, dass in ihrem Verlauf auch falsche Ansichten formuliert würden. Die Hauptsache sei eine gewissenhafte und qualifizierte Auseinandersetzung mit dem Thema; dies gelte umso mehr – bemerkt Matthäus nicht ohne einen Anflug intellektueller Eitelkeit –, als der Erfahrung nach häufig gerade die Unverständigsten die Meinungsführerschaft beanspruchten. Der Grundgedanke des Vorworts, wonach oberflächliche und pauschale Wertungen nicht weiterführen, wirkt sich auf die Gliederung der Schrift aus. Bevor spezielle Einzelfälle zur Sprache kommen, werden in einem Grundlagenteil (I.) die systematischen Voraussetzungen des Geschäftslebens analysiert und zur Richtschnur erhoben, an der die einzelnen Verträge (contractus) zu messen sind. Als solche betrachtet Matthäus nicht nur förmliche oder gar beglaubigte Rechtsvereinbarungen, sondern jede Art von Verabredung, welche die Übertragung von Besitz zwischen zwei Parteien unter bestimmten Bedingungen vorsieht. Neben Kauf und Leihe werden somit auch Wetten und die Gabe von Almosen an Bettler als contractus aufgefasst und abgehandelt. Das gewählte Schema orientiert sich an der grundlegenden Voraussetzung (radicale fundamentum), dass bei der rechtmäßigen Besitzübertragung der freie Wille legitimierter Partner walten müsse. Übertragungsabsicht und tatsächliche Herausgabe des zu übertragenden Guts, die als voneinander geschiedene Elemente aufgefasst werden, konstituieren gemeinsam das Geschäft (I. 1–2). Der hohe Stellenwert des Willens öffnet die Bewertung des Rechtsgeschäfts einer moralischen Argumentation: Nicht die Absicht als wertfreie Größe, sondern die richtige innere Disposition der Beteiligten entscheidet über die Rechtmäßigkeit der Abmachung. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich nochmals verstärkt die bereits angeklungene Folgerung, 376  Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Nuding, S. 51 ff. (im Folgenden hiernach zitiert).

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dass ein oberflächliches Betrachten der Äußerlichkeiten allein nicht weiterführt (I. 3). Dieser Grundsatz gilt für sämtliche Übertragungen von Eigentum (dominium), die unter dem Begriff dationes zusammengefasst werden und auch abstrakte oder bedingte Besitztitel mit einschließen (I. 4).377 Eine datio kann unter einschränkenden Bedingungen (non gratuita), ohne solche (gratuita) oder gemischt (mixta) erfolgen. Diese Kategorien lassen sich weiter unterteilen in vorbehaltlose und an Klauseln geknüpfte Formen der Abwicklung. So sind Geschenke oder Almosen dationes gratuitae simplices illimitatae, während das Verleihen einer Sache378 zwar auch eine datio gratuita, aber limitata ad tempus cum pacto reddendi ist (I. 5). An dieser Stelle verlässt Matthäus ein erstes Mal die Ebene der theoretischen Systematik, um einen Exkurs einzuschieben, der ihm in diesem Zusammenhang wichtig erscheint: Auch im Bereich des christlichen Gemeindelebens spielte die Gabe von Geschenken und Almosen an Bedürftige, aber auch an Geistliche eine große Rolle. Hier kommt es dem Krakauer besonders auf die richtige Einstellung an, denn in diesem sensiblen Bereich käme das Geben in Erwartung einer Gegenleistung (etwa das Sprechen eines Gebets oder das Lesen einer Messe) notwendigerweise einem Handel mit Spiritualien, mithin der Simonie gleich. Da ihm bewusst ist, wie sehr ein solches Verdikt die Gewohnheiten der einfachen Leute in Frage stellen und sie in Gewissensnöte bringen würde, empfiehlt er, den Anschein des Verbotenen dadurch zu meiden, dass zunächst die Bitte um die Gefälligkeit vorgebracht und erst nach erfolgter Einwilligung, gleichsam ohne Kausalzusammenhang mit dem ersten Schritt, die Gabe dargereicht werden sollte (I. 6). Auch wenn dieser Lösungsversuch recht akademisch anmutet, ist die Formulierung des Themas an dieser Stelle bemerkenswert. Die dationes non gratuitae unterteilt Matthäus in solche, bei denen entweder die Willensentscheidung der Parteien Einschränkungen (etwa der Unkenntnis oder äußeren und inneren Zwängen) unterliegt oder aber die Gabe an eine Gegengabe geknüpft wird, wie bei Kauf (emptio), Verkauf (venditio), Leihe (locatio), Vermietung (conductio) und Tausch (campsio).379 Eine Sonderform stellen Konstellationen dar, in denen der Zufall Vertragsbestandteil wird, etwa bei Versicherungsvereinbarungen oder Wetten (vadiationes) (I. 7). 377  Datio wird definiert als consensus potentis transferre rem in alium, ut sit vel fiat realiter illius eo modo, quo sua non fuit ante consensum huiusmodi. Der Begriff muss jedoch auch gedachte Größen einschließen, denn: Quia igitur dacio est actus voluntatis, potest bene cadere super non encia. 378  Die von manchen betonte Unterscheidung der Leihe in Fälle, in denen der Gebrauch des Geliehenen dem Verbrauch entspricht (mutuatio), und solchen, bei denen die entliehene Sache wesensgleich zurückgegeben werden kann (concessio), hält Matthäus dabei für nebensächlich. 379  Der Begriff umfasst hier sowohl die Gabe von Sachen für andere Sachen als auch die Gabe von Geld für anderes Geld.

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Um nun einen Maßstab zu setzen, an dem sich die sittliche Berechtigung der Vertragsarten zu orientieren hat, entwirft Matthäus eine Typologie der Gerechtigkeit in vier Stufen, die einander gleichsam in konzentrischen Kreisen umgeben. Den innersten Kreis und damit die niedrigste Hierarchieebene nimmt die individuelle Gerechtigkeit (iustitia particularis) ein, die immer dann vorliegt, wenn sich Geschäftspartner in beiderseitigem Einvernehmen einigen, ohne dass einer von ihnen übervorteilt wird. Dieser Stufe übergeordnet ist die Gerechtigkeit vor dem Gesetz (iustitia legalis), die dann vorliegt, wenn der Vertrag nicht nur nach dem subjektiven Empfinden der Beteiligten, sondern auch nach den geltenden Rechtsnormen Bestand hat. Noch höher steht die moralische Gerechtigkeit (iustitia moralis); ihre Nennung entspricht der Erkenntnis, dass auch Gesetze bisweilen zur Verhütung eines größeren Übels ein kleineres dulden müssen. Über den genannten drei Sphären der Gerechtigkeit thront jedoch als allumfassende und höchste Autorität diejenige in den Augen Gottes (iustitia divina), an der sich alles andere messen lassen muss. Die Abweichung dieses Schemas von den sonst formulierten Typologien der Gerechtigkeit380 ist der Darstellungsabsicht des Traktats geschuldet. Denn aus der Tatsache, dass nicht immer der Verstoß gegen eine höhere Stufe der von Matthäus benannten Gerechtigkeitskategorien auch eine Verletzung der niedrigeren Stufen einschließt, folgt im Umkehrschluss, dass in die Erörterung auch die jeweils übergeordneten Sphären mit einbezogen werden müssen. Ein vordergründiges Abprüfen, inwieweit bei einem Vertragsgeschäft auf zwischenmenschlicher oder gesetzlicher Ebene alles seine Richtigkeit hat, wäre zu kurzsichtig (I. 8). Die Typologie der Gerechtigkeit wird im Folgenden nicht weiterentwickelt; ihre Einführung dient vielmehr nur zum Beweis der These, dass über die formalrechtliche Ebene hinaus noch höherrangige Voraussetzungen beachtet werden müssen. Um nun zu definieren, wann eine Besitzübertragung als gerecht gelten kann, wird ein Kriterienkatalog entwickelt. Danach gilt der Vertrag über eine datio gratuita dann als ungerecht und somit im moralischen Sinne als nichtig, wenn er zur Gänze oder in einzelnen Bedingungen verwerflich ist oder eine Bestimmung entweder dem gesamten Vertrag oder einer einzelnen anderen Vertragsbestimmung widerspricht. Bei der datio non gratuita muss der gute Wille (bona fides) der Beteiligten hinzukommen und die Abwicklung des Vertrags bestimmen. Wiederum folgt eine Bezugnahme auf den konkreten Lebensalltag: Arbeiter, Handwerker, vor allem aber Kleriker müssten sich besonders kritisch fragen, ob sie wirklich nach bestem Wissen und Gewissen das verdienten, was sie erhielten, oder ob sie nicht doch als unberechtigte Nutznießer auf Kosten anderer Vorteile in Anspruch nähmen (I. 9).

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Vgl. Kaye: Economy and nature, S. 76 f.; Baucher: Justice, Sp. 2001–2020.

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Ein Verkaufsgeschäft ist demnach im Sinne der iustitia particularis dann gerecht, wenn der gerechte Preis (iustum pretium) verlangt und die Sache in der verlangten Qualität rechtmäßig übereignet wird, ohne dass der Verkäufer Zweifel am vertragsmäßigen Zustand der Sache hat oder falsche Eigenschaften vortäuscht. Dieselben Bedingungen gelten im Übrigen auch für die Leihe, die Miete und den Wechsel, die letztlich als Kauf des Nutzens einer Sache auf Zeit oder als Kauf von Geld zu deuten sind (I. 10). Um die Erfordernisse der iustitia legalis zu erfüllen, muss zusätzlich zu den genannten Voraussetzungen gewährleistet sein, dass dem Gemeinwesen aus dem Handeln kein Nachteil entsteht, wie etwa durch das Seigern oder Beschneiden von Münzen, das im rein privatrechtlichen Sinne unter die freie Verfügung des Einzelnen mit seinem Eigentum fällt; entsprechend sei dies, so der Krakauer, von den Gelehrten und der Obrigkeit noch nicht genügend als verderbliches Vorgehen namhaft gemacht. Diese Bemerkung wirkt freilich etwas zu pauschal; beispielsweise hatte König Wenzel 1385 ein entsprechendes Verbot erlassen.381 An dieser Stelle klingt ein der Tradition entlehnter Gedanke an,382 der sich immer wieder in Matthäus’ Argumentation niederschlägt: die Verantwortung des Individuums für das Gemeinwesen, die sich insbesondere in der Verpflichtung des Einzelnen äußert, in der Gesellschaft den ihm zugewiesenen Platz zum Wohle der anderen auszufüllen. Diese Verankerung der Argumentation in sozialen Kategorien unterstreicht ungeachtet aller moralisch-theologischen Anklänge die „diesseitige“ Verankerung der Schrift. Entsprechend kurz abgehandelt werden können somit die Kriterien für die Übereinstimmung eines Vertrages mit der iustitia moralis und der iustitia divina: Erstere erfordere die Beachtung der allgemeinen moralischen Richtlinien, letztere zusätzlich die fromme Gesinnung, die sich in Gottesfurcht, Nächstenliebe u. ä. niederschlage (I. 11). Das letzte Kapitel des Grundlagenteils geht auf die bereits angeklungene Problematik des gerechten Preises ein, die in der Scholastik als eine der zentralen Fragestellungen bei der Deutung wirtschaftlicher Abläufe gesehen wurde, nachdem sich bereits Aristoteles und die christliche Tradition des Themas angenommen hatten.383 Die preisliche Kalkulierbarkeit einer Sache ist nach Matthäus’ Definition eine der notwendigen Voraussetzungen für die Verkäuflichkeit. Der gerechte Preis ergibt sich nach seiner Überzeugung aus einer gewissenhaften Abschätzung (aestimatio) des Wertes, für die nicht nur die materielle Beschaffenheit, sondern auch die Begehrtheit der Sache bestimmend ist. Eine Orientierung des Preises an der Marktlage – also an Angebot und Nachfrage – widerspricht dabei nicht den Forderungen der Gerechtigkeit. Zwar ergeben sich daraus unbezweifelbare Schwankungen des Preises, die sich nicht mit einem als statisch und einer Sache gleichsam innewohnenden iustum pretium 381 

Rüfner: Rezension, S. 677, Anm. 8. Zu dieser Vorstellung bei Thomas von Aquin s. Manselli: Pensiero, S. 844 f. 383  Kaye: Economy and nature, bes. S. 38–44, 87–101; Langholm: Legacy, S. 77–99. 382 

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als fixe Größe vereinbaren ließe; da jedoch die Marktlage sich vorübergehend nach beiden Seiten (d. h. zu Gunsten des Verkäufers oder des Kunden) wandeln kann und nicht in eine Richtung vorhersehbar oder gar determiniert ist, können solche Schwankungen für Matthäus die Idee des gerechten Preises, der von ihm als dynamische Größe aufgefasst wird, nicht grundsätzlich in Frage stellen. Dies gilt freilich nur unter der Voraussetzung, dass man die aestimatio einer Sache nicht böswillig verfälscht. Ähnlich hatte sich bereits Thomas von Aquin geäußert (I. 12).384 Auf diesen einleitenden Grundlagenteil folgt ein zweiter, der sich in drei Abhandlungen gliedert; der dritte im Proömium angekündigte Teil fehlt. Die drei Abhandlungen des zweiten Teils untersuchen unterschiedliche Vertragsarten, die der entworfenen Typologie entsprechend nach ihren Eigenschaften gratuitus und voluntarius unterschieden werden. Wenn man die komplizierten Titel, die Matthäus diesen Abhandlungen gegeben hat, nicht übernehmen will, könnte man sie ebenso gut mit „Das Darlehen“ (II. 1),385 „Der gerechte Preis“ (II. 2) und „Die Mitwirkung von Zufällen und Zwängen“ (II. 3) überschreiben. Bei der Besprechung der Leiheverträge gibt sich Matthäus sehr konservativ; stellenweise weicht er sogar hinter bereits anerkannte liberalere Standpunkte zurück. Im Grundsatz gilt für ihn das Äquivalenzprinzip in seiner strengsten Ausprägung, d. h. Leistung und Gegenleistung müssen einander im Wert entsprechen.386 Dieser Gedanke, so der Krakauer bezeichnend, sei nicht einmal mehr im Klerus verbreitet (II. 1. 1). Allenfalls Unkosten, die bei der Bereitstellung des Darlehens anfielen, dürften ersetzt werden. Ansonsten sei jedoch nur die Kreditsumme überhaupt bezifferbar, so dass Entschädigungen für die Verleihung selbst dann unzulässig seien, wenn von einem Nutzenausfall ausgegangen werden könne (II. 1. 3).387 Geld sei nicht einfach ein geborgtes Werkzeug, sondern werde beim Gebrauch verbraucht; während der Kreditlaufzeit gehöre es dem Leihnehmer, der für das Wirtschaften mit seinem Eigentum folglich niemandem etwas schuldig sei (II. 1. 4). Zudem trage der Schuldner während der Laufzeit das Verlustrisiko, von dem der Gläubiger dadurch entlastet werde; dies müsse man eher dem Schuldner als Leistung zugute halten. Wer keine Ausfälle durch die Hingabe seines Geldes erleben möchte, brauche es ja nicht zu verleihen (II. 1. 5). Einige in dieser Abhandlung angesprochenen Gedanken – die Unterscheidung zwischen dem Besitz und dem Gebrauch von Geld sowie der Versuch, den Nutzen eines befristeten Darlehens zu beziffern 384  Kaye: Economy and nature, S. 96–100. Vgl. auch Hagenauer: „Justum pretium“, bes. S. 53. 385  In der Tat spricht Matthäus an einer Stelle mit Bezug auf II. 2 von einer Abhandlung „De mutuo“ (Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 105 f.). 386  Vgl. Trusen: Äquivalenzprinzip; Kaye: Economy and nature, S. 116. 387  Später erkannte die Jurisprudenz den Nutzenausfall (lucrum cessans) als entschädigungsfähig an, vgl. Trusen: De contractibus mercatorum, S. 67.

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– entstammen offenbar der franziskanischen Tradition.387a Auch ein angeblich freiwilliger Zins, fährt der Krakauer fort, sei nicht erlaubt. Bestehende Gesetze, die eine Zinsnahme gestatteten, seien verwerflich; es sei denn, durch sie solle ein noch größeres Übel verhindert werden. Matthäus empfiehlt, in solchen Konstellationen zu überprüfen, ob die Vergütung nur wegen der Kreditvergabe als solcher gefordert wird, oder ob sie sich nicht durch irgendeinen anderen zusätzlichen Vorteil, den der Entleiher erhält, rechtfertigen lässt (II. 1. 6). Zwar sei in bestimmten Fällen, in denen ein Darlehen zum Schaden des Gläubigers nicht rechtzeitig zurückerstattet werde, die Forderung von Schadenersatz erlaubt, doch handle es sich hierbei gerade nicht um Zinsen.388 Schon aus gleichsam pädagogischen Gründen lehnt er es ab, zu behaupten, dass Zinsnahme in Ausnahmefällen erlaubt sei; ein solches Eingeständnis würde dem Missbrauch Tür und Tor öffnen (II. 1. 7). Im Übrigen seien etliche einschlägige Fallkonstellationen mit größter Skepsis zu betrachten. Der Krakauer scheut sich in diesem Zusammenhang nicht, sogar an der päpstlichen Rechtsprechung389 unverblümte Kritik zu äußern (II. 1. 8). Termin‑ und Spekulationsgeschäfte, bei denen die Rückzahlung zu den Konditionen eines bestimmten Termins abhängig gemacht wird, sind nur erlaubt, wenn keine Indizien vorliegen, aus denen sich die Wertentwicklung erahnen lässt (II. 1. 9). Dass man Geld auch für sich arbeiten lassen kann, was die Zeitgenossen längst wussten und praktizierten, liegt für Matthäus noch außerhalb seines moralischen Horizonts. Die erste Abhandlung des zweiten Teils von De contractibus ist der wohl traditionellste Teil der Schrift. Im Folgenden wird der klassische Rigorismus weniger scharf vertreten. Die zweite Abhandlung dreht sich um eines der Kernprobleme der scholastischen Wirtschaftsethik, die Frage des gerechten Preises bei Kaufgeschäften.390 Sie vertieft die Gedanken, die im zehnten Kapitel des Grundlagenteils angerissen wurden. Der Tradition entsprechend nimmt Matthäus an, dass es nur einen gerechten Preis einer Sache geben kann (II. 2. 1). Er geht allerdings nicht so weit, den Handel, der ja gerade von der Gewinnspanne zwischen Ankaufs‑ und Verkaufspreis lebt, für unmoralisch zu erklären. Er sei vielmehr für die Gesellschaft unentbehrlich und nicht schändlicher als andere Handwerke auch (II. 2. 2). Zur Begründung unterscheidet Matthäus zwischen dem teureren Wiederverkauf und dem Verkauf über Wert. Während letzterer wucherisch sei, könne ersterer erlaubt sein, wenn ein berechtigter Grund vorliege (II. 2. 3). Ein solcher Mehrwert könne sich durch eine Veredelung der Substanz, durch eine vorgenommene Dienstleistung, aber auch durch eine veränderte Wertung ergeben. Die Nachfrage bestimme den Preis; da man selbst aber nicht unbefangen sei, müsse man sich bei der Festlegung am Urteil der Allgemeinheit orientieren (II. 2. 4). In Anlehnung 387a 

Vgl. Ceccarelli: Rezension, S. 728. Zur Verankerung dieser Argumente in der Tradition s. Rüfner: Rezension, S. 678. 389  X 5.19.16, X 3.20.1 (Corpus Iuris Canonici II, hrsg. v. Friedberg, Sp. 525, 815). 390  De Roover: Concept, bes. S. 420 ff. 388 

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an eine bereits bei Thomas von Aquin behandelte Konstellation391 wird erklärt, dass man als Verkäufer nur dann zu einem Hinweis auf verborgene Mängel der Ware verpflichtet sei, wenn andernfalls die Gefahr einer Täuschung des Käufers bestehe (II. 2. 6). In den ersten sechs Kapiteln dieser Abhandlung vollzieht Matthäus somit eine deutliche Abkehr von den fundamentalistischen, den Handel verdammenden Positionen, die Autoritäten wie Johannes Chrysostomus und Cassiodor vertreten hatten.392 Nach dieser Klärung der theoretischen Voraussetzungen folgt in den nächsten sieben Kapiteln ihre Anwendung auf die Praxis. In der Tat stellt sich die Ermittlung des gerechten Preises in erster Linie als erkenntnistheoretisches Problem. Die Lebenserfahrung lehrte auch im späten Mittelalter, dass erhebliche Unterschiede und Schwankungen der Marktpreise an der Tagesordnung waren. Den Marktpreis aber gedanklich vom gleichsam ideellen Wert einer Ware zu lösen und ihn womöglich als das iustum pretium anzusehen, fiel den Gelehrten schwer, weil ein so weitreichender Schritt das gesamte Konzept der Preisgerechtigkeit erschüttert hätte.393 Es ergab sich damit die Notwendigkeit, Grundsätze der Wertermittlung zu formulieren, die als Richtschnur brauchbar waren. Diesem Unterfangen widmet sich nun auch Matthäus von Krakau. Als Regel empfiehlt er, sich bei der Preisfestsetzung an der communis aestimatio zu orientieren, allerdings nur soweit man keinen offensichtlichen Grund habe, an ihrer Richtigkeit zu zweifeln. Wo eine solche Einschätzung nicht bestehe oder falsch sei, müsse man sie nach bestem Wissen und Gewissen selbst zu kalkulieren versuchen (II. 2. 7). Dieser Standpunkt ist vergleichsweise liberal und deutet auch auf ein recht vertrauensvolles Menschenbild des Verfassers hin. Die Erkenntnis, dass die communis aestimatio nicht immer zur Ermittlung des gerechten Preises anwendbar ist, und die vor diesem Hintergrund gemachten Aussagen zur Wertlehre sind wohl der bedeutendste Beitrag des Krakauers zu seinem Gegenstand.394 Andere Experten, darunter Matthäus’ Zeitgenosse und Diskussionspartner Heinrich von Langenstein, hatten hingegen Bedenken, dem Individuum eine solche Freiheit einzuräumen, und plädierten dafür, die Festsetzung von Marktpreisen in erster Linie der Obrigkeit zu überlassen.395 Dem Krakauer kommt es vor allem auf eine pragmatische Lösung an. Da auch die Gesellschaft sich nicht nur an Fakten, sondern oft an Indizien, Wahrscheinlichkeiten und dem Urteil erfahrener Leute orientiere, genüge dies ebenso dem Einzelnen; Voraussetzung 391  Thomas von Aquin: Summa theologiae II–II, q. 77, 3 (Opera, hrsg. v. Busa, Bd. 2, S. 623 f.). 392  Vgl. Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Nuding, S. 95. 393  Vgl. Kaye: Economy and nature, bes. S. 98. 394  Vgl. Schreiber: Volkswirtschaftliche Anschauungen, S. 210 (fälschlich auf Johannes Nider bezogen). 395  Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus, I. 12. Vgl. zu derartigen Satzungen in Wien Luschin von Ebengreuth: Allgemeine Münzkunde, S. 220. Zu Langensteins Position s. Gordon: Economic analysis, S. 228.

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sei jedoch, dass man gutgläubig und guten Willens handle (II. 2. 9). Dabei trage man eine besondere Verantwortung, wenn man mit unerfahrenen oder von Affekten bestimmten Menschen zu tun habe (II. 2. 10). Würden sich beide Parteien guten Gewissens handelseinig, seien sogar erhebliche Abweichungen vom Einkaufspreis tolerabel; wohl aus diesem Grunde stelle das römische Recht erst bei einer Überteuerung um 100 Prozent den Tatbestand der Sittenwidrigkeit fest (II. 2. 11). Gewinnmitnahmen bei absehbarem Preisverfall396 seien wiederum schädlich für das Gemeinwesen und damit verboten (II. 2. 12), allerdings sei man auch als Christ nicht verpflichtet, sich zugunsten des Nächsten selbst zu schädigen (II. 2. 13). In einer Breslauer Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts sind die bislang besprochenen Ausführungen über die Leihe und den gerechten Preis (II. 1. 1 – II. 2. 13) in einer eigenwilligen Form überliefert: Sie wurden nicht einfach abgeschrieben, sondern in enger Orientierung am ursprünglichen Wortlaut von einem Juristen überarbeitet und ergänzt.397 Man ersieht daran, wie weit die theologische Thematik des Matthäus in das Interessengebiet der Nachbarwissenschaft hineinreichte; zudem nimmt die Beobachtung, dass ein Jurist einen Text des Matthäus überarbeitet hat, eine Konstellation vorweg, die noch im Kontext der Entstehung von De squaloribus zu betrachten ist.398 Für die im Original folgenden Kapitel der Abhandlung über den gerechten Preis hatte der Breslauer Jurist indessen kein Interesse mehr, weil in ihnen der pastorale Realitätsbezug noch deutlicher hervortritt als in den bisherigen: Das erste zählt die sittlichen Gefahren des Kaufmannsberufs auf (II. 2. 14), und das zweite formuliert Regeln für das Verhalten der Kaufleute im Alltag (II. 2. 15). Seine Empfehlungen sind nicht ohne soziologischen Gehalt: Matthäus verficht darin das Ideal eines standesgemäßen Auskommens aller gesellschaftlichen Schichten, das sich an der Bedeutung des jeweiligen Dienstes orientiert, den diese der Allgemeinheit leisten.399 Die Ausführungen, die einen fühlbaren Seitenhieb auf Neureiche enthalten, spiegeln die gesellschaftliche Wirklichkeit der Zeit, indem sie im Fernhandel tätige Großkaufleute und ortsansässige Krämer einander gegenüber stellt.400 Zum Abschluss der zweiten Abhandlung (II. 2. 16) wird ein Sonderfall des Kaufgeschäfts besprochen, nämlich der Geldwechsel. Matthäus betrachtet diesen Vorgang – im Einklang mit der zeitgenössischen substanzgebundenen Vorstellung vom Geld – sehr konkret als einen (im Alltag unerlässlichen) Handel mit Währungen, für den die Gesetzmäßigkeiten aller übrigen Warengeschäfte gelten. Innovativ ist wiederum der Gedanke, dass in bestimmten Fällen durchaus 396  Vgl. hierzu die Studie von Fleischer: Informationsasymmetrie, bes. S. 37 ff., auf die Rüfner: Rezension, S. 679, Anm. 20 hinweist. 397  Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 37 f. 398  Vgl. unten Kapitel III. 3. 399  Vgl. zu diesem Ansatz auch Gordon: Economic analysis, S. 230–232. 400  Vgl. Trusen: De contractibus mercatorum, S. 71.

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eine Aufwandsentschädigung angebracht sein könne; insbesondere die Möglichkeit, durch Wechselbriefe bargeldlos und somit ohne Transportrisiken und eigene Unkosten größere Summen zu transferieren, erscheint ihm aufgrund der dadurch gewährleisteten Sicherheit als geldwerter und erstattungsfähiger Vorteil. Bemerkenswerterweise sind bei Matthäus die beiden weit voneinander entfernten Variationen des Begriffs „Wechsel“ – das klassische Umtauschen von Geldstücken und die weiterentwickelte Form der Zahlungsanweisung im Rahmen eines Kreditgeschäfts – noch in ein‑ und demselben Kapitel zusammengefasst.401 Es war wohl die Alltagsnähe der letzten beiden Kapitel von II. 2, die dazu geführt haben mag, dass ein Leser sich die fraglichen Seiten aus der ihm vorliegenden Kórniker Handschrift herausgetrennt und an sich genommen hat.402 Die letzte der drei Abhandlungen des zweiten Teils ist ihrerseits zweigeteilt und handelt von Geschäften, in die eine gewisse Unfreiwilligkeit hineinspielt, sei es bereits beim Abschluss – weil Zwänge oder verfälschende Informationen den Ausschlag gaben – oder erst danach, wenn der Zufall über das Ergebnis des Handels entscheidet wie insbesondere bei Glücksspielen und Wetten. Der Willentlichkeit des Handelns kommt in der Schrift des Matthäus eine große Bedeutung zu; im Grundlagenteil (I. 1–2) wird sie, wie gesehen, als konstitutives Element des Übertragungsaktes definiert. Der Gedanke greift Aspekte einer in der scholastischen Tradition ausführlich behandelten Fragestellung auf.403 Matthäus’ Erörterung über die Erlaubtheit der Wettgewinne (II. 3. 1–9) ist eine besonders originelle, formal jedoch die schulmäßigste Passage seiner Schrift; den Großteil nehmen scholastische Erörterungen aufgestellter dubia und propositiones ein. Gleichzeitig sind die darin geäußerten Gedanken im Vergleich zur vorangegangenen Abhandlung, die von Realismus und psychologischem Einfühlungsvermögen gekennzeichnet war, etwas abgehobener. Immerhin wird zugestanden, dass die Wette oder der Wettbewerb als solche nicht von vornherein schlecht seien, dass sie es aber würden, sobald sich eine Erwerbsabsicht hineinmische (II. 3. 1–2). Problematisch erscheint ihm dabei insbesondere die Verletzung des Äquivalenzprinzips, denn nur einer der Parteien erwächst aus der Abmachung ein Zugewinn. Zudem seien die Absichten der Beteiligten nicht uneigennützig (II. 3. 4). Die Einstellung „Spielschulden sind Ehrenschulden“ ändere an dieser Beobachtung nichts (II. 3. 6). Im Übrigen verstoße das Verwetten von Gütern gegen den Willen Gottes, der sie ausschließlich zum Lob seiner selbst oder zum Nutzen des Menschen und seiner Nächsten zur Verfügung stelle (II. 3. 5). Im Beweisgang versucht Matthäus von einer Objektivität auszugehen, die es für die Betroffenen so nicht gibt, indem er den Vorgang vom Ergebnis her durchdenkt. Er folgert, dass Spielgewinne in der Regel nicht behalten werden dürften, dass aber auch der Verlierer sein Eigentum an ihnen verwirkt habe. Die 401 

Vgl. ebd. S. 67 f. Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 31. 403  Vgl. Kenny: Thomas von Aquin über den Willen, bes. S. 107 ff. 402 

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Einsetzung für einen guten Zweck sei der sinnvollste Ausweg (II. 3. 8–9). Auch diese Erörterung der Glücksspiele ist als Separatum auf Interesse gestoßen, wie die Beschränkung eines Textzeugen auf die Kapitel III. 3. 1–9 zeigt.404 Indem Matthäus das Glücksspiel als einen Vertrag deutet, der freilich nicht voll dem Willen der Partner unterworfen ist, reflektiert er wiederum einen Gedanken aus der Tradition franziskanischer Wirtschaftsethik.404a Das nächste Kapitel III. 3. 10 ist wiederum aufschlussreich für die gesellschaftspolitischen Vorstellungen des Krakauers. Ausgangspunkt ist die These, dass das Vorgaukeln einer Gegebenheit, die den Partner maßgeblich zu einer Entscheidung veranlasst, die Übereignung nichtig mache. Wer also etwas hingebe, dürfe in seiner berechtigten Erwartung der Gegenleistung nicht getrogen werden. Die entsprechenden Vorgänge werden als Vertragsverhältnisse interpretiert. Entsprechend müssten Fürsten, die Steuern kassierten, Kleriker, die von Kirchengut lebten, und Mönche, die Almosen sammelten, sich die Frage stellen, ob sie ihrem Teil der Verpflichtung gegenüber den Zahlern auch durch die anständige Erfüllung ihrer Pflichten nachkämen. Die folgenden Ausführungen greifen diesen Gedankengang mit Bezug auf das Bettelwesen wieder auf. Ehrlich betteln dürften nur die wahrhaft Bedürftigen, weil diesen sonst die Existenzgrundlage entzogen werde (II. 3. 11). Einem Bettler, der seinen Lebensunterhalt anderweitig verdienen könne, schulde man kein Almosen. Aus den bitteren Worten des Matthäus über diese validi mendicantes sprechen ohne Zweifel eigene Beobachtungen (II. 3. 12). Kleriker und insbesondere die Angehörigen der Bettelorden seien hingegen berechtigt, vom Bettel zu leben, denn zum einen versähen sie unentgeltlich einen wichtigen Dienst, wofür sie Anspruch auf einen Lebensunterhalt hätten, zum anderen wären sie nicht in der Lage, diesen Dienst zu leisten, wenn sie zu regelmäßiger Lohnarbeit gezwungen wären.405 Trotzdem müssten auch die Kleriker und Religiosen darauf achten, dass sie die erhaltenen Zuwendungen nicht missbräuchlich nutzten (II. 3. 13). Den Angehörigen approbierter religiöser Gemeinschaften nicht gleichgestellt seien jedoch Personen, die außerhalb derselben nach eigener Façon ein Leben in Armut zu führen wünschten. Der Papst als höchster Richter auf Erden, dem die Verantwortung über das Seelenheil der Christen obliege, habe sich in Verfolgung dieses Zieles entschieden, die Bettelorden zu privilegieren. Angesichts der in jenseitigen Kategorien Heil bringenden Tätigkeit der Prediger sei es im Zweifelsfall wichtiger, einen solchen zu versorgen als einen einfachen Armen, lautet die schonungslose Folgerung. Die allzu zahlreichen religiösen Schwärmer der Gegenwart könnten nicht ohne weiteres die gleichen Verdienste geltend machen, 404 

Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 31. Ceccareli: Rezension, S. 729; Ders.: Gioco e peccato, bes. S. 181–255. 405  Ein heftiger Streit um den Status der Bettelorden, aus dem diese jedoch unbeschädigt hervorgingen, hatte sich in den 1250er Jahren an der Pariser Universität ereignet, vgl. Dufeil: Guillaume de Saint-Amour. 404a  Vgl.

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zumal oft gar nicht sicher sei, ob sie einer wahren Inspiration folgten (II. 3. 14).406 Ohne Zweifel hatten Matthäus’ eigene Erfahrungen mit Begharden407 und anderen religiös erregten Sektierern seine Toleranz geschmälert. Verallgemeinernd formuliert er, dass jeder, der einen anderen durch die Erregung eines Affekts zu einer letztlich unfreiwilligen Gabe bewege, diese ebenso zu Unrecht erhalte wie jemand, der etwas annehme, von dem er wisse, dass es ihm unter dem Einfluss eines solchen Affekts gegeben werde (II. 3. 15). Das an dieser Stelle von Matthäus bemühte Beispiel des Seemanns, der im Sturm seine Ladung über Bord wirft, um dem Schiffbruch zu entgehen, hatten in ähnlichem Sinne bereits seine beiden Wiener Kollegen angeführt.408 Mit diesem zwar das augenblickliche Thema, aber, nach der Ankündigung im Vorwort, nicht den ins Auge gefassten Gegenstand abschließenden Kapitel endet der Traktat etwas unvermittelt. Die Frage nach den Quellen des Matthäus von Krakau ist nicht ganz einfach zu beantworten. In seiner Schrift finden sich fast nur Bibelstellen, patristische Autoren und Vorschriften aus dem kirchlichen und weltlichen Recht zitiert. Die jüngste explizit genannte Quelle scheint Thomas von Aquin zu sein. Die angeführten Belege gehörten zum üblichen Rüstzeug einschlägiger Autoren und dokumentieren somit den Einfluss der Tradition, ebenso wie die implizit aufscheinenden franziskanischen Spuren. Dennoch übernimmt Matthäus deren Positionen nicht unkritisch – ganz der Vorgehensweise entsprechend, die sich in seinen Prager Schriften beobachten lässt. Zeitnah entstandene Werke erwähnt Matthäus in De contractibus jedoch allenfalls indirekt. Dies ist umso bemerkenswerter, als uns seine Rezeption der Schriften Heinrichs von Oyta und Heinrichs von Langenstein ausdrücklich überliefert ist. Dass Matthäus’ Kontakt zu Heinrich von Oyta nicht nur punktueller Natur war, legt das Schülerverhältnis des Krakauers zu dem älteren Kollegen nahe. Da jedoch im konkreten Fall Heinrichs Werk nach seiner Struktur und den darin behandelten Fragen relativ eng an der vom Wiener Stadtrat vorgegebenen Problemstellung orientiert ist und den Stoff zudem in Quaestionen und nicht in ungebundener Darstellung erörtert, ergeben sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, keine direkten Berührungspunkte mit der Schrift des Matthäus von Krakau. Etwas ergiebiger stellt sich der Befund bei Heinrich von Langenstein dar. Der hessische Gelehrte hatte ähnlich wie Matthäus eine Typologie der Übereignungsgeschäfte in seine Arbeit eingefügt409 und sich mehrmals mit Konstellationen beschäftigt, die auch von Matthäus besprochen worden sind. Dabei fällt jedoch auf, dass Heinrich in der Regel konservativere Positionen bezieht als der Krakauer. Seine Skepsis 406  Zu den validi mendicantes vgl. Camporesi, in: Libro dei vagabondi, S. IX–CLXXXII; zu den juristischen Aspekten des Bettelproblems Rüfner: Rezension, S. 680, Anm. 24. 407  Vgl. Schmitt: Mort d’une hérésie, bes. S. 137 ff. 408  Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus I. 34; Heinrich von Oyta: De contractibus reddituum, dubium 8; vgl. auch Langholm: Legacy, S. 110. 409  Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus, I. 5–6.

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über die Autonomie des Einzelnen bei der Preisfestsetzung ist bereits angeklungen;410 darüber hinaus stand er auch Kreditgeschäften grundsätzlich ablehnend gegenüber.411 Doch nicht immer wird diese Rollenverteilung beibehalten, so in einigen von Heinrich besprochenen Sonderfällen, in denen das Kirchenrecht bei Leihverhältnissen eine zinsähnliche Entschädigung erlaubte. Matthäus, der diese Konstellationen sicherlich aus dem Schrifttum des älteren Kollegen übernommen hat, äußert dagegen unverhohlene Skepsis gegen die ihm wucherisch erscheinenden Usancen.412 Mit Blick auf Matthäus’ zuvor entstandenen Dialogus, der nach etlichen Gesprächen des Verfassers zum Thema entstand,413 und die spätere Schrift De squaloribus, die in Zusammenarbeit mit einem juristischen Überarbeiter und nach zahlreichen Rücksprachen mit anderen Gelehrten sowie ersten Rezensenten entworfen und fortgeschrieben worden ist, hat man in dem durch Bartholomäus von Jasło überlieferten Hinweis auf den Austausch mit den beiden Wiener Kollegen einen Beleg dafür gesehen, dass der Krakauer grundsätzlich einem eher kollektiven Arbeitsstil zugeneigt gewesen sein soll.414 Bei genauerem Hinsehen ist es jedoch fraglich, ob eine solche Verallgemeinerung zutrifft. Die fachfremde Unterstützung durch einen Juristen bei De squaloribus, auf die noch einzugehen sein wird und die aus sachlichen, aber auch aus politischen Gründen nahe lag, hatte völlig andere Auswirkungen auf die Gestalt der entstehenden Schrift als in den anderen Fällen, in denen Matthäus sich offenbar mit Kollegen aus der theologischen Fakultät austauschte, indem er ihre Schriften rezipierte und vor allem das Gespräch mit ihnen suchte. Die Ergebnisse solcher Erörterungen haben teilweise auch ihren Niederschlag in den anschließend verfassten Schriften gefunden. Sie führten jedoch nicht, wie im Fall von De squaloribus dazu, dass eine veritable Gemeinschaftsproduktion mehrerer Autoren entstanden wäre, von denen der eine den Entwurf des anderen überarbeitet und erweitert hätte. Sicher dürfte jedoch so viel sein, dass Matthäus von Krakau grundsätzlich in nicht unerheblichem Maße Gedanken und Anregungen, die er im stark vom mündlichen Austausch geprägten Lehrbetrieb der spätmittelalterlichen Universität415 aufnahm, reflektierte und in sein Gedankengebäude einordnete. Dass seiner Schrift De contractibus kaum Spuren der zeitgenössischen Auseinandersetzung mit dem Thema anzusehen sind, mag mit diesem Phänomen zusammenhängen.416 410 

Vgl. oben die Ausführungen zu Matthäus von Krakau: De contractibus II. 2. 15. Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus, I. 49. 412  Matthäus von Krakau: De contractibus II. 1. 8; vgl. Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus, I. 38–39. 413  Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Se ń ko / Szafra ń ski, S. 367. 414  Kaluza: Matthieu de Cracovie, Sp. 806; Heimpel: Studien II, S. 16 (Anm. 25). 415  Vgl. Miethke: Mittelalterliche Universitäten. 416  Vgl. die Charakterisierung dieser Auseinandersetzung anhand exemplarischer Schriften bei Nuding: Geschäft und Moral. 411 

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Ein hervorstechender Unterschied von De contractibus im Vergleich mit anderen zeitgenössischen Aussagen zu Wirtschaftsfragen ist das Fehlen jeglicher antijüdischen Polemik. Andere Autoren legten bei ihren Beschreibungen des Wirtschaftslebens in diesem Punkt weniger Zurückhaltung an den Tag. Das Geschäftsgebaren der traditionell stark in der Geldwirtschaft engagierten Juden und ihr ökonomischer Erfolg konnten die grundsätzliche Intoleranz christlicher Denker gegen die ungeliebte Minderheit bisweilen zu hasserfülltem Eifer steigern.417 Der Traktat Heinrichs von Langenstein ist ein unrühmliches Beispiel dieser Haltung.418 Matthäus von Krakau stand unter dem Einfluss der gleichen Tradition. Dass in seiner Schrift keine antijüdischen Äußerungen vorkommen, mag mit der inhaltlichen Struktur und den Eigengesetzlichkeiten der Abfassung zusammenhängen: Immerhin unterblieb ja die Ausformulierung des letzten Teils, in dem sensible Themen wie der Rentenkauf und andere Wuchergeschäfte ihren Platz hätten haben sollen. Wie Matthäus sich gegenüber den Juden positionierte, wird dagegen aus einer anderen Verlautbarung deutlich. In Breslau ist ein Brief überliefert,419 den der Krakauer nach dem Zeugnis der Handschriften an den Prager Erzbischof gerichtet haben soll. Ob dies tatsächlich der Fall war, bleibt ebenso unklar wie der Zeitpunkt der Entstehung und die Identität des Adressaten. Der Herausgeber der Schrift, Gustav Sommerfeldt, datierte die Abfassung auf die Zeit um 1400 und nahm Johann von Jenstein als Empfänger an.420 Diese Mutmaßung ist allerdings sehr willkürlich, denn jener Erzbischof amtierte seit 1394 nicht mehr und starb bereits im Jahr 1400.421 Die Handschriften, in denen der Text überliefert ist – die älteste stammt von 1406 –, nennen den Wormser Bischof Matthäus von Krakau als Verfasser.422 Offensichtlich schöpfen die Textzeugen allesamt aus einer zeitnahen gemeinsamen Quelle,423 was der Zuschreibung nicht unbedingt mehr Autorität verleiht; dennoch sind keine begründeten Einwände gegen die Authentizität des Textes erkennbar. Bereits Sommerfeldt hat mit Recht darauf hingewiesen, dass die Bezeichnung des Matthäus als Bischof keinen terminus post quem für die Datierung des Schreibens impliziert. Man 417 

Zum Hintergrund vgl. Lotter: Judenfeindschaft. Vgl. Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus I. 25–30. 419  Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 273, f. 100r [A]; I F 286 [B]; I Q 50, f. 28v–31r [C]. 420  Sommerfeldt: Brief des Matthäus, S. 342. 421  Weltsch: Archbishop John. 422  Sommerfeldt: Brief des Matthäus, S. 342. Sommerfeldt betrachtete die Handschrift C als Abkömmling von B (geschrieben 1411); als Leithandschrift zog er A (Frühjahr 1406) heran. Es verdient allerdings Beachtung, dass die Bezeichnung des Matthäus als Wormser Bischof und die des anonymen Empfängers als Prager Erzbischof nicht nur in A vorkommt, vgl. Hs. C, f. 31r: Explicit epistola scripta per magistrum Matheum de Cracovia sacre theoloye doctorem, episcopum Wormaciensem et directa archiepiscopo Pragensi. Dieser Wortlaut gleicht auffällig dem Incipit der Hs. A (Sommerfeldt: Brief des Matthäus, S. 342). 423  Vgl. die vorige Anm. 418 

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wird seine Abfassung eher noch weiter ins 14. Jahrhundert zurückdatieren müssen. Als plausibelster Zeitrahmen erscheint Matthäus’ Prager Wirken, bei dem er – im Gegensatz zur Zeit nach seiner Abwanderung – nachweislich enge Kontakte zum Prager Erzbischof Johann von Jenstein unterhielt.424 Im Text nennt er den Adressaten zu Beginn seinen „geliebten Bruder und Freund“, am Ende jedoch „ehrwürdiger Herr“,425 was für einen gewissen Standesunterschied spricht. Anlass des Schreibens war offenbar eine dringende schriftliche Bitte des Empfängers um ein klärendes Gutachten; seine Frage lautete, inwieweit christlichen Fleischern der Verkehr mit Juden zu erlauben sei. Die angenommene frühe Datierung rückt Matthäus’ Antwort in zeitliche Nähe zum Traktat De contractibus; wahrscheinlich ging sie dessen Abfassung sogar voran, was sie zu einem Zeugnis gelegentlicher vorbereitender Beschäftigung des Verfassers mit wirtschaftsethischen Zusammenhängen und mithin zu einer weiteren Spur auf dem Weg zur Abfassung des Traktats machen würde. Das Pamphlet ähnelt jedoch weder inhaltlich noch im Ton der längeren Schrift. Matthäus legt darin in Form einer einzigen conclusio eine Handvoll schlagwortartiger Gründe dar, weshalb der Christ sich grundsätzlich von Juden fernhalten müsse. In seiner Argumentation operiert er hauptsächlich mit Bibelzitaten. Der Verkehr mit Juden sei gefährlich, weil ihre schlechte Gesellschaft einen verderblichen Einfluss ausübe; Christus selbst habe vor dem Umgang mit Ungläubigen gewarnt. Wer sich mit ihnen abgebe, gerate ins Zwielicht und mache sich verdächtig. Er errege ein gesellschaftliches Ärgernis, indem er womöglich andere zur Nachahmung seines Treibens bewege oder indem er auch nur den Eindruck erwecke, das unehrliche Verhalten der Juden zu fördern. Unwürdig sei es, wenn das Gottesvolk sich mit dem Volk des Teufels einlasse, das immerfort Christus und den Heiligen lästere und dessen Feindschaft gegenüber dem Erlöser bekannt sei. Schließlich sei der Verkehr mit Juden auch per Gesetz verboten – hier wird als Beleg ausnahmsweise eine Stelle aus dem Decretum Gratiani bemüht.426 Wer zuwiderhandle, verdiene die Exkommunikation. Das Verbot gelte umso mehr für Leute, die ohne zwingenden Grund mit Juden Geschäfte machten. Nach einigen Seiten solch eifernder Polemik, die nicht viel mehr als intolerante Gemeinplätze aufzählt, bringt Matthäus, um auf den Ausgangsfall zurückzukommen, immerhin noch einen zwar ebenso unsachlichen, aber zumindest als gezieltes Argument erkennbaren Gedanken ins Spiel: Die Juden der Gegenwart verdankten ihr Hab und Gut fast ausschließlich wucherischen Geschäftspraktiken, und mit diesem unrechtmäßigen Kapital dürften sie ebenso wenig handeln wie ein Dieb mit seiner Beute. Wer solch schmutziges Geld von 424  Weltsch: Archbishop John, S. 86. Zur Prager Judengemeinde und dem gegen sie gerichteten Pogrom von 1389 vgl. Demetz: Prague, S. 112–117. 425  (…) mi dilecte in Christo Ihesu frater et amice (…) / (…) reverende domine (…), Sommerfeldt: Brief des Matthäus, S. 342, 345. 426  C. 28 q. 1 c. 13 (Corpus Iuris Canonici I, hrsg. v. Friedberg, Sp. 1087).

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ihnen annehme, mache sich dadurch mitschuldig. Das Pamphlet offenbart die tiefe Verwurzelung des Matthäus von Krakau in traditionellen Vorbehalten, wie sie die mittelalterliche Christenheit – und nicht nur diese – gegen das Judentum hegte.427 Dem heutigen Leser des Stücks drängt sich die Frage auf, worin der Nutzen eines Gutachtens gelegen haben mag, das fast nur aus zeitüblichen Stereotypen bestand. Dass Matthäus am Ende des Stücks erwähnt, er habe seinen Text nur ungern zu Papier gebracht angesichts der zahlreichen Neider und Verzerrer der „Wahrheit“ in seiner Umgebung, stimmt kaum versöhnlicher. Dieses Schriftchen war freilich nicht das einzige Gutachten, das Matthäus von Krakau im Verlauf seiner Karriere zu wirtschaftlichen Fragen abgab. In sachlicherer und konkreterer Form beriet er beispielsweise oberdeutsche Kaufleute über Renten‑ und Wechselgeschäfte.428 Was die Nachwirkung betrifft, die seine Lehren insgesamt entfaltet haben, so hat sich bislang erst ein Rezeptionsstrang ermitteln lassen, der jedoch umso beachtlicher ist. Wie sich zeigte, basiert das wirtschaftsethische Kompendium De contractibus mercatorum des Wiener Dominikanertheologen Johannes Nider429 streckenweise auf wörtlichen Übernahmen aus der Schrift des Krakauers.430 Auf diesem Umweg wirkte die Schrift bis ins 16. Jahrhundert hinein; doch auch die Tradierung der Schrift des Matthäus kam erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zum Erliegen. Nach den Handschriften zu urteilen, erlebte der Text in den Jahrzehnten zwischen 1430 und 1460 eine gewisse Renaissance.431

II. 8.  „A Praga quadam necessitate recessi“ Eine Frage, über die man seit geraumer Zeit rätselt, sind die genauen Umstände von Matthäus’ Weggang aus Prag. Was den Zeitpunkt betrifft, so beriefen sich einige Historiker auf das beredte Schweigen der Prager Quellen seit 1390 und datierten den Fortzug des Theologen entsprechend.432 Andere orientierten sich 427  Auch in den Klagen seiner Oratio ad compatiendum miseriae sanctae matris ecclesiae bemühte Matthäus das Stereotyp des jüdischen Wucherers, s. Sommerfeldt: Ein kirchlicher Traktat, S. 727. 428  Vgl. das so genannte Basler Gutachten in: Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Nuding, S. 156–159. 429  Zur Biographie Ehrenschwendtner: Johannes Nider; Bedouelle: Nider; Hillen­ brand: Nider. Seine Schrift ist u. a. erschienen in: Tractatus universi iuris 6.1 (Venedig 1584); zum Inhalt vgl. Trusen: De contractibus mercatorum; Gordon: Economic analysis, S. 230–234; Schreiber: Volkswirtschaftliche Anschauungen, S. 207–210. 430  Nuding: Geschäft und Moral, S. 58 f. 431  Reszczy ń ski: Rezension, S. 118 hält einen Zusammenhang des wieder belebten Interesses an Matthäus’ De contractibus mit der Entstehung einschlägiger Schriften wie denen des Johannes Nider, des Johannes von Frankfurt oder des Jean Gerson für möglich. Diese sind jedoch zumeist älter als die Matthäus-Abschriften der zweiten Generation. Auch die von Reszczyński angedeutete Relevanz der päpstlichen Gesetzgebung zur Zinsnahme in den Jahren 1425 und 1455 dürfte sich kaum beweisen lassen. 432  Vgl. z. B. Ritter: Heidelberger Universität, S. 250.

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am ersten Auftritt des Matthäus an seiner neuen Wirkungsstätte, der Heidelberger Universität, wo er jedoch erstmals im Sommer 1394 aktenkundig und im Frühjahr 1395 sesshaft wurde.433 Beide Sichtweisen sind mit dem Problem konfrontiert, dem langen Intervall zwischen den beiden Daten eine Tätigkeit zuzuordnen. Wie oben dargestellt, hatte der Krakauer zwischen Herbst 1392 und Frühjahr 1395 die Plebanspfründe der Prager Marienkirche am Altstädter Ring inne, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er dieses Amt nicht wenigstens während der ersten Zeit tatsächlich versehen und sich dabei einer Tätigkeit als Prediger und theologischer Schriftsteller gewidmet hätte. Sicher ist freilich auch, dass Matthäus sich in der ersten Hälfte der neunziger Jahre phasenweise außerhalb Prags aufhielt, so 1391 in Krakau und 1394 in Heidelberg.434 Was die Gründe für seinen Rückzug aus der böhmischen Hauptstadt betrifft, so hat man ein ganzes Bündel von Motiven benannt, die in Betracht kommen. Der Krakauer selbst hat sich dazu nicht eindeutig geäußert. Wohl hat er einige Jahre später geschrieben, „eine gewisse Notwendigkeit“ habe ihn bewogen, Prag zu verlassen435, doch lässt sich diese Bemerkung unterschiedlich auslegen. Was kann damit gemeint sein? Zunächst einmal werden die Spannungen, die sich zwischen den Nationen der Prager Universität entzündet hatten, ihre Wirkung gehabt haben. Es ist deutlich geworden, dass Matthäus zumindest 1384 / 85 an prominenter Stelle in die Auseinandersetzungen involviert war. Im Gegensatz zu zahlreichen Kollegen, die bereits anlässlich der Eröffnungen der Universitäten Wien und Heidelberg das Weite suchten, blieb Matthäus jedoch zunächst der Carolina treu. Dies muss nicht bedeuten, dass er sich mit den dort herrschenden Zuständen arrangiert hatte. Wie man inzwischen weiß, war die Auszugsbewegung aus Prag in den achtziger Jahren durchaus nicht nur durch den Nationenkonflikt motiviert. Vielmehr nutzten zahlreiche Universitätsbesucher aus dem Westen und Süden des Reiches die Möglichkeit, eine Hochschule zu beziehen, die näher an ihrer Herkunftsregion lag und dadurch nicht zuletzt bessere Aussichten auf materielle Versorgung bot.436 In diesem Sinne war der Wechsel nach Heidelberg für einen gebürtigen Krakauer ein Schritt in die entgegengesetzte Richtung, der nicht ohne Weiteres sinnvoll erscheinen mochte. Daneben hat man Matthäus’ Weggang als Konsequenz einer pessimistischen Lagebeurteilung interpretiert, die ihm die Hoffnung auf eine Umsetzbarkeit seiner Erneuerungsvorstellungen unter den in Prag herrschenden Verhältnissen genommen hätte.437 Zwar hatte er mit seinen Anliegen durchaus nicht nur Miss433 

Vgl. z. B. Krzyżaniakowa: Mateusz z Krakowa. Vgl. das Itinerar in Kapitel VIII. 1. sowie die folgende Darstellung seines Wirkens an beiden Schauplätzen. 435  Nyberg: Klasztor Brygidek, S. 74 f.: a Praga quadam necessitate recessi. 436  Vgl. Miethke: Anfänge, S. 313. 437  Danys: Master Matthew, S. 29. 434 

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erfolg gehabt, wie die Erlaubnis der täglichen Kommunion durch die Diözesansynode von 1391 zeigt, doch ist der Gedanke, dass Matthäus sich von einem Monarchen wie König Wenzel auf kirchenpolitischer Ebene nichts Positives versprach, durchaus erwägenswert. Möglicherweise – und das ist das dritte vorgeschlagene Motiv – musste der Krakauer sogar einem Konflikt mit dem Luxemburger weichen. Als Ausgangspunkt nimmt man die Spannungen zwischen dem König und Erzbischof Johann an, in die Matthäus durch seine Nähe zum Erzbischof involviert worden sei.438 Der Konflikt nahm seinen Ausgangspunkt in den achtziger Jahren, als der Urbanist Johann gegen Anhänger des avignonesischen Papstes vorging, die ein gutes Verhältnis zum Königshof hatten, und infolgedessen 1384 sein Amt als Hofkanzler verlor. In den frühen 1390er Jahren schuf der durch sein Heilungserlebnis geläuterte Metropolit neue Reibungsflächen, indem er beim König ein entschiedeneres Vorgehen in der Schismafrage anmahnte und gegen die Unterdrückung von Kirche und Klerus klagte. An der Person des königlichen Unterkämmerers Sigmund Huler, den Johann der Ketzerei anklagte und exkommunizieren ließ, entzündeten sich weitere Differenzen, und als es schließlich zum Streit über die von Wenzel favorisierte Errichtung eines westböhmischen Bistums kam, eskalierte die Situation endgültig.439 Prominentestes Opfer der Auseinandersetzungen wurde im März 1393 der Generalvikar der Prager Diözese, Johann von Nepomuk, den Wenzel foltern und in der Moldau ertränken ließ.440 Johann begab sich nach Rom, wo man seiner Klage jedoch wenig Gehör schenkte,441 engagierte sich daraufhin ebenso erfolglos in der böhmischen Adelsopposition gegen Wenzel und wurde Anfang 1394 zur Rücktritt veranlasst.442 Wie eng man Matthäus von Krakau dem Umfeld des Erzbischofs zuordnen darf, ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Ohne Zweifel teilten beide wesentliche Ansichten im Hinblick auf die Erneuerung der Kirche, die Obödienzfrage und die Beseitigung des Schismas. Die mehrfache Bestellung des Matthäus zum Prediger auf Johanns Diözesansynoden weist in die gleiche Richtung. Möglicherweise ergab sich zwar zwischen beiden auch Konfliktpotenzial, als Matthäus vor dem Erzbischof als dem verfassungsmäßigen Kanzler der Prager Universität gegen die Benachteiligung der deutschen Nationen protestierte, doch tat dies dem guten Verhältnis anscheinend keinen Abbruch. Zumindest ist der Krakauer sowohl vor als auch nach den Auseinandersetzungen als Synodalprediger aufgetreten. Dass er persönlich Zugang zum Erzbischof hatte, ist anderweitig 438 

Bartoš: Čechy v době Husově, S. 179 f. Vgl. Weltsch: Archbishop John, S. 67 ff.; Seifert / Hledíková: Johann von Jenstein, S. 591. 440  Zur Biographie Hlavá č ek: Johannes von Nepomuk. 441  Vgl. Johannes von Jenstein: Bericht an Papst Bonifaz. 442  Vgl. Weltsch: Archbishop John, S. 72 ff.; Seifert / Hledíková: Johann von Jenstein, S. 591. 439 

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

bezeugt.443 Bei all dem kann man sich überdies fragen, ob der König aus seiner Außenperspektive gegebenenfalls überhaupt einen klaren Unterschied zwischen den beiden geistlichen Mahnern hätte erkennen können. Nach dem Urteil der Quellen war Wenzel gegenüber dem Krakauer offenbar bestenfalls indifferent: So warf eine später entstandene Mainzer Papst‑ und Kaiserchronik dem König vor, er habe keinen hervorragenden Gelehrten in Ehren gehalten und sie gewissermaßen alle aus Prag vertrieben,444 was eher eine pauschale Gleichgültigkeit Wenzels als eine konkrete Feindschaft zu den Gelehrten andeutet. Ob man die Stelle überhaupt auf Matthäus beziehen darf, ist freilich nicht sicher. Unmissverständlicher weisen Abt Ludolf von Sagan († 1422)445 und der preußische Chronist Johann von Posilge († 1405?)446 auf gezielte Feindseligkeiten Wenzels gegenüber dem Krakauer hin. Ob die fraglichen Passagen in ihrer Dramatik aber tatsächlich die historischen Vorgänge wiedergeben, muss dahinstehen. Auffällig ist in jedem Fall, dass Matthäus’ Übersiedelung nach Heidelberg kaum einer wilden Flucht gleichkam, wie es die beiden letztgenannten Chronisten nahelegen. Nach einem ersten Aufenthalt in der Neckarstadt im Sommer / Herbst 1394 kehrte Matthäus noch einmal nach Prag zurück, um seine dortigen Verhältnisse zu regeln. Als Kanoniker des Prager Allerheiligenkapitels ist er sogar noch 1396 bezeugt.447 Einigermaßen sicher erscheint zumindest die Tatsache, dass Matthäus in seiner Entscheidung für Heidelberg zuletzt massiv von einem attraktiven Angebot der pfälzischen Wittelsbacher beeinflusst wurde. Vielleicht kam derlei materiellen Lockungen kein geringeres Gewicht zu als den vorstehend genannten Motiven.

II. 9.  Zusammenfassung: Das geistige Profil des Matthäus von Krakau Die Übersiedelung nach Heidelberg markiert in der Biographie des Matthäus eine merkliche Zäsur. Als er Prag verließ (oder zumindest bevor er in Heidelberg eintraf), hatte er bereits die weitaus meisten seiner Schriften verfasst. Auf diesem theoretischen Fundament stehend hat er an der Heidelberger Hochschule und am Pfälzer Hof seine Tätigkeit aufgenommen und seine Ansichten weiterentwickelt. 443 

Weltsch: Archbishop John, S. 86 f. Nullum solemnem virum notabilem seu litteratum curavit et doctores omnes meliores quasi expulit. Chmielowska, in: Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, S. 7; vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 63 mit Anm. 1. 445  Hic {Wenceslaus} preclarum et illuminatum virum, potentem in opere et sermone magistrum Matheum, sacre theologie magistrum, presbyterum plebanum protunc ecclesie beate Marie Virginis ante Letam curiam manu armata sepius queri fecit, ut occideret eum, ipse vero a Domino et fratribus adiutus evasit manus eius in nomine Domini. Ludolf von Sagan: Tractatus de longevo scismate (Bartoš: Čechy v době Husově, S. 476). 446  Ouch vortrenkte her {Wenzel} eynen groszen doctorem utriusque juris mit synis selbis hant, und magister Matheus qwam kume dovon. Johannes von Posilge, in: Scriptores rerum Prussicarum III, hrsg. v. Hirsch / Töppen / Strehlke, S. 187. 447  Vgl. hierzu die Regesten in Kapitel VIII. 1. sowie die folgende Darstellung. 444 

II. 9.  Zusammenfassung: Das geistige Profil des Matthäus von Krakau

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In den Prager Werken treten die wichtigsten Züge im Denken dieses Mannes zutage, und es ist für das Verständnis seines späteren Handelns in der Kirchenpolitik sinnvoll, sie sich zusammenfassend zu vergegenwärtigen. Will man ein intellektuelles Porträt des Krakauers entwerfen, so kann man allem Anschein nach ihn selbst als Ersten zu Wort kommen lassen: Ein ihm zugeschriebener, Meditationes super ‚Probet autem semetipsum homo‘ betitelter Traktat ist jener Stelle aus dem ersten Korintherbrief (I Cor 11, 28–29) gewidmet, auf die wir oben in den Ausführungen zum Dialogus bereits eingegangen sind.448 Der Text, der sich mit Gewissenserforschung und Kommunionempfang auseinandersetzt, verknüpft zwei wichtige thematische Fäden aus Matthäus’ Prager Schriften; darüber hinaus enthält er eine Art Selbstbetrachtungen, in denen persönliche Züge seines Verfassers aufscheinen. Die Authentizität dieses Werkes, das zumindest in drei polnischen Handschriften erhalten ist, erscheint nach Überlieferung und Inhalt zu urteilen einigermaßen plausibel.449 Strittig ist eher die Datierung: Die Herausgeber entschieden sich für die Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert und mithin für Matthäus’ Heidelberger Zeit, weil der Autor bekennt, inzwischen zu einem solchen Rang in der Kirche aufgestiegen zu sein, dass er zur Belehrung anderer entweder mit Recht gezwungen sei oder freiwillig bereit sein müsse.450 Sie erkannten richtig, dass mit der angesprochenen Würde kaum das 1405 erlangte Wormser Bischofsamt gemeint sein kann, denn zu dieser Zeit hatte der Krakauer seine universitäre Tätigkeit bereits aufgegeben, überdies würde seine Verwicklung in die politisch unruhigen Zeitläufte schlecht zu der im Text getroffenen Feststellung passen, dass er nun a mundi curis (…) competenter abstractus sei. Wird dagegen mit dem besagten Status nur auf einen Lehrstuhl oder eine Predigerstelle Bezug genommen, so spricht wohl nichts gegen eine frühere Abfassung etwa in den Jahren um die Übersiedelung nach Heidelberg. Schon Matthäus’ insgesamt geringe literarische Produktivität während der späteren Zeit deutet eher auf eine Abfassung in Prag hin. Hinzu kommt die sachliche Nähe der Schrift zu seinen dort entstandenen Werken:451 Ähnlich wie im Dialogus plädiert der Autor hinsichtlich des Kommunionempfangs dafür, das behandelte Schriftwort weniger als Warnung, sondern eher als Ermutigung zu verantwortungsvollem, selbstkritischem Umgang mit dem Sakrament zu ver448  Vgl. oben Kapitel II. 3. Den Hinweis auf die Schrift und die Nennung des Matthäus als mutmaßlichen Autor verdanken wir Günther: Mittelalterliches, S. 127. 449  Vgl. Se ń ko / Szafra ń ski, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 324 f. Dass allerdings die Notizen in der Handschrift des Prager Domkapitels O 32, f. 32r–39v, in der etliche Texte des Matthäus von Krakau überliefert sind, eine Vorarbeit zu dieser Schrift darstellen sollen (s. ebd.), erscheint bei genauerem Hinsehen zweifelhaft und kann hier kaum als positives Argument stehen bleiben. Zu dem „Mateuszowy kodeks“ O 32 s. Rubczyński, in: Matthäus von Krakau: Rationale operum divinorum, S. XXXV–XXXVIII. 450  Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Se ń ko / Szafra ń ski, S. 334: Perduxisti me ad tales status in ecclesia tua, ut ad alios docendos vel iure constringerem {lies: constringerer} vel voluntarie me darem. 451  Ebd. S. 324.

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II.  Ausbildung und Wirken an der Prager Universität

stehen, das im übrigen als wirkungsvolle und heilsame Medizin charakterisiert wird.452 Im Text vollzieht ein Universitätslehrer der Theologie im Zwiegespräch mit Gott kursorisch die Stationen seiner bisherigen Karriere nach und versucht mit Bezug darauf das Wesen der eigenen Persönlichkeit zu ergründen. Er ruft sich vor Augen, welch gute Anlagen ihm von Gott gegeben seien und wie unwürdig er sie nutze, tröstet sich jedoch mit der Hoffnung auf die barmherzige Nachsicht453 des Schöpfers. Diese Betrachtungen sind naturgemäß nicht frei von geradezu topischer Bescheidenheit und Frömmigkeit, doch bleibt selbst nach Abzug dieser Komponenten noch genügend Substanz zurück, um eine vorsichtige Einschätzung des Verfassers zu erlauben. Dieser erweckt dabei den Eindruck einer Persönlichkeit, die in ihrer Rolle als Lehrer und Seelsorger aufgeht und dafür Dankbarkeit empfindet.454 Durch hinreichende, aber nicht übermäßige Lebensgrundlagen sei er in jungen Jahren davon abgehalten worden, den rechten Weg zu verlassen.455 Bereits früh habe er sich für die Wissenschaften zu interessieren begonnen, wobei ihm seine Begabung, das gute Gedächtnis und der Lerneifer zugute gekommen seien. Von Jugend an habe er eine Vorliebe für das Studium der Heiligen Schrift entwickelt, zunächst jedoch andere Wissenschaften betrieben, ehe er satis mirabilibus modis zur Theologie hingeführt worden sei.456

452 

Ebd. S. 352. Ebd. S. 347 f. 454  Et ultra hoc, o Domine Iesu Christe, iam perduxisti me ad talem statum, cui nullum alium praeoptarem, et, ut credo, nec deberem alium, qui istum vel principalia eius non includeret, praeoptare; nisi quantum hoc movere posset, quod in hoc statu quo altior est et vita negligentior, gravius iudicium imminet atque casus. Etenim a mundi curis, si me ipsum non involverem, competenter abstractus sum, et amplius, si fuero diligens, possum absolvi. Nec teneor aliis occupari nisi nobilissimis huius vitae studiis, videlicet sacrarum scripturarum lectioni, orationi, celebrationi missarum, meditationi, contemplationi, eruditioni fidelium et doctrinae. Ebd. S. 335 f. 455  Dedisti mihi aliquas passiones mentis, quamvis in ipsis nimis excesserim et adhuc eis abutar, scilicet timorem, verecundiam et desiderium famae vel honoris, per quas retentus sum a multis et magnis peccatis, licet aliquando ad te nullum respectum habuerint. Immo, quando tam malus eram, quod propter te pure forsan nullum peccatum delectabile dimisissem, tenuisti me, Domine, in freno continue, sicut equum indomitum, semper mihi de vitae necessariis providens, ne umquam defectum in eis habuerim, sed eadem sic temperasti, ut semper mihi insufficientia fuerint ad exercenda vana vel mala, que desiderabam explere. Et istud tam diu duravit, donec minus ferverem ad mala et ad bona, saltem secundum exteriorem apparentiam inclinatus. Ebd. S. 333. 456  Applicasti me denique studio litterarum, cum essem aliqualiter ingenio, memoria et affectu discendi prae multis satis bono, et quotienscumque me ab illo conabar abrumpere, ad aliaque mundi negotia converti, totiens me clementer revocasti et quasi quadam necessitate mihi pro tunc minus voluntaria, sed iam gratissima, me penitus alliceris, non sinebas evelli. Demum post studium in variis scientiis deduxisti me satis mirabilibus modis ad studium sacrarum scripturarum mihi a iuventute competenter dilectum, nisi quantum ex vanitate et voluptate mundana ille amor tepuerat. Ebd. S. 333 f. 453 

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Schließlich habe er die Last des geistlichen Amtes geschultert und inzwischen die eingangs erwähnte Position erreicht.457 Die hier angedeutete psychologisierende Interpretation reflektiert die Tatsache, dass der Traktat gleichsam eine Innenperspektive vorgibt. Auch wenn die zitierten Ausschnitte nur einen Teil der Meditationes darstellen, so ist diese Sicht‑ und Argumentationsweise doch für die gesamte Schrift wie auch für die sachlich verwandten Äußerungen des Matthäus im Kontext von Beichte und Kommunion charakteristisch. Die Betonung der Psychologie unterstreicht das bei ihm markant zutage tretende Frömmigkeitskonzept, das anstelle einer eher rationalistisch geprägten Theologie nunmehr stark der affektiven Erfahrung des Individuums verpflichtet war. In der Tat quellen einige seiner Texte geradezu über vor Enthusiasmus über das Gnadenwerk Gottes, dessen lebendigen und sinnlich erfahrbaren Ausdruck Matthäus in den Sakramenten sieht. Zu den Vorbildern einer solchen Religiosität zählte er offenbar Birgitta von Schweden, für deren Verehrung und Popularisierung er sich nach Kräften einsetzte. Es ist wahrscheinlich, dass Birgitta Matthäus nachdrücklich beeinflusst, vielleicht auch – etwa mit ihren kritischen Bemerkungen zum Niedergang von Beichte und Kommunion458 – zu einigen seiner eigenen Erörterungen angeregt hat. Auf einer anderen Ebene wirft das Engagement für die nordische Heilige nebenbei ein Schlaglicht auf die urbanistische Haltung und die bereits früh geknüpften Kontakte des jungen Professors zur römischen Kurie, die seinen Lebensweg noch weiter bestimmen sollten. Die in ihren spezifischen Ausprägungen offenbar zeitüblichen Glaubenserfahrungen hatten nicht nur inhaltliche, sondern auch formale Auswirkungen auf Matthäus’ Werke: Die strenge Scholastik tritt darin zurück; ein wesentliches Anliegen ist die Vermittlung von Erkenntnissen in der Seelsorgepraxis. Sofern Matthäus sich nicht direkt – etwa in seinen Predigten – an Laien wandte, waren die Adressaten seiner Schriften gewiss in erster Linie klerikale Kreise, doch zielte er letztlich auf eine fromme Lebensgestaltung aller Teile der Kirche ab. In dieser Hinsicht befindet er sich gleichsam auf dem Weg zur so genannten „Frömmigkeitstheologie“, die im Verlauf des 15. Jahrhunderts und im Vorfeld der Reformation verstärkt um die Vermittlung von Heilswissen unter Laien bemüht war.459 War schon Birgitta († 1373) für Matthäus ein zeitgenössisches Phänomen gewesen, so setzten sich auch viele seiner Äußerungen mit Gegenwartsproblemen auseinander, so etwa der Dialogus oder De contractibus. Dass 457  Et deinde ad sacros ordines, ad quos recipiendos hodie miror, quo modo me vicerim, immo tu me viceris in tanta lite, quam de hac re habui ego solus in me ipso vel tu de me extra me nemine impellente extrinsecus, sed solus tu vel ego fui impulsor pariter et resistens. (…) Ebd. S. 334. 458  Browe: Häufige Kommunion, S. 26. 459  Vgl. Hamm: Von der spätmittelalterlichen reformatio, bes. S. 19 f.; Burger: Direkte Zuwendung; Gerwing: Theologie im Mittelalter, S. 215; Angenendt: Geschichte der Religiosität, S. 68 ff.

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Matthäus dabei verschiedentlich Neuland betreten musste, schreckte ihn nicht ab. Nach seinen methodologischen Andeutungen in den Vorreden zur Lectura super Beati immaculati oder zu De contractibus sah er in den Autoritäten der Tradition weniger unverrückbare Marksteine als Orientierungshilfen bei der wissenschaftlichen Suche nach Erkenntnis. Darüber hinaus bediente er sich ihrer zur Verstärkung seiner kritischen Thesen. Die offensivsten Passagen seiner sermones bestehen oft genug aus sorgfältig gewählten Zitaten, die angesichts der Heiligkeit ihrer Urheber über jeden Zweifel erhaben waren. In einigen Schriften, im Dialogus und im Rationale, verwendete er die literarische Form des Dialogs, in dem sich erst im Verlauf der Diskussion nach umsichtigem Abwägen ein Urteil herausbildet. Die Verwendung dieser seit dem Altertum beliebten Form der Kunstprosa – man denke nur an Werke eines Plato, eines Cicero, aber auch eines Ockham – entsprach der mehrfach geäußerten epistemologischen Grundhaltung des Matthäus und erweckt zudem den Eindruck souverän gehandhabter Didaktik. Matthäus’ theoretische Bemühungen gingen mit einer strengen Beurteilung des tatsächlichen Erscheinungsbilds der Kirche und – damit praktisch synonym – der Gesellschaft einher. Das Befremden über die Entgleisungen, die gerade die Verantwortlichen, insbesondere der geistliche Stand, sich zuschulden kommen ließen, sollte das Thema werden, das seinem Werk den Stempel aufdrückte. Matthäus’, wenn man so will, soziologische Auffassung460 ist geprägt vom Gedanken der Verantwortung der Eliten. Darunter verstand er in erster Linie den Klerus, nicht minder wichtig erschien ihm jedoch die (sich mit jenem teilweise überlappende) Gelehrtenschicht. Ihnen kam eine Vorbildrolle zu, die sie zu erfüllen hatte, um die Entstehung von Defekten zu vermeiden. Taten sie das nicht, drohten sie den Leib der Kirche anzustecken wie ein verdorbener Magen, der den übrigen Gliedern Übelkeit verursache, um Matthäus’ mehrfach bemühtes Bild zu verwenden. Es ist nicht immer einfach, die empfundenen Missstände aus der bisweilen etwas unzpezifischen, fast topisch klingenden und bombastisch hallenden Klage herauszuhören, die Matthäus immer wieder angestimmt hat.461 Bei genauerem Hinsehen zeichnet sich freilich die Diagnose einer Abweichung der Kirche vom rechten Wege ab, die zwei Gesichter aufwies: Zum einen erschien Matthäus die ecclesia militans seiner Zeit zu verweltlicht, über Gebühr mit der Verwaltung ihres diesseitigen Besitzstands beschäftigt, ohne Sensibilität für ihren spirituellen Auftrag. Zum anderen rührte dieses bedenkliche Erscheinungsbild vom Verzicht 460  Vgl. Daszkiewicz: O godności, der in Matthäus einen „Vorläufer der polnischen angewandten Soziologie“ sieht. 461  Ein besonders sprechendes Beispiel ist seine Oratio ad compatiendum miseriae sanctae matris ecclesiae, s. Sommerfeldt: Ein kirchlicher Traktat. Zur subjektiven Dimension der Klagen über den Zustand der Kirche im frühen 15. Jahrhundert vgl. Miethke: Kirchenreform, S. 17.

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auf sinnvolle Ausschlusskriterien bei der Auswahl von Verantwortungsträgern her. Wo Geld statt Qualifikation über Würden entschied, konnten nachteilige Folgen nicht ausbleiben. Von dieser Erkenntnis führt Matthäus’ Denken zurück zur Glaubenspraxis im Alltag, aus ihr erklärt sich die hohe Bedeutung, die er den Sakramenten beimaß. Wie er in seiner ersten Predigt vor Urban VI. sagte, sei es vor allem die Eucharistie, die der Geistlichkeit in den Augen der Laien trotz aller Makel noch etwas Würde verleihe. Oder, um eine Wendung aus dem Dialogus aufzugreifen, die Eucharistie sei der „Leim“, der die Kirche noch zusammenhalte.462 Will man Matthäus’ Äußerungen in die Prager Reformdebatte einordnen, so wird man sie als gemäßigt reformatorisch bezeichnen können. Der Krakauer teilte Vorstellungen, wie sie etwa Erzbischof Johann von Jenstein pflegte, und trat als Seelsorger, Prediger und Gelehrter für sie ein. Es ist bei alledem bezeichnend, dass er im Gegensatz zu seinem Lehrer Heinrich Totting und erst recht zu Radikalen wie Konrad Waldhauser, Johann Milíč oder Matthias von Janov unseres Wissens während seines Prager Wirkens nie in den Ruch der Ketzerei geriet. Die anerkannte kirchliche Lehre bildete für ihn das Fundament, auf dem er seine Reformforderungen aufbaute.

462  (…) glutinum et unio fraternalis, Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 370 (vgl. auch die in Kapitel VIII. 3. 4. edierte Epistola ad novum sacerdotem).

III.  Heidelberg und Krakau III. 1.  Übersiedelung nach Heidelberg Wenn nicht über die Motive, so zumindest über die materiellen Hintergründe der Übersiedelung des Matthäus von Krakau nach Heidelberg unterrichten uns die Pfälzer Kopialbücher. In ihnen ist erkennbar, dass der prominente Professor von den Pfalzgrafen gezielt angeworben worden sein muss: Im Frühjahr 1395 kaufte der offenbar sehr solvente Theologe für über 1.000 ungarische Gulden, die er bar bezahlte, verschiedene Güter in der Nähe von Amberg. Einige von ihnen waren zuvor von den Pfalzgrafen zu Lehen gegangen, weswegen diese sich ein Rückerwerbungsrecht für den Fall einer eventuellen Weiterveräußerung reservierten. Auf besonderen Wunsch des Matthäus stellte man in jenem Fall den Kaufvertrag zugunsten Ruprechts III. (des späteren Königs Ruprechts I.) aus. Obendrein gewährten die Wittelsbacher dem neuen Eigentümer bereitwillig auf Lebenszeit die Befreiung von Steuern und Abgaben auf die Erwerbungen. Es ist anzunehmen, dass der Theologe, den mit jener Gegend ursprünglich wenig verband, diese Liegenschaften im Zusammenhang mit seiner Übersiedelung von Prag nach Heidelberg erworben hat. Amberg liegt etwa in der geographischen Mitte zwischen diesen beiden Lebensetappen des Matthäus, und es gehörte zudem bereits zum oberpfälzischen Herrschaftsgebiet der Wittelsbacher, die direkt in die Vorgänge involviert waren. Zumindest ein Teil der erheblichen Summen, die bei den Grundstücksgeschäften ausgegeben wurden, stammte vielleicht sogar aus der fürstlichen Kasse. Anscheinend haben die Pfalzgrafen Matthäus damals auch zu einer Pfründe verholfen. Jedenfalls präsentierte König Ruprecht im Herbst 1405 einen langjährigen Vertrauensmann des Krakauers auf den St.-Johannes-Altar des Spitals zu Bamberg, der durch die Resignation des inzwischen zum Bischof geweihten Theologen vakant war. Vieles spricht dafür, dass Jahre zuvor bereits dieser auf ähnlichem Wege in den Besitz des Benefiziums gelangt war.

  Edition in Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 2; vgl. Regest R 42 zum 19. III. 1395. Die Güter, die nicht von den Pfalzgrafen zu Lehen gingen, hat Matthäus Anfang 1403 weiterverkauft, vgl. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 4 und Regest R 79 zum 30. I. 1403.   Vgl. Schaab: Zeitstufen und Eigenart, S. 22.   Vgl. Regest R 114 zum 12. X. 1405.

III. 1.  Übersiedelung nach Heidelberg

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Nun werden die ehrgeizigen Wittelsbacher sicherlich wenig Interesse daran gehabt haben, dass sich der begehrte Experte auch tatsächlich dauerhaft in Franken oder in der Oberpfalz niederließ; vielmehr wollten sie ihn dazu bewegen, nach Heidelberg zu kommen. Die genannte Ausstellung der Amberger Urkunde auf Ruprecht war vielleicht als Absicherung dieser Investition gedacht, die das Ziel verfolgte, Matthäus’ gelehrten Sachverstand für die pfälzische Sache zu gewinnen. Es ist bemerkenswert, wie hoch der Marktwert eines solchen Gelehrten veranschlagt worden ist. Im Herbst 1386 hatte Pfalzgraf Ruprecht I. († 1390) zusammen mit seinem Neffen Ruprecht II. († 1398) und dessen oben genanntem Sohn Ruprecht III. in ihrer kleinen Residenzstadt Heidelberg eine Universität ins Leben gerufen. Die Wittelsbacher traten mit diesem Schritt in die Fußstapfen der Luxemburger und Habsburger, die schon geraume Zeit zuvor in Prag und Wien ähnliche Projekte ins Werk gesetzt hatten. Waren die Anfänge dieser Institutionen schon in den beiden Großstädten schleppend und nicht ohne praktische Schwierigkeiten verlaufen, so mussten die bescheidenen Verhältnisse in Heidelberg erst recht Zweifel daran wecken, ob dem studium generale am Neckar nach der bescheidenen Eröffnungszeremonie am 18. Oktober 1386 eine längere Zukunft bevorstehen würde. Nicht einmal eine Rektorwahl kam zunächst zustande: Gerade drei Magister hatten sich eingefunden, und da nur zwei von ihnen Artisten waren, denen nach der anfangs gültigen Verfassung das alleinige Wahlrecht zustand, musste man warten, bis das Gremium durch die Ankunft eines dritten Artistenmagisters Beschlussfähigkeit erlangte. Noch schleppender als bei den Artisten kam der Betrieb in den höheren Fakultäten in Gang. Namentlich in der Theologie hielt jener bei der Rektorwahl nicht stimmberechtigte Magister, der niederländische Zisterzienser Reginald von Alna, bis ins folgende Jahr hinein allein die Stellung. Dann jedoch traf Verstärkung von der Prager Universität ein, derjenigen Hochschule, die für Jahrzehnte einen prägenden Einfluß auf die Heidelberger theologische Fakultät erlangen sollte. Der erste Theologe, der aus Böhmen in die Kurpfalz wechselte, war Konrad von Soltau, der gerade sein spannungsreiches Prager Rektorat hinter sich hatte. In Heidelberg fand er zwar keine vergleichbare Problematik vor, stürzte sich aber auch dort gleich nach seiner Ankunft in einen neuen Streit: Nicht gewillt, den Artisten bei der Besetzung des Rektorats das Feld zu überlassen, kämpfte er jahrelang für die Einbeziehung der höheren Fakultäten. Als er 1393 seine Forderung erfüllt sah und selbst zum Rektor gewählt wurde, hatte er das Gewicht seiner Fakultät zumindest nominell gesteigert.  

Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 73, S. 149. Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 466 f.   Vgl. oben Kapitel II. 8.   Vgl. Nuding: Universität, S. 218.  

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III.  Heidelberg und Krakau

Personell waren dagegen keine weiteren Fortschritte eingetreten. Zwar stellte sich mit dem in Cambridge promovierten, im Streit aus Wien geschiedenen Theologen Wilhelm Wells 1393 für einige Semester ein neues Gesicht ein; da jedoch Reginald von Alna bereits 1388 an die neu gegründete Universität Köln gewechselt war und Konrad von Soltau immer häufiger durch diplomatische Missionen und sogar durch eine längere Geiselhaft vom Lehrbetrieb abgehalten wurde, konnte von einem geordnet verlaufenden theologischen Unterricht in Heidelberg kaum die Rede sein.10 Die Situation besserte sich im Sommer 1394, als die beiden Prager Theologen Matthäus von Krakau und Nikolaus Prowin11 sich in Heidelberg einfanden und zunächst als Gäste zu den Magisterversammlungen hinzugebeten wurden. Wenngleich Matthäus von Krakau erst im März 1395 in die akademische Körperschaft aufgenommen wurde und Nikolaus Prowin in der Folgezeit vermutlich niemals regelmäßigen Unterricht gehalten hat, dürften die beiden die Heidelberger Theologie von Stund an nicht unwesentlich geprägt haben,12 zumal Konrad von Soltau und Wilhelm Wells sich kurze Zeit später aus dem Lehrbetrieb zurückzogen. Weiteren Zuwachs erhielt die Fakultät zunächst nur noch durch den Gründungsrektor Marsilius von Inghen,13 der 1395 / 96 als erster Heidelberger Absolvent das theologische Magisterium erlangte, jedoch bereits im Sommer 1396 starb, sowie durch den Wilhelmiten Johannes Holzsattel,14 der seit 1396 für einige Jahre an der pfälzischen Hochschule aktiv war. Nach seiner Installation in Heidelberg dürfte Matthäus alsbald mit der Abhaltung theologischen Unterrichts begonnen haben. Aus Prag hatte er eine stattliche Büchersammlung mitgebracht, die auch die Texte seiner dort gehaltenen Vorlesungen umfasste.15 Die kurpfälzische Dynastie war an Gelehrten wie Matthäus nicht nur zur Verstärkung des Lehrkörpers ihrer Universität interessiert. Vielmehr wurden die Betreffenden auch als gelehrte Räte zum Dienst bei Hofe herangezogen. Mit Hilfe der so hinzugewonnenen Ressourcen versuchte die Pfalzgrafschaft,    Vgl. zum Folgenden Weisert: Universität und Heiliggeiststift II, S. 73 und Ritter: Heidelberger Universität, S. 246 ff.    Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 552. 10  Ritter: Heidelberger Universität, S. 250. 11  Zur Biographie Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 412; Wagner: Universitätsstift, S. 217 f.; Moraw: Beamtentum, S. 115. 12  Vgl. den offenbar stark von Matthäus beeinflußten Freispruch im Inquisitionsprozeß gegen den Wanderprediger Johannes Malkaw; der Prozeß war Matthäus’ erster öffentlicher Auftritt in Heidelberg (s. Ritter: Heidelberger Universität, S. 271 f.). 13  Miethke: Marsilius von Inghen. 14  Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 338. 15  Die Heidelberger Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 686–689, enthält ein Verzeichnis der Bücher, die Matthäus bei seinem Tod der Universität vermacht hat. Da einige seiner eigenen Werke fehlen, ist wohl nicht seine gesamte Bibliothek an die Universität gefallen. Enthalten sind zum Beispiel die Vorlesungsmanuskripte der Kommentare zum Johannes-Evangelium und zum Psalm „Beati immaculati“.

III. 1.  Übersiedelung nach Heidelberg

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mittelbar ihr politisches Gewicht zu steigern. Konkrete Probleme, die mit Sachverstand angegangen werden mussten, gab es vor dem Hintergrund des Großen Schismas zur Genüge. Schon beim Ausbruch desselben hatte der Heidelberger Hof – im konkreten Fall freilich eher, um mit diplomatischen Mitteln Zeit zu gewinnen – angedeutet, sich vor einer Stellungnahme sachverständig beraten lassen zu wollen.16 Die Festlegung der Pfälzer Kirchenpolitik, die nach der Universitätsgründung von einer starren Fixierung auf die römische Obödienz geprägt war, ging im ersten Jahrzehnt nach 1386 vor allem auf den Gründungsrektor Marsilius von Inghen, die seinerzeit einflussreichste Gelehrtenpersönlichkeit Heidelbergs, zurück.17 Auch Matthäus von Krakau ist früh in die engere Umgebung der Fürsten eingebunden worden. Nachdem er im Frühjahr 1395 noch einmal in Prag geweilt hatte, um seine Plebanspfründe an der Teynkirche mit einem gewissen Johannes Wartenberg gegen dessen Altarbenefizium in Zittau zu tauschen,18 wurde er von Ruprecht II. als Hofgeistlicher mit der ansehnlichen Besoldung von 150 Gulden jährlich in Dienst gestellt.19 In der Folgezeit scheint er neben seiner akademischen Tätigkeit bald eine besondere Vertrauensstellung bei Hofe innegehabt zu zu haben, ähnlich derjenigen, die auch Matthäus’ Kollege Nikolaus Prowin erlangte. Dessen Heidelberger Wirken, das viel lockerer mit der Universität verbunden war und sich demnach schlechter in deren Überlieferung dokumentiert findet, ist nur schemenhaft zu greifen.20 Den Kontakt zur Heidelberger Hochschule muss der vormalige Prager Rektor indessen über die Jahre gehalten haben, denn Anfang 1401, etwa ein Jahr vor seinem Tod, wurde ihm von dieser ein Raum im Schulgebäude zur Verfügung gestellt.21 Als Beichtvater König Ruprechts sagte man ihm damals einen erheblichen Einfluß auf den Monarchen nach.22 Anscheinend haben er und Matthäus von Krakau am Heidelberger Hof alsbald die Idee lanciert, die Gründung einer königlichen Kapelle anzustreben und so an die von ihnen zurückgelassenen Prager Zustände anzuknüpfen.23 Eine Kopie der Prager Strukturen ließ sich jedoch in Heidelberg nicht verwirklichen; erst deutlich nach der Jahrhundertwende begann sich der Plan eines Universitätsstifts zu konkretisieren.24 16 

Deutsche Reichstagsakten I, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 149, S. 263 f. Zu Marsilius Miethke: Marsilius von Inghen; Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 373 f. 18  Siehe Kapitel VIII. 1., Regest R 41 zum 5. II. 1395. 19  Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 38, S. 60 f. 20  Wie Matthäus von Krakau ist er noch 1396 als Kanoniker des Prager Allerheiligenkollegs belegt, s. Monumenta Vaticana, hrsg. v. Krofta, S. 561 f. 21  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 304, S. 320. 22  Ritter: Heidelberger Universität, S. 252. In dieser Stellung dürfte er sich spätestens seit 1399 befunden haben, vgl. Wagner: Universitätsstift, S. 217. 23  Ebd. S. 218. 24  Ebd. 17 

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III.  Heidelberg und Krakau

Am kurpfälzischen Hof hatten sich in den neunziger Jahren bereits andere Professoren als Räte etabliert. Eine wichtige Rolle spielte etwa Matthäus’ Kollege Konrad von Soltau, der sich inzwischen mehr als Diplomat denn als Theologe betätigte, sich aber mit der Zeit den Wittelsbachern entfremdete und als Bischof von Verden (seit 1399) zwischen verschiedenen Gönnern lavierte.25 Die Zahl der geistlichen Räte sollte in der Folge noch weiter wachsen. Nach seiner Krönung griff der Pfalzgraf und nunmehrige römische König Ruprecht I. auf zehn gelehrte Räte mit einiger Regelmäßigkeit zurück, von denen sieben Theologen und drei Juristen waren.26 Eine erste wichtige Station in der politischen Karriere des Matthäus von Krakau am Heidelberger Hof markiert, wie bereits in der Einleitung erwähnt, der Oppenheimer Vertrag vom 24. Oktober 1396. In dieser Übereinkunft, in der die nach der Reichskrone greifenden Wittelsbacher mit dem Grafen Johann von Nassau, der seinerseits auf den Mainzer Erzstuhl zu gelangen trachtete,27 gegenseitige Unterstützung vereinbarten, erscheint der Theologe an erster Stelle der Zeugenliste. Man hat wohl zu Recht angenommen, dass die Erwähnung nicht nur ehrenhalber, sondern aufgrund wirksamer politischer Betätigung erfolgt ist.28 Ob knapp vier Jahre später der Sturz Wenzels von Böhmen und die Thronerhebung Ruprechts unter Mitwirkung des Matthäus vonstatten gingen, ist nicht sicher zu klären.29 Als der neue König bald darauf seine Antrittsgesandtschaft an die Kurie abfertigte, fand Matthäus wieder Eingang in die Zeugenliste der Vollmacht. Da er im Gegensatz zu den meisten anderen Vertrauten Ruprechts die Zustände in Rom aus eigener Anschauung kannte, war er für die Beteiligung an der Vorbereitung dieser schwierigen Mission prädestiniert, auch wenn er sich nicht persönlich mit der königlichen Abordnung auf die Reise begab.30 Neben seinen Lehrveranstaltungen und seiner Tätigkeit am Hof war Matthäus auch in die Selbstverwaltung der Heidelberger Universität einbezogen. Von seiner Ankunft bis zum Jahr 1402 soll er als Dekan der theologischen Fakultät gewirkt haben.31 Schon 1396 wurde er, wie bereits angesprochen, zum Rektor gewählt. Solche Aufgaben waren nicht auf die innere Verwaltung beschränkt. So hat die Hochschule ihren prominenten Theologen im Sommer 1402 einmal nach Eichstätt geschickt, um gegenüber dem Ortsbischof die von Papst Bonifaz IX. genehmigte Exemption einer Pfarrei, die der Hochschule inkorporiert worden

25 

Moraw: Beamtentum, S. 114 f. Ebd. S. 110–118. 27  Thomas: Deutsche Geschichte, S. 336 f.; Gerlich: Habsburg – Luxemburg – Wittelsbach, S. 106 f. 28  Moraw: Beamtentum, S. 113. 29  Zur Beteiligung Gelehrter an diesem Vorgang vgl. Walther: Der gelehrte Jurist. 30  Moraw: Beamtentum, S. 113. 31  Miethke: Karrierechancen, S. 190. 26 

III. 2.  Die Erneuerung der Krakauer Universität

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war, durchzusetzen.32 Die Episode ist recht anschaulich, denn offenbar blieb der Theologe mit den ihm zur Verfügung stehenden geistigen Waffen erfolglos. Nach zwei Monaten empfahl er der Universität schließlich, ihm zur Verstärkung einen Experten im Kirchenrecht zu schicken. Dies geschah umgehend, und mit der tatkräftigen Hilfe dieses Kollegen ließ sich das Anliegen bald verwirklichen.33 Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass der Krakauer in Situationen, die juristischen Sachverstand erforderlich machten, auf die Kollegen aus der Nachbarfakultät zuging. Wohl nur wenige Monate nach den Verhandlungen in Eichstätt tat er dies etwa bei der Abfassung seiner Schrift De squaloribus Romanae curiae, von der noch die Rede sein wird. Als Matthäus von Krakau nach der Jahrhundertwende immer stärker von seiner Tätigkeit im Rat König Ruprechts in Anspruch genommen wurde, zog er sich allmählich aus dem akademischen Betrieb zurück. Die Nachfolge übernahm sein Prager Schüler Nikolaus Magni von Jauer, der danach über drei Jahrzehnte lang an der Heidelberger Universität gewirkt hat.34 Er traf 1402 in Heidelberg ein, wonach ihm Matthäus sofort den ersten theologischen Lehrstuhl überlassen zu haben scheint.35 Mit der Zeit wechselte der Krakauer unter Aufgabe seines Lehramtes ganz an den Königshof und von dort, wie noch zu schildern sein wird, zu höheren Ehren. Als hauptamtlicher gelehrter Berater des Königs befand sich Matthäus in einer ähnlichen Lage wie etwa Ruprechts wichtigster Hofjurist, der doctor utriusque iuris Job Vener, mit dem ihn wohl ein enges kollegiales Verhältnis verband. Auch Vener gehörte formal der Hochschule an, trat dort aber kaum jemals in Erscheinung. In der Praxis konnten sich vielmehr Interessenkonflikte aus den doppelten Verpflichtungen gegenüber Hof und Universität ergeben.36 Im Januar 1405 trat Matthäus in einem solchen Fall bereits auf Seiten des Königs in den Verhandlungen auf.37 Es ist kaum anzunehmen, dass der vielbeschäftigte Krakauer zu dieser Zeit noch aktiv an der Heidelberger Universität Lehrverpflichtungen wahrnahm; dies gilt erst recht für die darauf folgende Periode, das letzte Lebensjahrfünft des Matthäus, das ihn vollends mit anderen Aufgaben in Berührung brachte.

III. 2.  Die Erneuerung der Krakauer Universität Der Krakauer Stadtschreibersohn Matthäus – die Quellen bezeichnen ihn mit dem Gentilnamen Notarii38 – hat außer der Kindheit wohl wenig Zeit in seiner 32  Zu der hier angesprochenen Pfarrei Altdorf (bei Nürnberg) s. Weisert: Universität und Heiliggeiststift I, S. 57. 33  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 342–344, S. 344–347. 34  Bracha: Teolog; vgl. Franz: Nikolaus Magni. 35  Weisert: Universität und Heiliggeiststift I, S. 76. 36  Vgl. zu diesem Geschehen Miethke: Eid, S. 60. 37  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 371, S. 365–367. 38  S. unten Regest R 8; vgl. R 1.

128

III.  Heidelberg und Krakau

Heimatstadt verbracht. Gleichwohl galten die kurzen Aufenthalte dort wichtigen Belangen. Nachdem er sich als Heranwachsender an die Prager Universität begeben hatte, vollzog er, wie geschildert, erst nach einer schlecht dokumentierten Periode zu Beginn der 1390er Jahre den zweiten dauerhaften Ortswechsel seines Lebens, als er 1394 nach Heidelberg übersiedelte. Doch so deutlich man die räumlichen Schwerpunkte seiner Tätigkeit erkennen kann, so unklar sind für manchen Zeitabschnitt die Details seines Itinerars. Man hat diese Lücken mit allerlei Vermutungen angefüllt, die sich in erster Linie um Aufenthalte an auswärtigen Universitäten drehen. Wenig stichhaltig dürfte ein postuliertes Engagement bei der gescheiterten Gründung der Universität Kulm (1386) sein, für das sich keine Belege ermitteln lassen.39 Von der Annahme einer Lehrtätigkeit des Matthäus an der Pariser Universität nach 1390, die wohl auf Trithemius zurückgeht, ist man mit guten Gründen abgerückt; ein urbanistischer Pfründner und Anhänger des römischen Papsttums wäre im schismatischen Frankreich kaum vorstellbar, zumal inzwischen die Nachricht von Matthäus’ Prager Plebanat (1392–1395) bekannt ist.40 Soviel ist jedoch sicher, dass in der Zeit vor Matthäus’ Übersiedelung nach Heidelberg seine Spur zumindest vorübergehend nach Krakau weist. So peripher die polnische Residenzstadt damals noch mehr als heute am Rande Mitteleuropas gelegen sein mag – an der Wende zum 15. Jahrhundert und einige Zeit danach war sie der Schauplatz einer lebendigen inneren und äußeren Entwicklung41 und ihre aufblühende Universität geradezu eines der Zentren der abendländischen Ekklesiologie.42 Damit sind die beiden Bereiche benannt, denen das auf seine Heimatstadt bezogene Wirken des Matthäus von Krakau gegolten hat: dem Aufbau der dortigen Universität und den Debatten um den Zustand der Kirche. Zu behandeln ist zunächst der erstgenannte Gegenstand.43 Wie uns der Chronist Andreas von Regensburg in seiner vermutlich um 1428 abgeschlossenen „Chronica Husitarum“ überliefert, habe die polnische Königin Hedwig 1399 auf dem Totenbett ihren Gatten, den Litauerfürsten Jagiełło44 darum gebeten, in Krakau eine Universität zu errichten. Aus anderen Quellen ist bekannt, dass sie dieses Projekt auch durch ein Vermächtnis gefördert hat.45 Jagiełło, so schreibt der Chronist weiter, habe ihrer Bitte entsprochen und dazu 39  Szafra ń ski: Mateusz z Krakowa, S. 31 f. Zu der Kulmer Gründung s. Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen, S. 147 ff. 40  Ritter: Heidelberger Universität, S. 250, Anm. 2; Kaluza: Czy Mateusz. 41  Wyrozumski: Kraków, bes. S. 292 ff.; Ostrowski: Cracow, S. 19 ff.; Knoll: The Urban Development, S. 89 ff. 42  Włodek: Eklezjologia; Wünsch: Konziliarismus und Polen; Wyrozumski: L’université de Cracovie; Markowski: Uniwersytet krakowski. Zur Krakauer Universität jetzt zusammenfassend Zernack: Ne cedat academia. 43  Zum zweiten s. unten Kapitel III. 3. 44  Zum historischen Hintergrund Hoensch: Geschichte Polens, S. 69 ff. 45  Markowski: Die Heilige Hedwig, S. 83; Wyrozumski: Królowa Jadwiga, S. 119; Halecki: Jadwiga of Anjou, S. 262.

III. 2.  Die Erneuerung der Krakauer Universität

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insbesondere Matthäus, den späteren Wormser Bischof, herangezogen, der ja aufgrund seiner Herkunft eine enge Beziehung zu Krakau gehabt habe.46 Ganz zutreffend ist die Darstellung offenbar nicht, denn die angesprochene Gründung war in Wirklichkeit eine Wiederbelebung des 1364 schon einmal ins Werk gesetzten Projekts. Als Hedwig starb, waren die Vorbereitungen dazu längst im Gange; so hatte man schon 1397 von Papst Bonifaz IX. die zusätzliche Genehmigung einer theologischen Fakultät erwirkt.47 Die im Vergleich zu 1364 mit mehr Nachdruck und durchdachteren Ansätzen vollzogene Erneuerung der Universität fand im Sommer 1400 statt.48 Es ist wohl möglich, dass Matthäus sich Ende 1399 oder in den ersten beiden Dritteln des Jahres 1400 in Krakau aufgehalten hat; belegt ist ein solcher Besuch jedoch nicht.49 Insbesondere erscheint es merkwürdig, dass die Krakauer Matrikel, die im Gefolge der Neugründung angelegt wurde und wie ihre Vergleichsstücke andernorts alles und jeden festgehalten hat, der sich um die junge Anstalt verdient machte oder auch nur als Teil der Eröffnungsklientel vor Ort war, den Namen unseres Theologen gänzlich verschweigt.50 Man muss angesichts dessen fast davon ausgehen, dass er in dieser letzten Phase zumindest nicht persönlich in Krakau tätig gewesen sein dürfte. Gleichwohl erscheint es übertrieben, die an sich plausible Nachricht von einem Engagement des Matthäus im fraglichen Kontext gänzlich zu verwerfen, zumal es nahe liegt, dass die Zeitangaben des Andreas von Regensburg nur cum grano salis zu verstehen sind. Wann und wie kann ein solcher Einsatz also erfolgt sein? Bevor dieser Frage näher nachgegangen werden kann, ist es sinnvoll, einen Blick auf die Vorgeschichte zu werfen: Das Phänomen ‚Universität‘ breitete sich, ausgehend von Italien und Frankreich seit dem 14. Jahrhundert im Zuge einer nach Norden und Osten gerichteten Bewegung auch auf das so genannte „jüngere“, d. h. das weniger entwickelte Mittel‑ und Osteuropa aus.51 Auf dem Gebiet des römisch-deutschen Reiches machte Kaiser Karl IV. kurz vor der Jahrhundertmitte (1348) mit seiner Universitätsgründung in Prag den Anfang, auf die Erzherzog Rudolf IV. (der „Stifter“) von Habsburg deutlich später (1365) in Wien ein ähnliches Projekt folgen ließ. Erst die dritte derartige Initiative in Heidelberg (1386), die ihrerseits mit gehörigem Abstand auf diejenige in Wien 46  Hedvigis igitur regina Polonie, dum mortem sibi vicinam sentiret et sine liberis esset, vocat ad se virum suum Wlatislaum regem rogans eum, ut, si subiret mortem temporalem, (…) erigeret studium generale in Cracovia, quod eciam fecit, et hoc principaliter per magistrum Matheum, qui postea factus est episcopus Wormaciensis, quem ad hoc specialiter vocavit, eo quod de Cracovia esset oriundus. Andreas von Regensburg: Sämtliche Werke, hrsg. v. Leidinger, S. 410. 47  Markowski: Dzieje Wydziału, S. 42 ff.; Ders.: Początki. Der Text der Genehmigung ist abgedruckt bei Koczy: Documents, S. 46. 48  Kozłowska-Budkowa: Odnowienie jagiellońskie, S. 43 ff. 49  Vgl. das Itinerar des Matthäus in Kapitel VIII. 1. 50  Metryka I, hrsg. v. G ą siorowski u. a., S. 5–11, zur Matrikel vgl. Zeissberg: Das älteste Matrikel-Buch. 51  Moraw: Universität Prag, S. 14–22; Ders.: Hohe Schule, S. 523.

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III.  Heidelberg und Krakau

folgte, sollte sich im Rückblick als Auftakt einer ersten Welle rasch aufeinander folgender weiterer Gründungen im Reich erweisen.52 Die in der zitierten Chronik angedeutete Berufung auswärtiger Sachverständiger, die ein solches Projekt praktisch organisieren sollten, war dabei nicht unüblich. So war 1364 in Wien Albert von Sachsen53 und 1386 in Heidelberg Marsilius von Inghen54 mit dieser Aufgabe betraut worden. Im Vorfeld der Wiener Neugründung von 1384 spielte Heinrich von Langenstein eine herausragende Rolle.55 Wie schwierig jedoch die Anfänge der ältesten Hochschulen unter den kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen ihrer Entstehungslandschaften waren, macht der Umstand deutlich, dass die Prager Gründung nicht vor Ablauf mehrerer Jahrzehnte richtig zur Entfaltung kam,56 die Wiener Anstalt erst nach einem energischen zweiten Anlauf 1384 wirklich ins Leben trat57 und auch die anfangs am kümmerlichsten dimensionierte Heidelberger Universität Momente zu überstehen hatte, in denen sie die zum Funktionieren erforderliche kritische Masse zu unterschreiten drohte.58 Zu einem verhältnismäßig frühen, beinahe überraschenden Zeitpunkt gesellte sich – zumindest auf dem Pergament – auch das randständige Krakau in den illustren Kreis der Universitätsstädte, als der letzte Piastenkönig Kasimir der Große († 1370) dort 1364 eine Hohe Schule ins Leben rief.59 Die Bestimmungen seiner Gründungsurkunde stammten allerdings geradezu aus einer anderen Welt: aus der oberitalienischen Städtelandschaft mit ihren im Vergleich zu Polen anders gelagerten sozialen Verhältnissen. Als Vorbild für die zu gründende Anstalt fungierten die Universitäten Bologna und Padua, der Schwerpunkt der Lehre sollte in Übereinstimmung mit dieser Festlegung im kanonischen und vor allem im Zivilrecht liegen; die vorgesehenen Lehrstühle für zwei Mediziner und einen Artisten waren nicht mehr als ein Anhängsel, und auf die seinerzeit ohnehin kaum jemals vom Papst genehmigte Errichtung einer theologischen Fakultät wurde ganz verzichtet. Als Studierende stellte man sich erwachsene und mündige Scholaren vor, denen wie in Oberitalien das Rektoramt und die Wahl der Professoren zustehen sollten.60 Bekanntlich hat sich dieses Konzept in Krakau niemals verwirklichen lassen. Abgesehen von dürftigen Quellen über zeitweiligen Unterricht in den artes ist kein Funktionieren der piastischen Universität zu erkennen.61 Erst 52 

Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen, S. 55 ff. Berger: Albertus de Saxonia. 54  Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen, S. 189 ff. 55  Kreuzer: Heinrich von Langenstein, S. 60–63; Gabriel: Heinrich von Langenstein; vgl. Nuding: Mobilität und Migration, S. 275–280. 56  Moraw: Universität Prag, S. 26 ff. 57  Ubl: Anspruch und Wirklichkeit; Schumann: „Nationes“, S. 242. 58  Miethke: Anfänge, S. 313. 59  Szczur: Papież Urban. 60  Moraw: Hohe Schule, S. 526 f. Kasimirs Gründungsurkunde bei Koczy: Documents, S. 35–38. 61  Moraw: Hohe Schule, S. 530 f. 53 

III. 2.  Die Erneuerung der Krakauer Universität

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eine Generation später, im Sommer 1400, erfolgte der Neugründungsversuch durch König Władysław II. Jagiełło, der den örtlichen Rahmenbedingungen Rechnung trug und statt der aristokratischen oberitalienischen Konzeption ein, wenn man so will, plebejischeres und damit für einen weiteren Interessentenkreis attraktives Gegenmodell, nämlich die Pariser Universität, zum Vorbild nahm. Diese basierte auf einer quantitativ und organisatorisch dominierenden Artistenfakultät, während die drei höheren Fakultäten für Theologie, Recht und Medizin nur ein relativ geringes Gewicht hatten.62 Trotz des baldigen Scheiterns der piastischen Gründung pflegt die Forschung ihre Darstellungen der Krakauer Universitätsgeschichte mit dem Jahr 1364 zu beginnen. Peter Moraw hat diesen Usus vor längerer Zeit in Frage gestellt und unter Berufung auf die eben wiedergegebenen Überlegungen gemeint, es sei „unzulässig, vom Bestehen einer Universität in Krakau seit 1364 zu sprechen. Das „von vornherein fehlgesteuerte Vorhaben dieses Jahres“ sei „nie Wirklichkeit geworden“. Krakau I müsse „in eine Reihe mit anderen gescheiterten Vorhaben des Jahrhunderts in West‑ und Südeuropa“ (Wien I, Fünfkirchen, Kulm und Altofen) gestellt werden.63 Erst seit 1400 könne man von der Existenz einer Universität in Krakau sprechen. Diese diametral entgegengesetzten Bewertungen werden erst verständlich, wenn man sich klar macht, dass hier zwei verschiedene wissenschaftliche Anliegen aufeinander stoßen. Moraws Ansatz ist ein struktur‑ und verfassungsgeschichtlicher. Ausgehend von einer formalen Definition, worin die notwendige Bedingung für das Funktionieren einer Universität bestehe, nämlich in Graduierungen an einer höheren Fakultät (zu denen es in Krakau vor 1400 offenbar nicht gekommen ist), versucht er die Vorgänge von 1364 unter Rekurs auf Vergleichsbeispiele in sein Modell vom west-östlichen und süd-nördlichen europäischen Entwicklungsgefälle einzuordnen. Sein Fazit lautet, dass das, was im Krakau der 1360er Jahre zustande kam, die Bezeichnung „Universität“ nicht verdiene und dass dort ein Gründungsvorhaben nach dem gewählten Modell unter den herrschenden Bedingungen auch überhaupt nicht hätte realisierbar sein dürfen. Das Vorgehen der traditionellen, zumeist polnischen Forschung ist dagegen weniger abstrakt und theoretisierend. Ihr geht es darum, die – durchaus vorhandenen – frühesten Ansätze universitären Lebens nach der piastischen Gründung aus den Quellen heraus darzustellen, wobei ihr bewusst ist, dass die Realität hinter den Plänen zurückblieb. Für eine Beibehaltung des nur teilweise gerechtfertigten Termins 1364 (bzw. gegen die Alternative 1400) sprechen in ihrem Fall drei Faktoren: Zunächst einmal bedeutet der Gegensatz zwischen einem piastischen und einem jagiellonischen Anfangsdatum in der Diskussion um die Geschichte dieser ältesten und nach eigenem Selbstverständnis ehrwürdigsten polnischen 62  63 

Ebd. S. 528 f. Ebd. S. 530.

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III.  Heidelberg und Krakau

Universität durchaus eine weitreichende Fragestellung: Das Gründungsjahr 1364 ist äußerlich eine beachtliche, prestigeträchtige Zahl, weil es (im Gegensatz zu 1400) den chronologisch zweiten Platz unter den mitteleuropäischen Universitäten markiert. Hinzu kommt, dass insbesondere in der älteren Forschung eine auf den Chronisten Jan Długosz († 1480) zurückgehende Skepsis gegenüber der Figur des polnisch-litauischen Königs Władysław II. Jagiełło nachwirkt, der die Neugründung von 1400 vollzogen hat. Dieser galt bei manchen als ungleicher Mitbewerber um das von König Kasimir64 erworbene Verdienst. Als Beispiel sei auf den Krakauer Historiker Kazimierz Morawski verwiesen, der vor über 100 Jahren, zum 500. Jahrestag der Erneuerung von 1400, seine gediegene Geschichte der Krakauer Universität veröffentlicht hat. Seine darin vorgetragene Charakterisierung des Litauerfürsten fiel sehr nachteilig aus.65 Diese beiden Vorgaben erklären bereits, natürlich ohne sie zu rechtfertigen, die geringe Neigung der Forschung, von dem lieb gewonnenen Datum 1364 abzurücken. Hinzu tritt noch ein dritter Gesichtspunkt, der freilich eine nicht spezifisch auf Krakau bezogene Problematik betrifft: Derart früh gegründete Universitäten verfügen, sofern sie noch existieren, als Folge ihrer langen Geschichte in der Regel über ein ausgeprägtes, in eine entsprechende Selbstdarstellung mündendes Traditionsbewusstsein. Die wichtigsten Anlässe solcher Eigenbetrachtungen sind die jeweiligen Gründungsjubiläen, die sich aller Erfahrung nach nicht auf die Säkularfeiern beschränken. Die zu diesen Anlässen erscheinenden Festschriften gehören zu den wichtigsten Publikationsorten historischer Beiträge über die betreffenden Anstalten. Dieser Umstand hat zur Folge, dass das über einzelne Universitäten verfügbare Schrifttum zu einem beträchtlichen Teil aus Veröffentlichungen besteht, deren Autoren einer besonderen Versuchung ausgesetzt waren, den jeweiligen Jubiläumsanlass unabhängig von der eigentlichen historischen Bedeutung zu würdigen. Im Kontext seiner Ausführungen zur Krakauer Gründung schreibt Moraw, die polnischen Autoren hielten bis zur Gegenwart ohne Diskussionsbedarf an dem Datum 1364 fest. Er bezieht sich dabei auf die Jubiläumspublikation zur Geschichte der Krakauer Universität von 1964, ein Sammelwerk zur sechshundertjährigen Wiederkehr der piastischen Gründung.66 Der äußeren Einteilung nach liegt in diesem Buch die alternative Jahreszahl 1400 in der Tat weiter im Schatten, als man es mit guten Gründen vertreten könnte. Nach dem bisher Gesagten ist es jedoch nachvollziehbar, dass eine Akzentuierung des Jahres 1364 bei einem solchen Publikationsanlass von vornherein kaum zu vermeiden war. Als die Krakauer Universität im Jahr 1997 das 600jährige Bestehen ihrer theo64 

Rhode: Geschichte Polens, S. 78; Hoensch: Geschichte Polens, S. 49. Morawski: Histoire de l’Université de Cracovie I, S. 57–60; zum Urteil der Nachwelt über Jagiełło vgl. Hoensch: Geschichte Polens, S. 73; Krzyżaniakowa / Ochmański: Władysław II Jagiełło, S. 17–25. 66  Lepszy (Hrsg.): Dzieje uniwersytetu; vgl. Moraw: Hohe Schule, S. 526. 65 

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logischen Fakultät und 2000 das 600. Jubiläum der jagiellonischen Erneuerung feierte, galt dagegen in den einschlägigen Publikationen oder Veranstaltungen erwartungsgemäß den Geschehnissen der Jahre 1397–1400 besonderes Augenmerk.67 Wie aus diesen Erläuterungen klar wird, hat die vermeintliche Debatte um den Gründungstermin der Krakauer Universität also nicht auf ein und derselben Ebene stattgefunden. Eine Ursache dafür mag in der lückenhaften gegenseitigen Rezeption liegen.68 Dabei liegen die Standpunkte genau besehen nicht immer so weit auseinander, wie es den Anschein hat. Was beispielsweise die Beurteilung von Kasimirs des Großen Vorhaben betrifft, so hat schon Morawski vor über 100 Jahren freimütig von einer „conception prématurée de Casimir le Grand“ gesprochen und mit Bezug auf sie ausdrücklich wiederholt: „Elle était trop en avance sur son temps“.69 Wir wissen also – und strenggenommen nicht erst seit Moraws Beitrag – wozu es in Krakau damals n i c h t gekommen ist: zur Ausbildung einer voll funktionierenden Universität, und erst recht nicht einer Juristenuniversität nach italienischem Verfassungsmodell. Um einen Eindruck von den konkreten Geschehnissen und womöglich von der Rolle, die Matthäus von Krakau in diesem Kontext spielte, zu gewinnen, ist es nun erforderlich, mit der nötigen Gelassenheit das Mosaik der konkreten Vorgänge, soweit es noch erkennbar ist, zu betrachten, und dabei die Quellen zu ihrem Recht kommen zu lassen. Ausgehend von Moraws strukturgeschichtlichen Erkenntnissen soll mit dieser Nahaufnahme versucht werden, den Wandlungsprozess zwischen 1364 und 1400 ein wenig transparenter zu machen. Diese Programmatik deutet eine gewisse Kontinuität zwischen den beiden Daten an, und in der Tat zeigt sich: Endgültig zu den Akten gelegt war Kasimirs Projekt mit seinem vorläufigen Scheitern noch nicht; es sollte vielmehr den Versuch einer Neuauflage erleben – und zwar um 1390, also zu dem Termin, mit dem die Jubiläumsveröffentlichung von 1964 ihr Kapitel über die Erneuerung der Universität beginnen lässt.70 Die Frage, ob man ein Geschehen, das konzeptionell aus der Vergangenheit stammt, aber personell bereits Kontinuitäten in die Zukunft hinein aufweist, noch im Kontext des Zurückliegenden oder schon im Rahmen des Kommenden behandeln sollte, hat der Herausgeber von 1964 im Sinne der zweiten Möglichkeit entschieden. Dass sich ihm die Alternative überhaupt stellte, war einem kurz zuvor gemachten Quellenfund zu verdanken: 67  Vgl. in unserem Zusammenhang etwa Piech (Hrsg.): Wydział Teologiczny; Kamy­ kowski / Kubiś: Jubileusz; Markowski: Dzieje Wydziału. 68  In der 1999 erschienenen Monographie des polnischen Historikers Stanisław Szczur über den piastischen Gründungsversuch zum Beispiel sucht man nicht nur den Namen Moraws, sondern teils auch diejenigen seiner deutschen Kollegen vergeblich; umgekehrt tut man sich in Deutschland und andernorts mit der Rezeption polnischsprachiger Literatur schwer. 69  Morawski: Histoire de l’Université de Cracovie I, S. 51 f. Diese Aussage beispielsweise wird bei Moraw: Hohe Schule, nicht erwähnt. 70  Kozłowska-Budkowa: Odnowienie jagiellońskie, S. 37 ff.

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Zum 600-jährigen Jubiläum der piastischen Universitätsgründung erregte Maria Kowalczyk, als Mitarbeiterin der Handschriftenabteilung in der Krakauer Jagiellonenbibliothek eine gute Kennerin der ältesten Universitätsüberlieferung, mit zwei inhaltlich verwandten Aufsätzen Aufmerksamkeit.71 Sie hatte einen recht planlos zusammengebundenen, großenteils von derselben Hand geschriebenen und schwer lesbaren Codex, von dem man bis dahin annahm, er enthalte lediglich collectanea varia minoris momenti,72 einer gründlichen Untersuchung unterzogen. Wie sich dabei herausstellte, handelt es sich in Wirklichkeit um eine Art Konzeptkladde des Bartholomäus von Jasło, eines juristisch gebildeten Theologen, der nach 1400 zu den ersten Lehrern der jagiellonischen Universität gehörte und als solcher wohl Ende 1406 oder Anfang 1407 gestorben ist.73 Kowalczyk identifizierte in diesem Codex, der erst nach dem Tod des Bartholomäus – und somit ohne dass dieser noch Einfluss auf die Ordnung der ursprünglich losen Blätter hätte nehmen können – gebunden worden sein dürfte, unter anderem sechs Anfang der 1390er Jahre in Krakau gehaltene Reden. Deren genaue Datierung ist ebenso wenig sicher wie die Reihenfolge, in der sie vorgetragen wurden. Dass es dazu überhaupt gekommen ist, erscheint jedoch unstrittig, denn für bloße Stilübungen wirken die Texte zu aufwändig und zu lebensnah. Immanente Hinweise machen lediglich klar, welche Rede als erste gehalten wurde, dass eine weitere an einem zweiten Adventssonntag, wiederum eine andere an einem Fest des heiligen Stanislaus (also am 8. Mai) in Anwesenheit des bereits am 12. Januar 1392 verstorbenen Bischofs Johannes Radlica und die letzte nach dem Amtsantritt von dessen Nachfolger Peter Wysz entstand, der am 4. Dezember 1392 providiert wurde.74 Als anderweitig bekannte Datierungshilfe tritt hinzu, dass der Autor Bartholomäus von Jasło bis ins Spätjahr 1389 hinein in Prag bezeugt ist.75 In dreien dieser Reden ist von einem erstaunlichen Projekt die Rede: von der Wiederbelebung (resumptio) der nach König Kasimirs Tod gleichsam eingeschlafenen Universität. In der am frühesten gehaltenen Rede erinnert Bartholomäus seine nicht näher bezeichneten Zuhörer daran, dass sie dazu vor nicht allzu langer Zeit (nuper) schriftlich (cartatim) bestimmte Neuigkeiten erfahren hätten und dass zuletzt sein „Meister“ (magister meus) an derselben Stelle, jedoch noch nicht in Gegenwart aller jetzt Anwesenden, das besagte Projekt in einem geschliffenen Vortrag ausgeführt habe.76 Die Schilderung lässt einige Fragen offen: So erfahren 71 

Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu; vgl. Dies.: Bartłomiej z Jasła a próba. Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 525. 73  T ř íška: Životopisný slovník, S. 40; Markowski: Dzieje Wydziału, S. 104 f.; Wielgus: Z badań, S. 82; Kowalczyk: Bartłomiej z Jasła (1965). Zu den frühen Krakauer Theologen s. Markowski: Pierwsi bakałarzy. 74  Vgl. Kijak: Piotr Wysz, S. 12. 75  Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 29. 76  Quia nuper quedam nova vobis cartatim intimata perspexistis, demumque hic in loco per magistrum meum de eisdem pulchre, multum ornateque et magistraliter, prout decuit, 72 

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wir von Bartholomäus weder Näheres über Art und Urheber der erwähnten Aufzeichnungen – waren es urkundliche oder briefliche? – noch über sein Verhältnis zu dem genannten Meister. Was diesen betrifft, scheint die Wortwahl nahe zu legen, dass es sich um einen akademischen Lehrer handelt, sonst hätte der Redner womöglich eher den Ausdruck dominus benutzt. Hinter dem Verfasser oder Initiator des Schreibens und dem Lehrer verbirgt sich vielleicht, aber nicht notwendigerweise, ein und dieselbe Person. Bartholomäus spricht im Folgenden davon, mit seiner Ansprache, die nun der erste actus an diesem Orte sein müsse, bei „Scholaren, die Freude am Studium haben“, Hoffnung wecken zu wollen, und äußert die Beobachtung, dass für die an diesem Ort zu errichtende Universität nun gleichsam „gewisse Anfänge und Ansätze sichtbar zu sein scheinen“.77 Man kann diese Aussagen nur so verstehen, dass das Projekt bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Bartholomäus seine Rede hielt, noch nicht weit über das in dem Schriftstück und den Ausführungen des Lehrers formulierte Planungsstadium hinausgelangt war. Dem entsprechen die werbenden Worte, die Bartholomäus folgen lässt. In ihnen klingt ein romantisierendes Loblied auf das Universitätsstudium und seine von gesellschaftlicher Benachteiligung und struktureller Unterentwicklung befreiende Wirkung an, mithin also Argumente, die die jüngere Universitätengeschichtsschreibung als ausschlaggebenden Antrieb für spätmittelalterliche Hochschulgründungen nicht mehr vorbehaltlos anzuerkennen geneigt ist.78 Statt idealistischem amor sciendi und dem Streben nach langfristiger Entwicklungshilfe für ihre Territorien sieht man als maßgebliches Motiv der landesherrlichen Universitätsgründer inzwischen eher den akuten Bedarf an sachkundigen, vor allem juristisch gebildeten Ratgebern, und das regelmäßige Engagement der in der Nähe der Adelsresidenzen verfügbaren Universitätslehrer im Fürstendienst bestätigt diese Annahme nachdrücklich.79 Hier können nicht alle von Bartholomäus angesprochenen Einzelheiten nachverfolgt werden; bemerkenswert erscheint indessen noch eine Andeutung in seiner audistis, saltim qui tunc interfuistis, pertractari, (…) de pretactis novitatibus, videlicet Studii resumpcione, quedam proposui proferre (…) ‚Erste‘ Rede des Bartholomäus von Jasło (Krakau, Spätjahr 1390 [?]). Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 29, Anm. 26. 77  (…) quedam proposui preferre (…) scolares Studio gaudentes per bone spei concitacionem consolando (…). Sed quia actus meus, quem nunc propono, in hac civitate debet esse primus et eciam quia Studii huic loco instituendi pro nunc quasi quedam principia et preambula videntur exoriri (…). Ebd. 78  Specialiter tamen ex hiis movent pauperes, qui propter ignoranciam dire subiecti sunt servituti, ut per facilem scienciarum acquisicionem ex Studii propinquitate a iugo servitutis liberati aliorum domini possent effici et rectores. (…) Movent cum hiis nobiles, ut Studio perficerentur. (…) Movent insuper civitatum incole, ut ex Studio de philosophie familia pro se rectores possent comodosius agregare. (…) Specialissime ac ex maiori necessitate movet ad hoc status ecclesiasticarum ac spiritualium personarum, qui precipue sunt vel adminus debent seu intendunt esse rectores ac instructores ceterorum, ut per hoc multitudine magistrorum ac clericorum instructi suos debite edocerent. Ebd. S. 30, Anm. 28. Vgl. zur Debatte Rexroth: Deutsche Universitätsstiftungen, bes. S. 35, 41. 79  Für Heidelberg besonders sprechend Moraw: Beamtentum, S. 110 ff.

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zweiten Rede, dass inzwischen eine Anzahl von Studenten vor Ort anwesend war.80 Maria Kowalczyk datierte die sechs Ansprachen so, dass zwei vor dem 4. Dezember 1390, eine an jenem Tag, eine am 8. Mai 1391 und eine kurz davor, sowie die letzte nach dem 4. Dezember 1392 zu liegen kamen. Ihrer Anordnung nach sollen die drei von der Erneuerung der Universität handelnden Reden alle aus dem Spätjahr 1390 stammen.81 Allerdings ist die Annahme eines so langen Zeitraums, in dem einmal eine Pause von über eineinhalb Jahren klafft, während fünf der Reden in kurze Intervalle gezwängt werden, keineswegs die einzig denkbare. Die Reden könnten auch in regelmäßigerer Folge innerhalb kürzerer Zeit gehalten worden sein. Man kann sogar konstatieren, dass die drei universitätsbezogenen Texte innerhalb der Sechsergruppe ein eigenes Corpus bilden; in den drei übrigen Ansprachen ist nämlich vom fraglichen Gegenstand nicht erkennbar die Rede. Entsprechend muss der Hinweis auf den die Neugründung betreffenden actus (…) in hac civitate (…) primus aus der ersten Rede nicht notwendigerweise auf die ganze Sammlung zu beziehen sein, und ihre zwingende Anordnung vor der einzigen einigermaßen sicher datierbaren Ansprache, die wohl am Stanislausfest (8. Mai) 1391 gehalten wurde und nicht auf die Universität eingeht, erscheint fraglich. In der Tat stehen diese und die kurz vorher gehaltene Rede (anlässlich der Primitz des späteren Rektors Stanislaus von Skarbimierz82) in der Handschrift allen anderen voran. Selbst wenn man jedoch darauf beharrt, dass der actus primus vor dem 8. Mai 1391 stattgefunden habe, bedeutet dies keineswegs, dass dasselbe auch für die beiden anderen universitätsbezogenen Ansprachen gelten muss. Die Rede vom zweiten Adventssonntag, die anlässlich der ersten Gedenkmesse für die verstorbenen Mitglieder und Freunde der Universität gehalten wurde und im Codex mit weitem Abstand als letzte überliefert ist, könnte auch aus dem Jahr 1391 stammen. Durch diese weniger gedrängte, gleichmäßigere zeitliche Abstände implizierende Anordnung der drei universitätsbezogenen Ansprachen erscheinen die in ihnen sichtbaren Wertungen und Fortschritte vielleicht sogar besser erklärbar als im Gefüge der von Maria Kowalczyk vorgeschlagenen Datierungen. Ist man bereit, diesen Annahmen zu folgen, muss man jedenfalls ernsthaft erwägen, 80  Vos itaque, qui studencium nomine vocari sive appellari vultis, (…) de numero dictorum sibi false blandiencium non sitis, sed prefata attendentes diligenter falsas senii vel etatis complexionis et paupertatis excusaciones a vobis proscribite, septisque sensualitatis delectacionibus necnon contempto insipiencium favore insuper ocii tempore in vobis excitato vos totis viribus ad disciplinarum exercicium applicetis, ut in eis proficientes colligeretis veras divicias (…). ‚Zweite‘ Rede des Bartholomäus von Jasło (Krakau, Spätjahr 1390 [?]). Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 34, Anm. 42. 81  Ebd. S. 29. 82  Über ihn s. Markowski: Dzieje Wydziału, S. 74–80; Chmielowska: Stanislas de Skarbmierz; Wielgus: Biblistyka polska, S. 28–34; Tříška: Životopisný slovník, S. 487 f.; Krzyżaniakowa: Profesorowie, S. 513 f.

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ob nicht die Andeutungen des Bartholomäus von Jasło, nach denen vor nicht allzu langer Zeit schriftlich die Idee zur Wiedereröffnung der Universität vorgestellt und danach vor Ort in Krakau durch seinen Lehrer dargelegt worden sei, etwa im ersten Drittel des Jahres 1391 ausgesprochen worden sein können. Auf diesen Befund wird gleich zurückzukommen sein. Wer aber war der Urheber des erwähnten Schreibens, und vor allem wer war der magister meus des Redners? Mit dieser Formulierung dürfte im Falle des Bartholomäus von Jasło ein ehemaliger oder gegenwärtiger Prager Professor gemeint sein. Obwohl uns Bartholomäus’ Biographie nicht voll greifbar ist, wissen wir, dass er an der Karls-Universität 1382 als Bakkalar, seit dem 3. März 1384 als Lizentiat und vom 31. Mai desselben Jahres an als Magister der artes belegt ist.83 Seine Promotion erfolgte unter Albert Engelschalk.84 Die folgende Karriere des Bartholomäus ist unsicher. 1385 muss er sich an der Prager Juristenuniversität eingeschrieben haben, um 1400 erscheint er als Bakkalar der Theologie; den Doktorgrad in dieser Wissenschaft dürfte er jedoch nicht mehr erlangt haben.85 Als die Person, die Bartholomäus 1390 / 91 – also zu einem Zeitpunkt, zu dem er selbst Student der Rechte oder auch bereits der Theologie war – als seinen Lehrer bezeichnete, kann damit (wenn man von Engelschalk absieht) sowohl ein Jurist als auch ein Theologe in Frage kommen. Auf dieser Basis weiterzuspekulieren, hat angesichts fehlender Quellen wenig Sinn. Kehren wir also zu Bartholomäus’ erster Krakauer Rede zurück. Er spricht darin drei Magister an, die bisher in der polnischen Residenzstadt verfügbar seien: Zwei von ihnen seien Juristen, so Bartholomäus, einer dagegen Artist; zwei hießen Nikolaus und einer Stanislaus.86 Wiederum sind die Angaben also überaus vage. Mit Blick auf die nach 1400 an der Krakauer Universität unterrichtenden Gelehrten, von denen der überwiegende Teil in Prag studiert hatte, kann man jedoch mit einiger Berechtigung in dem genannten Stanislaus den oben genannten späteren ersten Rektor der jagiellonischen Universität, den 1396 zum doctor decretorum promovierten Stanislaus von Skarbimierz, vermuten. 83 

Tříška: Životopisný slovník, S. 40. Krzyżaniakowa: Profesorowie, S. 514. 85  Ebd.; Markowski: Dzieje Wydziału, S. 104. 86  Predictis annectitur causa instrumentalis sive sine qua non, videlicet magistri de facto instituti absque vituperio multitudinem ternarii numeri in se continentes. (…) Unum namque ipsorum {instrumentorum} appellatur Nicolaus, quasi victoria populi ipsum emolliendo. Secundum {instrumentum} vocatur Nicolaus, quasi invictus lapis se laboribus consumi non sustinendo. Tercium Stanislaus, quasi stans in laude (…). Sed diceret hic aliquis: ‚Cum in Studio hic instituendo non solum philosophie administracio fieri debeat, verum et septem arcium liberalium aliarumque duarum facultatum, videlicet iuris canonici cum medicina, cur igitur hic de ipsis mencio non fit?‘ Et precipue (…) ut potest elici ex causa instrumentali pro iure extollendo in se iam de facto duo instrumenta continente, pro artibus vero per philosophiam notatis instrumentum tantum unum (…). ‚Erste‘ Rede des Bartholomäus von Jasło, Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 31 f., Anm. 33, 35 und 36. 84 

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Die beiden anderen dürften identisch sein mit Nikolaus von Gorzków87 (oder Gorzkowski), der den Grad eines doctor decretorum bereits um 1386 erlangte und von 1385 bis 1403 als Krakauer Offizial, 1392 nach dem Tode des oben angesprochenen Bischofs Johannes Radlica auch als Diözesanadministrator fungierte, sowie mit dem seit 1397 als promovierter Kanonist auftretenden, aus dem Krakauer Bürgertum stammenden Nikolaus Wigandi,88 der später ebenfalls an der jagiellonischen Universität lehrte.89 Stanislaus von Skarbimierz ist als Lehrer der Bartholomäus von Jasło kaum vorstellbar, da beide etwa gleichaltrig gewesen sein müssen und Stanislaus die artistischen Graduierungen sogar erst kurz nach Bartholomäus erlangte.90 Im Falle der beiden anderen lassen sich keine positiven Belege, aber auch nur schwache Einschränkungen vorbringen. So spricht etwa gegen Gorzkowski bei aller räumlichen und sachlichen Nähe zu Krakau die Tatsache, dass er sich zu der Zeit, in der Bartholomäus die artes studierte, bereits in der Endphase seines Jurastudiums befand und seit 1385, als er sein Krakauer Offizialat antrat, spätestens jedoch nach seiner Promotion 1386, kaum noch in Prag präsent gewesen sein wird. Es ist also einzuräumen, dass weiterführende Hinweise auf die Identität von Bartholomäus’ Lehrer seiner Rede nicht zu entnehmen sind. Indessen existiert eine weitere Spur in einer von den genannten Aufzeichnungen unabhängigen Quelle: in den Amtsbüchern der Stadt Krakau, die für die letzten Jahre des 14. Jahrhunderts in Gestalt ausführlicher, wenn auch nicht ganz lückenloser Protokolle und Abrechnungen vorliegen. Wenn man die dort überlieferten Einträge mit der Rede des Bartholomäus von Jasło nach der oben vorgeschlagenen Datierung in Verbindung zu bringen bereit ist, kommt für den ominösen magister noch ein weiterer Kandidat ins Spiel: der zum fraglichen Zeitpunkt wohl angesehenste aus Krakau stammende Gelehrte, Matthäus, der Sohn des Stadtschreibers und Prager Doktor der Theologie. Wie aus den städtischen Aufzeichnungen hervorgeht, treffen auf ihn sogar beide Bedingungen zu, welche die Worte des Bartholomäus zu fordern scheinen: Die Gemeinde stand im Spätjahr 1390 (das man im Frühling 1391 durchaus noch mit dem Temporaladverb nuper bezeichnen konnte) per Brief und durch Boten in Kontakt mit Matthäus, der sich damals in Prag aufhielt. Einige Monate später erschien der Theologe dann persönlich in seiner Heimatstadt, wo er von den Ratsherren mit Geflügel, einem Hammel und Wein bewirtet wurde. Wohl bei seiner Abreise wurde er von zwei Gemeindedienern eskortiert. Der offizielle Charakter dieses Besuchs ist in den 87  Markowski: Dzieje Wydziału, S. 75; T ř íška: Životopisný slovník, S. 393; Krzy ż a­nia­ kowa: Profesorowie, S. 510. Kozłowska-Budkowa: Odnowienie jagiellońskie, S. 57. 88  Markowski: Dzieje Wydziału, S. 110–112; Wielgus: Biblistyka polska, S. 26–28; Tříška: Životopisný slovník, S 426; Krzyżaniakowa: Profesorowie, S. 511. 89  Zu diesen von Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 42 vorgeschlagenen Identifizierungen vgl. auch Markowski: Dzieje Wydziału, S. 45. 90  T ř íška: Životopisný slovník, S. 487.

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amtlichen Aufzeichnungen deutlich erkennbar.91 Es erscheint nicht zu gewagt, den Besuch des Matthäus mit dem gleichzeitig in Krakau auf der Tagesordnung stehenden Erneuerungsprojekt in Verbindung zu bringen. Die Gleichsetzung des Matthäus von Krakau mit dem magister des Bartholomäus von Jasło92 mag zwar hypothetisch sein, doch gibt es aus etwas späterer Zeit zumindest einen handfesten Hinweis auf ein enges Verhältnis der beiden: Von dem wirtschaftsethischen Traktat De contractibus, den Matthäus einige Jahre nach den geschilderten Begebenheiten verfasste, haben sich allein in Krakau drei der ältesten Abschriften erhalten. Wie bekannt, wurden zwei von ihnen aus dem dritten Codex angefertigt, und dieser gehörte keinem anderen als Bartholomäus von Jasło, der darin zudem jene aufschlussreiche Notiz überliefert hat, die die Entstehung der Schrift erläutert.93 Doch selbst wenn Bartholomäus in seiner Ansprache nicht auf Matthäus, sondern auf einen anderen Gelehrten Bezug genommen haben sollte, erscheinen die Parallelität und die zeitliche Nähe der Kontakte frappierend. Die gegenteilige Annahme, unser Theologe sei an den Krakauer Geschehnissen von 1390 / 91 völlig unbeteiligt gewesen, kann angesichts dessen jedenfalls kaum Plausibilität für sich beanspruchen, selbst wenn zunächst noch keine Errichtung einer Fakultät seiner Fachrichtung auf der Tagesordnung stand.94 Über die Initiatoren der Krakauer Gründungen von 1364 und 1400 sind bisher keine sicheren Aussagen gemacht worden. Moraw hat für die piastische Hochschule eine elitäre „pressure group“ um den Krakauer Domdekan und Kanzler sowie den örtlichen Bischof angenommen, die den König für den aristokratischen Entwurf einer Universität nach norditalienischem Vorbild habe gewinnen können.95 Näheres ist aus der dünnen Überlieferung nicht zu ersehen. Die Quellen zum Neugründungsversuch der frühen 1390er Jahre versetzen uns jedoch in die Lage, Moraws Vermutungen mit den durch Bartholomäus von Jasło angedeuteten Konstellationen zu vergleichen. Tatsächlich scheint sich in seinen Worten Ähnliches abzuzeichnen; er spricht von einer Gruppe, die das Wohl des Königreichs im Auge habe, dem König nahestehe und durch ihre sermones auf ihn einwirke, hohe Würdenträger bei Hofe also, unter denen der 91  Abrechnung der Stadt Krakau (Spätjahr 1390), Najstarsze księgi, hrsg. v. Pieko­ siński / Szujski, Teil 2, S. 229: Nunccii in facto civitatis: (…) – Item XVIII gr. nunccio ad Pragam pro magistro Matheo. – (…) – Item XVI½ scotos cum litera ad magistrum Matheum. Abrechnung der Stadt Krakau (1. Hälfte 1391), ebd. S. 231–233: Honores: (…) – Item X gr. pro pollis datis magistro Matheo. – (…) – Item ½ marc. I gr. pro vino dato magistro Matheo et Iohanni de Tanczhin {Tęczyński}. – Item XI gr. datos magistro Matheo pro mutone. – (…) – Item XV gr. pro vino dato magistro Matheo. (…) Nunccii civitatis: (…) – Item XVI gr. datos Grif et Pruse ad conducendum magistrum Matheum. 92  Sie wurde bereits von Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 42 als denkbare Möglichkeit bezeichnet. 93  Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 43–45; vgl. oben Kapitel II. 7. 94  Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 32. 95  Moraw: Hohe Schule, S. 527.

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Krakauer Bischof Johannes Radlica und sein Offizial, beide namentlich genannt, eine Schlüsselrolle einnehmen.96 Der Gesprächspartner, mit dem Matthäus von Krakau nach dem Zeugnis der Abrechnungen im Frühjahr 1391 den reichlich bemessenen Wein teilte, Johannes Tęczyński, ist kein anderer als der Krakauer Kastellan und (zusammen mit Radlicas Nachfolger Peter Wysz) der spätere Testamentsvollstrecker der Königin Hedwig, welcher spätestens nach der Gründung von 1400 als besonderer Freund und Förderer der Universität angesehen worden ist.97 In den von Bartholomäus etwas verklausuliert als instrumenta der Gelehrsamkeit bezeichneten Männern namens Stanislaus und zweimal Nikolaus, deren Identität obige Überlegungen galten, tritt uns ein zweites Segment der Interessengruppe entgegen: in Krakau anwesende und durch ihren Rang anscheinend sozial herausgehobene und an örtlicher Bepfründung interessierte Akademiker; ein drittes Segment sind nach den städtischen Quellen offenbar die führenden Bürgerfamilien Krakaus, unter ihnen die Wigandis, die Stadtschreibers und die Kalderbergs, die den Rat beherrschten und durch ein Geflecht verwandtschaftlicher und geschäftlicher Beziehungen untereinander vernetzt waren.98 In ähnlicher Deutlichkeit wie die Befürworter der Gründungsinitiative stellt uns Bartholomäus von Jasło auch ihre Gegner vor.99 Seine lebendigen Worte 96   Est insuper inter illa exsequens preceptum domini regis quoad pretacta sive c a u s a c o n c u r re n s a d efficientem (…). Hec enim est venerabilis in Christo pater et dominus dominus Johannes {Radlica, † 12. Januar 1392} episcopus Cracoviensis, cancellarius Studii, de quo mencio una cum honorabili viro domino Nawogio {Tęczyński} officiali ac vicario suo ceterisque, qui ipsos ad hoc dirigunt, quod per ipsorum exsecucionem perfeccio Studii pretacti diucius non prorogaretur, cum id, quod differtur, quasi aufertur. ‚Erste‘ Rede des Bartholomäus von Jasło, Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 31, Anm. 32. 97  Item magnificus vir dominus Iohannes de Tanczyn castellanus Cracoviensis, executor testamenti ultime voluntatis recolende memorie domine Hedwigis regine Polonie (…) illustris, que originaliter domum pro universitate Cracoviensi fecit et disposuit comparari, magnus zelator boni communis et benefactor universitatis. Metryka I, hrsg. v. Gąsiorowski u. a., S. 13. 98  Abrechnung der Stadt Krakau (Spätjahr 1397). Najstarsze księgi, hrsg. v. Pieko­ sińs­ki / Szuj­ski, Teil 2, S. 255: Honores: (…) – Nota: Petro Kaldherberge defalcate sunt primo ad racionem expensarum magistri Mathei primo V mrc. pro lateribus ex parte Krowodrze et II½ mrc. pro lignis sibi concessis. – Item in deduccione expensarum magistri Mathei solvimus Petro Kaldherberge XXV mrc. Vgl. auch Metryka I, hrsg. v. Gąsiorowski u. a., S. 7 [P 19]. Eintrag auf dem hinteren Innendeckel einer Handschrift des Krakauer Professors Nikolaus Wigandi (1399). Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1770 (vgl. Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 425): Frater meus Johannes Wygandi solvit sororio Johanni Statschreiber pro libris, quos emi ab eo, primo XXII marcas grossorum et V grossos. Item Kaldherberg solvit sororio X marcas grossorum pro speculo. Item ego solvi sororio X marcas grossorum paratas in domo Kaldherberg anno domini MCCCLXXXXIX in adventu. Summa: XLII marce et V grossi. 99  Etenim aliqui audientes in studiis legi mirabilia et ipsis incomprehensibilia, ut in astronomia, in loyca et sophistria, in hiisque et similibus percipientes fieri disputaciones, altercaciones et quasi interdum verbales contenciones, precipue dum tractantur puerilia verbi gracia, ubi cavillantes dicunt inter se: ‚tu es asinus, tu es capra, tu es papa, homo est asinus, homo nichil est‘ et similia etc. Talia itaque audientes aliqui, qui forte propter ruditatem ipsorum merito asini possent appellari, magis quam de asino disputantes, (…) quandoque studia vilipendunt, artes confundunt, scolares contempnunt, aliquos distrahunt, aliquos vero ab ipsorum profectu retrahunt, dicentes: ‚quid sunt artes?, quid sunt artiste?, ecce tempus perditur in eis, nichil enim

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weisen ausschließlich auf die Zustände in dem gewöhnlich von Heranwachsenden besuchten Artistenunterricht. Die platten Einwände gegen die vermeintliche Weltfremdheit und Überflüssigkeit einer solchen Beschäftigung, die er dabei zitiert, scheinen durchaus authentisch zu sein; jedenfalls hat Bartholomäus einen der Vorwürfe, vielleicht einen erst später gehörten oder erinnerten, mit einer anderen Feder in sein Konzept nachgetragen.100 Obwohl der Ton es vermuten ließe, stammt die Kritik nicht nur aus dem Milieu Krakauer Stammtische,101 sondern wiederum auch aus dem Munde der Geistlichkeit, diesmal freilich des niederen Klerus der städtischen Pfarreien, welcher aber dem Volke vielleicht vorher aufs Maul geschaut hatte und in seinen Predigten vor den einfachen Bürgern gegen das höhere Studium wetterte. Angesichts des wohl zu allen Zeiten spürbaren Zweifels einfacher Leute am Sinn eines philosophischen Studiums kann man wohl annehmen, dass bei vielen Angehörigen der nicht aristokratischen Schichten Krakaus zwar eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber schulischer Ausbildung vorhanden war, gleichzeitig aber auch eine erkennbare Abneigung gegen das als abgehoben empfundene Programm der neu ins Werk gesetzten Universität. Dass man in diesen Kreisen eine eigene Artistenfakultät gebraucht hätte, erscheint eher illusorisch, und in einer ähnlichen, allenfalls weniger verständnisvollen Erkenntnis wurzelten die höhnischen Kommentare der Krakauer Prediger. Andere Teile der Bürgerschaft, insbesondere das im Stadtrat dominante begüterte Handels‑ und Handwerksbürgertum, dürfte die Sache anders gesehen haben. Es musste zwar vorrangig an einer Ausbildung interessiert sein, die entsprechend dem wirtschaftlichen Profil der Stadt die Ausübung eines kaufmännischen Gewerbes begünstigte. Wenn man also nicht gerade zum Gelehrten geboren war wie ein Matthäus Notarii oder ein Nikolaus Wigandi, brauchte man als Krakauer Bürger strenggenommen wohl keine eigene Artistenfakultät, wo es in der Stadt doch bereits eine größere Zahl funktionierender Parochialschulen gab.102 Viele werden aber die vielleicht nur vage abschätzbaren Perspektiven eines möglichen sozialen Aufstiegs, mit dem die Befürworter geworben haben mögen, als attraktiv betrachtet haben. Das Beispiel des viel kleineren und bescheidener entwickelten Heidelberg zeigt, dass selbst dort die Artistenfakultät der örtlichen Universität von der Bürgerschaft durchaus mit dem eigenen Nachwuchs beschickt wurde, wenn auch am eigentlichen Zweck vorbei gewisserest ibi nisi de Socrate, de Platone, de asino et cavillaciones inutiles et hiis similia, item legunt de stellis, de orbibus, quando illi fuerunt‘ etc. Et miror, quod talia quandoque faciunt qui volunt reputari sancti et scientes in docendo alios, nam in sermonibus interdum ad talia prorumpunt, persuadentes bonis et piis hominibus simplicibus, quod quandoque pueros suos negligunt non mittendo ipsos ad studia, qui tandem fiunt latrones vel usurarii seu similes. Et miror, quod talia et talibus similia prelati paciuntur. Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 36, Anm. 48. 100  Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 2192, f. 118v. 101  Bartholomäus spricht von pigri, delicati, taberniste ceterique vagi, studere ubi possunt nolentes. Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 36, Anm. 48. 102  O ż óg: Kultura umysłowa, S. 43 ff.; Wyrozumski: Kraków, S. 292 ff.

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III.  Heidelberg und Krakau

maßen als Ersatz für eine bessere Lateinschule, ohne dass dabei ihr Lehr‑ oder gar Graduierungsangebot in deutlichem Maße ausgeschöpft worden wäre.103 So angreifbar die pointierte These Peter Moraws zunächst scheinen mag, wonach die an einer (Artisten‑) Universität interessierte Trägerschicht „praktisch allein“ die sozial führende deutsche Einwohnerschaft Krakaus gewesen sein müsse,104 so scheinen die Andeutungen der Quellen sie doch zu bestätigen. Wie wäre der offenbar in diesem Kontext erfolgte finanzielle Einsatz des Stadtrates sonst zu erklären? Dieser Annahme braucht nicht entgegenzustehen, dass von den wenigen namentlich bekannten Scholaren der piastischen Artistenfakultät die meisten nachweislich n i c h t aus Krakau gestammt hatten und auch von den 1390 / 91 anwesenden nach dem Zeugnis des Bartholomäus von Jasło viele aus fremden Gegenden kamen. In Krakau ging die Initiative zu der Neugründung also wohl zumindest partiell von (Teilen) der (wohlhabenden) Bürgerschaft aus. Sie teilte ihr Interesse mit anderen Kreisen, dem höheren Klerus aus der Umgebung des Hofes und einigen Prager Gelehrten, die selbst dem örtlichen Bürgertum entstammten. Diese Gruppe, die uns in den Aufzeichnungen aus der Zeit nach dem endgültig erfolgreichen Vorstoß im Jahre 1400 noch deutlicher entgegentritt, hatte ganz offensichtlich den König mit dem Argument für sich gewonnen, im Interesse des Reiches und seiner Verwaltung sei das Vorhandensein einer Universität in der Residenzstadt notwendig. Tatsächlich gibt die Narratio in Jagiełłos Urkunde vom 26. Juli 1400 diese Begründung mit doppelter Akzentuierung wieder: Zum einen müsse das erst oberflächlich christianisierte Litauen weiter missioniert werden, zum anderen seien erfahrene und gelehrte Männer vonnöten, durch deren beratende Stimme sich der Königsthron festigen lasse.105 Diese auch inhaltlich bemerkenswerte Konkretheit der Zweckangabe scheint eine durch die besonderen Umstände des polnisch-litauischen Reiches bedingte Ausnahme zu sein; sie zeigt aber, dass der Gedanke der Landesentwicklung bei einem solchen Projekt durchaus nennenswertes Gewicht haben konnte. Wer und was aber waren nun die gelehrten Männer, auf die der König zurückgreifen wollte? Stellen wir zunächst die Frage nach den kulturellen Hintergründen des Krakauer Milieus. Schon die piastische Universität konnte an lokale Traditionen höherer Bildung anknüpfen, deren Wurzeln weit zurück reichen. Seit wann die Stadt, die im 10. Jahrhundert Bischofssitz geworden war, auf dem Schlossberg (Wawel) die später nachweisbare Kathedralschule besaß, verschwimmt im Dunkel der Geschichte, doch ist bekannt, dass im frühen 13. Jahrhundert ihr Lehrkörper bereits mehrere Personen umfasste und der Grundstock ihrer später stattlichen Bibliothek gelegt war.106 Eine der ältesten 103 

Vgl. zu den Zuständen in Heidelberg Moraw: Heidelberg, S. 544–549. Moraw: Hohe Schule, S. 529 f. 105  Koczy: Documents, S. 51 f. 106  O ż óg: Kultura umysłowa, S. 29 ff., 104 ff. 104 

III. 2.  Die Erneuerung der Krakauer Universität

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und bedeutendsten Schulen in der Stadt war diejenige an der Hauptkirche St. Marien am Marktplatz.107 Beide Anstalten, die aristokratische Domschule und die bürgerliche Marienschule, scheinen in das piastische Universitätsprojekt einbezogen gewesen zu sein. So weiß man jedenfalls (bei sonst fast vollständigem Schweigen der Quellen über das Funktionieren von Kasimirs Hochschule) aus einer 1367 angefertigten Handschrift, dass sie „auf dem Krakauer Schloss, d. h. in der Universität“ kopiert wurde.108 Die Marienschule dagegen wollte der König ausdrücklich für den Artistenunterricht in die Pflicht nehmen, jedenfalls wies er in seinem Privileg dem (einzigen) Artistenmagister der geplanten Universität neben einem bescheidenen Jahresgehalt von 10 Mark Silber das Scholasteramt an St. Marien zu.109 Für die zwei Jahrzehnte zwischen dem Tod Kasimirs des Großen und dem Wiederbelebungsversuch zu Beginn der 1390er Jahre sind kaum universitäre Aktivitäten bezeugt. Die wenigen, von denen wir wissen, darunter eine Handvoll Bakkalarpromotionen, konzentrierten sich auf den Anfang dieser Zeitspanne und beschränkten sich auf das artistische Milieu,110 wobei offenbar Räumlichkeiten des Kathedralkomplexes auf dem Schlossberg und vielleicht auch solche an der Marienkirche genutzt worden sind. Ohne Zweifel wird man sich also auf die vor Ort verfügbaren Kapazitäten beschränkt haben, auf denen dann bei der Gründung von 1400 aufgebaut werden konnte. Insofern entsprechen die Vorgänge ungefähr dem fast gleichzeitigen Geschehen in Wien: Das dort 1365 von Herzog Rudolf in opulenten Dimensionen entworfene Hochschulprojekt war in der Praxis nur unwesentlich erfolgreicher als die im Jahr zuvor an der Weichsel gegründete Anstalt. Stattdessen blieb das Rückgrat dessen, was man in Wien bis zum Neustart von 1384 kaum als Universität bezeichnen mag, die bereits vor 1365 blühende Bürgerschule an der Stephanskirche, die mit ihrem vorwiegend artistischen Personal und Potenzial faktisch zu einer Hohen Schule aufzurüsten war.111 Ähnlich wie in Wien gestaltete sich der Übergang vom Partikularstudium 107 

Wyrozumski: Kraków, S. 297. Explicit exposicio super libellum de regimine principum in die sancti Thome apostoli hora versperarum, in castro Cracoviensi seu in universitate studii, anno domini M°C°C°C°LX° septimo, per manus cuiusdam studentis nomine etc. Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 2032, p. 335a (vgl. Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 493 f.). 109  Item exnunc sallariamus sedes infrascriptas, videlicet sedem Decretorum de quadraginta marcis argenti annuatim, sedem Decretalium de totidem, sedem sexti Clementinarum de XX marcis. Item providimus legenti legum codicem de XL marcis argenti, legenti Inforciatum de totidem et legenti volumen de XX marcis; pro anno sequenti similiter iuxta consuetudinem studii legalis legentibus Digestum vetus et novum cuilibet ipsorum de XL marcis providemus. Duobus vero magistris legentibus Phisicam ordinamus salarium XX marcarum cuilibet annuatim, et magistro in artibus damus scolam beate Virginis et decem marcas redditus apponemus eidem, ac rectori universitatis pro suis laboribus providebimus de salario decem marcarum, prout in aliis studiis est consuetum. Koczy: Documents, S. 37. 110  Moraw: Hohe Schule, S. 530 f. 111  Uiblein: Mittelalterliches Studium, S. 6 ff.; Ubl: Anspruch und Wirklichkeit; vgl. Mayer: Bürgerschule, und Shank: Unless you believe. 108 

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III.  Heidelberg und Krakau

zur Universität, um ein weiteres Beispiel aus dem späten 14. Jahrhundert zu nennen, auch in Erfurt.112 Verfassungsmäßig stand das Wiener Basismodul der projektierten Form freilich ungleich näher als dies für die Krakauer Strukturen galt. Schließlich hatte man bei der Konzeption der Wiener Hochschule der artistischen Ausbildung von Anfang an ein viel höheres Gewicht zugestanden als in der polnischen Residenzstadt. Obwohl auch an der Krakauer Neugründung von 1400 Personen aus dem Umfeld der örtlichen Schulen beteiligt waren, unterschied sich die Situation seit Beginn der 1390er Jahre von derjenigen, die zu Kasimirs Zeiten herrschte. Das neue Element war ein beginnender Angebotsdruck aus Polen stammender und dorthin zurückstrebender Prager Graduierter, die an einer Fortsetzung ihrer wissenschaftlichen Laufbahn in der Heimat interessiert waren. Diese Ausweichbewegung mag mit den oben beschriebenen Spannungen zwischen den Nationen der Prager Universität zusammenhängen, die 1384 ausbrachen. 1400 rekrutierte sich das Personal der jagiellonischen Neugründung zu großen Teilen aus polnischstämmigen Prager Graduierten.113 Möglicherweise stand auch die Reise des Matthäus nach Krakau Anfang der 1390er Jahre mit Plänen zum Verlassen Prags in Verbindung. Ebenso mag damals die jüngere Generation der Prager Magister polnischer Nation um Bartholomäus von Jasło und Stanislaus von Skarbimierz schon erkannt haben, dass sich die Zukunftschancen an der Moldau für sie verdüsterten. Der Gedanke einer Reaktivierung der immerhin schon auf dem Pergament bestehenden Alma Mater in ihrer Heimat lag dabei nicht fern. Anscheinend sollte nach den Absichten dieser Männer die Krakauer Universität im kleinen Rahmen bereits zu Beginn der 1390er Jahre das werden, als was sie sich zehn Jahre später auch erweisen sollte: als eine faktische Auszugsuniversität Prager Gelehrter.114 Die Prager müssen es auch gewesen sein, die das technische Wissen um die für Krakau geeignetste Organisationsform einer Hochschule mitbrachten. Obgleich 1390 / 91 zunächst noch nicht davon die Rede war, die bestehenden Privilegien zu modifizieren, sind in den Folgejahren entsprechende Schritte unternommen worden. Die Ursache für das neuerliche Scheitern der Gründungspläne mag darin zu suchen sein, dass die festgelegten Strukturen den äußeren Gegebenheiten nach wie vor nicht entsprachen, auf die Schnelle aber auch nicht zu ändern waren. Zudem scheint eine energische Unterstützung durch den Hof ausgeblieben zu sein. Das weitgehende Fehlen artistischer Lehre wurde nach dem Zeugnis der ersten Rede des Bartholomäus von Jasło ausdrücklich als Mangel empfunden, der sich aber bis zum Zeitpunkt der nächsten Rede habe entschärfen lassen. Es sei nämlich, so behauptet ihr Autor, inzwischen eine „Vielfalt von Magistern 112 

Lorenz: Studium generale Erfordense. Vgl. Metryka I, hrsg. v. Gąsiorowski u. a., S. 25 ff. mit Tříška: Životopisný slovník. Dazu v.a. Krzyżaniakowa: Związki; Dies.: Profesorowie. 114  Vgl. Nuding: Mobilität und Migration, S. 278–280. 113 

III. 2.  Die Erneuerung der Krakauer Universität

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zur Betätigung in den verschiedenen Wissenschaften zusammengebracht“115 worden. Eine zweite Unvollkommenheit wird insbesondere der Theologe Matthäus von Krakau bedauert haben: das bisherige Fehlen einer Fakultät seines Faches. Eine entsprechende Genehmigung hat Papst Bonifaz IX. dem polnischen Königspaar auf dessen Bitte am 11. Januar 1397 – im Unterschied zu Kasimirs Zeiten inzwischen vor dem Hintergrund des Großen Schismas, das die Position des Papsttums geschwächt hatte – erteilt.116 Der Plan der Einbeziehung einer theologischen Fakultät in Krakau scheinen jedoch nicht ganz geradlinig verfolgt worden zu sein. Immerhin noch ein Dreivierteljahr nach dem mutmaßlichen Eingang des genannten päpstlichen Genehmigungsschreibens vollzog Königin Hedwig – diesmal ohne ihren königlichen Gatten, der zum fraglichen Zeitpunkt jedoch auch für mindestens drei Monate von Krakau abwesend war117 – die Stiftung eines Kollegiums an der Prager Universität, das zehn unbegüterte litauische Theologiestudenten aufnehmen sollte.118 Die Doppelung der gegensätzlichen Vorhaben zugunsten beider Standorte wirkt merkwürdig inkonsequent und hat noch keine befriedigende Deutung gefunden.119 Bemerkenswert ist auch, dass nach jahrelangem Schweigen der Quellen ausgerechnet zwei Wochen vor der Stiftung des litauischen Kollegs wieder eine, möglicherweise schon länger währende Anwesenheit des Matthäus von Krakau in seiner Heimatstadt bezeugt ist.120 Wie man an der mit dem Stadtrat ausgehandelten Zahlung von 40 Mark für diesen und jeden weiteren Besuch des Theologen erkennen kann, schien er ein Projekt zu betreiben, das nach damaligem Ermessen so langfristig war, dass die Notwendigkeit weiterer persönlicher Einflussnahme in der Zukunft absehbar schien. Der finanzielle Aufwand, den man dafür auf sich nehmen wollte, war beträchtlich: 40 Mark entsprachen immerhin dem Jahressalär des vornehmsten der einst von Kasimir 115  (…) tunc precipue cum nuper magistrorum pluralitas accumulata pro diversarum scienciarum administracione hic instituebatur, cum Studii universitate hic prius promissa suscitativa innovacione oculos eiusdem communitatis lacrimis confusionum defluentes siccavit (…). ‚Zweite‘ Rede des Bartholomäus von Jasło, Kowalczyk: Odnowienie uniwersytetu, S. 32, Anm. 37. 116  Markowski: Dzieje Wydziału, S. 42 ff.; Koczy: Documents, S. 46. 117  G ą siorowski: Itinerarium, S. 39. 118  Svatoš / Havránek: University colleges, S. 147 f.; Koczy: Documents, S. 47–50. 119  Vgl. Moraw: Hohe Schule, S. 531; Zernack: Ne cedat academia, S. 207 f.; Markowski: Dzieje Wydziału, S. 52. 120  Najstarsze księgi, hrsg. v. Piekosi ń ski / Szujski, Teil 2, S. 166: Actum feria secunda crastini Symonis et Iude apostolorum {29. XI. 1397}: Domini consules anni presentis (…) matura deliberacione et tractatu diligenti prehabito decreverunt et in hoc concorditer convenerunt, quod pro se et suis successoribus, qui pro tempore fuerint, consulibus Cracoviensibus promiserunt venerabili et egregio viro domino Matheo sacretheologie professori dare literam super XL marcis census monete communiter in regno decurrentis ipsi domino Matheo pridem per prefatos consules benevole donatis et quumcunque idem dominus Matheus Cracovie moram traxerit ad tempora dumtaxat vite persolvendis. – Matthäus hielt sich möglicherweise bis ins Jahr 1398 hinein in Krakau auf, vgl. die übernächste Anmerkung.

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III.  Heidelberg und Krakau

dem Großen vorgesehenen Jura-Lehrstühle.121 Es ist schwer vorstellbar, dass Matthäus damals für die von Hedwig ins Werk gesetzte Beteiligung an der Prager Universität eingetreten sein soll, von der er sich doch selbst erst wenige Jahre zuvor abgewendet hatte. Die Quellen erlauben es uns nicht, das Krakauer Wirken des Matthäus im Jahr 1397 näher zu charakterisieren.122 Festzuhalten bleibt jedenfalls, dass seine Anwesenheit wiederum in die Zeit einer wichtigen Weichenstellung für die spätere Neugründung fiel. Die damals behandelte Problematik der Organisation theologischen Unterrichts und damit der Errichtung einer vollwertigen Vierfakultätenuniversität in Krakau musste dem Theologen jedenfalls von Haus aus nahe liegen. Auch wenn sich genaue Aufschlüsse darüber, worin Matthäus’ Rolle im Erneuerungsprozess der Krakauer Universität bestanden hat, aus den überlieferten Quellen nicht gewinnen lassen, scheint es immerhin auf der Hand zu liegen, dass er an durchaus exponierter Stelle in das Geschehen involviert war.

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘ Die moderne Forschung hat Matthäus von Krakau wenn nicht ausschließlich, so doch mit klarer Schwerpunktsetzung als Autor einer bestimmten Schrift behandelt, die in der Literaturgeschichte des frühen 15. Jahrhunderts eine besonders prominente Stellung einnimmt und die wegen der darin ebenso scharf erfassten wie formulierten Einsichten große Aufmerksamkeit unter zeitgenössischen und späteren Lesern gefunden hat.123 Es handelt sich dabei um den vermutlich 1403 entstandenen, in den neueren Ausgaben etwa 50 Druckseiten füllenden, unter verschiedenen Titeln bekannt gewordenen Text, von denen im deutschsprachigen Raum De squaloribus Romanae curiae der geläufigste ist.124 Neben theoretischen Überlegungen zum Aufbau der Kirche und der Stellung des Papstes innerhalb derselben enthält der Text eine drastische Kontrastierung des Ideals mit den tatsächlichen Zuständen, wobei die Vereinnahmung der Pfründenvergabe durch den Apostolischen Stuhl und die in diesem Zusammen121 

Koczy: Documents, S. 37. Spätestens im folgenden Frühjahr war er wieder in Heidelberg, vgl. unten Kapitel VIII. 1., Regest R 60 (20. X. 1398). 123  Vgl. Miethke / Weinrich: Quellen zur Kirchenreform, S. 19–22. 124  Die Squalores sind mehrmals im Druck erschienen. Das 16., 17. und 18. Jahrhundert haben je eine Ausgabe (durch Wissenburg, Brown und Walch) hervorgebracht; zu diesen traten 1969 die kritische Edition durch den polnischen Historiker Władysław Seńko, die jedoch wegen bestimmter Mängel nur mit eingeschränkter Begeisterung aufgenommen wurde (vgl. die Rezension von Boockmann), und 1995 eine zweisprachige, mit Hilfe von weiteren, Seńko unbekannt gebliebenen Handschriften emendierte lateinisch-deutsche Ausgabe, für deren philologische Gestaltung Lorenz Weinrich verantwortlich ist. Diese letzte Textfassung darf für sich beanspruchen, die bis heute zuverlässigste zu sein, wobei eines ihrer besonderen Verdienste in der Korrektur der von Seńko nur mangelhaft wiedergegebenen juristischen Allegationen besteht. 122 

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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hang eingerissenen Missstände im Zentrum stehen.125 Die zur Anwendung kommenden Praktiken der Kirchenspitze, insbesondere das Finanzgebaren der Kurie, werden als Simonie entlarvt. In der Argumentation klingen immer wieder weitreichende und in der Geistesgeschichte wirkmächtige Gedanken an, wie die Fragen nach einem Widerstandsrecht gegen den Papst oder nach dem Stellenwert von Generalkonzilien.126 Textkritische Fragen Die komplizierte Entstehungsgeschichte des ursprünglich anonym in Umlauf gesetzten Traktats stellte und stellt die Forschung vor eine Anzahl von Problemen, die über den bloßen Inhalt hinaus reichen. So brachte erst die Veröffentlichung eines am 2. Dezember 1405 von Matthäus publik gemachten Schriftstücks durch Gustav Sommerfeldt 1903 Licht in das Dunkel, das den Verfasser umgab.127 Als dem Krakauer nämlich zu Ohren gekommen war, dass die Schrift in seiner Heimatstadt von dem Dominikaner Johannes Falkenberg128 öffentlich als ketzerisches Machwerk angeprangert wurde, sah sich der inzwischen zum Wormser Bischof aufgestiegene Theologe veranlasst, von Heidelberg aus in einem offenen Brief seine Autorschaft zu bekennen und gegen die erhobenen Anschuldigungen Stellung zu nehmen. In seiner Rechtfertigung wies er unter anderem darauf hin, dass neben weiteren Gelehrten insbesondere ein prominenter Jurist an der Abfassung beteiligt gewesen war. Die intensive Mitarbeit dieses Rechtsgelehrten, dessen Namen der Krakauer jedoch nicht preisgab, liefert die Erklärung für das auffällige Nebeneinander moralischer und rechtlicher Argumente in seiner Schrift. Ihretwegen hatte es keineswegs für alle vorherigen Betrachter auf der Hand gelegen, dass die Squalores aus der Feder eines Theologen und nicht eines Juristen stammen mussten.129 Seitdem jedoch Matthäus’ Hinweis auf den Mitbearbeiter bekannt ist, hat sich um dessen Identität eine kontroverse Debatte entwickelt. Matthäus’ Brief, die so genannte Notificatio de Iohanne Falkenberg, gewinnt außer durch die geschilderten Angaben über die Autorschaft eine besondere Be125  Kommentierende Paraphrasen des Traktats bieten Heimpel: Vener II, S. 705–726, Patschovsky: Reformbegriff, S. 19–22 und Woś: Matteo di Cracovia, S. 563 f. 126  Eine detaillierte Studie zum Kirchenverständnis des Matthäus von Krakau auf der Basis der Squalores legte 1977 Zenon Kałuża unter dem Titel ‚Eklezjologia Mateusza z Krakowa‘ vor. Die Stellung des Traktats innerhalb der konziliaren Theorie analysierte 1998 Thomas Wünsch in seiner Studie ‚Konziliarismus und Polen‘. 127  Sommerfeldt: Über den Verfasser, S. 420–423. Derselbe Text erschien neuerlich im Anhang von Seńkos Squalores-Edition, S. 69–71. – In einigen Handschriften wird der Traktat irrtümlich einem Autor namens Lurtz (Lurcz, Lurczo) zugeschrieben. Dieser ist vermutlich zu identifizieren mit dem Theologen und Mediziner Hermann Lurtz († 1399?), der nach Studien in Fünfkirchen, Prag und Wien seit 1395 in Erfurt aktiv war, vgl. Kleineidam: Universitas Studii I, S. 275–277. 128  Zur Biographie grundlegend Boockmann: Johannes Falkenberg. 129  Vgl. die Einsicht von Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 488.

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III.  Heidelberg und Krakau

deutung dadurch, dass in ihm auch die komplizierte Genese des inkriminierten Traktats beschrieben wird. Nach seiner Schilderung erfolgte die Abfassung in vier aufeinander folgenden Arbeitsschritten: Zunächst erstellte Matthäus selbst einen eigenen Entwurf, indem er das Vorwort verfasste, den Stoff gliederte und den Großteil der theologisch-moralischen Argumentation zusammentrug. Die massenhaften juristischen Argumente und Allegationen fügte in einem zweiten Schritt nach vorhergegangener Unterredung mit Matthäus in dreimonatiger Arbeit der nicht namentlich genannte valentissimus utriusque iuris doctor hinzu, der sich der Sache „aus seiner tüchtigen Art heraus recht an[nahm]“ und die Schrift durch seine Hinzufügungen magistraliter verstärkte.130 Matthäus selbst sah den ergänzten Text erst nach fünf Monaten wieder und fügte daraufhin in einem dritten Arbeitsschritt eine geringe Zahl weiterer Argumente sowie den Schluss hinzu. Schließlich legte er das Werk vor der endgültigen Veröffentlichung noch vielen gelehrten Theologen und Juristen sowohl innerhalb als auch außerhalb der römischen Kurie zur Beurteilung vor, die den Traktat auch ausdrücklich guthießen. Soweit die Beschreibung des Hergangs in der Notificatio. Bis zur Fertigstellung haben die Squalores somit mindestens drei Redaktionsstufen durchschritten: zunächst die erste, rein theologisch argumentierende Fassung des Matthäus, dann die um die juristischen Zusätze vermehrte und endlich die mit dem Schlusskapitel versehene Version. Entsprechend bezeichnet die Forschung die bereits überarbeitete, aber noch unvollendete Fassung als „zweite“, die abgeschlossene Ausgabe dagegen als „dritte Redaktion“. Festzuhalten bleibt ein wichtiger Gedanke: Obgleich der konsultierte Jurist den ersten Entwurf des Matthäus von Krakau an zahlreichen Stellen ergänzte, griff er nicht in einem solchen Ausmaß in den Text ein, dass die Aussageintentionen sich verschoben hätten.131 Seine Arbeit war eher technischer Art und diente der Verstärkung des bereits Formulierten. Es ist daher legitim und sinnvoll, die Squalores als ein Werk des Matthäus von Krakau zu lesen und zu interpretieren. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage nach dem authentischen Titel der Schrift. Betrachtet man die Herkunft der Bezeichnung De squaloribus genauer, so fällt auf, dass sie fast ausschließlich in Handschriften der dritten und letzten Redaktion des Traktats vorkommt; die einzigen Ausnahmen sind zwei späte Nachzüglerinnen der zweiten Redaktion aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.132 Die älteste datierte Nennung dieses Titels stammt aus dem Jahr 1431, ist also eine ganze Generation jünger als die Schrift selbst. Der betreffende Textzeuge fällt mithin bereits in die Zeit des Basler Konzils, in dessen Verlauf der Traktat – anscheinend unter maßgeblicher Mitwirkung der damals 130 

Das Zitat stammt von Heimpel: Vener II, S. 697. Zu der Möglichkeit, die beiden beteiligten „Hände“ zu unterscheiden s. Miethke / Weinrich, in: Quellen zur Kirchenreform, S. 20, Anm. 48. 132  Zu den folgenden Ausführungen vgl. v.a. Se ń ko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 7 ff. sowie unten die weiteren Nachweise zur Überlieferung. 131 

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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in Blüte stehenden Erfurter Universität – eine intensive Renaissance erlebte.133 Mindestens ein Drittel der heute bekannten Überlieferung dürfte aus der Zeit dieses Konzils stammen; ein weiterer beträchtlicher Teil der Textzeugen ist sogar noch jünger und datiert aus den Jahren um 1470. Da die späten, im Basler bzw. Erfurter Umfeld entstandenen Abschriften jedoch gerade hinsichtlich des Titels und der Autorenzuschreibung durch bizarre und bis heute nicht begründbare Nebenvarianten auffallen, ist eine gewisse Vorsicht angebracht. Die späte und nicht unstrittige Bezeugung des Titels De squaloribus hat Władysław Seńko 1969 veranlasst, seine Ausgabe in Anlehnung an einige Handschriften der zweiten Redaktion etwas blasser und weniger polemisch mit De praxi Romanae curiae zu überschreiben, was ihm jedoch als fragwürdige Abweichung von der Tradition angelastet wurde.134 Auch wenn Seńkos dezenterer Titel vielleicht glücklicher gewählt ist als De squaloribus, darf man jedoch nicht verkennen, dass es auch ihm an der notwendigen handschriftlichen Autorität fehlt, wobei einschränkend zu sagen ist, dass über einen großen Teil der Handschriften bis heute keine hinreichend genauen Angaben veröffentlicht sind. Neben den dadurch unklar bleibenden Datierungen ist es besonders schmerzlich, dass aus dem zugänglichen Material teilweise nicht einmal ersichtlich ist, wie die Schrift von den mittelalterlichen Schreibern – und nicht von den modernen Beschreibern – betitelt wurde. Die zeitgenössischen Testimonien, die den Text erwähnen, nehmen auf ihn meist mit seinen Anfangsworten Moyses bzw. Moyses sanctus Bezug. Der Hauptautor Matthäus von Krakau tat dies ebenso wie sein Krakauer Kritiker Johannes Falkenberg und sein Heidelberger Kollege Job Vener.135 Es sieht demnach so aus, als hätte die Schrift zur Zeit ihrer Vollendung und noch lange danach keinen spezifischen Titel getragen, wofür auch das bunte Spektrum der Überschriften in den Textzeugen der zweiten Redaktion spricht. In der folgenden Erörterung im Sinne einer auf die Spitze getriebenen darstellerischen Korrektheit gleichfalls auf eine Betitelung der Schrift zu verzichten, erscheint jedoch untunlich. In Anerkennung der Tatsache, dass der plakative Name De squaloribus eigentlich bereits zur Wirkungsgeschichte unserer Schrift gehört,

133  Bei aller Unklarheit über die konkreten Entstehungsumstände der Codices stehen zumindest in chronologischer Hinsicht Seńkos Handschriften G, H, K, S, T und Berlin, theol. fol. 556, vielleicht auch B und Z mit dem Basler Konzil in Verbindung. Bemerkenswerter Weise wurden die Squalores auch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch etliche Male abgeschrieben (vgl. die Handschriften M, N, Q, V, X, Y sowie Berlin, theol. lat. fol. 704). Zur Erfurter Universität s. Kleineidam: Universitas Studii I, S. 112 ff. 134  Boockmann: Rezension. 135  Matthäus von Krakau: Notificatio, in: Ders.: De praxi, hrsg. v. Se ń ko, S. 69; Johannes Falkenberg: Krakowska redakcja, hrsg. v. Seńko, S. 33; Job Vener: Avisament, in: Heimpel: Vener III, S. 1297.

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III.  Heidelberg und Krakau

wird er aufgrund seiner traditionellen Verwendung in einem gewichtigen Teil der Forschung auch in dieser Arbeit beibehalten.136 Die nächste Frage leitet sich aus der komplizierten Entstehungsgeschichte des Traktats ab. Sie lautet zugespitzt: Kennen wir den Text aus den vorliegenden Editionen überhaupt hinreichend genau? In welchem Stadium seiner Bearbeitung ist uns er uns heute geläufig? Alle Druckausgaben präsentieren eine mehr oder weniger einheitliche Version des Traktats, deren Abweichungen sich weitgehend auf Lesartenunterschiede beschränken. Dieses Phänomen steht jedoch im Gegensatz zur handschriftlichen Überlieferung, die uns zwei klar unterscheidbare Versionen der Schrift präsentiert: eine etwas kürzere und eine längere, die in der Kapitelzählung differieren. Durch spätere Abänderungen existieren in beiden Gruppen auch Handschriften mit weiteren Sondercharakteristika; jedoch sind überall bereits die Zusätze des anonymen Juristen enthalten. Obwohl sie nicht gleich zahlreich sind, lässt sich numerisch keine der beiden Handschriftenfamilien als marginal aussondern. Während zwar die Mehrzahl der 31 bekannten und erhaltenen Exemplare die längere Version bietet, überliefert nicht weniger als ein Dutzend von ihnen die kürzere.137 Der vorrangigste Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass die längere Version am Schluss verschiedene zusätzliche Argumente zu vorher aufgeworfenen Fragen sowie einen – keine neuen Gedanken entwickelnden – Epilog bietet, mithin also genau das, was der Autor nach seinem eigenen Bekenntnis dem von dem Juristen überarbeiteten Text hinzugefügt hat, bevor er ihn zur Begutachtung den innerhalb und außerhalb der römischen Kurie ansässigen Gelehrten vorlegte. Wie bereits Seńko im Vorwort seiner Edition festgestellt hat, liegen uns in den beiden Versionen also die „zweite“ und die „dritte Redaktion“ des Traktats vor. 136  Der Traktat ist einigen Handschriften auch unter dem Sondernamen Portugal antiquus überliefert. Die Versuche, hinter diesem Emblem einen realen Bezug – etwa auf einen portugiesischen Bearbeiter oder Benutzer – auszumachen (vgl. etwa Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 491–496), haben nicht weitergeführt. Aleksander Brückner (Mateusz, S. 474) hat vorgeschlagen, den Namen gleichsam numismatisch zu deuten – als eine echte, unverfälschte Goldmünze oder Medaille. Mit dieser metaphorischen Interpretation dürfte er zumindest dem Ansatz nach näher an der Wirklichkeit liegen; zu solchen Sondernamen bei Predigtzyklen vgl. Schneyer: Winke für die Sichtung, S. 243 f. 137  Vgl. die Aufzählung von Se ń ko, in: Matthäus von Krakau: De praxi, S. 6–24. Heimpel (Vener II, S. 696 f.), Miethke / Weinrich (Quellen zur Kirchenreform, S. 19) und Seńko (Piotr Wysz, S. 22) machten auf weitere Textzeugen aufmerksam (s. Werkverzeichnis, Kapitel VIII. 2.). Aufgrund der z. T. schlechten Erschließungsangaben ist nicht immer eine zweifelsfreie Zuweisung zu den beiden Redaktionsstufen möglich. Zu den Handschriften der zweiten Redaktion gehören: Augsburg, Staats‑ und Stadtbibliothek, 2° Cod 226; Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. fol. 704; Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I Q 41; Epinal, Bibliothèque Municipale, 8 / 108; Kiel, Universitätsbibliothek, Bord. 24; Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1483; Melk, Benediktinerstift, Cod. 900; Prag, Národní Knihovna, Osek 2; ebd., VIII F 13 (ms. 1567); ebd., X C 25 (ms. 1878); Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 5125; ebd., theol. 938.

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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Doch sind diese auf den ersten Blick erkennbaren Unterschiede wirklich die einzigen? Die wahrscheinlich nicht einmal auf eine bewusste Entscheidung zurückgehende Wahl der drei frühneuzeitlichen Herausgeber, den Text nach Handschriften der dritten Redaktion zu drucken, griff Seńko in seiner Edition wieder auf. Da er der zweiten Redaktion keine eigene Bedeutung beimaß und einen vollständigen Text letzter Hand bieten wollte, stützte er seine Edition fast ausschließlich auf vier Handschriften der dritten Redaktion. Die zweisprachige Ausgabe von 1995, die nicht als eine neue kritische Edition, sondern als Emendation des Seńkoschen Textes konzipiert war, wich von diesem Prinzip nicht grundsätzlich ab.138 Die Frage nach der Verlässlichkeit unserer Textkenntnis berührt somit zwei Aspekte. Der editionsphilologische von ihnen dreht sich darum, ob es sinnvoll war, die bisherigen Editionen stets mehr oder weniger ausschließlich auf den Handschriften der dritten (und damit späteren) Redaktion fußen zu lassen; das geistesgeschichtliche Problem besteht in der Frage, in welcher Weise sich die beiden überlieferten Versionen des Traktats inhaltlich unterscheiden, und ob sich gegebenenfalls eine Tendenz in den Veränderungen erkennen lässt. Die Antwort ist nur durch einen gezielten Vergleich des edierten Textes (d. h. der dritten Redaktion) mit Handschriften der zweiten Redaktion zu finden.139 Hierzu wurden stichprobenartig ein relativ früher, in Augsburg verwahrter süddeutscher,140 ein späterer, wohl im niederösterreichischen Benediktinerstiftstift Melk entstandener Textzeuge141 sowie die drei heute in Prag befindlichen Codices142 herangezogen. Von den Prager Handschriften ist nur die älteste, die zugleich die Quelle der beiden anderen gewesen sein könnte, vollständig.143 Die 138  Die Herausgeber von 1995 konsultierten neben zwei von Se ń ko als erstrangig klassifizierten und benutzten Textzeugen eine laut Seńkos Stemma weniger zuverlässige Kopie und zwei Berliner Manuskripte, die dem polnischen Editor unbekannt geblieben waren. Vier dieser fünf Handschriften enthalten den Traktat in der dritten Redaktionsstufe; die fünfte (Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. fol. 704) scheint eine späte, möglicherweise kontaminierte Abschrift der zweiten Redaktion zu sein, die auch mehrfach von den anderen abweicht. Da anscheinend aber nicht alle abweichenden Lesarten der fünf Kontrollhandschriften dokumentiert sind, kann man sich nur ein unvollkommenes Bild von dem auf diese Weise anscheinend zufällig in die Ausgabe geratenen Reflex der zweiten Redaktionsstufe machen. 139  Vgl. hierzu die Ergebnisse Se ń kos bei seiner Handschriftenklassifikation, in: Matthäus von Krakau: De praxi, bes. S. 42 f. 140  Augsburg, Staats‑ und Stadtbibliothek, 2° Cod. 226, p. 415–459. 141  Melk, Benediktinerstift, Cod. 900 (ehemals 361, G.21), f. 66r–79v [Sigle J bei Se ń ko]. 142  Prag, Národní Knihovna, Osek 2 [Se ń kos Handschrift O] / VIII F 13 [N] / X C 25 [P]. 143  Die Bemerkungen, die Władysław Se ń ko den beiden Prager Handschriften P und N gewidmet hat (Matthäus von Krakau: De praxi, S. 53 f.), sind nicht ganz korrekt. In P fehle, so Seńko, wohl durch ein Versehen des Kopisten im 3. Kapitel die Stelle Item non est verisimile … amplius quando sowie der gesamte Text von der Mitte des 12. bis zur Mitte des 17. Kapitels. Die erstgenannte Passage ist jedoch in Wirklichkeit vorhanden. Letztere Lücke geht wohl darauf zurück, dass ein Leser – vielleicht aus Verärgerung über den Inhalt, wie Seńko annimmt, eher jedoch aus vertieftem Interesse – die fraglichen Blätter aus der Vorlage heraus-

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III.  Heidelberg und Krakau

Kopien aus Prag und Melk einerseits sowie aus Augsburg andererseits lassen eine weitläufige, nicht allzu enge Verwandtschaft erkennen, was die Ergebnisse des Vergleichs umso repräsentativer macht.144 Die Abweichungen der kontrollierten Handschriften vom edierten Text sind zwar zahlreich, aber in vielen Fällen von geringer Bedeutung. Die verbleibenden Unterschiede lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen: je nachdem, ob der Text der zweiten oder der dritten Redaktion ausführlicher ausfällt. Entgegen den Erwartungen, die sich aus der Notificatio des Autors nähren, ist keineswegs an allen Stellen letzteres der Fall. So fällt auf, dass die juristischen Allegationen in der zweiten Redaktion an manchen Stellen ausführlicher sind als in der dritten.145 Sofern man hier keine bewussten Präzisierungen annehmen will,146 muss man von einem überlieferungsbedingten Substanzschwund ausgehen.147 In dieselbe Richtung weisen auch die meisten anderen Stellen, an denen die zweite Redaktion sich wortreicher gibt.148 Als besonders aussagekräftig erscheint ein Satz im 10. / 9. Kapitel, bei dem der Text der dritten Redaktion durch einen Augensprung des Abschreibers entstellt ist. Statt an der bewussten Stelle vorlagegemäß mit dem Wort populum fortzufahren, verrutschte er um eine oder zwei Zeilen nach unten, wo dasselbe Wort noch einmal stand, wodurch der dazwischen stehende Wortlaut ausfiel. Anstelle des später notdürftig korrigierten Dei findet sich in den zuverlässigsten Handschriften der dritten Redaktion noch das ursprüngliche, durch die Auslassung jedoch sinnlos gewordenen Deum.149 gerissen hatte. Die Handschrift N enthält den Text nur bis Kapitel 11 (nicht bis Kapitel 9 nebst Zusammenfassungen der beiden folgenden Kapitel, wie Seńko angibt). 144  Lesartenunterschiede dieser Handschriften untereinander sind der Übersichtlichkeit halber in den nachfolgenden Zitaten nicht eigens dokumentiert. 145  Vgl. cap. 15² / 21³: Die 2. Redaktion enthält nach dem Satz Preterea, si deberent sibi obedire, sequeretur, quod deberent duobus contrariis dominis servire, quod teste domino nemo potest, den in der 3. Redaktion fehlenden Zusatz: Ad impossibile autem nemo obligatur, regula „Nemo potest ad impossibile“, libro sexto. 146  Vgl. die Überlegungen bei Kału ż a: Eklezjologia, S. 142, Anm. 227. 147  Vgl. cap. 15² / 21³: Auf Non enim caret scrupulo societatis occulte, qui manifesto facinori desinit obviare, ut in canone proximo allegato folgt in der 2. Redaktion: et in c. ‚Constitutis‘ et Extra ‚de testibus‘. Diese Ergänzung scheint zumindest in einem Teil der Handschriften der 3. Redaktion erhalten geblieben zu sein, vgl. Miethke / Weinrich, in: Matthäus von Krakau: De squaloribus, S. 153, Anm. 177 (Handschrift M). 148  Vgl. cap. 10² / 11³: Si non, tunc improvide intromiserunt se de libris scribendis et dandis doctrinis (…). In der 3. Redaktion fehlt dandis. Cap. 14² / 19³: Auf Non ita subtiliter et cum tanto studio queritur, an ad suscepcionem sacrorum ordinum sint digni vel valeant, quantum investigatur, utrum et quantum dare possunt {bzw. valeant} folgt nur in der 2. Redaktion der (offenbar verderbte) Text: Qui conferta et collecta aliqua misere pecunie et parva quantitate pluries ad omnes sacros ordines uno et eodem die, persona una huiusmodi eciam extra statuta a iure tempora consecra(n)tur vel ordina(n)tur. 149  Cap. 10² [9³]: Ibi anime dampnabiliter sunt decepte, necnon privant Deum (bzw. Dei), populum e t b e neficium vero ministerio, eund e m q u e d a m p n i f i c a n t . E t s i e s t c u r a t u m b e n e ficium, tunc faciunt populum carere omni gracia (…).

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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Dieser Auslassungsfehler stand ganz offensichtlich in der vom Autor überarbeiteten Abschrift des Traktats, auf den die gesamte Überlieferung der dritten Redaktion des Traktats zurückgeht.150 Eine stärkere Einbeziehung der zweiten Redaktion in die Texterstellung und ‑analyse hätte also dazu beitragen können, den Wortlaut der bisherigen Editionen von einer – im allgemeinen freilich dünnen – Korruptelenschicht zu befreien.151 Soweit die textkritischen Überlegungen zur Unterscheidung der beiden Versionen. Welche Folgerungen lassen sich nun aus den Abänderungen gegenüber der früheren Fassung ziehen? Die entsprechenden Belege zeigen vor allem zwei miteinander verknüpfte Absichten auf: Zum einen wird eine Präzisierung der Aussagen angestrebt, die durch die Hinzufügung von Erläuterungen erzielt wird,152 zum anderen wird dem Ton stellenweise durch Exemplifizierung eine polemischere Note verliehen.153 Man wird die insgesamt nicht zahlreichen 150   Da jedoch die betreffende Abschrift vor ihrer Überarbeitung nichts anderes gewesen ist als ein – offenbar nicht erstklassiges – Exemplar der 2. Redaktion, wird Seńkos Stemma (De praxi, S. 61) überdenkenswert. Eigentlich steht der Grundstock des Textes der 3. Redaktion (mit Ausnahme der Überarbeitungen) ja in einem Unterordnungsverhältnis zur 2. Redaktion (a) und müsste – zumindest hinsichtlich dieser Tatsache – nicht neben, sondern unter dem Zweig (a) angefügt werden. Die Handschriften der zweiten Redaktion stehen somit – zumindest abstrakt gesprochen – für einen Großteil des Textbestandes der Urschrift eine Überlieferungsstufe näher als die Handschriften der dritten Redaktion. 151  Bei allen Verdiensten, die den Ausgaben von 1969 und 1995 zuzuerkennen sind, muss doch festgehalten werden, dass die Aufgabe einer historisch-kritischen Edition unseres Traktats noch nicht voll befriedigend gelöst ist. Obwohl in der Regel zuverlässiger als ihre Vorgängerin, bietet die Ausgabe von Miethke / Weinrich an manchen Stellen weiterhin einen problematischen Text, z. B. cap. 6³ [7²]: talia enim solent multum intellectum reddere nubilium (statt nubilum) – „so etwas pflegt nämlich das Verständnis von Nebeln sehr zu erhöhen“ (anscheinend Lesefehler, bereits bei Seńko) bzw. cap. 3³ [4²]: Et quando hoc non contingeret, sc i l i c e t q u o d p a p a m a l e vellet, sicut non est impossibile, tunc totum est destructum (wohl Übernahme einer Marginalie von zweifelhafter Authentizität, fehlt bei Seńko). 152  Vgl. cap. 11² / 13³: Potest aliquis dicere, quod nullus potest committere symoniam, quia non potest vendere spiritualia. Dicitur, quod voluntas vendendi sufficit, sicut patet ex descripcione, q u e d a t u r c ommuniter: Symonia est studios a v o l u n t a s e m e n d i v e l v e n d e n d i a l i q u o d s p i r i t uale vel spirituali annexum. Cap. 12² / 14³: Et inde omnia alia ad consecucionem beneficii spectantia fundamentum habent. Et quia fundamentum hoc est viciosum, symoniacum et prohibitum, c o n s e q u e n t e r a p p o n e re d a t a m , m i n u t as conficere, litteras scribere, p ro c u r a re , re g i s t r a re , b u l l a re , s e c u n d u m e a s iudicare et alia facere, prout s u p r a d i c t u m e s t , e t o m n i a a l i a a d c o n s e c u cionem beneficii spectancia ve l q u a l i t e rc u m q u e c ooperancia sunt etiam prohibita et illicita, ut dicit regula iuris. Nam prohibito a l i q u o omnia alia prohibentur, que sequuntur ex illo. De regulis iuris: ‚Cum quid‘, lb. VI. 153  Vgl. das Ende von cap. 5² / 4³, wo der Text nach qualitate talium litterarum in der dritten Redaktion fortfährt: Cum tamen, sicut quidam valens doctor coram quodam apostolico predicavit, ut creditur Gregorio IX.: Iste consequencie nichil valeant: Iste est unius cardinalis consanguineus, ergo promovendus est in episcopum. Iste est secretarius vel notarius suus, ergo promovendus est in prepositum, archidiaconum vel decanum. Iste est scutifer et stabularius, ergo debet habere quattuor gracias ad quattuor bonas collaciones. Iste est servitor vel forte conductor et leno cubicularii vel secretarii pape, ergo meretur quattuor bona beneficia. Consequencias siquidem illas sophisticas etiam pueri nedum negarent, sed etiam deriderent, et

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III.  Heidelberg und Krakau

Stellen, an denen so etwas nachzuweisen ist, nicht überbewerten dürfen, doch ist zu erkennen, dass Matthäus, wohl in seinen Ansichten bestärkt durch das zustimmende Urteil des juristischen Mitarbeiters, zumindest punktuell offensiver geworden ist, ohne dass dies freilich den Gesamtcharakter der Schrift nennenswert verändert hätte. Von Interesse ist weiterhin, dass die abschließende Bearbeitung des Traktats durch Matthäus wohl über das von ihm explizit angegebene Maß hinausgegangen ist. Statt nur einige Argumente und den Schluss hinzuzufügen, scheint er den gesamten Text einigermaßen gründlich durchgesehen und an etlichen Stellen nachgebessert zu haben. Die Suche nach dem Bearbeiter der Squalores In die Debatte um die Identität des Juristen, der mit Matthäus von Krakau an den Squalores gearbeitet hat, wird traditionell auch eine zweite berühmte Schrift einbezogen, die sich kritisch mit der Praxis der kurialen Pfründenvergabe auseinandersetzt und fast zeitgleich mit den Squalores entstand. Bei diesem Text, dessen zeitgenössischer Titel Speculum aureum de titulis beneficiorum lautet, handelt es sich um eine trockenere und schwerfälligere, rein juristische Abhandlung, die größtenteils in der Endphase des Pontifikats Bonifaz’ IX. verfasst und wohl kurz nach dessen Tod (1. Oktober 1404) abgeschlossen wurde.154 Eine zwar mäßig zuverlässige, doch bereits im März 1405 hergestellte Kopie dieser Schrift fand sich im Nachlass des Heidelberger Juristen Job Vener.155 Wie die Squalores ist auch das Speculum aureum ohne Nennung eines Verfassers in Umlauf gesetzt worden. In den Augen mittelalterlicher Leser tat die Anonymität eines Textes seiner Autorität keinen Abbruch – im Gegenteil.156 Welche Rolle dieser Faktor im Kalkül der Autoren spielte, muss dahingestellt bleiben; dass sie es angesichts der Brisanz ihrer Aussagen bevorzugten, wenn schon nicht unbekannt, so doch zumindest ungenannt zu bleiben, böte bereits ein hinreichendes Motiv für dieses Vorgehen.157 Im Fall der Squalores ist jedoch auch die Erklärung denkbar, dass die Schrift nicht mit einem einzelnen Verfassernamen identifiziert wurde, weil es sich um eine Gemeinschaftsarbeit handelte. Folgerichtig gerieten die Urheber beider Texte über die Jahrhunderte tamen certum est, quod posito antecedente consequenter infertur consequens, etsi non logice, tamen practice; et quod non valet pro condicionali, habetur pro causali. Cap. 14² / 17³: (…) vel luxu cardinalium nec illa c o m m u n i a l i t i g i a v e l q u e c u m q u e a l i a , in quibus papa et sui consumunt sic recepta (…) Cum quibus subtilitatibus, cum quanta crudelitate et iniuria, cum quam inhumanis et impiis sentenciarum et gravaminum fulminacionibus, c u m q u antis dampnis et usuris, in quib u s re p e r t u m e s t c u b i c u l a r i o s e t f o r t e c a rd i n a les cum usurarii campsori b u s p a r t e m h a b e re ! E t p l e r i q u e d u b i t a n t , a n etiam papa sit particeps pred i c t o r u m , q u o d e t s i n o n e s t i n p e c u n i a , s a l t em in causa. 154  Eine Edition des Speculum aureum legte 1996 Władysław Se ń ko vor: Piotr Wysz. 155  Heimpel: Studien II, S. 40–43; vgl. Se ń ko, in: Piotr Wysz, S. 38–40. 156  Heimpel: Studien II, S. 6. 157  Ebd., vgl. Patschovsky: Reformbegriff, S. 18.

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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in Vergessenheit.158 Ein vergleichbares Zeugnis wie das Selbstbekenntnis des Matthäus von Krakau zu seiner Autorschaft an den Squalores war für das Speculum aureum nicht zu finden. Zwar hat es bis in die jüngste Zeit hinein an Zuschreibungen nicht gefehlt, doch muss die Frage, wer diesen zweiten Traktat zu Papier gebracht hat, weiter als offen gelten. Dasselbe gilt für die Suche nach der Identität von Matthäus’ anonymem Mitarbeiter. Dass beide Traktate inhaltlich so eng miteinander verwandt sind, hat die Historiker, die nach den Autoren forschten, vielfach bewogen, von der Annahme auszugehen, der Jurist, der das Speculum aureum verfasste, sei mit dem Juristen, der die Squalores bearbeitete, gleichzusetzen.159 Des Weiteren wurde noch in jüngster Zeit postuliert, dass der eine Text dem anderen als Vorlage gedient haben müsse. Die Forschung zu diesen Fragen stand sich lange geradezu in nationalen Lagern gegenüber. Eine, wenn man so will, „deutsche“ Schule setzte traditionell die Squalores früher an als das Speculum aureum und betrachtete letzteres nur als „eine erweiterte, schulmäßig durchgeführte Bearbeitung derselben Gedanken, die in den Squalores in wirksamer Kürze hingeworfen werden“.160 In der polnischen Forschung wurden dagegen Stimmen laut, die umgekehrt im Speculum aureum die Vorlage der Squalores sehen wollten, weil sämtliche in ersterem geäußerten juristischen Gedanken sich in letzteren wiederfänden.161 Ohne Zweifel bestehen zwischen beiden Schriften auf verschiedenen Ebenen große inhaltliche Übereinstimmungen, die auf den ersten Blick bis in einzelne Formulierungen hineinreichen. Der Hauptunterschied zwischen den Texten ist ihre jeweilige literarische Technik. Während die schriftstellerische Qualität und die suggestive Wucht der Squalores gerade dadurch zustande kommen, dass ihr (Haupt‑)Autor die aus heutiger Sicht so beschwerliche Gedanken‑ und Beweisführung der Scholastik an vielen Stellen überwindet, entspricht das Speculum aureum mit seinen Distinktionen und Beweisen ganz dem Muster der juristischen Schulliteratur jener Zeit. Insofern kann man es im Vergleich mit den Squalores als so etwas wie eine domestizierte Fassung desselben Stoffes begreifen oder aber andererseits als Materialreservoir und Muster für eine gleichsam essayistische Kurzfassung in Gestalt der Squalores. Beide Positionen sind vertreten worden. Hermann Heimpel hat sich die Mühe gemacht, die Übereinstimmungen in einer – freilich relativ kurz ausgefallenen – Tabelle nebeneinander zu stellen.162 Aus dieser Synopse sind zwei Arten mehr oder minder deutlicher Ähnlichkeit erkennbar. Die erste besteht in einer 158  Im 16. Jahrhundert war das Wissen um Matthäus von Krakau als Autor der Squalores noch vorhanden, jedoch längst kein Allgemeingut mehr, vgl. Heimpel: Studien II, S. 11, Anm. 15. 159  So etwa Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 501. 160  Ebd. S. 487. 161  Kału ż a: Eklezjologia, S. 138–142 und 160–165; Ders.: Autor Speculum aureum. Nach ihm unter Aufgabe seiner früheren Ansichten auch Seńko, in: Piotr Wysz. 162  Heimpel: Studien II, S. 49–54.

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III.  Heidelberg und Krakau

lockeren gegenseitigen Entsprechung des Dargestellten, etwa in der Behandlung des kurialen Geschäftsgangs oder bei der Auseinandersetzung mit einem allzu positivistischen Simoniebegriff.163 Dass zwei Autoren etwa zur selben Zeit, aber an weit auseinander liegenden Orten dieselben aktuellen Vorgänge beschrieben und zu denselben in ihrer Gegenwart diskutierten Fragen Stellung nahmen, kann jedoch für sich genommen ebensowenig als Beleg für eine unmittelbare gegenseitige Beeinflussung interpretiert werden wie die Tatsache, dass sie dabei aus verständlichen Gründen auch noch ähnlicher Meinung waren. Schwerer wiegen in diesem Zusammenhang schon eher die – freilich spärlichen – wörtlichen Anklänge, die sich jedoch in fast allen Fällen als durch die Sache bedingte Übereinstimmung erklären lassen oder Schlagwörter der aktuellen Polemik wiedergeben.164 Auch der Einwand, die Allegationen aus den Rechten wiesen in beiden Schriften enge Gemeinsamkeiten auf, kann an diesem Befund nichts ändern. Warum sollten nicht zwei verschiedene valentissimi utriusque iuris doctores auf dieselben einschlägigen Bestimmungen verwiesen haben? Obwohl demnach beide Texte ohne ein direktes gegenseitiges Filiationsverhältnis entstanden sein können, indem zwei Autoren mehr oder weniger unabhängig voneinander aus einem gemeinsamen Reservoir aktuell diskutierter Zeitfragen schöpften,165 ist doch einzuräumen, dass eine allzu radikale Skepsis dem Entstehungszusammenhang der beiden Traktate nicht gerecht wird. Die Ähnlichkeiten sind so sprechend, dass zumindest die Annahme einer Rezeption im Entstehungsprozess – in welcher Richtung auch immer, vielleicht sogar gegenseitig – gesichert erscheint. Allerdings wird schon an dieser Überlegung deutlich, dass der Beweisbarkeit in der vorliegenden Frage Grenzen gesetzt sind. Entsprechend kontrovers verlief die Forschungsdebatte in jüngerer Zeit.166 Sowohl für den Bearbeiter der Squalores als auch für den Autor des Speculum aureum sind je zwei ernstzunehmende Kandidaten ins Gespräch gebracht worden. Als Verfasser des Speculum hatte bereits in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts der tschechische Gelehrte František Bartoš den polnischen Kanonisten Paulus Wladimiri (Paweł Włodkowic) vorgeschlagen.167 Władysław Seńko, der Herausgeber der Squalores, wollte in Wladimiri auch den Bearbeiter 163 

Heimpel: Vener II, S. 704. Die auffällige Übereinstimmung im Tadel der Köche, „Manager“ und Stallknechte der Kurienbeamten beispielsweise hat ja kein anderer als Matthäus von Krakau selbst als das Zitat eines verstorbenen Gelehrten gekennzeichnet, vgl. oben S. 153, Anm. 153. 165  Vgl. dazu Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 511. 166  Einen Überblick über die Stellungnahmen bis zum Ende der 1960er Jahre bietet Heimpel: Studien II, S. 10 ff. Die jüngsten Beiträge in dieser Debatte sind Kaluza: Matthieu de Cracovie, Pierre Wysz et les autres, sowie die direkte Erwiderung von Miethke: Unsichere Rekonstruktion. 167  Bartoš: Z publicistiky; Ders.: Speculum aureum; vgl. die Einwände von Brzostowski: Ze studiów und Bartoš’ Entgegnung: O autora. Zu Wladimiri s. Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 56 f. (mit weiterer Literatur); ferner Cheneval: Jean Falkenberg; Ehrlich: Rektor Paweł; Heimpel: Studien II; Kapeliński: Paulus Wladimiri. – Zuvor hatte man zeitweilig 164 

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dieser Schrift erkennen.168 Dem widersprach 1974 Hermann Heimpel, indem er die Beteiligung Wladimiris an den Squalores schlüssig widerlegte und als deren Bearbeiter den Heidelberger Juristen Job Vener postulierte.169 Die Zuschreibung des Speculum fand er dagegen einleuchtend genug, um sie selbst zu bekräftigen. Anders Zenon Kałuża, der das Speculum aureum in seiner 1977 erschienen Studie über die Squalores dem Krakauer und später Posener Bischof Peter Wysz zuschrieb und sogar so weit ging, in diesem den juristischen Bearbeiter der Squalores zu vermuten.170 Unter dem Eindruck von Kałużas Ausführungen änderte Seńko seine Meinung; in der 1996 von ihm veröffentlichten SpeculumEdition171 bezeichnete auch er es als ein Werk Wysz’. Auch Mieczysław Markowski sprach dem Krakauer Bischof nicht nur das Speculum aureum, sondern ebenso die Mitverfasserschaft an den Squalores zu.172 Die Argumentationen Heimpels einerseits sowie Kałużas und Markowskis andererseits verliefen dabei in entgegengesetzte Richtungen. Der deutsche Gelehrte bemühte sich, Seńkos in der Tat zweifelhafte und wohl am ehesten dem Mangel an denkbaren Alternativen geschuldete Identifizierung des anonymen valentissimus utriusque iuris doctor mit dem kanonistischen Bakkalar Wladimiri zu widerlegen. Dies geschah zu Gunsten jenes Heidelberger Juristen Job Vener, dem Heimpel mit Begeisterung sein monumentales Lebenswerk gewidmet hat. Die Frage nach dem Verfasser des Speculum aureum wies für ihn aus Veners engerem Umfeld hinaus, weswegen er keine Probleme damit hatte, Bartoš’ Vorschlag für die Besetzung dieser Rolle zu akzeptieren. Anders Kałuża und Markowski: Sie gingen den traditionellen, aber zweifelhaften Weg, durch die Ermittlung des „Spieglers“ auch den Mitarbeiter des Matthäus namhaft zu machen. Nachdem ersterer vermeintlich als Peter Wysz erkannt war, führte die Ähnlichkeit der juristischen Argumentation in beiden Schriften zu der Annahme, dass derselbe Urheber – Peter Wysz – auch für sie verantwortlich sei. Die Argumentation, mit der Kałuża diese Annahme untermauern wollte, stützt sich hauptsächlich auf den Dominikanertheologen Johannes Falkenberg, der die Squalores und das Speculum aureum seit Sommer 1405 öffentlich als ketzerische Machwerke angriff.173 In einer 1406 entstandenen schriftlichen Fassung seiner Anklage, die somit zu einem Zeitpunkt formuliert wurde, als der offene Brief des Matthäus von Krakau ihrem Autor bereits bekannt war, schrieb Falkenberg unter anderem Folgendes: sogar Matthäus von Krakau selbst als Speculum-Verfasser angenommen, was Rubczyński: W kwestii autorstwa, 1922 widerlegte. 168  Se ń ko: Mathieu de Cracovie. 169  Heimpel: Studien II, S. 21 ff. 170  Kału ż a: Eklezjologia, S. 160–165; vgl. Ders.: Autor Speculum aureum. 171  Se ń ko (Hrsg.): Piotr Wysz. Seńko war zwischenzeitlich davon ausgegangen, dass Wysz Wladimiri zur Abfassung des Speculum angeregt haben könnte, s. ebd. S. 338. 172  Markowski: Peter Wyschs Traktate. 173  Zu der Auseinandersetzung s. Boockmann: Johannes Falkenberg, S. 135–154.

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Er habe die Irrtümer zweier anonymer Traktate aufgedeckt; als Autor des einen habe sich inzwischen der Wormser Bischof Matthäus zu erkennen gegeben, während der des anderen noch unerkannt bleibe. Der Einfachheit halber solle er in Falkenbergs Darstellung Paulus heißen.174 Beide Pamphlete seien schon allzu weit verbreitet und hätten bereits eine große Zahl beharrlicher Verteidiger gefunden. Eine erste Fassung seiner vorliegenden Schrift sei ihm sogar von den Anhängern der beiden gestohlen worden, doch habe er sie von neuem zu Papier gebracht, „damit der Irrtum, der Matthäus und Paulus entzündet hat, nicht noch stärker auf weitere übergreife, und damit ihnen in ihrer Abwesenheit (eisque absentibus) nicht noch mehr nachfolgen, die den Krieg für sie ausfechten“.175 An einem späteren Punkt seiner Argumentation lässt Falkenberg die Bemerkung fallen, dass der Autor des Speculum aureum gegen bestimmte päpstliche Vorrechte bei der Pfründenvergabe Stellung genommen habe, liege vielleicht daran, dass er ein Bistum innehabe, von dem er nun befürchte, es könnte ihm entzogen werden.176 Neben einigen noch vageren Aussagen177 sind diese Sätze die einzigen in Falkenbergs Schrift, die man zur Identifizierung des Anonymus heranziehen kann. Kałuża hat aus ihnen geschlossen, dass es sich bei dem Autor des Speculum aureum um einen mit Krakau verbundenen Gelehrten handeln müsse, der ein Bischofsamt bekleidete, allerdings – ebenso wie sein Wormser Kollege Matthäus – zum betreffenden Zeitpunkt im Jahr 1406 vorübergehend nicht in Krakau anwesend war. Dafür komme nur Peter Wysz in Betracht.178 Man wird sich jedoch fragen müssen, ob die genannten Belege eine derartige Folgerung tatsächlich stützen. Insbesondere der Verweis auf die normalerweise dauernde Anwesenheit der beiden inkriminierten Autoren in Krakau hätte, wenn er so verstanden werden dürfte, seine Tücken: Zumindest auf Matthäus, den in Heidelberg residierenden Wormser Bischof, traf so etwas sicher nicht zu. Kałużas Feststellung, dass man zur Klärung der Abläufe die Itinerare der beiden Kandidaten näher betrachten müsse,179 hat seine volle Berechtigung, 174  (…) errorum fundamenta usque ad collum denudavi duorum libellorum sine autoris nomine conscriptorum: unius, qui incipit ‚Moyses sanctus‘ et auctorem eius se novissime fatetur Matthaeus episcopus Wormatiensis et alterius, qui incipit ‚Reverendissimis‘ et auctorem eius, quia adhuc remanet incognitus, redargutionis gratia Paulum voco. Johannes Falkenberg: Krakowska redakcja, hrsg. v. Seńko, S. 33; vgl. Ders.: De monarchia mundi, hrsg. v. Seńko, S. 1. 175  (…) ne (…) error, qui Matthaeum et Paulum inflammavit, in plures fortius dilatetur eisque absentibus succedant plures, qui gerant pro eis bellum (…). Ebd. 176  (…) ideo forte, quia habet episcopatum, quo timet privari, terribiliter comminatur. Johannes Falkenberg: Krakowska redakcja, hrsg. v. Seńko, S. 176; vgl. Ders.: De monarchia mundi, hrsg. v. Seńko, S. 209. 177  Vgl. Kału ż a: Autor Speculum aureum, S. 217–224. 178  Ebd. S. 225 f. 179  Kału ż a: Eklezjologia, S. 171, vgl. Johannes Falkenberg: De monarchia mundi, hrsg. v. Seńko, S. 1 f.

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doch sie führt in der Praxis nicht weiter: In der Zeit nach 1397 / 98 lässt sich mit den uns bekannten Quellen kein Aufenthalt des Matthäus in seiner Heimatstadt mehr belegen.180 Auch die Tatsache, dass Falkenberg in der jüngeren, nämlich 1407 in Rom entstandenen Redaktion seiner Schrift die ominöse Wendung eisque absentibus wegließ, worauf Kałuża hinweist,181 ist nicht allein mit dem Ortswechsel Falkenbergs oder dem zwischenzeitlichen Wiedererscheinen seiner Kontrahenten in Krakau zu erklären. Vielmehr wandte er sich in der besagten Redaktion seiner Schrift nunmehr auch gegen einen weiteren Autor – Dante Alighieri,182 dessen „Abwesenheit“ von Todes wegen längst eingetreten war.183 Ein weiterer Anhaltspunkt, den Kałuża zugunsten der Mitwirkung Peter Wysz’ an den Squalores anführt, ist die Tatsache, dass König Ruprecht am 26. Januar 1406 einen Vetter von Wysz, Andreas Lascarii (Łaskarz), der ein knappes Jahr zuvor in Padua zum Doktor des Kirchenrechts promoviert worden war, zu seinem Kaplan ernannte.184 Bereits Mitte 1405 hatte Lascarii auffälligerweise eine Breslauer Pfründe übernommen, die Matthäus mit der Annahme der Bischofswürde aufgab.185 Was haben diese Vorgänge zu bedeuten? Ruprechts Kaplanatsbrief ist in der Tat bemerkenswert, sollte jedoch nicht vorschnell bewertet werden. Zu dieser Vorsicht mahnt ein Blick in das Kopialbuch des Königs, in das Lascariis Ernennung eingetragen ist. Der Wortlaut nimmt sich im Umfang bescheiden aus und erwähnt keine seelsorgerlichen Pflichten.186 Es handelt sich auch keineswegs um den einzigen Vermerk seiner Art; vielmehr wurden in den fraglichen Jahren einer relativ großen Zahl von Männern ähnliche Kaplanatsbriefe zuteil. Es hat sich offensichtlich in erster Linie um Ehrenbezeigungen des Heidelberger Hofes gehandelt, die durchaus im Zusammenhang mit aktuellen politischen Vorgängen stehen konnten, aber nicht mussten. Als Indiz dafür, dass Ruprecht (und Matthäus) dem Krakauer Bischof damit indirekt einen Dienst – die Überarbeitung der Squalores – vergelten wollten, wie Kałuża annimmt, wird der vergleichsweise unbedeutende Vorgang schwerlich herhalten können. 180  Was Peter Wysz betrifft, so fehlen für das vierte Quartal 1406 jegliche Hinweise auf seinen Verbleib. Die ersten drei Quartale des Jahres verbrachte er anscheinend hauptsächlich in Krakau, vgl. Seńko, in: Piotr Wysz, S. 315. 181  Kału ż a: Autor Speculum aureum, S. 218. 182  Vgl. Cheneval: Jean Falkenberg. 183  Zu dieser Problematik s. jetzt Miethke: Unsichere Rekonstruktion. 184  Kału ż a: Eklezjologia, S. 164, deutet den Vorgang als Berufung zum königlichen Beichtvater und urteilt: „Die Ernennung zum kaiserlichen Kaplan konnte nur auf Bitte des Krakauer Bischofs und nur mit Rücksicht auf ihn erfolgen. In Deutschland fehlte es nämlich nicht an ausgebildeten Priestern. Sicherlich fühlten sich also sowohl Matthäus als auch Ruprecht gegenüber Peter Wysz zu Dank verpflichtet“ [Übersetzung M.N.]. Zur Person s. Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 55; Frontczyk: Andrzej Łaskarz; Ożóg: Udział Andrzeja Laskarzyca; Piotrowicz: Andrzej Łaskarz. Vgl. auch Kaluza: Chronologie, S. 115 Anm. 3. 185  Acta summorum pontificum I, hrsg. v. Eršil, S. 92 f. 186  In simili forma ut supra data est littera cappellanatus et familiaritatis venerabili Andree decretorum doctori preposito Wladislaviensi, s. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 13.

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III.  Heidelberg und Krakau

Immerhin ist er aber ein weiterer Beleg dafür, dass zu jener Zeit sehr wohl eine zumindest lockere Verbindung des Heidelberger Hofes mit dem Krakauer Gelehrtenmilieu existiert hat. Die von den polnischen Historikern nachdrücklich vorgetragene Identifikation Wysz’ als Verfasser des Speculum aureum und / oder Bearbeiter der Squalores hat in neueren Studien ein gemischtes Echo gefunden, freilich ohne dass es noch einmal zu einer Sichtung der Einzelheiten gekommen wäre. Francis Cheneval übernahm die Zuschreibung,187 Jürgen Miethke dagegen bezeichnete Heimpels Ansicht über den Squalores-Mitarbeiter als nach wie vor plausibler,188 Thomas Wünsch neigte zwar in derselben Frage dazu, Wysz’ Beteiligung an den Squalores gelten zu lassen, bezeichnete jedoch zumindest die Zuschreibung des Speculum aureum an ihn als hypothetisch.189 Ob sich auf der Basis der heute bekannten Quellen jemals ein zweifelsfreier Beweis wird führen lassen, wer der juristische Bearbeiter der Squalores gewesen ist, erscheint fraglich. Der Heimpelsche Hinweis auf den Heidelberger Nachbarn und Kollegen Job Vener bietet sich wegen ihrer offensichtlichen Unkompliziertheit an,190 zumal die Überarbeitung fremder Schriften in der fraglichen Manier nachweislich zu dessen Arbeitsstil gehörte. Der Beleg dafür liegt uns in den so genannten Heidelberger Postillen von 1408 vor, von denen noch die Rede sein wird. Das Beispiel weist deutliche Analogien zu den Squalores auf: Wiederum wurde ein von einem Theologen konzipierter Traktat von einem Juristen um Argumente aus den Rechtsquellen ergänzt, wobei die Zuschreibung dieser Ergänzungen an Job Vener als gesichert gelten muss.191 187 

Cheneval: Rezeption, S. 263 f. Miethke: Gelehrte Ketzerei, S. 10, Anm. 4. – Die vorgeschlagene Gleichsetzung des Squalores-Mitarbeiters mit Job Vener ist tatsächlich das Beständigste an Heimpels Aufsatz (Studien II). Verschiedene Einzelheiten, mit denen er im Eifer des Gefechts seine Beweisführung verstärken wollte, müssen dagegen aus heutiger Sicht als fragwürdig gelten: Neben der unkritischen Übernahme des von der älteren Forschung postulierten Unterordnungsverhältnisses des Speculum aureum unter die Squalores sind hier Heimpels exzentrische Zuschreibung eines den Pfalzgrafen gewidmeten Fürstenspiegels an Matthäus von Krakau (Studien II, S. 29; vgl. Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 174), die dessen Verhältnis zu Job Vener illustrieren sollte, sowie der von Heimpel als Reflex einer Zensurierung der Squalores missverstandene Schluss der 2. Redaktion dieser Schrift zu nennen (Studien II, S. 17, vgl. Miethke: Gelehrte Ketzerei, S. 20 f.). 189  Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 50, Anm. 62. 190  Verfehlt ist m. E. der Widerlegungsversuch Markowskis (Peter Wyschs Traktate, S. 79 f.): „Es ist unmöglich anzunehmen, daß Matthäus von Krakau als ein hochgelehrter Professor der Theologie, Verfasser vieler wissenschaftlicher Schriften und etwa siebzig Jahre alter Mann seinen Kirchenreformtraktat einem jungen Doktor beider Rechte, der keine Erfahrung hatte und den Zustand der Römischen Kurie nicht kannte, zu beurteilen gegeben habe, zumal er sich in den Angelegenheiten der Kirchenreform magistraliter aussprach. Dieser Begriff hatte in der mittelalterlichen didaktischen Tätigkeit eine präzise Bedeutung. Magistraliter konnte nur einer der ältesten und hochgeschätzten Lehrer aus einer Disputation über umstrittene Probleme eine Schlussfolgerung ziehen.“ Vgl. auch Weijers: Terminologie, S. 135, 142. 191  Heimpel: Konrad von Soest. 188 

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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Andererseits sind jedoch auch über den Besuch des Andreas Lascarii hinaus enge Kontakte des Matthäus zu seiner Heimatstadt nicht von der Hand zu weisen. Mit dem Bischof Peter Wysz dürfte er spätestens seit seinen Bemühungen um die Erneuerung der Krakauer Universität bekannt gewesen sein.192 Der Theologe hatte ganz offensichtlich nicht nur bereits zu einem frühen Zeitpunkt eine Handschrift der Squalores nach Krakau geschickt, sondern war auch über die dortigen Geschehnisse um Johannes Falkenberg auf dem Laufenden und sandte seine Notificatio dorthin. Es ist sogar möglich, die Spur der Notificatio noch präziser nachzuzeichnen, denn der Besitzer einer der beiden in Krakau erhaltenen Handschriften ist bekannt: Es handelt sich um Lukas von Wielki Koźmin, den Prager Artisten und späteren Krakauer Theologen, der sich auch in anderen Fällen eifrig bemüht zeigte, Texte des Matthäus zum eigenen Gebrauch teils eigenhändig zu kopieren.193 Auch die Notificatio hat er sich beschafft, und zwar anscheinend 1407,194 vermutlich also erst über ein Jahr nach dem Eintreffen des Briefes aus Heidelberg.195 Einen deutlich zuverlässigeren Text als die Handschrift des Lukas von Wielki Koźmin, die sogar die Vorlage für jene gewesen sein kann, bietet ein bereits in den 1380er Jahren in Prag angelegter, doch erst gegen 1415 in Krakau fertiggestellter Codex, der vor allem eine Vorlagensammlung von Brief‑ und Urkundentexten enthält. Da die meisten von ihnen – aber keineswegs alle – aus der Geschäftsführung des Krakauer Bischofs Peter Wysz stammen, ist die Handschrift auch als „Formelbuch des Peter Wysz“ bekannt und unter diesem Titel zu großen Teilen von Władysław Seńko gedruckt worden.196 Sollte das also bedeuten, dass Peter Wysz als einer der ersten in Krakau in den Besitz von Matthäus’ Notificatio gelangt ist? Diese Annahme würde der Vermutung seiner engen Verbindung und damit der Möglichkeit seiner Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Kollegen deutlichen Auftrieb geben. Doch der Schein trügt. Das so genannte „Formelbuch des Peter Wysz“ scheint nicht diesem gehört zu haben und wurde möglicherweise erst nach dem Ende seines Krakauer Episkopats, vielleicht sogar erst nach seinem Tode fertiggestellt. Die paläographische Analyse des Manuskripts weist stattdessen auf eine Person seines Umfelds, die uns gleichfalls schon begegnet ist. Man geht davon aus, dass die Formulartexte vom Schreiber des (1416 zuletzt belegten) Juristen Nikolaus Wigandi eingetragen wurden.197 Selbstverständlich muss Wigandi nicht der erste Empfänger des 192 

Vgl. Markowski: Heilige Hedwig, S. 80–82. Kowalczyk: Łukasz; vgl. Nuding, in: Matthäus von Krakau: De contractibus, S. 33 f. 194  Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 2264, f. 162. 195  Ebenso kopierte er auch den Text von De contractibus erst aus einer anderen Abschrift (Bartholomäus von Jasło). 196  Se ń ko (Hrsg.): Piotr Wysz, S. 173–246. 197  Ebd. S. 173; Kowalczyk, in: Catalogus codicum I, S. 429–457. Später könnte der Codex in den Besitz des ungefähr 1416 von Leipzig nach Krakau gekommenen Artisten und späteren Theologieprofessor Paulus de Wurzen (Worczyn) gelangt sein. 193 

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III.  Heidelberg und Krakau

offenen Briefes gewesen sein, und vielleicht war dieser sogar tatsächlich an den Bischof Peter adressiert und gelangte über dessen Kanzlei an den Zusammensteller der Handschrift. Ebenso gut kann er freilich von Matthäus an einen Gelehrten der Universität geschickt worden sein. Mit Nikolaus Wigandi befinden wir uns jedenfalls wieder im Milieu der aus Krakau stammenden, in Prag ausgebildeten und im Zuge der jagiellonischen Universitätserneuerung in ihre Heimatstadt zurückgekehrten Gelehrten, die nachweislich mit Matthäus bekannt und teilweise wohl auch familiär mit ihm verbunden waren. Doch so deutlich aus diesen Vorgängen zumindest punktuell die enge Tuchfühlung der Krakauer mit ihrem Heidelberger Kollegen auch deutlich wird, so wenig ergeben sich aus ihnen irgendwelche Hinweise auf die Verfasserschaft des Speculum aureum oder gar auf die Identität des Bearbeiters der Squalores. Ein beachtenswertes Argument für einen Krakauer Bearbeiter, das bisher nicht einbezogen wurde, sind ferner die Überlieferungsorte der beiden Redaktionen: Während die dritte Redaktion, abgesehen von drei Handschriften in der für die spätere Verbreitung so wichtigen Konzilsstadt Basel, fast nur innerhalb der heutigen Grenzen Deutschlands überliefert ist, findet sich die zweite Redaktion hauptsächlich im östlichen Mitteleuropa, vor allem in Krakau, Breslau, Berlin, Prag, Melk und Wien. Auch wenn man die Überlieferungsorte natürlich nicht leichtfertig mit den Provenienzen gleichsetzen darf, ist diese Zweiteilung auffällig. Rufen wir uns noch einmal ins Gedächtnis, dass sich die zweite Redaktion von der dritten vor allem durch den noch fehlenden Schluss unterscheidet, aber bereits die Hinzufügungen des juristischen Bearbeiters enthält. Wenn nun dieser Bearbeiter der Heidelberger Job Vener gewesen wäre, warum hätte Matthäus von Krakau dann die noch unfertige Version zwar mit Veners Allegationen, aber ohne sein eigenes Schlusskapitel Richtung Osten schicken sollen? Wenn umgekehrt die juristischen Zusätze in Krakau oder anderswo in größerer Entfernung von Matthäus eingefügt worden wären, so dass sich dieser nicht gleich an die Vervollständigung hätte machen können, und der Text unabhängig von ihm durch den Juristen in Umlauf gesetzt worden wäre, ließen sich die merkwürdig große Zahl von Handschriften der unvollständigen Version und ihre Konzentration am östlichen Rand des Verbreitungsgebiets vielleicht erklären. Allerdings erscheint dieser Gedanke zu spekulativ, um daraus tragfähige Folgerungen abzuleiten. Doch zurück zur Frage der Chronologie. So viele Vermutungen sich im Dunkel der Quellenlage auch unterbringen lassen mögen, eine allzu großzügige Handhabung der Fakten gerät zwangsläufig in Konflikt mit den Gesetzen der Plausibilität. Dies gilt insbesondere für die Annahme, dass Peter Wysz nicht nur der juristische Bearbeiter der Squalores, sondern auch der Autor des Speculum aureum gewesen sein und dasselbe obendrein schon vor dem Traktat des Matthäus verfasst haben soll.198 Gegen die ersten beiden Behauptungen, einzeln oder 198 

So Kaluza: Chronologie.

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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zusammengenommen, ist, wie die bisherige Diskussion erwiesen hat, wenig Zwingendes vorzubringen, doch in Kombination mit der dritten These wird die Konstruktion zu schwerfällig. Außer ihrer bloßen Denkbarkeit finden sich für die Spätdatierung der Squalores ins Jahr 1405, wie sie namentlich von Zenon Kałuża postuliert worden ist, keine stabilen argumentativen Stützen; stattdessen ergeben sich nur chronologische Widersprüche zu den als gesichert geltenden Daten. Ein solches ist beispielsweise die Entstehungszeit des Speculum aureum. Verfasst am Ende des Pontifkats Bonifaz’ IX., doch wohl erst nach dessen Tod veröffentlicht, etwa gleich zahlreich wie die Squalores (und darüber hinaus in einem Drittel der Handschriften auch zusammen mit dem Traktat des Matthäus) überliefert,199 gehört es wahrscheinlich nicht mehr zu den Texten, die der Kurienbeamte Dietrich von Niem im Sinn hatte, als er schrieb, noch zu Lebzeiten Bonifaz’, also vor dem 1. Oktober 1404, hätten einige untadelige Magister der Theologie und andere Gelehrte Schriften gegen die offen simonistischen Praktiken der Kurie veröffentlicht.200 Passt die zeitliche Einordnung schon kaum auf das Speculum, so könnte bei einer angenommenen späteren Entstehung der Squalores dieser – im Einklang mit Dietrichs Angaben – tatsächlich theologisch argumentierende und besonders prominente Text erst recht nicht mehr gemeint sein. Dabei braucht man eine solche Gleichsetzung schon deshalb nicht zu scheuen, weil sich in dem oben herangezogenen Augsburger Codex, der eine wohl relativ frühe Kopie der zweiten Redaktion der Squalores überliefert, handschriftliche Einträge Dietrichs von Niem finden.201 Ungleich schwerer als dieses Indiz wiegen freilich Matthäus’ eigene Angaben zur Entstehung des Traktats in der Notificatio. Berücksichtigt man die von ihm genannten Fristen, so hätte das Werk, wie Kałuża selbst angibt, erst im Herbst 1405 fertiggestellt sein können. Nun erklärte aber Matthäus bereits Anfang Dezember desselben Jahres, dass er vor der (gewiss schon erfolgten) Veröffentlichung der Endversion seine Schrift noch einmal zwecks Begutachtung an der römischen Kurie und andernorts habe kursieren lassen und von dort auch bestätigende Antworten seiner Rezensenten erhalten habe. Ob man all diese Ereignisse in die kurze Zeit zwischen dem Herbst und dem 2. Dezember 1405 einzwängen kann, muss doch fraglich erscheinen, zumal sich Matthäus 199 

Zur Entstehung und Überlieferung s. Seńko, in: Piotr Wysz, S. 61–67 bzw. 11–34. Vivente eodem {Bonifatio IX.} quidem integri magistri in sacra theologia et alii in scientiis illuminati dolentes ita communiter et aperte symoniam committi in curia, et quod sic fieri posset multis iuristis et aliis pertinaciter asserentibus, in contrarium arguendo et conclusiones in quaternas et codices redigendo determinarunt, licet sub magno timore, quod papa vendendo ecclesiastica beneficia ex pacto intercedente symoniacus esset, quia non foret constitutus, ut illa venderet, sed ut dignis gratuito dispensaret. Dietrich von Niem: De scismate, hrsg. v. Erler, c. II. 32, S. 178 f. Vgl. zu dieser Stelle Haller: Papsttum und Kirchenreform, S. 496. 201  Spilling: Handschriften, S. 253 (Dietrich von Niem: De convocatione generalium conciliorum, S. 1 [3]-26). Zur Person s. Vogtherr: Dietrich. 200 

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III.  Heidelberg und Krakau

in jenen Monaten nicht selbst an der Kurie aufhielt.202 Und schließlich ergibt sich noch ein weiteres praktisches Problem aus Matthäus’ Ausführungen: Er berichtet ausdrücklich von einer Unterredung mit dem anonymen Juristen, die dessen Bearbeitung der Squalores vorausgegangen sei. Wann und wo aber soll diese stattgefunden haben? Heimpels Gleichsetzung mit dem Heidelberger Job Vener bezieht trotz bestimmter zweifelhafter Einzelheiten203 den Großteil ihrer Plausibilität aus der unkomplizierten räumlichen Nähe der beiden vermuteten Co-Autoren. Doch ob Matthäus mit dem anonymen Juristen nun Job Vener gemeint hat oder nicht – man wird in jedem Fall davon ausgehen dürfen, dass er sich über den Stoff mit dem Heidelberger Kollegen intensiv ausgetauscht hat. Das Gegenteil anzunehmen, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Unter dem Eindruck der versuchten Identifikation des Squalores-Bearbeiters mit dem Krakauer Bischof Peter Wysz suggerieren einige Forscher, die Squalores des Matthäus von Krakau seien in Polen entstanden.204 Diese Annahme verfehlt jedoch die eigentliche Problemstellung, deren Kern ja gerade in der Frage besteht, ob sich eine Zusammenarbeit des Peter Wysz mit seinem seit Jahren in Heidelberg wirkenden Kollegen hinreichend begründen lässt. Selbst ein kurzes Treffen des Matthäus mit dem als Bischof in Krakau residierenden Juristen ist kaum in den Itineraren der beiden Herren unterzubringen, und für den von Kałuża postulierten Zeitraum des unterstellten Treffens im Jahr 1405 will dies besonders schwer gelingen. Matthäus hielt sich in jenem Jahr mindestens bis Ende Januar in Heidelberg auf, begab sich wahrscheinlich im März nach Italien und wurde Ende Mai in Viterbo erwartet,205 Wysz dagegen befand sich Ende März im Gefolge seines Königs im ostpolnischen Lublin und Mitte Mai wieder in Krakau.206 Es muss zudem fraglich erscheinen, ob eine Zusammenkunft der beiden – etwa in Krakau, denn welcher andere Ort wäre in Frage gekommen? – völlig ohne Reflex in den Quellen geblieben wäre. Bei aller Unvollständigkeit der lokalen Überlieferung würde das schlecht zu den vorhandenen Zeugnissen aus den 1390er Jahren passen, einem Zeitraum also, 202   Dagegen muss Matthäus im Juni 1405 in Rom gewesen sein, vgl. unten Kapitel VIII. 1., Regesten R 100 und R 101. 203  Nicht ganz überzeugend ist Heimpels Gleichsetzung der von Matthäus angegebenen fünf Monate, die er seinen Entwurf nicht gesehen habe, mit dem Zeitraum nach Anfang März 1403, als der Krakauer von König Ruprecht die Instruktion für eine diplomatische Gesandtschaft an die Kurie erhielt (Studien II, S. 24). Von dort reiste Matthäus frühestens Anfang Oktober wieder ab (vgl. hierzu die Regesten R 86 und R 87 zum 1. X. 1403). Rechnet man vom ungefähren Zeitpunkt seiner Rückkehr nach Heidelberg fünf Monate zurück, so ergibt sich ein Termin Ende Mai, an dem er den Entwurf zuletzt gesehen hätte. Aber wo und unter welchen Umständen? 204  So Cheneval: Rezeption, S. 263 und zuletzt Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 343 (dagegen berechtigte Kritik von Prügl: Rezension, S. 147; s. auch Wünsch: Erwiderung). 205  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 385, S. 378–380. 206  Se ń ko, in: Piotr Wysz, S. 313.

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

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in dem Matthäus von Krakau keinesfalls eine beachtenswertere Persönlichkeit gewesen ist als gegen 1405. Wir können als Folgerung festhalten, dass mit ziemlicher Sicherheit unter den gegenwärtig angenommenen Randbedingungen zumindest die Spätdatierung der Squalores als Irrtum zu bezeichnen ist. Es hat sich damit auch nicht bestätigt, was Kałuża nach seinem vermeintlichen Nachweis der Umdatierung von Squalores und Speculum aureum postuliert hat, nämlich dass man nun die Geistesgeschichte jener Jahre umschreiben müsse.207 Inhalt: Kirche, Papst, Konzil Um die Position der Squalores in der Reformdebatte zu Beginn des 15. Jahrhunderts – unmittelbar vor der Zeit der Konzilien von Pisa, Konstanz und Basel – zu beschreiben, ist ein genauerer Blick auf den Inhalt nötig. Auch wenn der Text bisher vor allem auf seine ekklesiologischen208 und konziliaristischen209 Aussagen hin untersucht worden ist, sollte man sein vorrangiges Anliegen nicht in diesen Bereichen suchen. Vielmehr handelt es sich in erster Linie um eine Schrift zur Kirchenreform, und wie bei einer Stellungnahme zu diesem Thema nicht anders zu erwarten, finden sich darin auch an etlichen Stellen Aussagen zum Kirchenverständnis ihres Verfassers. Von einer systematischen Abhandlung dieses Themas kann jedoch keine Rede sein; ebenso wenig verbirgt sich hinter den Squalores ein konziliaristisches Pamphlet. Allerdings kann man beobachten, dass die Aussageintention des Autors und die tatsächliche Rezeption der Schrift in dieser Hinsicht häufig divergieren. Matthäus beginnt seine Ausführungen mit dem drastischen Bild der Vision Moses‘ vom brennenden Dornbusch, das er auf den Klerus überträgt. Auch der geistliche Stand brenne, ohne zu vergehen – und zwar im Feuer der Sündhaftigkeit. Seltsamerweise schlage jedoch niemand Alarm, so dass auch keine Bemühungen um Schadensbegrenzung und ‑behebung erfolgen könnten; daher wolle nun Matthäus selbst die Übel beim Namen nennen. Wer nach diesem Auftakt erwarten sollte, dass nun ein revolutionäres Programm folgen würde, wird beim Weiterlesen eines Besseren belehrt. Der Traktat bekennt sich von Anfang an zum päpstlichen Primat über die Kirche, als deren Wurzel und Fundament gemäß dem Auftrag Christi in Mt 16,18–19 der Apostolische Stuhl gesehen wird. Daraus ergäben sich für diesen nun allerdings Verpflichtungen: Die römische Kurie müsse nämlich „Stifterin des Rechts, Spenderin der Sakramente, Mahnerin der Bösen, Führerin der Irrenden, Verfolgerin der Laster, Förderin 207 

Kaluza: Chronologie, S. 119. Ders.: Eklezjologia. Zur spätmittelalterlichen Ekklesiologie vgl. allgemein Swie­ ż awski: Eklezjologia bzw. Ders.: Les tribulations (französische Übersetzung des erstgenannten Werks), bes. S. 59 (in der französischen Ausgabe). 209  Wünsch: Konziliarismus und Polen, bes. S. 343 ff. Vgl. auch den umfassenden Überblick von Alberigo: Chiesa conciliare, bes. S. 68. 208 

166

III.  Heidelberg und Krakau

der Gerechtigkeit und der Tugenden, Schutz der Bedrängten, Hilfe der Armen, Aufsicht und Besserung der Zuchtlosen, Lehrerin der Irrenden, Spiegel der Sitten, Meisterin und Gehilfin alles Guten, Richtscheit für alle Taten“ sein.210 Die Wirklichkeit sehe jedoch anders aus: Gerade der vorrangigsten Pflichten wie der reductio scismaticorum, der reformatio destructuorum vel deformium sowie überhaupt der corrcectio excessuum nehme man sich in Rom mitnichten an. Entsprechend gehe es in in der Heiligen Stadt zu: Ketzer verführten ungestraft die Gläubigen, die Ordensdisziplin werde mit Füßen getreten, der Klerus lebe ungeniert im Konkubinat und huldige den Dirnen. Dazu hätten „heidnische Unsitten und teuflische[r] Götzendienst“ im ärgsten Maße um sich gegriffen, und selbst das verworfenste Subjekt werde ohne Widerspruch zu den heiligen Weihen zugelassen. Das alles werde inzwischen als so normal angesehen, dass sich jeder Kritiker nur noch lächerlich mache. Und die Kurie? Sie verbrauche ihre Kräfte in der Verwaltung des Benefizialwesens und verliere sich in dem raffinierten Geschäftsgang, den sie zu diesem Zweck ersonnen habe.211 Dabei stünden ihr solche weitgehenden Eingriffsrechte überhaupt nicht zu, sie habe sie vielmehr von den örtlichen kirchlichen Instanzen Schritt für Schritt usurpiert. Da das Geld zum Hauptargument bei der Postenvergabe geworden sei, kämen mehr und mehr Unwürdige zum Zuge, zumal die Kirchenzentrale die Qualifikation der Anwärter in Rom viel schwerer einschätzen könne als dies etwa den Bischöfen vor Ort möglich sei.212 Dass die Kurie zudem viel mehr Gnadenerweise und Exspektanzen verteile als tatsächlich Pfründen zur Verfügung stünden, wirke zersetzend auf die Einstellung der Betroffenen.213 Dem ganzen Treiben könne man durch ein einfaches Heilmittel abhelfen: „Die Pfründenvergabe müsste, wie es früher war, den Ordinarien in die Hand gegeben werden.“ Zudem solle man an den unwürdigen Pfründnern zur Abschreckung ein Beispiel statuieren, indem man sie bestrafe und aus dem Amt jage.214 Stattdessen stünden kirchliche Posten zu festen Tarifen zum Verkauf; dies, so die aus den Zeiten der gregorianischen Reform vertraute Klage, sei Simonie – und damit folgerichtig häretisch.215 Eine der bedenklichen Folgen dieses Treibens betreffe die Gelehrsamkeit: Durch die Vergabe der Pfründen an unwürdige Kandidaten 210 

Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 1, S. 65. Ebd. cap. 2, S. 64–67. 212  Ebd. cap. 3, S. 66–77. 213  Ebd. cap. 4, S. 76–85. 214  Ebd. cap. 5, S. 85–87. 215  Ebd. cap. 7, S. 90–93, vgl. Patschovsky: Refombegriff, S. 20. Eine abweichende Auffassung vertritt Kałuża: Matthäus setze Simonie nicht mit Häresie gleich, sondern vertrete eine noch radikalere Ansicht: Für ihn genüge schon der Tatbestand der Simonie, um ein Vorgehen gegen den Papst zu legitimieren (Eklezjologia, S. 90 f.). Dass Matthäus am Beginn von Kapitel 11 (S. 106 f.) von der Häresie als einer schwereren Sünde als der Simonie spricht, ist in der Tat ein bedenkenswerter Einwand, lässt sich aber vielleicht so erklären, dass er die Simonie nur in einem übertragenen Sinn – „qualitativ“ – als Ketzerei wertet; vgl. Wünsch: Konziliarimus und Polen, S. 348. 211 

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bleibe oft keine Versorgung für Gelehrte übrig, die nach ihren kostspieligen Studien auf ein ehrliches Auskommen hofften. Universitäten und Schulen würde dadurch die Substanz entzogen, und – hier ist die Klage eines Insiders zu vernehmen – man laufe Gefahr, die für die Allgemeinheit so segensreichen Wissenschaften irgendwann neu erfinden zu müssen. Ähnlich desaströs wirke der Ämterschacher auf das geistliche Leben in Kirchen und Klöstern, die oft – gegen die ursprüngliche Absicht ihrer Gründer und Stifter – als Kommenden an Kardinäle vergeben würden.216 Und schließlich die Seelsorge: Gegen Geld werde sie an „unausgebildete, manchmal völlig ungebildete und unerfahrene“ Leute verkauft, die oft genug nicht einmal des Lateinischen mächtig seien.217 Einen großen Teil seiner Schrift – die Kapitel 11 bis 15 und 19 – widmet Matthäus der Widerlegung von Einwänden, die gegen seinen Simoniebegriff vorgebracht werden könnten. Grundgedanke der Argumentation ist die Verneinung einer rein positivistischen Sichtweise des Tatbestands.218 Auch der Papst, so fährt er fort, sei in seiner Herrschaft insofern beschränkt, als diese dem Wohl der Kirche zu dienen habe. Wo sein Verhalten die Kirche schädige – und darauf laufe das kuriale Pfründensystem hinaus –, gehe er zu weit. Nun sei der Pontifex aber nur ein Bevollmächtigter der als Korporation verstandenen Kirche, und zudem müsse sein Amt von der Person getrennt betrachtet werden.219 Notfalls könne die communitas (…) tota vel hii, qui sunt et totum simul aut partes representant, also über einen schädlichen Papst richten.220 Die Begründung dieser These folgt im nächsten Kapitel anhand des Vergleichs der Kirche mit einem Konvent, dem ein verbrecherischer Abt vorstehe; es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Gedanke oder zumindest seine Ausformulierung in wesentlichen Teilen auf den juristischen Bearbeiter der Schrift zurückgeht.221 Angesichts dessen ist es übrigens auffällig, dass im Speculum aureum dieses Beispiel nicht ausgebreitet wird – ein Anhaltspunkt dafür, dass dessen Autor nicht mit dem Squalores-Bearbeiter identisch ist? Das Kirchenverständnis des Krakauers, also die Frage, wer die genannte communitas oder ihre Teile vertrete, wird an einer anderen Stelle deutlich: Es sind die Bischöfe, über die Matthäus an einer anderen Stelle sagt: „Die ganze Kirche, das heißt die Gemeinschaft der Glaubenden, die von den Bischöfen verkörpert wird, kann nicht irren“.222 Nimmt man die oben genannten Aussagen hinzu, die sich für eine Rückkehr zum Recht der Ortsbischöfe aussprechen und 216 

103.

217 

Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 9, S. 96–

Ebd. cap. 19, S. 144–147. Vgl. im Einzelnen Heimpel: Vener II, S. 718 ff. 219  Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 16–20, S. 124–151. 220  Ebd. cap. 20, S. 146–151. 221  Heimpel: Vener II, S. 724. 222  Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 3, S. 72 f. 218 

168

III.  Heidelberg und Krakau

ergänzt man sie um das Bild, das Matthäus von den Kardinälen zeichnet, wird seine ekklesiologische Konzeption deutlich: Es ist ein episkopalistischer, dezentraler Kirchenbegriff, mithin gerade das Gegenteil der erreichten Zustände, in denen eine überdimensionierte Zentrale sich ihrer usurpierten Aufgaben nicht mehr gewachsen zeigte. Von den Kardinälen und ihrer Rolle im Kirchengefüge ist in den Squalores kaum die Rede. Entsprechend gering ist offenbar das Gewicht, das der Krakauer diesem Stand einzuräumen bereit war. Die wenigen Bemerkungen, die er dem Kardinalat widmete, lassen den Purpur nicht im besten Licht erscheinen.223 So beklagt Matthäus, dass die bei der Erledigung einer Pfründe von den betreffenden Kirchen oder Klöstern zu zahlenden Taxen diesen geradezu die Lebensgrundlage raubten; und er fügt bitter hinzu: „Die ursprüngliche Absicht der Gründer und Stifter der Klöster war nicht auf den Stand der Kardinäle gerichtet, auch sind wohl die Kardinäle, an die der Apostolische Stuhl diese Einrichtungen gewöhnlich vergibt, nicht zur Leerung der Klöster erfunden worden.“ Diese Vergabe erfolge im Übrigen oft genug ohne jede seelsorgerische Verpflichtung.224 An anderer Stelle spießt er ihren Pomp und Luxus auf, zu dessen Sicherung sie nicht einmal vor wucherischen Praktiken zurückzuschrecken schienen.225 Belege wie diese – und freundlichere sucht man in den Squalores vergebens – suggerieren, dass Matthäus den Kardinälen kaum eine positiv definierte Aufgabe in der Kirche zuschrieb. Vielmehr erkannte er in ihnen die Nutznießer des entgleisten kurialen Fiskalsystems, die sich durch ihr parasitäres Verhalten am Niedergang der Kirche mitschuldig machten. Das Hauptanliegen der Squalores ist trotz aller weiteren Anklänge die Reformbedürftigkeit der ecclesia militans. Matthäus war zu der Erkenntnis gelangt, dass eine Besserung der Zustände von oben auszugehen habe: Die Weltlichkeit und den ungenierten Materialismus, denen die Spitze der Kirche, die päpstliche Kurie, ihren zwielichtigen Ruf verdankte, sah er als Krebsgeschwür, das die restliche Gesellschaft angriff. Als Instrument zur Behebung der eingerissenen Schäden wies der Krakauer auf die Abhaltung von Konzilien hin, auf welche die Kirche auf zentraler Ebene schon so lange zu ihrem Schaden verzichte. Ausdrücklich brachte er auch den Fortbestand des Schismas mit dem Verzicht auf dieses Korrektiv in Zusammenhang.226 Bei der Formulierung des Widerstandsrechts gegen den Papst blieb Matthäus jedoch im Einklang mit der in der Kanonistik herrschenden Meinung, indem er es auf den Fall erwiesener Häresie beschränkte. Auch seine Gleichsetzung von Simonie und Häresie war

223 

Vgl. Kałuża: Eklezjologia, S. 108 (mit Anm. 152). Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 9, S. 102 f. 225  Ebd. cap. 17, S. 136–139. 226  Ebd. cap. 18, S. 143 f. 224 

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

169

bereits Allgemeingut, selbst wenn ihr von extremen Papalisten vereinzelt widersprochen wurde.227 Zur Rezeption der Squalores Die Squalores sind ohne Zweifel von ihrem Entstehungsprozess an etlichen theologisch und juristisch gebildeten Lesern bekannt geworden; der Hauptautor selbst hat uns seine Bemühungen um eine Verbreitung des Textes geschildert, mit der er Stellungnahmen zu ihrer Aussagetendenz und Stichhaltigkeit sammeln wollte.228 Zwar stammt die Mehrzahl der heute bekannten Textzeugen, wie gesehen, erst aus viel späterer Zeit – wie so viele andere Schriften erlebten auch die Squalores in der Epoche des Basler Konzils einen bedeutenden handschriftlichen Vervielfältigungsschub –, dennoch kann davon ausgegangen werden, dass der Text auch in den dazwischen liegenden Jahrzehnten bekannt war, zumal interessierte Kreise mancherorts mit dem Autor selbst in Verbindung standen. Die kontroverse Aufnahme, die die Squalores in Krakau erlebten, ist das früheste, greifbarste und konkreteste Schlaglicht in diesem Rezeptionsprozess. Als der Text dort bekannt geworden war, provozierte er den Dominikanertheologen Johannes Falkenberg zu seinem oben genannten vehementen Angriff auf den ihm noch nicht namentlich bekannten Autor. Seine Kritik formulierte der Ordensmann in der Schrift De monarchia mundi, die insbesondere das Simonieverständnis und den korporativen Kirchenbegriff des Matthäus von Krakau kritisierte.229 Besonders subversiv erschienen ihm die in den Squalores dargestellten Aussagen über das konziliare Element bei der Kirchenlenkung. Obgleich die Abhaltung von Kirchenversammlungen mit korrektiven Befugnissen gegenüber dem Papsttum für Matthäus eher den Charakter eines außerordentlichen Mittels zur Behebung moralischer Notstände trugen,230 ging Falkenberg dieser Ansatz bereits zu weit. Er betonte das unantastbare Lenkungsrecht des Papsttums, dem er keine grundsätzlichen Beschränkungen zugemutet wissen wollte; folgerichtig war das Element synodaler Mitsprache mit seinem hierarchischen Kirchenverständnis nicht vereinbar. Den Primat des Papsttums zementierte Falkenberg in seiner Schrift obendrein durch die Leugnung der Gleichsetzbarkeit von Simonie und Häresie, die sich als einzige kirchenrechtliche Argumentationsweise herausgebildet hatte, aus der das Recht einer Papstabsetzung herzuleiten war.231 Matthäus reagierte auf Falkenbergs Anwürfe in ebenso origineller wie souveräner Weise.232 Offensichtlich wie schon bei der Abfassung der Squalores 227 

Vgl. Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 344–349. Matthäus von Krakau: Notificatio, in: Ders.: De praxi, hrsg. v. Seńko, S. 69. 229  Boockmann: Johannes Falkenberg, S. 135–154; vgl. oben den Abschnitt „Textkritische Fragen“, S. 147 ff. 230  Vgl. Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 349. 231  Ebd. S. 350. 232  Vgl. Heimpel: Der verketzerte Matthäus; Cheneval: Rezeption, S. 261. 228 

170

III.  Heidelberg und Krakau

von versierten Juristen sachkundig beraten, verklagte er als vermutlich erster der Ketzerei Beschuldigter überhaupt233 seinen Denunzianten wegen Ehrabschneidung auf Schadenersatz in Höhe von 20.000 Goldgulden.234 Den Vorwurf der Häresie hatte er schon in der Notificatio von sich gewiesen: Diese bestehe nach der Definition des kanonischen Rechts, so sein zentrales Argument, im beharrlichen Festhalten an einem Irrtum bezüglich der Glaubens‑ und Sittenlehre, und eine solchen Verstocktheit habe er sich nicht zuschulden kommen lassen.235 Es ist wenig wahrscheinlich, dass auf die Anklage des Falkenbergers hin tatsächlich ein Inquisitionsprozess wegen Ketzerei gegen Matthäus von Krakau angestrengt wurde. Abgesehen davon, dass er wahrscheinlich der erste Diözesanbischof seit der Mitte des 12. Jahrhunderts gewesen wäre, den man wegen eines derartigen Vorwurfs belangt hätte, machte schon seine politische Position am Hof des römischen Königs – und mithin eines besonders wichtigen Unterstützers der römischen Obödienz – den Krakauer praktisch unangreifbar.236 Zum Austrag gekommen ist allenfalls die von Matthäus selbst angestrengte Streitsache, in der er den Dominikaner auf die astronomisch hohe Entschädigungszahlung verklagt hatte und die folgerichtig nicht als Entlastungsmanöver im Rahmen eines Verfahrens gegen Matthäus selbst interpretiert werden darf. Wie die letztliche Entscheidung des päpstlichen Auditors ausgefallen ist, bleibt unklar;237 man kann jedoch davon ausgehen, dass Matthäus von Krakau die geforderte Summe nicht erhalten hat. Die exorbitante Forderung hatte er augenscheinlich nicht in Erwartung eines entsprechenden Urteils ausgesprochen, sondern vielmehr als Disziplinierungmittel, mit dem der standesbewusste Bischof unter taxierender Betonung des Rangunterschieds zu Falkenberg sich dessen Nachstellungen verbat. Mit seiner Aussage, nur ge‑ und unterstützt durch Synoden könne der Papst die Kirche befriedigend lenken, bot Matthäus späteren Autoren einen Anknüpfungspunkt für ihre konziliaristischen Stellungnahmen. In der Forschung ist er vor einigen Jahren gleichsam als Symbolfigur und als einer der „Stammväter des polnischen Konziliarismus“ dargestellt worden, aus dessen Werk die Autoren in der Zeit der Konzilien von Konstanz und Basel „einen Teil ihres Arsenals zur Untermauerung einer konziliaristischen Ekklesiologie schöpften“.238 Interessanterweise ist es jedoch trotz intensiver Sichtung der einschlägigen Publizistik 233 

Miethke: Gelehrte Ketzerei, S. 21. Dieser Vorgang ergibt sich aus den 1906 von Sommerfeldt: Vorwort, veröffentlichten Rechtfertigungsversuchen Falkenbergs. 235  Vgl. Miethke: Gelehrte Ketzerei, S. 11. 236  Ebd. S. 20; in Anm. 29 eine ausführliche Widerlegung der bislang einhelligen, doch auf Missverständnissen beruhenden Forschungsmeinung, die Belege für ein Verfahren zu erkennen glaubte. 237  Ebd. S. 21. 238  Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 344. 234 

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

171

kaum gelungen, präzise Belege für diesen Einfluss aufzuzeigen.239 Die Autoren zur Zeit der Konzilien von Konstanz und Basel, von denen die Squalores möglicherweise rezipiert worden sind, gehen nicht selten über deren ursprüngliche Aussageintention hinaus oder weichen von ihr ab. Als früher Verfechter papstloser Konzilien oder gar synodaler Superiorität über den Papst kann Matthäus jedenfalls nicht gelten; eine Retrospektive, die dies fälschlicherweise nahe legt, setzt zum einen die postulierten Nachwirkung bereits voraus und beachtet zum anderen nicht hinreichend die tatsächlichen Aussagen des Krakauers. Das Originelle an seiner Schrift ist vielmehr die pointierte und systematische Kritik am hochkirchlichen Finanzgebaren und einer päpstlichen Amtsführung, die es an der notwendigen moralischen Integrität fehlen ließ. Auf ihn folgten weitere Autoren, die etwa das päpstliche Annatensystem ins Visier nahmen: so Paulus Wladimiri (um 1370–1435 / 43), Mauritius Rvačka († nach 1424), Jakob von Paradies (ca. 1380–1464), Jan Ostroróg (um 1436–1501) und andere.240 Ein Fortwirken des Matthäus von Krakau ist bei Dietrich von Niem geltend gemacht worden sowie dort, wo man es auch am ehesten vermuten würde, nämlich bei den direkten oder mittelbaren Schülern des Krakauers und anderen, die ihn innerhalb oder außerhalb der Universität kennen gelernt hatten: Johannes Isner (um 1345–1411), Nikolaus von Pyzdry (um 1363–1424), Nikolaus Wigandi (um 1355 – um 1414), Bartholomäus von Jasło (um 1360 – um 1407), Stanislaus von Skarbimierz (um 1360–1431), Jan Štěkna (um 1355–1407), Stefan von Páleč (um 1365–1423) und dem bereits genannten Mauritius Rvačka, der – ähnlich wie Matthäus von Krakau – etwa die päpstlichen Rechtsansprüche in Schutz nahm, solange Simonie unterblieb.241 Es ist allerdings schwierig, die Übernahme konkreter Gedanken nachzuweisen, wenn ihr Urheber nicht zitiert wird; die Grenze zwischen tatsächlicher Rezeption und mehr oder weniger autonomer Formulierung zeitüblicher Gedanken dürfte in den genannten Fällen fließend sein. Die Squalores und die früheren Schriften des Matthäus Dass die Kurienkritik des Matthäus von Krakau klar erkennbare Wurzeln in seinem früheren Werk hat, ist mit Blick auf seine politischen Predigten schon vor längerer Zeit erkannt und ausgeführt worden.242 Bereits in den Predigten hatte er die Diagnose der Reformbedürftigkeit auf alle Stände, auch den weltlichen, bezogen. Sein Traktat über die Praktiken der Kurie bedeutete nun jedoch insofern einen neuen Schritt, als die Kritik radikaler als früher zum Ausdruck kam 239 

Vgl. Prügl: Rezension, S. 147. Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 344 f. Die Reihe wird dort sogar bis ins 18. Jahrhundert fortgeführt. 241  Ebd. S. 350. 242  Vgl. Kału ż a: Eklezjologia, S. 70–80. 240 

172

III.  Heidelberg und Krakau

und sich nunmehr vorrangig auf die höchste Hierarchieebene einschoss.243 Wenn man so will, nahm der ursprünglich eher seelsorgerische Impetus des Krakauers, bedingt durch die zunehmende Prominenz seiner Adressaten, immer politischere Züge an, jedoch ohne sich ganz von seinen pastoralen Wurzeln zu lösen. Die werkimmanente Entwicklung, die auf das Thema Pfründenschacher hinläuft, ist indessen nicht auf die Predigten beschränkt. Eine weitere in diesem Zusammenhang wichtige Vorstufe der Squalores ist Matthäus’ ein Jahrzehnt zuvor abgefasste Schrift De contractibus, die dem rechtschaffenen Geschäft und dem gerechten Besitz gewidmet ist.244 Zwar decken sich die darin enthaltenen Ausführungen nicht direkt mit jenen in den Squalores, dafür berühren sie einander aber an der Demarkationslinie, die in De contractibus als Grenzscheide zwischen Rechtem und Falschem gezogen wird, und insbesondere an den Stellen, die von geistlichen Gütern und ihrer Verkäuflichkeit handeln. Der Wirtschaftstraktat manifestiert lange vor der Entstehung der Squalores das Interesse seines Autors an sozialen Fragestellungen sowie an der ethischen Gebundenheit des Umgangs mit dem Eigentum, das in der jüngeren Schrift aus einem anderen Blickwinkel heraus zur Geltung kommt. Dass Spiritualien nicht verkäuflich sind, weist Matthäus in den Squalores durch den Gedanken nach, dass die Verkäuflichkeit einer Sache an die Voraussetzung gebunden sei, dass sie sich im Wert abschätzen lasse; ganz ähnlich hatte er schon in De contractibus argumentiert. Auch die im Folgenden anklingende Differenzierung der materiellen und spirituellen Natur der geistlichen Güter klingt bereits in der früheren Schrift an. Das gleiche gilt schließlich für die Frage, inwieweit Predigern Gaben zur Bestreitung ihres Unterhalts dargereicht werden sollen.245 Die verbreitete Argumentation, nach der die Entrichtung einer Gegenleistung an die Kurie für eine Provision keine Verpflichtung aus einem Kaufvertrag, sondern eine spontane Freundschaftsgabe sei, wird in den Squalores mit bitterem Sarkasmus, aber wiederum in Anlehnung an Aussagen in De contractibus widerlegt. Dort hatte Matthäus den Gläubigen empfohlen, sich dadurch vom Verdacht der Simonie zu salvieren, dass sie ihre Remunerationen an Geistliche nicht wie Gegenleistungen für religiöse Handlungen, sondern gleichsam als Geschenke darreichen sollten.246 Es kann nicht geleugnet werden, dass die früheren Aussagen aus den Predigten oder aus De contractibus von der Stoffbehandlung in De squaloribus noch eine 243  Wünsch: Konziliarismus und Polen, S. 343, betrachtet die chronologisch erheblich auseinander liegenden Aussagen synchronisch, was die Gefahr birgt, die erkennbare Fortentwicklung der Argumentation nicht genügend zu würdigen. Die von ihm zitierte Predigt stammt nicht aus dem Advent 1394, sondern von 1385 und entstand somit fast zwei Jahrzehnte vor den Squalores. 244  S. oben Kapitel II. 7. 245  Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 13 (S. 114– 119); vgl. Ders.: De contractibus, hrsg. v. Nuding, I. 12 (S. 76) und II. 3. 13 (bes. S. 147). 246  Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 19 (S. 142– 145); vgl. Ders.: De contractibus, hrsg. v. Nuding, I. 6 (S. 64).

III. 3.  Kurienkritik und Kirchenverständnis: ‚De squaloribus‘

173

weite Strecke entfernt sind, dass das Hauptwerk in zuvor bei Matthäus nicht erkennbare inhaltliche Dimensionen vorstößt und damit im Ganzen etwas Neuartiges darstellt. Sicher ist jedoch auch, dass man bereits seit den 1380er Jahren, zwei Jahrzehnte vor der Abfassung von De squaloribus, deutlich die Fäden verfolgen kann, aus denen Teile dieser Schrift gestrickt sind. Sicherlich lagen dem Traktat auch äußere Anregungen und Einflüsse zugrunde, doch das Interesse an seinem Thema scheint, wie die werkimmanenten Bezugspunkte zeigen, über lange Zeit in Matthäus gereift zu sein.247

247  Derartige Entwicklungslinien sind freilich nur selten in solcher Klarheit zu erkennen. Matthäus’ übrige frühere Werke haben entsprechend ihrer thematischen Orientierung kaum Berührungspunkte mit den Squalores.

IV.  Karriere in der Kirche IV. 1.  Pfründenbesitz und Einkünfte Die vorstehenden Betrachtungen werfen die Frage auf, wie es um den Wirklichkeitsbezug von Matthäus’ Aussagen in den Squalores hinsichtlich seiner eigenen Biographie bestellt ist. Immerhin hat der scharfzüngige Kritiker des kurialen Pfründenwesens innerhalb des so gescholtenen Systems eine steile Karriere gemacht, die ihn sogar in die höchsten Ränge der Kirchenhierarchie aufsteigen ließ. Haben wir es bei der kritischen Einstellung gegen die Praxis der Pfründenvergabe mit dem bloßen Lippenbekenntnis eines Aufsteigers zu tun, der in Wirklichkeit von den angeblich missliebigen Zuständen sattsam profitiert hat? Da eine abschließende Betrachtung der Pfründenkarriere unseres Theologen noch nicht vorliegt, sind die ermittelbaren Fakten an dieser Stelle kurz zusammenzutragen. Die ersten Versorgungsressourcen eröffneten sich dem Krakauer während seines Theologiestudiums als Angehörigem des Prager Karlskollegs. Im Jahr 1378 ist er als dessen Propst belegt. Spätestens 1381, noch vor seiner Promotion zum Magister der Theologie, besetzte er ein Kanonikat des Allerheiligenstifts auf der Prager Burg, das er noch im Sommer 1396 innehatte, als er längst in Heidelberg weilte. Im August 1387 firmierte er außer als Kanoniker an Allerheiligen auch als Stiftspropst von St. Ägidius in Breslau. Die letztgenannte Würde tauschte er im Oktober 1392 gegen die Plebanspfründe an der Prager Teynkirche. Bereits im Frühjahr 1395, mittlerweile im Weggang aus Böhmen begriffen, reichte er die Pfarrstelle auf die gleiche Weise weiter und erhielt dafür den Sigismund-Altar in der Pfarrkirche von Zittau. Hatte Matthäus schon zu seiner Prager Zeit nicht darben müssen, so öffnete sich mit seiner Übersiedelung nach Heidelberg das Füllhorn finanzieller Segnungen noch weiter. Die Kontakte zur Pfalzgrafschaft scheinen ihm den  

Vgl. Winter: Frühhumanismus, S. 157. Die bislang ausführlichste Zusammenstellung findet sich bei Fouquet: Speyerer Domkapitel II, S. 409 f.   Nová č ek: Několik lístin, Nr. 6, S. 14; Soudní akta I, hrsg. v. Tadra, S. 293.   Tadra: Příspěvky, S. 297 f.   Monumenta Vaticana V / 1, hrsg. v. Krofta, S. 561.   Album seu matricula facultatis iuridicae, S. 288 f.   Libri confirmationum V, hrsg. v. Tingl, S. 142 f.   Regesta Bohemiae et Moraviae I, hrsg. v. Jenšovská, S. 1099 f.  

IV. 1.  Pfründenbesitz und Einkünfte

175

Johannes-Altar im Spital von Bamberg eingetragen zu haben. Im März 1395 kam es überdies zu den bereits geschilderten Grundstückskäufen in der Nähe von Amberg, hinter denen Matthäus’ lukrative neue Kontakte in die Kurpfalz sichtbar werden.10 Acht Tage später wurde der Neuankömmling von Ruprecht II. als Hofkleriker und Theologieprofessor mit einem Jahresgehalt von 150 Gulden angestellt, das aus kurpfälzischen Rheinzöllen und den der Heidelberger Universität inkorporierten Pfarreien Altdorf und Lauda bestritten werden sollte.11 Als Zusatzeinkommen, das nicht mit einer Pfründe verbunden war, stellte darüber hinaus der Krakauer Rat Matthäus 1397 einen jährlichen Zins von 40 Mark in Aussicht.12 1398 tritt der Theologe zudem als Domherr zu Speyer,13 seit 1401 auch als Domherr zu Worms14 in Erscheinung. Wie aus dem Supplikenrotulus der Heidelberger Universität an Bonifaz IX. vom Oktober 1401 bekannt ist, besaß Matthäus zu diesem Zeitpunkt drei Benefizien ad cautelam, für die er sich päpstliche Dispens erbat.15 Noch einige Wochen später stritt er um eine Domherrenstelle in Breslau, die er auch tatsächlich erhalten zu haben scheint.16 Als er im Sommer 1405 zum Wormser Bischof aufstieg, war er demnach Inhaber einer ganzen Anzahl von Pfründen. Verbürgt ist, dass er aus diesem Anlass von denjenigen in Bamberg, Breslau und Speyer resignierte, was freilich nicht bedeuten muss, dass er die übrigen zum fraglichen Zeitpunkt nicht mehr innegehabt hätte. Sein königlicher Herr hat die Einbußen, die aus der Aufgabe der Pfründen entstanden, großzügig aufgefangen, indem er Matthäus im September 1405 Einnahmen aus dem Mannheimer Rheinzoll überschrieb.17 Außer im Fall der strittigen Domherrenstelle in Breslau scheint der Krakauer im Laufe seines Lebens noch häufiger in Pfründenhändel verwickelt gewesen sein. So prozessierte er bereits 1385, als junger Prager Professor, um die Breslauer Domkustodie. In dem überaus verwickelten und sich verkomplizierenden Fall, dessen Wendungen für den heutigen Betrachter teilweise eine geradezu   

Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4200, S. 302. S. oben Kapitel III. 1. Edition in Kapitel VIII. 3. 1. als Text Nr. 2; vgl. Regest R 42 zum 19. III. 1395. Die Güter, die nicht von den Pfalzgrafen zu Lehen gingen, hat Matthäus Anfang 1403 weiterverkauft, vgl. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 4 nebst Regest R 79 zum 30. I. 1403. 11   Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 38, S. 60 f. 12  Najstarsze księgi i rachunki, hrsg. v. Piekosi ń ski / Szujski, Teil 2, S. 168, s. oben Kapitel III. 2. 13  Fouquet: Speyerer Domkapitel II, S. 409 f. 14  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 313, S. 326. 15  Ebd. S. 523. 16  Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1049; Acta summorum pontificum I, hrsg. v. Eršil, 92 f.; möglicherweise liegt jeoch eine Verwechslung mit der Wormser Pfründe vor, vgl. Regest R 102 zum 21. VI. 1405. 17  S. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 10. Angesichts der schwierigen Lage des Wormser Hochstifts bei Matthäus’ Amtsantritt werden die Bezüge des Bischofs nicht allzu sprudelnd geflossen sein. Kurz nach seiner Amtsübernahme wurde Matthäus vom Papst die Erhebung eines servitium caritativum gestattet, vgl. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1287. 10 

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IV.  Karriere in der Kirche

tragikomische Note haben, zankte sich eine Vielzahl von Geistlichen aller möglichen Hierarchiestufen, darunter ein Kardinal, um mehrere zu vergebende Benefizien. Fragmente aus dem Pergament eines langen Notariatsinstruments, das die in diesem Zusammenhang erfolgten Vorladungen und Zeugenvernehmungen von Anfang 1385 wiedergab, genügten später einem Kollegen des Matthäus, dem künftigen Krakauer Professor Johannes Isner, um damit mehrere der Handschriften seiner heute in Krakau überlieferten Privatbibliothek einbinden zu lassen.18 Es dürfte kein gewagter Schluss sein, derartige Erfahrungen, die Matthäus mit der Praxis der kurialen Pfründenvergabe machen musste, als einen der Ausgangspunkte seiner literarischen Auseinandersetzung mit den einschlägigen Ärgernissen zu benennen. Auch die in De squaloribus aufscheinenden Einblicke in den Geschäftsgang der Kurie, die die ältere Forschung dazu veranlassten, den (Mit‑)Verfasser des Textes am päpstlichen Hof zu suchen, hat er sicher zumindest teilweise in solchen Zusammenhängen erworben. Dabei müssen die Rangeleien um eine angemessene Versorgung mit Kirchengut auf den jungen Gelehrten umso ernüchternder gewirkt haben, als er gerade diesem Vermögen eine besondere Verpflichtung auf die Förderung und Bewahrung der Wissenschaft beimaß. Wie aus Matthäus’ Predigten und den Squalores ersichtlich wird, wurzelten für ihn die Missstände des kirchlichen Lebens nicht zuletzt in einer mangelhaften intellektuellen Qualifikation des Klerus. Aus eigener Erfahrung konnte er sagen, dass allzu oft der berechtigte Versorgungsanspruch insbesondere der universitären Wissenschaft unbefriedigt gelassen und dadurch einem kultivierten und vorbildlich ausgebildeten Priestertum zugunsten unwürdiger Parasiten die materielle Grundlage entzogen wurde.19 Auch wenn Matthäus’ Rivale Johannes Falkenberg auf diesen Befund mit dem Seitenhieb reagierte, ganz so schlimm könnten die Zustände doch nicht sein, denn immerhin sei es ja schon vorgekommen, dass selbst ein einfacher Theologe ob seiner Verdienste die Bischofswürde erhalten habe,20 wird man Matthäus zugestehen, dass seine Analyse bei aller Parteilichkeit die allgemeine Situation treffender erfasst hat. In dem Standesbewusstsein als Gelehrter, das Matthäus beispielsweise zu seiner exorbitanten Schmerzensgeldforderung gegen Falkenberg veranlasste, ist der Schlüssel zur Deutung seiner Pfründenkarriere zu suchen. Für den Krakauer war es keinesfalls ein Widerspruch zu seinen schriftlich niedergelegten Aussagen, dass er sich in der Praxis am bestehenden System bereicherte. Er ging davon aus, dass er und seinesgleichen als Repräsentanten einer dem Gemeinwesen förderlichen akademischen Elite einen Anspruch auf eine derartige Versorgung 18  S. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 1. Zu Isners Codices s. Zathey u. a.: Historia Biblioteki Jagiellońskiej I, S. 43–60. 19  S. besonders Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 9, S. 96–103; vgl. oben Kapitel II. 4. 2. und III. 3. 20  Boockmann: Johannes Falkenberg, S. 144.

IV. 2.  Bischof von Worms

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hätten. Solche Gedanken waren bereits allgemein gefasst in De contractibus21 und verschiedentlich in den politischen Predigten angeklungen. In ihnen wurde explizit auf den akademischen Stand Bezug genommen – ähnlich wie später in den Squalores. In dieser Hinsicht blieb Matthäus seinen Ansichten unbestreitbar langfristig treu.

IV. 2.  Bischof von Worms Im Sommer 1405 wurde dem mittlerweile über 60-jährigen Matthäus eine Ehre zuteil, die einem Mann seiner Herkunft nur unter besonderen Bedingungen widerfahren konnte: Der bürgerliche Gelehrte stieg zum Bischof von Worms22 und damit in den geistlichen Fürstenstand auf. Sicherlich brachte er eine Reihe guter Eigenschaften mit, die ihn für ein solches Amt qualifizierten und die nicht zuletzt er selbst von einem guten Kirchenmann einzufordern pflegte. Im realpolitischen Alltag kam es jedoch bei der Neubesetzung eines Bistums allenfalls am Rande auf derartige Qualitäten an. Wenn ein Mann wie Matthäus zu einer solchen Würde berufen wurde, obwohl er sich nicht auf eine potente Familie oder gar auf ein eigenes Territorium stützen konnte, dann bedurfte es dazu eines mächtigen Fürsprechers. Tatsächlich verdankte der Krakauer seine Provision keinem anderen als König Ruprecht,23 und der Wormser Stuhl sollte auch nicht die letzte Karrierestufe sein, die er als Vertrauter des Herrschers mit dessen Unterstützung erklomm. Noch vor ihrem Aufstieg zur Königswürde hatten die rheinischen Pfalzgrafen im Zuge der Ausdehnung und Konsolidierung ihrer Herrschaft Einfluss in den Bistümern der nächsten Umgebung – Worms und Speyer – zu gewinnen vermocht. Den beiden alten, relativ kleinen Diözesen fehlten zunehmend die eigenen Ressourcen, um ihre Stellung gegenüber dem aufstrebenden Kurfürstentum behaupten zu können.24 Das Speyerer Hochstift geriet seit dem Ausbruch des Großen Schismas verstärkt in den Sog der Pfalzgrafen, die 1381 die Provision ihres Kanzlers Nikolaus von Wiesbaden25 durchsetzen konnten.26 Im Anschluss an dessen Pontifikat gelang es den Wittelsbachern 1396, mit Raban von Helmstatt, dem kurfürstlichen und später königlichen Kanzler,27 wiederum einen 21 

Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Nuding, II. 2. 15. Zum Wormser Bistum vgl. Keilmann: Bistum; Schaab: Diözese Worms; Seiler: Hochstift. 23  Ruprecht selbst gab in einer Urkunde ausdrücklich an, Matthäus das Bistum verschafft zu haben, s. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 10 (21. IX. 1405). 24  Vgl. Gerlich: Nikolaus von Wiesbaden, S. 13f.; Voltmer: Von der Bischofsstadt, bes. S. 345. 25  Gerlich: Nikolaus von Wiesbaden. Ammerich: Nikolaus von Wiesbaden. 26  Keilmann: Bistum, S. 118 f.; Kummer: Bischofswahlen, S. 122 f. 27  Ammerich: Raban; Moraw: Kanzlei, S. 453–469. 22 

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IV.  Karriere in der Kirche

ihrer niederadligen Vasallen als Bischof zu installieren.28 Im Falle des Wormser Bistums setzte die Vereinnahmung durch die Pfälzer noch eher ein; die Wurzeln dieser Entwicklung reichen weit in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zurück.29 Verschiedene sich überlagernde Konflikte führten in Worms mit der Zeit zu einer weitgehenden Erosion der bischöflichen Macht. Die Pfalzgrafschaft war dabei nur eine der politischen Kräfte, zwischen denen die Bischöfe zu lavieren hatten. Ihre Autorität litt einerseits unter den Rangeleien zwischen Domkapitel und Papst um das Provisionsrecht, andererseits unter dem selbstbewussten Auftreten der Wormser Bürgerschaft: Je nach den Hintergründen ihrer Wahl war schon das Verhältnis der Bischöfe zum örtlichen Klerus nicht in jedem Falle ungetrübt; insbesondere aber lähmten die immer wieder eskalierenden Konflikte zwischen Geistlichkeit und Bürgern die Kräfte des Hochstifts direkt in seinem Zentrum. Um die Zustände, die der Krakauer bei seinem Amtsantritt vorfand, verstehen zu können, ist es erforderlich, einen Blick auf die Entwicklung der vorhergehenden Jahrzehnte zu werfen.30 Seit dem Investiturstreit oblag die Wahl eines neuen Bischofs in Worms wie auch anderswo zunächst theoretisch dem örtlichen Klerus und Volk, wobei der Wählerkreis sich allmählich auf das Domkapitel beschränkte. Die Päpste verstanden es jedoch im Verlauf des späteren Mittelalters, diese Kompetenz zu ihren Gunsten einzuschränken, indem sie beanspruchten, unter bestimmten Bedingungen die Bischofsstühle – wie darüber hinaus auch andere Pfründen – aus eigener Machtfülle besetzen zu können.31 Seit dem Beginn des 14. Jahrhunderts wurde das Wormser Hochstift verstärkt zum Spielball kurialer Politik.32 So entspann sich um die Durchsetzung des päpstlichen Kandidaten Salmann33 als Nachfolger des 1329 verstorbenen Bischofs Cuno von Schöneck ein bis in die vierziger Jahre hinein währender Konflikt, der bald Züge eines Stellvertreterkrieges zwischen Papst und Kaiser annahm und die wirtschaftliche Kraft des Bistums zerrüttete.34 Von der Schwäche des Hochstifts profitierten die benachbarten Territorialherren, allen voran Pfalzgraf Ruprecht I., der den Wormser Klerus in eine weitgehende Abhängigkeit zwang und damit auch der bischöflichen Politik für die Zukunft ihre Grenzen aufzeigte: Vom Domkapitel ließ er sich 1349 garantieren, dass es keinen Bischof mehr zulassen dürfe, der sich nicht verpflichtete, von seinen

28  Zur Vorgeschichte s. Gerlich: Habsburg – Luxemburg – Wittelsbach, S. 104. Kummer: Bischofswahlen, S. 123. 29  Keilmann: Bistum, S. 90 ff. 30  Zum längerfristigen Hintergrund vgl. Zotz: Bischöfliche Herrschaft. 31  Vgl. Feine: Kirchliche Rechtsgeschichte, S. 380 ff.; Kummer: Bischofswahlen, S. 1– 12. 32  Vgl. Keilmann: Bistum, S. 88 ff. 33  Keilmann: Salmann Cleman. 34  Keilmann: Bistum, S. 92–97.

IV. 2.  Bischof von Worms

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Festungen aus die Pfalz nicht zu schädigen. Gleichzeitig schwang Ruprecht sich zum Schutzherren des Domstifts auf.35 Ähnlich wie der konfliktreiche Beginn stand auch das traurige Ende von Salmanns Pontifikat, in dessen Verlauf das geistliche Leben in seiner Diözese weitgehend zum Erliegen kam, im Zeichen päpstlichen Eingreifens: Innozenz VI. sah sich angesichts der manifesten Missstände veranlasst, für das Wormser Bistum 1258 / 59 vom Mainzer Erzbischof einen Koadjutor ernennen zu lassen. Salmann trat daraufhin von seinem Amt zurück, ehe er wenig später verstarb.36 Der Papst machte sich nun die Geschicke der heruntergewirtschafteten Wormser Kirche persönlich zu eigen, versuchte, auf die Restitution ihrer entfremdeten Güter hinzuwirken, unterstützte den Koadjutor, Dietrich Beyer von Boppard,37 nach Kräften und ernannte ihn kurz nach der Resignation Bischof Salmanns aus eigener Machtfülle zu dessen Nachfolger. Das Domkapitel konnte von seinem Wahlrecht keinen Gebrauch machen und wurde nur nachträglich über die Ernennung informiert. Hatte sich damit die päpstliche Einflussnahme auf die Besetzung des Wormser Stuhls zu bisher ungekannter Tragweite entfaltet, so wurde gleich beim Amtsantritt des neuen Bischofs deutlich, wie sehr sich inzwischen die Pfalzgrafschaft als örtlicher Machtfaktor etabliert hatte: Das Domkapitel veranlasste Dietrich umgehend, seinen zehn Jahre eher ergangenen Beschluss zu bestätigen, wonach er als Bischof von Schädigungen der Wittelsbacher abzusehen habe. Dietrich, der sich somit von Anfang an der Einflussnahme seiner Nachbarn und alsbald auch eskalierenden Konflikten mit der Wormser Bürgerschaft gegenüber sah, versuchte mit bescheidenem Erfolg, durch eine enge Anlehnung an Kaiser und Papst Handlungsspielraum zu gewinnen. Als der Wormser Stuhl durch die Versetzung Dietrichs an die Spitze des Bistums Metz 1365 neuerlich vakant war, wurde das Domkapitel wieder nicht an der Auswahl des Nachfolgers beteiligt. Stattdessen ernannte Papst Urban V. den vormaligen Kulmer bzw. Hildesheimer Bischof Johannes Schadland,38 der sich wie schon sein Vorgänger zum Zeitpunkt der Provision an der Kurie aufhielt.39 Unter dem Pontifikat Schadlands, der sich nicht im gleichen Maße wie noch Dietrich auf die Unterstützung durch Papst und Kaiser stützen konnte, vermochte die Pfalzgrafschaft ihren Einfluss in Worms weiter auszubauen. Ruprecht II. war Anfang 1366 als Schlichter zwischen Bischof und Bürgerschaft am Abschluss der so genannten vierten Rachtung beteiligt, und Ruprecht I. dehnte seine Gerichtsrechte auf Wormser Besitzungen aus, bis ihn nach Klagen des geschädigten Bischofs Kaiser Karl IV. zur Ordnung rief. Als Schadland im Jahr darauf von 35 

Ebd. S. 97; Regesten der Pfalzgrafen I, bearb. v. Koch / Wille, Nr. 2627 f., S. 159. Keilmann: Bistum, S. 101. 37  Keilmann / Parisse: Dietrich (Thierry). 38  Nadolny u. a.: Johannes Schadland, S. 25. 39  Keilmann: Bistum, S. 104–106. 36 

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IV.  Karriere in der Kirche

der Kurie die unglückliche Aufgabe eines Zehntkollektors aufgebürdet wurde, geriet er über seine bestehenden Schwierigkeiten hinaus auch in Frontstellung zu den Wormser Stiftern, die sich nun dem Schutz der Wittelsbacher unterstellten. Durch einen geschickt ausgenutzten Handstreich gelangten die Pfälzer außerdem in den pfandweisen Besitz einer Hälfte des bei Heidelberg gelegenen wormsischen Städtchens Ladenburg, wonach sie den Bischof zwangen, seine Botmäßigkeitserklärung gegenüber der Pfalzgrafschaft auf diesen Ort auszudehnen. Johannes war seiner Probleme im Wormser Bistum bald leid und ließ sich 1371 von Papst Gregor XI. nach Augsburg versetzen.40 Waren die drei glücklosen Bischöfe Salmann, Dietrich und Johannes allesamt durch päpstliche Provision ins Amt gelangt, so konnte der nächste Wormser Oberhirte und direkte Vorgänger des Matthäus von Krakau, Eckard von Ders (1371–1405),41 sich wieder auf die Wahl des Domkapitels berufen. Dessen Wahlrecht war inzwischen jedoch so erschüttert, dass Gregor XI. den bereits Gewählten seinerseits noch einmal providierte, um den päpstlichen Anspruch auf die Besetzung des Bistums zu unterstreichen.42 Auch Eckard musste zu Beginn seines Pontifikats Ruprecht I. in der 1349 geregelten Form Friedfertigkeit versprechen; noch zuvor hatte er jedoch als eine seiner ersten Amtshandlungen der Wormser Bürgerschaft ihre Privilegien bestätigt, wie dies schon sein Vorgänger nach Abschluss eines Vergleichs, der sogenannten vierten Rachtung, getan hatte.43 An den Einzelheiten einer Bestimmung dieses Vertrages entzündete sich 1384 ein heftiger Konflikt zwischen dem Stiftsklerus und der Bürgerschaft. Die Städter hatten von König Wenzel die Erlaubnis erhalten, das Weinmaß zu verringern, um so die Steuereinnahmen zu steigern. Die Geistlichkeit, deren Wein abgesehen vom Eigenverbrauch ebenfalls der städtischen Besteuerung unterlag, weigerte sich im Verbund mit Bischof Eckard, den ungünstigeren Berechnungsmodus zu akzeptieren, und erhielt dabei sowohl von Wenzel als auch vom Pfalzgrafen Rückendeckung. Im Verlauf des Konflikts wurden die Stiftskleriker aus der Stadt vertrieben. Als Eckard beim König die Verurteilung der Bürger zu einer enormen Geldstrafe erwirkte, kam es zu pogromartigen Ausschreitungen gegen die Geistlichkeit. Der Bischof sah sich zur Rettung seiner gefährdeten Rechte gezwungen, vollends – und nicht nur in politischer Hinsicht – die Nähe zur Pfalzgrafschaft zu suchen. Aus seiner Residenz verdrängt, musste er in das erwähnte Ladenburg unweit von Heidelberg ausweichen, wo er den größten 40  Keilmann: Bistum, S. 108–112. Zu Ladenburg als Ausweichresidenz der Wormser Bischöfe Schaab: Ladenburg; zur Stadtgeschichte: Probst (Hrsg.): Ladenburg. 41  Keilmann: Eckard von Ders. 42  Der Papst konnte das Wormser Bistum aufgrund der von ihm verfügten Versetzung Johanns als an der Kurie erledigt betrachten – ein Fall, für den das päpstliche Provisionsrecht sich etabliert hatte, vgl. Kummer: Bischofswahlen, S. 5 f., 139. 43  Keilmann: Bistum, S. 113.

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Teil seines Pontifikats verbrachte.44 Der Aufenthalt in diesem Wormser Nebensitz, über den formell seit 1385 ein Kondominat zwischen dem Bistum und der Pfalz bestand, der jedoch faktisch mit Ausnahme des Bischofshofs pfälzisch dominiert war, macht die Unterordnung des Hochstifts unter die Pfalzgrafschaft besonders augenfällig.45 Von Ladenburg aus führte Eckard Klage bei der römischen Kurie und setzte 1386 die Verhängung des Interdikts über das u. a. vom Rheinischen Städtebund unterstützte Worms durch. Nur wenig später wurde unter maßgeblicher Mitwirkung Ruprechts III. ein befristeter Kompromiss, die fünfte Rachtung, geschlossen. Sie erlaubte den Geistlichen den Ausschank ihres Weines nach altem Maß jährlich von Ostern an für die Dauer von sieben Wochen. Obwohl diese Abmachung 1392 noch einmal verlängert wurde, sollte sich freilich auch sie nicht als dauerhaft tragfähig erweisen.46 Um die Wende zum 15. Jahrhundert brachen die eher vertagten als entschärften Spannungen fast zwangsläufig von neuem aus. In dem Bewusstsein, sich aus eigener Kraft nicht mehr gegen die Gemeinde behaupten zu können, trug sich der greise Eckard spätestens seit 1400 mit dem Gedanken, die bischöflichen Rechte in Worms an Kurfürst / König Ruprecht abzutreten;47 als Entschädigung war eine jährliche Zahlung aus kurpfälzischen Zolleinnahmen im Gespräch. 1404 steuerte die Krise einem weiteren Höhepunkt entgegen: Nachdem das Domkapitel Bischof Eckard als Reaktion auf Forderungen der Bürgerschaft zur Verhängung des Interdikts bewogen hatte, verließ der Wormser Klerus bis auf wenige Ausnahmen die Stadt. Der Rat behalf sich daraufhin mit der Berufung auswärtiger Priester.48 Als Eckard am 14. Mai 1405 hochbetagt starb, war die Nachfolge in dem zerrütteten Bistum schnell geregelt: König Ruprecht wünschte und setzte durch, dass Matthäus von Krakau den vakanten Hirtenstuhl übernahm. Allem Anschein nach hatte er in dieser Sache mit der römischen Kurie noch zu Lebzeiten Eckards Fühlung aufgenommen, was angesichts von dessen Alter immerhin nahelag. Papst Innozenz VII. ließ später verlauten, er habe noch vor Eintritt der Vakanz die Ernennung des neuen Bischofs „für diesmal“ (ea vice) dem Apostolischen Stuhl reserviert.49 Nach den über siebzigjährigen Wirren war das Bistum faktisch zu einer vornehmen Pfründe abgesunken, über welche die Pfalzgrafen gleichsam das Patronatsrecht ausübten. Der römische Papst, mit dessen Hilfe sich die wittelsbachischen Kandidaten nötigenfalls durchsetzen ließen, war infolge der politischen Rahmenbedingungen im Schisma auf den Heidelberger Hof mittlerweile zumindest so stark angewiesen, dass er es sich kaum leisten konnte, das 44 

Probst, in: Ders. (Hrsg.): Ladenburg, S. 352. Vgl. Schaab: Geschichte der Kurpfalz I, S. 108 f. 46  Keilmann: Bistum, S. 115 f., 121. 47  Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 247. 48  Keilmann: Bistum, S. 121 f. 49  S. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 6. Vgl. Kummer: Bischofswahlen, S. 7. 45 

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wechselseitige Verhältnis durch eine ungnädige Behandlung solcher Personalien zu kompromittieren. Offensichtlich hat der König Matthäus gezielt für das Wormser Bistum vorgesehen, obwohl unter den Männern seines Gefolges der Krakauer seinerzeit nicht der einzige war, der ihm als Kandidat für ein solches Amt vorschwebte: Als sich wenige Monate zuvor das Gerücht verbreitet hatte, Konrad von Soltau,50 der Bischof von Verden und als solcher zwar nicht direkt eine Kreatur Ruprechts, aber doch von diesem abhängig, sei gestorben, hatte der Wittelsbacher dem Papst seinen Protonotar Ulrich von Albeck als Nachfolger anempfohlen.51 Zwar stellte die Todesnachricht sich bald als falsch heraus, doch verschwand Ulrichs Kandidatur dennoch nicht völlig von der politischen Tagesordnung: Als Konrad von Soltau zwei Jahre später tatsächlich das Zeitliche segnete, kam der pfalzgräfliche Protonotar doch noch in Verden zum Zug. Auch wenn Ruprecht sich nach Kräften bemühte, die Diözese im königsfernen Norden gleichfalls seiner Einflusssphäre einzugliedern, so musste ihm doch aus guten Gründen die Besetzung seines rheinisches Heimatbistums um einiges bedeutungsvoller erscheinen. Als die Vakanz des Wormser Stuhls eintrat, könnte Matthäus von Krakau sich bereits in diplomatischer Mission in Italien befunden haben. Eine ganze Anzahl von Heidelberger Gesandten war im März 1405 an die römische Kurie aufgebrochen, zum einen um Innozenz VII. einen Supplikenrotulus der Heidelberger Universität zu überbringen, zum anderen um im Namen König Ruprechts Fragen der Kirchenpolitik mit dem Papst zu erörtern.52 Allem Anschein nach gehörte Matthäus zu der königlichen Delegation, die letzteres Ziel verfolgte. Zwei Wochen nach dem Tod Eckards von Ders meldeten die Rotulusgesandten aus Rom, dass der Krakauer in Viterbo erwartet werde.53 Die Einzelheiten seines Itinerars sind in diesem Zeitraum nicht sicher; der Gang nach Viterbo hatte offensichtlich mit einem geplanten Ausweichen des Papstes dorthin zu tun.54 Die Gespräche, die von den Heidelbergern mit Innozenz geführt wurden, drehten sich um das Vorgehen in der Kirchenpolitik. Der Papstwechsel nach dem Tod Bonifaz’ IX. im Herbst 1404 hatte die Konsultationen zwischen dem König und dem neuen Pontifex notwendig gemacht.55 Bei der Erörterung der Kirchenfrage ging es freilich nicht nur um globale Strategien, sondern auch um 50 

Vogtherr: Konrad von Soltau; Brandt: Universität. Sommerfeldt: Verhandlungen, S. 31. Zur Person Vogtherr/Kronthaler: Ulrich. 52  Ebd. S. 31 f.; Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 381, S. 373 f. 53  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 385, S. 378–380. 54  Ebd. Die schwer verständliche Passage ist wohl so zu deuten, dass die Gesandten zum fraglichen Zeitpunkt nicht genau wussten, wo Matthäus sich aufhielt. Sie selbst befanden sich in Rom, ihre Begleiter hielten sich in Viterbo auf, um den Krakauer dort gegebenfalls in Empfang zu nehmen. Papst Innozenz VII. hatte die Absicht geäußert, sich von Rom nach Viterbo zu begeben, seine Entscheidung dann aber revidiert. Von diesem Sinneswandel hatte Matthäus wahrscheinlich noch keine Kenntnis. 55  Sommerfeldt: Verhandlungen, S. 30. 51 

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sehr handfeste Details wie just die Neubesetzung des wittelsbachischen Hausbistums in Worms. Die Personalie wurde allem Anschein nach recht zügig an Ort und Stelle zwischen dem Papst und den königlichen Gesandten geregelt. Von einer Mitwirkung des Wormser Domkapitels, die manche für wahrscheinlich hielten,56 erfahren wir aus der Bulle, mit der Innozenz VII. am 19. Juni die Provision des Krakauers bekanntgab, nichts.57 Zwei Tage später leistete dieser gegenüber Kardinal Oddo Colonna den Treueid. Er erhielt das Recht, seinen Konsekrator frei zu wählen, erklärte den Verzicht auf seine niederkirchlichen Pfründen und versprach die Zahlung der Servitien. Am 27. Juni fand die Bischofsweihe statt, am folgenden Tag leistete der von Matthäus beauftragte Prokurator Rutherus Balhorn58 die versprochenen Zahlungen.59 Bald darauf brach der Krakauer wieder nach Deutschland auf, wo sich gerade der Marbacher Bund gegen den König formiert hatte.60 Über Augsburg, wo er am 19. Juli Station machte, kehrte er nach Heidelberg zurück.61 Auch als Bischof residierte Matthäus weiterhin die meiste Zeit in dem Städtchen am Neckar, sofern er nicht ohnehin in diplomatischer Mission unterwegs war. Nach Worms scheint er sich nur selten begeben zu haben, jedenfalls ist er dort während seines fast fünfjährigen Pontifikats nur an zwei aufeinander folgenden Tagen im November 1408 belegt. Wie gesehen, war ein zwangsweises Verweilen außerhalb der Kathedralstadt für Matthäus’ Vorgänger zu einer traurigen Notwendigkeit geworden. Da Worms im Sommer 1405 noch unter dem Interdikt lag, war der Bischof zu Beginn seiner Amtszeit ohnehin nicht in der Lage, vor der Bereinigung der Situation in der Domstadt Quartier zu nehmen. Ob er es unter günstigeren Bedingungen getan hätte, muss dahingestellt bleiben. Seine Verbindungen nach Heidelberg waren und blieben jedenfalls sehr eng. In Heidelberg stand Matthäus wie schon zuvor ein geräumiges Anwesen nahe der südlichen Stadtmauer, bei der ältesten städtischen Pfarrkirche St. Peter und dem nach ihr benannten Tor zur Verfügung.62 Das Haus gehörte der Universität, 56 

Schannat: Historia, S. 407.   Matthäus wird darin jedoch als electus bezeichnet, s. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 6 im Anhang; so bezeichnete Ruprecht den Bischof noch am 11. IX. 1405 (jedoch nicht mehr am 21. IX. 1405), s. ebd. Texte Nr. 9 und 10. Vgl. Kummer: Bischofswahlen, S. 139 f. 58  Zur Person Schuchard: Deutsche, S. 155. 59  Zu den Abläufen s. im einzelnen Schmitz: Zu Matthaeus, sowie die Regesten in Kapitel VIII. 1. (mit weiteren Nachweisen). 60  Schaab: Geschichte der Kurpfalz I, S. 135. 61  Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, S. 662. 62  Eine Urkunde König Ruprechts bezeichnet es am 13. März 1410 als domum et curiam, quas inhabitavit et edificavit recolende memorie quondam venerabilis Matheus Wormaciensis episcopus, sacre pagine professor, in opido nostro Heidelberg prope curiam strenuorum Iohannis et Eberhardi de Lauthern fratrum militum, fidelium nostrorum dilectorum, contigue versus portam sancti Petri sitam et locatam: Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 65, S. 103. 57

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die ihrem prominentesten Theologen 1396 / 97 trotz notorischer Geldknappheit insgesamt nicht weniger als 100 Gulden an Baumitteln zugeschossen hatte.63 Wie diese Zuwendungen und der Wortlaut der Überlieferung64 nahe legen, ließ Matthäus das Gebäude zumindest teilweise selbst errichten. Er bewohnte es zusammen mit zwei Bediensteten, die beide aus dem Breslauer Bistum, also aus einer der Heimat ihres Herrn benachbarten Region, stammten. Der eine von ihnen, Nikolaus Doring aus Bolkenhain (Bolków), dürfte als famulus vor allem für den Haushalt verantwortlich gewesen sein. Matthäus, der bereits 1387 in seiner Begleitung unterwegs gewesen war, bemühte sich, die treue Seele am Ende seines Lebens auf verschiedenen Wegen materiell abzusichern.65 Sein Kaplan Johannes Hoppener aus Liegnitz war ihm ebenso schon vor seinem Episkopat bekannt. Als der Krakauer infolge seiner Erhebung zum Bischof neben anderen Pfründen auf den St. Johannes-Altar des Spitals zu Bamberg verzichtet hatte, bestimmte König Ruprecht als Patronatsherr am 12. Oktober 1405 keinen anderen als Hoppener zum Nachfolger.66 Als Kaplan des Bischofs Matthäus wird im Frühjahr 1406 noch ein Johann von Battenburg erwähnt, den König Ruprecht zu seinem eigenen Kaplan ernannte.67 Die Verwaltung des Bistums Dass der Krakauer in Heidelberg für sein relativ kleines Hochstift eine Kanzlei von nennenswerter Größe unterhalten hätte, ist kaum anzunehmen. Er scheint die Möglichkeit gehabt zu haben, außer auf sein zweifellos vorhandenes, aber wohl recht spärliches eigenes Verwaltungspersonal bei Bedarf auf Einrichtungen König Ruprechts zurückzugreifen, dessen Kanzlei er als gelegentlicher Relator68 63  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 239, S. 272 f.; Nr. 261, S. 294. Die beiden Zahlungen umrahmen Matthäus’ Reise nach Krakau im Vorfeld der Wiedereröffnung der dortigen Universität. Möglicherweise wollte die Heidelberger Hochschule dem nach Polen Berufenen im Rahmen ihrer Möglichkeiten eine Gefälligkeit erweisen, um ihn an einer dauerhaften Abwanderung zu hindern. Um die relative Höhe der Summe zu beziffern, sei erwähnt, dass der Krakauer 1395 vom Pfalzgrafen für ein jährliches Salär von 150 Gulden in Dienst gestellt worden war (Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 38, S. 60 f.) Aufgrund der Eigentumsverhältnisse an dem Anwesen erscheint es ungerechtfertigt, es als Wormser Bischofshof zu bezeichnen (vgl. Probst, in: Ders. [Hrsg.]: Ladenburg, S. 287). 64  Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 65, S. 103 (zitiert in der vorletzten Anm.). 65  In der Zeugenliste eines im preußischen Marienwerder vollzogenen Rechtsgeschäfts vom 16. VIII. 1387 sind Matthäus von Krakau und Nikolaus Doring von Bolkenhain bereits gemeinsam erwähnt; in welchem Verhältnis sie damals zueinander standen, bleibt jedoch unklar, s. Album seu matricula facultatis iuridicae Universitatis Pragensis, S. 288 f. Etwa zur Zeit von Matthäus’ Tod (5. III. 1410) wird Nikolaus durch Immatrikulation in den Rechtskreis der Heidelberger Universität aufgenommen, s. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 112. Nikolaus erhielt am 15. II. 1409 die Hälfte der Gefälle, die Matthäus für seine Altarstiftung in der Heidelberger Heiliggeistkirche bestimmte, auf Lebenszeit zugesprochen (vgl. hierzu unten Kapitel VI. 1.). 66  Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, S. 302 (Nr. 4200). 67  Vgl. Regest R 124 (22. III. 1406). 68  Noch als Matthäus zum Bischof aufgestiegen war, unterfertigte der königliche Notar Emmerich von Moschel einmal einen Geleitbrief (freilich für den Kaplan des Matthäus) ad

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ohnehin nahe stand.69 Dass Matthäus sogar Ruprechts Kanzler gewesen sein soll, wie gelegentlich geschrieben wird, stimmt allerdings nicht; dieses Amt bekleidete der Speyerer Bischof Raban von Helmstatt.70 Von den Urkunden, die Matthäus von Krakau als Wormser Bischof ausgestellt hat, haben nur sehr wenige die Wendungen der im oberrheinischen Raum besonders wechselvollen Archivgeschichte überdauert. Überreste originaler Überlieferung konnten auf Empfängerseite fast nur im Hausarchiv der Wittelsbacher, bei der Stadt Worms, bei der Universität Heidelberg und in Beständen des heutigen Landesarchivs Speyer ermittelt werden. Kopial überlieferte Spuren der bischöflichen Verwaltung, die freilich ebenfalls spärlich genug ausfallen, sind in das Hessische Staatsarchiv Darmstadt gelangt, das in größerem Umfang Archivgut kirchlicher Institutionen Rheinhessens, darunter der Wormser Stifter, verwahrt; daneben ist das Generallandesarchiv Karlsruhe zu nennen, das bei der Aufhebung der Kurpfalz die innenpolitischen Betreffe der kurpfälzischen Überlieferung zugesprochen erhielt. Das interne Schriftgut der bischöflichen Verwaltung, das man sich ursprünglich aber kaum allzu umfangreich vorzustellen braucht, muss als verloren gelten.71 Keine zwei Monate nach seiner Weihe versicherte der neue Bischof in einer am 23. August 1405 in Heidelberg ausgefertigten Pergamenturkunde König Ruprecht sein Wohlverhalten gegenüber der Pfalz entsprechend den Festlegungen von 1349.72 Matthäus’ Urkunde ist mit seinem runden Episkopatsiegel beglaubigt.73 Angesichts der noch nicht lange zurückliegenden Weihe sowie der für die Rückkehr nach Heidelberg und die Anfertigung des Typars zu veranschlagenden Zeit dürfte es sich bei dem betreffenden Schriftstück um eine der ersten Siegelurkunden des neuen Bischofs handeln. Von dem Stempel, offenbar dem einzigen, den Matthäus als Bischof führte, haben sich nur wenige Abdrücke erhalten. Neben der genannten Urkunde kann hier auf nicht mehr als vier weitere Stücke aus den Jahren 1405, 1406, 1407 und 1409 verwiesen werden.74

relacionem domini episcopi Wormaciensis (vgl. Regest R 123 zum 22. III. 1406 und Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 15). 69  So unterfertigte der königliche Protonotar Job Vener persönlich die Urkunde, mit der Matthäus von Krakau die ihm von Papst Gregor XII. verliehene Legatenvollmacht für die Speyerer Diözese am 30. I. 1410 subdelegierte: per dominum legatum de eius mandato speciali (s. Text Nr. 22 in Kapitel VIII. 3. 1.). 70  Vgl. Danys: Master Matthew, S. 30. 71  Vgl. oben Kapitel I. 4. sowie Becker: Wo ist das Wormser bischöfliche Archiv geblieben? 72  In Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 8 ediert nach: München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kurpfalz Urk. 1429. Zur Vorgeschichte Keilmann: Bistum, S. 97. 73  Der Durchmesser beträgt 3,8 Zentimeter. Das Bild des (anhängenden) Siegels ist bereits etwas erodiert. 74  In chronologischer Reihenfolge handelt es sich um die im Folgenden aufgeführten Dokumente (nähere Informationen finden sich unter dem jeweiligen Datum in den Regesten):

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Am besten erhalten ist das Exemplar vom 20. Juni 1407. Das Motiv, das der Krakauer wählte und wahrscheinlich von einem Heidelberger Siegelstecher realisieren ließ,75 orientiert sich an zeitüblichen Konventionen, ohne auf individuelle Züge zu verzichten. Was es genau darstellte, war allerdings schon manchem mittelalterlichen Betrachter nicht vollständig klar. Der Wormser Offizial Nikolaus Geisenheim, der knapp zehn Jahre nach dem Tod des Matthäus eine beglaubigte Abschrift einer von diesem ausgefertigten Urkunde76 herzustellen hatte, formulierte folgende Beschreibung: „Das Siegel an dieser Urkunde war in grünes Wachs gedrückt. Es zeigte in der Mitte die Figur eines Bischofs mit einer Mitra auf dem Haupt, in Ponifikalgewänder gekleidet, mit dem Hirtenstab in der Rechten und einem Baldachin über dem Haupt. Von der Brust an abwärts hielt die Figur vor sich einen Schild, in den das Bild eines Kalbes oder eines anderen Tieres eingearbeitet war. Am Rand desselben Siegels waren, wie es auf den ersten Blick schien, ringsherum folgende Wörter bzw. Buchstaben eingraviert: Sigillum Mathei episcopi Wormaciensis“.77 a) Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv) München, Mannheimer Urkunden, Baden D 11, vom 30. November 1405 (Lehensbrief des Bischofs Matthäus für Konrad von Rosenbach); anhängendes Siegel, erodiert und am unteren Rand ausgebrochen. b) Stadtarchiv Worms, Abt. 1 A I Nr. 343, vom 5. August 1406 (Bischof Matthäus an die Weinleutezunft in Worms, ediert in: Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 244 f.); aufgedrücktes Siegel, beschädigt. c) Landesarchiv Speyer, A1: Urkunden der Kurpfalz, Nr. 575 vom 20. Juni 1407 (Grundstücks‑ und Rentengeschäft des Augustinerklosters Frankenthal mit dem Neustädter Landschreiber Hermann von Mulen, von Bischof Matthäus bestätigt und mitgesiegelt); anhängendes Siegel, gut erhalten (Abbildung: s. Frontispiz). d) Landesarchiv Speyer, F7: Gatterer-Apparat, Nr. 1065 vom 13. November 1409 (Bischof Matthäus bestätigt die Stiftung einer Priesterpfründe durch Heinrich de Mitra von Worms); anhängendes Siegel, fragmentarisch. Sporadisch haben sich weitere Originalurkunden des Wormser Bischofs Matthäus ohne Siegel erhalten: e) Bayerische Staatsbibliothek München, Dalbergiana U 4 vom 6. Februar 1406 (Bischof Matthäus bestätigt dem Ritter Heinrich Kämmerer von Dalberg das Verzeichnis über dessen bereits von Matthäus’ Vorgänger Eckard verliehene bischöflich-wormsische Lehen), vgl. Leidinger: Regesta Dalbergiana, S. 48, und Battenberg: Dalberger Urkunden, Bd. 2, S. 22. Zu den Wormser Lehen vgl. Breuer: Politische Orientierung, bes. S. 139 ff. und 380 ff. f) Universitätsarchiv Heidelberg, XII, 2, Nr. 35 vom 15. Februar 1409 (Bischof Matthäus stiftet einen Altar in der Heidelberger Heiliggeistkirche); ursprünglich mit anhängendem Siegel. Aus der Zeit vor seinem Episkopat sind keine von Matthäus besiegelten Schriftstücke bekannt. Man beachte, dass die hier aufgezählten Urkunden bis auf diejenigen vom 30. November 1405 und vom 20. Juni 1407 alle in Heidelberg ausgefertigt wurden. Als päpstlicher Legat scheint Matthäus 1409/10 einen weiteren Siegelstempel benutzt zu haben, vgl. unten S. 300. 75  Bei der Anfertigung der Universitätssiegel hatte man 1386 auf den pfalzgräflichen Goldschmied zurückgreifen können, vgl. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 74, S. 149 f. Zur Materie allgemein: Kahsnitz: Spätgotische Siegel. 76  Näheres in Regest R 135 (31. XII. 1406). 77  Sigillum huius littere fuit viridi cere impressum, in cuius medio fuit sculpta ymago unius episcopi cum infula in suo capite et in vestibus suis pontificalibus et baculo pastorali in manu eius sinistra et ciborium super caput eius. Et hec ymago a pectore usque ad infra habuit unum

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Tatsächlich erkennt man auf den erhaltenen Abdrücken unter einem von nischenartigen Anbauten flankierten Baldachin die Halbfigur eines Bischofs mit Buch in der Rechten und Stab in der Linken, wobei die untere Hälfte des Körpers von einem Wappenschild verdeckt wird. Bekrönung der Architektur und Schildfuß ragen oben und unten in das Schriftband hinein und unterbrechen die noch klar lesbare Minuskelumschrift, die lautet: s(igillum) · mathei · episcopi · wormaciensis ·. Ob der Bischof wirklich ein Kalb im Wappen führte, erscheint jedoch zweifelhaft. In einer Beschreibung des Altertumskundlers Bernhard Hertzog aus dem ausgehenden 16. Jahrhundert ist überliefert, dass auf der heute verschollenen Grabplatte des Matthäus im Wormser Dom als sein (und zugleich des Bistums) Wappen ein Löwe mit einem Kreuz (oder einer Krone?) auf dem Haupt dargestellt gewesen sei.78 Wenn Hertzog wirklich das Wappen des Matthäus als Bischof von Worms, wie es auf dessen Siegel wiedergegeben ist, gesehen hat,79 dann ist er wahrscheinlich einer Fehldeutung des damals fast zwei Jahrhunderte alten und vielleicht bereits beschädigten Bildes der im Boden eingelassenen Grabplatte aufgesessen, wobei die Assoziation mit dem gekrönten Pfälzer Löwen Pate gestanden haben könnte. Das Tier, das auf den Siegelabdrücken abgebildet ist, dürfte in Wirklichkeit ein Hund sein.80 Da die vorliegende Literatur bislang noch keinen hinreichend genauen Überblick über die spätmittelalterlichen Bischofssiegel erlaubt, kann hier nur eine ungefähre Einordnung versucht werden: Bischöfliche Hauptsiegel waren in dieser Zeit meist spitzoval; die runde Form trat in dieser Funktion relativ selten auf81 und blieb eher Nebensiegeln wie Sekreten oder Ad-causas-Siegeln vorbehalten. Viele solcher Nebensiegel weisen als Motiv die Verbindung einer Bischofsfigur mit einer architektonischen Umrahmung und einem Wappen auf – eine Komposition, die sich allerdings auch auf Hauptsiegeln wie auf dem des Matthäus von Krakau antreffen lässt. Einen ikonographischen Anklang an dieses bieten beispielsweise die Ad-causas-Siegel der Kölner Erzbischöfe in clippeum ante se, in quo erat sculpta figura unius vituli vel alterius bestie. Et in circumferencia eiusdem sigilli, ut prima facie apparebat, sculpte erunt hec dicciones sive littere: Sigillum Mathei episcopi Wormaciensis. 78  Fuchs: Inschriften, S. 149: steet des Bistumbs wie auch sein Wappen zugleich daruff ist ein ganzer Löwe, ist ein Creutz uff dem kopf (ebd. Anm. 3). 79  Hertzog gab die auf der Grabplatte abgebildeten bischöflichen Attribute Buch und Stab im Vergleich zum Siegelabdruck seitenverkehrt an (Fuchs: Inschriften, S. 149), was sich aber aus dem Positiv-Negativ-Verhältnis desselben zum Typar erklären könnte. 80  Der massive Kopf des auf dem Siegel abgebildeten Tieres wirkt zwar etwas katzenhaft, doch ist (am besten auf dem Exemplar vom 23. August 1405) ein Halsband zu erkennen. Außerdem ist sein kurzer, nach oben gebogener Schwanz zu kurz für den eines Löwen. Für Hilfe bei der Identifizierung des Motivs bin ich Dr. Harald Drös von der Inschriften-Kommission der Heidelberger Akademie der Wissenschaften dankbar. 81  Vgl. etwa das 1373 / 77 belegte Rundsiegel, das der Speyerer Bischof Adolf I. als Administrator des Mainzer Erzbistums führte, s. Posse: Siegel der Erzbischöfe, Tf. 10, Nr. 77 (vgl. ebd. S. 52).

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der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.82 Zu verweisen ist außerdem83 auf die Sekrete der Erzbischöfe von Lund um 140084 sowie auf die Siegel des Speyerer Bischofs Adolf aus den 1370er Jahren85 und zweier Kölner Weihbischöfe des 15. Jahrhunderts.86 In allen Fällen handelt es sich um Rundsiegel mit dem beschriebenen Darstellungstyp. Allerdings zeichnet das Siegel des Matthäus die Besonderheit aus, dass in ihm der Wappenschild weiter in die Darstellung hineingezogen ist. Zur Deutung des Hundes als Schildmotiv lässt sich nichts Gesichertes sagen. Es erscheint fraglich, ob die bürgerliche Familie des Krakauers zuvor überhaupt ein Wappen geführt hat. Wenn ja, hätte der Hund zumindest keinen unmittelbaren Bezug zu ihrer aus dem Gentilnamen Notarii erkennbaren Tätigkeit als (Stadt‑)Schreiber. Wenn Matthäus sich dagegen selbst für das Wappenbild entschieden hat, dann vielleicht eingedenk der symbolischen Bedeutung des Hundes als Sinnbild der Treue, aber auch als Begleiter des (guten) Hirten.87 Beides könnte man unter diesen Bedingungen auf sein Amtsverständnis als Bischof beziehen. Auseinandersetzung mit den Wormser Bürgern Wie aus der Darstellung der Vorgeschichte deutlich wird, fand der neue Bischof bei Pontifikatsbeginn seine Diözese in überaus ungeordneten Verhältnissen vor. Allerdings lag die Initiative nun bei ihm, der in König Ruprecht einen gewichtigen Rückhalt hatte und die Lage zu bereinigen suchte, indem er sie energischer in Angriff nahm als sein resignierender Vorgänger. Die enge Anbindung an die Pfalzgrafschaft war jedoch nicht das einzige Plus, das Matthäus in die Waagschale werfen konnte. Auch seine Kontakte zur römischen Kurie waren über die Jahre hinweg enger geworden, als es diejenigen seines Vorgängers jemals gewesen waren. Dass nun die beiden Autoritäten, auf die sich der Krakauer stützte, König und Papst, vor dem Hintergrund der Lage im Schisma stärker denn je an gegenseitigem Einvernehmen interessiert waren, verbesserte seine Position zusätzlich. Wie sich zeigen sollte, reichte diese Konstellation aus, um der Bürgerschaft von Worms zumindest vorübergehend die Grenzen ihres Einflusses aufzuzeigen.

82  Ewald: Rheinische Siegel I, Tf. 21 (Nr. 1: Wilhelm von Gennep, 1349–1362, und Nr. 6: Engelbert von der Mark, 1364–1366) und Tf. 22 (Nr. 1–3: Cuno von Falkenstein, 1366–1370); Beschreibungen: ebd. S. 18 f. Die drei letztgenannten Siegel zeigen jedoch eine Petrusfigur mit Schlüssel anstelle eines Bischofs mit Stab. 83  Die Hinweise auf die folgenden Beispiele verdanke ich Prof. Dr. Toni Diederich, Historisches Archiv des Erzbistums Köln. 84  Fleetwood: Svenska medeltida biskopssigill I, Fig. 49 (Jacob Gertsøn, 1399) und Fig. 50 f. (Peder Kruse, 1414). 85  Posse: Siegel der Erzbischöfe, Tf. 10, Nr. 77 (vgl. ebd. S. 52). 86  Konrad von Arnsberg († 1433) und Johann Schleeter aus Dortmund (1435–1457). 87  Vgl. Gerlach: Hund; Seibert: Hund.

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Einstweilen vollzog Matthäus die Amtsübernahme in seiner Diözese in dem Maße, in dem ihm dies möglich war. Bereits am 4. August 1405 legte er in der Pfarrkirche des behelfsmäßigen Wormser Bischofssitzes Ladenburg vor Dekan und Kapitel seines Domstifts sowie den angesehenen Heidelberger Professoren Nikolaus von Jauer und Johann van der Noet seinen Amtseid als Bischof ab. Darin verpflichtete sich der electus confirmatus insbesondere zur Wahrung bzw. Wiederherstellung der Rechte der Wormser Kirche, bekannte sich aber auch zu den Privilegien des Domkapitels bei der Verwaltung des Bistums. Selbst in dieser Zeremonie war der Einfluss der Pfalzgrafschaft zu spüren, denn Matthäus hatte über die genannten Punkte hinaus auch explizit die unter Bischof Eckard erfolgten Verpfändungen von Ladenburg und Stein als für sich bindend anzuerkennen.88 Auf den ersten Teil dieses Gelöbnisses – die Wahrung der kirchlichen Rechte – sollte er sich im Laufe der Auseinandersetzung mit der Stadtgemeinde mehrmals berufen. Die Inbesitznahme seiner Diözese durch Matthäus blieb freilich bis auf weiteres unvollkommen, denn da die Auseinandersetzung mit den Wormser Bürgern nicht bereinigt war und der Krakauer auch keine hinreichend konziliante Haltung erkennen ließ, war an einen Einzug in die Bischofsstadt einstweilen nicht zu denken. In den Monaten nach seiner Weihe nahm er bei verschiedenen Gelegenheiten nach und nach auch die Huldigungen seiner Lehnsleute entgegen. Aus den Quellen lässt sich schließen, dass sich sowohl deren Zahl als auch die vom Wormser Hochstift zu Lehen gehenden Güter in Grenzen hielten. Eine vergleichsweise prominente Rolle im bischöflichen Gefolge spielte die ritterbürtige Familie der Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg, die in Worms unter anderem rechtliche Immunität und Zollfreiheit genoss sowie verschiedene Güter und Gefälle in und um die Stadt besaß.89 Wesentlich bescheidener nehmen sich die wenigen Belehnungen Bürgerlicher aus, von denen wir wissen.90 Geraume Zeit nahm die Bereinigung des Verhältnisses zu Gräfin Adelheid von Zollern in Anspruch, deren verstorbener Gemahl Johann von Strahlenberg ihr aus Erträgen seiner (nunmehr erledigten) wormsischen Lehen ein Wittum hinterlassen hatte. Im Frühjahr 1409 einigten sich Adelheid und Matthäus stattdessen auf die Zahlung einer etwas niedrigeren Leibrente aus Ladenburger Zehnteinkünften.91 Der ranghöchste und vornehmste Lehnsmann des Wormsers schließlich dürfte Pfalzgraf Ludwig, der Sohn König Ruprechts, gewesen sein, der Matthäus im Herbst 1406 über die Belehnung mit Schloss und Stadt Heidelberg, der

88 

Der Eid ist in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 7 ediert. Leidinger: Regesta Dalbergiana, S. 48 f.; vgl. Regest R 121 (6. II. 1406). Zu den Kämmerern von Dalberg s. Breuer: Politische Orientierung, bes. S. 194. 90  S. Regesten R 116 (30. XI. 1405), R 118 (1405–1406), R 120 (8. I. 1406), R 126 (4. V. 1406), R 127 (9. V. 1406), R 142 (1408) und R 145 (4. X. 1408). 91  S. Regest R 153 (vor 10. II. 1409). 89 

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IV.  Karriere in der Kirche

Grafschaft auf dem Stachelbühl und dem Dorf Neckarau reversierte.92 Dieser Vorgang reflektiert indes mehr den einstigen Einfluss des Wormser Hochstifts im Neckartal als die realen Machtverhältnisse im beginnenden 15. Jahrhundert, die sich ganz zugunsten der Pfalzgrafschaft umgekehrt hatten. Matthäus hatte nach seiner Bischofsweihe Rom kaum verlassen, als in Worms der Machtkampf zwischen Klerus und Bürgerschaft eine neue Wendung nahm.93 Nach der als ungerecht empfundenen Verlängerung des Interdikts (30. Juni 1405) sahen die Städter sich genötigt, beim römischen Papst Hilfe zu suchen.94 Die Politik der von beiden Parteien umworbenen Kurie ließ im Folgenden jedoch eine eindeutige Orientierung vermissen. Zunächst vertraute Innozenz VII. auf Bitten der Bürgerschaft ausgerechnet dem Mainzer Erzbischof die Regelung des Falles an, wodurch die Angelegenheit sich bald zu einem interterritorialen Konflikt zwischen den alten Rivalen Kurpfalz und Kurmainz steigerte. Als sich abzeichnete, dass das Schlichtungsverfahren des Mainzers die Stadt begünstigen würde, vermochte der Klerus beim selben Papst Sanktionen gegen die Bürger zu erwirken.95 Der Würzburger Bischof wurde zum Richter bestellt und angewiesen, mit Hilfe des weltlichen Arms – König Ruprechts und anderer Herren – die Wormser zur Botmäßigkeit zu zwingen. Diese wiederum wandten sich hilfesuchend an die rheinischen Städte und Herrschaften; insbesondere verbündeten sich mit dem Mainzer, der die Entscheidung der Angelegenheit an sich zu ziehen suchte. Inzwischen war der neue Bischof auf den Plan getreten, auch wenn er in der vorgefundenen Lage selbstverständlich nicht an einen Einzug in Worms denken konnte.96 Dennoch forderte Matthäus die Stadt zur Huldigung auf.97 Der Rat knüpfte dies an die Bedingung, dass der Bischof die der Stadt verliehenen Privilegien bestätige, mithin also auch dasjenige über den Weinschank. Ein entsprechender Schritt hätte den Streit zwischen Bürgerschaft und Klerus automatisch zu Gunsten der ersteren entschieden; folgerichtig lehnte der Bischof, der seine Anerkennung nicht auf diese Weise erkaufen wollte, das Ansinnen ab. Weitere Verhandlungen folgten. Von Matthäus’ Vorschlag, die Bestätigung 92  Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, S. 331 (Nr. 4526); vgl. Regest R 133 (21. IX. 1406). 93  Der Verlauf der folgenden Auseinandersetzung ist zwar recht ausführlich überliefert, aber wegen der z. T. unklaren Reihenfolge der Geschehnisse und der zahlreichen beteiligten Parteien dennoch nicht völlig zweifelsfrei zu rekonstruieren, vgl. Boos: Rheinische Städtekultur, S. 258. 94  Zum Folgenden s. ebd. S. 254 ff. 95  Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1326. 96  Noch im Juni 1406 befand er sich mit seinem Klerus im Heidelberger Exil: Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 428, S. 414–416. 97  Die Bulle, die er den Wormsern gleichzeitig bekannt machte (vgl. Zorn: Wormser Chronik, S. 158), muss keine neuerliche Drohung mit dem Interdikt gewesen sein, wie Boos (Rheinische Städtekultur, S. 254) annimmt; denkbar ist auch eine Urkunde über seine Weihe zum Bischof.

IV. 2.  Bischof von Worms

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vorbehaltlich der Rechte des Klerus sowie des alten Herkommens zu erteilen, wollten die Bürger ihrerseits nichts wissen,98 weil eine solche Regelung den strittigen Punkt im Sinne der Geistlichkeit mit entschieden hätte. Obgleich der Rat Matthäus entgegenzukommen versuchte, erklärte dieser sich nicht zu Kompromissen bereit.99 Offenbar beabsichtigte er im Bewusstsein der Stärke seiner Position, die Zeit für sich arbeiten zu lassen. Anfang 1406 erwirkte der Bischof eine Urkunde Papst Innozenz’ VII., in der neuerlich das Interdikt über Worms angedroht und die Stadt aufgefordert wurde, dem Klerus seine Rechte nicht länger streitig zu machen und sich vor dem Gericht des Würzburger Bischofs zu verantworten.100 Als Sachwalter ließ Matthäus den uns bereits bekannten Kanonisten Winand von Steeg101 tätig werden, der in Heidelberg studiert hatte, ehe er an die Würzburger Universität übergesiedelt war. Dieser erreichte am 12. März 1406 die Verkündung des Interdikts und die Vorladung der Wormser durch Bischof Johann.102 Die Beklagten haben der Aufforderung, sich dem Verfahren zu stellen, tatsächlich Folge geleistet und versucht, ihren Standpunkt zu rechtfertigen, doch folgte das Gericht der Argumentation des Klägers. Am 15. Mai verwarf der Würzburger Bischof die Wormser Einreden, erneuerte das Interdikt, in das nun ausdrücklich eine große Anzahl namentlich genannter Bürger einbezogen wurde, und forderte die Stadt ultimativ dazu auf, die Rechte des Klerus zu respektieren und Schadensersatz zu leisten.103 Wenige Tage nach dieser zweiten Sentenz traten die Wormser dem im Herbst 1405 gegründeten Marbacher Bund bei.104 König Ruprecht – der Schirmherr des örtlichen Klerus – sah sich durch dieses Bündnis politisch gelähmt; überdies versprach nun sein Rivale Johann von Mainz der Stadt tatkräftige Hilfe. Man stand am Rande einer militärischen Auseinandersetzung. Das erste Pontifikatsjahr des neuen Bischofs verstrich also nicht nur ohne nennenswerte Annäherung, sondern brachte sogar noch eine Verschärfung des Konflikts mit sich. Am 5. August 1406 setzte Matthäus zu einem neuen Vorstoß an, indem er sich direkt an die Wormser Zünfte wandte. Diese spielten in der städtischen Politik eine wichtige Rolle, seitdem ein von ihnen beschicktes Sechzehnergremium an die Seite des aus Rittern und Patriziern bestehenden Rates getreten war.105 Gegenüber den Weinleuten, der durch das Schankprivileg des Klerus am direktesten benachteiligten Berufsgruppe, machte der Bischof nun den Rat für die herrschende Zwietracht verantwortlich. Vordergründig   98 

Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 244 f. Boos: Rheinische Städtekultur, S. 257. 100  Der Text ist in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 14 ediert. 101  S. oben Kapitel I. Zur Person s. Schmidt / Heimpel: Winand von Steeg. 102  S. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 14. 103  Der Tenor ist in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 16 abgedruckt. 104  Keilmann: Bistum, S. 126. 105  Ebd. S. 99, 110.   99 

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IV.  Karriere in der Kirche

schlug er dabei konziliante Töne an: Er sei des Streites von gantzem hertzen leit und wolle ihn ausräumen, sei dabei jedoch an seinen Amtseid gebunden, der ihn auf die Wahrung der kirchlichen Interessen verpflichte.106 Eine von beiden Seiten beschickte Versammlung verständiger Leute solle daher über den Fall entscheiden. Wen er sich als Schlichter vorstellte, fügte er ausdrücklich hinzu: König Ruprecht und den regionalen Adel. Die engen Kontakte zum Pfälzer Hof sollten also helfen, den Gordischen Knoten zu durchschlagen und die Wormser Verhältnisse im Sinne des Hochstifts zu ordnen. Den Zunftmeistern blieb nicht verborgen, dass die direkte Kontaktaufnahme mit ihnen darauf abzielte, die Einheit im städtischen Lager zu stören. Folgerichtig verwahrten sie sich postwendend gegen ein solches Manöver.107 Unterdessen blieb die befürchtete militärische Kraftprobe zwischen Ruprecht und Worms nebst dessen Verbündeten aus, wenn man von einer zeitweiligen, wenig effektvollen Blockade der Stadt durch die Pfälzer absieht. Stattdessen kehrten die Beteiligten wieder an den Verhandlungstisch zurück. Eine Einigung zwischen Worms und dem König scheiterte allerdings an dessen unannehmbaren Forderungen. Im Spätjahr 1406 wandte sich der Klerus mit der Bitte um Unterstützung an den Mainzer Erzbischof. Die Wormser ihrerseits führten Klage beim König, der auch die Geistlichkeit ihren Standpunkt vortragen ließ. Der Abgleich der unterschiedlichen, oft widersprüchlichen Rechtstitel, auf die sich beide Seiten beriefen, machte die Unmöglichkeit einer einfachen Entscheidung der Sache augenfällig. Die Atmosphäre wurde allmählich etwas konstruktiver, auch wenn sich einstweilen keine Einigung herbeiführen ließ.108 Die Fronten bewegten sich schließlich im Folgejahr, als tatsächlich Ausgleichsverhandlungen zwischen Bischof, Klerus und Stadt in Gang kamen. Am 6. Januar 1407 einigten sich die Parteien unter Vermittlung des Erzbischofs Johann von Mainz darauf, diesen selbst sowie den königlichen Kanzler, Bischof Raban von Speyer, zu Schlichtern zu berufen, deren möglichst bis Pfingsten zu fällender Spruch als verbindlich gelten sollte. Als Sachwalter des Bischofs Matthäus trat dessen Vertrauter und Kollege an der Heidelberger Universität, der Kanonist und Wormser Domkustos Nikolaus Burgmann, in Erscheinung.109 Nachdem auf Initiative von Worms der Markgraf von Baden und der Graf von Württemberg sich im Namen des Marbacher Bundes für eine Klärung der Sache eingesetzt hatten,110 führte am 5. Mai 1407 in Neuhausen Ritter Hans von Hirschhorn,111 der Hofmeister König Ruprechts, eine Übereinkunft herbei, 106 

Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 244 f. Moritz: Abhandlung, S. 196–198. 108  Boos: Rheinische Städtekultur, S. 259. 109  Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 252–254. Zum Verhältnis zwischen Matthäus von Krakau und Nikolaus Burgmann s. Fouquet: Speyerer Domkapitel I, S. 367–369; vgl. auch das Regest R 135 zum 31. XII. 1406. 110  Boos: Rheinische Städtekultur, S. 260 f. 111  Kimmel: Hans V.; vgl. Lohmann: Herrschaft. 107 

IV. 2.  Bischof von Worms

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nach der die Parteien ihre Ansprüche bei einem Schlichtungsausschuss geltend zu machen hatten, dem neben ihm selbst auch König Ruprecht sowie die bereits im Januar nominierten Bischöfe Johann von Mainz und Raban von Speyer angehörten.112 Die weiteren Verhandlungen führten schon am 9. Juli desselben Jahres in Weinheim zum Abschluss der so genannten Großen Pfaffenrachtung unter der Schirmherrschaft des Königs und des Mainzer Erzbischofs.113 Die Bürgerschaft musste in diesem ungleichen Vergleich die grundsätzliche Steuerfreiheit des Klerus für dessen Wein, Getreide und Grundbesitz anerkennen. Im Gegenzug erhielt sie lediglich das Recht, Steuern auf Wein zu erheben, den die Geistlichen von auswärtigen Pfründen einzuführen oder anderwärts zu kaufen gedachten.114 Trotz dieses Zugeständnisses ist die Regelung als Erfolg des neuen Bischofs zu werten, der seine Einflussmöglichkeiten geschickt genutzt hatte. Nicht ohne Grund kam im 16. Jahrhundert der Chronist Friedrich Zorn über die Geschehnisse zu dem anschaulichen Urteil: „Ist der Stadt eine gute Feder geropft worden, wie solches der Vertrag ausweiset, dann der Bischof an dem Kaiser einen guten Ruck gehabt.“115 Auf das Handeln der Stadt als eigenständige politische Größe haben jedoch trotz allem weder König noch Bischof in der Folgezeit sonderlichen Einfluss zu entfalten vermocht.116 Auch nach der Einigung scheint es Matthäus nicht eilig gehabt zu haben, persönlich in Worms zu erscheinen. Zwar ließ er die Wormser Kirchen durch einen Weihbischof neu konsekrieren, doch da ihm zu Ohren gekommen war, einer der Priester, die unter Missachtung des Interdikts in der Stadt verblieben waren, sei inzwischen auf einem der Wormser Friedhöfe bestattet, bestand er auf der Exhumierung der Leiche, bevor der Friedhof neu geweiht werden konnte. Der Rat lehnte die Forderung offiziell ab, doch wurde die Situation dadurch bereinigt, dass man den Toten eines Nachts heimlich ausgrub.117 Im Vergleich mit dem langwierigen politischen Problem der Einigung mit den Wormser Bürgern ist die Verwaltung des geistlichen Lebens im Bistum durch Matthäus von Krakau nur schwach belegt. Soweit nachvollziehbar, betrafen die entsprechenden Vorgänge zudem kaum neue Weichenstellungen, sondern eher die Regulierung leidiger Eifersüchteleien innerhalb des Stadtklerus. So hatte Matthäus etwa dem Domkustos, seinem Heidelberger Kollegen Nikolaus Burgmann, gewisse zeremonielle Ehrenrechte zu bestätigen, die den Inhabern dieses Amtes traditionell zustanden.118 Ein anderes Mal forderten die Pfründner und ständigen Vikare am Dom die Bekräftigung einer bereits von Bischof Eckard 112 

Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 256–260. Ebd. S. 260–266. 114  Eine ausführliche Paraphrase des Inhalts bieten Boos: Rheinische Städtekultur, S. 262– 266 bzw. die Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, S. 360. 115  Zorn: Wormser Chronik, hrsg. v. Arnold, S. 162. 116  Vgl. Boos: Rheinische Städtekultur, S. 304–306. 117  Zorn: Wormser Chronik, hrsg. v. Arnold, S. 162. 118  S. Regest R 135 zum 31. XII. 1406. 113 

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IV.  Karriere in der Kirche

gewährten Kleiderordnung: Da den modebewussten Geistlichen das traditionelle Lammfell an ihren Kopfbedeckungen nicht mehr standesgemäß erschien, trugen sie nun einen Besatz aus Eichhörnchenpelz, für den sie die Erlaubnis des neuen Bischofs erbaten.119 Dies geschah erst über drei Jahre nach dessen Amtsantritt, allerdings zum frühesten und einzigen Termin, an dem sich Matthäus nach jetziger Quellenlage überhaupt in seiner Bischofsstadt nachweisen lässt. Der Krakauer hat den Anliegen seines Klerus stattgegeben. Dass dessen Eifer sich ausgerechnet an solchen Eitelkeiten entzündete, wird ihn dennoch wenig erfreut haben. Dass er tatsächlich das Ziel verfolgte, das seelsorgerliche Niveau in seiner Diözese zu heben, lässt sich aus den Bedingungen erschließen, mit denen er 1409 die Stiftung einer Altarpfründe in Straßenheim120 durch eine begüterte Witwe belegte: Er bedang sich aus, den Stelleninhaber selbst bestimmen zu dürfen und verpflichtete diesen, am Ort seiner Pfründe anwesend zu sein und seinen klerikalen Pflichten nachzukommen. Zeitübliche Missbräuche wie etwa die Einsetzung eines ständigen Vikars sollten ausgeschlossen bleiben.121 Ob er außerdem im Sinne seiner einst in Prag vertretenen Thesen auf einen häufigen Empfang der Kommunion hinwirkte oder versuchte, den Kult der heiligen Birgitta heimisch zu machen, entzieht sich unserer Kenntnis.

IV. 3.  Kardinal? In den krisenhaften Zeiten vor dem Konzil von Pisa nahm die Karriere des Matthäus eine weitere Wendung: Nachdem ein Großteil seiner bisherigen Kardinäle von ihm abgefallen war, kre­ierte Gregor XII. am 19. September 1408 neun neue Purpurträger, unter denen sich auch der Krakauer befand.122 Der Papst hatte sie so ausgewählt, dass er sich durch diesen Schritt eine Konsolidierung seiner Anhängerschaft in Italien, England und im Reich erhoffen konnte.123 Dem Wormser Bischof wies Gregor das Kardinalpriesteramt an St. Cyriacus in Thermis zu,124 einer Titelkirche, zu welcher dieser schon in der Vergangenheit ein besonderes Verhältnis gehabt zu haben scheint.125 Indessen ist Matthäus unseres Wissens niemals als Kardinal in Erscheinung getreten, und seit längerer Zeit nährt das beredte Schweigen insbesondere der deutschen Quellen berechtigte Zweifel daran, dass der Wormser Bischof die 119 

S. Regest R 147 zum 5. XI. 1408. Heute ein Stadtteil Mannheims. 121  S. Regest R 151 zum 1. I. 1409 und Kapitel VIII. 3. 1., Nr. 21 im Anhang. 122  Eubel: Hierarchia, S. 30. Zu den Strukturen, die dieser Ernennung im zeitlichen Kontext zugrunde lagen, vgl. Girgensohn: Wie wird man Kardinal?, S. 145 ff. 123  Landi: Papa deposto, S. 137. 124  Eubel: Hierarchia, S. 42. 125  Vgl. Matthäus von Krakau: Proposicio, s. Kapitel VIII. 3. 3. Matthäus bezeichnete darin 1385 / 86 den damaligen Kardinal von St. Cyriacus, Nicolaus Misquinus OP, als seinen „Herrn“ (s. unten S. 321), vgl. Eubel: Hierarchia, S. 41. 120 

IV. 3.  Kardinal?

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angebotene Würde tatsächlich angenommen hat.126 Die aussagekräftigste Quelle in dieser umstrittenen Frage ist ein Schreiben, das Gregor nach Matthäus’ Tod an König Ruprecht richtete.127 Da der Verstorbene darin noch immer als Wormser Bischof tituliert wird, unterliegt es keinem Zweifel, dass der Krakauer bis zuletzt nicht Kardinal geworden ist. Das Dokument belegt auch, dass über die Annahme des Kardinalats lange verhandelt worden war. Gregor schrieb: „Welche Bedeutung wir ihm {Matthäus} beimaßen, war deutlich daran zu erkennen, dass wir ihn mit Bedacht zur Kardinalswürde befördert und ihn danach zu unserem bevollmächtigten Legaten für Deutschland ernannt haben, wo er, wie wir gehört haben, durch Gottes Gnade und mit Deiner Hilfe seiner Mutter, der Kirche, sehr von Nutzen war“.

Wäre Matthäus ein längeres Leben vergönnt gewesen, so der Papst weiter, hätte man von ihm noch größere Erfolge erwarten können, „nachdem er den Kardinalspurpur angelegt hätte, so wie es, wie wir hörten, von Deiner Hoheit voll Klugheit in lobenswerter Weise mit ihm geregelt war“.

Durch seine umsichtigen Bemühungen hätte ihm Matthäus auf gesamtkirchlicher Ebene eine ähnliche Entlastung verschaffen können, wie er sie bereits in Deutschland unter Beweis gestellt habe.128 Die Aussage des Papstes über die Beteiligung Ruprechts an der Sache bleibt etwas dunkel. Dass der König selbst Einwände gegen die Beförderung geltend gemacht haben könnte, erscheint nach Lage der Dinge – insbesondere mit Blick auf Gregors zitierte Darstellung – jedenfalls wenig plausibel.129 Dass der Bischof seinerseits grundsätzliche Vorbehalte angemeldet haben könnte, passt schlecht zu der Tatsache, dass schon drei Wochen nach der Ernennung sein Geschäftsträger Arnold Arnoldi, ein Wormser Kanoniker, die obligatio leistete.130 Ohne Zweifel hatte der Papst schon im Voraus Fühlung mit Matthäus aufgenommen, sonst wäre eine so schnelle Reaktion unmöglich gewesen. Anfang 1409 verbreitete sich zudem in Oberitalien das Gerücht, der deutsche Kandidat habe die Ernennung ebenso akzeptiert wie sein englischer Kollege Philip Repingdon,

126 

Moraw: Beamtentum, S. 113; Schuchard: Deutsche, S. 158 f. S. die Edition in Kapitel VIII. 3. 1., Nr. 24. 128  (…) quanti nos existimaremus esse valoris, percipi potuit manifeste ex promocione, quam consulte fecimus de eodem ad cardinalatus dignitatem, et subsequenter ex commisso sibi plene legacionis officio in partibus Almanie, ubi dei gracia et ope tua ipsum matri sue ecclesie magnum sensimus fecisse profectum, ut sic indubitatum speraremus meliorem, si vixisset, dedisse successum, cum cardinalatus honoris habitum, prout a tue serenitatis prudencia secum ordinatum laudabiliter extitisse percepimus, induisset. Expectabamus equidem in universali onere regiminis nobis ex alto commissi per illius industriam circunspectam relevacionem non modicum fructuosam, quam in particulari iam cepimus comprobatam. Ebd. S. 301. 129  Vgl. auch allgemein Girgensohn: Wie wird man Kardinal?, S. 145. 130  Schmitz: Zu Matthaeus, S. 504, vgl. auch Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1406. 127 

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IV.  Karriere in der Kirche

der Bischof von Lincoln.131 Offenbar wurde Matthäus angeboten, sein Bistum als Kommende behalten zu dürfen.132 Auch der König wollte die Zukunft seines Hausbistums sicherlich geklärt wissen, bildete doch Matthäus als dessen Oberhaupt seine stärkste Stütze im deutschen Episkopat.133 Anscheinend blieb aber trotzdem noch Regelungsbedarf bestehen. Matthäus scheint Bedingungen gestellt zu haben, die der Papst nicht erfüllen konnte oder wollte, jedenfalls wurden die beiden bis zum Tod des Matthäus eineinhalb Jahre später nicht einig, und das obwohl der Bischof zwischenzeitlich länger am Hof Gregors XII. anwesend war und die sich immer mehr verschärfende Notlage den Papst für Wünsche aus der Umgebung seines wichtigsten Verbündeten Ruprecht besonders geneigt machen musste. Hatte Matthäus also doch grundsätzliche Vorbehalte gegen die Annahme des Purpurs aus Gregors Hand?134 Zweifel an der Rechtmäßigkeit der römischen Obödienz werden ihn nicht befallen haben; dies ist schon daran zu erkennen, dass er später die Ernennung zu Gregors Legaten für die deutschen Kirchenprovinzen akzeptiert hat. Dennoch mag ihm der symbolträchtige Eintritt in den Hofstaat Gregors untunlich erschienen sein, zumal eine derartige Parteinahme im unmittelbaren Vorfeld des Pisaner Konzils die pfälzische Kirchenpolitik äußerlich über Gebühr festgelegt hätte. Und schließlich ist zu berücksichtigen, dass Matthäus erst wenige Jahre zuvor seinem Unmut über die Funktionsweise des kurialen Apparats lautstark Luft gemacht hatte. Hat der greise Bischof sich also dagegen gesträubt, am Ende seines Lebens auch noch selbst vor den in squaloribus festgefahrenen Karren gespannt zu werden? Auch der Engländer Philip Repingdon, den Gregor gleichzeitig mit ­Matthäus für den Kardinalsrang vorsah, scheint den Purpur niemals angelegt zu haben. Sein Fall dürfte jedoch im Gegensatz zu dem des Wormser Kollegen im Zusam­ menhang mit dem Obödienzentzug Englands gegenüber der römischen Kurie zu sehen sein, der Ende 1408 auf Druck der vereinigten Kardinäle zustande kam.135 131  In einem Bericht aus Rimini vom 11. I. 1409 an den Rat von Siena heißt es: Tandem cursor revenit die 6 presentis de Anglia et de Alamania et reportat quod cardinales de Alamania electus et de Anglia electus acceptaverunt et in brevi sunt venturi. Brandmüller: Sieneser Korrespondenzen, S. 188. 132   In den päpstlichen Registern findet sich die Notiz: Ista commenda non habuit effectum, quod mortuus fuit, priusquam acceptaret cardinalatum (Schmitz: Zu Matthaeus, S. 504). 133  Dies spiegelt sich auch in seiner Ernennung zum Legaten Gregors für Deutschland, s. u. 134  Dietrich von Niem vermutete, Matthäus habe die Kardinalswürde nicht akzeptieren wollen, weil er die Aufstellung eines neuen (Gegen‑)Bischofs in Worms befürchtet habe (De scismate, hrsg. v. Erler, III, 39, S. 300). Dieser Kausalitätszusammenhang ist spekulativ, aber Dietrich war zumindest sicher, dass Matthäus noluit acceptare. 135  Vgl. Harvey: England, bes. S. 279; zu Repingdon s. Emden: Biographical register, S. 1565–1567; Archer, in: The Register of Bishop Philip Repingdon I, S. XV ff. Die wenigen Fälle (13 von 147) einer Ablehnung der Kardinalsernennung zur Zeit des Großen Schismas konzentrierten sich auf kirchenpolitisch besonders unsichere Phasen sowie auf Kandidaten aus kurienfernen Regionen. Matthäus von Krakau und Philip Repingdon sind wohl zwei exemplarische Fälle, an denen sich diese Beobachtung orientiert, s. Girgensohn: Wie wird man Kardinal?, S. 141.

V.  Pfälzer Kirchenpolitik V. 1.  Heidelberg und die konziliare Theorie Bald nach dem Ausbruch des Großen Schismas, zumal nachdem sich der Konflikt der beiden Papstprätendenten mit machtpolitischen oder militärischen Mitteln als unlösbar erwiesen hatte, kam die Abhaltung eines allgemeinen Konzils als möglicher Ausweg (via concilii) ins Gespräch. Als Begründer der konziliaren Theorie in ihrer vor diesem Hintergrund entstehenden Ausprägung gelten der Theologe Heinrich von Langenstein († 1397) sowie der Theologe und Kanonist Konrad von Gelnhausen († 1390). Beide erlebten die Kirchenspaltung an der Pariser Universität, wo sie sogleich in die Debatte um gangbare Lösungswege verwickelt wurden. Heinrich von Langenstein schlug 1379 in einer offenen Denkschrift unter dem Titel Epistola pacis eine synodale Lösung des Schismas vor. Wenig später – am 30. August 1379 – unterbreitete Konrad von Gelnhausen den Konzilsgedanken, verstärkt um juristische Argumente und unter Verweis auf das Notstandsrecht (Epikie) in seiner Epistola brevis dem französischen König. Konrad empfahl dem Monarchen, die kirchlichen Probleme im Einklang mit König Wenzel und den rheinischen Pfalzgrafen anzugehen. Im Folgejahr ließ er eine zweite Schrift folgen, in der er das in der Epistola brevis entwickelte Konzept um eine ausführlichere ekklesiologische Argumentation erweiterte. Dieses als Epistola concordiae betitelte und von der Forschung als „wichtigste[r] Konzilstraktat aus den Anfangsjahren des Schis-

  Hauck: Kirchengeschichte V, S. 726–734; vgl. Alberigo: Chiesa conciliare; Rapp: L’Eglise, S. 74–76.   Zum Phänomen insgesamt und seinen variierenden Erscheinungsformen vgl. Miethke: Konziliarismus.   Zu dieser Debatte Sieben: Traktate und Theorien, S. 15–21; Swanson: Universities, S. 59 ff.; Frech: Reform, S. 279 ff. Zu Heinrich s. Kreuzer: Heinrich von Langenstein; zu Konrad s. Wünsch: Das Konzil als Kirchenparlament?, S. 234 f.; Walz: Konrad von Gelnhausen; Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 91 f. Vgl. auch Sommerfeldt: Die Stellung Ruprechts III. Zur Fortwirkung der beiden s. auch Bliemetzrieder: Konrad von Gelnhausen und Heinrich von Langenstein (vgl. dazu unten Kapitel V. 3.).   Sieben: Traktate und Theorien, S. 16 f.   Kaiser: Der „kurze Brief“, S. 387 f.; Sieben: Traktate und Theorien, S. 17; zu den Begleitumständen s. auch Schmitz: Ein Brief Konrads.   Kaiser: Der „kurze Brief“, S. 384 f.

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V.  Pfälzer Kirchenpolitik

mas“ bezeichnete Schreiben richtete der Gelnhausener u. a. an König Wenzel und Pfalzgraf Ruprecht I. Wohl im Sommer 1381 meldete sich unter Rückgriff auf Konrads Epistola concordiae noch einmal Heinrich von Langenstein zu Wort. In einem als Epistola concilii pacis überschriebenen Memorandum ging er den Grundlagen der Kirchengewalt in historischer und dogmatischer Perspektive nach. Neben dem (über dem Papst und dem Kardinalskollegium stehenden) Konzil als Instrument zur Beendigung des Schismas – zu der die Verantwortlichen aufgefordert werden – thematisiert Heinrich auch den reformbedürftigen Zustand der Kirche.10 An der Pariser Universität setzten sich diese Ansichten nicht durch; als dort die avignonesische Partei die Oberhand gewann, verließen vielmehr zahlreiche Magister und Scholaren aus den urbanistischen deutschen Territorien die Hochschule in Richtung Osten.11 Eines der wichtigsten Sammelbecken der Auszügler war Heidelberg, dessen 1386 unter dem Eindruck des Schismas gegründete Universität dem Zufluss aus Paris zu einem wesentlichen Teil seine Existenz verdankte.12 Auch Konrad von Gelnhausen fand seinen Weg nach Heidelberg, wo er sich bereits 1360 im Umfeld des Pfalzgrafen bewegt hatte.13 Als Wormser Dompropst wurde er der erste Kanzler des pfälzischen Generalstudiums, an dem er zudem extraordinarie lehrte.14 Man kann annehmen, dass Konrad auch in Heidelberg für den Konzilsgedanken eingetreten ist.15 Heinrich von Langenstein hingegen wurde, wie bereits erwähnt, nach Wien berufen, wo er am Aufbau der 1384 erneuerten Hochschule mitwirkte.16 Gleichwohl unterhielt auch er Verbindungen nach Heidelberg, wo er etwa mit dem gleichfalls aus Paris abgewanderten Gründungsrektor Marsilius von Inghen17 und mit Matthäus von Krakau18 persönlich bekannt war. 1394 wandte er sich mit einem Brief an Pfalzgraf Ruprecht III., in dem er ihn nachdrücklich zum Handeln aufforderte, um die Kirchenspaltung zu überwinden. In der Passivität der vornehmsten weltlichen    Sieben: Traktate und Theorien, S. 19; vgl. Bliemetzrieder: Literarische Polemik, S. 71*–91*, 111–140 und Ders.: Die wahre historische Bedeutung.    Colberg: Konrad von Gelnhausen, Sp. 1138. Vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 51.    Hauck: Kirchengeschichte V, S. 741. 10  Sieben: Traktate und Theorien, S. 19 f. 11  Swanson: Universities, S. 68 f. 12  Vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 48 f. 13  In einer Supplik von 1360 erscheint er als clericus et servitor Ruprechts I., s. Ritter: Heidelberger Universität, S. 51. 14  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 20, S. 57. Als Konrad 1390 in Heidelberg starb, vermachte er der Universität nicht nur seine Büchersammlung, sondern auch einen stattlichen Geldbetrag, den er zur Errichtung eines Kollegiums nach dem Vorbild der Pariser Sorbonne bestimmt hatte, vgl. Nuding: Universität, S. 211. 15  Näheres ist allerdings nicht bekannt, vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 52. 16  Nuding: Mobilität und Migration; vgl. Gabriel: Heinrich von Langenstein. 17  Sommerfeldt: Stellung Ruprechts III., S. 292. 18  Nuding: Geschäft und Moral, S. 45 ff.

V. 2.  Matthäus als königlicher Diplomat

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Führer beider Obödienzen, des römischen und des französischen Königs, sah er – nicht ganz zu Unrecht – den Hauptgrund für das Fortbestehen des Schismas. Ähnlich wie in seiner Epistola concilii pacis argumentierte Heinrich historisch, indem er insbesondere die Geschehnisse nach der Kirchenspaltung von 1130 zum Vergleich heranzog.19 Aus handschriftlichen Zeugnissen lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit schließen, dass nach dem Eintreffen des Briefes Marsilius von Inghen von Ruprecht III. durch einen Gelehrten aus der Umgebung des Hofes zu einer Stellungnahme aufgefordert wurde.20 Auch wenn man nicht behaupten kann, die Debatte um die konziliare Theorie sei gleichsam von Paris an die neue Heidelberger Universität verpflanzt worden, so ist doch unverkennbar, wie eng man dort mit ihren Vordenkern in Verbindung stand. Die pfälzische Hochschule aber hielt unter dem Einfluss des Marsilius von Inghen sowie eingedenk ihrer Anfänge als faktische Gegengründung zur schismatischen Pariser Universität strikt an der römischen Obödienz fest, und in diesem Sinne hat sie auch auf ihre Landesherren eingewirkt.21 Diese verblieben nach der Kirchenspaltung auf Urbans Seite und brachten 1379 ein Bündnis gleich gesinnter deutscher Fürsten, den Urbansbund, zustande.22 Seitdem sich abzeichnete, dass von König Wenzel in der Schismafrage keine nennenswerte Initiative zu erwarten war, gewannen die rheinischen Kurfürsten, namentlich die Pfalzgrafen, stetig an politischem Gewicht.23 Auch nachdem die Heidelberger Universität mit dem im Sommer 1396 plötzlich verstorbenen Marsilius von Inghen den bisherigen Gewährsmann ihrer römischen Ausrichtung verloren hatte, blieb sie der verfolgten Linie treu. Inzwischen hatten in der Heidelberger Theologie andere Gelehrte die Federführung übernommen. Zu ihnen gehörte seit 1395 Matthäus von Krakau, der von den Angehörigen seiner Fakultät um die Wende zum 15. Jahrhundert das größte wissenschaftliche Format besaß. Man kann den Krakauer zwar, wie gesehen, nicht als konziliaristischen Autor bezeichnen, doch hat auch er die geistige Auseinandersetzung um die via concilii, wie sie in Heidelberg gepflegt wurde, mit beeinflusst. Wahrscheinlich hat er diesen Gegenstand auch vor seinen Schülern zur Sprache gebracht.

V. 2.  Matthäus als königlicher Diplomat In den frühen Jahren seines Königtums griff Ruprecht in den beiden für ihn vordringlichen Fragen – der Approbation seiner Wahl sowie der Kirchen19 

Sommerfeldt: Stellung Ruprechts III., bes. S. 310. Ebd. S. 296 f. 21  Ritter: Heidelberger Universität, S. 57. 22  Thomas: Deutsche Geschichte, S. 309; vgl. Gerlich: Pfalzgraf Ruprechts III. Weg zum Königtum. 23  Ritter: Heidelberger Universität, S. 52. 20 

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V.  Pfälzer Kirchenpolitik

einheit – in besonderem Maße auf seinen Rat Matthäus von Krakau zurück. Das Engagement des Theologen wird sowohl in praktisch-politischer als auch in theoretisch-ideologischer Hinsicht deutlich. Da Ruprechts Bemühungen um die päpstliche Anerkennung keine Fortschritte machten, war er zunehmend enttäuscht über die weitreichenden Forderungen Bonifaz’ IX. und die ausbleibende Gegenleistung für seine Treue zur römischen Obödienz. Zwischenzeitlich sah er sich sogar veranlasst, Kontakt mit der avignonesischen Partei aufzunehmen. Herzstück dieses Vorstoßes bildeten Verhandlungen mit Frankreich in den Jahren 1401 / 02, in deren Verlauf auch der Konzilsgedanke als Weg zur Beendigung des Schismas zur Sprache gekommen ist.24 Im Zeichen dieser Annäherung verhandelte man im Sommer 1401 über die Eheschließung zwischen Ruprechts Sohn Johann und einer französischen Prinzessin. Als einer der Gesandten, die der römische König in dieser Sache nach Frankreich sandte, ist Matthäus von Krakau belegt.25 Gleichzeitig liefen die Unterredungen mit Bonifaz IX. weiter, die im Herbst 1403 zur Approbation des Königs durch den Papst führten. Dass der Krakauer zu denen gehörte, die dem König empfohlen hatten, sich nicht auf Bonifaz’ Maximalforderung des Verzichts auf eine eigene Schismapolitik und der bedingungslosen Bindung an das römische Papsttum einzulassen, ist nicht beweisbar, aber wahrscheinlich.26 Kein anderer als Matthäus leitete jedenfalls – zusammen mit Raban von Helmstatt, dem Bischof von Speyer und königlichen Kanzler – die pfälzische Gesandtschaft, welche die Verhandlungen zum Abschluss brachte und stellvertretend für den König den Treueid leistete. Zweimal, am 10. Juli und am 1. Oktober 1403, hat Matthäus, der damals aller Wahrscheinlichkeit nach gerade seine Squalores entworfen hatte, zunächst angesichts, dann anlässlich der Anerkennung Ruprechts vor dem Papst gepredigt.27 Respektvoll, aber bestimmt bat er bei diesen Gelegenheiten darum, den lange unterbliebenen Schritt zu vollziehen, für den nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei. Zwischen den kunstvoll in großer Zahl eingeflochtenen Bibelstellen lässt insbesondere sein erster sermo die politische Argumentation der Gesandten erkennen: Die von Turbulenzen heimgesuchte Christenheit brauche neben dem Papst auch einen anerkannten weltlichen Herrscher, führte Matthäus unter Hinweis auf das traditionelle Bild vom geistlichen und vom weltlichen Schwert aus.28 Er versäumte es nicht, den 24 

Wriedt: Heidelberger Hof, S. 278. Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 153, S. 194 f.; Nr. 157, S. 198– 200; zu den Vorgängen vgl. auch Mercati: Un’ignota missione. 26  Vgl. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, S. 93; vgl. Frey: Verhandlungen. 27  Weizsäcker: Urkunden, bes. S. 92 ff. 28  Quis enim non excitetur ad diligentiam et excutiat negligenciam, qui considerat, quantum malum venerit ecclesiae, imperio et toti christianitati ex hoc, quod regnum imperii tam diu neglectum est, et quam necessarium esset, quod fuisset diu provisum? (…) An non necessarium, quod sit imperator, cum debeant esse duo iugiter gladii hic, id est in ecclesia, Lc 22. Mat25 

V. 2.  Matthäus als königlicher Diplomat

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Papst darauf hinzuweisen, dass Ruprecht nicht nur seit seiner Wahl getreulich die Anerkennung durch Bonifaz angestrebt,29 sondern auch zur Stabilisierung der römischen Obödienz beigetragen habe.30 Es könne nur von Vorteil sein, wenn Papst und (künftiger) Kaiser enge Verbündete seien.31 Offenbar beurteilte Bonifaz IX. die Situation vor dem Hintergrund des fortdauernden Schismas und der aktuellen politischen Konstellation ähnlich; im Anschluss an Matthäus’ zweiten Vortrag hat er die Approbation Ruprechts ausgesprochen. Offensichtlich war diese Reise nicht die erste, die den Krakauer in derselben Sache an den Hof des Papstes geführt hatten. Wie bereits bekannt,32 enthält seine Laudatio auf Ruprecht die Bemerkung, er habe Bonifaz schon mehrfach und vor mehreren Jahren lobend über den Wittelsbacher reden hören.33 Im Frühjahr 1405 brach der Krakauer neuerlich in diplomatischer Mission nach Italien auf. Genau ein Jahr nach der Approbation Ruprechts war der Papst am 1. Oktober 1404 verstorben. Als sein Ableben in Heidelberg bekannt geworden war, hatte Ruprecht den Protonotar Ulrich von Albeck als ständigen Vertreter an die römische Kurie entsandt, um die anstehenden Fragen mit dem neuen Pontifex zu sondieren. Im März 1405 begab sich dann jene königliche Gesandtschaft nach Rom, der aller Wahrscheinlichkeit nach auch Matthäus von Krakau angehörte.34 Gleichzeitig zogen Vertreter der Heidelberger Universität an die Kurie; sie sollten dem neuen Papst dem Herkommen entsprechend einen Supplikenrotulus überbringen, von dem die Hochschule sich nebenbei auch eine Festigung ihrer materiellen Basis erhoffte. Offensichtlich hatte die Universität ihre Mission mit der königlichen koordiniert, wobei auch die Erwartung eine Rolle gespielt haben wird, das eigene Anliegen mit der Unterstützung der Hofgesandten erfolgreicher vertreten zu können.35 Königlicher Rat und Universität traten dabei, wie in Heidelberg auch sonst häufig, entsprechend einem eigenwilligen Erscheinungsbild auf: institutionell getrennt, doch mit engen sachlichen und personellen Berührungspunkten, die Hochschule einmal mehr im Schatten des fürstlichen Einflusses operierend.36 thäus von Krakau: Duae collationes, in: Duellius: Miscellanea I, S. 145 f.; vgl. Kałuża: Eklezjologia, S. 80. 29  Matthäus von Krakau: Duae collationes, in: Duellius: Miscellanea I, S. 148. 30  Nam constat, et credo sanctitatem vestram non ignorare, qualiter dominus meus manifestavit iustitiam status vestri et homines in obedientia conservavit. Ebd. S. 140. 31  Quid autem est, quod possit esse melius toti christianitati quam quod papa et imperator sint tam perfecto puri amoris vinculo foederati? Ebd. S. 147. 32  S. oben Kapitel II. 3. 33  (…) pluries et ante plures annos ex ore sanctitatis vestrae audivi (…). Matthäus von Krakau: Duae collationes, in: Duellius: Miscellanea I, S. 149. 34  Sommerfeldt: Verhandlungen, S. 30 f. Vgl. oben S. 182. 35  Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 385, S. 380. 36  Vgl. Nuding: Universität, zu Universitätslehrern als Diplomaten der Pfalzgrafen bes. S. 234 f.

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V.  Pfälzer Kirchenpolitik

Wer die Emissäre des Königs im Einzelnen gewesen sind, lässt sich nicht mehr ermitteln, wohl jedoch ihr Auftrag. Neben den offiziellen Glückwünschen zum Amtsantritt sollten dem neuen Papst vor allem kirchen‑ und reichspolitische Probleme vorgetragen werden. In den Gesandtschaftsinstruktionen37 nahm das Thema Romzug und Kaiserkrönung breiten Raum ein. Ruprecht ließ sein bisheriges Fernbleiben mit den verworrenen Zuständen und der mangelnden Unterstützung, die ihn in Italien erwartet hätten, rechtfertigen, gleichzeitig seinen guten Willen betonen und den Papst um Rat und Fürsprache bitten. Die Untertöne seines Programms klingen wenig optimistisch, was nach den bitteren Erfahrungen des gescheiterten Italienzugs, den er 1401 / 02 unternommen hatte, nicht verwundern kann.38 Konkretere Gestaltungsmöglichkeiten wird sich der Monarch auf dem kirchenpolitischen Sektor versprochen haben. Hier konnte er auf Vorstöße aus der avignonesischen Obödienz verweisen, die er ansprechen lassen wollte. Bei der Festlegung eines Auswegs aus dem Schisma ließ er Innozenz den Vortritt, behielt sich jedoch die endgültige Zustimmung vor. Seine Zielrichtung ging dabei über die Beseitigung des Doppelpapsttums hinaus: Auch von vil ander gebrechen wegen in der Cristenheit hielten Ruprecht und seine Berater es für angebracht, daz ein gemeine rade würde oder zum minsten ein gemeine gespreche, damit die Cristenheit etwaz versorget werden mochte.39 Für einen „gemeinen Rat“, d. h. ein allgemeines Konzil als Mittel zur Abstellung herrschender kirchlicher Missstände hatte erst kurze Zeit vorher Matthäus von Krakau in den Squalores plädiert.40 Es liegt daher nahe, in ihm den spiritus rector der fraglichen Forderung zu sehen. Mithin ist jene Delegation ein Indiz dafür, wie der Krakauer auf die Inhalte der königlichen Politik eingewirkt hat. Matthäus dürfte entsprechend den Aussagen, die er in seiner kurienkritischen Schrift niedergelegt hatte, einer derjenigen gewesen sein, die in Heidelberg den Konzilsgedanken nicht nur verfochten, sondern auch prägten. Während Innozenz’ kurzen Pontifikats – er starb bereits 1406 – kam es zu keinen nennenswerten Fortschritten in der Kirchenfrage mehr. Die Wahl seines Nachfolgers, Gregors XII., machte eine neue diplomatische Fühlungnahme notwendig. Ob Matthäus von Krakau tatsächlich im Herbst 1406 ein weiteres Mal an die Kurie gezogen ist, wie man vermutet hat, wissen wir nicht.41 Es zeichnet sich allerdings ab, dass in jenen Jahren allmählich ein anderer Gelehrter in der Heidelberger Politik und Diplomatie eine führende Rolle zu spielen begann: Konrad Koler von Soest, ein Angehöriger der theologischen Fakultät, damals wohl Mitte dreißig, der sehr wahrscheinlich noch bei Matthäus von Krakau 37 

Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 470, S. 680–683. Winkelmann: Romzug. 39  Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 470, S. 683. 40  Matthäus von Krakau: De squaloribus, cap. 18. 41  So die Vermutung von Sommerlad: Matthaeus von Krakau, S. 49 f. 38 

V. 3.  Der „Heidelberger“ Konziliarismus und das Konzil von Pisa

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studiert hatte und 1408 selbst zum Professor aufstieg.42 Konrad wurde in jenen Jahren immer mehr zur zentralen Gestalt in der Kirchenpolitik Ruprechts.43

V. 3.  Der „Heidelberger“ Konziliarismus und das Konzil von Pisa Die via concilii gewann doch noch politische Relevanz, als die Kardinalskollegien sich nach langem Hin und Her entschlossen, die Päpste in Rom und Avignon zu verlassen und gemeinsam auf ein Konzil zur Lösung des Schismas hinzuarbeiten.44 Im September 1408 gelangte ihre vordatierte Konzilsausschreibung nach Deutschland, in der sie für das nächste Frühjahr nach Pisa luden.45 Der Heidelberger Hof unter König Ruprecht hat auf diesen Plan mit Ablehnung reagiert. Seine Haltung gegenüber dem Konzilsprojekt und seiner Durchführung in Pisa ist lange missverstanden worden. Dem äußeren Anschein nach wollten der König und seine Berater aus Prinzip nichts von dem Plan der Kardinäle wissen. Die Forschung sah sich aufgrund der Quellenlage zu dieser Annahme genötigt, denn als einziges programmatisches Dokument geben die so genannten „Heidelberger Postillen“ Aufschluss über die Position der Krone zur fraglichen Zeit.46 Der Inhalt dieses bunten, unübersichtlichen Textes, der als alleinigem Ordnungsprinzip der Reihenfolge kommentierungswürdig erscheinender Aussagen der von den Kardinälen in Umlauf gebrachten Konzilsausschreibung gehorcht, führt den Leser bei oberflächlicher Betrachtung in die Irre. Wie Hermann Heimpel gezeigt hat, war es Konrad von Soest, der diese Gegenschrift formulierte – jedenfalls zum größten Teil. Eingeflossen sind sicherlich auch Anregungen der übrigen Vordenker aus Ruprechts Umgebung, insbesondere aber ließ sich nachweisen, dass – wie möglicherweise im Fall von Matthäus’ Squalores – der Jurist Job Vener die hauptsächlich von den Theologen inspirierte Schrift um Belege aus den Rechten ergänzt hat.47 Inwieweit der alternde Matthäus von Krakau in den Diskussionen von 1408 auf die Positionsbestimmung des Heidelberger Hofes Einfluss genommen hat, lässt sich leider nicht im Detail verfolgen. Dass er – ebenso wie Konrad von Soest – zu Ruprechts Gesandtschaft sowohl auf dem Pisanum wie auch auf Gregors Gegenkonzil in Cividale gehörte, unterstreicht indessen seine aktive Rolle, 42  Drüll: Heidelberger Gelehrtenlexikon, S. 99; Hausberger: Konrad von Soest; zu seiner späteren Karriere in kurpfälzischen Diensten v. Brandenstein: Urkundenwesen und Kanzlei, S. 375 f., und als Regensburger Bischof Janner: Geschichte der Bischöfe; vgl. Miethke: Karrierechancen, S. 190 f. 43  Zu seiner früheren Betrauung mit diplomatischen Aufträgen durch Ruprecht vgl. Nuding: Universität, S. 235. 44  Hauck: Kirchengeschichte V, S. 832 ff.; Landi: Papa deposto, S. 134 ff.; Girgensohn: More sanctorum patrum. Ausführliche Literatur zum Konzil von Pisa bei Frech: Reform, S. 336. 45  Hauck: Kirchengeschichte V, S. 837 (zur Datierung ebd. Anm. 2), 840 f. 46  Edition: Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 268, S. 387–422. 47  Heimpel: Konrad von Soest.

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V.  Pfälzer Kirchenpolitik

auch wenn man den theologischen Kopf der Delegation eher in seinem jüngeren Kollegen sehen möchte.48 Unter Ruprechts gelehrten Räten dürfte Matthäus seinerzeit nach Ansehen und intellektuellem Gewicht eine zentrale Stellung eingenommen haben.49 Ohne Zweifel wirkten in Fragen der Kirchenpolitik seine Schüler, die Theologen Nikolaus Magni von Jauer und vor allem Konrad Koler von Soest, eng mit ihm zusammen. Der Jurist Job Vener gehörte demselben Kreis an, wie seine Mitarbeit an den „Heidelberger Postillen“ zeigt. Außerdem wird man vielleicht den Kanonisten Johann van der Noet hinzurechnen dürfen, mit dem Matthäus ein langjähriges Vertrauensverhältnis verbunden zu haben scheint.50 Andererseits gab es sicher auch Widerstand gegen diesen hofnahen Zirkel aus Schülern und Freunden des Wormser Bischofs, und zwar allem Anschein nach sogar in dessen näheren Umgebung: im Klerus seines Hochstifts. Im September 1409 rief der Mainzer Protonotar Johann von Bensheim die Domdekane von Worms und Speyer zur Parteinahme für die Pisaner Obödienz auf.51 Die beiden Adressaten, die der Mainzer noch aus seiner Heidelberger Studienzeit kannte, waren Jakob von Hambach52 und der Kanonist Nikolaus Burgmann; letzterer bekleidete inzwischen auch die Kustodie in Matthäus’ Wormser Domkirche.53 Ihnen gegenüber beklagte der Protonotar, einige einflussreiche Ratgeber des Königs, die glaubten, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben (qui amplius sapere pretendunt quam oportet), könnten mit ihrer exzentrischen Haltung in der Kirchenfrage nicht nur eine politische Katastrophe für den König heraufbeschwören, sondern auch die Heidelberger Universität vor aller Welt lächerlich machen.54 Diese Vorhaltungen klingen nicht so, als hätte ihr Verfasser die beiden Adressaten unbedingt zum Kern der römischen Partei am Heidelberger Hof gezählt. Es gibt ein zeitgenössisches Dokument, das ausdrücklich Matthäus von Krakau als denjenigen kenntlich macht, der für Ruprechts beständiges Festhalten an der römischen Obödienz die Hauptverantwortung getragen haben soll: die Leichenpredigt, die der Würzburger Jurist Winand von Steeg drei Wochen nach Ruprechts Tod auf den verstorbenen König gehalten hat.55 Doch ist diese Zuweisung der Verantwortung vielleicht etwas zu einfach und wohl auch nicht frei von politischen Hintergedanken erfolgt. Immerhin konnte Winand bei aller Zuspitzung auf die Person des Bischofs nicht umhin, auch auf die Heidelberger 48 

Jähnig: Johann von Wallenrode, S. 62. Matthäus war in jenen Jahren königlicher Beichtvater, was ihm einen nennenswerten Einfluss auf Ruprecht garantiert haben dürfte; vgl. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 442, S. 437 f. (Beleg vom 11. X. 1407). 50  Vgl. etwa unten die Regesten R 54, R 66, R 107, R 157. 51  Wriedt: Heidelberger Hof, S. 288. 52  Vgl. unten in Kapitel VIII. 3. 1. die Texte Nr. 7, 19, 21. 53  Vgl. unten Regest R 135. 54  Wriedt: Heidelberger Hof, S. 288. 55  Schmidt: Leichenpredigt, bes. S. 341 f. 49 

V. 3.  Der „Heidelberger“ Konziliarismus und das Konzil von Pisa

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Universität als zweite Verantwortliche hinzuweisen: Habe der König sich nicht zu Recht auf das Urteil all der frommen und gelehrten Berater verlassen? Die Rolle der übrigen Heidelberger Universitätsgelehrten bei der politischen Standortbestimmung sollte demnach zumindest nicht unerwähnt bleiben. Klaus Wriedt hat in einer grundlegenden Studie gezeigt, dass die Postillen aufgrund ihres Sitzes im Leben nicht als Primärquelle taugen und mit gebührender Vorsicht zu beurteilen sind.56 Mit ihrer Hilfe sollte auf dem Frankfurter Fürstentag Anfang 1409 Stimmung gegen das Projekt der Kardinäle gemacht werden. Die taktische Polemik dieser zweckgebundenen Waffe überdeckt das echte Anliegen und stellt stattdessen ein „Neben‑ und Durcheinander von konstitutionellen Erwägungen, rechtlichen Einwänden, nationalen Vorurteilen, reichspolitischen Idealen und pragmatischen Einsichten“57 in den Raum. Wriedt hat herausgearbeitet, dass der Konzilsgedanke zur Zeit des Pisanums in der pfälzischen Politik sehr wohl eine maßgebliche Rolle spielte und sich nur in seiner spezifischen Ausformulierung von dem Ansinnen der Kardinäle unterschied.58 Obwohl die Heidelberger im Gegensatz zu den Kardinälen im römischen Papst Gregor nach wie vor das legitime Kirchenoberhaupt sahen, waren sie durchaus der Ansicht, dass diesem die Unterstützung zu entziehen sei, wenn er sich nicht hinreichend für die Kircheneinheit einsetzte; zur Erlangung letzterer hielten beide Seiten ein Generalkonzil, auf dem ein Unionspapst gewählt werden sollte, für unerlässlich. Von bedingungslosem Festhalten an der römischen Obödienz konnte also in Ruprechts Lager keine Rede sein. Der maßgebliche Unterschied zwischen beiden Positionen betraf vielmehr die Einschätzung, wem es zustand, das Versagen Gregors im Bemühen um die Kircheneinheit festzustellen. Die Kardinäle hielten es bereits für erwiesen und planten das Konzil in erster Linie zur Exekution der Abwahl beider Päpste. Ruprecht und sein Rat dagegen wollten ein Konzil, das zum einen rechtmäßig einberufen und somit eindeutig legitimiert zu sein hatte und das zum anderen ergebnisoffen und in seinen Entscheidungen nicht von vornherein festgelegt sein sollte.59 Beide Eigenschaften sprachen sie dem Pisanum ab. Wriedt hat nachgewiesen, dass der Konzilsgedanke seit dem Beginn von Ruprechts Königtum „in Heidelberg nicht nur bekannt, sondern auch aktuell“ gewesen ist, musste jedoch einräumen, dass der Versuch einer aktiven Umsetzung unterblieb.60 Dies kann angesichts der erzwungenen Nähe des Pfälzer Hofes zur römischen Kurie in Ruprechts Anfangsjahren nicht verwundern. Das vorrangige Ziel des Monarchen hatte zunächst einmal in der Anerkennung seiner umstritte56 

Wriedt: Heidelberger Hof, S. 274. Ebd. S. 273. 58  Die in der Überschrift gewählte Bezeichnung „‚Heidelberger‘ Konziliarismus“ orientiert sich an Heimpel: Vener I, S. 311. 59  Wriedt: Heidelberger Hof, S. 277. 60  Ebd. S. 279. 57 

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V.  Pfälzer Kirchenpolitik

nen Wahl durch Bonifaz IX. bestanden, was ein offensives Vorgehen gegen den Papst im eigenen Interesse ausschloss. Folgerichtig scheint die Konzilslösung in den Quellen nur punktuell und wohl hauptsächlich als diplomatisches Druckmittel auf, wobei sichtbar wird, wie sehr Ruprecht darum bemüht war, sich einen gewissen Handlungsspielraum zu erhalten.61 War die Haltung König Ruprechts trotz der von Wriedt herausgearbeiteten Feinheiten stark durch weltanschauliche Gründe geprägt, so fasste sein Vorgänger und Konkurrent Wenzel von Böhmen, dem Ruprecht den Thron streitig machte, die Konzilsausschreibung der Kardinäle vor allem als politische Chance auf.62 Etwa zur selben Zeit, als in Heidelberg Konrad von Soest die „Postillen“ formulierte, machte Wenzel gegenüber den Kardinälen seine Unterstützung des Konzilsplans davon abhängig, dass seine Gesandtschaft in Pisa als diejenige des rechtmäßigen römischen Königs empfangen werde. Durch diesen Schritt kündigte sich ein Konflikt mit dem Prager Erzbischof und dem böhmischen Klerus an, die in der römischen Obödienz zu verbleiben wünschten. An der Prager Universität trat zwar ausgerechnet jener Johannes Falkenberg, der es wenige Jahre zuvor unternommen hatte, den römischen Papst gegen die vermeintlichen Ketzereien eines Matthäus von Krakau in Schutz zu nehmen, für den Rücktritt Gregors XII. ein,63 doch lehnte die Universität trotz einer entsprechenden Forderung des inzwischen auch von Frankreich diplomatisch umworbenen Wenzel mehrheitlich – mit Ausnahme der böhmischen Nation – den Obödienzentzug ab. Unter dem Eindruck dieser Verweigerung erließ der Luxemburger Anfang 1409 jenes Kuttenberger Dekret, das die drei deutschen Universitätsnationen zu einer einzigen zusammenfasste, während der Einfluss der böhmischen Nation ausgedehnt wurde. Mit dieser wenig weitsichtigen Entscheidung läutete Wenzel den Anfang vom Ende der Carolina ein, der bald darauf mit dem Auszug der deutschen Studenten seinen Lauf nahm.64 Wenzel hat das Pisaner Konzil letztlich beschickt und seine Entscheidungen mitgetragen, was jedoch zu einer heftigen Entzweiung mit dem Prager Klerus führte, der an der römischen Obödienz festhielt.65 Auch König Ruprecht hat eine Delegation nach Italien gesandt. Ihre Führung lag bei Johann von Wallenrode, dem Erzbischof von Riga,66 doch die maßgeblichen Köpfe unter den Gesandten waren Konrad Koler von Soest und Matthäus von Krakau. Ihr Auftrag bestand darin, die Kardinäle im Sinne ihrer Konzilsauffassung umzustimmen, widrigenfalls gegen das Kardinalskonzil zu protestieren 61 

Ebd. S. 278. Zum Folgenden s. Hilsch: Johannes Hus, S. 87 ff.; vgl. Kötzschke: Ruprecht von der Pfalz, S. 50 ff. 63  Boockmann: Johannes Falkenberg, S. 180 ff. 64  Moraw: Universität Prag, S. 114–116. 65  Hilsch: Johannes Hus, S. 103. 66  Zur Biographie s. Jähnig: Johann von Wallenrode. 62 

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und Gregor XII. bei der Abhaltung seiner eilig angekündigten Gegensynode in Cividale zu unterstützen.67 Nach Verhandlungen mit Gregor in Rimini, in denen das künftige Verhalten sondiert wurde, trafen die Gesandten Ende März auf dem bereits eröffneten Pisaner Konzil ein.68 Dort verhandelten sie zunächst mit einzelnen Kardinälen der vormals römischen Obödienz, später mit dem gesamten Kollegium, um sie zu bewegen, von ihrem Vorhaben einer Absetzung der beiden Schismapäpste abzusehen und stattdessen einem Einheitskonzil zuzustimmen. Als sich keine Einigung erreichen ließ, trug die königliche Gesandtschaft in der vierten Arbeitssitzung „Bedenken“ gegen die Synode vor. Diese dubia, die auf dem Gedankengut der Heidelberger Postillen basierten, zogen den Obödienzentzug, die Konzilsberufung und die Rechtmäßigkeit des vereinigten Kardinalskollegiums in Zweifel. Die Kardinäle nahmen zwar eine schriftliche Fassung dieser Einwände entgegen, waren aber aus Sorge um den Fortgang ihres Konzils zu keinen Zugeständnissen bereit. Vor diesem Hintergrund entschlossen sich die Heidelberger Gesandten, durch eine Appellation an Christus und ein künftiges rechtmäßiges Konzil der Versammlung ein Ultimatum zu stellen.69 Auch durch ein solches Einfordern von Kompetenzen des römischen Königs als Schirmvogt der Kirche ließ sich freilich nichts bewegen, zumal zu diesem Zeitpunkt bereits die Ankunft der Delegation Wenzels von Böhmen bevorstand. Folgerichtig reisten die Pfälzer Gesandten wenige Tage später aus Pisa ab. Das Konzil verwarf ihre dubia und machte sich daran, zur Absetzung der beiden Päpste zu schreiten. Wenzels Gesandtschaft, die im Mai eintraf, wurde als die des legitimen römischen Königs empfangen. Am 26. Juni wählte man schließlich mit Alexander V. den vermeintlichen Einheitspapst. Ruprechts Emissäre hatten sich von Pisa wieder nach Rimini zu ihrem Papst Gregor XII. begeben. Einige von ihnen, darunter der Erzbischof von Riga, machten sich bald auf den Weg zurück nach Heidelberg; zwei weitere erschienen zu Verhandlungen in Venedig, und der fünfte – wahrscheinlich der betagte Matthäus von Krakau – blieb bei Gregor.70 Am 15. Juni übertrug ihm der Papst die Jurisdiktion des Mainzer Erzbischofs, falls dieser sich von der römischen Obödienz abwende.71 Kurz darauf eröffnete Gregor unter schwierigen Bedingungen sein Gegenkonzil in Cividale.72 Angesichts der mäßigen Resonanz, auf die es stieß, dürfte Matthäus von Krakau zu den prominentesten Teilnehmern gehört haben. Die Synode entfaltete eine eher symbolische Wirkung, unter anderem ließ sich Gregor von ihr sein rechtmäßiges Verhalten bestätigen. Bei aller Spärlichkeit der 67 

Kötzschke: Ruprecht von der Pfalz, S. 57. Zum Verlauf des Konzils s. Ourliac: Schisma, S. 92–96; Kötzschke: Ruprecht von der Pfalz, bes. S. 58–83. 69  Bäumer: Konrad von Soest. 70  Vgl. Jähnig: Johann von Wallenrode, S. 60; Girgensohn: Kirche I, S. 541 f. 71  Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 303, S. 567. 72  Meister: Konzil; Schmitz: Quellen. 68 

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V.  Pfälzer Kirchenpolitik

Quellen, die über die Geschehnisse von Cividale vorliegen, ist doch überliefert, dass zu der Kommission, die über Gregor urteilen sollte, auch der Krakauer gehörte.73 Am 5. September befanden sich Ruprechts Gesandte anscheinend noch immer am Ort des Konzils. Papst Gregor bevollmächtigte an diesem Tag Bischof Matthäus von Worms als seinen Legaten in den Kirchenprovinzen Mainz, Köln, Trier, Salzburg, Bremen und Magdeburg, um gegen die Pisaner Obödienz zu wirken.74 Nach dieser Beförderung, die faktisch eine Geste der Ohnmacht war, sind die Gesandten nach Heidelberg zurück gereist. Matthäus von Krakau traf vor dem 13. November wieder dort ein.75 Seiner apostolischen Legation konnte er unter den mittlerweile im Reich herrschenden Machtverhältnissen nicht mehr wirksam nachkommen, auch wenn der König zu seiner Unterstützung aufrief.76 Am 30. Januar 1410 delegierte er seinen Auftrag für die Diözese Speyer an den zuständigen Ortsbischof, den königlichen Kanzler Raban, der zu Ruprechts letzten Getreuen im Episkopat gehörte.77 Die Nachricht über diesen Vorgang ist zugleich das Letzte, was wir zu seinen Lebzeiten von Matthäus hören.

73 

Schmitz: Quellen, S. 250. Vgl. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 22. Zur Tragweite dieses Schrittes s. Gerlich: Territorium, S. 68 f. 75  Vgl. Regest R 170. 76  Ein Beleg aus späterer Zeit: Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 406, S. 737. 77  Vgl. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 22. 74 

VI.  Epilog VI. 1.  Letzte Verfügungen Auf Donnerstagmorgen, den 15. Februar 1409 hatte Matthäus von Krakau eine Anzahl von Männern zu einer Zusammenkunft in sein Haus am Heidelberger Peterstor bestellt. Das Alter lastete immer schwerer auf dem Wormser Bischof, so dass er allmählich die Notwendigkeit sah, seine diesseitigen Angelegenheiten zu regeln. Wie sich zeigen sollte, stand Matthäus damals in der Tat bereits an der Schwelle seines letzten Lebensjahres. Der greise Bischof hatte die Sitzung in seinem Haus sorgfältig vorbereitet. Aus den Gefällen der Güter, die er seit der Zeit seiner Übersiedelung nach Heidelberg besaß, beabsichtigte er einen Altar in der Heidelberger Heiliggeistkirche nebst einer Priesterpfründe zu stiften, über die nach seinem Tod die Universität verfügen sollte. Zwei Monate zuvor hatte er bei Hofe die Zustimmung zu diesem Vorhaben eingeholt und die Abgabenbefreiung für die betreffenden Liegenschaften, die ihm bereits auf Lebenszeit bewilligt war, von König Ruprecht und seinen Söhnen für alle Zukunft verlängern lassen. Nun sollte die Stiftung vollzogen werden. Die Männer, die Matthäus an jenem Wintermorgen in seinem Haus empfing, waren der Notar Heinrich Riederer von Miltenberg und sein langjähriger Kollege im Professorenkollegium, der Kanonist Johann van der Noet, der mit dem Krakauer schon aus gemeinsamen Prager Zeiten bekannt war. Matthäus’ Kaplan Johannes Hoppener und sein langjähriger Gehilfe Nikolaus Doring ergänzten die Runde. In Gegenwart der Zeugen nahm Riederer die Einzelheiten des Stiftungsvorhabens zu Protokoll. Der bemerkenswerteste Punkt des Vorgangs war die Festlegung des Patroziniums, das der neue Altar erhielt. Drei weibliche Heilige sollten ihn sich teilen. Zwei von ihnen, Maria Magdalena und Elisabeth, blickten auf längere Traditionen   Zur Ausstattung der Universität mit solchen Pfründen vgl. Weisert: Universität und Heiliggeiststift.   Vgl. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 2 und Regest R 42.   Vgl. Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 20 und Regest R 149.   Original des Notariatsinstruments (ursprünglich auch von Matthäus von Krakau gesiegelt) im Universitätsarchiv Heidelberg, XII, 2, Nr. 35; Edition einer Abschrift aus dem Jahre 1428 (mit Berücksichtigung des Originals): Rektorbücher II / 1, hrsg. v. Miethke, S. 196–198.   Zu Johann van der Noet vgl. Nuding: Universität, S. 199–206, und zuletzt Drüll: Gelehrtenlexikon, S. 264 f., mit weiterer Literatur.   Zu den beiden s. oben S. 184. Hoppener begleitete seinen Herrn kurz darauf zum Konzil von Pisa, s. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 297, S. 514.

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VI.  Epilog

der Verehrung zurück, als dritte jedoch sah Matthäus seine Zeitgenossin Birgitta von Schweden vor, für deren Kanonisierung er sich ein Vierteljahrhundert zuvor so energisch eingesetzt hatte. Dass er nun zu ihren Ehren eine fromme Stiftung machte, zeigt, wie sehr er der nordischen Heiligen über all die Jahre verbunden geblieben ist. Einzelnen Stimmen zufolge soll Matthäus auch bereits in Prag einen Birgitta-Altar gestiftet haben: in der Teynkirche, deren Plebanspfründe er vor seiner Übersiedelung nach Heidelberg innegehabt hatte. Diese Nachricht ist jedoch zweifelhaft, weil das betreffende Benefizium erst über ein Jahrzehnt später (1404) bezeugt ist. Offensichtlich war der Heidelberger Altar zur Versorgung eines jungen Verwandten bestimmt. Es dürfte sich um Johannes Belicz, zuvor bereits Pfründner in Neuhausen, gehandelt haben, der einige Monate nach dem Tod des Matthäus in Heidelberg erschien und von der Universität gratis ob reverentiam domini Wormatiensis immatrikuliert wurde.10 Zwar fehlen Anzeichen dafür, dass Matthäus mit seinem Engagement den Birgitta-Kult im Heidelberger Raum hätte verwurzeln können, doch wurde seiner Stiftung wahrscheinlich dadurch Dauerhaftigkeit zuteil, dass sie 1413 in dem als Versorgungsanstalt der Universität errichteten Heiliggeiststift aufging.11 Am 13. Juni 1434 wurde dem Altar ein vierzigtägiger Ablass zugesprochen.12 Außerdem stiftete Matthäus zu einem nicht näher bestimmbaren Zeitpunkt auch (einen Zins von) acht Gulden zur Errichtung eines weiteren Benefiziums in der Heiliggeistkirche.13

VI. 2.  Ein Spätwerk? Kehren wir noch ein letztes Mal zu Matthäus als Schriftsteller zurück: Mit seinem Namen verbinden sich zwei im 15. Jahrhundert recht populäre Sterbebüchlein, deren Verfasserschaft allerdings umstritten ist.14 Solche Anleitungen zum heilsamen Sterben entstanden am Ausgang des Mittelalters in erheblicher Zahl und erfreuten sich großer Beliebtheit, wozu zeitgenössische Krisenerfahrungen   Rychterová: Offenbarungen, S. 93. Tomek: Dějepis V, S. 180. Das Patrozinium des Altars schloss neben Birgitta auch den hl. Alexius ein.    Item dominus Wormaciensis proxime defunctus erexit unum beneficium in capella sancti spiritus iam assignatum uni iuveni nepoti suo. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 446, S. 455 (28. VI. 1410). 10  Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 113. 11  Vgl. Weisert: Universität und Heiliggeiststift; die von Matthäus gestiftete Pfründe lässt sich in den dort gebotenen Aufstellungen jedoch nicht ermitteln. 12  Hautz: Geschichte I, S. 254, Anm. 7. 13  Item donavit viii florenos pro ereccione cuiusdam alterius beneficii in eadem ecclesia. Ebd. 14  Vgl. Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 81 (Nr. 1) – angesprochen wird jedoch nur ein Werk.  

  

VI. 2.  Ein Spätwerk?

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ihren Teil beigetragen haben dürften.15 Die erste, seltener überlieferte der beiden hier zur Debatte stehenden Schriften, deren Incipit „Quamvis secundum Philosophum“ lautet, wurde um die Mitte des 15. Jahrhunderts16 mit Holzschnitten gedruckt, weswegen sie als Bilder-Ars bekannt geworden ist.17 Häufiger als sie findet sich ein meist als Speculum artis bene moriendi bezeichneter Text, der mit den Worten „Cum de praesentis exilii miseria“ beginnt; er liegt in zahlreichen Handschriften und Drucken vor, teilweise auch in volkssprachlicher Übersetzung.18 Da beide Werke auf das 1408 entstandene Opus tripartitum des Johannes Gerson († 1429) Bezug nehmen,19 können sie erst nach diesem Datum entstanden sein. In beiden wird außerdem Gerson als Kanzler der Pariser Universität bezeichnet, welches Amt er bis 1419 innehatte.20 Die ältesten datierten Handschriften des Speculum sollen aus den 1430er Jahren stammen.21 Rainer Rudolf und Władysław Seńko haben die mögliche wechselseitige Abhängigkeit und die Verfasserschaft der beiden Werke untersucht.22 Da die Bilder-Ars der christlichen Lehre äußerlich ferner steht, weil sie den Tod als Übel bezeichnet und sich auf Aristoteles beruft, hält Seńko es für unwahrscheinlich, dass diese Schrift vom Speculum abhängen könne, denn in jenem wird unter Verweis auf Gregor den Großen der Tod in der Nachfolge Christi positiv gewertet. Diese Annahme ist freilich keineswegs zwingend, und selbst wenn sie zutrifft, hält ihre Aussagekraft sich in Grenzen.23 In unserem Zusammenhang sind die beiden Artes in erster Linie wegen der im Raum stehenden Zuschreibung an Matthäus von Krakau interessant. Wie stichhaltig ist diese? Seńko führt für das Speculum nicht weniger als 15 weitere Autoren auf, die in den Handschriften und Drucken genannt werden. Auch wenn einige von ihnen aus chronologischen Gründen nicht in Frage kommen, bleiben noch etliche Zuschreibungen denkbar. Insbesondere seit der 1890 erschienenen Untersuchung von Franz Falk24 fällt in diesem Zusammenhang häufig der Name des Kardinals Domenico Capranica († 1452). Das Alter der Handschriften schließt ihn jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit als Autor aus, es sei denn, er hätte sich bereits in jugendlichen Jahren intensiv mit der Problematik   Rudolf: Ars moriendi, S. 61 f. Ca. 1450 / 60: Rudolf: Ars moriendi, S. 69. Anders Seńko: Traktaty, S. 130: um 1440. 17  Rudolf: ‚Bilder-Ars-Moriendi‘. 18  Schneider: ‚Speculum artis bene moriendi‘. 19  Johannes Gerson: Opera omnia, hrsg. v. Du Pin, Bd. 1, Sp. 425–450; Ders.: Œuvres, hrsg. v. Glorieux, Bd. 7, Nr. 312, 319a (= 317), S. 193 ff.; 269 ff. Vgl. Ouy: Gerson bilingue, S. XVff. 20  Vgl. Rudolf: Ars moriendi, S. 70. 21  Schneider: ‚Speculum artis bene moriendi‘, Sp. 41; vgl. aber Rudolf: Der Verfasser (1951); Ders.: Ars moriendi (1957); Seńko: Traktaty (1967). 22  Se ń ko: Traktaty, S. 131. 23  Rudolf: Ars moriendi, S. 70, vermutet einen französischen Geistlichen als Autor des Textes zur Bilder-Ars. 24  Falk: Sterbebüchlein, S. 24–28, 82 f. 15

16 

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VI.  Epilog

des Sterbens auseinander gesetzt. Auch wenn die Zuschreibung in Capranicas jüngster Biographie nicht verworfen wird,25 ist wohl allenfalls denkbar, dass der Kardinal, wie Seńko vermutet hat, für eine Übertragung des Textes ins Italienische verantwortlich war. In den fünfziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf den glaubwürdiger als Capranica belegten Wiener Theologen Nikolaus von Dinkelsbühl († 1433), für den Rainer Rudolf plädierte.26 Trotz gewichtiger Einwände durch Alois Madre27 und Władysław Seńko28 hält sie sich bis in die Gegenwart. Auch die Nennung des Matthäus von Krakau hat numerisch gesehen ein gewisses Gewicht, was Seńko zu der Schlussfolgerung veranlasste, die Chancen des Krakauers, der tatsächliche Autor des Speculum zu sein, stünden nicht schlechter als die der übrigen Kandidaten; näherer Aufschluss sei allenfalls durch präzise Handschriftenstudien mit besonderer Berücksichtigung von Provenienzen und Datierungen zu erhoffen.29 In diese Recherchen sei auch die mit „Quamvis secundum Philosophum“ beginnende Bilder-Ars einzubeziehen, deren stellenweise Zuschreibung an Matthäus von Krakau für Verwirrung gesorgt habe. Folgt man diesem Vorschlag, wird man tatsächlich in die Lage versetzt, sich ein Urteil bilden zu können. Wenn man nämlich zunächst die von Seńko als Belege für die Verfasserschaft des Matthäus angeführten Speculum-Handschriften anhand der Kataloge überprüft, so erweist sich die Zuschreibung in den meisten Fällen als fragwürdig, wobei nicht selten unklar bleibt, ob sie überhaupt aus der Handschrift selbst stammt.30 Auch andere, in neueren Katalogen dokumentierte 25 

Gangemi: La vita, S. 222 f.; vgl. dagegen bereits Franz: Ist der Cardinal. Rudolf: Ars moriendi, S. 77. 27  Madre: Nikolaus von Dinkelsbühl, S. 295. 28  Se ń ko: Traktaty, S. 135 – unter Berufung auf Madre und eine mündliche Auskunft von Mieczysław Markowski. 29  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 174, versteht dieses Urteil anders: „Noch offen ist die Frage der Autorschaft der anonymen Ars moriendi Inc. Quamvis secundum philosophum, die W. Seńko (…) für M. entschieden wissen will (…).“ Seńko bezieht sich jedoch auf die andere Ars moriendi (Speculum) Inc. Cum de praesentis exilii miseria. 30  Beispiele: a) Göttweig, Stiftsbibliothek, 474 (310), f. 38r–57v, 15. Jh.: „Iste tractatus est per Matthaeum episcopum Wormatiensem compositus“ von späterer Hand. Vgl. Werl: ManuscriptenCatalog I, 2, S. 581 f. b) München, Bayerische Staatsbibliothek, cgm 71, 15. Jh. Deutscher Text, angeblich nach Matthias (!) von Krakau, Johannes Gerson und Jakob dem Kartäuser (= J. von Paradies), vgl. Petzet: Die deutschen Pergamenthandschriften, S. 115 f. c) St. Gallen, Stiftsbibliothek, 692, p. 429, 1466 / 1476. Bei Scherrer: Verzeichnis der Handschriften der Stiftsbibliothek St. Gallen, S. 226 f., wird weder Text noch Autor genannt. d) Trier, Stadtbibliothek, 411 (1170), f. 224–234, 1487 / 88: Laut Keuffer / Kentenich: Die Handschriften des historischen Archivs, S. 232 f. „Matthaeus de Cracovia, Ars bene moriendi“. e) Trier, Stadtbibliothek, 817, 15. Jh.: verschollen, angeblich „Liber de arte moriendi, auctore Magistro Matheo de Cracovia“, vgl. Becker: Die deutschen Handschriften, S. 13. 26 

VI. 3.  Das Ende

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Kopien des Speculum halten sich mit Nennungen des Matthäus von Krakau zurück.31 Das gleiche gilt für den Text der Bilder-Ars.32 Die hier aufgeführten Stichproben entsprechen zwar nicht der von Seńko postulierten umfassenden Repertorisierung der Sterbebüchlein, doch lassen sie erkennen, wie zweifelhaft sich die Autorschaft des Matthäus von Krakau in den besprochenen Fällen bei genauerer Betrachtung darstellt. Man kann somit bis zu einem (kaum zu erwartenden) Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass der Theologe kein auf uns gekommenes Sterbebüchlein verfasst hat.

VI. 3.  Das Ende Matthäus verstarb am späten Vormittag des 5. März 1410,33 zweieinhalb Wochen vor Ostern und zweieinhalb Monate vor seinem königlichen Herrn, an dessen Seite er an die 15 Jahre lang die große Politik mit geprägt hatte. Das Scheitern des eingeschlagenen Weges, das am Ende nicht mehr zu übersehen war, wird der Krakauer noch wahrgenommen haben; die Erfahrung der völligen Katastrophe durch den Tod Ruprechts blieb ihm dagegen erspart. Der verstorbene Bischof fand seine letzte Ruhe traditionsgemäß im Kreise seiner Amtsvorgänger im Wormser Dom. Die genealogisch interessierten Forscher Bernhard Hertzog und Georg Helwich, die das Gotteshaus im ausgehenden 16. bzw. im beginnenden 17. Jahrhundert – und somit noch vor den Zerstörungen des späten 17. Jahrhunderts – beschrieben,34 haben das Grab des Matthäus von Krakau offenbar noch gesehen.35 Wie spätere Forschungen f) Würzburg, Universitätsbibliothek, M. p. th. f. 173, Mitte 15. Jh.: in Wirklichkeit ein Missale aus der Mainzer Dombibliothek, vgl. Thurn: Die Handschriften der kleinen Provenienzen, S. 6 f. g) Würzburg, Universitätsbibliothek, M. ch. q. 16 / 2, f. 330r–341v, Mitte 15. Jh.: offenbar anonym, vgl. Thurn: Die Handschriften der Zisterzienserabtei Ebrach, S. 119–121. h) Würzburg, Universitätsbibliothek, M. ch. o. 15, f. 122r–138v, 15. Jh.: offenbar anonym, vgl. Thurn: Die Handschriften der Zisterzienserabtei Ebrach, S. 142–144. Ein ähnlicher Eindruck ergibt sich im Falle der von Rudolf: Ars moriendi, S. 77 f. genannten Handschriften: a) Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Ms. 405, vgl. Pfeiffer / Černik: Catalogus, S. 174. b) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 14232, vgl. Halm u. a.: Catalogus, Bd. II / 2, S. 147. c) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 15963, vgl. Halm u. a.: Catalogus, Bd. II / 3, S. 44. 31  Positive Belege wurden in einer Stichprobe nicht ermittelt. Anonyme Abschriften sind beispielsweise die im Werkverzeichnis aufgeführten. Zahlreiche weitere Handschriften, die meisten davon aus München, in denen Nikolaus von Dinkelsbühl oder andere Verfasser angegeben sind, nennt Madre: Nikolaus von Dinkelsbühl, S. 293 f. 32  Beispiele: siehe unten im Werkverzeichnis, Kapitel VIII. 2. 33  Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 642 Anm. 1. 34  Kautzsch: Dom, S. 276; Fuchs: Inschriften, S. 149. 35  Abdruck der Beschreibung von Helwich bei Scriba: Grabdenkmäler, S. 293 f. Über das vor der Grabinschrift des Matthäus genannte Epitaph (und wahrscheinlich auf sie mit zu

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VI.  Epilog

gezeigt haben, befanden sich in der Vierung 14 Bischofsgräber – angeordnet in zwei Sechserreihen vor dem Hochchor und vor dem Lettner, jeweils vom dazwischen gelegenen Altar aus gesehen, der selbst von zwei Gräbern flankiert war. Matthäus von Krakau muss in der Gräberreihe vor dem Lettner ganz rechts außen (also nach Süden hin) neben seinem Vorgänger Eckard von Ders bestattet worden sein.36 Bei Grabungen, die kurz vor dem Ersten Weltkrieg durchgeführt wurden, fand man am überlieferten Ort zwar noch das Grab Eckards, das des Matthäus jedoch genauso wenig wie die Mehrzahl der anderen.37 In den Quellen ist von einer Grabplatte des Krakauers die Rede, die entweder ganz aus Bronze war oder ein bronzenes Relief trug. Darauf befand sich die Figur eines Bischofs in Amtstracht mit Buch in der Linken, Stab in der Rechten und Wappen.38 Die Inschrift, die im Wortlaut an den Eintrag im Totenkalender der Heidelberger Universität erinnert, lautete: Anno domini mccccx, mensis Marcii die quinta obiit venerabilis pater dominus Matheus, Wormaciensis episcopus et sacre theologie doctor egregius, cuius anima requiescat in pace.39 Es fällt auf, dass der Text keine Erwähnung der jüngsten kirchlichen Ehren des Matthäus enthält.40 Kurz nach dem Tod des Bischofs bewog König Ruprecht die Universität, das von ihm bewohnte Haus mit allem Zubehör seinem Protonotar Job Vener zu überlassen, solange dieser in Heidelberg lebe. Die Universität entsprach dem Wunsch, ließ sich aber für die Zukunft ihr grundsätzliches Verfügungsrecht über das Anwesen verbriefen.41 Des Weiteren schickte Ruprecht einen Boten namens Johannes Gerther42 mit einem Schreiben zu Papst Gregor XII. nach Gaeta, in beziehen) heißt es dort, es handle sich um eine Inscripto Tumuli in choro magnis et pervetustis litteris. Die Inschrift des Matthäus ist jedoch sehr verstümmelt wiedergegeben (S. 294): A. Dnj. 1440 {!} mens. Marty die 5 mort. Venerab. Pater Dn. Matthaeus Wormatiens. Ep. et S. Theologia {!} Doctor … c. a. z. {!} in pace aurea {!}. 36  Haupt: Gräber, S. 356. 37  Ebd. 38  Fuchs: Inschriften, S. 149. 39  Ebd. (mit Abweichungen in der Schreibweise). Text des Kalendariums: Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 3, S. 29. 40   Der von Matthäus nicht angenommene Kardinalstitel war an dieser Stelle natürlich nicht zu erwarten, s. oben Kapitel IV. 3., eher jedoch ein Hinweis auf seine Position als apostolischer Legat. 41  S. ebd. Dass Matthäus seine Unterkunft mit dem Kanonistikprofessor Johann van der Noet geteilt habe, wie gelegentlich zu lesen ist (vgl. Winter: Frühhumanismus, S. 157; Szafrański: Mateusz z Krakowa, S. 77 mit Anm. 104), beruht offenbar auf einem Missverständnis – sonst wäre das Haus nicht unmittelbar nach dem Tod des Krakauers disponibel gewesen. Möglicherweise liegt der irrigen Annahme ein Beleg für die Anwesenheit des angesehenen Juristen als Zeuge der Altarstiftung zugrunde, die Matthäus am 15. Februar 1409 in seiner Wohnung vollzog. 42  Offensichtlich handelt es sich um jenen Johannes „Gester“, Kanoniker der St. Paulskirche zu Worms, der am selben Tag im Namen des neuen Wormser Elekten Johannes von Fleckenstein der apostolischen Kammer und den Kardinälen racione commende ecclesie predicte {Wormaciensis} facte reverendo (…) domino Matheo tituli Sancti Ciriaci in Thermis presbitero cardinali Wormaciensi die Servitien zuwies: Schmitz: Zu Matthaeus, S. 504.

VI. 3.  Das Ende

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dem der König den Tod des Krakauers anzeigte und sich wohl auch zum künftigen Vorgehen äußerte. Als der Bote an der Kurie eintraf, hatte Gregor schon vom Tod seines Legaten gehört.43 Die Antwort, die er am 6. Juni 1410 für Ruprecht ausfertigen ließ, hat diesen jedoch ebenso wenig erreicht wie die Ausführungen über Gregors Pläne nach dem Tod Alexanders V., die Gerther seinem Herrn übermitteln sollte. Am 18. Mai war der Wittelsbacher dem Wormser Bischof und dem Pisaner Papst ins Grab gefolgt. Gregors Schreiben, das sich erhalten hat,44 gewährt einen flüchtigen Einblick in die schwierige Position der beiden Bündnispartner vor dem Hintergrund allenthalben schwindender Unterstützung. Ruprechts Erben, dem Pfalzgrafen Ludwig III., war die Begrenztheit seiner Ressourcen nur zu deutlich bewusst, als dass er sich in dieser schwierigen Lage daran gemacht hätte, ein allzu ehrgeiziges politisches Programm zu formulieren. Zunächst galt es, den Schaden zu begrenzen, den die gescheiterten Ambitionen seines Vaters verursacht hatten. Ludwig erkannte, dass eine Thronbewerbung für ihn unter den gegebenen Umständen nicht opportun war. Stattdessen gab er sich auf Reichsebene mit einer Position in der zweiten Reihe zufrieden, aus der er durch die loyale Unterstützung des neuen Herrschers Sigmund den größtmöglichen Nutzen zu ziehen beabsichtigte.45 Die einleitend erwähnte Predigt, die Winand von Steeg am 9. Juni 1410 im Würzburger Dom auf den drei Wochen zuvor verstorbenen König hielt,46 geriet zugleich zu einer symbolischen Toterklärung der Politik Ruprechts. Der Prediger handelte dabei freilich nicht ohne die nötige Pietät, indem er das Ziel verfolgte, den Wittelsbacher im Hinblick auf seine kirchenpolitische Position zu rehabilitieren. Er zeichnete dazu das Bild eines frommen Laien, der eigentlich die besten Absichten gehabt und im Vertrauen auf den Sachverstand seines geistlichen Beistands dessen Anweisungen Folge geleistet habe. Dieser geistliche Beistand, der Bischof Matthäus von Worms, sei von der Rechtmäßigkeit Gregors XII. überzeugt gewesen und habe den König entsprechend beeinflusst. Die Frage nach der Mitverantwortung der übrigen Heidelberger Gelehrten warf Winand zwar am Ende seiner Ausführungen noch auf, ließ sie aber unbeantwortet.47 Man kann sich des Eindrucks schwer erwehren, dass die Predigt einen rhetorischen Schlussstrich unter die politische Katastrophe ziehen sollte. Die bisherige Hüterin der gregorianischen Obödienzzugehörigkeit, die Heidelberger Universität, bestand zwar fort, und auch die in der Predigt suggerierte Unterscheidung 43  Als terminus post quem für das Eintreffen der Nachricht ist der 10. April 1410 belegt, vgl. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1406. 44  München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen 101, s. Kapitel VIII. 3. 1, Text Nr. 24. 45  Vgl. Schaab: Geschichte der Kurpfalz I, S. 142; Moraw: Ruprecht von der Pfalz, S. 108. 46  Schmidt: Leichenpredigt, bes. S. 341 f. 47  Hanc questionem ulterius non discucio, Schmidt: Leichenpredigt, S. 342.

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VI.  Epilog

zwischen der Hochschule und dem eng mit ihr verbundenen Bischof mutet eher künstlich an, doch wurde die vergangene Kirchenpolitik zwei Hauptverantwortlichen – dem König und seinem Bischof – zugeschrieben und gemeinsam mit diesen gleichsam zu Grabe getragen. Die enge Verbundenheit der beiden reichte damit in gewissem Sinne bis über ihren Tod hinaus.

VII.  Bilanz: Reformer in einer Umbruchszeit In den vorstehenden Kapiteln haben wir versucht, uns dem Theologen, Politiker und Kirchenreformer Matthäus von Krakau unter verschiedenen Blickwinkeln zu nähern. Dass dabei die Ausgangspunkte sehr heterogen waren, lag nicht nur an der Vielseitigkeit unseres Protagonisten, sondern zunächst einmal auch am bisherigen Kenntnisstand. War stellenweise eher eine Revision weit zurückreichender Debatten gefragt, so musste in anderen Bereichen erst Grundlagenforschung betrieben werden. Diese Asymmetrie ergibt sich daraus, dass der Krakauer zum einen in seinem Œuvre ein beträchtliches Spektrum an Themen und literarischen Gattungen abdeckt, zum anderen während mehrerer Jahrzehnte in den verschiedensten Gegenden, Funktionen und Zusammenhängen in Erscheinung getreten ist. Hatte Matthäus schon als Prager Professor nicht nur auf der Lehrkanzel gewirkt, so galt dies erst recht für die Rolle, die er später in Heidelberg spielte. Wenn hier sein Leben und Werk zu betrachten waren, so ging es dabei folgerichtig nicht um eine getrennte Rekonstruktion und Darstellung der beiden Elemente, sondern immer wieder auch um das Problem, inwieweit zwischen ihnen Zusammenhänge und Konstanten erkennbar sind. Dass mehr als nur eine der Fragen, die sich im Verlauf der Untersuchung ergaben, vorläufig ohne endgültige Antwort bleiben mussten, liegt oft genug an der Quellensituation: Matthäus von Krakau war als theologischer Autor derart fruchtbar und Jahrzehnte über seinen Tod hinaus so beliebt, dass sein Werk in einer immensen Überlieferung auf uns gekommen ist. Diese ist bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder zufriedenstellend erschlossen noch auf ihre Authentizität hin überprüft. Dass die vorliegende Arbeit stellenweise einem Handschriftenzensus gleicht und einen umfangreichen Editionsteil enthält, ist eine Folge dieses Zustands. Die künftige Forschung wird insbesondere an diesem Punkt anzusetzen haben, wenn sie unser Bild des Krakauers abrunden will. Dass ein solches Bemühen kein Selbstzweck ist, sondern in verschiedenen Bereichen die Geistes‑ und Kirchengeschichte des Spätmittelalters zu erhellen vermag, dürfte in den vorstehenden Kapiteln deutlich geworden sein. Matthäus von Krakau war, soweit wir erkennen können, eine facettenreiche und vielschichtige, gelegentlich sogar ein wenig widersprüchliche Persönlichkeit. Wie soll man ihn deuten? War er ein Mann der Feder, ein Gelehrter, dem die

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VII.  Bilanz: Reformer in einer Umbruchszeit

Welt der Politik im Wesentlichen fremd blieb? Oder haben wir eher jemanden vor uns, der von Anfang an versuchte, auf wichtige Entscheidungen in seinem Umfeld Einfluss zu nehmen und der dementsprechend ganz in der Rolle aufging, die er auf dem Höhepunkt seiner Karriere spielte? Einiges, wenn auch nicht alles, spricht für diese zweite Position. Die scholastische Theologie war infolge der Verankerung ihrer Protagonisten im pastoralen Leben jener Zeit keine reine Stubengelehrsamkeit, schon gar nicht im Prag des späten 14. Jahrhunderts, wo ihr Wirken-Wollen und ihre gesellschaftliche Relevanz besonders augenfällig wurden. Die Aufgaben jenseits des Katheders, die Matthäus in Heidelberg übetragen wurden, haben ihn jedenfalls nicht dazu bewogen, sich bei nächster Gelegenheit anderwärts in einen gelehrten Elfenbeinturm zurückzuziehen. Dass er erforderlichenfalls zu einem Ortswechsel bereit war, beweist sein Umzug von Prag nach Heidelberg, und zumindest in Krakau wäre er danach wohl mit offenen Armen empfangen worden. Indessen stand es, wenn überhaupt, nur zeitweilig in Frage, ob unser Theologe tatsächlich länger in der Kurpfalz zu bleiben gedachte. Der Ruf, der ihn 1397 aus Polen erreichte, zielte nicht nur auf seinen theologischen Sachverstand, sondern in erster Linie auch auf sein Expertenwissen im Bereich der Hochschulorganisation ab. Es ist bezeichnend für die universale Gelehrtenkultur, der Matthäus angehörte, und vielleicht auch für die Position, die er mittlerweile in Heidelberg erreicht hatte, dass er das Angebot ausschlug, auf Dauer in seine Heimatstadt zurückzukehren. Ebenso beachtlich ist jedoch auch der Erfolg des Krakauer Neuanfangs, in welchem Maße auch immer Matthäus selbst daran beteiligt war. Nicht nur hinsichtlich der jagiellonischen Universität eröffnet uns seine Person schlaglichtartig einen exemplarischen Blick auf die Wirkung und Bedeutung der gelehrten Netzwerke, die sich zwischen den mitteleuropäischen Hochschulen bereits kurze Zeit nach deren Entstehung formiert hatten. Matthäus’ Tätigkeit an der Heidelberger Universität und noch mehr am dortigen Hof stand unter anderen Vorzeichen als sein vorheriges Wirken in Böhmen. Während er dort zwar viel geschrieben und gepredigt, aber nur in Einzelfällen größeren Einfluss entfaltet hatte, strahlten seine Gedanken nun direkt auf die höchste Ebene der Reichspolitik aus, die sich des gelehrten Beraters auch intensiv bediente. Es ist ein Zug der Zeit, dass universitäre Bildung in der Umgebung der Fürstenhöfe immer höher im Kurs stand. Außer für Juristen konnte so etwas, zumal unter den Bedingungen des Schismas, auch für Theologen gelten, wobei insbesondere der Heidelberger Hof bereit war, in deren Know-how große Summen zu investieren. Aufgrund seiner Nähe zur Macht bewegte sich der bürgerliche Gelehrte schon vor seiner Erhebung zum Wormser Bischof auf  

Vgl. Ritter: Heidelberger Universität, S. 250. Vgl. Rychterová: Offenbarungen, S. 91–95.   Vgl. die Meditationes super ‚Probet autem semetipsum homo‘ (oben Kapitel II. 9.), aus denen eher ein unpolitischer Charakter zu sprechen scheint.  

VII.  Bilanz: Reformer in einer Umbruchszeit

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Augenhöhe mit den erhabensten gesellschaftlichen Kreisen seiner Zeit. Matthäus’ Karriere, die unter solchen Vorzeichen einen imposanten Verlauf nahm, sollte im Umfeld König Ruprechts nicht die einzige ihrer Art bleiben; diejenige seines Kollegen und Begleiters auf dem Pisaner Konzil, Konrad Kolers von Soest, nahm durchaus vergleichbare Züge an. Diese bemerkenswerte soziale Mobilität ist ein Hinweis darauf, wie sehr jene krisenhafte Epoche des Schismas eine Zeit des Umbruchs und des Übergangs markierte. Dem dürfte in geistesgeschichtlicher Hinsicht das Nebeneinander von Alt und Neu entsprechen, das uns immer wieder in den Schriften des Krakauers begegnet ist. Matthäus von Krakau war ohne Zweifel ein geschickter Diplomat, der seinem Herrn in mancher verfahrenen Situation gute Dienste geleistet hat. Er war es, der drei Jahre nach der Königswahl Ruprechts endlich die festgefahrenen Verhandlungen um die päpstliche Approbation zum Abschluss führte, und ihm war es vergönnt, die notorisch unruhige Lage im pfälzischen Hausbistum Worms nach Jahrzehnten wenigstens vorübergehend zu bereinigen. Hierzu schuf sich der Krakauer gerade durch seine enge Anlehnung an den Heidelberger Hof, aber auch durch Kontakte zur römischen Kurie Handlungsspielräume, über die seine Vorgänger nicht verfügt hatten. Doch nicht immer hatte er eine derart glückliche Hand. So ist das gemeinsame kirchenpolitische Projekt Ruprechts und Matthäus’ am Ende kolossal gescheitert. Sicherlich waren die Aussichten auf Erfolg angesichts der geringen Ressourcen, auf die der Wittelsbacher sich als König stützen konnte, von vornherein nicht sonderlich groß gewesen, doch hat die eigenwillige Politik, die er während der letzten Jahre unter maßgeblicher Beteiligung des Krakauers verfolgte, nicht unerheblich zu seiner fortschreitenden Isolation beigetragen. Offensichtlich war Matthäus im Einklang mit seinen bereits in Prag erkennbaren Überzeugungen eine der treibenden Kräfte, die Ruprecht auf die römische Obödienz fixiert hielten und im Pisaner Konzil keine legitime Repräsentanz der Kirche sehen mochten. Sein Kirchenverständnis, wie er es in den Squalores mehr skizziert als ausgearbeitet hatte, ist wohl in diese Haltung eingeflossen. Gleichwohl würde es zu kurz greifen, die Pfälzer Politik ausschließlich am Horizont dieser Schrift zu messen. Die Treue Ruprechts zum römischen Papst und die spezifische Ausprägung des Heidelberger Konzilsgedankens hatten breitere und tiefere Wurzeln. Matthäus war an diesen Festlegungen beteiligt, aber er hat sie nicht allein geprägt. Bei der Mitwirkung in der hohen Politik geriet ihm die Kirchenzentrale als Urheberin der in der ecclesia militans herrschenden Krebsschäden in den Blick, was seiner in Prag noch diffus geäußerten Kritik Richtung und Ziel verlieh. Hatte Matthäus auf den dortigen Synoden den unqualifizierten, materialistischen Klerus der unteren Ebenen kritisiert, so richtete er seinen Angriff in den Squalores  

Miethke: Karrierechancen, S. 190 f. Vgl. Ruprechts eigenes Urteil unten in Kapitel VIII. 3. 1., Text Nr. 10.   Moraw: Ruprecht von der Pfalz, S. 99 f.  

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VII.  Bilanz: Reformer in einer Umbruchszeit

nun auf die höchsten Würdenträger, Papst und Kurie. Dabei rüttelte er jedoch nicht an den Ämtern als solchen, sondern an der Art, in der sie geführt wurden. Man kann sich fragen, ob dieser Ausdehnung des Tadels auf das Papsttum ein neuer Erkenntnisprozess vorausgegangen ist. Matthäus kannte die Verhältnisse an der Kurie seit den achtziger Jahren aus eigener Anschauung gut genug, doch erst zwei Jahrzehnte später hat er sie ausdrücklich ins Visier genommen. Eduard Winter hat ihm nicht zuletzt mit Blick auf diesen Befund eine gewisse Feigheit vorgeworfen: „Er war einer der typischen Intellektuellen, die sich stets davor hüteten, das letzte Wort zu sagen, um nicht schwere Unannehmlichkeiten auf sich nehmen zu müssen.“

Ist dieses Urteil gerechtfertigt, oder muss man Matthäus’ Standpunkt vielleicht doch anders erklären? Dass er schon in Prag und Rom bereit war, für seine Ansichten einzustehen, ist in den vorangehenden Kapiteln deutlich geworden. Auch die Tatsache, dass er die Squalores anfänglich anonym veröffentlicht hat, tut dem keinen Abbruch. Diese Entscheidung dürfte nicht so sehr der Furcht vor der Inquisition geschuldet sein, sondern eher ihrer Entstehungsgeschichte als mehrfach redigierte Gemeinschaftsarbeit verschiedener Beteiligter. Folgerichtig zögerte Matthäus nicht, sobald ihm die Angriffe zu Ohren kamen, die gegen die Squalores laut geworden waren, seine Rolle als Hauptverfasser öffentlich zu bekennen. Die hohe Position, die er inzwischen als Wormser Bischof einnahm und die ihm eine faktische Immunität gegen inquisitorische Verfolgung verlieh, mag diese Bereitschaft noch verstärkt haben, doch fühlte er sich vor allem von der Rechtmäßigkeit und ‑gläubigkeit seines Standpunkts überzeugt. Dass er nichts gegen den eigenen Aufstieg innerhalb des so gescholtenen Systems einzuwenden hatte, ist dabei nur ein vermeintlicher Widerspruch. Eine genauere Untersuchung seiner Aussagen zeigt, dass er stets nur gegen den Missbrauch der kirchlichen Ämterstrukturen zu Felde zog, nicht jedoch gegen ihre Heranziehung zu den von ihm für förderlich befundenen Zwecken. Abgesehen von den Squalores liegen aus Matthäus’ Heidelberger Periode keine theoretischen Verlautbarungen aus seiner Feder vor, anhand deren man auf die Motive seines Handelns schließen könnte. Dennoch ist klar erkennbar, wie er allenthalben den in Prag gewählten Prinzipien treu geblieben ist. Gleich bei seinem ersten Erscheinen in der Kurpfalz begegnet uns der Krakauer bei einem Ketzerprozess gegen einen Wanderprediger, dessen Lehren denen seiner eigenen Schriften nicht fremd waren, als nachsichtiger Moderator. Den Auftrag seines priesterlichen und bischöflichen Amtes nahm er in selbstloser Weise ernst, wie eine Szene aus dem Herbst 1407 zeigt: Damals war in Heidelberg eine so schwere Epidemie ausgebrochen, dass die meisten Universitätsangehörigen  

Winter: Frühhumanismus, S. 129. Miethke: Gelehrte Ketzerei, S. 20 f.   Ritter: Heidelberger Universität, S. 271 f.; vgl. Haupt: Johannes Malkaw.  

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das Weite gesucht und den Unterricht damit zum Erliegen gebracht hatten. Der einzige Professor, der vor wenigen Hörern seine Vorlesung fortsetzte, war der amtierende Rektor, der Kanonist Johann van der Noet, der das Geschehen mit bewegenden Worten in der Matrikel und im Rektoratsamtsbuch festgehalten hat: In seiner Gegenwart habe Matthäus „als wahrer, unerschütterlicher Hirte und Priester, der zwischen Lebenden und Toten ausharrte“,10 den für die neuen Gräber notwendigen Abschnitt des Friedhofs zu St. Peter eingeweiht. Und schließlich hielt der Krakauer bis zum Ende seines Lebens an der Verehrung Birgittas von Schweden fest, die er 1409 bei seiner Altarstiftung bedachte. Dies waren Konstanten, die aus den Prager Jahren nach Heidelberg reichten. Standhafte Aufrichtigkeit und Konsequenz im Auftreten wird man Matthäus also nicht absprechen dürfen, eher vielleicht hinreichende Konsequenz beim Durchdenken und Formulieren seines Anliegens. Hierin liegt das Ambivalente, Janusköpfige im Reformdenken des Matthäus: Seine Diagnose wies in die Zukunft, doch sein ekklesiologischer Horizont wurzelte in der Vergangenheit. Forderungen, wie er sie in den Squalores formulierte, waren schon ein Jahrhundert zuvor bei Wilhelm Duranti angeklungen.11 Vor der Abfassung der Squalores hatte Matthäus die Kirchenzentrale, Papst und Kurie, als wesentliche Urheber der herrschenden Missstände identifiziert. In einer Umverteilung der Macht, in einer Wiederherstellung der alten Verhältnisse – buchstäblich also einer Re-Formierung – sah er den Ausweg aus dem Übel.12 War das realistisch? Hätte eine bloße Verlagerung von Kompetenzen auf die bischöfliche Ebene den „Sumpf an der Kurie“ trockengelegt? Man kann daran zweifeln. Es ist allerdings die Frage, ob Matthäus seine Schrift als Reformprogramm oder nur als Aufklärung über die Praktiken der Kurie verstanden hat.13 Seine inhaltlich knappe, vor allem diesen Punkt akzentuierende Anklage zeichnete jedenfalls den Horizont der Zeit vor. Die Konzilien der Folgejahre bemühten sich in erster Linie um eine Reform der Papstkirche, nicht um eine Erneuerung der Gesamtkirche von Grund auf. Sie waren geprägt vom Reformbegriff jener Schicht der Professoren und gelehrten Räte, zu der auch Matthäus gehörte. Weiter reichende Forderungen wie die eines

10 

Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 441 f., S. 437 f. Wolgast: Reform, Reformation, S. 320 (Wiederherstellung der bischöflichen Autorität). Zum Reformprogramm Durantis s. ausführlich Fasolt: Council and hierarchy, S. 113 ff.; zusammenfassend auch Frech: Reform, S. 196–211 (bes. S. 200 f.). 12  Cum autem istis omnibus malis, dampnis, scandalis, periculis, litibus et aliis inconvenientibus tam pretactis quam tangendis facilius obviaretur recurrendo ad priora et non faciendo gracias expectativas, sed solum, sicut tunc erat prius, conferendo beneficia, quando vacarent, tunc enim, sicut antea non erant, sic iste miserie et lites nec iam essent. (…) Ad providendum huic facile est remedium, ut committatur ordinariis, sicut erat prius. Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 5, S. 84 f. 13  Vgl. Miethke / Weinrich, in: Quellen zur Kirchenreform, S. 21. 11 

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Jan Hus machten sie sich nicht zu eigen.14 Erst recht lag ein grundsätzliches Neuverständnis der Kirche, wie es sich ein Jahrhundert später unter dem Einfluss neuer theologischer Erkenntnisse Bahn brach, noch völlig außerhalb des Blickwinkels eines Matthäus von Krakau und seiner Zeitgenossen.15 Vom Standpunkt der Reformation aus gesehen, kurierten die Reformer des ausgehenden Mittelalters bloß Symptome. Selbst in einer Anklageschrift wie den Squalores wird das Papsttum als „Wurzel und Fundament“ der Kirche bezeichnet.16 Das Fragezeichen, das man hinter die Deutung ihres Autors als Vorläufer Luthers gesetzt hat,17 steht zu Recht.

14  Patschovsky: Reformbegriff, S. 22 f. Für das Konzil von Konstanz vgl. Stump: Reforms. 15  Miethke: Kirchenreform, S. 41 f. 16  Matthäus von Krakau: De squaloribus, hrsg. v. Miethke / Weinrich, cap. 1, S. 62 f. 17  Wo ś : Matteo di Cracovia – precursore di Lutero?

VIII.  Anhang VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia Der hinter dem Datum angegebene Ort bezeichnet jeweils den belegten oder erschließbaren Aufenthalt des Matthäus, nicht jedoch in jedem Falle auch den Schauplatz des bezeichneten Rechtsgeschäfts. Auf die Einbeziehung der Abfassungszeiten von Matthäus’ Werken wurde in der Regel verzichtet.

[R 1] vor 1365 Juni 20, Prag Matthäus wird Bakkalar an der Prager Artistenfakultät. In einem in Avignon präsentierten Supplikenrotulus Kaiser Karls IV. für Angehörige der Prager Universität wird er mit folgenden Worten erwähnt: Item quatenus dilecto sibi Matheo notario de Cracovia, baccalario in artibus in universitate Pragensi etc. Monumenta Vaticana, hrsg. v. Archivum Terrae Bohemiae, Bd. 3, S. 353–355. Wendungen wie „dilecto sibi“ erscheinen vor etlichen Namen im oberen Teil des Rotulus.

[R 2] vor 1367 November 11, Prag Matthäus wird Lizentiat an der Prager Artistenfakultät. Dietrich de Wedra, der Propst des Karlskollegs, lässt dortselbst das Privileg transsumieren, mit dem Kaiser Karl IV. am 23. Juli 1367 das Kolleg mit verschiedenen Gefällen dotiert hatte. Die Transsumierung erfolgt presentibus discretis viris magistro Matheo licenciato in artibus, Jacobo Pexa, clericis Cracoviensibus, Johanne de Elbingo Warmiensis diocesis. Nováček: Několik listin, Nr. 2, S. 10 f.

[R 3] 1367 November 17, Prag Promotion zum Magister Artium als Schüler Heinrich Tottings von Oyta (Matthaeus de Cracovia fuit magistratus sub mag. Henrico de Oyta). Liber decanorum facultatis philosophicae, Teil 1, S. 135.

[R 4] vor 1377 August 6, Prag? Priesterweihe. Magister Matheus presbyter de Cracovia präsentiert in Prag dem (erzbischöf-

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VIII.  Anhang

lichen) Vikar Cunsso eine von Kardinal Petrus de {Vernhio / Vergne, 1371–1403 diac. card. S. Mariae in} Via lata gesiegelte Urkunde und bittet um ihre Transsumierung. Soudní akta konsistoře Pražské, hrsg. v. Tadra, Teil 2, S. 216.

[R 5] 1378 Februar 11, Prag Matthias von Sandomir hält seine inceptio als Artistenmagister unter Magister Matthäus von Krakau. Liber decanorum facultatis philosophicae, Teil 1, S. 180.

[R 6] vor 1378 April 3, Prag Matthäus wird Propst des Karlskollegs. Auf Wunsch von magister Matheus, dicti collegii Karoli prepositus, beurkundet in Anwesenheit des Universitätsrektors Nikolaus von Guben der Notar Symon Cilia die Erklärung des Wenczeslaus Ekardi dictus Sapiencia, nicht gegen das Karlskolleg vorgehen zu wollen. Nováček: Několik listin, Nr. 6, S. 14. Zum Hintergrund: Möglicherweise herrschte Streit um das vormals von Eckardus dictus Sapiencia bedellus universitatis († vor 1. März 1372) bewohnte und dem Karlskolleg gehörende Haus, vgl. Album seu matricula facultatis iuridicae, pars I, S. 253.

[R 7] 1378 August 2, Prag Mag. Matheus de Cracovia prepositus collegii {artistarum} verlangt ein Notariatsinstrument über die Erklärung des Przibislaus, Abt des Klosters St. Antonius zu Prag, seine Schulden gegenüber dem Kolleg begleichen zu wollen. Soudní akta konsistoře Pražské, hrsg. v. Tadra, Teil 1, S. 293.

[R 8] vor 1380 Januar 13 (und nach 1365 Mai 13), Prag Matthäus wird baccalarius formatus der Theologie. Der Krakauer Bürger Hermann Crancz setzt magistrum Matheum dictum Notarii, bacalarium sacre theologie formatum, et Iohannem Crancz, presbiteros Cracovienses als seine Testamentsvollstrecker ein. Monumenta medii aevi historica VIII, hrsg. v. Piekosiński, S. 77 f. (Urkunde: Krakau 13. Januar 1380). Vgl. auch Vetera Monumenta Poloniae et Lithuaniae, hrsg. v. Theiner, Bd. 1, Nr. 885, S. 634, sowie Franke: Mathäus von Krakau, S. 23.

[R 9] 1381 Februar 21, Prag Johann Swydenicz und Tilmann Walzad halten ihre inceptiones als Artistenmagister unter Magister Matthäus von Krakau. Liber decanorum facultatis philosophicae, Teil 1, S. 197.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

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[R 10] vor 1381 Oktober 26, Prag Matthäus wird Lizentiat der Theologie. Bei der Verleihung der Plebanspfründe an der Pfarrkirche St. Georg in Gombicz an Symon de Cilia, notarius iuratus univ. Prag., cler. Aquilegiensis dioc. durch den hierzu bevollmächtigten Subexekutor Konrad (von) Soltau in artibus mag. et in sacra pagina bacc., Archidiakon zu Goslar, Kanoniker in Hildesheim und an Allerheiligen auf der Prager Burg, sind als Zeugen anwesend die Kanoniker an Allerheiligen Matthäus von Krakau, in artibus mag., lic. in sacra theologia, sowie Johannes (von) Marienwerder, Menso de Bekenhusen und Nikolaus von Guben, Artistenmagister und Lizentiaten der Theologie. Schauplatz ist das Haus der Magister des Allerheiligenkollegs in der Pfarrei St. Nikolaus in der Prager Altstadt. Tadra: Příspěvky k dějinám university Pražské, S. 297–298.

[R 11] zwischen 1381 Oktober 26 und 1383 März 31, Prag Matthäus wird Magister der Theologie. Vgl. den vorigen und den übernächsten Eintrag. Das Magisterium wird nicht lange nach der Lizenz verliehen worden sein.

[R 12] 1382? Juni 29, Rom? Matthäus hält eine Predigt vor Papst Urban VI. (Quia sicut ait Gregorius). Sommerfeldt: Adventsrede, S. 373 f. Edition der Predigt in Kapitel VIII. 3. 2. der vorliegenden Arbeit.

[R 13] 1383 März 31, Prag Fredmannus de Praga, mag. in sacra theoloya, Tilmannus de Cassele, Johannes Marienwerde, baccalarii formati in eadem, Lupus de Strazni magister in artibus, Menso de Bekhausen, Nicolaus de Gubin, Conradus de Zoltaw, similiter baccalarii formati, et magister Matheus de Cracovia, magister in s. theoloya, nec non magistri in artibus, die canonici capellae s. ecclesiae Omnium Sanctorum, erklären, das von ihnen bewohnte, einst dem Olmützer Bischof Johannes gehörende Haus am Hühnermarkt (forum pullorum) bei der Pfarrkirche St. Nikolaus in der Prager Altstadt von Nikolaus von Guben (Gubin) und Johannes von Mühlberg (Mulberg), den Testamentsvollstreckern des Vincentius gen. Nidek von Görlitz (Gorlicz), einst Student an der Prager Universität, gekauft zu haben. Bei dem Kauf hätten sie von den Testamentsvollstreckern 90 Schock Groschen erhalten, mit denen sie nach der Verfügung des Vincentius bei Gelegenheit einen ewigen Zins zur Dotierung einer Altarpfründe in der St.-Stephans-Kirche in Ribniczko in der Prager Neustadt kaufen sollten. Da dies bisher nicht geschehen sei, versprechen die Aussteller, bis zum Kauf des Zinses dem vorgesehenen Rektor des

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VIII.  Anhang

Altars, Johannes von Mühlberg, Priester der Meißner Diözese und Student an der Prager Universität, jährlich acht Schock Groschen von ihrem Haus zu zinsen. Libri erectionum II, hrsg. v. Borový, S. 204–205 (Insert einer Urkunde vom 1. Oktober 1383, mit der die Dotation des Altars verfügt wurde). Vgl. Millauer: Kritische Beiträge, S. 13 f. Das Testament vom 7. August 1379 in: Album seu matricula facultatis iuridicae, S. 256–260. Der Altar war nach dem Tod des Erblassers bereits am 26. August 1379 dessen Testamentsvollstrecker Johannes de Mulberg zuerkannt worden, s. ebd. S. 261–262.

[R 14] 1384 Januar 25, Prag? Matthäus hält eine Predigt über Ketzerei. Quellen zur böhmischen Inquisition, hrsg. v. Patschovsky, S. 318–323.

[R 15] 1384 Oktober 18, Prag Matthäus predigt auf der Provinzialsynode (Quid est quod dilectus meus). Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I), S. 471.

[R 16] 1384 Dezember 23, Prag Erzbischof Johann von Jenstein genehmigt, dass die polnische, bayerische und sächsische Universitätsnation unter Hinzuziehung der böhmischen wählen sollen; er hebt damit die auf Drängen der böhmischen Nation verfügte Behinderung der drei anderen auf. Zugleich befiehlt er magistro Matheo et aliis magistris, innerhalb von acht Tagen klarzustellen, ob sie den Erzischof als Gerichtsherrn und Kanzler der Universität anerkennen. Soudní akta konsistoře Pražské, hrsg. v. Tadra, Teil 2, S. 303.

[R 17] 1385 Januar 7, Prag Rektor Konrad von Soltau sowie die Magister Heinrich von Oyta, Matthäus von Krakau und Menso (von Beckhusen) werden vom Vikar des Erzbischofs befragt, ob sie diesen als Kanzler und Gerichtsherren der Universität anerkennen. Sie bejahen das erste und bitten sich wegen der zweiten Frage Bedenkzeit zur Beratschlagung mit der Universität aus. Soudní akta konsistoře Pražské, hrsg. v. Tadra, Teil 2, S. 307.

[R 18] 1385 Januar 28, Prag Vertreter der drei nicht-böhmischen Universitätsnationen, darunter Matthäus, anerkennen Johann von Jenstein als Erzbischof und Kanzler, nicht jedoch als Gerichtsherrn der Universität. Soudní akta konsistoře Pražské, hrsg. v. Tadra, Teil 2, S. 311.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

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[R 19] 1385 Januar 31 Matthäus prozessiert (offenbar schon seit längerem) mit Peter von Cottbus in artibus et in medicina mag. um die Kustodie am Breslauer Dom. Matthäus wird bei dem Verfahren in Breslau durch seinen Prokurator mag. Nicolaus Nigri vertreten. Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1746, fol. IIv. Auszugsweise ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 1.

[R 20] ca. 1385, Prag Matthäus predigt auf der Provinzialsynode (Sobrii estote). Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II), S. 603: „etwa 1385“. Seńko (Hrsg.): Mateusza z Krakowa ‚De praxi Romanae curiae‘, S. 125: „prawdopod. z r. 1385“ („wahrscheinlich von 1385“).

[R 21] 1385 Dezember, Genua Matthäus hält eine Adventspredigt vor Papst Urban VI. (Quomodo facta est meretrix). Sommerfeldt: Adventsrede, S. 373 f.

[R 22] 1385 / 86, Genua Matthäus trägt Papst Urban VI. die Propositio pro canonisatione beatae Birgittae vor. Ediert in Kapitel VIII. 3. 3.

[R 23] 1386 Oktober 18, Prag Matthäus predigt auf der Provinzialsynode (Digne ambuletis). Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I), S. 470.

[R 24] 1386 Oktober 18, Prag Mathias (!) de Cracovia s. theol. mag. ist im erzbischöflichen Palast anwesend, als Erzbischof Johann von Jenstein einen Streitfall subdelegiert. Soudní akta konsistoře Pražské, hrsg. v. Tadra, Teil 2, S. 403.

[R 25] 1387 oder später?, Prag? Matthäus predigt (Venit iudicare). Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 615. Anders: Seńko (Hrsg.): Mateusza z Krakowa ‚De praxi Romanae curiae‘, S. 126 (Synodalpredigt von 1378).

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VIII.  Anhang

[R 26] 1387 August 16, Marienwerder Magister Johannes Marienwerder gibt nach seinem Eintritt in den Deutschen Orden sein Kanonikat an Allerheiligen auf der Prager Burg auf und ermächtigt zur Durchführung dieses Aktes zwei Beauftragte. Acta sunt haec (…) praesentibus honorabilibus ac discretis viris: mag. Matthaeo de Crakovia professore sacrae theologiae, praeposito s. Aegidii Wratislav. dioec. et praenominatae ecclesiae {Omnium Sanctorum castri Pragensis} canonico, dno. Joanne de Pusilia, offic. cur. Pomezaniensis, Nicolao Doring de Polkenhayn {Bolkenhain / Bolków} Wratislav. dioec., Francisco laico Misnensis dioec., testibus (…) Album seu matricula facultatis iuridicae, S. 288–289.

[R 27] 1389?, Prag Matthäus predigt (auf der Provinzialsynode?) (Detrectant de vobis). Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), S. 605 mit Anm. 6 (keine Jahresangabe; gehalten in einem April oder Mai). Seńko (Hrsg.): Mateusza z Krakowa „De praxi Romanae curiae“, S. 125 f. („prawdopodobnie z r. 1389“ [„wahrscheinlich von 1389“]).

[R 28] 1390 Herbst, Prag? Die Stadt Krakau bezahlt XVIII gr. nunccio ad Pragam pro magistro Matheo. Najstarsze księgi i rachunki, hrsg. v. Piekosiński / Szujski, Teil 2, S. 229.

[R 29] 1391, Krakau Matthäus hält sich zeitweilig in Krakau auf. Najstarsze księgi i rachunki, hrsg. v. Piekosiński / Szujski, Teil 2, S. 231.

[R 30] zwischen 1391 und 1394? August 15, Krakau? Matthäus predigt (Facite vobis amicos). Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (IV), S. 93 [N.B.: Indizien für Ort und Datum aus heutiger Sicht zweifelhaft].

[R 31] 1392 Oktober 7, Prag? Matthäus erhält die Plebanspfründe an der Prager Teynkirche (St. Maria ante Laetam Curiam). Er erwirbt sie durch Tausch mit mag. Johannes Druzonis von Zittau gegen Matthäus’ seitherige Propstpfründe an St. Ägidius zu Breslau. Libri confirmationum V (1391 / 92), hrsg. v. Tingl, S. 142 f.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

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[R 32] zwischen ca. 1394 und 1403 Juli, Bingen Matthäus besucht das Grab des hl. Rupert von Bingen, cuius corpus et membra quasi integra cute adhuc independentia, prout oculis meis vidi et contrectavi manibus, in monasterio sanctimonialium circa Pinguiam supra Rhenum in pace quiescunt. Predigt vor Papst Bonifaz IX. am 10. Juli 1403, hrsg. v. Duellius: Miscellanea I, S. 142.

[R 33] 1394 Juli 25, Heidelberg Matthäus beteiligt sich am Häresieprozess gegen Johannes Malkaw, der mit einem Freispruch endet. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 162, S. 214–216 (Vgl. Nr. 160: Am 15. VI. 1394 war Matthäus offensichtlich noch nicht in Heidelberg).

[R 34] 1394 Oktober 5, Heidelberg Matthäus sacre theologie professor nimmt (mit Nikolaus Prowin) an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 168, S. 218–221.

[R 35] 1394 Oktober 13, Heidelberg Matthäus nimmt (mit Nikolaus Prowin) an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 171, S. 223 f.

[R 36] 1394 Oktober 15, Heidelberg Matthäus nimmt (mit Nikolaus Prowin) an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 173, S. 225.

[R 37] 1394 Oktober 24, Heidelberg Matthäus nimmt (mit Nikolaus Prowin) an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 176, S. 228–229.

[R 38] 1394 Oktober 28, Heidelberg Matthäus nimmt an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 176, S. 228–229.

[R 39] 1394 Oktober 31, Heidelberg Matthäus nimmt (mit Nikolaus Prowin) an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 179, S. 231–232.

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VIII.  Anhang

[R 40] 1395 Januar 24 Matthäus ist möglicherweise nicht in Heidelberg, da Nikolaus Prowin gegen die bisherige Handhabung alleine zu einer Universitätsversammlung eingeladen wird. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 190, S. 243 f.

[R 41] 1395 Februar 5, Prag? Matthäus, sacre theologiae professor, tauscht seine Plebanspfründe an der Prager Teynkirche mit Johannes Wartemberg, dem Rektor des St.-Sigismund-Altars in der Pfarrkirche zu Zittau, gegen dessen Benefizium. Regesta Bohemiae et Moraviae I, hrsg. v. Jenšovská, S. 1099–1100.

[R 42] 1395 März 19, Heidelberg? Die Pfalzgrafen Ruprecht II., Ruprecht III. und dessen Söhne Ruprecht und Friedrich befreien in Heidelberg dem Matthäus, Meister der hl. Schrift, verschiedene bei Amberg gekaufte Güter und Höfe von Steuern und Abgaben. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 808, f. 129r–v. Regesten der Pfalzgrafen I, bearb. v. Koch / Wille, Nr. 5595, S. 334. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 2.

[R 43] 1395 März 27, Heidelberg Matthäus sacre theologie professor wird honorifice in die Heidelberger Universität aufgenommen; die Immatrikulationsgebühr wird propter reverenciam personae erlassen. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 194, S. 246. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 59.

[R 44] 1395 April 19, Heidelberg Pfalzgraf Ruprecht II. stellt Matthäus als Rat und Lehrer der Hl. Schrift an der Heidelberger Universität an. Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 38, S. 60 f.

[R 45] 1395 Mai 21, Heidelberg Matthäus ist als Zeuge anwesend, als Konrad von Soltau verspricht, der Heidelberger Universität ihre Auslagen zu erstatten. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 203, S. 252 f.

[R 46] 1396 August 18 Papst Bonifaz IX. gewährt in Rom Matheo de Cracouia canonico ecclesie Omnium Sanctorum Pragensis, in sacra pagina magistro, auf dessen Antrag das Recht, an jedem Ort predigen zu dürfen. – Am selben Tag wird Nicolao Prowin

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

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canonico ecclesiae Omnium Sanctorum Pragensis, in sacra pagina magistro, mit dem gleichen Formular das gleiche Recht gewährt. Monumenta Vaticana V / 1, hrsg. v. Krofta, S. 561 f.

[R 47] 1396 September 29, Heidelberg Die Heidelberger Universität berät in Gegenwart des Matthäus über die Einrichtung einer Bibliothek. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 222, S. 262 f.

[R 48] 1396 Oktober 24, Oppenheim Freundschaftsbündnis des Grafen Johann von Nassau, Domherrn zu Mainz, mit den Pfalzgrafen Ruprecht II., Ruprecht III. und Ruprecht (IV.). Unter den Zeugen: Matthäus. Regesten der Pfalzgrafen I, bearb. v. Koch / Wille, Nr. 5677, S. 343 f. (vgl. Deutsche Reichstagsakten II, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 248, S. 438. 24).

[R 49] 1396 Dezember 20, Heidelberg Matthäus wird zum Rektor der Heidelberger Universität gewählt. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 63.

[R 50] zwischen 1396 Dezember 20 und 1396 Dezember 25, Heidelberg Matthäus erlässt als Rektor der Heidelberger Universität ein Verbot des Glücksspiels. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 237, S. 271.

[R 51] 1396 Dezember 28, Heidelberg Matthäus ist als Rektor bei einer Universitätsabrechnung anwesend. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 235, S. 269 f.

[R 52] 1397 Januar 12, Heidelberg Matthäus erlässt als Rektor der Heidelberger Universität ein Verbot des Glücksspiels; Beratung über Sanktionen. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 237, S. 271.

[R 53] 1397 Januar 25, Heidelberg Matthäus erlässt als Rektor der Heidelberger Universität ein Verbot des Glücksspiels; Beratung über Sanktionen. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 237, S. 271.

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VIII.  Anhang

[R 54] 1397 März 5, Heidelberg Matthäus erhält von der Heidelberger Universität 70 Gulden für sein Universitätshaus (möglicherweise am 18. V. 1397 gegenüber Johann van der Noet quittiert). Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 239, S. 272 f.

[R 55] 1397 Mai 5, Heidelberg Matthäus fertigt als Rektor der Heidelberger Universität eine Pachturkunde über den ehemaligen Judenfriedhof aus. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 240, S. 273 f. (vgl. Nr. 62, S. 126 f.).

[R 56] 1397 Juni 20 Matthäus befindet sich wahrscheinlich nicht in Heidelberg, da dort ein Geleitbrief durch den Vizerektor Johann van der Noet ausgestellt wird; dieser amtierte möglicherweise schon am 18. / 20. V. 1397. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 243, S. 276 f. (vgl. Nr. 241, S. 274 f.).

[R 57] 1397 Juli 8 Matthäus befindet sich wahrscheinlich nicht in Heidelberg, da dort eine Abrechnung der Universität durch Ex-Vizerektor Johann van der Noet vorgenommen wird. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 247, S. 278 f.

[R 58] 1397 Oktober 29, Krakau Der Krakauer Rat verspricht venerabili et egregio viro domino Matheo sacretheologie professori dare literam super XL marcis census monete communiter in regno decurrentis ipsi domino Matheo pridem per prefatos consules benevole donatis et quumcunque idem dominus Matheus Cracovie moram traxerit ad tempora dumtaxat vite persolvendis. Najstarsze księgi i rachunki, hrsg. v. Piekosiński / Szujski, Teil 2, S. 166.

[R 59] ca. 1397 / 99, Krakau Matthäus organisiert im Auftrag des polnischen Königs die Wiedereröffnung der Krakauer Universität. Andreas von Regensburg: Sämtliche Werke, hrsg. v. Leidinger, S. 410.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

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[R 60] 1398 Februar 20, Heidelberg Matthäus erhält von der Heidelberger Universität für Arbeiten an dem von ihm bewohnten Universitätshaus 30 Gulden. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 261, S. 294.

[R 61] zwischen 1399 Juni 23 und 1399 Dezember 20, Heidelberg Rektoratsabrechnung in Gegenwart des Matthäus. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 288, S. 310.

[R 62] 1400 September 3, Heidelberg Matthäus u. a. bürgen für einen von der Universität Heidelberg aufgenommenen Kredit. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 299, S. 316 f.

[R 63] 1400 Dezember 14, Heidelberg König Ruprecht beglaubigt drei genannte Gesandte bei Papst Bonifaz IX. in Sachen Approbation und Kaiserwürde. Unter den Zeugen: Matthäus. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 1, S. 18. 9. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 298.

[R 64] 1400 Dezember 18, Heidelberg Matthäus ist Zeuge bei einer Pfründenstiftung. Rektorbücher II, hrsg. v. Miethke, S. 118–119; vgl. Urkundenbuch II, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 120, S. 15. Original: Heidelberg, Universitätsarchiv, XII, 2 Nr. 26.

[R 65] zwischen 1401 April 6 und 1401 Mai 4, Nürnberg Matthäus wird von der Stadt Nürnberg beim Aufenthalt König Ruprechts daselbst beschenkt: propinavimus meister Matheo der heiligen schrift 4 qr. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 342, S. 399. 4.

[R 66] 1401 Mai 14, Worms? Matthäus wird dem Propst Helmar auf die von Johann van der Noet aufgegebene Pfründe am Wormser Dom präsentiert. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 313, S. 326.

[R 67] 1401 Juli 29, Heidelberg Matthäus wird von der Heidelberger Universität zum Inrotulator gewählt. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 317, S. 327–329.

234

VIII.  Anhang

[R 68] zwischen 1401 Juli 29 und 1401 ca. Oktober, Heidelberg Matthäus trägt sich in den Supplikenrotulus der Heidelberger Universität ein. Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 54, S. 81.

[R 69] 1401 August 5, Heidelberg König Ruprecht und sein Sohn Pfalzgraf Johann bevollmächtigen vier genannte Gesandte (darunter Matthäus) zu Eheverhandlungen mit König Karl VI. von Frankreich. Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 153, S. 194. 29. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 1327, S. 90.

[R 70] 1401 September ca. 18, Schongau? König Ruprecht gibt seinen Gesandten (darunter meister Matheus von Crackauwe) Anweisungen für die Eheverhandlungen mit dem König von Frankreich. (Die Gesandten waren auch mit Verhandlungen mit der Stadt Metz betraut.) Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 157, S. 198. 37 / 45a. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 1667 (zu Metz vgl. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 383 und ebd. IV, S. 454, Anm. 1).

[R 71] 1401 Oktober 31 Papst Bonifaz IX. beaufragt in Rom Bischof Antonius von Sibenik, die mit 25 Mark Silber jährlich dotierten canonicatus et prebenda ecclesie Wratislaviensis, um die sich bisher Johannes Pes und Matthäus gestritten haben, nach dem Verzicht des Johannes dem Simon de Luterborg, rector parrochialis ecclesie s. Jacobi in Thorun Culmensis diocesis, übertragen zu lassen. Monumenta Vaticana V / 2, hrsg. v. Krofta, S. 1066 f.

[R 72] zwischen 1402 Januar 13 und 1402 März 25, Heidelberg Matthäus hat der Heidelberger Universität vor einiger Zeit 60 Gulden für ihren Gesandten Konrad Koler von Soest ausgelegt. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 336, S. 341 (vgl. Nr. 325 und Nr. 332).

[R 73] 1402 Mai 19 König Ruprecht lässt in Amberg als Pfalzgraf und Herzog von Bayern einen neuen Kaufbrief über den halben Zehnt in den drei bei Amberg gelegenen Orten Lindenloh, Gailoh und Lengenloh durch den Amberger Bürger Georg Castner ausstellen, der diesmal auf Matthäus lauten soll; der verlorengegangene erste Kaufbrief war nach Matthäus’ Wunsch auf Ruprecht ausgestellt worden. Bei dem Kauf vor vielen Jahren hatte Matthäus den Preis bezahlt. Matthäus ist vielleicht nicht anwesend.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

235

Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 809, f. 46r. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2243, S. 150. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 3.

[R 74] 1402 Juli 8, Heidelberg Abrechnung der Heidelberger Universität (u. a. zugunsten von Matthäus). Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 339, S. 343.

[R 75] nach 1402 August 23, Altdorf? Matthäus berichtet der Heidelberger Universität über die Situation der Pfarrei Altdorf, die der Universität inkorporiert ist, nach dem Tod ihres Rektors, des Heidelberger Magisters Johannes Zull. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 342, S. 344 f.

[R 76] 1402 September 13, Nürnberg Matthäus unterfertigt eine Urkunde König Ruprechts an den Bischof von Speyer. Chmel: Regesta, Nr. 1315, S. 75 f.; Regesten der Pfalzgrafen bei Rhein II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2536, S. 171. Die Nachricht über die Unterfertigung bei Moraw: Beamtentum und Rat, S. 113, Anm. 13.

[R 77] ca. 1402 Oktober 24, Eichstätt? Matthäus empfiehlt der Heidelberger Universität brieflich, einen Kanonisten nach Eichstätt zu schicken, der die vom Papst genehmigte Exemption der Pfarrei Altdorf gegenüber dem Bischof durchsetzen soll. Das Schreiben wird am 27. Oktober 1402 in Heidelberg verlesen. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 343, S. 345 f.

[R 78] 1402 November 25, Heidelberg Die Heidelberger Universität dankt dem Matthäus und Nikolaus Bettenberg, dr. decretorum, für ihren Einsatz in den Verhandlungen mit dem Bischof von Eichstätt über die Exemption der Altdorfer Pfarrkirche. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 344, S. 346 f.

[R 79] 1403 Januar 30, Nürnberg? Matthäus verkauft zwei Güter nebst Zubehör in Haselmühl (bei Amberg) dem Amberger Bürger Heymeran Alhart. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 871, f. 57v (gestrichen). Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2762, S. 187. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 4.

236

VIII.  Anhang

[R 80] 1403 Februar 4 Die Heidelberger Universität schuldet dem Matthäus 26 Gulden, die er offenbar im Lauf der Verhandlungen um die Exemption der Pfarrei Altdorf ausgelegt hatte. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 349, S. 350 (Vgl. Nr. 352, S. 353 f.: Die Universität ist dem Matthäus am 14. Juli 1403 noch immer 26 Gulden schuldig).

[R 81] 1403 März 5–8, Nürnberg? König Ruprecht gibt seinen Gesandten zu Papst Bonifaz IX. in Sachen Approbation, zweitem Italienzug etc., Bischof Raban von Speyer und meister Matheus, Anweisungen. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 81, S. 92. 28. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2845, S. 193.

[R 82] 1403 März 6, Nürnberg König Ruprecht bevollmächtigt Bischof Raban von Speyer und Matthäus sacre theologie professor, canonicus ecclesie Spirensis, presentes als Gesandte bei Papst Bonifaz IX. wegen seiner Approbation und Kaiserkrönung. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 83, S. 97. 1; Nr. 87, S. 99. 35. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2836–2844, S. 193.

[R 83] 1403 März 8, Nürnberg? König Ruprecht beglaubigt den Matthäus u. a. als Gesandte bei Papst Bonifaz IX. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 82, S. 96. 18. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2846, S. 193. Ebd. Nr. 2846, S. 193.

[R 84] 1403 Juli 10, Rom Matthäus predigt vor dem päpstlichen Hof. Weizsäcker: Urkunden, S. 92. Matthäus von Krakau, in: Duellius: Miscellanea I, S. 139–150.

[R 85] 1403 September 23, Rom Bischof Raban von Speyer und Matthäus berichten König Ruprecht aus Rom den Stand der Verhandlungen über Ruprechts Approbation durch Papst Bonifaz IX. Deutsches Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 106, S. 114.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

237

[R 86] 1403 Oktober 1, Rom Bischof Raban von Speyer und Matthäus legen im Namen König Ruprechts den Eid vor Papst Bonifaz IX. ab. Matthäus predigt vor dem päpstlichen Hof. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 103, S. 108. 2 / 4. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 3127, S. 217. Matthäus von Krakau, in: Duellius: Miscellanea I, S. 151–154.

[R 87] 1403 Oktober 1, Rom Bischof Raban von Speyer und Matthäus melden König Ruprecht seine Approbation durch Papst Bonifaz IX. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 106, S. 114. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 3129. (Vgl. Deutsche Reichstagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 110, S. 122 = Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 3174, S. 221: König Ruprecht schickt eine Kopie dieses Schreibens an Frankfurt; 30. Oktober 1403, Heidelberg).

[R 88] 1404 März 19, Heidelberg Matthäus u. a. nehmen im Haus des Matthäus den Magister Heilmann Wunnenberg wieder in die Heidelberger Universität auf. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 358, S. 358 f.

[R 89] 1404 Mai 27, Heidelberg Matthäus von Krakau, Professor der Hl. Schrift, Nikolaus Burgmann, Doktor des Kirchenrechts, und Matthias von Sobernheim, Protonotar König Ruprechts, Kollektoren eines dem König von Papst Bonifaz IX. bewilligten geistlichen Zehnten quittieren dem Klerus des Bistums Worms den Empfang von 1000 Gulden. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 398r–v (Kopialbucheintrag, ca. 1420, Provenienz: Worms, Domstift). Vgl. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 3522, S. 249. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 5.

[R 90] 1404 Juni 6, Heidelberg Matthäus ist Zeuge, als König Ruprecht den Francesco Gonzaga zum Reichsvikar für Mantua ernennt. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 3542, S. 250.

[R 91] 1404 Juni 18, Heidelberg? Matthäus ist wahrscheinlich bei einer Abrechnung der Heidelberger Universität anwesend. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 360, S. 359 f.

238

VIII.  Anhang

[R 92] 1404 November 10, Heidelberg Matthäus u. a. leihen der Heidelberger Universität jeweils 10 Gulden. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 365, S. 362.

[R 93] 1404 November 26, Heidelberg König Ruprecht verspricht, der Stadt Metz nach seiner Kaiserkrönung eine goldbullierte Urkunde zur Bestätigung ihrer Privilegien auszustellen. Unter den Zeugen: Magister Matthäus von Krakau, prof. theol. secretarius. Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, S. 560, Z. 15. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 3779, S. 268.

[R 94] 1405 Januar 15, Heidelberg Matthäus gehört zu einer Delegation König Ruprechts, die mit den Magistern der Universität über eine strittige Pfründenvergabe verhandelt. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 371, S. 365–367.

[R 95] 1405 Januar 21, Heidelberg Matthäus nimmt an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 374, S. 368 f.

[R 96] vor 1405 Januar 26, Heidelberg? Matthäus hat über den Heidelberger Geschäftsmann Johannes (wohl nach dem 18. Juni 1404) namens der Universität 41 Gulden aus Erträgen der Altdorfer Pfründe erhalten. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 375, S. 369 (zum Termin vgl. ebd. Nr. 360, S. 360).

[R 97] 1405 April / Mai, Rom? Matthäus weilt in diplomatischer Mission an der römischen Kurie (nicht gesichert). Sommerfeldt: Verhandlungen, S. 31 f.

[R 98] 1405 Mai 17 Matthäus ist als Kanoniker eines Heidelberger Universitätsstifts vorgesehen. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 383, S. 375–378 (376).

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

239

[R 99] 1405 Mai 28, bei Rom / Viterbo Matthäus wird von den Rotulusgesandten der Heidelberger Universität in Rom / Viterbo erwartet. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 385, S. 378–380.

[R 100] 1405 Juni 19, Rom? Papst Innozenz VII. ernennt in Rom den Matthäus von Krakau, Kanoniker zu Speyer, zum Bischof von Worms. Provisionsbulle an König Ruprecht: Original: München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen, Nr. 85 (vormals 39, 1, 85). Vgl. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4044, S. 290; Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1287; Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 6.

[R 101] 1405 Juni 21, Rom? Matthäus leistet in die Hände des Kardinals Oddo Colonna tit. S. Georgii ad Velum Aureum den Treueeid. Er erhält von Papst Innozenz VII. die Vollmacht, sich von einem beliebigen Konsekrator (oder an einem beliebigen Ort? [Schmitz]) zum Bischof weihen zu lassen. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1287. Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505.

[R 102] 1405 Juni 21 Papst Innozenz VII. überträgt in Rom den canonicatus cum prebenda ecclesie Wratislaviensis, den Matthäus nach seiner Erhebung zum Bischof aufgeben soll, dem Andreas Lascarii, preposito ecclesie Wladislaviensis {Włocławek}. Acta summorum pontificum, hrsg. v. Eršil, Teil 1, S. 92–93. Anders Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1187 (Datum: 21. Juni 1404, Pfründe in Worms.).

[R 103] 1405 Juni 22 Papst Innozenz VII. überträgt in Rom dem Ulrich von Albeck, Doktor des Kirchenrechts, canonicatus et prebenda Spirenses, die Matthäus nach seiner Erhebung zum Bischof aufgeben soll, sowie canonicatus et prebenda Wladislavienses, die durch die Translation des Andreas Lascarii frei werden. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1319. Speyerer Pfründe: Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505.

240

VIII.  Anhang

[R 104] 1405 Juni 27, Rom? Matthäus wird nach seiner Zusage gegenüber dem Prokurator Rutherus Balhorn, die Servitien zu entrichten, zum Bischof von Worms geweiht. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1287. Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505.

[R 105] 1405 Juni 28, Rom? Matthäus bezahlt per manus Rotheri Balhorn die Servitien und teilt sie auf. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1287. Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505 (27. Juni 1405).

[R 106] 1405 Juli 19, Augsburg Die Stadt Augsburg verrechnet unter dem genannten Datum Unkosten für Wein, mit dem sie den königlichen Rat Matthäus bewirtet hat. Deutsche Reichstagsakten V, hrsg. v. Weizsäcker, S. 662, Z. 21.

[R 107] 1405 August 4, Ladenburg Matthäus, electus confirmatus ecclesie Wormaciensis, legt in der Pfarrkirche zu Ladenburg vor Dekan und Kapitel des Wormser Doms seinen Amtseid als Bischof ab. Zeugen: Nikolaus von Jauer, Professor der Theologie, und Johann van der Noet, Doktor des Kirchenrechts und Domherr zu Speyer. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 B Nr. 57, f. 1r (Abschrift eines zeitgenössischen Notariatsinstruments). Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 7.

[R 108] 1405 August 13, Heidelberg Von einer am 13. August 1405 eingegangenen Summe von 46 Gulden tilgt die Heidelberger Universität ihre letzten Schulden bei Matthäus in Höhe von 10 Gulden. Matthäus wird noch nicht als Bischof bezeichnet. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 366, S. 363.

[R 109] 1405 August 23, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms versichert König Ruprecht die Einhaltung der Zusicherungen, die seine Vorgänger dem Pfalzgrafen Ruprecht I. gemacht haben, d. h. die Kurpfalz nicht von Wormser Burgen aus zu schädigen. Original: München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kurpfalz Urk. 1429 (vormals 421 / 6). Regest: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 920,10. Vgl. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4137, S. 297. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 8.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

241

[R 110] 1405 September 3 Papst Innozenz VII. nimmt die Freiheiten des Wormser Klerus, zu deren Achtung bereits Johannes, der Dekan von St. Gangolf zu Mainz, die Stadt Worms aufgefordert hatte, in seinen Schutz. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1326.

[R 111] 1405 September 11 König Ruprecht erlaubt in Heidelberg dem Bischof Matthäus von Worms, in seinem Dorf Dirmstein Schultheißen, Schöffen und ein Halsgericht, Stock und Galgen zu haben. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) C, f. 216r. Chmel: Regesta, Nr. 2069, S. 126 f. Abschrift: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 801, f. 241r–v. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4161, S. 299. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 9.

[R 112] 1405 September 21 König Ruprecht verschreibt in Heidelberg dem Bischof Matthäus von Worms für die Dienste, die er ihm und seinem Vater geleistet hat (u. a. sinen lyp zuwagen hin inne gen Rome zuryten), einen alten großen Tornos am Zoll zu Mannheim (von jedem Fuder Wein und sonstigen Waren). Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) C, f. 216r–v. Chmel: Regesta, Nr. 2063, S. 126. Abschrift: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 801, f. 241v. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4172, S. 300. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 10.

[R 113] 1405 September 25 Bischof Matthäus von Worms erhält von Papst Innozenz VII. die Erlaubnis, ein servitium caritativum zu erheben. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1287.

[R 114] 1405 Oktober 12 König Ruprecht präsentiert auf den St. Johannes-Altar des Spitals zu Bamberg, der durch Resignation des Bischofs Matthäus von Worms erledigt ist, den Johannes Hopfener de Liegnitz, Priester der Diözese Breslau. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4200, S. 302.

[R 115] 1405 Oktober 27 Deutschordensmeister Konrad von Egloffstein belehnt gemäß einer in Heidelberg ausgestellten Urkunde Heinrich von Hettirsdorf mit dem Zehnten in

242

VIII.  Anhang

Haßmersheim, wodurch Heinrich zu einem Vasallen des Bischofs von Worms wird. Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 246 f.

[R 116] 1405 November 30, Wimpfen Bischof Matthäus von Worms bestätigt dem Konrad von Rosenbach mehrere genannte Lehen in und bei Obrigheim, die teilweise zuvor Berthold Fetzer innehatte. Original: München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Baden D 11. Leicht beschädigtes Siegel des Ausstellers. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 11.

[R 117] 1405 Dezember 2, Heidelberg Matthäus schreibt die Notificatio de Iohanne Falkenberg. Sommerfeldt: Über den Verfasser, S. 420–423; Seńko (Hrsg.): Mateusza z Krakowa De praxi Romanae curiae, S. 69–71; Seńko (Hrsg.): Piotr Wysz, S. 183–185.

[R 118] 1405–1406 Bischof Matthäus von Worms erhält (überwiegend nicht genau datierte) Lehensreverse von: Johann von Clee (1405), Heinrich Schutz (1405), Konrad Bock von Erfenstein (1406), Wilhelm von Braubach (1406), Philipp Gawer (1406), Albrecht von Neuenhaus (1406), Johann von Stockheim (1. August 1406) und Johann Rodenstein (ohne Jahr, möglicherweise nach 1406). Matthäus belehnt außerdem den Adligen Friedrich von Runckel (1406). Zu seinen Lehnsleuten zählen ferner Johannes und Swickerus von Venningen (1406). Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 245, 252, 253, 254, 265, 284, 288, 289 f., 290, 294, 298.

[R 119] 1406 Januar 6, Mainz Matthäus ist auf dem Reichstag anwesend. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 9, S. 23. 25.

[R 120] 1406 Januar 8, Mainz? Johann Armut von Weinolsheim bestätigt, vier genannte Grundstücke von Bischof Matthäus von Worms und seinem Hochstift zu Lehen zu haben. (Wahrscheinlich wurde die Urkunde an Ort und Stelle dem Matthäus von Worms ausgehändigt.) Original: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A 5 Nr. 9 / 1. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 12.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

243

[R 121] 1406 Februar 6, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms bekundet, dass er das ihm von Ritter Heinrich Kämmerer von Worms genannt von Dalberg vorgelegte Lehnsverzeichnis über dessen bischöflich-wormsische Lehen bestätigt habe. Leidinger: Regesta Dalbergiana, S. 48 f.; vgl. auch Battenberg: Dalberger Urkunden, S. 22.

[R 122] 1406 März 12 Bischof Johann von Würzburg verkündet auf Veranlassung des Bischofs Matthäus von Worms das Interdikt über die Stadt Worms. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 255 / 1042. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 14.

[R 123] 1406 März 22 König Ruprecht gewährt in Heidelberg dem Kaplan des Bischofs Matthäus von Worms, Johann von Battenburg, einen Kaplanats‑ und Geleitbrief. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) A, f. 86v. Chmel: Regesta, Nr. 2137, S. 130. Abschrift: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 802, f. 106v. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4361, S. 316. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 15.

[R 124] 1406 März 22, Heidelberg Promotion an der Heidelberger Artistenfakultät unter Mitwirkung des Matthäus (in Vertretung des Kanzlers): … per venerabilem patrem et dominum, dominum Wormaciensem, sacre theologie professorem, M. Matheum de Cracovia, licenciati fuerunt in artibus subscripti et tali ordine locati … Matrikel II, hrsg. v. Toepke, S. 367.

[R 125] 1406 Mai 2 / 1406 Juni 3 Matthäus leiht König Ruprecht 600 und 200 Gulden. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 435, S. 766, Z. 5 / 11.

[R 126] 1406 Mai 4, Heidelberg? Bischof Matthäus von Worms erhält einen Lehensrevers von Siegfried von Flamborn. Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 262.

244

VIII.  Anhang

[R 127] 1406 Mai 9, Heidelberg? Bischof Matthäus von Worms erhält einen Lehensrevers von Hans von Massenbach. Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 281.

[R 128] 1406 Mai 15 Bischof Johann von Würzburg erneuert das Interdikt gegen die Stadt Worms (vgl. R 122). Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A 2 Nr. 255. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 16.

[R 129] 1406 Juni 11, Heidelberg? Bischof Matthäus von Worms und sein Klerus befinden sich in exilio (d. h. nicht in Worms). Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 428, S. 414–416.

[R 130] nach 1406 Juni 15, Heidelberg Matthäus nimmt an einer Universitätsversammlung teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 435, S. 424.

[R 131] 1406 Juni 23 / 24, Heidelberg Matthäus nimmt an Verhandlungen zwischen Universität und Hof teil. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 437, S. 425–427.

[R 132] 1406 August 5, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms schreibt der Weinleutezunft in Worms, dass der Rat an der gegenwärtigen Zwietracht schuld sei. Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 244–245.

[R 133] 1406 September 21 Pfalzgraf Ludwig reversiert in Heidelberg dem Bischof Matthäus von Worms über die Belehnung mit Schloss und Stadt Heidelberg, der Grafschaft (auf dem) Stahelbuhel und dem Dorf Neckarau. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4526, S. 331.

[R 134] 1406 Dezember 19 Papst Gregor XII. bekräftigt, dass Wormser Bürgern die Berufung ins Domstift verwehrt bleibt.

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

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Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1433. Abschrift in: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 90v–91v.

[R 135] 1406 Dezember 31, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms entscheidet, dass die Kustodie am Wormser Dom, die gegenwärtig der dr. decretorum Nikolaus Burgmann innehat, dem Herkommen entsprechend zwar nur als ein simplex officium und nicht als dignitas zu gelten hat, aber dennoch mit bestimmten Ehrenvorrechten verbunden ist. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 251 / 5 bzw. 251 / 6 (ehemals Urkunden Rheinhessen: Worms, Domstift 1420 Februar 1 bzw. 1420 Mai 15). Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 17.

[R 136] 1407 Januar 6, Dieburg? Ausgleichsverhandlungen des Erzbischofs Johann von Mainz zwischen Klerus und Bürgerschaft von Worms. Anwesenheit des Bischofs Matthäus zweifelhaft. Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 252–254.

[R 137] 1407 Mai 5, Neuhausen? Ausgleichsverhandlungen im Streit zwischen Bürgerschaft und Klerus von Worms. Anwesenheit des Bischofs Matthäus zweifelhaft. Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 256–260.

[R 138] 1407 Juni 20, Frankenthal? Abt Johann von Bechtolsheim und der Konvent des Augustinerklosters Frankenthal verkaufen den von Johann von Morschheim erworbenen „FramolgenHof“ in Dirmstein mit umfangreichem Grundbesitz an Hermann von Mulen, Landschreiber zu Neustadt, und seine Frau Elfe; mit dem Kaufpreis werden verschiedene auf ihren Gütern lastende Gülten abgelöst. Bischof Matthäus von Worms erklärt in derselben Urkunde: Und wir Matheus, von gots gnaden bischoffe zu Wormsze, bekennen und veriehen uns auch offenlichen an diesem brieffe, daz dieser kauffe mit allen punckten artikeln und in aller masze, als vor und nach an diesem brieffe geschrieben stet, mit unserm guten willen, wiszen und gantzer verhengnisze bescheen ist, wamit wir wol befunden und erfaren han und auch clerliche underwiset sin, daz dem obgenannten closter Franckentale soliches geltes, darumb der vorgenannt kauffe gescheen ist, grosse notdurffte gewest ist sinen kuntlichen verderplichen schaden damiede zu furkomen, als vor beruret ist, und haben des zu urkunde und auch umb flissiger bede willen des appts und convents vorgenannten unser ingesigel bii die yren an diesen brieff gehangen.

246

VIII.  Anhang

Neben den Siegeln des Abts, des Konvents und des Bischofs noch drei weitere (Henne Erckenbrecht, Anselm von Dirmstein und Heinrich von der Hauben). Ob die Besiegelung komplett an Ort und Stelle erfolgte, ist unklar. Original: Landesarchiv Speyer, A1: Urkunden der Kurpfalz, Nr. 575.

[R 139] 1407 Juli 9, Weinheim König Ruprecht und Erzbischof Johann von Mainz verkünden den Schiedsspruch („große Pfaffenrachtung“) zwischen Klerus und Bürgerschaft von Worms. Darin werden auch der Einritt des Bischofs und der Huldigungseid der Bürger geregelt. Siegelung u. a. durch Matthäus. Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, S. 260–266. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4869, S. 360 (vgl. Nr. 4895, S. 362 und Nr. 4931, S. 365).

[R 140] 1407 August 2, Heidelberg König Ruprecht bestätigt den von seinen Diplomaten mit König Erich von Dänemark, Schweden und Norwegen ausgehandelten Vertrag über die Eheschließung von Ruprechts Sohn Johann und Erichs Schwester Katharina. Unter den Zeugen: Bischof Matthäus von Worms. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4917, S. 364.

[R 141] 1407 Oktober 11, Heidelberg Matthäus weiht die Friedhofserweiterung an der Heidelberger Peterskirche ein. Rektorbücher I, hrsg. v. Miethke, Nr. 442, S. 437 f. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 101.

[R 142] 1408, Heidelberg? Bischof Matthäus von Worms erhält einen Lehensrevers von Hans von Wartdorf. Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 303 f.

[R 143] 1408 Februar 3, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms gibt seine Zustimmung zur Inkorporation der Pfarrkirche zu Obrigheim in die Marienstiftskirche zu Neustadt. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 5158, S. 382. Transsumpt vom 17. II. 1408 in München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen Nr. 88 (vormals 39, 1, 88), ausgestellt und gesiegelt durch Nicolaus de Kenigsteyn, officialis Spirensis commissarius ad infrascripta a sede apostolica specialiter deputatus (Freundliche Mitteilung von Dr. Gerhard Immler, Bayerisches Hauptstaatsarchiv München (Geheimes Hausarchiv), vom 14. Mai 2001).

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

247

[R 144] 1408 September 19 Papst Gregor XII. kreiert Bischof Matthäus von Worms zum Kardinalpriester an St. Cyriacus in Thermis. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 489. 35a. Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505.

[R 145] 1408 Oktober 4, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms verleiht dem Craffto Krug von Cleen mehrere genannte Lehen, die früher Hundt, Dyde und Suwer, gebruder von Wilburg innegehabt hatten, sowie nötigenfalls ein lebenslanges Bleiberecht für Crafftos Frau. Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 255.

[R 146] 1408 Oktober 10 Matthäus, Kardinalpriester an St. Cyriacus in Thermis, Bischof von Worms und Kommendatar der Wormser Kirche, verspricht durch seinen Sachwalter Arnoldus Arnoldi, Kanoniker an St. Martin zu Mainz, der päpstlichen Kammer und dem Kardinalskollegium racione commende 1000 Kammergulden als servitium commune sowie die üblichen fünf servitia communia. Schmitz: Zu Matthaeus von Krakau, S. 502–505. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1406.

[R 147] 1408 November 5, Worms Bischof Matthäus von Worms bestätigt den Pfründnern und ständigen Vikaren am Dom zu Worms das von seinem Vorgänger Eckard eingeräumte Recht, bei den Gottesdiensten Kopfbedeckungen aus Eichhörnchenfell zu tragen. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 128r–v (Kopialbuch­eintrag, ca. 1420, Provenienz: Domstift Worms). Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 18.

[R 148] 1408 November 6, Worms Bischof Matthäus von Worms beauftragt den Wormser Domdekan Jakob von Hambach, den Streit zwischen Dekan und Kapitel der Kirche St. Cyriacus in Neuhausen vor Worms einerseits sowie Nikolaus Auwman und seiner Frau andererseits um den Neurodenzehnten in wiesemüln zu untersuchen und zu entscheiden. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 181 / 11 (ehemals Urkunden Rheinhessen: Neuhausen 1409 Juni 25). Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 19.

248

VIII.  Anhang

[R 149] 1408 Dezember 14 König Ruprecht und seine Söhne befreien in Heidelberg auf ewig die Zehnten zu Gailoh, Lengenloh, Lindenloh und den Hof zu Engelsdorf (alle bei Amberg gelegen) die Matthäus gekauft hat und auf Lebenszeit schon gefreit besitzt, da dieser mit den genannten Gütern eine Kaplanspfründe an der Heidelberger Heiliggeistkirche ausstatten will, von allen Abgaben (vgl. R 42, R 73). Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 906, f. 168r. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 5622, S. 419. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 20.

[R 150] 1408 Dezember 14, Heidelberg? König Ruprecht präsentiert einem Ungenannten (dem Bischof Matthäus von Worms?) den Heinricus Zymerman de Wissenloch auf den durch Resignation des Johannes Wissheller erledigten St. Martinsaltar der Kapelle in Lindenfels. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 5623, S. 419.

[R 151] 1409 Januar 1, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms bestätigt die durch Metza von Neipperg, die Witwe des Ritters Dietrich von Handschuhsheim, verfügte Stiftung einer Altarpfründe zu Ehren der heiligen Maria Magdalena in der Kapelle zu Straßenheim und die damit verbundene Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche gleichen Patroziniums, wobei die Besetzung der Pfarrstelle dem Wormser Bischof vorbehalten bleiben soll. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 395r–v (Kopialbuch des Wormser Domstifts). Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 21.

[R 152] vor 1409 Februar 10 Bischof Matthäus von Worms einigt sich mit Gräfin Adelheid von Zollern (Czolrn, Zolrn) auf die Rückgabe der Dörfer Altenbach, Rennegass und Hinderheidebach sowie der Wiesen zu Ittenbach, mit denen einst Bischof Eckard von Worms ihren verstorbenen Mann, Johann von Stralenberg, belehnt hatte und von denen dieser seiner Witwe eine lebenslange Rente von 70 Gulden jährlich hinterlassen hatte. Künftig soll Adelheid auf Lebenszeit jährlich an Martini 60 Gulden aus dem halben Ladenburger Zehnten erhalten, was ihr Bischof Matthäus von Worms in einer Urkunde zusichert. Das Original der Urkunde Adelheids vom 10. Februar 1409 war gesiegelt von der Ausstellerin sowie von Schenk Eberhard d. Ä., Herrn zu Erpach, und Hermann von Rodenstein, Burggraf zu Alzey. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 353r–v (Kopialbuch des Wormser Domstifts).

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

249

[R 153] 1409 Februar 12, Heidelberg König Ruprecht bevollmächtigt in Heidelberg fünf genannte Gesandte (darunter Bischof Matthäus von Worms) für Reichsangelegenheiten in Italien. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 292, S. 489, Z. 14.

[R 154] 1409 Februar 12, Heidelberg König Ruprecht bevollmächtigt fünf Gesandte (darunter Matthäus) zu allen kirchlichen Versammlungen. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 293, S. 491.

[R 155] 1409 Februar 12, Heidelberg König Ruprecht bevollmächtigt fünf Gesandte (darunter Matthäus) zum Konzil von Pisa. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 294, S. 493, Z. 25.

[R 156] 1409 Februar 14, Heidelberg König Ruprecht beglaubigt gegenüber der Stadt Udine vier Gesandte (darunter Matthäus) zur Herstellung der Kircheneinheit. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 302, S. 565.

[R 157] 1409 Februar 15, Heidelberg Matthäus stiftet mit Zustimmung des Hofes aus Gefällen bei Amberg in der Heidelberger Heiliggeistkirche einen Altar der hll. Maria Magdalena, Elisabeth und Brigitta mit einer Priesterpfründe, über die nach seinem Tod die Universität verfügen soll. Acta fuerunt hec (…) in opido Heydelbergensi (…) in curia habitacionis nostre ibidem, presentibus venerabili viro domino Iohanne de Noet decretorum doctore canonico ecclesie Spirensis, Iohanne Hoppener capellano nostro necnon et Nycolao Doring familiari nostro testibus. Notariatsinstrument durch Heinrich Riederer von Miltenberg, ursprünglich von Matthäus gesiegelt (vgl. R 149). Rektorbücher II, hrsg. v. Miethke, S. 196–198 (nach einer Kopie von 1428). Urkundenbuch II, hrsg. v. Winkelmann, Nr. 170, S. 21. Original: Heidelberg, Universitätsarchiv, XII, 2, Nr. 35 (Siegel fehlt).

[R 158] 1409 März 9, Heidelberg? König Ruprecht präsentiert dem Bischof Matthäus von Worms auf eine der Heidelberger Heiliggeistkirche übertragene Präbende und ein Kanonikat an der Marienkirche zu Neustadt, die durch den Tod des Magisters Wasmodus de Homberg erledigt sind, den Heinricus Stubing de Homberg, M.A. und prof. theol. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 5739, S. 429.

250

VIII.  Anhang

[R 159] 1409 März, Udine Die königliche Gesandtschaft, zu der auch Bischof Matthäus von Worms gehört, hält sich in Udine auf. Dietrich von Niem: De scismate, hrsg. v. Erler, 3.39, S. 298–302.

[R 160] 1409 ab ca. Mitte März, Rimini Die königliche Gesandtschaft, zu der auch Bischof Matthäus von Worms gehört, hält sich 10 Tage lang bei Papst Gregor XII. in Rimini auf. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 483, S. 473 [3].

[R 161] 1409 Ende März bis April 21, Pisa Matthäus ist an den Verhandlungen mit dem in Pisa tagenden Konzil beteiligt. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 283, S. 474 [4a]. Ebd. S. 497, Z. 20; S. 511, Z. 29; S. 512, Z. 2.

[R 162] 1409 Ende April, Rimini Die königliche Gesandtschaft, zu der auch Bischof Matthäus von Worms gehört, begibt sich wieder zu Papst Gregor XII. Vor dem 18. Mai 1409 machen sich zwei der Gesandten (Erzbischof Johann von Riga und Johannes Winheim) auf den Weg nach Heidelberg; zwei weitere erscheinen in Venedig, und der fünfte (Matthäus?) bleibt bei Papst Gregor XII. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 283, S. 477 [7]. Girgensohn: Kirche, Politik und adelige Regierung, Bd. 1, S. 541 f. Jähnig: Johann von Wallenrode, S. 60.

[R 163] 1409 Juni 15 Papst Gregor XII. überträgt die Jurisdiktion des Erzbischofs von Mainz bei dessen Abwendung von der römischen Obödienz dem Bischof Matthäus von Worms. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 303, S. 567, Z. 27.

[R 164] 1409 Juni 22, Cividale Drei Gesandte König Ruprechts, darunter wohl Bischof Matthäus von Worms, nehmen an der zweiten Sitzung des Konzils teil. Schmitz: Die Quellen zur Geschichte des Konzils von Cividale 1409, S. 245.

[R 165] 1409 August 7 König Ruprecht bevollmächtigt in Heidelberg acht genannte Gesandte, darunter Bischof Matthäus von Worms und Bischof Ulrich von Verden (quemlibet eorum

VIII. 1.  Itinerar: Regesta Matthaei de Cracovia

251

in solidum coniunctim et divisim absentes tamquam presentes), zu dem Generalkonzil Papst Gregors XII. und zu jeder anderen kirchlichen Versammlung. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 306, S. 570 f.

[R 166] 1409 August 23 / 27, Cividale Bischof Matthäus von Worms beurteilt als Mitglied einer vom Konzil eingesetzten vierköpfigen Kommission das Verhalten Papst Gregors XII. Schmitz: Die Quellen zur Geschichte des Konzils von Cividale 1409, S. 250.

[R 167] 1409 September 1, Cividale? Papst Gregor XII. schreibt aus Cividale an König Ruprecht, dass dessen Gesandte dem König Näheres zur aktuellen Situation berichten werden. Die betreffenden Gesandten, darunter wohl Matthäus, halten sich also wahrscheinlich noch in Cividale auf. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 572, Z. 35.

[R 168] 1409 September 5 Papst Gregor XII. bevollmächtigt Bischof Matthäus von Worms als seinen Legaten in den Kirchenprovinzen Mainz, Köln, Trier, Salzburg, Bremen und Magdeburg ad fidei unitatem propagandam (gegen die Pisaner Obödienz). Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1406. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 5097, f. 290r–291v, vgl. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 722, Anm. 1, sowie den Eintrag zum 30. Januar 1410.

[R 169] 1409 November 12 Bischof Matthäus von Worms erhält einen Lehensrevers von Ritter Wyprecht von Helmstatt. Schannat: Historia episcopatus Wormatiensis I, S. 272.

[R 170] 1409 November 13, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms bestätigt die Stiftung einer vom Wormser Bischof zu besetzenden Priesterpfründe in der Allerheiligenkapelle auf dem „Rebstock“ genannten Wormser Anwesen der Stifter: Heinrichs de Mitra von Worms und seiner Frau Margareta Liechtenstein von Dirmstein. Als Kaplan wird der von Heinrich de Mitra präsentierte Nikolaus Carnificis von Pfeddersheim (Pedersheim) investiert. Original: Landesarchiv Speyer, F7: Gatterer-Apparat Nr. 1065. Fragment des Bischofssiegels aus braunem Wachs, ca. 3 (H) x 2 (B) cm, an (wohl nicht originaler) grün-gelber Schnur.

252

VIII.  Anhang

[R 171] 1410 Januar 30, Heidelberg Bischof Matthäus von Worms überträgt dem Bischof Raban von Speyer seine Aufgaben als apostolischer Legat für dessen Diözese. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 5097, f. 290r–291v, vgl. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 722, Anm. 1. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 22.

[R 172] 1410 Februar 19 Papst Gregor XII. erteilt von Gaeta aus Bischof Matthäus von Worms und vier weiteren genannten Bischöfen Anweisungen zum Vorgehen gegenüber Anhängern der Pisaner Obödienz, die in sein Lager wechseln wollen. Deutsche Reichsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, Nr. 395, S. 722–725.

[R 173] 1410 März 5, Heidelberg? Matthäus stirbt. Er hinterlässt der Heidelberger Universität seine Bibliothek sowie ein Haus ad usum duorum magistrorum in theologia. Friedrich Zorn: Wormser Chronik, hrsg. v. Arnold, S. 158. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 631, 642, 687–689. Rektorbücher II, hrsg. v. Miethke, S. 88.

[R 174] 1410 März 5 König Ruprecht befiehlt von Marburg aus allen Reichsständen die Unterstützung Matthäus’ zur Sicherung der Obödienz Papst Gregors XII. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 737, Z. 46a / 44b, S. 737, Nr. 406, Z. 20 ff.

[R 175] um 1410 März 5 Die Heidelberger Universität immatrikuliert gratis den Famulus des Matthäus, Nycolaus Doring de Bulkenhayn [Bolkenhain / Bolków], Bistum Breslau. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 112.

[R 176] nach 1410 März 5, Worms Matthäus wird in ecclesia sua (d. h. im Wormser Dom) bestattet. Friedrich Zorn: Wormser Chronik, hrsg. v. Arnold, S. 158. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 631.

[R 177] 1410 März 13 König Ruprecht erkennt das Verfügungsrecht der Universität über das von Matthäus erbaute und bewohnte Haus am Heidelberger Peterstor an, welches

VIII. 2.  Werkverzeichnis

253

die Universität auf Ruprechts Bitte dem königlichen Protonotar Job Vener zugewiesen hat. Urkundenbuch I, hrsg. v. Winkelmann, S. 103 f., Nr. 65.

[R 178] 1410 April 9 König Ruprecht verleiht in Heidelberg den großen alten Tornos am Mannheimer Zoll, den Matthäus innehatte, seiner Gattin Elisabeth (vgl. R 112). Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 809, f. 127r. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 6201, S. 465. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 737, 48a. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 23.

[R 179] 1410 April 10 Matthäus wird von der römischen Kurie die licentia testandi verliehen. Repertorium Germanicum II, bearb. v. Tellenbach, Sp. 1406.

[R 180] 1410 Juni 6 Papst Gregor XII. kondoliert von Gaeta aus dem König Ruprecht über den Tod des Bischofs Matthäus von Worms, dem er das Kardinalat zugedacht hatte etc. Original: München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen Nr. 101 (vormals 39, 1, 101). Vgl. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 6264, S. 470. Ediert in Kapitel VIII. 3. 1. unter Nr. 24.

[R 181] nach 1410 Juni 23 Die Heidelberger Universität immatrikuliert den Johannes Belicz, prebendarius Nuhusensis, gratis ob reverentiam domini Wormaciensis proxime defuncti. Matrikel I, hrsg. v. Toepke, S. 113.

VIII. 2.  Werkverzeichnis Die Erstellung eines vollständigen Verzeichnisses der Werke des Matthäus von Krakau ist bis heute nicht mit hinreichender Gewissheit möglich. Abgesehen von den als authentisch anzusehenden Schriften kursieren traditionell zahlreiche zweifelhafte Zuschreibungen. Kaum überschaubar ist die Menge versprengter Spurien, die nur in einzelnen Handschriften mit dem Krakauer in Verbindung gebracht werden. Eine genauere Sichtung der Überlieferung bleibt ein Desiderat, wobei man sich zweckmäßiger Weise zunächst vorrangig derjenigen Werke annehmen sollte, für deren Authentizität sicherere oder zumindest zahlreichere   Vgl.

Kałuża: O kilku pomijanych listach, S. 3–4.

254

VIII.  Anhang

Indizien vorliegen. Als Orientierungshilfe für solche Schritte erfasst das folgende Verzeichnis den überwiegenden Teil der in den neueren kritischen Listen genannten Schriften. Hinzugefügt sind die maßgeblichen Editionen, sofern solche vorliegen; diese enthalten in der Regel nähere Angaben zur Überlieferung. Wenn bei unveröffentlichten Texten stattdessen Handschriften genannt werden, können diese Aufzählungen beim gegenwärtigen Stand der Quellenerschließung weder Vollständigkeit noch Freiheit von Irrtümern beanspruchen. A.  Traktate A. 1.  Theologica Lectura super Beati immaculati Hrsg. v. Buchichowski, 1984.

Meditationes super „Probet autem semetipsum homo“ Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 325–353.

Passio Christi compilata ex Revelationibus Birgittae de Swecia (Inc.: Imminente tempore Iesu Christi), 1385 Edition von Drahomíra Breedveld-Baránková vorbereitet. Überlieferung: a) Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, ms. I F 773. b) Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, ms. I Q 116. c) Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1399, f. 184r–187v. d) Krakau, Biblioteka Kapitulna, ms. 171. e) Pelplin, Seminarium Duchowne, ms. 233 (273), f. 205–210, vgl. Seńko: Rękopisy, S. 75. f) Prag, Knihovna Metropolitní Kapitoly, ms. O 31, f. 168v–175r. g) Bruxelles, Bibliothèque royale de Belgique, ms. 9523, f. 112r–115r; s. Marin: L’archevêque, S. 553, Anm. 3.

Rationale operum divinorum Hrsg. v. Rubczyński, 1930.   Dabei könnten sich auch zur Echtheit einiger im Folgenden nicht unter Punkt E aufgeführter Texte noch neue Erkenntnisse einstellen.   Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa (1982), S. 81–85; Kaluza: Matthieu de Cracovie (1980), Sp. 805 f.; Tříška: Literární činnost, S. 117–120; Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica (1974), S. 47–56; Wielgus: Biblistyka polska (1992), S. 12–18; Worstbrock: Matthäus von Krakau (1987), Sp. 174–182.   Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 83 (Nr. 28).

VIII. 2.  Werkverzeichnis

255

A. 2.  Pastoralia De modo confitendi Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 302–313.

[Beichtformel] (Inc.: Ich sundeger mensche bekenne) Monika Lange: Matthaeus de Cracovia, ‚Ich sundiger mensche bekenne …‘, 1974.

De peccatis mortalibus et venialibus Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 314–324.

Epistola missilis ad confessores Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 293–301.

De puritate conscientiae Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 235–292; S. Thomae Aquinatis Opera omnia, hrsg. v. Busa, Bd. 7, 1980, S. 577–582.

Dialogus rationis et conscientiae de crebra communione Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 354–409.

Epistola ad novum sacerdotum, wohl nach 1389 Ediert in Kapitel VIII. 3. 4.

A. 3.  Moralia De contractibus Hrsg. v. Nuding, 2000. Weiterer Textzeuge: Eichstätt, Universitätsbibliothek / Eigentum des Freistaates Bayern, Cod. st 717, f. 19r–40r.

De squaloribus Romanae curiae Miethke / Weinrich: Quellen zur Kirchenreform, 1995, S. 60–165; Mateusza z Krakowa De praxi Romanae curiae, hrsg. v. Seńko, 1969. Ältere Ausgaben: Wissenburg, in: Petri de Aliaco cardinalis De emendatione ecclesiae, 1511; Brown: Fasciculus rerum expetendarum II, 1690, S. 584–607; Walch: Monimenta medii aevi I 1, 1757, S. 3–100.

256

VIII.  Anhang

Zur Überlieferung s. Seńko, in: Mateusza z Krakowa De praxi Romanae curiae, S. 6–24. Weitere Textzeugen bei Heimpel: Vener II, S. 696 f., Miethke / Weinrich: Quellen zur Kirchenreform, S. 19, Seńko, in: Piotr Wysz, S. 22, und Schipke / Heydeck: Handschriftencensus, S. 143. 1. Augsburg, Staats‑ und Stadtbibliothek, 2° Cod. 226, S. 415–459 [2. Redaktion], vgl. Spilling: Die Handschriften, S. 252–258. 2. Basel, Öffentliche und Universitätsbibliothek, E I 12, f. 101–122 (fragm.). 3. Berlin, Staatsbibliothek PK, 638 (theol. lat. fol. 556), f. 142r–171v [3. Redaktion], vgl. Rose: Verzeichniss, S. 592–594. 4. Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. fol. 704, S. 445–486 [2. Redaktion], vgl. Becker / Brandis: Die theologischen lateinischen Handschriften, S. 240–244. 5. Brixen, Biblioteca del Seminario Maggiore, A. 13, f. 47r–67r. 6. Halle (Saale), Universitäts‑ und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Ye 2° 68, f. 131r–147r, vgl. Schipke / Heydeck: Handschriftencensus, S. 143. 7. Kiel, Universitätsbibliothek, Bord. 24. 8. Tübingen, Wilhelmsstift, Gb 439 4°, f. 139r–152v. 9. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 5125, f. 30r–51r.

B.  Predigten B. 1.  Synodalpredigten Inc.: Detrectant de vobis Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), 1902; Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, 1969, S. 160–167.

Inc.: Digne ambuletis, 1386 Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I), 1901; Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, 1969, S. 140–149.

Inc.: Quid est quod dilectus meus, 1384 Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, 1969, S. 127–139.

Inc.: Sobrii estote Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II), 1902; Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, 1969, S. 150–159.

VIII. 2.  Werkverzeichnis

257

B. 2.  Gemeindepredigten Postilla epistolarum de sanctis – „Piper“ (Inc.: Corde creditur ad iustitiam) Ungedruckt. Autorschaft nicht gesichert. Überlieferung (z. T. mit starken Abweichungen): vgl. insbesondere Wolny / Mar­kowski / Kuksewicz: Polonica, S. 68.   1. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 167, f. 83r–198v, 210v–213v; vgl. Hilg: Lateinische mittelalterliche Handschriften, S. 255 f.   2. Breslau, Biblioteka Kapitulna, ms. 423, f. 1r–134v.   3. Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 52, f. 82r–153v.   4. Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 554, f. 124r–184v.   5. Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 601, f. 1r–126r.   6. Maria Saal, Kollegiatstift, ms. 32, vgl. Schneyer: Wegweiser, S. 90.   7. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 5925, f. 1r–122r, vgl. Wolny / Mar­ kowski / Kuksewicz: Polonica, S. 65–68.   8. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 14299, f. 180r–270r; vgl. Wolny / Mar­ kowski / Kuksewicz: Polonica, S. 99–101.   9. München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 28640, f. 1r–31r; vgl. Neske: Katalog, S. 50 f. 10. Pelplin, Seminarium Duchowne, ms. 201 (142), f. 161r–245r, vgl. auch Seńko: Rękopisy, S. 51 f. 11. Prag, Knihovna Národního Muzea, XIV D 6, f. 97r–274v – unmittelbar im Anschluss an den von Chmielowska edierten Zyklus, vgl. Dies., in: Matthäus von Krakau: Sermones de sanctis I, S. 27. 12. Tschenstochau, Biblioteka OO. Paulinów, II 6, f. 255r–310v. 13. Warschau, Biblioteka Narodowa, ms. 3023, f. 221v–329v; vgl. Seńko / Szafrański, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 109–123. Die gelegentlich genannte Hs. Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1617, enthält nach Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 391, Predigten des Peregrinus von Oppeln.

Sermones de sanctis (Inc.: Ambulans Iesus iuxta mare Galileae – Hic dicit Haymo) Ungedruckt. Autorschaft nicht gesichert. Überlieferung: 1. Cambridge, Corpus Christi College, ms. 529 (N. 31), f. 54–189; vgl. James: Descriptive Catalogue, S. 481 f. 2. Danzig, Biblioteka PAN, ms. 2009, f. 8r–203r / 203r–206 / 222–237; vgl. Günther: Katalog, Bd. 3, S. 141–143. 3. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 4150, f. 1r–180r; vgl. Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II), S. 601 und Seńko / Sza­ frań­ski, in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 122–129. Wahrscheinlich enthalten auch die Handschriften Prag, Národní Knihovna, ms. I E 20, f. 1–181v und ms. IV C 15, f. 1r–98v, sowie Brünn, Státní Vědecká Knihovna, R 405 (mit tschechischen Glossen versehen) die gleiche Sammlung.

258

VIII.  Anhang

Sermones de sanctis (Inc.: Ambulans Iesus iuxta mare Galileae – Humanus defectus hominum est) Hrsg. v. Chmielowska, 1984. Autorschaft nicht gesichert. Überlieferung: s. ebd. S. 8 f.; weitere Handschriften: a) Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 52, f. 150r–226v; vgl. Hägele: Lateinische mittelalterliche Handschriften, S. 248. b) Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 146, f. 144r–155v; vgl. Hilg: Handschriften, S. 198 f. c) Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. 2° 159, f. 122r–159r; vgl. ebd. S. 224. d) Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. fol. 238, f. 4r–52r; vgl. Rose: Verzeichniss II.1, S. 351. e) Danzig, Biblioteka PAN, ms. Mar. F 232, f. 171r–277v; vgl. Günther: Handschriften, S. 240. f) Erfurt, Stadtbibliotek, CA Fol. 168, f. 1r–95v, vgl. Schum: Beschreibendes Verzeichnis, S. 109. g) Göttweig, Stiftsbibliothek, ms. 340 (302); vgl. Werl: Manuskriptenkatalog I, S. 632. h) München, Bayerische Staatsbibliothek, clm 14167, f. 1r; vgl. Spunar: Repertorium I, S. 305. i) Prag, Knihovna Národního Muzea, ms. Karlštejn Děkanska Knihovna 19, f. 1r–107v; vgl. Spunar: Repertorium I, S. 305.

Sermo de cena Domini Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 423–440.

Sermo de corpore Christi Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 410–422.

B. 3.  Gelegenheitspredigten Collationes duae coram papa pro coronatione regis Ruperti, 1403, gehalten vor Bonifaz IX. Duellius: Miscellanea I, 1723, S. 139–154.

Inc.: Facite vobis amicos de mammona iniquitatis Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (IV), 1911.

Inc.: Quomodo facta est meretrix, 1385, gehalten von Urban VI. Sommerfeldt: Die Adventsrede, 1903; Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, 1969, S. 176–185.

VIII. 2.  Werkverzeichnis

259

Inc.: Venit iudicare terram Sommerfeldt: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III), 1904; Matthäus von Krakau: De praxi, hrsg. v. Seńko, 1969, S. 168–175.

Propositio facta pro canonizatione Birgittae de Swecia, 1385 / 86, gehalten vor Urban VI. Ediert in Kapitel VIII. 3. 3.

Sermo de sanctis apostolis Petro et Paulo, ca. 1382, gehalten vor Urban VI. Ediert in Kapitel VIII. 3. 2.

C.  Briefe (s. auch A. 2.) Epistola ad archiepiscopum Pragensem de commercio cum Iudaeis, um 1400 Sommerfeldt: Ein Brief, 1915.

Exhortatio ad observantiam, 1397 / 1401, an das Birgittinenkloster in Vadstena Nyberg: Klasztor Brygidek, 1962.

Bericht an König Ruprecht, Rom, 1. Oktober 1403, zusammen mit Raban von Speyer Deutsche Reichtagsakten IV, hrsg. v. Weizsäcker, 1882, Nr. 106, S. 114.

Notificatio de Iohanne Falkenberg, Heidelberg, 2. Dezember 1405 Sommerfeldt: Über den Verfasser, 1903, S. 420–423; Seńko (Hrsg.): Mateusza z Krakowa De praxi, 1969, S. 69–71; Seńko (Hrsg.): Piotr Wysz, 1995, S. 183–185.

Brief an die Wormser Bürger, Heidelberg, 5. August 1406 Monumenta Wormatiensia, hrsg. v. Boos, 1893, S. 244 f.

D.  Kleine Schriften Gutachten zu Wirtschaftsfragen Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Nuding, 2000, S. 156–159.

Oratio ad compatiendum miseriae sanctae matris ecclesiae Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 105–108; Sommerfeldt: Kirchlicher Traktat, 1892.

260

VIII.  Anhang

E.  Umstrittene oder unechte Werke Ars moriendi (Inc.: Cum de presentis exilii miseria) Verfasserschaft fraglich. Zur Überlieferung vgl. Seńko: Traktaty; Rudolf: Ars moriendi, S. 70; Madre: Nikolaus von Dinkelsbühl, S. 293 f. Weitere Handschriften (alle ohne Nennung des Matthäus von Krakau): 1. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. fol. 66, f. 116va-126ra, 1448 / 50, vgl. Hägele: Lateinische mittelalterliche Handschriften, S. 275–278. 2. Augsburg, Universitätsbibliothek, Cod. II. 1. fol. 90, f. 258r–267r, 1445, vgl. ebd. S. 338–340. 3. Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. quart. 271, f. 117r–124v, 1465 / 70, vgl. Achten: Die theologischen lateinischen Handschriften, S. 33–36. 4. Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. quart. 337, f. 66r–79r, 1435 / 40, vgl. ebd. S. 151–156. 5. Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. quart. 348, f. 265r–274r, 1448, vgl. ebd. S. 176–181. 6. Koblenz, Landeshauptarchiv, Best. 701 Nr. 163, f. 2r–18r, 1460 / 70, vgl. Meckelnborg: Die nichtarchivischen Handschriften, S. 331–338.

Ars moriendi (Inc.: Quamvis secundum philosophum) Verfasserschaft fraglich. Zur Überlieferung vgl. Seńko: Traktaty; Rudolf: Ars moriendi, S. 70. Weitere Handschriften (alle ohne Nennung des Matthäus von Krakau): 1. Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. quart. 349, f. 503r–514r, 1483, vgl. Achten: Die theologischen lateinischen Handschriften, S. 181–186. 2. Freiburg i. Br., Universitätsbibliothek, Hs. 145, f. 430r–434v, ca. 1492 / 94, vgl. Hagenmaier: Die lateinischen mittelalterlichen Handschriften, S. 111–120. 3. Halle (Saale), Universitäts‑ und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Qu. Cod. 89, f. 15ra-16ra, letztes Drittel 15. Jh., vgl. Fliege: Handschriften, S. 92–102. 4. Trier, Stadtbibliothek, 817 / 24: 15. Jh., vor 1911 verschollen, vgl. Bushey: Die deutschen und niederländischen Handschriften, S. 85. 5. Uppsala, Universitätsbibliothek, C 623, f. 1r–6r, 1484, vgl. AnderssonSchmitt / Hedlund: Mittelalterliche Handschriften, Bd. 6, S. 143–152. Alle Texte bis auf den (verlorenen) Trierer sind anonym. Was diesen betrifft, fand sich im Katalog von 1831 eine Zuschreibung an Matthäus von Krakau, deren Urheber und Bezug heute jedoch nicht mehr zu klären sind.

De consolatione theologiae Unecht. Verfasser: Johannes von Dambach.

De custodia virginitatis Unecht. Matthäus von Krakau, Sp. 174. Kaluza: Matthieu de Cracovie, Sp. 806; vgl. Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 84 (zweifelhaft).   Worstbrock:   Ebd.;

VIII. 2.  Werkverzeichnis

261

Expositio passionis (Inc.: Scitis quia post biduum pascha fiet) Verfasserschaft unklar. Hrsg. v. Ferber: Die Quelle des „Creutziger“, 1935, S. 14–132; Einleitung auch in: Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, 1974, S. 130–134.

Motiva pro sacra communione (Inc.: Ad mensam sancti altaris tui) Verfasserschaft unsicher, aber inhaltliche Verwandtschaft mit Matthäus’ Dialogus rationis et conscientiae, vgl. Achten: Die theologischen lateinischen Handschriften, S. 159. Überlieferung: Berlin, Staatsbibliothek PK, theol. lat. quart. 338, f. 140r–143r.

Orationes variae Offenbar zumindest teilweise identisch mit der unter D aufgeführten Oratio ad compatiendum miseriae. Daneben sind einige deutsche Gebete wohl irrtümlich als Werke des Matthäus von Krakau überliefert: 1. Kalocsa, Kathedralbibliothek, ms. 194, f. 168r–170r (Inc.: Von dem heiligen leichnam gotes Ihesu), vgl. Vizkelety: Beschreibendes Verzeichnis, S. 193. 2. Nürnberg, Stadtbibliothek, Cod. Cent. VI, 44, f. 185v–189r (Inc.: Ihesu unser irlosunge, libe und begerunge; O liber herre Ihesu Criste, wy mak ich dir gedanken; Herre Ihesu Criste, ware ruwe aller muden herczen; Die heilige zele unsers herren Ihesu Cristi), vgl. Schneider: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften, S. 143 f. Die deutschsprachige Beichtformel des Matthäus in: Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 2244, endet mit einem Mariengebet, vgl. Lange: ‚Ich sundeger mensche bekenne‘, S. 71.

De passione Christi (Inc.: Feria quarta post festum palmarum) Verfasserschaft unklar. Druck: Antwerpen 1489.

Postilla sollemnis (Inc.: Hora est iam nos de somno surgere) Vermutlich Werk des Johannes Sylvanus aus Prag. Überlieferung: Breslau, Biblioteka Uniwersytecka, I F 497.   Vgl.

Michael: Die mittelalterlichen Handschriften, S. 92 f. Pastoraltheologische Texte, S. 181, Anm. 7; vgl. auch Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 84 (Nr. 37); Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 174.   Vgl. Michael: Die mittelalterlichen Handschriften, S. 92 f.; Powitz: Handschriften des Dominikanerklosters, S. 129; Markowski: „Expositio passionis“. Ohne Vorbehalt in den Werkkatalogen von Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 82, und Wielgus: Biblistyka polska, S. 17 aufgeführt. Der von Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 84 (Nr. 35) und Wielgus: Biblistyka polska, S. 17 (Nr. 3) genannte Passionstraktat in Prag, Knihovna Metropolitní Kapitoly (nicht Universitätsbibliothek!), O 31, f. 175–177, ist ein anonymes Schriftchen „De ieiunio Christi“, das sich – wie auch in Pelplin, Seminarium Duchowne, ms. 233 (273), f. 210–211 – an die aus den Offenbarungen der Birgitta zusammengestellte Passion (s. oben A. 1.) anschließt, also identisch mit Wielgus’ folgender Nr. 4; vgl. Seńko: Rękopisy, S. 75.   Vgl. Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 84 und Wielgus: Biblistyka polska, S. 18.   Schmidtke:

262

VIII.  Anhang

De regimine principum Unecht. Verfasser: Michael von Prag.

Quaestiones Unecht. Zuschreibung basiert auf missverständlicher Lesung des Handschriftenregisters. Überlieferung: Prag, Bibliothek des Domkapitels, ms. D 64.

Sermo de novem peccatis alienis (Inc.: Ab occultis meis munda me) Verfasserschaft unsicher. Überlieferung: 1. Augsburg, Universitätsbibliothek (ehemals Harburg, Fürstliche Bibliothek), Cod. II. 1. 2° 160, f. 194r–195r, vgl. Hilg: Lateinische mittelalterliche Handschriften, S. 228. 2. Leipzig, Universitätsbibliothek, Cod. 346, f. 49r–52v, vgl. Helssig: Katalog I, S. 508. 3. München, Staatsbibliothek, clm 18225, f. 334v, vgl. Hilg: Lateinische mittelalterliche Handschriften, S. 228. Möglicherweise auch in München, Staatsbibliothek, clm 16194, f. 314, vgl. Helssig: Katalog I, S. 508. Dass die von Dobrzanowski: Mateusz z Krakowa, S. 84 (Nr. 30) angegebenen Handschriften München, Staatsbibliothek, clm 8365 und clm 8873 den gleichen Text enthalten sollen, erscheint zweifelhaft (vgl. Halm u. a.: Catalogus codicum II.1, S. 18, 61); die ebd. genannte Einsiedelner Hs. 180 enthält nur ein Werk des Beda Venerabilis (vgl. Meier: Catalogus codicum I, S. 144).

Sermo de studentibus per studium excusantibus (Inc.: Non est discipulus super magistrum) Verfasserschaft unsicher. Überlieferung: Augsburg, Universitätsbibliothek (ehemals Harburg, Fürstliche Bibliothek), Cod. II. 1. 2° 160, f. 195r–196r, vgl. Hilg: Lateinische mittelalterliche Handschriften, S. 228.

  Worstbrock: Matthäus von Krakau, Sp. 174; irrige Zuschreibung an Matthäus bei Günther: Mittelalterliches, S. 126–130.

VIII. 3.  Editionen

263

VIII. 3.  Editionen VIII. 3. 1.  Quellen zur Biographie [Nr. 1]  1385 Januar 31 Matthäus prozessiert (offenbar schon seit längerem) mit Peter von Cottbus, in artibus et in medicina mag., um die Kustodie am Breslauer Dom. Matthäus wird bei dem Verfahren in Breslau durch seinen Prokurator mag. Nicolaus Nigri vertreten. Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1746, f. IIv (Als Makulatur verwendetes Fragment eines Notariatsinstruments, ausgefertigt durch Matthias Nicolai von Goldberg. Weitere, offenbar zum selben Dokument gehörende Fragmente: Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 1183, f. 1r und 285v; ms. 1746, f. IIIv; Dipl. 607 (vormals in ms. 1496); ms. 1754, f. 188r; ms. 1755, f. Ir und 301r. Alle Codices stammen aus dem Besitz des Johannes Isner. Der dokumentierte Rechtsstreit, der bis in die siebziger Jahre zurückreichte, war sehr weitläufig; die Verwicklung des Matthäus scheint eher nebensächlich gewesen zu sein. Zu den Beteiligten zählten u. a. Kardinal Joannes de Amelia; dr. iur. civ. Johannes Tresnant, päpstlicher Kaplan; Nicolaus Ticzkonis, päpstlicher Bevollmächtigter im Erzbistum Gnesen; Nicolaus de Friberg, canonicus Lubucensis et officialis Wratislaviensis; mgr. Allexius, rector scolarum apud S. Elisabeth in Wratislavia; Johannes Lust, custos Wratislaviensis. Vgl. Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 420 f.; Catalogus codicum, bearb. v. Kowalczyk u. a., Bd. 6, S. 419 f.; Zathey u. a.: Historia Biblioteki Jagiellońskiej I, S. 58.

(…) Item anno domini m° trecentesimo lxxxv°, indiccione octava, die ultima mensis Januarii, hora terciarum, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri domini Urbani, divina providencia pape sexti, anno septimo, ante minus ostium ecclesie Wratislaviensis predicte memorato domino Petro commissario iudicio pro tribunali sedenti et in mei Mathie quondam Nicolai de Goltberg Wratislaviensis diocesis, publici imperiali auctoritate notarii , comparente coram eodem ibidem magistro Nicolao Nigri procuratore magistri Mathei supradicti quandam citacionis litteram in papiro conscriptam sigillis dicti domini commissarii et certi executoris in ipsa deputati a tergo in signum execucionis facte, ut est moris diocesis Wratislaviensis, appensis sigillata in iudicium ad legendam tradidit et presentavit hunc suprascriptum tenorem continentem: „Petrus de Trachinburg vicarius Wratislaviensis et rector parrochialis in Stobna ecclesiarum ac comissarius litterarum compulsoriarum venerabilis viri domini Johannis Tresnant legum doctoris canonici Assavensisa domini nostri pape capellani et ipsius sacri apostolici palacii causarum ac cause vertentis a

Assavenen

 

31. Januar 1385

264

VIII.  Anhang

inter honorabiles viros dominos Petrum de Kothebus in arcibus et in medicina magistrum ex una et magistrum Matheum de Cracovia parte ex altera de et super custodia ecclesie Wratislaviensis auditoris auctoritate apostolica deputatus, discreto viro domino ebdomadario ecclesie Wratislaviensis salutem in domino, et mandatis nostris, ymmo verius apostolicis firmiter et humiliter obedire. Litteras dicti venerabilis viri domini auditoris sanas, salvas et integras ipsiusque vero sigillo dependenti sigillatas dudum nos cum ea, qua decuit, reverencia recepisse noveritis, de quarum tenore vobis alias fecimus fidem certam, licet pridem earundem litterarum auctoritate et vigore pro parte dicti honorabilis viri magistri Mathei requisiti nos ad execucionem dictarum litterarum processimus modo et forma melioribus, quibus potuimus, certas personas nobis nominatas habentes et detinentes acta, litteras, instrumenta, scripturas, processus et quecumque alia munimenta causam huiusmodi concernentes et concernencia super tradendis, prestandis et presentandis sibi aut eius procuratori vel suo certo nunccio acta, instrumenta, scripturas et alia munimenta, certis litteris suis monuimus et moneri fecimus iuxta dictarum litterarum continenciam et tenorem. Et quia dicti moniti volentes nostris, ymmo verius apostolicis obedire mandatis, nobis in presencia Johannis quondam Conradi de Lichtinberg Wratislaviensis diocesis publici imperiali auctoritate notarii nonnulla acta, instrumenta, litteras, scripturas et munimenta tradere et presentare curaverunt transsumenda, que per dictum Johannem notarium transsumi de verbo ad verbum et transscribi mandavimus. Quibus omnibus per eum transsumptis et transscriptis collacione cum originalibus et subscripcione ipsius notarii nondum factis idem Johannes de Lichtinberg notarius, sicut domino placuit, debitum nature persolvit. Ne igitur dictus magister Matheus ex morte predicti Johannis notarii defuncti in prosecucione iuris sui aliquod paciatur detrimentum, vobis in virtute sancte obediencie et auctoritate apostolica, qua fungimur in hac parte, districte precipiendo mandamus, quatenus peremptorie citetis scientificum virum magistrum Johannem Briger advocatum consistorii Wratislaviensis, procuratorem magistri Petri de Kothebus supradicti, ut coram nobis proxima feria tercia ante festum purificacionis beate virginis gloriose ante minus ostium ecclesie Wratislaviensis compareat mane hora terciarum ad videndum et audiendum collacionem huiusmodi transsumpti et transscripti bcommitti ulteriorib notario faciendam. Alioquin quod iustum fuerit faciemus, ipsius absencia seu contumacia non obstante. Datum Wratislavie xxvii mensis Januarii anno domini m° lxxxvto. Litteram reddite sigillatam.“ Qua publica et voce intellegibili perlecta comparuit magister Briger procurator (…)c Wratis­laviensis dicta citacionis littera citatus. Quo comparente pretactus magisterd (…). b–b  

Lesung unsicher

31. Januar 1385 7. Januar 1385

  2

c

ein Drittel der Zeile unleserlich

d

Ende f. IIv

VIII. 3.  Editionen

265

[Nr. 2]  Heidelberg, 1395 März 19 Die Pfalzgrafen Ruprecht II., Ruprecht III. und dessen Söhne Ruprecht und Friedrich befreien dem Matthäus, Meister der Hl. Schrift, verschiedene bei Amberg gekaufte Güter und Höfe von Steuern und Abgaben. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 808, f. 129r–v. Regesten der Pfalzgrafen I, bearb. v. Koch / Wille, Nr. 5595, S. 334.

Wir Ruprecht der elter etc., Ruprecht der junger, sin son, und wir Ruprecht der jungeste und Friderich gebrüdere, des vorgenannten herzog Ruprechts des jungern sone, von den selben gnaden etc., bekennen offentlich mit disse brieffe fur uns und unser erben und nachkomen, daz der erwirdige meister Matheus von Krackauw, meister in der heiligen schrift, mit unserm wissen und guten willen und besundern gunst recht und redelich gekauft hat von Jorgen Kastener und Hanssen Schorlinger, unsern burgern zu Amberg, den tzehenten ze Gaylenlo ze Lengenlo und zu Lintenlo, der vor biz her an disse ziit zu lehen von uns gegangen ist, clein und gross, tot und lebendig, mit allen rechten, eren und nuczen, nicht ussgenomen, besucht und unbesucht, umb vic und xlviii güter nuwer ungerischer guldin, güd von golde und an gewichte, die er bereid bezalt hat ir yglichen umb sinen halbenteil iiic und xxiiii guldin; auch hat er kauft von der erbarn frauwe Adelheid Freiin, unser burgerin zu Amberg, zwene hofe zu der Heselmol mit sampt eyner gelden, die dar zu gehörd, und eynen hoff zu Engelstorff gelegen umb iiic und lxxx güter nuwe ungerischer guldin, gud an golde und gewichte, die er auch bereid bezalt hat, als er auch der selben obgenannten verkauff brieff uber den zehenden und hoffe obgenannt hat und wie wol dez vorgenannt Jeorgen Kastners und Adelheid Freyin briefe uns Ruprecht dem jungern vorgenannt luten, sam wir den halben zehenden und hoffe vorgenannt kauft hetten, so hat sie doch der egenannte meister Matheus mit sinem gelte bezalt und hat den brief mit unserm guten willen inne als er ymme auch von recht zu gehort. Dar zu so haben wir dem selben meister Matheo fur uns, unser erben und alle unser nachkomen die besundre gnade getan und dun mit dissem brief, daz die vorgenannten zehende und güter sunder und sampt von uns, unsern erben und nachkomen, amptluten, diener und allermenglich mit crafft diess briefs fry und ledig sollen sin von aller stüre, dienst, scharwerckch, vogty und allerley beswerniss, wie man die genenen oder erdencken dan oder mag ane alles geverde, die wile der egenannt meister Matheus die güter sunder oder sampt inne hat, und wie wol der egenannte zehende von uns zu lehen gegangen ist, daz sol doch diss fryunge unschedelich sin; ist aber daz er die obgenannten zehenden und güter sunder oder sampt gibt, verkauft, seczt oder verschaft, ez sy geistlich oder wertlich, eynem oder mer, erbiclich oder ewiclich zu bliben mit eyniger gunst des under uns oder unsern erben, der zu der ziit herre dess landes ist, so sol die obgenannte friheid ewiclich bliben in aller der wise, als vorgeschrieben stet, ane hinderniss

266

VIII.  Anhang

und widerruffen unser, unser erben und nachkomen. Were ez aber, daz er die egenannten zehende und guter sunder oder sampt ynderet yemand, eynen oder mer, geistlichem oder werltlichem gebe, verkaufte, versetzte oder verschüffe an soliche vorgeschribene gunst, des er folle mechtig ist und sin sol ane hinderniss, so mogen wir oder unser erben, wann wir wollen, die selben güter kauffen umb so vil gelts, als er sie gekaufft hat, als vorgeschrieben stet, also doch daz die oft genannten zehende und guter sollent bliben in des oder der hende und gewalt, dem oder den er sie hat geben, verkauft, versatzt oder verschafft mit allen rechten und in aller fryheid als vorgeschriben stet, als lange, biz wir yn oder yme die obgenannte sume geltz, die sich darfur geburt, als vorgeschriben stet, gantz und gar bezalt haben. Werez auch sache, daz der obgenannte meister Matheus obegange von todes wegen er dann er icht ewiges mit den obgenannten zehenden und gutern schuffe, wem ers dann befulhe oder befolhen hette, der sal glicher wise craft und macht haben, da mit zu dun und zu lassen, als der selbe meister Matheus hatte, da er lebte, ane alle hinderniss unser, unser erben, amptleute oder diener. Und daz alles, daz als an dem briefe geschrieben stet, von uns allen, unsern erben und nachkomen feste und stete gehalten werde, geben wir, obgenannte hertzog Ruprecht der elter, hertzog Ruprecht, sin son, und wir hertzog Ruprecht der jungeste und hertzog Friderich gebrudere, dez vorgenannten hertzog Ruprechts des jungern sune, den brief mit unsern anhangenden ingesigeln besigelt. Datum sexta feria ante dominicam letare anno lxxxx quinto. [Nr. 3]  Amberg, 1402 Mai 18 König Ruprecht lässt in Amberg als Pfalzgraf und Herzog von Bayern einen neuen Kaufbrief über den halben Zehnt in den drei bei Amberg gelegenen Orten Lindenloh, Gailoh und Lengenloh durch den Amberger Bürger Georg Castner ausstellen, der diesmal auf Matthäus lauten soll; der verlorengegangene erste Kaufbrief war auf Matthäus’ Wunsch auf Ruprecht ausgestellt worden. Bei dem Kauf vor vielen Jahren hatte Matthäus den Preis bezahlt. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 809, f. 46r. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2243, S. 150.

[Als meister Matheus den halben zehenden zu Lintelo, Geilenlo und Lengenlo umb Jorgen Castener burger zu Amberg kaufft hat, darfur er im einen brief geben sal uff in stende] Wir Ruprecht, von gots gnade romischer kunig etc., bekennen als ein pfaltzgrave by Rin und hertzog in Beyern fur uns und unser erben und dunt kunt allen den, die diesen brieff sehent oder horent lesen, daz der ersame unser lieber andechtiger und getruwer meister Matheus von Crackaw, lerer in der heiligen schrifft, vor vil jaren kaufflich recht und redelich gekaufft hat von Gorgen Castenern, unserm burger zu Amberg, den halben zehenden, den derselbe Gorge vor

VIII. 3.  Editionen

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hatte an dem zehenden zu Lyntenlo, Geilenlo und Lengenlo, der zu der ziit von uns zu lehen rurte, und hatte daruber sinen brieff geben, der uns stunde und lute rechte, alz wir den halben zehenden gekaufft hetden, und wie wal daz zu der ziit durch etlicher sachen willen von bete des egenannten meisters Mathei also geschrieben wart, so waz doch der kauffe sin und er bezalte von sinem gelte gantze und gar, waz zu bezalen waz vor den halben zehenden. Nu ist ez also gevallen, daz man nicht weiss, wo der brieff ist dovon; so haben wir, Ruprecht egenannt, gefordert und begert von dem egenannten Jorgen, daz er dem egenannten meister Matheus einen andern brieff gebe, der uff yn stee und ymme lute und wollen mit crafft diss brieffs, ob daz geschee, daz der erste brieff ymmer zum liecht queme, daz er dot und crafftlos sy und daz der egenannte Gorge dovon keyn verdechtnisse noch schaden habe, wan uns wissentlich ist, und bezeugen daz mit diesem briefe, daz die sache sich also verlauffen hat alz hievor geschriben stet, orkund diss brieffs versiegelt mit unserm anhangenden ingesigel. Geben zu Amberg uff den nehsten friitag nach dem heiligen pfingstage in dem jare, alz man zalte nach Christi geburte xiiiic und zwey jare unsers richs in dem andern jare. Ad relacionem comitis E(michonis) de Lyningen magistri curie Otto de Lapide [Nr. 4]  Nürnberg?, 1403 Januar 30 Matthäus verkauft zwei Güter nebst Zubehör in Haselmühl bei Amberg dem Amberger Bürger Heymeran Alhart. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 871, f. 57v (gestrichen). Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 2762, S. 187.

Nota meister Matheus von Krackauw, lerer der heiligen schrifft, hat einen brieff Heymeran Alhart, burger zu Amberg, geben uber zwey güt zu Haselmul und waz er daselbs zu Haselmül hat, die er ym zu kauff geben hat, daran myns herren ingesigel zu gezugnisse angehangen ist. Sub data dez eritags vor unser lieben frauwen tag zu liechtmesse anno domini etc. cccciii° etc. [Nr. 5]  Heidelberg, 1404 Mai 27 Matthäus von Krakau, Professor der Hl. Schrift, Nikolaus Burgmann, Doktor des Kirchenrechts, und Matthias von Sobernheim, Protonotar König Ruprechts, Kollektoren eines dem König von Papst Bonifaz IX. bewilligten geistlichen Zehnten, quittieren dem Klerus des Bistums Worms den Empfang von 1000 Gulden. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 398r–v (Kopialbucheintrag, ca. 1420, Provenienz: Worms, Domstift).

[Quitancia collectorum regis Ruperti ex parte decime sibi date per summum pontificem]

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VIII.  Anhang

Nos Matheus de Krackovia, sacre pagine professor, Nycolaus Burgman, decretorum doctor, canonici ecclesie Spirensis, et Mathias de Sobernheim, prothonotarius illustrissimi domini nostri, domini Ruperti, Romanorum regis semper augusti, commissarii ad colligendum, recipiendum et exigendum decimam omnium fructuum, reddituum et proventuum ecclesiasticorum anni presentis, videlicet millesimi quadringentesimi tercii, a reverendo in Christo patre episcopo Wormaciensi et personas ecclesiasticis exemptis et non exemptis per diocesim Wormaciensem consistentibus a prefato illustrissimo domino, domino Ruperto, Romanorum rege, deputati, presentibus litteris nostris notum facimus universis, quod pro parte venerabilis patris, domini Echardi, episcopi Wormaciensis, ac cleri secularis civitatis et diocesis eiusdem necnon religiosorum priorisa ac conventus monasterii in Lutern ac priorisse et conventus in Enkenbach ordinis Premonstratensis, abbatis et conventus monachorum in Franckendal ac monasterii monialium ibidem ordinis sancti Benedicti, monasterii in Veneya, monasterii sanctimonialium in Herwigeszhusena et cappelle montis omnium sanctorum recepimus mille florenos boni auri et iusti ponderis, quos prefati episcopus, clerus ac monasteria predicta per civitatem et diocesim Wormaciensem consistencia nobis commissariis predictis nomine dicti domini nostri Ruperti, Romanorum regis, ad satisfaciendum eidem de decimis omnium fructuum, reddituum et proventuum suorum ecclesiasticorum anni prescripti per sanctissimum in Christo patrem et dominum nostrum, dominum Bonifacium papam nonum dicto domino nostro regi concessis dederunt et persolverunt; ideoque prefatos episcopum, clerum, religiosos ac eorum monasteria, ut premittitur, per civitatem et diocesim Wormaciensem consistencia presentibus quitamus de predictis mille florenis occasione predictarum decimarum nobis nomine dicti domini nostri regis, ut premittitur, datis et persolvatis. In quorum fidem et testimonium sigilla nostra presentibus sunt appensa. Datum Heidelberg anno domini m° cccciiii°, tercia feria post dominicam trinitatis. [Nr. 6]  Rom, 1405 Juni 19 Papst Innozenz VII. teilt König Ruprecht die Ernennung des Matthäus von Krakau zum Wormser Bischof mit. München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen, Nr. 85 (vormals 39, 1, 85).

Innocencius episcopus, servus servorum dei, carissimo in Christo filio Ruperto, Romanorum regi illustri, salutem et apostolicam benediccionem. Gracie divine premium et preconium humane laudis acquiritur, si per seculares principes prelatis, presertim ecclesiarum cathedralium regimini presidentibus, honor debitus impendatur. Dudum siquidem bone memorie Eckardo episcopo a

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VIII. 3.  Editionen

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Wormaciensi regimini ecclesie Wormaciensis presidente nos cupientes eidem ecclesie, cum vacaret, utilem et ydoneum per apostolice sedis providenciam preesse personam, provisionem eiusdem ecclesie ordinacioni ac disposicioni nostre ea vice duximus specialiter reservandam, decernentes extunc irritum et inane, si secus super hiis per quoscumque quavis auctoritate scienter vel ignoranter contingeret attemptari. Postmodum vero dicta ecclesia per obitum ipsius Eckardi episcopi, qui extra Romanam curiam diem clausit extremum, vacante nos vacacione huiusmodi fidedignis relatibus intellecta ad ipsius ecclesie provisionem celerem et felicem, de qua nullus preter nos ea vice se intromittere potuerat sive poterat reservacione et decreto obsistentibus supradictis, ne ecclesia ipsa longe vacacionis subiaceret incommodis, paternis et solicitis studiis intendentes post deliberacionem, quam de preficiendo eidem ecclesie personam utilem et eciam fructuosam cum fratribus nostris habuimus diligentem, demum ad dilectum filium Matheum de Cracovia electum Wormaciensem, tunc canonicum Spirensem, in sacra theologia magistrum et in sacerdocio constitutum, vite ac morum honestate decorum, in spiritualibus providum et in temporalibus circunspectum aliisque multiplicium virtutum meritis, prout fidedignorum testimoniis accepimus, multipliciter insignitum direximus oculos nostre mentis, quibus omnibus debita meditatione pensatis de persona dicti Mathei electi nobis et eisdem fratribus ob dictorum suorum exigenciam meritorum accepta, eidem ecclesie de dictorum fratrum consilio auctoritate apostolica providimus ipsumque illi prefecimus in episcopum et pastorem curam et administracionem ipsius ecclesie sibi in spiritualibus et temporalibus plenarie committendo in illo, qui dat gracias et largitur premia, confidentes, quod prefata ecclesia sub suo felici regimine gracia sibi assistente divina prospere et salubriter dirigetur ac grata in eisdem spiritualibus et temporalibus susciperet incrementa. Cum itaque, fili carissime, sit virtutis opus dei ministros benigno favore prosequi ac eos verbis et operibus pro regis eterni gloria venerari, celsitudinem tuam rogamus et hortamur attente, quatinus eundem electum et prefatam Wormaciensem ecclesiam sue cure commissam habens pro apostolice sedis et nostra reverencia propensius commendatos ipsos benigni favoris auxilio prosequaris ita, quod idem electus tue magnitudinis fultus auxilio in commisso sibi cure pastoralis officio possit deo propicio prosperari ac tibi exinde a deo perennis vite premium et a nobis condigna proveniant accio graciarum. Datum Rome apud Sanctum Petrum, XIII kalendas Iulii pontificatus nostri anno primo. [Nr. 7]  Ladenburg, 1405 August 4 Matthäus, electus confirmatus ecclesie Wormaciensis, legt in der Pfarrkirche zu Ladenburg vor Dekan und Kapitel des Wormser Doms seinen Amtseid als

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VIII.  Anhang

Bischof ab. Zeugen: Nikolaus von Jauer, Professor der Theologie, und Johann van der Noet, Doktor des Kirchenrechts und Domherr zu Speyer. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 B Nr. 57, f. 1r (zeitgenössische Abschrift eines Notariatsinstruments, Provenienz: Worms, Stift St. Paul).

[Iuramentum episcopi Wormaciensis] In nomine domini amen. Anno a nativitate eiusdem m° cccc° v° indiccione tredecima, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri, domini Innocencii, divina providencia pape septimi, anno primo, die quarta mensis Augusti hora primarum vel quasi in oppido Laudenburg Wormaciensis diocesis in choro parrochialis ecclesie ibidem in honorabilium virorum dominorum decani et capituli ecclesie Wormaciensis ac mei notarii publici testiumque infrascriptorum presencia personaliter constitutus reverendus in Christo pater eta dominus, dominus Matheus, dei et apostolice sedis gracia electus confirmatus ecclesie Wormaciensis predicte, sponte, libere et ex certa sciencia iuramentum infrascriptum per honorabilem virum dominum Iacobum, decanum ecclesie Wormaciensis predicte, suo et tocius capituli nomine sibi delatum manu sua dextera, prout moris episcoporum existit, corde suo imposita corporaliter prestitit et expresse. Cuius iuramenti forma et tenor talis est: „Ego Matheus electus confirmatus Wormaciensis iuro, quod ab hac hora in antea ero fidelis ecclesie Wormaciensi et eius iura, bona et libertates pro posse conservabo et deperdita recuperabo. Item bona immobilia non alienabo nec inpignorabo absque consensu capituli. Item feuda iam devoluta et devolvenda ad ecclesiam et mensam episcopalem qualitercumque de novo non infeudabo nisi in quantum de iure. Item quod procurabo et efficiam, quod officiati oppidorum, castrorum et municionum ecclesie Wormaciensis per me instituendi, quociens ipsos officiatos institui contingerit, iurabunt decano et capitulo ecclesie predicte, quod in eventu, si me decedere, renunciare seu alias dimittere contingerit ecclesiam predictam, quod ex tunc castra, oppida, villas et municiones ipsius ecclesie tradant et presentent decano et capitulo predictis libere et cum effectu sine dolo et fraude. Item quod permittam gaudere pacifice et libere decanum, canonicos et capitulum ecclesie Wormaciensis et capitula aliarum ecclesiarum ac personas earundem omnibus iuribus, libertatibus, privilegiis et consuetudinibus coniunctim et divisim salvo iure ecclesie nostre. Item quod non petam exaccionem vel collectam civitatis et diocesis Wormaciensium nisi ex permissione iuris. Item quod litteras inpignoracionis castrorum Laudenburg, Stein et villarum ad eadem pertinenciumb per predecessorem et capitulum ecclesie mee datas observare promitto.“ a

über der Zeile nachgetragen

  Jakob

b

pertinencia

von Hambach, Wormser Domdekan 1387?–1419, s. Fouquet: Speyerer Domkapitel II, S. 553 f.

VIII. 3.  Editionen

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Super quibus premissis tam reverendus pater dominus Matheus quam sepedicti decanus et capitulum me notarium publicum subscriptum requisiverunt, quatenus eis coniunctim et divisim unum vel plura publicum seu publica conficerem instrumenta. Acta sunt hec anno, indiccione, pontificatus, mense, die, hora et loco quibus supra, presentibus honorabilibus dominis magistro Nicolao Gauwer, sacre pagine professore, et Iohanne Noet, decretorum doctore, canonico ecclesie Spirensis, testibus ad premissa vocatis pariter et rogatis. [Nr. 8]  Heidelberg, 1405 August 23 Bischof Matthäus von Worms bestätigt König Ruprecht die Zusagen, die seine Vorgänger dem Pfalzgrafen Ruprecht I. gemacht haben, d. h. die Kurpfalz nicht von Wormser Burgen aus zu schädigen. Siegel des Ausstellers erhalten. München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Kurpfalz Urk. 1429 (vormals 421 / 6).

Wir Matheus, von gots gnaden bischoff zu Wormesz, bekennen und tun kunt offenbar mit diesem briefe allen den, die yne sehent oder horent lesen, das wir dem allerdurchluchtigisten fursten und herren, hern Ruprecht, romischem kunige, zu allen zijten merer des richs, unserm lieben gnedigen herren, gerette, versprochen und mit guten truwen gelobt han, versprechen, gereden und geloben in crafft diesz briefs, yme und sinen erben, pfalczgraven bij Rine, veste und stete zu halten, zu follenfuren und zu tun alles das, das unsere vorfaren bischofe und das capittel unsers stiffts zu Wormesz herczog Ruprecht dem eltern seliger gedechtenisse und sinen erben, pfalczgraven bij Rine, verschrieben hant zu tun, und wir sollen auch nummer darwidder getun durch uns selbs oder yemand anders heymelich noch offenbar mit worten oder mit wercken, mit geriecht oder ane geriechte, geistlichem oder werltlichem, noch mit deheynen andern sachen oder funden, die yemand erdencken kunde, uszgescheiden allerley argelist und geverde. Und des zu urkunde und vester geczuckenisse so haben wir unser ingesiegel an diesen brieff tun hencken. Datum Heidelberg in vigilia beati Bartholomei apostoli, anno domini millesimo quadringentesimo quinto. Vgl. die neuzeitliche Notiz (17. Jh.?) über die Erklärung der Wormser Bischöfe Matthäus von Krakau (1405–1410) und Johann von Fleckenstein (1410–1426), die Verträge ihrer Vorgänger halten zu wollen, in: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 920, f. 10r (= 29). Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4137, S. 297: Bischöff zu Worms wollen irer vorfahren bundtnusse haltten Fol. 162 – Wie beide Bischoff Mathes und Johann zu Worms sich verschrieben, Konig Ruprechten alles zu thun und haltten, das sein Vorfahren P(falzgraf) Ruprechten dem eltern und seinen erben zu thun pflichtig gewesen. Anno 1405, 1410.

272

VIII.  Anhang

[Nr. 9]  Heidelberg, 1405 September 11 König Ruprecht erlaubt dem Bischof Matthäus von Worms, in seinem Dorf Dirmstein Schultheißen, Schöffen und ein Halsgericht, Stock und Galgen zu haben. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) C, f. 216r. Chmel: Regesta, Nr. 2063, S. 126. Abschrift: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 801, f. 241r–v. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4161, S. 299.

[Das der bisschoff zu Wormsz in sinem dorffe zu Dirmstein ein hals gericht und stocke und galgen da haben mag etc.] Wir Ruprecht etc. bekennen und tün kunt offenbar mit diesem briefe allen den, die yn ummer sehent oder horent lesen, das wir haben angesehen danckneme und getruwe dienste, als der erwirdige unser lieber furste unde getruwer, Matheus, erwelter bisschoff zu Wormisz, uns und dem heiligen riche offte und dicke williclichen und nutzlichen getan hat und auch furbas tun sal und mag in kunfftigen zijten, und haben darumbe mit wolbedachtem müte, gutem rate und rechter wisszen von besundern unsern gnaden dem obgenannten unserm fursten und getruwen gegunnet und erleubet, gunnen und erleuben yme auch in crafft disz brieffs und romischer kuniglicher mechte vollenkommenheid, das er und sin nachkommen in syme dorffe zu Dyrmstein1 schultheiszen und scheffen und nemlich ein halsgericht, stock und galgen daselbes furbas eweclichen haben und auch mit demselben gerichte richten und gefaren sollen und mogen, als in andern gerichten dabij und da umbe gewonheit und recht ist ungeverlichen, und gebieten hirumbe allen und iglichen fursten, geistlichen und werntlichen, graven, frijen, herren, dinstlüten, rittern und knechten, gemeinschefften der stetde, merckte und dorffere und sust allen andern unsern und des richs undertanen und lieben getruwen ernstlichen und vesticlichen in crafft disz brieffs, das sie den egenannten bisschoff von Wormsze und sine nachkomen an den obgenannten unsern gnaden nicht hindern noch irren in dehein wise, sunder sie dabij geruweclichen verliben laszen und von unsern und des richs wegen hanthaben, schutzen und schirmen als liebe yn unser hulde sij und swere ungnade zuvermyden. Orkünde disz briefs versigelt mit unser kuniglicher maiestad anhangendem ingesigel. Geben zu Heidelberg off den nehsten frijtag nach unser frauwen tag, als sie geboren wart, nativitatis zu latin, nach Christi geburte viertzehenhundert und darnach in dem funfften jare, unsers richs in dem sechsten jare. Ad mandatum domini regis Emericus etc.

  Zur Herrschaft der Wormser Bischöfe über Dirmstein vgl. Schaab: Ladenburg, S. 86.

VIII. 3.  Editionen

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[Nr. 10]  Heidelberg, 1405 September 21 König Ruprecht verschreibt dem Bischof Matthäus von Worms für die Dienste, die er ihm und seinem Vater geleistet hat, einen alten großen Tornos am Zoll zu Mannheim von jedem Fuder Wein und sonstigen Waren. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) C, f. 216r–v. Chmel: Regesta, Nr. 2069, S. 126 f. Abschrift: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 801, f. 241v. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4172, S. 300.

[Als dem bisschoff zu Wormsse ein tornosze off dem czolle zu Mannheim sin lebtagen verschrieben ist] Wir Ruprecht etc. bekennen etc., das wir haben angesehen getruwe und dackneme dienste, die der erwirdige Matheus bisschoff zu Wormsze, unser lieber furste andechtiger und getruwer, unserm vatter seligen und uns dicke getrulichen und nüczlichen getan hat, sinen lyp zuwagen, hin inne gen Rome zurijten und sust und auch, daz wir yn zu dem bistüm zu Wormisz bracht haben, und haben darumbe mit wolbedachtem mute, rechter wissen und rate unsers rates fursten und getruwen dem obgenannten Matheo bisschoff zu Wormsze einen alten groszen tornosze an unserm zolle zu Mannheim sine lebtage verschrieben und gegeben, verschriben und geben yme den in crafft disz briefs und romischer kuniglicher mechte vollenkommenheit von einem iglichen fuder wynes und ander kauffmanschaffte, die den Ryne off oder abe gefuret werden, nach marczale uffzuheben und innzunemen, als dann gewonlichen ist zu tun, und gebieten herumbe allen und iglichen fursten, geistlichen und werntlichen, graven, frijen, heren, rittern, knechten, gemeinschefften der stedte, merckte und dorffere und sust allen andern unsern und des heiligen richs undertanen und getruwen, das sie den obgenannten Matheum bisschoff zu Wormsze an den vorgeschrieben unsern gnaden nit hindern noch irren, sunder yn sin lebtage geruglichen dabij verliben laszen sollen, als liebe yn unser hulde sij und unser und des heiligen richs swere ungnade zuvermyden. Orkunde disz brieffs versigelt mit unser kuniglicher maiestat anhangendem ingesiegel. Geben zu Heidelberg uff sant Matheus tag des heiligen zwolffbotten, nach Christi geburte viertzehenhundert und darnach in dem funfften jare, unsers richs in dem sechsten jare. Ad mandatum domini regis Iohannes Winheim [Nr. 11]  Wimpfen, 1405 November 30 Bischof Matthäus von Worms bestätigt dem Konrad von Rosenbach mehrere genannte Lehen in und bei Obrigheim, die teilweise zuvor Berthold Fetzer innehatte.

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VIII.  Anhang

München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Baden D 11. Leicht beschädigtes Siegel des Ausstellers.

Wir Matheus, von gots gnaden bischoff zu Wormsz, erkennen uns offinlich mit dissem briffe, daz wir geliehen han und lihen mit crafft disses briffes Cünczen von Rosinbach unserm lieben getrüwen alle die lehen, die wir ym von rechts lihen solten als ir uns die aüch virschrieben und virsigelt geben hat, mit namen eyne hoffereite zü Oberkeim mit sechczig morgen wingarten, eckern und wiesen, item eyn teil an den holczren, wassern und weiden mit den rechten, als sii Bertolt Veczir vor zu lehen gehabit hat, item eyn teil an der bürge zü Obirckem, die man heiszit die Nübürg, doch mit beheltenisze unsir und unsirs stifftis rechten und manschafft, daz wir alziit usznemen. Dez zu orkünd han wir unser ingesigel an dissen briff dün hencken. Datum in Valle Wimpinensi anno domini millesimo quadrigentesimo quinto, ipsa die sancti Andree apostoli. [Nr. 12]  Mainz, 1406 Januar 8 Johann Armut von Weinolsheim (Winoltszhem) bestätigt, vier genannte Grundstücke von Bischof Matthäus v. Worms und seinem Hochstift zu Lehen zu haben. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A 5 Nr. 9 / 1. Papier (sechsblättrige Blüte als Teil des Wasserzeichens erkennbar), 12 (H) x 23 (B) cm. Unmittelbar nach dem Text Spuren eines aufgedrückten Rundsiegels (Durchmesser: 2,4 cm)

Ich, Johan Armut von Winoltszhem, erkennen mich in dissem offin brieffe, daz ich disse nachgescribene lehen han von dem erwirdigen in gotte herren und vatter herrn Matheusz, bischoff zu Wormsz, und sim stiffte: zum ersten ii morgen vor der porten geforch den fräuwen von sant Ruprechtis berge, item eyn morgen her uff basz an dem Heppinheimer wege uff dem richena, item in daz andere felt eyn halben morigen noher Wiszhem an dem crutz. Disse sint allis acker. Item ii morgen wieszen uff der Flamborn vech geforch Hanman von Sickicgenb. Disse sint erbe manc lehen. Dez zu orkundend han ich myn ingesigel zu endene disser schriff gedrucht. Datum Maguncie anno domini m° cccc° sexto, feria sexta post epiphanie domini.f rich mit Kürzung b Lesung der zweiten Worthälfte unsicher c danach gestrichen rech d orkund mit nach unten gezogenem d-Bogen e end mit nach unten gezogenem dBogen f zeitgenössische Dorsualbeschriftung: Johan Armut, unter einem Strich 1406, im rechten Winkel dazu in sehr kleiner Schrift 6 chrum (?) mit Kürzung a

Weinolsheim, südwestlich von Oppenheim Ruppertsberg, nordöstlich von Neustadt / Weinstraße ?   Gau-Heppenheim, östlich von Alzey   Hangen-Weisheim, südöstlich von Alzey   Flomborn, südöstlich von Alzey    

VIII. 3.  Editionen

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[Nr. 13]  Heidelberg, 1406 Januar 26 König Ruprecht ernennt den Andreas (Lascarii), Propst zu Włocławek, zum Kaplan und Familiaren. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) A, f. 86v. Chmel: Regesta, Nr. 2126, S. 130. Abschriften: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbücher 67 / 802, f. 96r und 67 / 949, S. 247. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4316, S. 312.

In simili forma ut supra data est littera cappellanatus et familiaritatis venerabili Andree decretorum doctori, preposito Wladislaviensi, sub data Heidelberg anno domini m° cccc sexto, mensis ianuarii die xxvia, regni vero anno sexto. Johannes Winheim

  Im vorhergehenden, gleichartigen Eintrag heißt es an dieser Stelle „in communi forma“. Damit ist offensichtlich ein in anderen Einträgen mehrfach unter Angabe der Fundstelle „f. 21“ genanntes Formular desselben Registers gemeint. Da auf f. 21r–22r ein langes Privileg zugunsten des Speyerer Bischofs wiedergegeben ist, dürfte sich die Stellenangabe auf einen Eintrag vom 5. Februar 1401 beziehen, der auf der unfoliierten Seite (f. 20v) links neben f. 21r steht und folgendermaßen lautet:

[Littera cappellanatus et salviconductus pro Ottone de Miltze decano in Bamberg] Rupertus etc. devoto nostro dilecto Ottoni de Miltze decano Bambergensi graciam nostram et omne bonum. Sincere tue devocionis affectus multaque probitatis et virtutum merita, quibus apud regiam celsitudinem fidedigno commendaris testimonio, nos inducunt, ut personam tuam dignis honoribus et favorabilitatis nostre titulo decoremus. Hinc est quod te in cappellanum et familiarem nostrum gratanter assumimus ceterorumque cappellanorum et familiarium nostrorum collegio de certa sciencia aggregamus decernentes, ut universis et singulis privilegiis, prerogativis, graciis et libertatibus ubilibet fruaris et gaudeas, quibus ceteri nostri cappellani et familiares quomodolibet pociuntur, necnon in omnibus et singulis tuis agendis et tibi incumbentibus regale culmen sub plena fiducia implores, rogantes insuper et requirentes universos principes, comites, barones, nobiles, vicarios, potestates, officiatos, ancianos, rectores, iudices, consules et universitates ceterosque sacri imperii subditos fideles et devotos, quatenus dum ad eos seu quemlibet eorum aut loca eorundem seu cuiuslibet eorum te Ottonem predictum applicare seu venire contigerit, te amicabiliter recipere et favorabiliter velint pertractare necnon per passus, pontes, districtus, civitates, municiones, loca et territoria sua et cuiuslibet eorum per terram et per aquam cum familia equis, valesiis et omnibus rebus tuis absque dacii, theolonei, gabelle et cuiuslibet generis pagamento, exaccione seu quovis impedimento libere pertransire permittant et quanto remocius poterint tibi tuis hominibus et rebus, dum et quociens super hoc requisiti fuerint, securum prestent seu prestari faciant aut procurent conductum ad nostram et sacri imperii reverenciam specialem. Harum sub nostre regie maiestatis sigilli appensione testimonio litterarum. Datum Nuremberg anno domini millesimo quadringentesimo primo die sabbati post festum purificacionis Marie virginis gloriose, regno vero nostri anno primo. Ad mandatum domini regis Job Vener etc.

276

VIII.  Anhang

[Nr. 14]  Marienberg bei Würzburg, 1406 März 12 Bischof Johann von Würzburg verkündet auf Bitte des Bischofs Matthäus von Worms in Ansehung der von diesem erwirkten, hier inserierten Urkunde Papst Innozenz’ VII. (Viterbo, 1406 Januar 13) durch Anschlag an Kirchentüren in Mainz, Würzburg, Speyer und Heidelberg das Interdikt über die Bürger von Worms und fordert sie auf, ihrem Bischof, Dekan, Kapitel und Klerus deren Recht nicht länger streitig zu machen oder sich vor dem Gericht des Würzburger Bischofs zu verantworten. Notariatsinstrument des Petrus Eckhardi. Vgl. unten Nr. 16 (Würzburg, 1406 Mai 15). Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 255 / 1042 (ehemals Urkunden Rheinhessen, 1406 März 12). Provenienz: Worms, Domstift. Schwan: Wormser Urkunden, 23. Mit Abweichungen gedruckt in: Johann Christian Lünig: Dritte und letzte Continuation Spicilegii Ecclesiastici des Teutschen Reichs-Archivs …, Leipzig 1721, S. 1302–1306.

Reverendissimis in Christo patribus et dominis Maguntinensi, Coloniensi et Treverensi archiepiscopis necnon Spirensis, Argentinensis ecclesiarum episcopis eorumque vicariis in spiritualibus et officialibus ac universis et singulis abbatibus, prioribus, prepositis, decanis, archidiaconis, archipresbiteris, scolasticis, cantoribus, thesaurariis tam metropolitanarum quam cathedralium, regularium et collegiatarum canonicis et personis parrochialium ecclesiarum, cappellarum et sacrorum locorum rectoribus et eorum vices gerentibus, presbiteris curatis et non curatis, clericis et notariis publicis quibuscumque, cuiuscumque dignitatis, status, gradus, ordinis, religionis aut condicionis existunt et quibuscumque nominibus censeantur, ipsis et eorum cuilibet, ad quem seu ad quos presencia contingerit communiter vel divisim pervenire, per et infra civitates et dioceses Maguntinensem, Coloniensem, Treverensem, Herbipolensem, Wormaciensem, Spirensem et Argentinensem et alias ubilibet constitutis Iohannes, dei et apostolice sedis gracia episcopus Herbipolensis, executor ad infrascripta unacum certis nostris in hac parte collegis cum illa clausula quatenus vos vel duo aut unus vestrum per vos vel alium seu alios etc. a sede apostolica specialiter deputatus salutem in domino et mandatis nostris, ymmo verius apostolicis firmiter obedire. Litteras sanctissimi in Christo patris et domini nostri, domini Innocencii, divina providencia pape septimi, eius vero bulla plumbea in cordula canapis more Romane curie bullatas, salvas, sanas et integras omnique prorsus vicio et suspicione carentes nobis pro parte reverendi in Christo patris et domini, domini Mathei episcopi Wormaciensis ac cleri sui sibi expresse adherentis civitatis Wormaciensis presentatas nos ea, qua decuit, reverencia noveritis recepisse per omnia in hec verba: Innocencius episcopus, servus servorum dei, venerabilibus fratribus archiepiscopo Maguntinensi et Herbipolensi ac Spirensi episcopis salutem et apostolicam benediccionem. Exhibita nobis pro parte venerabilisa fratris nostri Mathei a

venerabilibus

277

VIII. 3.  Editionen

episcopi Wormaciensis et dilectorum filiorum decani et capituli maioris ecclesie necnon cleri civitatis Wormaciensis peticio continebat, quod olim proconsules, consules et communitas dicte civitatis ingratitudinis heredes nonnulla iniqua statuta, ordinaciones et mandata in grave damnum et preiudicium episcopi ac decani et capituli necnon cleri predictorum ac ecclesiastice libertatis et contra quasdam constituciones per quondam Fredericum II. et clare memorie Carolum IIII. ac nonnullos alios imperatores et reges Romanos pro ecclesiastica libertate editas et per sedem apostolicam approbatas edere illaque observare pertinaciter ac temere presumerentb necnon contra nonnulla exempcionum et libertatum privilegia et indulta huiusmodi quorundam aliorum imperatorum et regum Romanorum ac principum necnon secularium potestatum ipsis concessa ac eciam contra quasdam antiquas et laudabiles consuetudines, quibus abolim episcopi Wormacienses, qui fuerunt pro tempore, ac predicti decanus et capitulum necnon clerus in dicta civitate inconcusse usi fuerunt, multa gravamina et iacturas inferrent in personis decani, capituli ac cleri et bonis eorundem tallias et alia eis onera personalia et realia imponentes necnon decanum et capitulum ac clerum prefatos et ecclesias civitatis eiusdem niterenturc multiplici summittere servituti, propterea eciam penas temporales in quibusdam litteris felicis recordacionis Bonifacii pape VIIII. predecessoris nostri episcopo Wormaciensi pro tempore existenti et clero eiusdem civitatis et diocesis Wormaciensis super execucione constitucionum predictarum concessis expressas damnabiliter incurrendo. Dilectus filius Iohannes, decanus ecclesie sancti Gangulfi Maguntinensis, a dilecto filio decano ecclesie sancti Stephani Maguntinensis, executore dictarum litterarum unacum duobus aliis eius in hac parte collegis in dictis litteris deputatis, prout iuxta formam dictarum litterarum poterat, subdelegatus vigore litterarum et subdelegacionis predictarum, quia premissa reperit esse publica et notoria, prefatos proconsules, consules et communitatem per quosdam suos processus inter cetera moneri mandavit et fecit, utd infra certum peremptorium competentem terminum tunc expressum eorum statuta et ordinaciones ac mandata predicta cassarent, irritarent ac tollerent prefatisque decano maioris ecclesie, capitulo et clero de predictis damnis satisfacerent infra alium certum terminum peremptorium competentem tunc expressum aut se super premissis componerent amicabiliter cum eisdem, alioquin in eosdem proconsules, consules et singulares personas ex dictae communitate extunc excommunicacionis et in ipsam civitatem interdicti sentencias promulgaret ac prefatos proconsules, consules et personas extunc excommunicatos et civitatem interdicto huiusmodi suppositam mandaret et faceret publice nunciari; et quia dicti proconsules, consules, communitas ac persone predictis processibus, qui ad eorum indubitatam noticiam pervenerunt infra eundem terminum seu eciam postea parere contumaciter non curarunt, prefatus Iohannes decanus eosdem proconsules, consules et personas excommunicacionis b

persumerent

c

nitterentur (ein t expungiert)

d

et

e

dictis

278

VIII.  Anhang

sentenciam et alias penas predictas damnabiliter incurrisse et civitatem interdicto huiusmodi suppositam fore mandavit et fecit publice nunciari. Cum autem, sicud eadem peticio subiungebat, ut creditur, prefati proconsules, consules et communitas in reprobum sensum dati ab eisdem processibus ad sedem prefatam causa diffugii appellarint, ut sic predictos decanum maioris ecclesie et capitulum necnon clerum civitatis earundem pluribus afficerent laboribus, damnis et expensis, propter que ipsi decanus maioris ecclesie ac capitulum et clerus civitatis prefatarum maliciam et tirannidem ipsorum proconsulum, consulum et communitatis merito perhorrescentes extra eandem civitatem velut exules facti passim declinarint in scandalum plurimorum, unde eciam divinus cultus – non est dubium – in eadem civitate negligitur et animarum pericula necnon multa alia enormia subsequuntur, pro parte ipsorum Mathei episcopi, decani maioris ecclesie et capituli ac cleri civitatis prefatorum nobis fuit humiliter supplicatum, ut ipsis super hoc oportune providere de benignitate apostolica dignaremur. Nos igitur attendentes, quod tanto forcius et diligencius contra malignancium conatus improbos debemus assurgere, quanto ipsi maioribus ecclesias et ecclesiasticas personas damnis afficere satagunt ipsarumque cupiunt subvertere libertatem, huiusmodi supplicacionibus inclinati fraternitati vestre per apostolica scripta mandamus, quatenus vos vel duo aut unus vestrum per vos vel alium seu alios vocatis dictis proconsulibus, consulibus et communitate et aliis, qui fuerint evocandi, eosdem proconsules, consules et communitatem auctoritate nostra moneatis ac infra certum terminum peremptorium competentem, quem ipsis ad id duxeritis statuendum, eciamf ea, que contra dictum Matheum episcopum statuendo vel ordinando seu alias quomodolibet attemptarunt seu de facto fecerunt, penitus revocent et annulent ac revocari et annulari efficaciter faciant et procurent nec ipsum, quominus consuetis libertate et viribus suis in omnibus et per omnia libere deinceps uti valeat, sicut ante attemptata huiusmodi eis predicti episcopi, qui erant pro tempore, uti consueverunt et eciam debuerunt, directe vel indirecte aut quovis quesito colore impedire presumant, et si infra dictum terminum prefati proconsules, consules et communitas dicte monicioni non paruerint cum effectu, vos in prefatos proconsules, consules ac singulares personas excommunicacionis sentenciam proferatis necnon de novo dictam civitatem ecclesiastico supponatis interdicto auctoritate prefata, et si vobis constiterit premissa per eosdem proconsules, consules ac communitatem contra ipsos decanum maioris ecclesie necnon capitulum et clerum civitatis predictarum, ut premittitur, attemptata fuisse et esse publicag et notoria, vos dictos habitos processus auctoritate nostra approbetis ac eos necnon eciam illos, quos contra eosdem proconsules, consules ac communitatem ad instanciam predicti Mathei episcopi feceritis seu per vos haberi contingerit processus, ubi et quando expedire videritis, publicetis necnon ab aliis publicari faciatis et procuretis ac f

ecciam

g

verbessert aus publicas

279

VIII. 3.  Editionen

nichilominus proconsules, consules et communitatem predictos ac eorum fautores et complices in hac parte tam clericos quam laycos moneatis, ut infra alium certum terminum peremptorium competentem per vos ipsis ad id prefigendum prefatis processibus pareant cum effectu; alioquin ipsos proconsules, consules et singulares personas ex dictah communitate ac eciam fautores et complices omnibus et singulis honoribus, dignitatibus, iuribus, feudis, vasallagiis, emphiteosi ac aliis quibuscumque bonis, que a quibuslibet ecclesiis et monasteriis, collegiis et personis ecclesiasticis habent seu pro tunc tenebunt et habebunt, clericos vero in premissis culpabiles huiusmodi omnibus beneficiis ecclesiasticis, que eciam ipsi tenebunt, eadem auctoritate nostra privetis ipsosque inhabilitetis ad illa et quecumque alia beneficia ecclesiastica imposterum obtinenda et insuper legitimis super hiis habitis servatis processibus eos, si et quociens expedierit, aggravare curetis contradictores per censuram ecclesiasticam appellacione postposita compescendo, invocato ad hoc, si opus fuerit, auxilio brachii secularis. Ceterum si per summariam informacionem per vos super hiis habendam vobis constiterit, quod proconsulum, consulum et communitatis predictorum et aliorum, quos huiusmodi concernent processus, presencia pro citacionibus et monicionibus de ipsis faciendis tute nequeat haberi, nos vobis citaciones et moniciones huiusmodi per edicta publica valvis maiorum Maguntinensis aut Herbipolensis seu Spirensis ecclesiarum aut aliis locis affigenda publicis civitati predicte vicinis, de quibus sit verisimilis coniectura, quod ad noticiam proconsulum, consulum et communitatis prefatarum ac aliorum, quos iidem processus concernent, pervenire valeant, faciendi tenore presencium auctoritate predicta concedimus facultatem ac volumus, quod huiusmodi citaciones et moniciones ipsos monitos et citatos perinde acitenti ac si eis existerent presencialiter et personaliter intimate, non obstantibus predictis interpositis et eciam interponendis in hac parte forsan appellacionibus, et si prefatus Iohannes debitas iuris solemnitates non observaverit in suis processibus antedictis necnon tam pie memorie Bonifacii pape VIII., eciam predecessoris nostri, quibus cavetur, ne aliquis extra suam civitatem vel diocesim nisi in certis exceptis casibus et nullusk ultra unam dietam a fine sue diocesis ad iudicium evocetur seu ne iudices a sede predicta deputati extra civitatem et diocesim, in quibus deputati fuerint, auctoritate litterarum apostolicarum contra aliquos procedere seu alii vel aliis vices suas committere presumant et de una ac duabus dietis in concilio generali ac eciam de personis ultra certum numerum ad iudicium non vocandis quam aliis constitucionibus apostolicis contrariis quibuscumque seul, si prefatis proconsulibus, consulibus et communitati vel quibusvis aliis communiter vel divisim a sede predicta sit indultum, quod interdici, suspendi et excommunicari vel ipsi aut eorum loca interdici aut extra vel ultra certa loca ad iudicium evocari non possint per dictis i so für adcitent ?, arceant ? erkennen h

k

nullis

l

wegen Beschädigung schwer zu

280

VIII.  Anhang

litteras apostolicas non facientes plenam et expressam ac de verbo ad verbum de indulto huiusmodi mencionem. Preterea ne nos videamur dissimulacioni relinquere ea, que in earundem ecclesiarum et ecclesiasticarum personarum necnon celestis regis, qui suis honoratur et spernitur in ministris, contumeliam temere attemptant, volumus eciam et auctoritate apostolica decernimus, quod filii eorundem proconsulum, consulum et singularum personarum ex huiusmodi communitate, si prefati proconsules, consules et communitas dictis processibus habitis et habendis super hiis forte humiliter et efficaciter non paruerint, si iidem filii forsitan aliqua beneficia ecclesiastica obtinent, illis tamen ex predictis filiis exceptis, qui dictis Matheo episcopo, decano, capitulo et clero contra proconsules, consules et communitatem antedictos in premissis adherent et eorum partem fovent aperte, quod tunc ex dictis beneficiis sint eo ipso privati spe collacionum huiusmodi et aliorum beneficiorum eciam sibi faciendorumm omnino sublata, nulli preterea talium et descendencium ab eisdem usque ad tercium gradum alicuius ianua pateat dignitatis aut honoris ecclesiastici vel mundani decernentes eciam inritam et inane, si secus super hiis a quoquam quavis auctoritate scienter vel ignoranter contingeret attemptari. Datum Viterbii Idibus Ianuariis pontificatus nostri anno secundo. Post quarum quidem litterarum apostolicarum presentacionem et recepcionem productis primitus coram nobis nonnullis processibus, litteris, instrumentis publicis, iuribus atque monimentis necnon testibus fidedignis ad informandum animum nostrum de et super in dictis litteris apostolicis contentis et expressatis ipsisque rite per nos receptis, admissis et in forma iuris iuratis et diligenter examinatis posteaque per nos visis, intellectis et ad plenum recensitis fuimus per egregium virum nobis in Christo dilectum Winandum Ort, decretorum doctorem ac canonicum ecclesie sancti Iohannis in Hauwgis extra muros nostre civitatis Herbipolensis, procuratorem et procuratorio nomine reverendi patris et domini, domini Mathei episcopi Wormaciensis ac cleri sue civitatis sibi expresse adherere volentis predictorum coram nobis constitutum debita cum instancia requisiti, quatenus dictos processus, de quibus in prescriptis litteris apostolicis fit mencio, auctoritate apostolica approbare ac ipsos publicare et ab aliis publicari facere et mandare et ad aliorum in predictis litteris apostolicis contentorum execucionem procedere iuxta directamn a sede apostolica nobis formam dignaremur. Nos igitur Iohannes episcopus et executor supradictus volentes huiusmodi mandatum apostolicum reverenter exequi, ut tenemur, et quia per diligentem informacionem eiusmodi invenimus et reperimus omnia et singula in dictis litteris apostolicis narrata, exposita atque expressata fore vera ipsaque adeo notoria, publica atque manifesta, quod nulla possunt tergiversacione celari, ipsorumque proconsulum, consulum et communitatis civitatis Wormaciensis in prefatis litteris apostolicis exadverso principaliter nominatorum et aliorum, quos exadverso huim

faciendarum

n

derectam et

VIII. 3.  Editionen

281

usmodi concernit negocium, pro citacionibus et monicionibus de ipsis faciendis tute, ymmo sine magno periculo presencia haberi non possit ideoque prefatos processus, de quibus in antedictis litteris apostolicis, ut prefertur, fit mencio, et ad instanciam et requisicionem venerabilium dominorum decani, capituli maioris ecclesie atque cleri civitatis Wormaciensis et adversus proconsules, consules et communitatem Wormacienses antedictos per honorabilem Iohannem, decanum ecclesie sancti Gangolfi Maguntinensis, a decano ecclesie sancti Stephani Maguntinensis, executore quarundam aliarum litterarum apostolicarum prefatis decano et capitulo maioris ecclesie necnon clero civitatis Wormaciensis graciose concessarum unacum certis suis in hac parte collegis cum illa clausula quatenus vos vel duo aut unus vestrum per vos vel alium seu alios etc. a dicta sede specialiter deputato, subdeputatum promulgatos dudum et per nonnullas ecclesias, capellas, monasteria atque loca publice insinuatos, publicatos, intimatos atque divulgatos quorumque tenores de verbo ad verbum presentibus inserimus et haberi volumus pro insertis ipsosque vobis omnibus et singulis unacum presentibus in forma autentica exhiberi auctoriate apostolica, qua fungimur in hac parte, approbavimus et presentibus approbamus ipsosque processus et in eis contenta vobis omnibus et singulis supradictis insinuamus, publicamus, intimamus necnon ad vestram ac vestrum cuiuslibet noticiam deducimus harum serie nostrarum litterarum; et insuper vos omnes et singulos supradictos, quibus in genere vel in specie presentes nostre littere diriguntur, primo, secundo, tercio et peremptorie auctoritate predicta requirimus et monemus vobisque nichilominus et cuilibet vestrum in virtute sancte obediencie et sub excommunicacionis pena, quam in vos et vestrum quemlibet trina canonica monicione premissa dei nomine ferimus in hiis scriptis, nisi feceritis ea, que precipimus et mandamus, districte precipiendo mandantes, quatenus vos et quilibeto vestrum, prout super hoc communiter vel divisim pro parte predicti domini episcopi vel sui cleri sibi expresse adherentis [qui] fueritis requisiti seu aliquis vestrum fuerit requisitus, ita tamen, quod in hiis exequendis alter vestrum alium non respiciat nec expectet nec unus pro alio seu per alium se excuset aut exoneret, infra sex dierum spacium huiusmodi vestram requisicionem sive monicionem continue et inmediate sequencium, quorum sex dierum duos pro primo, duos pro secundo, reliquos duos dies pro tercio peremptorio termino trina et canonica monicione et pro omnibus dilacionibus vobis universis et singulis supradictis prefigimus et assignamus ipsosque proconsules, consules ac singulares personas, presertim in prefatis processibus nominatas ex dicta communitate campanis pulsantibus et incensis candelis et demum reextinctis et in terram proiectis in signum malediccionis eterne excommunicacionis et civitatem ecclesiastico interdicto suppositam singulis diebus dominicis et festivis in ecclesiis vestris, monasteriis, capellis atque locis publice nuncietis necnon penis mille marcarum auri ac aliis contra statuentes et facientes adversus ecclesio

cuilibet

282

VIII.  Anhang

asticam libertatem a sanctissimis Romanis pontificibus ac divis Romanorum imperatoribus et regibus statutis quomodolibet et inflictis miserabiliter subiacere, quodque quamdiu prenominati excommunicati aut eorum aliquis in vestris ecclesiis, parrochiis, cappellis, civitatibus vel aliis locis domicilium habuerint vel notabilem moram traxerint aut aliquis eorundem, sicut prefertur, moram domiciliumque habuerit, tam diu et post ipsorum et cuiuslibet eorundem abinde recessum observetis et observari faciatis ac quilibetp vestrum observet atque observari faciat strictissime ecclesiasticum interdictum et alias in omnibus et per omnia supradictos processus per prefatum Iohannem fulminatos, ut premittitur, et in diversis locis publicatos ac in eis contenta iuxta eorum continenciam et tenorem observetis et observari faciatis monentes nichilominus proconsules, consules et communitatem predictos aut eorum fautores et complices in hac parte, cuiuscumque dignitatis, status, gradus, ordinis aut condicionis extiterint, tam clericos quam laycos, quos et nos et eorum quemlibet primo, secundo, tercio et peremptorie requirimus et monemus ipsisque et ipsorum cuilibet precipimus et mandamus auctoritate apostolica antedicta, quatenus ipsi et ipsorum quilibet infra decem et octo dierum spacium a publicacione presencium continue et inmediate sequencium, quorum decem et octo dierum sex pro primo, sex pro secundo et reliqui sex dies pro tercio et peremptorio termino trina et canonica monicione et pro omnibus dilacionibus ipsis et eorum cuilibet presentibus prefigimus et assignamus, huiusmodi pretensas constituciones, statuta, ordinaciones et gravamina, de quibus in superscriptis litteris apostolicis necnon prefatis processibus plena fit mencio, in preiudicium predictorum dominorum episcopi, decani et capituli atque cleri civitatis Wormaciensis editas ac de facto fabricatas cassent, revocent, irritent et annulent, cassare, irritare, revocare et annulare procurent, ymmo pocius cassas, irritas ac nullas pronuncient ipsisque episcopo, decano, capitulo et clero de dampnis, expensis et interesse factis ac passis occasione premissorum cum congrua satisfaccione respondeant et alias supradictis processibus per omnia et in omnibus cum effectu pareant et intendant, ut non possint de inobediencia aut rebellione quomodolibet redargui sive reprehendi aut coram nobis vel nostro commissario in civitate nostra Herbipolensi et ibidem in aula episcopali ultima die dictorum decem etq octo dierum, si ipsa dies iuridica fuerit, alias proxima die iuridica ipsam decimamoctavam diem inmediate sequentem, qua nos aut dictum commissarium nostrum pro tribunali sedere contingerit, hora vesperarum legitime compareant et quilibet compareat eorundem ad allegandum, dicendum et ostendendum causam vel causas racionabiles, quare ad id non teneantur. Alioquin si infra predictos monicionis et citacionis terminos huiusmodi nostris mandatis, ymmo verius apostolicis obedire non curaverint et parere nec aliquod racionabile allegaverint et ostenderint, ut prefertur, nos contra ipsos et ipsorum quoslibet ad graviores processus atque penas, prout de iure et ex prescriptarum litterarum p

cuilibet

q

über der Zeile nachgetragen

283

VIII. 3.  Editionen

apostolicarum forma poterimus, in dicto termino utique procedemus ipsorumque proconsulum, consulum et communitatis absencia non obstante quibuscumque appellacionibus pro parte sepedictorum proconsulum, consulum et communitatis interpositis et interponendis eciam non obstantibus, quas eciam dictus dominus noster papa in prefatis litteris apostolicis voluit non obstare. Loca vero valvarum maiorum Maguntinensis, Herbipolensis et Spirensis ecclesiarum predictarum ac opidi Heydelbergensis Wormaciensis diocesis tamquam publica et ydonia ad huiusmodi nostros processus ad instar edictorumr publicorum, que olim in albo pretorio scribebantur, duximus eligenda auctoritate antedicta, que presentes nostras litteras suo quasi sonoro preconio et patulo iudicio publicabunt, in quibus ipsos presentes nostros processus decrevimus publicandos, ne prefati moniti et citati de premissis ignoranciam pretendere valeant seu eciam allegare, cum non sit verisimile apud dictos proconsules, consules, communitatem eorumque fautores et complices sic monitos remanere incognitum, quod tam patenter omnibus extitit publicatum. Ceterum volumus et dicta auctoritate apostolica decernimus, quod huiusmodi nostre littere prefatos monitos et citatos modo et forma premissis executiss perinde arceant et astringant ac si in eorum propriis personis presencialiter fuissent publicate et intimate. Absolucionem vero omnium et singulorum, qui prefatas nostras sentencias vel aliquam earum incurrerint quoquomodo, nobis vel superiori nostro tantummodo reservamus. In quorum omnium et singulorum fidem et testimonium premissorum presentes nostras litteras seu presens publicum instrumentum huiusmodi nostram monicionem in se continentes seu continens exinde fieri ett per Petrum Echardi notarium publicum infrascriptum subscribi et publicari mandavimus, eademu sic fieri decrevimus ac nostris sigilli vicariatus appensione iussimus communiri. Datum et actum anno domini millesimo quadringentesimo sexto, indiccione tredecima, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri, domini Innocencii, digna dei providencia pape septimi, anno secundov, die duodecima mensis marcii hora terciarum vel quasi in castro nostro Montis Beate Marie Virginis prope Herbipolim, presentibus venerabilibus viris dominis Iohannes Ambundii decretorum doctore, nostro in spiritualibus vicario generali, Theodorico de Gich canonico ecclesie nostre Herbipolensis, Cunradi de Dampbach plebano in Swebriet et Richardo de Elm armigero nostre diocesis testibus ad premissa vocatis pariter et rogatis. {S. N.} Et ego Petrus Eckhardi clericus Herbipolensis dyocesis, publicus imperiali auctoritate notarius, quia huiusmodi litterarum apostolicarum presentacioni, accepcioni instrumentorum, processuum, iurium et testium produccioni, admissioni, iuramenti presentacioni, examinacioni sentenciarum et processuum approbacioni omnibusque aliis et singulis, dum sic, ut premittitur, per prefatum reverendum in Christo patrem et dominum meum, dominum Iohannem r

editorum

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executi ?

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über der Zeile nachgetragen

u

eandem

v

folgt mense

284

VIII.  Anhang

episcopum Herbipolensem agerentur et fierent, unacum prenominatis testibus presens interfui eaque sic fieri vidi et audivi ideoque hoc presens publicum instrumentum de mandato ipsius exinde confeci per alium fideliter conscriptum me aliis prepedito negociis, propria manu mea subscripsi signoque et nomine meis solitis et consuetis signavi rogatus et requisitus in fidem et testimonium omnium premissorum. [Nr. 15]  Heidelberg, 1406 März 22 König Ruprecht gewährt dem Johannes von Battenburg, Kaplan des Bischofs Matthäus von Worms einen Kaplanats‑ und Geleitbrief. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv, Reichsregister (Ruprecht) A, f. 96v. Chmel: Regesta, Nr. 2137, S. 130. Abschrift: Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 802, f. 106v. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 4361, S. 316.

In forma communi xxi° folio data est littera cappellanatus et salviconductus Johanni de Battenburg cappellano venerabilis Mathei episcopi Wormaciensis sub data Heidelberg mensis marcii die xxiia anno domini millesimo cccc° sexto, regni vero nostri anno sexto sub sigillo maiestatis. Ad relacionem domini episcopi Wormaciensis Emericus de Moscheln [Nr. 16]  Würzburg, 1406 Mai 15 Bischof Johann von Würzburg lässt durch Anschlag an Kirchentüren in Mainz, Speyer und Heidelberg die Erneuerung des Interdikts über die Stadt Worms und eine größere Zahl namentlich genannter Wormser Bürger verkünden, nachdem die vom Wormser Sachwalter vorgebrachte Einrede auf die Verkündung des Interdikts vom 12. März 1406 verworfen wurde. Die Wormser werden in verschärfter Form aufgefordert, dem Bischof, Dekan, Kapitel und Klerus ihrer Stadt zu ihrem Recht zu verhelfen und nach neun Tagen vor dem Gericht des Ausstellers zu erscheinen. Notariatsinstrument des Johannes Urbach. Der Text folgt anfangs mit minimalen Abweichungen der Urkunde vom 12. März 1406 (siehe oben Nr. 14). Im zweiten Abschnitt nach der inserierten Papsturkunde (d. h. nach „… formam dignaremur“) folgt der unten abgedruckte Tenor. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 255 (ehemals Urkunden Rheinhessen, 1406 Mai 15). Provenienz: Worms, Domstift. Schwan: Wormser Urkunden, S. 23 f.

(…) Nos igitur Iohannes episcopus et executor supradictus volentes tunc huiusmodi mandatum apostolicum reverenter exequi, ut tenemur, et quia per diligentem informacionem eiusmodi invenimus et reperimus omnia et singula in dictis   Zu

dem Verweis auf das Formular auf f. 21 vgl. Nr. 13.

VIII. 3.  Editionen

285

litteris apostolicis narrata, exposita atque expressata fore vera ipsaque adeo notoria, publica atque manifesta, quod nulla possunt tergiversacione celari, quodque ipsorum proconsulum, consulum et communitatis civitatis Wormaciensis iis prefatis litteris apostolicis exadverso principaliter nominatorum et aliorum, quos exadverso huiusmodi tetigerit negocium, pro citacionibus et monicionibus de ipsis faciendis tute, ymmo sine magno periculo presencia haberi non possit ideoque prefatos processus, de quibus in antedictis litteris apostolicis, ut prefertur, fit mencio, et ad instanciam et requisicionem venerabilium dominorum decani et capituli maioris ecclesie atque cleri civitatis Wormaciensis contra et adversus proconsules, consules et communitatem Wormacienses antedictos per venerabilem Iohannem, decanum ecclesie sancti Gangolfi Maguntinensis, a decano ecclesie sancti Stephani Maguntinensis, executore quarundam aliarum litterarum apostolicarum prefatis decano et capitulo maioris ecclesie necnon clero civitatis Wormaciensis graciose concessarum una cum certis suis in hac parte collegis cum illa clausula quatenus vos vel duo aut unus vestrum per vos vel alium seu alios etc. a dicta sede specialiter deputato, subdeputatum dudum promulgatos per nonnullas ecclesias, capellas, monasteria atque loca publice insinuatos, publicatos, intimatos atque divulgatos quorumque tenores de verbo ad verbum in quibusdam nostris aliis processibus inseruimus et habuimus pro insertis ipsosque auctoriate apostolica, qua fungimur in hac parte, approbavimus et eos et in eisdem contenta vobis omnibus et singulis supradictis insinuavimus, publicavimus et intimavimus et ad vestram et ad cuiuslibet vestrum deduximus noticiam necnon virtute huiusmodi nostrorum processuum vos et omnes et singulos supradictos, quibus in genere vel in specie ipsi nostri processus dirigebantur, primo, secundo, tercio, peremptorie auctoritate apostolica monuimus et requisivimus vobisque nichilominus et cuilibet vestrum sub certis penis et censuris dedimus in mandatum, quatenus vos et quilibet vestrum super hoc requisiti vel requisitus communiter vel divisim pro parte dicti domini episcopi vel cleri sibi expresse adherentis ipsos[que] proconsules, consules ac singulares personas et presertim in prefatis processibus nominatas ex dicta communitate Wormaciensi campanis pulsatis et candelis accensis et demum reextinctis ac in terram proiectis in signum malediccionis eterne excommunicatos et civitatem ipsam ecclesiastico interdicto suppositam fore singulis diebus dominicis et festivis in vestris ecclesiis, monasteriis, capellis atque aliis locis necnon penis mille marcarum auri ac aliis contra statuentes et facientes adversus ecclesiasticam libertatem a sanctissimis Romanorum pontificibus ac divis Romanorum imperatoribus et regibus statutis quomodolibet et inflictis miserabiliter subiacere publice nuncietis, quodque quamdiu prenominati proconsules, consules et alii quicumque propter premissa excommunicati vel eorum aliquis in vestris ecclesiis, parrochiis, monasteriis, cappellis, civitatibus, opidis et locis aliis domicilium haberent vel moram traherent, tam diu et post eorum et cuiuslibet eorundem abinde recessum huiusmodi interdictum observeretis et observari faceretis et alias in omnibus et per omnia prefatos pro-

286

VIII.  Anhang

cessus per predictum Iohannem decanum fulminatos, ut premittitur, eciam in diversis locis publicatos observaretis et observari faceretis iuxta eorum continenciam atque formam et insuper ut moneretis ex parte nostra, ymmo verius apostolica prefatos proconsules, consules eorumque complices et fautores in hac parte, cuiuscumque dignitatis, status, gradus, ordinis aut condicionis existerent, tam clericos quam laicos, ac ommunitatem predictos, quos et nos ac eorum quoslibet primo, secundo, tercio, peremptorie requisivimus et monuimus ipsisque et ipsorum cuilibet auctoritate predicta precepimus et mandavimus, quatenus ipsi vel ipsorum quilibet infra certum et peremptorium terminum iam dudum elapsum prefatas pretensas constituciones, statuta, ordinaciones et gravamina, de quibus in suprascriptis litteris apostolicis necnon in prefatis processibus plena et expressa fit mencio, in preiudicium predictorum dominorum episcopi atque cleri editas et de facto fabricatas cassarent, revocarent, irritarent et annullarent, cassareque, revocare, irritare et annullare procurarent, ymmo pocius cassas, irritas ac nullas pronunciarent ipsisque episcopo, decano et capitulo et clero de dampnis, expensis et interesse factis et passis occasione premissorum cum congrua satisfaccione responderent et alias dictis processibus per omnia et in omnibus parerent et intenderent cum effectu, ut non possent de inobediencia et rebellione quomodolibet redargui seu reprehendi, aut coram nobis vel nostro commissario in civitate nostra Herbipolensi et ibidem in aula nostra episcopali in dicto peremptorio termino legitime comparerent et quilibet eorum compareret ad allegandum, dicendum et ostendendum causas, si quas haberent, racionabiles, quare ad premissa minime tenerentur, veluti hec et alia in dictis nostris processibus, quos simili modo hic inserimus et habere volumus pro insertis, plenius continentur. Verum quia in dicto peremptorio termino sibi ad hoc, ut prefertur, assignato huiusmodi pretensas constituciones, statuta, ordinaciones et gravamia, de quibus in supradictis apostolicis litteris plena fit mencio, in preiudicium predictorum dominorum episcopi, decani, capituli atque cleri civitatis antedicte editas atque de facto contra libertatem ecclesiasticam fabricatas, cassare, irritare, revocare et annullare, cassas, irritas, revocatas atque nullas pronunciare ipsisque dominis episcopo, decano, capitulo atque clero de dampnis, expensis et interesse factis atque passis occasione premissorum cum congrua satisfaccione respondere ac alias processibus nostris prioribus in omnibus et per omnia parere et cum effectu obedire minime curaverunt, nos igitur Iohannes episcopus, executor prelibatus, visis et diligenter inspectis a procuratoribus parcium hinc inde in termino nobis pro tribunali sedente productis et cum diligencia examinatis ac recensitis invenimus excepciones per procuratorem proconsulum, consulum ac communitatis Wormaciensis inpertinentes, insufficientes ac minus racionabiles; quare de iurisperitorum consilio pronunciavimus et declaravimus prefatas ac tenore presencium pronunciamus et declaramus excepciones pro parte proconsulum, consulum et communitatis Wormaciensis predicte datas non fuisse nec esse sufficientes, racionabiles nec admittendas, quare eas non admisimus nec admittimus per presentes, ideoque

287

VIII. 3.  Editionen

sepefatos proconsules, consules ac singulares personas utriusque sexus de dicta communitate Wormaciensi culpabiles et presertim Iodocum Farre, Iohannem Goßeln proconsulema, Wilhelmum Bonne seniorem, Philippum Ruppel, Iohannem Rineck, Nicolaum Cringel, Iohannem Relde, Iacobum Holtmunt, Iohannem Rodechen, Gerlacum de Colonia, Wilhelmum Bonne iuniorem, Iohannem Becker, Iohannem Tuphüser, Nicolaum Nuleub, Petrum Cleinman, Hermannum de Constancia, Iohannem Mege dictum Swab pistorem, Cunradum Gostenhover, Iohannem Westhover, Cunradum Wennger, Heilonemb Institoris, Dietzonem Clein, Dietzonem zum Fugeln, Iohannem Schütz, Heilonem Seckler, Cuntz Mertz, Iacobum Duchscherer, Iohannem Duchscherer, Petrum Nortmanc, Iodocum Cronenberg, Petrum Cronenberg, Gerlacum Institoris, Nicolaum Institoris, Nicolaum Enders, Iohannem Eckelman, Henricum Holderbusch dictum Seydenhanns, Iodocum Edelkneht, Iohannem czum gemalten husz, Petrum czum Span dictum Altrat, Henricum de Wildungen, Iohannem det Petrumd Bart, Gerlacum Bonne, Cunradum Bonne, Ieckelinum Bonne, Cristamannum zum Swab, Nicolaum Ioche, Iecklinum Koch, Cunradum Koch dictum Burchin, Iohannem Garnkeuffer, Wolfman Bockenheimer, Henricum Veltbach, Nicolaum Odimkeimer, Iohannem Rebstok, Iohannem Dutze, Eberhardum Frank, Iohannem Beckelnheimer, Wentzonem Swender, Iohannem in dem kauffhusz, Nicolaum Hochhuser, Iohannem Lambrecht, Friczonem zum Rosenkrantz, Conradum Winoser, Enshelmum Kannengeisz dictum Fleischeimer, Fabrum dictum Holbenn, Iohannem Winter, Iohannem de Budelshem, Nicolaum Vinitinctoris, Iohannem Frankendal, Iohannem Blumen, Iohannem Rinck, Nicolaum Czelter, Iohannem Haspel, Henricum quondam filium plebani in Garchach, qui se nominat Bretheim, Iohannem Wisenburg, Iohannem Swiger, Iohannem de Cassel scriptorem, Iohannem de Cappel subscriptorem, Iohannem Guldenschaffe, Iohannem Spoter et Iacobum Finck presbiterum, eorum contumacia exigente iuxta formam mandati apostolici nobis in hac parte directi de novo excommunicamus ac civitatem Wormaciensem ecclesiastico supponimus interdicto in hiis scriptis. Quapropter vobis omnibus et singulis supradictis, quibus in genere vel in specie presentes nostre littere diriguntur, primo, secundo et tercio peremptorie predicta auctoritate apostolica requirimus et monemus vobisque nichilominus et cuilibet vestrum in virtute sancte obediencie et sub excommunicacionis pena, quam in vos et quemlibet vestrum canonica monicione premissa ferimus in hiis scriptis, nisi ea feceritis, que precipimus et mandamus, districte precipiendo mandantes, quatenus vos et quilibet vestrum, prout super hoc communiter vel divisim pro parte predictorum domini episcopi vel cleri sui sibi expresse adherere volentis fueritis requisiti vel aliquis vestrum fuerit requisitus, ita tamen, quod in hiis exequendis alter vestrum alium non expectet nec unus pro alio se excuset vel exoneret infra sex dierum spacium, postqam requisiti fueritis a

proconsulum

b

Heilenem

c

verbessert aus Noreman ?

d–d

am Rand nachgetragen

288

VIII.  Anhang

vel alter vestrum fuerit requisitus, continue et immediate sequencium, quorum sex dierum duos pro primo, duos pro secundo et reliquos duos dies pro tercio et peremptorio termino trina ac canonica monicione premissa pro omnibus dilacionibus vobis universis et singulis supradictis prefigimus et assignamus iuxta declaracionem et intimacionem nostrorum ac aliorum per nos probatorum processuum predictorum prefatos proconsules, consules et singulares personas utriusque sexus de dicta civitate Wormaciensi culpabiles ac signanter et nominatim supra expressos ac alias personas quascumque ex dicta communitate rebelles vobis nominandas campanis pulsatis et candelis accensis et demum extinctis et in terram proiectis in signum malediccionis eterne prout prius excommunicatos et civitatem Wormaciensem predictam ecclesiastico interdicto suppositam singulis diebus dominicis et festivis in ecclesiis vestris, monasteriis, capellis atque locis aliis, dum christifideles ibidem convenerint ad divina audienda, publice nuncietis necnon penis mille marcarum auri ac aliis contra statuentes et facientes adversus ecclesiasticam libertatem a sanctissimis Romanorum pontificibus ac divis Romanorum imperatoribus et regibus statutis quomodolibet et inflictis miserabiliter subiacere, quodque quamdiu prenominati excommunicati aut aliquis eorum in vestris ecclesiis, parrochiis, capellis, civitatibus, opidis vel aliis locis domicilium habuerint vel notabilem moram traxerint aut aliquis eorum traxerit, tam diu et post ipsorum et cuiuslibet eorundem abinde recessum per novem dies observetis et observare debetis strictissime ecclesiasticum interdictum in omnibus et per omnia iuxta huiusmodi nostrorum ac aliorum processuum per nos approbatorum continenciam atque formam, monentes nichilominus vestros parrochianos, ne dictis excommunicatis emendo, vendendo vel quolibet alio participacionis genere communicare presumant, sed eos a sua familiaritate et communione penitus excludant. Alioquin contra tales participantes in specie procedere intendimus per excommunicacionis sentenciam et alias, prout de iure fuerit procedendum, monentes insuper et requirentes proconsules, consules ac singulares personas communitatis Wormaciensis et ipsorum quemlibet, quos et nos primo, secundo, tercio et peremptorie presentibus requirimus et monemus ipsisque et eorum cuilibet auctoritate predicta precipimus districtissime et mandamus, quatenus ipsi et ipsorum singuli, prout ad ipsos et ipsorum quoslibet hoc spectaverit communiter et divisim, infra novem dierum spacium ab insinuacione et publicacione presencium eis, ut subsequitur, facienda continue et immediate sequencium, quorum novem dierum tres pro primo, tres pro secundo et reliquos tres dies pro tercio et peremptorio termino trina et canonica monicione et pro omnibus dilacionibus ipsis et ipsorum singulis presentibus prefigimus et assignamus adhuc, ut huiusmodi pretensa statuta, constituciones et ordinaciones ac gravamina, que contra dictum dominum Matheum episcopum et prefatos decanum, capitulum atque clerum statuendo vel ordinando seu alias quomodolibet acceptarunt seu de facto fecerunt, penitus revocent et annullent ac revocari et annullari efficaciter faciant et procurent nec ipsum dominum Matheum episcopum

VIII. 3.  Editionen

289

dictosque decanum, capitulum atque clerum, quominus conswetis libertatibus et iuribus suis in omnibus et per omnia deinceps libere et quiete uti valeant, sicut ante attemptata huiusmodi ipsis predicti domini episcopus, decanus, capitulum et clerus pro tempore existentes uti consweverunt et eciam debuerunt, directe vel indirecte aut quovis quesito colore publice vel occulte impediri presumant ipsisque dominis episcopo, decano, capitulo atque clero alias de illatis prefatis iniuriis, dampnis et expensis occasione premissorum habitis, passis atque factis satisfaciant realiter et cum effectu et alias super dictis nostris presentibus et prioribus processibus, ymmo verius apostolicis per omnia et in omnibus effectualiter pareant et intendant, ut non possint de inobediencia aut rebellione quomodolibet redargui seu reprehendi. Alioquin coram nobis vel in nostra absencia nostro commissario in civitate nostra Herbipolensi et ibidem in aula nostra episcopali ultima die dictarum novem dierum, si ipsa nona dies iuridica fuerit, alias prima die iuridica ipsam nonam diem immediate sequenti, hora vesperorum legitime compareant ad videndum et audiendum auctoritate litterarum apostolicarum prescriptarum se privandos omnibus et singulis honoribus, dignitatibus, iuribus, feudis, vasallagiis, emphiteosi et aliis quibuscumque bonis, que et a quibuscumque ecclesiis et monasteriis, collegiis et personis ecclesiasticis habent sive tenent, cum intimacione, quod, esi non supervenerinte, nos contra ipsos proconsules et consules ac singulares personas ex dicta communitate Wormaciensi ad privacionem huiusmodi et alias, prout gravius de iure poterimus, in dicto termino utique procedemus ipsorumque absencia seu presencia non obstante, quibuscumque eciam appellacionibus pro parte predictorum proconsulum, consulum ac singularum personarum dicte communitatis non obstantibus iam forsan de facto interpositis sive inantea quomodolibet interponendis, quas et dictus dominus noster papa in prefatis suis litteris apostolicis volebat non obstare. Loca vero valvarum maiorum Maguntinensis et Spirensis ecclesiarum predictarum ac opidi Heydelbergensis Wormaciensis dyocesis tamquam publica et ydonea ad huiusmodi nostros processus publicandos auctoritate dictarum litterarum apostolicarum duximus eligenda, que presentes nostros processus suo quasi sonoro preconio publicabunt, ne prefati rei de premissis aliquam valeant ignoranciam allegare, cum non sit verisimile apud ipsos remanere incognitum quod tam patenter omnibus extitit publicatum. Absolucionem vero singulorum, qui aliquam sentenciarum nostrarum huiusmodi incurrerint quovismodo, nobis vel superiori nostro dumtaxat reservamus. In quorum evidens testimonium presentes litteras per notarium publicum subscriptum publicari mandavimus nostrique appensione sigilli fecimus communiri. Datum et actum Herbipoli, anno domini millesimo quadringentesimo sexto, indiccione xiii[i]a, pontificatus dicti domini nostri pape anno secundo, mensis maii die xva, hora vesperorum vel quasi in aula nostra episcopali, presentibus e–e

super venerint super non

290

VIII.  Anhang

honorabilibus et discretis viris magistro Iohanne Zantfort decretorum doctore, Henrico Swinden canonico ecclesie sancti Stephani Bambergensis et Iohanne Helmboldi clerico Herbipolensis diyocesis et aliis pluribus fidedignis. {S. N.} Et ego Iohannes Urbach, clericus Herbipolensis diocesis, publicus imperiali auctoritate notarius, quia huiusmodi monicionibus, requisicionibus, sentenciarum fulminacionibus omnibusque aliis et singulis, dum sic, ut prefertur, per prefatum reverendum patrem et dominum, dominum Iohannem episcopum et coram eo agerentur et fierent, unacum prenominatis testibus presens interfui eaque sic fieri vidi et audivi ideoque hoc presens publicum instrumentum per alium me aliis occupato negociis fideliter conscriptum exinde confeci et in hanc publicam formam redegi signoque et nomine meis solitis et consuetis unacum appensione sigilli prefati domini Iohannis episcopi signavi rogatus et requisitus in fidem et testimonium omnium premissorum. [Nr. 17]  Heidelberg, 1406 Dezember 31 Bischof Matthäus von Worms entscheidet, dass die Kustodie am Wormser Dom, die gegenwärtig der dr. decretorum Nikolaus Burgmann innehat, dem Herkommen entsprechend zwar nur als ein simplex officium und nicht als dignitas zu gelten hat, aber dennoch mit bestimmten Ehrenvorrechten verbunden ist. Notariatsinstrument des Ulrich Iohannis von Landsberg; Zeugen: Heinrich von Hessen, bacc. theol., Heinrich von Gulpen, lic. decr., und Johannes Hoppener von Liegnitz. Inseriert in je eine Urkunde des Wormser Offizials Nikolaus Geisenheim (Heidelberg, 1420 Februar 1 – ausgefertigt als Notariatsinstrument durch Heinrich Riederer [A]) und Papst Martins V. (Florenz, 1420 Mai 15 [B]). A ist eine beglaubigte Abschrift des Stücks von 1406, die zum Zweck der Übersendung an die Kurie angefertigt wurde; B, die das Insert offenbar aus A übernommen hat, bestätigt dem Nikolaus Burgmann die seinerzeit von Bischof Matthäus getroffene Entscheidung. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 251 / 5 bzw. 251 / 6 (ehemals Urkunden Rheinhessen: Worms, Domstift 1420 Februar 1 bzw. 1420 Mai 15).

Matheus, dei et apostolice sedis gracia episcopus Wormaciensis, universis et singulis presentes nostras litteras visuris seu audituris salutem in domino et presentibus plenam dare fidem. Cum ex antiqua consuetudine a tanto tempore et per tantum tempus, de cuius nuncii memoria hominum in contrarium non existit, in ecclesia nostra Wormaciensi legitime prescripta et inconcusse observata, sicut accepimus, custodes, qui fuerunt pro tempore, continue habuerunt et modernus habeat in eadem nostra ecclesia pre ceteris canonicis eciam in dignitatibus constitutis certas preeminencias seu prerogativas, videlicet in choro proprium stallum, in processionibus vero et in offertoriis post decanum immediate primum locum,

291

VIII. 3.  Editionen

proinde ab aliquibus dubitabatur, utrum custodia in ipsa ecclesia, cuius collacio seu provisio ad nos pleno iure dinoscitur pertinere, propter preeminencias seu prerogativas predictas fuerit vel sit dignitas vel simplex officium dumtaxata, unde venerabilis vir dominus Nicolaus Burgman decretorum doctor custos modernus eiusdem nostre ecclesie per nos et nostrum capitulum super huiusmodi dubitacione declarari sibique super hoc eciam de oportuno remedio provideri cum instancia debita humiliter postulavit, ne sibi vel successoribus super hoc aliquodb preiudicum seu incomodum cin posterumc generetur: Quapropter nos de consensu et voluntate nostri capituli generalis diligenti inquisicione super premissis habita et proborum ac expertorum virorum coram nobis productorum testimonio fideli diligentes informati et quia per huiusmodi informacionem sufficientem reperimusd predictam custodiam nostre Wormaciensis ecclesie sic, ut premittitur, fuisse et esse debere simplex officium in eadem ecclesia et pro tali reputari et teneri debere non obstantibus preeminenciis et prerogativis prenotatis, ideoque nos Matheus prescriptus de expresso consensu et unanimi voluntate nostri venerabilis capituli Womaciensis generalis ad hoc prehabitis necnon de nonnullorum iurisperitorum consilio, cum quibus super premissis sufficienteme habuimus deliberacionem, volentes predictam dubitacionem a nostra ecclesia amputare totaliter et amovere, auctoritate nostra ordinaria in hac parte suffulti de consensu et voluntate nostri capituli Wormaciensis sollempniterf declaravimus atque declaramus necnon statuimus per presentes prefatam custodiam nostre Wormaciensis ecclesie sepedicte fuisse et esse debere dumtaxtatg simplex officium et de cetero volumus in ipsa nostra ecclesia absque hesitacione sic teneri comuniter et reputari salvis tamen et perpetuo duraturis eidem custodie et eius possessoribus preeminenciis et prerogativis prenarratis, quas eisdem nos eciam presentis scripti patrocinio eadem nostra auctoritate approbamus pariter et confirmamus. In cuius rei testimonium presentes nostras litteras in formam publici instrumenti redactas per notarium nostrum publicum infrascriptum subscribi mandavimus ac nostri sigilli fecimus appensione communiri. Datum et actum Heidelbergh in curia habitacionis nostre ibidem, anno domini millesimo quadringentesimo sexto, die ultima mensis decembris, hora primarum vel quasi, indiccione XV, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri, domini Gregorii, divina providencia pape XII., anno primo, presentibus honorabilibus dominis magistro Heinricoi de Hassia, sacre theologie baccallario, Heinricok de Gulpen, in decretis licenciato, et Iohanne Hoppfener de Legnitz, clericis Maguntinensis, Treverensis et Wratislaviensis diocesium, testibus ad premissa vocatis specialiter et rogatis. Et ego, Ulricus Iohannis de Landsperg, clericus Augustensis diocesis, publicus imperiali auctoritate notarius, quia premissis omnibus et singulis, prout superius duntaxat B b aliqud ? B c–c impostmodum B B g duntaxat B h Heydelberg B i Henrico B a

d k

repperimus B Henrico B

e

fehlt B

f

sollemniter

292

VIII.  Anhang

posita sunt et conscripta, unacum prenominatis testibus presens interfui eaque sic fieri vidi et audivi ideoque presens publicum instrumentum, quod me aliis arduis prepedito negociis per alium fidelem scribi feci, exinde confeci et in hanc publicam formam redegi et de mandato reverendi in Christo patris et domini nostril, domini Mathei, episcopi Wormaciensis prefati, unacum appensione sui sigilli signoque et nomine meis solitis et consuetis roboravi rogatus et requisitus in testimonium omnium et singulorum premissorum. [Nr. 18]  Worms, 1408 November 5 Bischof Matthäus von Worms bestätigt den Pfründnern und ständigen Vikaren am Dom zu Worms das von seinem Vorgänger Eckard eingeräumte Recht, bei den Gottesdiensten Kopfbedeckungen aus Eichhörnchenfell zu tragen. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 128r–v. Kopialbucheintrag, ca. 1420, Provenienz: Worms, Domstift.

[Ratificacio pileorum asperiolorum a Matheo episcopo] Matheus, dei et apostolice sedis gracia episcopus Wormaciensis, dilectis ac devotis nostrisa prebendariis seu perpetuis vicariis ecclesie nostre Wormaciensis salutem in domino sempiternam. Iustis petencium desideriis dignum est nos facile prebere consensum et vota, que a racionis tramite non discordant, effectu prosequente complere. Exhibita siquidem pro parte vestra nobis peticio continebat, ut id, quod vobis et successoribus vestris vicariis perpetuis dicte nostre ecclesie Wormaciensis per predecessorem nostrum Echardum pie memorie, dum viveret, fuerit indultum, videlicet quod vos et quilibet vestrum, qui actenus pileos seu almucia de pellibus agnellorum portastis tempore divinorumb et horarum canonicarum, chorum et ecclesiam nostros predictos intrare possetis aut possetc in pileis seu pileo de pellibus asperiolorum confecto aut confectis ac eis uti in perpetuum licite valeretis, confirmare, ratificare et approbare dignaremur. Nos igitur indultum predictum vobis et vestris successoribus universis supradictis gestandi et portandi pileos de pellibus asperiolorum concessum confirmamus, approbamus et ratificamus, ymmo de novo, si opus est, vobis omnibus et singulis presentibus et futuris vicariis dicte nostre Wormaciensis ecclesie tenore presencium concedimus et indulgemus, mandantes vobis supradictis universis et cuilibet vestrum in virtute sancte obediencie, quatenus quilibet vestrum, dum commode poterit, sibi pileum seu almucium de pellibus asperiolorum ordinare procuret ac eo utatur temporibus debitis et consuetis. In cuius rei testimonium presentes litteras nostri sigilli appensione fecimus communiri. Datum Wormacie feria secunda proxima post omnium sanctorum sub anno domini millesimo quadringentesimo octavo. l

mei B

a

Lesung unsicher

b

ergänze officiorum

c

posse mit Kürzung

293

VIII. 3.  Editionen

[Nr. 19]  Worms, 1408 November 6 Bischof Matthäus von Worms beauftragt den Wormser Domdekan Jakob, den Streit zwischen Dekan und Kapitel der Kirche St. Cyriacus in Neuhausen vor Worms einerseits sowie Nikolaus Auwman und seiner Frau andererseits um den Neurodenzehnten in wiesemüln zu untersuchen und zu entscheiden. Inseriert in eine Urkunde des Domdekans Jakob, die den Prozessverlauf schildert (Worms, 1409 Juni 25; durch Jodocus dictus uff dem Rein als Notariatsinstrument ausgefertigt). Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, A2 Nr. 181 / 11 (ehemals Urkunden Rheinhessen: Neuhausen 1409 Juni 25).

Matheus, dei et apostolica sedis gracia episcopus Wormaciensis, venerabili nobis in Christo dilecto Iacobo, decano ecclesie nostre Wormaciensis, salutem in domino sempiternam. Cum inter honorabiles viros decanum et capitulum ecclesie sancti Ciriaci Nuhusensisa extra muros Wormacienses ex una et Nicolaum Auwman et eius legitimamb in villa Nuhusen commorantes omnesque alios et singulos sua interesse credentes parte ex altera de et super decimis novalium in wiesemüln suborta sit materia questionis, de vestra legalitate et industria confidentes factum et causam huiusmodi vobis committimus terminandam mandantes, quatenus vocatis dictis partibus causam ipsam audiatis, quod iustum fuerit decernatisc faciendumd, id quod decreveritis per censuram ecclesiasticam observetise et testes, si qui vocati fuerint, compellatis veritati testimonium perhibere. Datum Wormacie proxima feria tercia post omnium sanctorum sub anno domini millesimo quadringentesimo octavo, nostro sub sigillo presentibus appenso. [Nr. 20]  Heidelberg, 1408 Dezember 14 König Ruprecht und seine Söhne befreien in Heidelberg auf ewig die Zehnten zu Gailoh, Lengenloh, Lindenloh und den Hof zu Engelsdorff (alle bei Amberg gelegen), die Matthäus gekauft hat und auf Lebenszeit schon gefreit besitzt, da dieser mit den genannten Gütern eine Kaplanspfründe an der Heidelberger Heiliggeistkirche ausstatten will, von allen Abgaben. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 906, f. 168r. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 5622, S. 419.

Nuhusen servatis a

b

ergänze uxorem

c

decernen mit Kürzung

d

facien mit Kürzung

e

ob-

  Jakob von Hambach, Wormser Domdekan 1387?–1419, s. Fouquet: Speyerer Domkapitel II, S. 553 f.

294

VIII.  Anhang

Wir Ruprecht etc. und wir Ludewig, Johanns, Stephan und Otte gebrudere, pfaltzgraven bij Rine und hertzogen in Beyern, sin sone, bekennen und dün kunt offenbar mit disem briefe allen den, die yn sehen oder horent lesen, als der erwirdige Matheus, bisschoff zu Wormsz vorzijten die zehenden zu Geylenlö, zu Lengenlö und zu Lintenlö, die von uns und unser herrschafft zu lehen rurent, und dartzu einen hoff zu Engelsdorff gelegen gekaufft hat und wir, kunig Ruprecht, fur uns und unser erben ymme dieselben zehenden und hoffe vormals sine lebtage gefrijet haben, als dann unser briefe, die wir ymme daruber geben haben, eigentlichen uszwisent, hat uns derselbe Matheus, bisschoff zu Wormsz furbracht, wie daz er die vorgenannten zehenden und hoffe an eine pfrunde und ewige messe in der kirchen zu dem heyligen geiste zu Heydelberg wenden und die damit erheben und stifften wolle und hat uns demüticlichen gebeten, die vorgenannten zehenden und hoffe derselben pfrunden und ewigen messe ewiclichen zu frijen. Des haben wir angesehen sin fliszige und redeliche bete und auch daz dez almechtigen gots dinste, unsers schoppfers, damit gemeret werde, und haben fur uns, unsere erben und nachkommen die vorgenannten zehende und hoff aller sture, dinste, scharwerk, vogty und sust aller ander beswernisz, wie man die dann mit sunderlichen worten genennen mag, gefrijet und fryen sie auch also in crafft diss briefs und wöllen daz ewiglicher capplan derselben pfründe, der dann zu zijten sin wirdet, die vorgenannten zehenden und hoffe on allerley beswernisse, intrag oder hindernisse unser, unser erben und nachkommen, unser amptlute und eins iglichen von unsern wegen ledig und frij besitzen, innhaben und der auch genißen und gebruchen solle und möge zu sinem bestem und nützlichstem, alle geverde und argeliste gentzlichen ussgescheiden; und dez allez zu orkunde und vestem gezugniss so haben wir unsere ingesigele an disen brieff dün hencken. Datum Heidelberg feria sexta post beate Lucie virginis anno domini m° cccc viii°, regni vero nostri anno nono. [Nr. 21]  Heidelberg, 1409 Januar 1 Bischof Matthäus von Worms bestätigt die durch Metza von Neipperg, die Witwe des Ritters Dieter von Handschuhsheim, verfügte Stiftung einer Altarpfründe zu Ehren der heiligen Maria Magdalena in der Kapelle zu Straßenheim und die damit verbundene Erhebung der Kapelle zur Pfarrkirche gleichen Patroziniums, wobei die Besetzung der Pfarrstelle dem Wormser Bischof vorbehalten bleiben soll. Hessisches Staatsarchiv Darmstadt, C 1 A Nr. 156, f. 395r–v (Kopialbuch des Wormser Domstifts).

Matheus, dei et apostolice sedis gracia episcopus Wormaciensis. Universis et singulis, ad quos presentes nostre littere pervenerint, innotescat, quod cum devota domina Metza nata de Nypperg, quondam Dytheri de Hentzusheim

295

VIII. 3.  Editionen

strenui militis relicta, volens sue necnon dicti coniugis sui Dytheri parentum, fratrum, sororum omniumque progenitorum suorum et omnium christifidelium animabus salubriter providere beneficium altaris sancte Marie Magadalene cum cappella aconsecrari fecerita sic in villa Straszheim nostre diocesis, ut in ecclesiam parrochialem erigeretur ad laudem dei omnipotentis et honorem beate Marie semper virginis omniumque sanctorum et principaliter sancte Marie Magdalene, ac eciam illamb dotaverit certis bonis, pensionibus et redditibus ad hoc deputatis, prout in litteris desuper confectis, quibus hec nostra confirmacionis seu approbacionis littera transfixa est, plenius continetur, de certa nostra sciencia et voluntate – accedente eciam ad hoc aminiculoc honorabilium nobis in Christo dilectorum Iacobi decani et capituli ecclesie nostre Wormaciensis predicte, qui de parte decime, quam habent ibidem, suum adiutorium prestiterit – nos igitur Matheus episcopus supradictus divinum cultum augeri cupientes eandem siquidem institucionem ecclesie memorate auctorizamus, approbamus, ratificamus et presentis scripti patrocinio eatenus confirmamus, ut dicte ecclesie plebanus apud ipsam residere personaliter teneatur et, nisi infirmitate corporis vel alias legitime fuerit impeditus, assidue debeatd obsequium suum ecclesie impendere memorate et, quanto frequencius poterite, salva honestate sua et debita devocione, missarum solemnia celebrare, nec sibi liceat hoc ibi subtrahere sinef causa, et populum sibi commissum gubernare et in sacramentum ecclesiasticum salubriter providere. Volumus autem et mandamus, ut presbiter vel clericus, iam vel quandocumque instituendus fuerit, a nullo alio investituram accipiat quam a dyocesano Wormaciensi, et si quis fecerit, ab officio sit suspensus. Datum Heydelberg ipsa die circumcisionis sub anno domini millesimo quadringentesimo nono, nostro sub sigillo presentibus appenso. [Nr. 22]  Heidelberg, 1410 Januar 30 Bischof Matthäus von Worms überträgt unter Einschaltung der ihm von Papst Gregor XII. am 5. September 1409 in Cividale erteilten Legatenvollmacht dem Bischof Raban von Speyer, königlichem Kanzler, die Ausübung dieses Amtes in der Diözese Speyer. Wien, Österreichische Nationalbibliothek, ms. 5097, f. 290r–291v (zitiert als W).

a–a

consecratis ?

b

illa

c

unsicher

d

debet

e

potest

f

unsicher

Dieter IV. von Handschuhsheim († 1403), Hofmeister des Pfalzgrafen Ruprechts II. und König Ruprechts, s. Derwein: Handschuhsheim, S. 86.   Eine Abschrift dieser (sehr ausführlichen) Urkunde geht dem vorliegenden Stück auf f. 392r–395r unmittelbar voran.   Jakob von Hambach, Wormser Domdekan 1387?–1419, s. Fouquet: Speyerer Domkapitel II, S. 553 f.  

296

VIII.  Anhang

Gleiches Formular (Pater futuri seculi … – … in eterna requie collocari) mit sachlich bedingten Abweichungen wie in der Urkunde Gregors XII. an Bischof Antonius von Porto (Rimini, 13. XII. 1408), gedruckt in: Deutsche Reichstagsakten, hrsg. v. Weizsäcker, Bd. 6, Nr. 265, S. 371–374 (zitiert als RTA). Literatur: Heimpel: Vener II, S. 1020–1058 (ausführliche Beschreibung der Handschrift), bes. S. 1020; Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 722, Anm. 1.

Matheus, dei gracia Wormaciensis episcopus, apostolice sedis legatus, reverendo in Christo patri domino Rabano, episcopo Spirensi, regalis aule cancellario, sinceram in domino caritatem, nostris ymmo verius apostolicis mandatis firmiter obedire. Nuper sanctissimus in Christo pater et dominus noster, dominus Gregorius divina providencia sacrocancte Romane ac universalis ecclesie summus pontifex, nobis in certis provinciis, civitatibus et dyocesibus plene legacionis officium cum quibusdam privilegiis annexis per suas duxit apostolicas litteras committendum, quarum quidem litterarum tenor de verbo ad verbum sequitur et est talis: Gregorius episcopus, servus servorum dei, venerabili fratri Matheo, episcopo Wormaciensi, apostolice sedis legato, salutem et apostolicam benediccionem. P seculi, princeps pacis, sui preciosi aspersione sanguinis ahumanum genusa, quod per lapsum et culpam primi parentis prevaricatoris damna salutis eterne dispendiose incurrerat, cooperatus in medio terre salutem, tandem a discipulis suis discessurus et ad patris dexteram ascensurus in celum, pacem dedit et pacem reliquit eisdem, ex ipso donacionis et donantis tempore et recipiencium qualitate patenter insinuans fore preciosissimum donum pacis, utpote in eius ortu pronunciatum ab angelis et in ipsius ad patrem regressu ab eo bonorum omnium largitore suis carissimis et adopcionis filiis, dum destituerentur ipsius presencia corporali, quasi pro hereditario censu relictum. Hoc est enim donum, per quod ipsi, cuius factus est locus in pace, indissolubilisb federis coniungimur unione. Hoc quippe donum ipse rex pacificus et humane salutis amator, cuius sunt dona perfecta, volens suis subditis vicarie operacionis ministerio conservare, ut ipsis mundi cursis huius pacifice suo dirigeretur ordine, regimen sub districcione disponens ipsius primatum militantis ecclesie super gentes et regna constituit. In cuius eminenti specula positus eiusdem pacifici regis vicarius commissas sibi vices implere satagens et in domo domini speculatoris officium prospectans, undique et more pervigilis pastoris singula pro data sibi possibilitate contemplans, que ad pacem et exaltacionem catholice fidei prosperum ecclesiarum statum, commodum ecclesiastice libertatis, bonorum augmentum, repressionem infidelium ac iniquorum et rebellium ac obstinatorum proterviam consternendam fore noscanturc, promovet, scandalis et discordiis obviat et inter cunctos christifideles pacis et caritatis servare suggeritd unionem et presertim, ut grex dominicus sue cure commissus in semitis a

humani generis RTA

b

indissolubili RTA

c

noscuntur RTA

d

satagit RTA

VIII. 3.  Editionen

297

dirigatur iusticie et in errorum devium non labatur et que perierant recuperari valeant. Veluti eciam istis temporibus peccatis exigentibus sic quorundam sancte matris ecclesie peculiarum filiorum excrevit dampnata presumpcio, quod contra eandem ecclesiam matrem suam, cuius uberibus nutriti, impinguati et dilatati sunt, calcitracionis spiritum assumentes rebellionis cornua in eam erexerunt et patrem eorum regem superbie imitantes eet conantese una secum universosf populos in baratrum eterne damnacionis immergere, turbare pacem, federa violare nature et, quantum in eis est, sub nomine unionis et pacis inconsutilem dei tunicam separare, gvetusto scismati alterum perniciosius, prochdolor, addiderunt per apostaticum quendam virum ex eis, Petrum videlicet de Candia olim cardinalem, quem Pisis nuperrime in novum ydolum prophanaruntg. Nos attendentes, quod, licet ubilibet pro christifidelibus vigiles mente simus, personaliter tamen pro nostro exequendo desiderio impossibilitate repugnante nature ubique adesse non possumus, cogitare tamen cogimur, ut viros electos ex millibus fide constantes, ornatos virtutibus, sermone potentes et opere ac in lege domini eruditos in partem sollicitudinis assumamus, ut ipsis vices nostras supplentibus sperata christifidelibus pacis et unitatis commoda proveniant ac firmata caritatis vinculo illibata consistant. Levantes igitur in circuitu oculos nostre mentis ad personam tuam, in cuius desideriis geritur pacificare discordes, recuperare deperdita et errantes reducere adh viam veritatis, nostre speculacionisi convertentes intuitum, in te de tuarum donis virtutum in altissimo confidentesk ac in nostri salvatoris pieta[ta]te sperantesl nostre ac fratrum nostrorum sancte Romane ecclesie cardinalium deliberacionis spiritus posuimusm. Considerantes itaque, quod te carismatum dator almificus donis suis preveniensn tibi eao dedit acp sapienciam et linguamq, ut scias, quando debeas proferre sermonemr, personamques tuam sciencie magnitudine, industrie claritate et maturitate consilii decoravit, plenissimam quoque de tuis claris meritis fiduciam obtinentest propter evidentem utilitatem prelatorum, principum, cleri et populorum parcium Almanieu et illarum parcium, ne a zizaniarumw preventi satoribus et ipsorum falsis ac fictis persuasionibus circumventi in errorum devia rapiantur et a veritate avertentes auditum ad fabulas convertantur, ac propter condiciones illarum circumadiacencium parcium, quibus speramus per tuam circumspeccionem providam in illo, qui in sublimibus suis etx terre finibus pacem paraty circa reformacionem pacis, iusticie cultum, caritatis vinculum et reduccionem ad ipsius Romane ecclesie obedienconantur RTA f folgt et specialiter Alamanie RTA g–g fehlt RTA h in RTA i deliberacionis RTA k confidendo RTA l sperando RTA m requievit RTA n premuniens RTA o fehlt RTA p fehlt RTA q folgt eruditam RTA r sermone ? W s personam RTA t folgt quamvis apud sedem apostolicam ex eminentia consilii valde necessarius habearis nosque et dicti fratres nostri tanti viri presencia propter urgentes necessitates careamus inviti, tamen RTA u folgt Flandrie RTA w zizaniorum RTA x fehlt RTA y folgt concedente RTA e–e

298

VIII.  Anhang

ciam, fidelitatem ac devocionem premissorum et aliorum oberrancium quorumcumque, et ut existat cor unumz premissis, salubriter consuli et utiliter subveniri, te ut fortem ponamusa ad forcia tuisque robustis humeris grandia onera imponamusb tamquam pacis angelum, reformatorem pacis et unitatis fidei propagatorem et satorem virtutum cin dictis partibus Almanie legatum duximus ordinandumc, tibi in Maguntinensi, Coloniensi, Treverensi, Saltzburgensi, Bremensid ete Magdeburgensi provinciis, civitatibus et dyocesibusf plene legacionis officium geciam cum potestate reservandi et conferendi beneficia ecclesiastica et cetera faciendi, licet essent maiora expressis que facere possunt apostolice sedis legati cardinales de latere destinatig ex apostolice potestatis plenitudine, quam non ab homine, sed a deo recepimus usque ad dicteh sedis beneplacitum conmittendo, ut in illis evellas et destruas, edifices et plantes, deformata reformes, indirecta redigasi, aspera in vias planas convertas, corrigenda corrigas, perdita restaures ac in eis reddas populum acceptabilem domino et bonorum operum sectatorem et alias statuas et ordines, prout gracie celestis infusio tuaque tibi providencia ministrabit, et inter ecclesiasticas et mundanas persones, reges, duces, principes, marchiones, comites, barones, nobiles, communitates, universitatesk et alios universos et singulos discordes et dissidentes bonum pacis reformare et concordes in fraterne dileccionis federe studeas conservare, errantes ad rectitudinis callem reducere et ea, que perierant, tuo humero ad lovile dominicuml reportare, ac callidi hostis seductos versuciis ad agnicionem vere fidei, sine qua non est salus nec ullus deo placere potest, ad inestimabilem lumen Christi satagesn revocare, et agere et tractare, quecumque ad cultum divinum et exaltacionem catholice fidei, dicte sedis honorem, observanciam censureo et pauperum defensionem et exterminium reproborum, salutemp parcium predictarum quomodolibet pertinebunt; contradictores quoque quoslibet et rebelles per excommunicacionis, suspensionis et interdicti, amocionis, privacionis et eposicionis sentencias et alias auctoritate nostra per censuram ecclesiasticam appellacione postposita compescendi, quibuslibet privilegiis, indulgenciis et litteris apostolicis, sub quacumque forma et expressione verborum quibuscumque concessis, per que nullum cuiquam, cuiuscumque status, dignitatis, condicionis vel ordinis Cisterciensis, Cluniacensis, Premonstratensis, Grandimontensis, Cartusiensis, Vallisumbrose, Camaldulensis, Humiliatorum et Cruciferorum, sanctorum Benedicti et Augustini, sancti Iohannis Ierosolimitani, beate Marie Theotonicorum, Calatravensis, folgt omnibus in RTA a mittimus RTA b imponimus, te RTA c–c ad Alamanie et Flandrie partes presencialiter destinamus RTA d folgt Pragensi, Rigensi RTA e fehlt RTA f fehlt et aliis quibuscumque Alamanie et Flandrie partibus RTA g–g fehlt RTA h predicte RTA i dirigas RTA k folgt ac populos RTA l–l aulam dominicam RTA m inextimabile W n satagas RTA o folgt et reintegracionem libertatis ecclesiastice, p revelacionem ecclesiarum et locorum ecclesiasticorum RTA folgt animarum, tranquillitatem corporum, ac robur statum et prosperum RTA z

299

VIII. 3.  Editionen

Predicatorum, Minorum, Heremitarum sancti Augustini et sancti Pauli primi heremite et mendicancium ac nonmendicanciumq et aliorum, quorumcumque ordinum, hospitalium et domorum fuerint, in hac parte volumus afferre suffragium, nonr obstantibus, circumspectioni tue plenam et liberam concedentes harum serie facultatem. Nos enim sentencias sive penas, quas rite tuleris seu statueris in rebelles, ratas habebimus atque gratas easque faciemus auctore domino usque ad satisfaccionem condignam inviolabiliter observari. Tu igitur divina gracia et apostolico favore suffultus onus huiusmodi tam meritorii negocii devoto animo et mente suscipiens te in assecuciones legacionis huiusmodi taliter verbo et opere studiosum exhibeas, quod ad gloriam nostri redemptoris, exaltacionem fidei, unitatis profectum, recuperacionem et reduccionem huiusmodi devianciumt, exterminium scismaticorum ac rebellium quorumcumque, laudemque bonorum feliciter cuncta cedant, ac negocium ipsum felices deo propicio ac commendabiles consequatur effectus, tuque eciam post tam deo gratos labores et fructus amabiles, qui ex tua provenient sollicitudine, pro huiusmodi laborum tuorum premio cum datis tibi laureola et serto candido in sede beatorum merearis in celestibus a dextris domini in eterna requie collocari. Datum in civitate Austria Aquilegensis dyocesis, nonas septembris pontificatus nostri anno tercio. Nos autem huiusmodi apostolicis litteris, ut decuit, reverenter receptis tamquam verus ip domini nostre pape ac Romane et catholice ecclesie constans et obediens filius apostolicis mandatis in eisdem litteris contentis parere volentes, efficaciter, ut tenemur, onus huiusmodi apostolice legacionis devoto animo et sincera mente suscepimus et ad eiusdem legacionis execucionem procedere iamdudum cepimus et pulchra spe ingentique fiducia ex virtute altissimi suffulti alacri studio tendimus ceptum meritorium opus verbo et opere continuare necnon ad uberes effectus possetus deducere iuxta traditam a sede apostolica nobis formam. Verum, reverende pater, quia ad totalem et perfectam huiusmodi optatam execucionem propter arduorum negociorum ecclesiasticum statum contingencium, quibus cottidie occupamur, multitudinem on possumus in singulis civitatibus aut dyocesibus infra limites nostre legacionis existentibus iniunctum nobis officium exercere, paternitatem vestram in parte nostre legative sollicitudinis duximus advocandam, circumspeccioni vestre in altis arduis celebriter comprobate execucionem predicti apostolice legacionis officii in vestris civitate et dyocesi Spirensibus cum plenitudine iuris canonici ac beneficio privilegiorum nostrorum auctoritate nostra, ymmo verius apostolica committimus mandamus dantes et conentes ex certa sciencia, animo deliberato vobis in civitate et dyocesi vestris predictis agendi, tractandi, indulgendi, dandi, dispensandi, ligandi, absolvendi, beneficia ecclesiastica quecumque, quantacumque, qualiacumque et quotcumque reservan et reservata, cum vacant, q

q–q

fehlt RTA

r

nequaquam RTA

s

execucione RTA

t

fehlt RTA

300

VIII.  Anhang

conferendi, excessus personarum ecclesiasticarum et secularium exemptarum et non exemptarum, cuiuscumque dignitatis, gradus, condicionis, aut ordinis fuerint aut sint, inquirendi, corrigendi et puniendi, iudicium et iust exercendi et faciendi, contradictores quoslibet et rebelles per excommunicacionis, suspensionis et interdicti necnon amocionis, privacionis ac deposicionis sentencias et alias per censuram ecclesiasticam appellacione postposita compescendi. Ac insuper omnia al et singula faciendi et in utroque tam penitenciali quam contencioso foro expediendi, providendi et terminandi, que et prout nosmetipse predicte apostolice legacionis ac privilegiorum nobis concessorum vigoe in dictis civitate et dyocesi vestris agere, tractare, concedere, dare, dispensare, absolvere, ligare, reservare, conferre, exercere et iudicare aut facere possumus iuridica facultate, eciam si mandatum exigant maius quantumcumque speciale et maiora fuerint superius expressatis, deberet de eis mencio fieri specialis tenore presencium plenam et liberam potestatem non obstantibus, que prefatus dominus noster summus pontifex in premissis suis apostolicis litteris voluit non obstare. Et quia Christi et militantis ecclesie res, que in hoc casu agitur, operosam prosecucionem exigit et sollertem, circumspeccioni vestre auctoritate apostolica, qua fungimur, districte sub penis legittimis precipiendo mandamus, quatenus absque more dispendio presens nostrum mandatum, ymmo verius apostolicum suscipere et susceptum exequi fideliter studeatis, ut apostolice sedis favorem diurnam quoque mercedem obinde valeatis uberius reportare. Datum et actum in opido Heydelberg nostre Wormaciensis dyocesis, in curia habitacionis nostre, anno domini millesimo quadringentesimo decimo, indiccione tercia, pontificatus sanctissimi in Christo patris et domini nostri predicti domini Gregorii pape XII anno tercio, die penultima mensis ianuarii, hora vesperorum vel quasi, sub sigillo nostre legacionis in fidem et testimonium premissorum presentibus appenso. uPer dominum legatum de eius mandato speciali Job Vener, utriusque iuris doctoru. [Nr. 23]  Heidelberg, 1410 April 9 König Ruprecht verleiht den großen alten Tornos am Mannheimer Zoll, den Bischof Matthäus von Worms innehatte, seiner Gattin Elisabeth. Karlsruhe, Generallandesarchiv, Kopialbuch 67 / 809, f. 127r. Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 6201, S. 465. Deutsche Reichstagsakten VI, hrsg. v. Weizsäcker, S. 737, 48a.

[Als myner frauwen der kunigynn solich tornosse zu Mannheim geben ist, den Matheus bisschoff zu Worms, da er lebte, innehette] Diese eigenhändige Unterfertigung (vgl. Heimpel: Vener II, S. 1020) ist auf der mir vorliegenden fotografischen Reproduktion der Urkunde nicht mit abgebildet. u–u

VIII. 3.  Editionen

301

Wir Ruprecht etc. bekennen und dun kunt offenbar mit disem briefe, daz wir der allerdurchluchtigsten furstynnen frauwen Elizabeth, romischer kunigynne, unser lieben hussfrauwen, solichen grossen alten tornoss an und uff unserm zolle zu Mannheim, den der erwirdige Matheus bisschoff zu Wormss selige, gehabt hat, da er lebte, geben haben uffzuheben und inzunemen von wine und aller ander kauffmannschafft nach geburnisse gliche andern unsern alten grossen tornosen daselbs, die wir selber innhaben biss uff unser oder unser erben pfaltzgraven by Rine widerruffen. Orkund diss briefs versigelt mit unserm kuniglichen anhangendem ingesigel. Datum Heidelberg anno domini m° cccc decimo feria quarta ante dominicam iubilate, regni vero nostri anno decimo. Iohannes Winheim [Nr. 24]  Gaeta, 1410 Juni 6 Papst Gregor XII. kondoliert König Ruprecht zum Tod des Bischofs Matthäus von Worms, dem er die Kardinalswürde zugedacht hatte. München, Bayerisches Hautptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv), Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen Nr. 101 (vormals 39, 1, 101). Regesten der Pfalzgrafen II, bearb. v. v. Oberndorff, Nr. 6264, S. 470.

Gregorius episcopus, servus servorum dei, carissimo in Christo filio Ruperto, Romanorum regi illustri, salutem et apostolicam benediccionem. Amaricavit admodum mentem nostram, cum primum sensimus obitum bone memorie Mathei, episcopi Wormaciensis, et, dum nunc fuerunt nostro presentate conspectui littere tue serenitatis continentes de eodem, amaritudinis calicem renovarunt, cum talis et tanti viri conscilioa nos et te privatos esse scripsisti, quod quanti nos existimaremus esse valoris, percipi potuit manifeste ex promocione, quam consulte fecimus de eodem ad cardinalatus dignitatem, et subsequenter ex commisso sibi plene legacionis officio in partibus Almanie, ubi dei gracia et ope tua ipsum matri sue ecclesie magnum sensimus fecisse profectum, ut sic indubitatum speraremus meliorem, si vixisset, dedisse successum, cum cardinalatus honoris habitum, prout a tue serenitatis prudencia secum ordinatum laudabiliter extitisse percepimus, induisset. Expectabamus equidem in universali onere regiminis nobis ex alto commissi per illius industriam circunspectam relevacionem non modicum fructuosam, quam in particulari iam cepimus comprobatam. Sed ecce, prout scribis, dilectissime fili, postquam sic nostro placuit creatori, decet, ut pacienti animo toleremus et dimissis affliccionibus consolemur eoque consolari habemus, maxime quo firmiter sit sperandum, eum iuxta predicabile vite sue testimonium munitum, ut scribis, ecclesiasticis sacramentis et mundialibus hiis doloribus exutum ad meliorem vitam convolasse. Et ne quod suis erat a

Sic!

302

VIII.  Anhang

humeris, dum vivebat, commissum, veniat destitutum, in legacionis officio providimus, prout tue celsitudini credimus esse gratum, et Wormaciensi ecclesie, ut scripsisti, gratum admodum gerentes et ratum, quod per tuam prudenciam superinde laudabiliter factum fuit, cum in omni tempore, sed in hoc presertim turbine procelloso, tuam viderimus excellenciam ad cuncta pro posse intendere diligenter, que in specie et in genere ecclesiam sanctam dei, cuius merito celitus advocatus existis, habeant exaltare et sic persuasionibus et induccionibus opus tibi esse minime agnoscamus. Ex superhabundanti attamen serenitatem eandem duximus in domino exhortari, quatinus in omnibus et singulis, sicut magnifice et gloriose cepisti, facta ipsa nostra et ecclesie nostre sponse ita ardentissime prosequaris, quod de bono in melius proficiscens gloriosior, prout fies, efficaris in dies. De hiis autem, que post obitum damnate memorie Petri de Candia per super­ stites illos suos audivimus esse facta, et singulis nobis occurrentibus in presenti ad tue serenitatis presenciam dilectus filius Johannes Gerther, nuncius tuus, revertitur informatus, ut serenitas ipsa de omnibus advisata possit consulcius procedere in agendis et de hiis, que suo gravi iudicio videantur, nobis filiali ritu et sollicitis affectibus poterit intimare. Datum Gaiete, VIII idus Iunii pontificatus nostri anno quarto.

VIII. 3. 2.  ‚Sermo de sanctis apostolis Petro et Paulo‘ Gehalten um 1382 (oder 1379?) an einem 29 Juni, wahrscheinlich in Rom. Einziger Textzeuge: K = Krakau, Biblioteka Jagiellońska, ms. 2244, f. 74v–79r (s. XIV ex., vgl. Wisłocki: Katalog rękopisów, S. 537 f.; Zathey u. a.: Historia Biblioteki Jagiellońskiej I, S. 61–63). Korrekturen von anderer Hand (K²). Sermo magistri Matthei de Cracovia de sanctis apostolis Petroa et Paulob, quem fecit in presencia domini Urbani sexti Quia, sicut ayt Gregorius VI° Moralium, quantalibet doctrina mens polleat, gravis tamen impericia sapienciorem se velle docere, hinc est, quod coram tot reverendissimis patribus et viris illuminatissimis, ad quorum direccionem iudicium dirigitur, eruditur et regulatur totus orbis, docentis officium assumere non debeo nec presumo. Non enim est discipulus super magistrum et servus super dominum, Mt 10 {24}. Verumtamenc non omnino supervacue predicatur: Tamen, quia ipsi humiliter eciam inutilem audiendo meritum suum augent, dicente beato Augustino super Iohannem: Tucius auditur veritas quam predicatur, quia dum a

Petri K

  Gregor

b

Pauli K

c

verumtamen tamen K

der Große: Moralia in Iob 6 (XXXIX, 64). CC 143, S. 333.

VIII. 3.  Editionen

303

auditur, virtus humilitatis custoditur. Tamen, quia ipsi domini nonnumquam de aliquo utili, quod aliis ex tota sciencia sua occupati numquam cogitarent, per servos suos salubriter ammonentur. Huius enim exemplum habemus IV Rg 5 de Naaman, cui cum nuncciasset Elyzeus: Vade et lavare sepcies in Iordane et mundaberis, et ille iratus abiret, accedentibus autem servis et dicentibus: Pater, et si grandem rem dixisset propheta, certe facere debueras, quanto magis quia dixit lavare sepcies, eorum ammonicioni consenciens lepram evasit {IV Rg 5,10–14}. Ut igitur tamquam servus exhortacionem faciendam reverenter, sicut servum decet, et discrete proponam et domini mei pie recipiant, pro impetranda spiritus sancti gracia dicamus Ave Maria. Constitues eos principes super omnem terram, Ps 44 {17}. {75r} Metuendissimi ac reverendissimi domini! Quamvis, ut dicit Leo papa in sermone presentis solempnitatis, hodierna festivitas preter illam, quam toto orbe terrarum promeruit gloriamd, speciali et sempiternae Romanef urbis exultacione veneranda sit, ut, ubig precipuorumh apostolorum glorificatusi est exitus, ibi in die eorum martyrii sit leticie principatus, videtur tamen specialiori et quodam singulariori modo gloriam et leticiam inferre ordini et statui clericali. Magnam enim prestat cunctis fidelibus causam leticie eorum festivitas, qui sunt principes mundi, iudices seculi, pastores gregis dominici, magistri veritatis, celi nedum cives, sed eciam ianitores. Maior autem est solempnitatis occasio urbi Romane, que ultra communes ei cum aliis gaudii materias meruit ipsorum speciales epistolas et vocales doctrinas habere, consecrari sanguine et preciosas reliquias continere; sed sine comparacione maioremj graciarum accionis, devocionisk et gaudii materiam videntur habere clerici, qui ultra predicta tamquam heredes apostolis in principum officio et dignitate succedunt. Succedunt, inquam, non successione naturali. Absit enim, ut simus de illis, qui dixerunt Ps 83: Hereditate possidemus sanctuarium dei. Alioquin enim timere debemus, ne impleatur in nobis illud, quod sequitur: Deus meus, pone illos ut rotam {Ps 82,13–14}. Siquidem ut rota ponitur, cum status de facili et cito mutatur, et hoc modo quamplures mutatos esse videmus aperte, qui ecclesie regimen conabantur hereditario iure tenere. Non ergo, ut dixi, succedimus apostolis successione naturali, sed imitacione morali, ut testatur ille princeps apostolicus dicens I Pt 2 {9}: Vos estis genus electum, regale sacerdocium, gens sancta, populus acquisicionis. Ecce successionis causalitas ex Christi eleccione, quia genus electum, Io 15 {16}: Non vos me elegistis, sed ego elegi vos. Ecce regiminis auctoritas ex dominica diccione, quia regale sacerdocium, Apc 1 reverenciam K² e propria K² f verbessert aus roe vrb mit Kürzung K² g ut, ubi] verbessert aus ubi enim K² h verbessert aus precipuo K² i glorificans K j maiorum K k unsicher K (a oberhalb des ersten o) d

  Augustinus:   Leo

In Iohannis evangelium tractatus 57, 2 {Io 13,10} (CC 36, S. 470). der Große: Sermo 82 (80) (PL 54, Sp. 422).

304

VIII.  Anhang

{6}: Fecit nos regnum et sacerdotes dei. Status dignitas ex dei conformacione, quia gens sancta, Lv 19 {2}: Beati estote, quoniam ego sanctus sum. Officii utilitas ex populi lucrifaccione, quia populus acquisicionis, {I} Th 5 {9}: Non posuit nos deus in iraml, sed in acquisicionem salutis. Quia ergo imitacione morali et morum conformitate succedere debemus apostolis, ut cognoscamus, qualiter principatum convenerit, qualiter eorum successores esse possumus, ad introduccionem nostri thematis accipiamus talem proposicionem: {75v} Quisquism magne iurisdiccionisn honore sublimatus, clare cognicionis fulgore illustratus, bone intencionis amore regulatus, huic decenter ascribitur nomen principatus. Sed apostoli habuerunt et viri apostolici habent magne auctoritatis potenciam, ut omnes possent iudicare, claram veritatis noticiam, ut sciant omnes informare, bone voluntatis graciam, ut vellent omnes salvare, ergo prophetam constituendi precii dabanturo et ideo merito constituti dicuntur principes super omnem terram. Dico primo, quod quisquis etc., nam licet eo ipso, quo homo princeps efficiatur, auctoritas et potestas tribuitur, quamvis nec bonitatem habeat nec veritatem agnoscat. Alioquin non obediendum preciperet Petrus apostolus dicens prime canonice sue secundo {I Pt 2,18}: Subditi estote in omni timore dominis, non tantum bonis et modestis, sed eciam discoliso, adq hoc tamen, ut bene quis principetur et omnino ut modum agendi congnoscat bonum et intendat, dicente beato Bernhardo super Canticar: Quomodo in pascua divinorum eloquiorum educet greges dominicos pastor ydeota? Sed et si doctus quidem fuerits, verendum est, non tam nutriat doctrina uberi, quam noceat vita sterilit. Quod evidencius testatur venerabilis Hugo de duodecim abusionibus claustralium: Sunt, inquit, quidam, qui possunt, sciunt et volunt, et hoc est caritatis vel superbie. Caritatis quidem, siu volunt prodesse, alioquin superbie. Quidam sunt, qui sciunt, possunt et nolunt, et hoc est humilitatis vel inhercie. Humilitatis quidem, quod rennuunt, sed inhercie, cum sciant, sed non resistunt. Quidam, qui nec sciunt nec possunt, sed volunt, et hoc est cupiditatis et stulticiev. Cupiditatis quidemw, quod volunt, posuit nos deus in iram] verbessert aus non possunt in iram K² m am Rand K iurisdiccione K o debantur K p disculis K q verbessert aus et K² r sermone 77 hinzugefügt K² s non sit autem bonus hinzugefügt K² t non tam … vita sterili] verbessert aus ut quantum nutriat doctrina verbi tantum noceat vita seculi K² u verbessert aus se K² v sequitur vere getilgt K w quidam K l

n

  Bernhard von Clairvaux: Sermones super Cantica Canticorum 76,10 (Werke VI, hrsg. v. Winkler, S. 536).   Hugo de Folieto: De claustro animae, c. 12 (PL 176, Sp. 1058).

VIII. 3.  Editionen

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stulticiex, quod vel nesciunt vel non possunt. Quidam, qui nec sciunt nec possunt nec volunt, et hii prudenter agunt. Summa enim discrecio est nolley, quod non potest, fugere, quod nescit. Ex hiis videtur quodammodo patere maior assumpta, qua dixi, quodz „quisquis est magne iurisdiccionis“. Quod autem apostoli habuerunt et eorum veri successores habeant hec tria, declara[n]tur sic: Primo, quod habuerunt auctoritatis potenciama. An non magna auctoritas, quod habet virtutem et potestatem super omnia demonia et ut languores curarent, Lc 9 {1}? Quod habent potestatem claudendi celumb, Apc 11 {6}. An non magna potestas ligandi et solvendi, de qua dicitur Io 20 {23}: Quorum {76r} remiseritis peccata, remittuntur eis, et quorum retinueritis, retenta sunt etc.? De hac potestate dicit beatus Augustinus in sermone apostolo Petri et Pauli: Dedit dominus potestatem apostolis super naturam, ut eam curarent, super demones, ut eos averterent, super ecclesiamc, ut ipsam immutarentd, super mortem, ut ipsam contempnerent, super angelos, ut corpus domini consecrarent. Hec eciam potestas data est eorum successoribus. Hec ille. Sed, proh dolor, non tota iam habetur ab eis, vel saltem non ab omnibus exercetur. Pauci sunt, qui non dico mortem, sed vel temporalia bona contempnunt, et tamen contemptus talium fuit dominacioe apostolorum, et per hoc fuit confortatus principatus eorum. Vultis audire dominacionemf apostolorum sicut, inquit, egentes, multos autem locupletantes quasi vel habentes et omnia possidentes, II Cor 6g {10}. Sed queritur forte: Quomodo possidebant, qui non habebant? Certe, ut dicit Ambrosius libro de officiis, illud possidemus, quo utimur. Cum apostoli sint melius usi temporalibus ea contemplandoh quam alii conservando, satis constat, quod melius possidebant quam qui habebant; per hoc eciam, ut dixi, fuit comfortatus principatus eorum. Unde beatus Augustinus tractans illud verbum Ps 128 ‚Ecce electi‘ inquit: Electi dei carnem domant, spiritum roborant, demonibus imperant, virtutibus coruscant, presencia despiciunt, eternam patriam voce et moribus predicant atque ad illam per tormenta contingunt. Occidi possunt et flecti nequeunt. In ipsa ergo passione, qua ceciderunt morte[m] carnis, videte, quantum fuerit culmen mentis. Unde hoci nisi quia nimis confortatus est principatus eorum. Hec ille. Et sine dubio qui vult advertere, manifeste reperiet, quod maxime hac occasione clericorum potestas aufertur et potestas minuitur, quia temporalia nimium diliguntur. Propter hoc enim se pauperibus denegatur iusticia, sentenciaj folgt vel neciunt vel non possunt getilgt K y verbessert aus nullo K² z quot K Apostoli habuerunt auctoritatis potenciam K² am Rand b verbessert aus celos K c elca mit Kürzung K d unsicher K e dnom mit Kürzung K f dnam mit Kürzung K g II Cor 6] hinzugefügt K² h verbessert in contenendo K² i hic K j unsicher K x a

  Verweis

unklar; vgl. Augustinus: Speculum, c. 27 (CSEL 12). De officiis ministrorum II, 2, c. 26 (PL 16, Sp. 146–147).   Gregor der Große: Homiliae in Evangelia II, 27, c. 4 (CC 141, S. 323).   Ambrosius:

306

VIII.  Anhang

iuste ferendak differtur vel iam lata suspenditur aut execucionil non mandatur; propter hoc dantur sepe indignis beneficia, malefactoribus faciliter venia, ne hii, non in aliis quam in temporalibus nocere possunt, aliquatenus offendantur. Per hoc autem duo mala veniunt: primum, quod ecclesiastica censura contempnitur et ex consequenti potestas aufertur. Iuxta enim quo ad homines potestas ecclesie est ligandi auctoritas et solvendi et sacramenta vel beneficia conferendi. Si autem clerici a iusticia vel in minimo declinarent, querentur ad unguen, et in casu necessitatis, iusticie vel honestatis {76v} non solum temporalia, sed eciam vitam contempnarent, sicut fecerunt apostoli. Dominarentur omnibus et tocius mundi principatum haberent. Quis est enim, ut Petrus dicit, qui nobis noceat, si boni emulatores fueritis?, I Pt 3 {13}. Ne autem hoc, quod dixi, indistinctum vel irracionale videatur, advertat caritas vestra, quod hoc non solum pertinet ad principes ecclesie, iusticie defensores, sed quemlibet Christi discipulum: Nisi, inquit salvator, omnibus qui[bu]s renuncciaverit, que possidet, non potest meus esse discipulus {Lc 14,33}. Quod utique non potest sic intelligi, quod nulla temporalia habeant, sed hoc modo tamen honestas exigit, poscit racio, iusticia requirit, paratus sit homo carere. Secundum malum est, quod ob hoc sepe a deo deseruntur. Videns enim deus nos humanum auxilium nimis querere, subtrahitm nobis divinum. Huius exemplum habemus in tribus regibus, quibus stella presens visa disparuit, dum humana quadam prudencia Christum Ierosolimis tamquam in regia civitate quererent, super dicente beato Bernhardo in sermone: Hic manifeste datur intelligi, quod humanum querentes consilium celestem amiserunt ducatum et ad terrenum conversos documentumn signum celeste deseruit. Et si nolumus credere scripture, credamus, sicut et cogimur, experiencie. Nam quantum turbetur ecclesia et pastor eius, quantum fluctuet Petri navicula, omnes videmus, et quam modicum per tales dominos, quorum intuitu maximas gracias et quasi minimas concessit vel eorum temporalia adiuvetur, eque sencimus. Non est enim qui consoletur eam ex omnibus caris eius, Tren 4 {Lam 1,2}. Devotissimos se scribunt et fidelissimi sunt ad beneficia impetranda. Sed sicut fides sine operibus mortua est, ita et fidelitas sine operum exhibicione modica vel nulla censetur. Et valde timeo, quod multi forsan de sancte matris ecclesie turbacione gaudeant, ut facilius optineant, quod intendunt. Propter quod bene ayt propheta in Ps 145 {2–3}: Nolite confidere in principibus, in filiis hominum, in quibus non est salus, et quanto minus in temporalibus! Omnia enim talia sunt quasi baculus arundineus fragilis et vacuus, cui si innixus fuerit homo, intrabit in manum eius et perforabit eam, IV Rg 18o {21}. ferendi K l execucione K m subtrahat K n ducatum K o IV Rg 18] hinzugefügt am Rand K² (im Text ursprünglich Ysa 36 verbessert aus Ysa 3 K²) k

  Bernhard von Clairvaux: Sermones de tempore: In Epiphania Domini, sermo 3, 4 (Werke VII, hrsg. v. Winkler, S. 306).

VIII. 3.  Editionen

307

S e c u n do apostoli habuerunt claram veritatis noticiamp ad mundum informandum. Hanc enim veritatem ipsa veritas se daturam promisit dicens Io 16 {13}: Cum venerit spiritus veritatis, docebit vos omnem veritatem; ad quod designandum in forma ignis lucentis apparuit. Unde et Leo {77r} papa in sermone festivitatis hodie: Ignem, inquit, spiritus sancti quasi vive lucis fonte Christi apostolos perfudit, ut ipsi postmodum universum mundi tamquam duodecim solis radios ac totidem lampades veritatis illuminarent et inebriati novo vino repleant ac irrigent sciencia corda omnium populorum. In cuius signum refert Dyonisius in epistula ad Thymotheum de morte Pauli se post mortem eorum vidisse eos manum ad manum intrantes portas urbis indutos veste luminis et coronis claritatis et lucis ornatu[s]. Hanc veritatis noticiam pro modulo suo debent habere prelati et principes ecclesiastici. Non enim sufficit prelatis bona conversacio et morum honestas, nisi addatur sciencia doctrine, ut dicitur in canone, distinccione 36a ‚Qui ecclesiasticis‘. Quisquis ergo nullam vel nimis modicam habet veritatis noticiam, indignus principatu, immo nec sacerdos domini nominandus esse censetur, testante beato Ieronimo super illud Aggei 2 {12}: Interrogate sacerdotes legem. Considera, inquit, sacerdotum esse officium de lege interrogantiq respondere. Si sacerdos est, sciat legem domini. Si ipse ignorat, ipse arguit se non esse sacerdotemr domini. Sacerdotis enim est scire legem domini et non ad interrogata respondere de lege. Hinc est, quod ignarus et ex ignorancia sua indignus ad principatum ecclesie nec propter nobilitatem sanguinis aut amicorum potenciam nec principum minas et inportunam instanciam nec propter servicia exhibita vel exhibenda ecclesie aut quantamcumque utilitatem provenientem vel verisimiliter proventuram debet aliquatenus promoveri. Non enim facienda sunt bona, ut eveniant mala, quia talium iusta est dampnacio, Rm 3 {8}. Indignum autem scienter promovere preter periculum promoti et dampnum subiecti populi promoventi est grande periculum teste beato Chrisostomo in libro de dignitate sacerdotali: Qui ordinant indignos, eisdem subiacent penis, quibus illi, qui indigni sunt ordinati, eciam si dicant se eorum vicia ignorasse. Unde Apostolus ad Timotheum: Manus cito nemini imposueris neque communicaveriss peccatis alienis {I Tim 5,22}t. Immo adhuc gravius crimen oritur, quando promoverit illum, quem ignorabit, atque illud, quod putabatur esse excusacio, fiet accusacio. p r

Secundo apostoli habuerunt veritatis noticiam] K² am Rand q interrogantem K sacerdotes K s verbessert aus communicatus K² t I ad Ti V hinzugefügt am Rand K²

  Ps.-Augustinus:

Sermo 182, In Pentecoste I, 2 (PL 39, Sp. 2088). unklar; gemeint ist anscheinend nicht der in PG 3 abgedruckte neunte Brief des Dionysius Areopagita.   Decretum Gratiani, D. 36 c. 2 (Corpus Iuris Canonici I, hrsg. v. Friedberg, Sp. 135).   Hieronymus: Commentarii in Aggaeum prophetam, II (PL 25, Sp. 1406).   Vgl. Iohannes Chrysostomus: De sacerdotio IV, 2 (PG 48, Sp. 663 f.).   Verweis

308

VIII.  Anhang

Te r c i o apostoli habuerunt bone voluntatis graciamu ad omnes salvandos, nam quod bonam voluntatem habuerit al[i]ter istorum principum ad salutem hominum, Paulus enim, ex eo constat, quod optabat esse anathema a Christo pro fratribus, Rm 9 {3}. Et quis dubitat alium, qui eundem spiritum habuit, similem voluntatem habuisse, cum totam vitam uterque non solum consumpserit {77v} in predicando, currendo et salutem nostram convertendo, sed eciam propter hoc sustinuerunt duram mortem? Unde Bernhardus in sermone de Petro et Paulo: Scimus, quod isti viri nec sibi vixere nec sibi mortui sunt, sed ei, qui pro ipsis mortuus est, magis autem nobis omnibus propter illum. Etenim in conversione sua confidenciam, in predicacione sapienciam, in passione sua pacienciam nobis beati apostoli contulerunt, qui eciam usque hodie conferre non cessant misericordia pleni et sanctorum operum fructibus. Quisquis huius voluntatem ad se non habet nec ad alium habere presumitur, dicente Sapiente, Ecl 9: Qui sibi nequam, cui bonus?, et per consequens eciam indignus ecclesiastico principatu censetur, eciam si ultra condiciones predictas nobilitatis, potencie et quascumque alias in omnibus scienciis habeat licenciam, magisterium vel doctoratum. Quo enim erit dignus honore ecclesiastico, qui non est dignus pane, quo vescitur? Quapropter in promovendisv personis magna diligencia adhibenda est. Maximus respectus ad vitam habendus est propter magnum malum, quod venit ex malicia prelatorum, sicut testatur Iohannes Chrisostomus in libro de dignitate sacerdotali: Ex inordinata, inquit, et indisciplinata multitudine sacerdotum hodie datur contemptui nostre redempcionis venerabile sacramentum. Nam debuerant esse vicarii apostolorum et filii Petri, et sancti sunt socii inde et Pauli aut Christi. Hec ille. Nos autem, reverendi domini mei, non sic, sed quia placuit nobis assumere gradum apostolorum, imitemur et mores eorum, quos quia propheta previdit debite executuros auctoritatis collate racionem, intrepide predicaturos veritatis revelate sentenciam, in opere exhibituros voluntatis inspirate graciam ita, ut, quantum in ipsis esset, facerent pacem et sedarent omnem litem, [et gloriam] in laudem eorum dixit: Constituam eos principes super omnem terram {Ps 44,17}, que fuerunt verba, in quibus verbis beati apostoli tripliciter commendantur, videlicet: ut electi specialiter et vocati graciose vocacione graciosa, ut dilecti singuli tamquam nati generose ex nacione generosa, Tercio habuerunt bonam voluntatem K² am Rand Kürzung K² u

v

verbessert aus inpromandis mit

  Bernhard von Clairvaux: In sollemnitate Apostolorum Petri et Pauli, sermo 3 (Werke VIII, hrsg. v. Winkler, S. 470).   Verweis unzutreffend; das Zitat findet sich bei Augustinus, ep. 204 (CSEL 57, S. 320) und bei anderen Autoren.   Verweis konnte nicht identifiziert werden.

VIII. 3.  Editionen

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ut prefecti generaliter et prelati gloriose prelacione gloriosa. Primum facit sanctum ingressum contra se ipsos ingerentes. Secundum facit bonum progressum contra indigne viventes. Tercium facit beatum excessum contra terrenis adherentes. Dico p r i m o, quod apostoli commendantur specialiter vocacione graciosa. Unde Lc 6 {13} dicitur: Vocavit discipulos et elegit duodecim, quos et apostolos nominavit, et hec vocacio fecit sanctum ingressum, quando videlicet se ad prelacionem quis non ingerit, sed deus eum constituit, ut quasi de ipso dicat sicut illud Ier 1 {10}: Ecce {78r} constitui te super gentes et regna, ut excellas et distruas etc. Aliter enim intranti et cui non potest dici illud Ps 2 {6}: Ego autem constitutus rex etc., potest tamen exprobracione elici illud Ex 2 {14}: Quis te constituit iudicare super nos?, quia, ut dicit Apostolus: Nemo assignat sibi honorem, sed qui vocatur a deo tamquam Aaron, ad Hbr 5 {4}. Et quod hiis gravius esse videtur: Solus appetitus prelacionis transgressionem quandam facit et reddit hominem loco prelacionis indignum, dicente beato Augustino XIX° De civitate dei: Locus superior, sine quo populus regi non potest, eciam si ita amministretur, ut decet, indecenter tamen appetitur. Quod evidencius testatur Gregorius in registro, et habetur in canone 8, constitucione 1 ‚In scripturis‘: Sicut locus regiminis desiderantibus negandus est, ita fugientibus offerendus est. Sed dicis, quodw durus est hic sermo et si ista est causa cum beneficiis, non expedit ea recipere. Quis enim est, qui vocetur, quis est, qui non desideretx, cum hiis temporibus nemo ad illa recipienda compellatur invitus, presertim cum, ut videtur, ecclesia velit esse visitata, honorata et pro beneficiis rogitata? Si ergo omnes venientes et petentes [se] iudicarent se ingerere, videretur ecclesia dare occasionem illi malo, quod esset inconveniens et absurdum. Quapropter advertendum, quod ad hoc, quod aliquis petat sine vicio, tria requiruntury, videlicet quod petens bene intendat, quod se non indignum cognoscat et quod debito modo petat. Primum est, quod intendat prodesse et non delectetur vel desideretz preesse. Nam eo ipso, quo aliquis heca desiderat, superbusb est aut iniustus, ut probat beatus Thomas in secundo Quodlibet. Si enim dicat se magis dignum omnibus illis, quibus preficitur, presumptuosus et superbus est. Si non iudicat se magis dignum et vult maiores honores habere, iniustus est. Secundum est, quod se non indignum agnoscat, hoc est, quod habita diligenti consideracione non iudicat in se notabilem defectum, ut putac omnimodam ignoranciam, vel nodicis quod] d. q. K x desiderat K y Tria requiruntur ad hoc, quod aliquis bene petat beneficium et precipue prelaturam K² am Rand z desideret K a hic K b verbessert aus superbis K² c pute K w

  Augustinus:

De civitate Dei XIX, 19 (CC 48, S. 687). der Große: Registri epistolarum VII, 5 (CC 140, S. 448). Decretum Gratiani, C. 8 q. 1 c. 9 (Corpus Iuris Canonici I, hrsg. v. Friedberg, Sp. 592)   Thomas von Aquin: Quodlibet 2, q. 6, a. 1 (Opera, hrsg. v. Busa, Bd. 3, S. 447).   Gregor

310

VIII.  Anhang

tabilem maliciam, racione cuius manifeste indignus appareat. Hoc enim videtur sufficere ad sacram suscepcionem. Si enim non sufficeret hoc, sed requiretur, quod deberet se noscere vel reputare se dignum, numquam aliquis presumeret nullumd gradum ascendere, cum nemo sciat, an odio vel amore dignus sit, Ecl 9 {1}. Respondeo quod Chrisostomuse in dyalogo suo: Dignus est beneficio, qui non curat, si privatur officio vel beneficio, vel si sic tenet, quod cum amaritudine non dimittitf. Tercium est, quod debito modo petat, non videlicet principum vig pertinente, non interventu pecunie, non cum florenorum vivorum relacione, non cum nimio ardore, quod detur, non cum impaciencia et malediccione {78v}, si non detur, vel aliis talibus modis. Talis enim non solum se ingerit, sed quia non intrat per hostium in ovile ovium, fur est et latro {Io 10,1}. Sed quia pauci sunt, proh dolor, qui ita bene intendunt, qui se diligenter discuciant, qui tam pure petant, ideo dominus querit Mt 24 {45}: Quis putas est fidelis servus et prudens, quem constituet dominus super familiam suam? Fidelis, inquam, ut pure petat; prudens, ut se bene discuciat; servus, ut servire, non regnare proponat. I Pe 5 {3}: Non quasi dominantes in clero, sed forme facti gregi ex animo. S e c u n d o dixi, quod commendantur apostoli ut dilecti singulariter ex nacione generosa, cum dicitur: ‚Constituesh eos‘. Eos, inquam, de quibus dicitur sponse Christi ecclesie: ‚Pro patribus tuis nati sunt tibi filii, ecce nacio generosa‘, et subditur: ‚Constitues eos‘. Pro quo dicitur ad litteram de apostolis Io 17 {23}: Dilexi eos sicut et me dilexisti. Que enim poterit esse magis singularis dileccio, quod maius signum dileccionis in terris quam quod deus fecit apostolos et eorum successores vicarios Christi, iudices populi et domini sacerdotes? Unde beatus Iohannes Chrisostomus in libro de dignitate sacerdotum: Sacerdocii, inquit, inspice dignitatem; agitur in terra, sed celestibus negociis continetur. Non enim homo, non angelus, non archangelus, non aliqua creatura nec virtus, sed ipse spiritus sanctus hoc munus instituit atque adhuc manentibusi in carne ministerio hocj fungi prestitit angelorumk. Sed quantum hoc redarguet indignel viventes, satis innuit illa exprobracio per prophetam Ieremiam, Ier 11 {15}: Quid est, quod dilectus meus in domo mea facit scelera multa? Disputet qui vultm et scire potest de interiori sanctitate. Sed cum hoc sit incertum, non oportet dubitari Petrum esse preferendum ecclesiastica dignitate, in qua nec opponatur discipulus dilectus ad non, qui utique fuit unus apostolorum, quorum princeps erat Petrus, nec precursor domini. Qui etsi magnam dignitatem habuit, ad hanc tamen digd unsicher K e Respondeo quod Chrisostomus] Ro q Chrisostomo unsicher K f unsicher

K g unsicher K h quos K i verbessert aus mant mit Kürzung K² verbessert in sacerdotibus K² l doppelt K m qui vult] doppelt K

j

hinzugefügt K²

k

  Der zitierte Text konnte in Iohannes Chrysostomus: De sacerdotio IV, 2 (PG 48, Sp. 623– 693) nicht nachgewisesen werden.   S. die vorherige Anmerkung.

VIII. 3.  Editionen

311

nitatem, ut esset caput ecclesie, non ascendit, sed quia, ut ayt Augustinus et Hugo, quod dileccione inpensumn est, numquam melius quam dileccione rependitur, ideo dominus trina vice interrogans, an eum diligeret, dum sibi oves communicare vellet, dicens illud Iohannis ultimo {Io 21,17} Pasce oves meas, quod dixito sub illa condicione: Confero tibi titulum tante dignitatis, ut tu michi officium caritatis, et hoc est, quod confundit non diligentes, quia secundum canones quando condicio in contractum apponiturp, si non fuerit servata condicio, contractus plerumque rescinditur. Confundantur ergo et erubescant valde velociter prelati, qui deum non diligunt, {79r} quia dum condicionem appositam de dileccione non servant, non merentur dici pastores, sed mercennarii vel, quod peius est, lupi rapaces. Sed ne ab hac dignitate alter principum videatur omnino esse exclusus, advertendum, quid senciat beatus Ambrosius, qui sic ayt in libro quarto de officiis de sancto Paulo: Non est inferior Petro, quia ille ecclesie fundamentum, iste sapiens architectus. D i x i t e r c i o, quod recommendantur ut prefecti generaliter prelacione gloriosa, pro quo potest adduci illud III Rg 4 {7}: Habebat duodecim prefectos super omnem Israel Salomon. Quam gloriosi autem sint prelati, ostendit propheta Ps 46 {10}: Principes sacerdotum congregati sunt cum deo Abraham. Quod potest intelligi de illa gloriosa congregacione, qua eos quasi electum et ab omni palea purgatum triticum in horrea celestia congregavit, Mt 3 {12}: Congregabit triticum suum in horrea. Vel potest intelligi de illa, qua hic erant congregati in mente recollecti, ut postpositis terrenis omnibus solam gloriam dei quererent reputantes sibi maximum bonum adherere et ponere in domino deo spem suam [et adherere]. Ob hoc excluduntur terrenis mentibus adherentes et spiritualia non curantes, cum [tamen] prelatum ecclesie obmissis spiritualibus temporalibus vacare tamen magis indignum sit quam filium regis spreta nobilitate regia stercoribus immisceri. Stercoribus utique temporalia comparare presumo, que ille reputavit ut stercora, quiq, quia spiritum dei habuit in iudicio, creditur non errasse, Apostolus videlicet, dicens ad Phil 3 {8}: Quasi arbitratus sum ut stercora, ut Christum lucri faciam. Unde beatus Bernhardus IV° De consideracione ad Eugenium papam sic loquitur contra talesr: turpius quam incumbere supellectili et substanciole sue: scrutari omnia, sciscitari de singulis, morderi suspicionibus, mveri ad queque perdita vel neglecta? Cottidianas expensas cottidiano reciprocamus scrutinio, et continua dominici gregis detrimenta nescimus. De precio escarum et numero panum cottidiana cum ministris discussio est: raro admodum cum presbyteris celebratur collacio inpensus K o quod dixit] q. d. K p opponitur K q que K r Contra prelatos nimis circa temporalia solicitos et in prelacione sua negligentes K² am Rand n

  Verweis

konnte nicht identifiziert werden. die vorherige Anmerkung.   Ambrosius: De spiritu sancto II, 13, c. 158 (PL 16, Sp. 808).   S.

312

VIII.  Anhang

de peccatis populorum. Cadit asina, est, qui sublevents eam, cadit anima, et nemo , qui reputet. Optimi videlicet estimatores rerum, qui magnam de minimis, nullam de maximis curam gerent. Non sic agere debent principes ecclesiastici nec tam ignobiliter degenerare ab istis gloriosis terre principibus patribus eorum, sed sepe doctrinam eorum et vitam imitari, ut, cum apparuerit ille princeps pastorum, princeps huius mundi, non habeat in eis quicquam, sed percipiant inaccessibilemt glorie coronam, quam hodie sanctis apostolis contulit et nobis conferre dignetur dominus Ihesus Christus. Amen. Explicit. VIII. 3. 3.  ‚Proposicio facta pro canonizacione Birgitte de Swecia‘ Vorgetragen wohl 1385 / 86 in Genua. Überlieferung: K = Kampen, Gemeentearchief, Ms. 167, f. 108r–115r (s. XV) L= London, British Library, Ms. Harley 612, 281v–283r (ca. 1433–1457) P = Prag, Bibliothek des Metropolitankapitels, O 32, f. 40r–43v (s. XV) U = Uppsala, Universitätsbibliothek, C 15, f. 107r–111v (s. XV) W1 = Breslau, Universitätsbibliothek, I Q 116, f. 194r–201v (s. XIV²) W2 = Breslau, Universitätsbibliothek, I F 772, f. 358r–362v (s. XV, fragm.) Die Überlieferung des Textes konzentriert sich überwiegend auf Orte, die in besonderer Weise mit der Geschichte des Birgittakultes verbunden sind: Der heute in Uppsala befindliche Textzeuge U stammt aus dem Mutterhaus des Ordens in Vadstena, der Harleianus aus dem 1415 gestifteten englischen Birgittinenkonvent Syon Abbey, im niederländischen Kampen existierte seit 1457 mit Marienkamp ebenfalls ein Kloster des Ordens, und mit der Prager Handschrift P liegt eine Kopie aus Matthäus’ akademischer Wirkungsstätte zur Zeit des Kanonisationsverfahrens vor. Noch unmittelbarer weist die ältere Breslauer Handschrift W1 auf das persönliche Umfeld der Heiligen hin: Das darin eingebundene Heft, das die ‚Propositio‘ enthält, gehörte keinem Geringeren als Birgittas Weggefährten Alfonso von Jaén; allerdings ist der (von einem zeitgenössischen Korrektor notdürftig begradigte) Text in W1 nur von mäßiger Qualität. Auch was den übrigen Inhalt betrifft, weisen die Codices interessante Besonderheiten auf: U überliefert u. a. eine einzigartige Frühform der aus dem Heiligsprechungsprozess bekannten Birgitta-Vita. W1 enthält neben anderen s

sulevant K

t

in marcessibilem K

  Bernhard von Clairvaux: De consideratione IV, c. 6, 19–20 (Werke I, hrsg. v. Winkler, S. 766 f.).   Den Hinweis auf diese Handschrift verdanke ich Olivier Marin (Paris).   Rychterová: Offenbarungen, S. 81, 83. Zur Handschrift K vgl. Jelsma: Dromen.   Beschreibung: Andersson-Schmitt / Hedlund: Katalog, Bd. 1, S. 151–168. Zur C 15-Vita s. Ekwall: Birgittavita.

313

VIII. 3.  Editionen

Texten von und über Birgitta, darunter der von Matthäus’ von Krakau aus den ‚Revelationes‘ kompilierten ‚Passio Jesu Christi‘, ebenso wie U die drei Propositiones, die Johannes von Basel während des Verfahrens vortrug. Auch L, ein monumentaler, von einer Hand geschriebener Pergamentcodex (303 Blätter, 54,5 x 38 cm), vereinigt Texte von und über Birgitta. P enthält außer der ‚Proposicio‘ noch mehrere weitere Schriften des Matthäus von Krakau. Den wohl zuverlässigsten Text bietet U. L, U und W1 einerseits sowie P und W2 andererseits teilen so viele Besonderheiten, dass sie jeweils von einer gemeinsamen Vorlage abstammen müssen. Merkmale beider Überlieferungszweige, zudem aber auch etliche Varianten (darunter Angaben von Namen), die in den übrigen Codices fehlen, weist die Handschrift K auf, die somit in einer eigenen Linie auf den Archetyp zurückzuführen ist. Vielleicht hat sie ergänzende oder erläuternde Zusätze einer Vorlage entnommen, die nicht mit der Urschrift identisch war. Die Varianten der untersuchten Textzeugen legen nahe, dass der Archetyp stellenweise schwer zu lesen war und Marginalien enthielt, die fallweise von den Abschreibern übernommen wurden. Somit lässt sich das folgende Stemma vorschlagen: Ω

α

L

U

β

W1

P

(x)

W2

K

Längere Zitate aus Matthäus’ ‚Propositio‘ sind in mehrere Werke des 15. Jahrhunderts eingeflossen, so in eine Predigt des Johannes Benechini zu Ehren Birgittas und in den ‚Lucidarius revelationum beatae Birgittae‘ des Leipziger Gelehrten Johannes Tortsch. Auszüge aus der letztgenannten Schrift, darin ungefähr die Hälfte von Matthäus’ ‚Propositio‘, wurden 1485 in Rom von Eucharius Silber gedruckt.   Beschreibung:

Undhagen, in: Birgitta: Revelaciones I, S. 182–185. (Hrsg.): Matthaei de Cracovia Rationale, S. XXXV–XXXVIII (mit irrtümlicher Signaturangabe „O XXXI.“ statt O XXXII). Seńko / Szafrański nannten die Handschrift einen „Mateuszowy kodeks“ (Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, S. 325).   Sahlin: Matthew, S. 68 f. mit Angaben zur Überlieferung.   Identisch mit dem bei Sommerfeldt: Adventsrede, S. 373 genannten Eucharius Franck (Der Drucker bezeichnete sich bisweilen nach seiner fränkischen Herkunft, vgl. Cosenza: Dictionary, S. 225, 557 f.).   Beschreibung der Ausgabe bei Hain: Repertorium, *12012 (ohne Erwähnung der ‚Propositio‘ bzw. des Matthäus von Krakau); Proctor: Index, S. 251; Johnson: Catalogue, S. 126;   Beschreibung: Rubczy ń ski

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VIII.  Anhang

Die Handschriften weisen bisweilen Lesartenunterschiede von geringer Tragweite auf (etwa Wortumstellungen, Gebrauch von ‚ac‘ für ‚et‘ u. dgl., Schreibung des Namens Birgitta etc.), auf deren vollständige Dokumentation im Apparat der Übersichtlichkeit halber verzichtet wurde. Proposicio facta pro canonizacione Birgide de Swecia per magistrum Matheum de Cracoviaa Sanctissime pater, de sanctificacione sancteb Birgide coram sanctitate vestra locuturus, quam sanctam non sic dico, quod velim hoc determinatec vel temere asserere, qui magis, sicut hec materia sanctitatis vestre iudicio commissa est, sic et me et omnia dicta beatitudinisd vestre correccioni submitto. Sed si et quociens dixero sic, more rethoris dicam sicut unam conclusionem, quam intendo persuadere et quam libenter probatam vellem habere pariter et concessam. Locuturus, inquam, de ea, duo concepi facere: primo sanctitatem eius ostendere et eam esse canonizandam persuasibiliter probare, secundo pro ipsa canonizacione petere et ad hoc mentem apostolicam leniter inclinare. Et quia ipsa fuite magna contemplatrix celestium multiplicemque apocalypsim habuit, ideo de libro Apocalypsis recipio thema, quod huic materie convenire videtur, videlicet „Sanctus sanctificetur“ {Apc 22,11}, ut, dum eius sanctitas probata fuerit, congrue per hoc nomen „sanctus“ designeturf, et demum per hoc verbum „sanctificetur“ pro eius canonizacione humiliter supplicetur, et sic sanctus sanctificetur. Pro cuius introduccione sic assumo: Contra naturam est et infringit cursum naturalem, si plene disposito subiecto preiacente forma non donetur. Contra racionem est et elidit modum doctrinalem, si bene concesso vero antecedente consequens negetur. Proposicio magistri / Mathei de Kracovia (rubr. am oberen Rand f. 208r–v). Sanctus sanctificetur adhuc. Apocalipsis ultimo capitulo K, Proposicio seu collacio facta pro canonizacione beate Birgitte per reverendum dominum et magistrum Mathiam de Cracovia L, Proposicio seu collacio facta pro canonizacione beate Byrgide per reverendum dominum et magistrum Matheum de Cracovia. Sancti spiritus assit nobis gracia U, Exposicio magistri Mathei de Cracovia super canonizacione beate Brigide. Sancti spiritus assit nobis gracia. Iste quaternus fuit domini Alfonsi heremite olim episcopi Gienensis W1, Proposicio facta pro canonizacione electe sponse Christi Birgide de Swecia per magistrum Matheum de Cracovia, in qua summarie tangitur sanctitats eiusdem P, W2 b sancte] domine K, beate L c determinare P d beatitudinis] mea K e fehlt L f ut … designetur] wegen nachträglicher Beschneidung des unteren Randes, auf dem dies stand, nur noch fragmentarisch lesbar U, am Rand nachgetragen W1 a

Montag: Werk, S. 162 f.; Collijn: Sveriges bibliografi I, S. 46–50; Westman: BirgittaStudier, S. 291.

VIII. 3.  Editionen

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Contra iusticiam est et confundit ordinem legalem, si rite conclusog in causa vertente sentencia prorogetur. Sed nunc quia videtur, quod in facto canonizacionis huius electe sponse Christi totaliter disposita sit materia, racionabiliter concessa sinth antecedencia, realiteri producta et prolataj sint omnia, idcirco, ut cursus nature non violetur, ut recte racioni non obvietur, ut ab ordine iusticie non declinetur, sed tamk multiplex inconveniens eviteturl, sanctus sanctificetur. Dico primo, quod contra naturam est et infringit cursum naturalem, si plenem disposito subiecto preiacente forma non donetur. Unde et ipse dator formarum deus, non tamenn intelligendo, sicut eum intellexit Avicenna datorem, animam racionalem, ad cuius educcionem natura non sufficit disposita materia, ut nature cursus illesus permaneat, creat desuper et infundit, Gen 2 {7}: Formavit deus hominem quantum ad materie disposicionem. Et inspiravit in faciem eius spiraculum vite, quantum ad forme introduccionem. Quam disposita autem sit ad canonizacionem presens, de qua agitur, materia, patet ex tribus: ex sanctitate conversacionis virtuose, ex multiplicitate operacionis miraculose, ex veritate divulgacionis prefamose. Sanctitas autem eius et virtuosa conversacio ex tribus secundum triplicem exposicionem huius nominis „sanctus“ apparet. Dicitur enim „sanctus“ quasi „sine terra“ secundum Ieronymum, „sanctus“ quasi „sanguine tactus vel tinctus“ secundum Ysidorum, „sanctus“ a „sancciendoo quasi firmatus“ secundum communem grammaticam. Fuit autem hec famula dei sancta quasip „sine terra“: Etenim more Abraheq egrediens de terra et cognacione sua {Gn 12,1} cum discipulis reliquit omnia. Ymmo exemplo Apostoli omnia arbitrata est ut stercora, ut Christum lucrifaceret {Phil 3,8}, inclinansque aurem suam ad Prophete consilium {Ps 44,11–12} obliviscebatur populum suumr et domum patris sui, quatenuss concupisceret rex decorem eius, se ipsam abnegans voluntati sue plene renuncians sub tante discrecionist obediencia vixit, presertim dum in urbe essetu,

rite concluso] lite conclusa P h verbessert aus sunt W1 i legaliter K j probata α, K, k fehlt K, L l verbessert aus evidetur W1 m fehlt α n tamen eum K o sanxiendo W1 p quasi β q Habrahe W1, L r fehlt W1 s unsicher U, P; quod W2 t districcionis K u dum … esset] fehlt α g

  Zu Avicennas

Emanationslehre s. Strohmaier: Avicenna, S. 54. Hieronymus: Commentaria in Ezechielem II, 7 (PL 75, Sp. 65).   Isidor von Sevilla: Etymologiae X, 241 (hrsg. v. Wallace M. Lindsay, Bd. 1, Oxford 1910).   Vgl. Andreas de S. Victore: Expositio super Heptateuchum: In Genesim (hrsg. v. C. Lohr / E. Berndt, 1986), lin. 686.   Vgl. die Formulierung in: Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 379.   Vgl.

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VIII.  Anhang

utv nedum nonw elemosinamx, sicut voluit et consueverat, dare presumeret, sed in tantum perfeccionis gradum ascendit, ut nec domum exirey nec in via oculos levare ad respiciendum aliquem obviantemz auderet sine licencia confessoris, sicut testimonio eorum, quos adhuc presens seculum in carne retinet, ina actis probatum est et hodie confirmaturb. Quidc igitur tam „sine terra“ sicut ista, que nedum terrenum aliquid, sed nec in terris propriam habuit voluntatem? Fuit eciam sancta quasi „sanguine tacta vel tincta“, crucem videlicet Christi tollendo cottidie et stigmata eius tam in corpore quam corde ferendo ita, ut numero illorum sitd ascribenda, qui laverunt stolas suas et dealbaverunte in sanguine agni, Apc 7 {14}. Nam, ut ait Gregorius in omelia, duobus modis crux tollitur, cum aut per abstinenciam aff ligitur corpusf aut per compassionem proximi affligitur animus. Ipsa quodlibet illorum excellenterg exercuit, in corpore quidem iuxta dictum Apostoli, Col 3 {5}, mortificando membra suah, que erant super terram, carnem suam ieiuniis, disciplinis et vigiliis affligendoi, ut de numero illorum esse mereretur, qui Christi sunt, qui videlicet carnem suam cruxifixerunt cum viciis et concupiscenciis, ad Gal 6 {5,24}. Siquidemj ieiunabat inter epulas, quod secundum beatum Bernhardum in sermone de omnibus sanctis est genus martirii, inter vestes algebat circa plumask, quas habere potuit, in solol tapetim aliquando sine paleis dormiendo, oracionibus continuis insistendo. Non obstantibus quoque periculis latronum, periculis in mari, periculis in civitatibus et aliis visitabat reliquias et loca sanctorum maiora et notabilioran tocius mundi omnia visitavit, videlicet in terra sancta, in Galiciao, in Ytaliap, in Alemannia, in Siciliaq, inr Norwegia et in Francia. Nec solum abstinebat a delicatis, sed eciams sibi ipsi penalia infligebat disciplinando corpus flagellis et virgis et cordis nodatist, quas ad corpus portabat et genua, adeo se stringens, quod aliquando

fehlt β w fehlt K, L x electum β y exiret K z obviancium α a ut W1 b confitentur L c fehlt L d fehlt U, W1, β e folgt eas W1, K f affligitur corpus] caro affligitur K g fehlt K h fehlt β i et vigiliis affligendo] affligendo et vigiliis W1 j si quis L, W1 k pluvias W1, plurimas K l in solo] fehlt β m caputi W1, tapeto L n nobilissima β, notabilissima K, nobiliora L o Galacia P, Cilicia W2, Gallicia K p in Ytalia] fehlt K q Cicilia α, Silicia β r et L s fehlt α t sive cum nodis hinzugefügt K, W2, sive cum cordis hinzugefügt P v

  Ebd.

S. 17 (Art. 17–18), S. 78 (Vita), S. 304 u. ö. der Große: Homiliae in evangelia II, 32, 3 (CC 141, S. 280).   Bernhard von Clairvaux: Sermones in festivitate omnium sanctorum 1, 15 (Werke VIII, hrsg. v. Winkler, S. 752).   Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 13 (Art. 8) u. ö.   Gemeint ist Santiago de Compostela.   Gemeint ist das Königreich Neapel.   Zu den Pilgerreisen vgl. Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 14 (Art. 13), S. 79 f., S. 309 u. ö.   Gregor

VIII. 3.  Editionen

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sanguis exibat, ac ardentes de candela cerea guttas superu carnem suam distillando itav, ut in quolibet loco guttarum cadencium vulneraretur corpus. Que vulnera sepius aperiens sanari non sinebat, sed renovabat frequencius ita, ut cum Apostolo dicerew possetx: Adimpleo ea, que desunt passionumy Christi in carne mea, ad Col 1 {24}. Dum autem sic ad exhortacionem Apostoli, ad Rom 12 {1}, exhiberet corpus suum hostiam viventem sanctamz deo placentem, ut racionabile esset eius obsequium, non innitebatur proprie prudencie, sed omnia secundum consilium patris spiritualis agebat. Illata eciam ab aliis pacienter tollerabat. Unde dum ipsa in civitate Stokholmis faciente transitum quidama eam aqua immunda copiose perfudisset motus ex eo, quod ipsa regem Swecie suis exhortacionibusb ad meliorem vitam reduxerat, ipsa responditc: „Dignum est, quod ego talia sustineam, parcat sibi deus.“ Sed quantumlibet magna sit gestacio, quam habuit, Christi crucis in corpore, quasi tamen nichil est respectu modi, quo gestabatd in corde. Quod quidem fecit tripliciter compaciendo corporali necessitati proximorum non compassione sterili, ute hii, qui compaciuntur in corde non tamen subvenientes in opere, sed compassione fecunda ita, ut repararet hospitalia etf specialem domum haberetg pro pauperibus, quos nedumh pavit, sed eciam visitabat sepius vulnera eorum et membra debilia quantumlibet horrida velut mater propriis manibus attrectando, mundando pariter et medendo. Omni eciam die Iovis lavabat pedes duodecim pauperum, quos semper in domo sua nutrivit, ita, ut more Apostoliifacta infirmis infirma posset dicere illud 2j Cor 11 {29}: Quis infirmatur et ego non infirmor. Sed quia magis compaciendum est miseriek anime quam corporis iuxta illud Eccli 22 {Sir 22,13}: Luctus mortui septem dies, fatui autem et impii omnes dies vite illorum, ideo puriori et superioril affectu compaciebatur miserie et periculo peccatorum, oracionibus, exortacionibus, consiliis, beneficiis et exemplis ad eorum conversionem zelantissimem laborando. Unde et meretrices

ardentes … super] ardentes stillas et flammigeras de candela cera super K v nachgetragen W1 w nachgetragen W1 x potest W1 y passioni L z deo sanctam K a quidam miles K b suis exhortacionibus] fehlt K c respondit quod L d gestat W1, quem habuit K e quo P, fehlt W2 f in W1 g haberet habuit β h non solum L i fehlt K j et W1 k verbessert aus misere W1 l sanctiori K m zelatissime L, W1 u

  Ebd.

S. 13 (Art. 10) u. ö. S. 13 (Art. 11) u. ö.   Ebd. S. 13 (Art. 10–11), S. 99 (Vita) u. ö.   Ebd. S. 89 (Vita). Gemeint ist Magnus Eriksson, König v. Schweden 1319–1364, † 1374. Er schenkte am 1. V. 1346 das Land, auf dem das Kloster von Vadstena errichtet wurde, vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 47.   Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 18 (Art. 19), fast wörtlich zitiert.   Ebd. S. 78 (Vita) u. ö.   Ebd. S. 18 (Art. 20), S. 78 (Vita) u. ö.   Ebd.

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VIII.  Anhang

publicas de lupanaribus traxitn et apud se tenuit, donec eis in bono confirmatiso de statu competenti provideret ita, utp posset addere, quodq ubi supra subdit Apostolus: Quis scandalizatur et ego non uror {2 Cor 11,29}. Sed quia modicum essetr compati proximis aliiss, quod aliquando et paganit faciunt, nisi eciam compateretur illi pre omnibus summe proximo, qui miseriam in illam feceratu, domino videlicet Ihesu Christo, hinc est, quod de omnibus laboribus, penis, obprobriis, quos et quasv pro nobis hic vivendo et in cruce moriendo sustinuit, fasciculum mirrew sibi colligebatx inter ubera cordis sui iugiter commorantem, passionem Christi quasi signaculumy super cor suum ponens semper recordabatur iuxta ammonicionem Prophete paupertatis Christi fellis et absinthii, Tren 3z {Lam 3,19}. Siquidem a decimo etatis sue anno, postquam ei Christusa in persona durissime flagellati apparuerat dicens: „Ecce, sic plagatusb sum“, et illa: „Domine, quis fecit hoc?“, aitc ille: „Qui me contempnunt“ – ab illo, inquam, die sic fuit eid memoria passionis et crucis Christie impressa, ut frequentissime memoraretur illiusf passionis sacratissimeg et in mensa bis vel ter et raro sine lacrimish. Conabaturquei omnes ad passionis Christi memoriam et amorem inducere summeque deplanxit et descripsit ingratitudinem hominum in omni statu, quod videlicet non attendunt ad ea, que Christus sustinuit et fecitj in carne, sed portantk onus dyaboli cum suavitate fallaci. Et illam reverenciaml quasi summamm tocius et conclusionemn ultimam revelacionum ex mandato Christi posuito, ubi dominus terribilem sentenciam ire sue comminatur, si homines in tali statu moriantur. Tercio dicitur sanctus a „sancciendop quasi firmatus“. Hec autem confirmacio consistit in tribus: in vera experienciaq deifice suavitatis, in plena obediencia ecclesiastice auctoritatis, in summar custodia intrinsices puritatis.

extraxit W1 o eis in bono confirmatis] eas in bono confirmatas β, K, eis verbessert aus eas U p quod β, ut verbessert nach Tilgung von quod U q quos W1 r esse L s fehlt K, animabus L t et pagani] pagani eciam W1 u verbessert aus faceret W1 v et quas] fehlt K w unsicher W1 x colligeret W2, ferens P y sibi … signaculum] doppelt L z Tren 3] fehlt β a fehlt β b flagellatus K c at L, ac W1 d dahinter nachträglich in eingefügt W1 e fehlt β, K f illa α, fehlt W2, K g sanctissime W1 h lacrimis cenabatur K i conabat quoque K j et fecit] fehlt β k nachträglich verbessert W1 l revelacionum K m folgt gestrichen ipsius W1 n conclusionem W1, communionem omnium β o ponit U, ponunt W1 p sanxiendo W1 q experigencia W1 r tota W1, summa tota β s intrincice L, W1 n

  Ebd.

S. 18 (Art. 20) u. ö. S. 76 (Vita) u. ö.   Vgl. Revelaciones VII, 30 (hrsg. v. Bergh, S. 211, Z. 32); vgl. evtl. Bernhard von Clairvaux: Sermones de diversis 111, 3 (Werke IX, hrsg. v. Winkler, S. 794).   Revelaciones VII, 30 (hrsg. v. Bergh, S. 210–212).   Ebd.

VIII. 3.  Editionen

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Quia enim, ut ait beatus Augustinus sexto Musice, numquam expugnaretur amor temporalium nisi aliqua suavitate eternorum, si quis debet esse firmus in deo, oportet, ut gustet et videat quam suavis est dominus. Gustet, inquam, per experienciamt, quia qui non est expertus, qualia scit {Sir 34,10}? Undeu Eccli 15v {Sir 15,3} postquam dixisset: Cibavit illum pane vite et intellectus et aqua sapiencie salutaris potavit illum, mox subditw: Firmabitur in illo et non flectetur. Quam firmata autem et quam hocx modo sancta fuerity hec sponsa Christi, ex eo patet, quiaz, sicut in processu canonizacionisa probatum est, multis non dormientibus, sed vigilantibus, non nocte, sed clara die, non in privato, sed in ecclesia vel strata publica apparuit et visa est alienatab a sensibus corporisc, elevata a terra et facie illustrata, sicque sepissime rapta in spiritu innumerasd revelaciones habuit de tam dulcibus, singularibus, notabilibus et electis, occultis et devotis materiis, de divinitate videlicet, incarnacione, passionibus et operacionibuse Ihesu Christi, beate Marie virginis et sanctorum, de ecclesia deif, de apostolis, deg prelatis, religiosis et viris ecclesiasticis, de imperatoribus eth regibus, dei principibus et nobilibus et omni statu mundi, de gaudiis celi, penis inferni, et inter hec tam dulcibus nominibus appellata est, nunc filia, nunc amica, nunc meaj, nunc nova sponsa, nunc fistula, nunc monacha, nunc canale meum vel spiritus sanctik, utl secundum ea, que egom de vitis sanctorum legi vel audivi, nondumn adverterem aliquem sanctorum excepta illa – exemptao beata semper virgine Maria –, cui Christus tantam familiaritatis graciam hic in via contulerit in sensibilip et exterius apparente dulcedine, cuiq in visitacionibus, revelacionibus, colloquiis et consolacionibus internisr tam familiarem se exhibuits et frequenter. Unde ett ex devocione fidelium ipsius ymaginem depingencium vel depingiu faciencium signum habetv, cui nescio quod signum sanctorum valeat adequariw. Habeat Petrus clavem, Paulus gladium, crucem Andreas, Stephanus lapidem, cratem Laurencius, Agnes agnumx, rotam Katherina. Sed quod dulciusy signum, non dico digniusz, radio celestis luminis vel rivo divine dulcedinis ex ore altissimi in hanc celitus defluentea? Nec per hoc, pater sanctissimeb, eam experigenciam W1 u verba W1 v in hoc L w subiungitur L x hec W1 y fuerat W1, P, fuit W2 z quod β a fehlt β b aliena L c fehlt K d in internas L, innumerabiles P, unsicher W1, W2 e divinitate … operacionibus] deitate [?] videlicet incarnacione, passsionibus et operacionibus L, U, deitate [?] videlicet incarnacionis, passionis et operacionis P, divinita videlicet incarnacione, passionis et operacionis W2, nativitate videlicet incarnacione, passionibus et operacionibus K f fehlt L g et β h fehlt U i et L j nunc sponsa] fehlt W2, sponsa K k sanctus P, unsicher W2, vel spiritus sancti fehlt K l ac β m fehlt α n unsicher W1 o exempla gestrichen K, et exempla L p sensibilium K q fehlt K r nachträglich verbessert W1 s exhibuerit L, U t fehlt β u depingere α, K v habent W1 w adequare K x anulum L y fehlt K z non … dignius] fehlt β a defluentis K b sancte K t

  Augustinus:   Acta

De musica VI, 16, 52 (PL 32, Sp. 1190). et processus, hrsg. v. Collijn, S. 15 (Art. 15) u. ö.

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VIII.  Anhang

omnibus sanctis aliis prefero, qui tales non habuerec visiones, maxime quia, sicut habetur secundo libro revelacionum, capitulo decimo sextod, Christus dixit ei: „Mirantur multi, cur tecum loquore et non cum aliis, qui meliorem habentf vitam et michi longiori tempore servierunt.“ Et infra: „Elegi te in spiritum meum non quia illisg es melior aut eis comparanda, sedh quia sic volui, qui de insipientibus facio sapientes. Ideo humilia te in omnibus.“ Nec mirandum, si ad laudem huius electe dei librum eius revelacionum allego. Primo enimi, ut aj minimis incipiam, non omnino levitate usus sum. Siquidem ante quinque annos vidi et interimk frequenter habuil multisque aliis ostendi et retuli visumque est michi et hodie credo, propter quod et loquor, quod materie ibi conscripte utiles sunt, devote, edificatorie, scripture sacre non contrarie, sed consone, nec umquam aliquid in eis vidisse me recolo, quod nonm sanum et bonum intellectum habeat aut sine aliqua exposicione extorta de vi significacionis verborum admittat, dummodo ea pietate legantur, qua cetere scripture sive canonice sive doctorum legi debent. Nec ipsamet levis fuitn revelacionibus cito credendo, sed cum primo huiusmodi revelaciones inciperet habere et vidisset nubem lucidam audissetque vocem quasi hominiso dicentem sibip: „Mulier, audi me!“, ipsa timens illudi ab angelo sathane mox confessoremq adiit quendam devotissimum et approbatissimer vite virum, magistrum Mathiam de Swecia, habuerunt (verbessert aus habueris) W1 d xlij° (verderbt aus xvj°) β e tecum loquor fehlt β f habuerunt K g fehlt K h über der Zeile nachgetragen W1 i primo enim] primum est W1, U, primo est L j fehlt L k iterum L l annos … habui] annos primum ipsas revelaciones vidi et interim frequenter eas habui K m non est W1 n fuit in K o quasi hominis] fehlt β p fehlt α q confessorem suum K r approbatum L, approbate P, approbantem unsicher W2 c

  Revelaciones

II, 16 (hrsg. v. Undhagen / Bergh, S. 78 f.). 1380 wurde ein Gesandter der Universität Prag nach Rom geschickt „pro libris Revelacionum habendis“, s. Undhagen: Source, S. 225, Z. 16 ff.; Undhagen, in: Revelaciones I, S. 65, Anm. 22. War dieser Gesandte womöglich Matthäus von Krakau?   Siehe dazu oben Kapitel II. 5. Eine Anzahl von Handschriften Prager Provenienz – sie gehören zu Undhagens γ-Klasse – überliefern die „Revelationes“ in einer besonderen Reihenfolge: Die „Epistola Solitarii“ und Buch 8 stehen zwischen den Büchern 2 und 3, der „Sermo Angelicus“ befindet sich zwischen den Büchern 3 und 4, Buch 7 enthält einen sonst nicht vorzufindenden Prolog. Zu den vorstehenden und weiteren Besonderheiten dieser Prager Redaktion vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 31–33; Rychterová: Offenbarungen, S. 94 f. Zu ihrem unbekannten Urheber bemerkt Undhagen: „… it is very tempting to assume that the γ redaction is to a great extent the work of Matheus of Kraków“ (Revelaciones I, S. 66, Anm. 23); zu seiner Arbeitsweise: „In γ there are a number of examples that clearly reveal that the person who drafted the γ recension did not treat the Revelations with the respect and care with which verbally inspired texts are sometimes handled. The most extensive revision of the Revelations I have found in γ is in Rev. III 32 which in the γ version is more than twice as long as in β and δ …“ (Revelaciones I, S. 56, Anm. 42). Im Einklang mit dem Zustand der Prager Redaktion bezeichnet Matthäus von Krakau das siebte Buch als das letzte (vgl. unten im Text), welches es ursprünglich – vor dem Hinzukommen des achten – gewesen sein dürfte, vgl. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 33.   Um

VIII. 3.  Editionen

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sacre theologie professorem egregium, qui super totam bibliams scripsit. Hic in talibus non ignarus ei ieiunia et oraciones indixit et alia exercicia spiritualia ac confessione ipsius audita eam sacramento corporis Christi procuravit; dumque talibus insistens similemt iterum visionem haberet, ipsa denuo ex consilio dicti magistri oraciones et alia bona non minuit, sed auxit, et tunc tercio similiteru vidit nubemv et in nube similitudinem Christiw filii dei et audivit vocemx: „Mulier, audi me! Ego sum deus, qui tecum loqui volo. Noli timere! Ego sum omnium conditor, non deceptor. Non enim loquor tecumy propter te solam, sed propter salutem aliorum.“ Dum autem revelaciones huiusmodi multiplicarentur, ipsa non contenta revelaciones suas et revelataz archiepiscopo Upsalensi et aliis tribus episcopis, cuidam abbati valde religioso et prefato magistro humiliter et reverenter exposuit, qui super hiis matura deliberacione et tractatu habito eas non a deceptore, sed a spiritu sancto procedere concorditer concluserunt. Ymmo deus ipsea multociens ipsam super dubietate reprehendens dedit ei multiplicia et indubia signa revelaciones divinasb a dyabolicis illusionibus discernendi, sicut in dictarum revelacionum pluribus capitulis patet et libris. Sicc examinata fuerunt quedamd revelata in Neapoli et modus revelacionum per dominume tunc archiepiscopumf Neapolitanum, ubi unus examinatorum fuit reverendissimusg dominus meus dominus cardinalis sancti Cyriaci et alii duo magistri in theologia, tres doctoresh et multi alii.10 Et quia multa notabilia in eadem revelacione dicuntur, si quid erroris vel defectus in revelatis veli modo revelandi reperitj, totam bibliam] tota biblia W1, U t consimilem K u fehlt K v nubem lucidam K fehlt K x vocem sibi dicentem K y loquor tecum] loquar K z et revelata] revelavit L, revelabat β a fehlt W1 b omnes β c sic eciam L d quedam ei K e dominum Bernhardum K f episcopum W1 g reverendus W1 h doctores decretorum K i vel in W1, K j reperierint L, reperitur W1, verbessert aus reperitur? U, repererunt W2 s

w

   Matthias Ovidi (Övidsson) von Linköping, * ca. 1300, † ca. 1350, mag. art. et theol. (Paris?), bis ca. 1348 Birgittas Beichtvater, u. a. Verfasser eines bis auf Fragmente verlorenen Bibelkommentars.    Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 80 f. (Vita).    Hemming Laurentii, Erzbischof v. Uppsala seit 15. IX. 1342, † 15. V. 1351.    Wahrscheinlich die Bischöfe Hemming v. Åbo (ca. 1340-ca. 1366), Thomas Joannis v. Växjö (ca. 1343–1377) und Petrus Tyrgilli v. Linköping (30. I. 1342–1351), s. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 48.    Wahrscheinlich Prior Petrus v. Alvastra, s. Undhagen, Revelaciones I, S. 48.    Diese Aufzählung enthält wörtliche Anklänge an das (wahrscheinlich von Alfonso von Jaén verfasste – s. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 47) Proömium zur „Regula Salvatoris“. Text der fraglichen Passage: Sancta Birgitta, Opera minora, Bd. 1: Regula Salvatoris, hrsg. v. Eklund, S. 100, 176.    Bernardus de Rodes, Erzbischof v. Neapel 23. IX. 1368–1378 / 79.    Nicolaus Misquinus OP (prom. 18. IX. 1378, † 29. VII. 1389).    Leonardus de Giffonio OFM und Franciscus de Fulginio OESA. 10  Revelaciones VII, 27 (hrsg. v. Bergh, S. 196–202). Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 100, 265, 325, 373 f., 562 f. Die Untersuchung fand wenige Monate vor Birgittas Tod statt.

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VIII.  Anhang

ipse dominus meus testatus est, hodiek testaril potest et vovit. Post hecm per quendam venerabilem virum datus est totus liber revelacionum examini trium magistrorum in theologia, quorum unus fecit prologum solempnem et approbatn totum librum, alius fecit quendam tractatum, in quo respondet quibusdam frivolis obieccionibus, que obiecte sunt vel obici adhuc possent. Sed ducamus in altum rethe {Lc 5,4}! Nonne regulam, quam sibi revelatam dixit a Christo supermirabilio et inaudito temporibus nostris modo, dominusp Gregorius felicis recordacionis, predecessor vester, et demum sanctitas vestra exactissimo commisit examini et demum eam utpote racionabilem, salubrem et bonam in modum constitucionum approbavit et novam religionem instituens monasterium per ipsam beatam Birgittam fundatum et dotatum, in quo secundum eas vivendum est, confirmavit? Nonne revelaciones suas habuerunt felicis recordacionis proximi predecessoresq sanctitatis vestre, domini Clemens, et hodie L l testificari α m hoc β n approbavit K β, K, quam getilgt U q precedentes W1 k

o

supernaturali L

p

quam dominus

  Vgl. die Darstellung von Magnus Petri, dem confessor generalis des Klosters Vadstena (Undhagen: Source, S. 221): (…) ipse Revelaciones, in pluribus voluminibus conscripte, quia sic commodius a pluribus inspici potuerunt, presentate fuerunt per manus venerabilium personarum domine Katherine, nate beate Birgitte, fratris Petri, prioris Alvastri, et domini Petri Olavi, confessoris prefate domine Birgitte, sanctissimo patri, domino Gregorio XI°.   Die Chronologie scheint hier nicht zu stimmen, denn der Prolog zu den Revelationes (Inc.: „Stupor et mirabilia“, Revelaciones I, hrsg. v. Undhagen, S. 229–240) wurde von Matthias Ovidi wohl vor dem 1. V. 1346 verfasst, s. Undhagen, in: Revelaciones I, S. 47. Der zweite Traktat dürfte die „Epistola Solitarii ad Reges“ des Alfonso von Jaén sein, die auf 1375–76 datiert wird (Jönsson: Alfonso of Jaén, S. 62). Der Bericht des Magnus Petri (s. vorige Anmerkung) fährt a. a. O. unmittelbar fort: Qui {Gregorius XI°} sine dilacione statim eas {Revelaciones} assignavit et commisit examinandas circumspectissimis et peritissimis viris, dominis cardinalibus et magistris in sacra theologia hic subsequenter insertis, videlicet cardinali de Ursinis, cardinali Pictaviensi, cardinali Montis Maioris, cardinali de Agrifolio et cardinali de Luna; item domino Martino de Salva, doctori utriusque iuris, archiepiscopo Pampilonensi, referendario suo; item magistro Sacri Palacii Ordinis fratrum predicatorum, magistro in theologia; item magistro Iohanni de Hispania, magistro in sacra pagina, qui fecit coram ipso papa Gregorio in consistorio generali, presente collegio cardinalium et universo clero Curie Romane, primam proposicionem super canonizacione beate Birgitte; item venerabili patri domino Alphonso, quondam episcopo Gienensi. Quibus inspectis et cum omnia diligencia sepius transcursis attenteque intellectis, cum nichil in eis reperiri potuit reprobum aut suspectum aut orthodoxe nostre fidei dissonum vel adversum, sed totum, quidquid in eis continebatur, omni extitit veritate conspicuum et sactitate preclarum, plenum perlucidum ac perfectum.   Die Approbation der Regel und die Erlaubnis zur Klostergründung sprach bereits Urban V. am 5. VIII. 1370 in der Bulle „Hiis quae divini“ aus, vgl. Svensk Diplomatarium IX, S. 762 f. Noch bevor das Nonnenkloster von Vadstena ins Leben trat, erließ Gregor XI. am 1. X. 1377 die Bulle „Dudum“, die verschiedene Modifikationen enthielt. Nach der Beauftragung des Kardinals Elziarius v. Sabrano mit der Untersuchung des Gründungsvorgangs und der Konstitutionen sowie dem Erhalt einer positiven Erklärung des Kardinals promulgierte Urban VI. am 3. XII. 1378 seine Approbationsbulle „Hiis quae pro divini“ (Text: Sancta Birgitta, Opera minora, Bd. 1: Regula Salvatoris, hrsg. v. Eklund, S. 141–173). Zu diesen Vorgängen und zu der relativ geringen Bedeutung, welche die historische Forschung (anscheinend ähnlich wie

VIII. 3.  Editionen

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Urbanus et Gregoriusr et ipsius, ymmo dei per eams consilium requisierunt in multis arduis et secretist, sicut creditur sanctitas vestrau non omnino latere; nec umquam reprehenderunt eam vel reprehensibilem invenerunt in minimo, sed tamquam devotam famulam et amicam dei in ea, quav decuit, reputacione et veneracione habuerunt? Numquid non dominusw bone memorie olym cardinalis Theatinusx manifeste testatur in processu canonizacionis et alii quamplurimi eam secreta cordium cognovisse, quod solius dei est et cui deus voluerity revelare? An non Greciz diebus istis publice in hoca sacro consistorio confessi sunt, quod hec beata dudum anteb predixit? Ait enim in ultimo libro celestium revelacionumc, capitulo 20: „Sciant Greci, quod eorum imperium et regna numquam stabunt securad nece in pacef tranquilla, sed inimicis suis semper subiectag erunt, a quibus semper sustinebunt gravissima dampna et miserias diuturnas, donec ipsi cum vera humilitate et caritate ecclesie et fidei Romane se totaliter subiecerinth, eiusdem ecclesie sacris constitucionibus et ritibus se totaliter conformandoi.“ Et notanter bina vicej dicit „totaliter“, quia, sicut in eiusdem libri decimok capitulo diciturl, nullatenus concedendum est, quod sacerdotesm habere possint uxores, et hoc a deon subo magna strictitudine prohibeturp. Ut igitur in hac materia concludam, in revelatis nec inq eorum materia numquam deprehensar est falsitas; et multiplex in re apparuit veritas, ut in hiiss, domini … Gregorius] Clemens sextus, Urbanus quintus et Gregorius undecimus K ea β t multis arduis et secretis] multis et arduis secretis α u sanctitas vestra] sanctitatem vestram K v que W1 w dominus Elyzarius K x cardinalis Theatinus] cardinalis Reatinus verbessert aus tardus Theatinus W1 y voluit W1 z nachträglich verbessert W1 a fehlt W1 b fehlt K c libro revelacionum] ad Reges K d recta L e neque W1, K f vera pace K g subiecti K h subiecerunt W1 i se … conformando] totaliter confirmando K j bina vice] viva voce K k quarto L l eiusdem … dicitur] septimo libro celestium revelacionum dicitur per beatam virginem Mariam capitulo videlicet K m quod sacerdotes] sacerdotibus quod K n a deo] ibi K o fehlt β p ab eadem regina celi prohibetur K q nec in] et α r reprehensa K s ut in hiis] et in hiis patet L r

s

Matthäus von Krakau) der Bulle „Hiis quae divini“ beimaß, vgl. Nyberg: Klostergründungen, S. 43–59.   Elziarius de Sabrano, Bischof v. Chieti, tit. S. Balbinae (prom. 18. IX. 1378, † 25. VIII. 1380). Er stand während seiner Jugend in Neapel mit Birgitta in Verbindung, vgl. Revelaciones VII, 5 (hrsg. v. Bergh, S. 123–130); Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 245 ff., 322 f.   Ebd. S. 251 ff. (Aussage des Kardinals Elziarius) u. ö.   Gemeint ist wohl ein Auftritt des byzantinischen Gesandten Euthymios und seiner Begleiter, die im Westen militärische Hilfe gegen die Thessaloniki bedrohenden Türken erbitten sollten. Die Gesandtschaft scheint Urban VI. während seines Aufenthalts in Genua (23. IX. 1385 – Mitte XII. 1386) erreicht zu haben; vgl. Dennis: Reign, S. 136 ff.   Revelationes VII, 19 (hrsg. v. Bergh, S. 176–182) – nicht im zweiten Kapitel, wie Matthäus von Krakau angibt. Wenn er sich nicht getäuscht hat, könnte hier ein redaktionsgeschichtlich relevanter Hinweis vorliegen.   Revelaciones VII, 10 (hrsg. v. Bergh, S. 136–140).

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VIII.  Anhang

que predixitt in Cyprou regiv, regine et consilio eorum et olym regine in Neapoli et inw aliis locis multis. Modox quoque revelacionum, quemy ipsa se dicit et scribit habuisse, tota alludit doctorumz de revelacionibus loquencium et sacre scripture conformitas. Quam ergo causam habere quis poterit dictas revelaciones impugnandi aliquatenus vel negandi? Item firmata fuita obediencia ecclesiastice auctoritatis simulandob in hoc viroc sapienti, qui edificavit domum suam super petram, Mt 7 {24}, illam, inquam, petram, de qua Mt 16 {18}d: Super hanc petram edificabo ecclesiam meam et porte inferi non prevalebunt adversus eam. Que quidem obediencia evidenter patuit in reverencia, quam prelatis exhibuit et presbiteris universis ex veneracione sacramentorume et precipue corporis Christi, ad cuius suscepcionem ad minus omni septimana semel se devotissime preparavitf, ex continuitate confessionum, quas omni die facere – aliquando bina vel trina vice – consuevit, exg fide et devocione, quam habuit ad indulgencias, pro quibus obtinendis ferventissime laboravit, ex timore sentenciarum et excommunicatorum horrore. Unde contingith, sicut in libro sexto revelacionumi habetur, quod ea sedente cum quodam episcopo et nobilibus ipsa sensit abhominabilem fetorem, quasi de putredine squamarum piscium, et mirantibus aliis, quod fetorem ipsa sola sentiret, ingressus est quidam excommunicatus, qui sentenciam propter potenciam suam non curavit. Finita collocucionej dixit ei Christus: „Sicut putredo squamarum piscium periculosior est aliis fetoribus, sic excommunicacio est spiritualis anime infirmitas aliis nocivior, quia non solum nocet excommunicatok, sed eciaml conversantibus et consencientibus cum eo.“ Similiter sensit fetorem sulphuris in naribus horribilem, quando quis ei vel cum ea verba dolosa vel viciosa, que deum offenderent, loquebatur. Item fuit firmata per totam custodiam intrinsice puritatis. Equidem secundum consilium Sapientis omni custodia servabat cor suum, Prv 4m {4}, et quia verbessert aus dixit W1 u verbessert aus Cipco W1 v regi et β, K w et in] in P, et W2, olym regi Swecie et in K x modus K y quam β z dictis doctorum K a fuit in K b simulando se K c verbo W1 d Mt 7 α, P; Mt 16 verbessert aus Mt 7 L, W2 e sacrosanctorum L, sanctorum W1 f hec hinzugefügt β g et W1 h contigit W1, K i sexto celestium K j verbessert aus collacione W1, autem collocucione K k excommunicommunicatio U l et β m Prv 4] fehlt β, steht nach Sapientis K t

  Peter II. Lusignan und seine Mutter Eleonore von Aragón, die Witwe seines am 18. I. 1369 ermordeten Vaters Peters I.   Revelaciones VII, 18–19 (hrsg. v. Bergh, S. 173–182), Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 100, 266, 326, 372 f., 383, 430, 432, 636; vgl. Jönsson: Alfonso of Jaén, S. 99 ff.   Johanna I. von Anjou († 27. VII. 1382). Revelationes VII, 11 (hrsg. v. Bergh, S. 140–144); Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 325, 373, 383.   Revelaciones VI, 87 (hrsg. v. Bergh, S. 246 f.), fast wörtlich zitiert (bis „ ‚… consencientibus cum eo‘“).   Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 24 (Art. 36).   Vgl. auch Prv 3,1.

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dominus per prophetam Micheamn indicavito ei, quid esset bonum et quid deus ab ea requireret, sollicita ambulabat cum domino deop suo. Unde dominus ad confirmandum eamq, ne vel stultum quid loqueretur vel solo verbo deum offenderet, hanc, quam predulcem reputo, graciam ei contulit, ut, si quando labereturr in verbo ociosos vel levi, mox amaritudinem quasi sulphuris in ore sentiret, per quod se peccasse cognoscens mox cum lacrimis et gemitu confessione facta satisfaccionem non distulit et emendam, sicut in processu canonizacionis veridico testimonio comprobatur. Secundo consistit materiet ad canonizacionem disposicio in multiplicitate miraculose operacionis. Ut autem de omnibus taceam, que vel non scripta sunt vel non producta in actis, in solo processu canonizacionis evidenti testimonio probata sunt ultrau ducentav miracula, ew quibus omnibus non dicam nisi unumx ante mortemy, scilicet de reliquiis sancti Thome apostoli in Orthonaz factuma, et de morte eius et post mortemb de separacione carnium eius ab ossibus in sexta septimana post sepulturam eius miraculose factac. Tercio consistit materie ad canonizacionem disposicio in utriusque predictorum famositate divulgacionis. Quantumlibet enim sancta vita vel multa miracula non sufficerentd, si occultae essent vel occulte facta, quia ecclesia non iudicat de occultis. Unde licet omnis conversio peccatorum sit miraculosaf, nullius tamen conversionem celebrat sancta mater ecclesia nisi beatig Paulih, quod non videtur essei ex alio nisi quia deus in eius conversione illaj demonstravit ad extra per circumfusionem luminis, perk prostracioneml in terra, per redargucionem et sic de aliis, de quibus Act 9m dicitur, quen in convertendo peccatores deus generaliter operari consuevit ad intra. Quoo ad hoc, antequamp disposita sit hec presens nostra materia, quis non videat, cum divina ordinacione gestum appareat, quod tam nobilis principissaq de stirper regali progenita, femina delicata dimissis omnibus

verbessert aus Michaelem W1 o indicaverat K p fehlt K q ea U, W1 r laboretur W1 fehlt β t materia W1, materie memoria L u quasi per K v verbessert aus ducenda W1 w fehlt W1, ex K x unum miraculum L y mortem factum K z Chrihova unsicher β a facto P, U, W2 b post mortem] fehlt W1 c Hier bricht W2 ab. d unsicher W1 e occulte W1 f miraculum W1, quia ecclesia … miraculosa] fehlt P, K g sancti W1 h Pauli apostoli K i fehlt K j illam L k fehlt P l perforaccionem? W1 m unsicher W1 n fehlt K o que P p autem quam W1 q princeps P r de stirpe] fehlt P n s

  Acta

et processus, hrsg. v. Collijn, S. 84 (Vita) u. ö. Angabe ist nur über den Daumen gepeilt. Krötzl: Pilger, S. 85, zählt im Kanonisationsprozess 138 Mirakel.   Heute: Ortona, Provinz Chieti.   Zu dem Wunder von Ortona s. Revelaciones VII, 4 (hrsg. v. Bergh, S. 118–122); Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 495.   Revelaciones VII, 31 (hrsg. v. Bergh, S. 213–215); Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 20 f. (Art. 25), S. 318 f., S. 442, S. 88 (Vita).   Zur Skelettierung s. ebd. S. 343.   Diese

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VIII.  Anhang

tantam partem mundi et quasi omnes notabiless partes christianismi peragrarett, quatenus eius vita exemplaris doctrina, salutaris gracia revelacionum celestium, miraculorum operacio nota fieret toti mundo? Ex quibus omnibus manifeste colligitur ad canonizacionem beate Birgide pleneu dispositam esse materiam. Quapropter inducendo formam, ut cursus nature servetur, sanctus sanctificetur. Secundo dixi principaliter, quod est contra racionem et elidit modum doctrinalem, si bene concesso vero antecendente consequens negetur. Unde Boecius IV de consolacione, prosa 4: Qui conclusioni accedere durum putat, equum est velv falsum aliquid precessisse demonstret velw collacionemx racionemquey proposicionumz non esse efficacem necessarie conclusionis ostendata; alioquin concessisb precedentibusc nichil prorsus est, quod de illacione causetur. Quam racionabiliter autem, quam provide, quam circumspecte sancta mater ecclesia et specialiter sanctitas vestra antecedencia huius canonizacionis, de qua agitur, admiserit, inde colligitur, quod, licet dominod Gregorio felicis recordacionis, sanctitatis vestre antecessorie de fama huius canonizande dilecte dei, miraculis, revelacionibus et vita multum constaret, ut creditur, vix tamen aliquid moverif voluit eciamg postquam eminentis auctoritatis et maxime autenticeh personei, imperator videlicet recolende memorie, olym regina Siciliej, domini Romani, rex, archiepiscopik, episcopi, principes et aliil nobiles tocius regni Swecie, eius miracula et facta famosa famarent amplius, pro canonizacione humiliter peterent non semel, sed pluries et preces precibus inculcarent, plures proposiciones in consistorio publico procurarent fieri, summe ydoneitatis testes multiplicarenturm et quasi irruerent catervatim sic, quodn quasi divinitus videbatur huius canonizacionis negocium agitari. Ad quod probandum me nobiles W1 t peragravit ret P u plenam P v ut L w fehlt L x collacioni W1 y fehlt P, racionique W1 z posicionum K a fehlt K b fehlt K c prioribus P d über der Zeile nachgetragen W1 e antecessore P, K f movere P g et W1 h unsicher U, auctoritate L, antecedencie P i prime P j Cicilie L, Cicile U; Cecilie W1 k archiepiscopus K l fehlt K m publicarentur K n sic quod] sicque P s

  Boethius: Trost

der Philosophie / Consolatio philosophiae, hrsg. v. Olof Gigon, Darmstadt (Sammlung Tusculum), S. 188–190.   Kaiser Karl IV., am 9. IX. 1377, s. Acta et pocessus, S. 52 f.   Johanna I. von Anjou, im Oktober 1377 (und am 22. IX. 1378), s. Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 54 f.   Bezug unklar.   Albrecht III., am 9. X. 1376, zusammen mit seinen Adligen (und am 18. I. 1379), s. Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 48 f., 55–57.   Erzbischof Birger v. Uppsala und weitere Bischöfe, am 9. X. 1376, am 27. V. 1377 (und am 18. I. 1379), s. Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 47 f., 49–51, 57–59 – jeweils wechselnde Mitaussteller.   Am 2. VIII. 1377 (und am 18. I. 1379), s. Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 51 f., 59–61. 51998

VIII. 3.  Editionen

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laborare non oportet, quia sanctitas vestra, que huius cause et omnium nostrum est iudex, eius, quod iam dixi, esse dignabaturo etp testis etq, ut credo, celitusr inspiratas testimonium huic veritati perhibuitt, nec inconvenienter, quia vicarius estis eius, qui dicit: Ego sum iudex et testisu, Ier 29 {23}. Perv hec autemw tantum motus dominus Gregorius inquisicionem committere voluit et circumscriptissime commisit talibus, qui nullo modo poterant sibi esse suspecti, videlicet dominis Nicholao archiepiscopo Lundensi et Waldemarox Ottoniensi episcopo de regno Dacie, ut inquirerent de fama vite ety miraculorum et veritate eorum, que proposita fuerant et relata, quatenus pro maiori certitudine eciamz inimici essenta iudices; non quod aliquis christianus sit inimicus in tam pia causa vel reputari debeatb, sed quodc tanto maius estd eorum testimonium, quanto Daci ad Swecos minuse sunt affecti. Commisit insuperf hoc dominis archiepiscopo Upsalensi, Lynchopensig et Arosiensih episcopis. A quibus omnibus certissimam et sufficientissimam habens relacionem, priusquam ad ulteriora in hac causa procedereti, disponente deo dictus dominus Gregorius de medio est sublatus. Demum sanctitasj vestra ad summum apostolatus apicem sublimata preter priores sufficientissimas relaciones speciales habuit, specialiterk ab episcopo Lynchopensi proposicionem in consistorio, supplicaciones et testimonia plurimorum adeo, quod agente spiritu sancto de consilio dominorum cardinalium diffinivit eciaml sanctitas vestra commissionem faciendam essem etn commisit reverendissimis patribuso olym et dominis Gradensi,10 Corphiensip,11 de

dignabitur P p eciam β q fehlt L r fehlt P, et celitus K s inspiratur W1, inspirate K post L u hec autem] unsicher L v prohibuit L, W1 w testimonium W1 x Woldemario P y et eciam P z essent W1 a gestrichen W1 b fehlt W1 c quod pro W1 d esset K e fehlt P f insuper post P, K g Lichopensi W1, Lyncopensis K h Tatrosyensi P i unsicher W1, procederetur K j sanctitate K k specialiter habuit W1 l e P, fehlt K m fehlt P, K n et dominorum P o presbiteris W1 p Grosuensi P, Corfiensi K o t

    Nicolaus

Joenson, Erzbischof v. Lund seit 25. X. 1361, † 5. II. 1379. Podebusch, Bischof v. Odense seit 22. X. 1375, † 1388 ?    Am 13. XI. 1375. Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 61 f.    Birger Gregorii, Erzbischof v. Uppsala seit 23. VII. 1367, † 10. III. 1383.    Nicolaus Hermanni, Bischof v. Linköping seit 14. III. 1375, † 13. IX. 1391.    Matthias Laurentii, Bischof v. Västerås seit 14. I. 1372, † 1379.    Der Bericht der drei: Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 144 ff.    Am 27. III. 1378.    Möglicherweise die dritte Propositio, die im Bericht des Magnus Petri nicht erwähnt wird; diejenige des Matthäus von Krakau wird darin als vierte gezählt, s. Undhagen: Source, S. 223. 10  Thomas(inus) de Frignano, O. Min., patr. „Gradensis“, tit. SS. Nerei et Achillei, prom. 18. IX. 1378, † 19. XI. 1381. 11  Johannes de Amelia, Erzbischof v. Korfu, tit. S. Sabinae, prom. 18. IX. 1378, † XII. 1386 (von Urban VI. hingerichtet).    Waldemar

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VIII.  Anhang

Columpna et de Sangroq cardinalibusr. Qui per se vel per suos substitutos et subdelegatos receperunt iuramenta testium summe ydoneitatis et diligentissime examinaverunts eosdem ac ad tantumt processerunt, quod exigente iusticia per edictum publicum ianuis ecclesiarum sancti Petri et sancti Celsiu Romev, ut moris est, affixumw per novem dies citaverunt contradicerex volentes, nec umquam vel unus apparuit contradictor. Concessum est ergo graciosissime permagnum antecedens. Quapropter, ut vera loyca servetur, eadem pietate eciam consequens non negetur, ut videlicet sanctus sanctificetur. Dixi t e r c i o , quod est contra iusticiam et confundit ordinem legalem, si rite conclusoy in causa vertentez sentencia prorogetur. Unde 30a q. 5a canonea „Iudicante“ dicitur: Litigantibus iudex sua non velit prius sentencia obviare nisi cum iam peractis omnibus nichil habent in questione, quod proponant. Sed quia anb rite probata et producta sintc omniad, sanctitatis vestre iudicio commissum est, que magis secundum allegata et probata iudicabit quam secundume mea debilia argumenta, ideo probaciones meas gracia brevitatis omitto et ad supplicaciones humiles me converto. Supplicans pro parte omnium, qui umquam in hac materia supplicarunt, ymmo ex parte omnium statuum, quia omnesf status huic canonizacioni affectos estimog vel esse debere, quia hec electa dei sponsa pro omnibus statibus sollicita extitit, oraciones fudit et divinas revelaciones habuit ach responsa, supplico, inquam, omni, qua possum, reverencia, sedi devocione, sed humilitate, sed instancia, quatenus dignissima sanctitas vestra examinet vel examinari faciat totum huius cause processum; et postquamj, sicut multi firmissime tenent nec dubitant, repertumk fueritl vera esse et sufficienter probata, que dicta et productam sunt, quod tuncn ex apostolica et paterna clemencia cathalogo sanctorum annumeretur hec sancta, ut sic hec nobilis materiao, veneranda videlicet ossa beate Birgide, forma sua debita, devota videlicet veneracione fidelium, non fraudenturp, ut hicq preciosus thesaurus non fodiatur in terra, sed tradatur nummulariis, ut dominus veniens lucrum multiplex recipiat cum usuris {Mt 25,27}, quodque hecr lucerna ardens et lucens {Io 5,35}, ardens, inquam, ets mentes accendenst per vitamu, quam Pangro K, P, Sanguine L r cardinalium P s examinabant L t actum P u Pauli Celsi P v unsicher P w affixum est P x contradicentes P y rite concluso] lite conclusa P z retente W1 a capitulo W1 b ante P c sunt P d fehlt K e fehlt K f omnis W1 g estimo ex parte K h et P i ac L j post hoc K k si repertum K l fuit P m probata α, K n fehlt P o fehlt P p fundentur W1 q unsicher U r fehlt P s ut P t accedens P u totam P q

  Agapitus de Columna, Bischof v. Lissabon, tit. S. Priscae, prom. 18. IX. 1378, † 3. (11. ?) X. 1380.   Gentilis „de Sangro“, diac. S. Adriani, prom. 18. IX. 1378, † XII. 1386 (von Urban VI. hingerichtet).   Acta et processus, hrsg. v. Collijn, S. 240 ff. (11. VII. – 20. VII. 1380).   C. 30 q. 5 c. 11 (Corpus Iuris Canonici I, hrsg. v. Friedberg, Sp. 1107).

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habuit, exemplarem, lucens per irradiacionem divinam et doctrinam, quam prebuit, salutarem, non ponatur sub modio, sed super candelabrum, ut omnes, qui ingrediuntur, lumen videant {Lc 11,33}. Thesaurus enim invisus et sciencia abscondita – que utilitas in utrisque {Sir 20,32}? Demum utv hecw secretariax dei, Ihesu Christi familiaris amica, fistula spiritus sancti, consecrata celestis cenobii monacha, crucis Christi amatrix fervida pariter et gestatrix, amantissima simul ety amatissimaz dei genitricis filia, angelorum ac sanctorum consors et socia, cuiusa tanta, dum hic viveret, conversacio fuit in celis, ut nedum angelorum et sanctorum plurimi, sed eciamb ipse angelorum dominus et regina celi ei familiarissime colloqui ac conversari dignarentur et delectarenturc in terris, illis iungatur et iuncta decernatur per ecclesiam et eius auctoritatem, quibus hicd coniunctae fuit per caritatem etf iuncta est per beatitudinis et gaudii communionem. Et postremo, utg hec electa dei sponsa sponso suoh sollempniter adducatur, ymmo uti vos, pater sanctissimej, etk sancta mater ecclesia tam dilecte filie nupciis intersitis et velitis cum gaudio spiritualiter interesse. Quis enim pater non letanter interest filie sue optatis nupciis regi tam nobili copulate? Unde si Assuerus fecitl permagnificum convivium pro nupciis et coniunccione Hester dedit requiem, dona largitus estm, ut dicitur Hester 2 {18}, quomodo sanctitas vestra per Assuerum congruentissimen designata, quia Assuerus beatitudo dicitur, poterit aliud facere quam dare requiem diei celebris, ut festum huius beate per ecclesiam celebreturo, dona largiri, videlicet indulgenciarum, omnibus reliquias eius visitantibus, ac cunctis fidelibus vestris facere convivium gaudii spiritualis in die desponsacionis et leticie huius formosissime nostrep Hester? In hiis autem et omnibus, que statum sanctitatis vestre concernunt ad faciendum id, quod est adq beneplacitum voluntatis divine, adr honorem celestis curie, incrementum ecclesie et pro excitanda fidelium devocione, inspiret, illustret et dirigat mentem apostolicam ille, cuius estis vicarius, dominuss Ihesus Christus in seculat seculorum benedictus. Amen. VIII. 3. 4.  ‚Epistola ad novum sacerdotem‘ Einziger Textzeuge: Uppsala, Universitetsbibliotek, C 287, f. 236r–237r (vgl. Andersson-Schmidt / Hedlund: Mittelalterliche Handschriften, Bd. 3, S. 296). Nach dem Kolophon entstand die Abschrift 1418. Der Text ähnelt teilweise dem Dialogus rationis et conscientiae, vgl. Matthäus von Krakau: Opuscula theologica, hrsg. v. Seńko / Szafrański, S. 370 f. Die Übereinstimmung fehlt K w hec dei P x secretario P y fehlt U? z amantissima W1, K, unsicher L cuius sic P b et P, fehlt L c et delectarentur] fehlt W1 d hec P, W1 e iuncta K f et eciam iam K g in W1 h suo electi K i et L j sancte P k fehlt P l fecit tam K m nachträglich eingefügt U n congruissime K, L, verbessert aus congruissem W1 o verbessert aus celebraretur W1 p vestre K q fehlt P r et P s dominus noster K t fehlt P

v a

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VIII.  Anhang

ist auffällig, doch deuten die relativ freien Anklänge eher nicht darauf hin, dass der vorliegende Brief von einem anderen Autor unter Rückgriff auf Matthäus’ Dialogus kompiliert worden wäre. Epistula magistri M(athei) de Craco(via) Dilecto sibi in Christo novo sacerdoti N. M(atheus) eiusdem officii inveteratus dierum malorum novam vitam incipere et in ea proficiendo secundum spiritum ambulare. Quia te, frater karissime, sacerdotale officium gaudenter suscepisse et ad eius execucionem exultanti animo anhelare confido, dileccioni tue non congaudere non possum. Tanta siquidem est in hoc divino ministerio spiritualiter gaudendi materia, quod plane carnalem se probat, qui non novit de ea gaudere. Nec enim dignius, dulcius vel utilius officium humano generi est collatum. Magna, fateor, est potestas regum et principum, prelatorum et iudicum, sed super creaturas dumtaxat constituta est. Ad habendum autem creatorem ducem nichil attingit, nisi in quantum benefaciendo graciam possunt habere cum aliis, et plerumque circa tediosam et odiosam materiam, vilitatem videlicet et miseriam hominum, potestatem habentes periculosius occupando, disponendo temporalia, lites sedando, exterminando vicia et corrigendo peccata. Sacerdotum autem in hac parte auctoritas ad deum singulari quodam {236va} modo potencie habendum, quando volunt loco et tempore debitis se extendi. Licet autem tam immensa dignitas cuilibet sane mentisa dulcescere debeat sine modo, dulcius tamen sapiet, si quis adverterit, quid sit, quod agitur, quando missa celebratur: Peragitur sane mirabile commercium inter deum et hominem, celum et terram, sponsum Christum et sponsam, dum nostra exponitur miseria et pro nostro relevamine illius presencia exhibetur. Etenim corpus Christi, quod offertur et sumitur, est redempcionis nostre memoriale dulcissimum et divinum iocale pro signo valediccionis et amoris ecclesie derelictum, pignus hereditatis eterne et preludium, quedam presencia sponsi absentis, et triumphantis ac militantis ecclesie suave glutinum et unio fraternalis, dum idem bonum ista fructuose habet, quo illa fruitur gloriose. Illa habet secure, illa meritorie, illa fertiliterb, illa salubriter, et licet illa non possit deficere, non tamen potest sicut ista proficere. Cogita ergo, si potes, quam magnum et amabile est totam materiam tante dulcedinis pre oculis habere et manibus contrectare et in hoc inter tam dilectos sibi invicem sponsam et sponsum interactoremc et mediatorem existere, vota sponse, quibus fervet ad sponsum, ad aures sponsi deducere et sponsi promptitudinem ad visitandum et consolandum eam sponse nuncciare, ymmo et presencialiter adducere. O dulcor inestimabilis legacionis officio fungi tanti amoris et talium amatorum! Grata utique et supramodum accepta sponso deferre a

mente

b

feciliter

c

intrancium ?

VIII. 3.  Editionen

331

{236vb} sponse desideria et desideratissimum ac gratissimum sponsum deferre sponse. Quomodo te non diliget sponsus, vitam amabili sibi servicio occupatum? Aut quomodo te non promovebit sponsa tam utilem ei ministrum? Felix omnino, si dormieris inter medios hos clericos. Magnam plane dat sic servienti, et hinc gloriam sponsi, illinc sponse profectum pure et fideliter intendenti firme spei fiducia detur tribucione permaxima in futuro, qui tantum lucrum percipit in presenti. Queris forte, quid sit illud. Attende eciam perattente, quia hoc est, quod maiori redat dulcedine: Hoc enim, quod sponsus sponse transmittit, huius tu nedum es lator, sed eciam quasi quidem thezaurarius et conservator. Habes enim quasi pro retribucionis premio utriusque favorem, ut illo tam magno bono tu ipse reficiaris, gaudeas et fruaris, et quanto fruereris dulcius, tanto eis amplius solacium exhiberes. Hortor igitur devocionem tuam, dilecte, deprecor et adiuro, ut mentem tuam ab omni distraccione recolligas, omnes alias cogitaciones et affectus abicias, quantum potes, ac te ad tam nobile ministerium exequendum et ad gustandum tante suavitatis dulcedinem tota attencione disponas. Ad quod hoc unum credo valde et, si auderem dicere, summe valere, inter ea, que per hominem humano modo fieri possunt, ut vilitatis et indignitatis tue non immemor, quo profundius potes, te semper humilies, nichilominus semper fortissime confidendo de gracia dei, cuius gloriam, et de meritis ecclesie, cuius queris consolacionem et profectum, timide et humiliter presumens, quod sponsus, eciam si propter {237ra} demerita tua te posset iuste repellere, misericorditer tamen et gratanter acceptabit propter amorem dilecte sibi sponse, que non sine singulari recommendacione te in sua legacione transmisit, et hoc ipsum ei potes fiducialiter allegare, quia decencius et omnino dignius est, ut te propter sponse magna merita et illam gratam oblacionem, quam offers, gratanter accipiat, quam ut preces tuas propter mala tua repellat. Det tibi deus talem affectum, quem in te presenti labore excitare vel saltem promoveri volui, ut inter illa divina ministeria mundo cordis palato sencias, gustes et sapias, quam dulcis et suavis sit dominus, et dum tibi bene fuerit, memento mei, qui ad consequendum, quod tibi opto et, proh dolor, non habeo, tuis peto oracionibus adiuvari. Deo gracias, amen. Explicit anno domini 1418, feria quinta ante assumpcionem Marie virginis {11. VIII. 1418}.

IX.  Bibliographie IX. 1.  Handschriftliche Quellen Diejenigen Handschriften, die für die vorliegende Studie entweder im Original oder anhand von Reproduktionen in Augenschein genommen wurden, sind mit * markiert. Augsburg, Staats‑ und Stadtbibliothek: 2° Cod. 226*. Augsburg, Universitätsbibliothek: Codd. II. 1. 2° 52; II. 1. 2° 57; II. 1. 2° 66; II. 1. 2° 90; II. 1. 2° 146; II. 1. 2° 159*; II. 1. 2° 160*; II. 1. 2° 167*. Basel, Öffentliche und Universitätsbibliothek: E I 12. Berlin, Geheimes Staatsarchiv PK: I. HA, Rep. 94, Kleine Erwerbungen I C Nr. 5*. Berlin, Staatsbibliothek PK: theol. lat. fol. 238; 556; 704; theol. lat. quart. 271; 337; 338; 348; 349. Breslau (Wrocław), Biblioteka Kapitulna: Ms. 423. Breslau (Wrocław), Biblioteka Uniwersytecka: I F 52; I F 273; I F 286; I F 485*; I F 497; I F 554; I F 601; I F 772*; I F 773; I Q 41; I Q 50; I Q 116*. Brixen (Bressanone), Biblioteca del Seminario Maggiore: A. 13. Brünn (Brno), Statní Vědecká Knihovna: R 405. Brüssel (Bruxelles), Bibliothèque royale de Belgique: Ms. 9523. Cambridge, Corpus Christi College: Ms. 529. Danzig (Gdańsk), Biblioteka PAN: Ms. 2009; Mar. F 232. Darmstadt, Hessisches Staatsarchiv: A 2 Nr. 181 / 11*; A 2 Nr. 251 / 5*; A 2 Nr. 251 / 6*; A 2 Nr. 255*; A 2 Nr. 1042*; A 5 Nr. 9 / 1*; C 1 A Nr. 156*; C 1 B Nr. 57*. Eichstätt, Universitätsbibliothek / Eigentum des Freistaates Bayern: Cod. st 717*. Einsiedeln, Stiftsbibliothek: Ms. 180. Epinal, Bibliothèque Municipale: 8 / 108. Erfurt, Stadtbibliothek: CA Fol. 168. Freiburg i. Br., Universitätsbibliothek: Ms. 145. Göttweig, Stiftsbibliothek: Mss. 340 (302); 474 (310). Halle (Saale), Universitäts‑ und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt: Qu. Cod. 89; Ye 2° 68. Heidelberg, Universitätsarchiv: A-702 / 1*; XII, 2 Nr. 26*; XII, 2 Nr. 35*. Kalocsa, Kathedralbibliothek: Ms. 194. Kampen, Gemeentearchief: Ms. 167*. Karlsruhe, Generallandesarchiv: Kopialbücher (Best. 67) 466*; 801*; 802*; 809*; 871*; 906*; 949*. Kiel, Universitätsbibliothek: Bord. 24. Klosterneuburg, Stiftsbibliothek, Ms. 405. Koblenz, Landeshauptarchiv: Best. 701 Nr. 163*. Krakau (Kraków), Biblioteka Jagiellońska: Mss. 326*; 1183; 1259; 1309*; 1399; 1483*; 1496* (Dipl. 607); 1617; 1746*; 1754*; 1755*; 1770*; 2032; 2192*; 2244*; 2264*; 2286*.

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IX.  Bibliographie

Krakau (Kraków), Biblioteka Kapitulna: Ms. 171. Leipzig, Universitätsbibliothek: Cod. 346. London, British Library: Ms. Harley 612*. Maria Saal, Kollegiatstift: Ms. 32. Melk, Benediktinerstift: Cod. 900*. München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv: Kurpfalz Urk. 1429*. München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Geheimes Hausarchiv): Mannheimer Urkunden, Baden D 11*; Mannheimer Urkunden, Geistliche Sachen 85*; –, Geistliche Sachen 88*; –, Geistliche Sachen 101*. München, Bayerische Staatsbibliothek: Cgm 71; Clm 5925; 8365; 8873; 14167; 14232; 14299; 15963; 16194; 18225; 28640; Dalbergiana U 4. Nürnberg, Stadtbibliothek: Cod. Cent. VI, 44. Pelplin, Seminarium Duchowne: Mss. 201 (142); 233 (273). Prag (Praha), Knihovna Metropolitní Kapitoly (Bibliothek des Metropolitankapitels): D 64*; O 31*; O 32*. Prag (Praha), Knihovna Národního Muzea (Bibliothek des Nationalmuseums): XIV D 6*; Karlštejn Děkanska Knihovna 19. Prag (Praha), Národní Knihovna (Nationalbibliothek; enthält auch die Bestände der Universitätsbibliothek): I E 20; IV C 15; VIII D 2; VIII D 26; VIII F 13*; X C 25*; Osek 2*. Speyer, Landesarchiv: A1 Nr. 575*; F7 Nr. 1065*. St. Gallen, Stiftsbibliothek: Ms. 692. Stockholm, Kungliga Biblioteket: Cod. Holm. A 20. Trier, Stadtbibliothek: Mss. 411; 817. Tschenstochau (Częstochowa), Biblioteka OO. Paulynów: II 6. Uppsala, Universitetsbiblioteket: C 15*; C 287*; C 623. Warschau (Warszawa), Biblioteka Narodowa: Mss. 3023; 3310; 17067. Wien, Österreichische Nationalbibliothek: Mss. 4150*; 5097*; 5125; theol. 938. Wien, Österreichisches Staatsarchiv – Haus‑, Hof‑ und Staatsarchiv: Reichsregister König Ruprecht) A* und Reichsregister (König Ruprecht) C*. Worms, Stadtarchiv: Abt. 1 A1 Nr. 343*. Würzburg, Universitätsbibliothek: M. p. th. f. 173; M. ch. o. 15; M. ch. q. 16 / 2.

IX. 2.  Gedruckte Quellen Um das nachfolgende Verzeichnis zu entlasten, sind die Werke, die nur als Testimonien zu den im Anhang edierten Quellen genannt werden, an Ort und Stelle nachgewiesen. Slawische Titel hat der Verfasser nach bestem Wissen übersetzt {in geschweiften Klammern}. Acta et processus canonizacionis beate Birgitte, hrsg. v. Isak Collijn (Samlingar utgivna av Svenska Fornskrift-Sällskapet, Ser. 2, Bd. 1). Uppsala 1924–1931. Acta summorum pontificum res gestas Bohemicas aevi praehussitici et hussitici illustrantia, hrsg. v. Jaroslav Eršil, Teil 1. Pragae 1980. Kadlec, Jaroslav: Leben und Schriften des Prager Magisters Adalbert Rankonis de Ericinio. Aus dem Nachlass von Rudolf Holinka und Jan Vilikovský. Münster 1971 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters; N. F. 4).

IX. 2.  Gedruckte Quellen

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Album seu matricula facultatis iuridicae Universitatis Pragensis ab anno Christi 1372 usque ad annum 1418. Codex diplomaticus Universitatis ejusdem, pars I. Pragae 1834 (Monumenta historica Universitatis Carolo-Ferdinandeae Pragensis; 2). Andreas von Regensburg: Sämtliche Werke, hrsg. v. Georg Leidinger. München 1903, Nachdruck Aalen 1969 (Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte; N. F. 1). Bernhard von Clairvaux: Sämtliche Werke, hrsg. v. Gerhard B. Winkler, 9 Bde. Innsbruck 1980–1997. Birgitta of Sweden: Life and selected revelations, hrsg. v. Marguerite Tjader Harris. New York–Mahwah 1990. Sancta Birgitta: Opera minora, Bd. 1: Regula Salvatoris, hrsg. v. Sten Eklund. Stockholm 1975. Sancta Birgitta: Revelaciones, book I, with Magister Mathias’ prologue, hrsg. v. Carl-Gustaf Undhagen. Uppsala 1978. Sancta Birgitta: Revelaciones, book II, hrsg. v. Carl-Gustaf Und­ hagen / Birger Bergh. Stockholm 2001. Sancta Birgitta: Revelaciones, book III, hrsg. v. Ann-Mari Jönsson. Uppsala 1998. Sancta Birgitta: Revelaciones, book IV, hrsg. v. Hans Aili. Stockholm 1992. Sancta Birgitta: Revelaciones, book V: Liber questionum, hrsg. v. Birger Bergh. Stockholm 1971. Sancta Birgitta: Revelaciones, book VI, hrsg. v. Birger Bergh. Stockholm 1991. Sancta Birgitta: Revelaciones, book VII, hrsg. v. Birger Bergh. Stockholm 1967. Sancta Birgitta: Revelaciones, book VIII. Liber celestis imperatoris ad reges, hrsg. v. Hans Aili. With a reprint of Alfonso of Jaén, Epistola solitarii ad reges, ed. by Arne Jönsson. Stockholm 2002. Jönsson, Arne: St. Bridget’s Revelations to the Popes. An edition of the so-called ‚Tractatus de summis pontificibus‘. Lund 1997 (Studia Graeca et Latina Lundensia; 6). Bliemetzrieder, Franz Pl[acidus]: Literarische Polemik zu Beginn des Großen Abendländischen Schismas. Ungedruckte Texte und Untersuchungen, Wien–Leipzig 1909 (Publikationen des Österreichischen Historischen Instituts in Rom; 1). Brandmüller, Walter: Sieneser Korrespondenzen zum Pisaner Konzil 1409. In: Ders., Papst und Konzil im Großen Schisma …, S. 171–224. Camporesi, Piero (Hrsg.): Il libro dei vagabondi. Torino 1973 (Nuova Universale Einaudi; 145). Corpus Christianorum, Series Latina. Turnhout 1951 ff. Chmel, Joseph: Regesta chronologico-diplomatica Ruperti regis Romanorum. Auszug aus den im k. k. Archive zu Wien sich befindenden Reichsregistraturbüchern vom Jahre 1400 bis 1410. Frankfurt am Main 1834. Concilia Pragensia 1353–1413. Prager Synodalbeschlüsse, hrsg. v. Constantin Höfler. Prag 1862 (Nachdruck Wien 1972). Kaiser, Hans: Der „kurze Brief“ des Konrad von Gelnhausen. In: Historische Vierteljahrschrift 3 (1900), S. 379–394.

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IX.  Bibliographie

Schmitz, Ludwig: Ein Brief Konrads von Gelnhausen aus dem Jahre 1379. In: Römische Quartalschrift für christliche Alterthumskunde und für Kirchengeschichte 9 (1895), S. 185–189. Corpus Iuris Canonici, hrsg. v. Aemilius Friedberg. 2 Bde. Leipzig ²1879–1881. Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum. Wien–Leipzig 1884 ff. Deutsche Reichstagsakten unter König Ruprecht, 1. Abt.: 1400–1401, 2. Abt.: 1401–1405, 3. Abt.: 1406–1410 (Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 4–6), hrsg. v. Julius Weizsäcker. Göttingen 1882 / 1885 / 1888 (Nachdruck Göttingen 1956). Deutsche Reichstagsakten unter König Wenzel, 1. Abt.: 1376–1387, 2. Abt.: 1388–1397 (Deutsche Reichstagsakten, Ältere Reihe, Bd. 1 / 2), hrsg. v. Julius Weizsäcker. München 1867 / 1874 (Nachdruck Göttingen 1956). Dietrich von Niem, s. Duellius, Raimundus, s. Ferber, Maria Reinhildis: Die Quelle des „Creutziger“ des Johannes von Frankenstein. Phil. Diss. München 1935. Fuchs, Rüdiger: Die Inschriften der Stadt Worms. Wiesbaden 1991 (Die Deutschen Inschriften; 29). Heinrich von Langenstein: Tractatus bipartitus de contractibus. In: Johannes Gerson: Opera omnia, 4 Bde., Coloniae 1483 / 84, Bd. 4, f. 185r–224r. Heinrich Totting von Oyta: De contractibus reddituum. In: Johannes Gerson: Opera omnia, 4 Bde., Coloniae 1483 / 84, Bd. 4, f. 224r–253v. Innozenz III.: De sacro altaris mysterio. In: PL 217, Sp. 773– 916. „Avisament“ zur Reform der Kirche und des Imperiums. In: Heimpel: Die Vener, Bd. 3, S. 1290–1315 (mit deutscher Übersetzung auch in: Miethke / Weinrich: Quellen zur Kirchenreform, S. 378–415). Johannes Falkenberg: Krakowska redakcja J. Falkenberga „De monarchia mundi“ {Die Krakauer Redaktion von J. Falkenbergs „De monarchia mundi“}, hrsg. v. Władysław Seńko. Warszawa 1986 (Textus et studia historiam theologiae in Polonia excultae spectantia; 20). Johannes Falkenberg: De monarchia mundi, hrsg. v. Władysław Seńko. Wrocław u. a. 1975 (Materiały do Historii Filozofii Średniowiecznej w Polsce; 9 / 20). Sommerfeldt, Gustav: Das Vorwort zu J. Falkenbergs Schrift „De monarchia mundi“ und seine Erwiderung in einem Klageverfahren vom Jahre 1406. In: Historisches Jahrbuch 27 (1906), S. 611–617. Johannes von Frankfurt: Zwölf Werke des Heidelberger Theologen und Inquisitors, hrsg. v. Dorothea Walz, Heidelberg 2001 (Editiones Heidelbergenses; 29). Jean Gerson: Œuvres complètes, hrsg. v. Palémon Glorieux, 10 Bde. Paris 1960–1973. Johannes Gerson: Opera omnia, hrsg. v. Louis Ellies Du Pin. Antwerpiae 1706. Johannes von Jenstein: Bericht an Papst Bonifaz IX. (1393) [nach: Vatikanstadt, Biblioteca Apostolica Vaticana, cod. Vat. lat. 1122, f. 162r–169r]. In: Reinhold Baumstark / Johanna von Herzogenberg / Peter Volk (Hrsg.): Johannes von Nepomuk. Ausstellungskatalog. München 1993, S. 20–22.

IX. 2.  Gedruckte Quellen

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Iohannes Nider: De contractibus mercatorum. In: Tractatus universi iuris, Bd. 6.1, Venetiis 1584, f. 279v–284r. Johannes von Posilge, in: Scriptores rerum Prussicarum: Die Geschichtsquellen der preussischen Vorzeit bis zum Untergange der Ordensherrschaft, hrsg. v. Theodor Hirsch / Max Töppen / Ernst Strehlke, Bd. 3. Leipzig 1866 (Nachdruck Frankfurt am Main 1965). Koczy, Leon: Documents sur les Origines de l’Université de Cracovie. Dundee1967. Leidinger, Georg: Regesta Dalbergiana. In: Vierteljahresschrift für Wappen‑, Siegel‑ und Familienkunde 34 (1906), S. 46–64. Liber decanorum facultatis philosophicae Universitatis Pragensis ab anno Christi 1367 usque ad annum 1585, Teil 1. Pragae 1830 (Monumenta historica universitatis CaroloFerdinandeae Pragensis, tom. 1). Libri erectionum archidioecesis Pragensis saeculo XIV. et XV., hrsg. v. Clemens Borový, liber 2 (1375–1388). Pragae 1878. Libri quinti confirmationum ad beneficia ecclesiastica per archidioecesin Pragenam … annus 1391 et 1392, hrsg. v. Franciscus Antonius Tingl. Pragae 1865. Die Matrikel der Universität Heidelberg von 1386 bis 1622, Teil 1 / 2, hrsg. v. Gustav Toepke. Heidelberg 1884 / 86. Duae collationes Matthaei de Cracovia, quas MCDIII habuit coram papa pro coronatione Ruperti regis Romanorum, hrsg. v. Raimundus Duellius. In: Raimundi Duellii … Miscellaneorum … liber I. Augustae Vindelicorum et Graecii 1723, S. 139–154. Matthäus von Krakau: De contractibus, hrsg. v. Matthias Nuding. Heidelberg 2000 (Editiones Heidelbergenses; 28). Mateusza z Krakowa „Lectura super Beati immaculati“, hrsg. v. Wacław Bucichowski. Warszawa 1984 (Textus et studia historiam theologiae in Polonia excultae spectantia; 19). Mateusza z Krakowa Opuscula theologica dotyczące spowiedzi i komunii {Matthäus’ von Krakau Opuscula theologica zu Beichte und Kommunion}, hrsg. v. Władysław Seńko und Adam Ludwik Szafrański. Warszawa 1974 (Textus et studia historiam theologiae in Polonia excultae spectantia; II / 1). Mateusza z Krakowa De praxi Romanae curiae, hrsg. v. Władysław Seńko. Wrocław–Warszawa–Kraków 1969. Matthaei de Cracovia Rationale operum divinorum (Theodicea), hrsg. v. Vitoldus [Witold] Rubczyński. Kraków 1930 (Archiwum komisji do badania historji filozofji w Polsce; 3). Mateusz z Krakowa: Sermones de sanctis, hrsg. v. Bożena Chmielowska, 2 Bde. Warszawa 1984 (Textus et studia historiam theologiae in Polonia excultae spectantia; 17). De squalore seu De praxi Curiae Romanae. In: Petri de Aliaco Cardinalis De emendatione Ecclesiae, hrsg. v. Wolfgangus Wissenburg. Basel 1551. Matthäus von Krakau: De squaloribus curie Romane. In: Jürgen Miethke / Lorenz Weinrich (Hrsg.): Quellen zur Kirchenreform im Zeitalter der großen Konzilien des 15. Jahrhunderts, Teil 1: Die Konzilien von Pisa (1409) und Konstanz (1414–1418). Darmstadt 1995, S. 60–165 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters – Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe; 38a). Matthaei de Cracovia De squaloribus Curiae Romanae. In: Monumenta medii aevi, Band I / 1, hrsg. v. Carolus C. F. Walch. Göttingen 1757.

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IX.  Bibliographie

Matthaei de Cracovia De squaloribus Romanae Curie Romane. In: Fasciculus rerum expetendarum et fugiendarum Ortuini Gratii, appendix, hrsg. v. Eduardus Brown. London 1690. Bozzolo, Carla: Une traduction médiévale française du „Dialogus rationis et conscientiae“ de Mathieu de Cracovie. In: Mediaevalia Philosophica Polonorum 20 (1974), S. 141–177. Daszkiewicz, Tadeusz (Hrsg.): Mateusz z Krakowa, O godności osoby publicznej {Über die Würde der öffentlichen Person}. Warszawa 11998 und ²1998. Lange, Monika: Matthaeus de Cracovia: ‚Ich sundeger mensche bekenne …‘. In: Mediaevalia Philosophica Polonorum 24 (1979), S. 57–71. Nyberg, Tore: Klasztor Brygidek w Gdańsku i jego najwcześniejsze kontakty z krajami skandynawskimi na przełomie XIV i XV wieku {Das Birgittinenkloster in Danzig und seine frühesten Kontakte zu den skandinavischen Ländern an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert}. In: Zapiski Historyczne 27.1 (1962), S. 53–77. Seńko, Władysław: Mateusza z Krakowa ‚O praktykach kurii rzymskiej‘ oraz 2 kazania synodalne o naprawie obyczajów kleru {Matthäus’ von Krakau ‚Über die Praktiken der römischen Kurie‘ sowie 2 Synodalpredigten über die Besserung der Sitten des Klerus}. Kraków 1970. Sommerfeldt, Gustav: Die Adventsrede des Matthäus de Cracovia vor Papst Urban VI. im Jahre 1385. In: Mittheilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 24 (1903), S. 369–388. Sommerfeldt, Gustav: Ein Brief des Matthäus von Krakau über die Judenfrage (um 1400). In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung 36 (1915), S. 342–345. Sommerfeldt, Gustav: Ein kirchlicher Traktat des Matthäus von Krakau. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 46 / N. F. 7 (1892), S. 725–728. Sommerfeldt, Gustav: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (I). In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 22 (1901), S. 465–484. Sommerfeldt, Gustav: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (II). In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 23 (1902), S. 593–615. Sommerfeldt, Gustav: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (III). In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 25 (1904), S. 604–625. Sommerfeldt, Gustav: Zu Matthäus de Cracovias kanzelrednerischen Schriften (IV). In: Zeitschrift für Kirchengeschichte 32 (1911), S. 92–98. Matěj z Janova mistra Pařížského Regulae veteris et novi testamenti, Bd. 1–4 hrsg. v. Vlastimil Kybal; Bd. 5 hrsg. v. Dems. / Otakar Odložilík. Innsbruck / Praha 1908–1926. Metryka Uniwersytetu Krakowskiego z lat 1400–1508. Biblioteka Jagiellońska rkp. 258 (Metrica Universitatis Cracoviensis. Bibliotheca Jagellonica cod. 258), hrsg. v. Antoni Gąsiorowski / Tomasz Jurek / Izabela Skierska, 2 Bde. Kraków 2004. Monumenta medii aevi historica res gestas Poloniae illustrantia, tom. 8: Cathedralis ad S. Venceslaum ecclesiae Cracoviensis diplomatici codicis pars secunda, 1367–1423), hrsg. v. Franciszek Piekosiński. Cracoviae 1883. Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia, tom. 3: Acta Urbani V. (1362– 1370), hrsg. v. Archivum Terrae Bohemiae. Pragae 1944.

IX. 2.  Gedruckte Quellen

339

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Register Personen, Orte, Sachen Personen aus der Zeit vor 1500 sind nach ihrem Vornamen eingeordnet. Biblische Gestalten und moderne Historiker wurden nicht aufgenommen; allzu häufig auftretende Begriffe (etwa Heidelberg, Krakau, Prag) nur in spezifischen Zusammenhängen. Bei weniger bekannten Personen, insbesondere solchen außerhalb des universitären Milieus, sowie bei hohen Würdenträgern sind den Namen Amts‑ oder Funktionsbezeichnungen beigefügt. 

Ablass  75, 210 Adalbert Ranconis von Ericinio  29, 36, 38, 39 Adelheid Freyin, Amberger Bürgerin  265 Adelheid, Gräfin von Zollern  189, 248 Adolf I., Bischof von Speyer  187, 188 Agapitus de Colonna, Bischof von Lissabon  328 Albert Engelschalk  95, 137 Albert von Sachsen  130 Albrecht von Neuenhaus, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Albrecht III., König von Schweden  326 Alexander V., Papst  207, 215, 297, 302 Alfonso Pecha, ehemaliger Bischof von Jaén  77, 80, 84, 86, 89, 312, 314, 321, 322 Allexius, Rektor der Schulen an St. Elisabeth, Breslau  263 Altdorf, Pfarrei  127, 175, 235, 236, 238 Altenbach (bei Schriesheim)  248 Alt-Ofen (Óbuda), Universität  131 Alvastra, Zisterze  77, 321, 322 Alzey  248, 274 Amberg  122, 123, 175, 230, 234, 235, 248, 265–267 Ambrosius  43, 305, 311 Andreas Lascarii (Łaskarz)  159, 161, 239, 275 Andreas von Regensburg  128, 129 Andreas von St. Viktor  315

Anselm von Canterbury  43 Anselm von Dirmstein  246 Anselm Kannengeisz, genannt Fleisch­ eimer, Wormser Bürger  287 Antonius, Bischof von Porto  296 Antonius, Bischof von Sibenik  234 Approbation der Königswahl  1, 6, 46, 65, 199–201, 205, 206, 233, 236, 237 Aquileja, Bistum  225 Arnold Arnoldi, Kanoniker in Mainz  195, 247 Aristoteles  46, 59, 93, 102, 211, 212 Ars moriendi s. Sterbekunst Augsburg, Bistum  180, 291 Augsburg, Stadt  240 Augustiner-Chorherren  28, 298 Augustiner-Eremiten  28, 299 Augustinismus  29 Augustinus  43, 46, 57, 303, 305, 308, 309, 319 Avicenna  315 Avignon  27, 29, 64, 77, 81, 89, 115, 198, 200, 202, 203, 223 Baden  192 Bamberg, Dom  275 Bamberg, Spital  122, 175, 184, 241 Bamberg, St. Stephan  290 Bartholomäus von Jasło  96, 110, 134–142, 144, 162, 171 Bartholomäus Torgelow  91

370

Register

Basel, Konzil  148, 162, 165, 169–171 Beda Venerabilis  262 Begharden  109 Beichte  9, 31–33, 119 Bernardus de Rodes, Erzbischof von Neapel  321 Bernhard von Clairvaux  304, 306, 308, 311, 316, 318 Berthold von Dieburg  21 Berthold Fetzer (Veczir), Lehnsmann des Wormser Bischofs  242, 272–274 Bertrand de La Tour  57 Bettelorden  29, 30, 108 Bettler  108 Bingen  229 Birger Gregorii, Erzbischof von Uppsala  326, 327 Birger Petersson, Vater Birgittas von Schweden  76 Birgitta von Schweden  15, 44, 64, 75–90, 119, 194, 210, 221, 227, 249, 254, 259, 261, 312–329 Bischofsamt  27, 85, 89, 117, 158, 159, 166, 167, 170, 176–194, 221 Boethius  326 Bologna, Universität  130 Bonifaz VIII., Papst  279 Bonifaz IX., Papst  62, 75, 126, 129, 145, 149, 163, 175, 182, 199–201, 206, 229, 230, 233, 234, 236, 237, 258, 267, 268, 277 Bremen, Erzbistum  208, 251, 298 Breslau (Wrocław)  56, 58–62, 106, 111, 150, 159, 162, 175, 227, 254, 257, 261, 263, 264, 312 Breslau (Wrocław), Bistum  184, 228, 241, 252, 263, 264, 291 Breslau (Wrocław), Dom  175, 227, 234 (?), 239 (?), 263, 264 Breslau (Wrocław), St. Ägidius  174, 228 Breslau (Wrocław), St. Elisabeth  263 Bruno von Osnabrück  91 Byzanz, Byzantiner  78, 80, 89, 323 Cambridge, Universität  124 Cassiodor  43, 105 Chieti, Bistum  323

Christmann zum Schwab, Wormser Bürger  287 Cicero, Marcus Tullius  120 Cividale, Konzil  203, 207, 208, 250, 251, 295, 299 Clemens VI., Papst  322, 323 Clemens VII., Papst  68 Craffto Krug von Cleen, Lehnsmann des Wormser Bischofs  247 Cuno von Falkenstein, Erzbischof von Köln  188 Cuno von Schöneck, Bischof von Worms  178 Cunsso, Vikar des Prager Erzbischofs  224 Dänemark 246, 327 Dante Alighieri  159 Darlehen  95, 97, 100, 102–104, 107 Deutscher Orden  228, 241, 298 Dieter  s. Dietrich Dietrich Beyer von Boppard, Bischof von Worms und Metz  179 Dietrich von Gich, Kanoniker in Würzburg  283 Dietrich von Handschuhsheim, Ritter  248, 294, 295 Dietrich von Niem  68, 78, 163, 171, 196 Dietrich de Wedra, Propst des Prager Karlskollegs  223 Dietrich von Weilburg, Lehnsmann des Wormser Bischofs  247 Dietzo Clein, Wormser Bürger  287 Dietzo zum Fugeln, Wormser Bürger  287 Diözesansynode  3, 26–28, 30, 36, 37, 39, 41, 48, 51, 63, 65, 69–75, 115, 219, 226–228, 256 Dionysius Areopagita  46, 307 Dirmstein  241, 245, 246, 272 Domenico Capranica, Kardinal  211, 212 Dominikaner  37, 93, 113, 169, 170, 299, 322 Eberhard d. Ä., Schenk zu Erbach  248 Eberhard Frank, Wormser Bürger  287 Eberhard von Lautern, Ritter  183

Personen, Orte, Sachen

Eckard von Ders, Bischof von Worms  180–182, 185, 189, 193, 214, 247, 248, 268, 269, 292 Eckardus Sapientia, Pedell der Prager Universität  224 Eichstätt  126, 127, 235 Eleonore von Aragón, Königin von Zypern  324 Elisabeth, Prager Bürgerin  48 Elisabeth, Gemahlin Ruprechts III.  253, 300, 301 Elziarius de Sabrano, Kardinal  322, 323 Emicho, Graf von Leiningen  267 Emmerich von Moschel, Notar  184, 272, 284 Engelbert von der Mark, Erzbischof von Köln  188 Engelsdorf (bei Amberg)  248, 265, 293, 294 England  194, 196 Enkenbach, Dominikanerinnenkloster  268 Erfurt, Universität  147, 149 Erhard Kaufmann von Nürnberg, Dekan der Prager Artistenfakultät  24 Erich, König von Dänemark, Schweden und Norwegen  246 Ermland, Bistum  45, 47, 223 Ernst von Pardubitz, Erzbischof von Prag  28 Eucharistie  s. Kommunionempfang Eucharius Silber (Franck), Drucker  313 Euthymios, byzantinischer Gesandter  323 Flomborn  274 Florenz  289 Francesco Gonzaga  237 Franciscus de Fulginio  321 Franciscus, Laie aus dem Bistum Meißen  228 Frankenthal, Augustinerkloster  186, 245 Frankenthal, Benediktinerkloster 267 Frankenthal, Benediktinerinnenkloster  267 Frankfurt am Main  205, 237 Frankreich  4, 22, 89, 128, 129, 200, 206, 234, 316 Franz von Assisi  94

371

Franziskaner  93, 104, 109, 299 Frauenburg (Frombork)  45 Friedemann von Prag  225 Friedrich II., Kaiser  277 Friedrich, Pfalzgraf bei Rhein, Sohn Ruprechts III.  230, 265, 266 Friedrich von Runckel, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Fritzo zum Rosenkrantz, Wormser Bürger  287 Fünfkirchen (Pécs), Universität  131, 147 Gaeta  216, 253, 301, 302 Gailoh (bei Amberg)  234, 248, 265–267, 293, 294 Gatterer, Christoph Wilhelm  19 Gau-Heppenheim  274 Geldwirtschaft  93, 98, 102–107 Genua  78, 80, 83, 227, 312, 323 Gentile de Sangro, Kardinal  328 Georg Castner, Amberger Bürger  234, 265–267 Gerechtigkeit  101–105 Gerlach Bonne, Wormser Bürger  287 Gerlach Institoris (Krämer?), Wormser Bürger  287 Gerlach von Köln, Wormser Bürger  287 Glücksspiel  107, 108, 231 Gnesen, Erzbistum  263 Gompitz (bei Dresden), St. Georg  225 Goslar  225 Gregor der Große, Papst  57, 62, 211, 302, 305, 309, 316 Gregor IX., Papst  153 Gregor XI., Papst  64, 80, 84, 89, 180, 322, 323, 326, 327 Gregor XII., Papst  64, 81, 194–196, 202, 203, 205–208, 215, 216, 247, 250–253, 291, 295, 296, 300, 301 Guido de Malosicco (Pictaviensis), Kardinal 322 Hangen-Weisheim  274 Hanman von Sickingen  274 Hans  s. Johann(es) Haselmühl (bei Amberg)  235, 265, 267 Haßmersheim  242

372

Register

Hedwig, Königin von Polen  128, 129, 140, 145, 146 Heidelberg, Heiliggeistkirche  186, 209, 210, 248, 249, 293, 294 Heidelberg, Kapelle auf dem Heiligenberg (?)  268 Heidelberg, St. Peter  183, 221, 246 Heidelberger Postillen  160, 203–207 Heilmann Wunnenberger  237 Heilo Institoris (Krämer?), Wormser Bürger  287 Heilo Seckler, Wormser Bürger  287 Heimeran  s. Heymeran Heinrich von Bitterfeld  37, 75, 95 Heinrich Bretheim, Wormser Bürger  287 Heinrich von Gulpen  290, 291 Heinrich von der Hauben  246 Heinrich von Hessen d. J.  42, 290, 291 Heinrich von Hettirsdorf, Lehnsmann des Wormser Bischofs  241 Heinrich Holderbusch, genannt Seydenhanns, Wormser Bürger  287 Heinrich Stubing von Homberg  249 Heinrich von Langenstein  96, 105, 109–111, 197–199 Heinrich Riederer von Miltenberg, Notar  209, 249, 290 Heinrich de Mitra, Wormser Bürger  186, 251 Heinrich Totting von Oyta  24, 28, 29, 72, 91, 96, 109, 110, 121, 223, 226 Heinrich Schutz, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Heinrich Sorbom, Bischof von Ermland  45–47 Heinrich Swinden, Kanoniker in Bamberg  290 Heinrich Veltbach, Wormser Bürger  287 Heinrich Zimmermann von Wiesloch (Wissenloch), Pfründner in Lindenfels  248 Heinrich von Wildungen, Wormser Bürger  287 Heinrich Kämmerer von Worms, genannt von Dalberg, Ritter  186, 243 Helmar, Wormser Dompropst  233 Helwich, Georg  213 Hemming, Bischof von Åbo  321

Hemming Laurentii, Erzbischof von Uppsala  321 Henne Erckenbrecht  246 Hermann Crancz, Krakauer Bürger  224 Hermann von Konstanz, Wormser Bürger  287 Hermann Lurtz  147 Hermann von Mulen, Landschreiber in Neustadt  186, 245 Hermann von Rodenstein, Burggraf von Alzey  248 Hertzog, Bernhard  187, 213 Herwigshausen, Nonnenkloster  268 Heymeran Alhart, Amberger Bürger  235, 267 Hieronymus  75, 306, 315 Hildesheim  179, 225 Hinterheidenbach (?)  248 Holbenn, Handwerker in Worms  287 Hugo de Folieto  304, 311 (?) Hugo von Saint-Cher  57 Hundt von Weilburg, Lehnsmann des Wormser Bischofs  247 Innozenz III., Papst  40 Innozenz V., Papst  57 Innozenz VI., Papst  179 Innozenz VII., Papst  181–183, 190, 201, 202, 239, 241, 268, 270, 276, 283, 289 Isidor von Sevilla  315 Italien  2, 23, 82, 129–131, 139, 164, 170, 182, 194, 195, 201, 202, 206, 236, 249, 316 Ittenbach (?)  248 Jacob Gertsøn, Erzbischof von Lund  188 Jacobus de Ursinis, Kardinal 322 Jakob Duchscherer, Wormser Bürger  287 Jakob Finck, Wormser Priester  287 Jakob von Hambach, Dompropst von Worms  204, 247, 270, 293, 295 Jakob Holtmunt, Wormser Bürger  287 Jakob von Paradies  171, 212 Jakob Pexa, Krakauer Kleriker  223 Jan  s. Johann(es) Janusz Kropacz von Kłobuck, Student in Prag  82 Jean  s. Johann(es)

Personen, Orte, Sachen

Jeckelin Bonne, Wormser Bürger  287 Jeckelin Koch, Wormser Bürger  287 Jerusalem  298, 305 Jerusalem, Einrichtung in Prag  30 Job Vener  12, 13, 127, 149, 154, 157, 160, 162, 164, 185, 203, 204, 214, 252, 275, 300 Jodocus Cronenberg, Wormser Bürger  287 Jodocus Edelkneht, Wormser Bürger  287 Jodocus Farre, Bürger(meister?) von Worms  287 Jodocus uff dem Rein, Notar  293 Johann  s. Johann(es) Johanna I. von Anjou, Königin von Neapel  89, 324, 326 Johann(es) Ambundii, Vikar des Bischofs von Würzburg  283 Johann(es) von Amelia, Kardinal  263, 327 Johann(es) Bart, Wormser Bürger  287 Johann(es) von Basel  313 Johann(es) von Battenburg, Kaplan des Bischofs Matthäus von Worms  184, 243, 284 Johann(es) von Bechtolsheim, Abt des Augustinerklosters in Frankenthal  245 Johann(es) Beckelnheimer, Wormser Bürger  287 Johann(es) Becker, Wormser Bürger  287 Johann(es) Belicz, Pfründner in Neuhausen  210, 253 Johann(es) Benechini 313 Johann(es) von Bensheim, Kurmainzer Protonotar  204 Johann(es) Blumen, Wormser Bürger  287 Johann(es) von Brakel  95 Johann(es) Briger, advocatus consistorii in Breslau  264 Johann(es) von Budelshem, Wormser Bürger  287 Johann(es) von Cappel, Wormser Bürger  287 Johann(es) Chrysostomus  56, 59, 67, 105, 307, 308, 310 Johann(es) von Clee, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Johann(es) Crancz, Priester aus Krakau  224

373

Johann(es) von Dambach  260 Johann(es) Długosz  132 Johann(es) Schleeter von Dortmund, Kölner Weihbischof  188 Johann(es) Duchscherer, Wormser Bürger  287 Johann(es) Dutze, Wormser Bürger  287 Johann(es) Eckelman, Wormser Bürger  287 Johann(es) von Egloffstein, Bischof von Würzburg  190, 191, 243, 244, 276, 280, 283–286, 290 Johann(es) von Elbing  223 Johann(es) Falkenberg  7, 147, 149, 157, 158, 169, 170, 176, 206, 242, 259 Johann(es) von Fleckenstein, Bischof von Worms  214, 271 Johann(es) Frankendal, Wormser Bürger  287 Johann(es) von Frankenstein  44 Johann(es) von Frankfurt  97 Johann(es) Garnkeuffer, Wormser Bürger  287 Johann(es) zum gemalten Haus, Wormser Bürger  287 Johann(es) Gerson  41, 211 Johann(es) Gerther, Kurier Ruprechts III.  214, 215, 302 Johann(es) Goßeln, Bürgermeister von Worms  287 Johann(es) Guldenschaffe, Wormser Bürger  287 Johann(es) Haspel, Wormser Bürger  287 Johann(es), Heidelberger Geschäftsmann  238 Johann(es) Helmbold, Kleriker aus dem Würzburger Bistum  290 Johann(es) V. von Hirschhorn, Ritter  192 Johann(es) de Hispania  322 Johann(es) Holzsattel  124 Johann(es) Hus  31, 222 Johann(es) Isner  171, 176, 262 Johann(es) von Jenstein, Erzbischof von Prag  3, 28, 30, 36, 37, 48, 51, 63, 64, 69, 91, 92, 111, 112, 115, 121, 226, 227 Johann(es) von Kassel, Wormser Bürger  287

374

Register

Johann(es) in dem Kaufhaus, Wormser Bürger  287 Johann(es) Milíč von Kremsier  29, 30, 48, 49, 51, 72, 121 Johann(es) Lambrecht, Wormser Bürger  287 Johann(es) von Lautern, Ritter  183 Johann(es) Conradi von Lichtenberg, Notar  264 Johann(es) Hoppener von Liegnitz, Diener des Matthäus von Krakau  22, 184, 209, 241, 249, 290, 291 Johann(es) Lust, Küster in Breslau  263 Johann(es), Dekan von St. Gangolf, Mainz  241, 277, 279, 281, 282, 285, 286 Johann(es) von Marienwerder  29, 47, 225, 228 Johann(es) von Massenbach, Lehnsmann des Wormser Bischofs  244 Johann(es) von Morschheim, Gutsbesitzer in Dirmstein  245 Johann(es) Malkaw, Prediger  220, 229 Johann(es) Menge, genannt Schwab, Bäcker in Worms  287 Johann(es) von Mühlberg, Testamentsvollstrecker in Prag  225, 226 Johann(es) II. von Nassau, Erzbischof von Mainz  1, 126, 190–193, 231, 245, 246 Johann(es) von Nepomuk  115 Johann(es) Nider  113 Johann(es) van der Noet  21, 22, 189, 204, 209, 214, 221, 232, 233, 240, 249, 270, 271 Johann(es), Bischof von Olmütz  225 Johann(es) Ostroróg  171 Johann(es) Pes, Kleriker  234 Johann(es), Pfalzgraf bei Rhein, Sohn König Ruprechts  200, 234, 246, 294 Johann(es) Sylvanus von Prag  261 Johann(es) Protiva, Prediger  54 Johann(es) de Pusilia (Posilge), Offizial des Bischofs von Pomesanien  116, 228 Johann(es) Radlica, Bischof von Krakau  134, 138, 140 Johann(es) Rebstok, Wormser Bürger  287 Johann(es) Relde, Wormser Bürger  287 Johann(es) Rinck, Wormser Bürger  287

Johann(es) Rineck, Wormser Bürger  287 Johann(es) Rodechen, Wormser Bürger  287 Johann(es) Rodenstein, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Johann(es) Schadland, Bischof von Worms  179, 180 Johann(es) Schorlinger, Amberger Bürger  265 Johann(es) Schütz, Wormser Bürger  287 Johann(es) Schweidnitz (Swydenicz), Schüler des Matthäus von Krakau  224 Johann(es) Spoter, Wormser Bürger  287 Johann(es) Stadtschreiber, Krakauer Bürger  140 Johann(es) Štĕkna  66, 171 Johann(es) von Stockheim, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Johann(es) von Strahlenberg  189, 248 Johann(es) Swiger, Wormser Bürger  287 Johann(es) Tęczyński, Krakauer Kastellan  140 Johann(es) Tortsch  313 Johann(es) Tresnant, Kanoniker in St. Asaph  263 Johann(es) Trithemius  5, 128 Johann(es) Tuphüser, Wormser Bürger  287 Johann(es) Urbach, Notar  284, 290 Johann(es) von Venningen, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Johann(es) Očko von Vlaším, Erzbischof von Prag  28 Johann(es) von Wallenrode, Erzbischof von Riga  206, 207, 250 Johann(es) von Wartdorf, Lehnsmann des Wormser Bischofs  246 Johann(es) Wartemberg, Pfründner in Zittau und Prag  125, 230 Johann(es) Armut von Weinolsheim, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242, 274 Johann(es) Westhofer, Wormser Bürger  287 Johann(es) Lange von Wetzlar  3 Johann(es) Wiclif  34 Johann(es) Wigandi, Krakauer Bürger  140

Personen, Orte, Sachen

Johann(es) Winheim, Protonotar Ruprechts III.  250, 273, 301 Johann(es) Winter, Wormser Bürger  287 Johann(es) Wisenburg, Wormser Bürger  287 Johann(es) Wissheller, Pfründner in Lindenfels  248 Johann(es) Zantfort  290 Johann(es) Druzonis von Zittau, Pfründner in Prag und Breslau  228 Johann(es) Zull  235 John  s. Johann(es) Juden  33, 111–113, 232, 259 Kaiserkrönung  202 Kampen, Kloster Marienkamp  312 Kardinäle  67, 168, 176, 198, 203, 205–207 Karl IV., Kaiser  24, 28, 45, 54, 74, 129, 179, 223, 277 Karl VI., König von Frankreich  234 Karlskolleg  s. Prag Kartäuser  28, 212, 298 Kasimir der Große, König von Polen  23, 74, 130, 132, 133, 139, 143–145 Katharina, Tochter Birgittas von Schweden  77, 322 Katharina, Schwester König Erichs von Dänemark  246 Ketzerei  30, 62, 73, 115, 166, 220 Kirchenreform  3, 14, 15, 26–31, 45, 51, 60, 63, 65, 68, 75, 88–90, 121, 160, 165, 166, 168, 171, 198, 217–222 Köln, Erzbistum  187, 208, 251, 276, 297 Köln, Universität  124 Königsaal, Zisterze  33 Kommunionempfang  31, 33–42, 48, 70, 117, 119, 121 Konrad von Arnsberg, Kölner Weihbischof  188 Konrad Bonne, Wormser Bürger  287 Konrad von Brundelsheim  57 Konrad von Dambach, Pleban in Schwebenried  283 Konrad von Ebrach  95 Konrad von Egloffstein, Deutschordensmeister  241

375

Konrad Bock von Erfenstein, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Konrad von Gelnhausen 197, 198 Konrad Gostenhover, Wormser Bürger  287 Konrad Koch, genannt Burchin, Wormser Bürger  287 Konrad von Rosenbach, Lehnsmann des Wormser Bischofs  186, 242, 273, 274 Konrad Koler von Soest  202–204, 206, 219, 234 Konrad von Soltau  29, 56, 72, 91, 92, 123, 124, 126, 182, 225, 226, 230 Konrad Waldhauser  29, 30, 48, 121 Konrad Wennger, Wormser Bürger  287 Konrad Winoser, Wormser Bürger  287 Konstanz, Konzil  165, 170, 171, 222 Konziliarismus  11, 26, 30, 147, 165, 168–171, 197–200, 202, 205 Korfu, Erzbistum  327 Krakau, Bistum  134, 138–140, 142, 157, 161, 164 Krakau, St. Maria  143 Krakau, Stadt  74, 127–146, 223, 224, 228, 232 Krakau, Universität  8, 9, 15, 23, 75, 128–146, 161, 169, 218, 232 Kulm (Chełmno), Bistum  179, 234 Kulm (Chełmno), Universität  128, 131 Kunz Mertz, Wormser Bürger  287 Kurie, päpstliche  4, 28–30, 64–69, 78, 79, 83, 86, 89, 90, 119, 126, 146–173, 176, 179, 181–183, 188, 190, 196, 201, 202, 205, 215, 219–221, 236–239, 253, 269, 290, 322, 326 Kuttenberger Dekret  206 Ladenburg  180, 181, 189, 248, 269 Ladenburg, Pfarrkirche  240, 269, 270 Laterankonzil, viertes  33 Lauda  175 Lautern, Kloster  268 Lengenloh (bei Amberg)  234, 248, 265–267, 293, 294 Leo der Große  303, 307 Leonardus de Giffonio  320 Lincoln, Bistum  195, 196 Lindenfels, Kapelle  248

376

Register

Lindenloh (bei Amberg)  234, 248, 265–267, 293, 294 Linköping, Bistum  79, 321, 327 Lissabon, Bistum  328 Lublin  164 Lucas Jacobi, Birgittinermönch  76 Lucas von Nocera, Kardinal  80 Ludolf von Sagan  116 Ludwig III., Pfalzgraf bei Rhein  189, 215, 244, 294 Lukas von Wielki Koźmin  161 Lund, Erzbistum  79, 188, 327 Lupus von Strážný  225 Lurtz (Lurcz, Lurczo)  s. Hermann Lurtz Luther, Martin  222 Magdeburg, Erzbistum  208, 251, 298 Magnus Eriksson, König von Schweden  317 Magnus Petri, Generalbeichtiger des Klosters Vadstena  322, 327 Mainz  18, 116, 126, 242, 276, 283, 284 Mainz, Dom  231, 279, 289 Mainz, Erzbistum  1, 126, 179, 187, 190–193, 207, 208, 231, 245, 246, 250, 251, 276, 291, 298 Mainz, St. Gangolf  241, 277, 281, 285 Mainz, St. Martin  247 Mainz, St. Stephan  277, 281, 285 Malogranatum  33, 36 Mannheim  175, 194, 241, 253, 273, 300, 301 Mantua  237 Manuel II. Palaiologos, byzantinischer Kaiser  78 Marbacher Bund  183, 191 Margareta Liechtenstein von Dirmstein  251 Mariae Heimsuchung, Fest  28 Marienberg (bei Würzburg)  276, 283 Marienwerder  184, 228 Marsilius von Inghen  21, 124, 125, 130, 198, 199 Martin V., Papst  290, s. auch Oddo Colonna Martin von Neudorf  38 Martinus de Salva, Bischof von Pamplona 322

Matthias Nicolai von Goldberg, Notar  263 Matthias von Janov  30, 35–38, 121 Matthias Kerbelicz, Dekan der Prager Artistenfakultät  24 Matthias von Krakau  212 (?), 227, 314 (irrtümlich) Matthias Laurentii, Bischof von Västerås  327 Matthias von Liegnitz  56 Matthias Ovidi von Linköping, Beichtvater Birgittas von Schweden  79, 84, 321, 322 Matthias von Sandomir, Schüler des Matthäus von Krakau  224 Matthias von Sobernheim, Protonotar Ruprechts III.  237, 267, 268 Mauritius Rvačka  171 Meißen, Bistum  226, 228 Melk, Benediktinerstift  150–152, 162 Menso von Beckhusen  91, 225, 226 Metz, Bistum  179 Metz, Stadt  234, 238 Metza von Neipperg  248, 294 Michael von Prag  262 Nawoj Tęczyński, Krakauer Offizial  140 Neapel  81, 94, 316, 321, 324 Neckarau  190, 244 Neuhausen bei Worms  192, 210, 245, 253 Neuhausen bei Worms, St. Cyriacus  247, 293 Neustadt an der Weinstraße  245 Neustadt an der Weinstraße, St. Maria  246, 249 Nikolaus Auwman, Einwohner von Neuhausen (bei Worms)  247, 293 Nikolaus Bettenberg  235 Nikolaus Biceps  37 Nikolaus Doring von Bolkenhain (Bolków), Diener des Matthäus von Krakau  22, 184, 209, 228, 252 Nikolaus Burgmann  192, 193, 204, 237, 245, 267, 268, 290, 291 Nikolaus Cringel, Wormser Bürger  287 Nikolaus Czelter, Wormser Bürger  287 Nikolaus von Dinkelsbühl  212, 213 Nikolaus Enders, Wormser Bürger  287

Personen, Orte, Sachen

Nikolaus de Friberg, Breslauer Offizial  263 Nikolaus Geisenheim, Wormser Offizial  186, 290 Nikolaus von Gorran  57 Nikolaus von Gorzków (Gorzkowski), Krakauer Offizial  138 Nikolaus von Guben  224, 225 Nikolaus Hermanni, Bischof von Linköping  327 Nikolaus Hochhuser, Wormser Bürger  287 Nikolaus Institoris (Krämer?), Wormser Bürger  287 Nikolaus Magni von Jauer  127, 189, 204, 240, 270, 271 Nikolaus Joche, Wormser Bürger  287 Nikolaus Joenson, Erzbischof von Lund  327 Nikolaus von Königstein, Speyerer Offizial  246 Nikolaus von Lyra  57 Nikolaus von Meppen  91 Nikolaus Misquinus, Kardinal  64, 82, 194, 321 Nikolaus Nigri, Prokurator des Matthäus von Krakau  227, 263 Nikolaus Nuleub, Wormser Bürger  287 Nikolaus Odimkeimer, Wormser Bürger  287 Nikolaus Carnificis von Pfeddersheim, Kaplan in Worms  251 Nikolaus Prowin  124, 125, 229, 230 Nikolaus von Pyzdry  171 Nikolaus Storch  91 Nikolaus Ticzkonis, päpstlicher Bevollmächtigter im Bistum Gnesen  263 Nikolaus Vinitinctoris, Wormser Bürger  287 Nikolaus von Wiesbaden, Bischof von Speyer  177 Nikolaus Wigandi, Krakauer Gelehrter  138, 140, 141, 161, 162, 171 Nominalismus  29 Norwegen 246, 316 Nürnberg  127, 233, 235, 236, 267, 275

377

Obrigheim  242, 273, 274 Obrigheim, Pfarrkirche  246 Oddo Colonna  183, 239, s. auch Martin V. Odense, Bistum  79, 327 Olmütz, Bistum  225 Oppenheimer Vertrag  1, 3, 126, 231 Orosius  57 Ortona  325 Otto de Milcze, Dekan in Bamberg  275 Otto, Pfalzgraf bei Rhein, Sohn Ruprechts III.  294 Otto vom Stein  267 Padua (Padova), Universität  130, 159 Pamplona, Bistum 322 Papsttum  27, 108, 115, 198, 219–222, s. auch Kurie Paris, Universität  6, 24, 91, 93, 94, 128, 197–199 Passion  44, 83, 86, 87, 254, 261, 316–318 Paulus Wladimiri (Włodkowic)  156, 157, 171 Paulus von Wurzen  161 Peder Kruse, Erzbischof von Lund  188 Peregrinus von Oppeln  257 Peter Bart, Wormser Bürger  287 Peter von Candia  s. Alexander V. Peter Cleinman, Wormser Bürger  287 Peter von Cottbus, in artibus et in medicina magister  227, 263, 264 Peter Cronenberg, Wormser Bürger  287 Peter Kalderberg, Krakauer Bürger  140 Peter I. von Lusignan, König von Zypern  324 Peter II. von Lusignan, König von Zypern  324 Peter Nortman, Wormser Bürger  287 Peter Wysz von Radolin, Bischof von Krakau  134, 140, 157–162, 164 Peter zum Span, genannt Altrat, Wormser Bürger  287 Petrus von Alvastra, Prior  321, 322 Petrus de Banaco (Montis Maioris), Kardinal  322 Petrus Cantor  48 Petrus Eckardi, Notar  276, 283

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Register

Petrus de Luna, Kardinal 322 Petrus Olavi, Beichtvater Birgittas von Schweden  322 Petrus Johannis Olivi  94 Petrus von Tarantaise  57 Petrus de Trachinburg, Vikar in Breslau und Pfarrer in Stobno  263 Petrus Tyrgilli, Bischof von Linköping  321 Petrus de Vergne, Kardinal  64, 224 Pfründe  67, 70–72, 166, 167, 172, 174, 176, 181, 309, 310 Philip Repingdon, Bischof von Lincoln  195, 196 Philipp Gawer, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Philipp Ruppel, Wormser Bürger  287 Pisa, Konzil  2, 5, 6, 11, 165, 203, 206, 207, 209, 215, 219, 249, 250, 297 Plato  46, 56, 120, 141 Polen  74, 164, 218 Pomesanien, Bistum  228 Prag, Allerheiligenkapelle  47, 91, 116, 125, 174, 225, 228, 230, 231 Prag, Antoniuskloster  224 Prag, Betlehemkapelle  31 Prag, Erzbistum 3, 27, 28, 36–41, 48, 51, 63, 64, 69, 111, 112, 115, 206, 226–228, 259 Prag, Karlskolleg  24, 90, 91, 174, 223, 224 Prag, Nationenkonflikt an der Universität  73, 78, 90–92, 114, 144, 206, 226 Prag, St. Nikolaus  30, 225 Prag, St. Stephan in Ribniczko  225 Prag, Teynkirche (S. Maria ante Laetam Curiam)  29, 30, 54, 62, 69, 114, 125, 174, 210, 228, 230 Prag, Wenzelskolleg  90 Prämonstratenser  28, 298 Predigt  3, 7, 10, 14, 25, 26, 29, 30, 33, 35, 36, 42, 44, 62–75, 78, 79, 89, 108, 114, 115, 119, 120, 141, 171, 172, 176, 177, 200, 204, 215, 216, 218, 220, 225–228, 231, 256–259, 302–329 Preis, gerechter  98, 102–106 Priesteramt  42, 55, 67, 71–73, 78, 89, 120, 121, 176, 220, 303–311, 330, 331

Przibislaus, Abt des Prager Antoniusklosters  224 Raban von Helmstatt, Bischof von Speyer  177, 185, 192, 193, 200, 208, 236, 237, 252, 259, 295, 296 Reform  s. Kirchenreform Reformation  222 Reginald von Alna (Aulne)  123, 124 Remigius von Auxerre (?)  60 Rennegass (?)  248 Renten  96, 113 Richard von Elm, Ritter  283 Riga, Erzbistum  207 Rimini  207, 250, 296 Rheinzoll  175, 241, 253, 273, 300, 301 Robert Holcot  57 Rom  64, 66, 76, 77, 81, 89, 166, 182, 190, 203, 230, 234, 238, 239, 270, 273, 302, 303 Rom, St. Balbina  323 Rom, St. Celsus  328 Rom, St. Cyriacus in Thermis  64, 81, 194, 247, 321 Rom, St. Georgius ad Velum Aureum  239 Rom, St. Hadrian  328 Rom, St. Maria in Via Lata  224 Rom, SS. Nerei et Achillei  327 Rom, St. Peter  268, 328 Rom, St. Prisca  328 Rom, St. Sabina  327 Romzug  2, 202 Rudolf IV. (der Stifter) von Habsburg  96, 129, 143 Rupert von Bingen  229 Ruppertsberg  274 Ruprecht I., Pfalzgraf bei Rhein  1, 2, 78, 92, 123, 178–180, 198, 240, 271 Ruprecht II., Pfalzgraf bei Rhein  1, 4, 78, 122, 123, 125, 175, 179, 230, 231, 241, 265, 266, 273 Ruprecht III., Pfalzgraf bei Rhein (Ruprecht I., römischer König)  1–6, 15, 46, 78, 122, 123, 125–127, 159, 160, 170, 175, 176, 181–184, 188–193, 195, 198–207, 209, 213–216, 219, 230, 231, 233, 234, 236–238, 240, 241, 243, 246,

Personen, Orte, Sachen

248–253, 258, 259, 265–269, 271–273, 275, 284, 293, 294, 300–302 Ruprecht (IV.), Pfalzgraf bei Rhein, Sohn Ruprechts III.  230, 231, 265, 266 Rutherus Balhorn, Prokurator des Matthäus von Krakau  183, 240 Saint Asaph  263 Salmann Cleman, Bischof von Worms  178, 179 Salzburg, Erzbistum  251, 298 Santiago de Compostela  76, 316 Schisma, Großes  1, 2, 16, 27, 28, 33, 64, 66–69, 71, 73, 80, 81, 87, 91, 110, 115, 125, 128, 145, 168, 177, 181, 188, 197–208, 218, 219 Schweden 246, s. auch Birgitta von Schweden Seneca  56 Siegfried von Flamborn, Lehnsmann des Wormser Bischofs  243 Sig(is)mund, römischer König  215 Sigmund Huler, Unterkämmerer König Wenzels  115 Simon de Cilia, Notar, Pfründner in Gompitz  224, 225 Simon von Luterborg, Rektor der Jakobskirche in Thorn  234 Simonie  70, 72, 73, 100, 147, 153, 156, 163, 166–168, 171, 172 Sokrates  141 Speculum aureum, Reformschrift  154–158, 160, 162, 163, 165 Speyer  275, 283, 284, 289, 299 Speyer, Bistum  177, 200, 208, 235, 246, 252, 275, 276, 295, 299–300 Speyer, Dom  175, 204, 236, 239, 240, 249, 269, 270, 271, 279 Stahelbühl (?)  190, 244 Stanislaus von Skarbmierz  136–138, 144, 171 Stefan von Kolín  75 Stefan von Páleč  171 Stefan, Pfalzgraf bei Rhein, Sohn Ruprechts III.  294 Stein  189, 270 Sterbekunst  210–213, 260 Stockholm  317

379

Straßburg, Bistum  276 Straßenheim (bei Mannheim), St. Maria Magdalena  194, 248, 294, 295 Supplikenrotulus  23, 78, 175, 182, 201, 223, 233, 234, 239 Suwer von Weilburg, Lehnsmann des Wormser Bischofs  247 Swickerus von Venningen, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Syon Abbey, Birgittinenkloster  312 Theodizee  45–47, 75 Thessaloniki 323 Thomas von Aquin  31, 32, 57, 94, 98, 102, 103, 105, 109, 309 Thomas Joannis, Bischof von Växjö  321 Thomas von Štítné  33, 75 Thomas(inus) de Frignano, Kardinal  327 Thorn (Toruń), St. Jakob  234 Tilmann von Kassel  76, 225 Tilmann Walzad, Schüler des Matthäus von Krakau  224 Trier, Erzbistum  208, 251, 276, 291, 298 Türken  323 Udine  249 Ulf Gudmarsson, Gemahl Birgittas von Schweden  76 Ulrich von Albeck, Bischof von Verden  182, 201, 250 Ulrich Johannis von Landsberg, Notar  290, 291 Universitätsmatrikel  6, 20, 21, 124, 129, 221 Uppsala, Erzbistum  79, 321, 326, 327 Urban V., Papst  30, 179, 322, 323 Urban VI., Papst 14, 65–68, 70, 78, 80, 84, 87, 88, 92, 121, 199, 225, 227, 258, 259, 263, 302, 322, 323, 327, 328 Vadstena, Birgittinenkloster  76, 77, 259, 312, 317, 322 Västerås, Bistum  79, 327 Växjö, Bistum  321 Venedig  207, 250 Veney, Kloster  268 Verden, Bistum  126, 182 Vienne, Konzil  26

380

Register

Vikar  3, 27, 71, 115, 194, 224, 226, 247, 292 Vincentius Nidek von Görlitz, Student in Prag  225 Virgilius von Salzburg  53, 55 Viterbo  164, 182, 239, 276, 280 Waldemar Podebusch, Bischof von Odense  327 Wasmodus von Homberg  249 Wechsel  62, 106, 107, 113 Weinheim  193, 246 Weinolsheim  274, s. auch Johann(es) Armut von Weinolsheim Wenczeslaus Eckardi, genannt Sapientia, Einwohner Prags  224 Wentzo Swender, Wormser Bürger  287 Wenzel, römischer König  1, 63, 115, 116, 126, 180, 197–199, 206, 207 Wenzelskolleg  s. Prag Widerstandsrecht  168 Wien, Stephansdom(schule)  143 Wien, Universität  96, 114, 123, 129, 130, 143, 144, 147, 198 Wilhelm Bonne d. Ä., Wormser Bürger  287 Wilhelm Bonne d. J., Wormser Bürger  287 Wilhelm von Braubach, Lehnsmann des Wormser Bischofs  242 Wilhelm Duranti d. J., Bischof von Mende  26, 221 Wilhelm von Gennep, Erzbischof von Köln  188 Wilhelm von Ockham  120

Wilhelm von Saint-Amour  108 Wilhelm Wells (de Fontibus)  124 Wimpfen  242, 273, 274 Winand von Steeg  3, 191, 204, 215, 280 Władysław II. Jagiełło, König von Polen  128, 131, 132, 142, 145 Włocławek, Stift  239, 275 Wolfmann Bockenheimer, Wormser Bürger  287 Worms, Allerheiligenkapelle  251 Worms, Bistum  3, 5, 15, 18–20, 78, 117, 147, 158, 175, 177–196, 204, 214, 219, 220, 237, 239–253, 268–274, 276–302 Worms, Dom  175, 178, 179, 183, 189, 198, 204, 213, 214, 233, 239, 240, 244, 245, 247, 252, 269, 270, 277, 278, 280–282, 284–286, 288–293 Worms, St. Paul  214 Worms, Stadt  178–181, 185, 188–193, 241, 243–246, 259, 276–289 Wucher  97, 112 Württemberg  192 Würzburg  204, 276, 283, 286, 289 Würzburg, Bistum  276, 283, 290 Würzburg, Dom  279, 283 Würzburg, St. Johannes in Haug  280 Würzburg, Universität  191 Wyprecht von Helmstatt, Ritter  251 Zisterzienser  28, 33, 95, 298 Zittau  125, 174 Zittau, Pfarrkirche  230 Zorn, Friedrich, Wormser Chronist  193 Zypern  94, 324

Spätmittelalter und Reformation Neue Reihe Begründet von Heiko A. Oberman herausgegeben von Berndt Hamm (Erlangen-Nürnberg) in Verbindung mit Johannes Helmrath (Berlin), Jürgen Miethke (Heidelberg) und Heinz Schilling (Berlin)

Arnold, Matthieu: siehe Martin Bucer zwischen Luther und Zwingli. Atkinson, Catherine: Inventing Inventors in Renaissance Europe. 2007. Band 33. Ballweg, Jan: Konziliare oder päpstliche Reform. 2001. Band 17. Benad, Matthias: Domus und Religion in Montaillou. 1990. Band 1. Burger, Christoph: Marias Lied in Luthers Deutung. 2007. Band 34. Faix, Gerhard: Gabriel Biel und die Brüder vom gemeinsamen Leben. 1999. Band 11. Flachmann, Holger: Martin Luther und das Buch. 1996. Band 6. Freedman, Joseph S.: siehe Späthumanismus und reformierte Konfession. Gause, Ute: Paracelsus (1493-1541). 1993. Band 4. „Gottes Nähe unmittelbar erfahren“. Herausgegeben von Berndt Hamm und Volker Leppin. 2007. Band 36. Hamm, Berndt: Lazarus Spengler (1479-1534). 2004. Band 25. –: siehe „Gottes Nähe unmittelbar erfahren“. –: siehe Martin Bucer zwischen Luther und Zwingli. –: siehe Spätmittelalterliche Frömmigkeit. Hinz, Ulrich: Die Brüder vom Gemeinsamen Leben im Jahrhundert der Reformation. 1997. Band 9. Hohenberger, Thomas: Lutherische Rechtfertigungslehre in den reformatorischen Flugschriften der Jahre 1521-22. 1996. Band 6. Holtz, Sabine: Theologie und Alltag. 1993. Band 3. Johannes a Lasco (1499-1560) – Polnischer Baron, Humanist und europäischer Reformator. Beiträge zum internationalen Symposium vom 14. bis 17. Oktober 1999 in der Johannes a Lasco Bibliothek Emden. Herausgegeben von Christoph Strohm. 2000. Band 14. Jürgens, Henning P.: Johannes a Lasco in Ostfriesland. 2002. Band 18. Kaufmann, Thomas: Konfession und Kultur. 2006. Band 29. Kleinöder-Strobel, Susanne: Die Verfolgung von Zauberei und Hexerei in den fränkischen Markgraftümern im 16. Jahrhundert. 2002. Band 20. Kuropka, Nicole: Philipp Melanchthon: Wissenschaft und Gesellschaft Ein Gelehrter im Dienst der Kirche (1526-1532). 2002. Band 21.

Spätmittelalter und Reformation

Lentes, Thomas: siehe Spätmittelalterliche Frömmigkeit. Leppin, Volker: siehe „Gottes Nähe unmittelbar erfahren“. Litz, Gudrun: Die reformatorische Bilderfrage in den schwäbischen Reichsstädten. 2007. Band 35. Lotz-Heumann, Ute: Die doppelte Konfessionalisierung in Irland. 2000. Band 13. Mantey, Volker: Zwei Schwerter – Zwei Reiche. 2005. Band 26. Martin Bucer zwischen Luther und Zwingli. Herausgegeben von Matthieu Arnold und Berndt Hamm. 2003. Band 23. Der Medici-Papst Leo X. und Frankreich. Herausgegeben von Götz-Rüdiger Tewes und Michael Rohlmann. 2002. Band 19. Miethke, Jürgen: De potestate papae. 2000. Band 16. Müller, Harald: Habit und Habitus. 2006. Band 32. Nieden, Marcel: Die Erfindung des Theologen. 2006. Band 28. Nuding, Matthias: Matthäus von Krakau. 2007. Band 38. Pohlig, Matthias: Zwischen Gelehrsamkeit und konfessioneller Identitätsstiftung. 2007. Band 37. Rohlmann, Michael: siehe Der Medici-Papst Leo X. und Frankreich. Schlotheuber, Eva: Klostereintritt und Bildung. 2004. Band 24. Schulze, Manfred: Fürsten und Reformation. 1991. Band 2. Seegets, Petra: Passionstheologie und Passionsfrömmigkeit im ausgehenden Mittelalter. 1998. Band 10. Selderhuis, Herman J. / Wriedt, Markus: Bildung und Konfession. 2006. Band 27. –: siehe Späthumanismus und reformierte Konfession. Simon, Wolfgang: Die Messopfertheologie Martin Luthers. 2002. Band 22. Späthumanismus und reformierte Konfession. Herausgegeben von Christoph Strohm, Joseph S. Freedman und Herman J. Selderhuis. 2006. Band 31. Spätmittelalterliche Frömmigkeit zwischen Ideal und Praxis. Herausgegeben von Berndt Hamm und Thomas Lentes. 2000. Band 15. Steinke, Barbara: Paradiesgarten oder Gefängnis? 2006. Band 30. Stoodt, Hans Christoph: Katharismus im Untergrund. 1996. Band 5. Strohm, Christoph: siehe Johannes a Lasco. –: siehe Späthumanismus und reformierte Konfession. Tewes, Götz-Rüdiger: siehe Der Medici-Papst Leo X. und Frankreich. Vogel, Sabine: Kulturtransfer in der frühen Neuzeit. 1999. Band 12. Weinbrenner, Ralph: Klosterreform im 15. Jahrhundert zwischen Ideal und Praxis. 1996. Band 7. Wriedt, Markus: siehe Selderhuis, Herman J.

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